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SJerfeettuttg aemetattüfjiöet Äenntnfffe tmt> jut Untergattung,
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S3et8*icf>ni§
Der sunt smeiten SBanbe gef)6renbcn ßanbfarten.
3>aS ©ebtet bec freien <Stafct ^ronffurt am SRam, nebfl ber Vnft^t
ber ©tabt fttantfutt am flWatn.
Saft Ä6niareidj ^tanfreid).
£>a<5 Ääntareicf) ©riccfccnlattfc.
Da« Gebiet ber freien Grabt QamlmtQ, mbfl ber Änfidjt ber ©tabt
2>aS Äurfürfhnrtjam Reffen s Jlaffel.
2)a« <Srofl;er.j08tr>urn Reffet! * &armflafc.
JDie Sfürjtentyamer «^o&enjpnctii s J$ec!>{n$en unb $or)eit)0tteab
(Stigmcrnngeit.
Stetten.
Die ©ebiete ber freien Stdbte SUütaU unb Süberf.
Die Wurficntfiumer Sippe ■ SEctmolfc unb 38<itoc<J.
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F
Sabd tfl eiiw erjahtung, in »tlcher meifteng Sf>t«re re*
..ab unb honbelnb wie SRenfcben aufgeführt »erben, um
: . Jtnb eine fctbre ber gebenSweigheit, einen Sittenfpruch
te fogenanntt SRoral ober Hnwenbung ber gabel) ju
r:ran{c$autidxn. Äierbei »erben bann bie h«roorfted>enben
(rigenfebdfien ber altere alS Gharaftere benufet, »ie bie
rvuibeit beg guchfeg, ber 5Nutb unb Ebel beg göroen,
tu Dummheit beS efelg u. f. w. Schon bie Elten haben
Vibelbichter befeffen, unb ber griecr;. dichter ^tf op (f. b.)
:'i noch jefet fafl fprüdjwörtlid; Durch feine anmutigen unb
. :jhfidjcn gabeln befannt. 2fber aud) »ir Deutzen ftnb
• * an eigentümlichen gabeln. Namentlich hat r>* bi«
Satire (f. b.) ber Säbel btbient, um an ben Shitren bie
^cr>UT entweber ber SDtenfchen überhaupt ober beftimmter ?)ers
fenen ju geißeln. Die größte unb trefflichfte Säbel beftfcen
wir in bem urfprünglid; in nieberbeutfeher SRunbart, fpiter
;:^bcutfch »on ©etbe bearbeiteten „Sieinefe guebä".
3n neuerer 3«it ftnb namentlich gid;t»er, geffing,
Steffel, ©ellert (f. b.) unb Bnbere al8 gabelbidjter aufs
• .-treten. Da in ber gabel bie gtyantajie ben unbefchranfte*
ften «Spielraum bat, fo pflegt man im Allgemeinen alle (&x*
eiebumgen, im ©egenfaie gegen bie SBirflichfeit, gabeln
nennen, forote man bie ©eftalten ber einbilbunggfraft,
rwlcbe aufgeführt »erben, alS fabelhaft bejeichnet. ©ehr
mit Unrecht werben »orjugSweife inhaltleere, bebeutungSlofe
frtichtungen gabeln genannt. Vielmehr liegt tf im SBe*
ftn ber eigentlichen gabel, eint gjebeutunq ;u haben. Die
Tiittn, unb nach ihnen auch neuere ©chnftitetler, nannten
bie in einem ©cbaufptele bargejhüte ©efchicf)te, bie»
mochte nun eine hiftorifche, mnthologifdje ober rein
<m$ ber sphantafie beg Dichters h'tvoraegangene fein, bie
gabelte* Stücfg^ benn jtbeS Äunftwerf foH eine tiefe,
/abtue Cunrtator, b. h- b« äauberer, mit bem gan*
Namen &uintuS g. SRarimuö, »arb im jweiten Jtriege
Körner mit Äarthago 217 x>. tyt. jura Dictator ge»
s-ib.t jegen ben fiegretd; in 3talien einbringenben ^an>
nibal (f. b.), unb wußte tiefen burd) ermübenbe ÜJlarfdje
l": Heine Angriffe fo ju fdjwichen unb aufzuhalten, baß
r: tonen $lan, ohne SBcitereS 9?om anjugreifen unb fo
bata) »nen Schlag ber $errfchaft ber Körner ein Cnbe gu
■Kfccn, aufgeben mußte, g. hielt ficr) auf ben fijergen,
•ährenfc 4>jnnibal in ber ebene hinjog, unb ließ fleh in
Wo» 6o)lacht ein. ©ie fllömer fagten »on ihm: Cun-
n'.o rrstituil rem (burd) 3aubem tat er ben Staat
Jtfötet;: unb nod; ie|t wirb g. alg «Rufter eine« befon»
«■m gelbherrn aufgeführt. Sie berühmt unb mächtig
4b überhaupt bie gamtlte ber gabier im alten Korn
>Mt, geht barau» h«ror, baß 480 ». Ghr. 306 gabier,
« mt ©pi|e öafo gaWua* in ben Ärieg gegen bi«
«te.fcro..e<r. U.
»ejenttr 3ogen. ®ie fielen «He burch einen #interh<»tt
ber geinbe.
/abrikrn ober «Ranufacturen h«f«n Xnjlalten, in
»eichen burch gefchiefte SBertheilung ber Arbeit bie fBerfertigung
ac»iffer SBaaren (gabrifate) im Örcfutt auf bie möglichjt
fchneüfle unb befle SSeife betrieben wirb, eigentlich h«ßt (tat.)
gaber ein <5d>mieb, gabrif alfo eine Sd&miebewerfftdtte, unb
SJIanufactur bebeutet eine SBerffiÄtte für ^anbarbeiter, unb
man foQte baher nur folche äBerfjtdttcn, wo Jammer unb
geuerin Xnmenbung fommen, gabrif en nennen, nicht aber
j. fö. ©trumpffabrif für ©trumpfmanufactur fagen. ^uch hat
man jwifcr)en gabrif unb 2Jlanufactur fo unterschieben, baß
in jener burd; SNenfchen unb 9Rafthinen, in biefer nur burch
üERenfchenhanb gearbeitet werbe; toeb wirb im gewöhnlichen
Sehen fein berartiaer Untcrfcbieb ftreng feftgehalten. Die S3er>
theilung ber Arbeit in ben gabrif en geflieht fo, baß jeber
einjelne %f)til ber h«iufieQ«nben SBaare befonberä gearbeitet
wirb, fobaß berfelhe Arbeiter fortmjtjrcnc» nur ein unb benfel-
ben Sl)eit hcr^rfieiicn hat, worin er es benn natürlich -u tu
ncr großen gertigfeit bringen muß. Daher fommt ti, baß
eine gewiffe Xnjatjl gabrifarBeiter siel mehr leiflen atö ebenfo
biele J>anbwerfer, bie fict> jeber einjeln mit Jg>erflellung berfeU
ben ©acbe befd>aftigen. Da überbieg bie gabrifarbeiter einen
weit geringem Sagelohn erhalten, als ber einzelne £>anbwer;
Fer verbienen wiQ, unb }ur S3earbeitung im ©roßen bie rohen
Stoffe in großen JQuantMten angefchafft werben, fo fönnen
bie gabritherren (gabrifanten, aÄanufac tu riften)
ihre SBaaren beiweitem billiger unb in SBe^ug auf 93ear:
beitung auch beffer a(§ bie ^anbwerfer liefern. Dag ga.'
brifwe'fen ifl burdj ben in neuerer 3«t fo außerorbentlich »er=
»oafommneten SKafdjinenbau noch ungemein erweitert unb
berbeffert worben. Der S3orthei( ber gabrifen ift, baß fie
einzelne bereichern, bie SBaaren wohlfeil unb Daher auch
ben armern (Stoffen zugänglich machen, mithin überhaupt
bie iBefriebigung ber ©ebürmiffe auf angenehme Hrt erleide
tern; ber SRachtheil, baß fte bie ^anbwerfer, bamit ben
aebtungöwertben 3Rittel(lanb , ber ftch überall burd; ft'ttlidje
Xüchtigfeit vor ben übrigen Stänben auszeichnet, brüefen
unb oerarmen machen unb bie gabrifarbeiter burd) bie <£in<
förmigfeit ber Xrbeit gewiffermaßen ju STOafchinen h«a&=
würbigen, welches, wie bie Erfahrung gejeigt hat, jur Sßm
mehrung ber Sittenloftgfeit in biefer (Stoffe beiträgt. Durdj
baS Umfichgreifen beS gabrifwefenS werben aDmilig bie bün
gerlichen Sierhältniffe gänjlid) umgefehrt werben, unb fo fetjr
ber »lachtheil ber gabrifen burch »a8 einführen Der 3Ra>
fchinen für ben Äugenblicf gefteigert worben, inbem eine
SDienge Arbeiter baburch na^runggloS geworben, fo ifl bod?
grabe »on ben fWafchinen eine neue beffere ©e(ialtung bei
bürgerlichen gebeng ju erwarten, inbem burd; fie bie gro*
ßen öortheile ber gabrifen noö) «höht, bie bemoraliftren.
C
Faqade
ben golgen ober ^rdgtentrjetis aufgehoben werben. Sic im
Äugenbtic! einrretenbe Jörctlofigfcit ©njclner wirb im ©an»
«n nur förberlicb. auf bie geizige Sfegfamfeit ber S3olfer mir»
ten, inbem immer neue ßrtpcrbSqueUen gcfucbt werben müf»
fen, unb bei 4?erßeQung aller Äunjlprobucte bie hodifte
XJoHenbung, »erbunben mit bem biUigjten greife, erftrcbt
werben mup.
SacQÜJt nennt man bie 2£tißcnfeite eine:- ©ebaubeö, nament»
lieb bie* ÄJorberfeite, meldte ben #aupteingang entbdlt. Da«
mit fte ben Kegeln ber SSaufunfi enffpreebe, muß fie in
allen ihren Steilen ein wobJgeorbneteS ©anje barftctlen.
Jöreite, ^>6r>e unb gange muffen ein gehörige« SkrbdltnijJ
gegen einanber haben unb aüe £bei(e muffen ;u beiben Sei»
ten »en ber SÄitte ab gleichförmig georbnet fein.
Sat\t b'ißt baö SRefultat jeber einfacben ober jufant:
mengefefcten aritbmetifeben Operation, wie Summe, «eft,
5>robuet, Guoticnt.
Sachtin ffnb bie befannten großen Sinter, welche,
ba fie ni*t leicht vom SBinbe auSgelöfdpt werben, auch
SBinb liebt er genannt werben. SÄan unterfebeibet nach'
bem Material, auS bem fte verfertigt werben, Äolj»
facfeln, SBacbSfacfeln unb $ecbfa<feln, unb bebient
fi:b berfelben namentiieb bei fcfllicben ©eleaenbeiten. 2>et
©ebraueb ber gadeln bei Reffen (gadf elfeffen) war febon
bei ben Xlten eingeführt Unter anbern hielten bie Athener
ju Cbren bc§ gelbgotteä $an gacfelldufe, wobei e* bar*
auf anfam, mit etner am Xltar angejünbeten gaefel, obne
baß fie crlofcb, nach einem 3iele ju laufen. 3n ber ebrift»
liefen Äircbe würben früber am beiligen jDfterfonnabenbe
garfeljüge gehalten, um anjubeuten, baß aueb in ber
größten SEriibfal baS 8td?t ber cbriftlicbcrt Hoffnung nicht
»erlöfcbe. 3efct finb gacfeljüge nur noch «« ©ebraueb bei
gricbenfeicrlicbreiten unb um auSgejeicbnetcn 3>erfonen eine
6bre ju erweifen. JBornebme ?>erfonen pflegen juweilen noch
gaiclträger ju halten, welche bei Stacht oor bem 23a»
gen herlaufen ober herreiten ober hinten aufRehen, ebenfalls
au 3 ben dltefien 3eiten fchreiben fich bie Surfet tan je her,
wel<he namentlich bei ^othjeitfeierlichfeiten gehalten würben,
unb auch noch in neuerer 3eit an für|rlicben £>öfen bei fol<
eben (Gelegenheiten ausgeführt werben, über bie Sonnen»
facfeln f. gönne.
Sacon irgenb eine« ©eaenfranbe« , namentlich eine«
JtunftcrjeugmffeS, heißt bie äußere gorm beffelben unb ift
baber-bei ben lefctern inebefonbere SDaöjenige, woran [ich
bie SWobe unb ber gute ©efdbmacf geltenb mqdben. —
Jaeonniren bebeutet überhaupt gehalten, formen. Unter
fa<;onnirten SBaaren aber »erficht man ttorjugoweife
Diejenigen feibenwoüenen Seuche, beren eingewebte giguren
ferablmigte Umriffe haben. — SÄit bem franj. Äuobrutfe:
a^on de parier, bejeicbiTet man iebe ÄebenSart, bie
nur eine äußerliche »ebeutung hat, ohne baß auf ihren 3n»
balt ©erth gelegt würbe, j. SJ. ber gewöhnliche Äuebrudf:
3br geborf4mfter Diener, woburch Shemanb fich jum Die»
ner be» Xnbern machen wifl.
/acaimilr (lat., mach ähnlich) nennt man bie gerreuen
Siacbbilbungen ber $anbfcbriften befonberä auSgeieichneter
SPerfonen, welche barum intereffam finb, weil fich in ber
Aanbfebrift ber Gbarafter he» «Kenfcben auf unmittelbare
ffietfe auSjubrucfen pflegt. 2o ift e3 nicht unintereffant,
2 Factor
3U fehen, mit welcher Sorgfalt ber fecb«jebniabrige Sl*
poleon »onaparte feinen Kamen unteraeichnete, unb ni
anber* bie Unterfchrift be« Äaifer« nach ber Schlacht bd
rCl50 Ltd (3 11 d1 2 n
Jaciov ober Soefficient ^eißt in ber ÄrithmeHf jeb
3abl/ bie mit einer anbern multiplicirt wirb, wdbrcnb b«
9?efu(tat jeber Sßultipu'cation ba8 factum ober ?)robuc
genannt wirb. 25a iebe Sohl ai? bad |)robuct einet SDtui
tiplication betrachtet werben Eamt, fo nennt man biejenigei
Bahlen, welche miteinanber multiplicirt eine befiimmte Sab
geben, bie gactoren biefer 3abl. Die 'MWun , welche ji
Sactoren nur bie 1 unb fich fclbft haben (n>ie 1, 2, 3, 5, 7
u. f. w.), werben ^rtmjobien genannt. 2>ie gactorn
einer 3ahl finb entweber einfache, b. h- ^rirnjahlen, ob*
jufammengefehte, b. h- felbft wieber $robucte anberer 3ab
(en. 3ebe Bot)! ifr baher burch ihre gactoren bioibirbar
ohne baß ein Weft bleibt. — gactoren heißen auch «
ber Faufmännifchen Sprache S3eoo0mächtigte einer ßanblung
einer gabrif, Xuffeher, ©efchdfteführer ober »erwalter
Unter gactorei »erfleht man inebefonbere unter gactoro
ftehcnbe SGBaarennieberlagen, welche »on ^aufleuten in frem
ben Sanbern gehalten werben, fowie bie Aanbelsniebcr
laffunaen europ. Stationen in fremben SBelttbetlen, wo bicfi
leine Kolonien haben , bie unter Xufftcht ber {Regierung fli
ben. 3hre berartigen 9lieberlaffungen in Ofiinbien nennen cii
^oflanbev Sogen, gactoreihanbel ift fo viel wie Com
miffionJhanbeL — öerwanbt mit gurtor iff ber Xuibrud
Factotam, womit man einen SRenfcbcn bejeichnet, be
einen Xnbern mit Rath unb Shat in ben »erfchiebenartij
ften ©efchaften unterflufer.
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Fakir J
/aJur (arabifcb) bebeutet urfpnbigüeb einen tfrmen, weS*
we$e« tie SRoncbe ber SWobammebaner, bic Derwifdje
/f. f j, mit t iefem dornen bezeichnet »erben. Buch bie J8ü»
£*nbcn in Ofrinbien haben oen ben bort lebenben Mohorn»
mebanern btn 9lamen gafir erhalten. Diefe beobachten
bie fntfagung oon allen fmnlicben ©enüffen unb freiwillig
übernommene jQualcn als einen ©otteSbienfr, ber u)nen ben
Schein bei #eiltgreit gibt, Sie legen [ich auf Breter, »oelcfje
mü Warfen flagein befefet finb, fefcen ffefc auf ©aulen, auf
k.nem qupe iietHnc», oen örrapien oeroonne, otm Jüjener,
ben Stichen ber 3nfeften u. f. w. au*. Unfere Xbbilbung
jeigt einen folgen ©ä)watmer. Xuf einem ^üfjet ift ein
Pfahl errichtet, an bem oben eine bewegliche Stange befe»
ffigt fß, bie nad) oben unb unten unb feitwirtS bewegt
tmben fann. Tin bem einen <5nbe biefer ©lange ift ein
Seil angebtaebt, baS einen gtofjen, eifernen #afen trägt, ben
ber Büjäenbe in baS gleifcb baten laßt. So wirb et
fgejogen, jeigt {Ub Reiter unb wirft Blumen unter bie3u»
£ r . w o d f i *IX Li 1 1 i tri cfVä Uf
ialtfri (ÜRarino), auS einet twrnebmen gamilie ju 83e»
, batte ftcb al* gelbem ber «epublif Berbienfte er.
m unb würbe, 60 3abte alt, 1354 Doge
w»n Sße»
.11:4. ©teno, ein junge; $atrijiet, beleibigte ibn unb feine
*3emabün unb würbe feines ©tanbeS wegen nur au rurjer
©pingnipfhafe »erurtbeift, obgleich g. bte birtefte ©träfe
foberte. g. wollte ftcb an ben »omebmen (Nobili), welche
ben Senat bilbeten , rieben, inbem mit Jöülfe ber SBoIfö:
yertei alle an (finem Sage ermorbet werben foUtcn. Um
Öt Mc ber Ausführung aber würbe bie Berfcb w6rung ent»
, unb jwei Sage nachher, ben 17. Äpr. 1355, g. nebft
ben meinen ÜJ?itfd> ulbigen binaeridjtet. Diefe Begebenheit ifl
ow bem berühmten engL Dichter Bpron unb öon bem gtan»
wfu Delapiane bramatifcb bearbeitet »orten
/atK (3ob. Dan.), würbe als ©obn eines armen $e*
riifmmacb. ers 1770 ju Danjig geboren unb ftatb 1826 ju
<Sr hatte faum notbbürftig lefen unb febtetben
Gelernt, att ibn fein Sater febon au« ber ©a)ule nabm
anb in feinem ©efefafte benu^te. Der lebenbigjie Stieb
M<b tBiffen bei iljn abet nidjt rub.en, bis it)m fein ßa»
ta bie drlaubni^ gab, [ich ben ©tubien ju wibmen unb
i^a auf bie ^etrtfcbule »u Danjia bradjte. g. bejog
H88 bie Unröerfitit ^wlle, um Sbeologie ju ffubiren,
5ai biefe aber balb auf, um ftcb aUein ber ©ajriftlkU
W in »tbmen. Grr jeichnete ftch balb als fatirifcf>er
kr, auS unb erfreute für) namentlich. beS JSeifaUS
I Falke
lenfte. ©eit 1793 hielt ffcb g. in SBeimar auf. |>ier et»
warb er fieb naö) ber ©flacht bei 3ena SSerbienfte um We
©tabt, welche in bie QJewalt ber granjofen fam, unb er»
btelt bafür »om ©roßberjoo ben Sitel eines gegationSratbS
unb einen Sö&rgtbalt. Die grölen Serbicn)te um bie
SÄenfcbbeit bat ffcb aber g. burö) fein eifriges Bemühen,
bie ©ttten nicht nur bureb ©chriften, fonbem, waS er felbft für
ba8J)6bere hielt, burdj JSbaten ju förbem, emwrben. Qt war
ein mann von ber innigfien, wahrjten unb tbarigflen gr6m»
migfeit, unb mit biefer ©efmnung fhfrete er 1813 bie „Se»
fellfcbaft ber grennbe in ber Stoib", welche ftch jur 2fuf=
gäbe fteate, »erwahrlofie h"lf*bebürpige Äinber jur €rler»
nung nü^licber ©ewerbe anzuleiten, unb fpäter efne ©chuU
anftalt für »erwahtlojle Äinber (f. fBefferungSanflalten)
ftiftete. S3on 1797—1803 gab g. ein „Safcbenbucb für
greunbe beS ©cberuS unb ber ©atire" heraus. „g.'S cnSer»
lefene ©ehriften" (3 fiSbe., 8pj. 1818) würben »on feinem
greunbe 2tb. SBagner herausgegeben. 6rfr nach g.'S unb
©6the S Sobe erfd>ien g.'S intereffante ©ebrift: „®ött)e auS
näberm perf6nlia)en Umgange bargefleQt" (gpj. 1832).
/olke ifl ber gemeinfebaftliche Käme einer Slaffe »on
{Raubvögeln, welche ftch tutet) einen metji u on ber 2Burjel an
aefrümmten jDberfchnabel auSjeichnet, ber an ben ©eitentdn:
bern einen auSgefa)ntttenen äatyn t>at. Die galten haben
einen runblicben Jtopf, eine fnorpelige, an ber fcharfen ©pifce
ifterS gefcaltene 3unge, Älauen mit fhrrf gefrümmten unb
fmfeen SMgeln unb ftnb fleiner unb febwacber als bie 70>»
Ierj bie SBeibcbcn (tnb größer als bie 2Rdnna)en. ©ie haben
sssr
ein ungemein ftbarfeS ©eftebt, baher fteigen |Te t)oc^ in ber 8uft
auf unb fchie(]en t>on hier plo^licb auf ibre Beute herab. £u ben
galten gehören bie SBetben, JßufTarbe, 9Jtilane unb ^abiebte.
BefonberS ju erwähnen ift ber Cb elf alte ober Beij«
falte, ben man febon in frühen 3eiten »ur 3agb (Beije)
abrichtete. <Sx jeichnet ffcb bureb Älughett, ©ewanbtbcit,
©tdrfe unb ©cbneHiafeit auS unb ift an feinem ftarfen
©cbnabel, ftarfen Beinen unb Älauen unb an ber ©rifje ber
glügel unb ber ©cbwungfebern ju erfennen. 3u ben na-,
mentlicb im Mittelalter fo beliebten galfenbei)en würben
bie galten geahmt, inbem man ihnen bie Xugcn umhüllte
unb fie bungem lief. Dann lieg man fie erfl an einet am
befefttgten ©c()nut auflteigtn; balb abet hatte ftcb tet
uiyiiizeo uy
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Fall der Korper <
gafte barem gewinnt, mit feiner »eure ju feinem £errn
utrücfjufebren, et t)6rte auf feine gocfung. SBenn eS jut
3agb ging, trugen bie Säget ben galfen auf ber gauft,
bie mit einem .feanbfcbub utm ©chufee gegen bie JttaUen
beS galfen bebeat n>ar. Der Jtopf beS gaffen »ar »on
einet fogenannten galfenf>aube eingebüßt, bie abgehoben
würbe, fomie man ein 3agbtln*et bemerfte, SRit ben gaU
fen würbe bamalS ein großer £anbel getrieben; fte gehörten
ju ben f oflbarflen ©egenflänbcn beS 8uruS. SJomebme iper»
ren gelten eigne galfen warter, unb befonberS fd)öne unb ih-
ren ^errert wcrtbe gaffen rourben mit fo|lbaren JpalSbänbern
unb SKngen gejiert. 'Um böcbflen im greife flanben bie feite*
nen weißen galten. — ©ner ber bei uns gemeinen 3ug»ögcl
ifl ber umflebenb abgcbtlbcte £burmfalfe, welket einen
roflfarbenen Oberleib mit föwarjen glecfen unb einen gelb*
licjweißen Unterleib mit braunen gierten bat. DaS ÜRänn«
t^en bat einen afchgrauen Jtopf unb ©cbwanj unb am legrem
eine fcbwarj unb weiße JBinbc, wogegen bte SBeibcben unb
bie jungen einen rötblidben, bunret braun gefärbten Jtopf
unb einen rotbraunen, febroar j aebänberten ©cbwanj ba»
ben. 2fud> ber S^urmfalte laßt Heb gdfymcn unb jur 3agb
cuf Reinere Sbjerc abrieten. — Der »icl größere Jpüfj»
nerbabiebt bat einen bunfelafcbgrauen Dberleib unb ifl
unten weiß unb quer fcbwaTjbraun gewellt unb geftreift.
'Äuf bem ©ebroame ftnb fünf bunflere »änber. Uber ben
Bugen beftnbet fich ein langer weißlicher @tricr> ; ber -cti-no-.
bei ijl bldulidjbraun, bie SBacbShaut fcbwärilicbblau, in ber
SRitte unb am .{Ranbe gelblicbgrün unb bie güße ftnb fchroe*
felgelb mit febroarjen Jtlauen. Orr macht auf #ühncr, Jträs
lien, Sauben, wol au* auf junge $afen unb Jpamffer
3agb, wirb bafüt aber oft auch, »on einem ©erwärme Jträs
ben »erfolgt — SRod) gebött bierber ber (Sperber, ber
oben afcbblau, unten weiß unb geflecft ifl unb im SRacfen
weiße glecfen bat. 2tn ben flBangen unb ©eiten ifl et
ro(hotb mit braunen SBeHenlinien. 25er ©cbwanj bat fünf
fcbwärjltcbe SSinben unb ber ©ehnabel ifl bläulich, nach bet
©pifce ju fcbwarj, bie SBacbSbaut grünlichgelb. Qx mact)t
auf tleinere Sögel unb ©äugetfciere 3agb, wirb »on Jträben
unb anbern Sögeln febarenweife »erfolgt unb laßt fleh eben»
falls jut Sagb abrichten.
Sali ber Jtötpet auf bet Stbe ifl eine Äußerung ber
Xiniebung , welcbe bie Grrbe gegen bie in ibrer 3ftmofpt;5re
beffnblicben Körper ausübt, überhaupt liefen je jwei Mx-.
per naef; 2Raßgabe ibrer SRaffen etnanber an. Die @rbe
tfl eine unenblteb »ieunal größere 2Raffe als jeber Jtörper,
bet ftet) in ihrer 2ftmofpbäre beftnbet, bat)et bewirft bie ge*
genfettige 2tnjiet)ung, welcbe jwtfcben einem foleben Jtörper
unb bem (Srbförper flattfüibet, eine Bewegung jenes nach
biefem bjn, wenn nicht ein unübetwinblicbeS Jpinberniß biefet
ffiemegung entgegentritt. Die Jtennrniß ber ©efe^e be8 gaH§
»erbanfen wir bem berühmten ©alilet (f. b.). Die gefammte
2tnjiebung5fraft, weldje bie (gxtt gegen anbere Jtörper au8«
übt, ifl fo in ibre2Ritte contentrirt, t>aß alle faüenben -Äor*
pet ein »efheben jeigen, nach bem 2Rittelpunfte bet ©rbe
fieb ^injubewegen. Die ßinie, in weichet itgenb ein Ä6t>
pet fallt unb bie alfo überall nacb bem SRtttelpunfte ber
6tbe geriebtet ifl, beißt bie galllinte, ober bie fenfreebte,
lotbredbte «inte für ben $unft, in welchem bet faUenbe tm
per bi« Srbe berührt.
Fall der Körper
Da nur benötige Jtörper aQetn unb fheng ben ©efe^en
be8 gaQeS gehorcht, welcher nicht noch burcp eine anbe»
Jtraft außer bet Xngiebung bet (ftbe bewegt, wirb, und
welch« in feinet ^Bewegung nicht »on einem anbem Jfir>
per gejlört ober gebtnbert wirb, fo müffen Serfucbe, nwl
che jur Verleitung ber gaDgefefee bienen foEen, wo mc^«
lieb fo angefletlt werben, baß bet faQenbe Jtörper einuej
bureb bie Ürbfraft beflimmt werbe, — baß et frei falle,
©o fontmt man jur Jtenntniß »on ben ©efe^en be$
freien gallet. Da bic uns unb aOe trbifeben Jtörpn
umgebenbe 8uft jeber Bewegung ein Jpinberniß entgegen,
feftt, welkes um fo größer tfl, je weniger SRaffe ein Jtör.
per in einem je größern ßolumen bat, fo bat man ga3>
»erfuebe in einem JRaume »orgenommen, ber fo »iel <x\i mög>
lieh »erbünnte Suft enthielt Dann ifl bet SBiberflanb bei
Euft möglicbfl gering. Derartige »erfuebe lebrten nun, baf
aQe Jtörper mtt gleicher ©efcbwinbtgfeit fallen, bat"; alfo,
wenn man \. IB. einen Dufaten unb eine glaumfebet »on
berfelben £6fce gugleich herunterfallen laßt, beibe juglci*
ben jßoben beS ©efdßeS mit »erbünnter 8uft berübren. 3e
mebjr bie 8uft in bem ©efdße »erbünnt ifl, beflo beffer ge=
lingt ber 5Berfuch. äRan lut ferner gefunben, baß jebet
Jtörper mit junehmenber ©efc^winbigfett falle ; je langer et
fällt , beflo gefebwinber faDt er. Der 9taum, ben ein fnu
fallenber Jtörper wdbrenb ber ^weiten ©ecunbe feines gaüc:
jurücflegt, ifl breimal, ber in ber britten ©ecunbe juritet
fielegte fünfmal, ber in ber »ierten ©ecunbe jurücfgelegtc
icbenmal (unb fo fort nach ber Äcibc ber ungeraben 3a^)len)
fo groß als berjenige S?aum, ben er in ber erflen ©ecunbe
feines galleS burebmaß. J^ierauS folgt, baß, wirb bei
gallraum ber erflen gaQfecunbe gleicp 1 gefegt, ber ganje
burchlaufene {Raum nach »erlauf ber jweiten ©ecunU
= 1 + 3=4; nach ber britten ©ecunbe = 1-4-3
+ 5 = 9; nach ber »ierten ©ecunbe = 1 + 3 + 5
+ 7 = 16 tfl; unb ba alfo bie 3ablen ber 3eiten: 1, 2,
3, 4 inS £luabrat erhoben bie Bahlen ber burcblau-
fenen iKhmxc : 1, 4, 9, 16.... geben, fo fagt man: bie
burchlattfencn {Räume verhalten ftep wie bie Äuabrate ber
gaUjeiten, unb bie 3eiten, wie bie Guabratrourieln au4
ben {Räumen, welche »om faOenben Jtörper jurüefgelecjt
worben ftnb. Um biefe ©efe^e beS gaHeS burcp SJerfucbc
barjutbun, fobaß ibre {Riehttgfeit inS Äuge fpringt, i)at Zu
woob eine eigne Bonichtung, bie fogenannte gallmafcbinc,
erfunben.
SRan bat ferner bie genaueren Beobachtungen bat.
über angefleOt, wie groß ber {Raum fei, ben bie Jtörpct
auf ber drbe in ber erflen ©ecunbe tyreS gaQeS burcplau.
fen, unb gefunben, baß berfelbe etwas über 15 par. guf
beträgt, »ei ber »ollfommenern ÄuSbilbuna ber |wyp
fanb man übrigens, baß biefe ©röße nicht überall auf bet
(hbe gleich fei, baß vielmehr in ber 9läbe ber $o(e bie
Jtörper cttoaS fehnetler fallen, als über bem Äquator; unb
biefeS ifl nur babureb erflätlicb, baß man annimmt, wai
aud) noch burch anbere Beobachtungen betätigt wirb, baß
bie jDberflacbc ber drbe in ber ©egenb ber $o(e näber am
SRtftelpunfte ber @rbe liegt, als in ben ©egenben um ben
Äquator, baß alfo bie (5t cc feine ooQfommene Jtugel, fon<
bern nach ben |>olen ^u abgeplattet ifl. SJemcrfenSwerth
ifl nod), baß, ba bie ©röße beS {Raumes, welchen ein St&x<
pet in bet etftcn ©ecunbe burebfällt, »on ber 2Raffe unfetä
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plpfiir
Fall der Körper
23eÄrper5 abfängt , auf anbern £immeBförpern «Ott mehr
jt«t»eniotr 9Jtafle Wk# 0,e entfprecbenbe (Srößeeine
jiltlBff frm müffe, unb fo bat man j. 83. berechnet, tafj
auf tan SRonbe bie Äorper in ber erfien ©ecunbe nur
fcimfr brti gup fallen, alfo nur ben fünften beS
©tgttJ surücflegen, bureb. btn fte auf ber erbe in ber*
Ktbtn 3«t fallen.
Durcb btn Unrflanb, bafj bic Äorper fletS in fenf»
rechter SRicbrung fallen, glaubte man anfangs bie SBeroe»
gung ber ©rbt um ibte Act)fe wiberlegen »u fönnen. £>enn"
wenn bie (Site wirtlid) oon 5B. nact) O. mit fo gewals
t-.ger ©dbnelligfeit, wie bie Ajtronomen behaupten, fieb.
urntrebt, fo, febeint et», müjjte fte unter einem fallenben
St&vfn gletcfcfam binwegfabren, fobap" biefer beim fenfrecb*
ten galle etwa$ weiter weftl. auf bie erbe enbltcb auffallen
mufte, al* aefd>eben würbe, wenn bie <5rbe ruhte. 9Wan
fleUte Ine genaueren XJerfucbe an, ob bem fo fei, fanb aber,
bafl bie fallenben Äörper md>t allein niebt gegen 23., fon;
txxn vielmehr um ein SBenigeö gegen £>. abweieben. £)'\t>
fer raerfwürbige Umftanb fanb balb feine ertlürung unb
»irrt« nicht ein JBeweiS gegen bie Drehung ber erbe »on
SB. nact; JD., fonbern bet fcblagenbjte SeweiS für biefelbe.
6* fli eine erwiefene S£batfact)e, bajj @egenftdnbe auf einem
bewegten Äörper bie ^Bewegung biefeS Äörpcrä mit anneb»
men. SSirft man j. 25. auf einem fdjneUftgelnben Schiffe
einen Sali ftnfrecbt in bie $öbe, fo faßt er nicht in baS
ucr, weil baä ©ebiff unter ihm wcgfegelt, wäbrenb er
cer gufr ift, fonbern er fällt wieber auf ba$ ©ebiff ju»
:sd, »eil er auger ber ibm ertbeilten SBewegung auch noch,
bic forttilenbe {Bewegung beS ©c&iffcS bat. 2tt>nlict>cö ftn*
tet aucr) in JBejug auf bie erbe jlatt; ber faüenbe Äörper
wirb alfo, flcts bte erbbewegung tbeilenb, niebt weftl. ab=
Beuden, ©teilen wir und ferner einen hohen unb einen
meJbrigen $unft auf ber erbe cor, j. 85. bie ©pifje eines"
H) nrmeä unb ben gufj beffelben, fo bewegen fieb. beibc bei
bet Xntbung um bie erbaebfe in einem Äreife; ber weiter
Mit ber erbaebfe entfernte .Körper betreibt aber bei biefer
I) rt$ttng einen gröpern Äreii in berftlben 3eit, in welcher
ttt tiefer liegenbe ^Junft einen fleinern Äreiö burebläuft;
»olglicb ifl bte ©cfcfjwinbigfeit be5 r)6t>errt fünfte« gröper
att bie beS niebriger gelegenen. gafjt man nun einen Äörs
per »on ber ©pifee beö äburme« herabfallen, fo bewegt er
n$ erflrnS fenfreebt nach ber erbe ju, jweitenS fliegt er
iba aueb im JXaume mit berjenigen ®efcbwinbigfeit fort,
■ c in golge ber 25r<bung ber Srbe ber ©pifec bt8 SEburj
ort jugeljirt; er wirb folglich nicb.t genau ben fcnfred)t
ber 6rbe unter ber SElmrmfpilK liegenben ^)unft treffen,
um fo weiter nach D. fallen, je l?6r>er ber Ort war,
bem ab er pel. derartige JaUoerfucb,c, welche bie
rcg ber (Srbe beweifen, finb Don ben gtfcbictteflen
mit ungemeiner Schärfe an oerfcb,itbenen JDrten
OMtjUQt worben.
(K ifl enbli* ein ®cfeö ber ^b.pftf, bag jeber äop
btr turcr> ©ne Äraft in JBtwegung gefegt wirb, ge>
! na* Der JÄicr)tung beö ihm ertbeilten ©tofieä fort-
^)iernacr) mü^te j. ©. eine Äanonenfugel gerab=
üi ber Wicljtung ber Äanone, au6 ber fie gefeboffen
.^»t, fortfliegen, 'iu^er ber Äraft, welche bie Äugcl in
&«*ang fefet, wirft auf fte aber noch bie Enjiebung3=
frjft (Srbe, unb tnbem bie Äugel beiben auf fte wtr=
Fallschirm
fenben Jträften folgt, oon benen bte erb traft aKmälig bie
JCbcrtjanb gewinnt, hef* reibt fte in ü)rem Saufe eine frurnme,
genau berechenbare £inie, welche enblicb, bte erbe trifft
5215 ie hier bie Jtugel von ber erbe, fo werben bie Planeten
von ber ©onne angezogen, unb fte würben taher auf biefe
fallen, wenn fie uutt vorn ©d)6pfer jugleict) einen
urfprünglicf/en Anflog erhalten hätten, bemgemäji fte gerab;
linig im JKaumc fortzufliegen (Treben. geltere wintert
aber bie Änjie^ungSfraft ber ©onne, unb fo ifl baö 9ic=
fultat heiter bte jpianeten in {Bewegung fefccnber Jträfte
biet», baf fte ftct> in (genau berechneten) rreidäbnlictjen 33at)*
nen um bie ©onne t)erumbewegcn. Wlan fönnte au* eine
Äanonenfugel jum herumfliegen um bie erbe bringen, wenn
man ihr beim Xbfc|ieficn eine fo große ©chnclltgfeit mit>
tbeilen f6nnte, bafj bie 2ln^iehungSfraft ber erbe nicht ba»
pollige Übergewicht über jene ^Bewegung erhielte. SJJan
feat bie ®ri|e ber ^ierju nötigen Äraft berechnet, fte ifl
aber fo ungeheuer, bajj fte ftch niemals in Ausführung
bringen lägt.
JaUodiirm ifl eine SBorridbrung, bie ^hnlicbfeit mit tu
nem SRegenfctjirme i)at, »reiche baju bient, ftch auä grbfurn
Sbtytn | erabjulaffen , um ohne ©cbaben ju nehmen bie
erbe w erreichen. Schon wenn man einen gewöhnlichen
Slegenfcbjrrn namentlich gegen flarfen SBinb plfrt, emppn«
bet man, baf; eine nicht unbebeutenbe Äraft baju gebort,
ihn ju regieren, ©pringt man nun, einen hinlänglich gro*
fen schirm über ftd) baltenb, von einer &bi)t herab, fo
wirb bie unter bem ©ebirme befinblicbe £uft burä) benfeU
ben beim herabfallen jufammengeprept, letflet alfo bem SaQe
einen SSiberflanb, weicher burch bag öewiebt beö angehängt
ten ÄörperS jwar überwogen wirb, hoch nur fo, bafj ber
gad langfam gefebiebt, unb baber ber mit bem tochirme
berabfallenbe Äörper feinen {erflörenben ©tof «hält. £)ie
erfinbung ber gallfcbirine würbe ton Scnormanb, einem
Sranjofen, gemacht, unb nachher haben fieb bie Suftfchiffer
(f. Luftballon) berfelben bebient, fta> jum Vergnügen
ber äuföauet ober um fi* ju retten, au« ber ©onbel
be§ guftbaHon« Ijerabjulaffen. Slamentlidb t;aben iBlan*
Valset <
tbarb unb bie ©amertn »tele Serfucbe mit bem ganfcbirme
angeficllt. Derfelb* befielt im allgemeinen au« einem fe*
gel» obet halbfugelf&rmigen Schirme von Seinwanb, ber
fleh beim herabfallen »on felbfi öffnet unb an bem ring«»
um Schnuren befejügt ftnb, bie unterhalb jufammengeben
unb in einet ©onbel bie ^erfon ober ben ©egenftanb tra»
gen, ber mit bem gallfcbitme betabgelaffen werben foO.
/alBft, auch ffiflel, ift bet 3nbegriff berjenigen b>
ben mufifalifcbcn2Öne, welche burch bie menfcfjlicfce Stimme
bei einet eignen Sufammenjiehung bet Stimmrifce bewor*
gebracht »erben, unb olfo nicht im natürlichen Umfange
ber Stimme liegen. 2Ran untcrfcbetbet tiefe 2öne baber
au* al« Jtopfftimme »on ber Srufifiimme.
/alßtaff (Sir 3ol>n) ift eine erbietet«, in ben Schau«
fpielen „^einrieb IV.", erfter unb jweiter 3$eil, unb „Die
luftigen Sßeiber von SBinbfor" von bem engl. Dichter Sb,öfs
fpeate auftretenbe f)erfon, bie mit unübertrefflichem gpumor
gejeichnet ifl. gett, feig, faul, lieberlich, prablerifcb, un«
»erfebärat, fiarf nur im Effen unb Srinfen, ifl g. ba« 2J?u»
jter eine« alten Saugenicbt«, über ben man aber wegen
feine« SBüjeS, feiner tomifch prahlenben Sügenbaftigfeit lacht,
anftatt ibn ,ju »erbammen.
Sama (lat., bebeutet Stuf), bie finnbilbliebe ©öttin beS
Stufs , beS Stubm«, be« ©erüebt«, welche gleich begierig ifi,
£3 öfc 3 wie ©ute«, galfcbe« wie SBahre« }u »erfünben, bie
betonte glügel, taufenb JDfjren unb taufenb Bungen bat, bie
Rein fitb erbebt unb immer b6bet emporroaebft, inbem fie
über ben Erbfrei« febreitet
jFamtttt nennt man im engjien Sinne bie Bereinigung,
welche jwifeben ben Ältem unb ihren JUnbetn ftottfinbet,
im weitent Sinne rechnet man aber auch fämmtlicbe Slutö»
»erwanbte mit jur gamilie. Da« Sanb bet Siebe, welches
tiefen Setein umfcbliefjt , gebart ju ben fefteften unb innig--
f!en SSerhaltniffen, welche bie SWenfcben aneinanber fetten,
ei bilbet bie ©runblage unferS gefeilfchaftlicben äuftanbeS,
auf welcher ba« Staat§gebäube mit Sicherheit aufgeführt
werben fann. Die gamilie ifi ba« befie Seförberungömit»
tel ber Sittlichkeit, nur in ihr ift bie wahre ©lücffeligfctt
unb ber innere griebe ju fuchen. Sie ifi ba« 3beal, bef>
fen XJerwirflicbung, wenn fte möglich wdre, auch für ben
gröfern Verein beS Staats bie »oQfommenfte gorm abge»
ben würbe. Scibet machen aber bie verwerflichen Steigun»
gen unb Seibenfehaften ber 9Renfcben eine fttmgete, mehr
auf äupmi 3wang gegrünbete gorm für ba« Staatsleben
notbwenbig. ÜRur in ben fleinern Jtretfen bet Serwanbten
ober #au«genoffen laffen fich bie Sorjüge bes gamilienles
ben» erreichen. Sie hefteten hauptfächlich in bem ©eifie
ber Siebe unb Dutbung, weichet untet ben ©liebem bet
gamilie httrfcht. Sin reine« gamilienleben fennt nicht ben
falten Egoismus, welcher ba« ©ebeihen ber heften Einrieb*
tungen fo oft binbert, Einer jlcbt für 31 Ue unb XUe für
Einen, ber Sortbeil ba ©anjen ift auch ber be« ©meinen,
unb ber be« Einjeinen gereicht auch bem ©anjen juni Stup,
itummer unb Seiben linbert bad berjüche SKitgefübt unb
bie tbatige Unterfiü^ung, ©lücf unb greube wirb burch bie
3bei(nabme naheftehenbet ^perfonen eerboppelt, einzelne S3er<
gehungen werben oerjiehen unb ber geblcnbe burch ©rnfi
unb 2»itbe auf ben rechten $fab jurücfgeleitet. ©ne chrift»
licht Familie bietet baä SBilb bei tuaenbbafteften ©lüefe*
I ranatismus
unb her heglücfenbften Sugenb bar, fie ifi bie hefte gübn
tin jur Erreichung bet menfchUchen SSefhmmung. Sie 9fo
tut bat beihalb auch bem aRenfcben eine tiefe SebnfucH
naa) biefem Bufianbe unb ein lebenbigeS ©etubl für fcii
greuben beffelben eingepflanjt, bie Stciigion bot barüber ix .
£Beib.e au&gegoffen unb ter Staat erfennt barin tie macbi
tigfte Stühe feine« SBefieben«. X)\t Stürme ter Seit unb
totfe Seibenfehaften haben aber oft an biefem beiiigcn Sanh
gerüttelt unb baffelhe mehr ober weniger gelocfert, fetuf;
unfet heutige« gamilienleben von bem patriarcbalifchen S3tr>
hältniffe oergangener Reiten oft weit entfernt ifi unb feinet-
wegS immer mit bem 3bea(e übereinflimmt, welche« bei
unoerborbene, fittu'ch reine 3Renfcb im 99ufen tragt. Um
fo mebt whrb eft abet ^fltcbt be« ^taati, TCtttt ju entfec
nen, waS bie Sotferung ber gamilienbante bef6rbern fönntf,
unb auf eine neue .fträftigung unb Srßarfung biefeS Ser>
hältniffe« binjuwirfen, we«balb auch bie Ehe, a(S hie baue
faehlicbfie ©runblage ber gamilie, in ihrer 9? einlieft unb
$eiligfeit m6glichft ju befeftigen ift. Die ©efe^e, burch welche
ber <btaat bie äufern S3erbältniffe ber gamilie unb ber
©lieber berfelben ju regeln fucht, nennt man baS gami»
lienrecht. Doch fann auch bte gamilie felbfl gewtffe 91»
men auffiellen, nach welchen fich bie ©liebet berfelben v-
richten hohen, fofern fie nicht ben ©efefcen beS Staats §u<
wiber laufen. Con biefem Stethte ber Selbfigefehgehung
machte befonber« in frühem 3eiten ber Xbel einen feht au«»
gebehntm ©ebraueb, unb bie gamilten», Stamm* unb
^>auS»erträge beffelben hilben eine febr wichtige £lueO<
beS XbelSrechteS. Der '$auptgegenfianb folcber ßerträgi
ift bie SJeftimmung ber Erbfolge unb alle« Deffen, waS )ut
iBef6rberung be« ©lanjeS unb be« StBohlS ber gamilie ge»
reichen fann. Eine [anbeSberrliche S3eftätigung berfelben i|t
jwar niebt überall näthig, boch in vielen Schiebungen nt';r-
lich- Der untet bem 14. Xttifel bet beutfeben SunbeSactt
begriffene mebiatiftrte Xbel(f. b.) fott bie Verfügungen über
feine ©üter unb gamilienverbältniffe bem Sanbe«berra nur
»erlegen, bamit fte bei ben t)bä>fttn 8anbe«fieBen jut aQge»
meinen Äenntni^ unb 9tachachtung gebracht werben.
fcmaxwttn ober bie {Bewohner »on ganar, bem Sier'
tel, wela)eS bie ©riechen in Jtenfiantinopcl bewohnen, na>
m entlief) einzelne reiche gamiuen, auS benen feit ber SDtitte
be« 17. 3ahrh- bis jum Äufftanbe ber ©riechen 1821 oor>
jug«weife bie Dolmetfch«r °&er DragomanS »on ber Pforte
gewählt würben. 2tu« biefen pflegten bann bie $o«pobat«
bet ÜRolbau unb SBatacbei genommen ju werben, welch«
SBürbe bie ganarioten ju Erpreffungen aller 2lrt benuhten.
SBegcn tiefer ibnen nur »ortheilhaftm Schiebungen jur türf.
Stegierung nahmen fte nur einen geringen, jum Ztteil bet
Sache ber ©rieehen nachtheiligen Äntbeil an bem griech. grei.
beitöfampfe,
/anattBtnuB (»onfanum, ©ittertempeO bief urfprümj'
(ich bet äufianb eine« ©ottbegei^erten, wirb aber gewöhn»
lieh jur Sejeichnung bet Schwärmerei obet 6eibenfa)aft füt
gewiffe falfche Segrijfe gehraucht unb ifl be«bafb »om En«
thufta«mu«, einet begeifterten Seibenfchaft füt eble unb er»
habene 3wecfe, ju unterfebeiben, obwol nicht feiten ein fchneU
tet Übergang »on biefem ju jenem ftottftnbtt Zm meifien
haben überftitnlicbe Segriffe, bie leicht miöcerftanben werben
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Farben
onUrfung gegeben. 60 gibt cd politifdje, moralifd)« unb
rtUgtöft Schwärmer. I>ad mit #aft unb Ungeftüm t>er=
langte 3iel tbrer Sejhebungcn jeigt entwebte Überspannung
jotr völlige X^tif)dL Oft ftnb ed nur leere ©nbilbungen
anb Uräume , n aap benen bei Schwärmet ftrebt unb bie er
nxt Cabrbeiten unb ©rrenntniffe t>alt. Um bäufigffen unb
hir^tbarjten tft ber ÖlcligionöfanatiSmud. Die oon ihm ffr*
arifftntn berufen fkr>/ nie bie SDtoftifer (f. 3Bpftici§muö)
auf innere Offenbarungen / bimmliföt @nt*,üdungen u. f. mv
unttrfdxibcn für; aber von biefen bureb bic Seibcnfcbaft, »o«
mit fie aueb Anbete für ihre Stern ju gewinnen fueben, unb
curd» tintn (einen SBiberfianb, feibft ben S£ob nicht freuen«
rtn Stofe unb Qrigenfmn. £er ganatidmud gibt bem (Reifte
eint gewaltige Jtraft, bie ihn ju ben (ubnften Saaten fähig
matbt, wie bie« j. 83. bie eroberungdjüge ber erftrn mo»
L-ammetan. Softer btweifen, welche tn ber Äbat unroiber*
frebüd; waren. JDad tieffinnige Temperament foQ »orjüg*
i) prr €>d;wdrmerei geneigt fein, hoch bat biefe ftcb auch,
rteifaxb bei Nationen geäußert, benen ein lebfafted SEetnpt»
rament eigcntbümlicb ifi, mit bei ben 3 üben, Arabern unb
Spamern. (5ine lebhafte unb feurige (Sinbilbungdfraft, eine
burifc ©innlicbfeit befangene Bernunft unb <Sd)roacbbeit beS
£errbermdgenS ftnb bie Cutflen biefer @ei fteöfrantt>ctt. Um
üd) mv ibr |u büten, muß ber SJfcnfcb ber Bernunft bie
Jjerrfdbaft über bie ©nbilbungdrraft uberlaffen unb ftcb ge*
vifyätn, nie nad; Gkfublen unb buntem BorfteHungen , fon*
rv-rn immer erft naa; reiflicher unb f alt er Überlegung, feibft
cn (eine Qefubie, ju fcanbeln, fo oft er biefe für irrig
ri nnt ober ber (^egenftanb feiner Steigungen nid)t erlaubt
gut tft. (£in oeftinbiger Umgang mit ber wirflidjen
unb Jtcnntmp ber Statut unb ihrer Gräfte, btfonbtrd
aber ber Srenjen bei menfcbltdjen SBifftnd unb ber menfd;«
lutea Jtraft ftnb »irffame Borbeugungdmittel gegen @d;wdr>
maei unb ganatidmud, bagegen aber auch Berroeicblicbung
te* Jtörperd, Äbgtfcbitbenbeit Bon aller menfd)Ud;en ©efeu»
febaft, anbaUenbe 93cfd>aftigung mit gewiffen einbilbungen
iöeforbeTungsmittcl berfelben. £)er ©cbwärmtr gebraust
uifcfct feine $inbilbungen als ®rünbt feiner J^anblungtn, unb
am f<birerfifn ifi bie religiofe Schwärmerei ju heilen, bie
ratbr btrab bie Erfahrung wiberltgt werben tann.
faxbtn ftnb bie t>erfd?i ebenen Srfcbeinungen bed gid;id,
isbem cd von ben Jtörpern jurüdgeworftn ober burebgelaf:
f« wirb. Dag bie garben ihren Urfprung bem Richte «er*
bäte, fu^t man junacbfl barauS, barj, wo baö Siebt fer>U,
notb (eint Jarben roeber mit bem 'Äuge noeb mit irgenb ei»
nem ber übrigen Sinne roabrgtnommen werben, ein an*
bem fiemeir} t|l bureb einen t'tidjt au5jufül)renten ß3erfudj
Senn man ein 3<mmer burefe tJerfcbtießung ber
n t>6Uig vertunfei t unb nur bureb eine (leine t*f<
Farben
nung einige Sonnenflrablen tinfaOen lagt, fo jeigt ftdf> auf
einet jener Öffnung gegenüberfte^enben SBanb (M N) ein
deines Jöilb ber Sonne, ein runber, farblos ober »eif leucb*
tenber Sied (E). gäfit man aber hierauf bie Sonncnfhab-
Itn, che fie auf jene SBanb faQen, burd) ein Ölatipricima
(AB C) (f. |3ri8ma) bmburebgeben, fo erf4>eint nun auf
ber SBanb ein länglidjcö, mit allen garben bÄJKegtnbogtn*
prange nbco £3ilb (Sarbenfpectrum) ber Sonne. {Beim
Jpinburcbgebcn burd» bad 05 las haben alfo bie meifjen Son=
nenftrahlen biejenigen Söeranbcrungen erlitten, bureb roeldbe
fie nun farbig erfdjeinen. 2>a bad Sonnrnbtlb jugltid? ftcb
verlängert unb feinen Ort veränben tjat , fobajj nun bit
Sonncnftraha'ti nicht mehr aerablinig bis jur SBanb fori:
geben, fo fagt man : tnbem bte »eigen ©omtenffrablen burd;
bag Prisma gebrod)en mürben, mürben fie jugleicb in fär-
ben jcrlegt, unb ber berühmte spi;i;ftfer 91 1 »ton (f. b.) fitQtt
juerfl ben Say auf, baf? baS neige Sonnenlicht aus ben
oerfcbiebenfarbigen Sichtftrahlen, namentlidj: Sotb, Orange,
Selb, ©rün, 93(au (3nbigo), Biolett jufammengefeljt fei.
hieraus trfldren ftcb nun bie eigentümlichen garben ber
Äirper. SBirb aüeö Siebt, fotvit eS auffällt, juruefgemor«
fen, fo erfdjctnt ber Jtörptr weif, wirb nur bad blaue gidjt
iuruefgeroorfen, reährenb bad übrige £id)t in ben Jtörper
einbringt, fo erfebeint btrfelbe blau u. f. w. SBtrft ein A6r=
per gar (ein üidjt jurüd, fonbera nimmt alles? auf ihn fals
lenbe bidjt in fia) auf, fo iji er fajwarj. Kud) bie «crfcbie=
benen Sarbennuancen ftnb erflärt, wenn man annimmt, bag
bie verfd)icben gefärbten Sicbrfrrablen in mannid)fad) r>er=
fd>iebenen Sierbdltniffen jurüdgeworfen werben, ütmlicb er*
Hären ftcb auch bu garben ber burebfebeinenben unb burd>*
leuchten ben Jtörper. Sie je igen biejenige garbe, weldie fie
burd; fieh hin burd) lanen, unb gewobnlicb ifi biefe eine an«
bere als biet roelche fit jurüdwerfen. So laffen einige Jt6r*
per rothrS küdjt hindurch unb werfen blaued jurua, bann
evfd>eincn fie, hinter bem üichte betrachtet , blau, cor bad
giebt gehalten, rotb. Sie garben untereinanber ergänjen
fid? )um SBeig. £)ied (ann man fdjon aud bem Borher:
gebcnbtn abnehmen, \)at ed aber auch noch burd; befonbert
Berfudjc bargetban. SBcig wdre hiernach bie ÜWifdjfarbe
aDer tinfachen garben, wenn man unter biefen bie ahgege>
benen fed)5 ipauptfarben begreift
£)ie oben gegebene Sbbilbung läpt noch einen Unter*
fd;ieb ber oerfebiebenen garben feben, welcher wot)l ju
beachten ifi. SRan fiebt, mit bad weife JÜcbt von ber
Öffnung, burd; welche bad tMcht einfällt, gerablinig bid
tut gegen üb er flehen Den SBanb fortgebt, wäbrenb bad fap
biae Sdutt burd; bad Prisma gebrochen wirb, unb 5 war
wirb offenbar bad rothe Sicht weniger gebrochen ald bad
orange, bied weniger ald bad gelbe u. f. w., bid ;nm oio*
tetten, welches am ftärfften gebrodjen wirb. SRadit man
in bie SBanb ober Safel, weicht bad gefärbte Sonnenbilb
auffingt, ba, wo j. S. baS 9ton> hinfallt, eine deine Off*
nung unb fiellt tyma bie erfle eine jwettc Uafel, fo er*
frJbeint auf tiefer nur ein (leiner rotier gled, unb bringt
man jwifeben bette tafeln ein OJlaSpriSma, fo wirb burd;
biefeS (mar ber Ort bed rotten JöilbrS um etroad verdn*
bert, aber bie garbe bleibt einfad; rotb wie forber. Xxcht
man hierauf bad erfle sPriSma (A B C) langfam um feine
3d;fe, fo berdnbert bad regenbogenfarbige Sonncnbüb feine
Sage unb nacbeinanber geben bit färben aQe über bie Öffnung
Farben
in ber erfien SEafel hinweg unt> e« erfcbtint ouf bet »weu
tcn Aurel cr]i ein rotnes, cetnn etn orangciuTPenes, oantt
ein gelbe« u. f. n>. einfarbige^ ©onnenbilb, welche« burrb
ba« »weite ^PriSma nidu wieber in Sarben »erlegt wirb,
©o überzeugt man fm), baß afle garben be« priSmatifcben
©onnenbübe« nicht weitet jerlegt werben fonntn, mitbin
mit 8?ed>t ei^acbe färben genannt werben. Um fieb aber
ferner auft baoon ju überzeugen, baß bie perfebiebenen far«
bigen ©trablen jufammtn weiße« Siebt geben, (äffe man bie
burch baS 9>riSma hervorgebrachten farbigen ©trablen auf ein
binreiebenb gropeS conoere« Sinfengla« (f. Sinfen) falten.
Dann vereinigt biefe« befanntlicb aUe auf baffelbe faOenben
Cicbtflratjlcn in einem fünfte, bei fich in einet beftimmten
Entfernung von ber Sinfe befinbet {Bringt man nun ein
{Blatt weißen Rapiere« nahe vor ba« ©lag, fo erfebeinen
auf bemfelben erft noch bie perfebiebenen garben, entfernt
man eS abet aHmälig, fo »eigt fub enbticb im fünfte bet
JBeretnigung aller auf bie Sinfe fadenben ©trablen ein bei«
le« weiße* ©onnenbilb; entfernt man ba« {Blatt noch wet*
ter Aber biefen $unft hinauf, fo geben bie ©trablen wiebet
auöemanbet unb auf bem {Blatte erfebeinen wieber bie Der»
febiebenen garben. #ält man bureb 3wifcbenfcbiebung eine»
SpapierfheifenS eine ober mebre garben ab, bie Surfe »u
treffen, fo erfebeint auf bem in ben SBeretnigung«punft bet
©trablen gehaltenen {Blatte fein weißes, fonbem ein nach
Maßgabe ber »ufammenfomraenben garben gefärbtes ©on»
nenbilb.
Die äfftet haben ferner naebgewiefen, baß ft* bie
einjelnen garben beS ptiSmatifchen ©onnenbilbe« nicht nur
butcb ibre oerfebiebene {ßreebbarfeit, wie bereit« bem erft
würbe, fonbern auch burch bie ©r6ße beS Staunte« unter«
ftbeiben, ben eine jebe von ihnen einnimmt, fowie ferner
burch ibre Sicbtftärfe (SrleuebtungSoermigen) unb gäbigfeit
»u erwärmen. Diejenigen garben, welche man bureb Siereinis
aung jweiet obtt mebret garben etbält, werben SRifcftfatJ
ben genannt. Diefelben gleiten mebt ober weniget ben im
©onnenbilbe »orfommenben einfachen garben, unterfebeiben
ftch jeboeb baburob, baß fie wieberum in biejenigen garben
«rlegt werben f innen, au« benen fie jufammengefe(}t ftnb.
bereinigt man in ber angegebenen SBeife alle garben, mit
ÄuSnabme einet, fo erbalt man eine «ftifebfarbe, welket
nut noeb bie weggelaffene garbe feblt, um 2ßeiß »u geben.
Diefe Sföifcbfarbe wirb alfo tureb bie weggelaffene garbe »u
Söciß ergänjt, unb man nennt baber je jwei garben, welche
«nanber ju 2öeiß ergänjen: (SrgänjungSfatben obet
ßomplementaitfatben; foleb« ftnb jBlau unb Crange,
Sfotb unb ©rün, »iolett unb ©elb. Um bie &itftebung bet
©ifebfarben barjuftellen, bat man auf eine Scheibe jwei ober
mebre einfache garben nebeneinanber aufgetragen, ©cht man
eine folebe ©ebeibe in eine fcbneHe, brebenbe Bewegung, fo
folgen bie ginbrüefe, welche baS Äuge von ben perfcbiebe=
nen garben erfährt, fo febneu* aufeinanber, baß fie biefelbe
SSJirfung auf ba« Äuge bervorbringen, als träfen fie baö
Äuge gleicbjeitig , unb baffelbe erblicft baber nitbt mebt bie
einjelnen garben na*-- unb nebeneinanber, fonbern MeSKRk
färbe au* jenen einfachen garben. Aat man in biefer Seife
oUe SRegenbogenfarben in bem geborigen SBerbdltniffe ober
»wei SrgänjungSfarben auf bie ©(beibe gebracht, fo ffebt bai
Äuge ein mehr obet weniger eoIIfommeneS 2Beiß. Um bie
©cbeibe fcbneC umbteben ju «6nntn, pflegt man einen ©tift
8 Farben
bureb ibte «Kitte ju ftetfen unb erf>ält fo einen, bem bdam
ten ©pielwerfe ber Äinber Abnlitben gatbenfttifel. &
äbnlidje§ 3nfrrument, u-cicbrt einen glekben iJwecf bat, i
bie gatben[pinbel. SRan iy.i aud> bie garben nacb ihre
Übergängen tneinanber butcb SRifcbung in eignen jjafeii
9>ijramiben, auf Äugeln u. f. w. bargeffeUt.
Die ben ©egenftänben eiaentbümlicben, bie objeetitt
(von bem lat. jDbject, ©egenftanb) garben nennen wir fcicj«
nigen, welche ein gefunbed Äuge an einem Pom weißen c.
nenlicbte beleuchteten Airper wahrnimmt. Qi ift befann
baß biefe garben. fieb änbern, wie bie {Beleuchtung eine ar
bere wirb. Daher fommt e«, baß bei Jterjenlicbt, welche
nicht rein weiß ift, bie ©egtnftänbe eine anbere gärbung je
gen aB bei Sage, unb wenn man runftlicb ein p6dig einfai
bige6, j. 58. geibei; Sicht in einem 3immer erjeugt, fo erfdj*
nen aße ©egenfiänbe, melaje fonfi bie größte garbenperfebiet«
heit unb garbenpraebt jeigen, einfach fielb gefärbt unb in
terfcheiben fieb nur bureb' bie ©cbattirungen. ©olebe @<
genftänbe, bie bei Sage aUti gelbe Sicht perfcblucfen un
blaues Sicht turuefwerfen, baber auch blau erfebeinen, jint
pon gelbem Sichte beleuchtet, bunfel, faft febwaw. SBcIcbt
ber eigentliche ©runb fei, warum im weißen ©onnenliit)
einige A6rper fo, anbere fo gefärbt erfebeinen, b. b. gewif«
Sicht in fieb aufnehmen, anbere« juruefwerfen, hat mit ÜB'
fiimmtheit bis je|t noch nicht ermittelt wetben tonnen. 3'
hoch ifi t)6dbji wahrfcheinlicb, baf ba* eigentbümlicbe @i
fuge beS ©toffeS in ben fleinjlen StyeUen, aus benen er b
fleht, bet ©tunb baoon fei. Da man befanntlicb bie Äci
»er, um ihnen eine bejrimmte gatbe gu erteilen, mit |
wiffen Stoffen, garbefloffen, überjieht, fo muß ma
annehmen, taß biefe ©toffe ffetS ein folcheS ©efüge tön
rt ©eftanbtbeile beim geflwerben annehmen, baß
fleinjlen „ . . . . .
gewiffe garb'enftra'blen be« auf' fie faflenben weißen Si*
jurüefwerfen, anbere perfcblucftn.
Äußer ben biet betrachteten gatbenerfebeinungen fomw;
nun aber noch gewiffe anbere por, welche nicht an ben ®<ü'*
ftänben felbft auftreten, baher au* nicht pon jebem gefuntt
Äuge an biefen wahrgenommen, fonbern nut bann bemnl
werben, wenn fieb baS Äuge beS {Beobachters jufäüig c^
burch rundliche Änregung in einem gewiffen äuffanbe befinCt
Die auf biefe Seife bemerften garben wetben fubiecti»
ober ju fäll ige genannt. SBenn auf einem fBlarte Rapier et
bunfelfcbwarjer ©egenftanb liegt, fo witb man, nacbet:
man lange unb febarf auf biefen ©egenftanb bingeblicft
benfelben wie Pon einem i>tUtn ©Cheine umgeben erbltcf«
entfprechenb finb nun bie garbenerfebeinungen, pon be«
golgenbeS ein SBeifpiet gibt. SRan lege auf ein beQweip
»Blatt Rapier ein recht feh6n rofenrotbe« feibene« JBanb un
betrachte bieS längere 3eit auf baS ©enauefie. SWacb *
get 3eit witb baS ?)apiet junächft bem. iBanbe nicht m«
w«iß, fonbetn gtün erfebeinen, une jiebt man, obne aufJ1
bltcfen, jeftt febneu* baS rothe SBanb weg, fo erfebetnt l*
©teße, wo eS gelegen hatte, ftbin grun gefärbt. Daß
grfcheinung nur fubjettip, b. h- «>« fut *tn {Beobachtet c
ifl, bapon überjeugt man fi<b leicht, benn fein etwa£«>1
gerufener wirb baS Rapier nach bem 2Begjieben beS iof
be« gtün, fonbern 3ebet witb e« weiß fthen. SBon B»Jf
gatbe ba« {Banb übrigen« auch war, immer wirb bte
genommene fubiectioe garbe bie ergänjungSfarbe jut
be« «anbe« fem. Äußer ber in bem »orbergebenben J
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FErbercl
• JFärfcerrööie
Gnmbe gelegten 9?e»ton'f<pen gatbenlebte fab von
anban ftypftfern ante« erflärungen ber SRatur ber garbe
mi'ucpt »orben. Einige nehmen nur biet einfache Qrunb»
färben: Storp, Gelb, ©lau, an; Xnbm gar nur jwei, unb
Ö 6t be pat auf eine geiftreiepe SEBctfe bte garben auS bem
Gegenfahe von fjell unb bunfel ju erftären gefugt
Cinc grofe Stoße fpielen bie Sarben in ber Malerei, wo
fie burd) bie Xuftragung ber gartejroffe pergefretlt werben.
Die garbengebung ober ba« Golorit in ber SRalerei bat e«
niept allein mit ber jfubereitung ber garte, ihrer SKifcpung,
am gewiffe 9cuancirungen petjufteHen, ju thun, fonbern bes
fttbt namentlich auch m ber Aunft, ben Gegenftinben bieje»
nige naturgetreue Sorte ju geben, welche fte von einem an*
genommenen totanbeuntte be3 2lnfcbauen8 jeigen, unb Pa»
bei eim Beleuchtung t-erauSjufepen, burcp welcbe ein bem
Gbarafter be« Gemüibe« angemeffener (Jinbrucf auf ba« Äuge
bei ©etraeprenben gemaept wirb. Die willtürlicben gerben,
$. ©. ber Gewänbcr, finb bann fo ju wallen, bafj fie [u
nen, ©nbruef nid>t froren, fonbirn förbern. (25. SRalet»
färben.) Dag bie Sarben einen eigentümlichen ©nbruef
auf ba» Gemütb be« «Renfcpcn auöubcn, ift gewifl. Der
Jraurige tteibet fich baber gern einfach, ber ^eitere liebt
bunte Äleibtr. SBie bie garben jum 'Äu«brucfe gewiffer
&emutp«fiimmungen angiwenbet werben, jeigt fiep nament»
liep in ber SErauerfteibung, bie jeboeb bei »erfebiebenen SJöl»
rem verfepieben ift. Die Europäer trauern fcpwarj, bie
Sapancfen weip, bie alten ttgpptet trauerten Punfelgelb, bie
€r>rcr blau, bie tttpiovier grau. Durch ben StBecpfel ber
garben bat man auf Pa« Gefühl auf ähnliche 8Beife ju
»irfen gefuept, »ie auf ba« Gehör burd> ben SBeepfel ber
Zone, unb 6. Gaffel hat biefem 3wccfe ein eigne*
garbenclaoier erfunben. Doch ifl bie SSirfung ber
34*c beiweitem tiefer unb fcbneüer al§ bic ber Sarben,
unb boper eine wirtliche 2(u«fubrung einer garbenmufif nicht
■tjfBty.
farbrrn ober /ärbftumst wirb vorjugSweife bie JCunfr
genannt, leinenen, baumwollenen, wollenen unb feibenen
Stoffen oerfefaiebene garben ju geben unb bie garbeftoffe fo
an bie 3eucbe ju befefrigen, baß fie möglichft feft an ihnen
haften, b. b. »eber abfärben nwp oerfepiefien. Die gdrberei
ift ba«Gefcpäft eigner #anbwerfer ober Jtünfiler , ber gär»
ber. Diefe tpcüen fich in Scpwarjs, Scp6n> unb ©eibenfär>
ber. Die garbeftoffe, beren fie fiep bebienen, ftnb fer)r man»
unb aDen brei Naturreichen entlehnt; bie meiften
fr off e fommen ieboep auf bem ^flanjenreiepe. Die
: hoben bie ^>auptfarben ober einfachen garben: SBlau,
, Gelb unb Scpwarj. Da« »erfahren beim gärben
"iVafgaBe fowoC ber ju flrbenben Stoffe al* ber
i^enben ffafan »anniepfaep »erfcbiebeit 3ebocp fonn
man folgenöe ^auptoperationen unterfepriben: bie 3uberei;
tung ber garte; bie Sjorbereitung ber ju färbenben ©toffe,
camit fie bie Sorte feft annehmen; ba« eigentliche gärben.
X:t ©ereitunn ber Sorbe beftept barin, bap bie garbeffoffe
ai Jtcffeln mtt Saffer ober Sauge bepanbelt unb fo eine
terbabrüpe pergePeCft wirb, in welche nachmals bie ju
rabenben Stoffe eingetaucht »erben. SBa5 btefe Stoffe bie*
trifft, fo nimmt bai leinene 3eud> nur bie blaue, bie Saum-
»oBe mir b« rot he unb blaue Sorte feft an, SEBoIIe unb
BiArr.CJrnatf ttj U.
i
<3nbe nehmen alle Sorben an, am feftefien palt bie SBoüc
brennenbe Sorten. Die SBoQe wirb vor bem gärben ge>
wafepen unb pewalft, bie Seibc entfcpalt, fBaumwoQe unb
Sinnen gebleicht unb gebrüht, bamit bie Sorte leichter an.
genommen unb fejier gepalten wirb. 9tocp weitere Sorte*
rettung erhalten bie 3eucbe burcp ba« ffieijen (f. b.). 3ia»
mentlid) bebient man fiep hierbei be« 3Claun4, unb e'ne mit
biefem pergeftellte i&eüe wirb ein Xlaunbab genannt, ßu.
wetten wirb ein 3eucp auch erft nach bem gärben in bie
JBcije gebracht, §ur beffern ©efeffigung ber Sorbe. Diefe*
©erfahren beift Schauen. Da« Sorten felbft gefepiept
im Allgemeinen burcp @ntaucpen in bic garbenbrübe. 3ur
^erfteUuna gewiffer Sorben bebient man fiep toerfepiebener
Sarbenbrühen, in welcpe bie ßeuepe naepeinanber eingetaucht
werben. @o erhält man grüne burcp (Sintaucpen erft in
gelbe, bann in blaue Sorbenbrühe. Die gär ber ei beruht,
»ie man leicht fiept, auf ber Jtenntniß t>on ber chemtfehen
91atur ber anjuwenbenben Sorben unb ber ©eijen, fie ift
baber erft in neuerer 3eit ju einer gröfjern ©oQenbung ge>
fommen, feitbem bie Gh ernte fo bebeutenbe gorrfepritte ge«
macht pat Docp reichen ehemifepe Jtenntniffe allein niept
au«, inbem febr viel auf ^banbgriffe unb ©erfaprung«arten
anfommt, bie allein burcp Erfahrung erlangt »erben. Ütu^
liehe Xnwetfungen ftnbet man in .nöiterboff« „^raftifchem
Jpanbbucpe ber ÄunfrfArterei" (4 Jöbe., <Srf. 1806); Bit<u
Ii'* „üehrbueb ber gefammten gärberei u. f. w." (Ilmenau
1824) unb Siunge'ö „Sarbendjemie" (©erl. 1834).
/ärbfrrötljf , auch Grapp ober Ärapp, wirb eine
an ben jtüfiengegenben Sübbeutfcplanb«, in @übeuropa unb
Jtleinafien einbetmifepe unb in fielen Gegenben angebaute
sjPflanje genannt, beren mehre 3abte au«bauernbe Sßur^el
ein por^uglicpe« Sorbenmaterial liefert Diefe lange, trte»
epenbe SBur^el ift äftig unP treibt bcSblutrotbe, gänfefieU
tiefe ©proffen unb mehre m'erfantige unb fcpwacpe, 2 — 3
gufj lange Stengel, bie am Grunbe gwar aufreept fiepen,
mit bem äftigen Speile aber nieberliegen. Die lan^ettfcr»
migen ©lütter flehen ^u vier ober feche» quirlförmig um ben
Stengel unb finb, wie bie Jtanten jene«, am 9?anbe unb
auf ber SRittelrippe mit Furjen Stacpelcpen befegt Die
{leinen grünlichgelben ©lumen bilben eine weiefchweifige
IKi«pe. Die gruept befiept au« jwei fugeligen, miteinanber
vereinigten einfamigen ©eeren unb ifl anfangs rotp, gereift
aber fcpwarj. Schon in ben älteflen Rettert würbe bie
Ärappwurjel jum gärben benupt. Durcp eine anqemeffene
Kultur gewinnt fte fcljr an garbeftoff unb ift in iprem brit«
ten 3ohte am rjortheilbafteflen au« ber (Srbe ju nepmen.
Sie wirb bann gereinigt, von ber braunen überbaut, bie
bfe gärber unter bem Flamen gemeiner Ärapp jur ©lau*
fupe gebraueben, befreit, an ber Suft unb im ©adofen gc>
troefnet unb gemahlen. Sie gibt ba« fchonfte unb palt«
barfie SJoth, ba« burcp »erfebiebene ©ehonblung unb 3u-
fäpe fielfach »eränbert »erben !ann. Die fein fie Sorte,
welche Xjala ober Cijari t)ei&t, fommt au« Smprna unb
foO von einer fcfcwächcrn ^flanjc, bie man in ber gevante
baut, abflammen. SRit biefer Sorte wirb ba« türfifepe
©aunrwoQengarn gefärbt, unb au« ibr »erben auch feine
a^alerfarben, namentlich Jtrapplacf, bereitet. Aber nicht al;
lein bie Sßurjel, fonbern auch bie ganjc ^ffanje pat einen
i Google
Farn esc
fb flor! färbtnben ©aft, baß niftt nur die ©Äfft ber Stfew,
bie bamit gefüttert »erben, fonbern auft bie Änoften eint
cotbe garbe erbalten. De«balb unb »eil anbere garbege»
wiftfe biefe ©rfftemung niftt bieten, glaubten einige ttrjte
ein fräftigtS unb birect auf bie 5DKfcbung unb ©tärtung
ber Äno«ben wirfenbe« SWittel in ir>r gefunben »u baben,
unb empfablen ir)re anwenbung gegen bie engltffte Äranf»
beit unb anbere Änoftcnfranfbciten ; 2£nbere leugneten niftt
nur ibren Stuften, fonbern gelten ftc fogar für fftä blieb,
tnbem fte ©törung ber «erbauung unb Abmagerung b«»
vorbringe unb bie Änoften fft»ammig, mürbe unb jerbreft»
lieb matbe. 3W wirb fte nur wentg als Ärjncimittel an»
gewenbet. ©o oielfaft bie «Rrappwurjel auft von Gbemi»
fern unterfuftt »orben ijl, fo ijl man bocf> nitfct binlänglift
mit ibren JBejlanbtbeilen befannt. 9laft ben neueflen Un»
terfuftungen von Jtubunann unb 3enneef enthalt fte jwei
garbefloffe, beren einer alijarin, ber anbere Xanten genannt
wirb. Da« Sanftin foU bie S3aum»oQe febr feurig orange*
rotb färben, ba« 3Cli^artrt mebt eine violette unb bläulich
rotbe garbe bervorbrmgen. Da« boftrctt)e türfifdje ©am
enthält beibe garbefloffe, ba« violette aber nur ba« Klijatüt.
farnrec ifl ber Warne eine« alten itaL gürflenbaufe«,
»elfte« tbemal« ba« ©ctjtoß garnefe bei JDrvieto befaß.
Dürft ben gtopfl $aul III. au« btm Jg>aufe ber garnefe
würben biefelben 1545 .Sperren oon 9>arma unb $iacenja,
»elfte« ^erjogtbum ffe bt« 1731 befaßen, wo es burft &rb»
fftaft an ©panien fam. ©er auSgejeiftmtfie gürfl au«
biefem #aufe war Kleranber fr, geb. 1546T gejh 1592,
ber ein tapferer ©olbat unb meifl glücflieber gelbberr »ar.
Gr flanb tn Dienßtn be« Ä6nig§ ?)bilipp II. von ©panien
unb warb ton biefem tum ©tattbalter ber 9tieberlanbe er«
fiarmt. JBerübmt finb bie garnefe'fften .Runjhverfe, nämlift
bie fftonen Xntifen (f. b.), »elfte ebemal« im ^alafie
garnefe ju 8?om, ben ber berübmte SRiftel anaelo gebaut
bat, ffanben. 9tadr> bem JluSjlerben bed $aufe« g. tarn
ber $alaft an ben Jtonig von Neapel, »elfter faft alle
Äunfhoerfe au« bemfelben naeb Neapel febaffen lieg. Unter
tiefen Jtunfhverfen ijl befonber« auggejeiftnet unb berübmt
bie garnefe'febe glora, ber garnefe'febe £ercule«
unb ber garnefe'febe ©tier. 25er (efete gebort ju einer
großen ©ruppe, »elfte eine ©jäblung be« gneft. Xltertbum*
barfteOt 3»ei 3anglinge, ampbion unb Äetbo«, binben
eben bie Dirfe, »elfte it)re «Kutter Htrtiope gemi«banbelt
batte, an bie ferner eine« »ilben ©tier«. Da« üJfciflcrrocrf
felbfi ifl in ©rieftenlanb verfertigt »orben, fam bann naft
Rom unb flanb bort in ben ÖJäbcrn be« Jlaifer« @aracaOa.
»ei ber 3erjl6rung be« alten S?om« »arb e« verfftüttet unb
erjl 1546 verflümmelt wfeber ausgegraben.
Parpar ftnb eine gwifften 61° 20* — 62' 30* fit 83r.
unb 9° 25'— 10° 5' £>. Sange in ber «Korbfee liegenbe
Snfelgruppe, »elfte ibren Warnen wabrffteinlift burft bit
Stormanner von ben Ȇben Sftufen (gaar), bie fte bier
fanben, erbtelt. ©ie gebirt gegenrodrtig ju25Änemarf, unb
bie 25 grofern unb fleinem Snfeln, au« benen fte bejlebt,
umfafTen 23l,i DSU. Die 3nfeln ftnb r»on gelfenriffen
unb aefabrooUcn SReere«|lrubeln umgeben; ffe finb f&mrnt«
lift febr felftg, aber boft großtenfteil« beirohnt. Dal
Älima ijl im 3fllaemeinen raub, ber ©ommer febr furj,
aber ber lange ©mter niebt febr fheng. Die 6000 ©n.
»obner befftafrigen fiel) am meiflen mit ©ftafjuftt, ©rrunt^
jrrieferei, SBoflenroeberei, giffterei unb »ogelfang. Der lefcti
ifl namentlift auf Sibergdnfe gerifttet, beren gebern fo be.
liebt ftnb. Da bie ©eeo6gd m ben ilcil vom !Keere auf»
ßetgenben gdfen niflen, fo muffen bie Vogelfänger bie gel.
fen erflettern ober fift von oben »u ben Sleflem an ©triefn
btrablaffen, »a« beibe« mit großen ©efabren eerfnüpft ift.
Die größte ber gar6er ijl ©tromöe, »elfte feft«
unb 1600 ©nw. bat, unb auf weiftet bie Aauptfratt
abor*ba»n mit 600 ©nw. liegt.
Joxm obergarrnf räuter finb ©ewaftfe, bei betten tit
iBlattbilbung fo vorberrfftt, baß bie gruftte, btc ftft, ofyu
baß eine bemerfbare fl3lütenbilbung vorberging, entroiefeln,
in ben meijlen 2£rten unmittelbar auf ber Unterfeite te«
taubtS jtft befinben. Der ©tamm ifl gewöbnlift febr un.
vollfommen unb frieftt nur »enig tief unter ber (Erbe ober
auf berfelben unb auf Säumen fort, unb »irb fälfftlift füt
bie SBurjeln angefeben; bie eiaentliften SBurjeln entfprin>
gen als bunne gäben au« bemfelben. 9lur bei einer gerin»
gen tfnjabl von Arten ber beißen ©bu>nt wirb et aufrecht
ju»eilen gegen 40 g. boft unb verfebafft biefen bauman
tigert garrn ba« Anfeben ber Halmen. Die SSlätter, bi"
SUebel genannt, fommen in ben manniftfaltigflen gormen
unb 3ufammenfe$ungen vor; fte ftnb ganj einfaft, einge»
fftnitten, getbeilt, gefiebert ober vielfaft gufammengefeet;
balb febr nein unb gart, baib febr groß unb flarr, alle
3»ifftengr6ßen umfaffenb. Cor iijrer ©tt»iefelung ftnb fe
unb ibre einjelnen Sbeile fpiralf6rmig aufgerollt. Da biefe
SBebel überbaupt bie oorjügliftjlen unb ent»irfeltjlen Steile
finb, fo erffteinen bie garra auft felbjl in ben verfftteberi«
Pen ©r6ßen: balb ftnb e« Keine moo«äbnlifte spflänjcbcrt,
balb fhauftabnlifte große ©e»äftfe. Die auf ber Unter»
fläfte ber SBebel jtft entroiefelnben Äapfeln ftnb febr N*
fommen orjaniftrt unb bäuftg mit einem geglieberten Ataf
umgeben, fte fpringen unregelmäßig auf unb jleben in Awp
ften vber üinten vereinigt, bie oft mit einer binnen 4><jut
bebeeft ftnb. ©ei mebren Xrten verfümmert burft ibre W>
»iefelung ba« gaub, unb bie unfrufttbaren SBebel ftnb bann
ffteinbar von ben frufttbaren febr verfftieben. Die garrn
lieben geufttigfeit, ©ftatten unb SBärme unb ftnben ß*
be«ba(b am bäuftgflen in btr beißen 3<>ne, vorjüglift w
ben Snfeln. Bon ben 2000 bi«i^t befannten Xrten p
ben ftft nur gegen 70 in Deutfftlanb, auft biejenigen m
gejäblt, bie man neuerbing« mit JReftt von biefer garmü«
getrennt bat SRaft ben aufgefunbenen fofftlen Überreftert
Hie »orjug«»eife ber ©teinfoblenformation angeb6ren, 9*
bieiBorwelt reift an garrn, unb befonber« an baumartijeri.
gur bie £>fonomie be« Sßenfften finb nur wenige Ärten
von SBifttigfeit Die ©tämme einiger baumartigen garrn
geben burft ibr 2Rarf ben ©übfeeinfiilanem 5Rabrung, un*
bie peruaniffte (Salaguala unb unfet beutffter SSurmfarm
auft garmfrautmännften genannt, enthalten in ibren Frte
ftenben ©tämtntn ein voriiiglifte« SKitttl gegen »anbn'ur
mer. Xuft tuttyt anbere 2lrten werben in ber SRebiew art<
gewenbet Der ©amenflaub be« SWrlapp, auft S^W'
Wt, J&ertnmebl, »irb al« «Wittel gegen «ufreibungen unc
»unbe©teQen ber^aut aufgefrreut Die ©tengel einer an
©ftafttelbalm« bienen jum ?>oliren. Die lefttgenannten m
wäftfe werben ieboft Je^t ju anbem gamilien gereft«««-
uiyiiizeu
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u
Satan (bet) flammt auä Äften, ifl ab« feine* wobt»
ftaafenben gleif(be3 unb feiner ©djonljcit wegen auch bei
aal eingeführt, wo ei jumSEbeil wilb, jum ä$cU in eignen
gefangen, gafanerien, »orfommt. Der gemeine gafan
bat ungefäbt bte ©r6pe eineS £au6babn5, ijt bräunlich unb
gelbgrau, am^alfe grünlich fcbimmernb unb am jtopfe mit
tffl&btaunen gebern befegt; bei «Schnabel ijl vorn überge»
bogen. »efonbrrt jeicbnet ihn eine um bie Äugen herum
übet bie untere Äinnlabe laufenbe feberlofe, warjtge, rotlje
$at unb ein langer feilförmiger Scbwaiu. auS. SJon befen»
bem <3<bonbeit finb ber ©Über» unb her ©olbfafan, welche
an&Qtjina flammen. Der ©ilberfafan ijl vom ©cbnabel
bis jum Cnbe beä ©ebwanjeS 3 g. lang. Äuf bem .Kopfe
bat ba* SRinncben einen fcpwarjblauen geberbufcb unb von
bet bie Äugen umgebenben rotben £aut bangen einige gleifch»
Lippen berab. JDberleib, glügel unb ©cfawanj finb ftlber»
roeif mit feinen fcbwarjlicbtn Guerlinien; 4?ale, »ruft unb
i3aud) finb febwarj unb flimmern in Sttau unb Purpur,
Äugen unb Schnabel gelb unb bie Seine hcUvoth mit weifjen
Spören, »«weitem weniger fd>6n finb bie Rennen unb 3un«
aen, welche fleincr, braun mit fcbinuijgweifjem Unterleibe finb
unb «tun fürjern (Scbwanj baben. Der ©olbfafan ifl
ter (Stäbe, welche ein ©eil umgaben. Schon bie rom. etc%
nige liefen fich von ben 12 Steteren (©eriebtebienero) tiefe
Äbjeicben ihrer üJtajeflät vortragen. (Spater gingen fie auf
bie ßonfuln über, bodj t)otten auch bte übrigen b°ben 9Xa«
giffratöperfonen nach 2Haf?gabe ir>rer 2öürbe, mit Äu«nabme
beS Senfort, jebet eine Änjabl gasce*. 3n 8tom felbftburf»
ten gut 3«t ber Stepublif bie gaöted nicht mit ben Seilen
getragen werben unb als Änerfennung ber oberflen SBürbe
bes Sjolfö würben bie gaSceS bor bem verfammeiten SJolfe
gefenft
Sas(\)'mcn finb ©ünbel von Sfeifibolj, welche beim SBaf»
ferbau angewenbet werben, um bie Ufer ju befefhgen unb
befonberd um Jörnen her.^u (teilen, b. b. einbaue, welche
ben Strom fn feiner angemeffenen JBreite einengen, baS Ufer
vor 83efcbäbigungen ju fiebern, ben glug ju einer aHmäligen
JBeränberung feinet bi&btrigen SBefteS beflimmen, ibn einen«
gen, um ibm eine gr&jjere $iefe ju geben u. f. w. 3n ter
S}erfcbanjung«funfl werben bie gafebmen fer>t vielfach jum
Schule geilen baä feinbliche ©efebüfe angewendet, intern fU
bte JBefhmmung haben, bie Äugeln aufzufangen nnb un«
fcbäblid> ju machen. Sorjüglicb, werben fte jum {Bau ber
fl3elagermtgSbatterien verwenbet. Die ©rofie ber gafa)inen
fft fetjr verfchieben, gewöhnlich Ijabcn fte eine Stärfe von
etwa 1 g., bie Sänge aber beträgt ie nach bem 3weie, ju
bem fte verwenbet werben, 6 — 18 g. Die jum SBafferbau
beflimmten gafcj&inen werben am liebflen auö 2Bcibcn ver»
fertigt, weil fid) biefeS #olj am btfttn im SBaffer hält,
fonff nimmt man baju auch Sirfen, Srlen, <£>afeln, aber
niebt gern Kabelbolj, weil birt ju fpr6be unb leicht ent»
jünblicp ift
fas$ beißt urfprunglicb überhaupt ein ©efäf , in web
ehern etwa$ aufbewahrt wirb (j. 53. Xintenfaf, visaljfafij
u. f. w.), bann oor^ugSwcife ein tjßlicrncS, in ber SRitte
bauebigeä ©efäf, wekba vom SAttcber aud einzelnen, bc
fonbert jiigefcbnitlcnen JBretdjen, Dauben, unb jwei run»
ben Söben jufammengefegt unb furch Keifen jufammenge«
faft, gebuitben wirb. Die gäffer werben tb«l4 naä> ber
aueb 3 g., ber Schioan^ juweilen allein 2 g. lang. (St bat
einen beQaelben geberbufch, feuerroten Saud), einen orange*
«Iben, fcbwarjgemafcbim fragen um ben Jöa!§, grünen
ibbenücfen, gelben Unterrucfen unb SBuTjel, roflbraune glü>
$A mit einem blauen glecf an ben fürjern (Scbwungfebern,
rofbwunen (Scbwanj mit grauen glecf en, gelbe Äugenringe,
Scbnahd unb gfüfe. Die ^>enne ifl nur braun, gelb unb
gras, bie 3ungen ftnb bis in» brttte 3al;r gan^ grau.
Die gafaruoäucbt ifl fet>c mübfam unb wirb befonberd
ta türmen gepflegt Die gafanerien muffen geaen ben
B«nb gefdjüftt unb. gebkig mit IBufcbwer!, Siefen unb>
Safer wtfeben fein. Sin eignes gafanenbauS bient ben
Safanca jum Äufentbalt bei ber Aalte unb muß bureb £fen
in a^öriger Temperatur erhalten werben. Dabei befinbet
fkb mtd) da ©rüthauS unb ber Swinger, wo bie gütterung
«efttiebt SRan nimmt in ben gafanerien Släucberungen mit
Wm#ärfe, JCampher, Äniä, SDlalj unb »irfenrinte vor,
od^e bat gafanen angenebra unb gefunb finb. @roge (Xomtni &m„f ^ u> f w )/ t^(8 Mäf bm
SmaB Riefen bei ben 3?6mem bie fpraboltfcben Stieben ©ebrauche, ju bem fte befrimmt ftnb(SBein', äBter», ®cb(aa/
*t ry^trikbjen Sütte unb beflanben in einem S3ünbc( gl«t» fäffer u. f. f.) terfdjtcten benannt 3n ber W\tH baten tnt
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Fallen
SBütx* unb ©einfaffcr ein 8odj, ba« Spunblocb, »riebet
arit einem ©tätfei, bem ©punbe, »erftbloffen wirb, nacb«
bem fk burrf? baffelbe gefüllt worten; unb etn anbere* Bod),
ba* üapfentc d? r weldje* mit einem 3apfen »erfe&loff«
wirb, befinbet ftd) in bem einen Sobert, um bureb baffelbc
bie glüfjtgfeitea abgugieben. Da« gaß wirb oud> ot« SR aß
(f. b.) gebcandbt. Unter ben ©einfaffern ift ba* berübmtefte
ba* große gaß »u fieibelberg, welepe* in feiner ur*
fprünqü'cben ©eftalt umftebenb abgebilbet ift. jDaffetbe faßte
250 guter SBJein, war mit Tttct)cr Bergolbung unb fiSilb»
Sjmfeerei »erjtert unb trug einen {(einen Sangboben. Die*
aß lag in bem großen JteHer unter bem r)eibelberget
©cbloffe, welefce* jefet nur nod) in feinen Ruinen gu feiert
ift. — über bie ©ifirung* ber gdffer ober ba* JBerfabren,
ibren cubrfc&en 3nbalt gu beregnen, f. SBifiren.
/öfltm ift mebr ober weniger »oHfUnbige <?ntbaltung
»on bem ©muffe von ©peifen unb ©erränfen ober caxa) im
firdjlicfjcn ©inne SBefcbrdnfung auf gewiffe ©peifen unb ©e»
tränfe »ibrenb einer gewiffen 3eit. Da* gaften äufiert
entfebiebene SBirfungen auf ben äußanb unb baä JBeftnben
niebt nur be* JWrperSy fonbern audj ber ©eele. Snbeß ift
fein Cinfluß ein febr »erfd)iebener , je nacktem e* im gefun«
ben ober franfen 3uftanbe ftattfmbet. 3m 2CQgemetnen fön*
nen bejahrte Beute baffelbe beffer unb langer aufbauen al*
junge, fei e* nun, weil Befctere noeb im SBadjätbume be»
griffen finb ober weit fie ein tbdtigere*, arbeit*»oUere* 8e»
Ben führen unb beäf;atb einer großem SRenge »on Rab»
rungjmitteln bebürfen. 3" Jtranfbeiten wirb ©a* gaften oft
außerorbentlid) lange obne ftdptbaren Radjtbett ertragen. So
ift e* befannt, baß Jtranfe, namentlicb bpfi«ifd)e grauen*
jimmer, gumeilen SRonate unb Idnger gubringen, obne et*
w«8 gu (ich gu nehmen. Xu rf? ©efunbe fennen, wenn and?
ni<bt fo lange, bod) wenigfien* mebre Sage unb jogar uru
tet übrigen* febr ungünfhgen Urrrftdnben, obne etwa* gu
genießen, am Beben bleiben, wie bie* g. IB. bie gälte be»
wiefen tjaben, in benen SRenfdjen »on einem grbeinfturge
verschüttet unb bennoeb nad) einigen Sagen nod) lebenbig
beroorgegogen würben. SRerfwürbtg ift bie ©efcbid)te eines
berubmten ©elebrten, ber im boben tfitcr von einer unüber--
winblid)en ©d)laffud)t befallen würbe. &; wad)te nur alle
ad)t Sage auf unb aß folglid) nur am Saae feine« <Srwa>
d)en8. enbltd) fd)lief er cm gange* 3ahr faft obne Unter»
brerbung unb fiarb nad) SJerlauf oeffelben an ganglicber Gr*
feböpfung. Daß aber im 3uftanbe be* ©dblaf* eine lange
Gntbebrung ber ©peifen unb ©etrdnfe moglia) ift, lebren
fd)on bie winterfeblafenben Sbiere, wie j. iö. bie SRurmel*
thicre , bie eine gange Sabre&geit, obne ju freffen, gubringen
!6nnen. ßei gewiffen Jtranfbeiten ift bie (fntbaftung »on
Steife unb Sranf, wenigftenS »on gewiffen ©peifen, nia)t
nur nüglicb, fonbern oft jur Teilung unumgdnglicb notb'
wenbia.
2«it ber Religion fanb ba$ gaflen fd)on im frübe^
ften litcrthume bei ben SSolfem be$ £>rientö in ßerbinbung,
utebt nur, weil firf> biet bie S3ernad)Idfftgung ber Diät cm*
pftnblid>er riebt, fonbern weil bie ^riefter gugleid) bie Itrjte
waren unb ihnen bie bo&pelte Sorge für ©cfunbbett unb
Religion oblag. Dag gaften ifi beSbalb in ben Religionen
ber 3nbier, Werfer, 3uben unb SRobammebaner gefeftlid;
Fmstnacbt
Dir 3ubea fwbcn nod) fünf i^auprfa^tage, btrunrer ber
große %erföbnung6tag, unb gwet Sage gum ©cböcbrntH t>ct
Einnahme »on 3erufalem turd) 9lebufabnegar unb Sit u.-.
£)urd> bteSuben, bie gum (Sbriftentbume übergingen, warte
bat gaften auch bei ben (Sbnften ©ebraud), bie ftd) baburd)
auf bie geier ber i>oi>tn gefte »orbereiteten. fBon ben brei
großen gaften, ton #fingften bi* Sobanni, tton SKar.
tun bi* fBcibnad)ten unb ber fogenannten oiergigtdgigen fic
«or bem Gbarfreitage , mit Segiebung auf bat vier
Sje gaften 3efu in ber SBüfe, würbe ba* lefeteve am
en gehalten unb f«U fd)on im 2. 3abeb- »on emem
rom. äöifcbofc angeorbnet worben fein. TitU 3rit wirb in
ber proteftantifd)en Jtirdjc nur baburd) au*gegei(bnet, bafl in
ihr bie du ift liehe @rbauung bem Beiben unb ©terben 3efu
in gaftenprebigten aetvibmet, ba* £)rge(fpie( gebdmpft
ift unb bie öffentlichen SRufifs unb Sangoeranügungcn , wie
aud> in ber Äbt>enr*geit, eingeftellt finb. Änbere gebotene
Safttage waren bie ftorabenbe bober gefte, unb ber WtitU
werbe, greitag unb ©onnabenb jeber SBod)e, bie ein Sßicrs
teijabr befcblof. 3lUe greitage (an einigen jörten aud) alle
©onnabenbe) entbalten fi<b bie fatbolifd>en §brijlen ber
gleifcbjpetfen, weldje* leiebtere gaften Xb fi in eng (@ntt)aU
tung) beißt- Die SBermeibung ber gleifcbfpeifen bat in ben
fatbolifeben Bdnbern bie äöcbe veranlaßt, um ben perbote«
nen @emn} gu erfe^en, auf woblfd)mecfenbe ©peifen gu fin»
nen, weld)e jene erfe^en foHen, unb biefe gaftenfpeifen
finb gum Sbeil nia)t weniger einlabenb unb ben ©aumen
reigenb al* bie »ermiebenen gleifcbfpeifen.
Die Rüdjternbeit be* ©eifteS, bie ba* gaffen befÖrbert,
gab bemfelben für bie Xngelegenbeiten ber Religion einen
wichtigen $xotd, ber aber oerloren ging, al* man ba*^fa«
ften fclbft al* etwa* Skrbienfllicbe* betraebtete. Siele fua>
ten ftd) burd) ftrenge* gaften einen ©cbein »on $eUigjfeit
gu geben unb ber Jtampf mit ben Naturtrieben oerwanbelte
fte m ©d)attengeftalten. 25ie mitteralterlicbe Äircbenjudbt
entfübnte burd; auferlegte* gaften bie IBüßenben, bie ftd>ie«
bod) aurb burd) ©elb baoon beiden ober e* gu ibrem ©un«
ften einem Xnbern übertragen tonnten. Die Reformatoren
erteilten über ba* gaften feine SSorfcr>«ften unb überließen
e* bem iBebürfniffe ber ©ewiffen. & ift be*balb in ba
proteftantifeben Äircbe faft gang »erfebwunben unb wirb nur
noeb »on frommen Gbrtfitn al* 3eid)en ber Reue an ben
{Bußtagen unb oor ber geier be* b- Xbenbmabl* ausgeübt.
2u<b xn ber fatbolifeben Äircbe benft man je^t über ba*
gaften milber wie ebebem, wogegen in ber gried). Jt'
faetnact)t ift ber Sag vor Xfcbernrittwod), in beffen
SRadbt bie großen gaften ber fatbolifeben Jtircbe ibren 2tn
fang nehmen. €* war ber legte Sag, an welrbem ber
©enuß ber gleifd)fpeifen unb weltliebe Jrieranugunaen er»
laubt waren, ©aber würbe e* ©itte, an ibm unb walj*
tenb ber »orbergebenben Sage gleid)fam »on bem gleir
fd)e Xbfcbieb gu nebmtn, welcpe* tn bem itaL iSortc Qar
ne»a( (au* carae unb vale, b. b- leb wobl, gleifcb! )
auSgebrücft ift. 5Der öarne»al ober gafd)ing, wie er im
fübL Deutfdjlanb beißt, würbe baber ein gept ber größten
Xu*gelaffenbeit, unb nicht ungegTÜnbet ift bie Cermutbuns,
baß biefe* geft, wie mand>er anbete SJraud), au* bem törn.
-Tif ii/f n in lim t in ijic ru m t inn ii 1 1 m r -yi i r in r u nrrn cqg tiü c n 1 1 1
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Fastnacht
13
Fastnacht
SBü fmben nimUd) bei ben alten Körnern baö gejl ber ©a»
turnalicn, an weldjem dl)iilid>e a^orbeiten getrieben mir«
ben, wie fte jur (Samevadjeit in ben großen Stätten !$ta>
lienä nod) gegenwartig üblid) ftnb. iBefonberS auSgejeidmet
buttb f>rad;t, fOfurbwillen unb SielfSjubel finb ber Garne»
val ju JBenebig unb ber ju 9?om. SDiefe gefte werben burd)
ben großen 3ufammenfluß von reidjen gremben, bie aud
allen ©egenben am liebfren ju biefer 3«t nach. Stalten rei«
fen forote burdj bie gebbaftigfeit beö Gbarafterd ber 3fa*
lienet erbebt. 3ung unb TUt, Dinner unb ©eiber werfen
ftdj in allerlei, jnm JEbeil »r&cbtige, jum Sbeil fomifdje
SJerfleibungrn , unb inbeni fie irgenb einen wirflicben ober
fingirten ßbarafter, SKanncr in SBeiberfleibera unb umge»
fdjrt, mit ber größten Bebhaftigfeit burebfübren, fudjen fie
bie Sborbcit, »ddje 2(fle ergriffen, auS&ubrucfen, ui erbat»
ten unb nad) Gräften ju (feigem. Unfere 5TOa8fenbalIe,
welche auch vor Seginn ber gaffenjeit abgehalten werten,
ffnnen nur ein fdnvacbc3 S3ilb von einem tim. Garnevat
geben. £iefer wirb nitfct in engen Simmern, fonbern un*
ter bem freien beitern ttal. Gimmel gefeiert; eS haben nidjt
nur bie ©ebilbeten 3utritt ju ihm, fonbern 3«ber, wefj 9?a»
menS unb StanbeS er aud) fein mag. Malier wirb ber
SRurbwiHe burdj feine ©ante be§ gefeUfdjaftlidjen 3wang8,
ja nicht einmal ber Sittticbfcit in 3ügel gehalten. Sie
Shorbcit wirb nicht an einem 'Äbcnbe angenommen unb ab>
getban, fonbern &age lang fortgefefot unb bie ^olicei nimmt
nicht ben ruhigen, ernften fBürger in Sdiufc, ber bie
griffe ter &l;orbeit von fid? abgalten will, fonbern bie Zt)0-.
ren finb bie unantafibaren ^Perfonen, benen fein, wenn aud)
etwad berber Scberj, übelgenommen werben barf. tfirßet btn
2Ra&fen ber ^ulcincllS, ber Guacqueri, Jöettler, j)omino u. a.
(f. ÜJIaSfen) haben bie ital. GarnevalS in ben verfebiebe»
nen Statten noch befonbere 6igentbümlid?feitcn. 3n 9?om
wirb ber Garneval auf ber langen (Straße Gorfo abgebalten.
gen mit bunten SRa&fen gefüllt jteben auf ber einen Seite
bin, auf bec onbern ber. 3wif$en tiefen SBagen winmcU
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Fata HI or^ana
14
Fatum
e9 »on SRaSfen. (SS ift ein ©ebringe unb ©cfcbrei, von
be|Jcn Berwimmg wir (eine BorfteUung haben. XUe Qau>
fei finb überbted mit reichen SEeppicben »erjiert unb au* aU
Un gcnflcm ((bauen SWaSfen auf baS Seroirr ber (Straße.
3u ber Erhöhung ber allgemeinen Sebenbigfeit trägt nicht
wenig bie allgemeine Sitte bei, ftch gegenfeitig mit Gon.
fettt ju bewerfen. Urfpninglicb waren bteS überjueferte Jtör«
ner, mit benen man ftcb im (Swberj bewarf, jefct bepubert
einer btn anbem mit ©ppSf intern, bie »on Krämern ge>
fdbäftig »erfauft werben, unb jebe SRaSfe führt biefe SB äffe
jur Bertbeibigung unb jum Angriffe bei ftcb. 3eber Sag
beS Garne»alS wirb bureb ein 9>ferberennen bcfcbloffen,
welches bem 3ubel beS S8ot?e§ bie Krone auffegt. Soiba«
ten entfernen aus ber SRitte jwifchen beiben SBagenreiben
bie SRenfcben unb barauf werben nad; einem gegebenen Sei*
eben mutbige 9?offe ohne ßügel unb Sieitet an bem einen
Gnbe bc5 ßorfo loSgelaffen, welche mit einer pfeilfdmeHen
©efebwinbigfeit bie lange orrapf herunterrennen. jDeröe»
[User beS juerft am Siele anlangenben StojfeS erhält ein
Stüi ©olb» ober Silberftoff. 9cadbbem am legten Sage
baö lefcte $ferberennen gehalten, nimmt mit ber einbrechen*
ben Stacht bie allgemeine Üiift ben gewaltigften 'iluffdjwung,
um bann in bie fülle gaftenjeit fich aufjul6fcn. Siebter
f sU?occoIi) erfebeinen immer mehr unb mehr, halb hat jebe
SRaSfe ihr gidjt , ja oft ganje Äuffäbe »on Siebtem. XII c
2ü.agen unb Käufer finb gleichfalls mit Siebtem befefct. 2>ie
Suff beffeht barin, bafl einer bem anbem ohne ttntcrfaf? baS
Siebt au§}ul6fcben »erfuebt, bafj eine bin tum ©eberj gr>
worbene ßerwünfebung 3eben trifft, bem fein Siebt auSge»
I6fcht würbe. „Sia aminazzato!" (werbt ermorbet!) ift baS
allgemeine SofungSwort, baö OTe einanber jurufen, womit
Keiner »erfobont wirb, wäbrcnb XUe im luftigen Kampfe
um bie Siebter begriffen finb. Urft natbbem baS ©ebränge
unb ®efd;ret einen ©rab erreicht, ber an ben toUftcn 2ßahn.
finn grenü, nachbem fid) bie SRebtjabI mübe gcfcbriccn unb
gebrängt, tritt aümälig ^Beruhigung ein, bie uRaefcn fehl ei»
eben ftd) , fowie ber üRenfdjentnäuel ftcb aümälig ledert unb
auftfft, nach .fjaufe, um bort mit einem Scbmaufe ju be»
fcbliefjen, ober mS SEbcater, unb fo enbet baS geft. — ÜRit
bem ital. Gaxiuwal bot in Seutfcblanb nur ber liinifdje
einige tfbnUdifcit, welcher ebenfalls öffentlich; auf ben ©tra-
gen unb in ©Aten abgebalten wirb. Xber auch; biefer, fo>
wie ber »arifer<5arne»al, welcher ebenfalls öffentlich ift,
jlebt bem itaL an Scbbaftigfeit nadj. — Der #aftnad;t$>
feter in JDeutfchlanb »erbanfen bie luftigen gaftnachts»
fpiele iiircn Urfprung, an benen bie wobu)abenben Bür-
ger ber ReicbSfiäbte ein grofjeS SSoblgefaüen -fanben. <5ie
waren Koroibien voll berber ©päfje unb fernigen SBifeeß.
Jata /Horcjana ift eine rigmtbümlicbe Suftfpieac«
lung (f. b.), welobe häufig an ber Meerenge »on SWeffma
jwifchen ©ieilien unb ber ital. Kufte »orfommt. ©ie entßebt.
wenn bie ©onnenftrablen in einem ©infel »on 45 ©rab auf
bie JDberfÜcbe beS SDteereS bei Sreggio fallen unb ber Spiegel
beS SWeereS »6Uig eben unb glatt ift. Bon einer Hnb6pe in
twr ©tabt, baS Äuge gegen baS 2Reer gerietet, bie ©onne im
Äiiien, fief>t man auf ber gläcbe ber <5ee Daläfte, Sbürme,
2Renfcben, Sbiere, ©äulen, Stuinen, furj bie mannidjfaltigs
ften ©egenftänbe beS SanbeS fcbneU bjttgjätta. ©a6 reijenbe
©emälbe wirb »on bem SBolfe mit lautem Subel bearu§t,
^ung unbÄlt eilt, SWorgana! STOorgana! mfenb, nad? bem
jjeftabe. Zbn baS feböne S3ilb ift balb wieber perfebwunben,
fowie fieb bie ©ebingungen Anbem, bie eS erjeugen.
iatum (baS) war nacb bem ©lauben ber alten ©rie*
eben unb fl?6mer. bie unerforfcbJübe, »UeS überwältigenb«
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Faulbaum
IS
FaulfleJber
9Dtadbt beS ©cbicffalS, bem (Setter unb SWenfcben mit un<
oennetblicbcr 9lotbwenbigfeit unterworfen waren. SBäbrenb
bie gried>. (Bitter menfdjlicbe Schwächen unb Seibenfcbaften
batten, war baS gatum mit einem (»eiligen, unabwenbbaren
irrnfie befleibet, fobaß eS ben Änfcbtin bat, als läge in ber
üebrt »om gatum bei jenen beibnifeben S36lfcrn bie crfle
Xbrnntg beS wahren, freien, felbftänbigen ©otteS, welchen
baS Cbriflentbum Ie^rt. Die SJerflärung jur Freiheit fehlte
ab« bem Saturn. 3e weiter baber bie (Jrfenntniß ber
5reibeit beS ©eifieS bei ben $bilofophen ber ©riechen ge*
hieb, befto mehr »erfchwanb bie ©cbicffalSibce unb ber
Wenfcb (ernte alS freies SBefen fein richtiges SJerhältniß uir
<3otrfceit erfennen. 9?ur bie SErauerfpiclbicbter bebienten ftcb
nscb ber SBorftellung eines unabw —Haren gatumS, ba
niebt* bl» geifrige Äraft beS SRenfcben erhabener berauSffeUt
alS baS Anbringen menfeblicber SöiHenSfraft gegen große,
L-nübenpinbliebe ^inberniffe. — Der g ata Ii SmuS (©laube
an ein Saturn) tft entweber ein irreligiöfer ober ein religid»
Ter, Je naebbem bie SRotbroenbigfeit, bie baS SBermigen ber
celbflbeftimmung ber jpanblungen aufbebt, ihren ©runb in
ber Watur ober tn ©Ott bat. 25er erflere (woju auch bie
Meinung, bie beS 2Renfcbm ©lücf unb Unglücf von bem
Innftuffe btr ©eftirne u. f. w. abhängig macht, gerechnet
srerc-en fann) betrachtet ben SD?enftr;en alS eine bloße Qu
i'aSeinung ber 9?atur unb unterwirft auch, feine ©etfleStbätig:
feH ben in ber SRatur wirfenben ©efefcen. 3ft aber baS geu
lüge geben beS SKenfcben an bie in ber ©Innenwelt bcrr=
>'a>enbe ^cotbroenbigfeit gebunben, fo wirb auch jeber 3uj
üanb, jete fliiebtung fetneS £ebenö ein SBerf ber 9iotbrocti;
ciafeit, an feinen JJugenben unb Saflern bat er feinen "Kn-
tbeil unb fein Dafein bat feine höhere JBcbcutung alS baS
bec ^flan.jen unb Sbiere. Der religiöfe gataliSmuS, ber
bureb Euguftin in bie ebriftlicbe ©laubenSlebre aufgenommen
tmb bureb 2utber unb Calvin erneuert würbe, fti'ujt fieb auf
bie Slotbroenbigfett ber göttlichen aTIwiffenbeit. Da fie nätm
lict) nichts jufaHig, fenbern 2ü*e$ notbroenbig vorauSfe$,e, fo
fei ber SRenfeb aneb im SBorauS von ©ort jur ©cligfeit ober
:ut SJerbjmmniß beftimmt. (0. Sott) erb eftimmung.) Die
-Sorbmenbigfeit auf ©Ott belogen, wirb aber jur grcil?eit beS
*cifieS, von ber cueb be» SWenfcfiengeijl feinen Urfprung ab»
laut, unb bie SBorjleUung beS gatumS geht fo über in
bie einer allmächtig waltenben, weifen SBorfthung, welche
(Rottes ift. ©egen folebe 9(etbwenbigfcit einiger
i|i fcie ber SKatur, fobalb fie nicht aud? aii tüfa
-::id?<r ©ei3f)eit betrachtet wirb, eine blinbe. Der
j r f. £atarbmu$ behauptet neben ber 9fotfywenbtgfcit einer
icn ä»orbcrbef?immung, wa§ freilief) unbegreiflicf; ift,
^rdbeit be3 SBiUenä unb äußert feinen verberblicben
■üu$ auf baS geben feiner ©efenner am meitfen baburdj,
tag man fieb Übeln, bic in betn 3tiNmntcnwirfen nariirli»
: Urfacben ir^ren ©Tunb $aben, wie yeft unb geuerf«
:na£, nicht entjieht unb ftih gegen fie frrrcrtbrt, roetl
•.:t fie gewellt. JJäßt aud> biefc 2Crt bc^ gatali^muä bic
cn unb ben ©lauben an bie perfönlid^c gortbaucr nach
n Jobe uniin^cra|1et, fo beugt fie bod? ben Sttenfebcn
unC raubt ihm bie ©lütffeligfeit , bie ü)m feine eigne
Ziymb gewahren foU.
faulbaum. 37?it biefem tarnen werben »erfchiebenc
r.'i.-M/, üomcbnilicb aber ber gemeine Jraubenfirfchbaum
unb ber ftadbellofe Ärenj» ober Seghorn belegt. Dernau
benfirfebbaum ^etehnet nd) bureb ferne weipen, füßlieb M
tenben, bingenbtn iBtutentrauben, bie jeitig im grühiahrc
erfcheintn, unb burd> feine graufdjwarje, jtinfenbe Siinbc
au3. ISt ftnbet fid? als ©traud) unb iBaum in ben 33d(
betn unb wirb häufig gu ^?ecfen angepflanzt. Dad 4?ol;
nimmt eine febfine Sarbe unb Politur an unb wirb in grant-
reich häufig unter bem 91amen iJucienboi^ »erarbeitet. Die
8?inbe, befonberi bie innere »on alten ©tämmen, liefert
mehre baurrhafte Sarben unb wirb auch als Xnneimittei,
wiewol febr feiten, angewenbet. Der eigentliche gaulbaum
ifi bie in Deutfd»(anb gemeinfle Ärt beS Jtreui • ober Sßcg>
boms unb ftnbet fid? überall in $ecfen, ©ebüfepen Mnb SBäU
bern als ein ©traud), feltener als ein 10—15 J. bober
iBaum. Die überbaut her Srinbe, befonberS ber jungem
ttfie, ift febwar^braun unb mit weifen fünften befrreut
Die fleinen weiß(id)grünen S31üten flehen büfchelroeife auf
einblütigen ©fielen tn ben JBlattwinfeln unb binfertaffen
runbe, anfangs gelbe ober rotbe, gereift frhwarje {Beeren.
Die leichte Jtohle beS £>ol)eS wirb jur Bereitung bes ©chief«
puloers eerwenbtt, baher ber SRame ?)u(oerhoij, welcher in
mehren ©egenben gebräuchlich ift. Die 9cinbe färbt ohne £u«
fat] gelb, aufjerbem aud) bureb berfchiebene tiorbereitungeit
unb 3ufä^e auf SBoQe rott> unb braun; bie Sßurjel liefert
JDlioenfarben; bie unreifen Seeren färben gelb, bie reifen
violett unb grün. Die dtinbe wirb als Heilmittel nur gc=
gm Jtranf^etten ber %t)\txt noch i^Ut angtwenbet.
/aulfifbrr, fauliges Sieber wirb eine meiftenS fefjr
f(efäbrlid;e, mit einem aufgeläften 3ufianbe beS JBlutcS, Qx-
cblaffung ber fefien Sbeile unb großem SSerfaKe ber Jträfte
verbunbene jtranfbeit genannt, bie ben ihr beigelegten 92amen
nur im uneigentlirhen ©inne beS ÜBorteS verbient, ba, wie
hefannt, im lebenben JWrper feine allgemein verbreitete S*uU
niß ftattfinbet, häufig erft auS anbern Aranfheiten, aber un<
ter ßtnwirfung befonberer Umftänbe, bie ihre (Jntftehung
hegünfiigen, auch, fo ju fagen, von felbfi entfielt, wenn fie
einen gtmiffen ©rab von S36Sartigfeit erlangt, einen eigen>
tb um Ii eben 3tnftccf uncjsftoff entwickelt, ftch bann aud? wol
bureb SJermittelung ciefeS weiter verbreitet unb in ber gro»
ßen ^Rebtyibl ber Salle folgenbe AranfbeitSerfd?einungen
barbietet. Slacbbem fürjere ober längere 3eit ein bumpfer,
brüdenber Jtopffd?mer j , traurige, büfiere ©emüthSfümmung,
immer junehratnbe SKattigftit unb ©cbmeTjbaftigfeit ber
©lieb maßen, blaffe, erbfahle, bläuliche ober felbfi febwärj:
Hebe gärbung ber 4>aut, flarfbuftenbe 9(acbtfcbweiße, unru»
higer, ntd;t erquiefenber ©eblaf, geringe @ßluft mit fauligem
©efdjmacfe im 3Runbe unb auffaHenber Ttbneigung gegen
gleifchfpeifen, aber befio größeres Verlangen nach fäuerlichen
Dingen, bächft übelriechenbe Ausleerungen bureb Darmfanal
unb fjamblafe vorausgegangen finb, tritt baS gieber felbfi
mit groff, ©cbaubern unb einer immer fteigenben a^ifte ein,
weld?e (entere (ich befonberS baburd? auszeichnet, baß fte in
ber .feaub eines ©efunben eine eigenthümliche pricfelnbe,
felbp beißtnbe ©mpfinbung verurfadjt. 9lun (leigern fidj
alle oben angeführte 3ufaQe, bie IBenommenheit beS ÄopfeS
mehrt (tcb, baS freie ffiewußffein trübt fid; immer mehr, ber
Jtranfc verfinft in ein bumpfeS £inbräfen, fein ©efidjt brüeft
große Slraurigfeit auS, bie Äugen rotben fid) ober färben
jicb wol auch gelblid), grünlich, verlieren ihren ©lanj, tbrä.«
Google
ntn, wetten ffiet, f*lelenb ob« na* oben wtbtebt Die
3unge belegt fi* fefct (iarf , wirb troden unb jitternb, ba«
ganjt 3«mete bet «JWunfcboble, bie «Üpyen unb 9tafenlö*et
Wommen ein fcbmujige«, rußige« Änfeben, bet att)em, fo»
wie alle ÄuJfonbetungöfioffe be« Kirpa« wrbreittn einen
b6*fi Übeln ©eru*. Xuf bet ttocfenen obet eon einem fle«
brigen, ftinfenben ©Aweiße bebetften ^wut jeigen fi* blau»
webe gierftn, bin unb witb« au* weiße gritfelbläSAen.
Da« üttbembolen witb ftöbnenb, t6*elnb, bie Stimme un»
»erftdnbli*, ba« ©pte*en wot auA ganj unm&gliA, JEbeile,
welAe gebtücft, baburA wunb obet fonft »etleftt wetten,
geben letAt in Stanb übet, im «JDtunbe entfielen ©Awdmm»
eben, e3 fMen ftd) erfAopfenbe Dut*fdBe unb Slutungen
au« allen natütli*tn Öffnungen bei -Kdtptr« ein. Da«
tut* fie entleerte »tut erf*eint febr bunfel gtfdtbt, flüffi«
atx al« gewobnli*, gerinnt nut f*wet ober gat ni*t unb
befinbet mt in einem mebr ober weniger aufgel6flen 3u»
ftonbe; e« bilben fitb fcuft* unb DtüftngefAwüljie unb un»
ter nenwfen 3ufdHen erfolgt bet SEob. ©clten nimmt ba*
gaulfieb« einen günftigen «u«gang , immer aber erbolt fu*
ber Kranfe nur febt langfam} bduftg gebt e« in anbete
Äranfbeiten über unb enbet noeb burd> biefe tobtliA ober
Unterlägt wenigjten« gern fAlimme, meift unbeilbate Übel,
fo j. S. fcäbmungen »erfebiebenet TLxt, Xaubbtit, Slinbbeit,
@ebä*rmßfAwdAe, mangelhafte »«bauung unb Srndbtung
be« Körper«, große Neigung ju Slutungen, wafferfüAtige
anfdjwellungen, jtarf iau*enbe @ef*wüte u. f. w., obet ber
SEob tritt wegen immer mebt überbanbnebmenbet gtf*öpfung
ein; bet .Körper febeint fiA gewifTermaßen noeb wdbrenb be«
geben« aufl6fen au wollen. Die Seicben geben außetotbenU
lieb fAneU in gdulniß übet. 2flle«, wo« btn Äörpet üb«
bie ©ebübt fAwdAt, bie gefunbe SRif(bung b« ©äfte bef»
felben wrbitbt, baber namentli* f*le*te, bur* faulige 3u6»
bünfhmgen »erpeftete 8uft, b« ©enuß faulen ob« »on rtan«
fen »bieten gewonnenen gltif*e«, gamlicbet «Mangel an
Vflanjenfofl, bagegen au«f*ließli*e Seßftigung mit gefaU
jenem gleit'**, feuchte unb $uglei* warme SBttterung bet
tiefem löatometerjianbe, btanbige unb fölecbt eitetnbe Sßun»
ben, febletbafte Sebanblung anb«er, namentli A
unb neroifet Kranfbeittn begrünben »orjugävoeife eine Un*
läge gum gaulfiebet, ba« bann butA einen 3ufaQ jut Xu««
bilbung fommt unb um fo gefdbtlicbVt witb, je fcbwdAlitbet
bet Kotptt be« «Patienten ift
/aultrjtcr (ba«) ob« b« 3i ift ein ©dugttbi«, bem
bie ©*neibejdbne fehlen, ba« ab« oben unb unten auf
jeb« (Seite einen Cdjabn, oben vi« unb unten brei Staffen*
jdfjne bat (?« bat eine furje, f!umpfe Scbnauje mit einem
etwa« »orflebenben Äinn unb wenig be&aarttm ©tfi(btf ba«
bet t« einigermaßen menfcbendbnlicb au«ftebt. Dn Setb ifl
febr plump unb mit rauhen, graubraunen paaren bebeeft;
an ibm flehen fQorbetbeine, bie fajl nod? einmal fo lang
al« bie Hinterbeine finb, unb ein für)«, haariger Schräm.
Xn jtbem gujje t)at ba« gaultbi« brei große, ftumm ju»
fammengtbrüefte JiraUen, weicht unmittelbar au« bem baa*
eigen gelle ootfommen, mit bem bie ginget unb bie v2eh»
(en übetjogen finb. Sßefonber« jeiefonet e« fi* noä babur*
au«, baß ei ba« einuae ^hier mit neun $al«wirbe(n ift
Der 2fi lebt in S3tafilitn unb ©uiana in ben bi4te(?en
Ödlbetn au' Säumen, von beten 33ldttetn unb grüAttn er
ftcf) ndbrt, unb ift ungefähr jraei %. tana. 9r veridft (b
nen Saum ni*t eher, bi« « gar feine mbrung mesr auf
ihm ftnbet. ©eine ^Bewegung ift duß«fi langfam unb trdge
unb nur im Klettern jeiat ba* fonfl ganj ungefiirfte Stlji«
®ef*i(fli4feit. föon feinet Ätdgbeit b«t man fta> tbebem
riete gabeln erzählt, j. £3. baß et ein »olle« Kslbeä Joör
btauebe, um einen JBaum ju befieigen. Die« if!]ebo* übe»
trieben unb nut fo »iel wab'/ baß « fiA, nur um feina
Kabrung nacbjugeben, bewegt, ftd> feft an bie üfte mit fei«
nen Krallen unb 2trmen anflammert ober anbdngt, in bc
nen « eine große 9Ru«felftafr befi^t, unb au* in biefer
Stellung f*ldft. Den «Warnen 3ti foH ba« Ztytx »on bem
eigen thümlicben ÜEone haben, ben e« juweilen fybxtn lagt
2tuf bem «oben bewegt e« ft* feine« ungef*idten ©liebet^
baue« wegen mit mwtwürbig« Unbebülpt*feit. ÄUjdbrli*
pflegt ba« SBeib*en auf ben Säumen ein 3unge« ;ur £3clt
»i bringen, ba« firf? an bem haarigen Siütfen b« «JRutter aru
rlammert, bi« e« fi* felbfl emdbren fann. Die Snbianer ejjen
baf gleif* be« gaultbi««. D« 2ß tfl in unfer« Äbbilbung
bargeftellt ©ne anbere Xrt gaulftiet ifl b« On au, ber we.
nigtt langfam ifi, ebenfall« in ©übametifa lebt unb an ten
Botberfüßen jwei, an ben Hinterfüßen brei 3eben b>t
/ouum waren bie «Salbg6tt« b« 8t6m«, weI4>e als
balbmenf*li*e «Befen mit einem 3iegenf*wanje, ff einen £öv«
nem unb fpi^igen «Obren »orgefreHt würben, beten ®tim*
men man in ben SBdlbem o ernennten fennte. ©it bitfu-i
©6bne be« gaunu«, ben bie ©age al« einen .König ter
Utbewobn« Statten« nannte, unb fein« ©emablin gaun
obet gatua , bie au* al« bona dea (gute ©6ttin) »ercl>rt
würbe, ©pdt« würben bie Jaunen mit ben grie*. %>a>
nen (f. b.) p«we*felt ob« ibentifteirt. ©ie wutben übxu
gen« al« ®6ttet b« gtu*tbatfeit unb @*ü$« b« SfrttxXytxi
terehrr, wel*e mit Iüftemer 3drtli*feit bie «Jtpmpben tn-v
folgten, hatten ,u 9?om Sempel unb ihnen ju ehren rouc«
ben bie Softe ber gaunalien gefeiert Die Kunft, rvcuv
fte }um ©egenftanbe ber Darfiellung genommen, hat au '
bie gefpenfletbdfte ©eftalt b« gaunen »ertbelt unb Perföönt.
Die grobtbierif*e ©innli*feit, wel*e bur* bie »oefd-.
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Fangt ]
gliebntafen auSgebrücft war, ift turcb tic .Runfl fo t>ctfci*
nert unb glridjfam pergoftlicbt »orten, baß fie nur neeb in
beut etwa» ftnnlicb gelegenen, lacbelnben fDZunt1« unb in ben
etwa* fcbiefgefcblifeten Äugen an ber Übrigend burchauS ebeln
Oünaling-Sjcflalt ftc^> ausspricht. 3n biefer SBcife fleUt bie
"icbfolgcnbt, nach einer antifen ©ilbfdule qtjeieimete gigur
(inen jungen gaun bar, weldn-r bie a U1 r c blaß unb bei bem
Hl langaefpifeten Ehren unb ein Heiner ^ärneranfafe noch
cn feine t^ierifdjen Attribute erinnern.
Saudi (Doctor 3o&ann), tin berühmter Sehmarjrunff;
, ber um ben Anfang be» 16. 3abrb. gelebt haben fotl
unfi beffen bie beutfepe Dicbtfunft ftd) vielfach bebient bat,
;.m an ihm biejenigen geiftigen 83crirrungen, ju benen ber
£eurfcfre oermöge feine» G&arafter» am geneigteren ift, bar»
lujleüen. JBenn fich g. ©oft unb bem Gimmel trofeig ent»
.■rgenfiellt, fo geflieht bieS niebt, inbem er lacbenb ber guft
• geibe* fröhnt, noch inbem et ein Phantom ber 6b«
felhfbefiUig ju feinem gebenSprincip macht, fonbern mit tie.
fa ©eUbrfamfeit unb SBiffenfcbaft au»gerüfiet, übernimmt
et ftd?, felbjf ein £err ber ©ei|ter ;u fein, eer fid) bem
len ©orte» entrieben, ja entgegenfetjen fonnc. «ßic c»
-ber fietS bem enblteben ©eifte ergebt, ber fid? über ben un»
rlicpm Seift fteilt — feine ^errfebaft ift gar balb ju (gnbe
-5 macht einer ewigen Jtnecbtfcbaft ^lafc — ber ein Aerr
;r bofen ©eifter mar, wirb nadj wenig 3abren abgeführt
. :m Stufet, um eine Gwigfeit in fd^mablicber, fcbmerjlicber
Jtnc^cfcbaft ju liegen. — 2Ba» ba» jpijtorifdje von g. be;
fo fcH er in Jtunblinacn im SBürtembcrgifcb en , ober in
einem weimar. gierten, ober in Soltwebel (Sal^ve*
W.), einem SräfctcrKti in ber 'iltmarf föranbenburg, geboren
--.! fpiter von einem reiben Sietter nach Wittenberg genom;
:-rra, erlogen unb jum (Srben eingefefet worben fein. 9tad>
Hungen foQ er in Wittenberg, nach Änbern in Ärafau unb
jtra ^ier befonberä 3Ragie ftubirt b.aben. Darauf dog er
-N»a. Sero.« 8er. II*
r Faustrecht
in Deutfcplanb umtuet unb fachte burch SBunbertbaten Stobm
unb ©elb ju erwerben, namentlich in $raa, Grfurt unb
geipjig foll er fein SBefen getrieben haben. 3« Arfurt hielt
er föorlefungen unb citirte »um ßntfefcen feiner Buborcr ©ei«
fterj in geipjta ritt er auf einem gaffe aus" Huerbacb'e' Äe(»
(er. tiefer ift noch, jcöt tin SSeiufefler unb jwei alte ©e*
mdlbe erinnern noch an ben Tfufent^alt g.'ä. vu» fiete S3e>
gleitet g.'ä werben fein gatnuluä SSagnet unb ein Jpunb
angtfübtt, in welkem lebte rn g.'S bienenber ^jöllengciit ge«
(letft haben foQ. tiefer ©cifl liiefi Sßepbiflopbeleä, unb ber*
felbe war eö, ber entlieh, nadpbem g.'6 £eit um war, in fei*
ner fefceujjlidjen SeufelSgefialt erfdpien unb ihn mit fiel) fort
in ben ipöllcnpfuhl nabm. £>tn £eidpnam fanb man mit
«erbrochenen ©liebem auf einem 2Rijlbaufen; nad; Vnbern
fofl il>m ber Teufel ju itunblingen ben Jpaiö umgebrebt ha=
ben. 66 bat auch nicht an Solchen gefehlt, welche baran ge*
Sweifelt, baß iemala ein Dr. gauft wirflüh eriljirt bo.be;
ie meinen Faustus, welche^ lat. ifl unb glüeflich bebtutet,
fei ein allegorifdjer 9came, ben man einer erbaebten Herfen
gegeben; 3(nbere haben ben Dr. g. mit bem gujl oenrech*
feit, ber unter bem (Jrfinber ber äuchbiucferfunjl (f.b.)
genannt wirb. Der Dr. g. iji oon jeher fo febr ein ©e»
genflanb bc5 3"<ereffe§ gewefeu, bap man PorÄurjem 106
Sßerfe (barunter auch auslänbifche), welche ihn angehen, ge>
jahlt dat. auch bie Malerei unb Jtupürftcchfunft hat ihn
pielfach }um ©egenfianbe genommen, jum Äbeil fiel; an*
fchließenb an bie poetifd;en Üöerfe, welche ihn fdjiiccrn. Dad
au8ge£eichnetfie poetifche Sßcrf ber Deutfchen unb vielleicht
aller Nationen ift ©ötbe'3 (f. b.) g., weldjeö einen 2Jtann
barfteQt, „ber in ben allgemeinen grbenfebranfen fi.t unge>
bulbig unb unbehaglich füblenb, ben Siefib beä heehfien
SBiffenS, ben ©enuß ber fcr)6nften ©üter . für un3uldng*
lieh ad)tet, feine Sebnfudjt auch n«r int minbeften ju be.
friebiaen, einen ©eift, welcher baher nach allen Seiten
hin jtch wenbenb, immer unglücftidjer juiücffebrt." Die
göttliche ©nabe erbarmt fieb iuletjt bti ©eftorbenen, nad)=
bem er noch ror feinem @nbe bie 3rrigfcit feine» Sreihen^
trfannt hat.
^austrtrht iff baiJRedjt beö ©tdrfern, wetche« überall
ba gilt, wo eä noch feine 4?errfchaft ber ©efege gibt ober
biefe umgeftofjcn unb perachtet wirb. Da» gaufireebt t>crrfcbtc
befonberd unter bem 2tbel be» 9Ritttlalter8, weichet mit ben
Waffen oertraut, unabhängig unb mächtig wat. Dagu fam
nod), baß bie ©efege bameri» febr mangelhaft unb bie lam
beShertlicbe ©twalt fchr fchwach war. Daburch fiel man
auf ben nabeliegenben ©ebanfen, ftdt) fclbft auf feine
eigne gauji Stecht «u oe rfcbaffen. 3nbeß würbe felbft
in biefen gefe&lofen Bujtanb eine gewiffe JDrbnung gebracht
unb über bie 'Xuäübung bes gauflrecbtS beftimmte Siegeln
feftgefe&t. (o. gebbe.) <&& artete aoet beffenunaeachtet fo
febr au», baf ade Sicherheit ucrfdjwanb unb fich iKitter
aud ben ebeljten ©efchlechtern nicht fchdmten, mit ihren
Jtnappen unb Keifigen «uS ihren Surgen beroorjubreeben
unb ben frieblidjen SSanberrr auf ber Sanbfrraße au»juplün*
bem. 5J.it fchwerem ©elbe mußte fich ber Kaufmann für
ben Srandpprt feiner ©üter ein fiebere» ©cleit erlaufen unb
auch biefe» würbe oft nicht refpectirt. Xußerbem aber über*
jegen fich machtige Kitter einanber mit Jtrieg unb an Kube
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Fayence 1
unb grieben im beutfchen SBaterlanbe war md)t ju benfcn.
SRoch mehren oergeblic^en Serfuchen fchwadjer Äaifer, bie»
fem Unwefen burd) bie fogenannten 8anb» unb ©otteSfrie*
ben ju jleucrn, gelang eS enblidj 9?ubolf »on .^abSburg,
eine ftRenge Slaubneft« ju jerjWren unb für einige 3ett
SRecht unb Sicherheit berjujfrnen; bod) erjl burd) bie <£r»
ridptung beS föroab. ©unbeS, 1488, beS ewigen ganbfrie»
benS unb beS «ReichSfammergerichtS, 1495, würbe tiefen
©teueln ein (Snbe gemalt.
Janmet ober gawanee ijl eine Art irbener ©efchim,
»eUtc grctjqen bet gemeinen Sopferwaare unb bem ?>orjeU
tan (f.b.) mitten inne (lebt, ia neuerer JJeit aber burch baS
Steingut (f. b.) jiemlid) »erbringt worben ijl, unb fei«
nen SRamen »on ber ital. ©tabt gaenja bot, reo eS fd>on
fett langer 3«it oerferttot würbe. Die gapente jeieb.net
ftd) »or bem gemeinen JJopfergefdjirr burd) geinheit, Dauer«
baftigfeitf fc$ne ©lafur unb ©lafurmalerei auS, unb ifl
um fo »orjügltd)er, Je größere Ähnlichkeit eS mit bem $or«
»eHan bat. 2Ran nimmt jur gapence feinen weißen fttym,
ber mit feinem ©anb ober flarem ©pecfjtein ober Alabafter
»ermifebt wirb. Chtmal« waren bie^oorjüglitbjlen gabrifen
»on gapence in Stalten, wo früher fogar bie auSgejeicbnetften
SRaler (Sijian, JRafael, ©iulio {Romano u. A.) bie unter
bem «Hamen SBaioltca befannte gawenee mit ihrer Jtunft
, »erfch6nten ; jefct wirb bie befle ganence in #ou*anb, granf«
reich, auch in iöcriin, SRagbeburg unb an vielen anbern JDr»
ten »erfertigt. 3n neuerer 3«t $at man, wie in «Steingut,
fe&warj abgebruefte «Rupferftiche in bie gaoeme eingebrannt,
unb eS bierin ju einer großen SSoHenbung gebraut.
Februar, gegenwartig ber jwette SDlonat be§ %&btt&
»on nur 28 Sagen, ju benen aber in ben Schaltjahren
(f. 3a^r) noch etn 29. lommt. Die ©nfdjaltung geflieht
aber eigentlich nicht am Grnbe beS SRonatS, fonbera nach bem
23., fobaß ftetä ber 24. gebr. eines Schaltjahres ber ©ehalt»
tag ifl. SBet ben S?6mern tjatte biefer 3Ronat eine ominöfe
JBebeutung, inbem man ber 83erftorbenert gebaute, bie in
beS $luto (gebruuS) ©ewalt fjch befanben. (JS würben
©ühnungSfeierlicbfetten abgehalten , t wober ber SWonat ben
SRamen (6on februare, reinigen, fübnen) erhielt, unb man
Mutete fleh, ^>cdi}eiten in biefem SRonate, ber ir)nen eine
fchlimme SJorbebeutung gegeben t)ätte, ju fd>lte^en. Ahnli=
eben Aberglauben einer »erhangmß»oHen JBebeutung haben
bteSpdtern mit bem @d>alttage »erbunben. Den beutfchen
SRamen #ornung leiten Einige »on bem alten Jbor, wel»
djeS ©ebmuj bebeutet, ab, ber aüerbingS bem Monate beS
2bauroettcr5 nid)t ju fehlen »{legt.
/eckten ijl bie Äunfl, mit .ipieb» unb Stoßwaffen im
Kampfe feinen ©egner anzugreifen unb fiel) gegen benfelben
ju »ertfjeibigen ; bie ©äffen, beren man fi<$ baber gew&fcru
lieb beim gelten bebient, finb ©übel, Degen, ^ieber, au*
ganje unb S3a»onnetflinte. 92ad^ ber S&tffe, beren man
Heb bebient, richtet ftc^ natürlich) aud[) bie TLxt beS Angriffs
unb ber 9Sertr> eibigung , unb namentlich jerfättt biernaeb baä
gelten in ©dalagen unb ©toßen. grüber pflegten bie Äam=
»fenben am tinlen Atme einen ©ebilb ju führen , mit bem
jie bie £iebe unb ©t6ße bti ©eanerS auffingen, bie©cbiu
ber finb aber gegenwärtig al6 überflüfftg abgefommen, ba
man gefunben bat, baß bie Xngripwaffc felfafl »on bem
'Jccbter. jur Decfung ^inreic^enb benu^t werben fann. Da«
9 Fechten
bur$ ift aber baö gedjten eine weit f$mierigere Jtunß als
früher geworben. <?J erfobert ni<ljt nur ©tarfe, fonbmt
ciidj große ©cwanbtljeit unb wirb baber nirfjt mit Unredjt
ald eine ber ebelften gpmnaflifc^en Übungen (f. ®»mna>
frif ) betrieben, .'pierin liegt auch ber ©runb, auö ben
noc^ ieft auf ben ;'lf abernten ged)tmetfler unb gecbt>
file gehalten werben, um ben ©tubirenben ©elegenbeit w
geben, in ber geebtf um! ti* ;n untemd>ten, oofeben nia)t
geleugnet werben fann, baß bierburd) ben »erboten er, 3mti<
!äm»Ten, bei benen bie gecbtfunfl eine evnüiicbe Xmvenbung
ftnbet, einiger Öorfchub geleitet wirb. Die Erlernung unb
Uebung be$ gelten« gefchiebt mit flum»fen ©äffen, bie et>
wad große ©locfen, x6rbe ober ©tidjblätter unterhalb ber
•Klinge über bem ^anbgriffe haben unb welche 9ta»iere
genannt werben. SBemger auSgcbtlbct al§ bie Äurtjl tcö
gechtenS auf ©äbel unb Degen ijl ba* gelten mit ber
Sanje unb bem £3a»omtet. Dajfelbe wirb nur in einigen
Armeen, namentlich in ber fächf., tunflgerecht geübt. —
Die Horner fanben ein großes Vergnügen an ber gechtfunft,
baher traten bei ben iffentltchcn Jtamöffoielen gechter, ®Ia>
biatoren genannt, im Kampfe auf Sehen unb 3! ob auf.
Anfanglich trafen nur »erurtheilte Verbrecher, ©f(a»en ober
©efangene als ©labiatoren auf, fpdter aber auch freigebe-'
rene aRänner, bie jum Xbäl ein ©ewerbe barauS machten,
©ie würben in ©cbulen unterrichtet, beren SJorjleber fie
bann ju ben gejrfpielen »ermietheten. SBurbe ein gecbl«
»om anbem niebergeworfen , fo tonnte er burch ein Seiten
bie (Sntfcheibung beS SSolfeS über fein ©cbicffal anrufen,
wahrenb baS ©chwert beS ©egnerS auf feine SBruft gejüd!
war. DaS JBotf entfebieb ebenfalls burch (in 3(tchen jum
geben ob« jum JEobe. Dft ertrugen biefe ©labiatoren mit
bewunbcrunaSroürbigcm SKuthe ben£ob, inbem fie bie gib
fpradie beS «olfS »erfchmahten. — ©ct)on früh hat fich bie
fiSilbbauerfunjl mit Darflellung »on gcchterfleHungen bt>
fchaftigt. (Rne ber fcbönflen etatutn beS Alterthum* ßeffi
einen geehter »or, an beffen linfen Arm man ftd) ba§
unb in beffen rechte $anb man ftd) bie »orgelhedte SBJan4
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Federharz
19
Federn
btn^ubenfen mufj , um ein »ellmbete* S3ift> eineä alten gecb»
trr* tu haben. SUfe Statue ift befannt unter bem tarnen
bei feorgb, e fe'fcben geebtetS, weil jTe in ber SöiHa
»orgbefe bei Stein aufgefteflt war. (gegenwärtig ift fte
in $arie«.
/tj>rrh,ar3, SaoutcbouF, Jtautfcbuf, eUflifcbcä
CBummi, Gummi elaiticam, nennt man bie an ber
£uft geronnenen SKilcbfäfte verfebiebener ©ewäcbfe Xmerifai
Hnb Djh'nbienS. Scbodj ift ei vorjüglicfr ein Saum (Si-
phoaia elaitica Rieh.) ©raftlienS, ber bafi in ben Raubet
fommcnbe geberborj liefert. Siefer Saum bat einen boben,
fcblanfen Stamm, bejfen Kinbe am Unterteile borfig, wei*
ter eben glatt iß unb entaeber freiwillig ober noch reicbli»
(ber bureb tiefe (finfebnitte ben an ber 2uft ba(b erftarrenben
ober gerinnenben SRilcbfaft ergießt, fobaß biefer oft in blafjs
grauen, ganfefielbitfen, viele (fUen langen gaben herabhängt.
Sai Crinfammeln unb ßubereiten bei Safteä gefcbiefit be»
fonberi in ben SBälbern von 9>ara unb ber 3nfel SBarajo.
SKan macht an mehren Stellen bei Stammes, befonberc? in
ben {{Sonaten oom SDtai bis Zug., tiefe fenfreä)te ©nfebnitte
unb Hebt unterhalb berfelben fieine Scbüffeln von unge>
branntem iEtjon an, bte metfi in 24 Stunben gefüllt finb.
Der fo gewonnene Saft wirb nun, bamit er febneuer troefene
unb ntebt faule, über verfebiebene aus SEfjon gebilbete gor»
nun geftri$en unb biefe über ben Kau# von (angfam dcc-
brennenben toben griicbtcn ber Dauffoupalme gelangt. 83on
tiefem Stauchern rübrt bie äußere fcfcwarje garbe ber Öum-
miflafcfcen vornehmlich, ber, benn bai innere, befonberä ber
bieten Stüde, bie man je$t unter bem Kamen ©ummi»
fpeef im Jpanbei führt, ift gelb liebweiß. Kacb ber Käucb/s
nag jerflopft man bie formen unb fcbüttclt ben Sbon aui
ben (Summiflafcben. ©er Baum, au« bem, fm franj.
®uoana, ba« geberbar» gewonnen wirb, fceifjt bei ben Qim
geborenen Jpeoe. Siefer unb ber oftinb. geigenbaum, ber
gleichfalls gtberbarj liefert, ftnb in vorfte&enber Ebbilbung
bargeftellt. Sie Jlnwenbung bei geberbanei, welchen Kamen
bai Jtautfcbu! bor feiner großen geberftaft (Clafticitit) er»
galten bat, ift jefct fer>t häufig unb verfebtebenartig, befon«
beri feitbem eS ben Gbemifem gelungen ift, baffelbe in atbe»
rifeben jblen aufjulofen unb fvater wieber mit Beibehaltung
feiner tjlafticität ju trotfnen. Sie gelungenften Xicrfucbe unb
wrjüglicbften UerfabrungSarten hat fcüberSborf gemalt unb
erfunben unb btefelben in einer Schrift gelehrt j „£ai Kuf«
läfen unb S&ieberber (teilen beS geberbanei, jur Sarftettung
luftj unb wafferbiebter ©egenftänbe u. f. w." (Bert. 1832).
ÜRan bereitet Ballons, platten, Köhren, 3«ucbe, girniffe
unb jble barauS, mittels welcher man vielerlei äufjerft nufc;
bare ©cgenfidnbe berfiellen rann. Buch ift ei gelungen, bem
geberbarje verfebiebene gärbungen ju geben. 3n Groglanb
wirb feit einiger 3«t mich flüffigei geberbarj eingeführt,
wobureb bie Znwenbung beffelben febr erleichtert ifl, inbem
baffelbe bie Gtgenfcbaft bat, fieb mit bem SBaffer ooQfom*
men gu vermengen, ohne babet eine anbere {ßerdnberung,
a(8 Serbünnung, ju erleiben.
ftbtrn feigen junichfl beFanntlich biejenigen t^ierifeben
Xheile, welche ben Sögeln jur öebeefung ber ipaut bienen
unb ftcb bureb geiefctigfeit, (Stafticität, bie babtr auch ge»
berfraft genannt wirb, unb nicht feiten bureb garbenpradit
auSjeicbnen. 2fuf tiefen- @genfa)aften beruht bie vielfache
»nwenbung ber gebern, nacb ber fte SBettfebern, ^uö«
febern unb Scbreibfebern genannt werben. 3u ben
JBertfebern werben bie leichteren unb weichten gebern ber
©änfe, fibergcinfe unb Schwäne genommen, welche glaum»
febern, Dunen ober Saunen beißen. Vucb bie fiärfem
gebern biefer Sögel, Schwing febern genannt, werben
ju biefem Swecfe verbraucht, naepbem fte gefchliffen worben,
b. b. naepbem man ben jartern ifbeil, bie gähne, von bem
bartern, bem Jtiele, abgeriffen bat. Sie fchönpen, b. f).
leichteren unb weicbflen Dunen geben bie (5 1 b e r g i n f e (f. b .).
3u Scbreibfebern werben vorjüglicf) bte großen, jrarfen
gebern aui ben glügeln ber @dnfe genommen, welche $o<
fen, Jtiele, Svublen beißen. Kur fünf gebern in jebem
tSänfcflüget ftnb tauglich jum Schreiben, nämlich bie runbe,
bärtefle, aber auch lurjeflc Scfvofe ober £)rtvofe, bie beiben
barauf folgenben Schlachthöfen unb enblicb bie jwei fi3reit>
febern. Sie Scblacbtpofen geben bie heften Scbreibfebern;
fte jetchnen ftcb bureb einen natürlichen, nach unten ju au§.-
wärtä gefebrten 2(u3fcbnitt an ber fchmalen Seite ber gabne
au3. Sie heften gebern ftnb bie, welche ben Oänfen iur
SRauferjeit im 3JJai unb 3un. au§faQen. überhaupt ftnb
nur bie in biefer 3«t gewonnenen gebern jum Schreiben
tauglich. Sie gebern werben von eignen gabrifanten, tyo-
fenfebrapern, jum Schreiben vorgeriebtet , welche JÖvera«
tion bad 3itben heißt unb im Allgemeinen barin beftebt,
baß ben gebern burch .§itje bai gett ausgesogen wirb, wo>
bet fie hart unb alänjenb werben. TTuch bie gebern ber
Sdjwäne, ber weifchen fiähne unb ber Kuben werben alJ
Scbreibfebern benufet. Äl§ bie heften Scbreibfebern gelten
bie bollänb. Jtiele unb bie bamburger fogenannten See«
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Feen 2<
fpulen. — @*on in frü&em 3«ten fcat man ©*reibfebem
ouS ©olb unb ©ilbet na*gema*t, feit einiger 3eit aber
»erben fct>c »tele ©*teibfebetn au« »erf*tebenen 2RetaHcom=
pofitionen Perferttgt. 2ut* anbete Stoffe, j. JB. ©*ilb»
patt, finb jur Serfertigung fünfili*et ©*tetbfebetn beratet
roorben. 3ene ^abcu metft ben Seiner , bafj fte ju f*arf
ftnb, alfo in ba« Rapier einf*neiben, wäfjtenb biefe ju
ßumpf ftnb. Do* tjaben bie fWetaCfebetn b<n Sorjug, baß
fte länger halten al« eine tinmal gef*nittene, narürli*e ge-
bet, bo* fann man biefe au«bejfern, jene nicht. 3)erfonen,
wel*e tuet ju fc^reiben tjaben unb überbie« im ©*neiben
ber gebern ni*t geübt ftnb, »erben bie fünjtli*en Schreib»
febetn ben naturalen »orjiefoen. SDtan bat cnb.i* au*
»tele 2lrten w>n fogenannten Sintefafjfebern gemalt,
»elcbe mit Stnte gefüllt ftnb, bie (angfam na* ber
ber gebern ft* ergießt, fobaß man ni*t nött)ig bat, einju=
taueben unb auf Keifen fein Sintefaß bei ft* ju führen
brauet. — Dte©*mucffebern machen einen bebeuten«
ben £anbeBartifel au«. Sei un« bebient man ft* ittm
©*mucfe »orjugSweife ber #al>nen«, ber ©trauß» unb ber
Ketyerfebern. (5kbräu*li*er al« bei im« ftnb bie Sebent
jurn ©*mucf bei ben »Üben SJölfern. SRamentlt* lieben
bie «Reget bie JRebbubnfebem , mit benen baber na* Xfrifa
ein ni*t unbebeutenber fianbel getrieben wirb. JBefanntli*
tragt man bei un« bie gebern befonberS mm ©*mucf ber
$üte, alä geberbüf* e, »elcbe jeboeb nur noch beim ÜRi»
lUair im ©cbrau*e finb. ©e&r &aufig bebienen ft* bie
Damen bc$ geberf*mucf«. ©ne eigne (ni*t jünftige) $ro>
feffton bet geberf*mücfer bef*dftigt fi* mit #erfteüung
unb 2ntorbnung bet gebern jum ©*inucje. 2(u* ju einet
äxt %\i\i^at »erben -bie gebern »erfebiebener 5Bögel (befon*
ber« bie ©*wanenfeu*e, welche »ie <peU»erf »erbraust »et*
ben) perarbeitet, au« benen man SRuffe, ^alatine, SJlüfcen
unb betgl. bcr|Mt. Snbli* hat man au* bie tum Xt)tU
fünftli*, jum Stbeil von Statur f*ön gefärbten gebern ;ur
fünfttieben Jjperfteüung »on JBlumen angeroenbet. Die Sföerica»
net jtellten au« ben bertli*en gebern be« Äolibri« bie bun*
teften ©emälbe mofaifartig jufammen. Siefanntli* ftnben
bie gebern no* eine t>iclfact>e Ttnmenbuna ju $infeln, 3afcn=
Pokern , Pfeilen, gebetbdflen, jur JBerielung ber ßla»iere
unb anbetet muftfalif*et 3nfttumente u. f. w. — gebetn,
©ptingfebetn Reifen ftgürli* au* platten obet ©trei»
fen oon ©tabl obet gebättetem @ifen, »e($e eine gtof e Qla*
fticitdt (gebetftaft) heften. Diefelben laffen ftd> butcb ei»
nige (Semalt beugen, fpringen aber, fo»ie bie r)altenbe Jtraft
nachläßt, »iebet in ibre »orige 8age jutücf. ©olebe gebern
finben eine fet>c Bielfadfje 2lnn>enbung jut ^ttfleBung »on
©*l6ffern an Spüren unb ®e»el>ren, »on Übten u. f. w.
2£uct> an SBagen bringt man »erfebiebene Ärten »on detail«
febern an, »elcbe ba$u bienen, bie Stöjje, »e(*e ber Sßa-
gen auf unebenem ©oben Kleiber, minbet fühlbar ju machen.
Jttn ftnb bie frönen ©efefröpfe ber ^)^ntafte, »eib»
Üäft SBefen, »e(tt)e mächtiger atö 9Jlcnfcr>en unb boeb feine
©otter unb ebenfomenig grauenenegenbe ©efpenßet ftnb.
Man »eiß ni*t, wann unb »o bet ©laube an fte entfiam
ben, e8 f(f>eint, alä ob fte immer nut im Reitze bet ^oefie
gelebt hätten, ohne jemals ©cgenftanb teä te(igi6fen ÄJoifö*
glaubend gemefen ju fein, ©ie fteben bem SJenfcben nä=
$et all bie ©örtet, benn »ie bie 2Rtnf*en ftnb fte einem
I Fefffeaer
©tt)icffale Mntertt)an, wüd)t& fte nicht ju ubetmfnbcn eer>
mögen; fte baben bie Neigungen , ja 8etbenfdjaften betSÄen»
fö)en, ba^et nehmen fie au* am ©*icffa|e berfelben ben
regfien Äntheif. ©ie erfebeinen an bet äBiege be3 9leugc-
borenen, an bem fte 2Cntt>et( nehmen, fte propl^ejeien fein
©ef*Uf, fte feilen ibm Siunbergaben mit, ©efcbenfe/ bie
ibn glüeflieb ober unglücfli* machen formen: einen 3Rante(,
bet unftebtbat ma*t, einen Scutel, bet nie leer witb, au*
JEugenben, ©*6nbett, Softer, ^dfi[i*fett. 3a ni*t feiten
ijt eine teijenbe gee in Siebe ;.u einem Grtbeniüngling ent»
btannt; in menf*li*et ©ejtalt »on übetitbif*er ©*onbett
erf*eint fie ibm barm, »ieUei*t fommt fte auf einem mit
©lumen gef*mücften, w>n ©*»dnen gejogenen 9?a*en ju
bem glücfii*en 3üngling, beffen ©emablin fte »irb, ben fie
tn ihr 3ait berrei* einfuhrt, »o $aläfte aud Demant liehen,
golbene grü*te an ftlbernen Säumen wa*fen, überall fanfte,
teijenbe fDIuftf erhallt, 9Bob(gerü*e buften, frpRaHtne
GueHen riefeln — obet bei bem fte bleibt, bi* SEob obet
Untreue fte trennt. SBie bie gee fam, fo »erf*winbet fte
wieber. Die Äinbet, au8 fol*et 6be entfproffen, tragen
©puren überitbif*en UtfptungS an fi*j bie liebenbe QJhit»
tet etjier)t, leitet, rettet fte. 2tbet ni*t nut f*4ne unb gute
geen gibt e«, fonbetn au* böfe unb t>dßlicr>e. 9li*t feiten
(freiten biefe untereinanber, bie bofe gee fu*t bie ©ünftliiwe
ber guten ju oert erben. ^Iber bie gute gee mug julefet ffe>
gen, wel*e JJünfle bet SBerwanblung aud> bie böfe geinbin
anwenben mag. DieSauberei ift nämli* eigentli* ba$IBe<
ft^thum, we(*eS bie geen fo mächtig ma*t; aber fte trei»
ben ein Weitere« 3aubet»efen, »el*e3 feine »et»anbrf*aft
mit ben f*»anen ^>6D(enfünf!en bet eueren unb 3aubeter
bat. raher i|t oft au* eine gee mit einem 3auberer im
©treit, »o benn bie li*te itunft bie f*»arje enbli* beftegt.
Die reijenbengeenf*löffer, bie fte bewohnen, mit ibren
»unberootlen ©arten, ü)re ©unbergaben, fte felbfl in i()tn
^olben 9Jtmf*engefialt obet in »ei*et anbem ©eflalt fte
au* erf*einen mögen, finb SBerfe ifjret 3aubttfunft. Äein
SBunbet ift e8, baf fo gern bie Dt*tct mit ben 3aubet<
{tauen ft* bef*äftigt unb in taufenb gtenmSt*en bie
©ef*i*te betfelben niebetgelegt haben, einige Di*tet f»re»
*en bon einem großen geenret*e, einem 3auberfiaate, ben
bie md*tigften g?en bel>errf*ten5 e5 gibt ni*t* ©*öntrtä
aU biefe« »ei*, benn wa« au* bie ^bantafte ^>ertli*d
erfinnen mag: jenem 9?ei*e gehört t& an.
Jtsf<uvcf fo »ie( wie ÄeinigungSfeuer, ift na*
bemSJegtiffe bet fat^olif*en Äit*e bet 2J?itteljuftanb jwi>
f*en SEob unb ©tligfeit, wo bie ©eelen berjenigen grom»
men, bie no* ni*t ganj t>on ©ünben gereinigt au8 bem
trbif*en geben f*eiben, jeitli*e ©trafen erbulben unb ba»
bur* für ben eintritt in ben Gimmel geläutert werben.
SRut fat bie nt*t »oHenbeten gtommen tft baä gegefeuer,
ben ^eiligen unb ben mit Sobfünben Sebafteten öpet M
na* bem SEobe foglei* bet Gimmel obet bie ^>ötte. 2?«
in bemfelben ju letbenbe ^etn, bie jebo* bur* ©eelenme^
fen, ©ebete, gute SBerfe, wel*e für bie »erftorbenen übet«
nommen unb geleiftet werben, unb bur* 2Cbluf , ben man
au« bem @*a& ber Äir*e für fie löft, abgefütjt unb auf»
gtboben wetben fann, ijt finnli* fübtbar; etn einjiger gunfe
be« gegfeuet« f*ment erapftnblt*et benn aUt för»erli*c
bat ^renUtfprungjoeniatr tnßf
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Fehde
beliiene», wie 2. SRaft 12, 40 feg., ort »ielmebr in freit*
nifcben ßorjtellungen, rccldje »um SEI) eil in ba$ Cyrillen,
tbum übergingen. Die tiefer l'eljre ergebenen Äircbenüäter,
CieaunÄ Mn Bleranbrien unb ßtigene«, bilbeten biefc Bor*
frtUungen auä, bie aber in ber grieeb. Jtircbe nie, in btc
taboüfcben erft auf bem (Soncil ju gloren* 1439 unb ju
Orient 1545—63 fircblicb bejUtigt worben fmb. Die gelau*
teitc fatboüfcbe ©tauben&lelpte unferer 3eit verfielt baruntet
blo* ben aUmaligen Übergang in bie »oüf ommene Seligfeit.
.fdjfct ift ein altbeutfcbeä SBort unb beult fo viel wie
os?ift, geintfebaft, Jtrieg; in&befonbere aber bejetdfjnet man
bamil bie iut 3eit beS gauft rechts (f. b.) berrfebenben unb
tvabtfc^einlicr) von ber 83lutracbe (f. b.) abjbmmcnben
Jümpfe bei XbelS unb anberer Korporationen, bureb roelebe
tiefe ©treitigf eiten unter fieb ausmachten. (5S bejranben bar»
über gewiffe ©efefce unb ein eignes Sfecbt (gebbereebt),
■.r:tirrcb mebt nur bie Urfacben, auS rte leben eine gebbe be=
gönne», fonbem auch bie g6rmli cb fetten, welche babei beob*
achtet »erben mußten, fefrgefefct roaren. Doch entflanben
oft auch auS unbebeutenben Tlnlaffen beftige Serben, fo j. 58.
bie gebbe, meiere JjpeÜmann »on 5)raunbeim ber Statt
örarrffurt anfunbigte, weit eine Jungfer auS ber Stabt fei«
aem Setter einen $anj abgefcblagen borte. 3eber freie
üRarm hatte baS Stecht, einem Hnbern gebbe anjufünbigen,
todj raufte er ihm juoor baS bisherige frtebu'cfre Sierhältni(j
Feige
förmlich auffünbigen, welches man abfagen ober gebbe
anfagen nannte. Die* gefebab bureb einen fogenannten
Xbfages ober gebbebrief unb bei ben Wittern noch burch
baS Einwerfen eine« #anbfcbubS, beS fogenannten geh»
bebanbfcbubS, bureb heften Xufnabme ber ©egner ju
erfennen gab, baj} er bie Seljbe annehmen wolle. Die ebri
liebe g e f) b e mußte immer wenigjtenS brei Sage t>or 58 c
ginn ber geinbfehgteiten angefagt werben, ein ©ebraueb,
von bem fleh rmcb unfere beutigen JtrieaSerflarungen berju«
fcfrreiben febeinen. Der £erauSgefoberte tonnte (ich aber auch
bureb ©clb, gebbegelb, von ber angefagten gebbe lo8tau<
fen. Dem Sieger war eine unbefebranfte Verfügung über
bie $erfon beS JBefiegten, feine Beute unb ©üter juge|ran>
ben. STOit ber Errichtung beS ganbfriebenS unb beS Steierl
fammergeriebts, 1495, trat ein georbneterer 9techtSju|tanb
ein unb bie gebben tyfattn aflmAlig auf. 3n ber peinlichen
,£ai8gericbtSorbnung Jtaifer cÄarl V. wirb 3eber mit bet
©träfe beS Schwertes bebrobt, welcher 3*manben „wiber
SRed>t unb ©iüigfett mutbwiOig befebbet"; boeb würbe bie
gebbe für fhrafloS errtetrt, wenn t>om Jtaifer Srlaubnif; baju
eingeholt ober eine rechtmäßige Urfaebe baju »orbanben war.
/ftge nennt man bie birnfekmigtn, bei ba gruebtreife
faftig unb fleifcbig geworbenen grud)tb6ben be* Sc igen-,
bäum 8, welcher aus Xfien (rammt, aber in ©übeuropa
biupg angebaut wirb unb auch in unfern ©Arten im freien
i'anbe ausbauert, wenn er nur wabrenb be8 2BinterS gut
riCecft wirb. Durch bie Kultur finb gegen 20 tfbänbcruns
.rt biefeä SBaumeS, ber in ben warmen ganbern eine jiem=
luhe A6he erreicht, boeb meijt jhauchartig bleibt, entflanben,
«ich bureb bie geringere ober größere Wüte ber feigen
-"terfebeiben. Die 58tüten bejtnben fid) im 3nnern ber auä
:em ^)olje ber Bweige beroorfommenben geigen, unb jwar
mtweber nur männlich, ober nur rociblicb, ober miteinanber
;earifcht auf einem 3nbinibuum. Die in ben reifen geigen
befmbiieben Zugeben finb bie wahren grüebte. Um baS Stiu
■cn tcr geigen, befonberä bei benen, bie nur eingefcblecbtige
SSsten enthalten, ju befirbem, wenbet man im Oriente ein
fchtn ben 2flten befannteä JBerfabren, welche« ßaprifieiren
mirb, an. SRan bringt nämlich 3wdge von wil=
ben Säumen, in beren geigen fieb Reine Schlupfwespen be»
finben, in bie SfJdbe anberet, bamit jene Sfnfetten auch bitfe
anftechen, um ibre 6iet h'neinjulegen , ober man maebt
Stiche mit jugefpi^ten gebern hinein, waö einen ähnlichen
Grfolg bat. Den weichlich fuglichen ©efebmatf, ben unfere
frifchen geigen höben, heften bie ber warmem (Segenben
nicht; biefe haben einen weit triftigem unb angenehmem
©efehmaef, ber burcbS SErocfnen no4> erbebt wirb. 3u ben
heften im #anbel »orfommenben Sorten geb.6ren bie fmor«
naer, fittl., calabrifchen unb genuefer geigen. Sie wer»
ben in Jtijten unb Schachteln oerpaeft. IM SKorea fom«
men bie geigen von Jtalamata , bie auf Schilf gereibt wer«
ben unb ben Siamen Äran^feigen erhalten, din Jlranj entt
hdtt immer 100 Stücf. Diefe unb anbere Sorten finb
Feldmessen
*2
Feldzeichen
ttoclnet unb mlnbtt jutferbattig. — Det geigenfafe
wirb in Spanien unb Portugal bereitet unb ijt tin ©etnifcb
ber reifften geigen mit «Dtanbeln, Aafelnüffen , Linien, tyU
ftayen, feinen Kräutern unb ©erourjen. 9Jtan genießt ifcn
alt gonfcct. — Der umftebenb abgebilbete Saum ift bet in»
bifcbe Feigenbaum, SBananenbaum, welcher fchon ben
Alten befannt mar unb in JDfhnbien in beiligem 'Änfcbcn
fte^t Dcrfefbe ^eiebnet fieb baburd) auS, baß et 3weige
berabfenft, bic in bet ©rbe auf« SReue SBurjefn fcblagen
onb fta) fo auS utfprünglicb einem Stammt atlmälig ju ei<
net Keinen SBalbung ausbreitet.
JttitvxtBBtn wirb baS AuSmeffen unb Ginttyeilen bet
geltet in weitefter ©ebeurung, alfo eineS ganjen rptUFüriicb
ober butcb bit Statut abgegrenzten ©runbftücfS genannt.
jQin\u fommt bie ©eterhnung beS gldcbenraumS auS ben
gemeffenen ginten unb SBinfeln, fowie baS Aufnehmen beS
auSjumeffenben ©runbftücfS. DaS «Weffen felbft gefc^ie^t
nacb ben Ablieben Üftaßen, als SRuttjcn unb gufjen, mit £ülfe
t>on SRefftangen, UJepfcttcn , 2Rejjleinen unb ben in ber am
gewanbten 9Jfatbematif üblichen 3nftrumenten jum SReffcn
bet SBinfel, bie SSerecbnung beS glac&enraumS nad; ben in
bet ÜRattjematif bierju feftgefteHten Stegein. Durd) ba§ Auf«
nehmen wirb auf bem Rapiere eine 3eiebnung ber auSge»
meffenen ©egenb rjergefieät, bei weldjer t» namentlich bar>
auf anfommt, baf; alle, einzelnen Steile bte bet SBivflirfifeit
genau entfpredjenbe Sage unb baS richtige ©rößenverljältniß
gegen einanber haben. (Eine folä)e 3eicbnung , glurriß gc>
nannt, wirb habet nach verfieinertrm 5D?aßjtabe angefertigt,
b. b- rüäbrenb bie SBinfel in bet 3eidmung genau ebenfo
Stoß gemalt werben , wie man fie in ber Wut lidif eit bureb
3eobadjtung gefunben fyat, wirb in ber Zeichnung bie Sange
einer SXutbe bureb eine wißfürlicb. angenommene ginie auS»
gebrüeft, nadj welker als Sttaß aQe Steile ber 3eiebnung
genau biefelben AuSmeffungen geben, welcbe fte in ber SSBirt*
liebfeit nach SRutfyenmaß geben. Um bie Aufgaben beS gelb«
meffenS mit geiebtigfeit ausfuhren ju firmen, bat man ver»
febtebene eigne Snftrumente erfunben, unter benen berief:
tifd? (f. b.) bie miebtigfte ©teile einnimmt. Die gelb»
meß fünft macht einen ft&eil bet angewanbten SCtatbematif
auS; ein gelbmeffer muß aber außer binreiebenben ma>
tfjemarifcben Jtenntniffen auch noef) bie 3«idjnenfunfl unb
mancherlei öfonomifcfce unb jurijrifcbe Jlenntniffe innehaben.
JFclöejMtl) ift ein auS Ätefelerbe, S£r)onerbe unb Äali
beftebenbeS, weitverbreitetes SDJineral, baS fieb jum SE&eil
fr»ftatliftrt, jum SEfjeil berb in großer SHaffe ober einge»
fprengt in anbern Steinarten vorfinbet. Die febenfte Art
ift ber fafl wafferrjetle, farblofe, glaSdbnliebe Abular, bet
juweilen einen, bem ©pal Unlieben 8icbtfct>eirt (9J?onbftein)
bat, juweilen in SRegenbogenfarben fcfjtmmert (Sonnenfteinj,
2J?an finbet itjn am febönften auf bem @t.--@ottr/arb, in bet
D au p bi ne . auf 6ep(on unb in ©rdnlanb. Der ibuf ar wirb
ali Äinqftfirt getragen unb tbeuer bejaht. Der gemeine
gelbfpatb fommt in ben berfebiebenfien garben vor unb bat
ebenfalls einen febwacben ^eTlmutterglanj. 3n Sibirien pn»
bet man ben grünen gelbfpatf), weiter Ttmajonenjtein
genannt wirb unb auS bem man allerlei ccbmucffacbert t>cr-
fertigf. 3m faif. Gabtnet ju Petersburg jeigt man jwei
fo>6ne, auS Ämajonenjlein verfertigte JBafen. ÜRan benu|t
ben gemeinen getbfoatb aueb jut ^erfteßung bed ^orjeaanä
unb be§ ©temgut«, fowie jur Sereitung unburtbfftbtiger
Gm ailm äffen unb jum ©[öftren.
/fl&3fid)cn |mb eigentlieb alle im Äriege geführten mttt«
tairifeben Kbjeieben , ttjeilä um greunb unb geinb unterfebei*
ben ju f innen, tbciEö um bie einjelnen Abteilungen eines
unb beffelben ßeereft voneinanbet auSjuteicbncn. 3u ihnen
geboren nahet bte Gocatben, bie geberbufebe, bie Spätsten
bet Dfftjiete, bie 3>orteepee3 unb bie Äutcorbonö. 3tbe
Station bat befonbere garben, welcbe bei Ben gelbjeid;en an«
gebracht werben. Die wiebtigften gelbjeicben finb bie ga b -
nen, bte ben einjelnen ^»eereSabtbeilungen jum SBerfamm«
lunqSuicbcn bienen unb in einem Stücfe ieuef) befteben,
an eine Stange mit weiften*
metallener Spifce befeftigt ijt.
Der Urfprung entfpredjenber
3eid;en unb jum . : ben un;
fern fefjr äbnlic^er gafjnen ijt
febr alt. Die rim. JRepublif
borte (tatt ber gähnen ald gelb«
jeidjen für bie Üegionen Abler,
weld>e auf «Stangen getragen
würben. Ginen foleben XbErt
jeigt bie nebenfle^enbe 2tbbiU
bung. GS ift befannt, baß 9ta>
poleon dbnlicfte ?lblet bei fei«
nem £eere neben ben gähnen
einführte. Gigentlicbe gaf)nen
fühlten im rem. $rere juerjl
bie Jtaifer ein. Die alten Deut"
feben führten als gelbjeicben
eia an eine Stange bcfcftigteS
©anb, welcbeS ber $ttio&
(gelbberr) bem #ccre vortrug.
SJaebfjcr famen bie großen
Sanner (f. b.) auf. kleinere
gabnen hatten bie einjelnen ^»eerabtbeifungen. Seit Jtaü
fer ^arimilian L haue }ebe Gompagnie ber regelmdßivi
organijtrten Sanjenfnecbte eine eigne ga^ne, unb biet'
bavon ein gd^nlein. 3el}t pflegt nur jebeS Sataillc:
eine befonbere gafcne ju b,aben. Diefe gabnen tragen ba:
Sappen beS gürften, in beffen Dicnfte baS ^>eer fleht,
wie bie Stationalfarben, unb ftnb juweilen mit 3nfcbi"
verfemen. Die ga^ne ift ber ©cgenftanb ber greßten
furebt unb HnbÄnglicbfeit ber Solbaten, fowie baS €"*
ber gab,ne, weldjeS nur vor bem gürften ober beffen
Vertreter gefebiebt, bie größte militairifebe Gbrenbejeugi
ift. JSei ber gabne fcbw6rt ber Seibat ben Gib ber
feine gabne vetlaffen, ift fo viel wie befertiren, ftc
geinbe ftdj nebmen laffen, bie größte Scbmocb. Gine t?o
Äugeln jerfe^te gabne wirb für ebrenb gehalten, fcenn fie
beutet barauf Ijin, baß ba§ SBataillon \0)on oft im g1-
geftanben babe. 2IIS eine ber größten Gkrenbcjeigungei
wirb xuweilen ber ?tamc eines auSgejeicbnetcn Jtriegert mt
Grlaubnig beS ganbeSberrn in bie gabne geftieft.
ndebfie Sebecfung ber gabne beftebt auS bem gähne
ger, jwei biefem jur Seite unb brei hinter biefen gebe
Unterofftjieren , woju bei einigen Armeen noeb ein vot.n
ge&enber SDffijier fommt. Diefer gabnenjug ober
nenpeloton bilbet bie SRitte beS SataillonS. «Watt» r
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Felleilberg %
gapne riefet fTrf> bat ganje SataiHon, fowol beim Xtxin*
cirtn oI5 beim Sfen'riren. 3« einigen Armeen ^eißt ber
Srager bergabne gablienjunfer, in onbem trägt pe ein
9Jorteepee[apnrieb. kleinere gabnen als bie 3nfan»
tau, bat bie Gavalcrie, »elcpe ©tanbarten ober @(lon»
bar ten Reifen. 2tuc!t> nic&ttprijrlicpe 5B6lfer baben gapnen.
©crübmt ijt bie Jahne teö 'Propheten, meldie auö betn
SBorpange vor ber SEhüre einer ber grauen SRobammeb'd
gcroadbt [ein foQ. ©ie wirb in Äonflantinopel im 3nnem
btS ©erail in einer Capelle aufbewahrt, wo fit mit 42 [eis
tenen Uberjügen bebeeft in einer fofibaren Äapfel ruht unb
fortroabrenb von einigen mit unabluffigen ®ebeten befct>df»
tigten (Emiren beroaebt roirb. ©ie ift [djroarj unb mürbe
fcaper »on Sttohammeb ber [cbwane 2ttler genannt. 3m
Kriege unb bei einem Xufjianbe wirb eine [at[d?e 'Sahnt auf;
geftetft, weicht baS Statt für bie echte Sahne SJioijammeb'S,
iiö griffe JKeüajonS : unb S^ationalbeitigtfjum , palt
^Irnberg (S>bi"Pp£manueI von), geb. 1771 ju Bern,
ber berübmte SWann, »elcper fid; burcp [eine SJerbefierun:
gen in ber eantirirt'ofdjaft unb burcp bie von ihm angeleg«
I Felleuberg
ten rrcffttcfjen firjiebungSanjialten bie gr6§ten SSerbienfle ei«
worben bat. <5r (tubirte irt Bübingen bie S?edbt6»if[enfcbaf«
ten, roibmete fieb aber naepber gam ber JBolfSbilbung. 25urd)
anhaltente ©tubien in [einer ©ejunbbeit gefebwadjt, fteUte
er ftcö burcp bie eirifacblfen ©pei[en unb ©errdnfe mieber
ber, inbem er aHe feinern ©enüffe verfebmibte, unb markte
göanberungen in ber ©epiveij, 2>eutfcplanb unb grUnfrctcr),
um SRenföenfenntnifi ju [ammeln. gr befdjaftigte fiep [ort:
roäbrenb mit planen ju 83erbe[ferung beä Bol»leben8 auf
ben ©runb einer tuepttgen Erhebung, aber burtp bie [ranj.
ffieootution würbe er fi;r§ (Erfte abgebalten, tiefe feine SMdne
jur TCu&fübrung ju bringen. Durch ben Zoo [eines SÖater«
hm er 1801 in ben alleinigen S3eftfe beS (Mute» von $°f*
»pl in ber 9lat>e von {Bern, Gr verbanb ftdp alSbalb mit
bem berübmten 9)e|lalojji, ber [eine ©cbule na<p bem ©cbloffe
JBucpfee nahe bei ^oftopt verlegte: boep hatte tiefe S3ereini>
aung niebt lange JBeflanb. g. [uepte nun au[ aDe mögliche
SBeife nach, ben heften auManbifcpen 5Kuftent unb nach eig«
nen {Beobachtungen unb Erfahrungen, bie Canbwirthfcpafl
ju heben, er gab mehre lanbwirthfcbaftlicbt ©djriften per*
aus unb trat in SBerbinbuna, mit auSgejeicpneten S&fono*
Femgerichte 51
men. Daneben legte et ein Snftifut für »erwahrlofte Äin«
cer an, fowie ein öfonomifcbeS gebrinfhtut ju ©ucbfee. 3»n
3- 1808 würbe noch eine (JrjiebungSanjtalt für Ainber bö«
beter ©tanbe gegrinbet, wogegen g. baS öfonomifcbe 3n«
ftttut, um feine Äräfte ganj tiefer (frjiebunfltanfialt ju nnr>
men, welche febr großen ©eifall gewonnen hotte, 1818 ein«
geben ließ.
/fmgfrieljte, auefc greigerichte ober greibing, weft«
f&L ©erichte, gerne, heilige gebme, waren ©ericbtSs
l)öfe eigentümlicher Brt, welche fta) im ^Mittelalter aDmölig
in ganj Deutfcblanb einen bebeutenben Xbei( ber richterlichen
©eroalt, namentlich ber ©trafrechtSpflege, angemaßt harten,
über ihre (Jntffebung unb ©erfaffung ift von Jpiftorifern unb
SiecbtSgelebrten viel gefhitten unb über ihr JEbun unb treiben
©on Sfomanfcbreibern »iel gefabelt roorben. «Räch Buflöfung
ber altbeutfcben ©auoerfaffung, rooburefa Deutfcblanb ein ge*
meinfameS {Oberhaupt unb eine ?(maM mehr ober weniger
felbflanbiger gurften erhielt, ging auä) bie richterliche ©ewalt
cm bie 8anbeöb.erren über. Stur m 2Befrfafen, bem alten #er»
jogtbume ©achfen, hatten fich bei ber allgemeinen ©erwir*
rung, welche namentlich nach bem ©turje .^einrieb'S beS
göwen (1179) benfehte, »iele freie ©emeinben fo unabbÄn*
9*9 ju erhalten gewußt, baß. fte bie obere ©eriebtsbarfeit
(bte niebere würbe auch biet »on lanbeSbertlicbM fBeamten
ausgeübt) nicht burch bie »om fianbeSberm beftellten ©eam«
ten (bie ©ografen), fonbera burch felbfigewiblte höbe« Stieb«
tet (bie fogenannten greigrafen) ganj nach alter ©itte airt«
üben ließen. 9iut infofetn waren fte oft vom £anbe«herrn
abhängig, alS biefer baS SBejtatigungSrecht ober bie foge«
nannte ©tublberrfCbaft über fte hatte- £er (Srjbifcbof
»en üöln fudpte im 13. 3abrb. über fämmtliche greigerichte
in ganj ©ngern unb Seftfalen eine folebe ©tublbcrrfcbaft
ju erlangen unb ber Jtaifer, welker immer al« oberfler fo«
genannter ©tublberr betrachtet würbe, geflanb ihm auch fo
Biel ju, baß fein greigraf in biefem Diftricte feine riebter«
liebe ©ewalt ausüben bürfe, wenn er nicht juoor »om Crj*
bifebofe »on £ö(n geprüft unb beftättgt worben fei, unb baß
fein gretgeriebt ohne feine Einwilligung angelegt werben
foBe. DtefeS oberjle Äufftchtörecbt machte eS ben (Srjbifcbö*
ftn möglich, in bie innere ©erfaffung ber greigerichte 3Jtan»
ä}ti hineinjubringen, wa« ihnen urfprünglicb fremb gewefen
war, unb baburch febeinen fte im 13. %-.i-xh. ju fogenann«
ten ©tillgericbten (heimlichen ©ericfetten) geworben ju
fein, wahrenb fte früher, wie ba« altbeutfche gerichtliche ©er*
fahren überhaupt, öffentlich waren, ©eit biefer 3tit finben
wit auch ben KuSbrucf gern« ober »ehmgerichte (gaem»
ober Beimgericbte) häufiger gebraucht, welcher inbeß nichts
ttnbereS bebeutet als obere« (gabm heißt baS ßberße) ober
«lutgericbt, wa« gleicbbebeutenb tft. Doch war baSSer*
fahren bei biefen ©eriebten immer nur tbeilweife heimlich,
nämlich bann, wenn eS fich um tobeäwürbige »erbrechen
feanbelte. Ttbtx auch hierbei würbe immer noch unterfebte«
ben, ob ber ©erbrecher »u ben Söiffenben («cid, gemge*
noffen, vemenoti), b. i. Schöffen, welche in baS geheime
©erfahren eingeweiht waren, beren tfnjahl fich mit bereit
febr oergtößerte, gehörte ober nicht, ©egen Slichrwiffenbe
tonnte etn heimliches ©erfahren nur bann ftattfmben, wenn
flEe auf gehörige Xnflage, bie in einem heimlichen ©ericht
gefebeben Su fem febeint, »ot ein offene« gteigericht ge«
I Fenchel
laben werben waren unb in bem gefe&li<$en Termine oon
fechS SBochen unb bret STagen nidjt erfcfe)ienen, ober bie Jtlaae
ju entfrdfftn nicht im ©tanbe gewefen waren ober bte ©acr;e
eon ihrem orbentlichm ©crichte nicht abgefobert war. Dann
würbe ba« heimliche ©erfahren eingeleitet, ber Jtldger führte
ben SBeweiS ber .Klage mit fechS ©tbeSbelfern, b. h- er be^
febwor mit noch fech« anbern Scannern, welche aber alle
greifchöjfen ober SBiffenbe fein mußten, baß feine Änfla^c
in bet SBahrhett beruhe, unb ber 83cflaate würbe in bie
heimliche Zö}t »erurtheilt (oerfemt, oerfuhrt). Da« Unheil
würbe burch t»ie greifchöffen felbfl »olljogen, rtjobei jeter
greifeböffe, ber burch eiblidbe ©erfüberung anberer gemgenof:
fen t?on ber ©erfemung unterrichtet würbe, #ülfe ju leiftcn
eerpflichtet war. ©egen SSiffenbe war baS gan^e föerfal;«
ren heimlich, ©ie tonnten aber erft nach breimaltger Bota
labung, beren Termine jeber wenigjlenS fechS SBochen unfc
brei Sage ooneinanber entfernt fein mußten, »erfemt wer:
ben. <£rfcbienen fte aber, fo fonnten fte burch einen QU
ihre Unfä)u!b befchwören; biefen 6ib tonnte jwar ber Kn-
flöger burch einen Sib mit brei ©begeifern entfraften, cl=
lein bann flanb bem 2lngeflagten eine weitere ©ertbeibigung
mit fechS ©beShelfern, unb wenn auch tiefe mit 14 $erfo=
nen wiberlegt würbe, bte ©ertbeibigung mit 21 6ibcM)eU
fern ju, welches baS höchite ©ejeugniß war unb bie greb
fprtchung ohne 2BeiteveS bewirft«. SJurbe ber Berbredjcr
bei einem »or bie gemgeriebte gehörigen ©erbrechen (J?cim«
Wroge) auf frifeber Xijat (mit bebenber #anb unb gichtigem
SWunb) »on brei ober wer greifchöffen ertappt, fo fonnten
ihn biefe fofort richten. 3eber greifeböffe war »erpflidjtet,
in ber heimlichen Bebt atte ibmbcfannt geworbenen gemrcro;
gen anjujeigen. ©or bem gemgeriebte ju flogen, wnr ntn
erlaubt, wenn »or bem ertentiteben ©erichte beS ÄUlcjevJ
fein Stecht au erlangen flanb. ©on ber ©ericbtSbarfeit t>n
heimlichen ©erichte waren äße ©eiflliche, reichSunmittelbarj
^erfonen, welche bie »oUfianbige gartbe^tjobeit feefaßen, unt
»ielleicht auch Suben unb SBeiber frei. 9cur auf rotier,
b. i. wefrfdl. ©rbe, fonnten, »ermöge ber foif. »priotlegien
burch welche bie greigeriebte begnabigt waren, gemgericrjti
gehalten werben; boaj tebnten fte ihre SJeacht über gan;
&cutfcblanb au« unb miSbrauchten biefelbe hdufig .ju »ier
brechen unb ©ewaltthaten. 25aher fam eS, baß beim Stai
fet häufig ©efebwerben über fte einliefen unb ©efreiung ©o?
ihrer ©erichtSbarfeit an ganje ©tdbte unb ©ejirfe ertt>cii
würbe. HuSbrücflich aufgehoben ftnb fte inbeß nie, fte Fa
men aber burch bie im l*>. 3abrb- gdnjlich umgefialtcte (Sri
minalgefe<}gebung unb nach bem weftfäl. grteben burefc t>i
größere ©efefiigung ber lanbeSberrlichen ©ewalt, bereit frü
heret ©cbwdehe fte hauptfdehlich ihren Urfprung »erbanfter
immer mehr außer ©ebraueb.
Sttti\t\ ifl ein befannte«, in ©übeuropa einheimifc^e!
in Deutfchlanb in ©emüfegdrten unb auf gelbem angcbai
teS, auch h<er unb ba »erwilberte« Solbengewöcb«. st>
auSbauernbe SBurjel ifl ftarf, öftig, fteifchig, weiß unb fei
gewürjbafr. Der aufrechte, öflige ©tengel ifl, wie bte i
borfienförmige gdben getheilten ©Idtter, mit einem blaugr
nen Steif überlaufen. Die an ben 3wetgfptfcen großt, flat
Dothen bilbenben ©lüten ftnb gelb. Die ovalen Flein t
grüchte, gewöhnlich geftchtlfamen genannt, l^bm ein
febr gcwurjhaften ©entrt) unb füßen ©efebmaef. (Sie er
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Fen&on
25 Ferdinand I. (Kais. v. Östreich)
galten cm dtberifcbei jfcl, weubei föon bei einet Sempera«
tue wn 2—3 ©rab erharrt. Die frifeben SBurgeln werben
rote ftoflinafen gefpeifr. £ie IDbertbeUe ber ©tengel mit
ben unreifen grucbrbolben werben, wie ber gum ©n«
legen bn fauern unb $feffergurfen ali ©ewürj benufet unb
aueb fogar bie jungen ©tengel mit ben Wärtern in einigen
(Segenben als Salat geaeffen. %m wtcbtigjten aber ift bie
anwenbung bei gencbelfamenä ali ©cnjürj unb ttrgnel I5r
ift ein gelinbei 9?eijmittel ber Berbauungiorgane unb leiftet
vortreffliche Dienfle bei Unterleibibefcbmerben ber hinter.
Zuä) ali JBruftmittel iß er r>äuftg gegen f)uften unb £a>
tarn) in anwenbung, er reigt bie ©cbleimbaute ber {Hingen
rcobjtbätig unb fletjt febon feit langet 3ctt in bem Kufe,
bie 3Xilcr;abfonbcrung ju befirbern. «
Sbcdlon (graneoii be ©alignac be gamotte), geb. am
6. Xug. 1651, gejt. am 7. San. 1715 ali ©rjbifcbof von
ciambrap, mar ein ebenfo (iebeniwürbiger äTCenfcb ali xcatjx--
baft frommer $ricfter unb auigegeiebneter Scbriftfreller ber
grangofen. dx fiummte aui einer »ornebmen gamilie unb
wibmete fitb aui ber reinften Steigung bem Sniejterftanbe.
Salb naebbem er gu faria feine tbeologifcben ©tubten ge»
rr.adbt hatte, trat er ali Jtanjelrebner mit begeijfernben ^>re*
tigten auf. Naebbem er bureb auigejeiefcnete ©ebriften ei'
nen ausgebreiteten Stuf [ich erworben hatte, trug ibm Jtönig
gnbmia XIV. bie fiJefebrung ber $roteflanten in $ottou
cnf. Dragoner foßten bei bem SBefebrungigefcbdfte bet?ülf=
lieb fem. aber g., ber bie Siebe ali erjteS unb bornebm»
fle* ©ebot bei G driften tbum 5 im Serien trug, übernahm
baft ibm aufgetragene amt niebt eher, ali bii bie©olbatcn
abberufen waren. 9lun aber vollführte er ei bureb feine
Bcrtbtfamfeit unb feinen liebevollen ßbarafter mit folcbem
(Srfofg, tag ihm ber Jtcmig bie Qrrgieljung bei Daupbin
(Jtrmtpringen) übergab. aber biefer, ber unter bem (Sin:
fluffie einei fo auigejeiebneten Ser)rerd ber trejfliebjle Siegent
gu werben verfpracb, würbe granfreieb bureb ben 3ob 'ent;
riffen. g. würbe, naebbem er ©rgbifdwf geworben war, in
geTlicbe tbeologifebe Streitigfeiten hineingezogen, fo fern aueb
fernem farrften ßbarafter aQe ©trtitfuebt lag. @r febrieb eine
Scrtbetbigungäfcbrift, wegen ber man it>n verfeuerte. 2>cr
Vapft «erurtbeilte g. gum 2Biberruf ber von ibm auigefpro»
ebenen Änftcbten unb ber Jt6nig verwiei ibn vom Jg>ofe in
:en Sprengel. Jpicr lebte er ali ein wahrer SJifebof, ein
£iit ber ibm anvertrauten fieerbe, bii an fernen 5Eob. $un:
berte von Jöeifpielen feiner Sugenb, feine* fcblicbten, liebe»
rollen ©innei werben erjdb.lt. ©eine Entfernung vom #ofe
foS noeb befcblcunigt worben fein bureb bai (Srfcbeinen fei*
na „abenteuer bei SEelemacb", in benen man anfpielungen
auf »erbältniffe am Jpofe gubwig XIV. fuct)te. 25iefei
Sucb burfte beibalb aueb anfangi niebt ;u Enbe gebrueft
ocrtCT, fanb aber fo großen JBeifaü, baß feit g.'i SCobe
. .-;r 2».)0 auflagen beffeiben erfebtenen finb. G-5 enthält bie
(hjjebungigefcbicbte bei 2elemaeb, ©of)n bei vor Sroja
fimpftnben Ulpjfei, bureb SSentor, beffen Oeflalt SWinema,
bie Settin ber Söeübeit, angenommen bat, unb ijl in eU
nee feinen, wenn aueb etwai ju blumenreieben ©pradje,
H^Bben. (53 ifi mebre 3ßale ini £>eutfcbe überfeftt mx-.
■•b. 180(5, ©tuttg. 1808). Äußer bem SEelemacb
tb namentlt'c) g.'i religiife ©ebriften auigejeiebnet, wclci)e
Süier.ffcnp.fSer. IL
eiaubiui (ber wanbibeefer SBote) uberfetjt bat (3 S3be.,
£amb. 1800—9). — g. wurbt 1826 ju (Sambrap ein
Senfmal erriebtet.
JFfröinanö II., äaifer bon JJeutfdiianb, geb. am 9. 3ul.
1578 gu ©rdg, geft. am 15. gebr. 1637, war ein (fnfel
gerbinanb L, ber t>on 1558—64 ali beutfeber Äaifer fn'eb«
Ueb regiert hatte. SRaria von S3aiern, bie SRurter g. IL,
ergog ihren ©obn fheng nacb fatbolifcben (Krunbfd^en, in*
bem fie unb bie Sefuiten, bei benen fttb %. gu 3ngol|tabt
fünf 3obre lang aufhielt, ibm bie SBiebcrijcrftcUung ber !a>
tbolifeben Kirche in Seutfcblanb ali b**fte ©laubeni« unb
Siegen tenuflicfct worflellten. 2)fit bem feflen ÄSorfabe, biefem
©efefjafte fein Sehen unb feine gange üJlacbt gu wibmen,
würbe %. 1617 unb 1618 Jt6mg t»on S36bmen unb Un>
aarn unb fein finfierer, oerfebl offen er Gbarafter trugen bagu
bei, baß er mit einer gefligfeit feinen $(an verfolgte, bie
ifm felbft um bie 5Ruf;e bei gebend unb feine Untertbanen
in bie gräßten Drangfale brachte, bie jemals" über Deutfcijs
lanb ^ereingebroeben finb. Äurg borb«, ebe g. ben Aaifer»
thron befiteg, hatten bie fl36fcmen febon bai verbdngnißoolle
jüeicben gum breißigiabrigen Jtriege gegeben, welebeng., ber
1619 auf ben Jtaifer 3Xatti)iaS folgte, bii an feinen £ob
eifrig foritfeftte. (©. Dreißigjähriger Ärieg.) 3bm
folgte fein ©obn, %. III., geb. am 13. 3ut. 1608, gefl am
2. X»r. 1657, ali beutfeber Jtaifer, ber gum grieben ge*
neigt war, aber ben einmal entbrannten Jtampf, ben aui*
wdrtige $einbe emftg fa)ürten, um bie 2Uad)t SDeutfcbtanbS
gu breeben, niebt eber gu befebwiebtigen vermoebte ali 1648,
wo ber SBeflfdlifcbe griebe (f. b.) gefebloffen würbe.
ierohvntö I. (Äarl Eeo». Sofept) gran* ÜJlarcellin),
regierenber Jtaifer von £)(hei(b , ©ofyn grang l unb beffen
gweiter Gemahlin ÜRarie Jtbcrefe, einer neapolit. ^rinjeffin,
geb. am 19. Kpr. 1793, bejheg am 2. Starg 1835 nacb
abieben feinei Skteri ben Jtaifertbron , naebbem er febon
1830 ali gerbinanb V. in 9)reiburg gum Aonig von Ungarn
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Ferdinand V. (von Aragonien) %
gefrönt worben. 6t mar in feiner ÜSugenb ton fcbwaa>
Heber ©efunbbtit unb trat baher nicht in ben SJlilitairbienfl.
üRacbbem ftcb aber fein Jtörper erfräftigt unb eine forg>
fällige flfrjiebung ihm bie nötige Vorbereitung crtbeilt i)attt,
trat g. balb nach ben SJefrciungöfriegen Weifen burcb. granf*
reich, Stalten, bie ©cbweij ünb baS Jtaifertcicb an, aufbe*
nen er burch feine «cutfeligfeit, 3J?ilbe unb SBobltbatigfeit
bie Hiebe 2fUer erwarb, bie ba* ©lücf Ratten, mit ihm in
fiSejie^ung ju fommen. Da* geben be* geliebten gürjlen
war 1832 einer großen ©cfabr au5gefe(jt, inbem ein fcbänbs
Udicr Unbanf barer, bem er SBobltbatcn hatte »ufiicfsen (af>
fen, ber aber auf noch btbeutenberc ©clbfummen gerechnet
hatte, emTerierol auf ihn abfeboß. Der fi3ubenilretch mi**
lang jeboeb, inbem bie Jtuael nur bie Schulter be* Jtönig*
leicht ftreifte. f&ti biefer ©elegenbeit fpracb fieb bie Siebe
be* 83olfe* ju feinem fünftigen iperrfeber auf ba* geben*
btgtfe au*. Seit 1831 i(l g. mit ber ^rinjcfjin Caroline
»Karte Hnna, ber Tochter be* oerjiorbenen .König* Sictor
(Smanuel oon ©arbinien, oermäblt. ©(eich naö) feiner Jerons
befictgung erfreute ber Jtaifer fein 23olt mit ber drflarung,
baß er ganj im ©eijfe feine* b.oc^t>erer)rten unb geliebten
SJaterS fortregieren werbe, unb erneuerte ben alten $reunb*
fcbaftSbunb ßflreieb* mit Greußen unb Siußlanb bei feiner
perfönlicben 3ufammentunft mit Jtönig griebrieb SBilbelm 11t
unb Jtaifer SRifolau* L ju Teplife im Der. 1835, wobuteh
Suropa bie Hoffnung auf Schaltung be* grieben* erhielt,
an ber ßinige jweifeln *u rnüflen geglaubt hatten. <£t nahm
feine roefentlicben SJeranberungen m ber ©efefeung ber
©taatSantter vor unb bie erfie Jpanblung, welche feine Tbrctv
befteigung bezeichnete, mar eine Xbat ber ©roßmuth unb
SRilbe, tnbem er eine Ttnjabl wegen Staatsverbrechen Zr\-
geflagter begnabigte. 'Äucb bat er einige milbernbe tnbr-
rungen in ber JRecbtSpflege eingefübrt. <?r ijt auf alle SBeife
bemüht, bie 3nbufnie ber von ibm beherrfebten Eänber gu.
beben, unb wie febr er oon jeber füb bafür interefjtrt bar,
beweifl unter Unterm ein febon frut>et auf feine Jtoflen an*
gelegte* großartige* unb pracbtootle* tcc6rtologtfcf>> inbufWeli
le* ßabinet. f&ht großer Vorliebe hat er fieb auch mit bem
©tubium ber Jpcralbif (f. SSappen) befchaftigt.
/a-ömanlJ V., feit 1480 Jtönig oon Hragonien, Pom
$ap|te mit bem Sememen ber itatboltfcbe geehrt, warb
geb. 1453 unb ftorb am 23. 3«n. 1516. (St mar ein flu--
er, träft ig« gürft, b« burcb, feine Bermdblung mit 3fa»
eQa, ber Königin oon GafKlten unb burcb bie enblicbe SJe*
ftegung ber «Rauten, welche noch ba* Jtönigteicb ©ranaba
befaßen, bie Sereinigung ber fpan. Steide in ein mächtige*
Königreich vorbereitete ; ferner burcb bie unter ihm gefcb>
bene dritbecfung oon Xmertfa Spanien jum ©ommelpla(j
unermeßlicher Steicbthümer unb burcb bie Einnahme be* Jtc-
nigreirb* Neapel (1503), fomie burcb bie Eroberung Staoana*
(1512) ju einer bet angefebenjlen SRäcbte Europas maebtej
enblicb aber burcb bie Crinfubrang ber 3nquifition, tv eiche
bie Dieinheit be* (brijllirben ©lauben* erhalten foQte, in
(Spanien ju beffen fpaterer Crntecrigung ben Jteim legte,
obne bie* jeboeb in feinem ®lauben*eifer oorau#feben |u fon«
nen. ©eine ©emabiin SfabeQa begab ftcb üibefj, fo lange
fte lebte, ber Äerrfdjaft über Qafhlten nicht unb ba her wer>
ben in ber ©efcbidjte g. unb SfabeOa bie „fatbolifeben &6*
nige" genannt. <S* gebörte ber feurige ®(auben*eifer, ber
i Ferdinand VtL (Kön. v. Hpan.)
g. befeelte, baut, um ba* fiarfe unb ritterliche Solf ber
SUcauren, bie jur ©cbanbe (Suropa* beinahe 800 3«bre eine
mohammeban. Aertfcboft in ©panien aufrecht erhalten hat:
ten, ohne ihre fremden ©itten abzulegen, *u beftegen, unb
g. ijl baher mol ju entfchulbigen, menn er burch feinen (SU
fer bi* »ur ^4rte unb ©raufamfeit in ben Verfolgungen
gegen alle Ungläubige, «Dcobammebanet unb Suben, pch hin*
teipen lieg.
/rrftmanft VII., Jtönig oon ©panien, ©ohn JCarl T\
geb. 1784, gejt am 29. ©ept. 1833, b«t burcb feine at>a.
raftnloftafeit einen großen Xbeil «Her ber Unglücfefälle, bie
feit 30 3ah«n Spanien h«iat9«fu*t haben, herbeigeführt.
Da* fpan. S3olf , toelche* bie unumfehränfte ^>errfchaft, welche
©obop (f. grfebenSfürfl), ber ©ünfHing Jtarl IV. au*=
übte, hafte, hing mit ber größten Siebe an g., oon bem es eine
beffere 3ufunft erwartete, 9lacb bem Sobe feiner erpen ©ernähr
lin, 1806, febtofi ftth g. an eine neue Partei an, welche ben
©turj ©obop'* jum 3»ecfe hotte. Die f>Ulne biefer Partei
würben aber entbeeft unb g. oerbftftet; ba inbeß ba* 58c. t
ganj aufg.'*©eite flanb, fo bewirf te ©obop felbß bie 2CuS=
föhnung mit g. 2(1* 1608 bie fteoolution oon ?ivo:i;.-
au«brach unb Äarl IV. ber Jlrone entfagte, würbe g. t>om
fpan. SJolfe al* König begrüßt. Jtarl aber erflärte feine
äbbanfung für erzwungen unb foberte Napoleon \wn 83er
mittler auf, an welchen fieh auch g. mit ber S3itte um Hn
erfennung unb um bie Jpanb einer franj. $rinjeffin wen
bete. Napoleon befchieb thn nach Soponne, wo bie Xue
gldchung mit feinem Söater gefebehen foHte. 4>ier «bet wurb
g., ber auf ben 9ruf Napoleon'* erfchienen war, genötbigt
am 6. $kai 1808 förmlich ber Jtrone »tt entfagen unb mußt
ftch nach bem ©chloffe ßalenc^ap begeben, wo er ftrertg b<
wacht würbe. Jpier blieb er, bt* ihn Napoleon, welche
oergeben* bie Unterjochung ©Amien* oerfucht hotte, rötete
»im Jtönige oon ©panien emfegte. Tim 14. ÜRai 1814 \t
g. in 9Rabrib ein unb begann fogleicb bamit, bie »on bt
Corte* 1812 gegebene Gonfritution, welche auf fehr liberale
©runbfä^en beruhte, umju|toßen. 2fUe oeralteten 9Ri*br4ud:
würben wieber eingeführt unb alle freifinnigen SRänner ai
ba* Jpartcfle perfolgt. 3»ar würbe burcb eine im 3- 18-
auSgebrocbene Sfeoolution bie ßonftitution ber dorte* vo
1812 wieberhtrgeftedt, aber fchon 1823 warb burcb ci
franj. Jj>«er bie SRacbt g.'* auf« 9leue befeftigt. 9locb grö^.
würben bie Verwirrungen feit 1829, wo fiep g. jttm »ierte
SRale oermöhlte mit G hrifime (f. b.), ber Zochter 5ran$ 1
Jtönig* beiber ©icilitn. Diefe hewog ihren ©emabl, bc
falifcbe ©efe^, nach welchem bie Thronfolge nur tn m<lnrti
eher «inte fortgeht, am 29. 3Rar$ 1830 aufzuheben, fofcc
für bie golge auch bie SÖchter jur {Regierung fommen fei
ten. Äm 10. ßct. 1831 gebar (Shrtfhne eine Tochter, xotlt
ben Warnen 3 fabelt« erhielt unb oom Jtönig utr ^rinji
ftn oon 2(fhirien ernannt würbe. Durch bie Aufhebung b
falifchm ©efehrt würbe Don Sarte« (f. b.), ber S5rub
g.'*, oon ber Thronfolge au*gefchloffen , unb biefer, »eich
ftcb fpöter nach fJortugal begab, protefrirte baher gegen b<
SBerfahren g.'*. Hn Don öarlo* fchloß ftch bie ftreng f
tholifthe Partei an, unb al* 1832 bet Jtönig erfranfte, «
t lütten bie Anhänger biefer Partei offen, baß fte 3 '"ab
nicht al* Jtönigin anerfennen würben, g. felbft hatte 1
reit« ©ebritte jur Aufhebung jene* »eftbluffe* gethan, a\
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Ferdinand D, (Honig v. Sictlien) 2»
Fernrohr
wdfjrnt feiner Äranfheit übernahm bie Jt6nigin (Sfjrifline
bie Heining ber StaatSgefcbäfte unb machte fieb bureb. niedre
frriinmige SJerorbnunaen beliebt Raebbcm im Änfange beS
3abre§ 1833 g. felbjt bie {Regierung roieber übernommen,
lieg er am 20. 3un. 1833 bie Deputieren, bie Sorte« unb
bie (Srofen be* Reich« ber qjrinjefiin »ori Äjlurien bulbigen.
Räch feinem bau) barauf erfolgten Jtobe übernahm G>bri:
ftine im Rainen ber unmünbigen SfabeHa IL bie Regent*
febaft; ba aber auch Don ßarloS mit bewaffneter #anb feine
Änfprudbe geltenb ju madjen fud)tc, fo entfpann fid? jener
.Stampf, ber mit allen ©reuein eines ©ürgerfrieg* bt« bie*
fen Äugenblicf Spanien oerrouflet.
/fröinanil IL, regierenber Äontg betber Siethen, geb.
am tti 3an. 1810, Sohn granj L unb ber 3fabcQa 2Ra»
ria, Snfanrin r>on Spanien, fam ben 8. Ro». 1830 jur
Regierung. Gr begann feine Jberrfdjaft unter fcfjr rni$lid)en
Berbaltniffen, »eil eine SWaffe veralteter 2Ri*brducbe unb
bie Seit bei Ärieg* einen Buftanb großer Verwirrung , fiel;
fadjer ©ebrücf ung unb großer Unft'eberbett herbeigeführt t>at*
im. Der gute SöiQe, ber Roth feine* ganbeö fraftige Äb:
hülfe )u leiften, gewann i(>m bie regfte £b«Ünabnte unb
Siebe aller ©effergeimnten, unb feine 9Rilbe gegen bie Staate
'.erbrec^cr ließ auch bie bitter Unjufriebenen von ber Rtbs
liefet! feiner Äbfubten fieb überjeugen unb Hoffnung auf
bie GTfuflung geregter 3Uünfd;e fa||en. Sollte aber ein
befferet äujtanb bei Reich* b«beigefübrt werben, fo muß»
ten audj bie ©ewaltU)dtigfeiten , welche Ttdj Viele erlaubten,
nad) allen Seiten bin terbinbert unb befrraft werben. Die*
gab ju neuen ÜRtöbettigfeiten unb Unruhen Veranlagung,
»eidje 1831 eine Verfdpwörung in Sicilien jur golge bit-
ten, bie jetod? im Äugenblicfe be* Äuöbrudj« erfiieft würbe,
g. macfcte »u oerfebiebenen 9Ralen Reifen bureb fein ganb,
um füb felbfi oon ben ©ebürfniffen beffelben näher in .Kennt;
nif )U fefcen; c» würbe admälig ein ganj neue* 3ftinifle=
cum eingeführt, iTffentlicMeit in bie Staatsangelegenheiten
gebracht, (ine Rationalgarbe eingeführt, bie Verwaltung ber
jnfel SicÜien oon ber be* gefjlanbe« getrennt, bie URiti-
tartoerroaltung oerbeffert, unb alle biefe ©cmübungen ba>
ben auch, bem Sanbe bie fegenSreicbflen grüßte getragen,
cbfdjon eine r>6Uige ©efriebigung ber ©emütper nod) fei»
neSipeg* ganj gelungert^ ju fem fqjeint. g. blatte ftd? 1832
mit ta farbin. »Prin^cfftn dt>rif)tne SRarie oermdblt, welche
jut greube bei Volt« am 16. San. 1836 einen ^ntucn
gebar, aber an ben golgen ber Rieberfunft felbfi am 31.
Jan. ftarb.
Jerxen (lat.) r>cipt jeber jjeitraum, in welchem bie gc=
»obnlicben ©cfebdfte ruhen unb ber Daher bem ©ottesbictijle
ober bem Vergnügen unb ber (Erholung gewibmet iß. Sie
raaren frfjon bei ben Römern gebräuchlich unb finb nament»
litb audj in ben ßollegien unb (Üeric^t§bofen, bei ben Sclju--
len, ben Unioerfitdten u. f. w. in unfern Staaten ringe-
mbrt 3m alten Jtircf;cnfalenbcr bi<f icber Sag feria, weil
;et« Zag ber Qbrifien bem Dienfje @otte§ geweipt fein foll.
Itrnro\ft ober Seleffop ifl ein 3nflrument, burtb
weubei bai Äuge entfernte ©egenfttnbe großer crblicft, als
o^k baffelbe ba gall fein würbe. £>te wefenrlicben S9e-
ÄwÄtbeiie ber gernröbre finb eine lange, meifl aus metucn
ntehwBtrr gefebobenen Stbeiten jufammengefe^te R6bre, bie
verlängert unb ttcrfürjt werben famt, unb mepre gefebliffene
©Idfer ober Spiegel, diejenigen gernribw^ »elcbe nur
gefebliffene ©Idfer, ginfen (f. b.) eatb«lten, »erben Re&
fractoren ober bioptrtfepe gernr6bre genannt jum
Unterfebiebe ton ben Reflectoren ober fatabioptri»
febon gernrdbren, weube auö £infen unb Spiegeln )u<
fammengefefet finb. JDer Rame Refrattor bebeutet fo »iel
aBSrecber, weil beim Durchgänge eines JMcbtfirabls burd;
iebe ber Etnfen berfelbe gebrochen, b. \). »on feinet urfprüng»
lidjen Richtung abaelenft wirb. 3ft i- ©. CD bie erfle,
GH bie jweite Sinfe eines gemrohrS unb fallen Don einem
fehr entfernten leuchtenben ©egenflanbe Strahlen auf bie
ginfe CD, fo werben biefe in einem fünfte 0 (bem ©renn*
punfte ber Sinfe) fammtltch vereinigt, inbem fic , »ie bie
gigur anbeutet, ihre Richtung bei CD dnbern. 3n 0 tnU
fleht ein S3ilb bei entfernten ©egenflanbeS, wcUtcö bureb
bie Sinfe GH, hinter bet bad Äuge gebracht, beofcact;
tet wirb unb beffen Strahlen bei GH wiebet gebrochen
»erben unb fo ins Äuge bringen. (Ein berartigeg gernrohr,
auB jwei auf beiben Seiten erhaben gefchliffenen ©Idfem
(bi conn er en £mfen) beflehenb, bie in einet Röhre angebracht
finb unb in bie gehörige (Entfernung gegen einanber gebracht
»erben muffen, bnjjt ein nftronom ifdjeS gernrohr,
»eil rt namentlich in ber Stern funbe (f. b.) angewenbet
wirb. 2>aS ©laS CD, »elcheä bem ©egenflanbe (tat ob-
joctum) jugefehrt wirb, tjetfjt baS Dbjectioglaä, bat!
bem Äuge (lat oealai) GH ^ugefebrte ©lad baS Äu;
genglaS ober jDculat. £>it mitten burd? fca§ gernrohr
pinburchgehenbe gerabe Sinie, in welcher bie Srcnnpunfte
beibet Etnfen liegen, »irb bie Ädjfe beö gernrohrS genannt.
Sin anbere« Refractionsinflrument ifl ba8 Srbfernroljt,
»eiche« i»et Äugengldfer mehr, mitbin jufammen »iet 8in»
fen hat. Dft Einrichtung unb 25irfung8art eine« Re»
flectorS ober Spiegelteleffop« ifl in ber folgenben giaur
bargefleQt. AB bejei ebnet einen leuchtenben ©egenflanb, CD
ifl ein im $inrergrunbe be« gernrohr* angebrachter $ohl>
fpiegel (f. b.), ber aSe auf ihn faDenben Strahlen fo ju =
TUcFwirft, baß ffe auf bem ebenen Spiegel EF, welcher in
einem SBtnfcl eon 45° geneigt ifl, ein ©Üb bed ©cgenflan^
be* r>erfieaett. Diefe* ©Üb tfl e*, welches bur* ba* Äu=
gengla* GH beobachtet »irb, inbem ba« Äuge an ber oor
bem ©lafe ftrf> befinbenben Öffnung gebracht »irb.
Der Srfmbrr be* gernrohr*, biefe« wichtigen 5nflru=
ment«, bem »ir bie erhabenflen Sntbecfungen oerbanten, ifl
unbefannt. Unter Änbern »erben Zacharias 3anfen unb
3 oh- &ipper«htim, l;olL ©nUenmacbcr, genannt. Um ba«
Ferrara 2
©ibe be« 16. 2fabt6. würben bie bioptrifeben gernribre be»
lannt unb bet berühmte ©aliltt (f. b.), ber »on ibnen
bitte, fteHte ba« erfle afrronomifcbe gernrobr b«- Der Cr*
finber ber ©»iegelteUffope war bet unftetblid>c Newton
(f.b.). ©eitbem jinb betbe Zrttn »on Seteffopen »ielfad;
»erbe|fert unb in neuerer 3«t finb bie ouögejeidjnetfren 3n«
ftrumenfe »on -öerfcbel in ©tglanb unb »on graunbofer in
SRüncben berge|feHt werben. Die ©ttbecfung bet «Stiegel«
teleffop« war babureb ^erbetgefu^rt worben, baß bie btoptri*
[eben gernr&bre bureb bie bei ibnen ftottttnbenbe JSredjung
be« giebt« ftorenbt garbenerfdjeinungen »eranlaßten. Diefem
übelfianbe bot 3obn DoUonb, ein au 5 gejei ebnerer optifeber
JCünftter in ©tglanb, babureb abgebolfen, baß er jwei »er«
febiebene ©(aparten, ^itttr^iai unb Jlrongla«, jui Verfiel»
lung.be« £>bjectit>glafed «reinigte. (©. © 1 a 6.) Die auf foUfre
Seife confhuirten getnribre werben adjromatifrbe, b. b-
forblofe, genannt 3n neuefter 3«t bot Dpttte in
SBien, bie b i a l o £if eben Sernribre erfunben, weldje bei gri«
ßeret SBoblftilbeit unb JHeinbeit Daffetbe wie bie adjromati»
fcb«n leiftm unb ftcb t>on tiefen babureb. unterfebeiben, baß bie
»erfebiebenen ©laSarten getrennt jinb. Der ouägejeidmetfte
Wefractor war bi«ber ber fogenannte Siiefenrefraetor
von graunbofer auf ber Sternwarte ju Dorpat, ber 13 g.
lang ifi, beffen JDbjecti» eine freie SBeite »on 9 parifer 3oU
bat unb ber eine öOOmolige SJergroßerung »erträgt ©n
nod> größere« 3nftrument wirb gegenwärtig in ber müneb»
ner gabrif auf {Rechnung btf Jtaifer« »on JRußlanb t)tt$t>
ffettt Daffelbe foll 20 g. Sänge unb 13'/» 3oU freie Ob*
jecti»ijfhung erhalten. ■ Die ©piegeltelefTope baten einen
nod) viel großem Umfang: fo j. ». bat ba« »ierjigfüßige
{Riefenteleffop £erfcber« einen #oblfpiegel, bet 2178 $f.
wiegt unb 4'/» g. im Durcbmeffer bat
/erraret war ebemal« ein felbflänbige« Sfrtxmtifum, ifi
ober je$t eine $Pro»inj (Delegation) be« ^trebenfraatd »on
50 DS». unb mit mebt al« 180,000 ©nw. Die 4?erjöge
ou« bem berübmten, um Äunft unb SBiffenfcbaft boeboer»
bienten $aufe Crltc borten g. »om $a»fie jum 8ebn, bi«
nacb bem 2tu«|ierben ber ^auptlinie $apft (Siemen« VIII.
1598 ba« ^erjogtbum mit bem «Rircbenftaate »ereinigte.
Die äauptftabt g. liegt in einer fumpfigen ©egenb an ei*
nem Ärme beö $o unb i(t befejligt. Die ftarfe GitabeHe
ifl »on 6|h. Struppen befefct Die ©tabt, eine ber febön--
flen Stallen«, bat »iet JEbore, breite, regelmäßige ©fraßen,
unter benen fidj ber 3000 g. lange ßorfo au«jeid;net. »iele
präebtige ©ebäube jieten bie ©tabt, unter benen befonber«
ein $alafi ju bemerfen ifi, welker ba« biamanrne f>au«
genannt wirb, weil an ihn: aQe »onagenbe Saufteine hyu
tenartig bebauen jtnb. 3n 5000 Rufern wobnen nur
25,000 !Kenfd;en, fobaß alfo nur fünf <Kenfd;en auf ein
£au« fommen; bie ©tabt bietet babet einen leblofen 2Cn»
blicf bat. Det »ä»|Jlid;e gegat bewobnt ben ebemaligen b«r»
Aogltdjen ^alafl, wetdjer ein mitten in ber ©tabt gelegene«
alte« rem. 6af!eQ mit »ier Sbärmen ifi. <£« wirb »on iöaf:
fergräben umringt, i(l im 3nnern febr jerfaüen, ober mit ©e»
malben »on ben berübmteften SRalern (Sijian, Dofjt u. TL)
aefcbmücft. %. ifl gegenwärtig auo) ber ©ifc be« ©roßmei»
fter« be« 3cbanniterorben«. Die Unioerfttät bat nur eine ju-
rijhfdje unb eine mcbiciiiifcbe gacultät unb etwa bunbert
©tubirenbe. 3u biefet Uni»erfität gebort aber eine an merf=
9 Fest- und Feiertage
»utbigen fianbfebriften (unter Änbern »on Äaffo unb Äriofi)
unb alten Drucfen reidje ©ibliotbef, einSRufeum ber Älter:
tbümer, ein »b»fifalifd>e« 6abinet unb ein botantfeber ©orten.
Die »ielen (über bunbert) Airrtm Pnb mit ben bmlicbflen
©emälben unb Silbwerfen gejiert. 3m ©t.sÄnnenbo«»ital
jeigt man einen fin(lem unb feuchten £crter, in weldjem
einer ber größten Dicbter 3tolien«, Torquato Saffo (f.b.),
fieben 3abre long, angeblicb wegen Sßahnunns, gefangen
gebolten würbe. Äudj ba« ^>au5 be« Dicbter« 2Crtoffo (f. b.)
wirb gejetgt unb ein $latj trägt jum Änbenfen an u?n ben
tarnen sPiaj,a 'Äriofrea.
J-föeliT (3gnaj 2lureliu«), ein wegen feiner ©cbicffole
merfwürbioer SÖtann, würbe 1756 ju ßjornborf in lieber*
Ungarn geboren, wo fein Safer ol« Pachter eine« ©afibofd
lebte. %. würbe nacb bem SBißen feiner ttltern (Sa»uciner^
monrb unb fam 1781 in ba« Älofler ux SBien. Sj-sr foU
er Xaifer 3ofe»b von bem in ben Älcftern aufgefommenen
manhid;facben Unfuge in Jlennfntß gefegt baben, weswegen
itjn bie Üftöndjc anfeinbeten; er würbe baber 1783 »om Xai>
fet jum ^rofeffor ber morgenlänb. ©»rächen in Semberg er*
nannt unb au« bem Alojrer entlaffen. ©ein ©cbicffal nar)m
1787 eine neue SBenbung, ol« er ein arauerf»iel auf bie
jBübne braebte, wegen beffen er »erfeftert unb angeflagt
würbe, fobaß et fid> genötbtgt fab, ouft feinem S3ater>
lanbe ju flieben. © begab iieb nacb ©rblefien, wo et eine
XnfteUung al« ©riieber ber ^jrinjen »on Jtarolatb f«nb.
g. ging jur »roteftantifdjen Äircbe über unb lebte feit 1796
in Jöerlin, wo er fut) burd> feine abätigfeit al« greimouret
befannt mad>te. Zuä} erbielt er eine fon. Xnfleuuno, bie
er )eboä) nacb ber ©tblacbt bei Jena wiebet »etlot. & gc--
rietb nun in eine febr bürffige 8oge, au« ber er 1809 bureb
feine ©nennung jum -^ofratb unb f)rofeffor ber ortentaf.
©»rad^en unb ber ^b«'ofo»bie an ber Brabemie ju Meters«
bürg b«wu«gejogen würbe. iBalb aber »erlor er aud) biefe
©teile wieber, würbe jebod; jum SWitgliebe ber ©efefege*
bung«commiffton ernannt 1820 würbe g. ©uperintenbent
unb 6onfi|torial»räjtbent »on ©aratow, unb ol« 1833 ba3
6onfiflorium oufgeboben würbe, ernannte man ihn jum
Jtirdjenratbe. © feb^ß ft<b früb« «" We J>errnbuter ju
©are»to an unb man bot ibn »on mebren ©eiten bcfcbui.
bigt, er gebe mit bem $lane um, unter bem ©(beine ber
gr6mmigreit bie SEenbenjen be« SefuitiSmu« unb be« töm.
Äatboliti«mu« in bie protejiantifdje .Äircbe einjufübren. 83on
feinen joblreiojen ©djriften ijl bie intereffantefle feine t>on
ibm felbjt »erfaßte &eben«befd;reibung: „g."8 WücfblidJ auf
feine 70jäbrige IHlgerfebaft u. f.w." (»reöL 1826).
Stb\- unb /eiertagt jeiebnen fieb in bet ebri (Hieben
JtirAe cor ben onbem Sagen bureb ben gemeinfamen Wortes =
bienft au«, bet on ibnen bie ©teile bet gewöbnlieben SBe^
fd;äffigungen einnimmt @ie enfflanben au« ben feflli^en
unb heiligen Seiten ber 3 üben unb ©rieeben, »ermittelten
aber bie beiben ©egenfäfee biefer Religionen, bie abergläubü
febe yünttiidifeit unb äßuebfiäblicbfcit ber 3uben unb ben
Unglauben unb bie ©iftenlofigfeit ber Reiben unb gaben it>=
rer geier ba« ©gentbümlid;e einer mit religi6fem ©n|le gc =
»aarten ^eiterfeit. Die@runbibee ber cbrijTlid;en gejle toar:
ba« 3tnbenfen on bie ^erfon be« 4?eilanbe8 unb an bie
4>au»twobltbaten be« ßbnfrentbum* lebenbig ju erbaUen,
jum *)anre gegen ote gotutoje «oriepung autjufooern uno
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Fest- und Feiertage
29
Fest- und Feiertage
jut ZuSobnng ä}x\ fllicfier Sugenb ju ermuntern. Die ©taatt*
gewatt forgte, feitbem baS (Ibrifrentbum öffentliche inerten i
mag gefunben hatte , auf baS Xngelegentlicbfle für bie <?rreü
djuna, biefcd 3wecf3. (Sie gebot an bem ©otteSbienfle Sbeil
»u nehmen, aQe ©efdjdfte unb fiörenbe guflbarfetten einjtu
ileUen; toch. blieben bureb. 9iotr) ober (Sb rille npflicbt gebotene
Arbeiten auch an geiertagen unverwebrt. gür bie gortfebritte
bei Cbrifteo#umS rjatte bie b eitere, ernfle unb wahrhaft
fromme SBetfe, in ber bie erfien Griffen ihre ge|ttage bedin-
gen, ben glücflicbjlcn Srfolg, benn bem ernftern Sinne muß:
ten bie lärmenben, fittenlofen gefte ber Reiben juwiber fein.
Die chrifilicben gefttage finb nicht aUe ju gleicher 3eit
entjxanben. Em früheren werben ber Sonntag, ßbarfreitag,
Dpern, ^ftngfien unb einige SRärtorerfefle ermahnt, beren
SobeStag man alt ihren ©eburtStag feierte; baS SüetbnacbtSj
\-i Dagegen, baS in bie ßeit ber röm. Saturnalien fallt,
::::t rrfi fpdter auf. Sie lafjcn ftcb fämmtlicb nacb ver-
riebenen ©eficbtSpunften eintbeilcn: in wöchentliche unb
. rlicbe, unbewegliche unb bewegliche, hohe, mittlere unb
flrine, allgemeine unb befonbere, alte unb neue, ganje unb
.be. 2fm »ortbeilbafteften ift eS, ft'e nacb ben brei £aupt=
•Sun, SJeibnatbten, JDficrn unb 9>fmgflen, ju betrachten,
ba fo ber wobjgeorbnete äufammenbang ber ganzen beili«
:n ©efefciebte erfebeint. 3«bcS biefer brei £auptfefte ficht
:it einer SBor« unb SRacbfeier, fowie mit einjtlnen SBeglei«
::ig*feflen in SJerbinbung. Dem erfien ober bem 2Beibs
r.ac&ricpfluS liegt bie SJorftellung von ber aRenfcbwerbung
.'"u ju ©runbe. &c beginnt mit ber HbventSjeit (f. b.)
ü'.i ber SSorfeier wn 2Beu)naebten unb fcbließt mit bem ßpi»
pbanienfefle (f. b.) als beffen SRadjfeier. Jßom 5.-8.
3at>rb. erhielt biefer Gpftuö mehre SJegleitungSfefie, als:
ben ©ebäcr)tnißtag beS StepbamtS, beS (Ivangelifien 3oban»
:ie$, baS geft ber unfcbulbjgen «Rinber, baS geft ber Sk»
februibung unb beS SRamenStageS 3cfu, baS (JrfcbeinungS*
ft unb ba3 JReinigunggfeft ber SRarta. Der jweite ober
DjicrcpfluS umfaßt bie heiligen Sage jur geier beS SobeS
unb ber Äuferjlebung 3efu; GbriftuS als Sieger über Sob
unb QbUt wirb in ibm gefeiert. DaS 40tägige, mit ber
Xföertmtroocb beginnenbe unb big juni Sonnabenb vor
Aftern bauernbe gaften (f. b.) ift bte äiorfeier ton Eftern,
bie in ber legten, ber fogenannten großen ober febwarjen
Stabe (aueb 3Rarterwoche) , in weicher jeher Sag einem
■w gleicbgeacbtet wirb, an JBcbcutung unb SBicbtigfeit ju«
nimmt. tfuSgejeirtmct in berfelben ftnb ber ^)almfonntag; ber
.rüne Donnerstag, ba§ Scfi bc5 h. 'Äbcnbmahl? unb beS
Jufnwfcbenä; ber Gbarfrcitag, al§ Sobe$tag 3cfu in tiefer
-Trauer bedangen; unb ber beilige ©abbath, jum ©ebdebt«
ni§ tti JgxnabfieigenS Chrifii in bie Unterwelt, unter allen
jäbifeben «Sabbatbtagen ber einige, ben bie chri^licbe Airchc
beibehalten bat. SWit bem QnU ber b- ©abbatbnad)t be^
girnttn bie Cftern, baS größte aller ebrifiiiehen gelte , bad
ben ndtbfltn Sonntag, ber aueb ber weifjc genannt wirb,
tdcü fonfi an ibm bte jungen Qbrifien in weißen Kleibern
trfebienen, ,^ur ^aebfeier b«t. — 35ie beiben erfien bei'ifltt
Letten fcbliefen ba$ gan^e erbenleben 3rfu in ftcb, oon ben
Zagu feiner ©eburt bid $u bem Xugenblicfe, wo er ftcb
fetaen Sängern unb ^reunben als ber 2luferflanbene jetgte.
Dil teilte beilige Bett fleflt ihn in feiner göttltcben Erhaben»
beü bar, wie er jur Sfecbten ©otteg ft(;enb, als unftcbtba=
rrfCberbaupt feiner ©emeinbe noeb fortfahrt , btefetbe burd)
ben S3eiflanb beS verbeißenen ©eifjeS auf @rben ^u regieren.
2Mefer 6pf(ud beginnt mit bem im 4. Sabtb- eingeführten
^)immelfahrtgfefle unb enbet mit ber Cctaoe ober bem acb*
ten Sage nacb ^ftngften, an welchem man oom 10. 3ahth.
an ba§ Srinitatiäfeft ju feiern anfjng. 3n ben großen %vou
fdienraum bom britten bis jum erfien 6i?f ins oerlegte man
fpäter bie Bielen 9Xarien», engeb unb 2lpoftettage, biegcflc
ber 3Rdrtorer unb ^eiligen.
Da bie große Hnjabl ber Sefhage, bie beinabe bie
Jg)ct(fte beS 3 'ihre? einnahmen, bte Srdgbeit begünftigte
unb ju oielfad)cn Snisbraucben Seranlaffung gab, fo po>
ben bie SJeformatoren alle gefte, bte mit ber ebrijtlicben
Religion in feiner nähern Sejiebung ftanben, auf. Die
Seier minber widuiger Seile, bte man auS ©ewobnbeit bei«
behielt, würbe fpäter auf ben jundcbfl folgenben Sonntag
oerwiefen. Äucb in ber fatbolifcben Jtircbe würbe im 17. unb
18. 3abrb. bte groge tDienae ber gefie bureb bie *pdpfte Ur*
ban VIII., JBcnebict XIV. unb aiemenS XIV. »erringert,
inbem viele gan^ aufgehoben, anbere auf halbe, an benen
nacb fccw vormittägigen ©otteSbienfJe gearbeitet werben barf,
berabgefeijt würben, über bie geter ber b^b^n gejle ftim»
men aUe cbrifllicben Streben überetn, bagegen geboren foU
genbe auSfcblteßlicb ber fatbolifcben Jtircbe an, von benen
nur bie bifeböfliebe Jtirtbe in tjnglanb einige betbebalten bat:
1) einige SRarienfejte, inbem bei ben f)roteftanten nur brei
religiös gefeiert werben ; 2) baS fteft ber ©rfinbung unb Grr»
böh'ung beS h. ^rcujcS, ber SBerfldrung ßljrtfli, ber Sanje
ßbtißi u- f. 3) baö gronleicbnamSfefl; 4) baS gefl bei
2Cpofieltbetlung unb ^etri otublfeier: 5) baS gefl ber $tu
liäen; 6) baS Seit aOcr Seelen. SRerfwürbig ift eS, baß
über bie geter bcö SJeformationSfefleS bei ben 9>roteflanten
feine übereinflimmung hurfebt, inbem eS nidpt in allen
üänrent,- wie in Sadjfcn, ben 31. Oer., fonbern wegen
örtiidn'r Umfidnbe an anbern Sagen gefeiert wirb. S3ei ber
Sdcularfeter beffelben machten jeboeb biefe Cdnber von ben
übrigen proteflanttfcben feine Abweichung.
3n neuerer Seit erhoben ftcb über bte ebrifiiiehen gefjte
mancherlei Streitigfeiten, bie aber nicht wie bie früherer Seit
über baS Xlter unb bie Sfecbtmdßigfeit berfelben, fonbern
bar über tianbclten, ob bie ihnen ju ©runbe liegenbe beilige
©efebichte 3efu unb feiner tfpoflel mit ben gortfebritten ber
Äuftidrung vereinbar fei, ober ob ihnen nicht vielmehr, um
biefelbe nicht }u hintern, reine Sernunftibeen untergelegt
werben müßten. SRit cHeebl fefcte man btefem S3efrreben
bie ewige Wahrheit ber duiillicben {Religion entgegen, beren
geifliger 3nbalt mit feiner wahrhaft gebilbeten Vernunft in
SQiberfprucb ifl. 3n granfreieb machte man nach ber 9¥e-
voludon bie heilige ©efehiebte wieber jur ©runblage ber re»
ligiöfen Erbauung , ba wdhrenb berfelben bie ebrifiiiehen geflc
als etwas Älthcrfommlidies abgefebafft unb bagegen im 3<tr)re
1793 , wo auch ber SRationalconvent auf JRobeSpiene'S Tin-
trag baS Dafein ©otteS unb bie Unflerblicbfctt ber Seele
becretirte, folgenbe von ber Stepublif ju feiembe gefle an:
georbnet worben waren: baS gefl 1) beS l)5diflen 2BefenS
unb ber 9?arur; 2) beS 2Renfchengefd)lechtS ; 3) beS fran*.
S3offS; 4) ber SBohltbdter ber SRenfebbeit; 5) ber greibett
unb ©leichbeit; 6) ber SRarrprer ber greiheit; 7) ber Sit:
»ublif; 8) ber greiheit ber SBSelt; 9) ber SBaterlanbSliebe ;
10) beS paffes ber Sprannen unb SJerrätber; 11) ber
Sahrheit; 12) ber ©eretbtigfeit; 13) ber Sdjamhaftigfeit;
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Fehtons
30
Festung
14) beJ Sturmi unb bet ttnftcrblicbfett} 15) bei greunb.
fcfcoft; 16) btr SBaßigftit; 17) be5 4?dbenmutb8; 18) btt
Streue; 19) bec Uneigennützig feit; 20) be$ ©totciSmuS;
21) ber Siebe; 22) ber ctjeticben Sreue; 23) btr hnblicben
Siebe; 24) ber Jtinbbett; 25) bet Sugenb; 26) be« mann«
lieben 2Uter8; 27) be$ ©reifenaltert; 28) brt UnglucK;
29) brt arferbaurt; 30) ber 3nbuftrie; 31) unferer 2fl)nen;
32) ber Staebwelt unb ber ©lücffeligfeit. — SJtocb »erben in
Greußen unb Saufen ein SEobtcnfefl jum Xnbenfen an bie
SJerßorbenen , ein ober mei JBufj - unb fBettage unb ein Qm--
tefeft gefeiert. Sie in Greußen in ber 3ett von 1813 — 16
für bie {Befreiung von ber franj. Änccbnc^aft angeorbneten
Danfftfte, als: 1) ber 3abje£tag ber ©dblacbt bei Seidig
am 18. äött.; 2) bie einnähme t>on f)ariS am 31. ÜRirj
unb 3) bie Schlad) t bei iöelle: miiance am 18. 3un.
fommen aHmdlig, wie fich ba$ 3«i tintereffe änbert, ab.
ieotone (franj.) ft'nb ©eminbe oon {Blumen, grüchten
ober Saubmerf, »tldbe jut Betjterung von ©ebiuben, <5ä»
ten, Spuren, ©üukn u. f. w. entwebet wirtlich aufgehängt
ober bureb Jiunfl naebgebilbet »erben.
ießtunci bei 6t ein Ort, welcher fo angelegt iß, baß et
gegen feinbltdpe Unfälle leicht »ertbeibigt »erben rann, öebon
m ben dlteßen 3etten fuebte man burch Anlagen oerfd)tebe»
ner 2£rt , namentlich burd) SRauern mitSbürmen unb @rd»
ben, auch wol bureb örbwdlle bie be»obnten Orte vor plöfc*
lieben Überfällen ber geinbc fidjer gu ßeQea. gaß aOe ©table
beJ griedj. unb röm. HüerthumS »aren in btefet Seife be*
feßtgt. 2£uf ähnliche Seife befeßiate man auch im SRittel*
alter bie ©tdbtc, unb bie Kittet befaßen in ihren {Burgen
um fo fettere >piähe, je leichter rt iß, einen tieinen ferner
jugdngticben Raum jum SEBobnorte für wenige SJZenfdjen ju
benufcen. 9?acbbem bie 3eit bei gaußreebts vorüber/ wüb=
renb welcher firb eigentlicb 2ftle in fortwdbrenbem Jtrieg§=
jußanbe, ober boeb in bewaffnetet Neutralität cinanbet $c-
genüber befanben, unb befonbert naebbem eine neue Xrt
bet Äriegfübruna aufgefommen, würben bie {Burgen (er*
ßdrt unb bie {Befeßigungen bet ©täbte mehr unb mein
tternacbldffigt. Set ©ebraueb ber Schießgewehre, narrt ent:
lieb beS fobweren ©efcbüfjcS, machte bie alte TLxt ber
{Beteiligung burd) SRauern unb ©reiben eöüig unnü(j, unb
et mußte an eine neue betweitem fünßlicbere unb faßbarere
{BefeßigungSart gebaebt »erben. ©o ftnb aSmdltg bie 23c:
feßtgungen ber gewöhnlichen ©tabte gänjlicb abgefommen,
bie dauern niebergertffen, bie ©reiben aufgefüllt, jum Äbeil
in öffentliche ©pajtergdnge verwanbelt werben, unb bagegen
baben bie Staaten nur einzelne, befonbert bureb ihre Sage
begünßigte, ober wegen ihrer Sage befonbert wichtige ©tdbte
mit ben neuerfunbenen fünft liebem geftung 6 werfen umgeben.
2Ran üntetfebeibet biefe gedungen nach ihrer ©röße tn
geflungen beS crßen, zweiten, britten u. f. W. ÄangeS.
3n bet Stdbe größerer geflungen »erben oft noch, um ein:
jelne wichtige fünfte ju behaupten, fleine, aber befonberd
fefte 5>lä(je angelegt, »ekbe etn felbflänbigeS ©anje auö-
maä>en. Siefe beißen ßaflell5 ober gort«, ßbenfo be.
fefligt man einzelne fünfte im 3nntrn bet geflungen
noch befonberd, namentlich um in ihnen eine lebte unnebm;
bare 3 »flu cht im gaü ber 9!oth ju ft'nb cn, bie 6 itabellen.
©ei ben neuen geflungen machen ben $auptbeftanbtbeit tet
öefefliguugSwerfe j»ar noch Salle unb ©rdben aus (bloge
dauern fonnen ben Jtanonen nicht »iberfleben) , aber bu
felbtn ftnb fo angebracht, baß oon ihnen auS nicht ollein
bie Angriffe be« gonbrt »urnefgewiefm werben fönnen, fon» werben faun, bamit, wo bet geinb aueb ben Jtngtiff mCLl
betn auch jtbet ?)unft berfelben »on anbem ?hin?ten bet eben m6ge, bet angegriffenen ©teile tson ben Seiten au$
jBefefttgungSwerfe ftlbjl gebeert, b b. befchoffen (beftrieben) ^üife geleiflet werben »nne, unb baß uberbie«, wenn es
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Festung
ai
Fett
bcm geint t auch gelungen tv&xt, einen Süfeeil tet IBefefti*
cungStt>erfe )U erobern, er berf) barum noch nicht bic ganje
Itjhuig habe, fonbem nun felbft von anbern SJefeftigungS»
träfen aus angegriffen werben f enne. Um tiefen angege*
haen 3wecf auf» SJefte _ju erreichen, bat man verfebi ebene
^fcftigungSarten au&gefubrt, welche ftc^ -wefentlicb vonem*
anber unterfcheiben unb welche bie geffung »bau fünft
(gorttf tcaticnSf unft, öefeftigungSCunjt) leb«. Sie
grfaranrm geitungyroerfe, rr eiche jundcbfl ring» einen Drt
umgeben, werben bie <?ne einte (Umfaffung) genannt. Diefe
begebt »efentlicb au» bem £auptwalle, ber Söruflrocrjr
hinter welcher auf bem £>auptwalle bie SJertbeibiger unb
taS febwere ©efebüb, aufgefltUt finb), bem SBallgange (bin;
rar ber fJrufhoebr auf bem 23a He) unb bem 4>auptgra*
ben cot bem SfÜaHe. Der ©raten ijl entweber mit 23a f.
fer angefüllt: naß, ober nicht: troefett. 3m Augemeinen
■v erben nun biefe SBerfe fo um ben ju befefh'genben jDrt
bernmgefübrt, baf fie ein Cielecf bitten, welches ftch jeboeby
in feiner ©eftalt burebau« nach ber fi3efebaffenbeit beS ©runbeS
unbSJobenS riebtef. 3ebe33efefiigung, welche ndmlicb bureb
bie Statur felbft bargeboten wirb (ein fffatfi, ein Sumpf
unb bergl.), mufj benufct werten. Gin.jelnc 5Tb eile ber Crn-
. .inte fprtngen in beflimmten Abfldnben unb namentlich ba,
wo eine Qdt beS SBielecfS ift, vor, um &ur JBetecfung ber
Griten bienen. Diefe Borfprünge Reißen Soll werfe
ober Uafteien, unb finb entweber im Snneru bohl ober
. :Ll, mit @Tbe ausgefüllt. Außerhalb beS ©raten S geht
um bie ganje Q nc einte eine jöruftroebr herum, welche nach,
bem Selbe von oben ab ftrf> flach verlauft, riefe ift baS
(BlaciS unb hinter ihm na er; bem ©raben ju ift ein ©ang,
ber bebeefte 23eg, roelcber an fieb verfebiebenen £jrten |U
Hammel:, SBaffcn* ober Carmpld&en erweitert. -öicr
. cn'ammcin fich bie .Krieger unbemerft vom Seinbe, fobalb
& gilt, einen Ausfall $u machen.
Aufjer ben hier angegebenen gibt eS nun noch eine
grofe SRenge anberer 25efe|iigung8werfe, welche tljeitä
mit bem $auptn>alle in 58erbinbung flehen, theilS von
ibra getrennt finb. 2CUc innerhalb beS ^auptgrabeng lie--
-cnbe, vom jjjauptwaQe »war getrennte, aber hoch noch
coti u)m vertbeibigte 23erre »erben Aufjenwerfe, alle
aber nicht oom 23a de au», fonbern turd> [ich felbft r>cr.
t^eibigte aSerfe: äufere 23er fe genannt, 3Ran unter«
febeibrt ferner noeb vereinjelte ober betaebirte ffierfe,
tit §ait} abgefonbert liegen unb jurücf gejogene ober
rettrirte ffierfe, bie )ub innerbalb eineö anbem SÖer»
feS befinben. Sic JJbore werben bei einer Seftung in mig=
tio)f geringer 'Äniatjl angelegt unb befonberö befejtigt über
ben ©raben fübrt oon ibnen auS eine äugbrütfe, bie niebt
nur in ÄriegSjeiten, fonbem bei Mafit awS) wcu)renb beS
grieben* aufgewogten ju werben pflegt. ®ebr gern legt man
Seffamgen an bluffen an, weil biefe eine natürliche <2cbu6»
webr rieben. Dann fommt rt aber barauf an, bie Sptin
föaft über ben Siup ju behalten, bie über ihn fübrenbe
Srocfe niebt in geinbey ^>anb fommen ju laffen. Saber
legt man am jenfettigen 6ttbe ber JBrücfe ein Jöefcfrigung^
nxrf, einen fogenannten S3rücf enf opf, an. jjum Äufe'nU
balt ba «Solbaten unb jur Äufbewabrung ber ÜRunttton,
ber &«iu5mittel, bee> ©efebü^eä u. f. w. muffen befonbere
bombenfff}{ iSauten oorbanben fein. Die ®olbaten wohnen
ra ba üafernen t'f. b.), unb alt XufbewabrungSoite bie*
nen bie Gafemattcn ober dafamatten, ©ewolbe unter
ober in ben ^auptwerfen ber geftung. Die Gruppen, welcbe
einer geftung jur SSertbeibigung bienen, beißen bie Sc>
fatjung berfelben unb fteben unter bem JBefeble be4 dorm
manbanten. Damit bie getfung längere 3eit bcm geinte
aSitcrfianb leiten fonne, muf) fie eine binretebenbe S3e<
faljung baten, mit ßetenämitteln binldnglicb oerforgt (oer<
prooiantirt) fein, genug Munition haben unb mit SBaffer
»erfeben fein, welcbe« ihr niebt abgefebnitten werben tonn.
«Rann ober will ftcb eine g-'flung ntebt mebr halten, fo ca<
pitulirt fie, b. b. fie unterbanbelt mit bem geinte über bie
83 et in gu ngcri, unter benen it>m bie geftung übergeben ro er-
ben foH Die Seftungen ftnb in ber JtriegSfübrung von
vielfachem 9cu^en. (Jinige bienen vorjugöweife jur ©i6e>
rung ber ©renicn vor femblichen llinfdllen, fie finb jugleicb
©ammlungSpla^e gegen ben getnb, wo 2Rannfcbaft unb
SBaffen jufammengefubrt werben, fie bienen jur ©iebe*
rung ber «Stellung bet» e^eerd unb im gatle von Cerlufien
jum 3uflucht6orte für baffelbe. Dringt ber geint vor, fo
wirb er burd) bie geffungen aufgebalten, weil er nur feiten
wagen barf, bie in ben geftungen liegenben Struppen bin«
ter ftcb jurücfjulaffen, bie geilungen müffen baber beobacb;
tet ober eingenommen werben, woju jebenfaQS mebr Srup*
ptn nötbtg ftnb, al» in ber gefhing liegen.
3n grietcnäjeiten werben bie geftungen jur Aufbewahrung
von ©efangenen benuljt 3n einigen Staaten werben SSer*
breeber au« ben gehüteten ©tänben bei foleben 83ergehungen,
bie nid)t golge einer gemeinen, niebrigen ©efinnung ftnb (alfo
j. £3. bei Staatsverbrechen, nach Duellen unb bergl.) ge-
ftungSarrcft vcrurtbeilt, roelcber verfchiebene Grate hat unb
in einer gräfjem ober geringem Öiefcbränfung ber greibeit bt*
fleht. Oft bürfen biefe ©efangenen innerhalb- ber geftungSi '
werfe frei b «umgehen, über btefelben aber nicht hinaus»
paffiren. Ditfe Strafe hat nicht baS dntehrenbe ber 3udb>
hauSfhafe, ^ärter a(S biefe bagegen ift bie Strafe ber
Zwangsarbeit in gelungen. Schwere Verbrecher, namentJ
lieh auch SSilitairS, bie fich grobe SuborbinationSvergebuns
gen haben ju Schulben fommen (äffen, werben )u tiefet
Strafe oerbammt unb Reißen geflungSbaugefangenc.
Sie wetben an Jtetten unter miiitairifcbcr Bewachung ju
öffentlichen Arbeiten geführt unb haben bahn außer ber
fchweren Arbeit noch bie Sa)macb ber £>ff entlieh, feit ju ertragen.
/ett (baS) macht befanntlieb einen Seffanbtheil auet
tbierifeben Jtirper aus, aber auch Tflanjen enthalten fette
Subfranjcn. 3m lebenttgen Jt6rper ift ba« gett in golge
ber 23ärm< beffelben weich, fafr flüffig, in ber JtdUe aber
erftarrt eS unb wirb weifj unb blätterig. Durch drwar»
mung fann man eS wieberum erweichen. 2)?an unterfcheibet
jroei 93eftanbtbeile beS gett», nämlich einen feften (Stea*
rin ober Xalgftofp unb einen flüffigen (£>(ein, Ciain ober
£)lftoff), unb erflärt auS bem ve rfcbiet enen S3erhdltniffe, in
welchem biefe Stoffe miteinanber gemengt finb, bte oerfchie*
benen ©rabe berSSeiche unb äerfltefjUchfeit ber verfchiebenen
Seite. Die fetten £>le (f. £l) enthalten überwiegenb viel
C-lein, finb baber auch hei gewöhnlicher Temperatur noeb
flüffig. SBemt man tbierifche Jtdrper in feuchte Grbe ober
SSBaffer verfenft, fo bleibt im erften galle nach Auflöfung
ber übrigen tbierifeben fficflanttbeile baS im tbierifeben Stör*
per enthaltene gett jurücf, im jroei ten gallo verwanbeln fub
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Feuer
32
Feuerkugeln
aueb anbete 83ejfonb$ei(e in gett. Dies fo erhaltene gett
wirb gett wachs genannt unb fann jur .§erfUtlung von
Sintern unb Seifen benufet »erben. Unter gewiffen Um*
fidnben vermehrt ftcb bie gettbilbung im lebenben menfcb*
lieben JWrper, juweilen auf eine wibematürlicbe Seife.
(©. ßorpulenj.)
fttitVt bie gldnjenbe (Srfcbeinung, in »euber ttcbt unb
©drme vereinigt auftreten, bie im Dienfte beS SRenfcben,
eingeengt in bie nötigen ©remen, eben To fegenSreieb wirft,
tote fie als baS furebtbarfte ©cbrecfen verfceerenb auftritt,
wenn fie banbenloS um ftcb greift. S3et ben Alten war baS
geuer einS bet vier befannten Elemente (f. b.). »ebenft
man, wel<be unermeßlichen Bortbeite wir bem Siebte (f.b.)
unb ber ©arme (f. b.) gu vertan fen haben, einen wie vie(<
fachen ©ebrauch wir baber vom geuer madben, fo ift fein
©unber, wenn wir febon bei ben dlteften B&lfem baS geuer
in bob«i Cbren feben, ja fxnben, baß einige Bdlfer bemfel*
ben fogar göttliche Berebrung joDten. (@. ©ebern). 2£ud?
bie ©neeben unb Körner leiteten ben Urfprung beS geuerS
von ben ©dttem ab, eS war eine #immelSgabe, bie einjl
Prometheus (f.b.) von ben brennenben f>immelSflammen
berabgebolt hatte. Äuf bem »tat ber Btfla (f.b.) burfte
bie glamme niemals verlöföen, unb ^tieflerinnen waren
angefteOt, fie ju bewarben unb ju nähren.
Bon ben brei übrigen (Elementen ber Alten unterfebeibet
Heb baS geuer wefentlicb baburtb, baß eS triebt wie ©affer,
£uft unb 6rbe ein bleibenbeS Dafein bat, fonbern fletS nur
aB vorübergehenbe (Srfcbeinung auftritt, ©enige £>rte ber
@rbe gibt eS, wo ununterbrochene geuerquellen auftre»
ten, unb nirgenb fammelt fieb baS geuer; wo eS entfiebt,
ba vergebt eS audb wieber, man weif nicht, wo eS bin»
fommt. Die mdcbtigften geuerberbe ber Sttt finb bie Bul»
fane (f. b.). Cbenfo merfwürbig finb aber bie rubiger
unb frieblicber brennenben natürltcben geuer, ober geuer
auSbetGftbe. ©o werben j. 58. in Stalten bei $ietta
«Kala vier btennenbe ©teilen gefunben. An bet einen fieigt
eine \)tUt, teine, ntcfot tautbtnbe glamme aus einem fleinen
Socbe in ber (Jrbe bis ju einer Ai\)t von 5 g. auf, bie
befonberS beS ftacbtS blaßgelb ju feben ift unb am 83obcn
einen Durcbmeffer von 3 g. bat. ßben tbcilt fie fieb jit«
ternb artifeboefenartig in viele Bldtter. Biele fleinere glam=
men umgeben biefe größte. Der fidrffte ©inb bldft biefe
glammen nidbt auS; burtb ©affer unb Srbe laffen fie
ftcb jwar Idfcben, brennen aber, wie eS febeint, von fclbfi
wiebet auf. 9iocb an vielen anbern jDrten gibt eS äbnlicbc
geuer. Die befannteften natürlicben geuer finb abet bei
S3afu auf bet ^albinfet Abfberon am fafpifeben «Weere.
3Ran braucht bort nur ein 8ocb in bie (rrbe ju flogen unb
biefem eine glamme ju nähern, fo brennt eine glamme auS
bet jbffnung. Die ©nwobnet fteefen ein JRobt in bie (Stbe,
auS welchem fie, fo oft eS ibnen beliebt, bie glamme bren<
nen laffen, bie ibnen eiebt unb ©arme gibt, unb bie fie
mit einem Decfei leiebt wieber au I6fcben verm6gen. Alle
berartigen glammen werben bureb brennbare ©aS* (8uft»)
Arten erjeugt, bie auS bet Ctbc auffteigen. 9iocb merfs
würbiger unb bis iefet unertldrt ift baS ntebt btennenbe
geuet, weltbeS fieb an mebten Dtten, namentlicb am &auta-.
fuS, bisweilen beS SRacbtS feben Idßt, obne ©dbaben jujufügen.
63 toHt oft in großen Üttaffen bie Jöerge herab, man jie(?t eS,
aber füblt eS nicfjl, no<b öfter abet umgibt eS bie ©yt^eti
eirtjelner fBerae mit einem vracbtvollen 8i<bte.
2)it Äunft beS geuetanmacbtnS, bureb welcb« baS
geuer für ben SRenfeben erft nüftlicb wirb, ift fo verbreitet,
baß man weber ruften]"* ihren Urfprung naebweifen fann,
noeb bis jeiu itgenb ein au<b noeb fo ropeS SoS gefunben
bat, welches niebt, wenn audb nur unvoOIommen, mit ibc
befannt war. ©eit wir genauere i(enntniffe von bem Ur*
fvrunae beS geuerS gewonnen haben, finb aueb bie SÄtttel
beS geuetanmacbenS inS Untablige vervielfältigt wotben
(f. geu erzeuge)} auffaßenb tftabet, baß im bj>b«n grte*.
unb rinn. Xltertbume febon von ber Jtunft gerebet rottb,
baS geuer beS Rimmels tftxab^oim, beren Äuffinbung
(f. ©lifc, »li^ableiter) befanntlicb eine ber großartigen ®nt»
bedungen ber neueften Qnt ifi.
Jtütvfttt ift, was bem geuer rvib erficht, taber man
namentlicb bemüht getoefen ift, feuerfefie ©ebdube bergufteUen.
SßoUig maffive ©ebdube finb vom geuer nur bann gefdt)r«
bet, wenn bie äiegel, mit benen fie bebeeft finb/ jerfpriti:
gen unb baS geuer von außen baS bann unbefleibete $ol&*
werf, welches baS Dad) tragt, erreichen fann, ober wenn
baS geuer im Innern btS ©ebdubeS ausbricht. Zm fid;er-
ften finb ©ew6lbe, bie ftatf genug finb, bei einet geuerS-.
brutrfi ben n6tbigen ©iberftanb äu leiften. Scan tjat ftcb
abet auch mit drfolg bemüht, eine Sjtaterie aufgufinben,
mit welcher beftrieben baS Jg>ol§ unverbrennlicb würbe, Un>
verbrennlicbe Seinwanb auS 2töbeft fannten fa)on bie TCittn.
(©. ÄSbeft.) £er Aberglaube hat fieb früher viel mit d*
net c)eheimen Jtunft beS geuerfeftmacbenS in Setug auf ben
menfchlicben Ä6rper befcbdftigt, welche jum Shetl auf S£au*
febung beruhte. 3n neuefter Btit bett aber bet 3ta(tenet
Mittut eine feuetfefte itleibung erfüllten, beren Sraucbbar-
feit erwiefen wotben, unb bie auS einem itleibe von 2(§bcft
unb einem barübergejogenen von feinem 2Retallbrabt beftebr.
/rutrkucjfln, fonft aueb als ©egenftanb beS Äbergtaui
benS fltegenbe Drachen genannt, finb feurige Staffen,
welche juroeilen am ^immcl erfebeinen, mit großer ©e=
febwinbigteit fieb bewegen, einen gldnAenben ©treif binter
ftcb laffen, unb entroeber fpurloS verfebwinten ober mit
großem ©erdufcb gervla^en unb ©teinmaffen herabfallen (af*
fen. (@. SReteorfteine.) 3br Auftreten ift unabbangicji
von SaaeSieit, 3al)teS)eit unb ©ittetung; bie ^>5f>e, in
weichet (je auftreten, unb bie ftcb auS ber Sanbfhrecfe, in
melchcr fie fichtbar finb, berechnen (dßt, febr verftbieben.
JDie hochfien febetnen ungefdhr 100 SR. über ber 6rbe ftcb
*u bewegen, boeb fommen fie bei ibtet Bewegung ber (Srbc
tmmet näher. Auch ih« ©r^ge bat man $u bereebnm gc
fuebt, unb j. 3B. ben Durcbmeffer einer 1783 erfebienenen
auf 2500 g. bereebnet 1790 etfebitn im fübl. granfretcb
eine geuertugel, bie größer unb heller als ber BoUmonb
war unb einen nach ber ©viQe abnehmenben hetlen Streif
hinter fieb ifffptang balb in mehre ©türfe, »eldjc
nach ber Srbe h «abfielen, intern fie aOmdlig vcrlofcbcn.
Nachher (tenn ber c ;haU brauchte, einige Seit, um für) vom
IDrtc beS ^lafeenS bis jur €rbe fortjuppanjen) hotte man
ein bem Donnet ähnliches ©etdfe, welches bie ©ebdube er
febüttette, wie bei einem 6rbbeben. S3alb barauf crfubr
man von einem ©teinregen. Die ©teine hatten atte ein
fcblacfenatttgeS Anfehen, einige wogen 18 — 50 \rutnb, unb
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Feuerland SS Feuerverafcherangsanstalten
m waren üb« einen etwa 2 3». langen freUfötmigen Sied
wenig bebauten $aibelanbe« jerßreut. Die Erfläruna tiefer
intrreffanten SRetcore iß auf oerfcbiebene SBeife »erfucbt wor»
ben; nid)t unmöglich iß e«, baß biefe glübenben «Waffen im
iBeitenraum auf A&nlicbe SBeife ßd) gebilbet (oben unb be»
wcaex, wie bie Planeten unb Äometen, unb baß fit, in bie
iUäbe bet <£ibe femmenb, t»on tiefet angejogen unb burd)
He Sefcbaffenbeit ber erbatmofphärc jum Berfpringen be>
harnt werben,
/rurriani ^eift bie große 3«fel, welche burd) bie 3Ra»
geOanßraße ton ber ©ütfyi&e Emerita« getrennt iß. Sla»
m'Im entbeefte ße 1520, unb »eil es bamal« an ibrer
jtuße viele / wabrfebeinlid) von ben eingeborenen angejün*
bete geuer fat) , fo nannte er ße ba« geuerlanb. SRit (Ein*
fd)luß ber umliegenben unb unter bem Tanten geuerlanb
mit begriffenen f ifinern 3nfeln , iß ße etwa 1500 nSR. groß,
aber ba ihr Jtlima fehr falt unb ber Soben faß überall
: jnj unfruchtbar iß unb toum burftigeS SRoo« unb ©raS,
•rerfruppelte JBäume unb wenige Keine frmbtinere nährt , nur
ooa böcbßen* 2000 9Renfd)en bewobnt, bie $efd)eräb*
Ärtunbt; beifjen. Sie falb eine häf liebe, febmujigbraune,
magere, noch aanj ungebtibete SRenfchenrace, unb bie fleinfle,
bie man bi« jtfct fennt. Sie wohnen in elenben Erbbütten,
bähen feine fefhn SSobnfifce, fonbrrn irren familienweife an
ben Jtuften herum, Reiben ßd) in SeebunbSfelle unb effen
i rsol gerottete al« umgefommene unb felbft halb »erweße
Zcctfjicrf. Die ©eiber ßnb bei ibnen gang »erachtet unb
werben wie gaßthiere bebanbelt. Die eimige JBefcbäftigung
ber SBtanner iß bie 3agt auf ©eetbiere, bie an ben Jtujten
in grsfer Stenge leben; ibre Jtibne finb aber febr fd)led)t
trab begeben blo« au« jufammengenäbten unb mit Sfratfr
übertriebenen Saumrraben. Sittlicher ßnb ibre Sogen,
Pfeile unb SBurffpieße gearbeitet, mit bienen ße aueb febr
gefd)icft umzugehen wiffen.
/(urrsrlnoamm ober 3ünbfd)wamm, ein befannteS
unb jur geuererjeugnng allgemein benufete« SDcIttef, wirb
au« ben Schwämmen, welche {üb, in feuchten ©albern an
ben Säumen anlegen, auf folgenbe einfache 3frt gewonnen.
Die ©d)wämme werben juerß in fd)arfer Zfcbenlauge
mürbe gebet jt unb bann gettoefnet, tüchtig gerieben unb ge»
hxrpft. ©ewöbnlid) nimmt man baju bie Schwämme ben
Brrfen, Suchen unb ®d)en. Damit ber geuerfebwamm
beffrr fange unb brenne, taucht man ihn häufig nod) in
Satperrrfouge, ober ht auflöfung oon Sleijutfer, ober
icwr n)n etwa« mit $uloer an. 25er btfte geuerftbwamm
foamrt an» bem (flfafj, namentlia) Strasburg, unb »on Ulm.
feteatexn (Jlint) ifl eine fcbmujiggclbe ober grau»
fa>Mrje Jtiefeiart t>on muffeligem JBrucbe. Seinen Kamen
tat er oon bem Umflanbe, baf er fub wegen feiner aparte
tat febarfen Jtanten feiner »ruajftücfe aanj »orjualidb
umjeuerfcblagcn mit bem 3table eignet. 9Ran finbet btcfed
vamtud in (noHigen fugeligen ©hitfen bAufig in Jtalf. unb
rabegtbirgen. üßenn er an« ber Srbe fommt, iß er we»
;cr b«t al« naebber, wo er an ber guft eine fo bebeu»
usbe |>arte annimmt, baf er ®Ia« rujt 3u glintenfietnen
»am pa> nur wenige Xrten be« geuerfteinö oon ge(b(ia>
ejaoer Jarbe unb febr flaa)mufd)eligem iörudv, welttje in
^Tonheub, Saüjtin, Siroi, Cnglanb unbSelgten gefunben
werben. JDa« ©cblagen ber glintenfleine ift febr einfa(!r)
unb beruht blo« auf Äanbgefcbicfticbfcit ber 'Arbeiter, unb
ein gefajicfter Arbeiter rann in einem Üage über 600 ®tücf
berfielleru Die älteffen unb ftärlfien Jlintenfteinfabrifen ^af
granf reich, bect? foQ fid? ber gatij. geucrflein noeb beffer al«
ber franj. ju glinterrfteinen eignen. ,
S nitro t r ei et] cnm^ eane t a U m , Sranbaffecuranj«
anftalten finb Einrichtungen, burä) we!a)e ber bureb
geuer cerurfadhte ©djaben aQen Denen, wenigfien« jum
SSbeii, vergütet wirb, welche fid) burd) Entrichtung gewtffer
©elbbrirräge ober burd) Übernahme gewtffer SQerbinbltcbftiten
ba« Kecbt auf eine fold)e Entfd)äbigung erfauft haben, ©ie
Fommen in Deutfcblanb auf zweierlei Art r»or, entweber al«
Staatsanwälten ober al« blofe ^priüatuntcrnchmungen. Der
{Beitritt )u ben vom ©taate eingeführten Sranbtaffen iß
meiß burd) Qefefce beßimmt, biefelben begeben ßd) aber in
ber Siegel nur auf ©cbäube, foba§ a(fo jeber ^>au«beß^er
oerbunben iß, feine ©ebäube ju einem beßimmtrn greife,
welcher mit bem wahren Söertbe berfeiben in »crhalrnifi ße>
ben muß unb feinenfaO« r)6tieT al« tiefet fein barf, ju ber»
ftd)em. 9?ad) Jßerbältniß tiefer ßerßcberungSfumme muß
er b«lbiäbrig ober jährig ui ben 6ntfd)äbigungen beitragen,
weld)e im JBejirfe be« ©taa« ober ber f>ror>in j , auf weld)e
ftd) bie Xnßalt erfheeft, ausgezahlt worben ßnb. (58 wer-
ben nämlid) fämmtlicbe ^auöbcn^er be« 8anbe« a(« eine ©e»
feHfd)aft anaefeben, bie unter ©arantie be« Staats fid) jur
gemeinfehaftitchen Xragung be« burd) geuer t>erurfad)ten
©d)aten3 »erbunben t^ctotn. Der Staat »erautet ben erlits
tenen ©d)aben im Kamen fämmtlid)er SeitragSpfTid)figer
unb bertheilt tann auf tiefe am ©d)(uffe be« feftgefetjten
Seirraum« bie ©umme ber geilten Entfcbäbigungen. Der
Abgebrannte iß inbeß »erbunben, ba« ©elb jur SBieberber»
ßeQung feiner ©ebäube ju oerwenben. Die wohltätigen
gofgen biefer ©nrid)rung ßnb, baß ©täbte unb Dörfer,
auch wenn ße burd) $euer«brünße brimgefud)t worben, fid>
balb wieter au« ihrer Xfd)e verjüngt emporheben, baß ber
S3eß$er eine« ^>aufe« nid)t burd) ba« abbrennen belfelben
oerarmt unb baß ber (Srebit burd) bie größere ©id)erbeit ber
auf Käufern rubenben ^>ppot|>efen febr erhöht" wirb. Dief»
wobltbätigen golgen gewähren inbeß bie $rirjatoerftd)erung«*
anftalten ebenfalls, ohne trgenb 3<manb jur Xb.eilnab.me ju
zwingen. Der ©taat fyat nicht nur ba« d(ed)t, fonbern aud)
bie $ßid)t, ju boh« S3erfid)erungen ju »erbieten, um »or»
faßliche Sranbßiftungen ju rerhüttn; aud) (ann er fo!d)e
Xnßatten, welche ftd) be« öffentlichen Burrauen« nicht wür»
Mg jeigen, au«fd)Üeßen unb tagegen antere. welche ßd) at«
juwrlaffig unb tortbeilhaft bewahren, für fein ©ebiet befon»
ber« prioilegfren. Die« iß aud) in vielen beutfd)en 2änbera
bereit* gefebeben, wd^renb in anbern noä) erzwungene geuer»
Derßd)erung«anßalten beße^cn unb nur geßattet iß, ba« be«
wegliche Vermögen, weld)c« bei ber Sranbfaffe be« ©taa*
teS nicht »erßd)ert wirb, in auswärtigen S}eirftd)erung«an«
ßolten ju »eraffeturirett. Die <eHtrrid)tung ber ?)rir)aroer»
ßd)erung«anßa(tert iß »erfd)iehen. Die geuerterfid)e»
rungSbanf für Deu tfdjlanb in ©otba, eine ber be*
tannteßen, beruht, wie bie £ranbverßd)erung«anßalten be«
©taat«, auf bem principe ber ©egenfeittgfeit; e« haben ba*
her bie bei ihr iBerfid)erten ben SBerluß mi tragen, wo ju ße
Feuerwerke
34
Feuerzeug
fwf) burch Aufteilung von SBechfeln auf £6h« be* vier»
fachen «Betrag« ber gejagten grämte (b. i. be* Einfchuffe«,
welcher gleich bei Empfang bei SBefcheinigung übet bie ge*
fcbebene SJcrficherung, ber fogenannten Police, aeja^lt wirb)
»erbinbltdj mactien, wogegen aber aud) ber ©ewmn nach
SJerbältniß ber tum einem ieben eingejagten 9>rämienfumme
verteilt wirb. 2CHe übrigen Öcrfi$erung8an|ialten von Siuf
berufen auf Actien. Sie Sßerlufte »erben au* ben von ben
Actionnair* baar eingetroffenen unb oerbürgten gonbS ge>
bedt unb biefe allein bejieben auch ben©eminn, fo bie ber*
liner unb bie elberfelber geuemrp*erung8gefellfchaft.
Sie aad;ener ©efellfchaft, welche neuerlich auch für ba*
Jtinigrcicb äBaiern privilegirt ijt, tbeilt it)rcn ©ewinn mit ge*
meinnüfcigen 3n(lituten be*8anbe*, weswegen fie bevonugt
wirb. Sie leipjiger geuerverftd)erung§gefeQfcbaft jeidpnet
fid» babureb au*, baß fie ben auf fünf 3abre Süerficbcrten ben
falben Anteil an bem ©ewinne ber fünfjährigen 58erftcherun*
gen jurüdoergütet, ebne baß biefe, wenn bie im Saufe eine*
3afyre* jur Abrechnung tommenben Prämien jur Leerung
ber Schaben nicht ausreichen foUten , irgenb einen vJiad?(diu jj
ju leijlen haben. Sie erjie Abrechnung ber fünfjährigen 58er*
fur)erung würbe am 1. Sun. 1834 verteilt unb banaa) er=
hielten bie SBerficberten 23' » $rocent jurüctoergütet. Sie nä<
bete Einrichtung aller biefer ©efeüfcbaften ift au* ben von
ihnen publicirten unb lanbeSherrlid) betätigten (Statuten ju
erfehen, welche auch bic Äidin'dmur unb Entfchetbuna,6norm
in aQen ©treitigfeiten bilben, bie jwifchen ben Xkrnchertcn
unb ber 2Cnflult üorfommen t6nnen. 3n erfler Snfranj ent*
febeibet in berSJegel ein ©chiebögericht, bei beffen JBefefcjung
bie S3ett)et(iatett concum'ren. Soch fann von beffen Äuds
fpruche auch on ben orbentlichen dichter appetlirt werben,
wenn nicht bie Appellation auSbrüdlicb auögefchloffen ifl.
C* liegt übrigen* im 3ntereffe ber Anfialt, alle ©treitigfei*
ten möglich ji ju vermetben unb bie verficherte ©umme, fo*
halb ber ©chaben orbnunggmäßig tarirt unb befcheinigt ift,
fofort ohne SBeigerung unb SBeitläuftgteiten auSjujahlen.
SRur burch eine prompte Erfüllung ihrer JBerbinblichfeiten
rann fich bie ©efellfchaft ba* äutrauen unb ben 9iuf erbau
ten, beffen jie bei ber großen Soncurrenj folcher Snfhtute
«othwenbig ju ihrem SBefteben bebarf.
■Feuerwerke ftnb JBränbe unb »eleuchtungen, welche
fünflltch angeorbnet werben, um ba* Auge be* ffiefdjauer*
burch mannigfachen garbenalanj unb vielfach wecbfelnbe
gichtgejlalten ju ergöfeett. 3Ran führt fie verfianbiger SSBeife
nur be« Abenb* auf, weil nur in ber Sunfelheit bte geuer»
unb gichterfcheinungen beutlich unb befhmmt gefehen werben.
S?othe, grüne, blaue, gelbe, weiße geuer brennen nach* unb
nebeneinanber, Scafeten, 8euchtfugeln, geuerräber, fhahlenbe
©onnen (f. Jtunftfeuer), mit unjäbligen Sampen beleud)*
tete Sempet, Äriumphbogen , ^pramtben mtt brennen»
ben Snfchriften, erfreuten, unb bergt.; Alle* fo georbnet,
baß fowol ba§ jugleich Auftretenbe, wte ba* aufeinanber goü
genbe ein wohlgeorbnete*, bem Auge wohlthuenbe* Gkmje*
bilbet. Sie Jfeuerwerfe werben theild auf bem Sanbe, theil*
auf bem SBaffer abgebrannt. Sie SBafferfeuerwerfe nehmen
fich befonber* prachtvoll au*, weil bie SBajferftöche wie ein
©piegel bie fteuererfcheinungen vervielfacht. 2Jlit ber äunfi,
^euerwerfe anjuorbnen, welche namentlich jur $erfteHung
ber Jtunflfeuer ebemifebe ^enntniffe vorau§fegt, befef^dftigen
(ich We ffeuerwerfer. 25a aber ihre Äunfl nicht mit bei
ben geuerwerfen eine unfehdbliche, nur jum »ergnügen bt»
ftimmte Anwenbung finbet, fo unterfeheibet man Äuflf euer»
werfdfunfi unb 6rnflfeuerwert*f unfl unb lehrt in
ber legten bie Verfertigung aOer berjentgen Jtunfrfeuer, welche
im Äriege Anwenbung ftnben, al* ©efchü|munition, ©djld»
ge, 9f af eten , ^pechfränje , ^Branbtucher u. f. w.
S rucT3cuq. S3et ber großen ffiichtigfeit be* freien ©e»
brauch* be* geuer* für ben ^enfehen gebort bie Grfmbung
bequemer geuerjeuge ju ben wichtigen erftnbungen. C*
ift befannt, baß wilbe S36lfet auf eine febr mühfame 2t rt
geuer erjeugen, inbem fie pei £oljftüc!e gegeneinanber tei»
ben, boeh foflen fie e* hienn ju einer nicht geringen gerttg>
feit bringen. Da* ältefle ber bei un* noch gebräuchlichen
geuerjeuge ift ©tahl unb Stein (f. geuerflein), bie
man gegeneinanber fdjlagt, baß gunfen fprühen. Sie gfiuu
(en werben mit einem leicht enrjünblichen ©egenftanbe, ol*
3unber, ©chwamm., ©chießpulver, aufgefangen. Ein be»
quem eingerichtete* geumeug ber Art ift iebe* gewfthnlUbt
glintenfehloß. 9Ran hat folche geuerjeuge auch getrennt jum
gew6hnlichen gichtanmachen; auf ber Pfanne beftnbet ftd>
bann fiatt be* Pulver* Bunber. Ser 3unber unb ber greuer*
fd)wamm fommen nur jum ©lühen, unb um eine glamrne
ui erhalten, pflegt man ein ©chwefelholj ober einen Scbtvc»
felfaben in bie Stahe ju bringen, welche ftch an bem g(üt)en>
ben Jtörper entjünben.
©ehr in ©ebrauch ftnb bie ebemtfehen geuerjeuge,
welche fich ebenfo leicht herlicllcn wie hanbhaben laffen.
9Ran halt fich in einem feft verfchließbaren gläfchd;en S3U
triol6(, unb bamit biefed nicht vergoffen werbe ober beim
©ebrauch beS geuerjcug§ umherfprige, füllt man ba*
gläfcheben erfl jum Zi)ül mit Fleingemachtem A*bejt unt>
tröpfelt bann auf biefen ba* Sitriolöl. Sie 3unbt>6(j*
chen, welche man mit bem S3itriol6l in «Berührung bringt,
entjünben ftd) fogleich in beller glamme. ©ie werben fo .
bereitet, baß man ba* eine Enbe eine* £oIjfp(itterg erfl in
gefchmoljenen ©chwefcl unb bann in ein ©emenge taucht,
beffen .pauptbefianbtheit chlorfaure* Sali ift. Sßie ba* ■
chlorfaure Jtali, welche* ftch CAX hem SBitriol6l entjünter ->
lehrt bie Qfymit noch eine SDlenge anberer ©Stoffe fennen, '
welche fich burch Sieiben, ©plagen, bei ber &erübruna mit 1
gewöhnlicher Suft unb mit verfchiebenen Äörpern entjünben,
unb jeber biefer Jt6rper ift auch jur ^jerfleQung von Seuer*
jeugen geeignet Sie Entjünblichfeit einiger berartiger ©Stoffe
jeboa) fo groß, baß e* gefährlich ifl, fie in täglichen ©c-
brauch ju jleben, unb geuerjeuge, bie man mit SbiAft ber«
felben h"gefttHt bat, ftnb policetlich verboten worben. ©o
ifl in manchen Sanbern ba* sPf)ci'p Dorfen erzeug oerbo»
ten. Sie 3ünbbütd>en, beren man ftch hei ben spereuf»,
fion*ge wehren (f. b.) bebient, finb tteine oben \?erfcr)ioft \
fene «ibrthen , in benen ftch eine geringe Quantität einer
burch ben ©chlag entjünblichen ©ubfianj (eine 9Wr<%ung *
von (Ihicrfalt , ©chwefel unb JCohlen ober JtnaQqueeffilber) '
befinbet
Ein mehr intereffante* al* bequeme* geuerjeug ifl bo*
pneumatifche (b. b. Suft>) geuerjeug, auch aacho.
j>vrion, b. h- ©chneHfeuerjeug, genannt. Saffelbe befteht
tn. einem f: einen auf ber emen ©eite offenen, auf ber aiu
bern verfchloffenen Eplinber, gewöhnlich oon flartem
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Feuerzeug 2
in welchen ein Aolben, ber an einem metallenen ©tabe mit
£anbbabe feftft^t, Iuftbid)t pagt. 3tuf ber untern etwad
ausgehöhlten glacbe bc5 .Kolbens ifi ein fteineS $Ü eben, an
irctdjeS man beim ©ebrauch etwaS ©rbwamm befefiigt
Stößt man nun ben .Kolben mit ©emalt [ebnen in ben Qolin»
tcr berab, fo roirb bie unter ihm befmblicb« Suft frort &u*
faarmetrpreßt unb ei tritt eine geuererfdjeinung öuf, roelcbe
btn ©cbwamm entjünbet Diefer »erlöfcbt aber fe^r fdmell
nrieber, trenn man nicht ben Kolben eilig wteber Ijerauö.jtcljt.
Da* clettrifebe geu erzeug, bie eUftrifcb c üam pc,
3ünblarape beruht im Allgemeinen barauf, baß SEBaffer»
fbffgaS burch ben ekfirifcbcn Junten cnt$ünbct wirb, unb
bcüebt baber eigentlich auS jwei mitetnanber in SBerbinbung
geübten Apparaten, nämlich einem Apparat jur (Jrjeugung
btS ©afeS unb einem anbern jur Crrjeugung beS cleftrifehcn
gunferrS. DaS SBaffcrftoffgaS, eine etgentijüm tiefte guftart,
cr,euat ftch am letebteften, wenn man ein ©tücf j-Jinf in
eine sJHfcbung von SJitriolöl unb Sßaffer bringt, unb ben
cieftrifcben gunfen fann man am (einteilen mit Jgüife eines
eiettropborS , erhalten. Da biefe geuerjeuge burch, beS bt>
rahmten 9eaturfor[cher3 Döbereiner (f. b.) Cmmbung faft
ganj auf er ©ebraueb gefommen, fo wollen wir nur con
L-.cfex testen nod) eine genauere JBefcbreibung geben.
Die 25 ö ber ein er"' feb, e fcampe, baS spiatinafeuer»
:eug, beftebt ebenfalls auS einem Apparate ^ur »ereitung
ren SBafferftoffgaS, mit welchem ein Apparat in SJerbinbung
ftebt, roticber baS auSftrömenbe ©aS entjünbet tiefer
Apparat befrebt aber ganj einfacr) in einer fleinen &uan>
mat febe fein »ertbeilter $latina (gewöhnlich fogenannten
¥ latinafebroammeä) , welct)e bie merfroürbige gigentbümlicb»
feit bat/ SBafferftoffgaS, rrxtcbeä in bie attnofpl;ärif(be ßuft
ftremt, burch bloße «erüftrung p entjünben. 3n ber foU
aenben Abbilbung fmb jwei Dobereiiur'fd;>e Sampen abges
btibet, welche fid) nur in urt öffentlichen ©tücfen unterfeftcü
ten. GG ifi ein größeres qjltnberförmigeS ©la§gcfäß,< ouf
vdfan ein metallener Detfcl A lofe aufliegt. Diefer Decfel
rdjbobrt, unb über ber Srffnung in feiner SKitte ift ba*
befterfeitS offene, glodenförmtg gejlaltete f leine ÖlaSgcfaß
BB gifittet über ber jbffnung auf ber (Seite beS Olafe«
\ Flehte (Job. Ctottlieb)
ifi eine £>fe, in »eiche ein Draht cingebaft wirb, über ben
ein burchbobrreS ©tücf 3int C gefdwben ifi, baS unten
burch jwet jQuerbräbte vor bem herabfallen gefiebert wirb.
Der Draht ifi nur fo lang, baß C nicht ganj bis jum
Kanbe beS ©efaßeS BB reiebt. ßberbalb ber Öffnung in
A ift eine 9?6bre angebracht, bie in eine ganj feine SJ?üm
bung bei F auslauft, unb welche burch einen $abn, beffen
Jbanbgriff bei D ift , geöffnet unb »erfcibloffen werben fann.
»ei B i|l mittels feiner Drähte ein ^latinafeftwämmeben befe*
fügt. Wlan bebe ben Decfel A mit bem ©lafe BB unb bem
3inf C ab unb fülle ba8 ©efd§ GG etrca )U % mit einem
©ernifch von 2Baffer unb 83irriol6l (baS le^tere mufj oor>
fiebrig in baS erfie getr6pfelt werben), hierauf ftfje man
ben Dctfel auf, wafyrcnb ber ^al>n bei D geöffnet ifi, alS»
balb füllt fieb baS 3nnere oon BB mit bem gefauerten SBaf»
fer unb umgibt ben 3»nf. Der #al)n werbe uerfdjloffen ;
fo fiebt man am Binf eine große Spenge öiääcben entjieben.
Diefe finb gBafferfioffgaS unb fieigen in BB in bie ^>öb.e,
fammeln [ich oben unb »erbrangen balb aQeS SBaffer auS
BB, welebeS nun in GG um fo t>6ljcr fieigt, bis enblicb) in BB
baS SBaffer unter C gefunfen ifi unb folgltcr) außer Berührung
mit bem 3inf fommt, an bem iich nun auch fein ©aS mein
entwickelt. DaS ©aS in BB fiebt offenbar unter bem Drucfe
beS SBafferS, unb fowie man bab.ee ben B öffnet, firömt
eS mit einiger ©ewalt auS F gegen ben spiatin[d>wamm
bei E, an bem eS ft* fogleicb entjünbet, fobaß eine Stamme
»on F nacb E überjirömt, an ber man ein üiebt anjünben
Fann. Die Stamme oerlifcfct natürlicr), fobalb man ben
£ahn fdjtießt unb baS oerbrauebte ©aS wirb in bem 9Rafjc
wieberer jeugt, in welcbem beim XuSfhömen baS SBaffer in
BB eingetreten war. DaS üKännchcn, auS beffen SRunbe
bie flamme brennt, ifi nur eine ©pielerei, ber Decfel, ben
er in ben 4?anben hat, [ift für gewöhnlich über bem
©cbwamme E, um ihn »or geucbtigfeit unb ©taub ju
feftü^en, unb ifi mit ben tfrmen (bem »erjierten ^anbgri|fe
beS AabnS) fo »erbunben, baß mit bem Aufbeben beffetben
jugleteb ber Aaftn geöffnet wirb. Die Döbereiner'fer)en 8am»
pen finb, ba fte fogleieb bei einem bloßen Drucfe eine glamme
erjeugen, offenbar bie beauemflen geuerjeuge, fie b»iben iebod)
ben 9iacfttb.eil, baß fie nicht leier)t ju tranSporttren, unb baß
fte fofibarer wie bie ebemtfefren geuerjeuge ftnb.
/tcljte (3ob. ©ottlieb), einer ber größten ^ilofopften,
bie eS gegeben, war geb. ben 19. SRai 1762 ju Rammenau
in ber gaufiö unb fiarb 1814 ju «erlin. 9lacbbem feine
Grrjielmng in ©cbulpforte oollenbet war, ftubirte er in 3ena,
geipjig unb Wittenberg, begab ftcr> barauf als Spciu-A eurer
nacb äürieb, wo er ^eflatojii, unb bann nacb Königsberg,
wo er Jtant fennen lernte, ^ter gab er 1792 eine ©ebrift:
„SJerfucb einer Äritif aller Offenbarungen" heraus, weldje
mit folchem jBeifaQ aufgenommen würbe, baß ihm fchon im
barauffolgenben 3ab.re bie Unioerfttdt 3<na »um außer«
orbenrlic^en ^Jrofeffor ber $fct(ofopr;ie, berief. fwiSoerfianb»
niffe mit ber weimar. Stegierung, weldje bureb) g.'S
SRiStrauen b^rbeigefüb,rt würben, man wolle ihm in ber
freien Äußerung feiner wiffenfcbaftlicben überjeugung b«n*
bertieb fein, bewirf ten 1799 ferne enttafTung. Cr begab
ftch nun nacb iBerltn, wo man ihn mit EuSjeicbnung
empftng. 1805 würbe er jum ^rofeffor ber $$ilofopfcie
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Elditelgebirge %
bei ber bamal* »reuß. Unwerfttdt ßrlangen ernannt. 70$
jebc-dj ber JWeg mit granfret* auSbraa), begab fid) 9. tudj
Königsberg unb bM bort 1806 unb 1807 «otlefungen,
febrte aber im folaenben 3abre na<b »erlin Hirittf unb
bielt bin feine begeiferten „Sieben an bie beutfdbc Station",
in benen er fein in Änecbtfcbaft »erfunfeneS Baterlanb
gur ermannung mit glübenben Sorten aufregte unb jwar,
wafcrenb bie granjofen «Berlin befe&t bieten. 2C18 1810
bie Univerfttat ju »erlitt errietet würbe, warb g. jum
^rofefjor ber ^itofop^ie an berfelben ernannt, unb je
großartiger fein SBirfen tytt fein mußte, um fo mebr
war eS ju bebauem, baß ber SRann, welker bei bem ge*
bitberften STtjeite feiner 3eit« unb 8anbeSgenoffen fo viel *ur
fittlirben (frfrdftigung beigetragen batte, welcbe eine »oUrifcbe
*ur golge haben mußte, nur bie erjlen Äußerungen beS m
Deutfcblanb neu erwacbenben 8eben8 [ab. & erfranfte na$
feiner ©attin. bie fid) ber Pflege ber Sierwunbeten unb Jtran»
fen in ben £ofpitdlern ju jßerlin unterjogen unb bort ange»
fledt worben war, am 4j>ofpitalfIeber, unb würbe ein ffiaub
biefer peflartigen jtranfbeit. 3n feinen aablrcid;en obilofcpH»
frben Serien jeigt fkfl g- «f» ein ©ebüler Jtant'S (f. b.), ber
aber baS große Sßerf feine.5 SoraangerS mit ©elbllänbigfeit
weiter fübrt. Sie ber feinen bieÄant'fcbe, fo liegt feine eigne
Dbilofopbie ber neueßen ju ©runbe, bie bureb ©cbelling
unb jöegel (f.b.) gelebrt worben ifl ©eine in jablreicben
Scbritten niebergelegte 9>r>iIofopr>ie Hibet fo einen ber wub*
tieften ttberadnge, ben würbig )u reprafenttren, bie ganje
futiiape Kraft eines g. erfoberltcb war, unb wegen biefer fitt*
liajen ©röße wirb g. jtet* ein ©egenjlanb ber Sewunbe*
rung unb SRacbabntung fein.
/tcljtfljifbiftjr (baS), ein #auptgcbirge DeutfdjlanbS,
liegt in ©aiem, i|l jwolf ©tunben lang unb aebt ©tunben
breit unb nimmt ben größten SEbeit beS ßbermainfreifeS ein.
Da eS mit ben &auptgebiraS$ügtn DeutfcblanbS jufammen»
bangt unb gleid)|am ben Siittelpunft berfelben bilbet, fo bat
man eS ben ©ebirgSfnoten DeutfcblanbS genannt ©einen
Flamen bat es unffreitig von ben gitbten erbaltcn, mit be*
nen e« großenteils bewarfen ifl. CS beflebt großenteils
auS ©ranit, bie ©eiteniweiae auS Äalfftein. unb feine böcb*
I Fldeflcomml&a
Pen ©pifcen finb ber ©djneeberg öon 3700, ber Dcbt
fenfopf ton 3600, ber gidrtelberg oon 3500 g. äope,
unb ber faft ebenfo b°be ©d)loßberg, auf beffen ©ipfel
ber gang mit SRooS unb »infen bewaebfene giebteifee liegt.
Xuf bem gidjtelgebirge entfpringen »tele glüffe, unter ibnen
tner ber bebeutenbem DeutfcblanbS : ber aRain nacb SBeften,
bte ©aale nacb Horben, bie Sger nadj fDßen unb bie 9taat>
nad> ©üben pd> ergießenb. Äutb ennjalt biefeS ©ebirge
eine große SRenge .v. -:en. Ginige berfelben finb von fol*
cber VuSbebnung, baß man ibr @nbe noa) aar nitbt ge>
funben t)at, anbere entbalten bie munter Ii etilen Sro&f»
ßeingebilbe, unb wieber anbere finb ganj mit SEbterfno«
eben angefüllt, unb jwar jum 5Ebeil »on folgen Äbifwn,
bie man gar niebt mebr auf ber (?rbe finbet 3n ber ©e-
genb beS üDfarftflecfcnS 2Ruggenborf liegen allein 24 fol*
(ber $&b(en, unter benen bte große, in fecbS itammern
«e Änocbenböble beim Dorfe ©ailenreutb bie be*
ift. (©. Noblen.)
üDficommiso nennt man eine (e&twiu~tge SBerorbnun^,
wobureb Semanbem auferlegt wirb, eine Srbfcbaft ganj ober
tbeilweife ober nur einen einzelnen ©egenjlanb berfelben ei*
nem Xnbem auSjuliefem; fowie aud) bie auSjuliefernben
©aajen felbfl. Sejlebt baS gibeicommiß in ber ganzen Crb*
f*aft ober in einem Zi}iHt berfelben, fo ift eS ein Unioer»
fal*, beflebt es aber bloS in einzelnen Dingen, fo ijl e8
ein ©ingular«Sibeicommiß. 83on le^term gelten ganj
biefelben ©runbfd&e, welaje bei ben öermaebtniffen (f. b.)
oorfommen, unb wübrenb baS erjlere bloS bem ©rben auf»
erlegt werben fann, barf baS leitete aud) jebem 2lnbem
angefonnen werben, weither auS ber (Jrbfcbaft etwas ertjdlt.
Der Crblaffer bat baS Sutrauen gu feinem Crben, ba§ er
feinen ffiiUen refpettiren werbe, er oertraut feiner Streue
Dasjenige an (lat. fidel committit), was er bwauSgeben
foll. Derjenige, bem er bieS 3utrauen febenft, b««ß* ber
gibuciar, Derjenige, ju beffen ©unjlen biefem etwas an»
oertraut wirb, ber gtbeicommiffariuS, ber Bnoet»
trauenbe felbfl aber ber gibeicomraittenl. ©8 würbe
inbeß fef>c bart fein, wenn 3emanb bloS beSwegen jum
Crben eingefegt wäre, um bie Grbfcbaft einem Snbern ber»
auszugeben; beSbalb ifl eS bem gibuciar gejlattet, ben oier»
ten SEbeil beS gibeitommiffeS , nacb "tfbjug aller ©djulben,
iu Jtojlen unb für fttb }U bellten. 3(1 feine S3ebingung unb
fein 3eitpunft ber Verausgabe beigefügt, fo i|l ber gibuciat
oerpfliebtet, 30 Sage nad; bem Stöbe beS CrblafferS bad
gibettommiß auSjuliefem. Die Xinber, Cnfel unb Altern
beS CrblafferS Rieben aber, wenn jte mit einem gibeicommif
befebmert worben finb, fofort bei bem Antritte ber Crbfcbaft
ihren 9)flicbttbeil <A, unb außerbem bei ber Ablieferung be*
gibeicommiffeS noeb ben erwibntfn vierten StbtU (bie foge»
nannte Quarta Trebellianica). Der gibuciar barf übet
bie ©egenfidnbe beS gibeicommiffeS (bie ©ubflanj ber ©a<r)e
im©egenfaöe ber 9lu&ungen) niebt »erfügen, aBe feine Cer»
Äußerungen in biefer »ejiebung ftnb baber nitbtig; bocr>
fann niebt er felbfl, foabern nur ber bereinigte gtbetcom*
miffar fte anfechten. Diefer übertrdat fein Sttöjt aueb auf
feine erben, fobalb er nur ben SEeftator überlebt bat unb
bie JBebingung ober ber äeitpunft eingetreten ifl, unter
welchen ibm bc" Ribeicommifi beftimmt würbe. Dod) fann
rS#v ffiff/ttAv 1 . , ff. Wmh Sthii'rtmmtfTAv *ttt * nhtfv TVTtfesT»* 0\mu
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Fieber
fnbfHtutren (an bie ©teile fefcm), welken Mt $rl»
nach ber 9?eibt auSgebdnbigt werben foü*. £>iefe ©üb
untcrfcbeibet fttb tnbeß oon ber im (?rbrecbte vor*
bat fogenannirn Bulgarfubftitution baburcb, baß bei
rief« ber »wette (Sfrbe nur bann @rbe werben tonn, wenn
ba erjre wer binde Srbe wegfällt, bei bem Umoerfakgibei»
cwrariß bageaen ber zweite Grbe nur bann Änfprurf? an bie
fcbfcbaft machen fann, wenn ber birecre €rbe wirf lieb Qxbt
«Sorben, bie Crbföaft angetreten bat- 3u8 biefer Art be*
oubjhtution ift au* ba« fogenannte gamtlien.gibetcom»
aiß entjUnben, worunter man eine Xnorbnung ©erfleljt,
otnrtige welcher ein gewiffe« @ut, es mag nun tn ©runb»
fctien ober in ßapitatien befielen, fttb tn einer Mamille
fjrttrben foQ. & muß inbeß auSbrütflicb babei bemerft
arrha, baf bie Veräußerung beS ®uts »um »eften ber
gjraüie unterfagt fei. Ce|tebt ba5 gibeicommiß in ®runb>
fo wirb erfobert, baf ber gebnSberr ober bei 2Ho*
ber ©ericbtSberr baffelbe befldrige. €in gamilien»
fann ber Siegel nach blo« auf bie männlichen
be« ©tifterS übergeben, wenn n:dit ber ©tif»
ia fdbft eine bejhmmte ©ueceffionSotbnung feftgefcftt bat.
Sfc ßerdußerung eine« gibeicommiffeS ifi nur bann gültig,
van jie jur Stlaung »on ©cbulben, welche ber ©tifter
jeaaebt, notbwenbig war. £0$ fann auch au« antern
crijtblicben Urfaa)en, wobin man felbft einen ju bojfenben
niebt unbeträchtlichen ©ewinn jaijlt , ba« gibetcomraijj »er»
iugert ober aufgeboben werben, nur muffen bann fammt»
% Sntereffenten einwilligen unb feine Jltnber unb itinbe«»
Gäbet beS ©tifter« ober Berwanbte im erflen unb »weiten
Srabe be« trat, bem gibeicommiß S3efcbwerten »orbanben
fein. Bon felbft erlifd)t aber ba« gamiliemgibeicommiß erft
burm, wenn bie ganje (Generation, für welche eS beftimmt
wn, ausfärbt »er lefcte JBeftfcer fann bann frei über ba«
ftetieommiß »erfügen, unb tS fiflt Wieb« in ben unbe»
ttiinaen Berfebr »urücf.
Ütber wirb ein biuftg »orfomraenber JCranfbeitSjuftanb
jenanm, beffen wefentlicfee unb beftanbige erfebeinungen be»
'ilaaügter 4?en» unb ^utsfcblag, gröfteln mit barauf fbl»
gaber $i&e unb oermebrtcr Äusbtinftung ber $aut, franf*
baft •ermebrter »urft, ©efübl allgemeinen Unmoblfein«,
ftktoft au* .Kopfweh, Apperitlofigfeit, «el, felbft grbre»
4« tt f. w. finb, 3ufdHe, bie fieb in gewiffen Seiträumen
rttjera, wieber oerminbern, ganj. aufboren unb bann wie«
•«teuren unb fid? ju ber großen SRebrjabl aller nur mig»
'4ra Jtranfbeiren aefeQen tonnen. §at fid) ein gieberju»
'•«b einmal entwickelt, fo unterfebeibet man audb leid)t bret
Ütitrittme beffelben, ben ber 3unabjne nimlicb, weld>er,
■1 bem (Sutritte ber erften Steberbewegungen oeginnenb,
'-i ^>eftign?erben berfewen bejeid>net; ben ber 4bobe, in
yjtpW bte gieberfpraptome ben b^wftt" ®rab ibrer ^>ef»
errtiAi ^abtn, unb ben bet '^bnabme, in bem bie
^erbaften @rf<beinungen ruutlaffen unb bie günfüge Cnt»
4«tung ber Jlranfbert fid) »orbereitet Hufcinanber«
'%{ tiefer gettriume raaebt ben «erlauf be« Sieber« au«.
Sa faub« Berlauf enbet entweber binnen 24 ©tunben ein
* «bmI. wie bte« j. JB. bei bem fogenannten eintägigen
ia tjl, ober e5 wieberlwtt fid; berfelbe in
ganje jtrantbett au« fold)en einulnen Sie*
unb {m Orofen Wefelen Beitraume,
benfefben S&erfauf wabmebmen I4ßt, wit bie einjemen Ifjr
untergeorbneten Sieberanf&Qe im Aleinen, ^ierau« cntffeljt
bann für bie ganje itranfbett ein SBedjfel ton SBeffcr = unb
©cblimmerbefinben be« Aranfen. Serfdjwinben wdbrenb
be8 SefferbeftnbenS bie gieberftjmptome ganj, fo wirb biefet
Seitraum ber Jtranfbeit bie fieberfreie Beit unb bie gan^e
Äranfbcit ein auSfe^enbe« (SBecbfeU) gieber, ba« bar>
auf wieber eintretenbe ©cblimmerbefinben ber Jieberanfall
(?)arorv6mu«) genannt; laffen aber bie gieber^ufdae nu»
»am Äbeil ober bloS nacb bem ©rabe ibrer fieftigfeit naa),
fo b^ift bie Seit be« ®efferbeftnben$ ber ÜRadjtaß, ba«
©djlimmerbefinben bie 83erfd;limmerung, bie ganje Aranfbeit
ein natblaffenbe« gieber. 3ft ba8 gieber in wefent«
lid)er JBerbinbung mit einem anberweitigen 6rtlidpcn Beiben,
fo nennt man e« ein jufammenge feilte«, im entgegen»
gefegten galle ein einfädle« gieber. Tili (Srunbformen
aller gieber aber fann man bad SBecbfelfiebcr, ba« 9ler»
»enfieber, baS Snt^ünbung«» unb ba« gaulfieber
betrachten, infofern biefe e5 finb, »on weldpen bie berfcbje«
benartigften fteberbaften Äranfbeiten ibren ßbarafter entittj»
nen. &>it gieber cmfdjciben fid? oorjug§weife burd) »er*
mehrte ^>autauöbünfiung unb Urinaudleerung, bie bann aud)
ibrer IBefcbaffenbeit nad) »erünbert erf(b.einen, unUr befon«
bem Umftanben aueb burd; SBlutungen, »erdnberte unb oet»
mebrte ©cblcimabfonberung, Srbrecben, SurdjfäHe, 3fu«»
fd;ldge u. f. w. £)iefe Ausleerungen muffen inbeffen ju
rechter 3ett erfolgen unb @r(eid)terung bti Aranten b«bei»
ftibnn, wenn ftc al« 'jciifam, al« fogenannte Jtrifen gelten
foQen. überhaupt aber tft baS gieber al« ba3 ^6d;fte unb
le^te SBefheben ber DiatUibeitfraft in Äranf betten anjufeben,
©cbäblicbfciten ju entfernen unb Aranfbeiten au geliert,
weld;e auf feine anbere SSeife entfernt ober gebetlt werben
fonnen, wobei ber ÄuSgang freiliefe efcnfowol jum opeile
als »um Unbetle beS Aranfen auSfefelagen fann. Qin regel»
meißiger Serlauf beS gieber« laßt meiflen« einen günfhgen
"ttuSgang r)offen , große, plöfelicbe Abweichungen oon bemfel»
ben finb bebenflieb, namentlicb ein übermäßig fcbneller unb
heftiger ober aud; fefer jigernber, fchleichenber (Sang ba
/teDina (^enrr;), einer ber berühmteren engl. Sfomaru
bichter, würbe 1707 geb. unb ftarb 1764. JDbfcfeoH er an«
einer vornehmen gamtlie ftammte, tarn er boeb balb, nad>
bem er oon ber Unioerfität ju Serben, wo er ftch mit ben
ftedjtSmiffenfcbaften befdpeiftigt, nad) 8onbon »utücfgefefert
unb felbfianbig geworben war, jum 2 bell burd) feinen Seicht»
funt, in eine fehr bürftige Sage, unb fab fid; gen6tbtgt,
um feinen fcebenSunterbalt ju eerbienen, f^nftfeDerifebi
Arbeiten ju unternehmen, er ftbrieb wdbrenb einer Weihe
oon fahren eine SRenge bramatifcher Stüde für bie lonbo*
ner Sheater, unb fanb mit ihnen eine Seit lang IBeifoO,
obgleich fte wenig JBebeutenbe« enthalten. ®t ging fogar
mit bem f)(anc um, felbft eine ©cbaufpielergefeafcbaft ju
ftiften unb m leiten, ber jebod; unausgeführt blieb. 3n
beffere Umflanbe fam §. burd) feine JUermdblung mit einem
Habchen, ba« einige« Vermögen befaß, unb btmb benSob
feiner «Kutter, bie ihm ein fembgut hinterließ, »er halb
hatte g. fein fleineS XJerm6gen bura)gebrad;t unb wollte nun
als ©acbwalter t bätig fein, fanb jebod; wenig S3efd)dftigung.
©benfo wenig machte er al« ©chriftfteaer (Slücf, bis fem
uigmzeo
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Flesco
38
Filet
erller Roman „3<>f«»h EnbrewS" (beutfd) »on fcrtel, Weißen
1802) erfcbien, ber mit bem größten ©eifaU aud) noc^
außerhalb ©ngtanbS aufgenommen würbe, ©eine feeflen S?o«
mane außer bem genannten finb „Zorn SoneS" (beutfcb von
gübemann, 8pj. 1826) unb „Zmelia". SRebre SRale unter»
nahm g. bie JberauSgabe »on 3citfd)riften , gerieth aber
immer in eine ÜJlenge ärgerlicher unb Reinlicher ©treitigfeiten.
©eine ©griffen jetchnen füt) bureb fdjarfe unb wabrheitS»
»oueGbarafters unb ©ittenfchilberungen, bureb SBife, gaune
unb ©ewanbtbeit aus, unb »erben noch jefet mit üjnterefje
gelefen. g. erhielt feit 1749 einen Reinen Salzgehalt unb
baS 2Cmt eineS gricbenSrichterS: feine ©efunbbcit würbe
aber, ohnehin fd)on feb.r angegriffen, burd) bie »ielen Amts»
gereifte noch mebr untergraben unb er ffarb in giffabon,
wohin er fich jur £erfteuung feiner Jträfre begeben hatte.
I\t6(0, mit »ollem Slam« ©to»anni guigi be'
gteSchi, ©raf Bon ga&agna, geb. 1525, gefr. 1547, auS
einer ber oomehmften unb reicbjten gamilien ©emtaS, war
von ber Statur unb bem ©lüde auf baS reühfte cuSgejtattct
worben unb ein Liebling beSSJolfeS, würbe aber bureb feine
Chrfucbt unb' 4>errfd)begier ju r>o<^r>ertdtt)enfct)ert Untcrnch*
mungen »erleitet, in bereu Ausführung er umS geben Um.
3n ©enua htrrfchte bama(S (als Soge) 'Änbrea Soria auS
ber dltefien unb »ornebmflen gamilie, ber fid) um fein 83a»
terlanb bie größten fBerbienfte erworben, eS »on ber ßber»
fjerrfdbaft ber granjofen befreit unb it)m eine georbnete 83er>
faffung gegeben blatte. Sennod) gab eS wegen ber Seeon
jugung gewiffer gamilien, bie aQcin Sutritt ju ben hohen
©taatSamtern Ratten, »tele Unuifricbene, welche fid> gern
an ben jungen, talentvollen, reiben g. anfebjoffen, um bie
Soria ju »erberben. SJfamentlicb 3ofjann Soria, ber SJcffe
be* Sogen Xnbrea, war ein ©egenftanb beS #affeS für
Siele, bie er burd) feinen tibermutb beleibigt battc. g.
wußte ben alten Soria burd) Ehrerbietung unb ben jungen
fcuccb tfminbfcbaftSbejeugungcn fo für jub einzunehmen, baß
fie nicht merften, wie er alle ihnen fernblieb gefinnte Üttdn»
net an für) jog, unb 23affen unb ©6ltner nach ©cnua
braute. Um feinen SBerbacht auffommen ju (äffen, gab er
»or, er rüfie eine ©aleere gegen bie Surfen auS. 3n ber
Stacht nach bem 1 3an. 1547 fam bie Serfchwirung jum
Ausbruch- 2flle8 ging nacb SSunfcb, ber #afen war m ben
#dnben ber SBerfcbworenen, 3ofjann Soria war ermorbet,
Änbrea aber burd? treue Liener noch glüeflier) entführt Wor-
ten, g., ber fich. fdjon ©ieger unb j$m ber ©tabt wdbnte,
eilte naef; bem Qtftn, unb fein 9?uf: „S8 lebe bie greis
tyeit!" würbe ffürmifcb »on ben ©aleerenfflatten wieberbolt.
Tiber g. war allein; in ber £>unfelt>eit betrat er ein SJret,
um »om ganbe nac$ ben ©aleeren ju eilen, e§ ft^lug um.
©eine föweren SBaffen ^ogen g. in ben ©cbjamm herab, wo
er umfam. Sie SSerfa^worenen, ba$ S3olf , welches fieb für
ihn empArt blatte, riefen unb fugten nact> g. ßo »erbreU
tete ft<jr> nun ein bunfleS ©erüebt »on feinem ÜEobe; er fehlte,
unb bamit bie ©eele beS ganjen Unterneb.menS, welches in
fieb felbfl jcrficl. Soria u-hvte juruef, bie SQcrfc^worenen
würben erfi begnabigt, bann aber benno^ verurtbeitt unb
oerfolgt, bie meiffen Eingerichtet ober auf bie ©aleeren ge»
fcr)miebet. g.'ö geidbe t)atte man am eierten SEage nac^ fei»
rtem Sobe im ©flamme gefunben, aber ber ©enat »erbot,
ben it6rper fjetmticfi fyerauS unb warf ihn in? fDtetr. SEi'e
gamilie be§ g. würbe au$ ©enua »erbannt, feine ©üter
würben eingejogen, feine Dalape unb 4>dufet bem Qxbbo*
ben gleichgemacht.
/igur, fo »iel wie ©eftalt, ifl ein urfprungltcb; lat,
aber tm gemeinen Seben wie in Jtünflen unb SBiffenfcbaf»
ten bei uns* ferjr gebräucblicb geworbenes SB ort. ©o fpriet)t
man namentlich »on ber gigur eines Scenfd)en, au&> wot
eines SbiereS, wofür man fieb bei leblofen ©egenjtdnben
beS SBorteS ^orm bebient. 3n ben bilbenben Äünffen
nennt man giguren »orjugSweife bie in mamticbfalrigen
Stellungen bargefteCten menfchltrfjen ©ejialtett. 3Da bie
Äußerliche drfcbeinung beS SKenfchen »on bem innern ©ei»
jtes-- unb ©cmütbSjuftanbe abbdngt, fo wirb gigur and}
mit biefem in Schiebung gefefet, unb fo fommt man ju 3(uS*
brüefen wie: „eine traurige gigur machen, fpielen", unb ba
auf bem Sweater, fowie in »oetifeben ßr^blungen, Thn*
feben in ben mannidtfaltigfien 3uftdnben aufgeführt werben,
fo fpriebt man »on „auffretenben giguren". ^erfonen,
weltbe, ohne für) buret) ©prec^en ju dußern, nur gur SServoU*
jtänbigung ber barjuflcUcnben ^anblung aufgeführt werben, '
beißen gigur an ten (auf bem Sheater auch ffumme
^erfonen, ©tatiften, Somparfen), unb man fagt
»on ihnen: jü figuriren nur. Buch im JBallettanj werben
fo bie giguranten, welche nur jur Ausfüllung, j. ©. ©rup»
pen gu bilben, gebraucht werben, ohne »orgugSwcife tf^dtig
ju fein, »on ben ©olotdnjern unterfchieben. giguren be»
beuten in ber £an}funft bie »erfebtungenen Sßege, welche
bureb bie Sangenben befchrieben werben, unb bie fid) burcr)
ginien barfiellen (äffen. @ine eigentbümliche S3ebeutung hat
baS SÖBort gigur aua) in ber SKujtf. ^ier ndmlich bilben
eine gigur jwei ober mehre furjere, fd)ned aufeinanber foU
genbe £6ne, welche an bie ©teile eines einfachen (dngern
&oncS gefefet werben, ber im einfachen ©efange genügt ha»
ben würbe, unb man unterfcheibet hiernach gigurat» ober
figurirte SRujtf unb ©efang »on ber einfachen Choral»
mufif ober Gboralgefang. — 3n ber ©eometrie nennt
man giguren »orjüglid) atlfcttig burch ginien begrenzte g(a»
chen, unb unterfcheihet jte in ebene unb frummfladjige,
je nachbem bie gldche eben ober frumm ifl, unb jene wieber
in gerablinige (Sreiecfe, Siierecfe, Sielecfe) unb frumm*
linige (ÄreiS, 6Uipfe u. f. w.), je nachbem bie begrenjen»
ben ginien gerabe ober frumm finb. Sie Äörper, infofern
fie ©egenfidnbe ber ©eometrie finb, werben auch torperliche
giguren genannt. — SKebefiguren werben aUt biejeni»
gen »erbtlblicbenben BuSbrucfSwcifen genannt, beren man
fid) »orjugSwcife in ber $ocfie unb ÖJhetorif bebient, um
auf ben £6rer ober gefer einen tiefern öHnbrucf ^u machen.
SBton bat ftch bie überflüffige 3Kühc gegeben, bie »erfchie»
benen SBeifen, in benen eine berartige Serbilblichung be$
©ebanfenS ober einzelner SJegriffe gefcbef>en f6nne, ju fon*
bem unb mit »erübiebenen SRamen ju bejeid)nen.
^ilrt iff ein franj. ©ort unb bebeutet eigentlich fo »iel
als gdbehen, ©am, ÜReg. ©ewihnlich »erfteht man bar«
unter ein auS roher ©eibe neuartig gewebtes 3<uch,
©hawlS, SSufentüehem u. f. w. ©ne gieblingSbefcbäftigung
ber Samen i(l e«, allerlei gilctpufcfacben auS 3wirn, ffioHe
ober ©eibe ju flricfen: fie bebienen fich baju einer ^labef,
ber giletnabel, unb eines ©tdbchenS, auf welches fie bie
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Filigranarbeit . fl
©jfchen aufreiben, unb t>on betten ©tärfe bie ordere unb
(itriflflat X>ict>tt^feit beS ©eftricfeS abhängt. Die ©eflalt
tiefer Gerätschaften, fowie bie Haltung ber ginger, bie
fccrfcbü'ngung ber Jtnoten unb bte ffiilbung bet ^schleifen
ijt auS bet fofgenben Hbbilbung erfidjtlicb. JBefonberS wid-;
tifl ift biefe Arbeit aber für baS 9lc&!fricfcn fowol ber gifeher
353er. Sei erflern nomentlicb moebt fie eine £auptbe»
tigung auS, ba ju ihrem ©ewerbe fo mancherlei Sic (je
-tbraucb,t rperben.
iiltgrnnarbtit beißen fünjllicbe Arbeiten jur ßerjic»
nm« an 9cabelbücbScben , 3uwelentäflcben , Stobmtn »ort
Bilbtrn, JUeliquienfäflcben unb bergl. aus feinem ©olb - unb
cabtrbrabt, ber auf bie manniebfaebfie unb feinfle SSeife
fifwunben, »erfeblungcn, balb matt, balb geglättet ifl. Die
fäijjranarbrit ift bei unS jiemlicb auS ber sJ?obe gefemmen,
«ber im Orient rperben noeb jefct bie feinflen unb fojlbarflen
caarttgen arbeiten verfertigt.
/Utrirm, fo »ietwie burebfeiben, i|l ein 5Betfar)ren,
Nfe* man fub-in ber ßfjemie, in loteten ©ew erben unb
maüid) auc? in bet Hauswirtschaft beb; ent, um glüffig»
!flJtn von ibnen beigemengten frembartigen ©ubflanjen,
SWcben mebr ober weniger fefter .Körper, ui reinigen.
3a Ungemeinen befielt biefeS ©erfahren barin, bie nerun*
maku glüfftgfeit bureb einen poröfen .Körper, wie ß6f<^»
WPw (SU^apier), gilj, #aarfteb, 8einwanb, wollenes
> Filz
3eud) burd) laufen ju (offen, welcher baS fffltrum beißt
3e feiner bie beigemengten ffiejlanbtbeite finb, bcflo biebter
muß baS gilrrum fein, weldicS fie beim durchlaufen ber
glüfltgfeit jurüefbatten foü". Tim micbtigflen für ben #au$>
bebarf ijl baS Steinigen beS SSBaffcrS an folgen Orten , an be<
nen man nicht wol ein reines brauchbares äBoffer tu Jöerei»
tung ber ©peifen erhalten fann, wie bicS namentlich tn großen
©tobten häufig ber gaQ tfl, wo oft nur frort eerunreinig»
f co glußwaffer ju haben ift SRan bebient f: d> fogenannter
giltrirmafcbmen. Ginc folebe be fleht auS brei überein?
anber gefreuten ©efäßen. Das oberfle, eine Sanne, in
welche ba« ju reinigenbe 2Baffer gegoffen wirb, -ift oben offen,
aber mit einem Decfel üerfcbiießbar unb bot im So ben et»
wo brei ßöcber, in welche ©cbwämme geflecft finb, um baS
SBaffer nur atlmdlig burcbiulaffen. Unter biefer «Banne
fleht eine »iemlicb große SEonne, beren oberer Decfel gleicb»
falls mit £od)crn burd) bohrt tfl, um baS auS ber SBanne
fommenbe SBaffer einjulaffen. Die Sonne felbft ifl aber
mit ©anb unb JCohlen fo gefüllt, baß obenauf eine Schiebt
feinern ©anbeS, borunter eine ©djiebt feiner Äoblen, bann
noch jwei 2 di ich ten immer größerer ^oljfoblen, unb
juteist eine ©ebiebt groben AiefeS liegen. 3m 23 oben bat
bie ÜEonne nod? ein mit einem ©cbwamme oerfloipfteö fcoeb,
über welches ein Zopi geflünt ifl, bamit ber @anb nicht
burcbfoQe. 9lacbbem baS SBaffer tutcb biefe Schidncn Jtoijlc
unb <5onb binburebgebrungen, fommt eS, von allen nur beU
gemengten ©ubflanjen befreit, in bos brittc ©efäß, welches
au« einer SBonnc mit einem Sjatyxt oberbalb beS 23obcnS bo
fleht, um ba6 SQaffer }um ©ebraueb abloffen ux (innen. Der
ganie Apparat muß auf einer Unterlage ftehen, um bie
©efaße bequem unter ben $a\)n halten gu tonnen. Der
©anb, bie itoblen unb bie ©cbwömme, welche mi einem
giltriropparate benufet werben follen, muffen »orber forgfiltig
mit vielem SBoffer auSgewofcben werben, bis fie baffelbe
nict>t im minbeflen mebr trüben. Die brei ©efdße werben
»on eiajenbolj gemacht unb inwenbig, um nicht anzufaulen,
verfoblt. Qin foldjer Apparat braucht nur aller ftwei ^n\)n
aufs 9leue mit ©anb unb Jtoble gefüllt ju werben, nur bie
oberfle ©anbfebicht muß ö»'ter erneuert werben. 3n einigen
©tabten finb großartige giltrirapparate jur Steinigung tti
SBaffcrS -aufgeführt worben, g. 23. in Sonbon, wo bon bet
bort befiehenben SQaffercompagnie tägüd) über 500,000 £u>
bitfuß SSSaffer burch giltriren gereinigt werben. 2Ran bat fidj
befonberS aud) große Stühe gegeben, giltrirapparate gut
©ebmaefbaftmadpung bcS ©eewafferö ju erfinben, welches für
bie ©ebiffobrt t>on wefentlichem ^lu^en wäre. Docb bat feine
ber ouSgeOaditeu »erfebiebenen Vorrichtungen auSgebebnte 2ln»
wenbung gefunben, ein äße weis, boß fie ihrem Bwede nicht
genügenb entsprochen haben. Der ©runb, warum fi<b baft
©eewaffer nicht ieiebt reinigen läßt, iß, baß bie ©alje,
wcKte eS bitter machen, ihm nicht nur äußerlich (nudianifch)
beigemengt, fonbern innig (cbemifdj; mit ihm verbunben finb.
S\[) nennt man baS betannte auS ©c^afwolle, £afen>,
Jtanintben^, Äameel--, 23iber= unb anbem wolligen paaren
gefertigte ■'.euch, worouS bei unS $>iiti, Decten, SSinter»
febube unb bergt, gemoebt werben. Die giljbereitung ifl im
©angen [ehr einfach unb war fdjon ben dlteflen Solfern be»
tonnt, ochon bie alten ©riechen unb 9i6mer trugen gilj>
büte, utib in unferer 3eit vergeben fclbfl viele robe SSotfer
Finale 4
gilj ju fertigen, obfdjon jebrt ein anbere« Berfabten babet
beobachtet, ©o machen bie Sewobntt ©ibirien« einen fcbr
berben gilt au$ Jtubbaaren, unb bie Araber, fowie viel«
anbete SBölfer Xftend unb 'Äfrifaä große Siljbeden auä Jta»
meelbaaten, worauf fie fdjtafen unb womit fie ibre Kütten
beberfen. Scbafwolle, $afen< unb Jtameelbaar« laffen ficb,
weil ft'e lang finb, fetjt leicht filmen ober au gi(j verarbei»
ten. Unfere JpurmacbeT bebienen ficb baju be8 fogenamtten
gacbboqen»; mit biefem fachen ober fcr/lingcn fie bie ipaare
erft loaer ineinanber unb walfett fie bann in warmem Söaf»
fer beliebig bid?t Aufammen, ©oll ber Sil) waffetbidu unb
a. ©. mimten verarbeitet werben, fo wirb et nocb geleimt,
bodj barf man nicht au viel Seim nebmen, weil er bann
triebt bricht ober in ber Stoffe Öeimftecfe befommL Die
ftbonjlen unb feinften gif^e au» Biber«, gifebotter « unb an*
bern 1 oft baren fiaaren werben in iDeurfcblanb, granfreieb,
unb (Jnglanb gefertigt.
.finale beifit in ber 9)?ufTf überhaupt ber ©chlupfafc
iebtö größern JEonftücfö, vorjüglicb aber ber Säjlußgefang
etneö Zctti einer JD»er, ber benfelben gtetebfam au legtet
Boflenbung unb 9?unbung bringt, ihm bie Jtrone auffegt.
iinan)fn eint« <5taaM ftnb bie ©eibmittel, welch«
ein Staat au Beftteitung feiner Ausgaben beftfct, unb
weldje größtenteils bureb Steuern unb Abgaben einfommen.
2Daö ©ort fommt von bem altfddpf. $ine, weites 3tb>
gäbe bebeutet. 2J?it ber Berwalrung ber Jinanjen ift
jefct nadj £)ftieicb§ Vorgänge in allen großen europ. ©taa>
ten ein eignet ginanjininifterium beauftragt, weldped
auS einem ginammimfter unb mebren Smanjrdtben befiebt.
JDie Sinanjwiffenfcbaften finb mit ber SWenge bei
StaatSbebürfnifJe unb mit ben in neuerer Seit immer mehr
jur Xnetfennung gefommenen 3{nfr>rücbert auf eine nadj bem
Vermögen verbältnißmäßige Befteuetung immer febmieriget
geworben , unb erfobern gegenwärtig ntdjt nur eine genau«
Befanntfebaft mit ben ©elbgefcbäften, fonbern aud) mit
allen Jtrdften unb fiSeburfniffen be* Volles, welche« bU
ginanjen bcrbetAufdjaffen bot <£inen widrigen 2-fjeil ber
Q}cfcr>afte bee» ginanjminifierium* macht bie Sorge für bi«
StaatSfebutb auS, weiche trübt nur vetjiufet, fonbern auch
mögiicbjt verringert werben muß. Unorbnung in ben gi«
nanjen ift baS größte Unglücf, welches einem Staate be»
aegnen fann, benn bot fte einmal um ftcb gegriffen, fo
rann oft mit bem beften fBiOen nicht mebr geholfen wer«
ben, bie ocbulbett muffen vermebrt, bie Abgaben brüefen«
ber gemacht werben, unb ba§ Snbe ift ein Staatöbanfrott,
ein gänjlicbeS aufhören beS GtebitS, worunter bie Unter«
tbanen am meiften au leiben baben. (Sin fa)lecbter ginanjju*
ftanb b«t baber oft Revolutionen mit allen ihren ©reuein
jur golgc, wie benn aua? bie große franj. Revolution ibre
näcbfte, BeranlafFung in ber Verwirrung patte, bie in ben
$tnanj<n eingeriffen war.
iinötlliäuDfr finb Xnfialten, wo von ibren Altern ver*
laffene unb ausgefegte Jtlnber unentgeltliche Xufnabme, ^pflege
unb (Jrjiebung ftnben. 9ticf>t b(oS gefunbene ittnber, foge*
nannte gtnblinge tm engern Sinne, ftnben hier 3t uU
nähme, fonbern auch foldje, welche von ihren Xltcrn felbp
ber Knftalt übergeben werben, weil fie nicht im Stanbe finb,
ffe au crjicben. Um größere Verbrechen, namentlich ben
Jtinbtrmorb, ju verbuten, ift eS auch gemattet, baß chnt
) Finder Ii at
alle Yngabe beS 9tamend unb be$ ®runbe* Jtinber ben gb»
bethdufern ubergeben werben; oft wirb tnbcß irgenb ein Ort
fennungSjetchen beigefugt, bamit bie Altern fpäierbm, wenn
fiaj vieQetcbt bie Umftänbe gednbett baben, ibre Jtinber wie»
bererfennen unb jutücferhaiten fönnen. 3nftitute ähnlicher
2trt gab eS febon tm 6. 3abrb- }U {Rom unb Strier , ihnen
folgten eine Tt enge anberer Stabte nach, namentlich rief aber
ber fromme unb milbtbdtige Sinn beS SRittetalterS eint
Spenge ähnlicher wobltbättger 2tnftalten für franfe, arme unb
verwaifie Jtinber hervor. Bei ben in neuerer 3eit cingerieb- ■
teten ginbelhä ufern, beren faft jebe große Stabt eins auf} tu
weifen bot, gebt ber 3wecf befonberS bahtn, 83 erbrechen jn
verhüten unb ber 23erjwri£ung leichtfinniger unb fhaflicbeT
Altern einen 3t u 3 weg au srigen, um wenigjtenS ibre Jtinber
vom Untergange au retten. J5ie gcidjtigfeit, mit wcldjcr
fich hier gewtffenlofe Altern ihrer Jtinber entiebigen tonnen,
bat au bem Vorwurfe Seranlaffung gegeben, baß bie Sin«
belhaufer bie 3mmotaiität nur noch vergrößerten; allein im
SRoment beS 83erbotb(nS wirb nie an bie Sufunft gebacbi
unb ber Seicbtftmi ober bie Sribenfcbaft laßt [ich bur$ bie
ffiücf|tcht auf bie folgen feiten abfebretfen.
imgrrrjut ift ber Warnt efner ©ewäa>5gatfung mit met*
ffenthetiö großen, febönen, lange Trauben bilbenben i8lu>
men. 2)er rethe Fingerhut, welcher auf Walbigen fi3ef
gen mehrer (Segenben £>eutfcbtanb3 etnbeimiftb ift unb (ei*
ner ©chönheit halber häufig in ben ®ärten gebogen whb,
ift eine Aweijdbrige |>flan)e mit einfachem, aufrechtem, 2—3
$uß bobem Stengel unb eminbslanAettförmigen, am Kanb«
gef erbten, roeitbbebaarten ©littem. «Die langen glc^fetrficam
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Flngersetztang
41
Flnke
|M Blumen, welcbe gewöbnlidj blaß purpurrot*, feftener weiß
gcfirW unb innen mit bunHern Xugenfltcfen bc^ctcbnct finb,
f:;;m in langen, teicbblntigen Srauben nacb einer ©eite ge»
tpenbet Die grüßte finb t>om Jttlc^c umgebene, »weifi»
eifrige, »ielfarmge .ßapfclrt. Diefe f>flanje fjat bte rrdftig«
Jen, betdubenb febarfen Cigenfcbaften unb ijl beSbalb ein
mögliche* Heilmittel, ba* , in ju großer SRenge eingenom»
raen, Bergifrungöjufalle unb fogar ben Sob forrbetfubren
tarnt. 3tnfang* murfaebt c5 heftiges Brennen allet bamit
in Btrubrung gefommenen innem Sbeile, Durchfall unb
frhetben gra*grimer Staffen, enblitb Unruhe, glimmern
vor ben Eugen, ätttern bet (Bliebet, Äopfwefc, ©cbwinbel,
Ihmfetbeit ober gafBünb&eit bei erweiterter, juweilen aueb
terengerter $upiÖe: in ben fc&limmften gaflen 3ucfungen,
Lähmungen, falte ©ebwei|e, bis ber Sob burdi ©eblag ein*
tritt 2Ü5 (Segenmittel bei berartigen Bergiftungen, bie je*
lad) im fetten eintreten f innen , ba bie Berübrunq frifebet
S-Tlanjen burcbauS niebt fcbabltcb ift unb bie Blatter mit
anfrem WabrungSfräutern nidjt ju tenrecbfcln finb, bienen
befonber* einfache Bredjmiftel, fette SRiltb, in Reißern 2&af>
fet jerlaffene Butter unb fpäter @fiig, ßitronenfoft unb an«
btre fn]tonjenfduren.
imflerertjung obet BppHcatut beißt bie einen Wieb«
ügmSbeilbe* iKufif unterriebt* auSmaebcnbe Äunfl bei ben*
i<nigen rauftfaftfcfjen 3n|frumenten, bei benen bie Sine mit
pfiffe bet ginget erjeugt werben, biefe fo ju gebraueben,
baf We gefoberten S6ne mit ©effimmtbett unb geiebfigfeit
beworgebraebt werben.
•fmflfrepraetie ober (griecb.)Gbirologie if! eine Ärt,
ftcb. befonber* tauben ober entfernten 9>erfonen auf eine (riebt
anwenbbare SBeife oerjidnblicb ju machen. Den Saubfhim--
men wirb jte gelehrt, um fcdr> baburtfe leiebt aueb mit niebt
Saubfhimmen ju t-erftdnbigen. .£>duftg wirb ffe aueb «13
©ebeimfpracbe angewenbet, weit fte gerdufcblo* unb nietjt
Sebent t>erftdnblid) tfh namentlich fotlen ftdj bie Berbre»
cber in ben ©cfdnqnij|en mit -£>ülfe berfelben unterhalten,
©ie unterfebeibet jtcb wefentlicb »on ber ©eberbenfpracbe
(f. ©eberbe), inbem fie fieb nte&t au* bet 9latur wes
bet be* ©predjenben noeb be* au*jufprecbenben ©egenflan*
be* ergibt, fembern auf Übereinkunft berubt. ÜJtan bat ba:
b<r auch »erfebiebene gingerfpracben , ju einigen bebient man
ftcb beiber fianbe, ju anbern nur einer #anb. 3n ber Sie-
gel wirb jeber Bucb|Iabe ber gewofmltdjen ©pracbe bureb
eine beftimmte Stellung ber ginger au*gebrucft, wetebe bie
gtgur be* Bucbftaben* naebabmt. ÜJ?an »ereinfaebt fte ba:
bureb, baß bic Doppellauter mit ben ibnen äbnlicben ein:
fadjen bauten baffelbe ärieben erhalten. Die oerfc&iebenen
gingerjUHungen mit jmei .Spänben ju Bejeicbnung ber Bud)>
ftaben finb in nacbjiebcnbet Äbbilbung bargejfellt.
m fmkt nennt man mebre bem ©pcrling*gefcblecbt (f.
-:«ling) ongebitige ©mgv6gelarten mit furjen, tiefen
geraben ©djndbeXn , wie ber »uebfinfe, äöergfinfe,
Sttjfinfe, ©ebneefinfe unb bet eigentlicbe ober ge«
^.rine gm«. 3D« Untere ifl einer unferer beliebteren
^agcogel, unb m «Uen ©arten unb SBalbern ber alten
B<ft embeimifeb. ©ein ©efang ifl febr oerfebieben, unb
*M0tnacb getoiffen 5C6nen, wobureb er fieb au*jeicbnet, je>
bem einjelnen gewijfe ©ein amen, wie Sieitberju ober 5feit-
jug, Doppelfcblag, Äianbl, 0utjal;r, äSurjgebier, 2i5ein=
gefang u. f. w. Der Öieitjugftnfe wirb am meiflen ae>
fcbdljt. Die gewöbnlicbe ©efang)eit be* gemeinen ginfen
bauert vom asatj bis 3uni; auf er btefet 3eit Idßt et niebt*
t>on ftcb böten al* fein „?>inf, ^pinf'% wöbet et aueb wol
ben 9tamen bat, obet fein flaglicbe* „Sief, Sief", wenn
ftcb ba* SBJettet änbern will 3m Äifig lebt er unter
6
Google
Finnen 4
cuTen ©ingvägtln Deutf/c^anbe1 am langflen, wirb aber bitr
von ju fettem unb ^i^i^cm gutter, wie j. 8$. äanf, leiebt
blinb, unb man muß ibn bah er nur mit SKübfamen unb
geinbotter futtern. Swan fingt bie ginfen befonberS im
§erbfie, wenn fic in großen beerben nacb wdrmern &u
genben jieben, auf 83ogeu)erben unb mit geimrutben.
binnen »erben bie juefenben unb brennenben, ffirU
lieb rottjen, bläulichen ober aueb purpurfarbigen An öt eben
von verftbiebener @r6ße genannt, bie befonberS im ©efidjt
jum S3orf*c:ti fommen, an ifjtcr ©pi^e taut) ober mit
einem (Schorfe bebeeft finb unb, roenn fie von felbjt auf;
geben ober aufgebrüeft werben, eine eiterartige ober waffe*
rig blutige geuebtigfeit ergießen, worauf fie fid) in einen
Keinen ©eborf verwanbeln, ber gewdbnlicb in ber britten
2Bocbe abfaßt, $aben fie ben eben betriebenen »erlauf
bu'rtbgemacbt, fo verfebwinben fte jwar, froren aber balb
roieber. Seute, bie ju viel geiflige ©errdnfe ober eine ju
namhafte, erhi^ente Aofl genießen, rool aud) ÄuSfcbroet*
fungen anberer Xrt fid; ju ©Bulben fommen laffen; ^erfonen,
bte an (Siebt, $dmorrboiben, fiblecbter SJerbauung, Untere
leibSflocfungen u. f. w. leiben, werben am bdufigflen von
ifjnen beimgefudn. Die ginnen finb ohne ffierüaficbtigung
ber ibr.cn uim ®runbe liegenben iCranCf)eit^ufianbe gar
niebt ju bellen. 2fm meiden richtet ein jwccfmdßigeä tod*
tetifebeS Behalten gegen fie auS. ©inb fie aber in golge
einer erblicben Anlage entflanben, fo bleiben in ber Siegel
■ alle «^eilungSverfucbe erfolglos. — JDieginnenfranfbeit
(ginnen, ^>erlfucot, |>irfefuebt, #irfefranf bett)
ifl ein bei ben ©ebweinen febr gew6bnltcbe$, langwierige«,
mit fcblecbter Grndbrung unb bdufiger grjeugung von 2$la»
fenwürmern in ben jeHtgen 3n>ifrf)enfcbtcbten ber 2Su8feln
verbunbene« Übel, ba« meifl erfl nacb bem &obe biefer
«biere entberft wirb, ba5 gleifcb berfelben aber weber febdb*
lief; noeb ungenießbar maebt
finnlaiiit, ein gürflentbum, bie norbwefH. ^rovinj
(©tattbaltcrfebaft) be* ruff. £aiferreicr/S, r)at feinen SRamen
von ben ginnen, bie e8 bewohnen, u)m aber ben Kamen
©uomi ober ©uomemaa geben. <S6 grenjt im 91. an 9lors
wegen, wefll. an baffelbe unb an ben bottnifeben 9fleerbufen,
fübl. an ben ftnnifcben JBufen, unb 6fU. an bie ruff. ©tatt»
balterfcbaften 2rd>angel unb Dlonej, unb ifl ein raube«,
meifl flacbeS, tiefliegenbeS unb baber fumpfigeS ganb, nur
von niebrigen JBergreiben butdnogen. <S\n Drittbeil \ft mit
jum Shcil großen ©een bebeeft, bie fafi alle miteinanber
unb mit bem 9Beere in Xkrbinbung fleben. Die größten
finb ber 8aboga, ber tbeilweifc t>ierbec geb6rt, unb burefe bie
9lewa in ben pnnifeben JBufen abfließt; ber ©aima ob«
©aimen, bureb ben gluß SBoren mit bem gaboaa verbun*
ben; ber $egenbe, beffen SBaffer [ich bureb ben gluß Jtvnu
mene in ben finnifeben ©ufen ergießt, unb viele anbere.
25er ©oben ifi meifl mit «Salbungen bebeeft, befonber* im
3nnern, wo wenig 2Senfet)en wobnen unb baber berflnbau
feblt. 9lur an ben Äüjlen unb bier unb ba an ben Seen
ifl ba§ 8anb bewobnt, unb ba aueb fleißig angebaat. 3m
<25. fommt baS betreibe gut fort, aber im 91. woQen faum
bie ^Salbungen gebeten. Die ßietßiaen Sinwobncr bauen
aueb glatb« unb Kartoffeln an. Dbft fommt nur bin unb
wieber jur Keife. Die SBiefen finb im <S. unb an ben Jtüflen
febin, unb baber bie SBiebjucfet jiemlicb bebeutenb. 3m3n=
l Finnland
nem ffnbet man viel gßilb: S3dren, SBdlfe, guebfe, Sieh
fräße, fiuebfe, ^>irfct>e unb 9?ebe unb febr viel wilbeS ®e»
flugel. Die <5een unb Außen finb reid) an gifeben, fobaß
ber gifebfrng neben 'Xcterbau unb SMebftucbt ein üaupu
nabrungäjweig ber £inwobner ifl. Daä »Kcttricbtcr ifl bier
Jg>audtr)ter. Tin SWineralien ifl baS 8anb arm. SRan finbet
nur (Branit, Öanbßein, ©umpfetfenflein , fljlci, ©ebwefet
unb Vrfenff. Die Öroße beläuft fieb auf 6375 QW. (alfo
über 1000 rM. großer all ber ganje preuß. <3taat), auf
benen aber nur 1,400,000 @inw. leben.
Die ^auptflabt be8 8anbe$ ifl Reifing for§, auf einer
$albinfel am finnifeben Sfteerbufen mit 9000 Sinw. 6ie
bat einen gerdumigen Spann , einige @egeltu<b* unb Sein-,
wanbwebereien unb ©eebanbel. ©ett 1828 ifl biet eine Uni-
verfitdt. ©egenüber, im 2Reere, liegt bie wicijttge gefluna.
©weaborg, baä norbifq)e Gibraltar, ©ieben, fafi in
einem itreife litgenbe gelfeninfeln, bie flarf befefligt ftnb
unb fitb gegenfeittg betfen, fcbließen ein gerdumige« JBafftn
ein, in welcbem bie Jlriegdfcbiffe gan) fidicr liegen rönnen.
Daber ifl©weaborg ein febr bebeutenber JtriegSbafen. Hn ber
©übweflfüfle, ba, wo ber bottnifebe unb ftnnifebe 2Reerbufen
jufammenfloßen, liegt 'fibo, bis 1819 bie ^»auptflabt be$
8anbe$. ©ie brannte 1828 ab, worauf bie 1540 biet gejliftete
Univerfitdt nacb ^>elftngfor§ verlegt würbe, ©eitbem tP ber
SBoblflanb ber Stnmobner febr gefunfen, unb bie ©tabt ifi
nur tbetlweife wieber aufgebaut. Doeb treibt fie noeb einigen
©eebanbel. Zm bottnifepen SDtecrbufen liegt 9lpflabt unb
am fjnmTcben SReerbufen griebriebsbam, beibe bureb gric<
benSfcblüfTe jwifeben ©cbweben unb Stußlanb befannt. Öan--
im 91., an ber dfrcnje ©d;wcben$, im innerflen SBinfcl be§ bett-
nifeben 38ufen§, liegt bie ©eeflabt JEorned, an ber 9)lün-
bung bco gluffeS Cornea, vil-o gegenüber liegen bie Älanbö .
infein, »on febweb. gifebern unb ©ebiffern bewobnt, unter
benen Älanb bie bebeutenbfle ifl.
Die SJewobner, bie ginnen, bie f?cr> felbfl ©uomolais
nen (©umpfbewobner) nennen, finb ein in ben nörbl. ^re=
vinjen JRußlanW weit ausgebreiteter SüolfSjlamm , weleber in
eine SRenge verfct)iebener Süölferfcbaften fiieb oeriweigt. 3u ib1
nen geb6ren bie eigentlichen ginnen, bie Sappen, (rfiben, £i>
ven, Xfcberemiffen, SEfdjuwafcben , ÜKorbwinen u. f. w. £>ie
alten ginnen famen im 4. 3abrr). n. 6br. in ibre ic^igen
SQSobnfilje. ©ie waren ein robe«, benfJÄongolen verwanbteä
83olf, obne jDberbdupter, unb batten einen groben getifer)»
bienfl. 3m 13. 3abrb- würbe g. wn ben ©cbweben unterroor«
fen, bie baS Gbriftentbum einführten, bur* welcbeS bie Sitten
ber (Sinwobner gemilbert würben. Die ginnen finb ein ern
jle«, unermüblitbeS, arbeitfame«, abgebdrteteä, unerfebroefenco
Sjolf; babei gajrfrei unb bienßfertig; nur muß man fie niebt
aufbringen; benn bann finb fie eigenftnnig, ftarrfdpftg unb
raebfücbtig. Die 83ewobner bei 3nnrrn werben mebr ge-
rühmt als bie Aüfjenbewobner, benen man Sigennu^ unb
Betrügerei vorwirft, ©ic haben befonbereS Salent für
S>oefie unb große Neigung für SRuftf. 3b« ©pracbe ifl
jwar bart, aber woblflingenb unb unterfebeibet fid? von allen
a abern europ. ©praeben. 3b w Steligion ifljegenwdrtig bie
cbrifiücbe naa) bem 8utberifcbcn Jöefenntni||e. Der gtnn«
ifl von mittlerer ©r6ße, unterfebt; baö ©eftdjt ifl, wie bei
allen 5Jlongolen, flacb, bie SBacfen finb eingefaUen, bie
Skcfenfnocben »orftebenb, bie 3Iugen bunfelgrau, ber JBart
bünn, baS $aar braungelb, bie &cfiebtsfacbc graugelblict
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Finsternisse
48
Finsternisse
£ie £Jufer finb arm feiige böljerne glitten, auS übminanber
gelegten S)aum|jämmen erbaut. Die SBo^nfhibe ifl jugleicb,
ber '21ufentb.aU beS gebcrtMe^S unb wirb auch alS .ftüche,
SUlla unb Sdjlafildtte btnufet SBäubc unb Decfe finb
fcbwarj geräuchert; benn flatt bei ©cbornflemS tfl ein 45ed?
in ber Ded*e offen .gelaffen ober man uberläßt eS fem
hauche, ju weichen Öffnungen er hinausheben will, ©tatt
bei fiampcn roerben tn ben langen SBinternäcbten Jtien»
fpäne gebrannt Sine £auptbcfd?äftigung ifl für bie gin>
nen bie Slagb. De* geuergewebrS bebtenen fie fTdt> ba»
bei riebt, fonbern eines ferneren SogcnS, mit bem fie aber
febt ficber (thießen. ©efonbetS fachen fie bie wegen ihre-?
^jwerfS febr gefegten (Eichhörnchen ju tobten. 2fuf bie
Jöären geben fie mit einer fcanje loS. |>at ber Sinne einen
Sarai aufgejagt, ft> fobert er lfm >nutl)ig jum Jiampfe her*
auS, unb lärmt fo lange vor feiner #öble, bis baS Zbitx
cruimt herauSfommt, um ben Siubejlörer anjugreifen.
Jrofrig gebt tym her Säger entgegen, mit ;urücf gezogener
ßanje, unb fobalb er ihm nahe ijl unb ber fijär [ich jum
Angriffe auf bie Hinterbeine fledt, rennt er ihm bie fcanje
in bie ©ruft, t>äit ihn burdi ben Schaft von fich ab unb
wirft ihn erblich, wenn er fich oerblutet hat, rucflingS auf
bie (Erbe. 3ule# ruft er bie greunbe herbei unb fehle»»*
mit ihnen unter großem 3ubel bie S3eute nach feiner 2Boli>
::xng, wo ein fröhliches geft bie 3agb beenbigt. (Ebenfo (übn
'ueben fie bie ©eehunbe »wifeben ben treibenben (EiSfcboQen
auf. Die (Einwohner ber totäbte finb größtenteils ©chweben
unb Staffen, g. geborte ehemals ju Schweben, fam aber bureb
fie griebenSfcbiüfle ju SRvftabt 1721, ju ftbo 1743 unb enb«
iich ju griebrid;ebamm 1S09 nach unb nach ganj an Kuß*
ianb. & hat eine eigne von ber ber übrigen ruff. ^rovinjen
abgefebiebene SBerwaltung unb ©cfefjgcbung unb bringt un»
cjefäbt 1,300,000 ©ilberrubel jährliche ©nfunfte.
finßffrnisße (SDlonb» unb Sonnen»), (ES ift be*
formt, baß ju gewiffen •Seiten ber am Jpimmet fitbenbe
ÖoQmonb, welcher eine leucbtenbe Scheibe barfteQt, ganj
ober |um JEbeil oerfinftert wirb. (SS entlieht an bem etnen
•Sanbe ein feb warmer glecf, bet eine nach innen gebenbc
runb« Umgrenjung bat. Diefet gleef wirb immer größer,
bift er enblicb feine größte EuSbchming erlangt bat, roieber
"rleiner wirb unb nun nach ber anbern ©eite ber SKonb*
' Jeibe ju immer mehr »erfebwinbet. SDlan nennt eine folche
^immelSerfcbeinung eine 9J? onbfinff erniß. SBie ber ÜNonb,
fo wirb auf ähnliche SBeife bisweilen auch bie «Sonne »er;
cunfelt, balb mehr, balb weniger, welch« (Erfebeinung bann
.•ine ©onnenfinfterniß t>ei^t. Durch bie großen gort:
imtte, welche bie Hflronomie gemacht, bor man bie Um*
unbe, welche biefe merfwürbigen ^»immelSbegebenhciten hen
-srbringen, mit foleber ©enautgPeit fennen gelernt, baß man
-t ber größten (Schärfe berechnen fann, wann jemals folche
fntferniffe ftartgefunoen hoben, unb wann künftighin folche
ib€n werben; ja fogar bie tyreße ber Sjerfinfierung,
.re Sonne ober 3fl?onb erleiben wirb, fann im SJorauS
begannt werben. 3n tiefen drfebeinungen hat man bie
r#agenbften S5ewcife aefunben für ben @ag, baß bie @rbe
ebii Jtugel fei, welche lieh um bie ©onnc hcrumbeivcgc , unb
: -3 bie fleinere Jtugel be6 SRonbee um bie @rbe unb mit bie*
et um bie Sonne h*tumg«he. 23ährenb bei jeber «Sönnern
unb gRonbfinfiemiß bie ungebilbeten SRerrfcbtn gleich ben 3^ie.
ren in Unruhe getanen, ja noch befrigw als biefe twn »an.
gen unb ©ebreefen befallen werben, furchtenb, bie flueHen
beS Vichts, ber SBärme, beS gebenS möchten für immer »er»
löfchen, feiern wir, bie wir ben bewunberungSwürbigen 3u»
fammenhang ber 4?immel5för»er erfannt hohen, vielmehr
bei ©elegenbeit jeber biefer großartigen &rfcheinungen einen
SEriumph beS menfehlichen SBerftanbeS: benn fie tritt ju ber=
felben SRinute ein, in welcher fie «orauSgefagt worben.
SBenn ein bunfler, unburchfichtiger Äör»er von einem
leucbtenben beleuchtet, wirb, fo wirft er nacb feiner vom
leucbtenben Jlörver abgewenbeten ©eite hin einen ©chatten.
Die (Srttftehung unb gorm biefeS ©chattenS ifl leicht erflär«
lieh, wenn man hebenft, baß fieb baS gicht gerabltnig fort«
pflanzt unb baher von bem unburebfiebtigen Jiörvtr ftlhfl
abgehalten wirb, nach ben hinter ihm Itegenben fünften
gelangen. Durch bie Umgrenjung beS beleuchteten ÄörperS
wirb mithin bie gorm beS ©chattenS beflimmt. ©efefet nun,
in ber nacbflebenben gigur fei S bie ©onne, E bie viel
fleinere <5rbe; fo wirb baS gerablinig von ber ©onne auS=
frrablenbe üicht burch bie unffchtbare drbfugd offenbar ab:
gehalten werben, nach ben hinter ihr, hier in ABC liegenben
fünften ju gelangen, ober bie erbe wirb hinter fieb einen
bunfeln ©chatten höhen , gletcbfam einen ©chweif oon gin;
flerniß, ber ungefähr bieöeflalt eines 3ucferhutS hat. Dic=
fer fogenannte ©chattenfegel hat/ wie auS ber ©röße ber
©onne, ber <£rbe unb beiber (Entfernung voneinanber be;
rechnet worben, eine Sänqe von 186,000 2R., unb feine
untere gldcbe bat einen Durchmeffcr gleich bem ber (Erbe,
mäbrenb er oben in eine ©vifee ausläuft. £ommt nun ber
3ßonb bei feinem Umlauf um bie (Erbe einmal gerabe hin:
ter bie (Erbe ju flehen, fo muß er (ba feine (Entfernung
von ber (Erbe niemals über 55,000 9R. beträgt) in jenen
©chattenfegel eintauchen, unb ba er felbfl ein an fid; bunf:
ler, nur von ber ©onne erleuchteter .Körper ifl, fo wirb er
folglich ba, wo er in ben ©chattenfegel eintaucht, (icbtloS
werben unb, wenn er ganj in ihn (ich einfenft, verf<hwin=
ben muffen. DieS lefetere fann barum ber Soll fein, weil
ber Durcbmcffer beS ©chattenfcgelS ber (Erbe ba, wo ber
SRonb burch ihn hinburdjgebt, noch beiweitem größer alä
ber Durchmeffer beS ^onbeS ifl. ©owie ber SRonb aus
bem ©chattenfegel ber (Erbe wieber heraustritt, wirb et auch
wieberum fichtbar. 3n ber vorflehenben gigur bezeichnet
unb M ben SÖlonb (bei verfchiebenen 'Äbftänben oon ber
(Erbe, f. SDlonb), wie er aanj im drbf chatten barin fleht,
alfo vöüig ober total verftnftert ifl. XuS bem eben @e=
fagtett folgt, baß 2Ronbfinflemiffe nur bann flattfinben ttn-.
nen, wenn ber SKonb hinter ber Grbe fleht, b. h. }ur Seit
beS 83oHmonbeS. »ewegten [ich (Erbe unb 9Ronb ftetS in
berfelben (Ebene um bie ©onne, fo müßte bei jebem 5BoU:
monbe eine 3Ronbfinflemiß flattfinben, allein biefeS ifl nicht
ber gaQ. Der 5Konb fann über ober unter bem ©chatten'
6*
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Finsternisse 4
fegel ter Crrbe weggeben unb bann tyibtn wir SJoQmonb
ohne SJerfinfrerung, unb wenn ber ÜRonb fo hinter bet erbe
«eggtet, baß nur fein oberer ober nur fein unterer ffianb
in ben Statten ber erbe eintaucht, fo haben wir eine tfjeit*
roeife ober partiale ÜQonbfinfrerntß. Der ©chatten, rctU
it a ben 9Ronb verftnftert, ifl alfo ber Statten ter erbe,
unb ba berfelbe immer runb begrenjt erfebeint , bie ©efiatt
beS ©chatten« aber von ber gorm be« ibn erjeugenben Jtir«
»er« abbängt, fo liegt barin ein fi3ewei« von ber JtugeU
geftalt ber erbe (f. b.).
Jöei ber ©onnenfinfterniß fa,Bt ber ©chatten beä
SWonbe« auf bie erbe. Der SJionb wirft hinter fieb ebenfo
einen ©cbattenfegel rofe bie erbe, ©tetjen baher ©onne,
3J?cmb unb erbe fo gegeneinanber wie nadjftehenbe gigur
arrveutet, wo S bie ©onne, M ben ÜÄonb unb E bie €rbe
lejeicbnet, b. b. ftebt ber 2Ronb genau jwifeben «Sonne unb
erbe, welche« nur jur 3eit be« Slcumonbe« bc« gafl fein
rann, fo gibt e« eine ©onnenftnftemiß. Da ber SJionb
nie! fleiner al« bie erbe ift, fo ifl auch fein ©cbattenfegel
viel fleiner al« ber ber erbe, unb wübwnb baher ber SWonb
bureb bie erbe bei einer SRonbftnfterniß völlig in ©(hatten
cteftcllt werben fann, wirb ber 5J?onb bei einer (Sonnen*
fmfteraiß immer nur einen fer>r fleinen 2$eil ber erbober»
fläche, in unferer äeiebnung ben frciSförmigen diaum vom
Durcbmeffer AB befeb. arten. Sliebt bei jebem iWeumonbe
tritt ber SRonb genau jwifeben ©onne unb erbe, fonbem
ber ©cbattenfegel beffelben gebt srteift über ober unter ber
erbe t)in, obne fie ju treffen, unb ti finbet baher feine
©onnenfinfterniß ftatt. Sei ber Sortbewegung beä SJfonbe«
o,<bt ber ©chatten beffelben über bie erbe bin, unb auf bie*
Ux bemerft man ben vor ber ©onne vorübergebenben 2Wonb
al« einen febwarjen glerf in ber ©onne baber nur an ben*
lenigen Orten, welche ber SRonbicbatten trifft. Zn einem
£>tte mitten jwtfcbtn A unb B, wenn ber SKonb genau in
geraberginie mit ©onne unb erbe fiebt, erfebeint bie ©onne,
wie man febon au« ber Hbbilbung entnehmen fann, binter
ber bunfeln üVontfcbeibe fo, baß fie biefe wie ein ftrablen«
ber Jtr.iri; umgibt. (Sine folebe ©onnenftnftemiß wirb eine
ringförmige genannt. Stur bann, wenn ftch bei einer
©onnenftnftemiß bie erbe gerabe in ihm größten Cnt»
femuttg von ber ©onne unb ber 2Ronb in feiner graten
SÜbe bei ber erbe befinbet, tft ber febeinbare Durcbmeffer
beä Pentes größer al« ber ber ©onne, unb bie ©onne
wirb bann für ben angegebenen *J>unft oölltg vom SRonbe
hebeeft; e« gibt hier eine totale ©onnenftnfiemtß. 2Cu«
bem ©efagten unb au« ber »ergleicbung ber gtgurm fiebt
man, wie bie SWonbpnfterniffe überall auf ber erbe gleich;»
jettig unb gleichmäßig wahrgenommen werben, wo ber
ilttonb überbauet über bem Jporijonte fleht, baß bagegen
biefelbe ©onnenftnftemiß au gleicher 3eit für einige Drte
ber erbe total ober ringförmig, für anbere »artial, für noch
anbere gar nicht fichtbar fein fann. Da ber 9)fonb fut von
SS- nacbyjD? fortbewegt, fo muß er mit feinem öfH. «anbe.
juerft in ben ©Ratten ber erbe treten unb jebe SRonbftn.
I Firmung
fterniß fingt folglich an ber jDjtfeite be« SUonbe« an. 3ebi
©onnenftnftemiß Dagegen beginnt au« bemfetben ©runbe an
ber SBeptfeite ber ©orme. Die »arrialen ginftemiffe finnen
nur auf ber9lorb« ober©übfeite berSRonb« ober ber©on»
nenfebeibe ftattffnben, inbem es barauf anfommt, ob ber
SWonb oberhalb ober unterhalb be« erbfer/atten« ober ber
©onne bei ber erbe vorübergebt, ffiegen bet ©röße be«
erbfebatten« fann eine totale $conbfrnfiernifi länger al« jwei
©tunben wdb.ren, wogegen wegen ber Aletn^eit be« SRonb»
fc^atten« eine totale ©onnenftnfterniß (>öo>fien« vier SRinu*
ten bauem fann.
Die SSerftnfterungen ber ©onne unb bei SRonbe« fmb
von eigent^ümli(f;en erfa)einungen begleitet ©o erfc^eint
ber SWonb (namentlich, wenn er ffeft in ber erbfeme beftn.
bet) juweilen wäbnnb einer SKonbfinPeraiß in einer eigen»
tbümtiet)cn bunfelrotben garbe, wogegen er anbert 9J?ale fo
oöUig verfeb. winbet, baß man i&n felbp bunfc gemrol>re ni<t>t
entbeeft. ©ei totalen ©onnenftnftemiffen wirb e« auf etwa«
über jwei Minuten fo bunfel, baß bie größem gtr|lcr:ie unb
bie l>elljien Planeten fitbtbar werben, aber wie burd) einen
3auberfcblag verfebeuebt ber erfie ©onnenfrrat)l biefe DunfeU
r)eit wieber. 2fm bequemfien fann man bie ©onnenfinfter»
niffe burtb teiebte« @«wötf mit bloßen Xugen betraebten,
weil man bann von ber ©onne nicht gcblenbet wirb, fonß
bebient man ftcb bunfelgefdrbter ober an einem Sickte be*
rußter ®lafer, eine« f leinen goebe« in einem Äartmblaft
unb bergt., um bie aDjuvielen gicbtfhablen vom Zuge ab»
ju^alten unb bie ©onne ungeblenbet betraebten w fönnen.
Äucr) bei anbem Planeten außer ber erbe, welche SÄonb«
ober JErabanten bäben, ffnben Jmffemiffe flatt. ®o finb
bie JBerftnfterungen ber «juvitertrabanten vielfach beobachtet
worben, unb gwar fommen biefe fetjr bduffg vor, weil be*
fanntlicb vier SRonbc mit großer @efcbwinbtgteit um ben
3u»iter fieb berumbewegen. 2(ucb bie SBerftnfterungen bitfer
SRonbe fann man bis auf bie Secunbe beregnen, unb ibrt
SBeobacbtung bat ju einer ber großartigen entbeefungen
S3cranlaffung gegeben (@. 8ict}t.) enblid) fönnte man
al« ©onnenfünfterniffe aueb ba« H3orüberget>en ber untern $la*
neten SRar« unb ÜJfercur vor ber ©onne betrachten , welctj«
man, bureb Äeebnungen vorder ben Seirvunft beftimmenb,
al« Keine febwarje glecfe mit ^>ülfe von JJernrobren über bie
©onnenfebeibe weggeben fiebt.
.firmart ober german beißt ein vom ©roßoe)ier im
tarnen be« ©ultan« au«gefteUter S3efebl, welcbem im gar»»
gen türf. SJetcbe ber unbebingtefte Öeborfam geleiftet werben
muß unb ber in folchem Znfeben fiebt, baß ir>rt bie turt.
JBeamten nie o^ne ge'wiffe berfömmlicbe görmlicbfeiten to*
fen, naebbem fie ibrt ebrfura)t«ooll an bie ©tim aebrüeft Iva»
ben. Da audj bie $affe gu Sieifen in ber Surfet von ben
oberfjen ©taatSbe&örben auögewirft werben müffen, fo be*
jeiimet girman febt oft aueb foviel al« ^)aß.
Jtrtnung , ba* »weite von ben fteben ©aeramerrten ber
Äatbolifen, i|t eine feierliche einwei&ung ber ©etauften, um
bie bi«ber Unmünbicten in bie Bnf>( ber geiftig üJhu-.c uu
aufzunehmen. Die girmurtg tft eine ergdntung ber Saufe;
fte foQ bie in ibr erbaltene göttliche ©nabe erweitern unb
ftarfen, barf aber nur von einem Sifcbof, unb «war niebt
vor bem fiebenten 3abre, ertheilt werben. Die pitrbei ge«
wohnlichen Zeremonien befteben in ber ^dnbtauflegung beö
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Firnisse
45
Ff sehe
ßifdjof« unter Arrrufung bea SRamtni ©ottes auf bat «£>aupt
bei gitmlingi unb in ber Salbung feiner Stinte mtt bei»
i:;cm Gbrtfam (f. b.) ingorm einei jtremei, wobei et bie
Sorte fpriebt: „3$ bezeichne biet) mit Dem 3etcben bei
ÄrtujeS unb flirte bid) mit bem Sbrifam bei Jbeili, im 9la«
tuen bei SCateri unb bei Sobnei unb bei r;ciltgcn ©etfled."
Xußerbem gibt et ihm noch nach einem alten ©ebraueb et«
nen S3ocfcn|lrci* mit ben SBorten- „Stiebe (et mit bir",
bannt et Setben unb SQiberwÄrtigfeiten gebulbig ertrage.
Kad) rrbnit bet girmling, wie bei ber Saufe, einen falben,
ben girmpatben, unb einen tarnen, ben girmnamen.
Sie gumung (ann nut einmal gültig empfangen werben,
unb fie brüeft nach ber Meinung bet .Jtatbolifen bet «Seele
ein «ifHicbei unb um>etl6fcb(id)e6 3ei<ben auf. Da bie
©ültigfeit biefei Sacramenti weniaet aui bet heiligen ©ebrift
ali vieunetjr aui ber fircblid>ert Überlieferung erwtefen wirb,
fo »erwarf ei bie euangelifebe «Kirche unb fefcte an feine
Stelle bie Konfirmation (f. b.), bie iebodb nicht aß
caaament betrachtet wirb.
/tmiosr ftnb glüffigfeifen, welche, in bannen (Schieb'
ttn aufgetragen, an ber Suft alibalb »u glämenben, bat«
ta, bet 8uft, bem Sichte unb bet geuebttgfett wiberfte«
benben ttbenügen erftarren. ®eTo6r>rtlicb ftnb fie Auflö»
fangen &on«parjen, namenttieb Semflein, «Jtopal, Dammar,
Zfyüad, aerpentbin, «Äolopbon, *Dlofltr, Sanbaraf, Ai*
pbalt in £X (£>lfirniffe) obee SBeingeifl (SBeingeifl.
fitnifft). Auflösungen von arab. ©ummi, Tragant b ober
6anbii,^aet in SBafjet, ©weiß unb geteinigtet Debfengaue
roerben SSafferfitniffe genannt unb angewenbet, um
neuen ©emälben einen Dorübcrgehcnbcn ©(an; ui ertheii
2>ai Auflöfungimittel ber ßffen^firniffe ifl atbe«
rifefaeö iri. 3u jDlftrniffcn rotrb namentlich Setnol, rooraui
turd) Äocben bie roüfjerigcn unb fchleimtgcrt SÖe im tf djungen
entfernt werben, genommen unb btlbct fo, mit SRuß oer>
nifebt, bie ©ucbbrueferfdjroirje. £a ber SBeingeifl unb bie
ättjerifeben £le leiebt t-erbunfien, fo haben bie aui ihnen bc
r .ttten girnijfe ben SOorjug »or ben £lftrniffen, baß fie
fiaeßer unb leichter troefnen. Unter Cacffirniffcn ober
2 3 den rerflcbt man meifleni folche girniffe, roelcfce nach
bem Zrocfnen einen rinbenartia.cn ttberjuq bilben , bet
bureb tSchleifen unb (Blättert einen beben ©lanj annimmt,
©ne Art girniß ifl auch bie Politur, welche jur fiSerfcbd*
ncrurrg ber «Wobei angeroenbet wirb. SJlan bebient fieh ber
•fe bcfanntlieb , um £oljs, gtber«, Rapier«, #orns,
.'aop* unb ^apierroaaren u. f. w. einen fthonen unb bauen
-. ©lanj ju erteilen, unb nacb ber ÜBerfcbiebenbeit ber
flamm, aui wclcben bitfe 2Baaren belieben, muffen
-ueb üerfttiebene girniffe angeroenbet unb bie SSaaren felbfl
-j' paffenbe SSerfe oorberettet werben. 3uroeilen roerben
:.t gtmifje bureb 3ufa(j ton »erfttiebenen garbeftoffen ge«
'irbL Bonüglicb bebient man ftcf) bei fogenannten SJialer*
ober Äetoucbitftrniffcö jum überleben ber ©cmälbe. ©r bc*
Üeht aui gleichen 5Ebetlen j&lfünip unb ^Jlafiir ober £>am<
tsar. Um Jlupferfhche unb farbige äeiebnunaen ju überjic«
beu, erbaU man (inen febdnen girnig, bet ficb mit äBaffet
unb 6eif« reinigen letfit, aui jrcet Sbeilen gereinigten ®anc
isteS, jroei SCbeilen SDlaflir in Ä6rnern ober toei|en oenet.
itrpentbtn unb 10 ^beilcn ffleingeifl.
/iscf)f nennt man biefenigen ©affertbiert, welche rotbei,
faKei 93lut, Jtiemen flatt bet Sungen, ©cfjuppen ober eine
gern) glatte ^>aut flatt bei ipaare, Jtnorpci ober ©raten
flatt ber Jtnotben b^ben unb beren fiSeroegungiroerfäeuge
bloi )um ©cbwimmen eingerichtet ftnb unb $loffcn beigen.
Xußerbem haben fie noch eine (5ebroimmb(afe, welche fie
jufammenjieben unb auibebnen tonnen, je nachbem fie
ficb im SSaffer fenten ober beben wollen, bie aber bei ei«
nigen gifebarten, roelcfce be^anbtg auf bem ©runbe fich
aufhalten, fehlt, üftit bem Scbroanje geben fie [ich wie mit
einem ©teuerruber beim ©ebroimmen bie Äicbrung. STOan
tbeilt bie gifthe im Allgemeinen in «See« unb «Sufiroaffer«
ftfdje unb unterfebeibet fie nacb JBauart, ©eflalt unb garbe.
2)er berühmte 92aturforf<ber duoiet (f. b.) bat 5000 »et«
febttbene gifebgattungen gejablt. (Sinige gifcharten boben
prächtige Scbuppenbecten, wie bie ©olb« unb (Silbetßfchcben
unb bie g ereilen , viele anbere roieber fehr fonberbare govmen.
So gibt ei im SReete ectige, tugelrunbe, flacblicbe unb folche,
beten Jtopf ganj unfennlich gejtaltet ifl u. f. w. (Jtne 3u<
fammenfleHung ber auffaflenbflen ©eflalten «igt bie umfle^
benbe Abbilbung. SBai bie Sinne bet gifebe betrifft, fo
fmb ©erueb unb ©efübt bei aßen fehr fcfaetrf , weniger
bai ©eher. Außere ©ebörwerfjeuge fehlen ben meiften,
boeb oernebmen fie fldrtere %bnt, unb an nieten jDrten
pflegt man bie SEeithftfche mit ©locfengelctut ober pfeifen -
jur gütterung ju rufen. 3br ©efebmarfiotgan febetnt ba«
gegen gang unooQtommen ju fein, benn bie 3unge ifl bei
allen gifeben unbeweglich unb ohne Sleroenwarun. Den
meifien fehlt auch bie Stimme, unb bie gRebeniart: „fhim«
mer ali ein gifcb", laßt ficb nur auf wenige Arten nicht
begeben. £)er Seehahn j. 83. foQ fräben, unb anbere, wie
ber Aal, Äarpfen unb ^etßfer, wtnfeln, jifrben unb quifen,
befonberi wenn fie gebrüett werben, boeb f6nnen im ledern
gaQe biefe Sone ebenfo gut oon ber aui ber Schwimm,
blafe gepreßten guft herrühren. (Sine mertwürbige <5rfcfcei=
nung tjl bie Jtleinbeit bei ©ebirni ber gifebe; benn wäb»
renb baffelbe beim SRenfcben 20 — 30mal fleiner ifl ali bet
übrige «Körper, fo ifl ei beim «öaififd) 2500 unb beim Zhun-.
ftfcb fogar 37,400mal fleiner. JBielleitbt bangt mit biefem
Umflanbe bie fprücbwörtttche Dummheit ber gifchc jufammen.
Sehr groß unb größer wie bei jeber bob«n Sbiergat«
fung \$ aber bie ©efrdßtgfeit unb gruebtbarteit ber gi*
febe. Sie nähren ficb tbeili von Schlamm unb SBafferge«
wdebfen, tbeili »on gliegen, URücfen, SSürmern, gr6»
(eben unb anberm Ungeziefer, tbeili oon anbem gifeben,
beißen im lefetern galie iRaubfifcbe unb ftnb mtt 3äb>
nen bewaffnet. 3h« gottpflanjung gefchieht, inbem baS
SSeibcben gewöhnlich an feiebten SBafferfleflen ©et (Stögen)
legt, welche bai SRa" tinchen mit einem Schleime (3Ril<b)
überseht unb fo befruchtet unb bie Sonnenwärme bann
auibtütet. 9Kan nennt biefe ©et bet gifebe Sa ich, ben
gortpflaniungiact felbft bai caichen, unb bie 3«t, wo
et geftbtebt, bie Saicbjeit obet Streichzeit. Manche
gifebart ifl ungemein fruchtbar, unb man W in einem ein«
jigen geringe über 20,000, in einem 25 Unjen ftbweten
Äarpftn 200,000, in einem S3arfcb »on 8 Unjen 300,000,
in einet empfünbigen ÜRafrele 500,000 unb in einem 20
9>fimb febweren Jtabliau fogat übet 3 SDciU. ©et gewählt.
Aeußttt ©efcbletttitbeile feblen ben grfeben, autb gibt ei
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5« e«$aofe.
)\g\vzeo u
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Flache 4
Sroitter unter tönen, benn bei gampreten unb einigen .Rar«
pfea bat man SRildj unb 9?ogen jugleidj gefunben, unb einige
rten gebaren lebenbige Junge. 2>te ©attung SSBalle,
unter welche ber SBalfifdj (f. b.), ginnftfdj, $ottfifdj, @in»
p.'rnfifdj, D elpbin (f- b..), Sdjwertfifd) unb ba3 fogenannte
^eerfdjwein geboren, bringen lebenbige Junge jur 2Belt,
. :ren aber nidjt unter bie gifct;«, fonbern unter bie Saug;
'.Statt ba fie itjre Jungen füugen , burdj gungen atbmen
unb rotbeS warmes S3lut haben, bennodj würben fte lange
an gifdjgefcbledjt gejäblt. SBegen ber großen SJermetj»
:ung unb wegen ihres fdjnellen 3ßadj§tbum3 ifl ber sJiu(jcn
gifdje für bie ÜJZenfdjen febr groß. 9Han gebraucht »Ott
:nen OTeS, ton bem einen vorjugSweife biefeö, vom am
rem jene*. £aö glei»dj fall aller gifdje ifl eßbar, von nur
renigen ifl e§ giftig unb für viele 5B6lfer bie einzige ober
:od> bie Hauptnahrung. 2>aö fräftigflc gleifdj haben bie See«
vä)t, unb tiefe finb getrodnet, geräuchert, eingefaljen ober
Tjarinirt ein widjtiger j£>anbel$arttfel, finb aber bann fdjwer
eTtoultdj. grifdjgefangene , ganj einfad) gefottene unb ohne
Staffelei bereitete gifebe finb am gefünbeften. 2>odj wirft
;u bäufiger ©enuß namentlich großer unb fetter gifebe ober
öldjer, bie au$ fdjlammigen unb trüben ©ewüjfern hm-
men, nachteilig auf bie ©efunbbeit, verfdjleimt ben .fförper,
crfdjiafft bie Skrbauungäwer^cuge unb erzeugt nicht feiten
.Äranfijeiten. JBefonber5 hüte man fTcf> vor bem ©etiuffe
franfer gifdje. Sehr viele gifdjarten finb befonberd im
Zemmer gewiffen Jtranfljeiten unterworfen; bie CadjSforeU
len l. JB. unb ©olbfifdje betommen ben Xuäfafe, anbete bie
-Poaen; viele jjaben Säufe, unb 33 raffen, Karpfen, Halt,
:J?on)augen unb viele Seefifdje finb vom gaben; ober SJanb*
«rurme geplagt, ber oft beim Sieben nicht ganj getebtet
wirb unb narfp ber Meinung mancher Otrjte im menfdjlidjen
.Körper fortwädjfi. SRatbfam ijl e$ jebenfauS, bie (Singeweibe
ifcJje ganj wegzuwerfen, benn wenige gifdje finb von
nein ganj frei. X)er fo beliebte Gaviar ifl ber eingcfaU
Sogen ber ^aufenö unb Storö. 2Cuö Sdjuppcn, ©raten
no (Engeweiben wirb ein guter Seim bereiter ; bie Käufern
t-f« wirb al3 güuterungämittel unb feiner Seim gebraucht.
~ifd>baute febrieb man im '.'Uterthuine unb Viele 5B6lfer«
: ten gebraueben fte noch jefet ,u 9>ufc, .Kleibern unb
tergt, fowie bie ©raten jur geuerung, ju Nabeln, Spi&en
an IPfeilen unb SBurffpießen u. f. w.; bte Samoieben jlani;
pfea bie ©raten Hein unb baefen fie unter baS JBrot, audj
,:nießen biefe gefrorene gifdje unaufget(jaut alö Littel ge*
a ben Sdjarbod.
ÜRerfwürbig finb bie großen SBanberungen , bie einige
T'dje jur gaidj^eit antreten, wo j. S3. ber gadjö in gro*
■ ai ©paaren au$ bem ÜSeere in bte gtüffe femmt uttb
\r gering viele taufenb SWeilen weit auä einem Weere in$
.-.Dere wanbert. Ginige gif(f>e erreichen ein fet»r f>obe* ZU
:« onb man bat 20«>iif)rigc .Karpfen unb £edjte gefunben.
3ijn foQ bei ben gifdjen bie Jahre nacb ben JSingen ber
SüigratSwirbel eben fo genau beftimmen fonnen, alö bei
©Aumen nacf> ben 3a^reöringen. Die meiflen giftfje
Serben außer bem ffiaffer balb; vtele haben aber ein feljr
«W Sdeti/ trauen fogar nadj bem einfrieren wieber auf,
•m& Martfm, gerbte unb Jtaraufcben ftanen in Qtu gc=
weh, fobaf ffe auf bem ©audje liegen, im SBinter weit
9erftbj<ft werben. 3ur weiten SJerjenbung tobter gifdje
in ber b,eifen Jabredjeit b.at man in neuerer 3«it baö eim
V Fischotter
paefen in Äohjcnpulver alS vonügüd)eS Crrbaltunqfimittct
empfohlen. SBancbe gifdje oerlaffen freiwillig ba5 SSaffer,
3. 23. ber 21 al (f. b.) , unb in Öuiana gibt eä gifebe, weldbe
oft eine ganje 9lad)t binbureb in großen 3ügen ju Sanbe
einem anbern SBaffer juwanbem, wenn ihr bisheriges aus-
gerroefnet ifl.
Um ju ieber 3eit frifcfje gifdje ju b^aben, f>ält unb füfe
tert man fie in deichen unb fogenannten ^altern, bie fte=
ten ßuffuß von frifdjem 23 äff er ijaben muffen. 2(uf berglei«
d)tn gtfebbültet wanbten bie alten Ovömer oft ungeheure
Summen unb leiteten burd) fünfilidje, viele Steilen lange
handle fogar 2ßeerwaffer in biefelben, um immer frifdjc
<5eeftfd>e effen ju f6nnen. Sei ihren ©aflercien war ed
Sitte, ben ©äffen bie gifdje, welche auf bie Xafel fommen
follten, in großen ©efäßen vorder (ebenbig ju jeigen unb
fte unmittelbar au$ bem 23 äff er ju fdiiachten unb &u fteben,
wo bann bie gifdje aurf> ftetö am wolilfd.jmccfenbfien finb.
Um bie gifdje in Steigen unb Faltern redjt fett ju madjen,
erfanb im vorigen Jahrb. ein (Jnglänber bad SBerfdjneiben
ober Jtaffeiren ber gifebe, fcoeb t>at fidj biefe-3 Littel, ob-
wol viel baruber gefdjrieben worben ifl, ald nicht fchr vor>
tlieilhaft bewährt, ©efangen werben bie gifdje gew6b.nlid)
in SRe^en ober mit Ingeln (f. Sngelfifdjerei); große
gifdje tobtet man audj wol im SBaffer mit Spießen, 4|>ar<
punen ober glintenfdjüffen. Die Gbincfen ridjten jum gifdj-
fange einen Sdjwimmvogel, ben dorm or an (f. b.) unb bie
Sdjmeben bie SiSente ober Saudjergand (f. b.) ab, welche
Siegel in biefer Jagb eine große gertigfeit befj^en unb felbfl
feijr große gifdje angreifen, wobei fte ftdj gegen fei tig un>
terflügcn. dhcmals war biefe Zxt beö gifd?fang§ audj im
übrigen (Europa feijr gebräuchlich.
yJüan tfjeilt bte gifdje naturwiffenfdjaftlidj in ©räten<
fifdje unb Änorpelfifdje ein. £>k Untern jerfallen in
f ol che mit unb in anbete ohne Äiemenbecfel. SBon ben
©ratenftfdjen haben einige feine Saudjfloffen, bie übrigen
werben na ch ber Stellung ber S3audj 1 unb SSruflfloffcn ein*
getlicilt. Gine befonberä intereffante Gigent^ümlidjfeit jeigen
bie elettrifdjen gifdje (f. Zal, 9?odje, eleftr.). — gt»
fdje, bad Sternbilb, f. Äbierfreis.
iisclifrrintj (ber), ba« golbene Siegel bed ?)apfle8,
womit in feiner ©egenwart bie JBreven (f. b.) in ronjem
SBadjä geftegelt werben. Z<a$ Siegel geigt ben Xpoflef
^errufi m einem gifdjerfabn mit auägeworftntm 9?e|} unb
entfjalt ben 9Jamen be$ ?)apfle«. »ei bem Sobe eines ?>ap*
fie« wirb ber gifdjerring jerbrodjen, unb beffen Nachfolger
erhalt von ber Stabt Sfom einen neuen.
iisd] otter (bie). Diefeö 2 hier, beffen geS eine« un*
ferer f ofibarflen ^eljwerfe liefert, woijnt ourdj ganj (Suropa,
ba$ n6tbl. Äfien unb 9lorbamerifa in auigefebwemmten
Uferlöchern an glüffen, Seen unb Seidjen unb lebt meifl
von gifchen. Sie gifdjotter wirb etwa 2 g. lang unb
1 g. ho*, hat einen platten Jtopf, eine breite, mit flarfen
Sßart haaren befehle Sdjnau», tur^c £>bren, f leine 'Äugen,
furjen, tiefen ^>alö, furje guße, beren Beb«« mit Sdjwimm«
bAuten verfeben finb, einen platt gebrüeften, 1 g. langen
Schwang unb ein glänjenb faflanienbrauned geQ, welche?
tbeily mit weichen (eibenartigen, tbeilö mit langen flarfen
raren fo bidjt befe^t ifl, baß fein 23 an er einbringen fann,
lange ba* Sbjer lebenbig ift 2Begcn feiner Sdjtateit
Fiscus 4
unb Dauerhaftigkeit wirb ein folebel geu" oft mit 15—20
analem befahlt. 2Ran benufct tie fcbönflen Jtbeile btffel»
ben ju Verbrämungen, macht au? ben ^aaten ber übrigen
fiüte, bie noeb fetter unb feboner all bie Gafiorbüte fein
foü"en, unb aul ben fhirfen ©cb »an paaren 9>infel (giftr)»
pinfel). ßei ber ©efrdßigfcit, ©cbnelligfeit im ©cbwim*
wen unb großen gertigftit im gifebfangen ftnb bie gifd).
ottern , jumal in Seiten, fcblimrae ©djie, ba fie im SBin«
ter bie gfifebe fogar unter bem Gife bervorbolen, unb nur
in bec größten 92otb ju anberer Siabrung, wie SBaffcrt
mdufen, gröfeben unb bergl., ibre 3uf(uebt nebmen. Do fie
febr menfebenfebeu finb unb fieb in bewohnten ©egenben
nur feiten am Sage feben Iaffen, fo »erben fte meiftenS in
gangeifen unb Ttcfcm gefangen, feltener gefeboffen. Xucb
finb fie febr wilb unb beißig , boeb Iaffen ftch bie Sungen,
beren bal SBeibebcn im Zerit jwei bil fünf gebiert, febr
leiebt jdbmen unb fogar jum gifebfange abriebten. Dal
gleifcb ber gifebotter b«* «nen öligten, unangenebmen
©efebmaef. 9lo<b foftbarer all bal geö ber gemeinen
gifebotter i|t bal ber See et ter, welche in SJtorbame«
rifa unb SHorbafien gefunben wirb. Sin woblerbalteuel
aanj ffbwarje« ©eeottetfeü" wirb mit 150 bid 200 Sbalern
bejablt.
iioaifs, ein tat. ©ort, welchel urfprungltdt» JCorb, bann
©elbfaffe bebeutet, nennt man bal ©taatloermigen ober bie
lanbtSberrlicbe .Raffe, in welcbe bie fammtlicben Ginfünfte
bei etaai? fließen, gjton betraebtet ben gileul all eine
moralifebe ^erfon unb gefleht itjm all folebet mancherlei
9? echte *u. Die £>abfucbt bei gileul ifl f»rücb»örtlicb ge*
worben unb berfelbe bot fieb bunb bal Drücfenbe feiner $ri>
»ilegicn oft febr »erbaft gemacht Stach rem. Skcbte fallen
bem gileul triebt nur alle fjerrenlofe ©aien, aufgefunbene
©cbdfce, wenigftcnl tbeilweife, erblofe Berlaffenfcbaften, 8e»
Sate, welche Unwürbigen bimeriafTen ftnb, unb ein gtoßer
Jbeil ber ©trafgelber ju, fonbern er bat au* ein Siecht,
in »ielen gdBen bie ©ürer Derer einjujieben (ju confilci«
ren), welche gegen gewtfle ©efefce bei Staat! »erfloßen;
ferner ftch* ihm ein »Pfanbrecbt an bem Vermögen feiner
Äaffenbcamten, fowie an bem Vermögen aller Derer, welche
mit 2Cbaaben rütffrdnbig ftnb, mit ihm Gontracte abftbüe»
ßen u. f. w., ju. Slur milbrducblicb bot man tiefe Siechte
juweilen auch auf bal $ri»at»ermögen bei Sitgenten, ber
Stegentin unb bei Sbronfbtger! auiget tbnt feurige« Sag*
ffnb mebre biefer Siechte, auf welche au* oft bie 3nbaber
ber obem ©ericbtSbatftit 2tnf»rucb machen, außer ©ebraueb
gefommen. 3ur SBabrntbmung feiner ©ereebrfame pflegt
ber giltul einen Anwalt, gilcal genannt, angufieHen, roeW
e^er in feinem «Hamen entweber all Äldger ober all ©tflag»
ter »or ©eriebt trfcbetnf. Sro& ber auffaöenben »egunfti«
gungen, »eiche bal rim. fRecbt bem gileul angebeiben ließ,
galt botb, um bal Drücfenbe beffelben einigermaßen au mit
bern, ber ©runbfafe, baß bei ©treitigfeiten ber Untertbanen
mit bem giltul in jwttfetbaften gdflen immer gegen ben
gileul in erfennen fei, »elcbel 5>rinrip überall, wo bal
rdm. Stecht noeb in »oller Äraft b [fte in, au* beutigelSagl
jur Xnwenbung fommen muß. jDft befieOen auch einzelne
Kollegien unb ßebörberf jur SBeforgung ihrer finanziellen
'Ängelegenbeiten, SJeirrtibung ber ©»ortein u. f. w. einen
befonbern giicaL 3n einer anbem föebeutung fommt bie»
[er Xulbrue? in ben Ednbern »or, wo ber Xnflageptocef?
gilt (f. Xnf(age), inbem man biet Denjenigen bamit be«
jetebnet, welcher im Kamen bei ©taatl bie «Jerbretber »or
©eriebt anjutlagen bot.
/tölfln werben wibcrnatürlicbe, »eraltete Öffnungen gt.
nannt, bureb weld)e fitb glüfftgfeiten aul irgenb einer ^Mfe
ober irgenb einem Äulfübrunglgange bei JJ6r»erl in eine
anbere $&b(e beffelben ober nach oußen ergießen; fifluldfe
©efebwüre folebe, welche bie ©epalt einel engen, tiefen,
mehr ober weniger gefrümmten .Ranall fabtn unb bureb
eine FranFbafte SBef<r>affenr)eit ber weichen SEb«fc »ber ber
jtnoeben ober auch bureb bie ©egenwart einel fremben ^cr.
»erl unterhalten werben. Der giflelTanal bat eine nach au*
|cn münbenbe Öffnung, welche in ber Siegel febr eng, oft
faum bemerfbar unb »on hartem Sidnbern umgeben i^.
Durch bie in bem ganjen Jtanale unb ben nabegelegenen
Äbetlen in gewiffem ©rabe fortbauembe Sntjünbung »er«
wanbelt ftch ber ganje innere Ubergug beffelben aQmdlig ent>
weber in ein fcbletmbautartigcl ©ewebe ober »erbdrtet, unb
es bilben fto> bann in ber Umgebung ber gifleln mehr ober
weniger graulichweiße, biete unb borte 2Raffen, in welchem
gaUe bie Teilung ber giftet ihre großen ©cibwierigleiten bat,
& gibt eine SRenge befonberer Xrten »on gijlein , bie balb
nach bem A6r»ertbeile, an welchem fie »orfommen, halb
nao> ber aul ihren Öffnungen b«t»ortretenben glüffigfcit be.
nannt werben, fo ».83. ahränenfifleln, ©aDenffftcln , Äotb»
fifleln, 2Rafibarmfrjhln, Urinftfleln u. f. w. OTc gtjleln
fonnen febr gefdhrlicb werben unb finb febwer ju heilen, er«
fobem baber fletl bie JBebanblung einel gefchieften unb forej»
fdltigen 3trjtcl unb bürfen ja nicht bei ihrer (Jntftebung,
»crnachldffigt werben.
itretfrne h«ßtn biejenigen ©terne, welche gegen ein-
anber fortwdhrenb biefelbe ©teHunet am ^immtl behaltcn.
©ie bewegen ftch gemeinfchaftltch täglich »on SD. nach SB.
ringl um bie Srbe herum, geben alfo im ID. auf, b. b-
treten über ben ©eficbtlrrttl, unb gehen im SB. unter, b. b-
finfen unter ben ©eftcbtSfreil. Die girfterne ftnb jwar nur
bei 9tacbtl am $immel fidrtbar, flehen jeboch auob roäb»
renb bei «£agd an bemfelben: nur bal ju belle Cicht ber
©onne »erhinbert, baß fie gefehen werben, inbem el biefeU
ben überfhahlt. 3Cu$ bemfelben ©runbe (ann auch ein«
2ftxnbi beB leu<fetenbt glömme bei SCage faum noch wab»
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Fixsterne
Fixsterne
genommen wtrben. IBti totalen Sonnenfinfterniffen erfc^ei»
nen iuroeilcn tic ^cU£cud?t«nbficn girllcrnc am #immel
(f. gmßerniffe) unb burcb eine lange 9iöbre, welche tie
2c:mcnjitabl<n größtenteils abhält, baS Äuge ju treffen,
Ena man täglich bie Sterne bei beHem Sonnenfcbein er»
baden, äöcfanntiicb bat man entbedt, baß bie Bewegung
bei #imtnelä mit ben (Sternen, foroie ber Sonne um bie
(hbt nur febtinbar fei unb baß Heb oielmebj bie Erbe um ibre
eigne Äcbfe unb um bie Sonne Ijerumbercege. (S. Erbe
unbfHanetenfpflem.) ^)ient ach erfdmnt auch bie Sonne
itt ein girftem (f. Sonne), unb umgefeljrt ifl eS wabr=
dKtnlicb, baß bie girfleme fämmtlicb Sonnen finb, welche,
sie bie uafere, wabrfebeinürb auch ibre Planeten haben , bie
um fie jtch b«umbtrotgen. Die girfierne finb alfo 2BeIt;
förper, »reiche an ©röße ber Sonne nicht nur nabeflebcn,
lonbern fie roafcrfcbeinlicb noch weit übertreffen. Um fo ver;
ifunberung§roürbiger erfebeint nun ber Umftanb, baß roir
trtbet mit bloßen Äugen noch auch mit ben ftärfflen 8Jer=
wößerungSgläfern einen Durctjmeffer biefer gewaltigen Stbt>
:a w4brjunej)men vermögen, wäbrenb bie am £immcl fid)t=
>aren Planeten, roelebe an ©röße ber Erbe nabefieben, alS
;'.cine Scheiben burcb baS Fernrohr gefeben werben. Der
*runb fann fein anberer als bie außerorbentlidje Entfernung
.'<r Jtrfrerne fein, weil auch ber größte .Äörper bei juneb»
:ienber Entfernung enblicb verfebrombenb flein wirb. ftür
.ine unermeßlich große Entfernung ber girflerne fpriebt aueb
noch ber Umffanb, baß man an ihnen feine Spur einer
•d-einboTen iBewegung wahrnimmt, welche bie golge ber in
rer großen JBabn um bie Sonne fich fortbereegenben Erbe
. :rc. Sowie nämlid) auf einer ganbftraße von einem frJbncü*;
:.:'abTenben Sagen auS bie rechts unb linfS flebenbcn
Säume ihre Stelle ju veränbern febeinen, fo müßten auch
:ie Jtrflerne, wie eS febeint, ibre Stelle oeränbern, »renn
cie Erbe wirtlich mit einer ©efebroinbigfeit oon mebr alS 4 SR.
in ber Setunbe einen 23eg von 131 SRiCL 371. im SBelten»
:aume jurücf legte. So große SDiube man ftcb aber auch gege*
ben hat, fo bat man toep auch nicht bie gcringjle SJeränberung
:n ber Stellung ber girflerne ju erfennen vermocht, roelebe
tött ber JBeroegung ber Erbe in ihrer JBabn ftcb ableiten ließe
irab ftcb baber, roeil biefe ^Bewegung felbft außer allem 3roci=
•el ifi, ju ber Ännabme genötbtgt gefeben, baß bie girfterne
ifl fo unermeßlidjer Entfernung oon ber Erbe fidj beftnben,
Mß aegen biefe ber gan$e Durcbmeffer ber Erbbabn von
41 Äifl. SWeilcn eine rerfebroinbenb f leine ©röße fei. 3jt
:teS ber Jall, fo roerben roir eine SJerrücfung ber girflerne
xibrenb eineö 3abrrt (Sonnenumlaufs ber Erbe^ ebenfo
trenig roahrnehmen , nie etwa bie 83errücfung um einen 3oll
ine SBeränberung in ber Stellung jroeier S3erge bervor=
«ringt, roelebe tneljre SOf eilen roeit von un$ entfernt finb.
£it Stirbtigfeit ber eben angebellten {Betrachtung wirb
Matth bie Erfahrung betätigt, baß alle in meßbaren Ent>
•emungen von ber Erbe flebenben ^)immeiöförper, wie j. S5.
-':« Sonnt (ber einjige girflern, bei bem bie« ber gall tfi>
wt ber Erbe ibre Stellung gegen bie übrigen Sterne ftcht=
•t<b in Saufe beö 3abred veränbern, roelebe Erfcbeinung bie
biliare berfclben beißt. 2>ic Parallaxe ber Sonne
bringt t6 mit fich, baß bie Sonne täglich mit anbern gir=
ierurn auf: unb mit anbern untergebt £arau§, baß «bie
^ufferne fämmtlicb feine fiebtbare §)araHare Reiben, folgt,
fMtttr'Sm.'Be. IL
weit bie ®röße be§ ErbbabnburchmefferS befannt ijl, baß ber
nächfte girflem mehr alt* 8 SMUtonen St. entfernt fein muffe.
SBären bit girflerne nicht fo beU leuchtenbe, gleich
ber Sonne fhrablenbe Aorper, fo würbe man fie roeaen ber
aQ)Ugroßen Entfernung gar nicht [eben. Diefes Sicht btr
girjieme jeigt aber manntebfaehe ä3erfchiebenbeittn forool bin«
fichtlid) ber Starte ctlä binftchtlid) btr garbe. 2>ie garbe
einiger girllerne ifl rtin weiß, anbetet bldulich unb nod? an»
bertr rätblich. Die verfebiebene Eichtftarfe wirb falfcblicb ort:
febiebene ©r6ße genannt unb man unterfcheibet auf biefe
SBJtife bie girftene in Stetnt trfler, jroeiter, britter bis aä)=
ter ©roße , oon benen bie fünfter bii achter ©röße nur von
febr guten Äugen bei gang beiterm •Gimmel noch wabrge«
nomraen werben. Eine Unmaffe von Sternen entbedt man
aber noch bureb gernrobre. £)iefe legten fieinflen Sterne
beißen teleffooifdje unb man unterfcheibet noch Sterne ber
neunten unb jebnten £)rbnung. SWit bloßen Äugen feben
wir wtiße Sitae am £>immel unb namentlich einen großen,
weißen Streif, bie 3)a(cbfrraße; burch Seleffope l6fen fich
biefe 9lebe(maffen in unenblicb viele {(eine girfterne auf unb
neue iRebelmajten erfebeinen , welche auf^ulifen unfere heften
gemrehre )U febwach finb. Die Eintbeiluna in Sterne otr>
fchiebener ©r6pe ifl übrigen» , wie oon felbfl einleuchtet, nur
febr oberflächlich, ba bie Sicbtflärfe auf ein beftimmteä, von
ber Eigentbümlichfeit bee> ©eftcbtS iebeS einzelnen S)eobacb<
ter» unabhängiges SRaß bis ieht uiebt bat jurücfgefübrt wer-
ben tonnen, ^erfwürbig ifl ferner, baß roir oon mebren
Sternen mit ©eroißbeit wiffen , baß fie fowol ben ©lanj alS
bie $arbe in längerer ober türurer £eit oeranbern. So
j. f&. war btr SitiuS, ber größte unb fchonjie aller gb
(lerne, einfl rotb, roährenb er iefet ein blenbenb roeißeS Sicht
bat, unb oon ben beiben Sternen Qaftor unb 9>ollur war
einfl jener größer als biefer, roährenb iefet bad umgefebrte
SBerbaltniß flattftnbtt. Einige Sterne jeigen eine regelmi;
ßige, in furjer Seit jurüctgtlegte unb regelmäßig wieberfeb*
rtnbe $eriobe in ber SBeränberung ibreS SichtS; fo g. fB.
hat btr Sttrn Älgol im ^>trftuS eine 9>eru>bt oon 2* 1 2a«
gen, in welcher er oon ber jroeiten jur vttrten £)rbnung
ubergebt. 3u 3titen bat man neue Sterne entbeeft, bie
balb wieber verfebroanbrn. girflerne ber erfien ©roßt hat
man 14 gejählt, ber jroeiten Elaffe 70, btr britttn gegen
300. Seiweitem größer ifl bie Änjabl ber Sterne in ben
folgenben Glaffen, unb in ben trfltn fechS (Staffen rechnet
man jtifammtn gtgtn ÖOOO girflernc. Die ©efammt^abl
aller Sterne ifl wahrhaft unjäblig, inbtm bti immtr wei<
tergebenber 83erbefferung ber 3nffrumcntc auch immer gtö'
ßere Tiengen vor bem Äugt btS ^Beobachters aufgehen.
sJlach ben bis jefet gemachten ^Beobachtungen fann man etwa
70,000 Sterne erftet btS £ebnttr ©röße annehmen. Daß
man aber bie ©efammtjabl ber $rrfterne als wahrhaft un>
enblicb annehmen fann, ficht man fdron barauS, baß Sptr-
fcbel allein im IDrion auf einem deinen Streifen über 50,<XX)
fteine girfterne jäbUe, fobaß, wenn fie überall ebenfo bidit
am Gimmel flänben, 68 Wliü. girfterne ju rechnen waren.
Die fcbönflen ber einzelnen Sterne haben eigne SRamtn,
bie auS ben älteflen Seiten flammen , alle aber finb ber grös
fjern Ubcrftcbtlicbfeit wegen in ©tupven jufammengefaßt
worben, benen man einzelne Kamen gegeben bat unb welche
Stentbiiber (f. b.) bfipert. Äui ben Äbflänben ber gir=
Google
firme »oneinanber, welche unferm *uge unverinberlieb er»
feinen, fann man feinen ©d;luß auf ib« wabren <5ntfer«
nungen machen, tvet( von jn>ei fibetnbar nabe nebeneinanber
ftebenben girjiernen ber eine noch weit hinter bem anbem
flehen fann. 2luS SBergleicbung bet Beobachtungen verftbie»
bener 3abtbunberte bal fich aber ergeben, baff bie gegenfei*
tigen Entfernungen ber girfterne nictit völlig unveränberlicb
finb, »orau* folgt, baß bie girfterne boch eine eigne JBewe»
gung haben, welche wir aber wegen ber großen Entfernung
nid/t leicht wahrnehmen fönnen. 2tm merfrvürbigften finb in
biefer ü'.... .:ng bie Do pp elflerne, ©o nennt man bie
febr nabe beiemanber ftebenben (Sterne, beren man etwa
6000 aufgefunben bat unb von benen viele bie merfwürbige
Cigentbümiicbteit zeigen, baß fie nicht nur jufammen im
SBeltenraume fortrüefen, fonbem fich au* ber eine um ben
anbern, bei einigen in für 3 cm, bei anbern in Ungern $e*
rtoben herumbewegt. Die größte Wenge biefer Doppelfterne
bat man in ber SKäbe ber SÖiilcblrraße gefunben, unb au*
breifache unb vierfache ©ferne finb entbteft worben.
iliiL-ljö ober Sein. DaS SBaterlanb tiefe? nü&licben
©emäcbfeS ift rpohrfthcinlicb ber Orient. 2Ran unterfebeibet
bauptfdcblich zwei Tfrten, nämlich ben Drefcb* ober
©chließlein, beffen ©amenfapfeln nur febwer auffpringen
unb beren ©ame beSbalb auSgebrofcben werben muff, unb
ben .Klang* ober ©pringletn, beffen ©amenfapfeln leicht'
unb mit Jtnijtern, wenn fie febr troeftn finb, oft febon auf
ben Selbem auffpringen. Die erflere Art bat einen hoben,
wenig afriaen ©tengel, bunf elblaue ©töten unb etwas frum»
me, efliptifebe, jufammengcbrücfre, bunf elbraune ©amen; bie
weite bagegen hat niebngere, iftige ©tengel, heilere bim»
melblaueSJlüten, größere, langer gefKelte Jtapfeln unb regel*
mafiige, (eberbraune ©amen. Der Beinbau wirb in vielen
Wegenben im ©roßen unb mit vielem gleiße unb großer Auf*
m evf feimfeit betrieben, weil von ber richtigen unb jwecfmäfji»
gen Scheint lung beS S3oben6 unb beS ©ewäcbfeS bie größere
©üte unb getnbeit bei mißlichen JBafieS abbAngt. SRannichfal*
tig finb bie Arbeiten, um aus ben geemtefen pflanzen ben
giaebs }u bereiten, äuerft befreit man biefelben von ben ©a«
mtnfapfeln, intern man fie über Jtämmc jiebt, woburdj jene
abgeritten werben; man nennt biefe Söorarbeit baS Süffeln,
hierauf folgt baS Sföften ober Stötten, welches jum
jjwecf bat, ben qjflanjenleimfloff, ber bie «aflfafern unter
fleh, mit bem innern Steile beS ©tengelS unb mit ber Ober*
baut bejfelben verbinbet, aufzulöfen unb babureb bie SSren«
nunc) ber gafern unter füb unb von anbern Reiten bervor*
zubringen. £>aju bient »omebmlicb geuebtigfeit; man legt
Deshalb ben glacbS entweber eine 3eit lang in flebenbe SBaf*
fer, Reiche ober ©ruhen ober breitet tbn auf bem ©oben
ber Selber auS unb läßt ifbau unb »fegen auf ihn einwir»
fen. hierauf wirb berglachS getroefnet ober geharrt, um
ihn leichter brechen ju fönneri. Die« gefebiebt jum Äbeil
mittels einer einfachen ÜRafcbine, jum Sbeil bureb ©cblagen
mit einem waljenmnben £oljfrücfe ober bureb $ocbmüblen,
unb jwar beSbalb, um bie ^oljt^eile ber ©tengel leichter hin«
wegbringen ju fönnen, welches enblich binch baS ©djwin*
gen, baS man mit einer Sltafcbine, bie ©chwinge genannt,
errichtet, ziemlich wBfommen bewirft wirb. ©0 ift ber
glachS für ben $anbe( gewöbnlicb zubereitet , bort) pflegt man
ihn juweilen noch ju hecheln, wobureb alle grobem JEbeile
unb verwirrten Safem unter bem 9lamen SBerg abgefon»
bert werben. 3nSgemein aber ift baS Becheln erft eine Sor>
arbeit )um ©pinnen. Der Seinfamen enthält viel fettes
CK, baS man burch ÄuSpreffm gewinnt unb baS fowol als
ein gelinbeS 9>urgürmittel, als auch ju vielen teebnifchen
äweden angewenbet wirb. Die ausgepreßten ©amenfcbalen
werben in gewiffe formen gebracht unb finb unter bem 9ta>
men ü einfach en ein gutes SBiebfutter. Die geinfamenab.
foebungen finb febr fchtetmig unb werbm häufig alS einbüL
lenbe Wittel, unb bie gepuderten ©amen gu erweichenben
unb fchmergjltQenben f6reiumfchlctgen angewenbet 3um ©a»
men wirb oefonberS ber aus iKußlanb fommmbe rigaer Sein
benu^t, ber fich burch Keife auszeichnet — Uber bie »et*
tere Xnwenbung tcS jlachfeS f. Äeinwanb unb 3»irn.
^logae ifl bie bis 20 tlUen lange unb halb fo breite,
meifl aus einem ©tüd wottenen äeucheS beftebenbe gabne,
welche bie ©chiffe aufgujieben pflegen, um als Seichen ber
Station, welcher fie angehören, fowie überhaupt als ©ig»
na( (f.b.) .u: bienen. 3h" gewöhnliche ©teile hat bieglagge
hinten auf bem SJerbecf am glaggenjlocfe neben ber großen
ßateme. Sei ben ÄriegSfd;iffen baben nur bie hohem jDfji»
jiere baS Siecbt, eine eigne glagge ju fühten, unb ber Ort,
wo biefe aufgefjecft wirb, bezeichnet ihren Siang. Der 2fbmiral
ifl ber ©njige, ber feine glagge auf bem großm SRaffe fubrt.
Die hebern SDffijiere heißen wegen ihres SBorreehtS, eine
glagge führen ju bürfen, glaggenoffi»iere. Der Äunft»
auSbrucf für baS ^ufjieben ber glagge ift Äufbiffen, für
baS $crunterlaffen ©treteben. DaS (Streichen ber glagge
iji bie größte Cbrenbe,jeugung, welche ein ©chiff bem an»
bern erweijl; fön. «Schiffe aber fheieben vor SWiemanb, benn
ein JtriegSfcbiff, welches, namentlich wübrenb eines ©eege^
fechtS, feine glagge fheicht, ergibt fich- Sine geringere Gh«
renbe&cugung ifi bie, baß ein SRatrofe bie glagge betm 58er»
überfahren beS ©chiffS in bm Xrm nimmt. Die Scatio»
nalflagae trägt bei jeher Nation anbere garbm unb TR>>
jeichen. Die Signalflaggen, welche am £>intertheile auf*
gebogen werben , zeichnen ftch namentlich burch bie garbe auS.
©0 wirb eine blaue glagge aufgefteeft, um bie SKatrofen
vor ber Abfahrt vom Sanbe nach bem ©chiffe zu rufen.
DaS Seichen jum «credit gibt bei ben <£nglänbern eine rt>*
tbe, bei ben gratnofen eine Dreifarbige, bei ben ©panient eine
blaue, bei ben 9cieberlänbern eine orangegelbe glagge. Die
griebenSflagge ifl -bei aQen Nationen weiß, bie Cor*
farenflagge roth ober fchwa«. ©chiffe, auf benen eine an>
fledenbe Äranfheit berrfd)t, muffen bitS burd; eine febwarje
glagge am Sorbermafle anjeigtn.
ilamintjo (ber) beißt ein in Xfrifa, ©übamerifa unb
an ben Jlüflm beS mitteQänb. SReerS lebenber großer unb
febr feböner ©umpfvoget (St ift an ©effalt bem ©Storche
ähnlich, b«t aber einen (dngem $>al$ unb längere mit
©diroimmbäutm verfeh>ene güße, wirb über 6 g. hoch) unb
Zeichnet fich burch fein ganz purpurrotes ©efteber unb fei*
nen fonberbaren Schnabel aus. Der (entere ift in ber
Wutt plötzlich fo herabgebogen, baß er einen förmlichen
SBinfel bilbet, unb ber SBoael bcShalh, wenn er faufen ober
treffen Witt, ben Jtopf verfehrt haltm muß, um ben Ober,
frbnabe! gebraueben zu tonnen, wie bie beigegebene 2Cbbil>
bung geigt Sem (Sefieber ifl tm rrften 3abre weißgrau mit
braun en glttfen urtermifebt, im jweitm fletfthfarben ^ »irt
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Flandern
Flanell
von ta an immer burtflcr, bis cd im eierten 3afcrc bie ei»
qentlicbe Purpurfarbe ereilt. Die Scbroungfebern allein n>tr>
ten febroarj, ber Schnabel gelb unb an bec topilje ebenfalls
febwarj, unb bie äöeine toty. <Sr näbrt ft'ch vj>n gifdjen unb
Safferinftften, lebt in großen Sterben unb fommt juroeilen
bi$ an ben Styein. 3m gluge bilbet er ein regelmäßige»
itrtuj, wobei er £al$ unb güße auSftrecft. Da er roecien feü
na langen SBeine nicht füjenb brüten fann, fo baut er für) im
cumpfe ober an feilten SBafferftcllen auS (Schlamm ein fe;
^eiförmiges 9lefi, welches 2 ^- über baS SBaffcv hervorragt,
:mb laßt beim JBrütcn bie JBeme an ben Seiten berunterbün*
un, fobaf er gleichkam auf bem SJlcfle reitet, (sein Sleif$
roirb gegejfitn, bie gebern bienen als Schmucf, unb 3unge
unb ©ehirn tiefes Sögels galt ben alten Römern unb &xif-
ixn als geeferbiffen. ÜRan fennt bis jefet nur biefen rotten
glumingo, untertrieb aber ftur)er mehre Xrten, we$u ber er;
reühnte garbenwechfcl beffelben Skranlaffung gegeben r)ar.
Jlavitvn (bie ©raffchaft) ifi ein ganj flaues , woblbe=
roafferteS, frudjtbareS , trefflich angebautes, fabrifenreieheS
Saab cm ben Ufern ber 9lorbfce unb reicht vom gluf5cr>en
V«, baS fi(f> bei ©ravelineS in bie See münbet, bis ju ber
untern Gcbelbe. 3m S. reicht eä bis ju ben Stabten
Donop, Doornict unb ©rammont Die ©röße belauft ftcr)
auf 227 oSR., auf benen (eine ausgezeichnet fiarte Sevöl;
lenmg) 2 SKilL SRcnfchen leben. 2ll*S eine« befonbern Un>
beS twrb ei juerft im 9. 3at)rr). erwähnt, wo Äaifcr .Karl
ber Jtabtr fernem Schwie^erfohne SBalbuin 853 bie ©raf»
idpaften fflanbern unb BrtoiS fd>enfte. 3m 12. 3'abr:?. fam
bie ©raffchaft #ennegau noch hinju unb eine lange 9?eir>e
nr ©rnfen auS bem iwufe jenes JBalbuin'S befaß tiefe brei
fofftaffat, bis ber SRannSfiamm biefeS jjaufe* 1383 er-
fe% t)it erbtodjter Margarethe vermählte fid) mit beut
$c&0g ?>hilipp bem Jtüb nen von SSurgunb unb brachte bar
tanb bitft& machtige &au$ auch in ben JBefifc von % 'Ais
bof eun 1477 in her mannlichen Sinie mit Jtarl bem Jtühnen
erlofch, ?am baS 8anb hurch bie ßcrmahlung ber burgunb.
(Srbtochter SRarta mit SRarimilian von £jftreidi an biefeS
£»auS unb blieb bei bemfelben bis jur Äronnieberlegung
•Äaifer Jtarl V. 1550, worauf J. mit ben übrigen 6fhr.
SRieberlanben an (Spanien überging. 3n ben nun folgen»
ben .Kriegen jwifehen (Spanien unb ben Stieberlanben unb
jroifdjen Spanien unb granfreict) tarnen einzelne Stücfe an
Jtanfrcicb unb an bie Slieberlanbe, fobafi man nun baS
franj., baS fpan. unb baS holl. unterfchieb. 3ene$ ge»
hört noch ju granfreid) unb jwar iefct jum Departement
hu SRorb; baS rjod. ifi ju ber prouinj Seelanb gefchla*
gen; baS fpan. nahm ben größten Äfjcil ein unb ifi ie^t
ein 5?h ei 1 beS itönigretchS S3elgien. 63 wirb in 2Beß * unb
©frflanbern getheilt. SBeftflanbern, 59 a2R. grofj mit
610,000 @inw., if}, bis auf einige 9Moor= unb ipaibege>
genben, fehr fruchtbar, reidj an ©etreibe, JDbjt, ^»opfen,
$lad)l unb dtinboieh, oor lüUm aber reich an Sahnten in
£einwanb unb öpt&en. Die {»auptflabt if! örügge; au:
fer tt>c ftnb JDjlenbe unb ^urneS burch Seehanbel,
©pern unb Äortrwf (Sourtrap) burch Sabrifen wichtig.
Oftflanbern hat bei einer ©röfje von 54 unb einer
(Sinwohner&ahl t>on 745,000 einen noch fruchtbarem IBoben
unb ifi burch bie Scheibe, bie ijier bie 2pS linfS unb bie
Denber rechts aufnimmt, nicht nur für ben Sanbbau unb
SQiefenwachS gut bewdffert, fonbern auch für ben ipanbel
[ehr wohl gelegen. Der gabriffletp if! bter noch größer alS
in ffiefiflanbern , unb £einwanb, JSaumwoQen^euche, Pa=
pier, Spigen, Tapeten, Seberwaaren werben f>ier in Spenge
unb von oorjüglidber ©üte gefertigt. Die ^»auptflabt tf!
Gent. Xuch ftnb bie Stätte £)ubenarbe, Denber«
monbe, "AI oft unb So! er en wegen ihrer gabrifen wichtig.
Die (Sin wohner, her ÜRehrjahl nach SBaüonen , finb bem
fatholifchen ©lauben jugethan unb fprechen einen Dialeft,
baS glämifdie, baS vom Deutzen fetjr abweicht, bagegen
bem 4?oUäntifchen naher fieht. es ftnb fleißige üeute unb
baher im ©anjen wohlhabenb. DaS gan^e g. if! wie ein
großer, wohlangebautec ©arten, es ifi mit einer SRenge
blühenber Stätte unb wohlgebauter $äufer überfaet unb
bietet eine angenehme Xbwcchfetung von reichen ©etreibefeU
bern, üppigen SBiefen unb freunblichen ©arten bar. Der Spm--
bei if! bebeutenb unb wirb tlicüs burd) bie Sage am Meere,
theilS burch fchiffbare glüfjfe , theilS burch mehre Äanäle fehr
geförbert. Der Jpauptfig beS £)anbelS if! baS reiche ©ent,
baS burch bie felbfi für Seefdiiffe ju befahrenbe Scheibe unb
burch mehre Jianäle mit ber See in SSerbinbung fleljt.
Flanell ober gloneil nennt man ein leidjtes, tuct)ar*
tigeS, aber nur fehr wenig ober gar nicht gewalfteS unb
ungefchoveneS ^eudj oon oerfchiebener geiubcit unb IBreite,
glatt, gepreßt, geföpert, gebrueft ober gefhreift, baS ge=
wohnlich ganj auS SchafrooQe, oft aber auch jur ipalfte
auS SBaumwolle gewebt unb ju jutter, Jpemben, Satfen
unb bergl. verbraucht wirb, grüher tarnen bie frhönflen
unb feinfien glaneUc auS ^lanbern, englanb unb 9corb^
franfreich, jefjt werben fie aber in Greußen, {Böhmen, Mäh1
ren, $ej[en, ^anover unb namentlich in ben fichf. gahri'
ten von gleicher ©üte gefertigt. Die feinden g Um eile ftnb
getöpert, t>et§ert ©cfunbheitSflaneße, unb ^emben, Siefen
unb bergl. auS folgen 3eu<hcn halten bie ^>aut f!e(S rein
Flanken
unb rrocfen nnb fmb «in erprobte* gfabetunajmittel bei
©icfct, 8tbe4tmati*mu5 unb dbnlic&en Jforanfbeiten.
J;lankm, fo »iel atö Seiten, beißen bei einem aufge*
{teilten £eere bie (Jnben bet beiben glügel, weldje xu um«
geben unb fo bem #eere in ben Stücten ju fommen, eine
ber Hauptaufgaben bet &rieg*funft iß. 3ebe* f>eer muß
batjer feine glanfen miglicbft ju becfen finden, b. b. bemfefc
ben eine folcbe Stellung ju geben bemußt fein, baß ber
geinb burcb Stoffe, ©een, tSiorafte, SBälber unb bergt, ge.
binbert ift, bie glanfen ju umgeben. — ©ei ben gelungen
beißen glanfen bie Linien ber SBefefhgungSwerfe, welcbe an*
bern SBerfen feitwctrt* »ur SBertbeibigung bienen, inbem ton
ibnen au* biefe beftricpen (befcboffen) werben fönnen. —
glanfeur* ober glanqueur«, »länfler Reißen Siel'
terabt&eilungen, reelle einjeln berumjtreifen, um ben geinb
ju beobachten unb ju beunruhigen.
/ia8ct|frt}ug ober (gtiecfc.) $olpfpafi ifl ber Siame
eine? metbamfo>en SBerfjeugS, welcbe* baju bient, große
Saften mit einem »erbcUtniß»
mäßig geringen Hufwanbe oon
Triften in bie $&l>e ju beben,
befTen (frftnbung man bem bc«
rüfjmten gried). Ültatbemattfer
2Crcbimebe« (f. b.) jufcr)reibt.
Der gemeine glafcbenjug be»
ftebt au* jwei gaffungen ober
glafcpai , rote bie BbbÜbung I
»igt, von benen bie obere feft,
bie untere baaegen beweglicb
ifl. 3ebe gaffung ift jufam»
mengefefct aus »wei, genährt,
li<b eifemen ©ebtenen, jwifeben
benen fieb jwei, brei ober mebre
Stollen umbrefjen, burtt) beren
SfKittelpunft frarfe exferne Heb«
fen geben, bie in Sägern in»
nerbalb ber ©Lienen fitb be»
roegen. £>ie Stollen finb in
ibrem Umfange etwa« einge«
fenft, um ein ©eil bequem
aufne&men ju f6nnen. £)ie*
©eil ift nun um bie Köllen
beiber glafeben folgenbermaßen
gefcblungen. Die ©Lienen je*
ber glafebe ge&en in einen ftar=
fen eifernen £afen au*; an
bem ^>afen be* oberjien gla»
febenjug* ift ba* ©eil befeftigt,
ift bann erfi um bie oberfte
Stolle ber untern glafebe, bann
um bie unterfte Stolle ber ober»
ften glafebe, ferner um bie
»weite Stolle ber untern, nacb«
per wieber um bie »weite Stoib
ber obern glafebe, unb fo fort
bi3 jur legten StoUe ber obern
glafebe gefebtungen. ©egen
ba« @nbe K biefe* ©eil* wirft
nun bie bebenbe Ärafi, wÄb»
renb an bem #afen ber untern glafebe Wi ,*u bebenb«
Saft befeftigt ift. Die Stollen fmb ton abnebmenber @r6ße,
bamit bie nebeneinanber ge&enben ©riefe be* ©eil?, obne
fieb aneinanber ju reiben, neben einanber liegen formen.
SDtan bat aueb glafebenjüge, wo bie Stollen nterpt überrin«
anber, fonbern nebeneinanber liegen, in weltfern gallt bil
Stollen oon gleieber ©röße fein tonnen. 3e großer bie *n.
jabl ber Stoüen ift, beflo geringer brauest bie Jtraft im SSer«
pdltniß jur Saft ju fein, weil nacr) ben ©efefcen ber SDtecha.
nif bie Äraft nur umSBenige* größer al* bie Eafi, biwbirt
burd> bie Hnjabl berStoUen, ju fein brautet. 3Die5tnwen»
bung be* glafcbenjug* ift aber befeferdnft burcb bie Steibung
bei ©eil* an ben Stollen unb burcb ben Umftanb, baß bet
ju t-ielen Stollen ba* ©eil leicht in Verwirrung geritb- ©er
»potenjflafc^enjug unterfebeibet ftcb »on bem gemeinen
babureb, baß, wie bie Äbbilbung U jeigt, iebe Stolfe einjeln
5fg. n
■
für ftcb ift unb an jeber an »wet oon ibrem SDrittelmmfte
auögebenben unb um tiefen beweglicben ©ebierren ein ^»afen
angebracht ift. Zm £afen ber unterften Stolle bangt bie ßafl
unb um tiefe Stolle febungt ftcb ein ©eil, ro eiche i bet A be-
feftigt ift; ba« anbere Cnbe biefeS ©eil* ift an bem #afm
ber »weiten Stolle befeftiat. um welcbe* fieb ein »weite* bei
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B mb m bem Aalen bet brittcn 9foHc befefrigte« Seit
fiüngt, unb fo gc|t cä fort W« jur lebten Stolle V, reelle
rtabali befeftigt ift unb über welche baS lefete ©eil fo ge»
fetogen ifl, wie bte Hbbtlbung jeigt, baf bei K bte he»
betbe .Kraft angebracht waten fann.
/hmnem (3fobn), einet bei berübmtejten engl, ©ilbbauer
unb m««, ««* 4« «>orf ®«fllflnt> 1755 8*-
trat et an ber fön. Efabemie ju 8onbon lange 3eit ftcb un«
tttridbrn hatte, btgab et ftet) 1787 na* Stalten, wo et
■Mi bte Sufmerffamfeit bet ÄunfroerftibjMgen auf ft<h jogj
1794 febrte er nach Sonbon jurücf unb fänb bort 1810 eine
Irrfhflung als $rofeffor bei bet fon. Äfabemie. <&t ftarb in
Sosben am 9. Dee. 1826. Ttm befanntejten liaben ir>n feine
tartffe ju ben 2Berfen ber liebtet Aomer, Dante unb $fcb9=
W gemacht, welche balb in granfreieb unb Deutfchlanb
niigeftwben unb mit großem ©eifall aufgenommen wur«
tat. 3u feinen f<b6nfien ©ilbbauerwerfen gehört baS Denf»
aa! beS 2orb SRanSftelb, welches einen ftfeenben ©reis bar»
teilt, ja feinen Seiten ©ercebtigfeit unb Erbarmen, im
fcatagtunbe ben 5£ob. 2BaS Umriffe betrifft, fo bat
o (nad) ©itbe) „in ben ©egenftänben auS ben griech. fno*
:tru ben ©efebmaef antifer Safengemdlbe unb SBaSrelicfd
r-abjuabmen getrachtet, in ben DarfieEungen auS Dante
bte Dem ©eijle berfelben fo paffenbe Ginfalt ber
"3"
flfcrjem werben bieienigen ©eftanbtbeile beS tbierifeben
t-tperS genannt, bte au« emer SRenge bütmer unb bennoch
fäetf eiafhfeber, in eine flädjenartige Ausbreitung Bereinig*
frfan »on gldnjenbem, beinahe filberwetfem Anfebcn
\<täm unb jur tbeilweifen Umhüllung , wie au * jur SSefe*
?mg bet SKuSfeln bienen, mabrenb eine Anfammlung fol*
-atMon in einen runbliajen ©trang ©ebne b«flt. Durch
t Öerntirtluna; bet glecbfen unb ©ebnen fiet>en bie 2Ru6>
fo* Bit ben Änocben unb Änorpeln bei JWrperS in 83er*
unb ©ebnen entbalten feine «Retten unb
ftnb bt*balb unempfütblicb. 2Wt ben f^eifefefafertt bet SJcuS«
fein finb fie fo genau »erbunben, ba| fit gleicbfam in bie»
felben überjugehen febeinen, wo fte ftch aber über Jtnocben
bewegen, mit ©cbleimbeuteln »erfeben, bie baju bienen, ibre
©ewegung ju erleichtern.
/Ifdjtf, bet Stome eined AautauSfcblageS, ber in ©rup.
pen »on tieinen, mit einer wafferigen geuebtigfeit angefuU»
ten, auf unregelmäßigen rotben ÄautfteHen eng beifammen«
fiebenben Slawen jum ©orfebem lommt, »rennen unb
Surfen »erurfaebt, ftch burch SBeiterfriecben t?on ben 9?än»
betn au$ »erbreitet, »abrenb er »on ber 2Kitte auS beto
unb entweber mit ^tbfebieferung ber überbaut ober ©d>u»»
uen: unb Sorfenbilbung enbet, guroeilen aber auch jur Qnb
flebung in bie Äiefe freffenber ©efebwüre S3eranlaffung gibt.
Die Slecbten befaüen bie »erfcbiebenflen %§nlt beJ JtiryetÄ,
jebotb nie bie ganje jDberfIdtt>e beffelben auf einmal, »et«
febroinben unb febren wieber, wea)fe(n aueb mit anbem
.HraitKjcttcn ab. 3e nacb bem Gbaraftcv, ben jte im Skr»
laufe ibrer »eiligen ^uäbilbung annebmen, unterfebeibet man
»iele befonbere 2Crten berfelben. Die fcblimmfte ifl bie fref*
fenbe Slecbte, unter beren meiftenS bünnern unb triebt
lange fejtfl&enben JBorfen fortw^brenbe Säuerung unb f^neD
in bie JEiefe gebenbe 3erfi6rung Patt b«t. Die Änlage
ju gleiten i(l in gewiffen gamitien erbltct) unb wirb im
OTgemeinen baupger bei altern al8 bei jüngern $erfo-
nen beobachtet, wtewol fte unter ben ibre ©ntjlebung be<
günfligenben Umflänben fein Zltn »erfebonen. Dagegen
»flanjen fte ffcb nidjt burdb Xn|!ecfung fort. ttber$aupt
ftnb bie glecbtcn immer eine mit innern ©tirungen jufam»
menbangenbe Äranfbeit unb werben bureb ben Aufenthalt
in feuebten, fum»figen, febr falten ober febr warmen ©e>
genben, bureb ben anbaltenben ©enuß febr fetter, febr faU
jiget, un»etbaulicbtr, mebliger ©seifen, fowie geifliger ©e»
tranfe jum Ausbruche gebraebt ober »erfcblimmert. Zn fub
ftnb gleiten fein oefatjrlicheS Übel, fonbern milbem, ja
»erbüten unb b«(«n fogar mand)e anbere bebeutenbere Jtranf*
beit, f innen aber fretlicb aueb SBafferfucbt unb 3tbjebrung
jur golge baben. 3n§befonberc ifl inbeß ihr fcbneüed 3u*
rücTtreten nacb innen ju furebten, weil mitunter bie be>
benfliebften äufäae barauf folgen, wie ». SB. ©djlagfluf,
tBlinbbeit, Sdbmungen, J^urjatbmigfeit, £ungenfcbwinbfucbt
u. f. w. 3u§ biefem ©runbe ifl »or ihrer unoorftebtigtn
Vertreibung burch Xnmenbung bloS äuperer SRittel m*t
genug ju warnen. 3n ber St egel trfobem fte eine 0ebanb«
lung mit dupern unb, innern Mitteln jugleut, unb foQen
fte für bie Dauer befeirigt wetben, Wr.\i\\] eine gdnjlicbe tn*
berung ber bisherigen 8eben8weife, beä 9ßobnorte&, ja feibfl
ber JSefcbdftigungSart, unter alten Umftdnben aber eine an*
gemeffene, mehr farge als nahrhafte Diät mit SSermeibuna,
»on©dure erjeugenben, fetten, un»erbauli<fcen ©»eifen, get*
fügen unb überbaupt erbiftenben ©etrdnfen, grofe IReinltd)-
fett, ©aber u. f. w.
J keilten ober Sicherten ftnb febr un»ou?ommene, blu*
tenlofe, audbauernbe ©ewdcbfe, welche ffch auf bem @rbbo<
ben, auf ©tetnen, gfetfen, SWauern, planten, ©dumen halb
aU eine bröcflidic, fleien«, fchu»»en » obet tinbenartige ©ub=
fianj ausbreiten, baß) in einet »erfebieben gelappten, Watt«
artigen ober dfttgen unb faferigen Sorm etwas »on ibrer
Unterlage erbeben. 3bnen fehlt noch baS ben Wttn ©e»
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Fleekfleber 5
»icbfen eigentbümliche (Stirn unb fie fabelt metji ftfrmujige,
graue, braune ober gelbe unb r6tblicbe girbung. Obgleich
jtcb auf vielen glecbten ftfeüfTeU ober napffärmige, oberwul»
ftige unb fiffenfärmige , mit .Kornerfcbliuchen verfehene gruebt»
lager entwickln, fo vermehren fte ficb bog noch häufiger
burd) ein nacfte* Jteimpulver, baS aus t»on ihnen m* lo6«
trennenben 3ellcf>ert befielt. Die #auptbebingung ibreä
SBacbStbumS ifl bie geuebtigfeit, unb obgleich fte über bie
nt (Jrbe oerbrettet vorfommen, finben fie f»cb bod) mehr
en fältern äenen unb ben &6bem ©egenben unb ^te^
hm it)ce Währung allein auä bem Dunflfreife, ba fie feine
wahren SBurjeln b.aben. Dennoch werben fte, wenn fie
häufig auf ben Siinben ber Stimme unb tffle, befonberS
ber jDbflbäume, vorfommen, biefen fcbiblicb, inbem fte bie
9liffe eine lange 3eit htnburcb in fic^ behalten. 3^r9lu|en
für ben ^»auS^alt ber 9latur ifl febr grop, inbem fte nicr)t
nur ben unwirtbbarjlen »oben, felbjl bie ©ramtfelfen jur
Aufnahme unb Smibrung höherer ©ewiebfe vorbereiten,
fonbem auch vielen Zhircm jur Slahrung bienen; aber bie
jjabj berer, bie ber SRenfcb benufct, ifl nur gering. Die
größern unb auSaebifbetem gleiten enthalten einen nabrbaf*
ten ©toff , ber [ich mit ber rhierifchen ©aBerte vergleichen
läßt, außerbem ©chteim unb etwao" 4?arJ/ ftnb aber immer
bitter unb werben nur in (Segenben, bie ganj arm an9lab-
, rungSmitteln ftnb, gegeffen. Die unter bem Sternen 3*»
länbifche* 9Roo« befamtte feböne gleite ifl bie wich«
tigfte unb t>at mit Stecht bie übrigen, bie fte an SBBirf*
famfeit übertrifft, au8 bem mebiemifeben ©ebrauebe »er«
bringt. Durch, Abbrühen befreit man fie von ihrer iBitter»
feit unb fie bietet fo, namentlich für IBruflfranfe, eine
nahrhafte, leicht »erbauliche ©peife. Die Dr feilte bient
*um JJfothfirben, unb auch noch, einige anbere Hrten ent«
galten ffaroeitorfe.
/Uckficbrr, ein gieber, ba$ feinen 92amen von ben
«einen, bunfetrorb gefärbten, globflicben ibnlichen unb $e*
teebien genannten glecfen bat, bie ficb mit bem Eintritte
ber erflen gieberbewegungen auf ber #aut jeigen, ficb nicht
tvegbrücfen laffen, nicht über bie £aut ergaben ftnb, eine
mcijienö runbe ©eftalt haben, nur feiten in unregelmäßige
größere SÄiler unb Striemen übergeben, binfiebtlicb ihrer
©röße von ber eines SiabelfopfeS bis ju ber einer 8infe ab»
wccbfeln unb in fleinen SJlutauSrretungen in ber £aut bes
fteben, bie »on vtrfcbiebenen Urfacben herrühren f6nnen.
DaS glecffieber fommt nur fct>r feiten in manchen Spibe»
mien vor unb gebart ftetS gu ben ernflern Äranfbeiten.
/Ifdmnaue ifl ber gemcinfcbaftlidje SRame einer gro»
ßen Xnjabl verfebiebenartigee nächtlicher, häßlicher Xbiere
mit großem, »eitern SJlaul unb fleinen, lebhaften tfugen.
Die meiften haben tthnlicbfeit mit ben ©pifemiufen, um
terfebeiben ficb aber »on benfelben bauptfieblich burd) eine
Sivifchen ben geben unb j$üßen jeber ©ette liegenbe, bis uir
©cbn>anjfpi|e gebenbe bünne, fettige ^>aut, mittel roelcber fie
fliegen ober »ielmebr flottern (fiebern, baber ber 9lame gleber;
tnau6) tinnen. 3^re JBeroegungen babei ftnb rafcb, gewanbt
unb fieber, fobaß fie felbfi geblenbet in ben engfien Räumen
an feinen feften Aorper anßoßen, roedroegen man bei bie<
fen gieren eine ungeroAImlid; t;6t>cre , baS ©efiebt tum Xbeil
erfefefnbe Äuäbilbung unb Cntroicfelung be« ©efüblnnn*, ju«
mal in ber Wafen» unb Obtbaut, angenommen hat. <Ra<b
i Fledermaus
ber ©eftalt ber £>bren, berufe unb bes JtopfeS überbauet
pflegt man bie einjelnen glebermauJarten »u unterfebeiben.
Die bjmptfiücblicbfien SBerfcbtebenb.eiten im JBau ha jtopfe*
ftnb auf beifolgenber Vbbilbung angegeben. Die in ben
JDbren bemerfbaren febeinbar jmeiten Obren ftnb JD&rbecfel,
mittels roelcber ba« Sbter bie eigentlichen gr6ßern )D|>ren be^
liebig öffnen unb perfcbließen rann. Die garbe ber mei=
fien glebermiufe ifl grau= ober fcbroarjbraun. Die europ.
glebermdufe, beren e$ feljr viele Xrten geben mag, ba
man allein in Deurfcfalanb 16 verfebiebene jubit , ftnb im
©anjen unfcbäblicbe Zbicre, freffen aber gern geräucherte
(Fßroaaren, ftnb (aber ben SRaucbfammern febr aefdt>tlic^
unb vertilgen viele läflige 3nfeften. 3n 3nbien näbren ftet)
einige glebermauSarten von grütbten unb in Ämerifa von
©lut. Unfere tnlänbifcben glebermäufe fcblafen ben SBinter
über, wobei fie fieb meifl paarroeife, verfefcrt unb in ihre
glugbaut eingewitfelt mit ihren JtraOen aufb&ngen. S3et
tvarmel Sßitterung erwacben fte. 8aufen fönnen -fje gar
niebt, aber auf rauhen glichen bebenb ftettem. 3CHe glc*
bermäufe hoben einen mehr ober minber roiberlicben ©eruäb
unb ftnb fehr beißige £bicre. Die befanntejle Ärt ifl bic
gemeine ober ©pecfflebermau«, tveldje eiförmige JDb«
ren von ber ginge ihres JtopfeS hat unb ein 3>mge8 ge^
biert, welche« fie, an ber g$rufl bingenb, lange 3eir mit
fich berumtrigt. Slicbfl ihr finb bie merfroürbigflen Tlrtcn ;
bie 3mergflebermau$, bie ehva jtvei 3oU lang whb
unb in ganj Suropa ^u |>aufe ifl; ba* Cangohr, beren
ßhren länger al* ber ganje Jtirper finb unb bie fleh eben«
fall« in Europa nicht feiten fmbet; bie £ufeifennafe,
mit langen, getrennten übten ohne rbrenbecfel unb einer1
bufeifenförmigen ^autroulfl auf ber SRafe; bie S3lattnafe,tf
mit jufammengeroachfenen £b"n unb ^>autblittern auf ber*
9<afe. Die beiben latent 'Arten leben ut fairen unb gemä «f
ßigten ©egenben. 3u ben größten glebermauSarten gebürtj
ber nachflehenb abgebilbrte Siampor in ©übamerrfa vom
ber ®»6ße einer Saube, roeuter ben fchlafenben 58enf*ctif
unb Stbtcren «lut au*faugt. Die Öunbe, bie er babei
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Fledermaus 55 Fleisch
aucbt, iji fehr Rein, gebt nie burd> bie 4?aut Ijinburi^ unb
fachte bureb Sauden erjeugt, wie »on ©Aropftopfen, tropft
aber nach bem SSegfliegen fceä SEbiereS noch lange fort unb
jiebt baber häufig jDbnmadjttn unb anbere gefährliche 3u;
fade nach fiel). sTocb größer, aber aanj unfcbablicb ift ber
nacbffebenb abgebilbete fliegenbe £ u n b ober Jtalong,
wcld;er bie ©r&ße eintö (HcbbomdjenS erreicht unb mit
ausgebreiteten glugbduten 5 g. mißt, err ift febwarjbraun,
bat weite IDbrcn, nährt ftcf? von grüebten, (ebt in großen
Schwärmen auf ben ©unbainfeln, auf 3«»« unb (Sumatra
unb wirb khu\u\ gejagt, ba bie Eingeborenen fein glctfcb
bem beS gclbbuimS an äSoblgefcbmacf gleidpfieHeit.
/Iftecl) bezeichnet im Allgemeinen bie SBcicbtbeile, fheng
lammmm aber nur bie «Wuöfeln beS menfeblicben ober tbie»
M'cbni JWrperS, bie, wie befannt, aus einer boppelten Art
mb Jafern, ben eigentlichen gleifcbfafcrn unb ben ©ebnen»
. befteben. JDie eigentlichen gleifcbfafern haben eine
gliche gärbung, finb weieb, reijbar unb empfinblicb,
lw fUmfien berfelben, bie man mit bloßen Äugen unten
(fetal fann, finb bünne, cplinbrifcbt, b^bburebfubtige gä»
5a, beten jeber auS einer ffieibe »on Jtügelcben beflcbt unb
mehre ju fleinern SJünbeln oerbunben finb, bie fich
ju großem iöünbeln unb enbiieb $u einem SJtuSfel
m. 2)aS glcifch ber Sbicre ifi etneS ber gewöhn»
SfabrungSmittel beS SJtenfcben unb »mar baSjenige,
ben meijicn asiebererfab. gewahrt, mithin baS naijr»
pon allen. SEbatfacbe ift eS, baß SJtenfcben , bie fich
:r an gleifchfojt b«lttn, im Allgemeinen fräftiger finb,
JÄ fbitb«, bie mehr oon «Pflanjenfoft leben. AuSfcbließlicbet
ab» auch nur all jureichlicher ®enuß beS gleifcbeS begrün»
£*t aber eine Anlage ju Jtranfheitcn, bie man fehr gewöhn»
ä^b« böfen ©aften ableitet, außerbem wollen SRancbe
omm^ftpu einen nachteiligen Einfluß auf baS ©emütb
beb Wrwffrrn beobachtet baben. Jöefcbaffenbett unb 3ubt»
reitung beS gleifcbeS tommen übrigens bei JBeurtbeilung fei-
ner 3reecfmäßigfeit als Nahrungsmittel fehr in Jöctracbt.
Sticht baS gleifch oon allen Sbtcren eignet fieb «um Stab- '
rungSmittel. Am fehmaefhafteften unb juträglichjien ift im
Allgemeinen baS ber jungen Ztyitxt, welche fich t>on $flan»
jen nähren, wäbrenb baS fleifchfreffcnber meiftenS einen
wibrigen, ranjigen Öefdpmacf hat unb jum ®enuffe untaug;
lieh ift. 3« weißer baS gleifch, wie j. SB. baS ber #ühner,
Truthühner, gafanen u. f. w., befto weniger teijenb ift cS.
Jüngere JEhiere b^ben ein weicheres, wäfferigereS, minber
nahrhaftes gleifch al5 alte abirre, bagegen ift baS fehr alter
Xtytxt wieber ju jähe unb 5U fchwer auflöSlich, um ein
bienlicbeS Nahrungsmittel abzugeben. getteS gleifdj verlangt
eine fehr fräftige jöerbauung, außerbem erregt eS aHerijanb
SRagenbefcbwerben SEbiere, bie viel SBewcgung baben, gt»
ben ein faftigereS, gefünbereS gleifch al§ folcbe, bie in Stühe
leben, inbeß fann baffclbe burch \u »<cl< ^Bewegung hart
unb fchwer »erbaulich werben. Abgefebcn baoon übt baS
gutter, welches bie ähicre erhalten, einen wefentlicben Ein»
fluß auf bie SBefcbaffenbeit unb äuträglicbfeit ihres gleifch« 8
aus. Das oon franfen ober gefallenen Sbieren ift alS Stab--
rungSmittel gefahrlich, ia Uw baS ftarf getriebener SEbifvc
Flemming C
nicht jutraglich. ©erducbertcS ffleifcb bat rezente eigen«
f duften unb t|t wegen ber ädbigfeit, SErocfenheü unb 3u«
fammenfebrumpfung fein« gafern weit minbet nahrhaft al«
bat frifebe, ebenfo ba« $öfclfleifcb. — SBilbe« gleifcb
nennt man .bie auffebießenben unb ft<^ übet bie Stäche ber
gefunben Steile erbebenben gleifcbwaricben in gewäbnlid;
icblecbt eiternben ffiunbett
SUrnmmg (*paul)/ b'r Dichter, würbe am 17. SDct.
1609 ju #artenftein im SBoigtlanbe geboren. €r war ber
©obn eine« luthenfcben |>rebigerS, ber ihm felbft bie erjre
<5riiebung gab, unb ihn bann bie gürftcnfcbule j« SRttßen
unb fpater bie Unioerfttat 2eip»g befugen lief, $ier wib«
mete er ftch bem •orubium ber SRebicin. Durch bie Drang«
fale beS bretßigjdbrigen Kriegs fab fid> g. icbotf) in feinen
©tubien fo geflört, baß er, »on 33egierbe nach ffiiffen unb
Abenteuern jugleidj gerrieben, ftcb 1633 an £erjog grieb«
rieb »on 4>ol|retn mit ber ©ifte um eine ©teile im ©efolge
ber ©efanbtfdbaften wenbete, welche biefer an ben 3ar »on
Wußtanb unb ben Schab von f)etf[en fenbete. Unter man*
derlei S3efcbwerben unb UnglücfSfdllen machte §. Steifen
nach SRoöfau unb Sfpaban mit. Sei feiner JKücffchr oer--
lobte er ffch in Ste»al mit ber Socbter eine« angefebenen
.Kaufmanns, erwarb 1640 in Sepben bie mebicinifebe Doctor«
würbe unb fam balb barauf nach Hamburg, wo er ftd> alS
praftifeber Xrjt nieberlaffen unb »ermäßen wollte, als ihn
am 2. Xyr. 1640 ber JEob ereilte. <&tft jwei 3ahre fpdter
erfebienen feine ©ebiebte unter bem SEitel: „©eiftlicbe unb
weltliche ^oemata", welche ihm als einem ber ausgezeichnet»
flen teutfeben Siebter fetner jjeit einen bleibenben Waebrubm
»erfebafft haben. ©o ift er unter Hnberm auch S3erfajTer
be« nech jeßt in ben protefiantifebeu ©efangbücbern beftnbli«
eben herrlichen giebrt: „3n allen meinen SEhaten u. f. w."
(Sin SEbeil feiner ©ebiebte ift ber ©ebilberung feiner Steife«
abenteuer gewibmet unb alle »eiebnen ftd> burcr) JBegeifterung
unb tiefe ©innigfeit au«, eine 2lu«wabl berfelben iß in
Ceipiig 1820 erfebienen.
JMcunj (Bnbre' |>ercule be), «Pfemiermtnifier SubwigXV.
unbßarbinal, warb ju 8obe»e in Äangueboc 1653 geboren.
(St fiubtrte bei ben 3«fuiten unb im Kollegium £arcourt
»u sjjari«, unb würbe, naebbem er 1667 in ben geifrlicben
©tanb getreten war, Äanonifu« ju SRontpellier unb Doctor
ber Sorbonne. Da er ftcb ebenfo febr tureb ein angenehme«
Äußere, alS burd; einen ftbarfen gebilbeten SSerftanb au&«
jeidjnete, fo fanb er balb JSeifaH bei £ofe unb würbe
Beichtvater erfl ber .Königin, bann auch be« König«. Die»
fer ernannte ihn 16lJ8 jutn SBifchof »on gteju« unb nach«
her jum ßrjieher beö UaupbinS, nachmaligen Jt6nig« £ub»
wig XV. «Rad; bem £obe Subwig XIV. führte ber ^>er«
jog »on Orleans bie Sfegentfdjaft, beflen ©unfl %. jidj
ebenfo febr ju erwerben wujjte, wie »orher bie be« Jl6nigä.
1726 würbe % Garbinal unb balb nachher machte ihn ber
1723 jur Regierung gefommene Subwig XV. ju feinem
erfien SHintffer. SRit ungewöhnlicher Jtlugbeit unb Araft
leitete ber ©rei« bi« gegen fein 90. 3abr bie Xngetegenbei«
ten granfrtich«. Sr fuebte bemfelben bie Segnungen be«
^rieben« ju »erfchajfen unb hob auf alle SSeife ben S33ol)(«
ftanb be« S3olfe«. Dennoch fonnte er ben Xu«brucb be«
Krieg« 17,33 mit Karl \1 unb bem beutftben SJeidje we«
gen ber »oln. Äönig«wahl nicht »erbinbern, aber er batte
> t libusfii r
fo jwecfmdfjig für bie XuSrüßung ber franj. J(rieg«mad;t
geforgt, baß ber .Krieg jum Stumme granheich« enbtte unb
1736 gotbringen an grantretdj fitL ein großer »olitifeber
gel) 1er $.'« bagegen war e«, baß er granfrei ch naa> bem
Sobe Jtarl VI. tn ben für baffelbe fo unglüeflich enbenben
6ftr. Srbfolgefrieg oerwidelte. Öt erlebte jeboeb ba« traurige
&ibe be« .Krieg« nicht, ba er am 29. San. 1743 ju Sff»
hei $ari« Harb. Gr felbft war einfach, anfprucb«lo« unb
uneigennü^ig unb fein Sob würbe baher mit 0?ect)t aUge«
Mivin vCituLicn.
/libufititT ober SBoucanier h«fß «ne ©efellfchaft »on
Freibeutern, welche fieb im 17. 3abrh- auf ber 3nfel <5t-=
ehrifioph m ben 2tntillen unb nachber auf ber <S5<t?iltjfr6ten*
infiel hei ct.- Domingo aufhielten, cie beflanben au« jum
Sheil »ertriebenen , jum Speil freiwillig au«gewanberten
granjofen, ju benen fieb fpater auch biele Gnglanber ge»
feilten, unb führten ein wilbe« ttbtn, inbem fie obne
SBeiber in »6Qiger ©ütergemeinfehaft je jwei jufammen
lebten unb nur auf Zaubereien unb »orjüalich auf bie
3agb her wilben ©tiere ausgingen, bie auf ©t.« Domingo
hterbenwetfe lebten. Da« gleifch biefer Sbiere biente ihnen ge«
röflet jur Nahrung unb bie ^örncr unb $dute »erfaufttn fie
an bie (Seefahrer. &on tiefen (Stieren erhielten fie ben 9lamen
IBoucanier. Stachbem fie 1630 »on <5t.«(§hriffoph bertrie«
ben worben waren, unb nachbem bie (Spanier »erfuebt hot-
ten, bie ©tiere auf @t.« Domingo au§*urotten, um bie
Soucanier tu zwingen/ in einer (Kolonie fieb nieberjulaffen,
würben biefe, um ihr wilbe« Sehen nicht aufgeben tu v.n-J
fen, ju ben furchtbaren ©ceraubem, al« welche ftt unter
bem Warnen ber glibufh'er (». b. engl, fljboat, b. ^. Kein«
Sacht) berüchtigt würben. 3bre Unternehmungen waren
namentlich gegen bie fpan. ©djiffe gerichtet, welche mit ben
©cbd&en Ämerifa« beloben nach ©uropa fegelten. €>ie jeid?»
neten fuh butch unglaubliche SEapferfett au«, inbem fte bar-
auf ausgingen, bie ®cbiffe, welche fie angriffen, ju entern,
unb fo tm Kampfe «Wann gegen ÜRann ju befiegen. JBalt»
war ihr Warne baS ©ebrecren aller fpan. ©eefahrer, unb
nicht feiten ergab fieb ein fpan. Schiff fdjon beim bloßen
Xnblicfe be« gefürchteten geinbe«. ©ie felbft ergaben ftc$
niemals unb Tprengtcn ftcb lieber mit ihrem cd?iffe in bie
Cuft. Sine Seit lang würben fie »on Snglanb unb ftrant;
reich hegünfiiat unb nun lanbeten fte fogar an ben amerif
Jtüflen, um bie fpan. ©tdbte ju plünbern. 3eber gab, roaf
er erbeutet, tyuwü unb fdnuut mit aufgehobener ^>anb, baj
er nicht« für firh jurüdbcbalten. Der ^eineib würbe mi
Berbannung auf eine wüfie 3nfe( bejhaft. Dann würbe bi
fBcute gleichmäßig »ertheilt, nur wer fich »or}ug«wcife auä
gezeichnet, erhielt mehr al« bie Xnbern unb bie SBerwunt*
ten erhielten ihren ^Intheil nach ber S3ebeutung ber ci
baltcncn Sßunben. Den Xntbeil ber ©cfaOenen erhielte
bie SSerwanbtcn unb Sreunbe berfelben ober er n>utl
ben Ärmen unb Kirchen jugewenbet; benn bei aller 2öiit
beit hotten biefe ©eerduber boch eine gewiffe Zelicjiofit.
unb bereiteten ftcb *u ieber wichtigen Unternehmung e i n
©ebet »or. ©eit 163ö »erwtigerten bie Gnglanber un
Sranjofen ben gubufhern ihren fernem ©chu^; e« geliir
ben ©paniern, bie Angriffe ber Slibufiicr gegen bie 4>af«
»on (Shtle unb |)eru ju »ereiteln unb ihnen bebeutenbe S3«
lufle jujufügen. ShteSRacht würbe babur* gefcb»ücf;t, ut
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Flieder 5
ba aucb, bü« Ätna unb ttjrc gtbenSart fU immer mehr »er«
minbatai, fo fafeett fte ftch entließ genötigt, (Ich an ju bauen
unb $r jügcHofrä- Seben aufjugeben. 58 btlbete n {ich au8
Üjnai bie franj. Slteberlaffungen auf ber wefH. Seite von
St Domingo.
/liförr, #ollunber, Scbi&bifeniftber 9came eineS
betonten embeimifeben 23aum5, ber fict> überall in feueren
Bilbem, an gltifTen unb Gräben oorfinbet, unb fid> burch
föne gdblicbweißen, fiarf buftenben unb betäubenben, fla=
dxn, großen JBlütenbofben , unb fpäter burch feine auf
jirrpurrotben Stielen fiebenben fchwarjen SJceren weithin
fattlicb macht. Gr ficht bei ben Sanbleuten in großem
Jnfc&en, fobaß in mannen ©egenben bie JRebe htrrfcbt:
,Bor bem |>oQunberftraudb.e muß man ben f>ut abnehmen".
£ieJ rübrt oon feiner großen sJcufcbarfeit ber, weil man
itben Übet! gebrauchen fann, unb er nicht feiten bie ganje .
ipetbefe ber ganbleute ausmacht. Die frifeben JBlätter legt
aas auf ©efcbwülfte unb ©cfcbroürc. 2T:c JBlüten ftnb al$
Xbetaafouf fehweißtreibenb unb werben auch ju troefenen
cab naffen erroeiebenben Umfcblägen mit iRufecn gebraust,
catch bäufig, unter Cricrfucben gebarten, genoffen. 9Bit ben
Stcren bereitet man woblfcbmecfenbe, erwärmenbe Suppen
sti locbt fte ju bem befannten gliebermuS ober Scbib*
Hfafaft ein. Siefer ift febweiß» unb barntreibenb. Die
:unge unb friföe 9?inbe, welche einen wibrigen Geruch, unb
Sefonacf hat, würbe fonft auch alö Hrjnei gebraucht, unb
TTtrft breebenerregenb unb abfübrenb ; fie unb bie SBlätter be-
irrten bei unoorfiebtiger innerlicher 2tnwenbung fogar JBetäu«
bog, Schroinbel unb anbere gefährliche 3ufälle. Da8 faxte
unb fefte #olj alter Stämme bient ju flcinett #oljnägeln,
Tinnen DrecbSterwaaren unb bergl. DaS ÜJlarf ber jungen
Schwinge unb 3weige benufcen arme Seute ju Bampen«
testen. 3n mehren ©egenben nennt man auch &en 2ilaS
fber bie Springe, einen mit blaurot blieben ober weißen
öunoifhäußen frangenben unb berjf6rmige 23 Li »er tragen«
•"m Sftaua), $ollunber ober ^lieber.
SlitQt nennt man im 2fUgemeinfn jcbeS Snfeft, weis
(bei jroei burebftchrige, geaberte unb ungefaltete gl ü gel unb
e«a triftigen JRüffel ober Sauger bat. 6$ gibt fer>r »tele
3nat tiefer 3nfeften, fte ftnb aber gTißtentbeiia nicht genau
uwerfuebt unb georbnet, ba e$ bei ber Kleinheit ber SJhiere
fehwerig ifi, aue Unterschiebe an ihnen aufjufinben. Öxnu
901 Irten t)at man nach fltabe in bie %ugen fallenben tön
wrfithen Äennjeicben, nach cct Nahrung, welche fie oor«
Mtoflfe fachen, ober nach JDrten, wo fie ftch am liebften
«fWten, gewiffe ©einamen gegeben, wie Stubens, 2fl>>
"ittt», Jleifcb«, Schmeiß*, aa$>, Äotb;, JBlumeiu,
etch» unb 9>ferbefliege ober SBremfe. Die Stubenfliege
I B ber naebfiebenben 2tbbilbung bargefietlt, wie fie burch
w fatf MrgrijjenibeS ÜJJihoffop erfcheint. JDabei ifi ein
<*4 Bdrfer t>ergr6ßerte5 Jliegenauge , an welchem man beut:
jjft >ie (Helen Facetten ficht, ftieje Sbiere, welche ben
>N|en fo feljr plagen, ftnb felbfl oon Ungejtefer h einige -
JMe bellen glecfe in ber Äbbilbung ftnb SRilben,
w^e ftch auf bem Jtörper ber Stiege aufhalten unb gegen
Nänfentmal fleiner als biefe ftnb. — Die fliegen nabren
«ft oon glufftgfeiten unb fußen Stoffen, legen ©er
Mtfe jlett an Orte, wo bie auSfriechenben SRaben gleich
I Fliege
Nahrung ftnben, unb einige gebären auch Ubenbige $ta>
ben. 2tHe fliegen oermehren fich unglaublich fiarf unb
fchnell, befonberS bei warmer unb etwa« feuchter SBJitterung,
unb eine einjige glcifchfliege foQ gegen 20,000 §ier im 8eibe
haben, bie ftch fct>on nach 20 unb einigen Sagen in leben«
bige fliegen oerwanbeln. Die meiften fliegen leben aber
nicht ein 3a hr, bie SBeibcben fterben, fobalb fte Gier gelegt
haben, unb anbere, wie bie f »genannte Eintagsfliege, leben
nur einen 5£ag. Dad 3)?erfwurbigfte an ben fliegen finb
bie Xugen, bie im SSerbdlmiß jum Jtopfe fehr groß ftnb.
SBenn man fte burch baS 5Bergroßerung8gla8 beobachtet, fo
ficht man, baß fie au8 lauter fechsfeiu'gen gtdcfjen (Sacet=
ten) beliehen, beren eine jebe wieber gteiebfam ein Vuge für
ftcb bifret unb woburch bag ganje 'Äuge bie Eigenfchaft er>
hält, nach aHtn Seiten ju feben, ohne baß bie fliege ben
Jtopf ju wenben braucht. Solcher fleinen glichen wiu man
in einem $ttegenauge über 4000 gejdblt haben. 3um gltes
gengefchteebte werben auch bie Würfen (f. b.) ober fogenann»
ten Scbnafen gerechnet. Um Stiegen au$ Sßohnungen ju »er<
treiben, hat man oerfebi ebene SRittel, al§: 3Rilch mit Pfeffer
abgefocht, SabacKlauge mit jponig ober ähnlichen (üßen Sa=
d?en oermifchf , SJogelleim , giiegenfehwamm in heißer Wilch
aufgebrüht, unb oiele anbere. — Unter bem Flamen btt fpa«
Fliegen 58 Fliegenpilz
nifcben Stiege ober Gantbariben fft eine glänjenb
grüne Jtäferart befannt, bie in ben warmem Eänbern <?u»
ropaS, am häuft'aftcn in Spanien gefunben wirb. 2Ran ftn«
bet iebocfj biefe Jtäfer au* in Deutfcblanb, wo fte manche?
3abr im 2Rai, 3un. unb 3ul. fer>c jablreich auf gigufters,
•feotlunbers unb (Jfcbenbäumen fi(jen. JBcfanntlidj liefern fte
etn febr gute» Sugpfkficr, ju weitem Befjufe fte in ben
genannten SRonaten elngefammelt, bureb. SRaucb, unb $ifee
gelobtet, an ber £uft gerroefnet unb in wob (verfehl offenen
©efäßen aufbewahrt werben. Üftan legt fte gepulvert unb
mit b^^igcn Subflanjen vermifdjt auf bie £aut, boa> ifl
jebem 9tidjtarjte ju ratben, begleichen 3ugpflaflec ftd; nie
felbfl tu bereiten, weil eine ju große -Quantität biefe § glie*
fienpuiverS auf ben Äörpet höcbfr nacbtheilig einwirft unb
d?on ben falten Branb jur golge gehabt bat. (Eine noch
größere 83orfid;t iß nötfjig, wenn man bie fpan. fliege in«
nerltcb braucht, benn bi er tann eine ju flarfe DoftS fogar
töbtiieb werben. Unter allen Spieren foll ber 3gel baS ein»
»ige fein, welche* bie fpan. gltegen ohne Stacbtbeil verjeljrt;
fte foDen fogar eine feiner fciebltngSfpeifen fein.
ilicgnt (baS) beS Sögels ift gleicbfam ein Scbwim»
nten (f. b.) brjfelben in ber Stift, welkes ihm ollein ba=
bureb möglich wirb, baß er in feinen glügeln eine gegen
fein eigned ©erpicht febr bebeutenbe ©tärfe befifct. Der So*
gel breitet beim fliegen bie glügel auS unb brürft bie ßuft
btirrb ben gtügelfcblag unter ftdb jufammen. Der ganje
Bau beS Sögels ifl übrigens von einer Befchaffcnbeit, welche
bie {Bewegung in ber ßuft ebenfo febr begunfrigt, wie
ber Bau beS gifcheS baS Schwimmen erleichtert. Seit ben
ältefien Seiten haben für) viele SKenfcben mit glätten unb
SBerfuchen, ju fliegen, befchäftigt, ebne baß eS jemals einem
vollfommen gelungen wäre. Die grteeb. SRptbe erzählt, baß
DäbaluS (f. b.) unb fein Sohn 3faruS mit fünfilieben
glügeln geflogen wären, unb auch aus fpätern Seiten gibt
eS Sagen, wonach wenigflenS Sflafcbinen, welche mit glü*
geln flogen, bergejtcllt worben wären, aber allen biefen Sa«
gen fehlt bie gerichtliche Beglaubigung. Unter ben glug»
mafchinen, bie man in neuerer Seit erfunben, bat nur
bie beS Ubrmad>er8 Degen in SBien in einigen SBerfucben
einigermaßen BebeutenbeS geteiflet. Diefelbe befleht auS gros
ßen glügeln von Siobr unb Rapier unb einem Luftballon.
3brcr tfnwenbung im ©roßen fleht entgegen, baß fle an
benfelben SJtängeln leibet, wie alle SuftballonS (f. b.),
nämlich nicht beliebig regiert werben fann. DaS fliegen
beS aflenfehen finbet überhaupt bie größten Schwierigfetten
barin, baß erfienä ber SRenfch viel febwerer als bie ßuft ijl
unb baß er jweitenS eine gegen fein eignes ©ewitbt fct>r ge*
ringe Äraft ber Hrrne unb Beine bejtfct.
^lirgmbf Jisc\)t machen eine befonbere, in allen ©e*
genben Der warmen ^immelSfhiche vorfommenbe gifdbgat»
tung aus, welche einige Staturforfcher mit ben glebermäufen
unter ben Säugetieren verglichen haben, weil biefetben, wie
eS fcheint, mit ihren langen unb breiten Bruftfloffen einige
3eit in ber ßuft Rattern rönnen. Stach neuern Beobachten»
gen bienen ihnen aber biefe Stoffen nicht fowol jum glat*
tern, fonbern nur um fie einige 3tit unb auf größere Strecfen
teichfam in ber ßuft ju tragen, wenn fie für), wie auch ans
ere gifche thun, auS bem SBaffer emporaefchneQt haben.
£>tt Äörper tiefer S biete iß waljtg, ber jtopf fantig unb
in beiben jtiefem ihres fleinen 3Raute« beftnben fid} Keine
fpi^ige unb auf bem Schlunbfnocben ppafrerförmige 3ähne.
Sie fyabtn große Äugen, eine große Schwimmblafe unb
eine gabelige Schwanjfloffe. Der aemeinfie gifch im 3J?it=
t einteere unb im rothen Üßeere ift ber flieg enbe
ring, ber eine ©r6ße von l1/* g. erreicht unb ein noch
beffereS, fettere« gleifch als ber gewöhnliche gering hat Cr
hat lange Bauchfloffen, bie weit hinten noch über bieSRttte
beS Bauches hinaus flehen, wie bie Xbbilbung jetgt. 2Cuf
bem JKücfcn ifl er blau, bie Seiten unb ber Bauet) fhtb
filberig, bie gloffen graublau. Daß fein Springen fein
Stiegen ober flattern fei, fleht man febon barauS, baß er
fleh m ber ßuft gar nicht, weber beliebig nieberfenfen, noch
in ber {Richtung beftimmen fann, benn nicht feiten Fommt
eS bot, baß biefe gifche auf bie Schiffe ober baS Ufer i}ix.
abfallen.
/litgennil}, gliegenfehwamm. Diefer fchöne, aber
fehr giftige $ilj ftnbet ftch im ^erbfle fafl in allen ©egenben,
welche SRabelwälber unb {>aibeboben haben. 3tmg ift et
eiförmig, inbem er aanj von einer weißen, fleifchigen SfrülU
umfchlojten ifl Bei feiner fchneHen Cntwicfelung jenretgt
biefe ^üae, ein XbeU bleibt am ©runbe be* Strunfs fte
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Flosse
63
Flotte
ollejebtt BBerfe finb ins Deuffd)e überfeM worben. ©ne
©efammtauSgabe feinet SBerfc ifl in 12 JBänben (L?j. 1810)'
/(ässr nennt man auS ber Länge nach nebenetnanber
gefegten unb mit flarfen jähen Stutbcn unb eifemen Jtlam»
oera an barüber gelegte ßuerbalfen befefligten JBaumjlam»
r.a verfertigte gafirjeuge, welche man baut, um auf glüf=
nn auS b"lJTt^en m boljarme ©egenben ju fdjaffen.
Srtcbe gieße haben nach ber 58 rette beS ©tromS, für ben
fte befrimmt finb, eine üerfebiebene Sänge unb JBreite unb
iuf bem 9ib«ine, auf welchem »iel Scbiffbaubolj nach $eU
icnb geflößt wirb, fiebt man glöße, bie 500 unb 900 g.
!jng unb 90 bis über 100 g. breit finb, unb auf benen
:li Äaumflämme oft fünffach übereinanber liegen, fobaß fie
9 g. tief im SBaffer geben. Sie »erben .£>ollänber*
* ! 6 f c genannt, auS fleinern flögen erbaut, bie t>om Z>btt*
:.-t:n, Scccfar, Hain unb »on ber Höfel fommen unb »cm
?il?telgebirge, bem Scbwarjwalbe unb ben SBalbungcn jus
niebft ber Höfel baS ajolj jufammenfübren, baben an ben
Otiten «nebre Anhänge ober fleinere gieße (Jtniee), bic fte
immer flott falttn unb am ötranben binbern unb an ie»
ben Cnbe etwa 20 JRubcr, womit fie gelcnFt werben, Ulm*
pafl wirb ein foldjeS gloß noch t>on 16—20 Wachen bc»
v fitet, bie ibm bie nötigen Hnfer, SEaue unb ©eile nach»
;cn unb oon einem gloßfübrer ober (Steuermann biri-
qrrt, ber t>on einem erhöhten Si(je in ber Hittc beS glos
<:i baS 3ei<ben gibt, ob rechts ober linfS gerubert werben
'':IL Han fann fid; einen ungefähren JBcgriff eon ber
©röf« eined folgen -JpoÜänberfloßeS machen , wenn man weiß,
faß jur JBemannung beffeiben 5—700 Hcnfcben erfobert
rrerben, baß man auf ibm 12 — 1!> Aülten für bie Hann1
•iaft, eine bequeme Sofjnung für ben gloßfübrer, eine
Äücbe, ein 5Buf*hau5, Hagajine für bie Lebensmittel-, a>ieb»
ftälle tu f. w. Rnbet unb baß bie SfbeinfcbiffabrtS&erwattung
bd ber SBerjotlung beS gloßeS, was nach bem Gubifinbalt
cci'cbic&t, für Hannfdjaft, Lebensmittel, 2tnfer unb fonflige
^«itbi'cbaften allein 6000 6fr. in abjug bringt, bie nicht
rerjoUt werben. Sefct finb fo große glöße, beren eines oft
: < — 400,000 rbein. ©utben bis nad) #oUanb foflete,
mehr fcf>r gebräuchlich. Die Jpoljflößerei umfaßt nicht
Uifl JSau: unb JBrennbolj, fonbern überhaupt iebe Tlrt
i-erf» unb 9?ut>boU.
TLucb aus ben SBalbungen ton Heitlingen, SEbüringcn,
\n, gu^ba, SBalbecf, Manöver, JBraunfcbweig unb an»
l benachbarten Länbern wirb auf ber Söerra, gulba,
l frj unb 2tUcr unb anbern 5?cbenflüffen ber SEBcfcr eine große
->^e rr>f)e3 unb bearbeitetes ^>olj, beffen iuSfubrwertb
auf meljre HiUionen Z^cdtt ftd) beläuft, nad) ber 2Be»
-nb auf biefer nacb Jöremcn geflößt Äud; ber ^oljban^
er @(be auS JBobmen unb ber fädjf. £d)iv<\\ nach
^öuburg ijl oon SBicbtigfeit, beim gnglanb, $oUanb unb
• i fr eich bcjiebi'n oon bier fiel Schiffbau * unb anbereS
?ly, 3tab; unb gaßljolj geljt vorjüglid) nad; @pas
^^rtugal, 3talien, granfreieb unb juweilen felbfl bis
i toeflinbten. 3m übrigen S>eutfd)lanb ifl bie Qolfr
■ i-.ii nur unbebeutenb unb befd)ränft ftd; meijl nur auf
i>olj, welebeS in ben großem glüffen auf fleinen glö'
?n f9rtgefd>afft , ober wenn ber gluß für glöße ju fdjmal
iff, fb>eittoeife in baS SBaffcr geworfen wirb, unb fo einjeln
nad; bem Drte feiner SBcfiimmung fdjwimmt. Damit eS
fid) unterwegs nidjt flemmt, auf baS Ufer legt ober gepob»
len wirb, finb längs beS gluffeS ober gloßgrabenS Leute
angeffeQt, bie baraufXcbJ baben. DaS 9fed;f, SqqI$ )u fli»
ßen, gebört unter bie Siegalien (fön. SBorred>te) unb muß
oon ^rioatperfonen beim gürf!en naefrgefuebt werben. Die
glöße finb eine febr alte Srfinbung, ba ber Sffienfd; notb*
wenbig febr balb auf biefeS naturlicbjle gabrjeug fallen
mußte; fo j. S3. fdiließt ©alomo (I. Sud) ber Röntge, S5. 5)
mit bem Könige t>on SpruS einen Vertrag ab, nad; weU
cbem ibm ber Lefetere Sebents unb Sannenbolj t>om Liba>
non ans Heer bringen, biet in glöße legen unb weiter
febaffen (äffen foH (Sinfad; jufammengefügte S5alfen ober
eigen tlt'd; glößböben, an beren 6nben große mit Luft ge«
füllte v5d>läud;e befefügt finb, bamit baS gieß über bem
SBaffer bleibt, gebraueben ned) jebt bie Araber auf bem <Sü*
ptyat jur gortfebaffung ibrer SBaaren, unb b^ben fie biefe
verbanbelt, fo oerfaufen fie aud; bie glöße, ba mit glößen
nie frromaufwärtS gefahren werben fann, ober bod) eine ju
große Henfcbenjabl jur gortfd;affung berfelben erfoberheb
wäre. 3n 6b'na Pnbet man ganje Dörfer auf glößen »on
IBambuSrieb erbaut,' bie auf ben großen glüffen febmimmen.
Uber amerif. glöße mit Dampfmafcbinen toergL Dampf.
/löte (ital. flauto) nennt man befanntlid; ein gewöbns
lid; böljerneS, ctjlinberförmigeS JBlaSinftrument, welcpeS we>
gen feines fanften, lieblichen unb babei bod; burchbrinaenben
SoneS febr beliebt ifl, beim 93lafen quer vor ben Hunb
genommen wirb unb beSbalb aud; ben befonbern Flamen
Querflöte führt. 3n|rrumente, bie unferer gtöte, Klarinette
unb jDboe ähnlich waren, hotten fd;on bie 2Clten unb bn
bienten fid) berfelben bei jDpfern, ©afhnählern unb Leichen»
begängniffen ; fie tannten aber ihre Srfinber nidpt, nennen
alS foldje mehre ©ötter unb ©öttinnen, wie ben OfiriS,
bie ^)aQaS, bie JEerpfichore unb ben $an unb führen als
(Jrfinber ber £iuerflöte auch einen altpbrpgtfcben Äönig HU
baS auf. XUeS biefeS beweift, baß bie Grrfmbung biefer
2Crt 3nfrrumente febr alt fein muß. OTacbbem bie glöte
lange Seit außer (gebrauch gefommen war, waren bie Deufe
fchen bie C&rflen, bie biefeS Snfirument »ieber bericorfudjten,
unb bie Snglänbcr nennen bie Querflöte baber bie beutfebe
glöte. Die' erflen glöten hotten feine klappen unb befram
ben nur auS Ginem Stücf. Die feitbem febr oerbefferte
glöte hat gegenwärtig folgenbe ßinrichtung: 3m oberften
ober Hunbftücf finbet fich baS Hunbloch, burch welches ge<
Wafen wirb, unb oben bie 3>fropffcbraube, burch welche ein
pfropf »on Jtorf über bem Hunbtocbe gefleHt werben
fann, um bie Feinheit ber Stimmung für oerfchiebene Hit»
teljlücfe h«rju|teüen. Dann folgt baS obere Hitteljlücf mit
brei Löchern für bie ginger ber linfen ;!panb, unb baS un»
tere Hittelflücf mit brei Löchern für bie ginger ber rechten
4>anb. gnblich finb am guße jwei illappen für bie Zcnt
es unb dis angebracht 3n iekjug auf ben Umfang ber
3öne bar man oerfchiebene glöten, unter anbern bie fege«
nannte $)tcf elflöte, welche eine Dctaue höher afS bie gewöhn*
liehe glöte ifl. DaS gewöhnliche Haterial ju glöten ifl S3ucb>
baumholj, außerbem auch -^orn, ©Ifenbetn unb felbfl ©laS.
Iloltt heißt iebe größere ober fleinere Änjahl won Schif»
fen, welche unter ben IBefeblen (SineS ÄnführeS flehen. 3e
nach bem 3wecfe, für welchen eine glotte auSgerüflet wirb,
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Flüe
64
Flüsse
untcrföcibct man ÄttegSi unb £anbel§Potten. Cine JtriegS»
flotte muß wenigPenS 18 JtriegSfchiffe enthalten; hat fie be>
ren weniger, fo heißt fte eine glotille. £anbelS; ober
5tauffab.rteifIotten fegein gewöhnlich im ©efette von einigen
ÄriegSfchiffen, bie ju ihrer Bebecfung bienen. Die arößte,
ober auch unglücflicbpe aller jemals auSgerüPeten -Kriegs-
flotten tft bie berühmte fpan. unüberwinbliche glotte ober
Brmaba (f. b.).
ilüt (KifolauS t>on ber), fpäter 23 ruber Glau 6 ge=
nannt, würbe 1417 ©acbfeln, einem Dorfe im fehweij.
Ganton Unterwalben, geboren. <gr tfl ebenfo berühmt burd)
ferne WechtfchafFenheit unb grömmigfeit, welche ben $app
GUmenS X. bemog, ü)n 1671 heilig ju frechen, als
burch bte SBcrbienffe, weJdje er fidrj> um fem SBaterlanb
erwarb. Orr bewirtfyföaftete früher mit feinen ttltem unb
nachher mit feinen Ainbern, beren er 10 harte, ein ©ut
in feinem ©eburtSborfe, 3n mehren AriegS zügen, bte er
mitmachte, erwarb er ftch burch JEapf erfeit unb 3Kenfcf>e
liebfeit bie Ächtung feiner SanbSteute, unb als biefe ihn
jum 8anbrathe beS GantonS beriefen, zeichnete er fich burd)
feerpanb unb 8?ecr>tfcr>offen^cU aus. ÜBan trug ihm fpä»
ter bie Stelle eines SanbammanS an, aber er fcblug fte
ctuS unb jog eS »or, imdifcem er aQen ^fliehten eines
Staatsbürgers genug gethan, baS befebauliebe, jurüefgezogene
ßeben emeS CtnpcblerS ju führen, Gr befprach fiep mit
feinem 2Scibc unb begab fich in eine Cin6be in ber Kähe
von Sachfeln. Spitt Übte er in ber tiefften Ginfamfett mit
©ebet unb füllen Betrachtungen befdiäftigt. <JS bief;, er
genieße gar feine irbifche Speife, fonbem nur monatlich ein«
mal baS 2tbenbmabl. Xber wer SErofl unb 8?ath notbig
(arte, fuc^te unb fanb BeibeS bei bem weifen ©reife, ber
allgemeine Verehrung genoß unb in bem a,anjen fcanbe in
bem SRufe ber J^eiligfeit flanb. Die febwetjer. Sibgenoffen
hatten fich 1481 ju ©tanj in Unterwalben ju einer Sag:
fafjung »erfammelt, aber eS (errfc^te Uneinigfett unb SÖHSs
trauen unter ihnen. Die einen glaubten fich von ben TLn>
bem bei SEbeilunq ber bei Alanen von ben Burgunbern ge-
machten Beute ubcroortheilt unb man ftrirt, ob greiburg
unb Solothurn in ben 23 unb aufzunehmen waren, welches
bte großen Stdbte oerlangten, bte f! einem Giantone verweis
gerten. So erbittert waren bie ©emütber, baß bie fchmeis'
zer. ©bgenoftenfehaft in ©efalir ftanb, pch aufjul6fcn unb
bie fchwer errungene Freiheit ^reis ju geben. Da tritt
plöhjicr) ber fromme Glaus in bie SBerfammluna. Der Stuf
fetner Äeiligfeit, feine Gbrfurcbt gebiefenbe ©ejtalt unb vor
2füem bie fr affigen, WtiSheitSooflen SBorte, bie er rebete,
bewirften alSbalb eine 23erföbnuug, welche baS in ber ®e=
febiebte ber Schweiz hochwichtige ©runbgefefc: „DaS SJrr*
fommniß ju Stanz" am 22. Dcc. 1481 unb bie Aufnahme
t>on greiburg unb Solotburn in ben Sdjweizerbunb jur golge
hatte. So würbe Glaus ber Detter feines SJaferlanbcS in
ber fchlimmften ©efahr unb nachbem er noch manches mit
fich felbfl entzweite ©emüth mit ©ort unb fich felbfl oerföhnt
hatte, flarb er, oon allen ©bgenoflen betrauert, am 22. SJfai
1487. ©an) Unterwalben geleitete feine l'cicbe ju ©rabe.
ilüsse ftnb bie fletnern ober großem ©erinne, welche
ftch auf ber (Frboberflädic gebietet haben unb in benen baS
auS Quellen |h6menbe unb auS ber Ztmofphäre fich nie«
berfd;lagenbe SBaffer fich («mmelt unb aßmalig htm ÜReere
jufließt. 3^ren Urfprung haben bie ftlüffe alfo thei(S auS
Ben flueCen, theilS auS 9?egen, (Schnee u. f. w.; aber
wenn man berüeffichtiat, baß bie £UteHen felbfl erft tut*
baS auS ber Xtmofphare pdj nicberfchlagenbe iSaffer entfttt
hen, fo bleibt bie 2ltmofpt)äre allein alS Gr^eugerin ber
bluffe übrig. (S3gL Quellen.) DaS in Dampfform un<
fichtbat in ber Suft enthaltene SBaffer hat aber feinen Ur«
fprung wieber bon bem Sßaffer ber &rbe, welches fortwätj-
renbf je großer bte ^>i^e ip, bePo fchneDet in Dampfform
in bte guft fich erhebt. Um gewalttgPen ip bie JBerbunftung
beS SffiafferS naturlich an ber JOberpäche beS SSeerS, unb
fo fehen wir, wie aCeS SEBaffer ber Crbe in einem fortwar
renben Kreislauf begriffen ift , beffen einen wichtigen 2hei(
bie glüffe ausmachen. 2fuf biefe SBeife wirb auch begreif-
lich, warum baS SReer, in welches fo unjdhlige glüjfe fich
ergießen, boch niemals überlauft. @n recht auffailenbcS
SSetfpiel gewahrt in biefer Begehung baS fafpifche 3Reer.
3n biefeS ergießen ftch bie SBolga, einer ber größten Str6me
ber @rbe, unb noch mehre anbere bebeutenbe Slüffe fchon
feit Sahrtaufenben, unb bennoch (tetjt biefeS SEteer, welches
feinen abpufj in bte übrigen SReere hat, fogar niebriger als
baS fchwar^e SReer, beffen SäSaffer burch baS SKarmorrnecr
in baS EERittelmeer Prömcn. Söic groß muß bie Skrbun
Pung fein, um aUcS 2Ba|Jer wieber abzuführen, was h'"
jufammenfommt!
Der ©runb, warum baS SBafter pießt, ip feine Schwere
unb feine Beweglichfett. GS geht pctS oon ben hö>
hern Drtcn in bie tiefer gelegenen, unb biefer UmPanb
bebtngt ben Sauf ber $lüffe in feinen uielfachen SQinbungen.
3eber näher nach f«'nen iluellen gelegene JDrt tineS gluth
liegt baher nothwenbig höher als jeber näher nach feiner
2Rünbung (b. h. nach feinem Auspuffe in einen anbem
gluß ober in baS SReer) ^u liegenbe. 2tuS ben &ueUen
rinnen burch ©erinne jundchp Bäche jufammen unb
biefe, inbem pe bte tiefer gelegenen Orte auffuchen, oerein
(ien pch ut einem bluffe. ;»i:ich mehre $lüffc vereinigen
ich wieber nach unb nach an noch tiefer gelegenen Orten
unb bilben fo einen großem $(uß, welcher ein Strom heipt
Gewöhnlich, bodj nicht überall, wirb bergluß, welcher oon
Anfang an größer als alle mit ihm noch }ufammenfommen
ben^jlüfje ip, als Derjenige betrachtet, ber bie anbem
pch aufnimmt; unb oon ben JQueHen bis jur SKünb:
führt er baher bcnfelben Kamen, währenb bte übrigen Jlüth
ben ihren »erlieren, fowie pe pch mit ihm Bereinigen. Äom
men zwei ziemlich gleich große glüf[e jufammcu, fo erb..
Zuweilen ber auS ihnen entfiehenbe gluß einen neuen 9?«.:
men; fo *. B. gibt eS feine eigne ffieferqucüe, fonbern
2Serra unb gulbe »erbinben pch unb hrißen bann Befcr.
Der Jluß, welcher feinen Kamen bis im IPfütibwg U\
SDfcer behält, h«ßt p« ^)auptfluß, bie in ihn ficr ergi<
ßenben pnb bie Kebenflüffe. Ährilt pch ber glt^, S
bilbet er Ärme, welche 3nfeln etnfchließen. Die ©8tn
um einen Jg)auptPuß unb beffen Kebenpüffe beißt eti
glußgebiet. glüfje, welche in ber Kähe ber Äüpe»*cnt
fprmgen, wie biefeS auf allen 3nfeln ber gall ip,
feine bebeutenbe ©räße erfangen unb beiden Äü Pen fl|
3n ben ©ebirgen liegen oft Quellen, welche ihr
nach oerfchiebenen Flußgebieten entfenben, febr nahe bj
men. @o j. B. entfleht auS bem gichtelfee ber 3Ratr
<her pch in ben Sibein ergießt unb bie Kab, welch«
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Florenz Hl Florenz
GommU bie SRaSfcn oerfammcln, unb ber Domplafc, auf 160 offentlicbe JBilbfaulen, 6 Säulen unb 2 CbeliSten.
b«m bit Denffaule bcS ^eiligen 3anobtuS fic&t. DaS berrlicbfie aller Jöaurcerfe ifl bei »on Ärnolfo bi £apo
9. bat gegen 10,000 $aufer unb über 93,000 ginn?., gegen baS <5nbe brt 13. 3abrb. begonnene, aber erfl 150
lTOJtirtrjen, 89£lifier, 12 .öofpitdler, 10 Springbrunnen, Sabre fpiter »oßfornmen aufgeführte, nacbftebenb abgebil«
wmmma
bete Dom (Santa Sftaria bei giorc. Qx ifl 500 g. lang
:nb gegen 400 J. botb- ßberwdrtS ifl feine 3ußenfeite mit
t<Wrjem unb roeigem SDIarmor föadjbretartig befteibet
mtanf) fein großartige« Xnfeben noeb erfco&t roirb. Die
iaift&flen ffiilbbaucrarbeitcn in Marmor unb in 5D?ofatf ffo
1» wer ben Sbüren; ber gußbobm ifl mit oerfebtebenm
Qmorarten muftoifcb ausgelegt DaS Ijödjfie SJftifterflücf
I Baufunfi ifl nadb beS großen SO?tcf>eI tfngelo 3*ugniffe
IBfenbafte Jtuppel, reciebe SBrunellefd»' gebaut bat unb
com gußboben bis jum Jtbürmcijen, in welcbeS fie
398 g. mißt. 3u biefem Sbürmcben füb,rt eine
ton 520 ©rufen. SJeim eintritt in bie JrJrc&e erblicfl
baS Cilbniß beS berübmten ^DicrjttrS ©ante (f.b.), an
nettben aueb noo> ein oor ber Jtmfee liegender Stein erinnert,
welken baS SBolf Saffo bi Dante (Dante*« Stein) nennt,
»eil er auf bemfelben oft auSgerubt baben foO. 9?eben bem
Dome fleb. t abgefonbert ber ®locfentburm, ber gleichfalls bunt
mit SRarmor befteibet ifl unb 9lifcr> en mit öortrefflicben ÜJtor=
morgruppen bat. SBor bem Dome liegt ferner eine pratbroolle
STauflapeQe bcS b. üjobanneS, fie ijt aebteefig, bie Spüren
finb auS <5rj gegoffen unb fleöen bibliftbe ©efebiebten bar.
W\ä)tl "Ängelo Tagte eon biefen SEbüren, fie feien mertb., bie
Pforten btS $arabiefe$ ju jieren. Der gußboben tiefet
.Kapelle jeigt in eingelegter Xrbeit bie giguren beS 5Ebier=
freifeS. Die strebe Santa SRaria 9looeQa bot pracbfooDe
©laSmalereten. 3n ber Jtreujfircbe finb bie ©rabmaler eielet
berübmten Italiener, beS großen JtünftlerS 3)?icbel Änaelo
(f. b.), bcS ©efcbicbrföretberS 2R a c <b t a » e 1 1 i (f. b.), beS Di<b»
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Florenz
63
Florian
ter« «retino, beS Äftronomen ©altlei (f. b.) u. % ©Irkpfaltt
fc^r fdjcm iß bie .Kirche bell' Ännuiniata mit herrlichen ©c-
mdlben unb ©tatuen. SBettbvoüe ©emdlbe bot bie Jltrdx
©an SKarco, unb burd) ihre ©auart zeichnet ftcb bie Jtttdje
bi ©anto ©pirito (beS b. ©eifleS) auS. 3«t bet Jtitc^c
©an gorenjo ift bie berühmte ^rinAenfapeue, bie nad)
2Rid)el Engelo'S äeidjnungen ausgeführt unb mit acht ©ta»
tuen von bemfelben gefchmütf t ijl. #ier ift baS örabmai beS
3uliu8 von SRebtci mit ben ©tatuen beS SEageS unb ber
Stacht unb bei goren) von ÜRebici mit ben ©tatuen ber 2JJur=
genrofbe unb ber Bbenbbdmmerung. Einige fleine (Bange füb»
ren in bie SBcgr^bnipfapeHe ber ÜJlebiceer, bie ebenfo foll»
bar als febön gebaut, aber nicht voHenbet ift. ©ie ifi runb,
iiire SBdnbe »erben von sjMlaftern getragen, mit vergolbeten
Änipfen auS ©rem je unb mit f oftbaren Steinen etngcfafjt.
^>iec (leben bie ©arfophage ber SJlebiceer auS orientalifdum
$orptwr, über benen von Gbelft einen gtänjenbe JtontaS»
fronen angebraebt finb. Äotoffale ©tatuen von ©tonje fte»
ben in ben Stiften. 91 od) eine große Xniapl. ber l>cer nid)t
genannten florentin. Äirdjen jeiebnen fid) bura) tortrejflicbe
©ilbroerfe unb Malereien auS.
Unter bin $aläjicn gewährt ber fdEjon erwähnte alte ^pus
lafl ben grofiartigften Änblicf. Gr nimmt bie gante nörbL
©eite ber ^iaAja bet ©ranbuca ein. 3n feinem Gingange
flehen bie ÜRarmorjlatuen beS #ercu(eS oon ©anbineüT unb
beS Davib von SJiicbel angelo. Der ^alajl ber Staats»
coUegien, welcher bie berühmte Üflagliabecdiifcbe ©ibliotbef,
mehre .Runftfammlungen, baS Archiv, bie ©d)a(jfammer
u. f. iv. enthält, ber i\?laft «pitti, feit GoSmuS I. bie be>
ftinbige SBobnung ber ©rojjberjogc, finb, namentlid) ber
legte, von herrlicher ©auart. 3n bem $alafte $itti befinbet
fub in acht Sälen bie bcrübmte ©ilbcrgaleric. ©d)one unb
reiebaefebmüdte ^rioatpaläfle fittb bie Gafa SRiccarbi, fonft
«Kebtci, bie (Safa Gorfini, bie (Safa 2ütoüiti, bie Gafa ©e»
rini, bte Safa Siuccellai, bie Gafa ©trojAi unb viele anbere.
2tud) baS £auS beS SWicbel 'Ängelo unb beS ttmerigo ©eS>
pucci, von bem Hmerifa (f. b.) ben Slamen bat, »erben
noeb gezeigt.
Süoti ben Jtunfifammlungen ift am tvertf)VoII|len bie
grofSbcrjogliche ober SWebiccifche ©alerie im ?>alafte ber
©taatScoUegien, in welker ftdt> bie berühmte 2Rebi<eifd)e
©enuS, berühmte ©emälbe von Siyan unb ftafaet, bie
©ruppe ber Stiobe unb unjdblige anbere unterbliebe ÄunfU
werfe beftnben. Sieben biefer behaupten aber aud) bie ©e>
mälbefammlung im $alafte $itti unb baS in ber Sti&e bef»
fclben befinblicbe SWufeum einen bebeutenben Slang. 3n bem
ledern befinben ftd) in 40 ©älen Naturalien, pbpftfa*
lifche 3nftrumente unb vortreff liehe anatomifebe 2Bad)S*
Präparate. Die Hfabemie ber bilbenben Aünfte bat werth«
voUe ©ammlungeu unb äeiebnen», SKaler: unb ©ilbbauer=
fcbuleu. ©emerfenSrvcrtb fmb ferner bie 8orenjifa>e ©iblio»
tbef mit l'JO/KX) ©anben unb 4000 ^anbfebriften, bie «Kar»
toUifcbe ©ibtiotbe? mit 40,000 ©äntca unb fd)6nen .Rupfer»
flicben, bie SWagliabectbifcbe mit 9(1,000 ©inben unb 3000
^anbfebriften. Die alte 1443 gefiiftcte Unioerfitdt bat über
1000 ©tubirenbe. SJon ben gelehrten ©efellfd>aften ju g. i^
am berübmteflen bie 2lccabemia givrentina ober GruSca,
»eld>e 1582 geftiftet rvurbe. ©ie bat ben ämeef. bie itat.
©pracbe ju reinigen unb auSjubilben, baber in ihrem 83er:
fammlungSfaale ©nmbole angebracht finb, roclcfae, »ic ihr
9came (ernse«, Äfeten), auf baS ©onbern ber £5mer von
ber ©preu beuten, eine großartige 9Bohltbäti,qfcitSan|lalt
ift baS {»ofpital ©anta SRaria:9luova für 700 itranfe.
2)?erfivürbig ift bie graternit* beOa SJfiferitorbia (©rüber*
fchaft beS CnbarmenS), reetebe 1200 SRitglieber bot, f<bon
1420 in $ifa unb eaichtet würbe, unb ben 3roed hat,
3ebem ohne Unterfchieb beS ©laubenS, bem ein pleblidieS
Unglücf jufiöpt, ju Jöülfe ju fommen. Äuf ben Sdiall ib=
rer ©locfe eilen bie fDeitgUeber Aufammen, ©ie haben unter
fid) geringe ©elohnungen auSgefe|t, bürfen aber von feinem
'Xnbem met)t als einen Xrunf SBaffer annehmen.
g. bat viele fdjöne ©pajieraünge, unter benen ber©ar*
ten ©oboli bura) ©<b&nbelt ftd) auSjeicb.net; Jlunfl unb
Statur verherrlichen ihn. ^>ier ifi eine berühmte gemalte
©rotte mit vier ©tatuen von SJeidjel 2tngelo. Da bie 3ta.-
liener ftd) wenig in ihren Käufern aufhalten, fonbem, wie
fte auf ben ©tragen unb plagen, unter ben fallen unb
©orb6fen arbeiten, fo aud; ju it)rem Vergnügen öffentlidje
83erfamm(ungSorte fudjen, fo ift g. reich an überaus an:
genebmen unb billigen Jiaffeebüufern. äBabrenb beS Gar*
nevalS (f. gaflnadjit) gibt eS in g. fed)S, fonft nur jwei
öffentliche Äbeater. — g. jeiebnet fid; vor vielen ital. ©fdbten
burd) ©ewerbtbettigfeit auS. Gr werben bi» viele wollene
unb feibene SBaaren oerfertigt unb febr bebeutenb ifi bie ''ii.ru
jahl unb Sbdtigfeit ber t)ter ftd) aufbaltcnben Äünfiier. Gi:
genthümlid) ifi bie fogenannte florentiner Xrbeit, eine
mufi'oifcbe ^unft, bei ber burd) äufammenfegung oon GbcU
fleinen unb SWarmorftüdcn ©emdlbe unb bie Statur felbfl
nachgeahmt werben. Der florentiner 8a rf ijl eine bochs
rothe garbe, weld>e ein granjiSfaner au g. erfanb unb bie
nod) jc^t in g>, aufjerbem aber aud) tn Slürnberg, SBien,
©erlin unb an anbern £)rten verfertigt wirb. — 3n ber reiben*
ben Umgebung von g. befinbet ftd) baS 8u(lfa>lop ^ratolino
mit einer rieftgen ©ilbfäule beS ©otteS Kpennin. Diefclbe
ifi in fifeenber ©teCung von Slauerfleinen aufgeführt unb
brüeft ein Ungeheuer, baS einen äBafferjlrabl in ein ©eefeu
fpeit ©ie ift hohl unb entb&t in ihrem itopfe ein 3tm*
nur, in rcelchem bie genfler bie Eugen ber ©ilbfäule finb.
Florian (3ean gierte GlariS be), ein berühmter, burd? Zn=
mutb unb gefäüige 8eid)tigfcit ausgezeichneter frattj. ©d)rift>
ft eller, würbe geb. ben 6. SRar} 1755 auf bem Schiene
glorian in ber Stähe von b'Xnbuje in ben Stiebercevennen.
6t loibmete ftd; juerjl bem ©ilitairftanbe unb batte bereits
eine GScabron erhalten, als er burd) bie Siebe ju einer
Dame, we(d)e er nad) bem ffiillen feines VSaterS unb feiner
geringen jUermogendumjlänbe wegen nicht ehelichen burfte,
bewogen würbe, feine ©tellung aufzugeben unb in bie Dienfie
beS £>erjog8 oon ^entbiäire au treten, bei bem er fd)on au)
Änabc ^agenbienfle getban parte, ©on nun an trat er als
Dichter auf unb würbe 1788 9J?itg(ttb ber fran;. Efabetnie.
Sabrenb ber fran». Sievolution würbe er verbaftet, inbem
man ihn, wie alle abeltgen, beS SrijlorratiSmuS für verbarg«
tig hielt, unb er würbe rpahrfcheinlich auf baS ©d)afot ge-
fuhrt worben fein, wenn itjtr nicht ber ©turj S?obeSpierre'S
gerettet hätte. Gr überlebte aber ben Sag feiner ©efreutne^
nur 14 Sage, inbem er am 13. ©ept. 1794 ju ©ceaur ftart»,
g. hat einen großen Sheit feiner Grjäbtungen, roclche in poe»
njidjer ^rofa aefebriehen fmb, bem ©panifd)en nachgehilber,
alS Üuftfptelbic&ter bat er fldj auSgeAeidjnet. unb faf*
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Fliegenschnäpper
59
Floh
(äffen ffcb leitt)t jährnen unb geben in ben 3immern oute
Fliegenfänger ab. 3n Efrifa unb Italien gibt eä einige fe^r
fcbon gefärbte gtiegenfcbnäpper.
btn, ber anbere in ©eftalt unregelmäßiger weifet glocfen
Um ftbinrotben #ute bangen. Der 2>trunf eines aus»
ßeiwoMenen gliegenpiljeS ift 4—6 3. lang, weiß, fajt ganj
juweilen nur in ber SRitfe etreaS ^jotjl, unb nach
oitm perbieft. 6r trägt einen gero6lbten, gegen bie 2J?itte
i ttoaS wflacbten ober eertieften fiut unb etwas unter
feiner Spifc« einen rjiuriaert^ unregelmäßig jerriffenen JRing.
Zu fleifcbige #ut ift auf femer JDberfeite fcb6n rotb gefärbt,
frnbcf fk^ aber auch, wiewol feiten, weiß. Die Unterfeite
mit weisen spiättcben, bie »om 2tnbeftung$punfte beS
StnmfS aud gegen ben JRanb bin ffrablenformig (leben,
wrfe^n. ©er gliegenpilj ifl nicht leitet mit eßbaren $itjen
w »eroecbfeln, benn ber Äaiferling, ber einen gleichfalls
aefbrorben Aut b«t, befifet einen Diafigelben ©trunf unb
ter^eitben ylättcben auf ber Unterfeite beS 4>ut8; beim
gliegeirpilj fmb biefe JKbeile rein weif}. 35er fogenannte
8b«ptgnon formte mit ber weißbütigen Xbdnberung beS
JjSegtnpiljeS »erwecbfelt werben, allein er unterfebeibet fieb
::*t babureb, bafi bte 9>lättcben auf ber Unterfeite beS £ut6
Mafwfenrotb fmb, fpäter rot'bbraun unb enblicb cboeolaben»
braun »erben, bie beS gliegenpiljeö hingegen ieberjeit rein
B<if erfebeinen. Die «EBirfungen, bie btefer ©tftcilj bureb
frinen 0enu| hervorbringt, fmb nicht immer gleich; boer)
tb fiele SÖergiftungSfüfle begannt, bie ben 5Eob nach fleh
5«30L Die SBergifteten befommen Grfcl , erbrechen , Ängft,
..:hfn enolieb m 2Babnfinn mit heftigem 3ittern ber 35iu5»
feto, ober in ©etäubung unb SJewufjtlofigfeit, bis ber£ob
ibren 8eiben ein Crnbe macht. 9licbt immer entfielen bef»
Sajmcrun im Untcrleibc ober Darmgrimmen, aber
mi eine 3ufammenjief>ung beS ©cblunbeS, wobureb oft
:rbrccben oerbinbert wirb. 2(IS ©egenmittel finb an*
'-ng4 breebenerregenbe Dinge, Äifeeln beS ©cblunbeS mittels
icber, fpäter auch abfübrenbe Jtlpfiiere, anjuwenben,.
n bie {Reffe beS yitjeS auS bem Äörper ju entfernen j
:.t bienen @ffig unb in Söaffer aufgelojteS Jtocbfalj; bei
'Ti^en Sdjmerjcn fcbleimige SRittel, j. 23. 9?ei$« unb .£>«»
ftyeim; roenn Unrube, Söabnfinn ober JBetäubung
den finb, ableitenbe Dinge, Senfteig unb JBlafen»
:a. Docb fann eine falfcbe unb unjeitige Enwenbung,
ijnbert beS £fiigS, fcbäblitb. werben, bcSr^alb ift immer
- Irjt fo fcbneli al§ megtitb berbeijurufen. Die Ä'amt*
cn genießen entraeber frifebe ober getroefnete §liegeiv
tr ober bereiten barauä ein ©etrdnf, um fid> ju berau»
L Der 3uftanb, in ben fie geratben, ift 5EoUfübnt>eit
: Babnfinn, ber fie jebe ©efabr wrackten lift, bi$ fte
(inen fefiert Schlaf verfallen, auä bem fie mit aufgebun»
fitbte, Aopffcbmerj unb ©djwicbe ber ©lieber er»
Die Änwenbuna bed gliegehpilieS al3 2Cr^nei ifl
unb nicht gehörig fcftgcftcUt.
inscljnäppfr finb fleine Bogel, bie ftt^ nur «on
'fften ndl;ren unb jum Sangen berfelben einen eigens
ftarfen, binten breiten, an ber ©pifee etwaJ
•immten Sdmabel baben. SRan untcrfd?eibet »iele Ärten:
:anbfüegenfcb.tiäpper, ben fc^warjriicfigen (f. b. 2tb«
■top, fieinen, jweifarbigen unb ben aeflecften. Die
:'-Hfy'«rbe beö ©efieberS i|t bei ben meifien grau. Die
qenf<b,nappet gehören unter bie @ingo6ge(, leben im ten 9fob, wie man ibn burdj ein gutes SRifroffop erblicft
«wc bureb ganj Deurfcblanb in ©arten unb SBdlbcm, — ©ne Xrt ^anjenttfer i|J btr fogenamite Ctbflob, eine
8 *
J\o\l (ba) gebort in bie (Haffe ber ungeflügelten Snfef*
ten unb ifl nur in einer ©attung »orbanben, aus roeltber
bie befanntefh Tin ber fogenannte gemeine 8tob ift Die»
fer nAbrt fiep pon SSlut, faugt biefcS auS bem SRenfcben
mittels feines boppelten ®augruffelS , ben er in bte ®cbweifj*
locbcr ber £>aut bohrt, hält fidj aueb bei gewiffen Sbieren
öuf unb quält befonberS hinter unb junge Äunte. Igt wirb
niept älter olS ein 3at)r unb entfielt, wie SSanebe glauben,
an unreinlicben JDrten , in feuebtem ©taub ober Si ebnebt ton
felbjl. DieS ifl jebo$ FeineSwegS erwiefen, wol aber legt
taS Sßeibcben gern an folcbe jDrte feine Gier unb auS bie»
fen frieeben juerfl fleine weiße SRabeu, bie fieb in $uppen
unb biet auf erft in gl6t>e oerwanbeln, foba^ iwifcben einer
teben Berwanblung etwa 12 — 14 Sage verftreieben. 2m
Sierbaltnifj m feiner Jt6rpergr6ße ift ber glob emeS ber
ftdrfften altere, feine SKuSfetfraft ift augerorbentlicb, er
fpringt lOOmal fo weit als er lang ift, unb jietjjt eine üafl
öümal febwerer als er felbft. 2(uS ben Jßetten fann man
ibn fefjr leietjt oertrei ben, wenn man flott ber Srrobfäcfe,
worin er fittj febr gern aufbält, SRatrajen ton troefenent
SBalbmooS gebraucht, bon wclcbem er ein abgefagter geinb
ift Dura) JSeiniicbfeit in ben SBobnungen wirb übrigens
feine Bermebrung am befien oerbinbert. Quribt fann man
bor $l6ben bewahren, wenn man jroifchcn bie Deefe ibreä
SagerS von 3eit )u 3eit etwas frtfeben <3t.=JC'merfchnupf>
tabaef (heut 9lacpfolgenbe Xbbilbung jeigt einen oergrof er»
PKW
>y Google
Flor M Florenz
Heine, r6tt)lich » fchworje gßege mit ganj fyarten glügclbccfcn
unb ©pringfüfjen, welche in ©Arten unb gelbem baburd),
baß fie bic ©aat unb ?>flanjenfamenfeime, fo»ie bie iun»
gen jPflan^en überhaupt unb befonberS von Äobl unb 9iü=
Ben im gtubiabr bei troefener SBitterung abfrißt, fe^r fchib»
lief? wirb. 2ÖS ein gutes ©egenmittel fdjlägt man vor, ben
©amen vor bem XuSfien in SNiftlafe, ©eifenwaffer, S3aum>
ober Terpentinöl, in ©chwefelblumenwaffer unb ähnlichen
fingen etnjuwetchen , unb fpdter bie vJ)fIanjenbeete mit 2BeU
benafebe ober einer aubern bittern ttfdjenart ju befheuen.
Slot nennt man ein btinneS ©eroebe mit merflid) weit
vonetnanber abflcbenben gaben. Üttan fertigt ben glor von
verfefciebenen Stoffen, Sarben unb Lüftern, auS ©etbe,
• Seinen unb fljaumroolle, glatt, gefireift unb gemuftert, ge=
ftieft, weif} unb febwarj, unb gibt hiernach ben oerfcfjiebenen
glorforten verfchiebene tarnen. Den roeifjen, ganj burd;=
fichtigen, glatten gier nennt man ^D?iId)fIor , ben fcpwarjen
Trauerflor, ben roeifjen unb bunten $ufeflor, ben geblümten
auch gterbamafi. Euch fertigt man glor in JBanbform
(glorbanc), rooju man in ber Siegel ©eibe nimmt, unb
in gorm Bon Tüddern (glorlucher) in allen @r6fjen, gar;
ben unb 5Ruftern. Die befien gior^euge fommen aus granf*
reich, auS ben Weberlanben unb aus ben iüricher, berliner
unb breSbncr gabrifen. Die Seibe, woraus man glorjeuge
fertigt, mufj fetjr weich unb jart fein, befonberS bei ben glor*
tuchern, unb man nennt folc&e Jart* Seibe bcSbatb vorjugSs
weife glorfeibe ober auch gloretfeibe. (S3ergl. Seibe.)
flora war bei ben Körnern bie ©öttin ber JSlumen
(lat flores) unb SJlutcn. Sie war eine SHpmphe, ocr=
mahlte fich mit bem 3eph»r, bem SBeftwinbe, unb erbttlt
t>on itjm baS ganje ©lumenreidj juin S3rautgefd;en!. Die
Aünfiler bilbeten fie als ein fcboneS aJtdbcben mit einem
JBlumenfranje auf bem Äopfc. JDft trügt fie ein #om beS
ÜberfluffeS ober ein ©efdfj mit SMumen unb einen JBlumen»
gürtel wie in ber borfte^enben Äbbitbung. 3ht i« ffhten
rourbe Pom 28. Xpr. bis jum L SRat bat geft ber Rio»
ralien gefeiert, wobei man füb mit ßlumen fdjmüdtc,
Singe unb <5böte aufführte unb von ben Sbilen (Frbfen unb
Bohnen unter baS SJolf auSgetbeilt würben. Die ©rie.
eften nannten fte übloriS. — gl ora beißt hiernach auch bie
©efammtmaffe aller in einem fcanbe ober einer ©egenb wilb.-
watbfenben spflan jen unb man fpridjt baber von einer fdebf.,
einet leipziger, breSbner glora u. f. w.
Slotmet, ein glattes Seibenjeug, bem eine befonbere
Appretur ertbeilt wirb, fobafj cS einen ausgezeichneten ®lanj
erbalt. SRan oerfertigte ben glorence juerft m gloren», woj
ber er aueb feinen Stamen hat, machte ibn aber in granf-
reieb balb riacb unb jefct liefern auch verfebtebene gabrifen
StalienS, ber Schweis unb DeutfchlanbS biefeS 3cud? oon
oorjuglidier Qualität Die febroerften,- bicbtcjten (Sorten
glorence nennt man Doppelf lorence, bie leichtern glo-
rence fcblecbtbm unb bte (eiebteften, rodebe man bloS ju
Unterfutter benu^t, {»albflorence. Die befien @or^
ten ber Doppelflorcnce beifjen aud) SRarceline unb bie
fd)6n(ien febwar^en 3<ud;e biefer Xrt liefert nod> inrmec
glorenj.
floxttt} (im 3talienifcr)en Krenxe), bie ^>au»t« unb
S?eficeti.}flabt beS ©rofjt)eriogt^umS ToScana unb eine ber
febenffen unb metfwürbigften ©tetbte ber Grbc. (Sie liegt
tn einem fjerrlicfyen Tbalc am 2t"rno , roeldjer mitten bureb
bie ®tabt gebt unb oon bter an fduffbar ift. DaS Jtlima
ift fortrodb,renb milb unb febön unb aud) bie JCunft bot
burdb eine Stenge prachtvoller itirc^en unb ^Jaldfic mit
berühmten ©emdlben unb IBilbroerfen jur Cerhenlicbung
biefer ©tabt beigetragen, welche baber mit 9ttä)t ben $&tu
namen Ia bella, b. b. bie @chone, ben man ihr gege^
ben h<Jt, »erbient g. war überbieS bon jeher als ^fte^
gerin ber ffiiffenfchaften unb Äünfie berühmt, ©nfi herrfeb-
ten hi«t bie reichen, mdchtigen, als SJeforberer ber Äünfte
unb 2Biffenfchaftcn hoch berühmten 2)?ebiceer (f. b.). 9U-
btn feinen hf^tidien ^>al<Sflen unb Äirchen bat jeboeb
auch eine grofje 2Renge fcblechter unb fchmujiger ^dufer in
engen unb ftnflcm ©ttafien. 2fm fd>6nften ift Sic SRtttc
ber ©tobt, namentlich baS mit £luabern eingefaßte Ufer
beS Xrno. Die ©tabt bat beinahe vier <5tunben im Um
fange unb breitet (ich an beiben Ufern beS Xrno cirfelffrmig
auS. Sie ift mit dauern unb Tbünncn umgeben unb bat
flehen Thore, unter benen bie $orta ©an ©aQo von auö
gejeichneter JBauart ift. Unter ben vier önlcfen über ben
Xrno ift ber $onte bella ©anta Trintt« bie febönfie, brreti
mittelfter 83oaen eine ©pannung von 90 g. bat Zuf Cbr
ftehen vier ©taruen, welche bic Jahreszeiten vorjteQen. S3or
ben 17 öffentlichen $(d|en ift bie ^iaj^a bei ©ranbuca bei
fchinfte. Qx liegt vor bem sJ)aiajjo tjccdjio (bem alten
Mm ober grofjherjocjlichen ?>alafte) unb wirb auf ber anbc r
Seite von emem Säulengange, ber 8oggi«, begrenzt, tr
beffen fallen bie bcrrlicbRen Silbwerfe ber berübmteflcr
OJeifter flehen. 9Jtitten auf bem $lafce fleht bic 9»eiterfratui
{JoömuS L foloffal in (Bronje gearbeitet unb baneben eti
iörunnen mit einer foloffalen Statue beS Sleptun. 9iicb
weniger f<*dn ift bie 9>iajja beü' Ännunjiata vor bet <ftircr>
gleichen 9tamenS mit jroei febönen Springbrunnen unb t>c
iKeiterflatue gerbinanb L, unb bie yia^ja bi Santa <Sroc<
nach ber heiligen Äreujfrr*e genannt, wo fich wdh«nb t>«
Google
Flüsse
65
Flüsse
MyWdt ter Donau gehört. — 3« btn SNünbungcn btr
gxo^a in ba« ÜKeer ficb crgttßenben glüffe tritt eine mit
bnffbbe unb glut (f. b.) jufammenbängenbe Orrfcheimma,
iiii, toüäjt oft weit in3 Sanb hinein noch nicrFlid; ifl. 3u»
wäa wirb bec gluß, befonber« bureb bobe gluten, geflauet
(aufgehalten), ober fogar ein 9tücfwärt«gehen feine« SBaffer«
eetalaft. SBeil fid) biefe« bann wäbrenb einer gewiffen
dett niefroärt« fortpflanjt, fo fanri im gluffe weiter oben
m$ bobe« ©affer CgCur; fein, roenn im SReere bie ebbe
bereits roieber begonnen bat.
SRon fann ficb wunbern, warum e« nicht öfter ber gaü ifl,
rieb bie SJaffer ber ©ebirge in großen ©ebirgSfeffeln fam«
nie vielmehr ba« SBaffer überall 'einen ^uSroeg au«
tt» mächtigen Gebirgen gefunben bat. 'aber man bebenfe,
vdi ein ungeheure« ©ewtebt eine SÖaffermajfe b,aben müßte,
oelde einen JBergfeffel erfüllte, fo wirb man begreifen , wie
iicjelfen, welche bem SSaffer ben 2Beg abfperrten, fpringen
mußten, um ihm einen Durchweg ju öfpien ; unb fommt auch
:nfana« nur eine geringe »üuanttTit bureb, fo brängt ba«
i boeb mit fold)er ©ewalt nach , baß nach unb nach ein
-xtt breitered glußbett entffebt. (Spuren berartiger Durch»
-st tcr glüffe bureb gelfengegenbcn fieht man noch (ehr
., j. S. bei $itna an ber dlbc. 2lußcrbem, baß bie
7 -ne bei JBilbuna. ihre« JBette« burd? ba« fBefJhreben be«
Bkjjcri bie tiefftgelegenen Orte aufjufueben befiimmt wer:
bei, bat auch bie JBefchaffenbeit be« JBoben« ©nfluß auf bie
unb gönn be« Seite«. 3wifcben Seifen werben bie glüffe
i; sufammengepreßt, welche ftcr> balb nachher im lodern
"te breit auSbehncn. 3fl ba« eine Ufer mtnbcr fclfig a'.»
i'a* «genäberflebenbe, fo fpült ber gluß Sanb an jenem Ufer
■b, fefet ti an biefem an unb oeränbert auf biefe SBeife all«
—i feinen Sauf. Sange Seit fann ein gluß burd; ein natüp
tei a^inbernip, welche« er nid)t ju bewältigen im Stande
in leinem Saufe befiimmt werben; ein bureb fiarfe Segen--
u'K febneüe« Übauwetter herbeigeführte« mächtige« Hnfcbwcl«
i ertön!: tbm aber plöfelich bie JCraft, ba« $inbemiß ju bc«
,"i unb fein Sauf nimmt nun eine ganj anbere flfichtung
-* er früher hatte. SBegfcbmemmungen unb Bnfcbwemmun«
; ünb nicht feiten. Die Enfcbweflungcn ber Ströme fin»
Lvö&nlicb in böberm ober geringerm ©rabe jährlich, flatf,
orj» bei Schnee in ben ©ebirgen fcbmiljt, ober in ben heißen
Äliwten jur 3eit be6 5Regen5, welche bort bie ©teile bei
rö oertrilt (f. Sabreß^eiten unb Stegen); unb wie
■nb burd? ben JRegen bte SDtadjt be3 Strome« geweigert
muß, baoon gibt bei SRifjifippi ein fi3eifpicl, wcU
unweit »Jtatdjej bei niebrigem SSiafferfianbe nur eine
bei bobem Sßafferflanbe . bagegen 6 fW. breit ifl.
große 2Baffermaf[en jwifeben engen gelfen ^inburei}'
jt, fo befdjleunigen fie ihre ©efchwinbiafeit Der
icut wirb 8 SJÄ. cor feiner SJiunbung Awifdjen gctftn
umengebrängt, baß er auf einer ©treefe t>on 4üOttU
Sreite oon noch niebt 15. g. bat; er nimmt babec
ne fo reißenbe Öefdjwinbigfcit an, baß S3lei unb
1 wie Jtort auf ibm febwimmen unb baß feine Stange
ibn einjubringen oermag. ©leicbfaQS fetjr bebeutenb
*!« €kromfdjneHe be« 'Äma^oncnfluiJtS, welche bet $unto
«■ Oberhalb berfelben rfl ber ©trom 250 Sadjter
', worauf er bi« auf 25 Sachter jufammengebrüngt
b unb fidj mit unglaublicher Schnelle bureb ben $aß
t>Oanr..S<: II.
ftürjt. Die ©^efchwinbigfeit ber ^auptflüffe wirb aud) burd)
bie in fie munbenben 9cebenflüffe befcbleunigt, wenn fie
nicht jugletcb an ^Breite uinehmen. Buweilcn hat man bcob»
achtet, baß, wenn ein Nebenfluß frarf angefchwolllen war,
ber ^auptfluß bie gefammte ^Baffermaffe beffelben nicht
mit fortzuführen oermochte unb baß in golge hiervon ba«
cinfrrömenbe ©affer bei 9lebenfluffed im SSette be« ^jaupt»
fluffe« jum a'i'vil fhromaufwdrt« floß. Solche« würbe ;. £3.
mehrmal« bei ber Sfhone, ba, wo fie bie Hxvt aufnimmt,
beobachtet. 'Um meiflen wirb bie ©efebwinbigfeit eine«
^luffe« burch bie ^unehmenbe Senfung feine« Sette« fo
jiimnir, welche ba« ©c fälle bc:nt. 2Kan fagt, ein gluß
habe auf 1000 g. einen guß ©efälle, »oenn ber erjle gemef:
fene guß biefer Sänge um einen guß l)6her al« tcr Ufcte
liegt; boch fommt e« vor, baß ein gluß von ftärferem ©e:
falle langfamer, al« einer von fcbivacberem fließt. (Sin foU
che« SJerbaltniß finbet j. JB. awifeben bem 9tb.tm unb bei
Donau flatt. Der ©runb iji, baß bie ©efd)winbigfeit ber
glüjTe, wie fd;on im Bongen enthalten ifl, nicht burdj ba«
©efälle allein, fonbern auch burd) bie 33efcbaffenbeit feiner
Ufer unb burd) bie gjeücbtigfeit feiner 9lebenflüffe befiimmt
wirb. S3ei fehr fcbneU (irömcnccn glüffen hat man bie Sbt-
merfung gemacht, baß ba« ©affer in ber SDlitte hob« fl*b<(
al« an ben Ufern, wibrenb bei langfam fließenbcn unb bei
ber SRünbung ber glüffe in ba« iKeer ba« Umgefebrte \iau-
finbet. Zm aefchwinbeflen fließen bie fleinen, pch meifl nur
nach £Regenguffen unb beim ^ bauen ber Schnee« unb 6i«.
maffen bilbenben JBäche in ben ©ebirgen, welche bann auch
oft große 83erbcerungen anrichten, weil bei ihrer ©efcbwin=
bigfeit auch ih" ®<walt fetjr bebeutenb i(l. 3Kan nennt fte
SBilbbäche, Sturjbache, ©ießbetche, 9taufd;bacbe.
Unter ben grißern glüffen finb bie fdjnelljlen bie Donau,
ber Sign«, ber 3nbu« unb ber Xmajonenfluß. Der legtcre
foU 7Vi g. in ber Secunbe mittlere ©efehwinbigfeit hoben.
SBirb ba« ©efälle eine« gluffe« pli^lid) fcljr groß, fo
baß ba« SBafJcr auf weniae giiß Entfernung um bebeutenbe
£wben berabfinfen muß, fo entfleht ein 2Bafferf all (f. b.)
ober ein Äataraft. Wicht feiten flürjt ba« SBaffet in
einem JBogen berab, fobufj man unter bem wie au« einer
Winne mit großer ©ewalt ficb ergießenben gluffe buw«gä
gehen fann. Da« SSaffer fällt bann natürlich mit unge:
peurer ©ewalt unter fürchterlichem 0et6fe, inbem e« febäumt
unb um fich fprißt. ÄUe biefe €?rfcbeinungen werben um
fo großartiger, von je größerer ^>6t)e unb in je größerer
"SJlenae ba« SSaffer h«"bfommt.
Die Wenge be« 22Baff/er«, welche alle glüffe ber €rbe
jährlich in« Wcer ergießen, i>at man nach einer ungefähren
{Berechnung auf 455 @ub.:sJ)t. angenommen. Die aßdffer--
mengen bei ^»auptflüffe finb ungefähr im SBerbültniß mit
ihren glußgebieten unb biefe finb in geograpbifeben ^uabrat«
meilen etwa folgenbe:
Xmajontn« (üangel ... 20 {oirt .... 2
fluf ... 88 SBelga. ... So «arannc . . l*h
HM .... 7t'/, m Si'h f>o l'!x
Scrtns.fhom . 62 Cmcaat . . . 25'/, Zitat nicht
SJeifftftppi . . 5S1/, Xustna ... 6 gan) • • • Vi
C6t 6t £on 6 «Donau . . . 14'/,
3cmfci ... 47 S3(idjfe!. . . S1/, 8tticin über . 3'„
8<na .... 35', Dam. ... l'A IBcftr beinah t
3Cmur. . . . 93% Zajo .... 1 (Site beinah*
■ficanj'do . S3'/, @eint .... 1 Ober .... 2
0
Flösse C
oo inteteffant ti iß, wie bie #6ben bet JBetge, fo bte
Sängen bet Jlüffe miteinanbet »,u vergleichen, fo tfl tiefe«
boeb, betweitem föroieriget als jencö, weil wegen ber vielen
unb jum SJbeil no<^> lange nicht mit bet etfobetlictyen Q6c-
AM ERIKA.
B Flüsse
nauigfeit etfofföten Stimmungen bei gtüffe bte Angaben
übet itjte Sange fet?r »etfcbjcben auffallen muffen. 3m All-
gemeinen bat Xmerifa bie groften unb Iangflen Ströme,
benen ieteef) bie von Xfien nicht feb.t naebjeljen. TLm un>
EUROPA.
2tnbere Angaben naefe
geogwpfjifdjcn 9Reilen finb
folgenbe :
Zmajoncnfhom 800
fr na 700
SRiffifippi ... 600
SJana. i tft ■ Hang 600
Dbt 570
BSolga 570
m 550
$cana.»be . . . 450
Senifei 415
SRabwa .... 400
Supbrat .... 400
Donau 880
Drincfo . . . . 370
Oangc* 850
6in» 820
Ural 260
Varagua? . . . 250
xranettco. • • • 240
Dfdjibon .... 220
Enieprr .... 210
GScntgat .... 200
Stbcin 170
CSobanetp . . . 170
2ajo 160
(Sambia .... 150
Quabiarta . . . 150
JCrifdjna .... 140
Eucro 140
Rio Colorabo . 180
fterbubba .... 180
2a flata .... 120
SDcaabaUna ... 120
<Sbto 120
Cciie 115
«ave ...... H2
JD»fna 110
Sapt! 100
Wbonc 100
Stiefel .... loo
©eine 90
f)o 85
Ober 84
Sffiefei 70
3bemre 45
AFRIKA
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Flusspferd
l*r*utenbftet fräb bie gluffe Suropa*. 3n ber vorfleben«
ben abbübung finb bie glüffc im Stabdltniß tf>rcr ginge
unb sod) bot vier großen €rbtyeilen jufammengefient, wo»
bei jefcod) 511 beatmen ifl, baß bie SScrbdltnifle nur fet?c
ungefähr unb allgemein ,j,u nehmen finb; fo ifl nach anbern
Angaben nicht ber 3emfri, fonbern bie fcena ber Idngfte
giuß aftens, fobaß ber-3«nifei erff auf ben Dbi folgen
roürbe unb bie Ober ifl rcatjrföeinlicb furjer al& ber tyo
unb bie Seine.
Ginige glüffe verlieren ftd) in bie (Srbe ober in Seifen
unb f omaien juweilen an einem entferntem Orte wieber jum
Borfcbein. So ber Stmavo unterhalb Siume, ber nacb«
ber au 3 fteben Öffnungen wieber bermfemmt. 3n 9?or>
wegen verfebwanb ber glufj ©aule 1344 vl6tjlid) in bie
Grbe, aber na* wenigen Sagen brach er mit folcber ©e»
ir alt trieb er bervor, baß et ben größten Schaben anrichtete,
©egen 50 ©auernb6fe unb mebre JCirdjen würben weage*
febroemmt unb 250 ORenfcben büßten baS geben ein. gafl
nod) merfwürbiger ifl bieö, baß nicht nur {[eine, bie foge*
nannten ©tevpenflüffe, fonbem auch verfd)tebene fefjr
bebeutenbe glüffe im Sanbe vetfiegen. gaHe ber 2Crt finbet
man befonberö in Xfrifa. SDer jDrangerivier ifl im <5om*
rner, naebbem et bureb bie flattert öfeaenoüfle angefcbweUt
trorben, fo groß, baß er felbfl ÄriegSfcbiffe trägt; wie er
nd) aber ber Äüffe nähert , wirb er f eicht er unb im SBinter
oerfieat et ganj im ©anbe, naebbem er eine Streife von
150 vüt. burd)laufen ifl unb viele große glüffe aufgenom»
men r)at — £ie Söirbel unb (Strubel in ben »toffen
entfielen bureb .fcinbemiffe, an benen fid) bas 2Baffer floßt,
ober bureb ba8 Sufammenforamen jweier ffluffe, bereu SBaf*
frr mit ©ewalt gegeneinanber ftrömen.
Daä SBaffer ber Stoffe unterfd)etbet fid) bekanntlich von
bem ber SReere bureb feine Süßigfeit, b. b- burd) ben SRan-.
gel «n ©aljen. 2)aS reinfie SBaffer tjaben bie ((einen
©acbe in ben ©ebirgen, weld)e baS flare GueQwaffee über
Selfengrunb führen. 3n ben ebenen nebwen bie glitffe von
ihren Ufern unb von bem ©oben @rbtbtUe auf unb werben
nod) überbie§ bureb tbierifche unb fPflanjent&eile verunrei*
nigt, baber finb hier bie Stoffe in ber Kegel trübe, um fo
mehr, je feblammiger ihre SSetten finb unb je reißenber ba«
SBaffer fiefc in ibnen bewegt ©oft reinfie SBaffer foKen ber
3nbuS unb bie Strjemfe führen. JDurd) ben (Schlamm, wel>
eben ber 9lil mit fid) fiibrt unb ben er bei feinen über*
febroemmungen über einen großen 9$eil von ttgvpten ab«
fe^t, wirb bie große Sruchtbarleit biefeS fcanbe« bebingt.
Dureb bie verfdbiebenen fBeimiftbungen erbalten bie gto'ffe
verfd)iebene Sorben, unb man erfennt oft noeb auf wette
Strecken Ijin baS SBaffer eines Stoffes an feiner Sarbe,
naebbem er fieb bereits in einen anbem Stoß ober in bat
SReer ergoffen l)at SBie e3 fähige unb warme JQueDen
aibt, fo finbet man auch fähige unb warme 2?dcbe^ fte ver»
Seren aber tiefe ©genfd)aften halb bureb bie Bereinigung
mit anbern Jöädben. SStele Slüffe führen, wenn auch nur
in fefjt geringer SRenge, ©olbförner unb ©olbflaub ht ib*
rem ®anbe mit ftcb, welcbeS ©olb man aus ibnen burd)
fogenannte Seifen ju gewinnen fud)t. @benfo finbet man
in einigen Stoffen CflinbtenS unb Sraftlien« diamanten;
auf anbern, j. SB. auf bem Sigrid, fd)wimmt oft in bebeu*
tenber SRenge ein brennbare* wbm.
gßie bie ganje 9latur, fo waren aueb bie pfiffe ber al«
ten ©riechen unb fRömer von©öttern, ben glußgittern,
belebt. €5ie futjrten bie Warnen ber jpüffe felbfl, galten für
SiJbne beS SDfeanoä (f. b.) unb würben gerne Im lieb mit
einem ©djilfrranje, einem Kuber ober güDborn neben einer
Urne, au« ber fid) ein Strom ergießt, abgebildet —
Sluß nennt man in ber Gbcmte unb in ben ©ewerben,
weld)e biefelbe in Xnwenbuna bringen, baS ©cbmeljen ber
Grje, fowie eine faljtge S3rimifd)ung , Sufd)lag, burd) weld)e
baä ©cbmeljen ber @rje beforbert wirb.
Slüßßy fttb (ba§), ein große*, im förmliches unb plum-
ved Shier, lebt je^t nur nod) in einer einigen 2frt am
Foe I
(Senegal, 3airt, (Sambia, bem obern 9?il unb an anbern
iproßen glüffen be« fübl. unb mittlem Xfrifa, mürbe aber
onft meit häufiger unb in allen ©egenben am 9iil aefun«
ben, we«balb eS auch ba« Stilpferb beißt. Den Kamen
>J>ferb fyat e« oon feinem, bem SBiebem eines $>fetbe« einiger»
maßen ähnlichen ©efcbrei befommen. <5« bat einen febr
großen Äopf, einen weiten Stachen mit oier ©cbncibejäbnen
oben unb oiet unten unb jwei großen (fcfjäbnen, bie ba« Grl»
fenbein an SBeiße unb #arte ubertreffen unb oft eine Sänge
t>on 26 3. erreichen. Bugen unb ßbren finb f (ein , bie
Beine furj unb btd, unb jebe« mit oier tiefen, bufartigen
3eben befei&t. Der unförmliche Jtörper ifi mit wenigen grau»
febwarjeu paaren bewarfen, wirb an 13 — 17 g. lang,
7 g. boeb unb wiegt oft über 3000 $fb. Bor 3eiten muf
e« mehre 3rten glußpferbe gegeben baben, benn in Stalten,
gnglanb, granfreieb unb Deutfcblanb finbet man in •Ralf»
lagern u. f. w. Änocben oon weit Reinem glußpferben, als
ba« afrifan. ift. Diefe« nährt ftdr) oon 2BafferpfIanjen unb
©erreib«, oerbeert oft in beerben jur SRatt»tj«tt große ©e>
treibefelber unb fcbläft ben größten Stbeil be« Sage« im
©cbilf ober im SJaffer an fetebten gtußfteUcn. Da« SBeib*
eben wirft jährlich ein 3unge«. Srofc feiner Plumpheit
läuft unb febmimmt e« fcbneO, ift febeu, gebt aber gereut
wütbenb auf bie 9Jcmfcben lo«, unb bie 3agb auf biefe
Äbtere ift eine ber gefäbrliebften. ©ie qcfäiebt meift mit
$arpunen, ba glintenfugeln oon ber ftarfen Jg>aut abprallen
unb nuT in bie weisen abeile einbringen. Dennoch ift
biefe 3agb wegra itjr«r guten Ausbeute eine .ßauptbefcbäf»
tigung ber Hfrtfaner, unb in Sttubien bitten bte glußpferb«
jäget eine eigne BolfSclaffe. gleifcb unb gett be« glußpfet»
be« wirb gegeffen, bie 3unge fou* geräuchert feljr wobl»
febmeefenb fem unb au« ber £>aut werben mancherlei ©e»
tätbfebaften, unter anbern ^eitfeben, gefebnitten.
Joi (Daniel), betBerfaffer be« beliebten, in alle €>pra»
eben überfefcten Dtobinfon örufoe, welcher (oonügtieb beutfeb
oon Campe bearbeitet) wol ba« btliebtefte fiefebueb ber Äin»
S Folter
bei geworben ift, würbe 1663 in Bonbon geboren. Siefen
oerfäitbenen bürgerlichen Befähigungen trieb er oon fernem
21. 3abrc an bie ©ebriftftellerei, gettetb aber fo in bie po»
Iitifäen ^arteiftreitigfeiten binein , baß er ju ©efängm'fj unb
BuSfieUung am Oranger oerurtbeilt würbe. &r behielt ieboeb
feinen guten SRutb unb febrieb eine ^»pmne auf ben Oranger.
Cr ftarb in 8onbon 1731. ©ein Stobinfon ift bie ©efcbicbc*
eine« SRanne«, ber in bie weite SBelt gebt, Schiffbruch lei-
tet, auf eine roufte 3nfe( nicht* al« ba« naefte geben ret-
tet , baber nun gezwungen ift, Tille?, wa« ba« Beben an»
genehm unb bequem macht, fieh aus ben bürftigen ÜRitttln
felbft b^ufteQm, bie Statut unb ülufall ihm barbieten, unb
ber entlieh ein Schirr finbet, ba« ihn in bie^eimat jurucB-
fübrt 2tnbere ähnliche gtjäblungen ftnb oon tbm felbft unb
oon Hnbern bem Stobinfon naa)gebilbet worbm, aber mit
weniger ©lucf.
SoWt (oon bem (at. folium, Blatt) nennt man bunne
gefälaaene SDtetauplätteben , ober Blättchen oon buntem 9a*
pter, ©ei ben 5 euch unb bergt., welche ben Orb elffeinen unb bem
©lafe untergelegt werben, umgarbe unb ©lanj ju erb&ben.
Stamentlicb bebtenen ftcb bie 3uwelierer ber ©olbs, ©ilber=
unb .Rupferfolie. Die ©laSftüffe erhalten burtb bie gölte
eine täufdbenbe ^bnlfäfeit mit ben Sbelfteinen. ©tanniol
ober 3innfolie wirb gum Belegen bed ©piegelgtafe* ge>
braucht. Die goltenfchläger fieUen biegolie her, inbeni
fie ba« bünne 2fl et all blech auf SRarmorplatten mit breiten
Lämmern fälagen unb ihm oerfebiebene gärbungen geben.
Wan oerfertigt au« ber golie auch Blumen, golieblu»
men. Da burch bie golie bem jtnpftatl immer ein täufäen -
ber, ihm nicht eigentbümlicher Schein gegeben wirb, fo »er.
fleht man figürlich unter golie jeben frembartigen Beifall, irr-
bureb ber SBertb be« ©egenftanbe« nur fäeinbar erhöbt wirb.
Holter, in ber iuriftifäen Sprache gleicbbebeutenb mit
2ortur, harter, peinlicher grage , ift ein früher häufig an»
gewenbeteö SDhttel, oon Demjenigen, welcher fieb eine« Jpaupt»
oerbrechen« bringenb oerbäcbtig gemacht hat, ba« oerweigertc
©eftänbniß burch Erregung 'forderlicher Schmcrjen tu er»
preffen. JDbmol bie beutfebe Weich«gefe^gebung, befonber^
bie peinliche ©ericbtSorbnung Äaifer Äarl V. im 16. Sabrb.,
bie Änwenbung ber göltet gefefelicb anerfannte, fo blieben
hoch bie oerfebtebenen 2trten berfelben , beren 23erf jeuge unb
©rabe ebenfo unbeftimmt al« bie Dauer berfelben. Die
$rari« befäränfte jeboeb biefe auf hodiffens eine ©tunbe
unb unterfäieb je nach ber ©röße ber jQualen unb ber Be«
fcbaffenbcit ber ftufenweife anjuwenbenben 9»arterwerf*eu^e
brei ©rabe ber golter. 3uerft wenbete man gewöhnlich btc
Daumftöcfe ober Daumfchrauben an, fobann, wenn ber Än*
gefchulbiate bierbureb ju feinem beftimmten unb ausreichen»
ben ©ejiänbntß gebracht werben fonnte, bie fojjenannten
©chnüren unb mblfä, wenn et noch immet leugnete, ali
britten unb lefttm ©rab bie leitet nebft fpan. ©tiefein;
hoch würben biefe ©rabe auch noch burch anbere fOtattern
unb befonbet« ber britte nicht feiten burch Xnwenbung oon
geuer gefteigert Die Daumftöcfe beftanben in eittem
3nftrumente, weute« bie Daumen be« »erbreeber« jwifeben
iwti ei ngef erbten SBetaUplatten fefibielt unb babureb, baf
biefe oermittelft einet ©apraube jufammengepreßt würben,
bie h«ftig|tm ©chmetjen oerurfachte. Bei ben Schnüren
. - - ..„W _ W _ ^ '^V .f # Ali ah ^ a h C\ * _ W - |A * ■ H W ■ t fi. A > ■ jfc m mmm jt %m MM »%* ftk
HPNvVv V»» ^•kr 44 v4l« 44»4 **«f"%liW4>l4 441*4/ Q P MV»ll%i4/4r4# Wil v
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Folter 4
ibrr un büiraeS .ftanf « ober $aarfeil mehrmals am bie Xrme
a^jmgm. JDiefeS Seil würbe nun von jwei fiMtrtntfyttn
*j< uno bergejogen. JScim briften ®rabe cnbücb banb man
bdja ^einigenben an eine Setter, hierauf würben bie
.• nrmtijrtö jufammengejogenen apdnbe bcffelben mit #ülfe
eines Kloben« o trf « brt über ben Kopf hinaufgezogen , oft
tut noch fcbnxre fteineme ®ewicbte an bie güfje gelängt
L-ns Wefdben fo lange vermehrt, als ti bie Starre ber "Blüh
fda anb Sehnen bei Unglücf liefen erlaubte. Dabei brachte
nun qftrehr.lid) noch bie fogenannten fpan. (Stiefeln in Tbl*
nxabnng, b. b- eiferne Schienen, bie an ben SBaben ange«
legt unb burch. Schrauben über brn Schienbeinen jufamj
angepreßt würben. Unter bem Sfucfcn beS ©emarterten
!jj eine Solle mit Stapeln, ber gefpiefte #afe genannt.
3ucb tourbe wot ber Seibenbe mit einem SBünbel Kerjcn
uster ber JBruft gebrannt, wobei bie Kerjen fo gehalten
irurben, baß fte eine fpüje glamme bilbeten. £cn golter»
finalen war e$ jur «Pflicht gemacht, bie einzelnen ©artern
p Sermebrimg beS Schmer jeS langfam unb nach unb nach
ii 2nroenbung ju bringen, auch von 3eit ju 3ett btm ®e*
renigten »iebet Suft ju (offen unb bann mit neuer Kraft
•ben, auf bie Schrauben ju flopfen u. f. ».
Btnn ber Xngefcbulbigte bie golter, ohne ju befennen,
ibaflanben hatte, fo würbe er ohne SBeitereS freigefproeben,
nrojcaen aber auch ein burch bie golter erpreßtes ®effdnbniß
»-tSBemrtheilung hinreichte, wenn eS jwet ober mehre Sage
na$ erlittener göltet von bem Verbrecher außerhalb ber
^attttlammer vor ©criebt als wahr beftdtigt würbe unb
überhaupt baS ©eprdge ber ffiabrfcbeinlichfeit an [ich trug.
Seitab aber ber 3ngefcbulbigte JEhatfacben, bie erwiefen
roaren, ober wiberrief er fpettet fein bei ber golter ab=
gelegtes ©eftdnbniß, fo fonnte bie golter erneuert unb ge»
Wgat werben. — SBie ungerecht, unjuldnglicb unb wiber»
fwäg biefeS barbarifche SRirtel ju ©rforfchung ber SB8afjrt>eit
ergibt ftch fchon barauS, baß bie golter, obwol fie nicht
Strafe betrachtet würbe, hoch bie graufamfte aller Stra*
i mar, folglich ber Unglücflicbe, btr nach berfelben frei»
+<n würbe, fcfjulbloS, unb ber, welcher ingoige ber«
leÖw »mtrtbeilt würbe, wegen ein unb beffelbcn Serbre=
ztai hoppelt gefhaft würbe. Sticht baS JBewußtfein bet
2<buWofigfeit, nicht bie $artndcfigfeit eines oerftoef ten ©es
wty, nur eine ungewöhnliche ©eifteS- unb ÜJcervenftdrfe
vermochte ti, bie j&ualen ber gelter ju überfieben. Schul;
c unb Unfchulbige bekannten baher auf ber golttrbanf
2fflei, »a$ man von ihnen verlangte, unb befcbulbigten fkh
_'t Brrbrecben , bie fie gar nicht begangen, greubtg boten
■i t>era Kichtfch werte ihren «Jtacfen bar, um bem jehnfachen
Isbt ber golter ju entgehen. SBernunft unb SRenfchlichfeit
tobm fie baher auch f<h»n größtentheilö im Saufe beö vori=
•a 3»hrh. auS bem ©erieb (Verfahren «erbannt.
Sathflehenbe 2(bbilbung fr eilt einige ber ©arterwerfjeuge
•:, »eiche bie Gngldnber auf ben eroberten Schiffen ber
('»genannten unüberwinblicben glotte (f. Xrmabal
■■■iix x)te Spanier hatten ndmlicb in ihrem SiegeStau>
ben (fngldnbem fchon im 83orau5 bie auSgefucbtejfen
*«ten jugebaebt unb ftch beStjalb mit goltcrwcrfjeugen
•~ irt reichlich »erfehen. Tlbbilb. A fteQt einen Daumftocf
^ btr oben befebriebenen 2£rt oor, Jlbbilb. B ein eiferne?,
J"W*w mit febarfen Spitzen perfcheneö 4>ald^anb oon
Schwere, Tftbtlb. C ein unter bem Stamen „£>ti
P Fonk
Ähbecfer« aothtet" beranntei Warterinffrumenr. J)ura) bi«
oberfte Öffnung beffelben ftetfte man ben Aopf, burcp bie
heiben mittlem bie Xrme unb burch bie untere bie güfje be*
ju ©arternben, worauf bie ganje ©afchine bureb Stricte
Aufarnmengeiogen unb fo ber AArper in bie fthmerjbaftefte
Sage gebracht unb barin erhalten würbe.
/onto, öffentliche, ba6 Vermögen, welches in ben
Sfaatäfaffen auS fdmmtltchen Sinnahmen )ufammenfüe^t
unb au« bem bie XuSgaben beffritten werben. 3n $nglanb
heißen fo bie 2fbgahen, welche jur SSerjinfung ber Staats«
fchulb fceftimmt finb. Sonft war jebe StaatSfcpulb auf einen
beftimmten gonbS angewiesen, 1786 würben aber alle gonbS
ju ben confolibtrten (b. h- befefttgten, vereinigten) gonbS
oereinigt, auS benen alle 3infen ber StaatSfchulb, bie fdHi»
gen Kapitale, bie 6 i vi Iii fte (f. b.), alle ^enfionen, ©ehalte
u. f. ro. befahlt werben. (S3ergl. StaatSpapicrc.j
Sank (tytttx Tfntcn) , ift befannt geworben burch ein«
1817 gegen ihn eingeleitete Griminalunterfuchung wegen an<
geblicher drmorbung beS Kaufmanns Gönen auS Grcfelb.
g. war Kaufmann in Köln unb hatte ftch 1615 mit bem
^pothefer Schröber in (Srefelb )ur {Betreibung eines ®e<
fchdftö in Branntwein unb Siqueuren vereinigt. Sdpröbtr uber>
nahm bie gabrication unb g- ben S3erfauf. (Is würbe viel bei
biefem ®efchäfre gewonnen, boä) entftanben halb Uneinigfeiten
unter ben SEbeilncbmern unb Schröber fanbte am 1. iRov. 1816
ben jungen 6önen nach Köln, um bie (Bücher g.'S einjufeben.
liefet fanb nun jwar g.'S ©nnabme mit ber «Prima ftota
unb ben {Belegen überemfiimmenb, allein g. weigerte fieb,
ihm feine Hauptbücher vorzulegen. Daburcb unb bureb bie
Fonk f
Ginftöfterungen be* gonffcbenSucbbätter«, £abnenbetn,
vermehrte ftcb Conen'« SRiStrauen. Gr erlaubte ftcb mtbre
beftige Äußerungen gegen g., unb tiefet brach ganj mit ibm
ab. Am 9. 9iov. erfebien inbef ©ebriber fclbfl in .Rom
unb bi«tt nott) an bemfelben Scacbmittage in ©egrawart
Conen'« unb .frabnenbein'« eine Gonferenj im gonffeben
ÄauCe, welche bi« 8 Uhr Abenb« bauecte unb worin man
pd) fo jiemlicb. verffönbigte, inbeß auf ben folgenben «Kor*
gen eine anberroeite Unterrebung fejtfefcte, um fite ©acbe
ganj ins Keine ju bringen. £abnenbein ging mit ©ebri«
ber unb Gönen in ibr ©affyauS unb aß mit ibnen »u
Abenb. Um 10 Übt verließ er fte, G6nen begleitete tjjn
noeb bis in bie SRitte be« Altmarfte« unb ging in ber JRicb»
tung jum ©afifyaufe jurücf; allein er fet>rte in baffelbe niebt
wieber unb war fpurlo« verfcbw,unben. AHe Stacbforfcbun»
gen ttacb ibm blieben frud)tlo«. 3ur Unterfu<bung ber jwi«
feben ©ebröbet unb g. obwaltenben JDifferenjen würbe auf
Antrag @cbr6ber'4 ein ©ebieb«gericbt niebergefebt G« et»
gab ftcb nun, baß niebt ©cbr6ber an g., fonbern vielmehr
biefer noeb an Jenen goberungen böbe. Am 19. SDec. 1816
(40 Sage nacb feinem SJerfcbroinben) war ber geiebnam 66«
nen'8 13 ©tunben unterbalb Ä6ln im Sfbein gefunben wer-
ben. 3" feiner bis auf bie aufgeriffenen .Knöpfe feine«
StocfcS unverfehrten JUeibung fanb ftcb noeb f«n« golbene
Ubr, bagegen vermißte man fein Äafcbenbucb. Außet be*
beutenben Verlegungen am Äopfe wollte man aueb am
.f>alfe nacb ber ©ruft ju ©puren ber Grwürgung bemerft
baben. SDie ©ericbtaarjte etflÄrten, baß Gönen ermorbet
worben unb bie SBunbe an ber Stint wol »on einem
©cblage mit einem febarffantigen SBerfjeuge (etwa bem
JRücfen eine« fogcnannnten IBanbmeffer« ber gaßbinber) ber»
rubren möge. ^Dagegen fpracb ftcb ber 9>rofeffor Dr. SBat»
tbct in SSarbucg babin au«, baß ;}u ber Annahme von
Verlegungen am lebenben .Körper ferne Anzeigen vorhan»
ben, auch bürfte ju berüefitebtigen fein, berß ber bureb
ben GiSgang fortgetriebene itörper fetir (eiebt erji im ©affer
feine SBunben emsfangen haben fönnte. Auf ben mebrmal«
abgewiefenen, aber enblicb für jtattbaft angenommenen An»
trag be« ©cneralprocurator« bon ©anbt würben g., gegen
weichen oetetts im yuüucum tKroacpttcje tseruepte oeroreitct
waren, unb beffenÄüfer, Gbrijtian ijamacber, welchen man
wegen eine« anbern Grceffe« febon längere 3eit im policei»
lieben ©ercabrfam hotte, in Anftagejlanb verfemt unb ber»
baftet JDurcb oerfebtebene «Kittel fachte man angeblicb au«
^amacber, welken man für einen 5Kttwt(Ter ber Xtet anfab,
ein ©eftänbniß berauSjubringen , wa§ berfelbe aueb babin
ablegte, baß g. mit feiner Scibülfe G6nen ermorbet fyaibt.
%. leugnete bagegen unb $amacber wiberrief f»iter fein ©e»
jtanbmß, fein »ruber aber, ber nad) feinet Au«fage bebülf»
lieb gewefen fein foHte, ben Seicbnam in« ©affer ju wer»
fen, leugnete feint fi3eibülfe ganjlicb unb ftarb im SBabn»
finn. Am 23. 3un 1818 würbe bon bem ^rei«gericbte in
Srier auf Anflage gegen ^amacber ertannt, g. unb ^>ab»
nenbein, weldjen man ebenfall« mit in bie Unterfucbung »er»
roicfelt b<>«e, würben aber freigefproeben. »alb aber würbe
g. von 9leuem eingebogen, aQetn von bem AnNagefenat in
Jl6ln ebenfaUS freigefproeben, Aamacber aber am 31. Ott.
1820 oon ben Afftfen in Äner ju lßjabriger 3wang«>
arbeit verurteilt. Ücacbbem g. enblicb <"n 3. 9lov. 1820
jum brirten SRal« eingejogen worben war, würbe et am
> Fontcvrand
9. 3un. 1822 uon bem ©efebwortnengeriebt ju Äriet mit
einer 9Jcebrbett von jwei ©timmen für fcbulbig erfl&rt ©e»
gen biefe« (Srfenntniß wanbte er ,war ba« Äeebtömitttl ber
Gaffation ein; allein ba baffelbe ber gorm nacb febletlo«
war, fo würbe er »om 8?eoifion«bofe ju SJerlin abgewiefen.
©agegen fpracb ibn, wie aueb fiamacbern, eine fön. Gabi»
neföorbre eom 10. Aug. 1823 frei, weil ber Äbotbefianb
nirfit erwiefen fei. g. erhielt bierauf eine Anftcuung ju ©oeb
bei Gleoe, wo et 1781 geboren worben war, unb parb b<u
felbjl am 9. Aug. 1832.
Fontanelle wirb eine funfilicb oerurfaebte unb bureb
ba« Ginlegen üon Grbfen unb dergleichen abjtcbtlicb in Gtte»
rung gefegte unb unterhaltene SBunbe genannt, bie man
anlegt, um bei brobenben ober febon »orbanbenen &x<mh
beitSjuftanben innerer eblerer Äbeile be« Jtirpcr« eine beil»
fame Ableitung nacb ber äufern Oberfläcbe beffelben gu
macben, fo j. SB. bei langwiertgen Gntjünbungen , Giterung
ober Serfcbwdrung in ben Eungen, in bet ©cbleimbaut be«
Aeblfopf« unb ber fcuftrö&re, bei bartnäefigen Augenent^ün*
bungen u. f. w. 3e nacb bem gefäbrbeten Gingeweibe wäblt
man jur Anlegung einet gontaneOe mfebiebene ©teilen bea
Äirpcr«, immer aber gern folebe, wo viel 3cÜjloff unter
ber Sbaut liegt unb bie ©egenwart einer SBunbe am wenig»
flen beldfrigen fann, fo 5. iß. an ber äußern ©eite beö
Oberarm«, an ber innern be« ©cbenfel«, an ben SBabcn,
an ber Srufl gwifeben jwei JRtppen u. f. w. £)ie gontaneQe
muß ein» ober jweimal tdglicb, je nad.it eni fie mehr ober
weniger flarf eitert, verbunden unb immer gebirtg rein ge»
^alttn werben. SBirb bie Giterung ju bccrailuiicb, fo muf»
fen einen ober iwei Sage binbureb bie Grbfen weagelaffcn
werben; bittet ftcb, wie bie« juro eilen bei ftarfer Gtterung
ber gaQ ifl, im Umfange ber £1 einen SBunbe fogenannted
wilbe« gleifcb, fo wirb bie Gntfemung beffelben bureb Agm
mit ^)6Qenfletn notbwenbig; magert enblicb ber XbeU, an
welchem fld> bie gontaneQe befinbet, ab, fo ift c« ba« Sefle,
biefe in einer anbern Äorpergegenb anjulegen; nie barf man
aber eine gontaneöe febnefi jubeilen laffcn. — gontanelle
nennt man aueb bie häutigen 3wifcbenraume, welcbe bei bem
ungeborenen unb neugeborenen £inbe in ben ©egenben be§
©cbäbel« üorbanben ft'nb, wo ftcb fpäter nacb »oHenbetct
SJerfnöcbtrung bie SBinfel ber Änocben ffnben.
/tmteDraul», fo viel wie Gbralbäbrunnen, wat eint
berubmte Abtei in einem Z^ait an ben ©renjen »on ?>oitou
unb Anjou in granfreier), welcbe von Wobcrt von Arbriffcl
geftiftet würbe. ■ SDiefer, um 1047 geboren, %attt ftcl>
bureb «in fhtnge« geben unb bureb eifrige fBußprebigten m
ben 5Kuf ber ^eiligfeit gefegt. Gr )og mit großem Anfeben
in granfreieb umber unb fucr)te namentlicb gefallene ÜRab*
eben unb lajterbafte grauen jur Sugenb xurürf^uführen.
3n S3egleitung einer großen SRenge von itun oefebrtcr SRän*
net unb SBetber fam et in ba« £Kti von g. unb fdWir \
bier feine Kütten auf. greiwilltge ©aben fegten ibn fralb
in ©tanb, ber unter feinem Ginfluß ftebenben ©efefffebaft
eine fefie Ginricbtung ju geben. £)ie grauen unb SRanner
würben boneinanber gefebieben. ©er Orben von g., tote
fieb biefe JcloftergefeUfcbaft nannte, würbe vom Zapfte be*
fiätigt unb breitete ftcb balb über granfreieb, unb felb^ nad>
©panien au«. Sttcbt wenig mochte jum Anfeben beffelben
ber Umflanb beitragen, baß Arbriffel fogar bie Jtonigin
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Batate bewog, fn ben JDrben ju treten unb bie ftrengen
SBifungtn, welche berfelbe auflegte, au übernehmen, weil
f« ibtm frühem ©emabl »erloffen hatte, um fid) mit bera
Jtimge ^bilip» L »Ort granfrcicb. ju »ermäßen. Äurj 00t
totem 3,ot t ubertrug Brbriffel bte Öberaufficbt über ben
grau unb fefcte für aQe golge feß, baß ftetS
äiK Jtau ©enerol bei DrbenS fein foHte. 25te itbtifjtnnen
rrn g. waren meifi anS febr oornebmem ©efeblecbt unb
Bctben unmittelbar unter bem tapfre. ÄS nach SKilberung
:a ftrengen Kegel bei Cr ben? , welche fid) ber bei b. SSene»
:::: analog , im 14. 3ahrb. Unorbnungen in ben Jtläftem ein»
jeriffen waren, verlor ber JDrben an Enfeben, beftanb aber
iocb bis §ur fron}. Steoolution, wo er aufgehoben würbe.
fovült , ber wegen feines angenehmen unb feinen ®e>
icbnucH tciiebfefic glußfwb, gebart in bie (Staffe ber Kaub.
i:±c, »eil er fieb. ton Keinem giften, SBürmern unb 3n-
fefttit näbrt 2)ie gemeine Seich» ober {Bachforelle bat
com cunfel olwengrün gefärbten Kiefen mit bunfelbraunen
mitten gierten, ift an ben leiten gelb mit frönen rot den,
graublau eingefaßten glecfen unb auf bem Bauche weiß unb
um ben föwarjen Hugenftem eine rotlje (Rnfaffung.
"it gewöhnliche fcänge ber gorelle ift 1 g. unb ihre ©cbwere
etat V* $funb, febwerer als b6cbßenS 3 ?>funb wirb fie
sie. 6ie fommt auf ber ganjen ffrbe »or, liebt aber wx>
,ujS»tife flare unb falte ©ebirgSwajfer mit ÄteS« unb
Steragrunb, febwimmt frfmell unb gewanbt unb macht oft
xrofe Sprünge nach ben über bem äöaffer binfcbit>cbenben
Safefta. Rubere Xrten (inb bie ©olbforelle unb bte
iiiifii ober Seeforelle. Sn Seieben laffen fub bie go»
«Um nur unter günftigen Umfidnben bitten. SRan fängt
-. mit f>amen, Sieufen unb Ingeln. BuS bem SBaffer ge«
brjtfet, perben fie bau), wenn man fie triebt gleich wieber
in mfdjeS SBaffer bringt. 3m Sun. iß ir>t gleifch am febmaef»
baftefien unb man »übt bie (leinen Bachforellen allen übri>
?en bot. ©ie muffen balb nach bem $erauSnebmen auS
im SBaffer »erjebrt werben, weil ihr angenebmer ©efebmaef
f«b balb »ediert
iorm. £aS ttußere, bie ©eftalt eines ©egenflanbeS
ai tJegenfabe gegen beffen ShmereS, ben Sn^alt 3eber
Mturlicbe ©egenßanb bot feine eigenrbümlicrie gönn, eine
?cna, bie fid; ber 3nbalt felbft gibt, bie alfo notbwen»
m ift. 3n biefer SBeife ift bie ©eßalt ber srtjterc unb
'P^injen unb bie frr>ftaHintfcr>e Bilbung ber Mineralien mit
-in 3m)alte *ufammenbängenb. SBillf ürlicb bagegen ift
M«Böna aller Dinge, welche SBenfcbenwerf finb. 3nbem ber
Rtnfü) bie ©egenßanbe ber Statur »erarbeitet, läßt er ibnen
»a)t u)re eigentümliche germ, fonbern gibt ibnen eine an>
■t't bureb feine SBidtur beftimmte. Da biefe gorm mehr
** »eniger öon bem »elieben beS einzelnen abfangt, fo ift
jufallig. gormloS ift im ©runbe nid)t8, abereSfann
J fein, baft bie urfprüngütbc gorm oerwifd)t ober üben
-~«t nid>t in bie 2lugen faflenb Ift. — gor m eil ift, waS
''tn bat. Die gönnen beS gefeQigen geben? finb bie ber=
:jinfi<ben Urten, fid) in gewiffen JüerbaltnitTen ju beneb«
ber f6rmtid)e SOlenf* beobachtet fie, aber man pflegt
;:.kn fo )U nennen, welcber biefe Beobacbtung aufläßige
> not, unb fo, baß jenegormen ju etwas nur ttufkr*
*nn berabfinfen unb nio>t wabre Äußerungen feines 3n»
-mi finb — SotmaliSmuS ifl baS bloße, ben 3nba«
r>emad)läfTtgenbe ©erücffid)tigen ber gorm, — 9Ran »etßebt
ferner inJtünften unb ©e werben unter gormen aud> SBerf;
xeuge, welche inwenbig bobl finb unb baburd), baß fie eine
weiche ober ftüffige, noch ber erftarrenbe SRaterie in fid; auf-
nehmen, biefer eine beftimmte wiöfürli(be gorm, erth eilen.
/ormtl beif t ieber feft eingeführte ZuSbrucf jur Bejeicb»
nung eines gewiffen ©inneS 1.5. JÖ. 2lbenbmablöformcl, Sauf»
formel, GribeSformel u. f. w.), t»her namentlid) in ber Wia-
tbematif bie aQgemeinße (algebraifcbe) XuSbrucfSweife einer
mat&ematifeben ffijabrbeit, welcbe fid> auf ben einjelnen gall
anwenben läßt, wenn man ftatt ber allgemeinen bie be»
fonbern für ben einzelnen gall geltenben iSJcrtlje in fie fefct
nnb baS in ir)r angezeigte WecbnungSoerfabren auSfübrt. —
gormalien ober gormalitdten werben bte Xußerlid):
feiten genannt, welche ju beobachten finb, um eine $anb>
lung recbtSfräftig ju machen. ©0 ift g. fÖ. nöthig, baß ein
JCeftament »on Beugen unterfchrieben fei u. f. w. Diefelben
finb tbeilS gefefelidj feftgefteUt, tbeilS burch ben ©ebrauch
eingeführt. — ©ich gormalifiren h«ßt fith miSfäUig über
etwas Äußern, eS übel nehmen.
foxBt nennt man jebe mit 8aub» ober 9labelbolj (gorft»
bäume, f. ©au m) bewaebfene gläche SanbeS, welche nach ben
Kegeln, bie Erfahrung unb SBiffenfcbaft an bie $anb geben,
benu|t unb gepflegt wirb. Diefe 8?egeln lehren bie gorft«
wiffenfehäften, welche auf eignen ©chulen (gorftafa«
kernten) »orgetragen werben unb im gorftwefen jur
oenbung fommen. Xußer 9hth« unb ffirennholj liefern
bie gorften auch Sichel* unb Buchmaft, ©rafung, ^arj,
Saub, Pohlen u. f. w. SRan unterfebeibet in JBeuig auf
bie JBenu^ung Jg>od>>, SRittel» unb SRieberwalb. 3n bem
erftern läßt man baS Aolj feine natürliche ©räße ooBfom:
men erlangen unb erßrebt ben XnwachS neuen $oljeS burch
©amen; bei bem Stieberwalbe wirb Nachwuchs burch baS
2(u§f<blagen ber ©töcfe unb SBurjetn gewonnen. 3n bem
9Rirte(wa(be wirb fowol burch Befamung als burch XuS:
fchlag Nachwuchs erftrebt. — 3Da8 gor ftr echt umfaßt
fämmttiche 9?ecbte, welche in «nfebung ber gorften ftattfinben,
unb bie [ich auS ber 9latur ber ©ache ober ber ©ewobnheit
ergeben, ober enblich in ben befonbem gorßorbnungen
unb ben allgemeinen fcanbeSgefefeen auSgefprochen finb. 2Me
gorften finb entweber ©taatS-. (lanbeSberrliebe JBannforften)
ober q>ri»atwarbungen, unb bie »echte an benfelben entfprin»
gen entweber auS ber ganbeSbobeit (gorßregal) ober auS
bem Sigentbume, welches lefetere auch bem ^rioatmanne
ju fleht. ÄuS ber ganbeSbobeit (ber Legalität ober forfllichen
Jg)en[icbfeit) fließt baS 8?e<bt ber ©efebgebung unb Dben
auffiebt über fämmtliche gorften , vermöge reffen ber SanbeSs
hen gorßorbnungen geben, gorftbebiente unb gorßämter ein-,
feben, eine peefmäßige »emirrbfehaftung fämmtlicber SBal«
bungen oorfchreiben barf unb bie nätbige gorßpolicei w
»erwalten r>at. 2(hS bem <5igentbume ber ©albungen fließt
baS {Recht, jbol* ju fäßen, welches inbeß an beftimmte forft.
polieeiliche Sorfchriften gebunben ift, bamit feine $ol}«er>
wüflungen ftattfinben unb in golge berfelben ^oljmangel
enrßehe. SBerfchieben baoon ift baS »eholjungSrecht,
welches eine JDienftbarf eit (f. b.) ift, »erm6ge weither
3emanb baS Stecht hat, in ber Salbung eines Hnbem $olj
8U h<tuen. 3n ber Siegel ift baS #oljbauen aber bloS auf
baS eigne »ebürfnift beS »erechrtgten befebränft. Cine wio>«
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Forster (Joh. Relnh.) 1
tige ©albnu|ung tfl ferner bie SRaftung unb Cicbellefe.
DaS Stecht baju ift gleichfalls als bloge golge beS SBaO»
«gentium* ju betrachten. 3nbeffen wirb folcbeS t>on ben
gorftbtrren häufig balb als Servitut auf immer, balb au*
burch bloße »ertrage auf einjelne Sabre überlaffen. 3u ben
geringem SBalbnufcungen gehört baS Stecht auf bie SBinb»
brüche, b. i. auf bie vom 2Binbe abgebrochenen 3tfie, baS
Stecht, grüne5 Saub jur gütterung ober bürre« jur Dün>
gung ju fammeln, baS »efenreiferfchneiben, ^arjfammeln,
baS $ecb: unb Äoblenbrennen u. f. w. ©ehr mtn ift
inbeß bie grage, ob bie Sagbgerec&tigfeit (f. 3agb)
ein Ausfluß beS CigentbumS ober ber SanbcSbobeit ift. 3«be
XSerlefcung ber beflebenben gorfrrecbte i|t ein gorflfreiHl,
roetcbec com Staate bejhaft werben muß.
foreltt (3ob. 9fetnf>oIb), berühmt als 9taturfotfcbet unb
Begleiter 600 f 'S (f. b.) bei beffen jwetter Keife um bie
erbe, würbe am 22. Dec. 1729 in Dirfcbau, »0 fein S3a*
ter JBürgermeifter war, geboren, g. wuchs bei ber Jtranf*
liebfeit feines SkterS ohne befonber« forgfalrig geleitete Cr«
jiebung auf; naebbem er ein 3abr bie ©cbule in 9Rarien>
roerber befugt hatte, font er im 15. 3abre na* »erlin auf
baS joacbimStbaler ©omnaftum, wo er ftcb »orjugSweife
auf bie Crlernung ber neuern Sprachen legte. Stach bem
SBiUen beS SBaterS foOte tr in $aUe bie Stechte (lubtrenj
er wä()(te aber bie SKbeologie, »orjüglicb weil er babei
©prachfhtbien treiben tonnte. Sftit 24 Sohren würbe et
»Prebiger in Staffenbuben bei Danjig, t>err>etratbrte fub unb
fam baburrb bei einem Reinen ©ehalte in eine fehr miölifbe
Sage; baju fam, baß er jum getftlichen Amte feinen JBe»
ruf batte. Cr trieb feine AmrSgefcbdfte nur als Sieben»
faejie, ftubirte bagegen SJtotrjcmatif , Sänber* unb öölfer«
funbe unb neue Sprachen. Siaturfunbe fing er erfl an ju
treiben, naebbem fein ältefter Jtnabe, ©eorgg. (f. b.), groß«
SSißbegierbe J«gt«, bie Kamen ber Staturgegenftanbe ju et»
fahren. Die »efanntfebaft mit bem ruff. Steftbeuten in
Danjig eerfebaffte ihm bie Auffoberung »on ©eiten ber ruff.
Regierung, bie ©egenb um ©aratow unb an ber Söolga,
wo .Katharina IL frembe Coloniften aufgenommen hatte unb
noeb nubre anftebeut woQte, ju unterfueben unb barüber
SBericbt ju erftatten. Gr entletigte ftcb biefeS Auftrags in
Begleitung feines ©ebnes unb befam nun ben flJeft&J, cm
©efefehueb für bie Golonijten auszuarbeiten; ba er aber trofe
allen SRüben für biefe Arbeit feine fBelobnung unb für fein
tnjwifcben aufgegebenes $rebigtamt feine Cntfcbäbigung er«,
bielt, fo entfcbloß er fub, in Cnglanb fein ©lücf ju »erfu«
eben unb reifte mit feinem ©ebne ©eorg babjn ab. £ier
nährte er ftcb anfangs »om Berfaufe ber aus Stußlan^ mit«
gebraebten ©eltenbetten unb vom überfegen, würbe bann
Eebrer an ber Xfabemie in SBarrington , wohin er feine $a»
raitie naebfommen lief. Vber balb gab er bie ©teQe wieber
auf, lebte nun in gonbon febr Mrgltd), bis fr ben Äntrag
befam, ben öapitain Goof auf feiner jweiten Äeife um bie
6rbe ju begleiten. Cr willigte mit Vergnügen ein, nabm
feinen 17j<lbrigen ©eorg mit, febiffte fi* «m 11. 3uL 1772
in fHomoutb. ein unb nach brei Saferen, am 30. 3u(.
1775, flieg er in Cnalanb wieber anS ganb. 3r*t wollte
er eine ffiefebretbung feiner Steife befannt machen, aber ber
SRinißer oerbot eS tbm, weil eS gegen ben mit ihm gefcblof«
fenen »ertrag fei. g. glaubte baS Verbot babunb ju um»
I Förster (Job. Adam Georg)
geben, baß er feinen ©obn bie JBefrbreibung auffegen He§;
aber er büßte babureb bie Seiofynung ein, welche ihm «ort
ber engl, Regierung jugejubert worben war. Äußerbem er»
litt er noch anbere Jtränfungen in Cnglanb, bie fein febr
reijbare« ©emütb oerftimmten unb ihn ju b«ftig<n Äuge»
rungen »eranlaßten, bie ihm viele geinbt machten. Cr
mußte in ben naebfien 3«hr«n mit feiner gamilie in großer
Xrmuth febmaebten unb würbe entlieh ©chulben halber fo*
gar tnS ©efängniß gefegt. Daß ihn bie Unioerfität JDrforb
jum 2>octor ber {Rechte machte, fonnte feine Sage nicht
»erbeffern; enblich rettete ihn gnebrieb ber ®roße, ber auf
ü)n aufmerffam geworben war unb ihn 1780 als ^)rofeffor
ber Siaturwiffenfchaften na&§aUc berief, wo er bis an fei»
nen am 9. 25ee. 1793 erfolgten Sob blieb. J£>itr nüfcte et
weniger burch feine fonft fet)r anjiehenben Sorlefungen, als
butcb tfberfegungen ber neueflen S?eifebefchreibungen unb
Ausarbeitung fehr frbagbarer naturwifferrfchaftlicher unb eth-
nographischer Sffierfe. Cr würbe jum ©octor ber ^>r>tlofo-»
pbte unb SKebicin ernannt, erhielt ben SEitel eines ©eheim»
rathS unb bie meiften gelehrten ©tfeUfchaften CuropaS nab«
men ihn jumSRitgliebe auf. Aber feine oft unüberlegte $ef»
tigfeit, feine ©erabheit jogen ihm manche SBerbrießttcbfettcri
ju, unb ba er nie^auS ju halten »erftanb, auch baS€picl
Ieibenfchaftlich liebte, fo hatte er oft mit SJahnmgSforgen ju
fampfen unb fam nie auS feinen ©chulben berauS. 83on
biefer ©cbattenftite abgefehen, war fein ßharafter »on einer
feltenen S3ieberttit unb ©urmütbigfeit; hatte er 3«nanb
burch fein polternbeS SBefen beleibtgt, fo ruhte er nicht eher,
bis er ihn terföhnt hatte. Cr ließ gern frembem Söerbtenfie
©ereebtigfeit wiberfahren, fchmeichelte aber nie, war offen
unb t>on einer unerfcbütttrlicb frohen Saune.
Jorßttr (3ob. 3tbam ©eorg), ber dlteffe ©obn be« be*
rühmten 9?eifenben 8?etnholb g. (f. b.), würbe am 26.
9iot>. 1754 in 9iaffenbuben bei Danjig geboren. Cr jeigte
balb üorjüglidbe ißegierbe jum Semen unb auSgejeicbnete JA»
higfetten unb gab burch feine Siebe jur 9taturfunbe feinem
JBater bie erfte SJeranlaffung , ftcb felbfi mit biefer ©tffem
fchaft vertraut ju machen. Der Jtnabe war ber uujerttenn»
liehe ©efährte beS SkterS in ter ©tubirjtube wie auf ber
3agb. 3n feinem elften Jahre begleitete er benfelben auf
beffen Keife in Sfußtanb. «Racbbem er nach ber Kücfferjr
in Petersburg unter ber Seitung beS 83aterS feine ©tubien
fortgefeßt hatte, ging er mit tiefem 1766 nach Cnglanb.
3m folgenden 3«hrt nahm ber Kaufmann gewinä in Son^
bon ben 13iährigen Jtnaben, ber Deutfcb, Cnglifch, gran^
jöfifch unb JKufftfcb eerftanb, in fein Comptoir; ba ober
tiefe SebenSart feiner ©cfunbbett nachteilig würbe, fo nabnx
ihn ter SBater, ber inbcjfen ^rofeffor tn SBarrington gewor
ben war, mit borthin. 3n ben 3abren 1772—75 begleitete
er feinen SJater auf brffen Steife um bie Crbe unb erwarb fid?
währenb berfelben bie befonbere Siebe GoofS, eine« fonfl
fehr rauhen ©eemannS; nach ihrer 9tücf|<hr übertrug tbm
ber SSater bie ÄuSarbeitung ber Stetfebefchreibung. . Z>it be«
ftantigen ©eltoerlegenhciten beS SiaterS nötbigten ben taleu t
ooQen ©obn, febon früh feinen eignen Unterhalt ju fueben ;
er reiffe beShalh na* f)aris, wo er ben WaturforKb« 23 " f
fon (f.b.) fennen lernte, bann nach ^oHaitb unb roolltc
oon ba nach Sierlin gehen, als er ton bem Sanbgr<fen »on
Reffen ben Antrag erhielt, eine 9>rofeffur ler S?aturfunt>e
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tn tet Eftrt«af abtmt« in Äaffel anjuner)men. -frier «rbet»
tctt r von 1778—84, wo er einem Stufe ber Äaiferin
li^oiiu n. nacb SBilna al« ^profeffor ber SRaturfunbe
feilte. Dort crofftiete für) ibm eine neue Ku«fic$t ju einet
Sefe um bie Ctbe. Äatbarina rooQte eine folci)e (frpebition
NKfljiaues, bie- g. al« £iifroriograph begleiten foUfe, aber
(er $Ian jerfötug ficb wegen fce§ 2tu6brud)$ beS Surfen«
tag«. Da er feine 9rofefjur bereits aufgegeben fyattt, ging
ftp^neXmt nach, ©ötttngen, reo er ficr) al« ©cbriftfteller
W&ftigte, Ml ü)n ber «Kurfurft »on 2Rainj fu feinem S3i»
i:iett)tfar ernannte. <Sr blatte ficb inbeffen mit einer JEocfc»
te M berühmten Xltertb^mSforfdber«, ^>ofratr)d #evne in
geringen, terbeirotbet unb ftanb feinem neuen Xmte in
äSänj «on 1788 —92 mit HuSjetcbnung »or. 2K8 in bie»
fem 3»&re ber franj. ©enerd ßuftine SRainj eingenommen
■'-'■■'■> i«9*e ficb g. pl6fettd? ganj »erinbert. Der fonft fo
Mr. feinem 8anbe«r)errn ganj ergebene 2Rann trat jefct al«
Ärpublifantr auf; er mar einer ber&rften, bie einen 3<ifo»
iinrrtlub bübeten, ber fic& mit bem <5lub in f>ari§ in S3er«
biscizrtg fefcte. SJalb barauf fdt>icfte man it;n al« Äbgeorb»
neten rtacb $ari«, um ben 9tationalcon»ent ju erjueben,
2?jiiu ber franj. JR epublif einjuoerleiben. 3n ?>ari« farj er in
in Stobe bie ©reuel ber Revolution unb erfannte feinen gro«
ia 3rrü)um. ©eine ebte ©eele war baburcr) tief nieberge»
tagt; er war an ftd> felbft ine geworben; baju fam, ba{j
Ot freufen, al« 8Rainj »on ibnen wieber eingenommen
wirrt«, feine JBiicber unb ^>anbfcr)riften in JBefajIag nahmen.
Gr übergab bafcer feine grau unb Äinber feinem greunbe,
tan gtgationSratbe £uber, wollte, ba alle feine ^offnun»
gen unb XuSficbten buro> feine eigne Unflugbeit »ereiteli
«rm, nad) JDftinbien gehen unb ftubirte, um fia) oor*
jubtreittn, bie morgenlanb. Spraken. 2Cbcr ber »ielfacbe
Summer blatte feine fcebenSfraft jerftört; er ftarb in 9)a»
ri an 11. 3an. 1794, beflagt »on 3fllen, bie ir)m, bem
!:tb«nS»urbigen unb geifheiefem Spanne, nar)egefianben bot-
to. 6eine „{Reife um bie SBelt", fowie feine fleinen
2<triftm, »or allen feine „anfkbten »om SRieberrbein, »on
Srabant, glanbem, 4j>oHanb, dnglanb unb granfreieb"
tibra ibm einen er)ren»oUen 5>lafe in ber beutfeben gitera»
t-trf<bafft
/ortuna nannten bie alten Siärner bie ©Min, bie ba«
r&tf unb UngUicf ber SRenfcben leitete. ©ie gaben ir>r
«rfa)iebene auf bie Saunen, ben SBecbfel unb bie »erging»
Weit be$ ©lütf§ beutenbe Attribute. 2>ie genferin be«
cii&ialt bejeidmet ein JRuber, bie gulle ber ©uter, bie
k p fpenben »ermag, beutet ein güühcrn an, ba« roflenbe
--■ ben SBe^fel unb bie glücbtigfeit beä ©lücfs, MeSttti
bie ®röf e ber 4?errf*aft. ßuweilen fmb ibr bie Zu*
^a»e*ttijben, benn ba« ©lud ift blinb. ©ie tragt einen
^tityumlicben, ^)oloö (3;r;urmfrone) genannten Jtopftpu(|.
*• griea). D)id;ter ^>efiob nennt fie eine Socfeter be« Öf ea»
M I (f. b.) nnb ^Pinbar be»eidbnet fie al§ ©eftwefter ber ba8
^4«IWsbeT 9Renfcr>en fptrmenben §)arjen (f.b.). 3(>«
- ^rrug ging »on ©rietfeenlanb au«. 3u 9tom t)atte fit
" '•( Zonpel; feiet fjatte fte ftctj aucr), nadr) ber ©age,
wolle. JBalb b.efft ff« SBonnefpenberin, ba» Urheberin be«
©enb«, jebenfaQ« ift fie launenbaft unb juweilen fogar fa>a.
benfrob. 25ie J»6met bilbeten be«balb bie gortuna nie geftü.
i:icoB fU bie game Seit burclflogen batte, enblicr) auf
^an »ilfltinifcr>en -£ugel niebergelaffen unb ibre glugel ab»
W «U 3«<«>en, baf fte für immer in 9Iom wobnen
gelt, ©ie blatte inSrie^enlanb, wo man fieSCp ^e nannte,
unb in Stalien metjre berubmte äempel. 3u Xntium erteilte
u)re Silbfaule Crafel (SBeiffagungen) burcfi £uwinFen ober
buro> Soofe. 3n $ranefle wibmetert fidE? »orjugSweife grauen
iforem Dien(re.
forum t)ief bei ben Wörnern jebet ?)ta|, wo £ffentlidt>
Warft unb ©ericr)t gehalten würbe. 8?om hatte jur 3eit
feiner griften 2tu«beb,nung 17 folajer $1%, unter wela>en
ftd> ba« fogenannte grof e ober r6mif4>e gorum, wo fia>
feit bem ©runber SJomulu« ber rimif^e ©enat unb ba«
Soft bei allen wichtigen Serbanblungen m »erfammeln
pflegten, bura) $racr)t unb Umfang auszeichnete. 6« war
biefe« gorum ein runber $>lafc am gufje be« capitolini»
fdben £>ügel« (f. 9?om), ring« von bebeeften ©ängen unb
ftufenformigen eTb&bungen jum ©,^tn umgeben unb mit
einer großen SRenge ©tatuen »erjiert, unter welken ficb
vornehmlich bie »ergolbeten ©tatuen ber 12 oberften ©6t>
ter üuSieichneten. Se^t heipt biefer ^la^ ber £)^fen>
plad (Campo vaeeino), unb »on bem einft wtltberut)m«
ten r6mifc^en gorum fie^t man jeftt nur noer) Srummer,
wie bie umfieb.enbe 2tnficf)t beffelben jeigt. ^)ier unb ba
ift ber wüfte, unebene unb febmujige ^ptaft mit SBdumen
bepffanrt, unb an SB oeben tagen halten hier eine Wenge
mit {Büffeln unb £>cbfen bekannter SBagen mit ©trob,
^>eu, 8eben«mitteln unb bergl. belaben. — S5ei un« be»
beutet gorum in ber ©eriebtafpraebe no$ bie ©ericbtSftelle,
welche ffreitige JR echt Ställe ju entfebeiben bat, barnt auch; bie
ritbterlio)e ©ebörbe, ben ©ericbtsftanb unb bie ©eriebt«.
barfeit, unb man fagt: „Die« gebort vor mein gorum" für:
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fwitf ßvfepb), ^xrjog von ©tränte, ber berühmte
qWiccuninifter 9lapoleon'*, rt>urbe cm 29. SRai 1763 j«
Saafd geboren. Sc »42Tb 1792 im Anfange ber fran;.
ffflwfation $ um 5Df ttglteb« be* 9lationalconoent* geroablt unb
tat ffl ben 3af obinerelub. .§ter mochte ei für) halb bemerf»
kr unb würbe mit roicbtigen ©efrbdften beauftragt. 3m
Ccnwnt ftimmte er für bot Stob be* Jt&mgS; ober obgleich
et M im Allgemeinen ber fcrrfcbenben Partei anfdjloß,
ncbbe bureb ein ©vftem be* ©cbrccfcn* einen belfern 3u=
gab b/rbeifubren wollte, fo jeigte er hoch eine ©elbfldm
bigreit, welche ihn ben Äkfchulbigungen ber ^Parteien au*»
fe(te. SRan blatte ihn jum $)rafibenten be* Safobincr»
rfsM gewählt; aber RobeSpterre , ber mit unerhörter ©rau-.
fraÜt herrfebte unb beSmegen von g. angegriffen wor-.
ba war, Ragte it>n ber Hinneigung ju ben Briftofraten
jn nnb g. würbe au* bem dlub geflogen, hiermit wäre
fem Berberben entfobieben gewefen, aber RobeSpierre felbft
würbe gefrurjt. ©ne gemäßigtere Partei fam jur .öerr»
ftbaft unb biefe verhaftete g. 1795, weil er bie Swaß;
rtje« be* ©cbrcefenfvflem* wieber in Änwenbung ju brirts
gm rirn). Die balb nach her auSgefprocbene allgemeine Umnt-
pt gab ihm feine Freiheit wieber. Unter bem Dircctorium
trabe %. 1798 ©offebafter bei ber cifiulpinifcben Republi!
m* 1799 $oliceiminifler ber Republif gTanfreieb. 3CI* fot
in jeiebnete er fub bureb ©ewanbtbeit, Sbätiafeit, gefrig»
frt unb SButr) au«, unb unter ben febroierigften SJerbält;
niftn mußte et ben Angriffen aller Parteien ©iberftanb ju
leijlcn. SRachbem Bonaparte befonber* bureb g.'* SRitwir;
big tjonful geworben war, behielt g. feine Stellung alö
WwnninifleT. Da er jeboeb aueb JBenaparte gegenüber
feine ©elbflänbigfeit ber politischen ©efinnung ju behaupten
muffe, fo verfurbtt tiefer fict> feiner ju entlebigen, erfuhr
cber balb, baß et ben Flügen SRann nicht entbehren fönne.
fr mußte ihm ba* nur jwei 3«bre einem Xnbern überge*
bae JRtniflerium wieber ertbeilen unb wiljrenb nun Rapo=
Inn bm Jtampf im ÄuSlanbe leitete, erhielt g. mit Jtraft
Ni Stube im innern granfreich. SBegen feiner ©elbflans
tijfeit fiel er inbeß nocbmal* beim Jtaifer in Ungnabe,
Berte mwiefen, aber balb wieber jurüefberufen. 9iaeb»
bem Napoleon 1814 abgebanft hurte, jog ftch g. von ber
cfrrttlirten JEbdtigfett iurücf unb hütete ftch vor unflugen
Berbmbungen ; al* jeboeb Napoleon jurüeff ehrte , nahm er
euf bie B^ebnung, feine Rücffc&r gefebebe im ©noerjldnb»
nitfe mit jbfrreicb unb Snglanb, ba8 ^oliceiminifierium wie;
'er an. Cr rietr) jeboeb fortwabrenb ju perför/nenben SWafj.
"jeln, bewog enblich nach ber verlornen ©cblacbt bei 8Ba*
W«o ben Jtaifer jur Xbbanfung, trat an bie ©pifte ber
ftpeeng, leitete bie Unterhanblungen mit ben »erbünbe;
tm Richten unb bef6rberte bie Äbrcife 9lapoleon'6. 8ub«
wwXVin. ernannte ibn ebenfalu? ju feinem ^oliceiminifler;
^balb nahm %. feine tSrttlaffung, weil ex feine ©ttflung
»t)t mit ber gewohnten ©elbfiänbigfeit ju behaupten per«
<ne)fc, unb ging al§ ©efanbter an ben faebf. ^yof, bid
M16 baS (Sefeft erlaffen würbe, baä 2tHe, welche für ben
tnbmig XVI. geftimmt unb von Napoleon nach feiner
Wflt>r von (?lba Ämter übernommen hatten, aud granh
«4 verbannte unb ihrer ©üter für verluflig crfldrtc. %.
W*in Deutfchlanb unb lebte hier mit feiner gamilie btS
1« fernem am 26. Dec 1820 in SErieft erfolgten J£obf.
Fox
ioularöfl, goula« beiden au$ Dfttnbien unb (Sbina
formnenbe Sücber, weiche gewöhnlich auf rotbera unb brau«
nem ©runbe mit werfen, gelben obet bunfetn SRußem be«
ttueft ftnb. Sie (ommen in *Pa<Jen von fitben ©tuet unb
werben bcfonberS ju SEofdxntücherrt gebraucht, ©eibene ffou«
(arbS werben je^t aueb in (Snglanb, granf reich, Deutfcb'
tonb, befonberä tn Slberfelb, verfertigt Xucb gibt ti einen
<5eibenfloff, ber goularbS beift, befonber« ju Damen fleitern
verarbeitet wirb unb baffelbe ©ewefe, wie bie eigen tlichen
geularbo hat.
Sonqxu (^eint. Aug., greihtrt be la Motte), ein aui»
gezeichneter ©eneral gnebrieb beJ ©rcfjen, geb. im £aag
1698. (5r trat unter bem ^>erjog Eropolb von Änbalt»
Dcffau in prettfj. Ü^tütairbtenfie unb erwarb fieb bie freunb*
fcbaftliche Suneicjung be3 Jlronprinjen griebrieb von DttufcR,
SBegen Sjci«h«Di$fnt<n mit bem J£)eriog von JDcffau ging
er aber nachher tn febweb. Dienfte. Dvcr; al6 griebrich Ü.
ben Ähron befhegen hatte, rief er g. juruef unb gab ihm
ein ncuerricbtett5 Regiment. 3m ftebeniäbrigen Äriege
jetcfjncte ftch S- flS ©entrallteutenant au«, hatte aber baS
Unglücf, mit 10,000 Wt. von einem bebeuttnb fldrfern 6ftr.
teere unter Soubon überfallen unb nach grofjem Serlufte an
obten gefangen ju werben. Cr blieb, weil er jebe* Än»
erbieten, in iflr. Dienfie ju treten, abfchlug, bi« ju Abs
febluß be« griebenS gefangen, trat bann »lebet in »reuß.
Dtenjle unb ftarb 1774.
fonqui (griebr., greifen be la SRottc), ber Cnfel be5
Borigen, ein auJgejeicbneter ©cbriftfleller, geb. ju Sran=
benbura 1777. & verließ bie anfänglich ergriffene militaü
rifebe Eaufbahn, um frei aß Didfjter »u leben. SlacbbcT
rief ihn ber greibeit6frieg wieber ju ben SBaffen unb er würbe
im preujj. Acere Hauptmann. Doch mußte er balb wegen
feiner f^wic^licben ©efunbbett um feinen Abfcbieb natb=
fueben, btn er mit ber Srnennung jum Stöajor erhielt
©eine dtvmane au* vaterldnbifcher unb norbffeber Borjeit
wichnen fieb bureb ben ©eifl alter SlirtertbümlichFea, bureb
rHeblicbfeit, Anmutb unb Reinheit au$. SBor^üglicb beliebt
finb fein „3aubcrring"; „Die gahrten SEbiobolfS" u. a.,
befonber3 auch „Unbine", ein rei$enbe$ 3aubermdrc^en. Xucb
feine 1831 geflorbene ©emablin, Jlaroline geb. von JBrieff,
iß als RomanfcbrifTfleDerin mit ©lud aufgetreten.
Svt (Qbatl. Same*), einer ber auSgejeicbnetften engL
Staatsmänner unb liebenSwürbigflen SRenfcben, von bem
ein engl, ©cbriftlieller fagte: „er war geboren, um geliebt
ju werben", war ber jweitt ©obn be* Corb ^>ouanb unb
am 24. 3an. 1748 geboren. Äuf ben gelehrten ©cbulen ju
gßeflminfter unb (gton unb naebber auf ber Univerfttdt £)p
forb jeiebnete fieb g. bureb Jtcnntniffe unb ©ewanbtbeit au*,
bocb ließ er fkb aueb ju ben leicbrfmnigften Äu*fcl?weifun.
gen hinreißen, g. macfye naeb SJeenbigung feiner ©tubien
eine Reife bUTCo bie fiauptflaaten be* geftlanbe«, bie nicht
wenig beitrug, feine SBeltfenntniß unb »ugleicb feine SBelt*
lufi ju vermehiren. äwanjig 3abre alt, febrte er nacb eng«
lanb juruel unb trat al* SJertreter be* glecfen* SRUbburff
in ba* Parlament. Änfang* war er ein Änbdnger ba 5Rk
nißer, bie ib^m bafür verfebiebene Ämter übertrugen, ©eine
3eit tbeilte fnrj in Ärbeit unb in Berfolgung ber au*fct»et-.
fenbflen ßergnugungen; ba* ©viel befonber* liebte er lei«
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Fox
benfc&afcticb. Sem onfebnlicbeS JBermogen war in furjet
Seit turch^cbra±t unb ubtrbieS brücfte ihn (ine ungeheure
Scbulbenlafl, fobaß et (ich ben |>änben feinet ©(dubtger nut
baburcb ju entjieben »ermochte, baß et ben (Srebit, ben ihm
feine Stellung als Staatsmann oerfcbaffte, benufcte. Aber
1774 trat et pl&fclicb im Parlament als ©egner bet SDlini»
jttt auf unb bie ndchfle golge toat, baß man ihm feine Am»
tet nahm. @t geriet^ baburcb jwar nod) mehr in bie pein*
licbften ©elboerlegenbeiten, abet anflatt fieb bureb biefe niebet»
brüefen ju (äffen, fanb et eielmebr in ihnen einen Spora,
jtcb auf baS Jträftigfle emporjuarbeiten unb mit bem unge»
theiltefien <5tn|le nun ganj ben boebften 3ntereffen feine« 58a»
terlanbeS ju toibmen. <St griff in »etbinbung mit anbetn
auSgejeic&neten Staatsmännern bie STOinifter wegen bet Unge»
reebtigteit an, mit welcher bie engl. Kolonien in SRorbamenfa
bebanbelt würben. flSalb ftanb et an Berfianb unb jßerebt»
famfeit a(S ber Cfrffe an bet ©pifce feinet Partei; 1782 muß*
ten bie SRinijlet oon ihren Stetten abtteten unb g. felbfl
würbe SJcmifiet, legte ietccb balb biefeS Amt wtebet niebet,
»eil et mit feinen GoHegen nicht ooQfommen ubereinfiimmte,
fpätet übernahm et abet nochmals bie Stelle eines StaatSfe»
cretairS. Die Angelegenheiten bet ojltnb. Gompagnielanbet
waten bisset ganj in ben 4?änben bet SWitgliebet bet ofhnb.
©efeOfcbaft gewefen unb oon ihnen nut ju ihrem 9>rt»at*
oortbeil, abet ju befto größerm SWacbtheil bet ofhnb. Unter-
tbanen öerwaltet worben. g. wollte fie unter ben (Einfluß
bet btit. Regierung bringen; boeb ben mächtigen SRitgliebera
ienet ©efeflfehaft gelang eS, ben Jt&nig für ihre Anficht ju
gewinnen, unb g. erhielt, wie baS ganje SRinifierium, 1783
feine (Jntlaffung. 9>itt (f. b.) würbe SRmifrer unb g. fämpfre
unabldfitg gegen tiefen , bet ibm aUjugeneigt jum Äriege
unb jut ©nmifebung in bie eutop. Angelegenheit fchien, in*
bem et felb|i jutn gruben unb jut äurücfbaltung riett). Set«
gebenS fuä)te man g. butd) ©elb unb Ehrenbezeugungen
auf bieSette bet ÜBiniftet ju bringen; er blieb unbeftecbltdb
unb mehrmals gelang tS ihm auch, ben Ausbruch beS Jtriegä
ju eerhinbern. «r machte, um fiep oon ben politifchen Ääm*
>fen, bie er hn Parlament ju beftehen hotte, ju erholen,
mit feiner nachmaligen ©emahlin, einet SWiftriß Armfreab,
eine Steife nach granfreieb, ber Schwei) unb Italien. 9loä)
mehr jog et |tch oon öffentlichen Angelegenheiten jurüc? , als
er nach bet fcbrecfltcbcn Sßenbung bet franj. {Resolution,
alS3«fobiner(f.b.) »etbäcbtigt wutbe, weil et tietb, ohne
Fernblickes (Eingreifen, granfreieb feinem Schicffale ju über«
laffen. Qt mußte beShalb harte £ränfungen erfahren, unb
auf bem fcanbe, wo et feit 1797 einen großen SEbeil feinet
3eit jubraebte, begann et ein biftorifcbeS SBert, beffen 1808
erfchienene« SBruchflücf (Scfchichte be« erflen 2hei(S ber ^>crr*
febaft Salob IL) ein ßeugnif feine« fcharffinnigen ©eifleö
ifr. ftacb «piff« Zobe 1806 trat S. nochmals als Staats«
ferretait an feine Stelle. Sein eifrigfteS Streben ging fo>
gleich auf £ er fie düng eines allgemeinen griebenS, ber abet
wegen ber SBerwicfelnng bet 3eitoerbdlrai(fe nicht ju Stanbe
fommen fonnte. Sein le^teS üisert war eine ^xtnblung,
bie ebenfo fehr feinem ^erjen wie feinem ßerfianbe ^tjre
machte : et bewog baS Parlament, bie Abjihaffung beS Sfla>
oenhanbelS ju erfldren. g. flarb am 13. Sept 1806. Seine
greunbe enichteten ihm 1816 eine »ilbfdule, ttnb 1818
würbe ihm ein JDenfmal in bet SBejbninjterabtei §u ton*
bon errichtet.
Fracht
icn) (3Rar. Sebafüon), ein tapferer ©eneral SRapoleon's,
geboren 1775 ju ^>am. SRachbem et ftch in ben SteoolutionS*
firiegen ausgezeichnet batte, würbe et Artitleriechef unb biente
als folget gegen Snglanb unb £>ftrei<h- 1200 AttiQe>
riften fehiefte ihn Napoleon 1807 nach ber Zürtei, um ben
Sultan gegen bie Sngldnber ju unterftufeen. 3m fb(a)enben
3ahre biente er als ©eneral in Spanien, unb blieb hier bis
jur Äbfefeung Scapoleon'S, nachbem et 1812 ben Überbefebl
übet baS ftan). $eer in Spanien übernommen hatte. «Roch
in ber Schlacht bei SBaterloo tdmpfte et füt ötapolecn.
yiach-tem t ic S3ourbonS nach S^anheich jurüiaef clirt waren,
trat er als 35eputirter in bei jweiten Jlammei auf, wo
et ftch buttb gteifinnigfeit auSjetcbnete, gro^e Scebnertalente
entwicfelte unb ftch bie aDgemeinjle Achtung unb Anerfen»
nung ju erwerben wußte. Die Angabl feiner greunbe war
fo groß, baß, a(S nach feinem ju $ariS 1825 erfolgten
Sobe ut einem Denfmale für ihn unb jur Unterflü^una
feiner gamilie ©elbbeitrdge gefammelt würben, binnen bret
SDtonaten über 900,000 grancS jufammenfamen. AuS fei»
nem Slacblaffe würben intereffante ©a)riften übet bie SRapo*
leon'fche seit herausgegeben.
/rad)t tfl eine Sabung oon Gütern , welche einem gul?t>
mann obet Schiffet (graebtf ahrer) gegen einen bebunge.
nen Sohn, welcher ebenfalls «rocht genannt wirb, über
geben wirb, um fie binnen einet befhmmten 3eit unb an
einem beflimmten jDrte, unoerle^t abjuliefern. 3« bem
grachtbriefe, welcher bem graebtfahrer offen mitgegeben
wirb, bamit et ftch frwol untetwegS als am £)tte feinet
25eflimmung bamit auSwetfen f6nne, ifi enthalten: betSRame
beS AbfenberS, beS SmpfdngerS unb beS gracbtfahrerS , tc
ten SSohnorte, ber naa) bem (M cum cht ober bet H n ja hl bet
Stücfe bebungene 8ohn, unb wie oiel bem grachtfabrer tu
wa im SBorauS barauf oom Abfenber bejahst worben iß, wie
viel et alfo oom Gmpfdnger noch ju fobetn habe, bie S-Öiün •-.
forte, in welcher er auSjujahlen, ber Sennin, bis ju toeU
ehern bieSBaaren abjuliefern, baS S3erjeichniß berfelben nacf>
ben einjelnen ^aefen (graa>tftücfen, GolliS) mit Angabe
ber Art, wie fte gepaeft unb gejeichnet finb, baS ©en>ict>t
ber ©ütet, ber JDrt unb bet S£ag, an welchem fte gelabert
worben. Aua) bie oom graebtfabrer ausgelegten 3iue unb
bergt muffen oom (Empfänger ber SBaaren wiebererflattet
werben. Seber graebtbrief muß oom Abfenber eigenhünbi^
untertrieben fein. Der grachtfahret fann, wenn ihm bic
bebungene graa)t nicht auSgejahlt wirb, ftch ttä)üxa) an bic
SBaaren halten; bafür ifi er aber auch oerpflichtet, alle oben
angegebenen Sebingungen ju erfüllen unb nur UnglucfS'
fätte, beren Unabwenbbarfeit et naehweifen !ann, begrttnben
ein Stecht auf ^achfidit. Sftan unterfcheibet g an je unb balb <
gracht, je nachbem ber grachtfabrer ganje obet halbe 8a>
bung an ben ihm anvertrauten ©ütera inBejug auf feiner
grachtroagen obet fein Schiff hat. ©ne fcabung, bte auf
bem Kucfwege mitgenommen wirb, heißt Stüeffrac&t —
JBefonbere Maßregeln ftnb noch bei ben Schiffern nfttbicj
welche gewöhnlich oiel bebeutenbere Sabungen als bie gubr
leute haben unb auf ihren weiten SBegen nach oerfchiebenei
Staaten lammen, in benen fte wegen bet 3öue ftch
weifen haben, Auf allen glüffen, welche eine gute
fabrts» unb 3oQorbnung höben, muß ber Schiffer ein
nifeß mitnehmen. ftiefeS enthalt ben Inhalt Ü
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Fra Dfavolo
ifcm rrfkilter gratbtbriefe , ben tarnen unb SBohnorf be3
e<tiffcigentf)ümer3, ben Warnen, bie SEragbarfeit unb bie
£L\yt beS ©c^iff 5, bie beglaubigenbe unb befrutigenbe VLn=
trrfdjrift beS ©cbifferS, her für bie Stitbtigfeit verantwortlich
ü JDirfcS SRaniftfr wirb am 2anbungSorte von ben ©ebif»
•brr<> unb 3oÜb tarnten mit ber fabung verglichen unb
rrfljriqt. 3m ©eebanbel crfeAlt ber ©cbtffer einen bretfacb
;utyft<nten graebtbrief, meldtet (Sonnoff ement genannt
Dfib. UberbieS muß ber ©eefebiffer einen gtaebteontraet,
Sfliffement, ßertapartie haben, b. b. ben fcbriftlicben
ttnüüct, rotlcber befagt, auf wie lange ober auf weltbe
Reife baS ©ebiff ober ein JEbeil beffelben, um weltben 9Äteft>*
jiiti (gracht, SR o Ii*) Werbungen werben fei. 25er Schiffs»
(jpitain muß auf feiner Sfeife ein genaues , burch 3eugniffe
beglaubigtet Beqcicbnifj über aü"e (&retgmffe, welche ib.m
oabrotb feiner Steife jugeftogen, fuhren, auS bem ber 2ßeg,
bm er genommen, wo er anaelanbet, foroie ob er bie no»
Aigen jJ6ue entrichtet habt, b ervorgebt. 9Qo et anlanbet,
mttjj ber Capitain (in einem äafen feiner Nation von ber
Ebngteit, in einem fremben £afen von bem Gonful ferner
Saturn) fein ©efdiaftSregifter viftren unb fich bie nötigen
övu^niffe über Aufenthalt u. f. w. geben laffen.
/ra IDiaDoltf (b. h- ©ruber Steufel), ein berüchtigter
itaL Sauber, tytf eigentlich 5D?ict>. ^ojja, follte ein ©trumpf»
rrxfcr toerben, lief aber »regen frblecbter ©treiebe bavon unb
geriet») unter Sfiuber, beren ©efcll unb fpätcr Hauptmann
er würbe. 3m Jtriege 1799 jwifeben SReapel unb ftranf»
rtia) natim er für ieneS Partei, erhielt wegen feine« frühem
SebenS SSegnabigung unb biente als JDberft. Wacbbcm er
langt burch 3nfurgentenbanben, bie er befehligte, ben gran»
äffen großen Schaben jugefügt, fiel er, von einem SSaucr
terratben, enblieb in ihre ^»Änbe unb würbe 1806 ju Weapd
-..-'ubangt. ©ein Warne ifi burch bte an t>eitern ÜJÄelobien
rna)e Auber'fche jDper „gra Diavolo" allgemeiner befannt
gswtttn.
iranc, eine in granfreieb feit 1795 eingeführte 9?ecrj>
rungimünje, etwaS beffer als bie ehemaligen givrcS, inbem
etva 52 auf bie feine c&ln. SRarf gehen, hiernach ift ein
frone fo oiet wie 6 ©r. l'Vu $f. <5ont>.:©clb = 23'/«
Äreuier Gonv. = 27»/u Jtreuj. 24 ©ulbenfuß = 8'/u ©gr.
Sin granc hat 100 Centime*. An ben beurfeb^franj. ©ren»
icn rechnet man 640 grancS = 297 ©ulb. im 24 ©ulben»
f Xit 5, 2, 1, '/» unb V» grancSfiücfe firtb ton ©iU
t«, bie 20 unb 40 grancSftücfe von ©oib.— £)ie ©Awei»
;rfranf en ober äcbrtbi&ner, feit 1799 in ber ©cbweij
csjefubri, ftnb eine Silbermünje, welche 10 Skfeen ober
100 Sappen t>at 3hr2Bertb ifl 9 ©r. 2"/« 3>f. Gonö.»©clb.
fnmthe (Äug. #erm.), war ber ©obn bei JJomfpn»
%. ju gübcef unb würbe am 23. 3Kdrj 1663 ju gübeef
Sieren. Hl$ ©chüter auf bem ©omnafium ju ©otha jeieb»
we er fkh fo auö, baf er febon im 14. 3ahre für bie Uni»
Mifitat hinlänglich vorbereitet war, unb nachbetn er fich in
^*int, Jtiei unb 2eipjig bem ©tubium ber Rheologie ge<
'siwt hatte, tytlt er al* Shioatbocent in Beipjig mtt gro»
Beifall Sorlefungen. %ber bie Theologen feinbeten ihn
ai. bag er 1690 feine ©teQung bei ber Univerjttät auf»
tan eine t>rebigerftefle in Arfurt anjunebmen. ©eine
st a)ri|ilicben , vom ©eifte ber ßiebe unb grömmigfeit be»
faHm Äanjeltortrige fanben fo allgemeine SEbeilnabme,
felbft Bei ben Äatholifen, baß ber Äurfürfl von SRainj,
weither bamatö ^err von Grfurt war, bie fatholifche See»
liaion burch % gefäbrbct glaubte unb ihm bahn fchon im
nathflen Sabre nach feinem Xmtäanfritte ben S3cfchl jufom«
mm lief, binnen 24 ©tunben bie ©tabt ju vrrlaffen. %.
folgte einem Stufe nach 4?aUe hum ^rofeffor bei ber baftgen
Untverfttüt unb würbe fpater ?)afioc an ber Jtirche ber Bor«
ftabt Qttaufya vor $aQe. Son nun an war ber ©egen
©otte6 auf eine wahrhaft wunberbare 2Beife mit g., beffen
eifrig jleä ©treten bafjin ging, bem wahren 2Bof)le ber 3Rm»
fchen auf bie uneigennühigfte unb grofartigftt Zvt ju bienen.
Cr würbe ber ©tifter ber berühmten, weit auSgebebnten
g.'fthtn Stiftungen, einer ©chul« unb CrjiehungSanftalt in
ber SBorjlabt Glaucha, gefle« Vertrauen auf ©Ott gab ihm
ben SRutf), mit ben geringfien Mitteln an bie Ausführung
feines grofen $lan6 ju gehen unb ihn mit unerfchütterli»
eher S3ehaTTlichfeit ju Cnbe ju führen. SDie ganje Qnter*
ridjtSanffalt befknb anfangs nur in ihm, bem Scbrer unb
einigen armen ©cpulem, bie er unterrichtete unb unferftü&te.
Salb aber fanben fiel) SRenfchcn, welchen eS greube machte,
baS fegenSrriche Unternehmen ju unterjrnfeeti. 3m % 1695
würbe baS ©pmnafium gegrünbet, welches nodb ieQt unter
bem Warnen beS ^äbagogiumS bejleht, unb lr)98 "Würbe
ber ©runb }um SSaifenljaufe gelegt. Bon allen ©eifen
lamen ©elbbeiträge, bie withtigfte ©tüfee für baS Unterneb =
men würben aber gewiffe Arjneimittel, )u welchen ein Che»
nrifer auf bem ©terbebette g. bie ffieeepte mitaetheilt hatte
unb bie fo allgemeine Abnahme fanben, baß |te ber ©tif«
rung ehemals jährlich 30—40,000 Ählr. einbrachten. Äußer
einer eignen Xpotbefe ergreifen bie $.T<b<n ©tiftungen auch
eine eigne öuebhanbtung. Alle biefe ©tiftungen befbrhen noch
{cht in ihrer ganjen AuSbehnung unb haben noch manche
Erweiterung unb Berbefferung erfahren. 9cacbbcm fich ihre
Cinfünfte verminbert haben, ftnb fie bureb bie ©taatSfaffe
unterftüht worben. ©ie beliehen gegenwärtig auS einer tit*
jiehungsanftalt für SBaifett (Jtnaben tmb IRdbchen), mit
welcher eine CryehungSanfialt für ünohen verbunben ift,
bte eint geringe $enfton bejahten, einem ©mnnafium, einet
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Franken
IS Frankfurt am Main
JBürgerfAute, tiner JReaIfd>ute, einer greif Aule Unb bern
»JJäbagogium, welA«» eine (£Tjiehung»anjiait unb ein @pm>
naftum für ©ohne bemittelter Altern ijt. SBiAtige SEbtile
ber g.'fAw Stiftungen ftnb noA bie Ganfiein'fA« JBibelan»
ftalt (f. (Sanft ein) unb bie ÜRifjtonäanflalt für ßjlinbien.
Da» ganje ©ebäube bietet einen impofanten 2fnblicf bar
unb bat bie herrliche, gang ben freubigen ©laubenSmutb, fei»
ntä Stifter» auSforecbenbe 3nfArift (3«fata8 40, 31.):
„Die auf ben fmn frarren, Wegen neat Jtraft, baj ft«
auffahren mit gii^cln, tote bie Äbict".
Der <JMafe vor bem SBaifenbaufe ifl ber granfen»pla|
genannt worben. g. flarb am 8. 3un. 1727. 6t war ein
Stenn voll ber wahrflen, tbätigflen grömmigfeit, ber nur
für fein göttliAe» SBerC , feinen JBcruf als ^rebiger unb Uni»
»erfitatSlebrer unb für bie 2BiffenfAaften lebte, bie er mit
fAäfcbaren SSerfen oereiAerte. Gr war ft> fefl unb bebarr»
lieb, wie milb, o oller greunbliAfeit unb in feinen Sitten
ebe( unb unbefangen. Den würbigflen SAmucf haben feit
1828 bie g.'fAen Stiftungen in ber bronzenen IBilbfdule
g.'ä erhärten, rcetAe von bem berühmten JBifbfjauer JKauA
gearbeitet unb vor bem $äbagogium am Crnbe ber Straße,
welAe bie StiftungSgcbäube bilben, aufgerichtet toorben iß.
/ranken (bie) waren urfprüngliA eine JBerbinbnng mef)»
ret beutfeber Bölf erraffen, bie jrotfehen bem Kbein, ber
ßlbe unb bem SJcain wohnten, jur äScrtbeibigung ihrer Un«
abbängigfett gegen bie Körner. 3bt SHarne erfAeint juerji
um5 3abr 240. Die baju gebörenben Stämme waren bie
tiberusfer, Gbauccr, ©ruftcrer, .Ratten, Salier, fRipua--
rier u. X Sie benufcten ben SBerfaQ be» rem. KeiA»/
um ben 9?bein au überfArciten. SBurben fte auA am
fang» wieber juruef geworfen, fo hatten fie boA @aQien
(gtanfreiA) &u lieb gewonnen, um niAt wieberjufommcn,
unb rücften cnblicb m KorbgaÜien immer weiter naA $a»
ri» ju vor. Sie waren tapfere SKänner, voQ glü^enber
greibeitSltebe. 2fl5 im Anfange beS 4. 3abrb. einfl .Ron*
ftantin ber ©rojje fie jurücfgcfAlagen unb bie ©efangenen
»um .Kampfe mit wilben Äbieren verurtbeilt hatte, nahmen
fub biefc lieber felbfl ba» geben, weil ihnen ber ©ebanfe
unerträglich war, tag fie mit ihrem Sobe ben verbauten
{Römern jum ©Aaufpicl bienen fönten. 2TIS ber .{mnnenfönig
Attila 451 in ©aOicn einbraA/ flanben bie granfen in SJer«
ein mit allen jßölfern, bie ©aQien bewohnten, gegen ben
gewaltigen Krieger auf unb fochten tapfer in ber SA^At
auf J?en catalaunifcben gelbern. Sie würben bamal» oon
äöiugen regiert, bereu gamilie man bie Sierowinger nennt,
weil ihr Stammvater SKeroig ober Sleroveu» geheißen ha*
ben foB. 3n ber SJeibe biefer .Könige ragte burA Jtraft unb
ÖroberungSgeijl ßlobroig hereor, ber von 482—511 re»
gierte unb fiA burA ©ewalt uub C tfl jum Jperrn bei gröfj»
ten JKbctlS granfreiA» maAte. Die weitere ©«febiebte ber»
felbea ftebe unter granfreiA. — Die Slorgenlänber nennen
alle dbrifiliAen Europäer granfen. Diefeiben ftnb in ben
großem mohammeban. Stäbten auf beflimmte Stabtviertel
eingefAränfr.
Frankfurt am iitain, ber 3abl ber Einwohner naA
bie »weite, in politifAer JBebcutung bie erfte ber vier freien
Stübte DeutfAlanbä, liegt auf bem reAten SWainufer in
einer metfi flachen, fanbigen, aber treffliA angebauten ©e»
genb. 9laä> 9i. erblicft man bie {Berge ber jpöbe ober
bei STaunuS unb im S. bie be6 Dbenwalbeä in ber $nt<
fernung einiger Steilen. Die Einwohnerzahl beläuft fieb
auf 52,000, unter benen bie metfien ber lutberifAen, 2500
ber reformirten, 6000 ber fatbolifAen AirAe angehören.
3uben, beren SieAte feit einigen 3a^ren bebeutenb erroei»
tert worben ftnb, gibt ti mehr alä 6000. 3m ©anien tfl
g. niAt fAön gebaut. Die Straßen ftnb unregelmäßig unb
metfi niAt breit, unb neben febr anfehnliAtn ©ebäuben gibt
ti viele fleine unb alte. DoA bat e3 fiA in neuerer Bett
febr verfAönert, unb befontert ift vor ben Slboren oiel ge»
baut worben, feitbem bie Stabt aufgehört bat, gefhmg ju
fein. Statt ber ehemaligen (BäUe unb ©räben tfl fie mit
fAönen ©ärten unb Spaziergängen umgeben, über ben
2Rain führt eine breite fletnerne Jörücfe naA ber SBorflatt
Sad^fenbaufen, auf welAe von jener ©nwobnerjabl 5000
tommen. Die größte ©iAtigfeit erhält g. burA feinen apan»
bei unb Söerfehr , ber burA bie iwet blübenben Steffen febr bc>
förbert wirb. Die rcichtigfien ^anbelSgegenßänbe ftnb: franj,
unb JRheinweine, SBoOe, beutfAe, franj., helfet., Italien,
uub engl, gabrifwaaren, Solonialwaaren unb Heber; außer:
bem werben febr wiAtige SöeAj'cU unb SpcbitionSgefAäfte
getrieben. Die gabrifen ftnb niAt au*gejeiAnet , boä) gibt
e5 beren mehre, oorjügliA für SAnupftabacf. S^emal3
war g. ber Äauptfi^ be5 beutfAen £3uAbanbel3, wa5 je^t
Seipjig ijl. g. l;at 7 fianb» unb 7 SBajfertbore. Unter ben
Straßen jeiAnen fiA bie 3cil, bie meijt gerate, breit unb
mit fAönen ©ebäuben gegiert tfl, bie große ©alluS», btt
SAnurj, bie Sanbgaffe, bie neue Jträm unb bie neue
SRain;er|traße au5; unter ben $lä^en: ber ^arabcplafe,
ber Koßmarlt, ber $lofe am Körner unb ber am 8iebfraucn>
berge. Die merlwürbigflen ©ebäube ftnb: ber Körner ober
baS KatbfjauS, in welkem fonfl bie 3Bahl beS röm. Stau
ferä berathen reurte, ein alteä, ehrwürbigeS ©ebäube. Jptcr
ift ber Äaiferfaal, gefAmücft mit ben Jöilbern färnrntlichcx
Äaifer, unb ba3 Sßabljimmer, geliert mit »Purpurtapeten
unb wunberliA verfAnörfelten ©olbleiflen; ber Sthum« unb
JEarifAe »Palafl, jefet ber SBerfammlungöort ber SJunbrioer»
fammlung, 1740 erbaut; ber Saalbof, einfl ein Keftbenj»
fAloß farolingifAer Jtatfer, jefet jum SpeiAer benu^t; bie
SJörfe; ba8 #au§ jum £Braunfel§, audb ju Kaufmanns»
gefAäften bejitmmt; ba5 ehemalige 3eugbau5, je^t ju Äauf»
gewölben etngeriAtet; ber Dom ober bie SBartiwlomäifircbt,
tm altbeutfAen Srpl gebaut, mit bem ©rabmale be< beut«
fAen JtaiferS ©untrer; auA tfl hier bie ehemalige SSablfet»
peQe ober ba$ Sonclaoe, wo bie feierliche SBabl ber Aaifer
voüjogen würbe. %n wiffenfAaftlicben 2(n|lalten unb Gamm»
lungen tfl g. reich- Qi gehören bahin: bie au» 100,OCK
Bänben befiebenbe Stabt» unb Katbsbibliothel, für bie fei
1825 ein neues ©ebäube errichtet worben tfl 5 ein febr qu
eingerichtete^ ©vmnaftum im ehemaligen ffiarfüßerflofrcr
eine SBürgcrfAule; mehre {ßolfdfAulen, ju benen auch ein
SonntagSfAule ju reAnen tfl; ein Saubfrummeninfritut;
©etebrtenoerein für beutfAe SpraAe; bie Senfenbcrg'fche n
turforfAcnbe ©efeQfAaft, gu ber 1817 gegrünbeten Senfer»
berg'fAm Stiftung gehörig, bie auA etn mcbicinifAe* unt
anatomifAeS 3nfhtut, ein J^ofpttal unb einen botantfeber
©arten enthält unb ein eigne» große» ©ebäube für ihr
Sammlungen beftfet; mehre öffentliche iBibliothefen unb ©c
lehrten vereine; ba» Stäbelf Ae Äunfrinjlitut; ber febr roertb
volle »ntifenfaal im £eAmamt'fa)en ^aufe; baS SÄufeun
y Google
Ansicht "von Frankfurt .
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• *
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Fränkische Kreis
mit mehren febr guttn Sammlungen u. f. w. fluch an
®objthdtigfctt«anfta!ten fehlt e« nicht; babin gebären auf er
ttm fertfenberg'fcben £ofpita(e bie fett 1809 eingerichtete 2fr»
Franklin
mencommiffion , ba« große #ofpital gum h- (Seift, ba« all«
gemeine ffiaifenhau«, ba« neue SBaifenbauS, ba« äierfor.
gung«bau« für r)ülf«bebürftige alte 8eute, mehre $ofpitdler
unb ¥»rfparftiftunaen. Unter ben 9>rtoatgebduben barf ba«
©ötbe'fcbe .£mu8 nttr)t überfeben werben, in welkem ber grojje
Dichter 1749 geboren würbe.
Bon ber Stabt g. muffen wir ba« ©ebiet untrrfdjeibm,
ba« einen gtdcbcnraum »on 4% □5R. enthalt, mit 60,000
aRenfdben, bie Stabtbewobner ctngeftrploffcn. Der fehr gut
bebaute ©oben bringt »onugSweife ©emüfe, 2Bein unb JDbjl
benwr; bodj muffen für bie Bebürfntffe ber Stabt noch öiele
KetenSmittel »on au5rodrt« herbeigeholt werben.
g. war fdjon feit 1?54 freie SfeichSftabt, würbe aber
turcb, SRapoIeon ju einem ©rofjberiogtbum g. gemacht unb
surften *Prtma« Staxl »on Dalberg (f. b.) über»
geben. Stach bem Sturze SRapoleon'« würbe e« wiebet
freie ««*8ßabt unb hat feit 1816 eine neue tferfaffunej.
2a ber Spi&e ber Regierung fteben brei ©ewalten: bet
4c|cteebenbe Äorper, ber Senat unb ber fianbifebe Bürger*
^ifa>uft. Der erftere befteht au« 20 t>on unb au« bem
«Ott gewählten SJJdnnern, au« 20 SRitgliebcrn bc« fidn»
tote BürgerauSfchuffc« unb 45 au5 ber chri|llichcn Bür«
gaftafi gewählten sperfonen. Die auSübenbe SRacbt liegt
o ben ganten bc« Senat«, ber au« 42 2Rttglietern bcfret>t,
tenn brtttcr Xt)t'd au« bem Stanbe ber angefebenflen £anb»
■WO ; aewdhlt wirb. Die SBat>t ber beiben Bürgermcifter
m jibrlicb erneuert Der ftdnbifche Bürgerau«fcfm§ ent*
W 60 2Hitglieber. Die StaatSeintünfte belaufen fty un»
«rf 760,000 ©utben. Auf ber BunbeSoerfammlung
Wt §. mit ben bret übrigen freien Stdbten $ine Stimme
««* fabrt anter ihnen ben SUorftfc. Die Stabt hält 700
SR. Sclbatcn unb hat 475 2». al« BunbeScontingent ju
ftellen. 3n neuefter ßeit ift g. bem »on $reufen ausge-
gangenen 3oHoereine beigetreten.
/ränkieetje ÄrruJ (ber), einer ber 10 itreife be« ehe»
maligen beutfdjen Reich«, ju welchem bie .froehftifte ©am«
berg, SBürjburg, Cichfidbt, bie gürftenthümer Xnfpach, Bai.
reuth, Hohenlohe, ba« Deutfchmeiftertbum 2Jlcrgentbeim,
bie «fürfteten ©raffchaften ^enneberg unb Schwarzenberg,
bie ©raffchaften dafteH, Ekrtbeim, Sfetnecf , Erbach, fiim«
bürg, bie £trrfchaften Sein«beim, .Saufen, Specffelb unb
bie KeicbCftdbte Dürnberg, Rothenburg an ber Sauber,
Scr)weiiffurt, SBeißenburg unb SBinb«$eira gehörten. Cx
hatte 490 DÜR. mit 1,500,000 Cinw.
/ranklin (Benjamin), ber Srftnber be« Bfifcableiter*,
ber Befreier Storbamerifa«, würbe am 17. San. 1706 ju Bo>
fiem in SRorbamerifa geboren. Cr war ber Sohn eine« armen
Seifenfieber« unb lernte bie Buchbrucferei. Seine SRufje«
fiimben benufete er, um bie wenigen ihm }ugdngtfä)en Bü»
«her ju ftubiren. 2J?i t £>ülfe mehrer greunbe gelang e« ihm,
1728 in ^pbilütjetybta eme eigne Drucferei gu errichten. <St
gab eine äeitung unb einen idhrlichen Simanach t>ttau&,
welche feinen 9tamen halb befatmt machten, wdhrenb ein
$ar>ierbanbe( feine Berm6genöumfidnbe cerbefferte. Gr legte
1731 bie erfte öffentliche Bibliothrf 3fmerifa« an, unb grun«
bete 1738 tn -Philabelpbia bie erfte ^>ü(f«» unb Berfiche>
rung«gefeQfcbaft gegen Branbfcbdben. Durch feine Unter-
fuchungett über ba« SBefen ber Qrleftricitdt, bie ihn unter
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Franklin $
«nberm auf bl« C&ftnbung be« S3li$abMtert (CSU*) füpt»
tat, machte fia> g. in ber ganjen aebilbeten SBelt berühmt,
unb empfing tum allen Otiten bit ©ewetfe bet ebten»oU|len
Itnerfennung. 2)ie engl, ffiegierung machte tbn jum ©ene«
ralpoftnuifler aller engl.samerifan. ßolonten, wettet @ttHe
Ii icpc Dtoeuttnccrt «inrunnen »erounoen war. xjennoer;
trat g. bei ben otreitigfeiten, welche jwifeben 'Ämerifa unb
Gnglanb eintraten unb benen enblicb ametifa feine greifet
»erbanfte, auf bie Seite feine« gefrdnftcn SBaterlanbe«.
Sttit 9Butb unb ©egeifierung fpracb et in Üonbon für bie
3ntereffen bcffelben, unb verlor baher feine ©teile al« ©c^
neratpoftmeifler. 5fl« beoouatäcbtigter ©efonbter begab et
fieb 1776 nach $Pari« unb unterbanbelte mit bem franj.
J&ofe über bie Xnerfertnung ber SBereinigten norbameritan.
greifbaren, welche et 1778 bewirfte. Cr war e« auch, bet
1783 mit ben engl. ©efcbäftSfübrern ju ^>aris bie erjien
grieben«unterbanb(ungen unterzeichnete, weiche bie Unab»
bängigfeit 9torbamenfa« fieberten. £)ie ftanj. 2flabemie
nabm g. M SDlitglieb auf unb bet berühmte b'XIembert
begrüßte tbn in btrfelben mit bem pronfenben, abet wab»
ttn »etfe:
„öi tntxit htm ^fawwt ben Bh'J, t<8 JU^anntn bat eseepttr."
Sei feiner Siücffebr in« SBaterlanb würbe g. mit begeifterter
Siebe unb Berehrung empfangen unb neetj in feinem 79.
3abre jum ^räftbenten bei (Songreffe« in $ennfol»anien er*
wählt. Tat bie Slacbricbt »on feinem am 17. Äpr. 1790 in
9>&itobtfpr)ia erfolgten SEobe nach granfreieb fam, legte bie
9cational»trfammlung in ^)ari» eine breitägige SEtauet um
ihn an. g. war etn SWann »on ben einfaebffen unb lie»
ben«würbigflen Sitten, »on ben flrengften ©runbfäfcen, »on
bem flarflen SJerflanbe. St war unermüblicb tbätig, unbe*
ftecblicb reefetfebaffen unb lehrte biefe SEuaenben unb feine
fcblicbre 8eben«wei«beit in bem SRufrer etne« »oir*bucr/eS:
„Sprüchworter be« alten .^einrieb, ober bie SBei«beit be*
guten Sficbatb", welche« 1757 in $bilabelpbia erfebien. Sei«
nen anfprucbälofen unb frommen Sinn brueft auch bie
©rabfebnft au«, bie er fieb felbfl fester „frier liegt ber8eib
Benjamin granfu'n'«, eine« Sucbbrucfer* (gleich bem JDecfel
eine« alten «Suche«, au« welchem bet 3nbatt berau*gcnom.
I Frankreich
raen unb bet feinet Snfebrift unb Bergolbung beraubt ffr),
eine ©peift für bie SBürmer; boeb wirb ba« SBerf felbfl
nicht »erloren fein, fonbern (roie er glaubt) bermaleinfi et»
febeinen in einet neuen febflnern 3u«gabe, burebgefeben unb
»erbejfert »on bem JBerfajTer."
/rankrfidj Cba« .Königreich) umfaßt gegenwärtig unge.
fibt 10,000 auf welcben übet 32 2)liDL SSenfcbcn
wohnen. £er S3oben iß »on mehren ©ebitgen burtbjo»
aen, unb ba, wo biefe aufboren, mcijt {ȟgellanb. ^ur<b
feine 8age an »iet Speeren: bem atlant, bem Äanat, bet
Scorbfee unb bem mitteOdnb. 2Reere, ift e« ebenfo jum See*
banbel geeignet, al$ bureb feine Xngren$ung an <2Epa«
nien, Italien, bie Scbweij, £)eutfcb(anb unb S3elaien jur
Shcilna^me an bem allgemeinen europ. Sölferverfcbr be*
fhmmt. 9caturlicbe Jjafen bieten bie Äüfien g.'S in «Wenge
bar, »orjüglicb bie 9iorb»eff rufte be« atlant. SWeere«. ffie»
raerfen«wertbe SBufen finb: ber biöcasifcbe fBufen in ©a«<
togne, bie S3ai »on SRorbiban, ©t.»83rieur, 25ouarrtenej
unb Jamale in bet Bretagne unb »ot aQen bet 220 SR.
große ©olf be Eion« (86wenbufen) im SWittelmeere, JDie Äü»
ften finb mtift flacb unb fanbig unb nut ba fclfig, »o fte
tiefet in ba« Üttecr hineinragen, alfo in ber Provence, 93te»
tagne unb 9cormanbie. £>it £)auptgebirge finb im ba«
ber geben oueb bie meifren gluijc naä) vi. ober SB. 23cn
Spanien wirb e« burd) bie bob< Äette ber ^prenäen gc«
trennt, beten hochfie Spi^e, SSalaberta (gegen 11,000 $.),
auf fpan. ©ebiete liegt; abet aueb bie ju %. gebörenben
Spieen: bet fJRontperbu, 93ignemale, f>k bu SIhbi, Qan'u
gou fieigen jum Sbeil bi« )u 10,500 %. ifinan unb bilben
Die teijenbffen SEbdler, unter benen ba5 Gampanertbal, in
»elcbem bet JBabtort JBagnere« liegt, ba« berübmtefte ift
Xm guße ber ^»renden liegt ein weinreiche« £ügcllant.
«Daran fcbließt ftcb jundebfi in norböftl. Siicbtung ba« 8o-
)ere«©ebirge »on mäßiger £6he, »on welchem jroei{>aupt*
bergreiben ausgeben: im 97orbwefien ba« ©ebirae »on 7Lu-
»ergne, meift au« ausgebrannten Sulfanen beftebenb, t>on
benen ber Gsantal, SKont b'or unb ^u» be 2>6me eine $>6i)e
»on 4500 — 5700 g- erreieben; nacb 9corbofien ba« Qe=
»ennen^ebirge mit SJergen »on 4 — 6000 g., ba« nörbL in
bie Göre b'ot ausläuft, wo ber feurige SSurgunberroeirt
wich fr. Die« reijcnbe ^ügeOanb gebt, noch weiter nacii
92., tn ben Xrgonner» unb Brbenncrwalb über; jwei nie=-
brige ©ebirge, bie bura) ba« glufjtbal ber SRaa« getrennt
werben unb bi« in 93elgien binemragen. $üon tiefem CMc .
birg«fpjleme ganj getrennt finb bie hoben Aetten ber Zip tri .
bie wie eine pofyt SWauet jwifeben Statten unb g. ftch
ergeben unb bie glufjgebiete ber JKhone unb be« $o t>on
einanbet trennen. SKebre 3weige biefer 2tlpen lagern ftd;
über ba« füböfil. g. bi« an bie Ufer bet dtyone unb be€
©tnferfee«, wo ba« 3uragebirge ftdj» anfcblieft, ba* länge
ber ©renje Jg>el»etiett« binfrreiebt unb beffen bi«hP« ©P»fee
ber Steculet, eine ^>6t)e »on 5200 g. bat. 2Bo ber 3urc
aufbort, beginnt ba« ©ebirge berSBogefen, welche« beri gar
tenreichen ^faß »on gothringen trennt unb nirbt. in ber
j^onner«berg übergebt. Unbebeutenber finb bie ffiergreiberr
welche ba« norbwejll. g. burchjieben unb jum Ähetl weit.
Sbenen einfließen. Wertwürbig iff ba« weite fiaiberartl
(len Lande») im ©übweften läng« bet Äüfle jwifchen bei
äKuncungen oer tjwronne uno oe* aoout, wo nur wtnic^
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Frankreich
Frankreich
Soften wohnen unb tiefe auf Soften Steljen ben tiefen
Saab burebfebreiten. ©anj eigenthümlid; iß auch bie fi5t»
f4wfat$«t tet ©au, einer ganj mit glatten Steinen be«
btfcn gbene an ben SRünbungen ber {Rhone.
fcitgntcbtbarfeit g.'S fcangt großenteils von feiner vor»
$iia,!ia)en ©eroafferung ab. Die ©aronne, 8oire flnb ©eine
Mm mit ihrem ganzen glußgebiete hierher, bie Simone
<rr?|?tcntbeilS- unb ber 9tyein unb bie ©treibe nur bem Hei«
RmtSEbeile nad). 3u bem glußgebiete ber ©aronne, bie auf
ben ftyrenäen im SM 2£rran auf fpan. ©ebiete entfpringt,
^km bie glüfje Xrricge, SEarn, fiot unbDorbogne, bie fie
ittyi, unb ber ©erS, ben fie linfS aufnimmt. Jßon ber 9Rün>
biuij tcr Dorbogne nimmt fie ben SRamen ©ironbe an, unb
fat burd; ben großen Subfanal (Canal de Languedoc),
Ut bei fcouloufe anfängt, mit bem See ft-bau, einem f tet-
nm SReerbufen beS mitteflinb. SReerS, in 83erbinbung. iRocb
iß baS glußgebiet ber goire, bie auf ben Öevennen
«lfpringt unb rechts bie SRievre unb SRapenne (mit bem
fcrr unb ber Sarthe), linfS benBQier, goiret, <5ber, Snbre,
tfe Bienne unb Score nantoife aufnimmt, unb wie bie ©a*
mm inj atlant. 3Reer gebt. Die Seine, bie baS britte grofj e
siupgcbtet ausmacht, entfpringt auf ber 66 te b'or unb bringt
redjr* bie Xube, SRame unb JDife, linfS bie SJonne unb
(bat mit unb münbet in ben Aanal. Die S?bone, welche
t::s nad; ihrem BuSßufle auS bem ©enferfee in g. eintritt,
rapfängt rechts ben Ein, bie Saone, Ärbecbe unb ben ©arb,
ILtJS fcie3fere, Dröme unb Durance, bitbet bei ifjrcr SRün»
fang ein Delta, bie ßamargue, unb fließt ins mtfteüänb.
SJter. DaS glußgebiet beS iKr>eiti§ gebort nur bem flcinern
:.-.:;c nach >,u g. © fetbft berührt eS nur lang« beS ©»
faf ; aber fetne Scebenflüffe 3H unb bie oon ben SBogefen
fcmmenbe 2Rofel mit ber SReurtbc gehören ganj ober größten»
tbeilS ju g. Die ÜRaaS (la Meusej, bie an ber 66 te b'or ent*
fsringt, fann aud; alS Nebenfluß beS S7r)ein§ betrachtet werben,
ta tr>re SRünbungen fleh mit benen bes SibctnS vermifeben.
Super biefen #auptflüffcn bat g. viele Äiißenflüffe, von
betten ber Xtour, bie ßbarentc, bie Score niortoife, bie
Bilaine mit ber 3ße in baS atlant. See er, bie £>rne unb
<3omme in ben Aanal, bie Scheibe in bie Storbfee, unb ber
Sur, btrVrgen§, ber $erault unb bie'äube trtö mitteflänb.
HReer gehen. Der innere Ctrfehr wirb bureb bie Aandle,
welche bie glußgebiete miteinanter in JQerbinbung fefeen, fer)r
befirbert. Die Scheibe unb Seine werben burd) ben Äanal
St.»£luentin, ber jum SEbeil untcrirtifcb iß, verbun*
ben; bie Seine unb Sotre burd; ben Aanal oon DrleanS unb
ceti oon SSriare; bie üoire unb 9ibone bureb ben Aanal bu
bittre; bie Seine unb bie Styone burd; ben Aanat be JBour»
ber auS ber SJonne in bie Saone gel;t; bie Saone
ber DoubS mit ber 30 unb bem Sfbeine burd? ben
l:na( be6 DoubS; von bem Sübfanal ifi fdwn gefprodjen
itben.
Die 8uft tt& n6rbl. unb mittlem g.'S ift wie im nirbL
unb fubl. Deutfcplanb; boa) iß ber SBinter weniger lang
tanerab unb fheng als bei un«. DaS fübL g. bat ein ben.
ti&S Afima, wo bie feinem £>bßfortent bie ©ranate, bie
-t. bie JDlive unb ber fuße Sein trefflid) gebeihen, opne
e« ^i^e brudenb würbe, weil bie nape See bie JJuft
^fi^ft. 9lur wt|en tytt »uweilen ber SRißral unb bie
S-fe, jener auS SRorbweß, btefer auS ft., jwei heftige unb
9tDxtfQom>.>Ca. IL
rau&e SBinbe. ©ei ber glüdTidjen 8age g.'S fann e« nidjt
fehlen, baß eS eine 3Renge (Jrjeugniffe hervorbringt. Dben«
an fleht ber 23 ein, ber tm größten $beile beS ganbeS, am
meifien aber in ben fübl. ©egenben wdchß, befonberS in bem
#ügellanb im glu^gebiete ber ©aronne, ber 8?bone unb felbß
ber obern Seine. 2Bir nennen unter ben trefflichen SBein>
forten nur bie ©orbeaurweine, ben feurigen unb fußen liünel
unb ben grontignan in Sangueboc, bm gebiegenen föurgun»
ber unb ben braufenben Shamvagner. (fbenfo bat eS einen
Überfluß an JDbß jeber ©attung, baS nicht nur frifcb ver>
braucht, fonbern auch eingemacht ober getrodnet ins 2uS*
lanb geführt wirb. 3n ben n6rbL ©egenben werbm viel
glachS unb ^opfen, in ben mittlem viel Kunfelrubm gebaut.
Tin SRetaQen tfl g. im Mgemetnen nicht febr nid?; am
meißm noch wirb ©fen im 3ura, tn ben JÜogefen, in ben
Gcoennen unb Ärbennen gewonnen; baaegen i|t e« reich an
glintenßeinen, Salpeter unb Sal§. Die SSiehmcht iß nicht
ausgezeichnet; bie ff erbe unb ftinber ft'nb meift fcblecbt, bie
Biegen unb Schafe aber in manchen ©egenben ocrebelt.
Setbe wirb in ben fübl. ©egenben febr viel erzeugt unb bie
Außen liefern viele gifche unb Äußern. Unter ben 9catur»
erjeugniffen, bie g. ausführt, flehen SBBein unb £)l obman.
Die gabrifen ftnb in g. auSgejeicbnet. Die wicbtigßen
ft'nb bie, welche Seiben« unb »aumwoUenwaaren, Suche,
SBaffen, ©alanteriearbeiten , SKobewaaren , Uhren, ?)a»
pier, forjeOan, SEapeten unb Cßmjen liefern. 5Rit al»
(en biefen unb anbern äBaaren wirb ein ausgebreiteter
^anbel bis in bie rntferateßen (Srbtbeile getrieben. Un*
ter ben Seeßäbten zeichnen fleh befonberS auS: 1) an ber
9lorbfee Duntirchen; 2) am Aanal: Dieppe, fiaorc unb
St>OTalo; 3) am atlant. SReere: 8'JDrimt, «RanteS, la8io>
chelle, Jöorbeaur unb Sanonne; 4) am mitteQänb. SReere:
Gette, 9RarfeiQe unb Soulon. 3m 3nnern ba gegen treiben
ben p&rfjten SJerfehr: faris, 8von, CrleanS, Strasburg,
Souloufe, öeaucaire, wo bie berühmten SReffen, Montpellier,
Äbbeviße unb XmienS. 2Rit Snglanb geht ber febr ßarfe
Sierfehr meiß über GalaiS, jum Sheil auch über Soutogne
unb bie anbern £>afen beS AanalS. Der $anbc( wirb be»
fonberS burd; bie pranj. Kolonien begünßigt. Die außereurop.
©eft^ungen g.'S flnb: ßavenne (1300 D3R. unb 22,000
Stnw.); bie Antillen: Martinique, ©uabeloupe, Deflrabe,
ÜRarie ©alante unb fce« SainteS (54 D9R. unb 222,000
&nw.); bie Snfel S3ourbon (112 D2R. unb 75,000 @nw.) j
in Üßinbien baS ©ebiet von $ onbieberv , Aartfal unb3Rabe,
Somptoire ju ^amaon unb (Sbanbernagor, ^)anbelSlogen ju
f atna, 6af|tmbajar, SBalafore, Dacca, Surate unb Stuthvta
(29Q2R., 100,000 ©nw.). «Igier (f. b.) wirb auf 5000
□SR. mit 1,800,000 ©nm. gerechnet.
Die granjofen flnb ein gemifchteS S5olf; benn mit ben
alten ©alliern haben fleh im Saufe ber Seiten Italiener, mehre
beutfebe Stämme (granfen, ©otben unb JSurgunber ), iRor«
mdnncr u. 21. vermengt. 3hre Sprache, eine ber auSgebiU
betßen, gilt in gatuGruropa als Spraye beriefe, berDi»
plomatif unb als SRittel ber S3crßanbigung ber ©ebitbeten
aQer Stationen. Der gemeine SRann fpricht in einigen f ro-
oinjen granfreichS ein verborbeneS granjöftfch, baS fatois.
'Äud; iß ber Dialeft in Sangueboc unb Provence etwa« ab»
roeichenb. 3m ©faß wirb noch viel Deutfd) gerebet. Die
©nwobner ber ^Bretagne ft'nb Stachfommen ber umS 3. 450
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ans ©tglanb etngewanberten Seiten unb nennen fleh »te.
ton« ob« »repjarb«, unb in ben hörenden »oobnen nocb
SRaebfornmen bet alten (Spanier, tue Sa«ren, bie tote jene
eine agentbümlicbe Sprache haben. 3n ben $>prenien ftn»
ben fiep nocb »tele jjigamer trab eine entartete Gattung
SRenfcben, bie fogenannten Gagott (f. Jtretin«.) 3nben frab
überall im Sanbe »erbreitet. Die 3Rebr§abl ber granjof™
fütb Jtatboliren; bie ©>angelifcben btlben ungefdbr ben fte*
benten JEbeil ber JBeoölferung, boeb bertfeht allgemeine
©lauben«freibeit, unb aOe ^ranjofen haben, welchem ©lau.
ben fte auch angelten, gleiche bürgerliche {Rechte. SBiffen«
febaften unb Jtünfte werben nicht nur febr gefehlt, fonbern
würben auch oon jeber mit großem ©folge betrieben, unb
namentlich in ben gtoturwiffenfcbaftcn, ber «Katbemotif,
ber SRebicin unb Gbtturgie unb ber ©efebtebte f)abtn ftch bi«
gtanjofen ausgezeichnet, wäbrenb fte in ben ffcreng philo*
fop^ifdjen ffijtffenfdjaften ben Deutfcben bebeuttnb nachgeben.
3n ber $oefte unb SRalerei haben fte mebr al« in ber JBilb*
bauerfunfi unb m ber ernten 5Dtuftf geleiflet. Der Um
terriebt ifi im allgemeinen noeb fehlest eingerichtet; befon.
ber« fch^ eS an JBolfSfcbulen, fobaß nur ber Reinere S£beil
ber Ämter au« ben untern ©tanben Unterricht erhält. Doch
ftnb in neuerer Seit ©chatte jur fBermebrung unb ©erbef*
ferung biefee ©cbulen nach bem 2Ruflet ber beutfeben ge*
ttjart. Unioerfttäten , toie bie beutfeben eingerichtet, haben
'bie granjofen nicht, wol aber eine JBebörbe, Unioerfttdt gc*
nannt, an beten ©pifee ein ©rofrneifter fleht, welche bie
Äufftcbt über bie hohem wtffcnfcbaftlicben Entfalten, fowie
über bie mittlem unb ntebern (Schulen fuhrt. 9htr bie 2Ri»
utair», Sngenieur«, ©cbiffahrtS;, »ergwerfS* unb fcbier*
aejneifcbulen fleht» nicht unter biefer {Beerbe, ßur 2tuSbil«
bung ber jungen geute, bie fiep ben SBiffenfcbaften wibmen,
e« flfabemien für befummle 3wecfe; fo ftnb mebicini*
©cbulen in$>ari«, SRontpellier unb Strasburg; {Recht««
üt$ari«, Gaen, {Renne«, $oitier*, Dijon, ©renoble,
urg, 2tir unb Xouloufe. "Um auSgejeicbnetften ftnb
itunjl* unb ©ewerbefchulen unb bie 2Rilitair», BrtiÜerie»
unb Snaenieuranfialten.
g. iß eine eingefebränfte SRonarcbie. ©ie wirb oon ei»
nemJtönige, jefct gubwig %>t>iltpp (f. b.), au« bemijaufe
jDrlean«, regiert, ber burch bie Charte, bte ÄubwigXVIH.
gegeben, unb bie nachmal«, bei ber Berufung be« je^igen
Äonig«, einige Äbdnberungen erfahren bat, eingefebranft ifr.
3u ben Prärogativen ber Jtrone gehören: Ernennung ber $air«
auf EebenSjeit, Gntfcbliefiung über Jtriea unb gneben, Xb»
fcbliejjung oon Verträgen mit anbern uRdchitn, 8Bab( ber
SWtnifler, ©tbeilung oon Stottern unb Söürben unb ba«
«Recht ber Segnabigung. Die Gioillifle be« JtönigS belüuft fleh
auf 12 3RUI. gram«. © bot bte au«übenbe ©ewalt; bie
gefefegebenbe bagegen tbeilt er mit ben beiben Jtammern, bie
er jufammenberufen unb entlaffen tann. Die erfie Jtammer,
bie ber «pair«, befieht au« mehr al& 200 äRitgliebetn; bie
jweite Äammer, bie ber Deöutirten, bie jwifchen 260—300
äRitgtieber ft&blt, iß bie eigentliche Vertreterin be« SBolf«.
Die Deputirten werben auf fünf 3aprt oon ben SBablcoHe»
aien ber einzelnen Departement« ernannt; hoch ftnb nur bte
höchfi »efieuerten unb fomit bie SBohlhabtnbern wählbar.
3ebe ber Äammem bat ba« £Recbt, ©efeftoorfchldge ju ma«
eben, bte fluni ©efe&e werben, wenn fte oon beiben Äam«
mern unb oom Jt6nige genehmigt ftnb. ©n ^auptoonetht
Frankreich
bet Jtammern ifl bie ©ewiHigung ber ©teuer«. Der Äonig
ernennt jwar bie äRimfter, aber bie {Behauptung ihm
(en hingt hauptfdehlich oon ihrer ©ntgteit mit ber SRajori«
tat (SRehr^ahO ber Deputtrtenfammet ab. Durch bie 3u--
liu«reoolution würbe bie ©ouoerainetdt be« SolB beut«
lieh außgefproeben, burch ©efe^e jeboeb einaefchrdnft; baf*
felbe ifl mit ber treffe gefchehen, bie burch T«ne Steoolutien
für frei erflärt, burch fpdtere ©efe^e aber wieber einigerma-
fen befcbrdnft würbe. Die @taat«febulb betrug 1833:
4,423^78,700 gr. Die ©taat«einfünfte belaufen ftch auf
ungefähr 1,131,000,000 gr. grub« führte ber Zbtwtxbt ben
Äitel „Dauphin" unb ber altejle iBruber be« A6nt'g« hi<ö
„üRonft'eur"; beibeSitel ftnb, feit bie altere fünie btr ©cur;
bon« oom JKhrone au«gefchtoffen worben, aufgehoben. Cbenfo
hat man ba« ©ombol ber S3ourbon«, bie Silie unb bie weife
gähne, überall abgefchafft unb bie SRationalfarbcn bei Äeoolu«
tion«^eit unb be« Jtaifertbum«, {Roth, SBeip, I83lau, ftnb wie«
ber eingeführt worben. Da« ©taatöftegel ifi ein ©chilb, auf
welchem ein offene« SJucb. mit ber Snfcbrift „La chatte de
1830" liegt unb über bem eine gefchloffene Jtrone mit ©ceo«
ter unb £anb ber ©ereebttgfeit angebracht ifi, nxibrenb bie
Unterfchrift: „Soui« $hiupP I., itontg ber granjofen" lau-
tet Än unbeweglichen ©ütern gehören ber Jtrone feit btr
Suliu«rtoolution: bet 8ou»re, bie SEuilerien, ba« (Slifte-JBours
bon, bie ©cblöffer, Jpaufer u. f. w. oon »erfaille«, ©t=
Cloub, ©t.s©ermatn en Saoe, 6omptegne, gontatnebleau,
«Pau unb SReubon, bie «Porjellanmanufactur oon @cort§,
bie ©obelinSfabrif unb bie 9Ranufacturen oon ©eauoai«, ba?
©ehölj »on »oulogne unb JBincenne« unb ber 2Balb oon
©enart. Ttud) bie Ä ofibarf eitert, Jtunftfchä^e, 'Älterthümcr unfc
JBibliotbefen ber (ön. ^alafte gehören »um ©tha|} ber Jtrone.
fBor ber (Reoolution oon 1798 war ganj g. anfangs
m 17, nachher in 34 jProüinjen getheilt unb feit 1790 tfi
e« mit Snbegriff ber 3nfel ßorftca in 86 Departements gc=
fchieben. Die einjelnen Departement« werben oon ^retfecte-
oerwaltet. 3tbe« berfelben entljalt brei ober oin "Ärrcntii
fement« mit Unterpräfecten, weiche wieber in dantoit« un:
©emeinben, beibe unter ©djultheißen ober 2Raire«, verfallen
Die bebeutenbflen ber oielen reiebbeoölferten ©tdbte g.'« »ml
nach ben 86 Departement« folgenbe. 3m Dep. ©eine
bie £auptftabt g.'«, «Pari« (f. b.), eine ber widbtigfn;
©tdbte ber SBelt; bte Xbtei ©t^Deni« (f. b.). 3»
Dep. «Pa« be Galai«: ba« fabrifreiebe Xrra« mit 2?,<*>
©nw., ber ©ebur«ort 9tobe«pierre'« (f. b.); ÜBoulogn
mit 20,000 (Sinw.; CEalai« (f.b.) unb ba« buretj feti
©ehnupftabaef befannte ©t.s!Dmer mit 20,000 @inw.
9iorb* Departement: bie ffarf befeftigte ^»anbelSfio
gille mit 80,(XX) ©nw.; bte gefhmg Sambrap (f.b.); \
^afenflabt Dünfirchen mit 25,000, bie gefhtna IBaU
aenne« mit 21,000 ©nw., »atiftfabrifen unb ©teinfi)
lengruben. 3m Dep. 2t töne: ba« fabrif reiche ©t. ;£lu(
tin mit 18,000 ©nw. 3m Dep. Hrbennen: bte f
aen aharleoiUe mit 8000, unb ©eban mit 12,000
3m Dep. ber 9Raa«: bie gefhmg Scrbun mit l'J/
©nw., befannt burch ben 5Bertrag bafelbfi 843. 3m
ber »fofel: ba« flarf befeftigte alterthümltche Vttti
43,000 ©nw., an ber 3Rof<l, mit ben Srümmern einer
ten röm. 25k«fferleitung. 3m SRcurthesDepartemei
9cancp an ber SReurthe, eine jum 2heil wunb(rfdr)6n
baute ©tabt ht einet «ijenben ©egenb mit 30,000, unb
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Frankreich
Frankreich
nrofflt mt 12,000 Q'wrc. unb reichen ffobriFtn (Mannt
tmSl im groben t>oti 1801). 3m Dep. 9? ieberrbein:
rrf rätjl beutfcbe ©tratJbutg (f.b.). 3m Dtp. äDber»
rhin: ta« gewerbtbärige 9R ü t? [ ^ au fen (f. b.). 3m De».
r.nüb«: fJejantjon am Doubfl, eine Sejhmg mit 32,000
■hl, vielen wiffenfebaftlieben Xnfialten, ftarfem £anbel
int töibrnben gabrifen, befonberi Don Uhren. 3m Dep.
3ur<: Dole mit 10,000 ©nw. 3m Dep. ©omme: bie
::ir -Öjuptflabt ber ^icarbie, 2fmten$ (f. b.); baä burct>
2u4f4trifen bebeutenbe TÜbmfäe mit 19,000 ©nw., bie nie
eroberte ftejtung gerönne unb bae" fefte ©chloj? #am. 3m Dep.
£iff:ÜBeaucaiä (f. b.). 3m Dep. ©eine unb {Dife: 83er*
faille5(f.b.). 3m Dep. ©eine unb9Äarne: gontainebleau
a in Seine , mit 7000 ©nro., in beffen 9Jdbe ein fön. ßufb
folc-S Hegt, roetcbeS Sranj I. tu bauen anfing unb #eitt»
ritb IV., tubroig XIV. unb XV. »ollenbeten. 3n bemfel*
ben bieft fic^ tyapft $iuS VII. »on 1809—14 auf; auch
mterjetcbnete biet am 11. 2f»r. 1814 Napoleon bie Zt):on-
ntrfagunc. 3m Dep. SRarne: Gbjifon8, eine ffefhmg mit
13,000 firm)., betufjmt butcb, bie ©cbjacht auf ben catalau*
nifcben JeJbent 451; <S»emap mit 5000 ©nro., »elr^eö ben
nnflen Gfynnpagner »erfenbet, unb ffibetm& (f. b.). 3m
Je». Dbermarne: ßbaumont mit 7000 ©nw., befannt
bar*, ben 1814 jroifehen ßflrrich, Sfußlanb unb Greußen
:!\tfa)loffenen ©ertrag. 3m Dep. Xube: JIropeS, fonfl
•wuptfiabt bet Gibampagne, mit 26,000 ©nro., flarfem
ffidabanbel unb ©aumroollenfabrifen. 3m Dep. bei Co«
gefeit: Dorntet«? (a Zuteile (f. b.), bet ©eburtSort bet
Jungfrau oon Drleanö, unb ßpinal mit 8000 ©nw. 3m
Ztf. Obers ©aone: Befoul mit 5500 ©nw. 3m Dep.
9onne: Xurerre mit 13,000 Cum. 3m Dep. Gote b'ßi:
b«i gutgebaute Dijon mit 25,000 ©nro., welche tiefe %a*
brifen betreiben, b^t rine Unirerfttiit, eine ©ocietdt bet
ftlewtor, ber Äimfre unb SBijfenfdbaften. Unter feinen 8
•Sinken jeidmet ftcb bie 9cotre Same alt* ein3 bet fdfronfien
SütJifiben ©auwerfe au8. 3n ber Umgegenb »on ©ecrume
mit 10,000 ©nw., in bemfel6en Dep., wacbjen bie beften
Bwaraterweine. 3m Dep. ©aone unb Soire: öbalonS
an »anal bu Gcntre unb an ber ©aone, mit 11,000 ©nw.,
Mfafttm #anbel unb fjabrifen. 3m Dep. Xtn: ©ourg
™ »reffe mit 8500 ©nw. 3m Dep. 3f if e: ©renoble an
terSfere, etnft Äauptfiabt betDaupbjnf, mit 24,000 ©nw.,
*t eine ftarfe öcjtung gegen ©arbinien, bat Debets unb
!«n$fa&m1en unb banbelt mit ?iqueuren unb #anbfcbuben;
I ferner eine 2ffabcmie, eine mebianifcfte, eine S?ec^t5sf
"^ficbnen:, eine Hebammen - unb eine Xrtifleriefebule, ein
5fl«n«r unb eine öffentliche ffiibltotbef mit 60,000 S3dn;
^JBapatb (f. b.) würbe tytt geboten unb liegt bjer be^
auc^ ift ibm 1820 eine ©tatue erricbtet »orben.
wjw, am ItnfenSiboneufet, mit 14,000 ein», unb jabl*
JJO ffabrifen. 3m £>ep. Dberalpen: ©ap mit 7000
3m 2>cp. 9liebetalpen: Signe mit 4000 ßinw.
3« tkp. SBat: 3!ou(on (f. b.). 3m 2)ep. JRbone:
2«(f.b.). 3m 2>ep. Drome: öalence mit 12,000
3m JDep. 3Jrbcrbe: ?)ri»a« mit 4000 <Süm>. 3m
^fianclufe: Äoignon (f. b.). 3m Dep. Stbone*
•Jwungen: OTarfeille (f. b.), eine bet blubenbfren
"yt.?; 3frlrt mit 22,000 Ginto. unb »ielen tont. 2CU
ttrP*tm; Statalcon an bet Sbone mit 10,000 ©nro.
S3on bto f&$rt eine Äettenbtucfe nae^ ©eaucatre (f. b.)
im JDep. ©arb; 9lime« (f.b.) m bemfelben ©ep. 3m
Dtp. Öojite: 9Renbe mit 5500 ©uro. 3m 3Dep. 6an^
tal: SunHac mit 10f000 ©nro. 3m Dep. IDbet»8oire:
8e fhip en Cel<m mtt 15,000 ©n»v einet Äatbebrate mit
einem rounbertbitigen SJeattenbilbe unb röidjtigen ©pigen-
manufactuten. 3m Dep. 8oite: ©tiffitienne (f.b.),
eine bet roicbtigjfen gabrifftdbte. 3m J5ep. $up be2)ome:
Glermont gettanb mit 30,000 ©nw., bie alte ^auptfrabt
bet Xuöetgne. 3n ber Sorftabt befinbet ftc^ bie oerjirinerrtbe
GueCe Saint* Elpre. J)ie ©tabt Im eine Äfabemie, teiebe
gabrifen unb lebbaften £aubel; tm 3« 1095 »urbe bjer
eine Äitcfienoerfammlung gebalten, auf roeld>et bet erfte
Jtreujjug geprebigt unb oetabrebet tourbe. 3m JDep. .^e:
rault: 9Rontpeltier (f. b.); CEette mit 10,000 ©nro.,
bafi ßatfen ^anbel mit SSein unb ©ubfrue^ten treibt, unb
jBejietft mit 16,000 ©nro., am Äanal von ?angueboc.
3m 2)ep. Äube: Cfartaffonne an ber Äube, mit 18,000
©nro., Debets, Stoßen: unb ©eifenfabrifen, unb bad alte
9?atbonne mit 10,000 ©nro., röm. Eltertfyumetn unb einem
berrlicben 3)ome. 3m 33ep. £)jt:f>or enden: bie Ueflung
9>erptgtum mit 16,000 ©nro., bat ©eibenbau unb feit 1814
JCafämirjiegen. 3m JDep. Xtticge: foiy mit 5000 ©nro.
3m3>ep. £)beti?)ptenaen: S&rbeö mit 8000©nro. 3m
25ep. 9lieber*9>9renden: ©anonne (f.b.). 3m S>ep.
©itonbe: ©orbeaut (f.b.). 3m Sep. Laiben: Dar
am 2ftout, mit 4500 ©nro., betülimt butd) feine roarmen
»iber. 3m 35ep. 3toepton: SJiliefrancbe mit 10,000
©nro. 3m Dep. Zatn: 2tlbp (oon bem bie Ätbigenfet
(f. b.) ben 9lamen) mit 12,000 ©nro. unb mebren Sabril
fen, unb Qaftxei mit 16,om©nw. 3m Dep. 3!atn unb
©atonne: SRontauban mit 25,000 ©nro., ^at eine $aeul;
tdt ber refbtmitten Geologie, Üucbs unb ©eibenfabrifcn,
flarfen SBembanbel unb einen alten Dom. 3m Dep. JDber;
©atonne: bie alte «öauptftabt ?angueboei, Xouloufe (f. b.).
3m Dep. ©et 6: 3tucb (fpt. Xüfcfi) mit 10,000 ©nro. 3m
Dep. ?ot: dabor« tmt 12,000 ©nro. 3m Dep. Sot unb
©atonne: Harn mit 12,000 ©nro. unb berühmten Segel
tue^fabtilen. 3m Dep. Sottije: aufle mit 8000 ©nw.
3m Dep. Dotbogne: $erigueur mit 9000 ©nw., befannt
bute^ Wcbbübner- unb JErüjfelpajreten. 3m Dep. 6ba»
tente: ttngoult'tne mit 15,<joo ©nro., ^ulpeu, 9>apiet;
unb SB ollfabrifen unb 9liebetlagen »on Söein unb SJtannt-
roein, unb ba6 bureb feinen ©ranntroein berühmte (Sognac
(f. b.). 3m Dep. Untet*@l)arente: bie beiben mde^tigen
©täbte ?a »orbeile mit 12,000 ©nro., bie ftarfe geflung,
roelcbe bis 1628 ber ©tufepunft ber «Hugenotten war, eine
ftarfen ^anbel treibenbe .^afenftabt, unb Äodjefort mit
15,000 ©nro., gletcbfallS befe|tigt, mit einem trefflieben
ÄriegSbafcn, großen ©eemagajinen unb SSerften. 3m Dep.
5öenbe*e: ©ourbon Benbie mit 3000 ©nro. 3m Dep.
9lieber*8oite: Spante« (f. b.). 3m Dep. «Kotbiban:
8'Drient mit 14,000 ©nw., eine ber fd»6nfien Stabte
liegt am 9J?eere unb b«t einen trefflichen Äriegäbafen; eS
treibt namentlich nach £>ftinbten >j>anbel. 3m Dep. JJis
niJterre: bie befeftigte ©eeflabt SBrejt mit 30,000 ©nw.,
an einer ©ai, bat ein großes ©eeatfenal, ptadjtvolle fiuais,
eine ©cefabrerfcbule unb tteibt ftatfen gifc^fang, namentlich
oonSarbeflen. 3m XStp. 3He unböilaine: Sfenne«, bie
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84
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alte -|>auptftabt ber Brrtague mit 30,000 Gin»., bat bt*
beutenbe roiffenfcbaftlicbe Anftalten, fceinwanbfabrifen unb
SSJad^Sblctc^f n ; ©t.s2Ralo (f.b.) 3m Dep. 9forbfü*
flen: ©t.sBrieur mit 10,000 Gin». 3m Dep. 2Ran*
cpe: Gberbourg mit 17,000 (Sin»., eine wichtige ©eejiabt,
weil fie ben einjigen befejtigten #afen (mit einem '/i SR. lans
gen Damme) am banale bat 3m De?. GalvaboS: Garn
an ber «Drne, mit 40,000 Gin»., ifl eine reiche ^abrif s unb
#anbcl$|labt unb bat unter antern »iffenfcbaftlicpen Anfiab
ten eine Afabemie mit brei gacultdten. 3m Dep. (gute:
Gvreur mit 10,000 Sin». 3m Dep. 9*ieber;©eine:
9touen(f. b.); #avre be ©race, eine befeftigte ©eeflabt an
ber SRünbung ber ©eine, mit 30,000 Gin»., von »o au3
Kampfs unb ^acfetboote nacb allen 2Beltgegenben ausgeben,
unbDteppe, gleichfalls eine ©eeftabt mit 20,000 Gin», unb
»abtreiben gabrifen. 3m Dep. SDrne: Alcnron mit 14,000
Sin», unb vielen gabrifen. 3m Dep. 2» a penne: 2aval
mit 10,000 Sin», unb verfebjebenen gabrifen. 3m Dep.
SDfapenne unb fcoire: AngerS mit 30000 Gin»., bat em
gclfenfcbloß, große ©chieferbruebe unb Slfineralauellen. 3m
Dep. ©artbe: 8e SWanö mit 20.000 Gin»., bat glaggen=
tuetj», Rapier; unb 23atbötucbfabrtfen. 3m Dep. Gure unb
ßotr: GbartreJ mit 15,000 Gin», unb einer frönen Äatpes
brale. 3m Dep. Sottet: JDrleanS mit 40,000 Gin»., an
ber 2otre, über »elcbe eine föSne Brücfe fübrt. Die uns
vottenbete perrlicbe Äatbebrale jcicb.net fieb unter ben 52
Äircben ber ©tabt auö. Diefelbe bat me&re »iffenfcbaft>
liebe Anftalten, wichtige ©eibenfabrifen unb ift berubmt
burcp bie Belagerung, in ber fie burcp 3eanne b'Ärc
(f. b.) 1429 bereit »urbe. Gin Dcnfmal erinnert an bie
3ungfrau von SDrleanö. 3m Dep. Soir unb Cber: SBloi«
mit 15,000 Gin»., einer langen Brücfe über bie ?oire, an*
febnlicpen gabrifen unb -öunbel mit SBolle unb SBcin, unb
S3enbome am 8oir, mit 7500 Gin», unb großen .f>antfdm!>=
fabrifen. 3m Dep. 3nbre unb Soire: SEouri mit 23,000
Gin»., liegt in einer berrlit^ert fruchtbaren ©eaenbf bem
©arten von granfreieb. ©ie ijl ber ©ü> eined Grjbifcbofö,
ifl febon gebaut, bat namentlich eine febone Äatbebrale unb
eine berrltebe Brücfe über bie goire; auch ifl fie reiet) an
»iffenfcbaftlicben Anftalten. 3m Dep. beiber ©evreS:
9tiort mit 15,000 Gin»., gabrifen unb Bleigruben. 3m
Dep. SBienne: ^poitierS, einfi $auptflabt von ^ottou, mit
22,000 Gin»., bat eine jurifrifebe Afabemie unb anbere »if»
fenfcbaftlicbe Anftalten, celtifepe 3Cltertbümcr unb gebirt ju
ben dltcften ©tdbten beS Sieicb«. 3ra Dep. Snbre: Gba;
teaurour mit 11,000 Gin». 3m Dep. Greufe: ©ueret mit
4000 Gin». 3m Dep. Allier: SDloulin« mit 14,000
Gin»., ©tab> unb SNefferfabrifen. 3m Dep. £>ber:33ienne:
SimogeS mit 2fi/)00 Gin»., bat onfebnlicbe ©ebdube, unter
benen ftcb bie Äatbebrale auö^ctebnet ; auep bat fie eine '2t fa;
bemie, ein ©eminar, eine üBibliotbef u. f. »., fo»ie au^ge:
breiteten 4>anbel unb berübmie ^ferberennen. 3m £)ep.
9lt2vre: Slever« mit 16,000 Gin»., bßt gapence; unb
GmaiHefabrifen unb eine febfne Äatbebrale. 2£uf ber 3nfel
Gorfica (f.b.), welcbe etn eigneö Departement biftet, bie
£auptftabt 3f jaccio (f. b.). Die tarnen ber alten 17 ©ro^
<provinjen »aren: 3§le be grance; 9>icarbie 5 Gbampagne mit
Jörie; Sponnai* mit IBourbonnai«, Äuvergne unb 3«arc$e;
Bourgogne; Daupbtnc; Provence mit Crange, Xvignon unb
SSenaifftn; Cangueboc mit goir unb Kounillon; ©upenne
unb©o*cogne mitSHmopn, ©aintonge, fi5eamu. f. ».; Dr»
leannaiö mit SRaine, ^era)e, Xouraine, 3Cnjou, $oitou, Senp
unb 9(ivernai«; ©retagne; 9?ormanbie; glanbern, ^enne«
gau u. f. ».; granebe Gomte*; Sotbringen; Glfag; Gorfica.
Das £anb, roelcbeS »ir jefet g. nennen, b»e0 im Älter»
tbume ©allien unb würbe in vierteile getbeilt: baö ecl»
tifebe ©allien nahm ben norbwejtL ibcii ^wifepen ber
©aronne, ©eine unb bem SOTeere ein; baS belg. ©allien
umfaßte ben norb6(iL Xhtil }»ifcben ber ©eine unb bem
Sibeine; baS narbonenfifebe ©allien war ber fütöfil.
Sbeil jwifeben ben Gevennen, ben ©eealpen unb bem mit»
tclldnb. Speere, unb Aquitanien i?ic»? enbl. ber fubwefil.,
2»ifd)en ber ©aronne unb ben Brenden liegenbe i£beii.
Nah: befannt würbe baft 8anb erjl feit Gäfar'd (f.b.) ^eit,
ber bitr i»ifcben 59 unb 49 v. Gbr. rom. ©tattbalter »ar.
©d»n bunbert 3ab" »or ibm batten bie Körner ba6 narbonen»
ftfebe ©allien erobert; er aber maebte ganj ©allien jur r6m.
$rovin), bie ed unter ben rom. Äaifcrn blieb. 3nnerpalb 400
3abren ge»6bnten fiep bie ©aQier nach unb naep an r6m.
$errfcbaft, ©pracbe, ©itte, Sieligion unbdultur. Tih burcp
ben Änfloß ber aftat. ^»orben, ber Hunnen, 374 n. Gbr. bie
große SBölf erwanberung (f. b.) begann, würbe aua) ©al»
lien von ber allgemeinen ^Bewegung berubrt. Die beutfeben
S3ö(fer brdngten fup nacb 323. Die Söejigotben nabmen baä
Sanb j»ifd)cn ber Soire unb ben ^prenaen ein; bie Sur»
gunber befc^tert ben 9!aum jwifefeen ber 3ii>ont unb bem
3ura; bie granfen (von benen fpdter ba8 ganje 2anb ben
tarnen erbielt) bemdebtigten ftcb beö nötbl. g.V, unb von
Gngtanb auf» festen bie Briten über unb ließen fiep im
norbwefiliebfien 2beite, in ber iegiaen Bretagne, nieber, fo«
baß bie Stömcr nur ein fleine§ ©tuet in ber 2Rttte ©al«
lten§ behielten. BergebenS branaen bie »itben ^junnen un»
ter Attila (f.b.) über ben Stbein in©aQien ein. Die ver»
einigten S36lfcr maßen ftcb mit ü)nen in ber blutigen ©cplacbt
bei 6bölon3 an ber fföame unb jwangen fte 451 »um Äücf»
juae. Gine große Um»anb(ung erhielt ©aDien oureb ben
maebttgen Gröberer, ben granfenfönig Globmig (f.b.) au*
bem Jt6nig§gefcb(ecbte ber SRerovinger, weuber von 482—511
regierte unb babureb, baß er ben St&mtm ibre lefetc 83«*
ftöung in ©allien nabm, bie Alemannen am JKbein befiegte,
bie SBefigotben unb Burgunber einfcbrdnfte unb bie anbern
frdnf. ©tdmme am SRieberrbein ftcb unterwarf, ber Stiftet
be$ großen granfenreiebd würbe, ©o rob bie granfen aueb
bamalö »aren, fo »urben fte boeb nacb unb naebbureb bie
cbrifllicbe Religion, welcbe Globwig 496 annabm, geftttetet
gemacht. 92act) G(ob»ig'd Sobe verfiel bie 9Juut : ber frdnfL
^i^nige, benn feine ©6l>ne jerfplitterten biefelben burtbXbeU
(ungen, noeb mehr aber babureb, baß fie ihren .Kriegern
©tuefe 8anbe3 mr Benutsuna überaabert Daburdb wuebft
ba5 Anfeben biefer f6n. Eeute (SeubeS), bie balb ba& Gtb*
rcdjt auf bie ibnen überlaffcnen Sdnbereten anfpracben. Be=
fonberd mdebtig aber »urben bie Anführer ber geubed, bie
SRajoreS DomuS, beren Anfeben balb baS ber Stivigt
überfhablte. DaS Öfeicb jerfiel in breideeiepe: Au^rafien
an ber2Jcaa§ unb bem 9?beine, 92euftrien im norbroejU. g.
an beiben©eiten ber ©eine, unb Burgunbien, ben fubofiL
Sbeil ; balb »urben aber bie beiben lefctern vereintat, fp»
baß nur noeb bie beiben großen 9?eicbe 9ceuflrien unb Auflra*
ften übrigblieben, beren jebe* einen befonbern SRajor Dornum
Ijatte. Unter ben mächtigen SJeaiored Domud jeiepnete uefa
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$i9\n von £eriflal fo <iu5, baß er alleiniger 9Rajor
£omuS würbe unb ber Äönig neben ihm in ben ©chatten
trat 9tocb höher (lieg baS Änfeben feine? «ohne» Äarl
Öjrtell, ber ficb jum ^erjog oon SReuflrien machte, bie
ärdoer, welche 732 unter ihrem Äbalifcn abborrabman
über bie Brenden gekommen waren, in einer großen c . 3 bt
bei JJourS beilegte, unb nach beS febwacben ÄönigS $obe bem*
jettai uier Safere lang Feinen SRadnolger gab, inbem er ofene
fjn. Site! bie Siegierung allein führte. 2US itart SOfartell
741 geworben war, traten feine ©öbne, Äarlmann in
Lujrrafien unb ?>ipin ber Äurjc in itteufrrien an feine
Stelle, (gif 3al)te regierte f)ipin alS SKajor DomuS, bann
befcblof) er, naebbtm Äarlmann 9?iöncf> geworben war, auch
tat ton. SHatnen ju fuhren. 9Rit XJorwi|fen beS Q)apfted
i'itJtc er fren legten merovingifeben Äönig 6b Üb eridj HL
inj Älofler unb err)ob fitfe unb fein #au3 762 auf ben
2bron. SJon ihm flammt bie JDpnaflie ber Äato»
linger, bie in g. bis 987 regiert bat. Stach ^ipin'S SEobe,
7tV3# befrieg Äatl ber ©rofje ben JEferon, ein SRann,
batt$ beffen geijlige Äraft unb weltliche SJcadjt bie 3ufunft
(ruropaS befitmmt würbe. er maebte bem Songobarbenrcicbe
vjnbe unb »ereinigte eJ mit bem feinigen, bejwang naefe
.ihrigem Äricge bie unbänbigen ©achfen, hehnte fein
.ia> biä an ben ebro, bic eiber, bic JKaab unb bie &i:
ber au5, »erbanb bie oerfebiebenartigen Golfer ;u einem
(Samen, erneuerte bie Sßürbe eines röm. ÄaiferS unb maebte
Künfte unb 2ßiffcnfd;aften in feinem Sfcicbe feeimifeb. (25.
.Rat» beröJtofie.) ZU et 814 ftatb, fanf bie SRaebt bet
.Karolinger jufebens bureb bie Schwäche feine? SohneS Sub*
ig beSgrommen unb bie Uneinigfeiten ber Söhne Sub«
wig I unter ficb unb mit bem ÜSater. 2lud) nad> bem £obe
tluowig'e», 840, würbe ber SJruberfrieg fortgefefct, bis ber
öertrag von SUerbun 843 jebem ber brei Siruber ein eignet
öefi^tbum feflfe&te. Deutfcblanb, Italien unb g. würben
neinanber getrennt, baS große fränf. flicieb löfle ficb auf
unb bie ©efcfeicbie g.'S alS cineS abgefonberten ÄönigreicbS
mt mit ienem Vertrage von SSerbun.
£urd) jenen »ertrag fiel g. Äarl bem .Rabjen, 843
—77, |u, einem ruhmlosen Äönige, beffen SWacfet im 3n<
cm befto mefer verfiel , ie mehr er nach Erweiterung beö
. S)i jrrebte. Gr rip bie $rooence, halb Sotbringcn, ju>
it fogar Italien unb bie Äaifenoürbe an ficb, unb boeb
iupte er feinen großen S3afaQen eine Urfunbe auSflellen,
ceren Zaubereien unb 2tmt*fieIIen »om SJater auf ben
:i erben füllten, wobureb bie ©ewalt beö Jlönigs Pom
.len feiner ©rejjcn ganj abhängig gemadjt würbe. iJu-
.iA bauten tiefe fefle S3urgen, angeblich jum Sd)u(} ge»
: tie 'Unfälle ber Tormänner, bie um biefe 3fit ibrt 2tn»
it ge^cn bie .Rufie ju machen anfingen, ctg ent lieb aber
^rofc< gegen ben Äönig. Unter Äarl oerbreitete ficb
..i tie frari3- Sprache über ganj g., bie man bisher nur
' ^cuftrien, im roejll. Sbeiie, gerebet hatte, weil man
: ihrer bei ^>cfe unb in ben öffentlichen S3erbanb(ungen
.nte. Siori;er hatte man ficb meifl ber beutfdjen ©pradje
ne Äraft unb Änfeben regierten nad) Äarl bem Staty
^^Htt @obn unb jroei Qattl 3>a riefen bie franj. ©ro:
f.en, in ber Hoffnung, beffer regiert ju werben, ben Äaroj
L:ager Äarl ben Dtcfen, ber Äömg in £)eutfcblanb unb
ein Urenfel Uubwig'ö be$ grommen war, auf ben ftanj.
Frankreich
2R)xon. <5o würbe noch einmal bie äerrfebaft SUttl'i bti
©rofjen m ibtet ganzen 2»u$bebnung ^ergeftettt. Kbet bie
3eit bet Regierung btefeJ Jt6nigJ war etne böcbft unglücf*
liebe. Sr war obne Siegententugenben, ohne ©eiftefifraft,
vielleicht auch ohne ben äQiQcn, feine galtet glücfiicb ui
machen; baju Famen bie Setheetungtn bet frort j. Äüften
burrf) bie Tormänner, bie bis sJ>ariä oorbrangen. 3» £)eutfct)>
Ianb feilte man Äarl 887 ab; ing. gefeberf) btes jwat nicht,
aber man fragte nicht mebjr nad) iljm. iöjtrgunb (f. b.)
trennte ficb oon g. unb al$ Äarl bet 3>ide 888 flarb, übers
trugen bie franj. ©rofjen bem ©rafen oon $ari$ £)bo ober
dubo bie Ätone; boeb f ehrten fte nachher jum Äarolingi:
feben Äaufe jurücT unb erfannten Äarl ben einfältigen
ali Äonig an, beffen S3einame ^in(anglid) feine jDbnmacbt
bejeiebnet 2>it SRormdnner festen ibre Einfalle fort, bii
Äarl, um Mube pot ihnen iu baten, ben triegerifd;cn
^duptling betfelben, {Rollo, jumSibam annahm unb ihm
bte ÜRormanbie als itbn übergab. 6benfo elenb war bie
Regierung beS©obneS, beS@nFelS unb beS UrenFelS Äarl'*.
£)a$ febwacb. e ÄdnigSbauö ber Äatolinget würbe nur gebuU
bet, aber bie SRacbt lag allein in ben jpdnben bet mächtigen
SJaf allen. 2(16 abet 987 Äatl beS einfältigen Urenfel, üub,
wig V. obet bet gaule, flatb, gelang eS $ugo (Sa*
pet, bem mächtigen ©rafen Pon ^)ariS, ficb jum Äönige
ju erbeben.
©o ging ba§ ©efcblcdpt Äatl'S beS ©tofjen 987 in g.
unter unb baS £>auS bet Gapetinget, ton welchem
noch beute bie Äonige pon gtantreieb, ©panien unb ytea=
uel abdämmen, beflieg ben franj. Sti)ton. Anfangs befferte
fich babureb bie Sage g.'S wenig ; bic SBafaHen waren mdcf)>
tiger als bet Äönig, ben fte alS ihres ©leteben betrachteten;
3'eber fuebte nut feinen Ginflufi \u vermehren, unbefümmert
um baS SBohl beS föolfeS, nach welchem 9liemanb fragte.
91 och oerwidelter würben bie äkrbältmffc, als ber {)ertog
ber 'Dcormanbie , 2ßilhelm ber eroberet, englanbS ft<b
bemächtigte unb biefer fran). üafaU nun machtiget als fein
ÜchnSherr würbe. £)ie Qapeting. Äönige gingen jundchfi
barauf aus, bie 9Racbt ber Übermut ljigen ©tofjen ^u bte*
eben, einen gtofjen Schritt bi«rut that 2ubwig \L ber
DicFe (fl. 1137), beffen weifer äßiniflet, ©uget, 2lbt »or»
St. Denis, bem Äintge rictb, ben Seibeigenen auf ben Un.
©ütern bie greibeit ju geben unb ben ©tdbten Vorrechte ju
ertbcilen, woburd) baS F6n. 2(nfeben bebeutenb gewann unb
bie SSafaflen genöthigt würben, ihren Unterthanen ähnliche
greibeiten ju bewilligen. Defto mehr tetlot g. unter bef*
fen ©ohne Subwig VII., bet einen nachtheiligen Ärcuj»
jug unternahm unb fich unflugerweife oon feinet gtau Qlto*
nora, bet S3eft^erin oon ©upenne, fchieb, bie nun ben mächti-
gen franj. SJafaHen, ^einrieb gjlantagenet, Jjjetjog bon 2tniou,
SRaine unb 9lormanbie, beiratbete, welcher Äönig oon eng*
»anb würbe. DaS Streben bet franj. Äönige, bie fBeft&un<
gen bet englänter in g. an fich ju reißen, führte lange 3tit
pinbutd) bartndcFige Äriege f) erbet; njerft unter Philipp IL
Äuaufr, 1180—1223, welcher 3RietbStruppen einführte,
bie englänbet in einet großen ©cblacbt bei JBooineä 1214
befiegte unb mehre engl ^rooinjen in g. an fich riß. £)a*
gegen wütbeten et unb fein Sohn Subwig VI1L gegen tbre
eignen Untertbanen, inbem fte aus falfchem SeeltgtonSeifet
bie pon bem Eircblicben ©lauben abweidbenben 2llbigenfet
im fübl. g. mit ©raufamf eit oerf olgten. einen großen gort:
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fchrirt mochte We !6n. SRacbt unter Philipp IV. bem
Schönen, 1285—1314, ber mit fraftiger $anb ben Xrt.
mogungen beS 'Äbclä wie ber ©eiftlicbfeit entgegentrat unb
bat ffiurgerjtanb begjut|rigte, beffen 2tbgeorbnete er a!3 brir=
ten *5tanb ju ben Reichstagen juließ.
«Kit feinen brei ©öbnen jlarb 1328 ber .öauptftamm
ber Gapetinger aus unb bie Nebenlinie, bal 4>aui ©a»
(oll, 1328—1689, besieg mit 9>t>i Ii f>p VL ben MMR.
Sogleich, erneuerten ftch n>iebec bte .Kampfe mit (Jnglanb,
benn ber itönig biefel fcanbel, (Jbuarb III, war ein Sohn
btr Softer fbilipp'l bei Schönen unb machte all foleber
Jinfprüdje auf ben franj. Ztycon. Diefe Jtriege waren für
%. febr unbeilbringenb. 3n ben großen Schlachten bei Green
1346, bei «Raupertuil 1356, wo Jtönig 3obann von g.,
$bt«>P'* Sohn, fogar in engl, ©efangenfehaft gerteth, fant
bie »lüte ber ftanj. Rittcrfcbaft, wabrenb feefe Vollauf«
wieglet ftch gegen ben Kegenten, bei jWnigl Johann Uta
ften ©ohn, erhoben, unb unbejablte Solbatenhaufen (bte
SRalanbrinen ober Jtamerabfchaften) bal Sanb »tunbernb
burebiogen. Unter SobamV« Sohn, Jtarl V, bem 2öei.
fen, 1364—80, würbe bie Sage bei ganbei in jeber 93«*
uebung verbeffert, befonbert burch ben frieglerfabrnen Son»
netable ©ertranb bu ©ueSclirt, ber ben Cngldnbern ihre
(froberunaeit wiebet abnahm. Defto tiefer fanf bal Reit»
unter Äarl VI., 1380—1422, ber all Äinb ben STbron
besieg unb unter welchem bie 3>arteifampfe ber Käufer SJur«
gunb unb jDrteanl entbrannten, bte Sngldnber nach ihrem
großen Siege bei Äjincourt (1415) ben größten Sbcii g.'l
einnabmen unb felbfi bie Jtonigm Sfabeau ihren eignen
Sohn, ben Dauphin (Thronerben) Äarl, verließ unb fW)
ben (frtgldnbem anfchiofj. Der fchmdhlicbe Vertrag von
Dropes (1420) foOte R. an bal engl. Jtdniglbaul brtn*
gen. Da rettete bte (hfcfreimmg ber Jungfrau von Dr»
teanl (f.3eanne b'«rc) 1429 ben bebrdngten Jtarf Vit;
bie ©ngtdnber verloren ihre SBefiftungcrt in ff. bil auf (Sa*
lail, unb bic JÄube nad) außen erlaubte bem feb lauen 8 u b •
wig XI., 1461—83, auf (Erweiterung ber ton. ©ewalt ju
benfen. SBie W^VP ©<höne, nur in größerm SNafj;
flabe, weil bie Seiten ihm günfKger unb feine Ärglift groger
war, brüefte er bie großen VafaÖen ju untertbdnigen Die>
nern herab, inbem er abmechfelnb ©ewalt ober £ift anwen»
bete unb bal SBolf mehr hob, fobaß er all ber eigentliche
Sßiebrrberficllct ber (6n. ©ewalt ju betracijten tf^. JBei J?arl
bei Jtübnen, ^»erjogs von Stargunb, Sobe riß er einige
burgunb. ?)ro»injcn an ftcb unb hinterließ & fo rräftig, baß
feine Nachfolger im ©tanbe waren , an droberunaen tn 3ta«
lien ju benfen. SRIt feinem ©obne Jtarl VIU. flarb bte
Äaupttinie ber «aloil aul unb bie Kegierung ging mit
fttbwig XII. auf bal ^>aul jDrleanl, einer ©eitenlinie
ber Baloil, über.
granj I. (f.b.), 1515—47, ber 3eitaenoffe bei gro*
ßen Jtaiferl Äarl V., mußte biefem in ber »Bewerbung um
bie beutfebe Äafferfrone naebfleben, bafjer bie©ferfucbt jwU
(eben IBeiben, turch welche vier Jtrtege hervorgerufen wur<
ben, bie im ®anjen jum Kao)tb.eil Ä.'l enbeten. Dagegen
erfreute fieb biefel, naebbem bie Jtrtege mit dnglanb erio»
feben unb bie le^te engl. JBeßfeuna in bie $eftung (Sa*
bril, erobert war, ber 8hn)e im sinnern unb bte (6n. ®e»
walt würbe unumfeferanft. %ber fc^on unter ben Kegierun>
gen bei folgenben JS6nigl, ^einrieb a, 1547—59, um>
B Frankreich
fehter btei ©o|ne, franj H., Ä«rr Et tmb Aein.
riä) ffl^ 1559-89, würbe Wt imtete 3ftn)e bureb bte Ber«
folgungen b« ÄnbAnget ber reformirte« 8eb.re, ber &u$c-
netten , geft6rt. SBabrenb bal ^HtuS ©uife an ber <§ptt>c
ber fathPlifcben Partei flanb, würben bie Augenottm von
bem 4>aufe öonbe* vertreten. Kadjbem ber £of unter Jtarl IX.
btei KeligionSfriege gegen bie Hugenotten gefatyrt t)attc,
Obne fie n er nicht cn w fönnen, würbe auf 'Änftiften bet Ai^ni^
gtn Butter, ber ntcbtlwurbigen itat^arina von !Kebici, bte
vrmorbung fammtlicber Hugenotten in ber blutigen jBarfyolc'
mÄulnatbt 1572 (f. S3iutt)ocr>$ett) befebloffen unb jum
%\)til ausgeführt. Die ©träfe für biefe ®reuetn)at
v>icl;aliriote Unruhen , in welche ba8 8anb burd.) bie f)artciun'
gen ber ®ro^<n gejrörjt würbe. Die ©irten verfielen ju'
febeul, «änfefuebt verbrdngte allen ©inn für moraltfcbi
®r6ßej bie gamilie ber ©uifen fhebte nach ^tHftafl
unb bte betben KeltgtonSparteien fAmpften gegenetnanber
all bie Verwirrung ihren tjodjflen ©rab erreicht hatte, wurti
fieinriö) HI. von einem fanatifehen 2RJnche buro) einet
SRefferfhd) ermorbet.
Wa Heinrich III. ging bie Kegteruna ^um Hau^'
«Jourben über. Der treffltd>e H«inri<h Iv. (f. b.), 158«
—1610, bejrieg ben JKfnvn; boch Mmpfjte gegen ihn, bc;
ehemaligen H"8fn"tten, bie von ben ©pamern unterftüt't
fatholifd>e Partei fo lanae, bil et ftcb mit bem Zapfte au*
fobnte unb halb mit Sift, t)atb mit ©eroalt ^aril einnahm
<?f heilte bann, von bem watfern ©uttn, feinem SKinifier
unttrfru|t; bie SBunben bei i*anbel burch weife ©efe&c
burch treffliche «erwaltung ber fjtncnjen unb burch S5c!e
bung ber ©ewerbe unb bei 4jwnM*- Dal fchinffe Denf
mal aber fefete er [ich 1598 burch bal &\a von Kantet
bureb welche! er ben Hus«totten gleiche Rechte mit ben Äa
tholifen ftcherte. ©eine (frmorburtg burch KavaiHac macht
fetner glücf liehen Regierung ein dnbe, bie ben granjofe!
um fo fegenlreicher erfchien, ba bie folgenbe feintl ©ohne
8ubw XIII., 1610—43, öberaul nachtheiltg war. Di
aanje Verwaltung würbe burch feine ÜRutter, Sraria vo
SRebici, welche vier Sabjre rang bie Kegentfchaft fütjrti
jum Kachtheil bei Reich! verdnbert. TClt Bubroig bie 9J«
gierung felbfl übernahm, würbe eS noch fehlimmer; jroa
verfammelte er, jum lebten 9tale bil jur Revolution, bi
ReichSfiönbe 1614, aber ohne baß etwa! ©utel bewirf
würbe. 6r ließ ftch von ©ünjTlingen leiten ^ beren einer bc
anbern ftünte, bil enblia) ber febtaue Garbinal, Qvcioq vo
Richelieu (f.b.), ben 9>(a| behauptete, 1624—42. ©
groß auch ber SBerftanb biefel SRannel war, fo fehlte iht
boch bie (Jrfenntniß, baß nur burch bie 2Bahl offener un
rechtlicher «Rittet bal ©lücf ber ©taaten wie einjelner SWct
fchen gef6rbert werben fdnne. Qi gelang ihm, bie fön. ©
walt unabhängig \u machen ; bie ©roßen würben burch
richtunaen felbfl folcr/er, bie fich gegen Richelieu verfcbworei
gebemüthigt unb eingefchüchtert, bie ReicbSfranbt allel Cii
Puffe! beraubt unb nicht mehr verfammelt, unb bie 9>arii
. mente, bie unter ben lefetvorhergebenben Regierungen ftch '
bie Verwaltung gemifcht hotten, in ihre ©ebranfen jurfit
gewiefen. Um bal §aat jDjtrei* iu fehrodehen, ließ ft
Richelieu wctbwnb bei breißtgidhrigen JtriegS mit©cf;roebi
unb ben" anbern ©egnern bei Äaiferl in öerbtnbung et
unb feitbem erfühnte pch in aUen Angelegenheiten 2)eutfd
lanb! mitjufprechen.
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£imj Kicbelicu'S iRacbfolger, 9Ra$arin (f. b.) würbe
nibrab ber ^inberiAbrigfeit gubwig XIV. (f. b.), 1643
—1715, bit Strwirrung noch großer. d»ar woflttn ber
•Jtoüw unb bie .Königin SRuttcr, Änna von £|trcicb,
:a Sdjre fflicbtlieu'S fortregieren ; ba ibnen aber biefcß
Sund Sejftesüberleqenbcit fehlte p fo erhoben fid) mehre
'5rc§«, ber j>rinj von Gonbe an ber Spifce, bilbettn eint
miifrrige flartti, bie gronbe (f. b.), unb beunruhigten
l jtbn 3abr< lang, Selbfi in ben Straßen von $ari6
■arte Slut vergolten. Dennoch, behauptete ficf> SRajarin
: j an feinen 3ob 1661, wo er g. innerlich beruhigt unb
va aufen gefürchtet, bem jungen, ehrgeizigen, bcrn'cbuicbti;
ja, alanjliebenben Äönige joirüdflitß, ber mit göttlichem
flf&f tüchtige 3Ränner ju Aufführung feiner 9-Mäne aufjufinben
Mrfttb. Der große 2Rtnifier Golbert orbnete bie ginanjtu,
fcfc bit ©ewerbe unb ben #anbel, unb wußte babureb bie
canraen berbeijufeberffen, bie ber Äönig ;u Ausführung
bjttarr Sauten, eine« gldnjenbcn Jpofjtaats unb feiner
jtrujt btburfte, wäbrenb ber Jtriegöminifter gouvvid bie
iriaj. $cere furchtbar machte. fluch Ju'mfte unb äßifferu
jwkn bobtn fid) unter mächtiger öegünftigung brt Jfcö«
sr?i. Äber tbeilS hafte bae unfittliche geben be* itönig*
fflf ba BerfaU btr Sittlichkeit ber granjofen ben nacbtbeu
#ta ginjiuß, tbeilö erfeböpften bie fünf Kriege, weicht
»ig mit Spanien , ben SRieberlanben, (Jnglanb, Deuifd):
unb jDjheich führte, bie Juane bed ganbcS, unb cnb--
•;rrutben nach ßolbert'8 Jtobe (1683) bie ginanjen in
83erfaQ. jjwar vergrößerte gubwig ftin ganb tureb
leiner .Kriege, aber in bem legten berfelben, bem fpan.
€ifrf^tfritge, 1701 — 13, gerictb tr in folchc sJiotl> , baß
"reit war, alle Eroberungen herau§jugcben, wenn man
i ben ^rieben hatte bewilligen wellen, unb nur hurch
u glüefliche Scrdnbcrung ber Umfiänbe gelang eS ihm,
mdjt nur aud btr JBerlegcnbeit ju befreien , fonbern fo«
[ mntn Cnfel Philipp von flnjou auf ben fpan. Sbron
ut bringen unb bie franj. (Brenden u: erweitern, dennoch
tateäef er baS Äcicb in einem erschöpften äuftanbe: ber
innere ffiobljianb war Cabin, bit Untertbancn feufjten unter
taft btr Abgaben unb ber 2ßiUf ür ber SJeamten , iebe
esur wn greibeit unb SJollövertretung war verfebwunben
• bit StaatSfdjulb einer foldjen Jpöhe geftiegen , baß
■- ibrer Crlcbigung wenig Jpoffnung war. Daju tarn, baß
tubtrig turch bie Aufbebimg' bcö Gbictö von Nantes (1685),
±>er ihn fein äSeicbtvater unb bie ÜRaujuife von äRain
oen verleitet hatten, unb burch bie Verfolgung ber iHefor-
«ina eitle Saufenb fleißiger gamilicn }ur Xu^wanberung
Sin hotte. Jpanbel unb SBanbel waren inö Stocfen
t, unb bic fran}. Seemacht war 1692 burch bie (Sng-
auf lange 3eit jerftört werten.
XIV. Urenfel, gubwig XV., 17 15 — 1774,
bie Hoffnungen, bie man (ich von feiner öut-
gemacht hatte. i)ic erften acht Jahre führte ber
von Drlcans bie JRegcntfchaft , beffen unverfchämte
Weit bic franj. Sitten noch mehr vergiftete. @3
beffer werben ju wollen, nacht cm ber Aönig bie Btu
felbft übernommen f^atte unb ber Siegent in benu
geftorben war. .Such ließ bie SBabl bei fteb=
gleurp (f. b.) jum erften SMinifier , welche Stelle
17 3at>re lang behauptete, ©ute8 t)offcn. gubwig
imfang§ ftreng » fittlich unb glüeflich, bid er verleitet
V Frankrelcli
würbe, fid) eine SRatrrefte ju nehmen. Hon ba an verfanf
er nicht nur in große Unfirtlichfeit, fonbem cerü>t auch aU
(en Öefchmai an ben Kegierong6gefdt>äften, bie er feinem
SRinifter allein überlief. 9tad)b<m mehre 2Raitreffen nach-
etnanber ben febwachen Jtönig geleitet hatten, bemächtigte
fid) feiner bie fcWaue 9JJarquifc be ^ompabour, bic ihn von
1744 bi« an ihren iKob 19 3ahre lang beherrfchte. 9cad>*
bem Sf. fid? ohne 9toth in ben öffr. (frbfolgefrieg , 1740—
48, gemifcht unb t>ier jwar }u i'anbe viele SUertbeile, jur
See aber namhafte SSerluftt erlitten hotte, trat eö im ?frtc-
ben von flachen ohne Sanbeftgewinn jurücf . 3Me gortfehritte,
welche bie gran^ofen theiiä in ßftinbien, noch mehr aber in
morbamerita am £oren)0, jDt)io unb SRiffifippi machten, »er*
wicfelten fie fieben Jahre fpater, 1765—62, in einen fieben-
fährigen Seefrieg mit ßnglanb, ber ibnen bebeutenbe $Ber<
lulle, namentlich ben von Ganaba in itmerifa, im ^rieben
von iontainebleau 1763 jujogen. 3u berfelben 3eit ließ fid)
£ubwig auf SSetrieb ber f)ompabour in ben Siebenjährigen
Jtrieg, 1756 — 63, in 2>eutfcblanb ein. Subwig oerbanb
fidi mit fciftreich , auf beffen ©acht $. unter ben frühem Sit-
gierungen eiferfüchtig gewefen war, gegen grtebrich ben @roe
|en, ber ben gran^ofen mehre empfin bliche 9cieberlagen bei«
bradte. Zugleich würbe bie Sehulbenla^ in< Ungeheure ver«
mehrt. %. ging mit JKiefcnfchntten feinem SerfaQe entgegen.
Da» Seifpiel teS Jpcfeö witfte nacbtbeilig auf bie Sitten,
unb bie Religion, welche allein beren Serfall hätte auf hau
ten fönnm, würbe burch bie Schriften SSoltaire'6, £ibe*
rot'ö, b'2tlemberfd, JKouffeau'6 u.'iL. herabgezogen. (Jnblid)
fiarb ber allgemein verachtete gubwig XV. 1774 unb bin=
terließ feinem Gnfel, gubwig XVL, eine Schulbenlaft ton
4000 SRiC. «ivrrt.
So reblich auch ber SBttlc beö jungen JtönigS war, fo
war boch bem gefunfenen Staate nicht burch gelinbe 9RitteJ,
fonbem nur burch «ine gänzliche Umdnbemng ber beftebeiu
ten SSerfaffung ju helfen; benn bie brüctenben Abgaben (a«
fteten nur auf bem Üolh , währenb ber hohe %btl unb bie
Öeiftlichfeit frei bavoa waren. VSk einträglichen Stellen
würben nur ben bevorrechteten gamiiien übertragen ober an
ben SReifibietenben verlauft; bie Abgaben waren ju folcher
^>öhe geftiegen , baß fie nicht mehr gefteigert werben tonnten.
2)a6 gemeine jßolt war leicbrfmnig unb ftttenloö unb tonnte
von unruhigen Äöpfen leicht ju Unorbnungen gemiäbraudpt
werben, wahrenb fid) im SRittelfianbe, wo bie größte Ö3Ü=
bung ju ftnben war, burch baS SBeifpiel ber iRorbamerirancr,
an beren Softreißung von cjnglant g. lebhaften "Änrheil ge>
nommen harte, 3been von bürgerlicher greibeit unb (Bleich^
hett oerbreitet hatten. $oUnfche SchriftfteUer trugen nicht
wenig ba)U bei, biefe 3teen }U verbreiten unb bie ©abrang
in ben ©emuthern ju vermehren. Hit ®ro#m warm (a#er>
haft, unb man hotte fid) unter gubwig XV. gewöhnt, bie
tön. SBürbe ju verachten. So einfach ouch eubwig XVL
felbft war, fo bauerte boch bie Serfchwcnbung bei &ofe fort,
weturd) bit Schuibtnlaft noch vermehrt würbe. 2Dai Solf
fing an ju murren, allgemein fehnte man [ich nach fjper
Skränberung ber Dinge unb ber gmangminißer war nicht
mehr im ©taube, 3fatt) ju fchaffen. 3n biefer 9loth muri
bm, feit 163 Jahren jum erften ÜRal , bie «Rotabtln 1787
verfammelt. £a fie aber eine allgemeine ©runbfteuer ver<
warfen, bie allein hätte retten tonnen, fo bienten fie nur
baju, bie ©ebrechen be6 QtAati noch mehr aufjubetfen.
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Frankreich
Da§ Serlangen nach iBerufung her 9teicb*ftanb€, bie fett
, 1614 nicht verfammelt gemefen waren, würbe nun immer
größer. Stocb wiberfianb bet König; ba ober ba« Paria*
ment ftch weigerte, bie »erlangten neuen ©teuera ju geneb»
nrigen unb femer ber fcbneU oufeinanber folgenben SRmifter
Reifen fonnte, fo fügte fu& enblicb ber König auf ben fRatf;
be« 2Jtinijter« 9tecfer in beren 83erfammlung.
Xm 5. SJtai 1789 verfammelten ft* bie 9teicb«jianbe in
SBerfaiöe«. Durch ben SBefcbluß, ben ber britte ©tanb
burthfefcte, baß nach Jt^pfen geftimmt werben follte, würbe
ba« Übergewicht beffelben über bie ©ciftlicbfeit unb bei »bei
entfehieben, befonber« ba ber größere ZW ber erflern ju
bem JBürgerftanbe übertrat SBergeben« befahl ber König,
baß nach ©tänben gefh'mmt werben unb baß jeber ©tanb
fieb befonber« verfammeln foHte. Euf ©raf SJtirabeau'« SBor*
fcblag erflirte ber britte ©tanb, er werbe nicht geboreben,
unb ba nun auch mehre vorn 2Cbe(, ber iperjoa, von jDrleait*
an ber©pi($e, übertraten, erfldrte ftch ber britte ©tanb jur
Siationalverfammlung am 17. Sun. 1789, unb ber
erfebroefene König gab na<$>. SJtit rafeber, feefer £anb riß
biefe Stationalverfammlung ba« alte, morfebe ©ebaube ber
bi^erigen fBerfaffung ein; waren cd aud> SJtiSbrdudic, bie
maru angriff unb verwarf, fo war boeb bie ftürmifebe Eile,
mit ber man verfuhr, nicht weife. Die Station jerftel nun
in jwei Parteien; bie eine fuebte mögliebfi viel vom Xlten
erhalten (bie Xriflofraten), bie anbere, bie greunbe ber
Revolution, alle« Xlte über ben Raufen ju werfen. Der
König jog 20,000 9R. in ber Sldbe »on Sparte jufammen,
vielleicht nur, um ben Ausbruch von Unruhen ju perbin*
bem, befcbleunigte aber benfelben eben babureh. Ein fürchters
lieber Hufftanb brach in Pari« Joe«, bie jum ©taat«gefdngniß
benufcte fBafiitle würbe erobert unb gefcbletft unb ber .Ron ig
genötigt, bie Gruppen ju entfernen. E« würbe eine 9la>
tionalgarbe unter Safapette errichtet Die Entfernung ber
©olbaten beruhigte enblich ba« SJolf, unb ber iBefuch, ben
ber König am 17. 3ul. auf bem 8tatbb<*ufe in Pari« ab»
ftattete, fchien SJolf unb ^>of au§geföbnt jju haben. Doch
ber (Seift ber SBiberfefclichfert, be« gegenfeit igen Siistrauertä,
be« ^)a(fed ber untern ©tdnbe gegen bie \i$tm war einmal
aufgeregt unb lief ftdt> nicht bannen, unb bie Unorbnung
breitete u'cb über ganj au«. Die SBefanntmacbung ber
SRenfchen« unb IBurgerrecbte burch bie Stationalverfammlung
lief fiel ©ute« hoffen; aber bie übelverfianbenen SBorte:
©leiebbeit unb Freiheit unb bie ^Bemühungen be« übelgeftmi»
ten $erjog« von Drlean« vermehrten bie Verwirrung. Die«
fer unb anbere ©öäwitlige erregten einen neuen, noch ge*
fdbrlicbem Sumult am 6. unb 6. £>ct 1789. 3wei be»
waffnete Raufen jogen nach BerfaiQeS, begingen SJtorbtbaten
unb jwangen bie fön. Familie, ihren Sßobnfife in ?>artS ju
nehmen, wohin bie Statwnalverfammlung balb folgte. Der
hier anfangt betrntente gute ©etfi oerfchlimmerte {ich balb
wieber. Die eralthrten Steuerer erhielten nach »nb «ach ba«
Übergewicht; fie bilbeten ben berüchtigten Safobmerclub. mc
mit ber ©eburt jitfammenhangenben üßoneebte, auch ber Xbel,
würben aufgehoben, bem JSJmg bei ber ©efefegebung nur
eine befchrdnft oerneinenbe ©rtmme (ba3 JBeto) vergönnt,
bie ^irchengüter unb ein grofer 2l)eil ber itronbomainen
würben eingebogen unb, ba eS an ©elb fehlte, eine unge»
heure SJtenge von ^fapiergelb, bie Äfftgnaten, bk fvdterhin
allen SBerth verloren, gefebaffen. Diefen Verfügungen folgte
Frankreich
bie Hufhebung aller geglichen Stiftungen unb Jtlofter, ber
Parlamente, bie Einführung ber ©efchwornengerichte, bie
Emancivation ber 3uben, bie »bfchaffung aller Xitel unb
ffiapven, bie ©ntt)eilung bc5 SReichS tn 83 Departements,
ber JBefcbluj}, baf 747 ju wahlenbe Deputirte bie 9tattonal>
repräfentation bilben foHten u. f. w. SBenn auch biefe Sc;
fcblüffe jum üttjetl »ebenfen erregten, fo fchien boch ba«
©unbe§fe(t, baS man am 3<»hrrttag ber 3er(iorung ber fBa-.
ftille, am 14. 3ul. 1790, auf bem CDtarSfelbe in |>ari« mit
allgemeiner föegeijterung feierte, eine SBerfihnung ber oer«
fchiebenen ^arteten herbeigeführt ju hoben. 2lber fchneU jet=
ging ber feböne Ära um; bie 2tri|tcfratcn fonnten bie „gute
alte 3eit" nicht verfebmersen unb bachten auf SBieberberffrli
lung berfelben, viele ©eijtliche weigerten jtch, bie neue Set>
faffung ui befchwören, unb auf ber anbern ©eite ruhten bie
greunbe ber Revolution nicht, bie IBanbe be8 ©ehorfami im»
mer mehr m I6fen unb ben ^Döbel gegen bie ©efe^e auf-
wiegeln, ©chon waren ber ©raf von XrtoiS, nachmaliger
Äonig Jtarl X unb anbere ©lieber be« fön. J^aufe« au«
g. geflohen; ihnen folgten balb viel« (Sbelleute unb ©eijtlicbe
(Emigranten), unb ber Aönig erfannte, a(« ber ^öbel ihm
bie ©pajierfahrt nach ©t.-6loub am 18. Bpr. 1791 wehrte,
baß er nur noch ein ©efangener fei. Diefer peinlichen Sage
woQte er ftch burch bie glucht enhichen. 3n ber Stach« vom
20. 3ul. reifte er mit feiner gamilie heimlich nach SRontmebp
ab, würbe aber unterweg« in Sarenne« erfannt unb na*
Pari« jurüefgefuhrt. Stur fein Jöruber, ©raf von Provence,
war entfommen. Die Stevolution nahm inbeffen einen immer
gefdhrlichern fyaxattn an. 3war ftiftete 8afapette au« ber
Partei ber ©emdfjigten ben ßlub ber geuillant«, aber bagegen
erhob ftch ou« ber SKitte ber 3afobiner ber Elub ber ßorfe-
lier«, theil« au« £3 ö fori cht er n, wie SHtarat unb 9?obe«picrre,
theil« au« eraltirten 9tepublifanern beßehenb. Der pöbel,
burch biefe Partei aufgeregt, fing an ju h«nfchen unb bei
Stame ©an«culotte (Dhnehofcn) würbe ein Ehrenname.
Um 30. ©ept. 1791 ging nach SBoBenbung ber neuen
Serfaffung bie erfte (confriturrenbe) Stationatverfammlung
au«einanber unb am folgenben Sage trat bie gefefegebenbt
SSerfammlung jufammen. Durch bte Stdnfe ber 3afobinei
waren grögtentheil« republifanifch geftnnte, überfpannte Äöpfe,
jum JEbcil JBöfcwichter , bie nur jur Vergrößerang bev Ser>
wirrung beitragen wollten, gewählt worbm, unb fogleid
er^ob pch ber parteienfampf. Die SBerfammlung ber Emi
grirten unter bem ©rafen von Xrtoi« in Noblen) unb bi<
»emühungen berfelben, bie europ. 5Jtä*te ju einem ihrteg«
gegen %. ju vermögm, gaben ben Seinben bc« .König« einer
jßorwanb, bie abfuhren beffelben *u verbdchtig.en unb ba<
Äönigthum verhaßt ju machen. Die einftujjreicbftett ©tel
ten in Pari« würben mit 3afobinern befe^t, bie SJtnjcju
be« König« herobgewürbigt, unb ba er ftch weigerte, bie (Sc
fe(jc gegen bie 2fu«gewanberten unb gegm bie ben Eib vcm\-;
gernben Priefier ju beftätigen, brach am 20. 3un. 1792 ci
'Äufftanb au«. Da« JBolf brang in ba« ©chloß ber SEuifcrier
beleibigte ben König unb bie Königin, unb wenig feMr.
baß fie von bem rafenben Raufen ermorbet würben. : SBo
nun an war jebe 0a>eu vor ber SDtaieftat be« Königt^um
verfchwunben, unb ba um biefe Seit ber Krieg be« beatfebe
Kaiferö unb be« König« von Preußen gegen $. au$gefptocbe
unb ein preuß. Spitt unter bem ^erjoge von SBrauitfe^tvet
in gothringen eingefallen war, fo vermehrte ftch
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Frankreich 89
Frankreich
gegen ben Jtönig, ben man mit tiefer: Seinben einverftanben
Raubte, immer mehr. Saut erhoben fia) Stimmen, bie feine
Kztyunj »erlangten. Ttm 10. SM 1792 fiel entlieh ber
ccfrlda. S3on ben wütbenbfien Safobinern geleitet, fturmte
rer ylbü ben Suilerien ju. Die fön. gamifie, vom2Rorbe
behobt, begab fich in bie SRationalverfammlung unb würbe
äfjngen in ben £empeltburm abgeführt. Sie 83erfamnv
Lag fprach bie Ebfefeung bei Äönigi au«, verorbnete
tu iufammenberufung eine« ScationalconventS , ber im 9la«
,ntn bei „fouveraüten SBolfi" regieren foQte, unb alle 9Ri«
n$erfUllen ' würben mit 3afobinern befefct. Sie $&bel*
:arf^aft mit allen ihren ©ebreefniffen brach berein; auf
■C-nton'S {Betrieb würben bom 2. bis 5. (Sept. |>au&fu»
: -ngen nach ben Äriflofraten Debatten. 6i wütbete in $a>
rd eine {Rotte, ärger ali bie wubeflen JBeftien; nid?t eimein,
firttni maffenweife würbe gemorbet. Än 5000 SRenfcben
fcmen um.
2tm 21. ©ept. 1792 verfammelte fieb ber 9totionalcons
wru, ber grojJentbeilS auS bofen ober übermannten SRenfcben
«ftanb. g. würbe jur {Republif erflärt unb ÄUeS, maS an baS
"igthum erinnerte, jerftort. ißon jenem Sage an rechnete
nraa roabrenb ber {Republif bie 3abre, bis Napoleon 1806
hefe äotret^nung aufhob. Vergeben« Ratten erft 2afapette,
•.iterbin Dumouriej an ber ©pifee ihrer £eere bie Röbels
leirfcbaft befampfen wollen ; bie ©olbaten empörten für)
-tun fte unb jwangen fie jur gtucf>t. Gbenfo oergeblicb
waren bie Xnfhengungen ber preuß. unb 6ftr. 4>eerej jene
hatten in ber Champagne bem Ginftuffe ber Witterung unters
legen , tiefe waren bei SemappeS am 6. 9cov. 1792 gefdiia-
gcn worben. 3m Gonoent erbob fiep »wifepen ber wütben--
ben Partei bei StrgeS unb ber gemäßigtem ©ironbe ein
. eftiget Jtampf , ber mit ber SRieberlage ber (entern enbete.
Ter gefangene Äönig würbe von bem Gonvenfe jum Jfcobe
Mnrrt^eitt unb am 21. 3<m. 1793 buteb bie ©uiCotine
enthauptet. S8on nun an wütbete ber Gonvent nicht allein
gegen alle greunbe bei .König« unb ber ßrbnung, fonbern
uueb gegen bie Seffern feiner eignen SRitglieber. SKobeäs
cierrt trat an bie ©pifce bei 2Bob[fabrtSau«fcbuffe5, ber bie
l ?''er bejeiebnete, welche ba« {Revolutionstribunal unter ber
..uotine fallen lieg. 25er ©ebreefen regierte ba« unglücfj
•che fiatt eine« gutgefinnten , wenn auch febwacben
\i t)atte e« einen Raufen blutgieriger JBöfewicbter ju
öerrfc&ern. erhalten, vor benen 2111 e gitterten, ©elbft ber
Qotumt fab fich gezwungen, bem SötQen bc« Röbels unb
taut ^»aupter ju gehorchen. SBer biefen juwibet war ober
gefährlich bünfte, würbe jum Üobe oerurt heilt. Die«
3djutfal traf namentlich bie SRit^lieber ber ©ironbe (f. b .);
-c Sßcnige retteten fich burch bte fcbleunigfle flucht. Die
3uH bei Röbels gegen bie vermeintlichen JtöniaSfreunbe
trsibe burch ben Jlrteg ber oerbünbeten SÄachte noch erhöht,
usi biefcr gab ben J^äuptcrn ber {Revolution einen S3or;
.:ib, ba5 SUolf gegen bie fogenannten geinte ber greibeit
ä jur Äaferei ju entflammen. Diefe entwicfelte im S3olfe
ie ungeheure Äraft, welche ben #eeren ber gran^ofen,
ifblecht fie auch auSfaben, ben ©ieg verfebaffte; fowol
gegen bie gremben al« bie gurcht vor ber ©uillo*
: :ie trieb bie franj. Sugenb ju ungewöhnlicher 2Cnflrcn-
üuna unb Sapferfeit.
Cit ergen grfolge ber franj. SBajfen waten glanjenb. Die
BGBct- Coto .itt. n.
allgemeine JBegeifferting, bie neue Ärt, Ärieg ju führen, ohne
©epaef, ogtte IWagajtne, unter Anführung begeifterter ©e*
nerale, hatte ihnen überall ben ©ieg errungen, ©avooen
unb Siijja, ©peier, SBorrnS, SKainj unb granffurt, ganj
{Belgien würben befe^t unb bie Sbfireicber jurüefgeworfen.
3war wanbte fich @nbe be6 SabreS 1792 ba5 Jtrieg«:
glücf. Dumourieg war ju ben £>fheichern übergegangen,
ber £)beranfübrrr berfelben, |>rtn} von Coburg, fiegte bei
Älbenhoven, Sieerwinben unb 8öwen, unb JBelg^ien febien
für g. verloren. 2iud) bie Greußen rücften wieber über
hen »Ktjein vor, nahmen Wiaxn^ ein unb fiegten bei ^)ir>
mafen«, wal^renb bie <5ngldnber fich mit £oHanb, ütufu
lanb, ©panien, ©arbinien, iReapel, Portugal, tftreid)
unb Greußen gegen g. verbanben unb biefer großen Goa*
lition mit ©elb be^ülflich waren, fobaf ei febien, ali
muffe g. burch bie ftijabl feiner geinte erbrüeft wer*
ben. Eber febon gegen Gnbe bei 3ahre8 1793 jeigte fich
g. aufö 97eue ftegreich. Dad S3ol( würbe in 9J?affe auf'
geboten, ben ©eneralen, wenn {ie fich hefiegen ließen,
ber SEob gebrobt, ganj g. febien nur &n £ager ;u fein,
alle £anbjtrafjen waren mit htrheietlenben ©olbaten be=
beeft, unb plöglia) fab man bie franj. £eere überall wieber
fiegreich auftreten, ©ie brangten bte «erbünbeten bis an
ben Wl; ein gurtet , befe^ten Belgien wieber unb eroberten
unter 9>icbegru fogar ^jollanb. Diefe {Rettung war um fo
unerwarteter unb wunberbarer, ba fich jugicich ein {Bürger;
frieg erbob. Die Ginwolpner ber SBenble erhoben fich,
von ben (übetleuten unb ber ©eiflUchfeit aufgeregt, für ba5
^önigthum unb führten mehre 3abre einen l;arrnacfigen
Jtampf gegen bie ©ewaltbaber in ?>arii. 3ugleicb ftanben
bie ©tabte im ©üben: SRarfeiQe, Soulon, 8von unbfi3or<
teanr, auf unb verweigerten ben Jafobincrn ben ©elicr.
fam. Dennoch übenvanben bie ©chrecfen«männer in ya--
riS aQe tiefe ©ehwterigfeiten unb Gefahren, bie ©egner
ber {Revolution würben, ba fogar bie ©uiQotine ju (ang>
fam morbete, fcharenweife jufammengefeboffen ober ertranft.
9Rit eifrrner ©trenge regierte {RobeSpierre an ber ©pi(je
bei 2Öoblfahrt8au8fchuffe«; felbft SRdnner feiner eignen 3>ar>
tet wagten taum einen reifen SBiberfpruch ; XBei jrtterte vor
bem ©ewaltigen.
{Robeäpierre th eilte anfangs feine ©ewalt mit Dan.
ton (f. b.) unb würbe von SRarat, ßollot b'^>erboi§,
St.: Suff / ßouthon unb äöiHaub be fBarennei unterfiü^t.
Sticht jufrieben, in $arii ieten burch JReidjthum, Gtel=
finn, ©eburt ober ©elebrfam!eit ausgezeichneten 9Rann
als einen SBerbächtigen ju verfolgen unb burch bie ©uib
lotine aui bem SBege ju fchaffen, fanbte er auch Gorm
miffarien in bie ^rovingen unb errichtete bort ben pari:
fem ähnliche XuSfcbüffe. 9Rit {Recht würbe hoher feine {Re>
gierung mit bem 9? amen beS SerroriSmuS (©chreefen ö;
regierung) bejeichnet. Unter ben in ?>ariä Jg)ingeopferten be»
fanben fich bie Königin SRarie Xntotnette (16. Set.
1793) unb bie fonftc Glifabetb, ©cbmefier gubwig XVI.
(10. SRai 1794). ©n blich fingen bie ©ewaltbaber an, ge;
gen fich fcftfi Su wüthen. 3uer(l würbe ber fchänbliche Z<v-
leanS, ber fich ben tarnen ßgalite (b. h. ©(eichheit) gege^
ben h^tte unb ben felbfl feine ehemaligen greunbe veroch-
teten, r)tnaeric!r>tet (9. SRov. 1793). Dann fam bie {Reihe
an mehre GorbelierS, bie ben SSBüt^cnbfien wegen gem&ßig^
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Frankreich
Frankreich
ter ©eftnnungen verbdcbtig geworben waren; unter ibnen war
Danton, naa)bem 3Rarat bereits unter bem 9Reffer ber <5bar*
totte Gorbap (f. b.) gefallen war. Äünfie unb SBiffen»
fcbaften würben in jener 3eit titelt nur »erachtet, fonbern
feibft verfolgt, bie cbrifUicbe {Religion würbe abgerafft unb
bagegen ber Vernunft ein SEempel geweifjt, ein neuer ita*
lenber eingeführt, unb ganj offen erfldrt, baß alle Einige
fallen füllten. aCQein je mebr aanj g. vor {Robeöpierre pt»
terte, beflo gef5r)rlict>cr würbe feine Sage; benn felbfl ferne
greunbe waren r>or bem SEprannen niebt mebr fuber. %m
27. 3ul. 1794 würbe er bureb SaHien unb jöiüaub be Sa»
renne« geffürjt unb mit mebren feiner ©ebülfen jur ©uiUo«
tine gefubrt.
SJon nun an fj&rte bie Sd)recfenSregierung auf. Die
©uiüotine würbe auf bie Seite gebraut, natbbem nur noer)
wenige SBifewiebter unter ihr geblutet hatten; bie ©iron*
biften würben jurücf gerufen, ber ©otteSbienjl wieber erlaubt,
einige SJerfucbe ber Safobiner, bie Jperrfcbaft wieber au er»
langen, mit ©ewalt jurüefgewiefen unb bie 5Benbe*e enblüö
beruhigt. 2Cn bie Stelle be« Gonvent« traten nun am 26.
©ct. 1795 ein Starb von 500, ein SRatt) ber Xlten von
250 unb fünf Direetoren.
SRacb bem Sturje ber 3afobinerberrfcbaft batte man
ftcb aueb mit bem Scbicffale ber fön. Ainber , bie, getrennt
voneinanber, noeb im ©efdngnifie faßen, befcbdftigt. Der
ffeine Daupbin »« aber bureb bie fcblecbte ©ebanblung,
bie er erfabren, bereit« fo au ©runbc gerichtet , baß er niebt
mebr gerettet werben tonnte. (Sr ftarb am 8. 3un. 1795.
Seine Scbwefler bagegen würbe gegen tinige ©efangene an
bie öjtr. {Regierung ausgeliefert. 3» neuejter 3eit tjl ein
gewiffer SRauenboif, ber lange im $reußifcpen al« Ubr>
• raacber lebte, mit ber SBebauptung aufgetreten, baß er
ber Sobn Subwig XVX fei, aber mit feinen Hnfprucpen
überall al« fcbwacbtdpftger SWenfer) abgewiefen werten.
3nbeffen batte tt)etl8 ba« JtriegSglücI ber granjofen, tbeils
bie Uneinigfeit unter ben commanbirenben ©eneralen ber
SJerbünbeten, tbeil« enblicb bie gdnAlitpe JBeranberung ber Sage
%'t bei ben friegfübrenben SRdcbten ben SSJunfcb nacr) finu
ben erzeugt 3uer|l trat ber ©roßberjog von2£o«eana jurücf;
bann fcblofien Greußen (5. Äpr. 1795), fieffen unb Spa*
men mit», ben grieben vonfflafeL 9tur bie ©ftreieber
unb bie fubbeutfeben gürften festen ben Jtrieg mit abwecb»
felnbem ©lüde fort. Siegte auch ber 6jh. ©eneral ßlair»
fait 1795 in SSelgten , unb trieb au * ber Junge GtaberAOg
Jtarl 1797 bie ©enerate Sourban unb SRoreau, bie in
Deutfcblanb eingefallen waren, wieber über ben {Rbein ju»
rücf, fo waren boeb in Italien bie granjofen unter bem
Ein ©eneral Napoleon JBonaparte entfebieben fteg*
. tiefer eroberte bureb eine {Reibe von ©efeajten ©ber>
:n unb jwang ©fireieb ju bem nacbtbeiligen Sri eben
von ßampo gormio am 17. ©et 1797. bureb welcben
©Iheicb fein Xnrecbt auf SBelajen unb feine ital. SSefüjung en
aufgab unb bafür bie ehemalige {Republif fBenebig unb Dal«
matien erbielt. SRur ba« beutfebe SReitfc blieb noeb unau«»
geformt mit g. Um aueb hier bie {Rube bcrftufreOen, trat
ein Qpngref in9ta|tabt jufammen, beffen Unter^anb»
hingen ftcb aber bureb Sdmlb ber franj. {Regierung in bie
84nge jogen. Äucb ber Seefrieg mit gnglanb wdbrte fort,
jum grofen Slacbtbeil g.'«, bad ben größten Sljeit feiner
ßolomen verlor unb mebre SRieberlagen jur See erlitt.
3m 3nnern g.'S botten jwar bie fcbeufm'c&en ^tnrit^*
tungen aufgeb6rt, bennotb fehlte »iel an ber SJerubigung
beS ganbe«. 9locb einmal loberte ber »ürgerfrieg in ber
SBenbe'e unb inSretagne (f. ßbouanerie) auf unb würbe
nur mit 3Rübe unterbrüeft; bie 3afobiner fowot al8 bie
8?opalifien ma'djten neue Serfcbwirungen ; baS in ber S?e=
volution angefertigte $apiergelb, bie Xfftgnaten, batte aOcn
Sßertb verloren unb viele 5£aufenbe von gamüien waren b«--
bureb um h)r 58erm4gen gefommen. Der «Ran'onalbanfrott
war entfebieben ; aber ber Staat würbe bureb benfelben geret-
tet. ©a$ ^apiergelb verfebwanb unb bie SBranbfcbafeungen,
welebe SSonaparte in Stallen erpreßt Mte, braebten wiebei
Kingenbe 3Rünje nacb %. Einige {Rube tebrte jurürf bureb bic
Deportation mebrer unrubiger Äöpfe; aber bagegen verloren
bie SDirectoren bureb eine f erraffe, bureb SBiQtur unb Uno.
reebtigfeiten bejeiebnete Regierung bie Xcbtung be§ 83oltc?
2Ran ertannte, e? !6nne fo niebt bleiben. Die neue S$cr=
faffung batte ju viele SRdngel, bie immer fldrfer bervortra:
ten unb bad Streben fu-b mit neuen {Republiten jti
umgeben — (^»ollanb war m eine bataoifcbe, ber größte
J'iicii ©bcritaltenS in eine cUalpinif$e unb ©enua in
eine ligurifebe {Republif verwanbelt worben) — mußte frü
ber ober fpdter mit ben benachbarten 2Räcbten neue Streitig
feiten erzeugen. Daju famen bie ©ewalttbdtigfeiten, weicht
bie Directoren rütfficbtlioö gegen fleinere Staaten fteb er
laubten. Unter niebtigen SBorwdnben beradebtigten frb bi
gramofen !Rom6 unb be« ÄrrcbenftaatS , entfübrten bei
3>apft yhi-i VI. nacb SBalence in g. unb erritbteten ein
römtfebe {Republif. Die Sebwei} würbe befcM unb ii
eine ungetbeilte h e l u e t i feb e fR e p u b 1 1 f verwanbelt. 6nb
lieb würbe fogar Neapel befefct unb b«« eine »artt)eni
peifebe {Republif emgefübrt, unb ba bie gdnber be8 r
nigd von Sarbinien unb btf ©roßberjogs von SoScana
{Reibe bei eroberten £dnber unterbrachen, be macht igten fi
bie gramofen obne weitern ©runb aueb biefer S3en|ungcr
9Ran erfannte, baß g. ben grieben von ßarapo gormio nu
gefcbloffen b«tte, öm unter bem Scbufce be« grieben« nec
mebr an ftcb au reißen.
Sdbrenb ftdt) ein fron», e&eer an ben äüften be« Aanal
fammelte enb eine glotte bereit war, ei nacb ßnglanb übei
jufefeen, verließ JBonaparte unerwartet (m 3Rat 1798) m
einer jablreidben glotte unb einem auSqefucbten |>eere ben eö
fest von SCoulon, bemdebtigte [ich ber 3nfel 5Ralta unb (anbt
in Hgppten, unter bem JBormanbe, bie SRamlufen ju b
triegen. S3ielleid)t lag ber ?)(an , von ba au« bie gerrfebe:
ber Gngldnber in ©ftinbien ju jerft6ren, ber gewagten Ut
ternebmung »um ©runbe. 3war )erf)6rte ber engl. Xbmir
SRelfon nad) ber gelungenen Sanbung ber granxofen bie fran
glotte am t 2fug. 1798 in ber großen Seefcblatfrt b
2Cbutir; boep maebte Napoleon große gortfebritte inttgW'
unb bemdebtigte ftcb na<b bem Siege bei ben $9ram
ben über bie URamlufcn ber ^>auptf!abt ifairo. Daaep
febeiterte 1799 fein Berfueb, bie geffung St.«3ean b'« c
inSprien einjunebmen; fet>t gefchwädH tebrte er nacb ttgr?
ten jurüef.
Snbeffen patte (gnglanb eine xweite Soalttion geg
g. au Stanbe gebracht. {Rnßlanb, ©fite ich unb ein grof
Sbeil von Deutfcblanb vereinigten fieb ju Ttnfange be« 3c
re« 1799 au einem neuen Jtriege, aufgebraebt über We ru
ftcbt§lofen ©ewaltfheicbe g.'«. SJdbrenb beffen batte ber Sc
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Frankreich
91
Frankreich
preß in Sfajfabt fortgebouert, aber »bne einen grieben ber.-
beijufubren, bet aud) unter ben iety'gen Untfrdnben nicht ju
erwarten war. Ära 8. 3pr. 1799 würbe er von Seiten
DeutfchlanbS für aufgelöft erflart.
Der 'Änfana be* JtriegS war für bie SBerbünbetcn gün>
ffig. 6rjberjog Äarl trieb Sourban über ben Sfbein jurücf
unb @eneral Ärao trieb bie granjofen in Cbcritalicn vor
fid) ber. äugleicb würbe 9leapel von ber franj. 4?enfdbaft
theiW burd) baö Bonüden ber £)fheid)er, (beiß burd) einen
Xufftanb ber Galabreien befreit. 6benfo febneü" fanf bie rem.
&epubli? jufarmnen, unb naebbem bie »ereinigten Staffen um
ter Suworojf unb bie rfiveicbcr unter Ära» bie Schlacht
bei 91 ov t am 15. 2fug. 1799 gewonnen hüten, befaßen bie
Krämpfen in Stalien nur nod) bie geflung ©enua. Xber
ein Sieg, ben SRaffcnu am 25. (Sept. bei Zürich über bie
Muffen gewann unb ba$ SWiSglücfen einer Seeerpebirion ber
Muffen unb Cnglanber gegen jpoüanb maditen bem ruff.
Äarfer, ?>aul, üble £aune; er "rief fein ijeet jurüd1 unb
trennte ftd) von ber Goalition. 3ugleid) erfebien Bonaparte,
an* Ägypten jurücfgeeilt , in g. am 9. ©et. dx wußte,
baß man mit ber Regierung ber Dircctoren unjufrieben war,
vertief! fein J^eer in ttgppten (ba$ fpaterbin, am 30. 2fug.
1801, nad) etner großen 9<ieberlage eureb bie (Sngtänber ju
caprtuliren genotbigt würbe), (anbete in greju*, eilte nach
f)ari4, iaate , nid)t olme petfönlicbe ©efafyr, am 9. unb 10.
9loo. bie Berfammlungen ber beiben JRitbe auSeinanber unb
bob We Directorialregterung auf. @r führte eine neue Ber=
faffung ein: einen GhrbaltungSfenat, ein Tribunal (baä aber
fpaterbin aufgeboben würbe), ein gefefcgebenbed GorpS unb
brei Cwnfuln. 3nbem er fid) jum erjten Gionfut erfldrte, bc*
midjtigte er fich ber Regierung unb bie Öiepublif f>orte bu=
burd) faettfd) auf. Bon nun an befam ber .Krieg eine ans
bere SBenbung. SBabrenb er ben ©eneral ÜRorcau nach.
Dcurfcbjanb fcbicTte, jog er felbfi 1800 febnefl über ben gros
den Bembarb nad) Stalten, gewann am 14. 3un. bie große
Sd)(aä) t bei SKarengo unb gewann burd) biefen Sd)la§
rberitalicn wieber. Diefet unb ber Sieg SRoreau'8 bet
£obentinben in Baiem über Crrjberjog' Sodann am
3. Dec. entfd)ieb über ba$ Schicffal be& ÄriegS. DaS ras
febe Beibringen Bonaparte'8 unb SRoreau'S gegett SBien
bewogen ben JJaifer granj für äBfheid) unb ba$ beutfd)e
Seid) ben grieben von 8uneville am 9. gebr. 1801
>u unterjeidjnen , burd) welchen g. auf er bem ©ebiete jwi=
vbot bem $o unb ber (Stfd) ba8 #erjogtbum STOobena unb
M ©rofjberjogtbum $o8cana gewann unb bie Reibet., eis»
alfhsfcjbt, (igurifd)e unb batav. JRepublif betätigt würbe.
ZÜaS linfe 3?brinufer blieb bei g. , ber £er$og von ÜRobena
twnbe burd) ben Sretögau, ber ©rofjbjrjog von Soöcana
titäf ©aljburg entfd)tlbigt. <3o r)atte g. abermals an Um=
frag unb Änfetjen gewonnen unb überließ bem jerriffenen
Iwffcblanb bie &it|d)äbigung ber beraubten Surften. Gn&
laA fab, bie Koalition jerfiort; jwar r)attc eS SNalta unb
Sjppten erobert; bennod) r)ielt e5 für geraden , mit g. ben
trieben von VmtenS am 27. 2ttärj 1802 ju fd)lie|en,
no4 weld)cm el bie mciflen ber eroberten franj. unb tyoQanb.
fetonien unb ÜRalta, le^terefi an ben ÜRaltef ererben, ju<
eM|Mcben verfprad).
Bonaparte ging nun batauf au3, g. jum mdd)rig=
(fett Staate in (Suropa unb ftd) jum ^errn beffelben ju
madjen. Bor 2Cu*em würbe bie JDrbrrung im fReiaje wfe>
berber0e|teIIt, bie Parteien würben befd)wic$tigt, einBerfud),
ben eine üjm feinblid)e Partei maä)te, Bonaparte in ?)a*
ri« burd) eine .£>6nenmafa)ine ju ermorben, würbe benufet,
ftd) vieler ibm gefdbrüd)er 5Dtenfd)en ju entlebigen. Gt fQt)rte
ben fartjolifcben ©otteSbienfl wieber ein, orbnete bie farbo»
lifd)e Äird)e, freHte ben alten Äalenber wieber t)h, forgte
für errid)tung von ©djulen, lieg (Straßen, ©rücfen, Äa»
näle anlegen, bef6rberte i55iffenfd)aftcn unb Äünfle, Hefer.
bau, ©erwerbe unb Äanbel, unterbräche aber aud) bie greir
beit ber treffe, fd)ärfte bie $olicei unb führte ein aUeä Ber»
trauen »erflörenbe* ©pionfijftem ein. Um einen neuen 2fbel
»u fd>ffen, erriebtete er bie (Sbrenlegion. <5in neue8©efe^
bud), ber Code Napoleon, orbnete bie 8?ed)tSpf!ege. 6ben«
fb wifllurlid), wie et fn g. fdpaltete, verfug er aud) mit
ben benachbarten, ibm burd) ben luneviDfer grieben preis»
gegebenen fidnbern. 5£oSeana mad)te er ju einem Äonig*
reid)e Äetrurien unb übergab e$ bem 4>erjoge von ^arma,
beffen canb er unter franj. Berwaltung nabm. Die Be»
ft^ungen be8 ÄdnigS von ©arbinien auf bem gefllanbe wur«
ben ju g. cjefdplagen , bie ciöalpinifcbe Republif erbielt ben
tarnen ber ital., er felbfi aber mad)te ftd) jum ?)rajtb«nten
berfelben, unb ^elvetien wie Aoüanb erbieJten neueßerfaf»
fungen. OTe btefe 8änber blieben enrweber von franj. 2rup<
pen befefit, bie fte ernähren mußten, ober ftanben bod) un>
ter franj. ©influffe. Darauf ließ Bonaparte ftd) am 3. 2tug.
1802 jum Gonful auf Sebengjeit ernennen unb orbnete btc
Berfaffung fo, baß alle ©ewalt in feine 4»dnbe gelegt
würbe. (Bergl. Bonaparte.)
& war vorauftjufeben, baß ber griebe nid)t lange bef}e>
t)tn würbe. Unmöglich tonnten bie europ. SRdcbte Bona«
parte'8 wiHrurlid)e8 Betragen rubig mfötnt fte erfannten,
baß er immer weitet greifen würbe. 3m 3Sai 1803 brach
bet Atieg mit ßnglanb au$; Beranlaffung gab bie 2Bei>
gcrung ^tglanbd, bie 3nfel ußalta berauö^ugeoen, unb ber
berrifebe Zon, ben Bonaparte ftd) gegen ^nglanb anmaßte.
Der Berbruß über bie SBegnabme ber franj., auf bet See
befinblid)en ^panbelöfcbiffe burd) bie Snglanber befiimmte ihn,
eine glotte unb ein {teer an ber Äüfie be6 Kanals ju fam-
mein unb burd) ©eneral SRortier Manöver befe^en ju laffert.
Steue Berfd)wdrungen gegen Bonaparte hotten jur golge, baß
bcrfclbe ftd) 1804 al8 Napoleon L jum Jtuifer von g. erf Ii«
ren lief unb fid) im folgenben 3abte jum Äönig von Stalten
(.Rftnigreid) würbe übt bie bisherige ital Stepublit genannt)
aufwarf. Sein 3t;ci>hn, Gugcn BeauharnaiS (f. b.)
würbe jum Biccfönig von Stalten ernannt Sd)neQ folg*
ten nod) anbere Bergebungen an Berwanbte SJlapoleon'6
unb Umgefialtungen bet von g. abhängigen Einher. Daft
jg>crjogthum 6ucca würbe feinem Schwager Bacciocd)t oerlie.
pen, bet aud) ba8 ^»etjogt^um $iombtno baju erbielt; bie
ligurifdhe Süepubtif würbe aufgclöfl unb ju g. gejd)lagen
unb bie batav. behielt jwat ihren Siamen, betam aber, in«
bem fte einen JRatbSpenfionair al8 £>betl)aupt erhielt, eine
monard)ifd)e Berfaffung.
2(Qe tiefe Sd)ritte führten bie btttte Koalition t)er5d.
Gnglanb, Sd)weben, fltußlanb unb £>frreid) vereinigten fid)
gegen Napoleon 1805. 3bet tafd) warf fid) triefet auf ba* bis
Ulm votgerüefte ofh. ^eer, jwang h'« om 17. jDct einen
großen Sbeil beffeiben unter ©eneral SRact jur &pitufetion,
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Frankreich 9
befefcte SBttn unb erfocht übet ba« ruff. unb 6fh. #eer
ben großen ©ieg bet Aufierlife (f. b.) am 2. Dec, bet ben
Äaifcr granj ftum grieben oon -r r e b b u v 3 am 26. See.
notbigte, bureb welchen er auf ©enebig, bai mit bem £6«
nigreiä) Stauen oereinigt würbe, auf SKirol, ba5. an ©atern
fiel unb auf feine ©efifeungen in Schwaben, bie an©aiern,
Sßürtembcrg unb ©aben abgetreten würben, oerjidjten mußte.
@u belohnte SRapoleon feine greunbe mit frembem ©ute;
benn S3aiern, SSürtemberg unb Sabm waren mit ihm im
©unbc; jened würbe jum Aurfürftentbum , biefe beiben ju
.Königreichen umgefebaffen. Ojheich erhielt fär aflt ©erlufte nur
©aljburg, wogegen bem ehemaligen ©roßberjog von 2o&
cana SBurjburg gegeben würbe. Dem ehemaligen £erjog
oon 9Jlobena, ber ben ©reiSgau an S3aben verlor, würbe
eine dntfebäbigung oerbeißen, ©eitbem gingen bie oon g.
abhängigen Sdnber in fohneUcm SBecbfel oon Jjjanb ut £>anb,
wie baS ©elteben bed franj. ^errfeberä gebot. Da8 ©lücf
SRapoleon'S würbe nur bureb einen Schlag getrübt; ber engl.
Abmiral helfen oernicbiete bie oereinigte fpan. unb franj.
glotte in ber ©eefcblacbt bei SErafalgar am 21. Ort.
1605. Auf ben Sieben oon ?)re8burg folgten fcbnell neue
©eränberungen. 3unäcbft würbe bem .Könige oon Neapel
ber Jtriea erflärt, weil et imStoo. 1805 bie Sanbung eine*
engl «ruff. Spax-S erlaubt habe. Sofept) ©onaparte, Wo»
poleon'S ©ruber, würbe nach Neapel gefebteft, eroberte e8,
ohne großen SBiberfianb ju finben, bie .ßauptftabt würbe
befefct unb Napoleon ernannte feinen Stoiber am 30. SWai
1806 ntm .König beiber ©icilien. 3wt ©elobnung ber
franj. ©enerale würben, meifl in Oberitalien, eine 2Renge
erjogtbümer creirt, Napoleon'} ©cbwager, ber *J>rinj oon
orgbefe, würbe jum Surften oon ©uaftatta, fein ©ruber,
SoutS ©onaoarte, jum .König oon J&oQanb, fein Schwager,
Joachim üRurat, jum #erjog oon ©era ernannt. Am 12.
3ul. 1806 ftiftete Napoleon ben JRbetnbunb (f. b.), in»
bem er fieb mit 16 meift fübbeutfeben Surften ju gegenfei*
tiger .KriegSbülfe oerbanb. Gr felbfi nannte fia) ?>rotector
be5 ©unbri; bie .Kräfte biefeS ZbtM oon Deutfcblanb
ftanben ihm nun ju ©ebote.
Oftreicb war für ben Augenblicf gelahmt, aber Greußen,
bureb oiclfälttge Jjreuloftgfeittn WapoIeon'S aufgebracht, »er»
einigte fia) mit 8iußlanb, ffnalanb, Schweben unb ©aebfen
unb fünbigte im $erbft 1806 ben Jtrieg an. Sfo>db, waten
bie Stoffen nicht angelangt. SRapoleon warf fieb mit übet»
maebt auf bie Greußen unb ©artfen, je rfpr engte ihr «fpeer
am 14. Ort. in ben schlachten oon 3ena unb Auer«
ftäb t, gewann fa)neH bie m elften preuß. gefiungen, ächtete
ben $erjog oon ©raunfebweig unb ben Sanbgrafen oon #ef»
fen, beren fcänber et für gute©cute erflärte, befefcte ©erlin
unb führte fein #eer fcbnell nach 9>olen, baft auf feinen Stuf
gegen bie preuß. ^errfebaft aufjtanb. (jrfchreeft fcbloffen fld>
bie Reinem beutfeben gürfien an ben Sfheinbunb an unb
©achfen wat glüeflieb, in fJofen mit g. einen grieben feblie»
ßen ju bürfen. Die blutige ©dbjaebt bei Colau am 7.
unb 8. gebt. 1807 gegen bie Kuffen blieb jwat unentfebie*
ben, bagegen erlitt nach bem gaQe oon Danjig bad ruff.
£>eer am 14. 3un. bei grieblanb eine fo entfehiebene
9lieberlage, baß Jtaifer 2lleranber ben grieben anbot, bet
am 7. 3uL mit Wußlanb unb am 9. 3uL mit Greußen in
KU fit m ©tanbe fam unb biefem «eiebe bie tyXfh feinet
gänbet foftete. yolen würbe untet bem Kamen eine« 4?er*
t Frankreich
jogthumö fflorfc^au bem jum Ä6nig erhobenen Äurfürften
oon ©aa)fen geaeben ; bie bem Ä6nige oon Greußen geraub-
ten 8dnber nebff ©raunfebweig unb Reffen würben ju einem
Ä5nigreiche SBeftfalen oeteiniat, baS 9lapoleon*6 ©rubet
Scrome erhielt unb ber Uberreft oon Greußen mit fo febwe-
ren ÄriegSfieucrn belegt unb bureb bie unter nichtigen ©or*
wdnben jurücfgelaffenen franj. ©efa|ungen fo auftgefogen,
baß ber niebergebrüefte ©taat fuh faum erhalten ju formen
febien. Sugleicb benu^te ber ©teget feine ttbetmeubt, um
eine XcbtSerflarung gegen ba« noch unbejwungene Cfnglanb
ju fcbleubern. Durch feine Decrete oon ©erltn am 21. <Rou
1806 unb oon ÜRailanb am 17. See. 1807 würben bie brit.
3nfeln in ©locfabejuflanb, alle engl. SBaaren auf bemgeft?
lanbe für oerfaüen erfldrt unb jeher ©erfehr mit «Snglanb
bem ganjen übrigen (Europa ftreng verbeten.
Der näcbfie Tingriff SRapoteon'9 galt bet porenäifcben
J^albinfeL Unter bem ©orwanbe, baß Portugal feine ^»afen
ben engl ©ebiffen nicht oerfcbloffen habe, ließ er ba8 8anb
bureb ein franj. Acer unter 3unot bcfe&cn. sJ!achbem bie
ton. gamilie nach ©raftlten unter Segel gegangen wat, hielt
3unot am 1. Dec. 1807 feinen Ginjug in giffabon, unb
Ütapoleon erflarte: bal ^>auä ©raganja h^hc aufgehört übet
Portugal ju regieren. 3u gleichet 3cit würbe ohne allen
©runb bat Äonigreicb J>etrurien weggenommen.- Dann
folgte bet Angriff auf ©panien. Napoleon benu&te ben
3wiefpalt, ber hier jwifeben bem febwacben .Könige, Jtarl IV.,
unb beffen ©ohne gerbinanb ausgebrochen war, um ftcf>
mehrer fpan. geftungen ju bemächtigen. Cin Äufftanb, ber
fieb im ÜRärj 1808 in Xranjuej erhoben ha««/ «n& bie
barauf erfolgte 2lhbanfung be8 Äönigä ju ©unften gerti-
nanb VII. bunte ihm ferner jum ©orwanbe, ein franj.
ibeer in SRabrib einrüefen ju laffen. Dann locfte er beibe
einige, ©atet unb ©ohn, nach ©aoonne, bewoa biet je-
nen, ihm feine {Rechte auf ben fpan. 2h ren ju übertragen
ben jungen Äinig aber, bie angemaßte &rone nieberjulegen,
wied ©eiben einen Aufenthalt in granfreieb an unb bt*
ftimmte feinen ©rubet 3ofepb 5um it6nig oon ©panien;
Neapel gab et feinem ©chwager 3oacbim SRurat unb baö
©roßherjogthum ©erg bem ältefien ©ohne be« Ä6nia8 oon
^)oUanb. Die fpan. Kation, tief empört übet biefe ©cbänt
lieh feit, erhob ürh gegen ben Ginbringling, fämpfte mathig
aeaen bte nach ©panien getieften franj. $eere unb erhielt
Ivjter oon ßnalanb Unterlüöuna S?ünf ^abre lana währte
ein blutiget Ärieg unb ©panien würbe bai ©rab ber
granjofen unb ihrer ©erbünbeten; jugleicb würbe Portugal
bureb ein engL 4>eer unter SQScUington oon ben granjojen
noeb im 3- 1808 befreit 3n bet porenätfeben ^alhtnfel
erblich Kapoleon'S ©tuefsftem juetft.
©alb nach bem Anfange beS JtriegS in ©panien fing
£>ffreicb an fieb gu ruften. war oon g. ju tief gefrault
worben unb hatte &u febwere ©erlufte erlitten, um nicht je--
ben geeigneten 3eitpunft jur SBieberaufnahme beft Artear-
ju Benutjcn. Zm 15. Apr. 1809 würbe bet Jtrieg crflan
unb |ugleia) erhoben fieb bie treuen Siroler gegen bie Bair.
unb franj. 3wingberrfcbaft. Aber auch bie*maf wat 9Jarc-
leon wichet bet ©ieget (f. £) fit eich) unb jroang ben Stau
fet jum grieben oon SBien (14. Ort. 1809), in welcQem t'fi-
teieb wiebet febwere Opfer bringen mußte. & trat mehr
alS ben fünften Steil feiner ffieft^ungen ab: ©aljbura, ben
L^nnrre[5. ccid icniac j^ontureiiD funnen. einen ^Lorn Den
, .. . , TP O — — — ... ^ . " • " ff • — . . V. . , . w* . w^.^ ... w w ..
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Frankreich
93
Frankreich
JtrMfirn, Datmatien unb SBefrgaliaien. .©nen &$eil er;
fcieltßaitm, ein «Stücf JKufjlunc, baS halb gejwungen, olfo
nur lau , gegen rflreid? mitgefoebten batte, SBeflgalijten
«arte ju SBarfdjau gefdjlagen , baS Jtinigreid; 3uprien aber
»urbe inbeffen für franj. JRedmung »erwaltet unb SJirol
ta bair. $errfa)aft wteber unterworfen. — SBdbrenb tiefe«
JCriegö aar eine neue ©ewalttbat gefcrjefjen. 9lapoleon'$
Bcrbilrnif} jum $apfl $iu$ VII. war feit einiger 3eit im«
mtr gefpannter geworben, »eil biefer fieb, weigerte, in bie
Jlnfoberungen 3<neS, bie tbeilS ben Äircbenflaat, tbeilS baS
Äinbenregtment betrafen, einzugeben. überbieS moobt* ber
Jtmbenfiaat btm franj. Jtaifer, ber augerbem über ganj
3talien gebot, im SBege fein. Tfat 2. gebr. 1808 Heß et
So« plo&licb befe^en, ebenfo anbere Stdbte beS Äircben;
tfaatj, unb »ereinigte roiUfürltet) einen Zl)til beffelben mit
rem Äfaigreicb« Stalten. Ttm 17. SRai 1809 würbe ber
übrige Sbcil beS JlircbenflaatS bem franj. 9?eid;e einoerleibt
unb Ä9m jur jweifen fiauptftabt beffelben ernannt, geier«
li<& protefh'rte ber 9>apfl bagegen unb fpracb über Stopoleon
r :r. »annfluef) auS; bafur lief ir)n biefer beS 9cacbtS überfaU
Im (6. 3uL) unb naa) granfreieb fchleppcn, wo er unter
Xurn^t gefleflt würbe, tiefer fSSititix folgten in raföem
&mae anbere ©ewaltfd)ritte. gubwig , JWnig von £oUanb,
war, »eil er ben SBerfebr feine* SBolfeS mit Cnglanb ntcr)t
jsnj batte binbern f innen unb wollen, mit Napoleon jers
fattea, 3m San. 1810 fn)icfte biefer beSbalb ein fran$.
pm naa) ^oHunb, baS mtt fran3- äollbebienten bie Äüfie
bjfeftf» , unb jwang feinen ©ruber jur Abtretung ber bolldnb.
fflftte unb ber fübt. ^rooinjen. Da balb barauf neue 2rup*
m emrücften unb Subwig ftdj ber SBillfür feines IBruberö
STfiSgegeben fab, entfagte er am 1. 3ul. 1810 ber Stegic-
runa unb >F)oUanb würbe bem franj. Äaiftneicbe einoerleibt.
bi gefdjab am 11. 9lo». mit bem SBalliferlanbe , beS*
Partien am 13. Drc. mit bem norbweftl. Deutfd)[anb, wo;
tarq Hamburg, öremen, Cübecf, Clbenburg, Sauenburg
uao anbere Difhicte Deutfcblanb enrjogen würben.
Seit bem grieben »on 2ilfit war anfangs baS SBerneb-
mm jurifer) en Stujjlanb unb granfreid) gut gewefen ; Tllrran*
tcr bitte nid)t nur auf einem Gongreffe in Arfurt 1808
tfleon »erfproeben, ben Sierfebr mit Snglunb abjubredben,
'rnbern aud) g. in feinem Äriege gegen i^fheid) 1809 ein
£>ulf8t>eerr gefleHL Tiber tbeilS mochte baS eigenmächtige
Berfabrrn 9lapoleon'8 ben ruff. Äaifer empiren, tbeilS war
rj niebt gefonnen, langer jum ©cbjaben feineS Steierl ben
^aatod mit Gnglanb ju »erbieten. Darüber entfianb eine
i|3enfein'ge ffiitterfeit, bie enblic^ 1812 einen #rieg b^bei*
^rte, ber Seapoleon'fl ÜRacbt xuerfl erfebütterte unb enbliel)
(am @(urj b«tbeifubrte. ©abrenb Kujjlanb nur ©cbwe^
>ea unb Cnglanb »u SunbeSgenoffen r>atte, fe^te SJlapolcon
W ganje übrige Curopa, Ddnemarf unb bie 2ürfei allein
«Benommen, gegen Öfuglanb in Jöewegung; felbfl ba8 ge=
■iwnbelte Greußen unb JÖjlreicb, mußten -pülfStruppen gej
tra. 2>a$ ungebeure, auä fafl 600,000 Äriegern be^ebenbe
pu, mit jebem ärirgäbebürfnifi nid) li6 »erfeben, bxad) im
Jan. 1612 in JRußlanb ein, anfange! mit gldnjenbem (5n
fegt, Die ©cblacbt bei «molenSf (am 17. unb 18.
j«?.) würbe gewonnen; bie nod) blutigere an berSWoö*
V»a (am 7. ©ept) fonnte bie granjofen nidjt aufhalten,
WÄojfau »onubringen. Tiber bier war bie ©renje gtfetft;
furd^bare ©ranb oon 2Ro6fau (f.b.) unb tie SBeige--
rung Xleranber'« , grieben ju fd)lie5en, nötigten Napoleon
im £>ct jur SJiücffefjr- Tiber [Aon war e6 ju fpdt. Da$ ge
fcbwddjte #rer würbe r>on einem felbfl für Scufjlanb fhengen
©inter überfallen; ber jünger nabm überbanb, bie Siuffen
brdngten unb bei bem Übergange über bie Seree> jina (f.b.)
würbe bie 9lieber(age PoUenbet. 0lur wenige 2 nimmer be6 gros
ßen -öttrS eneiebten im traurigjlen äuflanbe bie beutfdje ©renje.
Diefe 9cieberlage würbe oon bem unterbrächen (Europa
mit greube »ernorrrmen. Greußen erfannte juer(l, baß bie
3eit gefommen fei, fiel) gegen g.'S Drtpotiämud »u erbeben.
£ia§ preuf . SGolf flanb jomig auf, ben Jtampf für bie Sit-.
freiung von ben franj. Aetten ju unternebmen unb fdjlop ficr>
an 9luß(anb an ; Stedlenburg unb Hamburg folgten ju nach |1 .
3war batte Napoleon 1813 ein neues" £ecr gefummelt unb
fdjfug baS ruff. unb preuß. bei ©rofg6rfd>en unbSü^en
am v. SRai unb bei & au gen am 20. unb 21. SRai, aber
ber SSaffenfrillftanb »om 4. 3un. bis 17. Ttug. gewdbrte
3ett ju umfaffenbern Kuflungen. Hamburg fiel jwar wie-.
ber in bie rdd)cnben ^»anbe ber granjofen, aber ber SBunb
gegen g. erhielt bureb ben Seitritt £flreid)S unb ©cbmc
benS bebeutenbe £3erftarfung. Die ©iege ber jBerbünbe^
ten bei @roßi93eeren am 23. 2tug., an ber Aafebad)
am 26. Tfug., bei (Sülm am 30. Xug. unb bei Dennc
Mit am 6. Sept. ließen ben SSerlufl ber ^d)Iacbt bei
DreSben am 26. unb 27. Tfug. unb ben gall be5 eblen
Sloreau (f.b.) oerfebmerjen unb bie fBölf erfd)lad)t bei
£eip$ig am 16., 18. unb 19. Ott. machte enblich ber
granjofenberrfd>aft ein ©nbe. Äuo> öaiern trat nun jum
Sunbe unb geigte in bem Steffen bei .fjanetu am 29. bis
31. £>ct., bap eS ihm (rmft fcamit fei. ©djneU folgten
aueb bie übrigen gürflen beS nun aufgel6flen KbeinbunbeS
unb bie nod; »on granjofen befe|ten geflungen ergaben fid>
nadj unb nad>. @in prruß. ^eer unter S3ülow befreite
baS fd)wer gebrüefte <^oQanb, baS nun mit jBegeiflerung
toi -fjuuä £)ranien jurüefrief. Spanien gab Siapoteon jefcjr
felbfl auf unb rief fein $cex turuef.
Snbeffen botte Napoleon ein neurt ^eer geworben unb
wollte fidb wenigflenS in granfreid) behaupten .fpier rücf=
ten bie ßerbünbeten im San. 1814 an mehren fünften ein.
Die Siege bei la Siotbiere am 1. gebr., bei Saon am
9.ÜRdrj unb bei ÄrciS für 2ube am 20. unb 21. «Kdrj
fübrten fte bis por $ari0. SJergebenS fdmpfte 9lapoleou mit
gewohnter Umftcbt gegen bie übermdebtigen Sd)aren Sd)wars
jenberg'S unb JBlüdier'S. DaS treffen bei $arid am 30.
9Rdrj jwang bie ^auptflabtjur Kapitulation unb bie Sie;
ger hielten bafelbfl am 31. SRdr) ihren Crinjug. Napoleon
unter)eid)nete in gontainebleau feine Sntfegung, würbe nadp
eiba »erwiefen, Subwig XVÜI. (f. b.) beflieg ben S^ron
feiner 83dter unb fd>(of am 30. ©ai mit ben Serbünbeten
ben erflen pjjrifer grieben, ber g. feine ©rrnjen »on
1792 mit einigen (Gebietserweiterungen ließ. Subwig gab g.
eine neue S3erfaffung, bie Charte, bie eine burd) einef)airS: •
unb eine Depunrtenfammer befcbrdnfte 9Ronard)ie fefrfegte,
unb nach unb nadj.fdjien bie Crbnung jurüeffebren ju woU
(en, a(S bie 2Siebererfd>einung 9lapoleon'S pliglid) bte S3ers
wirrung erneuerte.
SBuhvenb bie «Diemarden auf bem (Songreffe in fEBten
»erfammelt waren, um bie europ. Tfngclegenbeiten ju orb-
nen, »erließ SRapoleon am 26. gebr. 1815 bie 3nfel eiba,
lanbete am 1. SRdrj bei Günnes in granfreid; unb rüdte,
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Frankreich
94 Französische Kunst etc.
ba ber 3ulauf ber alten Xnbängft fid> ton Zage ju Zage
mebrte, fcbnetl aufwärts oor, oon wo bereinig, oon bem
^>cere oerlaffen, fla) naa) ©ent gefluchtet batte. £>b nun
aleicb Stgpoleon ben Sftäcbten (Europas feine Neigung jum
^rieben oerftebem ließ, fo befc&loffen boeb Großbritannien,
SRußlanb, Greußen, ßftreieb unb bie übrigen beutfeben
dürften ben Jtrieg, ber im 3un. in ffielgien |icb erneuerte.
Seim erjlen 3ufammentreffen war Napoleon ftegreieb; et
gewann am 16. 3un. bte ©djlarfjt bei Sign 9 unb baS
treffen bei GuatrebraS, würbe aber am 18. 3un. bei
S3elle2Uliance (SÄont ©t.=3ean) burcb Wellington unb
©Iücber fo entjebieben geflogen, baß er bei bem SJor*
rüclen ber Söerbünbeten bis $ariä, wo fte am 7. 3uL u)=
ren (Einjug gelten, ft'cb jum jweiten SDlale jut Stöeberlegung
ber Ärone entfebloß. Cr flob nacb S?oct>cfort unb gab fiep
am 14. 3ul. in bie .&änbc ber ßngldnber, bie ihn nacb ber
3nfel ©t.; ^elena führten, wo er bie" an feinen im 3Rai
1821 erfolgten Stob in ©efangenfebaft blieb. Eubwtg XVHI.
febrte am 8. 3ul. nacb ?)ariö juruef unb febtoß am 20.
SWoo.- 1815 ben jweiten parifer ^rieben, ber jwar %.
feine Iefetc iBegrenjung, mit geringen 2fu6 nahmen, ließ,
ibm aber eine febwere Kontribution auflegte, bte JBefeb.ung
eines Xbätä beS EanbeS burcb frembe Struppen, auf bret
bis fünf 3abre fejtfe&te unb bie gamüie 9?apoleon'S auS S.
oerbannte.
©0 febr fieb aueb Eubwig XVÜI. bemübte, bie tiefen
SBunben ju Reiten , fo war eS ü)m fcoctj niebt m&glicb,
bie gegenetnanber ftreitenben 3ntereffen ber Parteien ju oer*
einigen. Sßd&renb bie alte bourbonifebe £ofpartei ben bor
1789 ftattgefunbenen 3uftanb wieberbrrjujleßen fieb bemübte,
baebten 2tnbcre auf bie SBieberberftellung ber Siepublif , unb
noeb 2£nbere feinten fieb nacb ber ffionaparttfeben .£>crrfcr)aft
iuruef unb warfen iyren ©lief auf ben jungen Napoleon,
ber am (aif. $ofe '» 2B'*n erjogen würbe. SÖtit fcemTfnSs
lanbe würbe ber triebe aufregt erbalten ; nur mit Spanien
begann 1823 ein ärieg, ber binnen fecb$ Monaten Äönig
Setbinanb VIT. aus ben »ödnben ber bemofratifcb geftnnten
GorteS befreite. Eubwig Jarb am 16. ©ept. 1824.
«Sem 53 ruber Äarl X. (f. b.), einfl ©raf oon 2frtoi3,
jetgte fcalb eine fo entfebiebene Sorliebe für bie Sefuiten unb
ben ÄleruS überbaupt, fowie eine flete Neigung, bie fin.
©ewalt ju erweitem unb freiftnnige Äußerungen ju untere
brüefen, mitbin bie treffe ju befcbrdnfen, baß er bie Siebe
feiner Untertanen oerlor. 2TIS er enblict) 1830 baS bem
SBotfe oerbaßte SRinifterium ?)olignac (f. b.) einfette unb
biefeS am 25. 3ul. fedjs ber Qfyxttt entgegenlaufenbe fin.
SDrbonnanjcn erließ, bracb ber Unwille auS. JDiefe jweitc
franj. Uceoolution 00m 27.— 30. 3uL fojtete Äarl X.
ben Stbron; er würbe mit feiner Familie oon ber Regierung
auSgefa)loffen, mußte %. oerlaffen unb an fetner ©teile würbe
ber «öerjog oon DrleanS, 9HJlipp Eubwig, jum Äinig
gewdblt ÄarlX. unb fein ©obn, ber^erjog von Xngou*
Urne, tyxütn ju ©unflen beS jungen £ einrieb, «£erjogS oon
©orbeaur, ber Ärone entfagt; baber bilbete ß<b rine gartet
in welcbe biefen ^rinjen all ^einrieb V. pt Äinig
wünfa>te, wdbrenb eine anbere gartet ben ©obn 9?apoleon'S
als ^errfebet anjutrfennen bereit war (welcbe Partei jeboct)
burcb ben Stob beS ^erjogS oon K ei «b jlabt (f.b.) auf*
bitte gu eriftiren), unb enblicb eine britte bie £Republt!
reünfebte. 2>ie oertriebene AonigSfamilie ging junddifl nacb
©nglanb unb bon ba nacb f)rag, welcbeS fte jeboeb. in neue'
fter 3eit aueb wieber oerlaffen bat.
- Strog ber 9>arteiungen in %. ifl eS Eubwig ^bülpp geltm*
gen, bie Äube ju erbalten, weil er ben großen 9Rittel(ianb auf
feiner ©eite bat, ber am febnlicbjlen Scube wünfebt 3»ar
erfebien bie -&erjogin oon ©erri (f. b.), bie SOcutter be6
^)rinjen ^einrieb, in ben weftl. |)rooinjen, um biefe gegen
bie beftefjenbe Reqierung au^uwiegeln; fte würbe aber am 7»
9hv. 1832 ju Nantes oerbaftet unb einige Seit gefangen
gehalten. X>tn SRinijtern Jtarl X. würbe ber ?>roceß ge*
madjt unb am 21. 35ec. 1831 würben oier berfclben, barun>
ter ^)o(ignac, jum bürge^ieben Stöbe unb ju lebenSldnglicber
(Einferferung oerurtkilt unb auf bie ffeflung $<xm gebraebt.
8ubwig ^btlipp lebnte bie belg. ÄonigSfrone, bie man ihm
für feinen ©cht antrug, ab, unterfiügte aber bie {Belgier ge:
gen -fjollanb (f. ^Belgien), wobureb er an Selgien eine
Segen freunblicbgefinnte si?acbt gewann, ©ei ben Unru>
en im jCircbenjiaate befegten bie granjofen 2tncona, unb
Algier (f.b.), weltbeö fdjon unter Jtarl X. erobert rcor=
ben war , würbe behauptet unb bte SJJaebt g.'S in 2£frif a be-
fefiigt. T)\t republtfanifebe Partei bewirfte 1834 Untube»
in |>ariS, £pon, ©t-&tienne, SRarfride unb an anbern
jDrten, bte jeboeb unterbrüeft würben, unb bte m6rberifcben
Angriffe, bie ju »erfebi ebenen SBalen gegen baS £tben be5
£önigS unternommen würben, bienten nur baju, ü)n in ber
Siebe unb 2Cd}tung ber S3effergeftnnten ju befeßigen. 3n
bte fpan. Xngelegenbriten (f. Spanien.) bat fiep %. nur
auf inbirecte SQerfe gemifrbt. Eubwig Philipp bat fid) burcb
fein flaatSflugeS ©enehmen bie Kcbtung unb Ynerfermung
aueb ber jenigen Sßädjte erworben, bie feine {Berufung 3 um
Äonig anfangs nicfjt billigten. (©. Eubwig ^tjilipp.)
irran3oei9ciic Äunßt, Citeratur unb Uitöecrtecbaft.
SBon ber Aunfl unb bem SEBiffen ber dltejien ©nreobner
beS SanbeS jenfeit beS 9?fjeind baben wir nur wenige, uru
bejiimmte ?Racbrid)ten. Die ©allier waren celtifeben Ur-
fprungS unb nur ibre 9>riefterfafre, bie Druiben (f.b.),
febeint einige wiffenfcbaftlicbe Jtenntniffe gebabt ju baben,
fowie ber ©efang auSfcbließlicbeS Sigentbum ber t>etltg geacb-
teten 33arben (f.b.) war. 9tacbbem 3uliuS Gafar baä
Eanb ben fllömem unterworfen batte, würbe oon biefen tbeilS
burcb ©ewalt ber Staffen, tbeilS burcb ben bewdltigenben
(Einfluß biberer dultur alles altnationale Eeben ber ©aOicr
fo o6Qig oerniebtet, baß niebt allein Jtunft unb ffiiffenfcbaft
berfelben fpurloS oerloren ging, fonbern fogar bie einbeimi-
febe ©pradje ber lat. weichen mußte. £ie S(6mer überrag-
ten an ©Übung fo bod) alle übrigen öotfer tbrer Seit,
baß felbjl, naebbem biefen ber ©ieg über bie entarteten unb
oerweicblicbten Kimer gelungen war, noa) eine gerjttge
SRacbt beS 8J6mertbum6 bejlanb, welche in ber allgemeinen
Verbreitung ber r6m. ©pracb,c fieb dußerte. Scacbbem baber
ber 600jdbrigen ^errfebaft ber fRomer in ©aWen burcb ger=
man. $B6lferfcbaften etn @nbe gemalt worben war, blieb
bennoeb bie lat. ©pracbe allein bie gebrducblicbe Scbrift-
fpracbe unb alS UmgangSfpracbe bilbete fieb eine 5Rifcbfpracbc
tbeilS celtifeben, tbeilS tat, tbeilS german. UrfprungS, tat
{Romanjo, welcbe erfl im Eaufe fpdtercr 3abrbunberte, naä)bem
mit ber ©pracbe ein rigentbümlicber SBolfSgeifi ftcb gebilbet
batte unb naebbem ber SRebrjabl bie lat ©pracbe fremb ge
worben, ju 2fbfaffung oon ©ebriften benubt würbe, ©ie neue
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Französische Kernst, Literatur 95
and Wissenschaft
Sprache geengte infonber^eit burch feie ©etfllicben unb Difytc r
jitr .£errfebaft; jene mußten ficb berfelbcn bebienen, um brat
cemeinen Pfanne ocrftänblicb ju bleiben, bie fr, weil fie oon
fcrmfttten ©eifte befreit fangen, beffen felhfigefcbaffeneS <3e-
toanb baS Womanjo war. 3n biefera felb|i Ratten fid) von
Infang jmei in ihrem Gbarafter wefratlid) oerfebirbene Dia?
leite auSgebilbet, bie langte d'oe (baoon noch jetst bie 9>ro;
rät} 8angueboc ben tarnen) unb bie langae d'oui, beibe
benannt nach bra SB orten oc (aud)) unb od, welche in ib*
neu anftr beutfct)rS „3a" auSbrucfen. JDie Inngue d'oe
mnbe im fubL, bie langne d'oui im norbl. Sranfreicb, welche
beibe bit Soire trennt, gesprochen. 3rae, naebbem im 12.
3at>rb. Sfaimonb be St. ©illeS, ©raf oon $ro»ence , einen
großen Xtytxl SübfranfreicbS unter feine |)errfrbaft oereU
ntat, auch bie prooenjalifcbe Sprache genannt, jeidjnete
:i turö Speiche, JReicbtbum an SSocalen unb Sßobllaut
atS, wdbrrab bie Inngue d'oui hart, voller 2i"bfün|ungcu
:. :frrünglid> lateinifrber SBorte war unb barum an 215ob>
laut jener weit naehftanb. Schon in ben frubefien 3ei=
toi (arte ficb baS fübL. fjfranfreid) in ftolge feines? mtlbcn
.tiima* unb fetner 2age am mttteUdnb. SDceere, welcbe es mit
^rieaVn unb JRimcm in Sßerbinbung braebte, burd) höhere
Silbung vor bem nörbl. Sranf reich auSgejeicbnet, unb fo
1 ti natürlich, baß im fübl. firanfreieb juer|t $oefte unb
ü?uiif frdblid) emporblüt)ten. SongleurS (f. b.) befuebten
bie ^Jfr ber ©roßen, unb bie „fröhliche Äunjt", fo hieß bie
f jefte, würbe oon nttrrlichra Sdngern geübt, oon ben be=
"ümtmUroubabourS (f. b.). 33etm 23eginn ber Äreu$}üge
ßal bie prooenjalifcbe ^oefte in fräftigfler JBlüte, unb baS
Tege feben, roeldjefi jene beroorriefen, mar ihr nur förberj
Ttbec fdjon in ber SRitte beS 14. 3abrb. oerflummte
bie ftitlid)e Äunjt ber SroubabourS, benn mit bem £aufe
Injon in Sübfranfreicb erhielt bie langue d'oui über bie fang»
unb flangootle langue d'oe bie JDberberrfrbaft, bie nod) übrV
m UroubaborrrS gingen nach bem fpracfj = unb ft'nnoer
raubten Italien unb Spanien, unb bie fdjine prooenjali=
fie Spradje erhielt ftd) nur nod; als S)rooinjialbialeft (Pä-
hl 2Runbe beS SBolfS.
DaS norbfranj. Siomanjo, auS bem ftd) baS beu<
5Tan}6ftfd> gebtlbet, rourbe jurrft »on ben 911 einges
oantattn SRormannen aK 25d)riftfprad>e auögebilbet. SRors
mannen waren bie dltejlen norbfran). ©cbriftfleller, von
renrn bie dltejlen JRitterromane berühren. £»urd) bie nad)
":rbfranfreid) fommenben Sroubabourö mürbe bie Siebe
•Tiefte nod> mefjr angeregt, unb fo finben mir hier balb
im <u)nlid)e Did)terfd)ule m ben 2rou»ere6. JRttter,
trafen unb Äönige gehörten ben Srom>ire6 an, unter be*
vnZbioauIt, ©raf »on Gbampagne unb JC5nig von 9la-
»oto, einer ber berübmtejien. 9?eben ibnen traten bie
Obliers mit (Srjäblungen unb 3J?drcben (gnbliaur) auf,
^Sft tbjttlj in Skrfen, r&ettt in f)rofa gefebrieben waren.
£t Literatur be« 13. 3abrb. ift reid) an Dichtungen au&
"« brei genannten ©attungen. Daju famen nod) ©iu
tagtmetlbe, aUegorifcbe unb fatirifct)e ©ebiebte. Spinner ge>
Mit bei fram. JReinede ber $ud)ö (f. b.) unb tS ifl
P$tyaft, ob ba« beutfebe ober baS franj. 9Ber( älteren
HotngS fei 2(m berübmteflen würbe ber fogenannte
jwyn oon ber JRofe", ein alIegorifä)ea Sebrgebidjt über bie
Auf ju lieben. 9Jiet>re auSgejeitbnete Siebter braebte ba6
14. 3«Vb. t)crtw, unter üjnen JDlibier ©affelin aud bem
Stbale fijire (Van de Yirp), ber frobliebe IBeinliebet fang,
welcbe nad> jenem Sbale ben Flamen Vau de Viru erfjiclten,
woraud fpdter VnudeTille würbe.
3m 14. Sabril, nahm in ftr'anfrctd) aueb bie bramati»
fcfje ^)oefie unb bie ©cbaufptelfunfl ihren Anfang, unb jwar
entfianben beibe auS ben »arflettirngen bibliftber ©eftbkbtrn
unb Segenben, bie anfangs oon rücffebrrnben pilgern unter
bem Scbu^e ber ©eifrlid)feit angefleQt würben; ba^wifeben
würben wol aueb weltliche hoffen jum Zbt il fattriftfjcn 3n*
baltS aufgeführt. Gnblidi trat um ben Anfang beS 15. Sabtb.
eine @efellfd)aft Bon pilgern in DariS bleibenb »ur Xuffüb»
mng fogenannter SRpjierien jufammen, welcbe ftep bie $)af>
fionSbrüberfct>aft nannte. 7tu6 biefer ging bann eine
anbere ©rfeOfd>aft beroor, welcbe weltliche hoffen (fogenannte
Bottises) aufführte unb ftd) „bie Äinber ohne Sorgen"
nannte. 3br 9Rutbwiße gab aber mit ber 3eit ju manchem
^rgernif Skranlaffung, woburd) enblicb 1612 tbre Äuflöfung
herbeigeführt würbe. Die ^ajftonSbruberfcbaft, welche ftd>
mit ihren 5)?r)fierien nicht mehr ju hatten oermochte, oerpad)>
tete ihr ^rbilegium 1552 an eine ©efeUfrbaft, welche ftd)
Äuerfl ben Statnen ber „Äom6btanten" gab, unb auS bet
nachher baS thäatre f'ranrnis ficb bilbete. mit einer neuen
2Ctt oon Schaufpieten, ben fogenannten SKorali täten,
aOegorifct) moralifrbra Stücfen, trat eine neue ©efrllfcbaft
ber „Schreiber ber SBajoche" auf. 2>ie Solche war eine
©efeilfdjaft oonSuftyperfonen, weldje baS ^>noilegium hafte,
öffentliche §efie unb ßeremonien ju orbnen. «Küfer ben
3?f orali täten brachte bie ©efeUfcbaft auch fogenannte $ai
raben, welche ficb ben regelmäßigen Puftfpielen näherten.
Ttuch ben Schreibern ber »ajoebe würbe 1545 bie örlaub-
nip ju fpielen genommen, weil fie ju jügelloö muth willig
gewefen waren.
3n einer burd) Äiarbeit unb 6infad)heit freh fd)on in
fbren Anfangen oorthetlhaft auSjeicbnenben ^)rofa würben
ebenfaQS im 13. unb 14. 3abrb. bie erften ©efchichtSwerfe
unb SOremoiren (Erinnerungen an SclbfierlebteS) geichrieben.
SBährenb bie Sprad>e ber f)oefte a(tertbümlid) blteb, richtete
fid) bie $rofa ßreng nacb ber münblicben Siebe unb war
batjer bem Sotfe »erfldnblicber, fobaf? fogar urfprünglid) in
SBerfen gefebriebrae Sfitterromane in )>rofa überfegt würben,
um ihnen größere Verbreitung tu berfa>affen. Unter ben
9Remoirenfd)reibern jelchneten fid) 3ean be 3oinoiüe (utn
1250) unb Philipp t* SomineS (um 14äü) auf baSSor:
theilbaftefie auö.
SRuftf unb SRalerei würben oon einzelnen Äönigen mit
befonberer Vorliebe gepflegt So würbe unter Philipp bem
Schönen 1313 ein Sweater gebaut, auf welchem $eenradr»
d)en mit SRuftt aufgeführt würben unb XarlV. war ein
großer greunb ber u fif unb ber Walerei. XuS feiner S*it
beftgen wir noeb ^reScogemdlbe, gewirfte 2apeten unb mit
Walcrcien gefebmüdte ^panbfcbriftrn. 9eocb früher unter
Subwtg VII. blühte bie ©laSmalerei. Äart VII. ließ ber
3 Oranna b'Xrc, bem 9Rdba)en oon DrleanS, 1458 auf bet
Jörücfe ju SDrleanS etn bronzenes Denfmal fegen.
(Bisher hatte füb bie franj. Sprache unb .fünft ohne
merfltcben (Süßeren Ginfluß auS fid) felbfl emporgearbeitet,
als in %xan 1 1. ^1515 bis 1547) ein JMnig jur Regierung
fam, ber alle 9RttteI in Jöewegung fegte, Äunjl unb ffiifi
fenfehaft in Sranfrei$ burd) Einführung beS ©roßra aller
Seiten unb SJlfer mächtig ju f6rbern, unb bem bie gran«
Französische Kunst, IJteratnr 96
und Wissenschaft
jofen mit JRecbt ben fd>6nen SRamen find fßattxi ber Sßif» GlafTicitdt nur einigermaßen tfnfpruch macbrubcn ©c^riftflel«
fenfchaften gegeben ^abtn. Der berühmte SWaler Jieonarbo Irr allein gebraust werben bürfen. Die befte golge, nxldt>e
ba SBtnct (f. b.) unb anbere ital. SReijier mürben oon ein Snftitut, mit bie franj. Bfabemie, hatte, mar bie fort*
granj na* *J)ari« grjogen unb franj. fWaler von i f Mim aei mdbrenbe JRitbamg auf ba« ©tubium ber THten, auf bie (i c£>
bilbet; für 9Ruftf mürbe eine eigene Kapelle errichtet, bie in ber %tyxt alle fernere ©Übung allein grünten tonnte, benn
ebenfalls ©elegenbeit erhielt, nach ital. 3Rujtern fid) ju biU bie SBelt mußte erfi in ben SBieberbefifc fchon einmal errun»
ben. 2fcn bebeutenbfttn mar aber ber (Sinfluß ber grieth- gener öilbung gelangt fein, ehe ein magrer gortfchrift nicht
unb rim. ©cbrifrfieller, melcbe unter granj eifrig jtubirt blo« be« nationalen, fonbern aagemein menfchlicben ©eifleö
unb bemunbert mürben. Die8 hatte ben nachteiligen <5in- gcfcbehcn formte.
fluß, baß bie bisherige Originalität atlmdlig »erloren ging, Da? Reitalter Pubmtg XIV., 1643 — 1715, mirb ba:-
ja fogar in SBerachmng gerietb unb bafur ein ©treben golbene jkitalter ber franj. Literatur genannt, unb allerbing«
auffam, bie 9Ru|ter ber Hlten nachjuabmen unb ihnen hat e« ihm nitht an ausgezeichneten ©cbriftfiellern gefehlt,
gleiche 9Berfe an bie Seite ju feben, melcbe« bei ber billig unb ber glanjfüchtige unb ehrgeijige Äinig lieg feinem dJlu
uerdnberten ©inne«j unb Denfungöart nicbt möglich mar. nifter ßolbert freie .£>anb in ber retcblicfifien Unterfiüfcung
ßlement 2Rarot, be« Jtonig* Äammerbiener, jetdjnete fich. ber SBiffrnfchaften unb Äünfte. Die „Xfabemie ber 3n»
al« Dichter »or allen übrigen au«. SSiele »ornehme $erfo* fdbriften unb ftt)6nen SBiffenfthaften" mürbe 1663
nen am £ofe be« funflltebenben granj, fogar feine ®tb>e* gegiftet unb bie fonigl. ,/Xfabemie ber SBiffenfthaften"
tter ^Margarethe »on 83a loi«, befcbaftigten ftcb eifrig 1666. Diefe betten Snfh'tute, namentlich ba« leitete , haben
mit S>oefte. Die neue tuch grieci). unb r&m. Butlern gebfc fiel) große SBerbienfte unb beben Wuhm ermorben. Äußer
tete eRtcbtung, ber fogenannte GlaffitUmu«. machte ftcb in ihnen mürbe noch eine Xtabemie ber SRalerei unb IBitbhauer«
ber Dicrjterfc^ule be« „franj. ©iebengejttrn*" geltenb, fünft (1664) gegrünbet, e« mürbe eine ©tertrmarte, ein bo>
an beffen ©pt(}e JRonfarb (um 1550) ftanb. Die Stech* tanifeber ©arten, ein ^emifc^fö Laboratorium angelegt, franj.
obmungsfuebt ging fo meit, baß fctbfl bie ©prathe mit lat. unb fetbfi auslanbiföe ©elehrte unb Äünfller mürben mit
unb grirch. fiBorten unb Siebemenbungen erfüllt mürbe. wrfthwenberifchcr greigebigfeit untrrfiü^t. einen mächtigen
SJortb.eilbaft jeieb^nete ftdj SRaleJ^erbeö burt^ reine, eins 2tuffct)roung nab,m trog ben geffeln, meltbe tf)r bie franj.
fat^e unb gemanbte ©pract;e au6. Der mibigjte, fernigfle Xfabemie anlegte, bie bramatifdt)e ^oefte. Die Kamen CSor»
unb menn au$ oft auSfc^rceifenbe, boef) gebtegene ©atinfer neille, Kacine, SWoliire (f. b.) firtb unfierblicb;. 2tucf^
JKabelai« (% 1553) gebort biefer $eriobe an. Das 2bea= bie Oper, beren 2beatet jur Wnigl. Ztabtmxt ber^fuftf er*
tet mürbe binrcl) 3obelle nac^ bem SUufter ber ©rieben b^oben mürbe, bilbete fief^ großartiger au3. Unter ben Scbrifts
umgeflaltet, melc^eS ben Erfolg t)atte, bajj nun fünfllettf^ fleDern gldnjten außer ben genannten ber lieben6mürbige 3- be
georbnete, ein in ftc*> gegliebertes ©anje bilbenbe ©tücfe auf ßafontaine, 1621—1695, in gabeln, ber torrette Kit.
bie jöüt)ne famen, jugletcb, aber autr> alle bramatiföe JCunft ©oileau Defipre'aur, 1663—1711, im Bebjgefci^t, ber
bürde) bie fjpdter nott) immer firenger beabfiebtigte Kadiab; mi^ige ©tarron, 1598 — 1660, im fomifct)rn Stoman, ber
mung be« Älten in bie engen ©renken eingefd>lofTen mürbe, mürbeooUe S3offuet, 1627 — 1704, ber glämenbe Sltcbier,
melt$« erfl in neuefter Seit b.aben burt^bro^en merben f6n* 1632—1710, ber prop^etifc^e ©aurin, 1677—1730, in
nen. <S« feblt bem 16. 3abrb. nidjt an mebren auSgejeic^» Äanjelreben unb bie berühmten grauen am $ofe Submig XIV.
neten .fpifiortfern (be Stbou, »e»a unb üielen Änbern) (SWarquife be ©eugne", Kinon be 8entlo* u. 31.) in geijtrei;
unb fogar mit mi(fenfcftaftlic!t)en &eb.rbucl)ern mürbe ein erfreu» dt)en unb eleganten SBrirfm. Unter ben SBerfajfcm ber ©r»
lieber Anfang gemalt. 3ean Soufin (um 1580) mar ber tabjungen, meiere ©egenfjdnbe ber alten («efdjicbte mit mo=
Die neu eingefc^lagene {Richtung ber franj. Biteratur ge"ne"Ion(f. b.) in feinem „Selemacr/' auö. gafi alle gelber
mürbe ftd)ergefleUt burcp bie 1635 oon bem mdtr)tigen ber ffiiffenföaft mürben eifrig bebaut, namentlich für ü»a^
SRichclieu (f. b.) unter Ä6nig SubrcigXIII. gejliftete franj. tljematif unb 9iarurmiffenfcibaft geftbat) »ie(. 3n ben £un=
Äfabemie. ift fc&roer ju fagen, oo biefeS großartige 3ns flen jeit^neten fiel)^>ouffin, Glaubt Sorrain, SRJgnarb,
fittut mehr naebthriiig ober mebr förbcrlid» auf bie 2tutb:U i'efueur, Sebrun, »um 211 eil fdbor« et)e Submig XIV. ten
bung be§ franj. ©eijte« gemirft habe. <2$ bat ndmlicb bie J£hron beftieg, al« SRaler, fiullp. Sameau au? SRufifer
©eftimmung, franj. ©prat^e, Dict>tfunjl unb jBerebtfamfeit au6.
ju bearbeiten unb in allen hierauf f;cb bejiebenben Gn'ebei: Der atigemeine (Sharafter bed 18. D:abrb., mclmeS mit
# nungen ben oberfjen ©efchmacKriiter abjugebtn. 9Ritglieber ber blutigen Ummdljung aller bejiebenben 83erbdltni(fe en»
ber Äfabemie foUten bie erflen ©tbriftfieüer granfreiebt? mer» bete, unb ba« febr mit Unrecht ba« „pbitofopbiftr/e 3al>r^
ben unb biefen foDte ein anjldnbiger Sabrgebalt 9Ruße ju bmtbert" genannt rourbe, mar ba« Streben, Religion, ©tttlichfeit,
literarifcl)en S3efdc)dftigungen geben. Der ylacbtbeil biefer 5tir$e unb ©taat ju untergraben. Den Zon gab ber gdnj-
Gnnrichtung mar, baß bie «fabemie feine«mege« in ihrer litt) in ©ittenloftgfeit t>erfunfene franj. ^of an. Öeijrrcicb'e
9Jtitte (let« bie aufigejeichnetflen Ä6pfe aufnahm, fonbern ©thriftfleller, mie öoltaire, 3. 3. wouffeau, SRon*
eine pebantifche {Richtung »erfolgte, gegen alle« freier jtch Sie* te«quieu (f. b.) mürben um fo gcfdbrlicher, mit je grflßerm
genbe ben SBernichtungöfrieg führte unb im ©treben nach ©cbarffinne fjfe im ©inne jener .«Richtung febrieben. Der
einer dlafftcitdt, bte ftch auf eine biebft einfeitige 2(itffaf[ung menfehliche SQerfianb triumphirte über bie göttliche S5ernunft.
ber ©riechen grunbete, einen geijiigen De«potiömu« aueubte. Die fchmujigen fRomane Ure'bitlon«, bte meieblichen Qt:
Die Äfabemie beforgt bie Äu«gabc eine« franj. 8erifon«, jdhlungen glotianö, bie frechen SBibfpiele ©re^eourt«
roelthc« alle biejenigen SBorte enthdlt, bie von einem auf »ernithteten »oHenb« jebe« ©efübl für eine frdftige ©ittlith-
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Französische Kunst etc. Sf
Fraifi voti A«tlsl
frif. ja jerflorten ben ©tauben an eine fo!$e. 3n ben
kru&mtefien SBerfen gehörte »artMtemp'ö Reifen be9
jungen XnadjarftS bur<h ®ricd)cn(anb", welches eine ©cbil»
tromg ®rirä)enIanbo' in (einet fünften SBlfite entbdlt.
3n btefer Seit beS obfiegenben 23erftanbeS matten bie 83er»
fa^rotf[enf$aften, w&fycmt echte gjhilofopbie gdnjlich bar»
metertag, glänjenbe gortfdbritte. £ie 2Ratbcmatifrr £a»
«ringe, SRonge, Salanbe, imb fpdter Segenbre,
?4croir,8aplace (elfteren Unerhörte«; gaooifier, gour»
cre?, JBerthollet, ©auffure, Ampere gebirten ju ben
giften Stoturforfcbem, unb rt würbe ju weit führen, audb
mir einige ber in ben übrigen 3weigen ber SBiffrnfchaften
saiaaoqinften ©elebrten anjufübren. 3- 3. SJouffeau
ari ©lud (f. b.) Ratten mächtigen Ginfluj? auf bie franj.
5?uftf unb bie auszeichneten Gomponiftcn ®titxx>,
??ebut, iBopelbieu, Sfouarb gehören wenigfrenö jum
Sbril beml8. 3ahrb. an. 3n neuerer 3eit haben #erolb,
Scltup, Buber btn JRubm ber franj. 2J?ufif befejrigt.
H Bernet, ©reuje unb fpdter $a&ib, . ® frarb,
Segnaulb, ©irobet, #orace 83ernet, ©Keffer, 9?o»
it:t, JJelacroir finb ausgezeichnete SDfaler.
ffranfrcich borte bureh bte formelle EuSbilbung feiner
3?raÄe unb burch jene roirflic^e miffenfcbaftliche ©rofie »or
dm übriaen gebilbeten 586lfern einen foldjcn 83orrang feit
:utroi3 XJV. erworben, bajj fein ©nflufj auf biefclben immer
cri^rt würbe. 25ie franj. ©prache würbe an allen #6fen unb
'ja raff allen ©ebilbeten gefprodjen, bie SRoben unb SRobean»
i dsten granfreidjS gingen oon 5>artS über Europa. Um fo ge»
wiltiger erfcbütterte bie franj. ^Resolution , ba$ CrnbergcbnijJ
:k. üfcerbilbung, äße 83ölfer; aber wdbrenb bie geiftig reg*
ffntjten unter biefen julefet burct) bie ©türme ber 3ett jum ©e*
f eigener Ärarft gelangten, unb- balb burct) eine tiefere unb
^mäßigere Eulbilbunq aller geifiiaen Mehrungen granfreicf)
iwit wrauöeilten , hatte biefeS bie fd)werftcn Ädmpfe burä)ju*
~ :±<n. 2)ie 3?ct>olution erfl unb bann bie Äriege ÜRapo;
\mt liefen ti nur einfeitig ficb weiter entwicfeln. 3n jener
fomtj ftch nur bie 33erebtfamfeit ber 83olfSrribune auSbilben,
unb unter Napoleon matten bie mit bem Äriege jitfammen»
jfnben SBifTenfcbaften gewaltige gortfcbrirte. 2>och ging
:a) in granrreier) au8 all ben ©türmen enblich ein jugenblidj!
«Sfuner ©eifl alifeitig beroor. Die geffeln ber Hfabemie wur*
■•m jerfrot&en, unb wenn auch bie mobeme Literatur granf»
i>?, welche (Ter) al8 romantifebe ©cf)ule gegen bie alte
iffifeje geltenb gemalt bat, im Allgemeinen, ftattwabr»
•rei ju fein unb bamit bie ©efefee ber waljren ©d)6nl?eit
:i H aujjubilben, einer jügeUofen SBiafür anbeimgefaU
ift, fo ijl bw§ bie SR^glicbfeit jum Strefflicb,fien unb jum
SWbtefe« felbfl in feinen Xnfdngen »or^anben. 5Cu*ge»
«4«t ftnb ber noefi. ber claffifcben ©djule anljangenbe X>t*
int, ber S3oir§bi(bfer ©Oranger, ber tief religiofeSa*
-tine, ba8 ^aupt be« 5Romantu?muS , SBtctor -j^ugo
(«Wirt aW bramatifc^er Dtebter auÄgejeicb.net), Sß&xfyd
SRerp. ©ben fo beruebtigt al« berühmt finb bie
**xm aomanföriftfieüer iöaljac, Sule« 3anin, unb
«{W®. ©anb. DieSBerfe ßb.ateaubrianb'8 (f. b.)
H5*« fia) burdb; Jßerebtfamfeit auft; ber TQjbi tarnen»
5 bat ben SJerfudb, gemalt, bie repolurionnairen Sbeen
W «nen granfreit^S mit bem ÄatboliciömuJ ju Pereinen,
Unternehmen, wie grofe« Äuffeben tt aur^ erregte,
•*e««cro..efr n.
tx>4 öm innern ®iberfpru$e verfallen muff. Su^gejek^*
nete ^ijrortfer ber neuem 3ett fmb ©fgur. ©uuot,
2bicrS, unb bie 2J?emoirenliteratur tft faf{ erbrurfertb. Da*
grofartigjle 3ntereffe gewdb,ren bie in ©ejug 9?apoIeon'< er.
fcb.ienenen fOeemoiren. Der aröfjte 9?aturfor[d)er, ßuoier
(f. b.), ber gewalrigfle öffentliche Äebner, SÄirabeau (f. b.)
unb Diele au$gejeic$nete SRatbematifer ber neuem Seit geb$«
ren Sranfreiet) an. SDluftt unb SDtoleret fmb »on trefflichen
(föon eben erWdhntm) SReifiem geübt unb bur$ allgemeine
Zbeilna^me geforbert worben. 5??an bat entliefe, auch m
granfreid) beutle 2iteratut att)ten gelernt, piele überfefeun«
gen fceutfefeer SBerfe ftnb eri'rfeirne n ; bat ©rubrum ber beut*
feben ©pradje ift allgemeiner geworben unb rt ftnb fogar
(aber nur fcr)rr>acr>(i<r>e) 3nfdnge gemarkt worben, brutfe^e
9>bilofop^ie auf franj. Stoben ju »erpflanjeru
ZrarQ oon Affifi, ober ber f). granjiSfuS, ber ©tifrer
be8 granji§fanerorben6 (f. JBettelmondje), geb. 1182 in
einer angefebenen ÄaufmannSfamilie ju Xfftft im .Äircberu
floate, wibmete ftctp juerfl ber ^anblung unb empfahl ficfe
porjüglich burefj feinen gewanbten Umgang mit ben gran»
jofen, beren ©prac^e er febr fcbnell fpreeben (ernte, ©ein
Sjater hat ibm beiwegen auch erfl ben Kamen granj beige«
(egt, ba er eigentlich Sodann S3ernarbont b^ief. 2Bat
auch feine 3ugenb nicht fem von weltlichen greubm, fo foU
er boch auch febon in btefer Seit bureb milbt ©inneSart ftch
audgejeichnet hoben. 3m 19. Sabre nab.m er an einem riet*
nen Ärieae jwifdjen Afftft unb Perugia Jtbeil, gerietb in
©efangenfehaft, unb baö Ungemaa), ba$ er bei btefer ©e(e»
genheit ju tragen i)Me, gab ibm juerfl eine fcfcwärmerifcb»
religiöfe Dichtung, eine Jtranfbeit, in weicher er wunber*
bare Traume fat> unb Stimmen be< Rimmels t-emabm,
poQenbete feine Umwanblung unb er fuchte nun in ber ein*
famfett unter inbrünfligen ©ebeten unb &afteiungen btn Um*
gang mit (Engeln unb ^»eiligen, gut Htmt unb £ranft
brate er arenjenlofeS SRttteiben, batte aber oft mit ben
loaenben SBerfuchungm beS JB6fm ju fdmpfen. 3n feine*
83aterfiabt hielt man ihn anfangs für »ab n finnig, unb fem
eigner 23a ter fagte ftefe pon ibm lod, weil ibm g. Bücher ge*
nommen unb perfauft hotte, um ©e(b jum JBau einer Jtirchc
ju ^abcn. JBalb aber perfdjafften freiwtüig gewählte Xrmuth,
«Demutb unb gr6mmigfeit g. baS Xnfeljen eine« apetügen
unb milbe ©penben jur SBiebetberfiellung mehr« Streben.
Sfteben einer berfelben ju ^Dortiuncuia Perlcbte er in einer
^>ütte jwei3abre in ftiller äurücfgejogenheit, btJ ibn ploftlich
bie SBorte 8uc. 9, 3. au* feiner einfamfeit h«Portrieben.
SRit einer J?utte befleibet, an bie eine Jtopfbebecfung ton
jugefpifeter ©eftalt (capuccio, Äapuje — ba&er (Sapuct*
ner) angenäht war, wie fte bie giriert in Stallen bei rau*
her SBitteruna gebrauchten , unb mit einem ©trief umgürtet,
trat er aüj »u|prebiger auf. JDe$ g. fleine $ütte *u Von
tiuneula würbe fpdter, nachbem feine ßrbenSregel (beren
Anhänger fich fratres minores, b. i. geringere .ober niebri*
aere JBrüber, nannten) »on ^>oncriu5 IIL 1223 bie papfr»
liehe »eftdtigung erhaltm hotte, ba« «Drutterflofier ©ieler tau»
fenb Jtttftrl Stalien«, granfreich* unb ©panien«; felbjl
grauen würben jur Crgreifung feiner 8eben5art nach bem iöet»
fpiele ber b- ßlara (f.b.) fortgerifien. ©ne britte9?egel gab
et ben büg enben SBelrleutm betberiet ©efcblechtS, wobura) et
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Franz von Paula i
ben Orben ber SSertiarier grünbete, g. verfucbte fogar ben
Sultan von fBabplon ju tefchmt unb erbot p*, um bie
SSabrbeit be« ebripiicben ©lauben« ju beugen, einen bren»
nenben ©Weiterlaufen tu bePeigen. Zbtt ber ©ultan gab
bie« nicht ju unb entlief ihn ehrenvoll. SRac^^cr jog pcb
g. auf einen SBerg in ben Äpenninen jurücf. #'er foll ihm
GbriPu« unter ber ©ePalt eine« gefreujigten ©erapb« et*
febienen fein; au* foH U>m gegen ba« @nbe feines geben«
(Sl^rtflud feine SBunben o^ne fchmerjbafte (?mppnbung ein»
gebrüeft ^aben. SBegen jener (Srfcbeinung gab man if>m ben
Seinamen ©erapbicu« unb feinem Orben ben be« ferapb:-.
f^en. Xm 4. JDct. 1226 erfolgte fein 2 ob in einer Aircfje
*u Hptp; na$ einet fpatmi gegenbe foQen fogar Stbiere gern
bei ihm verweilt' unb auf feine Reben gelaunt b^aben.
/roit) von »Paula, fo genannt von feiner ©eburt«pabt
im Äömgreicb Neapel, war ber ©tifter be« JDrbrn« ber
fWinimen unb würbe febon bei fetner ©eburt 1416 bem
b. granjißfu« von 2lfftp gewibmet. {Bereits im 13. 3abre
ging er in ba« graruiSfanerflofier tu ©t.=3J?arcu« in Gala»
brien unb »eignete fu^> in ber Seoba*tung ber £>rben«regel
vor allen SRöncben au«, ja er jog [ich entlieh fogar in eine
fiöble jurüdf, wo ber ©tein fein jßett unb bie Jtrautet unb
SBurjeln be« SBalbe« feine Rabruttg waren. Der junge gin«
fiebler erregte Buffeben, fanb Nachahmer unb naebbem er mit
biefen eine 3«t lang ein befcbaulicbe« geben geführt hatte,
gab er ben bringenben {Birten ber ©nwobner von $aterno
na* unb betog mit feiner ©efeBfcbafi ein von biefen ihn
erbaute« .ftloper, wo er viele SBunber verrichtete. 3m %
1482 fachte ber franfe .Äönig gubwig XI. von granfreieb
feine 4>ülfc^ aber feinen wieberbotten ©nlabungen gab er
nur auf brtngenbe« Anmahnen be« »Pappe« ©ebör. <?r würbe
in granfreieb auf ba« ehrenvolle empfangen; ber ÄÖnig
felbp ging ihm entgegen unb warf fleh vor ihm nieber.
Sonnte au* g. bie ©efunbbeit be« Jtönig« nicht wieberber*
PeUen, fo ma*te er ihn boch gefaxter jum Sobe. 9coeb mehr
würbe er von gubwig'« Racbfolger, Sari VIII., geehrt, ber
ibn jum falben feine« ©ohne« machte unb pcb felbfl in
Staatsangelegenheiten feine« Ratbefl bebiente. g. parb in
granfreich im Jtloper ju $)le(p« le« SEour« 1507 unb würbe
. vom $avjt geo X. 1519 unter bie ^eiligen verfefct. — Der
neue von ibmgepipete unb von ben Zapften ©irtu« IV. unb
3nno<enj Vitt 1474 unb 1492 betätigte JDrbrn nannte pcb
am Uebften ben SDrben ber minbepen ©rüber («Winimen),
»eil fte an prenger (Sntbaltfamfeit bie granjiSfaner («Kino*
ren, b. b. ©eringere) noch ju übertreffen fugten. Räch bem
SBiUen tt>rc* Stifter« foate ibr geben ein unaufb6rli*e«, nur
in fcfcweren Äranfbtit«fdOen unterbrochene«, gaflen fein. Stur
»rot, Dl unb JBaffer ju geniegen waren ibnen verfiatter,
feine 2Ril^. unb gleifcfcfpeifen. Die föwarje Äutte burften fte
weber bei Sage no* bet 91a *t ablegen; bie blofe Srbe war
ibj Kurbette, unb wegen be« paupgen ©ebete« war i^nen
au* bejldnbige« ©h'Ilftbweigen jur ?>flitbt gemalt SRut
m granfreitp unb ©panien erbielt ber ßrben »ebeutung.
/ron3 von ©ale«, tin ©prifling ber ©rafen von
©ale« in ©avopen, würbe 1567 geboren, jeiebnete (üb
bur^ ©laubenöeifer au« unb friftete ben 9?onnenorben von
ber $cimfu$ung unferer lieben grau. 97 a* bem 3Biaen
feine« 5Bater« vertauf(pte er ba« anfang« erwablte ©tu»
bium ber Sbeologie mit bem ber WecbtSwiffenfcbaft, behielt
8 Franz I. (Kaiser v. Ostreich)
aber fo große gtebe jur Geologie, baß er na* ju ^abua
erlangter jurifKfo>cr Dottorwüroe eine einträgliche ©teße
au8f*lug unb ba« 2lmt eine« ©eelenforger« al« ^ropfl
unb balb barauf al« Diafonu« ju ©enf vorjog. Der Bi.
fcpof von Xnnecp übertrug ibm bie vom $erjog von S a-
vopen gewünfe^te S3elebrung ber ipm feit 1594 unterwor*
fenen reformirten einwob.net von Qfyablai« unb von brei
baju gel>6rigen Äntern jut fatljoltfcben Religion, unb trofe
ber Jftneigung ber Reformirten würben burc$ it>n mefrr ald
72,000 in ben ®$oo« ber fatr) olif*en Jlircpe jurücfgefübrt.
Cr würbe bafür Coabjutor be« SBifcpof«, 1602 bejfen «Ra*-.
folger unb na$ feinem 1622 ju gpon erfolgten Sobe 1665
unter bie ^eiligen verfemt.
Iran) L (©teppan), röm.>beutftper Äaifer von 1745 —
1765, geb. 1708, war bet dltefle ©o&n be« £erjog« geo^
polb von got^ringen. 9iad)bcm er 1723 nach SBten ge*
fommen unb mit bem fcblef. ^erjogt^um Sefc^en belehnt
warben war, würbe er bur* ben grieben ju SBien 1735
beflimmt, got^ringen an ben ehemaligen Äinig von |)olen,
©taniSlau« geScjin«fi, unb nacb beffen 3lbleben für immer
an granfreieb abzutreten, wofür ihm ba« ©roffterjogtbum
SEoScana »ufaHen foQte, wenn ber regierenbe ©rofjberjog 3o^
bann ©afto, berge^te au« ber berühmten gamilic ber 3Re =
biteer (f.b.), geftorben fein würbe, welcbergaH 1737 ein»
trat. (Sr vermablte ftci> 1736 mit fWaria Xberefia, ber
Rechter unb Gr bm ÄarlVL, bie ihn 1740 nacb bemSobe
ihre« SJater« jum SDtitregenten aOer öfh*. Grbldnber ertlärte
unb nach bem Sobe Jtatfer itarl VfL feine SBahl jum beut
feben Äaifer bewirfte. 2118 foleber würbe er 1745 ju granf ^
'furt oefrint. Die S?egierung«gef*afte ber €rblanbe würben
von Maria Sherefta allein geführt, unb g. war nur bemüht,
ben innern SBohljlanb i&jheicb«, ©ewerbe, Jvünflc unb 3öif=
fenf*aften ju heben , in welcher S3ejiehung er ft* grofe Ser<
bienfle erwarb. (Sr ftarb ju 3nn«brud am 18. äug. 1765.
/ranji (3ofephÄarO, Äaifer von £>jrreicb, vorher al«
granj II. bt« 1806 r6m.»beutfcber Äaifer, geb. am 12. gebr.
1768, war ber ©obn unb Nachfolger itaifer geopolb IL,
bamaligen ©ro^erjog« von SoScana, bet ihm in glorenj
bie erpe griiebung ertheilen ließ. 3m 20. 3ab« trat g. un«
tet feinem faif. jDheim, Sofepb II., in« öffentliche geben ein,
begleitete benfelben auf bem gelbjuge gegen bie Surfen,
führte 1789 mit bem JBcipanc-c be« gelbmarfchaO gaubon
ben Oberbefehl über ba« .beer, übernahm 1790 na* bem
Sobe 3ofeph tt bie SSerwaltung ber »egierungSgefcbdpe,
bi« fein Sater in SBien erfebien, folgte bcmfelben am l.
ÜSdr) 1792 jundcbP in ben opr. grbPaaten unb würbe
bann am 6. 3un. jum SLMq von Ungarn, am 14. 3ul>
jum röm. Aaifer unb am 5. 2(ug. jum jtönig von Ä6h- ;
men gefrönt g. übernahm fo viele Äronen unter fcbwie> i
rigen Umpdnben, benn noch waren bie bur* 3ofeph H. über ^
eilte Reformen entpanbenen 9Hi?t?erbaltni|Je im 3nnern triebt l
völlig wieber ausgeglichen, unb f*on am 20. 3pr. ,1792 I
hatte, granfreieb an £>preicb b«n Jlritg erflÄrt 3n brei bla»
tigtn JCriegen, von 1792—97, 1799 — 1802 unb 1805 .
fonnte g. bem verzweifelten SRutbe ber Gruppen bet fronj.
Republif unb bem mit einer neuen gelbbcrmfunP auftreten* J
ben fBonaparte auch mit bem auSbauembPen perfönlicben '
Offne unb «Ruthe, mit großen wohlgerüPeten ^eeren unb
tapfern, nur letber wenig tinverpanbenen SBunbeSgenoffen
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Franz I. (Kaiser v. Ostreich) 99 Franz I. (König v. Frankr.)
bftt Sieg nidjt abgewinnen unb mufjte fernere gr ieb e n sb ebi n -.
gütigen ringeben. 3m beutfdjen Wcidje t?attc wäbrenb biefer
Jtritge beräwiefpalt ber rinjelnen, aHju felbftanbig gegenein»
aber geworbenen ^Staaten immer mebr »ugenommen unb 3la-
jideon »Ufte ibn noob ju Beratern ; g. füllte jefcon 1804
Den beutfeben .Raiferttpron wanten, unb nut bet eianenJtraft
«rmrarnb, erfldrte er ftd? (am 11. Xug. unb 7. JDee. 1804)
jum (Srbfaifer t»on jDfhreic^ unb legte nun nad? ©rrtebtung
MiÄbeinbunbeS (f. b.) bureb Napoleon bie beutfic £ai»
'^*e am 6. Äug. 1806 nieber. i?ftrcid) batte für) von
" Zchxrx ju erboten unb blieb baber mabrenb beSÄrie*
- neutral , ben Greußen unb 9?u£lanb 1806 unb 1807
nfreieb führten; allein barum »arg. ntc^t minbet
["Wjtftn, nochmals für bte alte STrbnung unb Üegittmität,
tt unb JBefifetbum in ben Äampf ju treten. 3m
gammelte er baju bie Äraft; e* erfolgte 1808 bie er»
riebtuna ber ißr. 8unbwebt , unb als Spaniens bebarrltdjet
©iberftanb bie SJeacbt granfreicbS tbeilte, erfldrte er bemfel«
ben im aRdrj 1809 ben Ärieg unb rief feine Untertbanen
unb alle Deutfcbe ju ben 2ß äffen. Allein aueb birtmal wa=
ren alle -Änfhengungen oergebend unb obgleich bei XSpern
unb Gelingen (f. b.) ber geinb, bem au* 9?ufj!anb fi*
nun onfcMofj, befiegt würbe, mufjte %. im £)ct. ben trieben
»on SBien eingeben, ber öftreid) feine feften ©renjen unb
bamit bie Sicherheit unb freie JBenubung feiner ihm bleiben»
ben JBefujungen foftete. £)ie 83erbaltmffe nitbigten $. fo*
aar, 1810 in bie SGcrmählung 5JJapolecn'§ mit feiner dlteften
Tochter SRarie ßuife ju willigen, fowie 1812 ein JBünbnifj
gegen Sfoßlanb mit ihm einzugehen. 9?achbcm aber bie §ran=
jefen, oerfolgt »on ben Muffen unb f)reiifien, auS 9?uplanb
al§ glüdjtlmge jurücffebrten, fchim [ich fcftreicb bie ©elegen»
beit jutn fiebern 6rfa^ aller Cerlufte barjubteten. 2>ocb
erft naebbem SRapoleon bie angetragene griebenSoermittelung
abgewiefen hatte, fcblefj ber unterbeffen brei fcblagfertige
•Öeere jufammengejogen, im -Äug. 1813 [ich JRufilanb unb
Greußen an, wohnte perfönlicb bem gelbjuge von 1813 — 14
bei unb theilte bm Kubm, £eutfcblünb§ unb <5uropaS CJhre
unb Freiheit gerettet ju boben. 3n ben betten parifer gric»
ben erwarb «Bei SBerlorrne unb mebr nod) wieber unb
fteHte bie 6ftr. SRonardjie grifer als je unb als ein ju=
fammcnbdngenbeS ©anjeS b", fobafj fcfrreid? eine entfebei*
benbe Stimme in ben europ. Angelegenheiten gefiebert iff.
2Me f$neQe Unterbrucfung ber Unruben in ©aoopen, 9iea>
pel unb julcfct im Äira)en{laate bewies b>nrricbenb ben
ftetS entfebtebenen SBiHen beS JtaiferS, baS JBeftebenbe ^u
febirmen, fowie anbererfeitS jbftreicbS Verhalten rcäbrenb
beS ruff.^türf. JlriegS oon 1828 unb 1829, baß er bei fei»
ner brobenben 93cetntrdcbtigung beS neuen europ. Staaten»
foftemS gleicbgültig fei 9lie bot i^m aueb unter ben bruefenb»
ften .Serbdltntffen baS Vertrauen unb bie Siebe feiner Un*
tertbanen gefehlt, »on benen 3 eher perfemlicb ju ihm getan»
gen fonnte unb mit benen er (ich gern im gemütbiicben
ÜEone beS SBoIfeS unterhielt, ©er raf$ wieber aufblübenbe
Söoblftanb feiner Sfeiche, ber ©ebuö, welcher ben Jtünjten
unb SBiffenfohaften unb befonberS ber ©ewerbtbätigfeit ju
Sbeil warb, vielfältige Serbefferungen in ber ©efe^gebung
unb SrecbtSpffege unb eineÜSenge gemeinnü^iger Xnorbnun»
gen unb ilnftalten finb oorjüglicb bejeiebnenb für bie lange
Regierung beS JtaiferS ber, als er nach Furjcm Jtran>
fenlager am L ÜRdrj 1835 »erfebieb, wie feiten ein gürft
von feinem SSolte betrauert würbe. %. war viermal oer»
mäblt, julcfet 1816 mit ber ibn überlebenben Caroline Hu-
aufte, einer geborenen 9>rin}efftn oon Si iiiern, bie ben Xbenb
feines gebenS würbig »erfebinem t>a(f.
i"rart} t, geb. 1494, Jt6nig oon Srantrrid) 1515 —
1547, ben bie Jranjofen „SBater ber SSiffenfcbaftat" ge«
nannt, war ein ebenfo ritterlicher a(S fluger Ä6nig, ber
Äünfie unb SBiffenfrbaften in granfreieb einführte, aber buref)
feine (froberun^Sfucbt, Sreulofigfeit unb @itten(oftgfeit aueb
oieleS Unglücf über fein Sanb brachte. Qx war ber ©chwie»
gerfobn beS J?6nigS gubwig XII., bem er auf bem Sbrone
folgte. sJ?adj feiner Sbronbefteigung griff er alSbalb ^2ailanb
an, auf welches er 'Äiifpritcbe maebte, unb gewann eS, nach»
bem er bie Scbweijer bei STOarignano gefcblagen. Qr fuefite fi^
ir
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Franz I. (König v. Frankr.) lOO Franz (Grasen. v.aieckL-Schw.)
(T>.>'.<. K,,»4, Kam trt'iSm mif hott (5ff\t«»!i»i'n imh hur/fi (fnrf Auf #i«»r ST? »tIV hiirA StrrtnpMtA Mnn (Rhuihm m*»*.
ben JScfiö burd? bett grieben mit bcn ©cbweigem unb bureb
ben mit Äönig Äarl »on Spanien (nachher Jiaifer ÄatI V.)
tu SRojjon 1516 gtfötoffcnen SBergleieb gu fiebern- ©päter
Semarb er ftcb mit Aar! gugleicb um bie SBabl gum beut»
fciien Äaifer, meiere aber tro(j anfebnlicber ©elboerfcbroen»
bungen, mit benen er ftcb in ©unjl fetten wollte, nicht auf
tyn, fonbern auf Jtarl V. fiel. 83on nun an lag er fajl
ununterbrochen im Kriege mit bem -Äaifer. £>a& ©Iticf
fdjwanfte groifd)en JBeiben, als g. 1525 cor $a»ia gefcbla»
gen unb foaar gefangen mürbe. Gr mußte, um im folgern
ben Sab« feine gretyeit mieber gu erlangen, barte JriebenS»
bebingungen eingeben, bie er jebod) nicht hielt. ßbgleid)
immer gulefct im Stacbtbeil, fanb %. bodj aud; immer wie«
ber neue fBeranlaffungen gur SBieberaufnafjme beS AriegS.
©o würbe 1541 bie Srmorbung eines frang. ©efanbten gu
SDtoilanb unb 1540 ber Umfiartb Sorwanb gum Jlriege, baß
£ar( auf einer Steife bureb grartfretcr) »on Spanien nado
ben SRieberlanben, in ©efabr, &on $. gefangen ju werben,
terfproeben hatte, einem ber Sehne g. L SRailanb alS gefcn
ju geben, nacbmalS aber feinen eignen Sohn Philipp ba*
mit belehnt hatte, g. gog ausgejei ebnete Äünftier unb ÄunnS
fdbdjje (j- Seonarbo ba »tnci unb JBenttenuto Gel*
(ini (f.b.), namentlich aus Stallen, nach granfreieb, lieg
berrlicbe {Bauten ausführen, legte oiele Schulen an unb be>
günftigte bie Xnlage von SRanufacturen. -Gr begann bie
Sammlung ber parifer fBibltotbel unb jtiftete baä fön. QcU
Iegium: befonberS baS ©tubium ber griceb. unb röm. ©d)rift»
freHer fam unter ihm in Aufnahme. Dabei t>tc:t er einen
glangenben 4>ofjtaat, ber (ich balb bureb freAe ©ittenlofig=
feit auSgeidbnete, weil ber .König felbfi fieb gügellofen %u$*
fefeweifungen überließ. @n ßpfer berfelben ftarb er 1547.
©ein biet abgebilbete« ©rabmal aus weißem SKarmor in
ber Äircbe gu ©t.s Denis, ein berrlicbeS SKonument, fieQt
ben Aonig unb feine ©emabltn im Xugenblide beS jg'mi
fdjeibenö bar unb i|t mit ben JBilbfdulen ber »ier ©jange»
liftcn gefdjmücft.
/ ran} (Sriebricb), ©roßbergog t>on SRecflenburgsSc&we«
rin' »on 1785—1837, geb. am 10. Dee. 1756, folgte
feinem ©beim griebrieb als äergog unb nabm am 9. Sun.
1815 bie großbergogltcbe SBurbe an. @r würbe in ber
©ebroeig im $aufe feiner Altern, bie [ich feit 1766 ba>
fel&fl aufhielten, ergogen unb fam 1771 an ben #of fei*
neS £>b«tm8, um ftd? in ©taatSgefcbdften gu unterrichten.
SJiet 3abre nadtfer »ermdblte er pcb mit ber (1808 gefror*
benen) ^ringeffin fcuife oon ©aebfen * ©ottja s Siota unb
machte in it>ret {Begleitung bis gutn Antritte feiner Regie
rung »erfc&iebene Steifen. ©r war mit Crfolg bemübt, bie
»erpfdnbeten ttmter eingulofen unb bit Romainen Äu »er^
grögem. 3u lefeterm 3wecfe würben »on 1788—96 i%li*
30,000 Ktblr. »erwenbet, weld>e bie Stepubltt ÄoUanb für
ein S?egiment SRecflenburger gab, baS tbr überlaffen würbe.
«Kit ber ©tabt iRoftocf würbe ber ©rreit, ben biefe mit ber
{Regierung über flabtifebe SBorredjte fübrte, bureb Skrgleicb
beigelegt unb bie wdbrenb beffen nad) SSü&ow verlegte Uni
»erfitat fam 1789 natb Äofloef gurücf. g. eerbielt ftd?
wdbrenb ber frang. Arieae neutral, als aber 1805 Staffen
unb ©cbweben bureb ^Kedlenburg naeb $ano»ec gegbgen
waren, brauchte Napoleon ben {ßorwanb mlc^tcr 9leurra>
litit, um baS 8anb in *Befö gu nehmen. Crp nacb bau
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Franz IV. (Her zog: v.Mode na) 1'
«neben von 2iifit erhielt g. fein Canb uirucf. Gr war
ber rrfft beutle gürtf, ber bei ber Grbebung Deutfcb.
totbfi gegen granfreic^ 1813 vom Slbeinbunbe fieb loöfagte.
cfin 60iät)rige€ SfegierungSjubiläum feierte g. 1825, bei
Khfcet ©elegenbeit ftcb bie Siebe feiner Untertanen auf
^nnia)|aa>e 2Betfe ausfpraef;. Gr ftarb ju gubwigSIuß am
i. JSfebr. 1837 tn golge eines gungenfchJagS. Verwaltung
onb BteH8yffcftt »ctbanfen ibm große, mit weifet SBorftcftt
crajrfttbrtt Verbefftrungen. ©roße SBecbtcnfle hat et ftd>
am #ebung be$ JBauernfianbeS erworben unb in tiefet ©e*
Hebung in feinern Sanbe ein Vorbitb wahrer Humanität ges
geben, (»gl. SR ecJ lenburg.)
iran) IV. Qofepb «Karl XmbroftuS Stanislaus), re=
grabet £tr$oa, »on Sftobena feit 1815, bet Sohn bei
iherjogs gerbittanb »on j&flreidb; unb bet Sottet unb Gr*
ton bei ÄerjogS Aercule* III., beS gelten auS bem betübm-
:ea $auft bet Gfle , geb. am 6. Cet. 1779. Dem £erjog
$er(ultä III. war SRobena 1796 bureb bie granjofen ent*
Riffen (f. «Kobena) unb ibm 1801 unb 1803 bie öfft.
?;nbfa)aft JBreiSgau unb bie ganb»ogtei Crtenau als Gnt«
Neigung gegeben werben, bie et 1803 furj »or feinem
Jett feinem Schwieg erf ohne abgetreten hatte. Durch ben
Wikinger grieben 1805 »erlor biefet abet bie genannten
jungen unb g. erbte 1800 eon feinem Vatet nur bie
lafpruo)e, bie erft 1815 »erwirfliebt würben, als ibn bie
2ilu||acte beS wiener GongreffeS als $er;og »on SRobena,
«JBO unb SJtiranbola einfette. Seine Sefujungtn würben
1*9 noch burefe bit oon feiner SRutter ererbten ^erjogttjüs
* Sofia unb Garrara vermehrt, fobafj fit gegenwärtig
; JR. umfaffen. Daburd;, baß er ben tarnen' Gfle an=
Mjjjwurbt g. bet Stiftet eines neuen 3weigcö biefeS ©fc
-•tajÄ Seine Sicgietung ift butd) innere Unruhen mehr*
*H jejfört »orben, welche ihren ©runb barin haben, baß
Je rcähjenb bet ftanj. ^errfebaft eingefogenen greibeitäs
*J*bura) SBJiebereinfübrung veralteter Ginricbtungen nies
tapfctüden bemüht mar. Gt führte gleich beim Antritte
Regierung bie 3efuiten wieber ein unb übergab ihnen
««ftjKhung bei 3ugtnb, übernahm 1821 felbft bie gti*
**% bet geheimen kolket in Stalten unb gab 1823 ein
1 Frauen
Auferfi fhengeS Genfutgefet}. Namentlich in SRobena unb
im JÜrchenfiaate hatten bie geheimen ©efeOfcbaftcn, »eiche
gegen bie bt(leb.enbe 3«ff»litterung 3ta(ienS gerichtet waren,
fi* am weiteren auSgebebnt, als 1827 g. allen Denen 8$er>
jeibung »erfpracb, bie ihre itbeilnabme an ben geheimen ©e>
fcllfchaften felbft anzeigen wütben. GS melbeten fid) Wiehre
unb würben begnabigt, »äbrenb Anbete verhaftet unb be«
flraft würben. Die golge war eine Gtbitterung ber @emü<
tbcr, weube 1831 in einen Äufflanb ausbrach, bei bem bex
£erjog am 4. gebr. jur gludjt nach SRantua genöfbigt
würbe. Gr begab fid?, naebbem et »on Söicenja aus gegen
alle Verfügungen ber in Sttobena angefefeten Regierung pro«
tefrirt batte, nach Sien unb febrte »on ba mit Aßt. &rup«
pen jurüd, bie am 9. SRdrj Sxobena befehlen. Die Gm«
pörer wutben in Unterfucbung gebogen, einige jum Sobe,
bie Sßebr^abl )ut Ginferferung bei ben 3efuiten »erurtbeilt.
Die 3uben im allgemeinen traf wegen ihres jßenebmenS
beim Vuffianbe ein potteS SooS, inbem ibnen alle feit 1795
aufgehobenen SBebrucfungen aufs Neue auferlegt würben.
9leue Unterfucbungen wegen Berfcbwirungen würben 1832
angefüllt unb ibc {Refultat waren neue Einrichtungen.
Svan}tn ober gtanfen ifl bet Name bet aus JBaum.
wolle, 3wirn/ Solle, Seite, ©olb ober Silber nach ben
»erfebiebenßen äRufiern gearbeiteten Sorten, beren man ftcb
als ^ufe jur ©efeftung ber Äleiber, SReubleS, JCircbenornate,
Sorb&nge unb bergt, bebient. Sie befielen ftetd auS einem
Saum obet einet JCette, »on weichet mehr ober wenig»
lange gäben, bie oft noch »ielfad) Verfehlungen, theilS ju.
fammengebrebt, unaufgefchnitten (Grepinen, GrepineS),
tbeilS aufgtfd?nitten unb ungebrebt (gefchnittene gtan»
*en) ftnb. SKit bet Verfertigung ber gfranjen btfcbdftigen
neb bie $ofamentitet. 3m ©togtn »erben bie leinenen,
baumwollenen, wollenen unb feibenen granjen nut im fädpf.
Grigebitge gefertigt, unb gabriren füt edbte unb uneebte
©olb. unb ©ilberfranjen gibt tS in Slurnberg, gürtb,
SBien, geipjig u. a. £).
Jrautn (bie), bet in ber gebitbetetn Sprache eingeführte
KuSbruct füt baS SBeib, baS febone, baS fchwacbe ©efoblecht.
Schönheit unb Schwache, bie man ben grauen gew6bnlicb
alS bie am allgemeinen ihr SBefen auSbrücfenben Gtgen.
fchaften beilegt, bejeichnen baffelbe nur febx unbefKmmt unb
uim Xijül unrichtig. SBefiebt bie Schönheit in Üiebreij,
Bartbeit, fanfter diunbung ber gormen, fo iß fte aUerbingS
ein »onüglicbeS Gigentbum ber grauen, aber im runfilerü
[eben Sinne ifi bet Wann fo feb6n wie baS SBeib, iebeS in
feinet Xrt, fobap, wenn auf Gbenmafj ber ©lieber, S3efrimmt>
heit unb JBoDenbung beS ÄuSbrudS gefehen wirb, ber SWann
fogar fchäner a(S baS fßeib ifr. ähnlich terbäit eS fid; mit
ber Schwäche. DaS 2Beib fann niebt fo große Saßen tra«
gen wie ber SRann, würbe im 3weifampf mit ibm ftets
erliegen, aber eS ifl auSbauetnbtt, erträgt gtbulbiger ben
Schmer) unb ifl fo auf bie Dauer (lärfer olS ber SJlann,
währenb es biefer für ben a'ugenblicf i|i SBaS in leiblicher
S3e^icbung gilt, baS beftarigt fieb auch in ^>inftd;t auf ben
@ci|T. Dte SSorjüge ber 2lnmutb, 3artheit, ahnungeV
»oHtn Seelenhafrigfeit, 2Rifigfeit, ©ebulb, ©anftmuth,
Schamhaftigfeit ftnb ben grauen eigen, wogegen fte an
Kerfianb, SBiOenSfraft, JSühnbtit ben *Wannern natbfleben.
Diefe Sotjüge jebeS ©efcblecbtS fütb ei, welche baS anbete
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Frauenlob 1
an ihm liebt. Die »orjüge ber grauen ftnb fimmtlicb
.frillerer unb jarterer Ärt, als bie beS ÜRanneS, baber ge»
bort eine höhere ÄuSbilbung beS gei|h'gen S3ewußtfemS ba»
ju, um fte gu würbigen unb anjuerfennen. 83ei Volfcrn,
wo bie tobe Äraft »orberrfcbt, finb babet bie Stauen wenig
geartet, nur ein ©egenftanb ftnnlic^er 3uneigung beSSWam
neS, übrigens beSpottfcb bebanbelt, welche« fle »erm&ge ib»
teS fanften ßborafterS bulben. #ier finbet baber au* Viel-
weiberei Patt. 3e gebilbeter bagegen bie Völfn ftnb, bejfo
hoher u-iun bie grauen in 3l*tung. Daher finben wir
aucb bei ben boAgebilberen ©rieben unb 8?6mern bie grauen
in großer Verehrung. gjfon bat tiefen Vclfcrn »orgewor»
fen, baß fte ibren grauen wenig gretbeit im äußern Seben
gematteten, fte nidjt ju ©aflmdblnn jogen, überhaupt nur
bei gewifjen feierlichen ©elegenbeiten fte 6ffentlicb erfcr)einen
liegen; aber bie Sugenben be6 SBeibeS gebären noch ie(jt,
wie bamalS, ber gamilte an. DaS eble SBeib begehrt bie
j&ffentlidbfeit nicht, unb ber ©rieche geftanb frei feiner ©at*
tin bie fierrfebafi im £aufe, fogar über il>n felbfi ju.
SEbemiftofleS , ber große Ätbener, fagte einft feberjenb, fein
fleiner Anabe bebende bie SBelt: benn ©riecbenianb befe^Ce
ben wcltbeberrfcbenben Werfern, Htbcn ©riecbenlanb, er ben
Ebenem, fein SBeib ihm unb fein©obn ber ÜJlutter. Von
ben tapfem ©partanern ijl es befannt, wie fte »on ibren
Seibern, bie fie über 2dle8 verebbten, fleh bebenden ließen,
unb tiefe rübmten (ich : „Sir ftnb eS wertb, SRdnner \u be*
berrfeben, benn wir allein bringen SJtänner jur SBelt/' 3m
Berbälmip ber ©rieben unb Horner ut ibren grauen finben
wir jeboeb weber bie ftbwdrmerifcbe Verehrung, wehte im
«Kittelalter auffam. noch bie juvorfommenbe Xufmerffamfeit
(©alanterie), wcl^e jc^t gegen bie grauen beobachtet wirb.
Da« Gbriftentbum, bie Sieligion ber ßiebe, mußte eine t»
erfennung ber fanften SSugenben beS SBetbeS jur golge b««
ben, bie ficb in einer 3«t, wo bie äußerlichen 2eben6»er»
bältniffe jum Zt)tH noeb bureb bie ruhe. Äraft befhmmt
würben, unb nur im Familienleben unb namentlich in ben
grauen baS Sbeal ber cbriiiiicfcen Sugenben ftcb verwirft
liebte, bis jur ©cbwirmerei fieigerte. (»gl. Riebe.) SBä>
renb Vielweiberei nur ein 3eicben unBollrommener Cmtwicfe»
lung beS geifh'gen 8ebenS in einem Volte ifi, ftnb bie ein*
«ein »orfommenben Urfcbeinungen, wo Sßeibn bie Stalle ber
Männer übernebmen (f. Ätna jo nen) unb wo eS ©itte ift,
baß ein SBeib ftcb mehre «Wannet halt, nur 3ricben ber
Verfunfenbeit unb Vnberbtbeit ber ©ittlicbfeit. Da« gefetere
foQ in SEibet unb JButan »orfommen. ©olcbe Verbaltniffe
finb burcbauS gegen baS innerfle SBefen beS SBeibeS unb
eine golge ber SJficbfSmürbigteit ber ÜRanner.
S raiten lob (^einrieb:, war ein gefeierter SR e iß er >
fanger (f. b.), ber gegen baS <£nbe beS 13. 3abrh. lebte
unb jenen ©brennaraen erbielt, weil feine ©ebiebte ju $reiS
unb 8ob ber grauen gefungen waren. Dafür fotlen ibn
aber a u * bie grauen mit foteber ©unft gelohnt baben , baß
0c, als er geworben war, feine Seicbe ju ©rabe trugen
unb fein ©rab mit Sbränen unb SBcinfpenben netten, ©onfi
beißt er auch Jgjetnricb »on SRiffen (Weißen) ober ber
junge SRißner, unb Ginige tx^Un, baß er Doctor ber
Sbcologie unb Domberr in Sßainj gewefen fei.
I raitenoomimT ober alter SBetberfommer nennt
man bie weißen gÄben, welche im Jg>erbfie an bie ©egen-
Fraunhofer
flänbe im greien ftcb anbdngen unb »om ©inbe fortgetubrt
bie Suft burebsieben. ÜRon rannte lange thre fnt^ebung
niebt; fte ftnb aber baS ©efpinnfl ber fuegenben ©ommn«
fpinne. Diefe ifi ein fleineS 3nfeft, nur twn ber ©r6ßc
eines StabelfnopfeS, mit acht im Areife liegenben Xugen auf
bem länglicben Vorbntbeile unb einem runblicben mit ein»
jelnen paaren befe^ten, gldn^enb fcbwirjlicb braunen 4>in«
tertbeile. Die bon btefem tletnen Sbiere gefponnenen gaben
werben »om SBtnbe jufammengewirrt unb fo in großem
ÜRaffen fortgeführt.
iriiumu rrci nt 93aren auch ßetS in 3eiten ber aUgemei«
nen Sebrangniß bie grauen, foweit eS ©itte unb JtTaft gef}at>
tete, bemübt, biefelbe ju milbem, fo bilbeten fieb boeb *uerfi
rcäfjrenb beS fBefreiungSfriegeS 1813 unb nach bemfelben
förmliche grauenvereine jur Unterlrüfcung , Pflege unb Vns
forgung ber oerwunbeten Arieger ober ber oon ben ©efal>
lenen b'ntotofT*™n ffiitwen unb ffiatfen. Slacbber baben
dbnlicbe grauenbülfSt>ereine allgemeinere 3wecfe »erfolgt, j. 85.
©orge für bülfäbebürftige 2lrme überhaupt, ST}iebung ber
SBaifen unb »erwabrlojin & in ber, Jtletnfinber faulen
(f. b.), ©uppenanflalten (f. b.), unb bergl. XheilS finb
bie grauen felbfltbitig eingefebritten, tbeilS baben fte nur bureb
S3eifleuer »on ©elb ober ©elbeSwertb wobltbitig gewirft.
@o ifi namentlich icfct an vielen fDxttn ©itte, baß bie grauen
weibliche $anbarbcitcn aQer 'Art öffentlich jum Verfauf auS>
fieOen ober »nloofen unb baß ber (Ertrag bann ju einem
befrimmten n>obltt)Atigen 3wecfe »erwenbet wirb. Die erflen
grauent>ereine entflanben in 5£rier unb S5nlin, gürfKnnen
unb ^rinjeffinnen fianben an ihrer ©pifee; aber fie baben
ftcb balb über ganj Deutfchlanb »erbreitet unb unfaglicb '
»tcl ©uteS getriftet, inbem fte juglcich ein fcböneS iBeifpiel .
von bem milben unb iuglcicb emflen ©inne ber beutfehen
grauen ablegen.
/raunljofrT (3of. »on), einer ber grißten Dprifer, wcl.
eher ftcb um bie Verbefferung ber gernr6bre unb 2Jrifrc»
ffope unterbliebe Verbienfte erworben bot, wurb« am 6.
5J?(jr.i 1787 )u ©Traubing in fiatern geboren unb war bn
©ohn eines armen ©laferS. ©eine erjiehung blieb faji
gan* »ernachlifftgt. <5r würbe ber gehrltng eines ©piegel» v
madperS unb ©laSfcbleiferS in SDcuncben unb hotte faum |
nothbürftia (efen unb fehreiben gelernt, als er burtb ei>
nen UnglucfSfaQ bie SRittel in bte e&aittc befam, bie »n>
fdumten Äenntniffe nacbjubolen. DaS ^>auS feines Seht» ^
herrn fiel ndmiieh 1801 ein, g. würbe babei »erfebütttt v
unb erhielt nach fetner Rettung »om jtonige gRanmtlian
Sofeph ein ©efebenf »on 18 Dufaten. Diefe benu^tc
er, um ftcb eine freiere Stellung unb einige Snfrrnmente
anpfebaffen. Der ©ebeimratb. U^fchneiber rerf*affte ihm
eintge JBücber, auS benen er (tcb felbfl mit Knfrrengung
aller feiner Ärafte belehrte. 1806 »erfchafftt ihm berfelbe
©inner eine ÄnfteQung als Dptifer, unb fo würbe tmter
g.'S Eeitung 1807 in »erbinbung mit Ufefcbneibtr unb
;Kcicbcnbacb baS fo berühmt geworbene Snjrttut jur f>er»
fiellung optifcher 3njrrumente ju fBenebietbeum errichtet,
welches 1819 nach SRüncben »erlegt worben ifi. Xu|n
burch feine oon ebenfo großer ©elebrfamfeit als ©efcbicflub»
feit jeugenben Gntbecfungen unb grftnbungen im ©cWete
ber JDptif, bot ftcb g. oudb ein großes Verbienfi baburth
erworben, baß er bie ^>erfleHung beS ju ben feinem opti>
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Fregatte
103
Freiberg
ftfcn 3nffrumenten uncnibebrlicfcn glint« unb ßtonrnglafe«
eritbttfte, mld)t$ man vorbei mit grcfien Jtoften unb bod?
■i: in gcn?ünfd)ter SioIIfommenbett aud &tglanb belogen
bottc 8t nwtbe 1823 Gonftrvator btö pbpfifalifcben 6a=
teteti bei baii. OTabemie, ftaib ober fc^on am 7. Sunt
1826. ÜJtan fefcte ibm einen ©tabftein mit bei pielfagen»
tat SWjfbrift: „Approximavit «idera" (b. b. «€t näherte
üt Sejtirne") unb in feinet Bafetftabt (Straubing nannte
m bie Straße, auf »eldjei bad #aud fiefjt, in bem et
::h>rtn würbe, nad) ibm, unb {teilte biefem i?aufe gegen»
Mt feine fiüfte auf.
/rtgatte ift ein tetdjt gebaute« AriegSfdjiff mit brei
SWaften, fleinet als ein fcintenfdjtff (f.b.), bem ed übri»
gend dbnlicb ift, mit wenig» ald 60 Äanonen. Sie 2tb>
bilbung fleUt eine gregatte mit vom Sßtnbe gefcbweHten @e>
geln bat. — 3tutb etne Ärt Aauffabtet (f. b.), weldje
vermöge t^tet Sauart fdmetlet unb leistet ald bie getvötm-
lidjen Aauffabtet fegein, wirb ffiegatte genannt. — gte»
gaton ift bei 9Jame eined fpan. unb venertan. gabr.jeuged
von mittler ©r6|je, mit vteredfigem ^)intertbeiic, beffen man
ftd) befonbetd ju Xblabung bei ©alteren unb jutn Übet:
fegen von Gruppen bebient.
frribfrg, ©rabt im er^gebitgifeben Areife bed A6nig»
">4l6ad)ftn, mit 12,000 Ginn>., ift butd) feinen JBetgbau
tue beiaroiffenfcbaftlicben 2£nftaltcn berühmt. Cd liegt
^Sfaibaqj, rvelebet ftd? in bie eine '/» ©tunbe pon bei
&k entfernte freiberget SRulbe ergießt 3bten Urfprung ge*
-Sabe bei 12, 3abtb- vetbanft bie ©tabt bemlöergbau,
*£b biet eine rtidje Hudbeute fanb. ^Bergleute vom £arj
• ' biet bie elften Silberbeigwerfe angelegt ^aben. 3n
itJ fdften Blüte ftanb $. tor bem breifjigiabtigen .Kriege,
■MI 32,000 Cin». bötte. Die b»«f»9< i"7^ giftete
{ r;;!abemie fyat beriibmte Bebtet unb ftbt wertbvoHe
*fcrinigen, namentlicb bad audgejeidjnerjte unb voUftdm
tyfe Cbelfletncabinet fiuropad. CHne befhmmte 2(njabl
Sl» Kihibcra wirb b«er unentgtlblid) unterrichtet, unb
aud ben entfernteren ©egenben , fogat au» ©übame=
rifa tommen Zöglinge, rvcldje ben JBergbau praftifd) unb
rciffenfebaftltd) erlernen rvoQen. Die ^auptbergfdjule ift
eine JBorbereitungdanftalt ber 2ffabtmie. Änbere ©cbulam
galten finb bad ©pmnaftum, bad ©cbullcbrerfcminar unb
bie ©onntagd i unb Aanbtverterfebule. Die Domfircbe,
vrelcbc ein in bpjantinifeber 83auart errichtetes portal, bie
golbene Pforte genannt, bat, entbdlt bie vom 4?erjog
rieb bem gtommen (ft. 1541) erbaute SegrdbnifjfapeÜe ber
»roteftantifdjen fdd?f. gürften, bis jutn legten berfelben, 3o=
bann ©eorg IV., bei 1694 ftatb. Sföan finbet bier aueb
ein fd)öned Denfmal bed Äurfürfttn 9»otig (f. bj, mU
dje6 benfelben in einet (ebenftgrofjen alabaftemen »ilbfdule
barjteUt. ^»iftorifcb merfroürbtg ift fernet bad $aut bed
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Freibrief 104 Freiburg: (Stadt u. Canton)
berücbtiaten $rinjenrduberS J?unj bon £ auffangen (f.b.),
fowie em fleinerneS Ären* bor bem Statbbaufe, welches ben
Ort bejcidmet, wo berfelbe bingericr/tet würbe; bie Sfüffung,
welefce Jturfürft S)?ori(j in ber Sdjlacbt bei ©ieberSbaufen 1553
trug unb treibe neben teffen Denfmal im Dome (lebt/ bie 83e»
gribnißfteae beS berühmten SRaturforftberS 253 e rn er (f. b.) in
einem Jtreuyiange beä DernS u. TL iuSgejeicbnete ©ebäube
finb auf er bem 'Dome bie ^eteröfirdie mit bem aber 200 g.
boben .frabnentburra, bie 3a!obäfircbe, wabrfebeintieb fo alt wie
bie «Statt, bie SJhfolaiEtrdje, bec ^reubenftetn , rprldjer efje»
ma(S baS Sfefibenjfcblojj war, jefct ein SRagajin ift, baS 9?atb>
bauS, baS ÄaufbauS unb anbete. g. ifl ber Süj ber ©ber»
bergbebfirben ©acbfenS: beS JDberbergamtS, beS JBergfcb&bpen»
(iub.15 unb beS CbcrtjüttcnamteS. Der SSerabau in ber ®e>
genb bon g. ifl febr bebeutenb. 3n faft 200 ©ruben
arbeiten gegen 500 {Bergleute; berühmt finb bie (Stuben:
#immeWfurjt, »efebert»@lücf, bie alte Hoffnung ©otteS
u. f. w. Die ©rube £immelSfürfl lieferte t>on 1769—1818
allein 2176 Gtr. Silber unb bie gefammte KuSbeute beä
freiberger SJergbauS foU feit feiner Gntilebung bie 1825 (640
3abre) 82,000 Gtr. feine* ©i(ber ober 240 9RiH. ST&tr.
betragen. 2fuf5er bem Sergbau bieten mehre gabrifen unb
SRanufaeturen von (eoner ©olb» unb ©ilberwaaren, JBlet»
weif}, Sic [glitte, Sdirot, Sptfeen, Sintern u. f. m. \v\d)>
tige Sftabrungäjroeige. Die Umgegenb bon g. ifl fat)( unb
bufler, welcher Änblicf noer) butdj bie »ielen jum fBergbau
gehörigen, jum St; eil febr grogartigen 2Berfe erb übt wirb.
Bu biefen gebort baS Hmalgamirwer? (f. Xmalgama),
nacb welchem bie Grjc auf bem mit ber ÜRulbe berbunbe»
nen Äurprinjenfanale geführt werben. 3n ber 9tabe beä
ttmalgamirwerfS ifl eine SKoTcr)ine , welche ÄÄbne mit
60— <90 Str. er j beloben , 40 g. t;oct) auS ber sÄulbe in
ben Äanal bebt.
/reibrief nannte man bie tlrfunte, tun* meiere ein
beulfcber leibeigener feine grribtit befam. ÖS mußte bafur
in ber Stege! eine beflimmte «Summe ©clbeä (ftaßgelb) be>
Jablt »erben, beffen ©röße fidj nad) ben Seibynfcn unb
[eibbienften richtete, welcbe ber 8eibben burA bie grolaf»
fung verlor. — eine anbere 2£rt von Freibriefen ober
8icenjen entflanb in Folge beä Sonapartifchen GantinentaU
foflemS unb ber von Gnglanb auSgefcenben JfranbelSbefcbrdn»
rungen. Gä würben burd? fSe XuSnabmen bon ber aUgemet«
nen $anbelSf»erre bewilligt Gnglanb ertbeilte fle juerjl jur
Ginfubrung fremben ©etreibeä, fpäter unter ber »ebingung,
baß engl gabrifate auSgefübrt würben, granfrddj gab fte,
um ÄrtegSbeburfniffe ju trotten. 9?ußlanb unb ©cbweben
folgten ebenfalls nacb unb eä jeigte ferf? bureb bie Sftotbwen«
bigfeit biefer Umgebungämittel bie 3wecWoftgreit brt ganjen
aontinenta(f9flemä (f.b.).
irdburg in ber Scfjrceij , Statt unb Santon. Diefei
grenjt gegen D. unb 91. an ben Ganton Sern, gegen 2B.
unb <S. an ben neufebateter «See unb ben Ganton SBaabt unb
bat auf 26 na», gegen 90,000 ginw. Gr ifl im Horben
Jacb, wirb aber gegen «Süben gebirgig, wo bie bödifle Serg»
>i(;c, ber 2RolefTon, eine ^öljc cor» über 6000 g. eneidjt.
Die wenig betriebfamen Giniuofjner finb, mit Vuänabme be«
rer in ©ejirf Kurten, ber fatbolifeben 8?e(igion »ugetban
unb fp reetjen griffen tbeilä ein oerborbcnel gfranjcfifcb , abec
öueb beutfeb, beffen fw> torjugäweife bie RemerungSbebtr»
ben bebtenen. Das Sanb ifl fruebtbar , boeb blübt ber 2tn»
bau weniger all bie Biebjudjt. 3n ben ©ebhrgen wirb tief«
am meiflen gepflegt unb fjict gewinnt man ben beflen
<S-cbwei)erräfe, ben fogenannten ©rieferfdfe. $. würbe mit
©olotbum 1481 («ergl. $(üe) in ben ©cbweijerbunb aufge>
nommen. Gä maetjt einen Xbeii beft ücfctlanbeä au* unb ge*
birte früher mit biefem erjl ju ^ocfjburgunb, bann jum
beurfiben 9?etd?e unb flanb eine Seit lang unter ben ^>erjogen
ton 3ibringen, beren einer bie «Stubt %. 1179 erbaute. <Spä»
ter jlanb fte unter ben ©rafen bon &abäburg, von benen fle
1450 an bie fierjoge »on «Sabooen ram, bie fieb jeboeb 1477
ihrer Strebte über $. begaben. — Die ^auptftatt %. im Ud)U
lanbe an ber ©aane, vocldie mitten burob ben ganjen Gan-
ton gebt, liegt tbcilS auf einem ©anbfleinbügel , thcilä am
2lbbange beffelben, ttjeilä enblicb an ber bebeutenben S3eu*
gung ber «Saane, über bie bret gcrröbnlicbe Srücfen führen.
Die ©aane bat weit boneinanber abflebenbe fleile Ufer, auf
beren einem bie <5tnbt liegt, )u welcber man früh, er oon
Sern auä nur auf febr fchroieriaen Umwegen fommen fonnte.
Ginc großartige itettenbruefe ift in neuerer Seit ausgeführt
worben unb \t%t iefet bie gegenüberliegenben gelfen in bireetc
Serbinbung. DaS am Stanbe eines XbgrunbeS faft in ber
Suft fchrcebenbe Surgeltbor ifl in gelfen genauen, unb ber
fogenannte conrt chemia ifl eine Strafe, beren $aufer
ald Da* baS $flafter einer rj6l;ec gelegenen ©trajje haben.
SRerfwürbig finb baS StatbbauS, ehemals baS ©oblofj ta
^»erjoge bon Sil) ringen, bie 9li(olaSfircbe mit einem 256 g.
hohen Zfyurmt, bem beAflen in ber Statt, unb eine große
öinbe, welcbe auf bem SWarf totale (lebt unb bon Denen
gepflanzt würbe, bie auS ber «Scbjacfjt bei 5J?urtcn (f.b.)
1476 jurüeff ehrten. SRan r)nt fte bereits mit Säulen flu gen
muffen. S3on ben 8000 Ginwolmern fprechen bie im untern
Äbeile ber (Stabt wobnenben Deutfd), wabrenb in ber obem
©tabt gran}6fifcb gefprorhen wirb. %. bat außer mehren
itlöflem unb anbem ©tbulen aud) ein Seminar unb GoQe*
aium ber 3<futten, waS namentlicf» flarf von gramofen be»
fucfjt wirb. 3n ber 5cdbe bon %. liegt bie 1)itr abgebilbetc
Ginftebelei 5J?agbalena, eine 400 g. lange, 200 g. über ber
©aane in eine gelfenwanb gehauene JQ9t)U.
Dy Google
Freibnrg (Im Breisgan) - 10« Freiburg: (im Hreisgau)
irnlutrg im flSreiSgau (f. b.), ber ©ift ber JRegie» genb bti Bä)voattm[bti an bem ffMAm ftrelforn. 35«
rung be8 obenljein. JtrctfeS im ©rofüjeriogtyum ©oben mit bier abgebilbete 9Rünffer ber ©tobt mit tintm 613 %. be>«
14,000 Ginro., liegt in einer [ebenen unb fruchtbaren ®e< ben Charme jeiebnet ftct> bureb feine fa)6ne gotbifebe üönaüi:
r= ■ = = n
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Freicorps l<
auS. 6t foll bei Erbauung ber (Stobt um bie Mitte beä
12. 3ut?rb. begonnen unb 1272 gröptcntbcilä vollenbet
roorben fein, ©eit 1827 beftnbet fid> hier ein 2anbeSerj>
bistbum, unter bem bie IBiStbümer Mainj, gulba, 9?otben-
burg unb Himburg flehen. Die 1456 gefliftete HlberfcJJubr
oigSuniverfität ; rvelcbe 1832 eine neue ßinrtditung erhielt,
bat eine jabireicbe JBibliotbef unb etwa 500 ©tubirenbe.
ES beffnben fieb ferner in $. ein ©t>mnaftum unb mehre
rtabrifen, namentlich in Seber.
irrirorpo würben namentlich im Itfeten Äriege bie auS
allen ^Truppengattungen jufammengefegten apeerabtfjeilungen
genannt, welche unter eignen DbcroefeSlSljabern flanben unb
bcjhmmt waren, weite unb gefährliche ©tretfjüge mit ©ebnet»
ügfeit in bie von ben gemben befehlen ©egenben auSju*
fubren. 3bre fübnen Enfübrer griebr. SBilrjelm, £erjog von
Sraunfcbweig (f. JBraunfebweig), 8üfcow(f. b.), D6rn»
berg u. TL haben ftch unvergeßliche tarnen erworben.
frät Hauern finb folebe, roelcbe für itjre $erfon frei unb
nur vermöge it>reS ©utS gnviflen Mafien unterworfen ftnb.
-Der Unterfcbicb jwifeben freien unb unfreien Sauern bat in
Deutfeblanb von ben frübeflen Reiten an befianben, bie fort-
gefebrittene Eivilifation fennt benfelben aber niebt mebr, in»
bem bie 8eibeigenfcbaft in allen beutfeben üänbern ganj aufs
geboben ober, roo bie? noeb niebt ber Sali fein fällte, febr ver»
minbert ifl. (Äiergl. Eblöfung, ffiauernflanb, Dienfl»
barfeit.)
Sttit ötaötc nennt man folebe St Abte, roelcbe feinem
ÜanbeSberrn unterworfen finb, fonbern ibr eignes JRcgU
ment baben. 3m beutfeben Mittelalter entflanben viele
folebe ©Übte ; fie waren jwar von ber 2Eerritorialbobeit frei,
allein bem Steicbe unterworfen unb biegen behalt aud)
itfeicb&fläbte, unb wenn fie t>on allen Steuern befreit
waren, freie SteichSfläbte. Hußer ihnen gab eS auS
ben rem. Reiten jlammenbe eigentliche freie ©tobte, welche
aueb bem Äaifer unb Steicbe nicht untertban waren, aber
biefe greibett aufgeben mußten, fowie baS beutfebe Sceieh an
innerer Macht junabm. Mit bem 2£ufbtüben ber Jtünfle
unb bewerbe, welche bloS in ben ©täbten getrieben rout>
ben, wuchs ber Sfeichtbum unb bie Macht ber freien ©täbte
bebeutenb unb fie benutzten beibe, um von ben beutfeben Stau
fern immer mebr Freiheiten unb Privilegien ju erlangen. Sur
Erhaltung unb SBefefligung ihrer Macht unb jur JBefirberung
teS £anbei5 ftifteten fie mächtige XJerbinbungen, bie $anfa
(f. b.) 1241 unb ben 2Junb bet rbeinifeben ©täbte 1246,
unter Deren ©cbul<c bie Babl ber StetcbSfläbte bis auf 51 am
scucbS. Mit ben «räuberten ;$eitverbälmiffen unb ber wach»
:en Macht ber lianöe&berren , mit Einführung ber flehen«
im £eere unb großem Silbung auch außerhalb ber Stähle
:;fen biefelben von ihrer apöbe immer mehr berab, bis fie
fnblid) bureb ben SkiebSbeputationSbauvtfrhluji (1803) ihrer
Freiheit beraubt unb jum graten Äbeile oerfebiebenen 2an>
ebenen unterworfen würben. DaS nod> übriggebliebene
JujSburg würbe 1805 unb «Rimberg l«00 SBaiern einoer^
Iribt, granffurt fain in bemfelben Sahre an ben gürjien
^rimaS, unb Hamburg, Bremen unb t!übccf würben 1810
w» Slapoleon mit bem franj. Jlfeiferretcbe uerfcbmoljen.
-Tara) ben wiener ßongref würben inbeg granffurt, fBr»«
nen, Hamburg unb ilübecf (f. b.) alS freie ©tibte wie.
•f Freiheit
berf>ergeHetft unb ffe traten als folebe am 8. 3un. 1815
bem beutfeben £unbe bei. Derfelbe Kongreß machte oueb
Jtrafau (f. b.) )u einer freien ©tabt, fieberte ibr völlige
Neutralität gu unb jieUte fie unter ben ©ebuö 9?ujjlanb8,
DjrretcljS unb Greußens.
/reigeißt, aud) wol greibenfer, iji ju unterftieiben
t»on freier ©eip. 2>er ®eijl ijl feinem SBefcn natb frei,
aber ber tboriebte unb fünbige Menfcb gibt feinen freien ©eijt
in bie Änecbtfcbaft unter 3rrth.um unb ©innltd;feit. JDie
tbrifiliche ÜJJeligion, als eine [Religion ber Söabrbeit, welche
ben Menfcben als Äinb ©otteS anerfennt, befreit ben ©eifl
beS gläubigen Menfcben auS 3rrtbum unb ©ünbe. Sber fie
verlangt aud), baß ber Eigenwille unb bie ©elbfrfucbt ge;
gen ben gottlichen SBiQen aufgegeben werben. £cr finnlicbe
Menfd) meint aber tböriditer iBcife in feinem Eigenwillen
feine Freiheit ,^u beftgen, unb biefe falfcbe Freiheit ijl eS,
an welcher ber greigeifl feftbdlt. Er nimmt alfo bie
djriftiichc Sieligion unb ben ©Ott, ben fie lehrt, niebt an,
beißt baber aueb 3(tbeifl (©otteSleugner) unb eS gilt von
ihm, was bie ©ebrift fagt: „2)ie Thoren fpreeben in ihren
^erjen, eS ifl fein ©Ott. (SJgL 2>eiSmuS.)
J'reiliofrn ifl ein auper ber Soluinie liegenber ^afen,
in welchen ©cbijfe aller Nationen frei unb ohne 3otl ein»
laufen unb ihre gabungen nieberlegen fennen, welche fee-
wärtä wieber, ohne Abgaben ju jablen, ausgeführt werben,
©olebe £äfen ftnb ein wichtiges S}ef6rberungSmittel beS eb an-
bei* unb jugleicb für bie £)rte, welche fie befi^en, eine vor;
jüglidpe iducUe beS SBoblflanbeS.
/rtit|eit ifl bet äuftanb ber Unabljangigfeit von frem:
ben Einwirfungen unb ber Möglicbfeit ber ©elbjlbefiim:
mung. 9licbt bloS ber Menfcb, fonbern auch bic Spiere
finb biefer greibeit fäljig, infofern fie fid? willfürlicb btttu
gen fönnen. Man nennt baber biefe Freiheit bie tbieri»
febe unb unterfebeibet fie von ber menfeblicben ober bu<
manen Freiheit, weichet allein ber Menfcb als vernünftig
geS SBefcn tbeilljaftig werben fann. Die biirnane greibeit
jfl boppelter Statur, infofern man fieb ben Menfcben bloS
als fittlicheS SBefen, ohne JBerbinbung mit ber Außenwelt
obet im SBerbdltniß >u biefer benft Die aftcre nennt man
bie innere, fittlicbe ober moralifebe, bie jweite bie
äupevc, rechtliche ober juribifebe greibeit. Die innere
Freiheit (Freiheit beS SBidenS) heftet ber Menfcb, aueb wenn
ihm bie üu§ere fehlt. 3hr emsiger geinb finb bie tbierifeben
SCriebe unb bie Tmnlid>en ©elufte, welche ber Menfcb bureb
feine äLScrmum unb Moralitat befiegen foll. Dh er baju
fletS im Staube fei, ijl eine fdjwer ju beantwortenbe Frage.
Sie ©efd)ichte liefert unS einzelne erhebenbe Sieifpiele ber
bewahrten Willensfreiheit, trofe alleS äußern üwangcS, bie
tägliche Erfahrung (ehrt aber aueb, bap nur wenige Men=
fdieii folcben Sorbilbern nacbiufommen im ©tanbe finb unb
baß bie innere Freiheit im Äampfe mit wibetfrreitenbtn
äußern SUerhältniffen unb niebern ieibenfebaften häufig un>
ter liegt. Mit mehr -25e|ttmmtbcit läßt fieb von ber äußern,
ber t erb Hieben Freiheit fpreeben. ©ie ifl bie Sefugniß
unb bureb ben ©taatSoerbanb geftcherte Mäglicbfeit, im $ßer>
febr mit anbern Menfcben, ber eignen SBillenSbeflimmung
ju folgen, oorauSgefe^t, baß biefer SBiQe ber wahrhaft ver-
nünftige unb barum allgemein gültige ifl. Dtefe greibeit
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Frelheltebaum tOS Freimaurer
ijl im ©njelnen burct) bie ©efefte befiimmt, welche bie all*
gemeinen Anfichten über bie öemünftigfcit be$ HBiUenS au«*
brücfen. Sdjranfen finb biefe ©efefee nur für bie unwahre
greiheit, welche an ber Stelle beS allgemeinen ben befon»
bern, burd; triebe, ©elüfte unb fceibenfcbaften bejiimmten
SSiUen geltenb madjen min. Diefe ©tränten jerflören
nicht, fonbern fiebern bie greiheit. SJlit ber fortfcbreitenben
JBilbunä bet STOenfeben muß bie (Srfenntniß beS vernünfti»
gen SBtflen«, b. b. ber greiheit fich entwickeln, muffen folg«
lieb bie timeinen Sefh'mmungen biefer greiheit, bie ©cfefce,
fid) vervoUfommnen. SBo bie ©efefce hinter bet fortfchreiten.
ben jßifbung eine« SBolfeS jurucf geblieben, wirb fid) bah er
ein «Kampf um bie greiheit ergeben, greiheit im geifiigen
(JDenf*, ©laubenS» unb $rcßfreibeit) unb materiel-
len ($anbc(S* unb Qcroerbfrcibctt) gjerfebr i(i eine
goberung ber SSernunft, beren Berwirfltcbung ober Slidjt*
erfüBung inbeß in einem einzelnen galle nad) ben gegebe:
nen SJerhaltniffen gu beurteilen iß. Wü ber greiheit wirb
häufig auch bie ©leicb,b, cit jufammen genannt unb „grei*
heit unb ©leicbbeit" war baS oft miSverflanbene gofungS*
wort ber erffen franj. {Resolution. Grine abfolute Gleichheit
gibt cS nicht, wol aber ifi eine relative möglich. Sie be*
Hebt barin, baß jebet Staatsbürger in ben ©efefcen bie
ffiefitmmungen feines SBiUenS bat. @ne ganj anbere 33c--
beutung bat baS SBort greil}eit in ber SKehrbeit, gret*
betten, welches fo viel beißt als Ausnahmen von bem ©e=
fege, ober 83orrecbte. (S. Privilegien.)
_f reiiicitöbfium nennt man einen Saum, welcher als
Spmbol ber greiheit aufgepflanzt wirb. 3)iefe (Sitte ver=
banlt ber erffen fron j. {Revolution ihren Urfprung unb ber
erfte greibeitsbaum würbe von ben 3afobinern in 9>ariS
aufgepflanzt. ÜRan umtanjte ir>n unb begrüßte bie neue
fogenannte greiheit mit 3ubel unb ©efang. SRan fcpmücfte
bie greibeitSbaume juweilen aud; mit einer rotb.cn SRüfce,
bie ebenfalls von ben Säfobinern aufgebracht werben war
unb bie greibeitS* ober 3al obinermüfce beefj. Die
greibeitSbaume fielen infcep balb wieber unb nach ihnen aDU
mälig auch bie errungene febeinbare greiheit. Sie erflanben
inbefj in ber 3utireooluttort i>on 1830 wieber. £ie Sitte,
greifjeitSbäume ju pflanzen, fam aud) in ben fcanbern auf,
welche bie franj. £Revolutton8heere betraten unb aud) in neue«
fterßeit, nad) ber franj. 3ulirevolution , fehlte eS in 2>eutfcr)j
(anb, namentlich in SRbeinbaiern, nicht an greibeitSbaumen,
welche bauficj jum 3ticben, baß man mit benSSebörben nicht
aufrieben fei ober ä3efebwerben vorzubringen habe, aufge?
pPanjt würben unb bie beSwegen auch wol SJefcbwerbes
bäume genannt werben. Sie würben überall auf SBefcbl
ber ßbrigfeit umgehauen.
f rrimaurer nennen fich bie 3Rttgliebtr einer bureb fafi
aQe riviliflrten Staaten ber Grrbe »erbreiteten ©efeUfcbaft,
welche firtliche JBereblung ihrer SÄitglieber, gegenfeitige ^>ütfe
unb ©efelligfeit mit auSfdpluf jebeö ©tanbeS* unb 83er-
mogenöunterfchiebcä jum 3wecf hat. tarnen unb Urfprung
cerbanft bie greimaurerei ben ©augefeßfehaften, bie fdjon
im rftm. 2flterthume fidj bilbeten, unb welche auch in ben
erften d}riflli(hen deichen beflanben, bie aud bem großen
3?6merrticbe nad) befTen Berfall htrbwflingen. SDie 2Rit--
glteber biefer ©efellfd;aften waren wirflidje »auleute, welche
bie fijaufunfl alä ein ©ebeimnijj unter fiö) bewahrten unb
ba fle fid; üb<r bie cutlraenfien Sanber verbreiteten, fich metfl
unter bem Schule ber ©efet}( ßonftituttonen gaben, in tc
nen auch religiife, ftttliche unb gefeQige 3wecfe auSgefprocben
waren. 3h» tt^xtn fleibeten fit fpmbolifcb ein, um ft<
bem Uneingeweihten unterflänblicb m machen, wobei fie tie
(finfleibung auS Überlieferungen fruberer, namentlich ägppt-
unb gried). ©eheimlehren (f. SWpfrerien) entlehnten. $tcr»
burdb bat man fich fpäter ju ber ÜRuthmafung verleiten
laffen, bie greimauret leiteten tyren Urfprung von ben f> p »
thagoraern (f.b.) ober gar von ber ägppt. $rie|lerfa^c
ab, unb t)at ebenfo wie bet biefen auch bet jenen eine ver-
borgene riefe 23ei5beit gefuebt, intern man S3ieleS ben er«
wählten Symbolen unterfebob, wat« urfprünglid} gar nicht in
iijnen lag. 3n fpätem 3rtten mit juntbmenber JBilbuna b6vt c
bai> SSauwefen, ber eigentliche 3n>ecf ber 93augefeQfd;aften,
auf, ein ©eheimnig ju fein, unb in ben ®efellja)aften fetbfi
trat mebr ber allgemein ftttliche unb gcfellige %wt& hervor.
So fam e6, baß tn Q ngtanb, wo fit fiep am längfien erhalten,
aQmalig immer mehr Sfttrbtbaufünjiler in bie ©efeQfcr>aften
aufgenommen würben, welche ben tarnen angenommene
ÜKaurer erhielten, unb baß, naobbem ber frühere 3>md ganj
aufgehört batte , feit 1717 eine völlige Umgefrattuncj mit
ben noch beffehenben ©efeßfchaften vorgenommen würbe.
£a3 Sauen unb alle auf baffelbe jtd) be^tebenben ÄuSbrücf c
ber ©efeUfcbaft würben nur nod) in figurlicher A3 eben turnt
für bie gefeUigen unb fitt lieben 3wecfe ber ©efellfchaft ge-
braucht, welche oben angegeben würben. Die Gonftitu
tion beu jDrbenS würbe t)iernacb umgeänbert, unb mit
biefer neuen Sierfajfung gewann ber Sierein balb bie
große XuSbebnung, welche er gegenwartig bat 3n ben
meiflen Staaten würbe ber Ausbreitung be» £)rben3 fein
jpinbemiß in ben SSJeg gelegt, weil man ben ebeln 3n>ed
beffelben anerfannte, unb weil eS einer ber $auptartifel
feiner S3erfaffung war, baß fich bie fDHtglicber in ihren
3ufammenfünften nicht auf po(itifd?e Meinungen einladen,
fonbern ben befle&enben ©efe^en unb Regierungen Achtung
unb Ehrerbietung beweifen feilten. 3ebe einzelne Jrei
maurergefeUfchaft wirb, fowie ber £)rt ihrer ßufammenfunft,
eine Soge genannt, unb ficht unter ber Seitung cineö von
ihr gewählten 3Reifter6 vom Stuhl- Das Webeimnig:
volle be3 JDrbenä ifl von {Bielen, theilS böSwiUigen, theilö
fchwarmerifchen SJtenfcben benufet worben, um bem JDrbcn
frembe 3wecfe unterjufebieben , Betrügereien unter bem 2>ecf -.
mantel beffelben vorzunehmen, ober fich baS Anfchen ju
geben, im SJefuj wichtiger, bie tieffle SBciöbett entbaltenber
©eheimlehren ju fein. Slamentlicp hat man fich auf bü
alten ©efeUfcbaften jurüclbejogcn, unb höh^e ©rabe au) bie
gewöhnlichen (ber Sebrlinge, ©efeUcn unb SDIeifier), in
welche nacheinanber bie SRttglieber eingeweiht werben, erfon
nen, in benen eine höhere SüciSheit mttgctheilt werben foütc.
%Ran unterfdjieb fo von ber neuengl. 3ohanni6maurc
rei eine fchottifdje, als bie höhe», unb Fam namentlich
in granfreich ju einer ungemeffenen 2lnjahl von ©raben.
welche, wenn fte nicht eine Spielerei waren, boeb jur S3cr
bunfelung beS fchönen einfachen 3weo?eS ber ÜJtourcrbrüber-
fthaft bienten. Sa fid) biefer 3wccl burd> bie" gortbilbung
ber aanjen menfehlichm ©efeUfcbaft gegenwartig aUgcmeine
Anerrennung erworben t)ot, fobaß ihn leber ©evilbete, aud)
ohne gretmaurer ju fein, erflrebt, fo verliert bie greimau-.
rerei immer mebr an S3cbeutung, unb jebem wahren £rei»
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Frei§tötte
IM
Frett
maurer tonn fcfbft nichts mefjr am -öerjen liegen, als tag
feie Berairflicbung ieneS äwecfS aufbore, ©acb/t tiner ein»
itlnen ©tfeQfcbaft ju fein, unb jitr ©acht ter ganzen
üRenfcbbeit werbe.
/ rriötätte , 3fpl, nannte man einen Ort, wohin [tcb ter
ßerbreeper ftüi^tert burfte, um vor ter ©träfe fieber ju fein.
Solche Drte erfannte febon baS grieeb. unb röm. Eltertbum
an. tfudb bei ben 3uben flnbcn mir fte, inbem SDtofeS ben
3fraeliten fecpS ©tätten nannte, mopin fiep unvorfäfclicbe
ÜXorber flüchten tonnten. Sei ben Alten maren biefelben
getptffe peilige #aine, SEempel unb anbere ben ©öttern ges
raupte ßrte unb SBopnungen »neuerlicher Perfonen. (JBergL
$aufania&.) 3n Per fpätern 3eif beS GbrifrentbumS
surfet bei Äl6ftern unb Äit^en bc8 HfblrerJbt bttgtltat
unb fefbft ber weltliche Sichler burfte feine ßetfolguna. nicht
bÜ in baS .öeiligtbum biefer jDrte erfhecTen. 25ic >pdpfte
ccbntm baS Äfplrcdpt immer weiter aus, unb wenn eS gleich
n ben roben Seiten ber ©eroalt manchem unfcpulbig SSerfolg*
im ©cbulj gerodbrte, fo würbe e$ buch aueb von wirf lieben
Verbrechern oft gemiSbraucbt. GS ift baher in neuern 3e<5
rm febr eingefepranft ober ganj aufgehoben werben. Uli
eine Art Afplreefet fann baS bureb. bie franj. unb engl, ©es
lefcgebung fefigefe&te #auSrecbt (f. b.) betrachtet werben.
irrmöe im rechtlichen ©tnne ftnb Perfontn, welche ftet)
;n einem Sanbe, in welchem fie nicht geboren ftnb, vor»
. .agebenb aufhalten. tStan fefet fie ben @inpeimifd)en
entgegen, welche entweber in bem Sanbe felbft geboren ftnb
obec boct; baS ^Bürgerrecht barin erworben haben. Den 3n*
begriff berjenigen Siechte, welche bem Ginbeimifcben vor bem
nrembtn aufleben, nennt man baS 3nbigenat. Siocb beutü
gai 2agtS werben in manchen gänbern, j. S5. in China
unb 3apan, bie gremben alS geinbe beS ©taatS angefehen.
?.adj in Deutfcblanb war in fruhern Reiten bie ©efeggebung
.jegen bie gremben weit ftrenger als gegen bie Ginbeimifcben.
5Ü mußten biefen bei Goncurfen naepftehen, waren nicht
.'äbig, fonnten feinen ©runbbeftfc erwerben unb nach eh
mgen goealreebten felbft nicht einmal ein gültiges 3eugniß
biegen. Diefe garten ftnb inbeß mit forrfebreitenber JÖiU
tung aus unferet ©efefcgebung verfebwunben, namentlich
rat bie beutfehe JöunbeSacte ben Unterthanen ber 23un»
laattn baS Stecht gu, auch außerhalb beS ©taatS, in
;:d?em fie ihren wefentlichen Söobnfuj hoben, ©runbeigen:
m ju erwerben; fie muffen aber auch, wie ficr) von felbft
r.<ht, bann biefelben Saften unb Ttba,abtn tragen, welche
Ginbeimifcbtn obliegen. Stur in JBejug auf flnftel-
"g int ©taatSbienfte unb 3ulaffung ,jur juriftifchen PrariS
A bie gremben rneifi noch ben Ginbeimifcben nachge=
:, wentgftenS werben fie ^c\uft<j nur unter her JBcbtn»
:.tj jugelaffen, bajj fte iur»or baS Snbiaenat ober baS
- ^erreebt beS <Staati erwerben. 2fucb r)aben bei ber Gr»
Werbung bei JBürgerrechtS in einzelnen ©tobten bie grem>
". in ber Siegel mehr ju bewblen als bie Ginheimifchcn.
• i Jotge beS UnterfchiebS jmifchen Ginheimtfchen unb grem»
••<a $ taö 2Bilbfang5recht anjufehen, welches bem
:cn oon ber ?)falj nach altem, bureb faif. Privilegien
beftfegtein ^erfommen nicht nur in ben eignen pf&Aifchen
£uriMbcn, fonbern auch in mehren benachbarten SJhtinlans
tat jufam unb welches barin beftanb, baß aTJe herrenlofe
i'eute, roelche fid) 3ahr unb Sag in jener ©egenb aufpieU
ten, als fiBilbfdnge in Tfnfprucb genommen unb ntr Gnt=
richtung beS fogenannten gahrgulbenS unb ju alle ittm ans
gehalten würben, rooju anbere Seibeigene verpflichtet waren,
hierher gehört auch baS fogenannte £>eimfa([{> ober
grembltngSrecbt, »ermige beffen ftcb BergiScuS bie iBer:
laffcnfchaft, welche ein im Sanbe oerftorbener grember bei
fiep hatte, mit XuSfchluf; aller Vertrags = , XefiamentS; unb
Snteftaterhen jueignete. GS beftanb am (ängften in granf»
reich, wo cS erft bureb bie S?ationaberfammtung am 6. Ving.
1790 aufgehoben würbe. SSäbrcnb in granfreiep in golge
ber S?evolution bulbfamere unb humanere ©efinnungen ge=
gen bie gremben »orherrfchenb würben, fo eeranlafte biefelbe
1793 in Gnglanb ein ©efe(}, welches ber entgegen gefegten
ÄentenA hulbigt, bie fogenannte grembenbitL ©ie warb
in Sorfchtag gebracht, weit man ben Ginffuß franj. Gmifs
faire furrfnete. 9cacb ihr würbe jeber ^uSlänbcr bei fetner
^tnfunft in Gnglanb tiner forgfiltigen Unterfuchung unterwor-
fen, mußte ftcb einen ©icberbeitSpafj löfen unb Fonnte auf
ieben 2trgwopn bm fortgewiefen werben. $>it\e [entere Sit*
fjimmung ift inbeß bei ber SKobification biefer ffiiü 1814
weggefallen unb e6 herrfchen gegenwärtig in Gnglanb febr to=
lerante ^rineipien in IBtjug auf grembe unb felbft auf glücpt«
linge aus anbem ©taaten. t)it vollen SKechte eines Ginge»
borenen tonnen grembe jeboeb nur bureb auSbrucftiche fot*
fttmmung tti Parlaments erhalten, ©egenwdrtig finb in
golge ber politifchen Unterfucbungen unb ber vielen in golge
berfelben unjidt ftch h«umtreibenbtn glücbjlinge in ben met<
ften ©taaten bie paßverorbnutigen (f. Paß) fo ftreng ge»
hanbhabt woiben, baß babureb bem Aufenthalte unb bem
Steifen ber gremben große ©cbwierigfeiten in ben SEßeg ge»
legt werben.
^rfßfomaltrti, SRalerei al freico (b. h- SRalerei aufs
grifebe) wirb tine Xxt von SRalerei genannt, bei welcher
äUafferfarben auf frifchen 9R6rtet aufgetragen werben unb
bereu man fieb jur Söerfcbonerung von ©ebduben bebient.
2>te größte ©ehwierigfeit bei biefer 2frt ju malen, liegt in
bem Umftanbe, baß ber Jtalf nur fo lange brauchbar ift,
als er noch feucht ift. SDaber muß ber SJtaler mit großer
©efebwinbigfeit unb »efJimmtheit , ju SJerfe gehen. Gr
entwirft vorher auf einem fogenannten Garton bie Umrifjf«
ber barjufteltenben ©eftalten, fowie bie erfoberlichen ©chatti«
rungen, mifebt auch vorher bte-nithiaen garben unb (dßt
bann nur einen fo großen JEbeil ber SJtauer mit einem ©e^
mifch von Äalf unb ©anb bewerfen, als er in einem Sage
fertig ju malen benft. Die Umriffe beS GartonS werben von
biefem fchneK auf bie 2Rauer übertragen unb mit ben garben
wirb baS ©emdlbe ausgeführt. £a bie Sßauer feucht ift, >
fo nimmt fte bie garben fchneU an unb auf; ein Stachbet*
fen mit bem pinfel unb eine feine Ausführung ftnb baher
niebt möglich. Die greStomaleret erfobert bie größte ©icher«
bett unb Kühnheit in ber {»anbpabung beS pinfelS, unb
bie größten SWeifter («Stichel Bnaelo, Stafael u. 2f.) haben
ftch baher mit ihr beschäftigt, obgleich fie an Xnmuth unb
3artheit ber Ölmalerei weit nachfteht unb ihre eigenthüm»
liehe erhabene Schönheit nur bei Betrachtung auS gewifjfer
gerne hervortritt
i'nlt , gretteben ober itaninebenwiefet ift tin
fleincS marberdbnflcheS Staubthier, welche« urfprünglich in
'Äfrifa vorfommt, gewöhnlich von weißgelbltcher garbe ift
Fieuclenpferd
HO
Friaul
unb mit bem ©cbwanje ciiu gange oon ungefaßt l'/t g.
bat. ©eine Äugen ftnö trüb unb baben tintn blaßrotben
©djein; im 3orne ried)t ei flart nad) Jöifam. <5S ift ein
natürlicher geinb ber Kanineben, auf weld)e eS 3agb mad)t.
211S ftcb babtr tu ©panien bie Kanind)en fo vermehrt bnt»
unb burd) feine ©d)ilberung aufmerffam auf f!e maebte
©eitbem werben fte t>on ben ©eefabrtrn oft befudjt. £i>
größte ift SBamao, bie wiebtigfte aber burtb ibren Stotel?
mit ben Europäern Song a ober Songatabu. ©oft Klint*
biefer glücflicben 3nfelgruppen ift ungemein angenebm, ebn
ten, baß fte Idfiig würben, fübrte man baS grettd)en ein, jebe ©pur oon hinter, aber au* olme fyfr, ber#immf
n, inbem man e$ meift beitrr, regnig nur bei ©türmen. JDie JSdume eerlie
unb feitbem ijl e& aud) ju un3 gefommen,
jur 3agb auf Äanincben abgerichtet bot. SRan begt e3 in
eignen warmgebaltenen ©tdllen unb füttert e» mit Semmel,
SBrot, Kleien unb fD?tfcf>, roabrenb eä ftcb in ber SSBilbbeit
von fleineu ©dugetbieren, Sögeln, @iern unb bergl. ndbrt.
3n granfreEd) rtduet man baS grettd}en aud) xum "Kuh
nebmetj ber 83ogelnefter ab. 6$ ift gelcbrig, aber feinem
Herrn wenig treu, wirb letebt jornig unb beißt bann wü»
tbenb um fid). 3m greien ftnb feine Söewegungen fcbnell
unb munter, im ©tall bagegen fdjldft ed nur ober frißt.
ren ibr gaub nie. 5""nSwune(n, SSrorfrücbte, iJutferroSjr
sJ)ifang», ©ago* unb anbereSjdume wad)fen Her in SJtenge
unb oon Spieren fünbet man ©cbweine, £unbe (beibe äli
4>ciuätt)ie«), Watten, SJampore, $apagaien, SEropifuegcl
au6 bereit bunten gebern bie ©nwobner funftlicben ©dmiu;
bereiten, allerlei ©eeoogcl, aud) £übner unb Sauben. "21t
gil'djan unb ©$ilbfrcl:n $ greßer Sdcbtbum.
SDte Eingeborenen geboren jum SJfalaicnjtamme. 6i
ftnb braun, bie ffieiber gewöbnlid) bcUcr als bie SWdnmc
bie £>aare werben furj abgefd)nitten unb braun ober orang
gefärbt, ©ie tragen wenige Kleiber, bie fte au§ ben Ja
fern be8 $apiermaulbeerbaum$ rcd)t gefebiett bereiten. 2t
Aauptfd)muc? ber fKdnner bejlebt im SEdtooiren (f. b.
jüie SBeiber fcbmücfen ftcb mit ^»alSbanbern oon Ane
eben, 3dbnen, ©d)necfen ober 'Parabieädpfeln, ober flcdc
ftd) 9iobrftdb(i)en ober Jtnocben in bie £>bridppd)en, ti
ÜRdbcben aud) wob! woblried)enbe ©turnen ine" $aar. 2it\
barmlofcn 3nbtaner finb milb unb freunblid), gutmütig un
gajrfrei, »erabfd)euen jebe SBerleumbung , bitten ben 2id
jtabl für Unred)t, unb jwifd)en Altern unb Ainbern finbi
eine innige giebe ftatt. 3b« Religion ift b«bnifd). ©
oerebren mebre ©ötter, benen fte Opfer oon g)am6wur»cli
grüd)ten unb ©cbweinefleifcb oor bie Tempel fefeen. üSci
fd)enopfer finben nur nod) ftatt bei ber Aranfbeit eint
Häuptlings, wenn alle anbere abergldubifd)e Q5ebrdud)e,- ib
3abrlicb wirft eä bei un§ jweimal 5-9 3unge, welcbe bie ?.e^I,b feblfcblagen. ©eit 1826 bab« bie ßnj
erflen 14 Sage blinb ftnb. — grettiren beißt bie mit Lanber auf ^L^1^ iut »«bre.tung be8 Gbr
bem gretteben angejleUte Äanincbenjagb. «Kan binbet bem Ptnt|i>u,n4 angelegt »te SBobnungen ftnb langltd)jruni
grettd)en eine flehte ©d)elle an ben ^>a(§ unb läßt eS in ben
XM.;u ber Jtanind)en geben, weld)e voller Xngfr oor ibm
fltejicn unb in »orgelegten SRefeen gefangen werben.
/rmöenpfnö beißt ein fefllid) gefdjmücfteJ SRoß, wel»
d)e5 bei ber JBeerbigungSfeier febr oornebmer ?)erfbnen im
Srauer^uge geführt ober »on einem gldnjenb gerüfteten 9Jit=
ter geritten wirb. 3bm jur ©eite wirb baä fd)warj U>
bangene Srauerpferb gefübrt ober oon einem Kitter in
fd)warjer Siüflung geritten.
/reunöerhaftstnsfln (bie) ober ber $onga«2rd)ipel
finb eine auftral. Snfelgruppe im 9cD. Pon Sßeufeelanb
unb befieben in einer ©ruppe oon ungefäbr 150 3ns
fein unb 3nfeld)en, bie tbeilS pulfamfcben UrfprungS finb,
tbeilS ibr £afcin ben ÄoraUentbiercben oerbanfen. 3ene
erbeben fid) felftg in bem SSeere, biefe bagegen [u\\> ganj
ffad), baben in ber SWitte oft einen fleinen ©ee unb ftnb
»on Jtorallenrifen umgeben, an benen fid) ba3 Wlctx mit
Öewalt brid)t, fobaß bie ©d)iffe nur wenige enge unb
gefibrlid)e J)urd)wege ftnben. 25ie 3nfeln liegen von Won
ben nad) ©üben, unb bie n6rblid)fre ift oon ber füblicb»
ften 60—65 beurfebe SReilen entfernt, ©ie würben 1643
»on bem ipoüanber ÄaSman entbetft, aber nad)malS nid)t
unb fyabm ein weit bt?untcrbängenbe6 S)ad) von Wtmu
ober 3ucferrobr. 35ie eine ©eite ift offen unb mit Sic
bdngen oerfeben. 3Die Ortfd)aften fiebert meift an ber Stü\i
wemgftend nid)t weit oon berfelben. Stt ^>auSratb befiel
nur au$ ÄotoSfcbalen , irbenen ©efaßen, niebrigen ©tül
len unb einigen ÖBerf)eugen. £ad J^auptgewerbe ber 3>
fulaner ift ber "iCcf erbau, ben fte mit großem gleiße betreibe
Äud) ©drtnerei ift ibnen nid)t fremb; »or jeber ^>ütte b
finbet ftcb (in freier $la^, ber mit woblnecbenben IBlume
bepflanjt gifeberei wirb mit Ingeln ober mit große
Steden gefellfd)aftlid) betrieben, gür ben gaß beä Äriegt
baben fte S3ogen, »Pfeile, SSurffpieße unb Jteulen, aud) ra
2trt oon geftungen, b. i. $läfce, umgeben mit bid)ten fflol)
wdnben, SSdOen unb ©rdben.
Ibine t
/riaul würbe ba&jenige ganb genannt, weld)e*
ben gorjer JCreiS in 3nprten unb bie Delegation ttbine
lombarb.-.oenet. Jt6nigreid) bilbet, alfo ein^u Oftreicb geh
rcnbeS, tyälb beutfd)ed, iwib ital. Sanb ift. gruber war eS c
Jber^ogtbum unb würbe im 6., 7. unb 8. 3abrb- »on lombat
Surften regiert, bie von bem .Könige ber fcongobarben abbi
gen. Stacbbem Karl ber ©roße baS Songobarbenreid) aufg^eli
patte, oergab er ba$ fierjogtbum alS ein oon ibm abban;
ged geben. £)ieö blieb eS, bis Kaifer JTonrabll. 1023 b*
»ttber befud)t, bt§ €oof (f. b.) 1773 fte »ieber auffanb ganb bem ^arriard)en oon Xqttileja febenfte. Diefer bebi'
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Friede 1
:■ bES 1420/ wo fiel) bie SBenetianer beffelbcn bemächtigten,
Ht c5 bis jum Untergange ihrer dtepublif behaupteten.
/riföe ift fowol ber bem Kriege entgegenftebenbc 3«»
::nt freunbfcbaftlicben SScrfebrS unb gegenfettiger 'Äncrfeits
; t-er Söffet unb Staaten untercinanber, alS nament«
Mt SBertrag, bureb «eichen nach »Drangegangenem Kriege
::n berarttger 3uftanb begrünbet unb bergcjtetU wirb. Der
Jritte wirb eingeleitet, wenn entweber ber Sieger ihn onbie»
:?er wenn berJBefiegte ir>n naebfuebt; jumeilen wirb bep
~ucb bureb Ermattung beiber friegfübrenben SJidcbtc ober
^nh ein neuerwachteS, beibe gleich betreff enbe» 3ntere|7e ein*
::t. 9?iebt feiten übernimmt eine britte Wacht im Einoer*
kniffe junäcbft mit einer ber ftreitenben SJJacbtc , ober weit
eigne* Sntereffe bureb ben Krieg gefäijrbet ift, bie SUermit--
- ] be$ gricbenS, inbem fie !Bcrg[etdis»orfcb[age macht, ober
-? bietet eine britte 9Jcacbt ihre guten 2>ienfte an, inbem fie
All 3ufammenfunft ber ©efanbten beiber ÜWacfcte unter SSor»
:d ifareo eignen ©efanbten »eranlaßt. Sinb bie Sierhdlfc
nfle ber friegfübrenben Staaten febr »erwicfelt, fo finb oft
I rorliufige XJerabrebungen ju treffen über bie £8ebingun>
unter benen ein griebe eingeleitet werben renne, über
Drt her äufammenfunft ber ©efanbten, über bie 2frt,
ic ai empfangen, über goberungen, bie unbebingt ut
:cirjbren, e^e ton Unterbanblungcn bie SRebe fein fann
ttoQ bergL Derartige »orldufia,e Sierabrebungen unb äßebins
n werben grie benSpraliminarien unb ^rdlb
minairbebingungen genannt. Um ben Kriegs juftanb
• tr ju beenben, wirb oft junaebft über bie -ßauptbebingun»
|tn ein griebe gcfebloffen — ^Prdliminarfriebe — befs
n 2?ibingungen nachher in einem jweiten — 23efiniti»s
''riebe — beftätigt unb in SBejug auf alle Einseinbetten
; Jr^efütjrt werben. 2>aS griebenSinftrument, über
tS bie ©efanbten beiber JEbette übcretngefommcn finb,
wirb bis ju einer feftgefe&tcn grift bem Surften beS SanbeS
vorgelegt, »on biefem beftätigt, ratificirt. unb julefet bec
Gegenpartei übergeben.
/rifömefurßt ift bie ntcr)t ganj richtige überfefcung beS
: Principe de la Pju, welchen SJianuel be @oboo,
V>erjog »on Xlrubia, führte. 25iefer war 1775 §u ffiabajoj
Spanien geboren, ber Sohn eineö armen EbclmannS unb
: M ohne ©elb unb ebne anbere (Empfehlungen, alS eine
Sine, hohe GJrjlalt unb liebenSwürbigeS Sencbmen nach SWoj
Ertb. ^)ierlebte er anfangs »on ber ©unft eines ©aftwirtbS,
n fein gewanbteS benehmen gefiel ; naebbem eS ihm aber
..::igen war, 1787 Xufnabme in bie 2etbgarbe beS K6nigS
i finben, fanb er Gelegenheit, bem Konig unb ber Königin
rngefleUt ju werben unb gewann JÖeibe fo fehr ju feinen
r.üen, baß er binnen wenigen fahren aße JRechte eine« ges
■nni ©ünfilingS einnahm unb aller 9J?ac^t unb @b" genop,
i ber Spaniens Ä6nig ihn nur befleiben fonnte. Schon
" '1 war er ©cneralabjutant ber fieibgarbe unb ©ro^freuj
Crbenä Äarl III., 1792 ©enerallieutenant , #erjog oon
a, ÜÄajor ber Seibgarbe, erffet SRinifter unb Witter beS
3 tom goleene n SJlief . Slachbem er 1795 bengrieben
i Hxwnhtid) abgefchloffen, ernannte ihn ber Ä6nig jum
c>en erfter ßlaffe unb fchenfte ihm baS gürflenthum be
weltbeS jdbrlich 50,000 Raffer eintrug. Sein ©lücf
würbe 1707 noch mehr burcr) bie SBermdhlung mit SRaria
^brrrtla wn SJourbon einer (Soufine beS ÄönigS, befe»
I Friedensgerichte
ftigt. Schon oorher foll er jeboch mit ber Xcdftn t'mi
jDffijierS, 9?amen8 2ubo, fich bc-intlicr) »ermcthlt fyabm, biei
felbe aber unter bem Süorwanbe, baf eS ber 2Bunfct> beS
Ä6nigS fei, jum SJücftrirt bewogen h^beru SRacf/bcm lb28
bie (Gemahlin ©oboij'S geftorben, erneuerte bie2ubo, welche
jur ©rdfin Gaftello giet ernannt worben war, ihre alten "Kn-
fprüche unb würbe oon ©obop alS ©emablin 6ffentlid) an«
erfannt. JDer griebenSfürft ^errfrr)te unter Äarl IV. in Spa*
nien mit unumfcf>rdnfter ©ewalt; er hotte mit ber franj.
Siepublif 1796 etn engeS SJünbniß gefchloffen, befehligte
1801 bie Brmee gegen Portugal, war 1804 jum ©enera«
liffimuS ber fpan.ranb: unb Seemacht ernannt worben unb
hatte enblicr) 1807 burcr) ein f6n. beeret ben Sitel ®urch;
In ucht unb unbefd)rdnfte fflfacht im ganjen Königreiche er;
halten. Sein Sturj war inbefi mit feinem Steigen nahe hers
beigerüeft. 6r war innerlich Napoleon abgeneigt, obfdt)on et
äußerlich ihm fchmeicf^elte, unb 1806 begann er bie S3ewaff*
nung ber fpan. Nation, angeblich jum Sebufe gegen bie
Sfaubftaaten, in SBabrbett aber gegen ben frarQ. Jtaifer. 55ies
fer aber hatte ihn burdjblicft unb mact)te ben tylan, mit ben
S3ourbon6 ben nichtigen -£>erjog pon Älcubia ju jtürjen.
(S. Spanien.) 2)aiu fam, baß ©obor), obfd>on er
manche gute Einrichtungen traf unb namentlicr) bem alljiu
großen (Sinfluffe ber ©etfilicbfeit entgegenarbeitete, bem fpan.
SJolfe im halten ©rabe öerhaft war, unb baß baffelbe
eine ^ofpartei begünfligte, welche ben Thronfolger gerbinanb
(f. gerbinanb VII.) auf ihrer Seite hatte. 3war würben
bie Äbftcbtcn biefer Partei entbeeft, gerbinanb felbft gefam
gen gefegt, aber bie Siebe beS JBolfeS, welche ben $rin3eti
fch,ü(jte, oermocr)te ben griebenSfürfien felbft, ber Sermittler
jur S3erf6hnung jwifeben SJater unb Sohn ju werben. 9ta«
poIeon'S ^>eere umfhtcften Spanien unb ©obov>, ber »ergej
benS gehofft hotte, burc^ Unterwürfigfeit bie ©unft 9tapo=
leon'S wieberjugewinnen, rietb ber fon. gamilie, ba er ZU
leS »erloren glaubte, jur glud)t nach Tfmerif«. 2)a brach,
in Hranjuej, wo ber £of fich aufhielt . am 18. Wtir^ 1808
eine 9tet>olution auS, hei welcher ber gürft in bie $anbe beS
wüthenben SSolfS gerieth, welches ihn umgebradjt hdtte,
wenn ihn nicht gerbinanb gerettet unb ber &6nig erfldrt
r)<$tte, baß über ben ©ünftling ©evicr)t gehalten werben folle.
25 och bie nun folgenbe (Sinmifchung Stapoleon'S hewirfte
feine Befreiung, aber auch bie Entthronung ber fflourbonS
(f. gerbinanb ?Jt unb Spanien) unb ben SBerluft al*
ler ©üter unb (Sinfünfte beS griebenSfürfien. ©obop ging
mit feinem £6nige nact) granfreirt) unb genoß bie wbe
feiner heben ©inner bis ;u berrn Tobe. Spater ging er
nadb JRom, faufte fict) eine 4?enfcbaft unb lebte unter
bem 2itel eineS gürften oon ?)afferano. Er begab fit$
1830 wiebet nact) $)ariS unb hat SRemoiren feines 8ebenS,
baS fo reich an Gegebenheiten ift, fytxaufytQtbtn , in wel:
eben er in einem weit günftigern Sichte erfchrint, alS in bem,
in weIcb.eS ?)arteihaß unb bie Ungunft beS SBoIfeS ihn ge?
fegt hotten. S)?an hotte ihm, ber ftetS als treuer Liener
feineS ^>erm erfchien, naebgefagt, baß er mit bem $»lane
umgegangen fei, baS |)auS ber SourbonS in Spanien ju
ftürjen, um fict) felbft bie Ärone anjumoßen.
/rtr&mßgfricr)te finb 3nftitute, welche ju miglichft
frieblicher unb uuparteiifcher Schlichtung oon OfecbtöbAnbeln
ober jur 93efhafung von Sergehen unb Verbrechen einge«
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Friedenskuss U
führt ftnb. ©ie befielen bauptfdcblicb in granfretcb unb
(Engfanb, welchem ledern fte tbre (Jntflebung »erbanfeu, in
beiben gdnbern aber mit ganj »ergebenen 3wecfen. 3«
(Englanb ftnb fte au8 ben alten conservatorea pacia (grie*
benSerbaltern), welcbe im tarnen beä Ä6nig8 bte äffentlicbe
Wube unb ©idbetbeit aufregt erbalten mußten, berttorgegan»
gen. (Ebuarb HL gab ibnen juerft ben SRamen jaaücea
ofpea.ee (gri eben 8 rieb ter). ©ie beben in ßriminalfacben
bie 83oruntcrfud)uit4 ju fuhren unb erfennen in bürgerlichen
JRecbtSfrretttgfetten tn erjier 3njranj. 3n granfreieb, wo fte
burd) bie Sfeoolution »on 1789 beröorgerufen würben, er*
ftreeft ftd) it>rc Gompetem bauptfdcblicb auf ßieilfrreittgfei»
ten unb §war auf perf6nficbe goberungen bi* 100 granet,
auf ©efifeftreitigfeiten , 2trrefle unb geringere ©eleibigungen.
©paterbin würbe ibnen aueb bie Unterfucbung ber ^oltcei*
Übertretungen unb bie Seitung ber SBormunbfcbaften übers
tragen unb it>re ©efugniffe bi8 babm erweitert, baß Fein
SUcbtSfhcit ejjer »on einem anbern ©eriebte angenommen
würbe, aI3 bi8 »or bem griebcnSricbter (jage de paix) ein
©üteoerfuä) gemaebt worben war. Da8 Snftitut ber grie»
bcnSgcricbte, welebeS bei einer einfachen ©efefcgebung unb
bei allgemeiner Verbreitung ber SfecbtSfemtimffe, fobaß
Scanner au» bem SBolfe au griebenörtebtem gewdblt wer»
ben (innen, fefyr bei! ja m wirfen unb jur jBerminberung
unb 2tbrurjung ber ^rc*ei[e »iel beitragen (ann, ging
unter ber franj. JDberberrftbaft au$ in mebre beutfd)e 8dn»
ber Uber, ©egenwdrtig begebt e8 nur noa) in ben preuß.
unb bair. JRbemldnbern, boeb bat man baffelbe in neuefter
3eit wieber bin unb ba ins geben tu rufen gefugt. 83er*
Rieben »on ibnen, boa> mit dbnlicber SCenbenj finb bie
©ebi eb8g eriebte (f. b.), welcbe neuerlich in Greußen ein»
geführt worben ftnb.
^riflimökußS (ber) t>ief bei ben erflen griffen bte
©itte, nacb bem gemeinfamen ©ebete unb vor ber (Som*
munion ftcb jur ©euiäjnung gegenfeitiger ©ruberliebe unb
83trf6bnlicbfeit »u fuffen. 3eigte auet) bie ©ebeutung bie»
fer ©itte ba8 ßbrifrentbum »on einer feiner febönften ©ei»
ten, fo mußte fte boeb balb eingeteilt werben, ba ffe in ari*
fern ßerfammlungen Unorbnung berbetfübrte. Der SD|rer*
grüß in ber grieeb. Äirefce unb ber griebenSfuß in ben ©rü*
bergemeinen »or unb naeb bem 2fl>enbmable ftnb ttberWetb*
fei tiefet ©itte,
■frie&ricl) Li au9 bem ^>aufe ber £obenfiaufen, mit
bem ©einamen Stotbbart ober (ital.) ©arbaroffa, war
einer ber bebeutenbflen rom. beutfeben Äaifer unb regierte
1152—90. (Er würbe geb. 1121 al8 ein ©obn #erjog grieb»
rieb be$ (Einäugigen oon ©cbwaben unb würbe atd Äaifer
ber SRacbfolger feine« jDbeime üonrab III. (Er war »on
großer, erhabener ©eflalt, batte blonbe goefen unb einen
rotblicbgelben Äinnbart. 3m Sietcbe fuebte er mit Jtraft
ben gruben berjufießen unb ju crbaUen: er t>etf6t>rtte bie
ftreitenben ©roßen, »erfolgte bie Sfaubrttter unb jerfWrte
ibre ©argen. 2118 8e&n$berr »on iDberitalien fuebte er aueb
biet grieben ju fKften, ber aber bureb ben tiberrautb ein*
»einer mdebtiger ©tdbte, namentlicb 2Railanb8, immer wie*
ber geflört würbe. 3weimal beftegte er biefe ©tabt unb
lie§ fte enblicb. 1162 »6Dig jerfiören. Da aber feine ©tatt»
balter in Stalien ftcJ» manebe ©ebrüefungen erlaubten, fo
»ereinigten ftcb bie lombarbifcben (f. Sombarbei) ©tibte
♦ •
I Friedrich I. (deutsch. Kaiser)
In einen engen ©unb unter bem ©ebufce bc8 ^opfred
2t ic raub er III., bet ben Äatfer 1168 in ben ©amt gett>an
parte. 9Sailattb würbe wieber aufgebaut unb fogar eine
mäcbtige gefhtng, Blefianbria, bemJJaifer xum Srofc erbaut.
Diefcr hatte fRom erobert unb ben ftapfi 2t(eranber terttte*
ben, ale« eine peflartige Äranftjeit im beutfeben ^>eere fo
arge 83en»üflungen anrichtete, ba§ er eilig naefc J>eutfcr>»
lanb jurücffebren mujjte. 3war fam er nochmals mit Jg>ee«
te8macbt nad> Stalien jurücf, aber bie 8ombarben, SKailanb
an ber ©pifee, feplugen 1176 bei Segnano ben Jtaifer in et»
ner blutigen ©cblacbt. hierauf fam %. mit bem impfte tn
©enebig lufammen unb f6bnte ftcb mit tbm au8, unb im
fonfianjer grieben 1183 betätigte %. bie felbjlanbige Betfaf»
fung ber lombarbifcben ©tdbte, wogegen biefe ibn al8 jDocr*
lebnSberrn anerfannten. Der legte 3ug nacb Stalien war
»oriüglicb barum fo unglucflicb ausgefallen, weil 8. t>on
bem mdiptigften beutfeben gürften ^einrieb bem 86wen, Äer*
jeg »on ©aiern unb ©aebfen, pl6glieb im Stieb gelaffen
worben war. 2(18 baber g. nach Deuffcblanb juräcfgefebrt
war, foberte er ibn »or einen KeicbStag unb fpracb, al§ er
niebt erfebien, bie 2lcbt über ibn au8, intern er ibn aller
geben unb Seicb8murben »erluftig erftdrte unb feine S&nber
an anbere gürflen »ergab, ^»einrieb fab ftcb nacb tapferer
©egenwebr 1182 bureb ein faif. ^>eer fo bart bebrdncjt, baf
er ben Jtaifer ju (Erfurt um SSerjeibung bat Ott mürbe
»on g. gndbig aufgenommen unb bebtelt feine ©tblanber
©raunfebweig unb Lüneburg.
9cocb einen 3ug maebte g. nacb Italien, aber bie^mal
in grieben. Die ital. ©tdbte begrüßten ibn mit lautem 3u*
bei unb in SRailanb »ermdblte g. feinen ©obn ^einrieb
mit Jtonflantia, ber (Erbin »on Neapel nnb ©teilten
(f.b.). Die 9la(prid>t, baß Serufalem, welcbe« »on ben
(Ibriften (f. Jtreugxuge) erobert worben war, wieberum in
bie ^>dnbe ber Ungläubigen gefallen fei, bewirfte/ baf man
ftä) in allen Gbriflenlanben ju einem neuen gewaltigen Strcu-y
utge rüPete, bem ftcb g. 1188 mit einem £ecre »on 150,000
2». anfä)lo0, 6r fam nacb mehren ftegreieben Stampfen
mit ben ©rieeben, beren .iuiiüt im dinoerfidnbniß mit ben
Ungldubigen flanb, unb mit biefen felbfl bis nacb ©prieu.
$ter aber fanb 1190 ber greife $elb ben JEob in ben
2ßellen bed JlalpfabnuS bei ©eleucia, al8 et mit feinem
JKoffe bureb ben gutß febwimmen wollte, 2tucb baö ^>eer
ber Ave umfahr er nahm ein trauriges @nbe, inbem c§ gto»
ßentbeit8 »or 2(ntiocbia burä) Jtranfbeiten aufgerieben rourbe,
unb be8 itaifer8 »weiter ©ol^n, griebrieb, welcber ben Ober*
f>efet)l übernommen borte, ftarb »or 2£ffon. Die 9?acr?rid>t
»on btS großen Jtaifer» Xobe »erbrettete Trauer unb oebree?
über gang (Europa, benn niebt nur battc man bie (Eroberung
SerufatemS »on ibm gebofft, fonbern man fürebtete aueb in
(Europa felbfl ben ©rueb be8 grieben8, ben g. mit getoatti«
ger .Kraft begrünbet batte. g. war ein greunb ber Äünfle
unb SDBifienfcbaften unb befaß felbfi ungemeine ^enntniffe, ba«
bei war er »on aufrichtiger grommigfeit. Da8 2tnbenre9 an
tt)n bat ftcb ntd?t nur in ©efcbicbtSbucbern , fonbem aueb in
SJotfdfagtn fortgepflanjt ©o beißt e8, er ft^e noa) in ben
Krümmern ber ©urg Äpffbaufen in Düringen, für baS
SBobl Deutfcbtanb8 wacbenb; fein langer, rotber©art roaebfe
um ben jtetnernen :J:üb »or ibm, unb erfl mit bem dntt
Deutfajlanbe werbe er jur 8tube fommen. 3118 Äaifer folgte
auf g, fein ©obn ^einrieb VI (f. b.).
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Friedrich H. (deutscher Kais.) ±
/rifjirict) IL, mit brm S3einamcn ber 4bübenftaufe,
(in 9nUl gricbricb L, war rim. bcutfcher Äaifer 1215—
1250 unt» ftanb feinem ©roßvater an ^»eltenftnn unb Äübit:
bcit nicht nad), wabrenb et ibn an greifinnigfeit unb bracht
feines AofeS nocb übertraf. C?r war, geb. 1194, ber ©obn
£einric9 VL unb ber Jtonftanria von ©kitten unb baber
iudf (Jrbe »on SReapel unb ©teilten. 2Babrenb feiner .fterr«
fcfyaft borte g. forrroäbrenb ju ftimpfen. Die *Pdp|le far>ert
itjr Äeicb in Sttittelitalien von beiben ©eiten burd) bie ge»
rraltige $Jlaä>t ber #obenftaufen eingeengt, betrachteten ba<
^a g. fortwahrenb mit argwöbnifchen Süden unb benufc«
:<n jebe ©elegenljcit, feine 9RocJ>t ju fchmacben. Die rei*
eben ©täbte , bie I^errfc^füc^tigen ©roßen unb bie köpfte be»
gegneren ftch in bem ©Ircben naeb einer ©etbftanbigfeif,
müdft ber Jtaifer, um allen feinen Untertanen gleiche ©e*
u^tfanie unb feiner eignen SBürbe tfnfehen ju verfebaffen,
?u überoinben fuebte. Daju fam, baß g. bie SBorurtr)eile
(einet 3eit wenig achtete unb burd) fein Benehmen nietjt fei»
ten gegen bie religi6fe unb ft'ttlicfje Denfrveife feiner Unter«
(Janen verfließ, ©ein Sätet hatte ihn febon alS jweijah»
rigeS Jtinb jum röm. Jt6nige frönen (äffen; aber als J^etn»
rid) balb barauf flarb , mahlte bie eine Partei bet beutfeben
durften, welche ben «^obenftaufen feinblicb gefmnt war, ßtto
ron Sraunfcbweig , bie anbere $bj(ipp von Schwaben. 2Sa>
rntb biefe miteinanber Fdmpften, würbe g. unter bet 8$or«
munbj<r)aft beS »PapfteS Snnccenj IIL in Statten erjogen
unb übernahm 1209 bie Regierung feines mütterlichen Grb»
tljeilS. 3nbeß war Philipp von JDtto ton SBittelSbacb, er*
febujaen unb Dtto bem Zapfte miSfälttg geworben. Die«
kt berief baber g. auf ben Äaifertbron. (rv erfchien
U12 in Deutfcblanb. XQe Anhänger bet £obenftaufen
eilten ju ibm, ;Dtto wutbe beftegt unb 1215 wutbe g. ju
3acben , 1220 ju S? om gefrönt
Die erfie fteranlaffung jum ©treit mit bem Zapfte
gab ber Umftanb, baß g. roteberholt unb julcßt noch bei fei»
na Jtaiferfronung ju Sfom einen .Rreunug jur Eroberung
JerufalemS, welches noch immer in ben 4>dnben ber Ungläu«
Hgen war, gelobt hatte. Unruhen in Statten btnberten ihn
an bet XuSfuhrung unb er mußte wieberholt vom Zapfte
2uffd)ub »erlangen, gnblid) 1227 fchijfte fteb g. ein, um
nach *Paldfiina ju gehen, aber von einer Äranfheit befallen,
Mb et fteb febon nach brei Sagen jur Stüdfebr gezwungen.
Ter 9)apft ©regor IX. meinte, bie .Jtranfheit fei nur vorge*
'tüfct, um baS beißerfermte Unternehmen wieber ju vereiteln,
: fpracb ben Sann gegen g. auS. SDtefer woQte beweu
i, baß cd ihm @rnfi geroefen, unb ging gleich im folgen«
m Sar)re nach ^aläfnna. £>a er aber ben 93ann vot
ier äbreife nicht gelöjl \)alte, fo erflärte nun bet 9>apft
i Unternehmen für unheilig unb ootteSldflcrlid) , machte
SBannflucb im SDiorgenlanbe befaunt unb ttjat felbjl
■en ©nfaU in Srblanbe. SDiefcr war inbeß in feinem
'trrnet)men glücflicb. & fer)loß mit bem ©ultan von
^grtrn, »elcher bad gelobte £anb inne hatte, einen SEBaf»
'«nfBBjianb auf jehn Sahre. Strufalem unb bie übrigen
beiägen JDtte , foroie ba8 £anb jwifeben ihnen unb bie wich«
1 •)« 6eefldbte ©ibon unb ÄpruS würben an bie Thrillen
abgebeten, unb welcher bie Solanta, eine Sochtet be5
-ÄonigS 3obann von Serufalem, geheiratet t>dtte , fefcte fich
frAf bie Jtrone von 3erufalem auf, ba bed SöanneS wegen
WDxt i (Jets. > Eet. II.
1 Frledr. Willi. (Kurf. T.BrandJ
fein *Prief!cr vot u)m 9Reffe lefen unb ihn frönen wollte,
eilig fehrte er nun nach Statten gurücf unb beroog ben
$apji 1230 ^rieben ju fchließen unb ben Bann aufzuheben.
3u neuem Jtampfe mußte aber %. nach £eutfch(anb eilen.
ort hotte et feinen €>obn, ^einrieb, jum SSetwefet beft
Weichs befieHt, unb tiefet, verblenbet unb »erführt, empörte
fich 8/gtn feinen SSater. Heinrich würbe gefangen unb nach
Spulten in ein ©efüngniß geführt, wo et nach flehen 3ahten
ftarb. 9Rit 9red)t würbe ti g. jum jßorwurf gemacht, baß
et gleich nach ©efangennehmung feines ©obncS in SBormS
feine S3ermdh(ung mit her engl. $rinjefftn SfabeUa mit
unerhörter bracht beging.
3n SWainj hieU g. 1235 einen großen 9f eich« tag, auf
welchem bet Sanbfriebe burd) fcbriftlicbe ©efe^e befeftigl
wutbe, unb wenbete ffd) barauf gegen bie (ombarbifchea
ötäbte, welch« fortwührenb ihm hinderlich in ben SSeg g»
treten waren. (St eroberte mehre ©täbte unb beftegte bi»
SRailänber, welche gut 9cachgiebigfeit bereit waten. Vber &
foberte unbebingte «Stgebung unb erbitterte baburet) feint
geinbe nur ttod) mehr. 3>apft ©regot IX. unterste tief*
unb that ben Jtaifet oon Beuern in »en Sann, ©ein aHex»
bittgiJ nicht tabeDofeft Sehen würbe auf bat ^»ärtefle gerügt,
bet <Schu^, welchen et ben ©ara^nen angebeihen ließ, bii
ftch als treue unb fleißige Untertbanen im ficil. {Reicht an*
acfiebelt hotten, würbe aH S3eweifi feiner Hinneigung jum
SJiohammebaniSmuä angeführt SnnocenjIV., bet als |)ap(J
nach ©rtaotIX. folgte, früher ein greunb würbe fein
gefdhrlichftet geinb. Qt hefidtigte ben Sann, floh/ um ba
SRacht g.'S ftch ju tntjiehen, 1244 nach &9»n unb fprach
hier , obfehon her Äan^Ier SEbabäuS »on ©uejja ben Äaiftt
glänjenb »ertheibtgte, nochmals in einet feierlichen Kirchen»
»etfammlung ben Sannfluch übet g. au6. 3n £)eutfchlanb
brachte et eS jutSBohJ tineS ©egenfönigS, ^einrieb Sf a?p e
(f. b.) »on Thüringen, unb als tiefer febon im folgenben
Sabre ftarb, etneS anbern, ÖBilbelm »on ^oHanb. Die 5ßer»
wirrung in Deutfchlanb mit allen ©chrcefen beS gaufhechtS
flieg aufS ^)cch|le. llinm bet härteren ©chlage erfuhr g,
alS et felbft »on ben Sombarben beftegt würbe unb fein na»
türlicher ©orpn, Gnjio , ben er jum Jtönige »on ©arbinira
er Hart hotte, tn bie i>änbc ber JBolognefer fiel, bie ihn in
ewiger ©efangenfebaft hielten. 9lod) mußte g. erleben, baß
mehre feiner nact>ficn greunbe ihn »errettherifeh verließen, ja
ihm fogar nach bem Sehen flanben. OTiebergebeugt »on fo
vielen GchidfalSfchlagen ftarb g. 1250 in ben Xrmen feiner
geliebten Slanca, ©rafin »on Sancia, ber SRutter Waiu
jteb'S, welcher fpdter Jtönig »on ©icilien würbe. Xuf bem
Aaifertbron folgte ihm fein ^weiter toobn, Sonrab, aber feine
zahlreichen iRachfommen ftarhen alle eines frühen, bie mei»
jten etneS unnatürlichen SobeS. g. felbft war bet febönfte,
liehenSwürbigfte, geifheichfte gürft, ein greunb allcS ©djö.
nen, felbft Dichter unb ©cfcriftfteüer, ein mächtiger gelbherr,
ein flüger ©efe^gebet unb bod) »on fo Sielen gehaßt unb
»erfolgt, baß et mit aQen feinen hohen SSotgügen bet 3<it
erlag, bie et nicht befonnen fortzuführen, fonotm übereilt
&u teformiren unternommen hotte.
Jfcfcfcrict tDüljelm, »on 1640—1688 Jturfürfl »on
»ranbtnburg, bet „große Äurfürft" genannt, geb. 1620,
ift ber Segrünbtr ber Wacht Greußens, welcbeS fein 6ofcn,
I
Friedr. Willi. (Kurf. v. Brand.) U4 Friedrich I.(Kuni^ v.Prenssen)
griebrich I. (f. b.), gum Äonigreiche erhob. AIS er »ut Sit«
gierung lam, war ber breißigiährige .Krieg noch nicht beenbet,
er naf)m aber eine fo ftlb|fdnbige Stellung btn fheitenben
Parteien gegenüber ein, baß er bie Jlaji beS ÄriegeS von fei»
nen {Bedungen immer mehr abwitjte. Unter fortwa>enben
kämpfen mit $olen, ffranfreich, ©Sweben (f. Greußen)
erlangte er von 3>o(en bie Abtretung Greußens als fouveraia
ned Ijerjogthum, welches er früher nur als Seljn von^olen
befeffen hatte, fchlug 11,000 Schweben mit nur 5000 3». in
ber benfwürbigen Schlacht bei gefjrbeUtn (1675), unb nahm
Scbwebifa>$Qmmern ein, welches er aber wieber anSchwe*
ben ^eraudgeben mußte. @r mürbe norfj beiaeitem ©röße»
red geleiftet haben, menn ihn nicht £}(heid?, U9c(cf)eS auf
feine waebfenbe ÜRacbt eiferfüchttg mar, immer im Stich
gelaffen hatte. 6t erfüllte treulieb feine Pflichten als beut»
feber Surft, fanbte bem JCaifer mehrmals $ülfstruppen gegen
bie Surfen, unb flanb ihm im .Kriege gegen granfreief)
bei. Sefonbere Berbtenfte erwarb er fith um bie innere
Verwaltung feineS Uanbcd. JDie Romainen guter, weldje
bis babin von ^Beamten eigennüfcig unb fcblecbt oermaltet
werben waren, mürben verpachtet unb baburd) bad Staats»
eütfommen vermehrt- Aeferbau, ©artenbau unb JBiehjucht,
bie @runb(agen beS 8Jolfsrcid;tbumS mürben eifrig befor>
bert, bie $auptfiabt JBerlin erhielt vielfache SBerfthonenutJ
gen, in Duisburg mürbe 1655 eine Univerjttüt geftiftet,
unb um ben £anbel ju heben, fogar ein &erfucf> gemacht,
eine Stieberlaffung in Afrifa ju hegrünben, waS jeboch fehU
fchlug. Qroßen politifdjen Sc&arfblitf jeigte ber Äurfürft,
intern er ben unflug unb graufam auS granfreieb uertrie--
benen ^rotejlanten (f. Hugenotten) in feinem Sanbe «run
Zufluchtsort barbot. »iefelben geborten ju ben flctßigfrtu
unb gefdiicfteften JBewobnern granfreicbS, baS ftcb Damals
burd; Söctriebfamfett vor allen übrigen Staaten auszeichnete.
3n ba§ Keine ©ebiet g.'S famen gegen 20,000 jener
Ausgetriebenen, unb brachten franj. Äunjrfleiß unb ® cf et» t et :
lidifcit mit in baS neue SBaterlanb. £iurcb alle biefe 5Kaß«
regeln brachte es %. bahin, baß er bei feinem Sobe, ber
tu $ot$bam am 29. 2(pr. 1688 erfolgte, feinem öobne ein
blübenbeö Sanb, einen Scbafc von 650,000 aijlr. unb ein
in ben SBaffen geübtes £eer ton 28,000 SS. hinterließ.
Seinem Anbenfen mürbe 1700 in JBerlin eine Statue tv
richtet, welche bie nacbfle^enbe Abbilbung jeigt.
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/ntöricr) JL von 1701 — 1713 £6mg ton Greußen,
vorher als $. 11t Äurfürfl von »ranbenburg, geb. ju Jto»
nigSberg 1657, benufete baS politifebe Xnfeben, in melc&eS
fein »ater, ber große Äurfürft griebrieb SBitljelm (f. b.),
neb bei ben europ. ©rofjmac&ten ju fefeen gemußt blatte, um
bie ÄintgSfrone, nach fein Sljrgeij (hebte, ju erlangen.
5Bal)renb ber legten gebenSja^re feine« fBaterS geriet!) er mit
frtner Stiefmutter in 3mi|iigf eiten , bie ben großen Jtorfür«
Iren fo erzürnten baß er Sillens mar, ganj ju enter«
ben, unb bureb feine SRtnifter fieb nur fo »dt umfKmmci
ließ, baß er bie Nachfolge in ber Äurmürbe, bie adrige:
von ihm befeffenen Sdnber bagegen feinen jungem <56f>nc
vermachte. 9iacb btS Äurfürflen Zobt erfldrte aber ff. t»a
Seftament für ungültig, übernahm bie ungeteilte Jbmfd>n
unb gab feinen jörübern Apanagen. (St vtrftWte ba« jg>C(
unb |tanb £iftreicb gegen Jranfreidi unb g^egen bie Surfen bc
fomie er gleich nach Antritt feiner Stegterung bem f>vinae
SBilbelm von IDranien ff. SB il beim III.) 0000 9t. ju fe
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Friedr. Willi. I. (Kön.v. Preuss.) 115 Friedrich II. (König v. Preuss.)
item 3oQe nach (Snglanb gegeben hatte. £>er Umftanb, bog ber
Äuifürff ton .öano»er König »on (Snglanb unb bet Äurfürjl
ton Sacbfen König pon $olen geworben war, mochte mit
::;u beinaßen, fr *u beftimmen, mit ßinwiHigung ÖftreiribS,
f :n n bafuc rücffianbige £ülf$gelber erließ unb fernere .foülfe
:tt%adj, am 18. 3<m. 1701 ju Königsberg fiqS unb feiner
i&mablin, Sophie Gbarlotte, bie KönigSfrone aufjufefcen.
Zm 3ag »or ber Krönung ftiftete er ben fcbwarjen VINeror»
ttn, nccb jefct ber erfie preuß. ßrben. 2(11 c europ. SJtäcbtc,
mit XnSnabme gfctnfreicbS, JJJolenS, bcö beutfcben JDrbenS
ujib beS^apfteS, ernannten bie preuß. KönigSwürbe an. Ob»
glria) man g. mit Siecht ben SJorrourf übertriebener $racb>
liebe gemacht bat, woburtjb er vieles Öelb unnüfc »erfebwen»
bete, fo erliielt er boeb feinem 8anbe unter fehr bebenflidjen
Umftinben ben grieben, roäbrenb feine Qtcxt au&wÄrtS mit
Stibm fämpften. Qt unterftüfcte ST"ftreicb auch im fpan.
Crbfolgefriege mit 26,000 3R. Sur Vergrößerung feU
nrf fleinen Staats trug er bei, inbem er mehre bebeutenbe
Bedungen an fieb faufte, alte Änfprüdie geltenb machte,
unb ddh ben gürftentbümern 9?eufqSate( unb CongueoiHe
1707 vjm Stegenten gemäht würbe, ©eine 9)racbtlube er*
btrit namentlich burd> feine hoebgebilbete jweite ©emablin,
Sopbie ßbarlotte, eine banoo. ^rinjeffin, ber ju Sbren
ßlWTiottenburg gebaut würbe, eine auf Kunft unb 2Biffen>
f*aft gerichtete SBenbung unb trug fo fegenSreiche §rücbte.
6r grünbete 1694 bie Ünioerfttdt &aHe , ftiftete ju Jöcrlin
1699 bie ßilbr)auer: unb SRaleralabemie unb 1705 bat
Cl'erappeflationSgeridjt. Cr ftarb am 25. gebr. 1713. 3bm
folgte
irirttrid) tDülKlm L, König »on Greußen wm 1713
—1740. Cr mar 1688 geboren unb bilbete fieb am Sfroft
fernes (SroßoaterS, beS Kurfürfien $u 4>ano&er, nach beffen
Srifoiel )u einem überaus ftrengen, bie ©ercebtigfeit über
IlleS fefcenben, babei fparfamen, religiöfen unb tugenbbaften
ffürfren, @r nahm fogleicb naä) feiner SEbronbeftetgung <£x-.
•raiungSmaf regeln oor unb änbette im Verlauf feiner Siegte»
rang baS gefammte ginanj- unb 3uftijwefen. g. rourbc
noeb ;ur Sbeilnabme am norb. Kriege genötbigt, von bem
«4> fein Sater fern gehalten hatte, unb machte in golge
beffelben Snoerbungen in Bommern. (©. Greußen.) £)ai
sniiß. äeer roud>6 unter ir)m bis ju 70,000 SR. an unb jeich=
nete ffa> fcureb große unb fraftige Seute, benen ber König
crmlieb nacbftelien lieg, unb Geübtheit in ben Staffen
•-'s SRagbeburg, Stettin, SQefet unb ÜRemcl rourben ju
frihmgen gemacht; baö berliner ßabettenhauö , ba$ pot?=
^nter 9Batfenhau5, bat Collegiaru medico-chirargicam,
•» (ibarite unb bafi ginbelhauS ju JBerlin rourben gegrün>
t«; Xu<«Mnberer au§ Salzburg unb ^olen fanben Xuf<
" ■ unb burch bie eifeme (Strenge be3 ÄönigS fam eine
Ctinung in alle Sefdpafte, n>eld)e man vorher faum für
Belieb gehalten hatte. SJon ber ©rrenge unb ^eftigfeit
^ JtonigS, roelchc oft in ^>arte unb 3äb}orn ausartete,
tote namentlich bie ton. Familie ju leiben. SBäbrenb %.
-inig Tüti unterftü|te, beffen <Rüfe(id)feit für fein ganb er
'»Pf, batte er für jtünfle unb SB3iffenfchaften feinen ©inn,
beinahe w&ren bie berliner 3tabemie unb bie Unioerfttä--
{« mu ihm aufgelöft roorben. fflei feinem &obe, am 31.
1740, hinterließ er einen ©cbat} non 9 5RiU. analer.
/rifdrid) IL, ber @roße unb (Sinjige, König ton
Greußen 1740—86, ber JBegrünber be* Änfehen«, »elcbe«
Greußen ju einer ber großen SRächte guropaä erhoben bat,
ber flügfte unb geroaltigfte gelbherr im Kriege, ber roeifefte
unb gerechtefte Surft im ^rieben, ein Rreunb unb Kenner
ber Söiffenfcbaften unb Künfte, roarb am 24. San. 1712
als britrer öoljn griebrid) Wilhelm L ju {Berlin geboren.
Da feine beiben altern JBrüber febon in ber 3'ugenb flac-
hen, fo marb er frühzeitig Kronprinj. 2)urd) eine fhenge,
aber forgfiltige Grjiebung gingen bie rauhen, ftrengen Zu-
genben feines S3aterS auf ihn über, aber fo, baß fein eig;
ner lebenbiger ®ei(l fie nidjt als »orurtheile unb geffelrt
bulbete, fonbern ju ben glinjenbften eigenfdjaften eines ge=
wältigen GbaraftcrS »errcanbelte. Der SSater bemäntelte ben
Knaben mit einer ©rrenge, bie an ©raufamfeit grenjte,
15*
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Friedrich EL t
ober ffatt ben lugenblict)en ©eiff g.'8 ju unterbrücfen, lehrte
ihn biefe ©trenge nur gehorchen, um einft würbig fcmfctjtn
Ja fönnen. 2>te eigne Steigung beftimmte tr>n für bie ©if»
enfcbaften, ber SBille feines BaterS für ben Jtriegerjtanbj
beibe Sriebe bitbeten ben gewaltigen ^errfeber eines Keinen
ganbeS, gegen welchen ganj Europa bie 2Baffen führte unb
unterlag, ben feine äeitgtnoffen nur ben Aon ig nannten.
JDte ßrjiehung beS .Äronprinjen würbe ton bem ©enerat
©rufen von gtnrenfrein unb bem STOajor von ÄafFflein ge»
fettet. JDie granjefen würben bamalS mit Stecht wie in ber
$oliti! , Jb auch in SSiffenfchaften unb .Jtünften für ba8
erfte SBolf Europas anerfannt; wir Deutzen befaßen noch
feine Siteratur, welche ber franj. an bie Seite gefietlt
werben tonnte. Aein SSunber, baß bie Grrjteber g.'S bie*
fem eine franj, ©ilbung gaben, tag biefer eine Borliebe für
bie franj. Sprache unb Bilbung, ber er feine CTjiebung
terbanfte, behielt, g. liebte bieglote unb bie "JDoefie; folebe
fünfte waren aber feinem friegerifch gefinnten Bater ein
©reuet unb er lieg ben ihm mißfälligen Jüngling bie ganje
Jödrte feiner eifernen ©runbfdfce empfmben. „grifj tft etn
JQuerpfeifer unb «Poet, er macht ftcb nichts auS ben @oU
baten unb wirb mir meine ganje Xrbeit terberben!" fo lau»
tete baS Unheil beä SBaterd. £>erfe(be ging fogar mit bem
«Plane um, g. ju ©unften feines jungem BruberS, SBittjelm
Äugufr, ton ber JK&ronfofge äu&jufcptief en ; g. war bafür
feinem Bater mit wenig 8tebe jugethan, mit inniger Siebe
bagegen t)ing er an feiner SButter. Sie harte Bebanblung,
bie Ärdnfungen, bie er erfuhr, brauten it)n enblieh jubem
terjweifclttn Gntfötuffe, Bnltn heimlich ju terlaffen unb
ju feinem mütterlichen £f}cim ©eorg II. ton Snglanb ju
entfliehen. SDe« «prinjen greunbe, ber gieutenant ton Jtatt
unb ber nochmalige gelbmarfcbaU £eitb, waren SWitwiffer.
3fber g. würbe eingeholt unb 1730 nach ber gefhtng jfcü»
ftrtn in ftrenge #aft gebracht. ©er Äinig war empört; er
far> in feinem Sehne nur ben 25eferteur unb ging in feinem
Sorne fo weit, baf er g. bureb ein .Kriegsgericht jum JEobe
oerurtfjeilen wollte. 9lur ber Berwenbung beS faif. 4>ofe8
unb beS JWnig* ton «Polen gelang e«, ben «P ringen ju refr
fett JCettr) hatte fleh burd) glucbt gerettet, aber Satt mußte
ben3orn be«Jlonig« büßen, g. erfuhr bie fcbrecflicbfie, berj»
jerreigenblle ©träfe. Söor ben genftern feine« ©efdngnifTcS
würbe ein Schaff ot errichtet unb er mußte [eben, wie fein
greunb, fein Webling baffelbe befrteg unb wie bat $aupt
itatt'8 für i^n fiel 9lod> ein 3ahr würbe ber «Prinj im
©efängniffe gehalten unb fein Bater lief ihm ben Antrag
machen: er möge reifen, ftubiren, thun, waS er wolle, wenn
er ber Thronfolge entfage. g.'S Antwort war: „<?r nehme
ben Borfcblag an, wenn ber A6nig erfldre, baß er nicht
fein ®ohn fet." 9lun war nie mehr ton JEbronentfagung
bie Sttbt, benn bem fhreng fittltchen Ä6nige war eheliche
Sreue cht uncerle^ichc» $etligtbum. Che g. an ben Aof
lurüeff ehrte, arbeitete er noch eine 3eit fang ai'3 jüng^er
jlriegSrath bei ber JJomainenfammer ju Aüfhin. Kach bem
5Biaen feine* Bater« mußte er fleb 1733 mit Clifabetb Sr)ri«
fime, einer gMnjeffm ton IBraunfchweigsSetern, termah»
Icn, welche er niemals liebte, aber ftetS mit Hochachtung
behanbelte. fßü ju feiner SEhronbefleigung lebte er in ber
Keinen ©tabt 8?bein8berg im WegierungSbejirfe ?)ot8bam
oan» ben ©ifTenfcbaften. & jog einen großen SEbeil ber
berühmteflen ©elehrten feiner 3eit in feine «Rdhe unb franb
S (Koni» toh Prcnssen)
mit entern, namentlich mit bem ton ihm bewunberten Bo(<
taire (f. b.) in jöriefwecbfel.
SRachbera g. 1740 bie Slegierung mtgetrefen, benu^M
er fogleich bie burd) ben Tob bc« JCaifer« Jtarl VI. fierr
barbietenbe ©clegenheit, bie alten Änfprücbe feine? ^>au*>
fe8 auf mehre fchlcf. £er)ogthümer geltenb ju machen, meU
du'5 bie (Erwerbung ©dblejtenS, aber auch lange bauernbe
Jtriege (f. Greußen) jur golge hatte, in benen g. feint
großartigen gelbherrntalente unb feine fluge 9>olttiE auf bai
©lanjenbfte bewies. Qx felbfl fehte fid? aDen ©efabrrn
unb ©trapajen beS JtriegeS au8, fobaß ihn bie ©olbaten
nicht nur fürchteten, fonbern auch al8 Ärieg«gtfährten lieb*
ten; er hieß fpetter bei ihnen nur ber alte grie). @tf grie«
benSjabre »wtfehen bem jweiten unb britten (bem fteben*
jährigen) fchlef. Xriege brachte g. theilS im Umgange mit
ben SBtffenfcbaften, theilS mit Drganifation feines ^>eer«,
Erbnung ber ginanjen, Berbefferung ber ©efetjgebung unb
allfeitiger fBefirbaung beS SSBohl^anbeS feine« weiche« ju.
9hch bem fiebenjdhrtgen Jtriege (f. b.) war ba« Sonb
febe erfch6pftf aber g. h^lf überall fchneU: er ließ ©tdbte
unb SDirfer aufbauen, bie im Ariege jerftört worben, gab
©etreibe au8 feinen SWagajinen, theilte ?)ferbe an bie »er»
armten Sanbleute auS, erließ ben verarmten ^rottnjen auf
gewiffe 3ritm aQe Abgaben, legte Jtandle an, errichtete go*
brifen unb iKanufacturen unb grünbete 1764 bie berlinn
SBanf. 25ie Siebe unb Berehmng feiner Untertbanen unb
ba« (fmporblühen feine« ganbe« waren fem Sohn. Stur Die
Einrichtung ber Äccife nadp franj. dufter (1766) fanb SXiS-
biUigung, fowie man ihm auch bieSheitung ^olen«, «telcbe
1772 in Petersburg terabrebet würbe, jum Borwurfe ge-
macht hat, aber mit Unrecht, ba bei ber Unmöglichfeit, ba«
in ftch ftlbft gerrtffene $olen in feiner ©elbfianbigfeit gegen
Kußlanb ju erhalten, jene Teilung ba« ein jige «Wittel ronr,
um nicht »Polens ganje 5Wacht m bte {>dnbe Ofußlanb«
fallen ju (äffen unb nicht mit ftufjlanb in einen Jtrieg »er*
wicfelt ju werben, ber im günfhgfien gaQe boch ba« eben erfz
wteber aufgeblühte Sanb neuen jDrangfalen auSgefefet haben
würbe. £urch bie erfle £betlung dolens erhielt g. ganj
9>olnifch« «Preußen unb einen SEI; eil ton ©roßpolen. Son
nun an würbe «Preußen in £>fh unb SBcfrpreußen einge«
theilt, in IWarienwerber eine JtrieaS» unb Domainenfammer
eingerichtet unb ©rauben) gur geffung gemacht. 2? och mixt
g. 1776 faft noch einmal in £rieg terwicfelt worben, in»
bem er an bem bair. 6rbfolgehiege (f. Batern unb {fürs
(lenbunb, beutfeher) Sheil nahm, ber je hoch, noch ehe e*
ju einer entfdpeibenben ©chlacht fam. burch ben Beitritt ber
JCaiferin ton JRußlanb, Katharina II., auf Greußen« ©ett«
beenbet würbe. £er Ic^te große 2fcr ber fcbarfjichtigen f>o*
litif g.'« war bie (Errichtung be« beutfehen gürßenbun»
be« ([ b.). griebrich ber einzige flarb am 17. sag. 1786
auf fernem ©chloffe ©auöfouci bei ^otSbam, feinem Sieb*
lingSaufenthalte. Beim Antritte feiner Regierung war fein
JReicb nur 2190 □«». groß, auf benen 2,240,000 SRenfcben
lebten, bei feinem £obe hinterließ er 3515 mit mct>t
als 6,000,000 Cinw. unb ein 4>eer, welches ton 70,000 out
200,000 «Wann angewaebfen war. JDer ©(ftaft hatte übet
70 «Ria. Sblr., baS Sanb blühte in Qewerbflciß unb 2Bcfcu
fianb, JCünftm unb SQiffenfchaften. ©eine großartige, freng
rechtliche unb nenn aua) im ©eifie feiner. Seit frtifimtiqc.
boa) reltgiöfe DenfungSart, fowie fein fdjarfer Berflanb fpte*
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Frledr.wnii.II. (K5n. Y.Preuss.) HI Frledr. Wllb. m. (K8n. v. Prens.)
eben fid) in feinen ©Triften au«, bie »ufammen 24 Sänbe
ausmachen unb urfprünglich franj. getrieben, fpdter aber
in3 JDeutfcbe übertragen worben ftnb. Da» preufj. Stall
hängt noch mit SSerehrung unb Siebe an bem ©ebdcbtni|fe
tti großen JWnig«, ber bei aller ©trenge bocb ein wahrer
SBater brffelbert war, unb taufenb Anefboten au5 feinem tri*
cbm geben gehen t>on Stfunb ju 2Runb unb ftnb in S3u*
cbern aefammelt ©in SBeifpiel feiner ©erecbtigfeitSliebe, est er
auch feiner übereilten #eftigfeit gibt ber befannte »Pretest
be« SRüHetf Arnolb (f.b.).
/rif&ridl tDtlljdm DL, JWnig btm Greußen, 1786—97,
bet Sfeaebfolger griebrieb be« ©ro|en, geb. 1744, war ein
©obn fceö ^rtnjcn Auguft SBiüpelm, be§ ©ruber« griebrieb II.
<&r gab ftcr> mannen Auöfcbweifungen tjin, bie ihn febon. al«
j{:onprinj bem Jtönige miSfdllig matten, unb fpdter eine
£errf$aft eigcnnü&jger ©ünfUtnge, bie Anhäufung einer
odjulbenlaft »on 18 SCRiQ. 3$tr. unb eine Stenge von 33e»
brüefungen Aur golge hatte, bie ba« Stalf febwer empfanb , be*
fonber* ba jte auch auf geijlige Angelegenheiten fieb erftredf ten.
25er Jtinig felbff würbe von feinen Vertrauten betrogen unb
ccmiibraudjt. 21ud; nach außen »erlor Greußen ben mach«
eigen Einfluß, ben e« burd; griebrieb ben (Brosen erlangt
borte, »enigjten« jum X^eil, obfebon wichtige Erwerbungen
gemäbt würben. (©. preufj en.) Da« größte SJerbienjT,
rrelcbe« %. h«tte, war, baf er ben fran*. Ginflup aufhob unb
ein allgemeine« Sanbrecht einführte, auch mehre einzelne nüfc*
liebe Crärubtungen traf. Cht jiarb am 16. 9Zo». 1797.
fritbrici) tDiihflm ffl., regierenber JCönig »on Greußen
feit 1797, ber attefte ©ohn grtebrieb SBilbelm IL, geb. ben
3. Aug. 1770, würbe anfangt »on feinem ©ro&objim, grieb*
rieb IL, unb feiner 2)?utter, einer ^rinjefjtn t»on Reffen»
:Sarnnlaot, nachher »om ©rafen Abolf »on jBrübl erjogen.
jcdjntte fitfo febon al« Jtronprin^ burd) religi6fen ©inn,
Cftarahcrfcfligfeit unb perforieren SKuth au«, unb »ermatte
fid) 1793 mit Suife, ^rinjefftn »on 5Recflenburg«©treli$,
einer ebenfo fcb&nen als geifheieben unb lieben«würbigen grau.
«Diefe SJerbinbung war nicht burch ®taat«flugbeit, fonbern
bureb bie reinjte unb aufridbtigfk perfänlicbe Zuneigung unb
^odjachtung gelüftet worben, unb würbe ba« äfcuficr cu
ner glüctlicben (Sbe. Die naebberige .Königin würbe t>on ib*
rem Stalte ebenfo fehr »erebrt, ja angebetet, al« oon ihrem
©emabt geliebt. ©leid) nadp bem Antritte ber Regierung
feb äffte griebrieb SBilbelm bie 2tti&bräud)c ab, bie fieb unter
feint« SBater« Regierung eingefebtieben Ratten, unb tob bie
ba« £anb brüdenben Verfügungen auf. £)ic Schulbenleif},
welche er mit ber Regierung übernommen hatte, fuebte ex
burd; bie weifejie ©parfamfett ju erleichtern. 2>er beginn
feiner Regierung war nur glüdlid; unb im Anfange btefe«
3eil)rf)unbertS hatte Greußen eine ©röfje erreicht, )U ber ti
bi« babin noeb nie emporgefhegen war. Aber nun brachen
bie JCrtege au«, trelcbc grenjenlofe« Unglücf aueb über ba«
preufj. Volf, wie über gan) Deutfdjlanb brachten, unb bie
namentlich burd) bie »on Napoleon febtau heroorgebrad)tt
Uneinigfeit ber fceutfeben Staaten untereinanber herbeigefübrt
würben. 3war warf ficb Greußen ben Anmafungen be«
überall ftegenben ^aifer« ber granjufen, nur mit ©aebfen
berbünbet, 1806 entgegen, aber ba« preuf. $ecr war
hinter ber neuen, burch Napoleon'« ©enie gefdpaffenen Kriegs»
fünft ju weit jurüifgeblieben , ba« ©lue! unb ber ©ei(l
ÜJiapoleon'S imponirte ben SBefeblöbabem feiner ©egner fo
fehr, ba| bie entfajiebcnflen 9tieberlagen, S3enau> ber wich«
tigflen gelungen bie golge biefe« Xrieg« waren unb im
grieben ju 5Eil|it 1807 g. bie befk Np feine« 8anbe«
einbüßte. Sogar Serlin fiel in geinbe« ^anb unb g.
mufte fleh naep Stemel jurücf jieben. Um fo fräftiger war
aber fpater bie SBiebererhebung |)reu|enS. Der burd) ben
fctneQen SEob feiner geliebten ©emahtin (am 19. 3ul. 1810),
bie ihm burd; alle Sßedifel feines ©ebicffal« treu gefolgt
war unb ihn bei aßen Seiben, bie er über ben gall bei
©röfje Greußen« erlitten, mit freubiger, mutbiger Hoffnung
auf eine befjere Sufunft getr6fiet hatte, noch tiefer gebeugte
Jtönig warf ficb per trau enöuoll in bie Arme feine« treuen
Stalte«, welche« ©ut unb ÖMut an bie Abrodtjung be« au«*
(dnbifchen 3ocheä fefete. SJiit einer Aufopferung, einer So*
be«oeracbtung, bie wenige IBeifpiele in ber ©efebichte h^t,
ging Greußen« 3ugenb in ben .Krieg gegen granfreieb, ba
1813 ausbrach, unb ber, naebbem auch j&fheich bem JBünb«
niffe jwifdjen 3?ußlanb unb Greußen beigetreten war, ben
©tur) SRapoleon'« )ur golge hotte. (©. Greußen unb
Deutfcblanb.) g. felbfi ging in biefem .Kriege feinem
Stalte mit Sewcifen ber Aufopferung, be« SRuttje« unb ber
Au«bauer ooran. <St fe|te füb mehrmal« felbfi ber ©efahr ber
©chlacht au«, namentlich am 30. Aug. 1813 in ber öcfelacbi
bei Jtulm, unb am 25. 2Rar) 1814 bei Jere; Gbampenoife,
Durch bie fBerhanblungen auf bem wiener Songreg erhielt
fheufjen Gntfchdbigungen für bie im tiljtter grieben erlittenen
SJerlufte unb hat feitbem eine würbeooQe ©teile in ber Reihe
ber großen SRäcbte Suropa« eingenommen, welche e$ wenü
ger feinem gldchenraume al« feiner geifhgen ©roße berbanft
g. iff una bläffig bemüht gewefen, burch ©orge für Jtirdje
unb ©chule, burd) ©ebut} unb g6rberung ber Jtünfte unb
SBiffenfehaften , burd; eifrige S3eförberung be« ©ewerbfleiße«
fein Volt ju heben, ©elbfl wdhrcnb ber fchweren Sciter
be« .Krieg« arbeitete et nach biefem äwetft hin, unb fein
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Frh^lr.n ilüCKronpr. v. Preuss.) 1
öcharfblitf ließ ihm trautet SRdnner ftnben, welche fein«
»dttttichen Kbföten mit Älughett unb Weblichfeit auäfüb>
ten. ©chon 1809 würbe bie fettbem fo r)errli(^ rnworge*
LLüfjte unb mit fön. greigebigfeit auSgeftattete Untoerfttdt $u
ßerltn gegrünbet, bie Unioerfitdt granffurt würbe 1810
nach JBresiau ocrlegt unb erhielt eine neue jritgrmdfk Situ
richtung, bte Unroerfttdt /Bonn würbe 1818 geftiftet. $err=
tiefte Sauwerfe würben in {Berlin unb an anbern Orten
aufgeführt, bie SBaterlanbSöertheibiger ehrenootl belohnt unb
ba* ©chulwefen tureb, baä ganje .K6ntgreirf) fo oortrefftid)
eingerichtet (namentlich auch für ©ewerbfchulen geforgt), baff
baffelbe ein 2J?u(ier für bte gebilbetfren Nationen ber @tbe
geworben ift. 2£ucr) an ber ajerbefferung ber Sfet^tSpflege
unb ber Verwaltung würbe unabldffig gearbeitet, eine vor-
treffliche ©tdbteorbnung unb beratbenbe Canbftdnbe würben
in ben $ro»injen eingeführt. ©egenSreich für ben größten
2r)ei( ton Deutfchlanb ift ber von 3>reufkn ausgegangene
3olt»erbanb (f. b.) geworben. 3n fct)wterigen Reiten erhielt
g. burch SRdfjtgung, löefonnerü)eit unb Jeftigfeit ben gries
ben auf bie er)tenooIIfte 2£rt, um fein 8anb alle 2Buns
ben, bie ihm bte £rieg£jabre gefct/lagen, wrgeffen ju ma«
eben. <So lieht je(jt all ber geliebte Sater feine? Öolfel
ba, bal turet) feines jtinigS ^Bemühungen ftch ben iJfubm
erworben f>at, an ber ©ptfee europ. Äilbung ju flehen, unb
bal ju feiner Regierung ein in ber ©egenwart feltencS SSers
trauen hat, weil el bie Offenheit unb Sleblichreit berfelben
Fcnnt. 9. hat füft 1824 in morganatifcher dhe mit ber
®rdftn Vugufie ton «ßarracl) oer bunten, welche ben Site!
einer ftürfhn ton Siegnifc unb ®rdftn oon .bohenjollern er-
halten unb ftcb bureft bte auSgejetehneten ©genfehaften ih-
res @eifieS unb £erjenl bte Xkretjrung aller ihrer Umge=
bungen erworben hat.
Jrtftiricl) tDilljclm, Äronpriru ton Greußen, geb. am
15. £>ct. 1795, erhielt feine erjte Crjiehung unter ben 2(u:
gen feiner herrlichen HJcutter, ber Äonigin fiuife(f. grieb;
rieh IBilhelm III.). «Rachbem er ftcr) alle nötigen äennt:
8 Friedrieh VI. (König v.Mneiu.
niffe erworben, unterrichteten ihn bte tortrefftichfien un
berühmtefien £tr)rer in ben SfecfttS--, ©taatl* unb «D?i!
tairwiffenfehaften, unb bie auSgejeiehnetften Äünftler »ec!
ten in ihm bte Siebe tut Äunß unb bilbeten feinen &
fehmaef. 2>en €mft bei SebettS lernte bet ^hinj m t>«
fchweren Äriegljeiten rennen, bte über Greußen fameru ti
machte bie Selbjüge ton 1813—15 mit unb unternah)
bann öerftftiebene Weifen mit regem ©inn für alles ©chö:
unb 2repcr)e, theill ine Bullat», Cr>«ifd in bie Vtovh
jen feines SBaterlanbel , um fieb mit allen SB erhalt niffe
berfelben auf! genauefte beFannt ju machen. Qx tormdbl
ftch 1823 mit Clifabeth ?ubo»J?a, ber Softer bei Jtonijj
9)(arimiJtan ton JBairm. 2W SKifglieb bei ©taatSratbe
unb tommanbirenber ©eneral in Bommern ifl er auf ba
eifrigfle mit bem SBofjle bei einfr ton ihm ju beherrfche:
ben Meiches befchdftigt, inbem er mit unabldffigem %kii
ben anfhengenbften Arbeiten ftch unterjieht. öon feint
Siebe jur itunfi gibt ein fchöneS Seifptel ber unter feim
Reitling unb auf feine Jtoften in alter spracht unb ^ertlid
feit wieberhergefteQte ©ig ber -fjocbmeiflcr bei beutfdbe
SCrbcnS, ber Hochburg ja 3Raricnburg, welche bereite* bei
gänj'.tchen Verfalle naht gefommen war. <Sr zeichnet fit
tm perfonücben Umgange burch Sebcnbigfeit unb (Seift au
unb eine STOertge geiftreicher 33rmerfungen unb S3eifr>ic
fchlagenben 2Bi?e5 jtnb oon u)m m ben 3?? unb bei Bolfi
übergegangen.
^rieliriri) VI., regiertnber Äonig ton ©dnemarf, muri
geb. am 28. 3an. 1768 unb warb 1784, weil fein SBater, <5t>r
fttart VII., gemüthlfranf war, SRitrrgent bii 1808, wo
feinem SJater all Äönig folgte. Unter ben fcr}wierigften 2Je
hdltnifjen, in welche feit bem Ausbruch ber franj. Äeoolutij
alle Staaten oerwicfelt würben, hat ftch S- burch $reiftnni}
feit, Weblichfeit unb gefligfeit, burch Einführung ber weif
flen Snfiitutionen, unablaffige ^Bemühungen, ben triebe
aufrecht )u erhalten unb ben SBoblftanb feine! canbee) 3
f6rbern, bie Siebe feiner Unterthanen unb bie Jfnerfennuncj b<
Äuölanbel erworben. SBil 1801 gelang eö ihm, ben gnebe
ju erhalten, oon ba an aber würbe er befonberl burch ©n«;
lanb, welche« auf JDdnemarfl Seemacht eiferfüchtig wo:
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Frledr. Aug. I. (König v. Wachs.) 119 Friedr. Aug. II. (König v. Sachs.)
in ben Krieg berwicfelt, ber für ihn feit 1807 eine traute
SBenbung nahm. (©. JDdnemarf.) ©en fett 1814 wie*
ber eingetretenen 3u|lanb bei Srietens bat 3. jur SBicber*
Teilung beS SJoblflanbeä feineS Stoße*, ju Crbnung ber
jrrrürteten $tnongen unb ju SBiebereinric^tung einet ©et«
maifit benu&t ßu ben fegenSreicben einriebtungen ß.'S ges
biren: Aufhebung ber geibeigenfebaft ber Sauern, ibfehaf*
nag bei Sflaotnbanbclö, Berbefferung beS SolfSunterrichtS,
br§ Wrricbt5we fenS unb bei ÄcferbaueS, Strbnung bcö Korn*
tat eis, Qtnorbnung beratbenber 9>rooin$ial|ldnbe unb gefefc*
liebe fBeßimmung ber fJrefjfreibeit fJerfönlicbe S3eleibtguru
gen bat nie geriet, im (Befühl, baß bie SDlaieildt beS
fconigS über benfelben flehen muffe, unb als ein bin. 23 u
tatet in einem fremben Sanbe wegen ju freier Sieben jur
''•u-rbenfebaft gejogen würbe, äußerte „ßr hat geglaubt,
er wäre \u .paufe!" %. hatte acht Kmber, oon benen nur
noch jn>et 2öcbte r (eben. 2l>ronfolger ift ßbrifttan griebrier),
örubetffobn SbrifKan VII.
inrönet) 3CugU9t I., erft Kurfurfi, bann König von
cadhfen 1763—1827, geb. am 23. See. 1750 in Bresben,
vor ber alterte Sohn beS Kurfürften griebrieb Sbrifhan.
t>a er bei feinrS ÖaterS 2obe erfl 13 Sabre alt war, fo
führte fem ßbetm ia»er ruxb bis 1768 bie SJormunbfcbaft
aber Lfm unb war jugleich Xbmintfrrator beS ganbeS. g.
tear ein gürft t»on ber ftreng tugenbhaftejlen ©ejinnung, ber
mit uruxbänberlicber Seüigfeit vor Zütxn nach bem Piubrnc
Der EJerecbtigfeit fhebte, bah er ihm feine Untertanen auch)
mit Stecht ben Seinamen „beS ©cremten" gaben. Er
liebte ungeprüfte Neuerungen nicht, weil er an traurigen
iBeifpielen fab, welche fehl im me Solgen biefelben nach fich
' . en; baber fuebte er baS Xlte in Alraft unb 2fnfebcn ;u
erhalten unb machte nur folche neue Einrichtungen unb ©tifs
tungen, beren beilfamer Erfolg fich mit töcwijjbcit vorauSf/cs
ben Heß. Namentlich hoben fidtj unter ihm ber Sbcrgbau,
baS gorfrwefen, ber #anbel, baS gabrif- unb SNanufactur--
rrefen ©aebfenS unb fianbbau unb S3icl?;uct>t; bie 2cbäfc;
reien ©aebfenS »eiebneten fich cor allen übrigen au£. &t:
Umgebung unb EJerecbtigfeitSpflege erhielten wefentliebc 83er=
befferungen. Er nahm am bair. Erbfolgefriegc unb nachher
an beutfeben girfienbunbe 2beil unb fdjtug bie ihm 1791
ablieft angetragene poln. KönigSfrone auS. 'Hin Äricgc gegen
;...:nf reich nahm er anfangt nur ald beutfrher Keichsiianb
Jhfil, alS aber ba5 beutfepe Neicb aufgel6ft roorben ivar,
::::rigte er fich mit Greußen ju bem Äriege geg^en granfs
±, avlcbcr ben unglücFlicbjien 2(uSgang bureb bie Schlachi
•.ictt 3ena unb 2uier|ldbt nahm. £a für ben Äugen:
1 ^reugenS potitifeber Einfluß bureb biefen Ärieg Vernich
trt war, fo mürbe efi g.'6 Pflicht, jur Erhaltung fetneö
ganbeS mit Jranfreich Stieben »u fchliefkn unb mit
meglidjii großem S3ortbei( ber neuen @efialtung ber £inge
- an-,ufchliepen. 25er griebe mit Napoleon fam am 11.
Tre. is<)») j,u Stanbe unb %. trat hierauf bem SRhftn:
tafee bei unb nahm ben 2itel eines Äönig? oon <Sachfen
Noch ndber rourbe fein 3ntereffe mit bem granfreichs
-trhatpft, alS er im ^rieben oon Stil fit 1807 baS ^)ersog--
tfcum Skrfchau erhielt Tili ber Ärieg gegen ftfheicb 18«)
aaÄ»b, füllte er nur ben pfliehtgcmdfjen Jruppenanthetl,
«ber, ba er fich in DreSben »or feinblichen UberfdU
i«ht fiefter hielt, nach gTanffurt am 9Jtain. Äuch im
Kriege mit fRufüanb 1812 flellte er fein Kontingent. 3n
bem allgemeinen Kriege 1813 hielt er fein Napoleon gege-
benes äftort, thetlS tr-eil er einmal eingegangene SUerfpre-
chungen nicht brechen rooQte, theilS gejroungen, n>ei( Napo:
leon ©aehfen befe^t hielt unb ihn fogar felbfi bureb bn>;
henbe Ginlabungen nach Bresben in feine Nabe gejogen hatte.
dt begleitete Napoleon nach Seipjjig unb mürbe Pom Kaifet
Xleranber oon Nufjlanb nach Einnahme ber ©tabt bureb
bie SSerbünbeten jum Kriegsgefangenen erfldrt. Er lebte nun
erfl in Sfriebricböfelbe bei 33erlin, bann in ^rcöburg, oon
roo er an ben S3erhanblunaen beS rotener EongrefjeS Slbeil
nahm unb entlieh bie 9(ücraahe eines 2beil6 feines 2anbe6
(f. ©achfen) ermirfte. ©eine Slurffehr nach iDreSben in
bie Xrme eineS ihn boeboerebrenben fßolttS am 7. 3un. 1815
feierte er burch Stiftung beS EioilorbenS für S3erbienft unb
2 reue. Er fuebte bie SBunben, welche ber Krieg feinem
Sanbe gefcblagen, ju heilen unb fab baffelbe unter feinem
weifen ©cepter neu emporbluhen. Er feierte 1818 fein 5üjdh;
rigeS dtegierungSjubildum, 1819 fein Ehejubiläum mit Süfa-
rie 'Amalie, 9)rtn)efftn von 3weibru(fen, bie ihm nur eine
2 o cht er, bie $rin jeffin Üttarie Qtugufle, geboren hotte, unb
Harb in treiben am 5. 9^ai 1827. Ein würbigeS £)enf;
mal ift baS in Seipjig erbaute unb am 3. Äug. (feinem
Namenstage) 183(j feinem Änbenfen feierlich geweihte Unb
berfitdtSgcbdube, welches ben Nomen Xugujieum führt 3n
2)reSben foli ihm ju Ehren eine Jöilbiauie errichtet werben.
^rifirrirt) Cfugust II., regierenber König von ©aebfen,
geb. am 18. 3Rai 1797, ift ber dltefte ©ohn beS ^rinjen
SNarimitian, beS jungem SruberS beS KdnigS 'Anton
(f. b.) unb ber er(len Oemahltn beffelben, einer ?)rinjeffin
pon 4>«nna. 3)er ?hrinj erhielt feine erfle Erziehung unter
ben Äugen feiner Starter, bie ihm aber fchon im 7. 3abre
burch ben 2ob entriffen würbe, unb nachher jufammen mit
feinen JBrübern ElemenS unb Johann von einer ÄuSwabi
auSgejeichnetir gehrer. 1809 unb 1813 mufite er, burch, baö
KriegSunglücf gejmungen, mit ber Un. gamilie DreSben
Perlaffen, unb hielt fiep baS erfle 9ÄaI in Äeipjig unb granf;
Friedrich I. (Kon. v.Wfirtemb.) 120 Friedr. (F. v. Bf oh.-Hechinjrcii)
furt a. SDt., ba$ jwette SJtal in $rag auf. Darauf begab ei
fich nad) bem SBillen feine« fön. C'beimS 1815 mit fei;
nem ©ruber (Siemens nad) bem 6ftr. Hauptquartier, tarn
mit bemfetben nad) $ari* unb hielt ftch biet unb fpater
in tfarföruhe, ©turtgart unb fBtünchen längere 3eit auf.
Staa) Drrtben jurürfgefebrt, befdjäftigte fid> ber ^Prinj eifrig
mit allen ©tubien, bie geeignet fdjienen, »um würbigen Ste*
genten vorbereiten, öffentliche 2bdtigfeit gewann er feit
1818, roo er (Generalmajor mürbe unb feit er von 1819 an
ben ©ifcungen beS Öebetmcnratby beiwohnte. Drei 3abre
fpdter rourbe er <5r>ef einer 3nfanteriebrigabe unb wirtliches
SJtitglieb beS (Sebeimenrathö. ©eine Vorliebe für bie fcb>
nrn Äünfle bewog ihn 1824 ju einer Steife über ^Belgien
unb ^»ollanb nad) $ari$ unb 1828 naa) 3talien, unb fort»
mdbrenb bewies er biefelbe burd) bie Unterftüfcungen, bie er
einheimtfdjen Äünfilern aufliegen lief unb burd) Anlegung
einet trefflichen Kupferfhd)fanvmlung. (Sine nod) grofere
SBirffamfeit erhielt er im 3abre 1830 bei ©rlegenheit ber
©olföaufjldnbe, bie, angeregt burd) bie bamal« über ganj
Suropa ftch vetbteitenbe unjufriebene ©timmung unb eine
SJtenge in ©aä)fen nod) beftebenbe veraltete Cinriehtungen
■■um SBorwanb nebmenb, Seipjig unb DreSben beunruhigten,
tfr hatte für) »uvot ben £>berf>efet)I über ba$ gefammte
lach f. SBilitait übernommen, alö bie Unruhen ausbrachen.
SJtit bem feinen SBahlfptuche: Vertrauen erwecft Vertrauen!
trat er in bie Stifte be$ lach f. jöolfe«, auf beffen Üreue baS
färlif. gürftenbauS bauen Fonnte, unb als König Tinton ihn
am 13. ©ept. ju feinem SJtitregenten ernannte, roobl füf>»
lenb, baß fein ©reifenarm ju fcbroach wdre, allein ba8 2Berl
einer jeitgemdßen Umbilbung ©adjfen« ju bewerffreHigen,
begrüßte ibn baS SSolf mit lautem 3ubel. 3>rinj SJtanmi*
(ian, ber ebelmütbige SSater, hatte ju ©unflen feines ©oh*
ncS auf bie SEhtonfolge tJeTjicfjtet, unb alle SJttSftimmuna
beS SJolfe« muß te ber freubigfhn Hoffnung auf bie 3ufunft
weichen, als es eine fo aufopfembe 35ereitwiöia,feit bei fei»
nen Sürßen erbliefte, welche Hoffnung ihre nachfie erfüf«
lung in ber balb barauf ertheilten neuen XJerfaffung beS
Königreich* fanb. (©. ©aehfen.) 9tacf> einer breijahrigen
finberlofen @he mit ber erjhCTjogin Karoline von £>efrreich,
welche 1832 burch ben Sob getrennt würbe, vermählte [ich
g. 1833 mit SDtaria, einer ©cpwefter beS regierenben Kö»
nigJ »on SJaicrn. Stach bem am 6. 3uni 1836 erfolgten
J&tnfcheibea beS Königs Tinton beflieg ff. ben fach f. #bron.
Durch SBJort unb S£h«t bezeugte er, baß feine einzig auf
baS SBefie beö SJaterlanbeä feit Übernahme ber SDtitregent»
fchaft gerichtete StegierungSweife auch als König »on ihm
beibehalten werben würbe, unb einen ber fdjönften SJeroeife,
wie fefjr er wünfa)e, baß inniges Vertrauen jwifcben Siegen»
ten unb ßolf in ©achfen immer mehr benfcbenb werben
möge, gab er burch Xnorbnung öffentlicher Tlubicnjen, in
welchen es bem geringften Untertban vergönnt ift, Jßittert
unb SSefchwerben feinem gütigen Monarchen vorzutragen.
/rieörifl) L (ffiifhelm ÄarO, ber erf!e Äinig bon 2Bür»
temberg, ein wiUenSfraftiger fluger 8?egent, ber 1797 SBür»
temberg al« ein ^erjogthum »on 153 o$R. mit 600,000
6inw. übernahm unb 1816 als ein Königreich von 360
□ «W. mit l'/t 2Riö. ©nw. jurücRieß. geb. 1754 ju
Treptow in ^interpommem, war ber ©obn beS £er}og$
grubrich Qugen unb ber ©ophie Dorothea, einer Softer
bcs Slarfgrafen von ©ranbenburg » ©d;webt Anfangs in
preuß. KriegSbienfUn, flieg er bis jum ©eneralmajor
unb würbe bann ©enerallieutenant unb ©eneralgouberneur
bon tu ff. Sinnlanb. 5!adi 1787 hielt er {ich einige 3eit in
ber (Begenb ton Saufanne auf, fpater, nachbem fem SBoter
1795 jur Stegierung grfommen war, ju Vnfpach, SBien,
Sonbon. Nachbem et bie Stegierung angetreten, ging ct
fortwährrnb auf 93efefttgung unb Vergrößerung feine* flei»
nen Staates auS, 1803 würbe et Kurfürfl unb feit 1805
febtoß er fi* mit feiner $olitif an Napoleon an. (Sx war
tn feinem 9BiHen ficts entfetteten , fuebte alle feine äanb;
lungen mit tön. ©lanj ju umgeben unb fhrebte borjüglich
nach öerechtigfeit. 2Bo er baS @ute erfannte, fefete er cS
als feinen eignen SBiUen ohne dußern Tintrieb burch. ©°
gab er 1806 baS Sceligion$ebict, roelcheS ben brei chriflli-
dim SteligionSparteien gleiche Stechte fiebert. 2lm 1. 3an.
1806 nahm er ben JtönigStitel an. Stach ber Schlacht bei
£eip}ig unterhanbelte er mit ben gegen Stapoleon t>erbünbc<
ten SJtdchten unb erhielt für feinen 3utritt bie 3uftcherung,
baß man, ohne fein 83efüjtbum ftu fchmälern, ihn als unab«
hängigen König anerfennen werbe, & ftarb am 30. £ct
1816, befchdftigt, feinem Sanbe eine ben 3eitbebürfniffen am
gemefjene SSerfaffung ju geben. Grr war jweimal vermählt •
feit 1780 mit ber 1787 verflorbenen ^rinieffin Tlugufie Ka>
roline grieberife 8uife von S3raunfchweigs3Bo(fenbuttel unb
feit 1797 mit ber 1828 »erworbenen engl. ^rinjefT« 6har=
lotte Xugufie SJtathilbt,
Jrit&rifl) (^ermann Otto), regierenber gürfl »on ^o>
htnjoQtmi^echingen, g«b. am 22. 3uU 1776 ju Stamur,
folgte feinem Söater ^ermann grictrid> Dtto am 2. 91 m
1810. Gi erhielt feine erfle Ziehung in Äedjingen, be.cia
ftch bann auf bie KarlSfchule nach (Stuttgart unb fhibiri
auf mehren Univerfttäten , jule^t in Bübingen unb SBür
bürg. Stachbem er einige 3cit bei bem Steichöhofrotl) i
SBien gearbeitet unb nachbem fein Sater 1798 bie fliegt
rung angetreten hatte, begab ftch ber 9>rinj nacb ^echinge
juruef unb »ermdhltt fich 1800 mit ber ?)rtnjeffin ^aulür
ber 5£ocbter bei legten ^>erjog5 $etet von ßurlanb un
Dy Google
Friedr. Willi. (Knrpr.T.Hessen) 121
Friesel
Sagau. 9<ach ber Stiftung beS SKf>cinbunbc& biente et im
$ctre 9?apoteon's mit Auszeichnung, unb feit et burch ge»
ben unb SBiffenfchaft würbtg vorbereitet bie {Regierung an«
getreten, bat er burch oäterlidje Verwaltung feines Staa>
ttS bie voQfte Siebe unb baS offenfte Vertrauen feinet
Untertanen ftd? erworben. 2£Uc 3weige ber Verwaltung
unb ber ÄecbtSpflege ftnb von ihm ben iBebürfniffen ber
.,;:t gemäß mit 3BeiSc)eit umgeftaltet, unb baS Unterrichts;
»rfen ifl mit befonberer Borliebe unb Sorgfalt eingerieba
trt rootben. £er Surft tbeilt feine Seit in bie JBcfcbäf»
tigung mit bem SSchlc feiner Untertanen/ inbem er bie
cberfte Leitung aUet ©efebafte felbjl ausübt unb für 3ebcn,
t er ihn um Äatb, unb $ulfe anfpriebt, jugänglidj ift, unb
in ben Umgang mit ben Siffenfcrjaften, ju benen il;n Sa»
lest unb ©ilbung r)in^iet)en.
/rif&ridi tpilliflm, Jturprinj unb SRitregent bon#ef«
im, geb. in Qahau ben 20. Aug. 1802, ber einige noch
i.btnbe 6otm beS tegierenben Äurfürflen äBilhelmlt, fht>
tirte tn Harburg unb Seidig, unb lebte bann theilS in
Bonn, tbeilS in gulba in ber Stäbe feiner SKuttet Augufle,
: Sdjirefler beS Jt6nigS von ^reußen, welche ftd; r>on ib»
: :rt ©emahl getrennt hatte, ©ei ben Unruhen, bie 1830 im
•iUinarjientbum Reffen ausgebrochen waren, trug er wefent«
tto) gut fierfleuung ber fRube bei. SRactj bem Swiefpalte,
tcr jroifcbtn bem Jturfurjtcn 2S i 1 1> e t m (f. b.) unb ben
beif. Stanben eingetreten war unb in golge welcher jener
Äaffel verlaffen hatte, würbe ber iiurprinj von feinem Va=
t« am 30. Sept. 1831 »um ÜJlitrc^entca trflärt unb ihm
bil alleinige Leitung ber Regierung ubertragen, big ber Jlur=
fürft felbjt bltibenb nach. Äaffel juruefgefebrt fein würbe.
Tt: f>rmj blatte ftd) ju Sulba in morganatifeber Q\)t mit
err geriebenen $rau beö prtuß. fiieutcnantS JJctjmann bet»
bunben, welche jur ©räfin von Schaumburg ernannt würbe,
unb beren Ainber benfelben tarnen führen foUctt. I)icfe
Sjerebelicbung würbe von ber nacb. Äaffel jurüergefchrten
URuttet beS ^)rinjen anfangs nicht gebilligt unb anerfannt.
. ; erturd) würbe bie Stimmung beS VolfcS gegen ben ^rin»
y.n ungünfliger unb fleigertc fich bis jur Erbitterung, als
man am 7. SDec. 1831 ju SDtilitairgewalt griff, um eine
•.iblrticbe Verfammlung von fijürgern au$cinanbcrjufPrcn*
bie fich. vorgenommen, ber Aurftirfltn bei ihrer StüJs
: auä bem Sweater einen SJeweiS ihrer Verehrung ju
£er Äurprinj Ijat fich fpäter mit feinet SDlutter
ia&geftynt (3. apeffens Äaffel.)
friee h«»ßt ein flarfeS grobes SSoflenjeucb, welches nur
rag gefdjlagen unb leid)t gcwalft, auf ber JDberfeite mit
um paaren befefct i|l (?ä wirb in jjeutfdjlanb »on vor»
- ;a>et ©üte in JBerlin verfertigt, bie feinffen Sorten fom*
jeboeb auS Englanb. SJean bebient fid) bejfelben ju
- .oebeeftn, Settbecfen unb groben Äleibutigöfiücfen. —
•ntj cber S3orte nennt nun ferner in ber SÜaufunfl ben
üem aifjeil beS ÖebälfcS einer Säule (f. b.), fowic
• fcbnwlen unb langen Streif an bem obern Steile eineS
.v-rametS.
irire (3af. ^riebr.), geheimer «^ofrath unb ^)rofcfjot
C'b/pfil unb SWatbematif ju %cna, hat fid) als ^hilofoeh
beftnna gemacht, ©r würbe 1773 ju Skrbv in ber preufl.
$mb% Sad)fen geboren unb in ber Sdbulc ber bortigen
BttbeirCcno «etj. IL
Srübergemcine flogen. Gr fhtbirte nact)matS in Seipgig
unb 3ena, an welcher ledern Unwerfttit er feit 1801 S3or>
lefungen hielt, bis er 1803 auf Keifen ging unb 180G Ä*
tum Stufe jum ?)rofe|fot ber ^bilofopbte natx) ^eibtlberg
folgte. 25odj fetjrte et 1816 als $roftfjor ber |>t)ilofo»hie
nach 3ena lurücT. Gine von ihm bei bem berüchtigten geile
auf ber SSBartbutg (f. b.) gehaltene, manche unoorftcbjigc
unb aufregenbe Stellen enthaltenbe Siebe brachte ihm man«
cberlei a>erbriefj[ichfciten. (SS würbe ihm )uerfl bie 2Cu3*
Übung feiner Amtspflichten unterfagt, unb 1824 nahm man
ihm baS philofophifche cebramt gänzlich ab unb ließ ihm nur
baS ber ^bpfif unb SRathematif. Sn feinen zahlreichen phi*
lofcphifchen Schriften flüfet ftcr) §. auf bie jCant'fcfae yi)\>
lofoph»* (f- &.), meiere er fortiubilben unb auS*ubilben be»
muht war. 2>et 3n?ecf ber ^bilofophie ifl nach ihm nicht
fowol (Srweitetung beS 2BiffenS, fonbern vitlmeht Äuffla»
rung beS ©laubenS, welcher gleichermaßen vom Aberglauben
wie vom Unglauben rein ju erhalten ifl.
Sxiisd, bet SHame eines ÄautauSfcbfagS, bei feiten fit
für) allein erfebeint, befio häufiger ba gegen ftd) )U ben vet»
fchicbenattigflen Äranfhcitcn unb bem SBochenbette gefeilt
unb in bem Ausbruche von fleinern ober gröfjern hirfeforn.
ähnlichen S3ldScben auf bet ^aut beflebt, bie burebftchtig
ober milchweiß unb guweilen mit einem rotten Saume um>
gehen finb. 3e nach ber verfchiebenartigen äöefcbaffcnhcit
biefet 23lä»d?cn erhalt ber Driefel noch hefonbere SBeinamen.
So lange bie JÖlüudicn noch mit einer wafferheQen ^üffTg>
feit gefüllt finb, wirb et JtrpflaUfriefel; fehimmert
ein rother ©runb unb Saum burch, rether Driefel; neh»
men fte an Umfang ju unb fließen wol gar ineinanber,
Jölafenfriefel; wirb it>r Snhalt trübe, milchig, perlfar»
big, weißer, milchfatbiget griefel; nimmt er aber
ein gelbliches, eiterartiges Anfeben an, e iter artig er S tie-
fe l genannt. £)ie verfctjtetenen Arten beS Driefels flelltn fich
fletS in ^Begleitung reiflicher, tiechenbet Schweiße ein, bil.
ben fich tafd? verfchwinben aber auch oft ebenfo fehnefl
mit geringer ober gar nicht wabriunebmenber Abfdjuppung
ber £ herhait t unb wieberholen fich ftuweilen. JDft gehen bem
Ausbruche berfelben SrufJb ef lemmu ng , Aurjathmigf eit, Sgt: p
Hopfen, jDhnmadbten, Streben, Sucfungen, Staubfein unb
Auebetn in ben gingern, Süden unb große €mpftnblicbfeit
bet ^?aut votauS, bie jwar mit bem Cfrfcheinen beS AuS>
fd)IagS nach ml äffen pflegen, mit bem plo^lichen Sfücf (ritte
beffelben aber oft in erhöhtem ©rabe wieberfehttn. SLMe
Sntjlel;ung ber verfebiebenen fritfelartigen AuSfd»läge wirb
burch Bartbett unb Schwäche bet ganjen Ä5rperconjritution,
namentlich burch große Sfeijbarfeit bet äußetn ipaut begün>
fügt unb herbeigeführt burch }u toarmeS Verhalten von
Aranfen unb 2ßöchn er innen, SRiSb rauch erhi^enber unb
hauptfdehlich fchweifitreibenber Arzneien unb ©etränfe, ju>
mal wenn gletch^eittg feuchte unb tyü$t ober auch febt ver*
änber(id>e asitterung herrfcht. 3jl ber Driefel nur £olge ju
warmen Verhaltens unb tritt et tut fich fiUein auf, fo hat
et wenig ju bebeuten ; aefeQt et fich tevoeb ju anbern Äranf»
heiten ober befällt et äSocbnerinnen, fo barf er nicht als leicht
betrachtet werben, weil fehr häufig dlervenleiben unb nicht
feiten p(6b1icbe SEobeSfäde auf ihn folgen. Auch bleibt bie
$aut manchmal noch lange 3eU nach feinem Xkrfcbwinbcri
Fliesen
1*2
Fronleichnamsfest
fei» empfmblicb gegen äußere ffinbriefe ober fcbtwttt wol
/ritten 0>ie) waren «in germanifcbe« Bolf, »eld)el nm
bie 3eit »on <Sf>riflt ©eburt ben Körnern bei ibren ©nfdUen
tnS nörbL Deutfcbtanb befannt würbe, ©ie wohnten jwt»
fcben ben SKunbungen be« Kbetn* unb ber fficfer, alfo in
ben jefjigen Kieberlanben, JDfffrieolanb unb jölbenburg, wo
man nod) in einjelnen ©egenben i&re 9!ad)fommen finbet.
©ie würben ben Wörnern jinebar, riffen ftd) aber um ba*
3abr 27, burd) bie #abfud)t ber Börner erbittert, ton
biefer unwürbigen SBerbinbung lo$ unb bangten biejeni»
gen Körner, bie ben 3in8 eintrieben, auf. 3war jogen bie
Kömer jur Unterwerfung berbet, aber fte würben auft
bem ganbe gejagt <So würben bie griefen frei; nad) 20
Satiren traten fie aber fdjon roieber mit ben Kömern in
SBerbinbung unb liegen ftd) oon ibnen ©efefee unb Dbrigfeit
8 eben. Äber aud) biefe 2Cbt>änatgfeit febeint niebt lange ge»
auert ju haben; benn fte erscheinen nachmaß roieber als
ein freies 83olf, obgleich bie ©efebiebte ibrer in ben folgen»
ben 3abrbunberten roenig erwdbnt. Crrjl im 8. 3ar>rij. tra»
ten fie roieber im Jtriege mit bem franf. fKajor 2>omu5
»pioin oon .ßeriffatt (f. granfretcb) auf. Damals war
Kabbob ibrjtönig, ju welchem fromme ©eiffltcbe aud ©ng*
(anb tarnen, ben griefen baS ßbriffentt)um ju »rebigen. Der
berifymtcffe berfelben war ber beilige SBiuibrorb, ber »war
tiele griefen für baS Gbriffentbum gewann, aber ben Kab*
bob jur Saufe nicht bewegen tonnte. Kad) Kabbob'« Sobe
würbe fein ©o&n f)o»po oon Äarl «Kartell, $ipin'S ©ohne,
beftegt, ber bie heiligen ^»atne ber bribnifeben griefen »er*
wüffete. 2(ud) ber 2Cpoffel ber Deutfeben, ber t) eilige 23 o>
nifaciuS, befugte bie Briefen mehrmals, (et)rte unb taufte,
würbe aber enblict) 754 oon ihnen erfragen. (Segen Jtarl
ben ©roßen ffanben fie ben ©aebfen im Äriege bei. Kad)»
bem aber Jtarl tr>x Sanb oerwtiffet hatte, fd)loffen fie 785
grieben mit ifjm unb blieben fettbem rubig. Sie behielten
ibre eigenen ©efe^e unb erbteiten jub bis in« 15. 3abrb.
unab^ngig. Qrft 1492 erhielten fie einen $errn an Hlbrecbt
oon ©acbjen, ber bit tnnern ©treitigfeiten bcnu&te, aber
nur £>fffrit$lanb behaupten fonnte. SBefffrieSlanb bagegen
fcbloß fict) an bie boü. ^rooinjen an. Da§ offfrief. JpauS
ffarb 1690 aus unb baS 8anb fiel nun an Greußen, ba*
e8 1807 burd) ben tttfiter grieben wieber terlor. Seit 1814
ijl tS ein 2$eit bei itöntgretd)« ^»anooer.
/riet nennt man im ^rocefi bie 3eifbefiimmungen, an
rsclcbe bie SJornahme gewiffer ^anbtungen gebunben i|l
(fntbitt eine fo(d)e 3eirbefhmmung einen be^immtenSEag
jur SQornabme einer gerid)tlid)en ^anbtung, fo nennt man
Tie SEagfabjrt (2er min, ter minus i; ifl bted aber nid)t ber
XaQ unb fann alfo bie $anbtung innerb^ib bed ganjen oer»
jtatteten Seitrauml vorgenommen werben, fo nennt man
biefe 3ritbefrimmung etnegrift (dilatio, spatium). ©olebe
griften ftnb. entweber gefeftlid) benimmt (brbnungäfrl«
jten, dilatione« legales), ober fte werben in jebemeinjet»
nen %aUt vom Kicbter angefegt (judicialea), ober fte entfit»
ben burd) ttbereinfunft ber ^arteten (conventionalea). £ie»
jenigen griffen, weld)e obne 83erfügung be8 Kicbter* julau»
fen beginnen unb or)ne Ungeborfam§btfd)ulbigung oon ©ei»
ten bed ©egnerd einen unwteberbringlid)en JBerluft nad) ftd)
lieben, bei§en 9lotbfrifien (fatelia). ©old)e ftotbfriften
ftnb ber jeljntdgtge 3eiiraum, unterhalb beffen ein Ked)t^>
mittel gegen ein <frfenntnt@ einjuwenben ift (bad decendiam
ober Xppellationfifatale), unb bie {BeweiSfrift. 2Bie bie 6i>
tationen, fo ftnb aud) bie griffen unb SKermine entwebei
bilatorifcbe ober peremtorifd)e, ienad)bem auö ber
Kid)tbead)tung berfelben in JBejug auf bie fheitige ©ad)e
felbff ein md)t wieber gut ju mad)enbex 9tad)tt)etl entffebt
ober nid)t Sine gemetnrcd)t(id)e bilatorifcbe griff umfaßt
in ber Kegel einen 3eitraum oon 14 Sagen unb erff bie
trifte griff iff eine peremtorifd)e, weld)e fonad) bret bilato»
rifd)e in ftd) fd)liefjt 2)a baä fäcbf. Kecb.t nur peremtori»
fdje griffen fennt, fo umfafft bie fogenannte fad) f. grtft
einen 3titraum oon fed)3 Sßod)en unb bret Sagen, meierte
lefetere oon ben Sagen ber (Stationen t)errüc)ren, bie nidjt
mitgejäblt werben unb alfo bem(Sitirten nod) )u@ute hm-.
men muffen. Jtann eine gartet bie it)r obtiegenbe ^>anb=
lung in ber fejlgcfefeten 3eit nidjt oornebmen, fo ntufj fie
um Verlängerung bes 3eitraum;i, um &rffrec!ung be§ Ser>
min5 (prorogatio termini) ober (Srweiterung ber griff (di-
latio «patii, aud) dilatio fcbled)tweg) nad)fud)cn. darüber
gelten folgenbe ©runbfäge: Sine Kott)friff fann in ber Ke=
gel nie oerlingert werben, felbff wenn beibe »Parteien
ubereinffimmen: bod) laßt ftd) ibr.cn bad Ked)t, auf bie
Sßotbfrift gänjltd) m oer»d)ten ober fte ju oerfür jen, nid)t
abfpred)en. Tille übrigen griffen (önnen auf einfeitigeS, mit
aenügenben ©rünben unterffu^teS 2tnfud)cn ber ^arteten oer:
langert werben. Sie aufä Keue jugeffanbene griff läuft,
wenn ber Kid)ter ihren Anfang nid)t befonbcrS beffimmt bat,
Dorn (Jnbe ber oorigen an. & iff baber ratt)fam, ben Kid)=
ter um balbmöglid)ffe Grtbeilung ber Kefolution anzugeben
unb im Sorauä gegen ein obfcbläolicbeS 2)erret Zppellarion
einzulegen, j ebenfalls aber bie Ssomabme ber obltegenben
^anblung möglicbff ju befd)leunigen.
/roljn nennt man einen ©ericbtlbiener nteberer 2(rt, we!
cber namentltd) für @inriet)ung unb 23ewac)runa bentmfhei=
d)enben ©efinbelS ober geringerer S3crbrcd) er ju forgen bat.
/rimöf war ber 9lame einer 1648 — 54 beffebenben »par:
tei, bie ftd) in granfreid) bilbete, nad)bem STOa jarin (f. b.)
1643 erff er SDliniffer geworben war, um biefen unb bie t'bn
unterflü (j enbc % cfv vUi }u ffurjen. SRajarin li arte ftd) beim
S3olfe burd) brücfenbe Auflagen, bei ben Söornet)men bureb
fein ©Idd o erbaßt gemacht, unb fo fam (riebt eine Sier
etnigung ju ©tanbe, weiche Äufffänbc in mehren »Pro vi-:
jen oeranlaßte, aber bod) im ©anjen wegen ber ©elbfrfucfc!
tt)rer oomet)mffen SRitglieber erfolglos blieb. Den Kamen
leitet man oon Fronde* (©cbleubern) ab, weil sBacboumont
ein wegen feine* SSi^eä bamal* befannter Wann , oon btr
3fcu)ängern ber Partei fagte, fte alicben ben Äinbem, weld?«
fid) mit ©cbleubern angriffen, fobalb ein »Policeibeamter er
febiene, fcbneU baoon liefen, aber fogleid) wieber bo waren
wenn jener ben Kücfen gewanbt büetc.
/ronletcljnatnefret, abaeleitet oon gron, b. f. ^>err
unb getdjnam, b. L 8eib, iff in ber tatt)olifd)en ittrebe tc
prÄdjtigffe geff jur geter ber ©egenwart beö üeibei 6briff
tm Hltarfacrament, inbem bie Äoffie a» ber 8eib be* Qua
(gron(eid)nam) oere^rt wirb. Der Yapft Urban IV. verore
nete ei 1264, um ber ju gleicher 3eit entffanbenen Scbre ooi
ber wirflid)en Sienoanbtung bed S3rote* im b. Xbenbmniii ti
ben 2eib ßb^riffi eine ffärfere ffieglaubigung ju geben. Da« ge|
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Fronte 123 Froecb
i'dbft jrnbet ben JDotmerStag na<b bem JErimtatiSfefre flott
Xn i fem roirb bie geweibte £ofh'e außerhalb ber Jthrd^e als ein
©cgenßanb göttltcber SBerebruna unter glänjcnbcr unb feiet*
lieber 9>roce|fion, we[a)et gürten unb ©rofie mit unbtbti»
tem Raupte beiwobnen, berumgetrogen; baS öolf fingt bie
porgefebriebenen Litaneien unb erhält ben prieftertieben Se»
aen. iJcaebber werben in ben meiften fatbotiftben ßänbem
SBolfSbdufligungen gehalten. SDie ^roteftanten oerwerfen
ta5 gronleidjnamäfefr, weil fie bie SScrrponblung beS Sro»
teS nur in geijtiger Sebeutung onnebmen.
/rontf (von bem tat. frons, Stirn) ift überhaupt bie
ßorberfeite, j. S. eines ©ebaubcS (bie Seite, wo ber
■fraupteingang ift), ober eines in Scbladjtorbnung gefreuten
£eerS (bie Seite, n>elä>e gegen ben geinb gewenbet ift). —
fronte macben auf etroaS beif^t taber gegen ctwaS bieSBor»
c erfeite febren. — grontifpice b«|t ber in bie Äugen
faüenbe SCbeil ber Sßorberfeite, j. S. ber mittlere Siorfprung
eines ©ebäubeS, wela)er geroöbnlia) ein ©iebelbacb bat, baS
Titelblatt ober SEitelfupfer eineS Sud)eS u. f. w.
/rtfßcb ifl eine über bie aanjc (?rbe verbreitete ftamilie
bei 'Ämpbibien, bie ftct> im tfugemetnen burd) einen platten
Äcpf mit abgerunbeter Scbnauje unb breitem SJfaule auS»
•,eid?net, ber unmittelbar an bemfurjen, platten ober ge»6w»
ten Stumpfe ffet. 2Me Spciut ift nur an wenigen Stellen \c\i-
geteaebfen, läpt fta) baber auf Hofen unb bat geroibnlicb viele
JJrüfenbödfer, aus benen bei einigen 2(rten eine febarfe unb
ölige S^üffigfett bringt. 83on ben vier ungleich langen Söeis
nen b«ben gewöhnlich bie rurjern vorbern vier, bie langem
wintern fünf 3«b«i- SDie beiben febwammigen Hungen jiebt
ber Srofcb jufammen, wenn er fich auf bem ©runbe beS
BaferS bepnbet unb bebnt fie an ber Cberflädie beffelben
auS. SDie 2Rannd)en b^ben eine laute Stimme, welche bei
«inigen ein &uafen, bei anbern ein Srummen, pfeifen,
untern ber befben anbern nnb Ht burebffebtig. 25aS Wann,
eben befruchtet bie fd)leimigen eicrfä)nüre, welche baS ffieib»
eben im SBaffer von ftd) gibt unb auS benen nach, einiger
Seit bie fogenannten Kaulquappen tntfteben. JDiefe ba>
ben mit ben grifeben gar feine Äbnlicbfeit, inbem fie ferne
güfje, bafur aber einen langen fleißigen Schwan}, einen
fleinen bemartiaen Schnabel unb grunfen an ben Seiten
beS KopfeS haben. Sftaeb unb naa) treten erff bie $rofa>
gliebmaßen b«au5, ber Schnabel fallt ab unb ber Schwan j
oerfebwinbet. Die Kaulquappe nabrt fich von SBaffierpfian»
gen, ber auSgebilbete $rofcb nur von gieren, namentlicb
von 3nfeften. 3m SBinter liegen in ben fältern ©egenben
bie $r6fcbe erftarrt im Schlamm ober unter ber Crbe. Sie
baben ein fetjr jäbeS geben, inbem fie niebt allein lange
Seit ebne Nahrung jubringen f innen , fonbern oueb burd)
ben Sierlufl einzelner ©lieber nid)t getobtet werben, ßu
ben %rö\d)tn gebärt oud) bie Kröte (f. b.), welcbe mebt
wie bie eigentlichen gröfd)e hüpfen, fonbern entweber nur
febr furg fpringen ober langfam frieeben fann.
£>ie gewöbnlicbften, bei unS vorfommenben eigen t lieben
Srofcbgattunaen finb: ber 8aubfrof<b, ber gemeine araue
ober braune grofeb unb ber grüne ober eßbare SBaffer*
frofa). SD« gaubfrofeb jeiebnet fta) burch ben eigentümlichen
Sau feiner $üße auS. Ort bat nämlia) an ben 3cb£rt ®aI«
len, welcbe fta) an bie ©egenftänbe fef! anlegen unb naebber
fo )ufammen)ieben, baß fie unter fieb eine Keine luftleere
fialbfugel bilben. 3tuf biefe Seife baften ftd> bie 3eben wie
flehte ScbröpfMpfcben fejl an bie ©egenfldnbe an, unb ber
gaubfrofeb fann an glatten ©egenjldnben emporflettern. Cr
bält fieb aueb meifl auf jB3äumen, ^eefen u. f. w. auf, um
|ier mit großer ©efa)icflicbfeit fliegen, Spinnen unb bergL
ju fangen. & bat bübfebe, muntere, leidet bewegliche Zu-
Sen, etne Iebboft grüne garbe unb bünne Seine. SRament»
ia) bie bintem Seine finb bünn unb lang. 9tan pflegt
ibn in ©läftrn ju bitten, um it)n als SBetterpropbeten ju
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Frost
124
Fuchs
benufeen, b« et, wie alle gtofcbe, febt empfmblicb furSBet»
terwänberungen ijl. 6t fieigt in feinem ©lafe, baS man
unten mit feuchtem STOoof« belegt, unb in wetcbeS man eine
{leine fceiter ju (teilen pflegt, um fo btyet, ie beffcr baS
SBetter wirb. — 25et eßbare grofcb lebt meifi im Sßaffer,
bat eine grüne garbe mit fdjwarjbraunen glecfen unb brel
gelbe 8änaenftreifen über ben ÖJücfen, ber ©aucb i|l weif
ober oelblicr). (5r wirb befonberS in gtanfreicfe unb Italien
gegeben. 3n Italien wirb er ganj »erfpeiß unb ba$u förmlich
aemäilet. ©cwobnlicb genießt man aber nur bte beulen.
SRan fängt biefe grofdje mit Ingeln überkamen, aud> beS
SRacbtS mit ber #anb, inbem man am Ufer gacfeln ober
©trobwifebe anjünbet, beren £ubt fie febarenweife beworlocft,
/ roet €ft berjenige Stemperarurjujlanb ber atmofpbäri.
feben guft, bei wettern grfiarren beS SBaffcrS gu ©8
ftattfinbet, bei welkem alfo ber S^ermometer unter 0° (®t*
frierpunft) ftebt. Huf glüjfen unb auf bem SReere tritt ju»
weilen bte Gtfcbeinuna beS grofibampfeS auf, einer bieten,
übet bem SBaffer fäjwebenben Stebelfcbicbt, welche entfielt,
wenn baS SBaffet eine um etwa 12° f;öt)ere Temperatur alS
bie 8uft bat unb fich. bemgemäß eine große 5>?enge SBafferS
in 25un|t »erwanbelt, welken bie £uft niebt ju «ermüden
unb babureb unflcbtfcar &u machen eermag. JDet gtojl»
nebel auf bem feflrn SJanbe bat einen äbnticben Utfprung.
2>a bei ber SSermifcbung einiger ©tojfe Aälte erwugt wirb,
fo bebient man fich. foleber «Dlifrfjungen, gr oft mif jungen,
juweilen, um eine fünffache .Kälte ju erjeugen, unb im
©ommer j. 33. SBaffer in ©S ju »erwanbeln. 3u ben
wirffamfien grofhnifebungen gehören folgenbe: günf 2' i; eile
©fauberfalj mit vier feilen »etbünnter ©cbwefelfäure (in
welcher 11 ©ewidjtStbeile SBaffer gegen 10 &beile 83itrioU
61); — 500 STbeile ©cbwefelfäure, mit 333 feilen 5Baf>
fer »erbünnt, unb 1040 Steile ©lauberfalj; — brei S£r>eUe
©lauberfalj mit jwei Steilen »erbünnter Salpeterfäure (in
ber ein SEbeil 2Baffer gegen jwet Steile rauebenber ©äure);
— ein 5Ebet( ©ebnee unb ein Zt)til tterbünnte ©cbwefeU
fäure u. a. Sei ber julefct erwähnten Sttifdnmg j. JB. gebt
ber SEbermometer t>on — 5° auf — 41° ffieaumur berab.
(BgL Crfrieren.)
j*nd]3 (ber) gebärt jur ©attung ber äunbe, wie man
fogleieb auS ber ftlmlidjfctt beibet Spiere ffebt Qx erreicht
ohne ben ©cbwanj eine Sdnge »on 2 g. unb wirb etwas
über 1 g. hoch. t)tx ©cbwanj (SRutbe) tjl mit langen $aa*
Ttn befefct, bot eine weife ©pifce unb i(i übet 1 g. lang.
2tm ©cbwanje, ungefähr 1'/» 3oH unter ber SBurjel befin»
bet ftdi eine JDrüfe, welche eine flarfrieebenbt, geronnene
glüfjigfeit enthält unb bie SBiole heißt. 5Der übrigens
biefe unb breite Äopf enbet in eine fpifcige ©ebnauje unb
ifl mit aeraben, fptfejgen £>bren befe^t. Sie garbe bed
9>elje§ «fr am jbberletbe rotb» ober gelbbraun, an ©tirn,
©tfeultern unb ^»intertbeile fmb weiße £aare unter bie totb*
btaunen gemengt, Sippen, JBacfen unb Jteble unb weiß,
güfje unb jDbrenfpiöen bunfel, fi3rufl unb Sau* beim
SBeibcben weißlieb, beim SR^nncben afebgrau. 2Der gud)d
bat ein bem ^)unb€gebeH äbnlicbe§, t>eifere§ ©ebeQ ober
©ebeul, welcbe* er befonberS bei großer Ädlte bi«n läßt
unb ba5 bei 9Bettert>erdnberung bem (Scbreien beS $faueS
Äbnelt. Tlcm bat üjn in ber ganzen alten SBelt unb aueb
in Xmcrifa, am jablretcbjlen in n6rbL ©egenben gefimbtn,
fobafl et ju ben am weiteren »erbreiteten Jlbieren gebart.
(ix lebt in ^cbicn, guebftbauen, bie et entwebet felbfl
baut obet'ttn Dacbfen abjagt, welcbe er buttft 8i(l ju ent«
fernen weiß. (Sin guebäbau iufteot au« einet Stenge von
©dngen OKcbrcn), bie jüb unteteinanbet freuten unb in
Äammem unb Äeffel fübren, bat oft einen Umfang oon 50
unb eine Tiefe von 3—6 g. Der gucr>8 ijl ein* bet gt*
frdßigjlen SRaubtt>tere unb ma<pt namentlicb auf gebewulj
unb Reine ©äugetbiere 3agb, boeb genießt er aucbßbfl unb
(Beeren, am liebfien Seinbeeren, ©ebr ju flatten fommt
ibm feine Eifl, bie fprücbwirtlicb geworben ift. Gr jiellt
fidb j. JB. tobt unb bleibt, obne fieb ju tübten, fo langt
liegen, bis ein »abe obet eine Jttabe ftcf> auf ibn feftt, bann
aber fpringt er fcbneU auf unb ber SBogel i|l feine S3eute.
SRan erjüblt unjdblige ttneftoten toon feinet ©cbiaui-.-:
9licbt nur feinet ©cbdblicbfeit wegen, fonbern nament-
Itd) audj um fein gell gu ettongen, wirb ber gud;S ton
ben 3agern (tar! »erfolgt Scan fängt ibn th e iis in gaQen
tl)eiLö fließt man ibn. 2)te SacbSbunbe werben abgerieb
tet, ben gucb§ aus feinem S5aue gu treiben.. 3n (Snglant
finb bte gucb«b«^n mit 3agbbunben beliebt unb in 2)eutfd>
lanb war früber baS gucbSpreCen gebräudjlicb. »ornebm«
ßerren, welcbe Sagben bitten, ließen gücbfe unb anbercs
tieineS SBilb (ebenbtg einfangen unb biefe würben bann it
ringS eingefcbloffenen £Rdumen freigelaffen, mit auSge
fpannten SEücbern aufgefangen unb bureb fcbneüeö Änjiebei
berfelben emporgefcbleubert. Die« gefebab fo lange, al8 ma:
»ergnügen baran fanb ober bis bie Spiere getdbtet obe
jum Saufen unfähig geworben waren. 2>aS geU bet it
©ommer gefangenen gücbfe wirb nur »on ben ^utmacbeT
jut JBereitung beS gilje« gtfauft, baS geQ bet tm SBinte
gefangenen bagegen gibt em fojibareS ?)eljwerf. 3n be
»erfcbiebenen 4>tmmelS|rricben »eränbert ber gucbS bie gart
feines $eljeS. SOTan ftnbet febwar^e, blaue, graue, eifenfai
bige, filbergraue, weiße gücbfe, weiße mit febwarjem Jtop'
ober febwarjer ©cbwanjfpiöe, freuiweiS gesteifte, totbeu. f. xi
2>ie febwanen gucbSpelje finb am feltenflen unb foftbarfici
weil fte befonberS langes, glänjeubeS unb feines Qaax rj»
ben; man jxnbet febwarje gücbfe auf ©püjbcrgen, ©rinlan
gapplanb u. f. w. SBranbfücbfe beißen bte gücbfe, bete
?)eljwerf bunfelbraun unb mit weißen paaren gemengt ij
wdbrenb bie gew6bn(tcben rotbe gücbfe genannt roerbei
JDie Äreujfücbfe b«ben übet ben itopf unb Wücfen eint
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Fage r~* 125 Fühl- oder fcinnpflanzeii
fcb»ar*en ©trieb unb einen antarn über fclt Schultern unb
yorberläufe. ÜJJan fmbet auch rouje gücbfe mit gelbem
Äreuje. 3« ben spolargegenben lebt ber im Sommer grau«
Kaue, im Sinter mej&e SteiafucbS. 3n ben norbL ©e»
genben wirb baS gleifcb beS gudjfeS auch gegeffen, bei und
füttern bie Säger bannt mit bit mt gitcJhSiagV abgertebjeten
apunbe. — 2luf Unäerfttäten, ;ift gufci ein Stubenten»
auibrud, welcher bie im e#en 3*bre ö/ubirenben be^eid*
net. 3m erfien ^albjubr. beifren fte gjaffe gudjfc, im
jroeiten ©ran bfüfbfe -r-. Stftbf« \)(t^tn auch alle brau»
nen, bräunlichen unb rotblitben ^Pferbe mit. Hiebt fchmar^em
Schweife, währet«) bie. mit f^warjem Schweife, Braune
btijen. (S. Dferfc) <. •. i
/ugt »ft ein StonffficJ, wetrJbrt hon mehren Stimmen vor«
Strogen wirb, unb" bem ein $auptfa& aW S^emd ju ©runbe
uejt, ben bie «erfebiebtnen Stimmen mamtfr^fadp) inemanber
rcrfijlungen unb mit weiften, bem ©eifre beS ©atrjen an»
:ntn Bbänberiingcn wteberbolen, (oben) etfl mit 'bem
ffe ein 3?ubepunft eintritt'. 9lad) ber Ttnjabl ber in»
cinanber eerfcblungenen Stinrntot rhettt"' man bie gugen ht
«fei», brei», vier» unb mcbr|timmige, urib' gugen, in benen
jwei brei ober f ier £aupffa]|äe::Porfömmen, beifitn £»op*
pd fugen, brei» unb werfache fugen. &ie jjuge brüeff
m müftfariftfter SBetTe bie ttflcreirrtymtnUftg11 SJfefircr mit ©e»
irsjljrung beS eigentümlichen GbarafterS eine» 3cben auS.
■fuggtr, ein berühmtes febwäb. gürften» unb ©rafen*
gefdtfeebt, früher eine Äaiifmaim&familie, wcldie fu* uner»
mepliebe Sfeicbtbümcr unb grofje Süerbienjle um Deutfcblanb
erwarb. 2>er Stammvater roar 3obanneS g., ein 23eber
in bem Dorfe ©raben ober ©Iggingen, in ber 9tdt)c von
ÄugSburg, beffen Sohn, ber gleichfalls SobanneS hiejj, burdb
.fcmratb. t.370 baS ©ürgerredit in JlugSburg erhielt unb einen
teinwanbbanbel anlegte. Crr legte ben ©nmb au bem fpä»
tern Äeicbtbume feiner gamilie. Seine Gnfel lieben febon
an ben Äaifer SDtarimilian bebettfenbe ottrnmm unb war»
ten von bemfelben in ben 2lbttftanb erhoben; ja alS einer
rerfelben 150.1 in Stirol jtarb, wo er baS prachtvolle Sd)loß
puggerau gebaut, begleitete ber Jfrifer in eigner fetfou
feine Seiche. SRod? tjoljcr flieg baS Öefcbfecbt, alS Äaifer
itarl V. bei einem gugger ju KugSburg wäbrenb beS SieicbS»
tageä 1530 mobnte unb iKaimunb unb Litton g. in ben
trafen» unb ^annerffenb erbob, ir>nert bie ©raffdjaft Jtirdj«
rerg unb bie ^errfebaft 2öei§enbom, weld>e fdjon früher
:n bie gamilie »erpfänbet werben ,waren, erb» unb eigen»
: .imlid> übergab unb ilmeu fogar fürftlicbe ©ereebtfame oer»
'■<b.( £afür waren fte aud> bem Jtaifer banfbar unb un»
utjtcn ibn, als er einen gelbjug gegen Algier unternabm;
M aU er »on bemfelben jurücffebrenb wieber bei ^tnton g.
in XugSburg wohnte, foll biefer ben Äamin mit 3immetbolj ge»
bdjt unb baffclbe mit einer... ©ebu^oerfebuibung be» Äau
icrl ongejünbet b«ben. 2)k g. erhielten fogar baS 9?ecbf,
ne unb füberne SWünjen $u fcblagen, baS fie terfebie»
.ne 3RaIe ausübten. Ungfadjtet fie ab« fo.oornebme A^er»
rtn aeworben, gaben fie bodj ben bem fte all' ihr
®U« »erbanften, nidu auf, fonber«,|ud)ten ben gräflidjen
(Ka| ibre» J^aufei »ielmebr jbarin, baß fie Aünfle unb
c:ifcbaften auf bad greifinnigfjö unb J)fcicblidj|le unter»
mten, b«rli*e AunfifaniBtlungetf anlegten, bie 3tfuiten,
90äj€ bu ben Jtatboüfen bamalS für ben gelebrtejten unb
ber 9ttmfd?beit nu^lidiften jDrben galten, nad) Zugtöurg
jogen, ihnen ein (SoQegium, Äirche unb ®dbule unb tieleS
©elb febenf ten, pracbteoUe Sauten unternahmen u. f. w.
ein bleibenbeS ßeugniß ihrer menfebenfreunblidpen ©efinnung
iß bie fogenannte guggeret, ein eigner ©rabttbeil ;u 2(ugö>
bürg, mtt befonbern uRauem unb Thoren umgeben, ber
aus Jpaufern begebt, welche bie gugger bauten unb um ge»
ringen Bind an arme S3ürger permtetbeten. <So hod? ftaii»
ben bie g. in ßhren , baß bie dlteften unb pornebmften ga>
milien fitt> geehrt fühlten, in SSerwanbtftbaftSwerbaltniffe mit
ihnen ju treten unb ba^ bie wiebtigfien Ämter in ber freien
Statt XugSburg unb tm {Reiche ihnen anvertraut würben.
3br Sieichthum würbe weltberühmt/ unb a(S Aaifer Jtarl
einfl ifx $ariS ben fön. <5d;afc fat), fagte er: „jju 2lugS»
bürg ifl ein Seinweber, ber rann baS ÄQeS mit eignem ©olbe
begabten." 2)ie g. hoben ftcr> im Saufe ber 3eit in viele
Sinten getbeilt, oon benen mehre bereits auSgeftorben finb,
aber alle fchreiben fid> „©rafen gugger »ort Jfirchberg unb
SBeißenhorn." ©raf Änfelm 9Raria g. »on ©abenhaufen
würbe 1803 Pon Jtaifer granj IL nebft feiner ÜRacbfommen»
fchaft in ben 9?eicbSfürfien|ianb erhoben, fobaf flets ber
ftltcjTe biefen Sitel führt, unb feine Sefifeungen würben jum
9?eicbSfürfienthum S3abenbaufen gemacht. S)affe(be umfagt
7 würbe 1806 mebiatijtrt unb mit ©aiern »er»
eint. «Die gefammten gräflichen unb fürfilichen gugger'fchen
{Bedungen betragen gegenwärtig jufammert 21 mit
40,000 einw.
/üljl- ober 0tnnpflan3m pflegt man vornehmlich einige
Jfrten ber ©attung Mimosa ju nennen, beren Slätter bei ©e»
rührung ober (5rfcbütterung jtch bewegen unb eine anbere
Stellung unb Sage annehmen. 3>ie meiflen ©ewächfe gei<
gen eine ©eränberung ihrer ©tattrichtung bei bem 9Bechfe(
ber XageSuiten, an ffallenb er gewöhnlich bie mit gefiebert ju<
fammengefe^ten ©lauern. 3Ran pflegt biefe 3u|länbe baS
Schlafen unb 2Bad>en ber ©ewächfe vx nennen unb ©egen«
wart ober SRangel beS (Sonnenlichts ifl ber vorjüglichfie äu<
$ere ©eweggrunb baju. 3)ie in £)fHnbten beimifebe ¥>a>
ternoftererbfe, beren befannte febönrethe, mit einem
fdjroarjen glecfen bezeichnete ©amen ju (Schmucffachcn »er»
wenbet werben, breitet nach Sonnenaufgang ihre gieberblätt»
eben aus, legt fte wabrenb beS Wittags mit ihren £>ber<
flächen aneinanber, breitet fie am Siadjmittag wieber auS
unb legt fte gegen 2lbenb mit ihren Unterflächen )ufammen,
in welcher Stellung fte wäbreub ber 3?a*t perbleiben. Der
freifenbe Süfflee ©engaienS jeigt im bellen Sonnen*
lichte eine anhaltenbe, fichtbare ©ewegung Heiner Seiten«
blättchen am i>auptblatte. Sinige ©ewächfe nun, bei benen
biefe 9ieijbarfeit fet>r gefteigert ift, werben fogar für anbere
Steifte, befonberS ©erühtung, empfänglich, boeb gehören alle
in biefer ©ejiehung bis jefet befannt geworbenen ju ben ga»
milien ber Eroferaceen (Sonnenthau) , Craliben (Sauerflee)
unb ben bülfenfrücbtigen, unb bie größte Sebenbigfeit ber©e»
wegung finbet fleh befonberS bei mehren Ärten ber legtern.
SDie ©onnenthauarten, porjüglich einige afrifan., frümmen
ihre ©lätter, bie auf ber £>berfiäcbe mit gefärbten, feulen»
formigen Drü fett haaren befe^t finb, wenn fie oon 3nfeften
ober anbern fefien Jiörpcrn berührt werben, fobap fie bie
fuh fhäubenben unb beShalb fich bewegenben 3uf«?tfn nur
um fo feiler halten. Die Senuftfliegenfalte, bie ©e»
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F u Hon
Furniere
feiltet SRutter Kb^a in ber (Stunbe bei ©eburt beigejton»
ben Ratten.
/ultan ({Robert), ein Scorbamerifaner, bet (jfrfinber be$
2>amv>bcict3, geb. 1767, bei €>ob,n unbemittelter Altern in
^ennfolvanicn , (am xu einem ©olbfcbmibt in «philatelyhia
in biedre unb begab ftrfj tjernacfj , von einem @6nner mt>
terjrüfct, nach Bonbon, um fid> in bei Malerei ju »ervoH*
fommnen. Da er jebceb bie Hoffnung aufgab, in tiefet
Jtunfi Äu6gejeid?nete8 ju leifien, beifügte ei fid) »or$ug$*
weife mit bet 3Re$anif. Jöefetnnt würbe et juerjt burd? ein
Panorama, wtlcbed er, aufgefobert ton einem »ornebmem
Canb«manne, in $ari« berfHlJte. (5r bielt fid) langete 3eit
in $ari$ auf unb machte mebte nüfcliehe Srftnbungen in
bet 5J2ecbanif, 3. 23. eine Stuhle jum Sttarmorfägtn unb
9>oIittn, einen Äalm, mit bem man untei bet JDbcrfläc^e
beS SkfferS fd^tftert unb ft'eb nach, @efaQen wiebet empor»
beben fonnte, unb anbere; unfleiblid) rourbe et aber burd)
bie Grftnbung beä Dampf bootS. (©. Dampf.) Die erften
83erfu<be mit bemfelben auf bet ©eine maebten jeboeb wenig
Suffeben unb ebenfo wenig fanb %. in (Jnglanb große S&eil»
nabme unb Unterßüfcung. Der ©runb moebte jum Sheil
barin liegen, bog febon vor %. t>on mehren Snbem ähnliche
Sjerfudje forvol in granfreieb atä in Cnglanb gemad)t, allein
roegen SWangelljafttgreit bet Grrfütbung aufgegeben worben
waren. %. ging nun naeb Siorbamerifa jurücf unb biet
rourbe 1807 unter feinet gtitung baß erfle Dampfboot }U
yieunorf gebaut. Um ü)n gu betobnen, gab ihm ber Con»
gretl ba$ Privilegium , auf allen gtifem gluflen 2lmerifa3
bie Dampffcbiffabtt allein betreiben ju bürfen. aber %. batte
ein ju geringe« Vermögen unb feine neue (Srfinbung noch.
ju wenig SJerttauen beim publicum, alÄ bafi er von biefem
Privilegium, au* bem et bei einiget Unterfju^ung SRiOionen
bätte jiebtn f Annen, hätte ©ebraueb madjen tonnen. 3u-
letjt befähigte ihn bie (Stbauung eines großen DampftriegS*
fdjiffö. Daffelbe beftanb aus jwet langen, miteinanber »er:
bunbenen (Booten, nvifchen benen bie 9Bafd)ine arbeitete,
unb würbe auf itoften be$ 6ongrefJe6 erbaut. (5r fiarb
1815. wenige 5£age vor bei Sollenbung btcfeS SBerfeS in
tiefjter 2tmutb unb mit ^interlaffung einer großen ©djui-
btnlaji. Der Gongref bat 1829 ben Äinbern g.'S , um bie
Berbbenlie ibre« SBater* ju tbren, 5000 DeHarS mit ben
Sinfen feit 1815 gefdjenft.
Furien, bie JKacbe» unb ©rrafgottinnen bei JRAmer,
wclcbe bei ben ©rieben Grinntjen biegen. ©ie finb bie
Unentrinnbaren, welcbe ben Scbulbigett, namentlich ben
SReiueitigen unb Berwanbtenmirber, »erfolgen, peinigen,
angftigen, alfo eigentlich ba& perfonificirte ©ewiffen. 5Öor;
jugSmeife werben btei genannt: Xlefto, SEiftpfwne unbSKt»
gära. Sie waren Siebter ber 9?ad)t unb bet Unterwelt,
»on fd)eußlicbet ©eftalt, mit fdjrecfhaften 3ügen, ©drangen
ffatt bet $aate, ^pau^nen, auSgetecf tet 3unge, tag fdjwarje
©ewanb mit ©d) langen gegürtet} tl;rem J^alfe enttrApfelt
©tut, b«$ fie jebem ©liebe beS JBerbredjer« entfogeru ©i
hatten heilige jDrte, an benen man fie unter tiefem ©cfnve
gen mit JDpfem cr)rtc. Dureb ©riftung Ui 2lreopag (f. b.
meinten bie Ätbener, fei iljr 3orn befanftigt, unb fie nann
ten btefelben baber (rumeniben, b. b. bie Sßerfcbnte:
ffieblwollenben. X» foldjc fteflte fie audb fpatet bie 2CUc
»erfcb6nenbe Jlunff bar, fdjone Jungfrauen mit erbabenen
ernfiem 2lntlig, einen Dold;, eine gaefel unb bergL in be
^anb ttagenb.
/umirre werben bie bünnen IBlätter »on hartem un
ftbonem 4>o(}e genannt, beten fid) bie 5£ifcblet jum S3cli
gen, guinietin, unb einlegen ber SRAbel bebienen. £>:
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Fürst ii
feinen, ßarf verwacbfenen , geflammten' ober fonfl fcbon ge»
;cidmefen #oljarten fommen thetl* überhaupt nicht in gro»
jjen ©tiefen vor, tfyetlS finb pe febr foflbar unb man würbe
r aber größere 'arbeiten in ihnen auszuführen feiten im ©tanbe
fein, »enn man nicht bie Kunft be* gumieren* anwenbete.
•Riebt aUein aber ber Koftbarfeit wegen, fonbern auch um
humme gläcben belegen ju I6nnen, muffen bie gumiere febr
Dünn gefebnitten werben. 2Jlan bat baher eigne gurnier»
fa>netberaa feinen unb in neuerer 3eit e* fo weit ge»
bracht, baß man au* einer joHbicfen SBobte 20 — 28 gur»
mere- febneibet. SDiefe SOlafchinen finb ganj wie bie ©ige*
niüblen (f. b.) jum ©ebneiben ber IBreter eingerichtet, nur
baß an ibnen aöe Stbeüe forgfältiger unb feiner ausgeführt
unb jufammengefefct finb. .Kleinere gumiere werben au$
mit einer Hxt großen $obel* gewonnen, bod) fann man auf
ikfe Seife nur oftlofeS £o(j bebanbeln, welche* feine fd?6»
nen gumiere liefert. 2Xucf> bat man breite SReffer ange»
irenbet, welche von einem um fü$ felbji brebenben £ol$»
cplinber gumiere febneiben. 2Me festen beiben SJerfabrungäar»
ten haben ben SBortbeil, baß bei ibnen fein SSerfuft bureb
©igefpärte entftebt, ftnben aber in ber Bnwenbung ©cbwte»
n^teiten. jDa* Schneiben ber gumiere mit ber ©aae au*
freier #anb ifl nur SRothbebetf, weil babei nur flarfe gur»
niere mit großem SBerlufl an ©ägefpänen gewonnen wer«
ben. Künftlicbe ober SJlaffefurntere werben au* einer
üfifebung von feinen ©ägcfpäbncn, gebranntem Kalf unb
Stirn bereitet, 25icfe werben jufammengefnetet, ftarf gepreßt,
getroefnet unb jerfägt. 2>urcf? bie %xt ber 9Jlengung fann
man feböne 3eichnungen beriterien unb fte finb uberbie* Hx-.
ter unb weniger bem ©nfluffc ber geud>tigfeit au*gefe.fct, al*
bie gewib,nlicben £oljfurntere. Die gurntere werben aufge»
leimt unb nachher pdirt
jfunt beiße fo viel wie ber ßorberfle, ber <?rjle. ©ei
ben alten iBeutfchen nannte man fo bieienigen Beamten,
welche in grieben*jetten an ber ©pifee be* Bolfe* jianben
unb über bajfelbe Stecht fpratben; in Ärieggjeiten würben?
fie $ er* Age genannt unb vom JBolfe gewählt; fpäterbin
aber erhielt ba* SBort gürfl eine allgemeinere ©ebeutung;
unb man bezeichnete bamit jebe* ©taatSobtrbauvt 2>ie
Sranfen, w«kr>e fub über bie übrigen beutfeben 83&(ferftdmme
erhoben, nannten ihr Staatsoberhaupt König unb biefer
ernannte fich $ergige ju feinen Heerführern unb ©ra*
fen uix Verwaltung ber StechtSpftege. 25er Slam« gürfl
tarn fowol als JBejetcbnung be§ König* wie aueb al* SBc-
nrnnung für bie ©roßen be* Sletch* vor. Stach biefer 3eit
aurbe bä* SBort gürfl aber ein bef unterer Eni töntet, ben
derjenige erhielt, welcher ber Släcbfte nach bem Könige war
oab «ob biefem ba* Siecht empfangen hatte, ju ©mebt iu
fya unb ben #eerbann aufjubieten. 2>iefe* Stecht würbe
•riterbin erblich, fowie überhaupt unter ben beutfeben £ai»
!m bie gürflen bie ©cbwätbe ber Stacbfolger Karr* be*
Ircfm jur thwetterung ihrer SKacbt ju benuften wußten, bis
fk mbßcb al* unabhängige «anbeöherren baftanben. S5aher
beißen ie^t alle regierenben .^dupter gürflen unb man uns
ivTfchieb febon früher weltliche unb geifiliche gürften unb un»
;et biefen wieber mancherlei 2tbfiufungen, alö: Äerjögc,
'Jtarl», f>falj; unb ganbgrafen , auch gefürjtete ©rafen. Sie
bilbeta unter einem gemeinfebaftlicben SDberbaupte, ba5 ffe
Bab««acnc.«ecr. u.
9 Fürstenschulen
felbft wählten, ba« beutfebe 9feicb. 2Mefe* SBablrecht
ging inbeß halb in bie $änbe einiger SQenigen über unb
bie Übrigen mußten ihre 3ufKmmung geben. £aber entffanb
ber 9tame Jturfürfjen, welche* bie jur SBahl (Äur) be«
rechtigten gürften bezeichnet. 3h" SBürbe ftel aber mit bem
beutfeben Sfeicbe jufammen unb nur ber %ütfl »on Reffen»
Äaffel hft biefen Äitcl noch beibehalten. J5urcb bie beut*
febe S3unbeöacte finb »tele fleinere SfeichSflänbe mebiatifirt
worben, boch haben fte bie Siechte ber (Sbenbürtigfeit bthat«
ren unb ifi ihnen ber Sitel „Erlaucht" beigelegt worben.
£>er «Flame gürft ifl in neuejier 3eit, nach Napoleon'« 83or»
gange, t>duficj auch ^ Wo$tx ßh^ntttet einjelnen f)erfpnen
beigelegt worben. S3iS auf 9>eter ben ©roßen, welcher fttb
juerfl Üaifer nannte, gießen bie fi3er)errfcr)ec JRußlanbä ©roß»
fürften, je^t führen bie Jtinber unb ©efchwifler be6 ruff.
Äaifcr* biefen WM,
/üretenbfrg ijl ein feit 1806 mebiatiftrtrt beutfebe*
gurfienthum mit 39 □ 2R. unb 84,000 ginw., welche« jer«
ftücfett in öaben, SBürtemberg unb $ohen}oUem m*>
ben gürflen von gürfienberg gehört. 3hr ©tammoater foQ
Sgon (um 670) geheißen haben, eon welchem fte noch ben
5Bornamen führen, unb ^einrichl erbaute im 13. 3abrb.
©chloß unb ©täbtehen gürfienberg in ©chwaben, ton wel»
cbem bte gamilie ben ©efcblecbtSnamen erhielt. 3m' 16.
3abrb- t heilte fte fich tn bie ältere tifeingthaler einte,
unb bte jüngere beiligenberger, welche ledere 1664
in ben 9leicb*furß;enftonb erhoben würbe unb 1713 auöflarb.
Der gürflentitet ging nun auf bie ftgingtbalcr £htie über,
welche fidb wieber in bie 1744 audgeflorbene mdßfir ebner
unb in bte ftuhtinger ftnie theilten. 2tu* biefer gingen
enbtidh ber»or bie ältere fürfll ginie, welche 1804 er»
tofeb, bie feitbem regierenbe fogenannte bair. ©ubfibial«
linie unb bie lanbgräfliebe gamilie. ©tanbe*berr ifl
feit 1804 ber gürft .Karl @gon, geb. 1796. ber tn £o>
nauefebingen reftbirt unb 600,000 ©Ib. jährliche ginfünfte
hat. S)a* J&aupt ber feit 1755 (anbgräflieben gamilie ifi
feit 1828 griebrieb «Karl 3oh- 9lep. dgon, 6fhr. ©ebeim»
rath unb DberceremonienmeiPer.
/üralenbunö (ber beutfebe) würbe am 23. 3uL 1785
}u Berlin oon Greußen, ©achfen unb ^anover aegrünbet,
um mit vereinter Stacht bie S3ergrößerung*p(äne £)ftrcich* »u
vereiteln. 3ofeph II. verfolgte nämlich mit erneutem (iifer
ben ?)lan, SSaiern (f. b.) nach bem grtofehen be* furbatr.
3Hann5flamme* mit bem Xobe ÜJtarimilian 3ofepb'* mit
iDflreich ju vereinigen. 2tücin ber präfumtive 3,'hronerbe be*
ttnbertofen Karl Sü^cobor, ber £erjog von 3wethrücfen, rief
griebrieb II. Beiftanb an, welcher barauf ben fegenannten
gürflenbunb <fiiftetey bem fpäter noeb viele beutfebe gürflen
beitraten unb weltt/er Sofepb von ber SSerfotgung fetner
$läne jurücfhielt.
iürßtmiJcljulnt h««ß*n bie brei au$ eingejo^cnen Jtlo»
ftergütern unb in ehemaligen Äloflergcbäubcn vom Jturfürflen
ÜJlorife von ©achfen 1543 geflifteten ffrjichung* > unb wif:
fenfehaftlicben Uttterricht^anfutlten ju ^»forta, OTcißen unb
©rimma. (5ine große fcnjabl Knaben unb Jünglinge werben
in ihnen theil* unentgeltlich, tbeit* für ein geringe* Äoflgelb
erjogen unb erhatten eine wtffenfcbafrliche «otbilbung, bte
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Füselicre
130
fid) namentlich in SJeiiehung auf clafftfc^e Sprachen burd)
©rünbliehfeit unb öoOftdnbigfett von jeher oortbeilhaf* au«»
e^etd^net bat. grüner war bie- einrichtung btefer ©thulcn
eng ftofterlicb; bie Si+üicr wohnten in Sellen ju juxten
er vieren beieinanber unb ben Altern war bie 83eaufjtcb»
ihre
ob
rigung ber jungem überladen. Saraus fyattt [ich ein $ e n«
na Ii 5m u« (f. t.) gebilbet, ber mit ben (grjiebungggrunb»
fdt»en neuerer 3ett in SBiberfprucb ftanb unb tine Umbik
bung nötbig machte. Sie gellen finb gegenwärtig abge»
febafft, bie Schüler wohnen in größerer '.V.nabl in geraum i»
gen Bimmern jufammen unb werben oon jungem Eebrern
(doUaboratoren) beaufpebtigt. Auch ber 8ebrplan l)at ».eit»
gemdße Umdnberungen erfahren. Sie größte unb berübm»
te|ie gürftenfcbule ijt bie ©cbulpforte, ebemal* ein Qu
ßercicnfcrficfter, in einer reijenben ©egent», eine ©tunbe von
Naumburg an ber ©aale, einzeln gelegen, ©ie ^atte an»
fang5 100, nachher 150 3öglingc 3«ber turfdehf. ©tabt
llanb ba« Siecht ber JBefefeung einer Anjahl von greiftellen
iv., unb einige abelige gamilien Ratten ein gleiches SJorrecbt.
(Gegenwärtig finb bie©cbüler in jwölfäimmer oertr>«ift, von
benen je jwei unter ber AufjtcM eine« jwifchen ihnen eine
eigene ©tube bewobnenben GoUaborator« flehen, unb fcblafen
in fexb« ©cblaffdlen. Sa« gebrerperfonal befielt au« einem
Siector, fiebert «profefforen, einem Stanjlerjrer, einem SRufifleb»
rer unb einem Bebrer im Zeichnen unb Schreiben. Sa« Siech*
nungSwefen wirb oon einem eignen Sientmeifier gefübrt.
©ne JBibliothef von etwa 5000 Sdnben fleht gehrern unb
Schülern jum ©ebraueb frei. Sie Pforte bat 1808 einen
verbefferten gebrplan erhalten unb ifl feit 1815 preußifeb.—
Sie gürflenfcbule ju SM ei ßc n führt ben tarnen Afranum,
weil fte e^emal* ein ber QcK. Afra geweifte* Älofler war.
©ie bat 120 Stellen unb barunter 20 Jtoftfletlen, acht $ro.
fejforen, einen Scbreiblebrer, einen 9Buftflebrer unb einen
JEanjlebrer, eine anfcbnlicbe öibliothef, unb ifl feit 1812
neu eingerichtet — Sie noch, jpdter erjl umgefialtete gür»
ftenfcbule ju ©rimma an ber SRulbe, baber SRolbanum
genannt, befanb fleh urfprünglicb in «Dierfeburg. Sann
würbe ihr 1550 ba* ehemalige Augufhner*ereimten»Alofier
au ®rimma übergeben, welche« in neuefler 3eit einet 9ieu«
bau« beburfle, ber 1828 eingeweibt würbe, ©ie bat 85
©teHen, tbeilSgret«, tbeil« Äoflflellen, fünf «Profeffortn unb
mebre Unterfebrer, unb eine S3ibIiorr>ef von mehr al« 4000
JBdnben. Sie 3<>ht ber Schüler ifl auf ben gürftenfcbulen
nicht befebrdnft, inbem nad) eingeholter fönigf. (Sriaubnip
auch folcb«, bie nicht friftungSmößige ©teilen haben unb
Crtraueer genannt werben, am Unterrichte SEbetl nehmen
bürfen. — 3u ben gürflenfcbulen reebnet man auch bie
Ijennebergföe 8anbe«fcbule ju ©ch leufingen, welche 1577
gefh'ftet würbe unb jiuweilen auch bie oon bem ©efcblecbte
JlBibJeben 1554 ge(tiftete Äloflerfcbule ju {Roßleben im
preuß. 9iegierung«bejtrl «Kerfeburg, wegen ihrer ben gür=
fl A|« C(4\ |ff AM jL t» (* I f /4\ AM "
/ädtlirre ober gü filiere finb feilte gußfolbaten, welche
in mehren beeren eigne fBataiHone bitten, ©o geboren j. 23.
in Greußen ju jebem gelbregimente jwei JBataiüone 5Ku«.
tetiere (f. b.) unb ein Bataillon güfeliew. S«r SRame
fommt oon bem franj. ftuil, b. i. glinte, ba^er auch bie
SEobcSflrafe be§ ffrfcbießenS güfeltren ober güfiliren
genannt wirb.
SüiBbalf wirb biejenige Xxt oon JBabern genannt, bei
welcher nur bie güfje bis an ober über bie SBaben in eine gtüf>
ftgfcit gebracht unb 10—15 ÜRinuten barin erbalten werben.
3u ibrer Xnwenbung bebient man ft* befonberer gußbabfati=
eben ober SSdnnchen, welche bie paffenbe $&\)t haben. Sie
gufjbaber werben ju manntebfac^en 4?eiljwe£f<n benu^t unb
Irijtcn oft, felbfl bei bebenf lieben 3ufdUen/ wefentlicbt unb
fcbneöe ^ülfe. 3n ber aReljrjabl ber gäHe beabfichtigt man bei
bem ©ebrauebe berfelben eine fräftige Ableitung beä S5!ut$ oon
Äopf unb S3ru(l, wie j. a. bei S3lutanbrang nach biefen SCcx.
pergegenben, baoon abhängigen Jlopffcbmerjcn , S3cftcmmung
unb Jfurjatbmigfeit, einem t rohen t en Sungenblutjlurje, S3ru(l-
främpfen u. f. w^j oft »erorbnet man pe aueb meb.r ihrer
rein ortlicben SBirrungen halber, wie j. fB. um unterbrüefte
guf^fcbwetße wieber hervorzurufen, eine örtliche ©cbwac^e in
ben güßen \u heben ober um &ufjere gußfebdben, ©efebwüre
unb bergl jur Teilung )u bringen. Sie SBirfungen ber
gu^bdber riebten (t4> bauptfdcblich nach t>o« verriebenen
iBarmegrabe ber baju angewenbeten glüfitgfeiten unb ben
befonbern &genfchaften ber in biefen glüfjigfetten aufgelöflen
©ubflanjen. Sie febr (alten unb fchr beifen gufbdber
fommen, wenngleich ihre erfle ©nwirfung eine grabe entge»
□efefete i(l, barin überein, baß fte einen gewaltigen @in=
f auf bie ^aut ber güße machen, einen vermehrten 3u=
flufi von fi3(ut nach ihr verurfachen unb halb eine reichlichere
Xudbünflung berfelben hetvorrufen. Namentlich gilt baä
Severe von ben heißen gußbdbern , »umal wenn ihre ohne-
hin reijenbe tjinwirfung noch Durch äufafc ebenfattö enegen=
ber arjneilicher ©ubflanjen, wie j. ©. bcS gepulverten ©enf:
famenS, mehrer ©alje unb ©duren gefleigert wirb.
/uöawaBcljm (ba8) iji feit ber diteflen 3eit im Orient
eine #6flicbfctt$be«igung ber ©afrfreunbfchaft, bie ber^>au6«
nat er entweber felbfl bem ©afle erweiß, um ihm feine Qx-.
gebenheit ,ju bezeigen, ober fte ihm burch ©flaven erweifen
laßt. Sa bei ber @infe^ung beS h- ttbenbmahld 3<fud bie<
felbe ^)anb!ung an feinen Büngern voQjog, um fte vor Qu
genbünfel unb ©elbfiüberbebung ju warnen unb auf Se>
muth hinunr eifert, fo würbe biefe ftnnbilbliche {>anblung
ber Semuth von btn erften (ihriflen unb jwar vor bem ®e=
nuffe beä h. "J(benbmabl§ nachgeahmt. 3n ber fatholifchen
unb griech. Äirche unb in ben evangelifchen SBrübergemeinen
ftnbet fte noch «nt grünen Sonnerfltage flatt Ser »J)apfl, bie
SBifcböfe unb felbfl aefrönte $dupter roafeben an biefem Sage
jwcif 2frmen bie guße unb bebienen fte altbann bei X-M c.
iuotogr h«ßen auf ben Schiffen bie höljeraen ©efdße,;
welche jur Aufbewahrung ber glüfftgfeiten bienen. 3n bcej
Äanbeldfprache nennt man guflage jebeS Material, wel*
Qti gur Sinpacfung von itaufmanntgütern benufit wirb. Sa
SBort h^ngt gufammen mit guflv, womit bie Jtaufleut
alle« ©cbabhafte unb 9tufclofe an ber SBaare beuichnen
welche« vom gBertbe ber fflaare in Abrechnung (guflv
ober guflartchnung) (ommt
G.
_>äa (tat TeUas) ift bie uralte griech. ©öttin, al« welch
bie €rbe vorgepeBt »urbe, Sie «Korbe erjdblt von ihr, fi
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131
fei <w* fitr) felbfl ober bem 6 Mo« (f. b.) entflanben, habe
bm Urane« (£immel) geboren unb mit tiefem bann bie
Üttanen (f. b.) gejeugt. Sa Urano« aber feine Äinber
inj 3rmere ber Erbe verfließ, fo regte fte®. jut Empörung
auf, unb ben «Rrono« an ber ©pifce, bemächtigten fich bie*
fetten ber ©eltberrfchaft. Buch al« biefer fpdter burch 3eu«
(f. äupiter) wieber entthront würbe, foH ©. mit ihrem
Äanje »eiflanb geleiflet haben.
<£abfln »erben alle in ben verfcbiebenflen ©ebrauä)
fommenbe SBerfjeuge genannt, welche au« jwei ©pifcen,
Xrntcn ober 3infen befteben, bie in einem ©ttel mit einan*
ber vereinigt ftnb. 'äm gebrduebltcbflen ftnb bei uns bie
Ttfd)* ober Eßgabeln, beren man fttr) ju größerer Kein:
liebfett ftatt ber Ringer bebient, um bie ©peifen jum SRunbe
ju fähren. Ser ©ebrauä) berfelben ifl, fo febr er auch ge»
jgenwartig allgemein geroorben, boer) nur er fr feit ben legten
2abrr)unberten befannt trüber bebiente man für) beim t?f-
fen, wie noch jefct viele öälfer tbun, nur ber Singer, ober
be« SReffer« allein. ju Enbe be« 16. 3abrb- »ar bie
Tcar>rfct>ctnli<r> in 3talien juerfl gebrauchte Eßgabel an bem
feingebilbeten franj. ^>ofe eine neue Einführung, welche aber
von ba über ba« ganje gebilbete Europa fich ausbreitete.
Änfang5 hielt man bie ©abel für einen überflüffigen guruc--.
artifel, unb in vielen JUöfiern mar bisher ber ©ebraueh ber«
ulben auSbrücflich unterfagt. 3n Spanien gibt eS noch
gegenwärtig ©egenben, in benen man fich, rote bie« auch
in ber Twfei gefebieht, fpifeer 4? eichen ftart ber ©abeln
^ebiertt Sie Shinefen haben jierlicb gearbeitete ©riffel von
&al)rif!f Äelb ©orte«, einer ber fteben Erzengel, welche
nach tübifeber SöolfSfage ben Stroit ©otfe« umfteben. Er
gilt bei ben 3uben a(« ber TobeSengel, fonft heißt er auch
fcer §ürft be« geuer«, beherrscht ben Sonner unb treibt bie
fruchte jur Steife. Cr fotl auf ben JBefehl Sebovab'« ben
Simpel angejünbet haben, bevor bie« burch bie Jtrieger be«
: Icbut abnejar gefebab. Sie JBibel nennt ihn al« ben En*
ul, welcher ben Traum beS Propheten Saniel au«(egte (Sa*
uitC 8, 96), unb bte Erfcbeinung beS SReffiaS »eiffagte, ber
*em äaeharia« bie ©eburt be« 3obannc« unb ber 5J?aria„
rxe ©eburt 3efu« be« SReffia« verfünbete. Sie SRobam*
mebaner verehren ihn at« einen ber vier bodjbegnabigten
5ngd, »eiche bie SRathfcbiüffe ©otte5 aufzeichnen, unb al«
5«, burch beffeti Eingebung ^DIx>t;ammeb ben Jtoran erhielt.
©ärjnm wirb bie eigentümliche 3trt be« Hthemholen«
qenarmt, bei welcher auf eine, manchmal auch jwet unb brel
Urfere unb langer onbaltenbe Einatmungen eine ebenfo
ftarfe XuSatbmung folgt, ber fDtonb un»iUrurlich weiter al«
seroihnlicr) geöffnet, auch meijien« ein burch bie Bewegung
ber Swft mtfiebenbe« ©crdufct) vernommen wirb. E« tritt
<0>är)nirt0 ifr eine merfwürbige Umwanblung (chemt*
fcher 9>rceeß), welche organifche (b. b- 9>flanjen* uhb Thier»)
Ä&rper bei angemeffener SEemperatur in «erbinbung mit
SBaffer unb jum &beil unter Ginflug ber 8uft, ohne be«
fbnbere« 3uthun erleiben. 9Ran unterfcheibet bie getfiige,
bie faure unb bie faule ©ahruna,. SSti ber getfligen
©dhrung fdjeibet fich tbctl« an ber DberpAche ber gdbren*
ben S^lüffigfett, theil« auf bem S5oben beS ©efdge« ein et«
genthümlicher ©toff: ©dhrungSfioff, Äefe ober ger«
ment au«. Sie #efe tfl froefen eine bräunliche, homar»
tig burchfeheinenbe, fefie, j et och leicht }erbrecbliche unb jer*
retbliche SDJaffe ohne ©efehmaef, welche bei chemifcher 3erle»
Sung fich at« eine 3ufammenfet5ung »on Äohlenffoff , SBaffer*
off, ©auerfioff unb ©tief floff erweiff. 3um Eintritte ber gel»
(Ttgen ©dhrung tft erfoberlicb, baf gdhrungSfdhiger 3ucfer
ober ©tdrfemehl in einer wenigflcnS noch einmal fo großen
Üuantitdt Söaffer enthalten tfl; baf eine organifche, ftief.
floffhaltige ©ubflanj, frifche J^efc, gerraent (frifcheä Eiweiß,
frifcher Ädfe, gefault« SReblteig, ^>aufenblafel6fung u. bgl.)
tn ber glüffigfctt in geringer 3Renge oorhanben tfl; baß
cnblich bie glüfftqfeit eine Temperatur eon 7 bi« 18° SR.
hat. Ser Suftjutritt ifl nur beim Anfange ber ©dhrung
n6tf>ig, fpdter ijt er hinberfitt). Sie geiflige ©dhrung wirb
»erhinbert burch SSJeingeifl, »ehr noch burch «Rofhfalj, ©enf»
pulter unb befonber« dtherifche« ©enfil. Sie burch geU
ftige ©dhrung gewonnenen glüffigfeiten werben im 2lÜge-
meinen ©eine genannt, boeb heißen fo »orjugSweife bte
au« Trauben gewonnenen glüffigf eiten , wdbrenb ©etreibc
fbitr, ^)onig üReth , tf<: E^ber u. f. w. geben. Sie bei
biefer Ewhrung aufrretenben Erfcheinungenftnbfolgenbe: Ser
in ber glüfftgreit enthaltene 3ucfer wirb in Äohlenfdure, bie
unter ^ufbraufen mit tifchenbem ©erdufche entweicht, unb
SBeingeifl jerfefet, wöbet bie Temperatur fletgt, bie-glüfftgf eit
fich trübt unb .tpefc auSfchetbet. Sie« bauert fo lange fort,
bi« aller .-iu.fer urlegt ifl; bann lagert fich bie jpefe ab, bie
glüfftgfeit »irb Kar unb hat ben fußen ©efehmaef verloren
unb bagegen »einigen ©efehmaef unb ©eruch angenommen.
Ser flecbenbe, pricmnbe ©efehmaef ber neuen SSeate rührt
von ber noch tn ber glüffigfeit jurücfgebliebenen JtoMcu*
fdure her, unb t>ält man bie Jtoblenfdure burch Äbfchlie*
ßung be« gdhrenben Seine« ab, ju entweichen, fo erhält
man bte flarf Äohlenfdure haltigen mufftrenben ffieine,
Champagner. (©. Ehampagne.)
Unter f aurer ©dhrung »erfleht man bie unter gewiffen
Sebingungen eintretenbe Umwanblung be« SSetngetfteS in
Effigfdure. 2tlle SBeingri|l enthattenben glüfTigfetten »er»
ben burch biefe ©dhrung (eigentlich eine langfame SSerbren«
nung be« ©eingeiflc«), in Effig verwanbeit. Sie Bebin:
gungen, unter benen fe eintritt, ftnb, baß wdfferige, wein»
aeiflhaltige glüffigf eiten, 5.®. SBein, ©ier u. bgl., in 83er*
htnbung mit jiicfftoffhaltigen organifchen ©ubflanien (^>efe,
tn ttnb nadt) bem Schlafe ingoige »onErmübung unb au« Jtleber, fertigem Effig, Efftgmutter, SBetntreflcr, JtartoffeU
üangroe'tle ein, entfleht aber auch fcfyn unter bem Ein: fcfcau-n, ©pahnen) etner Temperatur von 20° bi« 30° 9?.
ftuffe be« bloßen ©ebanfen« an bajfelbe unb burch bie Ein
rütrfung beS »eifpiel«. 3n Äranfheiten ifl e« juweifen ein
tetenf liehe« Seieben, fo j. JB. bei flarfen (Blutungen u. bgl.
Sie Xnfccfung be« ©dbnen« beruht nur auf ber unmittel--
ber SfRenfchen. Ebenfo flecfen auch
L'jiren lRacbabmunaf>rurht
a3tfa«n unb ffifinen ein
tn befonber« baju vorgerichteten ©efdßen au«aefcfet werben.
SRachbem bie organifchen iförper bie weingeiftige unb faure
©dhrung burebgemaebt, gehen fie jule^t in bie faule ©db<
rung, gdulntß über. 3nbeß erleibcn viele Körper auch bie
faule ©abrang, verfaulen, ohne vorher eine anbere ©dhrung«»
ftufe burchgemacht ju haben. SBaffer, SBdrme (in feht ge»
17 *
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Galant 13
ringem ©rabe) unb «uftuifritt finb Bebtngungen. 6« tnU
widern ficb bei berfelben Jtob.tenfÄurt, Jtoblenroafferjtoff, £9«
brotbionfdure, Bmmoniaf, »eiche mit übelriecbenben organi»
fcben ©toffen »ermengt, einen febt wiberlicben ©erucb «rjeu*
gen. Die dtoSentwicfcIung bauert fort, bi« julefet eine mc-
berbaltige Urbe übrig bleibt. Um bie Ä6rp<r »or gäulnif ju
fcbüfcen, entfernt man bie 8uft »on ü)nen, trocfnet fie au«,
bringt fte in bie .Kälte ober bemäntelt fte mit Äobte, ©alj
u. f. f. SRan y>acft j. S5. gifaje, Sereberl u. bgL, um fie ju
»erfötcfen ober längere 3eit aufjuberoabren, in Jtoblenpuloer,
ftleifcb unb gifdje (geringe j. 23.) falrt man ein ober rducbert
fie. "Änatomifcbe Präparate werben in ©einseift aufbewahrt.
£a wirffamjte Stoff ju Ttbbaltung ber gaulniß ift Äreo»
fot (f. b.j. ttuch ber ©leftricität t>at man ftcb au Ehmen*
bung ber gäulniß bebient. 3ft nur wenig SBaffer »orban»
ben unb bie 8uft fafl ganj abgefcbloffen, fo erfolgt nicht
gäulniß, fonbern Berwefung ber fltcfjtoffbaltigen organi»
fcben Ä6rper. ^)flanjenf6rper »crwanbeln ficb tra ©$00«
bertjrbe, roo bießuft auägefcbloffen iß, in bituminöfe, »er*
fteinerte $6ljer, 5Torf, grbbarj u. f. ro. JDrgantfcbe ©toffe,
bie leinen ©ticf|toff enthalten, wie4?ol}, jerfaCen objuübel»
riedjenbe ®afe ju enrwicfeln, burcb ßuft unb geucbtigfeit,
melier gftoceß ba« Bermobetn ijt. Wlan bat außer ben
erahnten aucb nod) anbere Hrten bet ©äbrung unterfthiei
ben, namentlich bie fcb le im ige ©abrung. Unter biefer per»
ffebt man bie eigentümliche Beränberung, welche SSeine,
iucferige glüffigfeiten u. f. w. erleiben, inbem fie bicf unb
fdbleimtg jäh werben, ©ie gebt oft ber faulen XSäbrung
»orau«, wirb eingeleitet burcb 3ufa|j einer Qtbfotbung von
gereinigten S3iert>efcn ober Äleber unb abgebalten burcr)
Älaun, geringe «Menge einer ftarfcn SRineralfäure unb be*
fonber« burct) ©erbeftofftöfung.
©darrt (franj.) tft im Allgemeinen fo »iel wie artig,
fein, unb wirb befonber« auf ba« Benehmen bejogen, auf bef*
fen äußerliche ©Idtte unb ©ewanbtbeit. 2)a (ich bie 9Rännet
eine« artigen Benehmen« gegen grauen befleißigen, fo wirb
mit ©alanterie aucb überbaust ba« Berbältniß be« ge>
fettig gebUbeten SKanne« ju ben grauen bezeichnet, icfcoct)
mit bet 4?inbeutung auf °'e &cert>eit ber Auf ern Sonnen
unb auf bie verborgene eigentliche Äriebfebet berfelben, bie
©innlict/feit. SRicbt feiten wirb ©alanterie al« Gu»b«mt«»
mu« für gemeine ©innlicbfeit gebraust, fobaß eine galante
grau für eine lieber! i< $« grau gebraucht wirb, unb unter
galanten Aranfbeiten bie bureh gemeine' fluSfcbweii
fungen in ber Siebe ficb erjeugenben JtTanfbeiten gemeint fmb.
€?alfcrm flnb ©eefchiffe, welcbe burcb SRuber in Be«
»egung gefegt werben unb 130 — 140 g. lang, 16 —
■ 20 g. breit finb. ©ie haben auf jeher Seite 2b «über,
von benen jebe« burcb fünf 9cuberfnecbte, welche ©alee*
tenfflaoen beißen, in Bewegung gefegt werben. 2>iefe9iu>
berfneebte ftfcen innerhalb beö S3orb« (©cbiffdtanbe«) auf
SRuberbdnfen. Suret) ba« ganje gabr^eug gebt in ber SERitte
ein bebeeftet ©ang, welker baju bient, ba« ©rpdet ber
3cbiff«bemannung ju bewabren unb auf bem bie Xuffeber
bin unb bergen, um baS Slubern »u rcguliren unb bie
©flauen &u beaufftebtigen. £ai mit einem langen ©d)na>
bei »erfebene Borbertbeil be* ©ebiff« bat ein »erbeef für
bie ©olbaten, unter welcbem einige größere unb mebre flei»
nere ©efebü^e flehen. 2>ie Sajüte be« Sanitain« befinbet fiel)
2 Cealenas
im fiintertfceil. SDie ©aleeren baben jwei niebrige SRaflea
mit breietfigen (fogenanrtten lateimfeben) ©egeln. ©ie eig*
nen jtcb oorjüglicb jum gabren swifeben Äli»»en unb Un»
riefen, weniger für bie offene ©ee, weil fie fein BerbecF
haben, ©aleeren »on geringerer ©r6ße, mit nur 16 — 20
9?ubcm auf jeber ©eite, werben ©aleoten, ©alioten
ober Aalbgaleeren genannt. 93ei ihnen bat iebe«9iubcr
nur einen iKuberfnecbt, ber jugleic^ ©olbat unb mit einer
SRuSfete bewaffnet tft. 9Ran bebient ficb ib*« befonber« im
Jtriege. 2)ie jum Sombarbement »on ©eeBldften befiimmten
unb eingeriebteten beißen fiSombarbiergalioten. @r6ßer
a(« bie sen>6r>nlici)en ©aleeren, übrigen« ebenfo eingerichtet,
finb bie ©aleaffen. ©ie finb fidrfer mit ©efebüfe befet-t,
baben brei2»affen, 30 ?)aar iRuber auf jeber ©eite, ungefähr
1000 2fe. Bemannung unb finb 170 g. lang, 30—34 g.
breit, ©eitbem bie ©egelfdjiffe »erbeffert worben, pnb bie
©aleeren aUmdlig abgefommen, wd^renb fte im 13. 3abrb
bie einjigen ©ebiffe waren, beren man ficb im ©eefriege \>c
biente. »ie JRuberarbeit iff eine ber fcfawerffen unb bdrteflen
Arbeiten, bie e« gibt, baber bat man ju ©aleerenff(at>en nur
Verbrecher genommen, unb bie ©a leeren arbeit iff in ben
gdnbern, welche noeb ©aleeren baben, bie febwerfte ©traft
nach ber 5Eobe«(rrafe. £>ie ©aleerenfflaoen werben, bmnit fte
nic^t burcr) bie glucht ficb ber ©träfe entjiebet», an .Retten
gelegt, bie geringfle Vergebung wirb mit barter EeibeSfhafi
geabnbet unb eine ©elb|toerfiummelung, weiche \um 9?u>
bern unfdbig mac^t, jiebt JTobeäfrrafe naä) ftcb. ©i« »erben
überbie« beim Antritt ber ©träfe gtbranbmarft, wenn bie
©träfe auf gebenSjeit au«gef»rocben i|i, für bürgerlich tobt
erfldrt unb befommen einen langen dt od jtrr Befleibung.
2Cudb werben ibnen bie 4>aare »om Jtoefe glatt weggefebnit»
ten. ©eitbem bie ©aleeren abgefommen, perwenbet man
bie ©aleerenfflaoen ju fchweren #afen* unb geffungäarbeiten
u. bgl. Äuct) nennt man in granfreieb bie ui Ärbeiten für
ba« ©eewefen befh'mmten großen ©ebdube ©aleeren, in be>
nin ociDubnltct) v?5vi[ctr£ntcIiJt)€n cirbnten.
©alhtu« war ein berübmter grieeb. 2frjt, bet 131 n.
Sbr. ju $ergamu« in Jttetnaffm geboren würbe. (St machte,
febon jum irrte gebilbet, Weifen nach ben bamaligen ©i^en
ber ©elebrfamfeit, namenflicb nach 2lleranbricn in Ägppten,
bielt ficb bann einige 3eit in feiner Baterffabt auf unb be»
gab ficb enblicb 161 in golge eine« gu ^ergamu« entflarv.
benen ttufrubr« nach 9Iom. Jgjier machte er ftcb balbbirrcb
feine Jtunff berübmt unb f?ifit «ffentlicbe Borlefungen übn
Vnatomie; bet 9ieib feinet Jtunfigenoffen rerwicrelte t|jn
aber fo in ©treitigfeiten, baf er ftcb genötigt fab, grabe
al« ju Horn «ine anfietfenbe Jtranfbett aufgebrochen war,
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Ctaleone 1
:ucb ©riecbenlanb ju geben, hierauf Hieb et auf Keifen,
bis ihn bic Äaifer 3Rarc 2Turel unb Buciu« SBeru« nach
Xquileja beriefen. 9lacbber ging er aB Ceibarjt tcö (iafar
ßoramobu« nach 9?om. Äurj »pt feinem SEobe um 200 n.
ßbr. febrte et nacb, $Pergamu« jurücf. ©. hielt ff cf> von
dien frucbtlofen SSbeorien in fetner SBiffenfcbaft fern unb
nahm nur (Stfabrung unb »Beobachtung ju Seiterinnen.
2cine ©elehrfamfeit legte et in einer großen Spenge »on
Ibbanblungen nieber, bie in griech. ©pracbe gefebrieberc finb
unb Pon boten einäheil uns erhalten, ein großer Äbeil ober
p erloren gegangen if!. ©.unb # i p p o f r o t e « (f. b.) werben
ili bie Äeprdfentanten bei alten ^>ei(funbe angeführt.
©aleonc ober Qalione beißen bie jefct nicht mehr ge-.
brducplicbcn großen ÄricgSfcfjiffc, mit brei SJlaflen unb brei
bi« vier ßerbeefen, beren fidj bie Spanier »orjugSweife be<
biesten, unb aus benen bie fogenannte ©ilberflotte be*
•unb, welche idbrlicb von (Suropa nacb Bmerifa ging, um
bnr bie au6 ben JBergwerfen gewonnenen ocbäb_e unb an«
bete fofibarc #anbel«artifel ux boten. 3m »eitern ©imie
nannte man auch jebe« jmtfeben Kmerifa unb (Suropa fe»
5<lnbe ©ebiff ©afeone, unb ©alionifl bieß i*b« auf bie*
*en ©ebiffen feinen £anbel betreibende Kaufmann.
©altrie ober ©atlerie beißt in ber »Baurun jt jebe*
3ianntT, welches eine wenigflen« breimal größere Sänge als
Stritt bat (Solche gangartige ©emücbcr bienen rbeitö jur
Skrbuibung »erfc&itbener 3tmmcrabthetlungen, theil« werben
üe angelegt, um Jtunflgegenfldnbe, namentlich ©emdlbe
barm aufjuftellen, »oju $utiäd)ft ber Umftanb SBeranlafTung
gegeben baben mag, baß berarrige Sfäume in ber Siegel nur
w bs Borberwanb mit genflern »trieben finb unb biefe ba>
ber ein für ©emdlbe »ortbeilbafte« Sicht auf bie nahe gegen«
überjlebenbe Stüdwanb werfen. 3Ran bat bann im Äügemei*
3 Oalgen
nen ©alerie jebe ©emdlbefammlung genannt, bie ©emdlbe
motten in gangartigen ßimmem aufgehellt fein ober nicht,
•oolcbe ©emdtbefammtungen gewdbren, wenn fte gute unb
»tele mit ©efebmaef unb Äenntniß georbnete unb aufgehellte
Äunflwerfe befifcen, nicht allein einen hoben Äunjlgenuß, fon*
bern bienen aueb »orjügltch bem Äünßler unb Jtunflfreunbe
5um frucbtreicben ©tubium; et fiebt bie auSgejetcbnctflen
3Uu|zer »or ftcb, lernt bie SSotlfommenbeiten bet »erfebiebe»
nen ©cbulen beurfbeilen unb fcbdfcen unb fann intereffante
«Beobachtungen über ba« gortfebreiten ber Äunfl, über ben
weajfelnben ©efebmaef ber »erfebieberien Reiten u. f. w. ma*
eben, ©ebon bie Hlten legten ©emdlbegalerien an, unb na«
mentlicb waren fte ein ©egenflanb be« 8uru« bei ben röm.
©roßen. S?om, «Reapel, $ari«, DreSben, SKüncbtn, 3Sien
unb «Berlin baben gegenwdrtig bie auägejeid) netflen ©emdlbe-
galerien, welche jum %1) eil ©taatSeigentbum unb bem gebiU
beten publicum geöffnet ftnb. 5Ran bat ©alerie aueb in noeb
au§gebebnterer JBebeutung gebraucht, inbem man nicht nut
©ammlimgen ton Jtupfetfhcben , fonbern auch befebreibenbe
naturwiffenfcbaftlicbe unb biflorifcbe SBerfe ©alerien beti«
telt hat.
©atam leitet man ntebt unwabrf^einTtcb; »on bem ii>
Idnb. w@agl" («Baum, 2Cfi ober ©ipfeQ ab unb »erfleht
barunter ein ©erüfl, ober aueb nur einen fenfreebt ßebenben
9>fabl mit einem Öuerljolje, an welchem SKiffetbater Per*
mtttelfl eines um ben #al$ gefchlungenen ©triefe« oom öttu
Ux aufgehangen (gehenft) werben. 2Ean unterfebeibet tt)rer
Sauart nach breterlei' 3Trten Pon ©algen. ©inb fte perma»
nent unb ju biefem 3weefe unten am gufle mit einer (5tn=
friebigung »on 2Rauerwer! unb Pfeilern »erfeben, wie man
fte am bdufigßen in ber 9ldbe ber ©tdbte antrifft, fo nennt
man fte £oc&geucbte; 25orfgalgen, wenn fle nur
au« brei gemauerten ©dulcn ober ebenfo »iel boljernen ^fo=
flen befleben, unb »erjleht enblid) unter Änie» ober ©o>ne Iis
galgen folebe ©algen, bie »on einem eimigen, mit einem
5(rme »erfel;enen Pfahle gebilbet werben. &er ©ebraue^ ber
©algen utr »oUjiebung ber Sobeöflrafe ifl febr alt unb fam
bei ben Sfraeliten fc^on in ben dlteflen 3eiten »or. 3n 6iu
ropa trat bie ©träfe beö ©alaen« an bie ©ttUe ber Äreujis
gung, welche ÄonRantin beröroge abfebaffte. 3uc$ 9>ri»ats
perfonen burften in frühern 3eiten auf ihren Territorien ©al*
gen errichten, iebocJt) nur bann, wenn fte »om ?anbeSherrn
auäbrücTlich mit bem ,^Blutbann, ©totf unb ©algen" belehnt
waren. SKan hielt »on jeher bie Orte, wo ©algen flehen, für
»errufen; bie ©algen mußten baber fo weit »on ber ©renje
entfernt fein, baf ihr Idngfler ©chatten nicht auf baS frembe
©ebiet fallen fonnte. ©egenwdrtig nimmt man bafür gej
wöhnlicb. einen 2fbflanb »on 24 eilen an. Da jebe ffierub5
rung be« ©algena unb jebe ffiefeb. dftigung mit bemfelben nach
ben frühern gegriffen anrüchig machte, „infanrirte" — bah«
bte ©ebimpfwörter „©algenflricf, ©algenbieb, ©algetwogel"
u. a. ra. — fo war baS Erbauen unb felbft ba$ ÄuSbeffem ei*
nrf ©algen« mannigfachen ©olennitdten unterworfen, ©o
mußten bei erriebtuna eine« ©algen* bie SJHtglieber fdmmts
lieber babei erfoberlicher ^anbwerfe M JDrt«, bem bie (Sr;
bauung beffelben oblag, ben Sau guglricb anfangen, unb
bie« gefehah nur erfl bann, wenn »orper bet ©eamte be«
Ort« feiernd) erfldrt hatte, baf Jriemanben ber SJau infamt>
wn folle unb hierauf jituß bte erfle ^anb an ben »au <je»
f Google
Oalicicn 12
legt fattf. 3n neuerer 3«t ijl bte SobeSjhafe beS £dngenS
in bieten Staaten, aujjer in (jnglanb, aufgehoben unl> hters
mit juglcich baS tfufbangen ber 2Riffethdter im JBilbniffe ab*
gefchafft worben. Sie lefcterwäbnte ©träfe tritt bann ein,
wenn ber jum (Strange SSerurtbeilte fid) tu:* bie frucfct ge<
tettet M« ungemein gebrducr>licr> i(l eS noch, im Kriege
©pione ju fangen«
<&alicim (baä .Königreich) i|1 eine fpan.,9>rooinj, welche
von ben 3wcigen ber cantabrifchen ©cbirgSfctte nad; allen
©eiten burdpjogen wirb, unb bat einen jjldcbcnraum von
74S Dil mit ungefähr jwei 9K8. Ginn». SS bilbet ben
norbwcftlichflen Zi)til ber porenäifdien #albinfel unb wirb
im 91. unb SB. oom atlant. JDceane bcfpülr, ber bj« eine
bebeutenbe 2lnjabl oortrefftictjer £dfen bilbet; im ©. machen
bic betben portug. Prooinien Gntre Souro e SKinho unb
JEraS öS Pontes, im D. 'Äflurien, Süallabolib unb Eeon bie
©renje ©.'S, iu welchem ber Wu\\)o entforingt, bet im un«
terit feines fiaufeS ©panien unb Portugal ooneiw
anber Reibet. 2>aS Älima ifi gefunb, tu ben hodjliegenben
©egenben raun, fonft überall milb unb feucht, ©etreibe ifi:
$auptprobuct; £anf unb glachS finb oon vortrefflicher
£Uialitdt; unter beit SBeinen ijl ber oon 3?i»aba»ia fet)t
gefcbä$t. Sa ber wejlt. Äüjlenjlrieh ©.'S meift aus fruchtba»
rem SBJeibelanbe befielt, fo ijl bie SBiebjucbt bebeutenb unb
bie 2luSfuhr von SJutter unb Jtdfe ntc^t unbetrdchtlid). '21 it
ben Jtüjlen bilbet ber (cur ergiebige $ifd;< unb ©arbeOens
fang eine 4?auptnahrung$quetle; bie ©arbeiten werben ge*
troecnet unb nad) ©übfranfretd) unb ber Eeuante oerführt.
Unter ben wenigen gabrifen finb nur bie Ceinwanbs unb
©trumpffabrifen oon einiger 2Bid;tigfeit. £auptjtab{ beS
ÜanbeS ifi ©ans3<>90 be Gompoftella mit 25,000 ©nw.,
wo man im 25ome ben Seiajnam beS 'ÄpoflelS 3afobuS beS
Jüngern jeigt, welcher ber Schufepatron oon ©panien ijl
unb bier baä ßbriftentbum geprebigt haben foll. (©. ©pa»
nien.) Sie SSewofmer beSEanbeS beiden ©allegoS unb
finb ein frdftiger, berber SKenfa>enfd;lag, thdtig unb arbeiU
fam, uiwerbroffen, gute ©olbaten unb oon bieberm Sba»
rafter. ©ie werben hduftg mit ben ©aScognem (f. ©aS*
cogne) verglichen, mit benen fie aud) in ber ©roßfpreche*
cet 'Äönlidjfcit haben follen. <£in großer Shell wanbert (wie
mand/e anbere ©ebitgSoölfcr, j. JB. Jliroler, Äuoergnaten,
öaoonarben u. f. w.) alljährlich auS, treibt in ben großen
©täbten ©panienS unb Portugals baS .©ewerbe ber SBaf*
ferträger, JSaglöhner u. f. ro. unb jiebj enblid; mit feinen
Crwerb wieber in bie £eimat.
(ftalilfi (©alileo), ber twrjüglichfte SJegrünbet ber neuern
jheng wifjenfchaftlichen Slaturwtffenfcbaften, war geb. 1564
ju $ifa, ber ©olm eine* ftorent. (gbelmanneä, SJincenjo
©alUet. Srejflid) Vorbereitet, ging er 1581 auf bie Uni«
oerfität ju ^)ifa unb flubirte bafelbft Ärjneiwiffenfdjaft
unb Xriflotelifdie ^>^ttofopt>i«. W:t fcharfer SeobacptungS«
gäbe oon ber 9latur befebenrt, mit einem freien gebilbtten .
©eijle, ber fid> »eber burd> ©iöoerftdnbniffe falfdjer 3?eli> '
giofltdt nod; burch herf6mmlicbe ©d/uln>eidheit befangen unb
mt leiten lieg, machte er balb bie gldnjenbflen <£ntbecfun<
gen. ©o foll er fchon all Jüngling oon 19 3ahren burd)
bie ©djwingungen einer oon ber Serfe berabbartgenben
£ampe im £om ,u $ifa auf bi| Semerfung geführt wor«
ben fein, baß bie Schwingungen eine* freifchwingenben Xht
i OaUlel
per8 forftodhrenb in gleichenH3eiten fict) boUenben, eine(?nti
bedung, auf welcher bie Sebre oom ^)enbel unb alle bie
un$dhligen 'Xnroenbungen biefeS wichtigen 3nftrumentc5 bc =
ruhen, didchfl ben 92aturwiffenfchaften iog ihn am meifteu
bie 9)?athematit an, unb fo große $ortfd)ritte machte er in
bieftr SBiffenfchaft, baf er fchon 1589 ba3 »mt eine« SFro»
fefforä ber ^)h9f>t ju ^ifa befleibete. Um biefe 3<it machte
er aud> bie Cmtbccfung , baß alle Jt6rper gleich fchnell -fal«
tert, welches auch ihre natürliche »efchaffenheit fein ma^
Cf. Sali), unb jlellte oor einer großen 9Kenge oon 3ufd)auern
biefe @ntberfung beftdtigenbe ^erfudje an, welche um fo
größeres Xuffehen machte, ba fie mit ber tdglichen (Jrü:
rung fcheinbar im oolligen SBiberfpruche ftanb. Die ^r.
hdngcr ber alten ©elehrfamfeit oerfolgten ©. für feine gro» |
ßen Gntbedungen mit foldjem ©fer, baß er fich genithigt j
fah, feine ?)rofeffur fchon nach jwet 3ahren nieberjulegen.
Qx fanb inbeß fchon 1592 eine neue »nftellung alS Sthrcr .
ber 2Rathematif )u f)abua. 9leue Gntbedungen oerbreitc=
ten feinen fRuf balb über bie ganje gebilbete SBelt unb jo;
gen auS allen ©egenben ©chüler ju ihm. Cr entbeefte ,
auch bie übrigen ©efege beS freien %a\X$, ben proportional: j
cirfcl, nad) dinigen auch ben Thermometer, machte magne:
tifche ^Beobachtungen unb eonfhruirte nad) unbeftimmten Za>
gaben baS gernrohr (f. b.) in ber (Einrichtung, welche
noch jefet nach ihm ben Warnen rrdgr. «Kit biefem beobach*
tete er ben Gimmel unb fanb reiche ©elegenhcit ju ben
geiffoolltfen Bemerfungen. ©r fah bie Unebenheit ber SJconb« '
Oberfläche, entberfte bie SWonbe beS 3upiter (7. 3an. 1610), :
ben Äing beS ©aturn, bie gleden unb bie Umbrehung ber '
©onne u. f. w. 25a berief £erjog 6o8muS II. 1610 ©.
alS erjlen ^rofeffor ber SRathemati! nach ?)ifa, mit ber ffr^ 1
Uubniß, fo oft er wolle, aud; an einem anbern £>rte feinen
SBohnfil nehmen ju bürfen. ©. entbeefte nun, baß bte $la: ;
neten 'iKercur unb SJenuS dhnlid;e gichtwechfel wie ber SUonb 1
jeigteir; woraus auf baS Unfehlbarfte bie Wichtigfeit beS Äopet=
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Ctallzfen
135
Galizlen
mconifcpen 23cltft;ffemS (f. ÄopernicuS) fid? ergab. Sit*
f jnntiicJ? (rf>rt biefeS, baß bie ©onne fliaftebc, bie£rbe wie
die übrigen Planeten bagegen fleh um bitfelbe herum bewege.
JMefe gebre ftanb febeinoar im SBiberfprucbe mit bem Anrufe
3ofua'*: „©onne fleh ftiU", Pon bem bie Jöibel enäblt
Gor. X, 12), unb tiefen Umflanb benutzten bie geinbe ©.*«,
ibn ju Verlegern, als ()abe er eS mit feiner üebre anf Um*
fiurj bei cbrifllicpen Sleltgion abgefeben. &. mußte ftcb in
•'•vom »ertbeibigen unb julefct eerfprecben, weber in ©orten
-:;t> ©ebriften feine 2 ihre weiter ju «erbreiten. £urcb
(ine literarifebe ©treitigfeit lub &. auch noch ben ber 3c;
'uiten auf ftch. 6r hatte ein SBcr! gefebrieben, in bem brei
f erfonen fpredjenb auftreten, oon benen bie eine bad alte
Ttolemdifdje) , bie anbere baS neue (Äopemicanifdje) ©om
tcnfpflem oertbeibigt, wäbrenb bie britte, ein einfältiger
$?enfd>, ©impltcio, ba8 Urteil fprirfjt, — unb begab ra
felbft nacb Stom, oem Zapfte Urban Uli., ber ihn fepr hoch
':■■:{, bie Crlaubniß »um 25ruc! ju erlangen. @r er-
hielt fte unb 1632 erfebien taS Such in glorenj. Alle
^einbe be3 ©. fielen über baffelbe her unb brauten aud; ben
-apfl auf ihre ©eite, intern fte ihn beuteten, ©. habe ft'cfj
über ihn felbft, ber ben Srucf eines fo Qefdt)rlicr>m SBerfeS
erlaubt, luftig aemadit, tnbem et tt)n tn ber |)erfon be&
Öünpfirit) bargejtellt. ©. würbe 1633 por ba* 3nquif>
:;on*gericbt naib iRom berufen, mußte mehre SKonate im
*Mingniß febmaebten unb bann fnieenb, bie £>anb auf bad
Evangelium gelegt, bie Pon ihm wiffenfcbaftlid) erfannte
unb bewiefene SBJat>rf>eit abfcfjrrören. Aber fo groß foll bie
.wt'fjbett ber SBBabrbett unb ber Unwille über bie eben
auSgefprocpene Unwahrheit in ihm gewefen fein, baß er nad>
fem ©djwure ftcb erbebenb, mit bem guße aufaeflampft
unb gefagt haben foll: „Unb bod> bewegt fte für/' (bte
(rrbe). ©r foflte nod) auf unbefiimmte 3eit im Äerfer ber
onquifirion bleiben, erhielt jebod? balb bte (Jrlaubniß, im
^Tidjen »Palafl ^u ©iena unb bann im Ätrdjfpiel Arceti
L ei gieren* ftcb aufjubalten. Grr hörte im ©reifenalter nicht
auf ui forfepen unb ju [innen, machte nod) mehre großar:
e igntbeefungen unb fdirieb jwet ewig benf würbige SBerfe
tie {Bewegung. 3ule|t würbe er blinb, taub, litt an
rlaflofigfeit unb ©lieberfcbmer} unb flarb enblicr) am 8.
1642, worauf er in ber Jtircf>e ©ta.» Grote ju glorenj
e|t würbe, ©ein ©rab fcbmütft iefct ein herrliches
Ctansat
ömrjirn. JDaS ■Königreich ©alijien unb Sobomerien
m ber JBufowtna, beffen gr6ßter 3' heil feit 1772 fdjon
■an JLiifer t?on jbfntidj 'all Jtonig Pen Ungarn unterthan
%, bat einen glacbeninbalt pon 1548 QM. mit 4,560,000
Sa», unb wirb im ©. pon ©iebenbürgen unb Ungarn, im
D. tob 91. Born ruff. ^olen unb Jtrafau, im SS. pon 6fh.
5a)lefien begrenjt. 2) er fübL Zt>til tfi ©ebirgölanb ber Jlar*
patrn, bie bin insgemein Siernagora ober febrearje {Berge
beißen unb ftcb an einigen ©teilen bis ju etwa 6000 &
erbeben. Die jablreidjen pon ihnen berabfaQenben glüffe
roerbat entweber burcp bie SBeicbfel (©an mit 2Bi£(ofa, £iu>
rtaiec, ©ug u. a.) nad; ber Dftfee, ober (wie. ber ^)rutb)
Curd) bte X)onau nach bem fcpwanen Speere geführt. 3n
taffetbe ergießt fiep aud) ber jDniefter, welcher bie '^obbara,
ben Streb, ©trp unb bie Somnica aufnimmt. ^Der größte
ibeil ©.'S gebort bem norbeurop. glacblante an unb bat,
weil e8 wegen feiner nörbl. Al>bad>ung bem S3orpenfd)en ber
Korboftwinbe auSgefe^t tfl, ein frrenge« Jtlima. ©er ©o«
ben tfl »ielfacb fanbig unb moraflig, boeb fehlt eS feinet
wegd an fruchtbaren giuren; namentlicb liefert baS £anb
im Offen Pon Cemberg üortrefflicbeS ©etreibe in SRenge: tS
gebeiben $anf , SlacpS, Sabacf, JHbabarbcr u. f. w. &nen
^auptnafrungSiweig hübet neben bem Acferbau bie SJieb*
tuebt; bie ^Dferberace tfl in neuern Seiten, namentlicb in ber
iBufowina, fehr perebelt werten; bad JKinbvteh wirb ju t>ic;
len SEaufenben außer Banbed geführt. 3:t ben bichten 2BäI>
bem leben nod? SSaren unb SSolfe, unb am SBug SBiberco;
lonien. Die bielen 3eicpe ftttb fer>c fifebreieb; bte Stetten
jucht ifl bebeutenb. An Mineralien liefert bag £anb oer-
trefflidjeä (Sifen, erwaS Äupfer unb ©ilber; bie JBifhilja
führt ©olb mit ftcb; in ben Jtarpaten werben b^uftg ©reim
Ölquellen qefunben. Gin befonberS wichtiges ^robuet aber
ifl ba8 ©al), woran ©. einen unerfchöpjltdjcit Äeicbtbum
bat. Die ©teinfaljwerfe pon S3od;nia unb SBielic^fa
(f. b.) ftnb weltberühmt.
©eit bem 3abre 1772 bat baS 8anb an SßolfSmcnge
unb SBoblftanb jugenommen; japtreiebe beutfc&e öolontflen
(etwa 80— 90,000) bat»en fid) angefiebelt unb bem Acfer^
baue Auffcpwung gegeben. 2)od) tfl ber poln. unb ruß»
niafifd;e {Bauer nod> immer im Allgemeinen unwiffenb unb
träge. £)er ©ewerbfleiß ifl im ©tetgen, namentlicb in ben
an ©ebteftett grenjenben Xbeilen, wo feit einiger ieit 2ein>
wanb < unb ©aumwollenwaaren fabrictrt werben. £ie
©fenwerfe unb SBad;8ltd)terfabrifen ftnb »on JBebeutung.
©. hatte im Mittelalter einbeimifepe ^erjoge, unter benen
bte Pon -öait'cj (pon bem baS ganje Sanb ben Flamen) bie be>
beutenbflen waren. Ungarn unb $o(en ftritten ftcb. um bie
$errfcbaft unb ?)ofen behauptete e8 feit 1340. Doch fielen
immer aufs 9leue Einfalle ber Sataren, Surfen unb £o>
faden por. 25aS jeftige J?6nigreid> ©. warb 1772 in golge
ber erften poln. Sfyeilung aud bem Pormaligen SJotbpreufjctt
unb etnem Shcile JCleinpolend gebilbet. ©eit 1786 gehört
aueb bte {Bufowtna ju ©., taS 1795 nacb ber legten Sbei=
lung nod; mit SBefigalijien unb Jtr^fau Pergräßert warb.
£>tefe Icfjtere ©tabt tfl jeboeb fpäterhin mit ihrem flcinen
©ebiete für unabhängig erflärt werten; fowte ein Sheil
©.'S, worin $amo$c liegt, bem ruff. .Königreiche $)ofen ein:
perleibt worben ifl. £a3 Äöitigreich ©. tft gegenwärtig in
19 Äreife getheilt; b6dbfle ®eh6rbe tfl bie Aoffanjlet in
SQien, unter welcher bad SanbeSguberntum fleht, taS in
ber $auptflabt Semberg feinen ©tft fyat, wo ftd) auch ein
AppeUarionJgericbt befinbet. ©eit 1775 $at ©. 3>ojlu(at»
lanbflänbe, bie aus Abgeorbneten bti Herren: unb SRitter»
flanteS unb ber ©tübte beftehen. Die Mehrjabl ber 83e>
p6lferung befleht in ben mittlem unb ofll. äreifen, in be»
nen eine aus Siuffifcb unb ^olnifcb gemifebte Sprache gere«
bet wirb, aus fRußniafen (Slotbreußen) unb ^olcn; in ben
Jtarpatengegenben wohnen in ber ebene bte fogenannten
Majurafen, im ©ebirge bie ©or allen, b. b. JBergbewoh»
ntr, ein S3olfdflamm, ber feine alte Origcntbümlicbfeit unb
einfache Seben8weife bis auf ben heutigen Sag bewahrt unb
fid; mit feinen 92ad>baren nicht cermijcfjt. Manche ©orallen
aeben alliährlich ins Sieflanb, arbeiten bort um Cohn unb
rebren mit bem (Erworbenen wieber heim. Alle wtffen por»
trefflich mit ber Art urnjugeben, bie in ihren $anben eine
furchtbare SBaffe bilbet. ©obann leben in ©. etwa 90,000
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«all
IM
«all
Dentfd)«; mti>i als 150,000 2ftoftrcencn (ein walcrc#fcr)er
Stamm) in ber »ufowina, unb 300,000 3ubtn, bie überall
jerfhreut ftnb. 2Kebr als 2'/t SRiGL in ©. befennen fid? jur
unirten gried). Jtirdjej über 100,000 jur nicht »unirten,
500,000 ftnb Jtatfcoliten. 3n ber IBufowina leben au* *pbi<
(ippowanen, eine altgläubige ©efte ber griecb. -Äird>e. ©ie ffe*
belten jtdj bort an, weil fte in ihrer alten Heimat, ber Jtrim,
intolerant bebanbelt würben.
£ie widtfigfhn ©tdbte in ©. auger gern b er g (f. b.)
ftnb: sprjempfl am ©an, mit 7000 ©nw.j 3arofla» am
San, mtt 10,000 (ginw., wicb. tigern #anbel unb einer be<
rühmten SReffe, auf ber oft binnen wenigen Sagen 20,000
$ferbe unb 40,000 ©tücf JRinbmef» »erfauft werben ; @am>
bor am Ztaiefh, mit 9000 @nm., in beffen Umgegenb eine
'Pfäiser- ßolonie fi'cb befortbcr» mit 3?babarberbau bcfdjäftigt;
S3robp, eine befannte £anbeldftabt mit ctroa 24,000 (ginn.,
wovon brei Siertfjeile 3Rofaifo$er {Religion; SEarnopol am ©c-
retb, mit tOjOOOginw., unb bie Keine ©tobt $alicj am Dnießr.
Die ffiufowina, b. b. IBucbenwalb, ein böcfift frud)tba>
red unb anmutfyiged ganb, baö früher jur SRolbau gehörte,
bat nat)e an 150 ܧt. unb 270,000 Cinw. 5Die #aupt-.
ftabt SEföernowü}, mit mein als 8000 ©nw., liegt unweit
r-om sptutb unb treibt ftarfen ^>anbel.
©all (3ob. 3of.), Doctor ber «Rebicin. geb. 1758 ju
Siefenbronn im ©rofbenogtbume SJaben, ffubirte in Söien
bie Ärjneiwtffenfdr)aft unb erwarb fi$ bur$ feine ©cr)rifttn
pbilofopbifcb:mebtcinifcben Inhalts, am mciftm aber buvcb
bie öon tt)m aufgehellte ©$dbeller)re einen ausgebreiteten
Ruf. 9laa) btefer ift ba6 ©efcirn ber £auptftfc ber ©eele
unb bie Gigenföaften ber ©eele brucfen fict) junt Übcil fcbort
du perltet) in ber jform beö ©cbdbelö au*, fobap man auö
ben (5rbi5buncjen (Organen), welche ber menfebtiebe ©cttdbel
jtigt, auf bie ßigenfdjaften ber ©eele bei einzelnen üRenfcben
fcbließen fann. JDiefe Organe beä ©ebintS ftnb nach ihrer
gegenfeitigen Sage in naebftebenben Umriffen nach ©.'S unb
feiner ©ebu ler (namentlich, bog Dr. ©pur^betm) gebre an:
gegeben unb bie 3ablett geben ben 9?aefamfiö ju ben S3ebeu-
tungen. ©.hielt über feine £ebrc münblicbe SBortrage in oer;
fd)iebenerr großem ©täbten unb begab ftet) enblief) nach
riß, wo er als praftifeber 2lr$t lebte, SBorlefungen hielt unb
ein grofjeS mebtcinifcbeö 2Bcrf herausgab. @r ftarb 1828
auf feinem Canbbaufe ÜRonttouge bei ?)ariS. ©elbfl anges
nommen, baf (eine ©chdbeßebre, namentlich in ber »on
ihm angegebenen ?Cu&fufjTlicfcEcit unb SBejiebung auf einjdni
jDrgane, Sdufcbung unb Grbtcrjtung fei, fo ift fte boeb tm>
mer »on biftoriföem Sntereffe, unb ©. bat ftcf> burt^ WX*
fehifbene anbere, namentlich anatomifdr)e (Sntbecfungen, uns
leugbare Berbienfte erworben.
1. «tt< (»ertitbt6rit).
%. fJertpflanjuriBitrifb.
9. 3fba»f4jlcrjen^eit.
4. Äntdn(][id)fdt.
5. etreitfutbt.
6. 3nrft4rung«nff.
7. SSautuft.
8. örronbtmfllJttfr,
9. SBerfcblofltribtü.
10. CEtflertlitbt.
11 Wrtubt am Eebe.
19. SSobtroodcn.
14. ßertbruna.
15. ^offnunj.
IG. iitüt )um 3beatrn unb
btrbarrn
17. (»wilfenbafKgrXt.
18. SefHgfttt.
19. fBtfrimmte (Stgcnbttt bet
ftanbH.
20. ecbMiNirffinn.
21. ®tifin' (<iob*n«) Cinn.
Ü €54tt)fiilnn.
23. Rarbtntinn.
24. 6«alfinn.
25. Drfcnun^8(inn.
*6. 3cfrffnn.
27. 3abl(nfinn.
28. Zonftnn.
29. C^MMaii
80. ed}Qrffinn.
81. ffrgrÜDbvogl», Clrforf
finn.
Si. Btt.
SS. Sarjjäbmunsifinn.
^Google
%
ttallttpfel 1
©ollcpftl, ©allen, finb boijige, «tftltynß*« Hat*
roücbfe, »eiche auf ben JBlattcm mebrer ©attungen Gicben,
befonbrrt ber Qnercus itfeetoria, burtb ben Stier) bec
©alirceSpe ober GicbcnblaftweSipe eneugt werben. Du«
fiSeibcbcn ber ©allroeäpe legt nämlich m ein 2 och, roeldieS
fic mit bem Entert an ihrem üeibc [Renten
Stachel in bie untere gliche beS Gicbenblatt6
bohrt, ein fletneö Gi Salb entlieht burch ben
Zufluß ber yflanjenfdftt ein runblicber gru*
ner ober rechlicher AuSmucbä an ber cer-
wunbeten ©teile. 25a« CS int Ämtern be« fleU
nett Apfel« fchreilit auf unb bringt enblicr) eine
5?abe f)tnox, bie [ich »on bem febwammigtn , mit bei Seit
immer mehr oerbdrtenben Inhalte be« ©allapfel« nährt,
jicb enblicr) »erpuppt unb barauf al« SBeSpe bie £ulle
burcr>fxift unb bar>onfIiegL Tic ©aH»e«pe ifi et»aS fleiner
att bie gemeine Stubenfliege, hat einen braunen fuglicben
Hinterleib unb eine fcbvrarj unb orangegelb gefheifte Jöruft.
Sie ©aUdpfel machen einen »iebtigen .fcanbtlSartifei au«,
»eil fie wegen ber großen Stenge be« in ibnen enthaltenen
©trbeftoffS cielfacb benufct »erben. SÄan bebient ficr) ibrer
in ben (Seroerben , in ber Jarberei, in ber ifflv-
bicin unb jur Bereitung ber febwarjen £inte.
3m $anbel »erben jwei Sorten unter*
[Rieben: bie minber guten t) eilen (»eigen
ober gelben), au« benen> bie SBeSpe in ber
$egel ausgeflogen, unb bie »onüglic&ern
bunflen (blauen, grünen ober fdjwarjen), »elcpe gefam»
melt »erben, ct>e baS £bicrcben in ibnen ficr; entroicfelt. 3n
fabL @egenben finb bie ©atläyfel beffer al« in nörbl. unb
man jirht baher bie auSlanbifdhcn ben europ. vor. Am ge*
fidjtefitn finb bie le&ant. ©aüapfel (Änoppem), welcbe
Flein, böcferig, fefi unb fdb»er finb. Sdjlecbtere Sorten
t^mmen au« Ungarn, JBöbmen unb Italien. SRan erfennt
bie ©nte be« ©allapfel« barauf, bafj er im SBaffer febneu*
ju fteten« füllt.
<8taUtj eine »cm ber fceber abgefonberte bunfelgelbe unb
etwa* jdr)e glüffigfeit »on bitterm ©efebmaet, bie hn SSaf-
fer aufWölid) ift, au« SBaffer, einer geringen SRenge gelber
•JJaterie, ©weif , einer Art ^arj unb r>erfcbiebenen Saljen
rettet)* unb in bie gebet: unb »lafengaHe unterfebieben wirb,
flehe festere in ber ©allenblafe enthalten, eon bunflerer
Sorbe, bicflict)er unb bitterer ift al« erftere unb »uweilen
jar (Sntfift)una oon fogenannten ©all cnfl einen Beranlafs
fang gibt, »ei ben Saugetieren unb SJÖgeln ift bie ©ade
Crraflor unb fdbdrfer al« bei ben Amphibien unb $ifdben.
Der foaenannte ©allenftoff ifi aufjerorbentticr) bitter, hat
erm fufjlichen SJcacbgefcbmacf, einen eigentbümlidjcn ©erud)
Ob bei ben meifien Silieren eine grüne ober grungelblicr)e
Sorbe. Die ©olle ift ein wefentlu&e« 83eförberung«mittel
ber Bertauung, inbem fie fict) in ben fogenannten 3wölf*
fegerbarm ergtej?^ bafelbft mit bem Speifebrei mifctjt, jur
Serroanblung beffelben in Speifefaft unb baburtr) wteber mit-
telbar jur Gmdbrung be« Jtörper« beiträgt. Sie erleichtert
feiner burtb, ben 9ieij, ben fie auf bie JDarmwanbungen
au«nbt, bie 2c)dtigfett ber jDarme, unb bient enblicr) au et)
iur TtufnaJjme manerjer unbrauchbaren Stoffe au« bem Sölute.
SSirb bie Xbfonberung ber ©alle auf irgend ehre 2trt franf:
»•:»«« <5ow.«8tr. II.
IV Oanenflelier
baft teronbert, fo nimmt bie ©aCe felbfl bolb bie gori«
be« ©rimfpan« an unb wirb fo bitter, baf fie bie 3<lbne
flumpf maebt, ober erteilt bie garbe unb eonftfletrj beö <Sü
botter« u. f. w.r fübrt aber auc^, abgrfer)en bavon, per*
Jtbiebene furjere ober längere 3eit anbaltenbe ÄianfbeitSjus
fanbe b«bei, »ie©allenfieber, ©elbfuct)t(f.b.)u.f.tt>.
©allen »erben bie weichen, unter bem £rucfe be« 5iu-
ger« eine wellenförmige Cnrpfinbung erregenben, balb gr6»
fern, balb {(einem, falten, unfct)mrr}baften ©efdbwülfle ge-
nannt, welche bei ben f)ferben an ge»iffen ©elenfen, an
ben Scbleimbeuteln berfelben ober an ben "Sehnen t?orfonu '
mm. 9lacb ber föerfebiebenbett üjre« Sifee« unb üjre« ©ra»
be« haben fte mancherlei Benennungen erhalten, fo j. S3.
glufjgalle, Sebnengalle, Äniegalle, gerfengalle u. f. w. Utu
ter bem 2u«bru<fe gl u (ig alle oerfteht man eine ©all enges
fd)wulft, bie ficr) an ben ©elenfen ber btntem Sebentel,
feiten ber »orbem, befinbet unb bie 2biere an ber freien
&e»egung binbtrt. 3u frühe unb übermdfiige Arbeit, na«
mentlict) ju früt)ed ßinfpannm unb JDreffiren, ba« Älet»
tem auf peinigen Jöergen, lang anbaltenbe« ©eben in ja"*
ben unb tiefen Sümpfen geben jur Gntficbung be« Übel«
ßeranlaffung. Übrigen« finb il)m fd>laffe 9>ferbe mebr au««
gefegt al« gute JRace sterbe. 9>ferbefaufern biene bie S3e«
merfung, bafj fte ein *Pferb niebt in Hugenfct)ein nt^mm
unmittelbar naebbem e« einen Searfcb gemacht bat, fonbem
baffelbe wenigjien« einige Stunben rn^en laffen, benn fer>r
oft perfebwinbm bie glufjgalien nacf> einer fiarfen SSewe»
gung, (teilen ficr) aber nach einer furjen Stube wieber ein.
£>a biefelben femer im Sommer gewobnlicr) gr6fer unb fldr»
fer finb al« im SEBinter, erfobem ßinfdufe jur jS5inter«jeit
befonberet $Borftd>t. Sebnengallen finb nict)t« Anbere«, al«
wibetnatürlicbe Aust ebnungen ber Srbnenfcbeiben mit gleicf)*
xeitiaer Znfammlung tympbatifcfcer geuebtigfeiten ebenfalls
in golge ju großer Xnftrengung. jDie jur ißefeitigung ber
, ©allen empfoblenen 2Rittel finb fejhr jablreict); al« ba«
fteberfie ton ibnen bat ficr) bis jefet bie Anwenbung be«
glubenben (Stfen« be»dt)rt.
6aUenficbrr, eine b<mptfdct)lict) auf fehlerhafter © allen -
abfonbrrung beruh enbe Äranfbeit , bie, wie alle $ieber,
mit Sr6fieln/ ■'pinj, ©efubl oon Sßattigfeit u. f. ». be«
ginnt, ficb tnbcfl bauptfäcrplich burtb dufjerfi heftigen jtopfs
febmerj, Langel an Sfjluft, bittere« Aufilofjen, btttem ©es
febmaef hn SRunbe, Ubelfeiten, €rbrecben galliger Stoffe,
Störungen be« Stuhlganges, balb ßerftopfung, balb
Durchfall, gelblicbe garbung ber >ßaut, fo»ie be« SBei>
^en im Auge, im Anfange oft noer) reine, fpdter gelb»
lieb ober bräunlich belegte 3unge, großen jDurfi, befons
ber« Verlangen nacr) füblmben, fduerlicben ©etrdnfen, bun*
felgelben Urin, JDmcf, ©cfühl pon S3oQfein unb Spannung
in ber üeber unb JKagengegenb u. f. w. funb gibt 2)ie
Xranfbett entfebeibet ficr) gewöbnlicb binnen 4 — 14 Sagen
burch gallige Ausleerungen nach oben ober unten, Seron;
berung be« Urin«, reio>licr)e, oft febr ftarf riedjenbe unb
bie SSdfcbe gelb fdrbenbe Scbweifje, (Sntwicfelung eine«
AuSfcblage« um ben SKunb, eintritt eine« rubigen Stblas
fe«, wobei bie 3unge nacr) unb nach rein wirb, Gfjluft unb.
S3erbauung«fraft tdglicr) junehmen unb bie fieberhaften 53r
wegungen ficr) gattft oerlieren. £a« ©aDenfteber ift immer
18
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Gallerte
139
ein« nicht unbebeutenbe Äranfbeit, bie jwar meiflenS in Fat»
jet 3«t mit ©enefung enbet, mituntct aber boct/ auch, üble
^acbfranfbeiten jut golge bat, fo JB. guweilen in @e*
birn* ober Seberentjünbung ausartet unb bann leidet töbtlic^
wirb. Sticht feiten fommt baffelbe epibemifty »ot, bei uno"
am 1)i\x{itfttn in b«6«i ©ommetn, bei jugleieb feuchtet 2Bit*
terung unb falten dächten. 3n tteißen Älimatcn nimmt
bie Äranfbeit oft einen furchtbaren (Ibarafter an. 2flö Ur*
facb> bei ©adenffeberS rjl ÄHe5 Ul betrauten, wa« bie 2^4*
tigfeit bet 8eber ungewöhnlich jteigern unb bie fogenannte
gadige Anlage rrjrugen fann. 35a« cbolerifche unb melan*
cholifcbeJIcmperament, bet längere Aufenthalt in beißen unb
jugleieb, feuchten 8anbfhicpen , anbaltenbe ©ommerbifce, fort:
wabrfnbet ©enuß einet aU^u reichlichen, erbifcenben Äoft, fet»
ter, jtarf genügtet Slrifcbfpeifen unb geiftiger ©etrdnfe,
öftere ©torung ober Aufregung bet Sbatigfeit bet gebet
butch ©emütb/sbemegungen, wie äom, Ärger, mangelbafte
Xbfonberung unb Ausführung bet ©öde begrünben »orjug«*
weife Anlage ju ©adenfranfbeiten unb fb auch ju bem
<&alUrte Bezeichnet eigentlich jeben tbiewfchen Seim (f. b.),
»oijugäweife aber einen folcpen leimartigen' Äuöjug, weichet
al$ SRabnmgSmittel benufct wirb. SBerfcbiebene JBejlanbtbeile
be6 thierifchen Ä6rper$, »orjüglicb Änorprln, Änocpen (ba8
©cweib beS $irfebt8), #aut, ©ebnen unb oiele anbete lie*
fern ©äderte, inbem fte fich betmÄocben mit SBaffer ju ei*
net fchleimigen §lüffiqfe:t auflöfen, welche in bet Ä<$lte ju
einet weichen, elaftifcfcen, jitternbcn, burchfichtigen SRaffe ge»
rinnt, ©cbon in bet gleifctibrübe iß im aufgelojten 3u|ianbc
©äderte neben noch anbem tbietifchen ©toffen enthalten unb
trägt iur Stabrbafttgfett berfelben bei. Seiweitem meht als
im gletfcpe finbet fich ©äderte in ben Änocpen, welche tbeilS
au$ einem falfbaJtigen eigentlichen Änocbenffclett, tbeilö auS
Änorpelmaffe, welche jeneS übetatt auSfüdt, belieben. Sit
lebtgenannte SRaffe fann man fut ftch bar|ieden, wenn man
bet einet Temperatur oon ungefähr 109 9t. bte Änochen mit
ftarfoerbünntet ©aljftiure übergießt; biefe 16fr bie falfige
Änochencrbe auf unb Idßt bie Änorpelmaffe cdS eine buret^
fdheirrcnbe 5Raffe oon bet ©eflalt bet Änochen jutücf. 25er
Änorpel lofl ftch burch Äod)en im SBaffet ju ©äderte auf.
9Ran gewinnt auch bie ©äderte aue" ben Änochen, wenn
man btefe in Keine ©tücfe jerlegt unb mit SBaffet au$focf>t.
Suweilen bebient man fich hierbei be« 3>apinianifd>en
äopfS (f.b.) ober Digeflor«. 2fuct> be$ SBafferbampfS bat
man fich hüm AuSfocben bet Änochen bebient. AuS bet ges
wonnenen ©adertauflofung bereitet man unter 3ufa6 oon
©ewürj, ©alj, ©emüfen obet erbfrüebten nahrhafte ©ups
pen. — SRan ftedt bie ©adette burch 2fbbamp^tng ber ©afc
(ertauflöfung in ©eflalt fejter tafeln bac Um bie eigentlU
chen 93out((ons obet ©uppentafeln tu erhalten, muft
man jeboch ber ÄnocftengaUcrte einen burch Äochen gewon>
nenen (Srttact »on Jleifch (am beflen Scinbfletfch) jufefeen,
burch welchen bie 2afeln erjl ben eigerUh«mlichen gleifchbrüh=
gefchmaef erhalten. (@. ©elte.)
<&allicistnu0 wirb jebe au$ bet frartj. ©ptache in eine
anbere au^enommene Stgenthümlichfeit ber SSor.tfügung obet
©a&bttbung genannt.
<6alltmatl)iaß, ein 3u«brucf für SBortunfinn, Äaubet.
weifet), welcher einet Änefbote feinen Urfprung »erbanfen
foU. Gin 2?auer VSlatfyiai nämlich hatte wegen eines $ah<
ne* (lat. gallas) einen ?>roteg, unb bet feine ©arhe Bor
©triebt fuhtenbe 3lb»ocat, btt fich nach bem h^tf^atben
©ebrauche ber lat ©prache bebiente, »trfprach fich rnebr<
mald, inbem et flatt Gallas Matthiae (t>et Spahn bti WtaU
thia») Galü Matthiaa (ber SRattbiaä be$ ^>ahne«) fagte,
voci ^ benti ncitut [ t et) ctncti qt o^c n Itnjtnn b.
®al!omanu ifl bie SButh, franj. Centhmen, franj.
©prache, franj. Sanieren in ©eutfcblanb einzuführen, ge»
nannt wotben, welche ihre Urfache in bem Umfianbe fanb,
baß in bet 3That bie f?ranjofen eine 3eit lang baft in gefelliget
^>inHcht anögebilbetjle S3o(f waren unb »ugleich (ine große
politifche S3ebeutung gewonnen hotten. Q'int folche Cotliebe
für aUe« granj&fifcbe herrfchte in 2>eutfchlanb namentlich ju
unb balb nach ber 3eit griebrich'» beS ©ro^en, weichet felbfl
ganj fran). gebilbet war; fte iff abgefommen, jut lichetli»
eben ^arteatur geworben, feit wit innerlich unb äußerlich
felbjWnbig geworben, feit wit eine fcitetatut bejt^en, welche
bet franj. ben SBonang fhettig macht unb fett auch bem
politifchen ©nfluffe granfreichä burch bie SRacht beutfehet
©taaten ba» ©letebgewicht gehalten wirb.
6atoani Ollolfio), ber berühmte (Sntbecfer beä ©aloa^
niSmu« (f. b.), würbe ju Bologna am 9. ©epL 1737 gebo-
ten. (Sr würbe 1702 5>tofeffor ber Änatomie in Sologna unb
befleibete biefeS 3lmt , bis bie {Revolution in Italien au8bract>,
wo et fttf) au$ ©ewiffenhaftigfeit weigerte, ber ciSalpinifcbcn
Siepubltf ben ISBeamtenetb ju fchw5ren. (St jlatb in 25urfj
tigfett unb naettbem er fchon einige 3eit an erfchlajfung ber
©ei|le5fraft gelitten battt, 1798. 3ur ^ntbeefung bc$ ©al^
»aniSmuS fam et burch einen 3uf«>ll, als er JrÄfche »cr=
legt hatte unb bei ber Berührung mit ÜRetaden cigenthum:
liehe 3ucfungen ftch ieigten. Kufcrbem hat er ftch noch manch«
SJcrbtenfte um Anatomie unb 9>b»fiologie erworben.
<&aloanifimuö, SBoltaiamu«, gal»anifch< ober
ooltafcbe (Sief tricitit, ©ewihrungSeleftticitdt,
ift bet 9lame bet Sleftricitdt, welche burch JBetührung oet=
fchiebenattiget Ä6tpet miteinanbet etjeugt witb, unb von
einem jum anbern burch bargebotene Leitung (gew6h«li*
SRetadbrähte) überfhömt. ©egenftanbe, welche in biefe toi-.
tung (bie Äette, bet ©ttom) obet in beffen Slahe gebraebt
wetben, erfahren oerfebtebene, »um Sheil hi<hP merfmürbige
SBirfungen. ©aloani unb SÖolta(f. b.) waren bie Gn:
beefer einiger ber merfwürbigften (grfcheinungen ,bet iBetüb--
rungäeleftrtcitat unb biefelbe ijl bähet nach ihnen benannt
werben, ©aloani bemetfte 1790 burch einen 3ufaü\ bafj
an ben ©chenfeln eincö getöbteten grofeheä merfmürbige
aJJuSfeljufammenjiehungen (lattfinben, wenn man bie a»u$«
fein mit einem, bie baju gehörigen Heroen mit einem an>
bem fWetade berührt unb betbe SRetade untereinonber t»er=
binbet. Xuch anbere apiete laffen (ich ju ähnlichen Cetfu'
chen benufeen, boch behalten bie Spiere mit falten IBlute,
wie grefebe, Äröten, Schlangen, gifche, länger erregbar*
feit, a« warmblutige Sbiere.
übet bie Urfache biefer (Jrfcheinung wai man anfana* fi
Ungeroiffen, e« jeigte fich i«bocr), baff jie ©eftricitiit fet, a|
man bie adgemetnere ©emerfung machte, baf jebetmai, m<.
jwei 9RetaIle miteinanbet in »erübtung gebracht unb nadbhl
getrennt werben, biefelben entgegengefefite eieftricitit jeigei
2Ran hat fernet nachgeroiefen, baß bie biet erjeugte eieftric
Ctaivanlgmus t39 OalTanlsmus
tit (junä*fi btc pofitioc) von bem einen SRetaü" na* bem
anbetn uberffrömt, wenn eine leitenbe Berbinbung jwif*en
betten bergejiellt ift, b. b. beibe buttb einen Dtabt verbunben
ftnb, fobaß glei*fam ein Äreiölouf ber Cleftricität ftattftnbet.
Qinin jeben na* biefem ^rineip bergcftellten Apparat nennt
man eine galvanif*e Rette. (Sin febr einfacher berars
figer Apparat ift in ber na*ftebetiben 2lbbilbung bargeftetlt.
3n bem Olafe befinbet fi* ftar? mit SEBaffer verbunnte
S*wefelfäure, unb man tau*t in biefelbe eine 3inf platte Z
unb eine Rupferplatte C. »ringt man fobann beibe 2D?e«
jf% tallplatten mit ihren obern Gnben (außerhalb
<^TjTlr^> ber gltiffigfeit) in Scrätyninj , ober Hellt bie
-J SBetbinbung jwif*en beiben mit 4?ülfe von
B Drähten, bie an bie platten angelotbet ftnb
H| unb miteinanber in JBerübrung gebracht nur:
I^^^Hh ben, ber, fo ftrömt bie (pofttive) Gleftricität
|^9H fogleicb vom 3ml in bic Säurt, von biefer
na* bem Rupfet unb com .Rupfet triebet
na* bem Bin!/ wie biefe« bur* ben übet ber flbbilbung
irebenben $feil angebeutet trieb, unb biefe (Strömung bauert
fert, fo lange bie SSerbinbung bergefieHt (bie Äette ge=
i*loffen) bleibt. Der mit bem 3int verbunbene Draht,
in melden bie Gleftricttät uberjhämt, wirb ber negative,
ter mit bem Rupfer verbunbene bagegen, »eil von ibm bie
(rleftricität auSfrrfmt, ber pofitive Draht genannt. Sinb
fie *föetaü.platten bei biefem Apparate febr groß, fo fann
man bo* f*on bebeutenbe SBirfungen bamit hervorbringen,
cäbrenb anbere <£rf*einungen bebeutenbet »erben, wenn
man ben gebrauchten Apparat fo vergrößert, baß man mehre
"f lattenpaate trieber untereinanber verbinbet.
Solch eine jufammengefebje Rette [teilte juerfl SSolta
ber unb biefelbe heißt bähet na* ihrem Grrftnber unb
na* ihrer tx$tn äußern fjorm: vol tofd>e (Säule, wol
Iau* galvanif*e Säule. Die nebenftebenbe ftu
gut fiedt ben Apparat vor, bet auS Scheiben
von 3inf, Tupfer unb gilj, Such ober 9>appe,
welche lefetern angefeuchtet ftnb, jufammenge:
fefct ift Diefe Scheiben ftnb *wif*en jwet
biefe Aoljftücfe gelegt, werben feitwärtS von
©laSfläben jufammengebalten unb liegen in
ber JDrbnung, baß juerft eine 3infplatte Z,
r bann eine Rupferplatte C, bann eine gil^
, platte W u. f. f. nach ber JDrbnung Z, C, W,
julefct enblich eine Rupferplatte fommt. SOiit
irtem <5nb< (9>ole) bet Säule muß man SRetaUbräbte in
SJerbmbung fefeen f6rmen, bei beren ' 3ufammenführung
ttc Rette gefchloffen ift. Spat man mehrt voltafcbe Säu»
fo fann man au* biefe unteteinanbet wiebet ju einet
toltaf*en ©atterie verbinben, mbem man bie lefjte platte
ttr einen Säule mit ber erften platte einet jweiten Säule
B. f. f. in metaQif*e SSerbinbung (bur* Drähte) fefct.
Die Säulen hoben ben übelftanb, baß fie nur fo lange
coirtfarn bleiben, alt) bie 3u*> ober $appf*eiben feucht
Tab; bähet wanbelte SJolta bie Säule in einen SEafs
ftnappatat um, welcher au8 einer tfnjabl Waffen be«
fleht, in benen ft* verbunnte Säure befinbet, unb von be-.
nen in jete eine 3in!> unb eine Rupferplatte getaucht ift.
Tie 3infplatte ber einen SEaffe fteht mit bet Rupferplatte
ter nä*ften in Jöetbinbung u. f. f., unb bie lefcte Rupfer«
platte fann mit ber legten 3infplatte but* Dtähte in let«
tenbe »etbinbung gefegt werben, wobut* bie Rette gef*lof»
fen wirb, ©anj ähnli*, nur no* einfa*et, ftnb bie Stög »
Apparate. T ift, wie bie na*ftebenbe gigut jeigt, etn
Raffen von ^>oli, inwenbig mit ©la« aufgelegt, bet mehte
gä*et enthält. • Dut* eine Stange AB von troefnem ^olje
ftnb bie SßetaUplatten PP jufammengehalten, wel*e aDe ju»
glei* in hen Rafien T etngefenft unb aui bemfelben ber»
ausgehoben werben fönnen, unb we(*e fo georbnet ftnb,
baß beim ®nfenfen in iebe 3eQe eine 3inf = unb eine Rupfen
platte fommt, unb baß immer bie 3infplatte bet einen 3*ße
mit bet Rupferplatte ber nä*ften verbunben iß.
Sei ber ooitaf*en Säule treten, wenn au* minbet
lebhaft, auf ähnli*e äBeife Sun fen auf, xoit hei einet
(Slefm[irmaf*ine, nämli* in bem Äugenblicfe bet S*lie>
ßung bet Rette, b. b- wenn man bie entgegengefe^ten 9>oIe
berfelben mittelfl eine« Drabteä verbinbet. ffiefeftigt man
an baö (Snbe be3 DrahteS ein bünneS 2JcetaUbtätt*en, fo
verbrennt baffelbe im Xugenblicfe ber S*ließung, S3efon>
bert wtrtfam ftnb an c'ie Settungöbrähte angebra*te Roh*
lenfpi(}en jur ($r)eugung be8 Junten«. Sei bem großen
Apparate bed fön. Snftituts »u Sonbon, wel*et aud 2000
viet)iUigen fMattenpaaren hefteht, mußten bie Rohlcnfpi^en
bi§ ju etwa % 3oÜ genähert werben, bann trat bie $euer?
erf*einung auf unb man fonnte fte nun bis ju vier 3olI
voneinanbet entfernen; eä fpielte &wif*en ihnen ein unun*
tcrhro*enet £i*tfrtora. Detfelhe hatte eine fo gewaltige
$ige, baß Diamant unb ©rapbit baria in Dampf fi*
auflöfte, ^latina f*neU f*molj, Sapphit, Guarj u. a.
in gluß gerietben. Sinb bie metaUifcben Cberflä*en eine«
galvanif*en Apparats, wel*e mit ber $iüffigtett jugleid)
tn Serbinbung fommen, fet>r groß, fo gerät b ber Serbin»
bungöbtaht (et*t in ©lubjuftanb unb erhält fi* barin ju>
weilen mehre Stunben lang. 3u ben merfwurbigften SBir»
hingen beä ©alvani6mu< gehören bie *emif*en, in bem
bur* benfelhen *emif*e SSerbinbungcn aufgelöft unb anbere
hergeftettt werben, gübrt man j. 58. Dräbte (eine« ebhn
3RetaHe«), wel*e mit ben $olen einet Säule in Serbin*
bung ftehen, in ein mit SBaffet gefülltes ©efä|, fobaß ihre
@nben nicht weit voneinanbet abgeben, fo entftehen al^balb
99lä«*en, wel*e an bem einen Drahte Sßafferftoffga«, an
bem anbem Sauerftoffga* ftnb 5 baö ffiaffer wirb- nämli*
in biefe feine beiben Seftanbtbetle gerlegt. Kuf ben lebenbi»
gen Rorper hat ber ©alvanidmuö eigentbümli*e 2ßirf un^cn,
Gama l
welche matt f> b 9f t o (ogtf c nennt gaf? icbcS Crcjan be«
tbierifcpen 8eibe3 erteibet (ine eißenttjümlidje galoanifcbe
flceijunq. ©ringt man heterogene SRetaue, j. ö. 3inf*
unb Äupferplattcn, mit bet äunge in »erübrung, fobafi
bie eine auf., bie anbere unter ber 3unge liegt unb beibe
mit ben Sidnbetn jufamraenftofäen, fo nimmt man (in(n ei»
gentbümlicben rctbcrltdjcn &c : mabr. SBirb an ben
einen SSinfel be« Buge« ein Stürf 3inf unb an bie innere
gippenflacbe eine ©ilbermunje gebraut, fo gewagt man im
Hugenblicfe, wo beibe Stalle ftcb berubren, ein blifcabnli*
öjti ßeucbten im berührten 2luge. Sine »oltafcbe ©äule
ertbeilt beftige ©cfjläge ober Grfajutterungen, wenn man
ibre entgjsgengefefeten $ole jugleicb mit feuchten gingern be»
rührt. URan bot ben ©aloaniSmu« wegen feincS mächtigen
Ginfluffcä auf ben menfa)licben Äirper oielfacb al« Heilmit-
tel anjuwenben oerfuebt, obne jcbod> bi« jefct ju beftim*
menben »efultaten in «cjug auf feine 4>eilftüft gefommen
}u fein.
(&ama (83a«co be), geb. 1450 ju ©ine« in Portugal,
entbeefte ben Seeweg naä> IDftinbien, inbem er juerft bie
©übfpifce Xfrifa«, ba« Gap ber guten Hoffnung, umfuhr,
unb machte auf biefe SBeife eine unfehlbare &ueUe be« .ßan*
bei« zugänglicher, ju ber man frufcer nur mit unfagltcben
©cbwterigfeiten ju Sanbe mitten bureb bie roben ä>6lfec
2Cften^ gelangen fonnte. ©djon früber hatte {Bartolomeo
Diaj (f. b.) biefen 23eg betreten; unb 05. betrog ben Jtö>
ntg »on Portugal, Gmanuel ben ©lucflicben, if?m vier Schiffe
mtt 160 9Rann Seeleuten unb So [baten ju geben, um ben
ftibnen SBerfucb, , ;u SBafjer nacb 3nbien ju gelangen, weu
ter ju »erfolgen. 2fai 9. 3uL 1497 würbe bte Gntbecfung«*
reife angetreten unb am 20. 9lo». fegelte @. um ba« Gap
ber guten Hoffnung. Gr (anbete bei Sfiojambtque unb bei
SRombaja, beibe an ber srfrfüfic Bftifa«, würbe aber feinbi
lid> bebanbelt. greunblicber nabm ibn ber Jt6nig »on bem
nabegelegenen ÜRelinbe auf, oon wo au* er bur$ ben inb.
iDcean nacb ber Äufie SRalabar (ber Sßefifüfle Sorbettn*
bien«) gelangte unb bei bem in einer oon 4?inbu« bewobnten
©tabt Jtalfutta berrfcfyenben 3amorin (b. |. Jt6nig ber
nige) freunblube Bufnabme fanb, welcbe mo&ammebanifc&e
Äaufleute, bie nacb Jtalfutta banbelten, jmar auf einige
3eit ftorten, ©. jeboeb balb wieber b«iuflellen mujjte. 3Rit
»riefen beS äamorin an ben Jtönig Gmanuel feinte @. nacb
Portugal juruef unb lief nacb «'"f* Bbwefenbeit von jwei
3abren unb jwei SRonaten im £afen oon fciffabon wieber
ein, aber »on feiner ftcb mit eingefcbijften SRannfdjaft
waren nur no<b 55 übrig. &. begab fjcb junicpfl in
ein Jtlojier, unb erft naa)bem er hiev eine »Boche im
Gebet jugebraajt, bielt er unter allgemeinem Jubel fei«
nen Gin$ug in bie ©tabt unb erfebien »or bem Äonige.
®. erhielt ben SEitel eineS Zorn unb ben eines Xbnü>
ralS ber cflt. Speere unb fpäter nod) bie SBürbe eined
®rafen von Cibigueira, cm Sbeil brt JRetcbJroappm«
würbe in fein ©efcblec&Mwappen gefegt, i(>m ein 3abrge»
balt oon 3000 Zuraten benimmt unb ibm baö «orrc<*t
gegeben, bei jeber Steife nacb 3nbien 200,000 GrufaboS auf
eignen 9cugen einzulegen. X6nig Smanuel fenbete nun
1500 'pebro Vloare} (Sabal mit 13 ©ebifen nacb üfrbien,
um bie Cntbecfungen jum SBortbeil ber i)ortugiefen fieber
ju jfeQen. ©cb^on nac^ einem c f ehrte Gabrai, jwar mit
LO Gang es
Steicjbtbämern betaben unb t>on manchem Erfolge gefront,
ober obne feinen 3wccf wegen »tclfacber Sfeinbfeltgfeiten, bie
ibm .entgegengetreten wären, ö6Etig erreiebt gu baben, nacb
^ortugat »uruef . hierauf würbe 1502 Saico be 03. jum
^weiten SOlal, bieSmal aber mit einer Jtott« oon 20 Scbif-
fen, nacb 3nbien gefchief t. Gr machte bin mebre Groberun*
gen, fchiofi mit r er f*i ebenen einbeimif<ben Surften oortbeil*
bafte Bertrage unb bemütljigte fernblieb gefinnte Surften, na»
mentlicb auch ben 3amorin oon Jtatf utta, ber fieb fett feiner
legten Xnwefcnfeett feinbfelig benommen hatte. 3n einer
Seefchtacht gegen 29 oon temfeiben au6gerü(iete ©ebiffe
madite er reiche {Beute. 3n Äocbim errichtete er eine por»
tug. gactotei unb mit ©cbä&en reieb bclaben febrte er 1503
nacb Portugal jurüct unb bielt in 8ijfabon einen feierlichen
Ginjug. 3>ranj be Xlmeiba unb 21 [fem? be Ttlbuquerque
(f.b.) befefiigten bie portug. 9?cacbt noch mebr in jDftinbten ;
enbiief) a'otx würbe 1524 Baöco be ©. jum britten Scale
mit 14 ©ebiffen »on Gmanuel** 9lacbfolger, bem Jt6nig 3o»
bann III., obgefctjicft unb jum CUefönig oon Snbicn er»
nannt 9cur brei Monate oerwaltete er aber biefe* 2t mt;
mitten unter ©iegen über bie Gingeborenen fiarb er am 24.
2>ee. 1524 ju ®oa, welcbe« bie ^auptßabt ber portug. iöe»
jungen in JDftiitbien werben foOte.
<&ange« , einer ber gr>en unb tnerftoürbigften SlüfTe
ber Grbe (oergt. welcher feine ÜucHen auf ben un»
gebeuern ^>6ben tti ^imaiAiiagebirgeS hat, unb au6 bet
Beteinigung ber beiben fleinern glüije öagbiratbi unb 2£la»
!ananba, bie bei ©rinagar (©erinagur) jufammenfommen,
entftebt, anfangt fübL, bann immer mebr in öftt. Kicbtung
im Horben »on 4>inbo|ian jh6mt unb fieb enblicb, bureb
unjäbligt gjlunbungen in ben bengal 9»ee»bUfen etgie^t
Diefe SKünbungen »erjweigen ftcb fo unb werben babureb
fo Hein, bag nur ber weftl. bei Jtaltutta, ber $ugtp unb
ber 6ftt. mit SeefchifFcn befahren werben f innen. Sammt
liebe SKünbungen bilben ba« ®ange«»Delta (f. Delta;,
welcbe3 bie 3nbier ©unberbunb nennen. 3n ibm fetjt
ftcb aller Schlamm ab, rc eichen ber grege Strom mit ftdf>
fübrt;' ber Sßoben ift oon unjabligen natürlichen Jtanälen
burchfebnitten, unter benen man acht Hauptarme Ui ©angeö
unterfebeibet; bidite äBalbungen bebeefen bie Ufer, weiebe
»on wilben Spieren, namentlich »on bent großen bengaL
Siger, aber nur »on wenigen, in fieter SobeSgefa^r fcbtve
benben, SRenfcbcn bewohnt werben. Zufer ben retgenben
ahieren ftnb bie peftartigen Dünfie, welcbe bie btifie ©orme
aufregt, nerhecrenb. Unter ben »telcn SRebenftüffen be§
©anged ifi ber Suramputer, eigentlich fSrabmapu»
tra, am merewurbigften, ber auf bat ©ebneegebirgen bet
cbjnef. ©renje entfprtngt unb (üb für* »or feiner SXunbung
erft mit bem oftlicbfien Strome beö ©angeä »erbinbet. 83 e
beutenb finb aueb bie 5RebenfIüffe Sefta, Gofi, ©unbuF,
©ojra unb Dfdbumna. 2^ b mich wie bet 91 il (f. b.) wirb
ber ©angeeV ungemein fegenftreieb für bie um ihn liegen ben
©egenben burü) bie iabrlia) regelmäßig eintretenben Über»
febwemmungen, bie »on bcm@cbmeljcn brt©cbneeö im ^)i»
maUpagebirge unb »on bem wäijrenb ber fRegenjeit t)etab>
fattenben Sßaffer erjeugt werben. Der Strom erreicht bei
benfelben oberbalb beä Delta« eine SBafferböbe »on über
30 g. Da« 8anb wirb bureb biefe UbeTfcbwemmungen nid>t
nur fruchtbar gemacht, fenbem auch in feiner ©eftalt tici .
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Gangllengystcin 14
ta* »eranbert ; Strecfeii »erben »eggeriffen unb anbete an*
<fff$»emirrt, unb ber Strom felbjt oeranbert fein nur in
loefercS (Srbteicb gegrabenes Bett. 2>aS SBaffer beS ©an.
geS foQ iid) buwb angenehmen ©efdjBiacf unb baburä) ouä<
»eignen, baß «$ 04 l«tt8e °&ne iu »«betben. SS
\ft uberbieS wie bet gani« gluß ein ©egenffanb religiöfer
Belehrung bei allen #inbu3 unb macht baber einen wichti*
gen #anbel$arti!el in Snbien au*. ffiafcbungm im ©an»
0« werben für \)t\U unb fegenbringenb für biefed unb ie«
BCf geben gehalten, J?r<m?e fucfjen burct) fte ©enefung $u
ertangen unb eS ijx namentlich fftr ba* ^>til ber Sterben--
bcn widrig, baß fte ton bem b"%n «Baffer genießen
ober in ben gluten beS ©angeS baben, ct>c jie ben ©eiji
anheben. 25ie 'Äfct;c ber lobten wirb jum #eile berfelben
in ben Strom gefhreut SBallfabrten, ju bencn ficb oft
eine ungebeure 2J?enfchenmenge jufammcnfmbct, welche- nei
benbei aud) nocb JpanbelSjwecfc haben, werben nach ben
SJNrnbungen beS ^eiligen Stromes ju unternommen. Utn
jdblige 3?agoben flehen baber an ben Ufern bc3 ©angeS
unb namenttieb bettig gehalten ftnb bic Sßaafatjrte orte #urbi
war, XOahabab unb JSenareS (f. b.).
<e5anglienst)9tfm b'tßt ein befonberer JEIjetl beS Nerven«
fnjlemS, ber »orjugSweife bie ber Grtjalttmg bc3 Jlorperli»
eben, bet (frnahrung bienenben, in bcn eittgeweibebobten
befüibticben unb bem (Sinfluffe ber Seele entjogenen *b«ile
unb Organe beS .ÄörperS mit 9terv>enfabcn eerforgt unb fiel)
fowol bureb feinen Sau, aß au<b bureb feine ganje Bnorb«
nung, 8age unb Bertheilung »on ben mit bem ©ebrai unb
gjücfenmarf in unmittelbarer Berbinbung flebenben 92ett>en
unterfebeibet. DaS ©anglicnfvftcm nimmt, im ©egenfafc« ju
bem ©ebitn unb Stücfenmarf unb ben ju biefen geborigen
9?eran, bie ©nbrücfe ber Äußenmelt ebne JBeroußtfein auf,
fleht übrigens mit allen StücfenmarES • unb Sinneöneroen in
Berbinbung, »ermittelt babureb unb bureb feine eigne Ber»
iroeigung eine 3Renge fogenannter Sympathien unb jeidmet
ich binf«d?tlid) feiner anatomifeben ©genfd>afteii h*uptfÄcb«
lieb bureb eine große Enjabl »on fogenannten 9cert>enfnoten
(©anglien) aus, bie t>on oben nadb unten \u beiben
Seiten ber Sßirbelfäule in einet geroiffen JDrbnung auftin*
anbei folgen unb ben SRerten gewiffermaßen als Bereinig
qungSpunfte bienen.
©ans, eine ausgebreitete gamilie bet Schwimmvogel,
tie ficb burtb geraben, jiarfen, breiten unb mit tveittjer £>fer»
Uut bsbtduu S4>»akl, breiur, fleiföift" unb am ^aniK 8es
utatet Bunge, lurje, jiarf«, jitmlicb weit nach hinten gt>
jtcOte güße mit einet ganzen Schrotmmbaut unb einet freien
Atnterjebe unb bureb toacfelnben ©ang auöjeichnct. 3u biefet
Emilie gehört bie eigentliche ©an§, bie SaucherganS, bic
(znte (f. b.), bie fttberganö (f. b.) unb bet Scbwan
• i. b.). Die eigentliche ©anö bat einen jiimlich großen Schna<
bei, beffen Scbnetben mit fegelfirmigen 3abnen befett finb,
nnb 'hat einen aefchieftern ©ang, al« bie meiflen Böget biefet
SamUte. — «Die »ilbe gemeine ©ans iß «in Bugoogei
unb bie beerben, welche im SBinter nach Süben jiehen, biU
bm im S'uge jufammtn ein Dreitcf ober einen Fintel.
Ston ihr fiamnit unfete gemeine £au$gan8. Sie erreicht eine
ginge «on brei gu§, bat einen orangegetben Schnabel mit
wtWdfa Spifee, fleifchrothe, gelbüche, gefc^u»pte gu§e, gtau*
btaunen obet afchgrautn Äopf, Kacfen, Jtebje unb Übet»
t Gans
rufen, afchgrauen Untertucren unb Scbulterfebern, grauroei«
gen IBauch unb Schman), jener mit braunen Slccfen, unb
bunfelbraune, nach ber Spi^e }u fchroarje Sebroungfebem.
25a* SBeibdpen jeidmet ftch bureb einen ctroa* hellem $all
au& unb ift Flein er als ba* SRännchen (ber ©an f er ich).
Sie bauet ihr ÜReß in ©ras, Schilf u. bgl. unb legt idht*
lidj 4 — 8 fcbmujig grünltcbmeige (Ret, bie fte in tuet SBo*
eben ausbrütet. £Me Sebtm bet roilben ©anS ftnb bauetf
haftet aLö bie bet jatimen, baS gieifd? ifl dhnlid), aber %i(?er.
— Die gemeine $au6gan* rotrb wegen ihrer gebern
unb wegen ihreS gteifcheS unb getteS gehalten. 5Wan treibt bie
©anfe in beerben auf bie SSJeibe unb erhalt fie im Stalle mit
©er|le, £afcr, gehaeften Äartoffeln, SJüben unb bergL Um
aber bie ©anfe teebt fett ju machen unb befonberS um ju be*
wirfen, bag txt eine große 8eber befommen, wenbet man eer*
fchiebene SRdjtungSarten an. Huf befonbece SBeife werben
biejenigen ©anfe gemapet, eon benen man bic JBruft
tum Stauchern benu^en will — 2Me SttngetganS hat
fchwarjen Schnabel, güpe, Äopf, ^alS unb JDberbruft unb
um ben grögern Sheil beS ^alfeS einen Sting; ber 8eib ifl
graubraun, ber 2£fter wetg, bie Decffebern ber glügel finb
fchwiirjlich, weiß geabert, berSdjwanj ijl fthwarj mit wei«
fien gtecten. Sie fommt im SBinter auS ben nötbl. ©egen«
ben, wo ihr« eigentliche Äeimat ijl, juweilen nach 2Rittet=
europa. 9Ran erjdhH« fc$tx t>on ü)r, fowte »on ber Stotb*
ganS bie gabel, baß fi« «uS ben JBemictcmufcheln entflanbe,
welche an ber SReereSfujle mit thten gebem an 3»eigen
Google
Ganymcd
143
Garden
bdngen bleiben. — Die ©aatganS bat einen fetwarjen
©cjmabel mit pomeranjenfarbenem Öuerbanbe, rotbe guße,
bunfelrotbgrauen Jtopf unb #alS, b,eagrauen UnterbalS unb
Unterleib, fcbroarjgrauen jDbcrrücfen, bunfclbraunen ©cbwanj,
etwas über benfelben eorragenbe Brägel, bunf elgrüne ©dbwani»
ftbern unb fommt in großen ©cbaren au* ben n&rbl. ©e»
genben n«<b aRitteleuropa. @ie tft äußerjt fcbeu unb laßt
jtcb bafcer föwer fließen. — 3Die StotbganS tyrt »ei«
ßen-Kopf, Äe^le, iRütfen, »aueb unb ©reiß , fcbwarie glü*
gel unb @cbwanj, braunroten BorberbalS unb SBruft. @te
lebt im nirW. 2tften. — Die ©cfcneeganS bat einen
orangefarbenen ©cbnabel, gelbliche «Stirn, rottje §üße unb
iß übrigen« weif, nur baß bie ©cbwungfebern jur Hälfte
fcbroarj finb. ©ie Übt im Korben »on flften unb Ämerifa
unb man erjctylt als ffleweiS ibrer Dummbett, baß fte bie
»eroobner jener ©egenben auf folgenbe Brt fangen. €in
ÜRann in weißem $elje gebt unter fte, bann machen Un-
tere in einiger ßntfernung 8ärm unb ber weißgefleibete
ÜRann gebt nun ben ©dnfen »oran, welche ibm folgen unb
ftch, unter ent SRefe ober eine $ütte führen laffen.
(Stonrjincö, nach ber grieeb. ©age ein ferner Änabe,
ber auf bem IBerge 3ba bei JJroja bie ©chefe hütete, »on
3u»tter erbltcft unb in ©eftalt eine« Ablers entführt
©eitbem erebcnjte er bem Bater ber ©6tter unb 2Renfcben
ben SReftarbecber beim ©6ttermable. Die Jtunft bat ibn
häufig jum ©egenftanbe ber Darfttllung grnommen, am öf«
terfien, wie er »om 2ß>ler «um Gimmel aufgeführt wirb.
Garantie, fo biet al« S3ürgftb>ft (f. b.) ober @cj
wdbrleifrung. SBenn trgenb welches BerrragSöerbdltnfß jwi*
feben $erfonen ober Parteien eingegangen wirb unb eine
britte leiftet ©arantie, fo beißt biefeS, fte haftet mit ihrem
eignen Bcrmögen für «rfüllung beS BertrageS, inbem fte
entweber bie fdumige gartet jur BertractSerfülIung anhält
ober, fall« biefelbe außer 0tanb iji, baS Berfprecben »u lei»
flen, jtatt ihrer bie BeTbinblicbfeit loft. Äm bduffajfen iff
t>on ©arantie einer britten 9Racbt bei griebenSfcbtüffen bie
{Rebe, wo fte bann eine Berpflichtung iß, bieSRacbt, weiche
bie gfriebenSbebingungen nicht erfüllt, mit ber anbern
tei gemeinfebaftlieh ju Erfüllung betfelbm anjubalten.
te?arl>aöee, ital. La^o di Garda, einer ber großen «Seen
JDberitafienS, welken bie alten SRomer Benacus nannten,
im lombarb. = »enet. Königreiche, ba, wo bie ©ouoernemcntS
9Railanb unb Benebig jufammenftoßen. ÜRit feiner Sübfpifce
reicht er nach, Sirol bmein. Sr iji 8 SR. lang unb 1—3 2R.
breit, nimmt bie aus SEirol fommenbe ©orca Jie&ft mebren
anbern Keinen glüßcben auf unb esgießt an ber ©übfpihe
fein SBaffer bureb ben 3Rincio in ben $o. 3n ber SRitte
ber JDftfüfte beS ©eeS liegt ber SRarftflecfen ©arba. SRacb
Berona unb SRantua bin wirb ba« 2anb flacb, wabrenb
fonft ber <5ee ring« bon ben an bie Ttlpen \\d) anfcfiliei
ßenben ©ebirgen umgeben ift 3n ibm liegt bie liebliche
3nfel ©irmione. Dte ©ebiffabrt auf bem ©ee wirb bur$
bie 4)eriobifcben SBtntc, welche auf ibm benrfc^en unb oon
benen ber ©ower »on SRitternacbt bi§ 5Wittaa au« SR, ter
jDra »on SRittag bi« 3(benb« au« ©. roeljt, febr begünftigt.
©egenrodrtig wirb ber ©ee aueb regefmaßig mit Dampfboo^
ten befahren.
f , .
Garvert, b, l>. SBacb^en, Reißen urfurünglicb biejenig^en
fif beulen 2nicpen, welche ftundcbft )ur »ebectung be« Sur:
ften bienen; in neuerer 3eit tfl bie ©arbe eine Äbtbeilung be«
flebenben «^eere«, in welche nur entweber bureb Sapferfeit
ober, wa« ^urtgrr, burt^ Äirperftdrfe unb ®r6ße au«ge»
jeic^nete 8eut< aufgenommen unb mit befonberer ©orgfalt
auögeflattet werben. @o>on in ben dlteften 3eiten bielten
fieb, bie Surften 8eibroac$en, mei|l aber in geringer Änjabl,
nur oon bem unermeßlia) reiben unb pracbtliebenben f)erfer=
I6nig Serres wirb erjdblt, baß er mit einer ©arbe oon i2j000
Kettern unb 10,000 gußfriegem in ben Ärieg gegen ©rie»
c^enlanb über ben <£>eüeSpont ging. Die ?eibnx>cben ber rim.
Äaifer (bie ^)rdtorianer) finb bureb, ibre Anmaßungen be;
tübmt, inbem fie auf bie Befe&una be« S^ronS einen gro-
fen<SinfIuß gewannen, ben neuen Jvarfer, t>on bem fie burtb^
reiche ©efefeenfe beßoeben würben, ausriefen, ja fog«r bie
^errfcb,aft an ben SReiftbietenbtn »erfauften unb Äarfet enu
tbronten, bie ibnen ju wenig freigebig fa)ienen. 3m SRit;
telalter famen bei ben Surften bie mit ^eOebarben bem.vi
neten Trabanten auf, welche, weil fte großentbetl« a(S ©dfbner
in ber @cb,weij geworben würben unb weil ibre Äletbung nn
förüngfieb fo>wetj<rifcc) war, aueb ©o>weijer bießen. Der gldn-
jenbe frartj. ^of ging anbern ^pdfen auch in ber ©nricbTtung
»ablrei<$er unb pracc)n>olI auSgeftatteter ©arben ooran. ©ie
bilbeten feit Bubwig XIV. ba« fogenannte „tintglicb> -£>öu?",
welches auS ©arbeS bu SorpS, ©enSbarme«, Gbeoeaurlc-
gerS, abeligen 2RouSqueriren, ber ©{bweijergarbe unb ben
franj. ©arben beftanb. jBerübmt war fpdter aud) bie „potis
bamer ©arbe" be« ÄinigS griebrieb SBilbelm I. »on f>mißen,
welcbe auS febr großen beuten beftanb, bie ber Äc-nig au«
allen ©egenben jufammenjubringen fucl)te unb für bie et
eine große Borliebe begte. Die gtJßte »erübmtbeit bat
9tapoleon'S ©arbe, namentlich bie „alte ©arbe" erlangt, ben
Kubm unüberwinblicber SEapferfeit. 3n fte würben nur be*
wdbrte Jtrieger aufgenommen, ©ie beftanb, al« Sonfular?
garbe, anfangs nur auS brei SBataiaonen gußfolbaten unb
jwei ©cbwabronen gu $ferbc. ©pdter jdblte bie gejammte
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Garderobe
143
Garrick
Sorbe 68 ©ataiftonS, 31 (SScabronS unb 80 ©efcbüfee.
Seit ber SulhiSrevolutton gibt et in ber fram. Xrmee feint
(Sarben mebr, bagegen aber in aßen übrigen <peeren, wo fit
»um ZbtH auS angeworbenen ©tbwcijerreaimentern befieben.
faxt jablreicbfte ©arte ifl bie ruff. ; fit befteht auS ben Sttxn*
trappen ber ruff. 2rmee unb jdr; It gegenwdrtig 42,000 2Jt.
<e3arörrobc beißt fcwol bec ?>Ia&, an welkem Stich
tL-ngSftücfe aufbewahrt »erben, als bie ©efammthett aller
JtleibungSfrücfe, weldbe eine $erfon befifct Surften, SEbea*
terbiTtetoren u. a. *f erfonen, welche eine große SRenge Jtlet»
tungSftücfe Raiten muffen, pflegen eigene ©arberobierS,
Suffeber nnb tfuffeberinnen über bie ©arberobe, ju Raiten.
<$artt brjeichnet urfprünglicb eine S3erfcbiingung von
gäben, in rpeltfieS ftcb ©egenftdnbe, j. 53. Spiere »erwicfeln
rönnen (baber umgarnen), fobaß fie feftgerjalten »erben.
Ttan nennt baber bie Stefce ber Sager unb Sifcber, bie
wirbt faefformig Jtnb, ©arne. ©orjüglich »erben aber bie
langen gdten ©ante genannt, in »eltbe $flac$S, SBoHt,
öanf , SBcrg unb bie «ßaare ber angorifeben 3iege gewonnen
rrrrben. £»aö julefct genannte ©arn beißt jtamelgam, bie
entern Leinengarn, SBoUrngarn u. f. w. 2)iefe ©arne ntx-.
ttn fdmmtlich jur SBeberei gebraucht, unb ba bie ©üte beS
©twtbeS größtenteils \>on ber geinbtit beö ©arnä abbangt,
\'o bat man, um tiefe (nacb Stummem) ju btftimmen, eigne
©arnwaagen erfunben. 3m Ellgememen ifl namltd) baS
©arn bejto feiner, »je geringer fein ©ermtht bti glcichbltü
btnber Bdnge ift JDie ©ame »erben jum Sbeil gebleut
(f. ©leichen), ebe fie ju ©eweben uerwenbet »erben, wo*
bei man fie auf dbnlithe SBeife wie bie 3tuebe btbantelt.
£a$ baumwollene unb wollene ©arn t\iv.it au* bann noch
tiefen ÜJtamtn, »enn mebre ftaten jufammtngebrebt finb,
trdbrenb fo jubcteittteS leinene^ ©am 3»im beifit.
(Parntßon beißt bie ©efammtbeit ber jur ©efafcung tU
ner ©tabt ober Jeftung geb6rigen Gruppen. SDian unters
febeibet ©arnifon* unb gelbbienft, inbem jener alle
Pflichten bcS ÄriegcS in fich fcbließt, welche bei Hufentbalt
in S'ffaiWt unb "überhaupt in ben ©tanbquartieren wdbs
renb bef) JriebenS tjorfommen, tiefer bagegen bie JDbltegens
:en rodbrenb tirreS gtltjugcS in ftcb begreift.
<e?amitur iji bie ©efammtbeit aller 3itvatben, welche
-m @(bmucfe eines ©egenflanbeS bienen. 2Me »efentlicbm
erüefe beS ©tgtnflanbeS gebören baber nidj)t jur ©amitur,
:. ©. niebt Bauf unb ©^loß eine« ©emebreS, wol aber
iBt übrigen SRetaüjtütfe an bemfelben. ©arniren beißt
©efefctn mit 3teratben, j. ©. ber Äleiber mit ©pifcen,
Ämb u. f. »• , ber jum Äuftraaen auf bie Safel bereiteten
:n mit ©lumcn, ©aefroert u. bergl., ber *))retiofen
: Sbelfteirim u. f. w. 25ie gen?6bnlicben, auf beiben
edlen auögefebmeiftcn Srefftn »erben »orjugönjeife ©ar*
niturarbeit genannt
<farrtck (2>auib), ber berübmteffe engl. «Stbaiifpif
. war ber ©otyn eines au5 ber Stormanbie ftammen-'
a engl. öapitainS unb »urbe am 20. gebr. 1716 in eis
in Scb?nfe ju -£ereSforb in ßnglanb geboren, »o fTcb.
rein SJater auf S&erbung befanb. Qr geigte frübjeitig 9?eis
utff unb 2(nlage jum ©cbaufpieler. Stotb niebt 12 3abte
:t, trat er mit einigen feiner 9JIitf(f>üIct in einem Suftfpiel
iuf. Sein SJater braute ir>n naebbet ju einem reitben tifytim
nacb flffabon, ber ein SB8einb<Jnbler »ar, aber bie ©eftbaffe.
benen er fitb ^ier xu unterjieben batte, gefielen ©^ fo wenig,
baß er febon nacb einem 3abre jurücf fctjrrc unb nun ben
SGBiffenfcbaften unter geitung be* naebber .botbbcrübmten ©e>
lebrten ©am. Sobnfon ftcb »ibmete , »elcb« .ibn 1737
naa) ?onbon begleitete, wo er ftcb bem ©tubium ber JRecbt«*
»iffenfebaften wibmen wollte. <ix t>erwecbfe!te biefeö ©tui
bium balb mit bem ber äRatbematif unb Sogif unb legte
Jpdter mit feinem ©ruber jufammen einen SSeinbanbel an.
Aber öueb biefe« ©efcbdft gab er auf; um ftcb enblicb berjes
nigen Xunft ju wibmen, ju welker ibn angeborene« Xalent aU
lern befrimmte. (5r trat juerft 1741 bei einer wanbemben ©cbau*
fpielergtft Ufcbaft ju SpSwkb unter bem angenommenen 92a*
men gpbbal auf unb gewann gleich bei feinen erften J)arfteU
lunaen ungeteilten ©eifalL Stocb in bemfelben 3abre trat er
junacbfi auf einem ber fleinern &beater in Bonbon in ©baf j
fpeart'8 JRicbarb IH. auf unb fanb fo ungemeffenen ©eifaB,
baf tiefet Xrauerfpiel 17 9Ra( bintereinanber gegeben würbe.
Stirn war fein 9?uf begrünbet. 6r fpielte abwecbfelnb in -Jon*
bon unb Dublin, unb untemabm an beiben Orten in ber
golge eigene 21; eatei -unternebm unge n. Qx braebte bie Scbitu»
fpielfunfl ju einer ^6tie, bie fie bis babin nacb nie erreiebt
batte, inbem er bie ©cbaufpieler unteniebtete, 2)ea>raHonen,
SOfufif unb 2an*, t>erooUfommnete unb namentlich baS enaL
JJufrfpiel Bon ben Unfittlicbfeiten reinigte, von benen eS früs
ber erfüllt war. Sinem fo auSgejeicbneten 9)tanne tonnte eS
niebt an Steibem fehlen, benen eS juweilen gelang, auf furje
3eit bie große ©affc gegen ifjn aufzureihen. (SS würben ibm
jweimal eon ber wütbenben SWenge jDecorationen unb
br(S im 2beater jrrflort unb bie genfler eingeworfm. T>cx
le|te berartige SJorfaU bewog ibn, 1763 mit feiner grau (bei
berühmten Zdnjerin SBioletti) eine }weijdbrige Steife nacb 3ta<
lien, Sranfreicb unb £eutfeb(anb tu matben, bie einem
2riumpb$uge glieb. Starb feiner Stneffebr trat er wieber in
Bonbon auf unb »erließ erft 1776 bie ©übne. <&x lebte bie
lefete 3fit feines 8ebenS auf feinem fcanbfifce bei Bonbon unb
ftarb bafelbff am 20. San. 1779. SRan beerbigte ibn mit gro*
ßen geierlicbf titen in ber SSBeffminfierabtei, nabe bei bem bort
errichteten ©enfmale ©baffpeare'S. — ©. war niebt nur
©cbaufpieler, [entern aueb Siebter, er febrieb mebre 58ufmen=
ftücfe, dnberte anbere nacb ben ©ebürfniffen beS 2beaterS
um, febrieb fiele Prologe, poetifebe Gpifteln unb anbere ©e*
biebte. 2C13 ©cbaufpieler batte er bie große SBirf ung , bie fein
©pitl beroorbraebte , ber außrrorbcntltcben 'Otaturwaljrbeit ju
»erbanfen , bie er auf baS SJortbeilliaftcjtc t-on ber »trfebrobes
nen SDcanier unterfebitb, in »elcber ftcb bie meiften ©cbaufpie»
ler bewegten. 2Me Beibenf cbaften, welche er barjujlellen batte,
brüefte er fo oollffdnbig aus, baß man fagen tonnte, jebeS
©lieb an itjm jeigte ftq turebbrungen unb beberrfebt pon ben»
fetben. ©efonberS feine ©eftdjtSjuge batte er wunberbar in
ber ©ewalt. Oft fpielte er mebre Stollen in bemfelben
©tücfe unb war in jeber ein völlig Unterer. Wtan er^äblt
t>on ibm mebre Äneftoten, welche bie ©otlenbung feiner
tWimif bewrifen. 31S g. ©. ber berüfjmte gielbing (f. b.)
gejlorben war, wünfehte man ju ber Xuögabe feiner SBerfe
fein Portrait, fanb aber feine «bbilbung beffelben. ©. be«
gab ftcb ju feinem Jnreunbe, bem berubmten 9Raler «öo*
aartb (f. b.),' büßte fieb in einen SJtantel, nabm bie ^b9*
ftognomie gielbing'S an nnb »infte t'bm, ber gielbing'S
©eifr ju feben glaubte, ibn ju malen. „Gi(e mtc^ ju malen''
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txrf er ü)m ja. $ogartb geborgte unb fo wwbe 1«« ge>
wünfd)te febr abnlid)e Portrait erbalten.
©artm nennt man icbeS auf trgtnb eint ffietfe um*
grenjte, fünfHid) angebaute 8anbftüa\ »eld)ei bie »eftinu
rnung bat, entweber bnrd) ben ertrag «n öaumfrücbten,
burd) 3ud)t eblet föaumarten (fBau rag arten), bnrd) <tu
trag an ©emüfe (©emüfegarten, Jtüd)engarten)
«Rufcen ju gewahren, ober baa nur jum »rrgnügen bienen
foH (8uftgaTten), inbtm eä ba9 Auge burd) ben AnWic!
fcpdner ©ewdtbfe, namentiid)»lumen (»lumengarten) er«
gofct, fcbattige »aumgdnge liefert, romantifd)e Anfid)ten unb
Ausfielen barbietet u. f. w. 3« Allgemeinen tonnte man
alfo bie®drten in Stub1 unb fcufigdrten abheilen, unb jwi«
fdjen beiben würben nod) bie Z\)\ er gärten fteben, n>e(d>e
jum Aufentbalte meiflene feltener Spiere, bie einer bcfon»
btrn Pflege bebürfen, bienen; bod) »erben febr bdufig eer*
febiebene Arten tum ©Juten miteinanber »erbunben. Die
. ©drtnerei bejiebt ftd) auf bte Anlage ocn ©drren , bie Pflege
bcr ©ewacbfe, tbr« gortpftctn jung , SSereblüng u. f. n>. unb
wirb, fobalb ei bei. ber Anlage eines ©arten 5 auf Schön;
beit ber Partien, 3ucbt eblcr ©cwdcbfe unb Anorbnung ber»
felben ju einem bem Auge wobltt)uenben ©anjen anfommt,
Htr ©artenfunft. man bat lange gezweifelt, ob in
SBahrbeit oon einer feinen ©artenfunjt bte Webe fein tonne,
weld)e neben Sträterei, STtuftf, SJilbnerei genannt »erben
bürfe. Doa) fcbeint bie 2R6gü<bfeit berfelbeu entfa)iebra,
fobalb man unter Äunjl jebe 9lad)abraung ber Statur «er»
fteljt, weiche vor biefer felbjl bieö »orau9 bat, baß cm be<
ftimmter geifliger Snhait abfiebtlid) auegebrütft ift Die
©artenfunft fann als Jtunft feinen anbern ämtd haben,
alä auf eine abnitebe Sßeife, wie biefeä burd) fd)one ©egen»
ben »on felbjl geliebt, abficbtlidi bte Seele beS 3$efd)auer$
manniebfad) ju bewegen, alfo biefelbe in beitere ober trübe
Stimmung ju oerfefcen. Am ndcbften fiebt hiernach bie
©artenfunfl ber JJanbfcbaftSmalerei unb bot öor biefer noch
beu &<"£ug, baß fte Dasjenige wirflid) au&fübrt, wo«
in ber 2Raleret nur burd) 3cid)nung unb Rar ben angeben*
tet ju werben oermag, wdbrenb bte $>bantafU in it>r bnrd)
ßoealttdt unb itlima auf eine SBeife befd)ränft ift, wie in
ber SRalerei nid)t ber Sali ifl Sc&on bte Alten Hatten
Suftgdrteu, aber erft in neuerer 3eit ift bie ©artenfunfl
über ihren eben au$gcfprod)enen cd)t fün(iterifd)en Bwetf jum
S3eroufjtfein aefommen. grüner befd)ränfte man ftd) barauf,
in ben Euftgdrten einen angenehmen Aufenthaltsort ju
fd)affen. SS würben etwa feltene unb fd)6ne ©ewdd)fe ge»
jogen, fd)attige äBaumpldtje, Springbrunnen, gifebteiepe,
»abebdufer u. bal. angelegt Spdter fam bte fooenannte
franj. ©artenfun|t auf, in toeld)er bie SRatur gdntbd) unter
bte Äerrfd-aft beS orbneitben S3erjianbcS ge|teHt unb
ber {»auptjwecf eine SKegelmdfigfeit würbe, welcber ftd) bie
frei auf(hebenbe 9?arur fügen raupte. 2fm weiteflen gingen
in biefer fid) mehr ber »aurunß anfd)ließenben 9iid)tuiig
bte^oQdnber. Die regelmäßigen, nad) mathemettifeben 5igu*
ren angelegten Blumenbeete , bie geraben ^edfengdnge unb
SBaumpflanjungen, weld)e forafaltig nad) mamiid)fa(ben §or=
mtn befd)nitten würben, bie Iteinernen unb boljcnten gigu;
ren, welche als 3"rben ber ©dnge aufgefteQt würben u. f. w.
gehören biefem ©efd)macf an. 3n tfttglanb nabm man ju»
Itjl eine ber wabten Äunft ftd) anndb^erribe Sitd)tung, tn»
A Oascogne
beut man auf 9?ad)abmung ber Eanbfcbaft ausging unb bte
<Rad)abnmng bar cngL $ar(« (f. b.) «igt, bap man aacb
in bem übrigen turopa ben bobrn Sorjug biefer »obren
©arten tu nft anertanrrt bat, obgleid) man and) if'wc t heil 3
burd) Uberlabung mit Sempein, DbeliSfen, ^praatiben,
JRninen u. bal. bot wahren Scbönbeitfift'nn oielfad) beleU
bigt# tbeilS baburd) ben (Sbarafter bcr Jtunfi aufgeboben
bat, ba§ man ftd) begnügt bat, natürliche SBalbungen,
S3erggegenben u. bat. burd) einige ©dnge unb eine Umfrie»
bigung jttm ©arten urnjuwanbeln. — Die JCunftgdrt*
neret bat t& namentlich mit ber SJereblung ber $ffan£en
unb mit "ber 3ud)t auStdnbifcber ©ewddjfe ju thun, unb um
biefe m6glid) ju mad)en, mugte man bte einflüffe be* Jtfr
maS unb ber SBitterung abjubalten unb ein ben ^ftanjen
angcmeffencS itlima f ünfttich berjufiellen fudjen , ju weld)cm
3wecfe man Xreib^dufer erbaute. Tim wettefien ftnb,
von ihrem riemiia) gleicbmdgtgen Seefltma begünfHgt, in
ber Äun^gd'rtnerei bte ä^olldnber unb Sngldnber. Gincn
»i{fenfcbaft(id)en 3wetf verfolgt bie ^unfigdrtneret in ben
botanifd)en ©arten, welche gegenwärtig bei allen Unu
verftrrtten jur Jöenubung bei SSorlefungen unb überhaupt
gur Belehrung angelegt finb. 3ur ServoQfommnung ber
©Innerei haben namentlid) bie ©artenbauoereinc »iet
beigetragen, weiche tljetis aus SRitgliebern beliehen, bie felbfr
erfahrene ©ärmer ftnb, theil^ burd) auSgefe^te greife
$Berfud)en unb SDcittbetüaigen Seranlaffung geben. 3u bie>
fen ©efellfcbaften gebiren bie engt HcnticulturiU soderj (feit
1805), bie f<bot. Calttdonian h«rticulttiral sodety (1809) , bie
fton}. Socktö* d'horticuUnre (feit 1827) unb ha« Insülut
iorticiil (fett 1839), ber pomologifd)e Serein in Zltcnburg
(feit 1810), bie berliner ©artenbaugefeUfcbaft (feit 1822),
ber fBerein glota ju Drrtben (feit 1828), bie ©artenbaugt=
fellfcbaft in $rauenborf in £3aiern u. a., w eiche meifienä
3(>tfcbriften berauben , bie le^te j. fQ. bie „2(Qgenteini
beutfebe ©artenjeirung'', auch Ausfüllungen feltener, neuci
unb befonbert »orjüglieb gejogener 9Jj!anjen »eranfta^ten.
(fascogne ^ctßt eine Sanbfebaft im fübweflf. granfr«ti|
jwifd)en ben irrenden, ber ©aronne unb bem Speere, bte bii
jur erfien franj. Revolution einen Xbeil beS ©eneralgomoerne?
ment« ©uoenne au8mad)te. Diefe ^roeinj beftebt in Ü)ren
fübl. ©rrid)e au« ©ebirgelanb ber f)prenden, wo öiebsuebt
SBatb t unb ©erghau ^auptgcwerbejwctge ber Ginwobnet finb
ber ganje übrige ^hcil ift ein auegecchue» Rlacblaub unb un
ter bem tarnen ber ^aiben ober 2anbe$ betannt, bte
größten abetle mit 5«abclbolj ober .^aibefraut bebedt finb un
»iele große 2eid)e unb 9Rordfie haben. 3n ben ftmbe* ifl bi
&ev6lfrrung febr bünn; bie einzelnen ääobuutigen liegen bdu
fig einjeln unb febr weit »onemanber entfernt. Die ©atkogne
ftnb wegen ihre© ftoljen (iharaftere unb ihrer 2apfer?eit, nid'
mmber jebod) burd) (Siteifeit, 2tuffd)tteiberei unb gtnvrUe
b6d)fi erg6feltd)e Prahlerei niebt nur ingranfreieb, fonbmi t
c\m\ (Suropa fprüd)wörtud) geworben, 3ebe Xuffd)ruibcri
wirb ©afconabe genannt. Sie flammen jum iXbeii oc
unabbdngi^ unb lebten feitbem unter tbren eignen Surften tsti
©rafen, btS enblid) ©. bem |>er}ogtbume Aquitanien einx>ci
lewt warp, mtt oem ee ipater an ote Jvrone sranmun neu
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Gase
145
Gase
©Od« ßnb Suftorten, toeld^e fid) von ben Ddmpftn
(f. Dampf) baburd) unterfd)eibtn, bafi fit ftd) nur burd)
einen aufltrorbentlid) (tarfen Drutf unb burd) einen unge*
mein hoben Adltegrab in tropfbare glüffi^fftten vcrwanbeln
laffen. ©dbrtnb ©äffet befanntlid) bet einer #ifce von
bO" SfL ftebet, b. b. {uftform annimmt (f. Dampf)/ würben
tiejmitten tropfbaren gltrfftgf eiten , auS benen ©afe entflts
beu, fcpon bei fo nitbrigen Temperaturen fteben, wie fte webet
natürlich oorfommrn, nod) burd) Äunfl erjeugt werben fön;
nen. Die unS umgebenbe Luft ifl ein ©emifch verfchi ebener
©afe unb ©affcrbampfeS, unb wie biefer bei einer plöfclieben
Sofublung in ©eftalt von Sropfen (JKegen) niebcrfdllt, fo
irürben aud) bie ©aSarten fict> in tropfbarer ©efialt auS ibr
nirberfc^lagen, wenn bie Crfdltung jemals bis ju bem erfo=
terlicben ©rabe berabgtben femnte. Dag aber bie ©afe aud)
bie gdbigfeit «" fi* tMflen, in tropfbarflüffige unb fogar
ftftt ÄÄrper übtrjugeben, ficht man barauS, bafl fit ft'cf»
rächt nur mit glüffigfeiten unb feflen Airpcrn, fonbern fo;
gar unttreinanber ju fejlen Äörpcrn unb tropfbaren gtüffiö-
feiten »erbinben; fo j- 33. geben 2Bafferfioffga$ unb Sauer*
frcffgaS jwei ©afe, bie man für fiel) bis jefet noch burd) feU
ntn aud) nod) fo ftarfen Drucf r)at umwanbeln fonnen, ju»
fammen SB äff er (f. b.).
Scan gewinnt bte ©afe auf ebemifebem ©ege auS iljren
XJerbinbungen in feflen unb flüffigeu Äorpem, unb um fie bei
ber entflebung jugleich aufjufangen unb aufzubewahren, bc:
tient man fid) emeS fogenannten ©aSentbtnbungS; ober
©aSentwicf lung&apparateS. 3n einem geeigneten
©efdjje wirb biejemge 3«rfe(jung vorgenommen, bei welcher
ta5 ®aB fid) bittet ; bamit baffclbe aber nicht ohne ©eitc>
rcS in bte Luft entweicht unb tn biefer ftd) ausbreite, muß
jfnrt ©efdf» ringsum vtrftblojftn fein unb nur eine einige
iVünbung ^abrn. Diefe ift mit einer 9?6brt (Leitungsrohre,
bei Reinem Apparaten gewöhnlich von ©taS), verbunben,
wtldft fcblangenförmig gebogen unb mit bem einen Cnbe in
bic Öffnung beS <£ntbtutung$gefdfjeS befefligt ift, mit ber
jnbem in ein offenes ©efäjj (©anne) reicht, in roclcbem
fid) SBafif« (Spemvaffer) beftnbtt. 3rgtnb cm flcincreS Öe=
fd§, i- SJ. eine ©laSglocfe, ein Gvlinber ober eine
febe (fRecipient) wirb nun gleichfalls" mit ©affer gefüllt,
fammt biffem in ber ©anne über bem offenen 6nbe ber LeU
:jng*r6bre umgejrürjt unb in biefer Lage auf geeignete ©eife
reiefrigt. Da* ©affer wirb bann in bem JReciptenten nid)t
erabfallen. So wie ftd) abet ©aS im CfntbinbungSgefäfie
rntwicfelt, gebt tS burd) bie 2ettung9r6brt bi8 unter ben JRe;
dpienten unb fletgt bi« in bem ©affer in ©eflalt »on JBlafen
nrrpoT. Diefe Sölafen folgen immer fcbnellet aufeinanbtt. je
irfer bic ©adbilbung oor fid) gebt, unb fammeln fid) über
Da« €ptrm>afftr im JKccipienten, biö fte enblid) alle§ ©affer
aa* biefem entfernt unb tr)n ganj mit ©aä erfüllt baben, ober
:ts fid) fein ©ai mebr entbinbet.
3wti ber intereff;>nteflen unb wicbtigilen ©afe finb bai
cauerfioffga« unb baS ©afferftoffgaö. Stnt«
-ud)t einen <pauptbcfianbtbeil nicht nur btr Suft, fonbern
ubabaupt ber meifien natürlich oorfomtuiiiben @ubfiau)en aud
_nb jebfr SöerbrennungS= unb 8ebenSproceß ifl nichts ÄnbereS
ulJ ein SUerbinben mit SauerfioffgaS , b. b- ohne baffdbe fanu
n«ber hgenb ein ©efd)6pf leben, noch irgenb eine ©ubflanj
entbrennen. Da« SBafferfioffgaS bagegen ift felbfl oerbrennlitb
KMAeTfCjcns >(tr. II.
unb »erbinbet fid) mit ©auerf!offga$ ju ©affer, b. t). allrt
©affer ifl niebtd weiter, al6 t erbrannt ei ©affer^offgaS. Gin
©emifd) aus beiben ©aSarten verpufft, entjünbet , mit grojjer
©ewalt, inbem tine f leine SJfenqe ©afTtr entfleht; lapi man
ti aber au$ einer engen SRünbung fhomen unb entjünbet c5
vor berfelben. fo gibt ti bie febdrffre Stamme, bie wir ju er«
jeugen vermögen, welcher feine @ubjian) ^u wiberflebtn ver>
mag unb bit fogar unttr ©afftr fortbrennt. Da6 ©afferfloff^
gad fyit überbieS bie Sig^entbumlichfeit, bag ti viel leichter
alft atmofphdrifd)e Suft ifl. hierauf beruht bic intertffante
Xnwenbung beffelben jur ^»erflellung ber Luftballone;
(f. b). Den Umftanb , bafj baö ©afferfioffgod bureb Lianna*
febwamm entjünbet wirb, bat $rof. Do bete iiier gut ^crfleU
lung feine* % e u e r j e u g 8 (f. b.) benugt. {Bei bem foges
nannten eleftrifchen geuerjeuge wirb ©afferfloffgaS burd)
ben cleftrifthen gunfen entjünbet. Äußer bem ©afferftoff-
gafe gibt eS nod) mehre anbere ©afe, welche brennbar finb,
unter benen baS Jtoblenwaffetfloffgaö baS wid)tigfie
ifl, weil man tS wegen feiner (gigcntbümlidjfeit, mit l;eU=
leuebtenber Stamme ju verbrennen, gu einer bet nüfelicbflen
Grfinbungen, ndmlid) jut ©aSbtltucbtung, benuejt bat.
DaS ÄobtenwafferfloffgaS ift eine S3erbinbung von ©af>
ferftoffgaS unb Aohlcnfloff , unb je nad)bem tS einen gröpern
ober f leinern Xntbtil beS ledern enthalt, unterfebeibet man
jwei 2(rten beffelben: äoblenwafferfioffgaS im Sllattmum
(b. i). mit bem größten XntbeÜ von Äobtcnftoff, auch blbiU
benbeS ©aS genannt) unb JtoblenwafferftoffgaS im Mini-
mum (b. b. mit bem fleinflen Znt^eil von .Kohtenflnff , aud>
Sumpfgas ober ©rubengaS genannt, weit es ftd) in rüm-
pfen ober ©teinf obtengruben erjeugt). Ttan fanu baS Kob>
ItnwafferfloffqaS burd) Söerfoblung aller tbierifchen unb aU
ler $fianjenftoff* erhalten, boch bebient man Jch jur Streu
tung beffelben mit S3ortfaetl entweber ber Steinfoble unb
»war ber ©chwarjfoble, ober nimmt jlatt berftlbtn ^arj,
Xhttr, gttt u. bgl.
Dit Steint ohlcn «erben in tiferne cplinberf6nnigt ©efdge
(Retorten) getban, aus bentn eine Leitungsrohre baS ©aS
abführt, uut> bie übrigens burcbauS luftbid)t verfchlofftn wer:
ben. Die Retorten werben einem heftigen geuer ausgefegt
unb fo wie fie in ©luü) geratbrn, entrvicfelt fid) baS ©a5,
jugleid) bilbet ftd) aber aud) 2heer, ammoniafalifa)eS ©affer
(jundc^fl in Dampfform) unb febweflige Sdure. DJachtcm
fid) aQeS ©aS tntwicftlt hat, bleiben in btr Stetorte verfohlte
Steinfohlen (JtoafS) jurücf, bie tin vortrtfflicbtS ^etjungS«
material geben, ©itt man baS Leuchtgas aus £)(, Zbter unb
berat, gewinnen, fo wirb bit Kttorte mit ÄoafS obtr j&\e$tU
flüefen gefüllt unb erbiet, bis fte ju glühtn beginnt, roab--
rtnb baS £t langfam barauf tropft. Dabei wirb tS tn
Dampf umgewandelt unb jen'elit ftcb an ben i) eifjen Slddjen
btt äiegelftucfe u. f. w. in ©aS. DaS auS ibl getvonnene
StuchtgaS heftet eine größere Leucbtfraft unb ifl rtintr unb
geruchloftr atS baS auS ©teinfoblen gewonnene, ifl aber
aud) foflbarer. IBet bem Steinfohltngaft finb verfebie^
btne 8jorrid)tungrn nötbig, um eS ju reinigen, boch bebient
man fid) beffelben, feiner minbern Äoflbarreit wegen, vor*
jugSweife bei gröpern ©aSbeleucbtungSanflalten.
(Sin vollfldnbiger Apparat jur ©aSbeleucbtung ifl in nad):
flehenbtr Äbbilbung bargtflcüt, ber Ubtrficht wegen abet nur
ben weftntlichfltn Shtilen nach. 0 (ItUt ben IDfen vor,
19
Gase
146
Gase
in welkem feie mit ©teinfobten gefüllte Retorte R Hegt
H ifj ber £eijraum, um bte Retorte in ©tut ju bringen.
3uS ber Retorte füfert bte fieitungßribre C jundd&jl in eine
SJortoge A. 3n ber Regel ftnb mebre Retorten öorbanben,
bie auf biefelbe äBeife rote H mit bei SJorlage A in Serbin*
bung fielen. Die Rtyre C getjt bann aus ber Vorlage
wieber in »crfcbiebenc Reinigung$gefdj»e , in benen bie fremb*
artigen, bem (Safe beigemengten Stoffe abaefä)ieben werben.
Die (Sinricbtung ber Reinigung$a»»arate ift jiemlicb complü
rirt. -IV an bebient ft'cf) jur Reinigung »orjuglitb, ber Äalf;
iui;cb, einer glufftßf ett , reelle man «Ii alt, nenn man ge*
lofdjtcu Äalf mit bem 25fa$en ©ewiebt SEÖaffer oetbunnt.
3Iud) läßt man baß Gas" fcuref) feuchten Äatf, ber auf
»ergebenen Sieben liegt, burebfheieben, wie b»« bargefielit
ift, roetebe 2frt mehre ÄJunüge namentlich ba bat, wo in ber
9?ähe ber ©aSapparate ntebt l;inlanglicb SBaffer oorbanben
unb n>o e$ febroierig ijr, bie febr übelriechende benufete Äalfs
milch wegjufcbaffen. B fletlt ben ReinigungSapparat bar.
2£u$ B gept enblicb bie 2eitung6r&bre C in ben ©afometer S
unb au3 biefem wirb baS ©a$ bureb bie R6bre C, weldje
mit einem £abnc K »erfcbjießbar ift, nacb bem SDrte, wo eö
oerbrennt, geführt. Der ©afometer beliebt au« jwet aro=
fien ©efdfjen, von benen baS eine etwa« größere mit 2öaf»
fer gefüllt m, wdbrenb ba$ Heinere umgefebrt in jene* Qti
ftürjt ijr unb an einer JCette bangt , welche über Roden gebt
unb enblicb mit bem ©ewiebte s ba$ innere ©efdf» fo weit
im ©leicbgewicfct erhält, baß baffetbe nur um SBenigeo" febree-
rer Ali ba$ ©ewiebt ift unb leicht t>on bem unter ihm ft'ch
fammelnben ©afe geboben werben fann. Die Sortlettung beö
©afe$ nacb ben »erfcbJebenen IDrten, wo t$ au$ feinen £>ff;
nungen ftromt unb oerbrannt wirb, gefebiebt tureb metallene
Robren. ©owie nun ber ©afometerbecfel allmdlig herab:
ftnft, treibt er baS ©aS in bie Ribren unb e8 fWmt enblirb
auS ben Öffnungen berfelben mit ©ewalt aui. 2ßiU man
ba8 ©a$ abfebließen, fo braucht man nur ben <$abn K $u
fließen. SJon ber ©rojjartigfeit, in welcber bie ©adappa=
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Gastein
149
Baufreiheit
täte aufgeführt werben, fönnen bie oorftebenben Äbbilbun*
gtn einen begriff geben. A (redt einen IDfen mit 00 JRe;
torten jut ©ewtnnung beS ©afeS, unb B einen ©a$=
iräuterungSapparat bar.
jDte ©aSbeleucbtung ift in ihrer Änroenbung im ©rofjen
eine brutfebe (Srfinbung, inbem ein ©eutfeber, 9camenS
©injet, bet in (Snglanb fid) TL ©infor nannte, bie ©aS;
unb Jtoafgefeafcboft in Honbon ftiftete, bann audb in granf:
rrio) bie erfle ©aScompagnie errichtete unb 1830 ftarb. 3n
ßnglanb würbe bie erfle ©a8ftrafjenbeleu$tung 1810 ju 2on=
bon eingeführt; gleich jettig fleüte aber auep ber $rofeffor
Sampatiue» in Sfretbcrg in ©adjfen JöeleucbJungSoerfucbe in
gr&fienn SRajjftäbe an.
&astein, ein romcmtifcbcS Tllpentbal im ©aljburgifeben,
roelcbe« beinahe 3000 %. über bem SReereSfpieget liegt unb
bureb feine ©otb», Silbers unb ffileibergwerfe, burcp feine
<3cb6nbeit, twrjüglicb aber bureb feine warmen &ueDen hu
rübmt ift, welche febon in ben-<tlteften Seiten als Äeitquel»
len benufet würben.. £>iefc ßuetlen entfpringen in bem viel
bober gelegenen ©Üb hohe, einer f leinen JDrtfcbaft, wo fte
mit einet Temperatur von 37 — 38° 8?. ausfließen, unb »er«
ben tbeilS hier, naebbem man fie bis ju etwa 28° 3?. bat
erfalten laffert , tbeiß (feit 1830) in bem jwei ©tunben enfc
femten unb tiefet tiegenben SRarftflecfen ijof >® aftein jum
Baten benufet, wob. in baS ©affer burch fÄ obren geleitet wirb
unb je nach ber ©itterung mit einer Temperatur von 27
—33° ». in bie bottigen Jöabehaufer einfWmt. 5Da3 ©af*
f« biefet £Uteuen jeic^net ftcb bura) feine bobe Temperatur
unb bureb vorzügliche Feinheit auS, unterfebeibet ftcb aber
tureb feine cbemifchen fBefianbrbeile faß gat nicht vom rei*
nen £tueu*wa|fer. SRan meinte fonft, bap e* langfamer «l«
anbete« »arme« ©affer erfalte, welkes fid^> jeboeb nicht als
richtig beftatigt bat ©eine ßeiltraft bei allen Äranfbeiten,
benen eine ©ebrodeburtg beS SebenSproceffeS im gangen Or«
ganiSmuS ober in einzelnen Tb, eilen ju ©runbe liegt, t|t
bureb ben Grfofg fo erwiefen, bap jährlich eine SRenge 8ei*
benber nacb ©. reifen , um t>ier neue SebenSfraft ju fachen.
©. gehört überbieS ju ben fa)6nften SBabeorren, unb man
ftnbet bafelbft auä) ©tlegenbett »ur Elpenmolfencur, fowie
baS warme ©affer ber Öuetlen felbff auch innerlich enge*
wenbet wirb. 3m Serlaufe von 24 ©tunben fefet baS ©af=
fer in ben Vertiefungen einen febängrünen, bätinen unb von
verfebiebenen 3 nfufionöt biereben belebten Überzug, baS fogci
nannte JBabemooS ab, welches auch au|er ber $8abe=
jeit bei ©unten unb ©efebwüren gebraucht wirb. £a8
©ilbbab liegt in einet engen, biebft fomantifeben SBerri-
fa)lucbt an etnem febönen, 270 hoben ©afferfatle, boefe i(?
bie 2 uff hier weniger angenebm, als in £>ef, welches in
einem febonen, offenen, eon reijenben Älpen umfcbloffenen
Tbate liegt unb auf baS Sequemfie eingerichtet ift. Unter
ben Sergen jeiebnet fieb ber unmittelbar bei $of liegenbe
7800 Jf. höh« ©amSfarfogel auS.
<PaBtfrfil)fU ift bie patriarcbalifcbe Tugenb, naeb wel«
eher bie jrembeti gafilich aufgenommen unb gefebübj werben
unb welche namentlich hei SSolfern gefunben wirb, unter bc
nen ein iegelma§iger unb häufiger ÜBerFehr mit gremben
nicht ftattftnbet. ®inb in einem SBolfe bie gamilien noch
in größerer 2lbgef*iebenbett von einanber, getrennt bureb
unwegfame, gefahrvolle ©egenben, in bie ftch wenige
9?eifenbe verirren, fommt noch feiten ein grember, von
©ifjbegierbe getrieben, ober in #anbelSintereffen in baS
8anb, fo lehrt tbeilS bie SRenfcbenliehe ben jDbbaebloftn gaft»
lieb aufnehmen, theilS labet baju bie iBegierbe ein, auS fer*
nen ©egenben »on ihm Jtunbe einjujieben. Die ©afrfretbeit
bei teretmelt unb einfam lebenben SKenfchen ift fo natürlich,
ba§ wir fie nicht nur bei ben gepriefenen unb bewunberten
jB6lfern beS BltertbumS, fonbern hei aßen »6lfern finben,
welche nur einigermaßen gu griffigen 3ntereffen erwaebt
ftnb. 3n jenem Wtertbume lebte bie ©aftfreihett auch »w*
tn einer 3eit fort, wo bie B6lfer fjon eine ©eifteSbil*
Gasthäuser
buitg erreicht Ratten, welche mit «echt noch jefct ein ©e»
genftont unferer {Bewunberung ifl. Die« war nur biiburcb
möglich, baß jene SBölfer 06IÜ9 »ereinjelt baflanben unb ein
großartiger Berfebr, wie gegenwärtig , noch feineSweg« flart*
fanb. Unter unfern SJerbdltniffen ifl bte ©aftfreitjeit nur
in fefjr befchronftem SRaße möglich. Der gremben ftnb ju
viele, at« baß e« auch nur möglich, wäre, alle frei tu be*
wirthen, unb aua) ba« Sntereffe an ben grwnben felbfl ifl
bura) ben aßfeitig erleichterten unb belebten Berfebr febr her»
abgefegt. Am att«gebilbetflen ifl noch bie ©aßfreibeit bei
Den söetennem Des moijammecannajen wiauoene. sosopurjuti
ifl noch eine ber ^eiligficn Pflichten bei ihnen unb ber See«
febr in ihren gänbern auch noch beiweitem ntinber lebenbig
all bei un«. Doch finb aua) hier jum SEbeil ©nrid)tun»
gen getroffen, welche bie Ausübung ber ©aflfreiheit au«
bem ©eboofe ber gamilie herau«fe{}en unb babura) bei bem
immer fa)on ju großen 3ubrange ber gremben erleichtert ba«
ben. (SJergl. £arat>anferat«). {Bei ben Arabern ifl bie
©aflfreibeit noch je$t fo fettig , baß felbfl ber Sc int, fpriebt
er bie ©aflfreibeit an, nichts ju furchten hat» fo lange et
unter bem Dache feine« SBirth« weilt unb baß mit bem
gremben alle {ßefiötbümer, fo lange er weilt, brüberliä) ge«
t heilt werben. $at ber SBirth felbfl nicht mehr ju (eben, fo
geht er mit feinem ©afle jum ndchflen Machbar unb ftnbet
hier ebenfo freunblitfcc Aufrahme, al« er gewahrte. (Bei et.
nigen rohen »ölfern geht bie ©aflfreiheit fogar fo weit,
baß fie fia) glüeflich fühlen, wenn ber ©afl ihre grauen al«
feine eignen bebanbelt.
'üu$ ber ©aflfreibeit entfleht »on fefbfl bie©aflfreunb*
fchaft, wenn ©afl unb SBirth SBoblwotlen jueinanber ge*
Winnen, unb bie @a jtgefa)enfe beim Abfa)ieb ftnb Set*
ä)en biefe« SBohlwoUeit« unb foQen baju bienen, auch noch
in ber gerne ftch be« genoffenen Umgang« ju erinnern. ga«
milien ttattn fo, namentlich im grierb. Alterthum, einanber
naher unb fchloffen greunbfcbaftSbünbniffe, bte »on 5Bater
auf ©ohn erbten. Da pflegte man wol einen {Ring ju
brechen unb bem febeibenben ©afle bie eine £älfte mitzuge-
ben, bamit, wenn rinfl fpiter ein ©ohn ber einen gamü
lie bie anbere auffuebte, er an ber mitgebrachten ^älfte
be« Siinge« al« ©afrfreunb erfannt werbe. Der oberfle
@ott ber ©riechen, 3eu«, fchü|te felbfl ba« heilige ©afl«
recht unb erhielt baher ben {Beinamen be« ©afllicben (Je«
nio«). Die ÜR»ü)e erjagte, baß juweilen ©Otter felbfl in
menfchlicher ©eflalt bie ©aflfreibeit ber 2Renfa)en in Anfpruä)
nahmen unb ©egen bem ®afllia>en, Unfeaen bem Ungafh
liä)en fenbeten. ©ne eigne ©nrid)rung bei ben ©riechen
war ba« 3nfntut ber ©afrfreunbe, welche »on einzelnen
©rdbten ernannt würben, ©ola) ein ©afrfreunb (?>roreno8)
würbe vom ®taatt in einer fremben ©tabt ernannt unb er«
hielt bafür mancherlei ^rioilegien unb ©>ren, um, wie etwa
bei un< bte Gonfuln, bie {Bürger be« ©taat« in ber grembe
ju befa)üfcen.
ÖOStljäiWfr werben im ungemeinen alle Käufer ge*
nannt, in benen man ©peifen unb ©ettanfe taufen unb
genießen fann, tn«befonbere aoer biejenigen, welche bie obrig«
reitlia)e ©laubniß haben* grembt für ©etb ju beherbergen
unb u)nen Aufenthalt tu geradhren. Dura) ben legten Um:
franb unterfcheiben fta) bte ©aflhdufer wn ben Äaffeehiu»
fern, »ierhaufern, iBJeinhdufern, ©peifehaufern unb ©ä)en*
Ceastmühler
len, welche feinen gremben iibtt Stacht behatten burfert.
Auf bemSanbe Reißen bte ©aflhdufer oorjug«wetfe SBirth« =
h<(ufer, wdbrenb fta) bie großem in ben ©tdbten^otelS,
^6fe (®ajlh6fe) nennen unb fleh bureb ©chilber bemerflid)
machen, auf benen ber 9lame eine« gürflen, £>rt«, 8anbe5,
Xtytxt u. f. w. angegeben ifl. Die beflcingerichteten ©afl-
haufer ftnbet man tn Deutfa)lanb, in ber ©cbweij, in ©ig«
lanb unb granfreich. 3n ben meiflen beutfehen Sdnbern tfl
bie für bie 9ceifenben febt »ortheilhafte ©itte eingeführt,
baß bie SBirthe obrigfeitlia) bewilligte Saren ha&en müffen,
über welche fie ihre goberungen nicht flellen bürfen.
<5a8tmäb,lfr gehörten »on jeher tu ben 8ieblmg«oer*
gnügungen gefelliger «Kenfchen unb pnben fto) fefbfx bei
ben untultiotrteflen SB6lfern. Die Art unb SBeife, toie
fie bei ben oerfchiebenen Woltern gehalten werben, gibt
einen {Beweis ab von ber ©tlturfhife, auf welcher biefelben
flehen unb »on ihrem 6h«wfter. Den irbifchen ©enuß ju
»ergeifHgen , baS ÜJlahl burch freunbfchaftliche« ©efpräq,
burch ©efana, SRuftf, wol atta) burch ben Anblicf fünfl«
lerifcher Darflellungen ju würben, finb bie ßweefe, we(d>e
©aflmcthler erfüllen follen. Die griech. Stahle zeichneten
fid? burch ^citerfeit unb rei^enbe Anorbnung aus, bie r6m.
tn ber frühem 3eit bura> ©nfachhett, in ber fpatem burefe
öerfchwenbung unb eine Üppigfeit, »on ber man jefet fall
feinen {Begriff mehr hat- Die ©riechen fcbniücften bei it>=
ren ©aflmdhlem ^>aupt unb {Becher, fowie ben ©aal mir
{Blumen, namentlich mit Siofen; ©efang unb heitere Q<u-
fprdaje, oft übe»' bie bdefeften geifh'gen 3ntereffen, gingen
»on 2Runb ju SKunbe. ©ei ben Körnern famen bie üppi
gen ©afhnähler auf, a(S bura> bie großen ©oberungen in
Aften ungeheure ©crjäfje ftch bei ihnen, namentlich in rb*
rer ^>auptflabt, häuften. Sergeben« furfjtc man burch ®e*
im ber einreißenden ©chwelaerei tu fleuem. Alle f)rot>tn>
jen mußten geeferbiffen nach Korn fehiefen. ©eefifche, Pfauen
unb bgl. waren beliebte ©peifen, baneben famen aber auch
©erichte vor, benen nur bte Jtoflbarfeit SBerth gab. gür
ungeheuere ©ummen faufte man ©ingoögel, um fic u>te
©chnepfen auftufegen, bereitete ©peifen au« 9lachrigallen«
tungen, löfle foflbare perlen in SBein auf unb bgL 3Cn«
fang« tränt man in {Rom nur ital. SBeine, bie mit SBAfftr
verbünnt würben, unb bie griech. SBeine würben auf
ben Sifcben ber (Reichen nur gefoflet; fpciter führte man
tiefe in folcher SRenge ein, baß fie felbfl an ba« S3olf au<>
geseilt würben. Um fie noch föfllicher ju machen, mifebte
man fie mit wohlriechenben ©fenjen. ©n alte« ®e\<b
«erbot ben grauen bei 2obe«flrafe, SBein ju rrinfen, aber
Aitern anh achtete beffelbm, unb auch bie griech. Sitte, bie
grauen ju ben au«fchweifenbm ©aflmahlera nicht junilaffen,
hielten bte {Römer nicht. Da« ©aflmabl beflanb au« btei
2Cbtheilungen, bem SBoreffen, bei welchem nur ©peifen ge*
reicht würben, bie ben Appetit reiften, bem .paupteffen,
welche« au« oielen ©dngen beflanb, unb ber SRatbCoft t>on
grüchten unb ^oniggebaefenem. S3ci ber 3Rab($eit Tag man
auf ?)olflem um JKifche berum. ©eroöhnlich waren btei
$olfler um einen X\\d), unb auf jebem ^olfier lagen btei
ober oier §)erfonen. Die gelabenen ©äfle brachten betutt.
noch ungelabene {Begleiter (©chatten genannt) mit, unb
überbie« fanben ftch aua) noch ©a)marofeer (5)araftten) ein,
welche burch ©paße ftch angenehm ju machen fuebten, IBor
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Gastrisch
149
Gauchos
bet Kadett wufcfc man ftcb, legte bie gujjbefleibung ab
■I jog ein eigne« ©ewanb an. gut bie JBefotgung ber
ixil unb bie Verlegung ber ©peifen waren eigne Dienet
angefiellt unb bamit ba« JErinfen regelmäßig gepflegt werbe,
»urbe ein eigner Siorflefjer be« ä^rinfen« erwdblt. liefet
sefftmmte bie ©efe&e be« SErinfen* unb bie J£oafle. Da«
cp<:fejhnroet war mit »lumen bcfheut, aud) bie ©dfte
btrcinjien ftd) unb reoblriecbenbe effenjen würben bureb
Sitjren uberall t)'m oerbreitet unb bie ©Äffe bamit be*
fcraigt Sdnjer, ©labiatoren, 9)offenreif}er, ©dngec er«
aifeten rodbrenb be« ©table« bureb t^re Jtunfle. ©0 au«»
Klaffen bie ©affmdbler ber alten auch waten, fp war
ü)te Xnorbnung ftet« butcb ben Scbönbeitsfinn gere*
actt SBit bem Untergänge be« 9t6mertbum« oetfcbwanb
tiefet unb bie ©aftmabje ber über (Europa einbterbenben
ungebildeten SJdlfet jeiebneten ftd) nur butcb SJ6üetei au«.
Üfc Kaffen oon ©peifen unb unmdfjige« SErinfen waten
bie {Kiuptfadbe. Siefen Gbarafter behielten bie ©afhnäbler
:-i im Mittelalter unb erfl mit ber juetfi am ftanj. £>ofe
jufft-mmenben Verfeinerung ber ©itten fam wieber Biet»
Gdjfeit in bie gemeinfamen 9Rable. SDie mobammebanifeben
ÜilUx enrbalten ftd) be« SBein« unb finb baber in S3ejug
auf b«J Srinfen mäfig , beflo unmäßiger aber aud) in ie>
ber ibnta erlaubten »efrtebigung bet ©innlicbfeit. Die
üjmrftn jetebnen fich bei ihren ©aflmäblern butcb bie un»
Slaubltä)e ©enge unb 9Wannid)faltigfeit ber ©peifen au«,
ab« ibr pebanttfd)e« SBefen läßt fic ju fetner wabren Jg>eU
terfett warnen.
(6aßtri3ci) bebeutet fo eiel al«: wa« fieb auf ben 9Ha»
«n bejitbt, oon bem gried). SBorte Güster, bet SWagen,
iSaucb. — ©afltifcbe« gieber bejeid)net eine fteoer»
bafte Jtranfbeit mit oorroaltenbem Seiben be« SRagen« unb
£arafana(«, ba« wieber oon 'Änfammlung gafirifeber Unrtu
nigletten abbängt. — ©afttifd)e Unreinigf eiten wer»
ben Infammlungen im STOagen unb im obern Xtyilt be«
£armfanal5 genannt, welcbe bie XSetbauung erfebweren unb
ba* Äügemeinbeftnben ji6ren, bi« fie, oft bureb gewaltfame
2nffrengungen ber SRatur, fortgefebafft werben. Detgletcben
Xttfammlungen befteben tbeil« au« gjücfftänben unoerbauter
ÄabrungSmtttel unb anberer unoerbaulicber ©toffe, tbeil5
w$ ben erjeugniffen einer nur unooHfommen t>on flatten ge*
imben »etbauung, tbeil« au« ben franfbaft otränberten
Earmfäften fewft, bie fieb mit bem ÜBagtn» unb Darm»
abalte uermifeben. Diefe oerfa)iebene JBefcbaffenbeit ber ga*
ürtfajen Unreinigfeiten bebingt wieber eine tJerfcbiebenbeit
ftanfbaften 3ufäu"t, bie in gewiffen gemeinfebafttieben
Meinungen übereintommen unb welche in ihrer ©efammt»
W mit ber »enennung „aafrrifcber 3uftanb" bejeieb»
M »erben. Derartige (Srfcbeinungen finb jl 93. bie meift
:erminberte, juweilen aber auch franfbaft gejteigette Gfjluft,
•n »ibernatürltcbe, franfbaft »eranberte ©efrbmaef , ber »et»
üiebettartige iBeleg ber äunge^ bie manniebfarben gmpfin»
im Unterleibe unb ibr Berbältnifj ju ben genoffenen
£?eifen unb ©ettanfen, bie etwa oorbanbenen 2tu«leerun»
buta) Crbrecben unb ©tubtgang unb bie Jöefcbaffenbeit
0 baburd) ent]etrten ©toffe.
6au hicj? bei ben alten german. 5B6lferfcbaftni eine
, weiebe ftcb auf ©ericbUwefen unb Ärieg«»
Cifat erja*b^ i* ®v bafj ba« üanb ber©ueoen
in 100 ©aue getbeilt war, au« beten jebent jäbtlicb 1000
Ärieger an«jogen. Uli bie gtanfen ©aUten eroberten, tbeil*
ten fic auch biefe« in ©aue. 33ei ben Deutfdjcn hielten
bie ©augrafen in ben ehuelnen ©auen im tarnen be«
Jtaifer« ©augetiebt ober ©aubing. J)ie Gintbeilunjj
Deutfcblanb« tn ©auen fommt notb in ben 3eiten ber faebfc
[eben unb falifeben Äatfer oor; feit bem (Snbe bcö Vi. Sabtb-
tft fie aber aUtnälig «etfdjnuinbcn. ©augraf ober ©ogtaf
biefi bei ben alten ©aebfen ein oon meßten Crtfobaften in
Abwefenbeit be« otbentltchen Stiebtet« erwdblter Siebter,
weichet übet Diebe unb JRduber entfebieb, bie bei ber SEbat
ergriffen wotbtn waren, unb beffen Slicbteramt babet nur
»orübergebenb war. einige ©egenben fübten noeb jefet ben
Stamm ber ©auen, wie 93rei«gau, SRbehtgau, ^>ennegau unb
anbere, unb in Sliebetfaebfen gibt e« noeb ©obgraffebaften,
welcbe eigne, ben Ämtern untttgeotbnete JBorfleber baben.
©obgtafen wetben bafelbfi aueb bte Äuffeber über bie
2tderrnecbtc auf ben gr6fiern $acbtgütem genannt.
(r$aucl|06 (bie) macben einen 2iieii bet S3etoobnet ber wei»
ten Cbenen ©ubamerifa«, welcbe ben tarnen ber 9ampa«
(f. b.) fahret! , au«. Die S3ewobner ber »Pampa«, jufammen
borbfien« brei Millionen, begehen au« jioei gan) »crfctjietoe»
nen ©tdmmen, ben alten, rotben Urbcwobnetn ndmlicb,
ober 3nbianern, von welcbcn wenigfien« bie nicht jum
(Sbrifientbume »efebrten mit ben JBefennern biefer Religion
oftmal« blutigen ©tteit führen, unb ben Xbfommlinaen
ber eingewanberten ©panier, welcbe bie ©tdbte oerlaffen
unb fiep auf ba« platte Sanb begeben baben, wo fie ftcb
faft au«fcblieflicb mit SSiehjucbt befcbdftigen. Diefe Septem
finb bie ©auebo«, welcbe ftcb bureb ibte eigentbüm^
liebe Seben«weife, ©itten unb ©ebtduebe von allen übri»
gen fpanifeben jtreolen auffaHenb unterfebeiben. De« ©au-
dio SBobnung tft metftentbeil« ein in ber weiten ebene
etnfam liegenbe«, au« erbmauem befiebenbe« £au«, ba«
nut ein einjige« gtofit« 3tmmer bilbet, gewobnlicb mit
Siobr gebeeft unb oft bermafjen mit wibetlicben Snfeften
angefüOt ifi, bafj bie gamilie im ©ommer, in Deelen ge»
bullt, unter freiem ^»immel fcbldft. S3om Tinbau be« üaru
be« ifl, mit ÄuSnabme etwa einiaer £luabratrutben urbar
gemaebten S3oben«, in welcbem SRelonen ober betgleicben
gritebte gejogen werben, feine ©pur »orbanben. etwa«
00m SBobnbaufe entfernt befinbet ftcb gewöhnlich, ber @or>
ral, b. b- ti» fr eist unb er, von einem erb walle um»
fcbloffenet glecf Sanbe«, in welcbem ju gewiffen 3citen be«
3abte8 ba« öieb eingefcbloffen witb; aufjetbem i|l überall
nur einobe. Der ©auebo, von aQem cioilifirten Seben
entfernt unb nur feiten einmal mit jemanb Unterm, al«
feine« ©leieben in fi3etübtung fommenb, dbnelt in feinem
ganzen SBefen unb iöe nehmen feine«weg« einem eutopder;
boeb bat et »on feinen ©tammodtem, ben ©paniern, bie
©pracbe, ben ©tolj unb ben ungebdnbtgten 9Rutb ber
entbcefer %mcrifa« beibehalten, er fennt al« .pirt feinen
£uru« unb feine Sequemlicbfeit be« cioilifirttn «ben«, unb
ifl jugletcb ber (bdtigfte unb lebenbigfie, wie ber rrägfte
attet Sfenfeben. er Idfjt e« ftcb niebt oeibrtefjcn , ganj<
Sage lang einem ©traufe, au Iben >Pferbe ober Jaguar
naajjujagen, bat er abet einmal auf feinem ^ferbefopfge^
rippe, ba« ibm bie ©teQe eine« ©tu^le« oertritt, $lafc ge»
nommen . fciinn tlt ntct)£& HttUtPfltUP ■ tbn mm ztiifticncti
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Gauchos
IM
Gauchos
»u bewegen, ©ein #auptgefcbaft i(l bie Abwartung unb
lüeforgung btr SJiebbeerben ; fte geben h)m SRilch, SButter,
Aife, gletfcb, worin nebfl äöranntwein ober $araguaotbee,
feine ganje 9Jabrung befielt; benn S3rot bot er nid^t, »eil
er fem ©ctreibe baut, ©emüfe erficht er für Äubfutter,
unb @alj befommt SDfancber fein geben lang nicht ju feben.
Der Sieirf>tljum bei $ampa8 SBewobnerS beliebt allein
m S3iebb.eerben, beren ©efammtjabl (waS wilb umber-
febwarmt, nic^t mitgerechnet) man auf mebr als 12 SDtiH.
©tüd Srnboieb, 3 SWitl. 9>ferbe unb eine beträchtliche An«
jabj Scbafe oeranfcblagt; eine Annahme, bie niebt ju hoch
fchetnt, wenn man bebenft, baß allem bie Snglanber in
bem einzigen 3abjre 1832 nicht weniger als 877,000 SRinbS»
baute unb über 2,000,000 ©tücf £6rner auS bem einjigen
Äafen JBuenoS AoreS ausgeführt ba&*n, unb baß auch in
SBonteoibeo ein auSaebebnter #anbel mit ben genannten Ar»
tiftln ftottfmbet. ©njelne begüterte ©auchoS galten £eer>
ben wn 30 bis 70,000 ©tücf SBieb, unb bat manchem
berfetben »ugebirenbe SBeibelanb bat einen grißern Umfang,
als manches beutfebe ober itaL gtitflentfjum.
• 3ebe auS mehren taufenb @tücf beßebenbe geerbt wirb
in Abtbcilungcn'gefonbett, überweise $ione$ ober Un»
terbirten bie Aufliebt fuhren; biefe {leben unter einem <5a«
tapaj ober Cbcrbirten, bem baS ©anje untergeben tft
<2r wohnt in ber SÄitte beS ibm angewiefenen 3BeibebU
flrictS unb bat in ber Stabe feiner SBoinmng einen gropen
(Sorrat, in welchem jährlich einmal bie ganje $rerbe jufam*
mengetrieben wirb, bamit er fte bem SBeftfcer oorfübren fann.
2nie ©auchoS finb, bis auf ben legten Hirtenjungen, oon
ber frübeflen 3ugenb an immerwäbrenb ju $ferbe, weS>
balb it>rc 23einc inSgemein febwaeb unb fnunm finb, fobaß
ein ©ang ju guß, ber übrigens für entwürbigenb gilt,
ibntn in ber 2>t befcbwerlicb fallt. Die Seit oertreibt
fich ber @aua)o entweber mit ©uitarrenfpielen unb bem
©efange attfpaniföer Sieber, bie ftet) bureb Strabition bei
ibnen erhalten haben, ober mit bem einfangen wilber $ferbe,
mit ber fcigerjagb (eS werben jährlich mebr als 2000 Tigerfelle
ausgeführt), ober enblicb mit bem Äartenfpiele, baS er leU
benfcbaftlieb litbtj benn trifft J. Jö. ein ©auebo unterwegs
einige ftlneS ©leiten, fo fobert er fte ju einer Partie auf,
bangt ben üaim» feines $>fcrbe$ über ben Arm, jiebt fein
«Keffer beroot unb fieeft tS biebt neben ftcb in bie grbe,
ieben Augenblid bereit, ben ©egner, falls er unreblicb fpie>
len füllte, ju burebbobren. harten tragt 3ebcr ftets bei
ftcb, unb niebt feiten oerfpielt <Siner binnen wenigen ©tun«
ben feine gange ^>abe, obne jeboeb ftcbtbar in üble gaune
ju geratben, SBte bie meiden roben 8361 f er jtnb auch bie
©aucboS außerorbentlicb gajrfrei, empfangen jeben gremben
aufS äuoorfommenbfie unb tbcilen unoerbreffen Monate
lang oon Dem mit, waS fte beji&en. 9He bat ftcb ein
©auebo fo tief betabgewürbigt, einem Anbern©elb ju neb»
nun, allein ber (oefenben SSerfuebung, feinem SRacbbar ein
bübfcbeS {Roß ju fteblen, fann er feiten wiberfteben, unb
wenn er bereits bunberte von $ferben felbjt befäße. Diefe
spferbcbtebfjüble geben oft ju ben Wuttgften Auftritten S3er»
anlaffung. ©onjl leben fte miteinanber im ^rieben, abet
in häufigen gehben mit ben 3nbiancrn, welche oftmals ihre
2Bobmmgett uberfaUtn, aöe mamtltcben ©auchoS ermorben,
unb bie SSciber als S3cutc h>nwegführen. 3« ber neueften
3cit ftnb ieboch biefe gebtot feltencr geworben.
Außer bem £olcbe unb bem ^euergercebre bat ber ©auche
jwei in feiner geübten ^anb furchtbare JBaffen, ben 2a^o
unb bie S3otaS. £)er £ac-o ober bie öcbXmge befielt auS
einem ftiemengeflccbte von ungegerbter ^>aut, an befftn
Snbe ein eiferner 9iing befefligt tfl, burch welchen eine £einc
läuft. Der Sletfer nimmt bie (Schlinge in bie rechte $anb,
unb läßt baS «seil, naebbem er bie Schlinge nach einem
©egenflanbe, ben er fafi nie oerfehlt, geworfen tat.-'aQmä:
lig nach. Der SolaS ober kugeln gibt eS jtoei Arten.
Die erftere beftebt aus brei fleinen IBeuteln oon to&tm Sex
ber, welche im SBaffer erweicht unb bann mit ©anb ge^
füllt werben. Naebbem man fie Ih ber Sonne getxocfnet
hat, werben biefe fiSeutcl ober Jtugeln fieinhart unb galten
gewöhnlich ein $aar 3oQ im Durcbmeffer. An bie Jtu-
geln werben brei $uß lange Stiemen getnüpft, beren Snbcn
burch einen .Knoten miteinanber oerbunben werben. Der SKei-
ter faßt eint Öiola in biej^anb, fchwingt bie bei ben anbern
mit aller Äraft über bem Jtopfe unb (aßt fte bann leb.
Gaukler
151
Gaumen
Sie meieren kamt in beftänbig freifenter ©ewegung ben
(beqcnfianl? , welken ber Gaucho jum diele genommen, unb
febhngen fiefr um 8eib ob« ©eine beffelben fo fefl, bafi ber>
fclbe ju ©oben flürjt unb feine ©eute wirb. 3Die jroeite
Ixt bec JBola» beftebt auJ einem einigen, mit JBlei au$»
eegoffenen Äkutel, ber in Ähnlicher SBetfe gefdjleubert wirb.
£te ©aud)oö befennen fieb. jroar jmn Gbridcnthum, boeb
qlauben bie meiden ba« 4?*'1 itjrer Seele febon gerettet, wenn
ihre ©ebeine in geweihte 6rbe fommen, roelcbrt ju bewerfe
fteUigen bie ^eilige Pflicht ber 4>interlaffenen ig.
Viufur ben Birten lebt in ben ^amvaö nodb ein (Schlag
Senfeben, benen fclbft bie leichte Arbeit be-3 Bie&bütenS
;u liftig ifl unb bie ein reined Söagabonbenleben fuhren.
Sie fteblen Uferte unb Verfaufen biefelben meifi nach SJra«
filien. TLn gebenSmitteln fehlt e6 nicht, weil bie roilben Jbeer*
ien jablreicb ftnb. ÜRebr üB einmal haben biefe Üflenfdjen
(ogar SBetber auä ber Jpauptftabt JBueneS 2£i>reö geraubt.
Crnuhlrr (3ongleurt) ijt bie gewöhnliche ©ejeichnung aller
rerjenigen Jtünftler, roeldpe »ur örg&^ung eine* jufdjauenben
'Publicum« groben (Äunjiftucfe) berounbernötvert&er ©efebief.-
lidblm ober ungewöhnlicher Aorperitärre ablegen. ©ie (tnb ju
unterfteibea von ben £afd>enfpielern, welche rounberbare Siöir*
tunge» burd; einfache fKirtel, bie fie gefebitft ju verbergen wif»
fen, hervorbringen, fobafj ihre ©efehtef licbfett mehr im SEöufcben
beruht, wibrenb ber wirf liehe ©auf (er eine ungemeine @e«
wanbt&ett, ©elenfigfett, ©efcbicfiicbfeit unb Äraft in allen
©liebern heften mu§. ©oeb nehmen bie ©auf ler nicht feiten
auch ju a^fdjenfpielerf ünften ihre j-Juflucbt. 3u ben befannte»
fren ©auflerfunftdücferi gehören bie oerfchiebenen ©alanetr*
Übungen fowol ber febwerften al3 ber leicbtcden ©egenftJnbe,
baS ©eiltanjen, ba5 Äugelfpiel, ba8 SÖerfen von Seffern im
Areife, baS cbjnefifcbe ©ttoc&enfviel u. f. ro. Tim berüt/mtefUn
ftnb von jeher bie inbtfcben ©auf (er gewefen, unb in ber Xbat
(elften fie fo #u£erorbent(i$e$, bafi berßufebauer faum feinen
Äugen ju trauen wagt, überbieä oerbinben ftcb mit ben Äunft»
[Kiefen ber ©aufler in 3nbien abergtäubifche XJorfteUungen.
Sion einem ber berubmteften inb. ©aufler, bem ©rabmtnen
©cbcfbal, berichtet ein glaubwtirbiger 2fugenjeuge, er habe
benfelben fretfct/ivebenb in einer ©teuung gefeben, wie vorfte
henbe Äbbilbung jeigt. Äuf einer S3anf ging ein Sambuirc-hr
in bie $6be, an welches ber ©auf (er ein jufammengebrebteS
©au 'Jen feil befeftigt hatte, unb nachbem er fidi fünf SRinu«
ten unter einer £ccfe vorbereitet, erfebien er febroebenb, nur
bie ipanb auf ba$ gell gelegt, unb blieb behaglich eine halbe
©tunbe (ang in biefer Stellung. — 3ongleur§ biegen
im ?Ji ittelaller bie 3n|humenti|ten, rocld;e bie Xrouba»
bour8 (f. b.) begleiteten unb bie naebb« ju ^o|fenrei^ern
würben, in bem jte mit Weberben bie abgefungenen Sieber be*
gleiteten, ©ie jogen in ©efeHfcbaften berum unb genoffen
mancherlei S3orrecbte.
@aumm beißt bie obere horizontal gelegene SBanb ber
iWunbhölile, bie vorn unb an ben Seiten burd) bie 3ahne
unb bie ju ihnen gehörigen 3ahnf<5cher ber obern Äinnlabe,
hinten bureb ben fogenannten ©aumenvorbang, baS ©au;
menfegel, begrenjt rotrb, eine am bintern 6nbe ber 9Runb*
hohle yerpenbiculdr berabba*ngenbe, häutige, bewegliche ©chei.-
beroanb, welche ben Gingang in bie Äadbenboble jum Üheil
verfcblieft. ©iefe obere borijontale Sßanbung ber 3J?unb»
b6b(e wirb burd) bie Bereinigung ber ©aumen: unb jDber:
fieferfnodjen ber einen ©ette mit benen ber entaegengefeftten
Sebilbet, unb weil fie fonatr) bauptfäd)li($ au6 jfcnocbenmajfe
efteht, }ur Unterfd>eibung von ihrem häutigen Knbange,
bem ©aumenfegel ober weichen ©aumen, ju weilen auch bar>
ter ©aumen genannt tiefer harte ©aumen nun ift v6dig
unbeweglich, unb von ber ©cbjrimbaut, welche bte ganje
SIRunbbohle auSfleibet, bier jebod) von anberer SSefdjaffen^
heit, mehr faferig unb lichter gefärbt ift, überlegen. Gr
hat einigen Äntbeil am föet'cbmacf unb roefentlirjpen Ginfluji
auf bie JBilbung einzelner ©uebftaben unb SSorter, fotoie
er rool auch bei allen aus bem SRunbe fommenben 26nen
überhaupt alt SJefonanjboben bient. Suroeilen fommt in
golge eine« gebiert ber erften ffiilbung bie Bereinigung bei
Anocben brt barten ©aumen« nur ^um Sbeil ober gar
nicht ju ©tanbe, unb rt ftnbet bann bie meiflend gleicbjeU
tig mit ber ^»afenfd)arte (f. b.) vorfommenbe, unter bem
Flamen beS SBolföradjeug befannte Iffieibilbung flatt, bei
welcher bie SKunbs unb 9cafenb6ble unmittelbar ineinanber
übergeben. Äucü entfleben juweilcn in golge von ©cr)ugi
unb anbern SBunben, fowie burd) ©efebtvürc, welche bie
ÄnoebenmafTe angreifen unb jerfl6ren (namentlich friphiliti-
fd)e), roibernatürlicbe Öffnungen in bem ©aumengeroölbe.
^af; eine foldje rvibernatürlid;e £>ffnung mit wefentücben
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Gaze
Unbequcmlichfeiten unb Wacbtbcilen »erbunben fein müffc,
»crflebt fuft »on felbfl. SBeil nämlich ritt großer Äbei'. ber
rcn ben Hungen ausgetriebenen Suft burch bie Mde im
©aumengewilbe ^eroottritt, f6nnen Sperfonen, bie an bem
erwähnten ©ebrecrjen leiben, feine Raren unb gut »erflänbs
Itcben Sine hervorbringen, unb überbieS wirb [:cb ein Jhcit
ber 9iabrung3mittel burch, biefe £>ffnung einen 2Beg in bie
9lafenbib,(e bahnen. Um birfen Übelfldnben abjubelfen, bringt
man einen fünftlicben (Baumen an, ber gewifmlich au8
einer großen, jur SBerfcbließung ber in bem ©aumen befinbs
liefen Öffnung beflimmten platte »on Piatina, ©olb ober
©Über begebt, bie mit #ülfe eines finnreieben SWecbaniSmu«
feflgebalten wirb.
<$a}f, ein »on bem glor (f. b.) nur burch bie bebeu»
tenbere ©färfe unb ben grißern ttbflanb ber gaben unters
fcfcjebeneS 3eud>. Die Entfernung ber (Sinfcblagfäben »on
ben Jtettcnfäben bilbet »icrerfige nefcfirmige Eugen. Tic
©aje wirb in »erfebiebenen SJluflern unb garben auS ©eite,
SSaumrooHe unb ginnen gemalt, auch t>at man gemifdjte
©aje. ©ne befonbere ©attung ijl ber .Krepp (f. b.). Die
f<b&nflen feibenen ©ajen, namentlich auch ©ajetudjee,
fommen auS ben franj. gabrifen. SJorjtiglicb febon ifi auch
bie ital. ©aje au§ SSailanb, glorenj, JBologna, unb auch
ou5 ßflinbien unb Gbina wirb feibene ©aje nach Europa
eingeführt- Die oflinb. bat meifl golbene unb ftiberne SBlu»
men, bie c^inef. ifi meifi bunt gebrmft.
(Schälk ifi bie ©efommtbett aller »u einem ©ebäube
geborigen Saiten, namentlich ber Dachftubl, auf welchem
bie 3»cgel u. f. w., mit benen ba§ Dach gebeeft ifi, ruhen.
3n£befonbcre nennt man ©ebdlf aber auch bae* auf beu
©dulen rubenbe £auptgeftm«, weicht« au6 bem Unterbauen
ober 2lrebitra», bem grieä unb bem Äranj befielt unb welche«
etroa ein SBierrbeil fo bo# als bie ©dulen ift. (©. ©äule.)
<&fber&f beißt jebe Stellung unb ^Bewegung be« Jtir*
per« unb feiner einjelnen Sbeile, welche einen geroiffen ©e»
mütb«s ober ©eelenjujlanb auSbrücft. S3on felbfl äußern
ft$ ©inneneinbrürfe, welche unmittelbar auf ben Airoer
roirfen, in gewijfen Bewegungen unb ©tcQungen, bie ents
weber bie junaebft getroffenen Übfile felbfl ober anbere
2beile, welche mit ben getroffenen in »ejiebung flehen, an»
nebmen. ©o j. SB. nimmt man unwitlfürlicb bie .öanb »or
ba« 2luge, wenn aHjugreHe« Sicht auf baffetbe failt, jiebt
ben geflogenen guß empor u. f. w. Änbere ©eberben finb
mebr »on ber geifligen Sbdtigfeit abhängig unb wdbrenb bie
rein firperlid) u'nnlt<b<n ©eberben mebr ober weniger aud)
ben SEbiwfn eijjen finb, fommen biefe aBein bem Sfeenfdjen
ju. »Jinige biefer feelenbaften ©eberben (wie ba« 3ufams
raenfcblageti ber £dnbe alt Seifall6bejeugung, baö Dürfen
mit bem Äopfe, namenttid) mit ben Äugen al« JBejabung,
fca* ©Rütteln be« AaupteJ jum 3«io>en ber »ernemung)
feb einen fo febr natürliche 2(udbrurfe ju fein, baf man fie
bei allen Siilfern wiebeifinbit, anbere bdngen (wie bie ©ej
grußung^fbrmen ber »erfdjiebenen S36lfer> mit bem WoiH-.
cbarafter jufammen, noct) anbere finb rein conoentioned
(burtt) Übereinfunft, 5. S3. (5rfennungSjeid>en geheimer ©e»
fcllfcbaften, religiifer ©eften u. bgl.), unb nod) anbere
enblicb finb "Äusbrürfe ber 3nbioibualttit (j. JB. bie über
bie «ruft gefreujten Zxmt 9la»oleon'J, bie auf bem dürfen
rubenben Ärme ©iä>e'* u. f. w.). JBegen be« innigen 3u»
Oettern
fammenhangei, in welchem alle ©eberben, mit 2fu8nal)me
ber rein conbenttonellen, mit ber geifligen unb firperlichen,
bleibenben ober vorubergehenben Stimmung be5 wnfdhcn
flehen, ifi ba8 ©tubium berfelben, butd) welche« jenem 3«*
fammenhonge nachgeforfcht wirb, hichfl tntereffant, unb
wirb namentlich in ber ©chaufpielfunfl »on hob« SBicbtiq;
feit, weil hier ber 3ufchauer burch bie ©eberben be« Äün ft :
l«rt auf ben geifligen unb förderlichen 3uflanb, welchen
berfelbe barflellt, fchließen muß. 3e ewiliftrter ber 3Renfd>
ifi, beflo mehr legt er für gewihnltch bie natürlichen ®e-
berben ab unb nimmt bie burch ben fogenannten guten
£on beflimmten allgemein gültigen unb nur conventto:
neu ort ©eberben an. 9lur im 3uflanbe leibenfehaftlicher Gr-
regtheit wirb bie burch bie äußerliche JBiicung angetbanc
geffel gefprengt unb ber SRenfch überldßt ftdc) frei ben neu
türlichen ©eberben. 2>ahrr ifi ein aUjulebhafte« ©ebertxm--
piel nicht anfldnbig, benn bie ©efelltgfeit föbert, baf n>tr
m Umgang mit Atibern unfere £eibenfchaft, S ritte, (&&
'üble ju bejdhmen unb ju oerbergen wiffen, bamit fte nicht
lirenb einwirken. Zxn mannichfachflen beweglich von alten
Xheilfn be« menfehlichen Äirper« ifi ba« ©ejtcht, bah« f«<h
auch in biefem bie meiflen ©eberben barflederu. Sorjug«»
weife nennt man bie im ©eficht auftretenben ©eberben
Lienen. 3ugleich finb bie Lienen bie feelenooQflen uns
ter allen ©eberben, weil ba« ©efiebt ber oollenbenie 3Cu«s
brurf ber ©Seele ifi. 9la4 bem ©eftchte brüefen ftd) bie
meiflen ©eberben in ben leicbt unb mannigfach beweglichen
^dnben unb Xrmen au§. vRan theilt bie ©eberben auch
nach bem Umflanbe ein, baß einige fid) im rubenben, ans
bere im bewegten Äirper barflellen, inbem man jene al«
Zttituben, ©tettungen, biefe al« ©efliculationen be--
jeichnet. Da bie ©eberben 2Cuöbrürfe be« in ber ©Seele
SJorgcbfnben pnb, fo rebet man »on einer ©eberbens
fpracbe, unb man fann fagen. baß fte bie unmittelbatfle
©pradje fei, benn wenn baö $erj noch feine «Borte, feine
(Smpfmbungen lautwerben ju laffen , gefunben hat, brüefen
ftd? biefelben fAon ungefueöt in ben ©eberben M ®enfdbc:i
au«. Die ©eftchtSfprache hat man, namentlich infofem fie
alö SBifTcnfcbaft ober JCunfl ^ubirt unb getrieben wirb, 9Xis
mif (f. b.) genannt, fowiebie Äunfl, auch obneSBorte burch
©eberben ©eelenjufldnbe ju fchilbern, 9>antomimtf (f.
Pantomimen) h«|t-
Sebent ober Warfen finb ein »on ben alten Werfern
abflammenber S3olfSflamm, welcher noch an ber alten , oon
äoroafler (f.b.) geflifteten, in bem h eilig tn JBuche 7,3enb^
Äoefla" niebergelegten 9leligion feilbdlt. ©te wohnen in ber
perf. ^rovinj German unb in ber inb. $ro»inj ©ujurate.
Den tarnen ©ebern, ber „Ungläubige" bebeutet, haben
ihnen bie ÜRobamnubaner gegeben, welche fte heftig werfe» i-
gen. ©ie felbfl nennen ftch Sehbin, b. h. „Rechts ober
©utgläubige". y*xt Religion ifi geueranbetung, inbem it).
nen baS Sicht, geuer, al« CueU alle« ©uten erfdiei nt unb
fte bie ©ottheit felbfl in bem heiligen geuer anbeten, ba«
in eignen Sempein gepflegt wirb. Zucb bie Planeten eh
ren fte al« mächtige ©eifler. Die ©ebern firib »on mittlerer
©riße, eb(em2Bucb$ unb regelmäßiger ©eftchtSbilbung. Sine
gebogene 9iafe, <>n fleiner SÖlunb, fchwarje, lebhafte Xugcn
unb ein fdjwaner, forgfdltig gepflegter JBart finb h)re ö>a.
rafteriflifdhen etgenthümlichfeiten. Die grauen jetchnen fidi
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Gebet
bcfonbttS fcurch «Schönheit auä. 3bt SBefen i|l frcunblicb,
unb fanft, auch fmb fic roobltbdrig unb rcblicb, <5ie befcbäf»
tigen fich toorjüglidj mit aderbau unb #anbel, finb treffe
litt« ©chiffSjirnmerleute unb erwerben nidit feiten ein bebau
tenbeS SÖermögen. SKcrf würbig ift ihre Sitte, bie Stötten
auf ben ©egrdbnißpldfeen offen bin^ufleHen unb fo ber
Sitterung unb benj SBilbe preis jugeben. Der unreine Cctd>-
nun foQ bie reine 6rbe nid)t bcfleden.
9(b<t/ (Erhebung be-3 £erjenä in Xnbacbt ju ©Ott,
tri öerj mag fein ©efübl nun in 2Borten auSfpredjen (lau=
.i ©ebet;, ober e$ mag feine ÜBorte für baffelbe finben
ftummeS ©ebet), welches Untere ftetS ber gaü" fein roirb,
nenn bie JBewegung beS ©emüt&S aUuimdcbtig iß. Der
:!u§en gefebriebener unb gebruefter ©ebete ift fein anbetet
iß ber, biiy bem Crange beS ©cfürjl6 SBorte bargeboten
«erben , wenn e$ felbft ju mächtig aufgeregt ift, um in fid)
:iefelben ju finben. 3u gleichem 3wecre pflegt man Aran*
Ten, befonberS <3terbenben, wol au* oorjubeten. DaS #etj
ftnbet eine {Beruhigung in bem 2Borte, wenn es feine tief'
ften ©cfübjc auSjubrücfen vermag, #ierin liegt ein Zhcil
ber befetigenben Äraft bei ©ebetS; am fräftigfien wirft aber
baS ©ebet auf ben QRenfcfcen bureb baS mit bemfe(ben in
unumftößlieher ©ewißbeit wachwerbenbe ©efübl, baß, wie
wenig ber enbltdjc Verfbnb eud) bie ©egenwart ©otteS
inne wirb, boch ber fiebenbe, weife, mächtige Vater e$
tjt, ber alle unfere ©chicffale lenft unb jebeS geib wie iebe
jreube »u unferm wahren fBeften, als Littel gu unferer
cteifligen Crruetjung, jur ffiottäbnlicbfeit und fenbet. Der
iDfenfcb foD beten m allen Sagen feine & geben«, benn er flct>t
ftett in bet $anb ©otteS, unb ber gute unb frommt SfJtenfd)
wirb beten, weil er nichts Roheres, fein reineres, itjn felbjt
bo&er e^renbrt Vergnügen fennt, aB ben fteten Umgang
mit ®ott DeS frommen SRenfdjen ganjeS geben ift ©es
bet, infofern ihn ber ©ebanfe ©otteS niemals oerlaßt; aW
fein Streben ift, baß er in ©ott unb ©Ott in ihm lebe. Q?S
gibt feine Religion ebne ©ebet , benn baburtt) allein bat ber
Genfer) {Religion, bafj er in 2Baf>rt)eit göttlichen ©ef<*lecbtS
unb ihm baber ber Umgang mit ©ott fjöcbfteS JBebürfniß ift.
Äfc$t Ctenb unb ©cbwadje füllen ben tüchtigen 2Renfcf)en
jum ©ebet, fonbem baS ©efübl feiner eignen bellen
ÜSürbe, welcbeö er im Umgange mit ©Ott ftnbet unb
ohne baö er nichts ift. SBie bie cbriftliche Sieligion bie fRu
Itgion ber SBabrbeit ift, fo bat fie auch juerjt baS redite
unb wahre ©ebet gelehrt. ,,©o itjt in meinem tarnen betet,
n extet ihr @rhörung finben", leb« GbjriftuS, b. h. fo ihr
als ©ot)n tum Vater, als ©eift jum ©eifie rebet. DaS
•9ebet bei SftunbeS, wenn nicht baS Sptri babei ift, bot
ar feinen JSBertb., ift überhaupt nur fduünbar ©ebet, benn
nur baS Jg>crj fann beten. £)a$ cbrijtlichc ©ebet barf fer=
ner ni(t)t mit Xngft gefebeben, fonbem cS muß eine freie
Hebung be3 «^crjenS fein, benn ©ett will nidjt Jlnecbte,
:n6ern Äinber; ein finblicbeä ^>erj aber fennt feine Pflicht,
bie ei au5 Surdjt tbut, fonbem ber ©runb all feines {»an:
teort ift bie Siebe. Daher oerwirft bie djriftlicfje Jtircfje bie
»mg^lic^en ©ebetsübungen, welche nichtebrifiliche 936(fer,
3 üben unb S?obarmnebaner, nach bengebren iijrcr JHeligion
regeunÄfjig abhatten muffen. 3)a3 ©ebet bat feine Straft
nai) aufen, fonbem feine SRadbt ift rein innerlich, baber
OeblAse
fcfyafft eS feine Äußerliche ©ereebtigfeit »ot ©ott, fonbern
macht in ber S3mft beS 5D?cnfchen nur baS ©efübl ber ibn
aufnebmenben ©nabe ©otteS lebenbig.
(&f b läßt finb im Allgemeinen Vorrichtungen, um £uft«
arten mit meb.r ober weniger ©ewalt }um 2(uSftr&men au«
einer £R6bre (Düfe ober Deupe) ju bringen. 2)er3wecf
berfelben ift ftetS, einen lebhaften xierbrennungSproceß ;u
bewerfjtelligen. S3ei ben ©ebüifen, beren fieb oorjugSweife
bie <g)uttenleute bei ben ©cbmeljarbeiten im ©rofjen bebie^
nen, wirb ftetS atmofp(Kirifd)e guft (SSinb) in ein bereits
brennenbeS geuer geblafen, unb bie SBirfung tiefer guft be;
ru&t auf bem in ibr entljaltenen ©auerftoffgafe, welches,
inbem ei reichlich, jugefubrt wirb, eine lebhafte Verbrennung
bewirft. (Sgl. ©aS). £tS einfaebfte t erartige ©eblafe
tfi ber befannte Sölafebalg, beffen man firf? tm füttert-
wefen, wegen feineS fortwaprenb nur ftoßweife fommen^
ben 9BinbeS, feiten bebient, ber aber namentlich in Scbmicbc;
werfftdtten allgemein angewenbet wirb. <&x be fteht auS }wet
jugefpitjten Brettern, welche vom in bie £)ufe ausgeben
unb von benen fieb baS eine in einem Gbarnier bewegt.
Übrigens finb beibe SBreter burrh ein weites geber oerburu
ben, fo bafj man fie ooneinanber entfernen unb einanber
nähern fann. @nblicb befmbet fich in bem einen Sret ein
nad^ 3nnen fieb 6ffnenbeS Älapoenoentil. (©. öentil.)
©perrt man nun bie Sreter ooneinanber, fo würbe imSn»
nem bcS äSalgeS ein leerer Kaum mtfteben, wenn nicht
alSbalb burch, ben atmofpbdrifcben Drucf (f. DunßfreiS)
guft burd) baS Ventil eingetrieben würbe. Nähert man
hierauf bie IBreter wieber einanber, fo wirb ber SBinb burd?
bie £üfe ausgetrieben. Sftan f?at jroei- unb breifadje Jöla;
febdlge, beren man fich ber ununterbrochenem SSirfung roe;
gen bebient. — Sei ben b6l}ernen @d(gen ober S3alg:
gebldfen finb ein hölzerner Äaften unb ein in biefem be-
finblicheS Sret fo mit einanber oerbunben, baß bureb bie 23 c =
wegung beS einen ober bei anbern bie üuft beS Äaftenä auS:
getrieben wirb. Die atmofpt)drifd}e guft wirb ebenfalls buret)
ein nach 3nnen fich öffnenbeS Ventil eingelaffen. — (Sine
abweichenbe (Einrichtung haben bie boljernen jtaftenges
bldfe unb bie eifernen (Solinbergebldfr. S3ei biefen
wirb bie guft auS einem Äaftcn ober Golinber, in ben fie
burd; eine Öeitenoffhung tritt, mittels eines auf; unb nie-
bergebenben JtolbenS ausgetrieben, ©ebt nämlich ber Aolben
luftbiebt herab, fo treibt er bie guft oor fich ber, bie fich
nun burd) eine Äöbre ergießt, bis fie jur Düfe auSfirömt.
SJcan überfiebt leicht, wie (ich ein foidjcr Ii über auch mit
boppelter SBirfung einrichten Idßt. 3ft nämlich baS obere
Grube beffelben ebenfalls oerfcbloffen, fobaß bureb ben Decfel
nur bie Äolbenftange luftbiebt binburchgeht , fo muß ber
Aolben beim Aufftetgen bie guft wieber oor fich her unb in
ein oben angebrachtes Süobx treiben. — DaS »aaberfehe
©e bldfe i|t ebenfo eingerichtet, wie ber unter ©aS (f. b.)
befchriebene ©aforneter, nur baß ftatt beS SafjerftoffgafeS aU
mofpbdrifche guft ein- unb austritt. — (Stne leid)t benu;
ftellenbe Ginrichtung bat baS Zonurngebldfe, baS aber
wenig SBinb mit geringer Äraft gibt. @S beruht im XDgemei:
nen barauf, baß Sonnen, welche in wen big eine ©cheibe>
wanb haben, bie auf ber einen Seite niqft gang bis jur
SBanb reicht, fo aufgehdngt werben, baß fie ftd; um eine
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1&4
Gebort
mitten bureh ihre ganje Sänge gebenbe *W bin imb her
bewegen. JDie Sonne wirb jur #dlfte mit SBaffer angefüllt,
unb inbem biefeS bei ber Bewegung ber Sonne bin» unb
»gebt, treibt eS bie fctft »or für) her. Stoffenbe Bentile
b angebracht, um bie ?uft »ot bem SBaffer auSjutoffen
unb Gintec bemfetten einiulaffen. — DaS SBaffertrom*
melg ebldfe bejtcht in einer langen £Röbre, in treibe oben
SBaffer einfdllt. 3n ber 3?öbre finb Öffnungen angebracht,
bureb welche 8uft bringt unb fiä) mit bem berabfaQenben
SBaffer oermengt, mit bem fte bann in einem Äaften (bie
SrommeO auf ein Bret ober einen Stein fällt, hierbei
trennt ftcb aber Suft unb SBaffer, jene tritt über biefe* unb
wirb bureb baffelbe, inbem eS ficr) anbduft unb ablduft, burch
eine «obre aufgetrieben. — Ähnlich ift baS »on -t>cnfct>et
erfunbene Äett eng ebldfe. über ein 9?ab gebt eine Äette
obne Gnbe, welche in regelmäßigen Äbffänben Älappen
bat. Äuf ber einen ©eite ber in eiförmiger Knie b*wb*
bdngenben Äette ift eine weite, »on eifernen G»ltnbern gt»
bilbete, nach ber gorm ber Äettentinie getrimmte JR6r)tc,
fcureb welche bie Äette mit ben .Klappen fo binburebgebt,
bafj bie Älappen genau bie $öblung ber 8löbre auSfuU
len. 3ugleicb ergießt ftcb SBaffer in bie Scöbre, fdü"t auf
bie erfte Ä läppe, brudrt tiefe herab, fdHt bann auf bie
jweite .Klappe, trieft aueb tiefe herab u. f. f., fo baß, wie
man überfiel, in ber 9l6bre tbeilS SBaffer, tbeil* «uft
enthalten ift, benn wie ba* SBaffer auf eine Älappe trieft,
nimmt biefelbe unter fich eine Guantitdt guft mit berab.
Unter ber flt&tjre ift ein ©efdß, in bem fid) SBaffer unb
£uft fonbem unb au* bem biefe turrb jene* aufgetrieben
wirb. — Bon bemfe(ben Crftnber tft entlief) bat SBaffer'
fdulengebläfe. ©ei biefem flet>t eine Sceibe »on gußetfer*
nen Gfllinbern fibereinanber, welche bureb »oben unb Ben*
tile fo »oneinanber geftr)ieben finb, baß ba* von oben ein«
lauf enbe SBaffer nicht turef) alle jugleicb binbureh fann, fotu
tern inbem e* au* bem 1., 3., 5. Gelinter in ben 2.,
4., 6. tritt, iene leer macht, wobei 8uft in fie tritt, unb
aus biefen bureb. geeignete Öffnungen bie Shtft austreibt,
welche nach ber gemeinschaftlichen Duft gebt. Äße ©ebldfe,
mit 7t i: I nah nie ber jule|t genannten, leiten an bem Übel:
ftanbe, baß ber SBinb nur jtoßweife auSfhömt. Um einen
anbaltenben SJuftfhom ju erbalten, werben baber gewöhnlich
eigene Borrichtungen, fegenannte Siegulatoren, angebracht,
©ie finb ©efdß e, in benen ftcb bie oerttebtete üuft aud ben
»erfebiebenen Äbtbeilungen eines ©ebläfeS fammelL — Da
man mit bereit* erwdrmter ©ebldfeluft eine beftimmte Guarn
titdt <£rj ober SDletaC mit geringem Äufwanb an geuerungS*
material febmeljen fann, alS wenn man fich. SBinbeS »on
gewöhnlicher Temperatur bebient, fo bat man bdufrg aud)
©ebldfe mit erbitter 8uft angewentet
©tu jweite Äbtbeilung ber ©ebldfe ift biejenige, bei be*
nen man nur beabfichtigt, burch einen rhtftfrrom erae glömme
auf einen gewiffen 9>unft ju concentriren, um fo eine cner*
gtftbere SBtrfung berfelben ju erbalten. 3u biefen geb6rt ju»
"näcbfi ba5 S6tbrobr, welches entweber mit bem SRunbe
ober, wie beim ©laSblafetifcr) ber gaü ijl, turch Sdlge ge«
blafen wirb. 68 beftebt in einfaebfrer Sinricbtung in einem
gebogenen, trichterförmig julaufenben JRehre. i)aä weite
enbe nimmt man in ben IDcunb, ba6 bünne bdlt man oor
eine ffieingeift: ober Öllampenffamme unb bldff fo anbal»
iftlD Utlu QLtlffoniafil £1 fllft fflnflllm . tTlDfm mfltT nltffft Dtf
Tttbem holt. 2Cucb bat man ©ebldfe, bei benen ein 9ün)s
robr bureb SBetngeifis ober SBafferbampf ge blafen wirb. Tu
glufftgfeit beftnbet jtet) in einer Äugel, bie in ein ttttdk
ausgebt unb über einer flamme hänat; fowie bie gliffictfett
inS .Kochen geräth , ftremt fie a(S 23ampf bureb taö Kol:
unb bldft gegen eine oor bemfelben fiebenbe Sampe. Sine
febr fdbarfe glömme erhält man, wenn man bureb, ein @e>
bldft (welche« bie Einrichtung eine« ©afometert h«*<n fcut»,
f. ©a«) ©auerftoffgaS geaen eine glamme bldff.
X)ie britte 6 1 äffe t>on ©ebldfen bilben biejenigen, bei be:
nen bie au«|homenbe Suftart felbfl entjinbet wirb. 3«
biefen gehören biejenigen ©ebldfe, wo auS einem ©aforntter
©auer^offga«, auS einem anbem SBafferfioffgaS in eme gt«
meimcbaftiicbe Dife fhömen, »or welcher baS ©adgemtftb
mit gewaltiger -Diw verbrennt 9toeh wfrffamer nnb an
SBirffamfeit jebe anbere glamme ubertreffenb, tfl ein ©e«
bldfe, welche* ein bereite in gehörige« SSerbdltnifj gebrachte?
©emenge »on SBafferftoffgaS unb ©auerffoffga« au*fhömen
Idßt Qt h«ßt nach feinem erftnber taS «Rewmanfehe
©ebldfe. (BgL ©aS.)
Gebote (bie jehn) würben (nach SRßfeS n, 20 ff.} bem
Propheten !Dcofe* auf bem Serge ©inai für ba* jübit'd ;
Bolf im erfien Jahre teS 7XuS;ugtS aus ^aopten gcgeb:n
Der ginger ©orte* febrieb biefe ©ebote auf (jwei) STafeln,
bie 2Hofes mit vom Berge brachte, {u beffen gu^en bei
Bolf feiner wartete, ©ie umfaffen tie $auptlebren tci
Nieral, tedj fo, baf fie für) auf bie SBerfe mehr als au)
bie ©effnnung berieben. Die cbrifilicbe {Religion, wt'.C. .
fich »on ber jibifeben eben babureb unterfebeibet, baf;
Heiligung be* 4?erjenS fobert, aus ber ffch bie guten SBerfe
ergeben foQen, nicht wie bie jubifebe Religion mit ber
Äußerungen ber Siechtfcbaffenheit fich begnügt," hat ba hei bii
©ebote »war aufgenommen unb anerfannt, bach fo, baß ti
bloße Befolgung berfelben noch feinen 2tnfpru<b auf bi
göttliche ©nabe gibt, »ielmebr foD bie Haltung ber yr
©ebote nur Äußerung beS böchflen cbriftlicben ©eoo», 8ieb
gegen ©oft unb ben SRdcbften fem. TRU (Erweiterungen be
©ebote turch t5r>riftuö (SBartb. 5.) beriehen fich barauf, bai
bie ©efinnung h<ilig fei, bann werben bie Äußerungen ttt
felben ben ©eboten entfpreeben, ja ber fromme SWenfc
wirb noch weit mehr tbun, als bie SBorte ber jehn ©ebet
auSfprechen.
©eburt, Rieberfunft, ßntbinbuna bejeic^net b
Berrichtung beS weiblichen ÜRenfcben ober ähiere«, burt
welche ein Äinb ob« ein SungeS jur SBelt gebracht wirl
Die. ©eburt erfolgt, wie jebe anbere Berrichtung be« tbicr
fchen ÄörperS, nach gewiffen ©efe^en unb Bebingunge;
unb fie verläuft rcgclwibrig ober gar nicht, wenn eine ot
mehre biefer Bebingungen unerfüllt bleiben, ©oll fte ung
flört »on 'Statten gehen , fo muß bie ©ebmanaerfebafi gluc
lieh »erlaufen fein unb ihr naturgemäßes ffnbe erreicht b'
ben, bie ©ebdrenbe im Allgemeinen fich wohlbefinbtn u
örtlich gut gebilbet fein; ferner baS Jtinb nebfi ben ju tbj
gehörigen Anhangen, ben ©hduten unb bem SRutterfucrv
bie bisher tu feiner Cr Haltung gebient hoben, fo bef<r)aff<
fein, wie fte fein foOen, unb »on ©eiten ber ©ebdrenbe
fowie ber $ilfe leiflenben ^erfoTten baS rechte Benehmt
beobachtet werben. DaS ^auptgeburtSorgan beS weiblich
ÄörperS ifl bie ©ebdrmutter ober ber grucbtbalter. Sief
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Geburt
IM
Ctejbmt
Crgan, »elcbe« bie grudjt nebfl ollen ju tyr gebörigen©e»
bitten mfbält, jitbt ftd) wäljrenb beS ©ebärenS faljweife,
t. b. mit längere ober für jere jjeit anbaltenben Raufen ju»
famtsea unb treiM burd) bieft 3ufammenjiebungen , bcnen
man wegen beS mit ttjnen otrbunbenen ©cbmerjeS ben 9la»
nitn ffiefjen beigelegt b«t, bie grucht unb tyre Anhänge
ans. Die (?rfd)etmtngm, wefd)e etne regelmäßig verlauf enbe
Setvrt barbieret, finb nun folgenbe: 3u£nbeber vitrjigftm
3cfciivangerfcbaft$rood)e wirb bie ©djwangere unruhig , hagt
übet SJangigf 'eit , ©djauer, ©d)mer$en im Umcrleibc unb öf»
tan ©rang jum Urinlaffen, ober fte empfinbet eine aUge«
neint Unbebagltcbfeit, ob,ne ein beflimmteS Setben angeben
ju förmen, biä fid) ber erwäbnte ÜnterleibSfdbmcrj einfteHf.
Tiefe ©d)merjen, welebe (Jrfigebärenbe gewöbnlid) alS ©d)neU
ben betreiben, febren wieber unb werben nad) unb nad)
immer heftiger. DieS finb bie fogenannten oorberfagenben
Beben, b. % folebe, welche bem SSetbe ben Anfang ber©e»
burt anfünbigen follcn, haben von £cbammen unb gemei«
nert Stuten ben tarnen Kupfer ober Jtneiper erhalten unb
füllen {üb oft fd)on 8 ober 14 Sage vor bem eigentlichen
Segtan ber ©eburt ein. Sfnbeffen werben bie 3ufammeni
unjungen ber ©ebärmutter immer fräftiger, anbaltcnber unb
luiftger unb beißen, weil fte bie nötige Vorbereitung ju
Um eigentlichen ©ebären bewirf en, vorberettenbe ©eben.
2a mit ibnen verbunbene ©d)merj erfheeft fid) von bem
Jcretne unb ber ßenbengegent auS nad) bem ©eboofe unb
ben ©djenfeln. Die ©chwangerc roirb immer äugft lieber unb
unrubtaer, treibt ftd) im Limmer umher (fte trefft), cr-
triebt |ta) u. f. n>. gßaljrenb beffen öffnet fid) ber SHutter:
munb, bie öüjäute mit bem in ibnen enthaltenen grucht--
»affer roerben bureb benftlben in ©efialt einer ^>a(b(ugel
! eworgebrängt (bie SJlafc fiellt fid)) unb entlieh fo ange>
nt, baß fte ju jetretßen broben (bie SMafe ifl fpring*
'irtig)> gleichzeitig gebt mit einer größern ober geringem
i^eiigt ©tbletmeS etwas JBlut ab (eS jetdnuf). hierauf
l ber fogenannte ©afferfprung , inbem burd) bie im*
am liarfer werbenben SZBetjen bie ©b^ute jeniffen werben
CaS Srucbtroaffer abfließt. 9?acr> bem Äbftuffe beS
? ^twafferS tritt für einige 3eit Stube ein. jöalb aber be-
bten bie ©eben von Beuern unb ftnb jefct nod) fräftiger,
rabauernber unb rjdufiger als bisher. Die 2lnfrrengung für
Gcbärenbe roirb nun fo ftarf , baß fte niebt mebr ju
n vermag, jumal ein unroiberfteblicber Drang fte nö>
t>igt, bie ©eben burd) gewattfameS Drücfen unb ^reffen
-4 unten in ir)rer ©irffamfeit ju unterftütjen. Sie gittert
j=i ganzen Jtörper, febwifct über unb über, betommt über*
Wttpt ein erbifcteS Anfcbcn unb einen fturmifd;ern $ulS»
vSiig. aWittlcrroeile tritt ber Äinbeä!opf au£ feinen biöheri:
im füllen, ben ©bauten, roelcbe fid; jurücfjtcben, hervor,
vtä) ben SDluttermunb unb rüdt, tnbem er fid) gemiffer=
:«n burd) bie JBecfenböble brebt, bem JBccfenauSgange
anut naber. 2lm SSecfenauSgange angelangt, finb et er
tuen SBiterfianb, ber nur burd) bie frdfttgften Seben
•ttreunben roerben fann, roäbrenb roeld)er ber Sdjmerj
• höcfcftcn ©rab eneiebt. 3fl ber *Äopf geboren, fo folgt
['JM furje unb bebaglidje JRube, roäbrenb rocl*er bie &t-
u fid; etroaS roiebet erbolt. IBalb jebod) jiebt fid; bie
Gebärmutter abermals jufammtn unb treibt nun aud) ben
Afcptr bedÄinbeä auö, beffen ©eburt inbeß weniger Jtraft»
aufwanb t>on Seiten ber ©ebdrenben trfobert, al* bie bc*
Jtopfe*. jßefinbet fid) nod) ein »weites Jtinb in ber ©e*
bärmutter, fo beginnt nad) einer furjen ^)aufe bie ©eburtS*
arbeit roieber, roie jur ©eburt bti erfien J£inbe§, nur baß
fid) bei bem »netten Jttnbe geroöbnüd) feine Slafe fiellt
unb fein äüaffer abgebt 9lad) bem Austritte bti JCinbed
an bie Xußenroelt rubt bie ©ebärmutter einige 3eit, bann
aber treten roieber üufammenjitbungen ein unb beroirfen
nicht nur, baß ftd) jefet nad) ÄuSfloßung beö Äinbe« ba5
jDrgan beträchtlich oerfteinert, fonbem auch, baß ftd) ber
nod) in ihm befinblidje SJJutterfucben löft. SBcil aber burd)
ba$ 8öfen beS 3Jlutterfud?en§ bie innere ©ebärmutterober*
flädic oerrounbet wirb, beginnt nun SMut in größerer ober ge>
ringerer ÜRenge auszufließen. 3nbeß laßt biefe Jölutung balb
nad) unb bie ftd? fottwährenb jufammcnjichenbe ©ebarmut»
ter entlebigt ftd) nun aud) be$ bis je^t ^urüdgebfiebenen
2Jfuttrrtud)enS, ,fo»ie ber Eihäute, bie gemeinfa)aftlid) burd)
bie Benennung 9ia d)g eburt bezeichnet werben. 9lad) bem
Abgänge ber Nachgeburt nimmt bar« Sßodjen bette, alö bie
legte ©eburtSperiobe, feinen Anfang. Diefe« tjat tjauptfäd)*
lieb bie Aufgabe , Da 8, wad etwa von ben ©ebilben beS
@ie$ in bem gruditbalter nod) jurüdgeblieben fein Eönnte,
»oUenbS ju entfernen, biefen ftlbft aber aumaltg ju bem
äuftanbe jurücfjuführcn, in welrbem er ftd) vor ber (&t*
fruchtung befanb. ©oU biefeS gelingen, fo barf bie wobU
uenbe Stube, welche in ber Siegel auf bie Austreibung beS
inbeS unb ber Nachgeburt ju folgen pflegt, gar nid)t ober
wenigftenS nicht oft unb ju anbaltenb unterbrod)en wer*
ben, wie bieS bei 3B eibern, wcldje fdion oft ober frbr fdjneU
geboren haben, burd) fernere, meift fehr fcbmerjhafte 3u*
fammenjiebungen ber ©ebärmutter gefebiebt, welche 9cad)>
weben genannt werben; außerbem muß bie apaut thätiger
werben als bisher, namentlich bie trjfen 5 — 7 Sage nad)
ber ttuSfioßung beS JttnbeS mebr alS gewöbnlid) fd)wi^en
unb jugleid) in ben IBruften SDIild) abgefonbert werben.
Der eben befd)riebene ift ber naturgemäße Hergang ber
©eburt. Snbeß bietet fte, abgefeben von ben jablreicfjen
Siegel wibrigf eilen, bie fte erfchweren ober ohne bie DajwU
febenfunft fünft(id)(r $ülfe aud) wol ganj unmöglich ma>
d)en fönnen, nod) einige S3erfd)iebenbeiten bar, bie nod) in«
nerbalb ber ©renjen ber ©efunbbett liegen. Dergleicben
Slerfcbiebenbeiten werben unter Xnberm burd) bie oerfd)i(btn*
artigen Ji in besteigen befttmmt, bie jebod) fämmtlid), wenn
fte bie ©eburt nidht grabegu regelwibrig machen foUen, fletS
fo befd)affen fein müffen, baß baS £inb ber Sänge nad) in
ber (Gebärmutter liegt. Der am gewöhn lieb (ten oorauSgel)enbe
Sbeil beS JtinbeSförperS ifl ber JSopf , unb »war baS Sbin*
terhaupt, allein nicht nur fann tiefer in oerfd)iebenen ©fei»
lungen m Sage fommen, wie j. SS. mit bem ©cbeitel,
bem ©e)td)te voraus, fonbem baS Jtinb wirb oft aud; mit
bem ^intern ober mit ben $üfen guerff geboren. Die Ur>
fachen, welche bie ©eburt regelwibrig mad>en fönnen, ftnb
bauptfäd)lid) 97ege(wibrigfeiten ber vorausgegangenen ©cbwan»
gerfebaft, SRiSbilbung ober abweiebenbe jßefebaffenbeit ber
bei ber ©eburt vorjdglid) mtfwirfenben SEtjetle beS Jtör>
perS u. f. w. 3e nad) ber 3eit, in weube bie ©eburt beS
itinbeS fällt, unterfcheibet man )U frübjeittge, jeitige
unb verfpätete ©eburten. Äommt bie ©eburt burd)
bie Siaturfröfte allein ju ©tanbe, fo nennt man fie eine
20*
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S
Geburt
natürliche. 3>tefe fann wiebet leidet ob« fd>wet , fc^neU
ober langfam »on Statten geben, »et erftgcbdrenben gebt
f{e in bet Sieget langfamer unb mit größern ©cbwierigfetten
vor ud), al« bei folcben, bie fcbon öfter geboren boben.
Äann bie ©eburt nur unter Beißanb eine« @eburt«hel*
fet« (f. b.) ju ©tanbe fommen, fo beißt bie ©eburt eint
wlbetnatütlicbe ober fünftlidie. 3um Stoffe aQer
©cbroangem fei auöbrücflicb bemerft, baß unter 50 (gnu
binbungen faum eine fernere ecrfommt, unb unter tau*
fenb, nac^ fiebern {Berechnungen, nur eine ben JKob unmit*
telbar herbeiführt, enblidb, baß grabe bie ©eburtßbütfe tu
benjenigen 3weigen ber #eilrunft gehört, welche bie meifte
3utterftcbt auf £ülfe in regdwibrigen gallen gewähren.
©eburt in rechtlicher Schiebung. $)ie Bortbeile
ebelicbgeborener, b. h- in »ollgültiger 6h* «jeugtet JCinber
beftehen bauptfäcblich barin, baß fte fowol ihren Batet al«
ttjrc iWuiter »ot auen anoern xserwanoten oerieioen oeer«
ben, außerbem auch bie @tanbe«»orrecbte, welche nicht rein
perfönlicc) finb, mit ihren Altern theilen, j. S3. ben Abel
(f. b.); uneheliche Ainber bagegen finb nach ben ©runbfd^en
be« beutfehen S?ecbt« »on ber (Erbfolge in bie »äterliche 83er*
laffenfcbaft gdnjlict) au«gefcbloffen unb beerben nur ihre 2Rut»
tcr. ©ie gehörten feiner familie an unb mürben, weil ber
.König ihr natürlicher Bormunb war, in biefer Begebung
BaterfteHe bei ihnen »ertrat unb fte fogar beerbte, £6*
ntg«finber genannt. Außerbem waren bie unehelichen
Jtinber in frühem 3eiten wegen beS ihnen anflebenben ®e*
burtömafeB wn bem Ctntnrte in öffentliche Ämter unb
SBürben au«gefcblofjen, burften nicht einmal in 3ünfte auf«
genommen werben u. f. w. unb hatten in tiefen Jöejiebum
gen gleiches ©ehicffal mit ben unehrlichen Äinbern,
b. h- ben Ämtern foleber Altern, welche ein nach ben Be*
griffen früherer Sabrbunberte »erunebrenbe« ©ewerbe trie*
ben. Äße biete Borurtbeile ftnb jefct größtenteils befeitigt
unb wol in feinem cioiliftrten ®taatt wfrb heut y.i Sage
3emanb burch feine ©eburt »on (Erlangung öffentlicherem»
ter unb von bem Eintritte in 3ünfte mehr au«gefchloffen.
Uneheliche Jtinber werben übrigens nach bem Warnen it)re$
Bater«, unb nur, wenn biefer nicht ju ermitteln ifl, nach
bem gamiliennamen ihrer «Wülfer getauft. — SBenn »on
mehren ©efebmiftern eine; ober mehre nicht »on einem unb
bemfelben noch lebenben unb ehelich »erbunbenen Altempaare
abftammen, fonbem »on einem Stbeile be« lefetem bem an»
bern bei ber Betbeiratbung »ugebtaebt worben ftnb, fo nennt
man tiefe gebrachten Stmbtx im Berbältniß ju ihrem
jetzigen neuen Bater ober SRutter halbbürtige, ©tieffinber,
unb umgefehrt ihre jefcjgen Altem (Stiefvater, Stiefmutter,
oenen man in ber ©»räche be« gewöhnlichen geben« ben
rechten Bater, bie rechte ÜRuttee entgegenfefef. ©olche ju*
gebrachte JCinber beißen, im ©egenfatj ju ihren »oQbürtigen
(b. h- »on einem unb bemfelben Alternpaare abftammenben)
©efchmtftern halbbürtige, #alb« ober ©tiefgefebwifter. Wach
ben ftrengen ©nmbfä&en be6 röm. Stecht«, fowie auch nach
einigen neuem ©efefcgebungen haben halbbürtige Jtinber
unb Berwanbte, fo lange »oHbürtige noch »orhanben finb,
gar fein gefcfeticbeS Erbrecht an bie Berlaffenfchaft ihrer
©tiefaltern ober Berwanbten. Wach bm mtlbtrn ©runb»
fÄtjen mehrer neuerer ©efe^gebungen ift in manchen ©taa*
ten, j. JB. in ©achfen, ben halbbürtigen ©efebmiftern ein
mit ben »ottbürtigen gleichseitig auSjuubenbe« Erbrecht, je»
Cjledächtriiss
boch nur ein befebränfte« , geftattet. ©ie erhalten nämlich
bie J^älfte be« auf jene fonunenben €tbtbeil«.
<5fburt0t)tlfet, (ftanj. Accouchear) nennt man ei-
nen Arjt, ber fiep »orjugSweife bem Berufe wibmet, ben
Stauen bei regelwibrigen ober auch nur fchmetea Cm.
binbungen $ütfc ju leifien. Sin ©eburtöbelfer, ber feinem
mit fo großer Berantwortlicbfert »erbunbenen Berufe ooll-.
fommen genügen wia, muß nicht nur ade bie jtenntniffe
beft^en, beren ieber '«ürjt bebarf, fonbem auch namentlich
unb ganj befonberS bie »efebaffenheit beä weiblichen Stcx>
!)txi unb feiner ihm eigenthümlichm Berricbtungen im
chwanaem unb nichtfehwangern 3ujtanbe u. f. w. fennen.
Dem Bebürfniffe yraftifchcr 2tu$bilbung, welcbeö bet (>>.
burtöhelfer »or Xtttm nöthig hat, ift gegenwärtig burch bie
fogenannten ßntbinbungSfchulen abgeholfen, beren cd in
ben UmoerfitdtSftäbien, ja faft in allen größem ©täbten be$
3n» unb 2lu§lanbe§ gibt.
<8>rträfl)tn»0 ift ba« Bermögen, BorfleDungen, BSorte,
änbien unb bergl. in ber©eele feftjuhalten, fobaß man bie^
felben nach Belieben ins Bewußtfein rufen fann. 2>a« <&u
bächtniß ift alfo (Erinnerung, aber fo, baß ber ©egenftanb
nicht nur im Allgemeinen unb in unbeftimmten Umtiffen,
fonbem nach allen feinen Sheilen auf ba$ Bcftimmtefte «or
ber ©eele fleht. Um ein gute«, b. h- ©eeleneinbrücf« feft»
haltenbe« unb nie »erfagenbeä ©ebdchtniß ju befib/n, tfl nö;
thig, baß man überhaupt ben ©ebanfeninhalt feine« (Seiftet
ftet« lufammenhalte unb überfehe, b. h. bog man befon-
nen fei. 2>et befonnene SWenfch befinnt fith leicht, »elcbes
felb(l bet Äuöbrucf für „et hat ein gute« ©ebaCbtnig" ift
£)et )etftreute SRenfcb iß unbefonnen unb ohne ©ebdefttnif;
dXan untetfeheibet ba« ©ebdchtniß häufig nach ben ©egen
ftdnben, auf bie e« [ich bezieht , unb fpneht in biefer JBeiit
hung »on einem Warnen», 3ablen*, SDttgebd<f>tnrg
»on einem ©ebdchtniß für SEbatfachen (©achgebdc^tnif
u. f. w., unb aHerbing« fommt e« »or, baß biefelbe ftarföt
ein au«gejeichnete6 ©ebdchtniß j. B. für Athatfachen unl
ein fehr fchlechte« für 3ablen hat. Wiemal« aber werben eir
gute« Wamengebdcbmiß unb ein fcbUchte« 3ahlengebdct>t
niß »ereinigt fein. $erfonen »on lebhafter (?inbtlbung«fraf
werben nämlich Borftellungen fehr leicht in ber ©eele be
halten, wogegen anbete, bei benen bie BerftanbeStbätigfci
»orjugSweife auSgebitbet ift, ein beffere« ©ebdchtnig fu
abftracte ©egenftdnbe haben. Srharfadbcn finb ©egenilänb
ber BorjleOung, 3ahlm unb Warnen bagegen beS sibfltactei
Berftanbe«. 3ur Bilbung eine« guten ©ebdebmiffeg fin
fchon in ber 3ugenb gepflegte Übungen ba« befte ^Drittel
£>er iugenbltcbc ©eift i|t nämlich burch bie Weubwt, bie ol
le« ihm tjntgccjenfommcnbe für benfelben hat, am meiffc
gur 3erfheutheit geneigt, unb burch bie © ebd ch tn iß ä bu n
gen, ba« fogenannte Xu«wenbig(ernen ober fKemo
riren, wirb berfelbe nicht aOein mtt nüfelichen JSenntniffc
erfüllt, fonbem überbie« *ur Befohnenbeit geführt, oljn
welche e§ fein ©ebdchtniß gibt. 2>ie Alten hatten eine eig:i
©ebdchtnigfunft, welche fte SRnemonif nannten unb"
eine Belehrung über bie mannigfaltigen Äunffgriffe enfbtcl
welche man anwenben fann, um SSorte, 9?ebcn, 9lame
unb bergl. mit geiebtigftit ju memoriren. 2)ahin ger>c:
j. B., baß man eine 8?ebe leichter memorirt, wenn ma
bie einielnen abril« berfelben »orjugöweife fta) raetft un
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Ctedanken Ii
oitUeirtt biefe mit geläufigen SBorfieUungen , bie übrigens gc»
otn bot yi memorrrenben (Megenftanb cjanj frembarttg fein
rennen, combinirt, etwa mit bat Sbctlen beS menfeb liehen
JMcpcrg. 3m Allgemeinen befiehl bie SRnemonit in btt
Jtunfi, BorfteHungen unb abftracte ©ebanfen fo ju »erbitte
bat, bafj bie einen an bie anbern erinnern unb jene mitbin
biefe bereorrufen helfen. Die befte Seit jiim SJlemortren tft
ber bergen, roei( beS 9RorgenJ ber Seele noch wenig
©egerrfiänbe entgegengetreten finb, welche eine 3erftreuung
bärten per an [äffen rönnen, ber ©eijl alfo gefammelt ift. Auch
ift baS überfefen bei bem ©ebaebtniffe ©injuprägenben bor
Schlafengehen ju empfehlen, weil im Schlafe bie Seele
fich mit ben legten unb lebbafteften, ©nbrücfen ju befebäf-
tigen pflegt. 2öabre ©ebanfen haften in bem (Seifte, ohne
baf man fic memoriren fann, weil fie nicht etwas Aufge-
nommenes, fonbern oom ©eifie felbft ©efcbaffeneS finb;
fte finb ein ewige*, unoerdnberliebeS (Sigentbum beS ©eifteS,
trelcbeS er, einmal gewonnen, niebt wieber oerlieren fann.
Die befte Siegel $um SRemoriren ift folglich bie, baß man
ba$ attfmenbig ju Cernenbe erfl ju o erflehen fuebe, bann
befujt man es als ©ebanfe unb fann, wenn auch bie Jorm,
boch ben Inhalt beffelben nie oergeffen. Am leicbteflen, ja
ganj oon felbjl werben baber SBorte behalten, bie einen Öe=
tanfen auf bie angemeffenfre, ooHfommenjte SBeife au6*
brüefen, j. 23. eütjelne öerfe. DaS nur bem ©cbäcbtmj?
(Eingeprägte oerfebwinbet atlmälig aus ber Seele, wenn es
nicht von 3eit ju 3eit wieber beroorgerufen wirb, auch bei
oöOiger ©efuttbbeit beS ©eifteS. SBie alle geijligen K3er<
mögen, wirb auch ba* ©cbadjtnifj im Alter unb in heftigen
Äranfbeiten fdiwacb, ja oerfebwinbet oft ganj, juweilen
nur auf gewiffe 3eit, juweilen für immer. Am ©ebäcbtnifj
fclbfi fann man brei äb^tigfeiten unterfebeiben : baS Auf'
f äffen, welcbeS frbneU ober langfam gefcbet>cn fann; baS
gehalten, welche* ft'dj auf längere ober fürjere 3cit
erfhedft, ftarf ober febwadj ift, unb endlich baS 2Bic»
bergeben beS Eingeprägten, welches leicht ober febwer gc
febiebt unb bierburd) ein treues ober untreues ©ebäcbtnifj
bebingt.
<?c&anhm, bie Äefultate beS Denf enö (f. b.) machen in
ipr« (jkfantmibeit ben 3»balt unferS IBewufitfeinS aus. Die
©ebanfen unterfdjeiben fid) oon ben finnlicben ©egenftänben
baburch, baft fit nitbt wie biefe oergängtieb, hinfällig unb
burd) 3«it unb Staunt befebtantt, fonbern im ©egentbeii
ewig/ unoeränberlicb. unb fchrantenloS finb. 3n ber 8Belt
beS ©ebanfenö gebt bem Sföenfcben, ber Sinnenwelt gegen;
über, ein ewiges JReicb auf, in bem eS nicht 5Eob unb SBer
berben gibt Der geringfügigfte wie ber erbabenfle ©ebanfe
tragen baS 2Rcrf pichen ber (ihotgfeit; ebenfo febr §. £3. ber
nutbematifebe ©runbfafc, „bafj jtoei Dinge gleich finb, wenn
bsbe bemfelbcn brüten gleichen", wie ber ©runbfafe ber wab>
ttt {Religion, ,^>afj eS nur einen ©ott gibt". Daber flücb«
tet ftcb auch ber üJJcnfch aus ben febmetjlicben Saufd)ungen
M ilfiip ifl in bie innere SEBelt beS ©ebanfenS, beren
©ebiete {Religion unb *PbUofopbte finb. Auf tiefen
tn trfebeinen zugleich ©ebanfenwelt unb Sinnenwelt
nubt mehr im feinblt^en ©cgenfage, benn bie £e^re ber
Stffcgion: bafj ein weifer, liebenber Sater AQeS fcharft unb
naa) feinem äöiücn allmächtig lenft, wie bie S3orauSfe^ung
oer ^hilofopbie, bafj nur baS ewig Vernünftige 5Babrbeit
I Gefängnis*
unb äüirfricbfeit habe, barum alle ^infdßigfeit unb VümoUt
fommenbeit nur ein (eerer Schein fei, bureb ben man )ur
SBabrbeit bringen müffe, erbeben eine wie bie anbere bie
Sinnenwelt feibft )ur @wigfeit beS ©ebanfeni. Solches
iBewufjtfein ift ber ^friebe, ben bie {Religion, bie SerubU
gung, weube bie ^b'^fopbie in ben Drangfalen febafft, in
rcclcbc bie Unoottfommenbeit ber Aufjenwelt baS ÜlRenfcben«
ber) oerfegt. — ©ebanfenloi ifl ber SRerrfd), welcher,
ohne in fieb einen gefammelten Scbag beS S3ewufjtfeinS mi
tragen , nur ber Stnnenwelt unb nur bem Augenblicfe lebt.
9!ictit feiten wirb ber gebanfenlofe SJienfch burch einen red: t
empftnblicben Schmer^, ben ibm bie Außenwelt bereitet,
burch einen grofjen ßerlufi an irbifchen ©utern jur äöefiiu
nung, enbltch jum SSewußtfein gebracht unb fo in bii SQelt
beS ©ebanfenS eingeführt
(Bcfängniös (Äerfer), ift im Allgemeinen jeber »ur
^Beraubung ber pcrfonlichen ^reibeit befitmmte Du. Der
Staat bebient ftcb ber ©efängniffe tbeilS als SicberungS«
mittels gegen baS (int weichen foidier ^erfonen, bie ftcb we>
gen beS SSerbacbtS, ein Verbrechen begangen ju haben, in
Unterfucbung befinben (SSerwabrungSgefängnijTe), tbeilS als
wirflieben Strafmittels für überführte jBerbred?er (Srrafgefäng«
niffe). 9>erfonen, welche nur ber gegen fte eingeleiteten Un»
terfuebung wegen in $aft finb, werben in ber Siegel nur
foweit beS ©ebraucbS ihrer Freiheit beraubt, als uötliig
ift, ihr Entfornmen ju binbern. 9Ran erlaubt ihnen ge-
wcbnlich bie Ißabl ihrer äöefdjäfttgung unb vergönnt ihnen
feibft ©enüffe, bie fie fieb auS eignen Mitteln ju ncrfdiaf-
fen vermögen, geftattet wol auch ben 3u tritt oon greunben
unb SSerwanbten in baS ©efdngnifi. Die 2Rafjregeln gegen
fte werben nur gefebärft, wenn man fürebtet, fte möditen
SRittel jur glucht in bie £änbe befommen, ober wenn man
fte }um ©efiänbnifl ber aus ber Untcrfuchung offenbar ftcb
ergebenden Scbulb bringen wiQ. AnberS oerhält es ftcb
mit ben ©efängniffen, beren fid) ber Staat ^ur Siollflrecfung
wirflieber Strafe (greibettSftrafe) an SSerbrecbern, bie nacb
oorbergegangencr Unterfuchung für fcbulbig befunden wor--
ben, bebient. ÜRan unterfcbeidet insgemein brei ©rabe foW
(ber ©efängnipftrafe. Der erfte ift gefiungSbaugefan;
genfebaft, in ben neuern ©efefegebungen auch Letten:
^rafe ober fet)werer Äerfer (f. geftung) genannt.
Diefer Strafe gleich fommt in einigen Staaten bie ©a
leerenftrafe (f. ©aleeren). ©twaS minber jheng, je«
hoch in gleichem ©rabe, wie geftungsbau, infamirettb, ift bie
3uchtbau»ftrafe, bie gegenwärtig befonberS in Dcutfch=
(anb febr gebräuchlich ift. Sie wirb auf oerfebieben lange
Seit, bid ju lebenSlänglicber Sinferferung, nacb ber ©efähr^
liebfeit ber Verbrecher unb nacb ber ©rofje ihrer Vcrgetpum
gen juerfannt. Auch gibt eS gewöhnlicb mehre ©rabe, bie
ftcb tbeilä burch bie fhengere »ewaebung, j. JB. burch An-,
fchiiefjung in ben ©efängniffen, Anlegung oon Letten u. f. w.,
tbeilS burch bie SSerfchiebenbcit ber oon ben 3ücbtlingcn ju
oerriebtenben 3wangSarbeit ooneinanber unterfebeiben. 3n
einigen Staaten werben bie 3ücbt!inge nod.) überbem gleich
beim erften eintritt ins 3"fbtbauö mit einer förperlicben 3ütb-
tigung (ffliOf ommen) belegt, in mebren Staaten mit berfelben
fogar aud? noeb nacb Abbüfjung ber Strafjeit beim Austritt
(Abfchieb) auS bem 3uchthaufe entlaffen. Die geringjte ber
greibeitSfhafen nennt man ©efdngnift, gefängliche
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Ctef&ntrnlsä
$aft fcblecbthm. Diefe (Strafe bat nkfy, wie bie corher*
genannten, bat Berlujl odet bürgerlicfjen Ehrenrechte jur
abfoluten golge unb wirb baber nur bei geringem Serge*
bungen in Anwenbung gebracht 22 an unterfebetbet tu«
irrnfeben ben ©ericbtSgefängniffen einjelner jDrte unb ben
ganbeSgefängniffen. 3u ber Einrichtung ber leiuern faben
ftrb in neuerer 3rit mebre Staaten bura> bie Ubervölferung
ber äuebtbäufer unb bie Erfahrung peranlaßt, baß bie
2Rebr*abl ber ju tiefen »erurtbeilten burch bie unfreiwillige
gjermtfebung mit bem Auswurfe ber Sienfdjbeit tiefe An»
fialten nicht feiten noch entfttteter Perlaffen, ol* fte tiefet»
ben betraten. Die allgemeinen ganbeSgefdngniffe haben cor
ben einjeuten ©ericbtSgefängniffen (bie unter befonbern SRa*
nun, als: iöürgergeborfam, StocfbauS, Sarcer, Scbulb»
tburm u. f. w. Porrommen) bauptfäcblicb Da* porau*, baß
fie nicht fo fojrfpielig wie tiefe finb unb baß e* in ihnen
möglich wirb, bie ©efangenen flrenger ju beobaebten unb
fie na di SBerbdltniß ihrer förperlicben unb geiftigen Kräfte
tu einer jwecfmdßigen Arbeit anjubalten. Eine befannte
(Sattung ber teiditem @efdngniß|rrafe iß bie (mit geftung*-
bau mebt ju perwecbfelnbe) geflung*|irafe ober §e*
ftung«arreß. (S. geftung.) Auch bebient man fich ber
gelungen jur Aufbewahrung von Kriegsgefangenen. Eni*
fpringen au* bem ©efdngmß 4: ebt engere >paft nach fich
unb wirb in Suchtbäufem auch noch, burch Scbldge befiraft.
Die ©efdngniffe ftnb wahrscheinlich fo alt wie bie Staa*
ten. SBenigftenS lägt fich ein georbneter Staat nicht ebne biefe
Littel jur SJeßrafung ber Verbrecher benfen. Die dlteflen
©efdngniffe iraSRorgenlanbe waren wafferleere Eifternen.
3n Athen gab eS 49 ©efdngniffe, unb unter biefen ein*
auf bem üRarfte für jablungSunfdbtge Scbulbner. 3n 3t 0 m
erbauete ber Konig AncuS SRarciuS baS erfte ©efängniß
unb jwar gleichfalls* für ©cbulbner. DaS Aauptgefängniß
in {Rom würbe nach feinem Erbauer, bem Kinig SeroiuS
SuIIiuS, „Tullianuru" genannt SBon ibm unb ber barbae
rtfeben fl3eb>nblung ber ©efangenen m bemfelben entwirft
ber ©efefeiebrfebreiber SaBuft eine traurige ©ebilberung.
Überhaupt rannte ba* niditcbrilliicbe Alterthum feine lic-
benbe Serge für bie ©efangenen, Den milben gebren ber
(häßlichen {Religion perbanften biefe bie erße Erleichterung
ihre« bis bahin fcbrecflicben goofeS, was felbft ein fatirifeber
geinb be* Ebrißentbum*, ber ©rieche gucian, nicht in Ab*
rebe ßeUt Er erjdblt un*, wie bie Clin freu ihre gefange*
nen ©laubenSgenoffen befuebten, trößeten, mit ihnen bete*
ten unb felbß bei ihnen im ©efdngniffe fcbliefen. 3n ben
dmßlicben ©emeinben ber erßen 3abrbunberte nach abriflu^
hatten bie Dtafoncn unb Diafoniffinnen neben ber Sorge
für Arme unb Kranfe auch bie ^flicht , für baS Seelenheil
ber ©efangenen Sorge ju tragen. Die barbarifche {Rauheit
be* 2Rittelalter* perlteß iebod) biefen fegenSreicben $fab ber
cbrijiiidjen giebe. 3n biefer 3eit ndmltcb benu|te man ge<
wöhnlich bie unterirbifchen {Räume ber Surgen, bieJBurg*
«erließe, ju ©efängniffen. Sie tarnen befonberi in Deutfch*
lanb »or unb gehörten »u ben graufamßen unb nachthei>
ligflen für bie ©efunbheit, beren bie ©efebiebte gebentt
Gtnen nicht beffern {Ruf haben bie fogenannten SSletfam*
mern in SSenebig wegen ber im Sommer barin berrfebenben
unauSjiehlicheti fyikt. (S. Senebig.) Auch bie ©efdng*
niffe ber 3nquijtrton ftnb berüchtigt ©n* ber berühmteflen
©efdngniffe war bie gleich bntti erflen Ausbruch ber franj.
{Rewolution ton ber JBolfäwutb jerfidrte SB a fülle (f. b.)
tu 9aril. 3n gonbon(f. b.) hat man gan je SBejirfe bie*
fer Kiefenfrabt ben ©efangenen eingeräumt. 3n bem Sereicbe
ber großen Scbulbgefängntffe Äingßbench genießen bie Scbalb*
gefangenen große geetbeiten; fie wühlen ftet) Sltorfteher unb
dichter au* ihrer SRitte, haben ihre Vergnügung** unb
Serfantmlung*pld^e u. f. w. Die ©efdngniffe in Qbina
rühmt man wegen ber in ihnen obwaltenben Sorge für
bie ©efunbheit ber ©efangenen. Die ©efdngniffe bübert
bort meifien* große SSiereae, wo bie ©efangenen in be*
fonbem Sellen wohnen unb bie Srlaubniß hohen, juwei*
len unter ben Augen ihrer Auffeher in einem geräumigen
$ofe foajieren ju gehen. 9Ran ifi barüber tn äwetfel,
welcher eurep. Qtaat «terfl ein 3ucbtyau* gehabt habe.
(Sinti ber dlteflen iß ba* ju Sur? tn Crnalanb, wel*
che* wabrfcbeinlicb fchon im 3ah« 1589 bejtanb. Auf
bem gefllanbe begegnen wir biefen Anflalten juerft in ben
SRiebetlanben. 3n Amflerbam würbe 1595 ein 3ucbtbau$
für SRdnner unb im folgenben :3abrc ein* für 2Betb*»er»
fönen gebaut. 3n Deutfchlanb fanben fie jwar erfl im
üaufe be* 17. 3abrb. Eingang, teeb wählte man ta felbfi
febon gegen bie Wlittt be* vorigen 3abrb- e'n'8e 00 3u(bt»
häufer. Ein* ber befieingerichteten ift ba* oon ber Jtaiferin
SKaria Xberefia in ©ent erbaute. — 3n Europa war e* bem
eblen SRenfchenfreunbe 3obn ^>owarb (geb. 1727 ju (Slapton
in Esglanb, gefr. 1790) poroehalten, burch bie unertnüb*
licbfle Sorge für Erleichterung be* Schicffal* ber ©efange--
nen (welche* er au* eigner Erfahrung al* Kriegsgefangener
in Sranfreidi, fowie auf feinen fpdtern Steifen burch gan3
Europa grünblich fennen gelernt hatte) ba* Augenmert be*
engl. Parlament* auf biefe* bi* bahin febr oemachldfftgte
©ebiet be* Staatsrecht* ju lenfen. S3on biefer Seit an
tarnen bie wefentlichfien SBerbefTerungen be* ©efdngnißwefen*
auf, welche flcb nach unb nach von Englanb au* in alle
cioiliftrten Staaten mit mehr ober minber glüefliebem Crr-
folge »erbreiteten. Am weiteren ftnb in biefer SBeiiehung
bie norbamerif. greiflaaten »orgefchrirten. Schon im Sabre
1776 hilbete füb in $bi(abel>bia eine ©efeUfchaft \n »et»
befferung be* ©efdngnißwefen*, beren JBemühungen t>on
bem fchonflen Erfolge geWnt werben finb. 3wei Spfleme
finb e* hauprfdehlich, /Welche man gegenwdrtig bei ber ©e»
fdngnißbauart unb ber ©efangenjucht in ben norbamerif.
SOereinSftaatcn befolgt Der $auptgTunbfa4 be* juerfr in
Sceuoorf aufgefommenen unb oon ba au* in vielen anbern
Stätten ÜRorbamerira* perbreiteten Spfiew* beliebt tonn,
baß man bie ©efangenen bei Stacht «oneinanber trennt unb
fte in einzelnen 3eHenreihen oerwahrt, welche eine oen biefen
weit abftebenbc fiarfe 3Rauer umfchließt 9Ran bezeichnet biefe
Jöauatr al* Schachtelplan unb nennt jene 3eUenreir>en
„bie innere Schachtel'' unb bie biefe umgebenbe 3Äau«
„bie üußere Schachtel." «ei 3age Idßt man bie (£)r-
fangenen gemeinfehaftlich arbeiten unb effen, wobei jeb
eine fhenge mtlttamfcbe 3ucb t unb ein PoQfommene* Set):
gen ber Sträflinge unabir erlief? gehanfcbabt wirb. iRatr)
anbem Spfleme, welche* juerjl in Dhilabelpbia aufTam, o
wegen ber bamit perbunbenen größem jtofh'piciigfeit
(eine fo bebeutenbe Ausbreitung gefunben bat, treibt
bie Strenge gegen bie Sträflinge unb beren Abfperr
poneinanber noch weiter, inbem man nicht allein bei SR,
fonbem auch bei Sage jebm ©efangenen einfam in f<
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ftcfänffuiss
Seile fid) felbß überläßt. Äußer bem toutlofen ©efangen*
härter nabt fidj ibm fein menfd?Iicf?cS SBeftn, unb eine 83e*
fdüfrigung wirb ibm nur als Jöelolmung geftattet. 3<be
tiefer 3eüen bat übrigen* einen befonbem Meinen #of, in
irelcbem btr (gefangene Euft f(r>6pfen fann. 2üenn man er*
trägt, wie groß ber eon ber 9?atur in bie fi3ruft jebty Wen*
(eben gelegte Srieb nad) ©efelligtcit unb öefcbäftigung tjr,
fo muß man gefteben, baß taum eine größere unb rotrffa*
mett Strafe erbarfjt »erben tann. 23 od? futprt fie ebenbrt«
halb bei lebhaften Slaturen (riebt jum Sßabnft'nn unb ift
Gefecht
fdjon aus tiefem ©runbe nur mit groger SBorficbt unb nur
bei febroeren unb ganj bemoralifrrten Verbrechern in Änwen»
bung ju bringen. $6cb(t beilfam roirb {te aber baburd), baß
burrf) bie ununterbrochene ©nfamfrit aueb ba$ oerroorfenfte
©emutb jur ©elbftbetracbtung unb bierburcr) jur ©elbfier-
Eenntniß, folglid? gu moralifiber ©elbftbefferung gejwnngen
roirb unb baß bie Scrbredber in ber Xrbeit ijroft unb (Srbolung
ftnben. — 3" Cnglanb ift einJ ber heften ©efdngniffe baS
bicr abgebilbete JBefferungSbaud ÜDJUbant bei gonbon. CrS ift
FreiSförmig gebaut; ber Siorfteber t>at feine SEBcbnung im
3Rittelpunfte unb bie ooneinanber getrennten JBcbältniife ber
(Befangenen im Äreife um ftcb her. Dtefe fretlicb fet>r foft*
fpteltge unb ungefähr 600 (Sträflinge entfjaltenbe 2Cnftalt
;eicbnet ftcb befonberS bureb eine müfterbafte, auf religtäfc
iucJjt unb vveefmaßige SBefcbäftigung gerichtete ffieauffjcbtü
gang ber befangenen auS, welche in klaffen abgeheilt ftnb
unb nur bei 9tadjt abgefperrt werben. $ür noeb »orjüglidjer
aiü eine in neuerer 3rit »ielfacb Cunter anbern in ©enf, in
Sonneburg bei Äüfhin unb ju 3nfterburg in Dftpreußen)
bj Znroenbung gefommene Sauart ber ©efängniffe, welche
uater bem 9tamen be§ ©trablenplane$ befannt ift.
55er größte 92ad>tr>etl, ber immer ned? an allen unfern
fhtngen ©efängnißanfialten haftet , ift bie golge ber 3nfa>
nrie, wetd>e an 3ebem baftet, ber einmal aI3 Sträfling in
einem 3ucbtbaufe gewefen. Sebermann «riebt einem folgen
ani, ftiemanb mag ihn in Dienfte nehmen, unb fo muß
ber Unglücflicbe nicht feiten feinen notbbürftigen gebenSun*
terbalt ftcb roieber auf verbotene SBeife fueben. <Si ift ber
JaÜ oorgefommen, baß ein foldjer Berjtoßener ein neues
ikrbrecben beging, um nur roieber im 3u*tbaufe einen ßu<
djttort ju ftnben. 3roar roirb gegenwärtig faft allent*
Iba auf bie moralifebe ©efferung ber 3üd;tlinge mit gro»
ßem gleiße bingeroirft, aber jur gänjlid>en JBefeirigung be*
gegen ebemalige (Sträflinge noch berrftfeenben SBorurtbeil*
ftrib immerbin nod) befonbere üJlaßregeln nötr>ig. Die jroecl»
mäßigjte bürfte bie fein, baß ©efeflfdjaften fcon »obren
SRenfcbenfreunben ftcb jum 3wetf macben, ebemuligen 3ü<b>
lingen ©elegenbeit ju recbtlidjem @rwerb ju geben unb ju
bem tbatfäcbltcben ffiewrife ber gefebebenen fBeflerung. Ber«
eine mit berarttgem 3n>crfe b^ben ftcb aueb/tn mebren beut*
feben Sänbern gebitbet, unb namendid) ijt ein foldjer im
gaufe biefe« SabreS in Sadjfen ju ©tanbe gefemmen. —
©ne befonbere TLrt niebtinfamirenber ©efängnißftrafe tfl bie*
jenige, weldje ©läubiger über ftjrc ©cbulbner «erhangen
f innen, entroeber bis fte bejab» tjcben ober auf aereiffe ge»
fefclicb beftimmte 3eit. ©oldjen ©efangenen rann fetne
3roang6arbeit auferlegt werben.
(ffffdjt ift bie allgemeine Sejeidjnung jebe« ÄampfeS
ftreitenber Parteien, bei bem ftcb biefelben t6btlicber SHJflffen
gegeneinanber bebienen. Sejtebt iebe ber ftrritenben ^)ar»
teien nur in Ciner ^erfon, fo ift ba« ©efrebt 3wei?ämpf
(f. b.). 3n anerfannt rtdjtmäßiger SBcife fommen ©efedblc
nur im Jtriege »or. 9)?an unterfebeibet tytx bie ®efed;te fo*
Google
OefÜhl Ii
wol natb bet ©tdrfe ber ffreitenben ^arteten, al« nach btt
SBaffe, mit b« fte geführt werben, ein ©efeftt, weifte«
nur t>on SBcnigen bi§ ju einigen #unberten auf betten
©eiten geführt wirb, b«$t ein ©ftarmüb.el; finb übet
500 bi« 10,000 im Aampfe, fo gibt e« eine Affaire ober
ein ©efeftt im engern SBortfinn; finb enblift bie fdm>
pfenben Parteien noft fidrfrr, fo wirb baS ©efeftt jut
©ftlaebt. Die Infanterie bebient fift im ©efedjte nur
be« ©ebießgewebre«, tbeil« jum ©ftießen, tbeil« mit bem
Saponnet, unb nur au8nabm«weife be« Seitengewehr«.
Da« geuern gefftiebt beim Jtampfe in Steibe unb ©lieb,
böftfien« au« einer Entfernung *>on 300 ©ebritt unb entwe*
ber in ganjen Abtbeilungen ober einzeln im J^ecfenfeuer.
Seim Süirailliren (f. b.) wirb au* au« gr6ßem Entfer«
nungen gefftoffen. SBaoonnettangriffe pflegen in ber Sie»
gel tn Eolonne gemalt *u werben, tbeil« mit gelabenem,
tbeil« mit unaelabenem ©ewebr. Die Gavalene, weifte
ihre Angriffe febr rafft macht, wirb von ber Infanterie wo
miglifb bis ju einer Entfernung oon 40 g. tytaxiütlafttn,
ef>e biefe feuert. 3n biefem gau"e fann fte einer energifdjen
SBirfung gewiß fein. Eaoalerieangriffe pflegen feiten gegen
bie gronte be§ geinbe« gerietet ju fein, gewibnlift fuftt bie
Gaoalerie ben geinb in bie glanfen ju faffen. {Beim An«
griff fefct fift bie Kelterei in ©alopp unb etwa 100 ©ftritt
»ot bem getnbe in (Saniere, ©egen ßuane'« be« geinbe«
werben bie Angriffe in ©cbwabronen gemaftt, fobofj eine
ber anbern folgt, unb iebe Dorn getnbe abgewiefene ©ftwa*
bcon fift l) int er ben »ouücfenben wieber formin. Die 6a»
e alerte bebient fift t>orjug«weife be« ©dbel« obn ber fcanje,
boeb bot ft< auft Sarabiner unb ^iftolen, bie beim jiBldn*
fern in Anwenbung tommen. ©lanfern heifjt ba« Sirailli*
rtn ber leisten ßaoalerie, wobei biefe, ie jwei unb jwei
SJlann gegen ben geinb oereinjelt anrüeft unb ihn beunru»
bjgt. Die fftwere ßat>alerie fuftt ben geinb befonberS
burft ben Angriff in gefftloffenen Sieiben ju werfen. Die
2frtiHerteangriffe fdnnen wegen be« weitreiftenben ©efftüfce«
ffton au« einer Entfernung oon 1500—1800 ©ftritt begon*
nen werben. ©ew6bn(icb laßt aber bie Artillerie ben geinb
auf 1200 ©ebritt bewnfommen, erje fte ju feuern beginnt.
E« ift Siegel, bie ©efftü&e m6alift|i oerbeeft unb obne bie
aflunitionSwagen aufjufrellen. JCommt ber geinb naber al«
600 ©ftritt, fo wirb mit Äartdtfften gegen ihn gesoffen.
Die Artillerie erdffnet in ber Siegel bie ©ftlaftt unb liebt
in tiner Entfernung oon 30 bi* 80 ©ftritt »or ber ginie.
Da« ©efftüt^ wirb nicht bto« in ber ganten Angriffslinie
»ertbeilt, fonbern namentlich auft jur ä3e|e&ung einjelner
wifttiger fünfte benufct, namentlift folfter, twn btnen au«
bie {Bewegungen be« geinbe« beobachtet unb beberrfftt wer«
ben (innen. SSenn ba« ©efftü(} verloren gegeben werben
muß, baten bie ArttHeriffen ba« gabejeug mitjunebmen,
unb wenn noch 3tit baju i(i, ba« ©efftüfi burft SStrnageln
unbrauftbar ju maften.
©ffui)l bejeiftnet junaftfl benjenigen ©inn, bur(b wel»
ften wir @egen(idnbe, bie in unmittelbare JBerubrung mit
unferm Ä6rper (ommtn, }u unterffteiben »ermogtn, unb
war ob fie raub ober glatt, weift ober bort, warm ober
alt unb bngl. finb, unb in JBejug auf bie ©eftalt. S33db^
renb bie übngen ©inne be« SRenfften unb ebenfo auft ber
Spiere, auf efnjelne Drgane befftrinft ftnb, breitet fift ba«
MI Gefühl
©efobl übet ben ganjen Ä6rper au«, tnbem ft* «Rewenfi
ben bi« an bie £ bcrfldfte be« £6rper« oer^weigen. Am leb-,
bafttiten aber tft ba« ©efübl an btn ©pi^en ber ginger
unb 3eben , unb man bejeiftnet bie ginget baber auft ald
ben oor^ügliftfien ©t^ biefe« ©inne«, ben man auft Saft«
finn, ©etaft nennt. SBie bie übrigen ©inne ifi auft ba«
©efübl mancherlei Sdufftungen au«gefe|;t. @o bangt ti
namentlift ganj oon ber eigenen SBdrme be« 3l6rper« ab,
ob ein anberer ©egenftanb warm ober falt erffteint 6r>
faltet man g. 05. bie eine $anb, etwa inbem man fie in
©<bnee fterft, erwärmt jugleift bie anbere unb tauftt bann
beibe £dnbe in baffelbe laue SBajfer, fo wirb biefe« an bei
erfalteten $anb warm, an ber erwärmten fühl ffteinen.
Eine anbere ©efübl«tdufftung erfdbrt man, wenn ber SRifc
telftnger über ben äeigeftnger gelegt wirb unb bann jwb
feben beiben gingerfpifetn ein Äugclften bin» unb bngewdljt
wirb; man nimmt in biefem gatle mit bem ©efübl beutlift
jwei Äugeln wabr, obgleift nur eine vorbanben ifi Suweiltn
tritt in einzelnen ©liebem, j. JB. in ben gingern, eine t>oU
lige ©efübllofigteit oorubergebenb auf, man fagt, ba§
©lieb ftetbe ab. Ü)ian fann biefe Erffteinung burft Unteü
binbung be« ginaer« b^orrufen. fBefannt tft, baß erfro«
rtne ©lieber gefublto« werben.
3n t>6r>erer IBebeutung bezeichnet man mit bem SSorte
©efübl bie ©efammtbeit aOer in« JBewufjtfein ttetenben Er*
regungen, biefelben m6gen nun «on ben ©innen ausgeben,
ober ganj innerlifter 9tatur fein, fowie bie ErregungSfdbig
feit felbft. 9iur ber Sßenfft, al« bewußte« SBefcn, triebt
aber bie JK-icre , baben in biefer 83e}iebung ©efübl. ©ebt
bdufig wetben ©efübl unb Empftnbung gleicbbebeutenb y>
brauftt, borb ftnb Empfinbungen tigentltft nur biejenigtn
Enegunaen, weifte .noft unflat eor bem iBcwußtfein fmb.
3n ©efubl unb Empftnbung oerbdlt ftft bet ©ei fr niftt
felbfhbdtig , wit im ©ebanfen, fonbern leibenb. Die aei
fübloollen 2Renfften, bie fogenannten febönen ©eelen, bei
weiften ba« ©cfüblötcben fo oorberrfftt, baß gegen baffelbe
ber SJerfianb jurüeftritt, ftnb baber mebr ober weniaet wtl«
lenlo« unb untbdtig, obgleift fie burft dußere Einbrucfe unb
burft SBorgdnge in ihrem Innern auf ba« lebbafte|te erregt
werben. Die Empfinbungen unb ©efüble pnb t bei Ii an*
genehm (greube, &ufi, i: eiterfeit, £>offnung), tbeil« un:
angenebm (Siran er, ©ftmerj, fBetrubniß, gurebt), ienaebs
bem fie ba« Serlangen erzeugen, in ihnen )u oerbanen obet
ihnen ;u entfliebm. Da bie ©ebilbe ber Äunfi unb bie ber
SRatur am mdftttgfien burft bie ©inne auf ben ©tifi »vir
fen unb jwar angenebm, wenn fie fftin finb, fo fpricbi man
befonber« viel oon bem ©efübl für ba« ©ftine unb Erhabene
unb maftt bamit ba« ©efübl jum JRiftter übet Statut > unb
Äunftgcgcnfldnte, woju e« aQerbing« geeignetet ift, al«
jum ©ftäpfer berfelben, weil e«, wie bemerft würbe, fift
niftt banbelnb , fonbern leibenb ocrbdlt. Da bem äRenfften
enbltft ba« ©tttengefe^ vom ©ftöpfer felbft in bie JCruft
gefftritben ifi, fo l;at bcrfclbe ein febr feine« ©efübl für
ba« ©ute fowol, wie für ba$ 3ö6fe (bie ©timme be« ©c-
wiffen«^, wclftcä man bas moraliffte ©efübl nennt Ob»
ffton bie Empftnbung nur baburft jum ©efübl wirb, baf
fte in ba« ©ewußtfein tritt, fo ifi biefe« im ©efübl bod?
feine«weg« fo flar unb allfeitig befitmmt, wie bieö beim
©ebanfen ber gall ift, unb baber fommt e«, baß tv
©efübl ftet« na« Sotten fuftt, obne fift »öffig au*
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Gegenfftesler
161
Geheimschrift
fpredun ju tonnen. 9?icht feiten wirb bie Sprache bat; et
angeflogf, baß fie ju atra fei, um bie Sülle beS ©efühlS
ausbrechen. 3n ber abat ifl auch bet SWenfcb um fo roe=
ntger tm Stanbe ju fprechen, je mdebtiger ba$ ©efübl in
u)m aufgeregt ift. SDet ©runb Ii cc^ er aber bar in, baß baS
0enibl baburch nicht aufgehoben wirb, baß eS in 2Borte
gjfjft wirb unb baß bei mächtiger Aufregung ber SRenfcb
;u wenig feinen ©erftanb ju fammeln vermag, um bie
geeigneten SBorte ju futhen. 25er wahre Dieter iß
bei beoerjugtt SJlenfch, bei welchem ©efübl unb ©er»
fruit gleich mächtig ftnb, fobaß er aussprechen »er--
mag, irofür ber gero&hn liehe SJcenfcb vergebens nach. 22or=
Im fuebt
6fgfnfDö0lfT ober (griedr).), Entipoben, Reißen bie*
irrigen ©eroohner ber Grbe, welche fo gegenemanber leben,
Ujj fte aufredet fler>«it> bie Süße einanber entgegenfehren.
Ii nimlic^ Grbe eine Augel ober wenigflenS ein fugeU
firmiger £6rper unb bie aufrechte «Stellung biejenige ifl, bei
Beuger bie Süße nach bem 2Rittelpunfte ber Grbe äuge*
lehrt ftnb, fo fmbet man offenbar bie ©egenb, in Welcher
bie ©egenfüßler ber ©ewobner irgenb eineS DrteS ber Grbe
»ebnen, wenn man fieb von bem genannten Crte aus eine
grübe iinie nach bem SJlittelpunfte ber Grbe gejogen unb
uber tiefen foweit hinaus verlängert vor|Mt, bis fie wie;
berum über bie Cbetfldcbe ber Grbe benjcrtritr. SRan fann
tiefes auch auSbrücfrn, baß alle biejenigen ©ewobner ber
€roe ©egenfüßler aegeneinanber finb, n>e(d>e SDrtc bewob--
nen, bie an bem Gnbvunfte beffelben 25urcbmefjcr$ (£ia;
meter) ber grbe ober bie biamrtral gegenüberliegen. 2Senn
mm weiß, wie bie geographifche gange (f. b.) unb ©reite
einrt JDrtrS ber Grbe bejlimmt wirb, fo begreift man leicht,
taj» bie geographifeben ©reiten ber ©egenfüßler bicfelbcn ftnb,
aber bie eine fübl., bie anbete nötbl. i|t, wdhrenb bie Hiu
fljiium 1809 verfchieben finb. ^)ierauö folgt ferner, baß bie
SaireSjeiten ber ©egenfüpler entgcgengcfcljt finb, ttc einen
SStrtter hoben, wdbrenb bei ben anbern Sommer tjerrfefet,
unb baß ibre UagcSjciten um 12 Stunben vonetnanber ab
-.i'iten, fotaß unfere ©egenfüpler Wittag haben, wenn bei
nri SRitternacht ifl. Die tfcbjre von ben ©egcnfüßlern hingt
-fi3mtigfle mit ber von ber jtugelgcflalt ber Grbe (f. b.)
nnmen unb fanb, wie tiefe , anfangs großen Sßiber--
i; man meinte, bie SKenfchen, welche bie Süße umge=
J*rt wie wir halten, müßten notbwenbia ton ber Grbe ab;
fjfl«; aber man überfah, baß baS ©efffc ber Schwere,
i ben SRcnfchen an bie Grbe fcffelt, nichts KntereS ift,
& bie Hn^iebung, welche ber SKittelpunft bet Grbe gegen
«!t ©egerrfldnbe auf ber Cberfldche berfelben ausübt, gegen
Mtyn ti mithin fein Cben unb Unten gibt, intern" er
aQen «Seiten bjn t>6Uia gleichmäßig wirft. SKan hielt
rt)rt oon ben ©egeufuplern wie bie oon bet Äugelge=
lätt ber Grbe unb r»on' beren JBewegung anfangs für fefees
^4, unb im 8. Sahrh würben fogat »on Seiten bet
*r^e alle Anhänger biefer rein naturwijfenfchaftlichen 8ebre
bem Jöann belegt. 2Jon ben ©egenfußlern ju untetfchei=
ben finb bie ©eaenwohner. ÜRan nennt fo tiejenigen
^fcnft^ra, beten SBofmorte gleiche geographifche 2dnge, abet
^gegeagefefcte SSteite haben, b. h. bie unter bemfelben 9Rcs
Ktt«feen8.i8<r. IL
rtbtan liegen, aber fo, baß ber eine fo weit oom 9f orbpol
al« ber anbere t>om ©übpole entfernt tfl. JDie ^egenwoh»
ner haben jugleich «Wittag, wdbrtnb bie 3ahre8jeiten bei
ihnen entgegengefe^t ftnb. Stein nennt entlieh 9ceben woh-
ner tiejenigen, welche tiefe Ibe nirbl. ober fübl. ©reite ha-
bin, beren geogr. Sdnge aber um 180° »erfchieben ifl. ©ie
wohnen mithin auf berjelbett .<palbFugel ber Grbe in gleicher
Gntfernung com $o(e, fobaß eine
burch bie Grbe jwifeben beiben ge=
legte gerate Minie burch bie Grbare
geht. Slebenftehenbe 3eichnung gibt
bie ©egenfüßler. ©egenwohner unb
Slebenwo^ner für einen JDrt 0 an.
©egenfüßler haben oerfchiebenc
STleribiane unb oerfchiebene ^araU
lelf reife, ©egenwohner berrfels
ben 3)Ieribian unb berfchiebene 9>a*
rallellreife, 9lebenwohnet ver--
fchiebrne SReribiane unb benfelben $)arallelfrei«.
<?cl]cimscJ)rift (grierh. itrpptographie) heifit jebe
Schrift, welche fo eingerichtet ifl, baß fie nur ber Xbfenbet
unb ber Gmpfänger }u lefen oermigen. hierbei ifl immer bor*
ausgefegt, baß ber Gmpfdnger ba$ Littel fennt, burch wel»
cheS bie ©eheimfehrift lesbar wirb. DiefcS Littel heißt ber
Schlüffel, unb nicht nur bie $)erfon wirb, fheng g enorm
nun, eine ©eheimfehrrft, welcher 2irt fie auch fein mag, ju
entrdthfeln vermögen, an welche biefelbe gerichtet ifl, fonbern
überhaupt |ebe, bte ben Schlüffel fennt. (Bei einigen Xrten ber
©eheimfehrift ifl ber Schlüffel fo befannt, baß ihn 3eber be»
fl^t, ber im Sefüj gewiffer Jlenntniffc ifl. So j. fB. ftnb mit
fnmpathetifchcr älintc gefa)riebene ©riefe 2fUen lesbar, welche
bietenigen Wittel fennen, burch welche bie unftchtbare Schrift
fichtbar gemacht werben fann, unb biefe SHittel ftnb in vielen
iß ürhem angegeben. (S. Sinte.) Zu? tem ?i'ltertl>ume wirb
ein ©eifpiel oon einer ©eheimfehrift erjähU, welche mehr
ben Slamen einer geheimen, verborgenen Schrift verbient
GS würbe ndmlich einem Sflaben baS Haupthaar abgefchnit«
ten, ihm mit unverlöfchltcben äügen auf bie <^aut gefchrie*
ben unb fobann ber Sflaoe, ber felbfl nid)t wußte, wa4
mit ihm vorgegangen, nachbem ihm ba8 £aar wieber ge-
wachfen, an ben C>rt feiner ©eflimmung gefeinett, mit
bem ©efehl, er foHe fich bort von einer beflimmten $er>
fon baS Äaar abfeheeren (äffen. £a5 2(bfcheeren ber ^jaare
ivar ber Schlüffel {U biefer Schrift. Später hat man eine
©eheimfehrift fo IjcrjuflcIIen gefugt, baß man [ich als
Schlüffel eines eigentümlich auSgefchnittenen ©lattS ^a*
pier bebiente, wela)eS^ auf einen völlig bebeutungSloS flirn
genben ©rief gelegt, nur bie bebeutungSvollen SB orte f)tt»
vortreten ließ. 2uch hat man fich mit bem "Gorrefpons
benten über ein gebrucfteS ©ud> vereinigt unb bann bie
SBorte auS bemfelben bezeichnet (j. ©. burch 3ah{en).
S)ie bequemfle unb ftcherfle ©eheimfehrift, welche unenb«
lieh viele S3erdrtberungen erlaubt, ifl bie fogenannte Chif-
fre quam- (jQuabratfchrift) Ober Chiffre indechüfrablo (uns
entzifferbare Schrift). 3Ran bebient fiel) bei berfelben
nachfleh enber £afe(, beren Ginrichtung leicht ju überfe>
hen tfl.
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Geheimschrift
16*
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©je TM, tote man ftcb biefee Safel bebient, ift folgenbe.
ÜRan tomtnt mit bem ßorrefponbenten übet ein SBort ober
einen ©ah, überein , meldet bec ©cblüffel ift. Dtefer ©chlüf»
fei fann leicht im ©ebdcbjnifj behalten werben, or)ne jemals
tefchrieben ju fein, tr Fann felbft tin wißrurlich gebilbeteS
Bort fein unb fo oft man will, njd> ein« otrabrtbeten SKe»
gel gewechfelt werben. 9ieljmen wir an, btr ©chlüffel fei
„8aut". 8BoÜ*ten wir nun ben ©a(j treiben: „glitte, TU*
Iti ift entbeeft", fo fuefcen »ir erft ben erjten ©uchftaben be*
©djlüffelS, alfo 1/ in bet oberften SSuchflabenreibe, bann
ben etilen JBuchftaben be5 ju fchreibenben ©afeeS in ber er»
fien Söcrticalretye, f, unb febreiben benjenigen S3uchftaben,
• reo bie oon jenem 1 oertical berabgebenbe unb bie oon biefem
f auö borijontal gehenbe SKctbc ftefa treffen , nämlich r. ^>itr*
auf »erfabrt man ebenfo mit btm jroeiten JBuchflaben «
bei Scbtuijelä unb bem jweiten SSucbflaben bei ©afceö I,
wobei man tu erhält, ©o gebt ti fort, inbrm man mit bem
©cblüffel immer oon vorn anfingt, nachbem man ftdt> ber
«njelnen ßJucbftoben beffelben bebient bot, b. h. man fuefat
bie auft je jwei ber hier übereinanber ftebenben SBucbflaben
fi* ergtbenben SJudjifaben auf:
man bie S$ueh|taben in eine ftigut (ben <3*tüflfet>, wie
folgt, fchreibt unb nun bie einjelnen Jöucb(laben naef) ben
fie umgebenbtn Sinien ber gigur
unb ber nur tut* $un!te angebeu:
teten ©teile bejcid;nct. SOIan fann
in bem ©cblüffel jebe beliebige »«%
btnfolge ber £3ucbftaben anroenben.
9laa> unferm ©djlüffel nü&me ber
obige ©aö folgenbe ©eflalt an:
h««ll«a ist entdeckt
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Unfer ©afe würbe folgenbe ©eflalt erhalten: rmdytf
rewfn eda igeeiwTu. jDffenbar wirb bie Entzifferung
um fo fehwieriger, je lünger ber ©cblüffel ift. — ©ne wol
nur als Spielerei gebrauchte ©ebeimfebrift ift bie, baf
2Ran fann bie ©ebeimfdjriften baburo> noa> unlefttCrber
machen, baß man bie einjelnen SBorte nicht trennt unb btc
gereichen weglaßt, auch gleichgültige deichen untermifebt.
Eine öffentlich gebrauchte unb bennoeft nicht tu entrdtbfelnbe
©chrift ift bie ber Selegraphen (f. b.).
fefhm ifl ein SDlittel ber gortbewegung für bt ei entgort
organtfeben ®efch6pfe, welche tvillfürlicbe {Bewegung unb
gupe baben. Der ÜRenfch unb bie agiere ftnb an bie Crbe
nur burch bie ©chwere gebunben; biefe iß bet «Snrab,
au4 welchem fte fich nid)t nach SBidfür oon ber rbcrflad
ber Srbe nennen f6mten, auf ber fte ruhen, fo lange ihr
Jtörper binreichenb unterftü^t ifl, unb fallen, b. h. fftb un>
willfürlich bewegen, fobalb eine binreichenbe Unterflu&ung
be« .Rorotrti nicht flattfinbet. ©eim stehen bienen jur
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Gehen
163
Gehfflr
Untcrfrü&ung bte grüße, unb ber Acrpcr tft in 9? übe, im
©leicbgewicbt; beim ©eben rcirb aber tiefe Unterjlüfcung jum
2b«I aufgehoben, inbem fcet eine gu§ emporgejogen unb
mltid) ber Aörper auS btt ©IcicbgewicbtSfictlung (burd)
Beiwirtfneigen) gebracht wirb. Der Aörper beginnt fo»
cl«A $u fallen, aber ber wieberaufgefegte guß hält ihn im
|jQ auf, eS tritt wieber ©leiebgewicht ein, welches abwecb«
fflnb roieber aufgehoben unb wieberbcrgefleQt wirb, fo lange
tit Bewegung beS (Bebend währt. S3eim ©eben wirb folg.
Li eine roilifürlicf?e Bewegung erreicht burd; ©cnutjung
ber auS ber »Schwere beS AfirperS bei manaelnber Ijin»
reicbeiroer Unterflüfcung ftcb ergebenben unwillfurlicben 33e=
»egtina.. Da$ Saufen ifi nur ein fcbnelleS ©eben, bei
ceiiern fieb ber Aörper fo darf überlegt, baß baS wecb«
ftlnbe ipeben unb Buffefcen ber güße aufs feijneUflc gefebeben
muf , »renn ber Aörper nicht fallen fotl. Um bie JBewe»
giuig aufjubalten, muß baS ©leiebgewicht beö AörperS ber:
gefallt roerben, b. h- ber Aörper muß roieber jurüdgebogen
trerbm, fobaß ibm bie fhllflebenben giißc binreiebenbe Un»
terftÜBung ju geben vermögen. 9latb langerm Saufen bot
tet Jtorper eine unwiafürlicbe ©efebwinbigfeit erlangt, welche
fo groß fein fann, baß bie Araft ber SWenfcben nicht hin:
reicht, bei ber Annahme ber ©leicbgewicbtSlTellung fie \n
beilegen, baber fommt ei, baß man tn einem fdmellen Saufe
fich nicht wiUfürlicb aufjubalten unb augenblicklich, unn
Sieben ju bringen vermag. Sine ganj anbere Ärt ber Säu
Regung alS baS ©eben tft baS Jpüpfen unb (Springen.
Set bitfem nämlich wirb bie Schwere auf Eugenblide burch
bie ©uifelfraft in einem Stoße gegen ben S3obcn ubcr=
rrunben, ber Aörper trennt fiel) ganj von bem ©oben; ba
aber bie Schwere obne Hufbören fortwirft, bie Stoßfraft,
wtttbe ben Aörper emportreibt, aber nur augenblicflich wirft,
fo rmb bie burch bie le(jte erlangte ©efcbwtnbigfeit in f irr-
jer 3ert von ber itjr entgegenwirfenben Araft ber «Schwere
aufgehoben unb ber Jtorper fallt unwiHfürlich wieber herab.
Billfurlitbe unb unwillkürliche ^Bewegungen werben beim
Springen in SBecbfelwirfung gefegt. Daö kriechen enb«
lieh unterfeJheibet fid) vom ©eben babureb, baß bei ihm bie
im Soden auftretenbe unwiafürlicbe JBewegung gar nicht in
2Inn«enbung fommt, fonbern ber Aörper fortwabtenb in einer
Sietcbgewicbt&fieUung bleibt unb nur bie ©lieber benu|t
werben, um burch Anflügen an ©egcnflänbe beS SJobenS
bm Jtörper fortjufebieben. Der SWenfch ifi baS einzige ©e=
- jpf, welches fletS auf jwei ftüßen aufrecht gebt; bie Xrme
: "::ben, welche ben SBorberfüßcn ber SEbiere entfpreeben,
ecciljren habet niemals ben JBoben unb bienen beim @e*
fcn nur, um bat* ©leiebgewicht beS AörperS ju erhalten.
£ie4 äußert fich in bem fogenannten Scblenfern. DctS
c:cben unb ©eben beS SDienfcbcn ift viel febwieriger, alS
iH her mebrfüßigen SEbiere, weil eS febwerer ift, einen
Jtirper auf jwei ©rügen unb auf einer Stügc im ©leich*
genocebt ju erbalten, alt) auf mehren. Seim Stehen unb
leben beS SRenfcben finbet ein fortwabrenbeS ©alanciren
l«tt, ber Aörper ifi niemals in fo unrciafürlieber SJuhe,
M hitft« febon beim Stehen auf vier güßen, noch mehr
ab« beim Siegen flattfinbet. Der ÜRenfcb ifi baber aud>
b«4 einjige ©efchöpf, welche* baS Stehen unb ©eben fünfls
A unb mübfelig lernen muß. ©irb ber 9Renfd) alt, fo
beugl f;cb fein Ä6rper nach vorn über, babei wirb er fteifer
unb Ptrfiett an ©ewanbtbeit unb Sebenbigfeit; bie golge
ift, baß baö Stehen unb Wehen noch febwieriger wirb unb
ber SRenfd) cnbli$, um nicht auf bie Zxmt fid) frühen ju
muffen unb noch einen moglicbfi aufrechten ©ang ju bebat-
ten , ju Ärücfen greifen muß. JBei Änwenbung einer ArücJe
bat ber Jtorper brei, bei Xnwenbung jweier aber oicr Un>
terftü^ungSpunfte, burch welche bie $erfieHung ber ©teieb:
gcividjtäfteUung erleichtert wirb.
(Gehirn wirb baS weiche, marfige £)rgan genannt, wet -
d)eS in ber Schabe! höhle, umgeben von brei »herein an--
berliegenben £äuten, liegt unb als SJJittelpunft beS ge<
fammten 9Jcrocnfn(iem3 betrachtet werben muß. Daffelbe
befiebt auS mehren 2t htb eilungen : bem großen ©eh im, bem
Keinen ©ehirn unb bem verlängerten SWarfe, welches
Untere in baS diücfenmarf übergeht. Die Waffe, auS weU
eher baS ©ehirn befiel) t, Ußt beutlich jwei voneinanbet
verfchiebene Sub(!anjen unterfebeiben , eine weiche, fd)wam=
mige, graue (Subflanj, bie fogenannte JRinbenfubflanj, welche
baS große unb fleine Gehirn umhüllt, aber auch in ihrem
Snnem vorfommt unb eine feilere, biebtere, weiße <Sub(tanj,
bie 5Dtarff»b|ian^. DaS große unb fleine ©ehirn ftnb bei
bem SOIenfchen im Sjergletd) ju ben Shicrcn vorjugSweife
entwicfelt. Unter ben Schieren t)at ber burch Jttugbeit fid;
auSjeichnenbe Slefant baS größte ©ehirn. — SBährenb beS
SebenS ifi baS ©ehirn in einer fielen {Bewegung, bie mit
bem Ttthembolen in SSerbinbung fleht unb houptfachlid; von
bem @tn> unb 3CuSflr6men beS SBlutS abhängt. DaS
©ehirn ifi baS £>rgan ber (Seele, ohne beffen a:hatigfeit
weber ein Denfen unb (Smpftnben, noch irgenb eine 2Sil=
lenSäußerüng ober irgenb eine wiQfürliche Bewegung ftatt.
finben fann. ©roße ober plö^lid) eintretenbe Verlegungen,
vorzüglich Drucf unb Srfchütterung beffelben hemmen feine
Äbäticjfeit, fobaß baS jßewußtfein getrübt ober aufgehoben
wirb, währenb jeber anbere Zi)tU beS AörperS bebeutenb
verlegt, ja feiner 3erflörung nahe gebraut ober auch völlig
jerftört werben fann, ohne baß baS ©ehirn in feinen ge* .
funbbeitSgemäßen ShätigfeitSaußerungen beeinträchtigt er.-
fcheint. Wian t>at fich vielfach bemüht, für bie verfchieben.
artigen Äußerungen ber Seelenthätigfeit einzelne jDrgantheile
beS Gehirns aufjuftnben, man bot fich vielfach barüber ge-.
firitten, welcher Xktil bei ©ehirnS ber eigentliche <Sig ber
Seele fei; aber aOe heran igen Unterfuchungen ftnb bis jegt
erfolglos geblieben. Der befannte ©all ff. b.) ifi fogar fo
weit gegangen, von ber äußern $orm beS ScbäbelS tn ber
falfchen SBorauSfegung, baß biefelbe fletS ein Xbbilb ber
r herfläche unb Sntwicfelung beS ©ehirnS fei, auf bie ei:
aentbümlichen ©eifleSanlagen unb Seibenfchaften eineS jeben
aftenfchen fcbließen ju wollen. DaS ©ehirn fann, wie aOe
anbern Sheile unb fingeweibe beS lebenben AörperS, auf
mannichfaltige SBeife f ranf Ijaft ergriffen werben ; eS fann fich
entjünben, vereitern, verhärten, ftufammenfebrumpfen, erweU
eben , in feinen £ öhlen fich SSa^er anfammeln laffen ; eS fann
burch SSerwunbung, £luetfchunq, Drucf, Grfcbütterung u. f. w.
leiben, 2ClIeS Störungen, bie fich burch eigentümliche, nicht
immer leicht erf cnnbare AranfheitSerfcheinungen, namentlich
©tifleSf ranf bei ten (f. b.) ebarafterifiren.
©rhör, ber Sinn, burch welchen ber SRenfch unb bie
Xtj'xtn ben Schöll wahrnehmen, b. b- ein fdjneHeS, ber Suft
21*
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Gehör i<
unb allen anbem umgebenben Dingen fid> mittbeilenbeS
©Owingen ob« Grbeben ber fcballenben Jtirper. (©. ©<b all.)
Da« Organ btS ©ebörS ift ba« £>br (f. b.). 3n ben falten
SPolargegenben foD man triel weitet ju bören im ©tanbe fein,
aiä in unfern unb in ben. »armen ©egenben, weldjeS feinen
(Mruub wol in ber Stiüe bat, welcbe in ienen ©egenben
berrfebt unb in ber man nod) baS CCetnfte ©eräufd) ju unter»
ftbeiben »ermag. 3« b*b« man fid) bagegen in bie 8uft er»
bebt, befto fcbrcäcber wirb, wie bie Stimme, fo auch baS ©e»
b6r, weld)e8 unftreitig eine golge ber mit ber Jg>6fjc juneb«
meuben Dünne berguft ift. 3n einem JRaume, ber nur nod)
febt wenig £uft enthält, j. JB. unter ber ©lotfe ber 2uft»
pumpe tf. b.) uernimmt man gar feinen ©ebau* meljr. Sttan
{etgt biefeS, inbem man unter ber ©lode ber fiuffpumpe ein
ibnrerF fd;lagen lägt. 'Auf er bem JÖraufen unb Clingen,
»vc Ute febr bAuftae @rfd)einungen finb unb namentlicb in »er»
fd>iebenen Dbrenrranfb.eiten auftreten, fommen aud) nod) an*
bere Qrrfcbeinungen t>or, welche beweifen, baß baS ©et)6r
wie baS ©efic&t (f. b.) maneberlei Xäufcbungen auSgefefct ift,
inbem eS Stöne wahrnimmt, bie feinen äußerlicben Urfprung
baben. & fommt niebt feiten cor, baß man gewiffe Dinge,
fogar SBorte unb ©äfce ju boren meint, welcbe in ber Sl»at
ni<bt laut geworben. 63 ift bieS niebt mebr ju bewunbern,
alS baß juweilen 3Renfd)en bei völlig gefunben ©innen,
wenn f;c ihren ©eift mit großer Ttnftrengung unöerwanbt
auf einen beftimmten ©egenfianb gerietet erhalten, für bie
lautefien Stint eine 3ett lang alle dmpftnbung verloren
baben. DaS ©eb6r ift entlief? mancherlei Belüftungen
babureb auSgefefct, baß eS bie ©egenb, auS weiter ber
©cbaU fommt, niebf mit großer ©d)ärfe su unterfebeiben
»ermag, befonberS wenn berjenige Äorper (gewöbnlid) bie
8ufr), weldjer ben ©cbaU fortpflanjt, benfelben nid)t in
geraber ginie jum £>b" ju bringen »ermag. 2Cuf ber Säufd)»
barfeit beS ©eb6r&berubt großenteils bieÄunft ber SB aud)»
\ et ti er ff- b.). Der »öUtge Langel bei ©ebörS ift £aub»
beit, eine JCranfbcit, bie entweber er fr f sätet fid) auSgebil»
bet bot, ober angeboren ift. Die angeborene SEaubbeit ift
gewibnlid) mit ©tummfetn »erbunben, weil bet Staube
bie ibm oorgefproebenen Zint niebt nacbjubilben oermag.
(©. X aubftum me>. Dafür, bap ©tummfein niebt SEaub*
beit gut notbwenbigen SJorauSfefcnng bat, geben bie gifdpe
ein iBeifpiel, welcbe boren unb babei ftumm finb. #örten
fie niebt, fo fönnte man niebt *. IB. Äarpfcn abridjten, auf
ben ©d)all einer ©locfe jur gutterung fid) ju »erfammeln.
Äbtilweifer Langel beS ©ebörftnneS ift ©cbwerbörigfeit.
Um baS ©ebör *u febärfen, bat man auf 3n|trumente ge»
fonnen, welche bem Obre biefelben Dienfte leiften foOen,
wie bem Xuge bie SBriue, ebne baß man e5 iebodj ju ei«
net ben {Brillen an 2Braud)barfeit einigermaßen entfpred;en>
ben €rfinbung ju brinaen »ermoebt bat. (©. Äörrobr.)
jjaubbeit unb ©cbwerborigfeit finb oft »on merfwür»
bigen Crfcbeinungen begleitet, ©o ift e5 eine befannte Sbat«
faebe, baß namentlicb SRufifoerjldnbige, wenn fte fpäterbin
aud; baä ©cbör faft ganj verlieren, boefe noeb eine lebhafte
unb genaue @mpftnbung für SRufif behalten. & gibt febr
fd)werb6rigc ^Derfonen , welcbe ju bören t»erm6gen, wenn etn
anbaltenbeä ftarfeä ©erdufcb ibr @er>6c trifft, unb jwar
nid)t,fowol biefeS ©erdufcb, fonbern Stint, welcbe neben
bemfelben laut werben, §. IB. bie ©timmen ©preebenber
beim ©eraffel eine« Sagen«, bei bem Wirbeln einer Srom>
i Oeier
mel unb bergL SRan bat aud> Salle beobaebtet, wo t>6Kia
taube «Kenfdjen eine baS ©ebör erfefeenb« «rapfinblicfafeu
in ber £er$grube befaßen.
<8)ritr ift eine nur in ber alten äBelt befannte Qattung
bet Siauboogel, welcbe fieb bureb einen fiarfen, tiefen ©tbna«
bei au8jeicb.net, bet an bet ©pifee baFiq unb $ufammeagC'
brüeft ift. 7(n ber SBurjel bed ©ebnabetö fteben bie 9?afen*
lodjer. Die 3unge i|t an ber ©pifce gehalten, Stopf unb
$at$ ffnb mit wenigen Slaumenfebern befe^t unb bet {>al$
unten mit einem Jttagen von langen $ebern ober glaumert
umgeben. 3br %lü$ iit langfam, in einer ©cbnecfenlinie ge-
frümmt; fie erbeben fieb aber bii in bie Ijöcbfren Legionen.
Die Sieltet bauen fie auf unjugdnglicben gelfen. Dortbin
tragen fie in bem Ärocfe ibren 3ungen Scabrung ju. Sie tau-
ben tcbenbige 3£i::<re, geben aber au* bem Xafe nadb unb
werben bierbutet) namentlid) in beißen gänbetn nü(jiicb, wo
obne fie bie 8uft von ben tobten iJbtcren oervefiet werben
wütbe. Det gemeine obet gtaue ©eiet bat einen bldulU
eben übet bie $d(fte naeften §M unb 4pintetfopf. Der
weiche glaum auf bet naeften ^>aut ift afebfarben, oorn am
^)atfe aber bunfelbraun. SSangen unb 2(ugenfreife finb buit?
feibraun. Hm .Ijpinterfopfe finb bie glaumfebern aufgetiebtet
unb bie Idngetn am £aife bilben nacb ber IBruft ut einen
beügrauen berif5rmigen Jtragen. gwei lange graue geberb-.'i-
fd»el jieren bie ©cbultern. <5r bat ferner einen 4 3oH langen
fcbwärjlicben, mit einer bunfelbkuen SBacb^baut befe^ten
©cbnabel, fleifcbfarbene JBeine mit febwarjen Jtlauen, grau»
braunen Oberleib unb etwas bcUere JBruJt, jöaucb unb ©eben»
fei, febwarje, licbtgvau gerdnberte ©cb»vungfebern unb grau»
braunen ©cbwanj. Da§ - SBetbdpen jeiebnet fieb oon bem
SKdnncben bureb bunflere garbe unb bebeutenbere ©r6ße
au§. &n audgewaebfener ©eier bat eine glügelmeite \>on cd-:
guß unb mißt von bet ©ebnabetfpifee bis jum ©cbwam»
enbe 3 guß 6 BpQ. 9tut feiten fommt biefet Staub»
»ogel nacb Deutfcblanb; feine ^eiraat finb bie boben ®e>
birge im ©üben ©uropaS unb 2lftenS. Qt ift trdg, trau»
rig unb ungefebteft unb er läßt, wenn et fid) collgefreffen,
ben Sftmfcben fo nabe fommen, baß man ibn erfcblagen fann.
StwaS fleiner als ber gemeine ift ber nacbjiebenb ab»
gebilbete ägppt. ©eier, aud) ber fd)mujige 'Äa*»o*
gel genannt. <£x bat nur eine glügelmeite »on 5*/» g.
unb feine größte Sänge beträgt 2 g. ©ein 3 äoü lang«
©cbnabel ift febwarft mit gelber SBac&äbaut. ©o lange et
jung ift, bot er eine braune garbe, fpätet werben bie
äRanndben weiß mit fd)warjen ©a)wungfebern. Gr bot
naefte gelbe Sßangen unb naefte gelbe .Reble, gefbreijte
AalS» unb itopffebern, einen fegeiformigen, abaejtumpften
©cbwanj, unb wenn er vubr, reia>eu bie glugel etwas
über baS €nbe beS ©d;wanjeS binauS. Qx ift febr beiß-
bungrig unb nüftt in ben beißen ©egenben ber alten
2Belt, wo er febr betuftg »orfommt, wefentüd) bureb bie-
fen feinen $eißbunger, inbem er baS Hai vermehrt, libei
bieS frißt et Xmpbioien, Snfeften unb SBürmer. igt tourbc
wegen feiner Scü^ticbfeit oon ben alten ^gpptern febr boeb
geebrt unb ftebt audt> ieöt nod; bei ben SRobammebanetn
in großem 3tnfeben.
3u einer anbern ©attung, benVaSDögeln, welcbe fid)
burd) an ber Äuppe gewölbten, an ber @pu>e bofenförmi»
gen unb aufammengebrueften ©cbnabel, bura) gleifcbroatjen
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am (fnbe ber ©ad^S^aut unb rinnenfirmige, an ber Seite ge»
figte jjunge auszeichnen, gefjört ber nadjjiebenb abgebilbete
Qreifgcier oberßonbor, ber auf ben Enben in @ub>
Omenta gefunben wirb, dt ifi etwa 4, bicbftenS 5 %. boeb
Onb b-t eine glügeltveite von 10 fr Seine Seine follen
fo büf wie baS ^anbgelent eines SRannee. fein, (Sr {zeigt
unter allen XJögeln am bäcbflen in bie 8üfte. £a§ 2Rannct)en
bot auf bem Aopfe einen fnorpeligen 2fu6tr>udj5 unb an ben
untern Äiefem eine fehl äffe gefaltete {Mut. 23er £al5 unb
bie Aopfgegenb ftnb fahl unb bie runjelige Qaut ijf nur mit
wenigen bunnen paaren befegt, unb wte ber Jtamm bläu.
Itdt>rott>. <Sr bat ferner naefte offene Obren, einen weifen
©cbnabel unb ein apaisbanb von weisen weifen Sebent.
£ie gatbe beS 5Känndjen5 ift febwarj unb bie grflfjten
• .s
Geier
Dedfebem ber SJlügel am äußern üE&etle finb »elf. DaS
SBeibcben ift Pon bunfelbriunlicb« garbe. Die mit ©cbup>
pen befefcten Beine ftnb blaugrau. ©ie fallen felbft größere
abbitte an, welche fU mit ttjren Älauen pcrwunbtn, bis fit
ermattet brnfhirjen.
©(einfand in Xmerifa porfommenb, an ©cjTalt unb
©r6ße aber bem äg^pt. ©eier gleidjenb, ift ber Urubu,
ber auch, in 2£merifa ftet) auf btefelbe 2Beifc, rote jener in
Starrten, nüfjlict) macht, inbem er alle tfrten »on Unreinig«
feiten Derart, ©ein ganjer Äörper i(l glinjenb fcpwarj
unb ber Äopf ganj naeft. Gr ift fetjr wenig ftfjeu, fobaß
man ir>n felbft in ben ©tdbten antrifft. SKan finbet ihn
in allen »armen ©egenben 'itmcrifaS. Ort riecht unange*
nehm nach, SDtcfcbuS unb noch übler, wenn er 2to§ gefrefs
fen bat.
5lid}t piel fleiner als ber Gonbor ift ber ßdmmergeier
ober gemeine Bartgeier, »reicher poqüglicp auf ben tu--
top. Xlpen lebt, (rr b,at einen anfangt aeroben, bann auf:
wart* gebogenen unb an ber ©pifee faftnfbimi$tn ©ct)na«
bet, feine 9tafenl6cber ftnb mit nach oorn gerichteten Borfien
bebeeft, unb unter bem Unterfchnabet bot er einen Bart
von Borfien. (fr uiebnet fiep ferner burcp einen bittjtbes
fieberten Äopf unb ifurje, bis an bie 3eb>n befteberte Beine
au«. DaS 2Ca$ Perjebrt er nur, wenn er fein frifcbeS
Jleifct) befommen fann. Der gdmmcrgeier erreicht eine
8dnge ton 4 % unb eine Jrugelmeite pon 9—10 %
Der Schnabel unb bie fpi|igen 9teigel ftnb bornfarben, bie
flSacbSbaut unb bie 3eben graublau. Der Jtopf ift weiß
unb Pom bintern (jnbe beS Schnabels bureb bic Äugen
aeljt ein febwarjec Streif; ber Bart ift febwarj; ber $al$
hinten weiß, t>orn fdmtuvggelb , unb bie Bruft tretat etnen
Oelber
Jtranj von gelblicr)weißen gebern mit ftbwarjen glecfen.
Die Decffcbern ber Sflügel, bie gebern ber ©cbultem, beS
SiücfenS unb ber Beine finb febwarj mit weißen ©haften
unb einem wetßgelben ©cbaftfleef an ber ©ptfce, wdbrenb
bie ©cbroanjfebem unb bie ©cbwungfebern ftlbergrau mit
fcfrwarjen ©tbdften finb. Qx greift lebenbige altere aUer
2Crt an, foll mitunter fogar .Ritiber rauben unb fuebt ber
griffen SSbtere baburdj 4>err werben , baß er fte < nacb
gelfenwänben bjnbrängt, bis fie oon benfelben r)erabfrurjen.
(?rt8fln ftnb folebe f)erfonen, welche bei ©ertragen mit
bem grinbe biefem übergeben werben, bamit tr burä) bie
* Gewalt, welche er über biefelben bat, wegen Erfüllung ber
•i^feftgcfejjten Bebingungen ftet) für gefiebert halte. Hucb. nimmt
ber ©ieger ©eifeln auS ben Bewobnern eines unterworfe«
nen ©taateS, um feine $errfcbaft fieper ju ftellen. ©egen«
wartig ifl bieS in ben europ. ©taaten nidbt mebr üblid), in
ben altern äciten war aber bic ©itte, ©eifeln ju ftellen,
allgemein. 2Ran naf)m als ©eifeln gewöhnlich bit naebften
Jfnoerwanbten ber ^)errfcl>er ober fonft ^erfonen auS ben
pornebmflen gamilien ber Öegenpartei. Söurben bie feftge*
fetjten Bebingungen nicht erfüllt, fo ftanb bem (Segnet
Siecht unb SRacbt ju, bie ibm übergebenen ©eifeln, wie er
wollte, &u bcbanbeln unb fte fogar beS Ü ebene ju berauben.
(Weiser ober ©epfer (ber große) auf 3$lanb, eje^irt
ju ben merfroürbiglten unb grof artigften 9?aturerfcbeinungen,
roclcbe bie @rbe barbietet, unb befiehl in einem Ungeheuern,
pon ber 9iatur felbft gebilbeten Springbrunnen, ber in ge>
miffen 3eiträumen ft'ebenbbeif eS SBaffer tburmboc^ gtn Jg)im;
mel fcbleubert. £>erfelbe liegt nebft mehren ibm at)nlicben,
aber fleinern ©pringbrunnen ungefähr pier teilen Pon bem
Drte ©falbolt in einer bergigen ©egenb. 2Cuf einem gegen
3(X) 5- hohen .&ügel ficht man ein etwa 50 g. im Dur*
meffer b^ltenbeS Becfen, in welchem fid> ftebenbeS JBJaffer
in fortwabrenber Bewegung befinbet unb Dampfroolfen au§;
fenbet. SBon 3eit p Seit bort man unterirbifcheS ®et6fe,
in immer fepnederer §olge laffen [ich einzelne Jl räche, wie
heftige Äanonenfcbldge, boren unb halb erbeben ftdp einzelne
SBafferfäulen. Die erften haben nur eine ^>6tje oon etwa
15—20 5., aber bie folgenben erreichen nicht feiten eine
Äpehc Pon 100 unb mehr $u@. GS ift ein unbefcbreiblich
erhabener ^ablief. Dampfwolfen unb Schaum hüUert ba
emporfpritjenbe SBafferfdule, bic fieb nach oben in oerfchie:
bene Ärme garbenförmig theilt, ein; bureb baS ©onnentich:
unb buret) Sßinbe, welche baS SBaffer unb bie Dami
fen mit ©ewalt fortführen, wirb bie Grfcbeinung noeJt) er-
hobt. Die ©ewalt, mit ber baS SEBaffer emporfturjt, baS un:
terirbifebe ©ebröbne unb baS Bvaufcn beS wieber berabftür^
jenben SBafferS erfebüttern bic Seele beS BefebauerS. <Wach
bem legten heftigften Ausbruche ftnft baS SBaffer im Bafftn
in einer 10 5. weiten, in bie Stefe fübrenben Sfebre herab,
fobafi biefe felbft oft bis ju fiO Siefe fiebtbar wirb. 2tfl.-
milig fteigt baS SBaffer wieber empor, baS Bafftn füllt fUb
wieber unb nach einiger Seit erfolgen neue Ausbrüche
SBirft man Steine in baS fflaffer, fo erfolgt alSbalb ein
heftiges 2fufbraufen unb bei ben Ausbrüchen werten
©teine mit bem ©affer emporgefcfcleubert. Unter ten
fen jQuellen, welcbe ben großen ober alten ©ctfer u
ben, jetchnet ftd> namentlich ber neue ©eifer auS, ber
nicht minber große SBafferfiulen emporfcbleubert, wie bet
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Geiser
Geiseebiagen
alte Qtifcr. Cr$ ifl gtwiß, baß biefe merhoürbigen ßueHen bampf, ber ftcfj in unterirbifcben Sfrbtytn anfammett, ifl
mit bot übrigen »ulfanifcben erfdjeinungtn bei Snftt im e$ bW w>a^rfd>einttt^, btr, nacbbem et eine ©pannfraft
innigen äufammenbange flehen. 3>a« unterirbifcbe feuer errticbt bat, bie fich mit ©eroalt S3ar>n bricht , baö SBaffer
qrJti&nen bie gro^c £iQe, unb btt jurücfgefyaltene 23a||ct» ju fo bttradjtlicijcr §tyt tmporfchjeubert.
^fidSrlungrn fommen fcbon bei ben 5B5lfem be§ Älter»
liumS nicht nur als Strafe wegen begangener Verbrechen,
wo Seiten ber Obrigfeit angeorbnet, »or, fonbern auch, ald
rtlijU'öfe #anblung. SJei ben Hebräern roar bie ©eißelung
MM oon ÜRofeS »erorbnetc ©träfe, roeldje nidjt unebrlicb
oac^te,* bei ben Römern bagegen galt bie ©etßelffrafe für ent»
$ttnb, unb rem. SSutger burften baber nicbt mit berfelben
• i.qt »erben. Dieftlbe ©eijteSridjtung , welcbe in ber cbrijb
■ i tn Äircbe bie .Äloftergelübbe unb ba6 Mafien einführte,
machte auch bie ©cifjelungcn $u einer gotteSbienftlicbcn $anb*
Iwj. SRan glaubte nämlich bie £errfd>aft bt§ göttlichen ©ei«
unb btt SBeftegung btä glcifcbes am befien bewerfflellü
9« ut fönnen, intern man gegen bie ftnnlicbe 9latur auf
fife anrjmpfte. S>ie ©eißclungtn aefcbaben überbieS in
"ncrung ber ©cbmer5en, roelcbe (5r>rijlu$ unb bie Xpoftel,
»on ihren Verfolgern gegeißelt moroen roaren, für baft
»BRlxngefcblecbt ertragen bitten, ©owol in ben Älöftem
: -s bei ben Eaien fam bie ©elbftgeißelung al§ Siußübung
unb ftieg immer mehr im Änfeljen, je allgemeiner bie
fcttyt nurbc. baß ©ott um Roleber ©elbfrpeintgung willen
to» ©unber feine ©ünben »ergebe. 9Jtan rechnete, baß
3O0O Qtifelbiebe unb ba« Abfingen »on 30 $pfalmen fo
r:d ott ©n 3<»br 33uß« gelten. ©et beilige $oppo, um
l'^O, brachte bureb tägliche, breimal wieberbolte ©eißelun»
unter Hbfmgung »on ^falmen, eine 30üiäbrige jöuße
I
ju ©tanbe. SBfan geißelte ftcb. mit Kutten, ©triefen, 8\k-
men, bie oft noeb mit Jtnoten ober ©tacbeln »erfeben roa-
ren, ja fogar mit Letten. ßubwig XI., Jtönig »on %xaah
reich, trug ftets eine tlfenbeinent SJücbfe bei ftcb, bie eine
©eißel »on fünf .Rettcbcn enthielt, mit ber fein SBeicbtocu
ter itjn geigein mußte. 'Ähnliche JBücbfen machte tr tarnen
unb «erreit an feinem $ofe jum ©efebenf. £ie ©elbfb
geißelungen waren im ll.Säbrb. befonbert »on 9>etru* 2>a=
mian, Garbtnalbifcbof »on Ofiia, angelegentlich ermpfoblen
roorben, unb balb tnttte man eine eigne Siegel (£i$ci»(in),
nacb ber jene Selbftpeinigung ooüjogen würbe. 3m 13.
3afyrb. artete bie ©itte ber ©eifjelung in eine 2trt allgemei-
nen SBabnfinnS au8. Q$ entftanben juerft in Stalten, balb
aber audj in granfretch, )Deutfd)Ianb, SJöbmen, 9>o!en, von
©eißlerprebigern jufammengebraebte ©efellfcljaften, roeldjt ftcb
©eifielbrubcr, Flagellanten, auch Regler unb Sc tt gier
nannttn unb feinen anbem 3roecf fjatten, alä unter fort«
wabjrenber ©clbltjücbrigung, Äbftngung »on JBußpfalmen
unb Ttnrufung ber göttlichen jßarmberjigfeit büfenb »on Ott
ju Ort ju jtehen. 'KU ©tifter biefer glagellanten wirb ber
Cinftebler JKaintr in ^etugia um 12«iO angegtbtn. ©e»
wobnlicb trugen bie ©eifjlcr baä Jg)aupt »erbuüt, ben Ober«
förpet ab« völlig entblößt, um btn naeften Äörptr mit ber
©eißel bis aufö ©lut jerfleifcbcn ju fönnen. 25a« Umb«*
jte^tn in großen »anben gab ju brüefenben JBetteltitn unb
Google
«eist 168
XuSfcbweifungen aUtx Art »eranlafTun«.; W« ffntWößung
beS Waat überbieS war fo anflögig , baß, obfcbon bfe
©eißelbrübet im Botfe unglaublichen Anbang gewannen,
bie Surften imb fcie t)ot>e ©ejfllicbfeit bo* balb burdj cmS
gegen fte fich erflärten unb enblicb ju ©ewaltmaßregefa
griffen, um bem überbanb genommenen Unwefen *u fleuem.
»ei ben JBegbarbtn in Deutfcblanb unb franPreidb unb
ben Jtreuibrubtrn welche namentlich in Xbüringen ibi
SBefen trieben, fefcte ftch baS Unwefen b« Flagellanten
bi6 in8 15. 3abrb. fort- 3n ©angelaufen würben 1414
auf einmal 91 Äranbrütet t er trat: tu, unb bie Jtrr$en>
verfammlung ju Äojtni« (1414 — 18) erlieg bie frreng*
flen RJerorbnungen gegen bie Weiter. SRacb tiefet 3«t
fam baS ©eifieln im Allgemeinen immer mehr ab; bie
gran|i$fantrmöncbe in ftranfreich behielten eS noa) am lang*
(frfißt ifl nach ber gewöhnlichen 5ßorfleu"ung ein felbjl*
bewußtes, nicht leibliches SBefen, welches tat; er webet an
ber Bergänglichfett noch an ber 4?infäOigfeit bei Ampers
»heil hat. AHeS, waS bem©eifte angehört, hat baSSRerf*
mal ber gwigfeit unb Unvergänglicbfeit, woburch eS fich
vor bem hinfälligen unb vergänglichen .Körperlichen auS*
zeichnet , unb man unterfcheibet in oiefer JBeiiehung ein [Reich
oeS ©eifleS ober beS SebenS von bem Weiche beS Jtörperli*
then, bem Weiche beS SobeS. SJon bem SBefen beS ©eifleS
fowol alS von bem wahren SJerhältniffe beS ©einigen jutn
.Körperlichen gibt bie djriftlicbe [Religion bie fch6nfie unb
ftarfle SöorfieÜung , tnbem fte ©ott etnen ©tijt nennt, ber
bem 3Renfci>en von feinem ©eifie mitgeteilt bat unb ber
überbieS ber Schöpfer unb ßrrbalter von AHem ifl. hieraus
cht hervor, baß e$ bem SBefen nach nicht verfebiebene ©ei*
ter gibt, fonbern vielmehr ber ©eifl feinem SBefen nach ein*
!ig ifl; ferner baß Alles, waS tfl, auch baS Äörptrliebe,
etn Dafein von bem ©eifie hat, oh"« welchen eS JltchtS Et.
©ott fchuf bie SBelt au$ bem Vichts. <5S ftnbet alfo fem
Unterfchieb ber Art jwifeb/en ©eifl unb Äörper flau, baß
ber Jtörper etwas AnbereS als ber ©eifl unb boch auch ^u
waS wäre So er nicht ©eifl ifl, iß er vielmehr baS »61*
(ig Nichtige. Daher fagt btefBibel, baß Diejenigen, welche
fleifchlid) finb, b. h- gegen ben ©eifl für ben Jtörper leben,
bem Söerberben verfallen, Jtinber beS JEobeS ftnb. Der
Äörper beS SRenfcben tfl bie irbifche (Srfcbeinung feines ©ei»
fteS; wenn aber bet .Äörper ftirbt , fo bort bamit nur bi«
trbifche Grfcbeinung beS ©eifleS auf, nicht er felbjt. Seht
aber ber ©eifl, fo muß er auch erfebeinen, unb biefe SBie*
bererfcheinung beS ©eifleS bejeichnet bie b. ©ebrift, inbem
fte fagt, baß er, angetban mit einem verflärten Jtörper, auf*
erflehen werbt Der ©eifl beS SRenfcben unterfcheibet fuh
nicht bem SBefen, fonbern ber gorm nach »»n bem gittli»
then ©eifie. Stner ifl unvoHforamen in unenblichet (Snt*
witfelung begriffen, biefer tfl vottfommen; aber bie QnU
witfelung beS SRenfthengeifleS ifl, baf er jur ©ortahnlichfeit
fommt. raher wirb auch «IS höcbfter SebenSjwect beS SRen*
fa>en auSgefcrochen, baß ber ©eifl ©otteS in ihm lebenbig
werbe. 3n tiefem Serhaltniffe »um ÜRenfchen wirb ©ott
als ber heilige ©eifl, unb bte Äufgabe beS SRenfchen,
ben göttlichen ©eiff in fttb aufjunehmen, als bie aufgäbe
ber Heiligung bejeichnet.
Geisterergclieliiangeii
Öd0trm:0cf)fmun0fn, ©efoenf ererfchetnunge«,
SBBahrnehmnngen, welche fich «uS natürlichen Urfachen nicht
erfldren (äffen, unb bie man bähet oon ber ©egenwart einer
Qlaffe (ebenbiger SBefen ableitet, welche nicht frbifeber
9latur ftnb. Diefe ©efoenfler ober ©eiflet finb naa)
bem veralteten S3olfSgtauben thetlS bife, tbeiis gute unb in
ßejug auf ibren Urfprung, eotmeber bie ©eelen »erflorbe.
ner sRenfchen ober urfprüngltch überirbifche ©efa>i»fe, miif
chrijllichen Segriffen SEeufel ober ©ngcl. Um {üb überhaupt
wahrnehmbar m machen, muffen btefe SBefen etnen €cbein
von &6rper(i<hfe.it annehmen, ohne aber in SBirflidbfeit fdr.
»erlich werben ju fennen, weil fte in biefem $aUt gan}
aufhören würben, ©efpenfter ju fein. DaS ©efpenfhjcbe,
©rauenhafte befleht in bem unftaren 3wifcbenjuflanbe )»i>
fchen Jtorperlichfett unb Unförperlichfeit. 3eweniger Jtennt>
niffe ber 9Renfcb von ber ihn umgebenben SRatur unb ben
©efe^en h«t, nach welchen bie öeranberungen in berfelbtn
erfolgen, beflo >mehr SBahmehmungen wirb er machen, bertn
Urfachen er fich f^bfl nicht anzugeben vermag, ^»ierju fommt,
baß ein ungebilbeter SQerflanb baS Sehen ber nicht mit einem
irbifeben Selbe behafteten ©eifler nur als eine mehr ober
weniger plumpe Nachahmung beS irbifeben SebenS ui bc>
greifen vermag. S3efonberS in aufgeregten ©emüthSfrimmw:
gen, a(S Surit vor einem nahenben Übel, (Schmer) übet
erlittene SSerlufle, böfeS ©ewiffen unb bergleichen wirb ber
ungebilbete aRenfch ©elegenheit fuchen, feine mangelbtf'
ten fBegriffe vom ©eiflerleben mit ihm unerflärlicben &•
fcheinungen ju combiniren. Sei ungcbtlbeten Golfern tft
ber ©laube an ©eiflererfcheinungen, welcher fut meii
auf SBahmehmungen ter beiben höhern ©itme: ©efiett
unb ©ebör, bekehr, förmlich fpflematifch auSgebilbet, fomol
in S3ejug auf bie geheimen S3ebeutungen gewiffer Crfcbct:
nungen, als auf bie ©eiflerwelt in ihrem vermeuttiieben
Dafein felbfl. fyttan fchließt fich bann ferner bet aber»
glaube an, baß eS SRenfchen geben fönne, welche entwebei
eine SJiacht Aber bie ©eurer erlangen, obet mit ihnen burefy
S^ertrag in SL> e r f e h r treten. (€>. 3aubetet unb Qtic;.
9Rit 3unahme ber S3ilbung hat ber Aberglaube auch in
fBejug auf ©eiflererfcheinungen abgenommen. Derb bat
man $u Vertreibung beffelben jum Sbcil $u bem ganjlicb
falfchen SRittel feine Bufludjt genommen, baß man bureb
einen falfchen SSerflanbeSfrhluß ju beweifen gefucht bat e^
fönne ©eiflererfcheinungen barum nicht gtben, weit eS un»
möglich fei, baß etwas wahrhaft UnförperlicheS ben Scbein
ber .ftörptrlichfeit habe. 3n bem Umflanbe, baß biefeS bem
noch allerbingS ber %aU ifl, hat bet 'Aberglaube eine noa)
unverfteate £lueQe behalten. & ifl nämlich gewiß, baf
wir ©eftalten ju feben, Stint ju hbren vermögen, nelcbi
feine SBirflichfeit haben unb hoch für ben fte ©abrnehrrun
ben ben voUfommenften Schein bet SBirflichfeit beftfeen
güt folche (Srffhcintinqen wirb man vergebens nach eines?
äußerlichen ©runbe fuchen unb c§ ifl fogar gewiß, baß bte>
felben jum £bcil von Sorherbebeutung ffit unf« eignes
Sehen ftnb. Aber tiefe ^rfchetnungen finb (Irfcheinungea
unferS eignen ©eifleS. jBefanntlich tft bet 3nfammrnban^
beS ©eifleS mit bet Außenwelt bureb bie Nerven vermittelt,
fobaß bie Dinge außer unS bie Sinne treffen unb biefe i8e>
tübrung bureb bie SRtrven auf eine noch unbefatmte SBeif«
bem ©eifie mitaetbeilt wirb. 9Ran fann iebe ©inneSi
. an"'
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Geisteskrankheiten 1
tttbmnitg a(5 (in eigentümliche« (Erbeben tcr Heroen be»
jeicbneB. Sin folcbeä fann aber n i et- 1 ollem oon außen er»
regt »erben, welche« aüerbing« ba» ©ewöbnliche, fon*
bent buö) burd) gsitlen«fraft ober in einem franfbaften
äirftotbe irawiQtürlia>, eintreten. Saber nun fommt c«,
tofj SRenfcben im ^ufianDe ber itranfbeit ober unnatürlicher
Srrtgtytit Crfcbemuneicn wahrnehmen, welche für fte ben
Sebent ber SBirflicbfett haben , weil fte ba« »on innen er«
{tagte Crbeben ihrer Heroen nicht t>on bemjenigen ju uns
ttrfcdtiben »ermögen, welche« bie golge »on außen fonu
mtrtber (Sinbrücfe ift. Solche Grrfcbeinungen ftnb bann aU
(trbingi bebeutungSuoH, weil fteXnjeicben eine« ungewölm»
bdjn, franf haften 3uftanbe« ftnb. 3n bie Stoffe biefer
Cn'ditiimngen geboren bie, welche gieberfranfe wabrjunebmen
cflfjcn, aber fönnett auch eintreten, wo nod> feine an-
trat 2tnjeidjen eines frattf riaftea 3u|tanbe« »orbanben ftnb.
Sin neuer Wergtoube an ©efpenftererfebeinungen ifl in
itmeiler 3eit in golge ber merhoürbigen Grrfcbeinungen ent»
fanben, welche ber Somnambuli«mu« (f. b.) barbietet;
brtfelbe bat feine 4?auptftüfee eben barin gefunben, bajj ci
a&ertingä ©eifiererfebeinungen ber angeführten Zxt gibt,
twlcbe mehr als nur eingebtlbet ftnb unb niä)t auf ©innen»
uufdjung beruhen.
SWbere Jtenntniß ber Statur lehrt, baß es eine SKenge
ron @rfd)etnungen gibt, welche namentlich ba« tfuge fo ju
tiufcben vermögen, baß t§ an einem geroiffen Orte bie ®e»
gmwart wn Jtörpern »orauSfefet, welche in ber Tbat niä)t
ert'fttren (oergL j. 85. %at& SHorgana unb Euftfpie*
gelungen), unb barau« bot ficf> bie Äurtfl, fotdje Qx-.
febetnungen beroorjurufen, gebilbet, welche früher häufig jum
Setruge gemisbraudit würbe, gegenwärtig aber meift nur
noa) jum ©egenflanbe ber Unterhaltung bient. 2>iefe Äuttjl
1 bie -natürliche 3»agie (f. b.) unb bie mit $ülfe ber«
ul&tn hervorgerufenen (Srfcheinungen werben g>banta8»
magorien genannt.
, 6fi0tf0kr(mkl)fitmJL Seelenfranfbe-iten, ®e»
oütbSfranfbetten, Seelenjiörungen nennt man
Webe franf hafte 3u|ränbe, in benen ber uRenfd) feiner mo«
»lifc&en greibeit, b. b- feiner Selbftbefh'mmung, bleibenb
»ber in immer roieberfebrenben XnfäHen beraubt ift; baber
nerbm folcbe Äranfe wol auch Unfreie genannt 5Ber»
tiefte nennt fte ba5 »olf unb jwar mit freebt, benn eben
citurcb, baß bie einjelneit Seelenfräfte untereinanber Oers
rieft »orben ftnb, ift bie Harmonie be« Seelenlebens aufs
g*obcn unb bie Seelenfranfbeit bebingt. £>ie 83eranlaffuns
P jur (Sntjiebung oon ©eifteöfranfbetten f 6nnen fowol »on
■ Jtirper als oon bem geifjigen SEBefen be« SWenfcben
:ögebert , in ben meiflen gällen wirfen jebod) betberlei 2ln
to »on Urfadjen ^ufammen, um fte b«behufübren. 25er
Manb, baß ©etfle§franfbeiten am ^duftgften m bem XI»
js «on 25—35 unb oon 50—60 3abren jum XuSbrucbe
"»wen, bürfte w bem ©djluffe berechtigen, baß biefe
2üer$1rufen eine befonbere Anlage ju ©eelenjlörungen be*
^ünbtn; binfidjtlidj be5 ©efcblecbtS fdbeint e6, aW wenn im
£M*[d)mtt mebr 2Ranner als grauen, biefe aber gewählt*
früher unb jwar oorjugSweife jur 3ett ber ©efchlechtSs
"tnncftlurtg unb bei1 bem <£rlctfdjen ber 3«U3ung8fdhig«
W getfleSfranf würben. 5Bon ben Temperamenten
&ü*t=Z«w>.'ltT- TL
9 Geisteskrankheiten
(f. b.) ftnb ba$ melonä)olifche unb cbolemche <3eelen^6»
rangen mehr aufgefegt als ba5 fanguinifche unb pf>Ieg>
matifche, unb jwar geht, wenn e* jum wirtlichen (5r»
franfen fommt, ba§ melancholifche 3!empcrameut gewöhn»
lieh in ÜRelantholte, ba3 cbolerifcbe in Äobfud;t,*ba5 fan»
guinifche in SBarjnftntt unb Starrheit, baä pbtcsntatifcbe in,
»löbftnn über, gerner legt eine fehlerhafte (Sruehung, na«
mentlicb eine »orfchneUe, einfeitige ober oberflächliche "iluöbih
bung be« ©eifteä oft febr früh fchon ben JEeim »u ©eifte«=
franfheiten. Daffelbe tbun getbenfehaften unb SJa(terhaftig=
feit, namentlich folche Safter, welche jugleid? ben Körper m*
rütten, wie Srunffucht unb SBoHuft. Zud) bie Xrt bed ©e:
werbet unb ber gewöhnlichen JSefdjdftigung erjeugt guweilen
eine beutlidj wahrnehmbare Hinneigung ju <5celenflörungen.
@o beobachtet man eine folcbe Hinneigung häufig bei anhal?
tenb ff|enben, beftdnbig über einem unb bemfelben, viel»
leicht nicht einmal gu entrdtbfelnben ©egenflanb grübelnben,
über ihre Gräfte unb mit Xbbrechung beS Schlafe« arbei»
tenben Stubengelehrten; ferner bei foldjen, bie nicht feiten
heftigen ©emütbSbewegungen in golge »löblichen ©lücfo
wechfel« au«gefe|t ftnb, wie äaufleute, Speculanten, 3Bu:
cherer u. f. w.; bei ßeuten, bie oft au« ihrer eignen- 9>er«
fönlichfeit heraustreten muffen, wie Sdhaufpieler; unter ge»
wiffen Um^änben auch bei denjenigen, bie irgenb eine »e»
febäftigung ohne innern SSeruf, nur nothgebrungen, ohne
Talent unb ohne bie baju nöthigen Äcnntniffe treiben; bei
Soldpen, bie ftch anhaltenb ber Sonne unb bemgeuer au«»
fefeen müffen, wie Äüttenleüte, SJdcfer, Jtöcbe, ®injer,
Schnitter, Schieferbecfer u. f. w. ; enblich i|l bie Enlage ju
©etfte«franfheiten nicht feiten ererbt unb oerrätb'ftcb bann
fchon in ber JCintbeit burch neroöfe itörperconfn'tution unb
große ©eneigtbeit ju frampfhaften 3ufaDen. Jtranfbafte 3u»
jtdnbe be« Jtörper«, welche Seelenftörungen bwkeijufübrrn
oermögen, ftnb namentlich itopfoerle^ungen, alle Jcranfbet*
ten be« ©ehirn«, alle bebeutenbe Störungen be« Slutum»
lauf« unb baoon abhängiger häufiger S3tutanbrang nach bem
Jlopfe, UnterleibSftocfungen, Unterbrücfung be« |>dmorrhoi»
bal» ober StöonatSfluffe«, Unterbrücfung mancher Qautaufr
fchldge, 9?eroenfteber, langwierige 9?er»errfranfheiten, JBcrgtf»
tungen u. f. w. 31$ befonbere Xrten oon ©eifie«jerrüttung , bie
jebod; mannichfaltiger Schattirungen fähig ftnb, unterfd;eiben
wir gewöhnlich: bte 9Iarrt>ett, bie Tollheit, ben ffiahnftnn,
beit SBlöbftnn, bie SBiUeiilofigfeit unb bie 2Welandjolie. 2>a«
bei barf man jeboch nicht )u ftreng fcheiben wollen, benn alle
biefe 3u|tänbe greifen auf mannigfache Xrt mehr ober weniger
ineittanber über. 25ie Starrheit aibt fieb burch ein unru»
hige«, jwecflofe« Umherrreiben, »errehrte« ^anbeln in golge
von oerfehrtem ©enfen, falfdje ßinbilbungen »on 8?eich»
thum, .änfehen unb SBebeutung, fixt 3been ober aud? un>
aufhörlichen SBechfel ber 3beet., unfteten, jerfheuten, juwet»
Ien flechenbcn »lief, oeränberliche unb jerrüttete @eftcht«>
)üge, fßemachldfftgung be« Xnrage« ober geefenhaften unb
phantaflifchen Änpu^ 51t erfennen Sie tetufcht leicht unter
bem Sd;etne förperlicher unb felbfi geifliger ©efunbhett, fo
lange gewiffe 3becn nid?t berührt werben, utib hat ihren
(?ttt|lehung«grunb am häuftgffen m geiftijer ttberfpattnung.
Tic Tollheit ober Tob fu cht charafteriftrt ftch bauptfä*=
(ich burch einen blinben, jwecflofen 3erßörung«trteb, ber ftch
gewöhnlich anfatl«weife äußert unb mit bumpfem ^inbrüten
22
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Geistlich und geistig IV
abjuwechfeln »ßegt: 3n bem anfalle fetbfl brüllen unb
fernen bie ÄranFtn , beten ©eßcbj glüht, beren Äugen wilb
umherroHen, wüthen gegen BDeS, waS ihnen »orfommt unb
jinb wegen bei wäbjrenb bei T^rorüSmuS ungemein »ermehr*
ten SRuSSelfraft in bet Siegel nur mit £ülfe »on befonbern
Sortierungen (3*»angS»eße, 3wangSßuhl unb bergt.) ju
bänbigen. Diefe 2frt »on ©eelenßörung befaßt am gewöhn*
licbßen 2Mnner »on djolerifchem Temperament unb »on ro»
bußer, »oQfaftiger Äprperconßitution. Det Söab nfinn,
bie Serjücftl>eit, ßfßafe, baS 3Cu ß cv i i * fein iß ein
fortgefefcteS wacheS Träumen, ein glücffeligeS Beben in einet
»on ber eignen ^hantaße geßhaffenen, »on ber SBirflichfeit
unabhängigen 23elt. {Bei biefem ©eelenleibtn jeigt lieh ber
SBiße mehr ober weniger ober auch, gätulich bem ©nfluffe
ber SBernunft entjogen unb nur oon @efüb(en abhängig.
Die 5Ber§ü<ftbeit fommt bei ^erfonen fanguinifehen Sem»
SeramentS unb lebhaften ©eißeS »or unb wirb am tjauftgs
en burch, eine fd?rodrtnmfcr> » mr^fiifd^e JBilbung herbeige»
führt, über ben SSlöbfinn f. »lobe. Die ©chtu ober
SBilltnlofigfeit beßeht in gänjltchem Langel an ©clbfl*
beßimmung, wobei roeber baS Unheil noch auch bie ZtjtiU
nähme an ©djmetj unb Büß fehlen. £inft'cbtlich ibtet du»
ftin SKerfmale fte&t biefe Ztt t>on ©eelenßötung mitten
tnne jwifchen SSlöbßnn unb Melancholie. Die Neigung
mannet Sföenfchcn, fiefo in eitlem immer »on äußern 3ufäU
ligfeiten lieber btßimmen ju laffen, als »on bem eignen
(Sntfcbluffe, mag »ol untet mannen Umßänben, jur wtrfli*
cJben JtranFheit ausarten. Die Melancholie gibt fitb als
trübe, »erfchloffcne, in fieb felbß eerfunfene ©emüthSßinu
mung bei »öOiget ©leichgültigfeit gegen bie Außenwelt unb
oon -Jett ju Seit erfolgcnben Ausbrüchen von Älagcn unb
SJerjwtißung nebß f>ang jum ©etbßmorbe ju erfennen.
oie beruht meiß auf förderlichen Urfacr)en unb namentlich
in einer franfhafUn Steigerung bei melancholifchen Zem^e<
tamentS, begleitet »on gehörtem Umlaufe beS SSlutS m
Unterleibe unb fiebetleiben
4$ri£tlirb unb gtißig wirb bem neuern ©»rachgt»
brause gemäß fo unterfdjieben, baß jenes nur ein äußerli»
che; , tiefes ein innerliches «»erhäitniß jum ©eiße bejeiebnet.
SBorjugSweife bebient man ftcb jeboch beS SßorteS geißlich
in religi6fer Jöejiebung, roo e$ bann oft mit firchlich gleich
bebtutenb.iß, fo baß ÄßeS, waS »ut Religion in einem
äußerlichen JBerhältniffe ficht, gcißiicb genannt roirb, j. 2$.
geißlicbe $erfonen, geijtticbe ©erichte, geiflliche lieber, ©ü»
eher, ©üter, geiftüche «Kufif, Jtleibung u. bergl. ©eijlig
bagegen iß VUeS, bem ber ©eifl inroohnt Manches, wie
man ft'ebt, tann geifttich fein, ohne geiflig ju fein, unb
fehr SBteleS i(l getfrig, ohne geiftlich ju fein, j. jö. aOe
»ah» f)oefie, jeber Sülenfch. — ©eijtlicher Sorbehalt
würbe, ganj ber Jöcbeutung beS SB ort es gemäß, ein preitu
9 er $un?t genannt, übet bin bie ftreitenben Parteien, Sin-
tholifen unb $rotejiantcn , im augSburger ^rieben 1555
nicht einig werben tonnten. Die $rotefianten nämlich »er«
langten, e$ foDe auo> ben geifllichen ©tdnben (6rjbifch6fen,
83ifch6fen, ?>rälaten, ©tiftSherren) freiflehen, jut proteftan*
tifchen Kirche überzutreten; wogegen bie itatholifen »erlang:
ten. baß ber tibertritt ben Berlufl beS XmteS unb bet
SBürbe nach fich jiehen foOte. Die ©ntfeheibung burch ben
tönt. Ä6nig gerbinanb ging enblich bahm- baß in folchem
I Geistlich und geistig
SfaUe Zmt unb ßinfünfte aHetbingS, ßhren unb SSürbe b<u
gegen nicht »erloren gehen foUten. Diefe (Sntfcheibung fam
nur in ben Bdnbern, welche unter protefiantifchen durften
flanben, niebt in Xnwenbung. — ©eiftlichfeithätman
benjenigen @tanb genannt { welcher fleh bem Dienfle bet
Jtirche wibmet Gr trat bet ben ^hriflen an bie (Stelle ber
rieft er (f. b.) bei ben Reiben, welche ben Sempelbieml »er»
walteten unb unter beren jDbhut baS ganje religi6fe unb oft
auch baS oolitifche Beben ftanb. @S liegt bem ©einliefe« alle
Sorge für ben religi6fen 3"jianb ber ©emeinbe ob, fie foQen
bie Religion lehren, bie religiöfen ©ebrduche üben, ermahnen,
jurJBuße auffobern, triften in benüeiben beS 8ebenS, inbem
fte baS ■'ber; von ben e üblichen Dingen ab auf bie ewigen wem
ben, baS ©otroertrauen jtdrfen unb ben fünbigen SÄenfaVn bei
©nabe ©orteS »ergewiffern, wenn er fein |)erj rrumüthig
©Ott juwenbet Um biefeS XUeS auf würbtge Sßeife tlun
ju formen, iß nicht allein eine hohe religiöfe Jöiituna, eine
unnfehütteriiehe Sr6mmigfeit, fonbern übetbieS auch eine
ungewöhnliche JBilbung beS SöerftanbeS unb bet JBerebt»
famfeit nöthig, welche in ben @tanb fe^en, Sweifel ju wu
berlegen unb »erhärtete «^erjen ?.u rühren. Der ©etftliche,
welcher biefe (Sigenfchaft, bte fem Seruf netbig macht, bt*
figt, übt aber auch über feine Umgebung eine ungemeine
geiftige ©ewalt aul, welche er benu^en fann, unenbltd) »iel
©uteS ju wirfen. Dief« ^ertfehaft ber ©eifflichfeit wirb
um fo größer fein, je mehr biefe burch geiftige JBÜbung übet
ihre 3eitaenoffen fich erhebt, unb wie bte Religion alle Se«
henSoerhaltniffe beS SKenfchen burchjieht, fo wirb auch tu
£errfchaft bet ©eiftlichfeit über atte 8ebenS»erbältniffe ftcb
um fo meht ausbreiten, jemehr jeneS ber Sali ifi. SBerfen
wir einen ©lief auf bie ©efchichte, fo ftnben wir, baß ftd)
ein eignet Stanb ber ©cifilichfeit unter ben 6h«ßen fchon
in ben erfien Sfcbrhunberten bet Äirche au^ubilben begann.
3war hatte anfangs Seber baS d?ecr)t, in ber ©rmetnbc ju
föredjen, unb bie »on ben flpofteln cingefefeten SBorgefe^teti
hatten nur mit ber äußerlichen SSerwaltung ber ©emeinbe
ju thun, unb übet bie SReirü)eit ber chriftlichen 8ehte in ben
felben ju wacben; aber halb gewannen Oon felbß bie geifüg
unb religiös ©ebilbetßen ben gtößten Einfluß, unb bie Bot*
fteherfchaft ber ©emeinben würbe am liebfien il;rer Üeitung
anvertraut. Um baS (sin [bleichen falfdjer, auS «Schwär*
merei ober ©innlichfeit fommenber ober bem .peibenthum
entlehntet Behren ju »erhintem, machte eS fiih auch balb
jiöthig, für bte einmal erwählten geißlieben SJorgefefeten baS
aUeintge Stecht beS öffentlichen Behrens tn »nfpru* ju nth*
men, unb bamtt biefelben fich bem heiligen $3erufe ungeßört
hingeben fonnten, war eS fehen eine apoßolifcbe S>erorbnung,
baß bie ©emeinben für ihren BebenSbebarf bie ©orgt über:
nahmen. Jochbein bie chrißlichc Religion an bie ©teile bet
alten heibnifchen ©taatSreligion beS weltbeherrfchenbm St^
merreichS getreten war, ging baS Etlichen ber heibnifeher.
^riefter auf bie dniftiiche ©ciftiicbfeit über. Da man baS
geißige SBohl über baS »eltliche fe&te, fo gewann bie ©eiß»
lichfeit auch auf bie höchßen »eltlichen Ängelegenhettm gro-
ßen (Sinßuß unb tiefet nahm ju , je weitet baS übrißeitthuin
fich »ttbreitete. Die chrißriebe ©eißlichfeit würbe recht etgertts
lieh bie ßrjieherin bet SJölfer; fte »ttbreitete bie Sfeligiert,
milbette bte ©itten, wachte übet ^anbhabung bet &v
rechtigfeit, ermahnte aber auch jugleieft jnr chriftlichen
©anftmuth unb 8Mtt} bie gürßen würben angehalan, »ä>
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Geiz
171
Gelbes Fieber
ter $m Untertbanrn ju fem, bie Unferthanen »um Fmb*
litt)en Seborfam gegen bie ton (Sott eingefefcte SDbrigfett er«
mabttt. tiberbie* fanben bie SBiffenfcbaften bei ber ©eifb
fir?irVrr Aufnabme unb Pflege. 9Äit Um*$t bat man
alle b«« angebeutcteu uuiterbliaV.t Sttctbienfte , welcbe f:cb
bie ©n'ftlicbfeit im SWittelalter um ba* 2Nenfcbengefcb(ccbt
erworben bat, bduftg »ergeffen, inbem man nur bie Sföi**
haucbe vor Augen gehabt bat, welche allerbing* auch
fsttfanben, al* eine fo grcfje Ötemalt in bie £anbe ber
(Wjtticbfeit gefommen nur, unb welcbe enbltcb, nacb;
rem fit aUju febr um ftcb gegriffen Ratten , bie iRcf ormation
berbeifübrten. Die prote|rantifcbe Äircbe erfennt ba* pries
ftrrlicbe Anfeben , welche* auf bie fatbotifcb« ©eifilidjfeit au*
beitnifeben Seiten übergegangen war, nicht an. Die Oictfi-
lirbfeit ifi nadj proteftantifebrm £ebrbegriff nicfH SJfittler jwi*
fdjen ©Ott unb SKenfa)en, unb e* gibt feinen innern Unter;
fä)ieb jwifeben Äleru* unb 8aten(f. b.), fobap" etwa bie
©fijtlicben ©Ott ndber ftdnben al* bie 9<irbta,ei|rlicbcn.
3ebet ß^rift foH ftcb unb fein 8eben ©Ott f/eittgen^ unb
bureb bie gortlicbe ©nabe wirb fein £erj geheiligt, niebt aber
bureb bie Sßeibe jum ©eiftlicben. Diefc 2ßeibe (jbrbination)
brjirbt ftcb bahrr nur barauf, bajj ber Öeiftlicbe feine ges
fammte Übätigfeit auch aufieriicb bem Dienjte ©ottc* wib:
met unb ba£ er, welker ber ©emeinbe jum üebrer unb -äior-
btlb btenen foll, ganj befonber* oerfpriebt, feinen Sebent
roanbel fo onjuriebten, wie e* übrigen* jtbem Gibrifien ebeiu
fowol al* i'bm gejiemt. Al* eine mi*oerjlanbene grimmig;
fett, »riebe nur }u Mrmctblicben SJerfucbungen jur ©ünbe
fübre, ftebt e* femer bie protejiantifebe Äircbe an, bag bie
fatbolifcbe ©eiftltcbfeit fieb ber <&bt entbdlt (f. G öl i bat),
unb wie fie in ben ©eiftlicben überbauet feine SJcittler unb
2tr lioertreter ©otte* erblicft, erfennt fie aueb fein geifhiebe*
Dberbaupt an, wie bie fatbolifcbe Äircbc ein fotc^eS im
Zapfte bat, bejfen ßntfebeibungen qleid) göttlichen Au&fprü;
eben ju aebten wdren. Der ©eifl ©orte* foll bie ©eiftlicben
wie bie ©emeinben burebbringen unb beberrfeben, unb baf
.!>r ©eifl nie fefjle, ift einer ber ^6cf^ften auf einen Au*;
•ururb ßbrifti gegrünbeten ©lauben*artifel ber cbrijtlicbcn
Vligton. Äutp bie* mißbilligt entließ bie proteflantifct)e
fxr^t, bag bie fatbolifebe ©etfllitbfeit in iBefifc fo großer
v aet unb weltlid&er SKacbt gefommen ift, benn niä>t in
':fffn fei bie geijtlicbe 2Burbe ju furben, nod> f«en fie jur
.rriebtung ber ben ©cijilieben obliegenben ©efcbdfte f6rber=
6, fonbem hierbei rielmebr binberltcb. — Üßenn aueb bie
preteflantifcbe Äirebc in biefen 8ebrmeinungen iRecbt bat, fo
•u'§ boeb anbererfeit* aueb anerfannt werben, ba§ ber fc=
rri*rciebe Ginflug, ben bie ©eiftlicbfeit auf bie Gniebung
Sa B6lfer gebabt bat, niemal* bdtte ftattftnben ifonnen,
ran ntebt bie ©eifrlicbfeit in ben deiten ber SRobeit aueb
rhu berartige dupere ©ewalt unb SBürbe erlangt bdtte,
rie biefe* ber gall gewefen i^. (öergl. ^<<ratt$tf') —
.« cbriltlicbe ©eften, wie Üßennoniten unb Q.ud;
r (f. b.), baben ber ©eijlltebfeit ganj entbebren ju f6n*
geglaubt, boeb bat ftcb fpdter aueb bei ibnen eine
«Hieben ©tanbe*, wenn aueb unter anberm 9iamen,
•uJgebilbet.
<effij ift ba* 8a(ler, welcbe* in einer bi* jur Abgötterei
iebenben guft am Jöefüje oon ©elb unb ©elbe*wcrtb bu
ftebt, bie mit einet peinlieben Sorge um bie 6n)aKung bet
geliebten ©ütet beliebt. Der ©eijtge opfert feinem ©öfttn,
bem ©olbe, Alle*, bie «Stimme feine* ©ewiffen* wirb oon
ihm überhört, ja bie eigne Sfube, alle fBequemlicbfctt unb
S3ebaglicbfeit be* geben« gum Dpfet gebraebt. ©eij unter«
febetbet ftcb von ^»abfuebt babureb, bap jener ben Seft^,
biefer ben ©rwerb mit Seibenfcbaft liebt. Der ©eijige flagt
über tfrmutb, bamit SRiemanb auf ben Einfall fomme, ihn
in feinem 83eftfe ju ftören unb ju Ausgaben ju veranlagen,
ber Äabfürbtige führt gleiche Jtlage, weil er wirf lieb nie«
mal* genug, aueb feine $reube am Erworbenen t)at, fon-
bem immer mebr begebet, ©ehr bduftg jinb jebodf) ©eij
unb Jpabfucf)t oerbunben.
<?t kroße wirb eine Saite be* ©aucbfeöä genannt, welcbe
au* jwei platten beftebt, beren febc furjer, bittterec JKanb
fwb an ben £enbenwirbeln fe(tfe|t, wdbrenb ibr wrberer,
febr au*gebel;nter, wellenförmiger unb gefalteter Stanb bem
Dünnbarme, für ben er gugleicb eine dufere -pülle bilbet,
jur IBefcftiguna bient. Bwifcben ben beiben platten be* ©es
fröfe* liegt lodere*, mit Jett oerfebene* Brllgewebe unb in
biefem beffnben ftcb 9>ul*abern, »lutabern unb ©augabern
mit ben ju ü)nen gehörigen Drüfen unb Nerven.
<&t\b(S JUbtti febwarje* Erbrechen, auet) amu
rifanifeber SEppbu* genannt, bejeidmet ein eigentbüm-
liebe* giebet galliger, nacb Änbern nerioofer Art, ba* bei
uns nicht, befto öfter bagegen in ben äüfiengegenben
ber norbamerifanifeben greijtaaten, auf ben Snfeln SBeff*
inbien* unb guweilen auch in ben fübl. Sdnbern (Suropa*,
namentlicb an ben Äüflen ©panien* unb Stalien* »orfommt
unb hau»t räch lieb bureb flimalifcbe (Sinflüfff , befonber* eine
febr beipe unb gugleicb feuchte Atmofpbare unb bie Au**
bünflungen eine* fumpfigen 83oben* ober faulenber ©toffe
Sifugt, aber aueb bureb Anftecfung wettet perbreitet wirb,
o milb unb gutartig bie Äranfbeit öfters »erläuft, fo bö*:
artig unb mirberifcb wirb fie unter gewiffen Um(tdnben.
48 e weife baoon liefern bie furchtbaren &pibcmten, bie noeb
in neuerer Beit au ben öfilicben AAflen 9(orbamerifa* unb
©panien* gehäuft haben. Da* gelbe Sieber jetebnet ftcb,
wie ade SRcrtoenfteber, bureb eine große SPcannicbfaltigfeit unb
Serdnberlicbfeit bet einzelnen Äranfbeit*erfcbeinunqen au*,
von benen bie gelbe Jdrbung betraut (r>on bet bie 5Cranf«
beit ben 3Jameu bat) unb ba* febwane Erb rechen noch ju
ben befldnbigjlen gebören. 6* gibt faft fein Crgan, tn*be*
fonbere fein (Singeweibe be* Äörper*, welcbe* nirt)t in ben
föereieb bet Ätanfbett gewgen würbe. SBon ben 5öerwüffun»
gen, welcbe ba* gelbe gieber feit feinem erjlen ßrfebeinen
Cnbe be* 15. 3fl$t$. bi* auf unfere 3"ten unter bem SWen*
fcbengefcblecbt angeriebtet bat, mag man ftcb eine 83orftetlung
machen, wenn man bebenft, baß bi* jum Sabre 1820
naci emer ungefdbren ffieretbnung 274 (Sptbemien beffeU
ben jtattgefunben haben. Unter benen bet neueren 3eit wa>
ten befonber* bie mörberifeb, welcbe in ben Sabren 1798,
1804 unb 1821 in ©panien berrfebten. 3m letztgenannten
3abre flarben aüein in JBarcelona übet 20,000 SRenfcben,
in Zortofa noeb cor Ablauf eine* 2Ronat* )toei Dtittbeile
ber JÖeoölferung. 3n gleicbcm SRafje wütbete bie Ärartfbett
in ben »ereinigten ©taatert Slorbamerifa*, befonbet* ju 9leui
9orf unb ^biiatelphia.
22*
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Oelbgucht m OeM
CMbsuclit wirb eine balb mit Siebet v crbunbene unb
bann gewöhnlich tafch oerlaufenbe, balb füberlofe, bann
«bet auch »iel Idnger bauernbt Jtranffjeit genannt, beten
auffaHenbjleS Jtennjeichen gelbe gdrbuna bet #aut in ihrer
gamen Ausbreitung übet ben .Körper ift. Diefe franffjafte
Veranberung bet natürlichen .©auffärbe bietet fe^r »erfchie»
bene ©tabe bat unb wechfelt »om liefen Zitronengelb
bis jum Ubergange in baS ©rün liehe unb Schroarjgrune.
Xufiet bet £>üut erfdjeint aurf) baS 23ei»1e im Äuge gelb
gefärbt unb jroat oft juerft; ferner nehmen juroeilen manche
2(bfonberung6fdfte beSJtörpetS, rote ber Schweiß, berSpcU
djel u. f. n>., eine gelbe garbe an, ja in feltenen gdllen
Fommt eS wol vor, baß bie hänfen alle ©egenjldnbe gelb
feben. Ha biefet gelben gdrbung ber 4?aut nun gefeQen
\id) mancherlei (Störungen ber ÄJerbauung, bie von bem
unjureichenberi ober gan^ief? mangelnben ©rguffe ber ©alle
in ben 2)armfanal abbangen. weht feiten fubrt bie @e(b>
fudjt geberfranfheiten »erfepiebenet Ätt uttb beren Siadjübel,
fehleehte SScrbauung unb €tnibrung herbei. 23ie ©efbfucbt
entfielt am hdufigflen auS einet auf langete 3eit geftörten
Abfonberung unb Ausführung ber ©alle, in golge von (§r\U
jünbung bergeber, Entartung beS ©ewebeS berfelben, SQers
ftopfung bet ©aflenginge burch ©allenfleine u. f. n>.; nach
nieberbrüefenben ©emütfjSbewegungen, äorn, Arger unb
betgl. Sejteht bie ©elbfucht fdwn fetjr lange, ijl fie oft
üben roiebergefchrt, finb ilir anbere UntetleibSfranfheiten
vorausgegangen, fo ijl fie immet eine mehr obet roeniget
bebenfliclje Ätanfheit
(&flö ifl baS allgemeine Verkehrsmittel, nact) nettem
bet SBetth aller ©utet, »reiche alö .fpanbelöattifel au6 einet
»fpanb in bie anbete geben f6nnen, gefctjdljt toirb. Gbc eS
ein folcbeS Wittel gab, fonnte ber Sp anbei nur Häufet) banbel
fein ; vo'aS bet Eint ui viel hatte, gab et bem Anbern füt ein
©ut, welcb>ö biefet in Überfluß befaß, ihm felbfl aber fehlte.
9loct> jefet gibt eS Völfer, »eiche fein ©elb fennen,
unb bie bähet forool untereinanber, alö auch mit anbern
Völfern nur 2aufcr>hanbel treiben fötmen. 23al)er nehmen
eurojpdtfcr)e Schiffer, welcb> ©üter au8 fianbern ungebilbeter
Völler ausfuhren wollen, Spielereien von ©laS, unechte
perlen, ©löcfct)cn, Sranntroein, Uabacf, Schießgewehre
u. bergt, onfiatt beS ©elbeS mit, um bamit ihre Crinfaufe ju
machen. 23er große Vorjug, ben baS ©elb hat, ijl ber,
baß eS jebe SQaare, gegen bie man ^u taufchen geneigt wdTe,
erfefct unb bähet bie roirflictje $erbeifchaffung berfelben von
«Seiten be$-&dufer$ überftüffig macht. <5rft naef) ber Qx:
. finbung beS ©elbeS ifl ein lebhafter $anbel möglich unb ifl
eS möglich baburch, baß man ein gewiffeS 9Drobuct ber 9la;
tur ober Äunjl in 9Renge unb in möglicbfter ©üte feerflcltt,
jum Vefiö alter anbern ©ütet ju gelangen, bie man [ich
nicht felbfl ju erjeugen toermag, bie aber öebftrfniß unb
Söunfct); angenehm unb behaglich ju leben, ntHbig machen.
€rfl mit bem Dafein beS ©elbe« ifl bie 3R6glichfeit t>or>
hanben, ein mujbareö Sermctgen ju beft^en, unb baburch hat
baS ©elb einen großen Ginfluß auf bie moralifche 3u£bi(;
bung ber Si6lfer gehabt, fo fehr eS auch anbererfeitS 3U 3Riö;
brauch beS Vermögend SSeranlaffung gegeben hat. X>ai ©elb,
welches wir befifcen unb roelcheS auet) fchon bie ©riechen
unb Kimer hatten, ijl geprägtes SRetaa, b, h- SRetaUflücfe,
von einet gerotffen ©röße unb gorm, bie mit befontern,
feinen 3Bertt> anjetgenben, Beiden oerfeben finb. 2?a6 SSetall
empfiehlt fi$ 3um ®t\ic baburch, baß eS baS unveranter»
lichfie, am roenigflen bem SBerberben ausgefegte Staturprobuct
ifl, baß eS toegen feinet ©djönbeit unb 9lu^lichteit feben an
ftcf> febr gefugt ifl unb baburch einen beben SBrrth hat,
unb baß eS [ich leicht in fleinern @tücfen bequem bearbeiten
Idßt. 2>aS Rapier gelb (f. b.) ifl eigentlich nur eine 00m
(Staat auSgefreQte Scpulbbetfchreibung, welche ben ©laubiger
fo oft roechfelt, alö eS r>on einet -baut in frie anbete geht
JBci einigen fOilfetn vertteten Steine, SRufcheln, ©tücfcben
gepreßten Ceberö u. betgf. baS ©elb als iuSgleichungSmit»
tel. 3u bem Sletatlgelbe oertoenbet man außer Xupfet
öorjugSvoeife nur tble SJletaCe, alö ©olb unb ©ilbet unb
in neuerer 3eit in Stußlanb aucl) ^latina, roelche ftch ju
biefem 3n>ecfe burch Cfjre ©cb6nhett, Seltenheit unb Unwr»
dnberlichfeit empfehlen. £aS ©ilbetgelb ijl baSjenige, auf roel*
cheS bie übrigen ©elbforten fo belogen roerben, baß man bie*
felben felbjl roiebet als ^anbelSgegenflanb behänbelt, fobaß
ihr SÖertf.) gegen Silbergelb (ich anbert unb balb mehr, balb
roeniget übet obet unter bem geroihnlichen SBerthe (Egio)
bafür befahlt roirb. 3ebeS ©elbftücf hat 1) einen befnmm«
ten innent 9Retallroerth , 2) einen 9Berth, ber burch ^ Sötern
beitung ju bem SRetallroerthe fommt unb bet jundehft bureb
bie $>ragfejlrn eerur facht roirb, unb 3) einen ^cominalrotnb
(9lennroerth). £n Staat allein hat baS JKcct)t, ©elb ju fcbu>
gen, et gatantirt aber auch benäBerth befiel ben. Durch bie
Verausgabung beflimmt bet Staat ben 9cominalroerth beS
©elbeS. 3)1 tiefer ju hoch gegen bert SRetaHroerth, fo roirb
eS ftch Abt*' furj obet lang ereignen, baß baö ©elb im ikr
feht nicht nach biefem SBertbe angenommen roirb, unb ba
hieraus erroachfenbe SSerlujl roirb auf ben Staat felbfl ju>
tücffallen. 2)ahet roirb nur im dußerfltn 9lotf>falle oon ben
{Regierungen ©elb ju einem 3(ominalroerthe ausgegeben, bei
bebeutenb t)5^er als ber SJlctallroerth , mit Ginfcbluß ber fyxäg'
foften , iff. 9lur bie f (einem ©elbforten pflegt man gero&hn'
lieh üb** *>tm roirflicbeti Söertbe aufzugeben, roetl fie nut
jut (Erleichterung beS SJerfehrS, jur Ausgleichung, ati
Seheibemünje (f. ©unje) bienen foßen. Sie gelten ta
het in bet Siegel nut innerhalb beS SanbeS, in bem fie gc.
ptdgt roerben, unb größere Zahlungen roerben in biefen ©elb^
forten in ber Sieget nicht entrichtet, ^rioarperfonen f6nnc:
baS »om Staate ausgegebene ©elb , roenn fein Slominalroert!
mit feinem SRetaHroertbe nahe iibereinfiimmt, nicht nachma
chen, weil fte an ben ^rägungSfo|len ju üiel verlieren
ben, jebe i^achmachung »on ©elbforten ijl baher geroibnlid
auch «ine ©eiooerfdlfcbung, inbem baö nachgemachte ©eil
einen ju geringen ÜRetaUwerth hat. 23a nun burch foleb
*Ucrfälfd)ungen bem Vertrauen, welches baS publicum au
bie Slegierung haben muß, oon ber baS ©elb juerft aai
geben roirb, (Eintrag gefebieht, außerbem, baß burch if£!
felche Verfalfchung ein förmlicher ©etnig gegen ben Gr!
pfdnget beS falfdjcn ©elbeS geübt roirb, fo beliehen in oHei
Staaten fehr jltenge ©efe^e gegen ©clbv'crfdlfcbung
münjerei). 2?och bürfen ^rioatperfonen felbßgeprdgteö ®«li
welches aber mit bem öffentlichen ©elbe feine v'Ähnlicbfeii !■
ben barf, unter Vorroiffen beS GmpfdngerS ausgeben. 23 ie
gefcfjieht juroeilen in großen «abrifen u. f. f. ber Jöe
lichfeit wegen, obet um fidj gegen ^Betrug »on Seiten bi
Untergebenen ficherjujlellen. 5c8et folcheö ©etb auögegebc:
muß eS auch »vieber annehmen.
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Feldern tf
Aridem, tmc ?roöin$ beS '.ÄomgreieljS .fcoßaiib, mit
9+ \J3R., 315,000 @nw. unb bet ipauptflabt Hrnbeim,
wirb ton bem ßuptfrrfee, ber <Prooinj SDberpffel, SBeft»
falen, ben prtuf. SSbeiti^rooinjen, ben gtawinjert SRorbi
brabont, JpoHanb unb Utrecht begrenjt. Der JBobert ifl
tiefliegenb, flach, theilS frucbtbareS ^arfcblanb, theilS üRoor,
ibeilS ©anb, ber bisweilen in niebtigen £ugeln aufge»
fciuft ifl. Der Rhein, bie SJlaaS, 3Baal unb S)fjel, fo.
vie meb re «Kanäle gerodeten reiche JBemäfferung. Die $>ro»
Dinj gebort ju ben ärmften jpottanbS, inbem au fjer Sein*
irunbweberei nur geringe gabriftbätigfeit unter ben Gin*
vobnern berrfebt. GbemalS war ©eitern ein felbjtänbigcS
erjogthum unb hatte j,ur Jpauptflatt baS jefct preufj.
elbetn im RegietungSbejirl Duffelborf, eine ©tabt mit
'ixt Cr:n w. unb nidit unbebeutenben .^abrifen. DaS Sur>
füntbum ©elbern tarn 1061, nach bem SEobe beS legten gür*
jlm, tiurcb bejTen Socbter an £>tto »on Slaffau unb mürbe
1079 jur ©raffebaft unb 1339 jum £erjogtbum erb oben.
Qraf Xrnolb »on ßgmont, ber Selbem 1415 geerbt hatte,
eerfaufte eS 1471 an Jtarl ben .Kühnen oon 93urgunb.
Karl V. blieb bei ben nachher auSgebroebenen ©freitigfeiten
im gjeftj} beS fcanbeS. Sei ber nieberl. Resolution (f. 5üie-
b erlaube) tttnntt fieb baS J^erjogthum in baS bollänb.
unb fpan. ©eitern. S3on biefem fam ein Sbeil mit bec
jöauptfiabt Selbem bureb bm utreebter ^rieben 1713 an
Greußen. DaS ganje Jper^ogtbuni würbe in {folge bei ba»
feiet unb luneoillet grtctenS franjäfifeb, fam aber 1814
wiebet an bie Slieberlanbe unb Greußen.
(rÄrl/e, bet franj. 91ame bet ©allerte(f. b.), bejeieb*
net ootjugSweife bie auS ^flanjenfäften gewonnene ©allcrte.
ßinige gruebtfäfte braurben nur mit jäueffr ;t.ufammcngefocbt
unb bis ju einem gewiffen ©rabe abgebampft ju werben unb
erfiarren bann beim (Halten ton felbji ju einer gallcrtartu
;nt ÜJfaffe; anbete muffen, um ©ele'c ,ju geben, ber tbicri;
icben ©allerte jugefrtjt werben, roelcber fie bann einen eigen=
thümlicben ©efebmaef ettbeilen. Buch fann man firb nncö
3ufab/* »on ©aßerrfäurr, einet in neuerer 3eit in K>ftfd)tCi
trnen ^flanjen entbeeften ©iure, jur {Bereitung von ©ctc'e
bt'bienen.
(Geleit nannte man im SMiftelalter bie gcroaffnetc 58e»
Leitung, welche ftch Rcifenbe, befonberö Jtauflcuie, bie fut
• ibren SJeifen, roo fie oft viele ©ütet mit ftd? führten,
jegm tauberifebe 2DifdIle niebt felbfl ju fchiinen üermoebten,
q ben 8anbe8bftten obet »on freien 3?eicl?äjidbten , aueb
reol uon einjelnen Gittern, jum <3ebu(je gegen bie Staub-.
rittet erbaten unb oft jiemlicb tfjeucr bejahten mußten. 3n
taM 3eiten mar eä namlicb ein, wenn auch bureb lanbe§s
berrltcbe unb faiferlicbe ©efege »erboteneö, toeb feineämegö
für ebientübrig gehaltenes ©efcbdft bet einjelnen, auf ibten
Sargen b<»uf«n^n Kittet (SRaubrittcr), bie ganb -. unb £ccr=
'*:tafjen ju belagern unb bie JKeifenten ju slünbern, aueb
trel, wenn ft'cb ein gute* C6fegelb erroarten lief?, fie felbfl
ihren {Bürgen als ©efangene abjufübren. Slun ifl
'9vm gegenrodrtig folcbeJ ©eleit in ben gebitbeten Staaten
rotbet nothig noeb üblich, inbeffen erheben bennoeb manche
Regierungen noeb jefct eon ben Keifenben unter bem 9tas
mm ©eleit eine abgäbe, weil für bie Sicberbeit ber £anb?
rrrogen anberweit <3otge getragen itf. — • ©eleit^btief
:*ennt man eine Utfunbe, tn welcber 3«Tnanbem bie Urlaub«
3 ' kellert
ntff gegeben wirb, ein ©ebiet unangefochten ju butebreifen,
obet an einem £)rte mit petfinlicbet greihett ju erfebeinen.
Qin biefem fefjr nah« oerwanbtet SBegtiff ifl: ficbere5 © t-
leit (salma condoctus), worunter man bie (anbeäbertlicbe
obet ticbtetlicbe 3uficbetung »etjlebt, fraft welcbet 3«man.
bem, bet bem ©efege naef^ toetr/aftet werben bürfte, ©icber»
beit feinet $erfon garantirt wirb, ^auftg wirb eS infol«
benten SBecbfelfcbulbnem bewilligt, wenn fte nidit unter bie
mutwilligen SanfroteurS get;6ren, um fich mit ihren ©lau-
bigem )U ücrgleicben.
(Gelenkt werben an b«" menfcblicbm obet thierifeben
Körper biejenigen JBerbinbungen bet einzelnen Jtnocben unter«
etnanbet genannt, welche bie Seweglicbfeit ber fei ben beb in«
gen. Die ©elenft unterfebeiben ffcb fowol burdb bie 3rt
unb ben ©rab ihrer Seweglidtfeit al§ auch bureb ihre gri>
fere ober geringere gefligtett voneinanber. SBo gwei 4tno--
eben in einem ©elenf jufammenfommen , ifl ihre Dberfldcbe
mit .Knorpel überjogen unb betbe Knochen werben bureb
eine fel;nige ^>aut uifammengebalten. Diefelbe bilbet einen
pollfommen gefebt offenen, bie fogc nannte ©elenffchmterc ent>
baltenben ©acf. luf biefe SBeife gefebie^t bie {Bewegung bet
Änodien gegeneinanbet leicht unb ohne bemerflicbe Reibung.
AünftlicbeS, falfcheä, wib ernatürli cb c $ ©elenf
wirb eine nicht naturgemäße Bewegungen geflattenbe &et>
binbung »on Jtnocben genannt; fie entfiebt, wenn bie23rurh--
enben eineä ^erbrochenen JCnocbenS fieb nidit wiebet fefl mit:
einanbet petbinben, fonbem aufeinanber beweglich bleiben,
obet bei SBerrenfungen , j. iß. wenn ber Äoöf eine§ Äno>
cbenS aus beripobj« ober SSertiefung eine* anbem, in welche
et naturgemäß eingelenft ifl, heroorrritt, nicht wiebet babin
jurüefgebracht (nach bem gewibn lieben äuSbmcfe: eingerirfn
tet) wirb unb fieb nun in bie benachbarten 2Beicbtbeile ein-
fentt obet an einet anbem Stelle bet tnöcbernen jDbetfläcbc
anlagert. 1 .
ßellert (ßbriflian gürebtegott), ber fromme gieberbiebter,
bet gemüthliche gab elerjähl er, wat bet <3obn eines armen
9>rebigetS in bem fleinen Stäbtchcn Hainichen bei ^tfiberg
im faebf. Srjgebirge unb würbe bafelbfx am 4. Sul. 1715 ge»
boren. Slacbbem er ftcb einige Jahre auf ber $ürfienfcbule gu
SReifjm ttorbenitet, bejog er 1734 bie Unioerfität 2eipjtg,
um fieb bem Stubium ber Rheologie ju wibmen. dt bewarb
fieb fPatec um 'e'nc öffentliche Xnfletlung, weil et
feine ©efunbhcit für ju fchwäcblicb hielt, um bie ©efebäfte tu
neS ÄmteS gemiffenbaft erfüHm ju f6nncn. Gr wutbe 17*39
Stjieher jweiet junget SbeQeute in bet i^äbe von DreSben
unb bereitete bann ben ©ohn feiner <5cbwefler jur Uniber=
fitat vor, mit weldiem et 1741 wiebet nadi Ceip^ig fam.
Jpiet trat et juerfl 1742 als ©rbriftjtellcr auf, inbem et
JBeittäge ju einer ton ©chwabe b«<m6gegtc*nen 3«itfcbrift-
„iBcluftigungen beS SBerflanbeS unb SEBiieS" lieferte. 9lacb^
bet gab et mit mehren $reunben bie „iBtemifcben Beiträge"
beranS. ©eine erften Arbeiten waren ootjüglieb gabeln unb
Zählungen, welche bureb bie leichte, oerflänblicb einfadu-
©pracbe, ben treffenben unb botb niemals »erlefeenbm SBifc,
bie gutmüthige ©ebolfheit, welche ihnen eigen ftnb, halb
jßeifaQ fanben unb Xufmerffarrtfeit enegten. 3m 3- 1745
würbe ©. bureb .Bertheibigung einer lateinifdjen Xb^anblung
Sehrer an ber leipziger Unioerfität, unb 1751 erhielt er ben
Stitel eine* aujjerorbentlicben ^rofeffbrS ber 5)hilofopbie. Gr
Geliert
114
Gelübde
bielt alft folcber »orlefungen über A|tbetif, JRbetörif, $ä«
bagogif utib SRoral, in roefc&e eine große Anjabl »on 3u»
b&rern flrftmte, bie ibn jebocb nur mit einem bocbft unbe»
beutenben ©tbaft belobnt würben. ©»äter würbe tbm eine
orbentlicbe «Profeffur angetragen, bie er aber auSfcblug, weit
er rbeil* wirflieb franf war, tbeiß »on einer fo melancbo»
lif(fcen Stimmung fia> beberrfcben lieg, baß er feinen 3u«
flanb für nocr) fcblimmer bielt, aW er war. Sticht balb ifl
ein Dichter fo in ben «Nunb bei »olfe* übergegangen unb
in bo* $erj bejfelben eingebrungen, wie ©. ©eine ecfct
religiifen Weber, wenn fte aud) ber Jtraft älterer «Äircben»
gefänge entbehren, nehmen in ben cbrifilicben ©efangbüebern
bie würbigfie «Stelle ein, unb feine (Jrjäbtungen gefallen
bem Äinbe wie bem Spanne, benn neben ber grißten @in>
fadbr)ett enthalten fte bie ecbtefte 8ebenSweiSl>eit. Die ©eUerf:
feben SBerfe nehmen ftd) wie bie fließenbfte f)rofa au6; man
wunbert [üb, wie fo leicht unb ungezwungen ber Keim [ich
finbet, ohne baß ein mäcbtiger ©djmung ber fBegeifkrung
fubtbar ifL SJtoct) mehr mußte man ©. liebgewinnen, wenn
man ihn »erfönltch fennen lernte. Die reinffe ©ittliebfeit
»eignete $n wäbrenb feine« gamen 8eben8 auS, bie fcerj»
lichte ©utmütbigfeit ließ ibn Au*eS aufopfern, um bem
«$ulfsbebürftigen beijufteben. ©eine f)erf6nlicbfeit war fo
angenehm wie fein ganjeS SSefen. <Sr nab^m ibm ges
fpenbeteS Cob mit einer fafi jungfräulichen S3efcbeibenh.eit
auf, war aber ftetS bereit, baS ©ute an Anbern anjuer»
rennen, yn war nie oerDeirattjet. <ute «anert eunung , oie
man feinen ©ebriften unb feinem (übarafter joUte, brüefte
tief? bei »ielen Gelegenheiten aud. SBefonberä feine ©cbü»
ler fingen an ihm mit unbegrenzter SJerebrung. ©raf
SDforib »on Brübl, einer feiner ©cbüler, lief tbm eine
tfbrücbe ^enjton von 150 Itblrn. jufommen, ebne fieb al5
ben ©eber ;u erfennen ju geben. SBornebme ^erfonen fueb»
ten ibn auf, um feine Befanntfcbaft ju macben. «Jtomg
Sriebricb beröroße, ber ibn bei fetner Anwefenbeit in 8eq>»
itfl &u ftcb fommen ließ, faUtc über ibn bat) Unheil: „et
Jet ber »ernünftigfle aller beutfeben ©elebrten". Au<& bte
9>rinjtn Jtarl unb ^einrieb »on Greußen fuebten ibn
auf unb ber ftefctere maebte tbm ein Keit»ferb jutn ©e*
rl 3u ben rübrenbfttn Beweifen btr Siebe, bie ©.
allen feinen jjeitgenoffen genoß, gtbört ber, baß
ein Sauer ibm ein Juber 2Brenm)olj »or bie Stbüre fubr,
weil ibm ©.'« gabeln fo febr gefallen bitten. @. fanb
nacb »ielen langwierigen Reiben am 13. Det, 1769 einen
fanften Sob.
<$tlül)I>e ftnb fetertic^e Berfiw jungen, gewöbnlicb, bet
©ottböt getban. ©o ftnbifc^ unö gegenwärtig bie »orflel*
lung erfebeint, ©Ott burä) jöetft>reä)ungen ju Erfüllung eis
ner iöitte }u bewegen, fo nabe liegt biefelbe boä) bem wr*
niger gebilbeten «Kenfdhen, weleber fieb bie ©ottbeit nur al*
ein mutige« menfc^enibnlicb,eö SBefen »orflellt, ba« menfcb|:
lieble iöeburfniffe unb menfcblic^e gtrube an bargebratb. ten
©oben bat. SBie bie D»fer, fo ftnben wir auep bie ©e«
lübbe bei fafi aUen betbnifeben SWlfern. 3lber aueb in ba5
Gbrijtentbum 8in« bie@itte, bei gewiffen ©elegenbeiten ©e*
lübbe ju u)un, über, jeboeb, mit ber hohem, ©Ott würtü
gern »ebeutung, baß bie ©elübbe nicht fowol um ©otte?
wiüen, aW um bee» ^Renfcben willen getban würben. Sbeild
war e* bie Danfbarfeit, bie bad Sebürfniß ftcb ju äußern
hatte, tbeilä ging ber SJienfcb bei ©efabren, in Xngjl unb
9ion) in ftä) unb nahm fta) »or, fein fernere* Sieben, fein
«ermögen ganj ober jum Ztyil fünftigbt'n religiäfen 3wecfen
ju wibmen, nu$t fowol um ©Ott bamit einen JDtettjt *u
erweifen, als um feinet eignen ©eelenbeileS willen. SDfit
biefer ebrifilieben ©efinnung würbe aber freilicb bie fmbtfcf):
beibnifd)e bet Xblegung »on ©elübben bäuftg »erwett)felt.
2>te ebrifilieben ©elübbe f6raten uch nicht auf Opfer, fom
bern einjig auf Darlegung cb:ift;icher ©eftnnung bejieben:
SBaHfabrten ju ihun, eine Kirche ju bauen, einen Itheil
feineS SJermigenS ber Äir<f>e ju febenfen, 2trme ju fpeifen,
ju gewiffen Beiten Üicu unb Sußübungen »oijunebmcn
unb bergleicb^en. (Sine befonbere Xrt ber ©elübbe macben
bie Ä loflerg elübbe auS. ©ie brüefen im Allgemeinen
ben Gntfdjtuß au§: aQen greuben ber SBelt für immer esti
fagen unb nur ber ^Betrachtung unb Anbetung ©otteS fein
fernered Seben wibmen ju wouen. Da man ben Umgang
mit bem anbern ©efä)lea)te, 9Jetd)tbümer unb JBefolgunj
tes @igenwi(len§ ^tr bie gräßten weltlichen greuben bielt»
fo begogen ftcb. bie Atofiergelübbe namentlich auf jene brei
fünfte unb beflanben in bem ©elübbe ber Äeufebbm, bet
Xrmutb unb be6 unbebingten ©eborfamd gegen bie £>rb*n6*
regeln unb bie »efeble ber «orgefe^ten. ©injelne äDrbra
haben noch befonbere ©elübbe, j. JB. bie äartbäufer ba« Cef
©chircyem- , manebe anbete bat ber Jtranfenpflege u. f. m
Die geblieben Witterorben batten neben ben Äloftergelübben
noeb bas bei «stampfe? gegen bie Ungläubigen. Dae« ©e»
lübbe ber Arntutb hatte oerfa)iebene ©rabe. 3m "Ällgfinei:
nen bürfen nämlich, wenn auch nicht bie einzelnen f>erfo*
nen, «eiche in ba« Älofter geben, felbfl, boep bte Jtl6ficr
Gigentbum heften. 9tan nennt aber hohe Armutb, wenn
ein Aiofter nur fo tnet liegenbe ©ränbe baben barf , aU e*
ju feiner (Srbaltung bebarf; böbere Armuth, wenn bat Sic-
jler nur beweglicbeö (Sigentbum (Sücber, ©peifen, ©etränfe
u. f. ».), unb h6cb|le ilrmutb, wenn ei gar fein, weber
bewegliches noeb unbewegliche?» Gigenihutn befüjen burfte.
Die erfie Art ber Armun) geboten unter anbern «Jtanne«
Itter unb Augufhner, bie jweite Dominifaner, bte le$te
granjiSfaner, befonberS 6a»uriner. 9lur bie außerorbentli*
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Gemein
IIS
Gemeinde
Arn JHoftergelübbe fönnen nach, ben Stegtin bec fatbolifcben
Äirrhe erkfjfen »erben, föon ben ©elübben bet ßaien finbet
jrDoA Craüaffung (Rispen fation) Part, todt> nur bureb
inftrijcfiicbr äBewilligimg ber Jtirrbe. 9?amentltcr) gilt biea
fr« oon ben öffentlichen r>or ber Äircf»e abgelegten Se*
lubbea; wogegen bie einfachen ©einet e, weiche ber genfer)
nur m (Sott unb fieb felbft tx>uty mehr ber ©cwiffenSpflicbt
üniaffen bleiben. (Sin ©elübbe fann nur aufgehoben wet;
bai tureb ben Sßillen be« #errfcbenben über ben SJeberrfcbj
im, wenn ba« ©elübbe be« gestern bem SBiUen be« Grfiern
tnijegenroirfen würbe; beim SBorbanbcnfcin einer geiftigen
ober pbpfifeben Unmöglichfeit, unb burrf) üeränbcrte Uber;
jcuauna,, im 8aH fiel) Der, weicher ba« ©elübbe getban,
Lber;tugt bat, baß vielmehr bie Unterlaffung ber Erfüllung
Cc* ©elübbe« Pflicht fei. Die Äircbenobern b.aben ba«
Stobt, ©elübbe ju löfen, aber »on fünf ©elübben fann nur
ber $apft bi«penfiren, nämlich: 1) oom ©elübbe eroiger
Xrufshheit; i?) vom ©elübbe, in einen geifllicben Crben tre-
cen ju wollen; 3) »on ber SBallfabrt naa) Stom; 4) »on
ter ffiaHfabrt nach San:3«go b« (Sompofiella (f. b.);
9 1 oen einem Äreuyuge. — Die prote fiantifdtje Jtircbe über*
lipt bie ©elübbe gänzlich bem ©ewiffrn ihrer öefenner,
»eil fu auf bie grommigfeit nur al« ©efinnunq bringt unb
glaubt, baß ade ^anblungen nur turrb bie fromme ©es
furauaa, mit welcher fie getban werben, nicht aber an fieb
gottgefällig firib. Daher fann man nach ben ©runbbegrirjen
tcr protejtantifcben Äinbe auch eigentlich, nicht .£>anbtungen
geloben, fonbern einjig ©eftnnungen, fobaß c« nur (Sin war);
teä ©elübbe gibt: mit allen Gräften ber ©ottibnlicbfeit
naAjrreben ju wollen. SBer biefe« ©elübbe hält, unb baf*
felbe legt jtber ßbrift am 2fltar ab, ber wirb aud) ber gött«
liefen ©nabe tbcilbaftig.
(Srmrin fann entwtber fo v>iel wie niebrig bebeuten, unb
Um ftet>t ihm „ebel" entgegen (weil ba« (Ible feltener ift
als ort Uneble, fo beißt biefe« ba« ©emeine), ober mit all«
3 tm ein glctcbbcbeutenb fein. 3n lefcfer SBebeutung fpricht
man j. SB. t»on einem gemeinen OTenfcbem>erftanbe u. f. w.
Data gemeinem Siechte »erfiebt man eorjuaSwcife ba«
• nifebe 9fecbt (f. b.), infoftrn e« ba« in Deutfcblanb
gemein geltenbe Siecht ift.
6fmrml>e, ©emeinbeit, Commune, bie gefeHfcbaft*
4« Bereinigung mehret gamilien ju einem fortbauernben
itinfcbaftlitben unb »om Staate gebilligten $aupt}wecfe.
" rfer befiehl im Allgemeinen in ber (Erreichung ber SBcr*
Seilt, welch« ba« gefellige unb jwar örtliche 3ufammenleben
.enfehen bietet. 3e nachbem biefe SJortbeile religiöfer
irbtfeber Ärt finb, unterfcheibet man fircbliebe unb
ältliche ©emeinben, welche wieberum in 8anbs ober
isrfi unb etabtgemtinben verfallen. Der ffiegriff fircbli;
(Vi ©emeinfehaft tji erft mit bem GbriffrrUhume gtforamert.
ÖfJL Sircbe.)
Ariegerifch, wie unfere Xltwrbern waren, ift auch bet
" i Urfpruna ber beutfehen ©emeinbewrfafCungen. SBie jene
;3cb.lacr)t jufammengejtanben unb gefampft hatten, fie«
fie frei) auch gemetnfcbaftlicb nachher im grieben nes
anbrr an. Die gemeinfchaftlich überftanbenen ©efah«
:« W Ärieae*, bie xHebe )U ib«m hnmatlitr)en £erbe
«I fco« SBeburfniS, ihre freie Heimat rxreinigt »ot frems
bei Gröberem ju fct)ü(5tn, fchlo^ ein enge6 »anb um bie
2apfem unb ihre gamilien. Daher baß echt beutfehe ©präch^
»ort: „3lUe für ©nen unb ©ner für 2We." Die« fpricrjt
fich Ii aupt farblich auch in jener fogenannten ©efammt:
bürgfehaft aut>, bie wir fc^on bei ben SKitgliebem her iU
tepen beutfehen ©emeinben ftnben. Diefe, in bergolge mehr
unb mehr au*gehtlbete, jeboc!) Idngft wieber »erioren geqan=
gene JBerbruberung verpflichtete j. S5. bie einjelnen 2Rit=
glieber einer ©emeinte, bie UnfchulD eined Xngeflagten auß
ihrer Witte mit biefem zugleich }u hefchw6ren (eibeöhelfer),
wenn fie t>on feiner ©chulblofigteit überjeugt waren, Ghenfo
trugen fie bie bem ßinjelnen auferlegte ©elbbufe gemehv
fchafriid), wenn beffen $Üerm6gen baju nicht hinreichte. 3u
©runbung einer ©emetnbe wat bie SJereinigung »cm gebn %a>
milien erfot>erlid>. Eben beäbalfc nannte man folche ©emein:
ben Decanien (3ehntfcbaften) unb beren Corftrher Deca:
nuö. Sehn foleber Decamen hilbeten jufammen eine dtm
tene (^unbertfct>aft) unter einem ßentenariu«, mehre (Sem
tenen einen ©au (f. b.), beffen oberfter Seichter ©augraf
genannt würbe. Obgleich bie alten Deutfcben ihre SBohnftfte
innerhalb ihre« ©aueS nicht feiten veranterten unb biefe
gan^e republifantfehe (Einrichtung ber ©enteinbe mit ber bi=
hern AuSbilbung t>ti ®taate<lebend wieber oerfchwanb unb
eben teebalb bie mebrften ber je^igen ©emeinben weit fpa-
tem Urfprungi ftnb, fo gibt ed boct) je^t noch einzelne Dorf;
gemeinten, welche erwet&lich f(t)on ju ben Seiten Äaifer
&axV$ M ©ropen heftanben. 3a , oon mehren Statten
(befonberö am Schein unb an ber Donau) läßt [ich nach;
weifen, baß fie febon bamalS erifrirten, wo bie Stomer noch
in jenen ©egenben herrichten. 3etoch fdQt bie eigentliche
AuSbilbung ber beutfehen Stabtgemeinben in eine weit fpi;
tere 3tit, aW bie ber Dorfgemetnben. Sie entftanben ba*
bureb, baß nach unb nach unh jwar juerft bureb bie $ri:
»Uegien ber Äirch«, einzelne 2anbee>fireaen etneö ©aued ber
©ewalt bed ©augrafen enUogen (gefreit) würben. Die
SBewobner folchec gefreiter Territorien umfchloffen ihre 2üoh-
nungen mit einer gemeinfchaftlich en Stauer unb hilbeten für),
ba fte ben ©augerichten nicht unterworfen waren, ihr eigne«
felhffänbige« ©emeinbrreebt. Diefe« würbe SBeichbilbrecht
genannt, »a« man »on ^SSaich ober weih", fo viel al« ge«
heiligt, unb ,^BiüV' ableitet Die »cwohner ber etabte
pflegten näntlich bie Silber ihrer ^eiligen an ben ©renken
ihreö Stab tgehiet« aufruft eilen. Unter bie ältrffen aefebrte«
benen 2Beichbiltörecr;te gehören »orjüglich ba« ftra«burger
unb ba« magbeburger, bte halb nach ber üDtitte be« 13.
3abtb- bie ©efialt erhielten, in welcher fie auf unfere 3eu
ten gefommen ftnb.
Die Siechte, welche eine ©emetnbe al« eine Pom Staate
anerf annte Corporation hat unb unter jDheraufftcht unb Oft*
nebmigung ber Staatäregierung au«übt, ftnb im fBefentlt«
eben folgenbe: Su (Errichtung einer ©emeinbe müfjen von
trigften« t>r ei ^erfonen iufammen treten, toeb fann fie nach;
ber auch bureb Sine ^erfon fortgefe^t werben. Sine ©e<
meinte bleibt biefeibe, wenn auch ihre 9citglieber fttfi vre-
äntern. Damit in ©emeinbeangelegenheiten ein gültiger, b. h.
alle SJtitglieber ber ©emeinbe binbenber ©efcftluß gefaßt
»erben fonne, ifl nöthig, baf alle ftimmfdhigen ©emeinbe;
mitglieber gehörig juf ammenberufen werben, unb wenigftenfi
giei Drittheile berfefben erfebernen, unter welchen bann bie
timmenmehrheit entfrbeibet. Die« ift jet och nur bann unb
nur in Xtejug auf folche Angelegenheiten ber gall , »eiche
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Gemeinde 1
dne ©emeinbe fetbfl beforgt. ©te hat ndmlia) ba« JRecftt,
tftre ©efcftdfte ganj ober auch tbeilweife beflimmten 5Borfte»
ftem ju übertragen. Dtefe S3or^er;er »erben in ber SRegel
au« ben ©emeinbemitgliebern gerollt, bebürfen jeboeft groß*
trntfteil« ber obrigfeitltcften SBeftdtigung urtb feigen in 356rs
fern gew6ftnlicft 9ü$ter, Dorffcftuljen u. f. w., in
©tdbten »ürgermei jler, eRatftSfterren u. f. w. ©ie
muffen — inwefonbere wenn fie mit Verwaltung ber ©e«
meinbegüter beauftragt werben — eine bintdnglicfte Gau;
tion (f. b.) t>or Antritt ihre« 2lmte« leiflen, t>on u)ren ©efcftdfs
ten ber ©emeinbe SRecftnung ablegen unb bleiben benfelben fürt
ihre $anblungen berantwortlicft. (Sine ©emeinbe f ann übri*
gen«, roie jebe einjelne $erfon »w ©taate, Vermögen er*
werben unb fteft gegen Znttxt v er hi ablieft maä)en; fie bat
alfo j. JB. ba« Steebr, ©elber aufzunehmen unb au«juleiften,
©runbfluefe anjufaufen unb folche ju öerdußern. Euch barf
fie ein befonbre« ©emeinbeftegel führen unb genießt außer;
bem noeft borjug«weife, rrie iWinberjdbrige, bie 9tecftt«woftls
(hat ber SBiebereinfefcung in ben borigen ©tanb, b. b. fie
hat ba« Recht, in gewtffen, bura) bie ©rfefee beflimmten
filtert bie »oßftdnbtge • SBieberfterftellung eine« nach ber
Strenge be« Siecht« »rrloren gegangenen ©efugniffe« wirber
ju erlangen. Grit lieft ifl jebe« URitglieb berfelben »erftunben,
bie eftrendmter ju übernehmen, unb bie »erfönlicben ober
»ecumairen 2afien ber ©emeinbe tragen ju Reifen, roenn
ti ntc^t einen befonbern, rechtlich begrünbeten «efreiung«*
grunb nacbjuweifen oermag. Die ©emeinbe übt ihre JRecftte
unter bem ©eftufce unb ber ßberaufftcftt ber ©taat«regie*
rung au«, boeft bebarf e« nicr>t in aßen, fonbern nur in
gewtffen, befember« wichtigen gdHen ber Einholung ei«
ner aitfbrücflicften ©rneftmigung. Da« Vermögen einer
©emeinbe muß, e« beliebe nun au« beweglichen ober unfte*
weglicften ©ütern (©runbflücfen) flet« jum Vortfteile fdmmt*
lieber ©emeinbemitgtieber benufct unb eerwenbet »erben.
Die« fann auf boeseltem SBege gefächert. (Sntweber ge<
ftattet man fdmmtlicftm ©emetnbealtebern einen gleicftmdfU
gen Gebrauch am ©emeinbebermogen, wie 5. JB. an Ärc*
eften, Äircbftofen, ©thulen, £utungen, SEBeibepldfeen, Ttm
gern unb 8ebben, ©emeinbeftotmngen, SEBegen, ©rücfen,
fBrumten, ©een, SRüftlen, ©eftmteben, SBrauftdufern u. f. w.,
ober man »ertftetlt bie ??rucftte be« ©emeinbeoermigen«, über*
bauet ba« jdbrlicbe ©nfommen au« bemfefben gleicbmdßig
unter bie einjelnen SRitglieber. Die« ifl gero&ftnlia) ber gall
bei 6a»italien, Stoc&tgelbern, W«* unb ©artengrunbftucfen,
£)bjl»flan jungen unb bergl. liefern gilt gleia), wenn je>
neS Ginfommen für ©emeinbe jwede, j. ». «i <Srleid)tes
rung ber ©emeinbelaflen (b. b. Abgaben ober Sbienflleiflun»
gen) für bie ©emeinbe , »el^e »ort aUen SJcitgliebem berfel«
ben »erftdttnißmdfig ju tragen finb, wie j. ©. bie S3eitrdge
ju (Srftaltung ber nöthigen beamteten, ferner »u Abtragung
ber ©emeinbefdjulben, ju erric^tung unb SBerbefferung bet
Äird^ert unb ©tftulen u. f. ». wroenbet wirb. Die <h*
faftrung r^t geleftrt, baß ba8 ©efammteiaentftum einer ©e*
meinbe, wenn e8 bem ©ebrauä>e jebeö etnjelnen 9Ritgliebe8
berfelben geöffnet roirb, nitftt nur oft ju ben grfißten ©trei*
tigfeiten »eranlafjfung gibt, fonbern awr) ge»6ftnlicft nieftt
fo ©ortbeilftaft »erroaltet wirb unb eben MtyAb ni*t fo
reitftlitften (Srtrag g<»dftrt, al8 e* feiner 9?atur naü) uers
moeftte^ bafter bie ©»rüä)w6rter: „©emein i^ feiten
ein", „©efammt ©ut berbammt ©ut". Die« er«
S Gemeinde
regte, ba ber gefanrmte 9?ationalmor;Ifranb wefentlte^ auf ber
jwecfmdßigen IBenufeung unb Serbefferung be« ©runbeigen=
tftum« beruht, fc^on bor me&r al« bunbert 3aftren bie Auf*
merffamfeit ber ©taatöregterungen. 3undtftfl war e* dng;
tanb, reci*c 3 fteft von ben fiaatäwirtftfcftaftlifjben 92aa)thetlen
einer folgen ffienufeung ber ©emeinbegrunbfrarfe iberjeugte,
unb eben beSftalb beren SJertfteilung unter bie etnjelnen
9lu^ungSbered>tigten gemattete. Snalanb« SBeifeiele folgte
in Deutf^Ianb juerjl griebrid) ber ©roße. Gr fe^te balb
naä> iBeenbiauna be« fitbenjdftrigen Kriege« in allen Sbei*
len feine« ffleiefte« Gommiffarien ein, welä)e unter jieter
jDberauffic^t ber ft6cft(ien ?anbe6«6ollegien eine jwecfmdßi.qe
83ertbeilung ber ©e/n einleiten (b. ft. be« .©runbeigem
tftum«, welcfte« bie i^itglieber einer ©emeinbe unter tieft
ober mit iftrem ©ut«fterrn jufammen ober enbli<$ in ©e;
meinftftaft mit anbern ©emeinben jugleicft befi^en unb be=
wirtftfe^aften) naeft 9?eä)t unb JBilltgfeit »oüjieften foUten.
SRit biefen ©emeinfteitetfteilungen würbe fpdter bie feftr jeit-.
gemdße Hbl6fung »erf(ftiebener ©emeinbebienfle »erbunben,
woftin ftau»tfdcftH(& bie Äufftebung ber groftnbienfle geftört.
(©. «blofung.)
©emeinbebier nennt man eine beftimmte 3RengejBier,
welcfte« in maneften Dorfgemeinben ein neu antretenber $auS=
wirtft ben dltern ©emeinbemitgliebern feftenfen muß. Hu$ t>cr--
fleftt man barunter ba« S3ter, welcfte« »on ben «Dlitgliebern tu
ner ©emeinbe bei einer befonbern ©rtegenfteit gemeinföaftlicft
getrunfen unb au« ber ©emeinbefafjfe bejaftlt wirb. —
©emeinber^ammer. 3n maneften D6rfern ifl e« ge-
brducftlkft, bie ©emeinbemitgtieber babureft tur Serfammlung
au rufen, baß man an bie ^auStftüre berfelben mit einem
befonbern Jpammer flopft, welcher eben be«fta(b ©emeinbe^
Jammer fteißt — ©emeinbeftau«ifl eigentlich jebe« ber
©emeinbe geftönge ©ebdube, boeft bejeieftnet man mit bieu
fem ÄuSbrucfe gewotinlicft ba« ^>au§, in welcftem bie ©^
meinbeberfammlungen geftalten werben. Denfelben Kamen
führen in ber {Regel aueft bie nir SSofynung armer unb
franfer ©emeinbeglieber auf Jtoficn ber ganzen ©emeinbe
eingerichteten ©ebaube unb SEBoftnungen. — ©emeinbe hir :
i(! ber Spin, welcfter ba« JBieft ber ganjen ©emeinbe hüten
muß, wofür er bon ben ©emeinbemitgliebern gewiftnlicft
naeft S3erftd(tniß ber ©runbfiücfe, welcfte fie beft^en (feltner
naeft ter 2Renge be« »iefte«, welcfte« fie 1)alttn), bejaftU
wirb. — ©emewibeocft« ober „fBuHe" ifl ein äuehtoeft«,
welcfter bon ber ©emeinbe gememfeftafttteft gehalten unb
nach «ner gewiffen {Reihenfolge henuin wirb.
Unter ©emeinbeorbnungen berfleftt man ben 3n»
begriff ber IBeflimmungen über Jbie ©emeinbeoerfaffung,
über bie Verwaltung unb Änwenbung be« ©emeinbebermi«
gen«, fowie über bie 83ertheilung ber ©emeinbelaflen un*
ter bie einjelnen 2Ritgtieber, überhaupt bie innere Drgani=
fation ber ©emeinbe. 3u biefer lefetem geftirt unter Xn
berm bie gefljleaung ber JBebingungen, unter welchen Sfc
manb ba« ©emeinbereeftt (b. ft. ftö* Sftdjt, in eine ©e
meinbe at« SRitglieb eintreten ju burfen) erwerben unb bef
felben »erluflig werben fann u. f. w. 3« D6rftra Knncr
in ber 9tegel nur Diejenigen ©emeinbemitglieber fein ob«:
werben, welcfte ein im JBejirfe ber Dorfmarf gelegene;
ffiauergut ober bduerliche« ©ut befifcen unb baffelfte lanb
wirthfcftafrlicft bewirtftfeftaften, alfo Werbau unb öier>ju*
treiben. SRan fann bah« i- »• We SRittergutebeftler, tyrt
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Gemeinde 179 Oemeingeffilil
cigri, Cc&uHefcret, #äuSlet, fowie bte ©täbter, welche jum
ßcrgnüjm auf bem ganbe wohnen, aud) wenn fte Sauet*
guter befifcen, nicht als wirfliebe ©emeinbemitgliebet anfe&en,
irenn fie baS ©emeinbettebj nid)t auf eine btfonbere , recfctS»
gültige Seife erworben fcaben, j. ©. burd? befonbere 2 am
Mgefefce ober Verträge, Verjährung ober #erfommen. Sur
tti SJerfaffung tet 2anbgemeinben unb beren Bereinigung
in grögere ÄreiSgememben ifl in Deutfcblanb burcr) ein Jon.
crcig. etitt oom 30. 3un. 1812 bet erjle techritt gefetebert.
tiefem JBeifpiele folgten juerft SSaicrn, bann SBürtemberg,
hi ©roßbfrjogtbum Reffen unb anbete beutfebe Qt&attn.
Sine bcfonterS wichtige (Sattung ber Öcmcinbcorbnuru
aar fmb tie ©tdbteorbnungen, welche in ber neueflen
Seit ein nichtiger ©egenflanb ber Gefe&gebungen geworben
fab. SBabrenb nämlich bie Dorfgemeinben im Mittelalter un«
trt bie ffiotmäßtgf eit bei Don ihnen urfprünglicb. jum S ebufce
gegen räuberifebe einfalle herbeigerufenen freien Abels ge»
utbtn waren, batte fieb in benStäbten gleichzeitig etne
nia)t weniger brüdenbe Ari|lofratie ber ©emeinbeoerfaf»
fuug auSgebilbet. Die "Ämter unb SBürben ber Stabträ=
t)i waren erblich geworben. Diefe Ratten fid), ba bie
SuatSregierungen in jenen Seiten fid) wenig um bie Ver*
wtfrung ber Stäbte flimmerten, eine unabhängige Stellung
ju ben Bürgern angemaßt, unb .oerwalteten baS ©emeinbe;
wrmögm großtentbcili» ganj nad) eignem ©utbünfen, weil
jte oon ihm Verwaltung feine Rechnung abjulegen brauchten,
daneben übten bie Bürger unter ftcb wiebet einen allen
Äuffcbmuna. ber Snbuflrie läbmenben unb biet unb ba noch
gegenwärtig fortbeflebenben jjunftjwang aus. Den erfreu
nichtigen Schritt ju Verbeflerung beS ftabttfehen ©emeinbe;
nefmj in Deutfcblanb tt)at ber jeut regierenbe Jtönig oon
freuen, Jriebricr) 2öilb.elm III., im 3ab\e 1808 burd) eins
fibruna einer allgemeinen Stäbteorbnung in feinen <Staa-.
im. Der 3wecf biefeS in ber golge oielfad) oeränberten
tnb befonberS bureb bie „Steoibirte Stäbteorbnung"
w 17. SRärj 1S31 oerbciTcvten ©efefejS ging, wie tm
fingange beffelben auSbrücflicb gefagt ifl, babtn, „ben (Stabs
m felbfiänbtgere unb befferc Vcrfaffung ju geben, in
•t Sürgergrmeinbe einen fejten VereinigungSpunft ju bil»
•i, it>r eine tbätige einwirfung auf bie Verwaltung beS
".finroefenS beizulegen unb bureb biefe &r)eilnabmc ©es
"(':nn ju erroeefen unb ju erhalten." Die wefentliebflcn
Äcflirmnungen ber preuß. Stäbteorbnung, wie fte jefet ifl,
'"■b »elgenbe: DaS Bürgerrecht befähigt cor 2tüem jur felb*
)«n £beilnabme an ben ©emeinbewabjen unb ifl von
-igen nacbjufuehen, welebe fläbtifdjed ©runbeigenthum
H&n ober ein flebenbeJ ©eroerbe in ber Statt treiben.
«r%n SSertb baö ©runbeigenthum bierju haben unb wel»
- "(Srtrag baS ©eroerbe jährlich gewähren muf, um ju (iv-.
ig be3 ^Bürgerrechts ben barum 2lnfudjenben ju befäbis
ndjtet ftch nach ber ©roße ber einzelnen Stäbte unb
rt tureb bie befonbern, bei ihnen geltenben Sa^ungen (8os
tatutc) beflimmt. ^Daneben ijl jeboeb ben Stabtgemeinben
;";jnnt, in einzelnen gäQen oon biefen JBebingungen ab)Us
1 unb befonberS würbigen, tüchtigen SDlannern, auch
f« biefen SBebtngungen nitfct ©enüge leijlen f innen, ba§
-■ifrrectt ju ertbetlen, ohne baß eä ber äujhmmung bet
^tgterung bebatf. ^Dem SRagifhate bleibt bie au$für)tenbt
- ratice; ©ewalt in bet <5tabt unb bet baju gehörigen Um:
gebung. 2Me Stabtgemeinbe wirb butcb befonbere, von beut
wahlberechtigten 2bei(e ibtet SRitgliebet erwählte Vertreter
repräfentirt, welche ben tarnen Stabtoerorbn ete fubten.
Die ijabl berfelben richtet für) theil* nach bem Umfang. ber
ihnen obliegenben ©efchäfte, theitd nach bet ©röfe bet
Stäbte, unb wirb gleichfalls butdb baä gocalflatut fe(lge|lellt
■Sit StabtPetorbneten wählen ben SRagiffrat/ welcher au*
einem JBütgetmeiflet ober Cberbürgermeifler unb brei ober
webten, tbttlS befolbeten, theili unbefolbtten SRitgliebetn bt*
fleht. Der 9J?agifrrat wirb auf 12 3abte unb nur auS be-
fonbern ©tünben unb unter iuflimmung bet {Regierung auf
&eben6)ett erwählt. Übrigend ifl ber SRagiftrat in wichtigem
Angelegenheiten an bie Buflimmung ber Stabtverorbneten
gebunben, welche überbaust bie Verwaltung bei fläbtifeben
©emeinbeoerm&genS jeberjeit controliren. Die preuß. reot«
bitte Stäbteorbnung ifl bet neuen fön. fächf. allgemeinen'
©täbteorbnung oom 2. gebr. 1832 im SBefentlicben ju ©tunbe
gelegt werben. Doch ifl bie leitete weit augführltchcr be»
arbeitet unb weicht befonbetS barin oon jener ab, baß nad)
tr)t nut ben ^Bürgern bie Erwerbung ftäbtifcher ©runbfrücfe
unb bie , Betreibung bürgerlicher ©ewerbe geflattet wirb.
Xufjerbem ifl ju Stlangung be£ ffiürgerrechtö erfoberlid),
baß man feinen wefentlitben SSobnfi^ im iBeürfe ber Stabt
bat. ferner ifl bad SBabtlrectjt in bet fächf. tetäbteorbnung
a(8 ein bürgerliches @hrenrecbt bezeichnet. Auch fmb nad) ir)r
bie JBürgermeifler immer, bie übrigen SDlagiflratSperfoncn
»um Sbeil auf BebenS^eit ju wählen, enblid) befleht in
ben größern fächf. Stäbten außer bem SRagiflrat unb bem
(Sollegtum bet ©tabtoetotbnettn noch ein fogenanntet fBüt?
gerauSfchuß, welcher oon ben Stabtoerorbneten in be>
fonberS wichtigen gälten jur SJeratbung ju rieben ifl. $ter*
ber gehört j. £3. bie Erwerbung unb Veräußerung gro>
ßer, bet ©emeinbe gehöriger ©runbflücfc, bie Aufnahme eis
neS neuen DarlelmS, bie Erhebung neuer ftäbtifcher Abgaben
unb betgl. 5öie in Greußen unb ©achfen, fo fmb aud) in
anbem Staaten DeutfchlanbS, j. SB. in äöatem, SBürtents
berg, Reffen unb Saben, in ber neuern Bett Stäbteorb«
nungen gegeben worben. Die bet legtgenannten brei ^itaa-.
ten weichen oon ber preuß. unb fächf. hauptfächlich barin
ab, baß nad) ihnen ba§ Bürgerrecht febonbureb bie ©eburt,
oerbunben mit einem ben geben$untert)a(t ftebemben Sermö*
gcn§bcfH}e , erworben wirb. Die großber}. tjefj- ©emeinbe:
orbnung nähert fich in manchen Begebungen ben in Stanfs
reich üblichen ©emeinbeoerfaffungen. £ietr)er gehört j. JB.,
baß nad) berfelben bem auS einem auf 3eit ju wählenbcn
unbefolbeten S3ürgermet(ler unb einigen jBeigeorbneten befle-
henben fSlagijlrate ein fogenanntet ©emeinbetatt) an bie
Seite geft eilt ijl, welcher auS 9—30 Sttitgliebern begeben
unb aüiäbrlid) nut einmal jufammentrefen foQ, um bie
bem 9Ragifltate übetlaffene Verwaltung beS ©emeinbeoers
mögenS ju conttoliten. Aud) muß wenigflenS ein Drittbeil
ber 2Ritgliebet biefeS ©emetnbetan)S wi bet 3ab( ber böcbfls
befleuetten Bürger gewählt werben.
ffffflffff fl!ffwl|1 1 SebenSgefät)!, bewiebnet bie auf ins
nere 3uflänbe beS lebenben JtörperS fich bejiehenben Qm-.
oftnbungen im ©egenfage ju ben burch Außere einbtücfe
r>eroorgerufenrn. Dem ©emeinaefür)le geböten y 99. an baS
©efübl oon ©tfunb|>ett unb Ätanfbeit , oon üeichtigf eit unb
23
Gemmen
198
Gemse
Scbwere, innerer SBärme unb £altt, junges unb Dürft
u. f. w. gerner »ermittelt baS ©emeingeftibl bie mannicb«
faltigen (Smpfinbungen, welche im hänfen 3uftanbe in
jlörpertbeilen eintreten, »on bercn Dafein ber öoUfomraen
gcfunbe SWcnfcb gar feine (Smpfinbung bat.
©fmnttn bejeitbnet im Allgemeinen olle (Jbelfleine, tor»
jüglicb aber foldjc, in weldje ©cflattcn ober Sdjriftjüge ein»
cefdjnitten flnb unb beren man fid) ju 2fu3fd)mücfung fofb
barer ©efifie unb ©eritbe, fowie ju 9iingflcincn bebient.
©ine auSge«td)nete alte ©emmc flellt nadjflebcnbe ZWiU
fcung bar. (Sic jeigt ben weltberühmten tflcranb er (f. b.);
bie 5Bibbrrberncr ju beiben (Seiten beuten auf Supiter 2fm=
mon (f. Jupiter), bc(Tcn Sohn ju fein Eleranbcr ftd?
rühmte. Gbelftcinc, auf benen bie giguren halb erhaben ber=
ausgearbeitet finb, werben (Jameen genannt, Scbon bie al»
ten ©rieeben unb {Romer bcfafjen bie Äunfr, ©enrmen unb
Gamcen IjerjufleHen, in hohem Örabe. 3u erftern würben eor;
3ugSweife tfmctiwfle, .^pajintbe, Karneole, Achate genom=
men. 3u btn Gameen nahm man auger ben angegebenen
gern földje «Steine, bie auö oerfebiebenen übereinanbcrliea,en:
ben ferffbiebenfarbtgen Sd)id)ten beftanben, unb arbeitete
bann bie giguren fo au§, baf5 fic au8 ber obigen Sdjidjt
beflanben, wAljrenb ber Örunb bureb bie untere Schiebt
gebilbet würbe. Serartige «Steine finb ber £)m?r unb
Snrbonor. 3Ran bar, ba biefe (Steine feiten finb, aueb falfdje
ßameen gemacht. (Sammlungen fon gefcbnitteiren Steinen
(Gameen, ©emmen) mürben fdwn im fllterrhumc angelegt
unb fuhren noch icjjt ben ÜJlamen 35 af tyliotbcf cn. Die
retdbflen berarttgen Sammlungen finb gegenwärtig in SBien,
^ariS, Petersburg, im #aag, in glorenj unb 9leapcl.
"Üflan hat bie febonften gefebnittenen Steine tbcilS burd)
Äupfcrjiidje befannt gemacht, tbeilS burd) flbgüffc unb 2fb*
brnefe, nnb bor namentlich aurb «Sammlungen von Ub>
bvücfen Daftyliothefen genannt. (S. haften.) •
Gbtmt (bie) ifl ein jur ©attung ber antflept ccKY
gtS, auf ben t>or)cn ©tbirgen in ber Srbweij, Saeoeen,
Salzburg, &trc4, Barnten, Ärain, Steiermar! u. f. w.
in fleincn beerben lebenbeS Ubier, ba$ fich, wie alle Xn=
tilopen, burd) jierlid)e-©efialt, ©ewanbtbeit unb SJebtnbig:
feit auSjeidmct unb etwa« gröfjer als bie gemeine 3iege ijt.
Die ©cmfe bat 6— io 3oU lange gerate unb bann fd)nell
nad) hinten bafenförmig umgebogene Konter, hinter jebem
Öhre bat fle einen Sacf unter ber $aut, weld)er nad; außen
nur eine Heine fcffnung bat unb eine troefene ^>ör>le bilbet.
Die großen 'Äugen ber ©emfe finb lebhaft unb etwaä roth-
lid) gefärbt j ber Schwan j ifl nur brei3oH lang. Der Sau
ber »eine tfl gan$ jum klettern auf ben gelfen eingerichtet,
bie ^interbeine finb, wie bei allen Spieren, welche grofje
Sprunge mad)cn, langer alS bie XJorberbeine unb bie Äufe
finb jiemlid) lang auSgebiblt unb fct>arf jugefpitjt DaS
geü ber ©emfe ifl braun, auf bem SSaud) unb an ber
Jteble mcißlid), auf bem Scbwan^e febwar^, unb r>on ben
Dbren bis jur 9lafe gebt ein weiper Strerf. ?m SBinter
werben bie $aare ,r*it .grauen untermifdjt. DaS fd;eue,
fletS mit gefpi(jten jDfjrcn aufborebenbe Sbicr jeiebnet fid)
burd) fcbarfeS ©ebir, ©efid;t unb ©erud) auS unb gibt im
Xugenblicfe ber ©efabjr einen pfeifenben Xori t>on fid). 2Ror=
genS unb tfbenbS geben bie ©emfen b.eerbenwcife auf bie
Söeibe, inbem fic im Sommer bie gewürjreidjen ilpenfriu:
ter, 3meige unb JtnoSpen, im SBititer SSalbgraS, glecbten
unb 5WooS jur Wahrung fueben. Sm 2Rai bringt tic
©cmfe ein, aud) jwei 3unge jur SBelt. Sm 3)?agen ber
©emfe finbet man eine runbe fe|1e 9Raffe, »on ber ©ref;e
einer SJaUnuff, welche auS ben gafern ber ©emSwurj Knt
ber JBircnwurj befielt unb Öemfenfugel ober europth'
fd)er JBeioar genannt wirb. 9J?an fdprieb ihr ebemaB
große £eilfräfte ju unb »erorbnete fte alS 2lrjneimittel. Die
jungen ©emfen bflben ein feljr woljlfcbmecfenbeS gleif*
DaS gell wirb ju einem lieber »erarbeitet, weld)eS fid) bureb
Starfe, Dauerl)aftigfeit unb Sammctweicbe aussei
Saig unb ©ebarme werben wie bie ton Schafen unb 3ic
gen benufct. Die A6rner nimmt man ^u ©riffen an
Stocfen; bie SKilcb ähnelt ber 3icgenmildj unb ba« S5!i:
ber ©emfe foll btÜf^m« ©irfungen gegen Sdiminbel un:
anbere Äranfl)eiten boben, baber es bie ©emfenjiger frifd
auS ben SSunben rrinfen. üSan macht aui i>u fai^
mit ber ^urf*büd>fe 3agb unb fd;ieft fte gew&bnlicr) r>cm
Goögle
Oemüse
U9
Ooinfitli
»nfianbe au6. 2(ucb man SEreibjagbtn ouf Öemfen. felbfi »rrpflanjeu. SBenn fie abtt triftig gebeten fotltn,
2>ie feflenannten ©emfenioget machen bie 3«gb fltgen fo erfbbern ffe eine urwuSgefefeJe ©caufftebttgung unb Pflege,
bie flüchtigen agiere betJüpen jum (Seroerbe. (?8 ifr b«e ge* wohin baS 34ten, ©cgicfjen, föeb^icfen u. f. w. geb6rt.
fd/^fttbfle, ober aad> bie intereffatttefte 3agb. ©eroö^nlic^ be« SWon rennet m ben ©emüfearten folgenbe 3>flanjen, »on
9?j*t3 gebt ber ©cmfenjäger au«, um bce" SttorgenS ouf benen bie wtdjrigften unb intereffanteßen unter eignen 2fo
ten SBetbeptäfcen einjulreffen , gerüjtet mit einem ©facbcl« tifeln bebanbelt ftnb: tfrtifcbocfe, ©atate, ©lumcnfobl,
faef, ©cbtef?gerocbr unb ©cbiefjbebatf, einet Ärt, ©ebub» ©ohne, ©orerfcb, ©raunfobl, ©rweoli, ©nmttcnf reffe,
ttfen mit ©tacbeln, langen ©eilen, um fteile gelfen et« Gatbone, Gholotte, ßbampignon, <5iä)orie, <5nbi»ie, drbfe,
Bimmen obet fieb »on tönen bttobfaffen ju tonnen. (5t ßrbbirne, Grbfaftanie, ßrbmanbel, (Srbnuß, Senkel, ©ar=
febwebt tnfrcter8eben«gefabt; in fübnen Sprüngen, gewag« tenampfer, ©artenfreffe, ©urfe, .jpaferwurjcl , £opfenfeiin-.
tem Älettem geht ti »on geß ju gelS, an jähen 3(bgrün> eben, Äaffeewicfe, Äartoffel, Äerbel, .Knoblauch, Äobltabi,
ben »orbei, übet fte hinweg, unb nicht feiten fleht ber »er» Äoblrübe, Äopffobl, Ärauöfobl (SMrjTng, SBelfcbfraut),
»egene Säger ben Stücfwcg abgeschnitten, et fann nicht Äümmel, Äürbiß, JJiebeSapfel, $infe, 26ffe|fraut, SKeerfoljI,
hinauf, mo et b«nmterfam unb »or ibm liegt ein 'Äbgrünb. SReerretttg, SJlelbe, 5R6hre, $>afrinar\ 9)rterftlic, »Porre,
£aju fommt, baf} bie furebtfame ©emfe in bet ÄobeJangft SPortulacf, ScabieScben, Scapunjel, fertig, SJbabarber , «<u
SRurbbefommt unb wenn fie feinen XuSweg finbet, wol auf pontifa, JRübe (SWairübe, rothe fftübt, ötünfelrube), ©olat,
ben3ag«r jufpringt unb tr>rt fo in benXbgrunb binabftürjt. ©aucrampfer, ©Anittfobl, ©cbnittlaudj, ©corjonerc, ©el*
Xuf bem (Sa» ber guten Hoffnung unb auf ben ©ebtt«
gen beS tnnern Äfrifa ftnbet man eine Antilope,- bie auch
©emSbocf genannt wirb, bie ftdj oft bureb brei guß lange,
bünrte unb getabe 4?omet auszeichnet. Sic erreicht bie ©roße
eines $irfcbc$ unb bat einen langen fehwarjlieben ©cbwanj.
3bre garbe ift afebgrau, ber Äopf ift weiß unb febroari
gegittert Äuf bem SYucfen unb an jeber Seite ifr ein bum
feibrauner ©tteif unb ebenfo gefärbte gierten finb auf ben
©cbultero unb ©rbenfeln. JDic ^>aare be5 ffiücfgratbS ftnb
nach, bem SRacfen geriebtet.
©fntüsf nennt man ade biejentgen ^flanjen. rodele
theiK gntn, tbeilS getroefnet al8 Nahrungsmittel für 9tten=
feben eerbrauebt unb ju biefem 3n>fcfe in gelbem unb ©ar*
ten geigen tterben. 3>ie ©emafegdrten müffen fo gelegen
fein, baß fte bur* ©etniube obet JBdume »ot ben falten
iRorbttwiben gefiebert ftnb, müffen r>or bem dinbrueb ber
fcbiere burtf) Ünuctunungrn gefebuljt werben unb bürfen feine
lerte, ©pargel, 6»argelerbfe, ©pinat, Sripmabam, äuefer^
tourjel, 3t»tebel. grifd> fönnen bie ©entüfe nur in gewiffen
3abted)citen gertoffen werben unb man pfjfegt btefelben ba«
ber befonbeirä für ben SBinter ennoeber im getroefneten 3u*
flanbe aufjubewabren, ober inbem man fie tn ©ruben ober
in ©eroolben fo einlegt, baß fie in einem möglicbft frifeben
3uftanbe fieb erhalten.
t
(gemiitl) beutebnet ba3 gerammte geiflige Dafein be§
SWenfcbcn awf feinet erften @nti»icfeluiig6fiufe, fobag bet
ungtbilbete SKenfeb ebenfo febt wie bet ©ebilbete mit ©e^
mütb begabt ifl, ja oft mebt als biefet, weil bie Öiibung
oft einfettig iß unb in biefem #all< bie Unbefangenbeit bed
©eijie§ »erloren gebt, »eld)e bem ungebilbeten, obet unoer«
borbenen ÜRenfcben eigen ift. 2)a$ Bctboltnif be« ©eifreS
gegen ben Äörper briieft fieb in *bet drtegbarfeit bc§ ©e«
mutb« t>ureb ©inneneinbrüefe au«, »elebe fieb junäcbfl in
ben @mpftnbungen unb ®ef üblen -(f. b.) Äupert. 2Der
bocbfl4nrmtgen ©en?4cbfe etxÜHtlten, fotlen überbaupt fo fon* tiiebtige SWenfcb wirb weber an franfljafter SJtnirtelung
unb gmpftnbacbfeit noch an Verhärtung be8 ©emutbft Itu
ben, er Pebt gleicb fem »on weicblicber ©utmütbigfeit, wie
6on ^jartberjtgfeit. 3tne ift golge einer ju leisten (Srregj
batfeit, biefe einer ju febweren, unb beibe Wnnen jut nw«
ralifeben ©cblecbtigfeit aifäartem £»aö Oernutt) aber erregt
fieb <md) fetbfl unb wirft ouf ben A6tpet juruef in ben
Effecten (f. b.) unb Seibenfebaften (f. b.). 2>ie Sei*
benfebaften machen ben ©eifl^ber ©innlicbfeit untertban unb
bringen ben SWenfdjen, fobalb fie fieb feinet bauernb b^
mächtigen, »um ßofler (f.b.) unb unter ba« ittyct berab.
@in foufter SJtenfd? wirb aueb ftets ein »erborbeneä ©ematb
haben. Xber bie »erfebiebenen ßaflet wirfen »erfebieben auf
baS ©emütb; ber ©etj ma$t ifartfytxm, er ertöbtet baä
©emütb; bie 2öoQuft macht baS ©emutb rocicblieb, fcblaff
unb jugletcb unrein; bie $runffucht im Äugenblicft ber Xuf:
regung b^bft reubat, naebbtt aber matt. £a8 ©emütb
bat bei ben meiften 9J?enfcben eine butefy ftüberc ©cbicffale
berbeigefithrte eigentbümlicbe ©timmung, fobaß e5 mehr ju
ongenebmen ßrmpfinbungen (Äeitetfett) obet meht ju un«
ongenebmtn (Betrübtheit) gmetgt ifl 3ene ©timmung ar«
tet leicht in Settbtftnn, btefe tn Srübftnn unb SD?utI>Ioftg*
^amtt'tle fta) femer fräftig entwicfeln" f 6mten , entwebet tü fett au«, ©tbon bie Ältm erfanntm als am jrlüeliidjften
nen t^tK ber #flarrjen <nt6|iebm ober bie jungen S^anjen unb bem weifen SDranne am würbigfien eine ©emutbSart
.23*
nig al6 tn6gttd) liegen. JBefonberS »ortbeilbaft ift eine ets
»a« nacb^ SÄittag ftd^ gelinb fenfenbe 8age. »er geetg«
net^e ©oben für ©emufegorten ifi fanbiger 8rbm ober ein ber
ftbnNrrjen ^flan^nerbe ähnlicber ©oben, ©dhlecbtet "©oben
mufj burc§ Xuffübmng guter erhärten unb ©itngung »erbefjert
ünb mooriger ©oben furch Anlegung »on ©raben ber übers
Hüftgen geuebtigfeit beraubt werben. 3um ©cgießen ber
f flanjen nimmt man SBaffet, welche* längete äeit in ber
Sufi unb ber ©onne aeftanben hat, glußwaffet ^ober ©ra»
tenwaffer. ffieftnbel fkb fein geeignetes SBaffet tn bet Scähe
fceS ®arten§, fo legt man ßifternen obet Äufen an, in be«
nen ftcJ> ba8 JRegenwaffer fammelt unb in benen ba$ fp<Jtet
in ©ebraueb ju nebtnenbe CueUwaffer aufbewahrt wirb.
25k ©emüfegJrtcn werben forgfältig umgegraben unb oft ifi
& »Mi Slufeen, befonbet* um beffere (Stbe au8 ber SEiefe
iterau^ubolen, bis m gr6fjem liefen \r. graben, welche TLx-
brit Äaiolen ober wigolen genannt wirb. Ttugerbem erfo«
tert M< JDüngung (f. 25ünger unb Düngemittel) ber
Sirttn eine »orjüglicbe ©orgfalr. 35ie metflen ©emüfe
tmbm bureb ©amen erjeugt. Sladhbem aber bie iungen
yflanjcben eine gewiffe ©tofje erlangt haben, muß man,
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Gendarmen 1€
welcbe ebenfo weit »om eeicbrfinn wie vom JÜnibfran tat»
fernt ift, t>. b- welcbe überhaupt 8ufl unb Unluft, greube
unb ©cbmerj gleic^mafig ju ertragen »erjlebt
Öenöannm b«ßt gegenwärtig ««« *rt SÄüi|, welcbe
fat mebren ©taaten eingeführt ift unb btn 3werf bat, auf
JBeobadjtung ber poljretlicben SJerorbnungen Sicht us haben,
»olicfiiicb« 2Raß regeln in TtuSfübrung ut bringen, fowie im
allgemeinen für öffentliche 9?ube unb ©idjerbeit ju wacben.
3n Greußen fler>«n bie 8a nb»@en barmen in ©ejug auf
ü)re Dten|tocrrid;tungen unter ber Si»ilbeb6rbe. ©te bitben
at&t SBrigaben unb jteben unter ber JDberaufjicbt eine* @e*
netalS. ©ie ftnb Daffelbe, was j. S3. in 4?anot*r bie
8anbbragoner ftnb. Sie preuf. 2(rmee»©enbarmen
ben ©eneralen unb fl3rigabecommanbeurS als berittene
nnanjenjugetbeilt 3m .Kriege follen bie 2frmee»@en»
barmen auf JBeobacbtung ber ©rbnung unter ben ©otbaten
außer bem Dienfte feben. Die ©renj* ©enbarmen
ftnb ben 3ou"amtern jugetbeilt, um bei Sewacbung ber
©rcnge gegen SontrebanbierS bebülflid) ju fein. — Die in
ber erften franj. Sfeoolution organifirten ©enbarmen ftanben
wttyrenb eine« treffen« ^inter ber gronte, um bie glüe&ti.
gen unb jßerfprengten »teber in 8tetbe unb ©lieb jurütfju»
treiben. Q$ würben unter biefeS GorpS nur gebiente unb
auSgejeicbnete Krieger aufgenommen; jte ftanben in großem
Xnfeben unb hatten bie auSgebebnteften JBollmac&ten. Der
Käme ©enbarmen, eigentlich; Geas d'annes, b. b- SBaffen*
leute, frommt aus febjr früher Seit. Kamentlidb biegen fo
bie 8?itter, welc&e ben Jtern ber franj. Keiterei im 15. 3abrb-
ausmalten. 3ebet von biefen Kittern tjattc einen Änappen,
einen ^agen unb brei Xrmbrufrfcbu&en. Später bilbeten bie
©enbarmen in |franfreic& bis jur {Resolution unb in 9>reu«
ßen bi$ 1806 einen tifttil ber fc&weren Saoalerie. -
Genealogie, b. b- ©efcbtecbtsfunbe, ift eine4?ülfs»
wifjenfc&aft ber ©efcbicbte, roelcbe bie HbfiammungS » unb
SBerroanbrfcbaftSoerbiitmiffe »ornebmer ©efc&lecbter (gamilien)
befonberS fürftlitber, $um ©egenftanbe bot. Diefelbe ift »on
3ntereffe unb SBidbtigfett, weil auS ber Berwanbtfc&aft
Hnfprücfce abgeleitet werben, um weldje c5 nidit feiten
ju ben blutigfien Jtrtegen gefommen ift unb um welcbe
eS unter weniger 9Kacbtigen ju ©treitigfeiten fommt, welcbe
nur bei genauer .Renntniß ber ©enealogie nach ben be»
flebenben ©efefcen entfcfcieben werben fonnen. Der Sin*
ftelne bat überbieS nod> ein befonbereS Sntereffe, bie tarnen
unb wic&tigften 8ebenS»erbalmiffe feiner SBorfabren ju fen»
nen, befonberS wenn biefe Gaste »on &t)xt unb Serbienften
waren. @in befonbere« 2tnfeben bot bie ©enealogie burd)
ben Umflanb erlangt, baß im «Kirtelalter uerfdjiebene ©tif»
jungen gemalt würben, beren ©ewinnung ober S3cuy oon
einer gewiffen %n>abl abeliger SSorfabren (Xbnen, f. t.> ab>
gängig war, baß gewiffe ^tmter nur an ©oitbe ausgegeben
unb gewiffe Sorrecbte nur ©olcben jugefianben würben, bie
eine beftiramte ijaljl oon Xbnen auftuweifen oermod)ten unb
bergt. Die ©enealogie würbe aber ftpon im boben 2Tltertbume
gepflegt.« <S& ifi betannt, wie fhreng bie 3uben auf 'Äbffam*
mung btelten, unb bei btn ©rieben unb Slömern fannten
bie oprnebmen ©efcblecbter bie Steibe i&rer ßorfabren auf
baS ©enauefie. 3u aQen 3<iten war man bemüht, biefe
S?eibe bei ttorfalpren fo weit alS möglid; jurücfjufübren, fo-
baß bie 3uben bt« auf Äbam jurucfgmgen, bie ©riedjen aber
IO Oeneral
bis ju ben Heroen (f. b.) unb »on biefen bis gu ben ©ct.
tem. 3m Mittelalter war man in dljntirtpcr Sßeife bemüdf.
bie 2lbflammung ber ©efcblecbter im röm. Xitertbum nacb^
guweifen. Die äitefre |>erfon, bis ju welcber man oon
©obn auf S3ater bie SSoraltern jurüi jufütjren oermag, wirb
ber ©tammoater, Urabn, «bnberr beS ©efdjlecbtS
genannt. Die Äbnen werben entweber oom 2£bnberrn in
aeraber Stnie abwdrts geidblt, inbem man bie 9lad>»
ifommen aufführt, ober aufwärts, inbem man oon bem
lebten ©»roß beS ©efcbiecbtS an bie SBorfabren bis
jum Bbnberrn nambaft maebt.- Die 9latbfommen (lat pa-
steri), wie bie Vorfahren (lat majores) fübren bis )um fit«
benten ©liebe befonbere lat. Flamen, namlid; jene b<i>
fen: filius (©obn), nepos ((Snfei), pronepos (Urenfel), ab-
nepos (Ururenfel), atnepo», trinepos, protrinepos; biefe:
pter (SJater), avus (©roßtwter), proaTns (Urgroßvater),
abavas (Ururgroßoater), atavas, tritaTus, protrilaToa. Dil
Xbfiammung wirb ftetS nur nach ben mannltdjen jßorfab*
ren fortgefübrt, fowol für grauen als far ÜRdnner. SBemt
aber ein SSorfabr mebre ©6bne bot, welcbe ibrerfeitS wie»
ber ©6bne unb @nfel binterlaffen, fo entfielen neben ber
$au»tlinie, welcbe ftcb immer in ben älteflen Söhnen fort»
fegt, bie ©eitenlinien, ndmlicb im Sjcrtjdttnifj gegen bie
^auptlinte, fobaß bie ©eitenoerwanbten (lat mmtuäm)
niebt ooneinanber, fonbern nur »on bemfelben Stammvater
abfiammen. Die Entfernung ber SSerwanbtfcbaft wirb nad;
©raben befümmt ©eiten»erwanbte gibt eS fowol »on
mütterlicher, als oon »dterlicber ©eite, jene beißen Sog na»
ten (©piQmagen), biefe Ägnaten (©cbwertmagen). (S3gL
»erwanbtf^aft.) Die ©enealogie eines befümmten ©e.
fcblecbteS wirb in einer genealogifcpen Tabelle (©tamm»
tafcl) angegeben, welche je nacb bem 3 werfe, für ben ftc
befiimmt ift, »erfebieben eingerichtet ijt. Die gewöbnlicbfre
Sinricbtung ifi bie, baß ber ©tammoatet ju oberfi gefegt
unb unter biefem bie 9cad)fommen nach ber Entfernung in
ber 3bftammung, fobaß immer ©obn auf SBater fommt,
unb gleid; entfernte ©eitenoerwanbte auf berfelben Sorijon«
tallinte nebeneinanber fielen, ^dufxg gibt man ber ©tarmm
tafcl aber aueb bie ©ejlalt eines JBaumeS, ber feine 3weigc
unb 92ebenjweige ausbreitet Tin ber SBurjel biefeS ©tamm»
baumeS ftebt bann ber 9came beS ©tamnwaters, an ben
4»aupb unb Stebeniften flehen bie Kamen ber Scatbfommen
na* ibver Tlbflammung, unb ben Kamen ber 9Rinner
werben gew6bnlid; bie ttjrer grauen jur ©eite gefleQt, aud)
wirb ben einjelnen Kamen ©eburtS« unb ©terbejabr ber
?)erfonen, welcbe fte bejeiermen, beigeftftt.
(fcnaal bebeutet urfprünglicb „allgemein"; baber un*
terfebeibet man j. S3. ©eneraltarten, welcbe ein £anb nur
nacb feinen großen Umriffen mit ben »orjüglicbften iDrten tax--
fieUt, oon ©pecialfarten, auf benen fo weit als mAglicb auf
Sinjelbeiten Siürfftcbt genommen ift. Siran fpvidjt ferner
»on einem ©eneralbai (f. b.), ©eneralbe«ol(m&cr)>
(igten u. f. f. 3n gewibnlicber fi3ebeutung bejeiebnet aber
©eneral einen Offizier rjöcbften KangeS, einen gelbbetm,
unb ©eneraliffimuS ober ©eneral en 6b<f einen jbber»
felbberrn. £>ft wirb ©eneral mit anbent militairifrf>en Ti-
teln »erbunben, n)ei(S um ben 9tang }u bejeiebnen (wie
©eneralmajor, ©enerallteutenant, ©eneralfelb»
jeugmeifier, ©eneralfelbmarfcball u. f. w.), tt>eilS
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Oeneralbass 181
€tenf
um bot SBirfung*rrei& an jug eben (rote DitufionSge»
neral, Brigabegenerat, ©en eralq uar tietm eifter
u. f. f.)- 3" bat oerfcbiebenen Staaten ift bie JBenennung
ber oberfien Offnere nach ihren SBürben unb SBirfungS»
freifen oerfcbieben bejrtmmt. AHe ben SDberfelbberm umge«
benben JDfftjiere unb IBeamten, welche mit jenem JBera.
tbung pflegen, unter feiner Aufficbt bie 83erwaftung betj&fo*
norme bei $eere* führen, ben wiffenfcbaftlicben JEbetl ber
ÄrieflSfübrung (bie Ausarbeitung ber SJcarfcblinien, Schlacht;
plane unb bergt.) beforgen, machen jufammen ben (Ben es
ralft ab auS. — Die 2Bürbe beS ©entralS, foroie bie ihm
untergebene ÄeewSabtbeilung, werben ©eneralat genannt.
Auch ganbeSbcjirfe mit militairifcber ßerfaffung ertjalten bie»
fen tarnen. — JDrbenßgenerale, geiftlicbe ©ene*
r ale beigen bie oornebmften SBorjteber oerfcbi ebener geiflli
dber ßrben, j. SS. ber Sefuiten.
^JtfTtrralbaßö bezeichnet b&ufta ben gangen wiflenfdjafk
liefen Sbeil ber Sföufif, ba8 Stubium ber Harmonie, wo*
mit fieb namentlich, 3cber befebäftigen muß, ber felbft STOuftf»
fiücfe jufammenfehen ober compontren wiÜ. eigentlich aber
tfl ©eneralbaj? eine jBaßfiifnme, beren sJcotcn mit oerfdjicbe-
nen 3al)!en unb 3 eichen, Signaturen genannt, wfeben ftnb,
welche bie ju ben einzelnen 9loten zu fpielenben Harmonien
angeben. Der ©eneralbaß roirb auf einem 2£afteninfhu*
ment (Drari, Glaoicr) fo gefpielt, baß bie linfe #anb bie
rinjelnen iSapnoten, bie rechte bie burch bie Signatur vor:
getriebenen Harmonien anfcblagt. Um ben ©eneralbaß
v ertragen ju tonnen , muß man bie genauejten muftf alifcbeu
Jtcnntntffe beftfcen.
6mfralpäd)trr nannte man in granfreieb. eine ©efeU*
l'cbaft von Specutonten, an welche bie Regierung bie ja^r*
liehen ©irftinfte oerfebiebener inbirecten Steuern unb Abga=
ben perpachtete. Der fijegrünber biefer, fpäter bem franj.
Oolfe fehr nerbaßt geworbenen, Ginricbtung roar granj L,
reicher im 3ahre 1546 ba$ Saljmonopol oerpaebtete, wo*
;u in ber golge noch mehre anbere fön. Gefälle, roie baS
iabacfSmonopot, ber ©ngangSjoU oon f)ari$, ber ©olb=
anb Silberftempel u. a. m. gefcblagen rourben. Die ®e>
rteralpäcbter gewannen bei biefen Pachtungen ungeheure ©um
men, welche unnötbigerweife ben Staats faffen entzogen wur=
bes. Um biefem übelflanbe abzuhelfen, oerpachtete Sullo
OWriftrr unter ^einrieb IV.) 1599 jene 3oDe auf bem SBege
ber öffentlichen Verweigerung , wobureb ber 9cufccn, welchen
bie Regierung aus ihnen jog, bebeutenb oermehrt rourbe. 3m
3ahtt 1728 rourben unter ber Regierung 8ubroig XV. bie
bisher ein jefnen Pachtungen unter bem tarnen „ferme
oende" vereinigt unb oon feebs ju fecbS 3abren an eine
fBefeÜfdjaft von 60 «Ritgliebern verpachtet. Diefe ©efell*
febaft hatte roieber eine 2Renge von Unterbeamten in ihrem
Dienfte unb bilbete halb ein eigne« ginanjcollegium, roel*
a)e$ fieb in eilf oerfchiebene Deputationen ttjeilte. Die* roar
ber Stanb ber Dinge bis jum 3ahre 1789, in welchem ber
Srtrag tat 3ouoerpacbtungen etwas mehr als 180 SKill.
tmti (etwa 46 2Jliü\ ihü.) betrug. Die ©equemlicbfeit,
mit welcher bie ©eneralpächter bie größten Summen er*
warben, ber üppige SuruS, mit welchem fie btefelben Oer»
ptaften, bie Ungerecbttgfcit, mit welcher bie Stellen ber
©eneralpadjtcr oergeben würben unb bie -tprannifebe Strenge,
mit ber bie Abgaben oon btn Steuerpflichtigen beigetrieben
rourben, bitten f$on längff ben lebbafteflen Unroiam, ja
&aß bcS franj. Colfd erregt unb waren eine ber nachften
Seranlaffungen ber franj. SIeoofution. Do6 unpotttifche
3nfittut rourbe aufgelöft unb bie SMrjafjI ber ©eneralpich«
ter fiel gleich beim erflen fieginn ber franj. 8?eoo(ution als
Opfer ber «oftCmutb.
©riirttf ober ©enitblafce ift ein fa^endhnltche^ fl?aubi
thier, welches ftä) oom Sap ber guten Hoffnung bis ins
fübl. granf reich finbet, wo eS in ber SJiatje oon Quellen
u. f. w. ftcb aufhalt. Die ©enette frißt Waufe, Ratten
unb ©efluget unb roirb in manchen ©egenben jum ^»au6:
ttiiere geiabmt. Sie hat einen ©ehwerrij fo lang rote ber
gange korper unb in ber 9cabe beS AfterS eine ©rube, in
welcher einzelne Drufen eine fparfame, aber febr mcrPlich
riech enbe geuchtigfeit abfonbern. Der graue, fchwart ober
braun gefteefte »alg gibt ein ausgezeichnetes peljwerf Der
weiße Schwanz l;at 9 — 11 fchwarze Ringe unb ber Äopf
weiße glecfe.
Öenf (franj. G^nJre), Stobt unb Gairton in ber Sc^roeU.
Der Ganton bittet bie fübweftL Spifee ber Schweiz unb roirb
oom SBaabtlanbe, granfreich unb Saoopen begrenjt. Gr roirb
oon ber aus bem ©enferfee ftcb ergiejjenben, öftl. bie Hvot
aufuebmenben Rbone burc^fcbnitten, liegt jroiftf)en bem 3ui
ragebirge im 9c. unb ben Alpen im S., unb bat burchauS uru
ebenen Soben. Das ganje ©ebiet umfaßt nur 4' * Q$R.,
auf benen 56,000 üftenfebc-n wohnen, oon benen j* jur re=
formirten Ätrcr>e gehören unb bte gröptentbeilS frang. fpree
Sen. Acf erbau, iuiebjucbt, Sifcberei unb ffleinbau ftnb bie
auptnabrung6)weige, üb erb ic5 gibt es aber auch viele am
fehnliche gabrifen oon Uhren, 9)?etaUwaaren, 3f neben, ^)ü«
ten, 8eber u. f. ro. Der ©enferfee Hegt nur bem ftein-
fjen 2hcile nacb im genfer ©ebiete. Gr umfaßt einen gld«
d>enraum oon II1/» bilbet einen großen Sogen unb
feine größte «reite beträgt l7«2R., feine Sange 10 2Jc. Db;
gleidb er gegen 1150 g. über ber 9ReereSflacbe liegt, friert er
boch niemals ju unb enthält oiele gifebe, namentlich r}aä)6f
foretten. Seine grißte Siefe ift 950 g. Seine Ufer finb
burd) tr)re Schönheit berühmt, am fcbönfien ift ba« n6rbl.
trefflich angebaute Ufer mit zahlreichen JDrtfcbaften, welche
häufig befucht werben unb welche burch bie ben See befah*
renben Dampffchtffe fehr an üebbaftigf eit geroinnen. Die SSer*
faffung beS in fechS Serirfe getbeilten GantonS ©. oon 1814
befiimmt allgemeine ©Ieicbhrit oor bem ©efetje, erfennt bie
^reßfreiheit an unb gibt jebem Surger, ber 25 3abre alt ift
unb 20 S<hwei)erfrancö jährliche birecte Abgaben zahlt, 9Bab>
recht (Sin Reprdfentantenrath oon 276 SWttgliebem unb ein
Staats rath oon 29 Witgliebern, unter benen oier Spnbici,
haben ber erftere bie gefe^gebenbe, ber (entere bie ooüzie-
henbe ©ewalt. DaS «unbeSconringent bei GantonS beträgt
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Genius 1!
880 SR. im» 22,000 gr. ©elbbeitrag. — Die £<uwrftobt ©.,
mit 26,000 ©nw., liegt in einer berrlid)en öegenb am 2CuS*
tritt bet JRbone auS bem ©enferfee. Die brei Steile, in
welche bie @tabt burch ben gluip ^erlegt wirb, fiehcn burch
jwci ÄJrütfen in SJcrbinbung. Das weitläufige JRatbbauS,
bie im altbeutfchen Styl erbaute 9>eterötircbe, bar« grojk
Äornmagajin, baS SchaufpielbauS jinb anfrljnlic^e ©cbaube.
Die alten weitläufigen gcfhmgSwerfe haben ihren 3wecf
»erloren. Die Unwerfttät ju ©. mürbe 1368 gefh'ftet, 1538
burch ßaloin unb 25eja erneuert. 3u ihr geboren eine ©tem*
warte, ein naturhiflorifcheS SRufeum, ein pbnfifalifcbeS Gas
binet, eine ©ibliothef u. f. f. ©ebenSwerth ift baS nach
bem 2Rufter beS Strafbaufcö ju SWeuuorf errichtete 3frbeil3j
unb äBefferungSbauS. Die bebeutenbfien $Iäfce in ©. ftnb
ber Sftolarb, r!e 83ourg be gour unb bet <2r.*9>eterS»Ia&.
®. jeiefmet fidj> burch regen- Sinn feinet JBewobncr für
Äunjt unb SBtffenfthaft, fowie burch ©ewerbtbdtigfeit auS.
2fm fldrfften wirb bic »erfertigung ber Bijouterien unb
Uhren betrieben, foba|5 gegenwärtig noch gegen 3<XM) Hr-.
beiter (früher gegen 60(xi) mit Uhrmachern be/thäftigt finbv
— ©. gehörte tm 5. 3abrb. ju öurgunb, fam bann an
bie granfen unb unter Äaifer Äenrab II. jum beutfehen
3*ctdbe. Die ©rafen von ©., welche feit bem 9. 3abrb.
oorfommen, wiberfefcten fielt) ben Äaifern unb biefe leg*
ten ihr jDberherriicbfeitSrecht in bie £änbe bet? auS ben dl*
teilen 3«iten in ©. refibirenben jEBifd^ofö. Die ffiifcbofe
unb bie ©rafen, beren {Redete unb SJeftfeungen enblidb an
Saoonen übergingen, fänwften lange um bie Cberberrfchaft.
Die ©tabt ©. erhielt unter bem 5ötfc^of ihre Unabbdngigfeit
unb erlangte »om Äaifer ©igtSmunb ©ejldtigung ihrer Wetzte.
«Kit Söem unb gretburg trat ©. 1478 in S3unbnifl jur
Sicherung gegen @<wor>en unb auch, oom 83ifo)of machte eS
ftdr> 1533 buret) Xnnabme ber Sieformation unabhängig.
SatMMpen machte 1602 noch, einen 8$erfud), fid) ber ©tabt
ju bemächtigen, mußte jebo* Ki03 feinen Änfprüchen auf
©. f&rmlich entfagen, unb ©. mürbe im JBünbniffc mit
S3ern unb 3ürtth als jugewanbter SDrt ber ftbweU. ©bgc*
noffenföaft geregnet. 9Ni£bräHcbe, bie ftch in SWenge in
bie veraltete ÄJerfaffung ©.'6 eingefcblicf>en Ratten, brach, *
ten im 18. Sabrh. Unjufrtebenbett unb $arteiungett her*
»or, welche 17S7 u: einem Ausbruche famen, ber jwar na*
mentlich burch ben ßmflu^ granfreich6 ju ©unfien ber al*
ten Syerfaffung entfehieben würbe, aber feine S5erubigung
ber ©cmütber jur golge hatte. ©. nahm 2lnthcil an ber
rewolutionnairtn Aufregung granfreichS; 1798 befe^ten
franj. Snwipen bie @tabt, unb halb barauf wnrfce ©. bem
frattj. 9tt'\d)t einverleibt. S5ei biefem blieb e* b\i 1813,
wo e§ fi<f> an bie 23erbünbcten gegen granfreid> ergab, unb
feit 1814 hilbet tS einen ßanton ber Cibgenoffenfd>aft.
<6tniu6 war na(r> bem ©lauben ber alten S?6mer ein
ühertnenfd;lic^e5 IBefen, welche^ einen SJtenfchen bureb, baS
geben begleiten unb in innigem 3ufammet*bang mit bem
geifttgen Daüin beffelben fteben foHte. Seber SRenfch hatte
nach tiefer SSorfreOung feinen eigenen ©eniuS. Diefer ©e«
niu5 würbe oon bem ®ater ber ®6tter unb 2R enfdjen , bem
Supitet, abgeleitet unb baher bem©«niu8 SooialiS gottliche
SJerebumg erwiefen. Die grauen leiteten ihren 6tWWttft
oon berSuno ab unb hatten baher 3unonen, wie bie 2«dn«
ner ©tnien. ©pdter würbe ©eniuS mit Dämon (f. b.)
2 Genoveva (die Heilige)
gleid?bebeutenb genommen. S&an fpric&t nicht nur »on ©e=
nien ber SRenfcben, fonbern braucht ba§ SBort in jebet ffie=
jlcbung als gleicbbebeutenb mit ®d)u^gcifl. Da man bie
außerorbentlichen 8ei|lungen einjelner geijtüoHer SEHärmerft*
burch überirbifchen ©nfluf, burch JBetftanb eincä ©eniu5
ertlärte, fo entjlanb ba§ 5Bort ©enie mit feiner etgen=
thümlichen SBebeutung. ÜRan bejeichnet nämlic^ mit @e =
nie, ©enialität bie Äraft be3 ©etfrrt, alle!
jelne in feinem wahren 3ufammenhange mit bem ©an=
jen (bem 3fUgcmeinen) aufjufaffen. Da ba« ©njelne aber
nur burch feinen 3ufammenhang mit bem ©anjen feine
wahre IBebeutung erhält, bureb benfelben ben ihm fonf
anhaftenben ©cheiu ber 3ufäUigFcit »erliert unb als tüchtig
in feiner 2lrt, ol9 vollenbct erfcheint, fo wirb ber mit©ente
begabte ©eijt nicht nur bie ©egenjtänbe felbji nach ihrer
tiefen JBebeutfamfeit erfaffen , fonbern es werben awb alle
feine gerungen baS ©epräge ber Siollenbung tragen. Der
mit ©enie begabte fflienfeh wirb häufig Um «n ©enie,
richtiger ein genialer 2Kenfd) genannt. «Solche SRenfchen
ftnb eS, welche bie 3«it/ in ber ft'e wirfen, am mäcfatigfien
fiebern, inbem fie entweber febreibenb unb fprethenb, eine
richtige erfennrniß ber Dinge, ber 3eit»erhältnijTe, ber b«:
jtehenben ßebenebebingungen r-erbreiten unb baburch ihren
3eitgenojTen ein 3)ewufjtfem über ihre ©egenwart bis in bie
tiefjfen Herzensangelegenheiten »erfc^affen, auf welchem eine
neue Gntwicfelungäjiufe beS geijligen DafeinS erwaebfen
fann; ober b<mb«lnb, bie JBebürfniffe ber ©egenwart bt
friebigen unb biefe bem erhabenen 3«le näher bringen, mU
ö)t& bie große SDienge nur ahnet unb bem fie in einem bun-
fein Drange zugetrieben wirb. 3can ^>auf nennt baS ©enie
bat>er febin unb richtig: ben SBecfer ber fchlafenbcn Sabr*
hunberte. Die SD?erfjeid)en'fceS wahren ©enieS pnb dfui)t,
JBefonnenheit, <2id>erhctt ; aber feineSwegä bloße S5ehenbig--
feit beS ©eiffeS , geifireiche ©nfälle, ©ebanfenblitje, anges
borene ©efehieflichteit für gereiff* fieiftungen. Die lefete ijl
baS ©gentbümlicbe bcS 5£alentS (f. b.). 2tm wenigfien
»erbient ben 9?amen beS ©cntcS baS fahrige SSefen, wel=
cheS über bie wtcf)ttg|ien 3ntereffen beö ©eifteS, über ©itte
unb Sieligion abfpriebt wnb fici> geltenb ju machen fud?t,
inbem eS biefelben ocrlefet; weil es aber febeinbar eine f5U
ajerheit in ftCb felbfl jeigt, welche ähnlich ber (Sicherheit ift,
mit ber ba§ wahre ©enie bte^haten beS,S93eltgetfleS oerr;.-.
tet, fo wirb es juweilen mit ©enie »erwechfelt. Snbem aber
berartige 2Renfcf;cn in ihrer Unfittlichfeit, wie eS nicht an-
berS fommen fann, ju ©runbe geben, fo gibt man ihnen
ben SÜeh ber oerborbenen ©enieß. DaS wahre ©c-
nie wirb burch {ich niemals verborben. jtünfller, Dichter,
$bilcfophen un^ Staatsmänner finb eS namentlich, welche
beS* ©enieS bebürfen , weil ihre Stiftungen im Sntereffe be§
OTgemeinen gefd?ehen müjfen, wenn fie überhaupt beben*
tenb fein foHen,
©rnoöfüa (bie ^eilige), geb. 423 in bet Stöbe von
9>ariS, war ein frommes SKäbcben, welche oor bemlBifchof
von ^ariS baS ©elübbe ewiger Sungfräulichfeit ablegte, 211&
ber ^unnenfürfl Attila (f. b.) verheerenb einbrach unb bic
©nwohncr oon ?)ari5 für geben, ©gentbum unb greiheit
jitterten, »erfünbete bie 3ungfrau ungefiärte ©ich«rbeit,
wenn man fieb in eifrigem ©ebet an ©oft wenbe. Shrc
Söerheijjung ging in (Erfüllung, benn Attila fam nicht nach
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Oent
1*3
Gentleman
fuxii unb würbe 451 gefdjlaqen. 9?cd> I;6f><c Farn fic in
tm 8fuf ber #eiligfcit, «I* fte M f*ncr ÄungerSnotb auf
ber ©rme t»n Stabt gu Stabt fuhr unb mit 12 Schiffen
mit JEorn belabtn l>eimfcJ?rte, welches fie an bic £arbenb«n
mtbeilte. 3br geben war nur ber Sugcnb unb ßntfagung
«räibmet. Sion ihrem fö. — 50. 3ahrc gene-ft fie nur Ger«
frtnbret nnb erfr fpater auch etwa* giftfe imb SRild). Sie
ärb um 500. 25er 3. 3an. wirb al* ihr Sterbetag in
ter fa^olifdjen Jtircbe gefeiert. Acnig Glcbwig baute eine
rrff J809 abgetragene Capelle, in ber ihre ©ebeine auf»
irowbrt würben. — ©ne nnbere ^eilige biefe* 9ta*
mens fpU bic Tochter eine« #erwg* von JBrabant ge=
ifefen fein unb warb um 731 mit bem 9>falyrarcn Sieg»
\m rermäbtt, weldjer auf bem Grcnjfcbloffe fiobenfims
nrm im Srierfcfcen refibirte. 2>er Graf jog in* "gelb rot*
ba bie ©arajenen unb lieft feine Gemahlin, welche be;
reit* febwanger war, auf feinem Schlöffe jurücf. 9lun
xiMe ber SJcgt Gelo G. au »erfuhren, al* er aber mit fei*
nm Xmtagen jtiriicfgewiefen würbe, befdjlef? er, für fein
i!$nr$ geben beforgt unb um ftcb ju rädjen, bie Gräftn ju
t'ftberben. TLIS fie baher eine* Jtnabcn genefen war; mef;
frte er feinem £errn, fein 53eib fei ihm untreu gewefen.
£cr erjumte ganbgraf crtheiltc at*balb JSefcbl , SWutter unb
Xinb ;n tobten. 2>ie JRncchte aber, benen bic fflelltfcbung
ber Strafe aufgetragen war, liejien G. mit bem Säugling
im Balbt emwmmen. #icr* ernährte fic min lieh unb ba*
Äinb mübjant »oft SSJurjcln unb von ber SÄilch einer Stelj»
ful), bie fich ju ihnen gefunben. 9<ad> fünf langen 3ab-.
ren enNid) fanö 0*. örlflfung au* ihrer ??ofb. (?* traf fidv
nämlid), bajj Graf Sicgfrieb in bem SBalbe jagte unb jus
fällig fein SScib unb feinen Sohn fonb. Gr erfannte ©.'*
Unfcrtulb, Golo würbe entlarvt unb auf äJcfcbl be* ©ra=
fen von vier wilben Stieren jerrifTcn. 2ln ber Stelle, we*
er feine Gemahlin wiebergefunben hatte, lieg ber Graf eine
JtayeQe errichten, welche fpäter ßrauenfirche genannt würbe
unb von ber noch jefct krümmer $u feben finb. £ie Ge»
febid>te ber heiligen G. ift in einem ber heften beutfdjen
Soldbücher befchrieben, unb auch *on neuern Dicr)tebn (na=
mentltd; t>on & Zitd) bearbeitet werben.
(?cnt (Gand) {fl bie 4>au»tflabt unb ber Sü> be?
©oirocrncur* ber belg. »Prcwinj £>frflanbcm mit 82,0(30
(Jinw., welche am (jinflufj ber $?y*, Sicore unb SKore in
bie Scheibe liegt unb burd) einen Jtanal mit SSrügge unb
5?(lenbe wbunben ijt. 2Me Sfabt wirb von \ vielen Jtana^
len burdifdmitten, welche :>f» Jnfeln bilben, bie bureb 85
©rürfen untercinanber in SJerbinbung gefegt finb. Unter
ben fielen auSgcjcidmcten Gebauben ftnb r)tn>orjubebcn :
ber ^rinjenbof, welcher ehemal* bie fficft'benj ber fpak
Statthalter war unb in weldicm 1500 ber nachmalige Äaifer
Äarl V. geboren würbe, ber &om mit au*gcjcidmcten Ge;
malben, bie auf naebftebenber 3lbbilbung jtt fclicnbc WUttte»
li*fird>e mit jwei unvollcnbetcn Slhürmcn, ba* Sfathhau*, ba*
ait^eater unb ba* vor ber Stabt liegenbe 3uchfbau*. Unter
*$tm wiffenfcbaftlidjeu 'Änftaften jeiebnet fi(l> bie 1810 ge--
Uniöerfitat au*. Q. i(l ferner brrSife eine* JSifcfjof*,
eine* $<mbel*gericbt* unb einer ^>anbel*fammer. 3ahlreidje
n, befonber* inSSaumwoHenwaaren, geiirwanb, buchen,
, Sieber u. f. w. begrünten ben l)veid>thum ber Stabt,
-:t friibn, ehe 'Antwerpen fich mädjtig emporljeb, nod; bd
' nter rcar. — 'tili fidj ©. gegen Äaifer Äarl V. em»
-tte, würbe e* 1540 faxt gejuditigt unb »erlor Wid;j
rige Privilegien; <mcb würbe, um e* in Uimmn'trfuireir
erbalten, eine ßitabelle angelegt, 'tfueb fernerhin fpteltt
in ber Qcfcbid)te ber ^iebcrPanbc (f. t.) eine wtrhtig;r
Welle. Um 24. 2>ec. 1814 würbe ja G. ber grübe xwr>
feben Cnglanb unb bm norbamerif. greipaaten abgefcr)loffen.
(L^rntlfmart unb in ber SD?cr;rjahl ©entlemen ijl ber
Sircl,*bcn man in(5nglanb jebem tarnte von gutem Soue
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Gleima
184
Genua
b. b- wetd)tr bte 23 Übung, baS ©fjrgefüfjL tmb brn Anfhmb
bat, bic in ben oonubmem Gtrfeln berrfdjen, beilegt. 55er
wab/re ©enlleman tft weit entfernt, ein Danbp, b. b. cra
©tufcer (f. b.) ju fein, mit bem et bah fr niebt ju »ct*
wetbfeln ift. — @entrr> brißt ber gefammte niebere 2CbeI
CnglanbÄ.
©mua (itat. Genom), £üuptflabt beS ju Sarbi»
nien gehörigen #eru>gtbumS gleiten SJlamenS, an einem
naa) ü)r benannten 2Reerbufen. beS mittellänb. SReereS, ge*
wäbrt namentlid) von ber OReereSfeite einen belieben "2tn-
blicf. jOie ©tabt liegt birf>t am Speere, in einem #alb>
f reife ton beinahe 2000 Älaftern Sänge unb erbebt [ich
ampbitbeatralifcb auf mehren ^ügeln ; pei gemaltige Sja>
fenbämme (ÜRolo) reiben ins SSeer btnetn, unb ein bober
Seurbttburm jeigt ben ©cbtffern bei SRacbtS ben 2ßeg nacb
bem äafen. 23iS ju einem Umfreife von vier ©tunben ift
bie ©tabt mit geflungSwerfen umgeben. Die ©trafen finfc,
mit Aufnahme breier: ber Straße Salbi, ber Strata
nuova unb ©traba nooiffima, eng, winflieb unb fteil,
fobaß man fidj weniger ber Jtutfcben unb ^ferbe als ber
Sanften bebient. 25te flad)en Fächer ber $äufer ftnb,
wie aud) anbcrroärtS in Italien, mit SJlumen unb Oran-
genbäumen befefjt ®.'S ^aldfle gelten für bie prächtige
jten in Statten unb ftnb jum Jlbetl fettr geräumig. 25te
^Cu^enfette mancher unter ihnen ift mit grcScomalerci, jum
Sbeil ton ausgezeichneten SReiflern, gefcbmücft, bie fid)
unter bem I;crrhd>en Jtlima 3abrliunbcrtt lang erhalten
bat ®Ianj unb JjPrunFfucbt fdjemen ieboeb im Allgemeinen
ben ©enuefern bei ihren JBauwerfen mehr gegolten ju ba»
ben als großartige Einfachheit. 3e|t {leben bie meijren $a«
lafte perobet ba. 3m weltberühmten ^alafte ber 55oria
(f. b.) wäd;ft auf bem $ofe ©raS. Die®emälbe, SBergol»
bungen, ArabeSfen, »oll ©taub, Kotten unb Schmus jet»
gtn jugleid) ©.'6 vormaligen ©(an) unb rote tief eS b«ab=
aefunfen ift. Unter ben qDaläfien ftnb ber 55ura j jo , (Sarrego,
©pinola, Doria, S3albi, JBrignole bie bebeutenbflenj im
alten ^klaffe ber 55ogen hält ieftt ber Senat feine ©tfcun«
gen. Unter ben Kirchen gebort bie be§ Ijett. 8orenj, mit
bem befannten Äbenbmablgefäße , bas, ber Sage infolge,
»on ber Königin non Saba bem .König Salomo qcfcrienf £
worben fein foD, ju ben febonften Äatbebralen StalienS.
X5on ben jablreieben SBoblfbätigfeitSanftalten (ann baS ?)a«
nuanatores#ofpttal 700 jtranfe aufnehmen, unb baS 3RU
fitairfranfenbauS nicht weniger al§ 1000. 25aS 6arlo=gelice;
Theater ift näcbft bem ©au < Carlo in SReapel unb Deila
Scala in SRailanb baS größte in Statten. 5>ie 23örfc ift
ein ^raebtgebäube unb mar bie erfie in Europa gegrünbete.
©. bot ein UnioerfttätSgebäube, baS ganj einem oriental.
?)alafte gleicht; bie $6rfale ftnb mit ©emälben au$gejeid>
netcr genuef. Stifter gefcbmücft, bod) fleht tiefe rotffen-
ffbaft liebe Jtnftalt feineSwtgS in SSlüte; bagegen ift bie
2Rarine > unb SlawgationSfdmle ftarf befucht, unb auch bie
Xfabemie ber SEonfunfle bat »abjreid)e Scbülcr. — SRedj
tfi ber Sag no (f. b.) )u erwähnen, ber fta) in bem alten
2(rfenale beftnbet. 55a, wo bie ©aleeren auSgeruflet nur«
ben, welche ben 83enetianera bie ^errfebaft über baS 2)icer
jrreitig maebten, raffeln im 19. 3cn?tb. 700 S3erbrecber mit
ih«n Letten.
©. bot no^ J»if4>« 80—90,000 Cinro., bte ftcb
bureb JCunftliebe, greiftnmgfeit unb Siebe ju ben SBiffen-
febaften vor ber SRebrjabl ber übrigen Stalten« au5ieub'
nett; bie im 2fGgem einen febonen grauen reuffen ben U)nen
eigentbümlicben weißen Schleier, SReuaro genannt, ber
©efiebt, ©(bultern unb Arme nur leicht bebeeft, wäh>
renb ber ©ba)ietgdnge auf ben weit ins 3Retr bmauSra^
genben Jbafenbammen, auf ben langen £uaid, bem Acqua
c erbe u. f. m. mit fo oieler ©ra^ie ju tragen, wie bie ©pa*
nierinnen ihre fDtantiua. ©. tfi ein greirjafen unb bat ncap
immer bebeutenben ^>anbel, befonbert nad) ber £eoante;
eS laufen jährlich pifeben 2—3000 Sdiiffe in ben $reU
bafen ein, bte tbeiis frembe SBaaren bringen, theil? bie
$robucte ber Umgegenb, Sein, Clwen, geigen u. f. ».,
tbeiiS 3>robutte genuef. 0c werbt bdtigfeit ausfuhren, welche
bie bebeutenben Seiben - unb ©ammtfabriten liefern. Audi
golbburdiwirfte Stoffe, ©olbfebmiebtarbeiten, ^arfumeriea,
fünfHirbe ßlumen u. f. w. werben in großer Anjahl oerfertigt.
9hrt wenige ©tdbte ftnb fo febr ben Saunen beg ©a)i(t>
falS untemorfen gewefen als ©. , biefe uralte ©tabt ba
Sigurer, welche im Mittelalter mit 9ted)t ben Sein amen
ber flogen (la superba) erhielt. Schon im Rotiert 2Uter>
tbume eine blübenbe ^anbeiS|labt, würbe fie oon ben Jtar>
tbagern, bie twn ihr benaditheiliat ju werben fürchteten,
währenb beS jweiten punifd)en ÄriegeS ganjlicb )erfl6rt,
wegen ihrer portbeilhaften ^»anbcISlage jeboch t>on ben
mern wieber aufgebaut, unter beren ©ebufee fie wud)$,
gebieb unb reidj warb, bis fie, als baS abenbl&nbifcbe 9\ei*
jertrümtnert unb eine ©eute ber einflürmenben S3arbaren
würbe, ben jebeSmaligen $erren DberitalienS lüftet, itarl
ber ©roße nahm fie enblicb ben fcongobarben ab. AHmalig
hob fie fieb wieber, aber nur, um in ber SRitte beS 10.
Sabf b- ton ben Arabern beinahe ebenfo wie früher von « ben
JCartbagern ihrem gönjlidien JHuin nahe gebraebt ju werben
55ur<b bie ätyätigteit unb Umfielt feiner JBewobner blübtt
aber ©. nochmals empor, fobaß eS von ben beutfeben SLcU
fern, ben bamaliaen Cberberren StalienS, unabhängig würbe
unb eine eigne SKepublif (1099) grabe ju berfelben ^eit .
bete, als bie &rcu&jüge Abenblanb unb ÜRorgenlanb in ©c
wegung unb in einen fo regen SBerferpr brauten, wie bie SBelt
ihn feit 3ährbunberten nitbt gefeben batte. J)ie ©enuefer
würben, gleidj Sknetianern unb $ifanern, reieb bureb bic
©djiffabrt nad) bem jDriente, wohin fte bit JCreuriabrer auf
ihren $abr&rugrn führten; fie trieben S?t)eberei tm ganjen
Wittelmeere; allmalig fam ber größte Sbeil beS levant.
£>anbclS in ihre apänbe unb fte würben fo mächtig unb
nid), baß fte nid)t nur auf bem ital gefllanbe £anbfd)af>
ten wie 9Jlontfcrrat , 9li$$a, einen Xt)tü ber Sprooer
SD?onaco eroberten unb behaupteten, fonbern aud) 3nfcln,
wie Clba unb 2Ralta, felbfl üorfica, ©arbinien unb ©r
rafuS felbfl ©icilien be«"e^ten, glürflid)e Jtriege gegen ilm
9iebenbublerin $ifa führten unb im 13. 3Jbrb. iJlicberlai'
fungen am fd)war^en unb aforoftben SReere grünben fo:
ten, wo Äaffa ober geobofia it)r ^)aupt|iapelp(ag u
55amalS, als ©. Soll; unb ^anbelsfreibeit im bpjant:::
3feid)e batte, als eine ber äiorftäbte JtonflantinopelS, $i
ihm abgetreten werben war unb fein ©efeß bort galt, o
eS ben SSeltbanbel jwifchen Orient unb JDccibent venmt
telte, als feine glagac baS mittellänb. unb fd)war}e SReer
beberrfebte unb genueufebe ^»anbelScomptoire in allen ^äfen
bfe bebeutenbflen ©efebäfte madjten, bamalS flanb rt au"
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Geographie m
bem t)M)fttii ©ipfel feinet Wtaä)L Hbtt fdjon begann bei
SiafoO; beim ein mit Idngern ober runern Unterbrechungen
mehr als 100 3abre bauernber .Krieg (oon 1250—1381),
ben eS mit Benebig um bie Cberberrfchafi beg SReereS führte,
iittoäcbfe feine SRacbt: bie Streitigfeiten pifd>en ©uelfen
unb ©bibeüinen, welche 3talieit 3abrbunberte long »errüt*
teten, tpttm aud) auf ©. nachteiligen einflug. JDbgletcb
®. ben lange« Äampf gegen bie 83enetianer beftanb, ohne
ui unterliegen unb fogar bie blüt)enbe 3nfel eppern eroberte,
fo warb eS bod) burcp bie freien ^(nfirengungen unb Serben
alundlig febwäcber, unb c» mußte ibm baljer um fo etn=
pfmblicber fein, bag cS feit bei SRitte be3 15. 3at>rlj. feine
SBefujungcn am febwarjen unb afowfcben SRccre an bie S£ür»
im oerlor. äugleieb erlof<t>cn aud) bie bisherigen Privilegien
im bpjantin. Sieübe, baS um biefclbe Seit eine Jöeute jener
Xfiaten warb, unb ju Cnbe beä 15. 3ai)rb. warb ber ©et.
weg nacr) JCjiinbicn gefunben, wobureb, ber SScltbanbel,
beffen Vermittler bieder bie Italiener gewefen waren, in
bie #anbe ber ^ortugiefen fam. flmerifa warb entbeeft unb
lenhc bie ©liefe ton ganj Europa auf fieb; ber #anbel
nad; ber unruhigen Jeoante warb immer (cbwäcbcr. 3u alle«
fem famen nun noch pifeben ben großen gamilien ber
ctabt bie innern Srrettigfeiten um bie ^enfebaft, fo»
baß e* an einigfeit fehlte , bie buch allein ü)2acr>t gibt,
liefen äwiefpalt beiluden bie gremben; ©. roarb ein
Spielbatt in ben $änben granfreieb» unb ber SRaHAib
ber , benen eS gubwig XI. als Beben ju übertragen wagen
Durfte. SStan eS auch bureb ben grogen flnbrcaS SDoria
ff. b.) 1528 wieber frei unb feine alte SUcrfaffuug roieber»
bergefreflt würbe, fo gewann cS boer) nie fein früheres 2ln»
leben wieber. es trat in ber peiten £älffe beS 18. 3abrb-
üca an grantreieb, für ©elb ab. 'ÄlS bie Struppen ber
frjnj. JReaublit jid; ©. näherten, erhob fieb bie bemofrati»
i Partei gegen bie Briftofraten unb warb oon ben gran»
en unterftüljt; bie Sierfaffung warb bemofratifeb unb 0.
n Jpauptjtabt ber ligurifc^en l'iepublif erflärt. eine *3ctt
ang »on ben £>jireic&ern , 1799, befe(jt, nach ber Schlacht
.:: SRarcngo wieber twrtaffen, warb e& 1804 granf reich
rcrleibt, 1814 oon ben englänbern befefet unb bureb
tn wiener gongreg bem .Ronige oon Sarbinicn jugefpro»
it. £et freie äranfit bura) bie farbin. Staaten, ber grei»
unb ein Debatten oon repräfentatioer Regierung finb
ilberrefte ber alten Unabbdngigfeit, welcher ©. ©lanj,
:d}tt)um unb SRacbt oerbanfte.
C?fö»;rapl]ic (bie), auch erbfunbe ober erbbefd)rei»
ug genannt, ift birjeniae 2ßiffenfd)aft, welche fict) mit
i tlbetung befi gegenwärtigen 3ujlanbeö unferS Planeten
ift igt. SRan lann aber bie (Erb* unter mebrfacf>em @e*
■üunft« betrad)ten. 25aö SJerb^ltnig ber ©rbe ju anbern
.t!orptm, iljre Stellung unb JÖewegung im Sonncnfp--
lerne, üjre ©eftalt unb ©rige fc&ilbert bie matbematifa)e
ter fl^ronomifebe ©eograpbie. 2)ie pbvfifcbe Srbfunbe
i betrautet bie grbe lebiglid) a(d einen Äörper für fid),
vii ibren natürlichen eigenfttjaften. Sie banbelt über S3er»
ig oon 5Zßafj"er unb 2anb auf ber erbobeifldcbe, nimmt
<: üeffbel)t auf bie S3efd)ajfenbeit beö innern JBaueö bet
<£tb«, befebreibt bie Dbcrpdcb^e bc« fejlen 2anbeS, ba3
Üicet, bie Seen unb glüffe, etbbeben unb SJulfane, ben
Jȟbfr>Sono.t?cr. II.
& Geographie
uns umgebenben SDunftfreiS unb beffen eigentbümlicbfeiten,
alfo Stegen, Sct)nee, SBinb, Slemperatur, Ältma u. f. w.
SDie Guirurgeograpbie ftel;t bie £rbe an alß SÜJobu»
plafe benfenber ©efcr)opfef unb gibt eine Säuberung ber
geiftigen ßebenSdugerungen , wie biefelben unter ben einjeU
nen ^Renfcbenjtdmmen tjeroortreten •> fie befebreibt bie ein«
jelncn 5B6lrer nad) Sprache, Gulturflufen, Religionen, S?e»
gierung, S?ationald)arafter unb S3olf«tbümlid)feit überhaupt,
nad; bem Stanbpunfte, welken fie in 3Biffenf$aft unb
Äunfl, in latibwirtbfcbaftticber, gewerblicher unb commerciel»
Ter symfät einnehmen. SDie politifebe ©eograpbie bon»
belt oon ben einzelnen Staatdoerbdnben, in welchen bie
Siölfer leben, »on ben IBeburfniffen unb Ginfün^en ber
Staaten, oon ben Snfhtuten, mittels beren fie bie Qered)»
tigleit im Snnern hanbhaben unb bie Se(b|ldnbigfeit nad)
äugen fehlen, oon ©renken, gldcheninlialt, fi3eo6lferung,
erwerbfi» unb Slabrungöpeigen berfelben, »on Stdbten,
abminifiratioen ßintheilungen unb bergl. SDer politifebe 3u* i
flanb ber einjeluen Staaten aber in oerfchiebenen 3eitcn
oerfebieben unb bie politifche ©eographie beelialb häufigen
R}eranberungen außgrfcfjt. Stiele 3weige ber allgemeinen
erbfunbe werben felbjtdnbig befchrieben; fo gibt es }. Sä.
eine )oologifd)e Geographie, bie fid) mit ber geographi*
fchen SJcrthetlung ber leoenben SQefen, eine »Pftanjengeo*
graphie, welche fid) mit jener ber Sieget ab iiten befc^df»
tigt u. f. f.
Unfere Crbe, bie wir Jeftt beinahe ihrer ganjen SDber»
flache nad) fennen, ift erji allmdlig unb im gortgange ber
Seiten belannt geworben. Sm heben '^itertbume fanb jclbft
pifchen S36[fern, bie etnanber nahe wohnten, nur geringer
Xierfebr (iatt; fie lebten nie ift abgefd)loffen für fid) unb tat
men mit anbern Siolfern nur feiten unb bann gewöhnlich
in fernbliebe SJerübrung. Unb fo ift ti noch jefet bei wiU
ben unb unrioiliftrten SÜölfern. Grft alö bei fortfehreitenbet
entwirf elung ^anbel etitjtanb, als bie Äüflenbewohner fid)
auf ba§ SReer wagten, traten mele.gdnber au$ bem SDun»
fei hervor. So erhalten wir burd? bie ^honuier bie erj!e
£unbe oon, ben i)Iorbfüften "Ufriiai unb oon Spanien; fie
fegelten nach ^Britannien, um oon bort 3mn, unb noch
weiter ifilieb, um oon ben ©efiabett ber Slorbfee ober be*
baltifcben SReered ben im Kltertbum fo hochgefchdgten S3ern>
(lein ju holen. SDie 2 üben rannten, wie wir auö ber S3U
bei fchen, Sabplon, SRebien, Werften, Xffprien, einen Stheil
Arabiens unb ^gopten fer)r genau, unb noch oon einigen
anbern Siölfern Äftens hatten fie ebenfalls äunbe, wdhrenb
bie Sibfunbe ber ©riechen }U ^omer'd Seiten nur eine feijr
befehrdnfte war. erft einige 3ahrhunberte fpdter, als bie
©riechen in 3talien, am fchwarjen Üfteere, auf Sicilicn unb
anbern 3nfeln beS mitten. Qnm Solonien grünbeten, erwei-
terte fid> ihr ©lief, unb fdbon £erobot (f.t.), welcher ber
{Bater wie ber ©efchicht», fo auch ber erbfunbe t|1 , fennt bie
von ©riechenlanb n6rblich liegenben Sdnber bis über Ungarn
hinaus, Stalicn, {Britannien, einen SJbcil von ©aOien, baS
europ. S?ug(anb, Siorberafien , ^gppten, unb oon bem bis
auf ben heutigen SEag noch fo wenig befannten 2lfrifa gibt
er oortreffliche Slachridjten. SDurd; baS hunbeltreibcnbe Siolf
ber Äarthager unb in golge oon 2üeranber'S eroberungS»
lügen warb bie erbfunbe feljr erweitert; ^ptheaö, ein
©rieche. auS SRarfeiUe, fegelte bereits über Sd)ott(anb hin<
Geographie
aus nadj SEIjutc , b. \\ bis an bie Äüften SRorwegenS. 3m
britten 3abtb- vot unfeter 3eitrechnung waren fol<betge|talt
eine ÜRenge erbfunblicher 9lad)ttd)ten ben ©riechen befannt
geworben, unb biefe in roiffenfd>aftti<t>er SBeife jufammen»
jufieQen, unternahm um 270 ein ©rieche, Eratoftf>eneS, bei
als JBibliot&efar in Xleranbrien lebte, alfo in bem £aupt*
|tapelpla|e ber bamaligen SEBelt. Er 90b bet Erbfunbe eine
matbematifebe ©runblagt. ES fehlte feitbem nicht an geo»
grapbifeben gebrbücbem in 83erfen unb in $rofa. Unter bie*
fen le^tern jeiebnen füh befonberS bie SBerfe beS ©ttabo,
9)omponiu$ SRela unb bie gtograpbifcben SJücher in beS
altern ?>lintuö 3nbegriff ber Katurwiffenfchaften au*. 3m
2. 3abrb. nach Ebrifto, um 160, jut 3eit beS $to(e*
maus, bem bie Erbfunbe viel verbanft, waten bereits bei*
nahe ganj Europa, ber größte SC^eif ÄfienS unb baS nörb»
lid)e Äjten mebr ober weniger befannt unb auf Sanbfar»
ten verjeiebnet. Wit bem 3. 3a&tb- beginnt ieneS Änftür»
men ber ^Barbaren gegen baS röm. SBeltreicb, welches man
gewöhnlich bie Sölf erwanberung (f. b.) ju nennen pflegt.
Stint tauten eine 3Renge neuer, bisher noch nicht genann--
tet SBölfer« unb Sdnbernamen auf, beren Jtunbe bis auf
unS gefommen ift, wenn febon in jener 3c it ber Unruhe
unb Stoib an wiffenfcbaftlicbe ©ebanblung ber Erbfunbe
nicht ju benfen war.
3m frühem SJtittetalter trifteten ber Etbfunbe befonberS
wei SBölfer wichtige Dienfte, bie 9tormannen nämlich, welche
im 9. 3af>rt>. 3S(anb unb etwas fparcr ©rönlanb unb ei*
nen 2b. eil beS oftlirfjcn Xmttifa entbeeften, im SRorben, bie
«raber im ©üben. Die flawifcben 5Bölfer jtnb jum SEbeil
buref) bie Deutfcben, unb bie im Stotbtn unb jDfien von
Aonftantinopel wobnenben bureb bie JBöjantiner befannt
geworben. Durch bie Jtreuijüge feit bem Enbe beS 11.
3afjrfjunbertS würben SJtorgenlanb unb Xbenblanb einanbet
naber gebraut, bie ital. £afenftäbte, namentlich ©enua,
<pifa unb SJenebig, trieben auSgebebnten £anbel im JDrient,
Europäer reiften bis tief ins 6jt(. 2lficn (j. SJ. aRarco $olo)
unb überall war baS fijefheben rege, frembe Sdnber fen nen
ju lernen unb neue $anbe(Swege aufjufuchen. Seit bem
Anfange beS 15. 3abrb. befubren ^ortugiefen bie SBeftfüfte
BfrtfaS, bie Ejoren waren fcf)on früher befannt geworben,
SRabera warb entbceft, baS gefurcht ete Eap SJojabor um;
fegelt, ber Senegal unb @umea würben btfueht; enbiicb
verlor 1498 auch baS Vorgebirge ber guten $offnung feine
©ebreefen unb SBaSco be ©ama (f. b.) fuhr nach Cftinbien.
Die Erfolge ber 9>ortugiefen regten bie Stacpeiferung unb
ben UnternebmungSgeifi anberer Golfer an, namentlich ber
©panier. 211S »efebisbaber fpan. ©ebiffe entbeefte ber ©e»
nuefe6brißoforo6olorabo(f.b^i492;Kmerifa, unb febon
1521 umfegelte ber $ortugiefe SÜtagellan (f.b.) gleichfalls
auf fpan. ©Riffen bie Erbe. Die »riten befugten bie D\V-
füjlen 9torbamerifaS, bie ©panier liefen fiep in SJterico unb
in ©übamerifa nieber, Europäer fuhren nach &em inb. TU*
cpipel, nach ^bma unb 3apan, man entwarf 2Beltfarten,
bet SBeltbanbel befam eine anbere Dichtung, bem SEhatfrif*
tigen warb ein unermeßliches Selb geöffnet unb an fielen
£)rten in (Suropa bitbeten fleh ^»anbelSgefeUfchaften. 9Bä>
renb hoQünb. ©eefal)rer SReuboUanb ftnben, bringen im 3n>
fange beS 17. 3abrb. Muffen ju 8anbe bis £amtfchatfa.
Giujelne 3ufeln im großen £>cean werben aufgefunben, bie
neuen Cntbecfungen In unijab.ligen SSerfen befannt gemacht.
6 Geologie
^unberttaufenbe wanbem nach unb nach auS (Suropa in bie
neue SBelt unb bie ©chiffabrt BerttoDfommnet pdf) immer
mehr. Die Snfeln in bem bisher nur tbeilweife erforfebten
großen jDceane ijwifchen Ttmerifa unb Xften würben feit
JBougainmQe (1769) unb ßoof (f. b.) h^uftg bet'udjt, unb
in rafcher golge bringt feit bem fübnen ©chotten SRungo
$)arf ein Sfeifenber nach bem anbern ins 3nnere Äfrifa?,
unb fo wenig wie twr biefen @egenben , in benen eine fenf <
rechte ©onne @ier im ©anbe gabr focht, iß ber SRenfa) vor
bem ewigen Sife an ben $olarl&nbern jurüefgebebt. (©.
SRorbpolerpebitionen.) Diefem fuhnen UnternehmungS=
geifle haben wir eS ju banfen, baf gegenwartig bet b«=
weitem größte £hei( ber (Srbe unS befannt ift. 9tur ein
jelne (Segenben 2{tenS unb XmetifaS, baS 3nnete VfrifaS
unb 9ceubolIanbS ftnb unS biSjegt noch verborgen geblieben.
Die SBerüoUfommnung ber pbpftfeben unb matbematifefeen
©eogtapfjie ijl mit bet Erweiterung unferer Äenntniffe in
»Pb«fit, 9tatutgefchi<bte, ©ternfunbe unb SKanu.
matif (f. b.) ^tanb in Sganb gegangen. Die intereffanten
S3emerfungen, ju benen man auf biefe SBeife über bie Sk
febaffenheit unb bie SJerbültniffe beS (SrbförperS gefommen
ift, ftnb unter Erbe unb ©eologie (f.b.) angeführt.
itbgefeben von bem hohen (Senuffe, welchen baS ©tu;
bium bet Ctbfunbe jebem benfenben SKenfcben gewahrt, ift
bie SJefanntfehaft mit betfelben nicht nur bem ©eletjrten,
bem ©eefahrer u. f. w; unentbebrlich , fonbetn ifi na;
men [lieh auch für ben .Kaufmann, ben ©olbaten, ©ewerb;
treiben ben unb 3<ben, bet ben Slicf nicht bloS auf feinen
unmittelbaren Umgebungen haften laßt, »om größten 3n;
tereffe. Xn ^ülfSmitteln jum erlernen fehlt eS nicht, wir
haben Steife« unb jDrtSbtfchteibungen in SRenge, reichhaltige
Jftanb« unb vortreffliche Sehrbücher (). S3. von 3eune, von
ötaumer, SSolget u. f. w.), enblich ©loben unb tan*.
fatten(f. b.), welche baS ©tubium ungemein etleicbtetn.
(fftologit bezeichnet ht bet aUgememjlen 93ebeutung bic
Sehre von ber pbofifcb«« ©efchaffenbeit ber (Srbt, von ih-
rem Urfprunge unb ben Sieränberungen berfelben fowol im
3nnern als an ber ©berfläche. 3"bem bie pbvfifche SBe^
fchaffenbeit ber (Srbe aber bet ©egenftanb ber pbpfifchen
©eographie (f.b.) ifi, wirb biefelbe nur infofern al$®<;
genfianb bet ©eologie be^anbelt, als man auS berfelben auf
Urfprung unb »erdnbtrung ber (Srbe fließt. (Snbßch h«l
man von ber ©eologie auch noch bie JBefcbreibung bei
©truetur ber 6rbe unb ber digentbümlichfeiten ihrer tvr
febiebenen jßefranbtheile abgefchieben unb tiefer SBiffenfcbafi
ben Flamen ©eognofie gegeben. Da^er bleibt im engem
©inne beS SBortS für bie ©eologie nur bie Sehte »Mt be»
Utfptunge unb ben Setdnberungen ber Erbe übrig, welch'
ftch auf bie ©eognofie unb phpftfeeje ©eographie, a!6 auf
ihre nothwenbigften ^ülfSwiffenfcpaften, früfet — Die SCiefe
bis ;u weichet wit bieEtbe ftnnen, vetglichen mit ben
Dutchmeffet beS ErbförperS, böchfl unbebeutenb, ja wem
man als bie eigentliche Oberfläche ber Erbe biejenige gldct«
annimmt, welche bet ©piegel beS SReettS bilbet, fo rennet
wit von bet Etbrinbe eigentlich faß gar nichts, fonbern mr
bie übet jene £>berfläcb? emporragenben Erbebunaen, bem
mit wenigen Ausnahmen iß man burch Setgwerfe nur btt
ju einet Siefe gelangt, welche bet $öhe beS SDcteteSfpiegeh
gleichfommt. SSiefetcS Einbringen hmbert fchon baS SBafTci
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Geologie
18V
Geologie
welches ton bor Cberfläcbe in bic Tiefe b«abfinft. SBebenft
man, taf bte Entfernung befi «WittelpunfteS der Erbe von
tw Cbtrflätbe berfelben 860 SReilen beträgt unb baß bie
Söcfeftfn Bern; beren 3nbof* wir ungefaßt fennen, nur
cm» 20,000$. bocb. finb, fo mufj man befennen, baß mir,
genau genommen, von bem tigentlieben Snbalte ber Erbe gar
r.iiii »iffen. «Wachen wir inbeß einen ©cbluß oon bem un6
SMarotten auf ba$ urtbefannte ©anje unb (teilen wir unS
ttr, baß bie Erbe mitten »oneinanber gefebnitten wäre, fo
mtrbe jttb jeigen , baß biefelbe auJ einer d?eit)e von üb crcin •
inberliegenben ©ebitbten jufammengefefct ift. 3ebe tiefer
öebiebten bc|l«bt aus einer eignen Ärt ©eftein, unb nähere
Jöcrracbtung lebrt, baß bitfe ©efleinarten in einer bcjtimmten
Sabenfolge aufeinanber liegen, fobaß, wo roir aueb in bie
(frbe einbringen mögen, im allgemeinen biefelbe golge fieb
jcittcrboit. Einjtlne ©lieber formen aflerbingS fehlen, in ei«
nigra Segenben liegen ©efteine ju oberfi, welche on cnbem
irren erp in beträcbtlicber Tiefe gefunben werben, aber feU
ten fommt eS »or, baß an einem JDrtc gcroiffe ©ebirgSarten
über anbern liegen, unter benen man fie fonjt ju fünben
rrrcbnt ift. die einzelnen gelSlager liegen entweber bori*
umtal ober finb mulbenförmig gebogen, ober haben gegen
ben $orijont eine Steigung, welcbe baö gallen berfelben
«enannt wirb. die SHicbtung, in welcber ftcb einzelne Sager
in SSejug auf trpre Sänge erftreefen, wirb nach ben SBeltge*
unUn befttmmt unb baS ©tr ei eben genannt. die Oer«
iebiebmen ©ebirgäarten jerfaOen nacb ibrem atlgemeinften
J:\iraffrr in jwei Elaffen. Einige jeigen nämlid) beutlicbe
Spuren, bog bei ibrer Entftebung bie £ige einen mädni-
gen Einfluß gehabt bat, anbere fä)einen einem foltben Ein»
Hüffe nicht auSgtfefct gewefen ju fein. 3ene werben t>u!fa*
ni>a)e ©ebirgSarten genannt, unb bie niebtrutfanifeben pflegt
nun in pier Elaffen ju unterfebeiben , nämlich: ©ebirgSar»
ten ber rrften gormation (öilbung) ober UrgebirgSarten ;
UierganaSgebirgSarten; ©ebirg8arten ber jweiten gormation
fbo gw(jgebirge; angefebwemmte ober ©eifengebtrge , ter»
übt geWarten. (83ergl. JBerge.)
riefe EintbeÜung ift jeboeb in neuerer 3ctt infofern be-
erten »orben, alS man namentlicb »on ben UrgcbirgSar»
B mit triftigen ©rünben behauptet bat, baß aueb ftc bem
Satt ibren Urfprung uerbanften, alfo ju ben »ulfanifcben
StMigJartm ju reebnen feien. 2fu6 ber regelmäßigen ©ebieb»
tag ber ©ebirgSarten unb aus ben SJerfieinerungen
b.), bie fieJb in ibnen »orfinben, bot man gefcbloffen,
jjk auS bem «Baffer niebergefdjlagen waren, welcbeS
«itrnati bie ganje Erbe ober bocb große, jefct fefteS fcanb
c, Zfytile berfelben bebeeftc. <3o richtig unftreitig
t c Ännabme für gemijfe ©ebirg^arten , namentlicb für bie
"irni Formationen iff/ fo gingen bocb diejenigen ju weit,
reiche alle, fclbft bie Urgebirgöarten unb ben JSafalt alä einen
^uberfcblag auS bem SBaffer betraebteten. 25er berübmte
^ologe SB er n er (f. b.) ftebt an ber ©pifee derer, welcbe
<■ IBtlbung ber Erbe ober vielmebr nur ber Erbrinbe ein.-
i iui bem SBaffer ableiten, unb weloje nacb bem SJJee*
■ ■ ;,~ttc SReptun, Keptuniften genannt werben. %ntn
^tnnber fteben bie S3u(!anifien, welcbe ibren tarnen
m Sruergott Sultan unb ibren erften S3ertreter in bem
£ngttaber Button b^ben. Dicfe finb gegen SBerner ber
Meinung, (afj bie Erbe urfprünglicb in einem glübenben
Suffanbe fieb befunben babe, aus bem fie aQmälig in ben
jegigen übergegangen fei unb in welcbem einfj bie @ebirg6*
arten, namentlich bie ctlteften, aufgelofl (gefebmohen) waren,
bis fie beim aümätigen Erfalten bie ie^tge ©eftalt annab;
men. Ed ftbeint gegenwartig ausgemacht tu fein, bafj ba£
geuer unb baS SBaffer gleich großen mächtigen Einfluß auf
bie Xuftbilbung unb Um b Übung ber Erbe gehabt habe, unb
überhaupt barf man niemals eine ber Urfacben , welcbe S.?er=
änberungen in ber Erbmaffe unb Erboberfläche bebingen,
al§ allein wirfenb betrachten. XQe bie un^bligen Urfacben,
welcbe norb gegenwärtig auf bie Erboberfläche peränbernb
einwirf en, finb oon jeiier (bat ig gewefen unb jwar aQer>
bing$ ebemale» in großartigerer Zxt, al$ \t§t, wo ftcb ein
©leicbgewicbtSjuftanb aQmälig bcrgeftellt bat.
über bad innere ber Erbe wiffen wir, wie febon gefagt
würbe, gar niebtt aue» Xnfcbauung unb Erfahrung, unb~
wir fonnen nur einige unftebere ©eblüffe aue< unfern anber;
weitigen pbpfifalifeben ^enntniffen auf baffelbe madicn. Ets
nige beben angenommen, bie 2)icbtigfeit unb mitbin bie
gefligfeit ber Erbfcbicbten müffe um fo mebr junebmen, je
näher man bem SRittelpunft ber Erbe fommt. Sttan weiß,
baß bie Suft mit ber ^)6he an dichte (f. dun ft frei s)
abnimmt, unb bot hieraus berechnet, baß in einer Siefc
toon jebn SReilen unter ber Erboberftäcbe bie Suft (etwa in
einem fo tief eingegrabenen ©cbadjte) febon fo biebt fein
müßte, baß ©olb auf ihr febwämme. dem ficht aber bie
in einer gewiffen 5£iefe beS ErbtorperS tyxxfätnU , 3nb's
hunterte lang fieb »60ig gleichbieibenbe Temperatur entge;
gen (f. Erbe), bie, wenn man tiefer einbringt, nacb gt*
wiffen ©efefeen noeb junimmt, au$ benen man, tforauige«
fegt, baß bie 3unabme bis jum Sßtttelpunfte biefelbe fei,
berechnet \>at, baß in tiefem Wittelpunfte eine ungeheure
£tge h^rrfeben müffe. SBäre bieS nun ber galt, fo müßte
fie auSbebnenb auf ihre Umgebung wirfen unb biefer eine
©pannfraft ertbeilen, »ermoge ber fie aueb bei minberer
dichte bem druefe ber barauf lafjenben ©ebirg§f*ichten,
bed SBafferS unb ber £uft wiberfteben f6nnte, was jeben:
falls hinreicht, bie Anficht von ber junebmenben dichte be
beutenb ju befebränfen.
2ius bem eben angeführten Umftanbe ber mit ber Tiefe
junebmenben cigentbütnlichcn SBärme beS ErbforperS $at
man auf bie urfprünglicbe Entjlehung ber Erbe felbft )ti
fcbließen gefudjt. Einige baben bie «Weinung auSgefprocbcn,
bie Erbe fei ehemals etn dornet gewefen unb fei nur all:
mälig erft in einen «Planeten umgewanbclt werben; 2t n =
bere haben fie für ein ©tücf eines Kometen gehalten, baS
abgeflogen, als ein folcher mit ber ©onne jufammengefloßen
fei; nocr> Bnbere b^ben bie Erbe felbfi ebemaW eine ©onne
fein (äffen, bie atlmälig ausgebrannt unb fo jum «Planeten
geworben fei, ober baben fie für ein von ber ©onne abge;
flogeneS ©tüd erflärt. Unter allen berartigen ©pielen ber
Einbilbungöfraft bat einigen wiffenfebafttieben $a(t nur bie
«Weinung, baß bie Erbe urfprünglicb ein großer «Weteor-
ftein ober (in ©ebilbe foleber ©teine fei. «Wan bat nämlich
befanntlicb in neuerer 3eit bie nicht mebr (wie früher gefebab)
}u leugnenbe S3eobacbtung gemalt, baß jurp eilen glübenbe
©teine auf bie Erbe fallen, roelche höchft rcabrfcbeinlicb nicht
innerhalb unferer Tftmofpbäre gebilbet, fonbem aus bem
aucltraumt gefommen finb. Xußerbem ift eS gewiß, baß bie
24*
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Geologie ti
©rbe ehemals in einem meb« ob« weniger flüfflgen Suflanb
ficb befunden t)abt unb bie SBcfct>(ifferit>eit bet UrgebirgJarten
beutet barauf bin, baß biefer gtufftgfcitgjuflanb wol mebr
ein ©efdmioljenfein fcurrf? 53i^e, al« eine Auftöfung in «Baffer
aewefen fein möge. 2)ie e'tftbeinungen, weldje bie Meteor*
jteine (f. b.) begleiten, fcbeinen uberbie« ju beweifen, baß
ftcb biefe «Waffen felbfl erfl au« luftförmigen Anhäufungen
bilbeten. Au« alle biefem fann man mit einiger SBabr»
fdbeinlid)fett SBermu jungen über ben Urforung unb bie erfle
»Übung be« erbförper« faffen, aber aucp nur (SinigeS
mit ©ewißbeit in biefer »ejtebung auSfvrecben ju wollen,
ift eben fo unflug al« vermeffen. Die ältejlen überliefe»
rungen über ben Urfvrung ber erbe finb bie in ben Welt»
gionSbucbem ber frubeflcn SJolfer, unb unter ihnen jeidjnet
pd) burd) einfaebbeit unb würbige S3or|lelIungen vom SBe»
fen Ootted bie ber »ibel au«. 3nbem wir nacb ben müb«
famfien wiffenfcbaftltcben Unterfucbungen immer barauf ju»
rüdfommen, ju befennen, baß wir von jenen «anfänglichen
fingen nicbtS wiffen, werben wir aueb immer jum ©lau«
ben an bie (!r^(>lung ber »ibel gewiefen, baß ©ott bureb
feinen aUmäd)tigen Rillen bie 6rbe wie bie ganje SQelt
au5 bem s)l. : :. bervorgerufen habe, unb baß fpätcr großar»
tige SBeränberungen auf ber (Srbobtrflädjc vorgegangen finb,
namentlicb Uber|q>wemmungen (bie ©ünbflut), w«id?e bie
bamal« lebenben ©efd)ö»fe umbradjten unb begruben.
Daß nämlid) biefe« getjte ber gatt* gewefen fein muffe,
bafur fvreeben eine febr große Anjabl ber intereffantefien
»eobacbjungcn. Widt)t allein ftnben wir ©echtere , fonbern
aueb alle anbern &biergattungen niebt einzeln, fonbern in
Staffen in ben ©ebirgßfcbicbten aufgebäuft, jum Zi)tH in
•Stein verwanbelt, jum $beil in einem bem 83ermobern
abnlicben 3uftanbe. Aud) im Sife ber «polargegenben bat
man nod) gange, mit&aut unb paaren woblerbaltene agiere
gefunben. 2Cu3 bem Umftanbe, baß ©eetbtere in bebeuten»
ben #öben fta) ftnben, föließt man, baß firf? einfl ba«
«Wecr, roeldjeö allein fte bort abgefegt haben fann, bt« w
jenen bebeutenben i>5hen erhoben baben muffe, wenn nitbt
eine fvätere erbebung jener ©ebirgölagen burd) vulfanifcbe
Jträfte flattgefunben bat. gür bie großartigen SSeränberun»
aen, welcbe t>tebei tbeil« al« golge, tbeil« al« Urfacbe bie
rlimutifdje »efebaffenbeit ber Crboberfläcbe erlitten baben
muß, jeugt bie »eobatbtung, baß man in ©egenben, welcbe
]c;>t gemäßigte« ober felbfl falte« .Klima f)abtn, Üblere ftn»
bet, welcbe nur in einem beißen Jtlima baben leben f innen.
JDiefe Steint finb jum X'miI gänjltcb verfebitben von ben
jefct lebenben Sbiergattungen, jum Übet! rieftge Abarten
nod) lebenber ©efcbovfe, unb man fiebt bierau*. wie einfl
eine anbere atyerwelt bie erbe bevölferte, ebe jene großen
Revolutionen eintraten. 3n ben Urgebirgen ftnben fid> feine
überrefle weber einer «pflanjen* nod) einer fcbierwelt, unb
e« muffen alfo jene ©cbirg«arten febon beflanben baben, ebe
e« «Pflanjen ober fcbiere auf ber (Srbe gab, ober biefe ba=
ben üt ben Urgebirgen wegen be« »ulfanifeben Urfprung«
berfelben, alfo wegen ber gewaltigen 4) ige be« glübenb
flüffigen ©eflein«, nidjt fid? ehalten fonnen. (Bergl. 83er«
fleinerungen-)
Jp6cbfl mtereffant ifl eine ndbere »etratbtung berjenigen
(Srfcbe'mungen, weldje oon einer nod? fortwilbrenb erjfolgen»
ben Umanberung ber £rboberfI4d)c jeugen. Sic großartigen
Sierdnberungen, weltb« bie Bulfant unb ßrbbeben erjeugen,
i Geologie
fowte btejenigen, weldje ba« 9Reer mit feinen Xbfyülungen
unb Anfcbwemmungen, feine« glühen, 3)urcbbrudjen u. f. n>.
hervorbringt unb welche bie glüffe »eranlaffen, f innen btrr
ubergangen werben, ba in eignen 2trtifeln (f. »ulfane,
drbbeben, SOleer, glüffej von ihnen bie Siebe ift.
jDaß im Allgemeinen bie »ilbung von ©eflein noeb gegen>
wartig »or ftd) gebt, beweifen, um nur ba« SRerrwürbtgfle
äu erwäbnen, bie jablreidjen »eobaebrungen , wo man leben*
bige Ztyuxt in gelfen eingefcbloffen gefunben bat. SRamentltcb
bat man lebenbe Jtr6ten in ^armorbl6cfen, ©anbfleinen
unb anbern ©feinen gefunben, in fo engen Räumen, baß
fte ftd? faum bewegen fonnten unb »on allem äutrttt ber
äußern Hüft völlig abgefdp (offen, oft in febr bebeutenber
Strfe unter ber Srboberfläcbc; aun) einen JCieb« fanb man
in einem ÜRarmorblocfe, be«g(eicben SSärmer unb ©ala<
manber in einem JCreibeberge. Stimmt man aud) an, baß
biefe JE&iere ein febr gäbe« unb lange« geben baben, fo ift
boeb flar, baß bie »ilbung ber gelfen bier in »erbälmiß*
mäßig febr furjen 3<tträumen erfolgt fein müffe. — Slictjt
minber große SBerbeerungen, al« burdj ba« «IReer, werben in
einigen ©egenben, namentlicb in Hfrifa, bureb ben ©an&
bervorgebraebt, ber bier ftcb über ungebeuve £änberftrecfen
(bie SBüflen) au«bebnt unb vom SBinbe in großen Waffen
fortgefübrt wirb. 2)iefer ©anb »erfebüttet oft ganje £)rt=
febaften fo, baß feine ©»ur mebr von tbnen ju feben ff,
ober nur einzelne ©»igen noeb beeoorragen. 3eugniß legen
in biefer »ejiebung namentlicb bie alten »auwerfe ttgpp«
ten« ab, nacb welchem Sanbe ber afrif. ©anb anbringt,
©o }. ». flecft jegt ber alte Sempel von Sieben in ttymp--
ten 20 g. tief im ©anbe. Aucb in Europa bat man al?n>
liebe @rfd)etnungen beobachtet, eine eanbfrcecfe bei ©3t.>
$aul be tcon in Ütieberbretagne ifl fo in' ©anb vergraben,
baß an mannen ©teilen nur nod; ©cbornfleine unb Sburrn-
fvifeen vorragen. — 25a« »tlb eine« ununterbroebenen @d?af;
fen« jeigen bie Äorallenfelfen, welcbe bie a»abre»oren
(f. Äor allen), namentlicb in ber ©übfee, in unglaubli«
cber «Wenge nuffübren. ^ier gibt- e* eine «Wenge von 3»
felgruvven, weldje aUein ber Arbeit biefer fletnen Äbterc
ibr 2Dafein verbanfen.
»ebeutenbe Sierbeerungen werben, befanntlicb burd? bie
ei«felber unb ©letfeber (f. b.) bervorgebraebt, n>elet>c
fid) in nörblidjen unb in gebirgigen ©egenben ftnben unb
bie nitbt nur juweilen, wie bie 8a w inen (f. b.) von beu
#öben in bie niebriger gelegenen Orte berabfhirun, fon»
bern überbie« aueb ein langfame« »orrüefen «tgen, b«i
welcbem fte große gelfenmaffen mit ungeheurer ©ewalt »or
fid) bertreiben, »eim £erab|rurjen von großen ^>öben »it.
fen biefe ©«maffen juweilen ebenfo »erbeerenb burtb ben
ungebeuer beftigen ©türm, ben fie erregen, weil ffe im
©turj bie 8uft vor ftcb bertreiben, at« inbem fte "bie ntebem
©egenben »erfdjüttcn. eine verwanbte Crfcbeinung tritt na»
mentlicb in 3«(anb auf. $itx werben bie boeb mit ©ebne,
unb ©« bebeeften »erge von bem unterirbtfehen geuet ofi
»lögltcb fo erwärmt, baß aller ©d;nee binnen wenigen ©tun
ben auf ben #6ben fcbmiljt unb fid) nun in vtrwüftenber
SBafferflutben in bie »baier ftürjt — Aud) »ergftürjt
veränbern oft größere ©tretfen 8anbe«. Sie treten in golg,
von Wtffen auf, bie in überbanaenben gel«ma(Ten entwebei
entliehen ober febon vorbanben finb unb bureb in ibnen -fid
bilbenbe« ei« weiter auöeinanber getrieben werben, oft aw<3
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Geometrie
189 Georg" (Grossh.v.!tIcckl.-&trcl.)
in goIa,e einer Verwitterung ober aulfpüblung per ju un» men auSgebilbet worben, biefe ift eine erfmbung ber «Beuern.
(fint* ber fcferecfltchften berarri* ©ewöbnltcb wirb bie niebere ober eiementargeometrie fpn*
terfi Jiegenben gellmaffen.
gen ereigniffe begab ftch 1806, wo ein 1000 g. langer
imb 600 g. treuer SEbeil bei Sloßbergeo' berabjlürjte unb
484 SRenfcben ba8 geben raubte.
2tuffaUenber, als bie julefet erwähnten erfebeinungen,
iß e8, baß juweiten in flachen (Segenben plofcticb größere
gantfhrecfen einfinfen. fBor foleb einer einfenhmg tritt oft
ein Aufblähen beS 33oben8 ein, worauf baS Canb entweber
thetifch vorgetragen, b. b. bie ©egenftänbe berfelbcn werben,
bie einfachen juerjt, einjeln für Tt.1j betrachtet, urtb bei ben
Sfammengefefctern werben bie Üetjren, welche man au8 ber
etraebtung ber einfachem gewonnen, in Xnwenbung ge--
bracht Sei ber anatpttfehen lötet höbe (analgtifcbe ©eo«
metrie) geht man von allgemeinen ^Betrachtungen ~au& unb
fommt auf bie einfachem jade babureb, baß man in bie ,
eileicbmäßig r>crabgeljt, ober tnbem eS berftet, übereinanber» für bie allgemeinen gälle gefunbenen ^uöbrücfe bie nötigen
»efh'mmungen bringt. Huf biefe SBeife wirb in ber anaiv«
tifchen ©eometrie bie niebere ©eometrie jugleicb mit ber hö*
hern behanbelt. Die fpnttjetifc^e SRetbobe ift leichter, bie
analptifche voWommener unb wiffenfchaftlicher. ein unüber*
troffeneS SBert über eiementargeometrie ift un8 au« bem
griech. ttltrrtbume von euflibeä (f. b.) überliefert worben.
'■ffußerbem beft^err wir au8 bem Ältertbume noch geometrifche
SBerfe von 2lrcbimebe8 (f. b.), Xpolloniud von *Perga,
200 v. Öhr., u. Ä. Später haben ftcb befonber« bie Araber
weniger um görberung, all um Erhaltung ber geomerrifchen
Kenntniffe Serbien jie erworben. Kepler unb ßartefiu«
(f. b.) hoben Hulgejeicbnetel geleiftet unb feit Newton
unb geibnife (f. b.) iß, wie aOe mathematifchen SBif»
fenfehaften, fo auch bie ©eometrie, mächtig vorgefebritten.
(Bergt. SRatbematif.)
<6forg (StitterSänets), einer ber angefehenfien unb hu
rühmtefien heiligen ber fatholifchen unb griech- .Kirche,
foä ein chriftlicber fappaboeifc^er ^rinj gewefen fein, weis
eher unter bem r6m. Kaifer Dioeletian ben SRartorertob
fiarb. einft foll er einen ginbwurm ober Drachen erlegt
haben, welcher im Segriff war, eine 5)rinjefjtn, 9tamen$
Z\a, ju vcrfcblmgen. Daher wirb er gewöhnlich abgebilber,
wie er in voller JRürtung auf einem weißen Stoffe über ei»
nen Dramen wegreitet, ben er mit bem Speer burchbobrt.
3n biefem Jöilbe aber erblicfte man im Mittelalter bie finn*
bilblicbe DarfreHung be8. JKriumpbä be8 ßhrifientbum8 über
ba§ £eibentbum. SDian glaubte überbieS, baß ber heilige
©. fernen «Streitern auf wunberbare SBeife SSeißanb leifte
unb «rjäblre manche gegenbe oon feinen SBunbern. Daher
wählten ihn verfebiebene Stcicbc unb Stitterfcbaften jum Scfjuß--
parron. (So namentlich ©enua unb Gmglanb, unb ba$
jöilb beS Svitterä St.-.©. nimmt ba8 ^>crjfcr>itb be5 3B«p*
pen8 be§ ruff. KaiferreicbS ein. Die ©eorgengefell»
febaft, welche au8 frdnf. Stiftern jutn Jtamyfe gegm bie
Ungläubigen im 14. 3ab*&- jufammentrat, loereinigte ftch
foäter mit ber ritterlichm ©efeDfchaft beS ©eorgenfehil*
bei, welche ftch <" Schwaben gebilbet hatte unb bie na$*
her ben fchwdb. Sunb (f. Schwaben) oeranlaßte.
jtürjt. Äuch Serge finb auf ähnliche SBeife untergegangen.
3u ben merfwürbigften berartigen ©rbfillen gehört ber,
rrelcher neb 1801 bei Xrpino im 9ieapotitanifchen ereignete,
©ei biefem bob füf> ber »oben erfl 10—15 Klaftern unb
fanf bann unter bonnerafmlichem ©etofe \)'mab. Dabei
n?arb unter Enberm ein gaubhauö fo &6Üig oon ber Grbe
oerfchlungen, baß oon ben t>6dbffen iöciumen in feiner 9Wbe
nicht einmal bie ©ipfel mehr ju fehen waren. 'JCurfi oer<
febiebme Snfeln' finb auf ähnliche SBeife ohne Spur eine«
©rbbebenS ober oulfanifchen Bu$bruch§ untergegangm.
%u$ ben wenigen hier angegebenen JBcifpielen geht fchon
hinlänglich heroor, wie noch gegenwärtig gewaltige Kräfte
in SBinfamfeit finb , bie jufammen aQe bie großartigen SScr»
änberangen hervorgebracht h«t»en mögen, als beren 9fe»
fultat bie Crbe in ihrer gegenwärtigen ©efialt bafteht, unb
bebentt man, baß fchon feit vielen 3«brtaufenben vor bem
Anfang unferer ©efcfjichte biefe Kräfte in JEhätigfeit ge*
wefen finb, fo bat man vielleicht gar nicht nöthig, }ur
Annahme plöfelicb- eingetretener SBeränberungen , bie auf ein»
mal ben ganjm erbbaU betroffen härten, feine Suffuc^t ju
<f eometrie (b. f). erbmeffung) nennt man benjenigen
3:heit ber 9Rathematif (f. b.), welcher bie räumlichen
©rößen betrachtet, nämlich Körper, glächen unb Linien.
Sic wirb eingetheilt in reine unb angewanbte ©eo>
netrie. Die erflerc enthält bie gebre von ben räumlichen
©rößen o&ne Äücfftcht auf beren tfnwenbung, von welcher
bie angewanbte ©eometrie hantelt. Die ganboermeffung ifl
eine ber junädjfl liegenben Xnwenbungen unb bödut wahr»
fcheinlicr) biejenige, welche bie erfien entbedungen auf bem
©ebiete ber ©rößenlehre veranlaßte, batjer bie ganje SBtf»
fenfebaft »on ihr ben ««amen erhatten bat. 3Ran febreibt
ge»6^nlid> bie erfinbung ber ©eometrie ben ^tgpptem ju,
»eich« bureb bie jährlichen Uberfrhwemmungen bei 9K« ju
reieberbolten S3ermeffungen genöthigt waren. Ttuä) bie QbaU
biet unb Snbier werben all erftnter ber ©eometrie genannt
imb bie »eranlaffung war bei ihnen biefelbe, wie bei ben
ttgoptern, bertn ber Cr up brat hat ähnliche Uberfchwemmun'
9m wie ber 9HL (S. glüffe.) — Die reine ©eometrie
wirb eingetheilt in bie niebere unb bie höhere. 3ene
©forg (griebr. Kart 3*>fepb), regierenber ©roßherjog
Von9)?ecflenburgsStreli|, geb. am 12. Äug. 1779, folgte
banbett »on ber geraben Sinie, bem SBinfet, bem Kreife, 1816 feinem SJater, Karl griebrich gubwig, unb ifl feit 1817
ben feraWinigen Jiguren, ben Körpern mit ebenen glächen, mit «Dtorie, Mgfftn »on Reffen »Kaffel, vermählt- ©r
ber Kugel, bem ßpiinbcr unb bem Kegel; währenb bie hi-- erhielt feine erfie erjiehung unter ber Xufjtcbt feiner ©roß*
her« ©eometrie bie ginien oon einfacher unb boppelter Krüra» mutter, ber ganbgräfin von fieffen * Darmftabf. Später
muna (j. S. bie Schraubenlinie), bi« trummen glärhen unb begab er fkt) auf bie Univerfttat Sfoflocf unb nacb ©erlin.
bie Körper, welche von frummen glächen eingefcbloffen wer* «Rachbem er ftch hinauf biö 1804 )wei 3abre in 3t«.
ben, behanbelt 3n »ejug auf bie SBeife ber S3<hanbumg lim aufgehalten, ging er nach $ari3, um Unterhanblun»
unterfchtitet man jwei «Kethoben: bi« fpnthetifche unb aen wegen JBeitritt ü«ecflenburg§ jum «heinbunbe atuu»
bie «nalntifcbe. 3en« ip fchon oon ben Ältra voafom* fnüpfen. 3t»cb auf bemCongreß juSBien war er jum»e*
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Georg (Fürst v. Schaumlb^IJppe) 1
ften feines JBaterlanbeS ttwtig. Bugerbem, baß®. bie Reibet»
genfchaft in SWecflenburg'Streul} aufgehoben, bat er fl«h noch be*
fonbere »erbienfte um «erbefferung beS ©cpulwefenS erworben.
Ö>forg ttHU)flm, regierenber ffürfl ju ©chaumburg«
Sippe, geb. ben 20. £ee. 1784, folgte feinem äiater, bem
®rafen 9>biltpp (Srnft, fd)on 1787 junSchfr unter ber SBor»
munbfcfcaft feiner SRutter, einer ^rinjeffin »on Reffen»
^^itipp5t^al. 2Rit Übernahme, ber Regierung 1807, nahm
er zugleich in golge feines *Öettrittt> jum Äljeinbunbe bie
fürftL 2Bürbe an. ©eitbem war er unabtäfftg für bad 2Bohl
feines fcanbeS bemüht, fd>affte balb nach feinem SlegierungS»
antritt bie legten Uberreffe ber 8eibetgenfdr)aft ab, gab feinem
ganbe 1816 eine jeitgemafje neue XJerfaffung unb übernahm
O Oeorfffen
balb barauf äße fianbesfcbulben auf feine Äammerfajje. 3m
3. 1813 fagte er fieb »om Svhfinhunt-c (od unb trat im 3n-
tereffe ©eutfchlanbS ju ben »erbünbeten SRachten über. ©eit
1816 ift er mit ber Shrtnjeffm 3ba »on SBalbecf vermählt.
<&tötg fifinricl) (§rtebrich), regierenber gürft ju 2BaU
be<f, geb. am 20. ©ept. 1769, etn ©obn beS 1813 »er«
Torbenen Surften ®eorg, feit 1823 »ermab.lt mit ber 9)rinjef*
(in 6mma von ÄnhaltsJBemburg: ©chaumburg. Jöalfc* nach
feinem Regierungsantritt gab er, um feinen Untertfeanen, na-
mentlicb ben untern klaffen, Erleichterung in JBrjiehung ber
auf ihnen (iegenben ia\un »u »erraffen, unb jur Xkreinfa-
ebung ber Rechtspflege unb ber SJermaltung, fernem ©taate
eine neue SSerfaffung, bei rvelcber er jeboeb nur fein eignes
SJiaigfeitös unb Rechtsgefühl au Raffte gelogen hatte unb bie
baber bei ber bevorrechtigten Slaffe feiner Uiiterthanen folgen
SBtberfprud) fanb, baß ft'eb ber Surft genötbigt fab, mit ben
©tdnben 1616 einen &mbeS»ertrag ju fchliefen, burch wel*
d)en bie frühem wohlgemeinten SJerorbnungen aufgehoben
würben unb ber feitbem als ®runbgefefc betrachtet wirb.
(e?forrjim, biefeS am ©übabhange beS ÄaufafuS Ii c
?enbe Sanb wirb »on ben Ruffen prüften ober @ru-
inien, »on ben Werfern unb Surfen ®urgifian genormt.
Set Altern cinbetmifebert ©cbriftftellern ftnbet man bie fhro*
»injen Äad) etien, Äarnjli, 3m trete unb ©urieX unter ber
®efammtbenennung 3berien ober Swericn begriffen. Da*
ruff. ®. im engern Sinne hatte bis vor wenigen fahren,
ehe noch baS »ormalS jum ^)afcha!if SSfcpilbir geborenbc
täf ttfc^ ^ ©eorgierr (»on 240 DSOl. mit 70,000 ©hw.)
«rofjtentbeilS mit bemfelben vereinigt worben war, einen
Flächeninhalt »on etwa 830 GÜtt. mit 400,000 6inw. <&.
hat einen fruchtbaren S3oben, mit Ausnahme ber ungefuiu
ben Siefrbätcr unb rauben SJergbihen, ein r)err[ic&cS Jtlima
unb h«tere Suft. Schon im gebr. blühen SRanbeln, ®ra*
naten im SDiai . ©pargel unb SBein wachfen wilb. tfür bie
SBereblung tiefe« Untern $robuctS r>at Rujjlanb viel gc-
than; benn eS fanbte SBinjer unb 836ttcber hin. lief bie
heften Rebenforten anpflanzen unb ®laSbütfen anlegen.
3eht ift in &. ber SBSeinbau bereits »on bober ©ich
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Oeorginea
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Oepard
tigieit; ©efreibe, SteiS, SJaumwoüe, #anf unb £lacf)3 au
beiben vortrefflich; auf ben üppigen ÜBeiben unb SSiefen
ndbren ftcfr $fcrbe, bte beit perf. ähnlich ftnb, unb ein auS»
gejetcbneter Slinboiebftamm ; bie ©d;afe mit gettfcbwänjen
tragen feine 2BoHe. £ic (Sinrcobner ftnb trag unb baber
ünb bie gjemübungen 8?uf}lanb3, befonberS tm Ktfetbaue
Die nötigen SJerßefferungen einzuführen, meifr fruchtlos ge=
iscfen, obwol bte hiev angeftcbelten Europäer, namentlich
bie jablreiAcn bcutfcbcti CSoConijrcn , baS hefte IBetfptel ge*
ben. Die S3ev6lferung bejlebt, außer Hrmeniern, Verfem,
Surfomanen, ©riechen, Stuffen unb 3uben, bet großen
i^ebrjabl nach auS ©eorgiern, einem SJolfe mit burdjauS
eigentbümlteber ©pradje. ©ie geb&ren ju ben fcz>6nficn
iRenfcben ber (Jrbe; it>re SBeiber (leben ben Sirfaffierinnen
(f. (Sir f äfften) nicht nad), nur haben fie einen etwaS
bunfletn Stint. Der ©eorgier ift im ungemeinen tüdifd),
fanlicb, trunf liebenb , babei aber gaftfrei unb tapfer, ©eit
370 fanb baS Gbrifientbum Cringang im £anbe; je&t
berrfdjt bte ortbobor gried;. Äircbe, bereu ©berbaupt ein &u
tbolifoS ift.
@. rjat eine alte (35 1 frfliebte unb eine Kationalltteratur,
bie fan 3»ittetalter in Suite flanb. 3m 3abte 1414 »er»
einigte ber 3ar Äleranber I. ganj ©. unter feinem @cep>
.er; ba ober nad) feinem JEobe baS Sveid; unter feine brei
Söhne cjetbeitt warb, fo fan( bie 2Rad)t beffelben burd; im
nere Jttuge unb bie «Sinmifcbung grember , benn balb warb
©. ein jjanfapfel jwifeben SSürfen unb Werfern. SBabrenb
ber eroigen Unruhen unb Bcrrüttungcn warb eS großenteils
»ut SBüfre; häufig erbtieft man noch ie&t JKuinen vormalS
blühenber ©täbte. Sin ©tücf für baS ganb war eS, baß
3ar £erafliuS von Äartbli unb Jtacbetten 1783 bie Dber*
berrfebafit ber SJufJen anerfannte; im näcbfien Sab" folgt«
ber 3at ton Smirete bem gegebenen Scifpiele unb 1801
würbe ®. bem rufT- Seiche förmlich einverleibt. Die be>
beutenbßen ©täbte in ©. ftnb JEifliS an bem unterhalb bet
Stabt fdjiffbaren .Rur, bei ben Cinwobncrn SpbiliSfalafi,
b. i SBarmfiabt, genannt, bie #auprfiabt, mit 40,000 ginn».,
bie einen (Wen 3n>ifchenhanbel mit ©uropa unb $erfien
treiben; fie ift ber ©i& eines georgifeben Patriarchen unb
eine« armenifdpen CrjbifcbofS unb bat ju Säbern benuftte
Tanne .Duellen. 3n ber Kafje liegen am .Rur bie feit 1819
angelegten beutfdjen Gofonien 9ceu:$iftiS, 2£tetanbcrdfjof,
OTarfenfelb, <j)eterSborf, eiifabeibtbal, Äatbarinenfelb, En*
nenfelb unb ^elenenöborf. SBidpftg i(l femer bafi befefKgte
jroetpot mit 12,000 Cinro., in beffen 9ldl>e ungeheure
tien einet »ormalS fet>r glänjenben ©tabt liegen. Die
Äouptfiabt bed »otmaltgen SEürf ifd) •■ ©eorgien ifl 21Tal»
mit 12,000 Cin». nnb bet berühmten SWoftbee beS
Sultan 2fd)tnct, auö beren SSibliottjef mebre bunbert bet
tcjibatflen ^anbfebriften nad? Petersburg gebracht würben.
Georginen ftnb aus SRepco (iammenbe perennirenbe
©ewadjfe, welche im ©pdtfommet unb im ^erbfie mit ihren
grogen oerfebiebenfarbigen JBIumen unfere ©arten fchmücfen.
CFawmiQeS nannte biefe ©ewacbSgattung DahlU; ba aber
betritt eine anbere ©attung biefen Kamen führte, fo gab
it>t SBiUbenow ben 5Ramen Georgin«. 2)iefe ©attung gehört
in bie gamilie bet jufammenaefefet» blutigen ©ewdcbfe, bei
Cenen bie Slume aufi einet ÜJlenge einzelner SSluten befleht,
jleicbfam ein JCötbtben mit eitlen JBlutdjen \% Die au«
gen amfflanbe fhabten förmig ausgebreiteten, t>erf<bieben gc«
färbten JBldttet einer einfachen ©eotgine finb eben fowol
öolljiänbige einzelne iBlüten, als eS bte ftnb, welche in bet
Seilte als fleine gelbe S?6f>rd?en mit einem fünfteiligen
©aume fjd) torfinben. SBenn burd) Qultur unb üppig«
feit beS SBachSthumS bte innern Slütdjen ftdj gleidjfallS m
folchc breitere blattartige umänbem, als bie dufiern ftnb,
fo tntfleh cn bie prächtigen gefüllten ©eorginen, bie aber UU
nen ©amen tragen, ©o groß aud) bie 2Rannid>faltigftit
bet gärbung ijl, in weldjer bie fBlumtn erfdjeinen, benn
man fennt gegen 1000 2banberungen Dorn reinfien SSeip
bis ju gelb, fd)arlacb, Farmin, bunte! purpurroth, braun
u. f. »., fo hat man boeb bisie(jt noch nidjt eigentlid)
blaue, febwarje ober grüne 931üten erjogen. Da bie aus
bünbelartig »eretnigten itnollen beflehenbe SBurxel unfere
SEBinter im freien Canbe nicht ertragen fann, fo nimmt
man fie im ^>erb(le auS bem Jßoben, legt fie in troefenen
©anb unb bewahrt fie am heften in luftigen .Rettern auf.
Die SSermebrung bereits vorbanbener Xbanberungen ge=
fchiebt burdj bie ähtilung ber Knollen, beren jeber ju einer
felbftanbigen ^flanje wirb. 9leue ibanberungen werben
erzeugt, wenn man ben Slütenftaub »erfebiebenet 831umen
auf bie Karben anberer bringt, was man am beffen mittels
eines 3>infel8 tbuti fann; man nennt bieS Verfahren baS
Areujen. Der baburd) entftebenbe ©ame gibt in ben ge>
wöhnli<ben gällen Pflanzen, bie bmfMjilitb tfjrer SSlumen
t>on ben Elterlichen oerfchieben ftnb. dufter ben bereits ge»
nannten beiben Birten bet Sermehrung unb gortpflanjung
perfährt man aud; noch auf bie SBeife, beifj man von ben
AnoHen, bie mit ju »ielen Äeimen »erfehen finb, ein ftei*
neS ©tücfcben mit bem Jteime weg» ober auSfcbneibet.
Pflanzt man baS 9Beggefd)nittene in X6pfe ober SJcifl-
beete, fo erhält man fcbncll Vermehrung. C? ablief) fann
man ftcf; auch beS Pfropfens bebienen, tnbem man junge
Sweige, bevor fie noch inwenbig hohl werben, fo abfcbjtei:
bet, bafj fie einen con ber 3?inbe beS XfieS ober©tammeS,
auf bem fie fallen, gehüteten f leinen Juji erhalten. Dar:
auf fchneibet man ein paffenbeS ©tücf von einem jungen
unb gefunben JCnoQen loS, paßt bte ©dmittfücben aufein>
anbet unb umwicfelt fie mit einem fchwacben wollenen %a-.
ben. hierauf fegt man fie fo in 26pfe, baß bie ©cbnitt=
wunbe einen 3oQ unb barüber unter bie (^rt Oberfläche ju
flehen fommt. DiefeS SerfahrenS bebient man fid; befon-.
ber 3 bei feiten cn 2Cbänberungen, wo bie Sßurjel auS weni=
gen Jtnoüen befielt unb bod) eine pielfalttge Vermehrung
gewünfeht wirb.
Grparö, ein jum ÄabfngefcbUcht geh6renbeS JKaubthier,
welches befonberS in Äfrifa am ©enegal unb m Dftinbien
gefunben wirb, unb etwas fleiner a(S ber Seoparb (f. b.)
tft. @r hat ein fd)6neS r>eQfalbef3 gell, welches auf bem
Wücfen unb an ben ©eiten mit f (einen regelmäßigen runben
fchwarjen glecfen gezeichnet ift. Der Äopf ifl Plein unb com
SRunbe bis jum vorbern Tfugenwinfel erftreeft ft'd; ein Sf6r«
miger fchwar jer ©trieb, ^m $ a Ife bat bet ©eparb eine 2f rt
von SRdhne, baS vfpaar am hauche ifit lang unb jottig unb
bet lange ©cbwan^ ifl wie bet Äirper mit febwarjen Sieden,
am ©übe aber mit fchwarjen fingen gezeichnet. Der @.
ifl unter ben wilben jtafeenartrn am wenigflen fdjeu unb
boshaft unb Idjjt fieb baher leicht jdhmen. Wtan richtet ihn
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Geraae
192
Geranien
jur 3agb ab. ©er Säger nimmt ibn, ben Stopf mit einte töflt, fiürjt fid) ber ©e»arb mit einem gewaltigen Sprunge
Äapoe beteeft, binter fiel auf bat? 9ferb( unb fowie et ibm auf feine 23eute, bie er feiten verfehlt. Sein gell ifi eui
in ber 9Ube be8 SSilbeS bie Äapoe abnimmt unb ihn loSs gefdjdfcter Jjjanbels'artifel.
©trabe ifl bie ©efammtbeit gewiffer , burcr) ©efetj unb
f>erfommen befHmmter beweglicher Sachen, vpeldie, wenn
fte fieb, in bem ©ebrauebe unb ©ewabrfam einer grau be*
ftnben, nur wieber oon einer grau geerbt werben f Annen.
SBorjiigiid) werben biejenigen Sachen, welche jur weiblichen
58efleibung unb jum grauenfehmurf geb&ren, forpie eine
SRenae anberer, jum etgentlicben $auda,cratbe geborte &t-
genffönbe bieber geregnet. 5)? an unteefebeibet SBitroen»
gerabe unb SRiftelg erabe; erflcre befleht aui ben be*
wegliefen ©aeben, weldje eine SEBitwe nad) ibrrt ©t)eman>
ne« Stöbe au3 bem 9lad)Iaffe beffelben auSfcbliefjlicb für ftet)
behalten barf. Die jur ©erabe gelingen ©eaenfianbe wer«
ben ber äBitwe bei {Berechnung be$ auf fte fommenben
@rbrbei(d niebt angereebnet. Unter 9? iftef gerab e vex-.
(lebt man biejemge, welcbe nach, bem SEobe einer grau be;
renSRiftet, b. t). bie-naebfte weibliche Berwanbte ber 33er»
ftorbenen, erbt, ©ie ijl »on geringerm Umfange oW bie
SBitwengerabe unb wirb baber auch, im ©cgenfafce ber 2Bif»
wen* ober »ollen ©erabe, b«lbe ©erabe genannt, ©eiftliche
baben aB Seute, bie nid)t waffenfähig ftnb unb baber
feinen SEbeil am ^eergeratb (f. b.) baben, gleiche JRec^lc
wie grauenSoerfonen auf ©erabeerbfebaften. Um bad 2Cb=
treten ber ©erabe an entferntere SSerwanbte ju t>erm«i=
ben, würben befonberä unter €begatten fogenannte ©era
befaufe gebrau djiieb; fte ftnb in ber Siegel ©d)einf&ufc
25a namlid) ©cbenfungen unter <5t)cgatfen im Xflgememeri
oerboten ftnb, fo »fJegen bie ßheroeib« , um ibren 2Rdnncm
ben fl3efitj ber ©erabe auf ben £obc8faU ju fiebern, bicfelb.
für einen in ber JReget fet)r geringen Preis fdjon bei Sebjet
ten an ibre @bemanner ju oerfaufen unb bebalten fteb btr
JBefiö unb ©ebraueb ber ©erabe bie" ju tbrem SEobe babc
«or. Umgefebrt geben bie (Sbemanner folebe ©djeinfauf.
über baä #eergeratbe mit, ibren Ehefrauen ein. 2)ie ©erat
finb bureb. bie neuern ©efefegebungen faft überall aufgebt«
ben worben.
!
crem im, eine ^flanjengattung, mit ber tinnc trfi
Pelargonien unb Probien oereinigte. SOiefe brei arterrretebe:
©attungen unb noeb jwei fleinere machen jufanrmen bie fta
milie ber ©eraniaeeen au8. <5$ finbÄrauter ober Qnrau
Gerartl
193
Gerhard
djer mit meiftentbeifS ftarf « unb oft jugleid) moblricdbenbcn
2MÄttent unb t>erfd>i«bcn gefärbten unb gefhüteten Jölüten, ,
welcfce, ut ©ebirmen vereinigt, auf langen ©rieten freien. Sie
Serbreiömg bei ©eraniaeeen auf ber 6tbe in fchr ungleich.
Die eigentlichen ©eranien unb bie Probien madjfen baupti
facblid) in (Suropa, Korbafien unb dcorbafrifa, bie 9>elargo»
ttien bagegen am SJorgebirge ber guten Hoffnung, Surd) bie
Qültut haben ftd? fcfjr viele, jum eil prächtige Äbdnbcrttnj
gen, namentlid) unter ben Pelargonien, erzeugt unb biefe
mrrben bauftg jur gierte in unfern (Marten angepflanzt lim
befannteffen aber finb baS Stofenfraut ober Stofengeranium
unb baS SRuSf atenf raut. Sie von ben 23otanifern ange*
nommenen 9lamen: Gcranium, Jtraniefcfcbnabel ;
Pelargonium , ©tordjfdmabel; Erodiuin, ^Kcibcr-
fcbnabel, bejtcben ftd) auf bie gorm ber Jrüdjte,
meuie in ihrer SBereinigung , benn eS freheti
beren fünf beifammen, mit bem ©ebnabcl etncS
©umpfvogelS jtcmlicbe Äbnltcbfeit b^aben. Sie
grüebte von Geraninm graiaam, von benen nc-
benftyenb eine abgebilbet ift, unb von Gera-
niam eiconiam, melcbe beibe JCrten in ©übeu>
ropa alS einjährige ©emdebfe vorfommen, haben
febr lange, fdjnabelartige Anhänge, welche in
feuchtet 8uft ftd) auSbebnen unb in troefener ftcb fpiralförs
mig jufammenToUen. fflfan benufct fte beSbalb ju Seucbitg»
feiiS* unb SBitterungSanseigern. (©, Pogrom et er.)
(e?rrar& (gtienne SWaurice, ®raf)/ SRarfcball unb $air
von Sfranfreid), warb geb. 1773. SRacbbem er febon mebre
gelbiüge mitgemacht, jeiebnete er ftd) burd) Unerf4)rocfenbeit
als Ebjutant SJemabotte'S in SBtcn auö. Siefer mar bei
einem Sfufflanbe in gebenSgefabr geratben unb rourbe von
®. gerettet. 3n ber ©cblacbt bet Hufterltfc (f. b.) gab
®. «eroeife beS gr&fjten SRutb.eS unb marb ferner venvuru
bet. XI« Crigabegeneral machte er b^auf verfdjiebene $tlb:
jüge mit unb jeiebnete ftd) befonberS beim JKucfjuge beS
franj. ^«ereS auS Stufilanb 1812 auS, inbem er ben ver*
folgenben $t'mt) aufjubalten bemübt mar. 3n ber ©cblacbt
bei ©aufcen 1813 mar er eS, ber ben ©ieg auf bie ©eite
ter granjofen brad)te, unb in ben für biefe fo unglüdlu
den <5cc)lad)ten an ber Äafcbad) unb bei 2eipjig trug er
.nvolle SBunben bavon. ©ei SRontereau errang er be*
■ utenbe SBortbeile über bie SJerbünbeten. SJon Napoleon
uarb ©. 1816 jum 9>air von franfreid) ernannt unb mit
c<m Gommanbo beS SJtofelbecrS beauftragt. DtocbmalS
umpfte er ftegreid) in ber ©d)lad)t bei ?ign», mürbe aber
cer ©cblacbt bei SBaterloo burd) eine Äuget in bie
Sruft getroffen. <Sr lief} ftd) in SourS b«l«n unb ging
rann riad) ^ariS, mufite fid) jebod) naebher auf einige 3eit
-? ÄuSlanb begeben. ©r ging nad) JBrüffel, mo er fid)
rmdblte. Son 1817 an lebte er auf feinem üanbgutc
m Separtcmmt bet jDife unb mürbe me^re 9Ral jum Se;
rutirten gemdblt. Surd) einen glintcnfAuf» fam er 1824
mf bet Sagb um fein linfeS Äuge, Södbrenb ber SuliuSs
: rolution ubemab.m ®. mit ?afap«tte unb bem «öer.mg vor»
(irjoifeul bie Rettung beS ©taats, bis Subroig 5>biu»P «rfi
>Ee'td)Sverroefcr, bann Äönig geworben mar. Sarauf mürbe
rt ÜRarfdjaa, ^)atr unb ^riegSminifter, bod) gab et biefe
otcütmg balb freiwittig auf, ba aud) fem red)teS Äuge litt.
fflit>fr«Cicno.»Str. U.
ftt übemabm 1831 Den JDberbefefal übet baS ^eet, metcbeS
ben Befgiern gegen ^oUanb ju ^)ü(fe gefebuft mürbe unb
enmang 1832 bie «dumung bet ©tabeUe von Äntmerpen.
(©. Öelgten.)
©eretljtiakftt ift bie SEugenb, Sebem feinffieebt miber^
fabren ju (offen, nabe vetwanbt mit ber Ötecbtfc^affenj
beit, meltbe in ber ^eiligbalrung Seffen, maS «ea)t
ift, tn febem SebenSverbdltniffe beftebt Set ©taat, xotU
cbet ©efefee gibt unb bie ffleobatbtung berfelben beaufffcb,tigt,
erfüllt bann am meijten feinen 3mecr, menn er 3ebem feiti
8Jed)t miberfabren idft, b. b- ©ereebtigfeit übt, unb bie®e*
red)tigfeit ijl baber eine Sugenb, beren Übung vomebmlid)
aßen Serun obliegt, melcbe fm 9camet» beS ©taatS ju ba«:
beln beauftragt finb: ben ©efe^gebern, ben Siebtem unb ben
Keaterenben. — ©ereebtigfeit bejeid>net aber auch ben
3uftanb ber 8?ecb,tSgemdfjbeit, unb in biefem ©inne mirb j. IB.
in ber ÄJibel von ber ©ereebtigfeit beS 3Renfd)en vor ©ort
gefproct)en, ju meieret bet 2Renfd) niemals auS eigner SRacbt
gelangen fann, meil et bot ©otteS beiligem Ängeftcbt ftetS
alS ©ünbet erfc^eint, fonbern einjig* burd) bie freie ©nabe
©otteS, mejtbe er burd) lebenbigen ©lauben, Heiligung bet
©efinnung, ©ebet unb fBuße erfangt.
©erlxurö (?)aiil), geb. 1606 iu ©rdfenbainieben in
©ad)fen, mürbe 1651 tropft ju aRittenmalbe im öram
benburgifeben unb 1057 SiafonuS an bet Kicolaifircbe ju
JBerlin. ©tanbbafteS ftefifjaltcn am fttengen gutbertEjum
betvog u)n, einige vom Äurfurften erlaffene, bie Sieltgton
betreffertbe ©biete nicht anzunehmen, unb beSbalb mürbe er
1666 feines ÄmteS entfe^t unb beS SanbeS vetmtefen. <St
fanb eine freunbliebe Äufnabme bei bem $erjog dbriftian
von ©ad)fen>SKerfebutg, bet ibm fütS (Srfte eine ^enfion
gab unb ibn 1669 jum ÄnbibiafonuS gu Sübben in bet
Wieberlauff^ ernannte. Qicx blieb ©., würbe naebmalS Tbtx-
paftor unb ffatb 1675. 'Paul ©. hat bie herrltcbften Jitt,
cbenlieber gefebrieben, melcbe noch jefet in aOen proteftanti*
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Gerichte 1!
fchen .Kirchen gefunden werben, ©eine Siebet athmen baS
feftefte ©ortoertrauen, bie innigfie grömmigfeit unb ftnb ba»
bei ooü*er Jttoft unb geben. Eeiber hat man geglaubt, fte
burä) JBerbefferunaen «itaemÄß erhalten ju müffen, unb fo
flehen in ben meinen ©efangbücbern bie ©.'fchen Bieber auf
eine SBeife oerftümmelt, baß ein großer 3 b eil it>rer VX*
fprünglichen Schönheiten nict>t wieber ju crfennen ift. SBon
bem herrlichen Siebe „fBefiebl bu beine SBege" wirb erjafrlt,
baß eS @. gebietet habe, als er nach femer Verbannung
eben ftch ganj oerlaffen unb bem (Slenb preisgegeben fah-
(Berichte, »on Stiften, b. h« Stechtfprecbcn, ftnb ootn
(Staate mit •panbt)abung ber {Rechtspflege beauftragte Sßc-.
beuten. Z>k $auptbebinqung, an roelcbe bie (Triften) eineS
jeben ©taateS unjertrennlich gefnüpft ift, befielt barin , baß
innerhalb ber ©renjen beffclben Stiemanbem geftattet wirb,
fein wirflicheS ober oermrintltcheS Stecht fto} felbft au »er»
febaffen. Ausnahmen hiervon finben in außerorbentlichen
gälten (f. 9lotb.recbt) unb infofern ftatt, atS fie pom
©taate bureb auSbrucfliche ©efefce ertaubt worben ftnb.
(öat. $fdnbung.) £ierau$ folgt jugleich, baß alle ©es
riehtSbatfett, b. b- bte ffiefugniß jur Ausübung ber ScechtS*
pflege, ein unoerdußerlicr)eS JRecbt beS Staatsoberhauptes ifi
unb entweber oon biefem felbft, ober bureb, befonbere oon
ihm b.ierju beauftragte «Behörden ausgeübt werben muß.
SBenn baber noch beutjutage eine erbliche, bem ©runb
unb ©oben anbdngenbe (9>atrimonials)©ericht$barfeit
oorfommt, fo beper)t biefelbe nur bureh bie ftiUfcövoeigenbe
©enebmigung (Gonnioenj) unb unter ber fortwährenden SObers
auffielt beS ©taatSoberbauptS, welches jtetS ba« 9?ecr)t t)at,
fte aufjubeben. 3n fafl aßen ©taaten, in benen $)atrimo*
nial=©rrichtSbarfeit befielt, ift in neuerer Seit bie Aufhebung
berfetben in Anregung gefommen unb eS ift gewiß, baß baS
ganje ©erichtSwefen bureh Goncentrirung in ber feflen, un«
parteiischen ^>anb beS ©taatS »eretnfaebt werben unb fomit
an (gleichmäßiger Ausübung gewinnen muß. SRan theitt
übrigens bie ©erichtSbarfeit nach, ber ©röße ihres UmfangS
in etne befc^rdnfte (limirirte) unb unbefchrdnfte ; in eine aütu
nige unb gemeinfehaftliche, welche ledere oon SDiebren jufants
men ausgeübt wirb; enblicb in eine ordentliche unb außer*
ordentliche. 35iefe fyat nur für befonbere friU flatt unb wirb
von ber {Regierung felbft übertragen, ©ie r^eißt beSfyalb
auch commiffarifc^e ©erichtSbarfeit. — &ie ©erichte werben
na<9 ber S3erfcbiebenr>ett unb bem Umfange ber ihnen t>om
<Btcntt übertragenen gunetionen in geiftltche unb weltliche,
fowie in Gioil; unb ßriminals unb in £)ben unb Unter:
geriete eingeteilt 2Me erften beiben (Staffen bebürfen fei«
ner ©rfldrung. Gioilcjerichte nennt man fowol biejenu
gen, welchen bie JBeftdttgung (Konfirmation) ber jwifeben
«prioatperfonen oerr)anbelten nicr)t ftreitigen SfechtSgefchafte
obliegt (ooluntaire ober freiwillige ©erichtSbarfeit ausüben),
aiS auch biejenigen ©ericbje, weldje ftcb mit ber Leitung,
Gntfd)cttunq unb SoUfhecfung ber ^mifcbm ben Parteien
ftreitigen Siebte befdt)äftigen (contentt6fe ober fheitige ©es
ricf)tSbarf eit b,anb^aben). (Sine eigne 'Art ber Gim(geri$te
ftnt bie griebenSgeric^te (f. b.). 2>a bie @ntfc|eibung
jtreitiger 9cecb.tSfragen nieb.t fetten wegen Dunfetfjeit ober
tdn5lttb,er ermangelung fpetieller ©efe<je auf einer Weo>tS*
berjeugung beS &i$terS, Auslegung unb 3(nwenbung ber
©efefce unb 8iecb/tSgrunbf<S&e beruht, atfo r)4ufig mit großen
»4 Gerichte
©cbTDierigfeiten berbunben tft unb 3wetfel bagegen geftattet,
fo b,at man fd)on in frübern 3abrb,unberten ben ?>ärteien
erlaubt, tbre ^rocejfe nac& ber erjten Gntfcbetbung entwe^
bet bemfelben ober oueb einem anbern b^bfnt 0ericb,te jur
nochmaligen Sntföeibung «orjutegen. ©eric^te ber leutem 3it
nennt man, im ©egenfa^e gegen bie erftern, äDbergericb, te.
3tucl) füllten fte in mannen Sdnbern wegen ber an ße ein«
gemenbeten Berufung ben Stamen TfppellationS*, £)ber*
appettationSgertt^te, ober ©erid)te jweiter, britter
Snftanj. 9tao> ber beutfa>en IBunbeSatte follen in jebem
beutfeb^en i93unbeSftaate brei folcber Snftanjen ftattfütben,
b. ben Parteien erlaubt fein, ibre ^roceffe brei einanter
untergeorbneten unb mit ritterlicher ©ewalt t>om Staate
befteibeten S3e^6rben }ur 6ntfcb.eibung oorjutegen. £aS in
britter Sn^anj eingetplt« ßrfenntniß (Uttel, ©entenj) enti
föeibet, roenn »on i^m feine iöerufung an eine noeb, b^ere
SJe&irbe geftattet wirb, beftniti». 25aS mut&wiaige unb un«
gegrünbete (frwole) Äppclliren an eine ^6bere Snfianj wirb
m mannen ©taaten betraft unb in geringfügigen 8?edbt$fa:
d)en (b. i. 9>roceffen, beren ©rreitobject eine fleme, gefe^lidb
feftgeftellte ©umme niet)t überfc^reitet) entweber gar nic^t,
ober bocf> nur befc^ranft jugelaffen. 3n Greußen ift bie
hccfcfte 3nftan$ für (Sioilfac^en baS gebeime jbbertrunmat in
JBerlin, in ©adbfen feit 1834 baS ßberappellattonSgericbt
ju 2>reSben. 3n ©acb.fen unb einigen anbern Staaten
2>utfcr)lanbS ift übrigens ben Untergerict»ten nad)gclaffen, bie
Xtttn, wenn fie niebj felbft entfe^eiben wollen, an befonberS
bierju beftellte ©prucr) Kollegien jum „Söerfpruct) Sied)tenS"
su oerfc^ieffn, b. ^. ein Crrfenntniß oon benfelben einjubo;
len. ©obalb ein £)bergericr)t in einer ©ae&e al$ jroeite
ober britte 3nfianj entfebieben l;at, febteft eS bie Äcten an
bie erfte Snfcmj, b. i. baS Unteraericbt, oor welkem fcer
?)roceß geführt worben ift, jurüer. liefern liegt nun ob,
für »oUftrccfung beS UrtetS ju forgen, fobalb eS reebttfrdf-
tig geworben ijt. ^ierju ift ein sebntdgiger 3eitraum erfo=
berlicb,. 3(t baS betreffende Urtel wd^renb beffelben oon
feiner SRee^töfraft bur$ dinwenbung eines gefeglic^ ertaub-
ten SicdjtSmittclS niebt entbunben worben, fo müffen ficJ?
feinem ÄuSfprucb. bie Parteien unbedingt untenoerfen.
2Die Grtminalgericbte befcbdftigen fic$ mit bet Um
terfud&ung unb öeftrafung ber SJerbred)er. ?luo> fte wcr=
ben in Unters unb jDbergericbJe eingeteilt. Sie lefctem
nennt man auc^ ^alS> ober peinliche ©cridbte, früher
aueb ÄinigSbann, bie JDberac^t, bie graiß, baS 3entge=
riebt, baS 2Raleftjtecbt. SJor ben Untergericbten bürfen
nur fteinere Vergebungen (in ber Sieget fol$e, für roelc&e
bie ©efe&e nur eine furje ©efdngntßfhafe feftgefefct bas
ben) unterfuefet unb beren 2$dter jur ©träfe gebogen »er»
ben. 3Die wegen, größerer $öerbrcc$en einjuleitenben Qximu
natunterfueb^ungen müffen an bie oorgefefcten SDbergericbtc
|ur Sortftedung abgegeben werben. x)a& geric^ttic^e 83er;
fahren in ßrimtnalfac^en geliebt entweber in ber gönn bei
3fnflageproceffe8 ober beS Unterfuct)ungSproceffcS. 2)a6 SBe;
fen beS erftern befielt im Allgemeinen barin, baß ber (Sri
minatricr)ter rtiebt oon AmtSwegen, fonbern nur auf ein«
münbtict) ober fcr)riftlict) bei ibm angebrachte Älage bie Un
terfud)ung einleitet, dagegen bat bei 8lio>ter nach bem Un
terfuchungSproceffe oon ÄmtSwegen unb ohne »oraingigi
2tnflage bie (Sruninalunterfuchung ju beginnen, fobalb c
oon ber «Begehung eine« SöerbrechenS gtaubwürbige Aenntnif
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Gerichte 195
Gerichte
erhalten bat. Aua) liegt ihm ob , fowol bie Verbad)t$grünbe,
n>elä)e ber juc Unterfudmng gezogene Verbrecher gegen fid)
hat, ale» alle bie Sftilbe runges unb ©ntfcbulbigungögrimbe,
welä)e für benfelben jpreeben, mit gleicht ©orgfält aufju*
ü:chfn. (Vcrgl. Criminalrecbt unb Gefcbroorencn;
geriefcte.)
©erid)t$flanb (forum) nennt man ba8 ©eriebt,
oor welchem 3emanb in einer bejKmmten ©ad)e fliegt ju
nebmen bat ober nehmen barf. SRan tbeilt ibn jupörs
rerft in einen unwillfurlicben unb natürlichen, je na<bbem
man in einer SlecbtSangelegenbeit fieb an ein brjtimmteö ©es
riebt roenben muß, ober ftd) an jebe$ beliebige Gericht wem
ben barf. Da« Se&tere ift in ber Kegel bei aßen .fpanblum
gen ber freiwilligen ©eridjttbarfeit gemattet, j. ©. bei Sie:
Cognitionen, SEeftamentenieberlegungen , GontractSconftrmaj
tionen u. tgl. m. Die wicbtigfle (Stntbeilung bco" unwill*
fürltc^en ober notbwenbigen ©ericbte'ftanbea ift bie in ben
allgemeinen, bem in ber Siegel 3eber unterworfen ifl
(t)ierr>er gebort befonbert ba$ ©eric$t beä £>rte6, an' welchem
man geboren ift unb wo man feinen SBobnfig bat) unb ben
cremten ober prioilegirten. ©inen prtPÜegirten ©erid)t8;
fianb genießt man entweber wegen gcfefclicber Vorjüge, bie
man perfönlid) bat, ober wegen emer befonbern ßigenfa)aft ber
vS.idje, bie man t»or ©eriebt ju perbanbeln bat. 6ine6 fot
eben perf&nhcbeii Vorjugsreä)t$ erfreuen ftdt) außer ben ÜRifc
gliefcem be$ regierenben «fpaufeö, bie ©cfanbten (f. b.)
frember 3J?dä)te, ferner in ben meiflen ©taaten bie b»ffä=
bifjen (f. Jöof) unb fcbrtftfdffigen (f. b.)$erfonen, bie
©etfilieben unb böbem {Beamten. Unter bie restlichen Anges
legenbeiten, welche nad) ben meiflen beutfeben ©efe&gebun*
gen, ujrer befonbern Statur wegen / bem allgemeinen ©eriebte
ftanbe entjogen werben, gebären unter Anberm bie &btfc
eben, bie gcroibnlid) oon ben ßonftflorien (geiftlicben ©e
rieften) erörtert unb entfebjeben werben, übrigens gilt in
Gh?ilfad)en im Allgemeinen bie Siegel, baß Sctemanb feiner
orbentlicien Cbrigfcit, b. t). feinem competenten ©eriebte,
entzogen werben barf. 3n Griminalfacben bat aber jeber
Siebter, wenigstens jeber inldnbifcbe, ba$ Stecht unb bie
'pfficbt auf ftd), jeben Verbrecher, beffen er in feinem ©eriebte"«
ieyxte habhaft werben (ann, jur Untrrfucbung ju jieben unb
nötigenfalls ;u oerbaften. Damit ein ©eriebt feine gunetio:
nen mit ber erfoberücben fflhffamfeit oerfeben fann, ifl
oor Allem nötbig, baß bie $crfonen , beren gleichzeitige ©e;
gerrwart ju «fperjteöung eineö Pollftdnbigen ©eriebts' gefefctid)
erfoberlicb ift, an öericbtSftelle, b. b- an bem £rtc , roo
baS ©eriebt feine ©i&ungen bdlt, beifammen ft'nb. 3fl bieS
ter gaU, fo fagt man: bie ©erid)tebanf ifl geborig
befe|t. 9lad) gemeinem Sickte muß jcbe$ ©criebt wc;
nigjlenS au§ jwei ^Perfonen befleben. Diefe ftnb ber 9?icr)s
ter unb ber ©eria)t$fcbreiber (ÄctuariuS). Der Siebter hat
tai ©an^e $u leiten unb baö Urtel ju f»recbcn. Die Pflicht
brt ©erid>t$fcbreibcr3 ifl , 31 lleö , was" »or ©eria)t ttertjanbett
roixh , nieberjufd>reiben unb in bie Acten ju bringen. 3fl
:or 3liä)ter unb ber ÄctuariuS in ©ner ?)erfon oereinigt,
reic bieS bei fleinern ^)atrimonialgericbten oft ber gall i|T,
fo «erlanqt man in oielen ?dnbern, j. SS. in ©aebfen, noch
l«ic Anwefenbeit »on ©eria)t6beififeern ober fogenann:
:cn ©tbop pen. Aua) wirb beren ^injujiebung nicht fei;
ten ftir befonberS wid)tige Sdlle porgefebrieben, j. 33. bei
wiebttgen ßriminalunterfucbungen. Der äBorfleber beö ©ej '
ricbtS, ber Sfrcbter, beißt, wenn biefeö ein fön. Untergericht
irr, in mand)en ©egenben Amtmann, ©erid)tdamtmann,. bei
ben $atrimonia(gericbten ber ©tdbte gercöbnlich ©tabts
riebter, außerbem ©eria)tSbirector, ©erid)t$bais
ter ober ©ericbtäoerwalter, im ©egenfa^e ju bem
©eriebtöberrn, b. i. bem ©gentbumer beg be'treffenben
9)atrimonia(gericbtS. Die Sorfteber ber obern unb bod)ßen
©eriebte führen gew6bnlicb ben 2itel $rdftbenten, unb bie
unter ibnen jlebenben ©eriebtöfebreiber ben 2itel ©eeretaire.
Die übrigen bei einem ©eriebt angeflellten ^erfonen beißen
nach ben ibnen obliegenben ©efcbdften ©ericbtdCanjli:
jlen, Gopiflen, ©ertcbtSboten, ©ericbtSbiener, ©e»
ricbtSfrobne u. f. w. — ©eridjtßfolge nennt man
bie Dienfle , welche in polieeilicben unb yeinlid)en Rallen ju
Auffucbung, ArTetirung, £Bewacbung unb ÜranSoortirung ber
Sanbfheicber unb S3erbrecber auf Verlangen fceo Slid)terS
pon ben ©erid)t6untertbanen geleiflet werben muffen. Auch
nennt man bie leerem felbft bie ©ericbtöfolge, infofern fie
eben bie erwähnten Dienfle Perricbten.
©euebtägebraueb ober ©ericbtSbraud) heipen
bie reebtlicben ©runbfä^e, weld)e ein ©eria)t angenom:
men bat unb mit <3onfequen} befolgt. Der ©erid)td:
brauch ifl ein formeller, infofern er [ich auf ba6 ges
riebtiiehe SBrrfabren bejiebt, ein materieller, wenn er
Cnnfluß auf bie Sntfrbeibung felbfl bat. (Sin ©eriebt barf
unb foK fogar in ber Siegel ben einmal angenommenen ©e>
ricbt&braucb fo lange beobachten, biö berfelbe nid>t bureb
auäbrucf liebe ©efe^e abgefebafft wirb, ©erichtsbanbeis-
bücber ober ©erid)töbanbel8örotof olle finb bie IBus
eher, in wcltbe bie Pom ©eria)t conftrmirten Skrtrdge ber
^rioatperfonen , bie oon ibm ertbeilten donfenfe, j. 50. bie
Einwilligung 3U Aufnahme bopotbefarifeber &cbulben, fers
ner bie an ©ericbtöflede Pon 9>ripatperfonen geleifleten Quit-
tungen unb S^erjicbte u. f. w. eingetragen werben, ©es
rid)t$foflen ober ©eriebtögebubren (3ubicialien) ftnb
bie bureb Verfügungen unb fterbanblungrn eine$ ©ertcr^ti
erwaebfenen Äofien. (Sin ©erid)t bot baS Slecr)t, ferne
äoflen oon bem 3ab(ungdpflicbtigen, wenn fie fonfl ba8 y.
fefelicbe 9)iaß niebt überfd)reiten, im äBeigerungäfalle fofort
burä) Anwenbung erecutioifeber äwangemaßregeln , j. SÖ.
burd) AuSpfdnbung, bei zutreiben. ©ericbtSnu^ungen
nennt man bie pecuniairen 83ortbei(e, rcelebe mit bem »e-
ft|e einer ©ericbtSbarfeit oerbunben finb. ^ierber gebftrt 5. Sö.
bai Sleä)t be$ ©erieht&lierrn , bie ©trafgelber pon feinen
©ericbtSuntertbanen für fid) ei nju riehen. Unter ©ericbtS;
orbnung perflebt man benjenigen Sbeil ber ©efe^gebung
eines ©taatee , welcher bie bei jDrganifation ber ©erid)te unb
bie bei bem gerichtlichen Verfahren ju beobaebtenben Vor:
fehriften enthalt, gälfchiich, wiewol nicht feiten, wirb bieä
2Bort gleicbbebeutenb mit ^)roteßorbnung (f. b.) ge»
braucht. G er i cb t e fpr eng c I ober Öe ri cht ? bewirf ifl
ber örtliche Umfang ber ©enebtebarfeit. Da6 ©eria)t barf
ihn eigenmächtig nicht uberfebreiten unb muß beffen Ver-
legung oon einem anbern ©eriebte bei Vermeibung eignet
Verantwortlicbfeit feiner jDberbeb6rbe anzeigen. SBill ein
©eria)t auf einem fremben ©ericbtSberirfe etwa« Polljieben,
fo muß eä ben dichter be§ ledern bierju in Anfprud) neh=
men (reguiriren). ©eritbtStage nennt man bie Sage,
25*
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an welken bic ©erlebte ihre Sifeungm halten. £>ocf> fommt
tiefe {Benennung in ber Sieget nur bei fleinern Matrimonial
gerieten »or, wett&e bei bem geringem Umfange ihrer ©e*
födfte mir »on 3eit ju Seit einmal ©jungen halten. —
öerid)tiict)e ?trjnctf untc ift trr SEbeil fcer Ärmeifuntf,
welken ber {Richter erlernen muß, um in »orfommenben
gällen einen richtigen Sunt beriet entwerfen ju tonnen, u 8S.
über bie SMbtlicbfeit ber an einem &i(b>am entbeeften SBun*
ben. 9tun pflegen gwar, befonber« in großem Gerieten,
hierzu gewöhnlich, eigne © erict/tödrste verpflichtet ju wer»
ben, allein roenn biefe nicht gleich ju tyaben ftnb unb ©ei
fahr im Berjuge ift, fo ift c« nötbtg, baß ber {Richter be*
ren vsteue etnigermapen oertreten rann.
C?« würbe bereit« bemerft, baß bie ©eriebte fü$ eigentlich;
nur mit bem 9tr$tfprec$ en ju befeb^ftigen haben. 3n tiefe»
©ejiebung bilben fte bie britte ber brei Staatsgewalten ; biefe
ftnb ndmlicb bie {Regierung«gewalt, gefefcgebenbe ©ewatt unb
bie rtc^terltd^e ©ewalt. Dte erflere btefer ©ewalten, aud) bie
»oUjiebenbe genannt, bat jwar ba« au&fd)iie [liiere Kecbt,
neue ©efefee ju beantragen unb bie Berfaffung ber ©erichte s,u
orbnen, ffe barf aber nie eigenmächtig in ben ©ang geriet«
' lieber Berbanblungen eingreifen, fo lange biefe ndb m ben
friedlichen ©renken bewegen, Sie führt baber jwar bie
ortwdbrenbe SDberaufftcht Darüber, baß bie ©eriebte bie ifj;
nen obliegenben Functionen gehörig erfüllen, aber fte bat
burct>au« fein {Recht, ftd> in bie gffcfemdßigen QEntföeibun*
gen ({RecbtSfprüc&e) ber ©erichte ju mifeben. Bor ben 3u=
fttjminifter geboren bie klagen wegen verweigerter ober »er«
nactldfjTgter Sufrij, aber feine«weg« fommt ihm bie Xbdn*
berung ober Betätigung gerichtlicher Urtel ju. Erlaubt ftcb
bie {Regierung begleichen willfürlicbe (Singriffe in bie ©e*
richtSoerfafTung, fo nennt man bie* GabinetSjuflij. Sie tfl
flet« ein Äennjeieben be«potifcher S?egierung*formen. ©n
wefeutliche« SRittel ju £erjlellung ber erfoberlicben Unab»
bdngigfeit ber richterlichen ©ewalt beffebt barin, baß ber
{Regierung nicht gejtattet wirb, bie einmal »on ibr angeftell;
ten ©ertcbtSbeamten wiOrurlici) wieber abjufefeen. 2Ran
nennt bie« mit einem fehlest tat. SBorte bie 3namo»ibt*
litdVber Stkbter, welche in ben meijten ciotliftrten Staaten
Europa« eingeführt ifl. Di ffe Selbfldnbigfeit ber ©eridbte
ifl fchon beSbalb fehr notbwenbig, weil btefe auch über bie
ton ben Unterthanen gegen bie Regierung felbfl im aefefclis
eben SBege erhobenen Älagen, fowte über bie Strafbarfeit
ber »on ben Unterthanen gegen bie Regierung begangenen
Berbredjen ju entfebeiben haben. — lüic gerichtlichen QnU
fcheibungen ftnb auf bie beftebenben ©efefce ju grünben.
Bon tiefen objugeben if} bem Seichter in feinem $aQe ae*
flattet, auch bann nicht, wenn bie Beftimmungen ber ©e*
fefee nur Formalitäten betreffen ober feiner inbieibuetlen über«
jeugung wiberfprechen. STbut H ber {Richter bennoch, fo
maßt er fieb eine ihm ganj frembe gefe|gebenbe ©ewalt an
unb bleibt für bie überfebreitung feiner ©renjen oerantworfc
lieh. 3n ßnglanb unb granfreich ftnb ju Prüfung unb
Berwerfuna ber gerichtlichen Cntfcheibungen in biefer Be«
jiehung befonbere Behörben eingefe|t. ®ie führen in Jranf»
reic^ ben «Raraen öaffationShofe. 3n Dcutfchlanb hat man
bafur bie fogenannten 9(ichtia,feit3flagen, mittelö welcher ben
Unterthanen erlaubt wirb, bie Befchwerben gegen eine ge>
richtliche Cmfcheibung »or einer hob«" Bebörbe anjubnn»
gen. — Gbenfo frreng wie t>on ber gefeftgebenben foQte et>
gentlich bie richterliche ©ewalt auch »on ber ooQriebenben
ober 9feaierung*8 ewalt gefchieben fein, wie bie« auch in
granfreich unb Cnglanb grißtenthei» ber gaff. ift. ®o
werben v B. in biefen Staaten bie (Sriminalurtel nie »on
bem ©encht, welche« f!e gegeben hat, fonbern ffets »on be>
[entern !Regierung«beamten »oQfrrecft, welche in granfrti*
Aronanwalte, in Cnglanb ©i?eriffs Reißen. 3n jDeutfcblanb
bagegen ftnb bie ©erldbte gräßtentbetl« auch mit erecutioer
©ewalt beflcit et, jeboch faft burchaangtg mit ber Befchrän-
fung, baß in wichtigem Griminalfauen bie Straferfenntniffc
nicht ohne »oraangtge beooUmachrigenbe Berorbnung ber
{Regierung »on ben ©eriebten ooUjoaen werben büefen.
2öa5 entlich bie @taatS> ober »olferrechtlichen ©renken
ber ©ericbt«barfeit, alfo ba« Berhältniß ber ©eriebte ver--
fchiebener Qtaattn ^ueinanber betrifft, fo gilt hierüber,
wenn bie ©taaten nicht unter fieb biefe« Berbaitniß burch
befonbere Bertrdge ge»rbnet unb fefigefttllt hahm, im "201=
gemeinen bie {Regel, baß fein ©ericht im 2tu«(anbc irgenb
eine ©ewalt auszuüben befugt ifl. hiernach iß ein inlanbi--
fche« ©ericht nicht »erbunben, bie entfeheibungen au«wärtn
ger ©eriebte anjuerf ernten ober ben Berorbnungen berfelben
golge ju leiften. 2Me in 6i»ilfachen gegen Snglänbex »on
auölanbifchen ©erichten gegebenen (Sntfcbeibungen werben in
(eitglanb »on ben Beh6rben nur bann »oQ^retft, wenn bie5
ohne eingriffe in ba« ©runbeigentbum unb ohne Beraubung
ber perfonlicben Freiheit bc« Berurtbeilten gefchehen fann.
3n granfreich futbet bie BoQjiehung eine« im Xu«lanbe gt-
fprochenen Urtel« gegen einen granjofen nur nach »org&ngi
ger {Re»ifton be« ganjen VcMeffrJ flatt. 25a« Berhaltnif
oer latotigeriajtsoarreu oer oeur|com Staaten |owoi unter;
einanbex, a(« gegen ba« Xu«(anb, ift, ba wir hierüber bis
jefet noch feine auSreicbenbe allgemeine ©efe^gebung hoben,
febwanfenb. 3n driminalfachen hat jjebec Staat ba« {Recht
unb bie Berbinblicbf eit, bie in feinem ©ebiet begangenen
Berbrecben, fowol an 3nlänbern al« an 2lu«lAnbem, ju h
fhrafen , ob nach ben inlänbifeben ®efe|m ober nach ben ©e>
fe^en be« ganbe«, bem ber Berbrecber angehört, ifl winfurlich.
SDcan wählt gewöhnlich bie in ber Aeünat be« Berbrecber^
geltenbm ©efe((e nur bann, wenn fte milber ftnb, al« bie
tnldnbifcben. (gbenfo hat jeher Staat ba« Stecht, feine Un-
tertanen, bie im Xu«lanbe ein Berbrechen begangen t)aben,
nach ihr« {Rücffehr jur Unterfuthung unb Strafe ju jie^en,
benn burch ba« bloße Berweilen un 2(u«lanbe fy&tt man
nicht auf, Staatsbürger feiner ^»eirnat gu bleiben. SBirb ein
Berbrecher flüchtig, fo fann etn auswärtiger Staat, unter
beffen Scbu| er ftcb begeben, jur Auslieferung beffelbcn
rechtlich nicht gejwungen -werben. J)ie beutfeben BunbeS^
flaaten liefern ftch jufolge befonberer übereinfunft bie Ber=
breeber gegmfeitig au«. 2>ie« ift auch um fo nctbwenbigtT,
al« in Runen Staaten ba« Austreten in ein frembe« Staats-
gebiet mit wenig Schwierigfeiten »erbunben ift, unb bc.
her, wenn jene Bereinigung nicht frattfäntc, bo« flroflcfc
Beriefen ber Qrimmolgefe^e in Deutfchlanb febr begänfligt
fein würbe. Uberhaupt ifl bie Crrbattnng unb Berbeffcrung
ber ftttlicben Drbnung ber qcmeinfdjaftltct>e 3wecf aller citi-
liftrtm Staaten, ber nur bann erreicht werben fann, wenn
Berbrecher nhrgenb mehr eine gretftatte für ihre Scbanbtbr
ten finben.
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Oermain 199 Geruch
<S*rmom (®raf ©aint«), einer be» gewanbtefien S$e*
trügt:, bie rt jemals gegeben hat. Qt war ein SRann tum
bem feinfien benehmen, von ber graten ©ewanbtbeit, Poll
ber raanmcbfaltigjten Jtenntniffe unb b^tte ein fer>r empfeb»
lenbeS Außere. Dabei erzählte er aber »on [ich felbfl bie wun»
berbarflen Dinge, bie fo obgefömacfi waren, baß man ibm
rrahrfcbemUcb nirgenb (Blauben gefebenft hätte, wenn @.
nicht auf eine bocbjt gemanbte SBeife [ich bureb. 83enufeung ber
fdjwacben Seiten berjenigen ^erfonen , mit beneu er e3 eben
ju thun hatte, Bertrauai gu »erfebaffen gewußt bitte, Wicht
nur rühmte er [ich in ©efitj großer aldjijmijlifcber J&nnt«
niffe £u fein, (jbelfleine machen unb bie jäufunft twberfa*
gen gu tonnen, fonbern er etgdbtte auch, baß er fclbft 350
3abre alt fei, ftcb wicberbolt in 3nbien aufgebalten, bort
jebeime ©eiöbeit geholt tjabe, unb einen ÜebenStbee be*
n§e, welcber bie Sugenb wiebergebe. 3u ben Talenten,
bie ©. wirf Ii d) befaß, geborte ein meiflerbaftc» Sßiolina
fpieL Äud? febrieb er etwas DicrirteS jugteieb mit beiben
^änben auf gwei Sogen Rapier, unb bte gleicblautenbcn
cebrifren waren aud> in ber #anbfcbrift niebt gu unterfdm»
ben. Gr fübrte ein berumjiebenbeS Sieben, inbem er fitt)
an ben »erfdjtebenjien £>rten unter »erfdjiebenen Warnen
Äpmar, 9Rarqui$ be SBetmar, ©raf SEgarogp, (Sbeoalier
Scboning, ©raf ©oltifoff u. f. w.) auffielt unb fieb tneti
fteuS in ben böebfien <5trf ein , ja felbjl an mebren #öfen
Zutritt gu prrfc&affen wußte. Wtan bat nie erfahren fön»
nen, wann unb wo er eigentlich, geboren wotben fei Söabr»
fcbetnlicb war tr ein ^ortugiefe. Gl trat guertl 1770 ju
$aril in ben oornebmfien ©tfeÜTebaften auf, bielt ftcb
bie lebte 3<it feines geben} beim fcanbgrafen Aar! t>on Reffen
auf, unb jtarb 1795 wol über 80 3abre alt.
<?fnrtantais (ödfar), einer ber ebelften SRenfcben unb
auSgejeicbnetflen gelbberren 8?om$,'welcbet bureb fein« ©t*g*
über bte alten beutfeben SJÖlferfebaften (bie ©ermatten) fieb
hoben 9fubm unb ben ffieinamen ©ermanicuä erwarb. (St
war, geb. 15 ». Öhr., ein Sohn beS ßlaubiuS DrufuS
Wero unb ber Antonia, einer Stiebte be8 Augufhti, unb
würbe von feinem Cbcim SEiberiuS aboptirt. A13 SEiberiuS
;ur Sfegierung tarn, rerfurbte ein Xbeil be§ #eer3, bei wcl»
bem bet junge Gdfar mebt in ©unjt (tanb als SiberiuS,
ibn gu bewegen, ftcb ber 4?errf<baft gu bemaebtigen; aber
<iäfar ging auf biefe $länc nict)t ein, fonbern führte fein
ieer gegen bie SRarfen, eine germanifdje Cölferfcbaft. Qt
•rfiegte fe, fowie in ben fotgenben 3abren bie Äatten unb
: cruäfer. Stm (5ege|re8, bem ®d)wiegert)ater be3 ^)crs
n:an (f. b.) ftanb er gegen feinen ©cbwiegerfobn bei unb
rjbm bei biefer ©elegenbeit .^erman'S ©cmablin, Zhuh
letba, gefangen, ©ferfücbtig auf ben jieggeWntcn Gdfar,
rief iiibcriuS benfelbcn mit erbeucbelter Siebe jurücf unb bc=
• :'Jigte tym bie ®bre be& 5Eriumpb§. Äber aud; in SRom
-rar ibm ber giebling be8 Sßolfeä wie ber Jtrieger ein £ont
in 2tuge unb fo febtefte SKiberiuS ©. nacb ben morgenlcinb.
^rotin^cn be5 großen JRömcrreicbS, inbem er ibn jum £bcr=
vefebl&baber beä gangen IDrientS ernannte. .Raum im 3Ror;
^rtUmbt angefommen, erfranfte ©. unb ftarb 19 n. Q\)t.
ööcbj wabrfcbeinlicb war er »ergiftet, entweber auf beim»
lieben Sefebl beä SiberiuS ober codi ibm ju ©efaQen.
^frmaniömfn beißen biejenigen ©gentbümlicbfeitcn,
;urcb welebe fieb bie beutfet)« ©pracbe in ÄuSbrücfen unb
SBenbungen öon anbfln ©praeben unterfebeibet unb in be»
nen ftcb baber am meiften ber Qfyaxalta ber beutfeben ©pratbe
au&brucft. Söfim übertragen au$ ber beutfeben in eine an--
bere ©pracbe muß man ftcb wol bäten, biefe (Eigentum«
liebfeiten in ber fremben ©pracbe nacbgubtlben.
6fT0tf (bie) tfl eine ber nüfclicbfien ©etr eibearten, in*
bem bie ©amenfruc&te berfelben jur Bereitung ber ©raupen,
'be« IBiere«, jum JBiebfutter, jum Jörob u. f. w. »erwenbet
werben f unb aueb ba« ©trol) ein gute« Siebfuftet gibt,
©ie wirb gewibnlicb nur alJ ©ommerfrutbt, feltner auet)
al« SSBinterfrucbt (f. ©e treibe) angebaut unb »erlangt »um
guten ©ebeiben flet« einen fetten unb febmeren ©oben. XJon
ben anbern ©etreibearten unterfebeibet fieb bie ©erfte buret)
il)ren furjen ©tengel unb bie langen ©rannen an ben
ren. 65 gibt eine große «Wenge »erfebiebener ©erfienarten,
welctje man tbeil« nad) ber 3eit ber 3(u5faat in Sommer*
unb SBintergerfie, tbeit« uacb ber ©roße unb ©eflatt ber
Äorner, t^eile» enblid) nacb ber j&bj ber Kdbm, in benen
bieölüten jleben, in jweijeilige, »ierjeiliae, fecb> ober »iel*
jeilige unterfebeibet. Die gute ©erfle erfennt man an niebt
aHjugropen, aber febr oollen Äirnero, gldnjenber garbe
unb weißem, feflftfeenbem Wlttye.
($rruct) begeiebnet fowol bie riechbaren Seflanbtbeile eines
JtörperS, ald ben ©erueböftnn. Da* jDrgan beS leejtem ifl
bie 9lafe (f. b.) mit ibrer fcbleimbdutigen Xuöfteibung unb
ben in biefer ftcb oerbreiterfben ©erueböneroen. Dieienigen
abeileben, welebe ein rieebenber Äirper »on aüen fünften
feiner S?berflacr>e auSfh6men läßt ober bie ibm bureb bie fßu
»egung ber 8uft entriffen werben, eerbreiten fi<b tri biefer,
unb werben bureb bat (Jinatbmen in bie Wafe unb hier
mit ber ©(feleimbaut in SJerübrung gebraebt, wo fie bann
bet ©erucbSner» in feiner gangen Ausbreitung emppnbet.
Dringen bie rieebenben tytiläjm bureb bie beftältbig offen:
flebenben 9iafenlöcber aueb »on felb|i em, obne baß e* baju
erfl be§ ßinatbmen« bebarf (we$b<rib, mm w\v un8 ejnfm
üblen ©erudje entgieben woDen, wir bie Stofe ginglicb «er»
fcbließen muffen;, fo gelangen fte bo<b «rfl bureb bie mit
bem ©natbmen oerbunbene ^Bewegung ber Suft in bas
innere unb namentlicb in ben obern Übet! ber Wafcnböblc,
wo fieb oorgugftweife ber ©eruebsneroe ausbreitet. Die Ser:
riebtung be8 dfiecbenS wirb bei bem üRenfcben auf mannieb»
facbe Art bureb bie ©truetur beS ©erucbSorganeS, bet ftofe,
erleicbtert unb begiinfiigt <?rwdbnung »erbienen in biefer
ffiegiebung bie b»b« ©teile, welebe bie 9tofe an bem menfef»»
lieben Äorpcr einnimmt, bie borijontale Unb nacb unten
gebenbe 9?id)tung ibrer Öffnungen , bte f norpelige IBefcbaffen»
beit unb ffieweglicbfeit ber 9eafenflügel u. f. w. Der ©c;
rud) ifl jeboeb ber unvoUtommenfie ©inn be5 JDtenfcben,
wdbrcnb ibn bic %f)\txt in beiweitem b^benn ©rabe U-.
ft|en. 3Renf<ben, bie in einem toben Gulturguftanbe (eben
unb ftcb mebr bet ibnen gu ©ebote jtebenben naturlicben
^)ülf5mitte( bebienen muffen', geiebnen ftcb butcb febarfen ©c
tueb auS; fo g. S. bie Sieget, welche im ©tanbe finb,
butib ben ©etueb ut uirterfebeiben, ob ein SRenfcb, ber fieb
ibnen nähert, ein xBeißet obet ein Weger ifr. Der ©eruebt"
ftnn bient oorgüglicb gut Crfotfcbung.bet ffigcnfdjaften ber
£uft, bie wir atbmen, unb bet Wabrungtmtttel, bie un$
bargeboten werben. An bat» SSunberbare grengenbe Dienfie
leiftet ber ©erueb ben S£i>tcrcn, fo j. ß$. bem ^»unbe, ber
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Gesandte 1!
burdj ihn tm ©tanbe tfi, feinen Qtxm, von bem « t>ieU
leicht SReilen weit hinweggebracht worben ift, beffen 28of>»
nung ober ihm jugebörige verlorene ©egenftcmbe n>iebec auf«
jupnben. Die JBrauchbarfeit beS äunbeS jur 3agb beruht
auf bet ©chärfe feines @eruct)S. auch foUen. iure!) btn
©eruch geleitet, bie ßugvögel fkiä narih ben nämlichen SDr*
ten, bie fte früher bewohnten, jurütf fliegen u. f. w. SSiele
fc&iere ftnben nur mit pfiffe threS feinen ©eruct)$ biejeni»
gen SlahrungSmittet auf, bie ihnen jufagen, unb werben
anberwfeitS allein burcb, it)n vor ©iften gewarnt. Der ©e=
rucbi-finrt i(t mannen franfhaften 5B«anberungen unterwor»
fen. ©elfen fehlt er in golge urfprünglicher SBilbungSfehler.
gortwctyrenbe JReijuna ber SRafenfchleimhaut, ©eföwüre
berfelben, franfbafte jjufMnbe ted ©ehimS f6nnen völligen
SJerluft beS ©erucr)SftnneS jur golge haben. SBihrenb ei*
neS heftigen (Schnupfens fchwinbet er ebenfalls für einige
3«t, fehrt aber nad) bem Aufhören beffelben jurücf. SBJi*
bernatürltch gefletaert «fchemt er bagegen juwetlen bei ner*
ecnfd .v.:.: . i Unionen unb folchen, bie an einer franfhaf*
ten Erregung beS ©ehirnS leiben. Mitunter machen nur
beflimmte ©erücbe einen unangenehmen ßinbruef auf ber«
gleiten SRenfchen. 20l$u jlarfe ©erürfjc, namentlich wenn
fte anhaltenb eingefogen werben (j. 25. von gilien), jieben
äopffchmerj, JDhnmacbt, ja wol gar Stob nach f»*, bah«
man fiel) hüten foH, ftarfricchenbe ©eaenftanbe in ben 3im»
mem ju leiten, ©ine franft)afte Umftimmung beS ©erucbS-
i'imtc», Vermöge beren angenehme ober unangenehme @e<
rA.bc, bie nicht vort)anben ftnb, wahrgenommen ober auch
wibrige ©erüche abficr/tltcr) aufgefucht »erben, beobachtet
man fafi auSfchliefjlich bei Iwpoctjonbrifchen unb hvfarifchen
^erfonen. JBiSweilen foUen SRenfdjen, bie an (Spilepfte lei»
ben, turj vor bem Anfalle Teilchen ju riechen glauben,
ober ftch im ©egentheil über einen Übeln, unangenehmen
©eruch befragen. Die (Sintheilung b« ©eruche riedmiber
©egenjldnbe in angenehme unb unangenehme (ftinfenbe) ift
fe()r unbeflimmt, weil e$ eigentlich reinen an ftch fcf>lccfotctt
©eruch gibt, benn ieber aU$u ftarfe @erucb wirb unangenehm,
wogegen auch t>6c^fl übelriechenbe Jtörp«, in fehr Keinen
Dofeit anaewenbet, einen angenehmen ©eruch erjeugen.
jjwifchen ©eruch unb ©efehmaef berrfebj eine ähnliche SBer»
wanbtfchaft, wie jwifchen ©eftefct unb ©ehör, fobafj bie
SBabrnebmungen beiber Sinne ^duft0 miteinanb« verwed>
feit werben. (SJergl. ©inne.)
(6cöanMe werben bie bevollmächtigten ©efch<SftSführ«
genannt, welche von ben (Regierungen an frembe $öfe bei
einjelnen ©eleaenheiten (außerorbentliche) ob« für bejtdnbtg
(orbentliche) abgeorbnet wnben, um bort baS 83efte beS vas
terldnbifchen ©taatS wahrjunehmen. Die befldnbigen ©es
fanbten ftnb erit feit ©nbe be6 16. Jahrb. ©itte geworben,
feitbem ein ununterbrochener, lebhafter SJerfehr jwtfchen ben
gebilbeten 5B6lfern (Suropaä jlattfinbet. 3»an unterfcheibet
brei »erfcbwbene Glaffen ber ©efanbten. Den eorncbmften
Stang haben bie ^(mbaffabeurS, ben gwetten bie Unters
,nuntien beö ^>apfleö, bie fintiose:' ober bevollmächtigten
5Jcini(ler, ben britten enblich bie fltefibenten, refibhenbe
SRinijler, Charge d'affaires. D« Xitel (grcellenj Fommt
eigentlich nur ben Xmbaffabeurg ju, boch «halten ihn in
ber UmganaSfprache auch bie ©efanbten jweiten Sange«.
Der ©efanbte oertritt im fremben 2anbe fein jßaterlanb unb
9 Oesandfe
hat ta§ 3fnfcbf rt beffelben aufrecht ju l;ai:nt. Durch tiefe
SDbliegenheit wirb ber ©efanbte eine geheiligte ^erfon, w*
ehern alle bie Ächtung unb Ehrerbietung bejeigt wirb, bie
man »or bem <2>taatt h<»t, b« ihn abgefchitft, unb jebe S5e-
leibiaung eine« ©efanbten wirb aufgenommen al$ ber gan-
gen watton angethan. Sin Ämbaffabeur wirb oon bem @ou:
»erain, an welchen er gefchitft tfl, felbjl feierlich empfan=
gen. Die wenigllenS ehemals bi«b« gebräuchlichen geierlich=
feiten ftnb folgenbe. Tin bem feftgefefcten Sage wirb ber ©cj
fanbte von einem ^ofbeamten m einem mit fechS $ferten
befpannten ©taatSwagen abgeholt, hierauf folgt ber gleich^
faüS mit fecf)3 ^ferben bekannte leere ©taaWwagen beS ©e^
fanbten. Die ?)ferbe be« ©efanbten ftnb nach einem ben
ZmhaffabeurS gufommenben SJorrechte mit gioccht, ©taatä:
quaften , gegiert, herauf folgen bie SEBagen mit bem (Befolge
beS ©efanbten. Der gurfl empfingt ben ©efanbten im Äu--
bienjfaale unter bem Thronhimmel mit hebeeftem Raupte , auf
feiner rechten ©eite flehen bie ^)rinjen,'auf fein« linren feine
SRinijier, ju beiben ©eiten im ©aale bie fremben ©efanbten
tmb ber $of. Stach aefchehener JBegröf ung nimmt ber 2lm:
baffabeur auf einem ©effel, bem Sthrone gegenüber, ^)Ia6
unb fpricht mit bebeeftem Raupte eine feierliche Siebe, inbem
er fein Srebitio (fi3eg(aubigungSfchreiben) übergibt, auf welche
ber gürjt antwortet. Darauf begibt ftch b« ©efanbte nach
breimaligem Berneigen mit entblößtem Raupte rüerwart« au«
bem ©aale. 2J?inber feierlich, aber auch bureh Sceaeln ber
(Stifette auf baS genauere befrimmt, ftnb bie übrigen »efuebe,
welche ber ©efanbte theil» ju machen, theilS anjunehmen bat
©efanbte beS jweiten SiangeS w«bfn oom ©ouwrain, an
ben fie gefebjeft ftnb, mit .weniger geierltchfeiten ohne ©e;
genwart bed ^ofeS empfangen, unb ©efanbte bc£ brtt:
ten (RangeS melben fleh nur bei ben üßiniftern beS gürten
unb werben biefem gelegentlich borgefrellt. Die (Itifette
fchreibt ebenfo flreng baS »enebmen ber ©efanbten gegeneins
anber cor, weil eS barauf anfommt, baß fein ©efanbter tu
neS ©taatS ber Sßürbe beffelben gegen einen anbern etwas
vergebe, ©o gibt bei ©taatsbefueben ber ©efanbte beS erfien
SlangeS nur ©efanbten von gleichem (Range bie rechte #anb
tu f. w. 3uwcilen Kühh mehre fleinere ©taaten (um bie
Soften ;,u fparen) gufammen Q inert ©efanbten an einem
größern >g>ofe unb arößere ©taaten h<*bcn ©inen ©efanbten
für mehre l leine $ofe. Daburch, baß b« ©efanbte eine*
©taateS angenommen unb empfangen wirb, erfennt ein©oiu
v«ain bie ©ouverainetdt beS anbern an. 9?ur von "SR .ich-
ten, mit benen ber ©taat in griebe unb greunbfd)aft lebt,
w«ben ©efanbte angenommen, bat)« reifl vor Ausbruch
eines JtriegeS ber ©efanbte iebeSmal ab, unb eben ceShaib
werben ©efanbte' \u griebenSuntorhanblunaen wdhrenb bei
ÄriegeS nur von einem baju beauftragten aRinifler beS gürs
flen, nie aber von biefem felbfl, mit öffentlichen (ShTenbe*
geugungen empfangen.
Die befidnbigen ©efanbten haben nicht öDeüt alle B«:
hanblungen ihres .^ofeS mit bem fremben ;u leiten, fonbern
auch im TfUgemeinen baS S3efle ihrer SanbSleute m allen
fällen wahrzunehmen; fte hoben mit ihrer Autorität für bie*
felben ftch 2" verwenben, wenn ihnen ein Unrecht im frem:
>en fanbc angethan wirb, fte höben fte mit (Rath ju ttnt»
fluten, vu empfehlen u. f. w. 3fußerorbent(iche ©efanbti
werben ju befonbern SBerhanblunaen unb bei Gelegenheit t>on
jsamutenereigntuen an rremoe «pofe geiajtcci, ju »euetVMe*
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Gesang
199
beschichte
jeugungen, S^Iücrtounfchungen u. f. f. Äußer bem fcbon
erwähnten Sfccbte ber Un»erlefclicbfeit unb ben ßbrenred)ten
haben ©efanbte aurf) noch ba§ S?frf>t ber grlerritorialttit,
nach welchem fte unb ihr ©efblge ber Roheit unb SDbrigfeit
beS oefcbicften ^ofeS nicht unterworfen ftnb, b. h. überaß
fo behanbelt »erben, oIS befcmben fte firf> im ©ebiete ibreS
eignen ©ouoerainS. Der ©efanbte übt felbft über fein ©es
folge bte birrgetlicbe ©ericbtsbarfeit auS; bei Verbrechen,
toclche »on SJcitgliebern beS ©efolgrS »erübt werben, neb-
men bie ©efanbten oft baS {Recht in ftnfprucb, ben Söer»
brechet nacb feiner ^eimat jur ©eftrafung ju fdn'cfen. "Und)
oon allen, bie 9>erfo" treffenben, Abgaben ifi ber ©efanbte
fm fremben ?anbe befreit unb bat fiberbieS baS Stecht, SSaa*
rrn au« ber .£>eimat ju feinem ©ebrauet) uncerjollt eirmt:
rubren, wenigflen-3 bis ju einem gewiffen ©rabe. DaS ©e*
folge beS ©efanbten bat tbeilS ben 3wecf, ir)m bei feinen
©efödften bebülflicb ju fein, tbeilS bient eS jur erbobung
beS ©lameS ber ©efanbtfcbaft. Die wiebtiafle ©teile bettet*
bet ber ©efanbtfdjaftSfecretatr, welcher alle ©rhriften
abjufaffen, buo Tagebuch ju führen unb baS Ärdn'» in SDrb;
nung )u erbat ten bat, auch in nötbigen Stillen ben ©es
fanbten feibfl vertritt. Äußer ihm ftnb guweilen aua) noch.
©efanbtfchaftSrdthe jurSfjeilung berÄrbeit beigegeben.
Die ©efanbtfcbaftScawaltere haben »onügltch nur
Gbrenbienjte ju leijtett. 3m»eilen führen bie Ämbaffabeure
rool aud> Sbtlfnaben bei fiel), unb ehemals roaren fte ton
©arben begleitet, bie jefet jeboeb auf einen ©cbweijer be*
ftJbränft fmb, ber als Eburwdchter bient. Tin $öfe »on
anberm £Religion$befenntniß nehmen bie ©efanbten meiflenS
einen eignen @eifllid)en mit.
<?fSang ifl bie ju SRuflf geworbene mcnfd)liche SRebc.
Zit .Jtunft*bat noch fein 3nfhument ju erftnben Dermocbt,
welches an SBilbfamfeit unb ©cclenbaftigfeit bte menfcblicbe
Äehl« übertrifft, unb rote ber ©efang bie erfie unb natür>
licbfle SRuftf ifl, fo ifl er au<h bie febonfte unb ergreifenbfle.
Der ©cfang bat jugleicb vor ber Snflrumentalmuftf ben
großen SSorjug, baß er bie ©efüble jugleicb in £6ncn unb
Sorten auSföricbt, baber bie unmittelbare (?m»finbung ber
SRufif bureb ben ©inn ber SSorte unb biefer burch jene
erfldrt wirb. SRufif unb SJortfinn muffen einonber aber
genau entfpreeb.cn, wenn ber ©efang feinen äweef niefct
eerfeblen fofi, namlid> jugleid) ber oollflänbigflc Äu&brud?
ba (jmpftnbung ju fein, unb biefe felbfl am mäcbtigflcn im
i>6rer ^u erregen. 3n fetner böct>|lca ÄuSbilbung ifl ber
©efang bramanfd), wie in bcrJDper, wo alle geibcnfdjaffen
tmb ©efübl« im ©efange laut werben. Den bocbjlen ©cj
genjlanb bat jeboeb ber re(igi6fe ©efang, ben man als mad)<
:i ®rregung3mittel jur Änbacbt feit bcn altcflen 3citcn
beim ©ottrtbienfle eingeführt bat. (Sammlungen religi6fer
tteber 5um ©ingen werben ©efanabücber genannt, ©ie
f.nb »orjüglid? bei ber proteftantifc|en jftrdje in ©ebraud)
gefommen, wo bie ©emeinbe am ©efange Sbetl nimmt.
butJba felbfl gab baS erfle beutfd^e ©efangoud) IjerauJ, unb
rem finb fajl in allen großem ©emeinbett eigne ©efan^
büd)rr öffentlich eingeführt worben unb mit ber fortfebret»
tenben Jöilbung neue ©efanabücber an bie ©teile ber alten
getreten.
C&tsdjfnh ifl ieber ©egenflanb, bet einer f)erfon »on
einer anbern ju <5igent^um übergeben wirb, welcbe bietjer
im rechtmäßigen ISBeftö beffelben war unb jur Abtretung
feine S3crpflid;tung batte. — ©efdbenf beißt oorjugSweife
bie Unterflüfcung an ©elb ober 3ebrung unb Verberge,
wefebe gewtffe J£)anbwcrfe ben wanbernben ©efellen ibrer
3unft bei beren Änfunft in einer ©tabt ertbeilen. ^anbs
werfe, welebe fold>e ©eftbenfe ertbeilen, Reißen gefd)enfte.
<5f0cl)icl)lt, ^)iflorie, ifl in oHgememfler JBebeutung
erja^lung »on IBegebenljeiten. bie alö gefebebene »orgetra»
gen werben. 5ßon ber ©cfdjid^te im engern ©inne aber
»erlangt man, baß bie in ibr erjal)lten ©egebenbeiten nid;t
bloS fdjeinbar, fonbern wirflicb gefdjebene ftnb, unb ba nur
baS jßebeutenbe unb 2ßtd;tige be$ 'ÄufbewahrenS wertb ifl,
fo »erlangt man ferner, baß nur btcfeä in bie ©efdjicbje,
aber aueb mit m6glid)(l größter SßoHflänbigfeit, aufgenoms
men werbe. Daburcb, baß ber ©efcbid)tfcbreiber in ieber
ber beiben angegebenen Schiebungen wiffen muß, waft bl-
florifcb fei, wirb bie ©efebtebte felbfl jum ©egenflanbe einer
2Biftenfd>aft, ber ©efcbid>t*forfcbung. Der, welcber
©efebitbte febreibt, muß aber außer ber angegebenen SBif>
fenfebaft and) nod; bie Aunfl beft|en, ba§ als bißo:
rifd> ©rforfebte auf eine bem 3wecfe entf»redjenbe SSeife in
mftgltcbjler JBoQenbuna fcbriftlid» eorjutragen; er muß im
©eftft ber ©efcbicbtfdjreibef unfl fein. Die ©efebiebte
^at, wie angegeben würbe, ba8 ©efd;ebene jum ©egen»
ftanbe, man überfiebt aber leidet, baß e8 wefentlicb »crfd>ie«
bene Ärten beS ©efcbeb.en3, b. b. ber jeitlic&en SBerinberung
gebe. 85etracbten wir j. ©. bie ^flame, fo f innen wir
»on bem Äugcnblicfe, wo fte aB©amenforn in ben ©cbooS
ber Grrbe gelegt wirb, bii ju bem Äugenblicf, wo fte ab«
flirbt, einen befh'mmtert ©ang ibrer jettlicben jßerdnberung
erfennen, welcher ba* Grigentbümlidje bat, baß er bei ieber
9)flanje, inSbefonbere bet jeber 9)flanje berfelben Gattung,
fich wieberholt; ti ifl ber ©ang, welken bie ©ntwirfelung
ber ?)flanje nimmt. 2tHe3 Natürliche hat einen ähnlichen
©ang feineö dntflehenS, feiner ^erau^bilbung unb enblid)
feine« 5Bergeben§, welcher alS etn »on beffen wefentlidjer
Söefcbaffenheit abbdnaigeS ©efe§ erfebeint. ©ogar bie jufaHU
gen Sreigniffe, welche ba$ SlatürlicJbe in feinem £3i(bung5>
gange treffen, ey forbern ober hemmen ober »erberben, wir»
Ifen bod) nacb beflimmten ©efe^en, welche ju erfunben
bie ©ad>e be3 92aturforfcber$ ifl. Zud) ber SRenfch bat »on
feiner ©eburt bis jum Sobe einen ahnlichen ©ang ber (Snt=
wicfelung, a\$ jeitlicbed unb zugleich natürliches SBefcn. üla
ben bem natürlichen Dafein, welches ben Slaturgefegen
unterworfen ifl, befüjt ber ÜRenfch aber, unb jwar »on at*
len 2Befcn allein nur ber SKenfd?, ein höheres, ben SRatun
gefc(äcn nicht mehr unterworfenes, ein geifligeS Dafein.
DiefeS geizige Dafein »eranbert ftcf> auch, aber nicht nach
un»eranberlichen ©efegen, welche ftch einförmig an jebem
^jnbioibuum wieberholen. Der natürliche SRenfci? wirb noch
jefji geboren, wäcb(l, jeugt feines ©leichen unb flirbt enb>
lieh t wie eS »or 3abrhunberten fdion gefdjaf). Der geiflige
3Renfch bagegen ifl je&t ein »öDig anberer, eriS »or 3abr»
hunberten, ja jeber einzelne ©enfeh erlebt in feinem geifti*
gen Dafein SSeranberungen, welche »on feinem notbwenbU
gen ©efege abbangen, bie nur ihm, bem beflimmten @nu
»einen, eigenthümltd) ftnb. Der natürliche SRenfcb wirb he«
(timmt burch bte SRarurgefefte, ber geiflige SKenfcb beflimmt
ftch Sttbft, er hat Sil len, er ifl frei. Die Äußerung
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Geschichte »
be* 2BiHen8 unb btt gteibeii i(l bte Sbat, unb e* gibt
babet neben bet ©efebiebte be* natütlicbtn Dafein*, welebe
©egenftanb bet 9tarurwiffenfcbaft ift, eine ©efebiebte bet
Sbaten bet SDtenfcben, »elcbe ba« SDterfmal bet greibeit
bat, wie iene ba* 2Rerfmal bet Slotbwenbigfeit. SRut biefe
©efebiebte ber Skaten be* SDtenfcben »itb »otjug*Weife @e»
febiebte genannt, unb babet tjl bet SRenfcp bat einjige
jcitlicbe StBefen, welebe* ©efebiebte hat, fowie et ba* einjige
geijhge, freie, wotlenbe 2Befen ift.
* ©* ift ba* eigentbümlicbe be« ©eifrefi, baß et feinem
SBefen nacb nut einet ift (f. @e ift) unb boeb eine 2Rebt»
Sabl oon CrfebeinungSweifen bat, in benen et in »etfebiebenet
ußerlicbet Ausbreitung auftritt; man fo riebt ebenfo mit
Sfecbt vom ©eift bei Snbwibuum*, bet jamilie, be* Bot
ta, wie »om ©eifte be* ganjen 2Renfcbengefcbleebt*; unb
\t naebbem man bie eine obet bie anbete biefet ©rfebeinungS»
weifen be* ©eifte« auffaßt, bat man ©efebiebte be* einjet»
nen 3nbibibuum«, gamiliengefcbicbte, BolfSgefcbtcbte unb
©efebiebte be* SRenfcbengefcblecbtS obet Uni&erfalgefcbicbte.
Am großartigem unb erbabenften tritt offenbat bie jeitlicbe
©eftaltung be« ©eifte«, wie et fidj burä) Sbat unb SBiHen
offenbart, in bet Unioerfalgefcbicbte auf. Wlan fann abet
fetnet aueb ben ©eift auf einjelnen ©ebieten feine* ©afein*
betrachten, unb fo erbält man ©efebiebte bet Sttligion, ba
Jlunft, bet SÖiffenfcbaft, welebe man jufammen alä Gultur»
gefebiebte begreift, inbem e* ftcb in tiefen ©ebieten fämmt*
lieb um innere Slijatm be* ©ewußtfein« banbelt, niebt um
dußerlicbe Zi>attn, welebe in bet SBeltgefcbicbte, obet fpe*
ciellet bet politifeben ©efebiebte, vorgetragen werben.
Betracbten, wit ndbet bie Aufgabe bet ©efdbicbtSfot»
febung, fo j er fällt biefelbe in eine breifacbe. Sunicbft ift
jufammenjutragen, wa* au* »ergangenen 3eiten überliefert
werben, bann ift Dasjenige auSjufonbern, wa* wirflieb ge*
febeben ift, b. b. bie SBabvbrit unb Stiebtigfeit be* überlie«
ftrten ju prüfen, unb enblicb ift von bem al* tiebtig Be»
funbenen wieberum nut DaS al* bifrorifcb auSjufprecben,
wa* wabtbaft bebeutenb ift, b. b- wa* wirflieb eine Sbat
be* in feinet gebenbiafeit banuftcUenben ©eifte* ift. Um
nun auf würbige SBeife ba* Öefcbdft ber ©efcbicbtSforfcbung
ju führen unb jeter bet btei Aufgaben ©enüge ju (eiften,
muß, wie man alSbalb einfielt , bet ©cfcbicbtsforfcber eet«
febiebene Jtenntniffe unb ffiiffenfebaften befüjen, ehe et an
feine gtoße Aufgabe gebt. ©ä)on bie tlueQen bet ©efdbicbte
finb böcbft manmebfaltig, unb um fie nut erft aufftnben unb
benufeen ju t6nnen, ftnb eine SRenge »on Borfenntniffen er=
fobetlicb. Stiebt nut Altere ©efcbicbtSbücber unb anbete fdbrift»
liebe SBnft müffen burebftubirt werben, welebe* auSgebrei»
tete unb genaue ©praebfennrniß erfobert, fonbern aud) bie
flbenefie vetgangenetßeiten, weld)e von bem griffigen geben
in benfelben Äunbe geben unb ;um Sbetl an bijtotifcbe Sbat»
färben erinnern: Denf male (f.b.), SRünjen (9tumi««
matif, f. b.), Stoppen (#eralbif, f. b.), Snfcbriften
(f.b.), Altettbümet (f.b.). £6cbft wichtig ift bie .Rennt»
niß bet ttrfunben unb bet (Regeln, nacb benen bie Scbfbett
betfelben ju prüfen (Diplomatif, f. Diplom). Da*
«Stubium bet ©etfe au* frübetn 3«ten witb ftet* nufelo*
bleiben, wenn man niajt bie Jtenntnifi eon ben »erfebtebes
nen Bettteebnungen befibt, beren fieb nähere 836lfet unb ihre
©cbriftfteUet bebient baben, unb welebe in bet Cbronologie
(f. 3 e i t f u n b e) gelehrt werben. AI* eine bet witfctigften bipo»
ri feben £ülf*wiffenfebaften ifl noch bie ©eogtapbie (f. b.)
ju etwabnen, unb }wat namentlicb bie polittfebe ©eogtapbie
bet tterfebiebenen 3abtbunberte, bemt erft biefe oerfebafft ei»
nen Üb erb lief übet ben ©cbauplag, auf wel6em ftd; bie
a baten ber Setgangenbeit ereignet b»ben. Um bie 6ulrur=
gefebiebte unb bie ©efebiebte bet einjelnen SBiffenfcbaften
»u erforfeben, ift überbie* noeb eine genaue Jtenntniß ber
SSiffenfcbaft unb Jlunft, fowie bet JReligion nötbig, wotan
ftcb bie bet «Wptbologie (f. b.) anfcblteft. Statt fiebt,
wie bet ©efebicbtdforfebet eine SRenge »on SSotfenntniffen
beftfeen mufl , bie nut feb"t feiten bei ginent IKenfcbm t)etri=
nigt ju fem pflegen. Unb bennoeb befähigen aQe biefe 83or^
fenntniffe noa) nta)t jum aufigejeiebneten ©efebicbtSforftbet,
biefet muß noa) ba* angebotene Salent beft^en, bat wabr>
baft ffiebeutenbe, aueb wenn e* febeinbat noa) fo unbebeu>
tenb unb »etbotgen wdre, mit feinem JEafte b««u*jufin»
ben; ba* minbet 93ebeutenbe, wie breit e* ftcb au<b ntacben
m6ge, in feinet Sticbtigfeit ju etfennen, unb enblicb aQe
Wteinjelten ©liebet gletcbfam unb aQe einjelnen Matt»
gungra al* batmonifebe*, wobl ftcb jufammenfügenbeö ©an»
je* uberfebauen.
Der autgejeiebnete ©efebiebtfebteibet witb ftet* bertenige
fein, welcbet in einfacbet, ungefuebter ©pracbe, obne tyartn>
liebfeit unb Borurtbeil, bie tyatm btt Betgangenbeit nacb
Stern dufetn unb innetn 3ufammenbange barfteUt. JDiefe*
cfrbäft whrb abet babureb febwierig, baß Biele* jugleicb
gefebiebt, abet nuftt jugleicb befebritben werbtn fann, unb
baß Stancbe* im innigflen 3ufammenbange ftebt, wa« bureb
3eit unb jbrtlicbfeit getrennt ift. 3m AOgemeinen pflegt
man bie ©efebiebte ie nacb ben großartigen (5ntwicfeluna?=
ffufen, bie in bet batjuftellenbcn §rfcbeinung be* ©«ifttä
ju untetfebeiben ftnb, in $etioben (größere 3eitabfebnitte)
ju jerlegen, unb jebe biefet ?>erioben fut fio> ju betjanbeln.
^at man nun einjelne Bolfet unb fReicbe biftorifcb ju be»
banbeln, fo fließen fieb bie gleicbjeitigen Greigniffe ndber
aneinanbet unb man wirb jwecfmdßta eine DarfteUung
wdl;len (bie ebronologifebe obet annaliftifcbe), welche obne
©prünge unb Unterbrtcbung benfelben ©ang wie bie barju=
fteüenbe 3eit Pon 3abt ju 3abr, eon 3abrbunbert ju Sabr,
bunbert nimmt 3n ber SSeltgcfcbtcble würbe eine berartige
DarfteHung ju »telen Berwecbfelungen Beranlaffung aeben
unb niebt* weniger al* überfiebtlicb fein. 3Ran pflegt ba»
bet bitt in ben einjelnen $erioben bie »erfebtebenen »Met
btfonbet* ju betraa)ten unb wo fie in JBerübrung tttten
unb etwa am Schluß bet einjelnen *Perioben auf ben aev
ftigen 3ufammenbang bet »erfebiebenen B6lfet einzugeben.
Diefe DarfteIIung*weife ift bie etbnograpbifcbe. gut
Tabellen empfteblt fub bie fpncbtontftifcbe «Dtctbcbe,
nacb bet ba* ©leicbjeitige in ebronologifcber golge tooraetta-
gen witb. eine ©efebiebte enblicb, welebe auf ben innern:
3ufammenbang bet Begebenbeiten eingebt unb biefe nacb
ibttm Berbdltniffe »on Urfaa)e ju SSirfung barfieHt, wirb
ptagmatifcb genannt.
©ebr miSlicb ifl berjenige ©tanbpunft, welker in bet
©efebiebte eine gebterin bet 2Rotal fuebt. geibet ffl bet»
felbe baufia beim ecbuluntenicbt in bet ©efebiebte QtxoäW
worben. ©o gewiß e« ift, baß ein weifet, mdcbftgcr unt
gerettet ©ort bie ©ebicffale ber B6lfet wie bei Cimclnc.n
lenft unb baß batum bie ©efebiebte felbfl eine äDffenbatunc!
btt gittltcben SBet*beit unb ©ereebtigfrit mW, fo ifl boeb,
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Geschlecht
201
Geschütze
biefe Offenbarung mit mmfölicfc befdjrdnffem Berftanbe
nad)»eifen w »ollen, ein Unternehmen, weld?c3 ffets eber
u:r ©otttflafterung a(S »ur »abren grömmtgfctt führen
rorrb, um fo mtbr, je entfernter ber-menfcblicbe ©eijt in fei*
ner Sntwiefelung t>on bem ewig oollfommenen göttlichen
(Seifte (lebt. Der tieffinnigfte $bilofopb ftnnt am genaue*
ften bie Äraft, aber aud) bie Grtuv Arbe be« menfebtieben ©ei*
fttf, er weiß fict> baber aud) ba ju befebeiben, »o er niebt
bunbjttbTtngen oermag; aber ber ungebilbete Üftenfcb, wel«
(bei ftcb übernimmt, ben ©ort in ber SBeltgefcbicbte fefcen
ju wollen, »irb, »eil er niebt feinen eignen f leinen ©eifl,
wa bem er allein eine (noch baju fehr mangelbafte) Bor=
ßtUung t>at, in berfelben finbet, an ber ©egenwart be* ©ei»
fitä, überbauet an ©ort ju oerjweifeln in ©efabr geratben.
^»ödbfl oeroerfUcb ifi e* enblid), ein Urtbeil über bie mora»
Ufa>e2Bürbe ber 2Renfcben , »eld&e al* bebeutenb in ber ©e*
ftbiebte auftreten,' ju fallen. Solebe* Urtbeil fommt bem
3»enfcb«n niebt ju, ber nicht in ber Jöritfi eines anbem
CJenfcben ju (efen oermag, tuöhrenb botfc, »a* in biefet
r.:cbt , allein ben moralifeben SSerrb ober Unwerty be»
ftimmt, unb muß baber allein Sem überlaffen bleiben,
bem baö innere bei 9Renf$en burebfic^tiger al* biefem
Ö5eßchlccl]t ifi bie eigentbümltebe »efdjaffenbeit, bureb
weldje ein otganifcfeeS ©efen in ben ©tanb gefefct ift, ui Cr»
jeugung feinet ©leieben beijutragen. Da* ©efcblecbt iß ent*
»eöer mann lieb: erjeugenb, "befruebtenb, ober »ei blieb. •
enwfangenb, gebäre nb. Diefer ©egenfafe finbet fieb in ber
ganzen organifeben, b. f). ber Stbier* unb $flan jenweit, unb
bureb benfelben ftnb bie SBefen berfelben in ben ©tanb ge>
vm, fid) fetbftdnbig fort juofla nun. Die ©ttwicfelung bie«
fe* ©egenfafceS ift um fo ooUftonbiger, bie SBerfcbiebenbeit
ber ©eufcjecbter um fo febdrfer beroortretenb, je oollfomme*
ner überhaupt ein SBefen ift. {Bei bem SRenfcben, bem eoH*
fermnenften ©efdjopfe ber Statur, tritt baber Oer ©efdtlecbr**
unterfct)ieb am ftarrllen beroor, im ©egenfafe oon ÜRann unb
Seib. Zm wenigften au*gebilbet ifi berfetbe in bej f)flan*
umottt, »o bie 9efcblea>tStbeile gewöbnlid) an bemfel*
ben 3nbioibuum, ja in eine Suite vereinigt austreten. Da*
gegen tfl aber bie gorrpftanjung bei ben auf niebriger Or*
$anifation*fhife ftebenben ®efcb6pfen berjeniae 3»ecf be« Da*
lern«, welcher al« ber alle übrigen oöllig ubenoiegenbe &er*
»orbitt, w*ifcrenb bei ben beb er organifuten ©efeböpfen, am
mriflen aber beim Stenfcben, anbere 2eben«jwecfe überrote*
geab werben, fobaß ber SRenfd) fogar jur jperrfct)aft über
ben ©efcbteebt*trieb gelangt. Da* mdnnlicbe ©efcblecbt
MV ci gefonbert oom »«blieben auftritt, jei<bnet fttb im »a*
gemeinen bureb JCraft unb ©röfje oor bem weiblichen au$,
twbrenb biefc* bie Sorjüge größerer Sanftheit unb weiche»
rer gönnen bat Cin entforeebenber ©egenfaft tritt beim
ÜRenfdjen au* in geiftiger IBejiebung auf. (©. grauen.)
Scn biefer Kegel gibt e8 feto* Zui nahmen, nament*
lia> Vffegen bei ben 9?aubodge(n bie SBtibdjetx ftärfer unb
groger als bie 3Ranncben ju fein. — SDtan bebient firf)
be« ©orteS ©efcblecbt ferner auch gleicbbebeuttnb mit
TLxt, «attung, j. ». SRenfcbengefcblecbt, bie ©efcbletfj^
icr^ber Pflanzenwelt u. f. f., ober mit ©tamm, ga»
wtlt«/,j. B. obeßge ®efct;le(i)ter , ober enblta> mit ©e*
S5ttter-«CTi>.,eix. II.
neration für bie ©efammtbeit aller ju einer gewiffen 3«t
lebenben SDrenfcbcn.
<eBcscl)ntacK bejeict)net fo»ol bie fcl)mecfbaren Cigen*
febaften eine« SixpetS, al« ben ©inn, termoge beffen »ir
tiefe @igenfct)aften roabrnebmen. Daö roefentlicbe jDrgan bei
©efcbmacfSftnnJ tfl bie 3unge (f. b.). 3tu|er berfelben
^at noct) ba8 ganje 3nnere ber ÜJlunbbibfe, fotote felbft
ber ©cblunb einigen Äntbeil an ber empftnbung, bie »tr
©efebmaef nennen. SBa« ben 9?ufeen be« ©efebmaef^finne«
betrifft, fo bient er in ©rmeinfebaft mit bem @erucr)Sftnne
baju, über bie 3utr<Jglicbfett ber ©Beifen unb ©errdnfe )u
urtbeilen, »orau6gefe^t, baf beibe ©tnne nur ber «Stimme
ber SRatur folgen. Der ©efd&raacfsfmn jlebt in inniger S)e*
jtebung ju bem SRagen, ü ber b a not ju ber SBerbauung.
©eine äEBamungen oerbienen baber IBeac^tung. 3n ber Sie*
gel »erbaut man febr fcblftbt, wa8 man mit SBiberwillen
nimmt, ja meiflen* wirb fold>eö burcf> (Srbrecben balb »iebrr
ausgeworfen. Die meiften ÜerbauungSjlörungen babr n SH?i;
beneiden gegen bie grroäbnltcben 9eabrungSmtttel unb man*
nitbfaltige äßerftimmungen be6 ©efcb^macwftnneS in ibrem
©efolge. Dies be»eifen ber bittere, fabe, faljige, faure,
faulige, efelbafte ©efcb,macf, »elcber bie Äranf besten be*
SJtagen* unb be* Darmfanal* begleitet. Die SGBieberfebr
be* natürlichen ©efebmaef 3 (unbigt in ber Siegel bie SQte*
berberftellung ber ©efunbbeit an. Der ©efcbmacfSfinn ent*
»iefett fieb nur langfam unb bebarf öfterer Übung, ja ei*
ner »irflid>en ßrjiebung. Daber } rieb neu fiel) 8eute, bie
ftcb bei Jöeforgung tr>rcr {Beruf*gefc$dfte feiner oft bebienen
muffen, »ie JC6tbe, SEBcinbanbler, Defiiflateure, ßbemifer
u. f. ». burd) eine grope getnbeit be« ©efcbmacfSftnn* au*,
©ie fct)metfcn Unterfcbtebe berau*, bie fein Änberer wabr*
nimmt (&mt befannte ©acbe ift, baß ber ©rfc$macf im
erfien 5(inbe*alter trog ber beträcbtiicben Sntwufelung feine*
Organ*, ber 3unge, boct) feb.r unoollfommen ifl. 3u fei*
ner oollfldnbtgen ÄuSbitbung gelangt er erfl mit bem reifen
Viter, ja fd)eint im ©reifenalter mdjt , »ie bie anbern ©inne,
an ©ct)drfe ab*, fonbern eber tujunebmen. Dagegen »irb
er burtt) t>duftgen ©enuß ftarfer geiftiger ©errdnfe, fowie
lept retjencer , iteirr gerourjter opei)en arge|tumpri.
(e3edc))üt>e nennt man gum Unterfcbiebe oon ben fleü
nern©e»ebren (f. b.) bie großen Angriff* * unb Bertbeibi*
gungSwaffen, beren man fief im Jtriege oebient. 3m 3llter*
tbwne bebte nte man ftet) großer SBurf > unb ©tofmafcbjnen,
oorjüglid) nur gegen befeftigte jDrte, um bie Sxauem nie*
berjwoerfen ober um buret) geworfene JBalfen , ©teine, glü*
benbc Äugeln u. bgl. JBerwufhmgen unter ben geinben an*
jurit^ten. (©. ÄriegSmafd>inen.) 9tact) (Sinfubrung be*
^uloer* in ben AriegSgebraud) »arf man mit <pu(fe beffel*
ben au* großen r6brenf6rmigen ©tücfen fleinerne unb eiferne
Äugeln. Xnfdngfia) bebiente man fieb aueb biefer ©efebüfee
nur in gelungen unb gegen biefelben unb oerfertigte fie ju
biefem 3»ecfe oon unaebeurer ©r6ße unb ©cbwere; fpdter
aber nabtn man biefelben mit in ba* gelb unb mad)te fie
oon geringerer ©rife unb mogiid)frer Seid)ti()feit, um fi'c
bequem tran*portirrn )u fönnen. ©egenwdrtig bilben bie
iBebienung unb ben ©ebraud) biefer SBaffen eine eigne
Truppengattung, bie Ärtilterie (f. b.). Änfdnglid) feftte
bie ©efebu^e au* «fernen ©tdben jufammen, »eldje
26
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Geschütze %
»on eifernen Sieifen jufammengebalten würben, boä) tarn
man balb barauf, bie ©efcbit&e entweber au« Hifen ober au«
fogenamttem ©tücfgut, einet STOetaUmifchung »on 100
Steilen tupfet unb 10 Zueilen 3inn, ju gießen. ©ewöf)n=
lieb gießt man ba« ©efchüfc mafß», fobaß bie röhrenförmige
£ör;tung (bie ©eele) erß ausgebohrt wirb. Ungewöhnlich
große ©efcbü&e finb unter «nbern jwei Äanonen ber Sar*
banellenfchlöjyer, treibe 800 Dfb. fcbroere ßeinerne Äugeln
fließen; ba« 14 g. lange ©efcöüfe, welche* bie granjofen
»on ©brenbrrttßein nact) 2Retj gebraut haben, oa$ 330
(irr. wiegt unb eine Äugel »on 141 $fb. fließt; jwei
große SRörfcr, bie Napoleon jur ©efchießung »on Gabir
gießen ließ, meldte ©ontben wn 192 9>fb. werfen füllten
unb bie gegenwärtig »ot bem 3eughaufe ju ©erlin flehen,
©efamtt bat fich in neuerer 3eit ber tptet abgebilbete große
SRörfer gemalt, ber bei ber ©eföießung bet Gitabelle »on
Antwerpen gebraust würbe. Serfel&e wog 14,000 $fb.
unb fd)oß etne ©ombe »on 1000 $fb. ©ewicht.
Sie ©efchufee würben früher eingeteilt in Äarthaunen,
gelbfrhlangen unb Äammcrgefchfitje. Sic Äarttjaunen
fchofien Äugeln »on 5—48 $fb. unb wogen 19— G4 Gtr.
SDlan wenbet jefct nur noch halbe Äarthaunen al« geßung«:
unb ©elagerung$gefct)üt} an. Sie gegenwärtig ganj außer
©ebrauet) gefommenen gelbfchlangen jeicr)neten ftd^ burch
ihre Sänge au« unb trugen bie Äugeln in fer>r bebeutenbe
Entfernungen; fo foB eine, bie fogenamtte Diablesse, ü)re
Äugel brei «Weilen weit fortgetragen haben. 3e nach ber
©roße unb Einrichtung unterföieb man Practica, Safili«;
fen, Serpentinen u. f. w. hierher gehört auch ber Saite
unb ba« galconet. Sie Äammerßücfe hatten auf bem
©oben, eine engere 3t obre, in welche bie JJabung fam unb
welche bie Äamtner hieß-, Sföan bebiente fich berfelben na*
mentlict) jum SBerfen fteinemer Äugeln. 3u ihnen gehören
bie ÜRörfer unb ©öller.
Sie noch je^t gebräuchlichen ©efchüfce finb Äanonen,
£ a u b i g e n unb 5ft ö r f e r. Sie beiben Ie|tem Gattungen
werben al« $ffiurfgefcbü$e bejeichnet, weil fie bie Labung in
fldrfer gefrümmter Sink al« bie Äanonen forttragen. Üftan
rheilt bie ©efct)ü&e auch ein in gelb *, geßung«» unb ©ela*
gerungögefebufee, unb beßimmt ihre ©roße entweber nact)
bem Surchmeffer ihrer ©eele, bem Äaliber, ober nach
bem ©ewichte ber Äugeln, für welche fie beßimmt ftnb.
3u ben gelbgefct)ü&en rennet man bie 4s. 6*, 8s unb
12 »funbigen Äanonen, unb bie 1: unb lOöfünbigeo, 4'/»*,
% beschütze
5'/»: unb 8jöt[tgen ^jaubifeen. Sie größten ber erwähnten
Äanonen unb #aubifcen heißen fchwere gelbgefchifce. 2CUe
noch fchwerern ©efd)ufee unb bie Dörfer gehören jum Tie-
fiunaä^ unb ©elagerungögefchüi. Sie Einführung
bet ©efchüge beim gelbbienß war erß möglich, nachbem
man für eine bequeme 2(ufßellung berfelben geforgt t)attt.
9Jian bebient fich hierju bet fcaffeten, auf benen ba$ ©e;
fchüfe mit jwei auf beiben ©eiten fiehenben ikpfert ruh:,
um welche e§ bewegt unb fo in jebe beliebige ©telumjj ge-
bracht werben fann.
Sie Äanonen haben gegenwärtig im allgemeinen «ine
Sänge »on 16— 18 Äugelburthmeffern unb wiegen ber 3»6lf-
»funbet 14 — 16 Gtr., bet ©echSöfunber 6 — 8 <Str. S>ie
ganje Äanone nimmt in ihrer ©tärte »en hinten nad) vorn
ab unb witb äußerlich in brei aheile geseilt: bo* Söoberu
fiuef, welche« in einen Änauf, ber Staube, ausgebt; baS
SDcitteljrucf mit ben jwei 3a»fen, ©chiibjapfen, auf benen
bie Äanone in ben Pfannen bet Safete liegt unb mit gwei
oberwartä fiehenben £anbhaben, wegen ber fonfi gebrauch
eben ©eßalt Sel»h<ne genannt; bat- lange gelb, bad vor:
berfie langfle unb bürm|te ©tücf , »ora mit einer Serfldrfung,
bem halben obet ganzen ©chipfo»f. Sie £affete bet Äa-
none befieht auS jwei ^foflen, welche burch mehre £Uier^öU
jet »erbunben finb, jwifchen benen ba$ 9tohr liegt unb
welche auf jwei Stäbern flehen. 3m hinterfien Cuerbotj iß
ein 8o4, mit ^ulfe beffen bie 2affetc, wenn bie Äanone wet;
tet befotbett werben foll, an einen jweiräbrigen SBagen, ben
3>rofewagen, gehängt wirb, auf bem ein Äajren mit 2abun^
gen obet ßartouchen (Patronen) fleht. Sie gefiungSfanonen
finb jum 2heil anbet« aufgeteilt. Sa« goSfeuem ber Äa^
nonen geflieht butch bac? am <5nbe bet ©eele »on außen
eingebohrte 3ünb(och gewöhnlich mittel« einer £unte ober
mit einem gewöhnlichen ©ewchrfchloffe, 3n neuerer Seit
hat man wol auch ein mit ÄnaUpulvet gefüllte« ©d>laaröbt:
d>en aufgefegt unb burch einen £ammerfd)lag bie Äanone
gelöft. 3fl betm©chuß bie Äanone fo geflellt, baß ftcij bie
©eele berfelben genau in horizontaler Dichtung befmbet , fb
hat man einen Äernfct)uß; würbe bagegen in ber «£>c»ri.
jomalebene über ben hinterften unb »orberßen grie* oiftrt
unb fo bie ©tettung ber Äanone beßimmr, einen Söifir-
fd)uß, unb enbücb einen SJogenfchuß, wenn bie Scan-
bung ber Äanone über bie <&orijontalebene fo gehoben würbe,
baß bie Äugel einen Sogen in ihrer ©ahn betreibt. 25 er
$rellfd)uß ober JRicochetfchuß finbet beim ©ogenfebuffe
ßatt, fobalb bie Äugel ben ©oben trifft unb bann noc? eine
©treefe weit in cm seinen ©ätjen fortgeht, ©eim Skoll-
fchuß ftnb biefe ©a«e febr niebrifl.
Sie ^aubi^e iß furjer unb weiter al« bie Äanone.
an bebient fich ihrer, um ©ranaten, ©ranbfugeln unb
Äartätfchen ju werfen. Sie äußerliche 6intheilung ber^otu
bt^e iß biefelbe, wie bei ben Äanonen. 3nwenbig unter*
fcheibet man ben glug ober bie ©eele, burch weiche bte
©ranate herausfliegt; ba« Sag er, ben 2bci(, in bem bie
©ranate ober Äugel im 3ußanbe be« ©elabenfcin« ftcr) i\-
finbet; bie Äammer, ben Sbeil, welcher ba« 9>ulr>er, bte
gabung, enthält, unb ber 8ioß, ba« ben ©oben bilbenbe
2Retalißu<f. ©ewöhnlich beträgt bie Sänge be« glug« bie
eine« SRannSarm«; länger ftnb bie ruß. |>aubttjen, bte fbt
genannten (Sinhörner.
Ser SRörfer iß gewöhnlich nur etwa breiraal fo lang,
■
I
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Geschwindigkeit
J5©3 &e§chwindscliref]bckunst
tdS weit unb wirb dujierltcb, auch ebenfo, wie bie Äanone
eingeteilt, nur baß bie fogtnannten ftebenben Dörfer bte
^cöiit^apfen nicht am SDcittelftücf , fonbern am flSobenffücf
haben. 3riwcntig unterfcbeibct man bie Sammer, in weld>t
bte g-abuna, unb ben Sing, in weisen bie Sombe fommt.
2Dic gewöhnlichen 9Ä6r[er finb gen?6f>nlid> 7*# 10 =, 25*
unb öOpfünbig, fobafi ihre Sombrn ungefähr noo) einmal
fo inel wiegen, als bie 3ablen angeben. £>ie ©teinmor*
fer pflegen einen ©urchmeffer beel glugeö von 13 £oH gu
haben unb »erben gum SBBerfen t>on steinen ober Äartat*
fcften gebraust £>ie £anbmorfer ober ßoeb6rner b&
ben nur 3'/i 3oÜ" 2>urchmeffer unb werben gum äBerfen »on
panbgranaten gebraust ©tatt ber Saffete haben bie Wlbu
fer gut Unterlage groei niebrige, ßarfe SBdnbe ober einen
t6lgernen Älofc. £>ie gufjmorfer haben an ihrem untern
2beil eine angegoffene metallene platte, welche bie ©teile
Saffette »ertritt unb gegen reelle fie in einem SBinfel
con 6ü — 70° geneigt finb. SRan bebient ftcb ihrer nur feU
im, weil ihre «Stellung unoeränberSidj iß. über 2>ampfgej
fd>ü$ f. Sampf.
^fscljroinöigkcit iji berStaum, welcher oon einem bu
roegten Ä6rper in einer gereiften 3eit gurücTgelegt wirb.
®ew6fjntid) nimmt man etne ©eeunbe atö benjenigen 3eifc
cbfcr)nitt an, für welchen man bie ©efcr)roinbigfeit beftimmt
(gante Ä6nper bewegen ftch. mit gleichbleibenber ©efebwin*
bicjfctt, t>. b. fie legen in jeber folgenben ©eeunbe eben fo
v>icl guf» 3urucf, wie in ber oorljergeljenben, anbere haben
eine ungleichförmige ©efehwinbigfeit unb gwar eine gleich*
ma{Hg bcf«r>Ieunigte , wenn bie ©efehwinbigfeit nach einem
äffen Qrfefce junimmt. Stuf biefe äßeife bewegen fidt)
5. S$. äße fatlenben Jt&rper. (@. Sali.) <S3 ift intereffant,
b:e Angaben »erfcr)iebener ©efchminbigfeiten gu bergleicben.
3n einer ©eeunbe legen gurücf:
Slüffe t>on mittlerer ©efehwinbigfeit . . 3—4 gup.
ißinbe *»n mäßiger ©tdrfe
o:r6me W>n größter ©efehwinbigfeit. . .
diu ©cblirtfcijulildufcr
Gin englifcbed JKennpfrrb über ....
•Stürme . i
Irin- fchneller Kampfwagen
Gin SBintbunb • •
Sin Äbler
liine Brieftaube etwa
2>ie heftigßen Drfane
Xht ©djaH in ber 2uft
(rin 9>nnft ber <Srboberfla<$e unter bem
Ötquatoc (in golgt ber Äcfcfenbtehung ber
<&*)
Qmt 24pfünbige Äanonenfugel ....
X>tt SXittelpunft ber ßrbe auf ber «ahn
um bie ©onne 94825 *
Z>&* Äie^t 40000 beutfdK
«Keilen.
©o alle SorfleHung überfebreitenb bie ©efct^roinbigleit
be« ftftt« aueb iß, fo wirb fie bo$ nod) »on berjentgen
ubedwffni, mit reeller ftr^ Clefrriatdt unb aRagnetiSmu«
fortpllanien. SKan ^at für biefe @ef4)»inbigfeit noc^ fein
SWafl gefunben.
10
3
12
t
36
41
3
50
t
50l/i
3
78
S
95
*
100
*
120
a
1022
1431l/t
2300
<8eflcty»in&0cr)rf tbe hunat , ©cfcnellfc&reiberunft,
fRebejeitbenfunß ober ©tenograpH« «ft bie Äunft,
ebenfo fcbneU ju febteiben, alö ein Kebner ;u fpredjen »er«
mag, unb babei boer) eine »or SRifioerftanb fic^ernbe k>tuU
liebteit ber ©ebriftjüge ju meinen. Jöei unferer gemöbnlic^en
©c^rift tfl ein fo f($neUe« ©treiben ni$t m5glit^ unb »it
febr fidt> an 3«t erfparen taffe, wenn man fu$ einfacherer
©t^riftjei(§en bebient, fann man im ÄCgemeinen leitbt übers
feben. €« bat g. JB. jebe gewöhnliche jDrucffeite im 35urc$i
febnirt 120 n, auf einem fcruefbogen Bon 16 ©eiten ßeben
mithin 19l>0 n, jebeÄ n in ber gemi&nlic&en ©chrift befielt
oud fünf ©trieben; um ade n eine* ffiogenJ ju febreiben,
muß man folglich 9600 ©triefte machen. Schreibt man
nun aber baS n mit einem ©triche, fo braucht man ßatt
beffen nur 1920 ©triche, unb man erfpart folglich an
biefem einen Bucbflaben auf bem Sogen 7680 ©triche,
b. b. bie Xrbeit faß einer balben ©runbe. Bti ber ©e«
fehwinbfehrift geht man gunachft barauf au«: bie ©uchßaben
mit ben mögücbß einfachen 3eich<n audgubrüclen unb iu>
gleich biefe 3eicr>ert fo gu mahlen, baf fie fieb mit ber groß«
ten Seichtigfeit unteretnanber in S3erbinbung fegen laffen,
bamit man feine bebeutungftlofen SUerbinbungöfrriche ju ma>
chen nöthig hat* Sin fehr bebeutenbed Littel, 3eit gu fpa<
ren, ift aber auch noch bad Xbfür^tj aller berienigen ößorte,
welche in ber Sprache fehr bduft'g oorfommen, g. fß. ber
2Crtif ei , S3inbeworte unb bergl., fowie auch ttr häufig auf:
tretenben Cnbfplben unb gewiffer S3orfthlagfplben. 1&6 ift
ftar, baß bie ©efeftminbfebrift ber ©prache, welche in ihr
gefchrieben werben foll, angepaßt fein muf, weil in, ben
b<rfcbiebenen ©prägen anbere SJuchßaben am hdufigßcn
vorfommen unb am ofterßen in Üerbinbung mit anbern
(Snbfplben unb 2fnhangSfplben auftreten u. f. w. ; baber Idpt
ftch bie für eine ©prache angenommene ©cftnellfcbrift nicht
ohne 2ßeitere» bei einer anbern ©prache anwenben. Sur
bie beutfehe ©prache hat namentlich ©abeföbtrger , auf wif«
fenfchaftliche Unterfuchungen geßügt, eine ©efehwinbfehrift
gefchaffen, welche fdhon bielfacpe ^nwenbung gefunben \>at.
Sei berfelben finb bie einfaebften geraben unb gebogenen
©rrich« — | /V ( ) ^w gu ©runbe gelegt unb
au« i&nen folgenbeS aiphabet hcrgefteBt worben:
ae,
b, e, ti ob. ep, f,
— , /.
\, m, n, ng, o, 6,
<ru,
j
ü, au, au, eu, t, w,
f<h, fp,
9/
c,
/
Pf/
4
£a6 gufammengefeftriebene Alphabet $at folgenbeS Ttnfctjen:
4t4po*r^*&~M>**&f&rif'- Sßtim Schreiben foll man
ftch M»fatt bet SRnt« "n* Sfber guter »leiftifte unb fein
linirten Rapier« bebienen. 25ie ©efehwinbfehrift ift leichter
unb fÄneller gu febreiben, al« gu lefen, unb man mufj ftch
»ortrfl an ßorfchriften im 2efen berfelben üben, ehe man
26*
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Geschworenengericht Zi
baron ge^t, fte fthreiben gu lernen. Die @efch»inl>fchreihe*
fünft bat m befonberS in ben «Staaten nothig gemalt, in
benen bura) confh'tutionneQe Einrichtungen baS moglicbfl ge*
naue Stufgeicbnen öffentlicher Sieben n6tbtg geworben tfh
unb hot baher auefe guerft in Crnglanb ftch auSgebilbet. £)od)
hatten auch febon bte Werner eine Kit von Stenographie.
(gfßfbtuormmjgfricljt ober 3urv(von bem lat. jurare,
b. h- fcbw6ren), ein ©triebt, welche« auS einer beftimmten
Xngahl unbefcholtener, auS bem »olfe gewagter SRdnner
Li c ficht, bie gu entfebeiben haben, ob Semanb eines ihm an«
geföulbigten »erbrecbenS für fcbulbig ober nichtfcfaulbig gu
achten fei. Die SRitglieber eines folgen ©ertchtS fuhren
ben Warnen „©efebworene", »eil fte vor Antritt it>re«
richterlichen Erntet? burch einen feierlichen gib geloben muffen,
nut nach ihrer innigen unb war>rr>aften übergeugung ent«
Reiben gu wollen, ©chon in ber dlteften ©efebtefate Deutfcb.
lanbS ftnben (ich (Spuren von, ben heutigen ©efchworenen*
gerieten nicht unähnlichen, ©erichten vor. 3n jenen 3eiten
ndmlieb fprachen fich bie eingelnen ©emeinben felbfl ib.r Stecht,
unabhängig von ihrem «Staatsoberhäupter unb »er eine*
»erbrechenS befchulbigt war, würbe nur bann freigefprochen,
»enn gehn ober gw6lf ©emeinbemitglteber ihre Überzeugung
von ber Unfchulb beS Ängeflagten vermittels eines gtbeS be»
frdftigten (gibeShelfer). ©efebworenengerichte fommen gegen»
wdrtig nut in gnglanb, granfreich, ben norbamerif. greiftaa»
ten unb einigen äheilen 2>eutfchlanbS vor, in weisen bie
frang. ©efefcgebung eingeführt würbe unb fleh erhalten bot.
3>ie ©runbguge aller ©efehworenengerichte jtnb im SBcfent»
liehen folgenbe: Um gu verhüten, baß etwa ein ©tanbeS*
intereffe bie ©efchworenen für ober gegen ben Bngeftagten
einnehme unb fte gu einer ^arteilicbfeit verleite, muffen fte
mit bemfelben von moglicbfl gleichem ©tanbe fein. Diefe
fchon in ben urdltejten beutfehen ©emeinbeverfaffungen fheng
beobachtete gbenbürtigfeit g»ifchen dichter unb feeflagten
ifl auch in bem $auptgrunbgefefee gnglanbS, ber Magna
charta vom Sabre 1215, in ben SBorten: „9ciemanb werbe
verhaftet, noch aus bem Sefuje feiner ©üter, ©ebräuebe unb
Freiheiten gefegt, noch be8 8ebenS beraubt, als burch baS
Urtheil feines ©(eichen" flar unb beutlich auSaefpro*
6en worben. 9lur wo, wie in ben norbamerif. Sreijtaaten,
alle ©chranfen gwifchen ben einulnen ©tdnben gefallen finb,
gilt eS gleich, auS welcher »olfSclaffe bie ©efchworenen ge*
wählt werben. 3n gnglanb haben nur bie f)atrS beS SieichS
baS »orrecht einer befonbtm 3urp. KUe übrigen Untertha»
nen flehen vor ein unb berfelben 3urp ; JDaffetbe ifl auch in
granfreieb ber gali. SBaS nun bie SBahl ber ©efchworenen
anlangt, fo fann biefe nicht wohl anberS als burch bie 58er«
mittelung eines Staatsbeamten votlgogen werben. g$ muß je*
boeb bem Jttager, »ie bem SBeflagten, bamit fte nicht gu fürch-
ten brauchen, perfdnlicbe geinte gu Richtern gu hohen, frei*
flehen, bie von bem »eamten erwählten ©efchworenen, welche
fte für parteitfrh halten, wieber gu oerwerfen. <Sinb nun
bie ©efchworenen gufammengetreten, fo muffen alle proceffua«
lifchen »erhanblungen, g. fe. äeugeneerbore, Berborungen
beS Xngeflagten, »erthetbigung betreiben u. f. w. vor ihren
Xugen unb münblich gefebehen; benn fte fpreeben ihr »fcfaul»
big" ober „unfchulbig" nur nach rein menfchltch per»
fdnlicfaer Überzeugung auS, welche ftd) auf lebenbige Xn»
fchauung, nicht auf Beten, 9>rotofolle unb eine funflliche
4 Geschworenengericht
fBeweiStbeorie grünbet 3hr Unheil felbft ifl baS Refuttat
beS moralifchen ©efammteinbruefs , welchen bie uberwtegenbe
©tdrfe tfcr öerbachtS» ober CnÖaffungSgrunbe, welchen bie
|>erfönlichfeit beS Xngefcbulbtgten, verglichen mit feinem »er»
brechen, auf ihr ©emüth gemacht b«t. 3hr XuSfpruch ifl
fein auf juribifebe 25ahrh«t ^egrünbeter Sficfaterfpruch,
fonbern ber XuSbrucf ihrer inbwtbueDen Meinung, ein
wirflicheS Urtheil, baS barum, weil bie ©efchworenen im
Warnen ihres gangen, mit richterlicher ©ewalt bef leiteten,
BolfeS gu ©ericht ff?en, ©efegeSfraft hat. eben beS»
halb aber bürfen bie ©efchworenen feine (RechtSgelehrten
fein, wol aber mujl ber vorftgenbe 9)rdftbent 3urtft fein,
bamit webtr bei ben proceffualifrben, noch bei ben be>
rathenben $Berhanblungen eine gefegliche Siorfchrift verfemt
ober oerabfäumt werbe. 2uS bemfelben ©ninbe fmb fie fei»
ner <StoatSbehorbe Srechenfchaft gu geben febuibig über bie
©rünbe ihrer Gntfcbeibung, bie unbebingt als bie eingig
wahre unb richtige betrachtet »erben mufj unb bureh»
auS feiner 0?evifton unterliegt. «Sie finb nur ©ort unb
ihrem ©ewiffen verantwortlich. Tim furjlen unb beutlich»
flen geht baS ffiefen unb bie JDrganifation ber ©efebroo»
renengerichte, wie (ie fein feilen, auS ber SJorfcbrift hervor,
welche in grenfreidj ben ©efchworenen iebeSmal vor 23c
ginn ihrer Berfammlungen vorgelegen werben muf unb mit
großen fi3ucbflaben in ihren BerfammlungSfdlen angefchla»
aen ifl. ©ie tautet: „2>aS ©efeft verlangt von ben ©e«
fch»orenen feine Stechenfchaft über bie SRittel, woburrh fte
fidh übeneugt hohen, eS fehreibt ihnen auch nicht bie Siegel
vor, nach welcher fte vorgüglicb einen JBeweiS für genüg ent
unb voQßänbig gu holten hoben; eS gebietet ihnen blcS,
in ber <StiHe mit aller (Sammlung beS ©emüthS feibft gu
erf orfchen unb ihr ©ewiffen aufrtebtig gu fragen, »eichen
eint mc? bie gegen ben Xngefchulbigten vorgebrachten 93c>
weife unb beffen «JertheibigungSmittel auf »hren ©eifl ge.
macht hoben. DaS ©efeft fagt ihnen nicht, jebe a^arfacbe,
bie burch fo ober fo viel Beugen unb auS fo unb fo fiel
Xngeichen befleht, foHt ihr für unzulänglich halten, baS ©e»
feg thut nur bie eingige grage an fte, welche aQe ihre ^>fiich»
ten umfa§t: Jp a b t ihr eine innige Überzeugung?" —
Dafür müffen aber auch *"f ber anbern ©ette bte ©renjen
ber richterlichen ©ewalt einer 3urv fo eng unb fhreng als
m6glicb gegogen fein. £>it ©efchworenen hoben burtbauS
nur bie einfache Sraae: 3fl ber Xngeflagte fchulbia ober
bricht? mit 3a ober Kein gu beantworten. |>iergu m{l gmar
erfoberlkh, gu »iffen, pb bie bemfelben vom Änfldget bei»
gemeffene Xhat überhaupt ein »erbrechen ifl ober nicht;
allein bie ©efchworenen hohen nicht gu beflimmen, unter
welche ©attung von »erbrechen fie gehöre, welche (Strafe
nach bem ©efeft über ben Ängeftagten unb für febuibig
SBefunbenen gu verhängen unb wie biefelbe an ihm ju voll,
giehen fei. iQabm fte ihr ©ebutbig (mSgefprotben , fo iß
eS ©ache ber voDgiehenben ober JRegierungSgeroalt, bie
©träfe gu ernteffen unb an bem ©chulbigen gu voUftrecfen.
Um aber bie ©efcbworenwgericfate gang unabhängig gu erhab
ten, ifl eS nötfaig, baß bte «ttitglieber tiefer ©eridjte fein«
»ergütung erhalten unb baß, wenn nicht bei febem Siecht'
faO, hoch weniejflenS von 3eit gu Seit neue SRitglieter an
bie ©teile ber bisherigen treten.
3n Cnglanb, wo bie ©efchworenengerichte am frühe-,
flen eingeführt worben, befteht neben ber eigentlichen U*
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«esc hworenensericlit 205 Ctegcliworeiieiigerlclit
tbeiWiurv auch eine Xnfrageiurv, unb jwor bie erftere unter
bem Wanten petir Jury (Äleinjurv), tiefe unter bem Stamen
prand Jurr (©roßjurt)). Da ndmlicb fdjcn bet Änfragc^u--
ftanb an fidj, auch tot ber RJerurtbeilung ober BoSfprei
cbung, oft mit großen Stachtbeilen verbunben iß, fo roirb
in (gnglanb juoirberft bie grage burcb bie 3urv entfcbicben,
cb binldnglicber ©runb jur Anfluge unb Griminalunterfu=
cbung gegen einen SDtenfcben vorbanben fei, ber in ben SBer«
tacfjt geraden ift, ein SBerbrecben begangen ju haben. 9t ur
trfi, roenn bie Änflagejur» hierüber jum 9tacbtbeile beS
Xngefebulbigten fid? erfldrt bat, fommt tiefer vor bie Ur>
:lietl$jurt> , welche barüber, ob berfelbe baS fragliebe SBerbre«
ibcn wirf lieb begangen bat ober nicht, entfebeibet. 3cber, ber
•ünbig ift unb 10 $f. St. (unaefdbr 70 Sblr.) auS
feinem ©runbeigentbum ober 20 *$>(. St. auS einem <5rbe
caebt jährliche Äeoenuen bat, (ann ©efebworener werben,
mit ÄuSnabme aller befolbeten SfegierungSbcamten, fowie
bei ©eifilicben, ber 2fboocaten, ber ttr^te unb gleifcber.
Die giften ber SBa^lbaren »erben in iebem Aircbfpicle fron
ben Äüftern unb Hrmenauffebern \ai)xliä) neu entworfen unb
t rci SEBotben (ang öffentlich (in ber Siegel an ben Jtircbtbu-
ren) ausgehängt. 3u <5nbe jebeS Septembers muß ber grie=
bcnSricbter beä JDrtS biefe giften forgfdlrig prüfen unb be=
richtigen. 3ft bieS gefebeben unb baS SJerjcicbniß alter
£3dblbaren in alpbabetifcbcr jDrbnung in ein bau« benimm»
teS fBucJb eingetragen worben, fo wühlt ber Sheriff bie ©es
fd>worenen unb jroar t>6d)flen§ 72, minbeftenS 48. SBon bie>
fen barf ber 2£ngeflagte, obne einen ©runb angeben ju müf*
fen, 36, wenn er beS $ocbverratbS befcbulbigt worben ift,
außerbem aber nur 20 verwerfen. 2BiH er no<b mebre ver*
irerfen, fo muß er ftcb auf gcfcfelicbe ©rünbe berufen. apier»
ber gebort, baß er Sliemanbem, ber mit ihm in ein unb
bemfelben ober benachbarten SZBobnorte lebt, als ©efcbworei
nett anjuerfennen braucht. SBirb bterburc^ bie 3abl ber ©e>
fcfjnjorenen ju (lein, fo werben fofort neue gewählt, bie ber
Xngefcbulbigte jeboeb in bemfetben üRaße, wie bie erpern,
verwerfen barf. grembe haben baS Stecht, ju oerlangen,
baß bie £dlfte ber ©efebworenen auS gremben gerodblt werbe.
2inb nun jrcilf ju SMitgliebern ber 3urv be|tdrigt, fo be*
binnen, nach frorgängiger SBereibigung berfetben, bie #aupt»
rbantlungen. Der Alägcr tragt nun baS SBerbrechen mit
l&Cfl Sftebenumfiünben fror, fteUt bie Änfebulbigungö.icugen
Wt, gibt an, roelcbe llmftänbe er bur* fie beroeifen nn'.l
unb bort fie felbfl ob, naebbem fie )uoor oereibet roori
ben finb. 2tucb ber Skrtbeibiger be$ Xngefcbulbigten legt
biefal 3eugen gragen oor, um ibre HuSfagen ju fcbroäcben,
unb bort bann bte Siertbeibigung^jeugen ab, roelcbe bie
m beS Jtlägerö ebenfalls beantworten muffen. 9? ad)
Scenbigung ber SBerbanblungcn t>ä(t ber yüftbent einen
furjen Vortrag, in welchem er ben JBegriff bed fragrieben
Serbrecbend auäeinanberfei^t, ba* «Jrgebniß ber 3eugenaut5«
..gen ^ufammenfaßt unb bie wiebtigften Ähatfacben, bie fo>
für ali gegen ben Ängefctjulbigtcn fprechen, ben ©e>
febroorenen inä ©etäcbrniß jurüefruft. Dtefe werben wdb»
renb ber ganzen Sjerbanblung in ftrengem ©ewabrfam gehaU
ren unb 92iemanb wirb ju ihnen gelaffen, auch wenn biefe
.ängn als einen ganzen Sag bauern follte. Sie muffen in
itjrera Beratbung^immer fo lange bleiben, bii alle jwölf
<5iner Äeinung über bat? Schulbig ober Unfcbulbig finb.
Der ^rdfibent barf — unb bierin muffen wir eine be>
benftiebe Tfbroeicbung fron ben oben mitgetbeilten aUatmtu
nen ©runbfd&en erfennen — bem Xußfprucfae ber ©efchwort»
nen feine gefefelicb erfoberliche -iuftimmung verweigern unb
fie gu einer neuen äöeratbung auffobem, wenn ihr Urthal
feiner 9Reinung total wiberfpriebt. '2tud? bat er baS Stecht,
fie auf allgemeine iuriftifebe ©runbfd^e aufmertfam ju ma>
eben. £>\t ©efdjworenengcricbte finb übrigens in Gnglanb,
wo fie an bie Stelle ber ©otteSgerid/te (f. b.) traten,
auch auf ßieilproceffe angewenbet worben, obwol nur jur
geftfiellung einzelner bähet in grage (ommenber Sbatfacben.
gür GrimmalfdUe würben bureb bte ©efebworenengeriebfe im
£aufe ber üeit alle übrigen ©eriebte oerbranat.
£>l( bis gur erften franj. S?roolutton beftebenben Straf;
gefetje waren febr hart unb ihre 4?anbbabung will? ürlich unb
leichtfinnig. 2fm 3. Sept. 1791 würben bie ©efebworenenge«
richte burch ben einmüthigen jßefebtuß beiJ SRationalconoentS
für gang gr an (reich eingeführt. 9tacb bem 9Jtnfter ber engl,
würbe auch in granrreieb eine hoppelte 3 uro, nämlich eine
Znflagejurp (jury d'accasalion) unb eine Urtljei[§iuirD (jnry)
eingerichtet. £)ocb würbe bie erfiere febon im 3^b« 18tv»
wieber abgefchafft, unb auch bie (egtere mußte ftcb vielfache,
mit ber eigentlichen Statur ber ©efebworenengeriebte nicht
wobl vereinbare Umdnberungen gefallen laffen, burd) welche
fie aflmdlig immer mehr unter Pen Einfluß ber Pfegierung
(am. ©ahlfähig finb bie 300 fiidiff befeuerten Einwohner
eined Departements, außerbem ber ©elcbrtenftanb, Jtauf:
leute, fowie alle Seamte, bie 4O00granc« ober mehr Jahr«
lieben ©ehalt haben, jeboeb mit KuSnabme ber SPtinifler,
^rdfecten, Stichler unb Staatsanwälte. 2£uS ber Sijte ber
5ZBablfdhigen werben »on bem $rdferten 60 ju SJtitgliebern
einer 3urg erwdhlt. S3on biefen 60 jheiebt ber fön. Sßorfles
her beS ©erichtS (ber 3lffifenprdfibent) 24. JMe 8iffe ber no*
übrigbteibenben 36 wirb bem 2fn(ldger (b. i. in granfreief}
ber Staatsanwalt) fofort, bem Vngefcbulbigten aber erft 24
Stunben oor (Eröffnung ber gerichtlichen SBerbanblungcn,
mitgctheilt. 3lm SÜage beS ©erubtS werben bie Stamcn bie-.
fer 36 in eine Urne geworfen, cjinjeln unb nach bem in-
falle beS EoofeS werben nun bie Stamen herausgenommen.
Sobalb ein 9?ame gebogen ift, hat ber 2(ngef(aate unb nach
ihm ber Tlnfldger baS Stecht/ ben betreff enben ©efebworenen
ju oerwerfen, obne babei befonbere ©rünbe angeben ju
muffen, boch bürfen oon beiben Parteien im ©anjen nur
24 ©efebmorene verworfen werben. Sinb alfo bereits 24
Stamen gebogen unb noeb (einer angenommen worben, fo
bilben bie 12, beren ÜRamen noeb in ber Urne ftnb, weil
fie (einer Verwerfung mehr auSgefefet finb, bie 3urnr auch
wenn ber Ungefragte beroeifen (önnte, baß grabe biefe 12
|)erfonen feine erflärtcn geinbe jinb. 3u biefen 12 ©e^
febworenen (ommen nun nesb fünf Sticbter, ber StaatS:
anwalt unb ber ©ericbtSfcbreiber. Me jufammen bilben
ben "Jlffifenhof. Die SBerbanblungcn beginnen bamit, baß
ber ©erichtSfchreiber bie Anfrage frorlieft. Dann folgt baS
SBerbör beS Ungefragten unb bie SBernebmung ber 3eugen
unter Seitung beS ^räftbenten. hieran fcbließt ftcb baS
9>laibiren (b. b. baS münblicbe Verfahren) beS StaatSam
waltS unb beS SBertheibigerS. 3(1 bieS gefcbloffen, fo faßt
ber ^rdftbent bie Stefultate aQer ftattgehabten SBerbanblun-
gcn in einer Stehe &ufammen unb legt ben ©efebworenen
geeignete gragen $ur {Beantwortung vor. Sin großer übeh
ftanb ifi, baß bie SOerbanblungen in granfreid? lange bauern
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Geschwulst
2oe
Gesellschaft
unb b« bie ©efcpworenen nod) jebec ©ifcung nach ^Ktufe ge»
ben bürfen, fo iß ßets bie ÜRöglicbfeit uorpanben, auf
ihre Uberjeugung einjuwirfen. <Sxjt wenn bie Untersuchung
ü6Hig gefct)loffen iß, werten bie ©eßbworenen in* JBera«
tbungSjtmmrr eingeführt unb biefeS ßreng bewacht. SRur
ber Afiuenprößbent h«t baS Kecbt, 3emanben ju ibncn ju
laßen. Unter ihnen entfcheibet bie abfolute ©timmenmebt»
beit, atfo ßeben gegen fünf. 3ß jebocb bie ©timmenmebt«
beit nicbt größer als bie eben angegebene, fo geben bie er»
»db.nten fünf fori. Wiener if>re ©timmen gleichfalls ab unb
bierburet) ber ©act)e ben AuSfcplag.
Der franj. 3urp gt«t<bt ber fct)ot. ©trafproeeß infofern,
als aueb in biefem bie AnKagcjurr) wieber abgtfcbaßt wor*
ben ijl unb bie Serbreeben gleichfalls von ©taatSwtgen
unterfutbt werben. 3n ihren übrigen (Einrichtungen nüb«rn
ßct) bie febot. ©efebworenengerichte mehr ben engt, welchen
aun) bie norbamerif. ganj äbnlicb ßnb. 3m Königreich
ber 9cieberlanbe ßnb bte ©efebworenengerichte iebt wiebet
aufgehoben, bagegen befleben ße mit einer ber franj. 3urp
fajl gleiten Serfaflung noch, in ben preuß. {Rt)«nprobinjen,
fowie in Sibeinbaiern unb in 9?heinr)effen.
Cr i :<:\ wulßt wirb im Allgemeinen iebe baS natürliche
9Jtaß unb S3er|>dltni0 überfebrettenbe UmfangöDcrgrößerung
trgenb etneS Ztyttti ober einer ©egenb beS ÄörprrS genannt.
Sie ©efct)wülße haben fer>r »erfct)tebene GntßehungSgrünbe,
bieten alte nur möglichen befannten formen bar, fommen
ebenfo gut an ber Äußern ßberßdct)e alS im 3nnern beS
ÄörperS bor, fiub halb gan* feft, halb weieb unb ela*
(lifo), enthalten nur glüfßgfeitcn, ober finb auet) auS fe<
ßen unb ßüfßgen ©ubßanjen jugleicb jufammengefe&t. ®e*
wifife ©efcbwütfte feb einen nur in beßiramten SDrganen tnU
flehen ju fönnen. 3n ber SBehrjabJ ber gdUe finb ße nur
eine einzelne (Erfcbeinung einer allgemeinen ober örtlichen
Äranfhett.
(fi>f8cl)wiir wirb eine langfam entßanbene Trennung beS
SüfammenbanqeS in einem Steile beS ÄörperS genannt,
welche unter AuSßuf »on (Sirer ober jauche auftritt. Siefer
AuSßuß wirb buret) «ne örtliche ober allgemeine Urfacbe unter*
halten, unb fo lange biefe nicht befritigt worben iß, bauert
ba§ ©eßbwür fort, breitet ßch immer weiter auS ober fommt
nach einer »orüberget)enben Teilung wieber jum Sorfcbein.
Sie letztgenannten SRerfmale bebingen ben wefentlichen Un*
terfchieb jwifrben SBunbe unb ©efebwür. Sie Urfachen ber
©efchwüre finb tt)eilS innerlich, ' t^eiW Äußerlich, unb in ei*
nigen ffdtlen iß nur ein einzelner 5t&rpertr>eil franffjaft ergrtf»
fen, in anbern ber ganje Äörper. 3e nath ihr« ©efct)affenbett
üben bie ©efchwüre einen mehr ober weniger bebeutenben eins
ßuß auf baS AUgemeinbeßnben au5. 3ß J. ©. bie Abfonberung
beS (Sitert beträchtlich unb biefer fcblecbt, fo wirb nicht nur
burch ben anhaltenben ©dfte»ertuß, fonbem auch buret) bie
Aufnahme beS fchlechten SiterS in bie attgemeine ©dftemaffe
ein aflgemeiner ©chwacheju|ianb unb enblich SJerbcrbnig ber
ganjen ©dftemaffe herbeigeführt. Unter manchen Umftdn;
ben werben ©efchwüre aber auch }u wohltbdtigen XbleU
tungöorganen, tnfofern ber ÄranfbeitSreij ober ÄranfbeitS«
ftoff {ich oon innem eblern €ingeweiben nach «bnen hinwirft.
(Sgl. jfontanelle.) ©efchwüre in ber £aut unb in
Äeifchigen 2beilen heilen leichter, wie folche in flechfigrn
ober brüfigen jDrganen; Snochengefcbwüre finb immer fet)t
iefig. 3e dtret ein ©efebwür ift, um fo Cangwaerigec
in ber Sieget bie Teilung; je unreiner baffelbe ift, je
»ecf iger fein ©runb , je aufgeworfener unb harter fein Stanb,
je f cb [echter bie in bemfelben abgefonberte Slüffigfeit, je tie=
fer e& einbringt, je beträchtlicher überhaupt bie ^erftirnngen
finb, bie t& bereit« angerichtet hat» um fo febwieriger ift bfa
»ei jungen ^erfonen h«Ien bie ©efchwüre Ui«h^
ter al« bei alten, on in tjubem ©rabe gefch wachten, ©ehe
rin ©efebwür in .Deining über, fo verliert e6 juerß fein un-
reines Anfehen unb ber Siter wiTb gutartig, barm bitten
ßd) ffleifcbrcdr^cöen, biefe werben nach unb nach M*«, i«5
hen fuh jufammen unb bebeefen fich enblich mit einem feü
nen ^dutchen, worauf bann bolIenbS Sernarbung eintritt.
3« nach ben ben ©efchwüren jum ©runbe liegenben Urfachen
unterfcheibet man oenerifebe, fforbutifche, (tropfe, gich«
tifche u. f. w. ©efchwüre.
<?cefltßd)aft beifit jebe 83<reinigung ber 5D?enfehen ju
einem beßimmten äweefe. SHan fann bie ©efeUfchaften un«
terfebeiben in natürliche, welche [tcb ton felbß bilben unb
benen bah er ber Sweet, um beffen willen ße ba ßnb, nicht
»on Anfang an im JBewugtfein ju fein pßegt, unb in wilt
f urltcfie, bie burch ttheretnfunft ju (Erreichung eines vor
Errichtung bet ©efeQfehaft gewußten unb auSgefprochenen
äwecfeS jufammentreten. 3u ber erßen Art »on ©efellfchaf-
ten gehört bie gamilie, ber auS biefet erwaepfenbe (Stamm.
baS IBolf , ber ©taat. Sie ©efellfchaßen ber ^weiten (Jkfjc
ju benen unter anbem ActiengefeUfcpaften, ©efeUßbaßen vs
gemeinfaraen Vergnügungen u. f. w. gehören, unterfebeib™
ßch »on benen ber erßen infonberheit baburch, baß ße ßeti
auf einem Sertrage (f. b.) beruhen. 9Ran muf ßa> wc
hüten, bei ber (Beurtheilung ber natürlichen ©efeQfcbaft ei
neS 3?aßßabeS ßct) ju bebienen, welcher nur für wiufüri:
©efeüfchaßen gültig iß, berm jene beruhen auf ben erfte:
unb tiefßen 8eben8bebürfnißen beS SKcnfdjen, fönnen bat>e
auch Auf feine SBeife weber aufgehoben noch nach £3e!tebei
umgeßaltet werben, wie biefe* bei ben wiHfürlicben ©efeU
febaften aUerbingS ber %aU iß. — • Sieft leiten »heilt mai
nach bem fBerb&tniße, welches ße gegen bie t)6cbfrc un
wicbtigße ber natürlichen ©efellfchaften, gegen ben €>taa;
einnehmen, in erlaubte (pribUegirte) unb verbotene enr
£a ndmlicb ber ©taat eine alle innerhalb eines gewiße
fBejirfeS «ufammenlebenbt Wenfchen in ßch befaßenbe W.
fellfchaft iß, berert Bwett ber böehße unb wicbtigße i
(f. ©taat), unb in ber gleich b6ct>ftc Stacht concer
trirt iß, fo fann berfelbe nur biejenigen wiQfürlicben ©tfel
febaften innerhalb beS »on ihm umfaßten SSejirfeS beßebe
laßen, welche in ihren 3wecfen feinen eignen 3weefen nid
juwiber ßnb unb welche ßch einer foleben eeauf jtchtigung ui
terwerfen, baß bie 3J?acr)t ber ©efeQfcbaft, welche um fo gr
ßer iß, je größer bie Anjapt unb ber dinßuß ihrer 9Ritgü
ber iß, niemals gegen baS 2Bot)l beS ©taatS benuftt roeTbt
fann. Ser ©taat hat baher baS Äecbt, »on jeber ßdp bi
benben wiHfürlicben ©efeQfcha^ bie Angab« beS 3wecf* ui
ber Littel , welche ju (Erreichung beffclben in Shötigfctt gefe
werben follen, ju »erlangen unb ße nur bann m bulte
wenn er iJwecf unb SKittetn feine {Billigung gibt. 3<be wi
fürliche ©efeUßbaft pßegt jur 9?achricht für ihre S&itglietxr i
ren 3wecf unb bie SRittel, burch weiche berfelbe erreicht m<
ben foU, in einer ©chrift anjugeben, welche baS ©ta«
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Gesetze 2
ober bie Statuten bet ©efeUfcpaft beißt. 3>iefe ©tatuttn
muffen ber ©taat«regterung jur Prüfung unb ©enepmigung
vorgelegt werben. &rpält bie (SefeOfd^aft tiefe (Genehmigung,
fo ift fte erlaubt, unb privilegirt bann, wenn ihr ge»
reiffe SBorrecpte eingeräumt »erben, »eil fit al« bera3»ecfe
be« ©taate« forbtrltcp anerfannt werben ijt. 3ebe opne ©e>
ntpmigung btr ©taatSrtgierung htflepenbe ©efellfcpaft ift et»
gentltd? eine verbotene, boep pflegt man al« wiche ge»
»obnlicb nur bie von ber Stegterung auSbrücflicp unterfagten
Stfellfcbaften ju btjeiepnen. Um ftcb bet «Kacpt be« ©taat«
nt anheben, pflegen verbotene ©efetlfchaften entmeber über«
paust ihre (Triften ^ , ober boep ibren wahren 3wecf unb bie
reinlich von ihnen in apätigfeit gefegten Littel geheim ju
halten unb Reißen in biefem galle geheime ©efellfcpaf»
ten. (Sine ertaubte ©efeOfchaft fann fepon barum, weil fte
bie Äegierung jum 9Jcit»iffer pat, eigentlich niemals eine gfc
beime ©efellfcpaft fein, inbef» bejeicb.net man al« folcr>e hoeb
iebe ©efenfepaft, welche tfjre innere ©nrieptung ben Äugen
be« arofern publicum« entjiept, j. «3. bie ©cfetlfcbaft bet
"; :im aurer ff. t.i. 3n frühem Reiten war hie Stacht bei
etaat« minbet bejh'mmt unb würbe weniger bem 3mecfc be«
Staats gemäfj angewendet , baber pflegten fiep auep bie ©e»
»ellfcpaften unabhängiger gegen ben ©taat ju ftellen, ja
übernahmen juweilen einen »peil bet bet ©taat«regierung ei»
gentltd) jufiebenben, aber von ihr vernaepläfftgten «Obliegen«
beiten, wie j. A3, bie fitmt, bie 3ncjuifition (f. b.)
unb anbere. öffentliche unb geheime ©efeUfthaften gab rt
fepon in bem frübefien Wtertpume, mit tpeil« politifcben,
tbeil« religiofen, tpeil« rein gefelligen, tpeil« laufmdnnifcben
3ntereffen. SBäprenb in neuerer Seit nur biejeniaen ©efell»
febaften, welche fiaatSwibtige Swecfe »erfolgen, (ich geheim
;u halten pflegen, mufjten tn ftnftern unb bebrdngten 3eiten
oft ©tfeflfcpaften, »eiche bie ebeljlen 3n>ecfe patten, unbe»
tarnt ju bleiben fuepen. ©o bat *. S3. bie chriflüche Äircbe
anfänglich, um fiep ben SBcrfolgungen ber Reihen ju entjie»
ben, nur au« geheimen ©cfeUidjaften befjanben. 2>er letjtt
©run& aller, fo»ol ber natürlichen al« ber »iUfürlichen ©e*
feüKhaften, tft ber bem aJlcnfcpcn angeborene Srieb ber @e»
felligfett. 2>tr SWenfcp fühlt (ich wahrhaft »ohl nur im Um«
gange mit feine« ©leicpen, nicht allein »eil er in ber Skr«
tinbung mit Xnbern eine Quelle finnlicher unb griffiger
Sreuben finbet, fonbern auch »eil er burch bie SJerbinbimg
mit anbrrn vernünftigen SBefen j\u bemfelben 3»ecfe feine
eigne Jfcraft vervielfältigt. Stur vernünftige SBefen vermo»
c-tn fieb »u (Streichung eine« wiCfürlich gewählten 3»ecf*
€>tßft3t fünb allgemeine iöeftiramungen , nach benen et*
twt* gefchehen mufj ober gefchehen foO. Sßie man bie &v
faarmtpeit alle« Etffen, »a« £>afein hat, in Slatur (Jt6rpers
weit) unb ©eift (©eiftemelt) Äu theüen pflegt, fo fpricht
man auch von iRaturgefefecn unb ®efe^en bes ©eifte«. £)ct
©eift ift frei, bie Katar nicht, unb fo tommt es, bafi ber
©eift ©efefte t?at, benen er gehorchen fotl, bie 9?atur aber
wicht, baten fit gehorchen mufj. ©S ift aber «uch noch
ber Unterfchttb, baß bie ©efefcc he* ©eifteä von btm ©eifte
t^nt ftlbft gegeben , wührenb bie ©efe^e ber 9catur ihm von
einem Inbem , nämlich vom ©chopfet ber Statur, gegeben
ftnb. a5er®eift beftimmt fich in feinen ©efefeen felbft, b. p.
ifl in ber Kreibeit: bie Statur »irb von einem anbern bbt
¥9 Oesetze
hern be(rinrmt, b. h- »ft in bet S?oth»cnbigfeit. ©ofem
ber ÜUcm'cb ein natürliche« SBefen ift, ift auet) et in bet
9toth»cnbigfeit, ben 9laturgefe^en unterworfen; fofern ber»
felbe aber ein geiftige« SSefen ift, ift er in ber Freiheit unb
bie ©efefce, bie er fich gibt, finb felbft nur 3eugnig von
feinet greiheit. 2>ie 9laturgefehe burch emftcjc 9taturbe«
obachtung unb fünf/tüche Unterfuchungen ju entbeefen unb
in ihrem 3ufammen»irfen fennen ;u lernen, ift bie Aufgabe
ber 9taturforfcher. JBon biefen ©efefcen machen bann
bie Äedjnifer infofern Änwenbung, al» fie bie nach ip"n
©efe^en thätiae Statur unb ihre in tiefer &bärigfeit für)
äufjernben Äräfte jum SJeften ber SRenfchen leiten. — 2Dit
©efe^e be« ©ei|te8 ftnb tbeil« Stegein be« ^anbeln«, welche
fiep ber einzelne SRenfcp gibt (ÜRoralgefefte, f. 3Roral) ent»
»tber in jebem einjtlnen galle ober ein» für allemal, © runb»
fdfee (f. b), theilS ein für allemal auSgefprocpene JBtftim»
mungtn für tint ©tfeUfcpaft von 3Jfenfct>cn , »eiche al$ vtr»
nünftig unb bem 3»ecfe btr ©efeUfchaft erfpriefjlich von ber
©efammtheit anerfannt »erben unb baher jebem einjel»
nen SRitgliebe in feinen $anblungen al« SBorfchrift bienen
feilen. SBie ber ©taat fowol bem 3»ecf al« bem Umfange
nach bie böchfte unb vornehmfie ©efeafepaft ift, fo ftnb auch
bie ©taatSgefefee bie wichtigften berartigen ©efefec, unb ju
ipnen flehen bie ©efefee anberer ©efclifchaften ganj in bem»
felben Skrhältnifft, in welchem alle übrigen ©efeQfchaften
(f. ©efeUfchaft) gegen ben ©taat flehen. £>ie ©efefje eine«
©taat« machen in ihrer ©efammtheit ba« in einem ©taate
geltenbe Stecht (f. b.) au«. 2Bie ber ©taat au« bem SJolfe
fich bilbet, inbem biefe« }um Semuftfein über ftch felbft
fommt, fo envachfen bie ©efelje au« ben ©itten be« &olt«.
Sange, ehe ein ©efefe ertannt unb auSgcfprocpen »irb, hat
e« gewöhnlich fchon al«©itte beftanben, unb nur bieienigen
©efe^e, »elcpe ftcb auf 3ufäQigfeiten begehen, entfiepen au«
ber äBiUtür ber SRegierenben, ). IB. über 2CbfptrrunaSmafi>
regeln bei einer brohenben Seuche trab bergl. iBefonber«
im Älterthume, »o noch einfache SJerhältniffe im geben ber
jßölfer beflanben, ftnben wir häufig ©efe^geber, »eiche
entweber nach 2Billfür feflflellten, »a« al« Siecht gelten
feilte, ober burch tiefe <£rfenntmfi be« (SbarafterS unb ber
©itten ihre« Solte« fich leiten ließen. SBährenb ©efehge»
fcungen ber legten 3trt flet« ftcb jum ©egen ber JBälfer er»
halten haben, haben biejenigen, »eiche ihre .Quelle in ber
SBiltfür hatten, niemal« lange ftch erhalten tdnnen. 3n
neuerer 3 e it (ommen ähnliche €rfcheinunaen , »ie bie ber
alten ©efefjgeber (J)rafon, ©olon, fcprurg, f. b.) nicht
mehr vor, »eil in allen civilifrrten ®taattn ein bereit« burch
©efene begrünbeter S?e6t«^uflanb vorhanbtn ift, ber nur
naep Umftanben abgeänbert »erben fann. ©ehr fälfchlicp
hat man juweilen ben fegen an n ten pofitivtn, b. h. in
tintm <Staatt »rrflich beflehenben unb geltenben, ©efefcen,
bie ©efe^e bet ßemunft gegenübergeftellt, al« wären biefe
etwa« Xnberc« al« jene, ba hoch vielmehr bie pofitivtn ®e»
fcöe felbft, »tnn fte »ahrhaft btm »olf«geiite entfprechen,
nicht JBefchränfitngcn btr wahren greiheit, fonbern vielmehr
bie 2Cu«fprücpe biefe« vernünftigen ©eifte« felbft enthalten,
alfo fBejeugungcn feiner Srccibeit ftnb. (fügt. 9latur recht.)
3m ©taate felbft hat man bie brei ©ewalten, mit benen
berfelbe auftritt, nämlich bie regierenbt, bie reeptfpre«
epenbe unb bie gefe^gebenbe unterfepieben , unb auf
bem Ötrhättniffe, tn »elcptr biefe brei ©ewatten gegenein*
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Gesicht
anber flehen, btrubtn größttntbtil« bit »trfcbitbenm
formen. (©. Staat.)
^eeicfit, btt ©inn bt« ©eben«, ber SBabruehmung be«
»on ben ©egenfldnben au*gfbenben ober »on ihnen jurücf*
Ewfenen Eichte«, ifl berjenige Sinn, welcher ben SRem
n auf bie manntcbfaltigfte unb intercffantefie SBeife, fo*
bi« auf bie weitejlen Entfernungen mit ben ©egenftdn>
ben, welche ü)n auf ber Erbe, ja im SBeltraum umgeben,
in Söerbinbung fefct. Unfer @efi$t reicht, wie wir au« ber
Erfcbrinung ber girflerne entnehmen, bi« in unermeßliche
fernen. iieucbtenbe ©egenfldnbe bleiben fo lange fühlbar, al«
ihxt fcicbtfldrft in äierbdltniß mit ihrer Entfernung ficht. Die
Organe Ix« ©efiebt« ftnb befanntlicb bie Bugen (f. b.). 2)a«
©«ficht urtterfebeibet nicht nur bie »erfchiebenen tfd)tfidrfen,
bi« ^erab jum gdnjlichen Langel be« Cicbt« (bem ©Ratten)
unb bie »ergebenen garbrn, fonbern bient auch, bie ©röße
ber ©tgenfldnbe ju erfennen, wenn bie Entfernung befannt
ifl unb bie Entfernung, wenn man bie wirßicbe ©röße
(ennt. Die febeinbare ©röße eine« gefebenen ©egenflam
beS nimmt nämlich ab, je größer bie Entfernung beffelben
ifl. $enft man ftd) »on bem hochf/mi ünb ebenfo von bem
niebrigften fünfte eine« ©egenflanbe« gerabe Linien nad)
bem 'Äuge eine« Beobachter« gebogen, fo htijj; ber SBinfcl,
ben tiefe beiben SHnien imteinanjber machen, ber ®e*
ficbtöwinf el, ber ©ebwin(el, ober, ba von feiner
®röße bie ®röße be« aefehenen ©egenflanbe« für ben *Beob*
achter abbdngt, bie fege in bare ©röße be« ©egenflanbe«.
Eine furje Überlegung wigt, baß bcrfelbe ©egenflanb unter
beflo fleinerm ®e|lcbt«winrel erföeinen muß, je weiter entfernt
er ifl. unb baß »on jwei ©egenfldnben, welche bem Buge
»ermöge be« ©eficbtSwinfel« gleich, groß erföchten, ber ent*
ferntefte ber größte ifl. SWit ber Entfernung nimmt auch
bie £>eut!icbfett ber ©egenfldnbe ab, weil bie vsebwinfel,
unter benen bie . ( leinflen Steile be« ©egenflanbe« erfebeinen,
admdlig ju (lein werben, um noch 2ßabrnebmung ju ge*
flatten. Eint dbnlicbc Unbeutlicbreit tritt aber auch etn,
wenn ein ©egenflanb bem Buge allju nah gerieft wirb, unb
bierau« ergibt fieb für jebe« Buge eine beftimmte Entfet»
nung, in welker e« bie ©egenfldnbe am beutlicbften wabr<
nimmt. SMefe fogenannte ©t Zweite ober SBeite be«
beutlicben ©eben« ift fafl für jebe« Buge eine anbere,
boeb liegt fit bei einem gejunben Buge in ber Regel jwi»
feben 12—20 äo'J. 9J?c nfeben , weiche nur folebe ©tgen«
fldnbe wabrjuntbmtn vermögen, bie febr nahe btt ihren
Bugen fleh bejtnben, beißen Jturjficbtige, mdbrenb SSScit»
fiebtige folebe ftnb, btt nur entferntere ©egenfldnbe beut*
[ich feben. Beibt helfen fleh bureb »rillt n (f. b.). JDb»
gleich ber SRtnfcb im ©tanbe ift, btt ©egenfldnbe in ftbr
»erfchiebenen Entfernungen ju erfennen, fo muß bod) ba«
Buge Rd) gteiebfam für jebe Entfernung befonber« anpaffen,
abjuftiren. #abtn wir $. B. längere 3<it unfer Buge auf
eintn nahen ©egenflanb gerichtet unb wenbtn e« bann fcbnell
auf einen entferntem, fo »ergeben einige Bugenblicfe, ehe
btr tntfernte ©egenflanb beutlieb weggenommen wirb.
#öcbfl merfwürbig ifl ber Umflanb, baß jeher SWenfcb
in jtbtm feiner Bugen einen f)un(t bat, auf welchem er
»ölltg blinb ifl. 2Ran fann ftcb hiervon überzeugen, wenn
man auf ein Blatt weißen Rapiere« eint reihe Oblate (tat
unb in etwa 2'/i 3oH Entfernung recht« »on berfelben tin
Gesicht
unqe/ähr 8*/» BoU hebej Such auf ba« Javier fledt. it$t
man bann ben Jto»f mit ber 9lafe auf ba« S3ud), fd)litft
ba« rechte Buge unb blieft mit bem linlen Buge fcharf am
Söu che i;crab, fo gewahrt man jugleid) bie feitwdrt« liegenbe
weiße gldcbe be« Rapier«, aber bie jDblate nicht, weiche
grabeju »erfcbwunbtn ifl. ©it (ommt al«balb jum SSor-
fchcm, wenn man ba« Buge etwa« au« btr angegebenen
©tellung »errüefr.
£>er ©inn be* ©eftebt« ifl, wie ber febdrfftc unb am
weitefltn reichenbe ©inn be« SRenfdjen , auch berjenige, xoü*
eher ben meinen Sdufd)ungen unb Sehlern ausgefegt ifl.
Bußer bem ©taar (f. b.) unb ber angegebenen Äurjfidj-
rigfrit unb SBeitfirttigfeit gehören ju btn Bugenfehlem ba«
Sagfehen unb ba« 9tad>tfeben. 3tnt«, autb $aa)t:
bltnbhttt obtr ^>ür)nerb(tnbr)ett genannt, dnßert ftcb
baburd), baß ba« Buge nur im bellen ©onnenlicbtt fleht,
für fchwadje« 8id)t aber »öttig unempfmblid), blinb iß, unb
Fommt befonber« in gewifftn gdnbern, j. JB. Ehina, JBra=
filien, febr bduftg »or. JBei btm 9lad)t f ebe n ober bet
Sagblinbbeit fann ba« Bugt ba« belle ©onnemubt
nicht ertragen unb ficht bafür bei fchrenchem Sichte btffer,
al« tin gewöhnliche« Buge. £)te Empfinblicbfeit be« BugeS
für ba« giebt geht juweilen bi« jur 8id)tfcheu, bei web
eher ba« Buge fafl gar (tin Sicht ertragen »ermag. SBlcn ■
benbweiße ©egenfldnbe bringen tm Buge einen fchmer.br"
ten yi'cij hervor, ber fogar ent)ünb(id) werben fann. Eine
bieber gehörige Erfd)einung ifl bie in btn |)olargegenben
bdufig »orfommenbe ©chnetblinbhtit.
rev SRtnfd; hat \ wei miteinanber in ihrem Sau genau
übereinflimmenbt Bugen, unb fleht mit tiefen beiben Bugen
bit ©tgtnfldnbt nicht boooelt, fonbtrn tinfad), wtil Gin»
brüeft, wtldje entfereebenbe fünfte btiber Bugen jugleid;
treffen , nur tinmal wahrgenommen werben. {Bringen wir
aber bie Bugen au« berjenigen Sage, welche ihnen bie Sta-
tur gegeben, fo treffen bie »on btmftlbtn ©egenflanbe au«:
aebenben gicbtflrahlen nicht beibe Bugtn in entf»red)enbeji
Äbeilen unb wir feben baher beim ©d)ielen bie ©tgen
fldnbe bovpelt. 3fl jeboeb ba« ©chielen burd) 9latut obtt
©ewohnheit bleibenb geworben, fo fleht man nur ei:
weil in biefem galie tin Bugt ober beibe Bugen fo
gelmdßig »erdnbtrt ftnb, baß bei tintr febiefen ©t
bie in fBt^ug auf ba« ©eben in beiben Bugen einanber
fpreebenben fünfte gleichjeitige Einbrücfe erfahren. CM
hduftg ifl ba« ©chielen .nur eint üble Bngewobnbett unl
man fann e« bann abgtwöbntn, wenn man ba« febtelenb
Buge mit tiner Jtapfel bebeeft hdlt, in welcher fld) nu
tint fleine Öffnung beftnbet, bie fo angebracht fein tnuf
baß, wenn man feben will, ba« fchielcnbc Bugt in bie n<
turgtmdßt ©ttUung gtnöthigt wirb. — Ein mtrfwürbigr
nicht feiten »orubergebenb »orfommenber gehler t>a
4>albftbtn, jebenfatt« ein franfhafter 3uflanb bet 9le
»en, bei welchem immer bie tine Hälfte btr angebliche
©egenfldnbe »erfchwinbet. S>och (ommt Bbnttcbrä au
bleibenb in golge theilweifer Sdhmung her 5lc(^aut »or. -
J)em Umflanbe, baß man in einem rranfbaft aufgertgt«
obtr gtfchwdchten 3uflanbe ©egenfldnbe, lebenbige fowol a
leblofe, ja bit ©tbilbt tiner »ÖUia jügeltofen ^bantafte tr>ab
nehmen (ann, ohne baß foltbe trgenb ein außerltcJbe* 3D<
fein haben, ja ot)ne baß ein ©egenflanb »orbanben ift, b
nur für etwa« Bnbere« angefeben würbe, ifl ein gro£
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ogle
3$eil be* Aberglauben* on ©eiffererfcbeinungen (f.b.)
jujufcbreiben.
ff* gibt $erfonen, welche übrigen* gom gefunbe Augen
jaben, ober gewiffe garben nicht ju unterfebeiben »ermogen.
Da* merfwürbigfre JBeifpiel in biefer SJejiebung erjäblt bet
berühmte engl. 9?aturfotf^« ©rewfier »on einem Schub»
n hiebet in Gumberlanb, welcher nur wet ß unb fit war j rannte,
intern er aud> nicht eine ftarbe »u ertennen »ermoebte.
3n ÄranfbeitSjufiänben ereignen fieb noch befonber* auf*
fällige Crfebeinungen. So foH eS bei einer 5>eft »orgefommen
fein,, baß bie fftfronften bie ©egenfidnbe mit Regenbogen*
färben erblidften. ffin alter ÜÄann fat> eine 3eit lang alle
©egenftänb« trumm unb nach einer Seite bängenb. gaft
unglaublich aber unb bis jeftt uncrFuirt ftnb bie gäQc von
'perforien, bei benen vom .frinburebfeben bureb eine ©rille
bie ©läfrr nejcb einiger Bett mit tiefen {Riffen {erfragt unb
erbünbet waren, unb jwat im Umfange be* Äugenftern*.
— €* gibt noch eine große Änjabl t>on Augenfeblern unb
©eficbt*täüfcbungen , welche bin nicht metter erwähnt werben
tonnen. Xu* bem Angeführten roirb hinlänglich beteorgeben,
wie febt man gegen bie ffrfebeinungen be* Auge* mi**
trautfd) ju fein Urfacbe habe unb wie große Sorgfalt man
bei bei »ebanblung eine* fo fetjr ju JRegelwibrigfeiten geneig«
ten Sinnenwertjeug* anroenben muffe. Sefonber* nadlet»
lig fann bem Äuge ein fchneHer Söecbfel jwifeben ginfiernip
unb Siebt werben. Derfelbe fann oiüige* ßrblinben jur
golgt haben, oefonber* wenn*ftch baSÄuge obnebte* in et*
nein geregten 3uftanbe beftnbeL Da* Buge muß fid) näm*
lieb für jebe berrfebenbe CtchtflÄrfe befonber* einrichten. £om»
men mir au* ber Xageibede in einen buntein {Raum, fo
werben mir anfang* (einen ©egenfianb ju unterfebeiben »er*
mögen; aHmäi.g aber mirb ba* Äuge mieber ju feben be»
ginnen, treten mir bagegen au* ber Duntelbeit in ein
hiUcrlcucbtet«* 3intraer, fo werben mir eine jäcit lang fo
geblenbet fein, baß bie Augen febmerjen unb (einen Segen«
ftanb beutlicb au unterfebeiben »ermögen, meil fte (ein Idn*
gere* Jbinblicien aushalten. Dabei ift e* j. fi5. aud)
nacfcrbeilig, ba* S3ett fo au (teilen, baß beim erwachen fo*
gleich ba* »olle Sonnenlicht auf bie Äugen füllt, ober baß
man bes> Stacht* »om SRonbe befebienen mirb. ^ettleucbtenb«
£*mpen pflegt man, um bie SMenbung ju »ermeiben. mit
©firmen ju »erftben. Doch ftnb bie völlig unburcbftcbti»
gen Schirme, »eldje gewöhnlich Stubirlampen haben, raebt
übäbiieb al* nü&lieb. &itt mirb nämlich ein (leiner {Raum
vor bar 8ampe febr fiarf erleuchtet, ber übrige Stbeil be*
Bimmer* aber bunfel geiaffen, unb ba*Äuge erleibet ebenfo
ftarfe &d)twecbfel, al* man e* »on bem erleuchtete»
{Raunte weg« unb mieber babin *urücf»»etibet.
^tfiicl)tSßd)i«fr), eine ber gualoollfien Äranfbeiten,
roeu^e ben {Kenfcben brimfueben tonnen, beftebt in einem
febr beftigen , febneibenben ober reißenben unb bobrenben,
IUI Ulli felbft elcfmfcben Schlägen ähnlichen Ccbmeijc,
bei meiji nur eine Seite be* ©efuibt*, unb jwar entmeber
©egenb »or bem Obre ober bie unter bem TCuge bt* »u
9}afenjlugel befdüt. 2)ie Jtrantyeit erfebetnt tn ehuä*
''ifillen, bie mit toflUia febmerjenfreien 3»ifthfnJe,ten
ein, in ber Kegel plogtict) eintreten, ebenfo »lö&licb,
aufboten, (eicht buteb. ®emütb*bewegungen, Spre^
Conti 'in. IL
eben, Sad)en, Aauen, 9Hefen, fomie burrh Srutf unb S3e*
rübrung ber befallenen Steile heworgerufen werben unb »on
»erfebjebener Dauer ftnb, tnbem fie bi*mei(en nur eine 2RU
nute, bi*meilen aber auch eine Viertel: unb halbe et unb«
unb länger anhalten. SBabrenb eine* folgen Anfalle* ift
ba* ©eftcht rotb unb aufgetrieben, eiruelne 3ntli$mu*(eln
littern unb jutfen, ber $ui* wirb befchleunigt, hart, ju.-
fammengejogen, ungleich, unorbentlich. ©eroölntlich enbet
ber XnfaU unter reichlichem Äbffuffe »on 2brdnen ober (St*
guß eine* bünnen Schleime* au* ber üftafe, oft mit bem
©efüble, al* wenn in ben ©eftcht*ner»en etwa* gerriffen
worben wäre. ÜReiften* ift bie JTran(heit rheumatifchen ober
gichtifeben Urfprung*, juweilen »on Stocfungen im Unters
leibe ober »on Stirungen be* 2ßonat*fluffe* u. f. w. ab;
hängig ; oft aber auch reine* 9ter»enleiben, tmmer (ehr bort*
näcfig unb fchwer au beilen. SQtrb ba* Übel nicht gehoben,
[o entfleht nach unb nach ein unheilbare* 3ittern unb luden
tn ben ©eftcht*mu*(eln ober auch mol Wbmung berfelben,
unb enblich werben auch bie ©eifle*(räfte angegriffen.
6fsrnw nennt man in ber »aufunfl jebe ffinfaffung
am obem ober untern S£bei(e einer SSanb ober an einer
äbffnung be* ©ebäube«. Daffelbe entfianb au« ben »alten«
ober Steinreiben, welche über biejenige SBanb eine* ©ebäu*
be* hervorragen, an welcher ba* SBaffer »on bem Dache
abläuft unb bie baber fomol al* 3ierath al* jum Schufte
ber SBanb gegen ba* berablaufenbe aß off er benufct würben.
SDa* ©eftm* barf nia)t unterbrochen werben unb erhält ge*
w&bnlieh eine Xu*labung, welche ein imib ober jwei Drittel
feinet Ä6be beträgt. Da* Aaupt* ober Dachgefim*
bilbet ben oberiien &beU be* ©ebäube* unb ben Äranj be*
©ebäKeS; man gibt ihm ben 18.— 20. STbett ter ßöije be*
ganjen ©ebäube*. Die einzelnen Stocfwer(e werben burch
ba* ©urtgeftm* getrennt, welche* 12 — 18 3oB <&ohe hat.
3uwei(en werben an ben SBänben ber äimtner ©eftmfe an»
rn)t, melche ben 16.— 18. Sheil ber ffianbbobe iebtn-,
bem ftußboben faßt man bie 2iUr.be mit gußgtfim*
fen ein. ©elänber erhalten juweilen eine ©cbecfnng, welche
öruftgefimä betfit. 2fuct> genfier, 5Ebüren, itamine
werben mit ©eftmfen eingefaßt, welche oberwärt* eine ÄJe«
bectung bilben, bie SBerbachung genannt wirb. 2(He ©e»
fünfe ftnb au* mehren ©liebern jufammengefefrt, welche fo
aeoebnet unb in »erbältniß gefeftt fein muffen, baß fte tu*
fammen ein febeneö ©ante barfieUen.
Gesinde, ein alte* beutfd>e* SBort, welche* man
nicht ohne SlBabrfcbemlicbfeit »on fen ben ableitet, nennt
man alle biejeniaen ?)erfonen, welch« Änbern für 8obn
unb iuft bäu*liche ©efchäfte unb wirthfchaftliche Diente
»errichten (itoftgelb). — Unter ©efinbeorbnungen
»erfteht man bie lanbe*herrlichen ©efefte, burch melche in
etn;elnen beutfeben Staaten ba* S3erhä(tniß be* ©eftnbe* ju
feiner Dienfthtnfthoft/ a(fb bie gegenfeitigen JBefugnijfe unb
SBerbinblichfeiten feftgefteüt, überhaupt ba* ganje ©eftnbewefen
in polieeilicher dfuefftebt georbnet wirb. Die (Eingebung unb
Vbfchließung be* Dienfi»ertrag5 ift in ber Kegel an feine
befonbern Formalitäten gebunben/ vielmehr ift ein folcbex
Sertrag fofort gültig unb für betbe Sbeile (für bie ^)err*
febaft wie für ba* ©eftnbe) »erbinblich, fobalb fte [ich übet
» «. ,u 4»^n »^N- i»
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Gesinde 2
Manen imb über bic ©röße be« Dienftlohne« bereinigt ha«
ben. Sfttbcffen finbet in bcn meiften ©egenben Deutfch*
lanb« ber ©ebraucb ftatt, baß gum 3«a>en be« gefchloffe*
nen »ertrag« ba« (Bcfütbe wn feinet gufünftigen Dienfl»
herrfcbaft em Stücf ©elb (9» ttthflelb, #anbgelb,
Draufgelb, SKie t h vi r o fcb e n ) erbalt, welche^ aber in
ber Sieget teine«wegS al« ein arheit be« Dienftlohne« felbft
«i betrachten ift. Die Jg>crrfd>aft ocrliert übrigen« ba«
SRiethgelb, wenn fie fich obne gefefeliche ©rünbe weigert,
ba« »on ibr gemietbete ©cfinbc gur gehörigen Xngiehegeit
angunebmen, unb ift bieSfaQ« noch außerbem gur Schab*
[o«baltung be« ©efinbe« verpflichtet. Sßito ein Dienft«
böte front unb gwar ebne feine eigne grobe Stoföuibuna,
fo muß ihm feine Dienftherrfchaft alKfi bei gänglicber Dienft«
unfA.uqPetr 8obn unb 9cabrung wdhrenb btr jtranfheit in»
nerhalo ber Dienftgeit verabreichen unb für feine Stopfte«
gung forgen. Der ©runb biefer Öorfcbrift ift, baß ba«
©efinbe, ba e« feine gange 3eit unb ade feine Kräfte bem
Dienfte ber ^errfebaft wibmet, gewiffermaßen al« SDWtglieb
b£$ £aufe« gu betrachten ift unb in biefem Sinne mit gur
Jfamitie be« Dicnftberrn gebe«. Grfcauft ba« ©eftnbe im
Dienfte, b. h. biet burch »erfcbulbung bet $errfcbaft, fo
muß biefe bie ßurf offen allein tragen unb fann in einseinen
fällen noch überbte« \u einer brfonbern JBergütung unb
ücbablo«haltung verpflichtet fein, eine mißige förpeTlicbe
3ücbtigung be« unger)orfamen ©eftnbe« fleht gwar ber £err»
febaft gu, artet aber bie ©träfe in gefefcroibrige unb ber
©efunbbeit nachtheilrge $TOi«hanblungen au«, fo macht fich
bie $errfcbaft babureb fetbft ftraffaUig. Hnberntheil« ift ba*
©efinbe verbunben, jeben burch feine Berfchutbiing bergen*
febaft verurfaebten Schaben biefer gu erfefcen unb wirb, wenn
e« ftch eine« Diebftahl* gegen feine #errfcbaft fdpulbtg macht,
in einigen Staaten harter beftraft al« ber gewöhnliche Dieb.
Die Dauer bet Dienftjeit richtet fich, roenn bei ©ingebung
beb Dienftvertrag« baruber nicht« feftgrftfet werben ift, nach
ben Borfcbriften ber ©eftnbeorbnungen ober nach btn burch
bie ©ewohnheit an eingehen Drten eingeführten Xn> unb
Äbgitbegeiten. Verlängerung bet Dienftgeit fefet ßet« bie
cotgöngige (ftiOfchmeigenbe ober au«briicfttche) Genehmigung
von Seiten be« ©eftnbe« fowol al« bet $errfcbaft vorau«.
üRacbl bie Dienftherrfchaft banfrott, fo genießt ba« ©eftnbe
loegen feine« rücfftünbigen Sohne« in ber Kegel ein bebeu«
tenbe« JBorgug«recbt vor allen übrigen ©laubigem. Stach
Telauf bet Dienftgeit muß bie Dienftherrfchaft bem ©efinbe
auf beffen »erlangen ein 3eugniß übet fein fittlicbc« unb
fonftige« «erhalten au«fteUen. Da« ©eftnbe muß biefe«
Beugniß bei feiner anberroeiten SBermirtbung gu feiner fctgU
timation vorgeigen, wenn e« fich «bet gum erften Wlkt
uermietbet, ein obrigfeittiebe« Xtteftat über fein bisherige«
fflohloerhalten beibringen. — ©efijtbemÄflet ftnb 3>et»
• fönen, welche, fich unter lanbe«herrlicher, befonber« baiu ein*
jubclenbtr ©enehmigung bamit btfehäftigen, bem ©efinbe
ein bienftlicbe« Unterfommen gegen eine Vergütung gu «er«
feheffen. Die Erfahrung hat gegeigt, ba$ bie ©efinbemtb
felei nieht ben »ortheilhafteflen einfluß auf bie Sirtlichftit
f t« ©efinbe« hat. Gben bc«halb ift fie in mehren beutfehen
Staaten in neuerer 3rtt gangUch oerboten worben. Da
bienftlofej ©eftnbe eine gefar^rüe^e fi3ürbe ber ©emein»
bin ift unb befonber« in großen Srobten wefentlich jur aU=
gemeinen Strttnverf*lecb5fiuti4 beitragt, fo ift e« eine nn<h»
O Gessner
tige ^ flicht ber poticeilichen S3eh6rbm, über alle« btenftlofe
©efinbe eine ftrenge ununterbrochene Vufjtcht gu führen unb
nötigenfalls für bie gortfehaffung beffelben gu forgen. 3n
mehren Stübten Deutfchlanb« finb befonbere iöclu>vhn ut
JBeauffia>tigitng ber SBerforguna be« ©efinbe« niebera.efe£t,
bie man ©efinbe« ober auch Dienfthoten > ^mter nanu. —
©efinbegwang ift bie rechtliche C5efugniß be« ©utthtmt,
bie äinbet feinet Untctthanen gu »wingen, baß ße gegen
einen beftimmten, gewohnlich färglicben Sohn bei ittm in
Dienfte treten. Da« gufolge biefe« 3wange« bei. bem fflut$»
berm bienenbe ©eftnbe nennt man ebenbe«halb iJ tr o :i a -
gefinbe. SBo ber ©efinbegwang noch vorfommt, ift er
ein Uberreft bet mittelalterlichen £örigteit ober «eibeigetrfchflft.
Qfdpanschaftrri ober 60 mi täte haßtn bte^rootngen
be« Königreich« Ungarn unb be« gu bemfelben gehörigen
Sanbe« in Siebenbürgen, Slawonien unb Kroatien mit 2u:-.>.
nähme ber SRilitairgrtngen. Hn ber Spi|e jeber ©efpan»
fa)aft fieht ein oberfter ©raf, Dbergefpan genannt (ober
in beffen Hbwefenheit ein 2fbminiftrator), welcher in 12 ®t>
fpanfehaften erblich ift, iu ben übrigen 00m Könige anannt
wirb ober mit einem ber boben iNeichöiimter ober mit ber
SBürbe eine« Sifchof« verbunben ift. Dem jDbagefpan
gur Seite flehen ein SBieegefpan, ein ©eneralprocurator
(Steuereinnehmer), ein SRotar, mehre obere unb ebenfo viele
untere Stuhlrichter, ßomitat«affefforen u. a. m. Der Cfo
aefpan bringt gu biefen SteQcn bvei au« bem in ber ®t
fpanfehaft angefeffenen UM in Xiorfchlag, au« benen btr
3ft>el wählt. 3ebe ©efpanfehaft gerfällt in gwei ober mehre
Diftricte ober »egirfe. (SJgL Ungarn.)
<8>mntr (Solomon), geb. gu3üria> 1730, hat ftd? Eh
wol al« Dichter wie al« sftaler befannt gemacht. Xuf ba
Schule in 3urich geigte er wenige Anlagen, fobaß man ihm
nur [ehr geringe SJerftanbeSfraft gutraute; boeh b^Uc er bat-
hier Serfaumte balb nach, uachbem et einem gebtlbeten
©eijtlichen gu Grgiehung unb Unterricht übergeben wörber:
war. Sein SSatcr, ein angefet)ener ©uchhcinbler, wollte,
baß fein Sohn bemfelben Jtteruf ftch wibmen follte unt
fdiicfte ihn gu biefem 3 werfe 1749 nach »erlitt. Der jung«
©. gab jeboch ben &uchhanbel auf unb ba ihm bfmgufMgi
bie Elterlichen Unterftttfeungen »orrntbalten würben, fo furftt
er ftch burch ganbfchaftöntalerri gu erhalten. Schern: früh,
hatte er (irb auefa mit ber ^oefte befcha"ftigt, unb nachten
er in feine SBaterftabt gurüefgefehrt war, erfchienen Mm ihn
1751 bie erften ©ebichte. @. hat fftf) »orgüglich mit tfc»>lli
fcher ^>oefte (Schdfergebichten) befchdftigt unb fich burth rin
höchft garte unb anmutige Sprache ausgezeichnet, ©ine Uta
fehung feiner ©ebichte in« Sfrangöftfche erregte in Stanfreic
ungemeine« Xuffeben, unb t>on t>ter au« oerbreitete fich &.'
«Ruf über ©uropa. Spdter gab ®. bie $oefie auf, inbem •
fich «Urin mit SanbfchaftJmalrrri befchdfrigte, in welche: <
Xu«gejeicbnete« leiftete. Mi ÜJfairr wie a(« Dichter grid
nete fta) ©• burch (>ne innige 9taturempftnbung an«, t>n
bat er e< in ber ÜRalrrei gu b6t>«r«T Sodenbung als in t
Dichtfunft gebracht ©r führte ein ftifle« glürf'licbe* gam
lienleben unb würbe oon feinen SKithfirgern fo geehrt, tx
fie ihn in ben 97atb aufnahmen, al« er famn ha« gefn
mäßige Hilter erreicht hatte, unb ihm nach feinem 17S7 e
folgten 2obe ein Denfmal auf einer #romena&t an t
t'tmmat errichteten
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Oegtändnls*
211
Getreide
(Bkstänönies, im iuriftifcben Sinne bat Gtngefletxn
einer jrrerrigen Sbatfatbe. j)ie IBebingungen , unter welken
ein ©^fJünCnig rec$?tlid>e SBirfungen nach fict) jiebt, ftiib fo
rote bieft felbft verschieben, je nacktem ein ©efhinbnifi in bür«
gcrlicben JRecbtSfireitigfetten über SRein unb £ein (in Civil»
prxeffm) ober im ßriminalproteffe, b. b. in einer Unter*
fuchung, ob unb wiefern eine ^>anb(ung ben beflebenben
6rrafaefe(jen eineÄ Staats jurotberläuft, gegeben worben
fft 3m Givilproceffe iß baj ©eftantniß bei 5 3ugefiänbniß
£effen, ober audj nur eine* XrjeÜeS von f>em, was brr
Segner fobert. ©er eine an fid? rechtsgültige goberung
jugtfteljf , wirb ju bereu Keifhmg oecurtheitt. Jpierju ifi je»
boch erfobettieb, baß baS ©eftäubniß bem in ber Sache ent»
febtibenben Kicker vottfommene juribifche ©ewißbeit gebe.
£ie$ ift ber gaü, wenn es vor bem competenten iKi"ci>ter
von Cinem, ber bie SJabrbeit wußte, mit bem SBiBen fte
Ju faejen abgelegt worben ifL Gin außergerichtliches" ©e»
:änbntß btbarf ju feiner tollen ©ültigfcit nod) ber SBeftätt»
gung vor ©crirbt, ober im SeugnungSfalle ber JBejtätigung
:urd> gerid)tiid? ab jubörenbe gültige 3eugen, ber ertlichen S5t>
färtung bei ©egnerS u f. ro. 3m (Jriminalproteffe ift ©eftänb»
niß bie örflärung einer wegen eines ikrbred>en3 jur Unter«
-:hung gezogenen »Perfon, baß ffe ba3 ibrSdjulb gegebene
Skrbraben ganj ober tbeilweife roirf(id) begangen habe,
lua) ein foldjcS ©ejlänbniß muß, foll e5 ©ewißbeit geben,
frei unb unumwunben vor ©eriebt unb in ber 21 bucht, bie
iffiabrheit ju jagen, auSgefprocben werben; cS barf a(fo mit
feinem bereit* auf anberm SBege alS wat)r erforfdjteit Um*
flanbe, auch wenn biefer nur eine SHebenfacbe beträfe, im
2öiberfprucbe fiebcn. Sei nücbem reicht baS ©efiänbniß
allein noch leine$weg8 jur SJerurtbeilung unb SBeftra«
fung beS ©efrehenben bin. £ier$u ifi unbebingt nötbig,
baß baS Berbredjen felbjl bureb anbere JBcweife alS bte
•XuSfagen bei -Xngcfcbulbtgten in bie erfoberlicbe redjtlidie
iSetoißbeit gefegt (ber objective St^atbefianb conftatirt) wor*
ben fei stur wenn hiermit bie HuSfagen beS -Ängefchulj
bieten im (finflange fielen unb wenn ftcb auS benfelben &u»
gleich mit ©ewißbeit ergibt, baß er baS ihm Schult gege-
bene Berbrecben wirflieb bat begehen wollen unb e6 mit
bem ßewußrfein, babureb ben ©trafgcfeqen juwiberjurjan*
beln, begangen hat, barf ben Jngcfcbulbigteit bie volle
Strafe treffen, weldje in bem von ihm verlebten ©eferje
ausgebrochen ift. Snbeffen pflegt man e8 berfletnern SUer»
Rehungen gewöhnlich nicht fo genau ju nehmen unb ift fo»
gar juweilen genötigt, in gola,e bringenben SJcrbachteS gu
strafen, stimmt ber -Hngefcbulbtgte fein früheres ©efiänbniß
in ber golge wieber jurücf, fo wirb ber 2Biberruf beffclben
rur bann unb infoweit beadjtet, otä er burd) wirfliebe,
b. b- »om JRidbter bereits als waljr erfannte a;b.atfad)en un=
trrfKiftt unb wab.rfdjcinlicr; gemadjt wirb. (5in nitbt voll*
gültige*, j. S3. außergerichtliches ©efidnbniß gibt im (Srirai*
-.'.preceffe nur einen 58erbadjtSgrunb.
<6f0unöh.fit ifi berjenige 3uftanb be8 3J?enfchen, in weU
cbern aOe feine jDrgane naturgemäß auSgebilbet ftnb unb
bie ihnen eigentümlichen gunetionen, fowol bie unwillfür»
lieben als bie wiQfürlicben, regelmäßig unb ohne Xnftrcn:
gung verrieten. 3ebe8 Xbwcidjrn von tiefem 3ufianbe ift
Äranfbot hiernach gäbe es nur fe^r wenige burd^auS
gefunbe 5}?enfchen; benn bie ©liebcrung bei ©cenfeben ifi
fo unenblid) munnichfaitig unb bie gunetionen ber Organe
{Tnb jum Xbeil fo (eirbt ftörbar, baß ber SSenfcb nur feiten
in bem 3uftanbe voUfommener ©cfuntbeit ftcb beftnbeL
2>ocb pflegen wir ftrine IDltSbilbungen (}. ©. bohlt 3ä|)ne),
fowie gennge unb fcbuell vorüberge^enbe Störungen (5. 89.
ber Skrbauung) nicht für Jtranfbeit ju rechnen unb halten
uns fo lange für gefunb, als turch bie erwähnten 9){iSbiU
bungen ober Störungen baS ©emeitigefübl nicht unangenehm
erregt wirb. 2)er aßertb ber ©efunbbeit ifi um fo größer,
ba von bem förderlichen Söohlbefinben, beffen wir nur im
gefunben 3u(ianb< tfj eilhaft finb, baS geifiige in engfier Kb-
hä n gigfeit fiebt. £aber ftnb wir ängfrlid) bemüht, aus jei
bem franfen 3ufianbe wieber in ben ber ©efunbbeit jurücf:
jufetjren unb werben auch bafür ju forgen fueben, baß bic
©efunbbeit, ber wir uns erfreuen, nicht in jCranfbeit üben
gebe. £ er aar nicht um bie (Jrbultung feiner ©efunbbeit
beforgte Sienfcb mutzet ftcb leicht ju biet ju unb wirb turch
überbietung feiner Ära fte, befonberS wenn er fieb von (eb>
haften Neigungen unb Seibenfcbaften beherrfdjen läßt, leicht
feinen Äärpcr franf ober boeb jur erfranfung geneigt ma»
eben, unb oft muß er ben geiebtfinn feiner Sugenb m fpä*
tern Jahren fcbmerjlid) büßen. Sbenfo naditbeilig fann
aber auch eine falfcb angebrachte unb all.ju ängftlicbe «Sorg*
fa(t für bie ©efunbbeit werben, abgefeben bavon, baß fieb
ber ÜJienfcr? turch biefelbe um bte Sufi am Ücben unb
um ben ©enuß brffelben bringt, ©o ifi es unter aQcn Jöe-
bingungen tböricht unb fchibltch , im gefunben 3ufianbe 29t»
bicamente (j. 83. f)urgirmittel) ju nehmen ober Dperatio-
nen (wie Zberlajfen, Schröpfen u. tgl.) mit ftcb vorutneb»
men, um möglichen ÄrantheitSfällen vorjubeugen. £urd>
ein terartigeS Verfahren macht man ftcb gefUffentlicb franf
ober macht hoch ben Äörper, inbem man ihn fcbwädjt, für
Äranfheit empfänglicher, alS ohnebteS ber gall fein würbe,
ebenfalls Schwächung beS Äörperö wirb burch ju ängfii
liehe Sorgfalt herbeigeführt. SBer ftcb all ju warm hält, fann
fich am leicht e|len erf alten, wer aQju peinlich in ber SBahl
ber @peifen ift, wirb am (eichtefien ftcb ben Wagen verber«
ben. Um feint ©efunbbeit ju bewahren, muß man, fo viel
als möglich, naturgemäß leben, in i cbern ©enuffe mäßig
fein, Orbnung halten im Sffen unb Srinfen, SBachen unb
(Schlafen, unb vor 2fllem auf Keinlichfeit tebaebt fein. Sin
hinlänglicher, aber nicht ju langer SdMaf in ben Stun=
ben, in weldjen bie 9iatur felbft u bemfelben einlabet, ein»
fache, nicht aQju rei^enbe Speifen unb ©etränfe, frifche
üuft , 83eberrfcf)una ber £eibenfcba ten unb S3ewabrung einet
fchulblofen unb heitern ©emüthS finb bit heften SicherungS:
mittet ber ©cfunbheit.
<&ct ff iöf betfjen in ber allgemeinfien SBortbebeutung aDc
in ber üanbmirtbfcbaft angebauten ^flanjen, bit Äörner in
%t)xtn, JKiSpen ober apülfen tragen, unb bie jur Nahrung
für bie SKenfchen fowol, als für bie £auStbiere benutzt wer-
ben, alfo: Sfoggen (Äorn), SBei^en, ©erjie, $a\cc, J5infel,
$aibeforn, Srbfen, Siefen, Sobnen unb liinfen. 3m en«
gern Sinne redjnet man jeboch bie ^ülfenfrücbte nicht jum
©etreibe. 83on ben wenigfreu ©etreibcarten fennt man bie
urfprünglichc ^timat, inbem fte turch bie Gultur auf ahn«
liebe SBeife umgebtlbet »orten ftnb, wie bie 5 mit ben $auS>
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Getreide
212
OewilhrleMuiiff
tbiertn ber fall ift. Da bie von ihnen gelieferten frü*te, aufgekaufte Oetreibemaffe. SBeil nämlich bie Mebrjabl bec
welche a,(ei*fall« ©etreibe genannt werben, ba« .spauvtnah' Canbbebauer unter allen ßjebingungen ba« betreibe ja
rungSmittcl ber SRcnfdben unb #au«tbiere au«ma*en, fo verfaufen genötigt ifl, fo werben bur* ba« Ausfuhr*
btlben biefe 9)flan}en ben #auvtgegenftanb be« ganbbaue« »erbot nur bie ©etreibevreife berabgebrüeft, e« wirb ver*
unb auf bem jur ernabrung btnreicbenben Anbau berfelben fdbwenberif* mit bem wohlfeilen ©«treibe umgegangen unb
beruht oorutgltcb bie SBoblfabrt ber gebilbeten SSolfer. 9)ian
tbeilt baS ©«treibe in SBinttrgetreibe, welche^ im £erbft,
unb in ©ommergetreibe, welches im grubiahr au«ge*
feiet wirb, Jtorn unb SBeijen pflegt al« Partei ober glat«
te«, ©erfte unb #afer als weiche« ober raube« ©etreibt
bezeichnet ju werben, Alle ©ttreibefrü*te beftebew in Jt6r«
nern, bo* nennt man Äorn vorjügli* ba« am weiften al«
9cabrung«mittel aebrau*te ©etreibe, j. ©. in Deutf*lanb
ben Koggen, in granfrei* unb (Snglanb ben SBeijen. Die
©üte be« ©etreibe« erfennt man an ber iKcinheit beffelben
von 3Äutterforn unb SBranbförnern, an bet Dünnheit ber
Schale unb bem sSk bireich tbum be« Snbalr«. e« muß reif
unb troefen fein unb beim äerbeigen nicht fi* breit bnitfen,
fonbern jerf»ringen. Alle ©etreibeförner befielen au« ©liu
ten ober Jtleber, bem fraftigften Nahrungsmittel, bem etwa«
minber nahrhaften ©tirfemehl unb au« einer f*(eimtgen,
fugen ©ubftunj, welche ba« ©etreibe befonber« jur ©ab»
rung gefebieft ma*t. Die Jfeülfen belieben au« gaferpoff
unb werben von bem ©etreibe bei {Bereitung be« SRcble«
at« Jtleie abgerieben. Diefe JBeftanbfbeile ftnb in ben ver>
f*iebenen ©etreibearten in verf*iebenen Berbalmiffen ent=
halten. Dur* bie Düngung wirb biefe« SBerbältnig au*
bei berfelben ©etrtibeforte vtränbert. »on großem einflug
auf ba« @ebe*en be« ©etreibe« ift bie ffiitterung; bei naf«
fer unb faltet SBitteruna bleiben bie Börner flein, geben
wenige« unb überbie« wafTeria.eS 3Rcf>t , aber viel JUeie; bei
aflju beiger ©itterung wirb bie $ulfe gu ftarf auSgetrecfnet
unb lagt fi* na*ber beim SRtfhlen nicht wohl vom 9)?eble
ftbeiben, welchem fie einen unangenehmen $Beigef*matf er<
tbeilt. Sei 'Aufbewahrung ber Jtörner mup man barauf fe*
ben, bag biefe mögtidbft troefen liegen, weil fie fonft Uiibt
verberben. 3e langer ba« ©etreibe hegt, btfto troefener wirb
e« unb befto mehr a»ebl gewinnt man von einem befttmm.
ten «Wage.
Da ba« SBobl ber SßötPcr fo febr babon abhängt, bog
©etreibe in binrcicf;enber SRenge »orbanben ift, fo hat man
vielfa* baran gebaefat, bem £anbel mit ©etreibe eine
für ba« allgemeine ©efte nü(jli*e Stiftung ju geben. 3n
ben weiften ganbern haben bie Regierungen bie einfuhr be« ^ ^ ( } ^ JU fut#mv, ^ ber ß
©etre.beS begunft.gt, ber Ausfuhr aber gew.ffe £mberntffe ^« biefe Sorte unb teilten fie ben übrigen
tgffU&<£ *£X itim L' -auf ber^aJber ©eufen a
auch einjelne ©taaten, wie Cnglanb feit 1815, wo im ^ar»
lament bie befannte Äornbill burchging, unb in neuefter
Bek auch ^>oUanb nicht bie XuSfubr, fonbern rieimelir bie
ffinfuljr »on ©etreibe ju befebränfen aefuebt, bamit bur*
biefelbe ber inlanbifcbe ©etreibebau mtbt gebrüeft werben
unb bag fie nur bann eintreten fann, wenn bie im ganbe
erzeugten SBorr.Hbc niebt ausreichen unb in folge beffen
eine a^eurung ju befürchten ficht. Die Wittel ju QxxtU
für bie folge bem ganbmann bie Suft genommen, gre*
gen fleig auf ben wenig lobnenben Erwerb ju wenben.
Um Xbeurung^en oorjubeugen, ftnb in vielen Staaten
äornmagagme angelegt worben, welch« neben man»
chen 9(achtbei(en boeb au* fct>r nü^licb werben fönnen. 3n
tiefen wirb nämlich in wohlfeilen Seiten ©etreibe oufgefauft,
wel*e« man bi« ju einer S£l)eurung jurüefbehält, bann
abtr, ohne ©ewinn ju fuchen, oerfauft. ©ehr nüfelicb hoben
ff* in Seiten ber 9cotb bie Äornoereine gemacht, wie
beren namentlich jwei ju (glherfelb unb ju granffurt a. 9Ä.
1816 unb 1817 fich bilbeten. Der elberfelber Jlonwetein
faufte .Rem im XuSlanbe auf unb oerfaufte ba« JBrot im ■
lanbe ju ermagigten greifen, babei würben no* 10,000 IKblr.
gewonnen, wel*e man ju Errichtung eine« Äranfenhaufe«
verwenbete. Der franffurter Sjerein würbe ebne faufmdm
nifche ©veculation nur al« ©acbe ber Wenfchenliebe betrie»
ben, inbem ba« gu h^hcri greifen in ber Umgegenb aufge*
faufte Äorn «,u IBrob oerbaefen unb billig an bie Hrmen
abgelaffen würbe. ©ew6l)nlid) bewahrt man ba« ©etreibe
auf troefenen öcben , wo e« in Raufen aufgef*uttet unb
burch häufige« Umwenbeii vor bem Sierberben gefchü^t wirb.
Do biefe Hxt ber Aufbewahrung foftfpielig ift, fo hat
man in neuerer 3eit ftatt ber JBöben bie Äornfeller
ober ©ilo« empfohlen unb au* 6fter, aber ni*t im«
mer mit ©lucf, «moenbung von benfelben gemacht. SStan
legt eine etwa 14 f. tiefe ©ruhe an, füttert biefelbt mit
©trob «nv füllt fie mit ©etreibe; obenauf wirb fo»
bann wieber eine ©froh» unb eine ©rbf*i*t gebra*t.
3n fol*en Seilern bM fi* ba« ©etreibe, wenn e« re*t
wohl au«getrotfnet eingefüllt würbe, mehre Sah« lang,
ohne ju verberben.
(&fUBm nannten nis bie verbünbeten nictcrianb. (See:
leute, we(*e fi* ber (Einführung ber Sfnquifition wibtifc.-'
ten unb in biefer {Beziehung 15fi5 eine S3ittf*rift ber von
©vanien au« eingefe|ten 9ieaenrin Margaretha überreichten.
AI« bie Siegentin bei Dur*lefung ber ©*rift einige Grs
f*üttemng verrieth, ftüfterte ihr ber ^rcSftbent bei öinanj-
rathe« bie SBorte ju: w©ie brau*e ft* vor tiefem Raufen
einige ber S3erbunbe=
i XbenbS
adgewein
angenommen würbe. Die JBerhünbeten f leiteten fich al«
JBettclm6n*e unb trugen am &atfe eine SKünje, welche
auf ber einen ©eite ba« S3iXt be« Ä6nig« jeigte, mit ber
Umf*rift: ,,3n Allem treu bem .Könige", auf ber an=
bern einen von gwei ^dnben gehaltenen IBettelfocf unb bie
SBorte: ,^Bi« jum »ettelfacf.'y ©vöter htegen TLüt ©eu=
fen, wel*e vom ^)apftthum unb vom Könige abfielen.
Die auSgewanberten 9cieberlanber, weiche bie ©panier mit
Aa»erf*tffen beunruhigten, biegen SReergcufen oberffiaf^
aber tTberjeugt, bag f"8<ufen.
für bie SBohlfahrt ber föolfer am beften geforgt ift, wenn ©fwäljrlfiatung. 28er eine ©a*e ober ein Se*t ari er-
bet ©etreibebanbel fi* felhft überlaffen bleibt. SBerbote nen Anbern veraugert, mug biefem bafär einftehen, bäf jene
oer ausfuhr vermehren remesweg« oie tn einem canoe <öa*e ober jene« öte*t oemfeioen nt*t au« einein. vor oer
*ung biefe« 3wecf« ftnb verf*iebene SRale geanbert wor«
ben. 3m Allgemeinen hat mgn ft*
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Gtewand
213
iDmraqjmg ftotfgetjabfert recbflirben ©ntnbe entwäbrl, b. b.
t>on einem Dritten auf bem SBege Siechten« trieb« ttttriffen
werbe, fowie auch, baß bie Sacht bei btr Überlieferung nid>t
einen geheimen Schaben bat, beT ihren Sßcrtb btrabfe&t.
fi*rr»anJi Reißen fonwl bie großem unb weitern Jtlei*
^ngSjhuft, .al« auch allt gewebten oeuebe, au« benen jene
nerfertig* wetten, befonber« bie wotttnen. Daher nennt
9ian in grfißem .£>anbilSfläbten ©ewanbbäuftt folebe
Scbäube, in benen wollene ieudje, namentlich iSucbe, wob'
renb btr STfärfte unb Neffen jum SJerfauf au«geftellt wer:
:a. — D>ie SDZafer unb SBilbbauer müffen, fobalb fie bc-
ßeibefe ©eftalten barjuilellen ^aben, betontem gleiß auf bie
Qewänber wenben, intern fieb in ber Art, wie biefelben
ua) legen unb fallen, in. ben galten, forool bic Art be« 3«u»
i;s unb bie JBefefligungoart beffelben, al« vorzüglich auch
sie gormtn unb Stellungen be« Körper« fieb au«brücfen.
Da« gefetere ifl befonber« bei ben weiten JUetbungöjrücfeti
:er gaH, wäbrenb bie iefeigen engen fOlobeflcibcr mit ih-
ren gemachten galten immer nur bie #anb be« Sdjneiber«
retratben, nidit aber bie gönnen beä .Körper«, welcher fie
trägt , unb eben be« b atb völlig unmalerifcb finb.
Crrorlrr iß urfprünglirb jebe« 3nfrrumtnt, mit bem
man fieb webrt, baber fo viel al« Sßebr ober SBaffe; vor»
(uqlicb nennt man aber ©emebre bie flcinern Ängriff«waffen,
u:m Unterfdbjeb oon btn ©efcbüfceii (f. b.), ben großem,
anb enblicb bezeichnet man mit biefem AuSbrucf im engften
Sinne bie Schieß gewehrt ober bic gl inten, unb unrerfttjeibet
von ü)ntn bie blanfen SBafftn (ftbarfen 2Bdffen, Sei«
tengewebre). Dtt (Gewehre be« Üfttlitair« finb tb/tl« Schieß*
gewebre, ti>til« Seitengewehre, jene werben auch JD berge«
roehre, biefe il n t e rg e w e h t e genannt. Da bie ©ewerjrt in
großer 2>fenge jur Bewaffnung ber Sfrttxt gebraucht wer*
ben, f© vtrfertigt man biefelben vorjugöweife in gabrrfen.
Einige gabrifen fertigen nur Schießgewehre, anbete nut
blanfe SBaffen unb noch anbete beibe Arten von (Bewehren.
Du £auptbcf?anfct heilt eine« S<bie§gewef)r$ finb folaenbe:
Der ^eljemt Schaft bknt jum 3ufammenba(t aller übrigen
Sbeile unb befleht ou§ SSeißbucben«, Ahorn« ober 9luß*
rautnbott,. Er tfl unten rotbtnförmig juatfebnitten , um beim
Schießen ba« ©ewebr fefl unb ftcher an bie rechte JBacfe
legen ju finnen. Da« eiferne JKohr ober ber üauf ifl oben
offen, unten bunfc bie Scbwan^cbraube verfcbloffen, welche
mit einem länglichen gortfaft verfeben ift, burd) ben ba«
Stobt an ben Schaft befeftigt wirb. SRabe am ©oben be;
frofcrt fub auf ber reckten Seite be« JÄotjrö eine Öffnung,
ra« 3unbIocb, bureb wtlcbe« ba« Abfcbießm be« ©ewehr«
aei'chiebt. Da« S(f)loß be* ©ewehr« ifl ber }ufammenge>
ÜEte^e JEbeil unb wirb rerfd)teben bergcftcllt. 'Hm gewöhn«
licbften ift noch bal Schloß mit gpiUm unb Pfanne, föei
tiefem liegt neben bem 3ünb!oA eint f leint Pfanne, auf
welche btr «Pfannenbecfel bnreh eine Springfeber angebrüeft
wirb. Diefet ^fannenbetfel t>at einen fenfreebt in bt« ^>6ht
gtbtnbtn ftähltmen gorrfa| unb hinter ihm jkbt ber ^>"ahn,
mtl^tt oben jwifcbtn jwei platten eingefchraubt einen glin«
teafbin trägt unb unterwärt« mit einer nach innen liegen«
ben flarfen gebtr in SBerbinbung fleht, bureb bie er mit ©e*
»alt gtgtn ben $>fannenbe<fcl gefcbleubert wirb, wenn bie ge>
ber ocrhei angefpannt unb bann bie Hemmung aufgehoben
worben, butcb, bit fit für gtm6hnlicb jurikfgebalten wirb.
Da« Aufbeben biefer Hemmung geflieht burch Drucf an tint
Bunge, welche in btr ©egenb be« Scfelojfed unterhalb am
©«wehr« liegt. Sine anbete Einrichtung hat bo« ttft in bit»
ftm 3abrf)»mbtrt erfunbent ?)ercuffion«fc^loß. (0. ^Dt?«
cuffion.) Xn bic Stelle be« auf bie Pfanne aufgefcbüttt<
ttn »Puloer« tritt tytt eine eigcntbümlicbe diemifcbe 9)iifcbung,
welch« bie (Jigenfcbaft bat, burch tmen Schlag jur (fntjüni
bung gebracht )u werben. Tim gebräucblicbflen ift je^t fob
genbe Einrichtung: Statt ber Pfanne unb be« Pfannen«
becfel« ift ein in ben Sauf mänbenber Stand angebracht,,
welcher äußerlich >•• tinem ftgelförmigen Keinen Rapfen au«*
geht, unb ber bant nurform igt 5) ahn bat vom tine Sertie*
fung, weicht beim 9tieberfcblagen über jenen 3apftn paßt
Auf ben letjtern wirb nun ein 3ünbhütd>en aufgefegt, wel*
che« au« bünnem Jtupferble cb befleht unb inwenbig tint
fltine Quantität ber JtnaUmifcbnng enthält. Sowie ber
Rümmer auf bo« .^iitcfien fchlägt, geht ber Schuß lo«.
Diefe Art twn Schloffer h^hen manebe Borthtilt, nament*
(ich, baß fit fe Itencr tiner Rtparatur bebürfen, baß faft nit
ein Schuß »trfagt unb baß bit 9läffe feinen nadnheiligen
Einfluß bat. Dagegen finb fie im Allgemeinen weniger fiefctr
al« bit gtwöbnücbtn Schaffet, unb ebfehon man »trfchie*
btnt Sichcri)ett«oorfehriingen erfunbtn hat, fo bat ftcf> boch
noch ftit,c allgemeine Einführung »erfebafft. Der Sabeftocf,
ein bit fiängt be« JHohrcS etwa« i'ibtrrreffenbtr tiftrntt ober
boljaner Stedf , bitnt, bie Jjabung in ba« 9?ohr fefljuflo-
ßtn, unb bot feint Stellt, wtnn er nicht in ©ebrauci) ifr,
i unterhalb be« Lohres im Schaft. Dtr ©efcblag ober bie
©amitur be« Gewehr« befleht au« otrfchiebenen 5Wefjing=
(lüden unb {Ringen, um ba« iKofer an ben Schaft &u hol'
ttn; einem gebogenen Stücf, weldbt« über bie 3unge geht,
um tiefe ju fiebern, bamit ba« ©ewtht nicht burcfi tint
ju fällige JBtrührung loägebrücft werte, enblid) einer platte,
weicht ben untevflen S^ttl be« Kolben bebeeft. 3u btefen
Xhtiltn tommt bei ben mtiflen ©twthren für ba« SJiilitair ,
noch ein S5a gönnet (f. b.).
9Jcan unterfebeitet verfd?teb<ne Arten ber geutrgewthte.
Die Öüchfe hat einen gezogenen, b. h- Üiwenbig gerieften
üauf, unb unterfcheibet pdf babureb von btr glattläuftges
glinte. Diefe trat bei btn Solbaten an bie Sude btr
alten fd^wcrfäHigen iDcufifete (f. b.). Die 3agtf!inten
ieichntn fieb burd) Stichtigftit au« unb finb häufig nur halb*
gefd>äftet, b. h- ber b°«i«n« Schaft geht nut bi« gegen bie
ÜRitte be« Äobjr«. »ti btn Dopptlflinttn, weld)t jut
3agb febr beliebt finb, liegen jwei iHotjre neben einanber,
unb jebe« 8?ohr hat tin eigne« Schieß mit einer tigntn
3ungt. Die öjir. Sdjüfeen haben Doppelflinten mit einem
alatün unb einem gejogenen Sioifxt ubertirtanber unb finb
fo eingerichtet, baß man ben Sauf, ttxkber abgefeuert wer--
ben foQ, btKiufbrtben fann. s3ioch anbtr« finb bit DopptU
bücb fen ber tiroler ©emfenjäger eingerichtet, inbem hier in
erntm PaTftn gtjogtnen 8auft jwti Sdhüffe ubereinanbet ge*
labtn werben , jebtr Schuß aber burch tin eignes Schloß
abgefeuert wirb. Uber Karabiner unb Spiflolcn f. t. Art.
Wlan hat tine SAtttge btrfdn'tbtntr Erffnbtmgtn beim gtuer»
gewthr gemacht, welche tbeilS )U größtrer Sicherung gegen
©efahr, thell« ju größerer Ctat«r)barfett jum Schiffen bie»
ntn foGen, unb hat ei meine außtrorbtntlicb fünfilicbe ber*
artige 3nfrrumente bcrgefteUt. 3u btn febarfen SBaffen
geboren nußtr ben Seitengewehren (Degen- Säbtl, ^aBafd;)
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Gewerbe 9
aurf? Dolche, ^ifen, ganzen, £> eil ebarbe n, Tartifanen U. f. w.
SRan unterfebeibet Hiebwaffen, welche gum ©djlagcn bie«
not, febwer unb febarf ftnb, unb ©tofiw äffen, welche
ioid.it unb fpifeia, ftnb.
3n bot ©erntet fabrifen werben bie eingelnen SEbeite
ber ©cbiefjgewebre befonber* gefertigt unb fpater erft gu«
fammengefeijt. DaS @if«n, aus bem bie JSobrc gearbeitet
werben Tollen, wirb auf Hammerwerfen in platten, fHatf»
nen genannt, gefcblagen; au* biefen macht ber Robrfcbmieb
öiöbren; biefe muffen noeb gerietet, gebohrt, gefebliffen,
polirt unb mit ©ebwangfebrauben oerfeben werben. V...o
eingelnen Steile beS ©ewebrÄ werben bureb ben Crquipeur
gufammengefefct. ©benfo werben auch bie fctVarfen ©ewebre
erjl in ibren einjelnen arbeiten befonber« oerfertigt unb ber<
nach Aufammengefefet. 3eber grifjere (Staat bat feine eig«
nen ©ewebrfabriten. Die ©ewebrfabrifen ju üüttid? follen
allein jährlich 6000 Sagbflinten, 27,000 ©olbatengeroebre
unb 2000 ^iftolen liefern. 3u ben ilteften unb großen
©ewebrfabrifen 25eutfcblanbä geboren bie in Subt, welche
ebemaß jährlich gegen 60,000 Rob« lieferten. BuSge«
geiebnete Seitengewehre liefern bie gabrifen gu (Solingen
unb Remfcbeib, bie gegen 600 ©ebroertfegtr, welcbe Älin»
fen arbeiten, befcbäftigen. Dama$ cenerflingen (f. Dama«»
ui) werben in SRatlanb gearbeitet, unb bit beflen fpan.
Degenflingen fommen aus Stolebo.
Qbtatrbt, im weiteren Sinne «De RabrungSgweige,
beren Betreibung (befebränft ober unbefebränft) in einem
(Staate gejtattet tft unb perf6nlicbe, griffige unb törperlicbe
abatigfett oorauSfefct. (Japitaliften, bie von ibren Kenten
leben, gehören baber niebt unter bie gewerbtreibenben Glaffen.
Unter bürgerlichen (Bewerben oerfhbt man inSbefon*
bere biejenigen ©ewerbe, welche innerhalb ber ©tibte nur
oon beren bürgern betrieben werben burfen. j&te oorgüg*
liebfien ©attungen berfclben ftnb : bie $anb(ung, bie £>anb:
werfe, bie Bierbrauerei, berBierfebanf, ber SBeinfcbanf unb
bie ©afhoirtbfebaft. 3" frübern 3eiten betrachtete man nämlich
ben Betrieb ber ©ewerbe aß ein au8fcbließticbe$ Borrecbt
ber ©täbte, 3n neuern Seiten tjt jeboeb bie ©ewerbtbätigf eit
attmiltg aueb auf b a 6 ganb au*gebebnt worben ; b od? wirb,
mit Ausnahme berjenigen Staaten, in weichen o6Uige ©e>
werbfreibeit betrfebt, bie jläbtifcbe Betreibung ber ©ewerbe
noch immer vor ber auf bem Sanbc oon ben Regierungen
begünjtigt. So begegnet man inSbefonbere febr häufig bem
ftrengtn Berbote, baß bie auf bem 8anbe etabtirten 9>ro*
fefftomften niebt für bie Bebürfniffe ber ©tabte arbeiten
bürfen. Sine hiermit in Berbinbuna ftebenbt, niebt minbet
brttcfenbe geffel ber ©ewerbtbatigfett tft ber 3unftgwang.
(©. Sunftwefen.) — 3n üb er tragen« Bebeutung nennt
man ©ewerbe jebe 2(rt (aueb unerlaubte) Befestigung,
welche 3emanb beS ©ewinn* wegen gu treiben pflegt
Gcwerbstfurr , eine lanbe&berrlicbe TOaaU, welcbe oon
bem Reinerträge ber ©ewerbe (im wt tieften Sinne, alfo
g. B. aueb bon bem ©ehalte ber ©taattbiener, oon prüft i-
cirenben ©elebrten, B. oon 2(boocaten unb Iii jten u. f. w.)
entriebtet wirb. Du Beobachtung be» $auptgrunbfafce«
ber Staat Swirtbfcbaft «lehre, baß alle Abgaben unter bie
Steuerpflichtigen gleichmäßig oertbeilt unb nur oon bem
nacb Äbgug ber notbwenbiaen r}tben*bebürfniffe noch übrig,
bleibenben ©ewinne ber eingelnen Staatsbürger entriebtet
4 Gewicht
werben feilen, tft »orgüglicb bei Erhebung ber ©ewerbfieuet
eine febr febwierige Aufgabe, weil baä retne dinf ommen bei
©ewerbSbetriebcö in ben meiften gällen febwanfenb unb per.
änberlicb ifl unb oon bem ©ewerbtreibenben gew6bnlia) oer»
beimlicbt wirb, eben beSbalb aber febwer unb nie mit ooO.
fommener ©ewtfbett erfannt werben fann. Äucb ifl ba8
gewaltfame (Sinbrtngen ber ©taatöregierungen in bie htnern
©ewerbSoerbdlrniffe ber Untertbanen ein febr oerbaßfeS unb
eben bei halb oft gefährliches Wittel gu Srjielung einer aleicb*
mdgigen Befteuerung ber ©ewerbtreibenben. SBir finben
taher in ben wenigften 8änbern eine reine ©ewrrbffeucr,
unb wo fte oorfommt, grwäbnlicb nur unter febr mitten
©efefcten. ©o betrigt j. B. in Grnglanb, wie unermeßlich
audb ber ©ewerbSberrieb in biefem Öanbe tft, bie ©ewetS
{teuer boeb noch niebt einmal gan} ben funfjigfien Sbeil,
nämlicb etwa eine Million f\. cf, in Rußlanb bagegen
ben elften tytil M jährlichen ©taatäeinfommeni. 9lan bat
baber, um jenen übelftanb gu oermeiben, ein anbereä üSit.
tel gu Befteuerung ber ©ewerbe ergriffen. £)t'e5 ijt bie fo»
genannte ^otentfteuer. £a5 SQefen berfelben befielt barin,
baf fte nur für bie oon ber Regierung gu ertbetlenbe
Befugnif , ein ©ewerbe betreiben gu burfen, oon ben bar>
um Xnfucbenben erhoben wirb, ©ie ift am confequentejien
in granfreieb burebgefübrt, wo Seber, ber einen 3nbufrrie»
ober £anbe(§gweig betreiben wiQ, hierzu ein befonbtred Ta<
tent löfen muß, welche^ ihn gum Betriebe bei gewählten
©efchdftS im gangen Umfange be6 ©taatd berechtigt. Sin
foldher |)atentirter hat tugUicb ba« Sletbt, aOe beliebigen
©ewerbe gteiebgeitig gu betreiben, infofem er ben &arif bn
^)6chftbefteuerten im gangen ©taate entrichtet. Diefer Sa»
rtf ift nämlicb in ben etngelnen JDrtfcbaften nach beren ©rö§e
unb ©ewerbttbätigfeit in oerfchiebene «Haffen getheilt. ti>n>
lieb ber frang. $)atentfteuer ift bie Sinricbtung ber ©ewerb«
fieuer in Greußen. 3m £6nigreicb ©achfen ift bie ©ewerb>
(teuer feit bem 3abre 1834 mit ber ^erfonalfteuer oerbun«
ben worben. 2)ie ^pöhe ber eingelnen Beiträge wirb biet
nach einem in bem ©efefce au*gejprochenen 2Kagftabe unb
unter Seitung unb Oberaufficbt ber Regierung oon ben ein.
gelnen Gommunen felbft für tbre (teuer? fit cht igen iRitglitber
feftgefteHt unb aTJiär>rltd> reoibirt. — 3ft bie ©ewerbfieuer
auf eingelne RabrungSgweige: auf^>anbe(, SRanufactur unb
gabrifen, ©efebafte unb ^janbwerfe befcbrdnft, fo führt fte
auch wol ben befonbern SJtomen 3nbuprie» ober 21 r.
beitöfieuer.
«Sftoicbt (tai) eine« Ä6rper« ift bteienige Äraft, mit
welcher berfelbe auf eine Unterlage brüeft. Rieht aOe £ör>
per nämlich brüefen bei übrigene* gleichem Umfange mit ber.
felben itraft auf ihre Unterlagen, unb einige ftnb baber
Sewicbtiger aß untere. SRan fagt oon bem gewiebtigern
Wrper, ba§ er mehr SWaffe enthalte, ober eine gr6ßere
Dichte beftfte. £aben aber gwei oerfchiebene Ä6rper ober
gwet oerfchiebene ©tücfe beffelben JWrperf (g. B. Blei)
gleiche Dichte, fo ift berjenige unter ihnen ber gewichtigere,
welcher ben größten Raum einnimmt Um baS ©ewiebt ei»
ne6 Jt6rper§ gu beftimmen, mu§ man ihn mit einem an*
bern Ä6rper, beffen ©ewiebt man aß einbeit annimmt,
oergleichen. Aat man g. B. ein ©tuet difen, welcbed man
bei ber ©ewichtäbeftimmung gu ©runbe legt, unb nennt bie>
fe« Sin $>funb, fo fagt man oon einem anbern Äorptr, j. ».
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Gewicht 215 Gewicht
einem <5tü& 83lei, wel*e* ein ebfnfo große* ©ewi*t ftat, 3»o*efergewi*t am 23 $fb. leipziger .^nbeWgewitfrt) = 12
wie bra jenem glei*e Stücfe (Jifeit, baß e* bret $funb ©e» Unjen, auf 1 Unje = 8 2>ra*men, auf 1 2)ra*me = 3
wi*t babe, £>a* Seftimmen bei @croi*t* bci»it wigen ©crupel , auf 1 (Setup tl = 20 ©ran, fobaß alfo 5760
unb wirb mit bet Sage (f. b.) vorgenommen. 3n ben ©ran auf 1 fommeu. ©olb, Silber unb guwelen
ctrf*iebenen Jiänbern unb ©egenben tyxt man al* Einheit werben na* befonbern ©ernteten gemäßen, ©olb unb Sit-
te* ®ewi*t* vtrf*iebene©ewi*r*gr6pen angenommen, wel*e ber bere*net man na* föln. «Warfgerot*t unb rennet auf
fcibft©ewi*te genannt werben unb bei benen e* glei*güL 1 SRarf — 8 Urnen, auf eine Unje = 2 8otb., auf 1
tig ift, ton we(*em SHateriale fie verfertigt werben, wenn gott) == 4 £luent*en, auf 1 &uent*en = 4 Pfennige,
fie nur ber angenommenen Wroge entfpre*en j bo* ma*t 25en ©olbge&alt beftimmt man na* SRarf , Karat unb ©ran,
man fie fiet* au* einem SRaterial, wel*e* nicht Iei*t ber ben Silbergetjatt na* SRarf , £otb unb ©ran. hierbei re*»
Beranberung ober SBef*abigung auSgefefct ift, gewöbnli* net man auf 1 3Rarf = 16 fiot^ ober = 24 Äarat, ober
au3 SRctaB ober Stein. '4u* in betreiben ©egenb bat = 238 ©ran, auf 1 So* = 1'/« Jtarat ober 6 ©ran,
man oerfefciebene ©ewi*te, von benen man jebod? ftet* wtffen auf 1 ©ran == 3 ©ran. «jbelfteine unb "Perlen re*net man
muß, wie vielmal jebe* Reinere in jebem gr6ßern enthalten entweber na* Karat unb©rdn, fobaß 1 Karat = 4 ©ran,
fei. 2)a febr tnefe im £anbel vorfommenbe ©egenftanbe ober na* gamen, */*/ % V«, '/*» unb % Karat g*
na* bem ©ewi*t oerlauft werben , fo ift es f*on au* bie» f ommen ungefähr 71 itarat auf 1 üetf> fölnif*.
fem ©runbe von großer 2Bi*tigfeit, ju reiffeit, in weU SDa* ©ewi*t, von we(*em bieder gefpro*en würbe,
tfcm SecljaltnijTe bie verf*iebenen @ewi*te ber oerf*iebei fceißt ba* abfolute ©ewi*t Xußerbem fpri*t man aber
ntn ©egenben jueinanber fteben. 3n na*ftet)cnber Za* no* von einem fpecifif*en ©ewi*te ber »erf*iebe-
bttle finb bie ©ewi*te einiger bebeutenben Staaten unb nen Körper, unb biefe* bot vor ienem ben großen Star;
Statte jufammengeftetlt. Die Bahlen re*t* vom Komma gug, baß e* an feine wiüturli*e 3nnabme verf*iebener
in ten jjaljlenangaben finb ©etimalbrutfce. (S. Detimal« £)rte gefnüpft ift. 2)a namli* verf*iebene Körper bei
re*nung.) g(ei*em JRauminbalte (gleichem Umfange) nur bann ttr-.
<S* ma*en 100 $funb leipziger ©ewi*t: f*iebene* ©ewi*t befnjen, wenn ibre Di*ttgfeit oerf*ieben
amfterbamer *>funb 94,64 ift, fo fielen offenbar unter ber SorauSfefcung glei*en
aug&burger, f*wcre t 95, 20 •Rauminhalts ihre ©ewi*te mit ber £>i*tigfeit terfel-
berliner i 100,01 ben in g(ei*em S3erb.a(tniffe. 9)fan nimmt nun allgemein
braunfa)weiger % 100,03 baS SB affer al* benjenigen Jt6rper an, mit bem alle übri<
bremer . j 93,73 gen Jtörper vergli*en werben unb jwar ba« voUtg reine be«
bdnif*e » 93,62 ftiUirte SBaffer, unb nennt bie-jobj, wel*e angibt, um wie
franffurter, lei*te » 99,91 oielmal ein anberer JSörper bi*ter ali ?E3affer fei (wel*e
fTanffurter, f*»ere » 92,51 au* nur ein fiJrutb, fein fann, wenn ber anbere Ji6r--
franjofi*e Kilogramme« .... » 46,74 per minber bi*t al« SSaffer i|t), ober wa* Daffelbe ift, um
bamburaer . 96,52 wie oielmal mehr ein gewiffer Jtörper wiegt, alft eine ibm
ban6oerf*e « 95,47 an SRaumin&alt glei*e JÖuantitat SBaffer: ba* fpecifif*e
lonboner Trois » 125,28 ©ewi*t jene* Äorpcrt. 9tur bie luftförmigen Jt6rper
lonboner nroir «In yuuH ©erei*t . . « 103,08 xoerben gereöiinüdj ni*t mit 253 affer, fonbern mit ber at<
mailinber, lei*te » 142,96 mofpbarif*en 8uft »ergli*en. baben nun bie auflge;
mailanber, f*reerc * 61,27 jei*nerften 9taturforf*er fi* bamit bef*aftigt, bie fpetifif*e
min*ner » &%30 @ewi*te oerf*iebener Ä6rper auf ba$ genauefte ju beftim«
münfterf*e . . . . r . . . » 98,11 men. 2)ie Krt, wie hierbei verfaljren wirb, ift im ZBge«
nürnberger (alt) * 91,60 meinen unter 2)i*tigfeit ber Körper (f. b.) angegeben.
tuff«f*< » 114,30 2)a bur* bie ffiarme bie Di*tigfeit ber JTvrper oerdnbert
turiner 126,68 wirb, fo muß man bei genauem Seftimmungen be« fueeifü
wiener » 83,47 f*en ©ewi*t$ auf bie Temperatur JR ucf|id>t nehmen, we(*e
reärtembergif*e . . . . ^ . . j 100,29 bie Jtörper reährenb ber Unterfu*ung haben. 2Beiß man
9Ran re*net im ^anbelS» ober Äramergewi*t auf nun, wie groß ba« fpeciftf*e ©ewi*t irgenb eine* Körper?
I Gentnet mm 5 Stein unb auf jeben Stein = 22 $funb, (Stoffe*) ip, j. JB. bei «ieiä = ll, unb fennt ba* ab«
i'ubaf 1 öentner = 110 $funb twt. 2>a* $funb bot 32 fotute ©ewi*t oon einem Gubiffufi SBaffer, fo fann man
£on), ba* gotb 4 £uent*en, bai £luent*en 4 «Pfennig* bjerau* fogtei* bere*nen, o^ne no* irgenb eine SBägung
unb ber Pfennig 2 l)ettergewi*te. ^a* $leif*ergewi4>t tft vomebmen ju muffen, wieoiel 1 (Subiffuß S3tci (namli*
•1wa* f*werer, fobaß 102 5)funb 3leif*ergewi*t = 110 llmal fo viel) ober au* iebe anbere Quantität JBlei wiege
Pfunb (1 Seutncr) ^anbe«gewi*t geben. C* geben ferner G5 wiegt aber ein öubtffuß 2Baffer
114 f)füub JBerggewi*t unt> be*glei*en IIS »Pfunb Stabi» in batnf*em ?-Saß unb @ewi*t 53,93 *Pfb.
3c»i*t = 1 ßentner ^anbel*gen)i*t, 1 SBage Gifcn Ijat bairif*em * • 44,31 «
44 ffunb unb 1 ö*tffäpfunb 3 Gentner. 2>a* ?)funb braunf*weigif*em = ■ 49,08
»i*t b.at 9728,95 i)olIanb. 2(& ober 8035^66 » l>ano»erf*em • * 50,84 .
preußif*em « « > 66,04 ,
7t»otk>efergewi*t l;at eine befonbere Cintbeilung. « fd*fif*em = • 48,22
W«! rt*net namli* auf l »pfb. (ju 24 Ceti? ; 30 >pfb. » wurtemberaiübem ^ -. * 50,21 -
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Gewisse»
216
Gewitter
2>ie «emttniß beS fpeerfifcpen ©ewi*« ift um fo wicb*
ttger, ba fiep mit ber cpemifcben Seränberung ber Aitptt
auch ihr fpeeiftfcbeS («wicht änbett unb man fann baper
j. JB. beim 3Beingetji au« ber ©roße feines fpeetfifcpen ®e*
wicptS entnehmen, wieoiel vPrecent ©affer er enthält. 9Ran
bot nämlich ein für aOetnal beobachtet, tat! ber abfolute
SBeingeift bei einer Temperatur oon 16° 9?. 0,791 fpeci»
ftfcbeS ©eroicpt habe unb baß bunp jeben 3ufa(j von SBaffer
fcaö fpeciftfcbe ©erpicht beS 2BeingeifteS erpobt wirb. SBirb
baper wäfferiger äBeingeift für abfoluten »erfauft, fo wirb
man bie gälfcpung augenblicflicp burcp Prüfung beS fpecifü
fegen ©ewicptS gewagr. CS wirb oon Snterejfe fein, bie
fpecififcge« ©ewicpte oon einigen ber am gäufigften oorfom»
menben ©toffe ju wergleicben.
Hrfenif . . .
©ernflein . .
JBlet . . .
JButter . . .
Diamant . .
CFl6 . . . .
(Sifett . . .
geberparj . .
©laS . . .
©olb . . .
©ppS . . .
Sarje . . .
olj:
2tborn . .
XtlaS . .
SSirfe 1
{Birnbaum I
iBrafiliengolj
©ucpe . .
»urbaum .
GocoS . .
ßpprejfe . .
öbenbolj .
(Siebe, «Stein» 1,1
(Siege, ©ouu
mer»)
6rle . . .
Gute . .
Qix>t . ...
©pceififdjc«
©croicbt.
5,7
I, 08
II, 3
0.9
3,5
0,9
7,7
0,99
2—3
19
2
0,7-2,5
0,9
14
0,9
M
0,9
1,3
1,3
0,6
1,2
Äiefer t
Eercpe i
fcinbe . .
SRabagonp .
Sllußbaum .
pappet, ge»
meine . .
Pflaumen
0,8
0,8
0,9
0,7
0,2
0,9
0,8
1,0
0,6
0,4
0,8
Ulme . , .
SBeibe . . »,
(Durch Xxodrun »er*
liert ba*
faft bie ^ilfte
feint« fpftif5fd)m
©cwübM.
Jiampher ...
Kobalt ....
Jtocbfalj . . .
ÄobU, natürliche
ipoljfoble . . .
Jlreibe ....
Tupfer ....
Stiefel . . . .
öle
$>bo8pgor . . .
'Platin . . . .
^orjediin . . .
Saucfftlbcr . .
Salpeter . . .
© ä u r e n :
SMaufäure, waf«
ferfrei . . .
©alpeterfäure,
concentrirt .
©aljfäure, com
eintritt . .
iscproeyeijaure,
concentrirt .
©cpwefel . . .
«Silber . . . .
Saig . . . .
SBacbS . . . .
2öi$mut& . . .
Bin! . . . .
3inn
epteififf^e«
eSeunajL
0,9
0,9
0,98
7,5
2,3
1,2-1,5
0,1-1,5
2,7
8,6
8,8
0,8— 1,5
L8
17,3 — 22
13,6
0,7
1,6
2
2
10,5
0,9
0,9
9,6
7
7,3
3ucfer .... 1,6
r(fc iji 6efannt,'baß oDe biejenigen ©toffe, welcpe leiep.
ter al« ffiaffer finb, auf birfem fcpwimmen (f. b.), »dg»
renb btt fdjwercn unttrfinfen.
©ftPtßöm ift bie jebem SRenfcpen oon ©ort eingege*
bene ©timme, welcpe igm fagt, ob feine ,f>anblungen gut
ober b&fe finb; man fann e$ mit Siecpt eine ©timme ©ot«
Ut in ber 83rufl be« 9Jlenfcben nennen, beren ßefife bem
SKenfcpen bejeugt, ba,§ er in ber Spat göttlichen ©efcblecptS
fei. £ad ©eioiffen i)at feinen ©i$ im ©efupl beS Wau
fepen, benn e« gep6rt nicht eine gewifje JBilbung be§ SJer«
ftanbeS ba^u, um baS ©emiffen rennen unb r erflehen ;:i
lernen. 2)er unt>er|ianbig(le «Kenfeh hat fo gut ein ®e.
roiijcn wie ber oerfranbigfte. «Riemanb fann fid) befepweren.
baß fein ©ewiffen ipn irregeleitet habe, benn ba5 ©ewiffen
felbji ift unfehlbar, nur bag häufig «riebe unb geibenfepaf«
ten im äRenfcpcn fo mä^rij fjnb, baß er über ihren unge.-
flümen JJobtrungen bie ©thnme feines ©eroiffenft überhört.
£)a§ ©emiffen läßt fup betduben, es Idft fiep burcp Eaftcr
cinfepläfem, aber ti fommt auep frett bie 3eit, »o ed er»
maept SBdprenb ein gutes ©emiffen ben ^{enfepen bei
jeher guten ^anblung, bie er fput, mit einem ©efuht ber S3e<
friebigung, ja ber ©eligfeit belohnt, quält ipn ein bäfee" ©e*
wif fen, welches ipn beim {Begeben ber böfen Spat fepon mit
einem Bittern unb 3agtn befällt, rtaep per Spat mit einer
freien Unruhe, einem Unfrieben, emer ©eelenqual (©emif:
fenSangft, ©ewiffenSbiffe), welcpe er pergcbenS ju
«erheimlicben unb ui perfepeuchen fuept unb bie nicht feiten
felbfi bie oerfioefteften fBofewicbter jum freiwilligen ©ejiänPs
niß ihrer ©cpulb bringt. S3on einem 2Renfcpen, ber fiep
2RancpeS erlaubt, waS fiep mit Ihengen Gegriffen oon Stu*
genb niept oereinigen läßt, fagt man nicht aanj rieptig, baß er
ein weites ©ewiffen habe. 9Bie baS ©ewiffen emgefcpleu
fert werben f ann, fo fann eine peinliepe, am Gnbe alle Sbat-.
traft oemieptenbe ^Ingfllicbfeit (©ewiffenSfcrupel) an bie
©teDe beS reepten ©ewiffenS gefegt werben, welche Jtranfbaf;
tigfeit bann fegr mit Unrecht alS befonberS jarteS ©ewiffen
gerühmt wirb. — ©ewiffen Sfacpen nennt man alle gu-
ten £>anblungen, ju benen man nicht gefcijlicb angehalten net'
ben fann, oon benen unS aber baS ©ewiffen fagt, baß man
fie als tugenbhafter SKenfcp ju oollfüpren pabe; ferner aber
auch aQe Salle, beren Keiptmäßigfeit ober Unrecbtmäßigfeit
nicht auf eine allgemein gültige ÜQeife feftgefepj werben fann,
weil eS bei benfelben auf bte befonbern 93erbdltnifTe ber
«JJerfon, welcpe fie betreffen, anfommt unb beren ©ewiffen
mitpin bie (Jntfcpeibuna &u|iebt. — ©ewiffenSjwang
ift ber unrechtlicbe 3uffanb, in wclcpem 3cmanb gen6tpigt
wirb, anberS, als feinem ©ewiffen gemäß, ju banbeln.
jDemfelben fiept gegenüber bie ©ewiffenSfretpeit, wel<
d)eS ©ort oft auep gleichbebeutenb mit ^Religionsfreiheit
(f. {Religion) gebrauept wirb. — ©ewiffenSPertr e»
tung nennt man in fRecptSfheitigfeiten ben beweis, we(*
(pen 3tmanb ju führen unternimmt, um eine Xgatfacbc
barjutpun, wegen welcper ihm pon ber ©egenpartei ber
<£ib jugefepoben worben ift. ©elingt ipm ber »ewetS, fo
ift er beS @ibeS überhoben, im ©egentheil ift er gendthtflt,
entweber ben Gib ju leiflen ober fein Unrecht einjugefiehen.
— ©ewiffenSehe nennt man eine Cpe, bie jwar ohne
dußert gormen, aber boefc mit ber gegenfeitigen 83erpflict>-
tung eingegangen wirb, bie £eiligbaltung ber C^c als ®e»
wiffenSfacpe in betraepten.
®ftpittfr ifl bie großartige eleftrifcpe Srfct)einuncj In ber
2ftmof»pdre, bei welcper ber JBlifc (f. b.) erfcpeint, ber
£onner (f. b.) ftet) pdren läßt unb {Regen perabfrür^t.
2>ie ©ewitter finb am aroßartigffen unb furd^terlicpffen m
ben ©egenben ber beißen 3one, am feltenfien im popen 9?ors
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bm unb fa)emen in ben S>olargegenben ganj ju fehlen, in»
brm fte bafelbft burdt) bie 9lorb lichter (f. b.) rrfe^t im»
ben. 3n ben gemdgigten 3onen treten fte im ©ommer triel
.iur'i;a als im SBinter auf. SRerfwürbig ifi bie GrtoeU
rrung, bag bie ©emitter juweilert mehre ülage hinter ei nan;
b« ju berfelben ©tunbe an bemfelben iDrte ftch witberho*
Icn. Ginige 3eit »ot XuSbruct) etneel OcwitterS pflegt in ber
lmfyt>&te eine eigentümliche brücfenbe ©<hmere $u r>ett»
fftn, welche nach Cntlabung beS ©ewittetS »trfchwinbet
2ie ®enritterwolfen nehmen oft einen eignen 3ug/ bem beS
• -'ier.ben SBinbed entgegen, unb auS ben wollen felbfi
o.-int n<h ein SBin'o, bet oftbon grogtt $eftigfeit ift (Qe =
»ttterfiurm), jueTgtegen. 3n ©ebirgSgegenben galten fidt)
tie Senritter oft lange an bemfelben jDrte auf. intern bie
imtliegenben, in bie SBolfen tagenben Serge jie abhalten,
nieberjujieben. 3n vielen ©egenben ^errfdjt ber ©laube,
baf eS fünfte, namentlich Berge, aber auch gluffe u. f. w.
gtbe, Aber welche bie ©ewitter gar nicht, ober nur, wenn
S< wn bebeutenber |>efrtgfeit finb, hinwegfönnen. ©olcbe
Erte ©erben SBetterfdjeiben genannt, ©ei einem fefjr
ruhen unb heftigen ©en>itter fotl man biejenigen BorftchtSs
nugregetn beobachten, welche nothig finb, bamit ber l^erobi
fabrertfce Blüj md)t angejogen »erbe. 2Jian fott an fei«
item Körper nicht allju »ieluReralt tragen, fich tn ber 9Ritte
c<S 3immerS galten, ftarfen 3ug oermeiben u. f. ro. Be*
mtt man fid) im freien, fo foll man fich nicht un*
fr Bdume jieflen, bie 3>ferbe nicht antreiben, bag fte
"d)»ifcen, unb »erat man fich. bei einem febr heftigen ©e^
vitter fiebern will, ftatt nach einem entfernten äDbbacb ju
aufen, lieber platt auf bie (Srbe, am beflen in einen ®ra*
i - »* f* Jh I 1 1 in
•*», |kd legen.
<&fmof)nl]fit0nrt]t, baS bureb bie @en>ebnr>eit bei einem
öolfe eingeführte Stecht, welches burdj bie folgerest fort»
Uferte Beobachtung ©efefccSfraft erlangt hat, b. b- für XHe
■■crbinbtnb geworben ift JDaS Gewohnheitsrecht bient jur
frgdnjung ber oon bem ©taatSobethaupte auSbrüdlicb ge<
«ebenen ©efefee. £>et nun im «Staate auger ber eigenS ba»
mt beauftragten öffentlichen @e»alt ÜRiemanb baS {Recht
tat, ©riefet- ju geben ober benen gleich geltenbe {Rechte ein«
üfubren, fo bebarf baS ©ewohnheitSrecbt, infofern feine
rarfrebung eine TtuSnabme »on biefer {Regel macht, bet
: -ühweigenben ©enehmigung ber ©taatSregterung. CS Oer»
•rbt fdb von felbfl, bag ein ©emehnheitSrecht nur infomeit
füitig fein unb bleiben fann, al6 ei einem befiehenben po>
:t ©efe^e nicht wiberfpricht. Urfpninglich mar aüeä
Recht btt Bölfer ©emohnheittrecht. Crfl in bet entmidt.
bog be§ ßolfslebenä fommt c-3 bahin, bag baö ©eroohm
irttcht alt pofitioeö Stecht burch ©efefce auögefprochen
«ht. Begenrodttig, nachbem bie ©efeftgebungen fich »oQfonu
~tntx auSgebtlbet hoben, befchrdnfen jtch bie ©eroohn»
i-its rechte fafi nur noch auf &ie ©ejlaltung irtlicber (Sin-.
Hungen tmb auf bie fi3eabochtung gemiffer formen. Sßer
ibnejen* |u ©attbuung feines JRecbtS fid? auf ein @e<
rc<i:nt)«ttäred)t beruft, mug bie eriflen* unb ©ültigfeit bef>
ioen erroeifen. Äu* hierburtb unterfd>eiben fich bie ©e»
'.-••.'neitSrcdne roefentlid) von ben gefebriebenen ober im
fäbrrrlwhm 8?echtiflefeften, »eiche allgemein befannt unb
: r rannt finb.
(ftftbälbt nennt man in ber fBaufunfi febe, aus ein«
telnen fetlf6rmigen Steinen gufammengefefete, eine g<=
frümmte flache bilbenbe, jDecfe übet einem oon SRauent
eingefchloffenen Staume. 3ebe5 ©emälbe muf fo einge»
richtet fein, bag bet S)rucf, »eichen bie ©teine oermog;
ibrer ©<h»ete auftüben, fid? nach ben ©eiten gu fort:
pflanzt unb mithin von bem 9Rauer»tr( jgetragen »irb,
auf bem ba§ @nbe bed ©emölbeä aufliegt, »iefes SDiauet«
»er! h"£t SBiberlager ober, »enn ti meht atö ©nem
©e»6(be ;ur Unterlage bient, »Pfeiler. 9Ran hat oer>
fchiebene 3rten oon ©emolben: einfache unb tufammenge«
fe|te, welche man nach ber Xrt, in weichet fte fich Sum-
men, ndher unterfcheibet 3u ben einfachen ©ew6lben
gehört ba§ Scnnengew6lbe, welches bie halbe: jDbeti
flache eine$ ßplüibcrS ober einer SBalge barfieQt; baö Au.
gelgewilbe, baä bie ©ejlalt einer halben Äugclflcicbe
hat. £>a$ leitete beifit autt) Xuppet unb witb juwei«
len oben mit einet jbffnung »erfehen, ober e« witb eine
fogenannte fiaterne eingewdlbt, bamit ba$ Sicht einfallen
fann. 3u ben jufammengefegten ®c»ilben geboren unter
anbern ba$ Areu^gemdlbe, welches au» gwei fich febnei«
benben Tonnengewölben befleht; ba6 JCfofieraewd Ibe,
ebenfalls auS jwet fidp fchneibenben Tonnengewölben infam»
mengefc^t, bie aber in oerrieften {Rinnen jufammenftojjen ;
baS ©piegelgewilbe, baS oben in eine ebene $ldcpe
ausgeht, »ei bet £)icfe ber ©ewölbe mag man batauf
JKucfncbt nehmen, welchen Drucf fte auSguhalten haben; ge>
wohnlich macht man fte fo viel 3oQ tief, a(S ü)te SBeite in
gufjen bctrdgt.
(&f»ür5f h«g«i oerfchiebene ^Panjentheile, welche fich
bureb fiarfen, angenehmen ©eruch unb fcharfen ©efebmaef
auSgeichnen unb benu^t werben, ben ©peifen einen bebem
SSohigefcbmacf gu erebeiten. Sie (ommen theilS auS ben
wdrmern ©egenben (wie 3immt, ©ewürjnelfen, 3Raci6blü«
ten, SKaciSnuffe, Pfeffer u. a. m.), theilS wachfen fte bei
unS (j. B. XntS, gencbel, Aümmel, Aorianber u. a.).
Th meifien ©ewürge enthalten ein dtherifcheS j&l, welches
ihnen ihren SBerth gibt, unb bei ihrer SBehanblung mug
man bähet batauf bebaebt fein, bag fich t>»«f«ö £>l niebt
»erflüchtige.
<8>ramr3tn0tlrt obet 3» o Inf Pen (bie) finb eine ofiinb.
Snfelgruppe AWifcpen ben grogen 3nfeln SelebeS unb 9leu»
guinea. 3u ihnen gehören eine groge ?itu,aiii gum S£bet( feht
fleiner unb unbewohnter Snfetn, weltbe auch in brei Hei»
nere ©ruppen gefchieben werben: bie eigentlichen ÜRoluffen
im 31., bte Xmboinen in ber y^itte unb bie SBanba*
in fein ün @. Äße biefe 3nfeln finb bulfanifch, mit hohtn
Bergen bebeeft, bie gum 3heil Bulfane finb, unb ooU anberet
2Rerfwürbigfeiten, bie, fowie bie hduftgen (gtbbeben, von
unteritbifchem geuer jeugen. T>ai Alima ifl milb, abet m-
gefunb. , 2>ie Thdlct finb gum Theil fruchtbar unb bieten
teigenbe ©egenben bat. ^ier wachfen bet ©agobaum, bet
SRuSfatenbaum unb ber ©ewürjndgleinbaum , welche bie
.©ewürjinfeln fo wichtig für ben Jpanbel machen unb ihnen
ben tarnen »erfebafft haben. Xugerbem finben fich auf ben
SRoluftcn oerfebiebene ausgezeichnete ^>olgarten, Aaffee, 3ucfer,
Büffel, ©cbweine, Aaninchen, ©dnfe u. f. f. 2tutb ?>et«
f #tt y_ AykjM AitVM rtttrt *M ^^Nl i* VW1 1 Jfcfi S M **fj»f t* finh ..L.i,_
• VI» IVVtWII » • V ^ • > • » v > • 4*w * V I V l V*/ K \ W 1 1 H 4 ^3'»*V»tl |%liV *4 • I % \r\ Wll
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Gewürznelken
S18
Gibraltar
eigentlichen SRoluffen: Dfcbilolo, SEemate, SSibor, Batdjian,
SRatcbian, ßbp; unter bm Ämboinen: Geram, Amboina unb
Buru; unter ben Banbainfeln: Santa, Sieira, S£tmor,
@oenong«Api unb anbete. JDbcrberren ber 9Roluffen finb
gegenwärtig bie £otldnbei, welche ftc im Anfange be« 17.
3abrb. ben $ortugitfen entriffen. Diefe batten fte 1511 ent>
beeft. Die Sewobner ftnb tbeil« ÜRalapen, tbei(6 mehre
negerartige ©tdmme. Auch ßr^inefm, Sapaner unb Araber
fmben ftcb biet, bie lefetern waren febon t>or ben <5uropdern
pier, unb bie gefamrate Beoölferung ift tbeil« mobammebas
nifdjer , theil« f?eibnifd?er Religion, boeb bat ba« ßbrijlens
tbum in neuern Seiten bebeutenbe gortfebritte gemacht.
Öft»ür3nflkm ober © ewürjndgletn, ein befannte«
©ewürj, welche« befonber« oon ben ©ewürjinfeln (f. b.),
aber auch von ben 3nfeln Bourbon unb 3«le be grance unb
von Gapenne Kommt, unb in ben Blütenfnoöpen be« ©e>
würjnelfenbaum« beflebt. Diefer (Eugen«) gehört ju ben
mprtbenartigen ©ewdcbfen, bat «in«" *~ 5 5- boben
©tamm unb eine feböne ppramibenförmige Ärone. dt trdgt
immergrüne Blätter, welche Ahn liefet t mit ben Sorberbldfc
tern haben, oerfebrt eiförmig finb unb an langen ©Helen
einanber gegenüberfleben. Die Blüten fommen im 2Rat
an ben ©nben ber 3»oeige jum SBorfcbein, finb frifcb oon
rofenrotber Sorbe unb werben eingefammelt, ehe fte fieb er*
febtiefkn, worauf man fie im Slaucb troefnet unb julefet an
bie (Sonne bringt. Die ©ewürjnäglein finb ungefähr '/» 3oIl
lang, unten etwa« fchmdler, oben oierfpaltig mit einem runs
ben Änöpfcben, welche« leidjt abfällt, ©ie finb febwarj»
braun unb im Bruche nach ber SDlitte ju rotbbraun. £ie
guten muffen ooü\ runblicb, fchwer, leicht jerbrecblicb fein,
beim ©tofen im SRörfer glänjenb werben unb beim Drud
eine ölige geuebttgfett geben. Diefe ölige geuebtigfeit gibt
ba« helfen öl, welches in Snbien unb ^ollanb bereitet
wirb, eine gelbe glüfftgfeit »on febarfem ©erueb unb ©t
febmaef ifl unb große ©cpärfe befifet, wegen welcher man ci
als Littel gegen Sahnfcbmerjen anwenbef, inbem ein JEropfen
auf {Baumwolle gegeben unb in ben boblen 3abn gebraut
wirb, Die reifen grüebte be« ©ewüranelfenbaume« ftnb tit
SRutternelfen, eicbelgrope gnubte mit bunfelbrauner bün»
ner Schale unb hartem, febwarjetn, glänjenbem Sern, wel«
äjer lieblichen ©efehmaef, aber weniger .Kraft al« bie SHäg:
lein beftfet. JtöntgSnelf en finb ungewöhnliche Blütenge*
rodehfe oon ber ©eftalt einer fleinen Abre
(c3iaur (Äiafir, Sfcbauer), ein Kirf. SBort, fo viel wie
Ungläubiger, mit welchem bie Surfen alle 9lid)tmobarm
mebaner bejeiebnen.
Gibraltar ifl ba« berühmte, 1400 g. über bie WIk
reSfläcbe fitb erbebenbe SBoraebirge, welcbe« bie weftl. Uferte
be« mittetlanb. SDleere«, bte ©trage Don ©., beherrfcK
bie ©übfpifee ©panien« bilbet, unb auf bem bie unüben
winblicbe unb widrige gejrung liegt, welo>e (gnglanb, rrc-5
ber angejrrengtejlen Bemühungen ©panien« unb granfreid*,
behauptet bat. Die ©riechen unb Körner nannten tie
©trage tum ©. bie ©dulen be« ^»ercule«. Denn
bierher foQte ^ercule« (f. b.) auf feinen SBanberungen Witt
gebrungen fein unb auf beiben hier fid) netyernben dUfka
al« 3eugen feiner ©egenwart mächtige ©dulen eniebtet ha-
ben. Der Seifen eon ©., ber ftcb on Horben na* @ü=
ben in einer Sange von Vk teilen bei einer Breite oon fei:
ner Siertelßunbe erfheeft unb mit bem gefilanbe nur bunt
einen fcbmalen Eanbfrreiftn jufammenbdngt, biep bei ben
Alten Jtalpe unb an feinem gttfie lag eine ©tabt ^>era--
flea, welcbe bie Araber 714 unter ihrem gelbberm San:
eroberten, al« fte, pon Afrifa fommenb, an bem gelten
lanbeten, ben fte ihrem gelbbenn ju (f brert ©ebel al 3s-
rif, b. h- SEarif«felfen, nannten, worau« fpdter ®. em
ftanb. Die 3Rauren legten auf ber fcanbfeite be« MBÜ
ein (Sailen an, welche« jum 2£r>etl noeb fleht. Wacfcbem
1462 Äcmtg ^einrieb IV. ben Arabern ©. abgenommen hotte,
blieb baffelbe in ben Ädnben ber ©panier bi« 1704. Die
geflungSwerfe ftnb gröfitentbeil« in ben gelfen
jtaifer Äarl V. lief bie Befefligungen bureb einen
fchen Ingenieur auf europ. SBeifc einrichten. 9iod> me
tbaten bie engldnber, naebbem fte 1704 im fpan. Erbfolge
friege ftcb in Beftfe ber geflung gefefet hotten. Berge
ben« »erfuebten nod) in bemfelben Söhre bie ©panier bh
gßtebereroberung unb ebenfo frucbtlo« 1727 unb 1779; fi«
faben fid? genötbigt, im SSertrage oon ©eoiDa, 1729,_unl
nacbhtr im grieben oon 1783 ben (erngldnbern ben
«on ©. förmlich abzutreten. Auch gegen eine Summe »o?
2 SJlilJ. ?>f. ©t., welche ©panien bot, gab (Enalanb Mi
geflung nicht heraus unb ben ©paniern blieb i
al« bureb bte ge(lung«linien oon ©t.»9?odb unb Atgcjira!
©. ganj oom Sanbe auSjufcbliefjen. Die ©tabt ©. lie:
wefllicb oom geifert an einer Bai, jdblt etwa 16,000 ©ntr
unb treibt bebeutenben Jg)anbel, namentlicb ©chmuggelban
bei nach ©panien. ©. wirb niept allein bureb' feine fetjtg
Sage unb bureb bie SBerf e bei Gngldnber jum feflefien ?hraf?
Europa«, fonbern namentlicb auch noch burd) benT
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Gicht
319
Olcht
tajj in b«t ffttftn feCfeft eine ©üßwafferqutHt fu& ftnbet,
oucf; bat oon bem gelfen berabficf ernte {Regen > unb S^au>
nvfer rrinfbar ift, unb auf bem gelfen fieb nocb binreicbenbt
©rbe finbet, um Siebfutter unb grut&tbäumt ju liefern
Xu$ leben auf biefem gelfen »Übe Äffen, bie man fonfl
nirgtnb in (Suropa finbet.
, <S»irfjt ifl eine mit fehlerhafter 5Bcfcr>afferir>eit ber ganjrn
Oaptonaffe bt$ JlärperS, fcblecbter SBerbauung, namentlich
cwtrfrefffrwerben unb mit Hbfonberung eine* in feinen Se*
FWbtW« franfbaft »tränbertcn Unn5 wefcntlid) »erbun»
tat Jtranfbeit, bie ftcb in ibrer äußern (?rfcbeinung baupt»
burcb retfjenbe unb fiecbenbe ©cbmcrjen in ben ©e>
tauen b« ©liebmaßen, fpäter (nacb Äbfefcung einer borten
n»oa)enibnIicben SDeafT« in biefelben) wol aucb burcb ©teil
Wrt ober gar Sierfriippelung berfelben ju erfennen gibt,
»kwm gewibnlicb" längere jjeit SJcrbauungSftorungen »er:
P*«er Xtt vorausgegangen ftnb, beginnt bie Jtranfbeit
VW mnft im grübiabre bamit, baß ber Grfranfenbe plöl}»
P»«b SRitternacbt »on einem heftigen ©cbmerje in bem
mmh tiner 3«b« »ber eine« ginger« gewecft unb jugleicb
»•«Sieber befallen wirb, weicht* mit bem ©cbmerje nu»
wU) föneU ficr) fieigernb nacb einer Dauer »on 24 ©tun*
unter bem ©ntritte eine« allgemeinen ©cbwcißeS mit
Wieitigem «Nacblaffen ber ©cbmerjen enbet, wobei jeboeb
W befallene ©elenf anfdjroitlt unb rotb unb glän^enb wirb.
Rfftr Sieber* unb ©cbmerjanfälle wieberbolcn fieb ge*
JJWMl 7—14 bintereinanbtr, in ber Kegel einen Sag um
y anbern, bis aumälig ©cbmerj unb Bnfcbwellung beS
'jnfftnen ©elenfS fieb »erminbern, bie £aut beffelben ;u
juweilen aucb abjufcbilfern beginnt unb ber ab*
Mnbe Urin einen »eigen ober rotben ffiobenfab. maebt.
** m außerorbentlicb feltenen gälten fommt ber Üttenfeb
■» «lern tinjigtn folgen Anfalle ba»on, meijlen« febren
•««Wen alljährlich ju beflimmten äeiten wieber. Die be»
NUm« ©tienfe verlieren nacb unb nacb ba« glänjtnbrotbe
welches fit wäbrenb ber erften Anfälle ber Jtranf«
Wibottn, werben bagegen häufig ^urc^ Ablagerung
tiner fnoebenbarten ÜRaffe in ihre Schutt mebr ober weniger
»erunftaltet, fteif unb unbeweglich, ober e» bilben fieb aucb
außerhalb ber ©elcnfe fogenannte ©icbtfnoten. #aftct ber
©icbtfcbmerj in ben ©clenfen be8 gußeö, fo wirb bie Jtranf»
beit ^Pobagra genannt, ifl aber im ©elenf ber Jpanb ber
©i(j beffelben, fo beißt fte dbtragra, ifl baS Jtnie befal«
len, ©onagra u. f. w. Sebent" lieber unb qualvoller ju«
gleicb ifl bie Jtranfbeit, wenn bie Jtnocbctt bc3 JtopfS (Jtopf»
giebt), bad JRücfgratb , biegenben, bicJtreuj» unb ^üftge*
genb ber ©ifc ber mit ihr »erbunbenen ©cbmerjen werben ober
biefe, obne fich irgenbwo ftftjufefccn, äfter ir)re ©teile wecb»
fein (berum)iebenbe, unregelmäßige ©iebt). Jtann
bie ©iebt nicht ju ibrer regelmäßigen 2lu§bilbung gelangen,
fo uerfieeft ftcb biefelbe oft hinter anbere üranfbeit^ufianbe
unb wirb bann oerlarote (Mi du genannt. Irine bcfon<
bere 'Änlage jur ©iebt wirb ererbt ober aucb erworben , tnt«
wicfclt ftcb aber in beiberlei gällen nur auänabmäroeife vor
bem Seginn beö mittlem SebenSalterS. AUju reicblicbe, ju
nahrhafte unb retjenbe Jleft bei fifeenber ^eben$weife unb
gleicbjeitigen, übermäßigen ©eiftcSanftrcngungcn, namentlich
öfterer ©enuß fäuerlicber, junger SBeine ober foleber iJtab»
rungSmittel, bie jur ©äureerjeugung S3eran(affung geben,
aber aucb Xu6fcbweifungen, alle mit brüefenber Tlrmutb ge>
w6bnlicb »erbunbenen Entbehrungen u. f. w. begunftigen
ibre Sntflebung. SKänner »on 30 — GO 3abren unb ftari
fem, »oüfaftigem Jt6rperbau ftnb ihr am mrifien auf«
{efe^t. Sebrobt bie ©iebt aucb nidit unmittelbar ba$
t n, fo gebärt fie bodj ju ben langwierigen unb febwer b«l»
baren Jtranf beiten , ja fann burcb ibre Neigung, nacb in1
nern Xbeilen jurücfjutretcn, f dm eil gefabriid) werben, wenn
fte »erwabrlofl wirb. Die wirffamflen SierbütungSmittel
28*
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Giebel
220
Gift
bei tfuöbrucr/S fcer ©id t ftnb eine möglichfl einfache Äoft,
überhaupt SÄdßiafett in allen ©enüffcn, bjnldnglich warme,
jebod) bie #aut nicht überreijenbe unb »erjdrtelnbe JBefteU
bung, »uweilen auch rool SBeränberung bei aBobnorfl unb
ber »efchdftigung.
(&ifbfl ober gronton nennt man an einem ©cbaube
einen SEbeil feiner ©eitenwdnbe. ehe nämlich ein regelmd»
- ßigcl ©ebdube bal Darb erhalt, befielt baffelbe gewöhnlich
äußerlich aul »ier gleich hoben dauern, »on benen je jwei
gegenüberftebenbe gleich lang finb. SBirb nun bal ^au8
bebecft, fo fann man entweber ein fiatyi Dach auflegen,
ober man tarnt an jebe SDtauer eine geneigte gliche anlegen —
in beiben galten bat bal £aul feinen ®iebel — ober enblich,
man tann nur »on jwei gegenüberftebenben (gen>öbnli<b ben
langem) dauern berartige geneigte flachen in bie £öbe füj>»
ren, unb bie beiben anbern (furwrn) SRauern fenfrecbt in
bie #öbe verengern. Diefe gewöhnlich Dreiecfe barfUDem
ben Xierldngerungen Reißen bte ©iebel bei £aufel. 3fl
bal Dach nicht flach jugefpifet, fonbern gewölbt, fo ereilt
auch ber ©iebel eine gerunbete ©eftalt. ©ewöbnlich wirb
bie ©iebelfeite eines ©ebaubel nicht jur gronte (f. b.) bef»
fetten gemacht; boch fitibet man befonberl in ben alten
mittelalterlichen Statten »iele ©ebiube, welche fo gefteQt
finb, baß bie ©iebel bie Sorberfeiten bilben. Oft fmb bann
biefe ©iebel noch »ielfacb »erjiert unb gehen über bal Dach
binaul, fobaß fte biefel fafi ganj »erbergen. Die ©rieben
unbJRömer brachten entweber gar feine ober nur fehr nie»
brige ©iebel an, wogegen in ber gotbifeben SSaufunfl fer>t
hohe unb fpifce ©iebel üblich waren, fronton« beißen auch
bie niebrigen breieefigen iibttbaut, welche man juweilen jur
SSerjierung ber genfter unb SEbüren über biefen anbringt.
(ßift nennt man iebe ©ubffanj, welche, mit bem le»
benben menf$li$en ober tbierifchen JCirper innerlich ober
äußerlich in ffierübrung gebraut, bie ©efunbbeit flört ober
auch bal 8eben »ötlig cerniebtet, ohne baß jeboeh eine me:
e^anifebe Ginwirfung wahrnehmbar tfh Si gibt fein ©ift,
welche! in jeber ©abe, in ieber SBerbinbung , tn jebem 2faüe
unb für jebel lebenbe ©efcb,6pf burchaul töbtlich wirft
Die größere ober geringere ©cbäblicbfeit ber giftigen ©ub«
ftanj hangt etnerfeitl »on ihrer ^Befc^affenl>eit Unb bem
©rabe ihrer SSertbeilung unb Xuflöfung, anbererfeitl »on
bem Älter, bem ©efunbbeitljuftanbe , ber ©ewohnheit unb
eigentümlichen ßonfiiturion bei fie aufnehmenben ÄÄr»
perl ab. SBal bem erwaebfenen SRcnfcben ©ewürj ift,
tann bem Ätnbe jum ©ifte werben, ei ift eine aQge*
mein befannte 2 bat färbe, baß »tele [ehr heftig wirtenbe
©ubftamen, wie j. S$. £>pium, IBlaufäure, SRielmurj,
auecffilberfubltmat u. f. w. in feta fleinen ©aben unb in
ber #anb bei HrjteS oft ju ben wobltbätigfien 3trjneien
werben, wdbrenb fte in größern ©aben unb auf ben gefun*
ben !Stenfchen al8 ©ifte wirfen. Serner ift befannt, bag
Dinge, bte auf ben SRenfcben feine giftigen SBirfungen
dufjern, gewijfe Stbiere |D töbten »erm6gen, fo j. Sß. ber
3ucfer Stauben unb ©nten, bie f>eterfilie ?)apüg,eien, #ol*
lunberbeeren bie .f>ühncr , ber Pfeffer bie ©chweme; enblich
baß gewiffe 9>flan}en nur gewiffen 2bi«en gefährlich ftnb,
fo j. i8. ber SBafferfchierling, ber auf Äuhe, anbere SX^iere
unb «Sie rtfchen bie gtftigßen ffiirfungen dußert, wdhr"ib
er »on gerben, ®c^afen unb 3iegen ohne aßen 9Jach=
thett gefreffen wirb, femer ber ber ©efunbheit be« SRenfchen
fo gefährliche ©ame be« SEaumeUolo)«, ben bie Sögel ebne
ben minbeflen ©traben »erjehren u. f. w. Xbgefeben bo»
»on, wiffen wir, bafi fleh ber Jtör»er nach unb nach felbft
an jtarfe ©ifte. gewohnen tann, fobaß fte für ü)n gewijfer=
maßen aufhören, ©ifte ju fein, »elege baju tiefern ter
Sabacf unb ba« IDeium. 3e nach bem 9caturreiche, aus
welchem bte ©ifte Rammen, unterfcheibet man mineraiifcb.%
»egetabilifche (^flanjengifte) unb animalifche ober tbierifepe.
3wecfmdßiger feheint e« jeboch, fte nach 3trt ibrer SBtrf -
famfeit einteilen. Demgemäß unterfcheibet man nun rei=
genbe ©ifte, narfotifebe ober betaubrnbe, fcharf narfotifche
unb feutifche, ober feicbe, welche in bem lebenbrn Äirper
einen 3uflanb »on gdulniß erjeugen. 9teijenbe ©ifte
nennt man folehe, welche bieöewebe, mit benen .fte in iöe^
rühmng fommen, reijen, entjünben ober aerfreffen. 3m 2fU:
gemeinen fmb ihre SEBirfungen heftiger unb furchtbarer als
bie aller anbern ©tfte. Der größte ihrii ber ©iuren, bie
Älfalien, STOrtaHfalje , eine 9)?enge »egetabilifcher ©ub^anjen,
au« bem 2hierretche bie fjoanifchen »liegen, gewijfe gifebe
u. f. w. gehören in biefe 6laffe »on ©iften. J)te ©rfebri
nungen, welche fte hervorzubringen »flegen, finb fotaenbe:
JBalb nach ihrem ©enuffe entfleht im SKunbe, auf ber 3unge,
im ©cblunbe, in ber ©jwiferöhre, tm SRagen unb Dannfancle
ein ©efübl »on S3rennen unb 3ufammenjtehen mit außer-
ert entlieh er Srocfcnbcit, d (teilen fieb heftige, rrißenbe unb
flechenbe ©chmerjen im Unterleibe, bauvtfdöit'ch aber in ber
ÜPJagengegenb, ein, ©chluchjen, ttbelteiten, fcbmfrjbaftee? unb
bartndaige« Erbrechen, blutige ©tuhlaudleerungen, unlöfch
barer Dürft, öntflellung bei mit foltern, fiebrigem ©dhweißr
fieb bebectenben & t ficht ö bei eifiger -Kalte ober juweilen auch
großer <ßt&e bei ganjen übrigen ^ör»erl, f (einer, trampf
hafter, l)duftgcr , oft taum ju fühlenber $ul§fchlag, he
fchleunigtel , fchwerel 3Cthmen, außerorbentlicheS ?0?otttgf eird
gefi'thl, fcbrecfliche Sonoulftonen, iöeftnnungllojtgfeit , enb
lieh ber Sob. Serben reijenbe ©ifte dußerlitb beigebracht,
fo wirfen fte örtlich dfeenb ein unb bringen an ber Sin:
»erletbltnglfielle alle Srfchetnungen eine! fi3ranbfchabenS ber-
»or, nachbem fte aber aufgefogen unb in ben allgememen
Äreillauf gebracht worben ftnb, 3ufd0e, bie ein Ergriffen
fein bei axagenl, bei Darmfanall, ber Urinblafe, be* -per
jenl, ber Hungen, bei ©ehön ober anberer 02er»en»«rtim
anzeigen, ©inb fU burch tSinfpri^ung in bte JBiutabcr-
in ben »turftrom unmittelbar gebracht worben, fo jeigrn
ftch in ber Kegel unmittelbare xBirfungen auf bie 8ungrn,
bal ^en ober bal 9ler»enf9flem. — Narfotifche ©ifte
ftnb folehe, meicbe jundebft auf bal 9?er»enf»fiem unb na=
mentlich auf bal ©eh im wirfen unb fafi immer, tone f -
audh in benÄörper gefommen ftnb, nachflehenbe ©om»torr.f,
wenigftenl einige »on ihnen, herbeiführen: eine Xrt wn
Staumet unb ©chlaftrunfenheit mit ©tbwere bei Äopfeg,
©chroinbel, ©etäubung unb ©chlaffucbt, tofcfüchtigel ober
auch fröhliche! 3rrereben, junehmenbe ©chmerjen mit Wäg;
lichem Schreien, 3ucfungen, ©chwdche ober gar Mbtmtng
ber ©lieber, »erjüglicb ber untern ©liebmaßen, erweitmrnu
ober Verengerung ber Pupille, »erminberte (jmpftnbUcbftt:
ber ©inncöorgane, Sfel, erbrechen, »erdnbetier fniit*
fchtag u. f. w. Die narfotifchen ©ifte flammen grö"
tbeill aul bem ^flanjenreiche. (23gL ©iftpflanje
Die ßlaffe ber narfotifch =fcharfen ©ifte umfaßt
Giftpflanzen $
panjen ffbr t>erfd>iebfner 2trf. diefe ©ifte bewürfen nicht
alle bie riiirniicben 3ufdClc. Ginigt «Ott ihnen rufen ner»
petye &ri'4ciniingen bcrt>or, fcte pl6bjie$ aufhören, um fieb
«m'ae Seit nadjber wieber etnjuflcUen. dergleichen finb eine
auffaSenbe Unrube, Äußerungen einrS fröhlichen SBabnfinn«,
iuefungen ber üßuöfeln be§ ©efidjt«, ber Äinnlaben unb
Siiebmaßen, nid)t feiten (Erweiterung ober SJerengerung ber
Pupillen, Scbmerjen in üerfcfjiebenrn feilen bei UnterleU
be$, 6fct, bartndefige« Erbrechen, vermehrte Stubjauölees
nrngen u. f. w. Qtnbere bewtrfen flatt ber betriebenen
Unrube eine Xrt SJaufcb mit großer Scbwdcbe, gittern unb
Stumpffinn obne Neigung ju breeben. — 3n bie vierte (Stoffe,
ju ben feptifeben ober gdulniß erregenben ©iften
cebiren ba« Scbwcfelwaffcrjloffgafi, ba« ®a«, welcbe« ftc^
m ben (Jloafen cntwicfclt, überbauet in gdulniß übergegan»
Cime Stoffe, ba« ©ift ber 25ipcr, ber üörillcnfcblüngr, Älap;
i.-rfcbtangc , ba$ 3Kil.$branb= unb SButbgift ber Ubier c, ba«
Surjlgift u. f. ip. 3^re SBirf ungen cbaraf terifiren fi# baupt--
fieblicb burch allgemeine Scbwdcbe mit 6ftern Ohnmächten
unb Gntmifc^ung ber ©dftemaffe obne (Störung be« 33e»
rau&tfein«. — Stiegt alle ©ifte finb befannt. <S« »erben
immer neue entberft, 'unb bie JBereitung«art maneber ifl a!8
%bnmni(j bewahrt roorben, j. 33. ber einjl fo gefürchteten
3qua tofana (f. b.). — ©e^engtft nennt man ein bem
Sifte entgegerrwirf enbe« Xrjnetmittel , b. *&. eine Subjtanj,
roelcbe ein mit bem tbierifeben £6rper in 83erül>rung gefom=
menei ®ift fchneU wegfebafft, einhüllt, abflumpft ober nie»
terfcbläat, überhaupt weniger grfdfjrlid) ober ganj unfebdb:
lieb mögt, dod) foHen ©egengifte in ber Siegel nidbt fclbft
wieber jlarfe ®ifte für ben Ä&rper fein, bamit fie nicht
letcnSgefdbrlicbe ober gar töbtlicbe SBirfungen dußern. Sie
muffen baber obne allen >Jtaa)t&eil felbfl in großen ®ca
ben gereicht werben finnen unb fiel) nicht nur in püffiger,
fonbetn aud) in fe(ler gorm wirffam jeigen. 9lur in %tb
ba, wo man fein, anbereö ®egengift jur <6anb bat ober
fennt, muß nau sRcttcl anwenben, bie felbft roieber ®ifte
pb. grübet baben bie ttqte fid) bemübt, ein allgemeines
Öegengift aufjuftnben, b. i>. ein Littel, welche« bie Straft
tffitra foK, alle ©ifte unfcbdblicb $u machen; allein bei ben
ft febr verfebiebenen , ja ftcr) grabeju rntgegengefe&ten &■
gfrtfebjaftcn ber einjelnen ®ifte bürfte fieb) fd>rorr(icr> jemals
ein fold^rt Unioerfalmittel entbeefen lajfen. 3n neuerer 3eit
i;an bie ©eife alö ein fafi allgemeine* ©egengift cm^
J'f^len unb nidjt mit Unrecht, ba fte gegen alle ^Vietaii-
«ujlofungen, alle ©duren, ja felbfl gegen mebre t-egetabiti^
fcV ©ifte bic bellen 25ienjte triftet. 2)ie ©egengifte , beren
am ji^ jroecfmdßig in XJergiftungöfdllen bebtent, finb bet
tat emjetnen ©iften angegeben. — Um bem unoorfia)tigen,
kmt bem tterbredjerifcfcen ?D?iöbraucb,e beö ©ifteö oor^ubeu;
werben in ben meiden Sdnbern biejenigen $)erfonen,
l<fte oon ©eruföroegen mit ©iften ^u tbun baben, wie
bie Äpotbefer, befonberS in ^)flidf)t genommen unb
■^m triefen, nur an oerfidnbige unb binldnglicb, befannte
terftnen ©ift ju verabreichen.
95>iftpflan3fn nennt man biejenigen ©ewd<$fe, bie tnU
"rter ht allen ober in einzelnen itjrer Übeile «Stoffe ent^
tialteu, weltjje alß ©ifte (f. b.) wirfen. 25ie ^flanjen,
ya ben betdubenben ©iften geb6ren, »eiebnen ficr>
mftften« burtl» eine matte, büjlere unb fd)mujige gdrbung be*
-ML
1 Giftpflanzen
£aubeÄ unb ber SMumrn au«, unb finb nic^t feiten mit
fiebrigen paaren überjogen. 3u biefer Xbt^eilung ber ©ift»
pflanzen atb6ren ber Üaumelloirb (eine ©raöart), bie bin«
blättrige Einbeere, ber (Sibenbaum ober 2aru«, ber gemeine
ober fc&roarje 9ia^tfc^arten, ber Stechapfel, ba« S3ilfenfraüt,
ber «Sumpfriebnrojl, ber ©iftlatticb, ber SRorjn, »ela)er ba«
jDpium liefert, ber Airfcbjorber, bie bittere 9Ranbel u. a. —
die fcQarfe ©ifte entr>a(tenben $flan)en ^ben in ibrem
'Xußern nitfjt«, wa« fie oon anbern ©e»dct)fen unterfcr;ifbe,
fie laffen fio) nur erfennen burefc einen auffallenb f Warfen,
fiec&enben ober brennenben ©efcr)macf, ber fte leicht burd)
Äaucn febr fleiner Portionen verrdtb. ■Vierter gel) ort: ber
geflecfte Xron, ba« @umpffd;langenfraut, ber weiße unb
fdjjwarje ©erraer, bie |)erbji^eitlofe, bie gemeine 9larcijTe,
bie «f)afelmurj , ba« JDftertujei , ba« ©eibelbafl ober ber JteU
Icrbal«, bie torberbap^ne , ber ©abebaum, bie 2(rten ber
SBolfämilcb, bie (Srbfcbcibc ober ba« Saubrot, ba« ©nabem
fraut, bie Saunrube ober 3aunrebe, ba« Scfjiufraut, bie
Xrten be« ^abnenfuße« ober ber SBiefenranunfeln, ber 2(bo>
ni«, bie bufcb - unb baljnenfußifjnlic^e Anemone, bie Xrten
ber Äüct)cnfct>ellf, bie Xrten ber Sßalbrebe, bie Sumpfbots
terblume, bie Ärten ber 9cie«»urj, ber SRauerpfejfer, unb
unter ben auS(dnbif$en ©ewdcf>fen: bie 6fel«aurf e , bie 3a*
läppe, ber ©ummiguttbaum, bie föwarje »recr)nuß, ber
5Rand>eniQebaum, ber ©teptanöritterfporn unb einige anbere.
— die betdubenben ©ifrpfJanjen unterfct)eiben ftdt) du»
p<rlicc) nid>t oon anbern ©ewdcbfen. 3« ibnen red)net
man: ba« Xollfraut ober bie SoUfirföe, aueft Sic Haben na
genannt, viele Birten au« ber {famtlie ber Scbirm- ober
3)oIbengewdcc)fe, a»: bie ri^rige unb fafranfaftige Sieben»
bolbe, ben SBürljrid} ober SBafferfd&ierling, bie ©artengleiße
ober ben ©artenfebjerling , ben eigentlichen ober geflecfte n
Schierling, bie gelb ober blau blübenben Xrtrn be« @ifen»
ober ©turm^ut«, ben gemeinen fBobnenbaum ober ©olbre*
gen, bie bunte Äronerrwicfe, ben purpurrotben gingerb, ut; von
au«ldnbifo>en ©ewdcbfen: bie SKeerjwtebel, ben SababiU»
ober Ungejiefergermer, ben SDteanber, ben mprtenbldtterigen
©erberftraueb , ben Ard^enaugen» unb 3gnatiu«bobnenbaum
unb ben £orfe[«f6merfrraud>. — die braftifc&en ©tft«
pflanzen, welche heftige durchfalle ober bduftge« (Erbre»
eben erregen, werben gew6bnlicb )u ben fef>arfen ©iften ge«
reebnet. >0ierfeer geboren: ba« au«bauernbe JBingelfraut, ba«
©auebbeil, ber J^unbwürger ober ba« Scblangrnwurjfraut,
ber gemeine Ärcu y- ober Sßegborn, ber ?>urgirlein ober^hir»
girflacb« unb einige au«Idnbifcbe ©ewdcbfe. — Unter ben
jaMreicben Zrten ber Sc^wdmme ober ?)ilje finben fieb)
oerbdltnißmdßig nur wentg giftige; eine große Xiuabl ber;
felben ifl eßbar unb ber betweitem gr6ßrre Ügbeil ifl Weber
fdjäti(icf) nod) für ben .pau«balt be« SRenfcben oon 9hu^en.
die giftig flen Xrten in deutfcblanb finb: ber fliegen»
fct;wamm, ber fnollige SEBuIflbldtterfc^wamm , ber rftt&Iicbe.
unb ber rofenfarbene JBldtterfcbwamm, ber giftige ^irfcp»
ling, ber Schmefelfopf, ber Speiteufel, ber gufanrmenjiei
benbe unb riffige iBldtterfcbwamm ; ferner ber $erenpilj obet
büjlerfarbtge Socberfcbwdmm, ber neuerbing« entbeate febv
giftige SatanSpilj unb bie flinfenbe ©iebts ober ©ifrmor»
cbei. — Xußer ben oben genannten Giftpflanzen gibt tt *
noeb mehre auotänttfebe , bie jwar bie furd)terlicbflen unb
am fcbneüflen tibtenben ©ifte liefern, bie aber noeb niebt
hinretebrnb befannt finb. die oorjuglic^flen ©iftgewdchft
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Giganten
fn» in befonbetn Xrtifeln ndber txfc^riebeiu Bgt. „©antrat*
Ilc^e ©iftgewdchfe DeutfcblanbS, naturgetreu bargefteUt unb
allgemein faßlid) betrieben von ©buarb SBintfer" (2. XufL,
Up*. 1835), mit 100 Äupfertafeln, auf welc&en 110 ©ift«
pfknjen unb ©iftpilje »ollfidnbig unb mit 3ftglieberungen
einjetner 2beiie bargefteUt ftnb.
©tganlfrt waren nacb ber griet^. aJtpt^e JRiefcn , welcr/e
bie ©da (f. b.) gebar, um im Äampfe gegen bie ©öfter btn
Untergang ber Titanen (f. b.) }u rdcben. «Sie wollten ben
©itj ber ©öfter ftürmen, welker nacr) bem BolfSglauben
über bem ehernen Himmelsgewölbe mar, unb um ihn }u
erreichen, türmten fie bie ©ebirge £>fla, $elion, Deta über»
rinonber. Bon biefer Höbe fcbjeuberten fie Setfen unb
geuerbrdnbe nacb bem £>lpmp. 25er Jtampf ber ©öfter
unb ©iganten tft in befonbern, ©igantomacfcien ge*
nannten ©ebidfrten im aiterthum mehrfach befungen roorben.
Die ©öfter fiegten in biefem Äampfe. Snjeln unb Berge
würben auf bie ©iganten gefturjt, unter benen fie begra»
ben liegen unb nur t>on $tit ju Seit in geuerauSbrücben
(Bulfanen) irjr geben unb ihre ungejähmte SButü ju erfen*
nen geben. Starb anbern 9Rptt)en finb fie im JKartaruS
emgefohtoffen; auctj wirb erjdt)U, baS ©efcbrei beS (SfelS beS
©ilen (f. b.) ober JEriton (ein 2Reergott), auf feinem
@<t)reffen cinjagenbcn Hörne blafenb, habe bie SEttanen in
bie glucbt gejagt.
©tmptl ift ein fperlingartiger, jur ©attung ber Äern»
beißer gereimter Bogel, ber für) burct) einen ftarf gewölbten
unb fhunpfen ©d)nabel auS*
jeicrjnet. ©ehr befannt ift ber
nebenftefcenb abgebilbete ge;
meine ©impel, Blutftnf
ober Dompfaff, ber etwas
größer unb biefer alS ein Sper-
ling ift. Gr bat ein fct)war»
jeS Ääppcbf n unb iß oben afefa;
grau, unten baS Sföänncben
mennigrot b, baS 2Beibcbcn rothgrau. (Er Idßt ftet) leict)t
fangen unb abrichten, lernt SBorte nad)fprechen unb SÜtelo^
bien pfeifen, unb wirb ba&er feijr gern im Bauer gehalten.
2Ran fmbet ihn faß in gary Suropa in allen nict)t ju hoch,
gelegenen ©ebirgSwdlbern,
Ginseng, ©tnjing, ©enfing unb mebre ähnliche
SRamen führt eine SBurjel unb bie ©tammpflanje berfelben,
welche in eine gamilie gebort, beren Arten im äußern 2tn»
feben mit unfern Schirm» ober Dolbengewdcbfen viel 3tt)n*
liebes haben. $6 wiebft biefe $flarue fowol in ber ctpinef.
Äatarti unb in Japan , als auch in SHorbaraerifa wilb. Da
bie ©infengwurjel fd)on feit alten Seiten bei ben Gbinc-fen
fowol a(8 Arzneimittel bei oerfchiebenen Steroenleiben unb
jur ©tdrfung naefc) XuSfcbweifiingen, als auch, um ben ©e*
fcblecbtS trieb ju erregen ober ju erhöben, in großem Jtnfe»
^en unb in fo hohem greife ftanb, baß fie mit ©olb auf>
gewogen würbe, fo führten bie Europäer mit biefer $flange,
als man fie au<b in Amerifa aufgefunbtn hatte, einen fer)r
einträglichen Hanbel nacb Ubina. SJtoct) ift man nicht ge»
börig von ben SBirfungen unb Higenfchaften biefer SSurjel
unterrichtet, waS großenteils feinen ©runb barin hat, baß
jweierlei SBurjeln mit einem febr gleidblautenben tarnen im
$anbel öorfommen. 2>ieS ift nämlich bie genannte unb
Giraffe
bie <Rmffng< ober Stinftwutjel. Setjtere tjat mit ber 3utfer>
wurjel, bte bei unS häufig gebaut wirb, febr große #t)ru
liebfeit. 9Ran bat in (Shina jwei oerfebiebene ©orten Pen
©infeng, bie eine auS 3apan unb bie anbere auS Jtorcr,
von benen bie Untere am meiften gefcbdtjt wirb. £)er (burd)
3ubereitung) befre ©infeng gleicht an garbe unb Durchficht
tigfeit bem Sernftein.
©iraffe (bie) ift eins ber merfwürbigften ©dugtbiere,
ausgezeichnet burd) ©röße unb ©eftalt. GS erreicht eine
äöbe von 16 — 18 §. unb ift alfo baS größte Sbiei ber
drbe. Dabei flehen alle feine einzelnen ©lieber m einan>
ber in einem böcbft ungewöbnlicben Berhdltniffe. Die Sor<
berbeine ftnb bebeutenb länger a(S bie Hinterbeine unb ber
Seib ber ©iraffc ger)C nacb hinten abfebuffig herab. Dabei
^at ber Stumpf nur eine 8dnge ton 6—7 %. unb ebenfo
lang ift ber fcblanf auffteigenbe $alS. S3efonberS merfwür«
big ftnb bie $örner ber ©iraffe. ©ie ftefren übet ber
(Stirn, finb fegeiförmig unb mit einer £aut überwogen. Bor
biefen Römern fteljt ein £öfer ober ein Drittes J»wn, welches
biefer unb fürjer als bie beiben anbern ift. DaS ©eibeben
bat nur bie jwei ^intern Börner unb biefe finb bei beiben
(Befcblecbtern oben etwas jurüefgebogen unb an ber <Spi£e
mit einer Art von Knopfe Derfeben. Diefe Hörner faQen
niemals ab, begeben auS einer poröfen £nochenmaffc unb
bilben gleichfam eine gortfetjung beS ©Jabels. Der Jtopf
ift tiein, bie Oberlippe hängt über bem Unterfiefer berab
unb bie weißen £>h«ri finb jiemlicb groß. Befonberel febön
finb bie Augen ber ©irafe, welche groß unb febwar* finb
unb einen fanften XuSbruo? haben. Die 3unge ift febwar)
unb ungewöhnlich lang. Born Jtopf bis jum StücTen er>
ftreeft ftet) eine furje fct)waae SJtäljnc. Der nicht lange
©cbwanj ge^t in emen ©üfchel fc^warjer Haare auS. ©^
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Giro fcj
t er bebeurenben gange bcr ©eine erscheinen tief« f*wa*.
©runbfarbc beS frönen gelteS ber ©iraffe ifl weif unb
auf bemfetben befinben tut not« bei einanber große, faft
»ieretftge glecfe »ort bunfler garbe. ©eim ©eben hebt baS
Üb; er t>ic regten unb ebertfo bie (inten güge jugteieb, unb
wenn eS fteb nieberlegen will, fnieet eS erfl auf bie ©or»
berbeine, wie baS JtameeL Um ben Äopf jur <£rbe bringen
ju tonnen, muß e§ bie ©orberbeine weit auSeinanber fprei*
jeit Die Wiraffe nährt ftcb von ©tattern unb jungen Äfrchen,
bie fte mit ihrer langen 3unge getieft abjupflucfen weif.
Sie ifl febr leicht ju jdbmen, weil fie ton 9latur ein fet/t
fanfteS SBefen bat SKan finbet biefe SEbiere im öfll. unb
fübL Afrtfa in Reinen {Rubeln §ufammenlebcnb unb macht
3agb auf fte, weit ihr Reifer) von febr angenehmem ©c-
febmatf ifl. — Die ©iraffe war fdbon ben Alten befannt.
Die Römer nannten fie JCameloparbel, weit fte an
ftefialt bem Jtameet unb bureb bie garbung beS geltS
bem $antber ähnelt , unb brauten beren öfter jur ©olfS«
belufligung nad) 8?om. 3m 15. 3abrh. fom eine ©iraffe
an ben #erjog »on SRebici in gtorenj, im 16. eine nach
.ftonftanrtnopel. ©eit biefer 3«it war in Europa biefeS
merfwürbige SEbier gar nicht gefeben worben unb eS machte
baber ungemeines Auffeben, alö 1826 eine tebenbe ©iraffe
nach ?)ariS gebracht würbe. 3t&J befinben ftä) in Sonbon,
naebbem früher einige berfelben geflorben , mehre ©troffen
in ben fogenonnten joologifcben ©arten.
Ätra (fpr. Dfcbiro), ein faufminnifcr)eö , urfprüngfich
i tat SBort, teutfeb : .Äretölauf, ifl bie Übertragung be§ du
gentbumS an einem 2Bechfel (f. b.) auf einen Dritten,
welche burd) eine fürte feb riftliche ©emerfung auf bem Slüden
bcS SBecbfelS bewerlftelligt nnb eben bttyalb aud) 3nbof»
fernen t genannt wirb. Derjenige, welcher auf folebe SSeife
einen SBecbfet auf einen Anbern übertragt, beipt ber ©i*
rant ober Snboffant, Der, auf wetzen er übertrat
gen wirb, ber 3nboffat ober ©irat, ©iriren enblid)
ober i nt> offiren bejeiebnet bie .foanblung fetbfl, burch
welcbe man ein ©tro bewerffleQigt Sin »oUfldnbigeS, b. b.
ein folebe* ©tro, burd) welche« ber Snboffat rechtmäßiger
eigentbürner beS an ibn airirten SBeehfelS wirb, muß außer
ber ©enennung beS 3nbofjaten unb ber Unterfcbrift t-e& ®U
ranten ben Auäbrutf ber Übertragung fetbfl, fowie JDrt unb
3eit berfelben enthalten. Amt) wirb babei in ber Siegel bie
Urfacbe ber Übertragung fürjtieh bemerft. 3ur ©eranfcbaulu
ch .mg biene baS ©ebema : „gür mid) an jperrn N. N. ober
Uiicn £>rbre. SBertr) empfangen. Seipjig ben 27. 3<muar
1837. A — Durcb ben 3ufa|: „6ber beffen JDrbre"
tnrb ber N. N. — bieS ifl ber Snboffat — bered&tigt, ben
fe!a>eTgeflatt an it)n girirten SBJeebfet wieber an einen Drit«
ten weiter |u ghriren, wa$ überhaupt bis ju "Ablauf be«
3echfel6 fortgefeßt werben fann. Durdi bie SSortc : „Sßerfh
empfangen" befennt ber A— z (bie* ifl ber ©tränt) , ba| er
eim bem N. N. berettd bie im SBecbfet fetbfl auSgebructte
Summe in SBertb, atfo v ©. burd) SBaaren, ermatten habe,
^iufig ober werben bie ©iri weit lurjer, nümlicb bureb bie
bloße Unterfcbrift beS ©tränten, abgefaßt, fobaß bem 3n<
t cfTaten bie Ausfüllung beS ©iro überlaffen bleibt 3ßan
nennt trief ein ©iro in bUnco. 21n raebren SDrten, j. ©.
übCT«n, wo bie lebuger SBecbfeforbnung giU, ftnb berglei=
eben ©iri oerboten, übrigen« ifl nia)t n6tbig, baßba« ©irofta)
3 «lag
auf bie gan^e ©umme be« SBea)fett erfhetfe, fonbern man
fann au* einen Sbeil berfetben gfriren. &n uneigentliches
©iro ifl ba5 fogenannte ©iro |um 3ncaffo, wobura)
nämli* ber ©irat m*t (£igentt)ümer beS ffiecbfelä wirb,
fonbern nur ben Auftrag von bem Giranten erhält , für bie*
fen ben ©efrag beS SBecbfelS einjucafffren. ©n SBecbfet,
auf welchem bereits ein ober mehre ©iri liehen, beißt nacb
ber taufmünnifa)en XuSbrucrSwcife: ein gemachtes 3>a*
pier, bagegen ein SBecbfet ebne ©iro: ein SBeö)fel
»on ber 4>anb.
(Sirondidtm b^ieß in ber fran). Steootution 1792 unb
1793 eine Partei gemäßigter SIepubltfaner in ber SRationaloer*
fammtung, an beren ®pi$e 3}fänner auS bem Departement
©ironbe (lanben, namentlict) ©uabet, ein auSgejeicbneter
JKebner. ©ie hatten befonberS mit ber fogenannten ©erg»
Partei in ber 9lationa[oerfamm(ung ju fampfen, ber ge>
genüber fte bie Partei beS Uhal5 genannt würben,
weit fte auf ben niebern ©ünfen faßen. Hn ber <3piQe ber
©ergpartei flanben bie wütbenben «epublifaner Danton, -
JRobeöpierre, 2Rarat (f. b.). SRamentli* bie beiben
Seiten waren eS, welche bie ©ironbiflen 1793 oor ba3
9leoo(ution$tribunat unb t>on ba auf bie ©uiUotine brao>
ten. ©uabet würbe 1794 }u ©orbeaur Eingerichtet.
Planta ifl ein auS 15 ©emeinben Oeflebenber (Santon
ber febweij. Gibgcnoffenfcbaft, weteber einen Jldcb^enraum
»on 21 unb 28,000, großtentbeilS proteflantifc&e,
<5inw. bat, »on ber 8intb bur(r)floffen wirb unb xwifeben ben
(Santonrn St.;©allen, ©c^wpj, Uri unb ©raubunbtrn liegt
Die Sinti) fleht mit bem SBaltenfla'bterfee urib bureb einen
Kanal mit bem 3üri$erfee in ©erbinbung. Der ^aupt^
nabrungSjweig ifl bie 9?mboiebjucbt Der ©cbabjtegerfdfe
wirb weithin ausgeführt DaS Sanb ifl reich an «r$net*
pfjiahjen unb gewurjigen Ärdutern, fowie an treff tiefem
bbfle. Auf brei Seiten erbeben ft# bobe Atpenjüge, jum
X\)tü mit ewigem ©ebnee bebeclt Die b6tt)flen ©pt^en
finb ber 11,000 g. bo^e D6bi, ber 10,400 $. bobe Äiflen»
berg, ber geg^en 10,000 bobe ^auSflocf unb ber nicht »ie(
Reinere ©c^eibenberg. — Der^auptort ©taruS ober ©ta»
riö bat nur 40(X) Sinw. -nier »erfammett ficb) jährlich einmal
unter bem ©orftfc beS Sanbamman bie fanbeSgemetnbe, in
beren £dnben bie bic^^e ©ewalt liegt, wdbrrnb bie Sfegie*
rungSgefcbdfte burer) einen ©emeinberatb beforgt werben.
An ber SanbeSgemeinbe nimmt jeber felbfldnbige über 16
3ahr alte, unb weber btdbfjfnnige noä) ehrlofe £anbmann
2hcil. Der «lanton »abtt idr/rlid) 3616 grantS jur ?anbe«s
faffe unb fleltt 482 9R. jum ©unbretyrre ber fc^weij. ©b*
genoffen.
€»laö (ba6) ijl ein auS Äiefeterbe, feuerbeflinbigen AI»
Folien unb 3Retaltor»ben jufammengefe|ter Äirper, ber nid)t
in ber 9latur »orfommt, fonbern nur burd) Äunft bergeflellt
wirb, unt .gehört ju ben fd)6nflen unb nüfelitbflen lerftn*
bungen. ©eine große ©rauebbarfett beruht namentlich auf
feiner Durebftebngfeit, auf feiner UnaufT6SlicbFett unb auf
bem Umflanbe, baß eS ftd) in alte miglieben ©eflatten brtru
gen I4ßt SBegen feiner Durehftchtigfeit »erwenbet man baS
©taS ju genflerfcbeiben, ju Laternen unb ju optifhen 3n<
fhumenten. (©. Sinfen.) ©eine Unaufl68licbFeit empfiehlt
eS ju ©efdßen, in benen glüffigfetten aufbewahrt werben,
betm eS gibt nur einen einzigen ©toff, bie gtußfdure, ber
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Glas
224
Glas
e« angreift. Man rann bte fdxJrfftcn ©duren, j. S3. ©cr)wrs
felfdure, 3abre lang in gläfernen ©efdßen flehen lajfen,
ohne baß ftrf) auct) nur eine ©pur oon ÄuflÖfimg be« &>ia-
bemerfen ließe. Der dvfinber biefe« nützlichen Stoffe»
ift nicht befannt, oielmehr finbrn wir frfjon in ben dlteften
3eiten ©puren oon Sefanntfcr)aft mit bem ©tafe. 3eboct>
wirb oon ben Elten biefe (Srfinbung allgemein ben $$6nu
jiern, bem betriebfamften #anbel«oolfe im 2f(tertijume, ut*
gefcr)rieben unb man erzählt in biefer S5ejtet)ung eine artige
©ef$icr)te. SS foQen ndmlict) pt)6nt}ifd^e Seeleute in einer
fanbtgen ©egenb ©i;rien« gelanbet fein, unb aI6 fit auf
bem £anbe feine ©teine fanben, um v.t öereitung u>
rer ©peifen einen paffenben #erb jufammenjujletlen , r)dt*
ten fie Oon U)rer ©dji|f«labung einige große ©tücfe ©als
peter gebolt unb jwifepen tiefen ba« geuer angemaßt.
Da wäre nun ein SbeÜ be« ©alpeter« gefcfcmoljen, hatte
fict) mit 2tfer)e unb ©anb oerbunben unb »dre ju ©la«
erfrarrt, ba« bie ^bönijier nad) bem (Srlöfchen beS geuer«
fanben. hierauf famen fte bann balb in ben ©efifc ber
©lalbereitungöf unft , welche bie ttgopter fpdtcr noer) mehr
oeroollfommneten. Um bte 3<tt oon G&riftt ©eburt »urbe
aucr) in Italien ©lad verfertigt. Dodj »aren bie Xlten
weit entfernt f baß fie ba« ©la« in foldt)cr 9?einr)eit r)er*
gejteHt unb in fo mannigfaltigen formen oerarbeitet hät-
ten roie wir. Die größere 2fu«bilbung ber ®la«bereitung
fdtlt nur erfl in bie legten brei ober oier 3a^rb,unberte.
grub« bebiente man fieb, befonber« ju genffern be« ©lafe«
nur biebft feiten. Statt beffen nahm man burtr)fcr)einenbe«
•jnorn, ©idtter be« Marienglafe« , geölte« Rapier u. bgt.
Die reiben {Römer brachten rool aucr) bitnngefcr)liffene Hd)aU
ober Marmorplatten an. Uli bie ©laöfenfter enblicr) auf*
(amen, fannte man lange Seit nur bietleinen eefigen ©la«*
platten, welche in 33le! gefaßt rourben unb geroöbnlicr) in
ber Mitte biefer al« an ben JRdnbem roaren. Man ftnbet
fplcr>e genfter noch in alten ©ebduben. SJtocr) im 3ar)re
1458 rühmte ein ©c&riftfteUer al« bie t)ö$fie $Hracr)t, baß
in SEBien bie meifien #dufer @la«fenfter Ijdtten, unb noct) oiel
fpdter fam man erft barauf, ©piegelgla« in Safein ju gie*
ßen. gr£tt)er b,atte man faft gar ferne ©laSfpirgel, fonbern
nur Metallfpiegel. (©. ©pieget.) 3n neuerer 3cit t>at
fict) befonber« ©nglanb burrt) große gortfdjritte in ber ©Ia8*
maa)erfun(l au«grjeid)net. /öeritbmt iftba« engl, glint*
gla« unb bat Grorons ober Äronglä«, meiere insbe;
fonbere j-u ^erffeflung Optiker Snfirumente benu^t »erben.
3feboe^ tfr man je^t m ieutfcbjanb in ber ©Ia8macr)erfunft
too nia>t roeiter, boer) ebenfo »eit roie in (Snglanb. 3n
iB6r)men unb ©cr)[efien wirb auigejeieftneteö ©la« oerfertigt
unb ju iBenebictbeurn in JBaiern rnar^t man auSgejeie^ne«
te« glintgla« unb ÄronglaÄ.
Die Äereitung brf ©fafe« rotrb in ben ©iaSbütteo
eorgenommen. Die oorjüglic^tlen ju berfelben erfoberlid^en
©erdtbfcb,aften finb: ein eigen« eingerichteter jDfen, bie
Sct>meljtiegel ober ©Iaöb.dfen, oie eifernen iölafero^ren ober
pfeifen unb oerfct)iebene SBertyuge, »eler)e jnm gormen
be* ©lafe« gebraucht roerben. Die Öfen ftnb tbeil« oier»
eefig, tbeil* runb unb muffen inroenbig mit einem ungemein
feuerfeiten SRateriSl auögerieibet fein, benn fie baben eine
•£>i(3e bis §u 8000° auSjubalten unb roerben geroofjnlicr) über
ein 3<u)r or)na Unterbrecbung getjeijt. Xua) bie ©djmelj*
idfen »erben auö feuerbeftdnbigem 2tt>one bereitet; fte fcaben
ungefdr)r eine (SDfe in ber Siefe unb im Durct)meffer. JJ«
Ofen bat Jbffnungen, an benen bie Arbeiter ibre ©efcr)dftc
vornehmen, bte fogenannten 3i~rbeit6(öct)er. 9<acr)bem V.t
•!Ödfen biö jum SBetßgluben erbiet worben, »erben biejertt.
gen Materialien, »elqe baö ©laö geben, in fie aetbdn unb
Kommen im SSerlauf oon etwa 20 ©tunben oollfommen in
gluß. Diefe Materialien muffen, er)e fie in bie £dfen fr
men, gereinigt unb gepuloert fein, unb »erben juroeilm
f et) d a oorber einem bol;en .fjtfeegrabe audgefefet, um eint
größere Steinigung ju bewirf en, »elcr)e Borarbtit ba8 gri:
ten r)eißt. "iöeim ©dr)mel)en in ben £dfen famme.ln
noer) eine Menge Unreinigf eiten , »ie ©$aum, auf ber flu
ßenben Maffe, »e(cr)e mit eifernen Söfeln abgefeböpft »c
ben unb ©laägalle beißen. Diefe ©ladgaüe »hrb jui
berlötben, aWgluß (f. glüffe), jum©<$meljen ftrenei
ger Metade, unter bie ©lafur (f. b.), in ber &ieba
runbe u. f. ». gebraucht Die Bereitung beS Safeig I a
rotltyS befonber* xu genfterfcb,eiben benufet »irb, gefeb
auf )»ei »efentlict; oerfct)iebene Xrten, al§ Monbgi
unb all 23 ai jenglaS. Die Bereitung be5 Monbglan
ift bie dltere. Der Arbeiter tautr)t bie pfeife, »ele^e oben
einen fernen ©riff unb unten einen fegeiförmigen 2fr
bat, mit bem untern (Snbe in bie ©laömaffe unb gibt bem
auSgcbobenen Steile ber jdben Maffe burcr) Wollen «rf ei-
ner glatten metallenen Safel eine regclmdßige ©efialt. (gtg. I.)
hierauf fefet er baö obere Gnbe be« »laferobre* an ben
Munb unb bldft bie Maffe jit einer birnförmigen fdlv:
auf (gig. 2), unb nacfjbcm biefe eine binldnglicb,e ©r.
erlangt t)dt , »irb fie oor eine größere Öffnung bed
gebracht. Der Arbeiter ftebt jum ©tbu^e gegen bie -V
bintcr einem ©rmducr, auf bem bie pfeife aufliegt. Si
brebt bie pfeife ftb,nell um (gig. 3) unb i>icrburcr> ,
»ie buret) bie ^>i^e Vti SDfen« nimmt bie Silafe e
unten »eitere, fa|t fcb<ibenförmige ©eftalt an. 3n ber SD!it:e
biefer freidförmtgen £öobenfldct)e ift bai ©lad am biet'
unb b'cr feftt nun ein j»eiter Arbeiter ba$ fogcnaimte Jbi
eifert an, »eldjeö oorber erbiet unb mit bem untern fc;
in tie ©laömaffe getauebt roorben i|l (gig. 4). Die ^J-
mit bem obern 6nbe ber Jölafe »irb nun abgefprengt,
fo erbaltcne ©laSform aber mit bem $«fteifen »teber w
bie oorenodbnte Öffnung beö ST-fenö gebracht unb in jcbncll
brebenbe Se»egung gefefet (gig. 5). ©ie breitet ftcr) tmmer
»eiter au« unb gibt enblicr) eine große Scheibe, »elcr)e burcr)-
gdngig ;umiicr» biefelbe Ditfe bat unb nur in ber Mitte etwa»
jtdrfer ift. Diefe »irb in ber 9Zdbe be« mit bem ©efcmch
ofen geroöbnltct) in Sierbinbung fiebenben, et»aö weniger I
ßen ÄÜ^lofen«, auf ein Sager oon brißer 3ffct;e gelegt, t
4j>efteifen abgefprengt unb nun enblicr) bie©ct)eibe mit kl-
eine* gabelförmigen 3nftrument$ in ben jtüblofen gebraeb..
©anj allmdlig, oft 2Boct)en lang, fitylt bierbie ©lapfcb.eibe ai
»irb bann berauögenommen unb mit Entfernung be« mittlem
ju biefen Ubeil«, in j»ei balbmonbförmige ©tücfen jerfd)nittfr:
Die Siercituncj be« SBaljenglafe« erfldrt fic^ au*
gig. fi. Mit vjpulfe ber pfeife »irb juerft eine Idnglicbc
SÖIafe (gig. 7) geblafen, biefe bann unten geöffnet (gig. 8 1
ju einer gioefertförmigrn ©eftalt erweitert (gtg. 9), ber Wn$c
nacr) aufgefcr)nitten (gig. 10), in ©eftalt einer SBalje .
bradt)t (gig. 11^ unb enblicr) auf einer metallenen Stafd
ausgebreitet (gig. 12), »o fie fie^ balb burcr) ü)re eigne
Schwere jur 2afel formt.
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S«3. 3.
DaS ^> t> ^ [ 3 1 a 6 , b. b. baSjenigc ©laS, weichet ju aU
im Xtten «on ©efafien »erarbeitet wirb , erfobert bei ber
Erarbeitung wegen bec großen SWannicbfalttgfett ber ®e*
;a(länbe eine lange Übung unb bie .Senntnifj vieler Äunfb
griffe. @rc\(jtenu}etlS wirb eS geblafen, bod) gießt man eä
iscb in formen, unb fann ibm auf biefe SBeife ba$ Tin-.
it*9tn gefcbUffenen ©lafeS ertbcilen. 3" ben feinem ©la§=
•Mten nimmt man worjuglicb -ÄrpftallglaS , weldieS [ich
burd^ Ärinbeit, SBeifie unb Durcbficrjtigfett auszeichnet, ei:
stn 3ufafc bon Jölei bat unb baber febwerer unb weicher
i» Tafelglas ift.
Da* Spiegelglas muß befonberS rein unb weiß fein,
inb «heb entweber wie bas Tafelglas bereitet ober gegoffen.
DieftSfiKefen gefeiiebt auf bem umfiebenb abgebi(beten TLp-.
>urate. 2Ran fiebt eine glatte metallene platte, auf welcher
er ®u§ vorgenommen werben foll. SRetaUene Eeijren ju bei«
en Gerten bienen, um baS herabfliegen bcS glübenben ©lafeS
,u Wt^inbera. 3bre ^>6r)e bejiimmt bte Dicfe ber ju gießen*
Bitter «So», »et* rx
«iß- «-
• ¥4
8>'a- *.
rlfl X
#9- 6-
ben ©laSfcbeibe; auf ibnen rubt bie fftoUt, weldbe über baS
glübenbe ©lad bingefübrt wirb. 2fud> erfennt man ben Zb-
wifeber, ein mit ßeinroanb umroicfelteS Stücf ,ßolj, mit
bem bie ©iefjptotte von »Staub gereinigt »irb. an einem
(niebt abaebilbeten) -flrabn hängt ber ©iefjbafen mit ber glt'u
benben äJlaffe, man ftebt bie Ärme ju beiben Seiten beä
Hafens, mit beren <§ulfe biefer aQmälig auSgegoffen wer:
ben fann, worauf bte Stottt bie SRaffe ausbreitet, ebnet
unb naebbem fte über bie game SEafel weggelaufen, enb--
Ii* in ben vorn flebenben »oer fällt. Die Spiegelplatten
werben ebenfalls in ben Äüblofen jur allmäligen flbfub«
hing gebracht.
SBenn baS ©las triebt aÜmAu'g, fonbern fdjneu" abge»
fühlt wirb, fo erhalt eS eine ungemeine Spribtgfett, wcid;e
eS jum ©ebeaueb untauglich ma"*t. 2tuf biefer Erfahrung
berubt bie {Bereitung ber ©(aStropfen (©laStbränen
ober Springgldfer). 8a(jt man namlia) »on ber flüfitgen
«Waffe einen Stopfen in lalteS Saffer fallen, fo irftortt
29
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Glas
226
Glas
berfelbe fogleicr) ju einem ovalen Äftrper mit langem bün« man ben tiefen Zhc'ti ffepfett unb abfchleifen, ebne baf (in
nen ©ebwan*. 23ri*t man nachher tiefen ab, fo jerfpringt foldjeS 3erfpringen eintritt. 2>ie IB o (o g nefer ft a f cf^en
ber ganje ©laStropfen in feinen ©taub. tDa^egen fann ober ©pringfolben jtnb jiemh'cb biete ©ladfla^dba)fti,
welche auf gewöhnliche Art geblafen, bann aber fcbneD ab>
gefühlt werben. SRan fann fte von außen fölagen, ohne
baß fte icrfprinaen, aber ein Keines ©anbfirneben ober noch
befler ein ©tuefeben Jeuerftem (welcher ferjt fdbarfe Äanten
bot), bad in (je hineingeworfen wirb, jerfprengt fic äugen»
bticflich in ©tücfen. <?irbi6t man ein foldjed guSfcbcben auf
gtübenben Noblen unb lagt e§ bann langfam abfüllen,
fo bat ed feine rounberbare digenfebaft verloren.
2)urch 3ufab. metatlif*er ©ubftonjen fann man bem ©lafe
»erfebiebene, jum JEbeil fet)r fchöne, garben ertbeilen. £ier;
auf berubt bie ^erfhtlung ber fogenanaten ©ladfluffe,
von benen man bie hatten ju unechten (SbelfUinen, bie tcei>
eben unb lei*tfluffigen ju Äbbrücfen gefebnittener Steine, fo;
genannten ©ladpaften, verwenbet. 3u ben falföen <$M>
Iteinen nimmt man als ©runblage ein befonberd belle«,
reines unb borte* Jtr^fraÜglad, bad nach feinem (frfinber
©trag genannt wirb. Sie meiften unb f*onften ©lad»
flüffe fommen aud 83enebig unb aud SEurnau in Böhmen.
Huf ber Äunjl, bad ©lad ju färben, berubt aueb bie ©lad»
mntcrei, genauer ©ladfcbmel jmalerei, beren Äunffc
werfe fieb bureb einen ©(an) unb eine garbenpraett aud»
^eiebnen, bie in feiner anbern Art ton Malerei ju erreichen
ift, weit bei ben Jfunftwttfen ber ©ladmalerei bad SEaged*
liebt felbft cur* bad ©emdlbe binbur*:eu*tcr. £>iefetbe
war befonberd im Mittelalter audgebilbet, na*ber aber fafl
ganj untergegangen. 3n neuefter 3eit ift biefe Äunft ieboer)
wieber aufgenommen unb $u großer SBoltfommenbeit ge»
braebt rcorben, fobaf fte nur in wenigen ©tücfen ber alten
©ladmalerei noeb nod>ftef;t.
SBefanntlicb $ei*net ff* bad ©lad bur* @pr6bigfcit
aud, foba§ ed febr leiebt fpringt. jDad ©ebneiben bei
©tafed gefebiebt tarier, intern man mit einer £emantfpt$e
eintraw unb bann baS ©lad bricht ; ed fpringt bann ftetd
ba, wo ber ©emant eingefebnitten hatte. Dennoch, ift bad
©(ad au* aufjerorbentü* elaftif*. SDfan bemerft feine
arofe (Slafricität befonberd an bünnen ©lalfäben , biefe laf
fett ff* biegen unb fpringen, lodgelajfen, fietd wieber in
ihre vorige Sage juriief. ÜDa bad ©lad im glübenben
franbe außerorbentlicb jähe ifi, fo fann man cd fogar ju
langen ununterbroebenen gaben fpinnen, unb aud tiefem
gefponnenen ©lafe bann oerfebi ebene ©ewebe fertigen.
SD? an brauebt bad ©lad nur einer ftarfen Jgi^t audju>
fernen , um cd wteber glühenb unb weich ju machen, unfc
man fann biefed um fo leichter, ba bad ©lad bie §iße nur
febr langfam forrpftanjt, man baher ein nur wenige 3c-H
langed ©täcf ©lad, 23. eine ©Iadr6bre, no* an beiten
Gnben mit ben bloßen Ringern hatten fann, wabrenb e$
in ber Mitte glüht. Scamentlicb in ber ^huftf unb tSbemie
macht man von tiefem Mittel, bad ©lad ju bearbeiten, @c=
brau*, j. jB. bei ber Anfertigung ber {Barometer (f. b.)
unb äbermometer (f. b>), um ffl&bren in berfebi ebenen
SBinfeln ju biegen u. f. w. £abei bebient man ft* )tn
^»ervor bringung ber n5tbigen ^»ifee bed Sött>ro^rS , burd-
bad gegen eine £llampe gebtafen wirb, ober aueb eined fc»
genannten ©tüSbtafetif*eS, bei welcbem bad Slafen bed
götbrobrd tur* einen JBtafebata gefebiebt. (©. ©ebläft..
Um fertigen ®ta§geratbf*aften eine gefcbmacfooHe ©e>
ftalt ju geben unb allerlei Serjierungen t'beitä in erbabrner,
tbeild in vertiefter Arbeit anzubringen, bebient man ftcb bei
itunfi bed ©ladfcbteifend. £ad oor}ügli*fte SBerfjeu^
bed @(adf*leiferd ift ber SScrftif* ober bie ©ladfAlei'
mühte. £ur* !Rab unb ©*nure wirb äbttti* wie betn
©pinnrabe eine ©pinbel in brebenbe Söewcgung gefegt, auf
wet*e eiferne unb fupferne JKäbcr oon manni*fa* t>erf*:.
bener ©eftatt unb ©röße aufgefeboben werben, iöeim febnet^
(en Umbrcben greifen bie 9}db*en bad ©lad an, »cIj
*c5, naebbem jene mit ©cbmirgel unb S3aum6l beffrieben
worben finb, gegen fie gehalten wirb, balb gegen ben \äpr
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Glasgow
229
Glasgow
fen Stonb, balb gegen bie flache Seite. 2Da$ ®la4 wirb
Sterbet matt unb rtrujj baber noch mit bleiernen unb jinner»
nen ÄJbern, welche man mit feuchtem Grippel, 3innafcbe
ober fl3im$|iein befireic&t, poltet werben. Um Zeichnungen
auf M ©JaS ju bringen, fann man fid; auch bei gili^
(iure bebienen.
6100000), bie oolfreicbfie Statt SdwttlanbS, mit über
200,000 Sinn»., ifi eine ber fcbönjten Stäbte guropaS,
liegt an ber SRünbung beö gluijeä (iiptc , ttjeilö in ber
(Rene am redeten Ufer, tbcilö auf. ben 'Änböben am linfen,
in einer fcfjönen ©egenb. £%Ieicb bie Stabt febon fehr
alt ifi, bat ftc boeb breite, regelmäßige Strafen unb feböne
9>(äfee. 'äud) wirb fie bunt eine Spenge prachtvoller @e=
bäube gegiert Unter ben öffentlichen ©eoäuben jeiebnet ftcb
namentlich ber alte herrliche ©om aus, ferner ba8 Univen
fitätSgebäube mit einer 300 g. langen öorberfeite, baä Stabt;
bau«, ba8 SSÖrfengebäube, baS ©efängnif» unb verfdnebene
anbere. über ben Glnbc gehen von ber Stabt aus vier
äörücfen, beren eine, bie alte, ober StocfweUbrücr'e, auf ber
nacbflcbenben Hbbilbung ju fetjen ifi. Sie ifi 415 g. lang
unb bat eine gabrbabn von 34 g. Söreite. 9iocb fdjöner
ifi bie 1833 umgebaute neue SJrücf e , welche 560 g. lang
wb 60 g. breit ifi. Öffentliche £enfmalc ftnb eine fcböne
efctne Seiterflatue ffiilbelm III., ein 142 g. bober Ehe»
Wf, bem Hnbcnfen 9celfon'S gewibmet, bie Statue beö
1808 in Spanien gefallenen ©enerals' SJioore, vor ber
temfird)« auf einer hoben Säule baS foloffale JBilbnip te3
IN. Reformators Anor unb brei Statuen bei in ber
fcbe von ©. geborenen 3- SBatt, ber ftcb burdi 5BervoU=
tammung ber Dampfmafcbinen unjierblicbe SJerbienfle er«
»«ben bat. Sie bebeutenbfien öffentlichen 2£nfialten ftnb:
bie oon Aönig 3aFoh IL 1450 geftiftete Univerfität, welche
CfOO Stubirenbe jäblt; baS ^unter'fche SRufeum mit ei>
ler aufi^ejeiebneten Sammlung oon anatomifd>en ^rapara--
*fn, Stunden unb ©emälben unb mit einer anfebnlicben SJi»
Mtotbef; bie trefflich auSgcrüflete Sternwarte; ber reiche bo*
t-niid)« ©arten; ein ©omnaftum; eine JEaubflummenanflalt ;
tine llabemie für SWaler unb Aupferfiecbcr ; mehre gelehrte
©efeüffyften, namentlich bie ältefle ©efeUfcbaft für 3nbu=
fhie unb $anbel in Großbritannien. ©. ifi eine ber gröfj»
ten ^»anbelöfiäbte, fleht befonberS mit Ämerifa unb Djtin-.
bien tm S3erfet>r unb wirb )um {»anbei burch feine Sage au>
fjerorbentlicb begünfügt. CS fommen bei ©. brei Aanälc ;iu
fammen. Durch ben Aanal von SDconElanb begeht bie Stabt
ben nötbigen Aoblenbebarf für mehr als 300 iCampfmafcbi--
nen, unb burd) ben Aanal oon Hnbroffan ftebt ftc mit
bem jpafen tiefe» ÖrtS in Berbinbung. 2tm widjtigflen ifi
aber ber prächtige gortb» unb ßlvbef anal, welcher bie 9iorb=
fee mit ber irifeben See oerbinbet unb ©. mit jwei 9Kee=
ren, fowie mit bem am gortbbufen liegenben Gbinburg oer>
einigt. ©. liegt nicht unmittelbar an biefem Aanale, (on=
bern fleht mit ihm burch einen % 9W. langen SRebenfanal
in SSerbinbung. gür größere Seefchiffe, welche nicht bis ©.
fommen tonnen, ifi ber Äafen $ort ©. eingerichtet 3n
©. würbe 1810 baS erfie i)ampffcbiff gebaut unb feit 1828
ifi in ber Stabt Gasbeleuchtung eingeführt. SBäbvcnb bie
Stabt in ber W\tu beS 18. 3^brh. ber oorjüglicfrjtc europ.
29»
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Olasnr
TOarftplafc für ben amerif. SEabacf war, bat fte iefct Wt et»
giebigfte ßnetle beS SBoblftanbeS in jablreicben gcibrifen
»on geinwanb, IBardjent, ©aje, SEeppicben, ©bawlS, ©eife,
©fenwaaren, ©teingut, ©lad, ri-emtfcben «Probucten, »or«
lüglicb ober «on JöaumwoUcnwaaren. @S foüen in tiefen
gabrtfen an 130,000 SRenfcben JBefcbaftigung ftnben, ob*
fdwn faß alle mit £ülfe »on Dampfmafd;men betrieben
werben.
Glasur ift ber glasartige bünne ttberjug, weleber 5K6pfers
gefdjirren erteilt wirb, um ifcnen ©lanj ju erteilen unb
|te für bie in irrten entbattenen glüffigfetten ttnburd)bring»
lieb ju macben, weldje ftcb ohne bie ©lafur in fte wie in
einen ©cbwamm einjieben würben. Die gewöbnlicbe SE&pfer»
glafur, IBleiglafur, befielt auS SBleigldtte unb gefdjlemmtem
&bon ober aueb 8ebm, wirb auf bie ©efdnrre geftrieben
unb in ber $ifee »erglaft. Da nun bie JBIeigldtte giftig
ift, fo f6nnen bie £6pfergefd)irre einen ber ©efunbbeit nacb»
tbeiltgen Einfluß auf bie in ibnen beretteten ©peifen haben,
wenn niebt auf bie {Bereitung unb ttuftragung ber Stopfer*
glafur bie gehörige (Sorgfalt »erwenbet roirb. (*s muß fo--
wol baS nötige SQcrbaltnip jwifa>cn ben bie ©lafur geben:
ben S3eftanbtbetlen (fünf ©emicbtStbcUe fein gemahlene ©lütte
auf brei ©ewiajtStbeile magern, geflammten Stbon) ge*
wählt, cH aueb eine geherige geuerung beim SSerglafen am
geroenbet werben. 9Jfan bat auch »erfa)tebene ©lafuren »or*
gefcblagen, welche gar (eine JBleiglatte enthalten, fte werben
jebod) nur feiten angewenbet, weit biefelben tfcetlS bureb bie
größere geuerung, welcbe fte erfobera, ju tbeuer finb, ttjeilft
bei ber ^Bereitung unb Äuftragung Jtenntniffe unb Äunfl»
griffe »orauSfefcen, welche bie SEopfer feiten befifcen. Xm mtu
ften empfiebtt fiel: bie SBafferglaSglafur, welche feiner
b&bcrn 4>i|e bebarf alS bie JBleiglafur. 3m ungemeinen
!ann man :ur ©lafur alle leicbtftüffigen Mineralien nehmen,
welche leicht »erglafen, unb mehre berfelben geben i>erfrfüc-
bene garben; fo gibt j. JB. Jtupferafcbe eine grüne, SWagne;
fiumorob eine braune, ©malte eine blaue, «Kennige eine
gelbe ©lafur.
(JMaüris ift bie &auftg bei eintrete nbem SEbauwetter flattftn*
benbe Chrfdbeinung, baß ftcb berSBoben mit einer glatten ©S»
rinbe übersieht, weidje beim ©eben böcbft unbequem unb fo»
gar gefdbrltd} ift. DaS SBaffer, welche? aus ber über ben ®t>
frierpunft erwärmten Suft berabfdOt, erftarrt auf bem noeb
faltern SBoben ju ©S, ober ber fdjon angefdjmoljene ©ebnee
auf bem JBoben gefriert wieber bureb neu eingetretene Äalte.
glaubt ift eine Uberjeugung »on ber 2Babr&eit, welche
weber auf ©inneSwabrnebmung, noch auf »erftanbeSfdilüf;
fen, fonbern einjig auf unmittelbarem ©efüble berubt Die
hödiftc unb »oHenbetfte ÜBahrbcit ift bie, welcbe bie SReliaion
lehrt, unb biefe 9Babrr)ett ift ebenfo febr über baS ©ebiet ber
©inneSwabrnebmungen erhaben, als für SierftanbeSfcblüffe
unjuganglid). Daher ift bie {Religion redjt eigenrlid) baS
©ebiet unb ber ©egenftanb beS ©laubenS. 3eneS unmitteU
bare ©efübi, welches jur 'annähme ber SBabrbeit im ©lau:
ben treibt, ift boebfte ©etigteit, ndmlidj bie ooOfommenfte
Äefrtebigung unferer bi*ften geiftigen iBebürfniffe burä)
baS in ber gottlicben Offenbarung ©ebotene; — baber baS
©prüebwort: „25er ©laube mad?t feiig" eine febr tiefe, baS
innerfte-SBefen beS ©laubenS auSbrücfenbe JBtheurung bat.
DiefeS ©efübl begleitet ben ©lauben ftetS, wie eS ihn tx>
OlelGhgrewicbt
t, «nb bo fidt> baffelbe berSRenfcb niebt auS eigner SBiU^
für geben (ann, fonbern eS ganj twn feibft in ihm aufgebt,
fowie er bie gättlidx Offenbarung mit einem beS SrofteS
unb ber göttlicben (irleucbtung bebürftigen Jg)er}en aufnimmt,
fo wirb beffen (?rjeugung im ÜRenfdben alS etne freie Xfya:
ber g6ttlicben ©nabe bejeiebnet, beren theiiijaft ju werben
ber ä)?enfch IBufje tbun unb beten müffe. — ©laube wirb
in rek'gwfer JBejiebung aud; Dasjenige genannt, waS ge-
glaubt wirb, alfo ber gefammte 3nbalt ber g6ttiid>en Offcm
barung , ber »on ber Jtircbe in gewiffen ©laubenSartifeln
)ufammengefa@t unb auSgefprochen ift, unb ben alle 2>ie--
lenigen in it;rcm ©laubenSbetenntniffe anerfennen,
welche bei ber Konfirmation in bie cbriftlicbe ©emeinfebofi
aufgenommen werben. 3n ber fatbolifcben Jtirdbe rnüffen
bie ^riefter bei ber Übernahme ihres 2lmtS, fowie 2>te
ienigen, welcbe »on einer anbern SteligionSpartei jur ta
tboltfcben Atrdje übertreten, einen eignen ©laubenSeir
leiften, weuber fid> namentlich auch auf bie Vnerfennuna
ber Roheit unb $Raä)t beS ^apfteS begebt.
(Slaubrr (3ob JRub.), ein berühmter ßbemiter, meld)«
1668 in Xmfterbam ftarb. dt war »on ©eburt ein Deut
fdjer, unb fein Siame b,at ftd) befonberS in bem »on ihm
butd? Mall aufgefunbenen ©lauberfalj (fcbwefelfaurc*
9latron) erbalten, welchem er feibft ben ÜRamen s«I mim
bile (b. b- baS wunberbare ©alj) gab. Wtan finbet bitfei
©alj aud) in ber 9iatur, bereitet eS aber gr6fjtentbei(ö fünft:
lid). @S wirb als tfbführungSmittel gebraust, ift aus
9tatron, ©d;wefelfdure unb Sßaffer }ufammcngefeQt unb
frpftaQi|irt in großen w a ffe rb eilen, plattgebrüd*ten feibSfeiti
gen ©Aulen »on bitterm, faltigem, füblenbem ©efebmaef
3n troefener Euft »erwittert eS leidjt, bilbet ein weißes ^pul:
»er unb beißt verfallenes fcbwefelfaureS Patron.
Ulrichen (bie brei) ft'nb bie iBurgruinen in ber 9>labc
beS Dorfes fflanberSIeben im preuß. ÄegierungSbejirf
faxt, beren eine baS ©tammfd>(oß ber ©rafen »on ©(rieben
ift, welches ©efcblecbt febon Idngfi auSgcftorben. SBon btefer.
©rafen ift befonberS einer befannt, weldjer &rnft ober 2ut
wig »on ©leieben genannt wirb unb ber in *aldftina in
türf. ©efangenfebaft geraden, »on ber Tochter beS ©ultan^,
bie tt>rt liebte, aber gerettet worben fein foU, unter ber Sß<
btngung, baß er fie als fein iBeib mit fieb beimfübre. Der
©raf war uton »ermdblt, aber bie ©ebnfud)t nacb ber
Heimat unb bie Siebe ber jungen Sürfin »ermoebten ibn.
auf beren JBittcn unb $ldne einzugeben. @ie flohen unt
langen glüeflieb in Sienebig an. $ter erfubr ber ©raf w>n
©leichin, baß feine ©emabtin noeb lebe unb fehnfücbtia 1
ner harre. (St ging naä) 9?om, trug bem Zapfte fc:V.
©njicffal »or unb erhielt, nad>bem bie rörf. ^rinjefiln Ql .
ftin geworben, bie (irlaubniß, jwei grauen haben gu Wir«
fen. 9cun eilte er ju feiner erften ©emablin, btt ibn unt
feine fBefreierin liebevoll aufnahm unb mit ber (entern v.
ungeftirter Gintracbt lebte. Gin Denfftein beS ©rafen, ber
ihn mit feinen beiben grauen jetgt, ift jefet im Dornt §u
Arfurt unb war früher in bem ehemaligen Senebicttnerflo:
fter auf bem ^eterSberge bafelbft aufgeflellt.
<£lfich,0rwicl)t bejeiebnet ben Buftanb, in bem Jtrafte
fo gegencinanfer wirfen, baß eS ju feiner SBtrfung fommr.
weber einer folchen, welche jebc biefer Jtrüffe für fteb, nod)
weldie alle jufamnwi hertiorhringen würhen, wen« i
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Gleirfmisg
übet alle utfammen in bemfelben Sijme, b. triebt einanber
entgegen wirften. 3 u mich fr bebient man ftep *>t$ 2luöbrucfö
von rem jUfrt>altnijj, in wetd;em eine tiaft unb eine biefe Saft
ju bewältigen angeroenbete .Straft flehen, So lange 8aft unb
Äroft im ©leicbgetoid)t lieben, eermag biefe jene nicht gu
bewältigen. 2tn ber SBage wirb bie Araft burd) ba» ®t=
triebt erlebt unb ei ft'nbet ©letchgetoicht bafjer fhrtt, wenn
■:ebcr bie Saß (bei gu wiegenbe Aörper; baS ©etoiebt in
n< $obe bringt, nod) wenn biefeS jene emporbebt. Der
Sagebalfen geigt bura) tjorijontale Sage tiefen 3u|tanb be*
•••ei*geivid;tä an. Da iebe Ära ff, wenn fte ihre SZßirfung
ju äußern oermag, Bewegung gurgolgt bat, fo wirb burd?
caS' ©leicbgeroicbt jebe JBewegung aufgehoben. — üJJidjt nur
tm f Drpethajen Dingen fagt man , baß fie im ©letchgewicht
feien, fonbern aud) oon getfiigen, unb man fprid)t fo j. S.
con einem ©letdbgewtcht ber europ. Staaten, wel*
<bü jicb auf bie bur* bie gänbermaffe bebingte SRacht
Oer einzelnen europ. Staaten befiel) t. Um Suropa, wel«
4ci ftbon in fBegiehung auf Umgrenzung, ebenfo aber
oud) btnjid)t(td) ber SilbungSftufe ein ©angeS auSmadbt,
Nr gritben ju fiebern mußte fid? unter ben mäduigfien
Staaten baS S3ejrreben auSbilben, feinem Staate ein
Uberfdjreittn berienigen &\ -engen in HuSbehnung feiner üJcad)t
;u gejiatten, burdi welche er eine bem ©angen brobenbe
Stellung einnehmen würbe, ober burch weiche er gu tu
item Sinflujfe fäme, ber nicht burd) ben bet übrigen europ.
otaaten aufgewogen werben tonnte. Seit bem 15. 3abrb.
iji riefer ©rfrjnfe an bie .SperfteHung unb @r(?a(tung eine»
terartigen ©leidigewicbts ber 9Bad)t )wifd)en ben größern
Staaten guropaS, an welche fid? bie fleinern anfcpließen,
fofern fte nicht, wie bie Schwei g (f. b.) eine burcpauS neu=
träte Stellung einnehmen, wenn aud? nicht ber ©runb gu
£ntffrf)ung oon Streitigfeiten, boch bei entjlanbenen Unru»
ben häufig SBeranlaffung gu @inmifd?ungen geworben, welche
•um 3roe<f hatten, fcbneUer ben grieben herbeizuführen unb
ben Bugumächncjen gu bemütbigen, oft aber nur gur SBer^
iängerung beS JCampfeS unb gu gr6ßern SJerwicfelungen 7Ln-
U§ gaben. Napoleon hob burdi bie Verorderung gränf=
u\d)S ba» ©IcidjgeividH SuropaS völlig auf, bod) würbe
1814 wieberbergefrellt, unb bie forgfältige Sewacpung
bleiben, oerbunben mit bem $rincip, fid; in frembe -ödm
nicht eingumifeben , t>at bis tiefen Xugenblid unter »ie»
srobenben 3eitumjiänben glücflid) ben grieben erhalten.
£lftrf)niso wirb eine Grrgählung genannt, in weither
Mi ßrrhältniffe gefdjilbert werben, nicht um biefer felbjl
, fonbern um gur Seiehrung unb 8ierbeutlid)una am
gewohnlich f)6f>erer öerbältniffe, gu bienen. Jßefon«
r bat fid) GhrifluS jur {Belehrung feiner Schüler unb
ioift ber ©leichniffe bebient, unb bie Evangelien ent=
eine Sammlung ber t)eirlid>flen ©Ieidjniffe, in benen
■abenften gebjen auf bie oer|tanblidj|le unb angenehmfre
Siife oorgetraqen finb. Daä ©leidmifj ift ein weitet
ebnter äitrgieid). So ifl *. JB. ein SBergleicb ba8
Sort, welches 6briflue5 fagt: „3* bin baS JBrot be§ £fc
krt$*, ein ©leicbnijj bagegen bie erjdhlung oon ben Ärbei«
tem im ©einberge.
<ub,ung iß ein matt>ematifd>er Äusbrucf , burd? weU
eben eine unbefannte ©roße in ihtem Verbaltniffc gu an<
t«n QMfen benimmt wirb , fobaß , wenn man biefe ledern
Oletscber
fennt, aud) bie er fie gegeben ifl ober berechnet werben fann.
SBirb g. £3. bie Aufgabe gefleQt, eS foll ein S3erm6gen oon
15,000 5Ef?lr. unter gwei f)erfonen (A unb B) fo getheilt wer«
ben, baß ber Eine (B) breimal fo oiel als ber Xnbere (A; wet
niger 27 SEhlr. erhalte, fo ift nur bie grage, wie oiel einer
CA) erhalt, benn bann wiffen wir auch, n?te oiel berXnbere
(B) befommt, ba DaS, was Seite gufammen erhalten, 15,000
Sblr. betragt kennen wir, waS A erhält, x, fo foll B
belommen 3 x — 27; JBeibe gufammen aber befommen 15,000
&htt, alfo ijl x + 3 x — 27=15,000. ^ierauS ergibt
ftd) bann halb, baß x = = 3756»/» «hlr. be=
tragt, baß alfo A biefe Summe' B aber, 1124'/« ablr. er-
l)ält. Derartige leicht gu (6fenbe Aufgaben heißen ©letchun:
gen beS erflen ©rabeS, weil in ihnen bie unbefannte
©r6ße (x) nur in ber erflen $oteng (f. b.) oorfommt.
öei quabratifchen ©Eichungen f ommt x in ber groeiten , bei
eubifchen in ber britten unb bei biquabratifd)en in ber vier
ten $oteng vor.
<5Uim (3oh. SBilh- 8ubw.), geb. 1719 gu CrmSleben
im ehemaligen gürftentbum ^>alberf!abt , ein befannter unb
gu feiner 3eit fchr beliebter beutfdjer Dichter, ber gugleicp
wegen feines biebern ShorafterS unb feiner treuen 7tn(?ang(id):
feit in ber $reunbfd;aft oon ben bejlen ©eiflern unter feinen
Bettgenoffen geachtet, geliebt unb mit bem gutraulichen 9?amen
beS öa t er ©leim geehrt würbe. 9tacb bem SEobe feines 8k:
terS würbe ©., ber in SBernigerobe auf ber Schule war, oon
einigen röchln? cHenben gamilicn unterftütjt, fobaß er feine
Stubien, obfehon unter mancherlei brüefenben Entbehrungen,
hier unb nachher auf ber Unioerfttät £aOe fortfetjen fonnte.
CFr fam hierauf alS .pau? lein er nach l^otSbam , WO ihn ber
^ring SBilhclm, Sohn beS SRarfgrafen gu fi3ranbenburg>
Schwebt, fennen lernte unb ihn a(S Secretair in feine
Dienfle nahm. JBei biefem blieb er, bis berfelbe 1744 oor
$rag fiel. S3ei bem dürften Eeopolb oon Deffau (bem
alten Deffauer), einem befanntlich fehr ^efrigen SWanne, IjkU
ti ©., ber bei ihm Secretair geworben war, nicht lange
auS. (St ging nach 23er: in unb blieb hier bis 1747, wo
er bie Stelle eineS DomfecretairS gu ^jalberfiabt erhielt
Sfritx lebte er unoerf?eirathet bis an feinen 3Eob. ©ine geifb
reiche Richte führte feine 2ßirtbfd?aft unb ber theilS perfön-.
liehe, theilS briefliche Umgang mit fafi aQeu auSgcgcich:
neten SchriftfteQern feiner 3eit erheiterte @.'S le|te «beu§»
geit. 3wei 3<»h" w>r feinem SEobe, ber 1803 erfolgte, eri
blinbete ©., bod? nahm er nicbtSbefroweniger an allen ben
mertwürbigen SQeltbegebenheiten fetner 3eit ben (ebhafteßen
SCntbdl Unter feinen ©ebidjten geichnen fid) oorgüglich feine
„J(riegS(ieber" auS, in benen er ben ßharafter eineS preuß.
©renabierS angenommen hat. Äud? feine gabeln unb feberg:
haften Sieber fanben großen Sei fall'.
<&letßcl)fr finb Anhäufungen oon Sdjnee, welche fich
in ben hödjfien ^hälern über bie Schneelinie emporragen^
ber ©ebirge bilben, fid) oberwärtS mit einer Jtrufte oon
halb in 6iS umgewanbeltem Schnee übergießen, jährlich
an ©r6ße junebmen unb fo auch in bie tiefern Shäler hin«
abbrängen, bis enblid) in biefen ihr jährliches SSorfchreiten
burd) bie SRenge beS im Sommer aufth^uenben Schnees
aufgewogen wirb. DaS £erabgleiten ber ©letfeher wirb bt*
fonberS baburcp begünfligt, baß berSobtn ber Shäler, auf
bem fie aufliegen, burcp biefe Decfe gefchüftt, nicht gefriert
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Gletscher 21
fenbern »ielmebr gegen bie Temperatur brt Schnee« fo
»»arm ift, baß ber ©letfcher unten tbaut, intern fich juglcicb
alle* an ber Oberfläche beffelben gebtlbete SBaffer bureb ;>! t f] e
unb ©palten noch unten jief>t. JDa« SJorfchreiten ift oft
febt bebeutenb. So rüdte ber ©letfcher »on Xu an jwifchen
SJIartinacb unb bem ebaniounptbal 1818 binnen einem 3ab«
um 120 g. cor. JBei biefem SBorrüden bränaen bie ®let»
feber (rrbe unb ©erölle »or ftcb her, welche fich -u einem
ben Stanb be« ©letfcberS bitbenben JDamme auftürmen unb
SRorainen, ©anbeden, ©uferberge beiden. Die Ölet;
fcher haben ftet«, namentlich in ibrert niebrtger gelegenen fei-
len, eine Spenge großer Sprünge, welche bb auf ben ©runb
herabgeben. Dieselben werben befonber« bann bem 2Banbe»
rer gefährlich, wenn fie oberflächlich »om SBinbe mit Schnee
überweht finb. Die Spalten pflegen um fo häufiger ju fein,
je abhängiger bie Dberftäcbe be« ©letfcher« ift. Sie finb juroei--
len gegen 10 g. breit, an ben Siänbem berfelben ift ba« ei«
von fcpoiter meergrüner garbe, aber in bet Tiefe bunfelblau.
Diefe SKiffe entfteben bei ruberer Temperatur unter gewalti»
gern Ärachen- Da« ei« bet ©letfcber beftebt au« tornartigen
Stücfen »on einigen üoU im Durcbmeffer, welche locfer in»
einanbec gefügt finb , aber boef) wie ©elenf e ineinanber baf=
ten, fobog fie nur bureb 3erfcbiagen herausgebracht werben
f innen. Stur an ben Kanten »on abhält aen , Spalten unb
bcrgl. bilbet fich harte« ei«, weif f)icr gewöhnlich Schnee»
wafjer abfliegt unb jum Tbeil gefriert So wie ba« üicht
in »erfchiebenen Dichtungen gegen ben gefrorenen Schnee
ber ©letfcher fcheint, »eigen fieb bie manniebfaebften garben*
erfcheinungen, grün, blau, roth, gelb, weiß, in allen 9iuan*
cen. Da« gefcbmoljene, bureb bie Spalten berabrinnenbe
Schneewaffer fammelt fiel) ju größern Stengen unb ffnbet
entlieh einen XuSweg, intern e« in ©eftalt »on Tieinen JBä*
eben an ben tiefgelegenen unb abhängigen Stellen hervor»
riefelt. SKeift hat ba« ffiaffer hier ba« umgebenbe ©8 hi«
ut einer gewiffen flöhe au«gefpült, fobaß eine Höhle tnU
fleht. Diefe »erftopft fich im SBinter großtentheil« ober ganj,
aber in ber warmen 3ahre«jeit nimmt ba« SBaffer ju urtb
bricht ftcb mit ©ewalt Sahn, fobaß bie ei«gewölbe juwei»
len eirte Höhe oon loog. unb eine faft ebenfo große Tiefe
haben. Da« 2Baffer ber ©letfcherbäche ift blaulich -.weiß
unb behält biefc garbe oft mehre SDtcilen weit, bi« anbere
SBäche ihr SBaffer mit bem au« bem ©letfcher fommen*
ben oereinigt haben. 2tu« ben ©lerfeberbäcben nehmen ei»
ntge ber bebeutenbfien glüffe Europa« ihren Urfprung, na»
menrlich auch ber Sfbetrt.
©ne febr merfwürfcige erfcheinung finb bie ©letfcher»
gebläfe. Die im Snnern be« ©letfcher« xwifeben bem
lodern Schnee, au« welchem fich berfelbe ursprünglich bil»
bet, eingefchloffene Suft wirb nämlich bureh bie Saft beß
©letfcher«, welche immer junimmt, unter ber fe(ten Schale
bebeutenb gufammengepreßt, unb fowie ta ber ein 9tiß in
ber @idbecfe entftebt, bläft bie Suft heftig beraug unb fuhrt
jugleich eine SSenge ftetner eistheiiehen mit ftch, welche ber
ganjen ©rfcheinuna ba§ Hnfehen eine« Scbneegcft6berä er»
theilen. — £ie jDberfjäche ber ©letfehee ift oft mit einzelnen
Stetnbl6cfen befäet, bie au« umliegenben i)öben berabgeroQt
finb. äu weilen bitten biefe Stein blöde auch reihenartig ge»
orbnete $üge( (©uferlinten), inbem fie au« berfelben
®egenb herabrollenb jiemtich in berfelben Entfernung auch
aur 9tuhe tommtn. Unter biefen Sttinmaffen pflegt ba«
O CJIiedscIiwamm
ei«, »eil bie Sonne nicht unmittelbar gegen baffelbe »tr*
ren (ann, im Sommer nicht ju thauen unb ju uerlaufen,
unb fo tommt e«, baß unter , ihnen oft noch (in eiörüden
ober eine ei«p»ramibe von 20' unb mehr %. ftcb über bie
©letfcberoberfläche erhebt. Sinb jeboeh bie Steine oereinjelt
unb minber groß, fo nehmen fie bureb bie Sonnenwärme
eine hohe Temperatur an, fcbme($en ba« ei« unter fieb unb
finfen allmälig immer tiefer in bie ©letfcher ein. So enfe
flehen runbliche l'pchcr, welche' fich mit SBaffer füllen. —
6« fommt nicht feiten oor, baß SDlenfchen in ben ©letfehern
oerunglüden. Oft fommen bie Seichen biefer Unglüdlirben
nad) einer langen Steihe oon Jahren wieber jum S3orfd>cin,
inbem iie ba« herverbrechenbe SBaffer mit fich führt. 3b'
Wehm ift bann in ber Siegel fo frifch erhalten, a(« ob fie
erft oor wenigen Tagen um« Sehen gefommen wären. £>it
größten Verheerungen richten jeboeh bie ©letfcher an, wenn
fte in tiefer gelegene Tbäler h«obftürjen. (SJgl. ©eolo^
gie.) So fturjte am 27. Dec. 1819 bie Spifce be«S5Jeig;
horngfetfeher« in ber Schwei) au« einer £6hc von 9000 ff.
auf ba« Xtorf JRanta herab. VI« bie et«maffe juerft auf
ben untern TbeÜ be« ©letfcher« auffchlua, gab e« im JÖun*
Fein einen hellen Sichtfchein. 2>a« iDorf 8?anba würbe jer»
ftört, weniger bureb bie Sjerfchüttung, al« burch ben unae»
heuren Sturmwinb, welchen bie falienbe SRaffe erregte, tn»
bem fie bie Suft im galt oor fich feertrieb. I)icfer Sturm»
winb riß bie ftärtfien Säume au« unb rüdte üRüblfteine
mehre Älaftem w.eit fort. Der herabgeftürjte Schutt bebedte
einen ftaum »on etwa 2,400,000 Gubif fuß, im ©urebfehnitt
150 g. ho*.
J>a« über bie ©letfcher JBericbtete gilt nicht nur oon
ben in ber Schwei} unter biefem Sttamen berannten Ci«j
maffen, f entern auch von ben in anbem Hochgebirgen auf:
tretenben gleichartigen Schneegebilben. Sie fuhren ieborJh
in ben »erfchiebenen ©egenben befonbere Stamen. So hei»
ßen fie j. äö. in 3*lanb Söfull«, in ©raubünbten S3a =
ber, in Tirol gern er, in Salzburg unb Jtärnten JCee«.
SBon ber beenge unb ©röße biefer ©letfcher (ann man fta)
eine ungefähre SBorfietlung machen, wenn man beten tr,
baß bie ®Jetfcber in ber S<h»eij, in Tirol, ^iemont unb
Saoooen jufammen eine gläche Schneefelb »on 70 D2)r.
geben würben. 3n ber Schweif gibt e« ©letfcher, welche
über brei 9R. lang unb '/» 3»- breit finb. SKan ftnbet
auch ©letfcher in Höhlen unter ber erbe, welche . niemal«
aufthauen, j. JB. bei Dbelifc in ben .Karpaten unb hei
JBeaume in granfreich.
<e?liföscr|watnm, weiße Äniegefchwulft, bejeichnet
ein meift fchmcrjhafte« unb gewöhnlich langwierige«, tobtlicf)
enbenbe« Seiben be« Äniegelenf«, beffen entwidelung h<uipt.-
fächlich bureb bie Sfrofelfudjt unb ba« fogenamrte Steißen
(öfter wieberfehrenbe 9theumati«men ober auch wol ©iebt)
hegünftigt wirb, öfter mag e« fich nach einwirfung oon
Urfacben, welche ba« genannte ©elenf unmittelbar betreffen,
abhüben, fo <. JB. nach Sierwunbungen, eontufionen
(Stoß ober Schlag), übertriebenen 2£n|trengungen u. f. w.
be« Jtniegelenf«. Die jtranPheit beginnt in ber Stegel mit
einem ©efüble »on Steifigfeit im ©elenf, ba« aßmalig in
Schmerj übergeht. Diefer 3uftanb bauert mit abwecfafeln^
ber JBefferung unb S3erfrhlimmerung oft lange dett, bi«
enblith bie Sthmerjen bauernb junehmen unb ba« ©elenf
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«Ummer 231
Glocken
önjuföwellen beginnt. Sie ©efcbroulft tft in manchen fal-
len rfaftifcb, fcbrcappenb, in anbem fo bort, baß fie bem
JDrucfe fa(i gar nicht nachgibt, Sie nimmt immer mehr
ju unb tn bemfelben Cerbaltniffe wirb ber Unterfcbenfel, ae*
gen ben £)berfcf)enfel gebogen, baS ©eben wirb enbltd) »Ol*
lig unmöglich. Die <paut bcö angefebwottenen ©elenfS er:
leitet eine außerorbentlicbe Hnfpannung unb brfommt ein
glinjenb » weißes, fpäter ein bläuliches flnfe&en. Sie ®e*
fimuirt briebt enblicb an einzelnen «Stellen auf unb ergießt
einen bfinnen, mit faftgen Sieden öermifchtm Eiter. Unten
i'udjt man fie bureb bte ftd) abweebfefnb febließenben unb
»ieber auf brechenden Öffnungen, fo ftnbet man bie ju bem
©elenf gehörigen Sbeile mebrfa<$ entartet unb jerftirt. Sie
Ärifte beS jtranfen finfen meiflenS fcbnell; er »erfaßt in
fiiUidjenbeS §ieber unb gibt, wenn baS franfe ©lieb nicht
noa) ju rechter 3«it burcp bte Imputation (f. b.) entfernt
wirb, unter erfeböpfenben Schweifen unb Surebfdllen ben
©eift auf.
ftlhntner ifl ein ©emengtfjeil »ieler gegarten, als beS
©ranit, ©neuö, vsienit, ©u'mmtrfcbiefer unb anberer, unb
jeichnet jiefa im ungemeinen baburd; auS, baß er ftd) in
bunne burchfiebtige iölätter fpaltcn lagt. 9Ran finbet ihn
faft in allen ©egenben unb &on ben manniebfadjften Sarben.
Tn in großen tafeln uorfommenben, ausgezeichnet burebs
fiebrigen ©timmer, auch grauenglaS genannt, benutzt man
in Sibirien unb $eru ju genfierfcheiben unb braucht ibn
überbieS ju Saternen, jDbiectiogldfern in SBergrößerungSs
glafem, (SompaßbäuScben u. bgl., roeil er minber fpribe ald
@laS i(l — Ser ©limmerfebiefer iji eine gewöhnlich
in Utgebirgen ©orfommenbe ©ebirgSart von fdjieferigem, tbeilS
getabem, tbeild gebogenem ©«füge, welche auS Guar* unb
©lirnmer jufammengefebj ifr. 3Ran benujjt ben bünnfebiefe»
rigen jum Sacbbecfen, ben bieffebieferigen ju 23 au (leinen.
6üjbiJ0, b. f>. Äugel, nennt man »orjugSweife jebe
Jtugel, weld)e jur bilblidjen SarfteHung ber Erbe ober ber
fajeinbaren 4>immelSfugel bient. 2Cuf bem ErbglobuS finb
bie Umgrenjungen beS EanbeS unb ber bebeutenbem 3nfeln,
bie Drte ber ©täbte, bie ^auptftüffe unb ©ebirgSjüge, ju*
weilen auch bie politifeben ©renjen ber einjelnen Staaten
angegeben, unb man überjiebt bie Sage biefer Drte auf eine
Nr Jßirf lieb, feit jiemlicb nahe fommenbe SBeife, weil bie Erbe
m SSirflichfeit eine fugeläbnlicbe ©effalt bat 2uf ber £im=
mtlSfugel finb in Abnltdjer SBeife bie Sterne nadp irrten ge*
cenftirigen Stellungen angegeben, unb man fann fieb mit
$ülft beS £immelSglobuS am wtrflicben 4j>tmmel juredbtftn*
ten, wtnn man ftcb als S3eobad)ter im 5Rittelpunft ber Stu*
gel jiebenb üorfiellt. SBäbrenb namlid) ber ©lobuS bie Sterne
üifbee Xußenfeit« einer Äuget jeigt, erfcheinen imi bie wirf»
%n Sterne auf ber innem, bobten gliche ber fruchtbar un8
wnjebenben j£)immel8fugeL 3n ber Kegel ftnb bie einjelnen
Stenn bureb Jöilber in ©ruppen gufammengrfaßt, bie ihren
tarnen entfpreeben. (S. Sterne.) 2fuf beiben ^rten ton
Sloben muffen bie oon ben Xfhonomen unb ©eograpjien an=
«nommenen Cinien Berjeicbnet fein, nimlicb bie 9Rittag$ =
reife, bie f> arallelf reife, ber Äquator, bie Sßen>
befteife, bie S)olarfreife (f. b.) unb bie Qrfliptil
(f. Sonne). SaS ©efieO beS Ölobuö pflegt fo eingerichtet
in »trten, baf ti ,;ur {Belehrung über bie aftronomtfehen
ßerbdltniffe ber Qxbt bient, wie biefelben in ber pfjpfifcben
©eograpbte »orgetragen »erben. Sie Jtugel felbfl bat in
ber ©egenb ber $ole jroei Stifte, welche als 2lchfe bienen
unb in einem Äreife »on SKeffing in 8agem ryben, fo^
bafl [ich bie äugel innerhalb bed $cefftngfreife6 frei umbre»
ben fann. See SRefftn^freiä fclbfl nimmt in jeber Stellung
ber Jtugel bie Stelle eineä ,2Reribianä ein unb ifr in ©rabe
eingeteilt. STtit ihm rubt nun ber ©lobud in bem eu
gentltc^en ©efleQ, einem auf brei ober »ier güfjen flebenben
Jtranj, ber ben ^jorijiMu oorfteHt unb auf bem bie ÄSim=
melSgegenben , bie Entfernung je jroeier in 90 ©rabe getbcilt,
bie ipimmeBjeichen, bie jtr<6lf 9Ronate unb bie SRonatStage
»erjeiebnet ftnb. 2tm 9corbpol pflegt noch ein mefjtngener
King an ben SReribianbogen bef eftigt ju fein, fobafj ein
tjon bem 3apfen be§ 9corbpol* auSgeb^enber 3eig« bei ein«
malig'er Umbrebung ber Jiugci ben ganjen Umfang jene? in
24af)eile gett>eilttn Stunbenf reife« burcblAuft. — 2Ran
bat febr oerfebiebene 'Ärtcn &on ©loben angefertigt unb ©lo>
ben von febr oerfebi ebener ©röjje. Einige finb fo grof ge«
macr^t roorben, bafj man in fie hineingehen unb nun bie
Sterne oon innen beobachten fonnte, inbem biefelben bureb
Öffnungen bargeflellt waren, welche ton außen ßiebt ein«
ließen. 2(ucb t>at man in neuerer Seit Erbgloben oerfertigt,
auf benen bie Sergboben erhaben bargefjellt finb.
©Iockm ftnb bie fco^len, in ber Kegel metallenen ©efiße,
welche frei aufgehangen unb angefcblagen einen ftangrei«
eben, weitbinfa)allenben Son geben. 97?an bat fie t>on
febr öerfchiebener ©riße, gibt ieboch ben fleinern ben 9las
men Spellen ober klingeln. Sa§ 2(nfcb(agen ber
©locfen gefebieht entweber mittels eines Aanrmerd »on außen
ober häufiger bureb einen im 3nnem ber ©locfe beweg(id)
herab hängen ben, oerbältnißmäßig fchweren Klöppel. Entwe»
ber wirb beim Sauten bte ganje ©locfe in {Bewegung gefefet,
ober nur (namentlich bei großen ©locfen) ber Jtloppel. 3E>r
borjüglicbfter ©ebraueb ift gegenwärtig ber firchlicbe, inbem,
wie befannt, Anfang unb Schluß beS ©otteSbienfteS burd)
©eldute mit ben auf ben Jtirchtbürnien in hölzernen ©erü«
f!en (@lacf enfinblenj bepnblicben ©locfen angezeigt unb
aueb anbete religi6fe ^>anb(ungen4 j. IB. Segräbniffe, t>on
©locfengeldut begleitet werben. Xber auch ju weltlichen
3wecfen werben bie Jtircbenglocfen t>erwenbet: man fcbligt
an fte, um bie Stunbencintbeilung beS SageS ju bejeid;--
nen, ruft bureb fcbneQereS, ungewöbnlicheS 'Änfcplagen baS
SJolf gufammen, wenn eine SeuerSbrunfi ausgebrochen, unb
fobert im Sturmgeläut alle Umwohner jur Kettuna in bro<
Ijenber ©efabr auf, ober wol auch, um im 2(ufftanbe bie
SBaffen *u ergreifen; man begrüßt enblicf) mit ©eläut
bebe tytt(<omn bei beren feierlichem Einutg. SaS fcb6ne
Sieb Scbider'S an bie ©locfe fnüpft an bie S3efd)rei<
bung ber iBerfertigung ber ©locfe bie gemüthuoüe iBetracb:
tung ihrer oielfacpen 'Xnwenbung, welche fletS XuSbrucf beS
SBebS ober SBoblS ber SRenfcben iff. — Eine 3«t l«ng
glaubte man bureb ©locfengeliut bie ©ewitter ableiten ober
unfebäblicb machen ,u fönnen.
Sie ©locfen ftnb erft im 7. unb 8. 3abrb. nach unb
nach bei ben ebrifilieben J{ird)en in ©ebraueb gefommen
unb anbere {Religionen, namentlich bie mobammebanifebe,
b et ben fie niemals angenommen. Sie SRobammebaner be=
bienen ftcb noch jefet, wie früher auch bie Gbnften, um bie
©liubigen ju religt6fen ^anblungen aufjufobern, beS
I
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Glocken
232
Glocken
fdjlagenS an SSreter ober beS 2lu8ruf$ öon SEbürmen. Äuf
ähnliche SBeife, fowie bureb arompetenfcfcaU , tiefen aaö) bie
3uben ebemalö jum Stempel. Die fleinern ©toefen waren
febon im 2tltertbume befannt unb bienten au* ju religtö»
fen ©ebräueben. 3u Siola in (lampanien foücn bie Air*
cr)englocfen juerft »om JBifcbof ^aulinuö im 4. 3abrb. ein»
geführt worben fein, unb baber führt bie ©toefe nod> im
Uateinifc&en bie tarnen campann unb nola. SDlan führte halb
©loden ju oerfebiebenen SSeftimmungen ein: JBctglocfcu,
geierabenbglocfen, ©terbeglocf en, ©turmglocf en,
öranbglocfen,©cbanbglocfen,@bre na locfen u. bgl.
Sieicbe Airchen fugten fiefe halb butd) befonberä foftbare
©locfen auöjujeichnen , entroeber inbem fie folcbe ganj ober
»um SEbeil eDlem 9R«wU, ober inbem fie biefelben in
befonberer ©röße anfertigen ließen. 3n Deutfcblanb iji bie
größte ©locfe ju iffiien auf ber ©tepbanSfircbe, welche mit
.Klöppel unb aDem fonjh'gen 3ubebör 51+ dtr. wiegt. fluch
bie ©locfe im Dom ju Arfurt ijl berühmt. ©ie wiegt 276
QU., würbe 1497 gegoffen unb trat an bie ©teile ber bei
einem SSranbe gefchmol^enen nod? weit fcrjwewn ©ufanna.
Durch große ©locfen jeicbnet fich vor allen übrigen getnbern
Siußlanb aug. 3m .Kreml, bem alten Kefibenjfcbloffe ber
3aren, beftnbet fieb eine JHiefenglocfe, welche gegen 430,000
'Pfb. wiegen foll unb eine $5be »on mehr uld :'i 5. hat.
©ie foll 1653 unter bem 3ar flleriö gegoffen worben fein,
ift aber nie in ©ebrauch gefommen, weil ba$ über ihr er:
richtete ©ebäube in JjBraub gerietb unb babei bie ©locfe ei:
nen bebeutenben Öitf; erhielt. 92aa) ihr ift bie größte
©locfe ber biec abgebilbete JBolfboi (b. (1. bie ©roße), welche
auf bem größten äburme aflosfauS, bem 3roan SBeltfi,
l;ängt, 1UU0 (Irr. wiegt unb 1819 gegoffen würbe.
II ^
2fu& narbfolgeuber 3ufammenftellung erfiebt man bie
©rößcncerbältniffe einiger ber größten ©locfen. Die flcinfte
unter ihnen, ber $boma3 ju SDrforb, wiegt 150 <3rr. Die
große ©locfe ju $e=fing ift oon Sifen, 125,000 $fb. febmer,
14 '/i g. bwb unb foll 1403 gegoffen worben fein. Die
Jorm berfelben ift allen chinef. ©locfen eigentümlich.
Die Verfertigung ber ©locfen gefebiebt buref) bie
©locfengießer, inbem fie formen Silben unb in biefe
ba$ bureb #ifee flüffig gemachte STOetall, bie ©locfen =
fpeife, gießen. 2tn ber ©locfenform, welche »or bem ©ieß.-
ofen in ber fogenannten Dammgrube bereitet wirb, unter»
febeibet man .Kern, Dicftc unb SKantel. Der Aern
fteüt genau ben imicrn JRaum ber ju bilbenben ©locfe ba
unb wirb auä SRauerwerf aufgeführt, mit ?ebm überftr:
d>en unb wohl geglättet. Xuf biefen fommt bann bie tiefte
welche ganj bie ©eftalt ber ©locfe felbft hat unb über bief
ber SRantel, ber auch au6 gebm beficht, burch etferne JBän
ber gut befefrigt wirb unb oben mit einem ©icflocfj
«erfehen ift. Jpierauf bringt man unter ber ©locfenfon
ein geuer an, welches biefelbe wohl aufitroefnet, hebt tc
SDcantel ab, fernlägt bie Diefte tom Acrn herunter unb brin.3
ben SRantel wieber genau an feine frühere ©teile. 9?u
ift ber {Raum jroifcben SOfantcl unb Äern, welchen ba
©locfenmctall einnehmen foll, leer. Die SWetaHmaffe wirb
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Olockcn
233
Gluck
im ©ießofen aefdjmoljen unb bleibt in ber^Hfce, bi« fteben tet unb nad) bem (Matten bie fertige ©toefe au« ber Damm«
jum ©ießen geeigneten glüfngfeitSgrab erlangt hat Dann grub« emporgewtutben. — SRan unterfer/eibet an ber ©locfe
wirb ber Dfen abgeflogen, ba« EffetaH in bte gorm geleU vier Steile, ndraltcr) ben untern ^Artejlen at>eil, an wel»
d?en ber .Kappel anfdjlägt unb welcher ber Äranj ober
Schlag beißt, barüber bie © cf? m c i-f u n g , bie allmälig an
Starte abnimmt unb auf ber bic £aubc mit ben $tn--
!dn ftfct. Zu ben ledern wirb bie ©locfe aufgehängt. Der
feulenfärmige Jtläppel hängt inwenbig mittels eine« 9tie»
men« an bem £ängeeifen genau in ber Sötitte. £ie
©röße ber ©locfe beflimmt bie Stärfe, unb bie gorm ber»
felben bic Zicfe bed Zonv. SebT häufig bringt man ;u
einem ©eläut mehre ©locfen jufammen, welche man bann
fo rodeten muß, baß ihre Zone oon gleichmäßiger Stärfe
finb unb. einen Yccorb geben. Die eifernen ©locfert ,a,eicr>-
nen ficr) bunt) einen bumpfcrn£on au«.— 3ur ©locfen»
fpeife (ober ©locf engut) nimmt man Sinn unb atupfer
in »erfct>iebenen Serhältnilfen, miföt rool auch Stcfi
fing, 3«nf, 8Bi«muth ober Silber bei. — 3um religiäfen ©e»
brause werben bte ©locfen noch jefet »umeilen burch bie
©locfentauff feierlich eingeweiht. 3n fatbolifdurr ßänbern
läutet man juweilen in ber fogenannten (rillen SSocbe (vor
Aftern) mit boljernen ©locfen, um auch in biefer JSeyc=
bung jeben ^runr ju vermeiben. Da bie ©locfen fefjt f ofl=
fpieüct. finb, fo hat man SJerfuche gemacht, fte burch anbere
auf ahnliche SBeife tfncnbe 3n[trumente ju erjefcen. So
bat man v 83. im Dorfe Serno im Xnhaltfcheii ein Stahl'
fräbegelaut h«9e|Mt, welches etwa nur ben neunten
fo viel als eine mittelmäßige ©locfe foftet. <£« be»
;ubt aus brei Stablfräbcn, welche burch ein ©erriebe ange»
klagen werben unb bie ben reinflen Dreiftang geben. Diefe
i:t ©elaute foüen in 92orbamerifa gebräuchlicher fein,
©locfen fpiele finb eine £Reif>e nach ihrem Stone georb;
©locfen, welche »on Lämmern angefchlagen werben
Hb mitteld beren auf biefe Sßeife jufammenbängenbe 9J?u=
'"-htücfe vorgetragen werben finnen. Die 4?ämmer werben
nrmeber burch eine SJaljc in »Bewegung gefefet unb bann
ii ba« ©locfenfpiel nur auf gewiffe SWctobien eingerichtet,
uref} ein iafrenwerf, wie beim Gtaoier, nur grißer.
n'xif biefe Mafien wirb, weil fle naturlich fchwer beweg»
p finb, mit ber gauft gefchlagen unb tiefe jum Schüfe
nrit geber bebeeft. Da« ©locfenfpiel felbjr, fowie für baf»
;efefete SJluftfftücfe werben (Sarrillon, ber ©locfen»
ptetoe (Sampanift genannt. SKan finbet-bie ©locfenfpiele,
namentlich in 9corbfranf reich unb in ben SfJieberlanben , oft
: ben großen Schlaguhren auf SEhürmen in SSerbinbunct
Silber <Soitt.i8tt. II
gefegt. SEehr al« jefet würbe im SDlirtelalter bie Jtunfl be«
Spielen« auf biefen gewaltigen Snftrumenten geübt, Jtlei»
nere ©locfenfpiele hat man in SBanbubren, tn bet JDra,el
ai6 Scegifter (Gpmbel) unb in ber Janirfcbarenmufif. 4>tcr
finb bie ©löcfchen an ein ©efleQ befeftigt, welche« mit ber
linfen .^anb gehalten wirb, wäbrenb bie rechte mit einem
oben von üeber umwunbenen Stäbchen bie ©locfen anfchJdgt
t*Mn3ßf , ein bem £areinifcf)en entlehnter 2fuSbrucf, he igt
eine erflärenbe JBemerfung, ©loffator ein (Frflärer, ©lof«
farium eine Sammlung von ©(offen. Sor^ügticr) hieben
©lofTen biejenigen jBemerfun^en, welche bie älte|ten beruhm=
ten 3urifien im 12. unb 13. 3abrb- ju bem Corpus
juris (f. b.) machten, unb welche (beiß jwifchen bie
Seilen (glossae intcrlincArcs), theil§ an ben SRanb (gloss^e
marginales) gefchrieben würben unb in fo große« 2tnfet>en
famen, baß nur biejenigen Stücfe be« r6m. Stecht« für gül»
tig gehalten werben, welche mit ©(offen oerfehm (gloffirt)
finb. 2(ud) fpätere Wecbte-bücbcr jlnb in ähnlicher SBetfe
gloffirt worben. — ©loffe ober Variation bejeichnet
enblicr) eine ?(rt fünf!(icher ©ebichte, in benen ein 2hema,
b. b. einige inhaltreiche Serfe (Reiten) weitläufiger um»
fehrieben werben. Da« Äliema wirb übet bie ©loffe ge--
fchrieben unb biefe felbfl hat fo ütel Xbtheilungen (Strophen)
mit j i er lieben 9?eim»erfchlingungen , ol§ ba« -Jbema jBerfe
hat, unb jebe biefer Xbtheilungen enbet mit einem 5Berfe be«
Sthemei«. Diefe ©(offen finb juerfl in ber fpan. unb por»
tug. ^oefie aufgefommen unb von ba burch bie ©ebrü»
ber Schlegel in bie beutfehe Dichtfunft eingeführt worben.
GiucK (ßbriftoph t>on), ber berühmte Qomponifr, würbe
1714 ju SSeibenwangen in ber Dberpfalj geboren, jeiebnete
fieb früh, nachbem er in ^>rag ÜRuftf ftubirt hatte, auf
mehren pnfhumenten au«, ging nachher nach Italien unb
führte hier in SRailanb unb Senebig 1742 feine erfien Dpern
auf. Gr begab fiel) 1745 nach Snglanb unb legte bafelbft
ben ©runb m ber fpäter oon ihm bemrrften Umgeftaltung ber
Oper, iföahrenb nämlich bisher bie einzelnen ©efangftücfe
in ber JDper nur nebeneinanber gefteQt ju werben pflegten,
fobaß in bramatifchcr ©niehung nur ein locferer ^ufarn»
menhang flattfanb, ging ©., nachbem er fiel) in SBien nie»
bergelaffen hatte, in feinen Gompofttonen barauf au«, 3)fufif
unb 3)ert ber Oper al« ein lebenbige« ©an^e« barjufreQen.
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(Blühen ,
Grft Dierbtird) erhielt bte Oper bramatifcfre öebeutttng. Da«
gewaltigfle Huffeben machte ©.'« „3pbigenia", welche et
1774 )u $ari« aufführte, nacbbem er bie großen ©cbwie*
tigfeiten, bie man biefer Aufführung entgegenfe&te , burcb
bie Unterftüijung ber .Königin 2Rarie Hntoinette, feinet ehe»
maligen Schülerin, befiegt hatte. 3n jwei 3abren würbe
bie Dper 170 ÜJtal gegeben. Cbenfo große« unb »erbiente«
Äuffeben machten bie Dpern „2£lcefte", „Hrmiba", „3pbu
genia in Sauri«", „©dw unb 9tarciffuö", unübertroffene
SReifterwerfe. 3n jranfreicb entfpann ftch ein heftiger ©tteit
für unb wiber ©., ber balb nach feiner S?ücffebr nach SBien
1787 ftarb. gubroig XVL ließ ©/« IBüfte, in SRarmor
gearbeitet, im ßperntbeater auffteUen.
<3>lül)frt nennt man ben 3uf!anb be« 8eud)ten« ebne
gflamme, in welchen burcb (Srhifeung. folche Aörprr fommen,
bie nicht febon bei einem aliju niebrtgen SSctrmegrab fcbmeU
jen ober ("ich verflüchtigen. Die flamme felbft ift jeboeb
nicht« tfnbcrc«, als glüfctenbe« ©a«, bas [ich au« bem »er>
brennenben Äörptr rntwicfelt. ÜRan unterfcheibet oerfebte:
bene Grabe br« öu'zhens , je mehr nämlich bie <£>tfee juntmmi,
beflo beller leuchtet ber Ä6rper »om bunffen bi« jum bel=
len {Rotbglüben unb enblich bis jum SBeißglüben. ÜRan
hat in neuerer Seit bie Gntbecfung gemacht, baß fid) feinet
$latinabrabt in SBetngeiftbdmpfen fehr lange glübenb er>
Vit, bi« ndmftch aller SBeingeift aßmdlig »erbunftet ift.
hierauf bat ber berühmte engl. $>bpfifer ©at>9 (f. b.) eine
artige Srifinbung aegrünbet, ba« @lübldmpci)en. <£« he»
fleht in einer gewöhnlichen @piritu«Iampe , um beren Docht
ein feinet 5>latinabrabt (oefet in Schraubenlinien gewunben
ift, fobaß er etwa« über ben Docht hinausragt. SRanjün:
bet ben Docht erft an, Htt ihn aber alöbalb wieber au«,
unb nach wenigen XugenblicTen beginnt bet Docht ju glühen.
Olühwarm
S3l<Sff man gegen benfelben, fo wtlifcbt er j»ar einige ttu>
genblicfe, beginnt aber balb «riebet ju glühen. Um ihn asfc
gul6fd)en, muß man ihn bebetfen, fobaß bie 8uft feinen 3u<
tritt finber. ©lübenbe Äugeln »erben bti »Belage:
rangen oon ffeftungen aus ©efcbüfcen gefehofjen, nament:
lieb um ©ebaube, ?)ul»ermagajine u. bgl. in ©ranb y->
fteefen. SRan macht bie Äugeln auf einem S?ofl ober in eu
nem SBinbofen rothglühenb unb labet fte in bie lanonen,
naebbem man auf ba« $uloet eine Sage naffen #cue« ge.-
fefct bat.
<&!ii!irpurm (ber) ober bat? 3of)anni§roürmcben ijl
ba« einige 3nfeft mDeutfchlanb, welche« jur 3eit bet 9k-.
gattung ein pboSpborifcbe« Sicht oon ftch gi&t unb in war»
men unb füllen Xbenben, in ©eftalt fehönteuebtenber un-
ten balb herumfliegt, halb auf ©ebüfeben tu bgl. binfriecbi.
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Glyptothek
235
Glyptothek
$dnncben unb SBeibcben ftnb fehr »erfebieben , jene ftnb mit
§Iügc(n unb Slügelbecfen »erfehen, biefe nid>t. Da« SBetb?
eben tfl »eit großer alS ba« 9Jcdnncben unb errricbt eine
ginge von '/« 3olL 6« befielet au« 10 Kingen unb einem
iörujrfcbilbe , hinter ba« e« ben jtopf jurucfjieljen fann.
Sie fabenformigen Süblhorner befielen aus 1 1 ©licbern.
Sie brei legten ißaucbringe ftnb e«, vorlebe ba« bläuliche
2i$t enrfenben, ba« aud) einige SBdrme verbreiten foü. Gine
in jmei Sdcfcben enthaltene gelbliche ©ubjlan} erzeugt ba«
fiffrt, unb bringt man jene unter SBaffer, fo leuchten jle juj
■teilen nod) jroei 2age lang. Warf) ber JBegattung«jcit unb
mit bem 2obe be« 2biercbcn« bort ba« £euc^ten auf. '21 ueb
tie Gier unb Sarvcn foUrn leuchten. Außerhalb Guropa«
gibt e« noch mehre ähnliche, jum 2bcil noch beitveitem
tfirfer leucbtenbe. Zt)ind)tn. *So fmbet man j. S). in <2üb;
:nerira einen Ädfer, ber fo ftarf im ginjlern leuchtet, baß
bie Gingeborrnrn feiner al« Suterne bebienen. Um bc;
rubmteflen i|t ber vorflebenb abgebilbete furinantferje Sater:
nrntriger. Die ©tirn biefe« 3nfcft< verlängert ft'cb $u eU
ner bornartigen, hebten ©lafe, roclcbe oliv enge! b mit rotben
erreifen unb fünften ijl. Gr erreicht eine Öriße oon fünf
Sei Der gelbe Jöruftfchilb unb Hinterleib haben braun:
:;:be gledea unb «Streifen, bie Cberflügel finb bocbgelb mit
:t'en unb »eidlichen glecfen, bie d^hlicben nur heller ge:
fdrbten Unterflügel haben am Gnbe einen großen, gelben
braunrotb eingefaßten Xugenflccf. Die Jölafe am Äopf foü
ein fo jiarfe« üiebt perbreiten, baß man bei bemfelben ju
lefen oermag, unb bie ©ingeborene» fieb berfelben voUfommen
ebenfo, roie mir ber Saternen uns bebienen. 9Kit bem 2obe
foli ba« Ücucbtcn aufboren. 9?cucrc JBeobacbter wollen je;
bod) »on biefem fruchten nichts bemerft haben. Süieüridbt
leuchten auch biefe Snfefteu nur jur 28cgattung«jcit , roorau*
fieb bann bie 83crfd;icbenbcit ber 32acbvichten leicht erfldrte.
(&h)ptötl)fk ijl ein prachtvolle« ffiauroetf genannt roor;
ben, welche« im Auftrag beä jc£t regierenben Jlönigä tut»
roig oon Skiern oon bem £berbaurotb oon &Un\H in ben
3abrcn 1816—90 ausgeführt roorben ijl, um jur EufjleU
lung au«gejeicbneter älterer unb neuerer äöilbroerfe ju bies
nen. Die £aiq>tfronte be« in ber naebficbenben tfbbilbung
bargeflelltcn ©ebdube« ift nach Sübtoeft gerichtet. 3n ber
üRittc (teilt fieb eine oon 12 iontfeben Säulen getragene
SJorljalle bar unb in ben juici niebrigern glügeln, welche
fieb an jene anfd,>licßen , finb fecb« 9cifd)cn dußerlid) ange*
bradjt mit ben coloffalen Statuen ber Stcpräfentanten ber
bilbenben Äunfl: .£epbdjlo«, >})rometbeu«, Dabalo«, $b>
bia«, "Perifle« unb apabrian. Da« ganje @jbäube ijl im
.Quabrat gebaut
ber tte einen £>of ein-
filif§t, unb enthdlt 12 prachtvolle Säle, in benen SJcei»
Powerte ber JBilbbauerfunjl, nad) gefdjichtlicher Sieibenfolge
georbnrt, aufgeteilt finb. SBie jeb<$ ber »erfchiebenen Seit»
i '([ einen eigentbümlicben ßhorafter in feinen Jtunflroerfen
JKjfpricht, fo ftnb auch bie fie enthaltcnben ©älc in ihrer
Cauart biefrm <5h<»rafter gemdjj ausgeführt. 2Ran finbet
Iii« Agopr. Dentmdler emi bem Anfange ber bilbenben
Äunft, anbere ÖU8 ber 3eit ber fchönflen »lüte unter ben
wusben, auä ber ^)triobe be5 83erfinfenS bei ben Körnern
unb enbltcb au« ber neueren 3eit, roo bieÄunfl roieber einen
großartigen "äuffebroung genommen hat- einige ©die ber
©foptotbef finb mit herrlichen greäcoo,emälben von bem au8»
gezeichneten SSaler ßorneliuS gcfcbmücft, übrigen« finb aUe
äßänbc mit Sturfmarmor auSgcf leibet, bic gujjboben mit
Sttarmorplaften belegt unb bie geroolbten Decfen mit rtU
djer Stucfatur vertiert. Die genjier finb h^lbrunb unb lie*
gen hoch, fobaß bie ^Beleuchtung ber aufgehellten Äunjl--
febäfee von oben erfolgt. — Der SName ©Ipptot^ef ijl »on
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Gnade
236
Gnomen
bem grie*. SBorte ©lopU?, bie Jtunfi, in (Stein unb
fBlttaü ju arbeiten, gebilbet. (Sbenbaf;er &at bie SBef*rei«
bung gef*nittener ©reine ben Kamen ©Ipptograptjie.
Änaöf ijl bie SJergebung ber ©träfe, welAe 2>er, bem
t8 iiifcnunf, tiefe 511 ertheilm, auS freier SBiHensbeftim«
mung bem 83erbre*er ober ©ünber jufommen lägt, unb
allgemeiner bie ©ewctyrung eine* ©uteS, wel*eS ber Qm*
pfinger ni*t »erbient. Äuf (Jrben üben vornebmli* J)ieje>
nigen, weisen baS 9fe*t über geben unb 5£ob jufommt,
bie ©nabe (f. ©egnabigung), alfo Surften unb Jtönige.
3m #immel, b. b\ im Seiche beS ©eifteS, fann aber nur
©ott bie ©ünben «ergeben unb alfo ©nabe üben. 2>a vor
bem ^eiligen ©orte alle 5Kenf*en gere*tigfeitSlofe ©ünber
finb unb auf 9ti*tS gegen ©ott Xnfprü*e ju machen ba»
ben, no* SBerbienfte befifeen, fo ift 2fDleS/ wa3 bem SDlen*
f*en t>on ©ott ju 5£beil roirb, ein ©ef*enf göttlich er
©nabe, am meiften aber bie (frlöfung unb ©eligfeit, wel*e
©ott bur* 3efuS G&riftuS bem 2Renf*en ju S£r)eif werben
läßt. 3n ber Äraft beS 9ftenf*en liegt nur, fi* ju be»
(heben, ber g&ttli*en ©nabe babur* fi* roürbiger ju ma»
Äen, baf? er burefr 9teue über feine ©ünben, bur* ©ebet
ju ©ort unb bur* ernftli*eS JBeftreben na* Heiligung eine
gottgefällige ©eftnnung bartbutj aber obglei* ©ott na*
[einer S8armf>erjigfeit feinen reuigen ©ünber jurüefweift, fo
tft bo* bie Xufna&me beffelben in feine ©nabe eine freie
2bjit, ©nabenwabj, ©otte«.
(&nfiö ober ©neu 8 tft eine ju ben UrgebirgSarten
(f. JBerge) gehörige ©ebirgSart, wel*e auS fteibfpatb,
ßuarj unb ©Ummer balb gröber, balb feiner fiiefrig JU*
fammengefefct tft. SKan ftnbet in ii;m namentli* viele Wu
neralien unb benufct ihn fetbft als au$gejei*neten JBauftein.
6r bilbxt fünft anf*wettenbe ©ebirge ebne f*roffe 2lbbänge
unb ebne (teile Seifen.
t&ncißcnßu (Äug. 9teib&arb, ©raf von), preufj. ©ene>
ralfelbmarf*afl, würbe ju ©*ilbau im preufj. {Regierung^
bejirf SRerfeburg 1760 geboren, wo fein SJater al6 öjtr.
Hauptmann im 2Binterquartiere (tanb. Söei feinem ©rofjoa*
ter, 2lrtillerieoberft in 2Bürjburg, erhielt ©. feine erfte Gr-.
jiet)ung unb (tubirte bann auf ber Unioerfttdt su Arfurt.
6r ging hierauf als Eteutenant mit anfpadfr -. baireutbif*en
Struppen na* Xmerifa, f ehrte aber, ba balb ftriebe gc--
f*lojfm würbe, f*on im brirten 3<>bre 1783 wieber uirucf
unb trat na* einigen 3abren in preufj. 2>ienfte. 3nt Z<a'w
1806 würbe er Sutajor unb 1807 dommanbant von JEoU
berg. .vjter jei*nete er fi* bur* Umft*t unb .Vhitb bei
3öertbeibigung ber gefiung auf baS uortbeiibaftefte auS,
würbe £>brijt unb nadjfcer Gl)ef bc& 3ngenieurcorpS unb er*
hielt bie 3nfpection ber preufj. Leitungen. Gr nahm jebo*
. feine <£nt(affung auS bem Stilitairbienft unb arbeitete als
geheimer ©taat^ratr), inbem er y.i geheimen ©enbungen an MX*
f*iebene ^»6fe perwenbet würbe, bid 1813, jvo er ald &c-
neralmajor unb ©eneralquartiermeifter in ba$ 93(ü*er'f*e
Qorpi trat, na* bem 2BaffenftiQftanb übef be$ ©enerad
ftabed würbe unb mit 33lü*er, befonbcrS in ben ©*tadu
ten an ber JEa^ba* unb bei Ceipjig, fi* auszeichnete. 9ta*
bem grieben ju %>artd würbe ©. jum ©eneral ber 3nfam
terie ernannt, in ben ©rafenftanb erb oben unb erhielt bie
(5rlaubnifj, fi* eine Domaine ton 10,000 a^Ir. jdbrü*er
(Sinfünftc au$}uw<lr;len. 3m 3abre 1815 würbe bie ©*la*t
bei SBaterloo oorjügli* bur* ©.'S umft*tige SUafregeln
entf*ieben, unb ber £6nig von $reufien f*mü(fte ihn mit
berfelben £)eeoration beS f*warjen 2(blerorbenS , wel*e man
in 9tapolcon'S erbeutetem SBagen fanb. SBeim Äbf*(up beS
griebenä ju ?)ariö war er al8 preuf. 9)tiniftcr t^tig. 3ur
J£>erftellung feiner ©efunbt)eit nahm ©. 1816 feinen 'üb
f*ieb unb lebte tbeilS in ben böfym. JBäbern, tbeiiä auf fei-
nen ©ütern. ©*on 1818 {am er icbo* wieber in öffent-
li*e ^bätigfeit, inbem er jum ©ouoerneur PonfiSerlin unb
batb barauf »um geibmarf*aU ernannt würbe. 2flö bie 3f e=
Polution in ^)olen auSgcbro*en war, würbe ihm ber Ober-
befehl über bie Pier preuf. XrmeecorpS ber öfil. ^roptn^en
$reu@enS ertbeilt. 3n XuSübung ber ihm hier obliegenben
^)flt*ten ergriff ib.n bie Cholera unb er (tarb 1831 m s1\-
fen. ©. jei*nete fi* als gelbberr bur* ©*arfblicr, JBe.
fonnenbeit, Muhe in ben entf*eibenbften unb gcf^rli*ften
Äugenblicfen, S3eftimmtbeit unb Jtraft, als ^ripatmonn
bur* liebenSwürbige iöef*eibcnbett,- ©ewanbtbeit unb 'iln-
mutl) im Umgange auS.
Önomm (SDtebrja^l Pon ber ©nom) feigen bie fabele
b.aften 2Befen, wet*e bie ^fjantafie als fBeljerrf*et unb
2Biü*ter ber ©*ä^e im Stinern ber tJrbe erf*affen tat.
ÖeiDÖbnli* (teilt man fte als fleine bäfjti*e 9»änn*en oor,
bie jebo* juweilen au*) eine f*6nere ©eftalt annehme;-
fönnen. 2Jte weiblichen ©nomen, ©nomiben genannt,
folicti aber urfprüngli* f*ön fein. £)iefe Ort: ober Skrg
geiltet bienen bem 9Renfcr)en tbeilS freiwillig, tbcilS burd
mä*tige Zauberformeln gezwungen, ftnb aber au* leieb:
jum Zorn ^u reijen unb bann tüctif* unb boSbaft Die
größte JBerubmtbeit bat bur* bie man*erlci von ihm geben
ben ©agen ber ©nom beS ÜRiefengebirgeS, fKübt ,nht (f. b
erlangt. — ©nomen ODtebrjabJ von bie ©nom«) finb
furje ©innfprü*e, gebren ber feebenSflug^eit, ber ©tttlicbi
feit u. bgl. entbaltenb, an benen befonberS bie $oefie t>eS
morgen!änbif*en Ältert^umS rei* war. ©ol*e ©nomen
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Cioa 2J
entfalten unter anbtrn bie Sprühe ©alomorn«, bie $dlfte
be* 8ucpe« Sira*, unb au* ba« «Reue Steflament, j. S3.
bie IBergprebigt im <gr>angelium SDUtlj., dop. 5. flu* bei
ben ©rieepen tarnen jeitig bie ©nomen auf; bie Seipen bet
fogenannten fieben «ffieifen beflanben in nichts Bnberm al*
in foulen furjen Sprüepen.
600, SBitla nopa be ©oa, ijl bie ^auptjlabt aller
portug. SJefujungen in Snbien. (Sie liegt an ber SSeflfüjte
^inbofianS auf einer 3nfel an ber «Dlunbung be* «JRan»
Nitro, ber eon ben ©ateS» ober ©paut*gebirgen berabfommt
unb tn mehren Ermen in ben SBufen Pon ©. ft* ergiejjt.
Sie ©tabt Ijat etwa 20,000 ein»., gum grö§ten SEbeile
rücftijen; ber ^>afen ifl gut, ber ^anbel no* immer pon
i .tcutung. 2>er erjbifaof pon ©. futjrt ben fcitel eine«
Primas Pon JDjlinbien. 25a« »ormal« fo po*berüpmte
; : = fiei)t iejjt fajl ganj uerobet ba; nur ber ?Uva:c , bie
berrliAen Jtirdpen unb ber grofje «palajl, wel*er epemal* ber
•lifttion gehörte, mapnen no* an ben frühem ©lanj
biefer ©labt, beren ganje @nroopnerf*aft au« ein «paar
tüufmb *ri1lli*en #tnbu* unb wenigen «JRdn*en unb
'.hv.ru» befielt; benn wdprenb ber pdufigen Ariege ber«por»
fugiefen mit ben SBriten unb ^toUinbern litt @. fel>r, viele
!8ctw>pner jogen ji* au* in golge von Meuchen au« ber
oubt fort unb «Reu«©., wenige ©tunben »on 211U®.
entfernt Uegenb, blupte auf.
fcofo (ba«) wirb ber Ädntg ober bie Sonne ber SRetaUe
genannt, weil e« ft* bur* fein btrr(i*e« '2lnfet)en, feine Un»
ainbtrlicpfeit, feine S*were unb feine Äoflbarfeit al« ba«
ebelile SKetafl au«jei*net. «JRan finbet baffelbe fajl nur gebie«
gen unb juroeilen anbern SKetatten, al« Jtupfer, SJlet unb
"Silber beigemtf*t. 6« ijl oon pocpgelber garbe unb jtarfem
i^aDglanj, n?ei*er at« Silber, wenig elajtif* unb f.t::--
5e.1t, unb ift unter aQen Metallen ba« bepnbarfle, inbem e«
n<p jowol ju ben bünnften , arünli* bur*f*einenben SBlärt=
d?en ftplagen, al« in bie feinften £>rdt)te ausgeben Idfjt. Die
SJerjolber wenben ©olbbldtt*en an, welche eine JMcfe Pon
nur '»«Sinie paben, unb ein ©ran ©olb gibt eine «platte
m 75 D3olI unb einen 2>rat)t Pon 600 g. TLm
»eiteften wirb bie HuSbeljnung be« ©olbe« bei ben Iponer
Zreffen getrieben. «JRan pat bere*net, bafj pier ba« ©olb
ju einer £>ünne Pon 1 ja bi« Vwoaw parifer Sinien
gebraut wirb. Da« ©olb ifl beinahe 19V» mal fo f*wer
ffiajfer, f*milit nur erjl in ber SSeifjgliippi&e unb nimmt
tonn eine meergrüne garbe an. «Rur in ber jlarfjlen £i|se,
'.Dir perporjubringen permdgen, nämli* im äörennpunfte
(et Srennglafer unb fi3rennfpiege( (f. JBrenngla«), por
fcem ©auerjtoffgeblüfe (f. © e b l ä f e ) unb im geuer ber jlarfjlen
üoita'ftpen »atterien (f. ©alpani«mu«) perbrennt ba«
©olb jum 5Jt)eil ju purpunotbem Jtalf unb perflüArigt jtep.
£a« ®olb wirb buref» feine Saure angegriffen. «Rur ba«
Sinig«waffer, welcpe* pon biefer <5igenf*aft ben «Ramen
b*t unb au« einem 2hcil mdpig verbünnter ©alpeterfdure
H jvoei bi« brei Sailen Saljfaure beflebt, lojl ba« ©olb
tslfornmen auf, unb an ber SJolIltänbigfeit biefer Xufl6fung
«tont man bie «Reinheit be« ©olbe*. Tin ber Suft unb
fdbft im reinen Sauerfloffga« bleibt ba« ©olb bei ieber
Xempetatur unperanbert, au* in ber geu*tigfeit Perliert
« fernen ©lang triebt. 2>ur* befonbere tpemif*e «proceffe
wff« ^ jeboÄ mepre jBerbinbungen be« ©olbe« mit Sauer«
V Oold
ffoff (JDrpbation*jlufen) perjleflen. JBringt man ©olborpb
mit Äiefelglaö in glüpenben gluß, fo »erbinbet ft* ein «ei.
ner Är>eit be* ©olbe« mit bem ©lafe unb ertpeilt bemfel.
ben eine rubinrotbe garbe. — ÜRan finbet ba« ©olb in
©ängen unb eingefprengt in Altern unb jungern ©ebirg«ari
ten, in glüffen unb im aufgef*wemmten ganbe. ßuweilen
ifl e« bäum», neft«, moo«« ober braptfirmig, oft in fo flei»
nen £bei(*en, baß man e« nur bur* fün|l(i*e 93et)anb>
lung aufftnbet, namentli* bur* bie fogenannten SBdf*en.
©ewipnli* werben bie ©olbene erfl gepo*t unb oberfld*»
Ii* gereinigt, bann mit aueeffilber angerieben, wobei ft*
©olb unb ßuecfftlber oerbinben. hierauf wirb ba« ßueef»
filber in ber ^iße Perbampft unb ba* jurücfbleibenbe ©olb
jufammengeftpmoljen. fi3ei bem ©olbtr-af*en f*wemmt
man ben ni*t golb^altigen Sanb pou bem f*war«n golb»
baltigen ab, au« wel*em lefetern bann mit ßuecfftlber ba«
©olb gewonnen wirb; fol*e Ttnflaltert werben au* ©o(b<
feifenwerfe genannt. — £>a« ©olb war f*on in ben dl»
tejten Reiten befannt unb f*pn ju Solon'S 3eit prdgte man
©olbmünun. »ergeben« baben ft* bie 2Cl*pmiflen bemttpt,
©olb fünjili* yj bereiten. (S. Äl*emie.) 2Ran benu^t ba«
©olb tljeil« juSRünien, tb^eil« ju S*mutffa*en, tbeil« jum
SBergolben. Xu« ©olb unb 3mn gewinnt man eine f*6ne
purpurrote garbe gur «Porzellanmalerei, ©olbpurpur,
6afjtu«'f*e« ©olbpuber ober mineralif*er «Purpur genannt.
3lu* in ber Hrjneifunbe wirb ba* ©olb angewendet, be»
fonber* gef*ab bie« früber, wo man in bem ©olbe alle
BoHfommenpeiten eine« «Raturf6rper« pereintgt glaubte unb
baber au« bemfelben eine Unioerfalmebicin ober ein geben*»
erbaltungSmittel perjlellen ju f6nnen glaubte. «JRan unter»
f*eibet tm ^»anbel blaffe«, rjocfjgelbeö unb ganj reine*, fo»
genannte* 3ungferngolb. 25a* meifle ©olb wirb in Süb*
atnerifa unb in Xfrtfa gewonnen. 3n @uropa ftnb bie er»
giebigflen ©ruben in Siebenbürgen unb Ungarn. 3u* am
Ural pat man Ptel ©olb gefttnben. 9Ran re*net, baß auf
ber ganjen (?rbe jd^rli* ungefdpr 150,000 ÜRarf ©olb ge»
Wonnen werben. £a ba* ganj reine ©o!b alUu wei* ijl
unb fi* baber (ei*t abnugen würbe, fo perarbeitet man
nur fol*e« ©olb, bem ein 2lnrteil Silber ober .Rupfer ju«
gefegt ijl, ober, wie man e« nennt, legirte« ©olb. £ie
Begirung be« ©olbe« mit Silber p eigt weiße, bie mit Jtupfer
ro*e unb bie mit beiben «JRetallen gcmif*te .Havati-
rung, unb ba« 2kriidimi«S ber Segirung wirb na* itarat
ober ©rdn angegeben. (S. ©ewi*t.; ^»ierna* beifjt
j. f3. 12faratige* ©olb fol*e«, wel*e* auf 24 Jtccol 12
JCarat ©olb, alfo '/» 9m entpdlt, inbem man ben ©ertt)
be« jur gegirung angewenbeten SRetalle« ni*t in 2fnf*Iag
bringt. Da* gew6fonli*fle, ober nur bei meler Übung fi*ere
«JRittel, ben SBertb eine* bargebotenett Stürf« ©olb ju ent»
beefen, ifl ber «Probirflein. «JRan tjat itdmli* perf*iebene
«Probirnabeln pon befannter 3ufontmenfe^ung unb bur*
8Jerglei*ung be« <Stri*e«, we(*en auf bem «Probirflein ein
Stucf ©olb gibt, mit bem ©tri* ber «probirnabeln beftimmt
man bie Äaratirung. 3u genauem Unterfu*ungen werben
weit f*wierigerc, aber au* fi*rcrc jßerfaprungäarten ange«
wenbet. — JDie Bereitung be« bünnen jölattgolbe* (fowic
be« S3(attft(ber«) gef*ie()t bur* ben ©olbf*(dger. Da«
©olb wirb erfl in feinen SDrabt au«gejogen, bann in fleine
©tiefe jerf*nitten unb nun mit einem f*weren flachen
Jammer auf einer «Karmorplatte, erjl jwif*en «Pergament»
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Golden!
blättern, bann jwifcben ben fogenannten ©olbftpt&ger*
b I u t cb e n in immer bünnere IBldttc^cn ausschlagen. 3Die
Qolbfcb'lagerba'utcben finb bte getrodneten ooerflen Jpäutdjen
ber SünbSbJrme. — DU ©olbarbeiter ftellen au* ©olb,
©Uber unb Gbelfieinm funfheicb gearbeitete ©cbmudfacben
aller «rt her. '
QMboni f GarloX ein befannter itaf. öübnenbichter, beffen
Stücfe aud) inS Deutfcbe übertragen worben ftnb unb jura
ab"l noch aufgeführt traten, warb 1707 juBenebig gebo*
ten. Gr. hatte von Sugenb auf unwiberfreblttbe 9teigung §ur
bramatifeben foefte unb mürbe in jener noch mehr babureb
befturtt, bog fein Bater ein Heines ©efeUfcbaftStbeater er*
richtete, auf bem ber junge ©. meijlenS in SRdbcbenrotlcn
auftrat. Gr foßte nach bem SBtUen feiner Altern SJfebü
cin ftubiren, unb ba er für biefe SEBiffenfcbaft feine giebe
gewinnen tonnte, bie 8?ecbtSwiffrnfcbaften. Durch lodere
©treiebe unb Unvorftcbtigfeit braute er eS aber babin, baß
er auS ^avia , n>o er eine greiftelle im jpdpfxl. Kollegium
erbalten t>attc, verwiefen rourbe. Gr trieb fid> einige Seit
herum, bi* er 1729 eine Stnjteüung in geitre fanb. 4>ier
würbe ein giebbabertbeater errichtet, bem ©. mit großem
Gifer vorfhinb; er fchrieb ein 9)aar ünfifpiele, bie ebenfo
großen JBeifaB, wie fein gewanbteS ©piel fanben. 9iacb
bem SBiKen feines BaterS begab ftd> ©. ju biefem, ber
aber balb ftarb unb feine gamilie in brüdenben BermögenS»
umftänben Unterließ. ©. fuebte nun in Staubig emftlicb.
als 9?ed)tSgelebrter jßefebaftigung, warb jebo<b bureb feinen
Seicbtfinn in eine SWenge von Berlegenbetten gefiürjt, auS
benen er fieb nur burch Gntfemung retten tonnte. 9faä>
bem er mehre 3abw jum &b«U mit berurajieb«nben ©cbau;
fpielertruppen, welche feine Stücfe aufführten, ein unfiiileS"
unb wüfteS geben geführt hatte, beiratbete er enblicb 1736
unb ließ ftd> in Benebig nieber. Bon nun an fchrieb er
bieienigen Gbarafter> unb ©ittenftüde, ju we(d)en er baS
größte Salent hatte unb benen er feinen JXubm verbanft.
©elbmangel fefcte ihn 1741 normale" in bie SWotfjwenbig«
feit, Benebtg ju verlaffen unb ein unftäteö geben in füb»
ren, bis er bie Direction beS Sbeaterd ju Stimmt über*
nabm, bie ihn auf einige Seit in beffere Umftänbe brachte.
9lachher griff er auf einige 3«t nochmals ju ben ©efebäften
eines Xboocaten, würbe aber balb wieber von ihnen abae*
jogen. Gr lehrte nach Beliebig jurüd unb fchrieb mit ©lud
unb großem Steiß für baS Sbeater, bereicherte ben Director
beffelben, blieb aber felbjr arm. Durch bie Verausgabe fei»
ner SBerfe verbefferten fiep feine Umftanbe. Gr fam 1758
nach tyatma unb 170 1 nach *ariS, fanb mit mehren feiner
©tüde großen Seifatt unb würbe gector unb 2ef>rer ber
ital. (Sprache bei ben SEöcbtern gubwig XV. Doch würbe
ihm auch biefe Stellung turn) ben 5£ob ber Daupbine, fei.
ner ©ömterin, verfümmert, bis ihm enblicb nach einigen
3ahten eine $enfion von 3600 givreS jugeftebert würbe.
Siefen ©ehalt verlor er bei Ausbruch ber Revolution, unb
alS ihm ber SRationaleonvent 1793 benfelben für bie Solge
bewilligte unb befahl, baß ihm ber S?üdftanb ausgezahlt
werbe, (ag er im ©terben, unb nur feine SBitwe genoß
noch bie grüct>te beS neuen ©lüd«. ©. hat baS SJerbienji,
Golkonda
fannte man nur SRaSfenftüde unb ertemporirte (att8 bem
©tegreif gefpro<r)ene) Äom6bien, welche nur ju auS>gelaffe*
nen @päßen unb hoffen ©elegenheit gaben, aber fein poe*
tifcheS unb eine jufammenba'ngenbe ^anblung barfteUenbeS
ber neuen itom6bie juerft in 3talien JBahn gebrochen ju
haben unb bie »ielen ^»inberniffe, bie man ihm en
(teilte, burch fein Äaltnt beft'egt ju haben, grub« i
(&oli>6mttb (£)(i«er) war als ber @ohn eines armen
8anbprebigert 1729 in Srtanb geboren. Gr feilte anfangs
.Kaufmann werben, erhielt ieboch naibmatd burch Sierwanbte
hinreichenbe UnterftiMjung , um in Dublin ju ftubiren. Gr
entwich r»on hier, um fleh ber Strenge feines SehrerS ju
entwerten, f ehrte aber, burch 9<otr> getrieben unb burch Ber»
mittelung feines SruberS wieber gurüd. Gr feilte ftch bem
geiftlitpen ©tanbe wibmen, hatte bieriu aber wenig Stet«
gung, unb eS war ihm baher felbft erwünfeht, baß ber Si-
fchof wegen feiner 3ugenb ihm bie SBcibe jum ©eiftlicben
verweigerte. Gin Berfuch, nach Xmerifa ju gehen, mtd*
alürfte unb 1752 ging er nach Gbinburg, um SRebicin
ftubiren, unb von ba nach Sepben, wo er ftch mit bem
©tubium ber Gbemie befchaftiate. Gr gerietb in fchledjte
©efeUfchaft unb Berlufte.im ©piet brachten ihn ju bem
Gntfchluß, ju $uß eine äBanberung burch Guropa an*
jutreten. Gr burchjog Slanbern, einen Zbcü von £curfd>
lanb unb granfreid), unb fam enblicb nach ber ©ebroeij.
Durch glitenfpiel unb DiSputiren foH er ftch f«n«n ttn*
terbalt erworben haben. Äurje 3eit war er »egleitet ei»
neS reichen jungen GnguwbcrS, blieb bann einige Hat in
$abua, würbe hier Doctor ber SRebicin unb febrte entlief)
1756 nach Gnglanb jurüd. ^u'er lebte er unter brüdenben
©elboerhaltniffen als $rioatlebrer, al* ©ehilfe eines 2fpo*
theferö unb enblicb felbflcinbig alS Xrjt unb ©d>riftjfeUer.
Scachbem er unter mecbfelnben ©tüdSumfidnben fid: fd>on
als ©cbriftfietler einen bebeutenben Wuf erworben hatte,
würbe er jum 9>rofeffor ber ©efchichte an ber engl. ÜRalen
afabemie ernannt. Gr machte 1770 eine Sfeife nach 9>ari3
unb ftarb fchon 1774. Unter feinen »ahlreicben ffierfen, bie
ade von feinem gewanbten ©eifte, feinem lebenbigen unb
jarten ©efühl unb feiner febonen unb anmutl . r. Darfiel-
lungSgabe Aeugen, jeichnet ftd) befonberS fein „canbprebiacr
von äSJafeftelb" auS, ber in aHe ©pradjen gebilbeter BoU
fer überfe|t ift. Xußerbem fchrieb er hifforifche unb ffatt*
ftifche aöerfe, ®ebid)te unb »ühnenftüde, bie mit vielem
äöcifaU aufgenommen würben.
(Ewlkortita- 3nSgemein pflegte man früher ben im De*
fan, b. h- 1,1 bem fübl. von bem Sluffe Sterbubbah liegen-
ben Äheile Jg>inboflanS befindlichen ©taat beS 9lijara, btr
von ben »riteit abhängig ifl unb etwa 4500 D«W. mit
10 9Jf:U. Ginw. behe'nfcht, baS Königreich ©olfonba ju
nennen. 3n ber neuern icit nennt man biefeS Saab gc*
wohnlich naa) bem tarnen ber ^auptflabt baS Königreich
^pberabab. Unweit von biefer ledern liegt ©., baS »or*
malS J^auptflaM beS ben mittlem X\)tU beS Defan umfaf*
fenben Königreichs Selingana war. ©ie liegt auf einem
Serge, unb ihre ftarfen gcjrungSrvcrfe fütb in ber ©efchichte
tinboffanS hochberühmt, ^vn bient baS $ort ju einem
taatSgefängnijfe. Diamantgruben hat jtvar ©. in feinen
Umgebungen gar nicht, eS werben aber im bortiaen gort
bie tn bcrllmgegcnb gefunbenen Diamanten gefchliffen, unb
bie ©tabt ift baher gUichfam ber ©tapelpia^ für biefe fofl*
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«•Adel
23»
Oöpel
(Stunifi ifl ein Flein*« gafjrjeug, btfftn man ficf> auf tient; f crAUgSnoeife btifen aber ©onbefrt bie gahrjeuge , bit
glüffes, Xanaltn unb Seen, namentlich bei Stifrpartien , bt« auf ben jtandlen SJenebigS allgemein in ©ebrasd) finb.
25iefe gabrjeuge baben gew6b,nlicb eine ginge von 32 g.,
eine jßreife con 4 g. unb geringe SEiefe. Die glitte in
ber Störte ber ©onbel ifl mit febwarjem 3tucbe ubcrfcbla>
jjjtfl unb b.at an ben (Seiten genjler. 3m äJorbertbeil ifl
cm (Hfen angebracht, um beim 'Än|tofjen Sefcrtabigung ju
Otiten. Damit fein UuruS in 'Äudflattung ber ©onbeln
•trieben werben fonne, mufjten nacb einem alten ©efefce
©onbeln fdjwarj angefrrieben fein, waä fieb aueb
: ?i noeb erhalten bat; nur ber Doge (f. b.) unb bie frtm*
ten ©efanbten burften fieb ebtmaß bunter ©onbeln bebie»
neu Durcb bie , febwarje garbe erbatten bie ©onbeln ein
n<:aucbolif<be$ 3nfebtn. 3ebt berfelbcn wirb von jwei
ßonbolitrtn geführt.
<?öprl ober SBinbe beigt «me tinfacbe üttafebine, beren
aan fia) rote ber $afpt(, mit welcber fie aueb grofe
ifcnlicbfeit bat, bebient, um fcbwtre gajlen mit einem per»
•j.tnifjmafig geringen Äufwanb oon Gräften in {Bewegung
i" fefcen. Die einfadjlle 'Art be§ ©6pelS befielt in einem
•uifdrmigen, fenfreaStflebenben Jöalftn, wtlcber oben unb
na mit Japfen »erfeben ijl, bie ftcb in gagern umbreben
-nö ber ungcfäbr in ber fWitte mit einigen in borijontaler
i-$t wn ibm auSgebenben 2trmen oerfeben ifl. Um bie
i"ljc wirb nun ein Seil beteiligt, an befielt anbcrm (Jnbe
f>< jo bewegenbc gaft angebracht wirb. Diefe wirb mitbin
r^i, fowte man bureb Umbreijung mittels ber Hrme baS
seil auf bie 2Saljt aufwicfclt. Die ^fpel ifl ganj wie
®Jyd eingeriebtet, nur baß bei jener bie 2Balje niebt
it (lebt, foubern in tjoriäontaler Sage fieb befinbet.
V' Sirtfamfeit »on ^afpel unb ©6pcl beruht auf ben
^■w bei ^>ebel5 (f. b.) unb bit manniebfoeben ©e>
toelcbe beibe 2J?afcbinen erbatten, utiterfebetben fi<b
:ltfl ^ bie 2lrt unb 2Beife, wie bie Jtraft angebraebt
iwrb. sSinb bit ju bewegenben Sofien fet;r febwer, fo ocr>
fiebt man bit 2BaUe wol aueb nur mit einem ober mit
jwei langern unb flarfern ttrmen, an n?elct>e man ein ober
mebre Sterbe fpannt, unb bat auf bieftffikift einen "Pfer^
beg6pel. »eim 2Safferg6pel wirb baS fliefjenbt 3Baf*
ftr, beim SBinbgöpel ber SBinb al$ beroegenbe Juaft
benufct. Die £afpel, welcbe mit £ülfc tintS gjjabnttn 9ta=
be$ umgebrebt wirb, t^ci^t Slabbafpel, «bpinbtlrab
ob« Spillrab. Sinbflatt btjfen nur jwei fenfreebt bureb
bie SBal^e gebenbt Stäbe angebraebt, fo bat man tine
Äreujbafpel, tnblicb eine #ornbafptl, wenn bie 3a>
pfen, um bie fieb bie 2QeQt brebt, in Aurbein ausgeben,
mit £ülfe beren bie Umbrebung gefebiebt. £itrb« ge*
b6rt aueb bie nebtnfltbtnb abgebilbete
©angfpillt, beren man ftcb auf
Scbinen unb ©erften bebient. Sie
befteb t aud einer Spinbel', bie auf bem
Decft M ©ebi|f3 fe|l(ltbt, jicb aber
um ihre 'Äcbfe breben lajit mittel» lan-
gtr Jeebel, bit in bit oberwärtd an--
gebraebten Söcber gtjlecft werben. Um
ben mittlem Xbtil winbet fieb ba5 Sau, an bem Der 'luv-
te; bangt, unb unttn finb in 3abnt tinfpringtnbt $attn
angebracht, weicht baS 3urücfgtbfn ber ©pinbtl »trbinbern.
Cine btfonbere 2frt bierbtr cjfb^ä« ®cfll
febinen ifl bad nebenflebenb abgebilbett
Srttrab, ein großes Siab mit breitem
Stanbe, an welcbem innerhalb ober ,;u.
weilen aueb äufierlicb Stufen angebraebt
finb, febajj, wenn ein SHenfcb ober ein
&bi« in biefem JRabe auf ben Stufen
fortfebreitet, baS 9fab unter ibm ftcb umbrebt. Dit 'Äcbft
tt-j Siabil bilbet bit SBelle, um weldx ba$ Stil fieb auf>
winbet. Solcbt Sretraber aber ffinnen aueb jum iöetriebe
pon SRafcbinen benufet werben, wtlcbc fie bann in äbnlicbet
Google
Goslar
240
GötUe
SBeife, wie baS SBafferrab bie «Kühlen, in Bewegung
fefeen. (SBergl. Tretmühle.)
(Soslar, eine ehemalige freie JReichSjlabt an bet ©ofe,
am guße beS #arje8, unb jmar einft bie Melle unb mäch*
tigfle, welche um 920 gegrunbet würbe unb öftere bet ©i&
beS beutföen ÄaiferS unb verriebener JReichSverfammlun*
gen war. ©ie verlor 1801 itjre SReicböfreibeit unb würbe
1807 bem .Königreich SBejlfalen, bann 1815 bem Äö*
nigreiche #anover jugetheilt. Gegenwärtig geirrt @. jur
hanöv. Sanbbroftei ^Ilbesheim , bat 6000 <£inw. unb ge*
währt burch feine altettbümlidje Bauart einen finflern "äm
blicf. 2>er gotbifcfte Dom auS bem 11. 3aW>. ifl 1820
bis auf eine .Kapelle abgetragen worben, in welker ver>
fchiebene 'Älterthümcr aufbewahrt werben. 3n ber ©tephanS»
firche fteht man ben ttltar beS ©öljen Jtrobo, welcben bie
alten Saufen »«ehrten. @r beflebt auS fünf SRetallplat*
ten. 3n ber 9?at>c ber ©tabt liegt ber SfammelSberg,
in welchem fcbon feit 700 Sahren Bergbau betrieben- wirb
unb ber namentlich Blei, ©lätte, ©cbwefel unb .Rupfer,
auch etwas ©olb unb ©ilber liefert. Die Bergwerfe ge^
hören theilS #anover, theilS Braunfchweig, unb in ©. ifl
ein gemeinfchaftlicheS Bergamt. 25aS Blei wirb in meh»
ren großen Jübrifen theilS $u {RoUenblei, ti)ctts ju ©d>rot
verarbeitet. 'Äußerbem jtnb in ber lUäbc von ®. fehr bebeu»
tenbe ©cbjeferbrüehe , auS b eisen beinahe aller 25acbfcbiefer in
ganj 91orbbeutfd>lanb bejogen wirb. ®. hat bebeutenbe
Bierbrauereien, in benen bie befannte ©ofe gebrauet wirb,
SEa&etens, Sebers unb ©eifenfabrifen , Sirriolftebereien unb
4?anbel mit ©etreibe, t:, Branntwein unb SBoHe.
@otl)ct, bie AauiM : unb {Refibenjflabt beS #erjogthumS
©achfen •- ©otba (f. ©achfen>£oburg*®otha) mit etwa
13,000 ©nw., ift im Allgemeinen recht gut gebaut, liegt in
einer reijenben ©egenb an ber Seine, auf ber großen £eerftraße
jwifeben Seipjig unb grantfurt unb ift ein feht gewerbfamer
Ort, beffen gabrifation in sporjellan, SEabacf, «Bolle Sein«
wanb, Baumwolle, geuerfprifeen, muftfaiifftcn unb ebirurgi»
fchen Snftrumenten beträchtlich ift. Auch ber £anbel ifl nicht
unwichtig; bie Bebens = unb geuervtrftcberunjjSanftalt macht
auSgebebnte ©efchäfte unb ber ©ewerbeverem wirft vor«
theilhaft auf bie 3nbuftrie. SSBobltbätige Snfhtute unb An»
flalttn für 3Biffenfchaft unb Jfcunft hat ©• weit mehr, al«
irgenb eine anbere ©tabt von ähnlicher ©röße. 25aS ©omna*
ftum ifl vortrefflich, baS ©chullebrerfeminarium baS ältefte
in Deutfchlanb; bie ©ewerbS« unb äanbeisfcbule fleht in
wobwerbientem Stufe, auch eine SWilttairfcbule ifl vorban«
ben. 3n bem auf einem Berge ft'cb erhebenben ©chloffe
griebenftein finb eine SRenge, bem publicum jugänq«
lieber, wiffenfcbaftlicher ©chäfce vorbanben, j. B. eine 150,000
Bänbe ftarfe Bibliotbef, ein «Wünj«, ein Äunfl* unb ein
9caturalirncabinet, eine 2Cntifenfammlung , ©ammlung php'
fifalifcher 3nflrumente, ein orientalifcheS ÜÄufeum, »iele 31U
terthümet u. f. w. Unfern ber ©tabt auf bem ©eeberge
liegt bie t>on #erjog (Srrnfl II. erbaute ©temwarte, welche
bureh bie Beobachtungen unb gelehrten Arbeiten ber ^>er»
ren oon 3ach unb »on £inbenau fo berühmt geworben ift.
<6citl)akanal, ber großartigjte unb fünjUiehfle SBaffer»
weg ber ffanbinao. ^albinfel. 2>ie ©othaelf (®f htift
©trom) tritt bei SBenerSborg aud bem SÖenerfee unb theilt
ftch bann, eine f leine ©treefe oberhalb ihrer SRünbung, in
jwei 2frme, bon benen ber fübltchfle, al* ber bebeutenbere,
ben tarnen @6thaelf behält jDiefe ©othaelf ergießt ft'cb.
etwa eine ©tunbe unterhalb ber bebeutenben #anbel8flabt
©ötbaborg ober ©othenburg in3 Äattegat. Warb ihrem
XuSflufie au§ bem äBenerfee flrämt bie ©äthaelf, bie im
©anjen einen etwa 130 ©tunben (anaen Sauf hat, über
fleile gelfen unb bilbet eine Xnjahl gefährlicher SBafferfäDe
unb ©tromfchneHen. Um biefe unb namentlich bie SBaffer«
fälle »on Sronhätta ju umgehen, warb fchon im 3- 1793
ber SroOhättafanal begonnen, 1800 wQenbet unb nun
wollte man auch anbere Aanalftrecfen graben. Doch unter«
blieB biefed oielbefprochene ^>roiect bii nach bem aQgemei»
nen europ. grieben 1815. 25er enblich bcenbete ©6thafanal,
ber ©ehweben tn feiner ganjen Breite »on ©öthaborg
bis ©öberföping unb felbfl bii ©tocfholm burchjieht, t>eri
binbet eine Xnjahl bebeutenber Binnenfeen unb oerfchafft
bem Sanbe eine ununterbrochene SBBafferflraße oon mehr als
80 beutfehen 9R. Sänge.- & beginnt bei ©iötörp am bftU Ufer
beS SBenerfee«, führt »on biefem auö, fleinerc@een lur Äa.
naltinie benu^enb, in ber SRichtung von SBeflen nach SDflen
gum SBetterfee bei Aarlöbora unb von biefem au$ wieber mit
Benufeung einiger fleinen ©een bis ju feiner SRünbung in
einen Bufen ber Dflfee bei ©6berföping. !Con hi« ob fann
man jur ©ee in wenigen ©tunben bis ju bem 1819 »OH*
enbeten Äanale von ©öbertelge fahren, ber feitterfettS eine
bequemere unb füttere Qommunication mit bem Sftfarfet
unb ©tocfholm eröf^et, alS ber gew6h«li^« sBeg jur ©ce. —
25er ®6thafanal hat überall mehr SEBaffer, alS nithig ifl,
weshalb an manchen ©teilen eintrittSfchleufcn angelegt »er«
ben mußten, um bie übcrfüüung ju verhinbetn. er i)ct
im ©anjen 72 grißere unb fleinere ©chleufcn, 29 SBafia.
leitungen unb 24 Uberfälle, welche baS überflüfilge SBaffcr
ableiten, 4 ©chiffoboefen , 29 Becfen jur Aufnahme ber
©chiffe an ben verfcfeUbenen Äanalflationen, unb an ben
2Rünbungen 5 fichere $äfcn. 25ie eigentliche iCanallängc
von ©j6törp bis jur SDflfee betragt 17 fchweb. (faff 25 \,
beutfehe) SW. unb 10,800 Cücn, wovon mehr «IS 8
fdjweb. «W. auf ben Äanal unb 9 2». auf bie ©eewege
fommen. 25er Äanal ifl überaQ wenigflenS 10 tief, am
Boben hat er 45 %. Breite, bie beS SBajferfpicgetS ifl ver=
fchieben; jum größten Stheile warb er in ©ranitfei[en ge/
fprengt. 25iefeS bewunbernSwürbige SSerf, baS fett btm
3ahre 1832 in feiner gamen Sänge butch 25ampffchiffe be*
fahren wirb, warb auf »ctien unb burch äufchüffe ber
©tänbe erbauet unb foflete etwas über 9 SBliü*. JThlt.; bo*
berechnen bie 3ntereffenten bie Äoflen wegen unbejahlter
3infen ju 12,lt)0,00ü SEhlr. , ^
fchen, warb
(föthe (3oh- SBolfgang), ber größte 25ichter ber
ben 28. Xug. 1 749 ju granffurt am 5Dfam
boren, ©ein Bater hatte ben 2ttel eines faif. JRath«, b<
fleibetc aber fein öffentliches Ämt in feiner Baterflai^jgb
war ein ernfler, flrenger, etwas pebantifcher SRartdl' ba
ftch bie (Srjiehung feines ©ohneS jur wichtigflen Znawegei&
heit machte. Gr ließ ben aufgeweeften Anabcn fit jebtM
Dichtung, welche er einfehtug, gewähren, fobalb « ruf
bemerfte, baß jener in Serfolgung berfelben ju einet' %
brettung unb Bermehrung feiner Bilbung gelangte. "JT
hielt er ftreng barauf, baß baS Angefangene nicht
wiebet fallen gelaffen würbe, bis eS ju einem gewifjirrt
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Utfthe
241 Oöthe
fultate gelangt war. ®.'S Butter Rammte auS einem
rornebmen buraerlicben ©efd)led;te ?pranffuttS. 3br Skter,
3ob. SBolfg. JSertor, toar ©tbultbriß »er freien 9Jeict>ö;
(labt unb fte felbfl jeidmete fidj burd> rtnirbeootlcn 21n-
fomb, 'Änmutb, ©eifl unb &ilbung aus, mit weldjen Vor;
tfgen fte alle ljugenben einer tüchtigen , uiwerjdrtelten ©e»
fmnung »erbanb. Von fold)en Altern unb einigen $ttoat>
lebrem erhielt ber junge ©. feine Grjiebung , biö er baS tni;
trrlicbe $auS oerließ, unb um fo mehr fonnten jene ade
Sorgfalt auf ihn »erwenben, alS fte im ©eftfc eines binrei*
*mben VermigenS waren unb außer ihm unb einer 2o$;
tec Cornelia, feine Äinber am Sehen bereiten. 9ctrr fune
i<it befugte ©. eine öffentliche ©djule. SBie »ielfeitig beS
Stuben erfle BÜbung fdjon begann unb rcie felbjldnbig er
ca$ Angelernte alS fein Gigentijum ju bcbanbeln ftrebte, tri
üf[)t man auS ber Ärt, roeldje er felbfl wdblte, um ftd> in
Den »erfc&iebenen ©pracben ju üben. Gr fct>riet> ndmlicb
2fvt 9loman, in welcbem fiebert an »erfcf)iebene £)rte
wrtheilte ©ffcb»»ifrer in ©riefen, jeher in einer anbern
Zpracbe fdjreibenb, ftcf> unterbieten/- ©einen ©efd)matf
fur_ ©etndlbe ju bilben. fatte ©. frübjeitig ©elegenbeit.
5<in Sater war ein üiebbaber »on ©emdlben, unb bei ber
Öefe&ung granffurtS bureb bie granjofen, 1759, fam ein
'■n;. ©raf im ©&tbr'fcbcn #aufe inS JChtartier, weldjcr bie
mgefebenjien 3fla!er ber ©tabt »ielfacb befdjdftigte. Der jebttJ
:ig< Änabe interefftrte fta) eifrig für biefeS fünfllerifcbe
treiben im $aufe feines VaterS unb fegte fogar ben SJtas
:t einen Xuffafc bor, in bem 12 Silber, bie ©efebiebte
3ofe»b'S barfieUe nb , befebrieben waren. Ginige fanben auefj
trmflid) foleben äöeifall , baß fte auSgcfübrt würben. Von
bem bebeutenbflen Ginfluß auf ©.'6 inneres Beben mar feine
erfte Sugenbliebc ju einem Sfödbeben, ©reteben, au§ nieberm
anbe, aber »cm ben liebenSroürbigflen Sftaturanlagett. Die
Ptebe bemdebtigte fid) mit aller ©tut unb ©d>wdrmerei bee»
lAidbrigen 3ünglingS; bod) rodete if)re JBlütenjcit nur we*
rrige ftot^en, benn ©.'S Altern wußten baS SiebeSoerbdlt*
rrifl baß) aufjubeben. ©. »erfiel in eine Jtranfbtit unb nad&;
Bitter »60119.1 (er n.
ber in eine fdjwermütbige ©timmung, »on ber er fid) nur
langfam erboltc. Den Kamen unb bie SiebenSnutrbigfeit
biefer erften ©eliebten bat jebod) ©. in feinem ,,$aufr" »cr>
ewtgt 9bcb im dlterlicben ^)aufe machte ©. bie erfien 2(n»
fdnge bti jurtftifcb'en ©tubium« unter Anleitung feines S8a»
terö. unb 17fi5 begab er ftd) mit Gmpfeblungen wobl au6i
gerüjlet auf bie Uniberfitdt 2eißjig, um ftcb nad) bemlBillen
feineS SkterS jum KecbtSgelebrten auSjubilben. 3bn felbfl
aber trieb eS, ftcb ium Siebter unb <3ct)rfftfleller ju
bilben, um fo mebr, ba er ftcb fd)on feit feiner frfibeften 3ugenb
in »oetifdjett Arbeiten oerfuebt liatte, welcbe mit Söoblwollen
unb Beifall aufgenommen werben waren. 3n ßeiöjig fanb
et an ber rroefenen SSeife, mie bie 9?ccbtSn?i|fenfebaften unb
bie 9>r)itofopr>ie bamalS bebanbett würben, wenig ©efdjmacf.
9Rit mebr Gifer befutbte er ©eüert'fl SJorlefungen unb ge»
wann namentlich, bureb bie frbriftfießcrifcf)cn Übungen, welcbe
biefer ©tubhenbe unter feiner Leitung bomebmen ließ; boct>
fonnte weber baä tretchmütbige Sßefen ©ellert'S, nocr> ba8
Idcberlidj fteifpebantifcb. e ©ottfcb.eb'6 bem jungen Siebter eine
entfebiebene Sttcbtung geben. 3n einer ©efellfc^aft aufge>
roedter greunbe unb im Girfcl gebilbeter gamilien bilbete
ftcb. ©• felbfidnbiger aud, würbe jebotf» in biefer ©elbfldm
bigfeit jn manebem tibermutb beranlaßt unb gerietb in eine
ungeregelte Sebenäroeife, bie non traurigen Solgen für ihn
würbe, ©eine erfle 55rucffcf>rift, welcbe anonom in Seipjtg
1767 erfebien, war ein ©»ottgebiebt auf ein moralifcb:dftbe*
ttfcb 5 wetcbltc^eö Drama „Sföebon" »om ?)rofe(7or GlobiuS.
©.'6 Äunflftnn würbe »ortbeilbaft auSgebilbet burd) $ri»at»
flunben, bie er bei bem rühmlich berannten 2??aier £>fer
nahm unb burd? baä ©tubium ber Schriften 9Bincfelmann'6
unb 8efftng'6. Gine fcbnell »orübergebenbe Siebelei mit ei;
ner bübfeben SBirtbStocbter oeranlaßte ©. ju bem bramati*
fd)en Webiebt „Die Saune beS Verliebten", weldbed nebfl ben
„SRitfdjulbigen" bie einjtgen bebeutenben poetifc^en SBerfe
finb, weld)e ber Vernichtung entgingen, ju ber ©. nad;:
maW alle feine poetifdjen Arbeiten auS ber leipziger 3ett »er*
bammte. ©. nahm in Seipjig auc^ ©elegenbeit, ftd> in ber
Äupfer flecbfunfl git »erfuc^en, unb mir befitu-n no$ jvoet
rabhte SSldtter »on ibm au8 jener 3eit. S5ei biefen Ärbei»
ten nahm er ftcb jebodj nicht liinldn^licf) »or ben frtiät-Ü.
eJben Dünflen in 2tcbt, welche ftc^ beim tytn in Äupfer
entwideln, unb btefe trugen, fowie feine unregelmdßige £e<
benSweife baju bei, baß er fld) eine Ärdnfltdjfeit jujog,
weldje enblid) bie gefdbrlidjjle SBenbung nabm. Gr erroaebte
eine6 9?ad>t§ mit einem SlutjluT), unb nur burd; bie forglicbfle
dnt(id>e öehanblung entging er bem SEobe ; aber nod) frdnf >
lieb febrte er 1768 in ba$ VaterbauS jurud. GS bauerte
lange, eb< bie Äraft ber 3ugenb über feinen leibenben 3u*
flanb ben »&(ligen ©ieg ba»ontrug. 9JIit bem Äorper litt
aud) ber ©eifl, unb eine eigne m9flifd>'f$wdrmerifcbe Scie^i
tung bemdebtigte ftc$ beffelben. SBon bem wobltbdttgflen Gnu
fluß würbe ©. aber ber Xufentbalt in ©traSburg unb in
beffen reiwnben Umgebungen, wobin et fid) ju Seenbigung
feiner juri(lifd)en ©tubien begeben batte, fobalb fein Äörperj
juflanb e$ erlaubte. Gin $ri»atlebrer bereitete i'bn bier fo
tücbtig »or, baß er 1771 bie SBürbe eineS DoctorS ber
9iecbtSwiffenfd)aften erlangen fonnte. übrigens befc^dftigte
fid> ©. mebr mit mebicinifd>en, naturrpiffenfcbaftlic^en unb
fd)6nwiffenfc^aftlid)ert ©tubien, aW mit 3unSprubenj. G*
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Wftete fia) ein Ärei« geißreieber greunbe, weldbe ein ieite*
re« unb geißig regfame« Srben führten. 3n ©tra«burg
lernte ®. £ erb er (f. b.) f ernten, ber auf ü)n oon btm
gewaltigßen (Einfluß war, inbem beffen großartige Huffajfung
ber SSelt unb ber $oefie ihm eine bt«ber nicht gerannte Se»
ben«anfcbauung eröffnete. ©. erfuhr, baß ber Dichter nicht
nur ber begabte SKenfch fei, ber feine (Empfinbungen fcbön
au«juf>rechen wiffe, fonbern baß bie ^oefie bat beilige Qu
gentbum be« Bolf«, ja be« «Wcnfehengefchlecbt« fei. Der
größte Dichter (Englanb«, ©baffpeare (f. b.), beffen
fiBerfe ©. ebenfall« juerß in ©traäbura, fennen lernte,
würbe ihm mit feiner alle SebenSoerhdltntffe burchbringen*
ben ?)oefie ein leuchtenbe« Öorbilb. 3fbee auch ba« «perj
be« jungen Dichtere; fanb ©elegenbrit jur Bilbung in ber
Siebe ju einem ebenfo anmutigen all geißooßen SRdbcben,
ber Sochter eine« Sanbprebiger« in ber 9*dbe oon ©tra«:
bürg. 3n ber trübßen ©timmung »erließ ®. ben JDrt, bei
ibm fo oielfacb tbeuer geworben war.
Stach granffurt jurucfgefebrt, eröffnete fich füt ©. balb
ein neuer Ätei« geißreieber greunbe, ber burcb bie Zl>t\U
nähme an feinen Uterarifcben löeßrebungen ibm oielfach för»
bcrltct) war unb in bem ftch erfabrene, oerßdnbige ÜJtdnner
befanben, welche ©. in ba« literarifcbe Sehen einjupbren
fdbig waren. 3" biefen gehörten namentlich üSterf in »arm:
ßabt unb bie ©ruber ©cbloßrr. beren einet ©.'« ©cbwe*
ßer, Cornelia, jur ©attin wählte. ©. gab neb in bie«
!er 3c it gan) bem Sehen in ber Statut bin, er war faft
Uti auf Kernen Steifen in ber Umgegenb begriffen, übte
fia) be« SBinter« fleißig im ©chlittfchublaufen, be« ©om*
met« im Weiten. Stach bem SBunfcbe feine« JBater« mußte
er fich iebocf) na et) SBefclar begeben, um ftcb beim bortigen
3teicb8fammergericht in ber juriflifeben $rari« ju üben. ^)ier
fanb er in bem jahlretcben ©efanbtfchafWperfonal einen beb
ternÄreiö junger Seute, in welkem er eine angenebme ©teU
lung einnahm, aber wenig SWuße ju fcbriftßellerifcher Sf)<Stia<
fett fanb. Durd) SJterf aufgefobert, nahm ©. an ben „granr?
furter gelebrten tfnjeigen" SffjetI, für welken er mit oft lei*
benfchaftlicher Aufregung fritifebe JBeitrdge tieferte. SBiebrrum
in jranffurt machte ftd^ ©., befonber« burä) feine ©chweßer
jur enblichen Ausführung angeregt, an ben ,,©6ö oon SJer*
liebingen" (1773), mit beffen (Entwurf er fich febon fett
Sabren befrpdftigt hatte. (Eine balb barauf unternommene
jweite Bearbeitung wUrbe auf SJterf« Setrieb in Drucf ge*
geben unb jwar, ba fich (ein JBucbbdnbler gefunben batte, auf
Äoßen ber beiben greunbe. Da« ©tücf machte große« 2Cuffes
ben; aber noch entfehiebener würbe ber Stubm be« Siebter«
nadj Grfcbeinung feine« „SBertber". ©. batte in SGBefelar gu
ber Verlobten eine« ^teunbe« eine idrtücfje 3uneigung oe-
faßt, oon welcher er ftdh nur fcc)wer lo«}umacben t>ermocb.te,
unb welche in ibm fogar ben ©ebanfen an ©elbfhnorb rege
gemacht batte. Salb na$ feinem Abgänge oon SBe^Iar er<
fuhr ©., baß ein junger $offnung«ooller 2J?anrt, 3erufa:cm,
weil er ber Siebe jur ©attin eine« ffreunbe« titcSjt .&err ]ü
werben oermoebt, fid) erfc^offen l\\bc. ©o fanb ©. ©elegen:
beit , inbem er biefe traurige Segebenbeit jum ©egenfiante
einet Grjdblung machte, bie£Uialen ber Siebe, bie er felbfl
fo f$mer$li$ turcfjempfunben, au«jufprecb.en. 2>et berühmt
geworbene jDic&ter würbe nun »on allen ©eiten aufgebt
unb wo er h infam, mit großer 3uoorfommenbett aufgenom^
mert. Qx machte bie ndb«re »efanntfe^aft 3acobf«, ^etn»
2 GötUe
fe'«, Saoater'«, »afebow'l, ÄIopfbcT«, unb namenttt'c^
be« Srbprinjen »on SSBeimar, Äarl Äugufl, ber, balb nact>-
bem er al« £erjog mr 9?egierung gelangt war, ©. 1775
an feinen #of berief.
SBeimar würbe balb ber SWttelpunft be« böc^jlen geifK-
gen Seben« oon 2)eutfdjlanb , mbem bie auSgetetdbnetftert
©eifter unb »orjuglidjften ©cbriftfteller tbeil« für immer nac^
SBeimar gejogen würben, tbeil« auf fürjere ober längere
3eit in ben anjiebenbflen Umgebungen woblwollenbe Äufs
na^me fanben. 2foialia, bie ^erjogin SRutter, eine geiftta
bocb,gebilbete, für alle« ©roße unb ©cc)öne leibenfd>aftli<§
begetjierte gurfiin, war bie ©eele be« Greife« auegejeieb;*
neter SRdnner, welche fte um flc$ »erfammelte. @cc>cn
au« (ruberer 3eit waren SBielanb, al« (?ni*ber be« nun*
mebrigen 'Öerjog«, unb ber befannte «Wärcb/fnerjdtjlet $Jlu=
fdu« in äBeimar; balb nacb @. Farn ^erber unb enbs
Heb auch ©cbiUer babtn. ©. trat in bie freunbf<$aft*
HMm Söcrbdltniffe mit bem jungen ^erjog unb ert>ob
ftep balb nic^t nur turd? feine Zbetlnabme an ber ©taat«*
regierung, fonbern aueb. bureb fein aufgeweefte« SBefen in
©eher) unb Grnfr, flet« mit ©ewanbtbett unb Einmuth ben
regten Zon angebenb, ju bem erftett fla^e unter ben
au«ge$eichneten ufrdnnern SBeimar«. Alle liebten unb ehrten
ben jungen genialen SRann; felbft SEBielanb, ben ©. früher
öffentlich angegriffen hatte, fhömte in Siebe unb •aätfea
über. j)er ^erjog ernannte ©. 1776 jum geheimen Sega^
tion«rath, 1779 jum wirflichen geheimen S?ath unb 17«J
jumÄammerprdfibenten, inbem er ihn jugleich m benXbel--
ftanb erhob. Die greunbe fürchteten, ©. möchte, ben ©taarS=
gefchdften unterliegenb, für bie $oefte wenigften« auf Sabre »cr=
loren fein; biefer aber fanb noch SRuße unb .peiterfeit be«
©eitle«, ade$efle ju orbnen unb mit feinen 9oeften ?u Ver-
herrlichen, einem Siebhabertheater oorjufleben, auf biefem felbft
bie bebeutenbßen Stollen ju übernehmen unb babei noch an
größern SBerfen fortjuarbeiten. 3m ©ommet 1786 reiße
©. über £arl«bab nach Stalien, wohin ihn fchon Idngft
eine faß bi« jur Äranfyaftigfeit ftch ßeigembe ©ehnfucht
jog unb auf biefer Steife, auf welcher er in ben feßgflen
Äunftgenüjfen fchwelgte, brachte er ein $aat feiner bewlich:
ften »ichtwerfe: Iphigenie auf 2auri«" unb „Gjjmont"
jur S3oQenbung unb arbeitete am „2affo", welche« SBetf,
fowte „gauß" balb nach feiner Stücffehr au« Stalien erfchien.
9ceue geißige 3nterefien jogen ©. nach f<nwt Stucffcf^v
au« Stalien an. Qx machte ftch mit ber Äanffcben ^t>flos
fopbie befannt unb befchdftigte fich noch lebhafter ol« früber
nur ben ^Raturwiffenfcbaftcn, befonber« mit ber Sarbenlebte,
bie burch ihn eine oöllig neue Bearbeitung erfuhr. Tüti be?
beutenbßen für feine fernere Xu«bi(bung al« Dichter wutt*
aber bie Sefanntfchaft mit ©chiHer, »on bem et ßch ijßfo-r
abgeßoßen gefühlt batte. ©chiuer unb @. waren bunfc Via
turanlage, »Übung unb dußere SBerbdtlrniffe ftwei oöCig fer«
fchiebene unb boeb beibe große Slaturen. 9tur in bea #ch:
ten, wahren Äunßgebilben begegneten fich Seibe unb bie
Jtunß war e« auch, bie au« ihnen bie tnnigßen (5Pteur.be
machte. SBdhrenb ndmlich ©. mit bem ©cbarfoUtfc bei
©enie« ben wahren tiefen ©ebanteninhatt ber reinen unvn
borbenen 9latur in aßen ihren ©ebilben anfebaute, barur.
ein eifriger Serehrer ber Statur war unb e« für bie Vufjgäbr
be« Dichter« erfannt hatte, ba« Statürliche fo nachjubirben,
baß e« al« Ätröbrucf feinet innerßen ©eele erfreute, olfo
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Gölhc 2
(jlcid^fam bie Statut in ihrer eignen SJerElarung banujlellen 5
meinte Stiller, ber Dichter fri eS, welcher bem ©cbanfen
eine 2Bnfltd)feit ju geben habe, bie höher alS bie gemeine
fiirtilicb, wahrnehmbare Statur fei. liefet Unterfd)ieb ift fo
aaSatbrürft worben, baß man 0. einen objectioen, Schüler
einen fttbjectiven Dieter genannt bat. 2J?an ficht aber leicht
ein, toi« über ba» Äunftgebilbe fclbft im ©runbe beibe Dicb=
trr D&Dig einig finb: nämlich baß c£ geißig »crflirtc SZSirflit^^
feit fei ©. lernte ©filier, ber burd) feine S3ermitteluna, in
3eaa alS ^Profeffor angeftellt worben war, jufällig näher
tnttttn unb lieben, unb JBeibe blieben biß ju 'Cchiller'S 2obe,
6a ®. auf baS mdd)tigftc ergriff, im vertraulicbften Sbeens
anjtaufd) bie wabrften 5""nbe. ©. ging 1790 nod) einmal
rjtfi Stalten, übernahm nad) feiner JKucft'chr bie £ beriet;
tong einer für äBcimar gewonnenen SchaufpielergefeUfchaft,
begleitete 1792 ben £erjog auf feinem S'lbjug in bie Q$am>
pagne unb roar im ndcbjtcn 3abre 3eugc ber Belagerung
Nil SRatu. hierauf würbe ein fcfwn früber begonnene»
Berf : „SBilbelm SDteifter'S «ebriahre" ju Cnbe geführt unb in
(blem ffiettflreit mit Schiller entftanben mehre herrlid)c Bai;
laben. ®. unterftüfctc Schiller vielfad) bei ber Verausgabe
feiner Seitfd)rift: „Die .fjoren" unb von 1798 an gab er
fdbfl im SJerein mit einigen Äunflfreunben eine 3citfc^rift :
„Sit ffropvlacn" heraus, Anficht en über bie Statur alS
©egenftanb für ben Äünfiler entbaltenb.
®. b,atte fid) von ben großen Söeltbegebentyeiten, welche
feit 1792 über ßuropa beremgeftürjt waren, in feinem 2f>un
uib treiben als? dichter wenig beftimmen laffen; bie ^ars
trien waren mit ifyren entgegengefc^ten Meinungen allju aufge-
regt, als baß ftd) eine S3erf6hnung burd) baS befonnene SBort
bei genialen D>id)ter3 fjoffen ließ, unb einige fd)wache S$crfud)e,
a biefem Sinne unternommen, waren febtgefd)lagen. Aber im
3ommer 1806 würbe ©. auf einige 3eir mit ©ewalt, wcj
vAfftttil von außen, burd) baS Unglücf beS ÄriegeS bes
rührt, SBeimar würbe nad) ber Schlad)t bei 3cna von
ben Jnmjofen befefct, unb obfd)on man ©. felbft mit AuS=
;ricbnung bebanbelte, fo blatte er bod) baS Unglücf feiner
toben ®6nner unb beS SBaterlanbeS fcbmerjlid) ju empfin»
im Die fd)6nen SJerbältniffe in SBeimar waren auf lange
deit geflört. Um fo mehr gemahnte eS it)n, in bem eignen
■Öaufe ftd) eine behagliche unb liebevolle Umgebung ju
fwfcm unb barum vermählte er ftd) 1806 mit einer ihm
Uagt innig jugetbanen unb bewährten greunbin, einer ges
horeneti SiulpiuS. Seine näd)|te bebeutenbe ?eiflung alS
ttöftn war ber JRoman „Die 2Bablverwanbtfd>aften" (1809).
£$on glaubte man, ba in mehren 3abren fein neueS poe:
««tte« SBerf ©.'* erfd)ien, biefer habe ftd), allerbingS fd)on
teab, wm ber spoefte abgewenbet, als 1818 fein „Söeft=
tyfiQer JDwan" erfd)ien unb man ben großen Sänger auf tu
nem oanj neuen Selbe mit einer utwerwüftlid)en gebenSfrü
Meju^ bewegen fab. ®. war 1809 aud) au6 bem Staate
tintfte getreten, war abet 1815 wieber jum erjlen ©taatöi
■tnnjter ernannt worben. (5r lebte nod) eine 9?eibe von
3abren, von ben beften unb gr6ßten 9Renfd)en feinet JBa-
totaabrt unb ganj 6uropa3 verehrt, in ruhiger, bebagltd)er
*WW«it, mit Ehrbnung unb Verausgabe fetner gefammten
Schriften unb Ausarbeitung neuer 2ßer!c befd)äftigt. Sein
Ittft« großes Sßerf war ber »weite Übeil beS „gauft", ben
« feiner «Ration als ^errlic^flc« fiJermäd)tniß hinterließ.
3 «otbe
Selbfl eine gefährliche Äranfbeit überflanb er nod) glüdiicb,
aber ber 2ob feines einjigen SobnfS traf ihn alS emen bet
bärteflen Sd)idfalSfd)läge. ®r ftarb, heitern unb flaren
©eifteS bis jum legten 2lttgenblicfe, am SRittage beS 22.
SJlärj 1832.
2\jS großartigfie unb in feinem ^wetten, nod> nid)t ge=
nug gewürbigten Sheile licrrltt^ ,u Gnbe geführte SSerf ©.'S
tfl fein „gaufl" (f. b.), bod) ifl eS uid)t" baSjenige gewefen,
weld)e§ gleid) bei feinem erften @rfd)einen bie größte 2beiU
nabme erregte, weil eS jum äierfrdnbniß einen febr l)od)ge--
bilbeten Sinn verlangt. Großer war bie SBirfurtg beS ,,©6^
von SJerlidjingen" unb beS „SBertl^eir". 3n jenem tritt
beutfd;e SRanneSfraft in ber imponirenbjten Sßürbe auf, in
biefem bie fentimcntalc Jiebe eineS geiftvollen 3üngling§,
welche tt>n in bie traurigflen 25erirrungen, aller Äraft be»
raubenb, babinreißt. £3cibe SBerfe batten unjdhlige \K,v±.
abmungen jur Solge, weiche, wie fd)led)t fte aud) größten«
tljeilS waren, bod) burd) ben im publicum einmal rege ges
worbenen ©efd)macf viele 2t)eilnatnne fanben. @S gibt nur
wenige Arten ber $>oefte, in benen ftd) ©. nid)t verfud)t
unb meb,r ober weniger feine 5Äeiflerfd)aft beroäbrt Ijätte.
Seine btitern, leidjten ßiebeSlieber, feine Ijerrlidjen SJalla;
ben, in benen er mit Schiller in ehrenvollen 2ßettftreit trat,
ft'nb in ihrer Art ebenfo vortrefflich, , wie „Saffo" unb „Spb*5
genie", in benen obne allen tbeatralifchen ^>omp in ber ein=
fad) erbabenjlen JRebe bie tiefiten ©ebanfen niebergelegt finb.
SaS ibvüifdje @ebid)t „«^ermann unb Dorothea" ift weit
entfernt von ber ©efdjwdfcigfeit unb 2Beid)lid)feit, weld)e
fonfi biefer poetifrben ©attung eigen tu fein pflegt, unb hat
babei bod) etne 3arti)eit unb 3nnigfeit, welche eS ju einem
unerreichbaren 2)?u|ter für alle Reiten binilellen werben. Seine
Söelt» unb 5ebenSanftd)t l)at ©. in feinem Woman „2Bil-
hclm OTeifler'S 8eljrjab,re" entfaltet, in weldjem W/aataSt
unb SJerftanb ftd) vereinigen, um ebenfo wahre alS hoch-
poetifche ©eflalten in ben verfebiebenften S3erbdltniffen bar^
jujtellcn. 2)ie „2Bal)lverwanbtfd)aften" flellen bie traurigen
folgen bar, welche auS unft'ttlidjen, wenn aud) nod) fo
fchr burd) fd)6ne ©efühle fd)einbar verebelten unb von aU
lern Sd)mu} ber ©emeinl;eit freigebaltenen SJerbältniffen
entfpringen. 3fn biefen, wie an ben meijlen feiner fcljönflen
Schöpfungen, mußte @. bie betrübenbe 6rfaf;rung mad)en,
baß fte vielfach gänjlid) miSverjlanben würben unb man
bie 83erirrungen , weld)c er in ihren verberblicben folgen
barftellte, felbfl für rei^enb, entfd)ulbigenSwertb, ja wol für
3eid)en einer fd)6ngebtlbeten Seele Ijielt , unb baß beim
jufolge woblmeinenbe ober bornirte Sittenprebiger nicht biefe
verfebrte Auffaffung, fonbern ben miSoerjlanbenen 2)id)ter
tabelten. Auf biefe SBeife bilbete ftd) neben bem Äreife von
eifrigen Sierebjrem ®.'Sf welche freilief) jum STbeil bie ge*-
ringfte Ginftcht in ben eigentlichen, wahrhaft ftttlid)en 2Berth
ber äBerfe beS großen 25id)terS hat, eine gartet, bie auf
baS htftigfle, ungered)teffe unb tljörichtfie ©. angriff. 2)ie
anmuthigfte unb reblicbje Darlegung feiner geiftigen Gnt*
widelung in feinem an Erfahrungen unb Beobachtungen rei»
d)en Ceben gibt ber 2)id)ter felbjl in „AuS meinem geben.
SBahrheit unb Dichtung". Um ftd) ein vottfldnbigeS S3ilb
ber vielfeitigen SEhatigfeit ©.'S ju verfd)affen, muß man mit
feinen Eeifhingen als Dichter aud) noch feine »cflrebungen
auf bem ©ebtete ber SWaturwiffenfd)aft in Betrachtung jiea
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Ciiothon
244
Gothen
ben. ©t flaute bie Natur mit bem 2(uge beS genialen
SJtenfcfeen an, welcfeeS in bet Natur nichts anberrS als tine
öoHjidnbige Offenbarung beS OeiflcS ablieft. SJrfonberS
mar e$ bie garbenlcfere, treibe it>n angelegentlich befefedftigte
unb bie burefe ihn eine neue ©eftaltung gewann, welche
gwar bie (treng raatfeematifefee fluffaffung , bie burtf) Newton
eingeleitet morben war, nicht ganglicfe gu »erbrdngen »er»
mochte, aber hoch, in Srinnerung braute . baß folCbe 2Cufs
faffuna, immer nut eine einfeitige fei. — SMan bat häufig
baS ©lücf ©.'S gepriefen, welches ibn fein ganjeä Sieben
lang in JBcrbdltniffen erhielt, bie ihm bie freiefh ÄuSbilbung
feines Öcifteö gematteten, aber man muß noch, feingufefcen,
baß er feiefeS ©lücf auch »etbiente. (Sitten Keinem ©eijt
mürben grabe tiefe glücflicfeeri Betfedltniffe mehr abgezogen
afö angefpornt haben. ©.'S Schriften ftnb wclfach gum
©egenftanb ber Erläuterung unb gu 2(:tfnüpfung aflbetifcfeer
unb pfeilofopfeifcber ©cbanfen gewählt worben, feine ©ebiefete
r)at man tn SJRufif gefegt, bie fdt)6nflert (Situationen in fei«
nen Sßerfrn unb ifen felbff in Silbern vielfach hargefteüt.
©.'S äußere (Srfcbeinung mar fo fdt)in , wie bie feine* ©el-
ftes; man toergttet) feine berrlie^ert ©eficfetSgüge unb feinen
männlich kräftigen Äörper mit ben Darftellungen beS ttpols
Ion unb in fpdtern Saferen mit benen beS 3eu6, mie fie
uns baS grieefe. Eltertfeum uberliefert bat. DaS feerrlicfefte
Denfmal, welcfeeS ©. gefefct morben, ifi JMtfvptyM mit
einem Äinbe" ton Bettina von 2Crntm , bie finnigfren Siebe Ss
briefe eines jungen geijtoollen SRdbcfeenS an ben fcfeon greU
fenben Dichter, mit bem Jjcuer ber 3ugenb ünb ber Stein*
beit eines jiinbeSbergenS gefeferieben. 3n feinen legten Ce«
benSjabren bot ©. fetbjl noefe eine ÄuSgabe feiner fämmtlü
efeen SBerfe »eranfraltet, meiere fpdter auS feinem wob>
georbneten Nacfelajfe noefe verbollftdnbigt morben ftnb. Sine
neue XuSgabe ifl unter ber treffe. Sein ffiriefwecfefel mit
©cbitler, Belter u. ber gleichfalls butefe ben Drucf Oer»
uff entliefet morben ifl, entfedlt feoefeft intereffante 23cmerFun=
gen unb Eufflärungen über feine fcferiftftrllerifche SEfedtigfeir.
3u ben leferreicfeften unb merfwürbigften ©ebriften in biefer
SBejiefeung gehören aber unter antern 3- galf'S „©ötfee auS
näherm persönlichen Umgänge bargcfieUt", unb Gcfermann'S
„©efpräcfee mit ©ötfee". (Sine Sufammenflellung ber ©ötfee'*
fefeen ©tfertfien unb ber auf biefeloen ftefe begiefeenben ©chrifs
ttn, Äupferfticfee unb muftfalifefern Gompofitionen gibt
Döring'« „©ötfee'S geben".
tiwtljm (bie), einet bet mäcfetigften altbeutfcfeen 83öl*
fcrftdmme, treten guetj: 215 n. ßfer. in ber ©efebiefete be*
beutenb auf, trugen nacfemalS gum Umfhirg ber rem.
SRacfet bei unb feerrfefeten in ftranFrcich (©allien), ©pas
, nien unb Italien, eigne ©efefeiefetfefereiber ber ©otfeen auS
fpä tcrer Seit führen ben Urfprung ifereS UolfS auf bie ffan-
btnaoifcbe £albinfel gurücf unb noefe gegenwärtig gibt eö
in ©efeweben ein SBeftgotfelanb unb ein £>|rgotfelanb. 83on
hier auS feilen bie Gothen in brei gafergeugen nach ben
SJtünbungen ber SBeicfefel fiefe übergefiebelt haben. Den
üftamen ber Söejls unb Oßgotfecn follen fie fcfeon auS
ihren urfprünglicfeen ©i^en in ©fanbinaoirn mitgebracht fea-
ben , unb ta baS britte bet errodfenten ©efeiffe auf bet über«
fafett juruef geblieben, fo foU bie 9Rannfcfeaft bejjelben unb
bie naefeber auS ibr ermaefefenbe Nation ben tarnen ber
©epiben, b. b. 3auberer, erhalten haben. 3m Anfange
bet grifft. 3eitrecbnung werben ©otfeen 1» ben ©egenben
um bte untere SBeicfefel gefunben, unb von biet brachen fte
nachher auf unb manberten faft überall ftegtettr) unb bie
Siöiferjldmme, auf melcfee fte fließen, mit fiefe eerbinbenb
unb fortreifienb, nad) bem feferoarjen SReere ju. ©ie rour;
ben ju einet gtoßen unb roeitbin fetrrfefeenben 836lferfcfeaft,
unb halb brachen fte unter ihrem Äönigc Änima in bte rom.
9rot>injen oerfeeerenb ein unb feferitten über ben 2>niefh
unb bie Donau. Vergebens fuefete ber rem. Jtaifet DeciuS
fie mit SBaffengemalt gurücf jutreiben ; et mürbe gefcfelagen
unb fam entliefe felbft in einer ©cfelatfet (2dl) gegen bie
©otfeen um unb fein Nachfolget fafe fiefe gu ben fcfeimpflicfe:
ften SriebenSbebingungen aegmungen. @S mürbe ben ©otfeen
ein jdbrlicbet Tribut gugejtcbert. Um. rceitcflen befente ftcb
bie SRatfet ber ©otfeen im 4. 3aferfe. unter ihrem Jtinige
Ärmananct) ober $ermanricfe auS, beffen Sroberungen fid>
von bem fefemargen Speere unb ber Donau über bie Döl-
bau, SBalacfeei, Ungarn, f)olen unb Greußen, bis an bie
£>|tfee erfheeften. Die ©otfeen waren ber eirjie beurfefee
SJolfSflamm, weichet bie tferiftlitfee JReiigion annabm unb
ber S3ifcfeof UlfilaS bet in ffahren wofenenben ÜKöfogotben
überfe|te um 360 baS Neue Üeftament in bie gotfe. ©prachr
unb erfanb gugleicfe bie erfle beutfefee ©efertibfeferift. Die
beiben -paustt heile bet ©otfeen, bie Cftgothen ober ©teu
tfeunaet unb bie Sßejtgotfeen ober Sferrminger würben oon
ocvfcoictenen Ä6nigSgefcfeledfetern befeerrfcht, nämlich jene oon
ben Ämalern, biefe Don ben ©alten. 2CIS gegen Cntte
beS 4. 3ahrh. bie .pttnnen (f. b.) mit unwtbetfrefelicfeer
©ewalt gegen bie Dftgotfeen anfturmten unb biefe wieber bie
2Bejtgotfeen brdngten, fefeieften bie Ic^tcrn eine üBotfcfeaft an
ben Äaifer S3a(enS nach Äonflantinopel mit ber äöitte um
3(ufnafeme jenfeit ber Donau, welche man gewähren mußte
©ic würben aber »on ben t&m. ©tattfealtern bebrüeft un?
rdefeten ftefe mit ben SBaffen. Äaifer äJalenS geg ihnc:;
entgegen, würbe beftegt unb Fam felbfi um. 2Rit SRübc
gelang eS feinem Nacfefolger 2feeeboftuS, bie empörten ©otben
gu fcfewdcfeeit unb gu berufeigen, intern er ifenrn üferacien
einräumte. Die Dflgotfeen, welcfee .'iSü an ber Donau eine
große Nicberlage erlitten hatten, gingen tfeeilS nach Älein
offen # tfefilS fcfeloffen fte ffefe ben .punnen an. Ttuft neue
erhoben ficfe bie Sßeffgotben unter iferem großen Ä6nige Älc:
rieh, ©riecfeenlanb würbe uerfeeert unb geplünbert 410
{Rom erobert. (©. klarier).) Nacfe bem früfeen Stöbe TLla
rieh'S warb beffen ©cbwager Ätfeaulf Ä6nig, welcher bie
©cfeweiler beS r6m. ÄaiferS .ponoriuS feeiratfeele unb bann
naefe ©allien unb ©panien gog. 431er grünbeten et unb fein
Nachfolger 2BalIia baS große weftgotfe. Neicfe, beffen
^)aupt|labt 2ouIoufe war' unb beffen legtet Äönig Äobericb
711 gegen bie auS Xfrifa einaebrungenen Araber jieL —
Nacfe bem Sobe beS ^unnenfonigS Attila (f. b.) waren
bie JDftg otfeen wietcr unabfedngig geworben unb erhielten
SBöfenfüje in ?)annonien unb ©laroonien unb 3abrgelber »en
Äonflantinopel. Nacfebem aber baS wefrrim. Neicfe *7(
burefe Dboafer gefallen unb biefer fiefe gum Ä6nig »ort 3ta
Iien gemacht hatte, reigte ber ofhom. Äaifet 3eiio ben Äü
nig bet ßftgotfeen, 2feeoboricfe, nacfe Stätten gu gtchr.
Dtefer fliftetc ein neues oflgotfe. Äeicfe, gu welcfeem auch
bebeutenb« Sfeeile DeutfcfelanbS gehörten, unb würbe 4.»
gu SJaoenna als Äönig »on 3talien jefrönt. 2h«>boncb
beftfeufete nach Ärdften Äünfle unb ffljiffenfcfeaften» futfete
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«Ott
245
Oötter
ben Werbon unb ©ewerbfletp ju fielen unb bureb weife @e*
fefce unb ©nrichtunaen bem neuen <3taate längere Dauer
ut fiebern. Sennoch hielt ftcb berfelbe, nach ifieobcrich'ö
lobe, 526, nur noch furje 3eit unb erlag 533 ben beeren
bei ofjröm. Äaiferreich«.
<r?ott, baS übermenfchlicbe, völlig manaellofe, ewig le-
be nb ige Siefen, welches bureb feinen aflmdchtigen SBiüen m
unenblicher SBei«beit bie SBelt unb ben SRenfcben föafft unb
erbdlt, unb ba« fich bem SRenfcben, bem e« von feinem eignen
SBefen gegeben, au« freier ©nahe mittbetlt, ftcb ü>m offene
bort unb babureb benfelben fetner eignen SJoUf ommenb. eit unb
©eligfeit nähet bringt. Sie wahre Stetig ton ift ti,
welche biejenige gebre vom göttlichen SBefen entbdlt, welche
©Ott felbft in feiner Offenbarung bem 9Renfcben von ftcb mit*
getbeüt bat. ©ott ift iundcbft ©cböpfer unb erhaltet ber
SBelt unb be« üRenfcbcngefcblecht«, unb jwar 33cibe« au« eii
geriet freier SBillen«beftimmung, alfo aus üiebe, unb wirb in
biefet ffleuebuna ber Sater bet SRenfcben genannt ©eine
unergtünblicbe ifiebe beftimmt ibn aber aue$, jundchft bie
SRenfchen al« SBefen, welche über ihren eignen 3uftanb 85cj
roufjtfetn baben, nicht in ber 83ereinjelung, m weiset fte
bem 3rrtbum, ber ©ünbe unb bem 2obe verfallen, weil
fte ein eigne« ©cbeinleben gegen ba« allein ewig wabte 8e<
ben in ©ott ergreifen, beharren ju laffenf fonbern inbem et
felbft fid) berabldgt, fte ju fieb heraufjuueben. fte vom 3rr*
tbum, ©ünbe unb 2 ob ju erretten, unb fo ifl er bet Qu
I6fer be« SRenfchengefchleebt«, al« welker wir ihn in bet
9>erfon 3efu ßbrifti verehren, 3n ben brgnabigten 2Ren*
fchen, ben Gbrifien, lebt er nun fortan, wie fte tn ihm, in*
bem ber Grift be« SRenfchen feine« göttlichen Urfprung« ftch
bcwufjt unb baburth geheiligt wirb, unb fo ift er ber r)ets
lige ©eift, unb bie^Kenfcr)en felbfi erbeben ftcb jur ©e*
meinfebaft beteiligen. Siefe ber cbri|tlichen {Religion
angehörige 8ebre t>on ber Sreieintgfeit ©orte« (f. Drei) ifl
cielfacb miSverfianbrn unb in golge biefer SRtSverftdnbniffe
beftritten worben, obfehon fte allem geeignet ift, eine wür*
bige SBorftellung vom SBefen ©orte« ju geben.
Da« Safein eine«- ©orte« anjunebmen , bringt ben SRen*
fchen nicht Wo« bie überjeugenbe Äraft ber Offenbarung, fon*
bern ift eine unabweisbare goberung ber Sßernunft, bte ficb
felbft bei bem ungebilbetften SRenfchen geltenb macht. Sie
StorfteHungen t>ön ©ott fömten unvollfommen, finbifcb, ja
falfcr) fein, aber fte ftnben ficb bei allen auch noch fo rohen
SJölfetn. 9cur wenige, nicht auf einer niebrigen Gulturftufe
ftebenbe, fonbern bureb. vtebifebe ßafter jur 2l«erbeit herunter
gefommene ©tdntme bat man entbeert, bei benen fit^ -feine
<£»ur oon einem ©lauten an ©ott vorfanb, fowte e« einj
jetne in Sunben unb 8aftern untergegangene Subioibuen gibt,
welche ficb jur $8efcf)n>icbtigung ihre« empörten ©ewiffen«
überreben motten, e« gebe feinen ©ott, benn fie füllen,
tafj ein ©ott, mit beffen Ännabme ficb ber SJegriff bet
©erec^tigfeit oerbinbet, nur ein fürchterlicher fhafenber SJidhs
ter für fie fein f6nne, fo lange fie in iljrcn ©ünben »ers
harren, ©olc^e SKenfefien bat man fltbeijten genannt.
S3mrunft unb Offenbarung lehren, bafj e« nur (Sinen ©ott
yebe-, aber bie ftnnlicbe Sorffedung hat bei vielen SJolfern,
äu benen ba« iiebt ber Offenbarung noch nid»t gebrungen
ift, jur Annahme mehrer ©öfter verleitet, welche Annahme
?oI»tbei«mu«, JBielgitterei, genannt wirb, ffiialjrc
{ßernunft unb Sieligion lehren ferner, bafj ©ott ein SBefen
fein müfje, welche« über bie ftcfctbare SBelt ergaben fei, fo
bajj biefe nur bureb feinen SBiQen ba fei, ohne ihn aber alt-.
balb in SZicbtS verfinfen müfjte; bennoc^ hat bie ungebilbete
9)bantafte SBelt unb ©ott häufig alfo vermengt, tan man
bat göttliche SBefen mit bet SBelt, b. b. bet SMelbeit bet
einzelnen Singe, für gleicbbebeutenb genommen bat, welche
Stiftung al« $anthei«mu« bezeichnet wirb. 25er nienfcb-
liebe SSerftanb hat ficr) bei ber unbebingten Jobetung ber
Qernunft )ur Annahme ©otte« nicht begnügt, fonbern hat
ba« Safein beffelben ftcb, &u beweifen gefuebt, welche« nur
bann )um nicht felbft gotte«ldfterli$en Unternehmen wirb,
wenn von ber gröfjern ober geringem SBolIftdnbigfeit eine«
folgen iSeweife« ber ©laube an ©ott nict)t abhängig ge-
macht wirb. Senn ber mcnfcbliAe befcbrdnfte S3erftanb wirb
niemal« ba« unenblicbe SBefen ©otte« völlig ju begreifen im
©tanbe fein unb baf>er jeber berartige SJewei« nur unvolls
ftdnbig au«fallen f innen.
<&ötter unb ©ött er lehre. Sie SJorfteBungen, in
welcbe bie fDrenfcben ihre religiöfen ©efühle unb ©ebanfen
cinf leiben, ftnb ein cbaraftenftifche« 3ei^(n be« Qulturju«
ftanbe«, in welchem fte ftcb befinben. 2(m meifien gilt bie-
fe» von Sölfern, welche ihre {Religion nicht einer unmittet*
baren göttlichen Offenbarung ju verbanfen haben, bei be=
neu bet h^rrfchenbe S3olf«gcift allein e§ ift, ber ficb in ben
Sagen von ben ©öttern unb in ber ©cr>ilberung berfelben
ausbricht. 23ährenb bie göttliche Offenbarung, wie fie ftcb
unter ben Suben au« ben dltefien Seiten erhalten bat/ ftet«
nur ba« Safein @ine« ©otte« gelehrt unb jebc biefe« böcbfte
SBefen verförpernbe unb babureb jum SWenfchen tierabue«
henbe Siorftellung abgewehrt bot, pflegen alle {Religionen,
bie ba« SBerf ber menfchlie^en ^hantafie finb, mehre unb wer«
febiebene ©ötter ju lehren unb bilblicb bar}u|tellen, weil bet
Serftanb be« SRenfcben ju fchwacb ift, bie entgegengefegten,
fcheinbar einanber manniebfaeb entgegenfhebenben &rfcheinun>
f\tn in ber finnlicben unb ftttlicben SBelt auf dtxn böchfte« SBe«
en ju beuchen. Gr« ift eine naheliegenbe unb geläufige S5or*
flcüung, ba§ fich ba« SRenfchengefchlecbt in beit einjelnen
SJölfern auf dbnlidje SBeife au« einem ber 2hicrhcit faft
aleichf!ehenben ^uftanbe ju immer größerer geifüger SJolls
rommenheit entwickele, wie wir biefe« bei jebem einzelnen
SRenfcben wahrnehmen. Sie fo unenblicb verfchiebenen SUöU
fer ber ©egenwart, von bem tbjerifeben geuetlänber bi« jum
feingebilbeten Europäer, fcheinen für jene S3orfteüung 3eug>
ntf? abzulegen. Sierfolgen wir aber ben ©trom ber ©e--
fchichte bis hinauf ju feinen in eine nebelhafte gerne ficb
verlierenben Ouellen, fo treffen wir fchon in Seiten, welche
über unfere Seitrechnung bhtauSliegen, ein geifiige« Safein
ber SBÖlfer an, welche« jwar von bem unfern ganj ver«
fchieben ift, aber feine«weg« in aDen ^Beziehungen bet Jtinb«
r)eit ober gat ber 2i?ierheit fich annähert. SBtt ftnben bei
ben Snbem unb Gbinefen, bie, fo wenig guverläffig auch
ihre eignen Angaben übet ihr 2fltcr fein mögen, boch gewiß
ben ftuheften Seiten angehören, eine Salbung, welche aua>
nicht im entfemtejten auf einen ben aftif. unb ametil
wilben Sölferfchaften ähnlichen Suflanb hin weift, fonbern
vielmehr für ein völlig au«geoiU>ete«, ja in feinet SBeife
vollenbete« geiftiae« Safein fpricht. Sie religiöfen 83orfteU
lungen biefer SJölfer ftnb baber auch fetne«weg« fo finbifch
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Götter
246
Götter
unb töricht, wie biejenigen bet fogenannten rotlben Böller,
beim nicht allein fabelt fte eine große AuSbilbung unb eine
alle 8ebenS»er&iltniffe burebbringenbe unb geftaltenbe Straft,
fonbern in ben jablreidsen heiligen ©ücbcni bet 3nticr fm>
ben fia) auch eine große Antafil oen Anfcbauungen unb 8eb»
rtn, welche mit ben eifcabenften ÄuSfprücbtn beS Gbrijienj
tbumS übereinflimmen. #ietj}u fommt noch, baß man ge»
wiffe "Ku^crltdjfctten bet cbriftlicben Religion in ber inbifeben
wieberjufinben geglaubt bat, unb auS biefen ©rünben fca>
ben ftcb Siele bewogen gefunben, anjunebmen: bie inbU
fche unb anbete matte bcitnifdje Religionen befidnfcen jutn
Äbeil au§ ben legten Rejten einet urfprünglict) »on ©ort
bem ÜRenfcben (oiclleidjt bei bet ©tböpfung) mitgeteilten
Offenbarung, welche atlmdlig, inbem baS Reicb bet ©ünbe
ftcb ausbreitete, immer tiefet unter m endliche ©orftetlun»
gen oerfanf, bis fte burü) 2)?ofe3 unb (St)riftuS erneuert würbe.
teuere gorfdjungett übet baS ganje geiftige Dafein fo-
wol , als "befonberS übet bie Religion beS inb. 83olf eS , jei»
gen mit ffieftimmtbeit, baß biefeS feine ©Übung unb befon»
berä bie einzelnen ©oUfommenljeiten feinet Religion einet
tiefen ^aturfenntniß ju »erbanfen habe, welcfce burdj
ein finniges, ftefe bet ungefterteften ©ettaebtung mit ©elbjt*
aufopferung bingebenbeS SBefen um fo leichter erreicht würbe,
a(3 in golae bet wabrfcbeinlicb febon in ben früheften 3«i*
ten auS (?roberungS$ügen tntftanbenen Jtajienehnbeilung, bet
geiftig aufgeweeftefk Xübcil beS ©olfS in völliger SRuße unb
iRangelloftgfeit babtniebte unb bie gewonnenen Jtenntniffe
unentwegt von {Batet auf ©otyn fortpflanze. DaS ganje
beibnifebe Altertum bei Snbiern, geifern, Agpptern, ©rie»
eben unb Römern beruht auf einet Staturanfchauung, »reiche
nicht nur beim äußerlichen liehen geblieben, fonbern jum Sbeit
febt tief in baS 3nnere bet Ratur eingebrungen wat. Die
ursprüngliche CueUe biefeS ^)eibentbumS wutbc abee bei ben
©rteeben felbft uergeffen unb fo bilbete ftcb bei biefem Sßolfe,
welches ben regften ©inn für ©ebönbeit hatte, auS ben un«
förmlichen ©eftalten bet alten Raturreligion eine nut butcb
bie ©efefee bet Schönheit befiimmte ^bantajtettligion, in bet
fieb bet altertümliche Urfptung unb ©ejicbungen auf Ra«
turweiSbeit fa(l gae nicht mehr erfennen (äffen. Die Ratut
tft bie erfte unb »oü"fi<tnbia,|le, wenn auch bunfle ßfenba*
tung ©otteS unb baher wttb eine »oturtbeilSfteie, ftdb> un»
befangen bingebenbe Anfdjauung bet üJatur auch ju S3or>
fteü*ungen über baS göttliche SBefen führen muffen, welche
ben böbern Crfenntmffen nicht ganj unangemejfen finb, bie
auS einet Offenbarung entfpringen, in ber ©Ott als ©ei|i
jum SSenfcben getebet bat. äste tieffinnig abet bie Ra«
tutanfefaauung bet al taftat. SBöifcr war, ebenfo ungebilbet
war it>re $b<»ntafte, unb bab_cr finben wit neben teinen unb
würbigen reliaiöfen getjren bie aQerrobefien, gefcbmacflofeften
unb fd)mujigjten Borfietlungen. Dhne näher auf ©cur;
tbeilung beS SnhaltS bet oerfchiebenen ©örterlebren ein 51t--
qehen , wollen wir biefelben, wie fte ben bifiorifcb wichtig;
ften SBölfem eigentt)ümlicb gewefen unb jum Äbeil noch
finb, in einer furgen überftebt barfiellen.
Die in ben heiligen ©ücbern bet 3nbtet, ben SBebaS,
enthaltene Religion jeigt beutliche Spuren einet aUmälig
gefebebenen VuSbilbung, unb eS haben ftcb in 3nbten felbft
tm Eaufe ber 3«tt perfcb.iebene religiöfe ©eften b«"uSge.
fleüt, welche jeboch burdb gewiffe gemeinfehaftliche ©runb*
porfteflungen jufammengeb^alten werben. JDberflet unb erßer
©oft fp allen JBra^ma(f. b.), ber ©rofje, ber Beud&tenbe,
urfprünglicb unter bem ©ilbe ber ©omte oerebrt ober biefe
felbft oorfieQenb. Derfelbc wirb aber batm auch als erfte
Offenbarung bei göttlichen UrwefenS unb alS Schöpfer ber
SBelt mit Stira unb SBifcbnu {ufammengefteUt, unb es
gibt )wet oerfdbiebene ©eften: bie ©i wat ten, welche x>ox-.
jügtieb ben ©iwa, unb bie SBifcbnuiten, welche »orjüa.-
licb ben SBifcbnu oetebten. ©tjmbole beS ©iwa, be§ 35c
leberS, beS 3etfi6terS unb beS geuerS (tnb ein mit ber ©ptfcc
aufwärts gefebrteS (bie $(amme ootftellenbeS) Dreiccf (A >,
fowte bie ©efrhlechtSglieber, welche bie 3eugungStraft rer
finn liehen, ©^mbole beS SBifcbnu, beS ©rbalterfl unb
Durc^brinaerS, {tnb baS 3eidben beS SBafferS, ein um(v:
wanbteS Dreied (y) unb bte (auf bem SBaffer fchwim.
menbe) SotoSblume. Die ©ernannt beS ©iwa ijt Äali,
bie 3 fit, bie XlleS jerftörenbe, bie ©emahtin beS SBifcbnu
bagegen ©rt, bie ©lücffeligfeit, ober Caf fchmi, bie ©cb6n;
hett. (ES gibt einen weiten iRptbenfreiS, welcher oon ben
jebn ©erforperungen beS SBifcbnu in 3$ier> ober SRenfcben«
geftalt erjäblt. Vtne fotehe ift auch bie in ben ©ubbha
(f. b.), ben 'Stifter beS ©ubb^iSmuS. 2Cuf?et biefen brei
ober Ren @ott bei ten, welche jufammen alS Srimurtt, b. t).
ber Dreibaupftge, bargefteHt warben, fommen in ber inb.
Religion noch eine UruabJ niebrigee ©ottbeiten oor, oon
benen bie mannichfaltigften ©agen, tbeiis flnnreicbe, tbeilS
wiberliche Ausgeburten einer jugeOofen unb ungebilbeten
^Obantafte entbaltenb, berichtet werben. — Die Abbilbun;
gen, welche ftcb auf religiöfe ©egenftanbe hejiehen, entheb ;
ren aller ©cbönbett unb finb jum Sbeil obfcön unb wiber;
wartig. 9lacbfieb"ibc 2fbbilbungcn ber brei inbifeben $aupt;
gottbetten ftcHen biefelben mit ihren Attributen bar. © r a b m a
bat oier Jtopfe unb oier Arme, feine ^>&nbe halten ein
Statt beS bctligen ©ucbeS, ein ©efaß beS heiligen ©ange*-.
B r a I m 0.
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«utter 24« Götter
roofftrt, welches ju relfgi6fen SBofchungen unb beim C
teSbienjte gebraucht wirb, einen Stofenfranj, beffen fleh
SB f f dj n u.
3nbier wie bie Äatbolifen beim Webet bebienen, unb ei«
nett Siffel, mit bem baS SBeihroaffer auägegoffen wirb.
© i » a.
» SBifcfenu f>d(t eint SBurffeheibe (G&afra), eine Schnede
(Ghanf), eine Jteu(e (©abha) unb einen JtofoSbaum Ofabha)
ober eine SotoSblume. Siwa cnbiich t>at brei Äugen, mit
benen er in bie Vergangenheit, ©egenwart unb Sufunft
blieft; er hält einen nach oben gerichteten ©reijae? (Sinn»
bilb teS geuerS) unb einen Strang. £)ie intifche {Religion
le^rt Unjterbli$feit ber Seele unb zugleich Scelenroanbe=
rung, inbem fleh beim SEobe bie 'Seck t>om Seite rren>
nen unb in einen anbeut Seib ubergehen fo'J. SDie &cu
ter werben burch ©ebete, SBafchungen, jÖpfcr, SBaBfar/r«
ten unb befonbcrS burch fBüfjungen (ogl. Safir unb
©omnofopbifren) geehrt, ©er JBubbhiSmuS fobert nor
oHcm Xnbern gute SBerfe, ©ittenreintjeit unb fromme ©eftn:
nung. daneben empfiehlt er bie Ghelofigfeit unb oerbietet
ein lebenbeS SBefen ju töbten. (S. äöubbha.) Sie SRelU
gion ber 2)fchainaö ober Dfchiniten unb bie ber toi Mi *
ober todiüler jmb erß fpäter, jene etwa 500 to. (Styr.,
tiefe um 1500 n. Uhr. entftanben unb zeichnen fid? burch
Steinhett ber Sehre aus. SDie uralte tnb. {Religion (oergl.
3nbien) hat jid; bis auf unfere Sage trog ber ®emü«
bungen, fowol oon Seiten ber ÜSohammcbaner als ber
Ghnften, fte *u »erbringen, erholten, namentlich barum,
weit ihr, wie [eben bemerft, tiefe SRarurfenntnhJe ju ©runbe
liegen, in beren Scfifj bie $riejrerfafre ber flJrahmanen fid)
wemgjtenS noch ftum iJficil beftnbet unb bie oon tiefen oou
jeher benufet würben, um fid; unb h)ren Sehren beim SJolfe
ein unerfchütterliched 2(nfet)en ju oerfchaffen.
X>tm Urfprunge nach ebenfalls auf Sßaturanfchauung
beruht auch «H* perf. Seligion. 2>ie ©eflirne unb
namentlich bie Sonne nebfi ben planeren waren bie frühe:
ften ©egenflitrbe reltgi&fer Verehrung. 9iachmalS aber würbe
auf biefe religi&fe ©runblage oon bem weifen 3 o r o a fl er (f. b.)
in ben r)eiltgen Suchern be$3enb»Hoe(la eine Sehre auf*
gebaut, welche offenbar ben ^auptjwec? hft, jur fittlidhen
2fuSbilbung beS SRenfchen beizutragen unb unabhängiger
oon einer im $intergrunbe liegenben SJaturwetSbeit ifi. 25aS
©ute unb baS S35fe wirb als aufrretenb in Sicht unb gin>
jternifj bargefhUt unb in ben SRotben ber Werfer ber Äampf
beiber principe mit einanber gefcbilbert, welcher mit bem
entliehen Siege beS ©ufert enbet. Sin unenblicbeS Urwefen,
Serwane Bferene, erzeugt ben £>rmujb, baS «prineip
beS Sicht* unb beS ©uten, unb ben Ehr i man, baS ^rintip
ber ffinfternijj unb beS »&fen. 3« einem 3eitraume oon
12,000 3<>h»n geflieht ber Äampf ber betten entgegenge*
festen principe unb werben vier oerfchiebene gleichlange $j)e»
rioben unterfchiebetu 3uerfl herrfcht ©rmujb allein, bann
beginnt Shriman mächtig ju werben, fleht bem £>rmujt
gleich, gewinnt fogar bie Übermacht unb wirb entlieh oon
biefem unb burch feine eigne 2lrgli(l überwunben unb felbft
wieber gereinigt. Die Schöpfungen beS £)rmujb finb bie alle»
ftchtbaren JMngen eignen jerwerS, bie Sbeen ober Seu
len berfelben. Xhriman fcfjafft bagegen bie £ewS, £ä>
monen ober SBefen ber ginfternip, unb (teilt feine Scbö:
pfung ber ^inflernip ber Sichtwelt beS £>rmu}b entgegen.
2Mefer hat bie (5rbe unb baS ^imme(Sgew6lbe gefdjaffen.
©er ©ipfcl beS JBergeS 2(lborbfch reicht empor bis »um
Urlicht unb tft ber SSohnft^ beS Crmu.jb. SBon ihm fuhrt
bie Srucfe Sfcbinewab nach bem $immelSgemolbe S)o>
robman unb über biefe fl3rüc?e gehen bie Seelen ber front*
men Wmfdien in ben Gimmel ein, wdhrent bie ter fcbtea>
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Götter
248
Oötter
ten von ifor b>rab in ben2tbgrunb Dufaf jrürjen, wo ^
riman ^au(l. Die fed^S Planeten würben al« 8mfd;a«>
panb« »ereb>t, bie bem JDrmujb am ndcbßen (hbenben
gicbtgeifrer. ÜRitbra b«eß ber ©eift, weiset bie von JDr«
mujb fommenben gerwer« ju benÄirpem leitet, welche fie
beleben foHen. 3m Urflier, ben äDrmujb erjeugt, waren
bie Aeime ber ganjen Äirperwelt niebergelegt. Äbriman
bereitete tbm ben Untergang; aber au« feiner regten ©cbul»
ter ging jtajomort«, ber Urmenfcb, unb au« ber linfen
©cbulter bie ©tierfeele ©ofeberun bervor, welche bie ganje
lebenbige Schöpfung erjeugte unb ben Aaiomort« tibtete.
Dod; jeugfen ftcb. au« biefem «Wefcbja unb 9Refd;iane,
fra-3 erjte nod; unffbulbigc ÜRenfchenpaar, welcbe« burcb 3ty>
riman jur ©ünbe »erloeft würbe. 2Cu"e Bilfer ber &:be
flammen von biefen ©eiben ab unb ibnen fenbete jDrmujb,
um fte ju erretten, ba« Siebtgefefe be« 3oroafter, welkes ftc
jur Steinbeit unb einigen ©eligfeit fubrt. (Sinfi, furj vor
iflblauf ber 12,000 3ab", wx bem ©turje be« SKeic^eS be«
ttbriman, fenbet jDrmujb ben ^roptjeten ©oliofeb, wel»
cber alle ßebenben jum Ketdje be« Drmujb befebrt unb bie
SEobten auferweeft. (SBergl. ©ebern.)
3u ben am »ollftdnbigfien auSgebilbefcn Scaturreligio»
nen gebärt bie ©itterlebre ber alten tfgppter. 3b" ®it»
ter waren ftnnbilblidpe DarfreHungen ber ©efHrne(f. #gpp>
ten) unb ber nad; ber ^Bewegung ber ,§immel§firper georb»
neten 3eiteintbeilung, unb bie religiifen £anblungen, welcbe
in ben Stempeln vorgenommen würben, fowie bie 2Jh;tben,
waren ©»mbole naturwiffenfebaftlicber &batfad;en, gewiffet
#immel8begebem)etten u. bgl. Da bie ^rieflerfafte ben tu
gentltcben ©inn ber getyre gebeim ^ielt, fo »erfebwanb ber»
felbe allmdlig ganj au« bem JBewußtfein be« SSolfS, unb
wabrfdjeinlicb verlor fid; auch bei ben einft fenntnißreieben
3Prte|tern mit ber Seit ber wiffenfcbaftlid;e ©inn, fobaßt bie
dgtjct. Religion unb bie beiligen ©ebtduebe ibre urfprüng»
lidje SBebeutuna »ittig verloren, unb nun um fo abgefdbmacf»
ter unb finnlofer erfebetnen mußten, jemebr man fidE> ÜJfübe
gab, fte dußerlicb genau in ber überlieferten ©effalt ju er»
palten, ebne ju bulben, baß ftatt be« entfebwunbenen ein
neuer ©ebanfe in fte r>inetndetegt würbe, wie biefe« bei ben
©rieetjen gefebab- (Bgl. ttgpptcn, 3pi«, Hnubi«, 3fi«,
SDfirt«.)
Die ©ejiebung ber grteeb. unb r im. ©6 tt er jur 9?a»
tur war nur febr oberflächlich, obgleiob unleugbar vorbanben.
Durch ben freien gried;. ©eift ift bie altafiat. ©itterweit viU
lig umgeftaltet worben, fobaß faum noeb einr 3tbnlid;feit ju
erfennen tjl. Dodj motten fidj bie altertbümlicben, auf
naturwiffenfdjaftlitber ©runblage berubenben SKptben unb
(Zeremonien wabrfcbtmlicb noä> in ben 2Rpfierien (f. b.)
berfelben niebt mebr
auch p ben SRi»
MM uv», ...w». ~.»,v .y.v - Jdtter mtt ben gried;.
' in ttbereinfKmmung brauten unb bie gried;. ©itterfagen auf
tbre (Sötter übertrugen. Daber haben bie meiften biefer ©5u
ter einen gried;. unb einen lat. tarnen. Die iffentlicb c«r--
ebrte gried;. ©itterweit »erbanfte it>r Dafein tjotjüglid; ben
großen Didjtem |)omer unb £eftob (f. b.). Dtefe \)aU
ten bie ©itter wte erbabene, burtb ©ebinbeit, Jtraft unb
TOacbt auSgejeidmete ÜRenfcben gefd;ilbert, weld;e mit biefen
fetbft in tbeil* freunblicben, tbeil« feinbltd;en SBerfebr traten
unb an ibren ©d;idfalen ben lebbaftejlen Xntbcil nabmtn.
Den ©ereebfen fegnen bie ©itter, ben ^reuler berfolgen fie,
aber fte b^ben aud; fclbfl menfd;(icbe ©cbwäcben unb ttu
benfebaften. ©ie treten fogar in StebeSoerbiltniffe mit ben
©terb(id;en. ©o würben bie $eroen (f> b.) gejeugt, von
benen bie »ornebmßen ©efcblecbter ber ©riedben unb Slimer
ihren Urfprung ableiteten. Die SRgtbologte ber ©rieeben
unb Winter erjdb't nid;t nur bie ©agen »on ben JBerbdlt;
niffen ber ©itter unter einanber unb ju ben ©terblid;(n,
fonbem aud; bie ©agen von ben Sbaten unb ©cbidfalen
ber ^eroen unb itjrer erften Stacbfommett. Die $oeten
febmudten biefe ©agen weitläufig au«. Qi fommen aud;
©aßen cor, welcbe barauf binbeuten, baß bie 9)frfonen einjl
berubmter unb toetbienter 9)?cnfd;en, wenn aud; nid;t tum
©tauben an gewiffe ©itter, Sierantaffung gegeben Ijabrrt,
bod; mit biefen in ber $olge für gleicbbebeutenb genommen
worben ftnb. SKan fprad; »on ©eburt«orten ber ©itter, ia
fogar von folgert jDrten, wo ©itter geworben unb begraben
fein foQten. Die ©itter fpeiflen Vmbrofta unb tranfen 9leftar,
trugen, wenig(!en« jum %t)til, Jtleiber unb golbene, mit
©d;nellfraft befeelte, ©d;ube; fte aenoffen beö ©d;lafe«,
wenn fte beffelben aud; nid;t beburfttg waren, ladjten,
fd>rieen aud; wol vor ©djmerj, ermübeten ftd; unb febwu«
ren bejm ©tpr, bem gluffe ber Untenreit. Die iltejtcn
©ottbeiten ftnb ©da (bie Grrbe) unb Urano« (ber $tm>
mel), we(d;e bie Sitanen, Sptlopen unb 5o cfoton =
cbeiren (4>unbertarmige) erjeugen. Bora SJater wrftoßen
entpiren fte ftcb unter bem 2ttanen Ärono« (3eit), ber
mit feiner ©dbwefter JRbea bie itroniber. jeugt, bie ber
S3ater alle gleid; naty ber ©eburt oerfd;lingt. 3eu« nur
wirb burd; bie Si(i t>er 9tr)ea gerettet unb mtt ihm aud; bie
anbern Jtroniben; biefe bemdebrigten ftd; nun ber #errf<baff
Ärono« foU nad; rim. ©age al« ©aturnu« in bie @e*
genb, wo nacbmal« SRom gegrünbet würbe, ju bem gleid»
fall« gittlid; verebten Jtintge 3«nu« gefommen fein. 3u>
piter ober Bett« beißt SJater ber ©itter unb 2Renfd;en,
feine ©emablin ift 3uno ober ^ere; SReptun ober 9>o--
feibon i(l ber Sfrtrx t)ti SWeere«; ?)luto ober HibeS §vn>
feber ber Unterwelt. Qx beißt aud; 5)lutu8, al« ©eber be«
OfetdbtfjumS , unb feine ©emablin i(t ^roferptna ober
?)erfepbone. Äpollo, ?)bibu8, Jbelio«, lenft ben ©onnen»
wagen; Diana ober ttrtemi« ip bie ©ittin ber 3agb;
ÜRtnerva, %>aUai, Ätbene, bie jungfrdulicbe ©ittin ber
SBei«beit; 9Rar« oberere« ber ©ort be« Ariege«; SSenu«
ober Xpbrobite bie ©ittin ber ©ebinbeit; Bulcanu« ober
£epbdjto« ber ©oft be« $euer« unb ber bilbenben £ünfle |
2Berturiu« ober kernte« ©efebu^er ber ÄauPeute, aueb
ber Diebe; Befta ober #eflia ©d;ü<}erin be« bdu«licben
©lud«; 33acd;u8 ober Dionnfo« ©penber be« SBcinä
unb ber $reube; Gere« ober Demeter bie ©ittin be« gelt:
bau«. ZUt bi«ber genannten werben ju ben obern ©Ott >
betten gerechnet. Die niebern ©ottbeiten würben tbeilä
al« Diener, tbeil« al« {Begleiter ber obern ©itter oorgefiellt,
tbeil« aud; al« unabbdngige, aber weniger allgemein vereinte
gittlicbe 9Befen. 3u ibnen gebirten: Aurora ober 6o« (bie
SRorgenritbe), 8urla ober Selene (STOottb, oft mit Diana
gleicbbebeutenb), 3ri« (ber Siegenbogen), £eto ober Üa=
tona (bie «Kutter ber Diana unb be« HpoOo), Hmor ober
Cro« (ber 8iebe«gort), SJellona (bie Ärieg«gitttn), 4>ebe
(welcbe ben «Jceftar crebenjte), ÄSfulap ober 3t«flepicä
(ber ©ott ber ttrjte), Sri« (bie ©ittin ber 3»ierrad;t),
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Ctötter
249
Oötter
iionmiü ober che (tue ©lücfigcttin), JEfjemiä ober
£ife (bte ©ereebttgfett) , 91 e m e f i § (bie SBergettcrin) , $ l o r a
(bie Siu meng 6t tin), gama (bas Gerücht;, bie SReer»
giftet (Dfeano«, 3>ontoS, Slereuö, Sortis, 9>roteuS, Sri*
•?n, ©cpDa, bie Sirenen u. a.), bie fcanbgötter ($an,
Jaunen, ©ilenen, £erminu§, glora, 3>riapu$ u. a.), bie
Sinbe unter ber Jperrfcbaft beS ttotuS, bte gurien ober
Jrittmjen (bie Racbegöttinnen), bie Ratten (bie ©ebteffafö«
(Mimen), bie .poren (Seitgott innen), bie @r «uteri ober
liraritinnen (£ulbgöttinnen) , bie SRufcn (©ötttnnen ber
Äünfie) u. a. 2tn bie ©ötter reiben ftcf) bie Jperoen: $er»
ituS, »eQeropbon (f. $egafu«), #ercule8, SErjefeu«,
Ä Argonauten, bie troianifef)en $elben (f. SEroja),
PtometbeuS u. a. — 'älle einzelnen Setter unb .peroen
beS röm.«grircb. TfltcrthumS, bie einigermaßen wichtig fmb,
. iben befonbere ÄrttEel unb in biefen ftnbet man bie cor*
• hehlten Stilen ber grieeb. ©itterlebre. 3>ie grieef). Jtunjt
.:t?err lichte biefe ©ötter; prachtvolle Stempel mürben ge»
baut unb herrliche ©tatuen ber Gitter aufaefteHt. Die
V:cfie, welche btefelben ju ©ebilben ber Schönheit umges
galtet hatte, würbe jeboeb auef) nebjl ber mächtig empor-
biür)enben $bilofopbie Ur fache be§ SBerfaU« be6 ©lauben*
im bie ©ötter. SÖäfjrenb nämlich bie $f)ilofopf)ie richtigere
3oeen über bas wahre Siefen ber Gottheit oerbreitete, fuhr
bie fot\it fort, bie ©ötter jmar mit allen Sorjügen, aber
auef) mit allen Schwächen ber ÜJIenfcbcn auSjufiatten, unb
bic ber SBiflfür ber (nicht mehr in religiöfem Knfet)en flc=
fcenben) 25icr)ter preisgegebenen ©ötter gerieten immer
met)r bei ©riechen unb Römern in 2Ri8acf)tung. 33alt>
Raubten bte ©cbilbetcn gar nicht mehr an fte, befon«
ttri ba auet) bie SRrjflericn nicht würbigere S3orfteü"ungen
über bte ©itter mitrbetlten. StbeibS roenbeten fte ftcr) ber
Tbitofopbie ju, tbetis aucr; anbern Religionen, wie benn na:
^entlieh fca-3 3ubentbum unb fpäter oorjüglicb ba8 <Shrif!en>
tbum »tele Anhänger unter ihnen gewann. £>ai offenbarte
oeieben oon ber Sierachtung, in welcher bie öffentliche Reit»
$ion »erfunfen war, trat barin auf, baß man nicht nur
rrirftief) ausgezeichnete 85erftorbene , wie ben RomuluS un^
er bem tarnen J&uirinuS, Hierunter, Gäfar unb ÄuaufiuS,
•onbem aucr) bie fcblecfjtcn iflacbfolger Xleranber'S be« ©roßen
unb fpäter bie fcblccbteflen unter ben ftttenlofen rim. Jui
ern noch bei gebjeiten in bie Reibe ber ©ötter aufnahm,
bet Äaifer Galtgula lieg fogar fein $>ferb in baS yüu
rrcoOegtum aufnehmen. Solche ©ötter tjielten ftcf) jwar
lange, fonbern waren balb wieber oergeffen, aber bie
Reibung ber Religion blieb biefelbe. 9toct) oiel fcbneUee
.:rce biefeS ^)eibenthum ber ftcb allmälig auöbreitenben
: illliet)en Religion erlegen fein, wenn nicht bie gajierhaf:
ta unter ben 2Renfd)en bemfelben geneigt geblieben rodren,
»eil fte in ben r-aftern ber r)cibnifcr)cn ©ötter eine Ttxt
Mi Sefebeinigung für it)re eigne ©ct)lechtigfeit fatiben, unb
triebt bie Jtltigften unter ben Reiben im JBeftfc einer
;:ofopbie gewefen waren, mit beren #ülfe fte iebe 8te(u
:on entbehren ju t innen glaubten, inbem fie 2tHe8 für S3c»
;tug gelten, worin fieb ein mehr a($ nKnfd)lict)c& 2Biffen
übet bai ffiefen ber©ottbeit auöfpract).
iSährenb ber Gang, ben bie ©efcbicr)tc beS fDtenfcben»
e(t)t* genommen, Unfern ©lief auf biejentgen SJölfer
cnfte, beren ©ötterleljre wir Weber betrachtet traben, i|l ti ba»
astUw.-Cono «Cer. 11.
gegen meb.r baterldnbifcbe* 3nteteffe, butcb welches wir un*
aufgefobert fühlen., nott) bie ©Ötter in Setraebf ju jieben,
welche einft von unfern beitmifeben Uroatern oereljrt würben.
Unter ber norbif(f)en TOpthologie verfteht man ju>
ndcfjft bie ©ötterler)re berjenigen aerman. SJölferfcbaften,
welche bie SQorfabren ber ie&igen ©fanbinaoier unb 3'iiän«
ber waren. 3ebocb fommen aQe german. 8Jölferfd)aften in
ihrer Götterlchre überein, unb cd erhielten nur in ben »er
fdriebenen £iale!ten ber oerfebiebenen beutfd)en (Stämme bte
g?a men ber ©ötter oerfebiebene SuSfpradpe, auch würben in
anbem Gegenben anbere Gottheiten oorjugdweife verehrt, unb
jeber beutfobe ©tamm mochte bie uralten Sagen in befon
berer ©eftalt heften, obgleich biefelben Qinm Urfprung bit-
ten. t)it münt liebe Überlieferung, welche bie ©öttcrlehre
fortpflanzte, mußte notbwenbtg mannicbfaltige Umgeftaitttn.
gen berfelben }ur golge b^ben. Erinnerungen an bte alten
©ötter beft&en bie german. SBölfer noch in »erfchiebenen Orts-
namen unb in ben tarnen ber SBochentage, welche oon ben
Gittern, benen fie gewibmet waren, benannt worben finb.
2)er Sonntag war ber Sonne, ber Montag bem üftonbe ge^
wibmet. £)ingtag heißt im Qrnglifcben Sueöbap, von bem
©otte Sluiäfo. 35 en SJJittwocl; nennen bie cjngläriber noch
SSebneSbar), b. h. SBobandtag. 35en 35onnetätag nennt bat
gemeine S3o(t in 3)eutfd;lanb noch gegenwärtig 3bur$tig
unb in @ng(anb beißt er ÄburSbap, welche tarnen ben Sag
beS Sbor bezeichnen. Der Göttin greia war ber Freitag
gewibmet.
Such ba-3 german. .peibentbum beruhte urfprünglid) auf
einer 9taturbetrad)tung, bte aber roher war, als biejenige,
welche ber inb. Religion }u ©runbe lag. £ne altgerman.
Götterlebre trägt baS Gepräge ber wilben norbifchen SSelt,
welche bie german. Sölferfdpaften in ihren SiSobnftfecn um<
gab. SJor Sieginn ber iefeigen SBelt gab ti nacr) ben alU
german. Sagen eine fübL iicr)twelt, 9CRu5pellhctm, unb
eine nörbl. hiebet weit, 92ift t> eim ; ein Ttbgrunb lag ;wt>
feben beiben SBelten, ba, wo bie tetjige Schöpfung fleht.
Hui ber 9eorbwelt fhömte ein falter Strom, ber tn bem
Xbgrunbe ald Q\i ftcf) ablagerte unb ihn fo erfüllte; aus
ber Subweit famen geuerfunfen geflogen unb bie #ifee ber
Sübwelt erjeugte auS bem Sife ber 9torbwelt ben Riefen
£)mir unb bie ib« nä^renbe ituf) "Äubumbla. 3enet
jeugte au« ft* felbff bie Reifriefen, ba§ ©efdjlecbt ber
^>rimtr>urfen, biefe lecfte an bereiften Salzfteinen unb
bilbete fo ben Suri, beffen ©ol>n JBor war. SRit ber
Riefentocf)ter öelfla z«ugte Cor bie (alö ©ötter wehrten;
Söhne öbin, SJili unb 2Be, wetdje ben Riefen $mir
erfchlugen. 3n feinem Stute ertranf ba6 ©efct)led)t ber
4>rimtburfen bi5 auf einen (Sntel ©mir'*, welcher mit feu
nem 2Beibe entrann unb ein neue« ^>rimtburfengefchlecht
jeugte. Zui bem HUifdje be$ ©mir machten bie ©öbne
S3or'$ bie fugelrunbe <5rbe, au4 feinen ©ebeinen %tU
fen, auS feinem ©cbäbet ben Gimmel, au5 feinem SJlute
bie ©ewäffer ber €h:be. 35ie geuerfunfen, welche au*
ber ©übwelt b«rübergefIogen, erhielten bejKmmte ©teilen
unb fo entfianben bte ©efiirne. bitten in ber Sßelt
erbauten fteb. bie Äfen, b. t). ©itter, «Sgarb jur
S33ot)nung. 83on ber bewohnbaren (?rbe, ber SRittelbefcfH:
gung, tWibgarb, würben bie Riefen burcr) SSerfcrjanjun^
gen abgehalten, welche au* Dmir'3 Äugenbrauen gemacht
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CJotter
250
Götter
würben. 3m Snnern ber erbe, beut ftleifdje »Dmir'a, ent.
ftanben bie -Xlfen, benen bie ©6tter SJerfhmb unb ©e$
ftalt gleich SKenfcben gaben. 66 gibt bunfle 2flfen, weldje
ba§ Jiitbt beS Sage« freuen unb ba&et mit -ftnotueb. btffel»
ben in bie ßrbe fieb »erbergen, unb gicbtalfen, welche im
britten #immel BibbUin (SBeitblauer) Ubtn. üb« btm
Tit'cri reifte in ber fcuftwelt SSinbbeim Rauften bie ben
Stfenfcben freunblid) gefinnten 83anen, weldje mit benXfen
erft in ©trett, fpatet aber in grieben lebten. %m ©tranbe
beSSTOeere« ftanben jwtiJBdume, 3fc «Jfcbe) unb Gmbla
(<£xk), benen gab Dbin 2ttb,em, ,§omr Geif! unb gobur
gute garben , unb olfo würbe baS erfte SDtenfcbenpaar. Gin
großer 2Beltbaum, ©gbrafil, flebt übet bem Jörunnen bet
Urjeit, beffen brei SBuneln fieb ausbreiten bis ju ben ®öt»
tern, ben Kiefen unb i>el ($6u"e), beffen ©ipfel übet bie
Aimmel emporragt, beffen ämeige fieb über bie 23elt et»
ffreefen. 'än ber einen äBurjel liegt ÜWimir'S JBrunnen
ber aiSeifhcit, an ber anbern bie -Quelle, wo fieb ber 9?atb
ber ©öfter t-crfammelt. Die dornen: Urb, SBerbanbi unb
©fulb", JBergangenfyeit, ©egenwart unb äufunft, ßcigen
•i
Ii: liil
WM
Gönne.
©öftern ber alten Deutfcben , 2COt>ater unb JBater ber <3ce»
Ietv genannt, war ber ©obn Söor'3, ßbin. ©o nannten
ib.n bie granfen, wÄbrenb er bei ben Sadbfen 2B ob an, bei
ben ©otben ©oben bief. (5r blatte ein acbtbeinigeä, niim
mer ra|lenbe§ 9ioß, ©leipnir, unb ein immer mit gün*
(ligem 2Binbe fegelnbe§ ©ebiff, ©fibblabnir. 3m $tU
benfaale SBalballa in @lab$b«im, wo ©bin roo^nt,
f.: mm ein fieb um ihn bie gefaQenen gelben, welche bie
SBalf prien (fcobtenwäblerinnen) tom ©djladjtfelbe führen.
ouJ biefet CueHe empor unb bienen ben ©ftttern. Die
SEotbtet bet Kiefen 91 ott (9la$t) jeugte mit bem Zfen
D ellin gut (Dämmerung) ben Da gut (Sag). ©bin gab
bet Butter bai 3to$ fl! cifma t?ne, welcbeö fdjaumenb ben
SRorgentbau erzeugt, unb bem ©oljne baS iKof? © 1 a n j •-
mäbne, weifte» £uft unb (?rbe mit ©tan} erfüllt. (Stn
SFfann, SMunbilfari, Ijatte jwei feböne hinter, bie JtoaV.
tet nennt er ©ol (©onne), ben ©obn 9Rani (SRonb) unb
von ben übet folcjbe SBermejfenbeit erzürnten Wittern werben
biefe an ben $tmrael gefefet. ©o( muß mit ben $cngfien 3:1=
»erbrennet unb gtüfcwad? ben ©onnenwagen fahren, 9Rani
ba§ ©efrirn be$ 9)fonbe3 leiten; ©onne unb SOTonb werben
auä ben gunlen ber ©übwelt gebilbet. Ser bet ©onne
jleb^t bet ©cbjlb ©»alin (Äübltt), wenn biefet tin|t berab--
falit, i(t bad Snbe bet SBelt ba, welcbe in Jener aufgebt.
Die S3ilbet, welcbe ftcb bie alten Deutfcben von ©onne unb
SDlonb machten, jeigen »on ienet nur ben entblöpten Cber^
fitpet, wä^rtnb ber SDlonb, in Jtleibet gefüllt, in ganjet
Sfigut etfe^eint. Die JDb.ren ber Sbiorbaut, welche ibn be»
betft, tagen über fein ^>aupt empor. Der größte unter ben
TO o n b.
^ier fampfen bie Äelben, aber ibre SBunben beilen balb wie
ber unb bann fpeifen unb trinfen ftc mit äDbin. SBrr nid?f
tapfer fimpfenb auf bem ©cblac^rfelbe fiel-, fam rtae$ bem
Äobe in bie ewige 9tacbt 9Jiflbeim8, unb baber fugten bie
gelben ben JEob in ber ©db.lacbf. Son feinem SRamtn l«--
ten ftcb no* »iele !Drf6benennungen ab, wie ber äDbemr . '
in Reffen unb Stoben, bet ©ubenSbetg unb Dbenbtrg bei
griljlar in Reffen, ber JDbenfee auf Jünen unb nnbere
Die Ängelfacbfen bitbeten ibn als einen gebarnifebten »Kann
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Ctötter 251 ©otter
Götter 2
in ber Siebten mit tintm breiten ©chlachtfcbwert, in ber
ßirtfcn mit einem ©cbilbe, auf welkem bet JDonnerteil ab*
gebilbet ifl. ©bin ifl einäugig, benn baS anbete 2£uge fefetc
et jum flfanbe für einen JEtunf auS SDlimir'S SBeiSbeitS*
brunnen. 2Bie beS ÄriegeS, fo ifl et auch bei SBeiSheit
unb beS ©efangeS ©Ott. SJfit JDbin oft verwecbfelt i|i
SKuiSfo obet SCeut, bet ©Ott bet ©etedbtigfeit bet alten
SDeutfcben, von welkem biefe felbfl, als intern ©tammvater,
ben 9tamen boten. (5t foK nach eigentümlichen ©agen
nuS bet (5rbe entfproffen fein unb einen ©obn, SR ann, ge*
jeugt haben. £>er Dienstag, bet ihm getoibmet war, beißt
(\v.&. r-.iKjstua, b. b- ©ericptStag. (?r würbe vorgefietlt als
ein ehrwurbtger ©reis mit langem ©art, in S£t>terfcae ge»
bünt unb einen ©cepter ttagenb. - Der Donnergott SEh or
war ein ©ol>n Dbin'S mit bet (5rbe (3orb), ein gewaltiger
.Stampfer gegen bie Kiefen, mit benen bie 3fen in, fortwähren*
bem .Kampfe tagen unb beten ©enealogie unb JEbatigfeit von
ben getman. Solferfcbaften in ebenfo mannigfaltigen ©agen
abgerjanbelt würbe, wie biefeS mit ben Xfen bet gfaQ war.
Die 2tfen finb bie guten, freunblicben ©Ortzeiten, bie fRit>
fcn bie böfen, fernblieben, unb beibe fieben in vielfeitigem
SSerfebr miteinanbet. abot fämpft mit bet SRibgatbfcblange,
erfcblagt fie am <5nbe bet SEBelt, flirbt abet felbfl in golge
tr>ve5 ©iftS. ©eine ©öbne jtnb 3Wutb unb ©tarfe, feine
SBaffe ifl bet Rammet SRiolnir, bet 3trmalmer. <5r rei»
nigt bie 8uft (als ©ewitter) unb Umt-t gegen Tffr, beför*
btrt bie gruchtbartett unb verhinbert bie «gjungerSnotb. (5t
hatte im 3>empel feinen ©tubl neben bem jDbtn'S unb ttug
als 3cicben feinet äertfebaft einen ©ceptet. — grepr unb
grepa waren ©ruber unb ©cbwefler unb beibe ©öttet bet
Siebe , Jtinbet beS Cbin. Die fiiebenben fielen *u grepa,
bie fanft unb hulbvoü* ifl. ©ie felbfl vergtejjt golbene 34b3
ten um Dbbur, ibten ©emabl, bet fte verlaften bot unb ben
fte vergebens untet allen Siötfern fuebt. 3u ihr fommt bie
#alfte bet Ghrfcblagenen nach ihrer 83urg golfnvangr (Boll»
anget.) grepr baufl in Blfbcim, gibt Siegen unb ©on*
nenfdiein unb reitet auf einem 6ber mit golbenen JBorflen.
Ullur, bet SJogenfcb üfce unb ©cbritrfcbublaufer, würbe beim
3weifampf angetufen unb bei feinem Slamcn würbe gefebwo*
ren. JBallbur bewohnt SJreibablif (2Beitglanj). <5t ifl
bet be)le unb weifefle untet ben 3(fen, voller löerebffamfcit
unb von weithin fhablenber Schönheit. fiofi'S 8i|l verbirbt ihn
unb ©öttet unbSRenfcben beftauetn feinen Stob, fieimbatt
ifl bet ©ötterwaebter, bet ba6 ©raS unb bie 2Boue waebfen
bört, bei Rächt fo gut wie bei Sage ficht -unb »eniget
©eblaf a(S ein SBogel bebatf. dt lebt in bet #immelSbutg,
»o bet Regenbogen, bie ©6rteibiücfe JBiftofl, Aimmel
unb ©tbe »etbinbet. JDtt febroeigenbe ©ott SBibat m nacb
Äb.ot bet flatfjle untet ben Äfen. Sbunn ifl bie ©6ttin,
welche ben ©6ttcrn bie Äpfel bei Unfletblicbfeit reicht. SBtagi,
ibt ©ema^J, ifl bet ©Ott bet Diebtfunfl (Stagut) unb
bet fflerebrfamfeit. Äpt, fo fubn al$ weife, lenft ben ©ieg
in bet ©cblacbt. £no|j, betgtepa ZoQttr, ifl auSgejeicb:
net butdj ©ebinbeit, ©iofn bewegt ben ©inn jut 8tebe,
8ofn (Siebe) fübtt bie fiiebenben »ufammen, ffiat riebt
ben JKeineib, |>lpn wa&rt in ©efabt, ©na ifl bie ©6t*
terbotin u. f. w. ©ncr bet wicbtigflen Ttfen ifl bet febon
mebtmalS etwdbnte 8ofi, baS geuet. Qx ifl febön, abet
binterliilig, f(ug, febabenftob, SJetbetben btingenb, dbnlicfo
bem Glcment, ba8 in ibm »otgefleHt ifl. ©eine 2ttgtifl bot
2 Gottesgerichte
et t»on bem ©enu^ bed battweibtannten ^>etjen« eine« bo--
fen SBeibeS. S3on ihm flammten bie Ungeb^euet, welche, fc
fagte bie SBeiffagung, einfl ben Xfen oerbetbtieb werben
follten: bie fiel(^6Ue), bie ÜRtbgatbSfcbJangt unb ba
SBolf genttt. Die ©öfter banbigen mit ©ewalt bie Un.
gebeuet unb ben 8ofi felbfl bet in feinen SJanben fieb
winbenb nut noeb al6 (5tbbeben fidb bemettbat tnaebt. Äbtr
am Snbe bet Sage werten EoK unb genrt't frei, juglei*
brechen bie Riefen berein, ©urtur Fommt mit »erbeerenbtr
glamme au§ bet ©ubwelt, bie fi3rücfe S3ifrofl jcrbrictir,
ein SBolf oerfcblingt bie ©onne, ein anbetet ben 9Rent<,
ba* SReet, bie (5tbe, bet SBeltbaum »ettroefnet. 3luS bie*
fet SBetnichtung geb,t jeboeb eine »oHfornmenere 2Belt
t>or, in ber aueb bie 3(fen wiebet httrfdjenb auftreten unb
neue SBenfcben leben.
©ottea&itnßt ijl iebe Sejcigung eineä ©ott ergebenen unb
©ott liebenben ©emütb> £a bet wa^te Gbtifl fein ganjeä
geben, wie fein ungetbeilteß {>erj ©ott wibmen foll, fo muf
eigentlich fein ganjrt 2>afein eine fiete Übung bed ©otte$:
bienfleä fein, ©och »erfleht man »orjugSweife untet ©ottti.
bienfl nut bitjenigen hu$ etlichen £anblungen, welche eine
©ott woblgefällige ©eftnnung auSbrücfen. SOlan mu§ fith
hüten, mit bem SSorte ©otteSbicnfl ben beibnifeben Segriflf
»u vetbinben, als ob buret) Ausübung itgenb einet ^»anblung
©ott ein wirtlicher £ienfl getman werbe, benn nicht bebatf«
wie bie £>eiben meinten, ©ott be$ SRenfchen, fonbem allein
bet SRenfcb ©otte§, unb bet gtomme bient niebt ©ort, fon*
bern nur feinem eignen wahren iBeflen. SRan unterfebeibet
öffentlichen unb ?>ri»atgotte8bienfl, inbem man um
ter jenem bie gemeinfebafrlicben religiöfen Übungen ber 9Ren=
feben , unter biefem jebe t>on bem dinjelnen abgefonbert ober
mit feiner nacbflen Umgebung gepflegte fflejeigung religiöfer
©efinnung t1 erfleht
<S>oUr6fritdf. 3n ben 3eiten beä gauflrechtS (f. b.)
würben alle ©treitigfeiten nur einigermaßen miebtiger tyat--
teien burch gebbe (f. b.), nicht, wie jefet, burd) geriebt*
liehe SBerhanblungen entfehieben. Um nun nicht alle unb
jebe ©icberbeit ber $erfon unb beä (5igentt)umS in einem
ununterbrochenen unb vielfach oerwidelten ÄritgSjuftantc
völlig verlöten gehen ju laffen, beflrebte man ptp burch
ben (Einfluß ber Jtirche, wenigflenS für gewiffc »Perfonen,
ßrte, ©adjen unb für gewifTe 3«iten einen 3ufl«nb ber
©icberbeit, fobaß nicht trgenb eine ©ewaltthat ausgeübt
werten burfte, b«rt<ei$ufübren, weither ber ©ofteSfrtebe
hieß. Die ©eifitieben, von benen biefe S3eflrebungen aus*
Clingen, würben in ihnen burch ©tfa« ber gürften untere
jtü(5t. äßet fhrengen, ewigen unb irbifeben ©trafen würbe
ber ©ofteSfriebe anbcfoblen, unb mußte an allen Sefttagen,
in ber XboentS* unb faflenjeit, in ben t)eiligen Magert Frei-
tag, ©onnabenb unb ©onntag jeber SBoc^e, unb fletS gegen
?)riefler unb grauen, jum ^aerbau gehörigen f)erfonen unb
©egenfldnben, Äircben, Alöfler unb Äapeuen gehalten wer:
ben. 25er ©ofteSfriebe würbe guerft burch einen JBifcbof im
11. ^ahrh. in Aquitanien auf ©runb eines SöriefeS, »el*
eben berfelbe vom Gimmel erhalten ;u haben behauptete,
unb noch in bemfelben Sahthunbert fafl in allen cbriflUcben
Sdnbem eingeführt.
©tjtt«gfricl)tf, ©otteSurtheile ober JDrbalien,
von bem altbeutfcben «Borte Crbel, b. h- Urtbel, waren
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Gottesgerichte 253 Oottfried von Bouillon
trjema!« gebräuchliche ©criebte, in benen man ben {Bewei«,
ob ber eines ÜÜerbrcdjcnä Hngeflagte febulbig oter nicbtfcbul«
big fei, cer ©ottheit anbeimfiellte, ingäflen, wo menfcblicbe
Jtiujbcit jur Eirforfchung ber SBabrbeit nicht au«reicbte.
Sffiart fefcte btn Tlngeflagtcn einer wirflieben ober »ermeintli«
eben Sefabr au« m bent ©lauben, baß tcr gerechte unb
liebcnbe ©ort bem Unfcbulbigen in feiner Motb beifteben,
ben Verbrecher aber berberben (äffen werbe. Sehr häufig
murb« bem 3nf lager unb bem Hngeflagteo bie Entfcbeibung,
iNlcber »on JBeiben Siecht habe, bureh ben 3weifampf
übertaffen. Scr 3weifampf würbe in biefem gatle ge.
nebtlicb angeorbnet unb bor bem weltlichen »achter abgehak
ten; ber erliegenbe Sbeil rourbe für febulbig erachtet. 2Bar
ein eiujetner 2tnf läger nicht borbanben, fo foberte rool ber
Seflagte öffentlich 3eben jum 3weifampfe auf, ber e8 na-
gea wollte, an feiner ©ereebfigfrit ju »roeifeln, um im
Äampfe mit ihm feine Unfcbulb barjutbun. {Bei fampfun*
fi&igtn ^erfonen, namentlich bei Leibern, lieg rool auch
ta?Öericbt einen 2f»fruf ergeben, ob ftch ein Streiter für bie
Unfcbulb berfelben jum Äampf mit bem Kläger fteßen wollte.
$anb fich, fein foleber .Kämpfer, fo bewie« fchon tiefe* bie
Schult ber 2fngeflagten. Sei ben ©otte«gerichten im fhren«
gern SBortflnne rourbe jeboch nicht, roie bei ben 3»ei»
lämpfen, ber Äörperfraft unb Jtapferfeit be« flngeflag«
tfn cinljinfluß gcflattet. Söcr ber SBafferpro be warf man
ben Xngellagten gewöhnlich in ©egenroart eines $>ricfler«
mit gebunbenen Ärmen unb {Beinen in ein tiefe« SBaffer
('Trohe be« falten SBaffer«) unb etfldrte ihn für febulbig,
wenn er unterfanf. 5Bon 4?eren glaubte man, baß fie leich=
ter aß SBaffet wären, ober bureh bie £ülfe be« Teufel«
fsbwannnen, unb berurtbeilte fte baber, roenn fie, in« SBaffer
seroerfen, nicht unterfanfen. ©et ber $robe be« Reißen
ffiaffert mußte ber {Beflagtc feine tfrme, ohne oerlefet ju
roercen, in beiße« SBaffer taueben fönnen. {Bei ber geuer*
probe muffte ber Hngef tagte ein glühenbe« Eifen in bie
&mb nehmen, über glübenbe ^flugfcbaare ober glübenbe
■Sehlen hinweggehen, ober angetban mit einem in SBacbS
getauchten jpembe jwifeben brennenben $oljftößen binburä>
gtben. Der geweihte {Biffen würbe bem SJerbäcbtigen
PM einem f>riejter gereicht unb man glaubte, ein ©chulbis
$n »erbe benfelben nicht beruntcrjufcblucfen vermögen ober
wn bem ©cnuß beffelben erfranfen. Sie $)robe be« bei*
Hgc» 3benbmabl« beruhte auf bem ©lauben, baß ber
Scbulbige am ©enuffie ber geweihten £ofrie fterben muffe.
Seim ©,cb eingeben mußte Scr, welcher eine« Mortc«
utbäcbtig war, bie $anb ber fceicbe be« Ermorbcten faffen,
W» Cabrrecbt bie SBunbe be« Ermorbetcn berühren
Ob aar febulbig, wenn {Blut ;u fließen begann ober bie
ifl<b.e fonfl ein ungewöhnliche« %tiä)tn gab. gieren pflegte
oan auch ju wiegen unb *u rjcrurtbeilen, wenn fie ju
't;*t gefunben würben, äwtfchcn Jtlägcr unb Scflagtcn
fjebte man auch ben Schulbtgen burcr) baS Äreuj geeicht
W mtbetfen. SOJan flclltc ©eibe unter ein .Hra;; unb ließ
P bie Xrme freujweife ausftreefen; wer juerjt bie ^)änbe
fwe« ließ, war febulbig. Äucb ließ man fie SBürfel au«
t'.ntm Ctutel jiehen, t>on benen ber eine mit einem Jtreuj
«}eit>net war unb bie Unfcbulb rmiicigte.
, flWeuh man aud) bei »crcbriflitcbert uttb noch jel<t bei
nßücben 5U6lfern @otte«gericbte finbet, fo tarnen folebe
5«P Dsmehmlich im äßittelalter in ©ebraueb, fo lange man
noch feine t>oufommcner auSgebtlbeten ßriminalgefe^gebungen
hatte. Sine mi«berflanbene grömmigfeit lag benfelben jum
©runbe unb man fiefjt leicht ein, wie burch biefelben ba«
geben eine« unfcljulbig Xngeflagten einem gefibrlicben 3u*
fall preisgegeben würbe unb febr leicht auch fich {Betrug
eirrmifeben fonnte, um ben ©cbulbigen ju erretten, ben Un=
fchulbigen ju berberben. 3nbeß Idßt ftcb nicht leugnen, baß
wol auch bie ©otte«gerichte in einzelnen gillen ihren 3wecf
erfüllen mochten, inbem ba« JBeroußtfein ber Unfcbulb bem
ifdun eine ungeroöhnliche Jtraft gibt unb ebenfo ba«
v juptfein ber Schult bie geifiige unb babureb auch bie
fcrperlic^e Äraft be« SRijTethater« nernichtet. ©chon im
Mittelalter faben ieboch bie aufgeflärtern Äatfer, foroie
mehre Zapfte bie 9BiberfInnigfeit ber ©otteSgerichte ein unb
erließen roieberbolt flrenge SJerorbnungen gegen biefelben. 2Tber
erft mit ber gunebmenben fi3ilbung rourben fie im 14. unb
15. Jahrb. feitcner. fommen jeboch noch bi« ins 18. 3al)th.
hinein bor. Xn bie Stelle ber ©orteSgerrcbte würbe burch
ba« fatuMtifche Stecht ber 9teinigung«eib gefegt, boch tarn
burch, bie allgemeine Einführung be« röm. Siecht« in ber
golter(f. b.) ein ©ertcbtSoerfabren auf, welche« ba« menfcb>
liebe ©efühl nicht weniger al« bie ©otteSgcrtcbte empört.
6oltcoUiotcnmcj ober {Blasphemie, bie verächtliche
^crabwürbiauna ber ©ottheit, i(l, ba ©ott bermöge feiner
SBürbe buraj iWcnfcben nicht beleibigt »erben fann, nicht
al« ein eigentliche« SBcrbredjen, fonbern al« eine gemein«
fcbäblidje, SJeligiojttat unb Sittlicbfeit untergrabenbe ^»anb:
(ung }u betrachten unb eben beShalb nur au« policeilicben
JKücffidbten , b. h- »m Sntereffe be« allgemeinen (Staats*
roohl«, ju befhafen. 2)ie ©träfe felbft fann unb muß in
bem ©rabe fernerer fein, \t gefährlicher ber ©nfluß ijl,
welchen eine {»crabfefeung be« ^eitigflen auf bie ©runbpfei;
ler ber jtaatlichen S?ccht«orbnung : auf Steligiofttdt unb Sitt ■■
lichfeit, b,at ober haben fann. Man tbeiit bie ©ottesidfte»
rung in eine unmittelbare, welche burch Schmähungen
ber ©ottheit felbß, in ihren brei $erfonen nach chrtftli-
chein Sehrbegrtffe begangen wirb, inbem man biefelbe burdb
2(bleugnung ihr jutommenber ober burch Beilegung ihr
nicht jufommenter, entwürbigenber Gigenfchaften herabfe|t,
unb in eine mittelbare, bie ftch in Schmähungen an>
berer ©egenfiänbe religiöfer Verehrung funb gibt. 3u bic<
fen gehören nach ben £ebrfdgcn ber fatboltfcben Äircije
außer ben Engeln unb ber Mutter Gottes bie fdmmtlicbcn
^eiligen; bei ben $rotef)anten bie {Bibel, ba« Evangelium
unb bie ©acramente. Sie ©orte«ldfierung rourbe in frü-
hem Seiten, weil man in ihr eine wirf liehe {Belctbigung be«
böcbften 2öefen« erbliche, fehr ftreng unb »war gewöhnlich
mit bem Äobe befiraft. Sie Mofaifchen ©efeße (3. {Buch
SRof., Cap. 24, JB. 16) befehlen, baß 3eber, „welker be«
£>errn Slamen läfiert" unb »war ber grembling, wie ber
Einbeimifchc, gepeinigt werben foQ. Sa« Sujlinianifche Stecht,
bie beutfeben 9?eich«gefe^e be« 16. pabrb. unb bie altern
fach f. (Sriminalgefe^e wollen bie unmittelbare ©otteSläfterung
gleichfaD« mit bem ZoU befiraft wiffen. ©egenwärtig tu
gnügt man fich faf! curdjgängig mit grciljcits^ (©efäng.
niß> ober 3uchth4u«0 ©trafen.
örnl l tVirii von 6outlidn, ber Eroberer 3<ntfalem«, war
geboren in ber Mitte be« 11. 3abrb. unb folgte feinem
JDbeim ©ottfrieb bem JBucf liehen, #crjog oon SRicberloth»
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Gotthard (Sanct-)
254
Gotthard (Sanct-)
ringen, 1076 als £erjog von Bouillon. (Fr hatte fich fcbon
bureb • $elbentbaten tm .Kampfe für Jtaifer ^einrieb IV.
berühmt gemalt, als er jum Anführer ber Jtreujritter ge*
wählt würbe, welche 1096 ben erfien Jtreujjug (f. b.)
jur (Eroberung be$ ^eiligen SanbeS machten. Orr jwang ben
Jtaifer ju .Ronftantinopel jum fBeiftanbe, gerietb aber burch
bie Sreuloftgfeit beffelben mit feinem Jpcerc bei ber {Belage«
rung von Antiochien, ber £auptftabt Syriens, in große
9cotb. £ocb bureb ba« Auffmben ber heiligen ganje (am
geblicr) berfelben. mit welcher ßfrriftuS am JKreuje verwun«
bet worben war) würben bie Äreujfabrer aufs" 9ceue fo von
SDfutb befeelt, baß fte einen glanjenben Sieg über bie Un<
glaubigen bavonrrugen. ?cun würbe 3«ntfalem belagert unb
nach fünf 2Bocben, am 19. 3uli 1099, erobert. ©. jeiebnete fieb
hierbei auf ba« vortbeilbaftejte auS. SBergebenä bemühte er ftch
jeboch, ber SButb, mit welcher bie Gröberer bie Ungläubigen
niebermefeelten, Scbranfen ju fefcen; 70,000 5Kufelmanner
würben burch ba$ (Schwert umgebracht unb bie 3uben in ib>
rer Synagoge verbrannt. JDarauf würbe @. einmütbig jum
Äönig von Serufalem ernannt, aber ber fromme Streiter
wollte an bem £>rt, wo fein (Srl6fer bie 2)ornenfrone ges
tragen hatte, feine irbifebe Jtrone tragen, unb begnügte |tcb
mit bem JEitel eine* SBcrtbcibigerS unb SJaronS be8 heiligen
©rabe*. 9?ur ein 3abr wÄbrte jeboch feine milbe unb weife
Regierung unb fchon 14 SEage nach ber Eroberung 3«nts
falemS ruefte ber Sultan von Ägypten mit einem großen
.§eerc racbebürflenb heran. <&t würbe in ber «Schlacht
bei ASfalon auf ba$ £aupt gcfcblagen. AW hierauf bi«
üreujfabrer größtenteils in ihre #eimat fich jurüefbegaben,
blieb ©. mit einem nur fchr f leinen £eere in 3erufalem ju>
rücf. Qx fefcte nun einen yarriarchen ein, friftete jwei £om>
eapitel unb erbaute im Xbate 3ofapfrat ein Jtlofler. 2J?it
bem (Entwurf weifer ©efefce befchifrigt, flarb er fchon am
18. 3uli 1100. Cr würbe neben bem ©rabe beS (frloferS
auf bem 6alvarienbera,e beffattet. 3hm bot ber berühmt*
ital. Siebter SEaffo in feinem „JBefreiten 3erufalem" ein
unvergängliches Denfmal gefefct.
(&Ottl)arö fSanct:), ifl ber Sfame beSjemgen JjfteilS
ber Alpen, welcher ben ßanron Uri von bem (Janton &ef=
fino fefreibet. Die boebfien fünfte biefe* ©ebirgeS ftnb baS
SRuttborn ober fifebiora, 9800 g., ber gibia 9730 g., bei
gieubo 8586 g. ho* unb ber eigentliche Sanct ■■ ©ottbarbS?
paß, welcher eine .£6he von 6650 g. erreicht, über bie»
fc5 ©ebirge, in welchem fich bie reijenbften unb bureb ro*
mantifche SBilbbeit erbabenften, aber auch bie febauerüch.
jlen ©egenben finben, i(t 1820—30 eine ber fcbönjlen ©erj*
(fraßen gelegt worben. Der 2ßeg über ben St. ■■ ©ottbarb
würbe fchon in ben älteßen 3«iten angelegt, auch verfebeb
bene Wale verbeffert, unb gab bie fürjetfe Äierbinbung
jwifeben JDeutfdilanb unb Stalten. Socb war berfelbe mit
fo vielen ©efahren verfnüpft, baß man ihn fehr gem ver.
mieb, feit bie Straßen über ben Simpion, S3ernharb
unb ©p lügen (f. b.) angelegt worben waren. Seit 2üu
legung ber ©ottbarbsfhaße hat ftch jum SBortbeil für ben
(Santon Uri bie 3abl ber Weifenben roieber außerorbentlicb
vermehrt, j^iefc Straße jiebt fieb in einer gange von 22
fchweijer Stunben quer burch bit Alpenfette von gluelen
am ßierwalbfiäbterfce bis JBeDenj (JBeUinjona) , in welcher
©egenb fte mit ber Jöernbarbinftraße jufammenfäDt. Auf
ber n6rbl. Seite geht fte 12'/« Stunben lang bureb bai
Ähal ber JReuß, nselche, fowie ber Sihein, bie Styone unb
ber Äeffin auf bem St.»©ottbarb entfpring^t. 3n einer ber
wilbeflen ©egenben geht bie Straße über bie frier abgebilbett
fogenannte SeufelSbrücfe. ÜRan gelangt ju biefer burch
bie Schöllinen, eine IV» Stunben lange unb fcbauerlicbc
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I
Güttingen 2
gtlfentfuft, bureb welcbe bie föeug füb jlürjt. Die TSbbiU
curia, jfiejt jroei ©rüden, nämlidj bie o(te unb bie neue
Ztuftlibtüdt , welche (entere einen Sogen von 55 g.
im ijunbmeffer bilbet unb in bet Sftitte 95 g. über bie
iSjffcrfläcbt ber JRtufj ergaben iji. Die ©trage jiebt fich
auf ungeheuren dauern, ticfjt neben bem 100 g. Folien
©offcrfoU ber 97cu0. S3atb nachher gelangt man ju bem
Urftttr* ober Urnerlocfc, einem 200 j. langen, 8 — 9
toten unb 8 J. breiten Durchgang burefy einen Qranitfel»
fett Äuf bem bocbflen fünfte ber ©trage lag früher ein
1618 erbautes Gapucinerflofler, befTen Sttöncbe, wie bie im
Mpital beS ©t.söernbarb (f. b.) bie S3cwirtbung ber
Ktifenben unb bie 3?ettung SJerunglücfter fidi jur Pflicht
cua)ten. 3« bem StcoolutionSfriege ift baS Älofter jer»
üett »erben unb baffelbe rcirb gegenwärtig nur mangels
baft bureb ein im Sommer bewohnte? SEBirtbSbauS erfefet.
2uf ber ital. ©eile liegt baS Val di Trcmola, b. b. Zlä
ccbrtcfeiiS, ber gefäbrlicbjte *£i;cil ber ©tragt/ weil er
läufig btn ßavinen auSgefefet ifi.
Böttingen, bie J&auptflabt beS gleichnamigen gürflen*
t. 'itnS, »eübe jum .Königreich £anover gebört unb in ber
Sinbbroftti ^)ilbc»l)cim liegt, in einem fruchtbaren SEbale an
t« fo)ijflwren Seine. Durtb bie ©tabt gebt ein Äanal,
cic neue Seine genannt. 2Cm befannteflen ifi ©. bureb
r«H von ©eorg IL, .König von Gnglanb unb Manöver,
jeftifttte ttnb 1737 tingtwtibte Univerfität, welker ein fcfjö*
neis ©ebäuce gewibmet ijl unb bie eine 1816 voUenbete ©tern»
matte befugt, ©ie jäblt gegenwärtig ungefähr 800 ©tubis
rmbe, bat eine fi3ibliotbel von mehr als 300,000 SBänben
unb ausgezeichnete ©ammlungcn. jju ben übrigen JöilbungS»
Jiijtalten gebort eine 1785 gejitftete auSgtieicbnttt 3nbiiflrie=
fault unb ein ©pmnaftum. fl3erut>mt ijl bie 1751 errieb»
nb 1770 ^wertmäßiger eingerichtete f6n. ©ocietät bet
Stifenfcbaften. Die ©tabt jäbtt ungefähr 11,000 ©inw.,
»riebe befonbers SEucbfabrifatton, ©erberei , SBolIenwcberei
u. f. w. betreiben. ©tarf ifi auef; ber $anbel mit Ccinwanb
unb ÜRertwürflen. Die ©tabt, namentlich bie Univerfität,
t manche nachteilige golgen von bem 1831 bier jlattgcj
babten 'Äufjlanbe erlitten. (3. opanover.)
Q^UBrrjfb (3ob. Gbriflopb), &tb. 1700 in ber 9Mbe von
Sbere} in Greußen, bejog in einem Älter von 14 3<»b«n
tic Univerfität Königsberg unb fam 1724 nacb 8eip»
; wo er anfangs als $au$lebrcr lebte, halb aber mit
Blud als afabemifeber 8ebrer auftrat unb SBeförberung fanb,
•i er 1734 orbentlidjer $rofeffor ber 9>bilofopbie würbe,
rat f?ct> unleugbare SJerbienfte um bie XuSbilbung ber
' ien Literatur erworben, inbem er als ÜJfujler baS ©tu;
t ber alten ©cbriftfleller unb ber granjofen enijpfabl
snb gegen manche ©efcfunacfloftgfcit fräftig ju gelbe jog.
fc^lug er felbji eine b<J4(i einfeitige JÄic^tung ein unb
.te tiefe mit ber fdjwerfäliigften 5)cbanterie unb läcbers
m ^oebmutb, foba§ ihm, naebbem er einige 3«it ben
errfeber im ©ebietc beS guten ©efc^macfS gefpielt, bie
jungt triftig auffhebenbe bcutfcf)e Literatur über ben Äopf
towifi. Igt fclbfl war in feinen ©tbriften b">^(r fcbwerfäU
'■■}, obne alle ^?oepe unb langweiligmütt;tern, unb um fo
itbter würbe eS feinen ©egnem, ibn in ber 'Ächtung beS
l'uMieums b«tabjufeöen, fobafj fein 9?ame fajl fprücbwirti
i jur Sejetcr^nung eincS botf)müthigen unb gefcfmwcflofen
& Gouverneur
^Debanten geworben tfl ©eine ©attin, bie Softer beS
lixu poln. teibarjteS Sulmus, mit ber er fidt) 1735 wrmä<
harte, war eine auSgejeiebnet gebilbete, ja gelehrte grau
unb febrieh an}iebenber als ihr Scann, ©ie ftarb 1762
unb balb barauf, 1766, auch ihr ©emabj.
<&öt3C (ein) ifi jeber irbifefee ©egenjlanb, bem btr 2Rtnf4»
eine SBtrtbrung joHt, »ie er fit nur gtgtn ben wahren
©Ott hegen foll. Die (jtibnifeben SJilfer fnüpfen ir>re religi6«
fen Smpfinbungen an ftnnlicbe ©egenflänbe, weil fie noch' ju
wenig gebilbeten ©eifteS ftnb, um fich bie ©ottbeit anbers als
im S3ilbe vorteilen ju Finnen. 3t ungebilbeter tin SBolf nod)
tfl, btfto robtr finb bit S3ilbtr, bie ©5fetn, unttr btntn eS
[ich baS ©ottlich, e vorließt, unb eS gibt baber fo oerfebieben»
artige ©ofetn, als eS Sulturftuftn gibt. 2Ran f)at btn fdbtug:
licbjten 2£bbilbungen göttliche Verehrung ftwiefen unb wenn
man wiche auch noch bei SQolfern finbtt, welche bereits einen
gereiften ©rab ton S3ilbung erlangt haben, fo tfl bei ©runb
nur barin ju fucr)en, baß tiefe: heu an btn überlieferten Äei*
ligtbümern um fo fefier ju bongen pflegen, ouS je alterer 3eit
btefelben flammen. Die fcbonficn unb ebelfien ©o^enbilbtr
finb bit DarfltHungtn ber ©rietJjen tton ihren ©ittern, welche
wir nod? j ein alS bie »orjüglitbflen 8ei(hingen ber bilbenben
^unfl in SRufeen aufbewahren. Der freie gticeb. ©eifi
machte fich von allen alterthümlichen SBorfleHungen loS unb
währenb würbigere 2(nfichten über baS 9Befen ber ©ottheit
burd; bie tieffinnigen ytjilofopljen ©rietbenlanbS fid; uerbrei»
teten, würben bie alten, baS ©6ttlid;e menftblicb barfleQen:
btn SorfltUungen ©egenflänbe ber Äunft, wttdbe tS wagtn
burfte, biefelben nacb ben ©efegen ber ©di6iU)eit abweiebenb
vom 'Ältertbümlicben bar}ufleUen. 9c ur bei ©riechen unb
Sfömem finben wir febone ©o^enbilbcr, alle übrigen ^ett>nb
(dien SBälfer haben nur SRiSgeflalten verehrt. S*on bie
2??ofatfche 97cligion t)ob ben ©öhcnbienfl bureb baS S3erbot
auf, fich ein iöilb von ©Ott ju machen, noc^ mehr aber
bie djrifliidjc {Religion bureb bie in ihr enthaltenen würbis
gen SorfleQungen vom SBefen btr ©ottbeit. Der cbriflliche
S3ilberbienfl ifi »war burefj bie mangelhafte IBilbung ber S3e>
fenner beS (§bn|tenthum$ oft faft in ©6|enbitnfl ausgeartet,
bit Religion aber, welche Ielitt, ©ort wobne nicht in 2em=
peln von ÜJlenfcbenbänben gtmaebt unb ©ott fei ein ©eifl
unb wolle in ©tifl unb Sßahrtjcit angebetet fein, hat foU
cbeS tDIiöverflänbnip nie gebilligt. 9licpt minber atS bie Tin-
betung tintS SSilbtS von J^olj ober ©tein ifi es ©6|en-
bitnfl, wenn btr Sftenfd; fem Ä)erj alfo an irtirche Dinge,
wie an Ghre, ©e(b ober an einen anbem 3Renfc$en, hängt,
bag er im Dienfle für biefe, feine ©6|en, bie ©orge für
fein Seelenheil vergifjt, ja wot gar gegen fein ©ewiffen r>on>
belt, um feinen ©5feen ju froh tun. Solcher nod? jefst hau»
ftg genug gepflegte ©6^enbien^ ifi bie voüflänbigfle ©ünbe,
währenb ber beS Reiben mtifltnS nur ÜEborbttt unb f>ü^f8=
bebürftigfeit nacb göttlicber Offenbarung anzeigt (SBgl. ab»
gotterei, S3tlberbien(l unb ©otter.)
©ouDerneur, fo viel wie Siegitrenbtr, ßeitenber , ijl ein
Site!, ber namentlich ben militatrtfeben Befehlshabern in
ffeftungtn, in maneben Sänbern aud} Denen trtbcilt'whb,
welchen bie oberfle Seitung einer 9)rovüt), bie bann ©ou-
vtrntmtnt heifit, anvtrtraut tfl. Steht nur bit 9Ri(i>
ta treinr ich tung unter feinem Skfel;l, fo \)t\$t er Sßilitair
gouoerneur, bagegen ßivilgou verneur, wenn bit@>
y Google
Grab (das heilige)
2&6
Grab (das heilige)
mlbebörben unter feiner £bc rauf ficht flehen. ^äuffg werben
aud) bie gurret junger ^erfonen vomebmen ©tanbeS ©ou»
oerne uro genannt. SMefelben hoben bie 3Cuffict)t über Grs
jieljung unb Unterriebt ber ibnen anvertrauten 3ünglinge.
(yrnfpredumb ijl ber Zücl ©ouvernante, ben man ge>
bitbeten Stauen gibt, welche fid? bie Erjiebung ber weiblü
djen 3ugenb jur gebenSaufgabe machen unb baber in bie
t'dufer vornehmer unb reicher Ceute aufgenommen werben,
inen niebrtgem Slang nehmen bie fogenannten öonnen
ein, welche in ber Siegel weniger bie Pflichten einer Srjie»
berin als einer SBärterin ,ju erfüllen unb baber weniger
Äenntniffe n6tt>ig baben. 3n ber franj. ©djweij gibt e8
eigne Qhrjiebungeanftalten, in welken iKäbrbcn ju bem
{Berufe ber Jöonnen unb ©ouvernanten vorbereitet werben.
©rab (baS ^eilige) wirb urfprünglid) bie ©ruft gts
nannt, in weldjer 3«fu3, na ebb cm er vom jtreu^e abjiu
nommen worben, beigefe&t würbe. SSefanntUcr) war e$ 3os
fepb wen Ärimatbia, „ein ehrbarer ^atböberr, weiter aud)
auf baS 9?eieb ©otteS wartete", ber e& wagte, ben 9>ilatuS
um ben üeidmam beS ©efreujigten ju bitten, Sachtem er
bie Grlaubntß ermatten, nabm er ben geiebnam vom .Rreuje,
wicfelte U)n m eine Seinwanb unb legte rr)n in fein eignes
neues ©rab, baS er hatte in einen Seifen bauen lajfen.
SSor bie SEbüre beS ©rabeS wiljfe er einen großen Stein.
£)a6 ©rab lag in einem ©arten. Siacbbem baS ßbrijlen*
tbum vom JCaifer Jtonjlantin bem ©roßen jur ©taatSreli»
gion beS großen r&m. SBeltreidjS erboben worben war, wur«
ben bie Orte, an benen GbnfluS für ba$ $til ber aWcnfcr)?
beit gelitten batte, alßbalb ©egenjidnbe religi6fer SJerebrung.
^e(ena, bie Butter beö genannten ÄaiferS, erbaute über
biefen Drten im 4. 3<»b*b-. SLxxd)t, bie r>Uc abgcbil*
bete Jtircbe b e ö b. ©rabeS, welche feitbem von WiU
lionen übrigen befuebt worben ijt unb nod; [eöt von unjäb,.
ligen Änbdcbtigen aufgefuebt wirb. (SSergt. (Salvarien!
berg.) Sei ber Eroberung 3irufaleme» burd> bie ©arajej
nen würbe biefe Aird;e jerjl6rt, nadwialS aber Wiebeler*
9leue in S3efi& ber ©tabt gefefct unb in berfelben M bu
pauptet, aber bie £eiligtbümer ber ßbriften finb gefront
worben, tbeilS weil bie ÜRobammebaner fcibft 3efum al8 ei»
nen ^Propbeten anerfennen, tr>eild weit fie von bem 3oD,
welcben alle iucf> 3"ufalem waßfafjrtenben cbrifHicben $ila,er
jablcn muffen, einen niefit unbebeutenben ©ewinn jieben. 3m
3abre 1809 brannte bie Jtuppel ber Äotunba, unter wel-
cher baS !;. ©rab fi<f> befmbet, ab, würbe aber batb wieber:
berge|leQt, unb a!ä 1834 ein S^cil ber Kirche bureb ein
Erbbeben ierjt6rt worben war, ertheilte ber jefeige JBeberr«
feber 3ecufa(em3, 3brabim 9>afd;a, bie Erlaubniß, benfelbcn
wieberb erjuflellen. 25eräBoben, auf welchem baS große ©e«
biube |1cbt, ijl ungleich, weit man ben b. jDrt nicht bat
verleben wollen, unb e$ umfaßt baffetbe niept nur baS ©rab,
fonbem aueb ben Ealvarienberg, ber fidj um etwa 18
über ben 95oben ber Aircbc erbebt 20aS ganje ©ebäube
bejlebt eigen tlicb au3 brei Aircben, ber eigentlichen Kirche
be5 b- ©rabeS, ber Galvarienfirc^e. unb ber Äreujerfin=
bunggfirebe. £>it grieob. ßbrijlen b^ben baS ©cb:ff ber
Jttrd;c innc, boeb finb ben rom.=fatbolifd>en unb ben foptü
fdjen unb abvffinifcben ßbrifien eigne Capellen eingeräumt
worben. £ie Einrichtung ber ittrobe beö b. ©rabeS wirb
bureb ben nacbflebcnben ©runbrip berfelben beutlict) werben.
gefieüt, al'5 bie ßljriflen in ben Äreu^ügen 3erufalem wie»
bererobert bitten. 3war t)afan bann bie Surfen fieb auf§
2lm Eingänge in bie Jcircbe muß man an eine türf. SSteobe
eine Abgabe begabten ; bie türf. äolleinnebmer bobtn baä
mit 4 bejeictjnete ©emaob inne. 3n ber 9ld&e be5
Eingangs bejeiebnet eine SPlarmorplatte (bei 3) ben
9>la(j, wo ber Ceicbnam teS ^jeilanbö gefalbt unb in
bie geinwanb gebullt würbe, hierauf fommt man
linfö in bie große unten abaebilbete 9?otunba, bureb
beren Äuppel ba« 8id>t einfallt. 3n ber SKitte ftct>t
frei baS b. ©rab, baS auS einem rotblicben, feinfor^
nigen ©teine bejlebt. 2>a§ 3nnere ber ©ruft i|l
mit 5J?armor unb mit bimmelblauer <5eibe betleibet.
9Ran jeigt aud) eine jleinerne ffafel, auf weldjer ta
geicbnam bcS ^)eilanb5 gelegen biben foll. übet bem
©rabe bangen 21 große ftlberne, immer brennenbc,
gampen, unb ein ^riejlcr fprengt auf bie nabenben
©liubigen au3 einem filbernen ©efäße aBeibroaffer
2fuf bem untenjlebenben ©runbriß bejeiebnet 1 ben
£>rt beS b- ©rabe6, 2 eine f leine, ben foptifepen unb
abpffinifeben (Ibriften gebirige Äapelle; 6, 7 unb 10
finb Äreujgange, 8 tjl baS ©ebiff ber flirre. Sil-
ber b- Helena geweibte Äirdje bei 9 ifl ber JDrt, hm
bicfelbc baS Areuj ßbrijli in einer Gtfrerne, bie M
nod) jeigt, gefunben haben foll. 9lad> bem datoarien
berge bei 5 fubren 21 Stufen empor. Warmorfdulen ftöbtn
bie 2>ecfe unb trennen jwei 2fbtbeilungtn , von benen bic
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Gracchus
25V
Grad
eine ben ©tiefen," bie onbm ben Jtat^oTif en gebirt Qin
goeb in bem gelfen vor bem grien). TUtax ift mit einem fil*
bemen Äantc eingefaßt unb bejeiebnet bie (Stelle, wo ba«
Amij gejtanbett bat. Der grieeb. «tltar wirb oon 50 immer
brranenben gampen beleuchtet. 3n ber Stühe bat ber gelfen
einen tief binabaebenben ©palt, ber bei bem (frbbeben, wel«
che« nach ßbripi Jtreujigung erfolgte, entftanben fein foEL
Sei 11 ift eine Jtapefle ber ÄatMifen. überbie« finb in
ter Jtirr^e eine SRenge einzelner jjeUen angebracht, in be«
nea pcb SRoncbe aufzuhalten pflegen. Äuger ben ermähn»
ten jeigt man an oerfchiebenen ©teilen im 3nnern ber Kirche
noch mancherlei heilige Orte unb ©egenfianbe, j. JB. eine
marmorne Saute, an welcher ßbriftu« gegeißelt worben; bie
Stelle, wo <§b"fiu$ ber ÜRagbalena erfebienen; bie iV ge-
nannte Säule ber Schmach, auf bie 3«fu« ftch bat fefeen
muffen, ali man ihm bie SDornenfrone auffegte. — JDa bie
Seife nach »Paldftina mit vielen SPlühfelig^feiten unb ©efab*
ten oertnüpft ift, unb befonber« bura) bte türf. #errfcbaft
in $aldffina ungemein erfebwert wirb, fo fam fchon im 15.
3ahrh- «in reicher JBürger, nachmals JBürgermeifier ju ©ür»
ftj in ber gauftfc, ©eorg emena) (1422 — 1507), auf
ben ©ebanfen, in einer 9cacbbilbung ber b- Orte, biefe
ben fibtiten ju orrfmnlicben. Derfelbe reifte jwetmal, 1465
unb 1476, nach 3<rufa(em, nahm alle SJfafjc genau nach
ben borligen Angaben unb führte nun bei ®orli&, mit @r»
luubniß be« tBifcbof« oon Reifen , feinen »Plan au«. Q'mt
i leine Ährehe, jum h- £reu}, unb bie 9tacr)ahmung be« h-
©rabeJ felbjt finb bie wicbtigften ©egenftünbe ; bie C?ntfer*
nungen ber h- Orte finb gehörig nach Schritten abgemeffen
unb biefe Drte felbft auf oerfebiebene SBeife bejeichnet. ©e*
amwärtig erfct)eint bie gange Anlage atd eine (leinliche unb
ärmliche Spielerei, aber man muß ben frommen ®inn be«
onjiere« anerrennen.
©racelju» (Siberiu« ©emprontu« unb ffaju«), jroet au«,
gezeichnete JR&mer au« einem ber ebelften ©efcblecbter ber
wm. Sepublif . 3h« SRutter , bie burch, tbre grauentugens
ben berühmte Gornelia, eine 2Eod)ter be« ältern ©tipio, er*
a"yn S6hne, in henen fie ihren fünften Scbmucf unb
erbliche, auf ba« forgfdltigfie. Sibcriu« Semproniu«,
ihr neun 3ahre älter al« fein 53 ruber, hatte ftch alt
Jtrieaet bereits vorteilhaft auögejeicbnet unb oerfebiebene
^ct)jt ehrenootle StaatSümter befleibet, al« er, ergriffen ton
ter «Roth, in welcher bie drmere S3oIf«claffe fchmachtete,
unb um ber Stttenloftgf eit »u fteuern, welche bie golge je«
ner Stoib war unb bem Staate felbft 83erberben brohte,
W um bie ©teile eine« IBotfStribun« bewarb. SRit biefer
ffiurbe war Unoerlefclichfeit ber »Perfon oerbunben unb fo
tarnt« tt ©. wagen, nachbem er jene 133 o. <5br. erlangt
hatte, bie Erneuerung eine« alten ©ergebenen ©efefce« in SJor;
MMlB bringen, nach welchem fein SJurger 9tom« mehr al*
WO Wer oon bem ©emetnlanbe ttt Staat« heften foQte.
Vergeben« wanbten bie Weichen unb SJornebmen alle Sttit:
tri an, um bie Äbfiehten ©.'« ju hintertreiben j mit SRuth,
Äraft unb Älugheit wußte biefer alle ^inbemiffe ju hefte*
gen*, t-oS ©efeh ging burth- heftiger würben bie
Somebmen burch einen neuen ©efehoorfthlag ©.'« erbittert,
^<h rotlchem bat SoK ©elh jur Änfchaffung Oon Xcferge:
Käthen erhalten foOtt. Qt bilbete fich «ine jtarfe Partei ge*
oen ©. unb al* beffen SCribunat abgelaufen war unb «t
fich auch ffa *a» ndthffe 3ahr wieber um bafjelbe bewarb,
fam e» ju einem Auflauf, bei welchem er mit 300 feiner
Xnbdnger erfchlagen warb. 2Der Anführer ber angreifenben
»Partei, ©eipio SRafica, oon bem Senate ju 8?om felbft be*
günftigt, entging ber ©träfe. 3n bie gugtapfen feine« löru»
ber« trat GajuS ©., al« er 123 o. Qt>r. iribun geworben
war. Gr fchlug eine Xngabt oon ©efe|en oor, welche
fdmmtlicb ben Bmecf hatten, gegen ba« 3ntere|fe ber 83or*
nehmen bie ärmer n S3olf«claffen ju heben. (Jr ging noch
oiel weiter al« fein IBruber, unb ba feine Jöorfcbldge jum
Sh*il »on wirtlich gefährlicher 3fr t für ba« JBefieben be«
Staat« waren, auch unfluge unb unrebliche PJolBaufwiegler,
burch ber ©racchen JBeifptel ermuntert, eine $6bclherrfchaft
herbeüuführen beftrebt waren, fo oerliefen bie ebeljien unb
weifrften 9%6mer, welche auf ber ©eite be« dltern ©. ge>
ftanben hatten, ben jüngern, ob fchon biefer an gtdnjenben
Gigenfchaften, befonber« an JBerebtfamfeit, jenen noch ü^er*
traf. £>a« S3ol( hatte auch l22 ten @. jum Zribun er«
wdblt, aber im brieten Sahre rourbe er nicht gewählt. QU
ner oon ber »Partei ©.'« tübtete oon ungefähr einen Victor,
unh ber Gonful Opimiu«, ein eifriger ©egner ber Sioltti
partei, benufcte fogleich bie Öe legen hei t, bie SKornebmen unb
beren Änhdnger gegen bie greunbe be« ®. gu bewaffnen.
SDlit 3000 röm. iBurgern würbe t5aju« ©. felbft umgebracht
unb ber Gonful Opimiu« errichtet« ber (gtntraty einen Tempel.
<ß>tdb ift «in 9taß, welche« nur burch fein Serhältniß
ju bem oon ihm oemeffenen ©anjen beftimmt ift. ©o ). SB.
tbeilt man jeben itreiSumfang, berfelbe mag f lein ober groß
fein, in 360 £heile, nennt jeben folcben 360. SEbeil be«
5trei«umfang« einen ©rab unb beftimmt bie ©r6|e jrbe«
Kreisbogen« nach biefen ©raben. &a bie SBinfel am 2Jfit=
telpunfte eine« Äreife« pth ebenfo ber ©rofje nach oerhalten,
wie bie )wifcben ihren Schenfeln tiegenben Sogen be« Aret*
fe«, fo pflegt man auch bie SBinfel nach ©raben ju meffen
unb jagt i. S3., ber rechte SBinfel h>be 90°, weil jwei am
3Rittelpunfte eine« Jtreife« fich recbtroinflig fchneibenbe ii-
nien oter rechte SBinfel bilben, welchen oter gleich« Steile
be« gangen Ärei«umfang« , alfo jeber = "74 = 90 ©rab,
entfprechen. — ©rabe werben ferner auch bei oerfchiebenen
pbvftfalifcben 3nftrumenten nach anbern, nur auf Ueberein-
funft beriu)enben ©runbfdhen beftimmt. 7t m gebräuchlich'
jlen finb bie ©rabe be« 2!b«nnometer«. >^ier nämlich bes
ftimmt man ben ?>unft, bei welchem ba« Ouecffilber he«
Thermometer« (f. b.) im ftebenben SBaffer unb ben, bei
welchem e« im fchmeljenben Sife fteht, unb theiir ben Ob*
ftanb gwifchen beiben fünften, ben foaenannten gunbas
mentalabftanb, in 80 ©rab nach Reaumur ober in 100
©rab nach (Selftu« u. f. w. 3eber 80. Zbtü be« Sunba«
mentalabftanb«, welcher bei oerfchiebenen 3nfhument«n fehr
oerfchiebene Sängen haben fann, heift «in ©rab Stcaumur.
— 2J?an pflegt bi« ©rab« fo ju bezeichnen, baß man eine
fleine 9tu0 ret^t«.oben neben bie 3iffer, welche bie Hnjabl
ber ©rabe angibt, feftt, alfo j. SS. oicr ©rab werben ge*
fchrieben 4°. 3 et er ©rab be« .Streife« wirb in 60 SSi nuten
('), jebe SDtinute in 60 Sccunbcn ("), jebe ©ecunbe in
60 2ertien("0 eingetheilt.
föefanntlich ftettt man fu* bie Grbe, um DrWbefKm.-
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Granit 2<
fort unb fie tonnten nur in gewiflen gefegt* beftimmten
gdllen berfelben verluftig werben. Sie ftanben eigentlich
nur unter bem JC6nige, benn fein ivt-iuidn-r Sficbttr tonnte
jte ohne auetr i'jcf l:.ct3c fön. Bevollmdcbttgung jur Weint:
frfiaft hieben. 3m Stange flanben fit jwifeben ben i'Ot-m
'ptdlaten unb ben S£itulabo§, b. h. ben mit Sitein (wie
«£>erj6ge, @raf:n) verfebenen boben Abeligen. Ser Jtinig
erteilte ihnen bie Grlaubnijj, in feiner ©egenwart bat fyauvt
ju bebeefen. jtaifrr Jtarl Y. befrtmmte näher bie Gbrenrecfjte
bet ©ranbe*, bc* würben tiefe atlmdlig tut ei bie ^olitif
ber foan. Äinige ju einem wn ber Ärone burebau« abhän;
gigen #ofabeL SRan tmterföieb brei Glaffen bet ©ranbe*,
bie erjte erhielt vom £6nig bie Grlaubniß, fid) ju bebeefen,
ebe fie ifcn angerebet, bie jweite, nadjbem fie if>n angerebet,
aber e&e er geantwortet, unb bie britte, naebbem er geant:
»ortet, ©rage dr;nlid)e Gbrenvorredjte, j. 85. ber Sitel
GrceHem, waren enbticb ber überrefl ber ebemaligen ©rojje.
Sofcpb Napoleon fd^affte al* Jtönig Bon Spanien bie ©ram
be* ab, birfelben würben aber von gerbinanb YII. wteber in
ü)re JRecbte eingefefct unb nacb, brm Ksiaiuto real von 1834
würben bie SJtitglieber ber erflen Glafft ber (Sorte*, bie 3>ros
cere«, au* u)nen erwdblt. (S. Spanien.)
(Kranit, eine au* gelbfpatb{ ßuarj unb ©Ummer be=
flebenbe, ,u btn Urgtbirgen gebirige gelSart, fommt in febr
vielen ©egenben, in Seutfdjlanb namentlicb im Sc&warjjj
walbe, £arj, gidjtelgebirge, Crjgebirge, Stiefengebirge, m
tf n Alpen u. f. w. vor unb bilbet fdjroffe Berge mit fptfcen
unb (aeftgen ©tpfeln. Sie SRajfe be« ©eftein* jei$net ftcb
fcutd) ungemeine gefligfeit du« unb nimmt eine febr fcbÖne
Politur an. Gr gibt einen »ortrejTIidjen Bauflein unb wirb
audj feit ben dlteflen 3eiten ju Bilbbauerarbrit unb in au*s
aerodblten Stücfen jur $erflellung von lif* platten, Sofen,
JHetbfcbalen u. bgl. benufct. Borjftglid) benugt man ib,n
aud) jum Straßenbau. G* gibt febr verfdjiebene Arten,
bie ftcb burd* größere ober geringere geinbeit be* Jörn* uns
terfebetben. Ser bebeutenbfle ÄntrjeÜ be« ©ranit« ifl gelb*
fpatb. Sin eigentümliche« Änfet)en bietet ber Schrift*
Jrantt bar, ber fim in Sibirien unb Scbltfen ftnbet unb
;i welkem unauögebilbete ßuarjfrpftalle einjeln ober in
gleicblaufenben Knien im gelbfpatb liegen.
<&vm nennt man gtro6bnli($ alle Xrten von ©emädfr-.
fen, weldbe bie SSiefen beberfen unb unter benen ein groger
Sbeil allerbing« wirflidje ©räfer finb. 3u biefer ?)Panjtns
familie, lat. Gramineae, get?6rt eine gro^e TCmaht meifi febr
nu^barer ©canichfe, namentli(b alle ©etretbearten, ba*
3ucfenobr, »erfdjiebene ©ewurj* unb gutterfriuter unb
»kle anbere. 3m Allgemeinen jeiebnen fkb bie ©rdfer burdj>
runbe, gttpöfjnlicb tjol^le Stengel unb ^>alme au*, weltbe
einzelne JCnoten im ben, bureb, bie fie in ©elenfe getbeilt
werben, ferner burdj fdbmale, lange, unten febeibenformige
Blatter, unb buref» Sfiäpen ober tsren, in benen bte
Samentorner enthalten finb. Qi gibt nur eine fcbdbltdje
©ra&art, ben 5E au me Holet) (f. b.). 3Die ©rÄfer fommen
auf ber ganjen Srbe vor unb biiben ben gwanjigjlen Sb^il
aller befannten ©eroidjfe.
<e3raemürhe (bie) ifl ber SRame, ber txrfcbiebenen Arten
»on Singvögeln gegeben wirb, m eiche man jum .iheil tb*
ve? angenebmen ©efangeS wegen im Bimmer b^t. Sie ge<
meine ©taßmücfe, auch, SBalbfdnger, SRatbtfÄnger,
D Oraubtindten
Syottvogel, Jg>c <f enfebwifter, £ornreicb, u. f. ro.
genannt, hat einen afcbjrauen rberleib unb weipdjen Uru
tetleib. Sa* SBeibcben ifl etwa* fleinet al* bat 9)Idnn(t)en
unb b«t feine fo fcb6ne weifje Äe^le wie bieft«. SKan fjru
bet biefen SSoael in ganj Seutftblanb. <Sx fjält fieb in
niebrigem ©ebufcb unb im ©rafe auf unb jtefif im Sinter
in wärmere ©egenben. <£r bat einen bübfeben ©tfang unb
lagt ftcb leidit jAbmen. Sie gefebmä^ige ©ta*mudfe,
au* SDlüllerdben, JllappergraSmu tf e , SBei^fcbl»
eben u. f. 19. genannt, ifl etwa* ((einer al* bie oortge unb
oben rotbgrau, übrigen* ihr aber febr &mikb. Sie bat ei»
nen febr leifen aber langen ©efang, fcält ftcb in^eefen, am
liebjlen in bet 92ät>e bemobntet Orte auf, ifl aber weniger
leidbt gu ; '. men, al* bie gemeine ©raömüde. Seitenet ifl
bie gefpetbette obet fpan. ©ta*mäcfe, aud? großer
gliegenfreffer, große äSeißfeble genannt. Sie gleicbt
an garbe bem Sperber, an ©r6ße ber ©olcammer. Sie
wirb im Sauer gehalten unb ihr ©efang foEt ^ weilen bem
bet >Jia*tiaaU ahn ein. Sie gtaue, welfdjc obet weife
©raSmäefe, Spottvogel, bat einen tötblidjgtauen jDbets
leib, weifen Sau*, graubraune glügel unb einen eben fol--
a)en Sdbwang, fingt am fdbönfien unter ben ©raSmücfen
unb bilbet ftcb na* ber 9lacbtigaQ, wenn fie in ber 9Übe
berfelben hängt. Sie fdjwar jf öpf i ge ©ra*mü(fe ober
ber 3R6ncb bot auf bem Scbeitel einen runben glecf, ber
beim SRanncben febwarg, beim SBeibdpen braun ifl. Set
Obertbeil i|t bunfelgrau, ber Untertheil bcllgrau. Sabei
bat et einen bunfelbiaunen Sdbwanj unb Scbwanjfebern,
braunblaue Beine unb einem ebenfo gefärbten Sdbnabel.
«Dlan ftnbet ibn febt b^uffg in Sanbboljefn. 6r jeidjnet
ftcb bureb feinen angenebmen ©efang au« unb wirb baber
febr häufig im Limmer gebaren.
^raubünMrn obet Bänbten, na* Bem ber gr*gte
Ganton ber febwri). (Sibgenoffenfcbaft, bet von ben Gantonen
St.: ©allen, ©laruS, Uri unb Sefftno begtenjt wirt unb
dberbie* an giedjtenflein, bie Sombarbei unb 2irol jl6ßr,
entbiet auf 121 □9R. 102.000 ©nw., von benen ber größte
2b"l bie tomaniüte , ein Heineret bie tcurf*e unb ber fieinüe
bie ital. Sptacbe tebet unb von benen ungefaßt jwei Srittel
^roteflanten, bie übrigen Äatbolifen finb. Sa* 8anb wirb eon
ben mdcbtigften Alpenfetten butcbjogtn. 3m S. rieben ftdj
bie rbatifeben Alpen bin, von benen fi* mehre Arme na*
W. erjlrecfen. 3wif(Vn biefen ©ebtrgen finb beniicbe 2bä-
(et, von sabiret*en glüffen bewdffert. ^iet entfielt bet
9t he in au* bem äufammenflufi be* Borber? unb ^inttr>
tbein*, bet 3nn, wtldjet au* bem Silfetfee fommt, unb
bureb ba« flarf bevölferte Gngabintbal fließt, bte 8anquart,
ber ©lenner, welche in ben :H'h ein fi* ergießen, ünb t\"tf*;e :
bene anbere. Sie bö*ften, über 10,000 g. heben Berg:
fpifcen finb ba* 2)lofd)elborn, bet 33 er u batbin, bet Bogels
betg, ber Splügen, unb nidjt viel nitbriger finb bie Berge
£>ro, Septimer, Slaloia u. a. Sie $atut be* £anbe*
bringt e* mit n*, baf bie verfcbiebenartigflen jtlimate in
ben verfebietenen ©egenben biefe* 8anbe* berrfd)en. Bon
Bergen, bie in ewigem tfife flauen, fleigt man btrab in
üppige Sbdler, in benen man ba* berrücbfte SDbfl unb ben
vortrefflicbflen ©ein ftnbet S»an ftefjt in ®. Vörttefflicbe*
Stinbvieb, benn bie S8ieb5u*t ifl eine .pauptbeföifrigung ber
(Sinmobner; in ben raubern ©egenben Raufen Bdte, ffl6lfe
•
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unb Üudsff , unb auf ben Älpen macbt man auf ©emfen
Saab. 2>er etnft bter b*ufenbe ©teinbotf ift auSgeftorben.
ÄuSben ©ebirgen werben SRüblfteine, Äalf, SRarmor, Tito;
baßer, ©teinfoblen, JBtei, 3inf unb Csifen gewonnen; aueb
gibt d bter SRineraloueUen. Äußer mit Biebjutbt unb
rümbbau befcbaftigm ficf) bie SJewobner aueb mit -yanbel
jnb ©ewerben. Siel« treten in frembe JtriegSbienfte, unb
eine nt^t unbebeutenb« Änjabl lebt in Cruropa jerftreut ali
[»genannte ©cbroeyerbdcferj boo> lehren fie gern mit bem
Sraerb in bie ^ximat jurucf.
3u ber iRimer 3etten machte ©. einen Sheil ber Pro»
oütj JKljdtia auö unb baoon baben noo} jefct bie rbdtifcben
Upen unb baS alte ertloß StbdjinS am 92b. ein / oberhalb
(ftur, m einet wilbromantifcben ©egenb, ben Stamen. ©pds
tnfam e« bureb ben Vertrag pon Sierbun, 843 (f. jCeutfcb*
Unb), ju ©eutfdblanb. SRtt ber Seit verarmten ber vorder
mächtige Äbel unb bie .Jtlö'jter, unb bie ©emeinben, welcbe
boburtb Freiheiten gewannen , traten in brei JBünbe jufanu
nun, ben obern ober grauen S3unb (1424), ben ©otteSbauS»
bimb (1425) unb benSJunb ber äebngerio^te (1434), welcbe
M 1471 Bereinigten, ficf> fpater aiä jugewanbter !Drt an
bie febwei}. ©bgenoffenfcbaft anfcbloffen unb enblicb 1799
10 eigner ßanton aufgenommen würben. ©. bat gegen:
nwrrig eine 1814 eingeführte unb 1820 Perbefferte bemofra»
tii'cfcc Berfaffung. din großer fÄatb t>on 65 SRitgliebern
bittet in SBerwaltungös unb lanbeSpolicetlicben Ängelegenb«;
ten bie oberfte JBebörbe, wdbrenb bie eigentlichen JRegie*
runaSangtlegenbeiten bem jdbrltcb erneuerten f leinen JRatbe,
ber auS bret SRitgliebern befielt, überlaffen ftnb. 2>er Garu
ton fUQC jum ©unbeSbeer 1600 SR. unb bejablt 12,000
Stand, ffioeb, jefct wirb tr in bie brei ©ünbe eingeteilt, oon
tcnm ber graue SJunb artt, ber ©otte$bau$bunb 10'/* unb ber
3ebngerict)tenbunb fieben #ocbgericbte (Prooinjen) entt,alt.
-Dif $auptftabt be$ ganjen GantonS unb bed ©otteSbauS»
bunbeS tft Gfcur (romanifcb ßoira) mit 3400 Sinw., in eU
nein fernen Stbale, an bem Sluffe Plcffur, welken handle
■ -:i bie ©tobt leiten unb ber balb barauf in ben von hier
an für f Leine ©ebiffe fahrbaren JR^eirt münbet. 6f>ur ift
ber ®to eine* iöifcf^ofö , eines pfyilofoyfyifcrjen GollegiumS,
einer 6fonomifcben unb einer iBergbaugefeUfcbaft. Unter
ben ©ebduben »eiebnen ücö bie alte 2)omfircbe unb bie ta=
}u gehörige Eompropttet, bie reformirte Jtitcbe ©t-sSRarrin
trab bie proteflantiftf?« Gantonöfdjule auS. Übur leitet fei»
nen Urfprung ru>d) aus ber 9{6merjeit ab unb enthalt noo)
tüerbleibfel ber Skufunfl au» jener 3<it. — 3 um grauen
Jßtmbe getiJrt ber *8unbe«ort 3lanj mit 500 Cinw.; ba«
Dorf 3)ifentid mit einet SJenectcttnerabtei , beren bebeu»
tenbe literarifc^e ©cbä^e 1799 oon ben gtan^ofen jetfl6rt
tourben, unb ber 92ieber(ageert X^uftS, wo fid> bie <5rras
§m über ben ©prägen unb ben Söern^wrbin tbeiien. 3m
3<bngerio>tenbunb liegen ber 5Drt jDaooS unb baä ©tdbti
4«a äRaienfelb am Äbein. ö^ör, 3lanj unb 2Raienfeß>
jinb bie einzigen ötdbce in ©.
mtttmptn nennt man eine beliebte ©peife, welche au«
ben Jtomem be« SBeijenS, beJ 2)in!eW unb ber ©erfte ge.
tonnen »irb, inbem auf eigenen ©raupenmütilen bie ^>ülfe
^»n bm JWmern abgetrennt wirb. SfRan unterfo^eibet bie
feina fdjmecfenben SBeijengraupe von ber minber wob.l>
Wmetfenben ©erflengraupe, unb überbie« petfo>iebene Xrten
Crray (Johanna)
nach ber ©r(fje ber A6rner. S3on ber gröbern ©raupe ift
nur bie äufjerfte ©o>ale abgenommen, wogegen bie Perl-
graupe regelmdßiger abgerunbete, reinere unb fleinere Äirner
tjat. 2)ie ©raupe wirb in vielen ©egenben in groger SRenge
fabricirt unb im .<pantc( weit »erfübrt. 3n £>eutfd)lanb
liefern fie namentlio^ Scürnberg, Ulm, SBien unb granffurt
am 9Rain. 'Äuo^ ba8 beim Sereiten ber ©raupe Wpeim
genbe wirb al6 ©raupenfiprung terfauft unb »erfpeijt.
©raoitation ober allgemeine <3$mere bejeid^net
bie adgemetne Xnjietjung, welche alle 9taturf6rper nach
9)taf5gabe i^rer SKaffe unb ir>rer Entfernungen »oneinanber,
namentlich bie Seltf6q>er gegeneinanber ausüben. 2>er 9Us
turforfo>er Newton (f. b.) war ti, wettbet bie ©efe^e auf
b<«5 genauere beflimmte, nao> benen biefe 2(nveb.ung*fraft
wirft, auS feinen (Sntbecfungen bie wi$rigfien Äefultate für
bie drfldrung ber Bewegung ber ^immelSfirper ableitete,
unb babur$ ntebt nur ber $ffronomie, fonbern aOen 9<a--
turwiffenfcb,aften eine neue feitbera »erfolgte 9ricb;tung gab.
2Ran erjdblt bie Änefbote, ba& Newton bureb, ben galt et
neS Äpfel f- auf bie $rage geleitet worben fei, warum nid^t
aueb ber 9Ronb, dbnlid) wie ber Äpfel, oom i)imme( auf
bie Crbe fiele, benn ba| biefe auf ben SRonb wirfen müßte,
wußte man bereite # weil ber SRonb in feinem Saufe bureb.
bie erbe beftimmt wirb. Newton bat nun bewiefen unb
beregnet, baß niefit allein ber SRonb um bie Erbe, fonbern
aueb bie Planeten um bie ©onne beS^alb ftcij in freiSd^n:
liefen S3ab.nen bewegen, weil fie l) urfprunglidt) eine gc--
waltige ©toßfraft erbauen unb 2) pon ben im SRittelpunft
ibrer S3a&n liegenben großem Jt6rpern angejogen werben.
(©. Sali ber ÄÄrper.) Äuo> aufeinanber wirfen aber
bie Planeten permige ber allgemeinen ©ct)mere, unb hier-
aus erftdren ftcb gewiffe oon ben Äfhonomen beobaebttte
©t6rungen in i^rem £aufe auf baö ©enauefie. Die allge*
meinen ©efefee ber ©rattitation ftnb: 1) baß bie Äfrper auf
einanber im graben SJer&dltniffe i^rer SRaffen wirfen, b. &.
ein Ä6rper A wirb von }wei anbern, B unb C welcbe
gleicbweit pon A abfteben, aber von benen B noo> einmal fo
piel «Waffe alö C bat, in bem Ber&dlrniffe anaejogen, baß
B noeb einmal fo ftarf aW C wirft; 2) baß bte Äfirper im
umgefebrten S3erbaltniß ber &uabrate ihrer Entfernungen
einanber anjiepen, b. wenn in bem angegebenen äBeifpiel
B ebenfo Piel SRaffe aU C bat, aber B notb einmal foweit
als C pon A entfernt ift, fo wirft C mit piermal fo großer
Äraft, als B gegen A, unb ein JWrper E, ber breimal fo
weit als C oon A abftdnbe, mit C aber aueb gleiche SRaffe
bdtte, würbe nur '/» ber Ätaft gegen A ausüben, we(o>e C
ausübt. — Äucb ©rfebeinungen, weld&e auf ber Erbe felbft
porfommen, erfldren ftcb au5 ber Änjiebuna, mv-:*o bie
^»immelsWrper gegen bie drbe ausüben, 5. S3. Ebbe unb
glut(f. b.). (8gL ÄnjtebungSfraft.)
(6rar) (3obonna), eine bureb ihr trauriges ©cbicffal be>
rühmt geworbene .Königin pon Englanb, würbe 1537 ge:
boren unb war eine Urenfelin ^einrieb VII. ©ie jeiebnete
ftcb bureb ®cb6nbeit, SEugenb, fanfteS unb anfprucblofeS 2Je«
Ten unb außerorbentlicbe, fogat gelebrte ©Übung aus unb
bat nie bie ebrgeijigen pldne gebegt ober begünftigt, ju wel-
chen ihr Stame gemiSbraucbt würbe, ©ie borte ftcb nämlicb
mit bem t'orb ©uilforb oermctblt unb biefer war ber ©ojm
be4 unter bem fc&ipacben Äonig Cbuarb VI. aDmdcbtigen
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Gregor VII. 2
fogleicb mit ben ftrengflen Verboten gegen Simonie unb
*i>rieflerebe auf; 3<ben, ber feinen jßerboten jumiberbanbelte,
traf ber SBannflucb. SBalb barauf würbe bic 3nveftitur,
b. i). bic Sefleitung eine« ©eijtlicben mit einem 'Kmte von
einem Seitlichen (fraien), bei S3ann, forool ben ©ciftlicijcn
fie anzunehmen, als ben Baien fie ju ert heilen, verboten,
©abureb mürbe bie äöefefcung aller geifflicben Erntet vom
>J>apfte abhängig. ©. tbat alöbalb fünf Söifdjöfc unb mehre
faif. Stürbe, bie [ich beS StabrecbenS ber Simonie fcbulbig
qemaebt, in ben Sann. Jtaifec £e in rief) IV. (f. b.) aber
rummette f t d; um tiefe Bnorbnungen nidjt, behielt bie ge»
bannten 9tatr)e in feinen £)ien|ren unb fcbütjte bie S3ifdjofc
in ihren Ämtern. S3alb aber mußte ber Aaifer bie ©eroalt
ber Jtircbe auf baS fcbmerjlicbfre empfmben. @. V1J. lub
ihn 1076 »ur Staantroortung vor eine Snnotc na* .JKom,
unb als {»einrieb, biernad» auf einer (gpnobe ju 2Borm8
ben 9>apjr für abgefegt erfldren ließ, fpracb tiefer über ihn
ben SBannflud) auS, inbem er ju gleich alle U n t er t hauen beö
Jtaiferö vom ©be ber £reue unb Untertbanenpflicbt loä-
fprarb. ©ogleicb erhoben fid? aQe öffentlichen unb betmli«
eften ©egner bei AaiferS; ja bie beutfeben Sürßen, meiere
fiel) ju Appenheim »erfummelt beuten, faßten fogar ben
Sefcbiufj, baß, um bie Kube unb ßrbnung im Sfetcbe ben
»uftetlen, ein neuer Aaifer gewählt werben feilte, {»einrieb,
fab fid) nun gezwungen, allen Robmmgen ©.'8 nad^uge-
bi n , ja er ging, nur von feiner ©emablin unb einem treuen
Diener begleitet, im SBinter über bie Xlpen unb erfdnen
vor bem tapfre als SJüßenber unb ©ittenber. ©. mar
auf bem Scbjoffe Gtanoffa, unb hier mürbe {»einrieb enb«
lieb,, in ein härenes ©eroanb gef leibet, mit naeften Süßen,
naebbem er brei Sage lang im {»ofe beS <5dj»loffe5 geharrt
hatte, vor ben sPapft gelaffen unb vom S3anne loSgefpro*
eben. 3n Deutfcblanb mürbe inbeß ber{»erjog SRubolf von
Sdjwaben jum JCaifer gewählt. Q-i fam ju einem Kampfe
um bie iDberherrfdiaft, rceleben ©. benufete, fein Slnfeben
immer fefler ju begrünben. ßr erflärte fid) nacb langem
Säubern enblicb für Stubolf, worauf {jeinrieb 1080 in
Staren ein <3onctl verfammelte, auf bem ©. nocbmalS ab»
4 Gregor XVI.
gefegt unb ber im Sann lebenbe Gtjbifdbof von JRavenna,
alS (Siemen! III, jum $ap|i errodblt mürbe. 2Da8 ©lue!
mürbe {»einrieb günftiger, ber ©egenfaifer beilegt unb 65.
felbfl brei 3«b^ in ber (jngelSburg belagert. Stöbert ©uiS;
carb , ber {»er jog von Hpulien , befreite enblicb ©., aber bic
Stömer felbfl empörten fid» gegen ihn unb et begab fieb
r\ad) ©alemo, wo er 1085 jiarb.
Gregor XVI., feit bem 2. gebr. 1831 regierenber $apft,
hieß vor feiner Erhebung auf ben päpffL Stuhl SNawo
(iapellari unb mürbe am 18. oept. 1765 ju SSeQuno,
im ©ebiete von Staubig, geboren. 2115 (iamaltulenfennöndt
jeigte er in feinen Schriften für ^ufrecbtbaltung ber ©röße
unb ÜJ?ad)t be« ^apfltbumS eine ausgebreitete unb grünt;
liebe ©elebrfamteit. Che fam 1795 naeb Siom unb mürbe
hier ©eneral procura tor, fpdtcr ©eneralvicar feines jDrbcnl.
sPa pft 8eo XII. ernannte if»n jum sJ?rä f cc te n ber $ ro p ag an t a
(roelcbe bie Sefebrung ber Reiben unb bie BuSrottuna, ber
JieLvcrci in ber cbriftüdicn Jlirche jum 3wecf bat) unb er»
b,ob i^n 1825 »um (Sarbinal. ^papfl $iu8 VIII. fiarb im
9lov. 1830, unb von ben im ßonclave verfammelten (San
tinälen warb dapeüari jum $apft erwählt, alS welcher er
ben Kamen ©. jum Änbenfen an ©. XVV ben ©tiftet ber
9>ropaganba, annahm. £>ie Untertbanen te3 JUircbenflaats
waren jeboeb ungufrieben, baß ein nirbt im Jtirc^endaat
geborener 2R6ncb ju ber beben SBürbe gelangt mar, unb efi
entftanben an mebren äDrten, fogar in 9?om felbf!, Unruben,
melcbe bureb bic oflr. SBafen nicht völlig unterbrüeft wür-
ben. ©. erließ 1832 eine 85uDe, meiere bureb Änbrobung
bcs Sannes einen ruhigem äuflanb l^crbcijufübren beab-
fid;tigtc 2Da er ben SBunfd) nadj Steuerungen unb Ber^
befferunejen im Staats = unb NSJolfileben von ber um ftctj
areifenben Ttufflärnng ableitete, fo fuebte ©. biefe bureb S3e
fcbrdnrung beS Unterridjts ju hemmen. Kiebt nur in Stix-
ebenftaat trat ber *Papfr bem ftcb in allen fidnbern regenben
©eifl be« UnfriebenS entgegen; er erließ 1832 ein JtreiS-
febreiben an alle Sifcbofe, in bem er ftcb auf baft frdfr
tigfle über ben Langel an (ihr furcht vor ber itirebe, bic
verberblicben Jrücüte eines fcbamlefen SBiffcn* unb einer
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Sregorlosfegt
265
GretnagTccn
iinbffcbtittRen 3ügeHofjgfeit auSfyrad), unb gum 8;eft halfen
am aiftrtbümlicben , umt Xbwebren jeber Neuerung auffo«
bert 3n bemfelben ©eiftc bitte ©. fdjon früher ben poln.
ßifcbifm empfehlen, ben ©ehorfam ju prebigen, unb er«
fiüne fteft fpäter gegen bie überall mit einem wenig ©utcä
oeiffagenben S3etfaU aufgenommenen Schriften SamennaiS*
(f. b.) in einem JlreiSfdpreiben an bie SSifcfjcfe. (Sgl. Stix»
cjenftaat.)
©rfflariu oftßt ift ein veraltetes, iefet nur neef) in rt?e>
rrlgen ©egenben Dcutfcblanbs auf bem 8anbe unter bem
Samen ©regoriuS fingen gebräucblidpea geft, bei wel»
a)an bie ©djuljugenb mit Jtrctnj^en unb gübneben ge>
febnriteft unter Leitung beS SebrerS von #auS ju #auS jin»
genb liebt unb junjeilen mit ©aefwerf erfreut wirb, rcä>
ttnb ber 8ef>rer eine ©elbgabe erhält, ehemals gingen bie
Äinber »erf leibet, als Sager, girren, IBergleute u. bgt.
onb fagten ©prüfte ber, bie ju tyren Wollen paßten, <?S
ßeHte fogar ein .Knabe ben S3ifd;of vor unb jwei anbere
ünaben machten feine Aaplane; man jog in bie .Kirche
unb ber fleine ©ifefjof b»elt eine einjrubirte Siebe. 25aS
8<(t würbe 828 vom $upft ©regor IV. ju ©fjren beS
Softes ©regor L gcfiiftet, weldjer »u 5Hom bie erften ©ing.
faulen eingerichtet blatte, würbe um ßftem gefeiert unb
trat an bie ©teile ber 9)anatbenien, eines greubenfefteS,
twldjeS von ben r)eibnifd>en ©rieben unb Körnern gefeiert
rooibtn war unb von bem fid> ©puren bis tief in bie d;rtjb
lia)e 3eit erhalten batten.
©reifen waren nad) ber gabeTIefjre ber ©rieben eine
trunbtrbare, bem JBaccfjuS beilige &r;i<rart, »eldje im fer»
nen 3nbien r)aufen follte. ©ie bitten ben Äopf unb bie
glügel eine« Ablers, ben 8eib, bie güjje unb bie .Klauen
ibmtn, einen Jtantm von ftifdtfloffen imb yferbeohren.
Bru|t unb JRücfen waren mit «erfcfjieben gefärbten Gebern
<?t. £ic $bantafie ber Didier fdbmücfte biefe Spiere
jtboa) fef>r «erfdneben auS, nur würben fte ftetS alS eine
iufammmfe^ung »on 2öwe unb Bbler bargeftelli. CS würbe
Jbnen eine aufjerorbentlidje ©tärfe jugefebrieben. 2tuS bem
®olbe ber ©ebirge baut ber ©reif fein 9ieft, unb mit eifer»
&tb(utom.iitt IL
fücr)tiger SEapferfeit bewadjt er baffefoe. 3Cudr> in ba* €anb
ber |>9perboreer jenfett ber Brenden unb Xlpen, bis ju
benen bie geograpbifeben Jtenntniffe ber ilteften ©rieben
reiften, würben bie golbbewadbenben ©reifen verlegt unb
frier fönten fte mit bem »olf ber einäugigen Ärimafpen,
wetebe auf ben ©ebirgen ©rje gruben unb fd;mtebeten, im
fteten Kriege (eben. Die gried;. Stätte Hbbera unb £eo0
batten ben ©reif »um ©vmbol. 9ioc& gegenwärtig Fommt
berfelbe in ber 4>eralbif alS ©pmbol ber Hufmerffamfeit
unb SBeiSbeit vor.-
©rfnabierf b«<? urfprunglid) bie Smppengattung,
welcfre mit bem SBerfen ber ©ranaten (f. b.) aus ber
£anb beauftragt war. 3R<m nahm unter fie eine ÄuS«
wabl alter, gebienter ©olbaten auf, weil man befonbere Urw
erfa)rocfenbett ju ihrem gefdbrltcben £)ifn|l< für nötbtg l)ic!t,
unb erteilte ihnen bemgema^ einen erbeten ©olb. ©egen«
wdrtig i(i baS SBerfen ber ©ranaten auS ber >£>anb in allen
beeren abgefommen, aber ber 9tame ©renabiere bot fief) nod)
in fafjt allen Armeen erlpalten unb bient als XuSjetdmung
für einzelne Äbtbeilungen. SSeün ruff. unb preu^. «^eere
fieben bie ©renabierregimenter }wifd)en ben ©arben unb
ber £inieninfanterie, unb bei ben Sranjofen Ijeipcn bie ©oU
baten ber erften (lompagnie jebeS S3ataidonS ©renabiere.
GbentalS jeid;neten fid& bie ©renabiere burd) eine eigne
äopfbebeefung, ©renabiermu^en, auS, bie entweber
auS Särenfcil (wie noo> jefct bei ber franj. ?frmee unb ben
fädsf. ©arben) ober auS Sud) mit 93led) befd)lagen beftanb.
Die vorftebenbe Stbbilbung jeigt einen alten mit ©ranate
unb Bunte unb einen neuen mit ber SRuSfete bewaffneten
•fron*, ©renabier.
Grrtnagretn ober ©raitnepgreen ift ein Ort in
©cb,ottlanb öbnroeit ber engl ©renje, welcber baburce) be*
fannt geworben ift, ba§ noeb bis in bie neuefte Seit füb ba>
felbft t'ieie ^aare ebelid; terbinben laffen, welche wegen man«
gelnber Einwilligung ber Altern ober auS anbern ©riinben
nadb ben engl ©efegen niebt getraut werben burfen. 9Jadj
fdiot. ©efegen wirb nämlid} bie Qi) e nur alS bürgerlicher 23er--
trag betrachtet, unb eS genügt ux einer reebtlid; gültigen
34
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Griechenland 266
Griechenland
(&tt, baß rin gtiebcnSric&ter ba« licbenbe ?>aar jufammen*
gibt, weld)e« nur ju befeuern bat, baße« lebig unb nidbt
in einem ©rabe »erwanbt fei, bei bem bie ©efefce bie ebe»
liä)e JUerbinbung perbieten. SBeber Aufgebot noa) ©inmilli»
gung ber Ottern, nod) eine fircblicbe 4?anblung f"»b bei ei»
ner folgen JErauung nötbjg. 3n ©, war bi« 1827 ein
©robfebmieb griebenörtebter unb fe^r bereit, &)tn ju fcbließen,
woburd) er ftcb eine bebeutenbe ©nnabme eerfebaffte. 3Ran
rennet, baß ebemal« jö:>r(icb im Durd)fcbnitt 65 <£&en in
©. gefcbloffen würben, unb jebe braute bem griebenJricbier
15 ©itineen ein. 3" Solge neuerer engl, ©efefce gegen alle
beimlicbe XJerebelidmngen, bie mit Verbannung befrraft wer«
ben, fommett folebe CSljen in ©. nid)t oft mebr oor.
<?rifd]ni!an& (ba« alte) i(l bie SBiege ber europ. ©tl»
bung unb als fold)e unter allen Sdnbcrn be« 'Ältcrrtntniö
fca§ wiebtigfie unb intereffantefir. "21 Ue .fünfte unb 2Dtffcn -
febaften, weld)e unfer 2eben &erfd)6nem unb »ergeifligen,
Rammen au« ©. Die bcrübmten ©egenben unb ©tabte
biefeS ganbe« werben noeb jc|t oon ben ©c&riftfiellern al»
ler Stationen, gepriefen, feine Dic&ter unb 3)bilofopben noa)
jefct al« SRufler unb S3ef6rberer wabrer SJilbung eifrig gelefen
unb bie großen SRdnner feiner ©efebiebte al« £elbenoorbil»
ber gefeiert Die ©öfterere be« beibnifeben ©.'« tjl jwar
bureb bie fiegreiebe Religion ber SBabrbeit oerbrdngt wor»
ben, aber |te ift fo fer)r eine ©eböpfung be« reinften unb
lebbaftejten ©efübl« für ba« ©ä)ine, baß fte bie ^eute in
ben Did)tcrwerfen aller europ. «Rationen fortgelebt fyat 5Bie
eS jebem ©ebilbeten mit Stecht jur ©ä)anbe geregnet wer*
ben würbe, wenn er feine Äennrttiß feiner leiblicben #eimat
bdtte, fo muß er au* über ©., bie griftige £riraat, ftd)
Äenntniß -u perfäjaffen fuefcen.
@. würbe anfangt pon mebren Keinen 83olf«fidmmen
bewobnt, welcbe erft nad) unb nacb $u ©inem SBolfe jufam»
wenfcbmol$en. SJolf unb 2anb «-Helten bann nacb Vir:
febjebenen oon jenen einzelnen ©tdmmen verfebiebene 9?amen.
3m Allgemeinen nannte ftd) ba« öolf felbjt ba« 83olf
ber £eflenen unb fein 2anb «ßella«, wdbrenb e« na»
mentlid) oon ben 3iomern ©riechen unb ba« 8anb ©.
(lat. Graeci unb Crnocia) genannt würbe, SRrfcbbem bie 9Ü»
mer ©. unteriod)t batten, nannten fte e« Xc$aja. Die ©rie»
$en bauten ftcb frbon in frü&en 3abrbunberten aueb in an*
bern ©egenben an, namentlich in Unteritalien unb an ber
fleinaftat. jtüjic, unb folebe ©egenben würben bann- aueb
©., Unteritalieu ©roßgrietbenlanb, bie fleinaftat Jtüfie ba«
aftat ©. genannt
Da« eigentliche ©. ober .£>eHa« würbe im 9?. oon 2Ra»
cebonien unb SHprien begrenjt, übrigen« aber t>om mittels
Idnb. Speere tmgeben unb enthielt etnen Sldcbenraum ton
ungefdbr 1800 □?!»., fobaß a alfo bebeutenb gr'Jßer al«
ba« jebjge Äönigrcicb ©. war. Der 6ftl. St^eil beS
mitteUdnb. SWeere« bieß ba« dgdifebe, ba weffl. ba« »nifebe
Sieer. Die au^gebebnten Äuflenfrricr)«, großer al« bei irs
genb einem Sanbe oon gleitbem ^Idcbenraume, haben viel
baju beigetragen, bie ©rieben frübj'itifl in Cerfebr mit aru
bern öölfem ju bringen. Der unterfie Sbril biefeS iaru
bc«, je^t bie ^albinfel ÜRorea genannt, büß ebemaW bet
^eloponne«. Darüber lag ba« eigentliche ^eliaS, mU
rtjefl noeb Don 9torbgriecbenlanb abgefebieben würbe.
Äußerbem geb6rten ju ©. noeb bie pielm }u brib«n ©eiten
be8 ^efllattbe« lieaenben 3nfeln. Der Deloponne* b<Jngt m«
burtb bie fcbmaleganbenge »onÄorintb, ben 3(lb«nu«, mit
£ella$ jufammen unb würbe oon bemfelben wejit bureb ben
forintbifeben, 6fil. bureb ben faronifo>en «Keerbufen getrennt
Die «Kitte biefer ^albinfel nabm ba« Piel befungene Zrfa--
bien ein, baö reieb an belieben 5Jiebweiben unb boben
Sergen ift. 3n ihn lag aRegalopoli«, bie pon ®pa*
minonbaä (f. b.) erbauete ^»auprftabt; SRantmea, bei
ber (SrpaminonbaS ben Sob in ber ©d&lacbt fanb, unb ©tptru
pbalu« an bem bureb bie frpmpbalibifcben 2i6gel befann-
ten <3ee. Die Vrfabier waren ein an alter ©Ute unb £reu<
fe(ibaltcnbeö ^irtenoolf unb traten bdufig aW ©ölblinge bei
anbern grieeb. SB6lferftbaften in AriegSbienfte. — Der un»
tcrfle 2b*il bed ^eloponne« war ßacebamon ober ia-
fonia mit ber weltberübmten ^*auptflabt ©parta, baö man,
fo lange bie alte Jtraft br$ ©taat« beflanb, obne SRauem
ließ, weil man meinte, bie be(!en SRauern ber ©tabt wdren
bie tapfer n ©partaner. (©. ©parta.) 3u i^m geb6rte
ba« unterjoä)te ^»elo«, »on welcbem alle ©flauen brr ©par»
taner ^e loten bteßen. — Xud> bie mefil. gelegene £anb»
fi^aft 2Reffenia würbe fpdter Pon ben ©partanern er»
obert «öter lag ba« uon ßpaminonba« angelegte 3Reffene
unb SRetbone, ba« noeb jc;-c berühmte SRobon. "Km
ionifeben SJceere lag ferner aueb 61 1« mit ber $auptftabt
^)ifa unb bem bureb bie olpmpifeben ©picle berübm>
ten SDlpmpia (f. b.). 3(m dgdifeben 5Reere jog ftcb
bie" Sanbfdjaft 2C Ct)a ja, ' früber 3onia genannt, but mit
jw6lf ©tdbten. " 'Äucb bie ©ebiete »on ©iepon unb Mo-.
rintb würben ju Äcbaja gereebnet ©iepon unb Jto»
rintb (f. b.) waren bureb üppigfeit unb fReicbtbum berübmt
3wift^en bem argolifebra unb faronifdben 9Reerbufen lag enb>
Ucb bie $albinfel 2trgoli« mit bem alten 3Rpcene, bem
ebemaligen jEBobnft'6 be« Agamemnon} 9cemea, wo ^>er«
cule« ben Siwen tibtete unb bie nemeifeben ©piele gefeiert
würben; 8 er na, befannt bureb bie lerneifdje ©erlange unb
enblicb ber £auptftabt Ärgo« mit einem berübmten 2em»
pel ber Äere. (©. 3uno.) über bie Sanbenge 3(ib»mt«,
auf nwlojer bie i|lbmifcben ©piele gefeiert würben, gelangte
man oon jtorintb au« nacb bem eigentlichen #ellaS , jeßt
fioabien genannt — Die berübmte^e Eanbfcbaft oon $t\la$
war bie <palbinfel Attifa am faronifeben ÖReerbufen, mit
ber ^»auptfiabt Xtben (f. b.). ©ie war nur ungefdbr 40
□ÜR. groß unb lief in ba« Vorgebirge ©unium au«, «^ier
lagen ber bureb feinen ÜRarmor berübmte äöerg $entelifu«
unb ber treff lieben >^onig liefembe ^pmettu« ; ba« 8anb nwc
trieb SDlioen, SEBein, >0onig unb Setgen. %t\$tn nacb
Xtben bringen, war fprücbw6rtlicb fo oiel, wie einen üropfen
in« 9Reer gießen. Äußer Ätben ftnb berübmt bie Orte
ßleufi« mit bem Tempel ber Gere« unb ben eleuftniföen
ÜRpflerien; ferner 2Raratbon, wo bie 6erübmte ©cblacbt
geftblagen würbe, unb ©leuft« gegenüber bie 3nfel ©alas
mi«, wo 2bentijlofle« fifgte. Da« flehte 8anb SKega*
ri« mit ber ^»auptfiabt SRegara war ben Ätbeturn »er»
baßt Die Santfcbaft Siotta enthielt oiele in ber (Sr
febiebto merfwurbige SDrte, wie 3(uli«, ty\at&&, Seuftra,
Äoronea, (ibdrenca unb Anbere. ©eine öewobner roa»
wn aber bei ben Ätbenern niebt fer>r beliebt; biefe matbtert
ibnen ben öorwurf, baß fte woblgemdflete, aber einfdlcige
ÜRenfcfccn wdren. ©ie rebeten oon böotifcbcn ©cbweinen.
Die ^ouptjlabt 2 beben, ba« ftebentbortge, foflte fo^o» »on
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I
Griechenland 2
Jtabrmt« erbaut »orten fein. 3n ßiotien lagen aud) ttr
l entfernten Cueilen .Oippcf rette unb Aganippe am Serge <f)f>
lipon, rreirber bem Bacdju«, bem Apoll unb ben Stufen
heilig war, Sethe unb SJmemofpne, fomie Dtrce, nach weU
cjer $ in bar (f. b.) genannt wirb. sp ^ o c i ö am ©ebirge
ßeta, auf »eifern fid) $rrcule« oerbrannte unb mit bem
Jtferge *}>arnaffuS, reeller bem Apollo heilig mar unb an weis
<ftem bie begeifternbe Guelle Jtaftaßa lag, enthielt ba« heilig*
Delphi mit bem reich befd)enften Sempel be« Xpotlo unb
tem berühmten Drafel ^Pptibo 5 Sbermopplä, wo bie Am«
pbiftoonen (f. b.) jufammenfamen. — Die übrigen 2anb*
«haften be« eigentlichen vfjella« waren: Doris, gofri«
mit ben Sth'rmopplen, bei welchen 2eoniba« fiel; Ato;
lien mit ber StabtÄalobon (woh«r ber falpbomfd)e ©ber),
unb Äfarnanien, *u wettern ba« Borgebirge Actium
üMxtt, bei meinem Auguflu« ftegte, fowie bie 3nfel im»
fabia mit bem Vorgebirge 2eufate, von welken ?iebe«;
franfe nach bem Betfpiel ber Sappho (f. b.) in« ÜReer
fangen. — 3n ÜRorbgriechenlanb lagen bie beiben Wnber
2beffalten unb ßpteu«; jene« batte bie ©renjgebirge
$elion, SDRa unb $>inbu«. Da« 2bal 2"empe roirb nod)
1 1- :- 1 wegen fetner Schönheit gepriefen. £i|torifd) merfwüra
big jtnb bie theplifäjen Stdbte 2amia, Solfo« (f. %x*
ppnauten), fybatfalwl , roo ßdfat über ^ornpeju«
3n epiru« befanb fid) baÄ dltejte JDrafel be«
3eu5 in D ob o na. $ier lagen aud) bie fabelhaften SJlüffe
Aceton unb Äocptu«.
Die beiben größten ber ju ©. gestrigen 3nfe(n ftnb
ßuboa, jefct SRegroponte genannt, unb Jtreta, welche«
je« Äanbia r>ci§t. Guböa mar burd) eine Brücfe mit bem
AffJlanbe in SBerbtnbung gefegt. 6« lief norbl. in ba« Bor«
ftebhrge Artemtfium au«. Auf Jtreta lagen bie befannten
Öcrge Diftdu« unb 3ba. 3u ber Snfelgruppe ber 6pfla»
t en gehört ba« bem Bacchu« geroeibte ylaro«; ba6 burd)
feinen SRarmor berühmte $aroS; Delo«, roo Apoüon
unb Diana geboren mürben. Die wid)tigjten unter ben
©oorabrn rraren Samo«, rinfr Pon *Polpfrate« be*
bertfebt: Jto«, bie Baterjtabt be« SWaler« 2fpeüc6 unb be«
flrue« |>ippofrate« ; Scpobu« «rtt bem großen Äolof. 3m
n-n 2Rcere lag ba« gehcimnißoolle Samotbracff be*
rühmt burd) feine SKpfterten ; ferner ba« an feinen Sung»
frauen reiche 2e«bo«, wo Alcau« unb Sappbo geboren
»raten ; Gbio« mit h«rlid)cm SJBein, Salami«, ^tgina
unb (Spttjera. 3m ionif$en Speere i ffc ^epbalonta ju
enrdtinen, roelc^e et>emalö ju ber fleinen 3nfel Straft»,
tem {Reiche beä Ulvffee^, geriorte, foivie Äorcpra, jeftt
Xctfu, roo nacb^ Horner bie "J)bäafen tktujlen.
25ie frür>e|le ©efchtcr)te ©.'8 ift burc^au5 in Sagen ges
tüQL. Gine folcbc Sage leitete aQe gnecr). Stämme oon
einem Stammvater ab. hex SJienfdjcnbilbner ^roinet^euS
ff, b.) fotl ber Sater beö 25eufalion (f. b.) gercefen fein,
irffm Sobn gellen bann ben ftolud, 2Uorue unb Sutbue»
•fugte. J)eS ledern S6^ne i>u$tx\ 2td>äug unb 3oru Bon
btefen 9lantcn .mürben bie grietb,. Stimme ber ttolier,
Porter, TLtfyatx unb 3onter abgeleitet. 35ie Sage er*
;äMt aber auch pon fremben ©inroanberungen. Gefropö
O.Ät^en) unb £anau£ (f. 2)anaiben) folten auö ttgpps
ten, Äabmuö, ber ©runber Sb«benö, au$ 4Pbonijien, Ve-
leps au 3 9pbien eingewanbert fein. Die erßen gemeinfehaftj
9 Griechenland
liefen Unternehmungen ber ©riechen ftnb ber 3ug ber 2(rgo>
nauten (f. b.) unb fpdrer ber trojanifche Ärieg. (S. 2 x o \ a.)
2)ie eigentliche griech- ©efchichte beginnt mit bem 3uge ber
Dotier um 1100 ». G.i)t., welcher, pon anbern SJolfSroanbe;
rungen veranlagt, mit ben S36l(enpanberunaen ;u pergleis
dien t|!, burch bie auf ben 2tummern bei aiterciuim-S bie
jefeigen europ. ÖÄHer ftd) erhoben h<">cn. Die Heerführer
ber Dorter rühmten ftd), Scachfommen be« Jöerculeä ju fein
unb mürben baher|>eraf üben genannt. Sie brangen, von
'Athen burd} ben -öelbentob beö Äubrue» perfcheucht, bi3 in
ben ^eloponneä, in welchen fie ftd) theilten. Diefe SJ6lfer;
jüge würben bie Beranlaffung, baß fid) juerfl ©ried)en an
ber fleinafiat. Äu|le unb auf ben 3nfeln anbauten. 2tuf
biefe SSeife würben auch bie ionifchen Stdbte in Ateinaften
gegrünbet, unter benen SKilet bie wichtigfie war unb welche
balb ju einer Blüte unb Bilbung ftd) erhoben, welcher wir
bie erfien gried). Dichter, ©efd)ichtfd)reiber unb ^btCofo-
phtn perbanfen. £omer, ^erobot, Z^alti (f. b.)
waren 3onier. Bei ben dlte|ien ©riechen war bie Staats*
perfaffung überall ein &6nigtbum, we(d)ed fid) au« bem
parriarchaiifchen Bufianbe gcbtlbet hatte. 3n ber Solge aber
(hebten aQe gried). Staaten nad) einer mehr ober weniger
freien BoIf6berrfd)aft, welche nur auf wenige 3ah« tyn
unb ba geftürjt unb jur ^errfchaft eineö (Sinjelnen umge=
wanbelt werben fonnte. Shtr in Sparta erhielten fid) ä6*
ntge aue« bem Stamme ber ^erafliben, bod) waren biefel:
ben burd) bie (Einrichtungen be« ?pfurg (f. b.) feht be?
fd)rdnft unb mit bem Xtaigthum eine mehr republifanifche
5Regierung«form gemifd)t worben. Cinjelne, welche ftd) ju
Xlleinherrfchern machten, nad)bem bie urfprünglid)en A3:
nigSfamilien auägefiorben waren, würben Sprannen genannt,
unb obgleich fie jum Xbeil vortreffliche ÜRdnner waren, fo
haßte man bod) allgemein ihre ^errfd)aft unb fud)te biefelbe
auf jebe SBeife ju ftünen. Dicfer Sinn nad) %xtix)tit, weU
d)er bie ©riechen d)aralterifirt unb ber alä ber innere Srieb
ju aflem ©rofen unb Schönen, wo« fie geleiflet, ju be»
trachten iß, war jebod) mit ber tnnigf!en %nhdng(id)feit an
bie odterltd)e Sitte unb an bie au« berfelben gcfloffene ©es
fefcgebung gefnüpft. Daher ftnben wir auch in jener 3rit,
wo ftd) bie republifanifd)e SJegierungSform auöjubilben be*
aann, weife ©efe^geber, wie Solon (f. b.) in Athen unb
epfurg in Sparta auftreten, welchen auf eine bewun*
bernSwürbige SBeife Xnerfennung unb ©ehorfam geleis
ftet würbe. Athen unb Sparta nahmen unter ben (leinen
gried). Staaten, befonber« nacht em bie fleinafiat ©riechen
ihre Setbftdnbigfeit Perloren hatten, balb ben erfien 9tang
ein; jene«, intern e« ftd) burd) rege« Solfäteben, große
Dichter, 9>hÜofophen unb Äunfiler auöjetchnete, biefe«, in*
bem ihm bie 2apferfeit feiner Bürger TRui)xn unb ©influfj
perfd)affte , unb ihbem eö ben übrigen Staaten jur Ttbfchafs
fung ber Xprannen behülflich war. So war ba« Überge-
wicht Athens mehr intedectueller, ba« von Sparta mehr po>
litifd)er Ärt, bi« nad) ben ?)erfer(riegen Äthen jur See ein
ebenfo große« politifd)e« Übergewicht erlangte, al« Sparta
ju Üanbe behauptete, unb enblicb bie Giferfud)t heiter Staa-
ten gegeneinanber be« ganjen ©.'« Berberben nad) ftd) jog.
3u einer innigem Berbinbung ber gried). Staaten un=
tereinanber trug nicht allein Berwanbtfd)aft ber Sitten, ber
Sprache unb ber Religion bei, fonbern biefelbe würbe aud)
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Griechenland 268 Griechenland
nocp fortmdbtenb unterhalten burtp bie Empbtftponen
(f. b.), bie gemeinfcpaftlicpen £>rafel (f. b.) unb bie gefl»
flpiele, befonberS bie olpmpifdjen ©ptele. (©. Dlpms
pta.) Überbie5 fingen bie grierp. (Staaten aucb, fcpon turcp
ben Umflanb auf ba« inmgfte gufammen, baß fte gegen
ihre gemeinfcpaftlicpen getnbe ft* äJeiflant leiften mußten.
2>abet famen bie fleinern ju ben großern in ein Abhängig;
frit«oerpdltniß, welche* nut babunp ntc^t ju einer pßlligen
Unterwerfung würbe, baß bie mäcp tigern Staaten felbß mit
©iferfuept übereinanber matten unb balb bem Fleinern Staate
©cpufe gemährten, wenn ein gr6f?erer feiner Freiheit aQju
nape ju treten freien.
2>ie erflenÄriege bet ©parta ner, naeptem tiefen hr-
furg um 888 P. 6b,r. jene ©efefte gegeben , burd) welcpe fit
ju einem Seife von gelben gemacht würben, waren bie mit
9J?eflenien. Ungerecht igf fiten, melcbe pon betben ©eiten an-
gefallen waren, oeranlaßten ben erfren meffrnifcpen Ärieg
(743— 724). iOie SReffenier würben gefcplagen, ?anb unb
©tibte oerwüflet. Sie »twen fid) in bie ffiergfefte Strome
jurücf unb 1)\tx opferte ariflobemu«, ber £6nig eon SWrffe*
nien, feine eigne SEotpter, um einem £>ra!elfprucp gu genüs
gen unb feinen Jtriegern neuen 2Run) einguflößen. 2Cber
entließ »ergrocifelte «ri|tobemu$ felbft an ber Wertung be«
fBaterlanbrS ; er tibtete fiep felbft auf bem ©rabe feinet
Softer unb bie Spartaner nahmen 3thome ein. £ic ÜRefs
fenier flehen gum SEpeil unb bie 3urütfbleibenben mußten
ben Siegern geloben, ihnen jährlich bie -pälfte ber fruchte
ibreJ t'anbeS übergeben gu mellen. 20« in ÜJcelfemen ein
neues ©efcpletpt perangewaepfen mar, würbe von biefem ein
SJerfurf) gemacht, bem SJaterlanbe bie Verlorene Freiheit
wieber gu erobern unb fo entftanb ber gweite meffeniftpe
Jtrirg (685 — 668). £>ie SReffenier bitten an ibrer Spü}e
ben Xri|tomene6, ber, au6 Fon. ffamilie entjproffen, eis
ner ber größten gelben war, oon benen bie gritep. ©efepiepte
ergabt. 2tud> würben fie »on mehren gried). 5B6lferfcpaften
vnterfrüfct unb fo gelang ei ipnen, bie Spartaner gu ftpla*
gen unb fo gu bemütbigen, baß ba« ftolge ©parta, einem
lörafelfprud) golge letßenb, pon Ätr)er» einen £eerfüprer fid)
erbat. Öiefleicpt gum ©pott fepieften bie Athener ben hin-
Fenben Sprtaue". Aber obfepon tiefer bisher nur als gemei-
ner ©olbat gebient hatte, fo wußte er bod) turd) begeifternbe
©ef*Jnge, bie er gebieptet, ben SRutp ber ©partaner fo ju
entflammen, baß fte bie SWeffenier ftplugen, welcpe fiep nun
in bie ffiergfejle 3ra gurücFgogtn, #ter foUen fie fid) gepn
3<u)te gehalten haben unb fogar in fiegreiepen 2tu^faUen
mehrmale big auf ba$ fpart. ©ebiet oorgebrungen fein. 33ei
einem folgen warb XrifiomeneS gefangen unb oon ben ©pars
ran ern in einen Jfbgrunb gefrürjt ; aber wie burd) ein SBuns
ber entfam er unb würbe oiel!eta)t nocp ben ©teg errungen
haben, menn nicht 3ra enblicp turd) Sierratr) gefallen Ware.
2tri(!emene6 bahnte fid) mit ben SBafjfen ben Sßea na$ %u
fabien unb hier empfing ihn ba* S3elf mit JBrgeijterung unb
wellte ihm unb bem JRefie be6 meffen. >^eer5 in einem
überfalle ©parta'3 ©eiflanb leijien ; aber bet jtinig bet TLx*
(abier würbe jum Serräther. 2)ie Xrfabier (leimaten ihn
unb frbafften bie jtöniaiwürbe ab; Vrifbmeneo* aber ging
nad) 8tbobu3 unb enblid) nad> ©arbe3, wo er (färb. 2)ie
SReilcnier fchifften jum Sbeil nad) ©icilien, wo fte bie nod)
jejjt nad) ihnen genannte ©tabt 2Reffene (üßefftna) bewohn-
ten, ©parta war nun bet mdd)ttgfle ©taat in ©.
3n Xt^en wat feit beS ÄobruS Xobe bet Jtiniginame
ahgefAafft m orten, unb eS herrfebten erft Ieben$langlid>e,
bann uhnjährige, enblid) jährige %rd)onten; trafen gab
übermaßig jhenge ©efe^e, weld)e balb burd) milbere oon
©olon (594) erfe^t würben. (©. 3t t ben.) £>iefe ©efefte
blieben tn itraft, obfd)on fid) $iftfhatu* gegen ben 2ßiiien
bed ©olon (560) gum Sprannen Pon Xtyen mad)te. 3wet<
mal mußte aber pfifhatu« piepen, unb erjl pon 540 an
reaiette et in grieben, ali ein weifer fllegrnt, Xcferbau,
Xunfte unb SBiffenfcpaften forbernb. ©eine ©6bne ^ippta«
unb £ippard) regierten in bem ©eifte ihre6 Saterd; aber
bei einem gefle würbe |>ippard), ber einen Xtpener unb
beffen ©d)we|rer beleibigt, ermortet unb .f)ippiaö würbe Pin
3abre nad)ber (510) pon einer matptig geworbenen Partei
gejwungen, Xtpen ju perlaffen. ßr ging jum perf. ©tatt«
paltet (Satrapen) nad) ©arbeS unb regte bie Werfer jura
Kriege gegen Xtpen an. SJergebeni fud)ten bie ©partaner
in 3Ctben eine neue Xueinberrfcpaft gu begrünben, btefe* er»
hielt burd) ÄiifHjeneS bemofratifd)e ©taatSfotm.
Die tleinaftat. ©ried)en, feit ßpmS unter bet -perrfrbaft
ober bod) unter bem Ginflnü ber Werfer flehcnt, machten
503 einen Serfud), fiep gu befreien unb würben babei doo
ben europ. ©rieipen unterflüfet. 3£ber bie Werfer firgten,
unterwarfen fid) bie fleinafiat. ©tabte, unb ber f)erferWnig
Dariuö baepte auf Süiptigung ber europ. ©Heepen. @r
fd)tdte ©efanbte, welcpe al6 3eid)en ber Unterwerfung Crbe
unb SBaffer foberten; bie Ätbener warfen fte fn ©runnen
unb ©ruben, ba fönnten fte JBeibeö fid) bolen. JDiefe* würbe
bie SSeranlaffung gu ben perf. Kriegen, welcpe alle ÄnoSpen
gried). 2ebeni gur fd)6njten ©lüte geitigten. ©er perf.
©atrap SBarboniuö foUte ©. unterjodben, aber feine glottt
fd)eiterte unb fein Sanbbeet würbe in SCpracien gefcplagen.
9?un Famen 2>atid unb Xrtap9erne6 mit einem großen -peerc
unb mit Jtetten für bie ©efangenen. ©ie brangen b\6 Zu
tifa unb hier, auf bem Selbe oon SRarathon, würbe 490 bic
ewig brnfwürbige ©d)(ad)t gefd)lagen, in weither ter Xthe»
ner SDfiltiabei mit 10,000 ©rieepen 100,000 Werfer auf ba«
»ollfommenfle befiegte. 3Eerre8, ber al8 |)erferfonig bern
Dariui gefolgt war, fam, um bie erlittene ©tpmad) gu rä
epen, mit einem urtgebeuren ^eere, wie gried). ©tpripfießet
ergdblen, »on 5 SJliD., unb einer mtScptigen glotte. Sieben
' Sage unb Oiatfue marfepirte ta« ?antbeer über bie örücfe,
bie über ben .pellefpont gefcplagen worben war. ©ie ©rie*
eben hatten fta) gwar gum gemeinfamen SBiberfranbe gegen
ben mddjrtgen Seinb Pereinigt, aber JBiele fteflten ferne
3J?annfd)aft, weil fie bie JRadje ber Werfer fürepteten. GS
würben 10,000 Wt. bett Werfern entgegengefebieft, um fte
an ben ©renjgebirgen aufzuhalten, aber fie febrten gurücf,
weil fte fid) für gu fcpwad) hielten. 9lur ber Spartaner-
fönig CeontbaS blieb bei Ubermoppla* mit 300 Spartanern
unb 4000 anbern ©rietben, um nitpt bie ©cpmad) bei Stücf;
gugö gu erleben. Qin »errdtberifeper ©rieepe füprte bieder:
fer auf einem ©ebirgipfabe gum 2peil bem 8eonibaS in ben
JRücfen, tiefer entließ bie JBunbeögenoffen unb flarb mit 1400
9J?. ben .jjelbentob, obfepon ibm Jerreö geben, greibeit, ja
ein Äönigreid) perfprodjen, wenn er fid) ergebe. 2fber auch
20,000 Werfer waren gefallen. Säti Xrtemiftum war ber perf.
flotte ein treffen geliefert worben, welieö fid) nitpt gum
SJortbeil ber Werfer entfepieb. Den Ätpenern patte ba«
Drafel fRcttung perbeißen, wenn fte fiep hinter p^lgernen
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Griechenland 21
2Rauem pertbeibigten; ba« brütete 2hemi|lofle« , ber bie
Xtbenet fe$on vorher ju Errichtung einer glotte Peranlaßt
hatte, anf bie ©chiffe. SDfan gab bit ©tabt blof unb
brachte Xllrt auf bie ©chiffe. Shemijlofle« führte burcb
Sifl bei ©alami« (480) eine Seefchlacbi berbei, weil ftcb bie
Spartaner unb alle 9>eloponneftet au« gurcbt jurücfueben
wollten unb fcblug bie Werfer fo »6Hig, baß auch ba« Sanb*
beet bei Reifet, fowie t^re glotte floh- Serie« mußte in
bei ©le bei gluckt auf einem Schifferfabn übet ben Sptüiv-
pont fliehen. 9tur fDtorboniu« blieb mit 30,000 Reifem in
SÄacebonien, boeb würben auch biefe 479 bei Wat&i gdnjs
lieb gefcblagen unb SRarboniu« felbfl getibtet. Der Sief!
bei perf. giotte würbe an bemfelben Sage beim SBorgebtrge
©rtfate vernichtet. 9lun barste man auch an ^Befreiung bei
jftat. ©riechen. Die Sieget von 9>latda, bei Spartaner;
finia, tyiufania« unb bei Hthenet Xrijlibe« (f. b.), befebj
ligten bie giotte. ©ie waren glücfttcJt) , aber $aufania« ließ
ftet) »on perf. ©elbe befielen unb ttrifMbe« allein erhielt
ten £ berbefebl, unb 2Ctfjen babureb unb bui$ ben Umflanb,
baß ju Xtljen bie von allen ©rieben jum Äriege gegen bie
Werfet beigefteuerten ©elber niebergelegt würben, ein Enfes
ben, welcbe« bie (Siferfucbt ber ©partaner reijte. ©ie wußs
ten ben Stifter von 'Äthern* £ hermacht, Shemiftof le« , fo ju
serbdebtigen, baß ihn bie Ätbener Perbannten. Gr mußte
ju ben geifern pieken, würbe biet ehteneou" aufgenommen,
gab ftcb, aber, um nicht gegen fein SJaterlanb fdmpfen ju
müflen, fttbfl ben Sob. Der Jtrieg gegen bie Werfer bauerte
fort unb am (Suromebon fcblug Gimon, bei ©obn be« 9KiU
tiabe«, biefelben in einet gldnjenben Doppelfchlacbt ju Sanb
unb ju SBaffei. 2ltben bereicherte ftc^ buret) feine ©iege,
unb ben Sunbe«a.enoffen war ei bequem, flatt ©ebiffe unb
5Kannfcr)aft fünfttgbin nut ©elb an Htfjen ju geben. Da*
tureb aber mürben fie aömdlig ben Athenern jmSbat unb
bie ©ferfuebt ber ©partanet würbe gefleigett; boeb fonnten
biefe noch, nicht gegen Htben auftreten. Sei einem ©ebbe*
ben (469) waren 20,000 «Kenten in Safebdmon umgefont;
men; bie #eloten benufcten bie Verwirrung ju einem 2Cuf=
ftanbe, bem ftcb bie SReffeniet anfebloffen, unb fo mußte
©parta ben britten meffen. Jtrieg fdmpfen. ©efcblagen jog-
gen ffch bie Empörer nach ber öergfefle Sthome. Die 2ltbe;
net tarnen ben ©partanern ju £ülfe, aber ©parta fe^iefte
fie jurücf. £atutcb würbe bie ©pannung jwifeben Ätben
unb ©parta noch grißer. 2ttben Verbannte fogar ben für
©parto fpteebenben Gimon unb nahm bie Flüchtlinge au«
»fcome auf, naebbem biefe« bie ©partanet (459) erobert
hatten.
3n 3fthen öerfc^affte ftc^ bei betebte unb fluge ?)etis
IIe5(f. b.) eine ©ewalt, welche et benu^te, ben ^6cf>flen
©lam. abet aud^ ba« S3erbetbcn Ät^en« ^erbeijufübren.
2>et Jtrieg mit ben Reifem wahrte noc^ fort ; Ätben febidte
ben Ägpptern, welcbe ftc^ gegen bie perf. £errfc$aft tmp6rt
batten, fahlft. £)ie Xtbener waren anfang« firgreieb, abet
bet Jtrieg nahm einen un^lucflicbrn 2(u«gang. 9cun ent:
fpannen fü& ©tteitigfeiten tn ©. felbfl, ju benen 3wifiigj
feiten jwifc^en 3ftben unb Äorintt bie SBeranlaffung gaben.
35a grtßte S^eil be« ^eloponne« wat feinbltcb gegen Ätbcn
gefftrot unb mit ©parta oetbinbet. Ergo« wat ben Ht^e*
nein au« diferfuebt gegen ©parta geneigt unb 2beben, ei*
ferffitbhg auf Ätben, ^elt e« mit ben ©partanern. 6« fte*
len mebre Jtdmpfe ber Parteien »ot, obne baß e« no* ju
f
9 driechenland
einem bebeutenbetn Äriege-fam. Gimon betebete/ au« ber
JBerbannung jurücf gerufen, norb einmal bie ©necken jum
Stiege gegen bie Werfer, ba« be|te üRtttel, (Sinigfeit ju be*
wirfen. Gr beft'egte bie Reifet ju SBaffer unb ju 8anbe an
bet pbönij. Jtufte unb febloß mit bem Ä6nig Xrtaterte«
(449) einen gloneicben ^rieben, bet abet nut pon einigen
©cbriftflelletn erwdbnt witb. iBalb barauf fiatb er.
25a« 3«taltet be« ^txiiUS, um 444, iji ba« gldnjenbtfe
be« grieeb., namentlicb be« atbenienf. ?eben«. 2)ie größten
Jöilbbauer, wie »Pbibia«(f. b.), Siebter, wie ©opfcode«
(f. b.)r 4>bi(ofop(ien, wie Xnaragota«, bie ©opbijlen
(f. b.), narbber ©ofrate«(f. b.), Ärjte, wie |)ippos
ftate« (f. b.), ©efc()icbtfcbieibei, wie Stbucpbibe« (f. b.),
lebten in bemfelben; bet ^anbel blübte, bie ©riechen be>
berrfebten bie ihr £anb umgebenben SReere, auSldnbifcbe
Nationen febief ten ©efanbtt unb ©efebenfe, in Ätben ^errfebte
bet tippiglte £uru«, pracbtoolle ©ebdube, benlio>e Statuen
würben errichtet. Xber auch bie ©ittenperberbniß nahm
überbanb, foaar fpartan. ^>eetfübtet ließen ftcb oon perf.
unb atben. ©elbe befieeben unb ^erifle« butfte wagen, fo
petwenbete« ©elb öffentlich in Änrecbnung ju bringen, ©eijb
triebe grauen, wie Xfpafia (f. b.), trugen baju bei, ben
Sttii be« gefellfcbaftlicben Ceben« ju erbeben, aber aueb bai
ju, bie eble ©itteneinfalt, welcbe ba« febönfle ©lücf im ga--
milienleben fuebte, ju petberben. ©o weit fant e«, baß
fogat bie ebelfJen ©chtiftfiellet ftcb nicht freuten, bie gefefcj
mäßige Siehe be« 2Ranne« jum SBeihe al« einem eblen >Wen=
feben wenig jiemenb unb bie Gtjeugung oon Äinbern nut
al« eine $flicbt gegen ben Staat ju bejeiebnen. dagegen
hielt man e« für eblet, bie Siebe ferner 5tnaben unb 3ün^.-
linge ju fueben, unb biefet Umgang artete oft genug in bie
fchmachooUjie Unftttlicbfeit au«. Gine 3wipigfeit jwifchen
Jtorinth unb bet von ü)t gegrünbeten ©tabt Äorcpra, gab
enblitb SBeianlaffung jum völligen 3(u«brucb be« Jtrieg« bet
grieeb. ©taaten untetetnanber, in welchem Äthen unbüparta
an bet ©pifee bet Parteien fianben. Unwillig übet ben Uber-
mutb bet Athener fianben bie meißen freien gtieeb. ©taaten
auf ©eite bei ©partanet; abet Xthtn wai an Steicbtbum,
©eemaebt unb Jtricg«funfJ feinen ©egnern überlegen, liefet
peloponnef. Jtrieg wahrte mit einigen Unterbrechungen unb
fehl wecbfelnbem Jtrieg«glücf Pon 431 — 404 unb enbete
mit bet Pilligen Kiebetlage Xtbcn«. Die ©partanet macb^
ten roteb erholte einfalle in Xttifa, unb bie Athener plün;
betten bagegen an ben lacebdmon. Jtüflcn. Sine furchtbare
«Pcft wüttjete 430 in Ätben. »ergeblich bat Althen um grie-
ben. 3(u<$ |)erifleö würbe 429 »on bet ?)ep bingetafft.
'21 n feine Stelle trat Jtieon, früher ein ©erbet, ein unoen
fcbdmter, prablerifrber Schreier, bet butcb Aufregung niebtt;
get Seibenfehaften tn bet 5Bolf«gunfl jicb erhielt. Dagegen
erhielten bie ©partanet einen ebenfo Flügen al« tapfero
ge [therm in ihrem Jtinige fBrafibaö, ber al« Sefreier ©.'«
pon bem ©flaoenjoebe bet Xtbcner auftrat. Die au?ge-
jeiebneten atben. gelbberren Demo'fibene« unb 92itta«
würben bennoeb einen ben Xt^enern Portbeilbaften Stieben
enwungen haben, wenn nicht Jtieon ben grieben perhinbert
hatte, ben ©parta wieberholt naebfuebte. Jöci Xmphipolt«
(423) fielen Jtieon unb JBraftba« in einet für ©parta fteg;
reichen Schlacht. 9iun enblicb fam e« (422) ju einem grir*
ben jwifchen ©parta unb Xthen, bet ÄUe« in ben frühem
3ufhnb wichet einfeften foÜte, abet bie übrigen grieeb. ©taa*
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Griechenland
2YO
Griechenland
ten erfannten benfelben nißt an unb ElcibtabeS, ber burß
feine ©ß&nbeit unb ©ewanbtbeit, fowie burß feinen üben
mutb unb fein ©luef berühmte Etbener, bewirfte ben SBie»
berauSbruß ber geinbfeligfeiten gegen ©parta. Elcibiabe«
betebete 415 bie Etbener miß jur Cinmifßung in bie poli»
tifßcn Engelegenbciten ©kilienS unb biet erlitten bie 2£tt>cs
ner, naßbem ben ©ictliern eine fpartan. glotte au £ülfe
gefommcn war, eine bet blutiaften 9tfeberlagen. ElcibtabeS
war fßon au Enfang biefeS ÄriegeS »on ©icilien Aurucfbes
rufen tootben, um jtß wegen eine« greoelS gegen £eiligj
tbumcr jut Sleße nfcbaft au fteüen , ben et im trunrenen Über«
mutb begangen. @t flob ju ben ©partaneru unb führte biefe
fiegtetß gegen fein eigne! Skterlanb. 2Cber aucb in ©parta
maßte ftcfy ElaMabeS burß feine ©ittcnlofigfeit geinbe unb
man wollte ibn beimliß tobten laffen. Eber et flob &u
ben Werfern unb unterbanbelte oon biet auS mit SCt^en, baS
fiß in großer 9iotb befanb, ben jum Jlobe Serurtbeilten
webet aufnahm unb ibn fogar jum gelbberrn maßte. 6r
rettete Etben burß Söemißtung bet peloponnef. glotte bei
' Cfp)ifuS( 410. ©parta bat mm um grieben, aber bU fßon
wieber übermütbigen ©ieget oerweigerten ibn. 3n Elcibia^
beS Ebwefenbeit würbe aber bie aßen, glotte gefßlagen unb
im Unwillen jenet oom Softe entfefct. £>er fpartan. gelb*
beer 2ofanber fertigt 405 normal« bie atben. glotte, fobaß
oon 180 ©Riffen nut aebt entfommen, batauf wirb Etben
ju Sanb unb SEBaffer belagett unb muß fiß enbliß 404
auf bie fßmaßoollen SJebingungen ergeben: bie Söefeftis
gungSwerfe nieberjureißen , alle ©ßtffe bis auf jwölf auS=
juliefern, bie auswärtigen »eft (jungen aufjugeben unb fymv
tan. ©taatSoerfaffung anjunebmen.
Sion ben ©partanern würbe in Erben bie {Regierung
30 SRdnnern ubergeben, benen eine fpartan. jöefafcung unb
3000 bewaffnete Etbener ju Dienften ftanben. Untcrflüßt
oon biefet SWaßt , wutbeten bie 30 Üorannen gegen cüe be*
moftatifß unb patTiotifß geftnnten Bürger EtbenS, weiße
rbeilS jum Sobe, tbeilS jur Serbanmmg oerurtbeilt würben.
I>ie Biufür, mit ber aber ©parta gegen alle unter feis
nem Ginflufi ftebenben grieß. ©tdbte verrühr, machte balb
ibre alten SÜcrbünbeten eiferfußtigunb £ beben, ErgoS unb
SRrgara nahmen bie oerwiefenen Eibener auf. 25er Etbc«
ner Übwfobul fteQt fidr> an bie ©pifce ber Skrtriebenen, bie
Dreißig ftnb ju fßwaß, SÖiberfranb au leiten unb muffen
Etben oerlaffen. 9laß einer furjrn 3wifcbenregterung »on
jehn gleichfalls fpattan. gefinnten ^änncvn gelang ti enb«
lieb (403), begunftigt butcb, äwiftigfeiten, bie untet ben
©pattanern felbft ausgebrochen waren, in 2Ctben wiebet eine
bemofratifdt>e JBerfaffung bwjuftellen, welche jebod) ))&üfiQ
in eine 9>6belberrfcbaft ausartete, bie 3ltbcn bem Untergänge
immer ndbet btaebte.
©parta b<|tt< ntcf>t nut mebte grietb. ©taaten, fonbern
aucb ben ?)erferf6nig gegen fid) aufgebraßt. 3n feinem
großen £6nige SgefflauS U., einem f leinen unb labmen,
aber f lugen unb tapfem tWanne, erhielt eS iebodt) einen fu\v
reiben gelbberrn, bet bie Werfet in Xften felbft angriff,
wieberbolt fc^fug unb fogar mit bem fübnen ^)lanc umging,
ben ^erferWnig ju enttbronen. ^erftfebeö ©elb braßte je»
boeb mebre gneeb. ©taaten in bie SBaffcn gegen ©parta,
unb als fyfanber 394 in S36otien befiegt unb getibtet wor;
ben, ftanb faft ganj ©. gegen ©parta auf. EgeftlauS mu§te
auS Efien nacb ©. jurucffebten. ®t fiegte bei Äotonea
unb befeftte natbbet Äorintb. Snbef wutt« Äonon, ein
nacb bet ©cbladbt von EegoSpotamoS niebt in feine SJutct»
ftabt jurücfgefebrter 3ltbener, Änfubret bet perf. glotte, bu
fiegte bie ©partaner in einer ©eefcblaßt, plunberte bie Aiu
flen oon Safonien unb baute mit perf. Selbe Erben neue
SRauem. Durcb ben ©partaner TlntalcibaS würben nun
griebenSunterbanblungen mit bem $erfctf6nige angefnü^ft
unb auf feinen ^Betrieb Äonon, bet als atben. (yefanbtet
fam, in Werften get6btet. ©S ifam 387 «n griebe jwiftben
Werften unb ©parta »u ©tanbe, welcher untet beibet ©taa»
ten x bi;ur bie fleinafiat. ©rieeben ben f)etfetn unterwarf,
2Ctben befcbvjnftc unb bie greibeit ber übrigen grieeb. ©ta<v
ten fieberte.
Qpatta fubr fort, ben grieeb. ©taaten feine tibermaebt
empfenben ju laffen. ©o milchte eS fieb aucb in bie Engt;
legenbeiten ZbebenS, inbem eS ber ariftofratifeben 3>artei
über bie bemofratifebe ben ©ieg oerfebaffte unb bie Jtabmea,
bie $3urg oon !£beben, befe^te. Eber bie entflohenen ©emoj
traten, an beten ©pifce ?)elopiba8 ftanb, famen butcb £ift
unb .^ülfe ber Ebener wiebet in Öefi| Sb«benS. En)en
fdmpfte fiegteieb gegen ©parta, abet blieben ging batauf
auS, fid) jum einflupreitbften ©taate @.'S ju mad)en. ©parta
unb Etjjen machten einen oon ben Werfern oermittetten gries
ben. rie 2 bebau er unter (JpaminonbaS (f. b.) frfijugen
bei Ceuftra 371 bie ©partaner. Die Etbener blieben neu*
tral, abet ber 9>eloponne6 trat gegen ©parta auf. $clo-.
pibaS unb GpaminonbaS führten ein tt>cb. ^>eer nad) bem
9>eloponneS, ba famen Etben, Jtorintb unb anbere grieeb.
©taaten enblid) ben ©partanern au ^>ulfe unb jwangrn bie
Sthebaner Aum 97üdAug. £er£ricg würbe matt fortgeführt^
auch ein iBunbnif ^erftenS mit 2i>tben war oon wertig
(rinfluö geblieben, bie Erfabiet ftrebten nach bet Dberfeem
fchaft im ?)eloponneS; 5>elopibaS war in einer fiegreiebfn
©chlacht gegen ben £orannen $berd in 2beffalien gefallen.
Nochmals fam GpaminonbaS mit einem großen ^>eere nacb
bem $eloponneS; En)en eilt ©parta au «pülfe unb dpami:
nonbaS ftegt unb fdHt bei ÜRantinea 363; 55er ^erferfonig
wia ben grieben oermitteln, bie ©partaner foOen aJceffe*
nien freigeben, ba maßt fid) ber alte &6nig EgefilauS nod):
malS nad) Egppten ;um $erferfriege auf, fßidgt bie s?i..
fer, ftirbt aber auf ber SKücfreife 361.
X>it ©treitigfeiten ber grieeb. ©taaten unteTeinanbct
bauerten fort; bie grogern ©taaten fußten ftß in JöefiB
ber Dbcrberrfßaft au fehen, waren aber burß bie langen
itriege gefßwdßt unb in fiß nißt einig; bie fleinern fud>>
ten ftd> oon ben großem unabhängig au maßen, riefe
fücnvirrungen benutzte ber fßlaue iMji;ipp/ <JWnig oon 5Ra»
cebonien, fiß einen Ginfluß in bie grieß. Engelegenhtiten
au ocrfßaffen, gegen ben ber grieß. 97ebncr Semofthc»
neS (f. b.) mit feiner hinteißenben iBerebtfamfeit oergebtid)
ben v.Vu;!) bet Etbener aufrief, ©ie maßten nur fßwacbe
SJcrfußc, bie EuSbrettung ber ÜRacbt ^biliv'P'ä au Ijemmcn,
unb ließen ftß eabliß burß beftoßene 9?ebnet jum 93ünN
niß mit ihm berebeu. Philipp weiß alk grieß. ©taaten
au hintetgehtn, oetheert ^Ijocis, angebliß aempelrdubcrei
rdßenb, maßt ErgoS, 2Hcffcnien unb Erfabien unabh&ii*
gig oon ©parta unb nimmt SBefiQ oon atben. fBunbei*
jtabten. 9cun enbliß ergreift Etben , oon 25emoftbencS he-
geiftert, mit 92aßbrucf bie SBaffcn. EIS $biü'pp in ©. Ion«
bet, treten mehr« gtieß. ©taaten auf- ©eiten EtbenS unb
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Griechenland 211 Griechenland
audj Sftt&n» «on DemoflbeneS jum Beitritt bewogen.
•Jn ber Schlacht von Gbaronea werben aber bie verbünbeten
Sriafai gefcblagen, ber junge Aleranber (f. b.) tbut feine
cnlm glanjenben ajjaffenttiaten unb ®.'S Untergang war ent;
id)i<iai, als 337 ^pt>i(tpp bei einer allgemeinen SSerfammlung
C« ®riecfren ju itorintb jum Sbcrfelbberrn bcrfelben gegen
^nfien ernannt würbe. 3»ar flarb Philipp W»n imfol;
gcnbm 3ahre, aber Aleranber ber ©roge, ber ihm folgte,
'trifte balb burch ©eiffe unb SBaffcngeroalt bn-3 Anfebcn fei=
nö ßatert bei ben Griechen auf fich überzutragen. Auf
tü$ ©eruebt feines SobeS, baS fiel) verbreitete, alS er bc.
föifttgt war, im Horben feine 2)?acr)t ju befeftigen, erhoben
n bte ©riechen, um ihre greibeit normal» ju behaupten,
iiier Aleranber jeigte balb burdj bie 3erfrörung SbebcnS,
frei ber nur baS Jpauö beS großen Dichters ^inbar ver*
«front nmrbe, baß er noch lebe, um ©. ju beberrfeben.
<9.'S ®efcbicbte unb ©cbicffalc waren von nun an mit bc=
tun SRacebonienS verbunben. Kacb 2Cteraciber'ö Sobe ftrebte
d Dergeblicb wieberbolt 11 ad; Rreibeit; eS würbe ein ©piels
baü ber $olitif verfebiebener Eroberer, bie balb eS ju uns
Krioflfren, balb mit bem ©Cheine eS ui befreien auftraten.
3" 2tn)en fam auf biefe SÖeife (307) Demetrius «PotiorccteS
;ur .^enfebaft, welcher bie bemofratifebe Skrfaffung Athens
reenigflenS jum SbeÜ wiebcrberfteHte. Kur nod) einmal
l'djien ber ©cifl beS alten ©riccbentbumS wieber ju erwa=
eben, «18 nämlich bie nochmals vereinigten ©riechen ('279)
ben ceüifcben Sfaubborben, welche unter jSBrcnnuS vcrfjeei
wib einbrachen, belbenmütbigen SBiberftanb Ictftetcrt. ©.
märe vietteiebt noch ju retten gewefen, wenn jwifdjen ben
Sfaatcnoereinen beS aebdifeben unb ätolifeben JBunbeS,
bt« fto) um ba« dnbe beS 3. 3abrb. v. (5t>r. bilbeten, nid)t
l:beunglücflidje(?iferfud}t ausgebrochen wäre, welche fru»
ber Sparta unb Athen gegeneinanber trieb. Aud) bie einjelnen
Staaten, namentlid) ©parta, fonnten bie (Erinnerung an
b[e alte Wacht nicht vergeffen, unb fo arbeiteten bie griech.
Staaten fortw&brenb au ihrem gemeinfcr)aftlicben SJerberben.
C« SRacebonier unb fpdter bie Kömer würben von ben
Parteien ju$ülfe gerufen, unb biefe gleich fcblimmen SBun»
biogenoffcn ber ©riechen bitten leiber auch biefelben Abficbten
f bic Unterjochung berfelbcn. SUergebenS rourbe in ©parta
«in Serfucr) gemacht, bie alten Sitten unb ©efefee roieber
1 Äraft ju bringen, umfonft erhoben |m) an ber ©piße
b«4 od)äifa)en SBunbe» au8gejeid)nete gelbb.erren, wie tfratuS
oiojon unb ?>b'[op6men au8 SWegalopoliS; ütom wu^te
b ben Untergang, ben eS bem macebon. {Reitze bereitete,
; binabjufiürjen. Die ©riedjen r>atfen ben St6mern
cebonier in ber ©djladjt bei Ävnodfeßljale, 196 v. 6bt »
un, aber ei war faft nur ©port, al8 ber ©ieger Z.
- 5!aminiu3 bei ben i^bmifdjen ©pielen bie Freiheit ©.'$
: ifcen lieg. £>iefe3 fublte balb bie r6m. geffeln unb
m e8 ben geinben 9Jom8 bciflanb, raubte SRom, inbem e*
BW befiegte, ©. ben legten Schein von gretyeif. 2)er dtos
b« Sunb rourbe 189, ber adjäifcbe 146 0. ßbr. vernichtet.
Jn bidem 3abre eroberte unb jerflorte SWummiu* Äorintb/
inö ©. warb unter bem Kamen Bcbaja röm. ?>rovinj.
^ ®4l>renb ba4 übrige ©. unter ber r&m. ^)errfcbaft fo in
■ ©ejiebung berabfanf, bag bie ©riechen wegen ifjret
\b«it unb ©ittcnloft'gfeit in JRom fprüchrodrtltd? rourben,
'«wuptete nur «tben einen tiberreft ber frühem ©r6ge,
»utbe von ben Wörnern, welche fleh griedj. ©ilbung in
23tffenfcl)aft unb Äünfl ju eigen ju machen fhebren, viel>
fach begünjtigt unb erhielt noch bi$ in bat 3. Safjr^. n
Gt)r- benSfubm, Pflegerin be8 griech. ©eifle« ju fein. Äber
rro^ ber Pflege unb Aufmunterung, welche bie belfern StaU
fer unb reiche Privatleute ber £un|i unb S!}iffcnfchaft enge»
beiben liegen, fanfen beibe bod; immer tiefer unb es trat
(ein ©rieche mehr auf, beffen 92ame benen eines yiatcn
ober spbibiaS an bie ©eite gefefet ju werben oerbiente. 9ciö)t
ba8 gefrbatten an bem alten ©eifle, fonbern nur bie ©it>
tenloflgfctt ©.'5, weldje in bem ^eibenrhum eine JBefibö'ni*
gung fanb, war ber ©runb, bag ftch i)itt bie beibnifc(>e JRe»
ligion am langften erhielt, obfehon ju Athen unb jforintb
ber Apoflel Paulus felbfl baS (jhriftenthum geprebigt hatte.
Stachbem fieb aber biefeS als ©taatSreligion beä r6m. S?eich5
hefe|!igt hatte, würbe admälig baS ^>eibenrhum auch in ©.
ausgerottet; hoch blieben j. Sö. bie SRainotten (bie 97ad;>
fommen ber alten ©partaner) noch bis in baS 9. 3abth.
ben alten ©ittern gugetban. Schon im 3. 3abrh. n. Gbr.
war ®. burch (Einfalle ber ©othen verheert worben; noch
mehr aber litt eS gegen Anfang beS 5. 3aMi.; als Ala*
rieh (f. b.) e$ venvuflefe. 5Bon gr6germ dinflug auf bie
völlige Umgeßattung ©.'S waren bie ©lawenfcrnvärme, welche
feit ber SÄitte t>tf 6. 3ahr^., befonberS aber in ber 2liitte
beS 8. 3aljrh- einbrachen, grogentheilS fefle SBohnfifte in
ben entvölferten ©egenben nahmen unb ftch aQmälig mit
ber alten S3evÖ(ferung vermifchten, befonberS nachbem fie
im 9. 3abjrb- jum (Jhrijlenthum befehrt wbrben waren. jDb*
gleich Araber, ^Bulgaren, Normannen nacheinanber über
©. herfielen, fo begann biefeS, von feiner vortbetlbafren
geogr. Sage begünftigt, fich hoch wieber, a(S SheU beS bv»
}ant. »Heid)S, ju heben unb mer)re ©tdbte trieben einen btü*
henben ^>anbel. Die Äreuuüge würben aber SBtranlaffung,
bag fich, bie granfen beS ^eloponneS, welcher febon ben
Kamen Wloxta erhalten hatte unb eines SbeilS von £eflas
(givabien) bemdcfjtigten. Die 3nfeln beS griech. Archipels
tarnen im 13. Sahrh. grogentheilS unter bie ^errfebaft ber
SSenetianer. Alfmdiig festen fich bie dürfen tn S3ef(| von
©., befonberS nachbem fte (1453) bem bvjant. Weiche ein
(Jnbe gemacht hatten, unb nur auf furje 3eit 'am ber
grügte %i)t\l ®.'S unter bie .£>errfcbaft ber SJenetianer.
Kur burch brei Umftänbe würbe eS möglich, bag nicht
jebe ©pur beS griech. CebenS unter ber ^errfchaft ber bar»
barifchen Surfen verloren ging. 5JJit bem wdrmften ©lau:
benSeifer hingen ndmlich bie ©riechen an ber griecb.ifatbo<
Itfcheti Religion, von welcher bei Ausübung beS ©otteSbicn»
fteS bie griech. ©pracbe feflgehalten würbe, unb bie gried>.
©eifrlicbteit übte um fo mehr ©ewalt über baS SBolt au 5,
als biefeS auch in £?e<btSftreitigfeiten, menigftenS fo weit
biefe Angelegenheiten ber ©riechen untereinanber betrafen,
von ber ©eijtlicbfeit abhing, ba eS bei ben weltlichen
türf. Seichtem als gebornen Seinben unb Unterbrücfern
fein Stecht gefunben hätte. Der »weite Umftanb war bte
gänjliche SZierfcf)ict>enr>eit beS S3oIfSchara(terS ber Xürfen
von bem ber ©riechen, unb bie $artnäcfigfeit, mit we(<
cber bie Surfen an bem ihren feftbielten. Die Surfen ver>
achteten bie ©riechen fchon auS religiöfen Scücfftcbten, aber
aueb, weil fte biefelben für ftttenloS unb betrügerifeih biel»
ten, woju fte aKerbingS nicht ohne ©runb waren, benn ein
JQolf, welches burch fittfiebe Sntwürbigung untergegangen
unb feit 3abrbunberten aud einer Änechtfdjaft in bie anbere
gegangen Wrtt, mußte notbwenbig tief gefunfen fein. 35et
Dritte Umflanb, welket eine einfüge 2ßiebergcburt ©.'$ mög»
Ii di mochte, mar ber, baß fieb in®, felbfl einjelne ©tdmme
nnb eine grofe ?in |äbl all Jtfepbten (b. b- Stdubcr) leben»
ber ©rieben tn greibett »on bem türf. Socbe erhielt«, aueb
bie grieeb. Snfeln, wenn fte aua) Tribut jat)(en mußten,
boeb fletS einen ©ebimmer »on greibeit bettelten. BfleS
biefcS «er eine golge bet Srdgbeit unb ber 8tegierung«»er»
faffung ber Surfen, welche ftcb begnügten, SJortbetle auS
ben eroberten fidnbern gu gießen, wie fie ftcb am ndcbften
barboten, aber niemals barauf bebaut «aren, baS eroberte
8anb in «eifriger SSe^tebung ftcb ju eigen ju machen, unb
in ihrem ©taate ein tn allen ©niembeiten, als in feinen
lebenbigen jDrganen, auftretenbeS ©anjeS barjuftellen. £ie
betriebfamen, fleißigen ©rieben gogen aümdlig allen {»an*
bei unb bamit alle auS bemfelben fltcßenben Steicbtbumer an
ftcb, «dbrenb bie Surfen in Srdgbeit blieben. Slcamentlicb
matten in biefer Ätyiebung bie 3nfetn große gortfebritte.
Gin ©treben nacb. Freiheit, roelcbeö ieboeb balb wieber um
terbrüeft würbe, regte fieb juerft in ben .Kriegen, welche
1768 unb 1788 bie Stoffen mit ber Sürfei führten. Die
Stoffen unb fpdtet bie granjofen (als SRapoleon mit ben
Surfen -Krieg führte; fugten bie ©rieben immer in Bufre»
gung ju erhalten, weit fie »on benfelben eine mdebtige
4?ülr'e gegen bie Surfen hofften, wenn e« ju einem ent»
febeibenben .Kampfe mit biefen fdme. SDlebr aber als biefe
t»on außen fommenben SRabnungen an biegreibeit bewirfte
bie wieber gunebmenbe ©Übung ber ©riechen, eine golge
beS ßerfehr« mit ber europ. SBclr, in ben tbre $anbel§<
ibdtigfett fie braute. <J« würben an »erfefctebenen Orten
heimlich, weit bie Sürfen e« ntebt gewarteten, ©ebulen er«
riebtet, unb unter ben ©rieeben felbft ftanben wiffenftbaft*
lieb gebilbete dünner aß ©tbriftfreDer auf, man fuebte baS
alte ©. in feinen unflerblicben ©ebriftwerfen auf unb immer
SKebre begeijlerten ftcb an biefen jum betforfhbenben .Kampfe
für bie JBefreiung eines fo berrlicben SJaterlanbeS auS jweU
taufenbjdbrigcr ©ebmaeb unb J?necbtfd)aft-
SRatbbem bereits bei allen eblern ©rieben ber ©ebanfe
an bie Befreiung »on bem türf. 3oüje lebenbig geworben
war, trat juerft ber bureb ©enialttdt unb wiffenfcbaftlicbe 93iU
bung gleicb auSgejeicbnete JtonflantinoS SRigaS mit bem fub*
nen platte auf, unter bem Kamen $etatria eine gebeime
SBerbinbung ju ftiften, mit bem 3«ecfe, ©. t»on ber türf.
$errfcbaft ju befreien. SBdbrenb er in biefer ^fbftcbt mit
einer großen 2tmabl gebildeter ©rieeben, fowic einflußreicher
grember in fehriftliche Serbinbung trat, fuebte er auf ba«
griech. Jßolf bureb begeiferte gieber in ber SJolfSfpracbe ju
«irfen, in benen er Siebe jum 83aterlanbe, ©ebnfuebt nacb
greibeit unb Aaß gegen bie Sprannen mit aller .Kraft bin«
reißenber $oejte auSfpracb. 3«ar würbe {Riga« 1798 »on
ben Surfen auf öftr. ©ebtet gefangen unb in JBelgrab bin»
gerietet, aber bie 4>etairia, beren «Kitglieber 8?igaS niebt
oerratben batte, gewann bureb ben Sob biefeS ^cdrrprerS
ber greif) cit nur an flSegeijlerung für bie greibeit. 3war
mußten bie ^Dldne berfelben noeb unausgeführt bleiben, be»
fonberS weit man noa) niebt auf bie große SRaffe beö t>6(>
(ig ungebilbeten grieeb. S3olfS reebnen tonnte, aber naebbem
bureb Seitumfldnbe beaünfiigt unb bureb bie Sbdtigfeit bet
gebilbeten ©rieeben gef6rbert, auch bei ben gemeinen ©rie*
eben fittlicbe' JCraft unb SBaterlanb^liebe einen böbern TLuU
febwung genomniiir borten, befcbdftigte |ieb eine neue $e>
tairia angelegentlicb mit SefreiungSpldnen. £ur* 3eitt>ers
bdftniffe, befonberS bureb beo Um)tanb, baß TUx ?)afcba oon
Santna mit ber Pforte in offenen Äampf getreten war,
würbe bet Sufflajtb ber ©rieeben eber berbeigefubrt, als ur»
fprünglicb in beü ^(dnen bet ^etairia lag. Set Xufßanb
begann 1821 nacb bem plftglicben Sobe beS jpofpobarS ba
SSalacbei, inbem Sbeobor äBlabimireSfo in ber SBalacbei
baS ganboolf ?,u ben SBaffert rief, um bie türf. £errfcbaft
abjufebütteln unb Xleranber Spfilanti«, ter bisher tn ruff.
£>ienfien geflanben batte, in ber ÜRolbau an bie ©pifee bet
Unjufriebenen trat unb »on Soffo au« bie ©rieeben jum
greibeitSfampfe aufrief. ÜRan batte auf Unterjrüfeung 8?ui»
lanbS gereebnet; biefeS aber erfldrte iffentlicb feine SRiSbtl.
ligung beS unternommenen ZufßanbeS, unb ba überbicS
SBlabimireSfo m«br feinen eignen jßortbeil all bie ©acbe
ber greibeit in ben Äugen batte, bie in bet (Site aufgtraff.
ten fleinen $eere obne militairifebe jOiSciplin waren unb,
jum Sbeil niebt obne ©pftlantiS ©eftulb, bie getbeilte
©treitmaebt ber ^etairiften aueb an ben n&tbigjten JlriegS»
unb SebenSbebürfniffen SJeangel litt, fo nahm btr Xufjlanb
ein beflagenSmertbeS (5nbe. SBlabimireSfo trat mit ben wo.
ladv S3ojaren in Unterbanblung unb rücfte mit feinen Srup«
pen gegen bie ^etairiften, bie tt>n aber gefangen nahmen
unb -u Sergowijt hinrichten ließen, ©cgen gpftfanti* aber
rücfte nun bie jjpauptmacbt ber Surfen unter bem $afcba
bon SEBibbin an, unb am 19. Sunt 1821 fam eS beim
Äloflet Dragefdhan ju einer blutigen ©cblaebt, in weleber,
ungeachtet belbenmütbiger ©egenwehr oon ©eiten ber 4?e»
tairiflen, biefe »on bem ihnen an 3abl beiweitem über,
legenen geinbe t6llig gefcblagen unb entweber nieberge»
macht würben ober fieb gerffreuten. Qin ähnliches ©ebicf«
fal hart« bet ttufjianb in ber SRolbau. ?)pfilanti5, ber
felbfl an ber ©cblaebt niebt Sbeil genommen, fab ftcb balb
barauf genötbigt , bie ©renje be« öftr. JlaiferflaatS ju über»
febreiten. JDie 5Ber>6rbcrt bchanbelten ihn als ©taatSgefan»
genen unb hielten ihn als foleben anfangs auf bem ungar.
gelfenfcbtoffe SRunfatfcb , bann in bet gefttmg Shereftenfiabt
in engem S3erwabrfam bis jum Sahre 1827, in roelcbem
et freiaelaffen warb, aber balb naebber fiarb.
SSabrenb fo im nörbl. Sheile beS türf. Sfeic&S bie (©aebe
ber Freiheit hoffnungslos verloren war, feböpften bie Steunbc
berfelben im eigentlichen ©. neue Hoffnungen. £>urcb baS an»
fdnglicbe 3aubern ber Pforte, gegen bie |>etairipen in ben gür»
fienthümern frdftige Maßregeln iu ergreifen, gewannen bie
©rieeben Vertrauen gu ft* felbfl unb traten namentlich im
SMoponneS immer mutbiger auf. ©ebon »orher, im SKonat
gebr., harten fie eS gewagt, bem auSbrücf lieben SBer&ore bet
Surfen juwiber, bewaffnet ju geben, worüber eS in))atra9
»u Unruhen fam, welebe als baS SBorfpiel ienet langen
Steihe »on blutigen dreigniffen betraebtet werben fdnnen, bti
«bn 3abre lang obne wefentliebe Unterbrechung aufetnanb«
folgten. 2>enn alle ©emüther «aren gereijt unb gefpannt,
unb bie ©ährung nahm noch ju, alS man unmittelbar nach,
her, im Saufe beS SJedrj, bie 9iacbricbt oon bem 2Cufftranbi
in ber SKolbau unb SBaladbei erhielt. 3n »ielen Stabfc
unb 2anbgemeinben bewaffneten fieb bie ©rieeben, berrr
SJhitb babureb, baß ber cjrjbtfcbof »on $attaS fub ifftnt
lieb für ihre ©aebe erfldrte, eine bebeutenbe moralifct>e Jtrafi
erbielt. »ie türf. »efafjung würbe au« mehren feilen 9>tüfeei;
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Griechenland 2
DertTtdxa unb baß> ftanb aanj 5Rorea in SBaffen. Schon
im Äpr. trat ju Jtaldmata in SRefTenien bie erfte griecb. 9(iv
dona/mfammutng jufammen, um bte Leitung ber gefamm»
tat Jfogclegenbeiten ju übernehmen. 9(acbbcm bte ©riechen
einige glänunbe ■ Siege über bie Surfen erfochten Ratten,
trorb ber Gongreß ton Jtalamata nach, bem Ülofler Äaltejji
rerttgt unb ?>eter 3RauromichaliS jum ?iräfibenten ernannt.
3njwifcbcn hatten auch bie ihre? ÜReichtbumS, ihrer tljati*
gen, im Scebienße vortrefflich geübten SBcoölfcrung imb ily.
ra jahlreichen SRarine wegen fo wichtigen 3nfeln, unter be»
ntn #pbra, Spejiia unb $fara a(S bie wicbrigfleii erlitte-,
nen, (ich ber Sache ihrer SanbSleutc angefchloffen unb eine
gierte auSgefanbt, bie ben Surfen unberechenbaren Scha*
cen jufügte. SSubrcnb bie nörbl. ^rooinjen Sheffalien,
Warnanien unb Atolien, weil fic hart an ber türf. ©renje
lagen, noch ruhig bleiben mußten, fleHten bie öjil. 9>rooin*
ftn 9bocid , Cootien, Attifa jablreicbe ^>cerhaufen in*
jelb unb oertrieben bie Surfen auS Shcbcn unb Athen. 3n
tiefer lefctern Stabt hielten fid) jeöoch bie Sürfen in ber
GitabeHe AfropoliS. AIS bie Nachricht »on bem günfligen
Erfolge ber 3nfurgenten nach Äonftanfinopel gelangte unb
man hier ju berfelben 3eit eine SJerfcbwörung entbeefte, be=
ren $lan war, bie glotte unb baS Arfenal in S5ranb ju
tfetfen unb ben Sultan ju ermorben, fc(jtc baS 58olf feiner
Sun) gegen bie ßbrijien feine Scbranfen mehr unb richtete
unter ihnen ein furchtbares Jölutbab an. 3n ptelen anbern
ctäbten wart» baö 23eifpiel ber ^»auptflabt nachgeahmt,
in Smorna, Abrianopel, Salonicbi, unb mehr als
HOOO ©riedjen würben binnen brei ÜRonaten ennorbet.
£a bie türf. {Regierung biefe ©reuet ungetfraft bulbete, fo
entftanb jwifchen ber Pforte unb ben dmfiüchen ÜRäcbtcn,
namentlich mit {Rußlanb, eine Spannung, welche baburch,
caß ruff. |>anbelöfahrjeuge oon Seiten ber Surfen allerlei läfti»
gen SBefchränfungen unterworfen würben unb burch anberc Uns
wftati beinahe ju einem förmlichen JBruch jwifchen beiben
©ächten führten. Den ©riechen brachten biefe SierhaltnifTe
übrigen« fchon infofern duften, als bie fforte fich genötbigt
'i!), ben größten Sh«il ih"' Streitmacht im Sterben auf*
juftellen, weil bort, im gall eine« Kriege« mit {Rußlanb,
W ©efapr am größten war. Daburä) würbe eS ben Srid
i möglich, ft<& freiet ju regen, unb ihr SBertrauen auf
• re eigne Jtraft wuchs, alS ihre glotte über bie türf. bei
vlene einen Sieg ba»ongetragen hatte, in golge be(fen
Xioiien unb Afarnanien fiep ber grieeb. Sache anfchloffen.
bie Sulioten regten fich; boch behielten im 9lor»
: bie Sürfen im Allgemeinen bie SDberhanb, wdhjrenb fic
J ber SRirte biefeS 3at>reS in 2Rorea, wohin Aleranber
Atlantis' fflruber, Demetrius, fich begeben hatte, nur
wa) neun fefie <pia(se befaßen, pon benen halb barauf mehre,
^«entlieh Sripolijja, von ben ©riechen genommen würben,
üabrenb biefen fold>ergeftalt baS ÄriegSglücf im "MUgemei»
-i jiemlich flünfüg war, bcfdpäftigte fich «•« (JpibauroS
• Mmmeltcr Üongreg mit bem dntwurfe einer SJerfaffung
g» ©, welche unter bem Sitel: „DrganifcheS ©efe(j für
#<ilaS" im Änfange beS 3<>b"S 1822 befannt gemacht
routbe. 3um ^räfibenten würbe SWauroforbatoS ernannt,
untl ™«n »drb Äorinth auf einige 3eit Si^ ber {Regierung.
SM öanj Europa folgte man ben JtrtegSereigniffen
"■A gefpanntefien Äufmerffamfeit, unb baS SBiebererwa*
S5iftfr.CcriD.«8<j. lt.
3 - Griechenland
chen beS UnabhangigfeitSfinnS in einem etnft fo eblcn unb
großfinnigen SBolfe, welches feit 3ahrhunberten unter bem
Drucf ajiat. Eroberer faum ein fiebenSjeichen t>on für) ge=
geben hotte, warb von allen Seiten mit (autem 3ube( be«
grüßt. Die {Regierungen ober, burcp gleichzeitige JRev>olu--
tionen im wefil. Europa bebenflich geworben, miSbiQigten
ben 'Äufftanb ber ©riechen unb «erjagten biefen nicht nur
ihre Unterfiütäung, fonbern traten ihnen felbft hemmenb unb
hinbernb entgegen, namentlich <£ng(anb auf ben ion. 3nfe(n.
Doch auS aQen ednbern eilten Jreunbe ber r)ellcn. Sache
nach ©., um baffelbe mit {Rath unb Shat }u unterflügen,
unb (war in fo großer Vfnjahl, baß biefe ^ifiii hellen en
(b. h» ©riechenfreunbe) eigne SruppencorpS bilbeten, bie in
ber golge wichtige Dienfle geleiflet unb jum Sheil ihr Sehen
für bie greiheit ®.'S geopfert haben. 3u ben angefeljenften
©riechen^teunben gehörten ber beutfehe ©elehrte Shierfch, ber
genfer Sanfter G^narb, bem bie ©riechen große Summen
oerbanfen, unb ber große engl. Dichter ßorb Spron. 3n
Deutfchlanb unb ber Schweif, in granf reich unb in @ng<
(anb würben SBereine jur Unterftü^ung ber ©riechen gebiU
bet, bie halb eine große 2tuSbet>nung gewannen; in Sonbon
fam für fte eine Anleihe oon 800,000 $f. St. ju Stanbe
unb oon allen Seiten r>cr fanbte man ben ^ülfSbcbürftigen
©elb unb SBaffen gu. Diefc außerorbentlic^e Sheilnahme
würbe jeboch einigermaßen burch bie Sreulofigfeiten, welche
bie ©riechen fich mehrfach gegen bie Sürfen ju Schulben
fommen ließen, fowie burch bie Uneinigfeiten gefchwächt,
welche unter ben Oberhäuptern ber .^ellenen ausbrachen.
Diefe gerieten enblich untereinanber tn Jlampf, lieferten
fich gegenfeitig Schlachten unb oergeubeten auf biefe Sßeife
nu^loS ihre bellen jtrdfte. Der ju Serena oerfammelte
Kongreß erfldrte in golae biefer faft r>offnuncjdlofen Sage
auSbrücflid), baß ©. nicht in bie {Reihe felbftdnbiger Staa>
ten gehöre. Der Ärieg war injwifchen mit wed)felnbem
©lücr, aber meifl ju ©unften ber Smaun geführt worben.
Da »erlangte bie Pforte »on bem »icefönig^ pon Agppten,
SRohammeb "KU, JBeiflanb unb biefer fanbte feinen jum ^pafn)a
pon SRorea ernannten Sohn 3brahim mit einer bebeutenben
gtotte unb 22,000 5R. Sanbtruppen nach ©• ab. Der türf.
Abmiral (ber Jt apuban ^afcha) oerbanb fich mit bem ägppt.
©efchwaber, nachbem er bie 3nfe( $fara gdnjlich perwüflet
hatte. 3m gebr. 1825 (anbeten ägppt. Sruppcn bei ftRobon,
nahmen 3taoartno ein unb baufeten furchtbar in ÜRorea;
SBeflgriechenlanb warb »on Älbanefen unb Arabern auSge*
ptünbert unb 2Riffolunghi Pon 9?ebfchib ^afcha mit 30,000 2R.
belagert. 9?acb helbenmüthigem SBiberfranbe warb biefe ge>
flung am 22. Apr. 1826 eingenommen unb ginjlich jerftört.
Die Sache ber ©riechen fchien jef?t ohne {Rettung oer>
(oren. Da trat im entfeheibenben Augenblicfe eine für ffe
günftige, ponüliemanb porhergifehene, SBenbung ein. (?ng«
lanb, baS fich früher bem Aufftanbe fo abgeneigt ge»
geigt hatte, nahm in Sejug auf benfelben grabe jegt ein
ganj anbereS Spflem an. 3n {Rußlanb nämlich war $tai>
fec Aleranber geworben unb 9?ifolauS hatte ben Shron be-
frieden. Die Unruhen, welche ftch halb nach beffen {Regier
rung ereignet hatten, jeugten pon einer ©ahrung in
ben ©emüttjern, welche ßnglanb befürchten ließ, {Rußlmtb
möge fich vielleicht peranlaßt fühlen, bie Spmpathie feiner
Untertanen mit ben ©rieef) cn, als beffen {ReligionSöer»
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€ärieehenland 914 Griechen!*««!
»anbten, ju feinem ort heile ju benufcen. Daher roarb
ber Jperjog oon SBellington im gebt. 1626 nach Petersburg
gefebieft , um mit bem ruff. Sabinet über bie grte^. 2tngele»
genluiten ju untcrbanbeln, unb frfjcn am 4. ?lpr. unterjeieb»
neten beibe SJJädjte ein ^retofoll, in welchem gefaßt warb,
bafj önglanb ben Jtaifer oon SKußlanb um feine SÜermitte-
(ung in ber griceb. Angelegenheit erfuebt habe unb baß man
über eingef cm men fei, ©. foQe fortan einen ber Pforte jinä=
Pflichtigen Staat bitten , ber [ich vollfiänbiger ©erotf|en«*
unb #anbel$freibeit ju erfreuen beben werbe, beffen dürften
aber ftetö bie Pforte ernennen foHe. DiefeS ^rotofoQ warb
ben brei anbern europ. Großmächten uigefanbt unb oon
granfreieb auch angenommen, roäbrenb ibfrrricb unb $reu<
ßen alle Sbeilnabme ablehnten. 3n ©■ felbjl hatten jefet
bie Störten unb Jtgopter fajl überall bie £>berbanb behalten,
ba bie unfelige Uneinigfeit unter ben (kriechen ihnen leichtes
Spiel gab, bis enblicb toiebtr mehr ©rbnung in bai ©an je
gebracht würbe, als 1827 £orb Gocbrane jum JDberbefeblSböber
ber griech. SJiarine unb ©raf Antonio JtapobitfriaS (f. b.)
am 14. Hpr. auf fteben Sabre jum ©ouoerneur btS griech.
i^reiftaatä ernannt warb. Dennoch ging im 3um 'Ätben
an bie geinbe oerloren, ganj Slorbgriecbenlanb mar in ihrer
©eroalt unb ÜRorea warb oon ben ttgpptem, bie ftrtS neue
Verhärtungen erhielten, nach allen Dichtungen burebjogen,
ohne baß [ich irgeubroo erfolgreicher unb fräftiger Sßiber-
flanb gezeigt hätte. 3n bW« bccblten JBebrängniß tarn
abermals &ülfe. Die brei 2)f ächte nämlich hatten baS oben
ermähnte fJrotofoll ber Pforte jur Annahme mitgeteilt. Wi
baffelbe oon ihr jurüefgewiefen mürbe unb fte auSbrücflicb
erflärte, fich auf SJorfcpläge folcher TLtt burdjauS nicht ein=
(äffen ju tonnen, warb am 6. 3uli 1827 oon fnglanb,
Siußlanb unb granfreieb ber lonboner SJertrag unterzeichnet,
bem ©. eS ju Derbanten hat, ba§ e§ felbjtänbig unb in bie
iSeihc ber unabhängigen europ. Staaten eingeführt roarb,
benn in bem Vertrage mar auSgefprocben, baß bie dächte,
faHS ton Seiten ber SHorte ju bem $rotorolle nicht binnen
fürjefter griff eine jäufthnmung erfolge, mit ®. in unmits
telbaren Söetfebr treten unb burch ihre Klotten einen 3Baffen>
fliUfianb jwifeben ben jlreitenben Parteien ui crjroingen fueben
wollten; auch füllten feine neuen ägppt Struppen ben griech.
83 oben fernerhin betreten unb Sbrabim'S glotte entmeber
nach ben Darbanellen ober juruef nacb Eleranbria fegein.
Sbrabtm w eigene fidj entfebieben, feine im 4?afen oon 9ta»
oarino liegenbe glotte jurücfjufcnben. Da fam eS jwifeben
berfelben unb ber »ereinigten Seemacht ber brei dächte am
20. ßct. 18^7 ju ber berühmten Seefcblacbt oon 91aoa»
rino, in weldjer bie ganje türf. flotte vernichtet mürbe.
So febr nun auch ein folcber Sierluft bie Pforte fchmerjen
mußte, fo menig Wacbgiebigfett jeigte fte; bie SBorftellungen
ber brei Gabinete mürben nacb roie oor unbeachtet gelajfen, unb
3brahim ließ ganje Schiffs labungen griech- befangenen nacb
ttgppten in bieSflaoeret abführen. Da enblid) brachen bie
Öefanbten oon tlnglanb, JRußlanb unb ftranfreieb aQe 83en
binbung mit ben SEürten ab unb oerließen im Dec- 1827
Jtonjtantinopel. 3m näxhfien 3an. (anbete ber jum 9>rä»
ftbenten oon ®. ernannte ®raf itapobiftriaS ju 9{apoli bi
9?omania unb erhielt gleich nachher au« ben £anben ber ju
2gina oerfammelten ^eaierungScommiffion bie voll'jiebenbe
bemalt. Sein Jpauptbeftreben ging bahin, in bat jerrüttete
StaaKmefen Orbnung ju bringen. Daher roarb ba5 ^an»
bellenion als h^chfic ihm jur Seite ftebenbe ©taatöbeheabe
eingefe^t; er bemühte fich, tin europ. biSciplinirttf $eer ju
febaffen, ben ßrebit ju begrunben unb oon ben brei
dächten Weib ju erhalten. Durch (?rmarb'S SSermittelung
ließen fich benn auch 9?ußlanb unb granfreid) beroegea, je?
beS monatlich eine Million granc» ju geben, unb fo mar
eS möglich, rocnigficnS bie allcrnothmenbigftcn (Bebürfmfe
einigermaßen ju befriebigen. 9c och immer fianb Jbrahim
fcha in ^Rorea unb leiftete ben vielfachen 2(uffoberungen ber
ÜJcädjte, nach "Üavpten jurüetjuf ehren, erft bann gclge, *li
im Xug. 1828 Öeneral f.Wnfon mit 14,<)00 ^ranjofen ben
©ried>en ju .£>ülfe tarn, mehre fefte plähe einnahm unb 3bra-
him jum Xbjuge jmang. Üon ben fiaiij. Gruppen follten
OOOO 9Ä. fo lange jurücf bleiben, bis bie griech. äujläntc
mehr Se|ligfeir gemonnen haben mürben. Zugleich nahmen
bie brei dächte ben ^eloponneS unb bie 3nfeln unter iije«
©arantie unb eS begannen Unterhanblungen über bie (Sren.
jeu beS Staats. 9cun marb eS auch möglich, einige Scbu:
len ui grünben, m eiche balb auf bie in ben langen .Krie-
gen oermilberte Jugenb einen roohlthätigen (Einfluß äußert
ten. 3n ber SRitte beS Lahres 1829 trat bie 9)ationaloer<
fammlung ju 2(rgoS {ufammen unb fe^tc an bie Stelle beS
bisherigen ^anheüenion einen Senat. Um biefelbe 3tit aber
begann febon hier unb ba eine große Unjufriebenheit mit ba
S3crroaltung beS $räfu)enten fich äußern, bem man ^>etrfch>
fucht unb SJiHfür oormarf. 21m 14. Sept. 1829 warb
jrotfeben Sfußlanb unb ber Pforte ber griebe ju Abrianoptl
gefcbloffen unb in bemfelben ertlätte bie lefetere, burch ben
Drang ber Umftänbe baju gejmungen, ihren beitritt jum
lonboner Vertrage. 3m Anfange beS 3ahreS 1830 marb
bann weiter beliebt, baß ©. ein gänjlicb tributfreier unb
burdiauS unabhängiger Staat unter einem eignen SRonor;
chen fein follte. Die Stxont roarb bem ^rinjen Seopolb
oon Saebfemitoburg angetragen unb oon biefem auch be.-
bingungSroeife angenommen ; balb aber, au) er in ben @reru>
befhmmungen, melche für ©. nachtheilig waren, feine Wo-
änberung ermirten tonnte, roieber aufgegeben. Die ftablrei«
chen ©egner beS bisherigen ^räftbenten griffen ihn, ber &U
IcrbingS vielfache 93l6ßen gab, feitbem um fo heftiger unb
fcbonun^Slofer an; bie republifanifche Partei in 9Worea unb
bie SRamoten erregten Unruhen gegen ihn. Die Srb^hung
unb gemaltfame Seitreibung ber Abgaben oermehrten ben
Unmillen unb erregten überall 9Xi£oergnügen, jumal ba bie
9tachricht oon ben inbaltfcbroercii Qreigniffen im übrigen
Europa, namentlich oon ber fratij. 3nlireoolution, alle.Gk-
müther aufs äußerfie gefpannt hielten. Daju fam eine
brücfenbe ©elbnotb, melche roeber ertjobete B6ue, noeb bie
@elbfenbungen beS iMiilbellenen (rnnarb ju heben oermoeb:
ten. 31uch mit ber Ärt unb SScife, mic JtapobijhiaS bie
Rechtspflege ausüben ließ, roar 3<bermann unjufriebcn;
nicht minber mit ber geringen {Beachtung, melche er gegen
bie Shmicipalfreiheiten geigte, bie boa) felbfl oon ben Xüt-.
ten refpectirt roorben waren. Die große SRafJe beS Seit»
hegte gegen bie {Regierung beS ^räfibenten enrfebiebene geir
febgfeit unb namentlich Tagten fich bie Snfeln Stobra unb
^)fara, beren 83eifpicl mehre anbere folgten, oon berfelben
gänjlich loS. Daffelbe tfyatta auch bie fräftigen SRatnoten,
melche ein $eer gegen JtapobifhiaS inS gelb fteQten, rpä:
renb fich J" berfelben 3eit auch bie rumeliot Gruppen gl
gen ihn emoorten, ber ^bmiral SRiauliS mit hobriot. g.
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Oriechenland 315 Griechenland
fen gegen bie ftlotiße ber Regierung f impfte unb fooar 28
feiner eignen gabrjeuge bei $oroS perbrannte, überall
berrfebte Verwirrung, atS am 9. ©ct. ber ^räfibenf, ba er
eben jur .Kirche geben wollte, oon Äonjtantin unb ffieora
2»juromicbaliä, beren gamilie er aufs bitterfte gefränft
unb beleibigt t>atte , ermorbet warb. 9?acf> biefem murigen
greigniffe waren bit 3ufeln geneigt, fieb mit bem Senate,
ber ju SRauplia feinen Sife, unb gleftb nach bes »Präfibentcn
lobe beffen Vrubet Augufhn , SEbtobor Jfolof otroniS unb
itolettti )u SRitgliebem einer proviforifdwn Regierung er*
narrat batte, tvieber auöjuf6bnen unb SRauroforbatoS unb
ÜRiauliS traten t>on Seite ber 4>obrioten in biefer £inficbt
bie geeigneten Schritte. Aber eS tarn ju (einer Verföbnung,
ba btc Regierung ganj in ber roiüfuriicben Seife beS $ra»
ftbenten fortbanbelte. 9?un cntflanb SJütgerfrieg ; bie fBe*
rechnet ber 3nfeln, bie SRainoten unb 8JumeJtoten branden
auf eine oon jebem ungebubrlicben (Jinfluffe unabbängige
neue 9lationa(oerfamm(ung unb auf gntwerfung einer bie
Äecbte jebeS <£in&elnen fuberftellenbcn VerfaffunaSurfunbe.
'Auf alleS DaS erflärte bie Regierung beS Augujlin .Kapo*
bijfriaS fia) nicht einlaffen ju tonnen, unb eS tarn baber
nochmals ju blutigen ftebben, wäbrenb bie Rumelioten eine
eigene SRationaloetfammlung wählten unb AtgoS befeuert.
Da langte jut reebten 3eit ein sProtofoll ber dächte 00m
7. ÜRärj 1832 an, worin ben ©tieeben angezeigt warb,
baß ber $tinj JDtto (f. b.) oon JBaiem ju it)ttm Sou»
oerain ernannt worben fei; eine SJcacbticbt, bie oon ben
Rumelioten mit bober greube, von ber .Kapobifhianifcben
Partei bagegen mit tiefer SJttrübniß oemommen warb, Au«
gujiin JtapobiftriaS gab unmittelbar nadibcr feine (futlaffung
unb fcfciffte fwb naa> «Rorfu ein. '2t ber noch langete Seit
bauerten bie geljben unb Uneinigfeiten, welche metjl bureb
bie JJapobijlrianet unb ihren einjlußteicbffrn Anhänger Äo*
lofottoniS tntftanben, namentlicb im ^eloponneS fort. Die
brei SRädjte hatten inbeffen beflimmt, bafi bis jur VoQjäb«
rigfeit beS ÄönigS Otto, welcbe am 1. 3uni 1835 eintrat,
eine Regentfcbaft bie Leitung ber grieeb. StaatSangelegen»
beiten übernehmen follte. Diefe, auS bem Giraten von 2t r*
tnannSperg (f. b.), bem Dberfien oon £cibegger unb bem
StaatSratb oon Abel befichenb, warb im C er. ernannt unb
in Demfetbcn 2Ronat langte eine grieeb. Deputation, mit Wum-
liS an ber Spige, in ^uneben au unb leiftetc bem .König
ben #ulbigung8eib. 3m Anfange beS December, nadjbcm
bejiimmt worben war, baß ein (SorpS bair. Struppen nach
©. abgeben follte unb eine in brei «Serien jablbare Anleihe
oon 60 ÜRill. grancö oon Seiten ber brei iRäcbte garan«
rirt worben war, reifie ber junge .König oon München ab,
[anbete ju Cnbe San. 1833 auf grieeb. ©oben unb tytlt
m & gebr. in Rauplia feinen feietlicben (Sinzig.
Die Regen tfebaft, welcbe bem jungen .Könige ju Seite
flanb, tyartc eine febwierige Aufgabe ju löfen. Sie foUtc ein
von mehr alö jebnjäbrigcm Kriege erfcböpfteS, jum großen
Zt)iil gänzlich oerwüfteteä, oon erbitterten, einanber bis auf
ben Xot> befämpfenben Parteien jerrütteted Sanb beruhigen,
taS Amt ber Vermittlerin unb Serfobnehn übernehmen unb
ben SBobUlanb lieben. Sie bat oon Anfang an ^inbetniffe
gefunben, bat mit ben manniebfaebfien Scbwiengteiten ju
fämpfen unb JKücfftcbten nacb allen Seiten ju nehmen gehabt
Daß SHSgriffe unb $eb(er in 2ßenge begangen worben ftnb,
wirb oon oielen Seiten bebauptet, fann aber nidjt befremben,
wenn man bebenft, baß es Audlänber waren, benen bie
Leitung ber grieeb. Angelegenheiten anvertraut würbe, baß
fie baber mit oielen innrrn Serbältniffen unmöglid; genau
befannt fein ?onnten. Daber ifl bie Verwaltung be« ©ra*
fen Armannöperg l^dufia febr ftbarf getabelt worben; fo
viel aber ift gewtß unb rann oon feiner Seite geleugnet wer>
ben, baß unter feiner Verwaltung £ anbei unb Acf erbau ftd)
gehoben haben, Sanbfhraßen ju bauen angefangen, Kolonien
oon ßbioten unb ?)farioten im 8anbe gegrünbet würben; ferner
warb baä äRunjwefen neu regulirt, eine <Sen6barmerie errieb«
tet, für bie Sdjulen SRanebeS getban, eine regelmäßige 9ßot
flenoerbinbung im 3nnern unb mit bem AuSlanbe organU
fht, ber Verfua) jur Errichtung einer S3anf gemacht, für
bie Aufbewahrung ber Altertümer geforgt , bie gan) im Ar«
gen liegenbe JKecht«pfIege georbnet unb ein regelmäßiger
biplomatifcber Verfebr mit ben europ. dächten unterhalten.
Dant ifl ber 9fcgentfd?aft für ihre Verwaltung aber oon
(einer Seite b« geworben, unb ©raf ArmannSpera b«t im
Anfange be8 Sabte* 1837 ®. oerlajfen. 3m 3apte 1836
maebte Äönig Dtto, welcber bereits im 5R4rj 1834 ben
©runbflein ju feinem 9iefiben}fcbloffe in Athen, baS je^t
$auptjtabt ift, gelegt hatte, eine Keife bureb Deutfcb«
lanb, vermählte fidb mit einer olbenburg. »Prinjeffirt unb
felirte bann nacb ®. jurücf , begleitet oon bem als Abge«
orbneten jur bair. Stänbeoerfammlung befannten ^>errn
oon SJubharbt (f. b.), ber ihm fortan als Scatbgeber jur
Seite fieben wirb unb bem baS aQerbingS febwierige ®t*
febaft überlaffen bleibt, bie verf ergebenen , ®. noch immer
tbeitenben Sntereffen }u beliebigen unb auSjugleicben, bie
Rübe bauernb ju begrünben unb bie Verfaffung ju cnt<
werfen, welcbe ein großer 3: heil ber ©riechen alS ben
Scblußflein beS neuen StaatSgebäubeS anjtebt
Solcbergeftalt ift nun wenigstens ein Zk)cil beS alten ©.'S,
naebbem eS länger als 300 3ahre unter bem SMaoenjocbe
von Gröberem gefeufot, welcbe nicht einmal bie Religion mit
ihm gemein haben, ein felbftänbigtS .Königreich geworben.
DaS neue ©. befiehl auS bem oormaligen türt. ^afcbaltf
SWorea, bem Sanbfcbaf gioabien, ber Snffl (SgriboS (€u»
böa ), einem Xbeile oon JtarliOi unb gepanto , ben Jtpflaben
unb mrbren Sporaben, jufammen etwa 800 □'SU. mit etwa
700,000 £inw., bie firh meiflenS jur grieeb. Kirdie befennen.
Qi .5 erfällt geograpbifeb in brei Aaupttbeile: baS a(te{>eUaS
nämlid) ober gtoabien, SRorea ober ben ?)eloponne5 unb bie
Snfeln. DaS ganje Sanb bot ein milbeS, beitcteS Klima,
ift gumeijt fruchtbar unb bat großen $roburtenreirbtbtrm, ber
ihm bei forafältigem Anbaue einen bebeutenben $anbe( fiebern
würbe, ftlb|i wenn feine Sage j,u einem folchen weniger ge>
eignet träte. 3m Süben, befonberS in Attifa, gebetbt ber
jÖlbaunt vortrefflich ; ber £wmg ifl fepon feit ben Reiten beS
Alterthumä berühmt, bie Rofinen unb Jtorinthen liefern ei.
nen nicht unwirbtigen AuSfubrarttfel unb bie SBoile wirb
gefucht fein, wenn bie Schaf herben erft mehr oerebelt ftnb.
Auch ©etreibe, S5aumwoUe, Sabacf unb Sübfrücbte ftnb
vorttcffiid). 3m Allgemeinen ift baS Sanb gebirgig, erbebt
fich aber nicht einmal im XapgetuS in 9Rorea bis jur Sdjnee:
grenje. Die wiebtigften Ströme ftnb ber ASpropotamoS im
9t, ber Siufta (AtpbeuS) unb ber Sri (CurotaS) im Süben.
Die ©ebirge enthalten eifen, Jölei, Bin!, £luecfftlber, SLo--
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Griechische liirchc 27ß Griechische liirehe
halt, Jtupfer, (Stein: unb SJraunfohlen unb werben, fobolb
bet Sergbau, htm Plane ber {Regierung zufolge, cvfl fcpwungj
pafter betrieben roerben fann, reichen Grrrag, befonbere an
Gifen unb SBlei, liefern. — ©egemvärtig ift ©. in jerjn >Jcos
tnen ober greife geseilt, an beten ©pi|e ein Dcomarcb fleht;
bie Scomen verfallen in Gparcfuen ober JBejirfe (mit einem
Gparcfccn) unb biefe in Demoi, ©emeinben, (mit einem De»
mogeronten.) #auptftabt unb Sfeftben» i(t 2£ t tj cn (f. b.).
Di« dornen fmb: ÄrgoliS mit ber ipauptfrabt SRauplia;
Acbaja unb GliS, wo PatraS; SDceffenien, wo Arfa*
bia; ArFabien, wo Sripolijja; BaFonien, wo SRifha;
AFarnanien unb Atolien, wo ÜBracpori; BocriS unb
PhotiS, wo Salona; Attifa unb £36otien, wo Athen;
SJlegroponte unb bie ÄpFlaben. Guben ober 9legro>
ponte ifl burch ben GuripuS vom gefilanbc getrennt, etwa
60 groß, ungemein fruchtbar unb r;at etwa 60,000
Ginn?. Die Snfcl Pfara ober Spfara, welche [tep im £öc
freiungSfampfe fo hdbenmütpig bewies, ifl in ber ©ewalt
ber Surfen geblieben; ©pra bagegen mit ber blübenben
^anbelSftabt äermopoliS gehört ju ©. 2fuf bem gefilanbe
liegen bie meijten ©tdbte im ehemaligen $eHa$; am \v\d).
tigfien unb velfreicbfien ftnb: Siauplia, mit 10,000 Ginn?.;
Sripofyja mit 5000, SDtobon in SKcfjenien mit 7000 unb
Äoron mit 5000 Gin».
4&rtrcr)isri)e ober 0rtecr)tßct)-katt)olisci)r unb apodttf-
Ü6d)r irr I)c beißt bie vonüglicp in ©riecpenlanb unb Wußa
lanb herrfepenbe chrifrliche Jtircpe, welche an ben altcbriftli»
eben Dogmen feiltiäit, bie nach ber allgemeinen Anerfen»
nung beS Gbrifrcnttiumä im rem. Jtaiferthum burch metjrc
Äircpenverfammlungcn feftgefefct würben unb im 5. 3ahrh.
eine eigentümliche AuSbilbung erhielten, in beren $olge
bie grieeb. von ber röm.= fatholifcben JÜrcbe fiep trennte.
3u ihr gehörten bis inS 7. 3ejt?rb. EfiiUgrien, baS tu
gentlicpe ©riecpenlanb nebfl ben grieep. Snfetn, ©prien
mit Palaftina, Arabien, Ägppten unb oiele chrifrliche @e*
meinben in SRefopotamien unb Werften, ©päter erfl Fa«
wen flawifche Silfesfcpaften, unter ihnen bie Muffen, baju,
micpbem faß aO« Provinjen in Apen unb Afrifa aümä:
tig burcp bie 5Robammebaner entriffen worben waren.
Die Trennung ber grieep. Jürcpe von ber röm. würbe be=
hingt burcp ben Unterfcpieb beS SKorgentonbeS von bem
Abenblanbe in ©irren unb ©praepe, befonberS begünfhat
aber burch bie politifcpe Trennung beö r6m. SBeltreicba tn
baS morgenUmbifche unb abenblänbifebe Sicicp. Gä maep»
ten nun namlicp beibe ©tibte. Jtonftanrinopel unb Korn,
gleiche Anfprüebe barauf, für bie etflen ©tAbte ber SBelt
ju gelten, unb gleichermaßen machten bie geifxlicben jDber*
bäupter in Korn unb Aonfiantinopel Vnfprua)e auf ben tt*
fien Rang unter ben JBifcpofen ber Gbriftenfjeit. Anfänglich
fteQten fiep ben Anmaßungen bei röm. SStfebofS bie $a*
trtarepen von ^onftantinopel, Xleranbrien, Tmtiocbien unb
3erufalem nur aemeinfepafttiep entgegen,, balb aber oerfe^ers
ten bie beiben ftrepliepen Parteien emanber gegenfeitig unb
bie Sifcpöfe berfdben fanben Unterflü^ung m ben Re-
gierungen ihrer üänber. Der iBifcpof ju Jtonflantinopel
war auf jwei itirchenoerfammlunaen, ju itonftantinopel 381.
unb ju Gbalcefcon 451, al$ gmetter jöifcpof ber Ghriftenbeit
neben bem röm. anerfannt worben. SBegen einiger fchein»
baren Abweichungen »on ben 3Bt|hmmungen btr Ätrchen«
perfammlung )U (Sh<Ucebon fpraep ber röm. IBifcpof gelir II.
484 über bie Patriarchen gu ^onfiantinopel unb Aleranbrien
ben 53ann auS. 9tun war bie Trennung beiber itirepen
entfepieben, obfepon wieberholte XJerfudjc gemacht würben,
fte wieber ju oeteinigen. Der föilberfheit (f. Silber»
bienft) bei ben ©riechen, bog (Jölibat bei ten £a reinem
unb eine Wenge abweichenber ©lauben^artifcl, machten tie
©paltung immer größer. SBcrgebenä bemühten fiep felbfr'
mehre gricch. Jtaifer um bie Jbülfe be$ AbenblanbeS gegen
bie immer brängenber anjiürmenben Surfen ju erhalten, bie
^irchengcmctnfchaft mit Aufgebung ber Gigentbümliebfcitcn
ber gried). .Hu\be h^ujlellen. Ta-S grteeb. Aaiferreich fiel
enblich, vcrlaffen von ben abenbtänbifcben Gbriflen, unter bie
ftegenbe Wacht ber Surfen. Unter ber türf. Dbrrherrfcfonfi
beobachtete bie grieeb. .Hiu'.u' jwar gewiffermapen ihre ©dt
ftänbigfeit unb mit ihr bie ber Nation, aber ein großer Übel:
ftanb war bie SBerfAuflicbfeit ber geijllichen ©teilen. 3n
Ungarn, ©iebenbürgen unb Polen würben bie gricch. ®e-
meinben wir Au§föbnung mit ber röm. Jlircbe bewogen unb
hießen nun unirte ©riechen. Sur junge ©riechen würbe
vom fuiti ©regor XIIL ein GoQeaium ju diom 1666
ftiftet. Auch bie Protejiantcn machten Sierfucpe, ihren Au-
flebten Gin.vmg bei ben ©riechen -u; verfchaffen. Der y.v
triard) Gpnllud SufariS würbe in $olge ber Galoinifcbcn
{Richtung, bie er in feinem ©lauben6befennrnif|e auöfpracp,
entfe^t unb enblich fogar 1638 getobtet. 3n Wo$fau würbe
1587 ber Sifcpof ipiob uim felbftiünbigen Patriarchen er.
nannt. 6inen feffen Jbaltpunft erhielt bie grieeb. Jttrcbc
burch bad ©lauben^bucp, welches ber SBetropolit in Jtiew,
PetruS SM egilas . verfaßte unb bad 1643 burch bie Unter
fchriften ber Patriarchen von Jtonflantinopel , Aleranbria,
Antiochia, 3erufalcm unb anbercr angefebener ©eiftlicben
(um allgemein gültigen ©laubenSbefenntniß ber grieeb. Jtircpe
würbe. 3n Sfußlanb würben von bem Jtaifer Peter bem
©roßen verfchiebene Airchcnvcrbefferungen burebaefe^t, tnbem
er an bie ©teile eine« obcrflen Patriarchen über Kußlanb
1721 bie heilige ©pnobe ju SRoSfau fepte unb (ich felbft jum
©rbu^herrn ber Jtircbe erflärte. Die gricch- -Rircbe nimmt al$
Quellen ber ©laubenSlehre bie bcilige ©ebrift unb bie Säe
fcplüffe ber flehen öfumenifchen (b. b. allgemeinen) Goncilicn
ju 9iicaa 325, Jtonflantinopel 381, Gpbefuä 431, GbaUebon
451, Äonjlantinopel 553, 680, unb ÜRicda 787 unb mebre
Jtirchcnvater an. ©ie erfennt überhaupt bie UnfcblbarFcir ba
in einer ©pnobe repräfentirten Jiircbe an, fowie eine M
©pnobe auch baS 9fed?t hat, ben JBann aussprechen. Dage-
gen verwirft fte bie SBorftellung eines fiebtbaren ©tetlotrrretcr:-
Gbrifh' auf Grben, unb ber oberfte Patriarch nimmt baber
bei ben ©riechen FeineSwcgS bie ©teile ein, welche ber Papfi
in ber rom.=fatbolifcpen Jtirche behauptet. Die JbauptunteT»
fchiebe ber morgtnlänbifchen von ber abenblanbifaien Jtircpe
ftnb folgenbe: Der heilige ©eifi geht nicht, wie ber Papfi
lehrt, vom Sater unb ©ohn, fonbern allein von bem Söa
ter auS; bie Apofrpphcn ftnb ben Fanonifchen JSüchern ber
S3ibe( nicht gleich juach ten; cS cXbt Fein gegfeuer, Feine über
vcrbienfilicpen guten fficrFe, Feinen Ablaß im ©inne bei
JtatpoliFen; jeber Priefter Fann bie Sirmung ertbeilcn; bei
ber Saufe werben bie Jtinbcr breimal ganj untergetaucht;
baS Abenbmabl wirb in beiberler ©eflalt auSgetheilt unt
jwar fo, baß ben £aien ein JBrocFen ungefäuerten ©rotes
tn einem Söffet voll mit SBaffer gemifchten ©eines über
y Google'
Griechische Kirche
271 fi riech . Sprache u. Literatur
bem "21 tat ober einen Wartucbe gereift wirb, nur ©etß*
liebe rrinfen auS bem Jtelcpe; bas 'Äbenbmabl wirb auch
•Ätnbern gereicht-* bü nUbern ©eißlieben bürfen beiratben,
ober mir eine SJungfrau unb nur einmal in ihrem geben,
baber fte att ffiitwer gewöhnlich üt bat 9Röncb§ßanb tre*
ten; Säten bürfen feine vierte Ehe. eingeben; Ebefcbeibungen
finb gemattet; nur gemalte Silber Qbrifli unb ber ^eiligen
bürfen verehrt werben, feine ergaben gearbeiteten SSilbwerfe;
bie fclung wirb als Heilmittel bei Aranfbeiten angewenbet
u. m. a. Streng iß baS Spaden ber ©riechen, bei bem nur
ter @cnuß von grüebten, Kräutern, JBrot unb fiMnn geßat«
Ter ift. Sie faßen ÜRittwochS unb greitagS in jeber Söoebe,
nicht SonnabenbS, nie bie Jtatbolifcn. liberbieS ftnb ga=
ßenjeiten: bie großen gaßen wäljrenb ber 40 Sage cor
Cftem; baS üJfuttergotteSfaßen, vom 1. — 15. 2fug.; baS
Sooft el » $PetcrSfaßen nach SrinitatiS; baS Hpoftcl Philipps«
En vom 15. SRov. bis 24. Dec; enblicb bie Sage ber
•ftreujerljöbung unb ber Enthauptung 3obanniS. Die ©riechen
baben bie hoben geß« unb geiertage (f. b.) ber übrigen
(ibriften. Gigentbümlicb finb ihnen nur baS geß ber 28 af
ferroei r>e, welches am 6. 3an. gefeiert wirb jur Erinnerung
an bie Saufe 3*fu im 3orban, unb ber ortboborc Sonn=
tag jur Ehre ber griech. Jtircbe. SBci ber Sßafferweibe
wirb eine jbffnung in bas Eis beS nächfien gluffeS gemacht
unb mit grünen 9iabelbolj$weigcn gcfchmücfr, mit .^eiligen«
bilbern umßeQt u. f. w. 3n feierlichem äuge fommt bie
©eißtichteit mit ber ©emeinbe ju bem IDrte, baS SSajTer,
welches bureh bie Öffnung ßrömt, wirb geweiht, (teilt nun
ben 3orban vor unb wirb für bcfonberS wunberbar wirffam
gehalten. 3Rit ihm befprengt ber vornebmße ber anwefem
©eißlieben baS 83olf, man füllt glafcben unb anbere
©efdße mit biefem SBaffer unb taucht Ämter in ihm unter.
äm orthoboren Sonntage werben bie üüefchübjr, Prälaten
unb SWärtprer ber Kirche gepriefen unb bie Äefcer verflucht.
Äreuje, Reliquien, ©räber finb ben ©riechen fehr heilig
unb jte bebienen ftch, wie bie Äarbolifen, ber 3eidjen beS
jtreujeS unb ber Anrufung ber ^»eiligen. 3a in ber 23er:
eb/rung ber ^eiligen gehen fie faß noch weiter alS iene. 3n
et Jiirche bulben fte feine Snjrrumcntalmufif, fonbem nur
©efang, auch haben fte feine Sifcpläfce. Die üReffe macht
Jbaupttbeil beS öffentlichen ©otteSbitnßeS auS, es wer«
cen ©djriftßellen vorgelefen, beigleichen Segenben von .ypei-
:-.gen unb ©ebete, Sprüche unb ©laubenöbefenntniffe bcr=
gefagt, bie ber $riefier ober Siturg anßimmt, bie ©emeinbe
.er ju Snbe fprtcbt. S3ei ben Siuffen wirb juweilen auch
orebigt. J?ird)enfprachc ift bei ben eigentlichen ©riechen
_6 alte ©rieebifeb, in welchem baS neue Seßament gefchriej
ben unb in welches baS alte Seßament überfein iß; bei ben
utffen unb anbern flaw. 5üclCerfct>cjftcn bie altflawifcbe unb
ben ©eorgiern bie altgeorgifcbe Sprache. ES wirb eine h ö «
bere (a^cbiereiS) unb eine niebere ©eißlicbfeit unterfchie=
cen. Bu jener gehören bie "Patriarchen, Metropoliten, Gr\;
■ '"djife unb löifdjöfe; biefe beßeht tbeilS auS 23eltgeifilicben,
tbeilS aus Jtloßergeißlicben. Die höhere ©eißlichfett lebt im
cbelofen Stanbe unb geht auS ber jtloßergeißlicbfeit (ben
Mönchen, ÜJionachi) tyrvox, welche auch bie febwarje ©eiß:
tichfeit genannt wirb unb auS gemeinen JBrübern, prbinhrs
ten SRönchen ($ierobiafonen ober Jbieromonad)tj, frieren
(^igumenen) unb ttbten (Ärchimanbriten) beßeht. Die SBelt»
geißliebfeit ober wei§e ©eißlichfeit beßeht au8 giturgen,
SSorßehern, Sängern, $opo* (Unter«) Diafonen unb Dia«
fönen, unb aus Grießem, ^>open unb sPretopopen. Die
SKönchSflößer unb bie wenigen 9eonnenflößer haben alle bie
Kegel be£ heil. Safitiuf (f. b.). 3war gibt es noch Q*>
genwarrig Patriarchen von Äonßantinopel, Vleranbrien, Zn*
tioepien unb 3erufalem, aber bie brei le^tgenannten haben
nur noch fehr Keine ©etneinben. Der ofumentfehe $a«
triarcr) von Jtonßantinopel hat auf ber Spnobe, bie au§
ben vomehmßen ©eiftlichen beßeht, ben Siorft^ unb in fei«
nen £>dnben lag ehemals auch ein großer Sbeil ber weltli«
chen ©erichtSbarfeit über bie ©riechen, bie im türf. {Reiche $er<
ßreut lebten. © egen wartig iß bie (entere im neuen Königreiche
©riechenlanb natürlich in bie .pinbe ber weltlichen Regierung
übergegangen. Auch auS ber griech. Äirche haben [ich, wie
auS ber tat ein., mehre Sehen au6gefd)ieben, welche als
fefeerifch betrachtet werben. Die orthoboren (rechtgläubig
gen) ©riechen nennen [ich, im ©egenfaü gegen bie Sefti*
rer: «Kelchiten (b. b. königliche). Die KoSfolnifen
(b. h- SchiSmatifer, Seftirer) nennen [ich felbß Altgläubige
(Statowerji) ober AuSerwählte (33branifi) unb haben ftcr>
um 1666 gebilbet, als ber ftatriardb 9iifon in Sfufiianb mehre
SJerbefferungen burefafefete. Sie würben anfangs fehr ver«
folgt, erhielten aber nachmals burcr) bie Äatferin Jfatha«
rina II. ^Religionsfreiheit. 3u ihnen gehören ein groger Sbeil
ber Bewohner Sibiriens unb bie Jtofacfcn. Die ^hilipj
ponen, ein 3weig ber SioSfolnifen, von ihrem Stifter,
Philipp ^)aßofwi4t (gegen Enbe beä 17. 3ahrh ) genannt,
haben feine $opcn. Sie gingen vom Aloßer ^ornor im
©ouoernement Elonej auS unb würben anfangt! fo hart
verfolgt, ba§ ße ihre (e(}te Rettung mehrmals jur Selbß«
Verbrennung nahmen. Um 1700 retteten für) viele Philippen
nen nach bem poln. llit bauen unb ein Shcil berfelben in
baS jc^ige nipreu pen. Sie (eben tjier in großer Unwiffenheit,
ohne Schulen, aber als arbeitfame, fleißige Unterthanen,
thun feine Jtriegäbienße, leißen feinen Eib, halten bie &>t
für fein Sacramcnt unb haben feine f>ricßer. Statt biefer
iß in jeber ©emeine ein X Ire )lcr (Starif), ber ftd) feit feiner
Saufe ßarfer ©erränfe enthalten haben muß unb welcher
bie ©efcfiäfre eines ©eißlicben verwaltet, aber feine Xbfolu«
riem ertheilt, bie fte nur von ©ort ju erhalten glauben.
Sie f ernten weber Srauung, noch Konfirmation, noch $tr>
metung. Die Ductjoborgp nehmen nur bie Evangelien
als ©laubenSqueQe an, haben weber Äircben noch ^riefter,
(eißen feinen Gib unb feine Jtriegdbienße unb erfennen bie
Dreieinigfeit nicht an. ES gibt enblicr) noch unpovifebe
Siußen ober fogenannte ruff. 3uben im ©ouvernement TLx*
djangel unb ÄatbarinoSlaw, welche feine Saufe, feine Äirche,
feine $rießer haben, unb weber EhrißuS noch bie ^»eiligen
verehren.
Grteri)i0cr)e öpraclic und f iteraiur. S3on allen Spra«
chen beS AlterthumS iß bie griechiftpe ndchß ber lateinifchen
bie wichtigße, unb wirb wie biefe gegenwärtig auf allen gc<
lehrten Schulen gelehrt, weil man von ber Überzeugung aus-
gebt, baß jeber höh" gebilbete 3Renfch biejenige Sprache
rennen foUe, in welcher bie SReißerwerte in 9oeße unb
$rofa gefchrieben finb, bie aQer golge&tit für immer als un«
übertreffliche SOtußer bienen werben. SBährenb bie (ar.
Sprache ihre SBichtigfeit bem großen politifchen Einßufj ber
Römer ju verbanfen hat, inbem tiefe ßc mit ihren SBaffen
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Orlecfc. Sprache n. Literatur %
unb Siegen über ben gangen früher berannten GtbftdS tru*
gen, fobaß noch, nadjbem lanaft bie Sfömerberrfcbaft ihr
(Jnbc erreicht i>atte , «SU wiffenfcbaftlicben Schriften in bie.
fet SBeltfpracbt v erfaßt würben, bat ftcb bic grieeb. ©ptacbe
bureb ibte etgtnrbümlicbe iöcböntjcit unb bic Bortrcfflicbfeit
bei in tt>r gefebrieberten, out* bet IBlütejeit ©riechen tanbS
fcCbfl frammenben 33erfe ©eltung tterfebafft. Cot btr tat.
unb allen neuem ©pracben jetebnet (Üb bic griedjtfdje burd)
einen ungemeinen Sceteptbum an gormen unb an SBörtern
unb bureb 33tlbfamfeit au«, fobaß fepon bic Börner unb
ebenfo auch alle neuern SUöIfer faft fretd, wo eS barauf an*
(am, neue 9iamen für neue ©egenftönbe ju etftnben, jut
qiied). Sprache ihre iJufludjt nahmen. %uf biefe SBeife
jtnb utfprünglicb giied). ©orte in unjabliger SSenge in bie
neuern opradjen, befonberä «JtunftauSbrucfe in fünften
unb SBtfTenfdiaften, übergegangen. Cr ine anbete Qrigentbüm»
licbfeit bet grieeb. Sprache ift bie, baß eS mehre bebeutenb
ooneinanber abmeiefienbe Dialcfte (ÜRunbarten) in ihr gibt,
von benen wäbrenb ber febönften SMütejeit bet grieeb. SuU
tut feinet al6 alleinige ©a)riftfpracbe galt. Diefe Dialifte
berubten urfprÜBglicb auf bet Söetfcbiebenbeit ber grieeb.
Stimme, benen fte angehörten, würben aber fpäter fo in
bie ©ebriftfpraebe aufgenommen, baß geroiffe Dichtungen
oorjägUcb in gewiffen Dialeften »erfaßt würben, nämlicb
in benen, welche ihrem Gbaraftrr am angemeffenften febie*
neu. (hfi in fpäterer 3rit, alä TL t ben ftcb en riebt eben alä
ÜJcittelpunft bei grieeb- MUH butcb ©cbriftfleflet, wie
Jtfcbnluö, SopbofleS, (JuripibeS, BriffopbantS, 2bucpbii
beS, lenopbon, $latcn, DemoftbcneS unb Xnbere ber«
potgettan hatte, würbe ber attifepe Dialeft allmäiig
gemeine ©ebriftfpraebe. ftlter als ber attifche waren ber
weiche tonif ct)e Dialeft, welcher in ben ionifeben spflanj»
ftäbten Jlleinaften* unb auf ben Snfeln brt Ttrcbipeis ge>
fproeben würbe unb in bera bie ältejlen Dichtungen pon
ä^omer, #eftob, fowie bie profaifdjen ©trfe von jperobot
unb ^ippofrate* gefdjrieben worben; ferner ber barte bo«
tifebe Dialeft, beffen fieb alle $eloponneftet, Doris unb
bie borifetjen (jolonien in Statten unb ©icilien bebienten,
unb in bem namentlich bie ©efänge von $inbar, Sbeofrit,
jöion unb SRofdwS gebiebtet finb; cnblicb ber äolifcbeDia*
Iclt, ber mit Äuinabme von Xftifa, «TOegara unb Doris in
ganj ©riecbenlanb oberhalb beS 3ftbmu$ gerebtt würbe unb in
welchem bie ©ebiebte bes Alfüos unb ber ©appbo gefebrieben
waten. 3n ben fpätern Seiten, nachbem ©riecbenlanb feine
politifcbe ©röße verloren hatte, grieeb- ©Übung aber auf
baS röm. SBelrrcicr) überging, würbe bie grieeb- ©pradje in
atrifchem Dialeft jur «Sprache ber ©ebilbcten , namentlich in
9tom unb in XUranbria, boch wich allmäiig biefeS hier ge*
fproebene unb gefebriebene ©riechifdb t>on bemjenigen metf»
heb ab, welcbeS bie großen Dicbter, ^^ilofo^en, Siebner
unb ©efcbtcbtfcbieibet Ätben* gefebtieben batten, unb man
unterfdneb bah er jwifeben bem ed)t atttfehen unb bem ge<
mein griecbtföen ober h«Heni|cben Dialeft. Xriftoteirt,
$o(Dbiu», ^lutarcb, Suctan unb Xnbere bebienten ftcb biefer,
ber echt attifeben jum Sbctl [ehr nahe fommenben ©dwift-
fpradje. Slacb einer alten ©age foU Äabmu* (f. b.) bie
löucbftabenfcbrirt juerft au« $bomgtcn nach ©riechenlanb ge>
braebt baben, unb obfebon e5 gewiß ift, baß mebre jBud)»
ftaben erft fpdtern UrfprungS finb unb bie gegenwärtig notb
(jebrÄutbttcben grieeb- jBuebftaben mit ben pböntjifcben in
& Orleeü. Sprache u, IJteratur
ihrer @eßa(t wenig Xhnlichfeit barbietm, fo gibt e6 bocf>
auch mebre ©puren, welche für bie angegebene l&jtanrmuncj
ber grieeb. ©chreftfpracben fpred>en , name ntlicb bie X i) nli d> t
feit ber 92amen ber grieeb. ©uebfiaben mit benen ber sPbö =
nijier. Sie ©rteeben foÜen inbeß erft um bie SJtitte bee*
6. 3<ibrb. r>. Öhr. angefangen baben §u fchrriben. 2Cnfing-
lieb fdjrieb man, wie bic ^>t>6nijier unb bie btefen nerwanbten
3uben, »cm ber fechten gur üinfen, fpäter bebiente man
ftcb ber JBufrropbcbonfcbrtft, b. b- einer "Schrift, welche ab>
wecbfelnb von linH nach rechts unb von rechts naa) linfS
ging, unb enblicb fam bie noa> jeßt gebräuchliche Schrift
Pon linf* nach rechts auf.
23 ie bei allen urfprünglicben Golfern, fo bilbete füb
auch bei ben ©riechen bie $oefte früher auS als bie $rofa.
©ebon in ben älteften Seiten gab eS Sänger, berat &e.
biebte fieb von SRunb )U ^Dcunbe fortpflanzten unb oon be*
ren wunberbarer ©efangeSFraft in fpätern Seiten mancherlei
fabeln erzählt würben. SDrit ber ©abe beS ©efangeS »er«
banben ft< bie Jtunjr bet SRufiC. (©. Zmpbion, £>x»
pbeuS.) Der ältejle grieeb. Siebtet, beffen wahrhaft un
fiet bliebe ©efänge uns aufbewahrt worben, ift 4j>omcr
(f. b.), welcber ben 9iubm ber grieeb. gelben fang, bie
jur (Eroberung StrojaS ausgesogen waren. 3n ber ürt ber
bomerifchen ©efänge würben in ber %ol$t eine groge Ttn^abt
epifcher ©ebichtc oerfaßt, welche bie ^ielbenthaten ber alte:
ften ©riechen, namentlich bie :£baten ber ^eroen, jum 05c
genftanb batten. Den größten JRuhm nach jpomet hatte bei
ben ©riechen ^efiob (f. b.). Die Sßerfe biefer Dichter
würben nicht niebergefebrieben, fonbern einjelne <Känncv
machten ein (Bewerbe barauS, bie auftwenbig gelernten &c
bichtc bem SJolfe porjutragen; man nannte ftc Stbapfo ben.
CSrfi fpäter würben bie ©efdnge forgfaltig gefammelt unb in
ber Ärt sufammengejreUt, wie wir fje noeq gegenwärtig be-
fi&en. SJäbrenb ber Seit, wo in ben fleinen grieeb- ©tatv
ten bie alte Ä6nig$berrfebaft in bie republifanifebc SJerfaf-
fung überging unb fieb t>itx unb ba auf furje Seit Spranz
nen ber Obergewalt bemächtigten, bilbete ftcb bie lorifebe
9)eefie aud. Die einen 'Anfänge ber $>bilofopbie waren
futje finnreiebe ©prütbe, ©nomen genannt, in benen 8c»
benSflugheit unb ©ittengefe^e niebcrgclegt waren, unb Mb
tet würben größere philofopbifcbe Üehrgebicbte verfaßt. £)\t
gabeln üfop'ö (f. b.) gehören ju ben älteften unb anfpre;
chcnbfteu Cehrgebicbten. Unter ben Iprifcben Did?tern finb
namentlia) ber Xtbemenfer 3:»rtäuS, welcber bie Spartanot
im jweiten meffenifeben Äriege anfübrte (f. ©riechen lau c
'Arion, AlcäuS unb Sappho, 2lnafrcon (f. b.) ju tx.
wdbnen. Die fogenannten fteben Seifen ©titcbcnlanb* wer-
ben als bie erften ^b'lofopben betrachtet. Doeb berbient
biefen 9tamen nur «balcö (f. b.), bic übrigen waren ftaat^
unb lebenöfluge ÜRanner, bie ibte Erfahrungen unb gebend .
regeln in ©nomen auSfpracben. Äud) ber ©efeftgeber ©o =
Ion (f. b.) würbe \u ben fteben SBeifen gereebnet. 5Bcn
Thaies an würbe bie sPbilofopbic felbflänbia unter ben (Brie,
eben weiter gebilbet, unb wibttnb ftcb bie ÜHacbfolgcr be*
ahalc«, bie iontfebe ©cbule (Xnartmeneft, J^eraflit,
Scucipp, Dcmofrit, 'AnaragoraS unb Anbete) bemub>
ten, bie SWannicbfaltigfeit ber 9?atut unb bie in biefet
»or fid) gebenben Sierdnberungen auf bie einfacbflen 9>ri:
eipe jurücfjufübren, entflanbcn in ben grieeb. ©täbten Un-
teritalienS jwei anbere iRicfjtungen, welä>e mebt auf ffrfaf-
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Ct riech. Sprache U. Literatur 9V9 «riech. Sprache n. Li te r atar
fung beS AUS im ©ebanfen ausgingen, nämlich bie $9*
tbagoraer unb bie tjleaten. 3u ben (entern gehörten na-
mentlicb ^armenibeS unb 3eno, rodele ju beweifen futf»:
ten, baß bit ©eroegung, roelche wir wahrnehmen , fowie
bie SÜdbtit unb ÜRannicbfaltigfeit ber Dinge nur Schein
wären, feine Sßabrhcit bitten. (Stiftet ber ^ptbagorätfeben
Schule, welche in ber 3abl baS eigentliche SBefen ber Dinge
fuebte, war ber rütbfelbafte "Pn tb a g oras (f. b.). 3ur Bat
beS $erifleS würbe Athen ber £auptft& aller ariect). 83iU
bung, unb namentlich auch ber ^pbilofopbie. Die ©opr>U
fren breiteten als öffentliche Sebrer bie JBilbung in großem
Jtreifen au*, machten aber ungleich bie altväterliche Sitte,
auf welcher bie Familien » unb StaatSeinricbtungen ©rie»
cbenlanbS beruheten, wanfenb. Wichte war ihnen ut bei: ig,
tas fte nicht bureb bie Äunft trugerifcher {Reben anzugreifen
unb berabjufehen gewußt hätten, ohne baß fte etwaS $6t)t:
rt$ unb äJeffercs an bie Stelle gefegt hatten. Sie rühmten
fich, burch fcheinbare unb überjeugenbe ©rünbe AüeS , wa&
man wollte, als SJecbt ober als Unrecht, wahr ober faifch bar«
tbun ju fönnen unb machten auf biefe SBeife bie jügeäofefU
"ißilitur unb ben fchmählichftcn ©goiSmuS jum Vrtncip alles
.ÖanbelnS. Die 3eit beS Sittenverfalls war zugleich bie glanj-
veüfle iJtit griech. SSilbung, welches nicht golge eine-3 blo«
ßen 3ufall3 war. 3nbcm nämlich fünfte unb SBiffenfcbaften,
ein fcböneS 3eiä)en für bie großartige gortbilbung beS Wen»
fcbengefcblecbtS, emporblühten, mußte ein SÖoltSleben erliegen,
welche* in einer frühem $ntroicfelungö(tufe ber Httenfcbheit
wurzelte. f>erifle6, ehr Schüler griech. ^hilofopf^ie, ein
turcbauS ebler SRenfct), ber aber nationale äSorurrbeile we«
nig achtete, ein greunb ber Äünfie, wenbete bie JRcichthü--
mer, welche nach Athen (hörnten, feit bicfeS bie Werfer bc>
fiegt unb bie fleinern griech. Staaten großenteils fich jinS«
ppichtig gemacht hatte, an, um burch bie auSgejeicbnetften
23aufünfiler, S3ilbner unb SDtaler Athen jur berrlicbjien
Stabt ju machen. Die großen JErauerfpielbicbter Sopbo-
fleS unb CuripibeS (f. b.) waren würbige Nachfolger bes
vor ihnen (cbenben AfcbpluS (f. b.); Arift opbaneS (f. b.),
ba wi&igfle üuftfpielbichter aller 3eiten, wagte bie größten
Wanner feiner Bett auf ber Sühne bem ©elacbter ber Athe«
ner preiszugeben; ber Aftronom Weton befiimmte bie l'änge
itB 3ab"& mit bewunberungsmürtiger ©enauigfeit nach ge«
nauen Beobachtungen beS Sonnenlaufs ; neben vPerifleS, bem
Unübertrefflichen, glänzten Siebner, wie CpjiaS, 'Antiphon
u. a.; 5£hucnbibes (f. b.) bilbete fich »" Etilen zu bem gro?
ßcn ©efehichtfehreiber , als welchen er füf) nachmals unfterb«
iia> machte, wie t>or ihm ber 3 cm i er jperobot (f. b.) unb
balb nach ihm ber berebte Athener Jenopbon (f. b.); ber
?Raler $olpgnotuS war ber ©rfle, ber Bewegung unb Üeben
in ©eficbter unb ©efhiltcn brachte, bie giguren auf feinen
'^emctlben fo anorbnete, baß fte ein barmomfcbeS ®anje bar.-
•eilten unb bie ©ewänber nach leichtem, freiem Jaltenwurf
srbttetej ^orrhafiuS unb 3euriS wetteiferten in ihren he>
.ahmten @emä(ben um ben ^reis ber Schönheit unb häuf«
tta <?bren unb 9f eicht btim er, fobaß jener im übermüthtgen
Jtünjtlerjrolj fich für einen 9lad)fommen bei "Apollo ausgab,
tiefer julefct feine (demälbe oerfchenfte, „weil 9liemanb im
Stanbe fei, fie w bejahten". J5er SReifel Ixt ^htbia«
(f. b.) fcjmf 2Rei|terwerfe,- welche noch jtfct für unübertroffen
aelten, unb Alfamenes war bes »Phibias mehr unwürdiger
Nebenbuhler. <Bäht«tb ba *peft, bie im Saufe bts pelo*
ponnef. Krieges ju Athen wütbete, erwarb fich ber gro§e
Arzt i)ippofrates (f. b.) unfter bliche Skrbienfe. 3bm
eerbanb bie SUbicin ihre erfie wi|Jenfcbafr)icbe Söegrünbung.
Unter ben oben erwähnten Sophien, wtlche burch atte
gried). üänber fich ausbreiteten, «zeichneten lieh Dorn et? ml ich
|>rotagorai, (Uorgia*, ^pippias unb ?>robifiis aus. Segen
fte trat mit 9lachbrucf ber tugenbhafte ®o trat et) ff. b.)
auf, welcher emfig bemüht war, aus ber ^altungslofigfett,
m welche burch bte Sophien bat) ganj« ft'trlicbe sehen hin«
gerilTtn würbe, baburch ju retten, baß er barauf brang, m
Allem bas wahrhaft (Bure unb <öd)6ne aufjufuchen. Die
ausgejeichnetittn ©eitler bilbeten ftd) im Umgänge mit ©•»
frateS unb fuctjten, angeregt t>cm bem weifen febrn, jeOer
in feiner 'Art, baS börf>|te @ut ju befrimmen, iubem fie
Zugleich zahlreiche unb berühmte spbt£ofopb<nfcbulen gifteten.
Der Athener Antijthenes würbe Stiftirr ba Öpnifer (f. b.),
welche in ber JBebürfnißloftgfeit baS h^chfie ©lücf fuebtea
unb burch Diogenes (f. b.) am berühmteren ober wet
mehr berüchttgtffen würben; bagegen frrehtc ber feine SBelt»
mann Ariffipp aus Sirene, Stiftet ber eprenaifchen Schule,
nach leibenfchaftlofem gtbensgenuß in allen Serbätrniffen
bes wanbelbaren ©efehiefs, ohne Schmerz über Verlorene*
unb Sebnfucht nach Unerreichbarem, ba») fich barbietenbc
Angenehme behaglich genießenb; ^prrho aus $tit) lehrte,
baß nur bie Sugenb äöerth habe, aXet> fBiffen aber eitler
SBahn fei, unb noch weiter alt) er feJbjl m ber »efämpfung
aües SBiffen* ging fein ®eaoffe Sinwn aus ^bliusv 9m
flibei aus Wegara fam mit Lebensgefahr nach Athen, um
ben Sofratet) ju bbren (benn bei 2obet)jtrafe was ben ffe
wohnern oon 9cegara ber (Eintritt nach Athert unterfagt), unb
giftete nach bet) SoCratet) gewaltfamem Sobe bie megarifebe
Schule in feiner JBaterftabt, beren Anbüngei ben Sa|, baß
e8 nur Sin ©utes gäbe, mit fopbifHfcher ©ewanbtheit gegen
alle anbere {Richtungen ber ^hiiofophie hartnaefig oerthei«
bigten unb hoher auch bie Srreitfüchtigen (<5rifjif er) genannt
würben. Ithnliche »itchtung hotten bit oon si>bäton aus
Glii gefiiftete elifche unb bie ton SRenebemuf aus (Jretrui
geftiftete eretrifebe Schule. Der größte Schüler bet) Sofrcu
tet) war aber $laton (f. b.), burch weichen ber größte gort»
fchritt ber wiffenfchaftlichen ^hilofopbie begrünbet würbe.
Den höchflen ©ipfelpunf r erreichte enblicb bie griech. ^Pht^fo5
pbit in 'Ari ito teles (f. b.), bem großen litbwr bet) f3elt>
erobererS Aleranber. Die burch beibe gtctfe »prnlofophen ge>
ebenen Ä ichrmigen pflanzten fich burch bie folgenben 3abr=
unberte, ja bis tief ins SRütelolter, unter mancherlei t>er»
änberter ©eftalt fort Die Anhänger bes f>lattn hießen
Af abemif a, bie bet) Arifiot eles $eti pa tetif er. Vach bat Vttupla*
tontter, welche im 3. 3abrh. n. Qtjr. ju AUranbria m Aot»»
ttn {ich bilbeten, unb beren Jgtauyter ^lotinus, $o&
phuriui unb 3amblid;u6 waren, ftnb als Nachfolger bet
^taton zu betrachten, obfehon fte bet alten ^bti^fophi« mit
chrifilichen 3been eine moftifche Siefe gahm , welche trieb t im
(Beijfc bes fMaton lag. (Sine nicht oitt gerinejere Ausbreitung
als bie afabemifebt unb peripatetrfche Schuht gewarnten bie
DontJptfur(f. b.) auS Attita gefhfteee epifuriifche, unb bie
oon 3eno auS Sppern gefhftere @*ute ber St oif er (f. b.).
Athen war burch ben pelcwomtefi itrieg um feine oott*
tifche Äraft gebracht warben unb ging feinem jßaberben mit
fchneUtn Schritten entgegen. Der ausgezeichnete 9t ebner
^fchineS fianb im Softe bei geiaht* feines BaterlanbeS,
P
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«riech. Sprache u. Literatur 3QO
Gries
$btlipp'6 fori SRaeebonien, unb ber noch größere 9i ebner
Sem öftren et (f. b.) oermoebte mebt X$en ju retten.
Bon "Ät^en ging atunilig ber 8?ubm, 2Rittelpunft bar «Übung
ju fein, aaf aieranbrta (f. b.) in ttgppten über. 3n ben
©cpulen ux Bleranbria, JRbobuS unb ^ergamufi machten bte
matbemartfeben SBiffenfdjaftcn, namentlich bie Äftronomie,
groge gortfebritte. <?uflibc8, Ärtbimebe« (f. b.) unb
Cratoftbene« jtnb »or*ug«weife ju nennen. Ser gefctere maebte
ftcb, fowie #ipparcb, befonbert bureb matbematifebe S3c»
gtünbung ber ©eograpbie »erbient. ^tolemdu« (f. b.)
würbe auf eine Sietbc von. 3abtbunberten gelter ber 2t(rro*
nomie. 3n Sltgriecbenlanb finb in ber Seit be* BerfallS
beffelben ber ©efebiebtfebreiber $olpbiu* (f. b.) unb bte
3bpllenbicbter Sljeofrit, 3Rofcpu§ unb fl3ion erfreu liebe dt*
febeinungen. Strato (geb. 60 t>. &,:.) auS Jtappabocien
macbU grope Keifen unb febrieb auJgejeicbnete geograpbi»
febe SBerfe. Unter ben nocf> ©patern baben nur- ber geifb
rtiebe ©cbriftßeHer gucian (f. b.), ber ©efdjicbtSfcbreiber
Sio Gafftu« (geb. 150 n. ßbr.), ber 2Crjt ©alenu« (f. b.),
ber oielfcbreibenbe ^lutartb (f. b.) unb wenige Ttnbere blei«
benben Wubm ftcb erworben. Sie (biftorifeben) grieeb. ©ebrift*
fUUer, »on 400 n. Gbr. bi* jum Untergänge beS ofrröm.
SReicbS, werben unter ben Kamen t>er »p'jan tiner (f. b.)
jufammengefaßt.
genben.bec europ. Surf ei manniebfaltig abweiebenben Sia:
Jeft - auf beflimmte, allgemein gültige «egeln junic? tufübren.
SaS größte lerifalifebe Unternebmen war baS äßorttrbud,
reckt sä ber $atriarcb in Äonftantinopel, ©reg onus, unter
nabm unb bis jum ^weiten goliobanbe fortlegte. 3nmitt<n
feiner gdebrten unb »efbtenfilicben Arbeit würbe ber grieeb.
^atnoreb in Äontfantinopei oon ben Surfen eTmorbet Die
auSgejeidmetiien SJerbienite um neugrieeb., fowie aueb um
altgriecp. ©pracbe unb Literatur bat ftcb ber ©riedbe Storni
erworben, welcber an ber geijtigen Befreiung feinet S3au*r-
lanbeS raftloS arbeitete, wabrenb butcb ben blutigen Äritej
bie erfien S3lüten ber aufwarbenben grieeb. ßuto« in Sri«:
cbenlanb felbft wieber unterzugehen brobten. äBefonberS bat
fieb unter ben SRcugriccben bie poetifebe Siteratur. triftig em»
porgeboben; fo anerfennungSwurbig aber aueb bie patrtoti»
ftben ©efetebte beS im lärtifel ©rtecbenlanb narb feiner
politifeben Sbätigfeit erwdbnten JRigaS unb bie jierlicfcHt
JJiebeSliebcr von GhriftopuloS ftnb, fowie bie fBefhebungen
vieler Steuern, »aterlänbifdjen ©inn in aQen ©attungen bei
$oe[te auSjubrücfen unb ju forbern, bureb überfefcungen
auStönbifcber SReifterwerfe ben ©rieeben europ. Guttut jtr-
gdnglicb ju macben; fo werben boeb ben Vxui ber $oeftc
noeb lange bie sratntiaft poetifeben 9tationa((ieber ba?pnn;
gen, welcbe ftcb grojentbeilt noeb aud ben oorbergebenten
S3i5 jur (Sroberuna ^onfiantinopelS bureb bie Surfen 3abrbunberten im SRunbe bei Söolfs erbalten boben unb
batte fieb unter ben ©ebilbeteh bie alte griec^. ©pracbe in
jiemtitber JHcinbeit erhalten, wibtenb ber gemeine S3oIf5-.
bialeft bureb bie »ielen gremben, rcelebe bureb bie Gmbrüdje
beutfeber unb flawifeber Süölferfcbaften, fowie naebb« in golge
ber Jtreuijüge nach ©riecbenlanb famen, ftcb feben bebeu>
tenb umgejlalttt, mit fremben SB orten oermifcb.t unb oiet
r>on ber urfpninglicben ocbönbeit unb bem frübem JKeirb;
thum, JUang unb gormen oerloren hatte. 2Cl$ bte Surfen
Herren ©rietbenlanbä würben, jloben bie gebilbeten ©ries
eben tbeil« inä 'Äbenblanb, tbeiß würben fte ermorbet, tr>eU9
S>iener ber neuen Jperrfcbaft. @o fam eS, baf baß» baä
alte ©nediifcb gan^ aufborte eine lebenbe ®pracbe ju fein.
2Cud) ber gemeine Sialeft würbe noeb mchr unter ber türf.
^errfebaft umgeflaltet unb würbe ftcb »ieöeidbt gdnjlicb oer-.
loren baben, wenn niä)t mit ber SReligion aueb eine Crtn»
nerung an bie alte ganbeäfpracbe ftcb erbalten bitte. £>ie
öebriften bed Xlten unb Keuen Sefiamentö unb ber Jtir$en*
catcr befaß bat SBolf in altgrtccb. Sprache unb formte fo
bie ber beurfebe Siebter SStib. ÜJtüaer jum SD eil in einer
trefflieben Überfegung wiebergegeben bat. Sie {Regierung be§
neuen grieeb. ■ftönigreiapä ift bis ie|t eifrig bemübt gewefen.
bie SBilbuna ju forbern. Sie 3ournale, welcbe in ©rie-
cbenlanb felbft erfebeinen, finb leiber 6fter im 9)arteiinterejft
alt in bem beö ganzen jBaterlanbeö t bätig gewefen; aber
bie Anlegung von ©cbulen, Unaunfi täten, bie Srricbtung
»on Bucbbrucfereien, Bibliotbefen u. f. w. muß enbtidb) bte
fegen$reicbjien grüebte tragen.
Crricrliisrlics ftutt war ein Material, beffen S3erei<
tungSart man gegenwärtig nicht mebt fennt, welebee aber
mebre 3«brbunberte oor erftnbung .be* €cbiefpul»er6 im
jtriege ju grof em ©ebreefen unb ©(haben ber geinbe angt^
wenbet würbe, einmal entjünbet, brannte eS mit unzähm-
barer ^eftigfeit fort, fogar unter bem Staffier, wie er;dM;
wirb. @d würbe in belagerte ©tdbte, auf ©dbiffe u. f. w.
in ©eftalt brennenber Älumpen au§ SBurfmafa)inen gefcbleu-
bert, ober in frufitger ©efialt von ben SRauem ben
wenigflenä bte eigne ©pracbe noeb einigermaßen in 3ufam» »elagerern auf bie Ä6pfe gefebüttet ober mit einer *t
»on ©priften ben geinben entgegengefcbleubert. See ©rieebe
3onarad ÄaUinifoe* foQ bte äufammenfegung biefeS fSta*
ttxiali von ben ©aragenen erfabren baben,
05 rie 3 $eifjt gemablened ©etreibe, ba$ hinfiditiid» bei
geinbeit mitteninne ^mifeben TIM unb ©rüfee fiebt, welcbe
Untere aber aueb ^auftg ©rieS genannt wirb. Set befie
©eijengrie« wirb in jDberöfireicb bereitet unb fommt al*
SEßienergrieS in ben $anbe(. '^uct> auÜKeiS wirb ©riev
bereitet. SBirb ber SBeijengriel nocbmalS gemäßen, fo er:
bilt man bas ©rieSmebf, ivelcbeS ftcb bureb. feine gcin>
beit cor allem anbern Wehl auäjeicbnct. Sic ©ru(e iji
©erfiengrug«, Sucbwei}engrü(|e ober ^afergritge,
(5ric9, £arngrie*, öarnfanb finb gleich beben»
tenbe {Benennungen für eine änfammlung oon f leinen weift;
ltcf>en ober r 6 tb lieben hörnern im Urhte, bie meiden« ebne
menbang mit bet be« alten ©riecbenlanb«
fpätcrhm bei bem junebmenben 3Boblfianbe ber ©rieeben, auf
»etrieb gebilbeter SKÄnner, tbeilä aud ibrem eignen Siolfe,
t^eil« auS fremben ebriftlicben SJölfem, grieeb. ©cbulen in
»erfebiebenen ©egenben bet europ. Surfet gefhftet würben,
fubrte man, um jugleic^ ben eingefajlummerten ^>elbengeiji
be* grieeb. JBolfS wteber ju erweefen, bie altgrtccb. oebrift-
fleQer ein, lebrte fte »erjrchen unb würbigen. Sie neugrie«
Qifät ©praaje jeiebnet (tcb »on ber altariecb. namentlicb ba»
burdi aut, baß fte aUe eigentbümlicbfeiten bet mobern cn
©pracben (£inbeit$artife(, £ulfdt>rrbcn u. f. w.) angenommen
unb bagegen ben gormenretebtbum, welcber bie alte grieeb.
©pracbe auSjeicbnete, abgelegt bat. €6 ftnb feit ber aRitte
beS vorigen 3abrbunbert3 eme grofe 2i'n \,M oon ©praa)»
lebren unb 2B6rterbücbera ber neugrieeb. ©praepe erfeptenen,
welaje ben 3wecf oerfolgen, biefen in ben oerfa)iebenen ©e»
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£81 Grind
«rille
edjmroifn ober boch nur unter geringem ©rennen mit bem
Urine zugleich abgeben unb al« bie frü^eflcn SBorboten bei
Crntfiebung »on $arnfteinen betrachtet »erben muffen, ob;
ü[eitr) es girr Xuöbtlbung ber teurem nicht immer fommt.
Öbemtfcben Unterfucbungrn .zufolge foQen bie »etfjlicben JWr*
ner au« pbospborfaurrn, bie röt blieben battfgen au« bann
fauren ober fteinfauren @aljen belieben. Die SBilbung von
•Öamgrie« bangt jundebft immer von einer wibcrnatürlicben
SRifcbungSveränberung be« Urins ab, biefe aber roieoer »on
bem 6ftern ©enufie mancher 2rinfwaffer, mancher S3iere
unb 2ßeine, be« jtafeft, Sbee«, gu vielen gleifcbe«, von ei-
ner fifcenben 2eoen«weife u. f. ro. 9Hcbt feiten beruht bie
Gntfiebuna von «fjarnarie« unb .parnfteinen auf erblicher
Änlage. 3n Sropenldnbern ifl biefe Äranfbeit roenig ober
gar nicht befannt; überhaupt ift fte in einigen Sdnbern unb
Öegettben (g. iö. in #ollanb unb granfretcö) häufiger alö
in anbem. Weichliche« Ärinfen, befonber« »dfferiger 0«*
trdnfe, ifi jur Verhütung ber (fntftcbung ton $arngrieS
gang befonber« gu empfehlen, ebenfo längere 3*it fortgefe|te«
löaben in lauroarmem Gaffer, aüSfchliefilicber ober vorgug««
roeifer ©enufj von ^flangrnfofl mit möglicher Skrmeibung.
geiftiger ©etrdnfe u. f. ro. (öergl. ©teinf ranfbeit)
(Frille ober ©rolle ift ein 3nfeft mit borftenförmigen,
langen unb vielgliebrtgen güblbörncrn, »elcbt in «Spifcen
ausgehen. JDte Hinterbeine berfelben finb gum ®prmgen
eingerichtet. TLn bem innern Stanbe ber glügelbecfen hoben
biefe 3$iercben eine häutige ©teile, oermöge bereu fte bureb
2tnemanberreiben einen SEon, ba« eigentümliche 3trpen, her*
vorbringen. 7ha befannt efien ift bie ^>au «grille ober ba«
£>eimcben, ba« ungefähr einen 3od lang wirb, fehr lange
Hinterbeine unb weifibraune garbe bot. Sie glügel hoben
einen fpi(jia?n fchmalen Jortfar) unb finb langer alö bie
Decfen. SÖcan finbet biefe Sbtercben in ben Käufern an
mannen Crten , roo fte ficb bureb fortroabrenbe« Zirpen unb
bureb grofje ©efräfdgfeit verratben. ©röfier al« bie ebener:
rodbnte ifl bie g elbgrill e. Sie »ei ebnet ficb burch (inen gro>
fcen-Äopf, gldnjenb febroarge garbe, unten rottje apint erleben:
?el unb fürgere glügel au«, lebt in (Jrbbeblen auf fonnigen
Sergroiefen unb nährt ficb von anbern 3nfeften. — @ebr
fchablicb ift bie SKaulrourf «grille ober ber Crbfreb«,
ber in ffiiefen unb Beiern lebt unb bie 2Burgeln ber ©ewaebfe
abfrißt . Tin ber ©ruft hat biefe« 3nfeft eine hatte »Schale,
roahrtnb ber $interleib »eich ift. eigentümlich finb bie
gegahtrten, breiten, banbförmigen SBorberbeine. Die Decfen
oerhergen bie glügel nur gur £dlfte, »eiche nur halb fo
tang «Ii breit finb. ©ie graben ficb ©änae in bie @rbe
unb legen 200 unb mehr Gier. Da fte ben jpferbemift fehr
lieben, fo pflegt man, um fte audgurotten, in ben ©arten
unb auf ben gelbem ©ruhen, mit fJftrbemift gefüllt, angus
S?ttb«r ■ Öw»e. . 8rr. Ii.
legen. 3n biefe gieben ficb im SBinter bie 2)caul»urf6gril
(en unb fönnen bann im grübjabre gerottet »erben.
Qbririb begeiebnet eine Äranfbeit her «£>aut, von »rieber
ftet) gwei #auptarten unterfcheiben laffen, ber Äopfgrinb
ndmlich, ber ben behaarten Sbeil be« ÄopfS ju befallen
pflegt, unb ber ©efi(bt«grinb. 9?acbbem ein ©efühl
von Slucfen, ©pannung unb -blfyt in bem behaarten Aopf*
tbeile, ferner äopffcbmra, Anfcb»eUung unb ©chmen«
haftigfett ber am ^»intertopfe unb 4>alfe gelegenen Dru»
fen vorausgegangen ftnb, beginnt ber .Äopfgrinb felbfl
baimt, baß balgartige, erbfenförmige , juefenbe ?>ufteln
ober f leine jßlattern »um SJorfcbein fommen, bie halb
berften unb bann eine fiebrige, übelriecbrnbe glüffigftit m
gießen, »eldbe in eine Ärufte gerinnt, ^bierju gefeilt ficV
fehr halb ein boebft Idftige« 9Iebenübe(, bie t£nt»icfelung von
Sdufen in großer 3)cenge. Seiben bie flehten Äranfen — benn
vorjüglicb Äinber (Tnb e«, bie von bem Äopfgrhtbe befallen
»erben — an ©frofeln ober an ber fogenannten engl. Äranfj
beity ober haben fte gar von ben Altern ober ber Ämme Ve*
nerifche« ©ift überfommen, fo »trb ber ©rinb noch bös-
artiger unb jerfUrt nicht nur bie >£>aut unb bie ^aare
fammt ihren angefchwoüenen 3»ieheln, fonbern greift enblid)
auch bie Seinhaut ber jtnochen unb biefe felbfl an. Diefe
TLxt ©rinb wirb ber b6fe ober ber Crbgrtnb genannt
©ine ganj befonbere Anlage, von ihm befaflen }u »erben,
geiaen vollfaftige, vrrfchleimte, ffrofulöfe jtinber mit tiefen
fi3aud)en, »a« gum Sheil a,u« bem in bem £inbr«altrr ver«
mehrten triebe ber ®dfte nach bem Aopfe erfldrlich ift.
Die entftehung be« JtopfgrinbrS »irb vorzüglich begünfligt
bureb ju »arme« Verhalten be« Äopf«, Unreinlicbfeit, be>
fonber« bei bichtem ^»aanoucbfe, öftere Äopffch»eipe unb
viele« Unqcjirfer, burch eine ui reichliche, ju nahrhafte
unb ju fette Äoft, gu geringe |>autau«bünftung unb Jöarn«
abfonberung, Unterbrücrung anberer burch längere Dauer
bem JCörper bereit« )ur ©e»ohnheit geworbener ILy<t*
rangen, fo j. S8. bureb Unterbrucfung von 3lu«flüffen au«
ber 9lafe, ben Dbren, von feit langer Seit beftebenben
Äopf», ich feb obergupfch»eifen, enbltch burch Übertragung
eine« eignen 2lnftrcfung«ftoff«. Der tfopfgrinb ift immer
ein langwierige«, oft 3abre lang bauernbe«, mehr läftij
ge« al« gefdhTlidbe« 8eiben. £t iifam »irb er juroeilen für
vollfaftige, mit einer feinen unb garten <fya ut begabte, übri-
gen« gefunbe Äinber, »enn er barntdefige Tfugertentjunbuna
gen, auSflüffe au« ben Ohren u. f. ». hebt; aber bie faft
allgemein oerbreitete Meinung, al« fei ber Jtopfgrinb ein
3etcben von ©efunbheit, ift burdbau« irrig. Wicht feiten
»iberftebt er bartndefig jeber drjtiichen JÖcbanblung, bie er
etwa jur 3ett ber beginnenben ©efcblecbt«reife von felbfl
verfch»inbet. ?)lö^licbe Unterbrücfung beffelben hat oft bie
gefdbrlicbften golgen. — Der ©eficht«grinb (her 2Rilcb;
fchorf, 9Rilchgrinb, Xnfprung, Bierjiger, greifam, bie
SÄilchborfe), bie jweite ^auptart be« ©rinbe«, ift eben»
fad« ein langwieriger, anfteefenber .£>autau«f$!ag, ber tn
ber {Regel nur JCinber befallt unb au« f leinen, auf rothen,
leicht entjünbeten .£>autfteUen an ben Sßangen, ber ©tirne
unb ben Schlafen ficb gruppenweife erhebenben tüfteln
beßeht. roelche htefen, nach einigen Zagen aufbrechen unb
eine gäbe glufitgteit von ficb geben, bie $u einem ®ct)orf
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Grönland 3*
oerbortet. Diefer ÄuSfeblag oerbreitet fid) juweiten über bm
graten £heil beS XntlifeeS. ©ei großer 'Ausbreitung be*
4u$fd)lageS wirb baS Sucfen fo beträchtlich , tof? cö ben
©d)laf ftort, bie e&iufr minbert, bie BJerbauung febwärfu
unb bie £r<ifte berimterbringt. Dennod) enbet bie Äranf*
bei: faft immer mit ©efunbbeit, räbem nad) einer turjern
ober i in gern Dauer berfelben bie £3orfen abfallen, ohne baß
ein neuer ÄuSbrurf) erfolgt ober auch nur Farben gurüct*
bleiben. 9cur in augerorbentlieh feltrnen ftällen entrwdelt fid)
ein föleicfcnbeä Sieber welche* unter beftanbiger 3unabme
ber Abmagerung unb unter nicht ju ftopfenben Durchfallen
uxm Zobe führt, iiia ererbter Anlage nimmt ber 3Ri(d)*
grinb mitunter eine biSartigcre ©eftalt an, gleist mehr einer
wirf liefen gleebte unb fceift bann r du big er Xnfpruug.
3m Allgemeinen ijt jebod) bie «Dcilchborfe eine leiste Äranl*
heu, bie gumeüen nad) bem Öntw6bnen ober nach bera
Durcb>rucbe ber erfren Sdbne r>on felbft aufbort unb am
baufigften in ©emeinfd)aft mit ©frofelfutfet beobachtet wirb.
3CI8 ndcbfte SBeranlaffung ju ihrer ©ntfiebung bcfcbulbtgt
man ebenfalls einen befonbern ÄnflecfunaSftoff, ju alte unb
bkfe «Rutters ober Ammenmil<$, überfutterung unb BlleS,
waS ben Äinbern edute machen fann.
©rönlani, baS ben norb6jiliebften Äbeil ÄmerifaS Kfc
tenbe $olarlanb, warb etwa 100 3abre fpdter als 3Slanb,
enrwebet im 3abre 932 ober 982, oon ben 9Jorrnannen
entberft. 3»it (grif Scauba (bem Sorben), einem 3$lanber,
bei fid) 980 bort niebertieß, beginnt bie eigentliche. GolonU
fmtng. 2>ie Enfiebler wählten ihre SBobnfibc an ber 2Beft>
tüfte, wo baS Ätima war ftreng, aber nicht unerträglich ift
uab wo fie auf ergiebigen gifebfang hoffen burfteu, hatten
©d)afe unb ^ornoiet) unb trieben mit ben wenigen ©d)if>
fen, welche oon 3eit »u 3eit Q. befudtfen, SEaufcbbanbel.
Die Seife bortbin, obwol man heutzutage von ber 9?orb»
fpüje ©cbottianbS bis mm Gap garewcQ, bem füblicbften
fünfte ©.'8, bei günftigem SJinbe in etwa 6—8 Sagen
fabrt, bauerte in jenen 3eiten, »o bie ©cbiffabrtSr'unbe noch
auf einer niebrigern ©rufe fianb, immer fct>r lange unb
galt für fcöibft gefabrooß. Sßte gering ber Berfebr @.'S
mit guropa »ar, beweift bie 2ha Mache, bog man baS Ab-,
leben beS grontänb. SiifcbofS, ber 1383 geftorben war, erff
fed)S 3»bre fpater in Siorwegen erfuhr« ®. galt für eine
Siegion ber äSunbcr, Von welcher bie abcntcuerlicbjien ga-
beln cr^irjit würben, Sticht lange nad) ber 6olonifirung
fändet ber norweg. Jtcmig. £>laf Srogoefon mehre ^riefrer
nad) bem neuentbedten Banbe, welche bort baS ßbriftentbum
mit entfdjiebenem (Jrfolge prebigten. &> würben Jlirdjen
unb- fogar einige .hiöfter gebauet, unb man tbeilte baS ganb
in jwet SBejirfe, ben weftl. unb ben 6fll. Diefer 6fH. 83e»
jirf lag jeboeb nixr)t, wie man lange geglaubt bat, auf ber
SOflfufb ©,'§, ber Snfel 3«lanb gegenüber, fonbern, wie
gegenwärtig erwiefen ift, ebenfalls auf ber SBefirufre.
3m 3abre L386 erRarte bie Jtonigin «Wargaretbe, weld;e
bie -krönen ber bret ffanbinao. eSeirfje auf ihrem Raupte
oereinigte, bie ©rinlänber für ir>re Untertbanen. »rfl jum
Anfange beS 15. 3abrb. lebten bann bie Coloniffen in 9?ube
unb gtieben, obwol bie furchtbare ?pi% welche in ber 9»irte
btö l+. 3ahrh. unter bem Warnen beS febwar^en SobtS
ganj (Suropa oerbeerenb burdjjog, auch nadb ®. brang unb
bi«t »iele SRenfd;en f>inraffte. Äaum batte fid? bie Kolonie
(2 Grönland
oon tiefem ©rfilagc einigermaßen roiober erhoben, als 1418
eine wabrfchemüd) oon einem frtef. gürften angefäbrtt
gierte (anbete unb XQe* mit Reiter unb ©chmert oerwüjiete.
@eitbem bad)te in bem burd; neu« Unruber» ierrürteten
®fanbtnaoten Wiemanb mehr an (M. ■ es blieb Dergeffen, bis
im 3abre 1576 ber engl. @eefabrer 'Rrobifber es wieber
auffanb. hierauf fanbten bann aud) bie Dänen wieber
<5cbiffe bortbin, um ju erfahren, waS auS ben alten 92it>
berlafjfungen geworben fei. XOein biefelben waren oerf<bwun>
ben, unb oon ben 190 Ortfcbaften, bie noch ju Xnfana
beS 15. 3obrb> in ®. oorbanben gewefen fein feilen, fanb
man feine Spuren, lifo blieb &. unbead>rtt, bis im 3abre
1721 ein norweg. $rebiger, 3obann <?gebe, in ber lobii>
eben Vbfid)t, bi« beibmfeben 5öemohricr tm (Stjriflentrjum ;u
unterrid)ten, mit feiner $amilie borin>in fegelte, bie 9rieber=
laffung iSoobSbaab (OotteS Hoffnung) gränbete, mit Dane--
mar! unb Norwegen einen ^anbelSoertebr anfnüpfte unb
15 3ahre im Saab« blieb. 3hm folgten mehre Xnftebler:
1742 warb bie Kiebcrlaffung greberifSbaab, 1775 Sulia»
nenbaab angelegt ©djon 1733 unb 1758 batten fromme
Aerrnbuter yieuhermbut unb SicbtenfelS gegründet. Die
Danen erMren ganj ®. für ibve Söeftöung unb tt>re Tin*
fprücbe beftreitet Sliemanb.
Bis oor nitbt gar langer Seit war man ber ffleinun;.
(9. fei eine grofje ^>albtnfel, bie fid) ohne Unterbred>ung
oon etwa 597t° norbl. fBreite bis gum ^Oole erfrrede. Se^t
weig man, bafj eS auS einer Knjabl groger unb Heiner 3n»
fein beftebt, oon benen bie meiften nur burd) ewiges (fri
mtteinanber in JBerbinbung fletpett. S5iS jum 83" nirbl.
SBreite ift @., weld^eS com |)olarmeere, bem S3afftnSnteeT(,
ber ftmeafier* unb DaoiSflrafe umgeben ift, auf ber 9Beji>
fufle berannt; bie Oftfüffe nur .WS 76°; bie Worbmeftgrenje
iff nicht £U beftimmen. <5S ift etwa 300 TL lang, eine
8?egion ewiger SRebcl unb furchtbarer ©türme; gewaltige
©lerfeber, bte ffct> unfern beritüfte erbeben, Trieben an vie>
len ©teilen bis ins 5Weer bntab; eine ©ebirgSfette, bie ben
berannten 5Eb«t burd?jiebt, fott fid) in ben fogenannten
Airfdjgeweiben bis ju nabe an 8000 %. über bie SHeereS»
fiäriie erbeben. DaS Jliima, nur im fubwefil. abheile ci>
nigermaßen erträglich, ift in bem faft gar nicht berannten
Snnern unb an ber jDjlfufh furchtbar falt; an. biefer le^tan
fteigt felbfr (Snbe 3un. baS hunberttbetlige Thermometer fei-
ten über 12 ©rab. Unterm 70° iBreite bauert bie langfie
SRacht febon ad)t SBocbcn, ftc wirb aber bura) ben SRonh,
ben ©lanj beS ©cbnccS unb bie SRorbliciiter einicjermaflen
erbellt. &n ganb mit folgern Jtlima Jann unmöglich 9?eid>>
tbum an 9)robucten haben; auf bem nörbl. Zf)tilt ber SSSeü
unb an ber gangen Cftfüfte fteht man nur fpärlid) SRoc?
unb bi« unb ba einen {Beeren tragenben ©trauch ; im füb!.
«heil« *>er SBefifüfte erreichen 3wcrgbirfen, drlen unb SBcu
ben eine .f>fhe oon faum 18 3oU. Xn gefchüftten ©teilen
gebeiben emteje ©emüfeartcn, namentlich wüben unb Mcty;
auch ift £afer, ben man ju bauen oerfudjte, einigemal reif
geworben. Die bebeutenbfien Xfyitrt ftnb: ?)olarhafen, Äenn--
tbicre, weige Ȁren, guebfe, bie fcbafebareS ^eljwerf ite*
fern; an ben Äüfien leben jabllofc ©cbwärme oon SBaiTe:
oögeln, bie wegen ihrer ftebern gefeba^t werben, unb ©et'
bunbe; DOS SRcer i|l reich an SSalfifchen, Karwaltn, $i
ringen, ©todufeben u. f. w. 2tuf ber oor ber Äfflfürl
liegenben 3nfel DiSfo ftnb ergiebige ©teinfobUnlager gefun«
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«roschen 283 Großbritannien und Irland
den worben; in ®. fcibfi f ommen ÄrvjtaHe , SSropffrein, ÄS«
beft u. f. w. »er. Saß hier auch vulfanifche .Kräfte thdtig
ftnb, beweifen, abgefehen »ort dem Ausbruche eineS feuer»
fpeienben JBergeS, rottet 1783 ft'cb durch biegte ©letfeber:
mallen Jhift machte, auch baS Borhanbenfein breite. wara
men flueUen und Dielen «Schwefeis.
Sie Bewohner, beten ©efammtjahl auf 21,000 ange-
geben witb, ftnb mit Ausnahme bet wenigen Europäer,
ireld)« hier leben, CSfiraoS (f. b.). 23 tele (SSfimoS wob=
nen in ber 3^atpe bet bin. ftiebetlaffungen, Sogen genannt,
beten etwa 20 vorbanben fein mögen. «Sie befielen meh*
rcut^cilS auS bet SBohnung beä »Pfarrers, ber Girrte, einu
gen gactoreigebduben unb etwa 40 — 5U fürten bet <5s!i=
mo3. Sie bdn. Regierung hat &., welches einen gläd?en^
inbatt von mehr als 20,000 dSR. einnimmt, in jwei Sßt-
jirfe geseilt, baS SRorbinfpcctorat unb da* ©übinfpeetorat.
3n tiefem lefetern liegen 3ulianenhaab , bie btbeutenbftc
^iieöertaffung, mit 1000—120«) (£inw.; ^olflcnborg, feit
1834 mit einet öffentlichen Bibliothef} fobann bie von
gereut) utern gegründeten äbrtfchaften: Ktd;renfclst , Gettenau,
bie fublichfic, unter etwa 60'/«° Breite, unb 9leuj)ermhut ;
im Slorbinfpectorate ift Upcrnawif unter 72%' bie nötb»
li*jfc SRiet-crlaffung. Sie bän. Beamten fitib jugleicb Äauf=
leute; etwaige Streitigfeiten unter ben SSfimoS werben
ftetS von ben SDttffionarcn geflüchtet.
Sie gr&nldnb. ©ewdffcr wetben alljährlich von
cben «Schiffen auS (turopa, beö SSJalfifcV= unb JKobbenfangS
wegen, brfudjt. Set iKiefc beS ÜKeerS, nachbem et in ben
f üblichem Breiten aüju ftatf verfolgt worben ift, batfich nach
ben $olargegenben hinaufgezogen unb ift hier immer noch
fo vJti!rei*( baß im Sommer 1830 bie STOannfchaft eines
bamburger «Schiffes fünf Söalfifche unb 4(XX) «Secbunbe'er;
legte. Sie #auptauSfubr ©.'S beftebt in S&alftfd)« unb
SeehunbStbran , gifebbein, Barten, 92arwalb&rnern , ©per«
maceti, Siberbunen, Seebunböfellen unb ^eljwerf; im (San*
jen für einige b.unberttaufenb Sblr.; bie (Einfuhr europ.
SBaoren betragt bagegen faum bie Wülfte ieneS 2i$ertheS.
tfrosrhfn ift bet Käme einet fleinen ©ilbcrmünjc, »on
bet man gewöhnlich 24 auf ben Sbalet unb 16 auf ben
(Bulben rechnet; boer) ftnbcn bicroon viele Abweichungen
ftart. 3n Greußen werben jefjt ©ilbergrofdjen gefcb lagen,
deren 30 auf ben preuß. £l)aler gehen. 3n mehren fleinen
deutschen gdnbcm werben bie fogenannten leisten ©ro =
t'cben geprägt, welche etwa S gelinget als bie fddjf. ©tofehen
finb. Ser ©ulden wirb in "Polen ju 30 ©rofdjen gerech«
net, welche aber »on Äupfer ftnb.
<&ro0ö-öccrm ift ein Sorf im potSbamer SRegierungS«
bejirf in bet preuß. »prooinj JBranbenburg, bei welchem am
^3. Äug. 1813 jwifc^en ben granjofen unb ben gegen fie
cerbünbeten 2Bdc^ten eine Seftlacfet gefcblagen würbe, welche
bie an SRannfcfcaft überlegenen granjofen »trloren, inbem
(Ü 30 Jtanonen unb 9000 3J?. an lobten, SJerwunbeten
unb Sefangencn citibüptett unb jum Siücfjuge gejwungen
würben. Ser franj. Cbergeneral war Eubinpt, toeldjcm
bie ©enerale XJictor, JHegnier unb ©ertranb juroeite ftam
ben unb mit ben granjofen waren bair., würtemberg., barm»
fiäbf. unb fädjf. Äruppen »ereinigt. Stn JDberbefebl über
baj auS "Preußen, {Kuffen unb Schweben be(leb.enbe £eer
führte ber Jtronpn'nj von Schweden und unter ilrni bie We
nerale SJotoinow, SBinjingerobe, €iernitfa>ef, JEauertftten,
©ülo w , fiorfreU unb 'Ändere. @cf>ort waten bie gra n 5 ofen
bü ©., unaefdbr jwei SÄ. von Jöerlin, welche* einjunelu
men bie 'Äbfrcbt betfetben war, vorgebtungen, al§ es ju
bem entfebtibenben todjlaqe tarn. Sie SBitterung war fo
regnig, dafj balb fein wewebr meljt abqefcboffen werben
tonnte unb ber Aampf mit bem Äolben unb bem ©aoon»
net geführt wetben mußte. JBefonberä jeiehnete ficb iSRü«
low au$. Bum Änbenfen an ben btnfwürbigen «Bieg bot
ton itonig von Greußen auf bem Scblad^rfeide einen 18
hoben «fernen CbclisJen errichten laffen, beffen <5pi^e bad
eiferue ilreu j jitrt.
<6roBebritannitn und 3rlanb. Sie Sereinigung bet
beiben brit. 3nfcln ya Anfang brö 19. 3abrb. unter bem
Flamen be6 »ereinigten ÄönigreidjS (atütrd kin^dom) war
ein «Sreignig, beffen golgen ftd) nict>t fogleid) errtwicfeln
tonnten, ba ber jerrüttete gefeUfc&aftlitije 3u|tanb, in
welken 3rlanb (f. b.) »erfunfen war, eine Umwanb»
lung foberte, bie in einet fturmif$en Bett unb von ben
politifdfcen ©runbfdften unb Qorurtbeilen beT berrfo*»enben
Partei in «Snglanb (f. b.) fich nicht erwarten ließ. Sie
Stldnber Ratten mit ber Aufopferung eine« eignen $Par*
lament* fieb nur bureb bie Hoffnung verf6bnt, baß bie
Äatb.olifen, bie brei Stfertel »er föevAlferuno von 3r*
lanb bilden, bie Siecht Gleichheit mit ben )ur Staa töfirerje
ficü Sefennenben erlangen würben, welche ihnen feit 1793
nur mit wesentlichen 9)efd)r(Snfungen ju 2r?eil geworben war;
aber noch eine lange 3c ir foUie »ergeben, ehe man anfing,
bie alte <Sct>uIb be8 Unrechts ju tilgen. 3m Snnern ruht*
gor, war baS brit. {Reich ben großen Anftrengungen mehr
gewaebfen, welche ber jtampf gegen granfteic>3 Uoermacht
noch (oftete. Sie Briten hatten, wahrend fie in Europa
mit »erhdltnißmdßig geringen ©treitfrdften fdmpften, feit
17«J9 ihre SRacht tn Dftinbten (f. b.) unermeßlich
ausgedehnt unb verfolgten in ben erfreu 3abrrn beS
19. Sahrh. mit ©lücf ben $(an, bie ganje inb. -öaibinfel
ihrer .perrfchaft ju unterwerfen. 92acp bem grirben von
JhmeotUe (gebr. I801J flanben fie allein auf bem Äampf«
plafce gegen granfreich- 3hre ©ewaltthdtigfeiten gegen bie
«Schiffahrt ber neutralen <Stacdtn »eranlaßten ben norb. -
S3unb jwifchen .^ußlanb, Sanrmarf, «Schweben unb v~Prcu=
ßen, )ur 93efchü^ung ber fechte ber Neutralen, ben aber
$aul I. 3,'od aufldfte, ohne baß ber <£jauptgegenftanb beS
«Bereits entfehieben würbe. Sie verdnberten Skrbdltniffe
auf bem europ. geftlanbe, bie einer neuen Verbindung gt =
gen granFrrich fieb entgegenftellten, unb bie SolfSfrimmung
tn Gnglanb führten 1801 ju Unterhandlungen mit granf--
reich unb im SJcdrj 1802 würbe ber griebe ju ÄmienS ge-
fd) ieffen, bet granf reich bie »erlotenen ßolonien juruefgab
unb ben Briten »on ihren Eroberungen nur bie fpan. §\v
fei Trinidad unb ben holländ. Viiubcii von deplon jufprach.
Sie Unjufriebenh'it beS brit. SüolfS mit ben griebenSbebins
gunaen unb neue 3wifte )wifcr)en granf reich unb ©., welche
durch bie »on ben Briten »erweigerte SRdumung ber 3nfel
SRalta »ermehrt würben, entjünbeten inbefTen im ÜRdr»1803
einen neuen Arieg. SS gelang endlich 18üd ben brit. üRacht--
habern, an deren 2 p ii*e "Pitt nun wieber ff and, einen neuen
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Großbritannien und Irland
SBunb j reif eben fifheicb unb ffiufjlanb ju fhften, ber aber
burch SJtapoleon'S @tege bei Ulm unb 2£ufferltö aufgel6ft
warb, ebe au§ ibm ein allgemeiner Jtrieg auf bem gejHanbe
hervorgehen tonnte , wdbrenb bie Griten bureb ben Sieg
bei JJrafalgar gegen bie franj. unb fpan. (Seemacht (f. 91 tU
fon) ü)re SReerherrfchaft oon SReuem befejrigten. ©. nahm
an bem Jlrfege i>reu{ien« unb Sfujjlanb« gegen Sranfrricf)
(1806 — 7) nur geringen Äntbeil, unb erft nach ber (h6ff*
nung bet Unterhanblungen ju Silftt erfrbien eine brit. glbtte
in ber Cftfee, rceicbc ftrf) nun gegen Ddncmarf wenbete,
einen 2beii von Kopenhagen verbrannte unb bie bin. ©efeiffe
nach Snglanb führte, kräftig untrrfht&ten bie SBriten feit
1808 bie ^ortugitfen unb ©panier burch ©efb, SriegSüor
ritbe unb #ülf«oolfer aegen granfreieb, eroberten mehre
fran}. Solonien in SBejtinbien unb ben graten Zbei( ber
ton. Unfein , aber an bem großen Äampfe Dfhekb« • gegen
granfreieb (1809) nahmen fte nur bureh ben Seejug- (jegen
SBalriberen Xntbeil, ber unrühmlich enbigtr. Die ©emutb«»
franfheit be« Äönig« führte 1811 jur ßinfefcung einer 9te*
gentfebaft, welche ba« Parlament bem Prinzen »on SBale«
ubertrug. SBdhrenb bie Sriten auf ber pprnt. $albinfel
tapfer unb oft glüdlidb gegen granfreia) f impften, erweefte
ber 1812 au«gebto$ene Ärieg gegen Stüfjlanb bie Hoffnung,
ben 3wecf ihrer Xnfhrengüngen gegen granfreieb« übermalt
ju erreichen; aber fte nahmen an bem neuen 33unbe, ber
fab 1813 auf bem geftlanbe bitbete, nur burch £ülf«gelber
roirffamen XntbeU. 2>r gleichzeitig burrb £anbel«eiferfueht
enty'mbete Ärieg gegen bie Vereinigten Staaten von SRorbs
amerifa, welcher ber brit. Seemacht empftnblicbe Veriujte
jujog unb bureb bie Verbrennung »on SBafbington einen
buntein glecf auf ben JCrieg«rubm ber Griten warf, hinberte
ni<r>t bie Hnftrertgungen auf bem geftlanbe, unb wäbrenb bie
Verbünbetrrr über ben Schein gegen '"Paris jegen, orangen
bte firiten unter SBeflington in granfreieb ein unb fcbloffen
& ben gemeinfebaftlicben Sieben, in welchem fte granfreieb
narb ber SSTiebeTberjiellung be« $aufe« JBourbon fa(l ade
Kolonien jurüefgaben unb nur ba« Vorgebirge ber guten
Hoffnung, einige bell. (Solomen in Xmerifa, bte 3nfel äwalta
unb bie Schuäberrfcbaft über bte ion. Snfeln erhielten; aber
ju gteieber 3eit »er|ratf ren fte burd) bie Eroberung ber gan«
§n 3nfe( ßeplon ihre "»Wacht in Äjten, bie in ben närbften
obren fo fefcr erroeitert rourbe, baß ba« brit. Weich auf
ber inb. -palbinfel bi« an ben 3nbu« unb bte ©renjen ZU
bet« reichte , unb ohne bie S3e»ÖIferung ber $3unbe«ftaaten
gegen 80 SBill. Einwohner jählte. Warb bem Siege bei
; SBaterloo, ben bie Vriten nur burrb bie triftige unter:
ftübung te3 preujj. -öeereS erf impften, ergab fieb, ihnen 92a;
poleon, im Vertrauen auf brit. @ro^muth, im 3u(. 1815.
dt ffarb al£ brit. befangener auf ©t.;^)e(ena. 'Äurib mit
Xmerifa hatte ®. 1814 ju ©ent ^rieben geftbtofTen. (55
trat aui bem langen .Kampfe mit einer ®rbu(benlaft, rceicbc
mehr a(6 bie ®umme oierjigjibrigrr dinfünfte betrug.
^aefa bem ^rieben rourbe ©parfamfeit im <Staat6hauj«
halte unb eine frieblirbe ^olitif gegen ta$ Tfuslanb Örunb.-
faß ber Verwaltung, um ben Sßohtfianb tri Volts roieber*
berjufleQen. Dennorb entjlanb, fobalb bte übrigen europ.
Staaten roieber an bem SBeltbanbel 2Cntr)rtt nahmen unb
auch im Ämtern berfelben alle ©eroerb^jweige einen trdfti;
gen Xuffrbmung na^nnen, eine ©toefung in bem brit. ©ej
nxrbbetrtebe, voelcbe bie ßabrifarbeiter in grope Sörbritigniffe
4 Crrossbritannlen und Irland
berfefete. 2Äi6 ernten fieigerten bie 9?oth, unb bte fDtdrt:
gel be5 ®ejreuerung6fp|!erm1 traten gretl beroor, als bie
1816 »on brm Parlament gegen bie Äbfirbten ber Regie*
rung burebg^efe^te Aufhebung ber ©nfommenfteuer bie rafl
faß au^frblie^enb auf bie arbeitenbe 83oIf6c(affe unb ben
Verbrauch ber erfreu ?ebenJbebürfniffe legte. 3n mehren
gabrifbejirfen (Snglanb* entflanben im 3abre 1819 brohenbe
Unruhen, vorlebe oon ben Äabicaien (ben heftigem £nbin*
gern ber politifrben Partei, bie fehen lange auf eine oerbefjrrte
Hinricbtung ber ^arlarnrntSvoablen gebrungen hatte), »ur
Aufregung bet? SßolfJ benubt warb. G6 würben Jöerfamm:
lungtn gehalten, bie fo weit gingen, 9J?irglieber für ein
neues Parlament ju wdblen, unb tn SRanebejirr fam t*
gefährlichen ^Bewegungen, gegen welche bie Regierung bie
Sikffengewalt mit einer Strenge anwenbtte, bte ihr ben
Vorwurf einer Verlegung ber gefeilteren formen ,utwg.
3>iefe Aufregung bewog bie 50la<btbaber, beren Seele ba;
malö ßafilereagh (f. 2onbonberrp) n>ar, bem Parlament
1819 einige auferorbentltcbe 9Jcapregeln oorjufrblagcn, welche
auf fünf 3ahre all gefefclicbe Verfügungen angenommen
würben, tjvimlidv 93af|enübungen unb felb|l ber Sieftt} oon
SBaffen würben »erboten, bie greibeit VolfSoerfammlungen
ut halten warb Sefcbränfungett untenoorfeit, bie biefcS alte
Recht ber Jöriten faft aufhoben, auf f leine glugfehriften be:
brütfenbe 3eitungö(lempel gelegt, bie Strafbrofcung gegen
Sebmähfcbriften unb bie Verbreitung aufrübrifeber Schriften
gefebärft unb ba5 bffommlicbe gerichtliche Veqahren bei ge-
ringem Vergehungen burch Aufhebung einiger fcbüfcenben ge>
fe^licben gormen befchleunigt. Die ©efahren aber, bie we^
niger au6 einem reoolutionnairrn ©ährungSftoffe al3 aui
bem brürfenben SWangel hervorgegangen waren, oerfebwan:
ben, al* bie Äbgabenla(l etwas erletctjtfrt unb bureb »er--
mehrten 2tbfa(j ber SRanufacturwaaren in baö ^u^lanb, bt
fonberl nach bem fpan. Xmerifa, bie ?age ber gabrifarbei
ter oerbeffert warb. 3fl8 nach bem 2obe ©eorg III. fein
Sohn©eorgIV. im 3ahre 1820 ben Zi>nn bejtiegen hatte,
fam feine oon ihm gerrennt lebenbe ©emablin nach Gnglanb
jurücf, um ihre Siechte all Äinigin in Änfpruch \u nehmen,
unb ÜJliSgriffe unb Ceibenfchaftlichfeit auf herben Seiten fü(p
ten }u bem ^rgerniffe einer öffentlichen Änflage ber 5tinigin,
burth welche alle Siuefficbten gegen fürfll. unb graurnebte
fcbmählicb oerlegt würben unb bte Un^ufriebenen rinen neuen
Vereinigungöpunft erhielten. Die Volteftimmung würbe fo
lebhaft aufgeregt, baß bte Sföinifjer bie flnflage fallen liefen.
Der ptöfcliche 2ob berÄ6nigin (1821) l6fle bte Verwicfrlung.
traten aber immer mehr bie 3eicben einer 3errüttung in
ben innern Verl;ältniffen be« Staat« beroor. Die große 2Raffe
be« Volf« war in ben brit. Snfeln au« allem flntbeil an bem
©ruitbeigenthume oerbringt worben. Diefe« nwr bureh bie
JSegünfligung, bie ba* engl, ©efeg bei ber Vererbung te«
©runbeigenthum« bem ilteflen Sohne gewibrt, unb befonberr
burch ben Drucf ber ÄriegSlajten in oerhiltniymißig fehr
nig? .panbe gefommen. (5« gibt in Gnglanb, aujjer ber ©eiü:
licpfeit unb ben ©emeinben, welche (ich ungefihr 10/
gefchlofjene ©üter tbeilen, nur 2n/x» ©runbeigenthu
unb fajl gar feinen felbftanbigeii JBauernflanb, fonbem in
3eitpahter, beren ein einziger reicher ©runbberr mebr
5U0 bat; boeb bat man in neuern 3eiten bem U
burch Ginführung langer Pachtungen entgegengewitft, t
beren Vorteilen ntan ftch in 9tieberfchottlanb fo fehr übet:
y Google
1
Großbritannien und Irland
jeugt bat, baf e* bort faß gar feine Pachtungen auf Äütu
bi.qung gärt. 3n Schottlanb (f. b.) war ba* urfprünglirb
gemeinfcpaftliche Befujthum ber Stamrngenoffen fett ber Auf«
bebung trt alten ölanoerfaffung (1748) immer mebr auf ba*
£aupt be* Stamme* übergegangen, in 3tlanb aber trat ba*
SJciöoerhältnifj noch auffaflrnber hervor, ba man im 16. unb
17. 3abrh. bie burch j)rucf unb 2reulofigfeit rneaten Auf*
frinbe mit ber Berbrängung ber alten Befujer befrraft unb
ifir ©runbeigenthum unter einige engl. garnilien oertheilt
^satte. 9Ran mufte bort felbft &itpachtern ba6 Stimmrecht
bei ben Parlaments wählen geben, um 2Bab Iber echtigte JU
fmberu 3n (Snglanb unb 3rtanb erhob überbie* bie ©eijb
udt>Fcit ber bifd)6flicben Äircbe ben 3ebnten oon bem Erträge
faft alle« ©runbeigenthum*. Bei biefem 5Jli*oerhdItni|fe
brachte ba* Surfen ber ©etreibepreife unb ber erb6bte ©elfc
rrcrtb, ben bie 1820 aufgehobene Befchrdnfung ber Baar;
jatjlung ber Banfen bewirft hatte, bie 3cirpaehter in Gng*
lanb unb Srlanb bem Berberben nahe, ba fie nicht mehr im
Stanbe waren, ibre $arbtbebingungen ju erfüllen. 3n3r*
lanb entjlanb nach einer 3Jci*ernte .£>ungerSnoth. 3m fchot.
■pocblanbe oertrieben mehre ©runbljerren im 3ahre 1820
viele Urberoohner au* ihren SBobnfib.en, um bett Beben al*
Sdjaftriften ju benufeen. 2Me Sage ber Acferbauer er werfte
lebhafte Beforgniffe, aber ba* Übergeroicht ber ©runbljerren
war ju machtig, alä baf? man in einer gerechten Brrtbeilung
teT Abgaben bte Abhülfe teö ttbelö gefuebt hätte; 9tiemanb
wagte ei, ba* nahe liegenbe Littel, eine .perabfefcung beS
vPachtjinfe* in SSerbiÜfnip ju bem erhöhten ©elbwertbe, oors
«lUfeblagen, fonbern inbem man burch 6infubvj6lle auf frembe
3ufuht bie ©etreibepreife hinauftrieb, roaljte man bie 2a|t
auf ben jweiten -paupttheii ber Bolfömafje, bie gabrifarbeü
ter, bie ba* Brot tbeurer befahlen mußten, bamit bie Ach-
ter ihre 3infen bejahten fonntrn, unb nur einige ©runb:
berren festen freiwillig ben ?)achr$m* herab. 35ie Bebrdngj
: :ijc ber ^achter würben burch biefe ÜWittel erleichtert; aber
in 3rlanb, wo bie Anbauer be* vielfach, geseilten Beben*
ben graten Z\)til ber Bolfömajfe bilben, bauerte bie 9Jotr>
fort; immer roar eine ober bie anbere ©egenb ber 3nfel in
Aufftanb unb rohe Banbrn führten einen blutigen Ärieg ge;
gen ©runbherren, äwifrbenpacbter unb griebenörichter.
SMhrenb bie Brttrn mit ihren innem Angelegenheiten
befebdfrigt waren, brachen in mehren Sänbcrn (Suropa* neue
Äufjtanbe au? unb bie dächte be* gejtlanbe* verabrebeten
Maßregeln, um biefe Bewegungen ju unterbrüefen. 2>ie
brit ^Regierung leugnete im Allgemeinen ba* von anbern
l'täcbtrn behauptete Siecht, fieb in bie innem Angelegenheit
:rn felbftänbiger Staaten einjumifeben unb blieb parteilos ;
nur an ben Bewegungen in Portugal (f. b.) nahm fie
1826 burch ein *pülf*beer einen nähern Antbril, um bie
neue Berfaffung ju fchüfcen, unb jur Beruhigung Q5r t e =
ehenlanb* (f. b.) fehlofj fie am 6. 3ul. 1827 mit §ranr=
reich unb Äuplanb einen Bertrag, in golge beffen bie Be^
uciung ISriechenlanbö enblicb herbeigeführt würbe. 25ie Bris
ten fdhtoffen mit ben öon ber fpan. £errfehaft abgefallenen
fübamerif. Staaten, bren Unabhdngigfeit fie 1825 firmlich
anerfannten, Berträge unb Bünbni)fe, bie ben brit. ^ans
rel unb ben Söelwcrfebr überhaupt erweiterten unb ihnen
einen oorberrfebenben Ginflug auf bie Bcrbältniffe jener
Staaten gaben, ©leichifttig entjtanb eine wefentliche ä5ers
änberung in bem brit. -panbclofpftem, inbem bie alten jhen«
S Grossbritonnlen and Irland
gen ©efe^e gegen ben £anbel ber Auitinbrr nach ben brit.
3nfeln bureb bie Aufhebung mehrer brüefenber Abgaben ge=
milbert würben unb ber crfle Schritt )u einer allgemeinen
-fpanbelö frei bei t gefebab. Bergebend aber fuebte Ganning
(f. b.), ber biefe wohlth<$tigen Umwapblungen leitete, burcp
eine im Weifte ber i>anbeiefreibeit entworfene ÜD?ilberung ber
©efehe über bie ©etreibeetnfuhr bte 8age ber Jabrifaroeiter
ftchergufieden. 3roar gefrbah ÜRancbeS jur Abhülfe einiger
anerfannten 2Rangel ber Berwaltung, woju befonberi bie
fett 1822 burdh ^)eel (f. b.) begonnene Beretnfachung einis
ger 2b eile ber Strafgefeggebung gehörte; aber immer lauter
würbe bae* Berlangen nach einer grünblichen Tilgung alter
SRiöbrduche, welchem bie 1828 unter bem £erjog von SB eh
lington (f. b.) an ba6 9?uber gefommenen 3orie6 um fo
weniger ju wiberfiehen oermochten, je mehr ti ihrer Ver-
waltung gleirb anfangt an Äraft unb Einheit gebräch. 2>ro;
henb foberten bie Äatholifen tn 3rlanb, bie in ber bureb
D'Sonnell (f. b.) geleiteten, über bie ganjeSnfel jerfheuj
ten fatholifchen Affociation entffbloffene SBortführer trotten«
hie lancje verweigerte Siecbt^leicbbrit. X>it 2orie$ fahen fieb
bunt) biefe Bewegungen ju 3uge(fc5nbniffen gebrdngt. 3)ic
alten ©efefje, welche bie 3u(ajfung ju Staat* = unb We-
meinbedmtern an einen ©laubenäeib banben (f. (Snglanb),
würben 1828 aufgehoben, unb 1829 gelang eS Wellington
unb ?>eel, gegen ben 23iber|tanb ber flarren ÜorteJ, ben
Äatbolifen in ©. unb 3rlanb ba* volle Staat*bürgerrecht
unb bie Aufhebung aller politifchen Befebrdnfungen , burch
welche fie noch oon mehren Staatädmtern unb oon bem
Parlament auSgefcbloffen waren, ju oerfchaffen.
©nblich warb auch bie feit einem halben 3ahrhunbert fo
oft erfolglo* oerlangte Berbejferung ber alten 2Sahlgefe(K im
Unterhaufe in Antrag gebracht, welche bie Zorie* vergebens
ju »erhinbern fuebten. Al$ nun 183(> SBilhelm IV. ben
Zbron befriegen hatte, würbe ba* Berlangen nach Berbeffes
rungen ber Berfaffung unb Berwaltung immer lauter, unb
bie großen Bewegungen auf bem europ. geftlanbe blieben
auf ben brit. 3 n fein nicht ohne (Sinflup. SSie in 3rlanb warb
in Snglanb bie Bolf*maffe aufgeregt unb ber $öbel oerübte
©ewalttbdtigfeiten, bie ba* Sigenthum bebrohten; befonber* .
enegien bie BranbfHftungen in ber ©raffchaft Äent grofje
Beforgniffe. ©raf ©rep trat 1830 an bie Spifce ber Ber*
waltung, bie au* ben emflufjreiehften ©liebern ber Sßhigpar»
tri befranb, welche (Srfparung in allen 3weigen be* Staat*:
bau*halt* unb Berbefferung ber Sßahlformen al* ba* erfle 3iel
ihrer Begebungen anfünbtgten. 2)ie Hauptmängel be* alten,
im Saufe ber Seit burch eingefchlichene unb beharrlich gefchücjte
9»i*brduche bem urfprünglichen ©eifle ber Berfaffung ent»
frembeten Sßahlfpfiem* befianben barin, baß bie Bertheilung
ber r»58 ÜKitglieber be* Unterhaufe*, oon welchen 513 oon
Snglanb unb SBale*, 45 in Schott lanb unb 1U0 in 3rlanb
gewählt würben, fowoi in «pinftrbt auf ba* Berhdltnifi ber
Beoolferung ber Öraffchaften unb ber Stätte, al* auch JUf
ba* ©runbeigenthum fehr ungleich roar. Urfprünglirb ruhte
ba* Stimmrecht bei ben ^arlamentöwablen auf bem ©runb^
eigertthum. 3eber ^reifaffe, ber oon feinem Sohn einen
jährlichen (Ertrag oon 40 Schillingen jog, fonnte an ben
SÖahlen Sbeil nehmen. 2)ie ^abi ber Wähler aber war in
ben ©raffchaften, beren jebe jwei Abgeorbnete in ba* Un»
terhau* fchirfte, fehr oerfchieben unb in einigen ba* ©runb«
eigenthum einzelner gamilien fo anfehnlich, baß fie allein eu
Google
Gfrossbrltannien und Irland 3S6 ttrossbrltannlen und Irland
nen unb oft beibe Abgeorbneten ernannten unb fo war e*
allmdlig bnbtn gefommen, baß etwa 1J/XM» Perfonen bie
.jödlfte aller Abgeorbneten für Gnglanb unb SBaleö wdhlten.
^oct) greller erfchien ba* «WiSo«rt>3imiß in Schottlanb, n>o
bie 30 Abgeorbneten btr ©raffchaften von ungefdhr 2770
©runbbefujern gerodet Winten, da (wer nur bie »venu-,;!»
unmittelbaren Ccbnleute ber Ärone ftimmberechtig^t waren,
unb überdies formte bei bem SU e rhu je von ©utem baß
Stimmrecht von bem wirflicben ÖJejuje be* 8anbeigentbum*
getrennt »erben. JDie Abgeorbneten ber .f>auptjtdbte> ber
provinjen Gnglanb* unb ber mit (tibtifeber greibeit begab*
ten ~ rte (liorou^ho) waren urfprüngltch bie Vertreter der
gewerblichen Sntereffen, unb in frühem 3(itcn roar e* ein
«(cht ifj ÄönigS, pe in ba* Parlament ju berufen. Stiele
biefer jDrte aber verloren burch 9?t<^tgebraucr) ihr wetht,
ba* fie al* eine foflfpielige fiaft betrachteten, wogegen
fclbjt viele verfallene unb veröbete jDrte (rollen borooghs)
fortbauernb berufen würben, Selbfl in mehren großem
Stdbten war bie 3abl ber 2Bdblcr febr gering unb biefe
SBcniaen ftanben unter bem öinfluffe einzelner ariflo*
fratifcoer gamilien, fobaß jwölf Jamilien allein übet 100
Süje im Parlament ju verfugen hatten. SWebre große, erfi
in neuern 3eiten burch ©ewerbfamfeit emporgefommene
@tdbt( mit mehr al* 1 oo/mio Einwohnern, wie ÜÄanthcjlcr,
8ecb*, IBirmingbam , unb viele mit 10 — 40,ooo Einwohnern
waren ohne allen Äntbeil an ber JReprdfentation. SÖcit ben
wenigen, von unabbängigen Gablern befristen Parlamentes
(teilen würbe gewöhnlich, trog aller Verbote, ein fcbmdb*
lieber $anbel getrieben, unb wenn folche ©efe&wibrigfeiten
entbedt würben, fanben fie leicht «Schüfe bei ber berrfeben--
ben Arißofratie, welche ÜRi*brducbe nicht gern antaflen ließ,
bie ihr einen Überwiegenben Einfluß auf bic Verwaltung
fieberten. Daher ber heftige SBtberjlanb ber Sorvpartet
gegen bie Parlamcntsrcform , bie aber enblich nach einigen
Vcrdnbcrutigen be* urfprüuglichcn Entwurfs burch bie Joe:
barrlicbfeit ber neuen SJhchtbaber unb bie unrrfchütterliche
Haltung ber «Mehrheit be* Unterbaufr* am 7. 3un. 1832
al-j StaatSgefeh vertünbigt würbe, welchem balb abmiete
SBablgcfege für Schottlanb unb 3rlanb folgten. 2)iefe große
fWaßrrgel brachte bie Ba&len mebr al* früher in bie £anbe
ber 2Jfttt(lclaffe be* Solf*, inbem fie bie 3ab( ber tarier
vermehrte, ben veröbeten Ehrten ihr SBablrccbt nahm unb
e* ben großem, nicht vertretenen Stdbten verlieh, bie JReprds
fentation ber größern ©raffchaften verftdrfte unb bie frühere
Ungleichheit ber Sßablbetechtigimg in ben Redeten aufhob.
£a* nach bem neuen SBablgcfctje ernannte Parlament
warb im gebr. 1833 eröffnet, unb wichtige Angelegenheiten
nahmen feine Ubdtigfeit in Anfprucb. 25er Freibrief bet
ojlinb. £anbel*gefcllfcbaft (f. Dflinbien), ber im 3ahre
1814 mit einigen Jöcfchrdiuungrn ihre* Aüeinhanbel* war
erneuert worben, erlofcr) im 3abre 1S34 unb ba* Parlament
entfehieb, baß ber Sbccbanbcl mit Ebina nicht mehr SRono;
pol ber £anbel6gefcllfchaft fein, fonbern allen SBriten freige-
geben werben follte unb au* allen #dfen ofhvdrt* von bem
Öorgebirge ber guten £c>ffnuncj 2hee nach ben brit. 3nfeln
eingeführt werben bürfte. 25ie £errfchaft ber ^anbeleiges
fellfchaft in Sfhnbicn aber fotl unter ber Dberauf fid^c ber
brit. Regierung biö ! S;">4 fortbauem, unb follte ihr bann bie
Verwaltung be6 oflinb. ©chietS genommen werben, fo finb
bie ttetieninbaber berechtigt, bie AuSjahlung ihre* Qapitalö
gu fobern ober bie Divibenbe noch 20 3ahre lang von btr
Regierung ju brjicben, bie nach Ablauf jener 3<it bie Kernt
ablöfen fann. Glicht minber wichtig war für bat brit. üf:
lonialfvflem bie bebingte Sreilaffung ber 9legerfflaven in ben
amerif. Kolonien, eine nothwenbige $o(ge ber fett 1307 von
bem Parlament entfebiebenen Abschaffung M 9<egtrhanbelS,
welche bie brit. Regierung feitbem cur* Unterhandlungen u
einer allgemeinen europ. ÜJfaßregel ju machen bemüht rhu.
vJca:h bem im 3un. 1Ö33 gegebenen ©efefee erhielten vom
1. Aug. 1834 an alle ©flaven in SBeftinbten ihre Sreibeit
unb ben Gigentbümern ber Pflanzungen warb eine ©ef:
entfehdbigung von 20 SKilL Pf. ©t. bewilligt. ©rÖBtrt
vschwiertgfeiten begleiteten bie Aufgabe, ben jerritttrten iu-
ftanb 3r(anb§ ju heilen, wo c£ immer mehr hervortrat
bie (Smancipation ber Äatholifen aliein bie Söurjel M Übt!;,
an welchem bat 2anb litt, nicht hatte ausrotten fönnrn.
Äatholifen unb Proteflanten verweigerten bie 3ehnten, und
bie Aufhebung ber Union awifeben ©. unb 3rlant» würbe
ton einer Partei verlangt, ber jD'donnell bie Unterflüfcuna,
feine* mdchtigen Ginfluffe* lieh, mn wenigflcn* bie At
gerechter S)efchwerben gu erlangen. 9latb ber Abficht ett
Regierung foüte ber 3chnten tn eine ©runbfleuer verwan-
belt unb bie 3ahl ber SJifch6fe verminbert werben ; al* aber
bie SWotbwenbigfeit einer eingreifenben Äicrdnberung bet firch-
licben aierbdltniffe 3tlanb* immer mehr bm>ortrat, entßanc
über bie SJerwenbung bc3 für bie 23eburfni|Je ber protefl
tifchen -Rivche überflüfftgen Äirchengut* \u allgemeinen £;
bungljwecfen ein 3wiffpalt unter ben 3Rinißern, welch
AuSfcbcibung einiger SRitglieber ber Verwaltung im 3un.
1834 uir Svlge hatte, wobureb ba* lüRiniftcrium bebeutens
gefebmaebt würbe. 3m ndchilen Neonat legte auch t*
©rep ba* JRuber nieber, ba* 8orb ÜRelbourne erhielt, bflt
aber bei ben fortbauernben Verhanbiungen über bie AngrU-
genbeiten ber irldnb. JUrche ben beftigflen SQiberflanb ber
Zorie* erfuhr, welche bie 3ntcreffen be* Proteßantienv.;;
gegen bie SRinifier aufzuregen fliehten. Cngcnnübige IBewej
grunbe leiteten ihre Schritte, ba bie mdchngen ©runbherren
tn 3rlanb wie in (^nglanb in ben reich begabten Äircben
pfrünben eine S3erforgung für ihre jungem Söhne ftnbtn.
(S§ gelang bem Ginfluffe biefer Partei, im ÜRov. 1834, c .
yjfinifter ;u verbrdngen unb e* warb eine neue, au*
gen unb gemäßigten £orie* gemifefate Verwaltung gebildet
an beren Spifee Peel unb SBellington fianben, bie
gleich nach ber Eröffnung be* Parlament* im gebr. 1 8
entfthloffene ©egner fanb, unb al* bie SRebrhcit be* Unter
häufe* ben ©runbfah angenommen hatte, ber bem Patla
mente ba* Verfugungsrecbt über ba* Äircbengut jufpracb
legten bie Xoric* ihre Stellen nieber, unb im siRai etM l
ber .Honig ein neue* 2Rinijlerium unter gerb Üßelbounir i
Sorb 3obn SRuffeU. X>ie Regierung, durch bie Sfabicalen
verfldrft, aing auf bem SBege ber «(formen fort unb eirr
ihrer ndch(ten wichtigen Aufgaben war bie XJerbefTerun
©emeinbeverfafjfung in ben Städten Sngland* unb Sehr,
lanb*, um ben ^Bürgern ben tbdtigen Antheil an ber Vr-
waltung be* ßdbtifcben Vermögen* , ber ihnen im Saufe de
3eit von ben ftch felbß ergdn^enben ©emeinberdtben wj
entriffen worben, unb ba* SBahlrecht uirücfju geben. 2ro
bem SE8iber|][anbe ber Üorie* würbe ber ©efefeentwuTf de
SWinißer mit einigen Verdnberungen burchgefefet; h«ftia«
aber entgünbete fia) ber Äampf, al* 1836 ein dbnlicbrt ®e»
Grossbrltannfen und Irland 28t Großbritannien and Irland
fefe auch für bic ©tdbte StloubS gegeben »erben füllte. 2>er
von bem Unterlaufe angenommene ©efefcentrourf würbe »on
ber überreif genben 2Jf er/rt)eit bed DberbaufeS in feinen ©runb*
fagen odaig umgewanbelt, unb baö .pauS ber ©emeinen
rcieS bte «erlangten äJerdnberungen im Sun. 1836 jurücf.
rief« Ttngelegenbeit unb ein tytin jur beffern Hnorbnung
ber 3efonten in Cnglanb würben in ber Snjung im 3abre
1837 »on ber Regierung wieber oor baS Parlament gebracht,
fanben jeboeb abermals im Dberbaufe SBiberffant?. 3mmer
mct>r trat nun ber längft vorbereitete 3wiefpalt jwifeben bei:
ben 9Parlament$bäufern beroor, ber bureb einen Siergleicb über
tiefe Streitfrage wot einftweilen gefüllt, aber nicht gefcfclicbs
tet roerben tarnt, unb ffibon würben mefcre Stimmen laut, bte
baS Heilmittel nur in einer Reform beS DberljaufeS fanben.
TLm 20. 3un. 1837 fiarb König 2Bilbelm IV. unb ihm
folgte auf bem Sbrone t>on @nglanb ttleranbrine -SU i c t o =
ria (f.b.), bie Sotbter beS 1820 »erftorbenen HerjogS. von
Htatj welker ber vierte Sohn Äönia ©eorg III. war. 35er
rmcbttgfie, tiefe Sbronoerdnberung begleitenbe Umfianb ift
bie Abtrennung bei Königreichs Manöver (f. b.) von ber
Ärone GnglanbS.
DaS Königreich gnglanb bat auf 2400 D!R. über 13
3ML 6inw., beftanb in alten 3eiten auS fieben fleinen Kö*
nigreieben unb jerfdllt in 40 ©raffchaften (SbireS). 3um Kö»
ntgreio$ <Sf f ejr gehören bie ©raffchaften SRibbleffer unb
(Sffer. 3n ber erflen liegt bie £aupts unb Rejtbenjftabt
Bonbon (f. b.), ferner Gbelfea, ein Dorf biebt bei fionbon,
mit 32,000 ©nw., einem SRilitairbofpital für bie Snoaliben,
einem ^itttairwaifenbaufe, einer SBafferfunfl für 8onbon, ei*
nem botanifeben ©arten unb einer Änflalt jur ©Übung jun»
aer Seeleute. 3n Gffer liegt bie Stabt Golcbefier mit 16,000
Ginw. unb einem >pafen, fowie Haerctcb mit 14,000 Ginw.,
ein gierten mit einem Hafen, auS bem regelmäßig Dampf*
boote nad> Hoilanb unb Deutfcblanb abgeben. DaS alte
Königreich Kent bilbet gegenwärtig bie ©raffebaft Kent.
3n biefer liegt Ganterbur» (f. b.); baS buref) feinen 800
g. langen $afenbamm unb feine SSdber betannte Slam*»
gate auf ber üjnfet Stanet; Rochcfter mit 12,000 Ginw.
am bi$ hierher für Stnienfchiffe fahrbaren gluß SRebwa» unb
mit ber Sbemfc bureb einen Kanal verbunben; Deptforb in
ber Rdbe von Sonbon, mit 24,000 Ginw. unb bebeutenben
Schiffswerften, bureb eine Häuferrei&e mit ©reenwieb
f. b.) verbunben. Das alte Äßnigrctcr) Suffer jerfdllt in
bie ©raffchaften Suffer unb Surret;. 3n jener liegt
Gb icbefler mit 8000 Ginw., welches einen Hafen unb Räfcna*
tclfabrifen bat; JBrigbton, ein ftarf befugter ©abeort mit
einem ton. ^alafj; paftingS mit lo,ooo ©nw., tt>o 1066
bie Scbladn gefc^lagcn rourbe, trxl(t)e SEBill)elm ben Srobe«
rer jum Äinig von Snglanb machte. 3n Sunet) liegen
Soutjmwrf unb Surre», beibe Stabtoiertel »on 8onbon.
JDaö alte Äönigreid) SSefrfcr befTelpt auS fteben (Braffd^afs
teil. 3n .jöampfbire ober Soutbampton liegen S33in=
Hefter, ba« einen pradhrvollen Dom unb 9000 Qxnvo. ^at;
Soutbampton, an einem 2frme beS SBeered, mit 20/KM)
®mo. unb einem «pafen, in einer reijenben ©egenb, bem
(Barten (SnglanW; ^)ort<moutl) (f. b.). 3u 2)orfet ge*
tj6ren mebre fleinere Drte; ju Deoon bie Hafenftabt ©rt=
ter mit 28,000 ©inro., einem großen Dom unb vielen ga»
baten; ^Olpmoutb (f. b.), in beffen 9?d>e ber 8ewr;rtburm
conttttpftoa* (f. b.). 3u Qotnu>a{( geboten bie Sei luj*
infein unb bie Stabt ßafmoutb mit 11,000 &nm. an et«
nem Hafen, auS bem regelmäßig ^aefetboote nad) Spanien,
Portugal unb Xmerifa abgeben. Somerfet enthält au|er
Saunton mit 9000 Crinvo. bie große HanbelSftabt öriftol
am (Sinfluö beS 2(von in bie 9)iünbung beS Seoern.
bat über 100,000 ©inro., gabrifen aller Hrt unb reiche
Äoblenbergroerfe. Die erfte Änlagt; ber Stabt fällt in bie
dltefien Seiten, ja eS tft behauptet werben, baß ber £)rt
fd)on 400 3at;re ». <5t>r. ©eburt beftanben haben foll. 3m
11. 3at?rb. würbe ju örifiol ein 3Rarft für ben Sflaoen«
banbel gehalten; feine größte iölüte Perbanft eS aber bet
Scbjparma#ung brt Xvon im Anfang beS ooriaen Safer»
bunbertS. dt bat oerfebiebene ausgezeichnete ©ebaube, un*
ter benen bie ©ericbJSballe, baS neue JtaufbauS, ber S3ajar
unb baS StatbbauS ju nennen. (Sine jttöne Hdngebrücfe
gebort ju ben SebenStoürbigfeiten ber Stabt. öleiebfaUS
am H»on liegt in einer reijenben ©egenb baS fc$ongebaute
Sbatb, mit flar! befuc&ten, ebemalS fqon oon ben Römern
benu&ten beiden Duellen unb 38,000 Ginn?. 3n SSSilt«
f t> i r e liegt SaliSburp ober 9?e»jS«rum am Aoon mit 10,000
(iinro. unb einem Dome, ben ber Ijöcbfte SIburm in Sng*
(anb jiert; in &erfft;tre Reabing mit 15,000 (Sinn), unb
bebeutenben gabrifen, foroie SBinbfor an ber Sbemfe, baS
nur 5000 @inn>., aber mehre anfebnlieJ^e ©ebdube, nament»
lieb, ein tön. Schloß hat- DaS alte Königreich D ff angeln
»erfdUt in bie ©raffchaften Suffolf, Rorfolf unb (Satm
oribge. 3u ber erflen gehört 3l>Sroi(6 mit 20,000 (Sinn?.,
einem Hafen, Schiffswerften unb fiarfem ©etreibes unb IBieb*
hanbel; ;u ber jroeiten bie Pon 60,000 (Sinro. beoötferte
Stabt Ronvicb, tvelcbe einen febönen Dom unb auSgejeicb:
nete ©aumroollenroebereien hat, foroie bie buret) Seebdbetr
unb Hanbel toichrige Hafen|Tabt ?)armoutb mit 21,000 Ginro. ;
ju ber brttten enbltch bie UniverfttdtSftabt dambribge (f. b.).
DaS Königreich «Rercia bilben 19 ©raffchaften. ©louce«
fter, in ber gleichnamigen ©raffchaft, bat 12,000 (Sinro. unb
febr bebeutenbe Stecfnabelfabrifen. 3n ber ©raffebaft jDr»
forb liegt bie berühmte UniverjttdtSftabt JDrforb (f. b.), in
©uetingbam, außer ber gleichnamigen Stabt, ber burd)
feine Sebulanftalten berühmte gierten Gaton. 3n ben ©raf*
fchaften Hertforb, öebforb, Huntingbon, ftincoln,
Rottingham, Derb», Hereforb,5Ronmouth,SBor»
cefter, Stafforb, Seicefler, Rortbampton,9Barroicf
liegen bie Stdbte gleichen RamenS. Die Stabt Rottincjbam
bat 60,000 ©mv. unb bie roicbtigflen Strumpffabrifen;
Derb» 23,000 (Sinro. unb ausgezeichnete Seibenmüblen. 8et«
cefter mit 36,000 Ahm ift ber SRittelpunf t ber in ber ©rafs
feb^aft ftart gepflegten Strumpfroirferei. 3n ber ©raffebaft
SBarrvicf liegt auc^ öirmingbam (f. b.). ©jefier in (56 es
fterf^ite 6«t 20,000 <?inro., einen Hafen, lebhaften Han>
bei unb ftarfen Serfe^r mit 3rutnb. 3n ber Umgegenb oon
Stocfport mit 26,000 Ginro. ftnb 50,000 ®ebßür>le in Zt)i-
tigfeit. SRaccleSfielb mit 24>000 ginn», ift SRittelpunft bet
Seibenfabrifation unb 1>at übetbieS bebeutenbe gabrifen oon
SRetallroaaren. 3nSbrops ober Salopf6ire liegt am Ser-
vern ShteroSburr; mit 22,000 <5inn>. unb gabrifen »on gla=
ned unb rooDenen Suchern. 3n ber ©raffebaft Stafforb
ftnb 60,000 SRenfrben mit gabrifation oon Steingutroaaren
befcbdftigt, beren «Rittelpunft öurSlem mit 12,000 ©nw
ift. ^auptftabt »en Rutlanbfbire ift baS fteine Dafbam.
DaS Königreich Rortfaumbetlanb beftebt auS fedjS ®raf*
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Grogsbrltannien und Irland 2S$ Orossnritannien und Irland
fftaften. Die (Statt #otf (f. b.) in §)orf f-^ire gilt öl«
bie i»eite ©tabt Gngianbö. 3n berfelben ©raffc^aft liegt
au* £ull mit 50,ooo (Sin»., bie »ifttigße £anbel$ßabt im
n6rbl. Gnglanb, welche befonberS mit Hamburg in lebbaf;
tem Serfebr flt^t, fowie 8eebö mit 90,000 (Sin»., eine un*
gemein tr>atige jabrifßabt, «fwuptfifc bet engl. SEuftfabrifa*
tion. 3u D urb. am gep6rt aufier btr (Stobt gleiten 9cas
men8 ber ÜWittclpunft bei ©teinf ob. lenbanbeld : ©unberlanb
mit 35,000 Gin». 3n ber ©raffc^aft 9tortpumbttlanb
jeiftnet ftft auo1 9te»caßle mit 50,000 Ginn?., »eil e8 na*
Vonton unb SHoerpool ben bebeutenbßen $anbel«pafen pat.
3n ben nahegelegenen ©teinfoblengruben ftnb übet 36,000
SRenfften befftifttgt unb werben ja&rlift übet 40 5KtlL Gtr.
Äobjen gewonnen, föebeutenbe ©tdbte in C umberlanb
finb GarlüHt mit 20,000 Gin», unb berühmten t6m. Xltet»
tbümern, unb SBbitthawn mit 17,000 Gin», an bet irifften
©ee. Die Äoblenwerfe bei biefet ©tabt finb bie bebeutenb*
jlen, weifte e$ gibt. 3n bem gebirgigen SBeßmotelanb
tß nur Äenbal mit 10,090 Gin», unb »erfftiebenen ftabrifen
von Siebeutung. Steift an anfebnliften unb gewerbftdtigen
©tdbten iß bagegen Santafbite. Xujiet bem turft fei*
nen #anbel naft SSeßinbien wifttigen gancaßet mit 12,000
Gin»., außer fDtanftcßet unb SHoerpool (f. b.) ftnb
$reßon mit 30/XM), SBigan mit 20,000, ©olton mit 28,000,
SClbbam mit 32,000, SBladbutn mit 27,000, Stoftbale mit
15,000 Gin»., untet anberrt al8 »id)tige gabrifßdbte, be«
fonbert für 8*aum»olItn»aaten, ju nennen.
3n bem burftaue" gebirgigen gurflentbume SB aleö leben
auf 350 □ 2». ungefdbt 800,000 ÜJtenfften. G« &eßeit
aui ben ©raffftaften: glintffcire, Denbigfpite, 8lans
wteft, Gaer naroonf&ire, 2Ret ionetf&ite, Garbt*
ganfbire, $embtoftfbire, Gaet mattbenfbite, ©la*
motganfbite, ffireefnod fpir e, JRabnorfpite unb
SRontgomerpfpite. SBon ©tdbten finb nut ju er»4p*
nen: $embrofc mit 5000 Gin»., »elfte« t»ie .pauptßabt
von gan* 2Bale§ iß, unb an bem 1000 ©ftijfe faffenben
fftonen SDtilforbfafen liegt, »on bem aus lebhafter .panbel
getrieben wirb; fo»ie Gaermarften mit 9000 Gin»., bet
£auptott »on ©übroale*, m »eld>em »iele Gifen» unb
©eilerwaaren wtfettigt »etben; enblift ©»anfea mit 13,000
Gin», unb einem >£>afen, »on bem auö bie Gtgtbniffe bet
Äcr/len« unb Gifengtuben oerfanbt »etben.
Da« Äonigreift ©ftottlanb entbdlt 1460 DSD?, unb
ungefäbt 2,400,000 Gin». G« »itb in ba« Sttieberlanb unb
ba« £oftlanb obet in ©üb», Littel: unb #oftfftottlanb
geseilt, »elfte jufammen 33 ©raffftaften obet ©tewarttie«
umfafftn. Die Dramen betfelben finb in ©übfftottlanb :
SRiblotbtan, SBeßlotpian obet Stnlttpgo», Gaß;
lotbian obet £abbington, JBetwtcf ober SKerfe,
»iobbale obet JRorburgp, ©elfir f fbtre, £»eebbale
obet $eeble«f&ire, Dumfrieö, Gafb@allo»ap obet
Äitfeubbtigbt, SBeß^ ©allo»ar; obet SBigto»n,
3lptfbite, 8anatf obet Glpbtßbale. Slenfte», ©tit*
ling, itlactmannanfptte, Stfe, Xtnto^, Dumbat«
ton obet 8ennorfbire, jButefpite; in ÜRittelfftottlanb:
Snoetatp obet 3ltgple mit bet ^albinfel Äantpre,
?)ettbfb,ite, Xngu« ob« gotfatfpite, SWearn« obet
Äüifatbtnefbjte, Xbetbeen, iBanff, Gigin obet
5Rutta»ft>tie, 9laitn; in 9lotbf*ottlanb : Stittetne^,
Sof», Gtomattpfptte, ©utpttlanb, Gaitbnef unb
bie DtFnep*. Gbinbutg (f. b.), bie £ou»tßabt wrn
©ftottlanb, liegt in 2Riblotbian; ebcnbafelbß ba8 lebhafte
Ceitb, mit 27/XM) Girr»., nut eine Sßiettelßunbe oon ebtn
butg, beten «ftafenplafe e8 bilbet. 3n £)umfrie< liegt bai
befannte ©retnagteen (f. b.). Gin^'ge»etbtr;dtige «Statt
mit 1S,000 Gin», iß Jtilmatnod in Xprftife. 3u £anar!
gebött baö große ©la«gow (f. b.). f)ai8(ep m Wenfrerc
"bat 31,000 Gin», unb eine teid) beoilfette Umgebung, fc:
»ie ungemein tbdtige S^rifen. 3n berfelben ©raffd)aft lieat
bie ^afenßabt ©reenotf mit 27,0<X) Gin», unb inÄtn
len, bie £auptßation füt Dampffftiffe. »ebeutenbe JNi^
maßfabrifen bat ©unfetmline mit 17,000 Gin», in Jifr-
Gine gleicbfal» fein ge»etbtba*tige ©tabt iß bie alte
ben} bet fd>ot. £6nige: ^)ettr) mtt 20,000 Girr», in tynti)--
fbite; fernet Dunbee mit 32,000 Gin», unb einem 4>afm
in Xngu«, unb Xberbeen mit 32,000 Gin», in ber gieioV
namigen ©raffd>aft, eine Unioetfttdrt; unb bebeutenbe ^an-
beldßabt. Snoetnef, bie ^auptßabt bet ^od)lanbe, tdlil:
15,000 Gin»., bat einen befeßigten ^afen unb ßatfen.pa»:
bei. Xu8 ben ©eeßdbten ©ftottlanbe geben jabriiep eine
große Brückl oon ©djiffen auf ben £eting6« unb anbere
auf ben SBalfifdtfang.
Da8 Aetiivirfi* 3rUnb jüblt 1300 unb gegen
7,800,000 Gin». Die »iet ?)tooinjen beffelben jerfaUen rob
bet in 32 ©taffdjaftcu. 3n bet ^tooinj Scinßer liegen
bie ©raffd)aflen Dublin, SStcflo», SBerfotb, itilfen=
np, Gatlow obet Gatr)er(agr), Ailbare, HueenJ:
countp ober ©raffd)aft ber it&nigin, jttngdcoun:
tp ober ©raffftaft bef 5tonig<, Gaß:2Jfcatb, SSefi:
2»eatb, Eongfotb, 8out{»; in bei ?>tooinj Ulftet:
Gaoan, SRonagban, 7(tmagb,Down, Vnttim, ion=
bonbettp, Donegal obet Stptconnel, Sptone, %tx-
managp; in bet ^tooin^ ßonnaugbt: Setttim, ©lige,
9Rapö, Äo8tomraon,.©al»ap; tnbet?>fownj SRun
fter: Glare. Sipptr arp, SBaterfor'b, 8imeri«f, Äeiir,,
Gotf. Die oolfteicpßen ©tdbte ftnb: Die |>auptßabt
Dublin (f. b.), Ailfennp mit 28,000 Gin»., Drogfcba in
Soutp mit 20,000 Gin», an bem nad) ihr benannten Äa-
nale, bie ^afenßdbte ©al»ap mit 32,000 Gin»., »Baterfort
mit 34,000 Gin», unb bebeutenben %abn(m, eimeritf mit
70,000 Gin». Die weite ©tabt in Srlanb iß baS gut ^'
baute Gorf mit 115,000 Gin»., gaplteicpen Sabtifen unb
bebeutenbem ^anbel, nebß einem au8gejeirpnet fd]6nen ^afen.
Unter ben (leinern 3nfeln, bie am jablreitbßen an bei
»eßL Äüße GnglanbS unb ©ftottlanM oertpeilt ftnb, jeieb
nen f;cb au8: a) bie ©ruppe bet meiß unbewohnten ©eillr^
infein, bie berühmten Smninfeln obet Gaffttetiben ber 7Lb
ten; b) bie 3nfel SBig^t (9 □$?.) an ber ©übtuße Gn:
lanbö, mit einem milben ^lirna unb ootttefflid)em ©«treibt;
c) bie ©tuppe bet Otcaben obet £>rfnep$ (f. b.); d) bie
©betlanbinfeln (f. b.); e) bie ^ebriben (f. b.) an
bet SBrßfüße ©djottlanb« ; 0 bie Snfeln Xrtan unb ißute »ot
bet SRünbung be8 (Slpbe; g) bie 3nfel SR an (f. b.) im tri:
fepen Speere; h) bie 3nfe( 2(nglefea (cor Seiten SRona), burd)
ben !Kenap(ana(, übet »elften eine ^dngebrüde (f. f6 rfi den)
führt, von 9Bale§ gettennt, biftt beroalbet, mit reiften
.Rupferminen unb oielen Dtuibenbenfmalen au« berßonrit;
i) bie an bet Äüße bet JBietagne tiegenben notmanmfften
Snfeln ©uernfep, 3etfep (f. b.), ©arte unb Älber
nep. Die eutop. Stebenldnbet be« brit. Steift« finb: He
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Ctrosgbritannlen und Irland 789 **r<>ssl>rirannim und Irland
bie Snfeln an ber *&ubfon8b«i, bie 3nfeln Steufunblanb, (mtUJjfiHtm, unb er# m neuem 3«tten hat auch Wt onmi.
«cufcbottianb, <Sap »reton, Sienbraunfcbweig , IDber* unb tamftbe Sixty thdrigen Änibeil an benfelben genom«
Untercanaba, Blbion unb bie ÖkrmubaSinfeln ; l>) in SEB cfl - wen. 3Me Ginfinfte ber angltcam'fchen Ätn$f in Gna>
inbien (f. b.) niedre bcbeutenbe Golonicn, unter «Kleben tonb unb Srlanb finb frhr bebeutenb, unb belaufen fm
3amaica, Srinibab unb bie SBabarrwinfcln bie wiebtigften allein in Gnglanb unb SBaleS auf 50 -Will. JEbir. wogegen
fhbi r) in ©übamrrifa ba$ brit. ©uiana (f. b.) unb bie bie gefammte fe^ot. ©eiftlicbfeit nur etwa! aber 300 00 j
1634 »on ten äöriten befefcten galflanbSinfeln; d) in tfften Stylt. beueht.
ci« bebeutenben, mrift feit ber SWitte bc3 18. jabvh. erwer* Obgleich bie 9>fl«g« ber SBiffenfchaften ben SMten feto
benen SJefujungen ber oftinb. Gompaguie (f. jDftinbien), «tri »erbanft, fo finb boeb, bie hohem Unterricbtöanftatten
foritf unmittelbor unterworfen« ©ebietc , tlieti& Scbu^ftaatcn; noch nicht frei »on »ielm 9Rangeln unb ©«breiten. 3n
em gläcbenraum »on .00,000 D9W. unb bie 3nfel Ge»lon Gnglanb finb neben ben beiben ölten reiebbegabten flnreer»
ff. b.); 0 >" Äfrifa ©enegambien, mebre fünfte ber Äufie f taten Drforb unb Gombrtbge, welche bei Bielen überrefren
©uinea, bie 3nfel ©t.^öelena (f. b.), bie efjcmal« mittelalterlicher Umrüstungen für eine aügemetne wtffenfcbaft»
franj. 3nfel Mauritius (Isla i!c Frnncn) (f.b.), unb feit üdb,e iöilbuna bisher nicht »olifommen wtrffam fein fonnten,
1506 ba* Vorgebirge ber guten Hoffnung (f. Gap); f) in in ber neueften 3eit jroet bobere Sebranfralten in Conbon »on
Suftrafien feit 1787 große 2beile »on SReubouanb, bieSBan-- $>ri»atperfonen geftifret worben, »on welchen eine bieLon-
tiemen&mfel unb anbere Gilanbe, jufammen gegen 7000 nSK. Aon Unirereitjr, befonberS baju beftfmmt war ben in JDr»
Unter brit ©cfjutje fteb,t feit 1814 bie ionifebe Kepublrf unb fbtb unb Garabribge geltenden SBefcbremhingen entgegenju»
trr brit. Porb Cbercommiffar ift 'Änfubrer ber ÄrtegSmacbt wirfen, nact) welchen nur Äntxmger ber bifcboflicbrn 5trr#e
unb $rifibmt beö ©enatS. 2fntbett on ben »Stiftungen fjoben. J)ie »ier febot. ttnwer*
2>er Jöoben ber brit. ^auptiufcln ift uberall, wo ni6t fititen, Cbinburg, ©toSgoro, <5t.s3(nbren>S unb 3fberbeeh
cümpfe ober Gebirge »orbrrrfcr>rnb finb, fru^tbar, bat? frben eine freiftnnigece, ber auf beuten ^o^fd)ulen lt)n>
Stim frut&t unb bie ?uft nebliger als" auf bem turop. ??efi- lid^e Gmri^tung, unb («ben für bie Pflege ber SBiffem
hutbej aber ber SBinter beivoettem nic^t fo falt als in Wielen fdjnaften bebeutenb geroirft. Srlanb hat nur eine ret<b ou6«
fütlid^em ?anbem; nur im fer>ot. .fio^lanbe tff bafl Älim« jejiattete Uninerfttat, 35uMin, bie unter bem auUf^liefens
rau^, bie üuft aber febr rein. &i ben roitt>tigftcn 6rjeug= ben einfluffe ber bierrf^enben <mg(Uanif*en Jtir^e ftetjt.
ni|T(n ber 3nfeln geboren ©etretbe (borjügli* in Gnglanb Ctne fe^bere 8er;ranftalt jur ffiilbung ber trlanb. Äatb,olifen
unb ®<lb,ott[anb)F trefflidser ^)o>jfen, garbefrduter, Dbfr, ju ift ba$ »on ber {Regierung gegiftete Kollegium ju SKawoottt.
benu&t, SJinboief) in trefflieb, cn ÜKacen, ©tbafe, forool 2(ut|er ben Unioerfttiten gibt e« no<$ eine große tÄnjabl »on
Merino* als feine langwollige, $ferbe »on trefflichem, feb,r Kollegien, beftmber* in (rnglanb. n>el<t)e we JBörbilbung ju
embtltem ©tamme, »orjuglicb in ßnglanb, gifa)e, befons ben $>ocbfc^ulen geben, aber bjnffctylict) ber ter>rr»eife ben
ttti geringe bei ben nör&l. 3nfeln unb ?acbfe tn ©cbott= <ibnlicb,en beutfeb^en Änfialten weit natifteben. %üt bie mei«
lanb, Äußern (an ber Äuiie »on englanb), Gifert, befonber« flen 3weige ber 5BBiffenfrt)aftrn gibt ti eigne Änflalren, be«
in SBale«, feines 3inn, befonberö in ßornwall unb 3)e»on> fonbert für bie 3frjneiwiffenftt>aft. febranfialten jur 3Bil»
fbi«, Äupfer, üteinfoljlen unb ©alj. bung »on ©erieuten gibt e* In 9>ortömoutr) unb «Iwmoutb;
(Snglifc^e ift bie auf ben 3nfeln »orberrfc^enbe eine »orjüglic^e jCriegöfc^ule tff in SBootwtct). gut bte S3tU
3rract)e, welche, feit auch in 3r(anb unb ©cbottlanb bie bung ber »eamten ber oftinb. Somyagnie wirb burd^ b«f
-; Aulen fieb »ervielfdltigt baben, fieb unter allen SSolH; 1806 errichtete East India College geforgL Xuf bie Stier*
immer mebr »erbreitet. 3n SBaled ift "bie 9iolUt befferung ber 5Bolfäfct)ulen t)at man in Gnglanb erft in
irracbe einüberreft ber alten brit., im fct>ot. ^>ocb,lanbe unb «euerer 3<it m«bt ^ufmerffamfeit, befonber! burch ©infüb»
<<n .»jebriben galifcb, im fct)ot 9lieberlanbe ein au§ fung ort wecr)felfeitigen Unterrichte gewenbet, wogegen fre
um angelfctchf. entftanbener, burch 58erfel;r mit <5ngldnbern in ©chottlanb fchon im 17. Sabfh« weit beffrr emgeriehtet
tiflfath »erdnberter ©ialeft, in Srlanb baS3rifche; auf ben waren unb auf bie ßoßflbtlbung wor;ltb<Jttg wirften. 3n
iöinfeln b«rrfcbt bie norfifebe «Runbart, unb bie S3e« Stlanb ift ber Solteunterrid>t aat meiften jururfgeblieben,
ftotmer ber normon. 3nfeln fprechen ein »erborbeneS grans unb erji in ber neueften 3«t 1fat tk Regierung fi<h b>mubrf
-'fifeb. 3n (Snglanb unb 3rlanb ift bte licrrfcbcnbe Äircr)e benfelben ju heben- GS gibt jahlrei«t)e ©elebrten»errine al:
b« engl. (f. b.)f obgleich bie 3Jiebr?abl ber Srlanber Jtas (er Ärt auf ben brit. 3nfeln, weich« f«f hie Verbreitung
'• '■flifen finb. ttueb in Gnglanb gibt e$ »iele Äatholifen, wiffenfehaftlieher Jtenntniffe bebeutenb gewtrft Robert. «Eine
nbert in ben ganbfebaften gancafter, $orf, ©tafforb unb wohltbitige ffrutht ber neuern Seit finb bie jabtrrichfn Vri«
'^rttjumberlanb. 3n ©cbotrlanb ift bie öreSboterianifcbe »aroereine, bie ben 3wecf baben, bie gewerbtreibenbe Glaffe
^' rebe, welcher « »00^)00 JBcwotmer be5 ?anbeö angehören, mit ben für ihren SJenrf wichtigen erfebniffen wiffenfch«ft=
»»«.Cono .Sa. H 37
Digitizfe<3
Ctrogsbrltannieii und Irland MO drossbrltannien and Irland
lieber fforfchung befannt ju machen unb fle im Allgemeinen
auf eine feiere geijlige (Stufe ju erbeben.
3n Englanb, unb fo auch, in 3rlanb unb ©chottlanb,
gibt eS brei ©fänbe, hoher Xbel (nobility), nieberer Äbet
(gentrT) unb Süraerflanb; wlewol nad) engl. Offenen tu
{entlich nur jwei ©tanbe beflehen, ber Ebel, unter welchem
toS ber hofte %b<l ober ber £errenflanb »erflanben wirb,
unb bie©emeinen, ju wetzen auef) ber niebereXbel gehört.
Der Tfbet tfl unter ben 83riten nicht fo febarf »on ben ubri*
oen ©tänben gerieben, als in anbern £dnbern, wo ihm
©eburt unb Hbnen Borjüge geben. ES gibt ntdji viel alte
gatnitira unter bem Abel unb ein großer 2bcil beffelben ifi
auS bem IBürgrrflanbe hervorgegangen. Die eigentümliche
Stellung beS engl. XbelS beruht barauf, baf bie iXbelSwürbe
eines ©efdblechtS mit bem ©tammgut immer nur auf ben
älteften ©ohn ober in Ermangelung männlicher Erben auf
bie dltefle &x$ter übergebt, ober nach ©rlöfd)ung ber genu
ben Sinie auf männliche ober weibliche ©eitenoerroanbte.
SDic nachgeborenen ©opne treten in ©ejiehung auf ibre
flaatSbürgerlichrn SBrr^dltntffe in ben JBürgerftanb unb fuh-
ren baher auch ben urfprünglicr)en Familiennamen ibreö ©e;
fchlecbJS, wenn fte nicht einen befonbern Sitel erhalten. Die
Sütel unb SBürben beS hohen 2fbelS ffnb : ^erjog, SJlarquiS,
©raf(Earl), Discount (Vicomte), Saron, bie fdmmtlich wb
(.Den) genannt »erben. Der ©rafentitel ifi ber dltefle in
Englanb. #erjoge gab eS erft feit Ebuarb III. im 14.
Sabrh- unb fte gelten für bie erfte 2fbelSmürbe im brit.
Weiche. Der Stiel SKarguiS entflanb unter Sticharb II.,
SiiSrount unter ^einrieb, VI. ftruber war ber Sitel ©aron
allgemein unter bem hohen 2fbel unb jeber hotte neben einem
hohem Stange auch eine öaronfr; fpdtrr aber würben beibe
Stiel trennbar. Der dltefle Sohn, ber Erbe ber 2Cbel3*
würbe, fuhrt bei beS SaterS Hebjeiten ben eigentlichen ©cj
fchlecbtSnamen be6 Raufet, fowie bie nachgeborenen ©6bne
unb Sichter, wiewol er im gemeinen Seben ?orb genannt
wirb. 9lur wenn baS #aupt ber gamilie außer ber erflen
noch 'ine anbere ÄbelSmürbe bat, t. 83. ber #er}og 2Rar-
quid ober XJiScount ifi, erhält ber Erbe wdhrenb bei 5Ba>
tetS fcebjeit biefen »weiten Sitel. 3n ©chottlanb unb 3tj
lanb gibt eS biefelben SÖürben beS hohen tfbelS, wo er,
a(8 beibe Sdnber noch ^Parlamente befafien, biefelben polttis
feben Siechte genoß, bie bem engl, hohen Xbel aufleben,
©eit ber Sieretnigung beiber SJeicbe mit Englanb haben ftcb
biefe »erhältnijfe gednbert. Den hohen JtbelSwürben folgte
jundchft ber Sittel JBaronet unb Stitter, welche *u bem me»
bern Äbel gerechnet werben; beibe hoben bie ituSjetcttnung,
baß fie baS SBort ©ir vor ben Sauf* unb ©efcblechtSnä.-
men, nicht aber bloS »or ben ©efchlechtSnamen fefcen, J.S3.
©ir SBalter ©cott, unb fte werben wol auch bloS mit bem
Saufnamen, j. Sä. ©ir SBalter, beliehner. Die im 3. 1611
eingeführte joaronetSwürbe ifi nach bem Siechte ber Erflge;
burt erblich. Der niebere Xbel befieht übrigens nach ber
ffiebeutung beS JSJorteS im gemeinen tfeben aus Äüen, welche
nicht »on gemeinem ©ewerbe leben. 3u bem S3ürgerfianbe
gehören eigentlich alle Jfanbrigentbümer, beren ©ut einen ge*
wiffen idhrltcben Crrrag gewahrt, alle £anbwerfer unb Sta»
gelöhner. Die 3ahl ber mittlem freien ©runbeigenthümer
tfl wrhdltnißmdßig gering, unb ber Sanbbefa brdngt ftdh
immer mehr in wenige £dnbe jufammen. 3u8 bem ©tanbe
ber ehemaligen freien ©runbbefüjer welche ihre ©üter felb*
fldnbig innehatten, mochten fte bar>on Äriegö? ober ^of>
bienfle ju leiflen hoben, ftnb bie jefcigen Sfreifaffen (free-
kolders) entfianben; im 17. 3ah*h- aber würben alle Dienfie,
mit Ausnahme ber firct>ltä>en unb ber ^ofbienfle, abgefchaftt
2tuS ben frohnpfltchtigen ©utSunterthanen ftnb bie jetsigea
3in*6auern (copjhold«rs) entfianben.
Die oberfle Staatsgewalt ifi jwifdjen bem Äinig unb
bem Parlament getheilt. Die !on. ©ewalt bat nodb bie
3eichen threS UrflprungS auS ber attbeutfehen SolfSoerfaffung.
Die Ärone wirb »ererbt nach bem Siechte ber (Srfrgrburt auf
bie ©6hne unb in beren Ermangelung auf bie Secbter,
welche ben männlichen ©eitenverwanbten beS legten itintgS
»orgehen. »ei g^dn^licher ermangelung' einer Slachfornme»
fchaff gelangen bte ©ettenoerwanbten beS legten 5t6nigS jur
Zh^onfolge, wobei bie weiblichen fierwanbten ber dltem i*
nie. ben männlichen ber jungem »ergeben, aber unter ©e>
fchwiflem fommen immer bte ©6bne luerff ;um Stheon.
Der Ä6nig ifi mit bem 18. 3abre »oll jährig. Die Slegentr
febaft wdhrenb ber ÜJlinberjdhrigfeit orbnet ber Äinig in ff>
nem 2ejlamente an, ober wenn bieS nicht gefcbehe'n ifi, fo
wirb über ftr üom Parlamente »erfügt. Der Shronerbt
führt ben Sitel 3>rim »on SBaleS. Die bem Äcmig befeiv
berS bewilligten Sinfünfte hüben bie Gioillifle. Der jUnia
ifi nach ben brit. ©efefeen unverletzlich unb über perf&nlicbt
SSerantworttichreit erhaben; baher eS einer ber ©runbfä^e
beS brit. ©taatSrechtS ifi, ba§ ber Ä6nig fein Unrecht tbun
fann, unb bie SJerantwortlichfeit ruht allein auf feinen »er»
faffungSmdfctgen Slathgebem, ben SKiniflern. Die fin. ©e«
walt tfl vielfach burch baS Parlament befchrdnft, baS feine
erfle ©mnblage fchon in ber 3eit ber Xngelfachfen erhielt.
3m 14. 3ahrb. würbe bie Trennung ber ©tdnbe in jwri
•f)dufer, baS ^>auS ber ßorbS unb baS Unterhaus ober ba?
^)auS ber ©emeinen, ju einer bleibenben Einrichtung. Die
hohe ©eifllichfeit »ereinigte ficr) mit bem weltlichen Herren«
^anbe, ben ÜorbS, unb bie Sfitterfctiaft mit ben ©tdbten.
DaS $auS ber 8orbS ober baS DberbauS befleht gegenwdr«
tig auS ben f6n. Crimen, auS ben engl. Erjbifchofen unb
»ifch&fen unb »ier irldnb. ffiifch6fen, auS ben $eer* (Pnir«j
beS »ereinigten ÄcmigreichS , welche mit bem 21« 3abre
»crmige ihrer ©eburt )ur Sfeichöflanbfchaft gelangen, unb
auS n> fchot. unb 28 trldnb. 2orbS, welche auS bem hoben
2fbel biefer 8dnber gewählt werben, überhaupt auS ungefähr
420 SRitgliebem. Die fectot. PairS werben für jebeS #ariä>
ment, bie irldnb. aber auf febenSjeit gewählt. Die 3ahl ber
weltlichen SorbS ifi nicht befchrdnft unb ber Ä6nig hat bot
Stecht, fte ju jeber 3eit beliebig ju vermehren. DaS Unter-
haus befleht feit ber SfeformbiÜ »on 1832 auS 658 9Si:
gliebern unb »war 500 Äbgeorbntten für Englanb unb SBa«
leS, 53 für ©chottlanb unb 105 für 3rlanb. Die Xbgr
orbneten werben feit «tnfang beS 18. 3obrh- auf fteben 3a^re
gewählt, ©owol bie ©timmbereebtigung alS bie JIBal>If«St>tg
feit wirb burch beflimmte (Sinf ünfte bebingt. Wichter, ©eift
liehe, gewiffe Äronbeamten ober ^enftonSempfänger ftnb nidb:
wahlfähig, auch bie SJerwaltungSbeamten ber ©raffd)aften
(Sheriffs) unb bie SJorfleber ber ©tabtgrmeinbm (Mnjors
nicht in ihrem «tmtsberirfe. Die 2Bablart ifi jiemlich gleich
in ©raffchaften unb ©tdbten. Um SBabltage bürfen in br
Sldhe beS SBahlortS, im Umfreife »on jwei 5Äeilen, fehl
Sruppen fich beftnben. Die Bewerber um bie aleb :
©teile treten auf unb werben in ©egenwart beS SBahlbeam;
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Großbritannien und Irland 291 Großbritannien und Irland
ftn genannt. Sinb Nebenbuhler ba, fo wirb burch $anb>
aufbeben aefiimmt; boch fann jeber greunb eine« SJemerberS
tinjelne Xbflimmung (poU) fobern, wenn jene ihm nicht ge;
nüdt. ©raffd>aften unb ©täbte ft'nb in SJejtrfe getbetlt,
mit befonbern $oH»läjäcn, unb ber barf nur jwci Sage
tauern. 9tacb bem vccblufje be« 9>i>U5 oerfünbigt ber 2BabU
tarnte bo« Grgebniß ber SBahl. Der ©eroähltc ifl JRepri--
fmtant ber ©emeitien be* oereintgten Äcmigreicb« ©. unb
3ilanb, nicht ber Abgeorbncte bcö bcfonbcrn'Srt«, für »eis
6m er feinen Sifc bat. Der Äcmtg bat ba« 5Rect)t, ba«
Parlament $u berufen, ju vertagen unb »or Ablauf ber »er=
fjijunaämapigen fiebenjetbrigen Dauer aufjulofen. Die fön.
Rmtjiet baben nic^t als folebe ba« JRecbt, im Parlament ju
fi?m, wenn fie nicht enrroeber 9)air« pnb ober al« Ttbat*
erbnete in ba« Unterhaus gewallt werben. 3ebeS TliU
web hat ba« Stecht, Sßorfcbldge ju machen unb alle SBer*
ranblungcn beruhen auf einem Antrage, ber gewöhnlich
eorber oon demjenigen angefünbigt wirb, ber ihn machen
r !. SSer nicht jugegen tft, verliert im Unterhaufe feine
Stimme, bie SKitglieber beS CberhaufeS aber fönnen burd)
BcpoUmithrigte fhmmen. Die £jfentlicbfeit ber Parlaments*
sfrtunblungen ifl £erfommen, nicht ©efefc. Die ©efebäfte
iti Parlaments beflehen in einer umfaffenben jöorforge für
a&e fflebürfnijfe be« Staat«. Da« Parlament fann @efe|}e
; ulm, veranbern ober verbrfTern. Die SJerbanblungen
i in bem einen ober bem anbern $aufe anfangen, nur
muffen aUe ginanjangelegenbieiten juerft vor ba« Unterhaus
gebracht werben. {Dbn* äörwiHijjung beS Parlament« Un-
mn feine Steuern erhoben werben. (Sine jährliche SJewilli*
guitg b<8 .fjaufe« ber ©emeinen ifl n6tbia,, um bie ?anbs
unb Seemacht in ber Stdrf e ju erhalten , bie für jebe« 3abr
befiimmt ift, unb burch biefe« unb anbere JRecf)te beS Carlas
ment« iji bie jährliche Sibung befjclben nothwenbig geworben.
gilt als Siegel, baß fein Stinifler im Amte bleiben fann,
bot nia>t bie 5wehrheit im Parlamente hat. Sinb beibe
XMufer be« Parlament« über einen JBefcfclufj einig gewor»
m, fo wirb btr ©efefcvorfcblag ober bie SMU bem Äönig
fortlegt, ber ihn entweber burch bie cltberfimmliche gor»
mtl: „35er Jtänig will eS" genehmigt ober mit ben 2Bor»
I«! „Deräänig wirb ftch bebenfen" ablehnt; boch bat ber
feit ber Revolution (1688) von bem äJrrroerfitngSs
«cht nie ©ebrauch gemacht, weil bie Sföütifter, fo lange fie
Ü« Mehrheit haben , bie ber Regierung miSfäUigen JBcfchlüfTe
•u oerhüten wiffen. • Da« ©berbau« ifl jugleicb ber obcrfle
Serichtihof beS 8anbe«, unb in bürgerlichen ©rreitfachen
tfttn an baffelbe 9iichtigfcit«flagen gegen bie "iluäfprüche
c« obern ©erichte oon Snglanb, ©cpottlanb unb ^rlanb.
ba« Unterhau« al« Änfldger gegen ^erfonen, j. 9).
Staatsbeamte auf, fo fteht bem JDberhaufe Oie ©ntfcheibung
i unb es »erben babei alle gormen be« ßriminalproeeffe«
ritt. (?ä fann aber auch jebe« $au« im SÜege ber
ubung jebe 2lrt von ©trafen befdjließen; nur muß
w foteher Äefchlug oon beiben Käufern angenommen wer»
unb bie üutfimmung beö Äönig« erhalten.
Sie ofaerfie herathenbe SBet>6rt»e i|l ber geheime 8?ath,
trr au« ben vom Jtönig in beliebiger Xnjahl ernannten
i'omn befieht, boch oerfammeln ftcrj bie »iRitglieber nur
auf btfonbere ©nlabung. 3n ben meiflen ©ac|en i\t ber
ne «Roth nur berathenb, in ben Angelegenheiten btt
Kolonien aber bilbet er bie b&cbje richterliche JBehörbe. Die
eigentliche SJegierung ifj in ben $änben be« aabine« ober
be« Üßtmlierium«. 3um ßabinet gehiren gewöhnlich außer
anbern ©eamten bie ©taaWfeeretaire für ba« Snnere, für
bk auswärtigen Angelegenheiten für ba« Ärieg«« unb Gor
lonialwefen, unb ber Jtanjler ber ©cha^fammer al« jinanu
minifler. Die 3flhl unb bie 2Bahl ber Witglieber be« Qa*
binet« ifl aaetn oom Jt6nig abhängig. Da« Ämt be« Ober«
fcbafcmei|ter« wirb iefet »on fünf 8orb« oerfehen, unter rotl»
chen einer, ber erfle 8orb ber ©cbafcfammer, ol« erfrtr Wu
nifler betrachtet wirb. Die ©taat«einnahme belief fleh für
1836 auf 48,453,000 $f. ©L unb e« warb ein UberfAui
für 1837 über bie Äu«gaben »on 385,000 |)f. ©t. berechnet
@n großer Xheil ber Ginnahme wirb für bie 3tnfen ber
©taatSfcbulb oerwenbet, welche burch bie Äriege im 18. unb
19. 3«hfb. bü e'nw ©umme »on mehr al« 780 ÜRiD. g)f @t
angewachfen ifl. Der beiweitem größte $bei( ber ©taat««
glaubiger finb ßriten. unb nur ein fefjr Keiner »heil ber
©taat«fchulbfcheine ift in ben $änben von 2(u«l£nbern.
6* ijl eine au« ber frühern 3eit übergegangene Piae*
heit ber britifchen öerfaffung, baß ein großer «heil ber 5B«r«
»alrungSangelegenheiten in ben ^>inben ber ©emeinben felbjl
i(i unb bie ©taat«regierung weit weniger (eitenb unb bevor*
munbenb eingreift, al« in anbern Wnbern. 3n ben ©raf«
fchaften fleht ber ©heriff an ber ©»i^e ber «erwaltung.
Gr leitet bie 9arlament«wahlen unb (aßt bie SSefchlüfje ber
©erichte »oDjiehen. 3n ben ©täbten leiten bie Angelegen»
heften ber ©emeinbe ber SRaoor unb bie ihm jugeorbneten
2Ubermen ober Steilen. Die 9>o(iceige»alt unb mehre be
beutenbe 3weige ber Verwaltung liegen in ben $dnben ber
»om JWnig ernannten grieben«richter. (©. gricbenSge»
richte.) güt bie fRecht«pf!ege beliehen brei Oberbeh6rben,
ba« jDberlanbgericht (Conrt of common pleas) für bie Stecht«»
jhreitigfeiten ber Unterthanen untereinanber, ba« Öberhofge»
rieht (Court of kinj^'s beneh), welche« f|rieben8brüche unb grö»
bere SSergehunaen richtet, unb ber gebnäbof (Conrt of «x-
cheqacr) für »n. Äammer« unb 8ehn«gefdHe. 3ebeS bie«
fei ©erichte t>at einen £>berrid>ter unb brei Srdthe. Stehen
ihnen befleht noch bie 8reich«fanj(ei (Conrt of cbnncerj), an
welche »erfchiebene 9techt«fachen, j. JB. Bormunbfchafrtfa»
chen, Goncurfe u. f. ». auSfchließenb gewiefen finb. Die
jw6lf SBitglieber ber Dbergerichte rei(en jährlich gweimal
burch olle ©raffchaften, um über peinliche unb bürgerliche
StechtSfachen ui entfeheiben. Gine Gigenthümlichfeit ber brit
8techt«pflege finb bie ©efebworeneng erichte (f. b.).
Die brit. Sanbrnacht betrügt über 90,000 worunter
74,000 9». gußtolf finb, unb bie Ausgaben für ba« #eer,
bie Artillerie unb bie Seemacht belaufen fich jährlich auf
mehr al« 12 2RiQ. |)f. ©t. Da« fiehenbe ^>eer wirb bureb
©erbungen ergünjt Die jDffijierflellen finb fäuflicb, boch
finb in neuern 3eiten mehre »of>(tbdrige iBefchränfungen
biefe« ÜRiSbrauch« eingetreten. Außer bem 4?eerc gibt e« in
bem brit Weiche eine SRilij, bie jur 3eit be« Ärieg« jur
ißertheibigung be« 8anbe« aufgeboten wirb. Die Seemacht
befleht au« 557 äriegSfcbiffen mit 17,000 SRatrofen unb
9000 ©eefolbaten. Die Darrofen werben geworben, im
SRothfaQ aber auch hnm Dienjl gezwungen. üSarrofen, bie
jum Dienen unfähig geworben finb, werben in bem prdd?--
tigen 4>ofpital ju ©reenwich (f. b.) oerpPegt. Die glogge
37'
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Orösec
f;run<i
bei per tintoten Äonigreicbi bejlebt aui b«t Äreujcrt, rotb,
xoei§ unb blau.
.«ein euro». 8anb flef>t auf einer fo boben ©rufe ber
»etriebfamfeit als baS brit S?eic&. JDie wid>ttgfien 3n.
bufhtejweige ftnb: »aMmwoßenfabrifen, bie »orjüglid) in
(Snglanb unb ®4>ottlanb blühen; geinwanbmanufactur in
3tlanb; ©oHcnfabriftn »orjüglicb in (Fnglanb, aber auch
in Stbottlanb; ©ribenmanufacturen befonberi in dnglanb;
ffifen» unb ©tablwaaren ton t>ol>ec SJortreffli^ftit in @na»
lanb, »orjügtieb in ^^effielb unb »irminaböra unb in beti
©fenwerfen am ßarron in ©djottlanb; fiSijoutertewaaren in
enalanb; äöyferwaaren befonberi in bet engl. ®raffd)aft
«Stafforb, wo fte burd) SBebgwoob (f.b.> oerooKfommnet
mürben ; »ortreffltc&e Ärpfiauwaaren in gnglanb ; geberwaa»
ren in gnglanb Httb jum Jttml in 3d>ottiattb unb 3rlanb.
2?cr brit. .panbel ifl im ÜJnnent bei fcanbei btrrcb fein« v>em»
mung befcbrdnft. 3n feinem fcanbe gibt ei einen- fo bebeu»
fenben Umfafe »on Siobftoffen für ben innern Sßerfebt. 2Me
Ausfuhr brit. ©jeugniffe gebt na* allen gdnbern bet 2Belt,
unb jh bem beben @<bwung , bat bec $anbel genommen
bat, tragt »onuglicb bie günfiige Sage bet jablrettben brit
Qolonten bei. 3>te £anbelimarine wirb ju mel>r ali 24,000
gabrjeugen mit 100,000 ©eeleuten gerechnet unb ber ©e>
fammtmertb berfelbra auf 26 SRiQ. 9>f. @t. angefcblagen.
25ie Äuifubr einbeimifdjer 6rjeugni|fe wirb auf 50 — 60 mtt.
$f. @t. berechnet, unb fomot bei bem einfuhr; wie bei bent
Buifubtbanbel ftnb weit raebr brit. ali frembe Schiffe befebäf*
tigt. Unter ben ^»anbelSgefeUfcbaften ifl bie ojftnb. bie wirb*
ttgße, ungeachtet bet JBefdjränSungen, bie fic in neuern Sei-
ten erfabren bat. Unter ben übrigen £anbeli» ereinen ftnb au3>
iujeidjnen bte (SübfeegefeUfcbaft, bte £ubfonibatgefeUfcbaft,
bie wefhnb. unb afritan. ©efellfcbafi. 3ur Belebung unb
gorberung bei ^)anbetö tragen befonberi au* bie Ssanfen
bei, betett ei außer ber großen lonboner IBanf mehre in
3rianb unb €><bott(anb gibt, £?cr JBtnncnbante! wirb fo*
wol bureb »ertrcfflic&e |)ecrfrrafjcn, «Ii bureb ein auiae»
pcpnico JWnaii»|tem, >üamwwliFa"" uno tärtienoapnen oe»
fiebert. .Rein ianb bat fo viele unb fäpöne Jtandle ali
&. unb faß alle ftnb 2Heifterftucft ber ffiafferbaufunjl. 'ÄUe
5pa uptf anale, ui weisen ber SSribaewatertanal, ber ©ranb»
Srunf», ber »egentfanal, ©ranb>3unction»Äanal geboren,
ftnb untereiaanber oerbunben unb fegen bie wicftttgflen £>an*
bei&iläbtc, Sonboa, Süxrpool, SRano^efler, öull, »njlol,
in Sßerbinbttttg. Unter ben febot. Kanälen tji ber calebo»
nifebe ber bebeutenbfie, »«Idjer ben ÜRurrapbufen an ber £)ft»
füflt burch eine Stabe oon Seen mit bem atlant. ÜReere
»etbtnbet. 3u ben bebeutenb^en Äanalen in Srlanb gebo"»
ren btejenigen, wcld>e JDubfi« mit bem £auptflufj ber 3n>
fei, bem ©bannon, «erbinben. Unter ben engl (fitfenbab^*
nen iji bte grofjartigße bte 23abn jwifeben £n>er?M>t unb
Ü»and?e{ler; eine neue, bte £onbon, £Birmingbam unb Je3rt<
flol verbinbet^ ifl ber »oDenbung naJje. 2lud) in &t)otU
lanb unb Sfrrfanb finb in neuerer 3«* niedre ©fenbabnen
entworfen unb angefangen worben.
6rä60( ifl eine relative €igenfcbaft ber Jtdrver, b. h.
eine folebe, bie ihnen nur in SSergleid) mit antern Jtorpem
iufommt. Qi bat ein Jtörper mehr ©r6fe (ift großer) al*
ein anberer, wenn er biefen an »auminbatt übertrifj^. üRan
btbient fi* beö 2lu8bru«f« ©r6ße aber aud> in übertragener
»ebeutung (j. ». ©rö^e einer Äraft, Seetengrife), foba§
er trgenb ein 9Rcf>r, ba« einem ©egenftanbe ber JBetrac&tunjj
mu- einem anbern iufommt, beliehner, gn ber 3Ratbemä»
tif ober ©rößenlebre unterfdjeibet man 3ar;lengr6ßen
unb flfattmgtö^en. Jg>ter ^etft jebeS eine ©r6|je, wo»
©röfje hat , ober wad aetnefen werben rann. SRan untcr>
febeibet brei 3£rten t>on 9iaumgr6ßen : Linien, ^(acben im*
Ä6rver »on ben 3al>l«ngro>n banbelt bie »ritbmetif , »cn
ben 9?aumgr5fien bie ©eomerrie unb jwar bie «ongimetrie
t>on ben hinten, bie 6»tpebometrie ober Planimetrie «on
ben ebenen unb bie Stereometrie von ben JteVpem. X '.:
9taumgro(]en unterfebetben fid> baburd) bon ben 3abjengri<
f»n, ba§ tbre Äbeile jufammen ein jufammenbangenbe«,
tetig (b. b- ununterbrotben) fortlaufenbe« ©anje bilben,
tvährenb bie 3ablengr6^cn au$ ©njelnen befteb^t/ bie um
tereinanber nidjt fietig jufammenbdngen; man nennt baber
jene aud> fiettge, )ufammenbdngenbe ober (lat) ton.
ttnuirlidbe ©rofen, biefe aud> unflettge, getrennte
ober (lat.) bUcrete ©rößen.
©rübrl (3ob. Äonr.) tjl b« 9lame eine« ©itfcteT«, ber
meißenS über ©cgenftanbe bed büraerltcbtn unb bduerlicbcrt
EcbenS in nürnberger !02unbart getrieben, autb mand}crlci
lünfllicf)* medpanifdjc Arbeiten »erfertigt bat unb 1736 in
Dürnberg geboren würbe, wo er als glafebner lebte unb
1809 flarb.
©mnö ift ba$ ju unterft IBefinblidje an irgenb einem ©e.
genfianbe; fo namentlich bei einem ©ebdube bad ©emduet,
welcbeS in ber @rbe aufgefübrt wirb, unb auf bem bann
bie SBänbe beö ©ebäubcö ruhen, rhtw ben ©runb würbe
e* bem ©ebdube <m ber Jtitbigen geftigfett fehlen. Sßti Hn-
(egung biefeS ©runbeä mu§ Sfücfftcbt genommen werben
auf bie Saß, welche ber JBoben gu tragen bat, unb auf
bie S3efcbaffenbeit bei S3oben§. 3fi tiefer febr wetcb unb
nadMiebtg, fo müffen ju feiner 83efejh'gung au* befonbere
fBortebrungen getroffen werben, *. ©. 9io)le gelegt, b. b-
Unterlagen oon ©tdmmen ober SÖchlen. Scan macht bie
©runbmauern bii sur jDberfldcbe ber Qxbt gewäbnlicb auf
jeber ©eite einen halben guß fldrfer aB bte Stauern, welche
auf fte ju fiefjtn fommen. — »et ©ewdffern (SBeeren, gtü|>
fen, (Seen) ifl ©runb ber »oben, über weltbcm biefelben
fieben, fobaß bie (gntfernung be* ©runbe« »on ber Dber--
fldcbe bei ©ewdfferi bie Siefe bei lefetern befHmmt —
IBet gemuflerten 3eucben ift ber ©runb ber nicf)t erbabene
SCbeil, bei gebruclten biejenige gärbang, auf welrbe bie üh,
gen garben aufgebrueft worben ftnb u. f. w. — iöei ©eanil«
ben unterfebetbet man einen Sorbergrunb, SRtttelgrunb
unb Jg>tntergrunb, beren nähere SSebingungen auS bet
$crf»ecti»e (f. b.), welche bai ©emalte bem Xugt bei
JBefcbaueri barbieten muß, fld> ergeben, ©runb beißt in
ber Malerei aber auch ber erße garbenübenug, welcber ber
Setnwanb, bem Javier, £>olj u. f. w. gegeben wirb. Sföan
nennt bai Auftragen biefei Überjugi, fowie überbaupt bie
erflen SJorarbetten beim SRalen unb .Supferßecben, ba«
©runbtren. — ©rünbe werben ferner tieftiegenbe ©e^
gtnben ber ©rboberfldcbe genannt — ©runbetgentbum
ift im Allgemeinen altes unbeweglirbe @gentbum, bai, wie
man fagt, in ©rjmb unb Söoben beftebt ober barauf beruht.
Ta auf fo Ich cm haftenbe 3ini ifi ©runbjtni, unb ber
ein ©runbeigentbura ober ©runbpücl Sefigenbe beißt bet
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dranclete 2!
rttunWett beffelben, unb infefern t^m tie ©cncfotöb^vTcit
über Die Bewohner tcffeiben ju ficht, tote ©runbobrtg«
feit Qrunbjteuet ift eine noch ©runb unb ©gentbum
ber Steuerpflichtigen angeordnete ©teuer (f. b.). —
örunb beißt enblicb aua) jeber ©ebanfe in Bejug auf ei»
rten «wem, auf bem bie gßabrljeit tiefe 0 ledern beruht,
tr4tber,bie golge hrißt Der ©runb oerhält ftd^ jur golge,
nie bie Unarte gut SBirfung ; ©runb unb golge finb ab et
(Sebanfen, wäbrenb Urfache unb SBirfung materiell ju neg»
mm finb; boch »erben ©runb unb Urfacbe oft gleia)bebeu»
tenb gebraucht. 3ebe S3or>cr)eit tft nur babureb wahr, baß ft'e
einen ©runb bat, unb roenn man baber auf bie (jrforfebung
ber Sabrgeit «IS folt^et auSgerjt, welches in ber $bilofopbie
triebt, fo fud>t man bie legten ©rünbe oon Dem, wa«
nabt ift, auf. fRan bat baber bie ^ilofophie auch Die
sSif)enfcbaft oon ben legten ©rünben genannt. 2Bcr ju
Ällem, wa3 er unternimmt/ ©rünbe bat, nichts grunbloS
thut, unb wer bei 311cm, roa* ihm entgegentritt, bie ©rünbe
(eigentlich -bie Urfacbe«) auffuebt, iß grünblith, unb bie
©rurtbltd^f cit tft baher im BUgememen 3etcben eines be>
fonnenen ©eißeS, unabiäfiiirte Bcbingung aber für alleS
uriffenfebafttiebe Treiben. — ©runbftoffe voerben bie
demente (f. b.) genannt — ©runbriß, f. 2Cufri§.
©runörie h«ßt baS in fchiefrigen glocfen erfebeinenbe,
vom Staffier burebjogene, fd)mujige unb baber graue QU,
welche* fia) bei einrretenbem gelinben groftwetter auf bem Bo>
ben fliepertber ©ewäffer bilbet, bann in bie £6 he fteigt unb
auf ber jDberftätbe ber glüffe fortfebwimmt, fobaß btefe oft
mie mit einem geronnenen Überzüge, faft roie grofchlatcb, be»
beeft erftheinen. grifft eö fefte Korper, fo fegt eS ftcb an tiefe
an unb erftarrt bann, wenn bie 8uft nicht wärmer wirb,
*u fejltrm ©fe. Da baS 6iS ftetS leichter als SBaffer ift,
10 bat man lange, obgleich, ber BolfSglaube längft oon
SrunbeiS fpraeft, boch an ber aJcäglirtfett beffelben gejweU
feit, in «euerer 3«it fieb ieboot> burct> bitecte Berfucbe unb
^Ireiche Beobachtungen oon bem SBorhanbenfein beffelben
uberjeugt, auch ben ©runb feiner »Übung entbeeft. DaS
fBajfre fann nämlich bis unter ben ©Spunft (f. <5i3) er*
talten, ebne in eiSferm uberjugeben; berührt man eS aber
febann mit einem fpigigen Körper, fo erftarrt eS äugen»
ölitffob. Jperrftht nun eine Temperatur oon einigen ©rab
unter bem ©efrierpunfte, fo erfaltet baS SBaffer an ber
Fberfiäche ber glüffe, unb biefeS SBaffer wirb burd) bie Be*
nxcjung beS gließcnö jitm Tb«l nach bem Boten beS S3af>
WS ^erabgetrieben; hi« trifft eS in ÜÄenge oorragenbe ©pigen,
an »etebe M fi* als CiS anftgt unb einige 3ett fefthalt, bi«
ei an Umfang ft> jugenommen r^it, bof» fein Sefireben, »er»
möge feiner gr6fjern Ceidjtigfeit emporjufteigen , bie Ätaft,
mit ber e$ an ben ©egenftanben fefthalt, übenuiegt ober auch
tiefe feft^ mit emportragt, ©nö ber merfroürbigfleit SBeifpiele
wn ber »ilbung beJ '©runbeifeö ereignete ftcb bei ?)ißau
<tem ^afw oon Königsberg am au^mij beS ^rcgeQ am
gebr. 1806. (5S (amen nämlich oor längerer Seit oerlo»
I(n gegangene eifeme ^>afenrctten oon fecbS Klaftern Sänge,
mit ©runbeiä überjogen, an bie Oberfläche btd ©afferS.
Serfunrene gahrjeuge, gro^e Steine u. f. ». pnb auf btefe
Seife t>om ©runbetS emporgehoben »orben. 3n ftebenben
iäafftm fommt baS ©runbeii niemals oor, benn hier bringt
M «Altere SBaffer ber Dberftäeb« niemals bis jum ©runbe,
» «ryphias
tnetmehr nimmt ^etS bie Temperatur beS SBafferS mit bei
Tiefe ju. 3m9Reere mag bie SBÜbung bei ©runbcifeS ba»
turd) möglich merben, ba§ burch ben SBeUenfcblag baS obere
SS3affer in bie Tiefe getrieben wirb.
6runi>ßat} beißt Jebet ©ag, welefeer unabänberlich feft»
fteht. US finb baher ©runbfäge ebenforool bie unbejwetfeU
ten ©äge, welche oerfchiebenen ©iffenfehaften, namentlid|> ber
föcatbematif, ju ©runbe gelegt werben, fobaß btefe felbft
nur als 3u§> unb gortbilbungen berfelben crfa)einen; als
biejenigen SebenSregeln ober "tföarimen be* ^anbetnS, welche
ein fBfenfcb ftcb felbft oorgefchrieben bat, um an u)nen un*
ter allen »ebingungen fcftjuhalten. Die legte Srt oon
©runbfägen ift eS, welche oorjüglicb einen feften unb feiner
felbft bewußten Ghataftcr bilben, unb ein ÜRann oon
©runbfägen wirb baher häufig als glcicbbebeutenb mit
einem juoerläfpgen 3Rann genommen. @o ebrenwertb ©runb»
fäge finb, welche ber ttuSbrucf unwanbelbar restlicher ©e»
ftnnung unb ber wahren 83ernunft gemäß finb, fo tb&ricbf,
ja lächerlich !6nnen ©runbfäge werben, wenn fkb biefelben
auf ^ugerlichfeiten beriefen unb mit pehantifeftet ©trengi
fcftgehalten werben.
<$rünrr IDonncrotag wirb ber Donnerstag in ber
SBocbe vor £)ftern genannt; ba er bem Qharfreitag »oran*
cioi, fo wirb an thm feit bem (Snbe beS 7. 3a(>rb. baS
©rinnerungSfeft an bie <?infegung beS t). 3tbenbmal)l« be.
gangen unb hiermit in fatbolifcbtn gänbern noch bie Cfere»
monie beS gufwafa>end (f. b.) oerbunben.
©rünepan. Kupfergrün ober ©pangrün ift eine
grüne ober bläuliebe chemtfebe &erbinbung oon Kupfer,
©auerfioff unb <£fftgfäure, welche ald Sarbeniaterial oer«
braucht wirb. Doch nennt man im gemeiner! geben alle
bie grünen erbigen S3erbinbungen beS KupferS mit ©äure«
©rünfpan, welche an fupfernen ober fupferbaltigeft ©erä»
tben fta) leicht bilben unb an benfelben als ein ttberjug feft*
ftgen. Der ©rünfpan wirb im ©roßen gewonnen, intern
man erwärmte Kupferplatten }wifcben gährenbe SBeintrebem
legt; fie überrie^en ftä> bann mit ber grünen erbigen 3Raff&
»efanntlicf; ift ber ©rünfpan, fowit. überhaupt «öe Berbin»
bungen beS Kupferd mit ©äuren, fe^r giftig, unb man muß
baher beim ©ebraueb lupferner ©efäfje fehr oorftchtig fein.
(©. Kupfer.) Der meifie ©rünfpan wirb im fübl. granf»
reich bereitet unb fommt entwehre in ©eftalt oon 9>uloet ober
in langen »roten oon 25 f>fb. unb mehr ©ewiebt, welche
mit ebäuten umgeben finb, in ben g? anbei. 9Ran wenbet
ben ©rünfpan (.ehemals mehr als jegt) als Jöctje in ber
Färberei an, jur e§erfteUung oieler garben unb in ber 2»e»
ticin.. — Der f roftallifttte ober beftiltirte ©rün.
fpan ift neutrales effigfaureS Kupferorob. & wirb bei
Oer Bereitung beffelben gewöhnlicher ©rünfpan in G füg o.uf»
gelift unb bann i rpftalUfirt ; bort gibt eS auch noch eint
anbere Bereitungsart. & ift noch giftiger als ber gewähr
liebe ©rünfpan unb bilbet fch6ne buntelgrüne KrpjlaUe, We
aber an b^r £ufi etwas oetwittern. (grhigt man ben fro»
Pallifirten ©rünfpart an ber 8uft, fo entuinbet er ftcb unb
brennt mit lebhafter grüner glamme. Der- Sfürfftanb iß
braunes Kupferorob. SRan bebtent beS beftillirten roe*
niger als beS gemeinen ©runfpanS.
<^rj)pl)hji3 (2tnbr.), eigentlich ©reif, ift einer ber aus«
gejeiebnetem ältetn beutfehen Dichter, welcher 1616 ju ©roß.
Unajafebaum
Jtogau in ®^>fefiett geboren würbe. Cr ^atte fldc) btn
iccbrtftubien gewibmet unb würbe 1636 Beßrer im 4>aufe
be« faif. $faljgrafen ©eorg »on Sebönborn, bureb, ben et
iiun Dieter gefrönt unb mit tinem 2tbel«biplom befebenft
würbe. JBon bem ledern matten er unb feine Kacbfom»
men jebod) feinen ©ehrau*. ©. mußte nach bem Äobe
feine« ©önner«, wegen ©lauben«facben »erfefcert unb ber
Regierung »erbädjtigt, fein »aterlanb »erlaffen. <$t war
»ebn 3abre l*H o«T Weifen, namentlich in #oüanb, febrte
bann jurücf, ließ fieb in grauffebt nieber unb nahm 1650
natt) 2lblebnung mehret Xuffoberungen, ein Uni»erfitat«lebri
ömt ju übernehmen, ba« Ämt eines £anbf»nbicu« im gür>
fientbum ©logau an, welche« er mit Cifer unb §leiß bi«
1664 »erwaltete, wo er in ber SRitte ber »erfammelten 8anb»
flänbe, »om Schlage getroffen, ftarb. @. ifl ber Schöpfer
bei neuen beutfeben Scbaufpicl«. & bat mebre Trauer»
fpiele unb £u(ifpte(e gefebrieben, bie burdi würbc»oü"e Sprache
unb bramatifetje ^Durchführung fieb auszeichnen. Unter fei»
nen übrigen ©ebiebten jeiebnen fieb »orthetlbaft feine Sonette
auf. Qi fpriebt (ich in feinen Siebern ein mitbe«, inniges,
etwa« jur Schwermutb, ^mneigenbe* ©emütb au«.
<8>uajakbaum, auch granjojen hol j»., $oef» ober
93ccft) olibaum, Gaajacnm officinnle Lb., ifl ein auf ben
Antillen embeimifd;er fet>r großer S5aum, mit gabelförmig ge«
feilten, geglieberten flften unb immergrünen ^Blättern, bie
au« jwei $aar ©lättdben fieberförmig jufammengefefct finb.
$ie blauen ölüten r;aben bie ©röße ber SJlüten unfere«
fauern Airfcbbaum« unb flehen büfcbelförmig »ereinigt an
ber Sptfce ber jungen 3meige. 2)a« ©uajafholj ifi fo
febwer, baß e« im SBaffer ju »oben finft unb fo hart, baß
e« mit SBortbcil ju bauerhaften ©erätbfebaften, fogat ju
üRörfern unb baju gehörigen Jtolben, fowie ju Jtegelfugeln
oerarbeitet wirb. ©« bat eine bunfelgrünliche , braune ober
blaue garb: mit einem feb wachen gcttglanje, fdimect't reijenb
bitterlich unb riecht gerieben ober angejünbet angenehm gc>
roürjbaft. ©cfct man e« gerafpelt bem Sonnenlicbte"au«,
fo färbt e« ftcb grün. Jparte, SMcbtigfeit, (Schwere, ©e»
febmad unb ©erudj ereilt biefe« £olj, wie bie Slinbe bef*
felben, »on einem Aar je, ba« al« Xrjneimittel angewenbet
wirb. JDiefe« #arj fließt entweber »on felbft au« ber Sfinbe,
ober man legt ber Sänge naa) burebbobrte Stämme an bem
einen (5nbe inl geucr, worauf ba« #arj in reichlicherer
SRcnae am entgegengefefcten (Snbe berauäßießt unb in un»
lergefeftten JlürbiSfcbalen (Jtalebaffen) aufgefangen wirb. 2tucb
burch 3u«focbung ber #oljfpäbne mit SBaffer unb Jtochfalj
ober burd> Xuöjuben mittelft SBeingeift fann man e« erhal-
ten, ©ringt man ©uajafbarj in gläfemen ©efäßen in«
Sonnenlicht, fo wirb e« auf ber beleuchteten Seite grün;
fnetet man aber gepulverte« ©uajafbarj mit 3Reblflci|rer
ober mifcfit man ©uaiaftinetur mit ungefoebter 3JJi(cb, fo
entftebt eine blaue $arbe. @d;on feit febr langer 3eit
finb ©uajaffjolj, dtinbe unb Äarj al« fcr)weißtreibenbe
«Kittel, befonber« bei ber gufrfeudje, in anwenbung. Äurj
nad?bem bie <5ppt)i(i« jum crßen Ttak auf $ifpanio(a
aufgetreten war, gelangte ba« Sranjofcnboty von ba
1508 nad» Spanien unb würbe feit biefer 3eit al« ba«
frdftigße Littel gegen biefe Jtranfbeit angefe^en, bi« ber
georbnete ©ebraud) be« öuecfftlber« jid) nod; juoerüffic
ger erwie«.
CJnernsey und Jersey
©umclw (Dtto »on), bet bcrüb.mte erftnber bet8uft--
pumpe (f. b.), würbe 1602 ju S^agbeburg geboren. Gr
jtubirte auf mehren Unioerftta'ten Wecbtöroiffenfdjaft, 2Satt)«:
matif unb 9fatur(er)re unb würbe 1627 JKathsberr ju SSag:
beburg, 1646 Sürgermeifter feiner ßaterflabt unb branben.-
burgifd)er Statt). Sie Grfmbung brr Luftpumpe würbe un-
gemein befannt, al« ©. auf bem 9teicr)«tage »on (Kegrnfr
Burg 1654 »or bem Jtaifer unb ben »erfammelten Surfte
unb £rrren feine merfwürbigen !8erfuo)e angefielit ba:tc.
Öa« meifte Xuffe^en erregte ber SBerfucr) mit ben fogenann»
ten ©uerief e'fd^en ober magbeourger
^albfugetn. 2)te ©efialt, welche man ibtteo
gegenwärtig bäufig ju geben pflegt, ifl bie nt«
bmftebenbe. 6« 0nb jwei t)oI>le «öalbfugeln »on
Metall, welche glattgefdbliffene unb etwa« breite
SRanber b,aben, mit benen fie genau aneinanoex
gelegt werben fönnen. 3ebe ^>albfugel bat in
ijer SDiitte eine ^anbbabe unb bic eine biefer
|>anbbaben ff^t auf einer in« Snnere ber $oSf
fugel füb.renben Siöbre, »on wela>a fie afcgN
fdjraubt werben fann. 6in |>abn an ber 9J6bre bient baju,
na$ belieben bie JRöbre ju öffnen ober ju fdjliefen. Sej:
man nun beibe «^albf ugeln aufeinanber, fobaß fie jufammm
eine Äugel bilben, fdpraubt bie eine ^anbbabe ab unb pumys
mittel« bet Luftpumpe bie 2uft burcr) bie Kö^re au« bn
Äugel, fa)ließt bann ben ^>abn unb fdjraubt bie crwäbntf
^anb^abe wieber auf, fo gehört eine f«t>t bebeutenbe ÄmP
baiu, ben äußern fcuftbrucf, bureb welchen bie ^aJbf ugeln
aneinanber angebrueft werben, ju überwältigen unb bie £alb«
fugein »oneinanbet ju trennen, wela>eö füfjr leiert beroer!«
fielligt werben fann, naebbem man burcr) ben £ar)n wie>
berum £uft in ba« Snnere ter Äugel gelaffen ^at. J)ie
^albfugeln, beren fid) ©. bebiente, Ratten eine magbebur:
ger @Ue im jiDurdjmeffer unb fonnten nur au«einanber gr-
rijfen werben, wenn an jebe ^»aubbabe 15 ^ferbc ancie
fpannt würben. ©. machte nodj mebre anbere, namentlicb
auf bie fiebre »om Euftbrucf fidj be jiebenbe ßrfinbungen, ua>
ter 2fnberm bie fogenannten ©uericfe'fd) en SÖette:
männeben. ©. legte 168 1 feine Erntet nteber unb be$xb
ftd) ju feinem Sobne nadj Hamburg, wo er low., flait.
(?urrnenj unb 3erfc» bilben nebß ben Seinem &
lanben Älberne» unbSarf bie fogenannten notmanni»
feben 3nfeln, welche jwar ber engl. Ärone gebörtn, aber
feinen SBefianbtbeil ©roßbritannien« bilben , uno bab^er aua)
feine SRitglieber tn« Parlament fenben, fonbera »on einem
Statthalter regiert werben. Sie liegen wenige SWeilen »on ber
Äüffe ber ?Jormanbie im Aanale unb erfreuen fidj eine« fo
milben, angenehmen Auma«, baß ÜRelonen unb Seigen gut
fortfommen. 2)er Jöoben ifl überall fruchtbar; auf ben üppv
gen SBiefen weiben au«gejeicbnete Kinboieb* unb jabjreicb:
Scbafbeerben^ an Stenn : unb 9)u|r)olj, fowie an ©erreibe|
fehlt e«, bafur aber finb bie Snfeln mit Äpfelbäumen gleich
[am bebeeft. 25er jDbflwein »on 3erfeo gilt für ben bellet
in Gruropa unb wirb fiarf ausgeführt, ©uemfeo bat etwa
6 D2H. mit mehr al« 20,000 Qvnro., »on benen etwa 13,000
auf bie -öa u p rfrub t S t. > $ i e r r e (Sanct<9>eter) f ommen. 2
nebenflei>enbe Xbtilbung gibt eine 31nfia>t ber ^auptftt.;:'. !
»on St.s§)ierre. 3m ^)intergrunbe erblitft man bie
^)eter«fircr)e mit ihrem 4>auptthurme. 3n biefer Jtrrcbj wirb
y Google
Guernsey und Jersey
295
Ctnernsey und Jerse
bei (SotteSbienfl in franj. unb in engt. <5prad>e gefeiten. <5in»., »en benen 10,000 in ber tvtd^ti'^ert #anbel8« unb
Jtrfep ifl ttmai Heiner, aber fldrfer be»6lfert; eS bat 36,000 $ftffcil{taM ®(- 1 4?c',tr Itben, »<W^* gleich ben übrigen IDrt-.
''fofta, ibre S8lü(e ben Kriegen jwifcfcen ©ngtanb unb 9!a> nubren anbern fünften MungSroerfe unb MarincbepotS
mbanrY »am«», al* bie SBriten bier unb auf. anlegten, bob ba« b.Sfjer unbebeutenbe, nur bureb feine
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Ctuerrillas 2!
JCuftem btfannte Dorf »on %a\)x ju 3abr, unb ift aud)
nad) bem gtictcti ÜRittelpunft cirtcä auSgebefonten JpanbetS
geblieben. 2>ic 83ewobner ter normannifcben 3n(e(n finb
tfoeilS brtt. Hbhmft, flbeilS flammen fie auS bet Stormanbte,
unb biefe lefetem reben ein franj. ?)atoi§.
<&utrrilltt0 (bie) finb eine Cigentbümlichfeit ©panienS,
welche {ich im Saufe ber Kriege mit (Spanien unb ber wie»
beredten blutigen {Bürgerkriege auSgebilbet bat. DaS fpan.
#eer, im 16. 3abrb- ba5 hefte, war im Saufe her jabrbun»
berte ju einem ber fcfolecbteften berabgcfunfen. Qi gebot ben
gremben feine Bcbtung meljr; ber ritterliche ©eift, »on wel=
cbem befeelt, eS einfi fo große Sbaten vollbracht, mar »er»
febwunben. 3m Kriege mit Napoleon mürben baber bie (Spa»
nier, wenn fie eS wagten, in offener Schlacht ben granjofen
fieb gegenüber u: (teilen, gcfcblagen. Die ptjren. Jjjalbinfel
wirb »on jablreicben ©ebirgsfetten burchjogen, bie für ieben
mit bem Sanbe unb ben fcrtlicbfeiten niebt b'nldnglicb $B«S
trauten unjugdnglicb finb, bem Eingeborenen aber eine fiebere
greiftdtte gewähren. #ier fanben auch bie gefcblagenen £eer»
baufen föttt 3ufiud;t5fidttett unb hier organiftrten fie fieb,
von ben ganbleuten unb ben 3D?6nehen unterftüfet, aufS
9teue. 5Bon einem regelmäßigen Kriege tonnte feine Siebe fein;
jeber jerfprengte ^>aufe, fobalb er m in <3icberbeit mußte,
»dblte ben SEapferften unb Umficbtigffen auS feinen Steigert
»um JBefeblSbaber unb führte nun ben Äricg gegen ben
geinb auf eigene $anb unb in einer eigenen SBetfe. Der
Jpauptjwecf war, ben granjofen fo »ielen Schaben als m&g«
heb ju ibun. Die ©uerrillaS, fo hießen biefe Raufen be>
waffneter Spanier, von bem 25orte jruerra, Jfcrteg, über»
fielen einjelne DetafcbcmentS , fingen Transporte unb De»
pefeben auf, beunruhigten ben geinb auf allen (Seiten unb
(toben wie Spreu auScinanbcr, fobalb fie auf überlegene
Ardfte (riefen, um fieb halb aufs SReue ju fammeln. (58
gab fold)er ©uerriÜaSbanbcn, befonberS feit ber benfroürbigen
«Belagerung »on @aragoffa, 1808, eine große Änjabl. 5ttcb»
rcntbeilS beftanben fie aud 50—100 «Wann, bod) finb aud)
folebe aufgetreten, bie bis ja 800 SDfann unb barüber fiarf
waren. Der Schabe, weisen fie ben granjofen im gaufe
beS fpan. JtriegeS, befonberS feitbem ihnen auf SRomana'S
SBefebl 3uan 9»artin Diaj, gew6bnlicb ber Cmpecinabo
genannt, eine jwecfmdßige Drganifariou gab unb fie gleich
fam mit Einem ©eifie befeelte, ift nid)t ju bereebnen. SBon
beiben (Seiten würbe biefer Reine JCneg mit unerberter
©raufamfeit gefügt. Uli bie Engldnber in (Spanien ein.
rütften, fanben fie an ben ©uerriüaS bie treueften unb nüfc=
lichften RJerbünbeten, bie bis jum Enbe beS JtampfeS fid)
ununterbroebeti tbdtig bewiefen. ©ct»on Damals jeiebnete fieb
unter anbern ©uerrillafübrern ber fpdterbin fo berüchtigt ge»
worbene Pfarrer «Werino (f. b.) auS. ÄIS im 3abrt 4820
bie (Sonftiturion »on 1812 wiebtr proclamirt warb «no Die
GorteS abermals lufammentraten, würben twn ben in ihren
3ntereffen gefrdnften ^nhangera bcS unbefcbrdnften Äonig»
thumS unb ben fWeftern in maneben ©egenben ©panitnS
bie JBauern fanatif* aufgtregt unb bilbeten fogenannte ropa»
liftifcbe unb apoftolifebe ©uerrilla«, bie für AerüeUung ber
abfoluten ©ewalt Jtönig gerbinanb VII. fochten. Sbnen rra=
ten conftitutionnelle ©uerriOa« gegenüber, bis im 3. 1823
hurtb bie Dccupation Spanien* »on Seiten ber granjofen
bem Äampfe ein (&ibe gemadjt warb. (Seit 1834 feiert
►6 Ouiana
wit Äbnltcb« (5rfd>einung«n, wie bon 1820 — 23; ©emc
ber „Unerretrbbare", ift ein farliftifcbet ©uerriBafübrer, bei
feine Sa die tnS ©roße getrieben bot. (Sgl. (Spanien.)
©uittna ober ©uatjana btißr bie große 8anb|hec?e im
norb&frl. @übamerifa jmiftbf n bem Qfmajonenfhome, bem Stio
negro, bem »Drinoco unb bem atlant jDceane, beren äußen
Idnge mehr alS 200 beutfdje 9». betragt. DaS 3nnere, Mb
che $ jum großen 2r>cile noeb wenig erforfd)t ift, wirb »on N:
Sierra «parime burebjogen. Dorthin »erlegte man früher b«
©olblanb (f. Elborabo), »on weld)em fo »iel gefabelt »uttr
unb ju beffen Äuffucbung feit 1545 baufta (Srpebitionen nb
ternommen würben. Erft 1635 grünbeten gramofen bie ajfa
SRieberlaffung in ©.; balb nadjber ftebelten fid) auf einem
anbern fünfte ber Äüfle Gngldnber an, benen fpiter .£>o:-
linber folgten. 0. bat überall flact)e Äüften unb ift nci
je^t jumeift mit Urrodlbern bebeeft, ober beftebt auS €a>
»annen mit bem üppigften «pflanjenwucbfe. DaS jtltma W
beiß, feucht unb ungefunb. (Ein großer Sljeil beS 8an^:-
wirb allidbrüd) ju gewiffen 3abreSjeiten faft ganj unt<:
SBaffcr gefegt. DaS Üanb bat flroP« *i>n>buetenfüa< :
alle (Sübfrüd)te, befonberS ©ranatdpfel, geigen unb jimc-
nien gebeiben vortrefflich , nid>t weniger ÄeiS, 3ucfer unt
Kaffee, welche bie <£)auptau6fubr bilben; bie »on ben ^'
luffen bi«b<T »erpflamten ©ewürje fommen glricbfaUS $n'
fort; ber Gacac wdd)ft wilb, S3auille unb 3nbigo finb m
beimifd); »ortrrffltd)e vf)oIjarten finb im Übctfluffe »oita
ben; beSgleid)en (SocoS, Bananen, Bataten, SJtanicf mt
XnanaS ; aber auch an giftigen *pflanjen fet>It rt nidjt. Sien
3nfeften unb Amphibien, unter benen eine auf brn JSi-
men lebenbe Eibedjfenart, bie 3guana, für einen ied
gilt, mimmelt ©.; befonberS jablreict) finb bie Scblana<r
unb Ärofobilarten ; »on »terfußigen Zl)ittm nennen V.:
nur ben 3aguar, Äuguar, »iele Äffenarten unb ben Xgut;
Diefe große geograpbifebe Sfrpton ift unter fünf »rrfrf
9)?dcbte »ertheilt. SBaS jwifeben ben glüffen Gffequebo unr
Drinoco liegt, geb6rt jur colomb. Stepublif SBenejufK;
bilbet baS Departement jDrinoco. Die (Stretfe jwifeben bt»
innern ©fbirge unb bem gluß Opapoc n6rbl. unb bem Zmi
jonenftrome fübl., ift ein Stbeil beS ÄaifertbumS JBrafilien.
Den Äüftenfanm jwifcc)en bem jDpapoc, bem ©ebirge unr
bem ßffeauebo haben duropder inne-, bebaut ift aber 0*4
biefer le^tere nur an ber Äüfte unb an ben (Stromufer;.
3m 3nnern haben entlaufene €Ha»en brei im 3ab« I
»on ben (Suropdcrn oIS unabbdngig anerfannte 9tegerrepub: i
Fen: Äufa, ©arameca unb (Sottica gegrünbet. — Dar
brit. ©., ein etwa 50 3Ä. langer Aüfirnftrid) »om glnffe
ßorentpn bis norb6fiL »om Cffequebo, hat etwa ldojottf
Ginw., unter tiefen nur l.s,CW0 SBeiße, unb jerfdOt m m
beiben ©tattbalterfcbaften Gffeguebo-Demerara unb ffierbu.
Aauprftabt nl ©eorgetown ober Stabroef, eine blü!
•ponbclSftabt mit etma 10,000 (Jinw.; 9teu Ämjterbar
ebenfalls engL, iji in boUdnb. ©efdjmacfe erbaut. —
berldnb. ©. mit etwa 70,000 dinw. bftbe» ben [dj
ften Sbeil unb Ht »on ben iwDdnbern mebrfacb mit 5an.i
len burebjogen. Bon ben engL 33eft(jungen mirb eS but^
ben Gorentpn, »on ben franj. burd) ben SJfaroni gc;
@ift beS Statthalters ift Paramaribo, unweit ber SRI
bung beS (Surinam, eine ber fcbdnfien Stdbte in ©übaroc
rifa, bat breite (Straßen, bie nut jDrangen:, (Jitronen
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Guillotine
■lamarinben&dumen beftfet (mb; ber £afen mirb burcb baS
gort Seelanbia gebetf t, unb ber #anbel ifi feljr beträchtlich. —
gran*. mit etwa 25 — 30,000 ein»., liegt jwtfcpen
ben gluffen 2Haroni unb!Dpapoc; £au»tftabt iftGapenne auf
einer 3nfel, mit etwaS über 3000 Gm». ; «6 werben uon bier,
auf er anbern r-anbeSprobucten, befonberS ©ewürjnelfrn unb
dapetjnepfrjfer auSgefübrtI
Guillotine ift eine ÜHafcpine utm Jt6pfen ber äRiffc-
battr, welcbe in mehren ■Staaten an bie stelle beS Scharf
riebterfcpwertS ober SBeild getreten ifi. Diefelbe befielt aus
. : ©äulen, bie oben mit einem Guerbolj verbunben ftnb
itnb jwifepen benen in gugen ein fcbarfeS unb fcpwereS gaQ
feil ängt, »elcpeS njittelS eineö SeileS heraufgezogen wer=
ben :ann. 2>er SSerurtbeilte wirb auf ein IBret gebunben,
»elcbeS oben, wo ber Aopf pintommt, einen ^usfebnitt bat
unb untgefcplagen werben fann, fobaß ber Verbrecher mit
: u Äalfe gerabe unter baS ©eil ju liegen fommt. ©owie
bas «eil, welepeS ba< JBeil bait, natpgelaffen wirb, fällt
tiefe* perab unb fernlägt ben Aopf ab, ebne jemals ju feh-
len ober niept burjdnubringen, welches bem Scharfrichter bei
wmbpabung einer freien ffiajfc zuweilen begegnet unb bann
jur Qual beS SBerurtbeilten Veranlagung gtbt. Die ©uils
lotine bat ipren Stauten von bem franj. Ärjte ©uillo»
tin, weldjer ÜRitglieb ber Stationalverfammlung in ber
franj. Revolution 1789 war unb ber Verfammlung flott
ber bisherigen qualvollen #inrirbtungSart burcb ben Strang
bie eepfmafebine »orfrplug. Sie mürbe gewählt unb mit
ihr mürben wäbrenb ber franj. Revolution bie meifien ber
unzähligen Einrichtungen ausgeführt, weupe bie ganatifet
bcr gretpeit anorbneten, um äße greunbe be* .RönigtbumS
auSjurotten. ttuf bem ©riuevlafe ju ^pariS ftanb bie ©uit»
lotine, meleber wibrenb ber Revolution unzählige ©cplacbts
opt'er iugefd)lep»t mürben, ©ie mürbe am 25. Ufpr. 1792
;ucrft m Änwenbung aebraept. SWan hatte aber, um fepneUet
in bem blutigen ©efebnfte verfahren ju fonnen, nicht nur fefb
uchenbe ©uiUotinen, fonbern aueb folebe, meldte auf oierrä»
berigen ©erüjten jtanben, mit benen fte herumgefahren wers
ben formten, wanbernbe ©uiUotinen, ja fogar tragbare,
meiere ben Verurteilten in bie 3immer gebracht werben fonn«
tat ©uillotin (geb. 1738, ge|t. 1814), ein ÜRann von
üiifiem unb woblroollenbem üharafter, mar jeboeb feines»
ir-egS Crfinber beS fdjrecf liehen 3nftrumentS, fonbern feblug
tiefes nur vor, um ben SJerurtr^eilten unnütje hartem ,ui
tn'uaren, unb verbefferte bie febon früber befannte Aöpfma»
tyme baburcp, baß er barauf antrug (waö auch eingeführt
werben ifi), baSSJeil fo einzurichten, baß feine ©ebneibe eine
' ;e?e ginie bilbete, bamit berÄopf nicht fowol abgefioßen,
als mit ber größten ©cbnclligfeit cibgefcbnitten würbe. 2)ie
Guillotine ifi, außer in ben gänbern, in benen franj. Stecht
gilt, in neuerer Seit aueb in Wriecbenlanb unb in ^anooer
emgefübet worben. — £>ie A6pfmafcbine t>atte man früber
n Statten, roo fte 9Rannwa (Wannaia) ober bie wel>,
;re galle biep. Acnrabiit von Schwaben (f. b.)
wutbi mit einer berartigen SDtafcbine Eingerichtet. 3n 6ng»
i nic unb Sdiottlanb biefj bie jtöpfmafebine ©ibbet ober
Jungfer. Crine folebe, wie fie nacbllebenb abgebilbet ifl/
"b }. JB. bi$ in6 17. 3af)rb. ju #alifar, unb ber 8orb
ee« BejuB trotte bad Kedjt, jeben in bem gorfle von
?;tbn « Gene. » Pfj. II.
*W Guinea
^arbwtef ergriffenen SKifTetfjdter mittel» berfeften ritbten
nt laffen. 3n Deutfd>lanb mar feit bem 14. 3abrb. tin ber
©uillottne ähnliches 3nfhument, bie2>iele, bei Äinrid^tun-
gen in ©ebraueb. ©ie beflanb aud einem ©tücf tiepenen QoU
jeS mit einem feparfen ©fen. Itfucp bie ^olldnber, f>olen
unb 9?uffen b<»ben ftbon früber Äopfmafcpinen befeffen.
(Quinta, ein großes Jtüfienlanb in SBefiafrira, welcpeS
pd) im ©. von ©enegambien bis jum 6ap grio erflrecft,
mit unbestimmter JBegrenjung im Snnern. €S jerfallt in
baS nörbl ober £)ber»@uinta unb bas fübl. ober Unter;
©uinea. £)ber»©uinea bat eine £dnge von etwa 400
IDletlen, von ber ©ierra i geonafüfte b.iö jum Vorgebirge Ho»
pej ©onfaloo, etwa 2° fübl. vom 'Äquator. 2>ie bor (hin
panbelnben (Europäer paben ben einzelnen Xbeilen beritdjie
verftpiebene tarnen gegeben, ©o beißt bie 80 SR. lange
©tretfe von ber ©übgreme ©cnegambienS bis jum Qap Wt-
furabo ©ierra»r}eonafüfte: bie bis jum dap Palmas
SRalaguetta ober ^fcfferfüfie, 60 QU. lang; jene bis
jum Vorgebirge ber brei ©pi|en 60 SR., ßlfenbein» ober
Babntüfte; jene bis jum {Rio SOotta ©olbfüfie, etraa
75 SR.; bis jum S?io Sormofa ©tlaoenf üfte; bann fol»
gen bie SSentnf üfte bis jut JBiafrabai unb bie Äüften Jtai
labar unb ©abon. !Dad Snnere von ©. t{i nodj wenig
befannt, botb wiffen wir, baß in bemfelben höbe ©ebirge
(Sierra üeona unb Äong) mit manmebfaepen Verjweigungen
oorbönben ftnb, auf benen eine große Xnjabl wafferreieper
©trome ibten Urfprung nehmen. £abirt gebort vor aOen
ber fo viel befprotpene ©fepoliba ober Seiger (f. b.) auf ber
jDffabbaepung; ferner ber Sierra geona ober Öfofelle, ber
SRcfurabo, ber Änfobra, ber 9tio Volta mit vielen SBaffer»
fallen. £ et Senin, ber dtun unb ber Äa labar ftnb Xrme,
wdebe baS 2)elta beS 9tigerS bilben. ©ie fließen aUt in ben
SReerbufen von ©. unb bie meinen führen ©olbfanb mit
fup. Das 2anb gehört ju ben peißefien ber^rbe; ber beut»
fepe 3Bunbar&t 3f«t beobachtete an ber ©olbtufte eine ^iije
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Guinea 298
Cluise
von mehr als 28° im Limmer, wä&renb ber Ä&ermometcr in
ber freien Suft über 45° 9?eaumur jeigte. 3u tiefer Jjjjifce
fommt währenb mebrer Monate beS Satire* noch, eine grofe
geucbtigfeit, bie baS Klima befonberS für ben Guropäer
bäcbfl ungefunb macht, allein ben $)flanjerm>utf>* ungemein
begünftigt. @. ifl bie $eimat beS Affenbrotbaums
(f. b.). Gin großer SEbeil beS SanbeS ifl mit biestern Ur«
walbe bebeeft; ei warfen Dolmen aller Art, Mangobäume,
Samarinben, GocoS, Bananen, Zitronen, Orangen, ©ra;
natäpfel u. f. w.: ber Jturbaril, bem bie Sieger ein er»
frifcbenteS ©ctrAnf abzugewinnen wiffen; ferner bie 5Ra*
laguetta ober ber ©uineapfeffer, fpanifeper Pfeffer, 3ng*
wer, vortreffliche Baumwolle, Snbigo, 2Rabagoni, Gben=
bot) unb viele ©ummtarten; bann 8?etS, 5Dlai8, mehre Ur-
teil von Durra$ unb SEabacf; 3ucferrobr wäcbft wilb unb
baS ©uineagraS erreicht nicht fetten eine £öbe von 15 g.
SBälber unb SBiefen wimmeln gleidjfam von Elefanten, 2tf*
fen, Öiueüen; glußpferbe trifft man in aOen Strömen, tu-
gegen ift baS 9lbinoceroS feiten; aud) bie ©iraffe gebort
mehr 3nner> unb jDftafrifa an, bagegen gibt e>5 Panther,
Scoparben, ©dbafalS, Spanen, 3ebraS unb Äffen aller Art
in groger Wenge, ebenfo Antilopen, wilbe Schweine, $>a»
pagaien unb Bienen; bie SEermiten ober weißen Ameifcn
finb eine wahre Sanbpfage unb Krofobile an ben SRieberun»
gen ber großen Ströme außerorbentlia) jablreicb. DaS wieb-
tigfie $robuct bei 9Jcnieralrei£bS ifl ©olb, baS eine bläffere
garbe ale> unfer europ. bot. Die ©ebirge AfrifaS bergen
fiebert ich einen großen Keicbtbum an et ein SDletallen, ftnb
aber nocb niebt ausgebeutet worbeu. — £ie !8croofmer beS
SanbeS ftnb Sieger, bie meifl Alferbau treiben: nur wenige
fuhren eine Art Stomabenleben. Sie finb bei 3Rebrjat?l
naep beiweitem niebt fo wilb unb rob, als man inSgemein
)u glauben pflegt; an ber Jtüfte, wo ber Ginfluß ber Qu-
ropaer im Allgemeinen feineSwegS wobltbäfig eingewirft
bat, finb fte am verberbteflen. Die Staluben am 9fio
Slurle} vergeben fieb vortrefflich auf ben Baumwollen* unb
3nbigobau unb weben febc feine Sucher, bie fte fauber unb
gut su färben wiffen. Cor ber <3icrra»2eonafüfle liegt bie
3nfel ©cberbro; auf biefer unb bem gegenübcTliegenben
gefllanbe ifl von ben Gnglänbern eine freie Slegercolo»
nie angelegt werben. 3m 3- 1826 lebten etwa 20,000
©cbwarje m mehr als jwälf Dorfern, unb eS waren $ofb
(tragen, Schuten unb ©afrböfc vorbanben. Der #auptort
ifi greetown ober greiftabt, auf bem gefllanbe , am ©iers
ra«8eonafhiffe, mit etwa 5000 Ginw., einem Jfcbeater, etnec
Gaferae unb fünf Schulen. StegentStown bat bereits mebr
alS 2000 Ginw. Dem von ben Briten gegebenen Beifpiele
folgten bie Storbamerifaner: fie grünbeten 1821 ifU. »om
Gap SRefurabo ebenfalls eine freie SRegercolonie, welche fte
Siberia nannten unb bie ebenfalls von 3abr ju3abr brrr=
lieber gebeibt. Unter ber großen Zniaty von 9?egcrftaaten in
©. ifl baS Sleicb ber ÄfbantiS (f. b.) am möcbtigfien. Auf
ber GFlavenrüfte liegt baS maebtige Wcicb ^Dabomep, in
welchem bet fcbjauberbaftefle Despotismus berrfebt SBer mit
bem .König ju fpreeben bat, barf ftcb ihm nur frieebenb na*
ben; bie ju Sbren eines verdorbenen Monarchen erriebteten
Sempel werben aus einem mit SSenfcbenblute angefeuchteten
Kitte erbaut unb bie naebgelaffenen SBeiber beS Zobten muf>
fen cinanber gegenfeit ig umbringen unter lautem 83eifaOS>
iubel be« 83ol?S. überhaupt finb bie JDabomepS bie wilbeflen
unb graufamflen aller Sieger unb bebanbeln ibre SJeiber a'c.
fcbeultcft. Die Aauptflabt ifl 2tbomep mit 24,000 Ctn».
DaS vormals maebtige 9?eicp 2Bbiba ober 3ubab ifl !<:.•:
von Dabomep abbängig. 2lm untern Saufe beS Benins ober
Rio Sformofa, alfo tm Delta beS 9ligerS, liegt baS «Ret*
Benin, beffen ^errfeber 100,000 2». inSgdb ftrHen fann;
bie gleichnamige <3tabt bat etwa 15,000 Ginw. Dort reft-
birt ber König, ber wie ein ©ort verehrt wrrb unb von
bem baS S3olf glaubt, baß er gar feine 9labrung ju fich
nehme. TLud) bier ftnb SRenfdjenopfer baufig. Die Europäer
haben ber Kuftc entlang eine Angabt von ^panbelSlogen und
gort* grgrunbet, um gianbeSprobucte gegen europ. (fr^iu
niffe etnjutaufeben. Diefe (e|tern befiebert bauptfaeblia) aus
©ebießgewe^ren , Pulver, Äugeln, gljntenfleinen, a»effern,
Gifen, Biet, Säbein, Kattun, feibenen Beucben, rot bem
Zucpe, wollenen SRügen, Korallen, Zabacf, Äum un(
Branntwein, bie erflern aus Elfenbein, ©olb u. f. w., frü-
ber befonberS auS ©Raven. — Die ^>auptnieberlaffung bet
Gnglänber ifl ju Gape Goafl Gaflle auf ber ©olbtufle; fit
bat 8000 Ginw. unb ifl <3i(j beS ©eneralgouverneurS; fet
ner baS gort Änttimaboe mit 4000 Ginw. Äucb beft(en \u
bie 3nfel gernanbo ^)o im ©uineabufen. — Die Stieber
lanber beftljen mepre gortS im ganbe ber ÄfbantiS, mit
etwa 15,000 Ginw.; gort bei 27?itkt ober Glmina ifl ta*
wirbtigfle. Die Dänen haben ebenfalls einige Reine lieber
lafjungen an ber ©olb: unb ©Raoenfüfle, namentlich am
JKioSöolta. — Unter»©uinea, ein Aüflenfhicp von ehr»-.
300 5K. 8änge, erflrecft fieb vom Gap Sopej ©onfalvo b:s
tum Gap grio unb ifl im Allgemeinen nur ferjr wenig b<
fannt. DaS Klima ifl einlief) baffelbe wie in jDber^Ö,
nur baß biefelbett 3ab.rcSjciten in ganj anbere 2»onate fal
len. Con ben Verzweigungen ber ©ebirge unb bem Saute
welcben bie ©tröme nehmen, wiffen wir wenig. Der Äoanja
ifl an feiner SWünbung beinahe eine ÜReilc breit, ebenfo ber
Baire ober itongo, beffen Zicfe an manchen ©teilen 900 £
beträgt; ber Kvongo münbet am Gap Sopej. Die ^robued
beS Zhier^ unb 'Pflanzenreichs ftnb im Allgemeinen jene
von JDber:©., baS SRtneralreicb. liefert außerbem vortreffii
cpeS Gifen. Die Bewohner finb überaß Sieger. Weber- ©
jerfaHt in bie vier Abtbeilungen: goango, Jtongo, Angola
unb Bcnguela, ifl jum Sbeil unabhängig, jum Äpetl ben
?)ortugiefen unterworfen. Die wicbttgjten {Reiche ftnb;
Soango mit etwa einer falben Million Ginw.; $auptftat;
Banja»8oango mit 15,000 Ginw., wo nocb immer ein. großer
©Ravenmarft. DaS Königreich Kongo jwifeben Äangc
unb Angola; ^»auptflabt ©an=©alvabor ober Ban^ÄongV
gut gebaut, in gefunber Sage, mit 24,000 Ginw. Da?
Weich ÜRalembe, unb anbere. Der fübl. &beil von Un
ter»©. gebärt ben ?>ortugiefen , welche aueb im 3nnet-
mebre ^>anbel8u>gen baben. ©ie tbeilen ibre Bedungen m
jwei Sbeile, nämlicb in bie Königreiche Angola unb Ber.
guela. 3n Angola liegt bie ©tabt ©an:$ao(o be 8t>or^
an ber SDlünbung beS BengafhomS, mit 5000 Ginw
©ifc beS ©eneralgouverneurS, gut gebaut unb bat einer;
lebhaften #anbclSbafen. Audb ber ^>afen von ©anigeiir
be Benguela ifl fehr befuebt, bie ©tabt liegt aber fepr an
gefunb unb ifl jugleicb ein DeportationSort.
©ut0f, eine berühmte bwjogl. gamilie in granfreiib
bereu Stifter Glaube von ©., ber jmette ©obn beeret
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Ciuitarre 2J
jogä Renatus von gotbringen, geb. 1496, war. £erfelbe
mar mit Antoinette »on Sjourbon, einer franj. %>tinjefitn,
tvrmjblt, würbe 1527 £erjog von ©. unb fiarb 1550 all«
gemein bodjgeacbtet wegen fetner Stapfcrfcit unb feined rit«
uü\ä)tn ©inneS. 9loeb ttö^ern 8lubm errang aber fein ©obn
granj &., geb. 1M9, U SJalafre (b. rj. ber SBenarbte;
juknannt, von emer SBunbe im ©efiebt, bie er 1545 bei
M {Belagerung von JBoulogne erhalten unb bie ihm eine
ülarbe jurütfgelaffen. Qx war ein tapferer unb immer fieg*
: :*<r geibtjerr im Äampf gegen ben beutfeben Äaifer Jtarl V.;
iudi gegen bie (Snglänbcr unb gegen bie franj. ^roteflanten
uiebnete er ud> glorreich auS. Die legtern hatten eine
feerfebwörung gegen ibn gemaebt, bie er jerftörte, worauf
ibn baS Parlament mit bem Sütel eine? SfetterS beS M>atcr-
lanbeS ebne. £urd) feine ©iege unb als ©cmabl ber
ca)a>efler be3 franj. ÄönigS ^einrieb II. war ©. unter bie»
lern unb bem folgenben Aonige granj U. von bem größten
(Jinftufj auf bie Regierung Äranfreicbä. Qx war ein eifri«
§tr Jeinb ber ^roteflanten unb verfolgte fie mit bem ©ebwert,
reebura) granfreieb in einen blutigen Jöürgerfrieg venvirfelt
würbe. Auf ber Seite ber ©egner (lanb namentlich ber
?rinj ßvnte\ ben @. jeboeb in ber für ilm ftegreteben
ca>la<bt bei £>rcur 15G2 gefangen nahm. 25ei ber Belage:
rung von CrleanS, wehteS bie ^roteflantcn inne Ratten,
würbe aber ber tapfere £erjog iof>3 ctfcr)offcn. — Tax £af|
«legen bie ^roteftanten erbte auf feinen ©obn .£> einrieb,
^«jog »on ©., geb. 1550, fort, £erfclbe veranlagte unb
leitete bie ©^recTen ber berüchtigten parifer äülutbocbjeit
(f b.). 2>odb flanb berfelbe aueb in bem SJufe großer Sa«
PT'cr(eit unb tvuvbe mit feinem jDbeim, bem Garbinal von
^bringen, 1570 ©tifter ber r)etligen fcigue, einer Serbin«
tung, tpeltbe als ihren 3mecf SJertbcibigung ber Sieligion,
tex greibeit beS ©taatS unb beS Äöntgö angab, aber von
><nt $erjog benufct würbe, um feine eignen ehrgeizigen
• nc ju verfolgen. & trat enblicb in offenem 2Biberftanb
aea,en bie Cefeble beS ÄönigS ^einrieb HL auf unb febrieb
: -n ©efefce oor. JMefer entlebigte ftet) beS gefährlichen
Cannes, inbem er ibn bei ©elegenbeit beS SietcbStagS ju
Slw'i 1588, als er eben ba? fön. ßabinet betreten wollte,
trmetben ließ. Am folgenben Sage mürbe auch fein 93ru>
tet, ber Garbinal gubivig IL von gotbringen, ermorbet
£a$ berühmte ©efcblecbt ber ©. ifl 1G9Ö mit 3ofepb £ub*
vm Lothringen, ^>erjog von ©., eilofdjen.
<6uitarrt ifl ein ©aiteninftrument, ungefior von ber
I einer großen SSioltne mit fecbS ©aiten, bie mit ben
lern ber rechten #anb geriffen werben, wäbrcnb bie
-üanb auf bem ©riffbrete bie ©aiten anbrüeft unb ba«
Ural) eine größere OTannicbfaltigreit ber Söne möglieb maebt.
Dil feeb» ©aiten ft'ub auf bie £öne E, A, d, g, h, e
: :nmt. SKan bebient fieb biefeS JnflrumentS gert»6r)nlit^
nui beim ©efange jur SBegieitung; eö haben aber einjelne
^ittuofen im ©uitarrenfpiel eine große SBoUfommenbeit er«
"iajt 3>ie fogenannte ^)ianoforteguitarrc ifl mit einem
-r ncnrccr! verfeben, welcbeS bie ©uiten wie bie Saften eines
ÖUbttrt anfragt, bat aber wenig SBerbreitung gefunben.
Gulbrn ober ©ülben ifi eine nod> jefet gebrducblicbe
^ünje, welcbe anfangs von ©olb gearbeitet unb banacb bes
nonnt »urbe. ©ie licifit aueb gieren, oon glorenj, wo
9 G ünf her (F. t. S ch war z b .-Ii ud. )
fie feit 1252 geprägt würbe. 2>iefc alten Floren galten
ungefabr fo viel wie ein X)ufaten unb batten auf ber einen
Seite baä jßilb bed Staufen? 3obannc6, auf ber anbern
eine ßtüe. Tili fpäfcr bie filbernen fleinen ©u:ben auffa«
men, welcbe bie rbeinifeben Jturfürflen feit 1551 prägten,
nannte man jum Unterfebieb bie golbenen ©olbgulben
ober ©olbgulben. Gegenwärtig ifl ber Skrtb ber ©u(>
ben febr oerfebieben. SBäbrenb bie banjiger ©ulben nur
fecbS, bie poln. ju vier unb bie genfer gar nur ju jwet
©rofeben gereebnet werben. b«t man noeb ]efet alte lübifcbe
©ulben ju 2 Sblr. 21 ©v. 3m Allgemeinen ftnb aber bie
in SDeutfcblanb gebräuchlichen ©ulben tbeilS nacb bem
Smaniiggulbenfuß ausgeprägt (b. b- cd geben 20 auf eine
feine SWarf ©ilber), tbeil* nacb bem SBierunbjwanjiggulbenfuß
(24 auf eine feine SRarf ©ilber). £)ie erftern, bte foge<
nannten Si eich ober GonventionSgulben, ftnb üblich
in jbfrreicb, im Königreich ©aebfen unb in XugSburg. Sie
S>eiten, bie fogenannten rbeinifeben ©ulben, in SBaben,
atem, 9Iaffau, SBürtemberg, SKeiningen, Darmflabt, £ilb>
burgbaufen unb anbern ßrten. ©ecbS ©ulben vom 5öier«
unbiwanjiggulbenfuß geben auf fünf vom 3wan}iggutbenfu0.
S3eibe Arten ©ulben werben ju 60 Areujem, ber Areujet
tu vier Pfennigen geredjnet. 3n ©aebfen rechnet man ben
©ulben ju 16 ©rofeben, fobaß alfo ein rbeinifdber ©ulben
13'/» ©rofeben gilt. — <Slod) bebient man ftd> beS fogenann*
ten meijjnifcben ©ülbenS in ©aebfen im 3(bgabenwefen
unb einigen anbern fällen. 9J?an rechnet acht folcher ®ül.
ben auf fteben QonventionStbaler.
©ummi beißen im Allgemeinen verriebene au5 S3äu»
men auöfließenbe unb bann an ber £uft erbärtenbe ^flan»
»enfäfte, eigentlich aber nur folebe berartige Crjeuaniffe, bie
fieb ganj in SBaffer, aber nicht in 2Beingeifl auflöfen. 2>ie»
ienigen, welcbe fieb tbeilweife in 2Baffer unb tbeilweife in
SBetngeift auflöfen, werben ©ummibarje genannt 3u
ben wtrtticben © um mi arten gebärt baS gemeine ober arab.
©ummi, welcbeS au-5 mehren Acactenarten unb 3Rimofen
in iDberägppten, in ber libpfeben 23üfte unb in Arabien
auSfcbwifct. (56 bilbet eine fefte, fpröbe, im reinften 3u-.
ffanbe furbloS burebitebtige SRaffe von mufcbligem JBrucb.
Qi i)at einen faben , ermaS füßlieben ©efehmaef unb ifi auf«
fielöft febr fiebrig, baher man eS wegen biefer feiner (figen-
cbaft in ben ©emerben unb in beräKcbicin vielfad; anwen«
bet — ©ummtgutt (eigentlicb lateinifcb (rnmmi gaitM,
b. b- ©ummitropfen) ifl ©ummibarj, welcbeS von einem
JBaume, Cambogia jutui, gewonnen wirb, ber auf ber Aüfte
SRatabar, in ©iam, Gochinchina unb auf ber 3nfel Ceylon
wäcbfl. £affe(be ifl gelbrotb, äußerlicb bunfter als tnwem
big, jerbrechlicb unb etwa 3 burebftebtig. & brennt am (Hebt
mit weißer, rußiger, funfenfprübenber flamme unb hinter^
läßt eine graue Afcbe. SDkn bebient fieb beffelben als garbe
unb als Arjnei, namentlich jur Vertreibung beS föanb«
wurmS. & bat giftige ©igenfebaften unb man barf eS ba«
l)er nicht jum ©elbfärben von S3acTn>erf, 3ucfer ober @e>
tränten anwenben. — über ©ummi eiafiieum f. feber«
barjbaum; über ©ummilacf f. t'aef.
(&üntl]fr (Sriebrtcb), tegierenber gürfl von ©ebwarj*
burg^Kubolflabt, geb. am 6. 9tov. 1793, folgte feinem
SBater am 28. Apr. 1807. Die öormunbfcbaft übtti
QU •
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Günther (F. v. Schwarzb.-Hond.j 300
normen bis 1814 feine SDcutter Caroline 2uife/ eine ge;
borene $rmgefjm »on Reffen Hornburg , unb ff in Dfytim,
ber ?)ritij Äarl Qüntijer. Der junge gürjl würbe ju
fllubolfrabt erjagen unb fam 1810 auf eine fcebranftalt
nach, Genf, auf welcher er jebocb nur ein Sabr blieb.
Unter Leitung bei $rinjen Philipp oon Reffen - -Wernburg,
Äffar. gefomarfcbatnieutenantß, machte er bann ben Selbjug
gegen ?5 ranfreieb 1813 mit. St hielt fid) nur für je 3eit in
i>aris auf unb febrte nach Deutfct)lanb jurücf , um bie fRt*
gierungju übernehmen, ©r uermäbltc j'icb 1810 mit Hui
gufte, ?)rinjefftn von 2fobalt:Deffau. <5cbon bie 9?egent=
fd^aft batte jum SJortbeil bes 2anbeß geroirft unb ber gürfl
benufcte feine freiere Stellung, um noch mehre im ©eifte
ber 3"t liegenbe fegenßreieb/ SJerbefferungen einzuführen,
reofür ibm bie allgemeine SJeretyrung unb Siebe feiner Um
tertbanen 2l;eil würbe. Gr gab 1816 eine lanbjlänbifche
SJerfafiung, glieb, burdb tibereinfunft bie bißb« beßanbenen
läjligen eebnßoerbdltntffe jum jtinigreid) Saufen, ju <&aty
fen * Äoburg unb Saufen ©otba aus, fcblofj mit ^reuften
einen »ertrag roegen ber 3otlabgaben, wirfte ju ßerminbe*
rung ber Jtrtegßfcbulben , gab eine alß trefflicr) bewdbrte ©e»
meinbeorbnung , beßgleic^en ein bie ©ero erbee erbältniffe crt=
nenbeß 3nnungßgefefc unb oerbeflerte baß Sjolfßfcbulwefen.
(Bergl. et^voar jburg = iKubol jl ab t.)
(Günther (Sriebrieb Äarl), regierender gurfl x>cn ©djroarj*
burgiSonberßbaufen feit bem 19. Äug. 1836, geb. am 24.
<5ept. 1801. Slacbbem fieb fein 1837 »erfiorbenrr öater
fcfjon 1806 tum feiner Gemahlin getrennt hatte, blieb ber
9>rinj bei femer 9Rutter SBilbelmtne, geborenen ^rinjeffiu
von ©cbroarjburg j JRuboIfiabt , einer bur$ bie wrtrefflicb/ri
©genfebaften ibrrß ©eifteß unb <^erjen( unb burch JBil=
bung gleich außgejeiebneten Jrau, trrldjc feine (fijiebung
leitete unb feit 1816 mit bem Crimen in Tfrnjiabt lebte.
Sei bem ©reifenalter unb ber Äränflttbfeit feines SJaterß
hatten fieb mandje SDlißbrducbe einqefcblicben unb ba bat
Bertrauen, weld>eß berfelbe einem Unmürbigen febenfte, ge:
mißbraucht rourbe, fo fam e6 im Äug. 1835 ju einer Äeufje;
Gurke
rung beß öolfßunwillenß , burtb rorldbe ber regterenbe $ürfi
bewogen würbe, bie SRegierung ben .£>änben feineß ©ebne*
ju ubergeben, welcher baß »?om Surften unb oom öolfe in
ihn gefegte Siertrauen auf baß gldnjenbfie rechtfertigte. 6t
bat feit feinem Stegierungßantntt burd) eine 9ieü)e ebenfe
jeitgemdjier alß febön in ber Ärt ibret Äbfaffung ben bu-
manen unb bocbqebtlbftcn Weift beß Sürßen brfunbettber 83er
orbnungen fic^ bie Siebe unb baß SBertrauen feiner UtUertba;
nen ebenfo, n>ie bie Semunberung aller Derer erworben, ju
beren Äenntnijj biefelben gelangt ftnb. 9iachbetn feine erfie
(51; e mit einer $rinjeffin »on @(bnjarjburg = JRubolftabt 183 <
bureb ben 3ob getrennt worben war, uermäbite er fieb am
20. SKai 1835 mit ber ^rinaeffm SKatbilbe »on ^)obenu»bf :
^ringen. (83ergl. @^n?arjburgj@onberßb<iufen.)
(<rhf, lat. Cd ru inis, i|l ber 9lame eineß ^flanjenge;
fcblecbtß, in bem am wiebtigfren bie gemeine ©urfe, aueb
Äuf umer ober jtümmerling genannt, ift. £iefelbe
tft eine einjährige ?)flanje mit bleiben S3luten, bie in ben
SBintem ber iöliUtx 3um 8jorfd>rin fommen unb mit läng-
lidjcn grüd)ten, roelfo gleicbfallß ©urfen genannt werben.
Unter ben bei unß angebauten gemeinen ©urfen gibt eß »er
föiebenr Spielarten. Die gelbe ©urfe b<»t grütbte »on
4— ü 3oÜ Cänge, niel^e juerfl grün fmb, mit junebmenbe;
Steife fieb aber immer mehr gelb färben. £>it ftrücbte ber
meinen ©urfe ftnb anfangß grünlicbweiß unb fangen erfl bei
Überreife an gelblich ju werben; fie ftnb grAfjer unb rcchi
febmedenber alß bie grünen ©urfen. Die frfi be grüne
2 rauhen» ober Souquetgurfe hat mehr büfcbelfirmig
beifammrnft^enbe ÜBlütetr unb $rü<bte, welche le|tern feiten
über tuer 3oU lang werben unb oorjüglicb }um Ginmacbcn
ftcb eignen. Entere ©urfenarten ftnb bie fdjroarje, bie
lange glatte, bie Erabagurfe mit febt Keinen, nur
}um (Einmaeben brauchbaren Srütbten, unb anbere. 6rne ei-
genthümlicbe Xtrt ift bie türf. ober @ cb,langengurf e,
mit langen, gebogenen unb febr rauben Srücbten. — Die
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GustavWasa(König>.Scliwed.) 301 Gustav Adolf (Honig v. 8 chwed.)
Surf« tjt, wenn fie gut gebeihen foE, eine nicht leitet ;u
bebanbelnbe @artenpflan}e , weil fie weber Sciffe, nod)
Siiltt, nod> auch große irocfenbeit »ertragen fann. Sa
man fie gern fchon fo »eitig al« m6glicb im Sabre hat
unb (ir ju tiefer 3eit au* am heften bejabjt werben, fo
jiebt man fie bäufij? in SRiftbeeten. 3m freien fönnen bte
gurten erfi von SRitte 2Rai an gebaut werben, n>enn bie
23iiterung nicht ganj brfonber« günfiig i|t. Set ©ante
wirb au« überreif«! SWtchten, ben fogenannten ©amen:
gurfen, wenn fie bereit« gart) weif geworben finb, genom?
men unb iß am heften, wenn ei bereite* jwei bis brei 3abre
gelegen bat. Sie Würfen finb eine fchr beliebte, aber fei:
nesrocg« leicht ju oerbauenbe ©peife unb finb bie einsäe
Sartenfrucbr, welche gewöhnlich, nur unreif genoffen wirb. Sie
eingemachten Surfen ftnb leichter ©erbaulich al« bie frifchen,
»elaV man al« (Salat mit ©ffig unb &1 genießt. Sie
fauren ober Saljgurfen ftnb mit Sill tn einen Hopf
ober faß gefebiebtete unb mit ©aljwaffer übergoffene
unb ber ©abrung unterworfene ©urfen. SDtit gentbels
traut unb ©erfd)iebenen ©ewürjen in ©al$ eingelegte ©ur:
ten geben bie genchelgurf en. 3u bat Pfeffer; <*«
Gfftggurfeo nimmf man nur fleine. etwa einen §ins
ger lange ©urfen; ffe muffen eine grüne garbe behalten,
twltbe man ihnen aber ja nicht burd> einen 3ufafc oon Jtu=
pfer ern>eilen barf, burd) ben bie ©urfen »ergiftet werben,
inbem fia)©riinfpan erjeugt. 3u ben ©enfgurfen nimmt
man reife ober faft reife ©urfen, welche gefebält, ber ?dngc
nad* jerfebnitten unb oon ben Kernen befreit, bann in ©alj=
»affer gelegt, abgerrodnet, mit trorfenen ©cnfförnern mwen*
big belegt unb enblicb. mtt ßfjtg übergoffen werben. Ser
au« ben grünen ©urfen ausgepreßte ©an ift al« brilfam
gegen bie SJungenfchwinbfucht empfohlen worben unb au«
ben ©urfrnfernen bereitete man früher jum ©ebraudb in
Äranfbaten eine füblenbe SRUd).
<r>ustctü ift ber 9lame mebrer Könige von Schweben.
3er rrfte unter ihnen ift ber gewöhnlich ©ußa» 2Bafa
genannte, welcher fein gjaterlanb »on ber £errfcbaft Sine«
marf« befreite. Serfelbe war ein SHacbfomme ber alten fön.
Emilie, ein ©obn be« fReichSratb« Crif SBafe »on ©rip«*
fabn, geb. 1496. & ging bereit« mit beut ©ebanfen an
bteSefreiuna ©ebweben« um, al« ibn ber miSrrauifcbe Äö«
mg oon Sanemarf, (it^rifiian II., mit noch fed>8 anbern
eontebtnen ©djwebcn nach .Kopenhagen bringen ließ, um
M feiner «Perfon ju »ergeroiffern. Aber 1519 entfloh ©.
au« tem ©efängniifc unb tarn, al« ßebfenbinbler »erfleibet,
nad> Subecf, wo er offen auftrat unb SJeifaü* gu feinem
öorboben fanb. ©r fefete nun ju ©djiffe nach, ©djweben
über unb bielt ft'di , nacb einem oergeblidben SSerfucbe, bie
Stia^ung ber nod; ntdit oon ben Sinen eroberten gtßung
Haimar auf feine ©eite m bringen, in ber &anbfd>aft
ttfarlien auf unb bewog bie ju einem $ejt oerfammelten
»auern, für it>n bie Stoffen gegen ben »erfaßten bin. Stb*
nig ju ergreifen. ©. fd>uf ein ^>eer, mit bem er fiegte unb
rourbe 1521 oon ben ©tanben :um {ReirbSoerwefer unb
1523 utm Könige ernannt 9taci;bem er auf biefe SSBetfe
^uierluft bie Jretbeit ©ebweben« begrünbet ^atte, fudjte er
au<b auf geifiige Befreiung beffelben binjuwirfen. dt bt>
■tünfiigte beimlicb, ben $roteftanti«mu« unb brüefte bie fa=
tf)olifa>e ©eiftltd;feit, unb naebbem berei« mebr al« bie ^alfte
fetner Untertanen m ber neuen Jthrcbe übergetreten war,
befannte aueb er ftdj offentlicb iu berfelben, unb bie aug«-.
burgifebe (Sonfeffton würbe 1530 oon einem 9cationa(conci:
lium al« ©laubenSregel angenommen, ©o r>atte ©., wie
er felbft fieb auäbrücfte, fein SJeicb jum jweiten «Wal erobert
SBie febr ibm feine Untertbanen jugetban waten, ging um
ter Tlnbetm aud) barau« benw, baß 1540 unb 1544 burdi
©efe^e über, bie Erbfolge feinen jtinbern ber Äbron ©d>roc
ben« geftebert würbe. 3uf alle SBeife war ©. bemübt, fein
Saterlanb ju beben- dt wenbete KUe« an , um ba« Siolf ju
bilben, bie SBiffenfcbaften ju f6rbern, ben ^wnbd unb bie
©ewerbe blübenb ju machen unb bie ©efege ju oeroollfomnn
($t ftarb 1560. — 9locb berübmter b°t ftrr) fein @nfcl
(ftuötaü II. SCiolf gemadjt, weldjer ju ©todbolm 1594
geboren würbe unb ein ©obn be« Äömg« Stati IX. war.
dt maebte ©d?weben iu einem gefürtbteten unb geachteten
©taat, trug jur ^Befreiung be« protefiantifeben Seutfd)lanb«
oon ben Ueffeln bei, welche imn bie fatbolifeben 'il'achu auf^
julegen fugten unb erwarb ftd) bureb feine glorreichen
©iege unb feinen ^elbentob unterblieben JSubm. 'Äl« fein
SUatex 1611 ftarb, war ©. 17 3abre alt unb nacb bem ©c-
feij nc* unmünbig, aber bie 9ceicb«fiänbe, welche bie ©e
fahren, bie eine wegentfehaft bem Üanbe unter ben brohen»
ben Stitumftänben bringen fr- mite, wohl einfahen, erflärten
ben jungen ^rinjen für oolliabrig unb für ihren Jlönig.
Slujjlanb, ^olen unb Sanemarf lagen mit ©ebweben im
■Kriege, ber junge .König bot Hütt auf, um ben grieben
herjuftellen. Sanemarf würbe burch. eine SRiaion Ähaler
utr 9cüdgabe aller Eroberungen unb jum ^rieben beftimmt.
2Rit befto größerin 9Zad^bru<f trug aber @. bie SBaffen ge<
gen Siußlanb unb «Polen. 3ene« würbe ju einem mit ftar-.
Ifen SSerluften »erbunbenen grieben, biefe« »u einem fed>«=
jährigen ffiaffenftiUftanb genöthigt. din machtigerer geinb
aber jeigte ftdj für ©ehweben in bem beutfehen Kaifer 5er-
binanb II., beffen Wichten, wie fid; nur aQju beutlich jeigte,
Ausrottung be« «ProteftantiSmu« unb für bie Solcje Semüs
tbigung auch t'« polittfchen «JSacht ©ebweben« war. 3n
Seutfchlanb war ber breißigjibrige Jtrieg (f. b.) enU
brannt; machtige unb flüge $<lbberren, jahlreiche Armeen
unb bebeutenbe ©elbmittel ftanben auf ©eiten ber Jtatboli:
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Gustav III. (Koni sv. Schweden) 302 Ortenberg
Itn, bie $roteffanten waren bem Unterlieae« nabe. Da
machte ftcb ©. auf, um bie Freiheit be« ®lauben«befennt>
niffefi, bem et mit ganjer ©eele in aufrichtiger grimmig*
feit anfing, ju retten unb für fünftige Seiten <3<b>eben
vor bet Ctferfucbt £>fheicb« ficberjuftellen. Vor bem ©$ei»
ben fleUte er noch feine SEocbter <Sr>rifltna (f. b.) btn
JReicböjidnben al« Sbronerbin vor. Cr trug gldnjenbe ©tege
m JDeutfoblanb baoon, aber muß te im .Kampfe für bie ©aclje
ber ©lauben*freibeit am 6. 9lov. 1632 in ber ocbkicbt bei
güfeen fein geben opfern. 6« ifl ungewiß geblieben, ob er
bureb bie feinblicben Äugeln ober bureb bie #anb eine« ge=
bungenen 3R6rber« gefallen ifl. ©ein fitiebnam würbe ein*
balfamirt unb nad? ©cbweben gebracht, fein £>erj aber in
ber JCtrcbe ju 9Reucben beigefefet. %n bet fcanbflraße, welche
von fceipjig nacb Cüfcen fübrt, liegt ein großer Stein, ber
©cbw eben fl ein genannt; in ber 9iäbe beffelben war e«,
wo bet große JWmg fiel
Gudtao III., Äfinig von ©cbweben, 1771 — 92 f geb.
1746, war ein perfönltcb. fct)t liebenSroürbiger, babei aber
cbrgeijiger Sürfl, beffen #auptbcjlrebungen babin gerichtet
waren, bie f6n. ©ewalt, welcbe in Schweben fct)r einges
fcbrdnft war, ju erweitern. Gr verfteberte firfi nacb feiner
SEbronbefteigung be« ÜÄÜitatrS unb bewirfte bann mit -öülfe
feiner Vertrauten eine Revolution, bei weichet er burc§ bie
bewaffnete SRacb t bie verfammclten 9leic$Sfldnbe 1772 jwang,
eine ibnen vorgelegte Serfaffung«urfunbe anjuerfennen unb
ju befcbw&ren. jObgleiä) nun ©. bemübt war, auf alle
SBeife jut Jöeglucfung feine« JReicb« beizutragen, woju e«
ibm ntdt)t an Mitteln feblte, ba er ein fet>r gebilbeter unb
geiftvoller SRann war, fo fonnte ibm fcoeb namentlich brr
Xbel nic&t »ergeben, baß er bie 9Racbt beffelben befebrdnft
batte. 35 te &etcb«fldnbe wiberfefeten ftcb. ibm unb al« ©.
ben Äriegan Kußlanb erfldrte, um einem alten JOunbniffe
mit ber Sürfei nacbjufommen, welche mit JRuplanb in Ärirg
geratben war, fo bracf> fogar in bem febweb. »6cere eine Gm=
pbmng au«. Um ben 2Biberfe(}Iicbfetten be« Abel« ein (Snbe
ju madjen, lieg ©. bie «jjaupter bejfelben gefangen fefcen
unb erzwang 1780 bie ttnnabme einer Urfunbe, burch welche
ba« fem. Änfeben noch mebr erweitert würbe. ©. ging mit
bem ?)fane um , bie {Revolution in granf reieb ju unterbrüefen
unb ba« Knfeben be« Äinig« Subwig XVI. aufrecht ju er*
halten. 3n biefer 2Cbftc^t fcbloß er einen Vertrag mtt ber
ruff. Jtafferin Katharina unb berief im 3an. 1792 einen
Reichstag nach ©efle. 2Rtbre vom bob«t Xbel hatten fieb Oer*
febworen, bm Jtinig ju ermorben, woburtb. fie ben ttbel ju
rddjen unb bei ber barauf folgenben Verwirrung jur #er=
flellung be« alten Hnfebcn« beffelben ©elegenbett ju finben
bofften. 3n ©efle fam ber ^nfcb)lag niebt jur ÄuSfübrung,
aber in Änfarjtrim (f. b.) fanb fufc, tm 2R6rber, burd>
ben ©. 1792 fiel.
&ut nennt man im XDgemetneit 2>a$, wo« feinem
3mecfe erttfpriebt, wabrenb XUe«, wa« bemfelben nicht o,^
mdfj ober entgegen ijl, fcblecbt ober b6fe 1)ti$,L 3n »e*
jug auf ba« geiilige jtaftin be« ÜRenfcben, b. b. m mora*
lifct)er iSebeutung, bebient man ftcb ber %u«brücfe gut unb
b&fe ebenfall« in berfelben SÜJeife, nur ba| man beftimmter
ben Swecf be« SRenfc^en im Xuge bat, ein vernünftige«,
qeiflbegabte« SBefen )U fein, welcbe« frei ifl, b. b« bie
SRacbt bat, in feinen £anblungen al« vernünftige« SBefen
ftc^ )u betbitigen. ^»iemaeb fallen gut, frei unb vernünf;
tig in Sin« jufammen. £>it Religion, welcbe in ©ott
ben villig banbem unb mangellofen ©eifl anerfennt, fpridj:
ben 3wecf ober bie S3eftimmung be« 2l?enfeben al« ©Ott-
dbnlichfeit au«, fobafj in ber hiebften VoUenbung (ber Hei-
ligung) be« Wen [eben ber menfcblicbe SßiQe mit bem gittli
eben SBillen Sin« wirb, unb ba nneb folefaer Vereinigung
mit ©ott jeber ÜWenfcb fheben foll, fo nennt fie gut, was
bem SBiDen ©otte« gemdfj, bife, wa« bemfelben juwiber iji.
2>a« wabrbaft %6fe ifl £a«, wa« ficr) gegen ben SBillen
©otte« (ben wabrbaft vernünftigen unb freien) auflehnt, ba:
ber bie Sieligion ba« 9)rincip be« &6fen in ber ^erfon be?
Zeufel«, be« SSiberfacber«, be« »ifen, be« flet« verneinen:
ben ©eifle« barflellt, beffen Slaebt aber bureb bie HJJenfA
Werbung ©otte«, bureb, bie Crlofung gebroeben (fL incem
ba« SBerf ber ©rlifung eben jene Vereinigung be« SRenfcben
mit ©ort ifl. — 3m gemeinen ©prarbgebraueb beteiebnet
man mit gut 3fUe«, wa« überhaupt nü^licb, firberlich, an:
genehm ifl, namentlich beißen ©üter alle S3efü)thümer N6
SRenfcben, unb wie biefer fowol ewiger al« irbifeber Statur
ifl, unterfc^etbet man ewige unb irbifebe ©üter.
Q$utmber0 (Sohann ober ^enne), genannt ©cm'
fleifcb^, ifl mtt JRecbt al« grftnber ber SJuebbr uef erfunfi
(f. b.) anerfannt worben. 6r würbe um HOO ju 3Raiu;
in einer ^atrijierfamilic geboren, welche jwei ©runbftucf
©utenberg unb ©en«fleifcb, befaß, nacb benen fie genan
würbe. ©. muß fiefj jeboa) nie in gldnjenben Vermigen
umfldnben befunben ober febon früh fein Vermögen verlort
haben, benn e« wirb erjdhlt, baß er von 1424 an in ©trag
bürg lebte unb b>« 1436 mit mebren Änbem einen öertrl
einging, nacb welchem er verfpracb, benfelben feine geheim
unb wunberbaren Äi'mfte mitjutbeilen unb biefclben )u i
rem grmeinfamen Vorteile ani^uwrnben. S93abrf<^einli
fehlte e« ibm an ©eib, um feine $ldne, welcbe fieber fcbi
auf bie ©uebbrueferei (ich bejogen, in Äuöfübrung ux bri
gen. 6« ifl gewiß, baß ftcb ©. febon um 1438 beweg
qer ©c^riftjeieben von ^olj bebiente. 2)ic ©<feaf(0>aft gn
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Gütergemeinschaft
303
Gymnasium
burA ben Sob etne$ «KttgltebeS, burA ben ®. fiberbte* noA Gfojmnaetum begeiAnet gegenwärtig eine ©Aul«, in
pcrfinlttfj in unangrnebme ©treitigfrtten errwictelt würbe, welAer JSnaben unb 3ünglinge eine wiffenfAaftliAe «orbil«
auwinanbet unb ©. begab fiA um 1443 nach feiner Sater» bung erbauen, welAe »onügu'A ben äwecf bat, biefclben
jiabt junitf. £ier fanb et enbliA 1450 in bem ©olbfAmieb gum SefuAe ber Unioerfttät »orgubereittn. 3m grieA. 30«
3o&. gu|t einen 9Rann, ber ibm (Selb gur HuSfübrung fei* tertbum aber Riegen ©»mnajten bie Orte, an benen ft'A bie
- rnbnen fHäne, bie et mit bet größten »egeiffrrung unb männUAe 3ugenb_na<fenb (grieAifA ©pmno«, babet ber
£x>i& erfte SBerf,
SiffearrliAfeit »erfolgte, »orfApf. 2>a3 erjte SBerf," eine
Sibel, fam gu©tanbe; aber rote fehle du e$®. auA mit feü
nem ©efdbrtcn guft ging, ijl tm Hrtifel S3u Abruderf unfl
bereit« gefagt worben. guft braAte ©.'8 SBerfftatt an fiA
unb fetfe mit feinem ©Awiegerfobn Vtta ©c^öffer bie
arbeiten in berfelben fort, ©n £Ratr)«r>err gu SRainj, Äon«
üb Jjummet , fefcte aber ©. in Staut, aitöbalb eine neue
Skrfjiatt für fiA ju erriAten, au« welcher balb mebre 8$ü*
<ber be roorgingen , unter anbern 1457 eine auSgejeiAnet
idfbat Xu*gabe ber 9>falmen. ©. gelangte »u boben Qfytn,
bie er burA fo lange ange|rrengte 2batigfeit unb feinen
ocmberifAen JBetftanb rool »erbtent 1,-attc. ©eine Drutferei
bcjlanb bii 1465, er felbfi würbe um biefe 3eit m ben
Xbelftanb ertjobert unb befAlofj fein für alle Bufunft unbe=
rubrnbar erfolgreiche« Beben am 24. gebr. 1468. ©ett
1831 rft gu #erjlellung eine« Denfmal« für ibn gefammelt
werben, welAe« »on bem berübmten ©ilbbaucr Sborwalbs
auS^efufjrt unb im tfug. 1837 gu fTOatnj aufgeriAtet
6ütrr0fTltfrn0Ct]afl (Tat. commnnio bonorum) tft ba«
jmifAen Eheleuten burA SBerrrag ober allgemein gültige ®e*
fe$e eine« Drtefi ober 8anbeö flattfmbenbe SJerbaltniß, naA
reellem fie gegenfettig an benjenigen jBeft'&tbümem (QUi-
tern), bie tbnen perfonltA guaebown, 3fnA«l ^aben. Da«
rbm. Sttty wußte »on einer folA«n ©ÜtergemeinfAaft niAt«,
inbem ba« SermJgcn be« fDtanne« t>on bemjenigen ber grau
ftft als gefonfcert betraAtet würbe, obfAon wdbrenb bet
dbe bem SRanne bie 9fu&nie|jung be« gugebraAten JBermos
$ml ber grau guftanb. 6« waren fogar ©Amfungen bet
gegarten unteteinanber , fowie ©ürgfAaften bet grau für
ben SRann »erboten unb bie ©Idubiger be« «Kanne« burften
f4 mtftt au« bem 5Berm6gen bet grau entfAdbigen. 3e*
benfaM ging au« ber bobern ÄuffajTung ber @b< burA ba«
<^rif!ent$nm, rvelAeS ÜSann unb Sueib aU -u dinem um
trtnnbaren ©anjen in bet ®)e »erbunben barftellt, ber Sät-.
Srilf ber ©ütergemeinfAaft bfr»or, obgleiA f»A W«f« ™9™
«« tortroiiprenb tn Änreenoung rommenoen rom. inerte
weina» bei aüen «^rtftlid>en SJilfern jum allein unb »oU-
Hhtut geltenben SteAt^»erbdltni{fe erbeben fonntr. Son
bet ©ütergemeinfAaft blieben bie 2ebngüter ßet6 unb bie
ctamtngütet in ben meinen gdllen au^qefAloffen; balb wet;
Ära in fie alle ererbten nnb erworbenen ©fiter begriffen
(allgemeine ©ütergemeinfAaft), balb nut bie wa>
trab ber (Sbe erworbenen (partielle, b. b* tbetlwetfe
•ntetgemeinfAaft), balb tritt biefelbe unmittelbar mit
Scbjie§ung ber (gf>t ein, balb erft naAbem biefelbe 3abt
unb Zog beftanben bat, balb enbliA nut bann, wenn .Hm-
ber tt* berfelben bet»orgegangen ftnb. SRit bet ©ütetge»
mcmfAaft bdngt bann auA ba$ gegenfeirige SrbreAt bet
Sbeltute jufammen. Die bet ©ütergemeinfAaft entgegenjies
lenbe Xnorbnung bet 83erm6gen*angelegenbeiten ber cbeleute
•w* bem r6m. ÄeAt wirb Dotalfoflera (»on dos, bie
m0) genanm.
Warnt) in aOetlei SeibeSübungen, a(8 SJingen, Saufen, Situ
fen mtt 8anje unb SBurffAeibe, gaujtfampf, übte. IBalb
famen bier niAt nur bie Jtnaben unb Sünglinge mit ben
bie BufjtAt fübrenben Sebrern »ufammen, fonbern auA bie
greunbe bet 3ugenb fanben fiA ein unb befonber« bie,
welAe fiA angelegen fein liefen, biefelbe geijKg }u enieben,
namentlich bie ftyilofopben mit ihren dltem unb jungem
©Aülern. Um ndmliA im Ältertbum ju ben b&bern 2Bif«
fenfAaften gu gelangen, mugte man ftA, ba rt feine »on
©taatBwegen angefleUte 8ebrer gab, an einen aufcjejeiAne.
ten 9)bifofo»ben (bie 9>^tlofoprjie begriff jugleiA fajl alle
übrigen 23iffenfAaften in fiA) »erfönÜA anjufAÜef en fuAen.
^uA tte Srtiichfeit biefer ©pmnaften wat gu folAen 3u«
fammenfünften febr geeignet Anfang« ndmlicb beffanben
biefelben gwat nur au6 offenen, einfach etngegdunten $ld^en,
mit »erfAtebenen Vbtbeilungen für bie »erfAiebenen Tfrten btt
äampfTpiele, als aber bie S9ilbung, bet SReiAAum unb bie
^Dracbtliebe bet©rieAen, namentliA bet Athener, »unabmen,
wutben biefe ^läfee erfl mit fAattenfpenbenben fBaumen be»
pflangt, bann mit Säulengängen umgeben unb enbliA }u
praAtooHen, weitläufigen, mebre Äaufenbe »on SRenfAen faf>
fenben ©ebduben umgewanbelt SfotzmtS (Wltxtux) unb
rafle« (^ertule«) waren bie ©Au(jgittet bet ©»mnaften,
tbnen wutben babet Xltdte unb ©tatuen erriAtet, unb an>
bere JBetjierungen bilbeten SarfleUungen berühmter Felben,
fowie ©emdlbe* unb 93i(bneratbeiten, welAe ©egenjldnbe au$
ber ©efcbiAfe unb 3R»Aologie barjlellten. ©olAft ®»mna|ten
gab eS in Ätben fünf, untet ibnen bie Jlfabemie (f. b.),
wo Button, unb bad öpeeum (f.b.), wo ÄrifioteleJ lehrte.
Such biefe beiben 91amen ftnb fpdter gur ä^egeiAnung ge*
lebrter iBilbungSanfialten gebrauAt worben. Die grieA-
©ymnaften würben gur Jtatfetgett auch in Rom nachgeahmt.
»on ben Übungen in ben alten Qomnaften ift bie
©pmnaßif benannt worben, bie .ftunß bet ßeibeSberoe»
gungen. ©ie würbe bei ben ©rieAen »on ftübeßet J(inb<
bett an geübt, um bem &6rper ©ewanbtbeit, Araft unb
©Arbeit gu »erfAaffen, unb galt für ben mefentUAften
Äbeil ber (Jrgiebuna. 3eber freie 2Rann mußte in bet gpmna*
ffifAen Aunft geübt fein, auch wenn er niAt »orgüaliA
bem Jtriegerfianbe angeboren wollte: boA war jeber Bür-
ger einer grieA- ©tabt auch S3ertbtibiget berfelben unb ©rret--
tet füt fte. Um ftrcngften roaren in ber ©omnafhf bie
©partanet, am meinen fünfiletifA auSgebtlbet bie Xtbener.
3n Qi^tta würben auA bie SRäbAen gu gpmna(rifAtn
Übungen angebalten. 9Jicht jebo A nut als ©egenfianb ber Ox*
gieb^ung würbe in ©rieAenlanb bie ©pmnafrif betraAtet, fonbern
eS gab auch ÜRenfAen, Xtbleten (f. b.) genannt, welAe
berfelben »orgugSroeife tbt gange« geben wibmeten, fobaf
»on tbnen biefelbe a(3 eine freie Jtunff geübt würbe, ^iergu
gaben &erantajfung unb ©elegenbeit bie öffentlichen ©piele,
gu benen bie ©rieben an befhmmten Seiten unb Orten »on
nab unb fern gufammenfh6mten. Spicx würben Admpfe im
Ringen, Saufen u. f. w. angefhQt, unb bet ©ieget genoß
ber gr&fjten &)tt, fein 9?amt würbe in gang QneAenlanb
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Gymnasium 3C
genannt unb bic Stabt, welche tbn hervorgebracht, prieS
fiep glütflicb. Die Athleten übten ßcb namentlich, im gauß«
fampf unb jwar in ein« eignen 'Äbtbeilung beS ©pmna«
ßumS, «Paldßra genannt. DiefeS ©ort ijt iebot^, befon«
berS fpater, oft glei<pbebeutenb mit ©pmnaßum gebrauch
worben. Da man bie ©pmnaßif nicbt allein als
eine «Borübung »um JCriegSbienße, fonbetn äud) als be*
ßeS (friiebungSmtttel, enblicb alS wirfliebe von ben Ätble»
ten geübte Jtunß betrachtete, fo unterfebieb man bange»
maß auep brei verfebiebene Zum ber ©pmnaßif: bie h\u
getifepe, bie bidtettfdje (bie auf baS f6rperlid>e «Boblverbafr
ten berechnete), unb bie atblecifcpe. jjaufen, «Reiten, gapren,
«Ringen, Springen, ©ogenfebiegen , «EBerfen, ged)ten roa*
ten ©egenßanbc ber triegerifepen ©pmnaßir' um fo mebr,
ba cS bei bei JWegfübrung ber tftten mebr auf Jtraft unb
©ewanbtbett be« einzelnen anfam, als gegenwärtig, wo
bie Schlachten bureb bie «Bewegungen ber «Waffen entfebieben
»erben, ric bidtetifebe ©vmnaßit hatte aueb noch 33allfpiel,
JKanj, SSdber unb Salbungen jum ©egenßanbe. über bie
«tplerifcpe ©pmnaßif, 2Ctbletif, ©pmnif ober Hgonißif
f. «tpleten.
3n bet cprißlicben «Belt fah man mebr barauf, ben
©eiß, als ben Jtc-rper ju bilben, unb fowie fiep bie
SBiffenfcbaften immer mebr auSbilbeten, fanf im gleichen
3Raß< bie SBefcpdfrigung mit geibeSübungen. 3ur Seit beS
StiitettbumS galt eS noch für bie beS freien 2RanneS am
meißen anßdnbige 93i(bung, in 5panbbabung ber SBaf*
fen gefebieff unb bureb .Kraft unb ©ewanbtbett auSgejeid)'
net ju fein. Seit aber bie rittertieben Übungen in felis
lieben ©pielen unb bet ©ebtaueb ber «Baffen, um ßd>
«Kann gegen «Wann JRecbt ju vetftbaffen, immer mebr ab*
famen, Die geber mäcbtiger würbe als baS Schwert, unb
S6lbnet an bie Stelle ber alten «üolföbewaffnung traten,
famen bie fieibeSübungen ab. Stetten , gelten mft 5pteb*
unb Stoßwaffen, unb SJanjen waren faß noeb bie emjigen
Äünße, weltpe jur ttuSbilbung förderlicher ©ewanbtbeit be*
trieben würben; aber au* fte waren fetneSwegS wefentlicbe
©egenßdnbe ber Urjiebung, fonbern würben nur von ben
SBoWbabenbern in. ben fpdtem SünglingSjabren als ®e»
genftdnbe beS Vergnügens betrieben. £ic SRilitairfcbulen
unb bie Stittcrafabemicn waren bie einjigen SDrte, wo biefe
fogenannten ritterlichen Jtünße noch in ben GrjiebungSplan
aufgenommen waren. Xuf ben Univerßtdttn erhielten ßcp
mit ben Quellen bie geebtboben. 31(3 aber bie SDeutferjen
bureb bie Siege unb (grobenmgen 9tapoleon'S aufgerüttelt
würben unb bureb hatte Sdjicqale erführen mußten, baß
bet «Kenfcb jur Sicpetbeit feiner Freiheit mit bem Äopfe
nicbt allein ausreiche, als bie Sölbner einem begeißerten
geinbe gegenüber ftcb als unbrauchbar bewiefen bitten unb
enblicb, jum Sturj beS mdebtigen übermütigen ffeinbeS, bet
©elebrte baS Stubirjimmer, ber Sauer ben «J)ßug unb
bet 5panbwerfer bie 2Berfßatt verließ unb für be* SJater»
lanbeS (ihre unb greibeit bie «Saßen ergriff, ba lernte man
bie »orjüge eine« fraftigen, gewanbten unb geübten 8eibe8
wiebet fcbdfcen. SRicbt allem wutben feitbem bie 83ür«
ger beS Staats als bie einjigen natürlichen unb würbi»
gen SSertbeibiger beffelben wtebet anerfannt, fonbetn man
machte aueb wiebetbolte SScrfudie, in bie 3ugenberjiebung
bie ©prnnaftit aOgemein wiebet einjufübren. Söon tseurfeb.
ianb ging biefeS SJefireben auS unb fanb aueb balb in an»
4 Cryps
bem europ. £dnbern JBeifall. SBieber^tm bilbete ftcb bti
«öerfolgung beS pdbagogifeben 3wecfS bie ©pmnafh'f fpflt:
matifcb auS, unb man nannte bie auf beutfebem SB o ten
felbftdnbig neu erwaebfene Jtunft mit einem beutfeben SBortt :
Surnfunß (f. b.). Siefe würbe jeboeb aufgeboben, weil
ftcb politifcbe ©ejlrebungtn mit ibr »eteinigt bottm, weldie
bie ^Regierungen nicbt gutbeißen fonnten. SBte fehr aber
baS SBiebetaufieben ber ©prnnaftit im ©eifte ber im
liege, bot ftcb baburd) bargefban, oaß ftcb in neuefter 3cit
an vielen hörten, namentlich in «Berlin, Bresben unb Sn>
jig, neue 3njhtute gebilbet haben, «eiche bie gefdbrlicben
«Rebentenbenjen mit bem anruebig geworbenen Warnet; ber
Surntunft abgelegt unb nur an ber einfachen Xufgabe:
Übungen jur gdrbetung- ber ©ewanöttjeit, Jtraft unb ®e»
funbbett beS JtörpetS feftbaltenb allgemeinen SeifaU gefum
ben fabm. es iß ju boffen, baß ficb> dbnh'cbe gr)nuM#
febe 3nßitute na* unb nacb mit allen (SrjtebuncjS» unb
Sdmtanßalten t>erbinben werben, bamit man auf umfajfente
3öeife a^f benämeef aller etjiebung^binarbeite: baß ein ge=
<&limno0Opr)ißtfrt, b. % naefte «Seife, würben bei bin
alten ©ried)en bie im 9{ufe i- oher «IBeiSbeit üebenben in».
SBctfcn genannt. (SB ging bie Sage, baß biefelben ßtt*
unbef leibet gingen, wabrfebeinlicb aber begebt ßd> ibr9tamc
nur auf gewtffe S9ußübungen, welche biefelben mit entblößtem
Jt6rper »ornabmen. @S beßanben ndmltcb bie 5panbliina.cn
ber grdmmigfeit, burdj weldje fi<b bie inb. «JJrießer in btn
Stuf ber 5peiligfett festen, großentbeiö auS allen Ärten cca
ßualen unb 2Rattern, benen ße fiep unterwarfen. Sfere
Selbßwerleugnung ging dfterS fo weit, baß ße ftcb t»"«
qualvollen «£obe ausfegten, j. Jö. ßcb felbß auf einem g±:
terbaufen verbrannten. 2tußerbem führten ße ein nur bet
Selbßbetradjtung, ober »ielmebr bem.untbdtigen «ßerfmfeit
ift bie gBetracptung ber «Ratur gewibmeteS geben. 2luS ben
©pmnofopbißen ftnb im «erlaufe ber 3eit wabrfcpeinlicb tit
jeftigen oßinb. gafirS (f. b.) hervorgegangen. , , ... ^ >.
<ec>rjps ober fcbwefelfaurer Jtalf iß ein 9rtncmf,
weldjeS in verfd)iebenen 2frten vorfommt, bie ßd) burd> ibr
©efüge von einanber unterfebeiben. Der fpatbige ©poS,
aueb graueneis, grauenglaS ober SRarienglaS ge=
nannt, ßnbet ßd) in fn;ßaUinifcben «JRaffen von bldtrrigera
©efüge obet in ©eßält von Jtrpßallen, welcpe fcbiefgei'cb^
bene Sdulen bilben. (rr Idßt fiep leicht in bünne »lütter
fpalten, bie bann grau werben, farblos burcbßcbttg ßnb unb
einen ßarfen «Petlemuttetglan) btß^en. 2)fan ßnbet ibn
bdußg in Sacbfeu, S3aiern, $ranfreicb, ber Sd;wei) u. f. n>.
35et fitnige ©ppS iß betb unb von mebt bict)tem @e>
füge, weniger burepfrbeinenb. Seine garbe gebt vom Schnee^
weißen inS SiikbüdH, ©raue, »laue ober ©elbe. JMe Ät»
ten, weld>e am feinften unb retnßtit ßnb, werben X(aba<
ßer (f. b.) genannt. £ft gebt baS ©efüge biefer ©ppSart
in baS Scpuvpigc, unb bann nennt man ben ©ppS, wenn
er jugleicp febneeweiß unb von geringem 3ufammenbange
iß, ScpaumgppS. Der gafetgppS pot ein fafrrigr?
©efüge unb bilbet einzelne Stdngel. Die ©ofbfcbldget b^
bienen ßcp beßelbcn, naebbem er gepulvert rwrben, jum
JBeßreuen ber ©olbfcbldgerbdutd?en. — Der reinße ©ups
wirb alS 2(labaßer ju Söilbwerfen u. bgl. benu^t. Die utt=
reinem Sorten werben gebrannt, wie JKalf, bann gemalten
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305
x\< t'o ole gebrannter ®»pö ober Sparfalf in Um
£jnttl gtbracfct. Der ©pp« entpalt rtdtnlitp im natürlichen
Su^aa^e fefjc viel Safer, welches burd) bat 83 rennen in
£ampf »ttraanbelt unb ausgetrieben wirb. Der gebrannte
@ppe lifi fiep aber (cht leitet im ® äffet auf, unb intern
er fiep mit bemfeiben $u einem fegen Ä6tpet »erbinbet, er*
fwttt et alibalb triebet. 'Äuf tiefer (figenfebaft berufen (et>c
eide ÄnwenbungSarten be« ©ppfe«. 3Ran bebient ftcibtf»-
felben att SWrtel«, ju ©tuef unb überhaupt gum tlberjuge
für Detfen in 3immern, audj jum 'Äu«giefien ber gufjbö*
ben. ©eftr brauebbar ifi ber önpä jum Äbformen leblofec
unb »ol auep belebter ©egenftdnbe. Der in SBaffer aufge?
Mt ®pp« wirb übet ben ab jufortnenben ©egenfianb gtgof*.
In; er bringt in a&Y »ertiefungen ein unb ifi in futjec
3tit erjtorrt. Stimmt man nun bie feßgeworbene «Waffe ab;
fa bat man einen gang genauen ffbguj», ben man wie*
Ott ju neuen 2fbgüffen benufcen Fant. SJerm {Bereiten
ber Stereotypen j. 83. wirb jebe Seite eine« föutp«
au« ben eimeinen metallenen Jöucpftaben jufammenge*
fefct, bann ein ©ppäabbrucf in angegebener SBrife ton ber»
feto genommen unb in bie auf biefe letept unb fcbnell ge*
roonnene Sonn geftbmoljene« 2BetaU gegoffen, welche« nach
tem gtf arten eine platte gibt, bie jumDrucf benufct wirb.
Xua) von Sföün jen , SBilbwerfen, »on Seteben u. f. w. nimmt
man in äbnlid)er fBeife Hbgüffe, um fte wiebex ju formen
w jiwite Äbgüffe (®pp«figuren) $u benufcen, welche ben
£iia,inal»erfen genau entfpretben. ©ogat »on ben ©eftep*
lern lebenbtt f)erfon«n fann man ©ppäabgüffe nebmen.
Die Berfertigung »on ©pp«ftguren wirb befonber« in 3ta-
lien, »öbmen unb in »iclen ©cgenben Deutfcblanb« ftarf
betrieben. Die berumjiepenben ©pp«fignrenbdnbler,
Mftk man in ganj Europa unb fogar In anbern SBelttbeü
Im finbet, fommen faft alle au« 8ucca. 3n ben ©ebirgen
von gutta befestigen f£cr> gegen 2000 2Jtenfd)en mit Än»
ferttgung fo lebet gtguren, unb ber größere Speit wanbert
umbtr. SWit ferjr gutem ßrfolg bat man fich, namtntlicjp
in (fnglanb unb in ber ©cpmcij, be« ®ppfe« jum Düngen,
wrjugltcp be* SSiefenlanbe« unb btr Jtleefelber, bebient.
El«
ijaag cter t er #aag, eigentlich «'©raoenbage, fran^
' I» Haje, bie .fpouptftabt ber sptopini ©übbollanb im
«imareiepe ber Siieberlanbe unb 9tefibenjftabt be« Äonig*
r« 'Äeberlanbe, liegt unfern »on ben Dünen, roelc&e picr
Ne 9torbfee bilbet, unb gebort ju ben wenigen £>rtfcpaften
in 'Öodanb, roo ber Jßcben ttoefen , bie Suft rein unb gefunb,
M SBaffer jiemlicft gut ijl. ©ie bat etwa 56,000 @nw.
Uk rann in «grinftyt tprer 8auart für eine ber fünften
»tobte in Europa gelten. Die ©trafen, unter benen fi$
ite ^riajengrat^t aujjeicj^net, finb febr regelrndfig, jum 2^eil
m«t fafeigen gebrannten ©teinen »ortrefflieb gepflafiert unb
W reiben ©etten mit äödumen bepflanjt. Die ©orjüglicbften
finb: ba* ^au«, in meinem fwb. bie ©eneralfiaa.-
I« ber SRonrntbie »erfanuneln; ber 9>ataft brt Äinig«;
M Ütatybaud; bie g»fe. Jtirtbe mit einem beben fäitdu
gen 2hmne; ber neäe Scmpel, bie @etreibeb6rfe unb mebre
anbere, 9>ri9atleuten jugeborertbe ^alifie. >|>anbel unb ©e*
werbe ber ©tabt pnb »on feiner bebeutenben Äuäbebnung;
bagegen gibt e$ »orrrefflidje Än^alten unb Sammlungen gut
©efbrberung ber 2örffenfct>aft«n unb Äünfle, »on benen mir
bie j&ibliotbef unb tas SRün)cabinet be6 Mni&ß, bie böbere
Sebranftalt unb rarere gelebrte ©efeUftbafttn anfubrtn. 21m
^alafte be« ?>rinjen SRorii »on Sfcujau befmben P4> eine
Sammlung »on ©emdlben, befonber« alter boMnb. unb
fldmifdpet SEReifler , ein (Sabütet et) tun", unb japan. ^erhvür»
bigfeiten unb manie anbere Seltenheiten. Die Umgebun*
gen bed «£>aag finb auegejeitr^net anmutbig. Äuf ber einen
Seite ber ©tabt ifi ein jtett belebter Äanal, auf ber ans
bern ber fogenannte 33ufcb, ein für .jSoUanb anfebnli^er
SBalb, in roelrbem tas .öauc» im 'Bu\&>, ein (6n. tfufrfcbioü,
liegt. SQiefen unb ©arten, gegiert mit anmutbigen &tnbs
h a uff nt , febmüden bie anbern Seiten ber ©tabt. (Sin büb«
frfjer 9Beg fütrt nacb bem faum eine ©tunbe entfernten
Sifcbettorfe ©epepeningen, befjen ©eebdber ftarf befudbyt
werben. 3m ©üboßen vom <£>aag liegt ba« Scr)lof 9t o 6*
wiif, befannt burd? ben grieben, welcper biet im 3. KW7
jwifeben bem beutfepen Jlaifer, ©panien, Cfttglanb, vf>oUanb
unb Jranheicp abgcftploffen würbe. 3um Änbenlen an ben^
felben ifi ein Dbeliäf errteptet worben.
jtjtwre finb bie elafKfcpen, bünnen, fabenartigen, in gro:
fer «Wenge bitpt beietnanber jlebenben Ä6rper, welepe ben
metflen ©«iugtbteren jur SSebrcfung entweber be« ganzen
Äirperö ober einzelner Steile beffelben bienen. ©ie baben,
wie bie 9tagel, bie (gigenfepaft, ba0 fte, namentlid) wenn
man fte »orber abgefepnitten, wieber warfen unb fommen
»on febr »erfepiebener iange, ©tirfe unb $arbe vor. ^tuep
ipre gorm ift »erftpieben, infofern fte entweber wollig,, (oefig,
fcblicpt ober flruppig ftnb. Seim SJtenftpcn finb t$ na=
mentlicb bec obere unb Wintere S^eil be« Äopi>, bie ©e*
fcblecpt«tpei(e unb bie 2Ccf)felt>6r>(en welcpe bepaart ftnb, unb
beim iWann überbte« noep ber ptntere Söcii ber SBangen,
ba« linn unb bie Oberlippe. Die ^aare an biefen ^>ci-
len, bie ©artbaare, unterfepeiben fic^ »on ben 4>auptf?aaren
befonber« burtfe gt6|lere ^ärte unb Dufe, »elcpe* jebotö
bauptfdepliep eine $o(ge be« pduftgen 3tbfcpneiben« berfelben
fein mag. (©. JBart.) 3ebe« «aar bilbet einen »on ian
ten naep oben fpi<j julaufenben Äoröer, unb bat am untern
Zt)t\lt ein f leine« ©aefepen, ba« au« »erfäiebenen uberein»
anberliegenben S3lattä)en befiept unb mit bem e« in ber eut
feflft^t. ©erraeptet man ein <^auptpaar mit «^ülfe eine«
ftarf »ergröfjernben SDtifroffop«, fo erfepeinen bie lauter
beffelben bunfler a(« bie SDhtte, unb man bat bierau« gc«
fcploffen, baf iebe« ^aar eine Ötöbre bilbe. Die etafHcitdt
ber 'paare fiept man ntebt allein barau«, baß fte gebogen
wteber in it)re »ortge Sage )urücffebren (worauf bie Sie;
nufeung ber ftdrfern Xbietpaare ju S3ürflen berubO, fonbern
auet) au« bem Umflanbe, baß man bie £aare um eine an»
ftbniicpe üdnge anhieben fann unb baf biefelben lo«gelaffen
wieber aufammenfapren. Hutp burcp bie geutbtigfeit »erldns
gern fieb bie ^aare önb »erfürjen ftep wieber betm Srocfnen,
weswegen man fitp berfelben jur ^erftellung »on «ppgro-
metern (f.b.) bebient pat. 3ebe« ^aar bat einen blattigen
igmzea Dy
Google
Haare 3*
ttberjug, welcher e« auch nach bem »trennen wm Äorper
ober nach bem SEobe nod) febt langte wr btm öerberben
fiebert. 2Ran fagt fogar, baß an Seichen bie Haare, fowie
bie SWgel, noch längtet 3eit fortwaebfen fouen. SSa« bie
Barbe be« Haupthaar« berSRenfcbcn betrifft, fo frabet man
im attgememen bei ben in wdrmera Öeaenben wohnenben
SKenftben febwane«, bei ben in falten ©egenben lebenben
blonbe« £aar. Da ba« .panptbaar be« SRenföen eine bet
fchön|ten 3ierben beffelben ift, welche«, im gall e« au«fdtlt,
nur mangelhaft burdb beriefen unb ^aartouren erfefct wer*
ben fann, fo ift e« rdtbltd), auf bie Pflege beffelben forgs
fdltig Hebt ui haben. 8leinlicbfeit ift bie wicbtigjte Setin;
gung für baö ©ebeiben be« -paar«, unb bicfelbe wirb Oorjüg»
lieh burd) bdufige« Ädmmen bef6rbert. $dufüe$, wol gar
tdglich wieberbolte« SBafcben be« Äopf« mit Sßaffer i|t nur
bann amuratb.cn, wenn ba« Haar eher ju biet al« ya wes
nig getttgfeit fcat. Reibet ba« ^aar an Srodenheit, fo fann
man fid) eine« unfcbdblichen £>l« ober einfacher $omabe bes
bienen, um a gefchmeibiger ju matten. Der ^>aarwud)5
wirb burd) hdufige« Ebfchneiben bef6rbert, unb bei langen
paaren foB man alle 3 — 4 SBocben bie ©püjen abfebnei»
ben, »eil bann bie #aare weiter wad)fen, welche im entge*
gengefegten Salle bdufig ftcb fpalten unb nach einiger 3eit
aulfauen. grauen bürfen ba« ^auvtbaar nicht ju fe(i bin*
ben, ftcb feiner wollenen ©dnber beim Sinben bebienen,
muffen baö {fett »orm ©rhtafengeben aufjtöfen u. f. w.
Da« «Brennen ber ^aare i(l flet« nachteilig unb barf we*
nigflcn« nur fetten unb nicht mit ju Reifem ©fen angewem
bet werben. SBafcben mit SEBeinefftg foß ba« $mt frau«
machen unb ba« SBach«tbum beffelben bef&rbern. gdtlt nach
einer heftigen Xranffeeit ba« -paar ftarf au«, fo fann man
bem gdn}lt$en JBcrlufic beffelben baburch vorbeugen, baß man
ba« -paar glatt abfdjneibet unb einige 3eit lang bdufig ab*
raftren lagt. (Sin bebeutenbe6 gorberungömittel bes .£>aar»
wuebfe« iß auch, ben Stopf fo v'cl «1$ möglich bloß ju tra*
gen. JBefonberS muß man ftd> »orju »»armer .Jtopfbebedung
buten. 55er wenig juoerldfftgen Sttittel, ba« Ausfallen ber
Haare gu »er^inbern unb an (angeworbenen «Stellen neue
^aare ju erjeugen, finb fe^r oiele, namentlich ^aben eers
fdtiebene ^aarole große 3fn»rrifung erfahren. 3(1 ber ®runb
beö ÄuSfaöen« ber ^aare allgemeine Äirperfdtwddje, fo wirb
fd>werlid> irgenb ein ortlid) angewenbeted SRittel von 9Bir*
fung fein. 3u ben unfd)dbli^ften SRitteln get)6rt jeben
3tbenb wieberl>olteß SBafd^en be« Jtopfd mit gut getopftem
»iere unb einreiben ber Jto&föaut mit ÄinbSmarf. Um
attju btüt, namentlich rotbc -paare, bunfel ju fdrben, bat
man gleichfalls toiele Littel, weld)e jefcoct) jum ^bfil ben
paaren, jum 2 heil aud) ber ©efunbbett überhaupt nad>*
tbetlig ftnb. ©n wirffame« SRittel ifl, bie Haupthaare tdg»
(ich mit einem bleiernen .Ramme )u fdmmen, unb um baS
£(ei fchneller aut^iSlict) ju machen, fann man ben Aamm
mit &fftg befeuchten.
Xxti £aat ifi »on jeher al« eine große 3ierbe be« 5C6r=
perS betrachtet worben, unb S36lfer, welche bem Haupthaar
feine Achtung fd)enfen, wie bie Zürfen, bie baffelbe fahl
abfdineibrn, pflegen befio größere ©orgfalt auf bie Erhaltung
be« ©arte* ju »erwenben. »ei ben alten £ebrdern galt /rftahl»
fopf" für em arge« (Schimpfwort. Die alten »6ffer trugen
fimmtlich baS .^>aar lang, unb lange« £aar galt für ba«
3cid)en eine« freien ÜRanneS, wdhrenb man ben ©flaoen
€ H aar seil
ba« £aat tun abfd»nttt. Xud» war ba« £atrabfchaetbra
eine ©träfe für »erbreeber. J>te ©ried>en unb Slomer toer--
fehnttten ba« .paar fpdter fo weit, baß es bureb feine Wnge
nicht unbequem war. ©ie wenoeten große ©orgfalt auf
ba« .S räufeln be« -paare« unb bie grauen trugen lange«
^aar in jierlichen gled>ten unb fe>den. Äud» falfc$e« unb
gefdrbte« $aca würbe W biefen B6lfern fchon getragen, fte
hatten grifeuc«, unb bei ben Wörnern galt namentlich rötiv
liehe« Haar für eine torbönbeit. ©ie ließen baher Haare
»on ben Monben 2)eutfchen fommen, unb bie reichen 9W»
merirmrn brachten ©olbfiaub in ihre «paare. Sri ben gram
fen trugen t>oqug«wetfe bie jum f6n. ©efcblecht ©ehirigen
lange« fliegenbe« $aax, fpdter würbe biefe Sfcratht ein Bor*
recht aller Grbeln. Die grauen haben fafl ju allen 3etten
unb bei allen S36lfern lange« ^>aar getragen; bie 9rdnner
mußten e« aber bäunq oerfürjen, weil e« U)nen beim Ärieg«»
bienfte befdjwerlich (fei. Xuch ba« ßhtiftenthum würbe em<
Seranlafjfung, baß bie langen -paare mehr unb mehr abfa<
men, benn man erblicfte in bem langen £a« ein 3eid>en
weltlicher ©telfeit. Die ©eifllichen fdtoren taber ba« -p.v.
3um Zbeil ganj ab (f. Sonfur); aud) würbe ba« Äbf*.
ren be« Ha"Plhaare« ein 3«id)en ber »uße. Unter Äönig
granj I. eon granfreid) fam am franj. Hof« M* 2R°be
auf, furge« -paar ju tragen, unb aß unter gubmig XIIL
bie langen -paare wkbec ÜKobe würben, fegte man tye
rüden (f. b.) auf, meld)e, bi« jur b6cbften Unnatur an«ge>
bilbet, nur batum in gan) ©rropa Aufnahme fanben unb
fid) lange Seit erhielten, weil fte bequemer waren al« eigne
lange .paare. 3e|t ftnb bie rüden, bieBöpfe unb^aar*
beutet abgefommen unb man trägt ba« -paar wieber ein*
fach, dhnltch wie bie ©riechen, nur baß e« im Kaden, um
feter mobemen Äleibung erttfprecbenb, furj gefroren wirb.
Die Haare werben welfach angewenbet. Xu« ben 9Ken«
fchenhaaten macht man allerlei jierluhe Arbeiten, Singe,
Sanber u. bgU unb fett fogar ©emdlbe au« benfelben
fammen. SJor^üglid) werben biefetben aber jur -perfieliu:!-;
toon ^erüden, Haart0l:u':i (lux »ebedung einzelner fahlen
©teilen, ©lafcen, auf bem Aopfe), Soden, glechten u. bgl.
gebraucht. 3n neuerer 3eit bat man bie -paare febt gefchurt
au« ©eibe narbaemad)t. Die -t>aare ber Shiere, namentlich
ber ©chweine, ^ferbe, Slinber, Ädlber, 3iegen, »ehe/ H4'
fen unb »iber, werben üielfach wrwenbet: ;u Sarffen,
?)otflan, gi(3, ^)tnfeln, Deden, 3«ud)en, ^Mtfohten, 5Bios
linbogen, ©triden u. f. w. Haorbeden ober Ha<>Ttu,*
bereitet man au« (ehr oerfcbicbcncn Hrten oon H<wten, tbeil«
mit, theil« ohne einen 3ufa$ von SSotlen* ober «einen'
garn ober ©eibe. Diefe ©toffe finb bemna(h aud) vm fehr
oerfchiebener ©üte unb bienen theil« ju Eppichen, 3R*hel<
überjüaen, JRcgenntdnteln, theil« ju ^ferbebeden, |)reßtü-
chern 'in ßlflampfen u. f. w. ÜRebre flrenge ÜR6nd)«orben
haben bärene ©ewdnber al« £)rben«fletbung.
^aarseil nennt man ein leinene« «anb ober eine «u«
feibenen ober baumwollenen gdben bejtebenbe ®iefe, »ddv
burd) bie dußere ipaut gegogen wirb, um in ähnlicher Xrt
unb ,}u bemfelben 3wede ju bienen, wie bie gontn»
nelte (f. b.). 3u ber Benennung mag wol Sieraniai
fung gegeben haben . baß fid) bie Älten ju gleichem 3»ed
ber ^ferbebaare bebienten. Der gUid>fam unter einer fruU
brüde burd)gejogene leinene Streifen, ber bocbfien« »
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Habeas - Corpus - Acte 30»
Hafer
un 3eU breit fein Kirf , ober gegen jreei guß lang fein
muß, wirb burd) einen angemefjenen JBerbanb befefh'gt. 3ft
bie diterung, eingetreten, fo wirb ber SBerbanb täglich ein*
h't öfter erneuert unb bei ber jebeämaiigen ßrneue;
rang baS ben citernben SBunbfanal grabe au&fullenbe unb
au! tiefem hervorgezogene Stücf beS leinenen Streifen ab»
au'cfcnttten , biefer aber nachgezogen unb abermals befefiigt
Ii f. iv. 3e nach bem Sifee bed Übels, gegen welches man
J&aarfeil anbringt, wählt man verfcbiebene ©egenben
M JunperS jur Anlegung. %m ^äufigflert bringt matt eS
im Sünden an, außerbem aber auch an ber SSrujl, in ber
gtber* unb SRagengegcnb , am Unterleibe, an ben IDber»
fAtnfem u. f. w. (SS finbet in einer großen Bnjabi, na»
iricntlid) langwieriger, .ÄranfbeitSzufiänbe Änwenbung unb
iii mitunter von ausgezeichneter -igmlwirfung. So bot man
bei manchen ©ebirnleibcn empfohlen; ganz vorzüglich
cber bei bartniefigen Äugen: unb SDbrenentjünbungen , bei
auspuffen nuS ben £>bren, ßungenfchwtnbfucbt u. f. n>.
jpüufiger nod; ijl feine Xnroenbung in ber S£^tert>eilfurtfl.
j^abfttfl-(Eorpu8-^rte (bie) tft eins ber wiebtigften
ufefee ber engt. SBerfnffung. Sie würbe bem J?onige,
H.irl 11., welcher biefelben ^rineipten ber ffiififürberrfcbaft be*
fplgtf, welche feinem Sater geben unb Shron gefoflet bitten,
m rem Parlamente 1T>79 abgebrungen. 3br nathfter 3wec!
v i SServolIftänbigung ber greibeit ber Untertanen unb
tung ber ©inf erferung , außer in gäUen, wo baS
l-:i'cb tiefclbe auSbrittflicb befiehlt. Schon bureb bie Magna
rkäte unb bie ibr folgenben, im Saufe ber 3«it ben ebenfo
fcfm?atr)en al§ böswilligen £errfcbem abgerungenen ©runb:
gefe&e waren bie Siechte unb greibeiten beS SJolfS im voll*
jten Umfange anerfannt; allein biefc ©eferje waren Peines»
rcegS ftctS heilig gehalten, im ©egentbeil febr häufig von
ben Siegenten, wenn ihnen ein güiijtiger SDlonunt bie 9J?aebt
baju oerlieb, vcrlct-t werben. DaS SJcflreben, fie mit
neuen Scbu^ircljrcn ju umgeben, war febr natürlich. Die
5abea35ßor»u3s2(ctc würbe tatjer vorzüglich baju benufct,
um Slittcl unb Söegc an bie £ant ju geben, folcbe wills
fürlicbe Verlegungen ber ©efefcc jmb eingriffe in bie SJolfS*
rechte ju verhülltem unb bie Scbulbigen zur ©träfe $u jie»
frm; fie enthält bie Strafen ber willfürlicben SUerhaftung
unb bezeichnet bie dichter, wctdje man anzugeben bat, um
i ic greilaffung ju erlangen.
fjabßburg, urfprünglicb fo viel wie #abicbt$burg,
c*i§t bie Slammfefie tc-3 berühmten #aufe§ ber Jg> a t>S »
burger, welches mit Siubolf von JgjabSburg (f. b.) auf
bn beutfeben Äaifertbron gelangte, mit JCaifer Jtarl VI. im
jJbre 1740 im 9JcannSjtamme auSflarb, aber burch bie Zod}>
ter ticfeS .RaiferS, Paria Stberefia (f. b.), im habSburg»
ktbringifeben #aufe fortbiübte, unb noch gegenwartig im
Stfüje ber Äaifertrone jsDfireidpd unb ber ÄonigSfronen von
Ungarn unb S36t;men ifl. Sic @tammfefie ^abdburg ift
nod) je^t in einigen überreffen erhalten unb liegt auf bem
Sülytttberge, am rechten Ufer ber Xar im Ganton Xargau.
rpurbe im 11. Sabrh- vom iBifdjof 2Berner ju ©traäs
•h erbaut. 3uerft führte ben SRamen eine! ©rafen von
^äbjbura äSerner II., welcher 1096 ftarb unb alle £3efife>
t}ümer feiner fchon vor ihm reichbegüterten gamilie unter
\A vereinigte. £>ie 3Rad;t ber gamilie vergrößerte fich burd;
(aif. ©chenfungen unb vortheilhafte ^eircjtben unb halb wur=
ben bie ©rafen von Tlbteien, Sogteien unb eerfchiebenen
©chweijercantonen ju JÖefchü^em gewählt. Wibrecht III., ein
Snfel SBerner IL, befaß auch in Schwaben, im Xargau unb
im Glfaß anfehnliche ©üter, nannte ftcb Sanbgraf von £)ber>
elfaß unb erhielt fürfit. SBürbe. OTmälig hatten bie Spabs--
baxqtx ein Xnfeben gewonnen, welches, oerbunben mit ben
perfonlicben SSorjügen fRubolf IV. von $absburg, bewirfte,
baß 1273 auf tiefen bie itaifcrwabl fiel, beren tiinfthnmig^
(eit von ber allgemeinen Ächtung, bie man gegen benfelben
hegte, büS be|le Seugniß ablegt
tjackflu-rt ober Ctmbal ifl ein früher häufiger a(S je^t
gebrauchliches 3nftrument, welches aus einem viereeftgen
Mafien mit einem Sfefonanjboben befteht. über bemfeloen
fint Draht faiten gefpannt, paarweife ober breifach, welche
von b6l>ernen gebrerjten (Stegen (Docfen) «halten werben.
JDiefeS 3nftrument wirb mit ^)ülfe jweier rleinen Jammer*
d>en ober jtlövvelchen von ^>ol) gefpielt, inbem man mit
ben mit Sud) umwunbenen $nben berfetben auf bie Gau
ten fchlägt ober l;acf t. Grs hat einen raufchenben Son unb
eignet fich baber nicht übel ju jjanjmuftf.
ijafm nennt man eine natürliche ober fünftlich ange.
legte Einbeugung am Ufer eines SReereS, großen ©ceS ober
gluffeS, in welcfte Schiffe bequem einfahren rotinen unb in
ber fie vor Stürmen unb feinblichen Angriffen ftcher fint?.
65 werben ju biefem Bwecfe Damme unb jßeftjh'gungS)
werfe angelegt unb nach ber größern ober geringem Stdrfe
biefer lefetern unterfcheibet man ÄriegShäfen unb £an«
bcl^bäfett. Seuchtthürme werben aufgerichtet, um bie
Schiffe beS 9lacbtS in bie Jj?aftn 5U leiten, Speicher jur
Aufnahme ber SBaaren, SBerfte jum Sleubau unb jum
Ausbau ber Schiffe angelegt u. f. w. 3)ie ^ifen finb über*
bieS fo eingerichtet unb bewacht, baß nur btejenigen Schiffe
ein* unb ausfahren f Annen, welche man paffiren (äffen
wiU. gür alle bie JBortheile, welche ben Schiffen im -&a*
fen gewährt werben, muffen biefe eine gewiffc Abgabe, $a» -
fen> ober Sonnengelber, entrichten. 92ur bie g r e i r) d =
fen (f. b.) machen in biefer Se&iehung eine XuSnabme.
ijnfer (lat avena) ift eine febr nü&licbe ©etreibeart,
Welche SliSpen unb längliche &ugefpi$te Börner trägt unb
vor ben anbern ©etreibearten fich befonberS baburd> auS<
jetchnet, baß fie aud) noch in geringem unb wenig bearbei-
tetem Soben unb in ben verfebiebenfien Ältmaten gut fort:
fommt. Qx wirb in ber Siegel nur a(S Sommerfrucr/t
(f. ©etreibe) gebaut. 3Ran braucht ben $afer vorzüglich
»um Sftebfutter, fowol baS Stroh als bie &iwer; nament«
lid> geben bie (efetern ausgezeichnetes ^>ferbefutter. Vud)
bereitet man auS bem Samen bie ^»afergrü^e unb in ge*
treibearmen, befonberS in ©ebirgSgegenben, nimmt man ihn
auch jum S3rot unb jum Bier. & gibt viele Vrten beS
taferS. Der getuäbniidte glatte weipe ober gemeine
afer fommt am (eichteften fort unb wirb am häitfigften
angebaut, ©rißer unb fldrfer in Slattern unb hörnern ifl
ber fd)were engl. Äafer, befonberS für ©ebirgSgegenben
geeignet ber weiße frühzeitige Xuguftbafer, für 9tiec
berungen bagegen ber glatte febwarz^e Jjbctfer, beffen mehi=
reiche JCirner ein treffliches ^ferbefutter geben unb von
febwarzbrauner garbe finb. Der naefte {>afer aud} ta*
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Haß
MS Hagebutten
tarifrfitr ©ruft*, ©anb» ober ©ptnnhöfer genannt,
wirb fdnull reif unb fommt ziemlich leicht fort, gtbt aber
nicht bebeutenben Ertrag, ©eine narf ten Jtirner (ohne ©ran«
tun) eignen fid) am bellen zur Bereitung von ©rüfee. §ar>
neuartige gebrdngte JKu'pcn bilbet ber gähnen*, ©dbel»,
.Ramm« ober Stannenfjafer, auch, oriental., türF. u. f. w.
Hafer genannt. <Jr gächnet ftaj burd) reichlichen Ertrag
au6 unb wirb vorzüglich in Ungarn gebaut, verlangt aber
einen guten Boben. Sine auch wilb wachfenbe Abart be*
gemeinen tafelt ifl ber ©anb«, 9lauh># 9>ur», ©rau»
ober ge(lreifte Barthafer mit flarfgegrannten, biet
(eiligen, fdj wirklichen Jtcnrnern, welch« leicht auch unter
ben ungünjligflen Bebingungen für ben ©erreibebau fort»
fommt, aber fehlest ifi. Außer ben genannten gibt eS noch
viele anbere mehr obr-r weniger gute Hafcrartrn. 3u ihnen
fommen noch eine gleichfalls große Anzahl wilb wadjfenber
Haferarten. Sin IdfltgeS Unfraut ift berSBilb» ober jlug«
hafer, nüfclicber unb einen fer>r nahrhaften Beflanbtheil btf
Heu« auSmacbenb ber ©olbhafer.
ijaff, ein alte« SBort für SSJleer, wirb noch geqenwär«
tig jur Bezeichnung breier großer SÄeerbufen ber £)|tfc*e ge«
braucht, welche ju Greußen gehören. Da« furifche Haff
tjl 15 9R. lang unb über 4 SW. breit, fleht mit. bem SKeere
burch eine fcbmale SRünbung in JUerbinbuug unb ijt von
bemfelben Übrigend burch bie nur etwa eine ©tunbe breite
furifche Sftebrung (b. h- 9cuberung) getrennt. An ihm liegt
bie Jeflung Kernel, unb in baffelbe ergießt fieh ber §luß
SDIemcl ober Siemen burch gwet Arme, Sfujfe unb ©ilgc.
ähnlich geflaltet ifl bad fübdcher gelegene frifche {>aff,
an beffen nörblicber ©pifee, wo ber^>regel in baffelbe mün»
bot, Äönigöberg liegt, währenb füh unterhalb' bie Slogat
unb bie neue SBeicbfel in baffelbe ergießen. Die frifche 9ieh:
rung (Reibet e§ vom SReerc (B ift 13 2R. lang unb an
einigen Orten gegen 2 3)1. breit. Da« pommerfebe ober
Rettin er Haif ifl 7 532. lang, währenb feine größte Breite
3 SR. betragt. <Zb liegt oberhalb Stettin, nimmt bie Eber
auf unb wirb burch bic 3nfcln Ufebom unb Söoüin vom
9Weere gefchieben, mit bem ei burch bie brei SDJünbungew
$eene, ©wine unb Diwenow in SJerbinbung fleht. Der ofll.
SEbeil beffelben htißt ba8 große, ber Trefft, ba8 Heine Haff-
fjaft, lat. Saptur, bezeichnet jebe Tfrt von Q'mhxlt-
rung ober ©efdngnißflrafe. SJian unterfcheibet engere unb
wettere Haft, je naehbem bie greibeit be« Skrbafteten in eU
nen engern ober weitern 9?aum befchrdnft ifl. Stiebt immer
nämlich wirb berfelbe in ba« eigene zur Verhärtung bejlimmte
©efängniß eingefchloffen, fonbern oft nur burch 2»acbe , ober
gegen geflellte Kaution ober Bürgfcbaft, ober enblich auf ge*
gebene« Gbrenwort, auf |ein3immer, fein Hau«, bie©tabt,
ba« ?anb befchrdnft. Die Untern Arten von £aft fommen
namentlich bei Solchen in Anwenbung, welche wegen einer
gegen fte erhobenen Auflage in Unterfnchung flehen, ehe ba«
Unheil gefdüt ijl. Aiu^erbcm erhalt bie ©träfe ber Haft in
befonbem ©tdnben noch befonbere Benennung, ©o nennt
man auf Univerfttdten ben Drt, in welchen bie ©tubirenben
wegen leichterer Sergehungen ringeferfert werben, ßarcet
unb biefe 2Crt von ©rfangnißjrrafe felbjl (Sarcerflrafc.
Beim SRifitair h'tßt bie Öefdngnißjhafe unb baS ©efangniß
felbfl 2(rrefl. DiefeS Üiort wirb jebod» auch in allgemein
nerer Bcbeuttmg, fowie bie Äudbrucfe Befchlag Siertümi
meTriuig, überhau»t für^^aft, öerh«ftung gtbTau*L
Der Xrrefl fann in oürgerlichen WethtSfachen gegen ^rrfc:
nen (?)erfonalarrefl) wie gejen Sachen (Stealarrefi)
erhoben werben, unb tfl bann eine SJerwahrung, baß turch
Entfernung ber |>erfon brt ©cf>ulbner« ober einer
an welche fi$ ber ©Idubiger »ur Befriebigung feiner gobe=
rung fydlt, bem lefctem bie SKöglichfeit, ju feinem »echt uj
gelangen, nicht entjogen werbe. Die Sache wirb im
2frre|l in Befchlag genommen, bie $erfon bei ©chulbnert
gefänglich eingebogen. Die ^«fon, welche ber Ärrejl trifft;
heißt %x rejlat, biejenige, auf beren Äm-egung ber Xrreft
gefchieht, ber 2frre(lant. JRichter unb Ärrejlant finb in
Bejug auf bie ©ültigfeit ber goberung wegen brt Xrreftri
verantwortlich. (Bgl. ©efingniß.)
^agebuttm, #ainbutten, finb bie ju ronj«n Km--
förmigen grüchten gereiften Jtclche be6 gemeinen reiften 9?e>
fenflrauchä ober ber #unb«rofe, be5 Ävfelrofenflrauch« unb
anberer verwanbter JKofenarten. Die glatten unb fablen
Hagebutten ber ^mnb^tofe, bie fid> auf Äainen, in ®<bu--
Üben , Samten unb ähnlichen Stellen überall in gam Icut'r
lanb finbet, werben nid;t fo groß, weniger flcifdug vris
wohlfchmccfenb a!5 bie fogenannteu Kofendpfel beJ apfclrc»
fcnflrauchS. GS finb bic lc(jtcrn noch überbied von noAS>
eher ©cflalt unb mit ziemlich langen, weichen, borflenani-
gen Jtrautflaa)eln befefet; fie werben fchon im Bugujl »eiifc
unb erlangen eine fcbmuy'g »urpurrothe unb etwaä viel««
Särbung. Der Äpfelrofcnfhauch finbet fidj jwar an jlo=
chen ©teilen, wie bic £unbSrofe, aber weit feltener uni
wirb fcesljalb, unb wegen ber größern ©üte feiner Jruc^te,
in vielen ©egenben in ©drten, unb vouüglich gern ;::
Jfperfen unb iJaunen angepflanjt, wo er auch burch feine ©ta-
u . ..; nühlid) wirb. Die Hagebutten finben eine mehrfache
Anwenbung, inbem man fte ju 2Ru3 ober Brei focht, »
3ucfcr einmacht, fte troefnet unb jur Bereitung von Bri
hen unb ©uvpen aufbewahrt, ober auf verfchtebene Bei';
ju fühlenben unb felbfl hetlfraftigen ©etranfen unb Gen
fituren benu^t. Allen biefen Ben u (jungen muß aber tit
Cntleening ber Hagebutten- von ben Hüffen ober 5rüd)tc5in
unb von ben biefe umgebenben fleinen Borflen voranatba
ÜJlan fchntibet fie auf unb entleert fte mittel« Reiner CiffH
ober bergl. , wobei man wobtttnit, Ha»prd;uhe anjuric^
benn bic Borfldjen verurfachen ein unertrdglidjrt
unb felbjl h«ftig« ©<hmtrjcn unb Cntjünbung, wenn ü«
in bie jartere Spant, befonberö in bie, welche fich jwifd««
ben Singevn befinbet, einfielen. Um bie bereit« entteertm
H^cbutten ganj unb voliflänbig us reinigen, wirft man fn
in ©efdßc mit Gaffer unb rührt fte barin umher, »obimb
bie Borfichen an bie Oberfläche beä ÜEBaflert auffleigen, rrei-
iIh > man abgießt unb barauf bie Hagebutten, in bünnen
Schichten auf Söfcbpaptcr Ober auf. Horben ausaebt:
entweber auf h«ß<" JÖMi ober an freier 8uft rwefnet. S>
ben JRofendpfctn, bie unter allen HÄ>lcoutrenforten in of-
nomifchcr unb mebicinifeber H'nPd>t <un vorjüglidrjlen (W
muß man barauf achten, fte nidit ju weich werben ui
fen, weil bann fowol ba« Entleeren all auch ba« ÄJefettrii
von ben äußern j£rautflacbeln**ebr fchwer vorzunehmen ii-
©egen ©pulwürmer ober 'Ä&fariben im Darmfanale flri'
ncr Ainber finb bic unentleerten Hogcoutrcn ein ßolBanfldt
bie fleinen Borfld)en wirfen mechamfeb auf bie SBürmcr.
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cDter AJicpicr
Hagedorn
309
Hagestolz
Seita »echtiwiffenfcholten jrubirte, bann als $rivatfecretatr
bei bin. ©efanbten nach Sonbon ging unb enblicb 1733
als ©eerttatr beS engl- Gourt, einet JbanbelSgefellfehaft ju
Äambutg, angefüllt würbe. Siefe ©teile gewährte ihm
ein reichliche* (rinfemmtn unb lief ihm noch ÜRuße ju fdnift»
ftcUerifcbeti Arbeiten. 3m ©enuß bet Siebe unb SJerebtuna
fein« 3eitgenoffen fiatb et 1754. (Et frat baS ÄJerbienfl,
einer ber (Irften gewefen ju fein, welche in bie neuere beutfebe
$oefte eine Stichttgfeit, ©efäUigfeit unb Scarürlichfeit brach»
ttn, bie ben Dichtem ber vothetgtbenben ^eriobe abging.
3m f (herzhaften Siebe unb in ber Crjählung von gabein
bat er (ich vorjüglich auSgc^eidniet. überfcicS iff feine Sprache
nin «nb ber »etSbau feiner ©ebidjte unrabelhaft. 9iur
an fcr)lagenbem Sffiife unb an bem ©chwunge heberer 23e=
geifierung gebricht eS ihm. 9ioch 1826 ijl in &am-.
bürg eine 3tu$gabe feiner fämmtlicben SBerfe in fünf lüdn»
ben erfebienert.
tjagel, ©ehloßen, ©raupet bezeichnen biefelbe 92a«
turerfebeimmg, <5iSf6rp«r (latt beS hegend vom ^>tm*
mel fallen, unb unterfcheiben fieb nur burch bie ©röße biefer
(fiSfürper. Sie £agelförner ober ©flößen finb grö»
ßer als bie ©taupeln. 3m 3nnem betfelben ifl ftets ein
Scbneefern, wogegen bie äußete #ülle flateS unb but<ft»
ficbtigtS <Sii ift. Sie Urfacbe bet |>agelbilbung ifl bie,
baß in höhern Legionen oberhalb ber (htoberfläcbe ftcb Sit;
gentropfen bilben, welche währenb beS gaUeS burd) filtere
Wegionen bringen, innerhalb beren fte ju ©S gefrieren.
Sie Jg>agelfötnet unb ©taupeln ftnb baher in SBab.rb.eit
gefrorene 9f egentropfen, währenb bet ©djnee [ich fo bil»
bet, baß bie bunfrförmia in ber Suft enthaltenen SEBafftr«
thetlcben fogleicb in ©eftalt ä'ußerfl fetner ©Sfrpftalle ju»
fammenfebießen; baher ifl berSdjmee floefig, wäbtenb bie
©ebloßen fefl unb hart finb. Die ©r6fje biefer ©Sföroer
ift ungemein verfebieben; am größten werben fte, wenn wah»
renb beS gaHeS mebre #agelfötner ftch vereinigen, aneinan»
fcerftieten unb auf biefe SBeife eine Xrt von Löbtau bilben.
Scan bat ©flößen beobachtet, welche bie (Srctsc einer ge»
ballten gauft Ratten unb nicht feiten folcbe von ber ©röße
ber Aü^nereier. 3nS Unglaubliche geben Scachrichten, wie
bie, Sag 1802 in Ungarn wähtenb emeS Hagelwetters ein
»iereefiger SiSflumptn herabgefallen fei, welker 3 §. lang,
3 %. breit unb 2 $. hoch war unb ben acht Mannet nicht
aufjuheben vermochten. ?cicbt weniger merfwürbig ift eS,
baß man ju weilen .fragelförner beobachtet hat, welche fremb»
artigt -^örpet eingejchloffen enthielten, j. S3. ©preu, Kfche,
oanb, Sdjwefelfieö. ©ewöhnlid) beejt man bie Meinung, ber
^agel falle fietä nur bei Sage, niemalä beS Di acht ä; allein
eine SSenge oon Sieifpieten beweifen bie Utiridjtigfeit biefer
Annahme. £)it meiften Hagelwetter fommen in Seutfchlanb
im grübiabre vor, bie wentgflen im hinter, wo fte iu ben
Seltenheiten gehören, weil fte (ich «ermöge ber atmofphdti*
fd)en fiebingungen im SBintet nut feiten auSjubilben oen
mögen. 3n manchen ©egenben ifl bet $a&ti ungemein fei*
ten, in antem wieberum (ehr häufig, weldscs grdßtentheild
eine golge bet Sage folchet Orte ift. Wlan hat bie fi3emet<
fung gemacht, bap in ©ebirgggegenben, in benen bie Stxt»
tini »orfommen unb wo Äripfe häufig fmb, bie fa*
werter fehr feiten ftnb. glathen in ber 9töhe ©ebirge
finb bem £agcl bagegen fehr «usgefe^r. Die ©egenben
in ber 9idhe bc$ Äquator tennen ben Sja$il faft aar nicht
unb auet) im hohen üftorben ifl ber £agel, wenigjlenS ber
großförnige, feiten. Dem Ausbruche eines 5>acjc(nictter}
geht hduftg ein eigenthümlicheS ©erdufch t>orau5, baS theilS
eine $otge bet anetnanbet fchlagenben ßagelförner, theilS
bet jebeJ ^acjelivettet btgteitenben flatftn fiuftflrdmungen
fein mag. £>te e^agcl tritt gewöhnlich mit ©cwtrtern auf
unb jwar oft mit fehr heftigen. SSon anbern ©ewitterwoff
fen unterfcheiben fleh hie .pagelwolfen burch gtoße Sichte
unb eine eigentümliche Sdrbung unb ©eflalt. @ie finb an
ben 9?dnbern urjaufl unb haben auf ber Oberfläche gleich*
fam XuSwüchfe, wie wenn fte gefchwoQen wdren. 25a8
Hagelwettec felbfl tritt gewöhnlich nach timm heftigen Dons
ner mit bem jQtxabfaUtn fehr großer Wegen tropfen ein, be^
nen balb ©chloßen folgen, bie in einzelnen, furj anhalten»
ben ©chauern fallen. Durch bie biefen SBolfen cntßcht eine
ungewöhnliche Dunfelheit; heftige SBlifee wetben t»on furcht»
baten Donnerfcfeldgen begleitet. 3e fldtfet bet SBinb ifl, mit
beflo gtößerer ©ewalt fdllt bet cönejci herab. SBic gegen bie
©ewittet, fo h^t man auch gegen bie $agelwet(et ableitet
angelegt unb jwar auch eine Krt uon iBligableitem, weil man
ber ÜKeinung war, bie (Slefrricität were wenigflen« großen»
theiß Urfacbe beg 4>age(d. Sa aber oielnuhr bie eieftricttdt,
welche in ben begleitenbcn ©ewittern auftritt, bie $o(ge ber
Steibung bet ©chloßen an bet i'itft ift, fo btwirfen jene
Ableitet »oi, haß ber Jßiits feinen ©(haben anrichtet, oer»
hinbern aber nicht bie Silbung bet Äagel*. SJon wohlthd»
tigern Solgen ftnb bie H^d'^erftcfetungftanflalten
obet j)a aelaffcc uratu en gewefen. Siefe beliehen ndm»
(ich ou3 einet ungefchloflenen ©efeüfchaft »on ©tunbbefi^ern,
welche untereinanber übereingefommen ftnb, ben einen ober
einige von ihnen tteffenben, burd) ©achoerfldnbige tarirten
^agelfchaben gcmeinfdja^licp m tragen. Sie jährlichen Sei»
trage richten ftd) bei biefen ©efetticbaftcn nach c^ ©röße
beS gefammten burch ^agetroetter auf ben uerftcherten ©runb»
ftücfen angerichteten ©chabenS, unb tiefei ben werben nach
ber oerhdlrnißmdßigen ©röße jener ©runbfh'icfe eertheiit.
Set 93efchdbigte erhalt nach ^are @ntfd;dbigung in ©elb.
(Sine anbere Xrt »on SfraQtlaffKüTanim ftnb bie, bei benen
einige Gapiraliflen bie ßntfehäbigungen gegen ©njahlung
eines gewiffen jährlichen S3eitragö, ber ftd) nur nach ber
©röße unb Befcbaffenbeit D«* i« Perfichernben ©runbflücf*
richtet, übernehmen. Sie erfle Hofl^afTecuranj würbe 1797
ju 9teu»@treliö errichtet, ©eit biefer 3eit h«btn fich noch »»l«
anbere, j. 85. in H«n&>"8r Seipjig, H^hwpabt, IBerfin
unb an anbetn Orten gebilbet
fjatjfStoi) nennt man »inen SRann, welcher feine grau
nimmt, obfdwn er im ©tanbe wdre, eine gamilie gu er>
nahten. Sa bet ©runb unb bie Solgt folchc* unoetheira»
theten Sehend fehr oft ©ittenloftgfeit iü unb t? bem ©taate
baran liegen muß, baß feine {Bürget eine ftdftige unb itu)U
reiche 9Iachfommenfchaft hinterlaffen, fo finb bte Hageftolje
nicht allein in ber SJolförneinung von jeher mißachtet, fon»
bern auch jum Äheil von ben ©efehen verfolgt worben.
SBei ben ©pattanetn waren bie $agefio(jje ©egenfldnbe her •
heftigflen Sietachtung, unb auch bie röm. ©efefee fegten fte
gegen anbere JBürger be8 ©taatS, namentlich «n SSejug attf
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Mahnemann 3
(frbfibfafeit, in Wacbtheil. Kucb in einigen txutfc^en 2dm
Sern gab eS ©efe&e gegen bie mutbwiUigen Gbelofen.
t]a!incmnnn («Samuel Gbriftian $riebr.), 33octor bet
9J?ebicin unb J^erjogl. anhält; fAtbenfdjer ^ofratb, befannt
alS Urbeber eines neuen ^eilfpfl<m3, welches fehr viele ©cgj
«er, aber aucfc weitverbreitete Jreunbe unb SJcfcnncr gcfun*
ben bat, ©ob" eineS ^orjellanmalerS gu SNctficn, geb.
ebenbafelbft am 10. Epr. 1755, erhielt eine forgfAltige iit*
jtebung unb bie erfle gelehrte Sdmlbilbung auf ber gürften=
fcbule \u St. :Äfra, ftubirte trob, feiner brücfenbcn äußern
aSertjdltntfJe juerft auf ber Unwerfitat ju £rip$ig unb fpa*
fer m ffiien SWcbicin. #ier würbe er bem Statthalter von
Siebenbürgen, bem IBaron »on $Brücfentba\, oerannt, oer
ibn ju feinem «£au$arjt, 93tbIiott)efar unb jDrbner feinee»
2Rün$cabinetS crwAblte unb mit nach, $ermannftabt nafym,
wo ftcb ihm mannidbfacJbe ©elcgcnhcit jur Arjtticben ^rariö
barbot. 3nbrfj f ehrte er fehon nacb einigen ^abren nacr)
2>eutfoVanb jurücf, ging junäcb|r nacb Grfangcn, befugte
bort noch ein 3abr long mebicinifebe Siorlrfungen , erwarb
fich ebenbafelbft 1770 bie mebicinifebe &octorwürbe unb prafs
tieirte barauf als 2frjt juerft im SffanSfelbifcben , bann in
SDeffau. 9iacr) einiger 3eit übernahm er jwar baS ^bbfifat
ju ©ommrrn bei SÖiagbrburg, gab aber auS 8RiSmutb über
bie UnjuoerlAffigfeit ber #etlfunbe bie 4rjtli<r)e 3>rariS faft
gan$ auf unb roibmete fim von nun an »orjugSweife c&emi;
farn Stubien unb f(t)riftfteBerifcb,en Arbeiten, bis er fpAter
in Seipjig bei Überfefcung eineö von bem GnglAnber Gullen
herausgegebenen SBerfS über Ärjneimittellebre auf fein uns
ter bem tarnen ^omöopatf>te (f. b.) allgemein befannt
geworbenes Softem ber £eilfunbe fam. 3m Vertrauen «uf
bie wichtigen (Sntbedungen, welche er gemacht ju haben
glaubte, rntfcblof) er fich, wieber jur Amtlichen $rariö unb
übte tiefe feinen neuen Xnficbten gemAß juerft in bem #eiU
infiitute für SBabnfinnige ju ©eorgentbal, fpater ju Staun»
febwrig, ÄinigSluttrr, .£>ambirrg, nach feiner Siücffebr natt)
Saebjen aber 311 Gilenburg unb Uorgau. JBon Sripjig, wo»
9 Ilahnensefeelite
bin er fief) von Sorgas auS geroenbet hatte, eertrieb ibn ein
Siffeript ber fach f. Regierung, welches ihm bie Skrabreicfjung
felbft bereiteter Ärjncien Verbot, infofem alS ifym feiner Uta
ficht nach baburcrj bie Ausübung feiner neuen £eilmctboDe
unmoglicr) gemacht würbe, unb fo nahm er benn bereitwillig
einen Stuf beS -öerjogS gerbinanb gu 2tnbalUÄ6tben an,
ber ihn gum Refrath unb Wbargt ernannte, unb ging hn
Sommer 1821 nacr) .Röthen, roo er Giuhcimifcbe unb Hui-
roa*rtige ohne fernere üBebinberung homioparhifch bet)anteltc
anb im Safere 182<) fem 2>octorjubiläum feierte, bem feine
Schüler eine ißenrmünje geroeibt haben. Jüielfact) gepriefen,
gefchmäht unb befebbet t>at er aber entlieh in hohem Älter
fein beutfcf>eS Söaterlanb ganj wrlaffen unb lebt gegenrodrtic;
ju $ari£, wo er bureb eine befonbere Crbonnartj bei Äo.
nigö jur dr3t(ict)en |>rariS berechtigt worben ifh SBwi ben
zahlreichen großem unb {leinern Scbrijfen, bie er im XJer.
laufe fetneö oielbewegten Seben§ gef ehr i eben, finb, um fein
neue§ Softem ber ^)eilfunbe fennen ju lernen, bie wichtig
flen fein „Crganon ber ^eilfunft", welche« juerft 1810 er=
febien; feine „Keine Ärjneimittellebre" unb feine „Gbroni
jeben Äranfheiten".
t)nl)nfnfus0 ober 9? anunfel, bonbem lat9tamenni-
nnnrulus, ift eine ?)fIoniengattung, welche in berfebiebenen TLx-
ten, bie ft'cb bureb ihre gelbe {Blüte fenntlid) machen, roi:t
wAdjft. Sie enthalt eine Schärfe, welche nach bemSenuf giftiflt
Sötrfungeu, ÜÄagens unb IJarmentjünbung bewirft. 2ÜS ©c
gengift geniefie man in bebeutenber Wenge lauci SBütTtt
unb jbl. JBringt man ihn jerguetfebt auf bie ^>aui, fo" rrt:
flehen SSlafen unb oft febwer heilbare, tiefgehenhe ©efc^würe
5Da biefe Scbürfe flüchtiger 9iatur ift, fo »erfebroinben bic
giftigen Gtgenfdjaften be$ ^ahnenfufieS nacr) bem Stocfnen
3ucb bem Sieh ift ber grüne £>abnenfuß, befonbetfi bii
Samcnl-chaltcr, fcbäblicb. £>tt afiat. Hahnenfuß, bor:
uigSweifc St anunfel genannt, wirb bet un§ wegen feiner
in ben berfebiebenften färben prangenben S3lüten tn ©Arten
ejogen. 2>ie fchfinften Ärten Tommen auS ^>oIIanb. <£x
at als SBurjel f leine [Angliche Jl.i ollen, Pfoten ober Ära;
len genannt, bureb bre man ihn fortpflanzt.
fjiil)nrmHfrii)tr waren fchon bei ben ©riechen unb' Sic -
mern eine ^olfsbeluftigung unb bienen noch ie^t in beÄ 5cie.
berlanben unb Italien, vorjitglich aber tnGnglanb, ju einem
ßcrgnüaen, an welchem befonberS ber gemeine äoufe ben
lebhafteften Äntbeil nimmt. Die ©ettluft ber CngHubtt
ftnbet'in biefen JtAmpfen ©elegenbeit, fich 4U jeigen. £»ic
Streitluft ber &äbne ift befannt, um aber ihre Äampfbc:
?|ierbe unb ihre Streitbarfeit ju erhöhen, gibt man ben forg-
äitig ausgewählten {»Ahnen eine eigne Grjiehung unb SJor:
beretrung. 9?fan fieht vorjüglicb barauf, bafj bie Seine ber
Ahne jtarf unb mit langen, febarfen, nach innen geftbrten
poren verfehen finb; man wfebneibet ihnen ben itamm, bie
gebern am {>alfe, ben Sdiwanj, unb fpibt bie gebem an
ben Slügeln, bamit fte nebjt ben Sporen jur Serleftuna
beS ©egnerS bienen. Buweilen werben ihnen auch noch
febarfe unb lange eiferne Sporen jum ©efecht angefchnaUt
Seher Kampfbahn wirb abgefonbert aufgefüttert unb erhält
einige Sage vor bem £&mpffpicl in flarfeS SBier getaueb
teS ©rot ju treffen, ^ogarth, ber berühmte engl, ©itten
maier, ])at ein Jahnen gerecht bargeftellt, welcbeS in na<b
ftebenber Äbbilbung wiebergegeben ift unb baS nit^t «Urin
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Hahnengefechte
311
Hai
tie £ähne in ihrem fampfgerecbten 3uf}anbe jeigt, fonbem
übtrbie* rtid) an mifcigen un? beifienbcn Änfpielungen auf
jüe 8eibenfebaften be$ gemeinen Raufend ift, welche bei
fc-ldjer ©elegenbeit jum SJorfcbein fommen. Q$ wirb ge»
wettet, geflogen, flefdjim^ft, gefcbriecn, geprügelt unb auch.
m SBetrunfenen f«t)tt eS nicht. .§pgartb'S 2üi<} erfrrecft ficb,
noch über baS ffiilb hinauf, benn bcr (Schatten, welch«
auf btn Äampfplafc: fallt, gehört einem Jtorbe an, ber
an bie 2>eefe binaufgejogen unb in welchem ein Wann
fifet, weil er gewettet, otjne feine SJette bejahten ju fön»
nen, eine ehemals beim £abnenfampfe übliche Strafe.
Wlan errätb auö bem Schatten, baß ber SBerurtbeilte feine
Ubr l)crabba(t, um ficb mit berfelben au3 feiner ©efangen«
febaft $u löfen.
Ijai rfl ber 9teme einer ©attung Seefifcbe, ju welker
gtfräf igflen unb größten JXaubfifdje geboren. Sie brin*
9« njeilS lebenbige 3unge auf bie SBelt, tljeilS legen fie
®er; roetebe fabenformige gortfäfce fcaben, mit benen fie ftdi
•nfcbßngen. £ er Jlörper tiefer gifefce ifl waljenf&rmig; an
tei 6cüe ^aben fie 5—7 Jtiemenöffnungen, unb ibr weiter
beffen Dberftefer über ben Unterfiefer vorfiel, ijl
mit emer großen Änjabl fpifcer 3«bne verfemen, einige Hx>
ien fcaben Sprifclöcber bin t er ben Hugen, fcuvch welche fie
^5 emgrfogene SBaffer wieber entfernen. Sie freffen ade
;-'tten unb lebenbigen 2!t)ierförper, beren fie im SReere \>ab*
-ift werben fönnen. Der gefährlich fie $ai iS ber 3Ren«
fdjenfreffer, welker fid? in allen beeren um Europa
fintet. 9tur in ber jDfifee fintet man ihn feiten. (5r ifl
ber oberfte ber umflebenb abgebübeten $aiftfdje. 3uweilcn
erlangt berfelbe eine Sänge tum 30 g., einen Umfang von
10 %. unb ein ©ewid)t von mebr al« 3000 $f. Qx pflegt,
juweileh in Sparen, bie Schiffe ju verfolgen, um Älle«
ju verfcbjingeu , was über JBorb geworfen wirb. fiJefon»
berd folgt er ben Sflaoenfebiffen , weil auf biefen viele bcr
unglücfltcben Schwaben flerben unb bann in« SReer gewor»
fen werben. Seine mißliche ober vielmehr gefornte #aut
ifl oben graubraun, unten weiß. 3" feinem Wadben hat er
mehre Sieiben jwei '&tt langer, fet>r fcharfer unb jum 2l>eil
>y Google
Halü
312
beweglit&et äafcne. SKan fingt bie £aiftfcb« mit nefigen
■ämtin, inbem man mittel« eines großen HngelbafenS em
Stutf gleifcb an eint Äette unb tiefe an ein Sau befefhgt.
9li<bt allein ift ibt gleifcb genießbar, fonbem fic uA\tf<
ten aucb eine Beber, bie ju weilen bcei Sonnen 2bran gilt.
Die .§aut beS 3)cenfcfc»enfrefferS, fowie anberer Beten teS
#ai$, fommt, gew6bnlicf> unter bem SHamen gifdjbaut
ober SeebunbSbaut, in ben 4?anbel unb wirb gum Abreiben
unb 9>oliren beS $o(3<§; wie gu verfcbiebenen Ääfcr^ner» unb
gutteralarbeiten benufet. Xudj bte gifcbmagen, meldje in Giiitu
a(S fcccferbiffen vergebrt werben unb mit benen baber in bie»
feS 2anb ein ftarfet #anbel getrieben wirb, fommen gröfj*
tentbeilS von ^ififdjen. 83on fetjr auffaQenber ©eftalt ift
ber £ammerbaififd>. HBäbrcnb rtämlicr) fein 8eib mtt
bem ber anbern ^aiftfcbe gang übereinfiimmt . breitet ft<b
fein Stopf gu beiben Seiten gur ©eftalt ctncS unförmigen
Jammers au«. 83on bcmfelben ift im Ertifel gifdje eine
Xbbilbung gegeben werben. Tin ben beiben dnben beS
bammerformtgen JtopfS fteben bie Äugen, unb unten in bec
SJlitte liegt bet JRacben. Der ^»ammerbai ift ebenfalls fcfjr
gefräßig, ftnbet firf) faft in allen ÜJleeren unb wirb gegen
bOO $fb. febwer. bliebt weniger merfwürbig ift ber eben»
falls gum ©efdjledjt bet fiaifif^e gebörige Sägefifcb,
beffen Scfonauge ftcb febwertförmig verlängert unb auf bei:
ben Seiten mtt fpifcen Änocbcnftacbeln bewaffnet ift, fobaß
fie eine Xrt Sdge bilbet & ift mit biefer oft 4 g. lan>
gen SBaffe ein gefährlicher geinb beS SGBalfifdieS, bem er
gefebieft ben SBaueb, aufgureißen t>«rfie(jt. Der in ber SRitfe
abgebilbete Ütteer enget geiebnet ftcb/ bureb breite Jöruftflof*
fen au« unb rietet {id> tm 2Bäffer fcauftg mit bem IDber*
firper empor, woburd> er vielleicht SJeranlaffung gu ben
Sagen von SReermenfdjen gegeben b«t.
fiattt, eine ber vier großen Antillen , liegt unterm 18°
bis 20° nörbl. SSreite gwtfcben bem atlant. jDeeane unb bem
ÄntiHenmeere, unb warb am 5. Dee. 1492 «on Gbtiftopb
(lolombo entbeeft, ber btefe Snfel, bie erffe größere, welche
ibmgu ©efiebtefam, espaflola ober 4>i Span iola nannte,
einige Sab» fpäter grünbeten bie Spanier im fübl. Steile bie
Stabt San»Domtngo, ein Käme, weldjer feitbem gut
58ejcid;nung ber gangen 3nfel gebraust würbe, bis nad) ber
UnabbdngigfeitSerfldrung bie urfprtinglicbe Benennung
mieber gu Cbren fam. Die Spanter, welcbe, von ©olbburft
unb ©laubenSfanatiSmu« getrieben, ftcb, liberal! in ben neu»
entbedten Cdnbern bie größten ©raufamfeiten gu Sdjulben
fommen ließen, verübten aud; auf JbiSpaniola ©reuel «IIa
2lrt gegen bie Urbewobner ber 3nfel, bie Äaraiben, unti
wütbeten bermaßen, baß biefelbe binnen Jturgem in An
menfcbenleere SBü|fr umgewanbelt war. ©S fetjite an ia
nötigen £änben gur Betreibung beS JBer^ * unb HÜMmMÜ
unb eS würben baber afrif. Sflaven eingeführt, bie jte
rafcb vermehren. 706 aber bie löergwerfe »on SRerieo un?
?)eru eine reifere ÄuSbeute gu geben anfingen, warb 6b
Domingo bergeftalt vernacbläfitgt, baß eS jenen ftreibeutin
— ben äBoucanieren (f. glibujtier)— gelang, fi(b auf to
SBcftfüfle fejrgMfe^cn. granheieb begünRigtt biefelben unb
braute eS enblicb babin, baß ibm 1697 ber we|W. SM bs
Snfel, etwa ein Drittel beS SldtbeninbaltS, abgerretm rrurbt.
Die frang. ßolonie, wel^e anfangs unter bem ©nflufie *
ner bevorrechteten ©efeQfcbaft ftanb, blühte balb, nacWrai
ber 4?anbet frei geworben war, fo berrlicb auf, baß fit *
lein mebr ?>robucte in ben Jg>anbe! brachte, alS baS gwjt
übrige fpan. öeftinbien, unb 1795 trat Spanien Im W»
Stieben aud) ben bfil Sbeil ber 3nfel an granfTtio) ob-
Salb nacb. bem ÄuSbrucbe ber ftanj. Revolution |flWj
nen bie Dinge auf Jq. eine gang neue ©eflalt. S<b«n ß9i
geigten ftcb Sputen von SBibetftanb gegen bie ubermüfygn
»Pflanger unb bie Ungufriebenbeit warb no<b WM*Pt*
ber SRationalconvent, bet im 3»ai 1792 ben 9RuIatten gg»
SJecbte eingeräumt batte, biefe auf SBorftellung ber SSfi?<':l
nod) in bemfelben Sabre wiebet gurüefnabm. Unb boeb p»
ben bie 5Wulatten gum gtoßtn 5£beiCe jenen webet an Sgj
tigfeit noeb an geiftiger ÄitSbilbung naq. Daber fteigerle p9
bie Erbitterung balb fo, baß Keger unb SRularten ß* »
einigten unb ben Jtampf geaen granfreieb unb bte S»«!
ßen begannen, ber mit ber völligen Unabbdngigfcit PffS*
fei enbtgte. Sd;on 1793 nabmen bie 3nfurgenten bte ©Mtt
Gap gran^aiS unb fübrten ben Jtriea mit günfttgem
folge fort. Der 9tationalconvent fab ftcb gegwungen, 1'^
fammtlicbe Keger in ben frang. Kolonien für frei gu erllirf -
Damit aber waren wieber bie weißen $ffanget nicht M»
ben, von benen viele ber ftang. Wepublif ben ig««"
auffünbiaten unb für bie topaliftifcbe Sacbe baS ecrojf'
gogen. Steue Unruben unb neues jBlutvergießen nwr n
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Haiti
313
Haiti
Jolge. ffiäbrenb tiefer Berwirrung gelang es Dem Neger
Souffaint l'Duverture, große ©ewalt ju erlangen; er
bedingte bie Äbfcpaffung ber ©flaverei, machte eine 5ßer=
faiTung befamit, ernannte fiep auf SebenSjett jum gtattfaU
\n ber jnfel unb vermehrte bie ©treitfräfte feiner Partei.
Jamals fanbte ber er|te Gonful JBonaparte ben ©eneral
Ü«tart mit 25,000 SB. nach ©.» Domingo, um baffelbe
»ieber ju unterwerfen. Souffaint I'Csuverture, wirffam un*
terfrü&t ton ^tfrion, DeffalineS unb £enri Grjriflo»^, leijtete
längere 3eit gtücflicben SBiberfranb, bis er, burd) Benrath
mm&, nach granfreiä) abgeführt warb, wo er 1803 frarb.
SicUcicbt wäre eS ben granjofen, wären fie milb unb ver=
ftäncig ju Söerfe gegangen, immer noch möglich gewefen,
ä.>25omingo wieber ju unterwerfen; allein bie ManjffP
jxntei brang auf SÖieberberjfellung ber ©flaverei, bie nicht
xetr möglich war. 2>ie franj. Struppen mußten [ich 1803
in Gap granraiS an bie Gnglänbcr ergeben. Um NeujahrS»
ra^e 1804 erflärten bann bie vcrfammelten SBolfSvertreter ber
Neger unb SRulatten ihre Unabbängigfeit "vom Sttutterlanbe.
©äbrcnb beS Krieges hatte m 3a! ob DeffalineS,
ein Sieger, bitrcb prmifebe SEapfcrfeit unb glühenben #aß
gegen bie SBeißen bervorgetban; ihn riefen im ©ct. 1804
tit girier als 3afob I. jum Kaifer auS. Docp mißbrauchte
er feine ©ewalt fo tprannifcp, baß man feiner balb über;
trütiig würbe; burd) eine von Herten angebettelte Sierfcbwö:
nmg wrlor er im Cct. 1806 fein geben. Nun warb bie
Leitung einem anbern Sieger, ^>enri Gpriftoph, über«
tragen, ber 1767 als ©flaue auf ©renaba, einer ber fleU
nen XittiUen, geboren war, febon früh KricgSbicnfle genom»
men, fleh im norbamerif. UnabbängigfeitSfriege ausgezeichnet
irab ben ©rjb eines Dberften erwerben blatte, Dicfer fräf»
figt SRann befanb fich feit 1790 auf »5. Domingo unb
war, wie aucr) früher in Norbamerifa, einer ber eifrigjten
üiertbeibiger ber greibeit gewefen. 3war lenfte er mutbjg
unb getranbt baSÄuber beS jungen ©taatö, vermochte aber
'*t bie Gntflcbung eineS neuen JBürgerfricgS ju verbin»
Cm ©ebon 1806 hatte jicb im ©üben bie Äepublif
b. ficbtlbet, an beren ©pifcc Vitien flanb. 3m nörbl.
tteile würbe Ghriflopb im SJlärj 1811 alS .^einrieb I.
erblichen .Ronige ausgerufen. Gr fuhr fort, mit .Straft
:ughcit ju berrfeben, beleibigte aber bie niebt febwaebe
:.?ublifanifcr> gefinnte Partei, befonberS baburch, baß er
9»f« ©cbäfee fammelte, fich mit monarebifebem 9>ompe um»
ib, einen £offtaat einrichtete, ber bem beS KaiferS Napo»
icn nachgeahmt war unb einen £rbcn, beS heiligen $ctn:
jhftete. £>a8 von ihm befannt gemachte ©efepbuer) ent«
fi\)x gute unb jweefmäßige äBe|ltmmungen. 2)ie miSs
irgnügten «Kulattcn »erfebworen fieb gegen if)n unb liefers
Kji feine glotte an ^^tion aus. GS entflanb jwifeben beiben
ctattn ein Ärieg, ber langer gebauert baben würbe, biitte
"m »on granfreid? b.er roieber ©efabr gebrobt. 2tlS 1813
ftem fiarb, madjte Gb.riftopb ben SBerfutb,' bie ÜHepublif
t feinem Königreiche ju vereinigen, allein bie Jöürger ber»
ben betrachteten ihn als einen blutbürftigcn SEprannen,
ien ^ierre 23oncr ju ibrem ^rätibciitcn unb blieben
^Jnbig. Ghriftoph, burch baS SRiSlingen feiner ?>lane
'■Gittert, überall JRdnfe unb Benrath ahnenb, würbe im»
r barter unb erregte enblicb burch ©raufamfetten fo aU*
^meinen Unwillen, baß feine vielen vortrefflichen Gigenfchaf*
2üNt»(5oin>.«8tr. II.
ten ganj in ben ^>infergrunb traten. 2fl8 er fief) 1820 ge=
gen einen geachteten £>berfien Ungercchtigfeiten ju ©cpulben
fommen ließ, empörten fict» bie »nippen am 7. £W.; ber
Ä6nig fehiefte feine geibwatpe gegen fie auS; auch biefe warb
ihm, bem franf ju ©anSfouci SDanieberliegenben , abtrünnig.
GS war 2CUe§ für ihn verloren unb in SSer^tveiflung erfchoß
er fieb am 8. £)ct. 1820. ,3cbn Sage foätcr würben ber
ilronprinj unb mehre SKinifter ermorbet unb bie Unruhen
bauerten fort, bis ber gMfibent Soper mit einem (iarfen
£>eere einrüefte, nachbem bie m elften ©olbaten Ghrifroph'S
ftd) ihm angefchloffen hatten, "bie Sfube herftellte unb fc^on
im SRo». baS bisherige Königreich mit ber 9?epublif verei»
nigte. Salb nachher gelang eS ihm, auch ben feit 1808
wieber von ben ©pamern innegehaltenen ößl. Tintbeil ber
3nfel feinem ©taate einzuverleiben. 3n bemfelben Imtte
nämlicb eine Partei ben ?>lan gefaßt, fich ber SRepublif Go--
(ombia anjufdj ließen, was SSoper ben Sntereffen feineS San»
beS juwiber hielt. Gr rücfte alfo auch gegen biefe Partei
mit bewaffneter 5Üacbt auS unb hielt als ©ieger im gebr.
1822 feinen Ginjug in bie ©tabt ©.»^Domingo, ©olcher»
gcftalt war nun gaiij A>. ju Ginem ©taate vereinigt, ben fpcU
terhin 'Sranfrcich im Xpr. 1825 gegen eine Gntfchdbigung
von 150 9ÄiU. Francs für bie vertriebenen ^flanjer unb
einige 4j>anbcl3vortpei(e, alS unabhängig unb felbftanbig
anerfannte.
2)ie SBerfaffung ber Sfepublif ift vom 2. 3uni 1816.
3hr jufolge fleht an ber ©pifee beS ^taat$ ein $rdfibent
auf fiebenSjeit, je^t 9>ierre ffloper, ein SKulatte, geb.
1785, ein fräftiger. einftcbtSvoller 55?ann; er erhalt jährlich
75,000 ©Ibn. »efolbung. ©i^ ber Regierung Ift 9>ort au
^rince; §itx verfammcln fich ©enat unb Kcpräfentauten,
welche baS SSolf vertreten unb iährlid; vom 1. Tlpril an auf
brei Sßonate lang ©i^ungen palten. £er »Präftbent barf
feinen Nachfolger bem ©enate vorfcblagen, boch fann tiefer
benfelben verwerfen; jeher GultuS ijl erlaubt, bie fatholifdbe
Äircpe aber bie beS ©taatS; eS b«"fcpt ^reßfreiheit; über
Sergehen richten ©efebworene; bem ©efe^buche liegt ber
Gobe Napoleon jum ©runbe. X>it Ginfünfte ber Stepublif
betragen etwa 15, bie ©djulben 150 SRiö. graneS, bie
Xrmee, ohne Slationalgarbcn, 45,000 2R. ©o fer)en wir
benn auf $. einen wohlgeorbncten Staat von Negern unb
SRulatten, einer SDienfchenracc, welcher man eine Beit lang
jebe g^higfeit, eine Givilifation höhern ©rabeS erringen ju
fönnen, beharrlich abgefproehen hat.
Die 3nfel bat mit einigen ju ihr gehörenben Keinen
3nfeln 1385 glächenintjalt unb gewiß 900,000 Ginw.,
fdmmtlicb, mit XuSnapme von etwa 30,000 2Bcißen, Neger
unb Mulatten. 3m öjtl. Sheile ber 3nfel, bie von mehren
jum Sbeii fchiffbaren ©trömen bewijfert wirb, erhebt fich
baS 6 — 8000 %. b.ohe golbreiche Gibaogcbirge; fon(l ijl
überall anmuthigeS ^>ügel(anb mit fruchtbaren SEhalebenen.
DaS Klima ijl im 3nnern milb unb gefunb, bagegen an
ben Küjltn Guropäern febr gefährlich. IDrfane fitib feiten
heftig; Grbbeben fommen häufiger vor. Gin ^auptreieb»
thum ber 3nfel beliebt in ben biebten SSälbern von Gebern,
Gichen, gärbeholj, SÄahagoni u. f. w. JBcfonbcrS 9Raba»
goni bilbet einen wichtigen XuSfubrartifel. GS gebeiben hier
äße tropifchen ^robuete; jlarf gebaut werben Jöaumwolle,
3ucfer, Kaffee unb Gacao. SSon SRetaHen finb befonberS
40
1
Halbmond
314
Halle
®olb, Silber, Äutofer unb Gifen »orbanben, bocb iß ber
JBergbau unbebeutenb, ix>atjtent> ber Hd erbau »ort 3a|)t ju
Satjr ftcb bebt. Jb- fterfa Ut in abminiftraticer ipinfidbt in
fedjS Departements: SBefl, ©üb, Brtibonite, 9lorb, ©üboft,
Wcrbcfl; Jpauprftabt tfi ^>ort au $rincc, im 2Beficn, mit
einem guten ipafen, ungefunbem Jtltma, 30,000 Ginw.,
mebren gelehrten infiniten unb Leitungen. Üc5 GapeS im
@. ifl alS #anbelSflabt, im 9t, @ap ipaitien (früher Gap
SrancaiS) mit 10,000 Ginw. als bie fdjönfre ©tabt ber
3nfel ju bemerfen. 3n btr Wabe B*gW ©anSfouci, ein
von (Sb^jlopb erbautes ©iblofj unb bie Gitabellc geirrt
auf einem Serge, wo biefer «Rönig einen Sdiag »on 10
SKiCL gramS aufbewahrte. ©.= Domingo, bie Ältefle ©tabt
ber Snfel, war ©ig beS fpan. ©tattbalterS, ift gut gebaut
unb bat 10,000 Ginw. 3n ber Äatbebrale vuMc'n bis
1796 bie ©ebeine beS Golombo (f. b.).
flflUNMHl) (ber) wirb oon ben Surfen als Berjierung
überaß, roo eS tbunlicb ifl, angebracht, weil fie in bemfefc
ben baS finnbilblicbe jäetdjcn ber immer im SBacbfen begriffe:
nen Warbt ber türf. Jöerrfdjaft erblicfen. !Wit Unrecht bat
man ir)n jeboct) für baS ÜBappen beS türf. ©taatS angefe«
ben. Gr ift ben JEürfen ungefähr Daffelbe, waS ben Gbrü
ften alö 2lbjeicben baS Äreuj ifl. Der türf. ©ultan ©et
lim III. überfebiefte bem engl. Tlbmira! helfen nadi ttjfa
glorreicbem ©ieae bei Xbufir (1799) einen foflbaren, mit
Diamanten befegten Jpalbmonb. liefet trug ibn unb
nannte firb Seitter beS falben 5J?onbeS, wobureb berSuiua
bewogen würbe, 1801 wirf lieb einen JDrben beS $albmoiu
bei ju fiiften. Derfelbe wirb aber nur an auSgejeiajnete
ÄuSlänber nichtmobammebanifeber Religion oergeben, weil
ben SJlobammebanern bureb eine ©teile beS Zorans bei
fragen berartiger äußerer Gbrenjcicben verboten ifl
fjttlfb ober Hleppo ifl bie Jpauptflabt beS gleid;ruunt>
gen ^afchalif in ber türf. 9>ro»inj ©orten in Ä|1en. JN*
^afcbalif Ijat auf 4f>l rjW. etwa 500,000 Gin»., tjirt
vom CronteS, ber jegt Xaft ober Hl SRaflub beißt, bat*;
jh&mt unb ifl ein vom Gebirge Cibanon burcbjogeneS $tä>-
laut. Die ©tabt am gluffe Aotf, jeidmet ftcb eor «!■•
len türf. ©täbten bureb Sfeinlicbfeit unb greunblichfeit Ml
©ie liegt in einer fduwcn unb fruchtbaren Gbene, bat brei
beutfebe SR. im Umfange, über 100,000 Ginw., 100 SKe
fdjeen unb Pier cbrifllidje Jtirdjen. Der ton ben XtaiMfc
bem (Jranfen genannt) bewohnte ©tabttbeil geidmet ftcb ta-
tbeilbaft au§. DaS ältefle, fdjon »on beS röm. Jtoiferi
Äonftantin Sfluttcr angelegte unb 1218 wieberbergefltütt
JBauwerf ftnb bie SBafierleitungen ju 3n ber fflirtc
ber ©tabt, auf einem Jüügel, liegt baS ©cblo^. GS re<
fibirt in ein ^afeba von brei Sioßfcbweifen, aud) ifl
taffelbe ber ©ig eines gried?. ^atriareben , eineS armen.
JBifdjofS unb eineS maronitifeben unb jafobitifd)en Jlircbcn-
oorfleberS. SBidjtig ift porjüglicb als ^anbelSflabt, benn
auS allen Äbeilen beS aBorgcnlanbeS fommen Äarapanen
mit reichen SBaaren bierber, weldje von bicr nacb ben Sph-.
fen beS mittellänb. ÜKeereS geben. 3n ben Saften 1822
unb 1823 bat £. ungemein burd? Grbbeben gelitten, bei
benen 8(XX) SRenfrben, nacb anbern 9tacbncbten fogar
gwei Drittbeile ber gefammten Ginwo(;nerjabl, umgeforn»
men fein follen.
fjnll ifl ber Warne mebrer ßrtfebaften , in benen fid)
©aljwerfe befinben. Hm bebeutenbjlen ifl fdjwüb. $all,
eine ©tabt im würtemberg. Sartfreife, bie fiauptflabt <toi
CberamtS, am Jtod>er, mit 6700 Ginw. Gbe««ttw»f
eine freie ffieicbSftabt, bis eS 1802 an gBürtemberg ftj»
Jöier ftnb juerft bie nacb «br benannten filier ober fi*
gefdjlagen worben. Unter ben Heben Äircben ber CW«
jeiebnet Hd) bie ÜJlidjaeliSfircbe auS. Die ©aline Wjj-
liefert jabrlid; 95,000 Gentner ©al». — 3m w«*»^
Äretfe in «trol, am 3nn, liegt bie ©tabt $all mit WW
Ginw., weld;e ebenfalls fefyr bebeutenbe ©aljwerfe bj!
fiallf, wegen ttbnlicbfeit beS WamcnS mit mcbwn #
bern ©tabten Jb. in ©adjfen, an ber ©aale ober »
2Ragbeburgifer)en genannt, ifl eine ÄreiS|labt int 9*
gierungSbejirr ÜÄerfeburg ber preug. $ropinj ^a<b'm/Jzt
rechten Ufer ber ©aale mit ehra 25,000 Ginw. GS «P*
gle
Halle
315
Haller
njmtlidj auS bret Statten: £alle, Glaucha unb Steumarfr,
unb iji berühmt burch feine alte Unwerfttät, burcb bie grande':
fc&rn 6tiftun<jen (f. g ran de) unb burcb feine ergiebigen
Saljwerfe. Die ledern haben ber ©tabt icbenfaUö ben 9ta»
mtn gegeben, wie man fchon barauS ficht, baß auch bie an:
um ähnlich benannten Stätte, wie #al 1 ff. b.) unb .^allein
firamrlicb ©aljwerfe haben. .£>. ift fehlest gebaut unb in
Jolge ber allgemein eingeführten $eijung mit Jöraunfoblen
f*rrtujig, aber etnjelne ©ebaube zeichnen fid> burch alterlbüm*
tiefe fepöne Sauart auS. ZIS folebe finb bie ÜJtarienfircbe, ber in
ber SJtabe berfelben auf bem SBarttpIafc ftehenbe rotbe £burm,
ber Dom, bie UlricbSfircbe, bie SRorifefircbe unb baS Sfath/
bauS ju nennen. Die SRorifcburg licht nur noch in 9tui>
tun ba, feit ftc im breißigjabrigen Kriege jcrfldrt werben ift.
Hin erfl vor wenigen fahren »oüenbcteS fcböneS Web. inte
ifl baS auf einer f leinen Änböhe liegenbe UniüerfitatSgebaube.
Sit ©aljwerfe in £>. gehören tbeilS ber Regierung, tbeilS
einer ^rwatgefellfcbaft, $>fannerfcbaft genannt. Die letztere
befüjt jwei große ©iebebäufer, welche in ber ©tabt auf
einem jiemlid? grof.cn $lafee, bie Stalle genannt, liegen,
ifübrcnb bie fön. (Saline außerhalb ber ©tabt Hegt. Die
Colinen liefern jährlich 462,000 (Steffel ©alj unb fönnten
noch beiweitem mehr geben: ftc finb bie ergiebigen in ganj
Eeutfcblanb. 3n ihnen arbeiten bie ^>all oren, ein eigen»
tbümlidjer wenbifeber SDtenfcbenfcblag , bie fitb burch ©c»
ftditJbilbung, Sitten unb Äleibung merf würbig au$jeia>
nen unb nocl> im 83eft& einiger Privilegien ftnb, welche
aber fnifeer t>iel weiter auögebebnt waren, fobafj fie fogar
cbcmalä eigne ©ertcbfSbarfett harten. Äußer mit ber ©alj=
bereifung befefcafttgen ftch bie Halloren »orjüglich mit JBo»
oilfang unb gtfebfang unb finb atS auSgejeicbnete ©cbwim*
mer berühmt. SSiele geben atS ©chwimmlebrer in auSwdrs
tm JDrte. Die Unwerfttät gu würbe oon griebrieb I.,
Aonig Don Greußen, 1G94 geftiftet, woju bie näcbjte S5cr*
emluffung bie XuSwanberung beS berühmten StecbtSgelebrten
StboraafiuS auS ßeipjig war. Durch bie berühmten 2Jlan*
net, welche an biefer Unwerfttät bie SBiffenfcbaften lehrten,
erlangte biefelbe eine hohe Jöerübmtbeit. Durch Napoleon
würbe fie aber 1806 aufgehoben, unter ber weflfäl. 9fegic=
rung jwar wieberbergeftellt, 1813 aber jum jweiten 9Kalc
Pen Napoleon aufgelöjt. 2US aber balb nadjber mit bem (Jnbe
ttr frani. aperrfebaft $. an Greußen jurüdftel, würbe bie
Uniocrjitat nochmals wieberbergeftellt unb 1815 mit ihr noch
b« im Äriege auSeinanbergegangene wittenberger Unioerfttdt
vereinigt unb tbr ber 9lame „bereinigte griebridjSunwerfttät
^aDe» Wittenberg" ertheilt «Kit ber Unwerfttät flehen »iele
njjenfcbaftlicbe SÖilbungSanftalten in SJerbinbung. — i|t
m fchr alter Ort, benn fchon 5U Anfange be« 9. 3abrb.
ra«b feiner Erwähnung gethan, unb 981 befam er tton Äai»
ft: ßtto II. ©tafctreebte. 3m wcfifdl. grieben fam 4). an
^reu^en, »on bem t$ nur währenb ber furjen Dauer beä
reich« SSefifalen, 1806—13, getrennt würbe. Der
cinft bluhenbe Sioblftanb ber ©tabt ift bureb ben brei§tg*
i*W«n unb fiebenjährigen Äricg »ernidjtet worben. ©e»
Acnroirtig ifl bie ©tärfefabrtfation ber blühenbfie (SrwerbS»
jueig. — J£>a(le ober gewöhnlicher ^allein heißt auch
eine ßfabt in ©aljburg an ber ©alja, mit 5000 6inw.
unb fthr bebeutenben ©abwerfen, welche jdbrlicb gegen
•U0,000 6tr. ©alj liefern. Hnfebnttcbe CrwerbägueHen finb
aud) eine bebeutenbe SSaum wollen- unb eine grope ©teef*
nabelfabrif.
3^allflüja; ein fair. SBort, welche« „?obet ben ^errn"
bebeutet unb tn ben^falmen häufig oorfommt, feines feier-
lichen JtlangecJ wegen aber in ben überfefeungen beibehalten
unb audj m ben Äirdj engefang aufgenommen worben ift.
Da man eS als etneu ^uöbruef ber religiöfen greube anfah,
fo würbe t$ feit bem 15. 3abrb. in ber abenbldnb. Äircbe
währenb ber gaftenjeit im Äird>engefange weggelaflen unb
erfl am gefie ber 2fuferftebung wieber ange(limmt. — Da5
große ^alleluia nennen bie 3uben ben 113. — 117.
*Pfalm, tn benen bie befonbern SBobltbaten ©ottrf gegen
ba* jübifdje JBolf aepriefen werben, ©ie fingen baffelbe am
^affah * unb £aubbuttenfefte in ben ©pnagogen. Durch. SBegj
laffung einiger ©teilen in ben genannten $)falmen entfleht
bad (leine £aHcluja. — Da ber Aucfufäflee ober JBuch--
ampfer um bie Oflerjeit ju blühen pflegt, fo bat man
biefen in manchen ©egenben -£>alleluja genannt.
^cülfT (Wibrecht uon), welcher ber ©roße jubenannt
worben, ift ein ald Dieter unb ©elehrter au^gejeichneter
unb um bie SBiffcnfcbaften in mehr a(S einer föc^iehung bod>»
»erbienter SMann. (5r würbe 1708 ju JBern im ©d>oo«
einer aUpatrüifchen gamilie geboren, jettihnete fich fchon tn
feiner 3ugenb burch ungemeine £ernbegierbe auS .unb be-
fuchte erfl bie Unwerfttät Bübingen, bann gepben, wo er .
t>or[ bem berühmten Soerbaaue tn ben mebicinifeben 3Bijfen<
febaften unterrichtet würbe. ÜRacbbem er 1726 Doetor ber
SDIebicin geworben, machte er eine Steife nach Sonbon unb
^)ari6 unb trat mit ben auSgcjetchnetfkn Ärjten in perfön*
liehen Umgang. 9Zadb> ber ©djweij jurüdgefehrt, flubirte
Sq. )u S3afe( unter bed berühmten ^iatbematiferä 3oh- 93er:
nouiQi Leitung bie höhere ÜJlathemattf, unternahm jur Aräf»
tigung feiner ©efunbheit eine 21'lpcti reife, auf welcher er
^flanjcn fammelte, unb tytlt jQorlefungen über Anatomie.
Ginc ausgezeichnete 93efcbreibung ber ©cpweijerpflanjen unb
ein berühmtes gebrgebiebt: „Die Älpen" waren bie grud;t
ber enpähnten Älpenreifc. SJtachbem ftd) 1?29 in fetner
SSaterftabt als praftifcher üxß niebergelaffen hatte, fam er
halb burch feine ©elebrfamteit unb bie öffentlichen borte:
jungen ; weldje er über Anatomie hielt/ in Stuf; hoch waren
ihm bte tton ihm 1732 herauSaegebenen „©chweijerifchen
©ebichte" in S3ejug auf eine öffentliche Xnftellung mehr
nachtheilig als förberlid). dt nahm baber 1736 einen Sfuf
an bie neu^eftiftete Unwerfttät in ©öttingen )um ^rofeffor
ber Änatomle unb SSotanit an. Sfria blieb er 17 3abre unb
arbeitete mit ungemeinem gleiß unb feltenem ©cbarfftnn eine
große Xnjabt botantfeber, anatomifcher urib phpfiologifcher
JEBerfe auS, bie feinen Sfuhm über bie ganje gebilbete ffielt
ausbreiteten unb ^ur golae hatten, baß gelehrte ©efeDfchaf*
ten unb gürflen tn Knerfennung feiner berbienfle Wetteifer*
ten. äaifer granj L erhob ihn mit feiner Dkchfommenfcbaft
1749 in ben SteichSabelitanb, ber Jtönig oon Gnglanb unb
£>anover ernannte ihn jum ©taatSrath, in feiner bater»
ftabt Jöern nahm man ihn in ben großen Starb au) 2Kit
glieb auf. 9tikh erwarb ftd; Q. in ©öttingen befonbere
SJcrbienfte burch thätigen 2fntt>etl an ber ©ttftung (17öl)
ber bortigen (ön. ©e|eU[chaft ber SBiffenfchaften, ju be>
ten immerwdhrenbem Drafibentcn er ernannt würbe. Set
40'
Halle? 3
ben hoben <&ym, bie ß«noß, ma^tt ihm in ©öttingen
hoch auch bie 9)ciSgun|r unangenehme 3t unten, unb ticä
war ber ©runb, baß er 1753 feine (5nt(ajfung nahm unb
nac^ JBern jurücffebrte, reo man ihn jum Amman erwählte.
AIS foleber wirft« er &Öcbft fegenSreicr) unb war äuglcicb «18
Scbriftjteller nod; ebenfo thÄtig, wie früher. Umgeben von
einer jablreichen gamilie jlarb £>. gegen dnbe beS 3aljreS
1777. — ©ein Sohn ©ottlicb (tinanuel von trat
alS ©cfcbicbtfcbreiber auf; berühmter aber würbe ber Gnfel
jRarl 8ubw. von geb. ju Sern 1768. Derfelbe bat
im 3ntereffe beS 3CriftotratiSmuö unb Jt<ttr)o(ici$muS mit
©eijt unb Scbarfimn eine „Kefjaurarion (SBieberberftellung)
ber StaatSwijfenfcbaften" getrieben, unb ift, nid>t ju fcU
nem Startzeit, aud) babureb befannt geworben, baß er von
ber reformirten jur fatbolifeihen Stixfyt übergetreten ijf, bie»
fen Sei? vitt aber noch geraum-: ßeit geheim gehalten, unb
at£ SDlitglieb beö JKatbS ju 58cm fogar nod) beu AmtSeib,
für Bufrec&tbaltung ber proteftantifeben £er>re wachen ju wofe
len, gefebworen bat. Qx hielt fieb nach bem 1821 erfolgten
öffentlichen öefenntnijfe feine* Übertritt* abwecbfelnb in tyai
riS unb Solotburn auf unb ift in ber legten Statt 1834
in ben tleinen SJattj aufgenommen werben.
fallet) (Ubmunb), ein berühmter ertaL Katurforfcber,
geb. bei 8onbon 1656, jeiebnete ftcb frut; bureb matfjes
matifdje Äenntniffe aus unb würbe febon 1676 von ber
engl. Regierung ju einer wiffenfebaftlichen Senbung nad)
ber 3nftl <£t.^elena gebraucht, in beren golge er ein ge*
naucS SSerjeicbniß ber von ibm beobachteten (Sterne ber
fübl. #albfugcl Verausgab unb bamit feinen 9iuf begrünbetc.
»IS Sccrttair ber fön. ©efellfcbaft ber SBiffenfdjafren j*u
Conbon machte er verfebiebene Weifen nad) Deutfchlanb,
granfreid) unb Stalien in wifTenfdjaftlichcn 3wccfen unb eine
Seereife von 16«>8 — 1702, worauf er ^refefior ig Drforb
unb 1720 tön. Äjrronom bei ber Sternwarte ju ©reenwieb
würbe, alä welcher er 1742 fjarb. Orr bat eine große Arn
jabl wiffenfebaftlicber C?ntbccfungen unb (Jrfmbungen gemacht
unb fieb bie größten SBerbicnjie burd) feine erft nach feinem
£obe erfebienenen „Afrronomifcben $afdn" erworben, berten
bie Schiffahrt große Erleichterungen verbanh. Am befann-
6 Hals
teften ift fein Kante bureb bie öntbeefung geworben, hi
ber Jtomet von 1682 berfelbe fei, welcher fchon 1456, 1W|
unb 1607 erfebienen war. Unter 24 Äometen berechnete b.
aud) bie J8abn beS eben bezeichneten unb befrimmte ferne
UmlaufSjeit auf 76 3abre unb 8 SRonate. Qx fagte K»
auS, baß berfelbe 1769 wieber erfebeinen würbe, »eldic*
auch eintraf. SWan nannte ben febönen Jiomttc« naa) trat
Kamen beS großen »Pronomen, unb berfelbe $ belanntlicp
1835 wieber beobachtet worben.
(jalß nennt man Denjenigen 5£bei( beSÄörperS, wir,:
ben .Stopf mit bem Stumpfe verbindet, au§ Änocbe«,
peln, SRuSfeln unbjSBanbern jufammengefefct, mit fchr cjic;
ßen |)ulS: unb 33lutabern, einer Spenge von ©augabern.
Kerven unb 25n'ifen verfemen i(l , einen £&eil ber Syniti
brüfen, ben ©djlunb, ben »nfang ber Speiferör/re, >o
Äeblfopf nebfl ber Scbilbbrüfe, ben obern äöeil ber fcufc
röbre unb einen Zt)t'ü beS SiücfenmarfS entfjält unb um«
ber äußern, ficUenweife mit vielem 3eK* unb gettgeweh
au8gcpo(|]crtcn ^>aut noef) ven einer befonbern fel)nigcn Um
buUung umgeben wirb. Qx bat eine länglidw, mebt er.,
weniger abgenmbete, nacb bem 'Älter, ©efcblccbt u. f. >.
etwa-3 verfebtebene ©eflalt , inbem er j. S5. nad) bem Gin
trittc ber sl^annbarfcit bei 2)?annern im Allgemeinen tief«,
fürjer unb fo ju fagen eefiger, bei grauen unb WA
bagegen langer, fcblanfer unb bod) babet abgerunteter *
febeint, unb bietet eine vorbere unb bintere gläclx bar. I
vorbere wirb nad) vorn unb oben bureb ben Umriß btr n
tern Äinnlabc, nad) unten burd) baS Jörufibein un^
ocblüffelbeine begrenzt, bie bintere in ibrem obern ZW*
welcher ber üWacfen beißt, von bem ^>interfopfe, nad? n»
ten von bem JRücfen unb ben Schultern, in welche jie p
unmerflicb übergebt. 2ln ber vorbern gliche unterfdjeibt:
man burd) bie .öaut binbureb, bie bier weißer, jartc;
weicher ju fein pflegt al5 an ber bintern, mit Cuerfur^'
verfeben unb bei bem erwad)fenen Wanne mit paaren bt
fcljt ijl, welche einen £beil beS J8art«§ ausmachen, W
oben nad) unten ^uerft ba3 3ungenbein, bann ben 2.1
fnorpel, einen föeflanbtheil beS .Rebif opfS, ber bei Ei-
nern einen mehr ober weniger beträchtlichen eefigen Set
fprung, ben fogenannten 'ÄbämSapfel, bilbet, benSingfne:
pel, bie Suftröbre, bic Srhilbbrüfe, welche bei Hrroatt >
weiblichen ©efchlechtS in ber JRegel von berrächtiieberrn ta
fange ift unb burd) ihre Vergrößerung ju einem fwp<
ausarten fann, unb bic fogenannte Äcble, eine an bei
tem Örenje ber vorbern gliche beS fialfcS beftntlicbe 25«
tiefung. ibie l)intere gläcr/e beS £al|c$ bietet nad) c:
ber SRitte eine SJertiefting unb auf jeber Seite terfelb.-
nen SJorfpntng bar, ber bureb bic StrecfmuSfcln bei i
gebilbet wirb. £ie ^>aut i|l hier nid;t fo weiß un:
aber biefer als an ber vorbern glädje, in it>rer otan
tie ebenfalls mit gurdben vcrfel)en unb wie bie
mit paaren bebeeft. Seine gefligfeit unb feinen ■■
banft ber ÄalS bauptfaefalicb ben ÄalSwirbeln, bem S
ber aßirbelfäule, ber gleich einem Stiele von ber Sn:
porfleigt unb benÄopf tragt. — Unter i)al3f rauf lu
verjtebt man folche, welche ihren wefentltcben Sil? in
einem ©ebilbe beS ^»alfeS haben. 2?ahin gehören m ■■■■
lid> bie verfebiebenartigen, mit bem Kamen ©raune
belegten ©ntjünbungen einjclner Xt)t'\lt beS ^>aIfeS, fo } s
319
Hamann
ber SRonbeln, bcSSriblunbeä unb ber Speiferöhre, be§ JtetjU
fopfS, ber Suftröbre, ©efcbwüre im Sdjlunbe, im Acht»
topft unb in ber guftröbre, welche Untere .§al$fcbwinb»
fucbt veranlagen, verfcbiebenartige ©efäfjvereiterungen unb
©efcbtvüljU, bie wibernaturlicbe SJcrgriperung ber Schilb«
brufc, btt Äropf, bie Schiefheit bei gongen £alfe8, bie
flnfcbweUung ber verfcbiebenen in unb am £alfe gelegenen
prüfen u. f. W. ^abfranfbeiten finb immer mehr ober we«
ntger bebenflich, oft lebensgefährlich, nie ju vernachläffigen
ober leicht ju nehmen.
IjalsrtSfTt Hl ein eiferner, in einet 3Rouer ober an ei«
tum Pfahle (Straf« ober Schanbpfahl) befefrtgter eiferner
{Ring, »Oelber bem ju ber Strafe beS ScbanbpfahleS ober
Prangers verurteilten Verbrecher um ben ^>al5 gelegt wirb.
Eft Strafe beS 4?alSelfenS gehört ju ben befebimpfenben
Cbrenlfrafen unb war in frühem 3eitcn fo gebräuchlich, baß
fafl in jebem ;Drte an einem öffentlichen $la(se ein Schanb*
rfaW aufgerichtet jlanb. 3n manchen ©cgenben fielet man
auch noch bie £alSeifen neben ber Z\)üx beS ©erid?t§r>aufeS.
£ie Strafe bei #alSeifen3 ift jeboch auS ben metften neuern
(jriminalgefcfebücbern verfebwunbeu.
(j(ilscjcricl)t (baS bo^notbpcinliche), iß ein feierlicher Her,
iveldjer ber Einrichtung eines Verbrechers vorhergeht unb
im 2Jefentlicr)en barin beftchf, ba{j bcmfelben unter gewijjen
Auetliebfeiten baS Urtheil verfünbet unb ber Stab über ihn
gebrochen wirb. Der Verbrecher mup fein Qefränbnij} vor
tiefem ©ericrjtc wiebevholen, wiberruft er eS aber, fo fann
tie Einrichtung nicht flattfinben, unb cd ift ibm eine anbcv=
ireite SBertbetbiaung ju gejiatten. Die feierliche Regung
biefeS ©erichtS tjt als eine leere Formalität in ben meifkn
l'anbern abgefchafft.
Ijalecjericbtsorimung. Durch bie Errichtung beS {Reich*;
fammergerichtS im Sab" 1495, bei welchem bie SBefchwer:
ben über {RechtSverlefcungen in lefeter 3n|fanj anzubringen
rvaren, würbe ber traurige ßuftanb, in welchem f»d> bie
.'ffchtspflege in Dcutfcblanb, namentlich in ffietreff peinli»
er dachen befanb, immer offenfunbiger, unb man fing an,
entflieh an eine Abitcllung ber vielen, ;um Zt)ül unglaublichen
^»brauche ber Grimtnaljujhj ju benfen. Allein obmol biefer
Ötgenjtanb auf mehren {Reichstagen jur Sprache fam unb
bit Abfaffung eines gleichförmigen peinlichen ©efcfebucheS
«ieberholt befchloffen würbe, fo tonnten für) boch bie {Reichs«
'urjlen nicht barüber einigen. Mittlerweile hatte ein ebler
unb wifjenfchaftlicb gebilbeter 2Rann nach bellen .Kräften
einen Entwurf ju einem Griminalgefefebucbe auS eignem An«
triebe ausgearbeitet. GS war bicS ber bambergifche 3Rini=
frt, Freiherr von Schwarzenberg. DieS ©efefcbuch (bie
ante Bamborgcnsis) würbe auf feinen Antrieb 1507
n btm $ocbfrifte Samberg unb 1510 auch in ben Sanben
brt iWarfgrafen von öranbenburg , in beffen Dienfte Schwärs
•inberg fpäter getreten war, gefefelich etngeführt. Die Ar«
ccbwarjcnberg'S würbe nun bem 9>rojecte jum ©runbe
^legt, welche? auf verfchiebenen {Reichstagen (1521, 1524
imb 1529) ohne {Refultat vorgelegt unb berathen, enblich
mit einigen SJerbefferungen auf bem {Reichstage ju
Osburg, mit einiger Ausnahme SacbfenS, welches böge«
qen protejtirte, 1532 als ein allgemeines {ReichSgefefc ange«
"prnmen unb vom Äaifer Äarl V. unter bem iRamen ber
w""Hf!'fTt ©etiehtSorbnung ÄarfV. (Carohnn, Con-
stitotio triminalis Carolina, tnr)er ba§ abgetürjte Git^t
C. C. C.) befldtigt. SBenngleich biefeS ©efefebuch für bie
bamaligen rohen Seiten, in welchen eine beifpieQofe SBer.
wirrung ber JRechtSbegrijfe Ijerrfdjtc, eine gro^e ÖBohlfböt
war, fo leibet eS boch <m groger ^ȟrte ber Strafen, an
Dunkelheiten unb SSiberfprüchen. ÜRichtSbefioweniger ifl
eS noch bis auf ben heutigen Sag in ben meijten, namenn
[id> ben fleinern <Btaattn DcutfchlanbS , gültig. Die 3ets
tiffenheit unferS üöaterlanbeS bot biSjefet baS 3u|!anbefoms
inen eines mit ben gortfebritten ber (Jivilifation in Gin-
tlang ftehenben allgemeinen beutfehen Strafgefe^buchS ver>
h tnbert .unb nur einzelne Staaten erfreuen heb jeitgemÄf er
(Sriminalgefefebücher.
^aman war, wie im JBuche (5flh« crjat>(t wirb, ein
2Rini(ter be8 ^erferfönigS AhoSveruS jur 3eit ber babvloni?
fchen ©efangenfehaft, welcher «üe 3uben in ben Sanben beS
Königs ju verberben fuchtc, bcfonberS aber ben SRarbachai,
einen Suben ju Sufa, beffen Pflegetochter 6(ther von Ahafi;
veruS wegen ihrer Schönheit jur Äönigin erwählt worben
war. 6fth« &<»t bei bem Äönige für ihr SBolf unb brachte
eS bahin, bag ^>aman felb(l an bemfelben rjofjen ©algen er*
henft würbe, ben er für 9Rarbadjai hatte aufrichten laffen.
Diefer aber fam ju höh«« Ghren unb erlieg im tarnen beS
ÄöntgS einen äöefebl, weichet ben3uben erlaubte, an einem
gewiffen Sage ir)re geinte }u töbten. @S heifu, fie hätten
75,000 umgebracht. 3um Anbenfen an bie erwähnte- SBc.
gebenheit fetern bie 3uben am 14. unb 15. be§ SRonatS
2fbar baS ^amanSf efi ober ^urim. (S3ergL Äalenber.)
Hamann (3ot). ©eorg), ber 9RaguS auS SRorben,
wie er ftch felbfl auf bem Stitet einiger feiner Schriften
nannte, war ein tieffinniger Schriftfteller, ber im Caufe fei« '
neS SebenS, nicht gan? opne eigne Schulb, fclir wenig vom
©lücf begün|!igt würbe unb baher in wibrigen SJerhiltnijfen
bie fchönjte Äraft feines ©eifleS unbenufet liegen laffen mujjte.
6r war 1730 ju ÄönigSoerg in ^reufen geboren. Sein
jßater war ein wofjlhabenbep löaber, ber wünfehte, fein Sohn
möge fich ber SEbeologie wibmen. Diefer glaubte aber jur
Rheologie nicht befähigt ju fein unb befebaftigte ftch «nit
freien Stubien, wie fie feinem regen ©eifie jufagten. iRath
JBeenbigung ber UniverfitatSjar)re hi«lt ftch in verfebiebe*
nen gamilien ald J^auSlehrer auf, lebte auch abwecbfelnb
bei greunben unb befchÄftigte ftch tnit polittfcben unb ^>anb=
lungSwiffenfchaften. 3n Angelegenheiten eines ^anbelShaufe*
ju {Riga ging er 1756 nach Gmgtanb, machte fchlechte ©e;
fcbtifte unb fh'irjtc ftch mi3 SRiSmuth in äerjlreuungen unb
AuSfchweifungcn, auS benen ihn nur baS tiefen ber fBibel
rettete. Gin tiefrcligiöfer ©eijl fam nun über ihn, ber ihn
burch fein ganjeS Ücben begleitete unb ber ftch in feinen
Schriften auöfjprach, welche in abgeriffener, oft bunfler
Sprache tiefe ©ebanfenblifee bergen. Aber noch längere 3cit
mußte Sq. fein unflateS geben fortführen, bis feine Stellung
einigermaßen Sicherheit erlangte, inbem ihm 1767 ein flei=
ner $o|ten bei ber Atcifebirection ju Königsberg unb 1777
bie Stelle eines 3)acfbofverwa(ter3 übertragen würbe, ^reunb«
liehet würbe ihm baS ©efebief, als ihm ein ebler Unbefann:
ter 1784 ein anfehnliebcS Capital vermachte, baS ihn in
Stanb fe^te, feine SteQe 1787 aufjugeben unb eine {Reife
nach Deutfcblanb ju unternehmen, auf welcher er 1788 ju
fünfter ftarb. Seine Schriften würben lange verrannt unb
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Hamburg
318
Hamburg
erfl nachbem bte auSgejeichnetften beulten ©chriftfreHer wie»
berljolt auf fte aufmerffam gemacht bitten, burcb eine 1825
r-oUenbete EuSgabc ber S3crgcffcn^eit wicber entriffen.
fiamburg, eine freie Statt unb bie grSjjte ,§anbelS»
flabt DeutfcblanbS, umfafjt mit (linfcblufl be8 EmteS »er*
getorf, wtJ^eS mit gübecf gcmetnfcbaftlieb beftfet, ein
Gebiet r>on 7 QÄ.. auf bcm etwa 150,000 Sttenfcbcn
in pei ©tabten, einem gletfen, 47 Dörfern unb »er»
fcbiebmcn einzelnen #6fen wohnen. Der gvof-tc Sbeil bic»
feS »on #ano»er, Cauenburg unb 4?olftein begremten @e*
bietS (iegt auf ber regten ©eite bet @lbe unb beftefjt auS
fruchtbarem SOJarfcblanbe, srährciiD baS Emt Süfcebüttel auf
bem Unten Clbufer fanbigen S3oben Isit. Die ©tabt
felbft liegt auf bem regten tJlbufer in einer fronen ebene,
fca, wo ftc^> bie Elfler in biefelbe ergießt, 18 5W. »on ber
#)eünbung ber Clbe in bie Starbfee. Drei ©tunben oon
bet ©tabt tbeilt ftch bie bis Hamburg für ©cefebiffe fabr»
bare Glbe in jwei Erme, bie ©überelbc unb bie 9torbcrelbe,
welche ftch wicber in »erfebiebene fleinere Erme galten. Die
SRorberelbe gebt an ber ©übfeite «on bin unb flcfjt
mit einer Spenge »on JEanilen, gleete genannt, in 83er»
binbung, »on benen ber untere ©tabttbetl in »erfebiebenen
Sichtungen turebfehnitten wirb. SBabrcnb bie »erfebiebenen
Erme, welche bie ©tabt bewaffern, ftch im ßberhafen wt.
einigen, bilbet ber .£>auptfirom ber Sofort er ei be felbfr ben
9(ieberbofen. 3n jenem liegen bie glujjfcbiffe, meiert bie
Gibt berabgefommen fmb, in tiefem, bem Kummelb. ofen, bit
auf ber Gibt beraufgelommenen ©eefcfciffe. Die au* #ol>
flcirt fommenbe Alfter bilbet im Horben ber ©tabt ein a,ro=
f;cj Jöecfcn, mit bem ein tteinereS innerhalb ber ©tabt jit
fammenbangt. ©cbjeufenwerfe unb SRüblgraben fefcen bit
Elfter mit ber Gibt in Berbinbung. Die Gibarme bilben
mehre Unfein, ouf benen bie Eltftabt Sp. liegt unb rrt'.it
turch ©rüden miteinanber »erbunben werben. Die 5Res;
flabt liegt auf bem SBeftufer ber Elfler. 3wei SorjUete,
norbwejll. ber bambtuqer Sßerg unb oft!. ©t.-.©eorg, gebeten
ju beffen ehemalige geflungSwerre in anmutige 6p*
jierginge umgewanbelt worben [int. S3on ben 115/D00
mm. f>.'S fmb 14,000 3uben, 4000 Sfeformirte, 3000
Äatbolifen, 500 ^perrnhutet unb SRennoniten, bie übriatn
9>roteflanten. Die Eltflabt hat enge unb frumme ©äffen,
beffer gebaut ifl bie SHeuflabt; bie fc$6nflrn ©tabttheilt aba
finb ber 3ungfernjlieg an ber Elfter, bie SSplanabe, eint
165 g. breite ©trage mit »ier JReihen Ulmen in bctSRittt,
bic ©röningerfirafje unb bie EbmiralitdtSftrafje. ®nt in
ihrer Ert einjige Enftalt ifl bie 1804 eröffnete, biet atj
gebilbete ä36rfcnbaHe, ein ^rtoatunternebmen. Drei flref«
©die mit ©aulengangen im tjrbaefcbof» bienen allen grem»
ten, namentlich allen mit bem .panbel in SJerbinbung fle*
henben, jum BereinigungSpunfte. Elle fit biefe interef»
fanten unb wichtigen fficfarnitmacbungcii ftnb hier angefcbja*
gen, bie wichtigem äeitfehriften aller 9lalionen liegen auf,
unb ebenfo alle übrigen intereffanten literarifcben 9leuig»
feiten, Äupferwerfe u. f. w. «Wit biefet »6rfenbaHe fleht
eine grofe Drucferti in SBcrbinbung, in welcher bie 3eit«
fa)riften, welche bie SBJrfenhaHe felbft herausgibt,
werben. !Bon ben fünf ,§au»tfircben »ft bie »?etrifi«be
dltefle, bie «WichacliSfirche mit einem 450 g. hohen Ähunn»;
bie fch6nfte. EuSgejcichnete ©ebiube finb ferner baS vti
Uuftge. ©tabthauS, baS SlathhauS, welches 21 ^eta»'
fBilbfdulen r6nt Äaifer jieren unb gegenüber baS auf I
Doppelpfeilern ruhenbeSJWengcbiiiibe, welches in b« W
flcbenbtn Ebbilbung bargeflellt ift. Unter ben Äp»
TLAiVJB'ÜIiÜ.
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Hamburg 319 Hamburg
fktten jeicbnet ftd) baJ 3of>anneum au§, «vtl^cS 1528 ©pmnafium werben bie ©djüler weiter bii jur Univen
gegrünbet würbe, unb au-3 einer bobern JBürgerfdjule unb fitat vorbereitet Untere 33ilbung§an(ia[ten finb bic 97a:
einer ©elebrtcnfdjule befielt. 2fnf bem 1613 eröffneten »igationSfcbule jur JBilbung tüdjtiger Steuermänner, bic
»barmaeeutifdje gebranffolt, ba8 ufabemifdje $anbetScomtoit btm 16. 3abrb- ffammenbc SBrnfenbauS erjtebt mebr aU
utc XuSbilbung junger Äaufleute, bie 1830 vom Söerein 700 Jtinber. «Riebt miitber nutficb finb ba5 Säubßumnten*
Sc taterlanbifdje« ©dml» unb erjiebungSroefen geftiftete mjritut, bie JtteinKnbirfcbulen (2Bartefd>ulen), ba§ allgemeine
UnterricbtSanfiatt für ©djulgebülfen, bie 3eidmenfd>ule ber JtranfenbauS , weld>e3 JÄaum für 1200 Äranfe t>at, ba$
•Häübaft für Jlunft unb nüfclicbe ©ewerbe, eine Hfabemie SRagbalenenftift jur öeffenmg fittenlofer SKabcben. Die aU>
ber jeidmenben Jtünfte u. f. w. ©eit 1826 befhbt ju £. gemeine 2(rmenan(iatt #/S ift »ortreffltdj emgenebtet. flufjer
eine etrrntrarte; ber botanifdje ©arten bat einen großen il>r gibt eS noeb ein BrmenbauS für Seefabrcr unb anbere
Seiebn)um von fettenen 9>flanjen; ba* JR6bing'fd;e Sttufeum «erpflegungSanftalten, in weld>e fid; alte Seiitc für geringe
tntbilt fdj6ne Naturalien, eine naturgefd)id;tUd)c SBibliotbef, Soften einfaufen fönnen. 3um Empfang ber «Ketfenben fte;
Äuaferfricbfammlungen unb ©erat bfdjaften au«lanbifd;er ä$6U ben mebre au$gejeid>net emgendjtete ©u|tb6fe offen, unter
fer. Die ©tabtbibliotbef befüjt viele fianbfebriften unb ibnen baä JBaumbauS mit einer berrlicben «uSpdjt auf ben
feitouDrucfwerfe, unb bie 1735 gefrifteteöommerjbibliotbel 4>afen. ..,.«.
eine anfebnlidje Sammlung von ben Kaufmann unb <5ee» Die »erfaffung bc« greiflaatä tft bemofrattfd), aber bie
fabrer intereffirenben ©Triften, fowte von £anbf arten. £. frty ber bevorredjtigten (ber erbgefeffenen) »urger mmh
bat viele Stiftungen ju wobjtbatigen 3wecfen. Da3 au« bie ©efammtia&l ber »ewobnet tff febr gering. Der ®e.
. 0
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Hamburg 32
not, in heften .fcänben bie voUjiebenbe ©ewalt liegt, be*
(lebt au* vier »ürgermeifrern unb 24 Siatböberrcn. 83on
biefen muffen bret SBürgcrmctfler unb elf föatijSberren
Doctoren ber Siechte, bie übrigen Äaufleute fein. Sit
erbgefeffenen SBürger rollen in iebem ber fünf .Kirch?
fviele 36 ©ürger, welche STOitglieber be« ßollegium« ber
,§unbertaebtjiger ober be« großen Auäfcbuffe« ftnb, unb
<mi benen wieber ba« Kollegium, ber Sechziger gewählt
wirb. " Die älteften JBürgcr be« letztgenannten bilben ba«
Gollegium ber 15 Dberalten. Diefe unb bie SRitglteber be«
Statb« erhalten S3efolbungen. Die von bem Sfatbe vorge*
jcblagenen ©efefee treten burch bie ©efrimmung ber ermäbtu
ten Kollegien in .Kraft. (Sine eigne Gommiffion von 33ürs
gern bat bie Verwaltung ber einnahmen unb Au«gaben
unb legt bem Slatbe Sfedjenfdjaft ab. 3ene follen ungefähr
2 5RiU. GonventionSgulben jährlich betrogen. Die fJolicei»
Verwaltung wirb von »wei bamit beauftragten Senatoren
verwaltet. STOit ber Rechtspflege befebäftigen fiel? verfebiebene
©ericbt«b6fe; bie tefete Snftanj aber bilbet bo« JDberavvella*
tionSgericbt ber beutfeben freien Stäbte ju 8übecf. bat
auf bem beutfeben SBunbe in bem engern Stäche mit ben
übrigen freien Stäbten gemeinfcbattlicb ©ne, in bem weitem
Statin- aber für fiel; allein (Sine Stimme. Cr; bat jum JBun«
beSbeer 1298 2R. ju fUUen. 3um S3ürgermilitair gebort
alle waffenfähige SRannfdjaft von 22—45 3at>ren unb bie*
felbe beftebt aui 8 JBataillonen Infanterie, 1 3ägerbaiaitlon,
2 ßomrjagnien Artillerie unb 1 Scbwabron Stefter. '2lupcr=
bem bat &. noch eine eigne JBefafcung, welcbe au« 1 3ns
fantcriebataiUon, 2 Gomvagnitn Artillerie unb 1 ©cbwabron
«Reiter beftebt.
Der bebeutenbfle <£twerb«jweig .&.'« in ber ^>anbe(, beffen
gebbaftigfett man fchon barau« erfleht, baf $. 800 ÜRäfler
nötfjig bot. Uber wirb ein großer £beil oller überfeeU
feben SBaaren belogen, bie in 'Dforbbeutfcblanb verbraucht
werben. .ftauvtgcgenfranb ber Ausfuhr ifl bie Eeinwanb.
Die 1619 gegrünbete JBanf wirft mächtig jur girberung
be« £anbel«, Satt; £ull, Bonbon, Amflerbam, |>avre ge>
b<n regelmäßig Damvfboote ab. S3on gabrifen blühen be*
fonber« bie SEabacfSfabrifen, bie 3ucferficbereieu, bie SBacb«s
bleichen, Segeltucbmanufacturen unb SSlecbwaarenfabrifen.
3n bem #afen von laufen jährlich über 2000 See*
febiffe ein unb au«. @8 ifl in Wicht, von £. au« eifert»
bahnen nach ben wichtigen $anbe(*>lägen im 3nnern von
sJtorbbeutfeblanb ju führen.
Die @ ntftebung £.*« foU fchon in bie 3eiten £arr« be«
©roßen fallen. Um eine von biefem itaifer gebaute SBurg
unb eine .Kirche follen fich aHmältg immer mehr SKenfchen
cutgefiebelt haben. <S« war fchon eine anfehnliche Stabt,
ol« fie itaifer Dtto IV. 1215 jur freien Steicbäftabt erhob;
aber ihr SSSoljlflanb würbe erjt bebeutenb, naebbem bie
#anfa (f. b.), ju beren (?ntjlehung wefentlich beitrug,
mächtig geworben war unb bem 4?anbel Freiheit unb Sicher:
hett verfchofft hotte, ©leichjeitig bilbete fich auch bie 93er>
faffung ber Statt au«, welche bisher mancherlei SEBechfeln
unterworfen gewefen war. Die reichen unb betriebfamen
SSewohner ^>.'S vermehrten fich burch einwanberungen au«
Antwerpen, £iffabon unb anbern £>rten, wo Religion«»
ünb ^>anbel«befchränfungen ftattfanben, währenb jeitig
in betben IBesiehungen eine größere Sretbeit weife gemattete,
bie nur feiten bura) ben ©gennuft ber IBürger unb ben
O Hammerwerke
gfeligionöeifet her ©eijllichfeit einige Störungen irfuhr.
©roßen Siortheil brachte e« ber ©tobt, baß fte vom brei»
ßigjährigen Äriege nicht unmittelbar getroffen würbe. 3m
.Kriege gegen Sftavoleon mußte aber Ä. btflo mehr leiben
unb verlor fogar auf einige 3eit feine Selbftänbigfeit.
Schon 1806 würbe e« von ben granjofen befetjt unb 1810
bem franj. Sieithe einverleibt. Die granjofen verließen e«
1813 unb al«balb errichteten bie Einwohner eine banfeatü
fche Begion, welche an bem Äamvfe ber Deutfchen gegen
bie übermütigen Eroberer theilnehmen follte. Aber bie gran>
jofen lehrten noch in bemfelben 3oh« jurüct unb ß. mußte
nun für feine @Thebung gegen ba« 3och ber AuSlänber
fchwere S3ebrücfungen unb ©ewaltthätigfeiten leiben, bi« e«
enblich 1814 von ben Staffen befet}t würbe. Die alte Ber*
faffung würbe 1815 wieberherge(lellt unb ^. al« freie
Stabt in ben beutfeben S3unb aufgenommen. Seitbem bot
ftch $.'« ^>anbe( wieber mächtig gehoben unb am 29. Sept.
1828 würbe bo« 300johrige 3ubelfeji ber bürgerfchaftlichen
JBerbinbung S?:-$ feierlich begangen.
Ijamelrt i(l eine gegenwärtig jiemlich unbebeutenbe Stabt
an ber Hornel unb aBefer im gürfrenthum Jtalenbera, in
ber h«n6v. Sanbbrofiei Manöver, mit etwa 5000 ßinw.,
welche von gifcbfang, Schiffahrt, gabrifbetrieb unb Ader*
bau (eben. Sebeutenb ift ber Sach«fang. 3n ber 9lähc ifl
in ber SBefer ba« hanteler 2och, eine ehemal« mehr al«
jefct für bie Schiffahrt gefährliche Stelle. 8i« 1806 war
.£>. eine nicht unbebeutenbe gefhing; in bem genannten 3ohre
nahmen aber bie granjofen bie Stabt in 83efig unb jerftörten
nachher bie gefrungäwerfe gänzlich. fod im 8. 3ahrb.
von einem ©rafen von Ungern erbaut worben fein. An=
fang« geborte e« bem Abte von gulba unb 1259 fam e«
burch Äauf an ben SSifcbof von üßinben. €« entftanb ie-
bo<h eine heftige gebbe, welche enblich & on S3raunfchweig
brachte. Au« bemfelben 3obrhunbert tfl bie merfwürbige
Sage vom bameler Rattenfänger. @« foll nämlich
ein Rattenfänger ben £amelcrn gegen einen gewiffen Sohn
verfvrochen haben, fte von allen Watten ju befreien. Am
26. Aug. 1284 »fiff er nun eine SBeife, bavon alle £\Y.;
ten jufammenliefen unb ihm folgten. Ot führte fte aUt*
fammt in bie SBefer, f ehrte jurüct unb foberte feinen fcolm.
Den verweigerten ihm bie äöürger, unb um ffch ju rächen,
fam nun am näcbflen Sonntag, inbeß tie SJürgcr unb t^re
grauen in ber .Kirche waren, ber Pfeifer unb blie« etne an-
bete SBeife. Sogleich famcu alle Jtinber auS ben Käufern
unb liefen ihm nach, it»tc x^orljer bie Statten. Cr aber ging
mit ihnen bem nahegelegenen Äuppelberg ju, ber teuu
fich Anf unb ber Pfeifer fammt ben Jtinbern fpa)irte hin-
ein. AI« ftch ber S3erg wieber fchloß, blieb nur ein emjt-.
ge« Äinb, ba« ftch »erfpätet hotte, braußen unb enrjäblte
ben ^>amelern, wv ihre Äinber hingefommen wären. D>cr
Stattenfänger aber, heißt e«, fam mit ben £inbem in Sit-
benbürgen nun Sjorfcbein unb bilbete eine Kolonie. £)en
hiftorifchen ©runb ber Sage hat man nicht erfunben fv:-.
nen, aber gewiß iff, baß fich Deutfcbe in Siebenbürgert on=
geftebelt haoen. (S. Siebenbürgen.)
^ammerretfrke ftnb SBerf flotten, auf benen unter <Sm.
wirfung be« geuer« von großen, burch ein 5Saffermüblen=
roert in Bewegung gefegten .öämmcrtt (Sifen, Stahl, SUxpftx
ober «Keffing bearbeitet wirb, bemgemäf man gtfen«,
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Hämorrhoiden
9tt
Hamster
6tabl«, Aupfer» unb SRefftngbammerwerr'e unter«
fanibet, Se nacbbem baS WetaU ju Stangen unb Stäben
c::r ,li platten unb Siethen »erarbeitet wirb, unterfcheibet
man 3atn> ober Stabbämmer unb ©lecbbämmer.
5bc baS 9Reta0. unter bie .Jammer fommt, wirb eS burcb
(Blühen gefcbmeibig gemacht. £)ic3 gefcbieht auf einem
$erbe, in teilen 3läbc ju Orrjeugung eines ^eftiatn 5$\§u
grabet ©ebläfe angebracht ftnb. Die Lämmer felbft finb
oftmals gegen 100 ßrr. ferner.
fjänwrrljoiönt, ^ämorrfcoibalfranf beif, golbene
..rcr, ©olbaber, ein iebt fein- verbreitetet Übel, welches
auf einer franfbaften Anhäufung »on jßlut im Unterleibe
mit Stocfung unb Jlnbrang beffclben nad) ten ©efägcn bcS
rcjfibarmS beruht, gewöhnlich aber auch mit einer fehler«
taftm SRifcbung ber ganzen SBlutmaffe »erbimben ift. 25icfe
.fcrcmfttcit gelangt nid)t immer ju ihrer »ollftänbigcn 2luös
biltung, fonbern verharrt oft auf einer gewiffen (Jntirtcfes
lungSffufe, bie fieb burer; febr mannicbfaltige Erfcbeinuitgen
fLin&gibt, welche man mit ber Benennung: .£>ämorrboi>
talbefdjwerben ober ^pämorrboibaljufätlc &u bc»
jcicbtitn pflegt, Dergleichen ftnb: Schwere unb Schmer}
n tet fjeneen-- unb Areujgegenb, ein ©cfubl von SJollfein,
Sawere unb Spannung im Unterleibc, Störungen ber rc»
:3<!migtgm Seibcäöffnung, inbem balb Durchfall, balb unb
jrear beiwcitcm öfter SSerflopfung Patt bat, mit Schneiten
im 2eibe, Stubljwang, ©efubl »on ©rennen im SOTafibarm,
ivn 3eit ju 3eit eintretenben Jtopffcbmerjen, fliegenber .v>it»c
nad) btm ©efiebt, Scbreinbel, £)brenfau|en u. f. w. Diefe
Suüüe nehmen an3abl unb 4?eftigfcit ui, wecbfeln ju »er>
f^iebentn Seiten miteinanber ab, »crfchltmmcrn fieb nament»
lieb, bei «nfcaltcnbem Sifcen, nad) reichlichen unb erbitjenben
&\i&ljetten, nad) lange anbaltenber SSerfiopftmg unb ntebers
cuitftnbcn ©cmüthSbemegungen , fönnen fid) aber noch bei
einer angemeffen »eränberten Cebensweife unb unter jroeef»
migiget ärjtlicber Jöchanblung verlieren. ©efebiebt biet je*
teeb md)t, fo jeigen ftcb balb an ber äugern £ffm»»g be§
sKjjt>amiS ober aud) an ber innern ©berfläd)c beffclben "Än*
^ wellungen ber JBlutabern, bie fogenannteu ^>ämorrboi>
tatfnoten, SWaflf 6rner ober 3" Jen, roeldbe ein bläu*
licbeS, febroärjlidjeS ober rötblicbeS 2lnfebcu haben, jumeilcn
-m'cbmellen unb oft beträchtliche Schmerlen »erurfacben, aud)
rcol gar fieb entjünben unb »ereitern. Diefen äuftanb be»
"!:iet man als blinbe $ämorrboiben. Sie »er>
nuntrn fid) ebenfalls periobifd), mcifl mit Erleichterung
etil) > unb geibfebmerjen unb beS ©efüblS von Sd)were
W Unterleibe. 83erharrt bie -Äranfbeit nicht bei btefem
Stabe, fo (teilt ft'cb eine roibernatürlid; »crmehrte Äbfonbc*
njng »on ©d)leim au3 bem 9Ra|ibarme unb am Alfter ein
■ eimbämorrboiben), ober mit hemerfbarer @r>
leicbterung ber allgemeinern JBefcfanjerbcn ein mehr ober
weniger reid;licher 6rgufj »on roirflichem Slute auS ben
ofäjjen bcS «WajlbarmS (©olbaberblutf lug). Sei»
krlei 3u(l»inbe begreift man unter bem gemeinfchaftlicben
^Jmen: fliegenbe £ämorrhotben, ©olbaberflug.
Sinb bie blutigen #ämorrboiben einmal in ©ang getom«
mm, fo pflegen |te meift ju geroiffen 3eiten roieberjus
\ j^ren (n>ie bei bem weiblichen ©efd)lccbt ber tKonatös
fiug) nnb »erben bem Äörper balb ju einem JBebürfnifle,
fobaß eine Störung ober gänzliche Untcrbrucfung berfelben
burd) ßvfältung ber $üge, falteS 23aben, ©emüthSberoegun*
gen u. f. ro. oft bie nachtheiligfien Solgen nad) fid) jieht.
»ei ältem iDcannern unb foId)en, beren Urinroerfjeuge ge*
fchwäd)t ftnb, wirb {uroetlen nicht ber 9J?afltarm, fonbern
bie Urinblafe ber ^>au»tfi^ ber Jtranfheit, bie ^mn 58 la?
f en b am orr boiten genannt wirb. Unter folepti. Umftän*
ben wirb bann bie Entleerung beS UrinS febroierig unb
febmer jbcift , e3 fteOt ftcb Abgang »on Schleim unb Jßlut
au5 ber ißlafe unb ^)arnröbre ein — 3 u fälle, bie WO mig-
lieb noch befchroerlicher unb peinlicher ftnb, als bie »u»or
genannten. Sorberrfcbenbe Anlage jur ^)ämorrboibaifranf=
heit finbet fid) beiroeitem ha uftejer bei bem männlichen a($
bei bem weiblichen ©efcblecbt unb tfl nicht feiten ererbt, 6fs
ter inbefj erworben, "pflegt fid) bie Jtranfhett gleich erfl
im mittlem £ebenSalter ju entwicfeln, fo wirb ber ©runb
ju ihr boch oft frhon in ber 3ugenb gelegt burd) Serweid)'
lichung mannichf acher 3rt, burd; eine aUju reiche, ju ftarf
nährenbe unb erbttjenbe Jtofl, ju fpärlicheS Srinfcn »ort
SBaffer ober im ©egentheil burd) aUju häufigen ©enug er:
hi^enber ©etränfe, fo namentlich fchwerer ^othweine, flar*
f er 93tere, aud) ber warmen erfchlaffenben ©etränle, wie
beS £affee$, ber ganj befonber$ als eine ber gewobnlicbfrcTt
Urfad)en ber fo allgemein »erbreiteten ^)ämorrhoibalbefchwers
ben erwähnt werben mujj, beS SheeS, burd) fibenbe £c=
benSweife ober auch fortwäbrenbeS Stehen, wie bieS manche
©ewerbe erfobern, burd) ben SRiSbraud) »on Jttyfh'ren, er*
hil.jcnten (braftifrfien) 21bfubrungömittcln, beigen gugbäbern,
3tterlaj|en am j?uge, überhaupt aber burd) 2(UeS, waS be«
fonberS ben untern Xbetl beS darmfanalS fd)wächt. Sßirb
bie .£)ämorrboibalfranfbeit nid)t faifrf? hehanbelt, namentlich
in ihren »erfebiebenen EntwicfelungSftufen gewaltfam gefrört,
fo nimmt fie nur feiten eine gefährliche SBenbung. 21m
meiden ifi iMöfjlicbe Untcrbrucfung ber fliegenben ^»ämorrhoü
ben burd> Grrfältung ju fürchten, in welchem Salle bie
Jtranfheit juweilen burd) SMutfchlagflug tibtlich enbet. Eine
angemeffen eingerichtete SebenSwetfe trägt am meiflen jur
SRtnberung ber ^)ämorrhoibalbefd;werben bei.
fjcimctcr (ber) i|l eine ©attung ber SWacjetbtcre, bie |id)
burd) jwei'lange, fcharf jugefpi^te Sorberjähne, Langel ber
lief ;ähie unb breite iBacfenjäbnc anzeichnen. Sic untern $Bors
b ermahne ber ^>am|ler ftnb meife [förmig, unb JBacfenjähne
haben fie unten unb oben auf jeber Seite nur ^wei. Sie ha=
ben einen tiefen .Kopf mit furjer Schnauze, eine gefpaltene
Oberlippe, abgerunbete phren, Reine fd)warje Äugen unb
in ben S3acfen eigne Säcfe ober IBadentafchen, in welche
fie ©etreibeförner fammeln, um btefelben nad) ihrem JBau
ju bringen. Tin ben 3eben flehen lange Scägel, mit benen
ioogle
Hanau
Bland
fic fiel? gefcfjicft in bie Crbe einzugraben uerfteben. Sftr Seil
ift von oerfebiebener gärbung, gewöhnlich aber oben rotI>*
braun unb unten fcpmam bie »eine finb weißlieb unb an
bet (Seite natb bem ipalfc bin freien brei voeißiiche glecfen.
Der @d}roonj i|t furj unb faß ganj unbehaart. SRan
finbet ben 4?amfter, ber oft Aber 1 g. lang whb, beinahe
in allen ©egenben Deutftf,lanbj, foroic auch im fübt. 9?uß?
(anb unb Sibirien, ©eine aöobnung legt er fi'cf> in ber <5rbe
b— 10 g. tief unter ber jDberfldä)e an. Diefelbe bat verfebi««
bene Abteilungen, eine jum gewöhnlichen Aufenthalt, eine
jwette für ben Unratb unb mehre anbere ju Borratböfammern.
3n biefer Sßobnung (ebt er, auf er währe nb ber ^aarunaS«
Mit, ganj allein, ßroei Ausgänge führen inS greif, n>o er feine
Mabrung fuebt, bie auä HBurjeln, Kräutern unb felbfrücb»
ttn beftebt Thid) fleinerer SEbierc foQ er fich bemächtigen.
3m ^erbft wirb er ben ©etreibefetbern febr nach, theilig, benn
in fernen ©acfentafifeen trägt er große SPIaffen ber bellen
Aorner in feine BorratbSfammern. 3ebe feiner ffiaefenta«
(eben fann gegen brei £otb faffen unb oft hat fie baS Äbter fo
oollgepfropft, baß ee» (ich nur mit Sflübe fortbewegen fann.
JBäbrenb ber ftrengen SBtntermonate verftopft ber #amfter
feine SBobnung unb verfallt in SBinterfcblaf. 3n ben ©e»
genben, wo biefe Spiere fid? , wie j. S3. in Thüringen, febr
häufig ftnben, oerfolgt man birfelben. JBefonberS fudicn bie
armen Stute im SBinter bie Sebaufungen bet $amfter auf
unb graben bie BorratbSfammern, in benen fieft ju weilen
gegen 1 <5tt. JWrner finben, auf. Der |)elj bee» •pamfter*
jtebt nidjt hoch im «Berthe. JBeim einfangen ber äamfier
muß man auf feinet -öut fein, benn fie ftnb ungemein
boSbaft unb rönnen mit ibjrem fa>arfen ©ebiß gefährliche
Sßunben beibringen.
fjanau tft gegenwärtig eine $rovinj bee} Äurfürffen»
thumS Reffen (f. b.) unb war ebebem eine felbftinbige
©raffchaft, w eiche nach bem 2Cu6fterben be$ 2Rann8ftamme«
ber Äeichsgrafen tvn £. an Reffen Farn unb 1803 junt
gürftentbum erhoben würbe, ytaebbem bie granjofen baS
Jturfürftentbum Reffen in Beft& genommen, tarn 1809
größtenteils jum ©roßbtrjogtbum granffurt, bis cS 1813
an £effen:Jf affel jurücf gegeben wurbt. Die £auptfiabt
mit faft 14,000 <£inm., liegt an ber Jtinjig unb tft mit
bem Sflain burch einen Jtanal in Berbinbung gefegt. ©ie
beftebt auS ber altertümlichen 2C(tflabt unb au 6 ber fchön
gebauten SReuftabt, bat jab [reiche gabrifen unb fjanbel mit
#oljwaaren, ©emüfe, Obft unb SBetn. Unmittelbar bei
ber ©tabt liegt ein furfürftl. ©dbtoß unb in ber Stöbe ffob
bie furfürftl. ©ebtöffer ju Slumpenbeim unb ju «PbilippSrub.
Der Jöabeort SBilbelmSbab bat gleichfalls ein ©ebloß unb
mancherlei Anlagen, unb fleht mit £. burch eine $Cun|rfhaße
in Berbinbung. — 85et Jg>. würbe t>on Napoleon am 30.
Cct. 1813 bie lefcte ®<btatt>t in Deutfcblanb gefebtagen.
Napoleon eilte mit feinem flüchtigen $eere nach ber ©cblacbt
bei 8eipjig granf reich )u unb bereit* am 8. jDct. war Saiern
ber beut|cpen ©acbe beigetreten. Der bair. ©eneral SBrebe,
unterftüftt »on Öftr., wurtemberg. unb raff. Gruppen, warf
fid> ben granjofen bei entgegen, um it)n auftubalten.
Bon beiben Seiten würbe mit großer Säpferfeit gefAmpft,
unb obgleich fich Napoleon SJabn bracb, fo hatte er hoch
einen «erluff oon 15,000 9». an Berwunbeten unb SEobten
unb 10,000 2R. an ©efangenen, wdbrenb bie »erbunbeten
nirt 9000 $t einbüßten. Die ©tabt würbe anfangs
von ben Baiem befegt, nachher oon ben ^anjofen gcnom>
men unb »ule^t wieber oon ben Berbünbeten im ©türm er*
obert, wobei ©eneral SBrebe felbfl ftbwtr »erwunbet würbe.
^anb (bte) tft ein bem ÜRenfdbtn eigentümliches höd>ft
funftooQei DTgan, burch welcbed berfelbe bie meinen feinet
SEbaten perriebtet, weil ti fl5eweglia)feit, ©efcbicflicbfeit unb
Jtraft in fier) vereinigt. Bon ben jwei |)dnben bei SRerrfcben
tft gew6bnlicb bie rechte £anb bie fraftooUfle unb gefebirf;
tefte, welches wol niebt Wo* eine golge ber gr6fem ubnng
iß, fonbern ftbon burch SRaturantagen begrün bet fein mag,
ba wir ben oorjug^roeifen ©ebrauep ber reebten Aanb bei
allen Bölfern alter unb neuer 3<it ftnben. Jtein Shier r)at
^>änbe unb nur oon bem Äffen pflegt man }u fagen, baß
er oier Sfrhnbc befi^e, weil feine jum Alertem eingerichteten
Jufe &r>nttcf> wie Ad'nbe finb; bodb ftnb fie weit entfernt
»on ber ©ef^icflicbreit ber menfct)licr)en ^anb. SBJeil ber
SJfenfcb feine meiften SEbaten mit ber #anb ctrriebtet, fo
bat man alles £bun befjetben als Jg>anbeln, ^anblung
bejeiajnet. Die £anb tft aber überbieä aueb baä ^auptor«
gan beS Raffen«, 2mpacfett6 unb beS Saftend ober Sühlen?.
3n ben gingerfpi^en bat ber SRenfdj ba3 feinfte ©efubl.
Die Jpanb ift au* 27 Änocben jufammengefe^t, welcbe burd)
jablreicbe SMnber untereinanber in Berbinbung fjeben unb
von 19 3Ru5fe(n in bie »erfcbiebenjle {Bewegung gefegt wer
ben. SRan unterfcheibet an ber $anb bie gewölbte SRücfen:
fldcbe, ben Aanbn'icfen unb bie get)6r>lre innere SlAdje,
bie t> o t> f e öanb. Uberbie* beftebt bie §anb auä brei
wefentlidjen »b«iltn: ber ^anbwur^el, mittele» beten fit
in ben Unterarm eingelenft ift, ber 9Rtttelb«nb ober bem
anbtellex unb ben fünf Singern, unter benen ber
aumen ber ftdrffte unb wichtigflc ift, weil er mit jebem
ber oier übrigen ginger in mamuebfaebe IBcrübrung gebracht
werben fann, auch hauptfächlicb bei allem gaffen von ©c
genftanben in 2fnwenbung gebracht wirb. ÜBefentlic^ ttdgt
tS jur ©efcbicflicbfeit ber ^»anb bei, baß bie gingerfpifcen
auf ber innern ©eite ba5 fcinft# ©efübl b,aben, weit \>\tx
bie jarteffen unb jablrcichften Steroenfpi^en ausgeben, unb
babei auf ber 9?ücffeite bureb bie 9cägel wie oon ©cbilbern
gefcbüfejt unb befefttgt werben, fobaß fte trofe ibrer Cmpfint
liebfeit boeb jum fefieften Änpacfen ebenfo getieft finb, ruic
jur jarteften ^Berührung. Durch anbaltenbe aUju ftbwerc
Arbeiten mit ber ^>anb gebt jeboeb baS feine ©efübl berfel-
be ü allmdlig verloren, mbem bie Oberhaut febwiclig unb
bomartig wirb. 3m 3nnern ber Qcmb bemerft man burd
bie Sage ber SKuSfeln bebingte manniebfaeb verfebitbene Cfr
b^bungen unb gureben ober fcinien. gaft bei jebem einjc
nen SDlenfdjen pflegen biefe eine eigentümliche Änorbnuu
unb ©eftalt ju haben, unb febon im jarteffen AinbeSaltc
ftnb fie in ihrer, fpdter nur mebr bervortretenben Söeife vor
banben. 9Jcan hat baber im Ältertbum bie Meinung gi:
hegt, biefe äußern Werfmale müßten mit ber innern (g
gen) JBefcbaffenbeit beS Menfcben, ja mit' feinem ©cbtcffale
tnffiejiehung flehen, unb fo hat fleh bie abergtäubifebe Ai::- :
be5 SBeiffagen* auJ bem Änblicf ber ^)änbe gebilbet. f€
Ghiromantie.) Zud) für ben 2frjt tft bie j])anb ein »üb-
riger ©egenftanb ber Seobacfjtung , inbem fieb it>rc Jtempe
ratur unb gdrbung nacb bem ©efammtbefinben beS 9ffcn
jehen rtdjtet. 2(uf biefer JBejiebung berubt aueb, btc
y Google
Spielereien (f. ^Temperament) bemi|U Hanabme, baß
baS SSempetament bcS 2Rcnfd;en ober aucb feint augenblidf»
lid)e ©emütbSoerfaffung aud ber ©cfcbaffenbeit feiner £anb,
namentlich auö beren Temperatur fiep ernennen (äffe. — Die
£anb wirb alS baö ßrgan ber ftbatigfeit aurf; ju fpmbo»
lijcben ipanblungen benufct, wela)e nur jum 'ÄuSbrucf gei»
ftiger 5Uerl>ältni||e bienen. DiefeS ift fo natürlich, t a ü ber
Genfer; beim Spred?en fottwäbrenb, je itbijaftcr aufgeregt
er iß, befto mebr bie £anb auf bie mannid)fad/(ie äBeife
bewegt. Die ©eberbenfpraebe (f. ©eberbe) beruht großen«
tbeilö auf ipanbbewegungen. ©ewiffe ©eberben baben eine
allgemein angenommene feierliche SBürbe erlangt. Solche finb
baS .öanbauf beben, (jmporheben ber Spant beim Scpwure,
bec Jpanbfcplag als Seieben ber SBabrbaftigfeit ber ©efin*
nung, baS Darreid)en ber ipanb jum Beieben bec SJer»
föbmmg, ber apanbbruef a(S Rieben berjlid)er äuneigung,
baS ipänbe falten ald 'Äußerung ber grömmigfett, baS
auflegen ber ipanb auf bie&Jruft, aß JBctbeucrung, bie
Bereinigung ber ipänbe jweier ^erfonen jutn äeiepen
unauftoSlicber S3erbinbung. SJcrträge, SBetten u. bgl. werben
gefdjloffen, inbem man ber ©egenpart bie ipanb gibt unb
ein 3euge bie ipänbe burebfeblägt , al» 3cicben, folobe 5Ber»
einiaung folle nidjt anberS, benn bureb ©eroalt gebrochen
werben fönnen. Durch £anbef latfäjen gibt man feinen
23eifaü $u erfennen. Die ipanb, ber man fid? bemütbig
unterwirrt, fußt man; beim Segnen legt ber Segnenbe bit
ipanb auf ba§ ipaupt beö ©efegneten (£anb auflegen),
baß fo bie ipanb ©otteS über ibm ruhen, b. b. ib'i befdjüfcen
möge. 3nbcm man bie .£>anb auf einen ©cgenftanb legt,
jeigt man femer an, baß man ibu für fein ©igentbum erflare
u. f. n>. DaS .foanbgelöbniß ijl ein mit weniger geier»
lid)feit abgelegter" eib. 25er Scbwörenbe gibt bem Siebter
bie £anb unb fpridjt ibm babei bie Sßorte nadj: „So wahr
mit ©Ott belfe." — ipanb gelb empfängt ber Solbat, ber
fi4> freiwillig jum ÄriegSbienft anwerben laßt. Dura) 2ttu
nabme beS ipanbgelbes verpflichtet er fieb jum Eintritt in ben
JTu-nft — ip anbfefte ift ein eigenljanbig febriftlicb auSge*
Hellte* SJcrfprecben, womit man fieb fatt ipanbfcblagS ocrpflid>
tct. 3)obte apanb (m;uius mortun) ift ein rechtlicher
Segriff, einen JBefujer, ber niemals fterben fann, bejeia)s
nenb, wie Jtircben unb Stiftungen. (S. 2£mortt firen.)
©efammte ipanb, f. gebnSwefen. — JBiele ©egen»
ftänbe werben burd) XJorfefcung beS SBSorteS ipanb al* folebe
bejeiebnet, bie fieb bequem, mit geiebtigfeit benufcen lafjen (bie
banblicb finb, fid? leidjt banbbaben laffen, jum apanb:
gebraud) bienen), j. Sö. apanbbud), £>anbleti(on,
anbmörfet unb tetfebiebene anbere. ÖBer mit feiner
änbe Arbeit fieb feinen gebcngunterbalt erwirbt, ift ein
anbarbetter, im ©egenfa| gegen Die, oon benen bie
batigfeit beS Serfianbe* (beS Äopfed) torjugSroeife in 2ta=
d> genommen wirb. SÄan unter febeibet bie äpanbarbeiter
in foldje, welcbe mebr (unftreiebe, eine größere Übung unb
gtrtigfeit erfobentbe Arbeiten oerriebten, bie Jbanbwafer
u. ^»anbwerf), unb folebe, bie nur itörperfraft \u ihrer
Ärbeit ebne befonbere ©efebief liebfett not big haben, ^>anb:
langer. — SDa fieb ber SRenfcb beim Schreiben ber 4?anb
uerjugäweifc bebient unb bic Schrift oft bie apanb vertre-
ten muß (um etwad ju bewirten), fo nennt man bie eigens
tbümlicbe Scbrift eine* SRenfcbtn b^uffg feine ^anb unb
1 Handel
fpricht ton outet unb fchlecfcter Jbanb für gute unb fchlcchte
Scbrift. Sie $anb ift baft Seieben ber SRacbt unb fo fagt
man 4>anb an 3emanb legen für ihm ©malt antbun,
CtwaS ober 3emanb in feiner ^»anb j>abcn für in fei-
ner IDfadjt haben u. bgl.
jfjanftti (ber) ift ein ©ewerbe, welches auö bem Sin«
unb Sierfouf Pon ©egenftdnben irgenb welcher £rt (SSaa»
ren) ©ewinn erflrebt. Die ftd? mit ibm SSefaffenben
werben ^jänbler ober Xaufleute genannt. Der $aa*
bei felbjl wirb bäuf>8 a[ö {>anb(ung bejeichnet unb mit
bemfelben -SB orte benennt man wol aun), aber ntept richtig,
ben £>rt, wo äBaaren feilgcbaltcn werben, ben&aben. Sfiier
ibm angeboriae Sachen oerfauft, ebne foldjen fterfauf wie=
fc erholt alS «rwerbSaueQe ju benutzen, ift ebenfo wenig
^>dnbler, wie Derjenige , welcher bie 92atur> ober JtuDffs
Iprobucte terfauft, bie ffrgebniffe feines gleißeS finb. Der
festere liefert allerbingS bte SESaaren in ben 4>anbel, b. b-
ber ^änbler fauft fie ibm ab, um fie wieber unb jwar w
b6bern greifen ju oerfaufen, aber man unterfepeibet tbn als
f)robucent oon bem Jtaufmann. Der Sjanbd bat für
bie SRenfcben junachj! einen hoppelten 9hifeen, welchem er
feine ßntftebung »erbanft, unb um beffenwiUen man bem
^»dnbler gern ben ©ewinn gönnt, welcper ibm ju übeii wirb,
inbem er für bie äBaaren mebr fta) bellen läßt, alS er felbft
bejablt. 3unätblr nämlich maa)t ber Jbartbel unter ben in
einem Staate jufammenlebtnben SKenfcben eine ©ewerbStbds
tigfeit möglicb, burd) welche bte ginjeincn ju einer poQCoom
menern ©efritbigung u)rer Cebürfniffe, iu einem bobtrn
£93oblfianbe unb aQmdlig ju allen ben unfebäfebaren Xior^ü:
gen gelangen, welcbe baS geben gebilbeter S36lfer vor bem
rohen iücatur^uftanbe ber noch ber Sbjcrbctt natjeftebenben
SBölfer auS)eto)nen. 3n btefer Sie^iebung ift ber .feanbel
in ber Sbat bie SJruttcr aller JBilbung. So lange nämlich
jeher einzelne SDtenfcr) ober böcbftenS jebc einzelne gamitie
für ftd) felbft Nahrung, Jtleibung unb waS fonft jum Se<
ben erf Oberlid) iß, ftd) bereiten muß, finbet nicht allein eine
S3efchränfung auf JBenufcung ber in ber ndd)ften Umgebung
fid) barbietenben 9taturprobucte ftatt, fonbern überbieS wirb
ber SRenfd), weil er att^u tielfad) thätig fein muß, in fei-
ner Xrt oon aijätigfeit eS ju einiger fiiotlfommenbeit ui
bringen »ermägen unb mit ben meinen feiner JBebürfniffe
bei ber emfachbeit ber 9catürlid)fett fteben bleiben. Söer
baS SBilb felbft jagen muß, mit bem et ftd) nähren foll,
bat leine Seit, eS fünft! ich jujube reiten, jumal wenn er
auch noä) felbft feine Jtieiber machen unb fein &mb befiel-
Un foU. Der erfte Schritt ju SSerbefferung beS SuftanbeS
ift , baß bic einzelnen in bie Arbeit fid? rbetlen, ein Vnberer
bic Jtieiber mad)t, ein Änbcrer auf bie 3aab gebt, ein Xn>
ber« baS gelb beßeHt, unb baß 2tUe oon ihren Srwerbntf:
fen ober erjeugniffen emanber mtttbeilen; 3eber wirb eS
bann in bem erwerbjwetge, auf ben et alle Äräfte unb gleiß
oerwenbet, fo weit bringen, baß er mebr gewinnt M er
felbft braucht, unb baß er baoon bem Knbem ablaffen fann
gegen fo(d)eS, waS wieber btefer ju otel unb er felbft ju
wenig bat. gebenbtgfeit aber fommt in biefen SJerfebr erft
bann, wenn eS fid) 2Renfd)en jur 58efd?äftigung machen,
benfelben ju vermitteln, Sebem DaS abzunehmen, waS er ju
oiel pat unb ibm bagegen DaS j umführen, waS ibm fehlt.
i
Handel %\
riefe ftnb bie *S)5nbler. -Der J&anbel gebt aber Mb über
bie engen ©renjen hinaus, innerhalb welcher ba« Siolf lebt,
benn et i ft feinem SBefen nach an ba8 JBolfSintereffe nicht
aebunben. SBie bie einzelnen SRenfcien nicht im ©tanbe
ftnb, alle ihre fBebürfnijfe juglcich angenehm unb reichlich
ju beliebigen, fo auch ntdjt bte einzelnen SBölfer, wenn mit
ber juneljmenben JBilbung unb SBohlhabenbeit auch bie JBe*
büifniffe ftch geweigert haben. JDer $anbel bringt tum, unb
bieä ift fein jweiter SJortheil, bie JBölfer bec gan&en erbe
miteinanbet in »erbinbung unb alle«, waö bie entlegenen
©egenben ©efteS htnwrbringen, führt et »um ©enuß für
Denjenigen herbei, bet begütert genug ift, e$ u* anjufdbaffen.
Die großen Cntbecfungen entlegener eönber ftnb faß fämmtttdb
nut tn .^anbelsintereffen gemalt unb benufct worben, wir
»erbanfen baher bem Aanbel mittelbat auch bie Huöbilbung
bet geogtaphtfehen unb naturoifjTenföäftlicbcn Äennrniffe;
fowie t& and) ausgebreitete gdnberftrecfen, ganje 2ßeltt heile
gibt, rottete ben £anbel$verbinbungen mit ben gehüteten
gdnbern CuropaS unb XftenS ihre eigne Grhebung au« bem
Buftanbe tbierifeber Siobeit verbanfen. JDie JtJortbeile, welche
bet #anbel in btefet SEÖeifc gebraut hat, ftnb in bet £bat
unberechenbar. Um abet tu berjenigen SJlüte ju gelangen,
w cldbe et gegenwartig erlangt bar unb bureb bereu Äuöbtl«
bung ihm allein feine großartigen Seifhingen möglich wur«
ben, mußten tut nach eigentümliche »eförberungSmittel
beffelben aushüben. (Sin foldjeä ift ba« ©elb. So lange bet
Kaufmann noch SBaare gegen SBaare nehmen unb geben muß,
fann feine £hätigfeit nut eine febr befchtdnfte fein, ber 6an»
bei i|l Saufchhanbel (83arattohanbet). Urft mit bem
(Selbe (f. b.)war eine SBaare etfunben, bie 3<ber getn für
feine feilgebotene SBaare nimmt, »eil et weif?, bat? et für je«
ncö niemals in feinem SÖefttj mb er beute eigen thum jeberjeit
jebe anbete SBaare ettangen fann. (Sin jweittS IBeförbe»
rungSmittel be« £anbeß, weichet fich frühzeitig heran &flc[;te,
ifl bet ßrebit (f. b.), bet nicht allein bem Jaufmann bie
«Wittel in bie $anbe gibt, größere ©efchäfte tu unternehmen,
fonbetn auch ben Äbfchluß ber ®efcbäfte feibft ungemein er«
leichtert unb tatureb zugleich eine größere SBoblfeilbeit bet
SBaaren bewirft, fobaß et gleich vorteilhaft jür SJerfdufer
unb Ädufet ifl 2fuf bem Grebit beruht bann auch bie Crfin»
bung bet %n weifungen unb SBecftfel (f. b.), welche bem
Jbanbel eine ganj neue vervollfommnete ©eftalt gegeben hat.
Durch bie SServoUfommnung bet ScbiffabrtSfunbe, welche
mit bei äunahme unferer aftronomtfeben, phpfifaltfcben unb
mathematifeben Jtenntniffe £anb in £anb gegangen ift, h«t
ber £anbel an Ausbreitung gewonnen. SBefentlicben Xior*
tr)eil bat berfclbe abet auch au$ ber äiervoUfommnung beS
gabrtrwefenä, fowie ber JÖcförberungömitrel für SBaaren,
burch bie ^erfiellung von «Strafen unb Jtandlen unb aus
ber öffentlichen Sicherheit in ben verfebiebenen Sdnbem ge»
gen orraf>enraub unb unoerfchulbete UnglücfSfdUe gewonnen.
3n lefcter Sejiehung h«ben befpnber* auch bie äjerficherungfi»
anftalten Slierbienpe, welche bie bei ihnen na* ihrem 2Bertb
bureb einjahlung einer gemiffen Summe »erficherte SJaare
garantiren, inbem fie ieben Schaben erfe^en, welcher wdh*
tenb be6 äranSport* ben ©genthümer unoerfchulbeterweife
trifft. Sie SJortijeiic be$ f)anbelS ftnb, auch abgefehen »on
feiner gßirf famfett, tU aUgemeine« »ÜbungSmittel fo un»
cnbli* jahireid; unb groß, bafj wir fte eben barum fafl
ganj überfehen, wie wir aueb bie Sßunber ber Statur nicht
4 Kandel
mehr erbtitfen, well fte un« $u n«t)« ß«S«n. 2>ei Ärmfle
Wann fleibet ftcb bei un* in auSldnbifche Stoffe («3aum«
woQe) unb genießt au$ anbern iöeittbeilen eingeführte 9Baa»
ren (Jlaffee, JJabacf). 3« «ine ber nüfclichften unb gewöhnlich
ften S»elfen, bie Äartoffeln, ift urfptunglith auf bem ^>an»
beWwege bei un* eingeführt roorben. ©er -öanbel ift bet föt»
weift, baß in SBabrheit ber Wenfch ber htxx bet (gtbe iß.
Sa butch bie SReere bie entlegenften Sdnber miteinanbet
fn SSerbtnbung gefegt ftnb, fo ftnb bie Seeftdbte bieten igen
fyUtyt, in benen im ungemeinen bet ^>anbel am blübenb»
ften ift. 3m 3nnern ber gdnber jieht er ficb namentlich an
f ol che t'xtt hin, wdebe eine günfh'ge Sage, entweber ^um
IBerfauf ober jum XranSport ber SBaaren, haben. @tabti
an fchtffbaren glüffen ieidmm ftch in biefer »ejiehung au§.
Privilegien unb Freiheiten, einzelnen Stdbten »orjugSwetfe et»
theiit , hohen nach tiefen , befonberS in frühem Reiten,, ben
^anbel hingezogen, jemals, a(S bie Schiffahrt noch tbeild
wegen SRangelhaftigfeit ber SchiffahrtSfunbe, theilS wegen
Un(i*evheit bet 3Reere burch Seeräuber, thetlS enblich we*
gen mangelhafter geogravhifcher Jtenntntffer fich fafl nut
auf iCüftenfahrt befchranfte, mußten bie SIBaaren metft ja
Sanbe »on einem Söolfe jum anbern ttanSportirt werben,
unb ba auch bie gdnbee feine ftchetn Strafen bar boten, fo
(chtoffen ftch metft größere ©efeUfchaffen von .Raufleuten mit
ihren SBaaren einanber an unb machten ihre Steifen in ©e»
meinfehaft, gewöhnlich noch unter militairifcher S3ebecfung.
Cin folcher £anbel8jug würbe eine Äarauane genannt,
unb biete %xt beS Jg)anbelS feibft A a r a u a n e nh a n t e I.
Gr ging von einer großen ^>anbe(e>flabt iur anbem unb bie
Sichtungen, welche hierbei oerfolgt würben, unb theits o«n
ber gegenfeitigen £age biefer Orte, theil« von ber fcrtlicht
feit ber ju burchjiehenben ©egenben abhängig waren , wur.
ben^>anbe(Swege genannt. fßHt biefem Kamen hat man
inten auch bie Sichtungen benannt, welche bie im Stefan»
bei bienenben Schiffe einschlagen pflegen. SReue ^>anbelS*
ftraßen werben fich auSbilben, wenn, wie ju erwarten )ui:,
bie Sifenbahnen mit Kampfwagen in (Suropa eine attßerc
2(u$behnung gewinnen unb baffelbe wie ein Sfcfe uberju-
hen werben.
Da jum S3erreihen be8 #anbel§, befonber« wenn ber-
felhe in ferne, vielleicht wenig dufere Sicherheit barbie»
tenbe ©egenben unb auf foftbare SBaaren gerichtet ifl, große
©elbfummen erf oberlich ftnb, fo vereinigen fich f<hc baufig
mehre vermögenbe Aaufleute ju bemfelbcn 3wccfe. Soid-e
Vereine hrifen {»anbelSgefellfchaften ober panbelS»
tompagnten. 2>ie ©efeüfchaft pflegt Directoren «nju»
febeii, benen bie Leitung ihrer Angelegenheiten anvettraut
wirb. Die Sortheile, welche burch ben gemeinfamen £v.r,
bet envorhen werben, pflegen nach SRaßgabe bet gemachten
äufebüffe getheilt ju werben: bie Privilegien u. Sgl., welche
bie Qompagnie genießt, erftreefen fich nur auf tie ©cfchäne,
welche in aller SRitgtieber 3ntereffe vor fich gehen, unb für
bie Schulben ber ©efeüfchaft haften alle SRitglieber mit
rem gefammten Jjermöaen. Stille ©efellicbafter ffnb foichc
welche ju bem ©efellfchafticapital eine beflimmte Smmntc
jufchießen, unter ber IBebingung, baf ihnen biefe« ©t.:
cbenfo verinterefftrt werbe, wie ben wirflichen SRitgtiebem
ihr jugeldjoffeneS ©elb. 3nbem (ich biefe ftillen ©efellfcbaf:
ter bt* Stecht«, bei ber Seitung ber Angelegenheiten ber Q»m-
pagnie mitjufprechen, begeben, übernehmen fie auch ntebt bie
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Handel
Handel
&rantTPorffl$fett berfelben, unb fönnen bei öerlufren \}bd)*
fienS baS beigcfleuertc Gapitat cmbügen. 3u ten bebeutenb«
fkn Jgwnbel$gefeU|cbaften gehörten bie verfcbiebenen ojhnb.
Comvagnien (f. £ ftinbien); ober auch alle bie neuer;
tingS fo häufig geworbenen Actiengefellfcbaften (f. Actie)
jur £>crfieilung Don Gifeti bahnen, Kanälen u. bgl. finb We*
nigftend in gereifter SBeu'ebung gerbte ju rennen. $>an-.
beWgcfellfcbaft rcirb jeboeb auch bie 3nnung ober ber Vitt»
ein «Der Äauflkute einer ©tabt genannt, ber ben 3weef bat,
für alles Dasjenige ju forgen, waS im 3ntereffe beS ge»
lammten ^antelSfianbeS an gemeinnüfcigen Einrichtungen
ober Anhalten (j. JB. SBörfe, SBaarenbaufer u. bg(.) unter,
nommen wirb. (Snblicb führen benfelben tarnen auch bie*
jentgen ©efellfdjaften, welche ben ©cnujj gewiffer $ri»ilei
gien ober SSerbinblicbfeiten feilen, von benen aber jeber
auf eigne Jbanb fein Öefcbäft führt unb in bereit üat)l jeber
unter geroiffen 35ebingungen eintreten fann.
Da mit bem ©ebeiben beS £anbel3 baS SBobl ber Staa»
ten fo eng oerfnüöft ift, fo baben bie Regierungen, feitbem
tiefetben bie (Sorge für baS 5Bobl ber Staatsbürger in ie>
ber JBejiebung ju wachen (ich angelegen fein laffen, auch
bem ganbcl eine vorjüglicbe Aufmerffamftit gewibmet 3m
Allgemeinen ift eS gewiß, baß eS einem ganbe vortbeilbaf«
ta £, wenn bie Ausfuhr beleihen ßirfer als bie einfuhr
i'l, benn jene fübrt ©elb ein, biefe auS, ja wenn ein allju
fiispei 2Ri5t>erbaltniß jwifeben Cinfubr unb Ausfuhr flatt»
fmbet, fo muß biefeS notbwenbig Verarmung nur ftolge ha=
ben. Um ben Staat in ber eben angegebenen Rücf ficht bc=
unbeilen ju fönnen, baben bie Regierungen Ausfuhr unb
Ginfubr in ber fogenannten #anbelSbtlanj miteinanber
ccrglidben. Diefe Berechnung fann fietS nur fefjr unfieber
fein, fo)on barum, weil bie Regierungen nie bie ©infaufSs
v reife ber SBaaren in Grrfabrung bringen fönnen, unb t.v
ber laffen fich aud) alle auf fte gejh'i&ten Maßregeln in ib»
«n golgen niebt irreng berechnen. Die drfabrung bat ba=
gegen im Allgemeinen ben SJeweiS geliefert, baß ber Span-.
bei bei völliger #anbelSfreibeit am meifien blüht unb
am ebeften eine bem allgemeinen 2Bobl nu^itcr>e Richtung
nimmt. DieS liegt infofern auch in ber Ratur ber Sache,
a!S fid) Ausfuhr unb Ginfuhr, @infauf unb Serfauf von
ftlbfi reguliren, benn wo eS feine 2J?enf<bert gibt, welche
Öelb erwerben, ba gibt eS auch feine Aäufer, unb nach,
bem (frwerb rietet fich überhaupt im Allgemeinen ber 83rr=
trautb. ©ewiß ift eS, baß bie &efcbrünfung ber 4?anbelS:
fuibeit in SBejug auf ginfuf;r auslanbifdber gabrifate, wenig:
Pens auf eine gewiffe 3cit, bem Auffcbroung ber inlanbu
Mm ©ewerbe böcblt vorteilhaft werben fann. 3nbeß (lei»
gert fldt> bei einem tbatigert SeJolfe grabe bureb bie Goncur*
t^) bie 3nbufhrie am meinen. Die Staaten baben nun
jur görberung beS ^anbelS unb jur Aufbebung biSber ftatt;
gtfunbener Hemmungen untcreinanber mancherlei SJertrüge
ätftbicfftn, fogenannte ^>a n bei S »er trage. Um ten Jöc;
türfntffen beS »olfeS abjubelfen ober ber Jöetriebfamfeit befs
M>en einen böbern Äuffcbwung tu geben, baben bie 9te*
gerungen juweilen ^)anbelSpramien, b. b- Äelo^nuns
8« an Diejenigen ertbeilt, welche naebroeifen fonnten, baß
W gewiffe Süaaren in größern üuantitüten entweber einge»
ftyrt ober ausgeführt hatten. £>ocb b.it firf) biefeS »erfahren
im Allgemeinen nicht als jweefmaßig erwiefen. gorberlicb/ ja
jum ©ebeiben bes £anbelS burcbauS nothwenbig ijr eS, baß
her Staat ben$anbel in »ejug auf bie eigentümlichen ,-Hn
ihm fjch auSbilbenben RechtSoerhültniffe in Schu^ unb jDb>
but nimmt. Die für ben $anbei fpecieli geltenben Rechts»
grunbfäfee, namentlich auch bie bem $anbel gejlatteten XJor»
rechte, fowie bie in einem Staate geltenben Qfinfibranfungen
beffclben, machen in ihrer ©efammtbeit baS ^anbelSrerfjt
auS. 3uwei(en nennt man fo auch ba6 einer $erfon er«
thetlte Recht, $anbe( ju treiben. Die ben $anbel hetref*
fenben Rechtsangelegenheiten erfobern, befonberS in großen
^»anbelSßaaten, eine fchleunige Abmachung; auch fommt es
bei benfelben auf Sachfenntniß in 83e^ug auf bie ^>anbe(<*
uerbältniffe oorjugSweife an. Aul biefen ©rünben ftnb in
ben meifien großem $anbe(Sfiäbten eigne i)anbelSgC'
richte eingefegt, welche, mit ben nötigen SBoUmachten »er«
feben, alle auf ben i? anbei bezüglichen RechtSangelegenhei:
ten »erferjen hoben. Außer 3uriften finb auch eine gewiffe
Anjabl 00 n Aaufleuten SBeifiher biefeS ©erichts. Um fer*
ner baS 3ntereffe beS Jg>anbelS im ©roßen wahrjunehmen,
belieben in einigen Staaten an verfchiebenen für ben $an*
bei wichtigen &rten Bereinigungen oon Äaufleuten unter
bem 9(amen von ^anbelSfammern, ^»anbelScoile»
gien ober (lommer^fammcrn. Um enblich gewiffe, un*
ter Umftänben gefährliche SBaaren ju beauffichtigen, baß auS
ihnen nicht ein üfcachtheU für baS SJolf envachfen f6nne, ift
in allen gebildeten Staaten eine eigne jpanbclööolicei
eingefegt. Diefelbe hat xu wachen, baß auS ©egenben, in
benen »eiiartiae, anftecrenbe i(ranfheiten herrfchen, feine
SBaaren eingeführt werben, baß Schiffe, bie avi folcben
©egenben fommen, bie gehörige Auarantaine holten, baß
mit leicht entjünblicben unb giftigen SBaaren uorftebtig um*
gegangen werbe, "baß im SSudibnnbel verbotene Schriften
nicht inS publicum gebracht werben unb bergteieben. — 3n
aUen RedjtSangelegenbetten, welche fich auf ben Jbanbel be-
geben, wirb ben ^anblungSbüchern ber Äaufleute ein
befonbereS 3utrauen gefebenft. Um bie erfobertiche Drbnung
im ©efchdft ju erhalten, müffen nämlich verfchiebene Jöücher
(f. Suchhalterei) geführt werben, welche fich gegen feirig
controliren unb in benen fowol auS biefem ©runbe, alS
weil fte ununterbrochen fortgeführt werben, Skrfilfcbungen
nicht wohl vorfommen fönnen. iRan legt ihnen baber be»
fonberS bei ©elbffreitigfeiten unter Jtauflcuten einen hoben
©rab von SeweiSfraft bei, wie folcbe bie Red>nungSbücher
von $rivat»erfonen nicht haben. Die ©efege ber »erfcbie>
benen Staaten enthalten jeboeb in biefer Äejiehung verfchie>
bene JBeftimmungen, unb vor AUcm iß nöthig, baß fich
folche @ücbcr in ber vodfommenften IDrbnung befmben.
Der tüchtige Kaufmann bebarf *u erfolgreicher Betreib
bung feines ©efchäftS einer nicht unbebeutenben 9Renge von
Äenntniffen , welche tbeilS allgemeiner Art finb, rbeilS auf
einjelne ^anbelSgegenllänbe fich beziehen. Die ©efammt«
heit aQer biefer ^enntniffe faßt man unter bem Ramen ber
4>anbelSwiffenfcbaft ^ufammen. S3ucbhaltung, SSaa<
renfunbe, «Rermtuiß ber Wünjforten unb ihrer (iurfe, ber
Staat jpapiere, beS SIBechfelrechtö , ber Geographie, ber Re;
chenfunft u. f. w. gehören ju biefer S5Biffenfd;aft. Da bet
gewöhnliche ©ang, in bem bie $anblung erlernt werben
muß, ber ift, baß ber junge, jum ^anbelSflanbe befh'mmte
SERenfcb bei einem Jtaufmann als l'ebrling eintreten unb
fpjter alS (SommiS in irgenb einem ^»anbelShaufe ferviren
(bienen) muß, fo hat er wenig ©elegenheit fich anberS
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Kandel
Handel
alS practifcb auSjubilben, unb eS ifi bem 3ufau* überladen,
welker ©efcbäftSjweig ftcb ihm auf tiefe SBeife Borjüglich,
jut Grlemung barbietet. ÄuS biefem ©runbe bat man in
neuerer Seit in oerfebiebenen #anbel$(iäbten eigne $anbe(S*
faulen erriefuci , welcbe bem 3ünglinge ©elegenbeit bie«
ten, fi cf> umfafünber unb »oUftänbiger auSjubilben. £ier
wirb er auch angebalten, bisher oetfäumte jöorfennrniffe ftd>
anzueignen. Sie iltefie berartige Anfialt ifi bie 1767 ju
Hamburg gelüftete £anbelSafabemie. ©oäter würben auch
ju gübeef, Düffelborf, $ari$, »erlin, SJtagbeburg, Karls*
ruhe, Wutha, fceiojig unb an vielen antern Orten beS 3m
unb AuSlanbeS Jpanbetsfctmlen erriebtet , welche, wie fic oetJ
btenen, großen JBeifaü" erworben unb mtft wenig jur ge*
genwärtigen ©tüte beS 4)anbelS beigetragen baben.
83on bem reellen unb foliben tytnbel, oon bem bis«
tjer gefproeben würbe unb welcher wirflieb SBaaren ein> unb
ausführt, unterfebeibet fich ber ©cbeinbanbel, bei bem
nur (Selb* ober ©elbeSwertb aud einer f>anb in bte anter e
gebt, ohne baß eine bem Söerfb entfprecpenbe SBaare bafür
eingetaufebt wirb, ©olcber ©cbeinbanbel beflebt mcifl in
einem bloßen SBetten ,j. A3, auf baS Steigen ober gaüen
oon ©taat$»a»ieren , Actien u. bgL Auch an wirtliche @e*
genfiänbe febiießt fieb bet ©ebeinhanbel an, fo }. JB. im 17.
unb 18.3abrb. an ben JBlumenbanbel. (®. Jölume). 9licr)t
weniger unfolib ift ber ©cbleicbbanbel, welcher im beim*
lieben einführen foUber SBaaren in ein 8anb beftebt, beten
einfuhr entweber gänjlicb unterfagt, ober boeb mit einem
hoben 3>oll belegt ift, weil aud ber Cntbecfung folcber €in*
fuhr aüemal ein unerfefebarer ©rbate für Käufer ober Ber«
fäufer entftebt. ©olcr>«t £wnbel ift nberbie« für bte ©itt«
liebfeit Derer, welche ibn betreiben, vorn nacbtbeiligften ein.
flufi, weil er ftetä ein Sietrug gegen ben ©taat unb ein
Überoortbeilen feiner SRitbürger ift , welcbe fid? triebt bem
unehrenhaften ©ewerbe untergeben mögen, unb weit enblicb
an ben ©renjen bureb ibn eine Art oon KriegSjuftanb jwi«
feben ben com ©taat angeorbneten AufiicbtSperfonal unb
ben ©cbleicbbänblern erhalten wirb, ber fa>on oft ju ben
entfebticbfien SBerbrecben SSeranlaffung gegeben bat. fßon
©eiten ber ©ittlicbteit ju oerbammen ftnb alle Sweige bei
.§anbet$, welcbe ber fWenfcbbeit feinen wabren 9tufeen
bringen, fonbern gereieben berfelben jur (Entwürbigung.
Der 5} anbei mit unü't fliehen ©ebrrrten unb Silbern, be>
fonberS aber ber ©f laoenbanbel, ftnb folebe in rief*
fter fBebeutung oeräcbtlicbe £anbelSjweige. — Da nun
ber SBerfauf im .Kleinen unb (finjelnen fiele Seit foftet,
welche ber ©nfäufer großer Staffen nicht abwarten fann,
fo boten fich jwei wefentlicb oerfebiebene .ftanbelSjweige
auSgebilbet: ber ©roßbanbel unb ber Jtleinbanbel.
Der ©roßbänbler bejiebt bie SBaaren aus fernen ©egen*
ben, auS gabrifen u. bg(. unb oerfauft fie an bie Klein:
bdnbler ober Jt ramer auch noch in anfebnlicben »Partien 5
biefe entlieh üerfaufen fie in beliebig großen ^heilen an
Diejenigen, welcbe fie MrbTaucben. 3n melen ©tdbten (iebt
nur ben Krämern frei, einen offenen SBerfaufSlaben )u bau
ten, unb bie Kramer werben hiernach von ben Kaufleuten,
ben ©roßbdnblern, unterfebieben. — 3n JBejug auf ba«
»anb ober ben ©taat, in welcbem ber Kaufmann einbei«
mtfcb ifi, unterfebeibet man ben im Snnern beS üanbe« be*
rriebenen JBinnenbanbel oon bem ^>anbel in« Xutlanb;
femer ben ^>anbe(, welcher Saaten einführt, bie im £anbe
felbff »erbraucfjt (confumirt werben), benGonfumtton«:
hanbel oon bem Sranfito», b. b. Durcbfubr^anbel, ber
Sparen au§ einem fremben £anbe bejiebt, um fie wieber
in ein anbereS frembeS 8anb ju oerfaufen. JBejtebt Der^
nige, welcber bieSSaaren brauet, fie unmittelbar oon Dem:
jenigen, ber fie Ijerjlellt, fo tft ber ^anbel birect, liegt ba=
gegen ber £anbel in ben Ädnben oon 30tittel«»erfonen, fo
finbet 3wifo>enbanbel ftatt. Der leftte ergibt ft(b »on
felbjt unter £dnbern, welcbe ibrer geograpbiftbtn 2oge ober
politifd^er ajerhättnifTe wegen nicht wol in birecter 5oanteb-
oerbinbung flehen tonnen; iß aber unv eilen auch ein turch
gefe^tiebe {tanbelSbefcbrdnfunaen fünftlirb berbeigefubrter 3u-
ftanb, ber wol bem Sanbe, in beffen Äänben ber 3n>if(bens
banbet. liegt, feiten aber ben ©egenben SBortbeil bringt,
welchen ein birecter -tumbel verwehrt ift. Die CJnglänber
baben Serfucbe gemacht, ftcb, ganj duropa ju Bwifcbem
bäntlem aufzubringen, unb ben engl. (Solomen ifi et butcb
©efefc oerboten, einen birecten Jgwnbel mit bem Xullanbe
w treiben, digentbümtiebe Jlrten be* 3wtfcbenbanbeu) ftnb
ber Gommifftonelbanbel, welcher im 3(nfairf unb IBer;
tauf oon ißaaren in Kuftrag unb auf {Rechnung eined 2fn-
btrn beliebt, unb ber @»ebition$banbel, weichet. ftembe
SEBaaren ba, wo eine Umoacfuna berfelben, |. JB. ber in
©ebiffen angefommenen auf graa)tfuhrwerf, ncHbjg, et er
irgenb ein anbere* ©efcbdft mit benfefben oor;unebmen ift,
ehe biefetben in bie ädnbe be§ eigentlichen Käufers getan.
gen f innen, aUe« 9i6tbige in Ausführung bringt. Sethe
Unerwähnten J£)anbelSarten nehmen an etwaigen »erluften
ber Käufer ober Certäufer nicht Sheil unb am ©ewüm
nur infofern, afS fie für ihre SRühwaltung eine aemiffe
entfebäbigung erhalten. Vcti oh anbei heißt entlieh ter
jenige Sd an bei, ben eine Station burch ihre eignen Kauf,
leute im ÄuSlanbe betreibt, entgegengefeit bem *Paffip=
hanbel, welcher im Sanbe oon fremben Kaufleuten bettle:
ben wirb.
f}äniifl (®eorg griebr.) war einet ber auSgejetcbnetfien,
talentooQfien unb fleißtgflen Gomfponifien. <5x würbe lt5S4
w SjalU in ©achfen geboren unb jetgte fchon in früher 3u
genb große muftfalifebe Xrjlagen, obgleich fem erfier ttotet:
rieht feineSwegS auSgejeichnet war. @t lief fieb alS Knabe
vox bem #erjoge oon ©achfen» ©eißenfelS auf ber Dtgel
boren unb btefer bewog nun feinen fßater, einen Ktjt, ber
ihn jum SiecbtSgelebrten beflimmt hatte, ihn ganj ber 2Ru
fit |u wibmen. ©alt war er feinem £ebrer in ^ialle ent
roachfen unb naditem er noch cirtiae 3eit in ^Berlin Stuft!
flu bin hatte, begab er fich erft nach ^>aQe jurücf unb bann
nach f«"«* JBaterS JEobe nach Hamburg, wo er Director
beS OrcheficrS würbe unb faum 20 3<>hre alt feint erften
jDoer jur Aufführung brachte. Gr erfparte fich ein Beine*
Capital unb benugte eS ju einer Steife nach Statten. 4?"T
machte er ungemeines Aufleben; oerfebirbene oon ihm com
ponirre SBerfe fanben ben lauteften »eifaH. Cr fehrte na*
Deutfchlanb jurücf, um bie ©teile eine! JtapcHmeifierS te
Kurfürften oon J^anooer anjutreten. AIS er 1710 unb 1712
Keifen nach @nglanb unternahm, fanb er aueb hier bie ber«
bientc Anerfennung. Cr ließ fich bewegen, ein Sebeum
auf ben grieben oon Utrecht ju compomren, welcber bem
KurfüYften oon ^anooet nachtheilig gewefen war. Da er
bierbureb bie ©unfi beffelben oerfcherjt hatte, fo* blieb et in
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(Jfoglattb unb bejog eon ber Jl&mgtn 2£nna einen 3abrge»
!>)it Don 200 f>f. 2>er ehemalige .Äurfürft non $anooet
uurfcü ab« 1714 aW ©eotg I. Jtönig ton gnglanb. 9c
cerjieb grojjmütbig bem großen Jtünftlec unb erbpbete feinen
©ebalt fogar auf 600 $f. mit bem Auftrage, ben $rinjef»
f!nncn Unterricht in ber SJtufif 411 erteilen. 83cm 3abr ja
3abr flieg £.'5 9?ubm burcf) bie großartigen Gfompofttionen,
wclipe er befannt machte, befonbert bureb feine £>pern. 83er»
iltbenS fuepten SRebenbubler ir>n ju »erbunfeln. SWit S3uo«
nondni trat öffentlich im SBettfampf auf. ©ie compo»
Birten jufammen eine JDpcr, jeber einen Äct, unb Ja gewann
btn ffrei5. <5r leitete bie fön. 'Äfabemie ber SRufif, welche
auf bem .jpapmarfet^heater auSgejeicbnete JDyern möglicbft
'oWommen jur Xuffübmng brachte. eine ©freitigfeit mit
mm Sanger, roelcber ber giebling beS 'PublicumS mar
unb ben entließ, braute biefen auf einige 3<it um bie
Entliehe Öunft dx mußte enbltch ba5 4j>apmarfet;2bea»
ta aufgeben, welches bie Italiener in 83efi(j nahmen. (Sine
falge »erfebiebener JRranfungen unb unoerbienter 3urücf<
jungen jerrüttete #/S ©eifieS« unb körperhafte. 9cacb»
er fiep aber in 'Äadjen bureb ©ebraueb ber bortigen
Sibtt bergeftellt hatte, trat er mit neuer Äraft unb neuem
tyütf roieber auf. Gr brachte mehre neue jDpern auf bem
tytattt ju Gooentgarben jur Aufführung. (Snblitp wen«
Jett er jüh aber vomJLbwter ganj ab unb componirte nun
Ml berühmten Oratorien, in benen er allen folgcnben 3eU
ein unübertreffliches SRufier bleiben wirb, ©ein ,,9Ref»
„©amfon" unb anbere »erben noch jefct als bie
errlicbjien SRufifwerfe jur Huffübrung gebracht unb ftnb
irtS oon ber gewaltigjicn SBirfung auf bie 3u&örer. JDb«
3'«<b 1751 burcp ben febwarjen ©taar baS ©efiept
•"tot, arbeitete er an feinen muftfalifchen ©cböpfungen
raftloS fort bis furj vor feinem Stöbe, ber 1759
''Telgte, ©ein Seicbnam würbe in ber 2Beftminfierabtei
ff Handschrift
ju »onbon brigefe&t unb ihm bafelbft ein fcpöneS Timh
mal errichtet,
Ajflteckift, im iurrfHfdjm ©inne, nemrt man eine
fcbriftlicb auSgefUHre Urhmbe, in welcher fiep ber 'ÄuffkUer
ju etwaft betennt ober verpflichtet. Da baS SBort £anb.
fdjrift fheng genommen nur bie 6<fcriftjiige ober ben 9la«
tnenSjug be3 ©cbreiberS bejeiebnet, fo ift oer XuSbrucf Ur=
funbe, Document ober tocbulboerfcbreibung alS bie
gewöbntidjfte Htt tiefet fcbriftlieben Serftcperungen richtiger
unb beutlicher. (Sine folche Urfunbe Vann wn bem XudfreU
ler feibft gefeprieben ober btoft unter fch rieben fein; fje ift
in beiben Rallen gleich fcerbinblich. iBeoor inbep ber Thxtt
fteHer jur £etftung bed {Berfprotpenen gerichtlich angehalten
werben (ann, ift et notbwenbig, baß er feine Unterfcprift
oor ©eriebt anerfennt dt wirb ihm }u biefem 3wetfe bie
Urfunbe in einem befonbert baju anberaumten Sermine jur
Xnerfennung ober eiblicben Zbteugnung vorgelegt. (©. ©Ifi
feffion. ) 83om Xugenblirfe ber Xnerfennung an ift bie
Urfunbe ein gtmeinfcbaftlicbeS Beweismittel, fobaß auch ber
©egner fie ju feinen ©unften gebrauchen fann; im Tilge*
meinen aber gilt bie Kegel, baß eine Urfunbe für ben
(Schreiber berfelben nieptä beweifen fann. S3on bem ©eg>
ner im ^roceffe fann man auch bie £>erau$gabe ((Sbition)
einer Urfunbe oerlangen, wenn man fein Sntereffe an ihr
beweifen fann. 'Äuf bie Sefcpaffenbeit ber Urfunbe fommt
ed an, toai für eine f)roceßart bei einftagung ber auJ ihr
entfpringenben Serbtnblicbfeit gewählt werben barf. I?ie
Formalitäten, welche bie ©efe^e bei ietbfaffung einer Urfunbe
tiorfchreiben, wenn burcp fie eine fcbneQere iVocebur als
gewöbnlicp gerechtfertigt werben foQ, ftnb in ben einzelnen
beurfepen Sanbem tcrfdjieben. Sine Urfunbe, welche ben
(Jrecutioproceß julaßt, nennt man ein «Joannen tum piaren-
ti^i«ium, b. t. ein folche5 Documenta aus weltpem fofort
2iUti erhellt , wat jur jBegrünbung ber itlage unb jur SSer >
iirtpeilung be» jßeflagten erfoberlich ifi. 3u ben am häufig«
(ien oorfommenben Urfunben in prinatrechtlichcr JBrjiebung
gehören bie ©cpulbterfchreibung'en. (©. Darlehn.)
9Behr ber urfprünglicpen 33cbeutung bti SSorteS gemäß
bejeitpnet man mit apanbfdirift ober (lat.) HÄanufcript
(auep (To ber, 9Rebrjab( Sobicefi) jebeä größere ober ttei«
iure ©ebriftwerf, wie ti von ber apanb beS erfien ©eprei»
berd ober eines 2tbfchreiberä gefommen ift 3«beä gebruefte
SBerf muß baber einft alS ^tanbfeprift ertjh'rt hoben unb vor
Grrftnbung ber JBuchbrucferfunft erißirten bie Sucher nur
ali f>anbfchriften, Da bie fpäter gefepebenen SDrn<fe bie«
fer ttütper nach jenen $anbfcbriften gemacht ftnb, ftcfj bei
btefer ©elegenbeit Drucffebler' etngefchlichen haben f innen,
enblicp bie alten ^>onbfdjriften beffelben SBerf* |e(bfi ie nach
ber ©orgfatt unb Silbuna ber äbfrprciber mehr ober weni*
ger voneinanber abjuweiepen pflegen, fo muffen forgfdltige
^eraudgeber älterer ©chriftftcüer fietä auf bie #anbfcbriften
jurüefgehen unb auS ber Sergleicpung ber w rfepiebenen ^tanb«
fchtiften ben Ztvt, b. b. bie urfprunglicpen SSorte bcS
©cpriftfleHerd mit möglichfier Sreue wieberberjufieilen fu*
eben. (Sin foltpeS Verfahren, unterftufet burch genaue ©pracb*
unb ©aebfenntniß, iß bcfonberS bei ben in einer franben
©pracb« geftpriebenen SBerfen nötpig. Zu9 bem ©efagten
gebt jugletch hervor, baß bie alten unb guten ^anbfcpriften
für btt SBiffenfepaften einen großen SBcrth hoben , inbem fje
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Handschuhe
feine«weg» bur$ Drucffcbriften entbebrfic& gemac&t werben;
man fammelt fie in 33ibliotbefen oft mit bebeutenben JCo»
ßen. Sntercffant unb namentlich in bi|lorifdier unb xtä)Üu
cber JBejiebung wichtig ftnb enblicb aud> alle biejenigen &anb»
fcbriften, welche entwebet »on berühmten Bannern herrühren
(f. gaefimile) ober JBeflimmungen über gefdpicbtlicbe 58er»
bältntffe unb bergt, entfalten, äterbei fommt e» Biel bar*
auf an, ba» Älter ber ^anbfcbnft au» bem Vi nb lief berfeU
ben erfennen ju fönnen, weil au»brücflicbe Angaben ber
•Jett ber tfbfaffung nit^t immer »orbanben finb, unb wo fie
fieb finben, nur bann äurrauen »erbienen, wenn bie ange*
gebene 3"t ber 2lrt unb SBeife, wie man bamal» ©ebriften
abjufaffen pflegte , entf»ri<bt. SRan fiebt b'«bei auf ben
(Stoff, beffen fieb ber ©cbjreiber bebient bat, auf bie IBe*
febaffenbett ber Stinte, bie gorm ber S3u<b|taben, bie ange»
brachten Zb für jungen, bie Snterpunction (welcfce in fr übern
Seiten ganj feblte), bie Trennung ber Sßorte^ bie (Srintbei«
lung in ßa»itel (welcbe ebenfalls er|t fpäter eingefübrt wut»
ben) unb bergt, ©efonbere SBerücfftcbtigung »erbienen nod)
im SEert felbft »ort ommenbe Änbeutungen , au» welken ftcb]
Beitbeflimmungen entnebmen [äffen. (äigl. Diplom.) Die
•Jttejlen £anbfcbriften finb biejenigen, welcbe man in ber
»ieberaufgegrabenen altital ©tabt Äereulanum (f. b.)
gefunben bat @ie geboren bem 1. 3abtb. n. (S^r. an.
^onbßcliube finb ein befannre» ÄleibungSfrürf, welche« ge*
genwärtta »orjüglicb jum ©ebmuef unb jum ©ebufe ber #anb
gegen Jtälte, ©onnenfdjein, Stegen, ©djmuj u. f. w. aetra*
gen wirb, che mal 3 aber »orjug»wetfe al» ffiaffcnflüct ber
Ärieger betraebtet würbe. Daber trugen im SRittelatter na*
mentlicb nur bie bitter £anbfcbube, unb galt auf erbem ba»
SEragen berjelben, infofern fie feinen &beil ber {Bewaffnung
ausmalten, al» ein SJorred)t ber Jfömge unb ber b»b«n
©etßlicbfeit. Der #anbfcbub, würbe bäufig aucf> in fpmbo*
lifeber Sebeutuna genommen. 7116 Beiden ber $erauftfobe:
rung jutn 3weifampf warf ber fltitter bem ©egner feinen
^>anbf(bub t)in, Dajfelbe tt>at bei ebrenrübrigen »efcbulbigun»
gen ber tfngeflagte, intern er 3eben jum itampf auffoberte?,
ber jene JBefcbulbigung für wabr halte ; wer ben .feanblcbut)
aufbob , nabm ben 3weifampf an. Hud) würbe bie gebbe
bureb Überfenbung eine« ^>anbfd)ub§ (baber gebbebanb*
febub) angefünbigt ©cbenfungen, g>ri»ilcgien, SSewilligun*
gen von ©eiten ber Surften (namentlich jur Anlegung einer
©tabt, be» SRünjrecbt», ber SÄarf tfreibeit) würben ftnnbitblic^
bureb Übergebung »on einem ober »on ein ?)aar #anbfcbu»
ben bejlättgt. (gegenwärtig, wo bie £anbfcbube einen ber
allgemein gebrauchteren fiuruSarrifel ausmalen, btlben fie
einen bebeutenben ©egenftanb bed Jgwnbel» unb ber gabrtfa»
tion. ©ie werben tijeil» »on # a n t fch u b m ach er n ober
Seutlern, tt)eil$ in großen gabrifen oerfertigt. SWan »er»
fertigt fie au» 8eber, 9>elxmerf, ©etbe, SJoHe ober JBaum»
woUe. 2)ie Deljbanbfcbube maebt ber Äürfdmer, bie
feibenen, wollenen unb baumwollenen werben nacb 3Crt ber
©trumpfe »erfertigt. Zm gebräucbticb(ien finb bie 8eber*
banbfebube, unb man unterfebeibet biefelben t'neii-5 nacb
ber gorm in lange (welche einen JEbeil be» ÄrmS mitbe«
beefen) unb furje, in gingerbanbfebube, gauftb«nb>
febube (bei benen nur ber Daumen ein befonbereS, bie übri»
gen ginger ein gemeinfcbaftUcbeä fi5ebältni§ baben), foge.
nannte S£b««b<>nbfcbube (wclcbe nur bie SRittelbanb be»
Handwerk
beefen), Jtfappenbanbfcbube u. f. n., tbeiß na* R;
fcblecbt unb Hlter ber ?)erfonen, für welcbe fie beftimmt
finb (USannSt, grauen>/ itinberbanbfdiuhc ), tbeili
enblicb nacb ber SSefcbaffenbeit be$ SeberS, au§ bem fie je»
arbeitet finb: SBafcb« unb ©lace'banbfcbube. 3«e ftnt
auS fogenanntem ©dmifcbleber berettet unb laffen fia) &c
quem wafeben; bie beflen unb feinjlen ftnb au$ (SeraMa
ober auö Dambtrfcbleber; bie von Kcb= unb ^)irf*:ctir
jeidjnen fieb bur* gefHgfeit auS. Die ©lace*banbfcbu!it,
aueb glan.^ebcrne, fjlaftrte, erlanger ober romanifebe S?cr.:
febube genannt, jetebnen fieb burdb fe^ineö Bnfeben M&
3u ben beflen nimmt man bie gelle »on jungen iämmm
unb Biegen, welcbe auf befonbere (franj.) SEBeife jub.-ri.tc.
geglittet unb jum Xfytil mit einem eignen girnif uberjogen
werben. Die fogenannten bdnifeben .feanbfebube werben gleub»
faä§ au» gdmmerfeUen gemacht unb erhalten ihren eigen»
tbümlicben Öcrucb unb tt>re bräunliche garbe bureb lit
Kutte ber ©obtweibe, welcbe bei ber Bearbeitung beS ü;>
ber§ angewenbet wirb. JBon ber geinbett be§ gebet« tntb
ber ©auberfeit ber SJ?afjterei bangt ber SBertb ber ^ani.
febube ab. Die bebeutenbfte ^anbfebubfabrifation in Deuc'cb.
(anb, welcbe» gegenwärtig feinem anbern Sanbe hierin run(>
flebt, i|l in SSien, ^)rag, erlangen, Äaffel, DreJbett, JE»
rol u. f. w. Die nacb fwnj. Hrt »erfertigten werben aS»
gemein für franj. £anbfcbube ausgegeben. 3n 5ßrol »«■
ben befonber» fcr>6ne wafcbleberne ^anbfebube »erfertigt unb
©on ben SEirolern weitbin auf bie äRdrfte gerragen. Unter
ben franj. 4)anbfcbuben ftnb befonber» bie in »loi» »erfa»
tigten Gnnds de Canrpia ober de peaa de ponle (b. t-
»on ^übnerleber, fie belieben aber au» jartem gantmleter)
berübmt, »on benen man ein ^)aar in eine Slupfdjale 'V-
bringen fönnen, 3fucb au» Stalien fommen fct)6ne, befon«
ber» parfumirte Aanbfcbube. Die bdnifeben ^anbfdniK
würben ebemal» befonber» in ber @egenb »on SfantcrJ
»erfertigt unb beigen baber autb ranberfebe ^>anfcfdiiih-
werben aber geqenwdrtig befonber» in unb um-Dbenf<f*
bricht Äucb^ ©nglanb liefert fcfpt »iete unb fcb6ne 8e*n»
banbfebube, namentlirb finb bie Jg>ü tj n erleb ettj anbfebube
»on £imericf in Stlanb fo fein, baß ein $aar bura) rinen
gingening gejogen werben fann.
§an2)werk beißt jebe» ©ewerbe, welcbe» ft# mit S«r»
arbeitung ber Sftatur; unb Äun(T»robucte jur jBenuiunj
be» SKenfcben befcbdftigt, unb ba» nacb gewifTert berferam'
ftcb überlieferten Kegeln, bie fieb bei ber fortwäbrenbert Sc>
fcbdftigung al» jroeef mäßig befidttgt baben, geübt wirb. £"r*
ba» $aften am 4>"3i'breid;tcn unterfebeibet fieb &fl*
wert »on ber Jlunji, welcbe freier nad? Jtenntm(j imt i*'
lent be» fte 2£u«übenben gepflegt wirb, obfdjon aueb i*«
Äunjt etwa» ^>anb wertmäßige» anbaftet. ©efentlicber u»»
terfebeibet fieb ba» Jbanbwerf »on ber Äunfl babunb. , w
e» mebr auf SScfrfcPiguna, ber wirflieben gebenSbebürfn"i{
be» SKenfc&en ail»gebt, w'dbrenb bic «Jtunfl ben »ernwltn«
ben 3wecf bat, niit ibren erjeugniffen bem SWenfdjcn turn
? leidigen Öenuß ju bienett. J^ierbureb ifl niebt au*S//* f 5
en, baß niebt auch ba» J^anbwerf mit ffnnreicb« ww?
gung getrieben werben fonne, e» wirb t>ieimebr b« benfrit«
^>anbwerfer bem gebanfenlofen fiet» mit feiner Xrbctt W
?)rei» abgewinnen; aber bie große SWaffe ber ^onbipcrf«
ijl obne böb«c jBorbilbung unb bdtt ftcb on Da«, Mi »
Hanf
329
Hanf
n«i hanbgreifiich beigebracht wirb, Sur ©oldje i(l e$ bann
befonberS jwecf mäßig, ju reifen unb in fernen ©tdbten in
Arbeit ju treten, benn »ieleS görbcrlicbe unb ©ute, was
cnbeiJtPO in baSJjpanbwert übergegangen, werben fie fo er«
Itrnen unb befonberS in SBerfftatten, bie »on benfen»
ern SBdnnern geleitet werben, mißliche Äenntniffe einfam»
mein. Die (Erlernung bcS J^anbwerfS gefebtebt nicht bureb
fjrtjefefcten Unterriebt, fonbern bureb praftifdje ttbung, in*
bem btm 8ebrling ober ßcbrburfcben tom fiebrmeifler
immer febroicrigere Arbeiten übertragen werben, fowie er
iureb bie Übung $u größerer Fertigung gelangt. SJlaö)
einer gereuffen JJfetbe uon Sohren, welche langer bauert,
irrnn ber gebrling fein 8ebrgelb bejablt bat unb wübrenb
ircldjer berfelbe feinen 2obn empfangt, wirb er freigefpro»
eben unb beißt nun ©efelL Diefer tritt, bei welchem
«eijier fuh i(;m Gelegenheit barbietet, in Arbeit, wanbert
t?on einem Crte 311m anbern unb wirb, naebbem er eine ge«
rciife Xn;abf won Sabren in ber grembe fid> aufgebalten,
unter bejtimmten Äcbingungen, unter benen baS ber 3n»
mrng Porjulegenbe 2J?eifterftücf baS 2Sefcntlicbfte, SDleifler.
£ie $anb»errc haben fieb al§ SBefchäftigung freier SDJcn«
feben erfl im Mittelalter auSgcbilbct, tnbem man frü»
r:r tie fierbeifebaffung Deffcn, waS man lur SBeauemlicb»
feit beS tebenS beburfte, ben grauen unb ©flauen überlief.
Auf ber AuSbilbung ber $anbwrrfe beruht größtenteils bi«
ältere SBoblfabrt, beren wir uns gegenwartig ju erfreuen
fuben, benn nicr)t allein haben SRilltonen pon 2)cenfcben in
t tn £anbrocrfen eine ergiebige unb acbtungSwertbc (JrwerbS«
quelle jefunben, fonbern inbem Alle für Alle arbeiten unb
C'rter in feiner Arbeit AuSgcjeicbneteS liefert, lebt 3ebet
gleich billiger unb beffer. DaS @mporbiül)en ber #anb»
teerte ifl wefentlicb eine golge beS im SKittelalter bem
C&ifh bcffclben gemäß fieb auSbilbenben 3unftwefenS(f.b.).
3n ber neuern 3eit finb bie &cfd)üftigungen oerfebiebener
Jpanbroerfe wcnigjlenS t^eilwetfe pon gabrifen unb 9Ranu>
ücturen übernommen worben, unb SSidcS, welches fonfl
Wirticbenbinbe ©tücf für <dtücf arbeiteten, flcllen jefct «Dia»
üt'intn maffenweife b«r. Durch biefen Umjtanb haben aller»
tingS emjelne 4?anbroerfe Schaben gelitten, inbeß haben
ftcb mit xuneljmenber JBilbung aueb bie SJebürfniffe beS ■Ken:
feben geweigert, unb ba3 <Sprüd;mort wirb innerhalb gewifjer
Qrenjen flctS wabr bleiben, baß baS $anbwerf einen gol»
Untn »oben babe._ Deutfcblanb fleht an ber ©pifce ber
■Staaten, welche einen ebrenwertben unb woblbabenben
4»onbwerf5flanb befi(jen, unb t$ ijl äeieben eines febr man»
jelfjaften (Sulturjultanbeö, wo bie ^anbwerfe noa> gänjlicfc
tirniebetliegen ober wo bicfelben Ijerutitergefommen pnb.
^anf rber) ifl eine in mehrfacher ^>tnficb,t i>bd)\t wichtige
rm^licbe ?>flanie, welebe urfprünglicb in Werften unb
cübafien einbeimifd) gewefen ift, aber fdjon feit ben alteften
Seiten in (Suropa unb jefct in ben meiflen gelbbau treibenben
^c^tnben ungebaut wirb unb ftcb auch bier unb ba »erwilbert
f:ntet Die beiben ©efdjleebtcr laffen fub febr leiebt unterfdjet»
tcn; Ute mdnnlicben ^anfpflanjen baben tt>re btoS ©taub»
entbaitenben S3lüten in anfefjnlicben, einfachen ober
jutdmmengefefcten Trauben fteben. Die weiblichen $ftanjen
m biber, robu|ler unb haben größere unb bunflere JBiät«
t<r; bie unanfebnlichen ffilüten ftfeen gehäuft in ben Achfeln
Qift«»Qon» II.
ber obern iBldtter. Gimtynttäf erreicht b« Äanf eine 4>&be
pon 4 — 8 in gutem SBoben wirb er aber noch höh«
unb in 3nbien ftnbet fich ehte Abart, S?tefenbanf, ber
bis 15 g. unb trüber hoch wirb. Die SBlütcjeit fällt in
Deutfchlanb in bie erfle ^alfte beS Augu|l, unb furj nad)
berfelben müffen bie mdnnlicben ^anfpflanjen, bie fonfl t>er>
weifen unb unbrauchbar werben würben, porfichtig, ohne
babei bie weiblichen ju befchdbigen, au$gejogen werben
9)?an nennt bie» ba§ gemein ober gümeln, weil ber
männliche $anf gemel genannt wirb. Diefer 9iame rührt
wahrfcbeinlicb Pon bem rom. FemelU, SEBeib bebeutenb, h«,
fowie ber 9tame SSafict ober S3afte(, womit man ben
weiblichen #anf belegt, pon bem röm. Mas, ÜRann, ab^t-
leiten ifl. Die Siimer hielten ndmlich bie ftärfern, frdfti=
gern, fautentragenben $fkn$en für männliche unb bie frhwd«
ehern für weibliche 3nbipibuen. Stach bem gemein haben
bie weiblichen "Pflanzen mehr 97aum unb breiten fid), nod)
fech9 SBoehen lang fortwaebfenb, au3, worauf aud> fie ent«
weber ausgesogen ober am @runbe abgefchnitten werben. Die
©ewinnung ber ^)anffdben aus ben Stengeln ftnbet auf dtm*
liehe SBeife, wie bie be§ glachfeS (f. b.) aus ben @tent
nein beS CeinS ftatt. Den meiflen $anbe( mit ^anf treibt
SHußlanb, unb mehr alS bie ^>dlfte oon biefem äanf wirb
über Petersburg, ber übrige gröftentheilS über JRiga unb
nur wenig über Slarwa unb Archangel t>erfcbifft. Uber 9)e>
terSburg werben etwa jährlich tm Durchfchnitt über 2 MtH.
$ub, alfo über 80 2RiU. $f. |>anf ausgeführt. 9lach Stuf»
lanb erzeugt befonberS Polen unb Preußen viel £>anf. GS
ifl hinreichend befannt, ba§ man auS bem ^anfgarn nicht
nur fehr bauerhafte, feinere unb gröbere Seuche, Segeltuch
u. bat, fonbern auch ©triefe, Saue unb viele anbere @e--
genflanbe Perfertigt. Die JBlitter unb ©tengelfpiften hohen
einen fo flarfen, unangenehmen unb betdubenben ©eruch,
baß man, ohne Jtopffcbmerjen ju befommen, nicht lange,
befonberS nicht gegen Abenb, in ber 9läbe pon ^anfpflan^
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33©
Hannibal
jungen t>er»etlen fann. 3br ©efvbmacf ift bittet. Suf tb«
ren CBenuf} folgen ähnliche ffiirfungen, wie auf ben beS
Opiums. 3n ben rcarmen unb beißen Säubern befifcen fte
cuSgejeidmet berauftbenbe gigenfebaften unb werben btSbalb
im Oriente auf eerfdji ebene SBeife unb bureb 3ufä.<; von
(Bewürben unb anbern fingen, j. 58. Opium, SRofcbuS
unb bergt., jur Bereitung beraufebenber ©etrinfe tjermens
bet. Die Orientalen oerfertigen auch $iQen auS #anf,
tnbem fic bie Blätter unb blübenben ©pifeen weiblicber
$)flanjen troefnen, tu 9)ufoer reiben unb ^onig, Tfrefa*
nüffe, ©ewürj, felbft OTieSrourj unb bergt, betmifeben. ©ie
nennen biefelben Sr6r)Ud>Fett3pilIen unb »erfcblucfen fte fiücf»
weife. 2lucb wirb ber #anf für baS berühmte Nrpenthes
ber Elten, ein bie Äraurigfett oerfcbeucbenbeS .Kraut unb
barauS bereitetes öetränf, gelullten. 3n Snbien bebient
man fieb feiner nicht feiten als eines Hrjneimitteis unb in
Werften ju gufjbäbcm , um bie SRübigF eit auS ben [jen ut
wrtreiben. 3n Europa werben vornehm lieb nur bie grüebte
öl» »Samenmilch, ober (Smulfionen bei entjünblicben Äranf--
r)eiten angewendet, boeb bereiten bie £om6opatben einen
weingeifligen HuSjug beS .Krauts gegen mancherlei SJleroen*
leiben. — 3£uS ben grüßten, bem fogenannten $anffa*
men, erhält man bureb Schlagen ober HuSpreffen baS
$anfol, welcbeS eine gelbliche ober blafigrüne Jarbe bat,
leicht troefnet unb jum »rennen, jur Bereitung ber grünen
unb febwarjen ©eife, ju ffiagenfepmiere unb wo( aud; bei
bec Bereitung von ©peifen eerwerrbet wirb.
fjänfling, gemeiner ober grauer £>änf(ing, Bluu
bänfling, aueb gladj*« ober 4>anffinf genannt, ift
ein Mir Gattung ber Stufen gehöriger ©ingooael, ben man
baufig im Limmer hält. Jg>a(ö unb Staden finb afrbgrau,
Acble unb SorberbalS weiß, mit bräunlichen glccfcn, bie
Unterbrufl braunrotb, bie ©cbwungj unb Schwanket cm
febwarj. Beim 2J?änncben ftnb ©cbritel, ©tirn unb Brufi
rctli, beim SBeibcben nußbraun mit bunflern glecfett. (rS
fommen »erfchieben gefärbte Spielarten »or. XUe Hänflinge
aber werben, wenn man fte längere 3eit in ber ©efangen;
fchaft liält, aHmälig grau; aud) befommen bie in ber &c-
fangenfdjaft aufgewogenen niemals retbe Siefen. Sic (äffen
ftcb leicht lähmen, lernen Gelobten unb ©efänge an ber er
SJögel nachahmen, auch einzelne SBorte fprechen. 9hir bie
fBeanncben fingen, unb man pflegt baber nur folcr)e in
Bauern ju halten. Der natürlicbe ©efang beS 9Äänncr)en$
tfl mannieb. faltig, laut unb angenehm.
fianacmnttm (bie) bilben auf ben ©ebiffen bie ©cblafftel»
len ber Swatrofen unb ©eefolbaten unb befieben auS etwa 6
langen unb 3 5. breiten ©tücfen toegcltuchs, vrelcbc an ben
fchmalcn ©üben bureb Ouerbäljer ober burd> Sauenben be>
feftigt ftnb unb mittels biefer Beteiligung unter bem Berber!
anejebraebt werben. Die Offfjiere pflegen b^ngenbe »ierectige
Äorbe (rotis) ftatt ber Hängematten ju r)aben. Bei ©ee«
treffen wirb mit ben jufammengelegten Hängematten auf
bem ÜBerbecf eine Xrt tum Brufrwebr jum Schub gegen bie
fernblieben Äugeln gebilbet. $Ran bebient ftcb ber ^>ange>
matten in wärmern üänbern, namentlia) in Oft unb SSefl»
inbien, aud) auf bem fianbe, inbem man fte an Baumäfte
ober pfähle befefligt Sie ftnb für bie Sffeifenben bie be*
quemjle Bettftelle, weil fte leicht gu tranSportiren ftnb unb
wegen ibrer freifebwebenben ©ttßung oot trieebenbem Unge»
jiefer unb wof aueb »or wilben SEbieren fiebern, ^ie Her-
nehmen Oflinbier bebienen fich aueb einer Zxt ^angemartu
wie wir ber ©änften.
Hängewerk nennt man in ber Baufunf! jebrt Sku
werl auS ©alten, welcbeS jum Sbeil non oben getragen
unb niebt bureb untergefefete Pfeiler binreiebenb unterftu^t ,
wirb. Die flnbäugung ber Balten, tvelche mit beiben Sn>
ben aufliegen, aber bei einiger Sänge, wenn fte weiter tticH
unterfingt wären, ftcb beugen unb enblicb breeben würben, i
gefdiiebt bureb ^Ȋngeeifen (eiferne klammern), mit ^1
nenftean einer ober mehren fenfrtdbt herabreiebenben J^inah
fäit len beteiligt finb. Die 4>ängefäulcn werben in ibm
fchivcbenben ©tellung bureb Streben (n-hiefgclienbe
fen) gehalten, welche ftcb gegenetnanber unb auf bie feit*
wärtS angebrachten Unterlagen fluten, ©inb mehre ^änjei
faulen angebracht , fo (leben biefc untereinanber bureb borijOtu
tale Balten, ©pannriegel, in Slierbtnbung. Die^ängo
werfe unterfebeiben fieb oon ben ©prengwerf en, bei benca
bie Unterflü^ung ber Balten unterroärtS bura> Streben ge>
febiel : ©el;r häufig werben beibc Bauarten jum $äncjfi
unb ©pre na wer ie miteinanber terbunben. 3)tan wenbtt
bie ^»angewerre befonberö bei Brüden, Diebern unb Bebt-
an, wo eS barauf anfommt, eine Decfe ton größerer taki
bebnung ebne uadi unten gebenbe Uuterftütjung berjuftc-en.
(janntbal, einer ber gr6f.tcn gelbberren, welche jcntiU
gelebt haben, bem, an ber ©pifce cer punifeben *D?acbc •
benb, faft gelungen wäre, Stern um feine "Änfprücbe auf ti<
Söeltberrfcbaft ju bringen. (Jr würbe ju Aartbago (f. t).
ber mäcbtigflen 92ebcnbublerin biS febon mäßigen Scmf,
247« r>. Qt>x. geboren unb im £ajj gegen bie ffiomtr i
feinem 5üater ^amilfar BarfaS erlogen. Die ^unier ma*
ten ihn 221 ju ibrem Oberfelbberm in ^iSpanicn (bem al-
ten Spanien), wo er über bie 9J6mer mehre bebfu;
©tege batontrug. ^tber er wollte feine feinte in ibrer Äc:«
mat angreifen, um fte wo möglicb ganj ju vemiebten.
einem £eere »on mehr a(S lOn/Wt/SR. unb mit 40 eiefama
maebte er fieb auf ben 2ßeg unb c^ing über bie Älpen, »riebe
ringS ben Horben StalienS umfranjen. Diefer eroig b«!'
würbige 3ug gefebab W einer 3eit, in ber man ^>eer(b:J50t
in biefen rtefigen Öcoirgcn noeb gar niebt fannte, in bft
alle Littel beS JEranSportS noeb b^fl unüollfommen rci>
ten, ja in ber man fogar nur noeb bocbjl unooHfommtnt
geograpbtfcbe Äenntnijfe befaß, enblidj mit einem $<ere r-ea
Sfcenfcbcn, welebe wol an bie ^>i|}e beS ©übenS, aber reu
neSwegS an bie ©feSfälte ber ^oebgebirge gen>6b"l nwrtl!'
über 70,000 SOtenfcben famen auf bem äuge um, unb teaj
noeb fiegte mit bem Wefl feines .jpeerS über ein rtat.
fieer, baS unter bem Oberbefebl eineS berühmten Jelbberra
für bie greibeit 9iomS gegen ibn fämpfte. Gin jireiteS tm
Jg>eer »erniebtete er in einer jweiten blutigen ©iblacbt.
bem aueb noeb <>n britteS S^ur gcfcblagen worben, et;;
ten bie Slömer in 2tng(l unb Beflürjung ben gabiuS Fa
Dictator, welcbet bureb fein Säubern ben wie eine W0^
©eiritterwolfe gegen 9fom beranjiebenben §. aufbiclt (>
gabiuS ßunetator.) 3m näcbften 3abre (216) 6w
fy. ben r&m. ßonfuln bei ßannä eine furchtbare lieber.:;
bei; ein #eet oon 86,000 5W. würbe »erniebter. Docb
ben batten feine ©iege allju viel gefojlet, als ba§ ö
ben günfhgflen 2J?oment jut (Jinnabme ffiomS birtt beiu
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Hanover 33t Hanover
Mimen, Karthago ließ feinen großen $etb(errn otyne 5£rup» einzelne @t<Jbte mächtig. tM etttere Segentengefcbicbte fiut
penfenbungen, unb tiefer muftte untbdtig ju Gapua (f. b.) mit ber oon ©raunfcbweig (f. b.) »ufammen. 2)ie bureb
m Campamen, ber üppigften ^rooinj Stalten«, bleiben, ffBttbelm, ben ©obn £er*og GrrnfV« be« S3efenner« (fr. 1646)
Seine Krieger ergaben {ich ttu«fcbweifungen aller Ttxt, um geftiftete braunfebweig:luneburgifche Knie vergrößerte ibr©c«
für bie ©trapajen be« Kriege« fchablo« ju b^ten. biet, welche« urfprunglicb nur au« bem fubL 2beile.be«
ttn* hielt ftcb £. noch mehre Sabte in Stalien, aber gürftentbum« Süneburg unb bem gürftentbume Gelle befianb,
im gräbjubre 205 würbe er nach Äartbago jurücfberus allmdlig mit mehren anbern Sanben, j. 85. mit $opa 1572,
ftn, benn biefe« würbe oon bem berühmten CSorneliu« SDiepbolj 1586, mit ©rubenbagen 1617, .Kalenberg unb ©öt»
grioio bebrobr. fam mit einem .fjeere, angefnüpfte ringen 1634, ba« übrige Lüneburg 1642 unb 1670. Äue biefe
Unrerbanblungen führten ju feinem 3iele, unb er würbe unb noch einige anbere SBefujungen würben 1698 unb 1705
tum etilen «Wal bei 3ama gefcblagen. UMefe 6cblacb t raubte burch ©eorg Subwig, ben <5obn #eriog (Srnft KugujT«,
20,000 Karthagern ba« Heben, ebenfo vielen bie greibeit welker 1692 oom Kaifer bie Kurwürbe erbalten t>atte, »er*
unb entfebieb ba« @cbicffal Karthago«. £. blieb ncia) bem einigt, ©eorg Subwig warb 1714 nach bem Sobe ber Kö*
Rieben in Karthago, mußte aber, weil bie 9?ömer feine ntginÄnna, beren ndcbfler proteftantifeber Gtbe er war, auch
Zulieferung oerlangten, fluchtig werben. (St begab ficb ju Xonig von ©roßbritanmen, fobaß bebe Sauber feitbem 123
Sntiodiuö, .König ton (Serien, unb bewog ihn nun Kriege 3abre lang ttefclben S)et)errfdber t)atten. SBdbrenb biefer 3eit
gegen km. SEreulofigfeit gegen £. vereitelte ben ©ieg. Eber* erwarb £. noch mehre bebeutenbe Sanbftricbe: 1715, naa)
mal« wugte er fliegen, um niebt feinen Äobfeinben überliefert JBeenbigung be« großen norbifebm Kriege«, ©remen unb
ju »erben. 9>rufta«, .König oon JBitbwüen , nahm it>n auf Serben, 1731 ba« Sanb fabeln, 1753 bie ©raffebaft f&tnU
unb£>. führte ein #eer fiegreieb gegen 3Som« S5unbe«qenoffen b«m unb nach bem legten fratu. Kriege SDönabrücf, $iU
an. abgeorbnete be« aUgefürcbteten JRom« erfebienen 6ei$ru» be«beim, jDf!frie6lanb, ©oölar, Steppen/ Singen u. f. w.
fia«, »erlangten ben unb harten it>n oon bem febwacben 3n ben Sanben, welche gegenwärtig ba« Königreich £.
Kinige erbalten, wenn niebt £. bem Berratb juoorgefommen bilben, entftanben im SJcittelalter febon «entlieh früh eine
wäre, irr töbtete ficb felbfl 183 ». ßbr. mit ©ift, welche« Xnjabl von ©tdbten, bie ficb naä) unb natb }U hoher ®ej
er flet« in einem Sfrnge bei ficb }u tragen pftegte, beutung emporhoben unb große 9Jcd)te erwarben. SSiele ton
t()nen gehörten ber |>anfe an unb trieben einen ausgebreitet
f|anoptr ober^annoüer (baS Kömcjretcb) beftebt, ak ten ^anbel, befonber« Süneburg. SRit ber ^>anfe (f. b.)
gefeben oon ntebren fleinern, getrennt Itegenben ©ebietSs fonf aueb ber Söoblftanb unb bie SRacbt biefer ©tdbte,
tf eilen, au« brei >&auptmaffen: einer füt lieben, welche welche eine nach ber anbern ihre 9ieieh«unmittelbarfrit wr»
tte Sürfientbümer ©ötrmgen, ©rubenhagen unb ben ^jarj loren unb ben Surften untertban würben. 211« bie Sit»
umfaßt unb oon bem <5aupttbeile burch braunfebweig. ©e* formation, balb nach Sutbrr'« Auftreten, ficb, auch in biefe
biet gerrennt ift; einer öjtlicben, welche bie 8ürftentt)ümer ©egenben oerbreitete, würbe bie Iutt)ertfcr)e Kirche, ungeachtet
•£>Übe$beim, Calenberg, Lüneburg, bie ^erjegtbümer ©res «&erjog «^einrieb ber Süngere alle feine SRacht unb feinen ©n*
men unb Serben mit bem Sanbe fabeln, bie ©raffchaften fluß auwot, fle ju unterbrüefen, bennoeb bureb bie S3emü«
6c»a unb 2>iepbo'j begreift, unb einer weftlicben. 2>iefe bungen ber SjtnoQt Qxnft be« JBefenner« unb Karl Suliu*
hängt mit ber oorigen burch «nen fcbmalen, nur brei berrfebenb. SSahrenb be« breißigjäbrigen Kriege«, an weU
Stunben breiten Sanbfhicb 3ufammen unb befieht au« bem ehern ba« ?anb lebhaften ttntbeil nahm, würben oiele @trecfen
gürfienttjumc 0«nabrücf , ben ©raffchaften Singen unb SÖenU furchtbar verheert, hoch erholte e« fleh ziemlich fcbnell wie>
beim, bem .öerjogthume Aremberg Beppen unb bem ?ür* ber unb befanb firb balb nachher, namentlich unter ©eorg'8
ftentbume ßpfrieSlanb. £>iefe fümmtlicben Sanbe, welche Regierung, in einem bochj gebeihlichen 3uftanbe. SBefon«
einen glächeninhalt oon69ö □«JK. einnehmen, liegen imoor* ber« waren bie ginanjen in trefflicher iDrbnung; Schulben
maiigrn nieberfdebf. unb roefifdl. Kreifc, unb ihre föeoölfe« waren nicht oorbanben unb um ben Xcf erbau ftanb e« fo
rung gehört bem fauchen et er nieberbeutfeben Stamme an, gut , wie e« in einem Sanbe nur ber Sali fein f onnte , tn
«Kleber bie fogenannte plattbeutfcbe, bureb SSoblftang, 23eicb* welchem ficb bi« auf bie jüngfte Seit brrab mehr brücfenbe
beit unb a iiiie ficb oor bem ^othbeutfehen oortbeilhaft au«« Srüntmer be« $titbalwefen« erhalten haben, al« in ugenb
ßnenbe ÜRunbart rebet; nur in ben ©täbten wirb oon einem anbern. Sin beträchtlicher 2fce:i ber $onb«, ivcicbe
gebilbetern 2lieiie ber SBeoölferung hocbbeutTcb gefpre» burch Aufhebung ber geifilichen ©üter bi«ponibel geworben,
4en. J)icfe ©egenben ftnb ba« SJaterlanb ber Songobarben, würben jur ©runbnng unb Dotirüng oon UnterrichtäanfiaU
Ingeln, »rufterer, Gheru«fer unb anberer in ber alten ten oerwenbet, unter benen bie 1737 eingeweihte Unioer*
teutfthen ©efehiebte berühmter Sölfer. SBäbrenb ber foge« fttdt ju ©öttingen befonber« bemerft ' }U werben oerbient.
nannten großen j$ö[ferwanberung brangen SSenben bi« über S3i« bahin mar «£>elmftebt Sanbe«afabemie gewefen. tiefer
ta« linfeUfer ber (Slbe oor unb festen ficb befonber« im Süs befriebigenbe 3uftanb bauerte inbeffen nicht fort, weil -p.
nebutgifchen feft, wo fie1>olaben, b. b- eibanwohner (Saba, bureb feine SJerbinbung mit (Snglanb in manche Kriege bte«
b- i. Clbe) hießen. 3m Saufe ber Sabrbunberte aber ba* fer fJJracbt oerwicfelt würbe, j. S5. in ben fiebenidbrigen,
ben fie fub bergeflatt mit ben Deutfcben oermifcht, baß jeht beffen üble golgen jeboch balb »erfebmerjt würben, weil ber
feine ®pm mehr oon ihnen übrig ift 2Die jeftt ba« König» flet« an Umfang gewtnnenbe ^nbel ber ©tdbte Hamburg,
teith bilbenben Sdnber würben oon Karl bem ©roßen, SBremen unb Altona ben #anoecranern manche wichtige
"I er bie fie bewohnenben Saren befiegte, erobert. ®pds 9lahrung«i unb ginamquelle eröffnete, ©o befanb ficb benn
t« mürben einjeltie geifi liebe unb weltliche ■ Lienen, fowie ba« Sanb errrdglicb bt« )um Sabre 1803, bernt wtewol -D.
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Hanover 332
Hanorer
fchon 1793 am Kriege gegen granfreteh 2beil genommen
hatte, fo blieb eS boa) von feinblichen Struppen verfä)ont,
bis eS 1801, jwar nur auf furje 3eit, von ben Greußen
befefet würbe. 2(13 aber nach furjem Sricben awifcben
Englanb unb granfreich abermals Krieg ausbrach, rücften
bie granjofen, welche ben beutfcben ©taaten be3 Königs
t>on Großbritannien feine Neutralität jucjefleben wollten, un*
ter SRortier, bem nachmaligen «frerjoge »on Strevifo, tnS
2anb unb fähigen bie «ßanoveraner, welche fich auf baS
redete Elbufcr utrücfjiehen unb im 3ul. 1S03, nadbbem fte alle
©äffen unb KriegSgerdtbfcbaften bem Jeinbe abgeliefert hat»
ttn, auSeinanbergeben mußten. 3m 3. 1805, alS Englanb,
J&ftreich, JRußlanb unb ©cbweben eine Koalition gegen 9cas
twleon geftbloffen Ratten , bofften bie #anovcraner wieber in
eine günfiigere ?age »erfefct ju werben. 2fber ber Kaifer
Der JJranjofrn fiegte in ber ©cblartt bei Xufterlig unb »"cbloß
mit Greußen, welches an bem IBunbe gegen ihn nicht 2bcil
genommen r>atte, einen Vertrag, bemgemdß ber ©ieger für
Dteufchatct, Kleve unb tfnfpacb bem Könige von Greußen
abtrat. JMefer nabm baS 2anb in S3eft(} unb bebaue
tete eS, bis er im fotgenben Sabre mit Napoleon in Krieg
gerietb, bie ©flacht bei 3ena verlor, ben ttlfttcr trieben
fchließen unb Jp. räumen mußte. DiefeS ledere warb fos
bann tbeilS pm neugeschaffenen Königreiche SBefrfalen ge*
fcblagen, tbeilS granf reich, einverleibt. SMS 3um 3. 1813,
wo bie ÜRuffen erfebienen, blieb eS ber grembberrfchaft un«
terworfen. Sßär)renb biefer 3eit ^atte eS manche Drangfale
ju erbulben, erfreute fich aber auch ber Einführung vieler
jwecfmdßigen Einrichtungen, befonberS in ber Rechtspflege
unb ber Verwaltung, bie inbeß tm 3. 1814 fdmmtlia) wie*
ber ben alten 3n|titutionen meinen mußten. Stach bec
©cblacbt an ber ©örbe, am 10. ©ept. 1813, rdumten bie
granjofen baS 2anb, ber König von ©roßbritannien trat
bie Regierung wieber an, «£. warb jum Königreiche erbo*
ben unb trat in ben beutfcben 23unb. 2luf bem wiener Eon*
grefje würben ibm £ilbe8heim, ©oSlar, bie niebere ©raffchaft
gingen unb ein ÜEbeil beS EichSfclbeS einverleibt, wofür eS baS
£auenburgifct)e abtreten mußte; auch erbielt Greußen »nebve
Erntet unb £>lbenburg einen Difhict mit 6000 ©eelen.
2(18 folchergcfialt A. von ber grembberrfebaft befreit war,
trat 1814 eine proviforifche ©tdnbeverfammlung jufammen,
bie auS Xbgrorbnetcn ber JKitterfcbaft, ©taatSbienern unb
tinigen jtdbtifcbm üöeamten beflanb; fte beftbaftigte fich nur
mit finanjiellen 2fngcl<genbeiten. Nacbbem im 3- 1816 ber
^erjog Qtbolf griebrieb eon Eambribge jum ©cncralfiatthaU
ter beS Königreichs ernannt worben war, erbielt «£>•
eine jldnbifche SJerfaffung, bie aber ben JBebürfniffen unb
SBimfch/n beS SISolfS feincSwegS tntfpracb, weil nicht (e^te«
reS in feiner ©efammtbeit oertreten würbe, fonbern nur bie
einjelnen ©tanbe ihre 2tbgeorbneten fanbten, auch nicht aUge*
meine Snterefjen, fonbern ©tanbeSintereffen oorwiegenb bei
rueffichtigt würben unb }war befonberS jene beS XbelS unb
her Beamten. 3ubem würbe baS ©pflem jweier Kammern
eingeführt. £3i3 w franj. 3noafton hatten bie einzelnen
^rooirtjen ihre ©tanbe, welche auS ^rdlaten, 2)eputirten
ber JRitterfcbaft unb ber ©tdbte jufammengefe^t waren; jebe
^rooinj f)attt ihr eignes SJerwaltungS s unb ginanjfoffem,
ihre eignen Schulben unb r>on ©leichartigfeit war feine
©pur oorhanben. Diefe ^tooinjialfldnbe traten 1814 wie*
ber in ihre alten Stechte unb blieben auch 1819, wo ihre
JDrganifatiort einige SerbefTerungen erfuhr. Um bie aH«i
metnen üanbfldnbe fümmerte fich Niemanb, weil fie Iii
unb ihre SJerhanblungen in gehetmnigoolleS Dunfel hüllten
unb nirgenb »erlautete , bag ihrerfeitS bie SBerwaltung wrs
etnfacht »oorben ober fon(l etwas ^eilbringenbeS gefcbch<n
wäre. JDie mancherlei brüefenben, nicht mehr jeitgemdfm
SciSbrduche hatten im Stalte eine büftere ©timmung b-::.
vorgebracht unb halb nach ber fran}. 3uliuSreoolution k>
ßerte fia) baS SDiiSoergnugcn über baS hftrfch'nbe
auf baS 2(Uerunjweibeutigile. Hiß im 9<aa)barlanbe Srauri:
fchweig in §olge beS ©eptemberaufruhrS 1830 eine große Set--
rung entfianben war, theilte ftch biefelbe 1831 auch bem w
grenjenben p. mit unb f am §uerft in ber ©tabt £>fierobe cm
^)ar;e jum ÄuSbrucbe. iöebeutenber noch war ein gleirij(iti>
ger 'iluiftanb in ©öttingen, ber burch militairifche ©ewalt um
terbrüeft würbe. Die Erbitterung war gegen baS herrfa)rnDt
SOcinijterium gerichtet unb cS war eine JBittfchrift an tm
König um Sicrbeffcrung ber Serfaffung abgefaßt worben.
i)ie göttinger Unruhen waren von wichtigen fleljjrn
für baS gefannnte Königreich begleitet, ©ettbem nun-.
lieh würben überall bie 3uftdnbe unb bie Sage beS 2<m>
beS mit einer lebhaftem Sheilnahme befprochen unb ti
liefen auS allen ©egenben Jöittfcbriften, Stiorfleflunäen,
Skfchwerben in ber 43aupt(!abt ein, bie größere £tfen:>
lichfett, einfachere, wohlfeilere, $wecfmÄj}ig.erc aknwütung,
freie treffe verlangten. 2?er ?Dcini|ler fünfter wutte an
12. ??fbr. vom Könige feincS ftniteS entlaffen. ©er ^erjpg
von Eambribge würbe ^um SJicefönig ernannt unb auf W
9. 9J?drj eine allgememe ©tdnbeverfammlung einberufen.
Scachbcm biefe eröffnet worben war, trat bie jweite Äam;
mer febr freimütbig auf unb foberte eine Sftcngc t0Qa&
biger Sierbefferungen, benen bie erfle Kammer fict) jun:
wiberfefete. Eine neue ©tdnbeverfammlung trat am 3n.
SDJai 1832 ^ufammen. 2)ie jweite Kammer Ijielt ihreSifun
gen öffentlich. Hm 26. ©ept. 1833 warb enbticb baS tat
©taatSgrunbgefeU für baS Königreich publicirt. di ijl fc<J
jufolge jeber ^anoveraner ohne Ausnahme, alfo auch ber W
bahin bevorjugte TCbcl, jum KriegSbienfte unb jum SRittri»
gen ber ©taatslaflen verpflichtet; 3eber barf, nwS frubre
nicht erlaubt war, Petitionen an ben König ober an t:i
©tanbe fehiefen unb ©efehwerbe führen, wenn er
einrrdchtigt glaubt; bie ©tdbte wählen ihre VRaffäM
©emeinbebeamten felbfl unb alle ©emrinben verwalten irr
Vermögen. 'Äuch fernerhin bcjteben, um bie 3ntereffrI! "
^rovinjen ju beratben, ^rovinjiallanbfchaften, bie »enis:
flenS alle brei 3ahre einen JJanbtag abhalten. 25ie &its
meine ©tdnbeverfammlung hat eine Dauer von f«6S SWj
ten unb verfammelt ftch aUjdhrlich. Die Eintunfte t(*
ÄrongutS feilen jum äöeflen b<S ÜanbeS venvanbt, AÜr wo
Könige erlaffencn Verfügungen von einem taoatMWP
ÜJiinifter gegengejeiebnet werben u. f. w. SBdbrenb beS piw
raumS, in welchem biefe neue SJrrfafJung wirffam geiwRn
i\t, würbe in SKehreS für baS Jöefle beS ßanbeS flttto
obgleich nicht ju leugnen ift, baß mit berfelben niebt aJ")
SBebürfniffen beS SanbeS abgeholfen war. ÄIS am2ft
1837 König SBilhelm IV. ge|torben war, ging bieÄwne p ?
auf btffen «ruber Ernjl »ugufl, ^erjog von ßumc:'
lanb, über. Derfelbe ift, geb. am 5. 3un. 1771, ein «f...
König ©eorg III. von Englanb, ber jüngere Sruber fr»
leßtv'erfrorbenen Königs von Englanb, fowie btS ^<0"J-
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Hanover 333
Hanoyer
von JEent, SBotert bft jefetregicrenben JWnighi »on ©roß»
britotmim, ber «Sttere ©ruber beS £er*og$ »on Gambribge,
Bberigen $Bi«fSnig4 »on £ano»er. Gr jiubfrte in ©ittm«
om unb Übte bann inGnglaub, bvi er 1813 nach Seuffcb*
lanb fam unb hier bie ^prinjcfün Srieberifc »on 2)?ctflcn:
burgjStrelth, bie SSSitwe bc6 fhiiqen Subwig von sPreu«
£en unb beS Surften »on ©olmö=Jöraunfel3, fenncn lernte
unb für) IS 15 mit berfelben »ermdblte. SÄiötjeUi^fciten mit
feiner SNutter bewogen ben ^crjog, Gngtanb ju »crlaffcn
onb feinen SBobnftü in ©erlin nehmen, von wo er jeboeb,
rcäbrcnb bet legten SRcgicrungsjabre beei Äönigö ©eorg IV.
naa) Gnglanb jurücffebrte unb an ben $arlamcntö*»erbanbs
lungen über bie Gmancipation ber Äatbolifen (f. ©roß«
btitannten) lebhaften Ambcil nahm. Gr trat al# ent»
fiiebencr Sonj fowol bei biefer atö bei anbern ©elegenbcU
tm auf unb genoß ba(;er wenig S3olfögim|t. AIS er &ur
Cr.ie&ung fetneS ©ohne« einen ldbjlicben 3ufc^u(5 »om %xx=
lammt »erlangte, erhielt er biefen unter ber Jöcbingung, baß
ba 9>rinj in Gnglanb erjogen werbe. Ser £«Ji>3 fehlte
nun naa) Gnglanb äurücf. Gr »erließ e$, um bie 9fegie*
rang »on £. anjutreten, welche ibm alt> ndebfien mdnnli*
en ttrben be* Ä6nig8 SBilbctm IV. juficbt, wdfcrenb in
nglanb bie Ärone auf ndberjrcbenbe roeiblicbc Grbcn über:
gebt (3. Großbritannien.) ©o mar nun »on ber
langen SSerbinbung mit Gnglanb frei unb wieber ein rein
beutf<$e5 Ä6nigrci<h. Sie greube über tiefcS Grcigniß, baS
(ehe folgenreich werben f ann , war groß ; bod) würbe baS ha«
«wo. SBolf in bange Una,ewißb«t burch ben Um|lanb werfest,
tag ber Äonig bie SJegterung mit ber Grfldrung antrat, baß
er bie beftebenbe S3erfafiiing al$ für ihn nicht »erbinblicb ans
etfenne. Aud> in anbern beutfeben ©taaten erregte biefer
Schritt ÜBeforgnijfe, welche jum 2r>etl unter ben »erfammeU
tm Sanbftdnben laut würben. Snbcß t?at ficf> ber .König »on
£. bureb, großmütiges unb bcrablafienbcS äöenebmen bie $cx*
jen eincS großen 2beilS feiner Untertbanen bereits fo gewon«
nen, baß man im Allgemeinen nur mit Vertrauen unb #off«
nana einer neuen ober abgednberten Sierfaffung entgcgeiifiebt.
SaS .Königreich $7 bat in bet beutfeben ©unbeSoerfamim
lang bie fünfte ©teile, gibt im Plenum »ier Stimmen ab unb
fieltt jur SunbeSarmee ein Gontingcnt »on 13,054 SDf., wo«
ton 1865 SW. JReiterei unb 1071 Artilleriften unb Pioniere;
feine StaatSeinnabme betrdgt im 2)urcbfcbnitte etwafl über
f» WM. Sblr- ; bie <5d)ulben belaufen Jicf> auf meljr att 5
Will. Xt)lr. ©egrenst wirb ti, ali tm Öanje6 betrachtet,
in roelcbem Clbenburg eingcfc^loffm liegt, im 9L »om beut*
fa)en SKcere, ba§ in ^(ifneölanb eine tiefe föu(t)t, ben Dok
m bilbet, in welc&en bietSmö münbet, »on^olftcin, ^anu
twg, 2auenburg unb SÄecflenburg = Schwerin, im @. »on
beugen, Äurljcffen unb Sippe, im SB. »on ben Biebers
lanben unb ber preufj. 9>ro»inj SSejtfalen. 55er ganje 9tor=
etn be8 ÄinigrcicbS gebirt bem großen norbeuro». gtacf)i
lante an, ba$ am untern ßaufe ber grofjen ©tr6me auä
frua)tbarem 9)?arfct>lont»e be(tel)t, welcf)^ gegen bcnAnbrang
ber gluten häufig buref) 2)dmmc unb Seiche gcfd}ü(jt wors
tfn ijl; ein großer 2b«l biefer ©egenb befielt auper großen
Mooren, j. Jö. bem bourtanger 9)eoore an ber hol!. Örenje,
tem SteufelSmoore im öremifchtn, auS ^>aibelanb, »on
rotlaVm ber größte 2f)eil »on ^»aibefraut, beerentragenbem
Qejhduthe unb ^abelwalbungcn bebeeft wirb. Der SJoben
crjjelbcn ift entweber fanbig ober moraftig. SJefanut i|l bie
lüneburger ^atbe, bie gleich 'm Horben ber braunfehweig-
@ren5e beginnt unb fieh bis in bie ÜRdlje »on Harburg er«
ftreeft. 5Kan hat fte nicht mit Unrecht baö beutfehe Arabien
genannt. Auch 2K<P»cn unb in Serben liegen auägci
bebnte ^)aibefhecfen. ©üblich »on biefem unergiebigen f anb*
{Webe liegt ein anberer, auf bem fid) $ügel erbeben unb
ber, je ndber man bem ^arje fommt, immer mehr unb
mehr anfteigt. 6r ijt jumeijt fefjr fruchtbar, befonberS im
^ÜbeSheimifchen, Calenberg unb ©rubenbagen. jber «^arj
(f. b.) felbft ift jum großen 2heile bano».; er liefert eine
bebeuienbe Ausbeute an ÜRineralien, j. 85. etwas? ©olb,
44,000 SD?arf ©ilber, ©ifen, Äupfer, ©cbwefel, SBttriol,
©litte, äBlei u. f. w. 2)aö Älima .^.'5 ijt im AllgemetJ
nen gemäßigt ju nennen; auf bem >^ar^e ift cd, ber^o^en
Cagc wegen, raub unb falt; ber Jrühlmg tritt biet Immer
4— -f> SEBochen fpatcr ein, ale» im glachlanbe; in ben Jöais
ben herrfcht im ©ommer oft eine tvopifcbe ^)i^e; bie SWar
fchen finb ber feuchten fünfte wegen ungefunb. ©een fyat
nur wenige; bie größten finb ber 23ümerfee unb ba5
fogenannte ftembuber S)?eer; le^tereS an ber lippesfchauen*
bürg, ©renje. sf)auptpüfje finb bie (Slbe, mit 3ee(äe unb
Slmenau, bie SBefer, welche fich bei SKünben auS bem 3u*
fammenfluffe ber SSerra unb Sulba bilbet, unb bie Aller
mit äDfer, Seine, SBümme, Seime, 4>unte aufnimmt; bie
Qrrnä unb bie Siechte. Q$ finb »iele Äandfe »orbanben,
bureb welche ÜRoore troefen gelegt würben; einige anbere im
öremifchen unb in DftfrieSlanb finb auch fct>iffbar. &. ift
ein »orjugSweife SJieh^ucht unb Acferbau treibenbeS Sanb;
e$ hat ©etretbe über ben S3ebarf, führt »iel SJieh au8, bt-
fonberfi Äinboieh unb ?)ferbe, bat in .fjübeSbeim, Seftfas
len unb im güneburgifchen »ortrefflichen %laö)$ (bie ©ants
fpinnerei, ^auptgewerbe auf bem platten Eanbe, hat ftch
wdbre nb ber legten Sahre febr »erüoflfommnet), hat 9feichthum
an .£>olj unb Jovf unb bie «öaibc treibt mit Suchwcijen
unb 4i)eibelbeeren einen ^>anbel, ber ftch idbrlicb auf lOti^OO
©ulben belauft. Äein beutfchesJ Sanb lMt eine fo bebeutenbe
Lienen jucht wie Jp. Sie hon6». ©aljwerfe finb febr ergiebig;
©teinfobjen werben imSeijter, einem SBalbgebirge fübmejtL
»on ber «^auptftabt im ©üntel unb im Dfmabrüdifchcn
gegraben, ©ehr wichtige 3nbuftriejweige finb bie Scinwanb.
unb2abacf6fabrifarion; aufgeführt werben ferner SSachslichte,
Seber, Cichorien, unb »on Gmben ge^ien ©chiffe auf ben «£>es
ringS unb SSBalpftbfang. Ser ^anbel ijt meijt Sranfito s unb
©pebitionShanbel. Sie Schiffahrt auf ben bret großen ©tr6*
men unb ber 9torbfee ift nicht unbeträchtlich. Scn wich«
tigften ©eehanbel treiben (Smben unb SBeener in JDftfrieö*
lanb, Papenburg in Beppen ; Lüneburg, Harburg unb ©tabe
haben ben Glbbanbel ; fobann werben »iele SBaare n »on Gelle
auf. auf ber Aller unb »on <£jano»er auS auf ber Seine »er«
febief t. An ber SBefer liegt außer SJcünben fein <panbelSplaQ
»on SBebeutung. — Sie SRebrjahl ber Ginwobner befennt
fich J«t lutherifchen Jtircbe, etwa 1,300,000; 150.000 finb
JReformirte, 200,(X10 Äatholifeij (im !D6nabrücf ifd>en , 4>il*
beeheim unb bem Gich^felbe), etwa 12,000 3uben unb 1000
SRennoniten, fobaß bie ©efammtbe»6lferung fich auf unfles
fdhr 1,663,000 ©eelen beliefe. $ür SBiffenfchaften unb Unter*
rieht ift in neuern Seiten »iel gethan worben ; bie ©tdnbe ha*
ben bie Sage ber Sanbfcbullebrer »erbeffert; bie ©omnaften finb,
gleich ber Sanbc6uni»erfttdt, febr gut funbirt unb bie hohen
©ewerbfcbule in Sp. erfreut fich ttneS »ortheilhaften Siufeö.
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Ilanovcr
SS4
Ifanover
DaS Äonigreicb bat nur ei tun Drben, ben ©uelfenorben
in brei (Stoffen, gefliftet 1815, unb jerfällt in abminifhatioer .
•£inficbt in fecb$ Sanbbrofleien unb ben |wrj. ^6t^(te Sie*
b6rbe beS Sanbcö ifl ba3 GabinetSminiflertum. — Dir Sanb*
broflei |>anooer begreift Calenberg, ein oon ben ©ebirgert
Deifler, ©üntel unb 3bbt burcb*ogrneS ^ügellanb, oon ber
Seine be»äfiert unb bie ©raff^a'ften £opa unb Diepboty,
wo bie SBefer, abvcecbfelnb ©anb*, SRoor* unb SRarfcb*
(anb. Aus tiefen (entern ©egenben begeben fieb alljährlich
im Sommer oiele Stute nad) £oltonb, um bort bie äöiefen
ju mähen unb bie Grate ut beforgeru ^auptfiabt brt San*
beS unb Weftbenj tey £6nig3 ift £anoocr, an ber febiffj
baren feine , mit 28,000 ein». ©ie ifl tm Allgemeinen
nicht bübfeb gebaut, bat aber eine gefunbe Sage unb &er*
fdUt in bie Altflabt, in bie Calenberger; unb bie Agibirru
'Jleuflabt. Die 2BäHe finb in angenehme Spaziergange »er»
wanbelt wotben; ber f&n. $atafl, baS Theater, ba$ ©tdni
bebaut? unb bad Arcbio finb bie bemerfenSwertbeflen ©e*
bdube. 4>. ifl ber ©ib. ber oberflen 83eb6rbrn M Sanbe«,
bat ein ©pmnafium, eine Üftilitair: unb polptedmifcbe ©cbule,
eine ebirurgifebe Sebronflalt, j»ei SJibliotbefen unb einen
jiemlicb bebeutenben -gantet. Dem 'Pbtlofopben Scibnifc
\ft bin ein Denfmal gefegt unb jur (Erinnerung an
bie ©cblacbt von SBaterloo ift bie mtt einer SBictorta ge;
fcbmücfte 102 g. hohe SBaterloofdule ernd^tet worben.
tft ber ©eburtSort be$ großen Aftronomen ^erfc^el. 3n
ber SRdbe ber ©tabt liegt ^errnbaufen, mit einem fcb&nen
©arten unb berühmten Springbrunnen. #iflorifrb widrig
ift Jameln (f. b.). 3n ber ©raffebaft «£opa liegt Nienburg
an ber SBScfer mit 4-300 einw., unb in ber ©raffebaft
Diepbolj bie gleichnamige ©tabt mit 1900 (Sinro. 3n bei*
ben ledern finb bebeutenbe ©arnfpinnereien , Semwanbwebe*
rei unb ©anfeiuebt. — Die Sanbbroflri .£ilbe$b<i»n bil*
Pet ben am beflen angebauten unb bureb gruchtbarfeit aus*
gejeicbnetflen Sbeil be$ Sanbed unb umfaßt bie gürflrnthümer
£tlbe6beim , ©ottingen, ©rubenbagen, baS ban6o. (SicbSfiib
unb einen Z\)t'd ber ©raffebaft «jjobenflein am .£>arje.
Siidit unbebeutenb ifl ber £anbel mit glacbS , ©arn unb jDel.
^>ilbrtbeim an ber 3nnerfle, mit 14,000 drinw., wooon
ein Drittbeil Äatbolifen, eine febr alte, unregelmäßig ge*
baute ©tabt, ifl ©ife etneS S)ifd)ofä unb bot viele wohl;
tbitige Anhalten, jwei ©pmnaft'en unb ein fatr>oIifcr)eö ?>rie*
flerfeminarium. Der berühmte Dom warb ftr)on 818 er*
baut; in ihm roirb eine angeblir^e 3rmen faule (f. b.)
aufberoabrt. ©oölar unb ©ittingen (f. b.) im gleicb*
namigen gürflentbume finb bemnfenänxrtr;. 3m gurflen*
tbume ©rubenbagen liegt (Simbttf an ber 3lme mit 5100
Cin»., im Mittelalter {»anfeflabt unb ibreö ©ierrt »egen
in gan) Deutftblanb berühm, mit SBoll; unb Sein»anb*
Weberei. äDjlerob« am £arj mit 5000 ein»., bie einjige
eigentliche gabrifibbr in ö., bat SBoll* unb äöaum>voÜ=
fpmnernen, SSebereien, v^utfabrifen unb ©erbereien, ©e;
trennt liegt bad Amt (Slbingerobe an ber &obe. Auf brm
©cbSfelbe lifgt Duberflabt an ber ^>able unb Jörebme mit
4500 ©in»., Wollwebereien, ^opfen* unb Sabacf^bau.
Die ©raffebaft ^obe.iflein am ©itbabbange bc$ ^arjeS bat
©iebjucbt unb ßifengruben. «^iet liegt ber Sleefen 3lefelb
mit einem berubmten ©pmnaftum. — Der |)atä ifl ©e*
bitgölanb, reieb an SRetallen unb #olj; ^wupitaewerbe finb
58iebjud)t unb £üttenbetrieb. Gr geb6rt )u ©rubenbagen,
bilbet aber eine befonbere Jöergbauptmannfcbaff , beten Äau^ti
flabt Älauötbal, 1750 g. über bem SWeere, ifl. ©e liegt
am 3ellerbacb, ifl ©ife ber Jöebirben, regelmdßig gebauet,
bat 8800 6inw., ©pmnafium, gorfb unb »ergfcpult, wir^
tiat ©Übergruben, Slagel* unb Älanffcbmieben. Anbete
»ergjUbte pnb: 3eHerfelb mit 4100 Cinm., in ber immit*
tc [baren dUhc oon jtlau^tbal; Anbreadberg mit bem ©amfcni«
febaebte, einem ber tiefjlen auf (Srben, 1900 g. unter Zagt.
Der 22,000 g. lange rebberger ©raben fübrt auS bt«
großen sDbcrtricbe oielen >>üttenwerfcn ba8 notbiae SBaffer
ju. ' — Die Sanbbroflet Lüneburg entbdlt meip fk&rf,
an ben glußufern fruchtbares ^aibelanb, mit anmutbi^a
Dafen unb »irb oon ber <5lb< mit ber Alanb, See^e, 31«
menau, ©eeoe unb oon ber SJefer mit ber Aller bewiiffert;
bat $ferbr, Slinboieh, »Bienen, gtfebe unb ffiilb. Süneburj,
an ber fchiff baren 3(mcnau, eine alte, unregelmäßig gebaute
©tobt mit 13,000 Crin»., bat eine JRitterafabrmte, rin Srm.-
nafium mit ©ibliothef , ein bebeutenbrt ©aljmerf, Suimafc
nerien unb bebeutenben ©pebitionä* unb Xranfitobanbel
tiljen an ber Slmenau, mit 3000 €inw., batglacbä^ U
barf: unb großen $ferbebanbr( unb war J&anfeflabt. Qtllt
ober 3eIIe an ber gubfe unb ber Alier, welche bitr ftbtifb--r
wirb, eine woblgebauere ©tabt mit 10,000 tjin»., SljK|
te? ^berappellationdgericbtS, bat ein ©pmnafium, eine SBiMio*
tbef, Srrenanjlalt, SöacbSbleicben, SJacbölichtfabrifen uni
faxten ©pebitionöbanbel. Harburg an ber 6lbe, in welAe
liier bie ©eeoe fällt, liegt «Hamburg gegenüber, bat
(*hm\, 3ucferraffinerien unb ©egeltucbfabrifen. — Die SanN
broflei ©tabe ifl am Ufer ber glüffe SKarfchlanb, im 3iu
nern jum 2 heil urbar gemachte .^aibe (GJeefl) unb bittet bra
nirblicbflen 2heil be6 SanbeS jretftbcn SBtfer unb Qlbt. So
.jberjogtbume Sie r ben liegt Serben an ber Aller mit 4<<j0
Gimo., einem Dom unb (pmnafium; im .&erjogtljum 8rt:
men: ©tabe an ber ©cbvoinge, bie erroa eine halbe ©runbe
oon hier in bie tjlbe fällt, mit 5300 6in»., einem ©r/tm
nafium, ©ebiffahrt unb ©ebiffbau. 3um ^enogtbume fle*
b6ren: baS alte Sanb an ber (Stbr, oon ©eproinge, 5ß»
unb Sübe burebfioffen, unb bad Sanb Äel; bingen an b«
©Ibe, jroifcben ©a)»inge unb JDfle. 3wifcben ben 2Run»
bungen ber «5lbe unb Söefer liegt baö 9anb Aabeln, «n>
äDttcrnborf unb Altenbritcb, unb am rechten Ufer ber Sf*
fermünbung ba* oon griefen bewohnte Sanb SBur fien,
gleieb bem vorigen au$ bem frucbtbarflen 9Jfarfcblanbt belle-
henb. — Die Öewobner ber Sanbbroflei OSn abrief W
fchiftigen ftcb mit Äff erbau, ©arnfpinnerei unb Seinweberr;.
Aua) au§ biefer ©egenb gehen alljahrlicb oiele rüftigt •«•»
ner nach ben ^iebeflanben. DaS gürflentbum Cftnabru^
treibt flarfe ©ehweiiiejucbt. jDSnabriicf, eine alte OW«
an ber £afe mit 12,000 <5in»., ifl »ifchofSfie, W
fatholifcheö unb ein protcjlantifcbcS ©pmnaftum unb hei
flarfen -5)anbel mit Such, Sein»anb, Sabacf, Rapier,
ber, ©eife unb ©ebinfen. Auf bem Sfatbhaufe, bJ^
ßer bem Dome taS bemerfenSroertbrfle ©ebaube ber <r
ifl, warb am 24. £>ct. 1048 ber weflfal. griebe pe-
fen. Dem hier geborenen berühmten ©taatSmanne
fluS 9Je6fer foll ein Denfmal errietet »erben. 3" t1« ,
bem ©raffebaft Singen, einer holjarmen ©egenb, -j -
Singen an ber dm« mit 2200 ein»., in ber ©uf*^
^Bentheim bie gleichnamige ©tabt mit 1800 Ginrc., ■
^erjogthume Aremberg* Beppen, einem fafl gan? «f
y Google
fyibt unb SRorajl beflebenben ganbe, in welcbem ba«
beurtanger SRoor unb ber£ämling liegen, liegt SReppen an
bei «|>afe unb ®ntS mit 2600 (£inm. unb einem ©pmnaftum.
2Me SRoortolonie Papenburg mit 4000 ßinro. bat wicbtigen
Sorfbanbel, ©Aiffbau, ©egel* unb Sut&fabrifen. — Da«
gürftcntbum jDßfneftlanb ober bie ganbbroftei Äuticb,
mrbilt im Snnern ^aibe unb 9Jioor, übrigen« SJJarfAlanb,
an Dollart, 9torbfee, Gm« unb geba. Die (ginwobner te*
bm meift von &iebju$t, ©eebanbel, Äbeberei, Xcferbau,
2orf* unb 3»cgel|i<tnbanbel. Die wiebtigern ©täbte Oft*
frieäanbS auier Cmben (f. b.) ftnb: Äuricb, ©ifc ber
fhtomnjialbeborben mit 3400 Sinw., flr^t burtb. einen Ka*
nal mit Grmben in Öerbinbung, hu ein ©»mnaftum, bie
Crbbegrdbniffe ber frief. Surften unb ftorfe ?>ferbemärfte.
8eer an ber Cm* mit 6500 ßinw., treibt ©Aiffbau, 8lbf*
ivret unb ^anbel mit ganbrSprobueten. SBeener an ber (5m*
mit 2300 Sin»., iji £auptplafc für ben oflfrief. ^ferbebanbel.
Unter ben 3nfeln »or ber Küfie wirb SRorberne» wegen be$
tortigen ©cebabce« ftarf befuct)t.
. aueb.^anfa (ein alte* beutfdjeS SBort, weldjcS
cmen'SSunb ju gegenfeitiger ©efcbüfcung bebeutet) ober bans
feattfdjer ä8uno war ein im Mittelalter febr mächtiger
Sunt einer Änjabl größtenteils beutfeb. er Jgjanbclöfrtibfe, wel«
(ber ben allgemeinen 3n>e<f baue, ben .ftanbel tiefer (Stätte
auf jebe möglicbe Ärt ju fcbüfcen, ju befejtigen unb ju förbern.
Qi geborten jum SSunbe jur 3eit feiner f)öcbj?cn SBlüte folgenbe
So ©tabte: Hnbernacb, Inflam, afdberSleben, JBergm in
Norwegen, S3erlin, SMclefelb, 33olSroarb in grieSlanb, 33rans
benburg, S3raun8berg, SSraunfcbweig , äöremen, 33urtebube
im ©tifte Cremen, Rampen in JDber»flel, Danjig, Demmin
in Bommern, Dementer, Dorpat, Dorrmunb, Duisburg,
Gimbecf am £arj, ©Ibing, Biburg in ©elbern, ©mmerieb
in KJe»e, granffurt a. b. £>., ©olnow in Bommern, ©öS»
lar, (Söttingen, ©reifSwalb, ©röningen, Jjpalberftabt, £alle
an ber ©aale, Hamburg, Jameln, fjamm m SBejtfalen, Apa*
noeer, .ßarberropf in Selbem, ^»elmflebt, ,&er»orben in SBefl»
falett, .pilbeSbeira, Kiel, KoeSfelb in SRunfter, Dolberg,
Köln am Sfbein, Königsberg in Greußen, Krafau in $0'
len, Kulm in Greußen, gemgo in SBcfifalen, girbeim im
gotbringifeben, gübeef, Lüneburg, ÜRagbeburg, SJHnben im
Äan6r*erifo)en , 2Rün|ter, Heimwegen in ©elbern, Scorbbeim,
i«nabrücf, JDjlerburg in ber Xtmurf, ^abtrborn, Cueblin»
bürg, 0te»al, Stiga, Siojtocf , Slügenwalbe, Sturemonbe in
©clbern, ©aljwebel, ©eebaufen in ber SRarf föranbenburg,
Soe^ in SBefrfalen, Stabe in Cremen, ©targarb, ©tauern in
grieSlanb, ©tenbal, ©tettin, ©tolpe-, ©tralfunb, »born,
Benlo in ©elbern, tilgen im Üiineburgif4)en, Unna in SBejb
fakn, SBarberg in ©aWben, fflirben in berÄltmarf, fBo
feJ, SSieb«? auf ©otblanb, Sßiömar, äütpben unb 3woQ
In ©eitern. — Die $anfa bilbete fieb in golge ber Betts
umftanbe nur aQmalig aui, fobaf bie gro^e 'ÄuSbebnung
unb *ö?a*r, welcbc fte nacb unb nacb gewann, eine §otge
bec 3<itumfidnbe, r.idu all eine bei ber erfien Srridbtung bei
Jöunbe« gebeate 30>fic^t ju betratbten iff. gab im frü«
bern SUittelalter niebt, wie jefet, öffentliche ©ic^erbeit. Stur
mit ben ©äffen in ber £anb burfte man firf> obne ©efabc
auf bic ^eeriiTa^en wagen. SRacbbem bie ©täbte unb ber
4>antel blüb«»b ju werben angefangen b«tt«t/ mugte biefer
Uebei|tanb befonbert fubftat werben, benn ber gantet fann
nur bei einem ausgebreiteten SOerfebr befielen. 3u ben g>
meinen Kaubern gefeilten fia) auf ben Äeerfrraßen noc^ b»
Sfaubritter, welche SJegelagerung ali ein eintraglicbe« unb
nid)t unebrenbafteS ©efebäft berneben. Xnfänglicb, [uebten
fi<H> bie Äaufleute, welcbe tt)r ©efcbdft nötbigte, mit ©ut
unb ©elb uon Drt gu JDrt gu reifen, babureb. ju t>e[fetv
bag pe in größere ©efellfcfjaften ftcb, vereinigten unb bewaf^
nete Seute jur Cebecfung mit ftä) nabmen; aueb traten be*
reitS mebre ©tibte, tt>r gemeinfame* Sntereffe im ©egenfaft
gegen ba3 ber fletS nur im grofjen ober fleinen JEriege ic.
benben 9fitter erfennenb, ju Cünbniffen für gemeinfebafnu
eben ©ebug jufammen. Tin bie ©teile ber eignen SBewaff«
nung trat bei ben reifenben ^Bürgern balb ba$ ©eleit, weU
tfjeS fte wol guerft von ben regierenben Herren ftlbfl nacb«
fuebten unb gern bejablten, ba$ fte aber balb ju nebmen
gefe^licb genotbigt würben. Q6 würbe ben öürgern »erbo-
ten, fia) felbjt ber 2B»iffen unb bewaffneter £eute w btbie*
nen, unb balb foberte man »on tbnen nur ba9 ©elb für
ba5 ©eleit ab, obne ibnen bajfelbe wirtlicb ju gewähren
unb obne baß eS ben Königen unb Sürßen gelang, eine
öffentlicbe ©icberbeit b<r}ujteUen, wie fie folebe allerbtng§ gu
begrünten 'eifrig bemübt waren. Sine noeb näber liegenbe
Urfacbe jum erfien ©ntfleben ber ^anfe waren aber bie be*
fontern SJerb^ltniffe ber mächtigen ^anbelöftäbtc, auS beren
Cerbtnbung biefelbe b^roorging. riefe ©tabte waren &am»
bürg unb Üübec!, welcbe beibe it>re bebeutenbfien SBaaren«
fenbungen au?» ber 9?orb* unb £>ftfee erbielten, unb benen
baber oueb »orjüglid) an ber ©icberbeit ber ©cbifFabrt auf
biefen SKeeren gelegen fein mufite. Äm Könige »on Däne«
marf borten Hamburg unb gübeef ben gefdbrlicbften geinb
unb mit ihn: lagen fte verfebiebene SRale, namentlia) %am*
bürg, in offner gebbe. 3uer|l traten 1241 bie genannten
©tobte in ein ©a)ufe* unb 5£rufebünbni§ unb feit 1247, nacb«
bem ftä) ba3 für ben ganbbanbcl ali ©tapelplafc wiebtige S3raun«
febmeig biefem S3ünbni|Je angcfa)loffen inucc, fann man bie
@ntflebung ber ^>anfr reebnen. &alb nämlia) traten noeb
mebre ©tabte bei unb febon 1260 würbe ber erfre JBunbeS»
tag ju gübeef gebalten, ba* man al3 ^)aupt bei S3unbe$
betraebtete. ipter war baS 'ür&.iv be§ S$unbc6 unb bicr
würben aller tret 3abte, um ^fingflen, bie 93unbe5t>erfamm>
lungen gebalten? aua) batte gübeef baS 8?ea)t, augerorbent«
liebe JBunbeätage au§jufcbreiben. Slocb mebr befejtigt würbe
ber febon blübenbe herein burdb bie 1364 ju Köln abge»
fafte SunbeSacte. Der gange Sunb jerfiet in »ier «b»
tbetlungen ober iCluartiere mit befonbern $aupt* °^(C
£luartierflibten: gübeef war bie Cuartierftabt ber wen«
bifeben unb überwenbifeben ©täbte; Köln bie iCLuartierflabt
ber marfifeben, we(ifälifd)en unb fleuifcben, fowie ber »ier
nicberlänb. ©täbte; Öraunfcbwcig bie £luartier(tabt ber fäcbf.
unb marfbranbenburg. ©täbte; Dangig enblia) bie Quartier«
flabt ber preuf. unb lieflänb. ©täbte. IBalb ging bie #anfe
barauf aud, nid)t nur burd) ibr imponirenbeS "ilnfeben ©i«
cberbeit für tf>rert ^>anbel ju begrünben, fonbern aua) ben
^anbel tmmer mebr gänjlia) in iljre ^)änbe ju befommen,
»ortbeilbafte Verträge mit auMänbifa)en 3Räcbten }u feblie»
ßen unb wiebtige Privilegien ju erlangen. DiefeS gelang
ibr, weil bie regierenben #erren ebenfo wenig wie ber ge--
fammte Stitterftanb ein Sntereffe am #anbel nabmen unb
baber, wenn fte au* bie waebfenbe !D?aa)t ber ©täbte niebt
gern faben, boA felbfi nidjt baran baebten, it>re eigne 3ßa4t
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Hanswurst
iu .SSanbelSunternebmungen ju benufeen. ©o bo* wueiS
bie $Rad)t ber #anfe, baß fie gürften unb .Königen
mehr alS einmal ben .Krieg erflarte unb tfjri fiegreieb be»
ßanb, baß fie mehrmals Stötten »on 200 unb mebt -
©cbijfen auSrüftete, ein »ürgermeiftet »on 2>anjig erflarte
bem Könige »on ©chweben ben -Krieg. SDie ^anfe be»
berrfcbte bie norbl. SReere, legte Kanäle an, haltt gaeto*
reien in allen »Übrigen 4>anbelSplafcen unb »ier große
Gomptoire ober SRieberlagen ju Sonbon, Brügge, 9iomogrob
unb Bergen. SDie äanfa übte an ben Berfammluna>
tagen, ju benen bie ©tabte abgeorbnete fenbeten, au$ eine
innere ©ericbtSbarfeit auS, welche ftcb namentlicb auf £an«
belSangelegenbeiten bejog. ©te b«tte einen fleinen unb tu
nen großen Bann, mit welchem fie ©cbulbige belegte, »et
che? »erbanfen I>ie0; ju ben gememfamen fnegcnfajcn
Unternehmungen mußten bie ©tdbte ©tbiffe unb Stfantu
fchaft ober ©efb fieUen. 2>ie £anfe »trlor an SWacbt unb
a'nfeben, al8 fid) »« politifcr;ert SBerbaltnifTe in Guropa all«
mälig umgejialteten. £ie Sanbfrraßen würben ft<ber/%bie
Öfcgtcrunaen nahmen ftd> bf3 #anbel$ an unb entzogen ibn
ber ©ewalt ber ©tabtej überbieS waren fie etferfucbtig auf
ben nichtigen ©unb unb jlrebten feine ÜJ?ad>t *u brechen.
Sie Keinem ©tabte faben ein, baß fie »on ben großen
©eeftäbten nur ju biefer eignem SJortbetl benufet würben;
bie Gntbecfung »on Ämerifa gab bem ganjen #anbel eine
neue un»orhergefehene Äiebtung. Die lefcte Berfammlung
würbe 1630 ju tübecf gebalten unb bitt erflörten bte eins
»einen ©tabte ben ÄuStritt auS bem Bunbe. 3n ein neues
Bünbniß traten jebodj Hamburg, ßübetf unb Bremen unb
bemfclben trat Danjig in einjelnen gaüen bei. JRocb iefet
werben jene brei ©tabte juwctlen unter bem 9lamcn ber
ÄanfejUbte jufammenbegrirTen unb 1826 bat ©roßbrp
tannien, 1628 Greußen mit benfelben einen $anbel5» unb
©cbiffa^rtSöertrag abgcfcbloffen.
fianertmret ifl eine fomifche gigur beS altem beutfcben
£ufK unb ©djaufpielS, welcbe mit ihren berben ©»aßen jur
Grg&feung beS publicum« niemal« fehlen burfte unb djren
tarnen »on $an8, bem mit feiner Siebenbebeutung allbe«
lannten beutfcben Kamen, unb SBurfl, einer alten gtebltngS*
fpeife bet fceutfcben, hat. gajt icbeS 2anb bat feinen jte»
benben fomifcben Gbarafter, in welchem bie eigne SRattonas
litat mit federn $umor »erfiflirt ift, unb fa(t fittS wirb bie*
fet Gbatafttr naeb bem Sieblingägericbte beS SBolfS benannt.
Det 3acf Tübbing bet Gnglanbet, bet Sean *J)otage bet
gran»ofen, ber «Ptcf elbaring ber ^ollinber, bet SKaccaroni
ber Italiener legen bicruon ßeugniß ab. J^anSwurft ift ein
€rjfre(fer unb Grjfaufer, mit einem aufgefebwemmten ieibe,
etwa§ bumm unb tolpelbaft, abrt boeb ben ©cbalf im Slacfen
tragenb, gutmütig, faul, in feinen Bewegungen licberlich,
ungefebteft. Gr »ertragt »ielc Prügel unb tijeilt fie aueb
auS. Der eigentlicbe Utfpruna beffelben läßt fid; niebt er:
mittein, aber febon 1541 fdjrieb £utber ein Bud; unter bem
Sittel : „2Bibtr,j>anSwurft" unb baS Suftfpitl «peter 5)rob|?S:
„5ßom franfen Sauer unb einem Doctot" (1563) ift baS
erjte gefebriebme ©tücf, in wclcbem ber ^anSwurjt auftritt,
©ein Urfprung t|! jeboeb wabrfcbeinlicb »tel dlter, inbem et
iuerft in ben auS bem ©tegreif gefproebenen ©»ielen auf»
trat. Gr war bie SQerfappung eines luftigen ©efeüen, bet in
bitfet SRaSfe batauf ausging bie ©cbwäcben «mb SBerfebrtrrcis
. Hardenberg (Fürst)
ten feinet 3eit ju geißeln, inbem et fie bem ©elacbtet »reife
aab. 3n bet etfien ^dlfte beS 18. 3abtb. feierte 4>anS»ur|i
feine 2rium»be auf ber iöüijne, befonberS als auSgeteia)ncti
©cbaufpielet fieb feinet annabmen. Söcruhmt würbe in bie>
fer 9?olle ©tranifefp-, ein geborener ©djlefier, ©cbaufyiejn'
ju SB3ien, welcber ben $an$wurjt alS einen poffirlicben, rb
waS einfältigen faljburgtfcben Bauet gab. HÜtrbwgJ m\
ber &anSwur(t nicht mehr im äeirgefebmad, baS btutfe^t
i)ubltcum wat tbeilS ju emft, tbeilS ju gebilbet, um an
feinen berben ©paßen noch länget ©efebmaef tu finben, tU
in bet {weiten Spätftt beS »otigen 3abrbunbertS namratiicfi
©ottfebeb it»m ben JCrirg erflarte. Dem fleifen |)ebantra b
fonberS war bie luftige gigut mit u)ten Unanftdnbiatatm
ein ©teuel unb eS gelang jenem, ben £an$rourft gSnjiidi
)u befiegen, obfebon fieb auSgejeicbnete ©cbriftjteUer, m
teffing, beffelben annabmen.
tjautli» ift bet Käme »erfebiebener iC6ntge in ben norbl.
9?eicbm GuropaS, unter benen #atalb I., »tla)er SM
— 93.3 Norwegen beberrfebte, am berübmteften tfL Zii
£anb war bamalS nod) in »iele tleine Diftricte ;mi-; .'
wcldje feibftanbige £crrfd;er bitten. Giner »on ihm wat
Sq., welcber fid) um ©iba, bie Socbtet eines vi.:cbl-
fcberS, bewarb unb »on biefer ben jßefebeib erbielt, baß ni
nur bann fein ©emabl werben wolle, wenn er iia) jum
^)crrn »on gan» Norwegen gemacht boben würbe. ^.
fdjwur, er werbe fein Haupthaar niebt eber wieber abf4nci>
ben laffen, bis er ©uVS SBunfcb erfüttt bätte. So eroberte
er beun in 20 3ab«n «Norwegen unb erbielt »on feitin
fch6nen Sgaax ben Rauten #aarfager, b. b- ©cbönbaar. 2*
»ertriebenen ^)errfd)er be»6lferten mebre biSber unbetrctJi:'
Snfeln unb griffen immer aufS 9ieue feinblidj an. Gnr=
lieb empörten ftd) feine eignen ©öbne unb mußte i^nen
bie Regierung einjelnet STbeile beS SReidjS überlaffen, ti=
bielt aber felbft bie Dberbob«t. *
finrÖmbercj (Karl Äug., gürft »on), ein ©taatSmam,
weldper fid; um Greußen bie bleibenbficn 83erbtenfte um
ben b<»t, würbe in $ano»ee 1750 geboren, ftubirte JKW
»ig unb ©6ttingen unb trat bann trft in ban6»erifcbe, W-K
tn braunfcbroeigifdbe ©taatSbien|te. Gt würbe »erfcbirtcic
SJJul mit ©efcb'äften am preuß £ofe beauftragt unb «wttt
fo mit bem .Ronige griebrieb 3Btlbelm II. befannt, auj W
fen Gmpfeblung ibm 1790 bie ©teUe eines fflimfert w«
'Änfpacr; unb »aireutb anoertraut würbe, 313 biefe lJ«-r
balb barauf an Greußen fielen, würbe & in feiner B" '
beftatifit unb überbieS jum gebeimen ©taatS« imb bwj
tenben SKiniftet unb bann jum GabinetSmimfler ■ tmmi
©ebon unttt griebrieb ©ilbelm U. erwarb r«b ««.fj *l
SJerbienfte, namentlid; war et eS, bet 1795 ju «W«
trieben mit bet ftanj. Seepublif abfdjloß. Ä6nig %afr*
aßilbelm UL berief nach Antritt feinet Regierung $> *™
Berlin. Die £enfung bet auswärtigen angelegenbetten r...
1U04 in feine Äinbe unb 1805 braebte er bte Pf*»»"
Gon»ention jwtftbtn Slußlanb unb Greußen ju ©tanbt *w
«Napoleon* SBaffen unb «Politif fiegten über Wf<::
unb biefer trat »on feiner ©tcllung jurutf. Grft nacc"
Greußen 1806 in .Krieg mit granfreteb geratbm war «n
ben barten ©cblag ber ©d;lacbt beiSena erlitten batte,.^
1807 wieber in SBtrffamfeit, auS bet et na* brmjn;
bm mWU abermals b«auSttat ©eine gtoßarttge, m*
igmzea Dy
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Hardenberg (Friedr. TOD) 339
Harlekin
terbrodjen bis an feinen £ob fortgeführte SBirffamfeit
begann 1810, wo ihn ber Jtönig oon Greußen jum
©taatsfanjlet ernannte. SDte (£rfrÄftigung unb Befreiung
Greußens von bem franj. ©influffe waren fein SBerf; er
leitete ade 33erba»blungen, benen Greußen feine jefeige po»
,i:;i'd)c ©röße oerbanft unb arbeitete an ber innern Cnt«
reiefetung beS Staats. 25er Äöntg batte ibn 1814 in ben
gürftenftanb erhoben unb ibn freigebig für feine großen SJer»
oienjte belehnt. Äuf einer {Reife in SRorbitalien flarb
1822 ju ©enua. 2Cuf SJefebl beS JtönigS würbe im S3er*
fammlungSfaale beS Staatsrats feine S3ufte aufgefteUt. Sp.
Unterlief r)anbfcbriftlicbe Memoiren über bie widjtige 3eit
ton 1801 bi6 jum tilfifer grieben, weiche ber Äönig oon
Greußen mit bem fön. SEBappen oerfiegelt im StaatSarcbio
niebergelegt bat. 83">r 1850 barf biefeS SBerf nitbt eröffnet
werben.
fjardrnbrra (griebr. oon), ein unter bem angenommenen
tarnen 9? ovali 4 befannter beutfebrr Siebter, welcher nur
erft bie erfreu licbften »proben feines tiefen @emüu)S unb poe»
tifeben Sinnes abgelegt hatte, alS er burdj einen frühen SEob
babingerafft würbe. <&x würbe 1772 auf feinem gamiliengute
SBieberffcbt im SRanSfelbifcfeen geboren, befudjte baS ©om»
naftum in ©Sieben unb naebber bie UnioerfitiSten 3ena, £ i i p -
jig unb SBittenberg, unb erwarb fieb auSgejeidmete .Rennt:
niffe in mehren SttiffenSfÄtbern. Seit 1795 alS Hubitor
bei ben Salinen ju SBeißenfelS angefleHt, bejuebte er, um
fiel.) bie ju feiner JBeförberung nötigen Äenntniffe ju er«
werben, 1797 bie SJergafabemie y.i greiberg unb würbe
1799 Xffeffor beim Salinenbirecfortum ju SBeißenfelS. 2>et
SEob einer liebenSwürbigen ffiraut hatte Sp.'o ernfrfinnige
{Richtung begünfligt unb in gleichem Sinne wirf tc fein freuno»
fcbafrlicbcr Umgang mit ben JDicbtern f. SJiecf unb ffr.
Seblegel. 2>ie Siebt ju einer jweiten SJraut fnüpfte £.
inbeß noeb mdebtig anS geben, alS er jum HmtSbauptmann
in Sbüringen ernannt unb lebhaft mit bem »Plane ju fei:
ner Vermahlung befebäftigt, oon einer ©rufifranfbeit 1801
bingerafft würbe. Unter £>.'S allerbingS von einer #inneU
jung ju fränf lieber Sdjwarmerei nicht garu frei£ufprecben>
ten, aber gebanfens unb gemütbooUen tiefjtnnigen Sdjrif»
ten jeiebneu fieb befonberS bie „Spinnen an bie 9lad>t" unb
bie geifllicben Sieber auS. £er großartig angelegte {Roman
^einrieb oon SDfterbingen", fowit bie meiflen SBerfe Sg.'i
füi» uncoUenber geblieben.
ejarrm (b. b- baS Unoerlefcticbe, ein arab. SB ort) be=
jeidmet bei ben SERobammebanern baS ©emadj ober ©ebdube,
in welchem tyre grauen wobnen. @S i|t bem SIRobammebas
ner gefefclicb erlaubt, oter rechtmäßige grauen unb fo viele
Seiftbläfe rinnen, alS er will, ju baben, hoch madjen oon
Mefer fttlaubnifl nur bie fReicbfttn unb 83ornebm(ien ®u
brauch, fdwn barum, weil bie Aaltuna eines oierfacben Spa--
reraJ mit großen Soften oerfnupft ijr, benn jebe rtä)tmä=
tiige 9attin muß it>rc eignen ©emädur unb ihre eigne
rienerfebaft baben. Diefe beliebt fyetß au« ©flaoinnen,
tbeü* au$ Sierfcbnittenen, welöjen letjtern namentlicb bie Sät-.
wac&ung beä ^>arem3 obliegt. & ijt nämlitb niebt nur bie
gurebt beä Gbeberrn »or Untreue feiner ©attin, welcbe foter^e
fhrenge SBeroad;ung notbig raad)t, fonbern tS gilt bei ben
Wobammetanern im ÄUgemtintu \&t bie größte Sittenloftg»
ȟbtrtfifcnp.:?ci. IL
Feit, wenn ein anftdnbiaeS grauenjimmer irgenbwie mit bem
öffentlichen Beben felbjtanbig in •IBerührung tritt. Diefti
gebt fo weit, baß ein folcbeS niemals unoerfcbleiert unb un<
begleitet ausgeben unb nodj weniger in ihrer SBobnung 5ö;=
fud)e oon SWannSperfonen anntbmen barf. JDer Jparem
pflegt bafier gewöbnlici) aud? gän^lid) abgefcbloffen ju fein
unb nur mit einem oon hoben 3Rauern eingefcbloffenen
©arten in SJerbinbung ju (leben, in welchem eS ben grauen
erlaubt iß, fid? ju erboten.
jt]arfef ein fet>t alfeS unb ebtmalS nodj mebr als ie^t
gebraucb(id)eS unb geacbteteS @aitenin(Irument, mit eigen»
tbümlicbem, befonberS jur Begleitung beS ©efangS ftcb (ig*
nenbem Jllange. 6§ gibt oerfebiebene Zxttn ber #arfe, unter
benen bie fogenannte £aoib$barfe am gcwöbnlicbflen ift.
Sbre breieefige ©ejialt, bie 'äxt, wie ber {Refonanjboben an
ber einen Seite beS SreiccfS angebraebt ift, unb bie 'Ärt,
wie biefelbe gefpielt wirb, finb befannt. 35ie Saiten finb
jDarmfaiten unb reiben in ber {Regel oom C bis jum breU
getriebenen <• ober d. Sie bat bie UnooDfommenbeit, baß fie
jeceämal nad) bem ^aupttone beS oor^utragenben äRufttftücfS
gefttmmt werben muß unb baß wdbrenb beS Spiels auS eis
ner anbern Xonart oorfommenbe Zbnt nur baburd; betoorge«
brjd.it werben fönnen, baß bie betreffenbe Saite mit $ü(fe
beS auf bie SBirbet paffenben ^>arfenfd>füfjel3 fcbneU umge>
fiimmt ober ber Saumennagel an baS obere Qntt ber Saite
auf geeignete 9Beife fefl angebrueft wirb. Viele SOTufifliücfe
finb in golge biefer Unoollfommfnbeit für bie 2>aoib$barfe
gan^ unauSfübrbar unb eS ift caber bie angeblid; oon QuAy.
bruefer ober 83elter im Anfang beS 18. Sabrb- erfunbene
»P e bat barf e eine febr nü^licbe drftnbung. Sei biefer ift
ndmlicb ein 'petal oon fedjS ober fieben 3t ritten angebraebt,
oon benen jeber einzelne alle iDctaoen eineö Xon$ um einen
balben Xon erböbt- 2>iefe ^arfe muß in Es-dur gefiimmt
fein, um bie B.ftöne b<rt">rbringen }u fönnen. X)tx Um-,
fang berfelben gebt Dorn dontra^F bis jum oiergefiriebenen d.
teuere S^erbeiTerungen an ber 5>trfe baben biefelbe adju febr
)ufammengefe(}t gemacht. Ghemalö war bie Spieibarfe
ober ttalienifcbe Aarfe oiel in ©ebraud), welche mit
Srabtfaiten belogen i)r unb mit ben gingernägeln angefcbla'
gen wirb. Sie bat einen boppelten {Refonanjboben unb auf
ber einen Seite (gelbe) S3aßfaiten, auf ber anbern (weiße)
£iScantfaiten, unb ift wegen ijjrer UnooOfommenbeit außer
©ebraueb gefoinmtn.
fjarlflutt, ital. A riech ino, ifl eine nodj immer mit ©lue?
auftretenbe fomifebe gigur beS ital. Xbeater-?, ein Sktter beS
beutfeben ^»anSwurff (f. b.), aber boeb gdn^licb oon ihm
oerfebieben. Qx frißt aud; gern unb oiel, aber eS fefet bei tbm
niebt an, er bleibt bünn un) gefebmeibig. Dabei ift er gewanbt,
geübt befonberS im Springen, Xanten unb in Jtörperoerbre»
bungen, febabenfroö, unoerfd)dmf, Verwirrung anriebtenb,
wo er (ann, uno neefenb. <Sn Gemeinheit in sanieren unb
{Reben gibt er bem $anSwurf! nichts nacb, fonbern über«
trifft ibn wol noch, weit er mebr :but unb febwaot. Spd«
ter trat er meifl alS S3ebienter auf, ber feinem $txm treu
ift, aber babei alle möglichen Scbelmfheicbe, hoffen unb
Spitzbübereien treibt, geigheit, gurebtfamfeit unb (f igennutj
finb wefentlicbe JBeftanbtljeile feines GbarafterS. Sein äßit}
ifl oft bei ben paaren btrbeigtjogin, gemein unb boSbaft
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Hartem 338 . Harmonica
unb man merft, baß er im ©runbt bod) ein clnf&ftigcr
Stropf ifl. Gr bat ben Untergang beS beutfrben #anSwurß
nicht getbeilt unb fpielt befonberS noch im ©allet eine be<
beutenbe 9(oUe. Gin echter .gjarlefin muß feine Stolle nicht
auStrenbig gelernt unb einjlubirt haben, fonbern fo von tt>r
burebbrungen fein, baß er mit ibr fc^einbar fid> felbfl, wie
e$ ber Äugenblicf bringt, fpielt. 2>ie granjofen haben auS
ihm ben gefebmeibigen , gewanbten, glatten, galanten, fogar
grati&fen .frarlefin gemacht, ber feine größte SGoüenbung
bureb Gar (in ober Garlino erhielt, tiefer hieß eigene
lieb G a v i o Antonio ©ertinajsi unb war 1713 ju£u*
rin geboren. Gr war ber Liebling ber ?)arifer, vor benen er
in ber ital. Äomcbie auftrat unb beren ©unft er ftd) burd)
eine feltene ^Bereinigung von fomifebem £alent, grati&fet
©ewanbtbeit, ©ilbung unb Sücbtigfcit ber ©eftnnung er»
worben borte. 3m fpätern 'Älter verfiel er in tiefe ÜJlelam
4>oIic , welche aber auf ber äöübne burch feine frühere
lerfeit überwunben würbe. Gr fpielte bie JRolIe beS .£>at»
lefin bis an feinen 2ob 1783.
CjarlfHl ober £aarlem, bie #auptflabt beS g(eidi:ia--
migen ©ejirfS in Ser nicberlanb. ?>rovinj SRorbbollanb, liegt
unweit beS fogenannten barlemer SReereS, eines ©innen«
feeS, welcher bei geringer £icfe eine gläehe von 33,000
borgen 2anbe$ bebceft unb bureb ben SWeerbufen mit
bem äuiberfee verbunben ifl, (lebt burd) handle mit Tfmflcr*
bam unb Segben in ©erbinbung unb jeiebnet f t d > burd;
Wcinlicbfcit unb nette Bauart auS. GS Kit verfchiebene a:i-
fcijuiicbc ©fraßen, welche jum TdüI von Äandlen burd):
febnitten werben unb jierlid) mit©dumen befehlt finb. Die
22,000 Gin«, ber ©tabt betreiben viele gabrifen in ©ei«
benwaaren, Ceinwanb, 3wirn u. f. w. GbemalS gab c8
biet weitberübmte fieinroanbs unb ijwirnblcicbcn. Gm febr
widriger GrrverbSjweig ifl noch immer bie ©drtnerei unb
ber ©lumcnbanbel, welcher im 17. 3abrb. eine ungeheure
#6f>e erreicht hatte. (SJgl ©lume.) Noch je|jt werben von
b. auS ungemein viele ©lumcnjwiebeln nach allen ©egenben
(luropaS terfebieft. Unter ben neun fatbolifeben unb feebS
proteftantifeben JUrcben ber ©tabt jeiebnet ft<b befonberS bie
„©roße Airche" ober ©i.«©aroniusfircbe auS. ©ie bat ei»
nen febr hohen SEburm unb eine ber größten Orgeln, welche
es gibt. Diefe Orgel bat 8000 pfeifen unb (50 9?cgifler
ober (Stimmen unb ifl 1738 von bem amfierbamer Orgel»
baucr SBcullcr erbaut worben. 'Äuf bem 2Rarfte ju Sp. ffe[)t
»•ine JBilbfdule beä üorenj SanSjoon Äofler, weldjer, wie bie
^>oIIdnber fagen, 1424 bie 2$ud>brucferfunjt ju erfun»
ben haben foll. (®. .JBucbbrucferfunft.) Unter vielen
onbern wiffenfcbaftlicben unb SBobltbdtigfettdanftalten ju
jeiebnen fiel) bie SEepler'fcben ©tiftungen auS, ju weldjcn
eine Ärraenanfralt, eine ©efeUfcfeaft für Ä^eologie unb Sia*
turfunbe, eine ©temwarte unb anfe^nlidje Sammlungen ge*
b6ren. Die ©efeHfcbaft ber ©iffenfebaften ju bat eine
reiche naturbifiorifebe Sammlung. 2)a8 barlemer^>o(j ifl
ein feboner |)ain in ber 9<*äbe »wn Ä. mit berrlidjen Jöäumen,
in weitem bie reichen ©eroobner ^p.'ö jum Xbeil pradjtvolle
Canbbüufer angeltgt baben. 4>iet i)at man aud> bem febon
erwähnten Jtojter 1824 bei ©e'legenbeit ber ©iciilarfcicr ber
Grfinoung ber SBucbbrucferfunft ein 35enfmal eniebtet N
ijarmonica i|i ein verfdpiebenen mufifalifcben Snflru^
menten mit eigentbümlicbem ergreifenben Jtlange ertbeilter
9?ame. SSorjugSweife beißt fo bie von JBenj. granllin er:
funbene ober wol nur »erbefferte ©laöbarmoniea.
felbe befleht auS einer lin^bi von ©la^glocfen von Mrföei
bener ©r6ße unb verfdiiebenem Zorn, welche in ber Milte
burdwobrt unb mit einer Jtorf futterung verfehen ftnb, burdi
weldje fie auf eine eifeme ©tange gefeboben unb befethe;!
werben. ^>ier finb fie nach ihrer ©r60e georbnet, fobof \tlt
Heinere unter ber ndd)ft größern mit bem Äanbe vorragt.
^)er ©tab mit ben ©locfen liegt in einem Jtafhn, welcbtr
oben offen ifl unb mit einer ©cbeibe in SScrbinbung flcbt,
burd) welche ber ©tab fammt ben ©locfen in brehenbe #<:•.:.
gung gefegt wirb. £>it ©d)eibe wirb mittels eines $ujitrittj
nad) Tut eines ©pinnrabeS umgebrebt. SJor bem ©piel wtrra
bie ©locfen mit einem feuchten ©cbmamm benc&t, unb toi
©piel ciefcbiebt, inbem ber ©pieler bie troefenen gingerfpt^en
an bie in Umfd)wung geübten ©locfen anlegt. £ura) tu
größere ober geringere ©cbnclligfeit ber Ümbrehung bn
©locfen unb bureb baS mehr ober weniger ftarfe Xnprefi<s
ber Jingcr wirb ber Eon mobiftctrt. 2>cr Älang biefeS 3n=
firumcntt ifl ungemein einbringenb unb gewiffermafjen fa)nri:
benb, ergreift bie Statten ber ^6rer fowol wie beS Spielers.
Namentlich follen auch burd) baS Anlegen ber gingerfrifcn
bie Nerven angegriffen werben unb man hat b«h« nqi
fadie Betfutb« gemacht, ^ajlcn flatt ber Jingcr jur tob
gung beS ^onS anzubringen, woburd) inbeß ber ungemeinen
Sartl;eit beS 3nflrumcntS, rvclche auf ber SSeife ber ©trüb'
rung beruht, Gintrag getban wirb, ^ie ^armonica rigid
fieb nur jum SJortrag iangfam cinherfebreitenber unb fanfit
Gmpfinbungen auSbriicfenber SHufif. Grtne nur alS Sp«1
lerei bienenbe ©laSl)armonica hat man auS ÖlaSflreiftn ren
verfebiebener ßänge hcrgeflcllt, weldje über einem Ätfenan,:
beben elaflifd) befefiigt finb unb mit £dmmrrcheii angefcH^
gen werben. Ginc anbere Spielerei tfl bie je(}t fehr fttU
geworbene 5Jlunb harmonica, in ber mehre auS bünitn
SWctallfldbchcn beftehenbe 3ungen angebracht finU f tpelcbe
burd) Surcbblafen ober £urchjicbcn ber t'uft in fcbrringrnc*
unb mithin tonenbe ©ewegung gefett werben. Statt bj?
3nflrument mit bem SRunbe ju blafen, hat man auch äö'^-
bdlge angebracht, welche bie 9ÄetalIjnngcn blafen m*2*
ftcri bienen, ber £uft ben 3urrirt ju ben 3ungen ju 6pa
Vlud) hat man bie verbefferte tfiaultrommel (gcwöt.n
©rummeifen genannt) SKunbharmonica genannt, »on m«it
theoretifebem 3ntereffe (jur Grflänmg ber ©iltung beS im
alS praftifebem ifl bie Nagclharmonica. 'Äitf ernm
halbrunben JÄcfonanjbobcn flehen rings t>m\m &aW^ >
von verfd»iebener fiange, welche mit einem Siiolinbesc
mit «Pfcrbebaarcn bejogen unb flarf mit 6olopbemi:
rieben ifl, geflrichen werben. Gine »erbefferung bteu?
flrumentS ifl bie ©ta hl harmonica. - £te foyiHiw
che mifebe ^armonica ifl fein mufifalifd)eS 3n|truin;i>
fonbern nur ein eigenthümlicheS Jtlingcn ober 2bnta, w
djeS man auf verfd)iebene SBeife eräugen fann. wl« *
ndmlid) SalTerfloffgaS auS einer engen JKöbre (tromen, ;
bet baffelbe vor ber «Künbung biefer «obre an unb fen.t ;
flamme in ein gldfemeS ©cfdß, in eine weite ©laSritr
in ben £a(S einer JXctorte, fo entfleht ein eigcmbuni.
harmonicaartigeS Alingen, welches eine 2ßirfung wr
fehütterungen ifl, bie baS ©laS in regelmäßiaer unb [<
ler golge burd) baS verbrennenbe ©aS erba«/ «nn "J
©rennen beS ©afeS befleht in fd)neU aufeinanber
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Harmonie 3:
fleinen Crplofionen. 'An eine wiUfürlicbe 9Robifieation beS
Zoni in JBejug auf Stetgen unb Sailen, Schwächung unb
SBcrfiärfung tft nidpt ju btnfen. — ftjerfcbiebcne 3n|irumcnte,
welche einen ber £armonira ähnlichen 3*i>n erzeugen, von
benen aber fein5 einen auSgebchntem Gebrauch gefunbeu
bat, finb nach bet £armo:iica benannt worben, fo ba5
jparmonifon, baä .£>annoniccllo unb ba-3 .£)armo =
nieborb.
ijarmonic ift ber Sufammcnf'lang mehret mufifalifdjet
2inr, bie nad) benjenigen Kegeln verbunben finb, welche
fid) au3 ber Statur bc6 SonS ergeben. 25te ?et?re von ber
&mnonie, bie $armonif, macr>t baber einen fehr,wcfent;
licbm 2beil bet Sonfunjt au§, inbem nach tyren ©efefcen
allein t$ möglich ift, woblflingenbe mebrfHmmi,a,e 9J?ufifiiürtc
ju fegen. Jfafang6 roenbete man in bet mebrfhmmigen SDius
fif nur ßonfonanjen an, fpäter aber auch 25iffonatu,en, unb
d ergab fid) hieraus für bie Harmonie bic Aufgabe, bie
'Äuflöfung ber 25if[onanjen ju bewirfen. 3ri einem ganj bc*
febränften Sinne hat man eine nur für %(a&inffrumcnte ge;
fc^te ajfufif JP>armoniemufif genannt. 25a bie ©riechen
unb Siömcr mrbrfHmmige SDfufif nicht hatten, fo fannten
fit aud> bie .Oarnwnie in ber angegebenen ÜSebeutung nicht,
fontern bezeichneten mit biefem SBorte jebe 2frt von über;
:nung unter bcH £6nen, burch welche fieb biefe gum
feinen, mufifalifcben ©anjen »erbinben (äffen. 25a nun
f ntbagoraö ähnliche 3ablenverhaltniffe, wie $wifcf/en ben 26;
tun ber 2onlcher fiattfünben, auch in bet Sffieltorbnung auf:
fettes ui fönnen glaubte, fo fpracben er unb nach ihm feine
»Sciitn'er viel ww einet Harmonie ber Sphären (b. b.
ageln). 25asS:i)r ber Sterblichen follte nur ju ftt)n>adt)
fein, biefe ÜÄuftf be§ fid) bewegenben SBeltallä *u r>erneh=
nun. 25a$ SSort Harmonie ift entlieh in alle Äünflc unb
in bafi gemeine ßeben übergegangen, inbem es in jenen bie
eigentümliche tibereinfrimmung (ber ©eftalten in ihrer Eru
erbnung, ber Sarben u. f. ».) bejeiefanet, auf benen ba8
Siefen ber Schönheit beruht, in biefem jebe übereinftimmung,
s. JB. auch ju bem gemeinfamen 3n>ccf beö Vergnügens, m
vrrlcbem Sinne man manchen gefellfchaftlicben Verein pars
genannt bat. — Speeiellere Sicbeutung haben bie
SSorte -parmonie unb harmonifch in einzelnen 2BifJenfcf)aften,
itlicb in ber Sttathematif. So j. iß. fagt man, eine
finit fei harmonifch getheilt, trenn fte auS brei ungleü
<S?n Jheilen beftebt, von benen ftch ber mittelfte ju einem
iufem, wie ber anbere jur ganjen l'inie »erhalt
^arn ober Urin ift eine eigentümliche Slüfftgleit,
irtlcbe bet ÜDtcnfcb unb bie totbblutigen 5Et)iere au8 bem
-oiutt abfonbern unb ausfebeiben. S5eim SRenfchen unb bei
ben Sdugthieren bilbet fia; ber Jparn in ben Bieren unb
iviib bann burch jroei Harnleiter tropfenroeife nach bet
• arnblafe geführt, einem eigerrtbümlicben häutigen fßu
i «on eifbnmget ©eftalt, aus welchem et nach binrei«
^'tnbetÄnfammtung burch bie Ramtel: re, bie in bie ©e«
ftbletbtStbeile ausgebt, au5 bem .Körper geführt wirb. 25ie
Siegel tjaben feine ^»arnblafe, fonbern bei ihnen münben bie
•Öarnleiter fogleid) m baä untere Gnbe be8 25armfanal6,
fia) ber ^atn mit bem JJottj oermengt. Sei bem StrauS
bem Jtafuar gefchicht jcboelj bic *luSleening be6 Qaxni
unb bei Unratbß ju »crifcr;ieb«nen jjtiten. 25ie Jßefchliffen:
9 Harnisch
heit in ber 3ufammenfe|ung , bie 2Wenge, ba5 Änfeh.en unb
ber ©eruch be3 Jg»am$ finb nicht allein bei ben ferfcf/iebenen
Sbiergattungen, fonbern auch bei cinjelnen Ähieren bcrfel.
ben (Matiuna,, ja fogar bei bemfelben ^nbivibuum ungemein
verfrhieben, tnbem forool bie genoffenen 9(af)rung$mittel unb
©etränfe, ald auch ba£ "Alter uno bag förperliche 3ßob(be>
ftnben t>on ungemeinem Sitiflufi auf bie ^)arnbilbung finb.
%icb bem ©cnug geroiffer ©etränfe, fowie aQer in groger
SÄenge genoffener, ift bie 2tbfonberung befonberö jtarf unb
erfolgt fo fchnell, bajj man unmöglid; annehmen fann, baS
eben erft genoffene ©etränf fei erft burch ba§ Jölut ben
$arhbereitung3organen uiattührt werten. 25it JBeftanbtheile
beä ^>arnä finb gr6ßtentr;eil3 SSafTer,, ein eigner ^>arn|toff
unb oerfchiebene Salje. SBegen bet manniebfacben SBcchfel,
welchen in ^ranfheitgjuftänDen bie äufammenfe^ung unb
fdwn bie äupere Grrfcbeinung be3 JbarnS auSgefe^t ftnb, bat
man ihn in ber SRebicin beobachtet, um ben 3ufianb bei
Patienten ju erfennen; boc^> \)at man biefen Beobachtungen
bäufxg einen oiel \:i hoben SBerth betgelegt unb £.uacffalber
^aben bamit vielen Unfug getrieben. °25ie Äranflieiten, wel«
d;en bie ^jarnwerfjeuge ausgefegt finb, finb jablreich unb
gr6f]tenthe:l8 gefährlich, fobafj fte ftetä unauSgcfefetet ärjt»
lieber Sorgfalt bebürfen; boeb gibt t3 aucf> verfchiebene von
fclbft fchneU vorübergebenbe ^arnbefefawerben , fowie folche,
welche bie begleitenben Grrfcbeinungen unb folgen anbetet
Jlranfheiten ober natürlicher 3uflänbe (a. 23. ber Schwan.
gcrfd;aft) ftnb. ©n3 ber befd;werlid;ften fieiben entftebt,
wenn bie im >>n n enthaltenen Stoffe ;u fleinanigen Kör-
pern im Snnern ber ^arnwerfjeuge erjtarren. (S. ©tie5
unb Steinfranf fj e i t. >
Harnisch ober ganger hieü im Mittelalter bie ganje
Lüftung beS jum Kampfe fertigen 5iitter?; unb bie ein»
jelnen Stüde, aus benen fie bejtanb, würben bie SB äffen
genannt, wätjrenb ganje unb Schwert, überbaupt alle Tin*
griff 3 waffen, ©ewebre i)'u$m. 25ie ^auptbcfianbujeile
beä ^arnifcb waren: ber ^elm, ber JBruflbamifch, ba5
Sdjilb, bie 3rms unb jöeinfchienen unb bie ^anbfehuhe,
weldjt untercinanber burd; flcinere SBaffcnjtücfe in Serbin«
bung gefegt waren. Sur SJerbinbung ber einzelnen Stüde
bienten Schnallen ober ,paf<n, knöpfe, unb irfen. 25a3
4>aupt bebcefte ber oft reich verwerte , genjchnlid; mit einem
Sifir verfel^ene öelm; er fchlog jufa an bie >ibal6berge,
welche ben <£>al§ unb ben obern SEbeil ber SBrufl _fd?itBtc
unb mit bem JBrufrljarnifcf; ober bem itüraf? in SJerbinbung
ftanb. 25iefer bebcefte bie föruft unb einen 3b eil bc$ itu
bei unb war burch SdpnaQcn mit bem SRudfenflücf verbun»
ben. ©leicf>faU8 mit ber 4>al5berge burd? bie Schulterblätter
»erbunben waren bie ^rmfehienen, unb wenn ber Jtrieger ben
%xm crljob, fo febü^ten ihn bie 'Äcbfclfchilbcbcn Por 23er»
wunbung. ^anbfdbuhe mit ©liebem für bie Sinaergclenfe
unb Stulpen beeften ipanb unb £anbgelenfe. 'Auf ähnliche
SBcife, wie bie "Anne unb Jpänbe, waren eud) bie Seine
unb §üße gewappnet. 20k biefe SQaffentt)ei(e bejtanbtn met»
fleit? au§ 6ifettblecb, ber Sruftbarnifch gewöhnlich. au$ ei»
nem Stücf ftarfrn gefchmiebeten (ftfen§. 3ur fSebecfung
be£ untern Serbe« unb ber ©egenb um bie Schamtbcile biente
häufig noch ber Silecbfcburj, welcher aud auf ßcber genähe-
teil eifenfehienen beftanb. 2Rit ber Verfertigung ber oft
y Google
Harpune
febr fünfllich unb f<b£n gearbeiteten .^arnifebt befc^&ftigten
|ie|) bie $arnif<fcmad?er ober ^lattner. @ne befon»
fcere Sorgfalt mußte Darauf »erroenbet ro erben, baß bie
SBaffen ben jfcorper bc3 Ariegerf nicf>t brüeften ober rieben,
unb ju (Streichung biefe« ßwecfeS fütterte man biefelben mit
Vit er, 5:1.5, Surf) u. bgl. äuweilen mürben ganje £>arni[cbc
aus (Schuppen von difen ober au$ ineinanber greifenben
(Sifcnringen jufammengefe&t unb nur bie 83ru|T mit einem
maffwen «Küraß eefc^ü^t. Die einjetnen 2Baffenflücfe wur«
ben juweilen gierlicb mit ©otb unb Silber ausgefegt ober
auch ganj »rrgolbet ober »erfilbert, von angelaufenem ©tabl
gearbeitet u. bg(. SKan bat jeboep auch leichtere $arnifcbt
au5 geinroanb ober fläcbfenem unb hänfenem ©am bereitet,
benen man bureb Vervielfältigung unb Jneinanberflechtcn
einen hoben ©rab von gefiigfeit ju ertbcilen oerftanb. JKcid;«
unb vornehme Siitter, foroie gür|len trugen über bem .fear«
nifcb, bi8 an bie Jtnie rticbenbe, foflbare SBaffenröcfe. (jjgl.
£>c!m unb @crji(b.) Der £arnifch biente nur jutn Schujj
gegen fytb unb ©toß, unb als baber bie <gcf*ießn?affon bei
©er Artegfübrung allgemeiner würben, mußten fich bie
Aarnifcbe als unnütj erroeifen, unb ba fte überbem Knbfi
lafKg »raren, fo tarnen fie nach unb nach überall ab.
92itr ben #elm ur>b 0fn Äüraß (f. b.) i>at man, aber
in »eränberter ©eflalt, namentlich bei ber ferneren 9leite>
rei, beibehalten.
Harpune (bie) ifl ein SBurffpieß, ber au« einem 4—5 fr
langen (Schaft mit einer V» 5- langen breifebneibigen, febar»
fen unb mit SJiberhafen verfebenen eifernen Spitze beliebt.
SWittelS eine« £ brö roirb biefer SBurffpieß an eine Seine be»
feftigt unb fo beim SBalfifcbfang beim et. Der #ar»u»
tttcr jcblcubcrt bie Harpune gegen ben SBalfifch, ber, wenn
jene einmal in ihn eingebrungen , feinen Verfolgern nicht
mehr entgehen fann. (S. SBalfifch-)
fjarpt)itrt; b. b- bie Siaffenben, hießen bei ben alten
©riechen gewtfje räuberifche Siefen, <Sturmq6ttinnen, über
beren Änjabl, Hbftammung, Statten unb ©eftalt Don ben
alten Dichtern febr vonetnanber abmeiepenbe Nachrichten
gegeben mürben. Äomer läßt fie mit ben Crrinnpen (f. §u»
rien) am JDfeanoS wohnen unb fagt oon (Solchen, welche
fpurloS »on ber ©rbe verfebwunben : bie ^>arp»ien bitten
fte hinweggerafft, fjcfiob febilbert fte ald menfcblicb geflaU
tete Jungfrauen. Spätere Dichter tonnten fte nicht fcheuß»
(ich gmug fchitbern, worin ihnen bie JBilbner jeboeb nicht
nachfolgten. (!5 hieß« fte feien Ungeheuer mit Jungfrauen*
gefiebtern, fepontn paaren, ©eierflügeln unb Leibern, S3ä»
tenohren, £änben mit ÄraUen; auch erjäblte man, wie
bie Argonauten ben 9>bineu$ oon ihnen befreit hätten. <3ie
galten fpäter für bilbliche Darftellungen ber SBafjerbofcn unb
SBirbelwinbe. (*3. Ärgonauten.) — £arppie nennt man
auch einen ber größten unb ftärfften {Raubvogel, welcher in
Sübamerifa lebt, beffen 9?aturgefchichte aber noch wenig be*
rannt ifl. (?r gehört jur ©artung ber Xblet unb wirb auch
oer graufame jpabicbt genannt. Sein Schnabel ift fo
flarf, baß er mit bemferben fogar einen üKenfcbenfopf ju
fpalten im Staube fein foO. (Sbenfo gewaltig ftnb feine
Alauen unb Seine. Orr bat am äinterfopf einen ^eben
bufch, ben er im 3orn, fowie bie »aefenfebern, aufrichtet.
Jtopf unb ^al« ftnb afdjgrau, ber 9?ü<fen unb bie ©eiten
btr 33 ruft fd?warjbraun, Jöruft unb 33 auch grauweiß, bie
Harz
obem ©eine, foweit fie befiebert, weif unb braun geftttift.
Der ©chwanj ifl fchwarjbraun unb blau gejheift, an ber
Spifee hellgrau. Die ginge ber größten |wrp»ten feil
3 g. betragen. (Sie machen befonber« auf gaultbiere^ '
^ärtt ifl eine relative (5igenfchaft ber Äörpcr, b. b. BW
folche, bie ihnen nur bejtehung$weife, im SBcrgleich BÄflW*
btr, jufommt. (Sie t>at ihren @runb in bem mehr ober irt
niger feflen 3ufammenbange ber Seflanbthcilcben ber I«pn
9Ran nennt benjenigen Äorper harter al« einen anbern, trci
eher, ohne felbfl eine Seränberung in ber Jlnorbnunj
Ähtilchtn ju erleiben, eine folcbe in bem anbern berrorui:
gen Permag, j. 23. welcbtr ben anbern £6rpcr mit einer f t
fen Äante'ju riben rermag. Der bärteflc aller btlanr
Ä6rper ifl ber Diamant. (Jntgegengefe^t ifl btr 4>arte W
iBJeiche, burch beren oerfchiebene an ^>ärte immer mr
nehmenbe Örabe bie feflen Körper enblich in ben 3"
ber glüffigfeit übergeben. JBemerfenSwerth iß» ^li?fa
mit einem in fehr fchneHer JBewegung befinblicben
tinen ruhenben Äfrper felbfl bann angreifen (rifcen) 'JT,;I
wenn ber • le&tere beiwtitem härter alö jener iß. <PiaJ-
berubt bie Aunß btS ©laSfcbleifen«. (<3. ©laä.)
^ar) (ber) ifl ein ©ebirge Deutfchlanb«, wtlcbd ■
baS (SichSfelb, eine r>ol>e Gbene mit tief unb fteil f
fchnittenen Seilern, aber ohne S3erghohtn, mit
340
Digitized bj
Harz 3-
d?er gtlegtnen Sbütingerwalbe gewiflermafjm in Berbfnbung
«feto nnrb unb bei einer Sänge von 13 SR. unb einet
»rette »on 4—5 2R. übet mehr al« 60 mit 56,000
Cin». fiep ausbreitet. (St ifi ba$ nörblidjfje ©cbirqc 35eutfcbs
lanbS, beim von ihm ab fenft fiefj ba8 fcanb nach Horben
in einer nur bureb unbebeutenbe £üget feiten unterbrochenen
Sbene gegen baS 2ßeer ju. 35er größte Zi)til beffelben ge=
i'ctt ju fiSraunfcbweig , ein nicht viel heinerer ju £>anooer
unb taS Übrige ju Greußen unb Anhalt. 35er böcbfle JBcrg
im |wr3 ifi ber S3 roden (f. b.), um welchen ftd) nach
oUrn Seiten JBerge ergeben, fobaß biefelben nicht eine fort:
laufenbe Jtette (einen Äamm) bitten, fonbern in einet te>
jellofen SRaffc jufammengebäuft erfd)einen. 35urcb ben
Jflroien wirb baä ganje ©ebirge in jwei Wulften gefebieben,
eon benen bie wefil. gelegene ber Dberbarj, bie öfll. ge:
legene ber Unter bar, tjeijjt. 35er IDberbarj ifi mit *U-.
celbolj bebeeft unb höher al$ ber Unterbar,, biefer aber
jriebnet fsch burch romantifcb wiibe unb raube gelfcnparticti
au? unb ift mit Saubbolj bewaebfen. 35ie bcbeutenbflcn
$6btn flnb auf er bem ©roefen: bie 3168 g. rjohe #ein»
ticbiböbe, ber über 3000 g. hohe JBruebberg, bie niJjt viel
nietorigere ttcbtermannSböbe, ber SBinterberg, bie geiierfleine,
ter 3Bormberg, ber 2150 g- hob* .Kahlenberg unb ber nicht
gatt; 2000 g. t)of)t SRammelöberg. 35er £orj wirb wegen
ber »'dienen unb wilbromantifcben ©egenben, n>eld)e er in
Wenge barbietet, häufig von JReifenben befuebt. Auch ver«
bienen bie in ir)m entbeeften #öblcn in bobtm ©rate bie
Xurmerffamieit berfelben. (S. 33 au ma nn 6 h ö b le.) Gm
rezentes 3Ttial iji bae" Selfetbal, in welchem XleriSbab
mit einem reichhaltigen eifenbrunnen liegt. 35af[elbe bot
auszeichnete Anlagen jur S3cnu(jung für bie 33abegä|le
unb äußerfl romantifcbe Spajiergänae, unter Xnberm nad)
bem SRägbefprung. So beißt namlicr) ein Seifen, von
treldjem aus einfl ein SDlabcben, um ben Verfolgungen ei>
ntS SRitterS \u entgehen, über eine jicmlicb breite Schlucht
gefprungen fein foU. SJian jeigt nod) bie Spur, welche
teä MatcbenS gup hinterlaffen hoben foH. 3n ber 9läbe
Hebt ein Jöüttenroerf unb ein fchöner, 58 g. höhet JDbeltäf
aus ©ußeifen, bem Änbenfen be3 1796 verdorbenen gür»
ften von Änb alt »Sern bürg, griebrieb Ulbert, geweiht. 35ie
SjietcrSböbe, gleichfalls in ber %ibe »on Hlcrisbab, bietet
ren einem auf bem JBerge errichteten ©erüfle eine reiienbe
Hnftd>t über ben Unterharj unb auf ber Vlatten öergfuppr
ficht man bie JKefk ber fogeneinnten £eufelSrnü,ble. Sine
«IcicbfallS fehr feböne Partie be8 ^arjeä ifi bie 9iof>
iiapve, eine SReile fübtvcfil. von Cueblinburg. Xn einem
ren ber S3obe burdibrauften Kbgrunbe erhebt fid) ein gelS
tmb auf ihm fietjt man in einer gelöplartc eine hufeifenför-
mige jßertiefung. ©egenüber fleht ber ^anjplaöfelfen. —
£>cr ^ar) ifi reich on SQilb, an SBalbuna, an müßigen
Kräutern, 2Salbbeercn, Trüffeln unb i§lanbifd>em 5Wooft
unb h<it f>errlict;e HBciben, auf benen im Sommer jahlreidje
gerben Nahrung pnben, fein grejjter JReichtljum aber be«
1»bt in tKincralien , tvelcbc burd) bcrgmdnnifchen betrieb
A<wonnen werben. SDcun baut auf Silber, .Kupfer, Sifcn,
©lei, 3inf, Ärfenif, giitriol, ©ranit, Warmor u. f. ».
unb pnbet im JHammelSberge fogar etivaä ©olb. gür SBr»
[udjer bed 4>ari«5 «ft nod) tmmer ©ottfehalf« „Safchenbuch
für SJeifenbe in ben ^>arj" ju empfehlen.
1 Hase
fjane beißen verfchjebene Subflanjen, meiere aud »er»
fcpi ebenen ^ flanjen, namentlich au5 beren ^>olj, ÄnoSpen
unb SSurjeln gewonnen werben, an ber Suft erfiarren unb
bann eine burchfeheinenbe, auf bem ©rudje gldn^enbe SDJafje
bitten, welche in ber jpi^e flüffig werben unb fid; im SBetn«
geijl, aber nicht im SBaffer auflcfen. 35urch ben le^terwühn«
ten Umflanb unterfcheiben ftch bie £arje von ben ©umrni«
arten. Xud) in Ittljer, dtherifchen unb fetten jblen flnb fte
löslich unb werben burch ©ummi, 3uder unb bergt, auch
in SBaffer löslich. 35a gewöhnlich in bem $arje ein eigen*
tb um liebes ätberifcheS j&l enthalten ifi, fo haben biefelben
fehr oft ben ©erud) ber 3>flanje, von welcher fie berrüh»
ren. Sie fließen thctlS von felbfl au§ ben ^flan^en aud,
thet(§ werben fie mit SSJcingeifl ausgesogen. 3){an unterfdiei-
bet bie horten ober eigentlichen ^»ar^e von ben SSSeicb«
harjen, welche in ber &ifee bünnflufftger als jene unb in
gewöhnlicher Temperatur febmierig ftnb. Su ben lefjtern ge>
hört unter anbem ber S3ogeUeim, ju ben erflem gicrjtcnbar;,
Kolophonium, Maflir, Sanbaraf, jBenjoe, Storar, ßopal,
{Bernflein, 3ubcnpecb unb anbere. 35ad gichtenharj, auch
gemeines ^>arj genannt, wirb aus gichten unb Sannen
bureb taS 45arjcn ober ^>ar jfebarreu gewonnen. 9Kan
ftbäit ndmltch an ben altern Säumen jmei guß über ber
@rbe mehre 4—5 g. lange Streifen ab unb träfet baS her-
vorguellenbe ^)arj ab, entweber fo lange cS noch flüffig ifi,
weldieS baS glußfrbarren ifi, ober uaebbem cd hört gewor«
ben, aUt Söhre ober beffer ein ^abx um baS anbere, 92<>d)
einigen !5aljrcti werben jeboeb alle fo benufeten Stämme faul.
£ja0f (ber), ein befannteä Säugtbter, welche* jur ©af«
tung ber 9iagct gerechnet wirb, in 35eutfchlanb überall uub
in febr großer 9)icnge vorfommt, unb gleich gefuebt wegen
feinc§ febmaefhoften gleifd;eS wie wegen feines brauchbaren
gclleS ifi. 35er gemeine ^)afe, auch JBerg*, gelbs, Stein»
fber .öoljbofe genannt, zeichnet fieb bureb feine langen
Hinterbeine, vermöge welcher er fehr gut bergan laufen
tann, feine langen JDhren unb feine große gurebtfamfeit auS.
Qt nährt fid? nur von $ßan$en unb legt fein Sager auf
bem gelbe in bie 6rbe on. 35ie fijermebrung biefer Xtjitxc
ifi ungemein flarf, jährlich bringen fie brei-- bis viermal I — .r»
3unge jur ©elt. 9)fan finbet fie in ganj Kuropa unb auch
in Hficn, Xfrifa unb 9lorbamcrifa. ÄSefonberS im 9lorben
finbet man weiße $afen, außerbem aber auch geflecfte,
y Google
Haselnuss
343 Haus
fcbwarje unb rithlübe. Die $afenjagb, welche m» rem
©cptember bi* jum gebruar ertaubt unb gebräuchlich ifl,
»eil im (Sommer bie £afen fieb fortpflanzen , auch unfcbmacf»
baft unb mit fdjtecbtem $elj t>erfeben ft'nb, wirb auf rer*
fcbiebene SBeife betrieben, aber in ber Kegel flet* mit ©cbießs
gewebren, nicht mit ©chlingen. Die $afenfelle ober4>a»
fen bälge »erben theil* al* »Petjvrerf rerbraudjt, theil* nimmt
man bie Jpaare ron ihnen ab unb benufet biefelben, befon*
ber« jur »ereitung be* gitje*, auch wol ju £anbfd)uben,
Strümpfen, SWüfcen u. bgt. (5* wirb in 9?ußlanb, $olen
unb Deutfcbtanb ein fcf>t flarfcr .fcanbel mit #afenfellen ge»
trieben, auch f ommen bie Aaare für fieb allein in ben 4>an«
bei — 3u betrafen geboren auch, bie St an in eben (f. b.).
t 1 .:uißS f>ci(5t bie grud : be* befannten #afel»
fl rauch*, ber in ben SBälbcm, Rainen unb®ebüfdjen ron
ganj ©uropa unb 9corbaften häufig angetroffen wirb. SBegen
be* JESofjlgcfdimvicf >3 ber Scufjferne unb wegen beren SJenufeung
auf £>l, beffen fie mehr enthalten, al* bie #älfte ttjreö ©c»
wicht* beträgt, werben fie häufig in ben jDbflgärten unb
bier unb ba auch im ©roßen unb jwar in mehren ttbän»
berungen gebogen. Unter biefen Abanberungen uichtut fid)
befonbersS bte große fpan. ober prorenjer $afelnuß
au8, welche nicht feiten gegen jwei 3ou" lang unb emen 3oÖ
bief wirb, babei aber cefig, weißlich unb im frifeben 3u*
flanbe, wie bie wilbe, nur an ihrem untern Slbeile ron bem
grünen SRupfcldje umgeben unb oben unbebeeft ift. Zud)
bie 3tUcrnüffe, welche ihren tarnen rom Jtlofler
3eU bei SSBürjburg haben follen, beffen SDttncbe ftcb mit ber
ßulfur berfelben bcfdbäftigten , flammen ron bem gemeinen
$afelfhaucbe ab. 9Ran unterfdjeibet unter ihnen roieberum
mehre Arten, bie ftch burch bie runblidje unb gegen bie
©pifee mehr rerbiefte gorm unb burch befonber* wohl«
febmeefenbe Äerne auSjcidjnen. Die 2ampert*nuß gehört
einem al* 71 1: rerfebiebenen 4?afelflraucbe an, ber mebr in
ben {üblichem ©egenben Suropa* unb Deutfdjlanb* einbeU
mifd) ifl unb in ben norblicbcm fidE? nur tultbirt ffnbet.
Dieftuß i(i länglich, gegen bie ©pifee bin rerfcbmälert unb
gänjlicb ron bem grünen 9lußf eiche umgeben, ber gleicbfam
noch wie ein S9art über biefelbe bworragt, we*halb Einige
annehmen, baß fie Sangbartönuß beißen muffe; 'Änbere ba«
gegen glauben, fie b»fjt 2ombarb*nuß unb habe ibren 9ta»
men ron ber fiombarbei, au* welcb.ee fie häufig in norbl.
Sauber gebracht wirb; nod) Tfnbere enblicb nennen fie 8am*
pert*nuß, weil fte um bie 3eit bed CampertuStagS reif
wirb. *3Un fennt baron jwei 2(bdnberungen, bie gewöhn«
liebere weifje 8ampert*nuß, beren Sttxn ron einer blaffen
ober weifjlidjen bünnen £aut umgeben, unb bie feltenere
rotbe £ampert$nuß ober Slutnufj, beren Sttxn mit tu
ntx firfebrotben bünnen #aut überwogen ifl. — STOit ben
großen unb woblfcbmerfenben ©orten, bie ror^üglieb in füb»
liebem (Segenben erzeugt werben, treibt man einen niebt um
bebeutenben $anbe(. 25al;in gcb6ren bie fpan., welche über
{Barcelona unb S)ilbao, bie ftcil., bie über (Senua, SJJar*
feitte, girorno, SBenebig unbÄrieft, bie franj., welcbe über
Äir, ©raffe, ffiejierS, ßette unb SRontpcUier rerfenbet wer»
ben. 2tudj au* ber Serante, namenrlid) ron ©mprna, er»
balt duropa rortrefflicbe SJcüffe. — Da* burd; 2tu*prcffen
ber Äerne reid)lid> ju erbaltenbe fbl ifl bicfflüfftg, febr bla^
gelb, gerucblo* unb ron angenebmem ©cfdbmacf. (S* fann
bem SRanbelil an bie ©eite gefegt unb rorjüglicb gut &a
bie ©peifen gebraucht werben. SBegen feiner ©üte, $titu
beit unb ©eru<b>ftgfeit, fo lange e* namlicb nicht ranjig
Sworben ifl, wenbet man e§ jur JBcreitung wobtried>cnc<t
le an, inbem man ). 3$. 3a*minblüten febiebtweife
fd)en mit <£>afelnu§6l getrinfte wollene 3:üdjer bringt, 'tre-
tutcb ba* Dl, naebbem man mebrmal* frifebe »Blüten au^>
gefcfeüttet fyat, ben ©erueb berfelben annimmt unb au* tci
äücbern bwauSgerungen »irb.
j^aacußcljartc i(l ein angeborener 3Bilbung*febter, tttl
djer in einer wibernatürlicben ©paltung ber IDberlippe fftta
feiten ber Unterlippe) beflebt. £)en Flamen r)at btefe SBriS»
bilbung ron ir>rer ^bnlicbfeit mit ber naturgemäßen S3t>
febaffenbett be« #afenmaul* erbalten. S5efinbet fieb. jwiWcn
ben Swuitcm ber ©palte noeb ein SRittelflücf, fo bei^t fi<
boppelte ^>afenfd)ur tc. 3uwei(en ifl mit ber (Spaltung
ber weiden Sbeile eine wibernatürlicbe Trennung be* (Bau-
men* rerbunben, welcher S5ilbung*febler SBolfdracben
nannt wirb. Die $afenfcbarte betrirft immer eine fet>r uc
angenehme &ttfjcQung, binbert, befonber* wenn fie gleich
jeitig mit einem SBolf*rachen rerbunben ifl, bei Jlmbtn
ba* ©äugen unb macht bei @rmacbfenen bie ©pracbe m
beutlicb. ©ie fann nur bureb Operation geheilt werben, b
bem bie 9fönber ber gefpaltenen Sippe abgefcbmtten mt
burch einen jweefgemaßen SJerbanb fo lange miteinanber teu
einigt gehalten werben, bi* fie jufammengewachfen finb.
tjatto ifl ber 9lame jweier übelberücbtigter ßrjbifcbi*'!
ron fKainj, ron benen ber ültefle 891— 913 regierte nnt
burch hinterlifligen JBerrath ben fünf, ©rafen Ybelbert in
bie £anb be* ihm feinblicb geftnnten Aaifer* brachte, auch
bem 4?w}og ^einrieb »on ©achfen nach bem geben affan«
ben bähen foü. 9l»ch ©chlimmere* erjih't bie Sage Pen
^atto I!., welcher im 10. 3ahrh. lebte. XI* einfl etneAum
gerSnoth au*gebrocben war, fchriren bie Xrmen um Sr?t
ju bem reichen ©rjbifchof, mochten ihn auch »ol felbfl fä=
neö SöohUcben* wegen anfeinben. Qt nun ließ im $<m
eine große SJlenge berfelben in eine ©cbeuer fperren u.iJ
btefe anjünben; al* aber bie SBcrbrennenben unb Örfticffr
ben jämmerlich febrieen, fagte er ju feinen fBegleitern: „§k
xtt, wie meine Jiommäufe piepen." Ätöbalb foüen nun au?
ben Krümmern urijär)lige SRAufe h«»orgefomnun unb ben
gottlofen JBifcbof »erfolgt, enblid) au* feinem ©djtoß wt;
trieben hoben, (fr fuebte SJettung auf einem S^urm, brr
bei IBingen mitten im Statin ftanb. "äba rergeben*J W
2)iäufe fchwammen ihm nach unb fraßen enblid) ben Wie«
SJifcbof lehenbigen 2eibe* auf. Der wahre ©runb ber
lüßt ft'd) nicht mehr ermitteln, aber ron bem 2RÄuftt|uTn,
ben bie Schweben 1635 jerflörten, finb noch bte Zdmtar.
ju feben.
fjauptton ober ©runb ton t>etf t in 83cjugjiuf ein ftj
ftfflücf berjenige Zcn, beffen SEonleiter bem etücfe bei w
ßompofition ju ©runbe gelegt ifl unb beffen ZxaVm et;
w6hnlicb ju 2lnfang unb am ©chluffe iebe* S£onflucB J»
gegeben wirb. Der ©runbton trügt wefentltch jur
mung be* Ghttfafter* eine* Xonflücf* bei
feilte wirb nicht allein jebe* jur SBobnung obei Mg
rorübergehenben Aufenthalt be* SSenfchen errichtete* MiW
genannt, fonbern auch in übertragener JBebeutung iebe ö^
Haus der Liebe
343
Häuser
»animtbeit ber Gerieben, tvetche von ber sJiatur auf «inen
gemtinfamen SBofonort bingewiefen ober auS ihm bervorges
aarta« ijl j alfo bie gamilie, baS ©efcblecht, ber Stamm,
;ctt auib in engerer ©ebeutung ber 3«>eig eines (abeligen)
'<><fehltcbts. Stach ber 9?atur gehört in baS Jöanö fein
Jrtmber, fonbern junidjjt ftnb £au$genoffen: üRann
jiio SBeib, bann .Hinter, t)6r)ere3 unb niebcrcS ©efinbe.
See gamilienvater. ifl ber Hausherr, er erwirbt, hält auf
Setbt im $aufe felbft unb vertritt baS S?ed>t unb ©igen*
tfrutn ber gamilie nach außen. Mehr nad) innen wirft bie
tüchtige #auSfrau, erfyaltenb, vorforgenb unb auf Sitte
unb ijutiu unter ben -£auSgcnoffen bebaut, baber fie rieh:
rig unb fd>6n von {Rittern unb JBürgern im Mittelalter als
i\i::;-ebre bejeiebnet würbe. £ er 9)?ann gehört mehr ber
Bdt als bem &aufc an, er bat in biefem nur ben fiebern
Srunb unb JBoben, auf welchem fufjenb er [ich bem 'ilügc;
meinen nubiict> »u machen fhebt unb ben er (ich erhält, tn>
fem er bie fruchte feiner £bitigfeit felbft roieber ihm ju»
reenbet j bie grau bagegen gehört mehr bem $aufe als ber
Seit an, ihr liegt bafyer ob, ben (Erwerb bc§ SRanneS jum
öorle beS £aufc$ ju benufcen unb mit .Klugheit auSju»
tteilen , bamtt nicht ein Jöebürfniß im Übermaß befriebigt
treibe, rräbrenb in SJe^ug auf ein anbereS Mangel eintritt,
bat (Mtbäft ber £auSbaltung unb .§auS Wirtschaft.
XfleS dasjenige, waS fich auf bie innere SBoblfahrt beS
$aufeS begebt, f!eht hiernach mehr ber grau ju, wäfercnb
wt SÄann für bie Süßere SBoblfahrt beffelben ju forgen bat.
Tie SBoblfabrt ifl tbeilö leiblich, tbeilS geiflig unb fo ifl eS
ber ^wuSfrau wohl angemeffen , nicht nur für Gffen, SCrin=
fen, ÄleibungSflücfe unb Erhaltung beS äöobngcbäubeS
felbji unb alle* ju feiner 2fuSftattung ©eb6rige ^u forgen,
(ortbern auch für bie Pflege ber «^auSgcnofien in leichten
unb febweren Jlranfbeitsfällcn ©orge $u tragen. @ic foüt
alfo auch bie ohne ©efabr unb in vielen gällcn anwenbba*
ren Krjneimtttel, bie fogenannten 4?auSmittel fennen unb
in JBcreitfcbaft galten, ohne jeboeb burd) £luacffalfcerci ben
Ärjt erfefcen ju wollen. 2lm heften ifl cS, fich tiefer 2Rit=
t<l, wenn eS irgenb fein fann, nur unter Anleitung unb
Stratbung beS ErjteS ju bebienen. 2Me ©efammtbeit
ttr £auSmirtcl hübet bie flcine, oft, bcfonbcrS auf bem
tanbe, rjicbfl nüjjlicbe 4pauöapotbcfe. dagegen fleht eS
bcraJDIanne ju, baS £au$ recht (f. b.), wo eS noth tbut,
n üben, alle JBerm6gene>* unb GnverbSangeUgenbeitcn ju
ceforgen, auf bie ^Beobachtung ber «$)au$ vertrage (f. ga =
eilte) ju halten u. f. w. 3n Allein werben aber .ipauS;
nn unb £auefrau fich tbeilnebmenb unb beratbenb jur
ctite flehen unb ein befonberS beibe gleich febr interefTirenj
W ©efchäft wirb bie ©Tjiebung t>er Äinber unb bie "Äitleü
hmg brt ©efinbeS jur Erfüllung feiner Pflicht, jur Siecht«
^äifenbeit unb grimmigfeit fein.
$<mfi itv €ifbf, auch gamilie ber Siebe, gami*
jißen, nannte fich eine von ^einrieb Nicolai von fünfter
ia« 16. Sabrfa- gefiiftete reiigiöfe ©efte, welche alle SBiffen«
fa)aft unb ©etehrfamfett verachtete unb nur bureb bie Siebe
bie mtnfcblicbe ©efeQfcbaft jufammengehalten wiffen wollte.
?ür einen SEBiebertäufer gehalten unb verfolgt ging ber ge=
nannte Schwärmer nach J)oHanb unb <5nglanb unb fanb
MMp Änbanger, beren ©laubenSbefenntniß 1575 gebrueft
furbe, bie ober feitbem allmäiig erlofcben ftnb.
fjaußtn (ber), ifl ber grißte befannte, ?um ©efchlecht
ber Stire geb&rige glußfifch, ber juweilen 25 g. lang unb
15 Gtr. febwer wirb, (jr gebt auS ben Eßleeren in ben gr6«
ßern glüffen hinauf unb hat eine glatte, weißliche unb fchu»*
penlofe baut, ifl mit einer gunge vrrfehen unb bat auf je--
ber ©eite ein Euftlocb.. ©tatt bc5 9fücfgratt)8 bat er einen
großen hohlen .Knorpel unb nur im Jtopf« •Knocbert. Wian
fangt ihn am häuft'gtlen in Slitßlanb unb Ungarn. 3n bie«
fe5 £anb f ommt er b\i gegen 500 2R. weit au5 bem fcbwar=
jen Meere bie ®onau hinauf. Man genießt baS gleifch
fowol frtfeh a(d gefallen unb ed hat gebraten einen bem
Jtalbfleifcbe ahnlichen ©efebmaef. 2>ie jtirffle ^aufenfifche--
rei ifl in 9? ußlanb bie im Ural burch bie uralfchen Äofacfcn.
'äui Um Stögen ber Raufen unb (Store wirb ber Saviar
(f. b.) verfertigt. 2Me S5ia>'c bei Raufen unb einiger anbe^
rer ©tirarten gibt bie befannte £aufenblafe, von wel--
cber bie hefte ©orte au§ Ungarn rommt. ©ie jeiebnet fich
burch Feinheit unb .Klarheit au$ unb löfl fich ohne ©crueb
im fiebenben Sßaffer voQ^änbig auf. Bur fchlcrfiten Äatu
fenblafe werben bie ©ebdrme be6 Aatlfen genommen. URan
bebient ftd) ber ^aufenblafe jur »ereitung feiner üeimfan
ben, jur 3fvvretur verfchiebener feiner ©toffe, namentlich
ber ©eibenjeuche, jum klären trüber SBeine, jur ^Bereitung
t>ti 5WunbleimS, ber ?)flafler, jum 2tbguß von SRünjen
unb bergl., in ^nglanb unb granfreieb auch jur Bereitung
von ©eile unb ©allerte, unter ^ufaß verfchiebener wobk
febmeefenber unb buftenber ©toffe. 2Me au$ Slußlanb fom<
menbe fogenannte ge föchte J^aufcnblafe ifl fo flar wie
JBernflein unb bient befonberS als Munbteim. £er $aut
beö Raufen bebienen ftd) in 97ußlanb bie armem üeute flatt
ber genflerfcheiben, weil fie burcbleucbtcnb ifl. S)a§ auSge«
fottene gett beS Raufen wirb wie Srennftl ober Jöuttcr
verfauft.
fjaufltr (JCafpar) t|l ber 9came eineS SJIenfcben, über
beffen Sehen ein fo räthfelbafte* Dunfel fcfawebt, baß er bie
Xufmerffamfeit aller 3eitgenofTen im b^c&fren ©rabe auf fich
gejogen bat. X>ie burch Süerfianb, ©charfftnn unb (Einfluß
auSge^eichnetfien ^erfonen haben fich vergebens bemüht, \t;
ne8 SRdtbfel ju lifen, unb vergebens ftnb bofoe greife auf
(Enthüllung beffelben auSgefe^t worben. 6in Bürger ju
9türnberg erblicft 1828 ohnweit fetner SBobnung einen
bctuerlicb gefleibeten jungen 2Renfchen, ber ihm burd) feine
fonberbare Haltung auffallt. Derfelbe reicht ihm einen JÖrief
^in , welcher an einen 9?ittmeijler von ber $u 9?ürnberg ein^
quartirten leichten SReiterei gerichtet ijl. 3n bem äörtefe fleht :
ber Jöriefjlefler fei ein armer ffagelibner, welcher jebn Äins
ber habe unb bem ber Überbringer 25iefeS 1812 als neuge*
boreneö Äinb vor bie 2r;ür gelegt worben fei. ©a er biera
von feine Hnjeige heim Sanbgericht gemacht, fo nenn« er
feinen 9lamen ntcht, ben auch ber junge Surfcbe fo wenig,
wie feinen 2Bobnort anjugeben wiffe. Übrigens b<we er ben
Änaben, ben ©obn eines armen 5)?äbchenS, cbrifllith erjos
gen, aud) lefen unb fc&reiben gelehrt unb berfelbe wolle
ein {Reiter werben, wie fein SBater gewefen. Gin noch
beiliegenber 3ettel, angeblid) von ber SOlutter beS Änaben,
als fie ihn auSgcfrfct, gefchrieben, war offenbar erfl fvdter
betrüglicb angefertigt worben. 2)er 5tnabe wußte über nichts
2tuSfunft }u geben, jeigte Unfenntniß aller, auch ber ge*
w6b nlid)flen Dinge unb fdjrieb nur ben 9!amen Äafoar ^au^
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Hausrecht
344
Haut
fer auf einen 3ettel, welken 9?amen man ibm von nun an
gab. Citiuine SBorte im altbair. Dialeft waren JClIeS, waS
man auS ihm berauSjubringen vermochte. See Sfittmeifler,
»u bem ü)n jener JBürger gebracht, hatte ibn ber $olicei
übergeben unb biefe hatte ih: in Berwabrung gebraut unb
frucbtlofe JBerfudje mit ihm unb ebenfo vergebliche Untetfus
ebungen über feine ^erfunft angefleUt. Snbeß glaubte man
auö ben gemalten ©eobad)tungen fo viel fcbließen ju fön:
den, baß Ä. feit feiner Äinbbeit in einem engen ©efdngniß
gebalten fem müßte unb hier abgefonbert von jeber anbern
menfcbjieben ©efellfcbaft, als ber feines SEBdrterS, nur mit
SBaffer unb S3rot genährt worben fei. DiefeS febloß man
aui ber JBefd>aff<nbeit feine* ÄörperS, namentlich au« .ber
3artbeit unb SBeichbeit feiner güße, fowie auS feinem 3tbs
febeu t>or allen funfi(id»ert ©peifen. (*r jeigte überbauet eine
ungemeine Steijbarfeit ber Slerven, betweitem größer alS bei
irgenb einem in ber Slatur unb ber ©efeüfcfjaft aufgewaebs
fenen SDlenfcben. SKan erfeböpfte fid) in Söermutbungen.
JBalb fottte Sj. baS £>pfer einer fthdntlicben erbfcbteicberei
geworben, halb, ber ©obn einer vornehmen Dame, entfprof»
fen auS verbotener Biebe, balb ein graufameS Opfer ber $oi
litif fein. p.t ber große Cmpfdnglicbfeit für jebe Hxt üon
SBilbung geigte, war inbeß in baS #au$ eineS gebilbeten
SJcannel ju Dürnberg gebraut Worten, unb hier war eS, wo
nad) feiner EuSfage ein üRorboerfud) gegen ihn von einem
verhüllten 2Rann gemacht würbe. ÜJian fanb ihn mit einer
unbebeutenben ©ebnittwunbe in ber ©tirn im ÄeHer, wo»
hin er ftcb »erfroren hatte. SJergebenS fleüten bie äBebörben
neuerbingS bie emftgfien 9iad)forfebungen nad) jenem Un>
berannten an. Sorb ©tanbope, welcher ftcb für baS ©cbüf;
fal |>.'S tnterefftrte , nabm fid) nachmals fetner an unb
brachte ihn nad) Xnfpad), wo er im SBureau beS Sppella»
tionSgericbrS arbeiten follte. .f>ier jeiehnete er fieb eben nicht
»ortbeitbaft auö. ^ubltcum fing an, ben ibm vorher
fo intereffanten SRenfdben ju vergeffen, alfl fein unerwartet
ter, aewaltfamer unb von ibn felbjl verbdebtigenben Umfldm
ben begleiteter S.ob plöglid) wieber 2tller Äugen auf ibn
richtete. (Sin grember hatte angeblich, um ibm 9iad)j
richten vom £orb ©tanfcope, auch um ibm Huffd)lüffe über
feine ^erfunft ju geben, eingelaben, im ©ebloßgarten mit
üjm jufammenjutreffen. 2flS £. fommt, übergibt ibm ber
ernte Rapiere, welche er lefen foll unb verfegt ibm ju=
gleict einen Dolcbftich in bie linfe ©eite. £. taumelt nad)
«kaufe, enübit noch bie Umfldnbe feiner (frmorbung unb
pirbt am 17. ©et 1833. 2Han bat ben SRorber noch nicht
ju entbetfen vermocht, wol aber bat man auf £. ben Jüers
badbt be$ ©elbftmorb6, fowie auf feine ganje Grfcfacinung
ben einer fd)(au angelegten unb auftgefübrten ^Betrügerei %t*
worfen. 3u folgern Wertachte gab unter Xnberm ber Um:
flanb SJeranlaffung, baß man am Drte ber STOorbtbat feine
©pur Pom jDaaewefenfein einer ^weiten Herfen bemertte.
2t bei bewiefen ift auch biefed fo wenig worbrn, wie
etwaö pon ben bunfe(n ©d^icffalen beS UngU'icflichen.
^auehrm beißt von S^ut gu j^oud geben, namentlich
um SBaaren iu oerfaufen. X>a auf biefe 2ßcife nur qu
ringe Quantitäten SSaare abgefegt werben t6nnen, fo ijl
ber ^aufirbanbel eine Zrt be5 JlleinbanbelS. <5r ift für
bie öewobner ber Dörfer febr bequem, »eil biefe fonfr, um
ihre
fud)en miffen, unb bient jur «ermebrung bei InjWmft
feben jBetriebed. JDocb bat man ibn in neuerer 3eit fet>r
befebränft, nicht nur weit man glaubt, baß bie ©tafcte buTtb
benfelben beeintrdebtigt würben, fonbern befonberS barum,
weil er febr b^uftg ju 93etrug unb von lieberlicbern iV-..
bei ju einem SJorwanbe benugt werben ift, ftcb b ticr-
fer ju fchleicben, um ft<h nach ber ©elegenbeit ju £iebereieo
unb bergl. umjufeben. 3n mannen ©taaten iß ber
firbanbel befonberö ben 3uben ganj oerboten ober boeb mir
jur 3eit pon SReffen unb 3abtmärften erlaubt.
IjaUßrccbt nennt man ba§ Siecht bei #au§&erm, p4
gegen Ärdnfungen unb ungerechte Angriffe in feinem eignen
.fcaufe bureb ©elbftbülfe ju febügen. Der SBegrijf beä $auif.
friebenä ober ber ©icberbeit unb 9?uhe, welche baS fytaii
feinen jBewobnern gewebten foll, liegt tief in ber mtnfölii
eben 91atur unb ßnbet ftd? in größerer ober Geringerer 3i&
bebnung fafi bei aUen SBötfern. 3e höher bie Xä)tung ter
ber persönlichen Sreibeit in einem Sanbe ifl, um beßo bei»
liger wirb auch ber ©chug gebalten, ben ba§ {>auS gewäs
ren muß, fobaß baffelbe in einigen Sänbern, g. S3. in (fttj
lanb, fogar in manchen gdaen gegen gerichtliche »erfolgun»
gen ühi'iht. riefe Xuöbebnung teä ^auäfrieterts fwtet
jwar in Deutfchlanb nicht jiatt, boeb wirft man aua> W
uns ben ungehobelten ©a|l jur 2'.,u:r hinaus unb Sergej
welche gegen Semanben in feinem eignen Jg>aufc began^a
werben, bebroben bie ©efege mit gefebarften (Strafen, n
foleber fhafbarer J£>auSfriebenSbruch fann inbeg niett
bloS von ©eiten beS Sefucbenben, fonbern aueb von <ca>
ten beS ^)au§berm begangen werben, wenn biefer %mat>
ben, ber ibn in erlaubter Äbficht unb obne ibn ju fräaf«,
bcfudjt, miSbanbelt.
f)auseucl)un0 ifl ein SWittel, welches bei 6riminalun>
terfuchungen bdupg jur Bnwenbung gebracht wirb, entn«.
ber um einen flüchtigen Verbrecher ober ndbere ©purtn
2(njeicfaen eines begangenen ÜBerbrechenS aufjußnben. 6i<
ifl entweber eine allgemeine, wenn fie für) auf ganjeErt«
febaften ober beflimmte Dißricte erfrreeft, ober eine befon-
bere, wenn fie nur in gewiffen, JBerbacbt erregenben See-
nungen vorgenommen wirb. Da burch eine ^auSfucbunj
legterer 'hü ein beflimmter SSerbacbt auSaefproa>ea atä
unb folglich etwas GbrenrrdnfenbeS in berfelben liegt, f«
barf fie nie or>he gegrünbete SUeranlaffung, unb nur mit
SBorbebacbt unb nach reiflicher Überlegung vorgenommen Ivet-
ten; auch ijl nur ter Seichter felbfl ober ber gebörig leg'f.'
mirte Stellvertreter bejfelben ju ibrer Bornabme befugt
Diefem aber muß auch unweigerlich taS ^>auS unb
SBerfchluß, tefTen l&ffnung ibm notbwenbig erfebeint, g^t-
net werben unb jebe SBiberfegitcfafeit gegen bie mit ber ßow
jiet,uing beauftragten obrigfeitlicben ^erfonen ifl fbafbar.
j^aut wirb baS JDrgan genannt, welches bie _ganje Ct"1'
fldcbe beS menfeblicben JtörperS überjiebt. ©i« ijl ntrgent!
unterbrochen, fonbern gebt an ten norutltcben fcffnunger.
be5 ÄörperS in tie ©chleimbaut über, bie «IS ib« Set*
fegung in baS Snnere teS ÄörperS betrachtet werben muf.
Sbre öußere gliche ifl in ter Siegel glatt, ßeflenweife m
paaren bewaebfen, in golge ber beftdnbig ßartßnbenben »■
fonberung von tropfbarflüffigen ober gasförmigen CWF
feuebt, je nach ben verfchiebenen Siaeen bet SRenfcben, p
ftth ju erlleben b«"fifl "11 bie ©tdbte auf. wie nach ter befontetn itörperbefchaffenheit einel 3«*»
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Hut
345
Havana
fcbieben gefärbt unb bietet eine Wenge von galten unb gur»
(ben , jwifdbcn benen ftcb f leine #ügel erbeben , bie aneinam
bergeretbt ^croorfpringente Sinitn bilben unb vorjüglicb beut»
lieb an ben Spiljen ber Singer unb 3eben wahrnehmbar
ftnb, außerbem aber noeb «ine tmenblicbe Xnjabl fteiner,
runber Öffnungen bar, bie färnratlid) Wünbttngen ber in ber
Aaut befinblidien Äalgbrüfen ftnb ober bie SSurwln ber
.paare beberbergen. Die innere gleiche ber Jpaut bangt mit
ben Sbeilen, weldic fie bebedt, vermittels eine* 3ellgewebt$
uifammen, in welchem ftcb eine außerorbentlicbe Wenge von
blutfübrenben unb auffaugenben ©efäßen, foroie vor. 9.er*
rmfäben veriweigcn. £ier finbet fid> jugleid) im gefunbbeitS»
gemägen 3u(tanbe eine Anhäufung von gett, welches eine
:Ärt von $olfter bilbet, baS an ben fangen, an ben S3rü>
fitn, am Untcrleibe, an beu .pinterbadtn , Scbenfeln unb
Xrmen am biefften ift. Die £aut befiebt au3 jwei, febr
btutlicb voneinanber gefebiebenen tagen , einer untern unb ef<
na oberfläcblicben. Die erftere, bie beinabe allein bie gan^e
Dicfc ber .paut einnimmt, ift bie fogenannte geberbaut, ein
biebte«, fefteS, weißes unb je nadj ber Wenge bc$ in feinen
(viefigen enthaltenen ÖMuteS mehr ober weniger rotblicbeä
©ewebe, wclcbeS an feiner ©berflätbe eine Wenge fleiner
•pervonagungen , ba$ fogenannte 2ßarjcngewebe, wabrnefc
men lagt, wetebeä wieber von einer febr bünnen Sage Huf-
figen äeUgcwebeS, eines fcbleimigcn, gallertartigen <©toffe£,
bebetft wirb, ber Sdjleimneb ober ©efäßgewebe beißt unb
ber eigentliche Sü} ber joatufärbting ijl. Die oberfläcblicbe
Sage ber .paut, bie jDbcrb.utt ober EpibcrmiS, i|l fo \u
fagen ein troefener unb fcbüfcenber girniß, ber bie ganje
ßverflAdje ber .paut überjiebt, befifct weber ©efäße noeb
Nerven, ift baber aueb empfinbunaeloS, beftebt aus einem
febr bünnen, ebenen, jufammenbängenben, burcbfidjtigen,
graulieb gefärbten ;päutcben, baS nur an ben Jiörperjiellen,
welche roieberbolten Reibungen auSgcfefet finb, tiefer unb auS
raebren Sagen jufammcngefcfct ;u fein pflegt. Sie erjeugt
fid? immer von Beuern wieber, fobalb fte in golge von
^autfranfbeiten abfiirbt, oetlefct ober jerfiört wirb unb lägt
Hütt, roaS ber Jtörper burd) bie .paut ausfloßt ober auS
ber Außenwelt in fieb aufnimmt, burd) ft'dj binburebgeben.
SöaS bic SSerricbtungen ber £aut betrifft, fo vermittelt fie
äcbft bie Entfernung vieler fowol für bie Erhaltung be$
Ä6r»rr5 unnüb unb unbrauebbar geworbener, alS aueb erft
burd? .ÄrantTjeit in ibm entftanbener, febäblicber Stoffe, bie
balb in luftförmiger, balb in tTopfbarflüffiger ©eftalt auS
bem .Äörper gtfcbaffl werben; jweitenS bient fie aber aueb
;ur Äufnabme verfebiebener Stoffe (allgemein befannt ift e*,
baf 9cat>rungSmitr<l, Ärmeien, ©ifte, ÄnflecfungJftoffe burd>
tie <£x»ut aufgenommen werben); briteenä ift fü ba-3 Drgan
beä allgemeinen Gkfüblä unb bes5 Xafrftnnö, unb viertens
enblicb geroiübrt fie ben $bei(en, roelcbe fie brbeeft, einen
fdjüftenben Überzug. Die franfbaften SBcränberungen ber
Sywt finb augerorbentlicb johircieb, aufierbem bietet fi</ n>ie
anbete Crgane, ebenfalls urfpnmglidte JBilbungJfebler bar:
roibrrnatürlicbe Färbungen, jufülüg«, bornartige unb anbere
uigniffe. Uber bic 9<ügel unb Sfraaxt, bie alt natür*
...bc ?Itihänge ber Squu: betraebtet werben müfjen, [ulie bie
berreffenben Ärtifel.
Sie 3übl ber £autfranf beiten ift außerorbentlicb
-,rop , inbem bic ^)aut tbeilö burd) (ftfrantung ber innern mit
Biibcr »Ccao.ätff. II.
ibr jufammenbangenben XbeKe , tbeilö eon auf en franftjaft
erregt werben tann. Diefem Urforunge qemäf; finb audb
bie JtranfbeitSerfebeinungen oerfebieben. Salb ünbert fie ibre
garbe, wirb reib, bleicb, gelb, blau, fcbwarjlicb, balb mirb
ibre naturgemäße Xbfonberungätbätigfeit unterbrüeft ober
hanfbaft abgeünbert unb äußert ftcb bann ald nribernatür»
lieb oermebrter, ricebenber, gefärbter, »armer* ober (alter
2'cbwcifi, ober fie wirb von Krampf ^ufammengejogen, falt
unb troefen, ober ber <5i| von 2ü unten, ©efcbroüren, ©e*
fcbroülften u. f. w. 3m bäufigften jebod> roirb fie ber ©ift
von Ä ti s feb lagen, unter benen man mehre felbfiänbige
Jtranfbeiten ber £mut mit (Sntftebung neuer franfboftet ©e>
bilbe von ftcbtbarer unb fühlbarer Jöefeboffenbeit in unb auf
berfelben uerrtcht. Die Söefdjaffentjeit biefer Xuäfcbläge ift
ebenfo verfebieben wie ibr EntficbungSgrunb. Die micbtU
gern unter ihnen ftnb in eignen Xrtifein bchanbelt. Wancbe
^autauöfcbläge finb ftetü anftectenb, manche nur bei febr
arger Ausbreitung unb'Xudbilbung, anbere roieber nie. Die
3nfiecfung felbft roirb balb bureb einen flüebtigen in ber
Suft verbreiteten Anftecfunggftoff vermittelt, balb nur burd)
unmittelbare jßerübrung unb (Einimpfung, oft aueb auf bei*
beriet %tt jugleicb. Die allgemeinen Urfacben ber ^>autau§.
fd;läge finb tbeilä äußerltcb, tbeilS innerlich. 3u erjtern ge:
bi>ren febarfe unb giftige Stoffe, bie (Sinroirfungen, benett
bie $aut bei Wetatlatbeitern , SBolIarbcitern unb anbem
©eroerben auSgefefct ift, ber ©ebraud) gewiffer 33äber, ver>
febiebene AnjtecrungSfioffe, SSerjärtelung ber ^>aut, Unrein:
liebfeit, große Spitzt u. f. ». Unter benjentgen Urfacben,
roelcbe ^autauSfcbläge von innen b«raui? eneugen, verbienert
namcntltcb dnväbnung gerviffe Speifen unb ©etränfe, von
benen einige bei manchen $erfonen fogleid) ben '2lu?brucb
berfelben veranlagen, wie 33. manebe gifebarten, Lüftern,
Areb'"e, Erbbeeren u. f w., anbere erft nad) bäuftgem (33 e-
nuffe bie Wifcbung ber ganien Säftemaffe bt$ it6rperS in
ber 2frt veränbern unb verfcblecbtern, baß ^autfranf heitert
alö golge be$ SBeftrebenS ber OTaturbeilfraft entfteben, ftd)
burd; bte $aut ber franfbaften Stoffe ju entlcbigen. ^ier-
ber gef>6rt \. 93. ber öftere ©cnuß fetter, fiarf gefallener,
febr gewürjter Speifen, fetter gifebe, fetten SdjweinePei»
fd)eä, bes iläk'i, be§ «Branntwein-3, mancher SQcine u. f. w.
Xußerbem geben nidn feiten jur Entfiebung von J^autfranf.
beiten Aranfbcit^ufianbe mancher Unterleib^eingeweibc Sier>
anlaffuna, obne biefe aber aueb blo3 eine von ben Altem
ererbte anläge. Eine vorjüglicbe ©eneigtbeit, an $autauS:
feblägen ju erfranfen, fdjeinen ba8 f inbliebe unb ba§ ©rei;
fenalter ju begrünben; aud) fdjeint ihnen baö weibliche ©e-
fdjlecht mehr ausgefegt ju fein alö bad männliche
ijauana (St. • Gbriftoval bt (a), bie 4?auptfiabt aller
sßeHiHmgen , welche ben Spaniern in Amerita übrig geblieben
finb, ber Sig be» ©eneralcapitainft unb ber übrigen Dber>
beborben, liegt auf ber SRorbrüfte bec 3nfei ßuba (f. An>
tillcn) unb gewährt, vom Wcere aud gefcl)en, mit ihrem
von Dörfern umfränjten unb von Scbtffen belebten £a:
fenbvefen unb ben auf fteilen Seifen fid) erbebenben S3efefii>
fiungSwcrfen einen herrüriien Anblicf. Die Stabt felbft ift
febr fchlecbt gebaut unb unreinlich. 9lur wenige öffentliche
unb $rioatgcbäube jeiebnen ftcb bureb ibre S3auart vortbeiU
baft auS; baü Äb, tatet, welcbw ftarf befudjt wirb, ift wc>
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Haverei 84
rriaften« geräumig. 3n einer ber Streben futb bie ©ebeine
beS Solombo (f.b.) beigefefet. Die £a*ana ift wichtig
burd) ihre Sage, inbem fte ben mericanifcben SSeerbufen be*
berrfcbt; wegen ibreS #afenS, ber für ben heften in ganj
3merifa gilt unb mehr als taufenb ©djiffe fajfen fann;
burd) flarfe gefhmgSwerfe, bercn Buffübrung ungeheure
(Summen foltere, unb burd) ihren #anbel, ber tinen immer
großem Umfang gewinnt, weil bte Snfel befonberS feit ben
lebten gebn 3abren immer volfreicber unb beffer angebaut
wirb. Um bebeutenbjten ifl bte 'ÄuSfubr von SEabad unb
ßiaanen. Die 4>. bot ein Xrfenal, bebeutenbe ©cbiffS»
werfte unb viele wiffenfcbaftltcbe '.Knftalten. Die Xnjabl ber
einwobner belief ftcb 1827 auf 112,000 Seelen; fie iftfett.
bem aber immer imSBacbfen gewefen; 22,800 waren ©Ha*
ven. 3m Durcbftbnirt laufen jabrlitb 11—1200 «Schiffe in
ben £afen ein; bie BuSfubr betragt ungefähr 28—30, bte
einfuhr 42—44 8118. ©ulben. DaS Jtlima ijt befonbert
für alle neuen flnfornmlinge febr gefährlich.
fiaomi ober Xvarie bejeidmet bie jßerluffe ober £o»
ften, welche ein ©ebiff unb beffen gabung wabrenb einer
©eereife von ber 3eit beS gabenS bis jum gofrben CKuSla»
ben) ber gabung treffen. 3n ber Sfegel iff fowol baS ©ebiff
als bie gabung t>erfiCt)ert unb eS muß baber ieber außeror*
bentlicbe unb unverfdmlbet treffenbe ©chabe erfefet werben.
JBcfonbere gefefcliebe ffieflimmungen (£avereiorbnun»
gen) entfdjeiben aber natb vorhergegangener Unterfucbung,
ob ber ©dbiffSoefl&er ober Der, welchem bie gabung gehört,
ben ©(haben ju tragen bat. Die f leine Raserei, welche
auS ben unvermeiblicben , bei ieber ©eefahrt vorfommenben
JBefcbabigungen beS ©chiffS, auS ben Su&gabcn für gootfen,
Jduarantainegelbern u. bgL erwäcbfr, wirb gewöhnlich vom
©ebiffer allem getragen, infofern ffton bei JSejiimmung ber
graebt auf biefe SBerlufte Stiicfftdjt genommen ju werben
pflegt. Die große #averei bagegen, ju ber alle ©cbtjf
unb gabung jugleicb treffenbe SScrlufie gehören, j. S3. wenn
SBaaren, um bei einem gefährlichen ©türme baS ©<biff ju
retten, ausgeworfen worben ftnb, wenn Jtaper ©elb erljal»
ten haben, um baS ©tbiff ju verfebonen u. bcrgl. m., wirb
nad> S3erbaltniß beS SBeitbS, welken baS ©ebiff unb bie
SBaaren haben, von bem ©d?iffSbefi(3er unb bem eigner
ber SBaaren gemeinfcbaftlicf) getragen. Die einfache ober
»arttculaire $averei enblicb begreift bie entweber einfeitig
baS ©djiff ober bie gabung treffenben Äoflen unb wirb
auch, von ben Seffern beiber einjeltt getragen.
fiunim (3ofeph), einer ber auSgejeid;net)len unb fleißig;
fren beutfeben Somponiften, würbe als ber ©obn eines ar*
men SBagnerS, ber (ich nebenbei burd? £arfenfpielen ©onn»
tagS einiges ©elb ju verbienen fachte, ju 9?ohrau, einem
Dorfe auf ber ungarifcb - oftr. ©ren;e, 1732 geboren. ein
©cbulmeiffer auS bem ©täbteben £aimburg nahm ftd> beS
von ädern linterriebt entblößten .Knaben an, lehrte tfjn ges
fen, ©treiben unb bie erpen ÄnfangSgrünbe in ber SRufif,
namentlid> im ©efange. S3alb jetcf>nete fidj ber Jtnabe fo
oortbeilböft auS, baß er, acht 3abte alt, burd; (Jmpfe^ung
beS Dedjanten oon ^»aimburg als Gborfnabe an bte ©tej
pbanStirebe nad> SBien tarn. Dbrte befonbern Unterriebt btU
bete p<b ber junge £. b.ier mit bem emfiglren 2f(eiße, tto%
ber bebrangten gage, in welcber er fid> befanb, auS. v 3m
16. 3ab.re verlor er feine febftne ©opranftimme, würbe aus
6 Hltcard
bem ßber entlaffen unb fuebte nun burd) $rtaatjtunben in
ber 5Jcuftf unb ©vielen im Drcbefter ein ArmlicbeS ZuSfont:
men fitb ui »erfebaffen. ©MTaS beffer würbe bte gage S>.'i,
alS ibm ber berühmte Dichter SDletafiafio übertrug, eine
junge Dame im ©efang unb (Siiwierfpiel hu unterrichten unb
ihm bafür freie SBohnüng unb freien Stifch gab'. 9iacbbem
biefe Dame 2Sien verlaffen, fam abermals in große 9lotb,
bod) hotte ein im 1«. 3ahre »on ihm gefcbriebeneS Guar:
tett jwar manchen &abel, aber auch fo großen ©eifaü M
funben, baß \\ halb eble (Gönner unb enblicb eine Zn\ui
lung als Drganift bei ben Karmelitern in ber geopolbvorftabt
fanb. Der gürfl (Sfterbajp machte S?. 17H0 ju feinem StaptU-
meifler unb eerfchaifte tl)m auf biefe ffieife eine Stellung, in
welcher fieb ihm tWuße unb Gelegenheit ju ©tuhien unb eig:
nen 3;onfcb6pfungen barbot. SBahrenb ber .30 Sahre, welche £
in biefer ©tellung jubrachte, febr ich er eine große 'Änjahl au<:
gezeichneter ßompofitionen , namentlich feine fo berühmt g»=
worbenen ©pmpbonien ; hoch gelangte er erft ju einer feinen
Talenten angemeffenen Änerfennung , alS er 1799 eine Seife
nach (jnglanb unternahm. ÜRan nahm ihn mit Jöegeifterunj
auf unb von Snglanb auS verbreitete fieb fein JKubm über
ropa. ^urüdgefehrt auS Gnglanb, taufte ftd? ein £auS*m
mit einem fleinen ®arten in ber JBorjtabt von SBien unb faV
hier fein noch iefet Jur begeifterten 93ewunberung jeten
rer binreißenbeS Oratorium: „Die ©ch6pfung". ©n btrt*
bie ga(t ber 3abre gebeugter ©reis ftarb 1809. SRan
erjdhlt, baß er einige 3oh" *»or feinem SEobe bei ber 3ir'
führung feiner „©chöpfung" felbfl fo von ber 9Äadjt bn
von ihm gefchaffenen 4>flmionien hi"geriffen roorben fei, ba§
er bei ber herrlichen ©teile: „<B warb gidjt!" in Äbwnrn
auSbrechenb, mit gen Gimmel erhobenen 4>anben ausgeru-
fen: „Glicht von mir, von bort fommt WleS!" üRan mi
ben unter ber 9Rad>t beS ©efiihlS erliegenben ©reis r)i«1T
tragen. — 2CIS Äircbencomponift feinen ©ruber faft n
übertrejfenb unb ein ebenfo tiefer Kenner ber SJhifif, ober
vom ©lüde minber begünftigt war Michael ^>avbn, Ml
eher 1737 geboren, inSBien gebilbet würbe, bann 1757
pellmeijrer itu ©roßwarbein, 17H2 Goncertmeifter, en:
Domorganip ju ©aljburg würbe unb 1806 ffarb.
^anöucktn waren urfprünglicb eine "Xxt leichten^ Juv
VolfS in Ungarn, welches mit Äufrechtbaltung ber ©ich:
heit im 3nnern beS ganbeS beauftragt war unb für |tM
SJerbienfle eigne ganbereien unb eine eigne Sierfaffun^
hielt, welche über baS geben im ÄriegSbienfle ftcb bin«i-
erflredte. JCbfcbon in ber «Dtirte beS 17. 3abrb- biefe 4>ai
burfen aufgelöjl würben, fo erhielt ftd> ihr 'Änbenfcn Ci
in bem #avbucf enbiftrict, einer ganbeSabthcilung D
garnS von mehr als 17 pSR., beffen »enjohner noch r
Jßefi^ verfebiebener SJorrechtc finb. — 2Bie bte ©chwe;-
fo würben auch bie #apburfen iu geibwachtem unb ju VJ
feien an Jg)6fen verwenbet, inbem man ju biefem D:
große unb jlarfe geute au5 wählte, btnen man ungar. SB«
tieibung unb {Bewaffnung gab.
£ja3arJ>, ein firanj. SBort, bezeichnet baS glücMH
gefahr, unb eS werben baher 4>ajarb« ober ©lücff^H
biejenigen ©picle um ©elb ober ©clbeSwertb gcnanri^B
benen bie ©ntfeheibung, wer ber gewinnenbe SThcil fei,
vom 3ufaü abhangt, nidbt irgenbwie ©efdjirflicbfcit^
Überlegung einen ©nfluß auf jene entfdjeibung \W-
Hebaaune
34« Htbe
Sit finb tbeilS Äarttnfpieie, tbeilö SBürfetfpiele, theilS Spiele
mit Äugeln ober Hummern. Sie gewöhnliche Xrt, in wcl«
d;tt bie meiflen abgebalten werbe », ifl, baß einer (ber
Sanfter) S3ant hält, b. b- eine gewiffe Summe ©elbeS nie»
»erlegt , gegen welche bie übrigen SRitfpieler (bie ^oirueur»)
fielen, fobaß alle ihre SScrlufle in bie JBanf fliegen unb
die ihre ©ewtnne aus ber 33anf bejablt werben. Sie ©anf
ifi gefprengt, wenn fie gänjlicb ausgeleert ifl. gafl alle
■jwjarbfpiele finb aber fo eingerichtet, baß ber 23anfier ge*
atn bie ?>ointeurS im SJortbcil ifl, b. b. baß bie aßabr*
fa>einli4>feit, bie JBanf werbe gewinnen, gröper ifl, als bie,
taü bie ^ointeurS gewinnen werben, unb fcbon auS biefem
Srunbe finb bei bem ^ajarbfpiele bie 3>ointeurö ßetS im
Äatbtbeil. -jpierju fommt noch, baß bie ffianfierS gewöhn»
tob geübte Spieler finb, welche alle Süortbeile wabrjuneb*
men »iffen unb oft genug um ©ewanbtbeit ju ^Betrüge«
reien gegen bie $)ointeurS benufeen. 25iefe bagegen geraten
tmcb (gewinn unb Seeluft gleichermaßen in immer t;öt;ere
Aufregung unb hieraus ifl $u erflären, wie fich häufig auch
fonft gewiffenfjafte SBänner fo weit i)abett »erführen laffen,
nicht nur ihr eignes Vermögen, von bem vielleicht baS siüobI
einer ganzen gamilte abging, fonbern felbfl frembe ihnen
anvertraute ©elber aufs Spiel ja fefjen. SBerjweiflung unb
bfhnorb finb häufig ber 2£uSgang ber Spielwutb, welche
bie ipajarbfpiele entyünben unb näbren. Xu$ biefem ©runbe
finb in allen gebilbeten Staaten bie öffentlichen $ajarbfpie(e
enrweber ganj verboten ober hoch unter policciliebe Hufficbt
gcftellt werben; aueb ifl bie .Spaltung von Spieibaufern mit
beben Abgaben belegt ober verpachtet worben. 3n anberu
Cancern finb bie £ajarbfptele nur für gewiffe £>rte unb in
gewifTen Seiten bewilligt ober gcbulbet, j. SB. auf Steffen
unb 3abrmärften, in SJabeorfen wäbrenb ber S5abejeit u. f. w.
Unerlaubte Jpa^arti'piele werben nicht nur mit GonfiScation
ba JÖanf, fonbern auch mit Öclbflrafen belegt, welche Den
treffe*, welcher ben jDrt eingeräumt, an bem biefe Spiele
:oalten werben. 25aS berübmtefle ^»ajarbfpiel ifl baS
ro, welches mit .Karten gefpielt wirb, anbere finb:
Kuuge et noir (Scbwar$ unb JKotb), JBaffette, Schnitt,
ganjfnedjt, ©robbauS, ^afeben, JKoulette u. f. w. Eud) bie
Lotterie unb baS Eotto finb nichts 'ÄnbereS als ^>ajarbfpiele,
aber folche, »eiche in ber Kegel unter '#ufftcbt beö Staats
. i werben, woburch wenigflenS ber 9Jiitfpielenbe vor
betrug gefiebert ifl.
tjrbflrrrme, .Äinbmutter, SBebmutter wirb eine
5rau genannt, welche ben JBeruf bat, Schwängern auf 58 er.
angen biejenigen SBerbaltungSregeln ju ertbeilen, bei beren
Beobachtung fte hoffen bürfen, fieb unb ihre Leibesfrüchte
gefunb unb am fieben \u erhalten, ©ebärenben bie ununu
gänglich notbigen ^ülfeleiflungen ju gewähren, in bebenfit*
eben gdDen aber bie Jgjerbeibolung eines ©eburtSbelferS ju
oeraiüaffen. 2luch bie erfie Pflege ber neugeborenen Äinber
pflegen bie Hebammen ju übernehmen. XuS bem 'Ängefübri
ten trgibt [ich bie höbe fBicbtigfeit ber £ebammenfunfl,
jugleicb aber auch, baß ftch nicht iebe grau ju Ausübung
berfelben eignet SBenn fte ftcb berfelben wibmen will, muß
*ue »ot Xfltm , um ju berfelben jugelaffen werben ju f 6n>
tttfS* gewiffe ©genfebaften beS ÄorperS unb ©eifleS befi^en.
jfe.barf nicht ju alt fein, weil ftch im 2flter nur febwer
i VT.
noch Äenntniffe aneignen laffen, muß einen triftigen, in
anljaltenber 'Änflrengung ausbauemben Jt6rper unO natür--
liehe ©efchicflicbfeit heften, barf auch nicht burch harte IU-.
beit baS ©efühl in ben ^>dnben abgeflumpft haben. 3n
getfliger ^>inftcbt fei biefelbe mit einem gefunben lücrflanbe,
einem richtigen Urtbeile unb einem guten ©ebdchtnifte bei
gabt unb befi^e ©egenwart beS ©eifleS unb tyntuMoifenbeit,
jei reebtfebaffen, gewiffenhaft, fanft, theitnehmenb unb ac-
bulbig, bienflfertig, verfchwiegen, nüchtern, ehrbar in ihrem
2ßant>e( unb verträglich, ©eft^t fie aber aQe biefe ©gern
febaften unb hat fte fid> bie notbigen Äenntniffe unb fertigt
feiten in binreidH-nbem ©rabe envorben, bann wirb auch
ber »tsegen ©otteS unb ber 3ßenfd)en mit ihr fein unb fie
£aS werben , wo,;u ihr wichtiger 99cruf fte machen fann, ein
Schuljengel für bie ihr fult anncrtrauenbeit grauen unb Jin;
ber. Qine ihrem Sierufe nicht gewachsene jpebamme fann
unfaglicbeS Unheil anrichten unb Caber haben ft d> in neues
rer jjeit bie Regierungen fafl aller gebitbeter Staaten veran»
laßt gefehen, burch Einrichtung befonberer ^ebammen«
fchulen ober ^»ebammeninflitute für bie Silbung gu:
ter Hebammen mehr Sorge ju tragen alS früher gefebehen
ifl. 3n tiefen erhalten u'c ben nöthigen Unterricht tneilS
burch münbliche Vorträge, theilS burch praftifche Übungen tut-,
ter Anleitung fenntnißreicher unb erfahrener ©eburtshelfer,
werben nur erfl nach put beflanbencn Prüfungen uir 2CuS^
Übung ber ^ebammenfunfl jugelaffen unb bleiben befldnbig
unter 'Äufftcbt ber ihnen vorgefc|ten Xrjte unb ©eburtShtlf«.
^rbf, bei ben ©riechen bie felbfl in ewiger Scb6nbeit
unb Sugenb blühenbe ©örtin ber^ugenb, welche im £)lt)mp
ben ©Ottern ben 9leftar crebenjt unb ben Xbltt beS 3u-'
pitcr mit Ämbrofta füttert. Sie war eine Tochter beS
3upiter unb ber 3uno unb würbe bem AercuteS bei fehlet
Aufnahme ün Dlpmp, ein würbiger 8ohn feiner gelben»
thaten, jur ©emahlin gegeben. 2)a* Wunbfchenfenamt fott
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Heftel
JL4ft
wo
Keliel
fit an ©antjmcb (f. b.) verloren faben, ali fle etriß twr
ben »erfammelten ©6ttern unanßänbig gefallen war. Tie
Äämer nannten fte 3u»en ta«. »argeßellt würbe fie
entweber aic< febwebenbe, jugenbltc&e, fdjäne grauengeßatt
mit Schwingen, Steftargefäß« tragend ober ben 'Ulla be«
3eu« liebfofcnb.
fjfln-l (ber) ift bit wid)tigße ber fogenannfen einfactien
SDlafchinen in ber ©iecbanif, weil auf ihm bie wicbtigßen
Steile aller SKafdn'nen beruhen; er bient theilfl jur gort»
pßanjung ber ^Bewegung auf eine bequeme unb jweefdiem
liebe SBetfe, tbeil« um $tii unb Äraft auf eine etgenthüm»
lidie, fogleid) näher p erörternde 2Beife gegeneinanber au**
jugleicben. TLÜt JKadcrwerfe, 3angcn, ocbccrcn, SReifel,
04>lüflfel , Wollen, glafcbenjuge, Sßagen u. f. w. berufen
auf einer mehr ober weniger complicirten Änwenbung de«
f>ebelö. Um bie 8ebre Dorn jQtbü auf ba* Einfachst e x-
ortern, ftelle man (ich t»or, man hatte j. JB. einen £robt,
welker durchgängig biefelbe £icbtigfeit unb babei eine folche
Stcißgfeit be|äße, daß ihn feine .Kraft ju frümmen im
Stanbe wäre. Allerdings gibt e« feinen derartigen jtorper,
allein eS fann auch ein Jtärper nur infoweit nach 2lrt eine*
Rebele* würfen, al« er jene Bedingungen erfüllt, b. b. eS
gibt feinen vwUfommenen £ebel ; je mehr fidE> aber ein Stab,
loa Ifen u. bgl. dem angenommenen £rafyte nähert, befio
mehr wirb er lieb, auch einem boQfommenen Jpcbcl nähern,
©teilen wir und nun femer vor, ber angenommen« £rabt
liege mit feiner QJfittc auf einer Manu auf, ober fei in fei»
ner Glitte mit einer od? nur umwunben unb mittel» berfeU
ben an einem 9lagel ober bgl aufgehängt, fo überfielt man
balb, daß ber JBalfen, auf beiden (Seiten gleicboiel wiegend,
mit feinem Enbe tiefer herabfinfen f6nne, alä mit dem an«
dem. Siefelbe horizontale ober wageteebte Sage wirb er
aud) noch behalten, wenn man an betben Enben in gleichen
Entfernungen \>om fünfte in ber SKitte gleiche @en>id)te
anhängt. 3n ber gegebenen SBorßeQung bot man einen
einfachen #ebel, an welchem ber unterßüfctc $unft ber
Unterftü&ungöpunft ober JDrebpunft, auch, (aried>.)
Jgjtjpomochlion heißt; bie fünfte, an welchen bie ®e»
wiebte hangen, welche (entere burd) jede anbere in berfelben
SBeife wie fie wirfenbe Jfraft erfe|t werben f6nnen, bie 'Än>
grifföpunfte, unb endlich bie Entfernungen ber EngriffS»
punfte ©ort bem Unterßüfcungöpunfte bieErme bei |>ebel*
genannt werben. E« ift ferner flar, baß, wenn man ba* eine
Enbe de« £ebel* ßärfer beiaßet al« ba* anbere, ba5 ßärfer
belaßete herabfinfen unb baburch ba* anbere emporgehoben
werben muß. Eine ähnliche StBirfung muß ftd) ergeben,
wenn man ben Unterßüfeung*punft be* auf beiben Seiten
gleich belafteten #ebel* oerrueft, e* wirb bann nämlich bie*
jenige Seite, welcher ber längere Htm entfpricht, fchwerer
als bie anbere, unb jene muß fürten, biefe ßeigen. SSer»
mehrt man nun ba* gegen ben fünem Ärrn wtrfenbe ©e-
wicht um fo met, baß ba« aRi*oerhaltnfß , welches durch bie
9$eränberung ber Hebelarme b<tt>orgebrad;t würbe, wieber
aufgehoben wirb, fo geht ber £ebel tn pje fcorijontale Stel*
lung 5 uri! er. 9ffon fann fowol mathematifd) beweifen, al*
04d) burd) SBerfucbe bartbun, baß ber 4>ebel ßer« eine h>
rijontale Stellung annimmt, ober, wie man ftd) auSbrücft,
im Gleichgewicht iß, wenn ba* gegen ben einen Hrm wir»
fente ©ewid,t multiplicirt mit ber fcänge biefeö Ärm8 gleich
\ft bem gegen ben anbem ^frm wirfenben ©ewid)t multipii.
eirt mit bei Sänge be6 andern llxmi. ober, wa6 ^offeibe
wenn bie JUäfte im umgefehrten ^trhältniffe gegen bie (jat.
fernungen ber XngriffSpunfte »on dem Unterjra^un^Spuiiftf
flehen. £at man alfo j. 85. einen 4>ebel , beffen eme« <&■.
± n wicht A ift währenb bas ct>
^jfr ■ ü tere B m,r ^tn tntt{n Weil
^ 2k w von jenem wiegt, fo »iri
©leichgewicht flattfinben, wenn ber 2rm, an weldiem B
hängt, breimal fo lang iß ald ber ttrm, gegen roilier. k
wirft, benn bann iß bie angegebene ©leicbgcwichtSbebiiiäiing
erfüllt. SSirb ba$ gegen ben einen "Ärm wirfenbe Settel
burd) eine irgenbwie angebrachte Äraft erfe|t, fo rauf tieft
Äraft, um da« Gleichgewicht ju erhalten; offenbar tbtn\t
oiel leißen, wie ba« oon ihr ju erfe^enbe ®ewid)t. 3M*
her K ber Unterßü|ung$punft, ber fo angebracht ift, fc§
ber eine Hebelarm breimal fo lang al$ ber anbete ift, fe
muß eine am langen $ebetarm pichende ^anb, bamit ta
■ l i Äebel in horijontaler Sage bleibt, ei«
1 *Cä\ ^ra^ onwenben, welche im StJitbt
•* ^-iß, «n ©ewid)t ju erfe|en, weltW
bem britten 2£l>eite twn R gleid)fommt. ©irft bie AÖft
nur etwa* ßärfer, fo wirb pe R in bie #öbt ^eben. Wm
fteht, wie man mit jeder jtraft eine beliebige oielmal jt»=
fere 8aß ju bewältigen im Stanbe iß, wenn man U
eine« ^ebe» bebient, beffen einer Ärm ebenfo oitl mal m
aer a!3 ber anbere iß. Spat man einen ttberfd)uß an Arn
fo tritt Sewegung ein unb ba biefe um ba« ^ppomochlica
als um einen 2>rehpunft gefd)iebt, fo befdnttben bit bö=
ben Hngriffspunfre bt* ^)ebel* ÄreiSbogtn. ©inft j. 8. 1
nad) D, fo ßeigt A nad) B, cter
\ ßeigt B nad) F, fo finft A nath C
B hierbei befd)reibt jebeSmal B
längere Einie alä A unb irnZl
rten muß fteb bei ber 2)reh"na vm
^ebelö ber ÄngriffSpunft bei linken
ÄrmS fehneUer bei»ege"n, al« ber Bngriffäpuntt be«
2trra8. Ein fdjnell bewegter ?Junft braucht jur iuruä
gung eine« gewiffen 2Beg3 fürjere 3eit als em lang!«
bewegter tyuitff. jßei genauerer Unterfuchung findet JWJ
baß man beim Jeebel durch Söerlängcrung dwjenigtn
arm«, gegen welchen bie Jtraft roirft, ebenfo cid an Ä»1
gewinnt, a(5 man an 3«it »ediert, b. h- W> m t,£ "
bem furjern Hebelarme ruhenbe 8aß um eine gewtffe $™
iu hehen, ber «ngriffSpunft btS längern £tbe!arm$ effltn
> t>iel mal großem SBea jurücf^ukgen hat, wie »iclm
längere Hebelarm ben fürjern an Hänge übertrifft. W-
bem erwähnten 4>ebel, welcher der jweiarmige g;
wirb, gibt efl nod) einen anbem, bm einarmigen. )tw
biefem tß ber Unttrßü|ung3punft an einem Ende, j- »
bei F, angebracht, unb bie angriffSpunfte liegen m m
denen «bßänben »on F. Um ben Jeebel m bimjWM"'
I
f JL
IT
Sage ut erhalten, bürfen h"t We bdben ittäfte m'aV J»
bemfelbm Sinne wirfen, wie biefe« beim jwriarmiaen
ogle
Hebel (Joh. Peter)
fäftlem be« r&eml. £au«freunbe«" unb bie „»tblifcben ©e.-
f*i*ten".
bei bet fall war, fonbern werm bi« eine na* unten siebt,
muß bie anbete na* oben fte>fn/ wie bie »orftebenben
giguren biefe« erläutern. Aucb'bei btefer Art t>on Rebeln
wirb aber ba« ©leicbgewupt bergeftellt, wenn bie .Strafte fifber ift efn etnfacbe« Snfhument, beffen rtgrntrjämticr)^
im mngefeljrten SUert^Uniffe gegen bie (Jntfetnungen ber An* SBirftamfeit im Allgemeinen auf bem Drucf ber atmofpbdrts
griffSpunfte »on bem UnterftüfcungSpunffe fteben. dine ftben 8uft berubt. (f« gibt jeboeb »erfebiebene ju »erfd>tebenen
bloße Abart be« jweiarmigen $ebel« iji ber foge»
■$P nannte Binf elbebel, für wel*en bie oben
| ftbon angegebenen ©efefce gelten. 25ie Arme bef»
felben treffen am UnterftüfeungSpunfte in einem
* |* SBinfel jufainmen. äRtnbcr wtrffam finb bie
O -Kräfte, wenn fie nicht, wie bidrjer immer ange»
äwecfrn bienenbe Snfirumente, weinte ben Stamen be« «beber«
fübren. ©efcr einfach ift ber ©teebb eber. 6r beftebt, wie
bie Abbilbung jeigt, au« einer fegelf6rmig (bütenf6rmig) 3U;
laufenben JRobre, gew6bnliä) »on ©la«, welche oben unb
unten offen unb jum beffern Raffen mit einem #enfel »erj
frben ift. j>fr obere weitere &beil bilbet gewöhnlich ein
würbe, fenfrtebt, fonbern febüf gegen bie £ebtl bautbf6rmig au«gefa)weifte« ©efdß. Die fcffnung bei I ift
Qcncprci nno,
eine ber einfa*ßen unb bäufigften Anwenbunaen te*
#ebel« ift bet gewöhnliche #ebebaum unb ba« Sßre*;
etfen, eine einfache ©tange »on #olj ober Cifen.. 9Ran
bebient ft* beffelben jum |>eben groger gaffen. SBirb ber
Äebebaum mit ber ©pi&e unter bie 8aft gefegt, bann ein
©tetn ober irgenb tin anberer fefter Aörper untergelegt unb
ba« anbere @nbe berabgebrüeft, fo b«t man einen jwetar:
migen£ebel, bagegen emen einarmigen, warn ber£ebe:
fo Hein, baß man fte bequem mit bem ©aumen
jubrüefen fann. ©enft man biefe £?6bjre mit bem
untern (Snbe A, wdbrcnb bie Öffnung bei B unbes
betft iß, in ein ©efäß mit glüffigfeit, j. 83. bur*
ba« ©punblo* in ein SBeinfaß, fo fieigt in bem
@te*bfbrr bur* A bie glüffigfeit ebenfo ho*, wie
fie in bem ©cfäße ftebt. fegt man nun ben Dau*
men auf B unb jiebj ben ©te\f)beber foerau«, fo
läuft bie in ü)m enthaltene glüffigfeit nitr>t au«, fonbern
bleibt gleicbfam bangen, obfthon bie «Wünbung A offen unb
na* unten gefebrt ift. 9BiU man eine no* größere
Quantität glüfftgffit haben, fo brau*t man nur na* bem
(Sinfenfen ber ©pifce A ben SBunb auf B ju fefcen unb bie
8uft au« bem ©te*l)eber einjufaugen. AQmälig fteigt bann
bie Slüffigfeit empor, bi* fie ben ganjen ©te*brbe'r anfüllt.
Berfd)lie6t maa bjerauf fetmefl mit bem 25aumen (ober ftatt
ift, um ben Unterftu^nngSpun!t be« einen jweiarmigen |>t» beffen mit einem :*u biefem 3wecie angebrachten .^ab,ne) bie
beiarm bilbenben ^ebebaumS aUmalia immer (tycr ju le« Jbffnung B, fo fann man bie ganje glüffigfeitömaffe im
gen. SRan fann mittel« berfelben gajten auf eine größere .beber forttragen, ©ie Iduft fogleid) au«, wenn man B
«Spobe bringen unb bebient fi* berfelben §. Sß., um 93dume öffnet. £>ag fie oor(>er in ihm bangen bleibt, baoon ift bet
auf bie SBagen ju bringen, auf benen fte tran«portirt wer: ©runb ber, baß bie Suft gegen bie SKünbung A brueft
ben (»Ben. Die ©*eere, wie bie 3ange, beftebt au§ jwei unb baß biefer Suftbrucf ftarf genug ift. bie ©*were bet
•Öebeln, beren gemetnf*oftlicber Unterfh'i^ungSpttnft bie 9liete glüffigfeit p überwältigen, welker gem<Jß biefelbe auslaufen
bilbet. &ei einem ©*lüffel ift ber SSart ber eine |>ebeU müßte. £>ftnet man aber B, fo brüeft bie iMtft ebenfo ftarf
arm, ber ©riff ber anbere längere Arm, unb betbe Arme »it oben wie oon unten, unb bie glüffigfeit, mir ber
ftnb buttr) bie ©tange feft oerbunben unb in biefe ©tange ©cb^were gebortbenb, fällt au« bem ©teebbeber.
fällt bet UnterßufeungSpunft be« ^ebel«. Qi würbe »tel 25er gefrümmte ^eber beftebt au« einer einfa*en
ju weitläufig fein, alle 3nftrumente, we(*e auf ben $ebet Si6bre/ welrbc fo umgebogen ift, baß fte einen SBinfel Hl
ti* junutruhren (äffen, anzugeben, e« finb biefe« bie mci= bet, beffen einer ©rbenfel etwa« länger al« ber anbere ift.
bäum unter bie Saft gef*oben unbba« entaegengefe^te @nbe
emporgeboben wirb. 3ufammengefe&ter ift f*on bie foge»
nannte 4>eb(abe, bei welcber etne Sorricbtung angebra*t
ßen, bei beren Anwenbung mit einer »erl,
jiraji eine grope wj* Dctvuuigi xvxtq.
8«'
^fbri (3ob. DeL), ein beutft^er »olf«b{cr)ter, beffen
bunft ©inntgfeit unb @emütbli*fett au«gejeicbnete, in ei:
nem f*roab. Dialeft gef*rtebcne unb von ihm fclbft al«
„atanannifebe" bejei*nete ©ebtebte abm eine bo&e ©teüe
unter ben Diestern bcö beutf*en 83ater(anb« anweifen. dt
warb 1760 ,,u Saufen bei ©*opfbeim im S3abifcben gebo«
ren, ftubirte fpatet in Erlangen unb wibmete ft* enblict)
oorjüglicb bem ©c&ulfac&e. (gr befleibete feit 1805 bie ©tetU
eine« Jftr*enratb« unb würbe 1808 £>irector be« je&igen
fpeeum« ju Jtarl«rube, 1S19 $rä(at unb ftarb 1826 auf
einet Steife ju ©cbwegingen. ©eine ©ebieb^te erf*ienen \u-
erfi 1808 unb würben balb »on mehren ^Bearbeitern tn«
^o^beutfebe übetfeftt Außer ibnen bat p. noeb »erf*iebene
1 »em»
SRan bebient -fiep. bicfeS Snfrrument« jum Äbjteben »on glüf*
figfeiten. ©enft man ben fürjern ©*ens
fei in ba« eine Jjlüfftgfcit entbaltenbe
©efäß, j. SJ. in ein gaß, wie bie Ab»
bilbung jrigt, unb faugt am Snbe B
beö längem ©*enfel« , fo läuft enblid)
bie glüfftafeit bureb, biefe Jbffnung au«,
unb ubrrlaßt man ben fo bergeßeßten Ap*
parat ft* frlbft, fo ergießt fi* atlmältg
fo viel glüfftgfett au« bem ©efäße,
bi« ber ©piegtl berfelben unter bie flRünbung be« für«
jem ©epenfel« getreten ift. Um ba« Anfaugen be« ph
ber« bequemer bewerf ßeUigen ju f6nnen, ift in ber Abbild
bung ein ©augr6t>rcben angebracht, welche« »on bem untern
Qnbe B in bie ^ur)c gebt. Wtan fcbließt bann, um ben
in ©ang }u bringen, erft B mit bem ginger unb
am ©augrobre, bi« bie glüfftqfeit im begriff ift, in
bann jiebt man SRunb unb ginger jurücf.
uigiiizea
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Keller
350
Hebräer
2>er fognwnnte roürtembergifchf £ebet bat
iwei gleich lange , unten etwaS umgebogene Sehen*
fei. 3|t er einmal gefüllt (burch Änfaugen), fo
fann man ilm mit einer bcr beiten SRünbungen
eintauchen, bann beginnt bie anbere ju fliegen unb
Ernenn baS Niveau ber glüffigfeit fo tief gefunfen
Ift, baß tiefer Jötttx ju fließen aufbort, fo bleibt er bod) ges
füllt. iJDaS SBefen bc& v£>eber3 erfldrt ftcr) barauS, baß, wen«
in bem einen Sehenfcl bie glüffigfeit ausläuft, über ir)r au?s
bait ein leerer {Raum entfteben würbe, trenn nicht burch
cm anbern Sd)enfel neue glüffigfeit nacbbrdngte. ßinen
folgen leeren Kaum läßt ber Luftbrucf gegen bie Oberfläche
ber glüffigfeit nid)t entfiehen, fotibcrn berfelbe treibt bie
glüffigfeit nad), ganj in bcrfelbcn SBeife, n>ie biefee» bei ben
Säugpumpen (f. pumpen) ber gali ift.
ein mrr)r intereffantee» als mißliche? 3n|irument ift ber
fogenannte anatomifd)e £eber. 6r berubt auf bem bu
f Junten Safee, baß in jwei miteinanber in Sierbinbung (te*
benben ©efdßen jebe in fie gegoffene glüffig»
feit ficr) in gleite .£>öbe ;.u (teilen beftrebt.
(rin weite* mebrigeö (Befaß fleht, wie bie gi«
gur zeigt, mit einer ziemlich langen, oben trict)-
terförmtg erweiterten Siöbre in Sierbinbung,
25er unten angebrachte £abn ijt für gewöhn*
lief) üerfcbloffen unb wirb nur nach bem Sier*
fud) geöffnet, um bie glüffigfeit abjulaffen. übers
binbet man nun baä wette ©efdß mit einet
JBlafe unb gießt in bie Stöbre SBaffer, bis eS
in ber ©egenb bc* irichterä ftebt, fo wirb bie
Ü3lafe gewaltig aufgetrieben unb man fann ein bebeutenbe*
©c wicht, j. 93. ben eignen Äörper auf bie SJlafe (teilen , ebne
baß tiefe eingebrüeft würbe. 25ie Äraft tee SBaffer* in
bem weitern ©efaße ift eine golge feinet JBeftrebene* , mit
bem SBaffer in ber fltöbre gleiche -pöbe anzunehmen, unb ba*
ber fo groß, wie tae ©ewidbt eine? SBaffercplinber* »on ber
•Ööbe ber *>iobrc unb bem 2>urebmcffcr be? weitern ©efdßeS.
25a bei ber angegebenen Siorrichtung bie ffilafe fehr auSge*
behnt wirb, unb baburd) alle ihre £dute unb ©efäße fehr
fichtbar werben, fich leicht anatomiren (jerlegen) laffen, fo
bat man bem Snftrumente ben angeführten tarnen gegeben.
(5 rtti ich oerbient noch ber fogenannte Stoßheber ober b 9 j
braulifd)e SBibber, welchen ber Grfinber be* Luftballon?,
SJlontgolfier, juer(t bergeftellt hat, (Erwähnung. A ift ein
SBafferbebdlter, B eine flcöbre, »eiche bei C uerfchloffen ift,
bei I) unb K aber Öffnungen bat. SÖon tiefen fd)ließt fid)
bie erfte, wenn ber Stoß be* SBaffer? eine hohle, nicht ju
fd)were SKetallfugel D, bie für gewöhnlich von einem 25rabt=
gitter wr bem gdnjlid>en herunterfallen gefcbü&t wirb, an«
brüeft, wdbrenb auf ber anbern Öffnung eine aufliegenbe
.«läppe burd) benfelben 25rud fich öffnet unb SBaffer übet
fid) in baö ©efdß F, aber nicht au* biefetn jurücf treten Idßt.
G Eft ein« in baö ©efdfcF .*ejd)enbe betberfei« offene «ih«.
Da* SBaffer fdUt au* A burih flößt gegen D, brüdtt«
jiugel an, öffnet E unb tritt in gewijfer Quantität über K.
tiefer Vorgang wieberholt fid) in einzelnen furjen 2ibm
(baber ber 9lame be* Snftrumentö), halb ficht baj j&-T;[
in F über ber untern tDiünbung ber JKobre ti unb nun
wirb bie Luft über bem SBafferfpiegel im ©efdfe F cin;t;
fchloffen unb jufammengepreßt. 9tad) bem ©tobe tiefer
fammenpreffung (trebt aber auch hie eiaftifche Luft ficfa aui-
)ubehnen unb fo treibt fie ba& Sßaffer in ba6 iRobr G tut
por, welchem eine jiemlicb bebeutenbe Länge haben mui
wenn tat- SBaffer nicht wie bei einem Sprtnabrunncn ui
ihm emporfebießen foll. ©an t)at biefem 3nftrumente eine
nü(j liehe Tfnwenbung ju geben gefucht, ber Umftanb ober,
baß burch ba* ©toßorntil D immer eine jiemlicb. bebeatcnCc
^Quantität SBaffer verloren geht, welches fich auf '^7
Sßeife anhäuft, macht bad Snfirument jiemiich unbraiNhhs.
^ebert (3acq. 9?enO/ her fchmachooll|te unter ben
2d>rc(fenSmdnnrrn bcr franj. Steoolution, warb 1755 ja
2Henc,on geboren unb fam bann nach faxte, wo er ein licUr
liehe» unb fdunt liehe* Leben führte, furje 3eii bei einem fleiac
Ztjtaltx al& Siilleteur angeftellt wair, biefe Stelle ater m>
gen begangener Unreblicbfeiten verlor unb entlieh burd» t»
4?erau?gabe eineö 3ournal3 unter bem 2itel ,JPin Durb^w
benSJeifall bc6 parifer pöbele fid) erwarb, ter ihm 'm ic
tcu bei Umfiuricö aller bürgerlichen Crbnutig eine Scto
tti:n gab, welche er ohnebicü nie erlangt haben würbe .
jenem Journal überhäufte er bie fön. Jamilie mit ten c;
meinften Schmähungen unb SBcrleuuibungen. Uli er xsua
einer Scrfcfjwörung gefänglich cingejogen werben war, br-
freiete ihn ter unwibetflehlirh geworbene $>öbel. KW
bie Äönigin ber fd)änblichjien Sjerbrecben an unb oerberu
bie Äinter berfelben, inbem er benfelben 3eugnifTe ge-^ra
ihre OTutter in ben 9Runb legte, welche fogar Siobeercr.s
empörten. war ce? namentlich, welcher bie Wcb^'f •
be* Chriftenthum* unb bie Ginführung be§ ©otte*ticnn;;
ber SJernunft betrieb, bie wahnfinnigfte unb verru^cit-'
2hat ber Steoolution ; er war eö, ber bie ebler tenfentert
©ironbiften ftürjen half unb fogar £anton ber SJeiltr-"-
ber greiheit unb ber ÜJlenfcfjenrec^te anflagte. JDanton unO
Stobe^pierre ließen ihn enblid) oerhaften, fowie meh« fHw
Anhänger, ^»cbertijten genannt, unb 1794 wnrte a
halt tarauf auch fein 'Ü'eib, eine ehemalige Coline,
tet. Gin 3eugniß für bie 3tid»t6würbigfeit feineo ß; ;-
ter* legte bie erbännliche Seigh«'t «&, niit welcher R
bei 33ejtcigung beo JiBlutgerüjted benahm.
Hebräer ober 6br der, b. b- hie oon 3enfet«, ^
ber gemeinfchaftliche 9tame aller Stacbfornmen Ähahanif
welcher oon jenfeit bed Suvhrat au* bem öante $R<<
mien nad) ^aldftina einwanterte. 2>iefe* ?anb yttttU
ben Schriften be5 X Z. burd) göttliche SJerhetBunj W
9tad)fommen beä Abraham al* SBohnung unb Cigentt
jugefagt unb hi'ß hoher ba« 8anb ter S^erhrißimg ct.r
gelohte 8anb. 'Äbraham oerehrte ben alleinigen ©ott -
fid) ihm offenbart h«te, unb tiefer ©latihe ging «"f !r":
üRachfommen über, welche fich von ben heibnifcben ^°v^
unter benen fie lebten, noch burch ein äußerliche? snaw
nämlich burd) bie oon Abraham eingeführte üöefcbmici;'
unterfd)ieben. Abraham batte einen Sobn 3faaf unb W*
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Hebräer
frr (inen Sobn 3atob, ber mit feinen bfibrn grauen 2ea
unb Säbel unb beren SWdgben jwolf S6bne jrugte: Su=
tat, Simeon, «cot, 3uba, 2>an, Sapbtali, ©ab, Bffer,
Sjäjte, Sebulon, 3ofepb, iÖmjaniin. *)(ad> biefen nann*
rrn fscb b«t Stamme ber .pebrder, nur bap jwei Stamme:
(jpbraim unb SÄanaffe, nad) ben Söhnen Sofepb'S benannt
wuroen. fiion feinen SJrubem an reifenbe Äaufleute oer^
faaft, fam 3ofe»t> nacb 'Kappten. Seine Slugenb brachte ihn
tne (Sefdngnij), feine Älugbeit aus biefem in bie 91aljc bes
2tumi. Cr mürbe vornehm unb mächtig unb jog feinen
Stüter mit 70 Jtinbem, Gnfetn unb Urenfeln nad) bem
frucötbaTen fcanbe Öofen in Ägypten. ^)ier blieben bie $t:
bider 430 3abre unb mehrten fid> ju einem SUolfe ton
SÖHOionen. Sie dgppt. Aonige fürchteten bie süNretchen
gremblingt, brutften fie unb gaben fogar, um bie weitere
JJermebrung bcrfelben }u oerbinbern, bas graufame ©efefc,
bo§ alle mdnnlicben neugeborenen .Hinter gerobtet merben
feilten. Sa trat SRofeö, bureb 3ufaU errettet unb am
Utl #ofe erjogen, ein cmttbegeijlerter SWann, unter ben
■bebrdern auf unb befreiete fein Siolf aus ber dgtjpt.
Jtnee&tfc&aft. <Sr fübrte fie buref) bae rotbe SJfrer bem at-.
lebten Jfanbe ju. Den 3ug fcbit&ten <ioo,ooo (heilbare SJfan--
nrr. 3n ber Änetbtfcbaft mar bas S3olf fittenlo* geroorben
uno 28off8 fab, ein, baß es oor ÄUem tu: A ben ©tauben
an ben Ginen wahren ©Ott unb turch eine auf biefen
ÖJIaubm fieb grunbenbe ©efc^gebung gebeffert merben muffe,
ebe e* in bern Sonbe ber Sirrbeijßung nacb S3efiegung ber
bribrüfeben iöcwobner bcffelben fefte 2Bobnfie}e faffen bürfe.
Carum gab SWofe« bem St3olfe Seligion unb ©efefcc unb
flirte eJ *» 3ab« in ber SBüfte umber, fobafj Sic-
jeniaen, meiere enblicb baS r)rilige ßanb betraten, einem
muen. in befferrr 3ucf)t unb Sitte erwaebfenem ©efcbjcdjt
angehörten. 5Rofes fclbft erreichte ba5 gelobte Canb nur
mit feinen 2fugen, er ftarb im 2lnblicf beffelben, naebbem
er 3ofua jum gübrer ber «prbrder ernannt hatte. 25iefer
roberte $aldfrina unb bas ifanb marb an bie Stdmmc wj
tirtilt. 2>er bem ©otteSbienft geweibete Stamm Ceti lebte
in 48 Stdbten unter bie übrigen ©tdmme oertbeitt. 9fo<b
iinqere 3eit hatten bie Wehrder gegen bie tbeiß »ertriebenen,
tfjeil* unterbrüeften bisherigen einwobner ^aläftinas ju
f impfen unb auch untereinanber geriet he n fie in £dnbcl,
welche mehrmals ju blutigen ©ntfcr)eibungen führten. SDft
-'erließ bas SJolf ben ©lauben an ©ott unb trieb Eb;
: :terei. 35er 3ufammenhang ber Stämme untereinanber
MB mebr religiifer al$ poIitifdt)er 2frt, benn nur bureb tie
ftUpxtU^k mürben alle jufammengebalten unb ber »f)ohe;
orieflcr bilbete ba§ Cberbaupt. Serfelbe mar auS ber gai
o,\ht t>e$ Äaron, SRofeä' ©ruber, unb regierte im 9camcn
Öottrt, 3tbooab'd, al$ beffen beoor^ugte« SJolf fieb cie.fre;
Ma betrachteten. 3ur 3eit ber ©efabr tbaten fid) gelben
Ijeroor , melrbe an bie Spifee ber Äriegdbeere traten unb aueb
■m Sritben auf Kecbt breiten. Sie merben Siebter genannt,
unb man rechnet ju tbnen namentlich ©ibeon, 3epbta, Sim ■
foa unb baö belbeumütbige 2Seib Debora. Samuel, ein
rubrer 1>ropbet, roar ju!e|t S?icbter, benn al§ er alt mar
unb feine pon ihm ju Siebtem beflellten Sobne fieb bab;
;^tig unb ungerecht zeigten, foberte ba8 SBolf oon ibm
einen Äönig. Samuel gab ungern nach unb falbte um 10.30
". 6br. ben <5 au l (b. b. ber Verlangte) jum Ä6nige. (Sr war
rill Sobn out bem Stamme «Benjamin, bureb Aörper^
351 Hebräiscbe Sprache n. JL ii erat.
Ildrfe ou6gejeid)net, aber Pon unbebeutenber vf>eTfUnft. Gr
brfiegte bie geinbe feine« ©olfg unb febaffte ftdr) allgemeine
Bnerfennung, würbe aber bureb felbftdnbige Gingriffe bem
Samuel miofdllig, ber auf ©ebeifc 3fbooab'6 Dapib (f. b.),
ben Sobn 3fai'8, auS bem Stamme 3uba, jum Ä6nige
falbte. Diefer regierte 1065—15 p. Gbr. rubmooll unb
meife, ftblof ^>anbel»oerbinbungen, Perbefferte bie Serfaffung
brt Staat« unb ber ©otteöoerebrung unb r)ob fein SBolf auf
eine böbere SJilbung&flufe. 3n feinem ©eiflc regierte anfangt
aueb fein Sobn Salomo (f. b.) 1015— U75 p. Gbr., welket
ben pracbtooUen 2empel ju 3erufalem erbaute. 25a8 bebr.
5BolP gelangte unter biefem Ä6nige ju einer JBlüte, weicht
e* nie juoor eaeid>t batte. Salomo mar aber pracbtliebenb
unb perfebwenberifeb unb neigte fieb auö!dnbif<ben Sitten
ju, unb tU nacb feinem 2obe fein Sobn JRebabeam bie
Stamme, roetebe um SHilberung ber brüefenben Abgaben baten,
mit ben übermütbigen Sßorten jurüefwie* : „SD?ein SJater bat
tueb mit JRutben gegeißelt, icb aber merbe eueb mit Sfor»
pionen peitfeben", trennten ficf> jebn Stdmme ab, bilbeten
tat Steicb 3frael unb mdblten ben 3<robeam jum Könige,
fobag JRebabeam nur in ben Stdmmen 3uba unb ©enfa;
min, roelcbe Pon nun an jufammen baö Seicb 3uba i)\t$tn,
Äonig blieb. Sfrael, in weitem Samaria vöauptjlabt war,
ergab fieb balb bem ©6)?enbienfle unb 19 A6mge auö oerfcbiei
benen ©efcblecbtern brrrfebten nacbeinanber unter entfefclicben
©reueltbaten , fobaß ba« Seicb febon 722 p. Gbr. eine Äeute
ber Äffprer mürbe, beren £6nig Salmanaffar bie 3fraeliten
in bie mebifeben ©ebirge »erpflanjte. 3uba mit ber^aupt--
fiabt 3erufalem unb bem Salomonifcben Stempel birlt fefter
am ©lauben ber «dter, bod> griff unter fdblecbten Ä6nigen
aueb i)\tx bie Abgötterei um fieb unb ber SJiangel an §u:
fammenbalt jmifeben ben feinblicben Seieben 3frael unb Suba
mürbe Urfadje, ba^ fie ibren gemeinfebaftlicben geinben
niebt gemeinfamen frdftigen SBiberftanb leiteten, ffiie Sfrael
untergegangen mar, fo fiel enblicb auc^ 3uba, naebbem nod&
20 9tacbfommen 25apib'8 regiert batten, unter benen einige
im Sinne biefeS Äinigö jur Grbaltung bei ber mabren
Seligion tbätig gercefen waren, b8ß P. Gbr. in bie J^anb
9iebufabnejar'8, Ä6nig« Pon ©abplon, meleber 3«rufalem
eroberte, ben Üempel plünberte unb Perbrannte unb bie Tin-
gefebenen au* bem jüb. SJolfe nacb ©ab»lon bringen lief,
©aburtb, baß bie alte .£>auptftabt 3erufalem mit bem Üem;
pel unb ben #eiligtbümern beim Seiibe 3uba geblieben mar,
foroie bureb bfn Umflanb, bafj fieb biefe« Seiet) Idnger al«
baS Seid> Sfrael biclt, unb enblicb barum, meil nacb öeeru
bigung ber babplon. ©efangenfebaft bie SBiebererftebung be«
XJolfS Pom SBieberaufbau be3 SIempelS ju Serufalem au6s
ging, trat in ber golge ber9tameber 3 üben an bie Stelle
ber altertbümlicben JBejeidmung Wehrder, unb bie roeitere
©efebiebte btefeS Bolft ifl baber in bem »rt. 3 üben mit-
jutbcilen.
^fbräißdje Spracht unü» €ttrratur. 25ie b<br. Spradje
rotrb ju ben fogenannten femitifeben Sprachen gereebnet,
einer ßtaffe oon Sprachen, melcbe jundcbfl biejenigen BöU
fer gerebet baben, beren Urfprung man nacl> alter Uberlie;
ferung oon Sem, bem Sobne 9ioab'6, ableitete. Unter bie*
fen Permanbten Spraken ^etebnet ft'cb bie bebr. bureb fBoi)U
laut, Äraft, Seicbtbum unb 'Äuöbilbuna, auö. 3br« gtipte
8öicbjigfeit crbdlt biefelbe bureb bie in ihr gefebriebenen fflu*
Google
Hebräische Sprache u . Literat. 35Ä
Hebriden
eher be* X treibe ficb, auch abgefeben t>on ber religi6=
fen ©iebtigfeit, treibe biefelbm für Suben unb Gbrijien
btd auf birfen Jag behalten haben, bureb porttfebe ©ch6n*
fceit auf ba* »ortbcilbaftefie auöjeicbnen. SJerglricht man
bie bebr. Sprache mit ben unö bef annteff en , ber griech.,
lat. unb ben neuem, ©prägen, fo fallen eine ©engt rot>
fentlicber Unterfd)icbe auf, ton benen wir nur eihtae ber
lundcbft ftc^ barbietenben berubren wollen. Gigentbumlich
« junaebj bie gorm ber JBuchftabcn unb bie ©rhreibart.
SKan nennt bie bebr. ©ebrift eine duabratftbrift, weil ficb
bie iSBucbfruben fämmtlict) ber ßuatratform annähern unb
ftd» bur$ Gcfigfeit au*jeicbnen. Da* |>ebrdifcbe wirb fer=
ncr noch jefct reu ber regten $anb n,id> ber (infen ju ge;
fcf>rieben, fobafj ein nad) mobernrr 2Beife gebunbene* bebt.
Jöucb, anfängt, wo gewobnlicb bie Sucher mben. Die bebr.
©ebrift t>at ferner nur Gonfonanten, feine SJocalc, unb ob=
gleich biefe oon jel;er mitgefproeben worben finb, fo bat
man fte bocl) erft in fpdtern Seiten gefebrieben, inbem man fic
nach TLvt »on Äccenten unter ober über bie Gonfonanten
fefete. Die bebr. ©pracbe fennt nur brei Siebetbeile: 3eit=
worter, ©ubftantioen unb ^artifeln, »on beuen bie Seit*
worter bie ©tainmwörrer ber übrigen finb, unb jwar bracht
jebe* 3eitwort nur au* brei ® ucbjtaben (Gonfonanten). 1 Die
böcbfte Äuebilbung erreichte bie ©pracbe jur 3eit ber lönigc
Davib unb ©alomo unb bis jur 3eit ber ©efangenfebaft
blieb fie lebenbe 8Jolf*fpracbe. Viach ber JRüctfebr au* bem
Gril hatten bie ©prägen ber «J6lfcr, unter benen bie £e*
brder gelebt, mit ber alten Sanbeefpracbe fi'd> oermifebt, unb
wenn bie altbebr. ©pracbe noch, längere 3eit aiö ©d>rift^
fpracbe ber Öebilbeten ficb erbielt, fo war biefe* nur eine
golge bei Umftanbeö, bafj bie mit religiofer Gbrfurct)t bertach*
teten ältern ©chriften, welche man fammelte unb oibnete,
in ibr gefebrieben unb beim ©otteöbienjte gebraust würben.
Die in ber Sibel enthaltenen altbebr. ©cbrifhrtrre finb,
wie au* neuem gelehrten gorfebungen mit einen bobei
©rabe oon äVJabrfcbc inlicbf eit ftcb ergeben bat , in ü)rct igt-.
genwärtigen gorm erft jur Seit Daoib'* unb nacb berfdba
abgefaßt worben; boeb gebt au* tbrer Sefcbaffenhcit uc
gleich auf ba* beftimmteffe hervor, baß bie SJerftffer tot:
fe Iben ältere £lueQen, tbeil* färiftlitbe (furjere), tbeil* nurnc--
lichc Überlieferungen benui.mn, unb ältere Urf unten au4
wol ganj in ftcb aufnahmen. Gs ift gewiß, baß febon yi
SWofcö' Seiten bte ©ebreibfunft ben Hebräern befannt gern:
fen fem muß, aber1 man bebienre ftcb berfelben wol nur, an
in ©tetrt , vjöobj ober Sffietali gewiffe befonber* wichtige 3lai^
rieb ton einzugraben. Die gewöhnlichen Uberfcbriften berftit
«ber im 2.: fünf öücber SRofr, öucbSofua, «ab ta
Äicbter, Sud) iKutb, *wei Sürber ©amueli* u. f. tr. yn-.
gen ben £auptgcgcnftanb ber Darfielhmg, nicht ben Ber;
faffer an. Die jungften altbebr. SJücber finb ungefäbt 900
3abre nacb, ben älteften abgefaßt worben, jur 3eit tet SRaf-
fabäer. 3a allen fpriebt ftcb eine bebe jBegeijietmM füt \\t
wabre Religion, ©toll auf bie Gbre, baä aufterroäblte 8flf
Giutteö zu fein, unb nebe jum 5Baterlanbe auS. Kit aber
bie ©cbicffale be$ bebr. 83olf* wecbfelten, fo gefialtett fri
rtueb ber Gbarafter in ben ©cJjriftwerfen beffelben verfebfefea
Da* bobe HÖewußtfcin oon ®röße unb ÜSJfacbt weicht junieijt
al* im SJolf unb auf bem 2bron SUerberbniß ber Sitten tue
ber Religion einbrach, bem Sangen unb ber SBarnung wt
nabem galt, unb nadbbem biefer erfolgt, fpriebt ftcb ©a)nro
unb Grmabnung jum geftbalten am ©lauben au*, »cn »ei
cbem, fowie oon bem erwarteten 9Reffia< (f. b.) aBein l«
Kettimg abhängig gemacht wirb. (ÜJergl. S3ibeL)
j^ebriöfn, eigentlich $a hüben, beißt eine Snfelflruw
bie au* etwa 30U grißern unb fleinem, jufammen un9fc
Hecht
353
Heer
fdbr 160 dW. entbaltenben ©lanben befielt unb t>or bet
ffieflrufte ©dbottlanbS liegt. ©ie finb alle raub unb gebir*
gig, baben »tele ftrtne ©een, große Woore unb ein nebli«
geS, feuchtes JUima. 25er 2Ccf erbau ift unbebeutenb, bocr)
wirb auf btn 80 bewohnten Snfeln b»« unb ba ©erfte,
£afer unb felbft Seiten gebaut; wichtiger finb bie ©cbafs
juö?t unb ber gtfcbfang: aucb werben tuele (Siberbunen ges
fammelt unb e$ wirb eifen, äölei, .Robalt 'unb etwas ßuecf«
jilbcr gewonnen. Sioä) gegenwärtig i)txrfd)t Ijicr baS Glans
»erbaitmjj (f. £oer;lanb) unter ben 80,000 meift fatbolis
fa)tn SSewobnern, unb bie alten febot. ©Uten baben ficf>
hier reiner «reiten als in ©cbottlanb felbft. Die größten
unter ben <§ebrtben finb 8ewiS, 3§la, ©fpe unb 3Huflj
bie betten (entern finb entfebieben »ulfanifcber Statur unb
erheben fteb. bis ju 3000 g. über bie WcereSfldcbe. Huf
«Null wirb viel ©oba gebrannt; weftl. t>on berfelben liegen
bie f (einen ©ilanbe ©taffa mit ber berühmten gmgalSgrotte
(f. löafatt) unb 3ona, wo im 6. 3<>brb- ber ^eilige Go«
lumban tin WencbSfloftcr grünbete, twti welkem auS baS
Gbrißentbum unb bie SBiffenfdiaften im Horben ausgebrei-
tet würben. 2>ie Ürümmer bes alten Doms finb nocb ju
(eben unb in »orftebenber Hbbtlbung bargefieOt. Sieben bem
25ome flehen bie überrefte einer alten ©rabftdtte unb man
jeigt 60 einfache ©rabfteme, unter benen 48 fdwt, 8 nor«
roeg. unb 4 irldnb. .Könige ober wenigfienS Häuptlinge bc;
graben liegen foUen. Entfernter im £>ceane, von ber übri>
gen SBelt gänzlich getrennt, erbebt firb baS f leine unju»
cinglicbe Cilanb ©t.sjtilba, beffen ©ewobner, 110 an oer
Sab'/ flenügfameS, patriardjalifdjeS geben führen, baS
jur SJejeicbnung einer a(ücflicr)cn 3urücfgejogenheit in ganj
(Großbritannien fprüdjroörtlicb geworben ift.
fitcljt (ber) iff ein befannter Sffaubfifcc) in Stüffen, ©een
unb 2eid)en ßuropaS unb SiorbamerifaS unb jeiebnet [ich
burdb einen waljenformigen, etwas lufammengebrücfren,
mit großen ©djuppen bebeeften 8eib, länglichen, flumpfen
unb mebergebrürften Äopf. f leine fpi^ige 3#>ne im Uns
terfiefrr unb fteine t)ecr)e(f6rmtcje 3dfjne im ©aumen, an
ber Bunge unb an ben Äiemenbogen aus. Gr fyat -nur
eine, nabe am ©djwanj liegenbe 9?ücfenfloffe, f^at ein
itifti geben unb wirb juweilcn fefjr alt unb groß, bis
brei gujj lang. Der Jjccbt gebort »u ben grfrdßigftcn Kaubs
üfeben, er ndbrt fid) oon allerlei fleinern gifd>en, gr6fd>en,
sBitfcre- Cfcno.'Sa. U.
Satten u. bgl., unb wenn eS ibm an Wahrung fefjlt, fö frißt
er feine eigne ffirut. Da er ein fer>r woblfcbmecfenbeS gleifd)
bat, fo halt man Um ^duftg in Seidben. Gr gebebt am
beffen in flarem falten SBaffer über feftem fieftgen ©runbe.
Wan muß ibn in eignen Seichen hatte n , weil er fonfl burefc)
feine Öefrdßtgfett großen ©ebaben anriebten würbe, nament«
lic{( wenn man ibn in Äarpfenteicbe bringen wollte. 3n
biefe fe|t man fie nur in febr geringer STOeiwe, um bie fleis
nern fjifcbe weg^ufreffen , welche fonft ben «arpfen ba§ gut*
ter entgehen würben. 9Ran unterföeibet .^attptheefetc
(bie größten), Wittels ober Scbüffelbtcbje unb fleine
ober ©ra Sterte. 3n großer Wenge werben fie in @cr)les
fien, Söbmen, Ungarn unb in manchen ©egenben S3rans
benburgö gefangen. Jpitx werben fie eon ben fogenannten
^»eebtreißern einaefaljen unb »erfebitft. Zn ber äDflfee
troefnet man aucr) «peebte an ber Suft unb bringt biefelben
in ben ^anbel. Der Stögen gibt einen gut auSfebenben,
aber bem ruff. an ©efe^maef nacbilcbenbcn Jtaoiar.
^ffr ober (franj.) Xrmfe &<ißt jebe größere, gehörig
geglieberte, unter einem gemeinfamen Dbcrbefebl ftebenbe ©es
fammtbeit oon jtriegSleuten, im weiteren Umfange bie ges
fammte ÄriegSmacbt cineS ©taatS. Urfprünglieb pnb alle
famp»pbiejc freie Wdnner jebeS ©taatS jum jtriegdbienfte
»erpftic^tet unb bilben baS ^eer beffelben. 97acb.bem fief)
jeboet) ein Iioberer Gultur^ufianb auSgebilbet unb eineSs
tb.eilS bie ©eburfniffe ber ©taaten fieb fo gefteigert b«rtcn,
baß man Weber jur 3eit eine § jtriegeS iurö) allgemeine 33c =
waffnung alle ©ewerbtbdtigfeit unterbrechen wollte unb fonnte,
nod) in griebenSjeiten geneigt war, bie Übung in ben 2Bafs
fen fortjufe^en , anberntbeilS bie ÄriegSfunft felbft eine böbrre,
»iele Übung erfobernbe XuSbilbüng erlangt batte, bilbetc
fief) balb ein neuer 3ufianb ber ^eere au?. SBie ft'cb Gin:
seine ndmlid> anbern Wewer ben wibmeten, fo gab ei au±>
SRenfcben in großer Änjabl, roeldbe SReigung jum Äriegerles
ben bejlimmte, ftet) biefem ju wibmen. ©ie matten auS
bem Äriegerftanbe ein ©ewerbe unb fo famen bie ©6lbner,
©olbaten auf, weldje anfangs nur ju jtriegS^eiten in
SMenft genommen, balb aber, um bem ©taate ju allen 3eiten
©ieberbeit nach außen ju erhalten, für immer gehalten unb
im .Kriege nur »erjldrft würben. 2Cuf biefe SBeife enrflanben
bie fteb^nben £eerr. 'ÄUerbingS fann man ©puren foU
eher ftebenben •Ocere fd)on in ben dlteften afiat. ©taaten
finben, in Snbien, Ägypten unb anbern, infofern eS fytx
Ä a (l e n (f. b.) unb unter biefen eine Äriegerfafte gab . b. r).
einen abgefcf)lofjencn © tanb , welker allein ber SBaffenfubrung
gewibmet war. 2>och war bie Äriegerfafte , welcher nur
turd) geifiige Übcrlegenhctt bie übrigens eng mit ihr toerbun*
bene spriefrerfafte »orjtanb, urfprünglid) baS erobernbe SJolf,
welches (tch bie untern Mafien unterworfen t)attt unb war
baber nid>tö 3CnbcreS als SiolfSbewaffnung^ 3(uf dbnlidje
SBeife [eben wir aud) im Wittelalter ben ©tanb ber Herren
unb Stitter baS 28affenred)t in 'Jt'nfpruch nehmen unb ben
Äem beS «£cer8, weldjeS SBolfSbewaffnung war, bilben.
Q(IS bie erflen ftebenben ^eere werben gewöfjnlid) bie r&m.
Legionen jur 3eit ber Äatfer angegeben ; bod) auch biefe was
ren SBolfSbewaffnung. DaS r6m. 9ieicr>. war fo auSgebebnt
unb würbe fo einjig burch ©ewalt ber SBaffen jufammens
gehalten, baß 9?om felbfl in' einem fortwdbrenben ÄriegSjus
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flanbe fleh, befanb. So fonnten beim au$ feine Süraer We
SBaffen niemals rrfeberleaen, unb ba bie j3abl ber iBürger
gegen ben Umfang beS9ieic$S ju tiein war, fo brdngte ficft
bie 9?otbwenbig(eit auf, auch grembe in bie Legionen auföu*
nehmen. ©ei ben alten, beutfehen B6l(erfcbaften traten in
JtriegSjeittti alle greien bewaffnet jufammen, unb wie ficfr
allmdltg baS BehnSwefen (f. b.) ausbildete, würbe bie
Äriegöpflicbt ber »orjüglidbfle ®ea,enflanb beS Bafallenbien*
ftt&. Der BebnSberr erlieg bei emera beoorflebcnben Ärieae
ein Aufgebot an all* feine Bafallen ober Dienftleute, weis
$e0 Heerbann tief;, unb biefe erfebjenen an bem beflimms
ten Sammelplafc geruhet unb auf gewifle 3*tt mit BebenSs
mittein »erfeben, um ihren BebnSberm tn ben Ärieg ju bes
gleiten, #eereSfolge gu leiflen. Die ©eifllichen, welche
lieben Ratten, waren jwar »on ber «freereSfolge auSgefcblof--
fen, mußten aber Stelloertreter febirfen. 9cacb ber ©r5ße
beS BebnS war bie 3abJ ber ju flellcnbcn SJcannföaften »er*
febjeben; mehre ärmere Banbeigentbümer rüfleten juweilen
gemeinschaftlich (Einen Ärtcaer auS. ÄIS bie {Bewaffnung
Schwieriger unb bie JWegSfubrung (unfheic&er würbe, mußte
allmdlig ber "Xbtl bie Stellung beS .£>eerbann6 allein über:
nehmen; er hielt Beute , welche in ben SBaffen geübt würben
unb be^og bafür »on ben Banbeigentbümern, welche auf biefe
SBeife ihrer ÄriegSpflicbt überhoben würben, eine (Sntfcbdbü
gung, welche balb jur regelmäßigen 2tbgabe würbe unb
.peerfleuer He f. So (am e$, baft bte SBaffenfübrung
etn Borrecbt beS HbelS würbe. Der Äbel »erfolgte ju febr
feine eignen Snterejfen, würbe felbfldnbtg unb felbfi|"ücj>tig
unb fc^ufete mehr [ich felbfl, als gürjl unb Bolf, unb fo fa*
Inn fleh bie Surften unb bie im SKittelalter emporblübenben
Stdbte gen6rbigt, Sölbner anzuwerben, weldpe binjogen,
wo cS £dnbel gab unb man fie gut bejahte. 3m grieben
pflegte man fte wieber ju entlaffen unb bann trieben fie fidj
wol al$ läftigcS ©eftnbel umher, wenn fte nicr)t balb neue
Dienfle fanben. (S3gl. öonbottiert.) Die erflen eigent»
;ict>f n flebenben #eere bilbeten fieb auS S6lbnern, welche
bie gürflen er(l als Beibwacben unb allmdlig in immer gri»
ferer Bnjabl, um beS übermütigen 2lbelS Jperr ju werben
unb ihre SReicbe nach außen ju fluten, anwarben. Äarl YII.,
Äonig »on gran(reict), war ber Crjle, welker für immer bes
waffnete, regelmäßig eingeteilte unb geübte Beute in Dienjt
nabm. 6r errichtete fünf Gompagnien, öon benen jebe auS
ICO Gittern beflanb, unb jebem bitter waren brei Scbü&en,
ein .Knappe unb ein Diener beigefeUt. 3ebe Gompagnie
{eignete ft'cb bui & SBaffcnrocfe »on gleicher garbe auS,
weiche über bem ^arnifcb^ getragen würben. Ä6nig Bubwig XI.
fugte ju biefen no# 6000 ©cbweijer unb 10,000 franj.
Sußfolbaten. 5Bon granfreie^ auS ging bie ßinridblung flu
^enber -öeerc allmdlig, namentlich in golge beS breifugjdb»
E JCriegeS, auf alle europ. Staaten über. XnfanaS ge>
bie ergdnjung biefer Gruppen nur burtb freie SBer*
w/ als aber baS Jöewufjtfein erwatfite, baß biefe ^eere
nicb't fowol im Ginjelintereffe ber durften, als oielmebr im
©efammtintere|fe beS S3olfS gehalten würben, führten bte
Federungen bte ßonfeription (f. Stecrutirung) ein. Die
©roße ber $eereSmac&t i|i in ben »erftb^iebenen ©taaten je
nach, ben 3citnmftdncen fehl perfebieben gewefen. @o war
baS franj. ^)eer von Bubwig XIV. bis jur diepolution in
griebenSjeiten ungefdhr 130—150,000 9K. flarf, würbe
ober in ÄriegSjeiten beinahe oerbreifac$t. Die allfeirigen 2Ctu
griffe, welche firanf reich wdhrenb ber Steoolution su brf}rt»en
hatte, machten auf er ort entliehe Xnfirengungen n6thtg unb fo
hatte e« 1794 ein £eer »on 1,169,000 2R. Xuib untn
SZapoleon hatte ba« franj. ^eer eine ungero6hnliche €tirfe.
Derfclbe führte 1812 eine Hrmee »on 555,000 «R. r..-.i
Wußlanb. griebridb ber ©roße führte ben ftebenjdbrigen Ärieq
mit einem £eere, welches juweilen faum ben britten Spietl
fo flarf wie baS feiner geinbe war. Beim Antritt feiner $m
gierung fanb er ein £eer »on 80,000 5K. unb alS tx (lirb,
xdblte bie preuß. Ärmee 180000 3R. 3n ber ©chlort bei
Beipjig fließen )wei ber mdchtigflen beere gufammen; bcS
franj. ^eer hatte 340,000 9R., baS ber «erbünbeten 380/MO
SR. unb überhaupt jdhlte baS aefammte actio« ^eer ber Berbini
beten 544,433 SR., woju noch oftr. Armeen in 3ta(ien unb tn
ber bair. ©renje, fowie 102,200 %Jt.{ welche bie gefangen
blocfirten, (amen, ©egenwdrtig ifr bte ©tdrfe ber ftetenta
«Öeere ber »omebmflen Staaten europaS ungefdhr folgenbe:
DaS beutfebe »unbeSheer befleht aus 303,4« ».
©roßbritannlen hat eineÄrmee »on ungefdhr 90—100,000 -
granfreieb * * * * , * 250/XX) -
Spanien « * * * * 100/)00 -
Portugal » » i * * 30—40,000 -
öflreicfc itis* 270,000 -
Greußen » * • * » 122,000 -
8?ußlanb **ii* 612/MO -
Seit bem Äricae mit gran(reicb ober eigentftcb fchon feit
ber franj. SRe»olutwn haben fieb bie ^eere ber europ. Sta*
ten wieber bem Urjuflanbe allgemeiner SJolfebewaffnuna f
nähert. 2)7an bat allgemein wteber aner(annt, baß bieJÖu-.
ger beS Staats bie geborenen unb einjig würbigen SSertbeii
biger beffetben ftnb, unb mebt nur hat man bie flclwcn
|)eere auS ben bürgern beS Staats h«aefleat unb tief«
Speeren felbfl eine innere, ihrer erhoben 8Burbe mehr enlfly
chenbe (Einrichtung gegeben , fonbern überbieS auch aüe öw»
ger in ben meiflen Staaten in gr6ßerm ober geTinaerm Uo=
fange jum SBaffenbienfl »erpflichtet. (83gl. Banbroebr.)
jfiffttn (^Krnolb ^>erm. Bubw.), einer ber au _
flcn jefet lebenben ©efchichtSfchreiber unb Äenner beS W»
thumS, würbe 1760 ju Arbergen bei»remen, »0 feins-
ter bamalS ^)rebiger war, geboren. @r bilbete pch na,^r
auf ber Domfcbule ju IBretnen unb auf ber Unioerfitit ju
©ottingen wiffenfebaftlicb auS. Slachbem 4>. Stalten, jjj
9lieberlanbe unb gran(reich bereift hatte, würbe er IW
außerorbentlicher *J>rofeflot ju ©Otlingen, 1794 orbentticbet
sprofeffor ber ^hilofophie, 1801 ^rofeffor ber ©efcbicbie iat
erhielt nacbmalS ben £ofratb$titel. Schon feit I7ö9 i? JJ
SKttglieb ber Sotietdt ber SBiffenfcbaften )u ©ötttngen. B*
ben »ielen auSgejeicbneten Schriften biefeS ©elebrten ftnb »
fonberS feine „3been über bie f)oliri(, ben Bertehr unt W
^>anbtl ber alten SSBelt" (juerjl©ött. 1793— M), „®<f*'i;t
ber Staaten beS XlterthumS" (5. Xufl., ©6tt 1826) m
„£anbbueb ber ©efchichte beS europ. StaatenfpflemS unt p
ner ßolonien" (4. Xufl., ©6tt. 1822) ju erwähnen. bifc
rifebe SBerte ftnb in einer ©efammtauSgabe »w 15 Ba»'0
erschienen unb auch in frembe Sprachen überfefct «rort1«-
tjf rrgrrätl) nannte man im beutfe$en JRechte benjenwfs
2;heil bei SJachlaffeS, ber in ben ffiaffenritflungen unb
gerdtbfebaften beS ßrblafferS beflanb. 9lur bte näcbflrn mw*
liehen öerwanbten, bte Sc^wertmagen, fomtteii
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Hesel 355 Heidekraut
Jen tbdu)aftfg »erben; wogegen eftt Ä^dl be« »eiMehen
fl?acblaffe* unter btm Stamen ©erabe (f. b.) allein ben
Crben weiblichen ©efcblecbtS jufief.
Ijfgd (®eorg SBi(t). grtebr.) tfl unter ben neuem WhU
tofopben Derjenige, welcher bunt) tag eon ihm aufgefüllte
©pftem bet SBiffenfcbaft baS metjte 2tuffeben gemacht bat,
intern er ebenfo beaeifterte, jum St) eil tijn felbft unb bie
ffiiffenfcbaft laberfcba&enbe Sreunbe unb Tinbänger, als ei>
frigc unb jum 2bcil in ben ärgften SRiSoerftänbniffen bes
fangen? ©egner gefunben bot. 4?- würbe 1770 ju ©tutt*
gart geboren unb flu biete bann ju Bübingen sPtiiiefcpf?ie,
Slbeologie, aJeatbematif unb SRatumiffenfcbaftert. ©ct)on
roabrenb biefer Zeit hatte er an © cb e 1 1 i n g (f. b.) einen g(eid)
eifrigen ©enofjen in ben wiffenfcbaftlicben Arbeiten, unb
nähern $o. einige Zeit £auSlebrer gewefen war, traf er
mit ©cbeUing in 3ena wieber jufammen. tiefer war bereits
$rofeffor unb So. oereinigte fieb, nadpbem er ebenfalls baS
Wecbt, an ber Unioerfttdt SJorlefungen ju galten , erworben
hatte, mit ibm jur Verausgabe eines fritifeben Journals.
Die einigfeit mit ©djcUing mar eine golge beS tiefen
JölicfS, melcben beibe ^bilofophen, fich gegenseitig forbernb,
in ihre Zeit getban bitten, aber fct)on in fetner 1807 erfebie*
nenen „Phänomenologie beö ©elftes" trat So. felbfiänbig nc;
ben ScbeUing auf. Gr mar 1806 ai'ßerorbentltrber $rofef«
for geworben, ging aber noch in bemftlben 3abre nacb 25am>
berg unb blieb hier, ebne ein ILmx ju bef leiben, bis er
180S Stator beS ©pmnaftumS ju Dürnberg unb ^rofeffor
mürbe, ©ein 9fuf würbe burct) feine pbilofopbit'cben ©ct>rif*
ten immer fefler begrüntet unb 1816 würbe er als $rofef»
for ber *pt?Liofopt?ie nacb #eibelberg unb twn bier 1818
nacb SJerlin berufen, wo er eine große Änjabl t>on äubo«
rern um fich »erfammelte unb bis an feinen Stob an ber
Untoerfttät tätig war. Gr ftarb 1831 an ber Gbclcra.
©eine SBerfe, m welche aueb bie ßorlefungen aufgenom«
men worben finb, gibt eine ©efeUfcbaft von Schülern unb
gfreunben 2£>.'S heraus. £.*S f)bilofopr)ie ift eine confequente
gortbilbung ber früljern fcebren, welche ben SJorjug bot« jebe
jemals aufgetretene wabre ^bilofopbie als eine Gntwtrfc=
lunaSftufe ber SBiffenfcbaft jn begreifen, unb nacb So. felbft
ift feine 8et>re nichts «nbereS als eine (Entwicklung ber ©e«
banfenmelt , welcbe genau berjenigen Gntwicfelung entspricht,
bie ber ©ti|i in ber ©efebiebte burebgemaebt bot
firgniumif hieß bei ben alten ©riechen baS JJtabt, weis
cbeS bem angefebenften unter ben vielen Keinen grieeb. ©taa>
ten juerfannt würbe, in gemeinfcbaftlicb unternommenen
Jtriegen, namentlicb gegen bie Werfer, ben jDberfelbbcrm
über baS gefammte gneeb. 2peer ju ernennen. Anfangs
batte ©parta bie Hegemonie, nachmale- '21t hen, nacb beffen
Groberung in golge beS peloponnefifdjen ÄriegcS wieber
©parta unb nachher auf furje Zeit Äbeben. Gnblirb brach*
ten eS Philipp »on SJcacebonien 'unb fein ©obn Bleranber
ber ©roße babin, baß fie »on ben ©rieeben als JDbcrfelb*
berren anerfannt würben, wobureb ©riecbenlanb um feine
©eibfiänbigfeit fam. (SJgL ©riedjenlanb.)
tffltra ober 2pebfcr)ra bebeutet bie glucbt ober richtiger
uSroanberung, unb bezeichnet bei ben SRobammebanern
benjenigen äeitpunft, »on welchem aus fie ihre 3ob« (3Ronb:
jabre ju 354 Sagen) jablen. Siefer ^eitpunft ifi berjenige,
an welchem SMnimmcb vor feinen ©egnern in feiner 58n.
terfiabt Befffl nach Sotreb (jeftt SRebtna al 9labi, b. h- bie
©tabt beS Propheten) floh unb fiOt auf ben 15. ober 16.
Suli 622 n. Gbr. ©eb. 2)a ungefähr 33 SRonbjabre auf
32 ©onnenjabre geben, fo »erwanbelt man Angaben nach
mobam. Zeitrechnung in äeitbeftimmungen nach cbriiflicbcr
Zeitrechnung, wenn man bie mobom. SahrSjabt mit 32
multiplicirt, baS $robuct mit 33 bi»ibirt unb ju bem &uo>
tienten 622 bin^uatbirr. '21 uf biefe SBeife finbet man ,v JB.,
baß baS 3abr 1253 ber #egira ungefähr bem 3ohre 1837
n. Gbr. ©eb. entfpricht
l)cb,cr (ber) ifl ein rabenartiger Sögel mit gerabem,
fhtmpfem, »orn etwas gebogenem ©cbnäbel, feibenartigen,
weichen ©tirnfebern unb buntem ©efieber. Gr ijt etwas
fleincr als eine Ärabe. 3n ben gemäßigten ©cgenben <?u*
ropaS unb "Äfrifaö finbet man häufig ben ^>ol^> ober Gu
du' Iii eher, einen tureb bie ©cbönb'cit feineS ©effeberS fich
auSjetcbnenben Bogel. Gr fommt auch im Horben »or, »er»
läßt biefen aber im £mb»l unb fommt &u uns. 9J?an finbet
biefe Siegel in f leinen Struppen an JDrten, wo fie Giebeln,
JBucbecfern u. bgl. finben. 25och freffen fie auch 3nfeften,
SBürmer, junge Bogel, Gier, 9Räufe u. bgl. SDie ^>aupt»
färbe beS ^»oljhehwS ift weinroth, bie Äehle weiß, ber ©djwanj
unb bie (öchwungfebern jtnb fchwan, bie jjeetfebem ber
$lügc( weiß mit fch6nen blauen Sanbern, bie ^Decffebcrn
beS ©chwanjeS unb ber Xfter bunfel fleifchfarben. '21 uf bem
©cheitel finb bie Jebern, welche er aufrichten fann, weiß
mit einem fch warben glecfe. 2fm Unterfchnabel bat er einen
fdjroarjen ©treif. T>tx 2poljheber bot ein woblfcbmecfertbeS
gleifch unb lernt pfeifen unb Sßorte nadjfprechen. ©eine
getern werben jum ^)uft gebraucht. Gr läßt fich febwer
fließen, weil er febr febeu iß, unb wirb in manchen ©e>
genben auf ber .£> eher hätte gefangen, welche in einer
£ütte »on gaubbolj beftebt, bie um einen mit Seimrutben
beffreften ©aum aufgerichtet ift. Durch einen Eocfoogel (Uhu
ober bgl.) jiebt man bie £cber unb anbere S36gel btrbei,
weldpe an ben Ceimrutbcn hängen bleiben.
^eiöf kraut ober apaibefraut (baS), ein befannteS ©e»
wächS, welche! in fantigen, unfruchtbaren ©egenben, $ei>
ben genannt, ganje große ©treffen bebeeft unb hier baS
Xuffommen anberer ^flanjen unmöglich macht, intern eS
mit feinen weit ausgebreiteten 2öur$eln ben ohnehin nur
fpärliche Nahrung bietenben S3oben auSfaugt. 21 u* in SQalt
bungen finbet eS ftefe unb ifi bier bem Anwuchs jungen SpoU
jeS hinterlich. 3n angebauten Sänbtreien finbet man eS
bagegen feiten. GS bilbet ein niebriaeS, immergrünes ©e»
fträueb. ©tängel unb SBurja ftnb febr bort unb }äh unb
»on braunroter garbe. 3ener breitet fich in viele Zweige
auS, welche mit feinen, tunfelgrünen, fchuppenweife unb
tiebt übereinanberliegenben paarweifen blättern bebeeft finb,
bie an ben ©pifeen noch frcujroeife abwechfeln unb barum
bier noch bichter erfcheinen. 2Die purpunotben, weißen ober
ffeifchfarbenen 83lüten erfcheinen im ©pätfommer unb erbat«
ten für) ben ganjen #erbft über. Das 2pcitcfraut wirb in
weitearmen ©egenben als Biebfutter benufjt, wie benn na«
m entlieh in ber lüneburger Jpeite bie ^»eibfebnuef en, eine
21rt ©chafe, ba»on fich nähren. %üt bie 93ienen geben bie
S3lüten eine »ortrefflicbe Ausbeute unb baber pflegt in $ei<
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Heidelbeeren
begegenben bie JBienenjuebt »orjug« weife betrieben &u wer*
ben. STOan maebj ferner au« bem £eibefraut äBefen, bie
fojjenannten |>eibebefen, unb foH ftcb befjfelben fiatt ber
©itbenrinbe jum ©erben bcS CebcrS bebienen f6nnen.
fjtütlbtmn, Slaubeeren, SJefinge »erben tieerk
fengrofien febwarjblauen , hellblau bereiften Jjhrudjte eine« flets
nen, foum mebr al« fupboben ©traua)« genannt, ber ftcb,
in SBdlbern unb auf Reiben im mittlem unb nc*rbl. (Suropa
unb in SBorberafien, oft bebeutenbe ©treffen überjirbenb, ftm
ber. 2)ie Seerrn baben einen fduerlia)fufjen, fawaebberben
©efebmaef unb enthalten auger ©ebleimjucfer, etwa« Apfel*
unb Gitroneufdure nebfi ©erbeffoff, befonber« einen toiolerten
gdrbeftoff. ©ic werben f^duftg rob ober jubereitet genoffen
unb beSbalb mittel« befonber« etngeriebteter großer böljerner
Ädmme eingefammelk 3(18 9labrung«mittel ftnb fie wegen
ibret gelinb jufammenjiebenben Gigenfc^aften befonber« bei
2>ura>fdtten febr »ortbetlbaft ju genießen, aber wüten, bie
eine ftfeenbe 2eben«art fübren, ntö)t ju empfeblen. ©etroefs
nete Söeercn baben bie jufammenjiebenbe straft in b^berm
©rabe unb ftnb ein niefu feiten angewenbete« SBolftmittel
in 3Diarrb6en, wo fe$on wenige berfclben bie erwünfd&te
SBirfung berworbringen, burfen aber bei enrjünbliebem 3u*
ftanbe be« Äranfen, twrnebmlicb bei emjunbiichen üKubrcn,
niebt angewenbet werben, ba fte in biefen gdllen eljer fe^a»
ben al« nüfeen. 2(n oielen Drten, »orjüglicb aber auf bem
©e&warjwalbe, bereitet man au« Urnen einen «Branntwein,
Heidelberg
ber als £eibelbeergeifi in einigen ©egenben JDeutfek
lanb« febr gefaxt ift unb tbeucr bejablt wirb, £dufa iu
bient man f : cf> ber J>etbetbccrcn , um rotbe Seine ju färben
unb au« weifen granjweinen einen fünltltcben ^Dontaf ju
maä)en. 2tue$ jur SBoIls unb $apierfdrberei werben bie
£eibelbeeren angewenbet unb geben bura) geeignete 3ufd^e
eine bauetbafte violette, blaue ober fa)warjblaue garbe.
fjeiitelbtrfl, eine im Unterrbeinfrcife be« <3rofteij0g>
tburn« SBaben am linfen Ufer be« Slecfar« liegenbe Statt
mit etwa 12,000 6inw. £)it Umgegenb oon 'S:., ift über»
au« reijenb. 3Me Stobt jtebt ftctj jwifajen bem glufi uitb
ben binter ir>r (iegenben Sergen bin unb bitbet eine faß
eine t^albe ©tunbe lange ©träfe mit wenigen Stebengaffm.
2>ie S3erge in SNitternacbt unb SRorgen fdjüfeen bie Statt
tot ben rauben Siorbi unb jDfrwinben, unb bober tritt tie
fd.icnc 3abr«jeit in S:. zeitiger ein, a(« in anbern Ctlrn
»on gleitber geograpbifeber Sage. Die JBerge ftnb oberoir»
mit berrlicben ßaubwatbungen bebeeft unb unterwdrt« mit
SSein bepflanzt. 2(uf einem biefct binter ber ©tabt fia) erbeben--
ben Serge liegt ba« praebtuolle beibeiberger ©(bloß, »et
4?eS bie nacbftebenbe Kbbilbung barftetlt. 2>affelbe »inte
1689 t>on ben granjofen »erwüpet unb ifl unbewobnbar gb
worben, al« eö 17f>4 »om SMife getroffen würbe. £)ie mh
gebreiteten {Ruinen, welöje nod) übrig geblieben, )eugen con
ber ebemaligen XuSbebnung unb $rac^t biefe« berrli^n
gürftenfifeeS. S3efonber« jettbnet f»tr> ber tiefe Sburm an*,
weiter »on 10 g. biefem SWauerwerf umfdbtoffen ijt mt
einen grofen Stitterfaal mit ben Silbniffen ber alten Ai •
fürflen unb ^faljgrafen am Äbein enthält. Wim bot ia
neuerer 3eit biefe fa)6ncn Wuinen »om ©ebutt gereinigt imi
in Anlagen umgewanbelt. 3m Jteller be« ©ebloffeS liegt
ba« befannte große beibeiberger gaf (f. b.). ©übli* ms
ber ©tabt liegt ber .König«* ober (feit ihn 1815 Aaifer gram
befh'egen b«0 ^aiferftubl, weleber eine beliebe 2tuäft4jt
barbietet unb jefet mit einem beben Sluirmc au«geftattet tft.
2>er auf bem reebten Ufer be« SWeefar liegenbe fwligenbcrj
tragt bie S?uinen eine« Älofter«. Uber ben Slerfar fubtt
eine 702 g. lange ©rücfe. 2fm bebeutenbften tt. bura)
feine Unwerfitat, naeb |)rag bie aitefte in £>eutf^Unh
©ie würbe »om Äurfürften Äuprecbt II. 1386 gegiftet urt
uiebnete fidb bureb berübmte Eebrer, fowie buro) eine fettent
Jöibliotbef auf ba« »ortbeilbaftefte au«. 3m brctjfjigrötirigL;-.
Kriege (1622) plünberte Silin bie ©tabt unb bie benimmt.'
S5ibliotbef würbe »om #erjog fDlarimilian »on fl3aiem M
S>apfte gefebenft unb bilbete nun in Siom eine XWbeilyag
ber »aticanifeben IBibliotbef unter bem 9?amcn ber Bibüo-
thec« palatina (pfdljifcbe ffitblioCuf ). Qint neue JBibliotK?
würbe 1703 ju gegrünbet unb 1815 gab ber fapft gl
ber Bibliothcca palatioa aQe für beutfebe Literatur unb Se*
febiebte wiebtigen febr jablreid)en Aanbfcbriffen jurörf. ®e-
genwartig jablt bie beibeiberger »ibliotbef wieber 120,000
S3änbe unb ift in einem eignen ©ebdube ,$rcccfmdiig au'gf:
jieHt. 2)ie Änjabl ber ©tubirenben ju $>. betragt gegen-
wärtig 5—600. Änbere 8ebranftalten ftnb ein ©pmnafiu»
unb »erfebiebene ^rwatunterriebtSanfralten. ©ne au«jejet*j
nete ©nriebtung ift ein jur gefelligen UnterbaIrun9 ,82'
erriebtete« ©ebdube, welcbe« mit einem gefeeabinet »erfi»
ben ijl, in bem übet 200 3eitfebriften gebalten »erbt«. VU
gebitbeten Sinwobner tonnen an biefem 3nfh'tut gegen raten
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Heiden
351
Heilig
mi§iqm Beitrag Sbeil nebmen. Der £anbel, namentticb wirb bur* bie Sage ber Statt begün|hgt. Die
mit SM, tifamtn unb Sabacf ifl nicbt unbebeutenb unb tbattgfeit ber Stobt t(l nicbt eben auSgejetebnet. $. foU
feinen Urfprung r>on einem r6m. ßajleQ ableiten. Snt 5JJit-
ttialter »urbe e* bie JRejibenj ber Jturfürffcn unb ffatji
Stafen am Stycbt, bis 1720 bie SReftbenj nacb SRanbeim
»erlegt würbe, würbe 1802 ton ^faljbatern an »a»
ten abgetreten.
ijcibm (urfyrünglicb Laiben, b. b- Hanbbewobner), Un*
ata u& ige, werben alle biejentgen ÜRenfcben in religi6fer
JBcjiebung genannt, welcbe nicbt ben wabren ©Ott, welcber
fia) bureb SRofeS unb (SbrtjHiä ber ÜRenfcbbeit offenbart bot,
»mbren. Der 9iame bat, wie ber tat. VuSbcucf pagani,
babet feinen Urfprung, taft bie Hanbbewobner noeb lange
an betn ©tauben an bie alten 03c Met innren, naebbem jid)
in ben Stätten baS Gfmtlentbum febon ausgebreitet baue.
Sanbbewobner unb ©efenner falfcber ©6tter würben baber
m bea Stabtbewobnern mit berafelben tarnen Reiben bt»
jeicf>net. GbemalS retbneie man aueb bie ÜRobammebaner .u
ben Reiben unb letzte, baf5 bie Reiben an ber göttlicben
Önabe feinen SEbeil baben f innren, weil bie fallen ©ötter
für Stufet unb SeufelSwerf angtfeben würben, (gegenwärtig
baaegen, wo man eingefeben, bafj bie raobammebanifebe
Religion eine bureb SRoljammeb ber jübifeben unb ebrifh
[i*en naebgebilbete Sebre enthalt, erfrört man biefelbe jwat
für »erfalfcbt, aber nicbt für tjetbntfrf? , unb übrigens ifl
man überjeugt, baß ©ott au<b bie Reiben begnabigen
werbe, wenn ü)re 2fbgr>ttetei nur golge ibrer Unwif»
i ;nh«it iß unb wenn fie bent göttlichen ©ebote nachfolgen,
trelcfje* ©ott aud) iljnen wie allen ÜRenfcben in« £cr} ge*
^rieben bat
fjeilanö b<<f*t GbrifluS in äBejiebung auf baS von ibm
tol&racbte <Srl6fungSwerf, bureb »etc&e* « bie »en ©ott
entfrembefen SRenfc&w wfebet ju ibm jutfltffü&rt unb fie
bureb brn (Stauben auS ber Äned&tfcbaft unter Sünbe unb
fcob jue wabren Sretbeit bringt, fobag fie für biefe« wie
für ieneä Heben bie freubige 3ut?erftcr)t ber «Seligfeit ge*
niesen, £inficbtlicb ber er(6fenben Sbitigfeit wirb (EbriftuS
in ber ebrifiliebcn ©laubenSIebre baS breifad&e 3mt eine«
9>ro»beten, £obenpriefter6 unb Äönicj« juertbeilt. ©leieb
einem ton ©otteS ©elfte befeeltcn ^ropbeten »erfunbigte er
bureb 8ebre unb »eifpiel ben Stilen ©otteS, opferte al«
£ot)crpriefler ftcb felbft bem SBobte ber SRenfcbbeit unb fdbrt
aueb nacb feinem Eingänge jum JJrtter fort, feinet ®e*
nteinbe, al« ibr unjtgtbare* ©berbauipt, mit bet Xraft fei*
neS Seifte« beijufleben. So wirb QbriftuS ^eilanb ber
ÜRenfcben, CueUe ber SBabrbeit, beS 2ro(teS unb ber greube,
bie für Den um fo reicbjicber fiieft, ber ftd> öertrauenSoolI
an tbn frJbfiefjt unb tt>n jum gübrer bnre^e ?tben nimmt.
fyW'iq ifi ba$ 9Rerfmal eines unenblic^ guten SBefenS,
wie a ©ort oerm6ge feiner Statur, bie ba* S36fe nicht
fennt, jufommt, baö aber aueb im befdjrdnf tern Sinne bem
?Kenfcben betgelegt wirb, wenn er fein ganjeS Streben auf
Heiligung, b. b« ©ottäbnlicbfeit richtet unb feinem 2bun
unb #anbeln bie reine Siebe jum ©uten ju ©runbc legt
Da ber gute SRenfcb bei feinen ^anblungen ftcb naeb ben
2(u«ftrüeben feine« ©ewifJenS, dö eine« gMicben ©ebo»,
rieftet, fo ift ibm niebt nur biefe«, fonbem r* finb ü>m
aurb alle barauS beroorgebenben JBerbinblicbfeiten gegen
©ott unb feine SRebenmenfeben beilig, weSbalb man oon
belügen ^piebten gegen ©ort, gegen ttltern, ©efcbwi|ler,
SJerwanbte nnb greunbe u. f. w. ftwiebt. SBeffen Heben feine
Spuren ber ?pic|t unb Sfieligion «errdtb, beifen JBernunft
bat fid) entwehrt nod) nicht btö ju bem ©ebanfen ©orte«
erhoben ober er »erjrattet bemfelben bei feinen £anblungen
abfiehtticb. feinen Ginfiuj), fobajj er entweber in bem 3u*
jtanbe tbierifc^er SHorjdt ober in bem 3uflanbe gdnjlicber
Entartung unb fünblicher Verwilberung lebt. grblofe ©cj
genjranbe, wie ©ebdube, ©erdthe, Äleiber u. f. w. vom
ben barum heilig genannt, weil fie bem Dienfte ber 9?elU
gion gewibmet tjnb unb ben SRenfchen an ©Ott, ba« üoüj
rommenjre Sffiefen, erinnern.
Da nur bie JReligion ba« ^eilige in bem SJcenfchenleben
»ermittelt, ba« ßbrijtentljum aber ben ©runb aller JReligion,
ben ©ebanfen ©ottc«, in ben £er$en ber 9Renfd>en befe>
(tigte unb berfrlbe namentlid) bei ben erfien ßbrifien auet)
ben lebenbigen ©tauben unb ßifer, nach bem SBillen ©ots
trt }U leben, hervorbrachte, fo werben biefelben aud) ges
wöhnlich »on ben Apofteln, im ©egenfafc gegen Suben unb
Reiben, £ eil ige genannt. AI« jeboch fpdter biefer Sifer
mattete unb ein groger Zt)t\l ber ßbrifien D{e ß.Ueüe be«
thrijitichen geben«, ©orte« heiligen ©eifl, »erloren hatte,
(o erhielten nur fromme JBifd>6fe unb bieienigen ßhriften
biefen ©brennamen, bie in ben Verfolgungen ftanbhafte SBe*
tenner unb 9)iärt»rer bei cbri|ilicbm ©lauben« geworben
waren. SBie aber bie freiwillige Aufopferung für höhere,
Stücffichtcn be« Sebent ju jeber 3eit SJeifall unb Vewunbes
rung gefunben bat, fo würben biefe ben chriftlichen 2Jldrr»rern
noch m cmcm ungleich hohem ©rabe ju iJheil, ba fte ©ut
unb SMut für bie Religion ju einer 3eit hinsahen, wo
man ben 2rofi ber Religion am meiflen entbehrte, aber
auch am nteiften beburfte. 9Ran erneuerte unb »erehrte be«*
halb nicht nur ihr Anbenfen, inbem man auf ihren ©rds
bern gotteöbienjlliche Verfammlungen hielt unb ben Sag u>
res Sfödrtiprcrtbum« al« ihren wahren ©eburtStag jum ewi»
gen Sehen mit froher (Erinnerung, unb um ftd) jur Stad);
ahmung ihrer ©tanbhafrigfett im Sefenntnifje be« cbrifilU
dpen ©lauben« $u ermuntern, feierte, fonbern man glaubte
auch, bafj fie, bie ihr geben für ben ©lauten bahmgege*
ben, für bie noch im .Kampfe gegriffenen beteten; aber
man glaubte nicht, baj? man fte anrufen müffe, um burch
ihr ©ebet £ülfe unb ©nabe bei ©ott ju erlangen. <Sr|l
im 4. 3ahrh. fing man an, fie al« ^eilige förmlich anjures
ben unb fich an fite perfönttch im ©ebete ju wenben. 3war
billigten bie« befonnene SKdnner, wie Ghr9foftomu«, Ambro;
ftuS unb Augujiin, feineöwcg« unb »erwarfen bre Anrufung
ber ^eiligen al« einen heibnifchen Aberglauben; nachdem
aber tm fi. 3ahrh- 9>apfl ©tegor ber ©rojje bie Anrufung
ber SWaria unb einiger ^eiligen in bie gitaneien aufgenom:
men unb ba e« allerbtng« bem finbliche Vorjieüungen »om
SBefen ©ottc« hegenben Volfe genehm war, in ben £eili*
gen ftd) mit menfcblidjer ©chwdche befannte unb naebfid)*
tige gürfprcdjer »or ©ottc« heiligem Antlifc »orjußellen, fo
würbe bie Verehrung ber heiligen halb allgemein. 3u>
ben frühern ^eiligen, welche au« ben 2Rdrt»rern her*
»orgegangen, gefeilten ftch neue, inbem ber religiöfe ©inn
beS SlKittelalter« in ben Cutfagungen unb Gualen, welche
ftch Cinfiebler unb 9K6nche auferlegten, befonberö »er«
bienflliche 2Berfe erblicfte, unb hierju famen noch folche
«Kenfchen, bie burch echt chrifitiche ©eftnnung unb gute
SBerfe bei ihren Umgebungen in eine religiöfe Verehrung
fich gefegt hatten, welche biö über ihr ©rab fortbauerte.
JDer ©laube an bie SBunberfrdftigfeit folcher wahrhaft gldiu
bigen ^erfonen erhöhete ihr Anfehen. ©et ©laube an bte
^eiligen unb bie Anbetung berfelben würbe aUmdlia «i ei:
nem Unwefen, bem bie Jtirche unter Äarl bem ©ro|en auf
mehren ©»noben, wiewol vergeblich, abzuhelfen fuebte. X1;.
mit aber wenigftenS fein Unwürbiger jur 6h" «nej ^etlis
gen gelange, wa& btdbet faum ju »ermeiben war, ba fcai
Siecht, heilig ju fprechen, »on jebem Sifchof in feinem Sprnu
gel ausgeübt werben fonnte, fo würbe biefe« Stecht »on Aleran:
ber Hl. 1170 bem pdpftl. Stuhle auSfchliefjlich »otbrbaXi
ten, nachbem fchon 3ohann XV. 993 baö erfle IBei^irl ri»
net pdpfll. ^ e i l i g f p r e ch u ng gegeben hatte, gür fyaiu
erfoberniffe bei biefer $anblung, bie bie Äirche Äanoni'
fation genannt bat, weil bie neuen heiligen in beraÄanca
ober biet&itanei ber .^eiligen in ber SWeffe mitgenannt reo
ben, galten eine ausgezeichnete , befonber« monchifche $rk>
migfeit, an ber man noch ba« befonbere unb in aujjerortrctj
liehen Shaten ftdh jeigenbe Wohlgefallen ©orte« HKi^mf^
men fonnte. Sinb jeboch biefe eigenfehaften bei bem aß
^eiliger empfohlenen frommen nur in einem niebem Quct
»orhanben, fofann nur bie JBeatification (©eligforedfusj)
mit ihm »orgenommen werben, burch welche ihm ein felijjtf
geben beigelegt wirb. £ie S)eatiftcation geht ber J(anentf<t
tion jlet«, oft Sahre lang »orau«. Da« Sehen unb bie 2te
ten 3ebe«, ber b<Utg gefprochen werben foll, werben einn
frrengen Prüfung unterworfen, fogdr ein eigner fogerwitntcr
Advocatus dmboli (b. h- Vertreter be« Teufel«) beaufttoa!,
alle« Mögliche gegen bie äanonifation »orjubrinaen. £ü
»on ber Äirche für heilig erfldrten $erfonen gehörten jircr
gröf tentheil« ben 2Rönch«orben unb ber ölaffe ber Jtircben^
ner an, boch gelangten auch niebere unb höhere SSeltlru« i.
biefer Ch". ©o würben bie Äönige SBlabimir ber
(ber heil, ©aftliu«) »on Siufjlanb, Änut »on J5änra:rf
SDlaf »on Norwegen, ©tephan »on Ungarn wegen (r n
rung unb SJeförberung be« ßhriflenthum« in ihren
Äarl ber ©roße unb Äaifer Heinrich IL wegen ihrer Bertirn|fe
um bfe Vergrößerung ber Jtirthengewalt unter bie ^rilym
»erfe^t. Dagegen würben »on ben $äpften, außer ten
ben erfien Sahrhunberten al« «B?drt»ret befannten, nur
unb ©regor ber ©rofje unb faft 1000 3ahre fpdm
wieber $iu« V. 1712 petita gefprochen, obgleich «De •
Sitel Äeiltgfett führen. Die lefcte ^eiligfprtchung flejW
1830 über Glara ©ambacorti, welcbe 1419 geworben i|:
ein Älopet ber ©chweftern be« h- Dominicu« ju |Wa
tet h«t. — (Sinjelne pflegen befonber« benjenigen $rlip
al« ihren ©chufcpatron ju »erehren, beffen «Warnen li' ^'
ber SEaufe ober bei ber Firmung erhalten, ©neu 9"-^
Ärei« »on Verehrern fydbtn bagegen bie ©chufcbeiligen ^
gdnber unb ©tdbte, benen, wie ber Kofalia in fall
bem 3anuar in9ceapel, bem 9?epomuf in *rag, bem J?i <;
n»8 in f5ranfreich, bem ©tephan in Ungarn, bem «wH»
unb Anbrea« in Kußlanb an ibTem 3ahre«tagc glanj««
gefte »erorbnet finb. m
«Rath ben »on ber fatbolifchen Äirche feit b«t • .
feffgebaltenen unb »on bem tribenriner Gontfl auf« JJ
beftdttgten ©runbfdften haben bie ^eiligen fich in W»,f
bifchen 8ehen ein Verbienft erworben, burch welche« l»e JJ
allein »öllig gerecht, »oUfommen unb wirf lieh heilig wtww
gefchdfct werben, fonbern auch ©ott fo angenehm fraCiW
er um ihretwillen, wenn fte (Ich für bie ßbrißen »enwnu
birf«i titAt nur ädertet leiMifbeii ~
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bie »anbiten in Sftolien no<ö iefct gu Ihtrm @<bu|hetltgen
um ©egen gu ihren Unternehmungen beten), fonbern auch,
ben ©Idubigen bie überfließenben IBerbienfte ber Heiligen
iure- ebnet unb um bieferwillen ©trafen erldßt. (SS ifl baber,
lebrt bie fatbolifche .uiiAe, gut unb nüfelich, fie bemürt)ig
anjurufen unb gu ihrer gurbitte, ihrem Söeiflanbe unb ihrer
Hälfe feine 3ufiucht gu nehmen, hiermit jtimmt auch bie
aried). Äircbe überein, nur baß fie feit ihrer Trennung ton
der r6m. nod) ihre befonbern ©cbu&beiligen fjat. Die Ke«
formatoren lehrten, baß man gwar bie Heiligen im Anben*
fen behalten unb fid) ibrer Sugenben banfbar erinnern, bas
durch feinen ©lauben ftdrfen unb ein 3eber in feinem S5t*
rufe an ihren guten SBerfen fidb; ein SSeifpiel nehmen fotte,
oerwarfen aber ibre Anrufung alS gürbitter alS fdjrifrmibrig,
babirfe nur ßhrißuS, bem alleinigen wahren Mittler , gebühre.
tjn'l Kunst wirb bie Äunft genannf, ÄranfbeitSgufldnbe
l menschlichen ober tbierifeben JfirperS gur ©efunbbcit gu*
u: Zuführen. £>'e 86fung biefer Aufgabe fommt bem Argte
gu, ber in feinen föeftrebungen nur bann glücflicb fein tpirb,
wm er im S$efl(j ber nötbiaen .Äenntniß von bem SDten»
feben im gefunben unb franfijaften 3uflanbe unb »on ben
SDlittcln, legerem abguhelfen, fid; befinbet. Dagu bebarf tS
aber eines langjährigen ©tubiumS, einer glücflichcn SJeobacb*
tunaSgabe, richtigen UrttjeÜS unb in gällen, wo fchnelle
Hülfe Kotb tbut, ©ntfcbloffenljett unb ©egenwart beS ©et*
fteS. (©. Argt unb SRebicin.)
£)riü)ur llrn , SR ineralquellen, ©efunbbrunnen
»erben SBafferquellen genannt, bie je nach, ber SJerfchieben»
ü>rer »eilanbtbetle , ibrer Stemperatur unb ibrer @e*
chSweife eine grear »erfchiebene, aber in ber Kegel heil»
fame Sßirfung auf ben erfranften menfchlichen Äirper auSs
üben. 3b" ©ef$i<$te »erliert fid) in bie gabelwelt, benn
febon in febt frühen Seiten fdjeint man bergleidjen beilfpen*
dende fiuellen gefannt unb »erehrt gu haben, ©o befaß
g. J8. ber JBrunnen beS Affulap gu g)ergamuS einen gro»
ßen Stuf, beegleicben bie in bem Üempel ber Demeter gu
$atrd befindliche SBunberqueHe, gu welcher gange Scharen
»on Äranfen wallfahrteten. Die alten Gölten unb ©emia*
nen (Deutzen) hatten ibre geheiligten SBafferquellen, beren
fie fieb nur gu gewiffen 3eiten unb gum 33aben von Ärans
len bebienten. Spdter, alS bie Komer ibre -Oenfctjaft unb
bitten über ben großem Shell beä bamalS befannten (Srb*
IreifeS ausbreiteten, würbe ber ©ebraud) »on SJdbern über*
haupt, namentlich aber ber von warmen «peilquellen, immer
allgemeiner, wogu im fKittelalter bie SBorliebe StaxVi beS
©roßen für bie beißen JBdber t>on dachen nicht wenig bei»
getragen haben mag. ©ebon bie Kömer fannten unb be*
nufcten gum 2hetl bie Heilquellen »on Zix, Äcqut, 9>ifa in
Italien, bie von dachen, öaten öuben, S3aben bei SBien,
©üffein, SBiedbaben, (Sm8, Äiffingen u. f. w. in Deutfcb,*
lanb, bie »on Äir, Keriä, ©arege* in granfreich- 6rfi m
neuefin 3eit jeboct) hat man bie |>eilfrdfte ber einzelnen
Heilquellen in hinreichendem ©rabe erforfcht, um biefelben
mit begründeter Hoffnung auf einen glucflichen (Erfolg Äran*
fen gum ©ebrauche empfehlen \u Wnnen. 3n mannen ©es
genben finben fid) folche ßuelieu in groper Änjahl unb gei
roöhnlich liegen mehre berfelben nicht wert »oneinanber, ber
?age unb SJichtung gewiffer ®ebirg«^üge folgenb. 3m 2Mj
gemeinen fommen biefelben weit feltener in flachen. au5
©thuttgerille gufammengefe|ten oba auS angefchwemmtem
Srbreiche beftehenben ^anbftrichen »or alä in Ur» unb gl6&--
gebirgen unb in ©ebirgen »ulfanifchen UrfprungS. Die
Schweig, ber Gentralpunft ber europ. ©ebirge, bad eigentliche
»pochlanb (SuropaS, ifl reich an frdftigen ©efunbbrunnen,
beren mifchungtaerbdltniffe im Allgemeinen bem nicht »ulfa-
nifchen ßharafter ber ©ebirge biefeS ^anbeä entfprechen.
StalienS gahlreiche SDJineralqueDen entfprinaen in ben Sbd.
lern ober am £uße ber mannichfaltigen oulfanifchen ©ebirgtif
»ergweigungen, bie biefe5 Sanb in allen Richtungen, aber.
»orgugSweife t>on SRorbweft nach ©üboft, burcbjhetchen. 25ie
Urgebtrge Norwegens unb @chweben§ bieten gwar »iek
falte Sßineralwdffer mit nur wenig feften «effanbtheilen,
aber burchau6 feine heißen bar. ©roßbritannirn befi&t eben»
falls nur wenige beiße ©efunbbrunnen, befto mehr abn falte
(Sifens unb «Schwefelquellen, bie im Korben mit ben ba»
faltreichen ©ebirgen ©chottlanbS, füblicher mit ben rek
chen ©teinfohlenlagern önglanbö in einem offenbaren SBecfrä
felmhdltniffe flehen. 3?ußlanb ifl in feinem Korben arm
an frdftigen Heilquellen, befto reichet aber an begleichen in
feinem @üben. granfreich enthdlt in feinem norbl. unb neu
mentlich norbweftl. Sheile nur wenige unb unbebeutenbe 2Ri»
neralquellen , beflo mehre unb wirffamae jeboch in bem©ü*
ben. ©efanntlich finb fchon bie SJogefen, ©eoennen • unb
bie eulfanifchen ©ebirge »on 3fu»ergne mit frdftigen falten
unb heißen Heilquellen reichlich auögeflattet, werben aber
hierin noch beiweitem burch bie Brenden übertroffen. 3<lbl*
bodb allein ber granfreieft gugewenbete unb biefem angeht
tenbe Abhang be* ebengenannten ©ebirge« mehr benn 30
»erfchiebene heiße Öueden. 35eutfthlanb l)at gwar in feinem
Korben, in ben flachen Uferflaaten ber Korbs unb jDflfee,
mit Aufnahme einiger ©ool* unb ©algquellen, feine einet
befonbern Srwdhnung würbige SRineralbrunnrn, ifl aber in
feinem gebirgigen mittlem unb fübl. Steile befto reichlicher
bamit gefegnet. 2BaS nun bie Gntflehung ber KfineralqueU
len im Allgemeinen anlangt, fo ift biefelhe feit ben dlteften
3eiten ©egenftanb ber »erfchiebenarrig|len Kachforfchungen
gewefen. 3uweilen mit großer Ausbauet fortgefefite Kach^
grabungen haben feine ergebniffe geliefert. SWehr Auffchluß,
wenngleich noch nicht »6llige Auffldrung, haben in neue*
fler 3eit (Sbemie unb ©eognofie gewdhrt. 3ebe Heilquelle
ifl al<? ein ©efammtprobuet aller derjenigen Stoffe gu bes
trachten, welche mit bem SBaffer, baS in berßueüe ftCb ets
gießt, auf irgenb eine Süeife in S3erbinbung gefommen finb.
25ura) biefe ©toffe unb bie mit ihnen gugleich auftretenben,
burch jener 3ufammentreffen aufgeregten Katurfrdfte finb ehe»
mifche SSerbinbungen unb Ißerdnbemngen unberechenbarer
Art eingegangen unb »eranlaßt worben. SBie bei allem Ka«
türlichen wirfen aud) hier ungdhlbare Ärdfte gufammen, um
bie &rfcheinung fo hergufteOen, wie fie auftrttt. Die SRU
neralwaffer gehören ohne SBiberrebe gu ben mdchtigften Heil*
mittein, welche bem Argte gu ©ebote flehen. 9Ran bedient
fich ibrer gum Srinfen unb JBaben, als Doucbe, tn©eflalt
»on ©aSs unb Dampfbdbem, enblid) ihreS ©chlammS gu
Umfchldgen, Einreibungen unb gu ben fogenannten Schlamm,
bdbern. Die »erfchiebene Art unb SBctfe, wie man Heil«
quellen drgtfich gu benu^en pflegt, wirb nad) ber rhemifcbeti
Xenntniß ihrer 93effanbthei(e unb SJcifchungSoethdltniffe, fo«
wie nach ihten burch bie Erfahrung bejldtigten SBirfungen
anaeordnet. äBei bem innerlichen (Gebrauche ber .fteilaueilfn
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beftimmen Iiuuytfarhticb ihr ©ehalt, ba« 2$erf\iimi«5 tcr flud^
tigen unb fefien ©eflanbtbeile unb ber ©rab ber Temperatur
ihre SßJirfung. 3« reicht an fläd^tigen, je ärmer an feften 3Be*
ftanbttjeilen ein Mineral waffer ift, um fo uhhux wirb e« in*
nerlict) »ertragen, jumal wenn e« gleichzeitig eine erb&bte
Temperatur bat. SBa« bie S3dber von SRineralwaffer anlangt,
bie entweber mit Enbern gemetnft^aftlit^ ober in abgefonberten
Söabccabineten genommen werben, fo bangt bie Xrt unb ber
©rat» tyrer SBirffamfcit jundcbft ebenfall« von ber SJefdjaf:
fenfyeit ihrer äRifcbung unb ibrer fy6bern ober nicbern Zm*
peratur, aber au* von ber Sauer ihrer Ginwirfung ab.
SJei ber tfnwenbung ber Heilquellen in gorm ber ®oud>e
fommt jwar bie Temperatur unb 35efd)affenbeit be« SBaffer«
auch in JBetracbt, fafi nod) inebr aber bie mccbanifcbe ©es
walt feiner ßknvirfung, bie 3tdrfe unb ber 25urd)meffer
be« SBafferftrabl«. &ie ©ewalt wirb ber 2)oudbe entweber
burcb einen beben gaü" ober burd) einen mec&anifcben 25rucf
mittelfi einer eigen« Ijterju eingerichteten £oi:chcma<'chmc \>er=
fcbajft. 2)ie in ©eflalt von ©a«s unb Darnpfbdbern ges
brauet) ten Heilquellen äußern eine ungemein fluchtige, aber
einbringenbe unb frd(tige äßtrffamfeit. Saffelbe gilt pon
ten 9Rmcralfd)lammbabern, nur mit bem Unterfcbtebe, bafl
bei biefen bie SBirfung Idnger anhält. Sie SBirffamfett ber
2Rim\a(wdjfer ift: übrigen« ein ©runb, fta) berfelben niebt
obne ärjtlidje ©craujunq, befonber« wenn man einen leiben*
ben Äorper bat, ju bebienen. Sie fonnen, ju unreebter
Seit angewenbet, wie jebe« Heilmittel, ebenfo febr fd>aben
al« nüfcen. (Sine bejbnbere Siorftcbt erbeifefct wdbreub be«
©ebraud)« einer Heilquelle bie Siebenöroeife, befonber« in
SJejug auf SRabrungömittel, unb man fjot ftd) in biefer S3es
jiebung natb beu SUorfcbrifun be« Xrjte«, roelebem bie fpc;
cieüe fcufficbt über bie ju benu(jenbe Heilquelle anvertraut
iü, ju richten, triuev tfnfüprung unb Sjefd>reibung einjelner
Heilquellen fönnen wir un« überbeben, inbem bie wichtig
gern berfelben in eignen tfrtifeln bebanbclt finb. (23ergl.
»aber unb .Quellen.)
äfjfilsortmung (bie) ift bie unter ©otte« ffleiftanbe f)tt*
beigefübrte ftufenmeife Servollfommniing be« ebrifilicben it*
ben«. Süie nämlich ba« dunere ©lücf be« 2Rcnfcben, fo ift
aueb feine geifiige SL'oblfabrt al« ein ©efd)enf ber geblieben
©nabe anjufeben; benn bie ihm angeborene Jtraft jum
©uten wirb unter ber befonbern gürforge ©otte« gepflegt
unb entwicfelt, unb tbr glutfltcbeS ©ebeiben bängt auslief*
lieb »on ber Erfüllung Oer üöebingung ab, bie ©ott bei ber
erjiebung be« 3Renfd>en jur ©iücffeligfeit verorbnet tyat.
3uerft ndmlieb wirb ber Gbrift »on bem b. ©eifte jur ©lücf;
feligfeit berufen, wa« geflieht, wenn er nacb ber richtigen
©nfiebt in bie ©runbwabrbeiten be« <5briftentbum«, wie St
ihm burcb ba« dlterliebe Hau«, ©cbule unb Äircbe, ©ebrift
unb äBeifpiel ju Xt>tH geworben ift, ftdr> geneigt fublt, bie»
felben jur Sticbtfcbnur feine« 8ebenä ju machen, ©elangt
er bierauf bei einer forgfdltigen ^rüfuna feiner felbfl jur
(frfenntniß feiner ©ünben unb burcb biefe ju ber Überjeu*
gung non ber SRotbwenbigteit ber S3uge unb beä ©tauben«
an GbrijtuS, al« ben SJcrmittler ber funben»ergebenben
©nabc ©otteä, fo ift er »on bem b. ©eifte erleucbtet, ba
ti ibm iefct an niebtä feblt, wa« ifon ju einem gottgefdlli^
a«n «eben gefebieft macben fann. Hat ©tb«n» unb Sieue
über feine (Sünbe ibn oor ©ott tief gebeugt, aber aueb. bie
feetje 3uberftcbt auf feine ©nabe ibn wieber freubig erhoben,
fo tritt er in ben 3uftanb ber {Rechtfertigung, in weisen
er por ©ott niebt mebt jtrafwürbig erfebeint, fonbern in m
ten SBerfen bie grüditc feiner gottgefdOigen ©eftnnung )qt
unb auftatt ber gurebt oor ben ©trafen ber <5unbe bei
^rieben @ot(e« in feinem Herjen tragt. 3e tiefer von nun
an in bem ©emütbe ber ibfcbeu gegen bie ©ünbt Up
wurjelt ift, nm fo eifriger ift eö ber (SrfuQung ber
ten jugewanbt, bis julefet jebe b6fe Steigung, jeber mn-
laubte ©ebanfer au« bemfelben verfdjwinbet. H'"1"'* *m'^
ber (ibviii bie ivcMte unb le|te ©tufe be« cbriftlicben &itu-
ben«, bie ber H«'l«8"n8 (f-He«'i8)/ ÖUf welcbet er |16
im ajcjuj eine« reinen unb von bem Gienb ber ©unbe unge:
trübten ^eben« befi'nbet. Q'm SiüdfaU von ibr jur ©inte,
wa« man felbft für unmöglich gebalten bot, bringt ireni^
fien« bie ©ittlid;feit Seffen, bei bem er ftattfmbet, in ti;
gr6pte ©efab.r, ba ber Unglüdliche bduftger verjroeiftlt, &
auf« 9t«ue vor bem Stichterftuble ©otte« ftd; bemüßigt
J^ftmnt nennt man ba« 8anb, wo man geboren Qk
3cber SJtenfd; fühlt in feiner »ruft ein mächtiges @efüb:.
welcbe« ibn ju bem ganbe binjiebt, in welchem er fall
Äinbbeit unb Sugenbjeit verlebte. Siefe« ©cfübj ift bei ti:
jelnen ^Dfcnfcben unb unter eimeinen SSilfem, namentlich §s-
birgSbewohnern, juweilen fo ffarf, baß au« ber unbcfrttvSj
ten ©ebnfuebt nacb bem feuern n«1"018101«1 ein fwitf
bafter 3uftanb entjiebt, ben man Heimweh, nennt £if'<
Siebe jur Heimat, welcbe ftcb aueb bei ben robefien SBoif«?
ffnbet, wirb bei bem gebilbeten unb munbigen ©taattbüiac
jur Se3ater!anb«licbc, welche ftcfo niebt blo« auf ein bunf.is
©efütjl ftüfet, fonbern auf eine beftimmte überjeugung Mi
ber £üd>tigfeit vaterldnbifcber (Sinricbtungen unb von ta
2Köglid>feit, mittel« berfelben feine äweefe al« vernünftig
SKehfcb unb al« @taat«bürger erreieben ju fonnen. P
reebtlicber unb fiaatäwirtbfcbaftlicber iBeiie^ung wirb j«
«Begriff ber Heimat befonber« babureb widjtig, weilaultw;
für bie 2tngcb6rigen berfelben gewiffe Stecbte unb BetbinC-
liebfeiten erwaebfen. Die überb.anbne^menbe Ärmutb
ba« CerfaSen maneber in frühem Seiten beftanbenerwe^
tbdtiger Snjtitute mad)t eine 9torm unb einen Söegriff Irin-
genb notljwenbig, au« weldjem ftd> bie 83erpflichrung, neb-
rung«(ofe unb arme ©taat«angelp6rige ju ernähren, berltto
ld§t. 9tdcbft ber gamilie febemt nun t>ierju bie fytim
SCerarmten bie meijte Xkrbinblicpfeit ju hoben, unb tM
ajerbtnblicbfeit ift be«h.alb auch in ben meiften gdnbern
feblid) au«gefprocben unb bie ©emeinbc, weld>er ber #aip
bebürftige burcb ©eburt ober au«brücftKbe 2(ufna^me angebt-
al« berjenige 23erbanb, welcber für feine Ernährung nittia«"-
faß« ju forgen h^at, bezeichnet worben. Sen Snbe^ntf c«
»Rechte unb SJerbinblicbfeiten, welcbe für eine Nerton
ber Hfimat8an9ebörigfeit erwaebfen, nennt man ba« &y
matercebt. SBermöge beffelben t>at ber H^atfangebcn^
nicht blo« ba« fRecbt, im 5ßerarmung«faUe Unter|tü&u^ v.
ber ©emeinbe ju verlangen, fonbern aueb ba« fRecbt, ^
berfelben ftcb aufjubaltcn, ©runbbeftö ju erwerben unb ö<
werbe ju betreiben; wogegen ihm aber aua) bie BerpfW'
tung obliegt, iix ben Saften bet ©emeinbe beitragen. £ß
au« ber ertbeilung be« H«mat«recbtfi für bie ©emeinbe <^
waebfenben SJerbinblicbfciten wegen pflegt man nut ber lu-
mbale in ben ©emeinbeverbanb febr oorfttt>tig ju «ettt f
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361 Heinrich IV. (deutsch. Kaiser)
;;>ci, aud) flnb in ben meiften ®ttotm In neuern 3«ttn
eigne 4?eimatlgefefje erfebienen, rockte bie Bebingungen
ber Xufnabme unb bie aul ibr erwacbfe.-ben Sfeebte näher
fe|r|ieu*en. HQein alle ©efetje ber Zxt werben fletl gm«
ftben'ben beiben £li»&en febwanfen: entweber bie greigü»
gigfett unb Grwerbltbätigfeit gum 97ad)tbcil bei ©angen unb
m Gingclnen gu fejjr gu befd)ränfen ober bie Berarmenben
fpättr on JDrte ju verweifen, gif benen fte nic^t ibr eigne«
Sntcreffe jiebt unb in benen fte febr ungern gefeben wer»
tat 2)a§ befle SRittel, biefen übelfiänben abhelfen, bürfte
tielleicbt fein, wenn ber ©fear bie Soften ber Ärmenpflege
über fiel} nannte unb nad) ber Ginwolmergabl jebel Drtl bie
tiiMbwenbigen ^Beitrage felbfi erhöbe.
tcimfa(l6wl]t beißt eigentlid; bai 9?ed;t, bemgemaß
tot, weltbel von einer $erfon an eine anbere unter
a reinen Bebingungen verließen worben, nad; beut Brläfcben
jener Bebingungen an ben Berleiber gurüdf ällt. ©o g. B.
•-ut ein 8ebrt an ben Siebnsl;mn beim, wenn ^»>Ot ülHItt
JÖeliebenen aulgeflorben ijl. Uneigentlidj nennt man
peimfalllre rh t aber aud; bal ehemals geltenbe JRetfet
C*§ lanbelberrlidjen gileul, fid; bie Berlaffenfcbaft, weidje
tin im 8anbe verdorbener grember mit ftd; führte, angueig»
m, felbfi mit 2lulf<bluß aller etwaigen vertragsmäßigen, ge*
f blieben ober teftamentarifeben Crben. Diefel au* Gigennufj
nD engherzigen Xnftd;ten über bal SSerbottrtif ber Ginbeimi»
[dien gu ben gremben enrfianbene 9ietbt bejtanb in frühem
^e;tm m allen curoo. Staaten. 3J?it bem gortfetreiten bet
üivilifation unb ber Berbreitung geläuterter unb buma*
neret Begriffe über bie Siechte ber gremben mußte inbeß
aud} bieftl SteiM gufammenfallen. Der eingige ©eftcbtls
»unft, aul welcbem für) bie Ausübung biefel «Hccfots aud>
heutiges SEagel nod; bei un5 rechtfertigen läßt, ift ber
ber -Siebfrüergclrung , in welkem $atle el gegen ben Un>
urtban tmti folgen ©taatl geübt wirb, ber el nod> nidbt
abjjctcbafft bat.
ijemc ($einr.), ein gewaneter unb viclgelefener beutfdjer
öcinftjieller, würbe von jübifdjen Altern 1797 ju Düffel»
bflf geboren unb trat fpäter burd; bie Saufe gum ßbrifien»
tbum über. Gr wibmete ftd; auf ben Umverfltäten Bonn,
JSerlin unb Söllingen bem ©tubium ber 9icd;t3wiffenfd;af»
ten, erwarb bie junjlifdje Dottorwürbe unb trat guerft 1822
cffcntlicb all Didier auf. ©ein JRuf würbe bebeutenber,
aB et 1826—31 feine „SSeifcbilber" berau§gab. 3n ben
timmernbfien garben föielt in biefen ber gewanbte ©eifl
be3 2)i(fetert. ©ie fanben mit ber ungebunbenen 9Jiannid>
faltipfeit unb feine jCert>äftni|Je adjtenben 9Jücffid;tSIofigfeit,
bie ra.tbnen ^errfeben, mit i^rer pifanten, furjen, feblngen»
ben, in Ubenbigen SBorflcHungcn fid) regenben ©»rad;e, viele
Befer unb SBewunberer. begab pcb 1830 nad; 95ari6 unb
bie polittfdje Aufregung feiner 3eit benu|jeub, fcfcrieb er SBü^
d?er, i« benen er ©taat, Sieligion, SMfjenfdjcft, Eiteratur unt
-ittlidjfcit ohne tiefere Jtenntniffe ebenfo intereffant leidjtftns
nig nnibanbelte, wie in feinen Ivrifcbcn ©«bieten fein eignes
£erj^ ^er Seifall, ben^>. fanb, envedte ibra iRacbabmer,
unb tiefe trafen balb al§ eine ei^nc ©d>ute aB „jungcS 2>eutfd>>
i anbaut Ben ibnenbatte fetner Sb.'i ©cwanbtbeit unb Ha»
lent, ünb'tcaä man von biefeux tu leiner bte fieiefetfertigfett an
-ven SBeife gern btnna^m, erregte im "Publü
tum ben lauteften Unwillen, tili e5 von ben 3üngern un>
gefdjicft unb fcbwerfitlig, im ©ewanbe ernjler Senbenjen
vorgetragen würbe. 2?urd) politetlid)e Sftagregeln würbe
ba$ junge ©eutfcblanb vernidjtet, wel(6e3 niajt mJglid) ge»
wefen wäre, wenn biefc 9?id)tung in ber Literatur mebr
gewefen wäre aB eine willfürlid;e ©veculation auf bie ©unfl
bei publicum«, bei bem man eine ernfie ©ittlidpfeit nidjt
voraulfetjte.
^tinricl) l, genannt ber SBogler ober ber ginfler,
Jtitaig von £)eutfd;lanb 919—36, ber erfte aul bem fäd)f.
9iegentenbaufe, geb. 876, war ein ©olm bei fäd)f. Sfrva
jogl Otto bei Grlaudjten. <Rad;bem er na(f) bem Hobe fei*
nel Baterl £erjog von ©adjfen unb Sbüringen geworben
war, gerietb er in ge&be mit bem beutfd;en Äöntge Äon»
rab I., welcher ibm fein Grbtbeil febmälern wollte. Jtonrab
lernte bei 4j>erjogl ÜSad;t unb ©eifielgröfje fo, obfdjon ju
feinem eignen 9cacbtbeil, fennen, baß er bei feinem Sobe
feinen SBurbigern gu feinem 9kd>folger ju emvfeblen wußte.
XB Äänig trat $>. fräfrig auf, beruhigte 2>eutfd;lanb im
Snnern unb nad^ außen, verbe^erte bal beutfd^e ^rteglwe«
fen, befonberl bie 9?eiterei, vervollfommnete bie Befefttgun«
gen ber ©täbte unb legte eine SRenge neuer fefler ©täbte
an. Bon ben freien Sanbbewobnern unb SbeOcuten mußte
ber neunte 2Rann nad; ben ©täbten gießen, w.e(d)e gewiffe
Borrecbte erbielten, unb fo würbe ber ©runb gu bem 83ür»
gerjtanbe gelegt, bem iDeutfcblanb feine fernere jöilbung gu
verbanfen fyat. (Sr erweiterte bie ©rengen JDeutfd;lanb5 unb
bemütbtgte beffen geinbe, namentlid; bie Tormänner unb
©adjfen. 3m ©egriff, nad; 9?cm gu gießen unb ftd; gum
Jtaifer fr6nen gu laffen, ftarb er 936 gu Hemleben unb
warb im ©üfte gu iiueblinbura, weld;el er felbfi errtd;tet
batte, begraben. (Bergt. &eutfd;(anb.)
^rtnrictj IV., r6m.-beutfd;er Äaifer von 10.56—1106,
war ein ©obn Äaifer J£>einrtd; III. (reg. 1039—66) unb
würbe fd;on brei 3<»l>re vor bem JEobe feinel Baterl gum
SJacbfolger auf bem iCaiferrbtone erwählt. Gr war 1050 ge»
boren unb mithin beim SSobe feinel Baterl faum fed)l 3<>^re
alt 25er (?rgbtfd;of von Jt6m, «nno (f. b.), entfübrte
ben anfangl unter ber Bormunbfdjaft feiner ÜRurler 2lgnel
ftebenben jungen gürfren bei ©elegenbeit einer Üuftfabrt
auf bem Slbein unb leitete all Grjteber btffelben aud? bie
beutfeben ©taatlangelegtnbeiten. 9Rit if)m tbeilte 3Bad)t unb
Einfluß Xbalberf, drjbtfd;of von Bremen unb fwmburg, unb
bie Berfdu'ebenbeit ber (Sbaraftere biefer beiben §Ränner mußte
auf jp. von bem na<btb«ligften ©nfiufTe fein. SBäbanb
ber Brenge unb ernfie Änno ben Knaben fafl flöflerltd; er»
gog, war ber verfdjlagene Ebalbert, um ftd; bei ibm bleu
benb in ©un|J gu fetjen, gegen ihn mebr all billig nadtftd)»
tig. Statbbcm £. auf bem JReicbltage gu ©ollar felb|l
bte Regierung angetreten batte, war Äbolbert bil an feinen
Heb 1072 unumfd;ränfter ^)err, unb nur auf furge 3eit
gelang c5 ben beutfeben Sür|len, benfelben burd; gewalt»
jame Entfernung um feinen Ginfluß gu bringen. Gl ifi
unter £>eutfd;lanb (f. b.) unb ©regor VII. (f. b.) er»
gätjlt worben, wie &. mit feinen eignen Untertbanen unb
mit bem in ©treit gerietb- Der 9>avft fanb gutrfl
burd; a^. felbfi ©elegenbeit, ftd; in bie beutfdjen Angelegen»
beiten gu mifd;en. . Die aufrübrif<ben ©atbfen $Mm itim»
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I
Heinrich VI. (deutscher Kais.) 3<
lieb, ben Jtaifcc mit ©malt ber SZBaffett ju einem öergleid)
genötigt, bem gemäß bie jur S3e wadjung beö SanbeS vom
Jtaifer erlisteten Scpl&ffer, unter i&nen aucb bie Aarjbura,
äerftört werben füllten. Sei ber lefetern füllten jeboep gereifte
ju ihr gehörige Gebaute unb bie Äirdje »erfdwnt werben.
2>ie Sacpfen jerftirten jeboeb aud) biefe unb .£>. bcfd;reerte
fieb über fic beim ^apffe als über Jlircbcnfcbänber. ßugteid;
ober fam obgleich [td> bie «Saufen ju ©enugtbuung er»
boten, mit einem mächtigen ipeere, fdplug fie unb bebanbelte
fie auf baö bärteffe. Die Sadjfen wenbeten fid? nun aud)
flagenb gegen ben Äaifer an ben $apft. 60 fam e$, baß
©regor VII. ben Jtaifer 1076 vor feinen 3iid?terfiubl fo>
berte unb ihn, ali er jidj roeber um biefe nod? um anbere
päpfilidje goberungen flimmerte, in ben ©ann tbat. 9?acb
ber Demütigung ju (Sanofja befugte jroar ben ©egen»
T6nig JRubolf von Schwaben., hielt fid? fiegreid? gegen bie
neuen ©egner ^ermann von guremburg unb SRarfgraf <Sg«
bett von atyüringen, belagerte fogar ©regor VII. :n fl?om,
nad;bcin er btffcn Xbfefeung burcpgcfcljt, unb lief fid) bureb,
ben von ihm juin 9)apji erhobenen Siemens III $u {Rom
fronen, erlebte aber nodb tiefen Äummer, ali fein eigner
Sobtt Jtonrab, unb nad)bem biefer entwaffnet, auch fein
jreetter Sotjn £einrid? fid) gegen ibn empörte. Der Severe
war auf eignen SBetrieb 1097 ju feinem ScacbfoU
gcr ernannt worben. (St trat an bie Spifce ber jablrei»
d?en Unjufri ebenen, bemächtigte fid? 1105 feine« Bateri
unb nitpigte ibn, ju Sngeltjeim bte fRegierung niebenu*
legen. Vergebend t>erfud;te £>. nochmals bie Wacht an lieb
ju reißen, er frarb arm, »erlaffen unb noch im SSanne
1106 ju iiitüd) unb erft fünf Sab» fpäter burfte fein
&ei$nam, mit Bewilligung bei *Papfje$, ju Speiet feier»
lieb begraben werben.
jjrtnrict) VI., r6m.»beutfcr)erÄaifer pon 1190—97, ber
ülfefte Sobn griebrieb I., ift infonberbeit burdt) feine Xue*
f6bnung mit |>einricb bem ßöwen (f. b.) unb burd? bie
(Erwerbung ber .fterrfebaft Pon Neapel unb Siciüen, welche
QU) ©rbtbeil feiner ©emablin CSonftantia zufielen, wichtig.
(Jr war eS auch,, ber ben ritterlichen Jtinig »on Snglanb,
JHicbarb göwenfjerj (f b.), gefangen hielt, ©eine Jpcm
febaft in Sicilien befefhgte er bureb blutige ©rattfamfeiten.
fi. ftarb pl6feucb in feinem 33. Sabre 1197 in Sicilien.
$a$ feinem £obe brachen burd) bie SBabl jweier ©egen*
finige neue 3wifligfeiten jwifeben SBelfen unb £obtnftaufen
aud, welche erft nach griebrieb II. (Erhebung auf ben Äai»
fertbron beenbet würben. (»ergt. 25 eu t f d> ianb.)
Ijeinrid) IV., Jtonig pon granfreieb, (1589—1610), ber
erfre aud bem $aufe fi3ourbon, folgte ^einrieb III., bem
leiten auS bem $aufe Sialoid, naebbem biefer 1589 ermor>
bei worben war. war ein Swfen Xnton'd PonS3ourbon,
$er)og9 pon iOenbome, unb würbe 1553 ju$au iniBearn
int Departement 9?ieberpprendtn geboren. Seine 9Rutter,
eint Jtodptcr be$ itonigi Pon UJauarra, erflärt« fiep mit if)»
rem ©ohne für bie "Partei ber Hugenotten unb nabm am
Jtampfe berfefben gegen bie tatboltfcpe Partei tätigen 21ntbcil.
Der iunge 9nnj genoß eine ausgejeichnete ^rjitbung unb
befeftigte feinen eblen ß^arafter in ben mannigfachen Drang>
faltn bei fBurgerfriegft , in weldiem er 15S8 pon feiner 9Rut>
ter jum Xnfubrer ber Hugenotten gemacht worben war. Da
faßte bie fcbänblidpe Katharina pon ÜJJebici mit ib.ren Kn^dn>
£ Heinrich IV. (Koni ff v.Frankr.)
gern ben ^(an, nach griebenäoorfpiegelungen alle ^rottfiint»
buvcb 972orb ju perniebten, weteper in ber JßartholDmäu -r-ait
(f. JB l u t b 0 cp j e i t) »om L»4.— 25. 3(ug. 1572 jur Xuffübrunfl
fam. war mit Sttargarttba pon äialoiJ am 18. lt.;
permäblt worben, naebbem furj oorbtr feine 5Kutter, tivu
fcbeinlid) pergiftet, geftorben war unb er ben Xitel eiue3JU>
ntgd von 92aoarra angenommen t)atte. Um in ber tontfa
lomauönacbt fein £eben jiu retten, mußte er jur fattjeLifd.cn
Airche übertreten. 'JJacbbem Äatb^arina »ergeben« »erfuttt.
bte ebe mit Margaretha ju trennen, wußte fie A. ju mjm
cberlei uufittlicbeii Vergnügungen 511 verleiten. Aber ei ge-
lang ihr niebt, ibn ju oerberben, er entflob. 1576 »om ^eft,
ftettte fieb wieber an bte *3pifee ber Hugenotten unb befanrte
fieb ju ibren SReligion^runbfäeen. iRadjbem aber auf JUftft
rina'ö betrieb 1576 mtt ben Hugenotten ein griebe |ffdürf»
fen worben war, bemgemaß fie freie Übung ihrer Jüeligwnfgei
bräuebe b«ben follten, bilbete fid) 1587 unter £erw8$e»
rieb »on ©uife (f. b.) bie befannte gigue, beren ^eo Ä
1587 bei Goutra* fdjlug, unb naebbem Jtonig $euui$UL
felbft mit ber flaue in Jtampf geratben unb fogar btl
5tbron§ für oerluftig erflart worben war , flanb ibm J> j»>
gen bie gemeinfamen geinbe bei. UM ber ermorbete limi
ftarb, erflarte er felbft ip. al« feinen reebtmaßigen «Hact/ci
ger. 2lber man wollte ben proteftantifeben gurfien riebt a-
erfennen. Spanien ftanb mit einem mächtigen iptere ca
Sigtie bei unb obgleich Sieger in mehren e<blad>ttn ygm
feine geinbe, fab fieb Jp. boeb gen6tbigt, naebbem er in ta
fatbolifeben Religion ft* f>atte unterriepten laffen, ju tiefet
6ffentlicb 1593 in ber Jtircbe ju <5t. = Deni6 übernimm
er würbe 1594 ju GbartreS jum Jtinige »on Jtanfm^
gefalbt, ^tclt feinen öinjug in ^>ariä, beruhigte bie Carmen
unb eawang enblicb, 1598 oon Spanien einen »cnt;eiir-.^
ten grteben. 3n btmfelben Sabre fieberte er ben ^<r.ot;
ten bureb baS ©biet oon «Ranteä SReligionSfreibeit upj w
cberhtit ju. Unablaffig war er nun bemübt, baS ■>
ben ffioblftanb feiner Untertanen ju forbern, in wm
JBcmübungen ihn fein SRinifter Sullp unterflüftte. S^tner
weifen Sparfamfeit gelang tb, 330 3RiU. 8i»re$ ©«*
fcbulben ju tilgen unb nod) 40 «WiU. im Staa»fc}fltg
fammeln. Seine woblwoüenbe ©efinnung erfhreefte fty «J
über granfreieb binauö. Die .Riagen ber $rotc|tantcn u:ei
bie IBebrücfungen jDfheicb.5 unb Spaniens mochten ein $u>-
grunb fein, baß er ben großartigen $lan einer c^11'^
nen europ. ffiepublif faßte, an welcber 15 an ÜJfflC?t m
Änfcben gteidbe Staaten Jlbeil nebmen foUten. (Sin ra\f
griebe follte ba« fcb6ne äitl biefer Vereinigung fem
»egriff, an bie XuSfübrung biefe? ^)lanS ju geben, wurt< $
am 14. Mai 1610 in feinem JBagen pon bem bcri;
Sfaoaillac ermorbet. granfreieb perlor feinen bellen W%
befftn Tlnbenfen noeb jefetgefegnet wirb, ©ern überfal? r
baß ber große 9Rann einer aQju großen Sebm&tbc
ftböne grauen fidj fcbulbig maebte: er mußte feint t^J :
eben geibenfebaften bureb barte (Erfahrungen in feinem 8«j
lienleben büßen. «Racbbem er mit pdpjtL 3ußimmuU| \M
feiner erflen ©tmablin fi* getrennt battc, gewann eiwn
feine »weite ©emablin ÜRaria »on 9J?ebici jwar einen S««1
erben, aber aud) eine febwere Saft, benn biefelbe oewmB
ibm burd> mancherlei Untugenben ba5 geben.
ip. nudb noeb erleben, baß meb» feiner Älteffen
fogar eine feiner ©eliebten, ibn ju fiür^en bemübt ««•
Google
Heinrich YTn.ffc<jn,\.Kn*!.) 34
$H ''einer ^»enriabe bat SBoltatre ba8 Änbenfen bt8 burd;
£>er}cn$güte, SEapferfeit, ßbelmutb unb Jtlugbcit auäge«
...'.anuten gürften verewigt.
tirinricl) VIIL, ,Ä6nig von (Snglanb 1509— 47, wat
da leibenfcbaftlidjer, babei (henger, eifriger, oft fogar grau»
ergürft, ber ficb bunt 'Jfuftjcbimg ber fatbolifdun Airdje
gnglanb befonberä »viditig gemacbt bot. (fr war 1492
reu unb fanb, ald er feinem SJater ^einrieb VIL folgte,
Speer unb bie gmanjen im bellen 3uflanbe. 2tlS 2utb«
I £)eutfcblanb aufgetreten nur , febrieb J>. 1521 gegen bie
Üebre eine SBertbtibigung be§ 2fblafjee5 unb ber fteben
Sacramente, wofür ibm ber $Pap(l ben Site! eines S3e»
fiüjert bee> ©laubend erteilte, Cutter ibn aber berb ab<
fertigte. 2(18 nadjb« ber $apft gegen $.'8 Sdjeibung von
feiner erflen ©emablin roar, fagte lieb biefer, ber fdion mit
feiner jweiren ©emablin bcini(id) verbunben war, Dom ^apfte
unb fübrte mit ©ewalt ben Supremateib ein, burd)
...dtn tr felbfl als JDber^aupt ber engl. JUvcbe anerfannt
«wirbe «Sec4>S ärtifel , weldbe übrigens von bergebjre ber fa*
i en Aird;e nidpt wefenttid) abwichen, würben a\6 ©lau«
totale eingeführt, eine engl, ttberfefcung ber ©ibel warb
bem öolte in bie Sghnbt gegeben, bie JUöflcr würben auf*
Rieben, b»be unb niebere 9)erfonen, weifte ben Supremat»
weigerten, all Gmpörer, melebe bie SWeffe unb bie fie*
ben Sacramente nid;t anerfeimen wollten, al8 Äefcer be«
Mt nnb fogdr jum Zobt verurteilt. Sefannt ifl, baß
S). fedje» ©emablmnen gehabt $at. Die erfie, £atbarina,
eine Sofbter beS Äönigt» von Hragonien unb ßaßiüen unb
Bittive be8 altern ©ruber •£>.'§, SRutter ber fpJter jur 9?e»
uerung gekommenen fogenannten fatboliftben SRaria, würbe
Jurd) ben (jrjbifdjof Granmer (f. b.), bem SRanne, wel*
$er am meiften jur Abtrennung ber engl. £ir<be von ber
-im. beitrug, von Sq. gefdjieben; bie jweite, Anna ©olepn
f. b.), bie SHutter Oer nacbmaligen Jtonigin Slifabetb,
»art» 1536 bingeriebtet; bie britte, Sotjanna Sepmour,
färb 1537 nad> ber ©eburt eine* SobneS, bed nadj Sq. re«
licrenben Cbuarb VL; bie vierte, Änna von .Kleve, würbe,
reit |ie bem X6nige miSfiel, verflogen; bie fünfte, .Äatba»
HM £>owarb, warb be* <Sbebrueb8 angetlagt unb obgleid)
nebt uberwiefen, 1542 bingerid)tet ; bie fechte, .Äatbarina
Carr, SBitwe be5 8orbö gatimer, entging bem £obe, ber
b.r, al& .Äe&erin verleumbet, brobte, burd) ibre JCtugbeit.
Ilatbbem fdion mebre 3<ibre burd; einen unheilbaren
aben am Seine unb burtb immer junebmenbe gettigfeit
i, fiarb et 1547.
fjcinricl] i>er Cö»f, ^>trjog in ©adjfen, 1139—95,
1129, war ein ©obn be§ £enoge> Jpeinricb bee> ®toU
■n unb burd; feine SWutter ein vnfel be8 beutfdjen JtönigS
(ertjar, ein mad>tiger, rro^iger, Rüget unb grofmütbiger
ber von bem größten GinflufS auf bie @efd)id)te
Drutftblanbd gewefen i|t. Den Seinamen bet> Eimen, ben
; bureb feine ^apferfeit geredbtfertigt, foQ er erbalten b^»
cn, weil er bat* 3ßi!b beS (on. %t)itxtl jum ©innbilbe ges
ommen unb baber j. 83. vor feiner SBurg in Sraunfd)weig
inen ebemen üörpen aufgehellt batte. Xnbere baben cr^blt,
r habe in $alaftina einen Siwen aud ber ©ewalt einer
Scblange gerettet unb berfelbe fei ibm bann jietö treu ge*
clgt. 2Bai)rnib feiner SRinberjdbrigfeit verwalteten fein Qtbs
3 Heinrich der lÄwe
tbeil feine Butter unb ©roffmutter unb fein Cljcfin SS elf.
Die beutfd)en gfirflen benutzten biefe 3eit, bie 3)?adjt be5
mit eiferfücbtigen Augen betraebtetert £>aufeS ber SSelfen ju
febmälern. 9?acbbem aber So. 1146 felbfl bie {Regierung an«
getreten, war er aldbalb bebaebt, Anfeben unb IDtacbt fei«
ner gamilie auf bas voQbmmenfle wieberberjufleden. Durd)
©ewalt ber SSaffen maebte er ftd? feinen geinben furchtbar,
unb jugleid) firberte er ben SSoblftanb feiner Staaten auf
bad fräftigfie. Qr fyattt einen £bei( von SRetflenburg unb
Bommern erobert unb jog au 3 Deutfcblanb, fBrabant unb
glanbern gewerbtbatige (Sinrcobncr in biefe nod; roben ©er
genben. Qx ließ 253 ii Iber ausrotten, Sümpfe auStrrxfnen,
legte Stifter unb S3i6tbümer an unb erbaute Stabte. DUd> ■■
bem ibm JCaifer gnebneb I., bem er bei feinem Buge nach
Italien bie wiebtigften Dtenfie geleiftet, ja fogar bad Sieben
gerettet batte, 1154 nun ^)erjog von JBaiern ernannt batte,
erjrrecften ficb feine »eft^ungen burd? ganj Deutfdjlanb von
ber £jh unb Slorbfee bis nun abriat Speere. Aud> Ratten
ibm 1154 bie JBafaQen auf ben we(fifd)en Stammgütern in
Italien bulbi^cn muffen. 2Rad)t unb ©lüd enegten
Leiber unb geinbe unb febon 1166 vereinigten ficb mebre
gürfien unb JBifcböfe unter Hartwig, (?r>bifcbof von före«
nun, gegen ihn. Qx aber (am ibren planen guvor, nabm
Sremen, verbeerte bie Jbefttungen feiner geinbe unb bernü«
tbigte biefe. hierauf unternabm Sq. einen 3ug nafb ^>ald«
ftina, na d;b cm er juvor von feiner erfien ®emat)Iin ficb ge>
trennt unb eine engl, tprinjeifm geebelid)t batte. SSieber in
Deutfcblanb angelangt, würbe er vom JCaifer griebritb I.
aufgefobert, ihn auf einem neuen 3uge nad) Italien gegen
bie auffa^igen (ombarb. StAbte ju begleiten. 3war geborgte
anfangt», aber eine gebeime ©ferfudjt mod)te Urfad)e
fein, baß er ben itaifer pli^Iid) bei ber Belagerung von
Aleffanbria verließ: Vergeben« foU ibn griebrieb fogar fuß«
fällig gebeten baben, mit feiner bebeutenben ^>eere«mad)t bei
ibm ju bleiben. Die golge biefer £reu(ofigfeit war einet*
feit 6, baß ber Äaifer in ber blutigen Scblacbt bei Segnano
von ben gombarben gcfrblagen würbe, anbererfeitS , baß Sq.,
gegen ben man von allen Seiten S3efd)rotrben erheben, vor
einen !Reid)dtag jur Verantwortung gelaben würbe, unb als
tr auf wieberbolte goberung nid>t erfebien, vom Jtaifcr lltK)
in bie ?üft unb aller feiner Sieben verlufrig erflärt würbe.
Seine Seftgungen würben unter bie ibm fernblieb gefinnten
giuften unb S3ifcb6fe vertbtilt. 3nbeß vermoebten biefe niebtü
gegen Sq., ber nur erfl, als griebridj I. felbfl gegen ibn inj
gelb rüdte, fieb gejwungen fab, fidj ju unterwerfen unb ju
bemütbigen. Qx bat 1182 fußfällig ben £aifer um ©nabe,
biefer vergab ibm wenigflenS fo weit, baß er ibm ben fä<--
fiö feiner (Srblänber JBraunfdjweig unb Lüneburg juftd;ertf,
inbtß mußte er bie ©ebingung erfüllen, brei Sab« außer
balb DeutfdjlanM bei feinem Sdjwiegervater, bem Äinigc
von Gnglanb, jujubringen. (Jbenbabin mußte er nochmals
1188 geben, alä griebrid) i „„^ ^a^(Kna jog. Da er
aber nad) bem $obe feiner ©ema^lin erfubr, baß frine
©egner feine JBeftfeungen no<b mebjr ju verminbern flrebten,
febrte et 1189 jurücf, griff mit altem üflutb unb alter
SCapfcrfeit feine geinbe an, fetilug fte mebre 9Rale, erlitt aber
enbltcb felbfl eine Scieberlage, &n »ergleid) 1190 balte we.
nig Dauer unb erfl alö mit Sq.'6 einwilligung fein Sobn
|>einricb eine »rubnetodbter griebrirb L jur ©tmablin ge«
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Heinrich (Prinz von Prenssen) 334 Hcinr. I.X 1 1. (Fürst Sehleiz)
INff , ein ©ebiet von 19 DSR. mit 50,000 ein», oetrti
tt>fld}c 1798 nad) (einem Sobe an feinen altern Sofjn' get
bin an b griebrtd» fiel. TtlS aber btefer na<b bem 2obe feint*
SBetterS, beS unmünbigen £erjog§ gubmig von JCöt^en, 1818
jur JRegierung bes JperjogtbumS '.Änbalt » Jtitbcn gefomn-
roar, erhielt fein ©ruber bie ©fanbeäberrfcbafr f)lef.
sog gerbinanb war mit feiner ©cmablin 1825 in $<m$
feierlieb jut fatbolifeben Jtircbe übergetreten unb bat tc tu»
auf aud> in feinem 4?erjoa,tbume verfebiebene Schritte getta-
roeldie feine Untertanen tn bange SSeforgntffe für tit or.-
gelifcfje Jtircbe, ber fie mit voller Überzeugung cnbtngrn,
fehte. JDer junfen ber Unjufriebenbeit brotjte in bd<
flammen auSjubrecben, al» ber ^erjoa, gertinanb am 23,
3ug. 1830 flarb. Ohr binterlicfj feine Ämber unb mit $rai:
ben begrüßte baber ba$ Sanb ben neuen, echt »roteftajitil'6
gefinnten #enog 4?- Stiebe unb Sicberbeit febrten in tic
(Memüiber jurücf unb jugleicb verfebmanben bie Spuren 16
in bem proteftantifeben ganbe eingeführten Äatfjolici^mu?.
#erjog ifl fett 1S19 mit Xugujte grieberife ©äpetance,
^rinjefitn von Sfeufj* J?6fhrtfe , vermdblt. £>a$ gürfientbiin
JPleg ifl anfcubmig, ben ©ruber beS .£>er$og$, übergegan^cL
nomrnen baite, mürbe unter Äaifer jpeinridi VT. ber triebe
1194 bergefledt 2tber [eben im folgenben 3>Jbre flarb Sb. ju
ffiraunfebreeig unb ein Denfmal in bem bortigen £>ome
jciLjt noch jefct bie ©rabfldtte beS großen gürjien.
tjcinrul], $rinj von Greußen, mar, geboren ju SBerlin
1726 , ein ©ruber beS »reufl . JC6ntg8 grtebrtcb 0. unb ein
ebenfo großer gelbberr mie biefer. SRacbbem er febon im
erjlen unb jmeiten fcblef. Kriege ffcf> auSgejeidmet, befdjäf»
tigte er fi<b in ^otSbam eifrig mit bem ©rubium ber
ÄrtegSmiffenfcbaften unb trat nun im fiebenjdbrigen .Kriege
als ein ebenfo fluger wie tapferer unb befonnener ©eneral auf.
3bm vorjugSmeife harte griebrieb ber ©rofje ben glucflicben
*j(u§gang bicfcS KriegS ju verbanfen (f. Siebenjähriger
Jtrieg), ber für Greußen verberbenbrobenb mar. Stach
bem grieben fetjrtc ber "}>rinj nadj bem ©cbloffe JRbeinSberg
jurücf, me(cbe6 fammt ber baju gehörigen Romaine ber KÖ»
nig fdjon vor bem Üriegc ihm gefebenft batte, um nur ben SEBif*
fenfebaften unb Äünflen ut leben. Gr trennte fieb von fei»
ner feit 1752 mit ibm vermdblten Werna blin, einer f)rim
jeffirt von Reffen ^Äaffel, machte 1770 eine Sfeife nad> $e«
tertburg, mo megen ber SEbcihmg dolens oerbanbelt mürbe,
unb betrat 1778 nochmals ben ÄricgSfcbauvlaij im bair.
(ftbfolgefriege, ber jeboer) beenbigt mürbe, etje e3 ju einem
entfdjeibenben ©djlage gefommen mar, 5Bon Jtönig griebrict)
aßilbcim II. oon ben ©taat&gefcbäften auSgefcbloffen, mottle
nadi granfreid? geben, mürbe icbod) bureb bie Sfeoolu--
tion an ber XuSfübrung biefeö $(an$ gewintert. Qx nabm am
Kriege gegen granfreieb, ben er nidit billigte, feinen 5£betl
unb flarb 1802 ju S?bctn8berg.
fjfinricl), regierenber J&erjog »on Änbatt-Äotben, rourbe
am 30. 3uL 1778 geboren. (Seine Altern maren ber gürfl
grtebrieb @rbmann von 'Änbatt^pieß unb Suifc gerbinanbc,
eine geborene ©rdftn von ©tolberg.SBernigerobe. ^ener
'm
V
^rtnrifl) XX., regierenber gürft SJeu§ ju Qnij, «
<3obn be5 am 29. 3an. 1817 verdorbenen gürjtm fy®
mar ber {weite teobn beä 1755 geworbenen iperjogS 'Xugufl
Eubmig von Änbalt'Ä6tben unb r>attc bie ©tanbe§b«"fd)aft
rieb XIII. ju Öreij unb beffen ©emabltn ffiilbelmine iuM
einer 9>rin*effm von SRaftau > ® eilburg , folgte feinem »n:
ber, bem Surften ^einrieb XIX-, bet feinem fc3atei ■ I
{Regierung gefolgt mar, naeb beffen Äbleben am 31. JJ
1836. & ifl geb. am 29. 3un. 1794 unb bat «
25. 9?ov. 1834 mit ©opbie 9»arie Zt)txt\t, Vrxntffta «ej
8ömen|Iein = SBertbetm»9cofenber8, geb. am 18.S«?t 1^
vermählt, ©eine Gbc ifl bis jefet noeb nitbt burtt)
fommen gefegnet unb aud; fein verjlorbene« ßrub« v*
feine Söbne binterlafi'crt. «
^rinridi LXII., regierenber gür# 3?euf |B«#qf
©era, geboren am 31. «D?ai 1785, ein ©o&n be« W1^
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HeInr.IiXXfl.(l,.T.Ii0l»eii8telii) 365 Hetratb
fymmd) XLU. gu Äeufi = ©djleig unb beffen ©emabfin,
einer sJ>rirt$effirt oon .frobenlobe • .ftirebbera. , folgte feinem
Kater 1818 in ber Regierung gu 6cf/leig unb in bem
mit ben gürfrert Sieuf? gu gobenftem unb (SberSborf ae«
metnfdjaftltd; befeffenen ©era. Durcb, ein« forgfiltige Crrgie--
()ung unb nadjber auf ben Uni&erfitäten gu SBürgburg
unb Grlangen, fowie cureb einen langern Äufentyalt in
©reiben gebilbet, von ben wpr/lwollenbfien ©eft'nnungen
belebt, war ber Surft feit feinem JRegierungSantritt betmibr,
i.mtentlidj ba* ©djulwefen gu »erbeffem unb aueb fonji auf
jtbe tbm mögliche SBeife bic SBilbung feiner Untertanen
ju beben unb auf SSerfdjonerung feined ganbeä, befonberä
:cr rtöd) Schlei j fityrenben Äunflftraßen, bebaut. J)ie
Seuer6brun(r, weld>e bie Stabt @d>lcig 1837 »erbeerte, fcat
befonberS ben gürften fdjwcr betroffen. Orr ift un»erinab(t
unb ba audj ber güv|t !)i«"fi gu ©veig, foioie ber Surft
fteuf gu Sobenjrcin unb (SberSborf feine ©öfjne fcaben,
fo beruht bie ©rbaltung bc8 regierenben reufj. ©tammeä
auf ben ©tynen £cinrid) LXVH1., ©ruberS beS regierenben
dürften Wcufj gu ©djleig.
fifirtricl) LXXIL, regierenber Surft Äeuß gu Eobem
frein unb @bcrSborf, geb. am 27. 2Mrg 1797, ein ©oljn
teS gürften #einrid> LI. JReujj gu GberSborf unb beffen
Gemahlin, einer ©rifin »on #or;m. 9tad>. SioUenbung
feiner (Srgfebuna begab er fid> 1816 nad) 33cm, wo er
mit btn »outifäen 2£njid)ten #aller'$ (f. b.), bei &er*
(äffet* tat „JReflauration ber ©taat&wiffenfdjaften", ntytx
befannt würbe; er befud?te nadlet ©Otlingen unb ging
enblid) 1818 auf ein 3af>t nad) 35reSben. 9tad) bem
Sobe feine« SBaterS übernahm er 1822 bie Regierung ton
Cberfborf unb begab fich 1823 auf eine JKeife nacb granf»
reid) unb (Jnglanb. SBährenb berfelben ftarb fein SBet»
ter, gfirfl 8?euß gu 2obenftein, 1824 unb gürft folgte
bemfel&err. 9fad? feinet fllüdfe&t forgte ber Surft für 83er*
befferung bei ©djulrpefenS unb ber ganbftrafjen, legte große
fiSaurnfdjulerr an, um ben JDbflbau gu beben unb war
auf 2tbfd>affung mancher SRiSbraudje bebaut. Sie etwas
übereilte Einführung einer Glaffenfteuer unb bie SBerorb;
nung, bafj alle ©ebaube im ßanbe bei ber magbeburger
geuerocrftcberungSanfralt eerfidjert werben foDten, roogu
nod; «tele ältere brücfcnbe Einrichtungen famen, bewirften
fdwn 1826 Unruhen, roeld;e »war unterbrüdt würben / aber
feine ^Beruhigung ber ©emuttter gur golge batttn, wor*
auf fjd) neue tfufjianbe 1830, 18^1 unb 1834 geigten.
(SSgl. Sieufj.) ©inen 3uwa<bS erhielten bie SSepfcungen
beä gürjten 1835 bura) 3ufaH ber ^)errfd)aft SropffrS im
n'cipenfcifcr Greife ber preuß. ^rosing veaebfen, welche aufi
24 Dörfern befielt.
j^firotb ift bie wirflidje (Jingcljung ber Sfje (f. b.). —
^>eiratl)Sgut rieißt Dasjenige an ©elb unb ©elbelwertb,,
v>a$ ein SDJabcbeit ©cfjufS tt)rcr SBcrebelicfcung credit- ©e=
brause unb ©efefce pnb in biefer IBegie^ung bei ben verfeme»
benen S36ffern »erfebieben. 9?act} x&m. JWcdjte erhielt bk grau
»on ben Sbrigen bei ber SBerbeiratfyung eine 9)?itgift (tat. dos),
beren Grtrag ber SRann wä^renb ber ©f)e mitgenoß, fowie
aueb. bie grau am ©cnuß feines (fnrevln» thetlna':)rn. S)agu
fam noef), wa* bie grau burd) ©rbfdjaft wäb.renb ber Qift
gewann unb wefdjeS biefelbe entweber gu bem germeinfamen
Vermögen fragen ober gurucfbebalten formte. fBtx einer
Trennung ber G^e burdj SEob ober SBillfür erhielt bie grau
ihr gugebracfyteS S$erm6gen gurüdf. ©ang anberä waren bie
ültern beutfdjen Sitten. #.icr tjott«1 ^e grauen fein @rb»
tedjt unb erhielten audj feine 9Kitgift, fonbern ber 9Rann
mugte otelme^r ber grau eine @td;erjtetlung wegen ibreS
Unterhalts im etwaigen SBitwenftanbe erteilen, bie aber
auch (at. dos ober doariam genannt würbe. <25tatt ber et«
fientlidpen SRitgift erhielt fte jebod; eine ÄuSfteucr ober jBraut=
dja(j an Äleibern, ^)au5geratf) unb ©dj muef . ©püter würbe
ben grauen fiatt beä erbant^eilS eine XbfinbungSfumme o,e;
geben, unb ba5 r5m. 9fed;t ifl namentlict; unter bem S3ur»
gerftanbe in ben ©täbten Krauch geworben. (Sgl. ©üter:
gcmeinfdjaft unb SSitgtft.)
Google
V
Heiserkeit
fjfißf rhrit bezeichnet biefenige SBeränbcrung bcr ©timmc,
bei welcher biefelbe ihre Feinheit verliert unb tiefer, gewif*
fermagen umflort wirb. Sie fann in febr verfebiebenem
©rabe ftattftnben , von einer faum bemerfbaren JRaubigfeit
bis ju fafl gänjlieber (Stimmlofigfeit, unb ifl in ber großen
SRebrjabl ber gälte eine begleitenbe .KranfbeitSerfcbetnung,
ntdit aber eine fetbflänbige Jtranfbeit. "Km bäufigflen fommt
fte im ©efofge fatarrhatifeber Befcbwerben vor; naments
lief) aber pflegt fte SeeuungS» unb ©ntjünbungSjuflänbe
be§ Äeblfovfs, ber Buftrobrt unb be3 (ScblunbeS ju beglci«
ten, mit beren Befeitigung fte aber au* wieber verfebwin*
bet. £ält fte längere 3"t an, währt fte SRonate, ja halbe
unb ganje 3abre lang, fo ifl fte immer ein mehr ober we-
niger bebenflicheS Reichen unb beutet bann meif! auf ein
febon organifcb geworbenes £eiben ber ben .Reblfovf, bie
£uftröhre unb beren Berjweigungen auSfleibcnben ©cbleim:
baut. (Sie ifl baber ein fafl beflänbigeS Snmptom ber
Jteblfo»f6» unb &ftröbjenfcbwinbfucbt, fommt aber auch,
wenngleich f iltener, bei Jtranfbeiten ber ßungen unb beS
^erjend vor. 3m Allgemeinen jeigt.ftcb ein warme? 33er;
balten, inSbefonbere beä ^palfe«, am meiflen zuträglich jur
balbigen Befeitigung ber § eiferfeit; wo fie jeboeb ein
(Svmvtom von .balSfcbwinbfucbt ifl, trofet fie in ber Segel,
wie bie ibr ju ©runbe liegenbe Jtranfbeit, jeher ärztlichen
Bebanblung.
tjctoohuncjfr wirb ein meifl plöfclieb ttntretenbe«, mit
bem (Muhle allgemeiner 2Rattigfeit verbunbeneS, unwiber«
flcblicbcS Serlangen nach ©veifen genannt, baS, wenn ti
nicht [ebne II befrtebigt wirb, felbft rhnmaebten herbeiführen
Fann. Sennod) reicht in ben meinen Sailen febort eine ge>
ringe Wenge von <S»eifen hin, es ju befd)wicbtigen. 35er
$etßbunger tfl jwar mitunter in einer fehlerhaften Bilbung
mancher jur Berbauung wefentlicb beitragenben Organe be-
grün b et, Weit öfter aber nur ein 3eicbcn oon gef!6rter SBer*
tauungöthätigfeit, bie bann gewöijnlid; wieber von einer
Franfbaft gefteigerten Steijbarfett be3 SRageno- unb Sarmfa»
nalS abhängt, unb befällt am gew6hnlicbften febwangere, an
Bleicbfucbt ober 4?vflerie (eibenbe Srauenjimmer; ferner ^Per»
fönen, bie mit SBürmern, namentlich mit bem Banbwurme,
behaftet ftnb, fich in ber SBiebergenefung oon febweren, fte:
berhaften Jtranfheiten beftnben, ftcb häufig Förderlichen 2£n»
fhengungen ausfegen muffen u. f. w. öfter an $eißbun»
ger leibenbe fWenfcben ftnb gewöhnlich mager, oerbauen febr
mangelhaft, brechen häufig einen 2bei( ber genoffenen Spei-
fen wieber au$, entleeren fte tbeilweife unoerbaut unb leiben
nicht feiten an Durchfall. üReifi verfebminbet ber $eißbun»
ger ^gleich mit ben Urfacben, welche ihn hervorbringen.
Beruht er jeboeb auf einer fehlerhaften Bilbung mancher,
bi ber Berbauung befchäftigter Organe, fo febrt er immer
oon 3ei ju Seit jurtief. 3n Ic^tcr m falle ift cS rathfam,
ftcb nur folcber SRabrungSmittel ju bebtenen, welche ein fe>
fte$ ©ewebe haben unb bcSbalb ben BerbauungSorgancn
anger SÖiberflanb leiflen.
Rettung (bie) beflebt in ber fünfllicben Crwärmung ein*
fiefcbloffener 8?äume unb gefebtebt auf jwei wefentlicb ver*
dhiebene Arten, entweber tnoem man «Stoffe oerbrennt, fo»
baß bie bei ber 83 er brennung (f. b.) fich entwicfelnbe
SBärme benufet wirb, ober inbem man bereits fünft lieh ober
natürlich erwärmte Stoffe in ben ju erwärmenben Staunt
HeiEtiftg
bringt, in welchem fiaUt bie warmen (Stoffe an bie tattere hh
im eingefcbl offenen Saume 2Bärme abgeben. Sie erfte 'Ärt tn
Neigung gefebieht auf gerben, in ^fen-ober Jtami:
nen unb man bebient fich }u berfelben namentlich beä ^)eU
jeö, ber .Kohlen unb bet? $orf$, aufjerbem aber getegentttc^
noch vieler anberer Brennmaterialien. Sie jum verbreimen
befiimmten ^>ol)arten werben in weiche unb harte unterf&ic:
ben, jene brennen im Xßgemeinen leichter unb fcbneller, tiefe
febwerer unb langfamer. Sa aber bie harten ^iljer m
hälrnißmäßig in einem fleinern Saume mehr fBrennftoff mt>
galten, fo geben fie auch eint um fo größere SBärme uro
man braucht oon ihnen gur £eijung oerhältnitjmäpig gerin-
gere Quantitäten, al5 oon ben weichen Äöljern. Sefonc-tr*
leicht brennen harzige i^öljer, bie meift weiche ^pljarten
finb. £)ad Jlöfjlwlj hat burd) ben längern Aufenthalt im
SBaffer einen großen SEheil feiner .fear je verloren, ba t& nia
gugleicb weiches ^>o(g gu fein pflegt, fo brennt eS tmc:
f diu eil, aber gibt oerbältnißmäßig nur febr wenig Sännt
SSie baS ^>olg, fo ftnb auch bte ^>ol)FohIen oerfch'ubcrt, tmt>
überbie» fommt bet biefen noch ihr größerer ober geriiunn
geucbtigfeitSjufranb in S3etracbt. 5Erocfene JCobten guiben
nur, etwas feuchte haben eine f leine bläuliche garbe nnfc
folebe, welche ju oiel Sß affer eingefogen unb bie man baber
„erfoffene" Pohlen nennt, brennen gar nicht. $Ran muß fit
erft audtroefnen. Sie $oUfoblen geben eine febr gletttiDii
ßige unb flarfe S^e, finb jeboeb jur gewöhnlichen iimmm
betjung ju foftfpiciig. 5D?it wenig flamme brennen auä
bie (Steinfohlen, welche man tn barjige ( Sehnerv u<^
S3raunfob(en) unb in bor^Iofe (®lanjfohlen, Xntbracit) eintbrit.
Sie fogenannte Jtanblefohle ifl harzig unb brennt mit febr btQa
flamme ohne Sfücfflanb. Sa ben .Kohlen erbige unb n>
nige (Stoffe in verfdnebenen Quantitäten beigemengt }ti fein
Vflegen, fo ifl ihre 9lu(jbarfeit alö Brennmaterial febr w
fchieben. @in ausgezeichnete* Brennmaterial ftnb bie AoS
ober gebaefenen (Steinfohlen, welche in üerfdjloffeneti Sfaunwn
aufgeglühte unb jufammengefchmoljenc (Steuvloblen fmJ
©ie ftnb leichter als Steinfohlen, brennen fcbneCet bei ^
ringenn Suftjuge unb geben verhälmißmäßig eine ftärfr:
©lut. Beiweitem weniger äifee gibt ber Xorf, ber
langfam unb gleichmäßig verbrennt, unb mehr alS gercöhn-
liebe (Steinfohle leitet Sorffohle, welche man burtb ß«j
fohlun^ be5 äorfS in verfcbloffenen Sfäumen gewinnt ~
bie^>etjung ein6 ber nothwenbigflen unb juglcicb, befonbert
in manchen ©egenben, foffbarflen 2eben§bebürfnifTe ber 5V|":
feben ifl, fo hat man ein befonbereS 2tugcnmcrf auf kcj=
liebe (Srfvarung bei berfelben, b. b- auf lUenneibung jtbn
unnuften Berfcbwenbung an Brennmaterial unb an rr;>
ter ffiärme gerichtet. Brennmaterial wirb unnftfc namtni-
lieh bann oerfchwenbet, wenn bie Berbrenmmg mangfloff
gefchtcht unb im Stauche oiele noch unverbranntc »ejtir.i-
theile fortgeführt werben. SOTan muß baher beforat f*MJ
hinlänglich Öuft bem Jeuer jujiebt, benn biefe ift *>*W
bie Berbrennung allein möglich macht, unb je flärfer «r
Suftjug ifl, beflo gewaltfamcr unb vollflänbiger gefa>ebt W
Berbrennung. ©n allju flarfer 3ug treibt aber aua) b« «
geuer erwärmte 8uft fchneU mit bem JRauche fort, noa) e?t
eine Berbreitung ber 2Bärme in bem ju beiienbtn 8W«w
gefebeben, unb man leibet alfo in biefem galle SBertuJ ^
SBärme. Cin folcber ffnbet auch flatt, wenn bte ju WF'
ben 9?äume fchlecbt verwahrt finb unb bab« bie um
Google
Heizung
36V
Hekla
auf (ic Suff 3utritt hat, in welchem gaHe bic erzeugte ffiänrtf
fii) febr fcbneQ verminbrrt, inbem fortwährenb (alte £uft
eintritt- unb erwärmte abgebt. Die Anlegung ber £>fen be>
rurjt namentlich auf bem Öcfdjicf, eine folche Einrichtung
l errorjubringen, bei welcher bie SdmeUigfeit ber Serbren«
riung binreicbenb gcfcbebe unb büd> mit bei unvermeiblichen
Särmeableitung in möglichfr günftigen Xierbältntffen flehe.
3u ber (wetten ber oben angeführten Birten ber 4?ei$ung
•.hört vorjügtieb. bie Luftheizung, welche barin belieht/
i .ifi bureb Wöhren erwärmte 8uft in bie ju beijenben [Räume
; u'fuhrt wirb, »el^e für) in biefen ausbreitet unb ber fchon
in tr>r enthaltenen fältern Suft theilö von ihrer aBärme mit»
tbetlt, theilS biefelbe austreibt. ©Aon bei ben alten Sti>
mern unb auch int Mittelalter war biefe Xrt von $(')unej
befannr, boch tyat biefelbe auSgebebntere 3nwenbung erfi in
neuerer Seit wteber gewonnen. Man wenbet biefelbe befon*
tat jur #eijung ganjer ©ebäube an. ES wirb nämlich
ein nicht ju großer feuerfefler unb Durchaus wohlverwahrter
Slaum, beffen SBänbe fo eingerichtet finb, baß f(e fo wenig
möglich SBärme nach außen ableiten, buref) einen großen,
mitten tn ihm ftehenben, gewöhnlich gußeiferuen Ofen fct>r
fiarf geheijt. 2fu3 biefem Sfaume, ber $ c i g f a m m c r ,
gehen nun nach oß«t Seiten Jtanäle ab, welche in bie ju
erwärmenben 3immcr u. bgl. führen, Sie belieben auS
Köhren, ober im Stauerwerf auSgefparten Kanälen, in be*
n«t für) bie erwärmte 8uft fortbewegt, weil ffe burch bie
Arme fetbft auSgcbebnt wirb. Da auf biefe SBeife fort)
wäbrcnb ifuft auS bem $eijraume abgeleitet wirb, fo muß
er auch Sutritt von neuer fälterer Suft haben, unb ebenfo
muffen in ben ju erwärmenben Bimmem banale angebracht
fein, welche bie f ältere guft abführen, bamtt für bie eintres
tenbe warme Suft $lafc werbe. Man fuebt nun, um an
Brennmaterial jur Erbifcung ber Suft im #eijraume ju fpa»
ren, eine berartige Eirculation ber 3immerluft berjujiellen,
baß bie Suft auS ben 3immern, nachbem fic ftch an ben
ÜZBänben atlmälig abgefühlt, in ben ^ei^raum geführt, liier
erwärmt unb nun abermals in bie j&mmer geleitet werbe.
Q6 finb baher in ben 3immern, welche burch ßuft gebeijt
werben, gewöhnlich brei Öffnungen, welche, um bie Tempe»
ratur reguliren ju fönnen, mit Schiebern verfcbließbar finb.
Eine tiefer J&ffnungen führt warme Suft ein, eine anbere
fuhrt falte Suft nach ber #eijfammer jurücf unb eine britte
fefct bie Suft im Limmer mit ber äußern Suft in SBerbin»
tung. • 3n ber «fccijfammer fommen alle Kanäle jufammen,
unb überbieS ifi auch fic burch (ine verfdbließbare Öffnung
mit ber atmofpljärifchen Suft in Berbinbung.
Sehr ähnlich ber Suftbcijung ift bie Dampf hei jung.
3n einem großen Jteffel wirb Dampf erzeugt unb burch
Hanäle burch bie ju hetjenben 3immer geführt. Diefe Äa»
näle bürfen fich iebodb nicht in ben äimmern öffnen, ©ei
bat abfüblung nämlich verwanbelt fich ber Dampf in 2Baf*
fet unb wirb in bie Dampffefjel jurücfgeleitet. Die Suft
ttr äimmer erwärmt fich an ben beißen Dampfröhren,
rcelchc noch überbieS in metallene wohlverwahrte j&fcn in ben
.-Ummern geleitet werben fönnen. Die Dampfheizung eig<
nrt fich »orjuaSweife jur £cijung von ©ewäcbSbäufem, SBa»
<n unb bergL $ier fann es auch von Wukcn fein,
«u Reiten ben Dampf felbft guSjulaffen unb eS müffen ju bie»
fem ßwtefe verfchließbare Öffnungen angebracht fein. Sei
ber Dampftet jung ifi, wenn anberS ber Apparat, in wel»
chem ber Dampf feffel geheijt wirb, gut »erwahrt ift, alle
geuerSgefahr vermieben. Dagegen fann in bem JaUe, baß
man fich Dampfes von ftarfer Spannung (f. Dampf)
bebient, leicht eine gefährliche Erplofton (lattfinbenj loicheS
DampfeS pflegt man fich a&er ju bebienen, weil bie Däm>
pfe bei größerm Drucfe eine höhere Temperatur annehmen.
Mit 83ortheil bat man fid? fiatt ber Dampfheijung in
neuefter 3cit einer 4>ei}ung mit warmem SSaffer bebient.
Da in einem über einem geuei ftehenben (Befaß voll *5taf>
ferS baS am ftärf(len erwärmte ©affer fietS nach oben fteigt,
fo ift bie Einrichtung eines berartigen ^eüapparatS fetjr cnu
fach. ^uS bem mit SBaffer gefüllten Xeffel, unter bem baS
$euer angemacht wirb, gehen &wei Sichren in verfchiebener
$öhe burch ben ju beijenben !Kaum in horizontaler Sich-
tung unb münben in ein oben offenes ober nur leicht ver*
fcbtoffeneS @efäß. SSirb nun baS SBaffer im Äcffel er<
wärmt, fo fließt baS warme SBaffer burch bie obere Sichre
nach \tntm ©efäß, währenb baS erfaltete 23 äff er auS bem
@efäß burch bie untere 9t äbvc in benJtejfel jurücffließt, um
hier aufS SRcue erwärmt ju werben.
Eine cicjenthümlicbe , unftreittg bie biCigfie Xrt von ^ei<
jung hat man in neuerer 3eit in Sälen, wo gabrifarbcitcr
thatig finb, u. bgl. angewenbet, inbem man baS auS Soijr-
brunnen gewonnene SBaffer, welches Sommer unb 2Bintcr eine
fich gleidbbleibenbe Temperatur von ungefähr 10° St. behält,
burch fie in offenen {Höhren hingeleitet hat. Daffelbe theilt
ber Suft in biefen Räumen eine binreiebenbe SBärme mit
^rkate bieg bie griech- unb röm. ©ötrin Diana (f. b.),
infofern biefelbe als ©öttin ber Unterwelt verehrt würbe;
boch tjerrfebten über ihren Urfprung unb it)r SBSefen bie «er>
febiebenften Sagen. Sie war eine unterirbifche ©öttin ber
3auberei, ber man geheimnißvolle öerehrung jollte, fchwarje
^»unbe auf Jtreujwegen opferte, ebenbahiR Speifen fefcte,
welche bie Xrmen verehrten u. bgl. Man brachte fie mit
bem ebenfalls in ber 3aubcrci von jeher eine große Siolle
fpielenben Monbe in iBerbinbung unb fugte baher, im {»im*
mel heiße bie ©öttin lat. Suna, griech. Selene (b. b. Monb),
auf Erben lat. Diana, griech- ÄrtemiS unb in ber Unter»
weit ßefate. Tluf ihre breifache ©cwalt bejogen fi* bie
brei JCopfe ober brei getber, welche man ihr betlegte, auf
ihr geheimnisvolles äBalten ihre Attribute: Sacfeln, Dolche,
Schlangen u. bgl. tfud; führte fie bie Schlüffel ber Un»
terwelt
^(Katombf , ein griech. SBort, bejeichnete anfangs ein
jDpfer von hunbert Stieren, fpäter jebeS größere jöpfer, bei
welchem namentlich mehre Stjiere berfelbett ©artung gefchlach»
tet würben.
f)rkla (ber), ber befannteffe Sulfan auf ber 3nfel 3S«
ia nb (f. b.), welcher befonberS in frühem Reiten burch t>tf*
tige Ausbrüche fich furchtbar gemacht hat unb beffen noch
im 3nnem fortbauernbe Thätigfeit man auf ber SBärme
erfennt, welche für) bicht unter ber ßberfläche befi ©oben«
geigt Er liegt auf bem fübl. Sbeile ber 3nfel unweit ber
Xüftc, ift etwa 5000 hoch unb befiel; t auS brei mit
Schnee unb Eis bebeeffen Spifeen. Die mittelfte ift bie
höchfte unb biefe tyit etwas feitwärts eine etwa 100 g. tiefe
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Hektor
4?6&lung, ben 4>«u»tfrater be* SBetfle*. JDie leiten Hu*» angabt ber »uffanifAen Hu*brüd>e ftebt bet #eH« Umtta
brücbe fanben 1772 unb 1818 flatt. 2C» #eftia.feit unb unb 83efu» beiweitrm nacr).
Ijcktiscl) pflegt man einen STOcnfc^eit *u nennen, ber irr
golge einer im Snnern feine« J?6r»er* ftattfinbenben ober
tief eingreifenben SJereiterung ober auch nur BM^mMt an ei»
nem langfam »erlaufenben, fdjleidjenbcn , mit auffctllenber
"Äbmagerung unb JtrJfteabnabmc oerbunbenen gieber fei»
bet, ba* nur feiten unb bann feljr allmdlig in ©efunb»
beit übergebt, weit öfter bagegen bureb (Frfdntyfung, 3er»
ftörung eine* eblen Drgan* ober SBaffcrerqiefiung mit bem
Statt enbet. Jtranfe ber eben angegebenen Ttrt »erratben
ftd> f(in>n auf btn erflen TLnblid bureb itjr Xufjere*. na»
mentliä) burd) ein ungewöbnlicfc fd)laffe*, abgemagerte*,
blaffe* Änfeben, eine eigentümliche begrenite £R6?be ber
2Bangen unb tiefliegenbe, glärtjenbe unb feuebte Äugen.
Tim gew&bnlicbften balb nacb Sifcbe ober aud) in ben
Äbenbftunben ftetlt ftd? ein gclinbe* grifteln ein mit na*»
folgenber troefener #iie, Hnbrang be* S3lut* n<ub bem ©e»
fiebt, 9?itberwerben ber SBangen unb ©rennen in ben
tanbteUern unb gu^foblen, bi* um 9Kitternad)t ober gegen
borgen ein abmattenber, oft übeJried;enber ©cbwcifj ber fte»
berbaffen Bewegung ein Qrnbe madjt. ©leid)jeitig nimmt
ber Urin eine eigentbümlicbe ©efebaffenbeit an. <&r bat eine
bodjrotlje garbe, jeigt auf feiner £>berflacr>e ein fcbiHernbe*
£äutd)en unb rieebt nad) 5Beild>en. 3Der ©d)faf erquitft
niefct. Dabei bleiben jebod; Appetit unb SJerbauung lange
Beit gut, bie ®eifre*fr<We ungetrübt. «Dlerfwürbig finb in
tiefem äuftanbe bie oft juoerfufetlicben Hoffnungen, roelcr>e
ber Äranfe über ben glütflidjen tfuSgang feiner JtranfW
begt, wäbrenb ihn ber STob oieDeidjt fct>(jn nart vww
©tunben ereilt Diefer erfolgt, naebbem fia) furnre HB
längere Seit jiwor ju ben bereit* genannten &rf*einunjn
noö) erfd>6»fenbe DurcbfaHe gefeilt baben, mitunter W*
wartet fdmeU unb fanft. 2Bte febon oben bemerft, gtw
SJereitcrungen ober ©erfcbroärungen innerer JDraane, fo na
mentlid) gungen» unb $al8fcbwtnbfucbt, am t^äufigffen »:r
antaffung jur Sntwicfelung eine* beftifdjen ober BW**
aber aueb fdjleidjenbe, langwierige Cntjünbunge* wi W*
jungen ber »erfebiebenartigften Ürgane, fo j. 2$. weite«-
breitete, mit fortwJbrenbem 3uden »erbunbene ^autau':-
ftblage, übertriebene ©efdjlecbtSaufregungen , bie #gj"g
HuSfcbweifunqen manniebfacber 'Ärt u. f. w. finnen ein 3«;;
fieber btrbeifübren , beffen glü<fli*er ob«
gang bauptfädmd) baoon abbangt, ob bie Urfacbe beffn«1
ber Jtunft jugÄnglid) ifr ober nt'drt.
fjfktor, be* *J>riamu* unb ber £efuba @o&n, »« hr
erfte ber trojaroftben gelben, weld)e Me ©Übt mß t;t
»ereinigten ©rterben »ertbeibigten. (St war e*, »« yfjf
erjüblt, ber ben greunb be* 3(a>ine* «rfojlug, ben W>™>~
beffen «ob 3ener blutig rd*te. ^. gebt Aum JtjMM
bem ftarfen Äd^iae«, nimmt wn fetner ©emobnr \W*
madje Xbfd)teb unb wirb, ermattet »om langen Anw ^
ton ber «Deiner»« felbft Untergängen, oon feinem PF
ioogle
Helamia
309
Heldenbnch
erfeblagcn, an bat «Streitwagen gebunkert, um bie ©tabt
gefcf/leift unb cnbltä? bem bittenb nabenben $riatnuS noeb,
gegen ein Wfegelb jur Begattung übetlaffen.
jEjtHamiö (ber), cueb. nur ber ©pringbafe ober f«»
pif<be©pringer genannt, ift ein auf bem SSorgebirge
tcr guten Hoffnung lebenbeS, wegen feineä eigen tbümlicben
Baues böcbj nurfwutbigt« ©augtbicr. (Ex t|i etwa« Hei*
v. «•£
ner als ein $afe unb wabrenb fein Söorbertbeil auferor«
bendia) fein gebaut ifr unb bie funen SSorberbetne mit einer
2trt von $anben verfeben fmb, ftnb bie bintem ©liebma»
jjen, Beine unb ©ebreanj ungemein lang unb ftarfl 25er
langobrige Jtopf gleist bem beS #afen. &er gelbbraune
9>eij ift am «Kopfe, am Würfen unb Jöinterttjcile unb an
ben Seiten grau febartirt; Äeble, Bru|i unb Bauch ftnb
weiß, deiner langen unb fiarfen .fcüuergliebmafjen bebient
an ni, in fcf ajty
8-10 ff. SEBehV
i far Segel nw
mlajjt baä f<
.Römern unb
ngen, welebeS bie gew6bnliebe
jt Gr maebt @äfce von
Borberftif} e bebient er fieb in
en. ©einen untenrbifrfien Bau
nur beS StatbtS, um feine auS
' e SRabrung ju fueben.
fjrftenbuch, btipt eine Sammlung altbeutft&er ©rbtebte
bon »erftbitbenrn SJerfaffern unb au« »erfdjiebener Seit, t>odt>
in ibjrer jetfgen (&ffolt fimmtlieb ber JRitterpoefie angebSrig,
in benen bie alten ©agen bc« beutfa)en Bolf« au« ber 3ett
Attila'« unb ber öolferwanberiwg mebergelegt ftnb. JDiefe
©ebt$te waren aOmdltg in fttex «SSpcacbe veraltet unb noa)
efce Äafpar »on Stoan 1472 eine p^ertfdjc Umarbeitung ber»
feiten vornahm, würben fte als »rofaifebe Bearbeitungen in
ba« »olf gebraut, .jjagen bat 1811 ben Anfang einer mo*
bemiftrten Bearbeitung beS #elbenbu<bS befannt gemaebt
unb mit ^üratffet 1820—24 baS 2Berf in ber Urfpracbc
47
Heldengedicht 33
herausgegeben, ©innige unb gemütvolle ©arffettungen w ech =
fein mit abenteuerlichen, juweilen grauenhaften, unb ©egen*
ftanb berfelben finb bie »baten unb Abenteuer beS ÄatferS
©mit unb beS 3»erge« Elberich, *6nia8 ©iebicb'« »on
SBormS, Sietrirh'S »on SJern, Ä6ntgS Saurin, bet |>6r»
nenftegfrieb, ber Stofengarten ju JEBormS u. f. w.
fjfll»mgfuicl)t (baS) i(i eine Ztt bet epifchen $oef!e
(f. <gpifcb), roeldje ou6für>tricft bie 93erfonlid>feit unb bie
Stbaten eines Reiben fcarftetlt , alfo eineS SKenfchen, ber
burth SRacht, ©ewaltigfeit, überhaupt burcr) ©röße im £ans
beln ober awh im 2)ulben ftcf> auSjeicbnet 372 it SpoS unb
Spopee tfl ba« SBort #elbengebicht tjäufia als qleicbbebeu*
tenb genommen worben, hott) ift bem SBorte gemäß bem
#elbengebiehte eigentümlich, bog eS namentlich jur 5Ber*
berrlichung eine« gelben gebietet ift. SBon ber JRomanje unb
Satlabe (anbere epifche £)ichtungSarten) untetfcbribet eS fuh
burcfc ben Umftanb, taft in tbm nicht bie einjelne 2iut, bie
einzelne Segebenbeit, fonbern bie burcb eine SReibe »on Se*
gebenbriten ficf» binburch ju einem beftimmten 3tete trogenbe
?>erf6nlict>f«it, baS ©c^tcffal beS gelben gefcbitbert wirb. 3tuS
ben angegebenen <Sigentbumli(r)feiten ergeben ftcb bie dufjcni
anterfcheibenben, aber mebr jufdlltgen alS notbwenbigen SU'
gentbümlichfeiten beS $elbengebicbt$. GrS wirb lang fein, weit
eS Reiben »on ^Begebenheiten barftetlt, eS wirb feinen <£>el*
ben erbeben, ja ii>m übernatürliche ©genfebaften beilegen, bie
f6bernben unb bemmenben <Scr)icffalSmdcr)te in götterbaften
$erf6nlicbfeiten auftreten lafTen, bie erbabenen Sbaten in er*
babenen 23 orten febilbern, wo möglich einen Reiben wdblrn,
beffen ^erföntiebfeit unb beffen Zfyattn alS bebeutenb bereits
im JBewußtfein ber SNenfchen flehen — atteS DiefeS um ber
ttufmerffamfeit ber fefer »erftebert ju fein. 2)aS äetbenge*
hiebt brauet jeboch nicr)t immer emft ju fein, eS tarnt auch
fomifcb fein, unb ber fomifc&e Effect wirb in Ü)m befonberS
Mtuufi hervorgebracht , baß mit ©ewanbtbett ade bie groß:
artigen SDcittct in ©pracbe unb ©arftellung, beren fieb ba«
ernffe ^>elbengebicr)t ju bebienen pflegt, m Bewegung ge;
fefet werben, um bie fleinen ©rhicffale eineS fleinen sRen*
fchen mit (dcr)erlicr)en eigentbümlichfeiten barjufteUen.
fjtTrna (grieeb. bie gacfel), bit ß bie grau, beren wun*
berbare Schönheit bie Beranlaffung jutn trojan. Äriege würbe.
(5ine ©age erjdblt, baß ü)re SRutter, bie ©emablin be« fpar*
tan. Ä6nig« Spnbareu«, mit welker Supiter in ©eftalt ei*
ne« ©chwanS Umgang gebäht hone, »wet Gier gebar, au«
benen Äaftot unb $oltuj (f. b."), unb Älptdmnefha
berr-orgingen. JPoIIur unb ^. waren Jtmmliftbet, Äajtor
unb Ätt)tdmne|ha irbif^er 2Tbfunft. ©<bon in ibrem jebn*
ten Sabre war ^. »on fo bejaubernber ©tbönbeit, baß 2be^
f<u« unb f>iritbou« ffe entfübrttn. 3b« ©rüber befreiten
fie unb balb »erfammelten ft<Jt> nun alle jungen grie<$. gür*
ftm um fte al« freier. Synbareu« ließ bie freier fcbwfiren,
baß fte ^emjenig^en gegen jebe geinbfeligfeit beigeben woB*
ten, ben |). erwablen würbe, unb biefe ertbeilte bem SDtene*
lau« ben »orjug oor ÄOen. |)ari« (f. b.), bem bie »e*
nu« baö fcb^njle SBeib auf (Srben oerfproc|en hatte, ent*
fubrte bie ^. unter »eibülfe ber ©6ttin unb ging mit ibt
nacb Üroja, worauf SRenelau« bie ^ülfe aller ©rieben in
2tnfpru(b nabm unb mit ibnen »or Sroja jog. SRad^ be«
gtaB 2obe »ermdblte fi(b ^. mit beffen tapferem »ruber
£etpbobu«. Sroja fiel unb ^. würbe öon «Kenelauö, ber
[> Helgoland
fi* burrb.ibre ©^6nbett unb itire giebfofungen berf&bnen
ließ , na$ ©rictbenlanb »urücf gefübrt. JDie ©agen über ihre
fonftigen ©cbirffale unb tbren äob finb febt »erfd&leben. Qi
fnüpfte fi(b ndmlidb an ibjren tarnen bie »orjtellung ber
unbeilbringenben ©cb&nbeit unb namentlich be« berrueben,
aber »erberblicben btmmlifcben geuer«, unb §war bermeteori«
Wen Crfcbeinung, welcbe wir jefet geuerfuget ob« fKegenber
S)racbe nennen.
fjiiftm (bie ^eilige) war bie ©emablin beS Aaifer« &on*
jlanttuS ßbloru« unb «Wutter be« Äaifet« Äonflantin'*
be5 ©roßen (f. b.). ©ie war wabrfcbeinlicb in bem
glecf en )Drepanum in ©itbpnien, welchen Aonjtantin ber ©roße
fpdter jur ©tabt rrbob unb ü)r )u (Ihren ^elenopolt«
nannte, geboren unb b«tte t>on ben bortigen jablreicb<n dbri«
jlen bie erfie Äennmiß beS ßbnfrentbum« erbalten. 3br ®<J
mjhl oer|iiep fte; naepbem aber Äonjlantin Äaifer geworben,
ertbeilte er tbr im JReicbe ein ^or>e« Änfeben unb »iete be*
tTdcbtlicbe einfünfte { beren fie ftcr> jur SKilbtbdtigfeit gegen
Hrme unb Unglütfltcbe, befonber« aber jur ©ttftuna unb
JBefcbenfung »on Äirtben bebiente. Äuf einer ber Angabe
narb in golge g6tt(idber Eingebung »on ibjc unternommenen
Steife na^ yalaflina empfing fie 326 im Sorben bie Saufe.
6« qelang ibt bte Xuffinbung be« Äreuje« unb be« ©robe«
Gin in i unter einem fBenuStempel, ben fie nieberretßen unb
an beffen ©teile fte eine5Circr)e aufbauen ließ, -picr fanb fie
auxr) baS JBret auf. welc&e« mit ber 3nfcbrift : ,^Oer 3uben
Ä6nig" auf be« $t(atu8 «efebl an ba« Äreuj' SbrijH war
angebeftet worben, beögleicben bie S^doel, mit benen tJbti»
fiu« an« Äreuj gefcb,lagen worben. £iefe heiligen ©egem
ftdnbe fenbete fie bem Äaifer, ibrem ©obne, ju, nur ba«
Äreuj Übrifii ließ fte in ©olb eingefaßt in ber neugebauten
Äircbe aufbewahren. 3»« anbere »on ibt erbaute Süthen
in 9>atdfifna waren bie eine in fBetblebem über bet #*ble,
wo GbrijiuS geboren, bie anbere auf bem Serge, wo er gen
£tattnei gefahren. Unter allerlei frommen SJerricbtungen unb
^anblungen befchloß fie im 80. 3abre (360 tu Sbr.) ibt 8e*
ben in bem heiligen £anbe. 3b^ Leichnam würbe nach £on*
{lantinopel gebraut unb in bem taif. föegrdbmffe bagefe^t.
^dgolan& ift eine Reine Snfet in bet SRotbfee, etwa
fech§ 9^ oon ber eibmünbung entfernt. Siefe, forde bie
SRünbunqen ber SGBefer unb ber Siber, werben »on ibr gt»
wiffermaßen beberrfebt; fie ifl 2200 ©a)ritte lang, 650 breit
unb jerfallt in baS *Dber* unb Unterlanb. SBribe ftnb fafl
ganj baumlos, nur einige 2)uftenb Äpfelbdume . bie aber ein
frdnfelnbeS tfnfeben baben, fiebt man an gefchü&ten ©teilen.
Äußer einigen ^»aibfehnuefen unb äiegen ift fein S?u|»ieb
auf ber Snfet »orbanben; auch 2fcf erbau febjt; man pflanjt
nur etwas SRüben, Äobl unb Kartoffeln. 25ie 3nfet ge*
hörte früher ju DftfrieSlanb, barauf §u £ol|tein, baim *u
2>dnemarf unb fam 1807 unter engl. Oberberrfcbafi, welch t
1814 im grüben ju Kiel anerfannt würbe. 2)ie 2200 JBe-
wohnet ^.'S ftnb frtef. ©tammeS unb reben bie ftief. unb
bie fajTtfcb*nieberbeutfthe 9Runbart, jeichnen ftcb bunh^j'
berfeit unb Wlutl) aus unb regieren ffer) fetbft naeh aiten
fehleSwig = boljleinf*en ©efefeen. ßnglanb fbbert »on ihnen
feine abgaben. Grin auf ber 3nfel wobnenbet engl. ©ouw=
neur bilbete btSt>cr baS Dberbaupt; gegenwärtig wirb berfffo
aber, nachbem baS engt. SRilitair 1821 jtrrücfgesogen wor--
ben, von einer SKagiftratSperfon »ertreten. Die .petgotanbn
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HeUebarte an
Hennegau
geltm Ha Vit fecfflen ©djiffet unb &>otfen In ber Slorbfee.
ihren jdebrnöuntfrfiatt cnuerben ft'e burd) gifcberci, ©(biffaibrt
unb burd) baS einträgliche i'ootfcnroefcn. (Sine <£«uptnah*
rungwqueUc ifl feit emigen Sauren baö ©eebab geworben,
welche* fleh auf ber etwa eine Siiertelflunbe vom Grilanbe
entfernt liegenben, int Sinter unbewohnten Düne beftnbrt
unb gegenwärtig fcbr flarf brfucbt wirb. Daö SDberlanb, auf
teffen nörblicbffem fünfte ftcb ein £eucbttburm erbebt, bu
ficht auS rotbcm, verhärtetem 2 hone , baS Unterlanb ifl vom
Keere angefd)wemmt unb erbebt ftct> nur wenig über ben
Spiegel beffelben. SS ifl mit jenem, auf welchem bie mt'u
fien «pdufer flehen, bura) eine aus etwa löO Stufen hefte»
benbe Treppe verbunben unb war jur 3eit ber kontinental:
fperre ein wichtiger 3>unft, an welkem fletS für mehre SBtila
honen engl. Saaren aufspeichert lagen, bie ton hier au*
nad) Deutfeblanb eingefchmuggelt würben. SJfebre ©anbin*
fein, Dünen, flippen unb JRiffe geboren nod) ju £.
fjtUtbartf i ein altes ©twtbr, welkes befonberS von
ben ©d)wcijern geführt würbe unb auS einer etwa acht g.
langen, mit SJlageln bef<ftlagenen unb babureb bor bem 3««
bauen gefid)erten (Stange beflanb, auf welcber ein ftbarfeS
©eil fag, baS natr) hinten in eine ©pifee ober einen Jpafen
unb obtrwärtS in einen einen gug langen jweifcbneibigen
Spieg ausging. Der ^»afen biente, bie Weitet von ben
Werben ju reiben.
fjfllrr, eigentlich Kaller, auä) ^änbelpfenntg §u
nannr, eine Keine ©cheibemünje, welche ihren tarnen
üon An 11 (f. b.) in ©chwaben bat, wo jte um 1224 juerft
geprägt würbe. ©ie war urfprünglid) eine ©tlbermünje von
einem Pfennig ©ertb, fanf aber fpater auf '/« Pfennig
Sertb berab unb würbe Kupfermünze. 2Ran pflegte bie
SptUtx ju wiegen, weil fte feiten vollwichtig waren, unb
fo hatte man alö 9forma!ge wicht baS geller gewicht, fo
oiel als '/»« t)on cmer 5Karf.
Ijelleepont ift ber altgried). 9iame ber iefejgen ©trage
ber DarbaneUen, welcher von ber in biefer ÜReerenge ex*
trunfenen £elle abgeleitet wirb. (©. Argonauten.) Der
£eHeSpont bat eine fo geringe {Breite, baß Serres", alö er
auSjog, ©riecbenlanb (f. b.) ju erobern, an jwei ©teilen
JBrutfen über ihn fcblageii lieg, um fein Äeer überjufefcen.
baS ungefh'ime SOJeet bie »rücfe nicht leiben wollte,
lieg e$ ber ubermütbige g>erferronig mit Wutben fcblagen,
tamit e» gehorch, e. auch febwamm Seanber ju feiner ae<
liebten J&eto über ben £eCeSpont. Diefe war eine ^riefte:
rin ber XJenuö, unb um mit bem geliebten, jenfeit beS SWee»
reö wobnenben 3üngling allnächtlich jufammenjufommen,
hing fie am Thurm im SReere, wo fte ft'cb trafen, eine
Ceucbte auS, weldje bem fübnen ©cbwimmer burd> bie
ten leuchtete. Gtnfl lifcbte ber ©türm bie 2eud?te, ^ero
wartete vergebend auf ben Qcliebten, ber borgen jeigte
ihr ben von ben Sellen angefpülten Seicbnam unb Jpcro
ftürjte fieb fetbjt in baS tttulofe 3Reer. SKebre Didier
haben bie Siebe unb baS @nbe ^»ero'S unb geanber'S be>
fungen, unter ihnen auch ©cbiller.
^clm ifl e.in alteS, gegenwärtig nur noch bei einigen
Truppengattungen gebrduchlicbeö Saffenftücf jur iBefä)ül}ung
beS JCopfS gegen ©tog unb ©ä)lag. ©d)on im b6c|flen
Xltertbum fommen ^>eime vor. Die ber (kriechen unb JJ?ö-
met waren von gebet ober @rj, bebetften baS £aupt unb
friirmten baS ®efid)t nur burd) eine fleine, über bie ©tirn
vonagenbe Decfe unb bei ben Körnern bie JBacfen bureb
©eitenbldtter. &xi Sufd) von Sehern ober Stogbaaren btente
jum ©ehmuef beS ^elmS. ^bnfiefa ben alten Reimen wa?
ten bie ©turmbauben, weld)e bie Supf rieger im 9Rittel<
alter trugen, .wdbrenb bie «&elme ber JRirter eine neue ®e*
flalt erbielten. Dtefelben beflanben ganj auS 9RetaIl, ge--
w6bnticb auS ©tabl unb würben mit einem ^alS;, Kücfcn--
unb S3ruftflücf unb jum Schufte beS ©epd)tS mit einem
S3ifit verfeben. DiefeS beflanb auS Älappen, bie aufges
fcblagen unb b«abgebrücft werben fonnten. ©ei gefchjoffenem
JBifir fonnte ber Witter nur burd) bie in baffelbe etngefd)fa;
genen fleinen Öffnungen fehen. Unter bem Siijtr war noch
ein ©tttcr ober ein etnfacher JBügel jum ©chuft beS ©eftcbtS
bei offnem S3ifir angebracht. Snbeg hatte man auch gan)
gefdjloffene ^ßelme, auch ©techbelme genannt, fowie
.pelme ohne Sötftr, nur mit23ügel, offene ober Turnier:
helme »ei ben Turnieren trug man jur fvmbolifd)en 83en
jierung allerlei giguren auf ben Reimen, bie fogenannten
vftelmf leinobien. Die JRitter. pflegten tiefe fchweren
^elme gewöbnlicb nur im Äampfe aufujfeften unb fte fonft
von ibren Knappen tragen ju laffen. Der $elm mit feinen
Äelmf leinobien, fowie ben «pelmbecfen würben, namentlich in
Deutfchlanb, aud) in bie Sappen aufgenommen. <$>e(m*
beefen ftnb bie nur auf ben Sappen jur XuSfcbmücfung
angebrachten 3terat^en (Jaubwerf ober Tücher, fogenannte
■tielmmäntel u. tgl.). »ärgerliche folien fid) nach ben
Siegeln ber #eralbif nur beS ©tedbbelmS bebienen, mbem
ber Tumierbelm ein Sorredjt beS TIMS ifl. Die garu offe-
nen (ohne ©itter) heigen f inigliche $t\mt. — ©egen*
wärt ig ftnb ^elme, welche ftd) mehr ber antifen fsoxm an»
n<u)ern unb fein S3iftr, ^alSs, SfJücfens unb IBruflflücf ba-
ben, nur noch bei ber Weitere! , namentlich bei Aürafftercn
unb Dragonern, tn ©ebraud). ©ie befleben gewöhnlich auS
Iacfirtem ©ohlenleber unb ftnb meifl mit ^&e(mbüfd)cn von
paaren gejiert — über ben «£elm alS Tbfil rineS Dr-
ItiairapparatS f. Dejlilliten unb (Branntwein.
Ijcnrnberg ifl eine alte, feit 1310 gefürflete ©raffchaft,
welche im ehemaligen ftanf. Äreife jwifchen Sürjburg, guiba,
Tbüringen unb »peffen lag unb ben ©rafen von |>enneberg
gehörte, welche 1583 auSflarben. Die fdchf. Surften br:
fagen nun j>. gemeinfehaftlid) , bis eS 16f»0 getb«ilt würbe,
wobei ein *b«t an Neffen sÄaffel abgetreten warb. Der
Äntbeil, weld)enbaS ÄurbauS ©achfen erhalten, würbe 1815
?)reugen überlaffen. Die alte äöurg ber ©rafen von ^jen*
neberg würbe im ©auernfriege 1525 jerflört unb tr)re Trüim
mer ftnb nod) bei bem Dorfe 2Ragfelb ju fehen.
fjrnnfgau ober ^atnaut ifl gegenwdrtig eine ?)rovinj
beS Königreichs welgien, jwifd)en glanbern, ©übbrabant,
OTamur unb granfreid), \>at auf 67 etwa 600,000
6inw. unb ifl im ©übweflen ^ügellanb ber Ärbennen; ber
übrige T^eit ifl flad) unb wirb von ber v£enne, von ber baS
2anb ben Slamen hat, von bet@ambre unb ©cbelbe bcwdfs
fert. (SS ifl im Allgemeinen febr fruchtbar, reid) an <£>opfen,
©erreibe, SBieh; bat gabrifen in Solle, ?einwanb, waum^
wolle, Salb; unb £uttengewerbe unb gibt eine reid)e TLut-
beute an ©teinfoblen. DaS jeftige -£». war &u ben Betten
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Ifcraklft
31?
icereulasinm
her Wimet »on Wennern bewohnt, hatte im frühem Wik
telalter eigne Grafen, fiel nachher an Sflanbetn, an IBur*
gunb, 1477 on Jbfrreüt, 1556 an ©panien unb tbeilweife
betäuben an granfreich , bann abermals an Öffreicb, 1797
ganj an granfreicb, 1814 an baS Jtinigreicb ber Wieberlanbe
unb gehört bid auf ben fübl. SEbeil, ber fortwdbrenb frarrji*
fffcfi geblieben ijl, feit 1830 ju »rlgien (f. b.).
fjct'aklit, ein turcb feinen SEiefftnn berühmter unb «e-
gen ber ©(fm>emrjta,nblicbfeit feiner ©Triften „ber Dunfle"
genannter *pbilofopb, rourbc ju (JpbcfuS geboren unb lebte
um 500 t>. ßbr. Öt jog ftch oon ©taatSgefcbdften aurücf,
machte »reite Weifen unb febrieb ein SBucb: „Die iWufen
ober über bie Watur", weldjeä er im SEempel ber Diana ju
GpbefuS nieberlegfc. ©ein (Frnfl unb £ieffinn, bie IBit>
terfeit, mit welcher er feine 3eirgenoffen tat evte , bat ui ber
©age SBeranfaffung gegeben, J£>. babe bie UnPoKfommcnbeit
ber SBelt beweint, welche Demofrit ff. b.) verladt habe.
Bon feiner gebre finb namentlich jwei ©dfce berühmt ge>
worben, nämlich baß „TflleS im gluß fei", b. h. baß Äu"eS
fortwabrenb fieb »cranbere, unb -baß „ber Ärieg ber Shter
>on BDem", b. b. baß "Xütä, wie baS SCerbcn felbjt (weU
cbeS in bem Übergänge «on ©ein in Wicbtfcin befielt), auS
bem 3ufammentreffen beS ^ntgegengefe^ten Ijeroorgebe. 3m
geuer erblicfte Dasjenige, baS in ber fortivdbrenben
83eränberltd;feit ber Dinge baS 3ugrunbeliegertbe fei.
fifltlfttlt ober SBappenfunbe beißt bie SBiffenfebaft
oon ben Wcgeln, nach benen SBappen (f. b.) eingerichtet
fein muffen, »voran fict) Äerracbtunqen über ©efchichte, Söc:
beutung unb 9ie<t>tc ber SBappen fchließcn. Die SBappen
unb bie «£>eralbif baben ibren Urfprung von ben im SRittel»
alter üblichen Surnieren, bei benen bie Witter bureb bie von
ihnen auf ben ©ehilben getragenen fambolffchen Setchen, au?
benen bann bie Stoppen entftanbrn, ftcb auS}ei$neten* Der
{Ritter erfebien beim Surnier mit gefcbloffenem $elm unb
ber ,herolb mußte fein Stoppen beuten, unb wenn er ben
Witter abS tumierfabig erfannte, blafen, welche* man ba*
XuSblafen ber Stoppen nannte. 9(acb ben -£>erolben, welche
ihre SB iffer.fobaft geheim hielten, erhielt bie Stoppenfunbe ben
Warnen «j&eralbif unb »on bem ÄuSblafen würbe fle hn fran»
jiftfehen blason genannt, welche* Stort bann auch in bie engl,
ttal. unb fpan. ©prache übergegangen i|t. Die granjofen
haben bie .£>eralbif juerft wiffenfcbaftlid) bearbeitet , aber bie»
felbe ift beutfeben Urfprung*. ©te t)at große SBichtigfett all
$ülfSwi|fenfct)aft ber ©e|c^ichte unb ©encalogie. Sticht fei«
ten führen beralbifcbe &em errungen ju unerwarteten ge»
fchi^tlichen 2tuffchlüffen.
(jrrntlänum, Pompeji unb ©tabia" finb bie Warnen
breier Stdbte in Italien obnweit vom JBefuo, welche 71*
n. (ihr. bei ©elegenbcit eineS Hü&bxxity biefcS ßulfan* fc
mit 'ilfehe qleichfam eingepuloert würben, baß lebe ©pur,
wo fie gefrauben, »erfchwanb. Die Äfcbe^ welche tiefe
©tdbte begraben, würbe allmdlig fefl, unb im Saufe ber
Sabrbunberte fiebelten ftch auf ihr wieberum SWenföen an.
SRit ben genannten ©tdbten hatten auch £p(ontia unb 2t
glanum ein gleiches ©ebieffa! gehabt. 3n neuerer 3eit ftne
nun bie eiiifj begrabenen ütabte wieber aufgefucht unb }ura
2beil wieber ausgegraben worben, unb man fann biefe* ein«
ber intercffantejlcn Öntbecfungen nennen, bie jemals gemalt
worben. SBaS unmöglich feheint, hat ftch ereignet. SB;:
feben in biefen ©labten bie' Vergangenheit beS gewaltigflen
23olFS ber G5cf<bicbte nach allen ßiniclbeiten beS hürget
liehen SebenS auferffchen, fo baß wir unS von berfelhcn m
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fijttb entwerfen f innen, wie eS unS auA bei genauere unb
geifireicblte SSnic^terftattec »u geben nic^t vermocht b^itte.
Die Xfcbe bat bie ©egenftänbe nicöt jerjlSrt, fonbem nur
eingehüllt, unb inbent fte bie äußere 2uft von ihnen abhielt,
bat fie bie (Srbaltung berfelben bureb. länger als ein unb ein
halbes Sabrtaufenb möglich gemacht, ©chon 1689 hatte man
in bera Dorfe f>ortict , welches fieb über bem alten ^ercu»
lanum erhoben bat, «Nachgrabungen angeftellt. ©ie »baren
oergeffen warben unb Nachgrabungen, welche nacb 1711 ber
$rin$ Slbeuf anjleüen lief, rourben poltccilict) unterfagk 3n
bem angegebenen ?d:re waren bei ©rabung eines SrunnenS
brei belletbete weibliche ©tatuen aufgefunben worben, rr>eld>e
ftch gegenwärtig im SDtufeum ju ©reiben befinben. Nach*
bem ber fp an. .Honig jtarl Neapel in ©efuj genommen batte,
rourben 1738 bie Nachgrabungen wieber aufgenommen. ÜRan
1hefi junäcbjl auf baS Sbeater. ©eit 1750 ftellte man aueb in
$onq>ejt unb ©tabid Nachgrabungen an. ©eitbem finb bie»
felben mit einzelnen Unterbrechungen bis auf bie ©egenwart
fortgefe&t werben. 6in Sbeil beS Ausgegrabenen, namens
lieb in «£ertulanum, iß, naebbem man AlleS, wag man Auf«
bewahrenSwertbeS gefunben, bmweggenommen batte, wieber
«igef^uttet worben. Süon Pompeji tjt ungefähr ber fünfte
ihetl ausgegraben worben unb in biefem bat man viele auS*
gewidmete öffentliche ©ebdube gefunben. Sie porftehenbe
Äbbilbung jeigt ben ©efammtumfang, ber ©tabt unb ben
bi$ jefct ausgegrabenen Ebeil berfelben. SDran bat »on 6f*
feutlicben ©ebauben namentlich ein Amphitheater, jwei -Ehe«*
trt, acht 2empel, &wei mit ^orticuS (Säulengängen) um*
gebene «pldfce, ein gorum, eine ffiaftliea, Sbermen (warme
löäcer) u. f. w.' entbeeft. Die sprivatbäufer finb beiwei*
Um weniger febon, fte finb Kein unb ftet)en in engen
©äffen. JöefonberS merfwürbig finb bie einzelnen ©erdtb*
f(haften unb Äunftfcbdfce, bie man gefunben unb bie man
forgfälrig gefammelt bat ©o bat man namentlich auSges
Ktcbnete äRauergemälbe entbeeft unb biefelben fammt ber
Kauet abgeloff unb hn SJtufeum gu Neapel aufgeteilt ©ie
baben ftcb außerorbentlidj frifd) erhalten, ©ehr viel Perfpre*
cbenb waren bie #anbfct)riften, TO*1** nw* (uCtr i75f))
aufgefunben. ©ie bejUbm auS Nollen unb finb im taufe
ber Sabrbunberte morfcb geworben, »erfohlt SRan bat fieb
alle mögliche "Mike gegeben, fte aufjurollen unb leSbar
iu macben, obne bis je|t ju einem befriebigenben iKefultate
gefommen ju fein. üöet bem Nachgraben ftnbet man natür*
fieb aud) menftblicf)e Gerippe unb mitunter in merfwürbigen
Stellungen, ©o fanb man ein ©erippe, welcbeS noeb in
ber einen >&anb einen ©cblüffel, in ber anbem einen 93cu;
tel mit fflcüngen unb Äameen ^ielt ; ferner einen röm. ©ol*
baten, ber noch ganj bewaffnet auf feinem fffiacbpoften jtanb
u. bgl mehr, »ielfacbe Söefcbreibungen unb Abhebungen
ber aufgefunbenen 'Altert bümer finb erfebienen, §. 3). t>on
nachmals gebar biefelbe BwiQinge, ben welcher ein
©obn beS Supiter, unb ben SpbicluS, weiter ein ©obn beS
Ampbhtpon war. Äurj Por ber ©eburt beS .P>. erfldrte 3upttet
in ber SBerfammlung ber ©ötter: ber 9?dcbjigeborne auS bem
©tamme beS |)erfeuS foUe Spm fein Aber alle übrigen fei*
bie Abftcfjten beS Supiter unb wufte gu bewtrfen, ba§
noeb Por -f). (SurpftbeuS, gleicbfaHS ein (Snfel beS ^erfeuS,
burd> grubgeburt jur SBelt fam. ©o würbe £. burd> ben
©ib beS Supiter bem ©urpjtyeuS untertänig. ©ö)on m
ber SBiege bezeugte ö. feine gittlicbe Vbfiammung. SunO
nämfieb ftbidte jwei ©dbjangen, ibn ju perberben, er aber
faßte pe bei ben £6pfen unb erwürgte fie. ßine ©age er*
jdblt aueb, 3Riner»a pabe bureb 8ifi bie 3uno bewogen, ben
ü)r unbefannten Änaben an bie SJrufl ju legen; mit ber
SJltlcb ber ©6ttin habe er Unfterblicbfett gerrunfen, aber fo
beftig babe er angezogen, baß, als ibn bieSuno fcbnetl wie*
ber weggelegt, auS ber babet pergofTenen 9JKleb nact>6inigen
bie SDiiltbfrrafie, nacb Anbern bie Siliert auf ber tfrbe ent»'
flanben wären. batte auSgejeicbnete Ser>rer , ben ftnu»
aber, welcher ibn in ben SBiffenfcbaften unb Äunfleh unter»
richtete, erftblug er, alS er tbm beim gprafpiet einen aDju
harten SerwetS ertbeilte. <5r hütete nachmals bis äum 18.
Söhre bie «Öeerben beS Amppitrpon, unb h«« war eS, wo
3abn: ^Dte iDrnamente unb merfwurbigflen ©emdlbe auS ihm jwei uberirbifche ©eftalten erfä)ienen, pon benen ihn
^ertulanum,}*ompeii unb ©tabid" (»erl. 1828 fg.). eine jebe ihr 8« folgen auffoberte. Die eine war »on t>er:
fuhrerifthen Wetjen, üppig gef leibet unb Perfpracb bem £.
ein muhelofeS, an ©enüffen reiches geben; ihre greunbe,
fagte fie, nennten fie ©lüdfeligfeit, ö)re gefnbe gafler. Die
einer ©terblichen, welche an ben Xrnpbitrpon, Ä6nig jwette ©eftalt war bie Sugenb; ebel unb ftttfam war ihr «u*-
fereS unb ihr SJerfprechen: £. werbe, ibr nachfolgenb, in
allem (Sblen uub ©rofien em tüchtiger 2Rcif!er werben unb
burtb Anfirengung baS wahrhaft »ejte erlangen, welche« bie
@6tter nur nach «Rühe unb Arbeit als ?)reiS gäben. £. folgte
: ^erculeö (griech. ^eraf leS), ber beruhmtefte ^eroS beS
gried). AlterthumS, war ein©ohn beS Supiter unb ber Alf:
mene, einer ©terblichen, welche an ben Atnpbitrpon, £i
t>on Sheben, Cnfel beS $erfeuS unb ©obn beS AlcäuS, »er*
beirathet war. 9lod> bem 2e&tgenannten würbe bem 4>- bet
JBetname ber Alcibe gegeben. Supitrr hatte fid) ber Alfmene
in ber angenommenen ©fitalt beS Ampbitrnon aenabt unb
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Hercules
914
Hercules
ber &ugenb unb würbe ritt leuebtenbel Borbifb mannhaften
.fStltnuhum* für aüt Betten. SRod) jefct ift ber /rJ>ercu[cö
cm ©cbeibewege" fprüd5>n>ör«i€^. 3uerfi geiebnete ftcb aul
burd) bie Grlegung einel Sdwen am 33ergc Aitbaron unb ba=
burd), baft et feine Baterjrabt Sbcbcn nicht nur t>on einem
Uribut befreite, welken el an SDrcbomenul hatte gablen
müfjen, fonbern aueb biefe ©tabt gwang, fünftig ben Sbe;
banern SEribut gu geben. Areon, ber Äänig »on Sieben,
gab bem ■£>. für biefe Ubat feine 2od>ter SRegara jur ©c;
nialjiin, welche ihm mehre Äinber gebar. Seist aber war
bie 3«t gefommen, wo Guroffbeul, Ainig »on 9R»eene,
ben in feinen Dienft berief. Siergebenl wenbete ftch, biefer
cn bal jDrafel gu Delpbi; baffelbe entfebieb: er babe gwilf
Xbcnteuer gu belieben, bie ibm Gur»|ibful auferlegen würbe.
So tief ergriff ben gelben ber ©ebanfe ber Grniebrtgung
unter ben fcbwdcbern SRann, baß er inSRaferei gerietb unb
in biefer feine eignen Äinber umbrachte. 2tber er fam wie-
ber gu ftcb, bereue te feine frbmerc Shat, fiibnte bie Söluts
fcbuib unb ging bin, ben 3BilIen ber ©Otter gu erfüllen.
Sutw foll bem Gurptfbeul bie jn>6lf ungeheuren Arbeiten
eingegeben baben, welche biefer bem auferlegte unb welche
all Sieger befianb. Gr mußte 1) mit bem nem<uf$en
Söwen fdmpfen, welchen feine SBaffe gu »erwunben Mr>
mochte. Gr griff ihn crfl mit feiner Aeule an. bie er aul
einem JDlioenftamm »om SBerge £clifon ftcb gefertigt batte,
unb erwürgte ihn bann mit ben Rauben. Dal gell biefel S4 --
wen biente bem £. »on nun an gur ©ebeefung. 9coob an|tren;
genber war 2) ber Aampf mit ber lemdifeben ©dblange, benn
biefem Ungeheuer mit 50 A6pfen würfen fletl, wenn ein
.f>au»t beiuntergefeblagen war, gwet neue. 25a lieg bureb
feinen ©efabrtcn 3olaul einen SBalb in ©ranb fleden unb
tnbem er bie gehauenen SBimben aufbrannte, »erbinberte er
bal Slacbroacbfen ber Aopfe. 25er mittelfte Stopf war un*
fterblicb unb biefen »ergrub £. in bic Grbe unb bebetfte
tbn mit einem gelfen. 3n bal giftige SSlut ber ©Klange
tauebte bie ©pifeen feiner Pfeile. SBäbrenb bei Aampfl
batte 3uno ber «od) lange einen gewaltigen Ärebö gu ^)ulfe
gefoSicft; aueb biefen t6btete£. 3) Gine£inbin ber Diana
mit golbenen «£>6rnern unb ebernen güßen jagte er mübe
unb fing fie (ebenbig. 4) Gr fing ben erpmantbifeben Gber,
roclcber JCrfabten »erwüflete, unb braebte it)n (ebenbig gum
Guroftbeul , ber füb aul gurd>t in ein rbernrl gaß »erf rodj.
5) 5DfS Sugtal ©tdUe, in welchen 3000 ©tiere feit langer
3eit flanben, reinigte er in Ginem Sage »on ÜJlift, inbem
er ben ffluß $eneu6 bureb ihn leitete. 6) 2Me am See
©tpmöbo'»^ in Hrfabien bf"f<nben frpmp^alifcben ßtyA,
roelcbe »on SRenfcbenfleifcb lebten, »erjagte ^. mit einer
»on ber SRinertta ibm gefebenften ebernen JClapöer. 7) 2fu<$
ben ©tier auf Areta roelcben Keptun au6 bem SKeere
batte aufzeigen laffen, ber geuer febnaubte unb grdßlicbe
JBerlieenuiwen anriebtete, braute Sj. lebenbig gum eur^flbeuS.
8; Die i#enftf>enfieifcb freffenben, geuer fprubenben Woffc
be8 tbracifaVn ÄonigS ©iomebeS eroberte S). unb brad)te fie
nacb SÄV""'' 9) 2)'e Emajonenfouigin ^ippolwta war wea
?en ibrer Sapferfeit bocbbembmt; befiegte fie im 3roeU
ampfe unb braßte i$r JEBebrgebenF, weld)c^ Gurpfibeu^ für
feine Softer 3fbmete begebt batte. 10) 25ie Sfinber bed
©errion, eiueä liefen mit brei Seibern, welcher eine 3nfel
in ber Sialjr beä iebigen ©panienS beberrfebte, boKe unb
baite babei nidjt nur mit @er»on, fbnbent «urb mit bem
ffidebter ber SJinber, bem {Riefen ©urption unb beffen gnxü
föpfigem Jöunbe jDrtbro*, fowie mit einem fiebenf 6 pfigen 2)ra.
eben gu Fämpfen. 11) Sie golbenen ^pfel ber -pefper:
ben (f. b.), welcbe ein immer wad>er funfgigfipfiger 2>rat6e
beivarbte, holte .«p., narbbem er benDracben etfcblagen. Und)
beißt e«, TLtlai (f. b.) babe bem ^. bie fiftlicben griiditt
geholt unb inbeß babe -p. bie Ären ber SBelt getragen. X:;
gewaltigfle Arbeit beö aber war bie, baß er 12) tn
GerberuS aud ber Unterwelt berauf unb wieber in biefclbt
binabbraebte. GerberuS war ber melföpfige £unt , weleb« bie
Pforten ber Unterwelt bewaebte, ber auf bem {Rüden fki
ber ^aare Schlangen unb jlutt bed ©cbwangeS einen X.-
eben batte. ^luto, ber ^errfeber ber Unterwelt, erlaubu
bem •£>., ben Gerberuö gu fangen, aber ebne SBaffen. X-::>
folrbe übermenfcblicbe Sbaten entgog fict> •£>. ber Sifiiftb;-
feit unb »erf6bnte bie ibm gürnenbe 3uno. .t>. burebgr-^
feine 2baten »ollbringenb, ben gangen (ben (Brierben tc
fannten) GrbfreiJ. er fam biö gu ber 2Reerenge, burd)
weltb,e ba$ SRittelmeer einfiromt, bem jefeigen Borgebirge »on
Gibraltar (f. b.), unb errichtete ftcb b>" in ben gelfen Galpe
unb 3Cb»(a, in Xfrifa unb Guropa, gwei Senf faulen, bie Sa*
len bce ^crculc^. Xußer ben berühmten gwilf Äibeitcn
beö <£>. werben aber nod) eine große 2tngabl anberer, kic-
nannte SRebenwerfe beffelben, angefübrt, welcbe gum Hbril
niebt minber abenteuerlich unb febwierig all bie angegebenen
ftnb. ©o foU er ben 9>rometbeuS (f. b.) befreit, bie Jß:
cefiid, welche, um ihrem ©emabl Xbmct baö geben gu ttu
ten, für ihm gefiorben, aul ber Unterwelt b<raufgebplt, cen
Dreifuß au6 bem belpbifdben -öeiligtbume genommen unb
wegen beffelben mit bem 2fpoüo gerungen, an bem TLi-
gonauteiuuge 2l;cil genommen haben u. f. w. Den Xu'-
fuß bei Apollo raubte s?., tveil ibm bas jDrafel bie &ü
lung »on fetner gu Seiten wieberfebrenben JRaferei oerfjji
batte. Gr erbiflt enblicb baö Berfpreoien, geseilt gu werben,
wenn er ftcb auf brei 3abre all ©flaoe »erfaufen ließ. SWeitui
»erfaufte ihn nun an jDmpbale, bie A6nigin ber ifurier, ju
weißer ^. eine fo innige ?iebe faßte, baß er willig teuu
unb ßJwenbaut weglegte unb am ©pinnroefen grauenarben
»errieb trte. Der große pttb batte inbeß wenig ©lud in t<:
Siebe; biefe würbe enblicb bie Urfacbe feine! 2obrt. 50un±
2apferfeit b«tte er bie fo>6ne Dejanira, bei SCintg* t1"
Äalpbon SDeneul Äocbter, gur ©emabl'n gewonnen,
er mit ibr über ben gluß G»enul febte, trug fie ber Qm:
taur 9?effitl unb erlaubte fub Unjiemlicbfciteu, wel<b« bw
fo erbitterten , baß er ben Siefjul mit einem feiner m>
gifteten Pfeile nieberfeboß. Der ©terbenbe badjte neefc U
{Raße unb rietb ber Dejanira, ein ©ewanb in feinffi-
taußen unb biefe* ©ewanb bem gu geben, wen
für feine Siebe gu fürebten b^tte, bal ^erg bei £. >
fieb ibr bann wieber jurcenben. Die Unalüdlicbe foM<'-<
nein SKatbe. 5Racbbem Sj. an Gurprul, Aonig »on väpbi
weteber u)m einfi feine Soßter Sole »enreigert batte, J»
er fie jur Ghe begehrte, {Raße genommen, ben Äinifl f'»11
unb feine ©ihn« getäbtet, bie Sole aber gefangen w^'
fübrt, unb, um bem 3upiter feierlicb gu opfern, an Dfi*-
nira nao> einem ge(lfleibe gefenbet batte, febiefte ü)m WO'
bal ©ewanb mit bem »lute bei SRefful. Äaum b«^. '■'
angelegt, fo fraß bal©ift, welcbel fi(b eon bnn ¥'«
bei |>. bem JBlute bei 9?efful mitgrtbeilt batte, in h
gleifd) ein unb er riß tiefe! mit bem ©ewanbe ab-
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Herder
395 Herder
nira etfubr, waS fie getfcan, unb erging ft<& ; aber begab
ft'cf) auf ben jDrta, errichtete einen -poljftop, gab bem ylju
loftet, feinem SBaffengefdttrten, Sogen unb pfeife unb »er»
brannte fid). ©ein ©chatten ging in bie Unterwelt, fein
Unftcrblic&eS aber trug unter Sonnergetöfe eine SBolfe em=
vor. SRereur unb 3riS brauten fyn in ben JDlpmp, wo
ibn bie ©ötter empfingen unb bie »erföbnte 3uno ibm iljre
Softer $ebe, bk ©ottin ewiger Sugenb. jur ©emablin
gab. 2fuf Crrben hinterließ 4). öiele 9cad)fommen, bie be*
tübmten ^eraftiben, welche auS bem 9>eloponneS »ertrie*
ben würben, aber, naebbem fie mehrmals jurücfgefölagen,
enblicb (im britten ©efcblccbt) benfelben eroberten unb fid)
in benfelben üjeilten. 3Bon ihnen flammten bie fpartan. 5tö*
nige. (»gl. ©rieben lanb.)
f>. würbe im 2f(tertbum uiclfacö oerrbrt, üempel unb
JBtlbfdulen würben ihm errietet, gelte gefeiert unb fein«
2baten in fefllicbfn ©efdngen, fogenannten $erafleenf
befunden. Seicht nur in ©rietbenlanb, fonbern auch in Dber*
dg»pten, ^böniiten u. f. w. würbe £. verehrt. £ie Grfldrer
unter f ebieben baher fpdter oerfebiebene ©ottbeiten biefeS yia>
mend, bod) würben alle SJlptben auf ben grieeb. unb tbe*
ban. bejogen. ©ei ben ttgpptern fianb er im &5d)flen
Änfefjen, unb ba bie dlteften Religionen fdmmtlid) auS 9ia*
turanfd)auung hervorgegangen, fo ift nicht unwabrfcbeinlid),
ba§ Sj. unb feine jwölf (trogen Stbaten urfprunglid) nichts
KnbereS vorfallen, alS bte ©onne im Durchgang bureb bie
*wölf Seid)cn beS UbierfreifeS. 2fucb anbere ©agen fcf>lie-
ftd) biefer fombclifcben 25eutung an. Stach bem traft*
»ollen ©ötterfobne (ober nach ber ©tabt -£>eraftea) würbe
auch ber wimberfam frdftige STOagnetfietn im Ältertbume ber
beraf U-ifcbe totein genannt. Die ttlten haben ben p.
in unzähligen öiibwerren in ben oerfdbiebenjten auf feine
2baten unb ©djicffale bejüglicben ©ituationen bargeftellt.
Aeule unb Söwenbaut ftnb feine charafteriftifchen Attribute.
Gr ift ein SWufierbilb ber SÄannöfraft; frdftiger Kaden unb
bk gewölbte löwenartige ©tirn jeidbnen tbrt auS.
fjtvbtv (3ob. ©ottfrieb »on), einer ber vielfeitigjt gebiU
beten unb geacbtetjien beutfd)en ©cbriftjteUer, würbe am 25.
Äug. 1744 )u SRobrungrn in SDftpreußen geboren, wo fein
Sater Gantor unb SRdbcbenfcbulIebret war. Unter ben um
günftigften Umftdnben entwickelte ft'cf) fein ©eift, fobaß £•
balb ©önner fanb, bureb beren Unterftufcung eS ibra mög*
lieb würbe, eine habere ÄuSbilbung ftd) )u verfebaffen. 3«-
ndtbft nabm ftd) ein 3>rebiger in feiner Skterflabt feiner an,
inbem et ibm erlaubte, an bem Unterrichte 2beil ju neb=
men, welken et feinen ©öbnen in ben alten ©prad)en er*
tbeilte. £. maebte fdmelle Sortfcbritte, unb als ibn ein ruf]",
©unbarjt im .£>aufe jenes $rebiger§ fennen lemtc/ gefiel bie*
i>n bei Süngtingä aufgeroerfteä SSBefen unb anfianbige $aU
Hing fo wobl, baß er ftd> erbot , ibn in Königsberg unb
fpatet in ^>eter*burg 2ßunbarüneifun{l flubiren ju laffen.
begab fid) nun 1762 nad) Königsberg, fonute aber hier ben
cbirurgifcfjeii unb mebicinifeben ©tubien fo wenig ©efd)miicf
abgewinnen, baß er fid) entfdjlof?, biefelben aufzugeben, um
ftd) ber Sbwlogie ju wibmen. Gr ^atte fid) aud) in Äö*
aigSberg balb woblwollenbe ^reunbe erworben, unb biefe
utrfd)afften ibm eine fleine "Änitcllung im SriebricbScoUe^ium.
Gft würbe ibm namlid) bie Tfufftdjt über einige Äojraanger
übertragen, unb einige 3ett nad)l)*r erbielt er eine Scbrerfretle.
3n bem 3(mte, weld)e5 feine Griftenj fieberte, bebielt
nod) 3*it genug, mit angejhengteflem Gifer ben 2Biffenfd)af*
ten fid) wtbmen )u fönnen. Gr befd)dfrigte ftd) niefpt nur
mit Sbeologie, fonbern aud) mit 3>bilofopbie, ©prägen,
Citeratur, ylaturwiffenfcbaften unb ©efd)üf)te. Gr benu(jte
eifrig bie afabemifeben Vortrage bed großen &ant (f. b.)
unb fcblof fief; mit freunbfcbaftlicber 3uneigung an Ha-
mann (f. b.) an. ©eben 1764 erbielt er eine 2Cnf}edung
als GoOaborator an ber ®omfd>u(e ju 9liga unb mußte tu-
ben ber Verwaltung biefet? Ämt$ aud) prebigen. ©eine
©d)ul; unb Äamsewortrdge fanben fo großen wetfaH, baf
ibm 1767 bie ruff. Regierung eine bebeutenbere ©tellung in
9>eter6burg anbot. Gr aber fd)lug nicht allein biefen 9?uf
au«, fonbern legte aud) in 9?iga feine ©teile nieber, um
fid) in bie Sßelt ju begeben, bie er fennen ui lernen unb
welcher nü^lid) ju werben er ftd) febnte. 3n ^tanfreid)
warb er ^Begleiter beS ?>rinjen »on ^olflein=Gutin unb fotfte
biefrm auf einer Steife burd) granfreid) unb 3talien ©efell»
fdjaft leijten. Gin Xugenubel, weld)eS ibn fd)on in feiner
Sugenb b<>WÖeru^t b«tte, nabm inbeß einen bebenflidjen
Gbaraftcr an unb jwang ibn, m ©rraSburg jurutfjubleiben.
Jbier lernte er ©ötbe (f. b.), ber in ©traSburg feine juris
Irtfcben ©tubien botlenbete, fennen unb beibe große ©eifler
traten einanber balb ndber. allfeitig gebilbete Äenntniß
ber 9)?enfcben unb ber Literatur blieb nid)t ebne Ginfluß auf
bie ÄuSbilbung ©ötbe'i. JF>. war bereits alS fritifeber ©ebrift*
fleOer aufgetreten, unb bie ©ewanbtbeit unb 9)idd)tigfrtt
feines ©eijteS batte öffentliche Änerfennung gefunben. Gine
Solge berfelben war, baß er als ©uperintenbent unb Gon*
ftftoriatratb nad) ©üefeburg berufen würbe, welcbe ©teile
et 1771 antrat Gr trat nun aud) als tbeologifeber ©tbrift»
fieller mit Grfolg auf unb war im JBegriff , eine »Berufung
alS $rofeffor ber Stbeologie nacb ©ötringen anjunebmen,
ließ ftc& aber burd) ©cbwierigfeiten, weld)c ibm in ben 2Beg
gelegt würben, beftimmen, bie ©teile eines $ofprebtger$, ©e*
neralfuperintenbenten unb jDberconftfiorialratbS in SBetmar,
wo fieft bamalS bie auSgejeicbnetflen ©d)riftjle(ler ber beut*
feben Nation jufammenfanben, Dorjujieben. Gr fam 1776
bierber, wo er bis an feinen am 18. See. 1803 erfolg*
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Hering 3
ten &>b, eerehrt »on bem ganjcn beutfcr)en 5Bol!e, »on fei»
ncm gurjlen gefcbäfct, geliebt unb mit ©unftbejeugungcn
überhäuft, trieb unb mit 23ielanb, ©6tbe unb Schiller jum
{Ruhme b«3 f leinen <5taat6, ber fo »Ute geifti.ie ©r6ße be*
herbergte, beitrug. Segen*rticr) war feine äßirffamfcit nicht
nur burefc feine Schriften für bie ganje 2Rits unb 9cad>*
roett, fonbern auch im engern Äretfe, in feiner amtlichen
Stellung, tnbem ihm 1793 bie ©teile eine* ajicepräftbenten
unb 1801 bie eine* ^räfibenten be* jDberconfijtorium* an«
»erfreut würbe. 3n 2lner?ennung feiner Sicrbicnfte würbe
<p. von bem Surfürflen »on Baiern in ben 2lt cifhnb erhoben.
Der ©roßberjog »on Sacbfen^äBeimar, ber wdbrenb be* 8e*
ben* fein £3eftb.u|jer unb ©önner gewefen mar, lief; ihm 1819
eine ©ctäcbtntßtafcl » on ©ußeifen mit ber einfachen 3n*
fdbrift: „Sicht, Siebe, geben" auf ba* ©rab legen. Da*
hcrrlichjte Drnfmal #.'* finb aber feine »ielfeitigen Schrift
ten, welche 1806—20 in 45 unb 1827 in 60 »änben er»
febjenen ftnb unb in brei flbtbeilungen verfallen: Schriften jur
fronen Äunft unb Sftrratur, Schriften jur {Religion unb
2heologie unb Schriften jur 9>bUofof>bie unb <Sefdt>icbtc.
31* Dichter f\.t f;cö £. befonber* burch feine ffiallabcn
Dom Gib, feine wgenben unb feine Siolfölieber au*ge*
zeichnet, am meiften aber wirfte er auf bie HuSbilbung
feiner 3ett burch. feine belebrenben ©Triften, in benen er,
bie Stiftung feinet ganjen Streben* unb feine* eignen SGBe-
fen* au*fpred)enb, auf barmoni|cbe 2(u*bilbung be* im rbel;
Pen Sinne rein 9Renfcbli$en, auf gorberung wahret .Ou-
manität, ausging. 3n biefer €3ejiebung finb al* fein »ollens
befftc* unb erbabrnjtr* SBerf feine „Sbeen jur ©efebjebte
ber ^eenfcfctjrit" an$uerfennetu „Erinnerungen an £.'* «s
ben" erftyenen »on feiner 1750 geborenen unb 1815 gc=
ftorbenen ©attin, 2Rarie Jtaroline, geb. glacbölanb. —
.Serbe* (Siegmunb Äug. SBolfg., graben ».), fdcr>f. £>ber*
bergbauptmann, i|r ber ©obn be* ebenerwähnten großen
Dichter* unb rourbe 1776 ju Sücfeburg geboren. Stach, ei*
ner oortrefflidben Crjicbung unb audgejeiebneten SBorbilbung
in allen ben JBergbau betreffenben SBiffenfcbjiften trat er 1802
in jaebf. Dienfle, in benen er balb einen beben Wang ein>
nahm. (£r hat ftcf? nicht allein um ben fdebf., fonbern um
ben JBergbau überhaupt, foroie auch al* ©elebrter unb Staat**
mann aufjerorbctUlicf/e SJerbienfte erworben. Die fdebf. Silben
auöbringung rourbe burch feine roeifen ÜRaßregeln »on 47,300
auf 60,000 SRarf jährlich gehoben, fluch um ben poln. Bergs
bau machte fich 1809 unb in ben folgenben 3abren »erbient
unb feine gci>graphifch;bcrgmdnmfchcn Reifen nacb Schweben
unb 9torwegen 1818 unb 1836 — 37 auf ben SBunfcty be*
Surften Siftilofcb nacb Serbien ftnb forool für bie 2£iffenfcbaft
als für jene Sanber oon großem Siortbeil geroefen. £>ie %ün
|ten ber 2<inber , um welche firb ^. SSerbienfle erworben , fas
ben ihm ihre Grfenntlicb, feit fcurch Grtbeilung oon Ciben unb
antern Ghrenbc^i^ungen an ben 2ag gelegt unb ber Ä6nig
oon Saufen hat tl;n in ben greibcvrnftanb erhoben.
(jcruui ober Daring (ber) ift ber befanntefte Seeftfcb,
welcher auiabrlicb große 3üge macht, auf tiefen eingefan«
gen, einaefaljen ober geräuchert unb weitbin oerfebieft wirb.
t>\t ©eftalt tiefei Sjfche* ifi allgemein befannt. Qx ftnbet
fich in ben n6rb(. SReercn unb tommt au* tiefen in unge<
heuren 3ügen in bie Slorb- unb £>|lfee. 3n ber lefetern
wirb er eigentlich Strömling genannt unb iji fleinet a(*
B Herinff
ber 9(orbfeehering. Qi ift gegenwartig gewiß, baß ba* Kuf»
treten ber geringe eine golge be* Umflanbe* ijt, baß ficr>
biefe gifche in bie Öegenben ber Äüftcn begebtn, um bi**
ju laichen. Ghemal* glaubte man, ihre eigentliche Keimöl
feien bie *J)o(argegenben, au* tenen fte ftch nur fortbegäben,
weil fie fich in 2" großer 2Renge vermehrt hätten. Die mc'u
ften geringe erfcheinen um Johannis unb nach biefer Seit an
ben nhot. lüften unb bann an ben engl, unb irlänb. Sie un»
geheuer bie Vermehrung biefe* gifebe* fein muffe, fann man
nicht nur au* ber großen Xnjabl, welche jährlich gefangen
werben, fonbern auch au* ben vielen ßr^hlungen entnehmen,
baß Jtüfiengegenben bei heftigen Sturmfluten mit geringen
überfchüttet worben ftnb. So würbe cor einigen 3<»bren bei
einem Sturme eine mehre ÜRcilen lange Strecfe ber febot»
Jiufie mehre guß hoch mit tiefen Stfchen überfchüttet 2>i*
^>erina*fifcherei, einer ber anfebnlichften Grwerbfijweigc
aüer ^uftenoiMfer ber 9tarb; unb STfifec, war ehemali vor*
jüglich in ben {»änben ber e§ollänber, unb noch gegenwärtig
gelten bie hoü. geringe für bie heften. Sie beginnen bie
£>cring*frfcherei erft mit bem Sage nach 3obanni* unb fe(jen
fte bi* jum 25. 3an. fort, bebienen ftch nur folcber 5Re^e,
welche binreiebenb große ^iafeben haben, tatnit bie fteinem
geringe entweichen fönnen, fortiren bie geringe oor bem
legten Sjerpacfen forgfältig unb parfen fte nur in Sormen
»on hartem ^)ol^e, weil weiche*, ben^iat* ^>o!j ihnen einen
fchled;ten JBcigcfchmacf gibt, wie tiefe» bei ben übrigen*
fehr fchönen norweg. unb ben großen frf>or. geringen ber
Saa ift. 9tächft ben bollänb. ftnb befonber* bie ernte-
ner geringe gefebägt, weniger bie engl. Die fchweb. ^>^
ringe finb tiein unb mager, aber wohlfeil. £a bie neuen
geringe, b. h- biejenigen, welche uierft gefangen werben,
fehr beliebt ftnb, fo werben bie Schiffe, welche auf ben J£>e>
ringSfang gehen, jßuofen genannt, oon Sachten begleitet,
welche bie geringe, gleich nachbem fte etngefangen unb ein»
gefallen, nach ben £äfen bringen. 9Ran nennt biefe £>o
ringe baher auch Sachtheringe. Der eingefallene Ebering
heißt S)6cfel-- ober ^>6cP elhering, »on 2Btlb. »6fel
(f. b.) bem €rfinber be* ©nfaljen* ber geringe. 9Ran un<
terfcheibet bie geringe eorjüglid) in jwei Sorten, nämlich
bie fleinere Sorte ber ^P^hlbcringe, welche bereit* ge>
laicht unb bah« feinen Stögen unb feine 5Rileb mehr
haben, unb bie größere fettere Sorte ber Sliollberingr.
Die heften uierft gefangenen geringe beiden SRaifen otn
Stajefen. Die fcblccbten 'Äu*fchußforten beißen SBracf,
SBracfwract unb S tauf beringe. Der gute gering
muß weiße* gleifch unb einen breiten, fetten unb fletfebiaen
8?ücfen h«ben. Äußerbem, baß ber gering mit Seefalj ein
gefallen wirb, pflegt man auch große Wengen bcrfelben ja
räuchern unb fte bann ©üeflinge ju nennen. 9Jlit befon
berer Sorgfalt räuchert man bie ftch burch S'ttigfeit au*^
nenben geringe, welche bieSpecfbücflinge geben, »efen
ber* ju ©othenburg in Schweben unb ju JBergen in 9tonTt
gen »erfertigt man au* ben geringen einen burch Jtlarbeü
unb beim brennen burch wenig 9tauch fich au*jeichnenben
Shran. 3n ben ©egenben, wo er gefangen wirb, getrieft
man ben gering auch frtfeh. Solche fogenannte grüne fy'
ringe ftnb wohifcbmecfenb, holten ftch aber nicht lange. JBefcnn:
finb bie marinirten geringe, welche mit ßffig unb man
cherlei ©ewürj eingelegt ftnb. Ghemal* n»aren bie Aerm;'
feltener al* gegenwärtig unb galten für eine foftbare letferri
Herman
Gin bem geringe »erwanbter gifch ifi bie hier abgebitbete
fpering^mutter ob» "2t L f e , bie 2—3 g. lang unb jiem»
Itcb breit wirb, aber aujjero^cntlicb bünn iji. 2tuf bem
JKücfen ift fie getbgrüntieb, an ber Seite weiß. Der £ber>
fiefer bt§ fleinen Jtopfeä (lebt etwas hinter bem Unterfiefet
;.irücf unb ift mit ftetnen 3äbnen verfemen. Die 2CIfc fommt
m bie SWünbungen ber Stufte, um ju laichen, unb bat ein
woblfcfemetfenbcä Sleifcb.
fifrmem, ton ben 9?3mern tfrmintuä genannt, wirb
mit Stecht noch je|t als ber SBefreier DeutfcblanbS oom 3ocbe
bei 9i6met gefeiert, Gr befämpfte unb befiegte bie S?6mer
unb befreite babureb fein Vaterlanb, wie btefeä einer ber
berühmteren rom. ©efdjicbtäfchreiber, a^cituä, bejeugt. DieS
gefcfcab ju einer 3eit, wo baS rom. Stetch noch in ber
grfßten Äraft unb Stute beflanb, jur 3«it beä Äaiferä
XuauftuS. Die 9?ömer hatten fieb bereit« fnft beä ganjen
toeftt. SEbeilä oon Deutfcblanb bemächtigt unb waren bei
müht, ibre ©ewalt immer weiter, niebt nur mit ben SBaf=
fen, fonbern auch bureb baä allerbingä fixerer wirfenbe SJtit»
tel bet Verbreitung r6m. JBtlbunq, rom. ©efefee unb rem.
©irren auäjubetjnen unb immer Hefter ju begrünben.- 3ßie
etele anbere 3ünglinge auä tornebmen ©efebteebtern ber
Deutfcben, fo würbe aud; geb. 18 ». Gbr., ein ©obn
beä Gberuäferfürften ©igtmar ober (Sigmar, nach 9?om ges
bracht unb bort erlogen, ©pätcr nahm ihn Jtarfet ttugu*
ftuä in fein Jbeer auf unb ertbeilte ihm jugleicb bie SBürbe
eine« r&m. JRitterä. 2Cbcr ließ fieb burd) ben ©lanj be§
9t6mertbumä nicht »erblenben, er baebte im Stillen an bie
Befreiung feines tbeuern, in fdjmäblicber Auccbtlcbaft erlies
genben VaterlanbeS. Cr hatte ben r6m. Selbberrn Varuä
nach Deutfcblanb begleitet, welcher bie Ginfübrung rom. ©e*
fcße unb Sitten jum #auptgegenftanbe feiner SJefhebungen
machte, rcobi einfebenb, baß fiel? bie-ungebtlbeten Deut»
feben mit ben frieggeübten SR6mern in einer offenen Schlacht
nicht meffen tonnten, nahm gegen Varuä bie äJtaäft fr c unb-.
fcbaftltdper Grgebenbeit an, wäbrenb er im Stillen mit ben
beutfebtn Sürßen »Pläne jur Vernichtung bei fernblieben
.peert entwarf, beren golge bie 9 n. Gbr. im teutoburger
fflalbe erfolgte Sheberlage ber Körner war. (©. Deutfcb*
lanb.) ittun jerjtörte £>. bie rinn, geftungen an ber Slbe,
an ber SBefer unb am wbein unb war bemüht, bie Deut«
fefre«, welche biSber nur nach Ert roh« Vötfer in tegeüofen
Wlba<<5em>.>e<jr. II.
Herman dad
unb planlofen ©tbwarmen tn ber ©djlacbt gefdmpft batten,
an eine ber rem. entfprecbenbe Jtriegfubrung ju gewönnen.
J8alb bxai) ein itrieg ber £eutfd>en unteremanber au$, ber
ben S!6mem ©elegentjeit »erfdjaffte, wieber in Deutfd;lanb
feften gup ju faffen. |). bötte nämlicb, bie SbuSnelba, bie
SEocrptcr eineä mäcbtigen beutfeben Surften, ©egefieS, entfuhrt
unb jur ©emablin genommen. GS entbrannte ein itrieg;
&. belagerte ben ©ege|ie5 unb biefer rief bie 9?6mer ju
Aülfe, weltbe unter bem trejftid;en Selbberm, welcher »on
feinen ©iegen in JJeutfcblanb ben ©etnamen ©ermanis
cu8 (f. b.) erhielt, tarnen, ©ermanieud ftegte unb nahm
fogar bie ÄbuSnelba gefangen. Ttber wieberbott fiellte jid;
ben 3?6mem entgegen unb hielt fld) mit feinen 2>cut:
fchen fo tapfer, baß er, wenn auch »on bem großen ©er--
manicuä beftegt, bod; bie Stbmtx oerhinberte, ftdj in 25cutf<b=
lanb ju befe(tigen. Zui) bem beutfehen Suriten SRan
bob, Äinig ber ©uc»en unb ©tifter beä marfomannifthen
ffieidji, wetdjer nach ber £errfd)aft über alle beutfehen
©timme ftrebte, trat^>. 17 n. (Ihr. frdftig entgegen. Gx be^
fügte ihn, obgleich, fein eigner JDbeim, 3nguiomar, ber ihm
gegen bie Körner Jöeiflanb geleiftet, »on ihm abfiel. 3tber
auch^). felbjt fam in ben 83crbacbt, nach finigl. Änfehen ju
(heben unb würbe 19 n. ßbr. von feinen SSerwanbten ter=
giftet. Jturje Bett vorher hatte ber Surft ber Aelten bem
röm. ©enate ba$ Verbieten gemacht, ben ermorben ju
wollen, war aber jurüefgewiefen worben.
f|frmcm?iaÜ>, ein fpan. S83ort, welche« SJerbrüberung
bebeutet, hief ein unter ©enehmigung bed Ä6nig4 1486 in
Gaftilien, 14S8 auch in Vragonien eingerichteter 33 unb ber
©täbte ju gemeinfamem ©ebufee gegen alle iBcbrüdungen
unb ©efdhrbungen beä 2lbelä. ©chon »orher, namentlid;
1295 in ßajiilien unb Eeon, waren dbnticb/e SJerbrüberun*
gen von ben ©tdbten eingegangen worben, boch währenb
biefe frühem SJünbniffe mehr ben Gharafter perf6nlidjer
9tad}e hotten unb eine SBiUfür ber ©täbte gegen bie 2BitI:
für ber Siitter waren, hatte bie fpätere £>ermanbab gefeft:
liebe S3egrünbung. Die ©emeinben ber ©tdbte hielten Jtriet
ger in ©olb unb festen SKichter nieber, jene fingen 3eben,
welcher ben ganbfrieben brach unb biefe fprachen nach ben
©efegen über ben übelfbäter bie ©träfe au§. Da weber
8?ang noch ©tanb ben Verbrecher »or ben Verfolgungen ber
£ermanbab fehlte unb biefe, um jenen ju greifen, fogar
in bie Jtirchen einbringen burfte , fo war bem 'Äbel bie #er-
manbab fehr juwiber; aber ber A6nig befchü^te fie, benn
inbem fie ben übennuth beä Äbelä bämpfte, befeftigte fie
uigleich baä finigl. 2tnfehen, unb ba fie ben Sanbfriebcn
fieberte, fo gebieben unter ihrem ©ehuge Raubet unb ©e;
werbe. Übtrbieö hatte ber Jt6rrig in ben Gruppen, welche
bie ©täbte auf ihre itoften erhielten, ein jj)ecr, bereit,
fobalb bie ©ieherheit beä ©taatä gefäbrbet war, in ben
Jtampf ju gehen. 2Clä bie öffentliche Sicherheit atlmilig
mit ber erftartten ÜRacbt beä Ä6nigä unb ber ©efege fich
hefejtigt hotte, ging bie alte 4?ermanbab ein; an ihre ©teile
trat aber im 16. 3abjrt). bie heilige #ermanbab, welche
auä einer 2fbtheilung von »policetfolbaten beflanb, bie für
bie Sicherheit auf ben ganbftrafjen ju forgen hotte, aber ben
Verbrecher nur erft nach begangener SCbot perfolgen unb fejt:
nehmen, auch innerhalb ber ©täbte ihre SRatbt nicht auä-.
48
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Hermaphrodit
üben butfte. Sie (tanb untet bem Statut »on (SafKlten unb
wut in bie »ergebenen ©tdbte biefe* JtonigreiebS »ettbeilt.
3J?an bat fit mit Unredjt juwetlen mit bet 3no,uifition »er*
wecbfelt, mit bet fle wentgßenS in einem befhmmt auSge»
fsrodbenen 3ufammenbanae niemals ctefranben bat.
firrntaptjrodit f ein 9iame, ber auS ber Bereinigung
bet Flamen beS iugenblidjen ©otteS $ermeS (SRercur) unb
ber ScbönbettSgottin «pbrobite (SBenuS) entflanben ifl unb
ein 9bontafTegebilbe bejeidjnet, welebeS eine Bereinigung
weiblicher unb männlicher <5d>6nbcit barflellt. 33erül>mte
gried). unb rem. jtunfller t>aben in ben mannid)fadj(Ien Stell
lungert tiefe» 3witterwtfen bargefleQt. Sine Sage erjäblte
bann, #ermapbrobitoS, btt Sohn beS £erme$ unb bet
2(pbrobite, habe fr ct> im fluell bet SRpmpbe SalmafiS in
Jtarien gebabet Die 9cpmpbe §abe feine Sdjänbeit bewun»
bert, ihm Siebe geboten, abet ntdjt ©egenliebe gefunben,
unb fei nun auf ihr gfetjen t>on ben ©ättern mit bem febös
nen 3üngling in ©nen 8eib »ereinigt werben.
IjenrUflin (ber) ober baS grofe 2Bi-efel ifl ein gum
©efcbledjt bet 3ltiffe gebärigeS Sdugtbier, weldjeS wegen
feinet auSgejeicbneten f>eljroerf6 gefdjdgt ift unb in ben nörbL
unb gemäßigten ©egenben CuropaS unb XftenS lebt, wo eS
ftd) gewöbhitd) im freien aufbot, feine SBobnung abet in
boblen S3dumen unb in Srbläcfrtrn bat. 3m SBmter jiebt
e$ ftd) in Scheuern, Stille unb anbere SBobngebdube. 6S
ifl »on f>eHrotber S&arbe, auf bem S3aucbe unb an ben Sot»
berfüien weif unb an bet Spifce beS Sd)wanje8 fdjwarj.
3n falten ©egenben wirb ei wdfyrenb bei SEBinterd gart)
weif unb nur bie Sd)wanjfpifce bleibt febwarj. g$ ifl bem
3lti8 dbnlicb 'unb wirb mit bem 4 — 5 3otl langen Sd)wanj
l'/t lang bei einet £&be »on 2'/* 3o&*. <& bat einen
febr fcblanfen £6rper, furje Seine, einen langen .f>al8 unb
tiefen Aopf mit furjen £>brrn, eine quifenbe Stimme, ifl
äuferfl bebenb unb gewanbt im Jtlettern unb Scbwimmcn,
febr raubgierig unb bifftg unb lebt »on fleinern Zfyitxtn,
Giern unb bergt. Der weife SBinterpelj ifl febr gefudjt,
man bebient ftd; feinet ju SBerbrämungen, inbem man bie
fehwanen Scbwanjfpi^en »orragen läßt. JBefonberS fürfb
lid)e f)erfonen tragen .(jermelinmä'ntel. Der fd)4nfte
Hermelin fommt »on Hrt&angel unb ^cterSbura. nad) (Suropa
unb bet fafanfd)e Hermelin gilt für ben bejlen.
jfjfrmm biegen bei benoten »iereefige, oben breiter wen
benbe, nid)t ju bobe Pfeiler, auf benen ein Äopf flanb unb
welcbe bem$erme$ (f. 9H er cur), bem ©otte beS öffentlicben
JOerfebrS, gewibmet waren. Sie jlanben in 3(tben in grofet
Xnjabl auf iffentlicben ^id^en, an ben Strafen, oor ben
Adufetn unb waren jum 2b«l mit 3nfd)riften »erfeben.
Später bilbete man in <tynlid)et SGBeife nid)t nur ben SKet»
tut, fonbern aud) anbere ©ötter unb felbfl sD?enfcr)en ab.
Da ^erma im ©ried)ifd)en eine Stüfce, einen Pfeiler be<
beutet, fo b«t man ba5 SBort ^erme« eon «perma abges
leitet, mit ber Xnnabme, baf bie fpätern £ermen nur ein;
Sortierung bet an ben Strafen flebtnben grofen Steine
(ber 6cf« unb 3>reUjleine) gewefen feien, gugleicb eine 'ün-.
beutung, baf jene Steine bem ©otte be6 6ffentlicben SJers
febrö gewibmet feien.
j^ermfa ifl bet gried). SRame be« STOercur (f. b.); $ttt
me§ 2ri6megijlu5, b. 1). bet brcimal gr6fte ^ermeß
Herodot
nannten aber bte ©rteeben ben 2 baut ober Zfceut, ben
crfl t>on ben Itg^ptern unb ^bonijitrn »erg6tterten Stfti
bet 33ucb|labenfd}rift unb aller nüglidjen Jtenntniffc un
SEBiffenfcbaften. "Mt geheime SBiffenfd)aft wutbe fjpdtet au{
ibn brjogen unb fo trbtelt ba5 SBort b e t m e 1 1 f tJb uberbaupt i
bie JBebeutun^ t>on gebtimnift>oQ, gebeim, uneinbringlicr).
(S. Xldjemte.) ^ermelifd) »erftegelt ober »erfd)loffea J
nennt man namentlich ein ©ef4f bann, wenn eS fo »et* !
fcbloifen ifl, baf feine ruft in baffelbe einbringen fann. Um»
tine ©la«Pafd)e btnnetifd) ju oerfcbliefen, fcfymitjt man bie
ÜRünbung berfelben ju. 2tud) ba8 Söort^>ermeneutif, roel--
r\ bie Äuölegefunjl, namentlicb ber beil. Scbrift, bejeiebnef,
»on £ermeä abzuleiten.
ijrröörs ifl bet 9iame »erfd>iebenet jüb. 'Surften, unter
benen #etobe8 bet@tofe »on 38 ». Csbr. bi8 2 n. ßbr.
al8 Jtinig »on 3ubäa btrrfd)te. (St wat 62 ». (Ihr. ju X8fa>
Ion geboren unb gelangte burd) bie ©unfl be8 Antonius
(f.b.), weldje er ftd) ju erfcbleict>en gewuft batte, jutSlegie^
tung. £urd) Älugbeit wufte et ftd) bie ©unfl jebeä Siegel
untet ben »erfebiebenen im t6m. dieic&e fdmpfenben Parteien
ju »erfdjaffen unb ftcb in ber Slegierung^ ju erhalten. Den
»einamen be8 ©rofen erbtelt et angebltdj barum, weil er
bei einet ^ungertnotb 25 ». ßbr. fogat feine Äoflbatfeiten
»erfauft haben foll, um ©etreibe für feine Untettbanen ju
faufen. übrigens war er ein graufamer, ^eud)lerifd)et unb
raebfüd)tiget «Kann, bet feine ©emablin unb beten SSeu
wanbten, fowie feine eignen Jtinbet umbringen lief. IBej
fannt ifl er befonberS baburd), baf untet feiner Regierung
3efu8 geboren würbe unb baf er, nadjbem er bie brei Jti:
nige au8 SRorgentanb ausgefragt, um ben »ermrintlicben SCb
nig ber 3uben fic&er ermotben ju lajfen, ben betblebemitü
feben ^inbermorb beging. Sr blieb ein Sütbrid) big an
feinen 5£ob. — Aetebel ^Philippus, fein Sobn, war
bis ju feinem 3obe~ 34 n. Gbr. äetrard) unb hatte bie
|>erobiaS, feine 9lid)te, jur ©emablin, weld>e ibm »on fei-
nem IBruber, £erobe$ ÄntipaS, entfübrt würbe. Die;
fer, feit feineS SiaterS Sobe 2ctrarcb »on ©alilda, lief auf
^Betrieb ber ^erobiaS, eineS fo rad)fücbtigen wie ftttenlo-
fen SBeibeS, 3o^anneS ben Käufer im ©tfdngnif entbo-
ten. «IS 3tfuS »ot feinen Slicbt(lubl gebraut würbe, fonnte
er fein Sebl an iljm finben. Durd) ben Äaifer ßaligula
würbe er, aufrubrifc&cr 'ilbftebt »erbddbtig, abgefegt. 6t parb
in Spanien.— ^erobeS Egrippa, enfel beS grofen
bem »om Äaifer dlaubiuS bie SJerwaltung beS ganjen jub.
Staats an»ertraut worben war, regierte alS £cV
bda bis 44 n. 6br., wo er flarb.
^frÖöot, mit 9?edjt ber öater ber ©efebid)tr genannt,
weil et bet ältefle wabte ©efd)id)tfcbreibet i(l, beffen SBerf
wir beftejen, »erbient jugleid) ben JRubm eineS bet gtoften
©elebrten unb gewanbtejten DarfleUerS, ju welc&en güiu
jenben eigenfd)aften nod) bie ber 2Babrbaftigfeit fomntt,
obne welcbe jwat ein grofet ScbriftfleUcr, aber fein grefer
Öcrcbitbifcbretber m6gltd> ifl. .£>., ein flemafiat. ®netbe,
würbe ju ^alifamaf in Äarien 484 ». 6bt. geboren. 3«
Älemafien, wo gried). ?)flanjet fid), niebergelaffen unb StäKe
gebaut bitten, ern?ad)te juer^ jene geiflige Äegfamfeit, welcbe
©rieebrnlanb für alle 3eiten grof gemad)t bat. Die etfte«
unb griffen Didier, ju benen aud) ftanpaftS, ein SDbtim
btä gehörte, beffen ©efänge »ertoren gegangen ftnt,
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waren J>ttr aufgetreten, unb aucb föon in ber ©efcbtcbt:
fcbreibefunft hatten ftcb «Kehre »erfucbt, alS ftcb mit »or*
frnntniffen wobl auSgeftattet, unterftufct »ort einem anfebn*
lidben »ermigen unb »on ben ausgebreiteten $anbelS»erbin:
bungen frineS BaterlanbeS, auf eine Seife begab, beren Sie:
fultate in feinem ©efcbicbtSwerfe aufbewahrt finb. Cr be:
fucbte faf! aUe ©egenben bet bamalS befannten, mit ben
©rieben in ndbere ober entferntere »ejiebutig gefommene
«anbfT; namentlich aber reifte er in Agvpten unb machte
biet bie tntereflfantefien SJeobacbtungcn , beren SKitt&eilung
noeb jefct bie wicbtigfle jQueHe unferer Äenntniffe »on jenem
rdtbfetoollen ganbe ift. SBabrfeheinlicb rehrte er »erfcbiebene
Wale nach ©riedbenlanb, welches er gleichfalls in ben »er*
fcbiebenjien Stiebtungen bereifte, jurucf unb arbeitete biet
fein SBerf au«, laS baffelbe wol aucb in ben einjelnen ©tdb=
ten tbetlweife cor. ©o roitb erjdblt, baß er einji ju Dlpm*
pia eine öorlrfung gehalten, bei welcher ber nachmaß be*
rubmte UbuctjbibeS (f. b.) jugeaen mar. »iefer, noch
ein £nabt , foQ bei ber Starlefung tn 2brdncn ausgebrochen
fein unb «6. ihn als ben einftigen großen ©ef ct> i c^tfd>r eiber
»ort)er»erfunbet haben, ©pdter (444 o. Öhr.) laS fein
SBerf ju Athen beim gefte ber Dalbenden t>or unb würbe
bafur r>on ber ©tobt mit einem ©efcbenfe »on jebn Talenten
(etwa 13,500 2$tr.) belohnt, übrigens ift »on ben JJebenSum*
ftdnben beS £. wenig befannt. dx foQ noch »or Antritt
ferner Steifen aus feiner Söaterftabt »or einem fte beberrfcben*
ben Zorannen nach ©amoS geflohen, fpdtet aber mit antern
Bettriebenen juritcfgefehrt fein unb ben £»rannen gefiörjt
baben. An bie ©teile beS Sprannen trat nun aber eine noch
Idftigete Ariftofratie unb .6. »erließ baber £alifamaß für
immer. Später hielt er ft'cb wahrfcheinlirb in Athen auf,
folgte 441 ». (Ihr. aber einer »on 2Ctl?en auSgebenben So:
tonte, welche Spurium in Italien grünbete. Auer) »on biet
au« unternahm er noch Steifen, befchdftiate ffcb aber »orjügs
lieb mit ber lefeten Ausarbeitung unb Überarbeitung fetneS
SBerfS. jDbgleicb feine ©efebiebtsbefebreibung nur bis ju bet
3erft6rung ber perf. Statut in ©rtecbenlanb unb an ben
Ürinaftat. Äüften reicht, fo »erratben boeb einjelne Angaben,
baß er auch noch Ipatere 3eiten erlebt unb wabrfcbeinlttb
über 77 3abre alt geworben ift. £.'S Sied, auS neun £&*
cbern beftebenb, welche man nach* ben neun Stufen benannt
hat, umfaßt bie ©efebichte eineS 3eitraumS »on 220 Sahren
unb febilbert infonberbeit ben glorreichen Äampf ber ©riechen
mit ben Werfern. 3n ihm ift aber nict>t allein bie SJefcbrei»
bung ber ©egenben, welche £. auf feinen Steifen befugt
hat, eingeflochten, fonbern audb alle* Dasjenige, waS er
über ©itten, Steligion unb ©agen ber fte bewobnenben 8361:
fer erfunbet foat« ©eine ©dbretbart ift einfach unb bureb
fcebenbigfeit unb uttgefuebte JBerebtfamfeit atuirbenb, bod>
etwas über bie ©renjen echter 9>rofia binauSgebenb. ©pds
tere ©rieeben haben bie SBahrbaftigfeit beS -b. m »erbacb*
tigen gefugt, aber febon bet Snbalt unb bie $orm feiner
»ücher felbft jeugen für baS ©egentbeil, unb in neueftet
3eit ift bie £ocbacbtung »or feinem Gbarafter wie »or fei«
nem Söerftattbe um fo b6ber «fliegen, als bie neuejten %ox-
fchungen in ben »on £. gefcbtlberten ©egenben mit feinen
WIHWVvfl N W» v II l|» I II IIHV HV» V» »y **4I V JJ * JJ*"»*» yWV* (M
fjftröfn (9Ächnar)l »on >&eroS), »jjalbg&tter, hi<:
ßen bei ben ©riechen bie göttlicb oerehrten aftdnnet tbter
©agengefebichte, beren Urfprung »on ben ©6ttern abgeleitet
würbe unb »on benen man glaubte, baß fte in Solge ihrer
übermrnfcblicbfn 2t)aten nach bem 2obe in ben jD(»m» auf:
genommen worben feien. I)ie »ornehm^en gamilten unter
ben ©rieeben leiteten »on foleben $eroen ihre Abftammung
her. 9Ran bezeichnete mbeß wol auch bie gefammten, bureb
Äraft unb SRannhaftigfeit ausgezeichneten S$orfcu)ren beS
grieeft. SolfS alS £eroen. 35ie 3eit tiefet SJorfahren, baS be>
roifdbe 3eitalter, war eS, an welche fieb alle »olfSthüm*
liehen ©agen unb baher aucb bie 9>oefte »orjugSweife aru
fcbloffen. 25a ber Gharatter ber ^eroen ftcb bureb ©roßartig*
feit unb Erhabenheit auSjeicbnet, fo bot man einen foleben
Gbarafter überhaupt ^eroiSmuS, etwa fo»ie( wie •Jjclten--
ftnn, genannt. (Sin großer SbeU ber ©agen auS bem he»
roifchen 3eitalter bejieht ftcb auf bie 8iebe8oerbdlmiffe ber
«öeroen, unb ber lat Siebter SDoib febrieb bähet unter bem
2itel ^»eroiben eine ©ammlung »oetifeber S3riefe, welche
bie gelben unb ^elbinnen ber Sorjeit gewecbfelt haben foBten.
33a bie £eroen in ihrer 2iebe nieJt>t eben febr treu waren,
fo enthalten bie ^eroiben großentheilS Klagen über 2reu--
loftgteit unb »erfannte Uiebe. 2Ran ^iat dbnliebe ©ebiebte
aueg in fpdterer 3ett, namentlicb in granfreieb, gebiebtet, fo
baß bie £eroiben ju einer eignen 25icbtungSart geworben
ftnb. — Unter ben alten j&eroen finb namentliet) ju erwdh:
nen: ?>erfeu8 (f. b.), S3ellero»bon (f- 6l>tmdra unb
$egafuS), «^erculeS (f. b.), SEhefeuS (f. b.), bie Är»
gonauten (f. b.), £)bi»uS (f. b.) unb feine 9taet)fommen,
bie gelben »ot Stoja (f. b.), 5)tometheuS (f. b.).
j^eroU» ift ein fttt uuuerleftlieb gebaltenet Abgeorbneter,
wie folebe jur Unterbanblung mit tetnblicben ©achten, fo*
wie jur Sierf unbigung beS SßidenS ber SDtaehtljabf r }U allen
3eiten gebraucht würben. ©<r)on im grieeb. unb r6m. Alter*
tbume tarnen bähet ^etolbe »ot unb in Athen unb ©patta
war baS $erolbSamt in gewiffen gamilien erblieb. 3Ran
bebiente ftcb berfetben fowol bei griebenSunterhanblungen,
alS um ärieg anjufagen. ©egenwdttig werben fte bureb bie
fXtrlamentairS erfeQt. 2>ie Stomet hatten ^eeolbe obtigfett*
lieber Sehirben, welche praecones hießen. Sefonbere Sinns
bilber, wie bet ©dblangenft ab (cadurens), 3weige mit
SBotte umwunben, gewiffe geweihte Ärduter, wtlebe bet|>e»
48*
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rolb in ber £anb trug unb bergt, warm bie 3fbjeicr)en U6
heiligen HintS. 3 m Mittelalter hatten bie |)erolbe infonben
heil bei ben Stornieren übet Crhaltung ber ritterlichen gor«
men, ©ewobnbetten unb Wechte ju wachen, fowie baß ©cbiebSs
richteramt ui befleiben. 2Cucfj anbere furflliche unb rirter*
liebe geierlichfeiten erbneten fie an. ©ie waren jtetS »on
abeliger gamiiie unb bilbeten eine eigne 3unft, in meldet
fte ihre äBiffenfcbaft (f. £eralbif) alS ©ebeimmfj fort*
erbten. 3n granfreieb bjefj bet er(te#erolb ber SB ap pen*
Fönig, ber jweite nannte ftd) nact) bem gelbgefdbrei Äönig
DagoberfS: SJrontjone ©t.sjDeniS. .Wort) gegenwärtig bas
ben bie meifien Witterorben einen ben Stitel $erolb fuhren«
ben öeamten. S3ei fürftL geflen erfd)einen alS äDrbner unb
fceitet feierlicher tfufjüge unb bergl. noch iefct £erolbe in tb*
rert eigentümlichen SBappenröcTen, in benen auf 23 ruft
unb Würfen baS SBappen ihrer gürften eingeftirft tft.
Ijfi'f ift eine Xnrebe, bereu man ftd) in neuern 3etten
gegen bie größte Xnjahl ber Staatsbürger bebient, nxfyrenb
biefelbe fonft nur febr wenigen burd) ©eburt unb fonftige
S3err>t5ltnif|"c bothgeftellten ^Perfonen jugrftanben würbe: neu
tnentüd) machte ber 'Äbel, im ©egenfafce ju bem Bürgers
ftanbe, auf biefe SV^icönunq Änfprud). ©o gab eS bei ben
höchjen Weict)3gertchten, ben meinen JDbcrgertct)ten einzelner
rMnber unb ben ©pruchcoHegien ober ©choppenfh'ihlen jwet
»erfct)iebene Jödnfe ober ©eitert, bie $frrenba«f unb bie
©elebrtenbanf, welche erfiere bon ben Wethen abeligen
unb bie jweite »on benen bürgerlichen ©tanbeS eingenommen
würbe. 2fuch bei ber fianbifchen WepnJfentation tfnben wir
m einigen Kdnbern nod) ähnliche ©onberungen unb S3e*
IjertfcM (griebr. SBilt).), einer ber auSgejeicrjnetften
Slaturforfcher, ber fiel) namentlich um bie TTftronomie unb
um bie 5Ber»ollfommnung aftronomifct)er 3nfhum<nte un»
Werbliche öetbienfie erworben bat. (fr würbe 1738 ju £a*
no»er alS ©ohn eine« «WuftfuS geboren unb »on feinem 83a:
ter ebenfalls jum SRufifer erjogen. Cr biente als $autboifl
in einem t)<m6». Wegimente unb begab ftd) 1757 nact) Cng*
lanb, wo er fict) jum gefct)icften SJcufifer auSbilbete unb
enbltcr) 1766 als Organift in JÖath angeftrllt würbe, ©ei:
nem U)m von ber Watur verliehenen Zalente folgenb, hatte
er inbeß alle feine greiflunben benutjt, um fieb in ber SWoj
tbematif unb in btn SRaturwi(Tenfcr)aften ju belehren, unb
ba er (ich febnte, felbft ben$immel burd) ein gernrohr bu
obachten ju fönnen, feine befd)rdnften Littel ihm aber nicht
erlaubten, ein fo foftbareS Snftrument fich anjufd)affen, fo
unternahm er felbft ben Sau eines folgen unb brachte eS
1774 glüeflich ju ©tanbe. Salb machte er nun mit biefem
3nfirununte, beffen ^erßeUimg unb weife Senngung eine
grucht feines emfiaen ©tubiumS unb feines ©enieS war,
Gntbecfungen, welche bie allgemeine Xufmerffamfeit auf ihn
lenften unb u)n balb m einem @egenßanbe ber JBewunbes
rung machten, dugleicr) ftcUte er auch immer oollfommenere
3njrrumente t>rr unb 1785 oajlenbete er baS berühmt ge:
toorbene 40füjHge SRiefenteleftop, welches mit bem 2178 f)f.
fchweren OTetallfpiegel gegen 4000 ?>f. wiegt unb bennoct)
mittels eines finnreichen 9R«h<<mSmuS mit geichtiqfeit fiefa
bewegen Uipt. ©<hon 1780 hatte Jö. eine Berechnung ber
>$>öbe ber SRonbSgebirge befannt gemacht unb 1781 hatte
«W Cf\r Mi«ti<u liv^Miiä <*ntV\#r^f vi^<ilrf^#n <»t* in £vf\VAt%
* * ' ' yr»l*ll»4*W «HUHWv »tHV»»»^ ■■r»4*4^m H Q ^ty*»!! V»W
ÄinigS ®eorg IK. t>on (Jnglanb „©eorgSgejlirn" nanntt.
©er ÄAnt'g belohnte ihn grofmüthig, inbem er u)n in eine
Sage »erfefcte, in ber er fortan ungeftort nur ber SBiffer,:
febaft leben fonnte. Cr lebte »on nun an ju eiou^b bei
äßinbfor auf bem Sanbe. 2)ie föefultate feiner fernem
beiten waren bie überrafchenbften Cntbecfungen an ben 9it:
beliternen , burch welche ber gorfehung eine neue unerwartet«
^(uSficht in baS SSJeltgebdube eröffnet würbe, bie Gittbechrag
von SRebenplaneten beS UranuS unb ©aturn, bie äöeftim;
mung ber ©rößenoerh^ltniffe ber neuentbeeften Planeten Qu
reS, $)allaS, SJefla unb 3uno, bie Seit ber Umbrebumt M
©aturn, bie ©tellung biefeS Planeten auf feiner Sfcujn trat
»erfchtebene anbere. 2Cucr> über bie iWatur beS &d)tf ma<6tt
höchfl wichtige Cntbetfungen. gaft alle gelehrten
fellfchaften CuropaS erfannten Jp.'S Serbienfte baburet) «a,
bafi fie ihn tum ÜRitgliebe ernannten, unb bie Univerfität
Orforb erthetlte ihm 1786 bie SBürbe eines »ectort bei
{Rechte, welche in Cnglanb alS eine ber größten %\ii)t\i-
nungen gilt, .ä fiarb, ohne burch Abnahme feiner ®t\it&
Frdfte in feinen Arbeiten gehört worben ju fein, auf feinem
£anbfi(;e )u©(ough 1822 unb würbe ju Upton in 25et!ü ni
begraben. — ©eine ©chwefler Äaroline, geboren jpvm-
»er 1743, war ihrem Sruber nach ßngtanb gefolgt unt
hatte ihm in feinen* wiffenfehaftlichen gorfichungen betgefian:
ben, ftet) auch felbft burch (Sntbetfung met)rer Äometen cab
aejeichnet. ©ie pflegte ihren »ruber bis an feinen 2ob unt
fehrte nachher nach $ano»er jurücf, wo fie nor etnigea
Sahren geftorben ift. — (Sin (Srbe beS 9tamenS unb teJ
SiuhmS fetneS großen «aterS ift ©ir 3ohn greberif Stb
liam geboren um iT'.tn, >J)refe|Tor an ber Unwerfttat
KCambribge. (Sr i|t gleich ausgezeichnet alS «Dcatfeenatt
r, Äftronom unb ^bpfifer unb bat namentlich um bie 2t*
bilbung ber 8ehre »cm Sicht fieb »ertient gemacht. Cr tat
1834 eine Weife nach bem SJorgebirge ber guten ^cffnuiy
angefiellt, um, ausgerüstet mit »ortrefflichen Snfrrumenten,
hier aftronomifd)e Beobachtungen anjufteUcn, mit welchen k
fich ffhon feit einer langen JReit)« »on Sahren mit bem ait»;
gejeichnetfien Crfolge befchaftigt hatte.
j^er) wirb ein hoWeS, muSfulöfeS, in »erfehiebene 2k
theilungen getrenntes Cingeweibc »ort ftgelförmiger 0<^
unb ber ©rofe ein« gaufi genannt, welches in ber SM
unb jwat fo gelegen ift, baf es fich »«ehr in ber IM
Hälfte ber »rufthöhle, in ber «Witte »wifchen betben \bm
befinbet, »on benen eS jum Sheil bebeeft wirb, ubnaet»
hat baffelbe eine in hoppeltet J&inftcht fchiefe 8age, einnul
»on linfS nach rechts unb fobann »on hinten nach >•*
ÜRit feiner ©runbfiache ober »ariS nämlich liegt eS m
oben, hinten unb rechts hinter bem »rufibeine, mit fern«»
fpifcen Cnbe nach «nfS unb unten gegen bie Änorprl ber
fünften unb fechjten Siippe, ba, wo biefe Änorpel mit ihren
Wippen »erbunben finb. ©eine »orbere gewölbte gWf *
nach aufwärts gerichtet, feine untere ebene gldche rw>t V?
2heil auf bem Smerehfelle, einem SföuSfel, ben bie **W
höhle »on ber 23aud)böble trennt. 2>aS ganje jDraan m
mit einer eigentümlichen ^)üUe »erfehen, einem f-aW
in fich (Urft fjurücfgefchlagenen ©aefe, bem ft)genanrtur
4>txi beutet, ber eS mit Ausnahme weniger ©teilen u«1
all überseht. SBie fdjon hemerft, befieht baS Aerj «»* «T
fchiebenen Äbtheüungen unb awar auS jwei feitlichrt «W
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ten, bie bei bem <Srwad)fenen feine ©emeinfdjaft mit t man »
bei baben, fonbem überaß burd) eine bdutige ©rbeibewanb
oonrinanber (totrennt jtnb unb von benrn jebe triebet in jwet
.£>obien gefebieben iß, in eine obere unb eine untere. 23 ie
untere größere beißt f)erjfammer unb fteijt mit ber obern
fleinern, bem Borpofe, burd) eine mit Stoppen wrfebme
Öffnung in SlierbinbuBg, ©o verbiU et» fid) auf baten
Seiten, in ber rechten unb linfen £dlfte bt& 4perjeno\ 3n
ben redeten Süar^of münben burd) bie beiben großen £obU
venen fdmmtlicbe iölutabern bes .Sorpers unb bringen auf
biefe SBeife alles SMut, nadjbem e6 ben Äirper burcbßromt
hat , nfidj bem *>rien juritef. 2fui bem regten SBorbofe er»
gießt ficr> bas SHut in bie rechte ^erjfammer unb biefe treibt
cö bura) ihre ^ufammenriepungen in bte fogenanntt Susgent
fcblagaber, wridje ti in bie Hungen, bringt, wo ei bte für
bie Erhaltung unb Emdbrung be& ÄerperS notpwenbiqe
Umwanbluiia. in rotbeä SSlut erleibet- ©0 verdnbert roirb
bas Jölut burcp bie fogenannten Sungenblutabmv nad> bem
linfen Sorbofe gebradjt , beffen 3ufammenjiebungen es in bie
linfe -fifrjfammer treiben, aus welker ei, wdprrnb biefe
fieb ebenfalls gufammenjiebt, wag gewobnlid) mit Dieter Jtraft
gcfcfeiebt, bie, Aorta genannte', große $iüSaber aufnimmt,
um es in ben ganjen Äorpcr ju verbreiten. Auf tiefe Skife
btlbci bog £erj ben SRittelpunft bcö üMlutumlaufe im Äor>
per. 9iarbftebenbr Abbilbung jrigt bas ^erj, entblößt vom
perj beutet, in feiner natürlichen Sage jwtfdjen ben Sungen.
33ei bem nod) ungeborenen 9)cenfcben jeigt bas £er$ eine
pen ber fpdtern abweiepenbe Drganifation. 83or ber©eburt
ndmlicb flehen bie betben fpdtcr gdnjlicp ooncinanber qetrenn;
ten Borbofe burd) eine in itjrer gemeinfc&aftlicben ©cbeibewanb
bcfinblidje Öffnung miteiniittber in SUerbinbunfl, fobaß tai
93lut, welkes in ben rechten SSorliof gelangt, unmittelbar
au* biefem in ben linfen äwrbof überßromt, obne, wie fpd*
ter nad) ber ©eburt, in bie rerbte ^erjfammer unb aus
biefer bur$ bie Sungen getrieben ui roerben. ©fließt fid)
bic erwähnte Öffnung nad) ber ©eburt niebt, fo iß bie Solge
bavon eine jtranfbeit, bie, unter bem tarnen bet JBlaufucpt
befannt, burd) bte Sunß unheilbar iß unb ju einem früben
1 Hesiod
Stöbe JJeranlaffung wirb, gaff alle Stbiere pabrn ein $erj,
bod) bietet biefe* je nad> ben (21 äffen ber Ubitrc binficbtltcb,
ber ©eflalt, ber Sage, bes Umfang« unb ber tnnern 3ufam;
menfeftung viele SJerfcpiebenbeiten bar. 23ie Äranfbeiten, von
betten Dac- -Oer; befallen werben Cann, ftnb febr }ablreic$,
unb, roa* nod) weit fd)limmer tff, febraer ju erfermen unb
}U bcilen. 'Äufjerbent fo mitten, jeboej) ^iemlicb feiten, bebtet
ber erflen ©ilbung vor, bie fieb auf fein 2\t fein, feine Sage,
©eflalt, 3ab>l feiner «£>6blen u. f. ro. bejieben. 3u ben Jtrarrfs
beiten, bereit ©ift ba6 £erj fein fann, geboten bie Gntjun:
burig beffclben mit itjren golgeubeln , bie Vergrößerung, (Sxc
Weiterung bes ganzen Organs ober nur einzelner feiner 2be;lc
mit ober obne gletc^jeitiae SBerbicfung ber äBanbungen, ftr*
ner Berfümmerung, SÜerbdrtuna unb (Srroetc^ung be* ^er^
jett§, fettige, fnorpelige unb fnod)ernc Entartungen einzelner
?3iirrien beffelben, bie fd)on genannte JBlaufuc&t, ferner SBaf>
ferfud)t bcö ^er^beutel*, ^olppenbilbung, mibernatüriicbe, )U;
weilen faefförimge 3fu6bel)nun,qen ber großen, mit bem £er«
jen in unmittelbarer Berbinbung fiebenben ©efdß^dmme, baS
^üerjflopfen, |>erj«ttern (bie ÄrampffurJbt be« ^etien«), bie
•£>rr}bräune u. f. ro. — 2n übertragener Sebeurung nennt
man •Oer, ba£ ©efübl be* Sßenfcben, fowie man ben SRuti)
auf tai •)3er,; beucht , unb hn Allgemeinen bte eigentbümlicbe,
niebt Curcb IBilbuitg, fonbern von 9latur bem SDlenfcben
eigne geiflige 23efcbaffenbeit oli fein £erj bejcicbnet.
tjcrjOg bebeutet urfprünglicb, wie tai lat. diix unb tai
franj. dur, einen Seerfäbrer. 9iacbbem bie alte S3ebcutuna
biefes aümdlig immer mcor verloren gegangen ijl
(vgl. AÜrft), führen ibn in Seutfcbtonb gegenwärtig bit
^dupter ber regierenben ^dufer von Änbalt, Jöraunfcbweigi
SSolfenbüttel, 92ajfau unb bie ber <5ad>fen ■ ©rneflinifebrn Eis
nie, mit 'ÄuGnabmc 2Beimart>. 2)ie fouoerainen Surften von
Succa, ^Ulobcna unb "Parma nennen ftd) ebenfalls ^>erjdge,
unb benfelbeit Eitel führen aud) mebre nidjt regterenbe ^Prin»
jen von feaiern, §ranfreid), ^ollanb, ©avooen unb SBür«
temberej. Alle ^)rinjen bcS JtönigSflammes von Englanb unb
©aebfen beißen ,£erjöge, wogegen bie ^3rinjen beö £aufe3
STftrcicb Grjberjöge beißen, bitten tnne .jwifeben Jt6ntg
unb ^)erjog (lebt bei regierenben Sürßen ber JEitel ©roß ber»
jog, welchen juerß 6o9mu3 I. von Floren j 1569 vom $apße
erbielt. ©egenwdrtig ßnb ^)cffcn:23armßabt, JBaben, SKecflen»
bürg 1 ©djwerin, 9Jlccflenburgi©rrelife, Sad)feits2Beimar unb
iDlbenburg ©roßberjogtbümer, unb ber Äönig ber Slieberlanbe
füfcrt wegen bc5 jum beutfeben S3unbe geb^rigen Suvctm
bürg ebenfalls ben Eitel eines ©roßberjogS.
ijesioö iß nddjß .pomer ber dlteße gried). Siebter, befs
fen 9Berfe uns jum 2beil erbaltett fino, wenn nidjt bte
3weifel, weld)e gegen tbre Scbtbeit erboben werben, gegrün*
bet ftnb. Einige fehen früher, bte beißen fpdter aI6
Horner, unb pewifi iß, baf bie ihm jugefebrtebenen ©ebiebte
an poetifebeut SBertbe ben ^omerifeben nadjßeben. Gr foQ
ju Spmd im doltfd)etf Äleinafien geboren, nacbmals aber
von fernem Batet mit nad) Xftfra in S36orien genommen
werben fein, wo biefer firö nteberlteß. (St ßanb in prießer«
liebem Anfcben unb foll von Sofriern, bie ibn fdlfcblid) hn
Berbad)t bitten, mit tbrer ©cbweßer ßrdßicben Umgang qe-
babt ju haben, ermorbet werten fein. 23elobine brachten
feinen Setd)nam, ben bte SSArber in* 9rrer geworfen hatten,
ans Ufer, bie SRorber würben beßrajt unb £. feierüd) be^
Hegperlden 3J
(Uttet. Die bret nocb borhanbenm, ft)m jugefd&riebenen
SBerfe finb bie ,jlf)to$omt"t tn welcher bte ilte jten Sagen über
Urfprung unb Saaten bfr ©ötter unb übet SBeltenr|rebung mits
getibeilt werben; „Der ©cbilb beS #ercule6" unb „fßerfe unb
aage", welche* Behren ber 2ebenSflugbeit, ber .öauSs unb
Sanbroirthfcbaft, ber Sagewa bl u. bg(. enthält. Schon im "KU
lertbume würbe nur baS Umgenannte 2Becf für edjt gehalten.
Ijfßpfriöen (bte bret) waren 9h)tnpben, oon benen bte
giied). ©age matte, ba{? fte in ber 9Mf>e beS XtUfft b.)
ober auf einer 3nfel im wejtl. Ocean in ben herrlichen War-
ten ber 3uno ben Saum mit ben golbeuen grüdbten be*
wachten, welken einft bie Srbe ber Suno jum förautges
föenf beroorgebraebt hatte. Die grumte ber £efperiben,
wie fte genannt werben, raubte $erculeS (f. b. unb
*tlaS), nachdem er ben fBertf) eibiger berfelben, ben Dramen
Sabon, erfd)lagen featte.
fyB&m, baS alte ganb emeS ber berühmteren beutfd)en
Bolr'öftamme, ber statten nämlich, gehörte bis jut WU$
fungbeS beutfeben Stdcbö jum oberrbein. Jtreift unb jerfiel
in Dberr unb 91 ieberheffen. DaS lefctere begriff bie
8anbe an ber SBefer, SBerra, gulba, Diemel unb ©cbwalm,
ba5 erflere, fublicr)ere, jene an ber 8abn. Der 9came ber
•Ratten vertiert ftch ftr)on in ben erfren Sabrbunberten ber
cbrifilichen ätitreebnung unb oerfcbwtnbet in bem gräjjern
SBölferbunbe ber SEbürmger unb granfen. war in ©aue
gelbeilt, warb frben früh oon SBinfrieb ober ©onifaciuS jum
ebriflentbume betest unb hafte bereits im 3- 902 ©rafen,
welche unter ben facti". ^tTjogen jlanben. @ne Cinie biefer
tjeff ©rafen fam in ben Sjeftb ber ganbgraffdjaft SEbürin»
gen, unb ber ©tamm biefer thüringer Eanbgrafen fiarb um
1249 mit 4>einrieb JRaSpe aus. Dtefer hatte als Urbin eine
Siebte r)inter(affeny Sophie, vermählt mit {»einriß,
jog oon fflrabant, unb biefe hafte einen ©obn, i>einricr)
baS Jtinb, von wettern alle fpatern hefjf. ßanbgrafen ab»
(rammen. Sophie, als Sormunbcrin , wollte fiel) in ben
JBefit} ber gefammten £interlaffenfcbaft SfaSpe'S feiert; allein
ba beS genannten ©djweficr 3utta an 2J?arfgraf Dietrich oon
£D?ei0en «ermaßt war, fo borte Äaifer grtebrieb IL bem in
biefer Qf)t erjeugten ©ohn ^einrieb bem erlaubten bte 2fn>
wartfebaft auf Thüringen erteilt unb ©opbie mußte fiefj
nach einem für ihre Sache nicht burcbauS glücfltcben Kriege
mit .£>. unb ber ©raffebaft an ber SBerra begnügen, mabrenb
SEbürtngen an Reifen fiel, ^einrieb nahm feine JRcfibenj ju
Äaffel unb t heilt e baS Sanb 130S unter feine Sohne ; Dtto
befam JDbcrbeffen mit SWarburg, Sodann 9cieberbe|Jen mit
JtaffeL 216er fetjon 1328 warb unter Üanbgraf ^einrieb bem
difernen gan}$. wieber oereinigt. 9]achbem in ber folgen«
ben 3ett bad Sanb wieber mehrfach getbeilt worben war,
fam co im % 1500 wieber unter einen Surften, SBilhelm U.,
bejfen Sohn ber als ßanbbafter SBertbetbiger ber Deformation
fo berühmte $bilipp ber ©roimüt^ige ijt. ijr regierte oon 1509
-67, jüftete febon 1527 bie Unioerfitdt SRarburg, fampffe
gegen $ran) oon Siefingen unb bie Säuern, warb 1547 nach
ber Schlacht bei SRüblberg gefangen unb rbeilte baS £anb un»
ter feine oier Söhne , oon benen jtboeb jwet balb flarben,
fobap gu ßnbe bei 16. unb am Anfange beä 17. 3abrb. nur
jroei Linien beßanben, bie oon Reffen »Jiaffel unter 9BiU
heim IV. unb bie oon Reffen >£)arm|rabt unter ©eorg 1.
2>tr ©rünber ber £inie Reffen Gaffel, Söilbeün IV.,
% Hessen -Kassel
oergr inerte feine iBefi (jungen; fein Gob>1!Rorife bagtgen, ber
1592 jur Regierung gelangte unb bie reformirte Jtirebe in fei ■
tum Sanbe )ur berrfebenben machte, mußte fca5 Warburgifcbe
an SDamfrabt abgeben, unb als fein Sohn SBilhelm Y. (ich
f legen ihn empörte, 1627 abbanfen. 3m tarnen btS ihm
otgenben üßübelm VI. regierte anfangs bie SRurter, Amalie
Glifabetb, benn ber Sater war febon 1637 in ber Xc^t geftor»
ben, naebbem er baS @rftgeburt3recbt feftgefe^t hotte, um für
bie äufunft ai[c ßtrfplittcrung feiner S3cftgungen gu oerbin»
bern. ©te erwarb im Dreißigjährigen Kriege Harburg unb ei-
nen Sheil oon ber ©raffchaft Sdiauenburg unb bie Xbtei SQtrt-
felb. £>it nachfolgenben Eanbgrafen waren SBilhelm VII
unb Jtarl, beffen Sohn Srietricr) I. Eleonore Ulrife, f>rin<
jeffin oon ©cbmeben, 1720 r)eiratr>e(e unb 1730 feinen SBru»
ber äßilhclm V III. ,)uni Statthalter ernannte, welcher nach
bem Äbleben griebnch*?, ber finberlo« flarb, biefem in ber
Regierung folgte unb febr lebhaften 2Cntr>cit am ftebenjäbri-.
gen Ariege nahm. Qx flarb 1760. 3m 3. 1736 war auch
£>anau an .f>. gefommen. 2Bi[l>elm VIII., ©ohn Stieb«
rieb II., ber fatholifch geworben war, hielt einen bem franj.
nachgeahmten, glünjenben ^>offlaat unb oerfaufte, um feine
^runffuebt befriebigen ju fernen, bie trefflich eingeübten
he ff. Sruppen, welche fieb oon jeher bureb Sapferfeit aus»
gezeichnet haben, an bie önglänber, mit benen fte gegen bie
bereinigten ©taaten oon 9corbamerifa fimpften. tfbriaenS
höh ftch unter ihm, wenn auch nicht grabe ber SBoblftanb
beS ganbe«, boch «Runft unb abiffcnfchaft, unb oon ber
mehr als 21 Will. 2b(r. betragenben Summe, welche er
für bie oerborgten ©olbaten binnen acht 3al;ren einnahm,
hinterließ er bei feinem £obe 1785 noch einige Millionen
im ©taatsfefjafee. Sßilhelm IX., fein Nachfolger, führte
ein ©oftem fhenger ©parfamfeit ein, nahm, altj ßer»
bünbeter Greußens, Äheil am .Kriege gegen bie franj. Sie«
publit, erhielt im Anfange bcS 3abveö 180-3 bie furfürjil.
Stürbe unb nannte ftch SS$tIt>e(m I. Uli jwifchen iRapoleon
unb bem Könige oon Greußen 1806 Jtrieg ausbrach, blieb
ber J?urfürft neutral, warb aber oon ben Jranjofen eint:
$Partcilicbfeit gegen feinen alten JBunbeSgenoffen befchulbigt.
25er Äaifer ließ baber fdjon im 5Roo. 1S06 ba* 8anb te>
fetten unb ti 1807 nach bem tilfiter grteben gr6ßtentheiIS
bem neuerrichteten A6nigreicbe 3ße|lfa(en einverleiben r beffen
#auptfrabt Äaffel würbe. (5S bitbete bie Departements ber
51'erra unb ber gulba, unb ein Sbeil warb mit bem £cp.
tcS ^»arjeS vereinigt. Der Jlurfürfr hatte feine ©taaten oer>
(äffen unb febrtc erft nach ber leipziger ©chladjt in biefclben
jurücf , trat in ben beutfdjen JBunb unb erfKirte JfileS, waS
bie wefrfal. Regierung angeorbnet hatte, für ungültig. Xuf
ihn folgte 1821 fein ©ohn SSLSilbelm II. (f. b.). 3«n Xn=
fange bc$ ©cptemberS 1830 machte ftch bie Unjufriebenheit
in einem Xufjlanbe, ber ju Jtaffel ausbrach, Euft; auch in
anbem ©egenben beS 8anbeS entflanben Unruhen; aDge-
mein oerlangte baS Siolf bie Einberufung ber ganbflänbc,
unb am 24. 9Rai 1831 warb eint neue, ben 3eitbebün'.
niffen angemeffene SBerfaffung gegeben. Der Aurfürjt über>
trug bie Regierung feinem ©ohne, bem Äurprimen grieb»
rieh fflilhelm (f. b.), als SRitregenten. ©o lehrte benn
aUmälig Sluhe jurücf, inbeffen bat jwifd?en ben ©tauben
unb bem in ber SWittt beS 3a^reS 1837 entladenen SWini-
ffer Jbaffenpflug, welchem Hinneigung ju SBiUfür ooraewor-
fen würbe, häufig fein rechtes (Jinoerflanbnif geherrfa)t.
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Zai Jturfurftentfmm Reffen * .Raffel befielt au$ brei
Wieinanber getrennt liegenben Steilen : 1) ber ©raffebaft
Schauenburg, an ber SBefer, jwifeben bem preug. 9fea,ic>
rungdbejirfe hinten, bm lippifcpen gürfientbümern unb
ftover; 2) ber ^jerrfebaft ©cbmatfalben in granfen jn>U
(4cn beut SBdmarifcbeu, ©otbaiftben unb bem preuö- Än*
fyeuc »on £<nueberg, unb 3) aus ber 4>auptmaffe, bie im
91 von $anover, im SB. von ber preufK $rovinj SBeftfa»
Im, SBalbecf unb Reffen »Darmfiabt, im ©. «on biefem
lefctern unb granffurt, im ©JD. tom bair. Untermaintreife,
im D. »on ©aebfen > SBeimar unb bem »reu fj. [Regierung««
frejirfe ©furt begrenjt wirb. St bot einen gldcheninbalt
M beinabe 209 DSW. mit etwa 650,000 ©nw., welche
bis auf ungefähr 100,000 Äatbolifen, 150,000 fcutberaner
unb 9000 3uben fieb jur reformirten Jtircbe befennen. Der
Boten iß jumeift gebiiraia ober bügelig; im ©übofien finb
SMm unb Hfle beö Slböngebirge* unb bie fulbaifdjen £6«
benuige, im ©. ÄuSläufer beS ©peffart unb bet Boaeltge»
fcirgej, im £>. ber Strpüringerwalb (SnfelSberg an ber ©renje
«on ©cbmalf alben), im 3nnern an ber gabn bie gabnberge,
im 9?. ber [RrjeinbarbtSwalb, ber -frabicbttwalb, ber 9)?eif-
ner, in Schauenburg ber ©ünteL Der 4?auptflrom ift bie
SBefer mit itjren beiben ßuellflüffen , ber febiffbaren gulba,
welche von t>er Rhön (ommt unb bie ©olbfaub fübrenbe @ber
aufnimmt, unb ber ebenfallt febiffbaren SBerra; im 9c5B.
fließt bie Diemel, in Dberb. effen bie gabn, welche bem [Rheine
vufäUt, unb im ^anauifeben bie «Rinjig unb ber SRain.
$>ai ganb liefert JCupfer, ©fen, TUaun, Kobalt, verfebie»
bene nu%ticbe £honarten, viti ©alj, ©teinfoblen, unb bat
Sföineralquellen, #olj, ©etreibe, jDbfi, viel glacbs unb Qu
ajeritn. Dat Älima ijt überall gefunb, im $anauifchen,
wo ffirin gebaut wirb, am milbeften; bie 4?auptgewerb5»
jiveige finb ©arnfpinnerei unb geinwanb Weberei, SBollemves
wrei, SJerferrigung »on SEöpferwaaren, ©alanterie« unb
Stjoutcriewaarenfabrifation, welche in #anau fehr bebeutenb
if:; in @d>malf alben ©fen« unb ©tahlfabrifativn ; in meii:
rtn Segenben Beberbereitung. Die 2fa3fuhr von ©jeug»
niffen be« JBobenS unb bergabrifen ift nicht unbeträchtlich;
am wicbtigflen ift aber ber Durcbfubrbanbel, ber feit bem 2tn»
föluffe JturheffenS an ben beutfdjen 3oHverein lebhafter ge*
»orben ift; Jtaffel bat eine 9Äeffe unb einen $anbel3> unb
©etverbverein. gar UnterritbtSanfialten ift gut geforgt; bie
canbeSuniverfität ift SRarburg; bie [Regierung ift confiitu»
nonnen«monarcbifch, erblich im SRannSftamme. Die Skrfaf«
fungSurfunbe, welche eine SRenge vortrefflicher JSeftimmun»
gm enthält, fegt fejt, bajj baft SSolt bureb bie ganbftänbe
vertreten »erben foü, bie nur eine Jtammer bilben, it>re
Ölungen öffentlich, halten unb wenn fie aufieinanbergehen,
'inen Xuöfchuß rvablen, ber fie i&rerfeit$ vertritt. Äur«
beifen, beffen ®ervob.ner einen ber tuebtigften unb frdftig*
fien beutfehen ©tijmme bilben, hat (ich in militairifcher |)in«
fi*t flerö rühmlich auögejeichnet; ti ftellt jum beutfehen
SBunbeäbtere 5679 ü»., bat au6crbcm eine bebeutenbe 8?e*
'«vt unb trefflich eingeübte SBüreiergurben in ©tabt» unb
^ctnbgemeiuben; bie ©taatäeinfünfte belaufen ftcb auf nafee
an brei üRiUionen Sbaler. DaS Äurfürftentbum jerfallt in
biet $rovinjen. «Rieber^effen, an ber SBefer, SBerra,
gutba, Diemel, 6ber unb ©d)rvalm, entbdit bie ^aupt^
Habt be*8anbe$, Äaffel (f. b.). 2tnbere £rtc finb Äarl5.
lafen, «n lebhafter fMaft an ber 2»ünbung ber Diemel
in bie SBefer, mit 2000 ©n». ; ^ofgeiJmar mit 3200 Qinw.
unb mit ©efunbbrunnen ; BUenborf am guge be J ÜReifmer,
an ber febiffbaren SBena, mit 3900 <?in». unb einem fe&r er»
giebigen ©aljwerfe. 3n ber fogenannten rothenburg. JDuart,
Sie HJ vor einigen fahren eine befonbere ©tanbeSberrfd>aft
bilbete, ie(}t aber bem ©taate anheiragefaQen ift, liegt (rf*.
»ege an ber SBena mit 5000 Cüwj, in ber Umgegenb
wirb florf Sabacf gebaut, unb bei SBifcenfcaufen an ber
SBerra mit 2500 @inm. wdchft viel SB ein, au» bem ein gu>
tcr gfftg fabricirt wirb. Die ©tabt [Rothenburg an ber
gulba bat über 3000 @inw. 3n ber ©raffebaft ©chauenburg
liegt [Rinteln an ber SBefer mit 3200 ©nw., ba* von 1601
—1809 eine Univerfttdt Ijatte, unb ber JBabeort Stennborf.
— 3n ber ?)rovinj Ober Reffen liegt SRarburg an ber
Hahn, bie 4?auptfiabt von Cber^effen, mit etrva 7600 ©nw.
Äter ift eine 1527 geftiftete Univerfttdt mit wiffenfebaftlicben
Sammlungen unb gabrifen in SBoHe, Sabacf unb geber;
in ber ©ifabethtirche befinbet ftcb ein Denfmal ber bciligm
©ifabeth; in ber grauenfirebe liegen mehre h«fT- gürften be»
graben, unb auf bem ©cbloffe gelten 1529 Sutber unb
Bwingli ein 9?eligion$gefprdch. 3i(grnhain an ber ©cbwalm
mit 1600 ©nw. ift etwas befeftigt. — 3n ber »Provinj
gulba liegt bie gleichnamige ©tabt an ber gulba mit 10,000
©nw. ©te ift ©ig eines futboUfcbcn S3ifchof6, bat einen
herrlichen Dom, in welchem SBinfrieb ober iöonifaciu8, ber
Xpoftel be5 n6rb(. Deutfchlanbd, begraben liegt, eine gorft«
fchule, ©pmnafium unb ©ibliothef. 3m gürftent|>ume fytxh
felb liegt bie gleichnamige ©tabt, vormatö [ReichSabtei mit 6400
©nro.; ©chmalfalben an ber ©chmalfalbe mit 5000 ©nw.,
hat ein ©pmnaftura, ©fen», fiWecb», ©tabt», Stdgel», geU
lenfabrifen, liefert auch ©archent; unb SBoOenwaaren , fcat
eine ©aline unb ift befannt burch ben fchmalfalbifcben Jöunb,
ben 1531 bie proteftantifchen Kirchen fcbloffen, unb bie fchmal»
falber Ärtifel 1537. — Die ^rovinj 4>onau ift frucht*
bar an SDbft, SBein, ©etreibe unb glachä, liegt am 3Rain,
an ber 9?ibba unb Jtinjig. Äußer ber £aupt|tabt ^anau
(f. b.) ift merfwürbig baS ©aljmert 9{aul)eim unb bte von
malige [ReichSftabt ©einkaufen mit ben SErünrmern einer vom
Äaifer griebrich [Rothbart erbauten ?)falj.
Die ginie, welche Reffen »Darmftabt, ba§ ie|ige
©rofberjogtbum, regiert, ift von ©eorg L bem grommen,
»Pbtlipp'S be3 ©rogmüthigen jüngflem ©ohne, geftiftet wor»
ben; biefer erhielt 1567 au§ bem vdterlichen iRachlaffe bie
obere ©raffebaft Äafcenelnbogen unb nahm feine [Refibenj in
Darmftabt. © erwarb burch ©bfebaft noch mehre anbere
JBefigunaen; nach ftinem £obe würben fie unter bie brei
nachgeladenen ©6^ne getheitt, welche, um weitern äerfplit--
terungen oorjubeugen, 1606 baS [Rea)t ber ©ftgeburt ein»
führten. $bilipp erbiett S3ugbach, ftarb aber finberlo«;
gritbrich ftiftete bie beffen:bomburgifcbe ginie, unb bie Üanb*
graffchaft Jg>effeniDarmftabt erhielt 8ub»ig V., unter beffen
©ob.ne ©eorg II. baS 8anb wdbrenb beä breifjigjdb,rigen ÄriegS
furchtbar verheert warb. Unter ben folgenben ganbgrafen jeictj^
nete ftch befonberd Subwig IX., von 1768—98, burch feine
Siebe \u Jtunft unb SBif^nfchaften au?, ©ein Nachfolger,
gubtvig X., ber bis 1830 regierte, verlor jwar im lunevi(>
ler grteben alle feine SBefi&ungen auf bem linfen unb einige
auf bem rechten [Rfyeinufer, erhielt aber alä ©itfchdbigung
ba6 ^eriogthum SBeftfalen, mehre furmainjifche unb pfdu
jifdje Ämter, bie [Reichfiftabt griebberg unb noch mebrrt
uigi
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Hessen- Darmstaclt 384 flössen - Dartnsfadt
Xnbere, fobaß et 65 OÜ)?. mit 120,000 <5imx>. bei bem
Saufcbc gewann. Gt trat 1806 bem Stbtinbunbe bei, nabm
nod) in bemfelben 3ai)te bie gropr^er^ogl. SBtirbe an, nannte
ftcb von je|t an fiubwig 1., ließ 1813 feine Gruppen ju
ben XQiirtcn flogen unb erhielt 1815 für baS epenoot; i.
Sßefifalen, »velcbeS er an Greußen unb mebre Ämter, bie er
an Skiern unb .Raffel abtrat, forvie für ben SJerlufl von
effenj Hornburg , ben größten £i>eil ber jefcigen |)rovi
beinbeffen unb noch anbere JBefi&ungen. JJubtvig gab am
21. Dcc. 1820 feinem 8anbe eine ftänbifcbe Sierfaffung unb
genoß bid ju feinem Zote bie Serebrung aller feiner U.i
tertbanen. Unter feinem 9tacbf olger tSubivig II. (f. b.) «nt»
ftanben ÜJtiSbelligf eilen mit ben Stäuben, befonberS weil
biefe ffa) weigerten, jroei SRiUionen ©ulben 9)rivatf(f;ulben
beS ©roßberjogS ju bejahen unb bie JEbatfacb« geltenb
matten, baß Darmftabt einS ber verbältnißmäßig am mtu
ften verfcbulbeten ganber in Suropa fei.
Da3 ©roßberjogtbum £effemDarmfrabt bat emen %lh-<
cbeninbalt von beinab« 153 oaiteilen unb jerfäüt in jwei
größere vrmeinanoet getrennt liegenbe J^auptmaffen Unb
inebre fleine Kartellen, j. $8. ben JÖcjirf Wimpfen am 9ted
jwifdjen JBaben unb SBütttmbctg, ben Sqirf S36l)l jwifcfccn
2Balbecf unb Jturbeffen, unb anbere. Die beiben gröfjern
'£heile finb burel) furbejT- unb franffurtet (Gebiet voneinai
ber getrennt, grenjen aber, als ein ©cfammteS betrachtet,
im 9t. an OtoiJ.ni unb Äurbefien, im £>. an .Hur bellen unb
ben bair. UntermainfreiS, gegen S. an SBaben unb ben
bair. StbeinfreiS, gegen SB. an Greußen unb 9iaffau. D
©an^e befiebt au» 44 Seft^ungen ehemaliger JJteicbSfiänbe,
f von benen mandje mebiatifirt worben finb, j. ©. bie %üx-
ffen unb ©rafen von Sftnbutg, bie ©rafen Erbach, ber
gürft von 26wenfiein«SBertbeim, bie Surften unb ©rafen
von Selm:-, bie grei betreu von Stiebefel, ter ©raf von 'A ;
jjeiningen u. f. tv. DaS Sanb ift im Allgemeinen bergig,
nur 9t rj ein heften ift #ugeflanb. Den ganjen £>ften ber
»Provinj ©tarfenburg bebeeft ber £>bemvalb, an beffen tvefü.
guße bte berühmte fBergftraße Einläuft. 3n Dberbeffen int*
jweigt fta> baS SSogelSgebirge, weldjeS fidj bis 2400 %. et«
bebt unb i)itx bie SBafferfcbeibe jwifeben SBefer unb 9tb«in
bilbet. 3m weftL Dberbeffen liegt ein 2lie;l beS 3^Junu
unb jwifdjen btefem unb bem SBogelSgebitge bie fruchtbare,
18 p9Ä. große aBettetau. $auptjtrom beS üanbeS ift ber
Otbein, bet bie $)rovin) JK beinbeffen unb ©tat f enburg , fo<
tote bie erfiere von 9taffau trennt; et nimmt ben SJtain
unb bie Stabe auf. einen £beil bet ©übgrenje von ©tör=
fenbutg bilbet bet 9tedat; in Dbetbeffen fließen äBettet,
Sabn unb gulbei. «Uttt XuSnabme bed 6fll. SEljeilS von
©tarfenburg ift ba§ übrige Sanb febr fruchtbar unb vi.
treffiiel) angebaut; ed fyat in ben ftbäletn unb 9tieberungen
ein febr milbe6 ^lima, liefert viel ^>olj, (betreibe, SOt'ui
am 9tccfar, 9?bein unbfDiain, Dbft, Jtafianien, Jpemf unb
$(acb*. X>ai aRincralreict; gibt Aupfcr, S3raunfoblen unb
©a(). ^>auptnabrungd}tveig tfl bie Sanbroirtbfcbaft, boeb
finb auch OßoUtueb:, ^abaiä», £einetvanbs, SBagen« unb
Seberfabrifen von- JBebeutung. Der ^>anbel ift febr wic-
tig, unb bie ganbfhaßen in febt gutem Stande. Die 93e<
volterung beläuft ftcb auf (trca 740,000 STOenfcben , von be<
nen mehr alft eine i?albe ÜJtillton ber proteftanfifeben obet
evangelifeben Aitd;e angeboren; bie übrigen finb außer 24,000
3uben unb einigen ÜBtennonitcn, itatbolifen. $üi ben U
ttmebt ift gut geforgt; bie 8anbc§univerfität bepnbet fir? m
Gießen. Di« «erfaffung ift flänbifcb, mit jroei Jtammrrn
bie obcffle Leitung ber ©taatSoemaltung gebt vom 2Siiri-
fterium aud. Die Stpeinprovinj b«t in S5ejug auf bie <9t
recbligfeitipflege ifferitlicbeß, munblicbe« Sierfahten unb
fmtoorenengeriebte. ^effen^Darmflabt bat als SMqtitc btS
beutfeben äöunbeS im engern 9fatbe bie neunte Stellt, h
Plenum brei (Stimmen, (teilt 6195 9». Gruppen lumSan
brtbeere, bat iibrlicb erma 6,400,000 ©ulben ffinfunftt unb
mebr als jroolf äßiHionen ©ulben StaatSfcbutb. & jrt»'illj
in brei ^rooinjen: ©tarf enburg j»vifcben SHatn, Stixn
unö 9tecfar teid? an £olj unb 5BJein, begreift bie tbm
©taffdjaft Äafeenelnbvgen unb 3Tr>ti(e vom ebemaligen im-.
mainj, Äurpfalj, iBorm« u. f. m. #anprfiabt ifl Darm
flabt (f. b.) in Jta(?enelnbogen. ^jtppenbeim mh 3700
Cintv., an ber Siergfhaße, liegt am Juße ber jet}t in Sriraimmi
liegenben ©tartenburg. Unfern vom ©täbtehen Senibtin
an bet JBergjtraße liegt ber 1546 bobe gelSbetg, mr
roelcbem bie 61,000 f)f. febrvete Wiefenfiule unb bet Sit
fenaltat. 3u ©eligenftabt am SWain, mit 2600 (5inr.
gen in ber Xbteifircbe ömma unb dginbatb (f. b) h
graben. Die ehemalige freie 9teicbSftabt SBimpfen, wo lb&
bie fijierbunbert von ^forjbeim (f. b.) t>en ^elbentob fim
ben, liegt am linfen Ufer beS StecfatS unb bat 2200
Qinm. ^ierbet gel)6ten großentbeil« bie ©tanbeSbrnfaNtf"1
ber Sürßen unb ©rafen von 3f«nburg. jDffenbacb am Bot
in 3fenburg<83ir|iein, mit beinahe 8000 6inro., kH
1829 jwei iöteffen, bie jebotb, feitbem aueb granffun f«t
bem beutfeben Zollvereine angefcbloffen bat, an JBebeun:r;
febt verlöten baben. €rbacb im Dbemvalbe mit
Ginro., gebort bem ©rafen von Grbacb. 3m Sa)lcfie ts
ein berühmter Stitterfaal, mit Stüfiungen ©ußav tlt'Si,
2öallenftein'6, ©erlicbingen'S unb anberer berübmtet SWännrr
— Die^rovim 9t beinbeffen liegt jwifeben Äbein, ÄJbe
unb ben 5Borbob«n beS DonnerSbergeS, entbält frucbibarts
^)Ligcllanb unb befiebt aus Sbeilen von 2i?ermS, rn
*J>falj , Aurmainj, 8einingen u. f. iv. Die greßte 2^-'
bet ^)tovinj ift bie JBunbeSfeftung 2Jtoinj(f. b.;. Äingen,
an bet 5Jtünbung ber 9tabe in ben Öifjctn , bem bunt f»
nen vortrefflieben SBein befannten naff. Drte fKüfce^bf"^ ftf
getu'iber, bat 4400 Ginn), unb lebhaften J^anbel. 3m Äcw
jtebt ber in ber ©age berübmte üjtaufetburm; ba^
nannte binger £ed; i|l ber ©ebiffabrt nicht mehr gefih:
9BotmS, 'eine bet ältefien beutfdjen ©täbte unb im
telalter, wo fte 60,000 Ginm. battc, febr blübenb, bat fM
bet SBerroüftung burdj bie granjofen 1689 nur 8000 ©mr ;
ber bertlicbe Dom ift 470 lang. 3n SBofrnS
viele SReid^Stage gebalten; 1521 erfebien 8utber vor bem
ben. SßormS bat jet^t einige gabrifen, ifi aber fon(J Wj
feiner großen JBcbeutung. 3n ben SBeinbergen, rvelcbe tn
ber 9tal>e bet Stauenfitcbe liegen, rvdcbft ber unter er»
9tamen Üiebfrauenmildj befanntc SBein. 3" ber ^faU
gen: Dppcnbeim am Stbein mit 2400 &mx>., Oiur:
ieobenbeim, Oer« unb lieber» 3ngelbeim, befannt ti-
bi« guten SBeine, bie in bet Stäb« biefer Reinen -
rvaebfen. Wje» mit 4200 (Sinrv., in beffen ümc^tßf
r6m. Hltertbümer gefunben rverben, ift eine uralte Btwj
Die 9>rovinj ber beffen ift ein jum großen -
frucbtbateö, von 8abn, @ber, gulba unb Sßetter b^-'
ferteS, meift gebirgige« 8anb, bat viele geinnwnbi «:
I
• Hetalren
%ud}xcxbtmtn unb liefert au<b Strumpfe in ben Äom
bef. 3u bemfelben geb6ren: ber öejirf 3tter, jmifcben
SBalbetf unb Jturbeffen, ein raube* ®ebirg*lanb; ber bie*
benfopfer Jtrei* ober ba* fogenannte ^inrerlanb, jmiftben
Greußen, Äurbeffen unb Nafiau. — griebberg in ber äöet«
terau mit 3200 ©nm., mar »ormal* freie SteicbSfiabt.
Jbauptort ber $ro»inj ifl (Siefen an ber gabn mit 8000
©nro. unb einer 16<)7 geftifteren Unfoerfttdt. Jg>ierber ge»
bort ba* ©ebiet ber mebiattfirten gürften unb ©rafen »on
3olm8 unb ba* ©ebiet ber greiberren »on Niebefel mit ber
gemerbfamen ©tabt gauterbacfc am gufje be* 8Jogel*gebir»
ge$, mit 3400 ©nm.
Die ganbgraffcbaft fieffen »Hornburg geborte in fri»
Km Seiten ju Darmffabt. Die regierenbe ginie mürbe
oon ©eorg I. ©obn, griebrieb, 1626 gegiftet, ganbgraf
griebrieb gubmig »on 1751—1820 warb in golge ber ©tif»
rung be* fflbeinbunbe« 1806 Untertban be* ©rofberjog*
oon Darmfiabt, 1815 aber mieber felbflanbigr iß feitbem
SÜitglieb be* beutfeben JBunbeS, nimmt in bem engern Natbe
an ber neunten ©teile $beil unb \)at im Plenum eine
©timme. Die ganbgraffcbaft, gegenwärtig eom ganbgraf
gubmig SBilbelm griebrieb (f. b.) beberrfebt, beflebt au*
jwei »onetnanber getrennt liegenben Steilen: ber oon Naf»
fau unb Reffen «3Darm(tabt umfcbloffenen $trrfi)aft f>pm»
bürg, 2'/. D3R. mit 8500 ©nm. unb ber ©raffebaft 2Rei»
fenbeim auf bem linfen S?^etnufer, jwiföen bem bair. JRbein»
freife, ber preufj. 9tbetnpro»inj unb bem olbenburg. gurflen»
tbume JBitfenfelb, mit 57« D2R. unb 13,200 ©nm., bie
raeifl ewangelifcb ftnb. Die erftere liefert ©etteibe, bie
littet« $0(4, SBein, ©teinfoblen unb ©fen. Reffen s#om*
bürg b«t feine franbifc&e 5l3erfaffung, 110,000 ©ulben ©n»
fünfte unb 500,000 ©ulben ©laatäfdjulb. 3um »unbe«»
beere fteUt e* 200 SR. #auptftabt ifl ber gemerbfame JDrt
Hornburg »or ber #6fce, an btt ©ebbaeb, brei ©tunben
oon granffurt entfernt, mit 3000 ©nm. SWeifenbeim an bet
©lan bat 2000 ©nm., ©teinfoblengruben, ©(aSbutten unb
©fenbammer in ber Umgeaenb. 3n ber Jtircbe liegen bie
alten 9>faljgrafen oon 3meibrucfen begraben.
Die altere Nebenlinie be* ^jaufeö Äeffen» .Raffel, 4?ef'
feit » Stotbenburg, ifl vor etnigen fahren au*geftoiben.
Die jüngere Nebenlinie ifl #effen » $btlipp*tbal, bie
1Ö86 entjlanb unb ftcfr in bte beiben 3»eige Reffen *^)t>i»
lipp«bal unb Reffen * 3>bÜipp*tbaU ®artbfelb tbeilt. Der
Kfeige ganbgraf »on äeffen-. ?)bilipp*tbal ifl grnft Jtonffan*
ttn, geb. am 8. Äug. 1771, melcper ut sI>ht[i vp^thal in
Meberbeffen, einem glecfen an ber SBerra, reftbtrt. Der
Kfcige ganbgraf oon #e|fen = ^bilipp$tbal«»arcbfelb ifl Au*
guft gubmig $bilipp Jlarl, geb. am 27. 3un. 1784, ber
;u Bawbfelb an ber ©erra in ber ^rooinj gulba reftbtrt.
jSjrtatrm ober -£et($ren, b. f). greunbinnen, liefen bei
ben alten ©rieeben grauen, »elcbe, gemibnlicb 2lu8l4nberinj
nen, 61 ben griecr). ©tdbten ein freie* geben führten , babet
qrü^terttbetlö bureb Vnmutb, ©ebonbett unb SilbUng ftcb
au6jeie|neten unb bie angefebenflen ©taatömdnner, ^D^Ioj
fopben> Äunfilcr u. f. w. um fieb oerfammelten. ©ie ma«
ren )UMr gr6f?ttntf)ril3 93ub(erinnen , flanben aber bureb fdiU
tung unb öffentliche «Meinung weit iber ber »erworfenen
^^^xfjc Öct t übe nrnci b c^f n unicrcr 3c^t. ^—-ic Ijtibf n JUHI
Ben
£&eil etne Jobe iBerubmtbeit erlangt, reie Äfpafia (f. b.),
^brpne, gai*, geontium unb Änbere, unb mürben »on ben
beriibmteflen »ilbbauern unb ©tbriftPellern oereroigt 3n
Ätben^^ mürbe mabrfcb^nlicb^jebe roeber einbeimtfefe noct)
fltlrurtfii ober &trurien, ber alte Name beS beutü
gen 2o*cana« (f. b.), melcbe* in feinen ©renjen nur me*
nig oon benen beS alten £efrurien£, ba* auc^ Sbußcien
genannt mürbe, abmeidbt. Dad SJoif, me(cbe$ biefe* fetjüne
ganb fcf>on oor ben 3eiten ber JKömcr beroobnte unb eine
eigentbümlicbe, anfdnglicb fogar bie griecr). übertreffenbe SJil»
bung befaß, ift oon ungeroifTrr Ttbflammung unb rourbe oon
ben JKomem (gtruöf er ober Zt>u6tt r unb oon ben ©rieben
Sprrbener genannt, nxibrenb e* ftcf> fdbfl ben Namen ber
Stafener gab. <5* jeiebnete ftcr> frub)eittg tur* grofeJUtnfl:
fertigfeit au* unb trieb einen bebeutenben ^anbel mit feinen
Äunjtprobucten. Die 9?ömer entnabmen »on i^m ibre er»
flen, einen Culturjuflanb aufibruefenben unb begunfligenben
6inricr)tungen, unb erfl fp<iter »erbrdngte bie grteeb. bie be«
trur. S3ilbuna. Wtan bat befonberö in neuerer 3eit biefem
r)6ebfl merfmurbigen 83olfe mieber grijjere Äufmerffamfeit ge<
mibmet, naebbem fteb. eine ÜRenge Uberrefle betrur. Xltertbu:
mer aufgefunben beiben, meiere »on ber IBilbung be* uralten
SBolf* ba* günfliafle 3eugniß ablegen. Die )m6lf .£»aupk
flibte be* alten £.'* maren ebenfo viele einjelne Stepubliren
unb an ber ©pi|e einer jeben flanb ein Dberbaupt, melcbe*
ben Sitcl gueumo führte. Der betr. gueumo ^>orfenna mar
e*, roelcbcr 9tom 508 ». Ql:r. fafl bem Untergänge nabe braute.
8t om.) 3n ben betrur. ©tdbten mar eine ^riefler* unb
Äriegerfafle, unb bie gueumonen maren sugleicf) Dberpriefler
unb gelbberren. Allgemeine ganbe*angelegenbeiten mürben
»on ben gueumonen beim Stempel ber £$o(tumna beratben.
Die N6mer braebten bie >f>etTU*fer foatrr unter ibre Sormd«
fjigfeit, inbem fte ibnen jeboef» noeb. geroiffe greibeiten jugeftan»
ben. p. tbeilte ba* ©ebicffal be* röm. 9?eid)6 unb trat in ber
©f'cbicbtc nacbmaU unter bem Namen 2o*cana (f. b.) auf.
Nur 1801 — 7 gab e* noeb einmal ein j(6ntgrficb >petrurien;
ber alte Name mürbe im luneoiller grieben bergeflellt unb
ba* neue JWnigreicb bem (Srbprinjen gubmig »on ?)arma
juerfannt, beffen SSitroe, 9Rarie 2uife, anfangs bte Negte*
rung im Namen x'mt unmünbigen ©ciu-.ee> .Harl gubmig
fübrte, nad)b« aber in golge eine* jvoiftben granfreieb unb
©pamen geftb^loffenen SJertrag* nieberlegte. Da* Äinigreic^
mürbe al* Departement oom Arno, 00m mittelldnb. !Neere
unb »om jDmbrone fr an:. $rooinj.
j^eu bejei(f;net im Allgemeinen aetroefnete ©emdebfe, be?
ren man fub auet» im grünen 3ujianbe jitr Uiebfutterung
bebient, namentlicb aber getroefnete* ©ra*. (Si mirb oor:
jüglicb »on ben SBiefen gemonnen unb man pflegt bie ©ra»
fer auf biefen be* %\m }met* bis brei mal )u bauen, um
Jbeu gu macben. Da* juerfl gemonnene iieu mirb »on ben
ganbmirtben eorjug*weife ^>eu genannt, roabrenb man ba*
jmeite al* ©rummet ober menn norb ein britter ©ebnttt
erfolgt, al* Nacbbeu, unb ba* britte al* Naeögrummet
ober ©rummet bejeiebnet. Die ©emädife roerben am be»
flen gebauen, menn fte eben in bie Slüte treten, unb ba*
eu gemabrt ein* ber auSgejeicbnetflen, bem ganbwirtfc
.Top
49
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Heuschrecke
3S6
Hexe
fjcuörljrrckf (bie) ijl (ine ©attung Snfcften, reelle in
Dielen Arten oorfommt, bie Cid» im AUgrmetnen burd) lange
jutn #üpfen bienenbc Hinterbeine, fleife, aberige unb leben
artig« gtügelbetfen unb ber Sänge nach einfach gefaltete glü>
gel auszeichnen. £>aS SBeibchen hat einen fabeiförmigen,
peiflappigcn £egeftacheT. SBet unS ijl bie größte 2Crt baS
befannte, bureh feine fchone grime garbr ftd> auSjeidmenbe
©raSpferb. SBegcn ber Sicrheerungcn , bie fte juweilen
anrietet, i(l bie tyter abgebildete 2B anbei» ober 3ug*
lieufcfirccf r berüchtigt. jßtefelbe lebt in Äleinaften , %W:
ten unb Ungarn unb fommt nur feiten nach 2>eutfd)!anb.
Sie erreicht eine Sange oon 2l» 3oll unb jeietmet fid) burd)
«inen erhabenen .Ramm auf ber Sir ml auS. 2Me glügel
finb braun geabert , bie glügelbed en grun , im #erb|le braun,
unb febroarj gefleeft. Hinterleib unb §üße finb »on rotbli»
eher garbe, ber S3ruflf<|ilb ifi mit einer rotljlic&en Sinie ein»
gefaxt. übrigens ijl fie grun. £ie 3üge, in reellen biefe
Spiere juweilen ankommen, finb ungeheuer. Sie werfen fieb
bann auf gelber unb SBiefen, welche fie juweilen mehre
guß f>crJ^ bebeefen, unb frrffen fie fabl ab. So fam 1763
(in -£>f ufcfcrf cf cn;ug nach granfreieb , ber in ber ©egenb oon
Arle« 15,000 «Morgen SanbeS faljl markte, Schwarme oon
Siegeln, namentlich Staare, wrminberten fie enfclicb unb
toeb fammelte man noeb fo oiele Gier, baß nach, einer un>
gefahren fi3creebnung 6000 «Millionen 4>eufd)reden auS ben*
felben entflanben waren, ©roße 3üge ocrbunfeln bie Sonne
roie SBolfrn unb f innen bureb Äanonenfcbüffe niebt jerjtreut
werben. Aalte SBinbe unb Stegen finb bie frdftigften S3er-
tilgungSmittel. 2>ie arab. $Eamm&euf#recf e foH gegen
fünf 3cQ lang roerben unb wirb auf mannigfache SSBeife
zubereitet gegefjen. Sie fod ähnlich roie Siaubenfleifcb
fchmeden.
fjere bejeiebnet nach ben aSergtäuoifcrjen 83orfieIIungtrt ber
»ergangenen Sjarn-hunberte ein SBeib, welches mit bem Ztm
fei tm S3unbe fleht, fobaß ti oon bemfelben Meicbtbümer unb
bie 5Macbt, auf eine übernatürliche SBeife Anbern S36feä jujuj
fügen, empfangt, wogegen eS fteh ihm jum Dienfl oerpfheh«
tet. «perfonen männlichen ©efcblecbtS, welche mit bem SEeu>
fei ein ähnliches ©ünbniß eingegangen hoben feilten , wur»
ben ^>erenmeifi«r genannt. «Man glaubte namentlich,
bafj bie ^eren im Stanbe feien, «Menfchen unb Sieh fünf,
«Manner unfähig jur 3eugung, SB eiber unfruchthar ju ma*
dien, Ungejitfcr fjerperjubringen, ©ewitter unb Hagelwetter
ju eräugen, fieb in Jta&en unb anbere Zlneu ju oerwanbeln
unb bergt. JBefonberS hatte man alte SBeiber wegen ihres
oft häfiltchen äußern unb wegen itjreS menfchenfdxuen 2ße»
fenS im Serbacht ber $ereret. ffiotbe triefige 'Äugen galten
für «in Aennjeicben einer #er(. SS bieß, bie £eren fämen
an gewijfen febauertieben JDrten, an Jtreupegen unb bergL,
wo man auch fonfl ben einfluß bofer ©«tjlej für am mach«
tigfien hielt, mit btm Teufel jufammen, hatten fchinbliici
Umgang mit ihm, unb in ber «Walpurgisnacht foUten \\i
bie ^jeren naefenb auf Jöefen, Dfengabeln, Schweinen, Sidra
reitenb auf bem JBlodöberge oerfammeln, um bem Zm\
ein grofjtS ^)ulbigungSfefl ju feiern, wobei berfelbe perfb
lieh gegimvurtig wäre unb alle 'Arten von Unflatereien f*
gangen würben. 2tu£ Ceichnamcn ungetaufter jtinber, bitj
co, bereiteten fte eine Acren falbe, weiche jum Äitt aaf
ben 93lodOberg gefchieft mod>tc. £>tt ©laube an all bid
fen Unftnn war fo oerbreitet unb haftete fo fefl, bap t»el( in
ber 3*hat halb wahnfinnige «JMcnfchen, bie wahrfchtinlia) Ml
ju Seiten burd) fünfiliche «Mittel ihre irregeleitete f>biatajM
tn einen 3u|lanb heiiger 'Aufregung perfekten, fieh eint.i:.
ten, wirflich ju erleben, womit ihr ©emüth erfüllt mt nnl
t aber feltfl aejlanben, baß fte £cren waren unb auiiÜK
liehe S3efchreibungcn t'hrcd Umgang» mit ben f>öütCcben Lü-
ftern gaben. Unter biefen Umflanben fann man fta) aicH
wunbern, baß bie ^»erenproceffe auffamen unl ebu
fchaubererregenbe Ausbreitung gewannen. £)urch ben ?;:"t
Snnocenj VlII. würben fte 1484 in 55eutfd)lanb firwiLiib
eingeführt unb balb erfebien unter bem Sitel Malleos iul(-
ficaruiu, b. h. ber ^>crcnl;amnter, «in Such, welcfre» t:>
Verfahren bei biefen «Proceffen genau orbnete. Sie ma
ta ii £erenwefen M baS 2CbfcbeuIid>fle anertannte, fo w>
ren auch bie «Mittel, welche man anwenbete, um bie fit
.£>eren ©rhaltenen }um ©cflanbniß ju bringen, abfcbciiiid'.
um fo mehr, als man glaubte, mit ben t>cr|lodteßes, bw4
bie ^>ülfe be» SatanS unterflü^ten ^erfonen i« Ibun \z
haben. Auf bie nichtSwürbigflen Anziehen würben oft tieft
«Proceffe eingeleitet unb burch bie grißlichflen «Martern jwang
man bie Unglüdlichen nun ©eflanbniß aUeS UnftnnS, ben
man ihnen abfragte, (starben fte unter ben dualen, bo«n
hieß eS, ber äeufel habe fte erwürgt, bamit fte ihn nidt
»erriethen, unb überlebten fie bie «Martern ohne ©effanbmj,
fo griff man oft noch ju bem legten «JRitfel ber $tut>
probe, einer Art SSafferprobe. (S. ©otteSgerithtt)
«Man hat berechnet, baß in 1100 3<ih"n 9,442,994 $Mi
unb 3auberer hingerichtet worben feien. i>ie ge»6bnlicbe
Art ber Strafe war brr ^eticrtob. 3fl auch jene 3ah'
fcbeinltdb übertrieben, fo muß man eS boeb als einen ber <f
freulichflen gortfehritte beS «MenfchengefchlechtS freubia anet'
rennen, baß man allgemein ju ber Überzeugung getomm^
tfl, baß ber ©laube an ivrerei cbenfo unfinnig alS taw
gi6S ijl. Sie £ebre beS dhriflenthum« tfl ihm ebenfo mit
bie gefunbe Bernunft entgegen, benn baS 6hriflf«th"m '^rt-
baß (IhriffuS bie SMad)t be» Teufels über ben SJcenftben $"
brochen habe, unb bie SJertjunft weiß, baß baS fijcfe
mal» ju einem felbflanbigcn J)afein gegen ben gitritöai
JZBiUen, welcher baS Öttte ijl, gelangen fonne. S«M{
unb aebilbete «Münner traten fdjon im 16. Sahrh. ffSfi
©lauben an ^>ererci triftig auf, bennod? rourbe noeb
ju ©laruft in ber fatholifchen Schweij eine apere bingrm:
tet unb felb|l in ber neuellen 3ett finb noch einjeuie
oorgefommen, welche letber geiciejt haben, Niß noch b'n
unb ba bie SBolfebilbung fo juruef ifl, baß man an W
2R6glid)feit pon ^>crerci glaubt. Sßenn fogar einzelne fdKta-
bar gebilbete «Männer ähnlichen Aberglauben wieber aufrufa
fchen gefugt baber., fo fann man fie nuc wegen tcr
Sßahnpnn grenjenben Berwinung ihre* Berflanbrf bebaB»«L
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Heyne
38*
Hieroglyphen
fjfrjne (ßhrift. ©ottlob), einer ber auSgejeic&nerfren .Ren-
ner beS gried>. unb röm. 2tttertf)umS, bat ftd? bureb, 2fbfaf«
fung in jeneS Bltertbum etnfü^renber ©ebriften, bura) forg*
fältige unb mit ben geifi» unb fenntnißreiebften Tlnmerfun»
aen auSgefiattete ÄuSgaben röm. unb grieeb. ©cbriftfteller,
lowie burdt) feine SEbätigfeit als afabemifeber Sichrer bebe
83erbien|ie unb bleibenben Sfubm erworben. Grr war 1729
geboren, btr ©ohn eines armen, auS ©cbleften nach G>bem»
ni(j in ©aebfen eingewanberten BeineweberS, unb wtbmete
fia) mit bem unfagltcb|ten Steige unter ben brücfenbften 83er;
mögenSumflänben ben SBiffenfcbaften. 2fuf ber Unioerfität
ju Beipjig unb nachher alS ^rioatgelebrter ju DreSben hatte
er mit ber bitterfien Ärmutb ju lampfen. «Kleine HnjteUun»
8cn, welcb« ibm \u Xi)t\l würben, wie bie eines Gopijien
ei ber ©ibliotbe! beS ©rafen JBrüht (1753) unb bie eines
£>ofmeifierS bei einem jungen, bie Unwerfität Wittenberg be»
iücbenben Zbeligen (1759) verlor er burd) bie SBerwinungen,
rectebe ber bamalige «ÄriegSjuftanb herbeiführte. 3nbeß hatte
er ftcb bereits einen Stamen als ©cbriftfteller erworben unb
1763 würbe et baher als 3>rofef|br ber JBerebtfamfeit an
bie Unwerfität ju ©öttingen berufen. SOtatt Forinte ihn nur
mit SRühe auffmben, benn baS dlenb hotte ihn in bie Ber»
boraenheit jurüefgebrängt. 3n feiner neuen ©tetlung erwarb
er tut) halb bie größten Berbienfte, namentlich auch um bie
gottinaer UnwerfitätSbibftotbef , ju beren erfltm JBibliotbefar
er i7o4 ernannt würbe, ©ein SJuhm »erbreitete ftcb über
He gen$c gebilbete SBelt, unb bie giebenSwürbigfeit unb
JRecbtfcbaffenbeit feines <Sr)araftecd fnigen ebenfo febr wie
feine ßerblenfre baju bei, baß man ihm von allen ©ctfen
Xnerfennung ju bejeugen bemüht roar unb ihn mit ben
tvicbtigPen unb ebrenvoUjten Auftragen überhäufte. Gr (iarb
1812, bis an feinen £ob fegenSreid) tl)ätig.
Ijtbiscue ift ein ben SR a tuen (f. b.) »erroanbteS auS>
länbifcbeS ©eroicbS, welches in [ehr fielen Ärtcn uerfommt,
Den benen einige auch bei uns in Stcrgarten gejogen wer:
ben. Xtx eßbare «IpibiSeuS (Hibiscus esculeniusj roirb in
beiben Snbien als Äücbenrraut gewesen, inbem bie unreifen,
fet>r fchleimigen unb nahrhaften fruchte, nachbem fte vor--
her aetroefnet worben, eine wohlfebmecfenbe ©peife geben. 2fm
merfwürbigften ift ber »orftebenb abgebilbete linbenblät«
terige «ipibtScuS (H. tiliacus), welcher in Oftinbien wetebft
unb eine £öhe oon 18 erreicht. 65 hat feböne rotije
©litten, welche fet)r angenehm von ben grünen, fammetarti«
gen, fed)S Soll langen SSlattem abilecben unb {ich beinahe baS
ganje 3»>hf hinbureb immer wieber erneuern. 9Jlan pflanzt
thn ju £ au ben, Heden unb bergl. an, benufet ben SJafl ju
©triefen u. f. w. unb febreibt bem «fpolic unb befonberS ber
fchteimreichen SBurjel arjneiltdje SBirfungen ju. £te fdr)6n
roth blühenben fogenannten cht tief, doofen (H. rosa sinen-
sis), bie ©tunbenblume (H. trionom) unb anbete jmb
in unfern ©arten waebfenbe 4>tbiScuöarterr.
Hierarchie ifl ttn griech- SBBort, welches ^»errfchaft bcS
heiligen unb in übergetragener SJebeutung ^Jrieflerr>errfcJr)aft
b\beutet. ©ne Hierarchie war namentlich ber ^taat ber
fiebrder (f. b.), fo lange ber £ohcp rieft er im tarnen
©otteS a(S t)b<hi\ii jDberhaupt herrfebte. ©p&ter i(l bie
^errfebaft ber chriftlidjen Äirchc alS Hierarchie aufgetreten
(f. Jtircbe), unb namentlich war eS bie über alles weltliche
Xnfeben ftcb trhebenbe Stacht beS $apfteS, ber als ©teil»
Vertreter 6t>riflt unb fomit alS $aupt ber ÜI;riftenljeit auf>
trat, welche alS Hierarchie bejeichnet würbe.
^icro0l,jDljm, b. h- heiligt ©chriftjüge, nennt man bie
©ilberfchrtft ber alten tfgnpter, beren Äenntniß ein »or»
jugSweifeS S3eft(jthum ber |)riefterfafte war unb welche man
noch i*$t auf bieten alten £>enf malen, wie jDbeliSten unb
^aramiben, auf SEempelw duben , in Örabmälern, auf $a>
pDruSrotlen u. f. w. in Xgppten frnbet unb um beren <$x\U
rithfelung ftcb fcr)o« t>£cle ©elehrte bie größte 9)1% g«gt>
ben haben, ohne ju einem völlig genügenben Siefuirote ge<
fommen ju fein. Ticin erblicft folche ^icroglrjpljcn auf ben
ßbeliSfen oon 8uror, beren 2lbbilbung im Xrtifel ltg»p*
ten (f. b.) mitgeteilt ifl, fowie in größerer ftorm flUf ber
umRehenben 3tbbilbung. (58 ftnb biefe ©djriftieicben , wie
man fieht, iBilber oon allerlei ©cgenflänben, wie Statur
unb Jtun|t fte erjeugen. Äußer biefer echten Jg>i«oglnphen»
febrift gibt eS noch anbere altägvpttfcbe (Schriftarten, roelcbe
wahrfcheinlich burch tfbfürjung unb theilmeife Äbdnbe»
rung jener älteften ^) icr oettp v h enfcf; r ift entftanben finb. T>it
größten SJerbienfje um Gntjifferung ber Hieroglyphen h*»»
ben fidh ber Gngtönber Börnig unb ber granjofe Gbant-
pollion ermorben. TtuS ber Begleichung gleichtautenber
griech. unb agvpt. Snfchriften, welche fich auf «erfchiebenen
SDenfmalem nebeneinanber finben, bot m<>n entbeeft, bag
feineSwegS überall, wie man früher annahm, jebe Hiero»
glr>phe nur benjenigen ©egenjianb bebeute, ben fte als 2Cb*
bilbung ober äeieben barfteüt, fobaß jebeS Richen ein gan»
jeS Söort wäre, fonbern baß wenigflenS in ben 9lamen bie
einjelnen Seichen einzelne JBucbfiaben bejeichnen. Diefetben
3eid)en fehren mit berfelben SBebeutung wieber. gür eine
berartige Xuffaffung ber Änogt»ben fpricht auch ber Um»
ftanb, baß bie alte phönijifdje unb bie auS ihr hervorgegan»
aene hebr. unb griech. JBuchftabenfchrift ebenfalls babureb ent»
ftanben ftnb, baß man bie Äbbilbung eintS gewiffen ©egen»
^anbe« als 3eiö>en für ben »ucbjiaben genommen bat, mit
49 *
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Hieronymus (der Heilige) 3f
welchem (ich ber 9iame jencä ©egenfianbcS anfängt. Auf ber
©tauer eines a(ten igppt. g)alafte$ fanb man einen fcriumpb*
jug abgebilbet; bie Surften »on 30 befiegten SJolfem roer*
ben aufgeführt unb unter ihnen erfcbeint aucb ber unten ab*
jebilbete. CbampoUiou lieft bie 3nfd>rtft auf feinem ©chtibe
„3onbaba SM«*"/ b. b. Ä6nig ber 3uben, eine Cntjiffe.
rung, welcbe bur* ben offenbar jüb. ßbarafter beS ©cficbtS
betätigt wirb. SRacb ber ©efdjicbte muß biefeS »ilb ben
Kebabeam »orjieHen. IBei ber SBicbtigfeit ber alten Ägypter
unb bei ber großen Änjab' »on 3nfd>riften auf ben großar«
tigen Denf malern, roeldbe ftch jenes ßolf febon in ben alte«
fien 3titen gefegt, liegt es am Sage, weicb ein ©ewinn
für bie ©efcbidjte eS märe, wenn man in ben «Staat» gefegt
würbe, bie #ierogl»pbenförift odUig ju entrdtbfeln.
tjifromimus (ber ^eilige), ein burefc feine ©prac&fennt»
niffe unb feine /Begeiferung für bie cbriftlicbe Stirbt bicfjft
auSgejeicbneter alter Jtirtbenlebrer. ©eboren 331 n. Gtir.
ju ©tribon in Dalmatien, fam er frübjeitig naeb Siom unb
erpie« 91er einen oonrejjuajfrt uiiierrtcrti. vstt war noep
$eibe, unb baS üppige geben ber $auptftabt »erlocfte ihn
ju maneber AuSfcbweifung; aber febon in Wem unb noeb
mebr auf JReifen am Sibein unb in ©allien lernte et bie
cbrijtlicbe [Religion na^er fennen unb »or feinem 40. 3ab«
fieß er ju >Kpm ftcb taufen, (fr faßte nun eine große Cor*
liebe für ein ftrengeS, nur ber Süße unb religiöfen ©etracb«
tungen geweibeteä geben. Die weltlichen greuben »erörtere
er unb bie Cbe bielt et für ein notbwenbigeS Übel, welches
I
nur baS ©ute i?abe , baß 3R6ncbe unb Tonnen au? ibr |»
»orgingen. €r begab ftcb felbfl 374 in bie 3Büfie Des
ßbalciö unb lebte unter jhengen SBußübungen tiiet Selm
bafelbjt. Gr wuTbe bitrauf jum $re$bpter ju Antie*i«t
geweibt, boeb trieb ibn SöiffenSbrang nacb Jtonftantinopel,
um bort »on bem gelebrren (Jrjbifcbof ©regor oon 9tytan}
füb unterriebten ju laffen. AIS er 383 ju «Rom als ttfrn
auftrat , fanb er bcfonberS bei ben »ornebmen Jrauen Sri;
faß unb »tele oon ihnen würben bureb feine begeiferten 9f<>
ben bewogen , bem ©lange beS gebend ju entfagen unb bit
ginfamfeit aufjufueben. @ne biefer grauen, $aula, bc-jlrii
tete ibn nacb $aläftina, wo $. »on bem »ermogen berftt
ben ein Älofier ftiftete, in bem er bis ju feinem 420 tc
folgten £obe blieb. £>. bat viele gelebrte, namentlich tijtt»
logtfebe, ©treitfebriften »erfaßt, aueb baS TL X. aui rem
£ebraifcben ins gateinifebe übertragen, weldje ttberfefcung iit
«ulgata (f. JBibel) ju ©runbe liegt.
fiifromjmus von pra0 war ber füb««, flelebrtt uns
treue ©ebülfe ^>uß'8 bei bem Keformarionöoerfucbe, RMtta
beiben SRAnnern baS geben fojtete, aber bie «Reformation fc>
tber'ö »orbereitete. bieß eigentlich gaulfifcb unb ht
u $rag, wo er geboren, ju $arie, Ä6ln unb ^eibclberg
iubirt, als er 1399 SRagifter ber freien Jtünfle unb äjccj'
laureuS ber Sbeotogie würbe, ©eine ©elebrfamfeit Ml
ibn in ffiuf unb baber »og ibn 1410 SBlabi«law II. N
Stiftung ber frafauer Unwerfttat ju 97atbe. «54on fruber
batte er auf einer 9?eife in Snglanb bie Ser>re iBidn'
(f. b.) fennen gelernt, unb als er »or Ä6nig ©igiämunb m
Ungarn ju Ofen prebigte, braebte er SBicleffcbe Änpcfctoi
»or, worauf er ju SBien eingebogen, auf SSerwenben M
prager Unioerfität aber balb wieber (oSgegeben würbe. £i<r<
auf trat er nun ju ?)rag mit ^)uß geaen bie 9Ri«briti4t
ber fatbolifeben Äircbe mit einer SJcgeifteruug auf, m4<
ibn ,u bem fübnflen, oft ;u einem allju weit aebenben &'>•"
pinnß. Gr trat bie {Reliquien, benen man gortlicbe S>pt;
rung »ollte, mit güßen, »erbranntc 1411 öffentlich bie pif St
Ablaßbriefe unb bie ÄreujbuHe wiber jt6nig gabiSlaw M
Neapel, ließ SRöncbe, welcfce feinen SBerbefferun^n Sita
fianb leiteten, einrieben unb einen fogar in bie ÜUcto
werfen. AIS .§>uß (f. b.) ju Äon(tanj gefangen gefefit routta
war, eilte ju feiner Öertbeibigung. & fuebte oon Wer»
gen auS bei ber Ätrcbenoerfammlung, welche a Jtonjtan}
aebalten würbe, um freies ©eleit nacb, erbielt aber feine bc-
friebigenbe Antwort unb wollte nun nacb 'präg juriWfet)ren,
als ibn ber fKtrjM »on ©uljbacb in äirfau feftnebmen unb
gefejfelt nacb Äonitanj bringen ließ. 3m Jterfer erfuhr er
baS unglücflicb.» ocbicffal feines SWitfampferS für bie öjj
ber ÜBabrbeit, unb erfebreeft bureb baffelbe, ermattet bw»
ein balbjübrigeS fcbwereS ©cfängniß, beging er tie@cb.tN1?
beit, Alles, was man ibm als feine unb ^uß'S Jetp'«
»onoarf, ju wiberrufen. Dennocb bebielt man ibn in w
©efangenfebaft unb balb ermannte fieb fein ©ei|t wiebet, n
fpracb »or Denen, bie fiep ibm ju Siebtem aufge»«f^
mutbig auS, baß er feinen Söiberruf jurücfnet)me, ber n
größte feiner ©ünben fei unb baß er fe(t an ber BW*
gung t)ange, bie er unb Jöuß auSgefprodben ktitttn. P»
äage barauf, am 3<). SRai 1416, ließ ibn bie Ämtern^
^mmlungjjerbrennen. & beftieg unter Abitnguitg M gj
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flen SÄutpe« ben Sepeiterbaufen unb »erfcpieb unter läutern
(Skbet. Seine Xfcbe warb in ben Atcin gefreut.
fjhnaläja (b. b- E*t beS SebnetS), ein ©ebirge in
Äffen, weldjeS bie Sepeibewanb jwifd)en bem inb. Siefs
lanbe unb ber tibetanifrpen •»jsccbcbenc bilbet, trennt nament»
fidb bie 2rdter »on Äafrpmir unb Strpal von SButan unb
SDbet. 3n ipm liegen bie boepfien S3obenerf)ebungen auf
firben, benn ber 2:fd)amulari an ben ©renjen »on SJutan
bat eine #6be »on 26,400, ber Dbawalagiri ober weifte
Serg an jener »on Siepal »on 26,140 unb ber Dwaja;gm
oon 24,156 g.; fte ftnb alfo um 4— 6000 g. bdber als ber
ßbhnboraao in Bmerifa, ben man lange für ben bä$ften
Srrg auf (Srben fyitlt. Die allgemeine Stftbtung beS ©es
bitgSjugei ijl öon Siorbwejl naeb Sübojl. SBenn man bie
•fjuttalajafette in ifyrer weitefien ÄuSbebnung »erfolgt, fo be--
«rmjt fte nad) £). ;.u Hffam im 9t. unb entpdlt f>icr bie
uuetten beS SJrabmaputra, gebt burd) ben norbl. SJT^cil »on
'4a\i, bringt in bie ebinef. $>ro»inj t)unnan, wo fte noei
bobe, eiSbebetfte ©ipfel bat unb jiept, immer niebriger wer*
benb, burcp Gbina, bis fte an ben ©eflaben beS ftillen
SSeltmeerS auslauft. 2iu<p ber lange ©ebirgSjug, melier
10 $omabang unb Hnapectomiu .f)interinbien bis jum (5up
'-• 7-wt-j burdbjiebt, gebort «um $imalajafpjleme. 3^er wcftl.
Zbcil befftlben ifl befannt unter bem ÖZamen #inbufob ober
.fMnbufufep: er jiept burd) Äabut unb Aboraffan, reo er in
bie $6ben$üge auszulaufen febeinr, welche biefeS |>od)(anb
burdjjheidjen unb fi<b bid 2Jbferbeibfd)an , einer perf. $ro»
otit) am (afp. See, rrfhetfen. 2Ran tann alfo biefeö ©es
birgSfpftem, beffen 6|U. unb roe|il. Cnbc »ulfanifep ftnb, in
einer BuSbepnung »on mebr alt? 70 ©raben, ober ber bals
ben Sange ber (lorbillera be loS 'ÄnbeS, meiere bie ©rate
BmerifaS bilbet, »erfolgen. 25er #imalaja im engern Sinne,
BfafU| ber jroifdjen bem 3nbuS unb SBrabmaputra liegenbe
lEbeil, nhmnt einen gldcpenraum »on mebr als 12,000 D3R.
ein unb bat 11 'Wu'v . bie nad) Sibet unb in bie ebinef.
Jatarri führen. Sie liegen 12 — 14,000 g. über ber SWee:
rrtfldcbe. Der Sübabbang, »on welkem ber ©angeS, bie
.Di'cfiumna unb anbere glüffe berabfaüen, wirb »on ben £ins
bu«, Die in großer 2Cruab[ bierber pilgern, als ein beilige«
?anb betrautet. Der gujj beS ©ebirgeS ifl mit bid)tem Urs
«salbe, in welchem Elefanten, 9keb6rner unb 2iger Raufen,
umfäumt, unb biefe ©egenb ifl in ipren niebrigem Steilen
> ungefunb; weiter binauf liegt eine Hcferbauregion, wo
Baumwolle , weis unb ©etreibe waebfen. Diefe ifl ungemein
jtfunb, wirb »on ben <£urop4ern, welche in bem feigen, er<
filaffenben Sieftonbe ungefunb geworben finb , b<luf«3 befugt,
unb cor einigen Labien b^cn baber bie dnglänber in einer
Öcbe »on 9000 %. ju Dargiling eine ©enefungtsanflalt ge*
arünbet. Die üinie bce cwtgcn vidiacco beginnt im ^ima<
taia unter etwa norbl. Söreite am cübwefiabbange mit
12/100 |.. auf ber Korbweflfeite mit 15,(XK) g., unb biet
in 2ibet bai Dorf Daba, 14,500 g. über bem ^Jceerej
bodt)f!e ^)lai}, bie wohin überbaupt auf @rben -AWnfdjen
»ebnen, übrigens ifi ber Himalaja erfl feit bem 'Änfange
ttfi gegenwärtigen 3abrbunbertö, unb jwar but4 bie ©es
mibungen ber ßnglänber, ndbet befannt geworben.
tjimmfl nennt man ben Luftraum, ber fiep fd>einbar
als ttn Äugelgew6lbe über ben ©eftcbtSfreiS erbebt. 3m wei*
t»n Sinne erbdlt au<^ ber unermt§lid>e Sörltraum mit öQen
in ibm befinblicpen ^immel5f6rpent biefen 9?amen. Die garbe
beö ^irnmeW ifl blau unb jwar ein um fo ferneres »lau,
je weniger bie 8uft mit Dünjten erfüttt ift, baber au$ auf
boben wergen usb in Jtlimaten, welche weniger aW bie
unfern SBetter»erdnberungen auSgefefet ftnb, ber .£>immel
ein fc^6nere* »lau jeigt. 2118 Silb eine« ungetrübten ©lücW
unb feiiger greuben wirb ber Gimmel beSbalb gebraucht,
weil ber Sttenfcb f:cb baS ©Sttli$e unb ©eifrige als ein
Überirbifcb.e8, ein über bie 6rbe wie ber Gimmel ©r^as
bene« »orfleUt. Uber ben SBolfen unb Sternen fudjt er
feine bleibenbe ^eimat, bal)in folgt feine 8iebe ben tbeuern
2lbgefd;iebenen, bort benft er fiep, ben lic^tgldmenben SBoljns
ft| ©orte« unb feiner (Sngel, in ben ber »errldrte GbriftuS
einginj unb wo er ben Seinen bie SBobnungen bereitet.
So finnliet) auc$ biefe ßorfieaung«art ber ©et|terwelt er»
fd)eint, fo fann ftd) bo$ ibrer aucJ^ ber ©ebilbete niebr
entdußern, ba ba8 tiberftnnlid)e »on bem SRenfc&en nur al*
ein SRdumlicpee' unb über baö 3rbif$e ßrbabeneS »orgejlelll
werben fann.
^immfl (griebr. ^>einr.), ein burci) bie 3artf>eit unb
Änmutt) feiner ÜRelobien beliebt geworbener Gomponiff, würbe
1765 ju Sreuenbrieljen in ber SRarl äßranbenburg geboren >
unb fhibirte SE^eologie. Dabei batte er fttt), burep JTalent
unterftüljt, eine große ©ewanbtbeit im ßlaoierfpiel erworben.
<£r fam nad) ^otSbam, um ftcb jur Ubernabme einer gelb»
prebiger|lelle eraminiren ju laffen, ba ^örte ber Äinia griebs
rieb SBilbelm II. »on feiner Äunfrfertigfeit unb lieg fte». »on
ibm mebremal auf bem Glaoier »orfpielen, unb fo feljr
wuf te ftd? £. bei biefer ©elegenbeit ben »eifaH be8 ÄonigS
tu erwerben, baß biefer tbn ju feinem jCapellmeifier ernannte
unb tbn auf Keifen fepiefte. tlr blieb, jeben Stuf in* Bu5:
lanb auSfcblngenb, in banf barer Siebe bem preufi. Ä6nig«*
baufe jugetban, in äBerlin bis an feinen 1814 erfolgten
SEob. jeiebnete ftcb befonberS als Siebercomponijt auS
unb eomponirte aud> Öpern ober oielmebr üieberfpiele, uns
ter benen „ganebon" noep mit S3eifaU get)6rt wirb.
fiimmelfal)rt (bie) ifl bie »egebenbeit im geben 3efu,
mit weleper feine irbtfebe SBirffamfeit fid) fepließt unb fein
»rrfldrter 3uflanb im Gimmel beginnt. Der (Erinnerung an
biefelbe würbe feit bem 4. "uint. baS immer 40 Zage nad)
Aftern fallenbe ^immelfabrtSfefl gewibmet, baS in ber
alten Äirdje mit einer ber geier beS DflerfefleS nabefotn»
menben ^)racpt begangen würbe. 3n ber fatbolifcl)en Äirefee
wirb bie gejibegebenbeit burd) baS XuSl6fd)en ber jOflerferje
»erfinnlid)t, OTeljrfaebe S3erfud)e, biefeS gefl auf ben ndcb»
fien Sonntag -u »erlegen/ finb nid)t gelungen; »ielmebr
wirb eS fafl überatt alS ein für Die ganje Gbnjlenbeit bebeus _ ,
tungSootleS gejl gefeiert
tjintmelrricl) (baS) ifl ein in ben Schriften beS 9?. 3.
bduftg oorfommenber XuSbrue!- unter bem ftd) bie 3uben
bor unb jur 3eit 6bri|li ben böe^fl glürflicpen 3uflanb t'bre«
burc^ bie ©rfebeinung beS «WefftaS jum SKittelpunft aller
«Rationen ber (Srbe erbobenen »olfS bad>t?n. 3nbem Gpris
fhtS »on biefer ju feiner 3eit allgemein berrfd>enben 9Soxt
flellung, bie nad)malS ju ben cptliaffifcpen Sepmdrmereien
(f. GbiliaSmuS') SBeranlaffung gab, baS rein ©eifrige eis
neS burd) bie SJeligion »erberrltcpten 3uflanbeS ber gefamms
ten SJcettfepbeit beroorbob, grünbete er baS ^immelretd) ober
bie ©emetne ber burd) Sieligion unb Sugenb wreinigten
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300
Hippel
tJbrfften. 2>er ©taube an ©ott, als ©d)ö>fer unb Späterer
ber SSJelt, bemütbige Unterwerfung unter bie ©ebote feiner
fSeiSbeU unb Hiebe , 3uverficr)t[icqeS £offen auf feine ©nabe,
bie ben SJfcnfcben in einen auch nach beut 2otr bauemben
3uftanb bet ©lücffeligfeit verfefeen will, bie* fiitb bie ©runbs
jüge eine* 9teicb$, baS jwar burcb bie Anftalt ber Äirehe tu
halten unb geförbcrt wirb, aber unjicbtbar nur in ben #er*
jen frommer ßbrijtcn t>eflet)t.
Rinken bcjcicbnet eine Unregelmäßigfeit beS ©angeS,
welche burcb ein 2JiiSt>crbältniß in ber Skaucbbarfeit ber bei»
ben untern ©liebmaßett bebingt roirb. £ie Störung betrifft
nicht bette ©liebmaßen gleicbnidptg , fonbern entwtber über>
baupt eine ober boeb »orjugSroeife nur eine berfelben. Die
bem Sy,:\Un juni ©runbe Itegenbtn gebiet fönnen angebo»
ren ober erroorben fein. 3u ben angeborenen geboren iSlii-
Haltungen ber untern ©liebmaßen, baS Sehlen einzelner
Zbeile berfelben, fehlerhafte Jöilbung beS ffiecfenS; ju ben
erworbenen XicrantaiTungen Farben von beträchtlicher AuSs
betmung, bie nach großen SSunben entj!anben finb, fchmerj»
hafte Übet, roie j. 33. SibeumatiSmen , baS fogenannte $üfts
roch, langwieriger Krampf in ben !D2u&fe(rt ber untern ©lieb:
maßen, SJrücbe beS «Schcnfctljalfeö unb ScbenfelFnocbenS ober
SJerrenfuna^en beffelben, bie übel behanbelt würben ober nicht
ohne SScrturjung gebeilt werben tonnten. DaS Jpinfcn ift
immer nur ein Jlranfbeit^eicben, nicht eine für fieb fetbjtan*
big befiebenbe Äranfbcit, fo tfl cS j. 33. oft baS £auptjti>
eben eincS eigentbümlichen ,£üftleibenS, welches eben bcSbalb
bie Benennung: freiwilliges Jfr inten erhatten hat.
fenber belegt man mit biefem tarnen baS hinten ber &in>
ber, welches vorzüglich bei Räbchen beobachtet wirb, in
manchen gamilien erblich unb wabrfebeinlicb ein fehler ber
erfien 83tlbung, feltener Jolge beS su frühen @ebrau<b$ ber
Süße ift. Der eine Sebenfel i(l gleich anfangs fürjtr, aber
weber febmdeber noch magerer als ber anbere, auch nicht gc;
(dbmt, unb läßt fich jwar ohne Schmer j unb Änarren jut
natürlichen Hänge auSbebnen, verfürjt (ich ober beim 9caa>
(aß ber Auöbebnung fogleicb wieber. übrigens haben jDbers
unb Unterfcbenrel ihre naturliche Dichtung, fluch treten bie
auf biefe SBcife (eibenben Jtinber mit ber ganzen gußfobtt
auf. flu Teilung ift nicht ju teufen, eine anbere Art von
^infen ber Jtinber, welche ebenfalls nicht eher WAbrgenom*
men wirb, als bis fie anfangen, bie mit an ©liebmaßen ju
gebraueben, fotl von einer im vir teilen Alter erlittenen im
jjern ©ewalt herrühren, burcb welche bie 83änber beS ipüfts
gelenfS gebeut, gefchwdcht unb jerriffen worben, fobaß fie
ben Jtopf beS ScbentelfnocbenS nicht mehr gehörig in bet
Pfanne ju befeftigen vermögen. DaS 4>infen fdjemt übri:
aenS feinen wefentlicb nachteiligen (Einfluß auf bie übrige
©efunbbeit auSjuüben, intern fich ber JCörper baran gewöhnt,
bod) trmübet baS ©eben Jöinfcnte leichter alS ©efunbe unb
Jörüd)e follen bei ihnen nicht nur bebenf lieber fein, fonbem
überhaupt auch häufiger oorfommen. £)aS Heilverfahren,
welches man jur iBefcitigung beS 4?infenS etwa einklagen
!ann, muß vor alten Dingen bie Ür fei che beffelben ju beben
fuchen, in ben meifttn Sailen wirb baS Übet ich och im heil*
bar fein unb bann bleibt nichts übrig, alS ben ©ang wo
möglich burcb meebamfebe Littel ju verbeffern, waS bei 33er«
fürjung beS gußeS juweilen fchon burcb einen hohen Abfafe
unter bem Schuhe ober auch eine ganjc Sohle von entfpre«
chenber £öbe, in anbern gälten burcb, Jtruden unb toni
liehe ©lieber erreicht wirb.
f}mtfrscu30cn nannte man im Mittelalter biejenü«
Seute, welchen von einem ©utsberm einjelne %t)tUt feinet
©uts jum äöebauen übergeben waren, wofür fte ihn ali
©chufeherm auerfennen unb gewiifc Dienfle leifien mu^tta.
(sie waren nwar nicht freie @igentbümer, aber auch tc*
ßeibeiqne. Unter ben unter einem £erm verbunbeneit m
terfajfen fanb immer eine SSerbinbung in ber Art fiatt, tsf
aQe auf baS ©ut bezügliche ©treitigfeiten oon ben au; u:>
6cm Staute gewählten Schoppen entfehieben würben.
heute finben wir in manchen üänbcrn bie SScjeicbnuna,
terfaffen für gewiffe ßlaffen von äöatiern; fo beipen in
©aebfen bie JBefifeer fleincrer Bauerngüter ^interfaffen ettt
©ärtner.
fyob, ber 9tamc eineS biblifchen SBuebS, ben e5 w
ber gteiebbenannten ^jauptperfon beifelbcn führt £hr
gewöhnlich für ein gehrgebicht gehalten, gehört e8 hoch |
ner ©attung ber ?)ocfie auSfchließenb an. Außer bem Seil
tbum weifer gebren i)t ihm auch bie Erhabenheit b« Cct
unb bie lebenbige ^janblung beS 3!raucrfpielS eigen. £inr
Snhaltc nach ift baS ©ebicht eint Jlheobicee ober eine Sedi-
fertigling ber göttlichen SJorfchung. 2>em 3Renfcben ali •
nein ohnmächtigen 2öcfen (lebt nur bie Unterwerfung um
©otteS erhabenen JKath ju, fo fel;r fich auch bei bem S5t=
wußtfein ber Untoulb bte 91atur beö «eibenben togtsn
ftriuben mag. 2>aS JBeifpiel ^).'S, ber bei feiner 8t4ff^
fenheit unb grömmigfeit benno* bie ganje JBitterteit fd
5KiSgefd)i(fS erfuhr, unb feine ©efprache mit feinen g«^1
ben GliphaS, SJilbab, ßoph« unbölilni bitnen baju, toi»
SBahrheit in baS htU|ic «icht ju fefeen. ßefitert »IJ
Siebter bie unbefebeibenen ©ebanfen ber aRenfchen bei S*^
theilung beS UnglücfS, baS ben SRcntöcn trifft, auSfpred-tr-
2)ie enbliche Gntfcheibung beS ©efprachS ift ©Ott jufliW
ber auf eine erhabene ÜJSeife auS einer ©enjittenvcll« M
Streitenben bie gefuchte 2ßahrl?eit verfünbigt. 2>ct
baS ©anje hccrf*«»be £üu ift erhaben, eine ttgeilW'.
fülme, prachtige unb fraftroUe Sprache berrfebt in bicffl
©ebichte, welches geläuterte aiorfieUungcn über SieÜgiw m
Sittlicbfcit enthält, intern j. 35. bie ftttlichen BnmMJj
©otteSvertrauen unb allgemeine 3Wenfcbenliebe atlimen. j>
ber «erfaffer biefeS ÖebichtS feinem tarnen na* au*
betannt, fo ift eS boch nicht ber fromme Sinn unb ber W
©ei(i, ber auS feinen äBorten fpriebt. De 2Se»e unb ^'
breit haben vortreffliche Überfefcungen biefeS ©ebiehtS B*
fiipptl CShtobor ©ottlieb von), ein geiftreuber, W«Jj]
alS 4>mnoriit auSgejeichneter beutfeber Schriftfleller, rsm
1741 ju ©erbauen, einem Stäbtchen in Cftprcußen.. 3^v-
ren. Sein 83ater, ber Schulrector war, gab ihm w»J
tjrjiehung, unb r»on feinem 16. 3ahrc an wibmete f«
auf ber Üitifcrfität ju Königsberg bem Stubium ber i-
loqie. 3urücfgcfcbrt ton einer 1700 nach Petersburg -
ternommenen Steife, auf ber ihn ein greunb in bie betm
Greife ber ÖcfeUfchaft eingeführt ha»«/ km** 9- ■9J.U"1
rer in Königsberg. ^>ier aber faßte er ben ^W^a ?
ju einer Stellung ju gelangen, welche ihm ebreu
gtänienbcreS (Siiifornmen g^hrte, fein theologiww cu
bium aufjugeben unb fich ben KerttSwiffcnWafK» ß w„
men. SWit glt'ß unb ©tücf verfolgte, er feine fm\
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Illppokratcs 3
würbe 1780 enblia) birigirenber S3ürgcrmei|ter ju AömgS«
berg unb foliccibirector, erhielt ben Sfitel eincS geheimen
Äucgeratbä unb Stabtprdfibentcn unb lief) [ich, weil er noch
höher ju fteigen hoffte, in ben Äbclftanb erbeben. Seine
ftant würben jeboeb vereitelt. Gr Unterlief? bei feinem 1796
erfolgten £obe ein SBcrmögen »on 140,000 JEblrn. ©eine
Schriften, welche fieb burch 23i&, fbatttafie, flarcn SJcr«
ftanb, SRenfcbenfenntniß unb lebenbigen 23abri)eitSfinn auS»
jeiebnen, gab er nicht unter feinem kirnen bce»'US. Sie
erfcfjienen 1830 in einer Sammlung »on jwölf JBanbcn.
SefonberS finb feine Scbriften „Über bie Gtye", „Uber bie
bürgerliche Sierbcffcrung ber SBeiber", ,,f«bcr wctblidjc S8iU
bung", „ßebenSldufe in aufficigenber Einic" berühmt gewor*
ben. Sq. »ereinigte in feinem Sßefen einen ebenfo febarfen
als gebilbeten SJerftonb mit einem juwcilen an Schwärmerei
gretuenben religiöfen Sinn, unb bie EiebenSwürbigfeit beS
feinften ©cfeUfcfyafterS mit bem Grnft unb ber Strenge ei*
neS ^oltteibirectcrS. ©eine platte »erfolgte er mit eiferner
Gonfeguenj unb gelangte babureb au einem ä'itlt, weichet
Un$dl)ligtn unerreid;bat gewefen wäre.
ijippokrtttfö, ber Urbeber ber wiffenfcbaftlicbcn S3e«
hanblung ber üftebtein, war ein berühmter griedb. 'Ärjt auS
ber »on ttsfulap ihren Urfprung bcrleifenben drjtltcben §a«
milie ber ÄSflepiaben, auf ber 3nfel ÄoS, 450 ». Gbr. ge»
boren, unter bejfen Kamen wir noeb eine Sammlung »on
Schriften befujen, bie jeboeb böcbft wabrfcbcinltcb nur jum
Jtheil »on it)m bfrrühren. Gr war oueb ein auSgejeidjneter
2ttatbematifeT, lebte, um fieb in feiner Äunft als 'Ärjt ju
»erPoUfommnen , in »erfdjiebenen grieeb. Stäbten, machte
bebeutenbe Sieifen unb ftarb 370 P. Chr. 33or feiner Seit
mar bie $eil?unft ein ©cljeimniß ber ^riefter gewefen, .£>.
legte fie ofme ©ebeimnißfrämerei ben SMicfcn Älter bftr
unb iffhete 3ebem ju it>r ben Zutritt. Dabei maebte er
felbfl bie febdrfften, bureb feine vorgefaßte Meinung »erun»
ftalteten ffieobaebtungen über ben Verlauf ber Äranfbeiten,
bemerrte, baß biefefben gewiffe ferioben haben, in benen
ihre $eftigfeit wecbfelt, baß gewiffe SEage »orfommen, an
benen bie Jtranfbeit fieb }u entfebeiben pflegt (f. ÄrifiS),
unb empfahl per allen anbeut Heilmitteln eine »affenbe Diät.
fjiröer) (ber) ift eine jahlrcicbe Gattung ber Sdugthierc,
weldbe fieb burci) 3ierlid>fcit beS .Körperbau», äfiige £örncr, ©es
weib genannt, welche jeboeb tic Sßeibd}en in ber Siegel nicht
baben, unb Shraneugruben unter ben 'Äugen auäjeicbnet. Die
•;;rner werben alljäbrlicb abgeworfen unb bureb neue erfeftt;
ber ©cbwanj ift furj, ber geib fcblanf, bie Steine finb tpoctj
unb bunn unb t>abcn gefpaltene #ufe. Die «£)irfcr>e finb fdjeu
unb flüchtig unb nur einige werben wdhrenb ber Sörunftjcit
mutbtg unb wilb. Sie leben eon ©raS, SJaumfno«pcn u. bgl.
unb finb ein beliebte? Sagbwilb. Äm bcfanntefien ift ber nach»
ftebenb abgebilbete gemeine ober Gbelbirfcb, auch Siotb«
wilb genannt. 2)er mdnnlicbe ^irfd; b«ißt ber # irfdjbocf ,
baS ffieibdjen ^>irfdjf ub, JEbier ober ^>inbtn. 3ener ift
: f-er unb fiärfer al3 biefe unb wirb bis Ii §. lang, 3—400
"Pf. fdjwer. £)er ifl lang unb jottig, ber JCopf flein
mit großen Äugen. 3m Sommer finb bie $irfcbe gelb ober
braunroth, im SBinter aber werben fie graubraun; ber Un»
terleib ift weiplieb. Der junge ^irfcb tjeißt Jpirfdifalb,
taS junge JEbier ©ilbfalb unb, wenn ti febon größer ift,
aber noeb {ein 3ungeä geworfen hat, Scbmaltbicr. Die
1 Hirsch
SEbranengruben unter ben Äugen finb einen 3oü tief unb
enthalten eine weiche, mit paaren untermifchte fchmierige
SRaffe, welcbe all mal ig »erbauet unb burch. Sieiben Pom
o^irfebe entfernt wirb. SKan fehrteb ihr fonft unter bem
9?amen fitrfebbejoar t)eilfame Ärdfte ju. Die 4?6rner
beS ^)irfd>eS ftfeen auf jwei au5 ber Stirn ölS gortfefcun»
gen te§ Stirnbeins Ijeroerragenben, in einen fnorrigen Siing
ouSgehenben &nocben, ben fogenannteu Siofenftirfen. Än
ben Siingen, ben Siofen, lofen fieb lw Stübiahre bie ©e»
weihe ab, aber halb wdcbfl ein neues ©eweib, welcbeS
größer unb gaeüger als baS abgefallene wirb. ÄnfangS ift
eS ein weidjer JCnorpel unb pon einer haarigen .Spant über*
jogen, unb in biefer ©ejtalt wirb eS alS Sallat gefchnitten
unb »erfpeift. fflalb aber wirb eS fefter Änocben unb per«
liert bureb Sieiben an S3dumen ben paarigen überjug. 23cim
Äolbenhirfcb ift baS ©eweit) nod; jung unb mit ber
Jpaut überwogen. Das ^irfchfaib befommt nach bem erfien
3ai;re jwei Spieße olme Gnbcn (3acfen) unb beißt Spie«
f er, nach bem ^weiten Jahre bat baS ©eweib jwei (in-
ben unb ber &irfcb hei fit ©abeibtrfch. f&on nun an be«
tommt ber J£>irfct> im Durdpfcbnitt jährlich jwei Guben mehr
unb l)cißt Sed?Senber, Äcbtenber u. f. w. SJlebr als 16—
18 Gnben !ommen aber in ber Sieget nicht »er, obwol man
j. S3. &u aJic-rii-burg in Sacbfen ein ©eweib. mit 66
Crntcn bot- DaS ©efd)rei beS j^irfdjeS, wetcbeS JDrgeln ge<
nannt wirb, gleicbt einigermaßen bem 83rüQen beS jDcbfen.
SRan ftnbet bie ^»irfebe außer ber S3egattung6ieti in Siubeln.
SQdhrenb ber SBegattungSjeit, welche »on Änfang Septem«
berS fecbS SBocbcn bauert, wirb ber männliche $irfcb wilb,
unb treffen jwei mdnnlicbe ^»irfdu* jufammen, fo gebt eS
feiten ohne .Kampf ab, ber juweilen mit bem 2obr beS et»
nen ober beiber ©egner enbet. Die 4?irfd>fub wirft nach
40 SBocbcn gcwöbnlicb nur Gin 3ungeS. 3n ben gemdßig«
ten Juimaten ber ganzen alten SBelt unb XmerifaS, befon«
berS aber in Guropa unb in Siorbamerifa, finbet fieb biefe*
eble SBilb in ben ©egenben, welcbe hiebt c SBalbungen ho«
ben. Die jpirfcbjagb gilt für bie ebelfte Ärt ber 3agb unb
ifj am funfiooUflen auSgebilbet. SWan fdngt ben 4?irfcr> ent-
Hirse
392
Hochc
w et er in hieben ober fcbiefjt ihn mit ber Stuad aa& bet IBucbfe.
£)a3 gleifcb be||elben gibt (in woblftbmecrenbeS unb aefun»
beS SBilbptet; auS bet $aut maebt man $elje unb SKüffe,
»orjiiglicb aber ©cimifcbleber, auS welch em .fxmbfdjube, »ein*
Reibet, £ecfen, 2)cgenfu»peln u. f. w. »erfertigt werben.
JDie ,|>irfcbbaate werben jum 9>olftern unb ju £aarbecfen
»erwenbet, 2)aS 4>irfcbgeweib ober .gnrfcbbotn wirb ju
»ieletlei DrecbSlerarbeit, befonberS ju «Keffergriffen , unb bie
beim Drechsler abfallenben ©perne, baS gerafpelte £irfcbs
born, werben als JUarungSmittcl beS SBeinS, SJierS unb
bergt., fowie jur ^Bereitung n a n ruftet ©aüerte »etwenbet
'Kilo bem (Beweib, fowie auS ben Änodjen unb .Knorpeln
bet $irfcbe unb (inbetet XfyUxt beteitet man 4?itfd)borns
geijt, 4>irfcbbotn6t unb 4>itfcbbotntala, welche,
weit fie ein ttocfeneS, flüchtiges ©alj unb ein ubeltiecbenj
beS, brenjlicbeS £>l enthalten, in bet SWebicin angewen»
bet wetben. DaS gebrannte £ir|cbborn ober »eins
febwatj, bejfen fiep bie ©olb« unb ©ilbetarbeiter jum
Voltten bebienen, wirb auS in ©tücfen jerfdgten ©tmetben
bereitet unb ift foblfcbwarj, witb ieboeb burdj {Brennen im
freien geuet weiß. 2>a$ 4>irfcbtalg witb ju «Salben unb
^flaftem »etwenbet.
3um ©efcblecbt ber^irfebe gebären noch baS 91 et) (f. b.),
baS Sienntbier (f. b.), baS glenbtbtet (f. b.) unb bet
Dambitfcb. 2>et leitete ift ttwaS f leinet als bet GbeU
bitfd) unb bot ein bünnereS unb plattered ©eweib, welches
in langt, breite ©cbaufein ausgebt unb »iele, aber furje
<?cfen bat. 3m Sommer ift bie #aut biefeS £itftbeS glan*
jenb totbbtaun, mit f leinen weißen gierten auf JRucfen,
Jteulen unb ©cbultern. 6in weißer ©Keifen gebt com
JBlatte borijontal bis ju ben Jtculen, fenft fieb bann in ei»
nem SBinfel etwaS berab unb läuft bis jum ©ehwanje bin.
3m SSintet untermifeben ftch bie £aare mit bunfelbtaunen
unb grauen. (*3 fommen juweilen auch gan» weiße, fowie
ri tebwarje JDambiffd)« »ot. £>iefer |>trfcb liebt mebt
wärmern ©egenben bet gemäßigten Altmate unb witb
in SDeutfebtanb nut an einigen £>rten in fcbiergarten gebal«
ten. gteifd), 4?aut unb Äalg ber Dambirfcbe wirb bem
bet (Sbelbirfdbe »orgejogen. 2fuct> läßt fieb ber Dambirfcb
nod> leid>tet als bet (Sbelbirfö jetbmen, weil er »on Statut
wenig« wilb ijt.
fiirit (bet) (lat. P^nicum miliaceam), ijt eine jum ©c=
febteebt bet ©räfer gehörige felbfrucbt, welche befonberS in
©ebtefien, ©tarnen, SRJbren unb 3nnetc\fhreia> anstaut
wirb, aus JDftinbten flammt unb fcbilfarfige, 2—3 j. fcefo
©tengel unb ausgebreitete 9?i8»en b«t- &it fleinen, nrn>
ben, glanjenben, weißlichen, gelben obet febwawen SLkm
enthalten ein weißeö 9Re()l, wetben auf Stampfen eon tn
fie umgebenben fpr6ben ®<bate befreit unb geben eine nah:-.--
unb gefunbe ©peife. 3n granfnieb b&dt man and) JBtei
auS Äivfemebl, welches jeboeb nicht leicht ju verbauen ijt.
rtr vibaang Pom S?frhl unb ba$ ©trob witb yi
Hirtenbrief witb baS AtciSfchfeiben eines fatboüfcbin
JBifchofä genannt, ba« et an bie ihm untergebene ®eifllia>-
feit alSbann ergeben laßt, wenn fie in befonbem fmtli*ra
Ängelegenbeiten feinet ©rinnerung obet »elebtung bebarf.
^ocljamt ift bie feierliche fDleffe, welche in fatboli^m
Äirchen an Sonn* unb gefltagen, fowie bei befonbern ?eft=
liebfeiten Por benr^ocbaltar bei bem ^auptgotteSbienjie p
halten wirb. Sßabrtnb bet ^anbtung witb oon bem 6brt
eine emfte Jtircbenmufif aufgef&btt. TLm feietlia>ffen i(i W
»on einem iBifc|of unb noch webt baS »om $ap|t oebalitnr
Hochamt.
fyc\)t (Söwre), einet bet auSgejeicbnetffen ©enetalt bei
franS. 9?e»ublif, war 1768 al« bet ©obn eine* lufiebo*
bet 3agbbunbe beS Ä6nig3 ju S3etfai(IeS geboren unb nwet
faum 16 $abte alt, ©olbat. dugleicb wat et eifrig bemüH,
fid) }u bilben. 208 bie Äeoolution. ausbrach, febtof} er fi*
fogleieh bet SBolfSpattei an unb begann halb }U feigen, tu
tapfere Sertbeibigung »on SDüntitcben machte ihn iura
netal, unb bem erji 24 3afjre alten Sünglinge «wb
ßommanbo ber 5Kofelatmee äbetttagen. 9?acbbem et
AaiferSlautertt (1793) Seelüfte erlitten tpttt, brang et p
gen bie am Unterrbein (iebenben Jbftteicbet ftegteicb »«
©eine gteimütbigftit erregte baS SRiSfallen ber ©ebneto
mannet ju ^>ariS unb würbe »erhaftet, burtb bie neue
©taatSumwatjung, welche ÄobeSpiene ftürjte, aber getecte;
£><x <5on»ent übttgab ibm ben Obetbefebl übet bieÄW»-
Armee »on ffireft. 6t wat fiegteieb gegen bie franj. tin^'j
gefinnten "ÄuSwanberer, welche 1795 einen ßinfaü" ingt«-
reich wagten; als ibm abet »om 6on»ent aufgetragen »uiN.
jene fammtlicb tibten ju laffen, jog et fich »on bet
rung beS iBlutbefeblS jurücf. Unter bet Regierung btil;
rectoriumS warb ihm bie Unterwerfung ber tmmer neck
Zufltanbe begriffenen SBenbee übertragen. ^>ier, famt o
Hnjou unb ^Bretagne, ftellte et ebenfe- fehf burtb f«w B"r
©enebmen, wie bureh feine ©iegt bie 9?uhe b«/ ut^'<ö!t
Serbienfte um baS »aterlanb würben öffentlich «w**?.
ging mit bem rubntn ©ebanfen um, ßnglanb auf Kj:
nem eignen JBoben anjugteifen; et ging am
ju ©ebiffe, um in 3rlanb ju lanben, aber ein ©tarn« F
Irreute leine glotte. hierauf tommanbirte §. bie S^«* ^
©ambrearmee, fefete 1797 ÄngeficbtS bet geinbe übet tc
9fbein, legte in »iet SCagen mit feinem Qtvt & |*fl5;
jutücf, fiegte babei in btti ©chlacbttn unb fünf »"r
unb nahm S8e|laf , als feinem fubnen Botbringen w :"
Stalien abgefchlojfent SBaffenftiOltanb ein &ü fe|}t«. »J*
feinem geben wat baS 3iet fchon gefebt; et ftarb,
feheinfich an ©ift, welches ibm baS Directorium frarte r**
bringen laffen, ju SSe^lar am 15. ®e»t. 1797.
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Hochgericht 393 Hochland
fjocrjgrricljt nennt man bie ©tdtte, wo ©afgtn unb niffe ber £ocblanber auf ber ©runblage, bie ber 3uflanb
Rab aufgerichtet iß, um jum Stöbe »erurtbeilte Berbrecber ber felttfcben Urbewobner barbot, eigentümlich auägebttbet.
mittels berfelben hinzurichten. 3n ben ©taateu, in benen ©ie »ertbei eisten in ihren Bergen gegen bie aHmdltg »or»
tiefe 4>mri<btungaarten aufgehoben worben, finb auch bw brinaenbe Übermacht ber Bewohner be« Wieberlanb* ihre
£ocbgerichte »erfebwunben. . Unabbdngiafcit. Sie Abteilung be« Sanbe« in Sbdler,
fiodjkirrijm, em fd$f. 25orf in ber jDbetlaufTft auf ei, «Wtfttn unb 3nfc(n führte jur »ilbung fUiner Bolf«»er«
ner «nbobe, an ber ©träfe 5n>ifcb<n Baumen unb Sföbau, em'' "nb f T"£on WnUft?n BÄ," °bft Ä
H bureb jwei in unb bei gm ©cblacfiten Mannt KÄ"^®**?^"^^*?} ,g£
35er öfh. ©eneral 25aun ftanb 1758 mit 60,000 ». in ei, W würbe ba« etgentbum eme* ©tamme«, ber Baffen
nem feften Sager bei «bau, unb Äönig griebrieh II, batte ««tb'.b.gung, SB et be für fem Bteh, fem 3agbge,
bie ©eaenb um 0. nA 28,000 2». befefct, 0» jener in ben "ftfi >»JÖfittLÄ*5 ÄJ? £lte\ ^ "55
rrfren &orgrn|lunben be* 14. jDct. ba* preuß. W wel, f«*t fubtter feinen SBobnfil ju »eranbern, grembe ju ficb
SS er »on aUen Seiten eingefcbloffen batte, fberfa. ©ie* ttiltln Su^^S S^eCJ^atSl
ter «Hebel begünfHgte ba* Unternehmen ber fopreteber; troft HnteT^n- ?L Wifte, m ,etbnBr ®tam«n GI«n
ber »erjmeifeltften ©eoenwebr mürben bie Greußen »oUfldn, «"! Äriah,*f »^fTung unter fernem £duptlmge bie
bia qefilaqen, benn bie »erroirruna ber au« bem Schlafe mty biir* ©ewobnbnt 9<grunbet unb bureb allgemeine tto
iBjSX'imS bie 25unfel eit machten jebc Urning »'"tgung bejtat.gt, a« burefi ©efefee georbnet mar. 3rt«
unter 'ibnen unmöglich. *uf ber £öb< i 25refa gelang 3 SrL^LU"
brnnoeb bem ÄÖnige, bei bem erflrn SagrSlicbte fein £eer in Abnberrn, »on welkem bie Uber leferung bte fr^1 S?
erfjlacbtorbnung ju fteUen. er jog ft} nun in mlflSUnt flW «torane« ablegte unb bemu« ibm finbltcbe Cr*
Crbnung aurücf ; aber mehr aU 100 Antonen blieben in ben }^ "fe^i,*™
pS7 ber öfrreieber, unb 9000 teufen maren tbeil« #, ßf" ®°le f^4" « ^/f"> ß^r b ^SJfS
faOen, tbdl« »ermunbet. Unter ben ©efaUenen waren grieb; ™$ ^x.^ttt fj* eben unb »iele ©heb« eine*
rtcft'8 3ugenbfreunb, ber ©eneral Äeitb, unb ein g>rinj eon 6ldniJubrimKm^ ^em f ^mbaufe g^icben pamen. ©e^
Bratmftbweig. unter ben Bermunbeten faß aUe ©enerale. J^^Äi? i"" «W^iffe «ne«
25er Äinia felbfl batte ft$ ben brabenb|len ©efa^ren au8* ©u^errn, »niubrert unb Sicbtert. 25ie jungen ?eute
qefefet Sie jmeite ©cblacbt, »on ber ^. 3<uge war, €ft w«en fem ©efolge auf ber Sagb urtb tm «nege. J5te
bie SAiflAt bei «auh7n7f b ^ 9*°!« Glanöerfaffung aber berubte mefentltd) auf ber ©e*
tnc w^iaiyv w u y c Ii wfl(^ ^ ^ j^duptling traft feine« (SrjlgeburWredbt* bes
i}ochlanö ^eift ber nfirbL 2heil ©c^ottlanb«, ber burc$ faj? unb bie burc^ 2ebnögere(6tfame ober gutSberrüc&e S?ie^»=
bie ©rampianberge oon bem SWteberlanbe getrennt wirb, ba« tergeroalt, bie ibr juroeilen em gefe^licbtä Änfel;en gaben,
meifl au* fruchtbarem #ügellanbe befielt. 3ene* ©renjgej nicht erweitert werben fonnte. Die pflichttreue ber ©lie»
btrge iß bureb biele 2b d ter unb ©cbiuchten gefpalten, »an ber eine« Clan« gegen ü)ren ^duptling war unvergdng*
welchen bie gr6fjten bte Seiten ber gluffe 2e»en, (Sarn, 2ap lieh unb fein 83erhdltuij3, feine Verpflichtung, wobureb fte
unb 2>ee finb. ÜÄebre anbete einginge »om 9cieber(anbe fonfi gebunben werben fonnten, burfte bem 55ienfle »ors
her aber waren urft»runglich fo wilb unb enge, bafj fü foß 8/Jbg<n werben, ben ba* ©tammbaupt foberte. 25er
unzugänglich waren, ehe fie burch Äunfi geiffnet würben. Häuptling war gewöhnlich Obereigenthümer be* gefammten
25iefe natürliche ©renjfcheibe, bie felbfl bie erobernben 916, ©tammgebiet« ober bc« größten 2b«t* beffelben, becb nicht
mer nubt uberfchritten, ifl eine ber |)aupturfachen, baß mit unbefcbra'nftem Gigenthum«rechte, ba er nur bie ©er,
bie Aochldnber Sahrhunberte lang in ihren ©irren unb ge, waltung be« ©emeinbegut« leitete, einen Slbeil be« beflen
fellfchaftlichen einrichtungen »on ben ^Bewohnern be« 9tte» 8anbeigenthum*, ber ihm befonber* jugewiefen war, ließ er
berlanbe* »erfchieben geblieben £nb. 3n ber ©rampianfette jn feinem Sortheil anbauen, ber übrige £bdl be*©efammt,
erheben ftcb mehre anfehnliche ©ipfel, bie, »on SBolfen be, eiaenthum* aber warb unter bie nahen Serwanbten be«
beeft ober in 9lebel eingehüllt, oft faum erfennbar finb, wdh* ©tammhoupte* ober bie Ttbfimmlinge eine« aemetnfchaftli,
renb ihr öbe« Änfeh« unb bie tiefen felfigen Winnen, »on $en ©tammt>ater* auf Idngere ober turjere Seit »erueben.
benen fte jem'ffen finb, ©puren jerfiörenber 9(aturgewalt jei, 25iefe Sanbe«anthei(e gaben ben i'ebn teuren ihren Unterhalt,
en. 9lur an ben tiefem Äbhdngen finbet man eine bunne würben aber nach einigen ©efchlecht«folgen )urucfgenommen,
" bbeefe, wo -fiüibcfraut wuchert unb {Raubvögel, weiße um nähere SBerwanbte ut belehnen, worauf bie Kbfömm,
G
|)afen unb ©chneehuhner wohnen ; weiter abwart*" aber itebt finge be* urfprünglichen ä3eftfter< unter bie ©emeinen jurücf,
man SBeiben mit jahlreicben ©chafheerben. 71m ?uße ber traten. 3uweilen erhielten aber auch jüngere »erwanbte be«
ÖebiTge öffnen ficb reijenbe 2'b^er, bon S^ergfhömen ge, ^duptling« einen antbeit auf ewige Seiten ober ererbten,
wdffert unb mit frönen ©een bebeett, zuweilen auch bewäU erheirateten ober erwarben ftch felbfl ein öefißthum. ©ie
bet eber jum ©etreibtbau benu^t. 25ie JBemohner be« «fwet), behielten bann ihren angeßammten Wang unb ßanben ge,
lanbrt gehören jum ©tamrn ber Äelten. ©ie fetbfJ nennen wöhnfich an ber ©pifce einer Unterabtheilung be« Stamme«,
ihr 8anb ©aelbach (©alenlanb) »ber Xtbanich. SBahrenb wiewol immer »on bem ©tammbaupte abhangig unb meifl
nach ber Bereinigung ber Weiche ber Rieten unb ©coten ihm jinäbar. 25i« ?ehnleute, bie bem ©tammbaupte ju,
(f. ©e^ottlanb) im 9. Sahrb. bie Bewohner be« SHieber» ndchfl flanben, bilbeten ben Qlanabel, unb eine geber auf
lanb* buro> ben Berfehr mit Cnglanb aumdlta ju höherer ber 2J?ü$e bejeichnete ihren Wang, ©ie jerftücfelten ü)«
©efittung gelangten, würben bie gefetlfcbafüichen Berhdlt, Xntbeile in fleinere Pachtungen, welche fie gegen geringen
«ukre. «on».« 8er. IL 50
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Hochland 31
3in? an ©emeine gaben, bie in bcr firengften TCb^ngtafflt
von ihnen (Tanten. AIS eS bei ber junebmrnben äJeoolfei
rung in ben engen 2hdlern kalb an Mitteln jum Unterhalte
fehlte, jogen bie jungen Söhne beS Glanabelä, bie friebliche
&cfchaftigungen »erachteten, bte tapferften Jünglinge an ftcb,
um Raubzüge gegen baS Slieberlanb ober feinblicfcte Stämme,
ju maßen. ©rwöbnlich würbe baö gjiel; ber geinbe weg*
getrieben. GS gab eine eigne (Slaffe verwegener Abenteurer,
bte man ju ben gefdhrlichften Unternehmungen gebrauchte,
unb in fpätern 3eiten warb eS gewöhnlich, fiel) »on ben
Kachbarn eine Abgabe für ben Sct)u(j gegen ^Munberungen
geben jn laffen. .päufjg gingen bie jungem JBerwanbten ber
Stammhaupter, um ihren unterhalt ju fueben, in frembe
ÄriegSbienfte, befonberö nach «Spanien unb ftranf reich/. ©0
blieben bie «^ochldnber fietS mit bem Äriegc befannt, unb
friegevifeben Sinn unb Verachtung ber Arbeit fanb man
felbft bei ben ©eringften im 83olfe. Die gelbarbeit würbe
ben Alten unb ben Sßeibern überladen. Der Sehmteb, welcher
SBaffen verfertigte, war ber angefebenffe .£>anbwerfer unb
gehörte ju bem vßauSftanbe jebeS StammbaupteS. Der
Häuptling unterfcfcteb fidb »on feinen Stammgenoffen nicht
burch ©law, im Anjuge ober im £au5wefen, fonbern nur
hurch zahlreiches GJcjoIge mtb öaiTfretheit. 3eber Stamms
hduptling hatte feinen £3 arten, ber bie 2 baten beö ©cfcf/lechto
unb einzelner SJtitglieber beffelben beftngen mußte. Der
Sänger ftanb in hohem Änfebcn. DaS Sirblingsinftrument
ber |>ochlänber war bie Sacfpfrife, beren Jlöne auch im
Äriege bie Jtampfluft werften. ÜRutr) unb greiheitSliebe,
Anbanglicbfert an »jjeimat unb hiuelirbe S3anbe, ©aftfreibett
unb $ang ju froher ©efelligfeit, unverzügliche Sreue ge*
gen bewiefeneö SJerrrauen waren ftets Gharafterjüge beS
£acbldnberö' unb finb bei allen Umwanblungen in ben Sit»
ten ein Grbtbeil beä SBolfS geblieben. 9tur unter ben SBor*
nehmen , bie jum 2 h e ii im AuSlanbe ihre SJüMmg erhielten,
waren gelehrte Äenntniffe verbreitet ; aber StoterlanbSgefchichtr,
Dicbtfunft unb SKufif waren Sieblingsunterhaltungen felbft
beö gemeinen SiolfS. 2Bic in ihren Sitten unterfejueben ftch
bie Xiorblaater »on anbern Sielfern auch butch eine 2radjt
»on altfelttfchem Urfprung, welche, bie freie Bewegung bei
günftigenb, für Ärieger, 3äger unb Birten bie bequemte
war. 25er Stoff ber hochlänbifcr)en bracht ift feit 3ahrhun:
berten berfelbe geblieben, ein wollenes" 3euch, juweilen mit
faummoUenem Giufcttlag, immer gewürfelt in bunten gar»
ben, in frühern Seiten gewöhnlich bunfelfarbtg, in fpätern
oft grell bunt, ber fogenannte SEartan. 3eber Stamm
hatte gewöhnlich feine eigne Ifarbenmifchung in bem 2ar*
tanmufter. Der .pauptthetl ber Jtleibung war bat Äilt, ein
faltiger Schur), ber btS auf baS Änie herabging. Ketter
unb alte Seine trugen juweilen eine Seinbefletbung , eine Art
von Strumpfhofen, SruiS genannt. Der furje fRod unb
bie Söcfte waren geftief t ober mit treffen befefct. DaS Cbeu
Reib war ein jwci Glien breites unb vier Glien langet Stücf
Äartan, baS ben Seib in breiten Saiten umgab, burch
einen ©ürtel feftgehalten warb, unten berabbing unb um
' bie linfe Schulter gejogen, ben rechten Arm freiließ. S3ei
Segen biente er aI6 9Rantel unb wenn beibe Arme frei fein
feilten, warb er auf ber iöruft mit einer ftlbernen Spange
befeftigt. SJorn hing eine große 2afrbe von 3>adiä= ober
BiegenfelL Gin Pölich nebft Keffer unb ©abel fteeften in
einer an ber Seite h<5ngenben Scheibe. 2Me SWü^e gehörte
4 Hochverratn
nothwenbig jum hwh^noif^en Anjuge, unb ftatt bcr gt,
bem, bem *Pui» ber Vornehmen, trugen @eringere einen
Strau6 von «öetbefTaut ober einen 3weta von Stedjpalmm.
Die Schuhe beßanben aufi tiefen üebrrftücfen, bie mit 9fio
men befeftigt waren. 3u ben SBaffen beö $ocf)lanbe$ ybim
ein Schwert, ein furjer Dolch, eine glinte, ein
^ifiolen unb ein Schilt, ober in (Ermangelung ber glitt»
eine lange 8atue jum >£>auen unb Stechen, bte Sochabetart
3n ben früheften Seiten gehorchten bie borhldnb. 6tmmi
hiupter etnheimifchen Surften, ben mächtigen .Oerrea ber j .:
fein, bie über alle wefil. Unfein unb einen großen Z^eil
be6 ^ochlanteS herrfchten, bis ^u Anfange beä 15. Zt&tl
biefed Snfelreich »on ten Äöntgen ScpottlantJ afcbiiij;,
würbe. Die Öeroalt ber fchot. Äontge im ^>ochlanbe renti
ieboch baburch wenig befeftigt unb bte Unruhen, bie Site
laut zerrütteten, waren ber Unabhängig feit ber booun:
X>äupt(inge fo günftig, baß fle, wdiircnt im Slubcrianbc tei
friegerifche ©eijt »erftel, im 17. 3ab>h. eine entfchitbern
Überlegenheit gewannen. Gütlich würben fte »on 6rommH
hart gr}ürhttgt, unb wahrenb bieferbad ©ebirge »on ^terhaa.
frn turchiiehen ließ, bie Schloff er ber Häuptlinge vertonte
unb 93efahungen tn mehre fcrter legte, jwang er bie wä,
bie SBBaflfen nteberjulegen. 9iach ber 2BieterbcrfieHung bei
•^aufeS Stuart, ju ber bie 2reue ber ^ochldnber oid
getragen hatte, würbe ben Stammhduptern taö »on
rvell aufgelegte 3och wtrbcr abgenommen unb bie erfüllen;
Glanverfaffung befeftigte fiefi wieber. AM aber tyre 2reu
gegen baö vertriebene Avnigohauß bie .f>r>cblänber 1715 fua
Aufftante »erleitete, würben ftrenge Maßregeln ergrif
©ewalt ber Stammhäupter über ihre £ehi>6icutc ju bef4r^
fen. Die Ablieferung aller SÖaffen würbe befohlen, bunhliu
legung »on r-antftrafen in ben ©ebirgen bai .peehl.v
bem iJctctcrlante »erbunben, unb fo ben Sonfchrittra fe:
©eftttung tie JBahn gebrochen. Die (Erbitterung, »eiche
bie Maßregeln ber {Regierung erregten, maebte bie ^>whMB:
ter be|to empfänglicher für bie Aufregungen, bie bn wt-
bannte Xönig&ftamm nicht fparte, unb fte fammelten fiö
willig unter ben gähnen be3 ^aufeS Stuart, aB ^
Gbuarb (f. b.) 1745 lanbete. 9farh bem unglfefGih™
Ausgange be* ÄampfS bob bie Regierung 1747 bie Glan
»erfaffung auf, liejj tie (Entwaffnung ber $ochlänb« n*
Strenge »oll^ieben unb »erbot felbft bte alte SUoIfSrraifit, M|
erjt 1782 förmlich wieber erlaubt würbe. Scttbem b*tW
biefe ilracht allmälig »erloren unb ift nur noch in f:n :r
©egenben, jeboch »ermifcht mit ber bracht ber ÜRiet
länber, unb nur unter bem niebern Bolfe no-^ «*"r
Sange nach ber Aufhebung ber Glaiwerfaffung tauertf "
©rgebenbeit be3 SJolfS gegen bie Stammhäup'ter noch N
aber allmälig hat ftch, befonter« feit bem Gnbe bei 1"
3ahrhv eine groß« äöeränbcrung h» ber Sinnesart M
länterS gebt it et, bie ftch >n ber Umgeftaltung ort
Sitten duftet te.
tjocljurrratl) (lat. perdoellio ober crimefl nwjwW»» 0
primo c«pite) ift baSjentge StaatS»erbrechen , welches HÜ*
nem Unterthan beS Staat« in ber Äbficht begangen Pj
teh Staat, taS Oberhaupt ober wefentliche einnjtog
beffelben *u »ernichten. SBBenngleich man ben ^xF
rath im AOaemeinen ju ben 2»ajeftätS»erbrechen }K VW'
pflegt, fo ijt er boch »on bem 2RaieftätS»erbrechen «■
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Hochverrat!! 395
Hochzeit
gern Sinne wo! ju untafcbeiben, inbem btefef Mo* WelBe*
leibigungen ber «pmfcherwürbe in fich begreift. Der 6od)»er*
ratb aber fann jum ©egenftanbe haben: 1) DaS Safe in
be* Staats fefbft, wtnn bie rrrbtSwibrige .panblung auf
Aufhebung beS 3wecfS irber bürgerlichen Vereinigung burtb
(Srrrgung »on JBürgerfrieaen unb Anfltften »on Aufruhr ober
auf serrtißung etneS bejhmmten Staats unb Unterwerfung
einzelner 2l?fite untrr eine frembe -pmfcbaft, auf AmTif*
tat feinblicbcr Überfälle unb Unterjlüfeung ber geinte (San*
beSüerrdtberei) gerietet ifl. DaS AuSwanbem ber Unter*
tbanrn unb bie Auffoberung bau ijl fein .podwrrratb, eben*
fo wenig baS Verlaufen von SSaaren an ben fteinb, wenn
e* gleid) unter UmfMnben ftrafbar werben fann. 2) 35 a 5
Staatsoberhaupt, wenn bie mit ber bc-cbflen ©ewalt
im Staate befleibete Herfen alS folcbe vernichtet ober ihre
Vernichtung vrrfud)t wirb, welches bureb 2öbrung, burd;
Entthronung ober burd) eine anbere .pantlung gefebeben
fann, bie ihr bie Ausübung ihrer ©ewalt unm6glic$ macht,
j. JB. bureb (Entführung, ©efangenbalten u. f. w. 3) Die
SBerfaffung, wenn bte ©runtgefelje be$ Staats ober ein*
jelner SSejlimmungen berfelben auf gewaltfamem SBrge auf*
gehoben werben. Von biefer Art, bie Vrrfajfung eineS
btaotS umjugejlalten , welche man Revolution nennt, ijl
bie 31 eform wobl ju unterfcr)eibcn, burch welche bie ©runb*
gefefce beS Staats ebenfalls umgeflaltet werben f innen, jeboet)
auf bem vom ©efefce felbjl vorgeschriebenen SBrge. Gine burd)*
au8 unflatthafte AuSbebnung beS VegriffS von «pocbvrrratb
i|l eS, wenn man bie Aufstellung »on äbeorien ober 2J?ei*
nungen, bie »on ber Üenbenj unb bem Svjlem ber Slegie*
rung abweichen, ober einen freimütigen Säbel bcjlehcnber
Verb4ltnifje ober einjelner SlegierungShanblungen jum >pocb*
»rrratb $u flempeln fuebt; felbjl eine aewaltfame SBibcrfeßung
gewn einjelne SiegierungSacte i|lfcin.pocb»rrratb, fonbern be*
grunbet erji ba$ Verbrechen beS AufjlanbeS unb SumultS. 9lur
gegen bie ^erfon beS #errfcherS fann «poebverratb begangen
werben, nicht aber gegen anbere ©lieber feiner Jamilie, e$
fei benn, baß j. JB. burd) Jöbtung beS emrigen 9lad)fo[gcr$
bie Ab|tcbt ber gänzlichen Umjlürjung ber SlcgicrungSform
flar am 2age liegt. Verbrechen gegen 9Jlinijler ober anbere
Liener beS Staatsoberhaupts fallen ntcr>t unter ben JBegriff
beS .£>ocb»erratbS. Aud) fann berfelbe nur »on einem An*
gehörigen bei Staats, gegen welken baS Verbrechen geriet*
tet ijl, nid)! aber »on einem gi ernten, welcher inbep beS*
halb niebt jlrafloS ijl, begangen werben. £a§ Söerbrecben
bei jiBürgerS, welcher bem Staate 2reue unb ©eborfam gc-
febworen bat, ijl naturlid) jhafbarer al6 baS eineö gremben,
we!d}er feine SJerpflicbtungen gegen ben (Staat bat. Gine
redjtSwibrige, auf äJernicbtung wefentlicber JBejlanb*
tbeile beS Staats gerichtete Hb ficht wirb jwar jum SBer*
brechen beS t&odwrrratbS auSbrücfiid) erfobert, allein bar*
auf, ob ber Sirrbrecber feinen äweef ganj ober theilweife er*
reid)t $at, fommt bei bem Segrijf beS >pod)»enatbS nichts
an, wenngleid) fich ber ©rab ber Strafbarfeit banad) be-
fiimmt. Mid) beim £ocb»erratb ijl ber bloße Süerfucb nid)t
fo fhafbar alS baS »ollenbete Verbrechen. 2>aS rem. Stecht
tfl infofern milber als bie heutige ^rariS, alS eS ba feine
Strafe »erhängt, wo burcbauS ade ^Wittel jur (Sneidjung
ber »erbreeberifeben Zb[id)t fehlen. 9lad) gemeinem Siechte
iß mit bem 3ufammenfaüen beS beutfeben Geichs auch her
Begriff be* fRt\$*1)od)*trTatf)i weggefatten; allem man
bat in neuem 3eiten in »erfd)iebene ©efe^bücber bafur bat
Verbrechen beS -p od)» errat h S gegen ben beutfeben
iß unb aufgenommen. 2)ie Strafe beS ^poebverrath« nad)
rem. Sfechte (bie In Jnlin rnnje-sfAtis tfl baS befanntrfle
©efe(j baruber), welches bie Carolina (f. vpafSgericbtS-
orbnung) bejldtigt h<»t* ifl h« 2obeSfrrafe, ßonffSca;
tton fimmtlid>er ©utrr, Verfluchung beS !JlamenS unb Gfjr=
lofigfeit ber S6hne beS ^och»err4ther3. J)ie neuern ©efeft*
büeher fennen inbef nur nod) bie STobeSflraft, bie übrigen
Strafen, welche auch frbon feit längerer 3eit außer Übung
gefommen waren, finb von aufgeflärten unb humanen 9?e>
gierungen abgefebafft worben. Gtcnfo wenig pflegt aud) heu*
tigeS Sage« nod) auf bie »olle Strafe mannt ju werben
bei einem gam entfernten Verfucbe ober bei ber bloßen Ver*
fchweigung unb unterlaffenen Verhinberuna beS Verbrechens.
2(ud> ijl bie Gbrlojigfeit, welche auf bie bloße Verwendung
für ben §3erbrecher gefegt war (weShalb ber gerid)tlid)e Ver*
tbeibiger eineS ^od)»erräther8 jletS erfl um befonbere (St*
laubmß naehfudjen mußte), weggefallen, wogegen inbeß bem
STbeilnebmer einer Verfdjwörung , wenn er biefelbe jeitig ge*
nug aujeigt, in ber Siegel Straflofigfeit unb felbjl JÖelotj-
nungen jugeü'chert finb. 3u ben fogenannten äöefonberbet:
ten bei ben StaatS»erbrecben gehört noch, baß in SlotbfdBen
ein fchnellereS Verfahren, aitßerorb entliehe ©erid^te, Gr-
ceptionS* unb ÄriegSgefefee, Stanbrecht u. f. w. eintreten
fönnrn. Saß aber ber Staat im 3uflanbe r>5dr>ffer 9lon) wi=
ber feine innern geinte ohne ade gerichtliche Unter*
fuc^ung fogleicb mit ber JBejhafung »erfahren bürfe, ffl
eine SBetjauptung, welche alle SlechrSficberheit aufhebt.
jEjodtffit (bie) begreift bie gefUid)feiten, welche bei Ver*
beirathung eines liebenben ^aarS gebräuchlich finb. ??a|l bei
oQen Völfern ijl rS üblich, ben Act, welcher jwei SRenfcben
in bie ndebjle Verbinbung, in ber Siegel furS ieben bringt,
fejllich ju begehen. Die ^frt ber bei ben »ergebenen Vol*
fern bei biefer ©elegenheit üblichen gejllicbfeiten ijl jetoch
nad) ben Knficbten, welche biefelben »on ber Gbe unb »on
bem Verhdltniß beS 2BeiteS jum ÜRanne b.tqtn, febr »er*
fchieben. ^[(terthümlicb ifl im Allgemeinen bte VorfleOung,
baß ber SRann in feinem SBeibe eine nügltcbe Dienerin be*
fifef / unb hierauf grüntet fich ber bei vielen Vilfern auch
jefct nod) herrfebenbe @ebraud>, baß ber SRann an bie %l-
tern ber grau für biefe eine gewiffe Summe jablen,
ober wol aud), wie g. JB. 3afoh tbat, um beS Saban 2od)^
ter gu erhalten, für bie grau bem Vater berfelben eine Seit
lang bienen muß. £Bei ben gebührten V&lfern tarn bage*
gen bie würbigere Anficht auf, baß bie <Sj)t eine auS gegen*
fritiger Siebe eingegangene Verbinbung fei, unb intern man
baS 23eib für gleichberechtigt wie ben ?0?ann anfab, gaben
bie Altern her grau vielmehr wo möglich eine üttitgift mit,
bamit fie bureb biefelbe auf ben Grwerb beS 9J?anneS einen ge
grünbeten Anfprud) gewinne. >p6chfl eigenthümlich war bie
Sitte ber Affprrr, nad) welcher bie febönen 2)Jätchen 6fent<
lieb an ben SKeiflbietenben verweigert würben unb baS auf
biefe SEBrife gelojle @e(b angewenbet würbe, um bie bäßti*
eben Seätcben mit einer AuSßruer an ben minbefrfobernben
2Rann ju bringen. — SöefonberS fefllicb begingen bie alten
©riechen, namentlich bie Athener, ihre Jfjocbjeiten. DitiBe*
50*
y Google
Werbung um ein SWdbcben gefc&ab bei ben Altern berfelben
unter Übeneicbung von ©cfcbenfen. Tim Sage vor ber Sier*
mdblung t'rfmitf ficfe baS Brautpaar eine Sode ob unb Wei*
bete biefeibe ben ©6ttern, beren Z&u\$ Sieuuermdblte em*
pfobfen waren. (SS würben jDpfertbiere gepachtet, beren
©aße man forgfältig entfernte unb auS beren Gingeweiben
bic 3ufunft beS ?>aarS propbejett warb. 3n feierlichem
gatfeljuge würbe bie Statut, welche bem Spanne eine SRit*
gift jubracbte, in baS $au$ beS Bräutigams gebracht unb
hier ftreute man Blumen unb Äornäbren auf baS Braut*
paar, bamit eS fruchtbar fei, unb verbrannte bie Bebfe be«
SBagenS, auf welchem bie Braut gefommen war, benn biefe
follte baS £auS nidu wieber vcrlaffen. ßö folgte ein geft*
mabl, unb barauf würbe baS $)aar in baS Brautgemacb ge*
bracht, wo ein Jtnabe bie gü&e ber Braut mit SBaffer au«
bem Üuell JCaUirrboe (b. b. ©ebönbrunn) wufd> unb Braut
unb Bräutigam einen ©ranatapfel ober eine Xluitte foeiften.
Die SRuttet übergibt bie Braut bem ßager, ber Bräutigam
lijl ihr ben ©ürtel unb braupen fingen Änaben unb 2Rdb--
cben £ocbjeitlicber. — Bei ben ©par tan er n war bie alter*
tbümlidje ©irte, bie grau ju rauben, ber gorm nad) bcibe*
halten worben, unb crfi nachbem ftd) ber Jüngling wieber*
holt heimlich auS bem mit ben tflterSgenoffen gemcinfamen
©cblafgemacb fortgefcblicbcn unb feine ©elicbte befucbt batte,
würbe bie feierliche $eimfübrung vorgenommen. — Bei ben
alten 8? Amern lag ber er)eltcr>en ©emeinfebaft eine Sterin*
fünft jwifeben bem SRanne unb bem SBater ber Braut ju
©runbe, wclrbe niebergefebrieben würbe. 3ugl«d) würbe bie
2Ritgift feftgcfefct, unb bie Braut wechselte mit bem Brduti*
gam dringe, worauf bie SBerlobung gefeiert würbe. 3Ran
unterfcr)ieb brei Hrten von SBerbriratbung, intern bie (rfje aud)
bann febon als eine gültige angefeben würbe, wenn bie grau
nur über ein 3abr ««" £aufe beS 3RanneS gelebt batte ober
wenn ber ledere bem Bater ber Braut biefe bureb Übergabe
eine« ©elbftücfS gleicbfam abgefauft batte. Beiweitem feiers
lieber war bie britte Urt ber JBerbeiratbung. (SS würben
feßliebe Cpfer gebraut, bie £aare ber JBraut würben jur
erirmerung an ben Staub ber ©abincrinnen mit einer 2anje
nad; 2Ratronenart geseilt. 2Ran wählte gewifftnbaft einen
Sag jur $eimfübrung auS, an welchem feine b6fe Borbe*
beutung Unheil verfunbete. Drei Änaben, beren bette TtU
tern noch am geben waren, führten ÄbenbS bei gacfelfcbnn
bie JBraut, welche eine ©ntnbinbe mit einem Blumenfranj
trug unb mit einem feuerfarbenen ©cblcier verbüßt würbe,
auS bem dlterlicben #aufe in baS beS Bräutigams. £ier
erbielt fte bie ©cblüffel beS £aufeS nebft einem ©pinnroefen
unb berührte mit bem Bräutigam geuer unt ffiaffer. ^ier«
auf wurte jum ©afrmabl gef djritten unb wdbrenb bie s.l\'a-
tronen tie 9?eut»ermdblten tnS JBrantgcmacr) führten, fangen
bie Jungfrauen |>ocb}eitgefdnge unb bie Jtnaben ftimmten
leichtfertige iitin an. Die £o<r)jeitgd|re erhielten fleine
©efebenfe unb am folgcnben Sage würbe nod> ein Sfacfej
feft gehalten.
Jöei ben alten .^ebrdern batte bie @he jwar burd)
bie SB orte ©otteS: „Seit fruchtbar unt mehret euch" eine
religio1 fe 2Beibe erhalten, tod) fchetnt baS *£>ocb$eitfefi nur
weltlicher 3frt gewefen ju fein. 2>ie JBraut wurte feierlich
eingeholt unt barm wnrten mehre Sage bmtereinanter ©a|li
mahle im #aufe ber ^euoermdhlten gehalten. Dabei er*
febienen bie jungen (Seeleute befrdnjt. Siacft bem «Wahle
würben btefetben feierlich in« JBrautgemad) gefettet. S5et be »
Jehrden», wie bei faft allen äDrientalen, würbe eine hotje
SBichtigfett barauf gelegt, baß bie JBraut atä Jungfrau bem
JBrduttgam übergeben würbe. Die jefeigen 3 üben hei.
ratben fo jung alt m6alich. ÜRacb ber feierlichen SBerlobung
erhdlt bie JBraut ber Siegel nach vom JBrdutigam eine SRors
gengabe. Die .£>odr,dt wirb gewöhnlich Mittwochs ober %xtu
tag« abgehalten. Zm Sorabenbe wirb bie JBraut von ihren
greunbinnen gebabet unb am «^ochieittage fifecn JBraut unb
JBrdutigam unter einem Sbronbimmel, t>on einem großen
febwarjen Schleier umgeben unb ben 5topf mit einem fchwars
itn Suche bebeeft. ©ie trinfen au$ einer 2dx;l-: SBein, ber
ihnen unter Sobpreifung ©otteS gereicht wirb; ber JBrdutt;
gam jletft ber JBraut oor 3eugcn einen Sttng an. ber <Zbe-.
contract wirb »erlefen unb gelobt, rt werben ©ebete gefpro*
eben, worauf bie ßbeleute nochmals SBein trinfen unb ber
JBecber bann an ber (Srbe jerfchmettert wirb, ©aflmabl,
Sauj unb Abführung ber JBraut in baS JBrautgemach ba
fchltef,en baS gejl.
Die SRohammebaner haben jwat bie ffrlaubntf, vier
rechtmäßige grauen beirathert ju bürfen, boch hat feiten ein
QRann mehr als eine, wegen ber Jtoflfpieligfeit mehrer grauen.
Crinc religi6fe geier ifl mit ben ^ochjeitfeitlichfeiten nicht t?cr--
fnupft. JBei ben Sürfen wirb bie Cr hc noch burch Jtauf
atgefchloffen, gewöhnlich in golge eines jwifchen ben Sier-
wanbteu ber {Brautleute eingegangenen Vertrags. Äuf ei*
nem ^)ferbe wirb bie JBraut orrfchleiert in baS Jg>auS beS
JBrdutigamS gebracht. ^>ier herrfcht greube, eine ©cfcll--
febaft »on Scannern unb grauen, welche jeboch »oneinanter
abgefonbert ftnb, wirb bewirthet, wdbrenb im J^aufe her
Altern ber JBraut Srauer unb £lage wie um eine Serfror--
bene ifr. SBahrenb ber Surfe feine JBraut vor ber ipocbjeit
feiten ober gar nicht ju fehen befommt, fucht ber ata ber
biefeibe unter JBegünfligung ihrer SBerwanbten, ehe er um
fte wirbt, entfchleiert ju belaufchen. Nachher wirb ber Aauf*
contract gefchloffen, unb am £>och)eittage werben JBraut unb
JBrdutigam gebabet unb aefchmürft; SRdnncr unb grauen
»erfammeln ftch, jebeS ©efchtecht für fub, ju Scbmaufereien.
2lbenbS enblicb füh"« SRatronen bie JBraut in baS %ttt beS
JBrdutigamS, fchweigenb empfängt biefer bie JBraut, welche
fich oor ihm neiat. (rr brüeft ihr ein ©elbjlucf auf bie
©tirn unb trägt fie, nachbem biefe ßeremonie p<h breimal
wieberholt hat, enblicb in baS innere 3elt. JBei tett Be»
buinen raubt ber JBrdutigam bie JBraut in Begleitung
feiner greunbe, welche fämmtlicb mit ©tiefen bewaffnet ftnb,
wäbmtb bie ©efpielinnen ber Braut biefe vergeblich ju wr*
theibigen fueben. — Bei ben Brahmanen in Snbien wht
jwifcr.cn ben Brautleuten als ©innbilb ber Siebe ein geuer
angejünbet, fobann werben Beibe mit einer feitenen ©<hnur
umwrtnten, alö 3eicbcn ber Unjertrennlicbfett, unb jwifchrn
ihnen liegt ein jufammengefalteteS Such, als ©mnbtt>, baf
vor ber cbclicricit Jücrbintung feine ©emeinfebaft unter üjntn
flattfinbcn türfe. — 3n ßbina fennt ber Brdtrtigtun bie
Braut vor ber ^oebjert nur auS ben Beitreibungen, welche
thm bie JBerwanbten von ihr gegeben haben, (fr fauft jte
ihren Altern ab unb fte wirb ihm bann unter feffichem
f»runf bei ftatfclfcbein unb 3imbelflang in einem verfcbloffe;
nen Sragfejfel jugeführt. 9cocb ift fte vermummt unb trji,
nachbem ca$ 3J?ahl vorüber, enthüllt fie ber- Bräutigam d*
lern in einem wti mc v j^3flt^ ob^y iv^f^m wuw flueb äOc
Hof
©äffe etagdoben, bi« Braut in Bugenfcbeirt nt nehmen unb tunge SSraut öu§. 3n biefec ^etnlic^ett ©hmbe jeigt uit.
tiefe fyrt$tn («ut unb ungenirt r-ob unb äabet üb» bie ferc 2fbbilbung bte d?mcf. JBraut, bcc große #ut unb ber
Schiefer, weidet fte oerftecften, liegen am ©oben, unb ber
JBrautigam botcfct auf bie (Somplimente, bte feiner Jöraut
eben gejagt »erben. — 3« feljt &>btm Enfehen ftebt bic
Cfbe bei ben Warfen ober Feueranbetern. Reinigungen unb
geftgelage geben bet Trauung torauS, welche bureb ben
sPriejIer »olljogen wirb, unb bet ber jum Stieben ber gru(b>
barfeit bat junge Waat mit JKei§ be|freut wirb. <5in feft»
lieber 3ug, bet gjacfeln unb 3J<uftf, unter ©clcitung bet
iubetnben jteunbe, befcbließt ba$ gefl — JDt'e ^oebjeitfeiers
liebfetten ber roben, fogenannten wilben Sölfer ftnb ebenfo
mannitbfaUig, roie biefe S36[fer felb|T, unb im Allgemeinen
fann man aui ber SEBichtigfeit, welche biefelben auf biefe
Sejllicb feiten legen, auf bie ^>6r>e be5 ßulturjuflanbe«, web
eben fte einnebmen, fcblieüen.
Sei ben 6tjri(Jen ift bie wefeTttlfcbe JBebingung einer
gefeft&ben <?be bie förmliche Srauung (f. b.), unb unter
4>ocbjrit vergebt man häufig nur bie wiUfürlitben, oft aber
bureb ^erfommen geregelten roeltlicben Vergnügungen , bte
man mit ber Stauung ju cerbinben pflegt
j^af (als SJfeteor) b«ift ein r>eller, juroeiten farbiger
Sfing, welcher unter gereiften Stotel tniffen um bie Sonne
ober ben, SBfonb erfebeint. Oft fiub aueb mebre folebe JRinge
»orbanben nnb man bat biefelben von allen ©rößen beob«
üebttt €>ie erfebeinen nur bann, wenn bie 'Ktmcfyt)än mit
bunnen, gleichförmig »ertbeRten j)ün|ten erfüllt t|t, benn bfe
alfo ©etbümtfen Dunfh finb bie Urfacbe ber ganjen €rf«hefr
nung. ^»ienson fann man Per) fogtetcr) überzeugen, wenn
man eine reine ©laßfcbeibe (eiebt anbauet unb bann buref;
biefelbe ein 8icbt betrachtet. <&$ legen fteb bureb ba5 Xn«
bauten feine £unftbl5Scben an bie ©taSfcbeibe unb baS
Siebt erfebeint, bureb biefelbe betrachtet, mit einem farbigen
$ofe umgeben. Ua wir bureb bie Ätmofobdre bie teuer;»
tenbe<2>omte feben, fo wirb bei tiefer eine entfyrecbenbe C?r»
fcheinung auftreten müffen, fobalb feine, gleichmäßig wer*
tbeilte SunjlbletSehen jene erfüllen. STfan unterfeheibet eon
ben fleinen £öfen bie großen, welche bauftg au8 meb=
ren einanber burebfebnetbenben Jtreifen begeben unb von ber
Grfcbeinung t?on 9ccbenfonnen ober 9tebenmonben begleitet
ju fein Pflegen. £iefe Scebenfbnnen treten ba auf, wo
jroei ber erwähnten Areife fieb fchneiben. iTOan leitet bie
großen £>6fe »on ben ju fleinen ©Snabeln gefrorenen, bie
cuft erfuHenben fünften ab. Die Sbbft um ben 2Rcmb
pflegen unfehtinbarer ju fein at5 bie i>6fe um bie Sumte.
'Äucr; um bie Süenuä tjat man farbige $6fe beobachtet.
flof bejeicbnet urforüngfieb jeben umfriebigfen fttftfc
namentlich einen folebert, ber fich bei ©ebüuben beftnbet unb
gleichfam eine Erweiterung berfelben bittet. 3n übertrage*
ner SJebeutung bat man bann bie ©efammtbeit alles 2W>
ftn, waS mit einem folcben ^)ofe in neuerer ober entfernte»
rer {Begebung fleht, £of genannt. @o j. SB. beißt" bte
Jrobnbtenjfe, xotl(S)t auf bem #errenbofe »on ben S3auetn
ju leiflen ftnb, ^rofebienfle, ba* »erjeiebnif berfelben
Hof
unb btc $6rigrn, welche fte ju reiften Ratten, ^ofbueb,
tai 3nventarium eineS SSouernboB .f) o f b u c^> u. f. w.
SQor^ugöYvetfe beißt ^>of aber bie gefammte Umgebung eines
regierenben dürften unb ber SRitgiieber fein« gamtüe, fo*
wie man bie ju bemfelben geb6rigen ^erfonen als Gefammt*
beit ben £offtaat nennt. Aue einzelne biefer $erfonen
werben bureb 33eifebung beS SBorteö |>of ju ihrem Aratfc
ober Cbrentitel auSgejeichner. Auch oft in gar feiner bi*
reden SBcrbinbung mit bem $of< fle^enbert Anftalten, jtünfb
lern unb J^aribwcrfern wirb baS SBort £of als ebrenbe
SSe^eicbnung jugegeben, j. 8$. £ofapotbefc, &offattler
u. f. w. Sie Gefammtbeit ber Kegeln, welche befitmmen,
waS bei ^»offeflen unb überhaupt bei allem Auftreten bei
Sgote für an|tänbig gilt, fon>o( in JBejug auf .Rleibung
(^ofÜcibung) alS ^Benehmen, unb auf beren JBeobacb«
tung (heng gehalten wirb, beißt bie $ofetitette, baS
■ftofeeremontel. Die $ofetifette »« ebemaiö, wo man
auf baS Außere mebr gab als gegenwärtig , nod) viel ftren>
ger als iefct unb würbe mitunter, wie j. re. am fpan. 4?ofe,
forool für bie Surften wie für alle [ich ihnen Stabenbe jum
lüftigften 3wange. Tic feinen, nicht grabe gefoberten,
aber ftiöfchweigenb eingeführten, bei £ofe üblichen Kegeln
für baS SBenebmen bilben ben £ofton, bie £offitte.
(Sine iJeit lang bebiente man fieb an ben gefeit jur <5onver»
fatiett lieber einer auSlänbifcben Sprache als ber vaterlän»
bifeben, namentlich war bei ben meinen £flfen bie franj.
Sprache auf tiefe ©eife als 4j>offpraä)e eingeführt. Koch,
jefct gilt e$ im Allgemeinen an ben meiften §b\tn alS Kegel,
baff ju ben ehrenvollem Stellungen im Qofftaatt nur Abelige
»ugelaffen werben. Die Urfacbe biervon war urfprünglich, baß
früher bie Abeligen aUcrbingS vorzüglich burch gefelifchaft»
liebe iöiibung fieb aufzeichneten, fowie im SBefifj eineS tjimti--
cfcenben SBermogenS unb freier Seit waren, um ftdj bem {)of<
leben, welches ÖJeibeS erfobert, wibmen ju (innen. Auch
ging man von ber Anficht auS, baß eS ber SSürbc beS §ür*
ften gemäß fei, nur von Denen umgeben unb bebient ja
werben , welche als bie Bornebmften im SBolfe anerfannt wo*
ren. Alle Diejenigen, welche nacb ihrem Kange in ber bür*
gediehen ©efcUfcbaft berechtigt finb, bei ^ofe ju erfebeinen,
werben hoffähig genannt. Außer ben Abeltgen gehören
Sien hoffähigen ^erfonen bie biSbern ©eiftlitben, alle JDf»
iere, bie vornehmen fürftlicben ^Beamten unb au Ja ejci eb-
nete ©elebrte unb Jtünftler, bie leejtem ieboeb nur au5>
nabmSwcifc. An verfrhiebenen #6fen b^feben t)icTÜbec »er*
febiebene Kegeln, welche in ber Aoforbnung, wp auch,
bie Kangfolge ber hoffähigen ytX]ontn feftgefe^t ijl, ange»
geben finb. 3n Kußlanb wirb baS Kecht, bei ^)ofe ju er»
febeinen, nur burch ben Kang, niebt aber bureb bie Geburt
ertiicilt. 3u ben ^offefien, trelcbe fehr »erfdjietcner Art
finb, gcl;ören namentlich bie Gau ren, in benen ber Surft,
»on feinem Jgwfflaate umgeben, fieb grembe »orflellen läßt,
Gratulationen annimmt u. f. w. Der Drt, wo fitb ber
Surft mit feinem {>ofe aufhält, wirb mit einem veralteten
SQorte baS ^oflager genannt.
SBaä nun bie innere Gmricbtung be» ^>offiaatc3, bie
SBejeidjnung unb Certbeilung ber ^ofämtcr betrifft, fo
berrfeben bei ben oerfebiebenen ^öfen fet)r verfebiebene @üu
rieb tun gen. Die angefebenften ber £of beamtet finb: bec
ßberljofmeifter, roeldjcr bie ^offefle anorbnet, auf öeob:
aebtung ber ^ofetifette bält unb bem #offtaate beo gürften
Hofer
ebenfo vorfiel) t, wie bie Cberljofmeifterin bem ^offtaafe
ber Sürfttn; ber Obertämmerer, welcher ben Dienfl um
bie $erfon bcS Surften beauffidjtigt; bei jpberbofmar
fchall, welcher bie jDberaufjtcbt über bie )&(onomie, ba?
4?au6wefen, Jtüdie, Äelkr u. f. W. bat; ber jDbcrftall-
meifler, ber JDberbofiägermcifter u. a. 3ur ©efci;
fdjaft fcergürftin bienen bie 4i>ofbamen, Cbrenbamen,
o ffrä it lein Die Jtammerberren, welche fieb bureb
jwei golbene Änopfe über bem redbten Kocffcboße auSjcitfc»
nen, an welche fle im Dienfl eine Schleife mit einem gol
benen Scblüffel befeftigeti, finb bie vomebmfien Diener unt
jugleid) bie ©efellfcbafter be5 Surften. Der Eitel Äam.
merberr wirb jeboeb au<b ald bloßer Gbrentitel ertbc; :
Äammerjunfer, a^ofjunfer unb ^)agen (f. b.) ftnö
auf bie jtammerberren folgenbe abclige Diener be3 gürfi<:r
Sur bie niebrigern Dienftleijtungen finb (bürgerliche) jtam-
merbiener, Äammerfrauen, Jg>ofla(aten u. f. n
angeftcllt. Die vomebmfien ^jofamter finb in neuerer 3eir
Äbnüd) wie ebemalä bie Grhämter (f. b.) beä beutfebtn
KeicbeS, oon verfchiebenen gürften an einzelne angefebc
Samtlien alöSebn übertragen worben, unb tS gibt auf ti.
Säieife Grboberbofmcifler, grbmarfdjällc u. f. w., boeb bei
richten biefelben ben Dienfl in ber Kegel nicht, fonbern n
ben ihnen gibt eo noeb wirflitbe Dberbofmeifler u. f. ». —
4>ofgericbte beißen in einigen Qtaattn bie obern Sonbe.
gerid)te. — - ^ofs unb ©taatsfan jler ifl ber J&t;
welchen in £)fheicb ber erfle, bad ganjc iÖciniilcriuin leite
SRinifler führt. 3n Greußen führte ber Surft f>arbc
berg (f. b.) biefeu Eitel. — £ofratb, KeichSho-
ratt) Ijicß fonfi ein Kollegium $ur Scratbung ber Keg..
rung6angelegenheiten. (Solche ßoUcgiett würben feit r
16. 3nbrr). in Deutfchlanb eingeführt unb geftaltetcn
allmalig )U obern Gerichten um. Refrath ifl auch ei
©brentttel, ber »erbienten Seamten unb Gelehrten ertb-:
wirb unb ber in ben verfchiebenen Staaten in verfebie*.
nem Anfeben (tel)t.
fjofer (Anbreaä), genannt ber Sanbwirtb, war bei
braoe Eiroler, welcher feine JJanböleute in bem Ai;,v:
1809 anfübrte, ju ben biefelben fieb flu8 Anf>ängltcbfeit
baS öilr. jtaiferbauS unb jur Sebauptung ihrer Sreibeit er
boben r)atten. war 1767 in einem 23irt(j5baufe , N:
@anb genannt, ju @t. = geonarb im ^affeverthale gebore :
worben unb hatte nachmaß bie SBirtbfcbaft felbft überne::
men. ©ebon in ben frubern Äämpfen gegen bic Sranj.
batte ft'cb ^. bureb Patriotismus ausgezeichnet. Seit 1809
war EU ol (f. b.) an Jöaiera abgetreten, aber mit treuer
Siebe hingen bie Eiroler unb namentlich auch £. an öftrci.1
unb als f«cb 180Ö AuSficbt ju neuem Äampfc ibfrreicbS mä
Sranfreicb barbot, fam eine Anjafcl tiroler Abgeorbnet.
unter üjnen Jg)., nach fflien, um mit bem (frjbftjoge 3,-
bann wegen eines AufftanbeS in Eirol für bie Sache £fr
reicbS ju verbanbeln. SBirflict) würbe auch ein iftr. ötaat-
beamter beauftragt, ben Aufflanb ju leiten. Der jtriej
brach öu«/ Eirol war fo gut wie frei, als, wabrenb t
Sranjofen gegen 2Bten vorbrangen, bie JBaiern in Eirol ein.
fielen, eS verbeerten unb bie 6(tr. Eruppen fammt ben Jtru
gern EirolS nach bem SSrenner brängten. ^>ier erfeb r
auch «&• unb (teilte fleh an bie Spi&e neuer Unternebmu
gen, bei benen ihn bie JSegeifterung feiner SanbSleute un-
Hofer
3M
floffmann
icrfiu^te. £>ie Sötern »würben wieberrjolt gefcbjagcn unb
»nufjten Jlirol räumen; ba würben bie «tiroler im btfirn
oiegeStouf burch bie Racbricbt gebetnmt, baß nach einem
nbgefdjtoffenen SBaffenßillftattbe «tirol von ben nocb in tbm
fie&enben öfir. Struppen verlaffen »erben foHte. SDa« 8anb,
won £|rreidj> verlaffen, fiel in bie £anbe feiner geinbe, AW
lei fcbien verloren unb Sr>. verbarg ficrj, um ben Verfolgern
SU entgegen, in eine Jpot>le bed g>affevertf>altf. AIS aber
bie fc*ge beä SSaterlanbe«, ber fid) Dinner »tue ©peefba»
djet, %)tter "Kanct unb bec Kapujiner Soacfcim J§a«pinger
begeifert Annahmen, burd) in ehre ben Seinben beigebrachte
flteberlagcn roieber Hoffnungen 9?aum gab, trat auch £>. wie»
tet auf unb übernabm nun ben Oberbefehl. (?r beftegte bie
graruofen, oertrieb ben STOarfdjaD fcefebvrt mit feinem £eere
auf «tirol unb leitete bie Angelegenheiten beffetben bis jum
»wiener ^rieben. Sefet aller ^pulfe entbeljrenb unb von ben
mächtigen geinben von allen leiten umbrängt, mußte bet
fübne SRann Anfang« 9(ov. 1809 bie Crfldrung feiner Un>
ttratrfung an ben Bicefönig von 3talien abgeben. (St ver*
fdmtabte bie glucr/t nadj frftreier) unb bjelt fid) in einet AT*
peabütte im f>affevr verborgen. Seibei ließ er fid; im 9lov.
burdb falfdje, übertriebene 9cndiriditen verleiten, nodjjmaW
bie SB äffen ju ergreifen; er würbe nun als ^oebwerrätber
betrachtet unb bie Jranjofcrt fuebtert feiner babbaft ju wer«
ben. XJon einem treutofen Jreunbe verraten, tarn er am
20. San. 1810 in bie £anbe berfelben. <5r warb nadj
SRantua gebraut, vor ein Kriegsgericht geflellt, jum «tobe
verurteilt unb am 20. gebr. 1810 ju ÜRantua erfo)offen.
2>cr öftr. Kaifet hotte ihn nicht retten fönnen, aber er ehrte
fein Anbenfen, inbtm er 1819 Familie in ben Abel«
flanb er&ob, ibr bie verlorenen ®uter erfe(»te unb 1834 eine
SJJarmorbilbfaule beS r;e(benmütr)igen 9)?anne$, wie vor(te»
benbe Abbilbung jeigt, ju SnnSbrucf in ber granjiäfaner«
tirrbe neben bem ©rabmal Jtoifer SRarimilian 1. aufrieb«
ten lieg.
ijoffmann (griebr.), ein berühmter Arjt, würbe 1660
ju Jpiille a. b. Saale geboren, fiubirte ju 3ena unb ßrrfurt,
jeidjncte fid.) alö praftifeber Arjt unb als tShernifcr auö unb
würbe bei ßrricfciung ber Univerfität #alle 1693 erffer 9>ro*
feffor berfelben. hierher febrte er aud> jurüd, naebbem er
1709—12 bie Stelle eine« fön. EeibarjteS in »Berlin befleu
bet fyütte, unb lehrte mit groß em »Beifall bis an feinen «tob
1742. Qx fdprieb mehre ausgezeichnete SScrfe unb erfanb
bie äufammenfefcung werfebiebener OTebicamcnte, unter benen
bie £offmann'fcr;en «tropfen unb ber £offmann'fcbe
gebenöbalfam einen großen 97uf erhalten haben. «Dabei
hegte er bie Überzeugung, baß einfache ßebenSart unb in
vorfommenben galten bie gehörige Anwenbung fogenanntec
^auSmittel am wirffamftcti jur Erhaltung ber ©efunbbeit
bienten; pflegte ivobl auch ju fagen: ,,Senn man gefunb
bleiben roill, muß man SRebicin unb Arjte meiben!"
ijoffmann ((frnjr ilhwbor Amabeu«, eigentlid; Qxnft
«thtob. SBilfj.), ein beliebter beutfdjcr ©djriftfieller, roirb bau*
fig Catlot genannt, rveil er 1814 ,,^>r;antafieflü<fe in (iau
Iot'8 ÜRanier" herausgab, in benen er Figuren auftreten ließ,
n>eld;c AhnlicbFcit mit ben frorjenbiiff fomifeben Sigurd' be»
SDtalerS Gallo t garten. ^»., geb. ju Königsberg in Greußen
1776, voar ein 3Rann von ben vielfcitia(ien «talenten ; er
war nid;t nur ©cJjriftjl eller, fonbern aua; ätidmer, augge^
jeidjneter 9Jfufifer unb (Eomponifl, foroie tüchtiger 3urifl.
9(ad;bem er in Königsberg bie Äecbtäroifftnfd)flftcn flubirt
hatte, trat er in @taate>bien|le unb würbe 1802 ^Regierung«*
ratb in Vploct unb 1803 in äBarfd;au, verlor aber tiefe An«
fleHung burdj ben 1806 erfolgten ßinmarfd; ber rTwnjofen.
hierauf mar er erfi in »Bamberg, bann in £rc$ben unb
8eip jig Sßufifbirectov beim ^beater, geriet!; aber abrocd;felnb
in bie traurigfien Sagen. Cnblid; tarn er roieber ju einer
gefidjerten (Stellung, inbem er 1816 atS 9?atf) beim Kam»
mergeriebt in JBerlin angejlellt würbe, wo er 1822 an tu
ner böd>ft fcf;merjhaftcn Äranfheit, aber bis jum legten Au»
genblicf eine betvunbeTungäwürbige ©tijieSrraft bwa^renb,
ftarb. & erfüllte treu bie ^flicfeten fetneS SerufS unb fanb
babei no<r) 5Kuße ju einer großen Anjafjl von ©ebriften.
©eine 8eben$crt war r;öcbfr unregelmißtg. Sion 9?atur mit
bem lebhafteren (beiße auSgefiattet, regte er fid; nocb ge;
waltfam bureb ©ein auf. 3" feinen ©ebrtfren fjcrrfcJjt eine
wufte, grelle unb üppig nid;e 9>bantafic; eigcnrbümlicr; finb
ibm bie gefpen(ierhaft»pr;antafiifcben ©tfraltcn, burd; weldje
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Hofnarren 4
er feine Sefer ju fpannen unb aufzuregen weif. 3ur rubi»
gen, ma&rbaft fcfc&nen Sarfteüung bat er c5 niemals gebracht.
3lu§aabtn feiner Schriften finb ju JBerlin unb Stuttgart
(1829 fg.) erftbienen.
jjofnarrrn »aren ©paßmac&er, welche nact) benJtreuj*
jugeu an ben £6fen ber Surften unb von reiben unb vor»
nejjmen Herren geilten mürben, ©ie mürben aucr) luftige
ober furjmetltge Stdtbe, X ifa)rd t b e, ©cbalfönar»
ren genannt unb maren von febr vergebener JBefcbaffen»
beit. SbeilS na m lieb nahm man verfriippelte, miigefialtete
äJtcnfcben, 3merge, JBucflige unb beral. ju Hofnarren,
welche man lächerlich, aufpufcte, tt>eitÖ befleibeten biefe ©teile
spojfenreijjer ber gröbften äxt, melcf/e bureb ©rimaffen, üt>»
O Hofnarren
ten unb plumpe ©pÄfje ergöfeten, rbeil« halb tw$nf"mi$t,
aber gutmütige Wengen, roelche mit fta? fpafien lieta
aber alle SBerfyaltnijTe von ibrem verrueften ©tanbpunftc
anfallen unb befebreafeten, tbcilä enblicb roirflicb getfhttc^e unb
tvibjge £&pfe, reelle bie Starrenmiene nur annahmen, im
lauter, ungenirter, beipenber bie 2Babrbeit fagen i.u tinfa
Die Marren Ratten ba* Privilegium, 7LUt& ju reben, Ml
ibnen einfiel, unb ni$t feiten benu&ten fie bafTefte, um |
ren Herren auf mifcige SSeife Sßabrbeiten ju fagen, bie i<
ber 'Änbere nict>t wagte aussprechen. &od? »urbtri \
auch oiel mit Starten gepeinigt unb ihr §txt bebatbelte üt
ganj al§ Seibeigne, lieg fie rool aueb, wenn fite gor ju m
verfcbdmt mürben, au$peitfcf>en. 2fuf bem gefdporenen Jen
trugen bie Hofnarren eine eigentümliche Äappe, bie
%% e •» e n f n.
renfappe, auch Äogel, ©ugel genannt von bem tat
cacaltu, b. b. itucfut £>iefe runbe Jtopfbebecfung mar
ebemal* allgemein ©itte unb jum Hbjeie&en mürben ben
Marren (ffelSor>ren unb ein #aljnenfamm an biefelbe gefegt,
früher maren auch bie ©cbelicn an ben Jtlcibern allgemein
getragen morben, meldte bie Starren fpdter a(6 eiaentbümli«
dien $ufc trugen. Sie Etappe, ber grofje Jpal£f ragen ber
tofnarren unb anbere Sbeilc ihrer Jtleibung mürben mit
cbeHen befefct. Sie Sßaffe be« Hofnarren bilbete ber
Starren! olben (franj. marotte), ju bem vielleicht ur<
fprüngüd; bie noch jefet unter bem Stamen Starrentolben,
Starrenfcepter ober Stofcrfolben befannte ©umpfpflanje mit
I a i l e t t e.
bitten Äotben genommen mürbe, bii fie fpÜer
©eftalt einer $erculeöf etile gemacht mürben. *u*.
man jierlicb gefcbnifcte Siarrenfcepter in folbenfirmig« 6*'
ftalt, melcbe oben mit einem Starrenfopfe gejiert rourfcen- -
Unfere abbilbungen »eigen ben ju feiner 3<it berub_ß'(
&be venin, ben £ofnanren beS grofien JUffert *«" '•'
unb Gailette, ben Hofnarren be« franj. JU«i*
mig XII. ©in nicht meniger berühmter Hofnarr »ar*»«111
Starr ober JtlauS von S?an|täbt am Jbofe be* f«W- *J|
fürften griebrict» beä SBeifen, beffen ©cfrmanfc 2?JJ
Srucf befannt gemalt mürben, ©egen ba* Unroefen, i-
$e* mit ben Hofnarren getrieben mürbe, inbem feg« wcr
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Hogarth toi Hograitb
Ui fd)(e#te ©efinbet von ber Slarrbeit gleicbfam ^roftfnon würbe 1698 ju Bonbon als bei (Sobrt eine? amen
machte, eiferten mebrmal« bie ffietc&Stage. SWt 3"nabme <5d)u((ef)rer§ geboren. Slaajbem er feine gebrjeit bei einem
ber Jöilbung gegen Anfang be§ 18. üfrfyify. famen bie .§of» ©ifberarbeiter überjhmben, befestigte er ßdj eifrig mit
narren aüfoiiltg von fetbjt ab. äciefmen, ju roelcbem er fct>on in frübefler 3ugenb unge;
rpöljniidic Anlagen rernthen hotte. 3uglei(fe. fudjte er fid?
fjogartl) (SBitliam), ber. burd? feine wiegen 3eicbnun* bureb ■Stechen »on 3Bappen, £itelfupfer ju iBüdiem unb
gen berühmt geworbene engl 9Haler unb Äupferftcdjer, burd? $ortrairma(en fein Sir et ju oerbienen. Cft »er^eira:
1
üSiUxr.aciw.ieer. IT.
Google
Hobe 4<
tbete fich 1730 tntb trat t>on nun an mit fetbftänbigen
Schonungen auf. Et fteHte fiep bis Äufgabe tuvdj Silber,
in bentn bie mannid;faltiaften (Struppen auftreten unb in
benen auch bie fleinflen, jebeinber gennafugtsflen 3üge »oU
ler SBi& unb tiefer 83ebeuturt3 finb, bie Softer unb Scb.sä»
<hm ber äJhnfcben tbeil! lächerlich \u machen, theil! in ily.
rcr SBerabfcbeuunglwürbigfeit barjufjellen. Er gab aueb
ganje 9?ett>en von JBilbern, welche bie t>etfcr)ieb«ncn Stufen
bei Elenbl barfteHen, in welche STborbcit ober Saflerhaf»
rigfeit ben SJccufcben ftürjrn. 3" biefer SSeife fteüte er 83.
ben Sebenlmeg einer JBubUrin, ben 2Beg bei Sieberltchen,
gleiß unb gaulbctt u. bergl. »or. Einjelne ausgezeichnete
JBlättcr finb: ber #ahnenfampf (f. b.), bie Sehaufpicler
in ber Scheune, ber erjirnte SRufifuI unb anbere. auch,
all 4>i(iotienmaler trat £>., aber mit geringem Erfolg, auf,
unb 1753 etfebien von ibm ein S3ucb: „3erglieberung ber
Schönheit ", in welchem er bie Schlangenlinie als Schön*
beitllinie bcrfteUte. auf ber Palette im umftebenben 33ilbe
ift baber biefe Sinie angegeben. ,y>. ftarb 1764 auf feinem
Sanbgute ju dr>ieltotcf bei Ifenbon unb mürbe bafelbjt be=
grdbtn. Su feinem Denfmal febrieb ber berübmte (Sarrief
(f. b.), £.'! »ertrauter greunb, bie 3nfcbrift. Die £o«
garth'fcbcn Äupferft;^ ft'nb wieberbolt berauSgegeben unb
tn eignen fächern cttldrt morben. Da! befte beutfebe 2Berf
bn ait finb Sickenberg'! „Erflärungen ber 4>ogartr>'fcben
Äupft-.jliche mit terfleinerten Kopien berfelben fern Sftepen*
häufen" (12 Sieferungen, ©öftingen 1794—1816, gol.).
Cjörje (bie) eines »Punfte! über einer Ebene beißt bie
Sange ber fenfreebten Sinie, welche vom fünfte auf bie
eben: herabgelaffen wirb, ober, wal Daffelbe, bie Entfer«
nung bei 9)unl ce» von ber Ebene, ©ei einem Jtörper nennt
man bie Sr>tyt bie größte Entfernung, um meldte irgenb ein
9>unft an ber ßberfldape beS Jtörper! »Ott berjenigen ebene
abftebt, welche all bie ©runbfläcbe beS Jtörperl angenom»
men morben ift. Da auf ber Erb«, wenn man biefelbe
all eine Jtugel betrachtet, bal ffiaffer aller großen Stteere
(ich fo »ertbeilen muff, baß e! überaß gleichmeit oon bem
SKittelpunfte ber Erbe abfielt, fo pflegt man bie £öben
ber fünfte auf ber Erboberflaehe, j. JB. ber Spifeen ber
JBerge, nach ber Erbebung berfelben über bie ÜReetelober*
fläche (bal 9li»eau ober ben Spiegel bei SKeerel) m be>
fHmmen. 3nbeß wirb häufig auch ^>te §bt)e einel ©egen*
ftanbel über einer anbern Ebene, j. JB. eine! Sburmel über
ber HüdH, auf welcher er jiebt, gefucht. 2Ran hat nun
fehr »erfcbiebene SRittel, bie #obe einel jDrtS nt bejiimmen,
3 Hohe»
$Henmeffuna«n anjufleHen.. dilti ber einfachften, aber
auch nicht weit aulreichenben biefer Littel i(i ber Statten
bei ju meffenben ©egen|ianbl. ©efefct, el wäre bie £öt><
bei Obelilfen DE ju meffen, befftn ©."hatten längd DO
falle, fo fielle man einen Steden AS t>on befannter Sänge
fo auf, ba§ fein Schatten mit bem bei £)belilten jufatn«
menfäUt unb bie Spi|e beffelberi ebenfad! auf 0 trifft. 3«
biefem Salle »erhält fich bie Entfernung OA jur Sänge beS
StecfenS AS, wie bie Sänge bei Schattenl bei JDbelilfen OD
$ur ^6he bipbtn Dß, ober el ift DE = ASxOD. 2&ire
OA
nun i. JB. AS=3 g., 0A=5 g. unb 0D=50 fo mu§
bie JQÖt)t DE =3 X 50 = 30 g. bettagen. 25al gebräueb.
5
licbfte 3nfirument jum SReffen oon £6f)en, namentlich ton
JBergböhcn, iji ber burch ben JBarometer (f. b.) angejeigte
Suftbrucf, welcher um fo febmäcber wirb, )e mehr man ftdj
über bie SReereloberflädje erhebt. £a oon bem Suftbrucfe
auch ber <£>i(}egrab abhängt, bei welchem bal SBaffer fiebet.
b. h. fich tn Dampf umwanbelt, fo fann man auch aul
ahermometerbeobaehtungen £obenmeffungen ableiten. Daä
Sieben bei SBafferl erfolgt nämlich bei einer um fo gerin*
gern Temperatur, je gertnger ber Suftbrucf ift, welcher Der
Sierwanblung beffelben in Dampf binberltch ift. Daher tx-.
langt auch bal SBaffer, ehe el fich «" Dampf »erwanbclt,
auf hohen Sergen feinen fo hohen $ifeegrab, all btcfcS in
ber Ebene ber gaü* ift, unb man braucht mithin nur mit-
tel! einel Shtfrnometeri ju beobachten, wie heiß bal fie=
benbe SBaffer auf ber Spifee eine! S3ercjc! ift, um beffen
SoclH über ber Meeresoberfläche berechnen u: fönnen. Eine
eigenthümliche Zxt bei ÜReffenS, welche man bei niebrigem
iDrten anwenbet, um ihren £6henunterfcbicb fennen ju ler^
nen, ift bal 9ci»elliren (f. b.).
3n ber Äftronomie nennt man bie £H« «ineS Stentes
bie Erhebung beffelben über ben $orijont, welche, wenn
man fich ben Gimmel all eine {xtlbfuael unb ben jöcr::.'
all bie Ebene "oorfletlt, auf welcher jene ^»albfugel rubt,
burch ben JBogen jwifchen Stern unb #orijont eine! Ärei=
fei gemeifen wirb, ber 'burch ben Stern geht unb fenfre^t
nuf bem £>ori)ont fieht. Da ber burch ben ^olarftem an-.
gebeutete 9corbpo( bei ^immell um fo näher am .öm-üemt
erfcheint, je weiter man fich vom 9lorbpo( ber Erbe ent-
fernt, fo nennt man bie A6he bei $>olarfternS über bem
Jfcorijont einel Ort! bie f>olhibe biefeS iDrtl unb be=
ftimmt nach berfelben bie geoarapt)if$c Sage bei Drtl. Die
Schiffer fagen für $>olh6he rurj $6 he, unb tyitmad) ba
beutet in ber Schifferfprache: ,,'Xuf ber 4>cbe eines Dni"
(ich beftnben, fo »iel all an einen £>rt im 9?cere gelangt
fein, welcher gleiche $olh6be mit bem angegebenen Drte bat
fjo))t\\ nennt man im Staatsrecht ben au! ben matt*
tieUen fechten ber Staatlgemalt fließenben SBirfunglfreü
bei 4?errfcherS. Der fioheit in biefem Sinne wirb bie Sic:
waltung entgegengef efet, all bet 2öirfunglfreil ber mit
ber Ausübung eine! ftaatlgewaltlichen Stecht! Born ^erifd .:
ober t>om JQolfe Beauftragten. Die Roheit faßt roefentücb
in fich bal Stecht ber JDrganifation, ber oberften Settang,
ber SSerfüguna unb hochfien Entfcbeiburig hl aQen 3wt:.-..
ber Staatlregierung mit einjiget «ulnahme b«t ÄecbfSppege,
bei welcher tn gebilbeten Staaten bie lefcte Entfcheibunj
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Hohenlohe
403 Hohenstaufen
tinab^&ngtgcn ©triften juflebt. 35« ob« aud; bie 8?«&te
brr #ob<it nirfit »Ott bem ^frrfcbcr allein, fonbern unter
SRitroirfung »erantwortlid;er SÄinifler ausgeübt werben fol«
Im, unb in ©ejug auf bie einjelnen 9>ro»injen beS ©taatS
ihre Ausübung ben $ro»injialbeamten unb Söebörben über»
tragen »erben muß, fo erföeint aud; bie #obeit lieber alS
ein beforrberer SSerwaltungSjweig, unb fomit bie ganje ©taatSs
regitrunq in ihrer SBirFItdifeit alS ©taatS»erwaltung, n>eld>e
eigentlich in brei Jpauptjroeige jerfäflt, in bie SJerwaltung
ber ©efefcgebung, ber StecbtSpflege unb ber 9t egierung. 9tad)
ben einjelnen ©egenflänben beS hoheitlichen ©irfungSfreifeS
fr rieht man aud; von einer ftolictl', Äirdicns unb ©ebm
Iws, ginanjs, äußerer unb JtrtegSbobeit. 'Äud; be^eidjnet
man oft einzelne ber Staatsgewalt juflebenbe 9ted;te, bie
fwjenannten Regalien (f. b.) mit bem Warnen j£> or> ei i5s
rechte, wie benn überbeut ut nid?t bleS im gemeinen geben,
[»nbern aud; bei ben ©taatSreebtSlebrern baö 2Bort ipobeit
in febr »erfd;iebenem Sinne gebraucht wirb.
f)ob,tnlol)C, ein bcutfcbeS gürflenfbum mit 31 UW. unb
90,000 ©nw., wetcbcS 1806 mebiatifirt worben iß unb
jum größten STr>eÜe unter würtemberg. Spofytit flebt. 25er
größere iEbeil beffetben liegt nämlich im würtemberg. £>o»
r.aufrcife, ber Heinere im batr. SRejatfreife. @$ jeidmet fidj
burd; gruebtbarfeit, »orjüglicbcn SBcinbau uub Mineralien
auä. JDaS alte frdnf. ©rafengefdjled>t »on mürbe 1734
unb 1764 in ben gürflenflanb ertjoben. ©egenwärtig bcfle»
tjen nod; bie beiben Jgwuptjwcige Jp.= 9teuenjlein, weU
4t? protefrantifdjer, unb §. = 2Balbenburg, roeldjeS fa»
fticlifeber Sfeligion ifl. 3u bem erflen gehören bie brei
3»tige: £.;£angenburg, beffen ©tanbe3t;err ber gürjl
Crnjt »en £>., geb. 1794; ^»Öhringen, fonfl 3n>
Böfingen, beffen ©tanbeSberr ber gürfl Xugujl, geb.
I784j £>.-.Jtird;berg, beffen ©tanbeSberr ber Surfl Äarl,
geb. 1780. 3u ber Einte £obenlobc= ffialbenburg gebö:
ttn bie brei 3w>eige: ^SSartenflein, beffen ©tanbeSs
berr ber gürjt Jtarl Eugufl, geb. 1788; £..-S3arten.
tfein^artberg, beffen ©tanbeSberr ber Surft Jtarl, geb.
; enbiid; Jp.;©d;illingSfürfl, beffen ©tanbeSberr
hl Surft Jtarl Älbrecbt, geb. 1770.
^öl)fnraucr) , aueb 4>eerraud>, ipnarraud;, 2anb»
Tauet), £eiberaueb, ©onnrnraueb b'ißt eine 2frt
tretfener 9Jcbel, welcber balb ftirjer, balb länger über gr6>
§ern ober fleinern Sanbflrecfen fdjwebt, bie Stift »erbunfelt
unb aud febr fein »erteilten feflcn ©eflanbtbeilcben beflebt.
iurreilen febrt ber Höhenrauch in gewiffen Wettlaufen am
Mtenb wieber unb ifl von großer e&i(«e unb Strotfenbeit be»
jtätet 2\rS ©onnenbilb »irb burdj iljn weiß, gelb, braun
»5« rojb gefärbt unb nidjt feiten oerbreitet fieb mit ibm ein
;nti)ümltd;er fcbwefeliger Öerud;. 3uweilen greift er aud;
• ¥flan,ven an, baß fie »erwelfen, reijt jum fiuflen,
tJtfct baä Äegenwaffer u. f. to. 9Ran t>at feine 6ntftebung
wn erbbränbfli, tw?m SRoorbrennen, »ulfanifeben ÄuSbru»
Wi unb bergl. abgeleitet, roofür ber Umfianb fpridjt, baß
»w« ü)n befemberS in geroiffen ©egenben unb in foldjen
3a^ren beolwdjtei bat, roeldje fia> bureb üulfanifdje 'Kuh
«ud)t auöjciebneten.
.^orienBtaufen, ba« berübmte, burd? IBtlbung unb rit.
"mty ©efinnung auSgejeiebnete ©efd;led;t auf ©d;mabeii,
»eldjem baS beutfdje 9?eid> mebre feiner griffen ilaifer t»er*
banft, bad aber aud? bie Seranlaffung ju untäbligen bfud*
gen gehben mürbe unb balb narb feiner fd)önjten »lute (in
trauriges <Snbe nabm, entlehnte feinen Slamen »on bem
JBerge ^obenfiaufen im Äinigretcb SBürtemberg, auf »el«
d;em bie alte ®tammfeffe beS ©ef(t>lecbts ftanb, bie 1525
im IBauernfriege jerftärt mürbe unb i>on ber man gegenwär-
tig nur nod) wenige SRuinen erblidt. £>er Siitter griebrid)
ton ©taufen, Jgjerr ;u J^obenffaufen, «idjnete fid; in bei
©cblacbt bei SRerfeburg 1030 fo burd; feine Sapferfeit au«,
baß ibn ilaifer ^»einrieb IV. mit feiner Siebter Xgne«
»ermäblte unb mit bem 4)erjogtbum ©ebmaben belebnte.
Sion feinen beiben ©äbnen mürbe griebrid) ^er^og »on
©djmaben unb Jlonrab erbielt vom Jtaifer e^)einrid> V. baö
^erjogtbum granfen. WS ^einrieb V. gefforben mar, würbe
nid)t aHetn, wie wobl 93ie(e erwartet batten, feiner 6er A.
jum Jtaifer erwägt, fonbern ber neue Jtaifer 8otbar IL,
fruber ^>erjog »on ©adjfen, foberte fogar, tinterflüfet »on
bem £erjog »on ©adjfen unb Söaiern, ipeinrid) bem ©toi»
jen auS bem mädjtigen ^>aufe ber SBelfen, »on ben Jp. bie
»eftfcungen jurücf, meldte fie unter bem »erflorbenen Jtai»
fer erworben bitten, ©ferfudjt ber ®elfen gegen bie SKadbt
ber p. entjünbete fo ben berühmten langwierigen Jtamjpf
ber ober, wie fie aud; »on ihrem Erbgut Waiblingen
in SBurtemberg genannt würben, SBaibltnger (ital. ©bibel«
linen) unb SGBelfert (itaL ©uelfen), an weld;en ftd; bamalS
alle 9)ri»atintereffen etn«ln«r ©taaten unb ©täbte anfdjlof»
fen. 3m grieben »on SRublbaufen, 1135, befeftigte ft'd) bte
ÜHadjt ber Jg>. unb alö gotbar gefforben war, würbe JCon»
rab, iperjog »on granfen, 1138 ^um Jtaifer erwägt, in»
bem man ihn bem SSelfen ^einrieb bem ©toUen »orjog.
2)ie beutfebe SJerfaffung »erbot, baß ein gurjt mebr alt)
ein iperjogtbum beft|e, unb hierauf grünbete Jtaifer Jton»
rab III. bie goberung, baß ^»einrieb ber ©tolje baS e^er«
jogtbitm ©aebfen unb nod; anbere JBejtfeungen abtreten
folle. ipeinrid; weigerte ft'd; unb würbe bafur in bie Tfd)t
unb aller feiner Sehne »erlufrig erflärt. 2)ie geinbfebaft
jwifd;en SBelfen unb würbe bitrburd; genäbrt. 5Äad>
Jtonrab III. Sobe warb griebridb (f. b.), ber Rotbart ge*
nannt, ein ©obn beS oben genannten griebricb'S, ^»erjogS
»on ©ebwaben, unb nad; biefem erfl ^einrieb VI. (f. b.),
bann grtebrid; II. (f. b.) Jtaifer. 2>ie greiftnnigfeit biefer
Jtaifer unb ihre waebfenbe ilraebt, wetdje bie £)berberrfd;aft beS
^a»fleS nicht an erFennen wollte, war ber ©runb w ber
geinbfebaft ber ?)ä»fte, weltbe bem floljen ipaufe ber Jp.
»erberblid; würbe, inbem fte ibnen ©egner »on allen ©ei*
ten aufregte, griebrid) II. hatte mebre ©obne, aber fein ä(>
tefler ©obn Jpeinrid; flarb im Jterfer, in ben ibn fein Ca»
ter als 6m»6rer r>atte fefcen laffen, ber jweite©obn Jton»
tab IV. folgte jwat feinem Safer 1250 als Jtaifer, würbe
aber qleicbfaüS »om ^apfle angefeinbet unb ftarb [eben 1254,
wabrfdjeinlid) an ©ift. 9<od> hatte griebrid; nvci natür(id)r
©ohne binterlaffen, ben febönen Snjiuö(f. b.), weld;er
im Jterfer ber SJalognefer flarb, unb ben ebfen SRanfreb,
weleber fieb nod; einige 3cit als Jtonig »on Neapel unb
©icilien t>itU, aber enblicb gegen Jtarl »on Xnjeu fiel, ben
ber 5pa»fi 1266 jum Jt6nige »on Neapel gefrönt borte.
92un war »on bem Jpaufe ber Sq. nur nod; Jtonrabin, ber
einjige ©obn btd »erflorbenen JtaiferS Jtonrab IV., übrig..
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© würbe Auf einem 3uge m$ Stollen , ben er jur Sie»
bereroberung feines ©bttjeil« unternommen, gefangen unb
1268 am 29. £>et. ju Neapel btngericbtet, (©. Äonrabin.)
Baiern, Baben unb SBürtcmberg erhielten bie Bedungen
ber 4>. in Deutfdjlanb. Sfaumer bot eine trefftitbe ,,©c*
fcbtebte ber .gwbenfiaufen unb iljree 3«t" (6 Bbe., Wpj.
1823—25) getrieben.
fjoljeryolleTrt, ein furflf. ©ffdjleäjt, wclcb>3 feinen
men von ber ©tammfefle beffelben, Bollern ober $obenjoli
lern in ©d>waben, bat, unb beffen dltefler befannter A^n*
berr ber ©raf S£f;affTlo »on 3oflem war, weiter um 800
fiarb. Bon iiun flammte in geraber £inie unb in ber neun«
ten ©eneration {Robert II., ©raf »on 3oüern, ber 1166
lebte unb jwei ©ofcne hinterließ: griebrid) IV., welker baS
©tamtnlanb erbte unb Äonrab, weither Burggraf »on 9lürnj
berg würbe. 3n geraber JHnie »on bem ©(benannten flammte
eitel griebrid) IV., welcher 1507 »om Äaifer SRarimtlian
mit bem SfrtehSerbfdmmereramte belieben würbe, unb beffen
©tfrl Äarl I. 1529 bie ©raffebaften ©igmaringen unb 836b*
ringen erbielt. DiefeS Äarl ©ohne waren ©tel griebrid) VI.
unb Äari II. Sener erbieft »fjohenjollern unb baute baS
•icbiotj ^e^ingen, »on bem feine JJinie «pohenjollems
$ e fingen genannt wirb, wabrenb Äarl II. ©igmaringen
unb Springen erbielt unb©tifter ber ßinie «fjobenjollern*
©igmaringen würbe. Dem jebcömaligen Gfcef beiber ii*
nien würbe 1623 ber 9teieh«fürflenflanb »erlieben unb 1692
würbe biefer auf alle ©lieber beiber vfjdufer auSgebcbnt.
diu Urenfel be« oben erwähnten Äonrab, jungern ©ofme«
SRobert II. unb erflen Burggrafen »on Dumberg, war grteb*
rieh ID., ber 1273 bie fürfll. SBürbe unb baS Burggrafen«
tbum Dürnberg att erbliches Sieben erbielt. Burggraf griebi
rieb VI. würbe 1415 »om Äaifer ©igiSmunb mit ber 2Rarf
Branbenburg (f. b.) belehnt unb erbielt atS !Reid>6erjj
fdmmerer bie Äurwürbe. Sla^bem Greußen (f. b.) 1525
an baS branbenburgifche -öauS gefommenwar, nabmgrieb*
rtd> I. (f. b.) 1701 ben Zitel eine« Äönig« »on Greußen an.
Bon ibm flammen bie jefcigen Ä6nige »on Greußen. 35er \u
beSmalige Jt6nig »on Greußen ifl baS £attpt beS ©efammt*
baufeg ni h-niodern, unb unter beffen Betätigung ftnb bie
alten ©böertrage »on 1575, 1695 unb 1707 burtp baS fig«
maring. gamilienflatut »om 24. San. 1821 erneuert worben.
9lac&. biefem «Statut fallen beim ©loschen einer gamilie im
2Rann5flantme beren Bedungen an bie überlebenbe Sinie,
unb wenn beibe Linien fowol in mdnnlicher al« in weibli*
tter ginie auSjlerben, fo fallen ibre 8anbe an baS #ou«
Branbenburg. Die gurflentbümer Fechingen unb £.*
Sigmaringen ftnb bem beutfeben 3oü»erbanbe beigetreten,
unb ber oberjie 0ericht6bof für alle bo&enjoH. 8anbe ifl feit
1820 baS wurtemberg. jDbertribunal. Die durften »oit
■p c ebingen unb £.s©igmaringen befennen fid) jur fathol. Äir^e,
wdbrenb baS preuß. #auS eoangelifcher öonfeffton ifL
4>o^en)ollern^e4)ingen, aegenwdrtig regiert »om
Surften griebri$ ^ermann Otto (f. b.), nimmt einen %\h-.
d^eninbalt »on 6Vi CVIV. ein. 6$ ifl ein »om Slecfar burcbflofs
fened, gebirgige* Sanb unb liegt an unb auf ber föwdb. Zip.
Die Sbdler ftnb fruchtbar unb boben treffliebe SBeibegrünbe,
baber ftnb au^ Xcferbau unb SBiebjucb.t nebfi ©arnfpinne»
rei bie #autttbef<&dftigungen ber einwobner, beren etwa
20,000 ftnb; fie befennen ft'cfe fafl o^n» Ättenabme jur fa»
tholtfd.Kit SLixty. cdimgen bat eine fldnbifäje ßerfofimti
flellt 145 W. Äiim Bunbe^beere, bat in ber ffiunN^c
fammlung im Plenum eine, in bei engem BctoUjuik) mit
ben übrigen beutfeben gürflentbümern eme gtmtinf4wftli6i
©timme unb etwa 70,000 ©uiben ©nJünfte. . JDer SM
jiebt aber aud> neeb etwa 60,000 ©uiben aul feinen mituu
baren Beftfeungen. 25ie ^>auptftabt unb Sieflbenj ^tdiin;
gen, an ber Starrel, mit etwa 3000 ©nw., ifl f$l«tit ^
baut, bot aber etn bübf$e& <3cb(o^ unb ein ©ptniwftin.
©ne b«lbe ©tunbe entfernt liegen auf bem 3oQerbergt tii
5£rümmer ber Burg ^»o^enjollern, neben benen ber jt^t
Äronprinj »on ^reugen einen runben ahurm baut» m,
»on welkem tjerab man eine berrlidje .'Äuöfidjt bat
^oben}oliern»@igmaringen, gegenwärtig regiert
»om gürflen Äarl Anton griebrit^ (f. b.), wirb »on berto:
nau burd)ftr6mt unb bot ein Areal »on 18'/i aSR. nur
46,000 ©nw., bie gleia) jenen in 6.»^>ecbingen Äatfeoßfa
ftnb. Qi ifl im Allgemeinen fruc&tbajr unb liefert Sentit«,
JDbfl, glacbö, JRinb»ieb, ©cbafe unb ©fen. Die ©eiwrbe fici
biefelben, wie in .£>. i Jgjecbingen. Aud) Sq. ©igmaringen |d
eine fldnbifdje SBerfaffung, ftellt 370 3JI. jur BunbeSarmee, unt
ber gürfl ^at im ©anjen etwa 300,000 ©uiben fm#t
£)ab Sanb verfallt in baö Dberlanb, mit ber {»auptf^:
unb Sieftbeni ©igmaringen an ber Donau, roeldje 1+'
©nw., ein ©djloj} unb eine Bibliotbef r>at, unb b«8 lt=
terlanb , wo $aigerlocb an ber ©aaj mit 1400 Sinn. 0b
arocbtelftngen mit 2300 ©nw. — Der gürfl »on Ztyn
unb Äarte unb ber greiben »on ©pety ^aben mttttlKTt
Bedungen in ©igmaringen.
^olje prifSter (ber) behauptete in ber jübif#en W
gion§= unb ©taat&oerfaffung ben boppelten 8iana eciri
gctfllidjen unb weltlidjen CberbauptS ber Suben, vma
alt ledere« bem Anfeben be* Ä6nig« unb früher be5 m-
tert untergeorbnet war. ©eine auf fiebenSjett bauernbe Sauf
war »on 2)tofe$ ber gamilie Aaron'8 alö ein jöorrea)t g
»erleibt, unb in tyr erbte fie audb bis gu ben lö
83erfaU8 beS jüb. <Ztaati in ununterbro*ener WWW
fort. Der #obepricfler rebete unb befaßt im Slamen apw
weSbolb bei crimineller Abnbung ibm Sliemanb ©t^«m
»erweigem burfte. Außer ben b»^«" «UgiiS * bürgeTiiebct
AmtS»erricbtungen war tb«n aud; bie Auffia>t über * »
tionalbeiligtbümer ber Suben anvertraut. 3« ffintm ^
ba« ibm bie größte Slcinbeit jur f)flitbt maöjte JMJ
eine unberührte Sungfrau ju heiraten »erflattete, WDt^.
auf baS feierlicbfle burd; SBafcbungen, ©albungen unb CT«
eingeweibt. ©eine eigentbümlia)e, febr foflbare unb «u»
genbe AmtStracfet biente bagu, ibm in ben Augen beä»w.j
ein ©)rfurd;t gebietenbefl Anfeben ju geben, ©errwur.^
an berfelben ifl ba« au8 einem ©olbblecb befttbenbe UtiJ
unb «bummim, na<b 8utber ba8 ©cbilWein M***.
unb be8 Sieb«. Auf tbjn waren in jwolf ebelfletnen u
Kamen ber gW6lf ©tdmme eingegraben unb et bebten« m
beffelben al« eine« jDrafelS beim Befragen 3«h<"»2L. I»
roicbtigfle unb feierlicbfle £anblung be« ^oben»riepir«
bie ©ttfünbigung be« gangen jüb. Boll«, bie er wnuj
Sabre, am großen BerfoljnungStage, gleitbfam aM «; ;
jwifeben 3eho»o unb ber «Ration, burtb ©ebet unb
»ollbradpte, weldje fwnblung nacbmal« jur Wnt von f
»erföbnenben.JDpfertobe GbrifK Beranlaffung gegefcn W
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9ta$ Berftorung be« jüb. @taa« erneuerte ftcb bte f?cbe=
priefterlicbe SBürbe im ftopftt&um. BergL 9>a»fi unb
$ferarcbie.
fjolics Cif& ober baS Sieb bet Bieber, ift em
buftiger Strau« bibtifcber 8iebe«lieber obet SSettgefänge bei
Siebe, bie nach einigen bem 3ugenbalter be« Salome an-
gtboren, von Tfnbern als $robuct mehret unb vorjüglicb
fiterer Dichter angefeben »erben. jDbfcbon feiner Gattung
ber f>oef!e auöfcbließenb a n gehör cnb, nähern fic fieb bod) ber
3bpQe burd) febüebterne Unfdjulb, ©nfalt, Statur unb ben
lacbenben $immri eine« ungetrübten ©lud«. 3br bureb-
gängiger 3nbalt ift: Siebe, „Siebe", fügt 4?erber *«>n ihnen,
„ift hier gefangen, wie fte gefungen »erben muß, einfältig,
fuß, jart, natürlich. Sefct feurig unb »allenb, jefet febnenb
unb heb cnb, im ©enuß unb im Stimmer, in bracht unb
ganbeinfaU. & ift faß (eine Situation unb SBenbung,
(eine Sage«: unb SabreSjeit, feine 2fl>»eebfelung unb ©n«
Reibung, bie nicht in biefem Siebe, »enigflenS al« £no«pe
unb £eim, vortäme. Tu Siebe be« Cannes unb SBcibe«,
3üngÜng« unb SRäbdjen«, vom erften Äug unb Seufjer,
Kl jur reifen ehelichen greuve — OTe§ finbet b«er £rt unb
Stelle. 93om Schub be« OTdbdienS bis ju feinem .Ropf»
pufc, vom Surban be« Süngling« bis ju feinem gußfebmuef t,
®e|talt be« -Körpers unb Jtleibung, $alaft unb fiütte, ®an
ten unb gelb., Waffen ber Stabt unb Ginöbc, Ärmuth unb
iKcitbtbum, San) unb JtriegSjug, Äu"e« ift 'erfeböpft unb
genoffen." SRan bat jeboeb m biefen 8iebe«liebern einen tie»
fem nr^ftifcb » religiifen 3nfcalt ju ftnben gefacht. SRan fab
in bem innigen unb järtlicf)en SBerhältniffe ber S3raut unb
tc? Sräutigam« bie gebeimnißvotle Bereinigung ßbrifti mit
ber Jcircbe ober ©otte« mit ber gläubigen Seele, unb bt>
mühete fieb, bem ganzen Suche eine fctibliebe prophetifebe
Sejiebung auf (ihr: flu s ju geben, co rrflärte man ba«
©irren ber Surteltaube für bie Stimme ber« fommenben 9Bef»
pai; bie bervorbreebenbe SRorgenritbe jeigte bie burch ibn
ja boDbrtngenbe ©löfung an; bie (lernen gücbfe, bie bie
SSeinbcrge verwüfien, hielt man für bie Äe&er ber Äircbe
u. f. ». ©n fo jartitcbes Such, »orin man in jeber 3eile bie
naefte Unfcbulb feben fann, »oDten bie Äabbinen von fei*
nem 3ubcn unter bem 30. 3a tue gelefen wiffen, unb aueb
8utba empfahl bei bem ärmlichen ©tbrautb beffelben feinen
Saft unb »orfiebt
fohlen ftnb bobfe {Räume im 3nnern bet »erge obet
in ber Siefe ber ©be, »elrbe ibren Urfprung tbeil« vutfa*
nifeben ©etgnijfen, wie ©bbränben, Ausbrüchen von Sut*
(anen, tbeil« HuSfpüIungen burd) ba« SBaffer »u »erban*
fen baben mögen, ©nige enthalten febr merfwurbige ©es
bilbe, wdbrenb anbere burd^ befonbere eigentbümlicbfeU
im fieb au6,ieicbnen. 3n einigen ftnben fid) b^ebft auffaU
U-nbe Sropffteingebilbe (Sro»ffteinb6blen), in anbem
in großer «Wenge Änotben (Änot^enbÄtilen), in anbem
merfwurbige eiöbilbungen (6i«bc>blen), necb anbere ent»
balten 2>ampf (35am»fb6blen) ober ffiaffer (fflaffer*
böblen), unb au« einigen biäfl ein eigentl>umlid;er Sßinb
(©ihb^öblen), ber juweilen mtrf würbige Semperarurab*
mecbfelungtn jeigt (Semperaturboblen). Der 2ropf)tein,
tuelcber in febr oielen ^oblen oorfommt, j. ». aueb m ber
n«bob(e unb ÜBielfb&bte (f- »aumattn6b6ble),
bai Skalier gebilbet, »e(d)ed burd) bie Decfen
ftefert unb Salf erbe aufgetffi . cntli ält. fSam SJerbunfl en
beö fflufferö bilbet f:d) tm fefter ^ieberfcblag, »elcber jwar
nur febr unbebeutenb ifi, ober im Serlaufe ber 3abrbuiu
berte 3apfen, Säulen unb allerlei wunberlirb geformte ©e^
bilbe beroorjubringen vermag. Da« SBaffer ift juweilen burd)
in ihm aufgelöfte Stoffe gefärbt, unb tiefe gärbung tbeilt
ftcb bann aueb ben Sropfjteinen mit, unb »enn bie Särbes
floffe ftcb »on 3eit »u 3eit »erdnbern, fo enrfteben marmos
tirte Sropffteine. Die Sbierfnocben, «riebe man in man»
d)en £ob(en finbet unb »etebe jum 2bcii Spieren an je-
boren, bie e« jefet gar nicht mehr ober boeb »enigften«
triebt in ben ©egenben gibt, in »rieben bie $6blen hegen,
finb entweber baburefi in biefriben gefommen, baf bie £6b*
kn früher )um 'Äufenthalt reifjenber 2biere gebient baben,
welche ihre Seute in ihnen oer}ebrten, ober baß ftcb biefe
Sbiere |)eerbenwetfe bei großen überfebwemmungen in jene
•66blen geflüebtet baben unb in ihnen umge(ommen ftnb.
Durd) bte vielen in ihnen enthaltenen überrefte urwritlicber
Spiere zeichnen fid) befonber« bie ^)6b(en bei SJfuggenborf
im S3aireutbifd)en au«. %m merf»urbigften ift bie gailen^
reutber ^5h^ Die ©erippe bilben ben S3oben unb )um
Sbetl aueb bie SBanbungen ber au« feeb« Vbtbeilungen be»
ftebenben <6db,le. 3n ben bintern Xbrbeilungen r)crrfcbt ein
aaöbafter ©erud) unb bie Änceben finb von einer fetten
SRobererbe beberft, »riebe au« ben verweften 2bierf6rpem
entfianben ift. Die fdmmtlicben b.ier aufgefunbenen Sbiere
gelten nicht mebr erifürenben Birten an unb finb ;um Sheil
fo groß, baß man nicht begreift, wie fte bureb bie engen
Gingänge ber «bohlen baben einbringen tonnen. SKan bat
überrefte eine« Gi«b<$ren ariunben, ber »enigften« 18 g. lang
oe»efen fein muß. — Cme ber merfwürbigften ^)6blen ift bie
Ärvftallhohle im 3infenberge hn ßanton Sem, weldbe au« tu
ner geräumigen ©rotte voll ber fcbdnften JBergfrvftaüe beftebt,
bie jum Sbeil mäcbtige Säulen bilben unb einen bereutem
ben SBertb b<*ben. — ©ne ber größten befannten fohlen
ift bie abel«berger, fed)« SJIeilen von Srieft. in welcher man
fd)on mehre Steilen jurüdgelegt bot, ohne tbx ©tbe erreicht
ju baben. Sie ift nicht nur eine Sropffteinboble, fonbern
auch eine SBafferb6ble, benn mehre glüjfe, unter ü)nen
ber gluß ?)iufa, bringen in fte ein, unb ber lebte bilbet fo*
gar mehre SSafferfdlle, bie (in bonneräbnlicbe« ©etofe Vers
breiten. Die yfatur bat über biefe glüffe me^re gelfen»
brüden gefebaffen, unb in ben glüffen bat man fogar le»
benbe gtfd)e gefangen. Schon ben Xlten befannt war bie
•5&bie auf Xntiparo«, welche aber erft feit bem S3efud>e be«
fran',. Qefanbten am türf. >&ofe, St o in tri, 1663 näher be--
fannt geworben ift. (S. Gpf laben,) — ©gentbümlich ftnb
bie Sd)wefelb6blen in Siebenbürgen in bem Serge S3üb6fd).
Dider, erftidenber Schwefelbampf, ber von unterirbtfeh brem
nenbem Schwefel herrührt, riebt ftd) am Sieben hin
unb fotl große ^eilfräfte befujen. Siele Jtranfe btbte=
nen fid) biefer Stbwefelbäber in ben ^6blen. — Die SBinb»
bohle im ttoMberge bei 2erni im jtirebenfiaate ft6ßt fort:
»äbrenb SBinb au«, ber wä^renb ber^rößten Sommerbifce
am fühlften iß unb ben einige in ber Sfdbe »ohnenbe 2anb«
beft^er bureb 9i6bren in ihre SBobnjimmer geleitet baben,
um hier eine angenehme Aüble »u verbreiten. 3m Sfiinter
ftr6mt bie Suft nicht au« ber £6ble herau«, fonbern in ffe
bmein. — Die gingal«b6ble auf Staffa ift im 2frt. Ca*
falt he feb rieben »orben. —
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Holbein
406
Hölle
XntttrJ bieten bie gfebftbtra bar, wir ftt& folc&t j. 35. am
Bronbjletne in ber fogrnannten ©emS in ©teiermarf, bei
©jiliQe, ju ©rfancvn, am Wofern im Ganton ©ern (ba8
©cbaflocb) u. f. id. fmben. SRan glaubt in einem äauberlanbe
ju ff in, üenn ebenfo mannigfaltig, wie fonft bie Slropffteiru
gebilbe, ftnb bier bie ©Smafffn. »£>&cbfl merfwürbig ift e8,
baß biefe £6i;len gewöhnlich im ©ommrr baS meijte ©8
enthalten unb am talteften ftnb, wdbrenb wenigftenS in ei*
nigen beö SBmterS baS GiS i'cbmiiu unb bie £oble enblicb
fogar troefen unb wann wirb. Sie Ur fache biefer Grfc&eis
nung ift, baß bie Äellte in ben fohlen burch bie SJerbun*
ftung erjeugt Witt, welche im ©ommer, wo bie äußere ?uft
trotten unb warnt ift, am fcbnelljten vor ftch geht unb beu
her bie größte Aalte in ber feuchten -Döhle hervorbringt. 3m
Sßintcr iwrt bie Sierbunjtung auf unb bie -Döhle nimmt ihre
naturliche SBärme an, weiche um fo größer ift, je tiefer
bie -.jjöhle liegt.
GS würbe viel ;u weit fuhren, wenn man auch nur bie
merfwürbigjlen Wählen her GTbe, foroeit fie befannt flnb, an*
führen wo Ute, unb cö ift gewiß, baß man nur crjl noch ben
aßergeringjten 2beil berfelben fennt. 3n einigen |>6blen
hat man unermeßliche Xbartmbe gefunben, welche »ermutben
laffen, baß auch noch tief nach brm Innern ber Grt>e hin
bie ^öblenbitbung fieb fortfefet. Sei SriebricbSball in 9?orj
wegen finben ftep bret runbe Weher, Don benen baS eine
vnergrunblicb ijt. 9Ran evjal-lt, baß, wenn ein (Stein in
biefeS Üocb geworfen wirb, ee» jmei Minuten währe, ehe
man ihn auffallen höre, hiernach mußte bie -Döble, in
welche baS £ocb fuhrt, eine 2iefe von gegen 60,000 g. ta
ben ober etwa breimal fo tief fein, alS ber ßbimborajo hoch ift.
Üjolbrin (#an$) ift nach Durer (f. b.) ber auSgejeicb:
netfte alte beutfebe Sßaler, unb erlangte überbieS auch als
gormenfebneiber unb 2£rcbiteft hohen 3(ubm. Gr war y.i
©rünftabt, JBafel ober HugSburg 1495 ober 1498 geboren
unb fam mit feinem SSater, ber ihn in ber Malerei unter«
richtet hatte, nach Safel, wo er mit bem berühmten Sejü
beriuS GraSmuS befannt würbe. Gr arbeitete mehre $or*
traitS bejfelben unb »erfertigte #oljfcbmtte ju einer feiner
Schriften, hierauf ging er 152(>, auSgejlattct mit Gmpfebv
(ungen an oen Äanjlcr ÜJJoruS, nach Gnglanb, unb nach»
bem er für biefen gegen bret 3abre gearbeitet hatte, würbe
er von bemfelben jugleicb mit feinen SBerfen bem Könige
4?einricb VIII. vorgejtellt, welcher ihn abhält in feine £>tenfte
nahm unb ihn fo hoch fchägte, baß er einfl über ihn äu>
ßerte: liehen {Bauern fann ich fteben SorbS machen,
aber feinen Sttaler #olbein." .£>. ftarb ju gonbon 1554 an
ber ?)ef}. 7(18 Üftaler war er, befonberS im sPortraitiren,
ausgezeichnet, ©eine (Semalbe jeiebnen ftch burch lebhaftes
Golorit aus unb geigen wenig von ber sparte unb Ärocfens
beit, welche fonft ber altbeurfcben ÜJJaterfcbule etgentt>ümlidb>
i(L Die berühmteren berfelben befinben {ich in 25a fei, SreS*
ben unb Spnbon. ©eine i>ol$fcbmtte finb vortrefflich/
aber man bot in neuerer 3eit bebauptet. biefelben feien nur
nach feinen Seicbnungen von #an8 Eü&elburger verfertigt
worben. S5e rühmt ijt fein lobten tan | (f. b.).
fjollanö, ein 2heil beS Königreichs ber SRiebeTlanbe,
bat einen gtächeninbalt von 94 unb etwa 860,000
Ginw., bie ftch größtenteils jur rrformirten Kirche he:
rennen. <55 wirb im SB. unb 92. von ber 9lorbfee, im
0. wn ber 3uhberfee, Utrecht unb (Selbem, im 6. «ob
ÜRorbbrabaat unb ben ©tromarmen ber Wtaai becjrrnjt
unb ift eine burebaud flache, aber reich bewdfferte unt> k
tief liegenbe ©egenb, baßjRe nur burch Stimme unbjjexi
gegen ben Änbrang ber vfttatS wellen gefebübt ijt. 3»«
rann ben größten »heil mit einer einjiaen, üppigen Sief«
vergleichen, bie nur von au^gebrfonten ©drten unb %k§a.
fheefen unterbrochen wirb, wohin j. SS. bat* harlemer 9m
föbtt, weichet* burch baS $ (fprich <5i) mit ber Buvterfec
in SJerbinbung fleht. Sie bebcutenbften Slüjfe ftnb tet
Slbein unb bie 3J?aaS. Sie 9eorbfpit]e von welche im
burch einen fcbmalen SDeeerrSarm von ber 3nfel Xtul p
trennt wirb, ijt burchaud fantig unb babei fo bürr unb int;
fruchtbar, baß man fte im ßanbe felbjt baS bou^nb. Si^
rien nennt. Sa6 Ältma ijt feucht unb nebelig unb für fcw
Äu?ldnber, ber jugleicfa ben SRangel an gutem Srmfiwii«
unangenebm empftnbet, fehr ungefunb. Sie £auptbfi"i,r
ttgung ber fehr Peißigen unb betriebfamen äöewobner, iht-
fommen ber alten SSataoer, bejteht außer ber Scbifan,
gifchcrei unb bem ^anbel, worauf ba8 SDleer fie b>wifl,
befonberö in Süic haucht , Öartenhau unb SSlumencultur,
hier auf einen hohen ©rab ber Solienbung gebracht spc^rn
ijt. ^. jerfdllt in jwei ^rovinien, 9eorbi unb ©üb&ot»
lanb. 3n jenem ijt Xinjterbam (f. b.), in tiefem tet
^aag (f. b.) bie #auptftatt. (SCergl. 3lieberlanbt.)
Sen Horben von Jp. bewobnten ju ben 3eiten ber 9?^
mer bie grtefen, wib"nb bie iöataver ben fubU 2betl im«
hatten. Sie lefetern verfchwinben im Äampfe mit ben 2fran>
fen im 5. Sabrb. n. 6hr. in ber ©efebiebte, bie |rtefcn
(f. b.) aber behaupteten ihre ©clbfldnbigfeit noch lange jj&
5JJdchtig unb felhitvintig würben allmiSltg bie ©rafen, twic^
fteh in ben Seftu von *£>. tl>cilten, unb 1247 würbe -
jietm, ©raf von Sj., jum beutfehen Äaifer gewählt. Ii*
1299 ber lefcte ©raf von £ollanb, 3obonn L, Aefiüi**n
war, würbe ber ©raf von -öennegau, Sobann vonaoe*ne?(
mit ^. belehnt, unb burch bie Uocbtcr beä ©rafen
wig VI., 3afoba, »urben bie öeftöungen biefer gamilie
1430 an ^Pbilipp ben ©uten, |)er^og von iöurgunb, - v
treten. (Sgl. SSurgunb unb sJciebcrlanbe.) —
92ame .Dollanb wirb bauffg auch in allgemeinerer Äebeuiar^
aebrauchf. ÜÄan bat mtt bemfelben ntefat allein bie ebtnu-
Ilgen fieben vereinigten ^rovinjrn (f. 9lieberlanbe) N;
jeidbnet, fonbern wol auch bad ganje Königreich ber w
berlanbe, unb im 2fllgemeinen baö 8anb wejtL vom etesw
(igen tvejtfdL jtreifc unb north vom Schein.
ficitlän^r (ber fliegenbe) ift ein ©eegefpenft, »emtta
©chifferfagen erjablen. Oftmals erfcheint er bei ©tunn
Unwetter als ein Unglücf weiffagenbeS SJorjeicben auf P
nem alle ©puren ber äerjtörung an ftch tragenben ©«in«
rütfwürtS, mit bem ©teuer vorau«, gegen btn ©ntnnu«
reißenber ©efdjwinbigfeit fegelnb.
fjülle (Srau, auch ^»olbe ober $ulbe) ift «n •[
fpenft, von bem bie Canbleute ütabüringen unb «n Wf
lanbe fagen, baß eS bie ÜRüabe neefe, welche »« hP]J
nachten ben SJocfcn nicht abfpinnen, baß e* fein ffletl t «*
fchütte, wenn eS febnett, unb baß eS befonber« vor »w
nachten füb jeige unb bem wüthenben |>eere t»orau«i«*«
Jqb'llf ift ein aus #6ble gebilbeteS ffiort unb top**
im Allgemeinen einen bunfein, verborgenen Ort, !• h
>y Google
Höllenmaschine 401
Holstetal
nennen bie Canbleutc in fielen ©egenben SfrbUt ben Kaum
pifeben bem ßfen unb ber näcbflen Sßanb; auch bat man
früfjer wol .§ölle unb ©rab gleichhcbeutenb gebraust, ©e«
nauet fleUte man [ich aber unter £öllc ben .Crt cor, an
bem i'idi bie Seele:, ber (beä Vicht;, beraubten) lobten ver»
fammelten, unb balb fefete man mit btefer VorflcUungaucb
bie in Vcrbinbung, baß bie Verdorbenen gobn ober Strafe
für ibre JEr/aten empfangen müfjtcn. 91 a er) bem ftch befon»
berS bureb baS Gbriflentbum bie Vor|tcllungen über ben 3u»
ffano be$ SKenfcben nad) bem £obc geläutert hatten, fab
man ein, baß ber tugenbbufte unb ber ©nabe ©otteS
tbeilbafte fWenfcb ©ott näher treten, ber S36fe bagegen wet»
ter von if>m entfernt werben müffe, unb man fleUte baber
£immel unb ^)6tle, jenen alo" ben £>rt ber Seligen, biefe
aß ben Ort ber Verbammten einanber entgegen. 3n ber
$6He befinben ftcfj hiernach auch bie von ©ott abgefallenen
unb von ihm verbammten (?ngel, bie Seufel, unb eben ba$
iäufammenfein mit biefen macht bie größte ©träfe ber ©Ott-
(ofen au5. Tie ^bantafte f?at ficJ> erfeböpfl, Silber be§
Schreiend unb GntfefecnS in ber .Jbölle aufzuhellen, von
Nm ermgen geuer gerebet, in bem bie Verurteilten bren=
ucn unb von ben dualen, mit benen bie Teufel fie ängflü
Jen. Cie Stbevlcgen haben ficb/geflritten, ob bie Rollen-,
raftn eroig ober nur jeitlicb feien, boct) bat ftch bie Strebe
ffrts für bie (Jwigfcit ber Aöllcnilrafen erflärt, inbem man
annabm, betfj bicfelben er|l nacb bem UrtbcilSfprucb ber
Öottbeüt fetbfl eintraten, eine Abänberung folcbeS Urtbeil$
aber gegen bie göttliche 2Bürbc fei. 3n neuerer ;kit bat
iah tie veralteten VorficÜungcn mehr ober weniger verlaffen,
nimmt aber in äßabrbcit nicbiäbefloweniger Daffelbc an, wa$
turet) bie jpölle unb bie ewige ^>6Uenftrafc angebeutet würbe,
ivmn man bie Überzeugung auöfpricbt: baß ber böfe unb
fmibige SRenfcb immer weiter von ©ott fid) entferne, immer
tief« baber in einen auftaut ber Unfeligteit verfinfe, unb
trenn er fein jpcrj fo gegen bie Sleue verhärtet bat, baß
ibm eine SRücffebr zu ©ott unmöglich, ifl, er aueb auä ienem
Diifranbe ber Unfeligfeit nicht errettet werben fönne. —
tn c» von Ohriituö beißt» er fei „niebergefahren wir
#ötle", fo bezeichneten bie älteilcn ^irdbenlcbrcr bamit nur,
Mfj er in £ob unb ©rab eingegangen fei, wie folcbcö bie
\h >3cbrift lehrte. Spater erff bilbete ficf? baS Dogma von
?<r Äollenfabrt Gbrifli auS, nad) welchem er, wäbrenb
ein t'cicbnam im ©rabe ruhte, in bie ereile berabgeflituen,
tött bie oerbammten ©eifler, beren SBacbt er burd) feinen
Cpfertob gebrochen, triumpbirt unb bie Verbammten von
Scbulb überfübrt haben , ober ben Verdorbenen bai
ivangelium unb bamit bie (Errettung au$ ber $anb bei
oerfünbet haben foQ.
f)üllfnmaer!)inf wirb eine von bem 3talicner geberico
n -.belli jucrjl 1684 gur Vertbeibigung von Antwerpen
icgen bie Spanier in Anwcnbung gebrachte Art» äßranber
;e:unnt. Sie ifl eine 2Rafdjine von ber ©efialt eineä Sd)if*
t4, mit Pulver, Jßomben u. bgl. gefüllt, welche man ge;
tu bie feinblichen gabweuge, JBrucfen u. bgl. antreiben
N unb bie ftch, fobalb fie an einen fe(ten Öegenflanb |löjjt,
urd) Stlbflfchuije entjünbet unb unter fürebterlicber Qu
•oft'on auffliegt. £>a biefe -üRafchinen, weil man fie bein
'J überlaffen mu§, leicht auch für Diejenigen gefährlich
1crben (innen, weldpe fte abfebiefen, fo finb |te auper ©e>
brauch gefommen. — Auch anbere SRafchincn, »eldje ju bem
►Jwecf angefertigt waren, burd) &rploftonen SJerberbcn an-.
juriebten, ftnb apoüenmafchinen genannt worben; fo uament«
lid> biejenige, mit welcher Anhänger ber fon. gefinnten ^>ax-.
tei in granfreich am 24. £>cc. 1800 ben erflen Gonful So«
naparte in bie ßuft fprengen wollten. Hin Jtarren, mit
^ulver, Äartatfchen unb Jöranbfugeln gefüllt, war fo auf»
gcflcUt worben, bap er Bonaparte, wenn er burd; bie
Straße St.*9iicaire nach bem ÄEbwter fuhr, ben SBeg »er*
fpenen unb balb barauf in bie 2uft fpringen follte, Doch
bie ©efchwiubigfeit unb Verwegenheit, BW welcher S5onas
partes Äutfcher jufubr, ebne fid> von bem Aarren verbm»
bem &u löffen, rettete bem erfien öonful baS lieben, benn
faum war 85onapart<\. 3Bagen einige Schritte hinter ber
4>öllenmafchinc, fo erplobirte biefe. Der SBagen beä (Jon:
fu(3 würbe noch burch ben Suftfroß geboben, bie genfler in
bemfelbeu jertrümmert, aber S3onaparte felbft nicht befebä;
bigt. Die beiben JpAufer, bei benen junäcbfl ber Aanen
ge^anben hatte, waren fa|t gänzlich jerftört unb 44 anbere
Käufer bitten SBefchAbigungen erlitten; a.tt ättenfeben wa-
ren getöbtet unb 18 bebeutenb oernuinbet worben. Die ei»
gentltchen Urhebec biefeä Verbrechend finb niemals genau
befannt geworben, obfebon mehre ^cenfehen al§ 9Äitn>iffer
um baffelbe hingerid)tet würben. — Auch bie Vorrichtung,
mit welcher in neuerer 3eit gtcScbt ben franj. Jlönig Vut.
wig Philipp (f. b.) ju ermorben untemabm, bat man
^öllemnafcbinc genannt. Sie unterfdbeibet fid) aber von
ben fonfi mit biefem 9camen bezeichneten Vorrichtungen we<
fentttch baburch, baf) fie nicht &um (^rplobircn in einem vor»
her bcredjnetcn Augenblicf bejtimmt war, fonbern wie jebeS
geuergewebr nach slßillfür loögcbrücft werben fonnte.
jcjöilmötrtn ober Silber Allein ifl eine chemifebeäu'
fammenfe(;ung aud Salpetcrfäure unb Silber, welche auger»
orbentliche Ä(jenbe ©genfehaften befiel unb baber von ben
Chirurgen jum ffiegbeijen bc5 fogenannten wilben gleifche$,
ber 2Barjcn u. bgl. in Anwenbung gebracht wirb. (2r färbt
bie Jöaut unb anbere organifche ^h"1*» mit benen er in
JBcrüVung gebracht wirb, febwarj unb wirb baber auch jum
bauerbaften ißezeichnen ber Sßäfcbe benu^t. 3u biefem äweef
wirb bie ;u befchreibenbe Stelle vorher mit Aaliauflifung
unb ©ummi betrieben unb geglättet unb bann erfl mit ber
Auflöfung be-3 £öllenftein$ befdirieben. 50ian pflegt ben
$öllcn|htn in eignen gönnen in ©eftalt von bünnen Stau,
geldjcn p gießen. Diefe finb lichtgrau, werben aber am
eichte fchwarzlid; unb jeigen auf bem JBrticb ein ffrablige«,
frnfiaüinifcbeö ©efüge. Der apöllenftein loft fidj im SGBaffer
ouf unb wenn ba$ Silber, au6 bem er bereitet worben, tu
nen Jtupferzufa(i hatte, fo ficht er grünlid; au? unb Jet»
fließt leidet an ber Vu[t.
t)i>!r.tciii , ein zum beutfeben Staatenbunbe gebörenbeä
^erzogthum, beffen Souverain ber .König von Dänemarf
i(t, liegt im 91. be$ untern 8aufö bcr@!be unb erjlrectt fid)
bid zur @iber, welche bie ©renze gegen Schleswig bilbef.
3m SD. grenzt e-.- an hamburger unb lübeefer ©ebiet unb
an Sauenburg: im £X an bie JDflfee unb im SB. an bie
9<orbfee. ©iö inö 8. 3al)rb. ifl bie ©efebiebte biefeä Canbeä in
Dunfel gehüllt unb erfl zur 3"t ■Jtarl'd be§ ©roßen tritt fie
aud bemfelben hervor. Die Bewohner, ein fräftigee Voif£>
flamm von faffifebsnieberbeutfeber Abfunft, zeichneten ftch
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Holstein
40S
Holyrood
0(8 füljne ©teurer, fowie burcf? Frrf cit auS unb [etfle>
ten JEarl'S Jbceren oerjwetfelten 93iberftanb ; fie erlagen ab«
entlieh unb eine bebeutenbe 'Änjabt oon ihnen würbe in bie
Slieberlanbe abgeführt. 3m Anfange beS 9. 3«brb- würbe
bie Giber SRorbgrenje bcö beutfeben Geichs, baS Sanb jwi»
fdjen tiefem Strome unb ber €lbe, baS nun einen SEbeil
beffelben bilbete, Portal bingien genannt unb als ©renjirtarf
betrachtet, bie fpdtet unter ben fäcbf. ^erjogen flanb unb
beren größter %t>t\l 1106 jur ©raffetjaft 5p. würbe, welche
©raf Xbolf oon Schauenburg ju geben crbtelt. Sie Schauem,
burger regierten £>. bid 1459, wo fie an starben; baS 8anb
fiel bureb SBabl ber ©tänbe an ßbrißian I. von Dänemarf,
würbe 1474 von Jtaifer griebrich in. jum f>erjogtbume er*
beben unb behielt fid; baS Stecht oor, unter (fbrißian'S Stach*
fommert ben jebeSmaligen £erjoa ju wählen, welches oueb
bid 1597 behauptet warb. Gbriftian'* Cnfel, Jtöntg GbrU
ßian III. unb ^>erjoa Hbolf, ffifteten bie beiben rjolßem.
■öauptlinien, ber erßere bie (in., mit mehren Nebenlinien,
von benen nur noch bie Sinien ,$olfiein*©onberburg»au>
guflenburg unb ^>oIftein « ©onberburg « ©tücfsburg (bormal»
weef) beffetien, unb ber 2Cnbere bie b^iogL ober Sp.-.&ot-
t orp. ÄbolfS (Snfel, griebrieb III., warb 1668 auch $er>
jog oon ©cble3wig. 3n bem großen norbifepen .Kriege, ju
Anfang bei oorigen 3<ibrbunbertS, (amen fämmtlicbe gottor>
pi fch e Sanbe unter bie ©eroalt DanemarfS , unb ber fcpleSw.
Zntbcil »«blieb bemfelben im grüben oon 1720. Äarl
ftriebricb'S oon ©ottorp Scbn warb alS 9>eter III. Äaifcr
von Slußlanb, unb beßen ©obn f)aul überließ feinen auf
ihn oererbten tfntbeii 1773 bem Jt6nige Gbrißian IV. oon
Danemarf gegen £>lbenbur'g unb Delmenfjorß, bie ber jün»
gern gottorp'fcben 2inie üoerlaßcn würben unb feit 1777
baS ^erjogtbum ßlbenburg bitten. «Seit 1773 iß §. bei
Dänemarf geblieben unb würbe 1806, nach Buflofung beS
beutfeben 9teicbS, oon welchem eS bis bobin ßetS einen SEbett
gebilbet, gänjticr) mit' Danemart oereiniat; aber 1815 mit
Wallenburg wieber ein Staat bei beutfepen JBunbeS. BIS
©ouoerain beffelben bat ber Äönig im weitern SRatfye ber
©unbeSoerfammlung brei ©rimmen, im engern eine unb
fteOt 3900 ÜK. jur «unbeSarmee ; bie ©nfünfte beS San«
beS belaufen ßcb auf mehr als 2 SJtill. (Suiten.
£>. bat einen S(äct>eninbalt oon 153 d2J?. unb 436,000
SBewobner, fämmtltcb Deutfcbe, beren Sprache "baS ©afßfeb»
?(i*berbeutfdje ift. ,$ocbbeutfcb wirb nur tbeilwctfe in ben
Stetten gerebet. DaS 8anb wirb oon ©. nach 91. oon eU
ner fanbiaen $ugelfette burebjogen, welche bie SBaßerfcbeibe
jwifeben Stoib"» unb ßflfee bitbet. 3m 3nnern beftebt
nm Z\ftii au$ £aibe unb SDtocr; ber oßt. Zhcll, in bem
tob herrliche ©egenben beftnben, beliebt aus fruchtbarein
Sebmboben, im SB. ift treffltcbeS ^arfd)lanb, baS fcurd) Scidjc
gegen ben Xnbrang ber 13 eilen qefdn'ifjt ifl. jtein anbered
t eutfebeä Sanb ifl beffer bewdffert unb \)&t üppigere SBiefen,
als ba3 „grüne" ^>.; unter ben ©een iß ber ploner ber
größte, unb außer @lbe unb (Siter nennen wir oon gtiiffm
notb: @t6r, SÖilfler, Wßer unb S5iIIe. Korb, unb Sfffee
finb bureb ben fieler Jtanal oerbunben, ber oon 1777 — 84
gebaut würbe, dr iß beinahe fechS lang Unb führt au 3
bem Fieler innen in bie diber. Die ^tauptprobuete biefed
oorpgSweife 'flef erbau unb JBiebjucbt treibenben ganbeS ßnb
©etretbe, ^>ülfenfrücbte, Äartoffeln, gladj$, fclpßanjen,
^>oIj, ®<bweme, befonberd aber oortrefflitbeS {Rinboieb, unb
auSc^ejeidjnete ^)ferbe. Der Butter« unb JUfer^anbel ifl frfn
betrücbtlid) ; ^abrifen gibt eS nur wenige. ©egeimM)
iß Sp. in tfmter getbeilt; nad> ber alten biftorifeben Ci»
tbeilung aber jerfdUt eS in: Ditbmarfen, ©tormarn, SB*
grien, ^olfiein, bie ©raffcr;aft S?anjau unb bie ^cnfi^ft
pnneberg. (SJergL Ddnemarf.)
j^dltij (gubw. ^)einr. (Sfjrißopb), ein gefublooüer Tic.
ter, war geb. am 21. 2>ec 1748, ber ©obn eine« fut
gerS ju SDfarienfee bei ^>anooer unb ßubirte feit 1769 «of
ber Unioerfitdt ju ©öttingcn Sbeologie. Dabei befa)atti$t<
er ßd) aber aud) ununterbrochen mit bem Eefen älterer m
neuerer Dichter unb würbe oon feinen ihm naberfiebenbea
greunten trog feine» eben nicht ben ausgezeichneten 9te»
fd>en anfünbigenben Äußern erfannt unb gewürbigt &
fchloß ftcb eng an ben gittinger Dicbtcroerein an, roelcbrn bie
beutfehe ^oefie fo oiel oerbanft unb ju bem auch bkfiriä
(Stolbcrg, Soje, ^Bürger, tKiHer, SJoß unb geiferoif} gehörten,
©ein «^)ang jur fanften Schwärmerei, wie ße ficf> tn frön
©ebidjten auSfpricht, unter benen bie elegifcben unb
feben bie heften unb in ihrer 'Xrt ausgezeichnet ßnb, wm
genährt bureb eine nicht glücfliche Siebe unb burch feine iU
hanbnehmenbe JCrdnflicijfcit. Sp. begab fieb 1775 nach t ±
iig unb oon ba nach £>anooer, wo er am 1. Sept.
ftarb. S3oß unb ©tolberg beforgten bie £erau$gabe
©ebia)te (^>amb. 1783, oermehrte ÄuSg. ^>amb. 1804).
fjohjrooö, b. h- heiliges Ärcuj, iß ber9?ame beS altn
Ä6nig«palaßeS ju Gbinburg, bem gegenüber ^> o I p r l c :
boufe liegt, ein Jtloßer, baS ber fchot. Aimig Dav
flirtet hoben foU unb oon bem nur noch Snimmer ir
ßnb. ©n ffngel foU bem itemig Daoib, alS er einl
ber ©teile jagte, wo nachmals baS bloßer errichtet nmrl
ein ßlberneS Äreuj gebracht hoben, nach welchem bie £tr
tung benannt würbe. 3c^t beißt ^olproobhoufe gern
nur „bie abtei". Kachbem biefe, fowie baS ©chloß, 1544 m
ben (Sngldnbern niebergebrannt worben war, würbe ber J
laß wieber aufgebaut, in welchem bie unglüefliebe Jtöni;:^
SWaria ©tuart (f. b.) refibirte. ZutS) 3afob VI. tr^:
ju , bis er 1003 alS 3«fob I. Äönig oon englanb wurt-'.
9(ocp iefct jeigt man bie3immcr, welche bie .Königin SÄü^
©tuart bewohnte, in ihrer alten Einrichtung. £er $t -
SEh«il beS ^alaßeS würbe ieboeb burdj bie ©olbaten G
well'S (f. b.) jerß6rt unb blieb bis 1670 alS Suine
gen, wo Äarl Ii. baS ©cbäube nach einem ¥ld,K 1
SSill. S3ruce in feiner je^igen ©eßalt hwßellen lief, p
Hnßcbt ßeüt bie weßl. gronte beffelben bar. <?r bei: :.■ :
überhaupt auS oier ©ebäubereihen; an ben oiee tjefen f
JEbürme angebracht unb im 3"ntm fi'ihrt eine orn '
getragene &aUt runb herum. 3ebe ©eite t>at eine tl-
oon ungefähr 240 unb baS größte ©emaeb ifl «nt fl
S. lange, 25 ff. breite unb über 18 g. heb« ®*["
ben ffiilbnißen oon 114 febott. Königen, welche fämntrv
ber nieberlänb. SRaler te Söitt gemalt t)at. Der nert
arbeit enthält bie ©emäcbcr ber Waria ©tuart. J£)i« rr.
1745 ber $rätenbent Äarl Ebuarb (f. b.) auS ;;
fcblecht ber ©tuartS unb wenige Sttonate barauf, na*
©chlacht bei Sulloben, in welcher ßbuarb'S 4><er
rourbe, ber ©icger, ber Aerjog oon üumbcrlanb. '
nachmalige Jlönig Äarl x. ton granfreieb noeb 0"'
'ÄrtoiS war, Ijielt er ßd) 1795 — 99 ju 4 auf unt
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Holz
409
Holz
ba^tn te^tte ß 1830 — 32 mit fein« gamilie juriidf, nach» engl. Regierung bat in neuerer 3cit viel jur ^crfteUung
im er wm franj. Sljrone vertrieben wotben war. Die unb (Srbattung be3 ebrmürbigen JßaueS getban.
r
£jol3 (ba§) ift ber bebeutenbfte 5Bcffanbtt)cit ber JBaumc
.nb Stwucber. Dabcr werben biefe oft auch mit allen ibren
tagen fjejtanbtbeilen al« £olj bezeichnet, foroie man auch
stretfen, auf benen S3äume unb Straucber in größerer Än»
•sM warfen, polier ober ©ebölje nennt. DaS eigene
efee Aoli ticc^t jwifeben ber SBorfe unb bem üRarf.
im« «Pebt au$ JÖaft, Slinbe unb Überbaut, boefa
tbt bie lefcte im Älter baufig verloren. Das SWarf be*
tbt au* einem äeUgeivcbe , weiches jeboeb febon nach bem
6m Saljre nad) feiner ©ntflebung ab|lirbt. Da$ £olj
tbft bat ein faferige« ©efuge unb ift aus 8Ängeufafern unb
farffaforn jufammengefept; in jebem 3al)re fefct fieb unter
•Ri S&afte eine neue Schicht an, welche ftct> noch einige
cit bur# geringere $efligfeit unb Jölaffe ton bem altern,
4r nach bem äJiarf ju liegenben fegenannten Jternbol^e
luerfcbetbcr unb Splint genannt wirb. 83ei ben meijlen
»oljartai finb biefe jährlich fieb erneuernben Schichten beut--
$ au atennen, inbem fie, wenn man einen Stamm quer
ANbjicfencibet , in ©eftalt oon {Hingen erfebeinen. Da man
un auS tvr Ämabl biefer Äingc baä Älter be5 S3aums>
'.mthmen fann, fo werben biefelben 3abrringe ober auch
oi 3a|re genannt. Die Änwenbuna, be5 ^»oljcä ifi fetjr
eifaeb unb man unterfcheibet biernacb verfebjebene Ärten
r filier. DaS jßau: oter limine rt; oh, ju bem vor»
tglid) baä Sannen:, Sichten-, Grien* unb ßtchenbolj ge-
rn, untb ju galten, föoblen, Schwellen, JBalfen u. f. iv.
BÜharsU^na i ?rv. IT.
verarbeitet. Die vorjüglichften 9Jufeböljer, au3 benen 9|tf&
ler, Drechsler, Sagner unb anbere #anbwerfer allerlei fficrütl*-
fchaften, namentlich auch SRöbeln, verfertigen, finbßebern*,
SJJabagonh, "Pflaumen =, SSirncn«, Äpfeh, 'Äborn«, ffiü»
eben», dichenbolj unb anbere. ÄIS SJrennbolj bienen
alle ^>4ljer, welche in großem Staffen vorfommen, aber
mit febr verfebjebenem Grfolg. (85gl. ei jung.) SMau=
holj, SJrafiltciu unb Sapan=, SRotbr, Selb», (Saliaturbols
unb anbere finb 8arbei)6l*er; ©uaiaf;, Santal», Gul*
baban>, Äloe*, .Äampljer», Scblangenbolj unb anbere Ärj =
netboljer. DaS #ol$ wirb auch in bartco unb weiche* , je
nach bem ©rabe feiner gejligfcit, unferfebieben unb felbfl oa*
#ol} in ben verriebenen Äbeilen beffelbcn ©cwacbfcS ifl ton
verriebener ©üte unb ©rauchbarfeit. So fommt baä
fchönftc SÖJafcrbolj au3 ben SBur^elftdcfen , übrigens aber
gibt ber Stamm baS befle $olj. Die S3öttd>er f6nnen ba5
JCernbolj nicht brauchen, weil ti ju fpröte ift. — 2Begen
ber 9hi(3barfeit beS ^»ol^cS mup man befonberS in holjöt«
men ©egenbrn große Sorgfalt auf ben £öljbau, b. b.
auf ben Änbau unb bie Pflege ber Jpöljer ^oerwenben. Die
JBefcbaffcnbeit beS JBobcnö unb baä JBebürfnifi entfeheiben,
weld>e Art von ^>6ljcrn man anbauen foU. Äm bäuffgften
gefchiebt bie gort»fIan;ung burch Samen, unb cer'SBoben
mup je nach feiner 3öefd>affenbeit mebr ober weniger jur
Äufnabme be5 SamenS vorbereitet werten. Die £ol-,a:i-
b»iut ff eben unter bem Schufte be5 <3taat$, inbem alle XJer-
52
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Holzschneidekunst
lebungen berfetben als ^oljftevel befrraft werben. Ur*
fprimglicb rearen in Deutfcblanb alle SBalbungen ©emeitt»
Siut bet äertnan. ©tämme; fowie ober aOmälig ber freie SBe*
ig ber ganbereiett unteraing, würben bie SBalbungen unb mit
ibnen bie 3agbgereä)tigreit in ben meiflen ©egenben eigen»
tpum ber hohem unb niebern ©runbberren. überrejle beS ehe»
maligen ©emciitbeftfeeS ftnb noch baS in manchen ©egenben
ben ©emeinben »uftebenbe Siecht, fid> geuerbolj ;u boten,
baS Siecht ber ^utung im SEBalbe, baS Siecht, »aubolj
gegen ein bloßes tfmoetfegelb ju erhalten unb anbere. —
Der .öoljbonbel ifl in mannen ©egenben febr einträg»
lieb, fleht aber in ber Siegel unter ber fpecieOen Xufftcpt
beS Staats, bamit nicht t>urcr> ju (latfe .JpoljauSfubr ein
4>otjmangel im eignen ganbe herbeigeführt »erbe. Siuß*
lanb, $oten, Norwegen, Schweben unb in Deutfdjlanb bie
©chwarjwalbgegenben treiben ftarfen £oljbanb<l, bie erftern
befonberä nach englanb, bie (entern nach £ollanb. ftucb,
auS 'Ämcvifa unb ßflinbien ifl in neuerer £eit viel -öolj
ausgeführt werben. (Ögl. gliße.)
^ol30fhnt3>ekutt0t ober (grted).) Jptographie. JDie
Xnwenbung bei 4?olje8 ju allerlei f ünfilidjen Arbeiten fübrte
barauf, auch ©über in #otj ju febneiben, unb nad> unb
nacb fam man barauf, um biefe ©Über buteb 5(bbrucf »er*
vielfältigen ju fännen, fte fo in |>olj ju fdweiben, baß alle
Sinien, welche in ber 3ei<fmung hervortreten feilten , ergaben
herausgearbeitet würben. e§ wirb auf eine ebene unb glatt«
flutte t>on einem feinfaferigen ^olje (in ber Siegel ©ucbS«
bäum) eine 3*icbnung gemalt, unb barauf febneibet ber
Äünftler baS Jgiolj mit »erfdjiebenen febatfen Snflrumenten
fo aus, baß nur bie burefe bie ©triebe ber Zeichnung bc
jeiebneten ©teilen flehen bleiben. ©elrreicbt man bann eine
folehe platte mit einer fclfarbe unb brueft fte auf ein ©latt
Rapier ab, fo erhalt man eine äeidjnung, welche ber erflen
auf bem Sboht entworfenen genau gleicht. ©owot bie platte
als bieXbbrucfe werben ^oljfchnttte genannt. Die £oIjj
fcbneibefunfl ijl älter a(S bie ©ucpbtucferfunfl unb hat y.n er«
finbung biefer Söeranlaffung gegeben. (Sögt, ©udjbrucf cr=
funfl.) "Ausgezeichnete Äünfller, wie .nieron. JRefd;, 211»
brecht Dürer, tut. von gepben, ^anS Salbung gen. ©tun,
AanS äfftet», $anS granf gen. güfeelburger, auch «Ratfer
Sfearimüian unb oetfehiebene Anbete haben bie Jgwljfcbneibe»
funfl ju einem hohen ©tabe ber 83oUfommenbeit gebracht,
unb erfl nachbem bie Jtupferftechf unfl ju einem hohem ©rabe
ber 2lu$bübung gelangt war, wenbeten ftcb bie JCünfllec
von ber ^oljfcbneibefunft aümälig ab. 3n neuerer 3eit hat
man jeboct) emgefehen, baß bie ipoljfchmtte vor bentfupfer»
fliehen eigentümliche S3onuge beftfeen, namentlich baß fte von
Siefen in ber Jtraft ber DarfteHung niemals erreicht werben
!6nnen. überbieS hoben bie £oljfch nitte por ben .Kupfer»
fliehen auch noch ben S3orjua, baß man pon ihnen im»
gleich mehr Äbbrücfe machen rann, ja, baß ftcb bie Drucf»
platten felbfl burd} 'Äbfintfdicn ober Abgießen perpielfältigen
lajfen. (Sgl. ©tereotppen.) 3n neuerer 3eit hoben fid)
wieber einzelne ^unfiler auf baS «ortheilhaftefle in ber
^joljfchneibefunfl hetootgethan. Der enalänber JEhom. ffie»
wie? (geb. 1753, gefl. 1829), bie ©ebruber Unger, ©ubift
unb Un Jeimann in JBerlin, SBlaftuS £>6fel in ©ien, Steuer
in SKünchen unb Änbere haben bie Äunjl wieber ju einer
hohen ©tufe gehoben, «namentlich ben (Jnglänbern berban«
fen wir manche Berbefferungen in ber -fcoljfihneibrfuii
Sine eigenthümlicpe Xrt ber 4>ol}fchnitte, welche gldaVtlä
febon in früherer Beit in Xnmenbung war unb in nniaa
3eit burd) ben ©rafen 3anetti wieber aufgenommen twrta
ifl, ifl baS fogenannte ^eabunfel (ital. chiaroscar«,
cmdaIco), bei welchem mebre einanber genau entfpteä)«&
platten ,u:r 4?erftellung eines 83i(beS benugt »etbtn.
er fte platte enthalt bie umriffe, bie jweite bie flarfen
ten, bie britte unb vierte bie SOIttteltinten. Diefe flmc
werben nacheinanber auf baffelbe 93latt gebrückt unb ;;
fem ml batauf an, baß fte genau aufgefegt wetben.
Stabe perwanbt ifl mit ber eigentlichen #oljfcbneftthiK
bie Sßobelflecherei, welche jeboeb weniget ben &xüt:
einer fd)6nen &;\n\i hat. SDcan pflegt nämlich bie 9tutfc,
mit benen .Kattune , SBacbSleinetoanb, ^apiertapeten,
fatten u. bgl. bebtueft werben follen, in ^olj )u fcfyuüo
unb bie fo erhaltenen SJtobeln ober formen jum $<■■
btuefen ber genannten ©egenflänbe, nachbem man fit mit
ben gehörigen färben beftricben, ut benugen. 2ua) btc
wetben mehte jueinanbet paffenbe «Kobeln angewenbel, b
bem ein vielfatbigeS SRufler ju jeber garbe etn eigne? SSo=
bei n6thig macht Sflobelflecheret unb ^oljfchneibeninjl m
ben häupg unter bem Kamen gormfchneibtlunjt p
fammengefaßt.
j^onttT, bet Mefle Dichter ber ©riechen, beffen
»» noch 6U«n fytil befifeen unb einer ber grifjtcn
öUet 3eiten, war ein Keinafiat ©ried>e unb lebte |1P
fcheinlich im 9. Sahrh. ». Chr. ©ieben unb mehrt
flritten im Xltcrthume um bie ehre, feine Bd«!J» £
fein, am meißen aber bot bie Slachricht für fidj, WLz.Z
ber 9cäbe von ©mprna am gluffe SJ?ele8, nad? welcb«!5K;
SRelefigeneS (b. b. ber 3J?eleSgeborene) beigenamtt ^;
geboren worben. es heißt, er fei ein Ämb ber ftg y
»efen unb als fein »ater wirb SRäon, als ferne
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Homer
41t Homöopathie
trifft genannt. <Ro<$ 3<nem bicp er ber Wdonibe. <£ö
-crten auch noch anbere 2fb|tammungen beffelben angege»
m, tnbem man ihn j. 83. einen ©obn beS XpoHon unb
;r Wufe JtaQto^e genannt t>at. ©ein 9?ame Jg>omero8,
h. ber SSlinbe, bat ju ber ©age SBeranlaffung gegeben,
ajj et burcb bert ©tief; einer ffiiene ober burcb tine Xt&nb
:it erb [int et fei. ßbenfo abweiebenb, wie bie 9k* riefen
thrr feine ©eburt, ffnb auch bie über feinen SEob, buch
igte man auf ber 3nfcl 3o$, welche jefet 9tio helft, fein
frab unb feine ©rabfebrift. Seine Wcbicbte ftanben bei
cn ©riechen in ungemein Kobern Hnfeben unb jwar nidbt
[lein wegen tfjret allgemein bewunberten poetifeben ©djön»
nt, fonbern auch wegen ber in ibnen enthaltenen ©ötter»
fcren unb SSeltanfdjauung. ©ie waren in biefer SBeite*
ung bie heiligen SSücbcr ber ©rieben unb bitten religiöfeS
nfeben. grütjer waren fie nur in JJIeinafien unb auf ben
nfeln »erbreitet, bis 8vfurg, ber berühmte ©efefcgeber ber
;p.utancr, bie erflen SRacbricbten von ihnen nad) bem gried».
Kurterlanbe braute. @rft 300 3obre fpäter (Teilten g>ifi*
TatuS unb feine ©6b. ne. bie funjtliebenben Tyrannen von
[n)en, ©amntlungen Hvmerifdjer ©«fange an unb trafen bie
rinriebtung, bafj fie von ben 9?bapfoben (f. b.) aUjabr»
i> am Jette ber Jpanatbendcn öffentlich, vorgetragen wur»
en. ©oiebe JRhapfoben waren vielleicht auch bie fogenann»
n $omeriben, unter benen man jebod; aud; 9eacbabmer
mb Sladjfolger beS H- »erfreuen fann. 3u beS H- 3^*
n Hü bie ©dirift noeb nicht erfunben, ober boeb noch,
idht auSgcbilbet, unb e$ muffen fieb batjer bie Homerifcben
)efänge von Wunb ju Wunbe fortgepflanzt hoben. 3n
iefan galh ift cd aber nid}t nur wabjrfcbetnlid;, fonbern
>a,ar nothroenbig, baß jtd) WancbeS von ben urfprunglidpcu
iiefdngen im Wunbe ber Sfbapfoben verdnbert i-.ibc, ja
a§ 9teueS bem 2Clten hinzugefügt unb mit ibm verfcbmol=
n mürbe. Hedift roabrfebeinlid; würben fogar ganze (ans
er« ©efinge unter bem Warnen beS £>. neu erfanben.
Scbon im "Ältertbume zweifelte man an biefen Jtbatfacben
icht unb war wieberbolt bemüht, ca§ ed>t fernen 'che von
>emjenigen, waS bem grofen Siebter fdlfcbiicb jugefebrie«
tn würbe, ju febeiben. (5rft in neu efter Bett aber baben
iclebrte, befonberS ber berühmte 9>t)tIe(oc| §. X SBolf, bie
•n'id't geltenb ju madjen gefuebt, baü aueb bie beiben
regten, bi5b« immer für edjt angefebenen SBerfe
iebt bie ©efiöpfung (Sine-? £id)terä feien, fonbern von «er*
biebenen Siebtem "($omeriben) ben ;'i inten unb er fi fpater,
»nie fie nod) vorliegen, jufammergefe|t unb ju einem
i.uijen verarbeitet tvorben feien, ^ug(eid) bat man heb bc=
tüht, eine fotdje 3ufammenfe(jung in jenen ©ebiebten felbfi
.'ureigen, forool in JBejug auf ben 3nba(t, ald auf bie
:prad>e unb 8Jer§form. ©ogar barah bot man gejweifelt,
b jemals eine $erfott fy. erijtirt fyabe unb ob niebt vieU
:ebr bie SQorfieUung einer foleben erji nacbmalä fict> auSge>
iitet babe. 3)ie beiben vonüglicbften bem Sp. jugefd;riebe>
ert unb ^ugleid) graten ©ebieb/tc ftnb bie 3ltaö unb
i« JDbpffee, beibe ßpopeen, welche fid; bnreb einfaef;
M ©pradje, fowie burd) unverbefferlicbe SSJabrbeit ber
latiiranfdjauung auSjeicbnen unb baS SRufler für fpa»
rw (?popeen geworben ftnb. £ic3lia3 enthalt eine ©cbiU
erung ber Unternebmungen ber ©rieeben vor SEroja
f. b.), wabrenb bie Cbr/free bie 3rrfai>rten beä f;eimfet>;
renben Dböffeu« (f. b.) fefn'tbert. fBeibe ©ebiet;te ffnb ht
4>erametern gefebrieben, welche SBerSform fpdter für bie
meiden ^>e(bengebid>te beibehalten unb baber ba5 tyxoi»
febe, wot aueb ba§ ^omerifebe SSerSmag genannt werben
ift. Tfußerbem werben bem £. noe^ mebre Hymnen, Qpu
gramme unb bie SSatracbompomacijie, b. b. ber grofebs unb
SKdufefrieg, jugefrbrieben. $)a& [cr^t genannte ©ebid)t ift
niebbo 21'nbereä, als eine Sravefiie ber 3 Ha 5 unb £>b»jfee
unb gebort jebenfaUS einer fpätern 3eit an. sJiid>t allein
finb bie ©ebiebte beS Sp. f«fjr häufig berauSgegeben worben,
fonbern man bot biefelben aud) in faft alle ©pracben gebil«
beter SJclfer überfe^t 2>ie befie bcutfdjc überfefeung ift
von 3ob. $etnr. S5of5. ^fußerbem ftnb eine grefie 'Änjabl
utr Erläuterung ber ^omerifeben ©ebieb. te bienrnber ©d>rif<
ten, fowie viele ©cenen auS benfelben barfieQenbe Xbbil«
bungen erft^tenen. Die auSgejeicbnetften Waler baben ©tei-
len ber 3>iaS unb Dbpffee ju ihren ©emälben bcnunt.
jQomöopatt)t( bejeidmet baS von ©am. Spa h n cm an n
(f. v.) erfunoene fySmam, welches fid; von allen biSberi»
gen S$crfabrungSarten in ber ^>ci:funbe feinen ©runbfä£en
nad) wefentlid) unterfebeibet. £)aS äSort Homöopathie ift
nad; bem ©rteebifeben gcbiltet unb bejeieb.net ein ^»eilver»
fahren, bei weldjem gur Teilung ber Jtranfbeiten folrfje Wit-
tel angewenbet werben, weldje im gefunben A'6rper einen
ähnlichen Bufianb berjufienen vermögen, wie berjenige ift,
an we(d}em ber Jtranfe leibet. "Xufcx von ber auf biefe 98eife
ber 4pomöopatbie 5» ©runbe liegenben Überzeugung, welcbt
au* bureb bert lat. ©a(} Bimilin similibas cunuitur (b. b-
itbnlicbcS wirb burd; 5llmlidjeS geheilt) auSgebrücft wirb,
geben bie Aomöopattjen autb nocr) von bem ©runbfatje au6,
baß nur einfache 'Krjneimittel in ber SÄebicin in 2lnwcnbung
ju bringen feien unb baft biefe bei einer ftrengen £)iat beS
Äranfen nur bei febr flciuen ©aben bie gewürifdite ^eilwtr»
fung tiervcrsubririüen vermögen. 25ie bomöopatbiferje 35iat
beftebt in einer Gnlbaitung von allen benjenigen SiabrungS«
mittein, bie felbjl auf ben gefunben Wcnfdjen eine SBir#
fung bfttwrjubringen vermögen, weldje ber eines £etlmit*
telS gleidjt. Die SÖafcl beS Heilmittels in einem befonbern
JUanfhcitöfalle befiimmt nicfjt ein einzelnes ©vmptom bei
ÄranEljeit, fonbern bie ©efammtbtit aller aua> ber febeinbat
geringfügigften ©omptome. Daber bot ber bemöopatbifebe
ittrjt, etie er ein Wittel gibt, ben 3ufianb beS Jtranfen auf
baS 'Älifcitigfle &u prüfen, liierbei aud) auf bie bisherige tu
benSwcife, auf bie früher ir>n betroffenen ÄranfbeitSfaß«
u. f. w. genau einzugeben. & ifi enblicb ein ©runbfa^ ber
Homöopathen, bie SBirfung eineS Heilmittels erft vollfom»
men abzuwarten unb ju beobachten, ehe fie jur 3Bal)( eine«
anbern Wittels ober jur SBieberholung ber frühem ©abe
febreiten; bei [)efttAen unb fduiell jur tjntfcheibung führen«
ben Äranfheiten pflegen fie jeboct) baS Wittel, von beffen
"Änwcnbbarfeit fie überzeugt finb, auch in fürzern Btttrdu»
men zu wicberbolen.
Die Horr,öopathie bot fer)r viele ©egner gefunben. ab«
auch tötele begeißerte Anhänger. Die ledern finb, wie bie»
feS bei einer nod? fo jugenblicben SBiffenfcJjaft auch nicht
anbcrS möglich war, in manchen fünften von ber ftrengen
£ehre Hohmjmann'S mehr ober weniger abgewichen, unb
Hahnemann felbfl hat manche feiner Annahmen im Ber»
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Honig
4M
taufe bet 3«it ueranbert. 25ie ©egner ber Homöopathie ha»
ben wenigflen& fo »tel eingeben muffen, baß in gewifTen
gälten ber ©runbfafc, auf welkem Habnemann'8 fiibre be«
ruht, 2lnwenbung finbe unb baf? jebenfalB SBereinfacbung
ber Arzneimittel , 83erminberung ber Quantität, in weicher
fie bem Äranfen ut reiben , unb enblicb. eine (henge 25iät
jeitgemäfje äJerbejferungen in ber SWebicin feien.
I)0ni0 ifl ber fttfje Saft, welchen bie Sienen au3 ben
JBlumen unb grüßten »erfebiebener ^flartjcn jieben, in u>
rem .Körper wabrfcbeinlicb einigermaßen Perarbeiten unb enb*
lieb in ben «EBacbSjellen abfegen. 3e na* ben 3abrc§$cifen,
ter »efebaffenbeit ber 23ienen, ber fcrtlicbfeit bc$ Kufent»
baltSortä unb »orjüglicb ber >]5flan$en, welche fleh ben ®ie»
nen barbieten, fällt ber Jponig febr berfchjeben au§. So»
»ot feine garbe, als fein glufiigf eitSjuflanb , fein ©erueb
unb ©efebmaef ft'nb bemgemäfi »erfebieben. 25er bellfarbige
Honig wirb bem bunfeln wgejogen unb ber au« jjinben«
blüten bereitete aeiebnet fic& bureb angenehmen ©erueb
3n ben mannen gänbern ifl ber #onig beffer al3 in ben
fältern. SefortberS berühmt ifl bei £ontg vorn JBerge H»bla
in Sicitien unb ber com JBerge ^pinettuS in ffttifa. 25er
Honig fann oon ben 9>flanjen, au3 benen ibn bie S3ienen
bereiten, aueb giftige ©genfebaften annehmen, in welchem
gatle fein ©enufj Scbwtnbel, Taumel, gßutb unb fogar
btn «ob jur golge haben fann. 2>er Honi3/ welcher aus
iionigkakuk
oulflieft, m
etwa* feber«
von bem jt>
ben Sahen bei getinber SBärme oon felbf!
heller garbe, förnig unb t>on angenehmem,
©efebmaef ifl, wirb al§ 3ungfernbonig
meinen Jöonig unferfebieben, ber bie angegebenen ©gnrfiV.
ten nieht befifet 25er noch nicht bon ben 2Baben geflirtet
Honig beifit gejeibelter, 9?oo$» ober 9cofenr)oni«,
Scheibenhonig, wogegen ber gefeimte ober atgclaw
fene $oni$ oom SBacbö bereite? getrennt ifl, unb 6t(is>
ober 3ucferhonig ben alten in ben 2Baben »ertjittttrs
Honig bezeichnet. Xbgefcbäumfer H°ni9' wie tbn bie
'Äootbcfcn haben, wirb burd> Soeben beS Hon'fl^ mit Baf-
fer, abfebäumen unb giltriren gewonnen. 25ie rr-ilben Sit.
nen geben ben SBalb-- ober wilbcn H^nig- auftürmte,
nennt man ben Hon«8 ÖUtb nad) ben ^flan^cn, von emeuc
gewonnen unb nach ben 3abree.jeiten, in benen er eingängig
worben ifl. 25er H»nig läfit fieb unter 'Änwentung ber
rigen S3orficbt 3ahre lang aufbewahren. <5r muf ju t
Swecf fo rein alt» möglich fein, an einem h'iblen unt1 titi.<
nenSrfe flehen unb wohl oerwahrt, namentlich »or SKiu'rrv
ffiienen unb Ämeifen gefiebert fein. 25ie Hmeifen werben i.
einen Streif 'Äfcfce ringS um ben ^jonicjtopf oon tiefen ;N
gehalten. 25en bebcutenbflen Hanbel mit Honig tTeiben Sif
lanb, 9>olen, granfreieb, Spanien unb bie 3nfel SÄJit;.
tjonitfkukuK ober Honigvogel (ber) ifl einberuft!'
fuf »erwanbter 5ßogel, welcher im fübl. Hfrifa grfun!«
Hottiffthau
413
Hopfen
wirb unb unter lautem ©rfcbrei bie SRefler ber wilben. fiSie»
um «uffucbj, um ftd? ibreS .JponigS ju bemächtigen, £ieti
bei foU er fieb oft bei ^>u(fe beS JBaumfpecbt» bebienen,
welcher ibm mit feinem harten unb langen Schnabel borar«
beitet. SSeibe SSögel finb auf umjrebenber Äbbilbung bar*
gefreut. Die Eingeborenen pflegen bem ipontqooget nachzu-
gehen, ber ilmen bureb fein ©efebrei bie SJienennefler an>
jeigt unb baber auch lat. iadicator, b. b- ber Bnjeiger, beißt.
£cr Äonigpogel r)at einen furzen fegeiförmigen Schnabel
unb i|f ungefähr fo groß wie ein Sperling.
i/o uitjti)au nennt man bieienige Jtranfbeit ber fjflanjnt,
bei welcher auf ber SDberfldcbe ber SBlättcr eine bonigarttge,
füßliebe unb fiebrige ©ubfianj ftcb auSfd)eibet unb biefelben
übersieht. Durch tiefen ttberjug unb buref) bie Unreinig«
feiten, welche an ibm ftcb anfegen, »erben bie ©paltöff*
nungen »erftopft, wobureb bie ©ewdcbfe ein frdnfelnbeS
Xnfcben erhalten. äugleicr) finben ftch perfebiebene Snfeften,
uornebmlicb SBlattläufe, ein, benen man irrigerweife bie dt-.
teugung beS fwntgtbauS ©ebulb gegeben hat. SWan bot
beobachtet, baß $onigtbau befonberS bann fieb ju erzeugen
pflegt, wenn auf anhalfenb troefene unb warme SSitterung
fdmeU Jtdlte ober Porübergebenbe leichte Siegen, befonberS
contmerregen, eintreten, woburä) eine plffclicbe ©toefung
tcr «Safte in ber Oberfläche ber SBIatter berporgebraebt
wirb. Die heften SKittel ftnb Steinigung ber SJldtter von
bem fiebrigen Stoffe unb anbaftenbem Ünrathe burch SBa>
fdiungen mit reinem SBaffer, welches im ©roßen burch ben
Wegen gefebiebt.
ijonrtnrrö (franj.), b. h. (ihren, (ihrenbe Beugungen,
nennt man biejenigen 'Kufmerffamfeiten, welche nach bem in
ber ©efellfcbaft üblichen $ertommen jeher SBirtb ober bie SBir»
tbin ihren ©dften fcbulbig Dabin gehört ber förmliche
Empfang gelabener ©dfte, baS iöorftellen ber ©dfte unter«
cinanber, bie ©orge für faeren Unterhaltung, bie 2(uffobe»
rang, (kb ber bargebotenen ©enüffe ju bebienen u. bergl.
SBorjugSweife r)cißert aber #onneurS bie fheng geregelten
Gbrenbejeugungen, welche oon SRilitairperfonen ihren SJor*
gefegten ju erweifen finb. Die SJefcbaffenbcit biefer Ebrenbe*
jeugungen ifl bei ben perfebiebenen Armeen oerfebieben, unb
es hebten fieb biefelben im ungemeinen na* bem dränge
ber 9>erfonen, welchen fie erwtefen werben. Äußer bem
Dienfte grüßt ber ©olbat nur bureb Anlegen ber Spant an
fie Jtopfbebecfung unb burch 'Annahme militairifcher #al>
timg; ftrenger finb bie £onneur3, wenn ber ©olbat unter
bm SBaffen, namentlich wenn er auf SSadje ficht, ©chul»
tera brt ©ewebrS, $rdfentiren beffelben, Stühren beS ©piclS,
oblagen bei gabncnmarfcheS, Neigung best DegenS, ©en»
Im ber gähnen, herausrufen ber 2ßachtmannfchaft finb bie
hin gebräuchlichen -öonneurS. gürfilicbe ^erfonen unb hoch»
geflrüte SDtilitairperfonen pflegen Ehrenwachen ju erhalten,
beten 'Änjabl unb Obliegenheiten ftch nach bem Stange jener
tyerfonen richtet, Sbenfo wirb ber deiche eines jeben Jtries
flert bei beren JBefiattung eine Ehrenwache mitgegeben, be«
ren Störte nach Siang unb Sierbienft »erfchieben ifi. ^)at
^er JBerjrorbene einen gclbjug mitgemacht, fo pflegt über
feinem ©rabe gefeuert ju werben. Die SEambourS, welche
ben ^eichen^ua begleiten, pflegen ihre ärommeln ju bampfen,
nach o« ©eftattung aber teuren bie Ärieger mit lauter frie-
Ütnfcher SRufif juruef.
fjopfen beißt eine befannte, burcr) ganj Europa , £RonV
äffen unb 9forbamerifa an Saunen, ^eefen, glußufern unb
Siöalbranbem fidb häufig finbenbe ©eblingpflanje, weiche ih'
rer !2(nwrnbung wegen in mehren ?dnbern angebaut wirb.
Die männlichen unb weiblichen yflan-,en unterfchetben [ich
nur burch bie perfebiebenen iöiüten. Die männlichen, fünf
©taubgefaße entbaltrnben ÜBlüten fteheu in großen, fpanu
gen Sttöpen; bie weiblichen bagegen in einem fugelrunben
Jtägchen hinter fletnen Schuppen gepaart. Diefe bünnen
blattartigen Schuppen wacbferi nach ber Slütetett fort unb
bitten nußgroße 3apfen, welcbe a(S ^opfen ieim Statuen
pcrfchiebencr 53iere gebraucht werben unb einen bebeutenben
.f>anbcl3arrifcl mancher Üänbcr abgeben. 3n Deutfchlanb
ifr oorjüglicct ber in ^Böhmen, in Skiern, aber auch ber in
einigen ©egenben Sacbfenä unb im Sraunfcbmeigifcben ge«
baute -.fpopfen gefdjä^t unb wirb in beträchtlicher SDlenge au£*
geführt. S3on bem im ^CuSlanbe gewonnenen topfen fleht
ber engl, allem anbern poran. Die ©üte beS ^opfenS hängt
pon ber größern ober geringem 2Renge tcö iiopfenmehl6,
^opfenjiaubö ober EupulinS ab, votlqti bie ^opfen«
japfen enthalten. DiefeS i)opfenmehl finbet ftcb am ©runbe
ber blatthautigen ©puppen, welche ben 3apfen bilben, ale*
Heine, runbe, gelbe, glämenbe'£örncf)en unb hat einen fiarf
gciin'irjhaften, etwaS betaubenben Öeruch unb einen febr
bittern, etwaS erwarmenben ©efebmaef. ES maebt etwa
ben ahnten 2heil beS ganzen ^opfenjapfenS aud unb ifl,
jwifepen ben Singern gerieben, fiebrig. DiefeS $opfenmebl
gibt bem JBiere nicht allein einen angenehm bittern, gewür)<
haften ©efdbmacf, fonbrm macht eS aud> jum 2Cuf bewahren
für lange Seit gefebiefr. Diefe Eigenfc^aften beftfeen bie
Schuppen ber Bapfcn nicht, unb man bat beShalb mehrfache
S3erfucf>e angejiellt, baS Steht oon ben ©dbuppen abpfon«
bern. Um bieS ju fönnen, muß man bie .jjopfenjapfen
recht troffen werben laffen unb fie bann gleichfam aue>bre<
fchen, inbem man fie mit bünnen Störten fcbiägt unb
mittels einer 2lrt perp olif ommnete n SeutelS ausbeutelt. DteS
Verfahren ifl aber nicht gut im ©roßen auSjuführrn, unb
man befchrdnft eS baber auf bie ©ewinnung fo fleiner
Quantitäten, als man jum mebicinifeben ©rbraueb nötbig
bat. 3n manchen ^ranfheiten, welche fldrfenbe unb gewürj«
hafte Littel nötbig machen unb bei benen jugleicf) Schlaflo«
ftgfeit bie äranfen immer mehr ermattet, hat ftcb, baS £u<
p\x\\n fehr wirffam gejeigt. 3n Englanb berettet man auä
bem ^opfen einen Ertract, ben man mit etwaS £aufenMafe
perfekt unb baburdh }u einer feflen Eonftflen) bringt Die«
fer foß fidb mehre Söhre aufbewahren laffen, weit frdftiger
als ber ganje ^opfen wirfen, wenn er ber SBürje be« ©iert
}ugefefet wirb, unb baS 23ter gugleicfa. heller machen. ES
liat fret) bis jeßt nod) fein Erfafjmittel beS ^opfenS auffin«
ben laffen, fo fiele bergleid)en aud) Pon S3rauern perfuebt
trorben finb, baS oon flleid)er ffiJirffamfeit unb ohne 9lad>«
tbeil für bie ©efunbhett wäre, ^duftg wenbet man, befon»
berS in Englanb unb jegt aud) in Siaiern, bie röm. Äamii»
len, bie jroifchen ben gingern gerieben, einen bem £opfen
ganj ähnlichen ©erud) geben, jum äiierhrauen an. — Die
jungen, auS ber Erbe beroortommenben Stiebe /bie tn ben
Hopfengärten jum Siorthcil ber 9flanjen jum 3"heil roeej.-
ge| cf) nitten werben müffen, werben als v^opfenfeime wie
Spargel genoffen. 2lu§ bem &a(le ber Stengel bereitet
man, wie au* bem £anfe unb Sein, gafern, we(d)e ftd)
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Jloralier
414 Horatius Flaceus
formten unb weben laffen, cibtx nur grobe 3eud>e geben,
©er fogenannte fpan. £opfen ift «ine bem «Kajoran ihn*
liebe 9flan3e SübeuropaJ, beren mit Dertblcittern bebeeftt
IBlütenahren &bnlid;feit mit £opfenjapfen haben.
ijoraticr (bic) waren ein berühmtes G5efdp(e4)t ju Kom,
bem bie ©riUingSbrübcr angehörten, welche ;ur rfeit beS
ÄenigS SEulluS für Kom fiegreid; ben Jtampf mit ben (5u«
riatient fampften. 'iCucf) tiefe waren 25rillina$brüber unb
geborten bem albanifcben SJolfe an. Kom namlia; führte
mit 3lba, einer mächtigen ita(. Sfabt, .Krieg; bie
ftanben gegeneinanber unb man fam überein, um Slut
iu fronen , foUtc ber Jtampf jwifdjen ben .Ijporatiern unb
Guriatiern entfebeiben. 2>ie fiegenbe Partei follte #err bee
befugten werben. 2>er Äampf begann unb wenbete ftd; an»
fangö ju (fünften ber Albaner. Sd;on jmei Jporaticr wa«
ten gefallen. Aber ber-britte war unperlefct unb alle brei
duriarier blatten SBunben erhalten; bennod) hätte jener bem
breifacben Angriff nicht SBiberftanb (eifien fönnen. Qx floh,
ttnb bie Gurtatier folgten ihm fo fcbneH, all jebem feine
fBunben e S erlaubten. SJaib batten fie fid) auf biefe 2Beife
«ereinjelt unb eingebt fonnte fie ber Körner anfallen unb
hinrichten. So würbe Kom bie #errin AlbaJ. begleitet vom
{»eere, gefdjmücft mit ben Staffen ber ©rfcblagenen, umjubelt
ton bet beenge, gog ber #oratiet in Kom ein. X>a erblicft
er feine Sd)wefter, bie Sierlobte eines ber erfebtagenen Gu»
datier. <Stc wegflogt über ben (hfchlagcncn, fiatt fid) beS
©ieg8 unb gebend ihres Brüters gu freuen unb biefer —
ermorbet fte. Kom5 ©ereebtigfeit war fireng; obgleich ber
gefeierte Qttt> feines SJolfS, würbe ber #oratier al$ Stbwe*
ftermörber »um Xobe terurtheilt. IKuf beS ÄönigS £ullu&
Kau) appeüirte ber 83erurtbeilte an baS SSolf. ÄJor biefeS
trat ber greife SBatcr ber brei JBrüber unb ber gemorbeten
Scbwefter. 5Bon allen feinen Jtinbern, fagte er, fei nur
noch biefer eine Sohn übrig, biefei Crinc, ber Kom eon
ber Änediifdiaft errettet, ber e$ gum fytxm über Alba ge»
maebt habe! 2>oä SBolf würbe gerührt unb vergeh,
tber e§ würbe wegen tcö ÜRorbeä ein Sühnopfer gebracht
unb ber ^oratier mit verhülltem $aupt unter einem JBal»
fen, ber ein 3od;, ba5 deinen ber Jtnechtfcbaft, »orftcllte,
weggeführt.
fjoi'aitUB, mit bem SJeinamen Q o cle« , welcher „ber ein«
augige" bebeuten foO, war ein berühmter röm. .Selb. Kacb»
bem bic Körner ben .Röntg XarquiniuS unb befien Söhne
»«trieben unb S?om jur Kepublif crflart hatten (f. Rom),
fam, aufgerufen bon ben Vertriebenen , ber hetvnnfcbc .König
9>orfcnna 508 x>. Ghr. vor bie Stabt, ftblug bie Körner
unb würbe aläbalb Kom eingenommen haben, wenn e§ ihm
gelungen wäre, bei Siberbrucfe fid) gu bemächtigen. Eber
hier hielt Sin SRann baS »orbringenbe Spar ber jjcinbc auf,
unb biefer war g). @o lauge fampfte er unüberwinbiieb
gegen bie ^einbe, bt§ bie Kömer hinter ihm bie Srücfe
abgebrochen halten, unb bann fiütjte er fich in ben Strom
unb tarn, ebfehon mit SQunben bebetft unb mit SSerluft ei*
ncS %uge6, lebenb an ba§ befreunbete Ufer. £k Kömer
begrüpten ihn aß Ketter be3 SBaterlanbeS unb erhielten fein
Xnbenfcn burcr) eine Ghrcnfäiiie.
€joiattno CGuintui) glaecu«, ein berübrnter röm.
©iebter, beffen ©ebiebte un3 größterrtbeilä erhalten fmb, würbe
SScnufium in Xpulien 65 o. 6hr. geboren. Seht Beta
war ein Sreigelaffener unb befaß ein Keines ©runbftücf, tt<:.
che* er jeboeb »erfaufte unb naeb Korn jog, um feinem
©ohne, an bem er ungewöhnliche Talente bemerft tettr,
eine gute (ir^ichung geben ju (önnen. Srefflicb eorgrbtltet
ging ber Jüngling in feinem 20. Söhre nach Xthen, w6
cbeS bamaß ald ^od)f<bule ber wiffenfcbaftlichen unb gesell*
fchaftlicben Silbung galt. 3n Kom würbe balb nachher ^a
grope Imperator 3uliuS Gäfar ernwrbet, weil man fur^
tete, er möge fein flnfeben benuben, bie Kepublit ja ftb
••v:t. unb bie ^Körber beffelben, JörutuS unb (iaffiuS, Um
nach Althen, wo fie M«ä an fid) jogen, waS fürbitSiKbi
ber röm. Freiheit gegen bie Kacber bc3 Gäfar bie 9S«fa
ergreifen wollte, aud) Sp. trat in ihr &cer unb wart*
'Anführer einer Segion. &ei ^.Mnlippi in *Kacebom'm fan
eS ju ber berannten Schlacht, in weldur bie röm. KejuHif
unterging, S3rutud unb Qafjiuö fielen unb §. nur M
bie ^luu't fein Sehen rettete. Kacbbem bie neuen 2K;4'.'
haber ben S3efiegten bie Kürffebr nach Kom bewillig:
ten, fam a::ch .\\ bahin jurücf, aber fein Keine? wrna>
gen war eingebogen worben unb er fonnte fich nur nrj
^IRühe in einer fleinen 'Aufteilung fein S3rot erwerben. Gin
politifche Saufbah» wollte unb fonnte er unter ben bejleba»
ben S3erhältniffcn nicht machen; aber balb that fid; fein Jt»
hilbeter unb gewanbter Weift in anberer SBeife \)tiwt. Cn
trat öffentlirb mit feinen Dichtungen h^auS, bie tureb ibrt
leichte {form, bureb ben in ihnen berrfebenben treffenben St
»erbunben mit einer fcingcbiibetoi, heitern unb bod) fittli
ßebenfianfehauung, balb bie Aufmerffamfcit feiner auffic;::-:'
netften 3eitgenoffen auf ihn jogen. Siitgil würbe fein jrc
unb machte ibn mit SRaeenaS, bem reteben SJcfdjüfcr ta
2Biffenfn)aftcn unb Jtünfte, befannt, ber ihn wo^iMBfl*
aufnahm unb baS ©lücf feines Sebent baburch begiür.
bafi er ihm ein fleineS Sanbgut, bad fabinifcht gtMDÄ
fdjenfte. S£bett3 hier, theilS tn .Kom lebte 4>. h«W «*
jufrieben, banfbar feinem Söohlthiter, aber eS perfebmabo*!
bureb niebrige (2cbmcid)eleien bie ©unft ber ©enwlt^n
fid) ju erbetteln. AuguftuS, ber aufgeführt hotte, ml toa
von ßafar nur befürchtet, trug bem fy. eine ZvtftätUi9
feiner naebften Umgebung an; aber biefer lehnte fit
bem SBorwanbe, bafj feine ©efunbbeit ju fchroW)ött) ^
ab. SBalb nadb «KäeenaS ftarb im 3. 9 v. 6br. m
würbe neben feines WöanerS ©rabmal auf bem G-^uw"
gefeßt. @eine ©ebiebte finb Cben, €pifteln imbSarirtn. 3>
jenen ahmte er gried). SKufter nad), erwarb fid) it^e4*(*
SBerbienft, bie lat. ©prad>e juerft ju einem höher« fleiör
metrifdier AuSbilbung gebrarbt xu hoben. jDrigintll trat*
in feinen Satiren, benen aueb feine Grpiftcln ueni>anW (W
auf. 2Rit einer unübertrefflichen 8eid)tigfeit unb
beit, bic fid; gleichermaßen in fform unb 3nhalt au*rpriw«
ftellt er bie JJafter unb Schwachen fetner 3eit3f,,clIti:
Üeberlicbe ^horbeiten bar, unb inbem er ben Untf '
<5ittenprebiger« vermeibet, trifft er auf biefe 2B«>* **
gchlecbtigfeU nur um fo cmpfmblid>er. Seine ®tm,J*
»ielfaeh hewn^gegeben unb überfe^t worben. ®re|je V>
bien|te hat fid) SBielanb um ben erworben, inN»''
nid)t allein beffen Satiren unb ©riefe in einer ben IM
beS £)id)ter§ glücflicb abfpiegelnben Uberfeftung bt'an"|v^
bern aud) burd) geiflvolle Einleitungen unb Xnmertw1
bem jefeigen publicum vcrjlänblicb maästt.
zed by Gdbgle
JBoreb
415
dorn
fjwb, eine JBcrgfpifce im norbreeflf. Probien, auf bet
palbinfei, trelrfje von jwet äBufcn beS rotten SJceereä, be>
icn bon ©uej unb 2ilab, gebildet wirb. Der Aoreb liegt
oefll. com Sinai unb erbebt fid;, gleich biefem, .in bem
jjebirae, welches bie Grabet D fdjebcl SJJufa nennen. Äuf
(Q) ioreb erfchic« , bec S3ibel jufolge, 3tf?pvah bem SDio<
tf t.nö befahl ibnt, bie Sfraeliten auS bec agppt. Anedjt»
djuft ju befreien. <Sr ift nicht fo fooeb als ber Sinai. 3m
In fange bei 15. 3abrb. nannte ein SEfjeil ber Auffiten eU
im JBerg in SSä^men, ber ihnen jum SBerfammlungSorte
iente, #oreb unb legte fid; ben tarnen Aorebiten bei.
ijorm fTnb bie »cm ben ' ©rtecfjen geehrten ©Irinnen
trfprünglicb ber Buft, bann ber wie bie üuft hinftromenben
Jeit unb enbticb ber bürgerlichen jDrbnung. Runter nennt
ie bie SEbürbüterinncn beS AimmelS, bie Dienerinnen ber
Juno unb Stinerba, bie Acrrfcbcrinnen bcr SBolfen. Die
Jabl ber Aoren würbe febr verfebieben angegeben. Urfprüngs
id> fennt man nur jwei, £ballo (b. b- JBlüte), bie ©ötttn
>e$ grüblingS,f unb Aarpo ,(b. b- Srucbt), bie ©öttin beS
gjerbfleö. Später fam noch eine Aora binju, ber 2Bintcr
tber erhielt feine unb er|l bic Sfömcr ffcUtcn bie t>tcr 3al)j
•^leiten in Öeflalt männlicher ©enicit bar. Später bejeitbs
teten bie ©rieben bic brei Aoren als tjunomia (bie JBe»
djü&erin ber ©efefee), Dife (bie S3cfcbüfeerin bcr ©erceb»
igfeit) unb Sirene (bie S3cfd)üfccriit beö griebcnS) unb
uefe galten alä &öd)ter beS 3euS unb ber SEljemiS. 3a
itben würbe ben Acren baS gefl ber Aorda gefeiert.-
fjiiricjKfit ift ein im bcutfdbcn Mittelalter bäufig vor»
lommenbeS Scbtt(} unb 'tfbbangigfcitdoerbäirnt^ jwifcbeu et»
um ©utSbcrrn unb feinen SBauern. Sie fam in f erfduc-
Jenen gormen bor unb würbe, je naebbem ber Schubert
;ei|ilicben ober weltlichen Stanbe» war, 2f(tar» ober Aof»
)örigfeit genannt. Dal AörigfeitSverbältniß war oft fo
treng, tag e3 fid; von ber Setbeigenfcbaft (f. b.) burd;
iid;t$ untcrfdjieb, obfd;on cS in bcr Siegel nuc in gewiffen
Bcrbinblicbfeiten für ben porigen beflcbt , welche neben bec
:t feiner 9>crfon befiehen fönnen. Die Statte ober
er ©runbbcfi(}, welcher bem porigen vom ©utsberrn per*
icben war, »ererbte fid; nach einer befiiinmten Crbnung,
'ermöge welcher bcr 9lame ber Statte ober bei AofS auf
cn jebeSmaligen Äncr ben überging. Der 2lnerbc war
lach ben berfdjiebeneu Siechten bcr)cbiebener fiänber balb ber
üngfle, balb ber ältejie Sohn; oft auch baue fleh i ber ©utS»
ierr baß Siecht vorbehalten, bcnfelbcu ju bc|limmen. DiefcS
pörigfeitSverbäUniß, wcldicS befonber» in Skflfalen febr »er«
reitet war, bat fid; biß auf wenige Übcrbleibfel in neuern
Seiten verloren.
^arQont (oon einem gricch. SBorte, weld)e« „begrenjen"
lebeutet) ober ©efichtöf rei* h«ipt bie febeinbare ©ren^e
wifchen ^imntel unb @rbe, welche fid) bem Xuge beg Söc»
tert überall barbietet, wenn er auf einem mehr ober
weniger freien ®tanb»unfte über bie ßrboberflücbe ringS um*
jerfdjaut, 3(1 ber Aori^ont frei, nicht befebränft, b. h-
ü bie HuSfidn beä »eobacbterS nicht burd) 6rh«bungen über
ie (Srboberfiädhe unterbrochen, fo jeigt fid) bec ^orijont
tft alö eine freiöförmige SJinie. ©nen berartigen freien
öorijont erblich man nur in weiten ebenen unb am roll»
tnmenßea auf ter Ciberffäcte beö SReereä. Die @e(lalt
Wfe* Aorijontg ifl ein JBcwci* für bie Jtugelgeftalt bcr
Grbe, benn genauere Überlegung lehrt, bag man nur auf
einem fugeiförmigen Jtörper von j^bem fünfte auä eine
Freiöfovmiac fläche überfebauen f6nne. Die (?b:ne, welche
bom Aori^ont begrenzt wirb, beißt bie Crbtne bti Ao«
rijontS. Die Zftronomen unterfcheiben ben eben be-ebrie*
benen febeinbaren Aorijont t>on bem wahren, welcher
(entere niebr wie jener eine wirflieb fiebtbare, fonbern eint
nur eingebildete Einte ift. Stellt man fid; nämlich bie Qxbi
alä eine £uge( bor, welcbe ringsum bon ber AimmelSfugci
fo umgeben wirb, bafj beiber Augein SRittelpunfte )ufatn»
menfaUen: fo I>eipt ber wahre jporijont für einen ^unft bet
©rb Oberfläche diejenige Freisförmige üinie, welche am &im#
mel§gewo(be burd) eine öbene bcjeidjnet wirb, welche mit
ber (ibene beS fdbeinharen Aori)ont§ für benfelben $untt
ber Grb obcrfldche parallel ifl, aber nicht bureb jenen ^)unft
felb(l, fonbern burd; ben gemeinfcbaftlicben SRittelpunft von
@rb> unb Aimmeßfugel gelegt ijl. Dec wahre unb f die in*
bare Aorijont (leben hiemad) um bie 2dnge be§ Srbhalb*
mefferl boneinanbet ab. Soivie fid; bei ber febeinbaren Um*
brehung be§ Aimme($gew6lbel bie ©eflirne über ben ^>ori»
Äont erbeben, gehen biefelben auf, unb wenn fic unter ben
.pcrijüiit finfen, fo gehen fie unter.
j^orn nennt man borjugSweife bie Subfian}, aus -wel#
eher bie f nochigen 2(u$wüchfe, welche biele 3!l;iere an ba
Stirn tragen, befiehen, bod; allgemeiner auch bie ähnliche
Subfhnj ber 9lage(, Aufe, Alauen bei bieten Spieren.
Schildpatt, Aaare unb febern befiehen gleichfalls au 5 einet
Aornfubflanj. Die£6rner, welche berfd;tebene (gehörnte)
Schiere an ber Stirn tragen unb bie gcw&bnlid; paarweife
borfommen, bienen jur Sebufc* unb ÄngriffSwaffe. S&ti
ben meiflen Sbieren treten fle erll jur 3«t ber Sülannbat»
feit heraus unb bei einigen Wartungen haben nur bie SRänn»
eben Börner, ober bod; ftärfere unb auSgebitbetere als bie
SJeibchen. 9Jian bebient fid; be§ AornS jur ÜBerfertiguncj
bon allerlei ©egenfldnben unb ©erärbfebaften, ali Admmen,
Änöpfen, Dofen, ?)feifenfpiöen, 5>feifenr6bren, ?htlberb6r»
nern u. bgl. 9btma(9 benu^te man bie ^irner bonüglicb
)U Strinfgefchirrcn, gab aud; Wohl foltben ©erätbfehaften,
welcbe auS an bem Stoffen bereitet würben, bie Gcftalt bon
Römern unb nannte fic X r t n f hö r ncr. Die Anwendung beS
^ornS ifl größer geworben, feit man gelernt hat, eS auf
mannigfaltige SBeile ju »erarbeiten. SKan jerfd;neibet, brecb»
feit, preßt, (6tt)eC unb biegt e§. Sogar auS ben Abgängen,
Aornfpänen, macht man jet^t funfbolle ©erdtbfebaften, in«
bem man fie mit beif;cin SBafferbampfe erweicht, in formen
preßt unb wieber verhärten läßt Die Aornfpdne geben
angefeuchtet aud; einen ausgezeichneten Dünger. Der $.an*
bei mit hörnern ifl bebeutenb. 2fm gefcbiöteflen ju &om»
arbeiten finb bie ^6mer ber engl. Ocbfen, welcbe burd)
©röße, gefiigfeit, SSeiße unb Durdifichtigfeit auszeichnen.
Die auS ihnen gedrehten unb polirten ©egenfldnbe fommen
an Durch ftditigfeit bem ©lafe nahe. Sehr groß unb fefl
ftnb bie brafu. Aörner, aber, wie alleS amerif. Aorn,
fchwarj. Die ungar. jDd;fenbömer ftnb nach ben engt, die
heften; aud; baS franj. Aorn ifl gut; aber baS beutfebe fehr
ungleich unb baS poln. fchlecbt. Die A6rner nehmen mit
bem 211 ter nicht nur an ©röße, fonbern aud; an Dicbtigfeit
unb gefhgfeit §u. 5Sian ertennt ihr 'Älter an ben 3ahrrin»
gen, welche 0e auf ähnliche 2ßetfe wie das Aolg jeißtru
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Die Elten fu&en in ben $6rnern ein 3eict)en btc JCroft uno
^Kaieflut unb bilbeten mehre ihrer ©öfter mit Römern ab.
3n neuerer 3eit haben bie Börner eine weniger ehrenhafte
fomboliftbe fi)ebeutung erhalten, inbem man jtt befannttieb
jum Äbjeieben ber Hahnreie gemalt hat.
jSjcnrn (ba«) ober SBalbborn ift ein muftfafifdjtS 3m
ftrument, welche« feinen Kamen feiner eigentümlichen @e>
fialt oerbanft, inbem r* gewöhnlich au« einem gewunbenen,
oben am ÜRunbfiücf engen unb nacb unten Immer »ei*
tcr werbenben Kobre beflel)t. Da* SJfunbfrüe! ift au« 9Re»
tau" unb bie ganje 3i*brc gleichfalls, grro6r>nIid^ au« OTeffing*
blech. Diefes Snftrüment jeiebnet fich burch milben, fanf«
ten, befonbtr* febwermütbige unb fanftbeitere ©efüble au«*
brüefenben Jtlang unb großen Umfang, au«. SKan bat bem»
felbcn eine- noch größere Xnwenbbarfeit ju geben g'fuebf, ins
bem man feine ©eftalt mannitbfaltig abgeänbert unb eS mit
Älappen unb öentilen ausgestattet bat. Die SKufifer, welche
eS blafen, »erben 4>orniften genannt; oorjüglieb erbalten
biefen Kamen aber bie iwrnbläfer , welche jum 'Ängeben ber
©ignafe auf ben ©ignalbörnern, fowie jur Aufführung bet
gelbmufif 'bei bem SWilitair angejleUt finb unb bie ben i£am>
bour« gleich geartet »erben. Einige 2Balbborniften haben
alä Jtünftlet (ich großen SScifall erworben. Kantentlicb gilt
biefe« oon ben Deutfcben ©ugel unb ©ebrübern ©ebunfe,
fo»ie oon bem 3taliener $unto. (S3gf. 9>oflr>orn.)
fjörrohr ober |>6rm affine belpt ein 3nfrrument, wel«
3 baju bienen foll, Schwerhörigen ba« .§ören ju erleid)*
n, inbem e« ben ©chall »erfiärft. SJcan bat folcbe 3 tu
, rumente oon fetjr oerfebiebener ©eftalt angefertigt, ohne bi«
jeljt eine ßonftruetion gefunben *u haben, welcbc ihrem
3»e<fe auf eine oöü*ig genügenbe Söctfe emfpwcbe. 3Ran gibt
ihnen entweber eine bohle, gewölbte Storni, bamit fie, ähiiirf?
wie ein #oblfpiegel tic £icbtftrablen auffangt unb in dinerc
<punft, ben SBrermpunft, oereinigt, ebenfo bie ©djallfrrab«
len auffangen unb vereinigen. 6m engere« Snbe be« Kohr«
bient bann, ba« Snftrüment an ba« xbv anjufefccn unb bie
gefammelten ©cball{irablen biefem jujufübren. Hnbern £ör»
robren bat man eine fchnccfrhfcrmig gewunbene ©eflatt ge«
geben, inbem man auf tiefe Sßetfe bie gorm bei innern
Cbreä nacbjuabmen fudjte. Kernet bat man in ben $örrob>
ren gekannte ^dute angebracht, welche ba« Stommclfelt
naebabmen unb burch ben SdniU in fcLnringente S3emegung
aefefet »erben. fluch »irttiebe ©cbnccfcngebäure (oon ben
Schrauben*, trompeten» unb Jtegclfcbnecfen) bat man. ju
^»örrobren beim(jt. Sehr entpfoblen bat man in neuerer
Beit eine tfrt ^>örmafcbinc, »eld>e bie ©eftalt eineS boblen,
blechernen JBügelä bat, welcher um bie Stirn greift unb mit
feinen (£nbrobren m bie Öffnungen ber £i.:ren pajjt. SSorn
an ber Stint befinbet ftcr) eine große Öffnung, burch welche
ber @d)an nach btn Obren fortgciciiet werben foll. 6cbwcr»
hörige Damen fönnen biefen XpjMrat unter ber ^aube »er»
bergen. %ud) bie von Vernarb in Eonbon erfunbenen, miu
feheiförmigen, jum auä Jtauifcbucf gearbeitetm Dt)r*
fcönecfen foUen fd>»erhörigen ^»erfonen gute Dienfie leifien.
fiosrn, JBcintleiber, (franj.) ^>anta(on$, finb ein
jeijt bei ben gebilbeten Woltern allgemein gebrÄudjtidicS Sik'u
bungdftücf, weichet jeboeb bie alten Siotrcr niebr rannten,
©riechen unb Wömer trugen ferne {)ofen. unb uur erft in
tot foattrn 3«t«n famrn biefelben »abrfcbtmlicb aud ©all
lien naefj Stom. Daß in ©attien bie »etnfteibtr fchon Sitte
waren, old bie Körner in bad Eanb famen, Hebt man barauS,
baß ein Zfynl ©allienS von ü)nen Galii« bnw-cau, b. b.
baS bebofte ©allien, genannt würbe. Die urfpnmgliche ©c*
fiatt bet .feoi'en »ar gewiß bie enge unb lange, fobaß bie 5>ofen
iugleicb bie. ©teile ber ©trt\m»fe tJCrtraten. drft fpdter foru
berten fich bie (efetern al§ befonberefi Aleibungöfiucf ab unb
man trug jBeinrleiber, weldx nur bid jum Jtnie reichten.
Die SRoben hoben r>äufTg gemechfelt. 3m SRittelalter wa<
ten eine 3«it lang ungeheuer weite, fogenannte $lubet.
bei tu, SRobe, ro eiche ju weilen mehr« bunbert GOen Sench
erfoberten unb nicht . feiten noch '^;t ^Betten, Aicic u. bgt.
audgeftopft würben. @o arg würbe oer Unfug mit biefen 4>o;
fen getrieben, baß fich ©eiftiidie, ©efebgeber unb cchriftfteue:
gegen bcnfelben ju eifern oeranlaßt fetten. £)fianber fdjiieb
gegen fte im „#offabrt§teufel", SRuäculuö im ,,^>ofenteufel"
unb 3oachim II., Jturfürfi oon S3ranbenburg, erließ ein Skr>
bot berfelben. 6rjt feit Sub»ig XIV., SÜnia oon Sranfreich, i|I
bie noch jefet gebräuchliche ^ofenrraehi au^efommen, aber bit
langen h^lbwetten S3einlf(eiber gelten noch icftf nicht ubeuU
aIS bie anjldnbigfie bracht, jonbern um in vornehmen ©cfeU»
febaften , namentlich bei $ofe unb bei feillichen Öelegcnbeitcs
erfcheinen . ju bürfen, finb 'enge unb nur bi§ über bie Jknii
reichenbe SBeinfleiber erfoberlich. 6bemal$ befefligte man bit
ißctnflcibcr nur burch ben ©urt über ben£>üften, iei-t abn
iragt man fte gewöhnlich weiter herauf, über ben Ruften
nicht eng anfehheßenb unb bebient (ich jur Sefefiigung ber-
felben über bie ©chutfern gebenber Sragbanbcr, 4)ofen«
träger genannt. Buch bei ben grauen wirb bie anjtänbigi
unb bet ©efunbbeit förberlicbe ©itte, JBeinfleiber jn tragen,
immer allgemeiner.
jEjosmbartitordrn (engl, order of gurfer) ift bet tor:
ficbmfte engl. Crben, ber »on bem Jtönige Sbjiatb 1U.
von (gnglanb i f>o gefiiftet worben ift. (&t eerbantt feinen
Kamen bem Umftanbe, baf bie Kittet tefftlben am Itnfen
Jöetne unter bem Jime etn Jintcbanb oon punreioiaueni
©ammt mit golbener (Sinfaffung tragen. Daffelbe wirb
feurch eine golbene ©chnafle gehalten unb tragt ba* SRcttc
Honnr aoi( <]ui mal y ponse (©chembe Dem, bet Zr
ge« hierbei benft). Die Jtönigin tragt tieft« »anb am
llrme. "Äußcrbem tragen bie Witter ein breite* bunfelblanc*
JBanb übet bie (infe ©djulter nach ber rechten #üfre ju
gebenb, an' bem ein golbener, mit ffirröanten geiierter ©ebifb
|dngt. Der' Kanb be* ©chtlbeö trägt glcichTall* ben er=
wähnten ©innfpruch omb bie SJh'ttc bcjftlben jeigt ben Kit
rer ©t.»©eorg mit bem ginbwurm. Cnbfich tragen bie Sit'
ter noch einen in Silber getieften ©tern mit acht Strahlen,
tet gleichfalls ben ©innfpruch , fowie bat rotte Äreuj bc.'
heiligen ©eorg jeigt M (Jhten ©otte«, ber heiligen 3tmg^
frau unb' bei heil- 3Rarn>rer9 ©corg ift ber Drbtn geßiftcr.
Dcrfdbe befteht an* 26 tRitgliebem, }U benen noa> bte
bringen beS fön. |)auf«* unb bie auswärtigen ÜRttglitter
tommen. Kur geborene Gnglanber »on höhem abel imb rt=
giereube gürfien fönnen ben Orben ethalten. Det Jtönig
hat aber ba* Kerbt, 113 (»genannte arme Kitter von flBinb<
for (hier hält ber jDrbcn ba* Gapitet) ju ernennen, oon be<
nen jebet eine ^cnfion oon 300 <pf. ©t. jährlich erbäit
Über bie SJcranlaffung jur ©tiftung be* CrbeH* werbej
oerfchiebene Kachrichten angegeben. QS wirb unter ^nberra
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Hosianna
419
Hudsonsbai
erzählt, her Äonig dbuart III. habe auf einem äBuQt fei»
net (beliebten , ber ©rdftn ton ©aliöburp, baS ©trumpf»
tanb aufgehoben, weldjeS fie uerloren, unb babei it>r Äleib
mitgefafjt unb etwa* »erfdjoben. Die« (od ben Umfteben»
ben ju SJemerfungen ©elegenbeit gegeben haben, »on ntU
eben bie ©rdftn fieb beleibigt füllte. Aönig ßbuarb rief:
lionnv soit qui mal j pense" unb meinte, bie ©pöttet
foQten noeb nacb ber 6bre geijen, biefe&Jöanb tragen ju bur»
fen. fflalb nachher, beifit e8, fhftete er ben £ofenbanborben.
hosianna ift ein bebt. SBort, toelcbeS „£i(f unS" be*
beutet unb baS bie alten Hebräer ihren Reiben unb Jtcnt-
gen jujurufen Regten, ungefähr roie roir 83i»at rufen.
Ijööpöc werben fromme Stiftungen genannt, roelcfee »on
3J?&ncben auf ben unwirtblüten Sbi\)tn ber befuebteften Ab
penpdffe angelegt finb, um bie Weifenben aufzunehmen unb
Scrungtüäten ju «l£>ülfe ju eilen. Da3 dltefte #oSP'J 'fl
ba« auf bem großen 6t* 83ernbarb$berge (f. b.) unb
aueb auf bem ©t.-. ©ottbarb (f. b.) befanb ftcb ebema(3
ein J&o&pij.
fjospoiiar (ein ffawifcbeS SB ort) ift ber 5£itel ber gtir*
ften von ber SRolbau unb SBalacbei unb bebeutet £err.
fjutirntntlfn, ein S3ol( im füblicbfien arbeite AfrifoS
big jur ßapcolonte. ©ie finb bie Urberoobncr biefer ©egenb
unb unterfebeiben fiel) von ben Stegern fowol alä von tbren
Stacbbarn, ben .Raffern, febr wesentlich. 3bre garbe ift
ein in? fünfte btnüberfpielenbeä ©elbbraun, ihr Äopf ((ein,
oben breit, nacb unten fpife ^ulaufenb; fie baben weit »or=
ftebenbe ©aefenfnoeben , tiefltegenbe Augen, platte 9tafen,
tiefe Sippen, ((eine Spante unb gufje, wolliges, jottigeS
Sbaav unb fiebwacben Jönrt. 2>ie voeniger mit ben europ.
dolontflen in ffierübrung Äommenben ((eiben ftd> gewob»J
lieb in ©cbafs, 86wen: ober Ärjtilopenfelle unb tragen
Jteulen, wiffen aber auch mit $>fei( unb SÖogen »ortreff lid)
umjugeben. Der $ottentotte i|t gutmutbig unb gaftfrei, aber
trage unb unreinlich. & reibt feinen A6rper mit JButter
ober Xbierfett ein, fobaj} berfelbe mit einer febmujigen Trufte
bebeeft ift, bie aber gegen $aut(ran(beiten fd>ufcen foQ. Die
(Sulturfhife, auf welcher tiefes jßol( fleht,, ift niebrig; tn>
teffen bat eS jwecfmdfjig gebaute SBobnungen unb fuhrt
$um j£r)eil, ba Siebjuebt bie .^auptbefcbdftigung ift, ein 91oj
mabenteben. Die Dörfer finb be(annt unter bem Stamcn
„Hraal*. Die in SScrfeör mit ben SÖeifjen (ommenben «£ots
:. motten baben bem SBanberleben entfagt unb flehen jum
großen £betl als Tagelöhner im Dienfte ber (Soloniften; bie
Unabhängigen finb »ortrefflidje 3dger, wiffen jum 3,'lieil
3JtetaÜe, nament(icb .Rupfer, ju bearbeiten unb $dute ju
-en. Aucfc »on biefen, niebt unter europ. ^»enfebaft fies
cen, finb manche bereits jum dhriftenthume befefjrt unb
eine b^bere 6u(turftufe geboben roorben. ©eitbem 2Äif»
fionäre unter ihnen leben, boben ftcb mebre Stämme an
ein anfäffigeS Seben unb fefte SSobnft|e gewöhnt, bauen
ben Ärfer unb befueben Jlircben unb ©cbulen. Die Rotten*
totten jeiebnen fidj im Allgemeinen burtb JCeufcbbeit au*
unb felbjt bie, we(dje noeb Reiben finb, bulben (eine iBiet
weiberei; eine 9Sitwe, bie ftcb wieber verbeiratben wiQ,
muß fieb ein (Stieb am Singer abnehmen Iaffen. ©te haben
eine febnatjente ©pracbe, bie unangenebm dingt, teilen
ftcb in Golontal>$ottcntotten ober fold;e, cte im ©e;
anbcTfOoiw.iScr. n.
biete ber Gapeolonie (eben, unb unabbangige ober ©d>ar
(aU<<5otttntotten. ©eitbem bie&ng(änber bie <5apcolo=
nie bep^en, leben fie in ertraglicbem äuftanbe; aber »db--
renb ber langjährigen ^errfebaft ber $o!(änber, ton benen
fie aufd bärtefte unb abfcbeulirbjte behantelt würben, bat
ftcb ihre AmabI bebeutenb vermindert; biefelbe foQ jept im
©anjen noeb etwa 32,000 ©eefen betragen. Die gefaxt«
liebften geinbe ber Hottentotten fowol als ber SBeifjcn finb
bie Sufcbmdnner (f. b.).
• fjuberteburg iff- ein (ön. 3agbfcbloß im leipziger Greife
beS Äonigreicb* ©aebfen, »elcbe$ bureb ben bubertSbur«
ger grieben, ber am 15. gebr. 1763 bier jwiftben ?)reu:
|en, ©aebfen unb £>ftreicb abgefcbloffen würbe, ben(würbig i%
OBgl. ©iebenjabriger Arieg.) Sc^t wirb ba§ Sagbfdploß,
weltbeS im ftebertiibngen Äriege jerftört, naebber aber wieber
bergefteHt würbe, nur no<t> als Jtornmagajin benu^t imb
eintge 3immer bienen jur Aufnabme oon ©dften. ©rit 1774
beftebt ju eine, biö 1834 (6nigl., ©teingutfabri(.
tjiiLiscmsbai (bie) ober riebtiger ta§ >jutfon jmecr ift
eine ber großen ©inbud)tungen, welcbe ba§ atlant. üReer, mit
bem fie buret) bie4?ubfon6ftrafe in Söerbinbung flebt, an
ber Cfitüfie 9lorbamert(aä bilbet, ©ie bat einen ^läcbeninhalt
»on mebr als 14,000 D3R. unb liegt jwifeben jDftmaine
(ber SSSeflEüfle »on Cabrabor) im £>. unb 9le u t StorbwaW
unb 9ieuj©übwa(e6 im 2B. Die bebeutenbften ©ufen finb:
im ©. bie grofje Samedbai, im 3D. bie 9RoS(ito8bai , im
5I5SB. bie Gbefterftelbi, SBagers unb JRepulfebai. Die |>ub;
fonSbai i|t »on 9t. naeb ©. etwa 400 ©tunben lang, pon
SD. nad) SB. 200 breit unb bat in ber 2Ritte eine Siefe »cm
160 gaben. Die Äüften finb fteil unb felfig, ba* SBajfer
ift »olle acht Monate unb baruber mit Qls bebeeft, ob:
wol ber fitbl. 2beil mit bem nirbl. Deutfcblanb unter ber»
fetben ©reite liegt. 2Cud) in ben Sommermonaten »erfebwin»
bet baffelbe niebt ganj, fonbern treibt in ©eftalt »on 3nfeln
umber unb wirb ben ©tbiffen gefdbrlieb. 63 münben in
tiefe* grofje ^Binnenmeer manche ©trime, unter benen einige
einen betrdcbtlicb langen Sauf haben. 3n bie 3ame3bai faU
len ber JJtupertöfluf? , ber 9J?oofe mit bem Ebitibbe unb ber
Alban»; weiter nörbf. ber 6b"rcbiH ober SKifftnipi, weleber
9teu-©äbwale3 burebftrömt, unb ber 9tc(fon ober iöouvbon,
ber aus bet Bereinigung ber Arme be$ ©aä(atftbei»an
entfiebt unb bem großen SBinipegfee jum Abflufje bient.
Unter ben vielen 3nfe(n, mit benen bie an Untiefen übet»
reiebe $ub|on§bai g^letcbfam befdet ift, nennen wir Agomi*ca
in ber 3ame6bai, im ?D?an6ftelb unb ©outbampton ; lefc*
terc liegt jwifeben bem gor(ana(e unb ber SÖelcomeftrage;
in ber •pttbfoneftrajje liegen bie ©a»ageinfe(n.
Die #ubfonobai ift juerft »on einem Ddnen, Anf(6(b,
entbeeft worben, aber er|t feit ben Steifen beö berübmten
engl, ©eefabrer* $t\m. $ubfon ndber befannt. Derfelbe
würbe im grübjabre 161 1, naebbem er biet uberwintert,
»on feiner meuterifeben ©ebipmaunfebaft auägefefer, unb nie
bat nun fpdterbin evfahreu, waö au* ibm geworben ift.
Süon ben Meuterern (amen nur wenige nacb Europa, bie
übrigen würben »on öeftmoei erfcblagen. 1612 fegelte SSuU
ton nad) ber >£)ubfonöbat, um wo moglid) ^ubfon wieber
aufuifinten unb eine norbweft(. Durchfabrt in ben großen
£cean ju fud)cn. JBeiteö febtug fehl; baf aber bie (entere
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Iludsonsbai
41$
Huflattich
miglicB fei, glaubte matt nod> bis 1742. — £a3 Oanb im
£. tcr £ubfonSbai, 2 ab rabor, (tat einen glacheninbalt
»on mebr als 20,000 [j2Jf. unb ein febr fhrcngcS Älima,
wentgflenS an ber Äüfle, an welcher GSfirjtoS umherfrreifen.
3m Snnrrn leben einige 3nbianerfldmme unb an ber atlant.
Äüfle haben bie £errnbuter einige Snieberlajfungen gegrün*
bet, an jener ber .£ubfonSbai befmben ftch feine europ. ??ats
toreien. 2>aS Sfanb auf ber SBeftfeite erfheeft fich unbegrenjt
ins Snncre unb i|l ben Gngldnbern, welche bier einen b«s
beutenben 9)el$l)anbel treiben', febr widjtig. 25itfe falte, je*
bei 3fnbau§ unfdbige ©egenb mit ü)rrn furchtbar frrengen
SBintern ifl rcict) an SO?ofcf>uS = ober Bifamtbteren , Glenb*
tbieren, ©ambirfeben, befonberö aber an 9>elj tragenben
gieren, j. B. Biberp, SBolfen, Surfen, Sucbfen, Bd=
ren, SDttcrn, Harbern, HKofcbusratten unb cridwntcben,
vorlebe fid) in ben Siebten;, Birfen = unb Sßfibenroältern unt
in bereit 92ai>e aufhalten, ©ebon 1669 biibetc fid) in llon=
bun bie fogenannte $ubfon§bai :Gompagnie, um in
jenen (Segenben ben "iMjbanbel \u betreiben, unb grünbete
beßbalb im Saufe ber 3eit mebre gactoreien, unter benen
bie roid>tigfien finb: &ort ?)orf an ber Slelfonmünbung, gort
GburcbiU am SKifftnipi, gort Äthan« an ber SBefb, unb
gort aWaine ort ber jDjrfeite ber 3ameSba» , gort Gbtperoijan
am ÄtbabaSfafre unb anbere. SDiefe Gompagnie erhielt im
vorigen 3abrbunbert einen 9iebenbubler an ber Storbroefb
Gompagnie, r»eld)e au Montreal in Ganaba ihren ©t'ö
batte, unb biefe Slioalitat hatte blutige 3dnfrreien in ibrem
(befolge. Gr(t »or einigen Sabren b^ben fid) beibe »ereinigt.
2>ie Gompagnie bot it>rc Ägenten, bie meifl Guropder finb,
ferner »ielc jnbianer int ©olbe unb fenbet 3dger etnerfcitS
an bie ©ejtabe beS großen fiöeltmeerS, anbercrfritS bis \u
ben Ufern beS atlant. JDceanS. 3m 3- 1832 betrug ber
2ßertlj beS bei ibr abgelieferten 9)eljroerfS mebr alS 750/100
.3 Kr.; eS waren 40t»,000 ©tücf, worunter nicht weniger
al« 331,000 2ttof*uSrattenfclle. 2>ie 3abl ber biet leben*
ben Guropder belauft ficf> auf elroa 200; bie GSfimoS (hei*
fen 'an ben Äüflen umber, befudjen bie gaetoreien feiten,
unb bie Ägentett muffen ftcb 511 t'bnen begeben, um ibnen
ibre Borrdtbe abzulaufen *, in* 3nnere wagen fie fid) nie,
ba fie in ununterbrochenem Äriege mit benSnbianern leben.
Bon biefen ft'nb am bebeutenbfie n : bie 2fchippewa»8 , gwi*
feben bem ©flaoen» unb Tltbaba&fajee bis jum gelfengebirge
unb ben duellen beS SÄiffourt. ©ie finb ber jal;lreicbfte
Stamm in biefen ©egenben, aber bod) nur 10,000 £6pfe
jtarf; »erwanbt mit ibnen finb bie ©djlangeninbianer unb
bie n6rbl. 3nbianer. I>iefe ledern burcbflreifen baS 8anb
jvotfeben bem Äupfcrminenfrrome unb ber £ubfonSbai bis
jum Gbunfeill. 2CUe brei ©tdmme glauben »on einem <£mnbe
abjuflammen, ber baS erfle 2Beib auf Grben jdrtlid) liebte
unb fldf> wdbrenb ber 9catt»t in einen feboneri 3üngting »er*
roanbeite. Äm SBinipegfee roobnen bie ÄjfiniboinS, etroa
400, rüjrige 3dger, unb bie ÄniflenoS, im ©. bei ®e>
t irgSfee* bis jur ©ren^e eon Ganaba, unb von ber «^ub*
fonSbai bis ^um sBinipeg. ©ie SBeiber biefeS ©tammeS
finb fff>r bübfcb, »on Öeftcf)t unb ©ef?alt unb eon jicmlicf)
beller Hautfarbe; bie 5Rdnner gaßfret unb gut; Äeufc^bftt
ift aber unbefannt. Älle biefe Snoianerltämme terminbern
ftcb reifient» fcbjiell , bie Guropder brachten ibnen jroei ©ifte,
öranntroein unb 9>ocfen, unb biefe b^ben ft* bermafjen t?er;
berblict) gejeigt, baf aücb, in tiefen ©egenben, roie in ben
Bereinigten <5taaUn, manche ©tdmtne bereits gdnjli$ ci*
geflorben ftnb.
fjufflanö (Gbriflopb ffiil^.), einer ber berftbmtrfien on>
auSgejeicbnctilen neuern tv3tt, würbe 1762 ju 8angfpfi:;i
geboren, wibntete fieb bem ©tubium ber Sföebtcin, rcut-t
1783 ju ©öttingen Doctor unb 1793 ?>rofe|for unb |
ju 3ena, tvelc^eS er 1801 »erlieg, um einem ffiuf als W:t
arjt be* ÄonigS »on Greußen ju folgen. Gr erbieli bei
Ittel eines ©ebeimen SKatl)eS, rourbe fpdter frofei
ber Unioerfttdt, ©taatöratb unb NHiitglieb beS SWiniftn
Gr hatte 1810 eine mebicini|cb*c^irurgifcbe ®ff;
gefliftet, welche »on bem Ä6nige ben tarnen ber
lanb'fcben erbielt. Siacbbem 1833 fein W »idbrige* ttf
torjubilaum unter allgemeiner ebrenber Änerfennun^
SJcrbienfie gefeiert b«tte, flarb er am 25. Bug. 183b.
nur bureb feine drjtlicf>e Ibdtigfeit unb burtb feint ü!:
mifeben Vorträge f?at fid) -b. groge SSerbienfle ent
fontern tun cb feine gum 2heil auf erbt populatte
abgefaßten ©cb.riften t>at er in einem noch, großem ftrif
fein SBiffen unb feinen tarnen ausgebreitet, ©eine ß-
frobiotif ober Äunfi, baS menftb. liebe Seben ju üertbif"
(5. 2fufl., Serl. 1825) &at große Jtbfilnabme p'
unb bie einfachen 8ebenSregeln , roclcbe biefelbe RÜ
baben an Bielen fegenSreicbe grüebte getragen. Kicb^
bere fficaebtung oerbienen fein „©uter JRatb an
über bie roicb/tsgften fünfte ber pboftfeben Gr^ieh
7CufI.# Bafel 1836), feine „Öefcbicbte ber ®(
(Berl. 1812), feine „tyraftifebe überfiebt ber »er}
^eilgueUen DeutfcblanbS" (2. Äufl., Berl. 1820) u:if
lieb feine Bearbeitung »on 3>arroin'* „Änltiiunq jur
fifdjen unb moralifeben Orjiebung beS roeiMic&m
fe^lecbtS" (Ceipt. 1822). 211S Bermdebtniß feiner C
rungen l;interließ er fein ^Enrhiridion medicum" {■
183(i), »on welkem bis Gnbe 1837 »ier Auflagen in
3lbtr liefen erf&ienen finb.
fjuflatticl) ift eine auf tbonigem Bobcn, an ©rü
Bachen unb anbern feuebten ©teilen roaebfenoe ?)(totj<
leicr)t ju einem febroer ju »ertilgenbtn Unfraute wirf
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Hüfte
419
Huhn
Ölumen, bic benett be« Simeirjabn« ober ber #unbeblume
\ti>t ähnlich ftnb, erfreuten im SKdrj unb Hpril, lange be«
iot bie 33lättcr beroorfommen. (Später ftnbet man ge«
:o:nie JBläftet »on ber ©r6ße unb ©eftolt eine« S)ferbebuf«,
bte auf ihrer Unterfeite mit einem rotten gitj bebeeft ftnb.
Sie haben einen bitterlich fcbleimigen ©efehmaef unb wur*
ben fonft als S3rufhnirte( bei gungenfatarrben häufig ange»
wenbet HIS £au«mittcl unb alö »eftanbtheil be« »ruft*
tbee«, fowie äußerlich ju erweiebettben JBreiumfcblägen bei
Qefcbwulfien unb Kbfceffen »erben ffe, obn>o( jefct feltener
al« fonft, befonbeT« von ben JJanbleuten gebraucht. Sie
(Rubeln be« großen äuf latticb«, beffen Sttätter juweU
len l'/t — 2 g. tm Durchmeffcr grefj »erben unb gegen 3 g.
lange ©fiele haben, fianben fonft in fer>r großem Hnfehen
bei ccrfctjicbcrten Jtranfheitcrt unb würben fogar gegen Speji
gepriefen ; iefet aber roenbet man fit ?aum noch, hier unb
ba bei SBiebfcucbcn an.
Qüfte heißt bie feittiebe Partie be« S3ec!en«, bte fich
mit bem jDberfcbcnfel, rote bie Schulter mit bem SDberarae
retbinbet, nach hinten in ba« (Befaß ubergeht unb nach, »orn
unb innen einen 2hcil be« JBaucb«, ber S3ecfenb6ble unb
ber Seijtengegenb btiben hilft. — Oüftweb wirb ein hef*
tiger ©cbmerj in ber ©egenb be« #üftgetenf$ genannt, ber
bte Bewegungen be« £>berfd)en?el« außerorbentticr) erfchwert
ober auch gan; unmöglich macht, balb »on lieber begleitet
wirb, batb fiebert o 3 ift unb juweilen mit Berfitrjung unb
üibrmmg be« ©chenfel« enbet. Diefer ©chmet} ift jwat
meift »on einem SJbeumattemu« abhängig, roirb jeboet) juj
weilen auch burch eine fcbleicbrnbe ^ntjünbung beb mg t, unb
befebrdnft fich bann auf ba« ©elenf allein, ober er ift fdjon
rein nerois geworben. Dann pflegt er bem taufe be« »£>uft;
ober ScbenPeiner»en ju folgen, alfo enrroeber an ber äußern
unb intern ©eite be« SBein« ober »on ber fciftengegenb
au« .läng« ber innern ©eite be« ©dbenfel« bi« jur SBabe
}u verlaufen, dufjerfl heftig ju fein, ebenfo pl&fcltch ju fonts
mtn al« ju t>erf<jr)rt>irtbf n , periobifet/ ju erfdbeinen unb fehr
battnäefig yd fein.
tjtuv'. Caprt ift ber ©tamnwater be« al« Capetin«
9 et befannten Ä6ntg«baufeS, welche« »on 987—1328 in
ber i>aupt(tnie, von ba bi« 1589 in ber Nebenlinie SÖaloi«,
unb entlieh »on ba bis $ut ©egenwart in ber Nebenlinie
23curbon über granf reirf; geherrfd; t bat. £>. mar ber ©of)n
$ugo'6 beö ©roßen, ber, ein mächtiger «per^og, feine SRu
ftbenj ju $ari« genommen blatte, ©ein ©obn fott ben
Namen Gapet (b. t). JBreitfopf) f on ber SBreite feines Jtopfe«
«halten haben. Bnbere erjdhtcn, ber JBcinante Gapetinger
fti bem SgauU gegeben roorben, weit bie erften dapetinger
«t« Äanonici bon ©tsSRartin be SEourS ba§ 9fe^it, eine
capp* (b. 1). Qtyoxnf) )u tragen , gehabt hätten. 25ie fd?»a>
*cn Karolinger hatten fafl alle 37Jad?t unb alle (Büter xstt*
loten unb al8 Subwig bei gaute geftorben war, bemäebs
ttgte fidi ber mächtige ^erjog ^)uao beä Shrono, auf ben
nur nod) bte $erjeg Äarl ton Nieberlothringen Xnfprucbe
ju madien hatte. Siefen, ber fein Siecht mit ben SBaffen
fertheibigte, nahm gefangen. ^>artS , SJefibenj,
würbe nun ^jauptfiabt »on granfreiefc. fy.'i örüber, SDtto
uu) ^einrieb', befamen ba8 ^jerjogthum 23urgunb , wetcbeS
w» ü)ten Naebjommen forterbte.
^ugo (SSictor SRarit, gewtynlicb nur SSirtor ^>ugo ge=
natmt), ein franj. Sinter, baj -fraupt ber romantifdjen ©djule
(f. granj. Jtunft, Literatur unb SBiffenfdjaft); würbe
am 26. gebr. 1802 ju Söefanqon geboren, ©ein Bater
war ber ©eneral ©raf 3<an 8oui8 ber ftcr) b<-
fonbevö tn ©panien b,er»orthat. 35fe Sugenb beö Sidj»
ter* war eine fturmifcb bewegte, bort) fehr zeitig fdbon ent»
wicfclte fieb. ba« poetifer/e latent beffelben. Gx fd>rieb 1817
ein ©ebicfyt, mit bem et ffcb um ben »on ber Bfabemie
audgefefeten f)rei§ für ba8 beffe poetifa^e 9>robuct bewarb,
unb er foll ben ^xtii nur beSbalb nidjt erhalten t>aben,
weil bie Jtunftrid}ter bie Meinung hegten, ber JBerfaffcr be«
©ebichtä wolle fie mit feiner Eingabe, ba0 er erft 15 3at>re
alt fei, »erfpotten. 3)urd; feine Spurtet wat .v>. eine ent
fdnebeue Abneigung gegen bie Steoolution unb gegen Na
polcon eingeflößt worben unb biefe 9iid;tung fpraa; tieb aud)
in feinen frühem poetifebtn Ceifiungen au«. Öx erbielt »om
Äönig Subwig TnJBL eine ^enfion als SBelohnung f"r
©belmutb, mit welchem et fidt» «tned »on ben ©erie&ten »en
folgten 3ugenbfreunbc$ angenommen hatte, unb biefe ^m-
fion feftte ihn in ©tanb, mit einer 3ugenbgetiebteit fid>
1823 ehelich ju »erbinben. aBebrinalä hfltie lieh fd;on
mit ©lücf um greife füf Sid^twerfe beworben, aber bte
erfte Sammlung feiner ©cbidjtc, welche et 1822 erfebeinen
ließ, machte boch wenig 'Auffeben. Crrft nachbent Sq. feine
©efimtung »6llig gedrtbert hatte unb nun mit Siegeifierung
bie 3bccn auSfpraä), welche eine jeitcjcmcific 9?e»olurion in
her franj. Eitcratur hervorbrachten, fanb er ben ertffebieben»
ffen öeifall. ©eine £>be an bie Säule auf bem SBenbome»
platjc machte große« Xuffebett unb in feinen fpätern SSerfen
bejaubette er bie granjofen ebmfo fehr burch feine wahr»
haft aufgezeichneten Cigenfcheiften, wie burch feine nicht min»
ber h«»orflecbenben gehler. ^ m ®^u9 fluf ©ewalt
ber ©prache, Jlühnhcit ber ^hantafie, bramatifilie SEBirfung
einer ber größten brainatifchen Dichter, aber feine Neigung
ba« ©raufenhafte, ja 2fbfd>*ulid>e herbeiziehen, um feine
8efcr unb ^)6rer ju cvfdbüttern, raubt fernen SQerfen bie
SBürbe unb JBefonnenljeit, welcher ba« wahre JCunfhverf
niemal« entbehren foU. ,^>crnani" unb „VRam Zvbot"
ftnb bie auSgejeicbnetjten feinet bramatifchen SBerfe unb ein
nicht minber ausgezeichnete« 9ßer( ift fein Vornan „Notro
Dame de Paris", welcher ein ©ittengemdlbe »on $ari« im
3ahr« 1482 gibt.
Sul>n (ba«) ift eine ©attung be« fehr ausgebreiteten ©e*
t« ber hühnerarligen S36ge(, welche fetbft wiebet eine
große Zn^l »on Birten enthält, bie baburd) entftauben
finb, baß bie &ü!wer, ähnlich wie ber £unb, fd?on im
höchften Älterthume ju 4>auSthieren unb Durch bie 3udjt
auf eine vielfache SBtife umgebilbet würben. 3n jDfhnbien
gibt e« fowol jahme al« auch wilbe kühner, welche
bette mit unfern e£>auc>bübnern »iefe ^hnlt'chfett haben. Qi
liegt baher bie SSermuthung nahe, baß »on jenen wilben
Hühnern bie jahmen urfprüngtiih abftammen. JBei allen
^ühnerarten heißt ber mannttche Sögel ber $abn/ ber
weibliche »orjug«weife ba« ^>ut)n ober bie $enne. Die
Jungen pflegt man Kuchen ober Küchlein ju nennen.
Namentlich hat man bie »erfebiebenen ^>ühnerarten »on bem
äßanf i»ahuh«/ weld;c« auch »oriugäweife ba« wilbe
y Google
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Huhn
420
Huhn
tul>n genannt wirb, unb t>on bem iefcn^u^n ober jeidmet. Gr bat «inert gleifcbfamm unb Jtebllappen low
agobu&n abgeleitet. £aS erjtgenannte ift in nachgeben« £alS* unb »ürjelfebern oon bocbgelber garbe, mit tum
ber Abbilbung barge|teü"t 6* i|t, namentlich bie ^>enne, orangengelbcn Scbattirungen, bunfeln, golblacfbraunen Stüden
etwas «einer als baS ^>«u§b,ur;n. £>er {>ar>n i|i fcr>on ge» unb bunfele, braungrün fcbitiernbe Sebwanjfebern ; fcoch iit
ber Schwanj voeniger in bie ^>6t>e gerichtet unb weniger »oH
als beim £auobabn. 2>ie Rennen haben auch gleifcrifamme
unb finb graufcbwarjbraun unb gelbbraun gefärbt mit einer
i$eicr)nuna ton vielen Vellern äidiadü. SBon biefem £ubne
füllen abstammen: baS allgemein befannte gemeine £ au 5»
b it l; n ; baS ^aubenbubn, welches jTch burcr) ©röße,
buret) einen geberbufer), welcher ben .Ramm fajt gam t>er=
birgt unb burtt) einen tiefen geberbart flatt ber .Rehllappen
auszeichnet; baS engl. Qubn mit langen güßen unb einem
geberffrau» auf bem Jtopfe; baS türf. £>ubn von weißer
©runbfarbe, fchwarjem SJaucb unb glügeln, fchwangrünlicb
am Scbwanje unb einem farbig gejeicbneten fceioe; baS
Jüuthubn, auch perf , wrgin. Jpurm, itaularfcb genannt,
ohne Sdbwanjfebem; baS 3werghuhn, auch .Rriccbbuhn,
GcniShühncben, franj. 9?auchfuß u. f. w. genannt, welches
nur halb fo groß wie baS gewöhnlich* #utm wirb unb furje,
befieberte güße r)at; baS Strupphufcn, oftfrieSlonb.
•£uhn, Straub j, Ärudhuhn u. f. w. genannt, welches liefe
ncr al8 baS gemeine ÄauShubn ijt, lange Sporen, einen
hohen .Ramm, weiche, halbbogenförmige, nach vorn gefrümmte,
gleicbfam friftrtc gebern hflt unb juweilen beS Schwanns
entbehrt, unb terfchiebene x>ielger>ige flfacen. AHe biefe
Arten enthalten wieber , je nach gewiffen Gigcntbümlichfeiten,
eine große Anjabl ton Spielarten. — !Die jwette ber oben
erwähnten wahrfchemlicr) urfprünglichen ^ühnerarren, baS
3ü9ohuh«, «fl weniger befannt, foQ aber »on ber <$wU
eineä Truthahns fein unb lebt in 3aoa unb Sumatra. 83«i
ihm »erben abgeleitet: baS pabuanifche $ur;n (ber grefe
roelfche #ahn, ber SQab.n ton Gaur), welches bie Qrfje
eines Auerhahns erreicht unb bisweilen 8 — 10 $fb. febw«
i|t, einen fronen- ober wulftortigen boppelten Äamm mtb
«ine tiefe rauhe Stimme hat; baS tranquebarifebe ^Mih«
ton nicht oiel geringerer ©röße als baS iwrige, mit
unb ftarfen Seinen, unb baS aftraebanifche #ubn
furjem Schnabel unb langen güßen, welches »utreila
g. hoch wirb unb große Gier legt. — Die #übner geb
ju ben nufebarften ^»austhieren. 3h» werben ju w
jahligcn Speifen benufct, ihr gleifcr) gibt eine woblfchmettabe
Speife unb bie gebern beS £abneS werben oon oen |d*
fchmücfern verbraucht. 3n biefer s)iufebarfeit unb in W
geiebrigfeif, mit ber fiep bie 4?üt;ner aufrieben laffen, W
ber ©runb, baß biefelben in fo großer Anjabl in allen, fii'T
noch in ben flcinflen 8anbwirthf<haften, gehalten wi~
S8egcn ber großen SBerbreitung ber ^ühner auf bem Sj:
war eS namentlich in frühern Betten Sitte, bie Abgabe oti
ben 3inS, welchen bie Canbleute an bie ©runbberrfit
entrichten hatten, nach Hühnern ju befiimmen, uno mar.
nannte folche^ühner äinShühner. Wach ber ©trechtw»'
für weiche baS Jf>uhn entrichtet würbe, bifß ^ {'rtf
henne, 4?terbh<nne, ^euhenne, Slauchhenne u. f. »•
HOhneiigr&ber
421
Ifu man
nad) ter 3«it, in welket el abgeliefert würbe, eine 2Sa(:
»urgilflrnne, |)ftngflb enne , SBeibnacbtlbemte n. f. w. 3n
mannen ©egenben mußten bie unvetbettatbeten JBurfcben
eine jßubenbenne geben, aud? mußten fid; wol bie SRdbdjen
bie ßrlaubniß jur $eiratb mit einet #enne erfretjert. S3es
fannt ifl el, baß bie {»enne vor bem Eierlegen gaefert unb
baß ber {>abn befonberl am frühen Üßorgen fraget. £)er
£wbn iß baber wegen feiner SBadbfamfeit mannt unb eben»
fo wegen feine$ ©tol«3 unb wegen feiner Sapferfeit. -Tic
i>abnengefed)te beru&en auf biefen gigenfdjaften.
Glute Rennen legen jdbtlid) gegen 1°0 Gier unb barüber,
ton benen man nur eine «eine Anjatjl ausbrüten Idft.
(SSergl. SJrüten.) 3Der gemeine £aulbal)n wirb gegen
20 3abre «u\ if* Sudjt nur bil $um ä*ttn Sab"
brauchbar, wdbrenb bie Rennen nur etwa jebn 3abre alt
werben unb nur bil jum fünften 3<tbre brauchbar ftnb.
6tbr alte Rennen werben juweifen Jpäbmn ähnlich unb
befommen eine «Stimme, welcbe ber bei ^>ar)neS dljnelt.
{jülincttgräbcr nennt man bie in vielen von german.
Billern bewohnten ©egenben, jablreid) aber befonberl in
$oUanb aufgefunbenen großen ©raber, in benen man außer
ten Xfdjenfrügen ber XJerflorbenen allerlei ©erdtbfebaften
finbet, welcbe einer uralten Seit angeboren. £ühne bebeu»
tet einen {Riefen, ifl aber urfprünglid) baffelbe wie £unne.
2Jie ^unnen verbreiteten auf ihren Staubiügen allgememel
2cbreden unb man bcfdjricb fie all fdjrerfltd; anjufcbauenbe
riefige 5D?enfcb.en. Die ©riße ber fpdter aufgefunbenen aU
ten ©rdber gab ju ber SJemtutbung SJeranlajfung, baß flttie*
fen, .^übnen, von benen 25eutfd)lanb einfl bevilfert gewe»
fen fem foDte, in ihnen begraben lägen, unb fo entfianb ber
Slamen Jpübnengrdber. £ie ©röße biefer ©rdber l>cit je*
bodj ibren ©runb barin, baß nicht Giner, fonbern 9Rebre
in ibnen beigefefct ftnb, unb jwar nicht bie ßeiebname
fclbfl, fonbern beren Afche, unb baß man SBaffen unb aller--
lei anbete ©erdtbfebaften ber SJerflorbenen mit begrub, wobt
aud) bie überrefle ber ibnen ju Ghrcn gefcblacbteten ßpfer*
ttfere. 2>ie «fwbnengrdber in Jbolflein erfebeinen äußerlich
all runbe £ügcl von 10—16 g. Aöbe unb 100—300 g.
Umfang unb enthalten einen 3—4 g. inl ©eviert baltenben,
mit ©ranitflehien befeftigten ^oIjIctt Staunt, ber bie ange*
fübrten ©egenftdnbe enttjalt. Aud) im norbwcftl. SEbeile bei
Äomgreicbl bet ütieberlanbe bat man Jpübnengrdber gefun»
ten, bie bort Jpunnenbetten beif;e:i.
^ui09ier ifl ber 2itel gewtffer ©erid)tlbeamten in granfs
reich, weldbe wenigflenl in ben großem ©tdbten in ntd)t
unbebeutenbem Anfeben (leben unb anfebnlid)e Ginfünfte be;
(teben. Sie Obliegenheiten ber .ßuiffterl finb, an bie ftrei;
tenben Parteien alle vom ©eriept an fie aulgebenben Sie;
tanrrtmaebungen gelangen jtt laffen, bei ben ©engten fclbfl
auf jDrbnung unb Stube ju halten unb in Fleinern jDrten
wobt aud) bie Stofleigerung ber ^tobilien.
Sulbigung b«§t vor^uglwcife bie feierlidje ©elobung
reue unb bei ©eborfaml, welcbe Untertbanen bem Sam
belfirflen bei Antritt feiner Regierung leiflen unb welche
nur all ein feierlidjer Äct ber Änerfennung vorgenommen
roirb, inbem aud) bann, wenn feine #ulbigung vorgenomj
men worben ifl, bie SBerbinbltdjfeiten ber Untertbanen gegen
ben fcanbelberm biefclben finb. ©ei feierlichen .£>ulbigungen
pflegen bie bellen SRiliiair-- unb Qivilbeamten ben Gib in
9
bie ^<5nbe bei gürfien felbft abzulegen, reahrenb bie nie*
bem ^Beamten in bie £>änbe ibter iOorgrfe^ten unb bal IBolt
sKaffe öffentlich febwören.
J^utnon ifl ein urfrrunglidr) lat. SBort unb bebeutet
„menfd>lieb, menfebenwütbig". £>a tS aDerbingl bei 9Ren;
ft^en eigentl)ümlicb,flel 9J?erfmat unb fein gr6ßtet SJorjug ijl,
baß et eine über bie tbierifd>e JRobett jur vf>errfebaft gelam
genbe SBilbung ftct> }u erwerben im Staube ifl, fo bat man
bann unter £umanttdt eine foId)e, edjt mcnfcblicbc, alfo
nidjt einfeitige, fonbern alle Anlagen unb Ärdfte bei SRen*
fd>en umfaffenbe iöilbung verjianben. 3ur IBilbung gr(p6rt
wefcntltd) bie $eberrf$ung ber Seitenfcbaften, aber jeben-
fatll ijl 'ei unrichtig, wenn man bie ^umanitdt in brr
Seurfeltafeit für alle <3cr)wdcr)en unb ©$lecbtigfeiten fudst,
eine felofl unhumane fietwirrung, wenn man meint, burd)
©locbgültigfeit, gleicbwel ob wabre ober fdjeinbare, ge*
gen aQel £aljenige, wal ben eblen ÜJ?enfd>en jur Se^ci-
flerung für ober wtber fid) entjünbet, ^umanitdt an ben
Zag )u legen. Sie alten ©riechen unb Komet waten in
vielen SJejtebungen bc-d>gebilbete 3Rfnfcben, unb nad) bem
Untetgange jener Stationen fam bie SBelthienfcbaft in bie £dnbe
rober S36lfet, welche etft im Verlaufe ber Scthhunterte u:
einet bobern fflitbung ft'cb emporgefd^wungen baben. €owie
bal S3ebürfniß nacb 23ilbung unter ben german. S6lfern er>
wachte, fudbteu fte biefelbe mit Sterbt amdcbjl in bem gried).
unb r&m. Ältcrtbume, unb biefel würbe fo bie Butter aUet
Äünfle unb SBiffenfcbaften ber neuem 3ett. ©efonberl bie
Sd>riftwerfe jenel Altertbuml waren el, mit beten ©tu*
bium fid) alle Diejenigen emftg befd>dftigten, welcbe nad) ei:
ner b°bem ©Übung {hebten, unb auf biefe SBeife fam el,
baß man vot)uglwei[e bal ©tubium bet atied>. unb latein.
Spracbe unb bte mit biefem jufammenbdngenben ©tubien
all t&umaniota bejei d>netc, unb bie auf biefel ©tubium
fid) grünbenbe Ctjiebung «^umanilmul, bie 2el)tet unb
Siefenner beffelben Sj um an tften nannte, ©tatt nun aber,
gebilbet butd) ben ©eifl bei Ältertbuml, bet eignen ©egen»
wart in Äünflen unb SSBiffenfdjaften ftd) f6rberlid) jujuwen*
ben, würben febr ^duftg jene ©tubien, bal SRittel jum
3wed, felbft jum >^auptjwed gemad)t, unb el fam mttun>
ter fogar bahin, baß jwat ©ned)ifd) unb Sateinifd) gelernt
unb gelehrt, bie wabre ©Übung aber g dm lieb vemad):
läffigt würbe, 9lod) jefet gibt ti viele ©elebrte, weld)e
jwar bet alten ©ptacben Reiftet finb, abet in bet eignen
2ftuttcrfprad)e fid) nut unbebülflid) aul^ubrüden vermögen,
weiche jwar genau bie ©efebiebte ©ried)enlanbl unb Storni
betjuetjdblen verjleben, aber »on Sern, wal in ber eignen
©egenwart vorgebt, wenig ober nid)tl wiffen unb bie im
gefellfd)aftlid)en 2eben feinelwegl alljebilbete SWertfd)en auf*
jurreten im ©tanbe ftnb. 2(ul biefem ©runbe ifl man vielfadb
gegen ben £umanilmul aufgetreten unb namentlich baben
einzelne Männer bemfelben ben f>bi(ontbropilmul unb
Stealilmul entgegengefe^t, Sniebunglfvfleme, nad) benen
man bie (Erlernung ber alten ©pracben nicht uxt ^>aupt;
fache machen, fonbern an ibre ©teile bie SRittbeilung fol>
eher Aenntniffe fe^en foll, welche bem bet ©egenwart ange»
börigen ÜRenfd)m im 8eben wabrbaft nüfelid) werben f önnen.
61 tjl nid)t ju leugnen, baß man aud) bei biefem Grjie?
bunglfpfleme vielfad) ju weit gegangen iß, inbem man übet:
fab," baß bie wabre menfd)lid)e ©Übung nid)t fowol butd)
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Humboldt
Ilumc
nützliche Äenntniffe gefiebert werbe, als »Jelmeht tureb. fentjeit getnatf»f. StiemalS rjat eine Steife jahlreicheTe wt
fold)e, reelle ein freie« Sntereffe beS ©eifteS an it)m felbfr, gldnjenbett Siefultate füt bie SBtfJenfchaft gehabt , *oIfl bit
am ©eifrigen, hervorrufen. DiefeS ed>t raenfcbltch geiftige von (Sin ^adjtwerf , weld)eS m franj. Sprache ju ftu
Sntereffe b,errfd)t in ben gried). unb röm. ©d^riftwerfen
auf eine fo wahrhaft fei) ine unb erbebenbe SBeife vot, baß
biefelben niemals aufhören werben, vorzügliche ©ilbung«*
mittel 311 fein.
fjumbolM ift ber Stame jweiet um ben Staat unb bie
2Biffenfdt;aften l)o$t>crbientcr SDtdnner. 35er dltefte bet bei»
ben ©ruber, Äarl 2BilI)elm, Jrcifjerr von£., würbe 1767
;u 3>0t&bam geboren unb trat, Hachborn er eine auSgejod)»
nete wijpnfcbaftliche Söorbilbung fid) erworben, lb02 in
preuß. StaatSbienfte. @r würbe jundchir Sfefibent unb fpd;
ter bevollmächtigter ©efanbter )U Stent. Stadlern et 1808
geheimer Staatsrat!) geworben war, ging er 1810 als Staats»
minifter unb ©efanbter nad) SBien. Spdter war et bei ben
griebenSunterbanblungen Reußens mit grancreiefc unb Sadt)*
fen unb bei ben Unferbanbfungen übet ben Sdnberbefi(} ^reu«
fjenS fegenSreid) thatig. gürjilid) belohnt ton feinem Äinige
unb allgemein gead)tet übernahm et aud) ferner wichtige
3weige ber ©taatöeerwaltung, jog fid) jebod) 1819 von ben
©tfdjdften gurücf, bis et 1830 wiebet an ben Si&ungen
beS StaatSratbS Sl)eil nahm. (St jtarb auf feinem Stonbfi&e
Segel bei Berlin 1835. Hußer als Staatsmann t)at fich <&.
Aber aud) burd) [eine wiffenfchaftlic&en Seifhingen auSgejeid)*
.tet. SBorjugSweife waren eS Sprad)jtubien, mit benen et
jtcb befchiftigte unb in benen et bieder noch nid)t angebaute
©ebiete bcleud)tete. dr fchrieb übet bie ba8fifd)e Spraye,
lieferte eine metrifd)e Überfettung beS „Agamemnon" von bem
dried). Siebter ttfchvluS unb ^Berichtigungen unb 3ufdfje ju
ittbelung'S (f. b.) „SJtitbribateS". (Sin griftreicbeS 2Berf
vft aud; feine Schrift über ©oetbe'S „£etmann unb Coro»
tbea". Euch bat bet ©riefwed)fel jwifdjen Schlßer unb
ben bet Severe mit einem Sotwort über „Schüler unb ben
©ang feinet ©eifteSentwicfelung" eingeleitet, fiele 3t)ei(nat)me
gefunben. — (Sincn nod) ausgebreitetem Stubm erwarb fid)
bet jüngere ©ruber griebr. ptinx. Xleranber, Freiherr
von bet 1769 ju ©erlin geboren würbe, in ©ittins
gen unb granffurt a. b. D. ftubirte unb fid) nachher nod)
auf ber *.£anbcl$frbu(e ju Hamburg unb auf ber ©ergafas
bemie ju greiberg bitbete. (St erhielt eine Entfettung all
Dberbergmeifter in ©aireuth, »erließ abet biefe Stellung
1795, um feiner Steigung ju wiffenfd>aftlid)en Steifen ju fol*
gen. Schon 1790 hatte er £ollanb unb (Snglanb befud)t,
Ktjt begab et fid) jundchft nach 3talien unb nad) ber Sd>weij
unb ging enblid) 1797 nad) $aris. Schon Idngere 3rft
hatte fich •£>• angelegen Hieb mit bem $lane befd)dftigt, eine
Steife nach ta» mittlem Ämerifa ju unternehmen. 3n 5>a;
tid lernte et ben gelehrten unb ju fübnen Unternehmungen
geneigten Staturfotfchet ?£imc ©onplanb fennm unb mit bie«
fem begab fid) 1799 auf bie Steife, n achtem et ftd) §u
3Rabrib bie drlaubniß geholt hatte, bie fpan. Kolonien ui
Ämerifa ju bereifen. <Stft 1804 febtten bie beiben Statur»
forfd>er »on ihtet Steife jurücf, auf weichet fie, oft untet
ben befd)werlid)ften 83erbdltniffen, bie gtojjartigfien (Sntbecfuns
gen unb bie wid)rigften ©eobad)tungra gemacht hatten. Sie
hatten allein 6300 neue $flan)enarten entbeef t unb bie wich-
tigen ©eobachrungen über bie geographifd)e Sage ber von
ihnen bereiften Sdnbet, fowte übet beten bhvfifcpe ©efebaf»
rie? untet bem Sitel : „Steife von Jp. unb ©onplanb nach
^Ifjuinoctialgegcnben beö neuen QontinentS u. f. »." erfdtic
nen, brachte biefe (Sntbecfungen in bat» publicum. SBon feine:
Steife jurüdgefehrt, ^iett fid) £. bt'8 1826 in ^ari#
unb unternahm nur f feinere Steifen in (Suropa, wie er fern
1822 ben Äinig von Greußen auf einer Steife buw> ?«
lien begleitete, gortwdhrenb war er mit wiffenfchaftlicben^t:
beiten befchdftigt. Stach ©erlin entlief) jurüdgefehrt, birit n
im SBinter 1827—28 Borlefungen vor einem auSgewdtltn
jahlrcichen publicum über pbvfifche SBeltbefchreibunft ml
machte 1829, begleitet von ben Statur fordern ©jrnirei
unbS.Stofe, eine Steife nach Sibirien unb bem fafp. St'«'-
Äuch von btefer Steife wirb in einem gröfjern wiffenfaVf
chen SBerfe Steehenfchaft gegeben werben, unb wieviel W
fich »on bemfelben ju »erfprechen tyibt, bavon jeua/n
bereits erfchienenm „Fragmente ber afiat. ©eologie unb w
matologie". 6inS bet neueftm SJerbienfte, welcbeS fii g
um bie SBiffenfcbaft erworben, ift, baß er feinen Cm^
unb feinen auSgebteiteten Stubm benuljt h«t/ um eine -
ben ganjen bewohnten (SrbfrciS fid) auSbebnenbe gleitgBg
©eobad;tung bet ©chwanfungen bet «Wagnetnatel :u^:
ju bringen.
üjuntf (jDaeib), ein auSgejeichnetet 9>hi(ofio?t w* ic
rühmtet ©efebichtfehreiber (SnglanbS, ftammt« «H*
gräflichen ©efcfcJechte unb würbe 1711 in (Stin&urj arfera
Stachbem er fich ausgezeichnete wiffenfebaftlid)! :,'
bung erworben t>atte, ging er nach Sranfveicb u«^ '
hier auf bem 8anbe bei StbeimS auf. <5<in.l738-*>
ihm herausgegebenes SBerf : „Übet bie menfc&lic&e ppg
gelangte fpdtet ju großer ©erühmtheif, machte <uw J ^lf;
nem (5rfd>einen wenig Xuffehen. 3n ben 3a^rra/^*T^v
war er iuffehet eines jungen vornehmen ^fl1«^» w
nachhtt ©egleitet beS ©enetal ©inclait auf bejfen W«BCl!
Hummel 49
fcfc, frfreife nach, fBien unb Turin, ©eine JBctrtübungen um
tu f rofeffur an ber Univerjttät ju (Sbinburg febtugen fehl,
dl bie ©cijtlicbf eit feine philofopbifcben tiberjeugungen miS»
: Oigfe. 9?arf)bem er 1748 feine Abhanblung : „über ben
enfdjlidjen SBerftanb" herausgegeben unb im folgenben
aljre nach ©cbc-ttlanb jurücfgefebrt war, fefete er feine
;on früher begonnenen politischen Abhanblungen fort, ce-
ll er junäebft bie JBerübmtbeit feines SRamcnS verbanfte.
ud? feine „Unterfucbungen über bie principe ber 3Roral"
iben einen großen ÄreiS von Eefern , noch mehr aber bie
torifeben Schriften, welche er von 1754 an (jerau&gab.
mar inbeß Auffeber ber Abvocatenbibliotbef ju Gbinburg
oorben unb fanb befonbcrS in biefer ©teHung bie Auf;
erung $u r>ifiorifdjcn Unterfucbungen. Die ©egner, '
[a>e aI3- ^bilofop^ unb ©iM'chicbtfcbreibcT fanb, bien»
nur jut Ausbreitung feines iTfufjmä. 3n feinem grofien
SBerfe über bie ©efcbid)te (jrnglanbS, welches von SmoUet
mit geringenn Crfotge fortgelegt würbe, ift befonberS ber
Jbeil ausgezeichnet, welcher bie ©efebiebte ber ^Regenten
auS bem |>aufe ©tuart behanbelt. Med) 1763 ging
als ÖtfanbtfcbaftSfccretair nach 9>ari§ unb würbe ^icr mit
großer AuSjeidmung empfangen, ffialb übernahm er allein
alle Angelegenheiten eines engl ©efcbäftSträgerS unb febrte
1766 nach ©ttglanb jurücf. 9tacbbem et 1767—69 baS
'Amt eineS UntcrftaatSfecretairS verwaltet hatte, ging er enb»
lid) nad) Gbinburg jurücf unb ftarb biet 1776. vlach fei»
nein Sc-be erfebien feine von ihm felbji »erfaßte gebenSbcj
febreibung unb ein SBerf „©efpräche über bie natürliche 9fe»
ligion". ©eine SBerfe ftnb fämmtlich ins Deutfcbe überfefjt
roorben. ©ie jeidjnen fich burch. fdjarfen SJerflanb unb ftare
iöefonncnbeit , feine b,if!orifd)en SBerfe burch Unparteilichfeit
auS. AIS 9?bJtofopb roar Ä. ein ©feptifer, inbem er alle
böfcere ©rfennrniß ber 2Sajjr(jeit für unzugänglich für ben
2Renfa)en bielt unb biefem nur ein Unheil nach Erfahrung
juerfannte. Gr rourbe bie naebfre SBeranlaffung ju ben ftrrng
roiffenfcfcaftlicben Unterfucbungen Äant'S (f. b.), burch welche
befanntlich bie großartigfte gortbilbung ber 9>hiIofophie als
Söijfenfdjaft bewirft rourbe.
fjuinmrl (bie) ift ein ber Sterte nahe vrrwanbteS 3n>
feft, welches fich aber von biefer burd) einen unförmlich
biefen unb ftarf behaarten Seth unterfebeibet. £ie ©efeCt
fchaften, in welchen biefe Tbjere jufammenleben , ftnb min»
ber zahlreich als bie ber ©ienen, unb ü>re Sehaufungen
ntinber funfheieb angelegt, inbem bie 3eHcn unregelmäßig
imtereinanber liegen, »eint gltegen machen bie fummeln
**^-w~; jf* «n ftarfeS fummenbeS ©eräufeb.
CSa^ÜPOyT^^ Wet obgebilbete (Jrbhummel
Ss^^H|^Sr~^/ iß f4>warj, febt haarig unb auf
(Hm^U^ ber JBrufi mit einer gelben SBinbe,
üorn am £interleibe mit einer
^/bgflw weißlichen JBinbe gezeichnet, lud;
ber After ift weißhaarig. Da« 9te|t
ber (Jrbbumiiteln ift mit 9RooS bebeeft unb mit einer wachs*
airigen SXaffc btfeftigt. Qi enthalt braune fnollige Jüurn»
pen, in benen bie garten leben, bis uc fich in 3eQen einfpin*
nen, jwifchen benen becherartige ^oniggefaße liegen. Die mei*
Iren fummeln flerben im J^erbfi unb nur einige 2ßei beben
bleiben übrig, bie gegen ben ©ommer ben JBau enieuern unb
braölfern. CS [eben mehre 2Beibcbcn in bemfelben ©djwarme.
9 Huna
Die fummeln ftechen feiten unb werben innerlich bon Gin-.
geweibewürmern, Äußerlich *on Käufen geplagt
fjumör wirb im gemeinen Sehen bäufia, für heitere gaunc,
Aufgeräumtheit gefagt unb ifi ursprünglich ein lat. SBort,
büjnor, roeldjeS geuebtigfeit bebeutet. Die übertragene 93cc
beutung ift burd) bie Art entftanben, in welcher bie altern
Staturforfcher bie »erfd;iebenen Temperamente ber SBfenfcben
auf bie unterfchiebene SOtifcbuna pon vier elementarifchen
Seuchtigfeiten im fKenfchen jurüefführten. — (?ine bejiimmtere
JBebeutung ^at baS 2Bort Aumor in ber Afibrtif erhalten,
inbem man barunter eine jwifchen ber fomifcbjn unb tragtfeben
mitten inne liegenbe Auffaffung u< b Darjlcllung tn bec
9)oefie perjreht. 3m SKenfcbenleben, bem wichtigfien ©e«
genftanbe poetifcher DarfleUung, finb bie geifflgen ewigen
unb erhabenen 3ntere(fen fortwdhrenb mit ben irbifeben flein*
liehen unb enblichen 3ntere(fen terfnüpft. SBahrenb bet
tragifche Dichter ben SRenfchen nur in feiner Beziehung auf
jene bol;en geifiigen 3ntereffen barjTeQt, jeigt ihn ber J(ot
mifer bagegen mitten in bem enblichen Treiben, welches fich
pergebenS tu ber SBurbe beS ©eifleS aufzublühen nicht. Dev
$umorijt fleht, wie gefagt, jwifchen SEragifer unb Storni*
fer, inbem er jenes ÜJneinanberfpielen beS tinblichen unb
(Swigen barfleüt; er nähert fich bem Äomifer, wenn er jeigt,
wie bie ewigen Sntereffen beS ÜRenfchen burch baS thörichte
enblicbe Treiben bebingt werben, wie auch ber größte, bie
gewaltigflen Thatcn beS ©eifleS oollbringenbe SDeenfch boeb
von allen @rbärm(ichfeiten beS irbifeben DafeinS fich niebt
(oSjumachen permag; — unb er tritt bem Tragifer näher,
wenn er jeigt, wie in allen itleinlichfeiten beS SRenfchenlea
benS boch auch wieber ber unjlerbliche ©eilt ftd) regt unb
fomit baS fcheinbar Wichtige jum tief S3ebeutungSoollen macht.
Die größten bumoriflifcben ©chrifrftcQer ftnb bie Gnglanbec.
©reift unb ©terne unb bie Deutfchen ^ippel unb Scan $auL
£jümÜ3( auch Dammerbe ober ©ewaebserbe, beißt
ber erbige JJiücffianb perwefter ^)flanjentheile unb tbierifchet
©toffe, welcher in größerer ober geringerer 2Renge bem 85o*
ben beigemifebt ift unb bie gvucbtbarfeit befTelbeit bebingt.
SSie namlid) biefe erbige SRajfe auS organifchen ©ubftanjen
ftcb gebiet batf fo bient ft'e auch wieber wefentlid) )ur@n
nährung ber in ihr wurjetnben 9>jlanjen unb burch biefe
vermittelt auch jur Ernährung ber auf ihr (ebenben £htcre.
Der AumuS jeiebnet rieb im Allgemeinen burch eine febwarje
ober braune garbe auS unb ift je nach bem ©rabe ber 3$er«
wefung ber ihn bilbenben ©ubftanjen unb nach ber SBefcbaf»
fenheit biefer ©ubftanjen an Anfehen fowol, alS auch an che»
mifeber 3ufammenfetjung fehr verfebieben. Sticht alle $u*
muSarten ftnb übrigens fruchtbar, fonbern bicfeS gilt na«
mentlid) nur von bem fogenannten milbenSumuS. Der*
fclbe ift braun, pulverig, jiebt fehr begierig SBaffer an, ver*
glimmt nur (brennt nicht) in ber Stamme unb riecht wie
fruchtbare ©artenerbe. Durch baS SBachStbum ber ^ßanjen
wirb $umu3 verjehrt unb um ben «oben in feiner $rud)tr
barfett ju erhalten , muß man ihm baher neuen ^>umuS ju>
führen, welche* burch verfchiebene Düngmt ttcl (f. b.)
gefchieht.
fjunö (ber), baS befannte JbauSthier, enthält eine fehr
große Anjahl verfchiebener voneinanber in ©eftalt unb ©röße
abroeid>enber Arten unb jeigt eine 58erwanbtfd)aft mit bem
Sß elf, ©chofal unb gucbS, welche fid; befonberS baburch
Hand
424
Hund
au§fpri$t, baß er firf> mit tiefen Zt)\tttn begattet unb rcelebe be9 2Renfrf)«n. JDie öftren haben jetoeb btiarittm weni^tt
Sßeranlaffung geroorben ift, baß man bie in neuerer Seit Sfacen gefannt, woraus man ficht , baß jur XJcrme^runj
rcieber in 3roeifel gejogen« SBebauptung aufgeteilt bat, bec berfelbcn in neuerer £eit ber Umftanb roefentlicb beigert^t.:
4>unb flamme von ben genannten Siaubtbieren urfpriinglicb bat, baß man bie $unbejucbt metbobifcb betrieben unb
ab unb bie »erfebiebenen Ärten haben fttb erft nacb ber 3Ab* barauf ausgegangen ift, bureb Paarung unterfa)iebmer 2r>
mung bureb bie (Surrur unb bureb ba& .Klima gebitbet. QU ten neue, bureb gewiffe SJorjuge auögejeicbnete, btrjufuüin.
nen roilben #unb, ber als Stammvater be5 ganjen auSgei Die Borjüge aller £unbe, ml&t ficb jetoeb bei ben tm
breiteten ^unoegefcbledjtS angefeben werben f6nnte, bat man febiebenen Sfacen in öerfebieben bobem @rabe auögebiltd
nicht gefunden , aueb rcirb in ber ©efajicbte niemals einer »eigen, jtnb SEreue unb ©eborfam gegen feinen $errn, >E:i
►Jcit errcäbnung getban, in roelcber man angefangen hätte, famfeit, Älugbeit, Sebent igfeit, Unermütlicbfeit unb ::;
bie »Üben #unbe ju jabmen; »ielmebr erfebeint ber 4>unb größte ftabigfeit, ftd> ju allerlei unterbaltcnben unb nö^
fd;on in ben älteren Reiten all treuer Begleiter unb Diener eben gertigfeiten abrieb ten ju l äffen. t>it 4?unbe jeijtn p
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r
Hund 4
wtilm einen Überlegung verratbenben Verftanb unb e$ febeint
gewif gu fein, bog bie $unbe burcb ben fleten Umgang
mit 2Ren(cbtn ftlbft eine oft baS ftbierifdie überwiegenbe "XuS»
bilbung erlangt haben, vielleicht gang in berfclben 2frt, wie
man bie JBemerfung machen fann, baß ber nur mit agieren
oerfebrenbe Üftenfcb etwas- von tbierifcber Hoheit annimmt.
Sie gasreichen Varietäten ber £unbe bat man, um gu
einiger ttberftebt über fie gu gelangen, in »erfebiebene Sfacen
abgeheilt. 3ur erften tiefer 9?acen gehören bie <3pit>;
bunbe, beren unterfcbeibenbeS Jtenngeicben aufregt ftetjenbe
Clären finb. ©ie geiebnen ftet) burch SBadifamfcit unb ®e»
tebrigfeit auS, finb aber fet>r bifftg unb werben leicht toü*.
Set ^rop e ©pifc ober Pommer bat fleine fpifee Db<
ren, eine lange ©ebnauje, lange Jpaare unb einen aufwärts
nad) linfä gefrümmten ©djwang. Sine Varietät beffelben,
ber fibir. £unb, ift oben abgebilbet. Jpicrber ger)6rt
aud) ber sottige ©d)äferl)unb mit Keinen, Ijalb auf»
rocht ftebenben Obren, langer, biefer ©ebnauje, bieten,
jiruppigen, graumelirten paaren, ber febr verftanbig unb
: mibig ift- 2Utcb ber 3igeuner» ober #eibenbunb,
; ;c leben bie äigeuner mit fich führen unb ber gu aller»
[ei Äünften, befonberS gum Sanken, abgerichtet wirb,
glatte* fable £aare, eine finge, breite ©djnaiije unb eine
breit« SBruft bat, gebart, fowie ber iSlänb. £unb mit
langen, glatten paaren, furzen {Beinen, furjer, fpifcer
©dmauge unb an ber ©pi(je berabbängenben Obren, iu ben
eBpüjen. Sie gweite (klaffe bitten bie Seiten: unb fxu
belpunbe, beren ebarafteriftifebe 2lbgetd)en bängeute Ob3
ren, gottigtS Seil, runbiidper ©cbätel unb für je ©dmauge
finb. Sljrc »orjüglidjlte £ugenb ift £reue unb 2uibängticb»
feit, baber befonberS bie fleinern Xrten, wie baS fQ otogne»
ferbünbd)cn, welches guweilen nur bie ©röße eineS Cid)»
börnebenö erreicht, unb baS nicht größere göwenbünbeben
alS ©eboßbunbe gepflegt werben, ©rößer alS bie genann«
teit unb burd; fein fchöneS, langes, feibenartigeS fiaar, feine
febön bebangene, herabbängenbc, unten umgefrümmte 9?u<
tb« unb glatte längliche ©ebnauge auSgegeicbnet ift ber engl
iT3ubelwacbtclbuiib. Ser eigentliche $>ubel ift baS
gelehrigfie JJbitr, hat ein fraufereS $aar, eine furge, langt
behaarte ©ebnauge unb einen faft geraten, fürjern Schwang.
Sit britte Glafje bilten bie 2Binb» unb JBlutbunbe
mit bängenben Obren, langer, fegeiförmiger ©ebnauge
nnb länglichem ©cbäbel. Der eigentliche SBinbbunb ober
baö 2Bfnbfpiel geichnet fid) burch feinen langen Äopf,
bünnen, eingesogenen 2eib, feine langen bünnen Seine unb
feinen langen berabbängenben ©djwang auS. Gr ift feig
unb treulos, hat aber außerft fdjarfeS ©efiebt unb ©cbör
unb läuft fo fchneQ, baß er einen £afen einzuholen vermag.
Sftan unterfcheibet große unb fleine , glatte unb gottige SBinb»
fpiele. VerwanbHft ihnen ber gleifcberbunb mit feinen
rerfchiebenen Abarten, ber wegen feiner ©röße unb ©tärfe,
fowi« wegen feines SSutbeS unb feiner ©elehrigfeit als
Nachts unb Sagbbunb benufct wirb. ©ein Aopf ift lang
unb mager, bie Cbren finb halb bängenb, baS äpaar anlie»
aenb. Sic auSgegeicbnetften 'Ärten finb bie grofie bänifebe
-iogge, ber ©chweinSrübe, ber ©aufinber, beriefe:
bunb u. a. 3u ber vierten ßlaffe ber SBilb-. ober 3agb:
bunbe mit berabbangenben JDbren unb Sippen, ftumpfer
bdjnauje unb runblichem ©djabel gehört gunäd;ft ber Sachs,
83iltfr«Öcnt).>8tr. II.
5 Hand
ber theifS Kein unb frummbeinig, theilS größer cnb*gerab»
beinig ift. SBon ber ledern Hrt ift ber glatte ?)infchcT.
Xud) ber auf ber 3agb fo überaus nüfelicbe befannte 5p üb»
n erb unb, ber entweber feinhaarig ober rauchhaarig i(i, ge*
hört hi«hcr. £er glatthaarige ober Sölutliunb ift ge-
wöhnlich etwaS flcincr alS ber rauchhaarige SBorftet)*
ober 9Bafferhunb. Sie merfwürbigften unter ben ju bie«
fer GElafTc gehörigen ipunben finb bie S3ul(en» ober SB d »
renbeif;cr, welche jum Äbcil von foloffaler ©röße finb
unb einen tiefen, breiten Jtopf mit platter Stirn, immer
geifernbe SBangcn, furzen, tiefen 5palS unb glatte, für je
Jpaare haben, ©ie jetttmen fich burd) Sreue gegen ihren
|>errn, ungemeinen 3Ruth, gewaltige ©tärfe unb jum
a^hcil burch ftltene Älugbcit auS. Um Sheil berfelben hat
©chroimmhäute jwifchen ben Süßen unb nicht feiten eint
gefpaltene 9cafe (Soppelnafe). 3u ihnen gehört bie engt
Soggc, ber JöernbarbShunb unb ber neufunblänbifche ^)unb. •
Sie engl. Sogge hat einen fuaen Jtopf unb fetjr lang
herabbängenbe Oberlippen 5 bie Kafenlöcber finb burd) ein«
tiefe gurche getrennt; an ben Hinterfüßen tritt juweilen
noch eine fünfte ßelje auf. Übrigens ift biefer Jpunb träge,
fcbmcrfäUig unb tumm. Sefto flüger ift ber ©t.»S3ern»
harbShunb ober 2Upcnbunb (f. SSernharbSberg),
ber oben abgebilbet ift, iefet aber auSgeflorben fein foll. Qx
hat bie ©röfe eincS italbeS, ift gottig, braun unb gclbge-
flccft. Ser oben bargefteüte neufunblänb. {»unb ift
auch von beträchtlicher ©röße, hat eine tiefe ©chnaujt,
lang«, gottigt, feibenartige $aare , fdjönen ©chwanj unb gwU
fchen ben 3ehen eine große ©d)wiminb«wt- ®t fomml befon*
berS in Neufunblänb vor unb ift gur SBafTerjagb überaus
brauchbar, weil er wie ein SBaffertbicr fdjwimmen unb fo*
gar untertauchen fann. 21 ud? gur ^Bewachung ber Viehheer«
ben wirb er btnugt, intern er felbft ben fflolf nicht furch»
tet. Sin« fleine 21bart ber Sogge ift ber SRopS, bem man
bie Obren gu jtufeen unb bie fcSbon von Statur aufgeworfen«
©chnaug« noch mehr nach oben gu brüefen pflegt.
üDcan benutzt bie 5punte nicht nur gur {Bewachung ber ©«*
bäube, ©arten, #eerben, gur 3agb unb gum 3itb«n von
©chlitten, SBagen u. bergt., fonbern richtet fie guweilen noch
gu befonbern 3wecfen ah. ©0 werben bie großen unb ftarfen
ipunte gum R)acfcn unb ©teilen ber SRenfchen abgerichtet, ba»
mit fie bei räuberischen Uberfällen bem JKeifenben ©d)u& ge<
währen. (Sh«malS nahm man bie $unbe fogar in ben Üneg
mit, wie btnn namentlich bie ©panier Jpeerbcn von folchen 5pun»
hen gegen bie amerifan. SEBilben, mtt benen fie gu fämpfen
hatten, losließen. 3n Snglanb hat man bie Jpunbe auch
jum Äuffucben ber Siebe unb SÄörber abgerichtet, inbem
man fie gewöhnt, ber ©pur eines SRenfcben gu folgen,
welche fie burch ben ©mich erfennen. SWan bringt fie an
ben JDrt, wo baS Verbrechen begangen worben ift unb wo
ber Verbrecher alfo geftanben hat; |te verfolgen bie ©pur
beffclben mit untrüglicher ©ewißheit, wenn nicht febon eine
gu lange 3ett feit bem Verbrechen vergangen ift. 3n $oU
lanb hat man bie 5punbe gum Vuttermacben , in granfreirh
gum S3ratenwenb«n abgerichtet. 95an läßt fie gu tiefem
3wtcfe in einem £retrabe (vgl. ©öpel) gehen, welches an
bem ©pieße angebracht ift. 3n einigen ©egenben (g. 83.
in ben ital. ©täbten Gafal nuovo unb Secce unb auf btn
©übfceinfeln) ißt man baS Jpunbefleifch alS «in« wohlfchme»
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Hundsrück
426
Hundgwutli
cfenbc Speifc; baS gttt bot man gungenfcbroinbfücbtigen
empfohlen. Die £aut wirb au Gruben unb $anbfcbubcn
venvenbet, aud> als $eljwerf j bie Haare werten ju Jörnen,
Strümpfen , Saalleiften verarbeitet. Stiele Uheile ter Hunte,
namentlich, ber »reiße Jtotb (als weißer Gnrian) galten ebc«
malS als Heilmittel. Der Spunt ift vielen «ftranfbeiren auS»
gefegt, von benen bie HunbSwutb (f. b.) bie, felbfi für
ÜRenfchen, gefäbrlicbfte iß. Da man glaubt, baß fie burch
baS SBorbanbenfein au vieler fcblecbt abgewarteter Hunbe bt-.
günjtigt wirb, fo bat man bie Huntc an vielen Orten un«
ter policeilicbe Aufflicht gepellt, unb bamit bie SWenge ber
f>unbe nicht überhanb nebme, (ine eigne £unbefteuer
eingeführt. 3u getvifjen, von ber $olicei angeorbneten Sei*
ten (Hunbefcblag) muffen alle Hunte mit einem 3eicben
am HalSbanbe verfemen rverben unb ber 'Äbtecfer ( Sb u n b e »
oogt) bat ben Auftrag, alle nicht bezeichneten, alfo wahr»
ftbetnlicb berrenlofen Hunbe, aufzufangen unb >'i tobten.
fjunilßrikk (ber), auch wol ber HunSrürf, ift ein
beutfcbeS ©ebirge in Ifen preuß. 9Jegierung3beA.irfen Jtoblenj
unb SErier, welches eine Sortfefcung ber ÄSogefen bilbet unb
«Ine nur geringe $6b"e, bis au ungefähr 2000 g. erreicht.
65 befteht auS .Ralffcbiefer. &beile beffclben ftnb ber 4?odj»
walb unb ber Sohn w alt; ^aupter^eugni(Je ipanf, glacbS,
Kleefarnen unb SBitb. Den Warnen leiten Einige von .öun«
ntn ab, welche fich einjl hier niebergelaffen baben foUcn.
fjunößtagr h«'fit bießrit vom 24. 3ul. bis jum 24. Aug.,
mabrenb welcher ber SiriuS ober HunbSfiem Augleicb mit ber
(Sonne aufgeht unb in welche gewöhnlich bie bcißefte 3abreS»
jeit fällt. Auf ben meijten Schulen werben auf bie HunbS»
tage bie Serien (babtr HuntStagSfcrien) verlegt, weil
biefe 3eit wegen ber herrfchenben 2öärme am wenigfien ju
anbaltenben geiftigen S3efcbaftigungen geeignet ift.
tjunosroutljj '2 ollwut h, 23utb, SButbfranf beit,
Söafferfcbeu, ift jene fürchterliche Äranfbcit, bie fich nur
bei bem Hunbegefeblecbt ursprünglich unb felbftänbig ent«
wicfeit, bei anbern Shieren aber unb beim fUtenfcben nur
nach ftattgefunbener Anftecfung bureb unmittelbare 33erül;=
rung mit bem Speichel ober ©eifer tollwütbiger 2bicre ent;
|lebt, Auweilen verhütet, feiten geheilt werben fann unb ftcb
burch einjelne Anfalle von fchrecfltchen 3ucfungen mit 2ob-
fuebt, ffirufifrämpfen, frampfbafter 3ufammejtfcbnürung be*
ScblunbeS, iöewußtlofigfcit, SJeißwutb unb häufig unüber»
roinblic&em Abfcheu vor glüfftgfeiten äußert —- 3ufdlle, bie
meift febr fchnell mm 2obe fuhren. 3n vielen Sailen er*
folgt her Ausbruch, ber Äranfbeit erft längere 3eit nach bem
Stattfmbrn ber Anftecfung. Oft ift bie von einem tollen
Hunte beigebrachte Söerle&ung längft vollfommen verheilt,
ehe bie Jtranfbeit jum Ausbruche fommt, waS theilS von
felbfi ohne alle Außere üeranlaffung, tbeilS nach jufdüigen
forpcrltcben ober geiftigen ßinwirtungen gefchiebt. 3uerft
jetgt fich eine Weranberung an ber /öißfrelle. 3ft bie SBunbe
noch ofen, fo lodert fie ftcb auf unb fonbert fcblecbtern
(Siter unb 3aucbe ab, ift fie bereits vernarbt, fo fängt fie
»Bieber an ju fcbmeTA(n, erhebt fich, färbt ftcb bliulicbrott),
wirb heiß unb bricht auf. 3iebenbe, brücfenbe ober fiechenbe
Scbmerjen verbreiten ftcb von ihr auS IdngS ber Nerven beS
verlebten 2beiIS bis jum £Rütfgratbe, bie nahegelegenen ?»mpb=
brüfen entjünben fieb unb ftbwellen an. ©leichjeitig Ragt
ber Aranfc über allgemeine SRattigteit unb 3erfcblagenheitS:
gefühl im ganjen Ä6rpcr, 3tehen im Warfen unb 9tücfen
unb Ubelteiten, ift niebergefchlagrn , verbrüglicb ober autb im
fflegentbeil ungewöhnlich heiter, h»»t leichte« 3ucfen in ben
«Kusfeln, einen veränderten *8licf , fühlt fich beim Sprechen
unb Schlurfen etwas bebinbert, einige ©eflrmmung in trr
JBrujt, febläft unruhig, trdumt ängftlicb, läfjt unter Drän-
gen einen blaffen, wäfferigen Urin u. f. w. Watb unt
nacb fteigert ftcb nun bie iBcbinberung beim Scblucfr:-
jur gän^ltchen Unfähigfeit. 2roft beS beftigflen «erlangen?
naeb ©etränf ift ber Äranfe hoch aufjer Stanbe au trinfen.
benn bei jebem SBerfucbe ba^u wirb er fogleicb von frampf^
hafter »eengung beS Atemholen« , enffeb.licher Angft, 3u
fammenfebnürung beS SchlunbeS, 3urfungen ber H«!«-
Wacfens unb ©eftcbtSmuSfeln mit gewaltfamen ©erwgungn
beS ÄopfS, öerjerruna beS Antli&eS unb »eben beS ganun
Ä6rperS befallen. Wocp weiter hin verurfaebt febon ber blofi;
Anblirf beS SBafferS unb alän;enber gläcben, wie j. ©. bei
eines Spiegels, baS ©craufcb, welches ©affer veranlan-
inbem eS fließt ober auSgefchüttet wirb, ja felbft bie tbfi
SJorftellung beS SBafferS biefelben 3ufälle. entlieh VCTOV.
ber Äranfe felbft ben eignen Speichel nicht mefcr ju ver:
fchlurfen. Doch ijt 2Bafferfcbeu, wenigftenS in folebem ©rat r
nitbt fmmer nothwenbig vorhanben unb fommt auch *n an
bern Aranfheiten, namentlirb in Wervenftebern, bei manct\-
Cntjünbungen, befonbtrS ber beS $<x\tr& unb Bwerd
nach heftigem 3orn unb Scbrerfen u. f. w. vor. Ahn: :
Gr^cbeinungen, wie ber SJerfucb ju trinfen, ober ber Anblirf» vor.
?5lufftgfeiren u. bgl. führt Auweilen febon ein unbebeutenr
?uftjug ober auch nur bie ©erübruna burch bie frifebe, fre
Suft herbei, fobaß ein Äranfer ber Art jugleicb an wirf:
cber 2uftfcheu leibet. Derfelbe beginnt ftcb iu würgen unr
ju geifem, befommt Ärämpfe aller Art, wirft fieb umtih:
hm unb her, fpringt auf, fdbreit, jerflört AlleS, waS er e:
reichen fann, bemüht fich, Anbere ju beißen u. f. w. 9?a4
einem foleben JButhanfalle, ber 10, 20 unb 30 SWinute:;
ober auch länger bauern fann, f ehren Siube unb ä)ewuKt
fein Aurürf. Der Äranfe fühlt ftcb äußerft erfcb6pft, ift fn
traurtg unb niebergefchlagen, mitunter an einzelnen 2bei f
gelähmt, weint bitterlich, beflagt fein entfe|ltcbeS ©efäi-
unb bittet feine Umgebungen, fich gegen feine wäbrent n
SQuthanfäne ju befurchtenten ©etvalttbätigfeiten m6glicbft
fchü|en. Die Anfälle fehren in einem furjen 3wifebenraiur
unb immer heftiger wieber unb führen entlieh am jwettra
britten ober vierten Sage ben 2ob burch Schlagfluß, ge
liebe ©rfchöpfung ober Zähmung herbei. AuS bem ©efa
erhellt, baß, wer von einem tollen $uribt gebiffen ober
auf anbere SSeife burch ben Speichel eines foleben angefted;
wirb (baS SButhgtft haftet auch an ben äleibern beS Pv
biffenen unb an anbem SRittelforpern fo feft, baß eS
nacb langer 3eit auf einen verlebten ober auch mit
fehr garten Oberhaut beberften Zi)til gebracht bie furcht
Äranfhett erzeugen fann), immer in Lebensgefahr M
fo unerläßlicher ift eS baher für bie SJtebicinalpoIicri, t:
(Berminberung ber Huntejabl unb möglicbße Seauffu
gung bafelben jur äJerhütung ber fürchterlichen Äran?
heit mitjuwirfen unb bureb »efanntmaebung ber Qhtfcbci
nungen, an benen bie SSuth bei <punben unb Jtai
ben gew&hnlicbflen XJerbreitern bafelben, ju erfennen
im JÖorauS vor ber ©efabr ju warnen. JBei ben
ben febeint bie befonbere Anlage jur dntftehung ber But;-
vrrj •
«en iß,
j am
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Iliinclswuth
:ur$ bai wibeimaturliche Auffüttern mit «Jeefereien unb
JJcwürjen, bura) bai Ginfperren, fBcrjdrteln unb «iiebfofen,
vit überhaupt bureb, ben ju nahen Umgang berfetben mit
Wenfehen, bureb. bte Unmöglicbfeit ober wentgftenS ©chwie;
itjf r tt , ihren ©cfcblcchrö trieb binreichenb tu befriedigen , be«
irünbet, bit Äranfheit felbft aber am hdupgften burth grofje
Di$e ober Jtälte jum Ausbruche gebracht ju werben. Sei-
ner verräth fich durch eine auffallende SBerdnderung in bem
;jnjen ©enebmen bei Zb'ierti. ($S wirb traurig unb trdge,
ript unb fduft wenig ober gar nicht, verf riecht fich, fnu'rrt
ti(f bei Annäherung feine* «fperrn, verweigert biefem ben
Beborfam, fe(jt fich jur SBehre, wenn ei gejüchtigt voerben
oH, läuft mit offenem7 geifernbem «Kaule, eingebogenem
scbroaiue unb jhuppigem febeu unb unfiat herum,
■erfebeucht bureb feinen bloßen Anblicf alle übrigen «punbe,
cclifce ängfilicb vor ihm fliehen, beißt nach Allem, wai ihm
H ben ®eg fommt, »erfolgt wütbenb feinet ©leiten, noch
iubr aber bte Äafeen, fiürjt von Seit $u 3rit erfd^6pft ju--
amroen, rafft ftch roieber auf, verfällt tn Gonvulfioncn unb
:t »löblich. Die &a(jcn, bei benen bie 2Butb jebodt) nie
irfprüngucb, fonbern immer erft nach Serwunbung durch
ia anberei wutbendeS SEbier entftebt, bieten im aüqemeij
ICH ähnlich« ©rfebeinungen bar, find aber, wenn fte toU
reiben, womöglich noch gefährlicher ali bie £unbe, weil u>
iro febaerer beüufommen iff. SBie febon erwähnt, Fommt
*m SWenfchen , bei welchem man eine Anfiecfung burch
Butbgift vermutben barf, AllcS barauf an, ben Ausbruch
er Äranfheit ju verhüten. Sie? erreicht man am fieberfien
ureb möglicfaft febneüe unb vollftdndigc 3erfl6rung bei ©ifti
m bem Drte ber Anbringung felbft, außerbem, jeboeb febon
reuiger juverläffig, burä) ÜmfHmmung bei «jcervcnfyftemS
mb Anregung ber #eilfraft ber «Hatur ju bem 3wecfe, baß
if boi bereits in bie ©dfremaffc aufgenommene ©ift uns
Aäblicb mache unb aui bem Körper fdbaffe. Die SJehanb«
neS folchen Unglücfiicben jerfdllt alfo in eine örtliche
mb eine allgemeine. Die örtliche unb wichtigere befteht barin,
man bie SBunbe möglicbft fcfaneQ mit faltem ober (auem
Sujfer, ©alj; ober ©eifenwaffer, Urin, Gfftg, Aufföfungen
Ben ber Alfalien, bei #öllenfteinS u. bgL auiwdfcbt, reteb«
ich ausbluten Idß t, ju welchem Sehufe man »uweilen einen
• rfenen ©chropftoof auf fte fefct, noe^ jmeclgemdper aber,
i ohne SJeiterei in i^rem ganzen Umfange auifebneibet,
A bem ©lübeifen ausbrennt, mit ^ollenftein ober anbera
icnben Dingen bü auf ben ©runb dt«t ober grabrui,
wn bie SJerlefeung ein ju entbebrenbei ©lieb, einen gm«
tt, eine 3ebe, betroffen t>at , biefei auf ber ©teile burc^
Imputation oon bem übrigen £6rper trennt, barauf ;u gr6«
aer ©üherbeit bie SEBunbe noch btircb 2tufft reuen von fpan.
iiieqenpuloer ober Auflegen oon bergleicbcn (Salbe in (rite;
fegt, SRonate lang etternb erhalt unb fpdter in eine
taneQ« oermanbelt. Die innerliche Jüehanbiung überlaffe
.ebenfalls bem fcf)(eunig(i Ijerbeijubolenben Ant, ba ei
r eher 3eit bat, glaube aber ja nicht, baß fte jemali
- örtliche überflüffig machen fönne. Die meiften ober faft
er gegen bie ^>unbiwutb gepriefenen ©efceimmtttel, oon
men einige auch roirflieb in vielen ??äücn gute Dienfle ge«
I haben, bewirten einen fehr fiarfen (schweif, reichli?
i, mit Jöeföwerben »erbunbenen Urinabgang unb werben
<r meinbin nur babureb fa)dblid), baf juwcilen aui a;i_ui gro-
Hannen
ßem Vertrauen auf biefelben bie örtliche SBehanblung unter«
laffen wirb. <5ie befteben bauptfdtblieJb aui ^onig, 9JcaU
Würmern (SRaifdfern) unb anbern bie Urin* unb Darmabi
fonberung oermebrenben SKitteln. 3|l nun aber bie Jtranfs
beit wirflia) junt Ausbruche gefommen, fo bringe man ben
unglüefliefaen itranfen vor allen Dingen in eine folche Sage
unb umgebe ihn bergeftalt mit SBdcbJern, baß er weber fieb
noch Anbern ©traben jufügen fann, wenbe aber babei fo
wenig eigentliche 3wang8maf regeln an ali möglich, ütr;
meibe AUei, wai ihn reijen unb erjürnen ttnnte, fo na»
mentlich bie für ihn qualoolle 3umuthung ju trinfen, reiche
ihm allenfalls jur ©ttllung femei fürchterlichen Durjlei bai
©etrdnf bunfel gefdrbt unb in irbenen ©efdjkn unb fud>c
ihn bmeh freunblichen 3ufpruch fo viel ali möglich hu b<*
ruhigen.
tjtttnifr i|t bai jur fchmerjhflften ffmpfinbung geweigert*
SBerlangen nach Wahrung, welches, wenn ei nicht befriedigt
wirb, &ranfbett$erfcheinungen unb SEob nach fiel) rieht. Da
eigentliche ©ife bei ^ungeri finb bie Nerven bei SKagenS,
welche alSbalb ein etgenthümlichei ©efübl erjeugen, wenn
bie 9?ahruna5mittel fehlen, beren ber ÜRagen bebarf, um
feine Shdtigreit an ihnen ju dufern. ©o lange biefei ©e«
fühl ni<ht fchmerihaft ift, bei^t eS noch nicht junger, fon»
tern Appetit oberffglufj. S3ei einer franffjaften Jt6rperbe*
fehaffenhett geht ber Appetit oft fehr fchneU in Äunger über
unb ein noch bebenflicherei Äranfheititeichen ift ei, wenn
bie fchmerjbafte Gmpfinbung auch nach bem fonft hinrei«
e^enben ©enufl von gefunben Nahrungsmitteln nicht naä>«
laßt. 3e größer bie 8ebenStbdn'gfett bei SWenfchen über»
haupt ift, |e jünger, gefunber unb förperlicb tbdtiger ber«
felbe alfo ift, befto eher fteßt ftch nach JBefrtebigung bei
J^ungeri bie dßluft wieber ein. 3Benn ber junger nid)t
gefüllt wirb, fo nimmt er fortwdhrenb an ©ehmerihaftigfeit
ju, allmälig verdnbert auch bai ©tut, welches feine Gr*
neuerung bureb Abfonbcrungen aui ben 9cahrungimitteln er;
fdhrt, feine JBefchaffenheit; ber Äörper wirb immer hinfdlli^
ger unb fchwdcher, bai Jölut fließt aus anen STheüen bei
itörperS, beffen Nerven fieb im 3uftanbe fürchterlicher Auf;
regung befinben; enblich erfolgt unter ©ebmerjen im ganzen
Äorper, ©thfaflofigfeit, 3ucfüngen, SSahnfinn unb Waferct
ber SEob. Der TOcnfcb fann ben junger je nach öefchaf-
fenheit feiner Äörperconftitution fi— 12 SEagc ertragen, efje
«r fhrbt; in einjelnengdllen, namentlich bei gewiffen Äranf =
heiten, aber auch *>iel Idnger. Sßirb ber junger nur theil«
weife gefliUt, fo fommt eS jwar nicht fo fchnell ju ben er*
wähnten heftigen 3u(tdnben, aber ber .Körper magert ab
unb bie ©dfte beffelben erfe(jen fich langfam unb fparfam.
JBei gewiffen h«wdcfigen .ßranfbeiten, namentlich bei rer;
alteter ©vpbilii, $at man eine folche Jtraftentjiehung burch
ben nur theilweife befriebigten Apunger mit cjrfolg ali #eil»
mittel angewenbet unb eine folche (Sur, bie häufig noch mit
Amvenbung anberer «Wittel, j. SS. ßuecfft'lbereinreibungen,
verbunden ift, ^>ungercur genannt. SBäbrenb biefer (Sur
barf ber Jtranfe nur fehr wenige unb ganj einfache unb un=
fcbäblicbc «Nahrungsmittel genießen.
flunnen ift ber «Barne eines gegenwärtig nicht mehr cri«
ffirenben afiat. SJolfS, welches in ber ©efehiebte eine große
ffierübmtbeit erlangt hat, inbem ei ju ber großen ffiolfer'
54*
42«
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tvanberung Beranlajfung gab unb tiefe felbfi gleicifam an»
führte, burd; weiche bie alte SBelt in SEriimmer fünf unb
eine neue Sßelt vorbereitet würbe. Die .fpunnen waren ein
mäd;tige6 Füolf, weld;e5 feine $errftbaft von ben ©renjen
beS tbtnef. 3ieid)6 über bie Mongolei unb ben griffen SEbcil
9iorbaften$ bis an bai fafpifdje «Meer unb bie 0renjen Zu
btti ouSbebnte. GS lebte mit ben Gbinefen in Streit unb
nacbbem biefe in ben langen ..Kämpfen Sieger geblieben wo«
reit , wanberte ein großer SEbeil auö. 3m Saufe ton 3abr»
bunberten brängte biefe SJölferfcbaft immer mebr nad; Gu>
ropa ju, fließ junäcbft auf bie Alanen, mit benen fte fidt>
nacb einem blutigen jtampfe vereinigte, brängte bann gegen
bie ©otben unb fo würbe baö 3a br 376 ber Anfang ber
für Suropa verbängnißvoHen XJolferwanberung. S3alb matt;»
ten fub bie ^unnen aueb ben SJömern furchtbar, welcbe ib*
nen einen SEribut jablen mußten, meljre SRal aber and; mit
tönen in .Kampf gerieten unb bann wieber einzelne Scbwärme
in Dienft nahmen. A13 Attila (f. b.) Äonig beräumten
geworben war, erreichte bie SBtodjt bcrfelben ben böd;flen
©ipfel, aber balb nad; feinem ZcU löfte fid; ba§ Funnens
nid? auf, unb obfdjon nod; lange nörbl. von ber Donau
einzelne bunn. Horben fid; erhielten, verfebwanb bod) aU-
mälig ber «Jtame biefeS SJolfS au3 ber ©cfcf)id;te. hiervon
mag bie Urfacbe befonberS in bem Umftanbc ju fudien fem,
bat) man jur 3«it ber SJolferwanberung ju ben Hunnen im
Allgemeinen alle bie 836lferfd;aften reebnete, welche ftcb ben
3ügen berfelben angefcblcffen bitten ober ton tönen mit fort»
genfien worben waren. ' Später naömen biefe SJilfer ifyre
befonbern Hainen wieber an.
fjumjaDre (3ob. GorvinuS), in Siebenbürgen geboren,
würbe, nad)bem er fid; in Italien auSgeieicbnet öatte, von
bem ungar. Äönige SBIabiälauS I. jum gelblperrn unb jum
Söoiwoben »on Siebenbürgen ernannt. Gr fämpfte glor»
reich gegen bie Surfen unb übernabm, nacbbem ber Jlonig
1444 in ber unglücfiicben Sdjladjt bei Siarna ben SEob gefun»
ben Ijatte, bie Verwaltung be? Jtönigreübö Ungarn, wcldjeä
er gegen bie Ginfälle ber Surfen vertbeibigte. j3war würbe
er 1443 von tiefen gefdjlagen, aber bie belbenmütt)ige SBer»
f beibigung SJelgrabö gegen ben Sultan «Kobammcb II. fteUte
feinen gelböennrubm wieber ber. 9?acb feinem 1456 er»
folgten Sobe würbe fein Sobn «Diattbia» GorvinuS 1453
jum Könige von Ungarn gewählt.
fjurifl finb nacb bem ©lauben ber «Wobammebaner feböne,
in unjierblicber Simgfräulidjfcit blübenbe SBetber, welche bie
©laubigen im «parabiefe erwarten, um iönen burd; ib" Hiebe
ba$ böebfre Gntjücfen ju bereiten. Die üppige «ptjanrafie
ber JDrientalen bat fid; in ©efdjreibung beS l'iebreijeä biefer
tiberirbifd;cn 3Bcfen unb ber «BJollüfte, welcbe in tfcren Ar»
men ben ©läubigen erwarten, erfdjopff.
fjuröntTt (bie), ein 3nbianer|lamm in «Rorbamerifa, am
•£>uronfce, ber von iönen ben Kanten t)at, unb in Canaba,
waren in frübern Reiten ein mäditigcS SSolf, ba5 aber in
langjäörigtn Kriegen mit ben Srofefen bis auf etwa 1500
Jtepfe jufammengefdjmoljen ifl, bie jum Sl;eil am wefK.
Ufer be3 ffriefeeö leben. Gine Xnjaf>l von iönen t)at ftd;,
um ben Verfolgungen ber geinbe ju entgeben, feben im vo^
rigen 3aörbunbert in bad bamalS franj. Ganaba geflüchtet,
baS Gbriftcntbum angenommen. fit±> jum Äcferbau bequemt
unb woönt in bem cm $aar «Keile» von -Quebec entfernten
Hilm
Dorfe £oretto. 3m ©anjen b^ben bie ^uronen, »etaje §4
fclbfl^enbat nennen, fid; ber Givilifation möglidpjl genfer!
unb fitt; in etwa 32 glecfen obet Dörfern niebergeluilfr.
Deffenungeacötet nebmen fte von Sab* ju 3abr an 3afy *±
j^uöarfn finb eine gegenwärtig in ben meiflen Ämto
eingefüörte Art leidster JÄeiterei, welche urfprünglid; tm
gar. ^eere eigentöumlid; war. ©ei feiner a&ronbefagi::::
1458 nämlicö befabl ber ungar. Ä6nig «KattbiaS L bie fii
laten unb Gbetleute mit ibren Oettern foDten fid; ftellen usb
von 20 £äufem fotle immer ein SJlann ge|fellt werben, ht
fo jufaminengebracbten Solbaten e>iegrn nun ^ufaren ober
4j>u$jaren, benn in ber ungar. Spracöe bebeutet „(nifj*^
jtg unb „ar" Solb. Die auSjeitt)nenbe Äracöt ber imfa.
ren ifl eine furje, mit ^elj unb Sdjnuren befe^te Joe?:
ber «Pelj genannt, unb unter biefer noeb eine jweitc, ete»
faH5 reid) mit Sdmuren befetjte Sacfe, ber DoHman
Der f)elj wirb im Sommer auJgejogen unb an einer Öcfyoi
bangenb über ber linfen Sdjulter getragen. Sieben ben
frummen Säbel bat ber 4?ufar «n« leberne SäbtKüf^
bängen, welcbe iöm bie übrigens feinem Anjuge ginjlii
feölenben 5Eafd;en erfetjt. «JDiftolen unb juweilrn noeb rrn
Äarabiner vervolljlänbigen feine Bewaffnung, ©egenn-j:'
tragen bie 4?ufann GjacFo'ö unb in ben met'fren Zmtc
lange, über bie Stiefeln geöenbe Sceitbeinfleiber; früher :
gegen batten ffe eigne l>or)e unb fpitjige Äufarenmü^tr
an benen ein glügel abgefnjpft werben ronnte, bn b';-
Öängenb Jtopf unb 9?acfen gegen Säbelhiebe beefte, few
enge #ofen unb enge ungar. Uberjieöfhefeln.
^U0ö (3oöanne3) ober 3ob- von ^ufftnecj, ber bo
rüömte Reformator, öatte feinen tarnen von best £rr;
^uffinetü bei spracbaticj in ©öömen angenommen, tue* n
1373 geboren worben. Sief; früb burd; Salent unb petf
auäjeicbnenb, fanb er in feinem ©runböenn unb in antra
woölbabenben ÜJlännern ©onner, burd; beren Unterfiüwn:
e§ iöm möglicb würbe, 1389 bie Univerfttät *})rag ju ttp>
ben, um fid; bem Stubium ber Söeologie unb f>ö>^M<1
»u wibmen. SRacijbem er 2J?agifIer geworben war, biei! n
feit 1393 ÄJorlefungen an ber prager Univerfttät, unb n;.t
umfangSreicöer würbe fein Ginfluß, nad;bem er 1402 Wbc
«Prebiger an ber Setl;lcl;em$fape[le jtt «Prag unb ad^a
föeid?tvater ber Äönigin Sopöie geworben war. 3»
fd;olafiifd;en «Pbilofopöie öatte jtd; allmälig ein fdjarfer St-
genfad jwifeben ben fogenannten 92ominaltften unb ten fte*
li|ien (f. Scbolaftifer) auSgebilbet, unb auf ber p»^:
Univerfttät fdjlofj fid; an biefen wiffenfd;aftlid;en noeb ein I»
tionaler ©egenfa^ an. Gä waren nämlid; in «Prag fond M
geörern al* von Stubirenben eine große Anjaöl jrembe, M
mentlid; Deutfd;e unb «Polen, unb biefe genoffen gerriffe S5f ■
recöte, welcbe iönen bie S36bmen, ju bene» aua) *<
birte, flreitig madjten. J^ierauä entpanben heftige ^rpiitut
ten, welche ber böbm. Äönig SBen^el ju ©unfien ber ficHna
entfcöieb, unb hierauf verließen gegen 5000 auMänoifcbe 9»
fefforen unb Stubenten «präg unb begaben fid; naa> tüf
jig, Grfurt, Sngolflabt, iKofiocf unb Ärafau, inbun
töeild bie febon »oröanbenen Untverfitäten verjlärften, t:
neue ffifteten. 3» JBebnxn felbff öatte bie päpjllicbt 0«
walt feit längerer Seit bebeutenb an Anfeöen verloren,
ju befonbert bie feit längerer 3eit febon befleöenbe
nigfeit über bie f)apfju:aöl (baS große von 1378— J
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Huss 4t
.\ibrenbe 6d)iSma, f. b.) SBcranlaffung gegeben blatte,
tonig SBenjel war ju fcbroad), um in bic religidfen SÄti»
tungen burcb, feinen (Jinflufj £al< unb geftigfeit j« bringen,
;nb fo blatte ficb im SBolFe überall baS JBewußffein von ben
Langeln ber beftebtnben Airdjenverfaffung ausgebreitet. S>.
atte ftbon um bte Seit feiner ^Berufung jum SBcidjtwoier
er Aönigin bie (Schriften SSBiclefS Fennen gelernt unb auS
?ncn bie beftimmte Überzeugung von ben ber b. »Schrift ju»
jiberlaufenben Errungen unb SÖtiSbräucben ber rJm.*ratbo»
fernen Aircbe gewonnen. ©cgen biefelben trat er nun in
:inen 9>rebigten, SJorlcfungen unb balb audj in Schriften
uf unb fanb einen in jeber .Öinficbt tüchtigen ©cbülfen in
bieronpmuS von $rag (f. b.). «papft Äleranber V. unb
päter ^>apfl Johann XXIII. Ratten £. jur Verantwortung
:aäf 9?om gefobert, aber tiefer mar nicht erfcfn'enen unb holte
icb ebenfo »venig ben SJerorbnungen beS prager <5rjr>if<^ofS
2bpnfo gefügt, ber 1410 gegen 200 JBänbe SBicleffcber
Sdjrtfttn in feinem tpalaft verbrennen ließ unb baS böbm.
Prebigen in ber fi5etl)lebem§Firdie unterfagte. Sp. appeHirte
n ein allgemeines ßoncilium, auf welchem et feine fiebre
ffen befennen wollte unb bie SEBatjrtjeit berfelben auf über«
eugenbe SBeife barjuthini hoffte. Noch brftiger mürbe ber
iimcfpalt mit 9tom, alS ber $apft gegen üabiSlaw von
'ieapel ben Areujjug prebigen ließ, benn unb 4>ieronp»
ruiS traten laut gegen benfelben auf unb ber ßefetere magte
ogar ©emaltfcbritte, meldte jurgolge hatten, tajj ter^apfl
b. mit bem Airebenbanne unb 9>rag, fo lange in ihm
öäre, mit bem Snterbict belegte, h. begab fid> unter ben
2d)ufc bei ©runbberrn feines ©eburtSortS, WicolauS von
•juiumetj, eines oufgeFlarten unb ber (Sache ber von ihm
rfannten ScBahrhett eifrig jugetbanen SWanneS. prebicjte
mn im freien gegen tote vom Zapfte ausgegangenen SDJiS«
crhältnijfe unb fer/rieb „von ben fecbS 3rrtbümern unb von
er Aircbe". Qt leugnete bie Sierwanblung ber #oftie in
cn wirFlicben 2ctb Gbrifli, vermarf ben ©lauben an bie
Infcblbarfeit beS «PapfleS unb an bte ^»eiligen, leugnete,
l auch ein lafterbafter $rießer eine gülttge tfbfolution
ftreifpreebung von ben Sünben) ertbeiten fönne, verwarf
At unbebina,te Untervoürfigfeit (Obebienj) unter irbifebe
L>ora,efe&te, mbem man nur ©Ott unb bem göttlichen SBorfe
tttbebingt treu fein folle, fämpffe gegen Simonie (f. b.)
inb erfannte in allen ©laubenSfacben einjig bie b. Schrift
ilS 9?id?terin an. Jp. fanb einen großen 'Anhang unb glaubte
nit ber SBabrbeit feiner Äebre auch hie auf bem öonciüum
u Aonftanj verfammeltcn ^rieflet unb gürften überjeugen
u Finnen. SKtt freubigem 50futbe fam er am 4. Nov.
414 ju Aonjianj an, geleitet von bem ©rafen Ghlam unb
•vei anbern böbm. 'Äbeligcn, welche Aönig SBenjel ihm
mtgegtben hatte, unb burcb einen ©eleitöbnef vom Aaifer
Vimunb vor perfönlicbet ©cfaljr ft'cbcrgefteUt. 'Auch
. ipj! Sohann XXIII. gab ihm baft SSerfprecben perf6nli«
pet 25i(berbeit. 3ber einem Aefjer meinte man nicht 2Bort
. :en ju bürfen unb als folchen behanbelte man ihn, ohne
eine ©rünbe ju l)6ren, ober bte gehörten in @rwdgung ju
irljen. ©chon am 28. 9?ov. würbe verhaftet unb als
: am 5. 3un. 1415 in baS öffentliche Äierb&r gebracht
rurbe, tonnte et vor ben larmenben (Schmdbungen, mit
velcben ihn bie SSäter beS QonciliumS überhäuften, nicht
u üBorte fommen. TLm 7. unb 8. 3un. fpracb Q. jwat
m ©eifein be« AaiferS auSfübrlid) ju feiner SBertVthigung,
# HtassMea
ober ffatt ihm ju antworten, foberte man von {bm nur un<
btbingten SBibemrf feiner Jte(ereien. weigerte ftcb, bic
SBahrtieit abjufcbwiren , unb fo würbe er in bem fegten
Verhör am 6. 3uL 1415 m Se uertohe verurtheilt. 3war
wagte eä $>., ben Jtaifer an feinen ©eleitShrief ju erinnern,
aber vergebens. 9Ran verbrannte ihn noch an bemfelben
Zage unb ftreute feine Afrhe in ben Schein. Tili er beim
Eingänge jum (Scheiterhaufen far), wie man feine Schriften
verbrannte, liebelte er, benn er wußte wobt, baß bieS ein
vergebliches ^Beginnen feiner $einbe war, unb als er felbft auf
bem Scheiterhaufen fianb, verfchieb er unter freubigen ©ebe>
ten. Sine alte Sage erjahit, als Q. auf bem Scheiter«
häufen ftanb, habe er gejagt: „Jetjt bratet ir>r eine ©anft
(welche im S56bmifdjen #uß r)eißt), aber in 100 %afyxtn
wirb ein @d>wan fommen, ben werbet ihr ungebraten (af<
fen." S)?an bat biefen TfuSruf für eine Sorberverrünbiaung
2uther'S angefehen, welcher baS von £. begonnene SBäerF ber
Airchenreformation fiegreieb ausführte.
fjuesitm (bit), bte Vnbcinger beS {Reformators Sp u ß (f.b.)
in ffiohmen, rächten ben Zob il)reS gebrerS auf eine furcht«
bare Zxt 3unäcbfi fcbloffen fte ffa> enger aneinanber uab
Aonig SBenjel mußte ihnen 1417 mehre Aireben einretu*
men, in benen ihre $rie(ler baS Xbenbmabl in beiberiei
©eftalt au 6 t hei Ifen, nicht wie hie Aatboüfcben ben Saien
ben Aeld> vorenthielten. 9?acr) bem 1419 erfolgten Zobe
SBenjel'S brach ber Auf fianb in vollen glammen auS,
benn bie Auffiten wollten ben drben ber bohm. Arone, ben
treulofen Aaifer ©igiSmunb, nicht als ihren A6nig anerfen«
nen. Dlt Verfolgungen, mit benen 9?om ben ^uffiten nach»
fteQte, empörten bte ©emüther noch mehr. Sechzehn 3ahre
währte ber blutige ^>uffttentrieg. Qt begann mit Ba*
florung ber Al6fter unb Aireben, Srmorbung ber Mönche
unb friert er in SBöhmen; balb aber machten bie fanatifchen
f>eerbaufen auch uerbeerenbe ©nbruebe in bte benachbarten
änber. SS bilbeten fich inbeß unter ben $ufftten felbft Spa!»
tungen, welche enbüd? ihren Untergang herbeiführten. TAt
eifngfie Partei war bie ber Za bor i ten, an beren Sp:!je
ein böbm. Kirrer, SisFa von Zrocjnow, fianb. tiefer
batte ein großes ArtegSbeeT um ficb verfammelt, welches
balb turch feine S3egei|terung für bie ergriffene (Sache unb
burch feine Übung tn ben SSaffen als unübrrwinblich ba«
fianb. 3ieJfa erbaute auf einem Serge im bechiner Areife,
auf welchem geprebigt hatte, eine fefle Stabt unb nannte
fte Zabor: von ihr erhielten feine Tinbänger ben Siemen.
Unter äisfa befehligte bis 1420, wo er f!arb, 97icolauS von
£>uffinec}, ber fidj luerfl an bte Spifee ber Aufilten ge^
ftellt unb 1420 ein Faif. ^eev vor Zabor jurürf [chtug. föu
fonnener unb rubiger war bie Partei ber ^)rager ober
Galirtiner, welche befonberS in ^>rag viele Anhänger
üähttc unb bie ficb jufrieben ju fieQen bereit war, nach*
bem fit eS errungen batte, baß neben bem SBrob auch, ber
Aelcb ((at. cnlix) im 3benbmabl gereicht werbe. £iefe Ga-.
lirtiner wählten einen Aon ig, welchen bie Zaboriten nicht
anerkannten, unb fo (am eS unter ben {»ufftten felb^ ju
blutigen ftebben. jiSfa, obgleich erblinbet, würbe boeb Vom
©lüde nicht verlaffen unb pinterließ bei feinem 1424 erfolg«
ten Zobe in $rocopiu6 ben Zaboriten einen würbigen
Nachfolger als gelbberm. Serfelbe feblug bie mächtigen Areuj«
beere, wdepe baS Fatbolifche Deutfchtanb gegen bte $uffittn
i
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Hasten
430
Hüte
auSgerüflet (Kitte. (Saufen, bie Caufifc, ©djlefien, granfen,
£ (freie!) unb ba§ falb olifcb gebliebene SB 6bmen würben furcht >
bat von ihm oermüjlet Sie .Rirebenoerfammlung, ju SBa»
fei bot entließ bureb, itaifer ©igiömunb, bed Äönig« SBen*
jcl ffrben, ben ^ufftten einen Sergleid;, auf ttefcben bie
©emdf igtern unter tiefen eingingen, unb fo (amen am 20.
9lo». 1433 bie fogenannten präget Gompactaten ju
Staube. Sie Calirtiner Bereinigten nun tbre totreitmaebt
mit ber fatbolifeben unb befiegten bie (Segenpartei 1434 bei
JBibmifebbrob. ©igiSmunb würbe, naebbem er 1436 ju
Sglau bie Gompactaten befebworen blatte, als itonig von
ffiöbmen anerfannt. Sie SSaboriten fd)! offen {ich ben Jto*
tbolifen nicht an; SBefcbrdnfungen unb SJerfolgungen «er»
minberten aber ihre 3ahl immer mebr unb aui bem über«
refte bitbete fieb um bie Witte bei 15. 3aljrr). bie dielt«
gionSgefeüfdjaft ber böbm. ober SNdbrifcbenSBrüber (f. b.).
fj ii etat ifl ein Äranffjeitöfomptom, roetcbcS burdf) Hütt,
wa3 bie Luftwege unb SDrgane befi XthemboU-nS reijt, er*
uugt werben fann unb eme SRenge febr oerfdbiebenarttger
jtranf brit»juftanbe begleitet 2Cn fieb, bietet ber Ruften man«
niebfadje Söerfdjiebcnbeiten bar, er fann ndmlicb febr bouftg
ober feiten, onjfrengenb ober leidjt, troefen ober mit feblei*
migrm, wdfferigem, blutigem, eiterartigem 2Cu$wurfe Oer*
bunten fein, einen befonbern cbaraftenftifdjen 2ou baben,
wie bie$ j. SB. bei ber bdutigen SBrdune, bem Äeucbhuflen
ber JaU ifl u. f. w. Zm wenigflen ju bebeuten bat in ber
Siegel ber .£>uflen, ber fidj im (Befolge eine! JtataabÖ, b. b- ei*
neS JReijungSjuflanbeo" ber bie Buftwege auSfteibenben ©cbleim*
baut, einfieUt, mit geringen ober gar feinen ©ebmerjen Oer«
bunten, im Anfange troefen, fpater oon fdbteimigem ZüS»
würfe begleitet ifl unb immer burd) ©ifdltung entftet)t. Xber
au er) tiefer ■Duften crljeifebt 23or ficht, Wenn er lange anbdlt,
feiir oft wieberfrbrt, inöbefonbere aber, wenn er junge Beute
von 18—30 3abren befdllt, bie oieueie^t fchon eine Anlage
\u SBruflleiben haben. 3bm an ©efabrlofigfrtt $undcbfl ffebt
ber ©ewobnbeitöbuflen alterer Beute, ber auf ©cblaffbeit unb
X>erfd)tcimuna ter Buftwege beruht unb 3»brc lang obru
SBeeintrdchtigung ber übrigen ©efunbbeit anbauern (ann.
SBebenf lieber bagegen ifl ber «£)uflen, welcher ft'cb mit ber
Bungen * unb SBruflfellentjünbung, ber häutigen SBrdune
u. f. w. einftnbet; am fcblimmflen aber ber, welcher in ©e*
meinftbaft mit ben übrigen ÄranfbeitSerfcbeinungen auf £alS*
ober Bungenfcb,winbfucf)t, SBrufrwjffcrfucbt fqliefjen Idfjf.
SBci ber SBebanblung jebc§ -^itfienS fommt e& barauf an,
baß ber ihn jum ©runbe (iegenbe Äranfbeitijujlanb gebo*
ben werbe. 3n bidtetifeber .Oinfieht haben pcb ^erfonen,
weld)e an Ruften leiben, oor jeber Srfdltung, ganj befon*
ber § aber vor bem Jtalt: unb Slaßwerben ber Süße ftu hü*
ten, ferner eor jeber 2fnfbengung ber SBruflorgane , alfo vor
anbaltcnbem, lautem Sieben, ©ingen, ©eben unb leiten
gegen ben SSiinb, überhaupt oor allen anfirengenben £6rper*
bewegungen, »or bem ©erutffe geifliger ©erranfe, fetter,
febarfa, faurer, flarf gewürster, mit brauner SButter ange*
maebter ©petfen u. £w. Bu ben gefar;rtofen .^auSmitteln
jur 9Jlilben:ng unb SBefdnvicbtigung eines febr rauben unb
angreifenben , wenig I6fenben <£>u|ten5 geboren Ältbdfaft,
(Sanbifyueier, 9Ror)renjuefer , 3ucfer mit Gibotter, Siegliffe,
Süßboijfaft, Kbfodjungen oon ^einfamen mit (Sußboliwur*
jft, oon |>afevgrü^e, Äonigsfencn, %tr)dwuqe( unb bergt.
Sie Xnwenbung eingreifenberer Littel ubnlaffe man jtto$
bem 2(qte.
fjütf , bie befannte Äopfbebeef ung , reelebe fdjcm im X;
terrbume getragen würbe. Tbai gewobnlicbfte Wateriol, aui
welchem man fie ju oerfertigen pflegt, ifi gitj, boa) bat nun
aueb ^üte oon <5eibe, SBafl, ©tTob, ^>olj, Äort, !tttr,
gifebbein u. f. w. Sie grauenbüte ftnb gere6bnlieb oon fo.
benem ober baumwollenem ßeueJbe ober oon ©trob oberSSa«.
Jlein Sbcil ber mdnnlieben unb weiblieben Äleibung ifi fo
oielfaeb bem ©edjfct ber Wobe auägefefet, all ba ^nt.
©eine beiben wefentlieben SBefianbrbeile ftnb bie Äappe uns
ber JKanb ober bie Jtrempe. 3ene bient jur SBebeiun;
be« Raupte*, biefer jum ©ebufe be* ©eftebtt, befonbtrt la
Kugen gegen ©onnenffrablen, ©taub u. f. w. Sie Sern
ber Äau&e unb bie Stellung bei JRanbrt gegen biefelbe fnb
e» , woran bie SRobe ibre UBillfür geltenb macht. KH Ur-
form fann man ben $ut mit b«lbfugelf6rmiger Jtapoe ur.r
breitem 9?anbe annehmen. 2(n biefem feblug man balb tra
»orbern Streit UB 9?anbe§ in bie ^>öbe, bann (tappte nu
ben oorbern unb hintern Sbeil auf, bie Jtappe »utbt ba>
bei mebr jufammengebrueft unb e» entßanb ba JUappt^:.
SBurte ber JHanb be9 §utt in brei Sbeilen emporoeWI*
gen, fo barte man ben Sreifiutjer. ©pdter (amen bltäi;;
mit fer)malem SJanbe unb cwlinberf6rmiger Äappe auf, Iba
aueb an biefer üxt oon ^>üten würben unjeihtige Vbaiü*'
rungen in SBejug auf gönn bed 9?anbe# unb ba Aipp<
angebracht. Sa3 bi&l;cr ©efagte gilt oon ben SWannJbfao,
noer) oielgeßatriger ifl bie ÜRebe in SBejug auf bie grmrr.-
hüte, welebe im allgemeinen einen gröpem, befonbert noA
Dorn über ba$ ©efiebt fieb auäbebnenben Slanb baben. In*
bie 2trt unb SBeife, wie man bie $ütt auägefcbmüeft b«.
ifl im Baufe ba £eit febr oielfaeb abgednbert worben. 9i>
mentlidj r>jt man fieb ber gebern (geberbüfebe unb firfaV
mit gebern) jur SBer^ierung ber ^>üte bebient unb in bitfn
SBejiebung, befonberä früber, unglaublidjen Äufwanb getrif
ben. SBon Jtönig ^einrieb VIII. oon @ngtanb wirb etjä^l!.
baß er beim (Jinjuge in SBoulogne einen gebabufeb m
aebt inbifeben Sogelfebern trug, oon benen jcbe4'/jg. 1-
war unb beren Söert!) man für binreiebenb bielr, falU ■
.Konig in ©efangenfebaft geratben wäre, für ibn als 8e«:
gelb ju bienen. Äucb BiebeSpfdnber, SBaumjweige, 2re(f.
SBlumen, SBanber unb in neuerer 3«it ßoearben ftnb
^utfebmuef getragen worben. 3ur SBereitung ber jfujlöti
ninimt man befanntiieb 4>aare. (©. gilj. ) Sic €tro(<
büte werben in oielen ©egenben, am fcbönflen aber
SEoaeana, gearbeitet. SaS ©tror) wirb gewafeben unb bnd
©djwefclbampfe gcbleiebt, mit ^>ülfe eineS eingefebebtn.
Srabte« gefpalten, im SBaffer aweiebt, in SBdnber gefLv
ten unb enbuch ju Qüttn jufammengendbt.
©tatt be8 QtUni oba ba Ärone (ommen Spitt ^ ' ■
in SBappen »or. Sie geifllieben ^)üte finb runb mit bri
tem JTfanbe. Ser 6arbinat5but ifl rotr) unb aufjebac.
mit 15 herabbdngenben ßuaflen gefd>müit; ber erjbinr.
liebe Sg>ut ifl grün unb bat jebn Äuaflen auf jeba €ri: ;
ebenfo gefdrbt ifl ber SBifcbofSbut, ba jebodb nur fettt
ßuaflcn \)üt, wdbrenb bie pdpjliicben ^ronotarien febwar;i
|)üte mit brei Gnaden baben. SBeltliebe $üte find tu
gürflenbüte, rotlie 2Rüfeeu mit breiter 4>^nnelincinfi]|u:
Obenauf fleht ein 3feicb^apfel, ein^reuj ober aueb nu:
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Hutunffgreclit 431 Hüttenwesen
4?eTO«linfö»<mj. 3uweilen finb outb 8?tifen ob« Sogen
tpte bei Jtonigöfronen angebracht. 3Die tir$ber$öge von »ff*
reiep jeiebnen fieb bureb eine eefige SBerbrdmung unb bureb
einen mit perlen befejäten Sogen au§, auf welkem bet
S?et<b«a»fel rubt. Die febweij. ©bgenoffenfebaft bat im
SBappen ber »ereinigten Gantone einen großen runben £ut
al« ©pmbol ber greibeit. Diefe Sebeutung be* £ut* ifl
ott, btnn fepon in flfom war e* ben Sflawen »erboten,
Sjpütt ju tragen, unb nur am gefte ber Saturnalien, wo fieb
bie Crbnung ber Dinge umfeljrte, ber Diener ben £errn
fptelte, burften fte ba* #au»t mit bem ^>ute bebeefen.
ijutunjjßrfri)t ifl bie mit bem Sefige eine? Sanbgrunb«
frücf* »erbunbene Sefugniß, (ein Sßi«r> auf ben fcdnbereien
eine« Anbern bäten ju burfen. Die Verbinblicbfeit, biefe*
Xu. Iiiben, gebart ju ben Dienftbarfeiten ober Ser»ituten,
mit welchen ein (Srunbfbjct belajlet fein fann. 3« ben
meijren beutfepen gdnbern finb über tiefen ©egenfianb be»
fonbere ©efefce erlaffen, »eil berfelbe für bie ganbwirtbfcbaft
von poper SBichtigfeit ijt unb Streitigfeiten über .£>urung*>
gertdptfame ju ben tjdufigften, »crwicteltfien unb langwierig«
ften geboren, welche vor ©eriebt »orfommen. «Schon \>t$-.
wegen unb weil bie jputungSgerecbtfame fo pduftg eine por«
tbetibaftere unb beffere JBewirtbfcbaftung ber gelber pinbern
unb ber gorftcultur, wenn fte in SBalbungen ausgeübt wer»
ben, oft fepr febaben fonnen, i(! man in neuern Betten trieb
fach auf ibre JBefcbrdnfung unb wo miglicp gänjlicpe Auf»
bebung bureb Äbl6fung bebatpt gewefen, unb es finb auep
in Ptefet S3eji(bung in ben meifien, mit ber 3eit fortfeprei»
tenben Staaten gefefelicpe Seftimmungen erlaffen worben.
Hutten (Uliicp »on), einer ber am freimütpigRen, mutb»
»Düften unb am wirffamflen im 16, 3<»&fp. gegen bie 3Ri8»
bräuepe ber fatbolifeben Jthctpe auftretenben Scpriftiteller,
(rammte au* einem alten ©efcblecbt, würbe 1488 ju Stecfel»
berg bei gulba auf bem Stammfcploffe feiner gamilie gebo»
ten unb naepber in ba« Stift ju gulba gebradjt, wo er wif»
fenftpaftlicpe Silbung erhielt, aber 1504 entfloh, um niebt
jftoneb werben ju müffen. 3" Arfurt würbe er »on ber
Sppbifi* angefieeft, welcbe bamat* al* eine Scucbe Europa
»erwüffete unb niebt blo*, wie gegenwärtig, bureb Unfeufcp«
beit fup fortpflanze. Qx litt an biefer Jtranfpeit, bie im*
mer »on Beuern auJbraeb, bi* an feinen JEob. Qx bielt
fiep nun nacbeinanber in .Köln, granffurt a. b. £>., ©reif«»
roalb, Stoftocf unb ffiiftenberg auf, immer emfig an feiner
weitem Silbung arbeitenb unb bureb feine Talente, befon»
t>er» für $oefte, wiüfommene Aufnabme finbenb. (Snblicp
begab er fiep nacb $>a»ia, um babureb, baß er [ich bem
Stubium ber JRecbtSwiffenfdjaft wibmete, bie ©un|l feine«
Batet« wieber ju erwerben. S3ci ber Eroberung $a»ia*
würbe Sq. »öüig auSgeplünbert unb mußte nacb einem für«
Aen Aufenthalte in ^Bologna 1513 Ariegibienfte im faiferl.
JÖeere nebmen. Scbon im ndcbüen 3abre »erließ er ben
Jriegcrjianb wteber unb maebte nun juerjt allgemeines Aufs
üben bureb fein freimütige* Auftreten gegen ben £er&og UI>
riep von SSürtemberg, welcher einen Setter »on ermorbet
itte, unb babureb, baß er fiep 6ffentlicb be« »ielfrtb »erfolg»
ten JXeucblin (f. b.) annahm. 9<aeb einem jweiten Xufent*
batt in 3talien tebrte nacb Deutfcblanb junief unb würbe
i: 2tug«burg »on ber febdnen Gonftantia, ber Xocbtet be«
areb feine SBerbienfle um bie SBJiffcnfcbaften unb um feine Ba«
terflabt Aug«burg berübmten |)eutmger, att Diebter mit
bem gorber gefront unb »om Jtaifer SJcan'milian jum fStiU
ter gefcblagen. Sq. hatte ba« ÜJt&ncb«leben in Italien in fei-
ner tiefffen (Jntfittlidnmq fennen gelernt unb trat »on nun
an in muthigen unb febarfen Scbriften gegen baffelbe, fo*
wie gegen bie übrigen SJtiSbrducibe ber fatbolifeben JtrVcbe
auf. Seit lölS.fianb er bei bem Grjbifcbof »on Ü??ainj in
Dienflen, ber ipn tu mehren Senbungen benugte, unb im
folgenben Jahre befriegte er im Sieretn mit bem fcbwdb.
fflunbe ben ^Jfvjog Ulrtcb »on SBürtemberg unb würbe ber
greunb be* granj »on Siefingen, hierauf lebte er einigt
Seit auf feinem StammfcblofTe unb erließ heftige Scbriften,
bureb welcbe er bie ©unfr be« ©rjbifcbof* »on 9J?ainj ein,
büßte, aber [ich bem von gutber begonnenen Deformation*,
werfe naher anfebloß. S3on Dom au«, fogar bureb gehun-
gert e SRdrber, Perfolgt, fanb Sq. bei granj »on Siefingen
eine 3ufIucbtSjidtte, bt* Sictingen in ber gepbe mit bem Qt\>
btfcbof »on Srier befiegt würbe. Unfidt irrte nun i>. umher,
in ber Scbweij »ergeben* eine 3uflucbt*|idtte fuepenb, unb
erlag enblicb 1523, erfl 36 3abre alt, auf berSnfel Ufnau
im jjureberfee, feiner wieber audgebroepenen Äranfheit. Sq.
bat burcp feine Scbriften wefentlicb jur gdrberung ber 9te>
formation beigetragen, (gt trat mit ebler Unerfcbrocfenbeit
allen Langeln unb Scblecbtigfeiten feiner 3eit entgegen unb
hegte gegen ben ihm bureb fetne Kühnheit unb rehlldje ©e*
ftnnung nabe »erwanbten Butper eine große Achtung, ob»
gleich er ihn nicht persönlich fennen lernte. <5ine Samm-
lung feiner Scbriften ift in f'mf ©dnben (Sert 1821—25)
erfebitnttt
fiüttfntrrOfn (ba*) bejeiebnet bie ©efammtbeü alle* Def<
fen, wa* ftcb auf ^jüttenbau unb #üttenfunbe beliebt Die
perfebiebenen mineralifcben Stoffe fommen in ber Sfjfatur nicht
rein »or, f unter n tbtil« mit anbem Stoffen gemengt, u)eii*
mit foleben chemifd? perbunben. Die 6rje (f. b.), welcbe
ber Sergmann ju Sage fdrbert, erfobern ba^er eine tbril«
meebanifebe Säuberung, tbeil* (pemifebe Scbeibung bejwc«
efenbe fl3ebanblung, bamit man au* ihnen bie gereinigten
Stoffe crbalte, welcbe bann )ur weitern Verarbeitung ben
itün|ien unb ^anbwerfen übergeben werben. Die @rj|iufen
werben jerfieiruvt, au*aelcfen, $uweilen jur leiebtem 3er»
hröcfelung geriftet, auf $ocb werfen ju einem flaren Schlamm,
Scblicb genannt, gefcblagen, gewafeben unb enblicb gefebmol»
Itn. ^ierbei müffen ihnen gewtffe 3ufd^e gegeben werben, um
ben mit ihnen »orjunebmenben S?einigung*proceß ju erleicb»
tern, welches ©efobdft ba* iBefcbicfen genannt wirb. Der
£iüttcnbau iß e* nun, welcber biefe webanblung ber firje
ubernimmt, unb außerbem reebnet man ju bemfelben noeb
bie Verarbeitung »erfebiebener SRefalle auf ^ammerwerftn,
JBletb» unb ©ießpütten. Die S3erfctbrung*arten, welcbe man in
jebem befonbem galle, je nacb SSefcpaffenbeit ber Gr^e unb
bet ju gewinnenben ober ju »erarbeitenben ^hrobuetc wdb»
len muß, finb feljr »erfcbieben unb erfobern niebt nur ge»
naue chemifche, pbhftfaüfche, mineralogifcbe, matbematifepe
unb meebanifebe Jtenntniffe, fonbern auch eine fpenelle Jtunbe
pon ber jSBcfchaff enheit, S3ebanblung*weife unb Anlegung ber
»erfeptebenen £<Un. ^oeb werfe, 9Bdfcben u. bgl. 9San fann
febon bicrau* entnepmen, baß i bie £>ütt enf unbe unb £üt<
tenfunft eine ebenfo febwierige al* nü^licbe ©iffenjebaft
fei unb nur bureb eifrige* Stubium, »erbunben mit lang«
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Hyaclnthe
433
Hyftne
jähriger praftifeher Übung, in adriger Boulommeuheit et»
ttmt werben fönne. 3n ben ©ergafabemien unb ouf ben
©ergfcbulen (f. 93 ergbau) ftnb ba* Äüttenwefen unb bie
tu bemfelben gehörigen SBÜffenfcbaften .pauptgegenftänbe be*
Unterricht*.
firjarmtl)r (bie) tfi eine bet beüebtefiefl, bureb ihr f*f«
res anfebtn unb ihren angenehmen Duft ausgezeichnete, be»
fannte Bierblume/ welche »orzug*meife in $ar(em in £ou"anb
gejogen unb von biet aus in unglaublicher SDlenge »erfenbet
wirb. Snbtß zieht man iefet audj in Deutfcblanb, befon*
bert in ©erlin, viele #pactntben, welche an Schönheit ben
boDänb. nicht bebeutenb nachgeben unb in JBejug auf Dauer»
baftigteit ben fßorjug »erbienen. Qi gibt außewbentltcb
oiele, tfjeil* gefüllte, tbtil* ungefüllte Xrten , welche fieb bureb
garbe unb ©eflalt unterfebeiben. Die ^oUanber jagten an
2000 ©orten. 9iiAt bie febönften , fonbern bie neu eilen
©orten ftnb bie foßbarften. SRur um neue Brten }U erlan*
gen, pflegt man 4?paeintben au* bem ©amen ju jterjen,
welche mebre 3ab« alt »erben, che fie jur ©tüte gelangen.
Die gewöhnlich« Ärt ber SJervielfältigung geflieht bureb bie
3wiebeln. & fefcen fich nämlich an bie Altem ßtoiebeln
fleinere an, welche abgelöfl unb für ftcfj gepflanzt werben/
bis fte eine binreiebenbe ©rojie erlangt tjnben , um in ben
$anbel ju fommen. Sie ©tärfe be* Stengel*, bie Xn^abl
unb regelmäßige Xnorbnung ber glocfenabnlicben ©litten, bie
garbe unb ber Duft berfelben bebingen bie Schönheit ber
©lumc. Die ©ebanblung ber ^>paantt>en erfobert große
Sorgfalt. 3)kn muß für einen guten lodern ©oben, eine
fonntge Sage unb Scbufc cor groß forgen. Die 3wi«beln
werben im £erbft gepflanzt unb fommen im grübiabre jur
©lüte. 3J?an pflegt fte in ©deren truppweife nebeneinanbet
iu pflanzen, unb nach bem 2tbblüben unb SBelfwerben bet
©lätter nimmt man bie 3wiebeln au* ber Grbe, fdubert unb
troefnet fte unb bewabrt fte fo bis jut näcbßen 9flan))eit auf.
fiwcillftm wat ein febänet fpartan. 3üngling, ben
Spollo liebte unb töbtete. 2tu* 3epbtt, ber ffiinbgott, liebte
nämlich ben Sünglina unb al* einji 'Äpollo unb £. mit
bem SBetfen beS DiSruS (einer febweren metallenen 2Burf»
febeibe) fieb unterhielten, blie* ber eiferfücbtige 3epbit bie
von Hpoüo geworfene Scheibe jurücJ, baß fte ben 3ünqling
töbtete, Apollo Ragte laut unb «erwanbelte ben (Beliebten
in eine feböne ©lume, auf beren ©lättern bie ©ucbßaben
A 1 al* SBeberuf beS (lagenben ©otte* ju lefen waren.
3n bet fpartan. Stobt Xraptta feierte man ein breitägige*
gieß junt Hnbenfen an ben
jjjnäörn tfi ber altertümliche 9lame eine* ©ejTtrn*, weU
ebe* im Jtopfe be* Sternbiibc* Stier fleht unb bie ©eßalt
eine* V tpt Dt« $tit ber Siditbarfeit tiefe« ©cflirnS fällt
in bie regnerifa)e SabreSjeit, unb ber 9came ^»paben iß ba»
ber wabrfcbeinlicb t>on einem griech. SBorte hjein, w e lebe*
regnen bebeutet, abzuleiten. Die %abd erjdblt aber, bie
^>paben feien Töchter be* Xt(a8 ober bc* Jtabmu* unb bät=
ten über ben Xob ihre* ©ruber* ^>pa§, ben auf bet 3a ab
ein Siwe lerriffen, fo »tele 3^rdnen oergoffen, baß bie mit*
leibigen (Sottet ihnen enblicb eine Stelle am Sternenhimmel
egeben hatten, wo fie benn noch tramer weinten. — SRan
at fte ptweilen mit ben f) Utaben (f. Xt(aS) tjcrnjedjfclt.
ftrjdlith ift eine fehr fch6ne, vorn ©rafen von ©uquop
in ©öi?men erfunbene, glasartige Staffe, au* welker bie
fd?6nf!en unb baltbarflen ©efcfjtrre verfertigt werben. £ie
SKaffe «iebnet fich bureb Jeßigfctt unb -&drte, fobaf? fie am
Stahl gunfen gibt, fchöuen ©lanj unb Durcbficbtigfeit auf.
Sie fann in allen garben bereitet werben , unb bie au* irr
gefertigten ®efdße oertragen bie fcbneQfle ^broechfelung ten
4?ige unb Aalte, ohne ju jerfpringen.
^Tjäne (bie) ift ein in jwei befannten ZxUn »orffir.
menbt* Kaubthier, welche* fi* bureb ein eigentümliche*
biß, oterjehige güße unb einen Drüfenbeutel unter bem
Srhrrauje au*jeichnet. Sie \)at einen bieten Jtopf, tc
aber in eine fpifee Sdjnauje ausgebt, eine raube $nj)f
rauhe ^)aare unb einen }iemlicb furjen Scbroan^. Die&v
finb (iemlicb bocr>, torh pflegen bie .pnänen btc {tiirterteir!
einjufmefen , fobaß e* ben Xnfcbein bat, alt ob biefe fürjtr
al* bie SJorberbeine wdren. Die gußfoblen ber ^inen
finb behaart, unb an ben vier 3eben haben fte febarft ba!t:..
förmige jt lauen, welche fte nicht (wie bie jta^en) einjUla
fdnnen. Da ihre Saline fcharf unb feft, ihre Igelit Bot
JlinnbacfenmuSfeln febr flarf ftnb, fo verm6gen fte bie £b«
eben ber größten Shiere ju jerbeißen unb ihre ©eine, tsb
wenn fie ziemlich febwer ift, fortzutragen. Hn ©roße $<i>
eben fie ungefähr einem gleifcberbunbe. Sie leben in $to
len unb gehen be* macht* auf Kaub au*. So befcbaücn
würbe bie ^>pdne eine* ber gefdbrlicbflen Ähiere fein, »ens
fte niept feig unb furchtfam wdre unb ba* gleifcb tobtet unt
balboerwefler SDIenfctjen unb 3Ttj;cre bem von frifa) getöbte
ten »orjöge. 3n ISften unb im öfll. Äfrtfa ftnbet man :
gejtretfte ^pdne. Sie iß graugelblicb mit unrcgebdfr
gen braunen ober fcpwatjtn Üuerßreifen. über «Warfen f
Würfen Iduft eine SRdbne, welche fith im 3orne |Wuc!
3bre Stimme ähnelt bem frampfbaften gachen eine* ßeben
franfen SRenfchen. Sie gerätb leicht in 3om unb bat n
ihren funfelnben, unficher um fleh blicfenbtn Äugen ein t<
tücfifche* 2tnfehen. 3n einigen ©egenben, namentlitb, b
2fbpffinien , foll man biefe Spiere fchaarenroeife ßnbett. G*
verfolgen in ben SBüßen bie Jtaravanen, um 3ßle*, w*
von fcbieren ober SRenfchen ßirbt unb liegen bleibt, \«?
hungerig ju oerfchlingen. 8ange 3tit glaubte man, biw
o^vane fei fo wilb, baß fie fich auf feine SBeife jäh*«
lajje: ©eifpiele haben itboep ba* ©egentheil bewiefen.
Die gefltrfte ^pdne, auch Stgetwolf
welch« in ben ©egenben am Gap ber guten $offmaM
iß von röthlich, zuweilen auch weißlich Stauer %mt W
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Hydra 4
fitcarjen glecfen. 3f>re Stfäbne ift fürjcr als He b«r 9c
ftreiften .§»änt; tte ©pifce ber Schnauze unb ter Scbwanj
finb fcbioarj. Äud; in Deutficblanb, grantretco unb (fng»
lanb muß eS in einer »orbiflorifdjen jjeit eine Zrt oon £«a=
nen gegeben haben, welche jebocJb um ein Dritt&etl größer
als bie jefct noch lebenben 2Crten war. hiervon jeugen bie
Änocbenüberrefte, welche man in vielen $ot)len in ben <jc-
nannten edntern gefunben bat unb welche tf>ei!6 ben hier
etnfi baufenben Spänen, t bei 13 anbern SEbjeren ongelj orten,
inelaje oon jenen erbeutet würben.
f\xjbra ifl eine flehte, jum Äonigretdje ©rieebenlanb au
börenbe, im Archipel liegende 3nfel oon etwa 2 dW.
Suchenraum, mit über 40,000 (Jinw., .öpbrioten genannt,
reiche albanef. UrfprungS finb unb wesentlich jur {Befreiung
©riedjenlanbS beigetragen baben. Die Snfel liegt füböfli.
vom $eloponncS, brei ©tunben »on bem geftlanbe unb wirb
turd) natürliche unb funfilicbe {Beteiligung vor feinb(id)en
überfallen gefehlt. Acferbau unb SBiebjuebt f innen nur in
befebranftem ÜJlaße betrieben werben, weil bie felfige 3nfel
wenig fruchtbares fcanb barbietet. Die £>obrioten jeiebneten
fieb febon tängft alS riibne unb gefcbicTte ©eefabrer aus unb
trieben cor bem Xufftanbe ber ©riechen febr ausgebreiteten
£>anbel, wobureb SReicbtbumcr auf ber Jnfd jufammenfleffen,
welche fte anwenbeten, um SJolfSfcbulen unb eine TLt abernte
für bie alte clai|ifcbe Siterarur unb für bie neuern ©pracben
$u eniebten. Sie ließen auch auSIdnbifcbe SBerfe in* ©rie»
ebifebe überfein, unb auf auSldnbifcben Schulen unb Uni»
etrfttäten fanb man junge ^pbricten, welche fieb in ben
Biffenfd)aften unterrichteten. {Bei bem grieeb. Äufftanbe
(f. ©riedjenlanb) waren fte überaus eifrig unb helben»
roufbig, obfehon berfelbe ben £anbel unb ben Äeichtbum
ber 3nfe( vernichtete. Der ©tatt £pbra, welche fich am»
pbitbeatralifch über ben apafen erbebt, fiebt man nod) bie
(faulige SBoblbabenbeit ihrer S3ürger an. ©ie bat ein
©Vnnafium unb eine ©cbjffabrtsfcbuic.
ftjfrraulih ober {»nbrobunamif beißt bie 8cbrc von
ben ©efefeen, nad) benen bie {Bewegungen tropfbarer glüf>
;;ittn erfolgen; boeb, bat man $»brau(if auch »orjugS»
Bwft bie teebnifebe Xnwenbung jener 8cr)re genannt. Stabe
«rwanbt mit biefen ffiiffenfdjaften ifl bie ^>»broftatif
ober bie 8ehre von ben {Bcbingungcn, unter benen ©leid;:
iebt (JBewegungSlofigfeit) bei glüffigfeitcn unb bei einer
btnbung »on glüffigfeitcn unb feften Äörpern flattfirtbet.
^orinabrunnen, SSaffcrfjebewerfe, SJaffermüblen u. bergl.
finb ©egenftanbe ber #»braulif im engem ©inne; bie
Bitter •Qoiro.ttcr. II.
3 Hygrometer
^rfebeinungen, welche beim Ausfluß ber glüfjtgfeiten auS
Öffnungen auftreten, baö gließen beS SEBafferS in Köhren,
in Kanälen u. bergl. betrachtet bie $»brob»namtf, unb
bie #pbroflatif lebrt*. {B. bie JBebtngungen beS ©cbwim»
mens fefter Äörper auf glüffigfeiten , bie SKetbcbe, nad)
welcher baS fpecift'fdje ©ewicht ber JCÖrper }u ftnben u. bßi.
Jfjnörcjgräpbic (3Qafferbefd)retbung) ifl gewifTerma<
f en ber ©eograpb. ie (Sanbbefcbreibung) entgegengefe|t , benn
wie bie (entere ponüglid) mit bem 2anbe ftcb ju tbun mac^t unb
alle auf ibm porfommenbe jßerge, Sßälber, ©tdbteu. f. w.
fd)i(bert, baS SDieer aber nur infofern in {Betracht jicht, als
t& bie ©renje beS SanbeS bilbet, ebenfo befcfaäftigt fidj bie
^>»brograpbic tor^ügllcb mit bem üfteere, febilbert beffen Un»
tiefen, ©anbbdnfe, flippen, Strömungen u. f. w., baS
Saab nur als {Begrenzung beS SßeereS berüeffiebtigenb. Der
SJeifenbe auf bem SDceere bebarf, wie man wohl ficht, ber
^»pbrograpbie noch notbwenbiger als ber Sfcifenbe auf bem
ßanbe ber ©eographie, benn jener heftet in feinen hpbro»
grap^ifeben Jtcnntniffcn unb feinem Gompafj bie einigen
gührer burch ben äufierlich feine bleibenben Süerfchiebenf;eitcu
barbietenben IDcean.
fjijgifo nannten bie ©ried)en bie olS eine Göttin oon
?eflellte ©efunbbeit, bie eine Zod)ter ober Gemahlin beö 'ü 3 ■■
u(ap (f. b.) genannt würbe, ©ie würbe als eine ju»
oenblid) fd)öne ©eflalt, eine Schlange (baS ©pmbol beS
febenS) fütternb, bargefteQt, unb glebenbe weiteten ihr baS
fitjgromrtfr, b. h. geudjttgf ettSmeffer, auch
groffop, nennt man »erfefai ebene ^nfhumente, welche man
benugt, um ben geucbtigfcit^uitanb ber atmofphdrifdjen Suft
tennen }U lernen, »on welchem jum Sheil baS SBetter, baS
eben benfehenbe unb baS bemnetefaft gu erwartenbe, abbdngt.
SS gibt eine große %n}ab( von Stoffen (fogenannte bpgro»
ffopifd)e Subftanjen), weld)e burch bie größere ober
geringere geuebtigfrit met;r .ober weniger »erdnbert werben,
unb biefe Stoffe finb eS namentlich, beren man fich jur
^erflellung oon ^»pgrometern btbtent bat. iBefannt finb bie
fogenannten t>ol\ & nb. ^»grometer, welche auS einem f leinen
^auSd)en oon ^appe befteben, in bem ein ©tücf Darmfaitr
fenfrecht herabhängt unb eine runbe 9>appenfd)eibe rrdgt. 2fuf
tiefer flehen xwei puppen, eine männliche mit einem Stegen--
fd)irm unb etne weibliche mit einem gdc^er, welche fo ges
fleUt finb, baff bei feuchter üuft, wo dlfo wegen ju erwar«
ten (lebt, in golge ber "Äufbrebung ber Saite burch bie
geucrjtigrett, bie männlich. e "puppe auS ber ihr entfprechen:
ben 2bür6ffnung beS ^)duSd)enS tritt, wdbrenb bei troefener
£uft bie Dame erfcheint. Diefe unb ähnliche Vorrichtungen
werben jetjt nur als ©pielereien betrachtet, benn man wer;
langt gegenwärtig von einem -^pgrometer, baß er nicht nur
im Allgemeinen, fonbern genau ben ©rab beS grud)tigfrit6>
pflanbeS ber fttmofpbdre angebe. Gin fchon heffereS, aber
immer auch nod) febr ungefähres .£mgrometer ifl baSjmige,
Weld)eS man auS ber gruebt Pon Geraninm grninnm (f. © u
tauten) oerfertigt. Diefe grucht, welche fich beflo mehr
fpiralförmicj jufammenjiebt, je troefener bie umgebenbe 9uft
ift, wirb tm SKittelpunfte eines, wie bie nadb|ler)enbe 2tb»
btlbung je igt, eingeteilten Ä'reifcS befefHgt. Äunfiooller
unb genauer finb baS oon ©auffure mitte« eine* gefpanm
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Hymen 4
ten, ausgelaugten SRenfchenbaare« forafiltig bergrfteltte unb
ba5 von Dt lue au$ eine« feinen gif^bfinfhttfm wrfer*
tigte #vgrometer. 3n neuerer Seit hat man jebod) alle «£r>*
grometer verworfen, bei benen ba6 Verhalten einet bvgro;
ffopifeben Subfianj beobachtet wirb, weil man gefunben bat/
baß alle tiefe ©ubfranjen mit ber 3eit ihre ©mpftnbltcbfeit
immer mehr verlieren, unb bap bie Cimvirfung ber geudj*
tigfeit auf fie nicht in bem SJerbdltntffe junimmt, in welchem
fte fetbft wdchff. Daniell bat baber ein £pgrometer an«
gegeben, beffen {Beobachtung war minber bequem alö bie
ber biäber gebräuchlichen #pgroff ope ift, welches aber bureb
©enauigfeit ftct> auszeichnet. DaS ^rinrip, auf welchem
baffe Ibe betrübt, ift bieß, baß ber S'uthtigfeitJjufranb tet
Btmofphäre au§ ber Temperatur eineS ©cfäfkS befrimmt
wirb, welche tiefe« in bem Äugenblicfe bat, wo fieb bie
wäfferigen Dürfte ber 2uft in fluffioer ©effalt an ibm nie*
terfehlagen. <&i ift eine befannte Sache, baf falte Öefdfje
fooktcb befcblagen, wenn fte in eine wärmere Suft gebracht
werben, unb man fann febr genau au$ bem Äältegrabe,
we(o>en ba* ©efäß haben muß, barmt ein folcbeS fficfcblagcn
nur eben eintreten fann, ben Dunftgebalt, b. b. ben jeuch^
tigfeitcV^ufranb ber fltmofpbdre , berechnen. 9loc$ genauer
unb jur Beobachtung bequemer ift ba5 von 2fugufr erfun--
bene Barometer, aud) $ft>d)rometer genannt. JBet bie«
fem 3n|trumente fchließt man au3 ber Spenge brS 3Baffcr*
bampf«, ben bie 8uft bei ber berrfdbrnben Temperatur nod)
aufnimmt, auf bie SRenge be« bereit* in ibt entbaltenen.
jfjljmtn ober #pmenio&, ein bem <5ro3 ober Amot
oerwanbter Ciebe$gott, ber ^Brautführer , welcher jum boeb=
Seitlichen Saget geleitet unb »aber bei biefer ©elegenbfit an*
gerufen würbe. 2Ran hat ihn fpätet überhaupt al3 ben
(9 ott, m elcher ben ^ecbjeiten vorfielt, bezeichnet. St trdgt
eine ftacfel unb wol auch ein Xaubenpaar als topmbole ber
Siebe unb ber ehelichen 2reue.
Cjrjmne bezeichnet urfprüncjlicb einen Sejigrfang, welker
ju Cbten eine* ©orteS ober $albgotteS gefungen wirb unb
Den bie ©riechen mit SWuftP, wol auch mit ffanj begleiteten.
3n ihm Gilberten fie bie ifcaten bet ©ötter tmb erji fpi-
ter »orjugtoveife bie ©efüble Derjenigen, welche ben (Se*
fang anjhmmten. Auch im 3f. 2. fommen gefigefänge vor,
4 Hypochondrie
in betten fleh, bie ©efüble ber Anbetung, brt DanfeS, bei
JBewunberung auf eine wahrhaft poetifcp etbabene SBeife nuS«
fpvechen, unb man fann biefelben als |>ömnen bezeichnen.
Gütlich ftnb bie «ßvmnen auch in bie cbrijUicb religiöfe $oefte
übergegangen.
fjrjprrbel i|l eine Sfebfftgtrr (f. gigur), bei welcher
man eine Übertreibung anbringt, um bie Äufmerffamf eit bes
^>6rer« lebhafter ju erregen. £ppetbe> lifcb bezeichnet ba>
her überhaupt fo Viel ale> übertrieben. ^9 per bei
ift au* ber 9came eine* äegelfcbnitt*. (S. ÄegeL)
f)tjpf rlioräcr nannten bie ©riee&en ein fabelbafte« Seif,
welc&e* im fernen SB. unb 9t. in ungeflörter ©tucffetiateii
unb 3ugenb unter einem ewig heitern Gimmel, »ernt. :
t>on bem falten 9torbminbe (ffioreas) lebte. 3e weiter \±
bie geographifc^en Äenntniffe audbebnten, befto weitet nach
37. würben bie <&9perborder oerbrdngt unb befto mehr
febwanb bet SBapn von bem glüctiicben 3u(ianbe, in bem
fte leben feilten.
fjtjpodjondrif, 9RiI*fucf>t, 5Wiljfranfr)eit wirb ein
langwieriges, porjugSweife 9)?dnner ton mittlerm XlteT unr
mctandwlifcbem ober d)olerifch.em Temperament heimfucher.
beS Übel genannt, welche^ am h.duftg)!en von ben SBetfjt^
gen ber Sierbauung unb be5 JBlutumlauf« im Unterleib« au?
gebt, halb jebod) auch ©eiji unb ©emüth in feinen JBer;
vi ein, babureb ben eigentlichen Scelenfiirungen fct)r nabi
uerwanbt wirb, bie met|1e Xhnlichfeit aber mit ber bem weib
lieben ©efcblecbt eignen ^)r>|teric (f. b.) bat. Sie »errät,
[ich juerß burch eine traurige, ärgerliche ©emütb&fiirranuii:
iMebc jur einfamfett, JEragr>eit, ©t6rnngen ber JBerbauun;
mangclnbe ober übermäßige G^luft, Sobbrennen, ©er:;:
von vschwere unb Spannung im Unterleibe, Jbattleibigfii
SSeiterbtn macht bie eben befdniebene ©cmütbeftimmung ei
ncr cigenthümlichen <Selbfffucbt $la^, bie fich baburdb ju r*
fennen gibt, baß ber itranfe an ben Angelegenheiten Unte-
rer, überhaupt an Dem, was* um ir)n vorgebt, gar Mm
Ttntheil nimmt, fonbern ftd) immer unb aue>fcblte§licb mi:
feinem ©efunbbeit&juflanbe befebaftigt, forttvihrenb tiba trn
felben nachgrübelt unb fieb Anftebten von ihm bittet, gegen bic
er feinen SBiberfprucb vertragt. 3nobefonbere flagt er übe:
herumjicbenbe Schmerlen in faft allen &beilen brt iWrpcr.
namentlich über balbfeitigen jtopffchmerj, aüerhanb ©inru
täufchungen, Dhrenfaufen, @d;winbel unb ajerbauung#be
febwerben. Dennoch fteht er eben nicht abgefallen unb den'
auä, fonbern unterfebeibet ftd; im ftußern von einem Qu
funben nur tureb eine ungewöhnlich bunfele, erbfahle <&t
fichtefarbe unb einen eigentbümüd) furchffamen unb fo>euen
Jölicf. Die Jpnpocbonbrie fann 3ahre lang ohne ©tfabt w>
bauern unb nimmt nur au§nabm6weife Curch Ubergang
2Belancholie, SSJafferfucht u. f. w. einen töbtlicben W
gang, vergiftet aber im eigentlichen Sinne jeben ®«nu§, Nu
baä Sehen bietet. Sic beruht juweilen auf einer ererb:.
Anlage unb ftebt bann gewöhnlich mit {»ämorrhoiba
in SUerbinbung, wirb aber au* bur<h 2tüe5 h«bcigefu,
wa» bic Unterleibdeingew eibe Ju fchwadpen im Stanbe i|
burd; eine fifjenbe, mtt ©ei|Tc*anfhengung unb.9cachtnNMhen
verbunt enc i' eben;- weife, nieberbrüdenbe ©cmüth6br.
gen, frühjeitige ©efd)[cchtöauSfchwetfungen, SRiöbraud) NB
Jtlpftieren unb Wührungämitteln, eine reijlofe, fchwer rer
bauliche Jtojf, namentlich öftern ©enuß mehliger, fettn
5pcifrn, langen Aufenthalt in ein« ungefunben SBofrnuna
i. f. w. Cbcn beSfralb ifl aber auch grabt bei biefer Jtranr*
jeit bie jwecfgemctße Uraänberuna ber ganwn SehenSwetfe
;rt noch wichtiger unb einflußreicher al* bte Xnwenbuna, von
trjneien; benn bie tägliche ©rfaprung lehrt, baß tine ben
Irüften unb SBSünfcfrctt be« Äranfen angemeffene nüfclicbe
3<l4iÄftigung, freunblicber Sufprucp, vorfteptige« Hblenfen
((Tetben von bem ©egenjlanbe feiner beftänbigen ffjeforgnifife,
?tifen, SBeränberung be« Sßobnort«, binreiepenbe förperlicpe
jeroegung unb ftrenge Diät oft mehr jur batbigen unb
auerbaften £er|leu"ung be5 Äranfen vermögen, al* bte #ülf*»
Uttel, welche bie Epotbefe barbietet.
finpotbiee ifl eine »orau*fe&ung, welche jur erfldrtwiej
nvi<V«r ßrfebeinungen gemacht wirb. Die £ppothefen tre*
m befonber* in ben ^aturoifTenfcfraften auf. ÜRan macht
, SS. au« gerviffen gitt>tcr| Meinungen eine 33orau«fefcung
ber bie Statur be« Sicht« unb fuefrt nun au* biefer Um
ahme aße antern Sichtphanomenc ja erfldren. Die $wo;
icfcn geben baber nicht fowol ba* SBefen unb bie SBa^
eü be* ©egenftanbe«, al« vielmehr ben 3uflanb unferer
tenntmß von jener Sttabrbeit an, unb wenn fju* baber bie
trnntniffe erweitern, muffen fiefr bie ^>vy>otbefen anbern unb
cwoOfornrnnen.
ffoetme, Wutterplage, SKutterfiaupe finb gleich*
ibeutenbe Benennungen für eine au*fcbließlicp bem weibli»
ni (Mcbtecht jufommenbe Jtranfbeit, bie in ben eigentpüm»
eben ©efcblecrjt«verfrälrnifTen beffetben gewiffermaßen tfrw
Bürgel bat, ftd> bauptfäcplich bureb eine wibernatürlicpe ge»
inerte Ghnpftnblicbfeit ber Statten unb große SJeränberlicfr»
:;t fämtntlicper Äranfbeit&erfch einungen au84eicb.net unb ben
irjmpffranfrjeiten nahe verwanbt ifl. Da* Übel entwicfelt
1? immer erfl mit bem Eintritte ber ÜRannbarfeit ober fpä»
t bi« etwa jum 45. 3a^re unb verräth fiep juerfl burcp
HC auffaDenbe Beränberlicpfeit be* Förperlicpen JBeftnben«
ber ©emüth«flimmung , fowie burcp eine ungewöhnliche
'mpfmbtiepreit gegen äußere ©nbrücfe. Die Aranfe ifl fe^t
m gröfiein geneigt unb empftnbet bie geringfle aBitterung«*
Sinterung, fann oft febon bureb ein bette« Siebt, bureb
nen mäßig lauten Schau" beunruhigt unb beläftigt werben
nb unterliegt manniepfacben @inne«täufcbungen, namentlich
uS ®erucfr unb ©ef&macf anlangt. (Snblich artet bie franf*
me Sieijbarfeit in wirtliche« Jtrampfleiben au«. Die Jtranfe
leitet nun förmliche (fogenannte byfterifebe) Anfälle, bie
(fr i'on jjjeit ju 3«t, anfang« feltener, fpäter immer öfter
nb meifl ohne alle Äußere SBeranlaffung wieberbolen. Stach«
ein einige Augenblicfe lang @ät)nen, Wecfen ber ©lieber,
eljenbe @<bmcr5en in benfelben, @efubl »on Äalte im^n.
:rto»fe, Drucf in ber STOagengegcnb, 2Ragenfram»f, »e»
emmuna in ber IBrufl, grofe 'Ängfl vorausgegangen flnb,
RÜtrt ficf> ba« iBewußtfetn ober au* nur bie RäbiaFeit gu
jrecbm, unb tt treten bie mannicb,faltigflen unb fonberbar»
w 3udungen «nb Ärimpfe ein mit unroillfürlidjem 8a*
itn, SBeinen unb 65cb.reien. Diefe Jtramsfe galten fünf
is bretßig Minuten 'an unb benn bann unter «Poltern im
Interleibe roieber auf. JBleiben nun auo> manche Äranfe
rei von folgen heftigen Anfallen, fo werben fte bafür
cm 3eit ju 3eit von unerträglicher 2tn^ft unb Xtbmung*»
efefawerben befallen ober bettagen ftcb über ba* ©eftyl ei«
ner an* bem Unterteile burd) bie JBruft bis in ben Aal*
auffteigenben Äugel mit hamvfbafter 3ufammenfcl)nürung im
(Schtunbe, über einen eigenthumtieben, auf eine febr «eine
©teile befebränften Äopffcbmerj, ben fte fo befebreiben, al*
werbe tfmen ein 9lagel in ben Aovf getrieben, ober fte lei»
ben an folifartigen ©cpmerjen im Unterleibe mit ber Cm«
»ftnbung, al« bewege fiep ein lebenbe* $bier in bemfetben,
an 6fel, SBürgen unb (Erbrechen wdfferiger gtüffigfeit unb
ber genoffenen ©peifen u. f. w. Dabei ijl meifl bie SBer;
bauuna geflört, ber Stuhlgang feiten, bie SKenflruation oft
übermaßig, unorbentlicp, mitunter jebod) auep ganj regel*
mdßig. Die #pflerie fepeint in manepen gamtlien erblich
;u fetn unb entwicfelt fiep bann mit bem Eintritte ber SRann*
barleit vonljelbfl, ober fte ifl golge einer fehlerhaften Cr»
jiebung, in«befonbere einer ju frühen, auf Unfoflen be« Äör»
per« erjwungenen 2lu«bilbung be« ©eifle«, einer hanfbafi
ten, burcp Sefen von {Romanen genährten Cmpftnbelei, be«
SRüßiggang«, ber ©elbflbeflecrung , unbefriebigter Siebe, ber
GfHioftgfeit ober einer unglüeflieben, gezwungenen, finber(o>
fen €he ober auep aDju häufiger ffioebenberten, ju langen
©ritten« , anbaltenben Äummer« unb ©ram«, ber »leicpi
fuept, be* iBeitStan^e* unb anberer Slervenfranf freiten. UbrU
gen* ifl bie Aranfbeit gewöhnlich von langer Dauer, jutnal
wenn unabdnberlicfre gebenSverfriltniffe ihrer Teilung wefent»
liefre ^inberniffe in ben SBeg legen, oft wirb fte jeboefr burch
eine glüdlicfre Che, ©efrwangerfebaft, SBochenbette, ba* na>
turgemäße SSerfchwtnben be« 3Konat5fIuf[e* u. f. w. gefro»
ben, fann aber freilich ««efr in bauembe Slerven* unb ©et«
licsrrancpcucn uoergepen.
fjrjßtivcm J^rotfron ifl ber gefrier, weld)en fld) ber
Slebenbe ober ©epreibenbe »u ©cfrulhen fommen läßt, wenn
er bei ©efrtüffen unb Darftellungen ba« Crfle bem fachge^
maß Sotaenben naebfebt: ba« 2e6te *um ßrflen macht.
I.
^btfl freißt ein ©efcfrlecbt • ber reiherartigen I36gel, weli
efre« au« mehren Hrten befleht, bte ftdfr fämmtlich burcp einen
lanaen, bünnen, gebogenen ©cfrnabcl unh nacftenÄopf au«»
teiepnen unb ftcfr in ber 91% von glüffen unb ©een aufhalten,
tnbem fte ftch von SBaffertfrieren ndfrren. Der merfwurbigjle
iji ber von ben alten ügpptern abgittifch verehrte umflefrenb
abgebilbete geheiligte 3bi«. Cr lebt in Unteragppten,
Olubien, Äthiopien unb ©enegambien unb fommt jurjeit ber
giilüherfchwemmung nad) Dberdgppten. Die Ägpptter fafren in
ihm einen S3oten ber fegenöreiepen SRÜüberfcbwemmung, von
welcher bie Sruchtbarfeit ifrre* £anbe* abhmg, unb au* bie»
fem ©runbe wahrfcheinlich joUten fte ihm fo bebe Verehrung.
(S* würben Sbiffe tn ben Xempeln auferjogen unb gepflegt
unb naefr bem &obe würben bie Seichname einbalfamrrt unb
m eignen ©rabmdlern heigefeht, welcfre noch UU unter bem
giamen „SBogelbrunnen" gejeigt werben. SBer einen 3bi*
tibtete, ber war be* Stöbe* ftfrulbtg. Der ©cfrnabel, ber naefte
Äopf unb £a(* unb bie gleichfall* naef ten jBeine bie fe« 3 bi*
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Ibrahim Pascha 4M
Ichneumon
ftnb fäworj unb übrigen« ifl frtn ©eftebet weffl, mit Äut*
nabme ber ®pi|en bet ©c&wungfebern unb bee (Snben bet
N
langen ©<$ulterfebem, welche fcr)warj finb; et wirb 1
9 doli lang. — ©etgraneSbi«, reeller an ben $(u|m
munbungen beS fc&warjen unb fafpif(t)en SWeere« lebt, ju*
weilen aber auef) biö.nacb Deutfcfyanb fommt, b<*t einen
faftanienbraunen Äopf, £a« unb £>berf6fper, wdfcrenb et
ubriaenfi ftablgrun unb twlettfc#mmeTnb ift. ©eine
3brai)im gtafletja, ber dltefte <2ofcn beS Bicrfm.i
ton ttgppten, 9Robammcb 2t Ii (f. b.)/ iji ©wttbiit«
üon Snrien unb ^qdjttn^bec ton 2frana. St würbe 1766
geboren unb jeiebnete fieb nachmaß befonberö im JUntyft
gegen bie 2S a b ab i 8 (f. b.) au*, welken et 1813 einteilt:
febeibenbe SJiieberlage beibrachte. SBabrcnb be$ griedb. Hr..
abl^ricjigFeitafnegeä üerroüfkte et ton 1825 an 2Nu;j,
mußte jeboeb, bureb ben Cinfluß bet ebritf lieben «RJi&tt gt
luMbigt, (Suropa 1828 mieber tedaffen. (o. (Stiegen«
lanb.) ©ein Jetbjug micb ©friert, welchen er 1831 im>
tetnabm, tjatte jur golge, baß bie Pforte 1833 ©prien uni
ben S3fjirf ton Äbana an 3. gegen einen jabtlicben Sribut
abtrat, ^ortwibrenb bat 3-/ bet ba$ ßanb mit wirr
(strenge unb Jpärte bebanbclt, mit Empörungen ju tämpfai
getobt, welche it)n ju (einem rubigen ©eftfce fommat la|"a
unb bie SBerwüfiung bt$ 8anbe$ jur golge &aben.
3cl)nfumon, ton ben Ägpptern 9tem5, ton ben is
&wpten wobnenben ßuropoern ^baraonSrafee geturat,
i|t etn in ftgppten einbeimifc&eS Sfyier, welche* bei ben at
ten Stgpptem in ttligiofem Änfeben ßanb, weit man t4 fw
ben »ertilget bet Ärofobite |>ictt. ©et 3t$neunura I*
nämlich ton Sögeln, Reinen ©augtbieren unb 2fm$ifrira
unb ton ben eiern ber am ©oben niflenben Sögel uni
bei Amphibien. Crr jerjWrt bah« eine große Enjabl Port
Ärofobileiern ; eine Säbel aber ift cS, wenn e jemals erjäblt
würbe, baß er bem fcblafenben ÄroFotil in ben {Rachen friede
rmb f«b burd) fein 3nnere« btnburcbfreffo wovon baffe&e fterbe.
6r ähnelt an ©eftalt einem SRarber ober 3lti«, wirb ab«
;:: ben 3ibertbicren gerechnet, weil er in ber dtthe be« 2lf*
ter« einen Srüfenfacf bat. Xn ben fiinfjebigen güßen bat
er eine halbe Schwimmhaut. Ser etwa lVt g. lange unb
nur' etwa 7 3oH hohe Äorper teö Scbncumon tfi mit lan*
gen, groben, braungetblieben, an ber ©püje weißlichen £aa*
ren bebeeft. Ser paarige Schimm, bat bie Singe be« Äor*
wr« unb om (Snbe einen langen «paarbüfcbel. Sie jDbren
m furj unb abgerunbet, ber Jtörper fcblanf, bie Jörine
für}. @§ ift diiflcrft bebenb, hat fdjarfe ©inne unb gleist
an SBorficbt unb äöebutfamfeit ber Aafce. €r lägt fieb leicht
lähmen unb würbe befonber« früher von ben Agpptern al«
JDauStbier gehalten, ©eine ©timme gleist einem bumpfen
ICtUB ifr eine altberfommlicbe Äbfürjung für ba« tat.
Iuris Coasultus, welche« {Recbtögelebrter bebeutet.
Jba biefj ba« ©ebirge, in helfen 9tahe bie berühmte
€5tabt 2roja lag. $zer war eS, wo Jupiter in ©eftalt
eme«3(bier« ben ©anpmeb (f. b.) entfübrte unb wo $a*
riS (f. b.) ba« verhängnisvolle Urtt)eU über bie ©ebinbeit
brr brei mäcbtigften ©omnnen f»raeb. 9ücbt minber be*
rübmt war im 'Alter tljume ba« ©ebirge 3ba, welche« auf
ber 3nfel Äreta (j'fct Stanbia) lag, benn auf it)m war 3u*
piter geboren worben.
Dbft ift ein urfprunglieb griecl). SBort, welche« burd) ben
berühmten grted). ftyilofopben f)Iaton bteibenb tn bie ^bilos
fopr/ie eingeführt worben unb beffen JBebeutung ebenfo
melm Umgcftaltungen au«gefefet gewefen ift, wie bie $biic*
fc-vbie felbft. Urfprunglid) bebeutet Sbee ben ©ebanfen, in«
fofern er eine bobere unb ber SBabrbeit gemäßere SBirfttcb*
feit bat, al« ba« ©ebiet be« ftnnlicr) SBabrnebmbaren, wel*
cbeS bem ©ebanfen gewobnlicb al« ein von u)m »erfebiebe*
ne« ©ebiet be« SBirflicben entgegengefefct $u werben pflegt.
3n biefem Sinne bat man von einer b^bern SBirfitcbf'eit
ber Sbee unb öon einer gemeinen ober fd)led)ten SBirflicbfeit
ber ftnnlicben Singe gefproeben, welche (entere febon burer) ihre
&ergänglid)feit beweifen, baß ibre SBirflicbfeit nur ein ©cbein
fei. Snbeß baben bie finnlieben Singe botb auet) ein SJer*
bältniß ju ber hohem SBirflicbfeit, inbem fte rein bloßer,
leerer ©d)ein, fonbern ßrfebeinungen be« ©ebanfen« finb,
wie man baraui erfuhr, baß jeglichem entliehen Singe ein
unvergänglicher ©rgriff ju ©runbe liegt. Cine folcr)e Jtuf*
faffung ber 3bee war e«, welche ?>Iaton in bem fct)önen
©Itiebniffe auSbriicfte: bie SRenfeben glieben Gefangenen in
einer {w^le, welche, mit bem SRüefen gegen ben Eingang
flewmbet, w>n ber wahren SBelt ber Sbetn brausen nichts
f%n, wol aber bie ©ct)attenbilber, weltöe au« jener SBelt
in bat 3nnere ber .pöble fielen, flauten. Sie ^bilofopben
nun wären narf; $Maton Siejenigen, welchen eS gelungen wäre,
fWb tmrjuwenben, bie SBelt ber SBabrbeit su erbauen, unb
bie nun auch im ©tanb« wären, bie ©Ratten tn bervpöble
ben übrigen SRenfcrjen am riebtigften $u erflärrn. 3n fpfa
tn« 3eit bat man fieb gefhitten, ob bie edbte SBirflicbfeit
w» eneuepen fingen ooer ben wapren vjwoanren, oen joeen
jmauerrennen fei Sie eine ffliebtung, bie ber 3beari(len,
»erwarf bie finnliche SBelt al« einen blopen ©ct)ein unb
febrieb bagegen ber 3bee aCe SBabrbeit unb SBirflid)fett au«»
fcblie^lict) »u. Sie «itbtung aber, welche bie SBirflicbfeit
ber ftnnlicben Singe cum- rannte unb beren Äuf;änger 9c ea*
lijten genannt würben, mufte bie bob«« SBirflicbfeit ber
3been al« eine Eäufcbung, eine bloße (Sinbilbung ber Sieb*
ter unb 5>r)ilofopt>en »errufen, ©o ift e« babin gefommen,
baß man bie 3been für bloße S3orfteUungcn auögeqeben bat
unb baß man, weil chne bie Annahme einer hühern un>
wanbelbaren SBirflicbfeit gar feine ^)oefte unb Jtunji m6g*
lieb ift, nur ben Siebtem gemattet, ein Sieicr) ber Sbeale,
b. ff. ber in ©eftalten »erwirf liebten 3been, anjunehmen,
welche aber ftet§ nur Xrdume ber Aünfiler blieben, ^ber
aueb eine SBiffenfcbaft ift ebne 3been nid)t m6glicj), benn
nur bat ßwige, niebt baä Sjergänglicbe, fann erfannt wet*
ben, unb man mußte baber annebmen, bie Sbee fei Saoje»
nige, weldje«, wenn e« eriftirte, baö Jeiortrefflicbfie wäre
unb nad) beffen SSerwirflicbung, wenn fte auch nimmermehr
m6glid) ift, ber SKenfcb boeb unabläffig (heben müffe. Sie
neuere 0£>egef fefte) %)r>tlofop$ie bat enblicb bie oben angege»
bene echte Sebeutung ber Sbee wieber aufgenommen unb
biefelbe gegen bie mit it>c getriebenen 9Ri§oerftänbniffe in
©dr)ub genommen, ©ie bat gejeigt, baß ber Unterfebieb tu
ner höbern unb gemeinen SBirflicbfeit nur in ben Sltenfcben
fafle, welcher fiefj bie (Srfenntniß jur Aufgabe gefieUt, aber
biefe Aufgabe noch nicht geloft habe, benn e« fomme nur
barauf an, bie entliehen Singe recht gu erfennen, tun in
ihnen felbft ein Safein, eine Offenbarung be« ©ebanfen«,
b. h- 'ben b" 3bce felbft, ju ftnben. ©o wdre berm ht«*
nad) bie SBelt be« Siebter« unb be« 9)bilofopb<n nid)t eine
erträumte , fembern vielmehr biefelbe tm« überall umgebenbe
SBelt ber SBirflicbfeit, aber biefe befreit t>on bem ©d>etne ber
SScrgdnglicbfeit. JCeine jener erwähnten Sichtungen: Sita*
H«rau« unb 3beali«mu«, hätte bi«nach unbebingt recht,
heibe wären einfeitig unb bie SBabrbeit läge in ihrer 83erei<
nigung( in ber Sbealität be« Steellen, b. b. ©ebanfen*
wabrbeit be« SBirflieben unb in ber {Realität be« Sbeel*
I*M h Ii MtUHÜU »if- S«a vn/.hv*n f « • S -, n f «it.»
viii y* Aviv + n\mp» * »* * w tvwytvit vvvwMtVMvi
3)entität bebeutet dinerleibeit ober . Siefelbigfeit unb
wirb nicht fowol auf bie gorm, bie @rfcbemungSweifc, al«
auf ba« SBefen, ben Snbalt bejogen. 3wei Singe ftnb in
Sbentität, ober ibentifcb, wenn fte 23erfchiebene nur m
fein fcheinen, aber in SBabrbeit Saffelbe ftnb. 9Ran unter*
febeibet relative unb abfolute Sbentität, je n achtem
nämlich (Hnerlei&eit nur in gewiffer fiSeiiebung ober nach
jeber S3ejiebung fiartfinbet.
3Dir3m (ein bem ©riedbifdjen entlehnte« SBort) bejeicb>
net fo viel wie Sprach weife ober SRunbart, unb 3bioti«*
mu« bie einer ©prache ober einem Sialcft berfelben eigen*
thumliche 3fu6brucf «weife, din SB6rterbuch, we(d>e« bie ge*
wiffen Sialeften eigentbümlichen SBorte unb iRebewenbungen
jufamraenfteat, ift ein Sbiotifon genannt worben.
3bt06TmkrÖ8ie (ein griech. SBort) wirb eine einjelnen
9Renfd>en eigentbumltche (EmpfinblichPeit für gewiffe ©egen*
flänbe genannt, welche auf ben gewöhnlichen SRenfchen unter
benfelben Umfiänben fernen ärmlichen Sei) ausüben, ©o
gibt e«3Renfchen, weld)e einen unwiberftehlid)en SBiberwtBen
gegen gewiffe 2hiere, j. 83 Äa^en ©ptnnen u. a. haben,
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Idylle
fobaf föon ber Entlief ober gor bie nicht bureb bie Game
malgenommene 9idbe tiefer Zinne fie in haften ©rabe
franf tpaft aufregt.
Otylie, auch Gfloge ober &ufolifcJbe« ©ebiebt,
wirb eine ©attung poetifcher Darflellungen genannt, in tocU
eher ba$ ©tillleben einfacher unb bureh ferne (Sultur über;
folbeter SÄenfdjen grfchilbert wirb. 2)a gemdjj bera ÄMt»
bungSgange be$ Menfct)engefcbtecbt3 bie bem Staturjuflanbe
noch am nächflen jlebcnbe unb todt) ftfion über bie Stohctt
beo" Silben hinausgegangene fiebcnSweife bie beS Birten fft>
fo pflegt man bdufig Birten nach ihren einfachen febenSoers
biltniffen in ber 3bt)tle barjuflcllen unb biefe fclbjl taljer wot
auch »pirtengebicht, Sebdfergebiebt ju nennen. $er
grierb. Dichter Sbeofrit fann alö Schöpfer bei ib^llifcben
yoefie betrachtet werben. 3bm folgten bie ©rieben fDiofquS
unb Jöion unb ber Siömer SJirgil. Hbtx febon in ber ?)oefie
ber &l teilen Si 41 f er ftnben fich ibr;Oifrbe tfnf lange. Unter ben
Deutfeben ifl namentlich ©eßner al$ Styöenbtchter berühmt
geworben, hoch enthalten feine Scftitberungen wenig poetifefae
SBabrbtit unb eine oft jur empfmbelei auSartenbe (Smpfinb*
famfeit. SSojj'e" „?uife" unb ©oetbe'o" „£ermann unb 2)oroj
fbea" fmb, namentlich ba$ ledere ©ebic^t, bie burcbSBabr:
beit unb poetifdjen ©ehalt auSgejeic^netflm beutfcb>n Sbpllen.
Offland CKug. SBilb.), ein ausgezeichneter Scbaufpieier
unb früher febr beliebter bramatifeber Scbrifrfteu'er, war 175'.)
,ju .£>vmooer geboren worben. 6r faftc febon in früher 3u*
gmb eine große SBorliebe für baS 2heater unb wibmete lieft
bemfelben gegen ben ffiunfcr) feiner Altern, naebbem er beim-
lic§ feine Caterftabt tjcrlaffen hatte. 3n feinem 18. 3abre
trat er in ©otba jum erflen SKale auf, unb 1779 würbe er
an baä Zbeater ju ÜWanbeim berufen, ©ein Stuf breitete fich
balb au$ unb in §olge beffelben erbielt er 1796 bte fBeru:
fung jum 2>ircctor teS fönigl. 91ationaltbeaterS ju öerlin
unb würbe 1811 jum ©eneralbirector aller fönigl. Schau*
fpiele ernannt. Allgemein geachtet unb »errbrt fiarb er 1814.
2(16 Scbaufpieier jeieftnete er fich befonberi im 6onocrfa =
tionSjtüc! unb im fcuftfpiel auS. Sr faßte tie con ihm bar--
Ignatius der Heilige
jufleHenben Gbararwre geifheieb auf unb förjrt« fie M ein
tn allen Sftcilen »ollenbeteS ©an3e forgfiltiq burib. 3n fru
nen bramatifeben SSerfen berrfebt jum Sbeil bie Senthnm.
talitdt unb moralifirenbe SJetracbtungSweife vor, wela)e u
feiner 3eit SWobe war, wobureb fie jefct jum 2b«l breit,
unwabr unb langweilig erfebeinen; hoch, finb fie mit oieln
bramatifeber unb Wenfcbenfenntnifj, fowie Saune unb <3fc
wanbtbeit in ber Gbarafterjeidmung gefebrieben. 9to4 jrjt
werben maneb c oon ibnen mit ©lud aufgeftibrt. Cine
wabl oon ibnen erfeb. ien in elf äJanbcben (2eipj. 1827—28).
©ie bewegen fieb hn Ärcife be§ gewöhnlichen gamilienlebn?,
erbeben fidt> aber nie ju (»oberer, poetifcb freier SarfWltinj.
3gd (ber) ifl ein ©dugtbier, wclcftel ju ten SRaubtfcifc
ren gerechnet wirb, weil cö fieb gr6§tentbeilö »on antrni
Sbiercn näbrt. Qx jeiebnet fich oorncbmlich bureb feine mit
©tacheln befefete $aut aud, welche ibn ganj bebeeft unb sc
gen bie Angriffe feiner Jeinbe ftehert, fobalb er ftcb jute;
menrollt unb babei äopf, Seine unb ©cbwanj wrbiro;:.
2>ie Stacheln be8 gemeinen SgelS beginnen obcrbclb ba
Stirn unb geben über ben gangen SDberleib bis ju bem lau
jen ©chwanje. 25er Untrrthril feineß ÄörperS i|l mit im
ftenortigen, gelblichen unb frbwarjgeflecftcn paaren befe^t.
©ebnauje unb gnfje finb febwarj, ber 5topf ifi gerundi
unb an ben 9?afenl6cbcrn ragt ein fammförmiger 3fanb I vi
»or. Qx erreicht eine ?dnge r-on b^chflen^ einem Jup.
wirb nicht qanj halb fo hoch- 3m SDinter febtaft c, ta
©ommer halt er fich bei 2age »erborgen unb gefct bei
«Rachtö auf Kaub au§. Gr frißt gRdufe, Maulwürfe, JW
ten, ?fr6fche, Schlangen unb anbere fleinere Sbiere, Att
auch £bft, Söurjeln, ©eeren u. bergL SWan finbet ito n
ber ganjen alten SSJelt unb juweilen wirb er oon jemenwn
Senten in 3immern gehalten , um bie SOKiufe wei.ijiif.inu
SJei ben Äalmücfen unb Sataren foHen bte Sfl'I Prmlii
v&au$tbiere fein. Die in Ubüringen übliche (Sint^eiluTtpi bfl
3gel in ^unbigel unb Schweinigel berubt auf f
burch bie 9totur begrünbeten ©attungSuntcrfchicbe.
3cjnätiita{ ber ^eilige, einer ber erflen üirc&enWrtr,
war ein Schüler beä 2(poftel$ 3obanne4 unb oernwlitti
unter bem Jtaifer Ärajan ba« ©ifcbofSamt ju 2fntio<biffl.
unter beffen Svcgierung er aueft ju JKom ben ©ärmrtr.
erlitt. <Sr foll in einer pcrfönlichen Unterrebung mit tan
Äaifcr über ba$ ßbriflentbum beffen Unwillen erregt bato
9?ach einer anbern giacbricbt foD er »on ^eitnifchen
(lern a» Urfac^e eineö oon ben ©6ttcrn au§ ijom
lle
Illuminatenorden 439
iUyrlen
nn gortgang beS GbrifjentbumS erregten ßrbbebenS ange«
lagt worben fein. Qv würbe im 2(mpbitbcatci ju {Rom jur
SelujKgung beS SBolFeS von ßflwen jerriffen. Die Äirdje
eiert fein anbenfen am 15. Dec. IRocb, finb an »erfchie:
KM (Semeinben KleinaftenS unb einen anbern ©cpüler beS
3obanneS, ben ^olpfarpuS, gerichtete SJriefe »orbanben,
üe 3. auf feiner JReife nach. {Rom abgefaßt haben foll,
rekbe aber wenigfienö jum 2tf)til von fielen für unecht
Ilten werben.
Jllumfnatfnoröm (ber) war eine geheime ©efeUfcpaft,
«lebe fid) bie HuSbilbung ber 9??tnfd>!?eit ju wahrer ©itts
iebfeit jum ©egenfianbe ihrer SJeftrebungen gemarkt t>atte
:nb 1776 »on 'Äbam SBeiSbaupt, ^rofeffor beö fanonifepen
H'ecbtS ju 3ngolfiabt, gefriftet rrorben war. ©ie fanb halb
reße Verbreitung, erloftb aber, naebbem bie bair. Regierung
en Orben für fraatögefdbrlirh erfldrt, aufgeboben unb 1785
-icbre SRitglieber entbeef t unb mit fchwereT ©träfe belegt hatte.
Düußfon, ein lat. 23 ort, bebeutet überhaupt SEäufcpung,
ilfcber ©djein, baher j. 55. ein illufortfcher Vertrag
in foleber ifr{ ber nur jum ©d)ein eingegangen wirb. Star-
L.;vsreife bebient man fid) aber bei ttuSbrucfS 3Hufion jur
jficiebnung jener ben 3roerf jebcS KunjhverfS ausmachen;
tn 2dufd)ung, welcher gcmdfi c$ bem 58cfd)auer unter bera
scheine »ollenbetcr 2öirfltd)fcit entgegentritt. Die 9latur bet
cacbe bringt eS mit fiep, baß befonberS SRalerci unb ©cpau*
pielfunfi barauf ausgeben, aud) ben äußern ©innen eine
ie inbare SBirflicpfeit bar^ubieten, wdbrenb bie ^oefie fid)
«gnügt, auf ben innern Sinn, auf bic sJ>bantafie, ju wir:
tn unb bie 2Racpt ber »oetifepen Sllufion fid) barirt dufjert,
a|j ber Brfer eineS poetifepen 2BerfS in bie »on bem Did>;
de angeregte ©timmung, in lebenbige Üpeilnapme mit ben
Oll bem Dichter bargcftcUten Gparaftercn »erfefet wirb.
Dlli)fifn, baS .Königreich, bilbet iefet einen S8eftanbtbci(
e5 KaifertpumS tftreiep. 3u ben Seiten ber Börner begriff
(Onrim alle üdnber in fid;, bie von {Rpäticn unb 3ta*
cn aus 6ßt. im ©üben ber Donau lagen, unb bie ©rie«
m nannten 3- alles ihnen nortweftl. (iegenbe @ebirgS>
nib. Die Sewobner waren fpeilS celtifeben, tbeilS illpru
ben ©tarameS, wie noch heutzutage bie bem (entern an«
tbörenben aibanefer ober Xrnauten, ein fehr hiegerifdjer
nb fepwer ju bänbigenber SWenfcr)enfd?lag. König Philipp
en 2Sacebonien unterwarf bie fübl. 3Hprier, beren ganb feit»
«nbaS grieef). 3- genannt würbe; mit bem nörbl. 3. famen
ie Römer in feinbltche Jöerübrung, fic beilegten enblicp bic
n Seuta unb machten 228 ». <5ijr. baS ganb jur röm.
?rwmj. Doch nur ungern trugen bie Syrier baS 3och,
t renkten jebe ©elegcnpcit, ben {Römern ©chaben ju thun
nb erfl unter SiberiuÖ würben fic gänjlid; bejwungen. S3et
n ibeitung be$ röm. {Reiche tarn ein 2hcil von 3- an
l JUtfet von Jtonfiantinopel, unb nach 476 würbe ba$
bj« ianb bcm bmantinifeben Weiche ein»erleibt. 3«n 6.
tauigen flawifcbe Sliölfer ein unb grünbeten unab*
innige {Reiche, wie Kroatien unb Dalmatien. ©pdter>
; aoberten bie Uenetianer, Ungarn unb enblirb bie Zur*
tti Sb«ite »on 2., bie le|tern namentlich SJoSnien unb ©er*
I unb 3. felbjl, ber 9?ame be8 ganbe«, war »erfchwun«
tu, bii SRapoleon ihn ju 2tnfaage unfered Sabrbimbertj
'er rrweefte. 'KU bemfelben »on Ofheich Krain, griauf,
irien, Kroatien füb(. oon ber ©awe, ein $beil w>n Dal.
matien unb SEirol abgetreten würbe, bereinigte er tiefe Sdn-
ber alö iUprifcbe »Prouinjen mit bem franj. Jtaifer«
thume. riefe famen 1S14 wieber an Sftreich, weldjeö auä
Kärnten, Krain, bcm (Gebiete von ärieft, einem Sbeile
von Kroatien unb griaul, bcm venet. unb ofh. Sffrien, ci=
nem a;het!e bti ungar. gitorale unb theilweii ber öraffebaft
'Ägram baö neue Königreich 3- bilbete; bie beiben lch>
genannten Sanbfhiche aber würben 1822 wieber mit Ungarn
vereinigt. 3- hat einen gladjeninhalt von 516 D9R. mit
1,190,000 meifl fathoüfchen @inw., von benen bic aRehrjabl
©(awen unb Italiener finb; Deutfrhe leben etwa 300,000
in biefen ^Orovinjen. Qu liegt jwifchen jbfhreich, ©teiermarf,
Kroatien, Dalmatien, bcm SJenctianifdjen unb bem abriatw
fehen SReerc, ift überall gebirgig unb wirb von ben norü
fchen, julifchen unb farnifepen 'ilpcn burchjogen. DieJCaif>
gebirge finb reich <"* ©rotten unb SuvLn, unter benen bie
bei 'Äbclöbcrg in Jtrain bie berühmtefjc ijl, unb unter ben
©een ifi ber jirfni(äcr ju erwähnen. Die bebeutenbfren
glüffc finb bie Drawe, ©awe unb Äutva. Daä Klima ift
tm Allgemeinen warm unb milb, nur im Hochgebirge rauh,
baS ganb theilweife fehr fruchtbar, jum .i'.uii aber auch
burdbauä unfruchtbar, wie ber berüchtigte Jtovfi in ber sJ(ähe
von Xrieft. (J? gebeiben fafl überall ©übfrüdbtc unb SBein,
Co wirb vid Korn unb glachs gebaut; bie SJiehiucht unb
ber gifchfang {tnb bebeutenb unb bie Ausbeute, welche bie
JBergwerfe an ßifen, 23lei, Xluecffilber, äinnober, Bitriol
unb ©chwefel geben, jehr beträchtlich. Die ©ewerbfamfeit
befchränft fich auf Verarbeitung biefer $robucte bcö Wmu
ralrcichS, auf Such = unb*8einwanbfabrifation, 2td erbau unb
bie fehr erhebliche ©eibenjucht. 3-, bao nur theilweife uim
beutfehen 23unbe gehört, jerfällt in jwei ©ubernien: 1) DaS
laibadur ©ubernium, wcldjeft Kärnten unb Krain be<
«reift. 3m ^erjogthume Kärnten, baS feine eignen 2anb>
jtänbe hat, finb bie bebeutenbflen ©täbte : Klagenfurt, bie
Jpauptjlabt, in ber 9Ube eines ©ee§, mit etwa 12,000 einw.;
fic ift ©ih bei gürjlbifchofs von ©urf unb hübfeh gebaut, hat
mehre bitycre gehranfialfen, gabrifen in ©eibe, Such, chemi»
fchen SBaaren unb treibt bebeutenben Sranfitohanbel. Stwa
eine SReile entfernt liegt ber alte färntenfehe ^erjogSiluhl,
ein aItc-3 ©d?loß, unb beim Dorfe Kappcl ba§ fehr ergiebige
fiueeffilberbergwerf 9feu:3brta. 3n Dbertärnten, ba8 reich
an SBlcigrubcn ifl, liegt Villad) mit 5000 dinw. 3m Sga-.
jogthume Krain, baä ebenfalls ganbftänbe hat, liegen: bie
^auptjiabt von 3-, Eaibach, am gleichnamigen gluffe mit
12,000 ©nw.; fie ifl gut gebaut, hat eine fchone Domfircbc,
viele höhere Sehranftalten, ein Sbeater, ^orjellanfabrifcn, ©er*
bereien unb bebeutenben ^>anbe(. 3» Unterfrain leben bie
Ustofcn, ein halbcivilifirter flavifd;er ©tamm, unb in 3ru
nerfrain liegt bie bureb ihre JQuecffilberbergwerfe berühmte
SSergftabt 3bria mit 4200 Ginw. — 2) Das füfienlän«
bifebe ober trieft er ©ubernium. #auptfiabt beffelben
ift Sriefl (f. b.). 3m alten griaul liegt ©örj am 3fonjo
mit 9000 (Jinw., welches ein ©pmnafjum, wichtige ©ei*
benfabrifen, Scber» unb Bucferbereftung hat. Äglar ober
?(auiie;a. eine £icblingSfiabt beS KaiferS 'XugufluS'unb an»
berer Cäfaren, baS ohne ©flaven unb Kinbn 130,000 jöe^
wohner hatte, aber 452 von ben #unnen jerflört warb, ijl
jeftt ein armfeliger glecfen, hat nur 1400 Ginw. unb ge-.
genwärtig, ba bie benachbarten ©ümpfe nicht auSgetrocfnet
werben, eine fehr ungefunbe Sage; man ftnbet hier Pick
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Iltis
rfm. Tflterthümer. Die ins abtiatifebe 2Beer fieft btneinet«
ßtecfente£>albinfel3ß"en, 104rjSR. mit meftt al« 200,000
Ginro. umfaffenb, iß gebirgig unb liefert viel ffiein unb ©üb«
friste, äußern, ©eefalj unb gifefte. ßapobißria, am JBu»
fen von JJrieß, liegt auf einer gelfeninfel, welche mit bem
feilen £anbe buref) eine jßruefe oerbunben iß; fie r>at 5700
©im»., bebeutenben $anbel unb mar ^auprftabt beS vene;
tian. SfJrien. $irano mit 6000 Gin», bat einen guten $a>
fen unb bebeutenbe ©eefatjfeftlammereicn. Sfooigno mit 9600
Ginn?, iß eine mkfetige .öafenßatt. 3u 3. gehören in ab»
rninißtatioet £in ficht aueft bie jüuarnero» Snfeln, beten Ste
toobnet, Stocftfommen ber alten £i hurner, fim mit ©eftiff«
faftrt, gifeftfang, ©eiben» unb 9>fertejucftt befeftifrigen.
3UÜ3 (ber) iß ein befannteS SJaubfdugtftier, melebe« mit
ten Harbern unb Sßtefeln in eine gamilte gehört. Öx ßeftt
bem SWarbet an ©rroanbthrit, l'iji unb Äaubfucftt nur
nig naa), nährt fü$ auch, rote tiefet, ton @eflügel, (Stern,
Äanincften, SRdufen, hatten, griffen u, beral. unb finbet
jid) im gemdjjigten Guropa in gelbem unb SB altern, foroie
in ben 2Boftnftdufern bei Sftenfcften. (St bat einen tiefen
Jtopf mit fpi&e* ©ebnauje, großen Eugen unt furjen, abge*
tunbeten Öftren, pnf furje gettennte 3eften, einen langen,
tiefen . Oats unb einen geraten, biefbeftaarten ©eftroan». 'Km
2(ftet befinben fid> jroet Prüfen, roelcfte eine feftt ubelriea
c&enbe geuefttigfeit enthalten. 'Äucft fem gel bat benfelben
Übeln ©rrueft unb wirb baftet aI3 SWjroert roeniget gefcftd&t.
JDaffelbe ift mit furjen, tieft ten, wolligen, ftellgelben £>aa;
ten befefet, übet welefte .Idngere unb ßdrfcre, unten grau,
oben bunfelfaßanie nbraun gefdrbte $aate fteroortagen, roelcfte
jetoeft im Sommer jum 2heil ausfallen. Züi ten Idngem
paaren verfertigt man gute SJcatrrpinfct. £>ct 3ltiS wirb
ungefaßt 10 Jahre alt unb gegen 18 BoQ lang. Segen
feinet ©cftäbltcftfett fiedt man u)m mit bem ©eftiepgerorhr,
mit gatlen unb JRefcen naeft.
3mam, ein arab. SBott, rcelcfteS Siorßeftrr bebeutet, iß
ber 2itet ber eigentlichen $rießer unb ©eelfotget ber Züx*
fen, roelcfte JU ber ®e ift lieft feit, Ulema, gehören, ©ie un»
terfefteiben fieft bureft einen übet bie gewöhnliche Sb&ht etwa«
fttnauSgeftenben Üurban. flueft ber ©ultan nennt fteft 3m am,
weil et nieftt nut welilia)cr, fonbern aueft geifiücftcS JDbeti
ftaupt bet (Staubigen iß. — 3 man bebeutet ©lauften.
3mycrator, ein tat. SBott, rveicftrs urfprüngtieft Sßo
feftlSftabet bebeutet, roar ju ben Seiten bet t6m. SRepublif
(in Gbrcntitel, mit rvelcftem naeft einem grojjcn ©iege bie
Jtriegcr ihren gelbftertn bearügten unb roelcften bai SSolf in
Rom beßitigte. Siefen Xitel behielt bet gelbftrrr bis naeft
feinem feierltcften Ztiumpft (f. b.) in Rom. 9taa)bem ft'cft
2ugußu6 ium ^ettn beS rOm. Reicft* qemacftt hatte, naftm
et nieftt ben noeft feit Sarquiniud ©iu)etbu6 ben 9f ömem oeti
ftaßten 2itei rez, b. ft. Äönig, an, fonbern nannte fieft al5
fi3efeft(dftabet aller rim. gelbftenen 3nu>etatot; aueft bie foU
genben tom. 5taifet beftielten tiefen 2itel, unb fo mürbe er
entlieft gleieftbeteutenb mit Jtaifet. Xbet aueft noeft jur
Äait'erjeit rourben fiegteiefte gelbfterten al6 3mperatoren bc<
grüfjt. £)a$ fraruj. empereur, Äaifer, iß bie Umhilbung von
im |< erat o r. — ©emi ffe Sai fermü n j eil hat man 3 m p e r i a I e n
genannt ©o mürben in ten ehemaligen 6ßt. Rietetlanten
imperiale oon vier 2ftlr. ©oltmertft gtfcftlagen unb in
ffiuplant gibt e3 noeft folefte SSün^en oon 10 {Rubeln au8
Impfen
22fatdtigem ©olbe, oon tenen bie dltero aul ben Safts
ten 1745—89 einen ©olbroertft oon 12 JEftlr. 19'» ©r.(
bie neuern abet nut oon 10 Stylt. Iwhen. <S6 gibt aueft
balbe imperiale, roelcfte mit unfern goufcbot gleicfteii
SBettft haben.
impfen, einimpfen, lat. Snoculiten, bejeieftnet
im Allgemeinen bie abfteft tliche unb funßlicbe Uberttagung
eines TtnßetfungSiroffcS oon einem tbietifeften Äorper auf
ben anbern. Sjotjugäroeife nennt man abet 3mpfen bie
fünßlicfte 2lnßecfung mit ^uftpocfen> obet ©cftu^pocfenlprm
pfte, roelcfte in ber '2fb ficht unternommen roirb, bureft fie »or
bet Xnßecfung tureft baö SRenfcftenblarterngift ju feftü^en.
3n frufterec 3eit, bcoot bie fegen ^reiche (^ntbeefung, ba§ bie
Äuftpocfe gegen bie SKenfcben blättern feftüfee, aemaeftt rrar,
verimpfte man ten Xnßecfungdßoff ter erbten 3Renf<benb[at>
ter felbß, toeil fünft lieft angefteefte $>erfonen bie eeftten Tttn-
febenpoefen in getingttm ©rabe befamen unb leichter uber>
ßanben a(S Untere — ein SJerfaftren, roclcftej juetfl burdj
bie Sab» ÜRontague (eine Gngldnberin) auo bem jDtient
naeft (fnreya gebracht rourbe, gegenrodrtig abet tuteft tic
Jtuftpocfenimpfung gan) verfrängt roorten ift Sei tiefer
betient man ft^ entrocter frifeftcr gpmpfte (oom (Juttt ter
Äuft ober »on Xrm ju 2(rm), oter angettoefnetet Cpmpfct
ober aueb in feltenern gdUen be8 ©eborfei. iDie 3mpfur»g
mit frifeftcr gompfte iß bie »orjüglicftjrt, bie ber newb ganj
tcafferfteOcn Eompfte, roelcfte man entroeber oon bem Crute:
einer Auft ober bem 2lrme eine« mit Auftpoefcnlpmpfte ©e-
impften jroifcften bem 6.-9. Sage (oon bem JJage bet 3ut»
pfung an gereeftnet) entnimmt, roirb mitteW einet befontem
Smpfnatel, ianjette oter eineä Sißouri (eine« SKeffet«) über:
ttagen, intern man bem ju Smpfenten (tem 3mpßinge ,
naeftbem man fia) »orftet oon feinet ©efuntfteit übetjeugt bat,
tine geroiffe 2lnjaftl fleiner ©tieft* ober ©eftnittrounben auf Nn
JDberarm beibringt, tie jetoeft nut bie JDbeiftaut »etkften,
alfo nieftt ju tief einbringen unb gar nieftt obet nut feftr
unbebeutent bluten bürfen. Äann man feine frifebe 8pm;
pfte trftalten, fo mufi man fieft eingetroefnetet bebienen,
roelcfte fieft au§ ter ju tiefem 3roecfe gefammelten unb auf=
beroaftrten fipmpfte gebilbet ftot, 9lacftbem man bie troefene
Jpmpfte etroa« angefeuefttet ftat, bebient man ft* ipm
ebenfo roie ber frifeften. 2>en aufberoaftrten ©eftorf betfilat;
ter roenbet man auf gleicftt 2Seife an. 9licftt immetgelinai
bie3mpfung, intern juroeilen entroeter gat feine $oatnpu:
ßeln jum Siorfcftein fommen otet tie fieft entroiefelnben f)c(fea
uneeftt fint unt unreatlmdgig oerlaufen. 3n beiben gdOen gc
todftrt tie 3»"pfung feinen ©eftub gegen bie 2»enfcbenblattem
unb muß mit beffrrer gpmpfte, forgßltiger unb unter gftnjti*
gern ©efuntfteitäumßdnten te« Smpßing« roicterftolt woben.
Bu grogerm ©eftu^e ftat man aueft eine jroecftienlicbe SBietn
bolung ber Smpfung oorgefcftlagen. 2Bie ten Änßednngfc
ßoff ter «Pocfcn, fo ftat man aueft ben te§ ÜÄafern« mi
©cftarlacftauefcftlag« auf ©efunte überzutragen gefuebt, n
bet 2tbficftt, bureft fünßlicfte Gfieugung tiefet jttanfbe;:
einen milbern Verlauf terfelben fterbeijufüftren unb jj
fem 3n>ecfe taS aus fleinen in tie SRafern» unb ©cbatlaej
ßeefe gemaeftten Ginfcftnitten ftetoortretenbe Sdlut benuft.
boeft fefteint biefe« SBerfaftren nut, wenn bß&artige «Kafn
obet ©cftarlacftepitemieen graffiren, empfeftlenSroerrft. (V:
3ennet unb Äuftpocfen.)
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440
Impromptu 4
3l«promptu ift ein ursprünglich tot. ÄuGbrucf, welcher
rtwa fo eiel wie „leicht bei brr -f>anb" Gebeutet unb mit
>em man ein bei ftcb barbietenber ©elegenbeit erfunbene«
rreffetibeß SBifcwort ober eine gefällige, angenehm überrafebenbe,
w»orbereitete Kebe, einen geiftreieben , o«fd>i(ft in öerfen
)bet in #rofa »orgebraebten Ginfaü bejeiebnet. 9Ran erj4f>U
olche 3mpromptu6 alo" Hnefboten »on geifheichen $erfonen,
mb »tele leicht hingeworfene, befonber« 3e irintereffen treffenb
»erfibrenbe Reinere ©ebichte gehören in bie Stoffe ber 3m»
— ^— . . A - . O
SrOiIIDIllo.
p ■ "r psw*
JmproDteatirrni Reifen, urfprüngfich in Stalten, bie
Dichter, welche fo grojje ©ewanbtbeit in poetifcher Huffaf«
ung unb in »eherrfebung. ber ©pradje befujen, baß fte je*
>en ihnen aufgegebenen ©egenfianb fofort in einem ©ebiebt
u bebanbeln unb barjufteUen »ernwgen. JBei ben noch auf
•inet geringen ©rufe ber föerftanbrSbilbung ftebenben SBöls
ern pflegt im Allgemeinen poetifcher ©inn unb poerifche
Darfleuung b«mifcb ju fein, unb bei ibnen finbet man beu
jer aueb »orjug*t»cife tmproeifirenbe Siebter, »on ben
teuem europ. Solfern ftnb es »orjüglict) bie 3taßener, bei
ve'.cben bereits feit mehren Sabrbunberten auSgcjeicbnete 3m:
>ro»ifatoren aufgetreten finb. Unter ben übrigen europ. ~u\=
ern bat e$ »erbdltnifjmdjjig nur febr wenige folch« ©teg:
eifbiebter gegeben. 9Ran bot ben ©runb biefer Grfd)einung
uweilen in bem SBoljlflange unb in ber JBicgfamfeit ber
tal. Sprache gefurbt, allein bie altem »tat.. 3mpro»ifatoren
jebienten fid) fdmratlich nicht ber ital., fonbem ber latein.
Sprache, alfo einer ©pracbe, bie ftc^ burd) $drte unb Un»
refügigfeit auszeichnet. £)ie Italiener baben, fowol bie ©es
motte! als bie niebere JBolfSclaffe, einen ungemein lebenbü
len ©mn für f)oefie, unb bie Sntprooifatoren ffnben baper
tet* ein l)irlufrige«, ffe burch atieilnabme unb »ewunbe»
ung aufmuntembe« publicum unb ©inner, welche ihr Stalent
-i'iiiicb belobnen. hierin mag ber 4>auptarunb liegen, war-,
im Italien fo cielc unb ausgezeichnete 3mpro»tfatoren t)tn
wgebraebt bat. Unter ben altern ital. 3mpro»ifatoren finb
tamentlich SJernarbo Hccolti, G&rijroforo, ber Garbinal
2il»io Xntoniano, bann ^erfettt (1680-1747), ber
iuf bem Gapitol ju Stom mit bem Sorber gefrönt würbe,
mb Untere. Cm ber neueflen Beit haben ftd) Jtommafo
- >uicci, Öicconi unb 83infc occi ber»orgetban. Cm alterer
tnb neuerer 3eit finb aber nid)t nur 2Wdnner, fonbern auch
grauen, fogenannte Sntprooifatrtcen, al* ©tegreifbtehter
i Ct alien aufgetreten. SRabbalena SRorclli Jernanbc: , ges
lannt Gorilla SDlimpica, bie 1776 »u Stom öffentlich gc=
ront würbe, gelangte su bobem 97ubme, unb aueb Xerrfa
Banbettini, Sßajget geb. Santi unb 9lofa SEabbei
m fieb auSgejeicbnet. Cn neuerer 3rit ftnb aueb auferbalb
Jtalien* 3wprooifatoren öffentlich aufgetreten, in Deutfcb.»
anb £>. «. ». SBolff, je# ?)rofeffor in 3ena, unb
Jangenfe^watg. — Die improeifirten ©ebichte, weltbe
um 5Ebetl von bebtutenber ?dnge ftnb, unb nic^t nur hp
■.!"<±>e erguffe, fonbern auch epifebe unb bramatifc^r v^rbiu
•rungen enthalten, flehen nart'irlicb ben forgfdltig auögear»
xiteten unb wobl überleaten ©ebic^ten an 3npalt unb gorm
tack, öber fie wirfen maebtig auf bie 3ub6rer bureb, ben ei*
:ithümlicb,en Piei:, ber Urfun'inglirbfcit unb bureb baS io
H9, weNbt* ibnen ber münblic^e Vortrag einbauet. iOrancbe
3m^n>»ifatoren baben ibre ©ebiebte ftngenb, jumSheil auet)
unter muftfalifct)er SBegleitung »orgetragen.
3nainäbeln (oon bem lat iacunuba]«, SBiege), ober
|>aldotppen (alte ©ruefe) werben bie erften Drucfwerfe
genannt, biejenigen, welche von ber (rrf::ibung ber Ä5i:d).-
brucferfunfl biä etwa 1500 erfebienen finb. Suct)erliebba2
ber unb Jöibliotbefcn fammeln biefe Sncunabeln in febr uer>
febtebenen »fiö>ten. Stiebt allein bie ©efe^iebte ber aSufy
brucferfunfl, ber .&oljfc$ncibe: unb Äupferflecbfunfi (infofern
man ©Über gur ^uöflattung brr Sucher gab) werben burch
biefe Sßerfe erläutert, fonbern ti finben ftch unter ihnen
auch feltene{ f>dter nicht wieber gebruefte ©ebriftwerfe, unb
befonber« bte erften HuSgaben (lat. ediüones prineipes) ber
griech. unb r6m. Glaffifer fommen an SBertb ben Aanb«
febriften nahe unb werben bei neuern Ausgaben noch immer
»erglichen. (Sinjelne 3ncunabeln bieten befonbere 5Kerfwur>
bigfeiten bar. ©o ift baö ^falterium »on 1457 baß erfle
mit einer au8brücfli<ben 3abre«jabl »erfebene SBerf, bie ju
9)iailanb 1476 gebruefte griech- ©rammatif »on 8a«fari8 fca8
erfte giirrb. ©ruefwerf, ba6 1470 ju Jt5(n gebruefte Such:
„Öermo ad popnlum prAedicabilis" ba« erfle, beffen iBldtter
mit 3ablen »erfehen finb, Hntonio'* ba©iena: „Monte 8«nto
di Dio" (Jlorenj 1477, goL) bat erfle mit Äupferflichen
auSgeßattete Qrucfwert u. f. w.
3nörpfn?ifnten Ob. h« Unabbdngige) ober 5>urita*
ner, welcher Hernie jeboch in fpdterer 3eit abgefommen
ift, hrißt eine cbri|Hicb ; proteftantifche ©efte, welche fein be*
ftimmteS ©lauben6befenntni| fefihdlt, fonbern nur an ba3
Goangelium glaubt unb m ihren ©eifllichen nur burch %xbnu
migfett unb dceblichfcit fich auSjeichnenbe Scanner wihit,
ohne baß biefelben befonber« orbinirt fein muffen. 35iefe
©efte finbet pch in dnglanb unb |>olIanb unb »erbanft ib»
ren Urfprung einem gewiffen Robert fBrowne, welcher
1580 gegen bie engl. btftt>6flidr>e JEirche in S3ejug auf beren
duperliche Ginrichtungen heftig auftrat unb in 83 erb tnb ung
mit Wicharb ^arrifon, einem 2Dorffchullebrer, eine eigne
©emeinbe, bie SJrownianer, ftiftete. 2)ie ©emeinben »er^
mehrten ftch, ebne in einem ndhern 3ufammenhange unter
einanber gu flehen. Srowne würbe gefangen genommen, aber
wieber entlaffen unb aus bem Canbe gewtefen. Gr ging nach
©eelanb unb fliftete auch bin-, fowie in Serben unb Atnfler:
bam, mehre ©emeinben. 9lacbber lehrte er nach Gnglanb
juruef, führte ein unftdted geben unb unterwarf fleh enblich
ohne eigentlichen SBiberruf feiner 8ehren ber Ijtxrftynttn
Äirche. 3Ran gab ihm eine ^>frunbe, aber er fegte auch noch
ferner fein auSfchweifenbe« jeben fort unb fam enblich, weU
er fich <"t einer ©ericbtöperfon »ergriffen h^te, nod) tn feis
nem 80. Söhre in5 ©efangni^ nach S'lorthampton, wo er
1630 fiarb. ©eine Anhänger würben vielfach »erfolgt, bc=
flanben aber al* Gongregationaliflen, bi8 3oh«
binfon chriflliche ÜRilbe unb Siebe prebigte unb ihnen eine
beffere Sticbtung gab. liefen betrachteten nun bie ©emeim
ben, welche ftch 3nbepenbentcn nannten, al6 ihren gweiten
©tifter. «tt Gromwell (f. b.), welcher ber puritanifchen
?et)re gugethan war, in Gnglanb ju immer gr6gerer 9J?acbt
gelangte, bilbeten bie 3nbepenbenten eine mdchtige politifche
Partei, welche jeboch ttjr Hnfeljen mit ber iBSiebereinfefeung
ber fötrigt. Samilie wieber oerlor.
56
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Jnöor bebrütet überhaupt ein SJerjeicbntß, Index Ii.
brorum prohibitornra (S3er5eif^nif ber »erbetenen ffiü»
cjer) ober furj Snber beißt ober »or^uflSroeife ba$ Ber»
jeicbniß ber »on ber r6m.*fatr)olifcbrn Äircbe als brr SttlU
aion unb ©ittlicbfeit für gef4brl»<b erachteten unb barum bei
Strafe beS IBanne* »erbotrnen Durber. @olrfie Berbote
würben fcbon in ben erften 3abrbunberten, erjl gegen beib»
nifebe, bann gegen fefcerifcbe S3üeber erlaffen, unb balbrour*
ben auch Sammlungen ber Eitel tiefer SSerfe angelegt.
Der neuefte Snber ift 1819 I;erau6gegcbcn unb naqmald
noeb otelfacb »ermebrt wotben.
Jnilim tief) bei ben 2flten ba3 Sanb jenfeit beS ©an»
ge«, »on welchem fie erft bureb Weranber'S gelbjug ju jtebe»
rer Äunbe gelangten. 9ca<b ber (frttbecfung »on Xmerifa
erhielten bie 3nfeln im mericanifefcen Stteerbufen ben 9la»
nun SEBeftinbien (f. b.) unb ba« alte Snbien würbe nun
jum Unterfcbiebe ßftinbien (f. b.) genannt Äuflralien
enblieb ift ©übinbien genannt w erben.
3nitfffrfnti0mu0 bejettJbnet im Allgemeinen ben 3u>
ftanb ber ©leiebgültigfeit unb Unempftnblicbfeit. <Sr be»
»ie&t ftcb tbetlä auf fmnlicbe ©egenftdnbe , — ©leicbgültig*
feit gegen £uft unb ©cbmerj — tbeil« auf geiftige Segen«
ftanbe. 3n ber lefctern SBejiebung ift er bie entrwber eTjwunj
gene unb bann ju weilen Flug berechnete, nur f<b ein bare (Reichs
gülrigfeit gegen gewijfe geiftige Sntereffen, roeldbe bieyRrbrs
jabl ber 9Kenfcben, auf bem ©ebiete ber $o!itif, ber Steli»
gion, ber SBiffenfd>aft, ber Äunft u. f. w. ju $artetmeinun»
gen unb Seibenfctjaften aufregt. Da ber iTOenfcb bureb bie
«Übung ju einem l?6bem ©tanbpunfte erhoben wirb, »on
welchem au5 er JöieleS aI5 roobJgeorbneteS ©anje erfennt,
wclcbe«, »on einem niebrigem ©tanbpunft betratbtet, »er»
wirrt unb wibeTfprucbSoolt erfebeint, auch feinem ©eifie füf>
erbabenere Sntereffen erfcfjliefen, al$ bie beS großen pau*
fenS finb, fo ift häufig ben ©ebilbeten »on ben geiflig ntebru
ger ©tebenben mit Unrecbt ber SBorwurf beS 3nbifferentiSmu$
gemacht warben. SBenn ieboeb bie großartigen Sntereffen
bee» ©eifteS in SQSabrtjeit ben 2Renfd>en unberührt laffen unb
er efcne Sbeimabme für religi6fee, politifobeS unb wiffens
fcbaftlicr)ec Seben nur ben finiilic&en ©enüffen nacbgeljt, fo
»erbient er allerbing« ben SJovwurf ber SWiebertraebtigfeit
unb ©emeinbeit. — Zm Sttagnet nennt man Snbiffe«
renjpunft benjemgen 9>unft, in wettern feine 2Crt »on
magnetifeber SBirffamfeit auftritt, (.»gl, «Magnet.)
3niig ober 3nbigo ift ein au$gejei<bnet fct>6ne» gar»
beftejf, ber auß einer großen 'Amabi oon ^flanjen gemon*
nen werben fann unb ber frbon im 2lltcrthume in Dffinbien,
wabrfcbeinlicb aber auch ben ©rieeben unb SRömern befannt
war. <5rft feit bem 16. 3aiuL ift er aber bureb bie j)oU
lAnber au§ Sftinbien eingeführt unb in Suropa oorjüglic^ in
©ebrautb getommen. Den 3nbigo enthalten tbeilö bie och
febiebenen Xrten Imligorer« (tincloria, «nil . argenlea u. a.),
tbetlS anbere ?)flanjen. Zud) ber SBaib (Isalis tiorto-
ri») entbilt 3nbig, boeb in ju geringer ÜRenge, als baß
man ihn im ©roßen jur 3nbigbtreitung benuljen Fönute.
Die fBereitung beö 3nbig geflieht in C|b unb SSeftinbien
fo, baß man bie blühenben 3nbi^vflan)en in 2r6gen mit
ffiaffer uberfebüttet, mit S5retern bebeeft unb mit ©eroiebten
befebroert. ©ebon nacb einigen Stuuben tritt ©ibrung
ein, unb wenn ftcb auf ber Cberfläcbe blaue unb fu»fer»
farbene JSlafen )etgen, Ußt man bat SSaffer m einen fletr
tieb ab. 3n biefem wirb ti (juweilen mit einem 3ufafe m
Äalfwaffer) fo lange gefcblaaen, bis ti grunliebbiau tritt
unb ber 3nbig fi<b f6rnt. «c fe|t ftcb admilig ja Sctm
unb wirb mit SBaffer gewafeben unb entlieh getrocfnrt Q'zi
anbere jweefmaßige jöeljanblung ijt bie, boß man bie Xsii
jiebung nicht bureb ©äbrung, fonbern bureb Ubergießtnj
mit bfißfnt SBaffer bewirft. Der Snbig ift ein bunfrlWaurl
^uloer, ober, wie er gewobnlicb im ^anbel »orfommt, ei*
leiebte (juweilen auf bem SBaffer febroimmenbe) bunfelblatu
«Waffe oon geringer Seftigfeit, welcbe mit bem 9tagel gnit*
ben SRetaUglanj annimmt. <&r ift im SSkuJer nto>t o#<«
bar, gerueb» unb gefcbmadlo«. Der reinfte Snbig
bunf elblaue«, in* Äupferrotbe gebenbe« ?)ulr«er, roeltbeS
bei etwa« rafebem fteucr in purpurrotben Dämpfen I»
flüchtigen Idßt, bie ffcb bann an falten £>rten all «bp
tige, gldnjenbe, pur»urrotr)e Jtnjftalle onfe^en. Diefe Ufa
fublimirter Snbig ober Sfatin. 3n Ȋff erfreier 6*^
felfdure l6ft ftcb ber 3nbig mit febön purpurrotber ?a*.
welcbe bei ber öerbunnung mit SBaffer in »lau ttberfiet-
©ew6bnltcb bebient man ftcb ber raudbenben ober bWft ':
centrirten engl, ©«fiwcfelfdure jur Xuflofung bei 3^!«
unb »erbünnt bterauf bie Wfung bis jum TOüfaeben, um i"
ihr 3eucbe unb anbere ©toffe gu färben, wobei »erfrbiew
STOethoben in ttnwenbung fommen. Züt ber Beritnrf ■
mit ©cbwefelfäure gewinnt man ben blauen &ax*l?>
eine aulgejeitbnete SRalerfarbe. SRan unterfebj eibet febr
3nbigoarten, »on benen bie heften aut» jD^mbien (Ba®
len) unb au« ttgppten fommen. Die gemeine, mW-'
ften angebaute Snbigopflanje ift oben abgebitbet
wirb einige §uß boeb unb bat gefieberte SMatter, tttm^
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Indlgenat #
Jrmig brifammenflebenbe SJlüten, »eld)e runWtdx S^oten
ragen. SRan baut biefelbe an vor SBinben gefaxten JDr*
•n an unb umgibt bie Vfnpflangungrn gu biefem 3ivecf e wol
uc& mit i>erfen. SBenige SEBodjen nad^ bet VfuSfaat geben
ie »Xflanjcn auf unb beginnen na et» etwa acht SBod)en gu
üben. 3c&t fdjneibet man btefelben mit ber ©icbel ab,
wlcbeS alte jefyn bis gwolf aöodjcn, wdljrrnb welcber bie
Jflanje nod> wddjjl, wieberbolt werben fann, bis eine neu«
CuSfaat nötbig geworben tjt — Sflan bat ben 3nbig aud)
Vi blauen Sucblappen wieberbergeftellt, wobei man einen
inbig ereilt, ber an ä3raud)barfrit nichts verloren bat
inöigmat bejeidjnet bie ©efammtbeit ber Siebte unb
)flid)ten, welche bem Surger einet? ©taatS alS ßingebore;
cm jufteben unb welri^e einem gremben nnr bann gu 2 bei!
>rrb( na^bem ihm auötrürfiict) baS Snbigenat erteilt wor*
cru (BergL Staturalifation.)
3n)h?iduum ifl ein in fict) alS ©angeS beftimmter unb
K f&td)eS ficr> barfteHenber einjelner ©egenftanb, ber info*
rrn unteilbar ifl, als jebe Sbeilung ifjn alS DaS, wa« er
<t, aufbeben würbe. Vfuf biefe SBeife ifl jeber ©egenftanb
er organifd&en SBelt ein 3nbit>ibuum, benn man fann i&n
liebt jertheilen, otyne {t)n ju jrrflören. 2)aS. waS ibn gum
jirtbiftbuum mad)t, ifl feine 3nbivibualttat unb er felbfl
jt aES Snbioibuum inbivibuell. Vfber auch in ber unot--
anifdf)en SBelt tritt Snbioibualitdt auf, inbem jegfidjer un*
i.qanifebe Stoff feine if>m eigentümliche, fein SBefen bei
citbiunbe jtrpjlaUform (f. Ärvfiall) bat. Seber einjelne
Wenftb ifl nicf>t nur leiblier)eS, fonbern aud) geiftigeS 3nbii
'ibuum, inbem er in feinem ©elbftgefübl unb ©elbflbeirugt»
ein na<$ aDen feinen CrfenntnifTen, ©efüblen, Steigungen
t. f. w. alS ©anjeS, alS Snbivibuum, ftd) gufammenfaßt.
Da jur Snbioibualität beS ßinjelnen alles dasjenige gebort,
imS ibn alS biefeS beftimmte 3nbivibuum von allen übrU
im unterfebeibet, fo bat man auef) vorjugSweife baS bem
«ftimmten Sinjelnen Gigentbümlicbe bie Snbivibualitdt bef»
ttbm genannt. SDem 3nbwibuellen ifl in biefer SJejtebung
Allgemeine entgegengefe&t, Dasjenige ndmlieb, waS
>er Gingelne mit anbern ©ingeinen gemein bat; mit Unrecht
>at man jebod) ber Snbivibualitdt bie Sbealitdt entge-
rengeßeUt. (Vgl. 3b ee.) DiefcS beweift fet)tfn baS Vcr:
obren ber Jtünfte, benn jeber Äütifiler fdjafft nur bann ein
lunftwerf, wenn er ein 3beal als 3nbbibuum barjtellt,
iber wenn er baS Snbivibuum alS 3beal erfct)einen Ii (it.
3nöult (tat., b. b. 9laeblaß, VenviHigung) wirb bie
Icmanb rechtlich erteilte <*r[anbniß genannt, bie Erfüllung
iOtt SBerbinblirbfcit auf eine fefigefefete 3eit anfteben gu
■äffen, namentlich eine Urfunbe, weld)e auf bie angegebene
inen ©cbulbner vor gericbtlieber Verfolgung burd) feine
laubiger fjcberfleüt. (SSgl. 5W Oratorium.) — 3nbult
»irb aud) gleicbbebeutenb mit 3nbu(genj ober ?f blajj (f. b.)
IJtbraudjt.
3nbu9 ober ©inb ifl ber 9?ame eineS ber gr6|ten <£rrome
2jienS# weldjer auf bem nörbU Vfbbange beS £imalaja ents
fpringt unb von ba erft in wejtl., bann in fübl., gule^t
Bieber in wefil. 9iid)tung bem arab. ober perf. Speere ^
firimt. 6r münbet in bem finbifchen SReerbufen. ©eine
8*"i}t 2dnge betrdgt ungffdbr 320 9». unb gu feinem glufh
jtbiet »erben 19/XK) D2R. gereefrnet. JDie wid^tigflen glujfe,
3 Industrie
reetebe it)r38afeT in ibn ergiefen, {tnb ber Äabul, ber Sßt<
bat (bei |>vbaSpeS ber VClten), ber Gbunaub, ffiauvi, 8St*
jah unb ©etlebge. £)it beiben Umgenannten ftnb ber Jp\)>
PbafiS ber Gilten. 3Bei ber ©tabt ^pberabab (vgl. ©ol*
fonb.a) tbeilt fid) ber 3nbu6 in jwei 2trme, welcb« ftc$
furg vor ber SRünbung wieber vereinigen.
3nöU0trif nennt man baS auf Äenntnijfe, Berfianb,
gleij? unb ©eftb,idlid>feit ftcb grünbenbe ißefheben nad> JBet*
voHfommnung unb leichter Vervielfältigung ber ^robuete bei
£unfi unb beS ©ewerbfleißeS ; inbuftriell ifl ber SWenfcfi,
welcher bie gdbigfeit unb ben SBillen gu folcfcem Seftreben
befiBt. SQie Ungeheures bie 3nbuftrie unter günfiigen Um=
(lanben gu (eilten tm ©tanbe fei, lebrt fd)on ber oberfldcbi
lid)fte Vergleich beS gefeüfcbaftlichen SuftanbeS ber ©egeru
wart mit bem ber Vergangenheit, gabrifen unb SJiaimfac:
turen, Sampfmafchinen unb Gifenbabnen, ungdblbare ^io=
buete ber Qtymie, öud)brucferfunjl, Äupferflecbf unjt u. f. w.,
VfUeS biefeS verbanfen wir ber 3nbufhie. Äiefe fann in
einem Siolfe erjl bann auffommen, wenn eine geringe Sßer»
fianbe$bi(bung/ eine ©enge nufelidjer Äenntniffe unb £uß
gum ßrwerb in ibm verbreitet finb. Die erften beiben (tnb
nur ba mSglid) , wo Vfberglauben unb SJorurt&eile ibre Sttadjt
verloren haben, unb bie üufi gum @rwerb, welche gleiß unb
burd) Übung erlangte ©efdjitflicbfeit im ©efolge bat, fann
nur ba eintreten, wo ber ©efuj gefiebert tfr, alfo in burd)
©efefee innerlich unb burch poltttfcbeS Vfnfchen nad> außen
ficher gesellten ©taaten. Vfber auch baS Äiima unb bie
23obenbefd)affenbeit beS eignen PanbeS unb ber öerfebr mit
anbern £dnbern ftnb auf bie 3nbufhie eineS S3olfeS von
großem Qnnfluß, inbem nur, wenn biefe VerhditnifTe gun*
ftig finb, eine hinreiebenbe ®enge von ^robueten vorhanben
ifl, an beren Verarbeitung bie Snbuftrie ftd> geltenb mad)en
fann. 2Me 3nbufhie fann für ein Volf nur bann gefdbr=
lid) werben, wenn bie (SrwerbSlufl in #abfud)t unb bteBer*
flanbeSbilbung in eine th6richte Verachtung aller b^b«n,
über baS irbtfd)e Seben binauSreid)enben geiftigen 3ntereffen
auSartet. (Sine rcabrljaft tüchtige Grjietjung unb eine bie«
felbe frdftig unterflü^enbe ©efeftgebung ftnb bie ©d)u&raittel
wiber eine fold)e Entartung.
SBeniger um Jlinber fo auSgubilben, baß ftc fpAfer in
ben ©tanb gefegt ftnb, ibre geifltgen unb forperlichen Jtrdfte
auf eint inbu|rrieQe SSJeife in Vfnwenbung gu bringen, als
vielmehr in ber Vfbftcbt, bie 3ugenb felbfl febon auf eine
ibren Jtraften angetriebene, nüfsiiche, ihnen einen, wenn aueb
nur erft geringen 6rwerb fidjernbe unb gugleicb fte gum
fpdtern 8ebenSberufe vorberettenbe SBeife gu befcbdftigen, bat
man an verfebiebenen JDrten 3nbuflrie* ober Vfrbetts«
fcbulen erriebtet. gelb» unb ©artenbau im ©ommer,
©pinnerei im SBinter ftnb bie gewöhnlichen gtbrgegtn»
fldnbe in biefen Vfnflalten. S3efonberS geid>nen ftcb bie 3«*
buflriefcbulen granfreicbS auS; in ber neuem 3eit bebauptet
aber bie gu ^ofwpl in ber ©cbwtig (f. ge(lcnberg) bat
erften Wang. 3n jDeutfdilanb würbe bie erfte 3nbufhtc«
fdjule 1777 gu ^)rag von bem f)robfle ©cbulfiein enicbteL
Sürgburg, SWerflenvurg » ©cbwerin , Saben, bal JCurfür»
flentbum Reffen, Manöver, jßraunfebweig folgten naejb.
Die auSgegeicbnetfle frang. 3nbufhiefcbulc befinbei fub in
©traSburg.
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Infant
Dnfont (von bem tat. infus, b. h. toi Jttnb) feigen
mh Äußnabme be$ Stbronerben bie fönigl. $nnjen in ©pa*
nier unb Portugal, wdfcrenb iebe $rinjefftn Snfantin ti.
tulirt wirb.
Infanterie ober gfufjvol! fjcifen bit ©olbafen, welche
ju gufj bienen unb bie tb«l« in gefcbloffener Drbnung (8i»
nie, bobet Sinieninfanterie), tf^etlS einjeln (leichte 3nfante*
rie) ju fdmpfen geübt fein muffen. SBci ber jefeigen Ärieg*
fübruna bilbet baS gujioolf ben .§auptbeftanbtbeil unb bte
^upt|tü($e (ben Jtern) ber.g>eere, wdbrenb früher bie Jtrie»
ger, bcfonberä bei fürftlieben unb ritterlichen #teren, gröfj»
tentbeilc? beritten waren. (Sine Snfanftn (f. Infant) von
Spanien fotl ibtem SBater juerjt mit einem .§eere von
folbaten gegen bie 9Rauren fiegreicb ju #ülfe gejogen fein
unb bafcer ber 9tome Infanterie entftanben fein, weichet
nacbber mit ber fpan. fWilitairverfaffung in bie übrigen tu>
top. ^ccre überging.
3nfimtrdima!recl)nung ober Änatpfi« beS Unenb*
liefen, »erben jufammen bie Differential* unb bie 3n-
tegralrecbnung genannt, jwei ^Rechnungsarten, welche bet
bobern ^Crittjmetif angebiren unb beren ßntbeefung unb Um
roenbung tureb Seibnitj (f. b.) unb Stewton (f. t.), fo»
wie hr.cb bie fpdttrn grofien ÜRatbematifet wir grofjentbeÜS
bie gewaltigen Sortfcbrttte v.i banfen haben, welche ade ma>
tbematifeben unb bie 2Ratbematif amvenbenben SBiffenfcbaf*
ten in neuerer 3eit gemacht haben.
3nflum)a, ©tippe finb gleicbbebeutenbe 83enennun»
gen für ein epibemifcb berrfcbenbeS, eigentbümlicbeS Äatar*
rbalfieber. Seit bem3abre 1323 finb bt* jefet einige 30 QpU
bemien berfelben (jeboeh nie gleichzeitig mit anbern gröfjem
(Sptbemien) beobachtet roorben. ©ie cljarafteriftrt fich baupt*
fachlich bureb plofelicbeS Auftreten, fcbncUeS Umftcbgreifen
unb entfebiebene Neigung, in foqenannte nerv6fe jtranfbeitS*
juftdnbe überzugeben unb 9cac^f ranfbeiten , befonberS ber
Jöruft, ju birttettaffert. 25 er (Srfranfenbe beflagt fich über
Krifteln, ba* mit fltegenber #ifee abwechfelt, überUnbebag*
liebfeit, SWattigfeit, namentlich in ben »einen, äieben unb
Steifen in ben ©elenfen, ein ©efübt von ©ebnere, Ginge;
nommenbeit unb Drucf im .Stopfe, glimmern vor ben Äu>
gen, ©cbwinbel, ©eftcbtStdufcbungen, Saufen in ben !Db*
ren. Htlmdlia nimmt ber Äopffcfjmen, ber vorjüglid) in ber
©tirne unb über ben Äugen feinen ©tfc. bat, ju, bie Äugen
beginnen ju tbrdncn, baS SSeifje in benfelben r6tbet fich,
bie Äugenliber fcbwellen an, ber ©lief wirb trübe, ba§ ©es
ficht rotb unb aufgebunfen, bie Schleimhaut ber 9eafe fcbwiHt
an, wirb fcbmerjbaft unb troefen, fonbert aber ba(b unter
6fterm liefen eine fcfyarfe $eucbrigfeit ab, bie fieb fpdter in
einen bieflidben, jdben ©cbleim verwanbelt. Saju gefeiten
fich bdußgeS, trotfeneS .^üfleln, baS nach unb nach in ei»
nen im ©eginn ebenfalls trotfenen, weiterbin mitwdffe»
rig fcbleimigem, juweilen blutigen EuSrourfe verbunbenm
vfpujlen ausartet, ba£ ©ci)linaen wirb befcfjwerlich unb
fcbmerjbaft, bie game innere $eunbbäb(e, namentlich aber
ber ©aumen, baS ©aumenfegrf unb 3<Jpfcben. bie STOan*
beln, ber ©tf^lunb erfct)einen rotber all gewibnlicb unb auf»
getrieben, bie 3unge entweber rem unb bann ebenfalls um
gew5bnlicb ger6tbet ober, wa8 6fter ber galt i(l, weißlieb
ober gelblicb belegt, alle genannten Stbeile aber in Jturjem
mit einem jdben ©cbleime überjogen. Äuferbem befebwert
Infosionstiiierctaen
M ber Äranfe über faben ©efeejm«! , ORanatl an Xwete
llbelf eiten, erbriebt fieb wol autb wirfltcb, ift oerftopft, ^
zuweilen ©ebmerjen im ttnterleibe, eine ©mpfinbunä t«
iRaubigfeit unb Äifteln im ^>alfe, eine betfere ©ttmme, fyr?
f topfen / Ängjllie^f eiten, ©eflemmung, furjen 2trbem, Sei
tenftiebe, wobei ber|)ul« gewibnlicb etwa« befdbleuniat, b
mer aber gmijt, fcbneO unb bdrtlic^, ber entleerte Urin in
Anfange fparfam unb boebrotb, bie |>aut beip unb trafen,
er|t fpdter feuebt, beröcblaf unrubigunb von 2rdiiram m
terbroeben ift. ©cbwerere ©rhanFungSfdlfe jeiebnen fieb fite»
bie6 bureb eine augerorbentlicbe ^infdlligf eit, auffaDente Ibu
rube, vorübergebenbe üöewüijtlopgfeiten , Srrereben, leicta
3ucfunaen unb ©etdubung auS. 9lacb einer Dauer m 3
bi3 biebften* 14 Sagen gebt inbef bie 5tranfbett gewibiii}
in ©efunbbeit über unb »war unter fritifeber ©ebleinutfct!
berung bureb bie iRafe, auS ber 3Dhmbböble, namentlitt) in
©cblunbe, JRaeben, bem JtebKopfe, ber iJuftröbre unb t*n
Hungen, juweilen aueb bureb ben Darmfanal, unter ttie^u
eben, fauerlict) rieebenben ©tbweißen, vermebrtem 70%®$
beS UrinS, mancbmal awS) unter (Eintritt von brfttgera m
fenbluten. SBirb bie 5tranfbeit jeboef; »ernacblifftgt, fo w-
fie f:cb zuweilen in bie Sdnge ober maebt öftere SudVile
unb binterld^t 9ta*rranfbeiten, befonber« einen bartniefion
unb, bie Sörujl febr angreifenben Ruften. Xucb bie
tbiere, namentlich ^ferbe unb ^unbe, werben gleictic;
mit bem lOienicbeu von biefer (Spibemie befaüen, ncldp ;n
mittlem ©tdbten gew6bnlicb 4 — 8 S93od)en bauert. Sa
un« tritt bie Snfluenja am bdufigfien in ben SRonateti Seh.,
9)Jirj unb 2fpril auf. ©anj vorjüglicb ftbeint ibre &t*
bung bureb l)äufigen 2Bittcrungöwecpfel begünfKgt ju u«!
ben, inibefonbere burd) plöijlicben tibergang troefenen, falca
SJettert in wdrmereö unb feuct)teä, woju vieHeicbt noa) ■
eigentbümlicbeö a)H|d)ung§verbdltnig ber Ätmofpbdre, ein i«
genannte^ 93?iasma, wefentlieb beiträgt. 9ldc|(te JBeranü
fung jum ©rgriffenwerben ift ßrfdltung bureb 3uglufr, :n
jweefmd^ige Sefleibung u. f. w. JDb bie jtranft;c;t rir.:
eigentlicben Äufiecfungä|ioff entwicfele, burc^ »elcben fie f-3
fortpflanje, ijt für je&t noeb unentfebieben.
3nfuoioti6ll)irrrl)tn( Sfnfuförten ober2Cufgu^tiiier<
eben nennt man bie »u ben SJürmern gereebneten 3$««'
eben, »eleb« man in auen bureb organifebe ffleimengun^a
metje ober weniger verunreinigten Süaffer in unjdbibarf1
Spenge mit ^)ülfe ber «Kifroffope wabmimmt. Di« na*
flebenbe Äbbilbung jeigt einen vergr^erten Kröpfen unb in
ibm eine 3ufammenftellung ber am bdufigfien vorfonrctrn'
ben 3nfufion§tbiercben. Die SRenge biefer X$m iff o»'
glaubtieb. ©n berubmter 9?aturforfcber bat berechnet, M
ftcb in einer Gubiflinie SBaffer gegen 600 SRiUiontn it'.i^
SJürmer beftnben. 9?i*t einmal alle ©attungen biefer Ubirt
Fann man auf^dbten, boeb febeint jebe befonbere guiffe'' :
ibre eiaentbümlieben ©attungen ju fyabm. Die großem r<7>
felben finb jum Sbetl autb ibrent 3nnem nacb wrttrfu6!
worben unb jeigen tyn, wie in ibrem Xu#ern, merfworH;;
öigentbümlicbfeiten. 9Ran fennt yunfttbiertben, Wbetfti«
Deutelwürmer, Xalmürmrr (Jtleifferdlcben), ©tbilbpef''^"
u. f. w. Die TM, in weleber fieb biefe tbiere Hp*1
»en, ift verfebieben. einige legen ©er, anbere bringen
benbige 3unge unb noeb anbere pflanzen fub bura) 3^!'
luna fort. Der Änblicf cineö SBJafferrro»fen3 bureb bai
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Ingenieure
44*
Ingwer
froffop mufS bttn bcnfenben SStnfdjen bie ebrfurtb>oIlfte fem ©tiefen wfebreinbrn. £ie ©cböpfung, feben tt-ir, ijl,
Seroimbenrag bet Wafyt nnb (9r6fe beö ©ebopfert ein* wie in ber (Stöße, fo aueb m ber JUetn^ett unenbli$, über*
ftfjjen, bet Sfficlten itbenbcr ©efen l;ett>oiruft, »reldje un« aU voller fijewegung unb geben.
3namiturt beiden bie ein eignes Gorp8 bitbenben reif-
fenfcbajtlicb gebilbettn Cffijiere, benen oorjugSroeife bie Sei»
rung be$ geftungSbaue« unb bet JBelagerungen , bie Xnorb*
nung bet Sager, bie ßonfhuirung bet ubergangSbrucfen unb
Strafen, ba8 geograpbifebe 2£ufner>men bes Qrunb unb öo=
bttu), auf reellem bet Jtrieg geführt wirb, wol aucr) bie 2Cn>
orbnung bet SWärfdje u. bgl übetttagen ijt ©ie werben
sröptentrjeits in eignen Sngenieut faulen gebttbet. DaS
trfie 3ngenieurcorp6 würbe 1604 »on bem franj. SRinijter
SuO» errietet.
Jrtgrptr ober Sngber werben bie gewurjreic$en SBurj
jeln bet gemeinen 3ngwerpjlame ((at Amonmm tisgiber)
genannt, roetebe in ©raftlien, ßbina, JDft: unb SEBeflin»
tien rpäd)fi unb gelblicfcweiße HMumen bat- s-^an unter»
[dicifcct im Jpanbel braunen ober gemeinen unb roeifjen,
ober nach ber £>eimat inb., bcngaL unb chinef. Ingwer.
2)er weiß« unb ber braune 3ngwtr baben ibre »erfefciebene
garbung nur bureb bie %rt ber JBebanblung erhalten,
über bepe 3ngwer befrrbt au£ fdjweren, feflen, flarf unb
angenehm rieebenben unb ferjarf fcfymccfcnbcn molligen SBur*
»In. SDer oftinb. , auS SSJtalabar unb Bengalen tontmenbe
3ngwer gilt für ben beflen. Qt wirft magenftörfenb, er.
wärmenb, öd; leim auflofenb, beforbert bie Ürinabfonberung
unb ben Abgang »on ©Übungen unb wirb fowol in bet
Äocbfunft als in bet SRebicin oielfacb angewenbet. Hui
3nbien erbalten wir ein gemacht en ober canbirten 3ng«
wer, ber ben bei uns eingemachten an Jtraft beiweitem
ubertrifft, weil man in JDjiinbtcn bie frift^en SSurjeln jum
(Rumänen benufct. Äußerbem bereiten bie Sucferbaefer
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Innocenz
446
Innsbruck
and) gegoffenen, gebacfenen 3ngwer unb 3ngwermorfeU
len. es gibt noch mtt>xt 3ngwerarten, ju benen bte
©locfingwer ober Söilbingwer gehört, beffen getroefc
nete SBurjeln in fingerbiefen ©Reiben verfenbet werben,
ferner ber ütttweringroer, ber »ParabieSingwer, bef»
fen Samenfömcr bie »ParabieSförner ober ©uineaförner, ber
Karbamoming wer, beffen Samen bie Karbamomen
gibt, unb ber ©el bwurjingwer, von btm bie ©elb»
wurj über ßurcume fommt.
3nnocfn) i|l ein SJlame, welchen bis jefct 13 röm. gipfle
geführt haben. JDer erfle 3. regierte 402—16, ber legte
1721 — 24, ber wichtigfle ober iß 3nnocenj III. 3)er;
felbe war einer ber größten »päpfle. Sein eigentlicher
VUmt war £otf)ar; er flammte aus bem erlauchten 16m.,
in Anagni unb Segni begüterten $aitfe *tt Gonti, war
1161 geboren, hatte ficr) auf ben Schulen zu 9tom, »Pas
ris unb JBoiogna in ber Rheologie wie in ber SuriSpru»
tenj gleich ausgezeichnete Kenntniffe erworben unb rourbe
noch in mannlicher 3ugenb 1193 jum. Raupte ber Kirche
erhoben. Qt brachte bie gciflliche unb weltliche Jgjerrfcbaft
StomS auf ben h&cbjten ©ipfeL ©leich nach feiner 2ücibe
benuljte er aufS vortbeilbafte|ie bie Verwirrung, in welche
bie faiferl. Angelegenheiten in 3talien burd) ben &ob $ein»
rieh VI. gebracht worben waren. 25er faiferl. »Präfect ju
{Rom mußte ihm ben fjulbigungSeib fchwören unb mit
#ülfe ber unter ihm Verbündeten Stäbte vertrieb er bie tau
ferl. EclinSträgcr auS 3talien unb nahm ihre- Zaubereien als
fange »orenttjaltcne Erbgüter beS röm. Stut)lS in ßefifc.
3n 2)eutfcblanb hintertrieb er bie SBabl bei minberjiitjrigen
griebrieh IL (ungeachtet bcrfelbe fchon »er feiner £aufe jum
Nachfolger feines VaterS im JReicbe anerfannt worben war),
um baburch bie bem eignen eraporffreben gefährliche SBen
binbung beiber Sicilien mit bem beutfehen 9ieid;e aufzuheben.
Jöci ber SBelelmimg griebricb'S mit Sicilien entriß er bem
Weiche alle geijllidjen Öerechtfame, würbe aber beffenungej
achtet von ber verwitweten Aaifcrin Gonftantia auS Ach*
(ung vor feiner Wadjt unb SJechtfchaffenheit junt Sormunbe
ihreä verwaiflen SofmeS eingefefct unb währtnb beffen SJlin*
beriahrigfeit ihm fogar bie Sfegentfcbaft SieilienS überlaffen,
feie er mit Grnft unb «Kraft verwaltete. Unter ben in £eutfd>;
lanb aufgetretenen ©egenfönigen begünfligte 3- £>tto IV.,
einen Sohn Heinrich beS göwen, unb frönte ihn 1299
(um Kaifer, unter ber SJebingung, baß bie Freiheit ber
irchlichen SSahlen, bie 9?echtSzu{tänbigfeit aller von ber
Kirche in Anfprucb genommenen ©üter unb anbere ©erecht»
fame bem «Papfle überlaffen werben müßten. AIS Dtto gleich
nach feiner Krönung bieS AHeS bem »papfte verweigerte, fo
mußte er bem jungen Jpobctiflaufen, griebrieb, baS Selb
räumen, ben je(jt ber 'Papft auf ben väterlichen ffhron
tief. greiwiHig ober gezwungen unterwarfen fich auch
übrigen gürflen GuropaS feinem $errfchcrwillen. »peter II.
von Äragonien machte fein Königreich auS Anbacbt bem
h. »PetruS jinSbar; baffeibe tbat Sana> I. von »Portugal
nad> vergeblicher Steigerung. »Philip» Augufl von granf»
«ich, Alfons IX. von ©alicien unb 8eon, Sobann von
Sngianb, alle biefe Könige mußten ftch unter bie Üfladbt
beS «PapfleS beugen. SRur ber auf feinen betrieb von
granf reich unternommene Kreujjug, ju bem er jum gros
fen Zijtil feine ungeheuren Sa>a&e verwtnbet hatte, ge«
währte ihm nicht ben gewünfehten Crfolg. (fr enbete iW
mit ber Eroberung ÄonftanttnopelS unb ber Grticbtung cü
ncS (atetn. JtaiferthumS. 3war gab ftch 3- bem ©ebanfa
ber SBiebervereinigung ber griedj. mit ber röm. Kirdje ti«,
aber ber ©chmerj über baS verlorene 3iel war größer, all
ber (Schimmer einer Hoffnung, bie weber bie ©icbcth'it (et
neuen (Eroberung noch bie 3uflimmung ber ©riechen für fid>
hatte. Um fo jhenger wachte 3. für bie Gdjtheit unb ein»
beit beS ÄircbengiaubcnS. Sie Älbigenfer (f. b.) hatten
an ihm einen blutigen Verfolger, inbem er zuerji bie 33.
quifition (f. b.) gegen bie Unglücf liehen als Ae&er in 2b
wenbung brachte. Tin ber Schwelle großer ereigniffe ort
boeb auch im Vorgefühle nahen AbfchiebeS verfamnelte J
um ftch bie weltlichen unb geifilicben &errfcher berStiif:«»
heit auf ber gateranfpnobe 1215 jur SBiebererlangunj bd
b. £anbeS, jur Ausrottung ber Äe(«er unb jur ©inenun»
befferung ber Kirche. Sin allgemeiner ©otteSfriebe würbe
geheiligt, um alle Kräfte guropaS bem SWorgenlanbe ^ju>
wenben. gurchtbare Maßregeln gegen bie Ke(jer würben b*
fdjlo|Ten, bie gefjre von ber JSranSfubflantiation (f.b.)
bem Kirchenglauben hinzugefügt unb bie Kircbengefcje fji
bie wichtigflen JRechtSs unb £)iSciplinarverhdlrniffe vermit-rt
unb in alter Strenge erneuert Auf einer Steife jur 2jA
föhnung »PifaS unb ©enuaS überrafchte 3- ber 2ob an
16. 3ul. 1216. Seine 2BifJfenfchaft wirb gerühmt, feine
^)abfucht getabelr, boch bienten feine 97eichthümer feinen ®e>
banfen unb (lanben ben Kreuzfahrern wie ben Armen offen,
©lücfiidje SSerhältniffe t>at er mit altrömifchec Sefonnmbd
benu^t, unb SRom hat noch einmal burch ihn bie gehTWi
SBelt beherrfcht. — IBefannt burch ben Kampf gegen Iii
^ohenfiaufen ift auch Snnocenz IV., ber 1243 jur
gierung fam, ein flolzer unb firenger 5Wann, welcher bii
Keijer verfolgte, viele Schriften hinterließ unb 1254 tot
Kummer über eine fticberlage flarb, welche feinem ^rnt
burch bie 'Partei ber $obenflaufen beigebracht worben n»
— ©n reblicher unb tüchtiger SWann war 3nnocenjU,
ber 1676 ben päpfilichen Stuhl beftieg unb J&ffreich im 2ß»
fenfriege mit ©elb unterfiüfcte. Unter feiner JKegierung er»
ließ 1681 bie franj. ©eifllichfeit ju »Paris jene vier Arrifel
(vergl. KatholiciSmuS), burch welche baS Anferjen bei
»papfleS in granf reich befd>ranft würbe.
3nnebruch, bie ^auptflabt ber gefürfleten (Sraffcbafl
Sirol, liegt in einer fchönen ©egenb am 3nn, ba, wo ber»
felbe ben reißenben Silbach aufnimmt. Der 3nn ijt raö
ber bottinger unb ber mühlauer S3rücfe überbaut ^e,
einen großen Sheil beS 3ah"S mit Schnee bebeefte SBerai
umgeben bie Stabt, wie bie umftehenb abgebilbete
berfelben jeigt. Sie ^at hohe, jum Sheil Pac§ gebeite
fer unb zwölf Kirchen. 3n ber granziSfaner* ob« 4^
firche befinbet ftch baS Denfmal beS Äaiferl SRartmilian L
welches einen großen £bei( beS Schiffs ber Äircfce m
faßt. Auch bem (Erzherzog gerbinanb unb feinet fchtael
©emahlin, »Philippine Söelfer (f. b.), fowie bem r-atro
Idnbifchen gelben ^ofer (f. b.) ft'nb i ; biefer Jtird)elw
male errichtet worben. Anbere merfwürbige SSauwerfe fral
bie ©urg ober bie alte 9?efibenj, vor welcher eine Ätite»
jlatue beS ©rzherzogS fieopolb V. fleht unb welche bie feg»
nannten Kaiferzimmer unb einen fehr großen Saal cntJ
baS Kanzleigebdube mit bem fogenannten golbenen JDa4<.
welebef auf »ergolbetem Jtu^fnr&trt^ befreit. Bor tan Stbau>
fi?-rLbaufr ficht ba* Stanbbilb 3©fepb IL SDie Statt,
welche gegen 11,000 (?inw. ja'blt, tft Sifc be« QuberniumS,
teS rirol Vorarlberg. JCppellationä = unb Griminalobergeriä)ti,
eineJ 8anbratt)$ unb einer Unwemtdt. Die festere würbe
fe&on 1672 wm Jtaifer Eeopolb I. gefhftet, fmk er ober Oer«
febiebene SJtote aufgeboben unb wieberbergeftellt, julefit 1826.
Gegenwärtig bat fie über 1000 Stubirenbe. Änbere Änfiat»
Inquisition
ten fmb eine £auptfcbule, eine Äitterafabemfe, ein Dame»
ftift, eine 2anbwtrtb,fcbaftegefeUfcbaft unb b<tf ganbeSmufeum.
jDiefe* tft 1823 »om ©rafen Gbotef gegrinbet warben unb
gibt feit 1825 „««trage jur ©efebitbte, Statiftif, 91atu*
•funbe unb £unfi von SDitol unb Vorarlberg ' bnau6. JDle
JBewobner von 3» betreiben fceber», 2ucb>, Seiben* unb
©aurawollenfabrifen unb .öanbel 3n ber 9?4^e von 3.
liegt ba* berühmte Scblojj Ambra* (f. b.).
3nO »ar eine Zoifttx be$ JtabmuS (f. b.i unb eine
Semablin befi ttjebanifeben Königs AtbamaJ. Älfl ibre Sebwe»
Iter Semele ben 83a«bu5 geboten batte^ fäugte fie benfel*
ben unb jog ftcb baburtb ben $>a(j ber .Inno gu, wtltbt
wegen feine« Umgangs mit ber Semele auf ihren ©emabj
Jupiter eiferföcbtig mar. 3- mar bie Stiefmutter von $briru$
unb #elle (öergl. Argonauten) unb wollte biefe um ihrer
eignen Jtinber willen t6bten. 3uno verfolgte fie nun ra»
erjenb, inbem fie ben AtbamaS rafenb machte, fobap er fei«
nen unb ber 3. altcflen Sohn an einem Seifen jerfebmetterte.
v;t btm jungern Sobne ÜJlelieerteS fleh 3. unb fprang
iüi Ttttx. SSeibe ertranfen, würben aber auf öorbitte ber
öenuB ju 2Reera£ttern. So warb % alS fie ufotbea
cerebrt unb bem SBelicerteS ju ©jren, beffen 8eiä)nam £>el*
Pbäte «n$ £anb trachten unb Jtdnig SifopbuS beftatten lief;,
würben auf ber Sanbcnge SftbmuS (oergL (Sriechenlanb)
bie iftbnuftben Spiele gefeiert.
3 ii quiMt ton beißt ein r>on ber r6m.»fatbolifcben Strebe
eingeführtes ©ertcht, welchem bie XuSfpdbung unb Sötftxai
fung ber Jtefeerrien (f. Jteger) obliegt. 3nnoeenj III.
(f. b.) wirb öon ber ©efcbicfjte als ber Urbeber ber 3nqut<
fition be^eiebnet. Sine Verdnberung ndmlieb bef< fruber ge*
gen abtrünnige ©lieber ber Äird)e beobachteten Verfahrens,
nadj welchem bie 3urecbtwetfung unb Äefrrafung berfelben
unter Anwenbung ber Äird)enbufjfn biß jur AuSftofiung au«
ber Äirtbengemeinfd>aft unb burgerlicben Gbrlofigfeir, ben
S3ifd)6fen in ihren JBiStbämern jufianb, würbe bureb biefen
5>apfl habureb berbetgefttbrt, ba|j er auf ber m'erten Sateran*
fonobe 1215 ben Sitfcbifen felbfi unter brobenben 6rmab>
nungen bie größte Strenge gegen bie Äefjereien ber Albi*
genfer (f. b.) unb SBalbenfer (f.b.) jur ?)fiirt>t machte,
unb gur Ausrottung berfelben fogar eine papfrli$e 6ommtf>
fton nacb bem fütt. ^ranfreieb febiefte. .riefe rrflen Xru
fange ber ©laubenSgericbte, bie f). 3nquifition ober bai
«nQiiläuion
448
Inquisition
h. Amt (sanrtum officium) genannt, erhielten burdj bie
ffiefcblüffe bet ©pnobe von Souloufe 1229, burch bie ba«
Sierfabren berfelben naher brftimmt würbe, unb burch ben
•pap|1 ©regor IX. 123.3, bei jte von ben 58ifd)6fen unab*
$olen. 3n ben Slieberlanben wollten JCaifer Äatl V. nnt
fpätcr Philipp n. von Spanien bureb ben $erjog lila tit-
Snquifition einritzten taffen, boä) fleOtm fieb bem Untren^
wen große £inberniffe entgegen. 3n Deutfcblanb teni.
hdngig machte unb ihre öerwaltung ben Dominifanerrr» nigte ftch ba« SSoIf mit ben SBifcbifen gegen baö mrfot
übettrug, ibre eigentliche ©eftait unb SBollenbung. ©te er*
febienen anfangs al« ein SBerf ber ÖJotbwenbigfeit unb be«
©egen«, burd? ba« jeber 3wiefpalt in ber großen gamilie
ber Gbriftenbeit gittern am in ber 2Burjel erjticft werben
foUte. Darum gaben auch bie Surften rhibwig IX. , 9?ai-
munb von SEouloufe unb Äaifer griebrieb II. bie ©efefce,
burch weltbe bie weltliche SBebirbe ber Snquifition bienfibar
gemarkt würbe. 2fber ba« ©cbwanfen fceö ©eric^t«, ba$ fteji
tn ben b- Xngelegenbeiten ber {Religion an ein recf>t[icbe§
Verfahren nicht gebunben glaubte, machte ben ©laubenSeifer
ber Siebter häufig jum $anati«mu«, jumal ba biefelben al«
9Jl6ncbe eine« ffrengen Erbend bem Switlcib unb ber SRilbe
wenig jitgängticb waren. Da« ©eriebt fonnte auch ohne
tfnfiager überall nach Äefeereien forf(hen unb mußte babet
t»on ben ffiifcbifen unb ber weltlichen jDbrigfeit auf ba« eis
frigfte unterftu&t werben, #atte ber Glauben«riebter ober
3nquifttor jur Verwaltung feine« Xmt« in irgenb einer
©tabt, woju er gewöhnlich ben ©ifcbof«ft& wdblte, feinen
2tufentr)aft genommen, fo foberte er in einer ^rebigt bie Q'm-
wobner berfelben auf, bie Äefcer, welche ft'cb nicht freiwillig
anflagen würben, woju ihnen eine grill von 30 Sagen am
beraumt war, anzeigen. Dafür waren ^Belohnungen au«j
gefefct, wdbrenb bagegen von ber ©tabt für jeben ber
vom ©eriebt aufgefunbenen ©ebutbigen angemeffenc ©elbfha*
fen ju erlegen waren. SBurbe ein Angeklagter ober SJer;
bdebtiger verhaftet, bann gab e« feinen <Zd)uts, fein f)rivu
legium mebr für ihn, »on welkem SJange er auch fein
mochte, greunbe unb Änvenvanbte wagten, um felbft
nicht al« Äe|er ju erfebeinen, weber eine Älage über bie
Verhaftung ju ergeben, noch für ben llnglücflicben um
©nabe \u bitten; man ging in Ürauerfleibern unb rebete
von bem im ©ertebte ©efrnblicben roie von einem SEobten.
(Sin ber Äegerei SÜerbdcbtiger rourbe gewöhnlich bret SKal
vor ba« Dfficium gelaben. Grfrbien er nicht, fo würbe bet
Kirchenbann über ihn ausgebrochen; erfchien er, fo würbe
er, im SRotbfau" burch bie Holter, jum ©eftdnbniß gejwun*
gen. SBar ba« ©ericht von ber fefeerifchen ©efmnung be5
Angesagten über j engt, fo beburfte e« feines Ginge|tdnbntffe«,
um bie ©trafen ju »erhungert, Diefe waren: entehrenbe
Öupen, Ginjiebung be« 58cfm6gend, ewige ©efangenfehaft
unb Seuertob, bem auch ^Bußfertige nicht immer entgingen.
Äuth an deichen SBerftorbener fonnten noch entehrenbe ©rra*
fen ooHjogen unb auch ^Bücher fonnten gerichtlich verfolgt
werben. — Die trften Snquifitionögerichte würben ju Stou*
loufe abgehalten, aber bie (Strenge ber ©trafen erregte hefj
tige SUolf'obctvegungen, burch welche bie 3tiquifTtoren vertries
ben ober, wie ber pdpffliehe £egat 9>eter von ßaftetnau unb
9?obert, bet Äe|erhammer genannt (ber in ben erften brei
SRonaten feiner Ttmtelführung mehr a\i 50 ber Äefcerei ver;
bdebtige Chriffrn entweber verbrennen ober lebenbig begraben
ließ), erfchlagen würben. Dennoch erhielt [ich ba§ ©encht in
feiner fürchterlichen ©eftalt unb würbe in firanfreieb von
Ainig Subwig IX. in ©ehu^ genommen. 3n furjer 3eit
verbreitete e« ft'ch auch nach 3talien, JBenebig, Gatalcnien,
Xragonien unb ganj ©vanien, nach "Portugal, Deutfchlanb,
brungene Äefeergericht, unb beffen ^aupt, Äonrab von f»
bürg, würbe mtt feinem Anhange 1233 erfehlagen. Spoto
beflcllte man in 9fom jwar fortwdhrenb Snquifttorrn fsx
Deutfchlanb, aber fte fonnten nur unter befonbern günflipn
Sjerhdltniffen einzelne SKachthanblungen ausüben unb \ks>
nun nur vorübergehenb im 3abjre 1372 gegen bie Sentit
(f. b.) vor. Um fürchterlichften ^crrfcrjte bie 3nquifinM a
©panien unb Portugal, 8dnbern, bie Sabrhunberte hinreri
in patriotifeben Äriegen fich. gewöhnt tyittm , SReinbeit M
©laubenS für ba6 |>6chfte ju halten. Serbinanb ber Sa,
tbolifcbe gebrauchte fte mWtm, feine SERatbt ju beben unt
iu fiebern. Den ?)lan ju ihrer neuern (Einrichtung ertttwr
*D?enboja, IBeichtvater be* 5t6nig8 unb €r»bifchof wn St
Villa, unb granj Jimenej, fpdter ©roßinqujtfttor von 84
lien. Den^lan voüenbetr ber Dominifaner tyomai bei«;,
quemaba, feit 1478 erfter ©eneralinquifttor von €iv
Unter feiner von bem A6nige allein abbdngigen ©c^rftfeiiJ"
regierung beffiegen 2aufenbe ben Scheiterhaufen ober Paria
unter ber golter, ober verfebmachteten im Äerfer, ober
berten, wie bie Suben unb 9J?auren, gegen bie h»niptf .:
bie vernitbtenbe ©ewalt ber 3nquifition gerichtet rwr, ia<
©lenb. Uli berAönig bie 3uben gegen ein angebotene*
febenf von 30,000 Dufaten von ber ©ewalt ber SnquijMoi
freigeben rvollte, febreefte iljn 2orquemaba von b!effin'c.
haben jurücf, mit einem ihm vorgehaltenen Grurifire aui
fenb: £>b er ben theuern #fÜanb grijiger noch ali
verfaufen wolle? — Stach bem von ibm burebgeführten fll«
waren in ben J&auptffdbren ©panien« 15 Äe^ergerict;
Serichtet. Der ©roßinqnifftor, ber zugleich Grjbifcbrr ir
[olebo mar, führte bie ©herauf ficht über alle; bamit !&
manb nach Bwni appelliren f onne , würbe er sugleicj jm
papftliJrJen ©tellvertreter ernannt. 3ur 3fu$fpürung ter .v
würben befonbere Diener, ^miliares, angeftellt; alf '
ließen fieb »vn jeher bie vornebrnften Ccutc gleicht': ■
©icherheitSmittel für ft'ch fflbft gebrauchen. 3n ©panint
lief ftch bie Än^ahl berfelben auf 20,000. IBetm ®eni
felbft würben tbeiß ©eifllicbe, thetl« 9techt8geletir:
JRichter verorbnet Das .f>au*, in welchem tit ?.
aufbewahrt würben, erhielt ben Kamen c*sa «wi« ebn
h. ^au«. Cor ber SBcfanntmacbung ihre« Urthelli rrfati
ten fchon bie ©efangenen ihre ©träfe au« ber itlei
welche fte erhalten hatten, »ehielten fte ihre gerff':
Äleibung, fo foüten fte nur um ©elb geftraft roerben
welche einen gelben 9?o<f ohne ttrmel (©anbenito gen«
unb mit einem 2tnbrea«freuje Perfehen, anlegen ntu?
blieben gleichfalls am Sehen, würben aber an ben ¥
ger geflellt unb aller ihrer ©üter btrauti. £ie;r::
beren ©anbenito mit ©tüefen von roihwoöenein 3-1
Jlammen vorflellenb, verfehen unb ohne Ären;
net war, erhielten ibre greiheit, boeb würben fte betrs !
batbte neuer Äe^erei ohne SBeitereß verbrannt. 25er .
bem ©anbenito noch ba« ffiilbniß Deffen, bei
gen foUte, angeheftet unb mit £eufel$gefia!ten urn^ -
fo t)atte ber uerurrbeilte ben Slammentob ju errr:
welche feierliche Einrichtung 2f uto ba fjfe (f. b. a<
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Insekten 449 Insekten
irurbe. Dem glücbtling war immer tie ©träfe ter £inridj;
tutig beffimmt.
Die oon ben «Spaniern unb 9)ortugiefen befcerrfchten 2dm
Der ÄmerifaS unb £ flinbtenö würben gleichfalls unter bie Äuf*
ftebt ber 3nquifition geßeßt. 9)?ertco, ßartagena, 8ima
unb ©oa in jDfhnbten würben bureb fie ein S(t)aupla6 bim
tiger Verheerungen. SRirgenb aber baben fich bie nacbtbeili:
S Solgen ber Snquifttton auffauenber geäußert, als in
anien, wo fie bie natürliche Gntwtcfelung beS Volfs auf:
(feit unb baffelbe geißig oerfummern lief. ßrß burch 9(m
poleon würbe fie hier, wie auch in Stalten, aufgehoben,
gerbinanb VII. rief fie wieber in* Däfern, bis fie 1820
abcrnwlS aufgehoben würbe. Sohonn VI., König oon Vor.
tugal unb Kaifcr oon Vrafilien, flbb bie 3nouifitton in ab
(en feinen öefifcungen auf. Sßenn ?>apß $iuS VII. 1814
bie Snquifttion in Stein wieberhrrßellte unb ©regor XVI.
1813 ju ihrer SÖiebereinführung in Sarbinien febrttt, fo lag
bicö änSnterefje beS r6m. Stuhls, ber in ihr einS$ufcmhj
tel ber oielfac|fcmgefb<r)tenen ©runblagen ber Äirctje fanb.
Urfprünglich bebeutet 3nquifition Äuffuchung ober Um
terfiü|ung unb man nennt baher 3nquifitionSprocefj
biejenige Ärt beS GriminalproceffeS, bei welcher bem Sitchter
übertragen iß, ÄtleS ju unterfueben, waS jur geßfefcung
unb Erfenntniß beS begangenen Vetbre.r;enS bienen fann,
unb ben Ängef lagten fowie bie ßeugen ju perhören, um
•nicht allein 3enen jum ©eftätibnift ju bringen, ftnbern auch
burch bie übereinßtmmung mit aQen Stebenumßdnben unb
bie ÄuSfagen aller 3eugen bie Stbot nach ihrer SBabibeit
barjußellen. Der biefe Unterfuchung fuhrenbe dichter heißt
bem Ängcfchulbigten gegenüber 3nquirent, unb ber Äm
gefchulbigte, fo lange als baS gefchehene Verbrechen noch
nicht foweit ermittelt iß, baß er burch richterlichen ÄuSfpruch
jur formlichen Änflage für t?inreicf>enb oerbdchtig erfiärt
werben tann, 3nculpat, n«hher aber 3nqutfit. Das
Verfahren beim ßriminalproceflfe in Deutfchlanb erfobert,
tag ber Angesagte oon bem dichter nicht burch irgenb welche
Zwangsmittel, fonbern nur burch bie Stacht ber SBahrheit
uhb bie innere Änerfcnnung beS begangenen Unrechts jum
ßhigcßdnbnip beS Verbrechens gebracht werbe, wdhrenb in
grantreich unb ©nglanb bie Überführung beS Ängeflagfen,
ja wol gar bie ffiabrfcheinlichfeit, welche auS ber Unterfu»
d?ung fich ergibt, hinreicht, um ein Straf urtheil ju begrün*
ben. DaS beutfehe Verfahren iß langfamer als baS engl,
unb franj., aber jebenfaUS ber menfcblicben SBürbe angemcf«
fener. (Vgl. Griminalrecht.)
JnöeKtm (bie), auch Äerbtbierr ober Einfchnittler
genannt, bilben bie fecb&te SEhterelaffe unb zeichnen fich im
Allgemeinen burch tmm falten, weißen Saft auS, welcher
ihnen bie Stelle beS VlutS gu erfe|en f che int, burch Sroc'
gühlfdben unb. burch eingelenfige, homartige güfe, beren
fie ber Siegel nach f'$3 hoben. S3ei ben meißen 3m
feften finb Kopf, JSruß unb Hinterleib burch, oft fehr tiefe,
©infebnitte ober Kerben getrennt, unb oon biefem Umßanbe
bat bie gan$e Qlaffe ben tarnen. SJterfwürbig finb ferner
bie fBetwanblungSßufen, welche bie meißen Snfeften burch*
jumaeben hohen, ehe fte §u bem 3ußanbe höchßer ÄuSbiU
bung fommen, in welchem fie erß im (staube finb, fleh ju
begatten unb fortjupflanjen. SWit wenigen Ausnahmen,
580b« 'Sem,.. 5 er. IL
welche lehenbige 3unge jur Seit bringen, legen bie Snfeften
(ihr, auS benen bie t'aroe, 9Jtabe, Engerling ober Staupe
austriebt, bie fich in eihe 3>uppe ober ytomphe oerwanbett,
auS ber enblicb baS oodfommene 3nfeft heroorgeht. ©dmmt»
liehe Snfeften haben ein febr furjeS geben, ja einige leben
nur wenige ©tunben. 9? ach £mne werben bie 3nfeften
in fieben jDrbnungen eingetheilt: 1) Jtdfer, tat. Coleoptem,
mit jweihduttgen, )ufamniengefaltcten klügeln, welche unter
)wet hornartigen Deelen liegen; 2) <£>albßüg(er, lat. Hemi
ptera, mit oter freujwrife jufammengelegten, gerabe auSge*
ßTecften, meiß jur^dlfte horten ober pergamentarti^en glfi*
geln;3) Schmetterlinge, Schuppen flügler, lat. Lepidoptera,
mit vier fein gefchuppten ober beßaubten klügeln; 4) ültu
»rnßügler, lat. Neuropiera, mit oier nefcförraigrn, burchßch*
tigen glügeln; 6) ^aurßügler, lat. Hymenopiera, mit oier
burchfi<htigen geaberten $(üge(n ; 6) Bweiflügler, lat. Diptera,
mit jwei un beb eeften glügeln; 7) ungeßügelte, lat. A ptera.
3n neuerer Seit bat man noch oerfebiebene Unterabtheilungen
gemacht. SBaS bie einjelnen Organe ber Snfeften betrtfff,
fo geht ihnen )un4a)ß ber ben Xhteren höherer ©attungen
eigenthümliche Knochenbau ab, fobaß ihr Körper £alt unb
geftigfeit nicht oon Snnen, fonbern burtb bie dußere 0e>
beefung erhalt. Dtefe iß baher in ber Siegel mehr ober we-
niger hart unb oft noch mit panjerartigen Stücfcn , Decfen
oon paaren, Schuppen ober Gebern oerfehen. Statt beS
^erjtnS hoben bie 3nfeften einen eigenn)ümlich gebauten, IdSngS
beS Körpers liegenben Kanal, ßatt ber {hingen eine große
3Renge oon Luftröhren. Die Änjahl ber SRuSfeln ber 3n*
feften iß jum 2Ijeil fehr groß, baher biefe 2btere aueb eine
fehr große Kraft im Verhaltniß jur Schwere ihreS Körpers
befi^en. Die auSgebilbetßen SinneSwerfjeuge ber Snfeften
ftnb bie Xugen , oon benen man 3wet oerfchiebene Xrten um
terfcheibet, ndmlich einfache unb ^ufammengefe^te. 3ene finb
glatt unb einjeln ßehenb,. biefe liegen an oeiben Seiten beS
KopfS unb finb wie mit Facetten (flehten, btelfantigen $ld*
che») jugefchnitten. Die einfachen Äugen hoben auch in it>=
rer 3ufommenfefeung mit ben 'Äugen ber Sdugthiere ^hm
lichfeit, finb aber bei ben oerfdjicbenen Snfeften oerfchieben.
©ei ben jufammengefe&ten Äugen bilbet jebe einjelne ga*
cette ein befonbereS Äuge unb ihre Änjabl iß fehr oerfchie*
ben. fi3ei Slumenfdfern hat man über 25,000 gacetten an
Cinern Äuge gejdhlt. Die Stubenfliege t)at über 4000 ga*
cette n im Äuge. (Vgl. g liege, wo ein folcheS Äuge Orr«
größert abgehtlbet iß.) Die Äugen ber 3nfeften ftnb unbe*
weglict) UIlb *>\t otelen gacetten muffen ihnen bie Veweg*
lichfeit erfefcen. Der SWunb ber Snfeften iß fehr oerfc^ie*
benartig gebilbet. Änbere SinneSwerfjeuge fann man nicht
mit ©ewtßheit an ü)nen nach weifen, obfehon fie ©eruä) unb
©ehör, wenigßenS jum^heil, ju haben f(f)einen, unbböcbß
wahrfcheinlia) bienen bie gühler als SDrgane beS ©ehörä. —
Die gehre oon ben Snfeften, bie Snfeftenfunbe ober
Entomologie iß überftchtiid) unb ooQßdnbig oon «ö. ÜBur«
meißer „£anbbuch ber Entomologie" (2fi3be., Öerl. 1832—
35) bearbeitet worben. SBie öon ben" übrigen ZI) i er d äffen,
fo hat man aua) oon ben Snfeften eigne Sammlungen, 3 m
fef tenfabinette, angelegt, in benen bie Snfeften theüS
getroefnet unb auf Nabeln aufgefpießt, thetlS in Spiritus
aufbewahrt werben. Äuä) bie tn iBernßein ober Kopal eim
gefchlojfenen unb bie feltenen, oerßeinert aufgefiutbenen, c*or-
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weltlicben Snfeften werten in biefen Sammlungen öufge*
ftfilt. SBerltn, $ari«, SBien unt> fcevben baben bie bebtu*
ttnbltm ojTenäicben Snfeftenfammlungen.
3ns cl bei t';t jebet fleinere ganbtbeil, welcher ringsum Mit
ffBaffer umgeben ifi; bie grSßern 8anbmaffen bitten bagegen
ba« gefllanb ber (jrbe. 5Ran pflegt onjune&men, baß eine
Snfel &6(bfien$ jeb.n ©rabe ber 2dnge unb ber ©reite ein«
nehmen bürfe, ober baß man, um fie »u umfebiffrn,
flen« einen SRonat unterwegs ;u fein brauche. Äteine 3n*
fein werben aueb Cnlant e unb 3nfe(n in SftüfTcrt 2Ber*
ber ober SBertb genannt. fNebre nabe beieinanber lie*
genbe 3nfetn bilben jufammen eine Snfelgruppe ober tu
nen Ardbipei 2)en ©efammtfldcbcnraum aller Snfeln ber
Erbe berechnet man auf ungefdbr 100,000 D$R. 25ie 3nfeln
finb Vergfpifcen ju vergleichen, welibt ftcb über ben ©runb
be« «Neere« fo weit erbeben, baß fie bi« über bie Dberftöcbe
be« ÜBaffer« emporragen. £a(binfel W# f'n größten*
tbetl« vom ^Neere umflofjene«, aber nocb( auf einet «Seite
3nßianj wirb am bdufigflen ein foleber Abfcbnitt in tu
nem gerid^tlicben Verfahren genannt, ber natb (Srlaß eine«
riebterücben Auöfprucb« burcf> Appellation (f. b.) an ein
b&bere« ©eriefct herbeigeführt wirb. (Vgl. ©eriebte.) ttbrü
gen« bebeutet 3 nflanj im Allgemeinen einen Umflanb, wel»
cii er Aur SSiberlegung ober wot aueb jutn Veleg eine§ au*
gemeinen Safce« beigebracht wirb. 3n weiterer at« in ber
oben angegebenen Jötbeutung nennt man bei einem geriebt«
lieben SJerfabrcn 3nftanj einen Abfcbnitt, ber al« ©anje«
auS bem Anfachen be« einen 5£beiIS, ber Vertheibigung be«
anbern unb ber richterlichen (fntfcfjeitung jufammengefe|t iff.
Söirb von einem ^roceffe ber Kläger jurüdfgewiefen, ohne
barum ftinNecbt ju »edieren, fo wirb eben babureb bet
JBeflagfe von ber 3nflanj entbunben. 3m ßriminal*
proceß beißt biejenige Abfolution (f. b.) be« Angesagten,
bei welker berfelbe wegen mangelnber fficwetfe fowol für
Scbulb at« Unfcbulb nur vorläufig freigefprotpen wirb:
greifpreebung von ber 3nflanj. — 3itjlanj thun
bebeutet fo viel, al$ um ritterliche Verfügung bitten.
3rtsttnrt ober Naturtrieb iü ba« ber tbierifeben Seele
eigentümliche ©efübl, bureb, »eltbe« bie 5£biere in ibren
Verrichtungen beflimmt werben. Auel) ber 9Äenfcf> bat 3n*
fhnet, wie er eine tbierifebe «ceie bat; aber er beut* aueb
»ugleicb einen vernünftigen ©eifl unb biefer ijl um fo mdch*
tigw in ibm, ie bober gebilbet ber 9??cnfcb iß; raber tritt
beim SWenfcbtn ber 3nftinet um fo mehr in ben ^>inter:
grunb, ie mehr berfelbe wahrhaft gebilbet i|i & gibt ge*
wiffe Naturtriebe, welcbe allen Stbteren gemeinfebaftlicb finb,
namentlich ber Ärieb bet Selbjlerbaltung, welker ba8 »hier
antreibt, ©efabren ju entfliehen ober iul> gegen fi< J" »er«
tbeibigen, ber Srieb, Nahrung gu fueben unb gwat bie ibm
eben guträglicbe Nabrung unb bet ©efcblecbtStrieb. Saji iebe
2bi«go"ung bat aber noeb befonbere 3nfiincte, bureb welcbe
ibre eigen tbumlicbe Xbatigfett benimmt wirb; fo bat bie
©ienc ben 3nßinct, fünfiliebe IQJobnungen ju bauen unb mit
^)onta ju füllen, ber ^am^er ben 3npinct, SBintervorrÄtbe
etnjufammeln, bie Spinne ben 3nfhnct/ $angne^e gu weben-
u. f. w. 3Ran tt>ut aber Unrecht, wenn man ben 3nftinct unb
bie bibern ©tijieSfrdfte be$ 3Renf<ben einanber fcblecbtbin ent*
grgenfefet, benn betSnfrinet lebrt bemSJbiere, Da« ju tbun,
waS unter feinen ÜBerbiltniffen eben ba5 Vernünftige unb
Verf!änbtge ifi, unb XJerftanb unb Vernunft be* SRenftfcci
unterfebeiben ftcb wefentlicb mit babureb vom 3njrinet, baj
fie ein »ewuftfein von £>tm, wa6 ba« Vernünftige unb
Verftanbige ift, enthalten. Der 3nfrinct ijl unfrei aber jicb«,
ber menfcblicbe Verfianb frei, aber eben barum bem 3n>
tbume auggefe^t Vom :jbiere unterfebeibet fub berSto^
babureb, baß et ficb übet ben 3nfKnct gut greibeit, um
SSJilien, ,uj erbeben vermag. Gi \ft feine Srage , tafi au$
einige tluae filtere ben 3nfrinct fo auöjubilben uermwtn,
baß fie ftcb bem menfeblicben Verfianbe bamit atmäbnn;
aber aueb bei bem flügflen Xbiere bleibt felbft ba, »o d
Überlegung ju iußern febeint, ber 3nßinct immer bat Vor»
berrfebenbe, wdbrenb ber SRenfcb fchon bureb feine U>
benfebaften jeigt, baß bei ibm bet Snlltntt von ber ©ti>
lenäfraft, aueb »tnn er ficb tbierifebet Äobeit anndbert,
berrfebt wtrb.
3nstitttt begeiebnet im Allgemeinen iebe Anftutt }u 6t>
reiebung eine« bejlimmten 3werf3. Vor3ugSweife bat ma
i'ebr t unb (Sr^iebungSanftalten 3nfiitute genannt 2äi Un.
Snfiitut von granfreieb ifi bie ©efammtbeit ber gritfcr«
ten Afabemien bee* ^6nigreiebS granfreieb in y<tn$. SMbra
ndmlicb admdlig mebre Afabemien ficb gebilbet battrn K
granj. Äunfl, Literatur unb SBiffenfcbaft) unlbiffi
fdmmtlicb in ber Revolution 1792 untergegangen waren, »uttt
1795 bureb ta$ Direttorium ein Nattonalinflitut (Imi-
tat national) erricbiet , rcelcbeg an bie Stelle ber alten 3if;:
mim trat, unb von Napoleon 1803 eine neue ©nrieStm«
erbielL Napoleon felb|l unb aOe auögejeicbneten franj. ®«
lebrten feinet 3eit waren «Kitglieber biefe« 3n|litutj, welArf
1814 ben Seinamen bee» faiferlieben (Institut imp^ruij
erbielt unb aa& vier Staffen: für SRatbematif unb
wiffenfebaften, für fran|. S»tad)e unb fciteratur, für 9t>
febiebte unb alte giteratur, für bie fronen Äünfte behaut.
Nacb bem ©turje Napoleon'6 trat an bie Stelle be« Njtt
ba« fon. 3nflitut unb 1816 würbe fefigefe^t, baß bie ebv
jelnen Abtbeilungen biefe« 3n|lttut« ben Namen ber alten
Afabemien wieber annehmen follten. Auf biefe SBetfe tritt
ba« 3nftitut nun gebilbet bureb 1) bie franj. Afabemie (a«->-
ddmie fjransjuse); 2) bie Afabemie ber 3nfcbriften (JmmA
des inscrintions et helles -lettres); 3) bie Afabemie cnB:'-
fenfct)aften (Acad^mie des saences); unb 4) bie Afabemi«
bet febonen Jtünfle (Aead^nrie des beaax-wta). 3« ^n
Afabemien ijl nacb bet 3uliu«tevo(ution noeb eine fünfte,
bie Afabemie bet moralifeben unb politifdjen SBiffenfaVf10
(Acadeimi« Jes sciences inorale« et politiqaes) geföBtwr:.
25ie verfebiebenen Afabemien fjeben unabbdngig von eitw^
ber ba unb genießen gemeinfcbaftlieb nur bie ^rottetien t£.;
Äönigd unb bie Sibliotbefrn unb Sammlungen. €He
flehen tbetl« au« wirflieben, tbeil« au« ebrfnmitgltetrn-
(«cademicienB libres), tbeil« au« auöwdrtigen , tbeilS tnttä
au« correfponbirenben SWitgliebern unb vettbeile» j«>W
greife. So ertbeilt bie fraru. Afabemie jdbrüeb 1500 fr
für ba« befle im Saufe be« 3abte« eingegangene S3erf tc
9>oefte unb ©erebtfamfeit. Außerbeat bat fie nwb *■
^)reiö von 10,000 granc« an jßen »n geben, roeteba p
vergangenen 3abre bie tugenbbaftfjle ^anblung ausgeübt t^
unb einen ebenfo großen für ba« befle Berf, ireltbe« ju^i
uiguizeo Dy Vjyjvjyi
Instrument
451
n iff. Ähnliche greife haben auefe fcte übrigen Xfabmtm
ertbeilen. 2Me wiffenfebaftlicben unb fonfhgen JJeifhmgen
t »erfebiebenen ba« Srrfritut auämaebenben afabenrien wer*
n tu:* Memoiren befannt gfmad)t.
Jnetrumrnt beißt jfbeS SBerfjeug, boch beje lehnet man mit
»fem SBorte »orjug«wcife biemufifalifcbenSnflrumente
3crf je u«f ; ur ßrieugung ber SRuftf) unb unterfebeibet bies
ben je nach bei Sebanblung , welche fie jur Cnrjcugung ber
rcunfebten Sine erfahren muffen. Saiteninstrumente
tb folebe, welche mit gefpannten Saiten bergen finb unb
:l<fce man entweber, wie bie »erfebiebenen arten ber ©eige
e SBioline, ba« SBioloncelle, ba« 6onrra»iolon), mit Sogen
ei$t (baber Sogen* ober Strcicbinfirumente), ober
t bie ©uitarre unb bie #arfe mit ben gingern reißt, ober
blich, wie ba« $acfebret, ba« (Slaeier u. a. mit Älöppeln,
immern u. bgl. anklagt Seim Glaoiet bient jum fcbneU
n unb genauem Änfcblagen eine Safiatut unb e« ift baffelbe
ber einStafteninftrument. ein eigentümliche« Saiten«
irument ifi bie Äolsharfe. Sie bilbet ben Übergang ju
n Sla«inftrumenten, bei benen aber bie Zone nicht
:ä) ba« Schwingen eine« fefleri Äorper« (einer Saite),
ibent butcb ba« Seben einer Euftfiule erjeugt werben,
ierber gebort bie 5 löte , ba« «ßorn, ba« gago'tt unb anbere
t|rrumente, welche mit bem SRunbe geblafen »erben, fo*
e biejenigen/ bei welken, rote bei ber JDrgel, 23la£bälge
: Stelle bei fDlunbe« vertreten. &ier bient eine SEaftatur,
* ben 3utritt ber 8uft in bie Sfcbren ju reguliren. Sie
cblaglnflrumente, wie SErommeln, Raufen, Secfen,
ioefen u. f. w. finb bie unoollfommenfien muftfalifeben
iffrumente. SRitteninne, jwifeben Satten: unb Sla«s
irumenten, fleht ba« Srummeifen, bie Sföunbharmonica,
r>te bie ÜRaget* unb Stablbormonica. (©. .öarmonica.)
icr nämlich wirb bet Üon bureb bie Schwingungen eine«
etallflreifen« ober SDletallftäbcben« erjeugt. (Snbliä gibt
noch eine Glaffe tum Snflrumenten, welche man Stetbs
ftrumente nennen fann, bei benen, wie bei ber ©la«s
tfenbarmonica, bet Son bureb JReibung erjeugt wirb.
- Snflrument bejeiebnet au et) im jurifhfeben Spränge-
mibe eine unter ben nötbigen görmlicbfeiten aufgenora*
•tu Urfunbe.
JnMtgert) ifi Ginficbt, im böbern Sinne Sernunftein*
jt, baber ein »orjug« weife« ßigentbum be« aJtenfrben unb
ar be« gebilbeten SDtenfcben; benn jeber bat jwar 5Ber=
nft, aber nur bei ©ebitbete fteht bie Sernunft ein. Die
•rtfcblicbe 3ntelligenj ifi, ba bie Sernunft unerfeböpflicb ijl,
twäbrcnb im «Steigen begriffen, ©ort allein befugt alle
nfict>t in ber Sollenbung, alfo ooQfommene ober abfolute
uciiigenj. — 3n einem niebern Sinne fpri^t man »on
ntelliaenjbldttern unb Sntenigenjcomptoiren,
lcb.e« iffentlicfee »littet unb (Soraptoire finb, burd) welche
acb.weifungen aller 7irt (Änfünbigungen , 9ia^ritr)ten) «et«
ritet unb auf 83ertangen prioatim erteilt werben.
Dnteröirt (bad) ifi eine? ber gewattigßen SRittel gewe«
i, butcb weites bie $apfie u)re 9Raä)t Übet alle ebrifb
ben Mnbfr ausbreiteten unb wiberfijenflige gurfien unb
o(I et unter ihre /"»errfefjaft beugten. S>affelbe befianb ndm=
b in bem gtofen Sann, welket übet eine Grabt, eine
egenb obet ein 8anb »ergingt würbe, entwebet wtU bie
»ewo&net betfelben obet weil ibr gfirfi bem ?)apfl fi«$ mi«<
fättig gemalt batttn. ©ur^ baö 3ntrrbict würbe bet gürfl
aejwungen, nachgeben, benn ba8 »otf, weu^em bie 2r6»
ftungen unb Segnungen ber Sfeligton entjogen würben, em»
p6rte fic^ gegen ibn. So lange ndmli* ba« 3nterbitt
wd^rte, war aller öffentlicher ©otteöbienfi unterfagt, eS
butfte fein Sacrament »erwaltet, feine ©locfc geldutet wer«
ben, unb ^eiligen ©egenfiänben, wie ßrueifiten, Hltdren
u. f. w. würbe bie fegenwirfenbe Äraft abgefproc^en, aue&
butfte unb fonnte fein Shriefler Hbfolution erteilen. ?)ap^
©regor V. fprae$ 998 juerfi ein Unterbiet unb jwat übet
granfreieb, auö, um ben franj. Ä6nig JRobert ju äwinaen,
fttt> »on feinet im vierten ©rabe mit ibm »erwanbten ©e»
mor)l n ju trennen. SBenn ba« 3nterbict wegen eine« gut»
fien übet ein 2anb au«gefpro$en würbe, fo ergriffen alle
Unjufrietenen unb Solche, bie au« ber öffentlichen SJerwir»
rung Sßortb^il ju »iefcen äfften, bie ©elegenliett, Unruhen
ju bewirf en, welche« ü)nen bei bem fie in S<bu& nehmen«
ben Änfeben ber Äircbe letcr)tfatlen mufte. £)a« Snterbict
mußte an SEBtrffamfeit verlieren, fowie ba« Xnfe^en bet
Jtirc^e fanf unb fonnte flet« nur ba feinen 3wecf eneicb,en,
wo bie ©eifUicbfeit in fhenger Jlbbdngigfeit unb ©c^orfam
an 8?om bjelt
3nterf80f ift ein urf^rünglic^ lat. Sott, welche« „batan
gelegen fein" bebeutet, backet bejeic&net man mit Sntneffe
feben ftnnlief>cn unb überfinnlic^en ©egenflanb, infofern et
t>on bem SJcenfc^en erfhrebt ober bejweat wirb. Wtan nennt
3ntereffen bie 3infen, welche twm (SnÜtibn an ben Äu«s
leibet bejaht werben, weil fie e« finb, an welchem Dem
gelegen tfl, ber fein ©elb »erborgt. JDa«, womit fu$ bet
2Kenfa) al« geifiige« SBefen »orjugSweife befcbdftigt, wa«
et al« »ernünftiger SJtenfcb will, alfo Sieligiofitit, Sittlicbs
feit u. f. wv maebt bie b6&ern ober ewigen 3ntereffen
be« 9Benfcben au«, jum Unterfcbiebe »on ben niebern,
enblicben, welche fub auf fein irbifebe« Safein bejie^en.
Äucb ba« Sierbalten be« SKenfcben felbfl gegen ben »on ibm
erftrebten ©egenfianb wirb 3ntereffe genannt, ndmlicb ba«
Sntereffe be« aWenfcben an ber Sache. Sntereffe an etwa«
haben ober bei etwa« tnter effirt fein beißt baber auch
bduftg nur fo fiel al« in einer foleben Sejichung ju einet
Sache obet einet Segebenheit fiebern , baß man beim Grfolg
berfelben felhfi betbeiiigt ijL SBa« im «Kenfchen ein 3n«
tereffe, eine iheilnahme erregt, ba« ijl für ihn intereffant,
unb intereffante ^enfihen finb baber folcbe, welche burd)
ü)re großartige ober lieben«würbiae ^)erf6niichfeit 2tnbern, bie
fie fennrn lernen, &bei(nabme einflößen. — SBer im rtchtlU
eben Sinne ein Sntereffe an etwa« bat, b. b. ju feinem
Sinken ober Schaben babei betheiligt ifi, wirb ein Snteref*
fent genannt. — Um gewöbnlicbjten wirb 3ntereffen in ber
febon oben angegebenen Sebeutung gebraucht, nach weichet
ei gleicbbebeutenb mit 3infen ifi. Die ©röße ber 3ntereffen
h<Jngt ab 1) »on ber ©röße be« fieb »erintereffirenben
(b. b. bie Sntereffen abwetfenben) Kapital«; 2) »on bet
Jöölie bet 9wcente, ju benen ba« Kapital angelegt ijl, unb
3) »on bet ginge bet 3 cit , wihrenb welcher etn Capital
au«gelieben ifi. Sinb bie eben angeführten fünfte befannt,
fo lehrt bie 3ntereffenrec^nung, au« ibnen ben Se«
trag bet Snteteffen betechnen. Sbenfo fann man abet auo>
uigiii
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Interim
45*
Interpnnction
jebeit ber angegebenen btvi fünfte au« ben fceiben anbern
unb au« ben änterejfen berec&nen. Die 3nterrffen ftnbet
man, wenn man Gapttal, $rocent unb 3eit multiplicirt unb
ba« fJrobuct mit 100 bioibtrt. Sie ©rößc be« Gafttal« ep
gibt fiel), wenn man ba« ?>robuet üon 100 mit ben 3nterefs
fen bind? ba« "probat Pon frocent unb 3eit bioibtrt. Sie
9>roeente, ju bencn ein Gapital auögeliepen gewefen, be*
reebnet man, inbem man ba« $robuct au« 100 unb ben
Sittereffen mit bem f>robuct au« Gapital unb Seit bioibirt
Die 3eit enbltcb gibt ba« f)robuct au« loo unb ben 3n*
tereffen bioibirt tiu-dj ba« 9>robuct von Kapital unb $ro;
Cent. SBiQ man reiften, in welcher 3c it ftcb ein Gapital
perboppelt, b. b. wann bie pon ibm gewonnenen 3nterefien
bem Gapttal felbft gleich finb, fo bioibire man nur mit ber
3abl, .welche bie $rocente angibt, in 100. hierbei ift aber
porauflgeftgt, baß bie erlangten 3ntcreffen nicht felbfl al«*
balb immer wieber »u Capital gemacht werben unb fich für
bie golge perinterefftren. 3ft bieä SJc^tcre ber gau*, fo ijl
ba« Gapital Sin* auf 3 in« angelegt unb man muß bie
nicht mehr einfachen, fonbern • ufammengefefeten 3n*
tcreffen mit $ülfe ber jufammcngefefcten 3ntereffenrec$j
B beregnen. Kapitale, welche 3in« auf3in« gelegt finb,
ren jwar jur Seit ihrem äBefujcr gar feine öortheile,
fjern fieb, aber unglaublich fdmetl; baber in vielen
Staaten bie au6brücflidhe, j. *B. bürg teframent(i$e SJefrim*
tnung feftgefefete Anlegung eine« Gapital« auf 3«nfe« » 3infen
©erboten tjt
3 n t mm ift ein fat SBort, welches „einfrwcKen, unter«
beffen" bebeutet Sa« augSburgifcbe Interim ober furj
nur ba« Interim, »irb bie Pom Äaifer Äarl V. in 83e*
$ug auf bie $rotefianten erlaffene JBerorbnuna genannt, in
welcher feftgefe^t mürbe, wie e« bi« jur Gntfebeibung eine«
Goncilium« mit ,Äirdhem>erfaffung, religiofen Behren unb ®e*
braueben in Seutfcblanb gehalten »erben foUte. 2Cuf bem
(Reichstage ju 2fug«burg 1548 erhielt ba« Snterim bie Äraft
eine« Weichägefetie«. 2>urd? baffelbe mürbe ben protcjranti»
fchen ©eifllicpen bie Gbe unb bie 2Cu«t^ei(ung be« belebe«
beim Äbenbmable nacbgelafjen, übrigen« aber bie SBieberein*
fährung ber fatholifcben Ätrcfcenformen pertangt Sa« 3"»
terim tarn jeboeb niemals ganj in Jtraft unb bunt ben paf>
fauer SBerrrag, 1552, forote burch ben JJrieben $u 2tug«burg,
1655, erhielten bie |>rote(lanten eine auSgebebntere Welt«
gion«freibeit. — 3eber nur porübergehenb, auf acruiffc 3ctt
bi« ju beftimmter bleibenber Ginricbtung beftebenbe ßujtanb
wirb ein i uteri miß t{ d>er, unb eine rechtliche ttnorbnung
folet) eine« 3uftanbe« wirb ein Snterimijticum ge»
nannt. JBei bemfelben wirb, wenn e« eine ©treitfadje be*
trifft, ret^tlicbe (Sntfc^etbung vorbebalten, bei einer 83erwal*
tung«angelegenbeit fp&tere £3efhmmung. Sie fhreitenben
Parteien f6nnen bureb 83ergleicb, um niebt beibe wibjrenb
be« 0te<b.t8)rreir« benac^rbeiltgt ^u werben, ein 3nterimifK>
cum oewirren, aoer auw oie oetrerfenotn äoeporoen rönnen
c« erlaffen.
3ntrrprcttrm fcift eine Ecbtift ibvem Sinne unb 83er*
jranbe iuid) erfldren, unb eine in biefer SSejicb^ung gegebene
Grflärung wirb eine 3nterpretation genannt. SOon
großer ffiitfetigfeit ift bie Snterpretation ber ©efe(je, weil
von ibr ber JRecbt5jujianb aUer unter bem ©efefee ©teben»
ben bringt iji, unt> bie SnterpretaHon ber JBibel, weil oon
ibr ba« reli9i6fefi5ewuftfein abbangt Sie öerfa^iebenat^t
Snterpretation ber »ibel, inbem entweber ber Snbalt
elben perfannt, ober gewaltfam ein frembartiaer Snbalt b
te bineingebrÜngt toorben ijl, Kit ju ben meijten SJeligicni.
rreitigleiten unb ^e^ereien unter bat Gbriften SSeranluffun;
gegeben. Sie Snterpretation ber K Sdirift bat man von
iug§weife Gregefe unb bie Ttuälegefunfl berfelben als S:f=
fenfebaft Gregeti! ober ^ermtneutil (pgL ^ernti)
genannt
3ntrr|mnrti0lt beißt bie in ber @cbrift eingrf^tte
SBejeic^nungöweif«, um bie getriebene Rebe fo abjutbfila,
baß fte aufunjweibeutige SBeife benftlben (Sinn aufholt,
wie e« gefebeben wire, wenn ber ecbriftfteDer feine Sttlx
münbltcb Porgetragen b.arte. Sa man bei ber lebenbigm
9?ebe bie Unjweibeutigfcit be« ©inne« burc^ furjere unb
längere Raufen, fowie bureb Hebung unb ©enfung Ca
«Stimme auSbrieft, fo erbalten Ijierburcb bie Snterpunfc
tionSjet^en bie weitere iBebeutung ber Sc residiert. £t(
2(lten Kitten feine Snterpunttion in bem eben onaegebe:
nen@inne, fonbern biefe ift erft in ber c^rifilicben 3ett auf>
gefommen unb befonber« nac^> ber Grftnbung ber öud)bm(ffft
funfl fefrgefe^t unb allgemein angenommen worben, 2ui>
fang« bat man fid) nur ber fünfte (ba^er ber Kante 3b
terpunetion) bebient. Sie ;c:-t allgemein eingeführten 3^
tcrpunction«jeicbcn finb: 1) Sa« Aomma, ©trid) cec
S3et|hicb (,), weldje« bie ju einem £auptfafc ge^rtntre
Sieben > unb 3wifd)enfdfce trennt, biefelben m6gen mm «15
@äfee pollflimbig au«gebrücft ober al« folebe nur angebeum
fein. Xu« bem eben angeführten ©runbe werben aud) eis«
jelne ©orte, weld)e jur Grlüuterung eine« »egriffl ehre
weitere SSerbinbung eingeführt werben, jwiföen ÄomnwtJ
geftellt unb ebenfo wirb por jebe« fBinbewort, auf »tttbr*
ein mit ibm jufammengebirige« 3eitwort folgt ober bin}«1
gebaebt werben muß, ein Äomma gefteüt, ba« jia) aa
©djluffe be« fo eingeführten 92ebenfa(e« wieberholt, trai
nid)t hier jugleich ber |)auptfa6 föließt unb baher ein Ifuaft
nothwenbig wirb, folgen mehre ^>auptworte aufeinanbrr,
ohne mitetnanber bureh ein ©inberoort perbunben ut fein,
fo feftt man gleichfall« ein Äomma jwifepen fjfe, unb bajfdK
beobachtet man wol auch bei unperbunbenen »efdjaifenfceitä»
Wörtern. 2) Sa«<3emifo(on, ber ©rrichpunft ober fhinft«
ftrieb (;), ift befKmmt, fßorber« unb 92ad)fa{|, reo tiefe
fcharf gegeneinanber herportreten, ;u trennen; wirb aber au*
in lingern ©üfcen ftatt be« Jtomma« gebraucht, um mein
Jtommata al« jufammengeh6rig jufammcnjufaffen. 3u4
3) be« itolon«, Snppdpunft« (:), bebient man fia> jor
Trennung be« üRachfa|e« Pom 93orberfa&e, befonber« bann,
wenn jener al« Folgerung, Grgebniß Pon biefem bargefMi
werben foll S3or}ug«weife fe^t man aber ba« Jtoum ver
wörtlichen Xnfübrungen. 4) Sa« f)unftum, ber Scbuif'
punft(.), ficht am ©chluffe eine« jeben voüftänbigen 6«(A
welcher feine birecte grage unb fein 3tu«ruf tfr ©fd«
fünfte (...) jeigen an, baß ber ©afe unterbrochen c*it
abgebrochen ift, welche« jeboch auch bureb ©ebanfe«Pn*i
( ) angtbeutet werben fann. 3Wan bebient ftcb enbüc1
be« ^unftum« al« ßeichen ber Xbfürjung einzelner
um Ziffern al« JDtbuung«»ahlen
g e i c i ch e n , ber gragepunit Q
grage. Gin in klammern
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in melier 90t feine grage fiattfmbet, eingefd>o&tne8 §rage$ei»
eben «igt an, bag hierbei bem ©cbriftfreller ein 3*veife(
aufgeflogen fei. 6) Da3 HuSrufungSjeieben, 9tufjei<ben
^!), ftebt nach ganjen ©dfeen, ron)ie «njelnen SBorten,
tvelcbe einen Xuäruf enthalten. tfuch pflegt wol bec Schrift
ru:ier burch ein in .Klammem eingcfchloffeneS, jwifeben bie
[Rebe gefebobenei XuSrufungSjeicben, bie Äufmerffamfeit be*
äefer« berauSjufobem. 7) DaS SbeilungSjeitben, Stenn*
jber JSinbejeicben (• ober -), jeigt an, bag jwei ©plben
jber SEBorte, welche ein jufammengefefete« Süort bitten, ju=
ammengebören, wenn fte auch aus irgenb einem ©runbe ge<
rrennt »erben mußten. 8) Die g>arentf)efe ober baSgtn*
cbließungejeicben, welches gewöhnlich mit Q ober [], ober
iucb angebeutet wirb, fernliegt einen mit bem $auptfafe
n feiner SRebeverbinbung ftebenben 3n>tfct;enfaft ein. 9) ©er
3ebanfenftrich( — ) fobert außer bei feinen febon angege»
jenen Xnwenbungen ben 8efer auf, einen nahe liegenben
3kbanfen ju fafjen, ben aussprechen überfiflTfig , bebenflicb
jber unmöglich tft. 10) Da6 Änfübrung6jeirben, QU
:ation*jeicben („ "), führt bie 9febe eines Änbera, SBücberti»
td unb bgl. ein unb an?. 11) Der 7t p 0 (1 r 0 c h , ba$ ~W>:
iürjungSjeieben ('), enblid) wirb gefefet, um bie ©eglajfung
:ine3 SJocalS, befonber« be« e ober i, ju bejeichnen.
Jntcrrjail bejeichnet im HHcjemeinen „3»ifä)enraum, 2Cb*
lanb" unb roitb vorjug$»eife in ber SDhiftf jur Sejcic&nung
• Xbftanbcä gebraucht, in welchem jwei Z&nt in iöejug
mf ihre £öbe »onemanber flehen. Der Hon verbanft bes
lanntlicb feine (Sntftebung ben Schwingungen, welche ein er«
"cbütterter (tönenber) Jiörper macht, unb je gräjjer bie ttn*
..-.hl ber in einer gewiffen 3eit t>on bem Körper gemalten
cebwingungen ift, befto t^ber i|t ber von ibm erjeugte SEon.
Die Sntervatle laffen ftcb folglich burch bai in ben moglicbfi
ä!einften 3ablen auSgebn'tcfte SJerbdltnig ber Schwingungen,
uelct>e ben betreffenben £6nen entfpreeben, auSbrücren. —
Sin f lang finbet jwifäen jwei Zonen von gleicher |>&be
tatt; bie Zonoerbdltniffe tbetlt man aber in confonirenbe
inb biffonirenbe. 3u ben 'erftern gehören biejenigen,
reiche fldt> burch fefyr einfache 3ablenoerbaltmffe auöbrücfen
äffen , fo ndmlicb , bag in biefen jtuöbrücrcn nur bie iahlcn
I bis 6 unb beren Söerboppelungen »orfommen, wdbrrnb
>iffonirenbe Sonoerbdltniffe weniger einfach finb.
Intervention ift (Sinmifcbung, namentlich bie ber ©taas
en in bie Angelegenheiten anberer Qtaatm, welche entwe*
>er barum ftattfinbet, roeil in ben anbem Staaten (Sreigs
tiffe vor fieb geben, burch welche ba« 3ntereffe ber ftct> eiru
nifebenben, interoenirenben, ©taaten gefdbrbet ift, ober
Mrum, weil ber ftcb einmifeb.enbe ©taat bie in einem an»
rem ©taate berrfcbenfcen Unmben, ^arteifdmpfe u. f. vo.
;:nu|en roiü, um feinen eignen S3ortt)et[ ju oerfolgen. Die
trjte %xt ber Intervention erfebeint im XUgemeinen aU retb,^
icb, bie jroeite al$ unrecht lieb; boeb roirb ftcb eine 3nter;
ention immer nur infofern reebtfertigen taffen, al5 ber ins
ervenitenbe ©taat nicht roeiter gebt, atö notbig t(t, um bie
ikrte^ung feiner Wechte ju oerbmbern.
3ntffitäterbfol(|e ift bie gefe^tict) feftgefe^te Erbfolge
l (Srbrecbt), roelcbe jebeSmal eintritt, wenn ber (hbla^
er obne 4?interlaffung eine? J£eftamentÄ geftorben ift. Die
welo>e in ben »erftbiebenen Staaten über bie Crb»
toeichen ttclfucb toneinanbet ab, 9{aob
bem t6m. StuSftt ftnb bie fSfamiliengtieber in fotgenbft IDtb»
nung jur (frbfebaft berufen: 1) bte ehelichen jtinber unb
Staebfommen naeb ©tdmmen; 2) bie Altern, ©rof altern
tt. f. ». mit ben ooQbürtigen ©efebroiftern unb ©efebroifter«
finbern (niebt Unfein); 3) bie ^albgefcbwifter mit ibrenÄin«
bern ; 4) bie entferntem SBemanbten väterlicher unb mü 1 1 cr-
lichcr ©eitS obne Unterftbieb, nach ber Stäbe bec ©rabe*.
S3on biefem in Deutfcblanb geltenben gemeinen fechte ma«
eben bie befonbern ©efe^e einzelner 84nber unb bie ebelicbe
©ütergemeinfebaft, roo fie eingeführt ift, Xuänabmen. Stacb
bem preufj. Allgemeinem 2 an brecht gilt ba, wo $rooinjialge<
fefce nitbt anber« befHmmen, fotgenbe Erbfolge: i)bieDefcen»
benten (Äinber unb JtinbeSfinber); 2) bie Altern; 3) bie
no Hb artigen ©efehreifter unb beren Tibi 6mmlinge 5 4) bie
halbbürtigen ©efebroifter; 5) bie übrigen ©eitenperroanbten
nach ber Stdbe beä SerroanbtfchaftSgrabeJ. 9laaj ber fdebf.
Sntefiaterbfolge, bureb welche alle Drtöffatuten unb ©e^
wobnbeiten aufgehoben werben, werben nur »ier Slaffen uni
ter ben jur 3ntejtaterbfolge berechtigten ffilutSoerwanbten
unterfebieben: 1) bie Defcenbenten (Äbfimmlinj ^; 2) bie
Bfcenbenten (Altern, ©rogdltern u. f. w.): 3) bte ©efcbwU
fter unb ihre 2fbf4mmlinge unb 4) bie übrigen 3bf6mms
Unge. Die 6ftr. ©efe(;e unterfcheiben mehre ü inten, welche
nacheinanber jur (Jrbfrhaft berufen werben. 3ur erften 2U
nie gehören VQe, roeirhe ft'ch unter bem @rblaffer aVi ihrem
©tamme »ereinigen (bie Jlinber unb beren 9tacbf6mmlinge);
iur jweiten Sime be» Qrblafferd SSater unb SRutter, ©e<
chwtfter unb beren ftacbfömmlmge; jur brieten Einie bie
©rogdltern unb beren 9iacbfommen; jur vierten Sinie bie
Urgrogdltern unb beren 9iachfommen u. f. w.
3ntriflue nennt man eine abftehtlicb btwerffteUigte gJerwicfei
lung unb Verwirrung ber SJerbdltniffe unb ber in ihnen bes
fangenen ?>erfonen, um gemiffe, aufgerabem SBege nicht wohl
erreichbare 3wecfe burchjufefeen. Die Sntrigue heigt uns
fchulbig, wenn burd) biefelbe 9liemanb in feinem JSechte
»erlebt wirb, ift jeboch vom ftreng moralifchen ©tanbpunfte
fte« verwerflich, weil bie in bie Sntrigue hineingejogenen
9>erfonen ftetö ihrer Freiheit im «jjanbeln infofern beraubt
werben, alö ihnen bie Dinge in einem fatfeben Sichte ges
jeigt werben. Da bei ber 3ntrtgue hdupg fomifche 5Ki8»
»erftdnbniffe vorfommen, fo ift biefelbe von Dichtern befons
ber6 in cuftfpielen benu^t worben, unb man nennt ein
©tüef, in welchem bie Sntrigue ber £auptgcgenftanb ber
Darftetlung ift, ein Sntriguenftücf; wogegen ein Drama,
in welchem ei bem Dichter vorjugSweife auf Darftetlung
unb Durchfuhrung intereffantcr ?)erf6nlichfeiten anfam, ein
dhatafterftücf genannt wirb.
3m)altden heifien bie im Xriegibienfte verwunbeten unb
babureb ober wol auch bureb äranfbeiten jum fernem Wlu
Iitairbienft untauglich geworbenen ©olbaten , welchen man ju
allen 3eiten unter ben gebübeten SBölfern ehrenoolle ©orge
hat ju 2h«t »erben laffen, infofern fte fict) für ba$ äBeftc
ihrei fBolti unb ©taatö jum £)pfer gebracht haben, oebon
bie ©riechen unb 9t6mer forgten für ihre 3nvaliben, nccf>
mehr aber ift man in neuem 3eiten auf ihre ehrenvolle öer*
pfiegung bebaebt gewefen. 2»an h«t ih"'" entweber noch
leicht von ihnen ju verwaltenbe Xmter übertragen unb fte bei
ber Bewerbung um biefeCben anbern Bewerbern vorgejogen,
oCtt bdt Hta in C5üEnpcioiucn GtHiftDtilt* 5tum Lctcbtcrii nnlttQtj
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Inventarium
454
lod
rifcbm Dienft behalten, ober entlief) m fogenannte 3npali>
benbdufer aufgenommen unb liier t> et pflegt unb beföjiigt.
Da* erfte SrwalibrnbauS lieg ber franj. jtonig Subwig XIV.
ju $ari$ 1669 aufführen. (je ift ein prachtvolle» ©ebdube,
roelcbe» in ber SBorjtabt ©t.=©rrmain {lebt unb in bem 500
jDfftitere unb 3000 ©emeine »erpflegt werben. Stocb, grofjs
artiger ijl ba» 3<walibenbau» für brit. Seeleute ju Helfta.
Bu SSerlin tat 1748 Sriebricb ber ©tojie ein 3m>alibenbauö
mit ber 3nfebrift : „Laeso et bricto miliü" (b. b- bem »er*
wunbeten unb unüberwtmbenen Krieger) erbauen laffen.
3nrjcntäriutn , SJerjetcbnifj be» 83orgefunbcncn, wirb ein
genaues Sierjeicbnifj aller berjenigeu beweglichen ©egenftdnbe
genannt, welche jur SJerlaffenfcbaft eine» ÄJerftorbcnen ge*
hören, ober welche bei Übernahme einrö ererbten, trfanftai
ober gepachteten ©uttf u. bcrgl. mit übernommen waten.
Die Äauflcute pflegen ein äl;n.i*eö öerjeicbnifj all« rfcn
bei ihnen »orbanbenen SSaaren aUidbrlicb anzufertigen, Md
*os auch Inventur genannt wirb. Crben genießen
beneficiam invenurii, wenn ftc ju rechter 3eit ein gcfcwijlrf
ßerjeichnifj ber ©acben be« grblafferS aufnebmen, b. fe. fa
brauchen bie 6rbfcr>afte>fc^utbert nur big jum Jöetrage ta
übernommenen Grbfcbaft ju befahlen.
Jnörrart) ifl ein fleine» ©tdbtcben in ber fo>ot Önfs
febaft 'Ärgple, welches bureb ba» bei ihm liegenbe \$'m,
unten abgebilbete ©cblofj merfroürbig ift. Daffette gtfrta
bem £erjog von 'Ärgple, ift ganj tm gotbifeben Ctple jt>
baut unb hat an ieber feiner »ier Gcfcn einen mächtigen
runben Thurm. @ine von oben erleuchtete SBüjfenballe,
febene unb reiche 83ibliotbeffdle, ein ©peifefaal mit wohlers
halteneu SDtalereien au» ben SBdbern be» Titus , ein $racbt>
faal mit herrlichen Tapeten gieren ba» innere bc» Schlöffe».
3u tiefem gehört ein fch6ner unb oon meiern 4?ocbmil&e be»
tölferter Thiergarten.
Jo war eine Tochter be» 3nacbu$ , erften Könige" oon 3fr*
ao6, unb eine ©eliebte be» 3upiter. Die eiferfuebtige 3uno
bemerfte bie Untreue ihre» ©emahl» unb tiefer, um bie ®e;
(iebte ber JKache ber ©5ttin ju entheben, oerwanbelte fie in
eine Kuh. Doch 3uno erfannte fie auch in tiefer ©eftalt
anb erbat fte t>om Supiter jum ©efebenf , ber biefe Sitte
nicht abfchlaaen burfte, ohne firh ju uerrathen. hierauf warb
ber bunbertaugige Hrgu» oon ber 3uno jum 23äd)ter ber
3. beftellt. STOereur, tm Dienfte be» 3upHer, fcbldferte mit
feiner glöte ben Xrgu6 ein unb töbtete ihn. 9tun aber
machte 3uno bie unglücfliche Kuh rafenb, welche bureb üanb
unb SJteere fchweifte unb erft in ttgppten Srube fmb, trt
ibr 3upiter wieber menfehliche ©eftalt ertbeiltc unb fie b«
Gpapbu» ober ben Epü? gebar. Die ©riechen erjdbjten, bap
fie hierauf »on ben ttgtjpfern al$ 3fi* (f.b.) göttiiih wehrt
werben fei.
3Ö&, 3obtne ober 3obe ifl ber 9?ame mti 4||
mifch einfachen Stoffe», welcher 1811 »on (Sourtpt6 erirtetf
unb Pon feiner blaugraiten garbe, fowie oon feiner
febaft, in ber $\§t in febönen oioletten Ddmpfen ftch ju r:r
flüchtigen, nach bem griech» SBorte ion, b. h- Beilchen, j*;
nannt worbert ift. SKan ftnbet ti m mehren ©eegewa^iri.
gueuäs unb Xloearten, im SSabfcbmamme, in einem «wr'
can. SJtinerat unb in »ergebenen Saljwaffem flewic^'
(ich gewinnt man ba« 3ob au8 bem Jtelp obtt ber BateJ'
©oba, in welche fie burch bie ©ergewichfe foonnt, cot N;
nen bie ©oba bereitet wirb. 2>a6 reine 3ob Wbet <i«
bunfel blaugraue, metaflifcb, gldnjenbe, NitteriÄ frjb 9m-
Tlan bebient ffch feiner in ber 2Rebidn tbwO Uf/m
Dir
gle
Ionische Inseln 4\
ibttii irmerlicrj ceaen -dautauefcfcläar uerfcbicbener 'Art, Sfro;
»beln, ©efcbwüifte u. f. w. SDiit Stdrfe gibt baS 3ob eine
(ebene blaue garbe.
35nißd)e Dnscln (bie) ober bte Sieben in feinde*
publif, ifl ein feit 1815 geqrünbeter Staat, ber auS fiebrn
örifjrrn unb mehren fleinern «jnfeln beflebt, welche jufammen
einen Sldcbcnraum oon etwa 47 □SR. befihen unb an ben jtfc
jlen Albaniens, SioabicnS unb beS <PcloponneS (SRorea) lie*
fltn. Die grißrrn 3nfeln finb: ftorfu (im Altertbume Gor«
epra), «Paro, Santa SfJlaura (baS alte geufabia), 3ante
(tbemalS SafpnthucO, ßefalonta, Zl\\>U (baS alte 3Tttjofa)
unb ßerigo (fonfl Gptbera). Alle biefc 3nfeln tragen Serge,
welche in Gefalonicn bis ju 5000 fich. erbeben, hoben
roenig £olj unb wenige Flieden, ftnb ;ccocb in ben Crbe*
nen unb Sudlern fruchtbar. $ier gewinnt mau Seine, Sto*
finen, Gorintr/en, £)lh>en, fcbineS Cbft, Sübfrücbte, 9leiS,
JtermeÄ unb ©aumwolle. Auch -£>onig, Secfalj, Schwefel,
Grbpeer), Steinfoblen unb SRarmor werben gewonnen. An
Setreibe aber ifl «JRangel. DaS Älima ijl febin, aber fDu
fane unb (Srbbeben fud)en oft bie 3nfeln 1)tim. Urfprüng:
lieb, bitbete jebe bei fdjon in frühen 3eiten bewobnten Snfcln
einen eignen Staat, bis Aleranber bet ©roßc unb nochmals
bie JRomrr fid) berfelben bemächtigten. 9lacbbcm fie langete
3(it einen äbeil beS b«$antinifcben ÄaiferreicbS gebilbet t/at*
ten, nahm fie im 13. 3abrb. Neapel unb im 14. 3abrb«
SBcncbig in 83efifc, welches fie gegen bie 2ürfen behauptete.
AIS SBenebig 1797 ben granjofen in bie -ödnbe fiel, bitten
bie 3nfeln ein gleiches Schief fal, bis Stuften unb äDSmanen
fh 1799 eroberten unb 1800 ber ruff. Äaifer «J)aul auS ib*
nen bie JRrpublif ber fieben »ereinigten 3nfeln
biltete. Sie hotten ibre eigne Dlegieruna, unb füllten unter
bem Sd>u|e ber Pforte fieben. AuS mnern Söhnten ging
1803 eine neue SSerfaffung beroor unb biefe beflanb bis
1807, wo bie granjojen ft'tr) ber 3nfel abermals bemächtig*
ten, aber nur Äorfu behaupteten, (int lieb würben bie 3ns
fein als bereinigter Staat ber ionifeben 3nfeln
burd) Siußlanb unb Gnglanb 1815 unter brit. ccbui* gc:
(teilt. (Sin »on Gnglanb eingefefcter 2orb jbbercommiftair
«tet ben Staat, eine SüolfSocrfammlung »en 4oDeputirtcn
:at bie gefefcgebcnbe ©ewalt, bie auSübenbe ein auS fecbS
■Witglicbern beflebenber Senat, welcher in Äorfu (f. b.)
einen Sife bot. Die 175,000 Ginwobnrr ftnb in r> Stdbte,
17 SBcarftttecfen unb 375 Dirfer oertbeilt unb finb bis
:uf 8000 3taliener, 8f>o fönten unb 55üO 3uben grieeb-
Stammes, fpreeben aud) ein unreines ©riechifcb unb befen;
ren fid), bis auf 35,(KX) Äatbolifen, jur grkcb,. Äircbe.
^auptnabrungSjweige finb tfeferbau, SJiebjut^t, Sie^
lertjueft, gifeberei] Seitenbau, £?ibau unb -öattbel. Sie
■tri oiele •ccbiüen, tarunter -,ivei Öi>mnafien unb eine
23 gefiiftete Unioerfitat ju Äorfu.
3ptkakucinl]ö, Srecbwurjel, auo> brof ilif er) c
ßurjel wirb bteaBurjel eineS niebrigen, bcilb firauct)artigen
SerodibfeS in SSraHlien genannt. Um 1(>48 würbe biefclbe
ureb 9>rfo juerft in duropa befannt, Pom 3abre 168<i an
iufiger angewenbet unb 16?K) pon 2ubwig XIY. nott) als
ht (Sebeimmittel erlauft, ©rfl 1801 warb bie SRutterpfianje
er eo>ten 3pefafuanba bureb fiJrotero befannt; benn es
M Pnfcbiebene Birten, bie oon perfebiebenen ©ewdcbfen
•crimen unb nur bur$ bie ^bnlicbfrit ber aßirfungen Pon
5 Irene
ben eingeborenen Srafitiern ben gcmeinfcbaftlieben 9?amen
erbalten haben. 9ta(t) Deurfeb.(anb würbe bie SBurjel erft
1705 burcr) Üeibnib. unb SBebel eingeführt. Sie ifl boJ
Juoerldfft'gfle JBrecömittel , obne babei ben Ziagen unb Darm*
anal ju febwdeben unb obne Durchfall ju erregen. Diefe
eigentümliche SSBirffamfeit »erbanft fie einem befonbern Stoffe,
bern (Smetin. Unporfir^tig gebraucht, fann fie b6chfl fchab;
lieh werben.
3pl]t$tTtta biet} bie Tochter beS A&nigS Agamemnon,
welcher bie ©riechen gegen ftroja führte, unb ber Alutd-
mneilra, unb follte \u 'Äulis, wo bie ©riechen burcr) eine
SQinbfiiUe pon ber überfahrt nach Xfien )urücfgebalten wur*
ben, ber bem Agamemnon }ümenben Diana geopfert werben*
Um ihre Auslieferung Pon ber SOZuttcr ju erlangen, hatte
man oorgrgeben, fie foHe bem 2Cct)tIIeS Permdblt werten.
Schon -flaut bie fch6ne 3ungfrau an bem 2C(tare, fct)on
jüctte ber jDpferpriefler baS Keffer nach ihrer ©ruft, fließ
unb traf — eine hinbin, beren JBlut fich auf ben Ältar
ergof. Diana b^tte ft<h ber Sungfrau erbarmt unb fie in
einer SQolfe nach SfauriS entführt in ihr £eiligtbum. ^ier
mujite fie ber Göttin als $rieflerin hienen unb ein blutiged
©efe^ befahl, baß fie jeben anlanbenben gremben ber Diana
opfern mußte. CrefteS, ber 3« unglüeflicher ©ruber, weU
eher ben Wort bcS SkterS an ber ehebrecherifchen SRutter
blutig gerächt hatte, fam, getrieben pon ben ihn alS SRut?
termorber »erfolgenben gurien, nach SauriS, um in S3egleu
tung feines greunbeS ?)plabeS }u feiner Sühnung, einem
Grafel gemdi, baS 23i:t ber Diana ju entwenben. Aber
er würbe ergriffen unb in ben 2empe( gefrbleppt, um oon
3. geopfert }u werben. Diefe aber erfannte ben jßruber
unb flaut ihm nun felbft beim 9?aube ber Statue Diana'S
bei, mit welcher fie nach ©riecbenlanb entflohen. Auf ber
3nfel Seufe foll 3- unflcrblicbe 3ugenb erhalten hoben unb,
als Crilocbia oergört ert, auch noch bem Schatten beS Achill
permdblt worben fein, ©oetbe hat % »um ©egenflanbe ei*
neS herrlichen DramaS genommen unb ©lucf jroei berühmte,
ihren Flamen tragenbe Cpern compontrt.
3rrnäu0, ein chrifllicher Kirchenlehrer, flammte au8
jtleinafien unb würbe oon ^olpfarpuS, einem Schüler teS
ApojlelS SobanneS , im ßhrijlenthume unterrichtet. 3m 3ar)re
177 würbe 3. ©ifthof »u ?pon. Seine oielfeitige gelehrte-
©ilbung unb große grömmigfeit erwarben ihm großes An«
feben, fobafi fich felbfl ber rom. ©ifchof in ftrrhlichen Strei*
tigfeiten fetneS «Raths bebiente. AIS SchriftfleUer fpriebt 3.
mit »ielcm ©ifer ffir bie Auffaffung beS ßhrtfrentbura8 "od)
bem einfachen SSortfinn ber b. Schrift unb Perwirft alle
mit bemfelben in Serbinbung gebrachten Meinungen ber $bt*
lofopben als Äe^ereien unb fcr)rieb gegen biefelben. €t
flarb 202.
3rmr, ausgezeichnet burd) Serflanb, Schdnhett unb
2aflerthaten, war auS Athen gebürtig unb feit 769 bie
©emahltn beS" grieeb. ÄaiferS 8eo IV., nad) beffen 780
erfolgtem Üobe fie Pon bet mdchtigen «Partei ber ©eifl»
lieben unb 2)1 in et) e unterfingt , mit ihrem mmberjdbrigen
Sohne Äonflantin VI. jur ^>errfd>aft gelangte. Sie be«
nutzte ihre Gewalt jum großen 9lad)theil beS KeiehS nur
jur Sefriebigung ihrer ^errfd)fucht unb ®telfeit. Swar he*
mühte fie fid), bie gortfehritte Äarrs beS ©roßen in 3ta>
Iien, wo fie gegen ihn 788 eine Sthlatht »erior, auftuhals
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Iridium
ten, fHrrjte ab et baS Reicb fn Kampfe unb Unrutjtn, inbfiit
fie gleich gewaltfam unb trfiig bie f<bon con brei Äaifem btt
fdmpfte Sierebrung bcr Silber auf bcr ©pnobe ju TOcäa
einführte. 3(13 ihr ©obn JConflanttn enblicb felbft berrfeben
wollte unb ft$ nidjt mebr »on ihr beftimmen lief, btmaty
ttflte fte ftcb »errdtberifcb feiner ^erfon unb (iefj tbm im fatf.
tyalaft, unilircnb er [cblief, bie Eugen ausfielen. 3- hcrrfdjre
nun allein, unbefümmert um beS RetebeS Rotb, in weubeS
bie geinte einfielen unb bis ju ben Sporen ber ^au^tftabt
orangen, unb würbe tyrer »erfebroenberifeben greigebigfeit unb
ibreS frommen (SiferS wegen »on bem JBolfe unb" ben ©eifb
Ii Aon bewunbert unb als eine .£ eilige verehrt, bis fte 802
bureb einen Rebenbubler »om Jerone geftofjen unb auf bie
3nfel 8c8bo8 »erwiefen warb, wo fte 803 ftorb.
3riUtum ober 3rtb ift ein ebleS «Retaß, weleöeS 1803
»on 5Eennant im roben statin« aufgefunben, bis jefet aber erft
alS ein graues $ul»er erbittert worben ift, welcpcS ftlbfl in
ber ftdrfften hibc, bie man fünftlub ju erzeugen »ermaa,
nur wenig ftpmeljbar ift unb bann . eine fitberweifje garbe
unb SKetaligfanj annimmt. (SS i(! ungefdbr 20 mal fo febwee
als SBaffer unb I6ft ftcb in feiner ©dure,, felbft niebt in £6*
nigSwaffer auf. 9cur in Serbinbuna mit anbern SRetatlen
wirb eS von ber Umgenannten glüfftgfeit gelöft. DaS 3rU
bium gibt bie fcb6nfte febwarje $orjetlanfarbe.
Ins, bei S^aumaS unb ber Ctefrra Softer, galt ben
©rieeben unb R6mem für eine Dienerin beS Supiter unb
ber 3uno. ©ebneü" wie ber SBinb flog fte einlief, um bie
Auftrage ber oberften @6tter ju »oßjteben, unb (öfte bie
©eelen fterbenber grauen , wie SRercur bie ber 9J?dnner, unb
fiibrte fie in bie Unterwelt 3br finnlicr) crftöeincnbeS Silb
war ber Regenbogen, baber biibete man fte aud) ab alS eine
fcb6ne Jungfrau mit golbenen klügeln unb bunten, prd<bti>
gen ©ewdnbern, »on einem Regenbogen überwölbt ober bad
£aupt von einem in ben Sarben beS Regenbogens feiim*
mernben RimbuS umgeben. — 3riS bctjjt aueb ber far*
bige Ring in bem Auge, unb gewiffe in Regenbogenfarben
tyielenbe £Uiarje unb Ärpftalle werben 3riS (leine genannt.
3rlani>( »on feinen Sewognern, ben Seen, au(b 6 ein
genannt, bte jweite ber großen brit. Snfeln, ijl 6ftl. »on
bem iri fdjert SKeere , auf ben übrigen leiten »on bem atlant.
Dceane umfl offen, »on ©rofibritannien aber bureb ben St.;
@eorgSfanat getrennt, unb umfaßt einen gl d eben räum »on
1540 D5». Zuf ber JDfifeite fenft fieb bie Äüjre in fanften
Tfbbdngen, im SB. unb ©. ift fie griffen unb in ©nebten
unb Siorgebirge auSlaufenb, wdbrenb ein 3:t;eit ber Scorb;
fütle »on hoben Safaltf tippen umfcbloffen ift, bie mit ben
mutigen 400 g. boben ©dulen beS RiefenbammS weit in
baS SReer binauSragen. Die Jtüjte bat überall jabireiebe
unb bequeme £dfen. Die äßabenfläcfje bittet eine reijenbe
Xbwecbfelung »on Cbenen unb ^ugeln, bie nur feiten ju
boben Sergen ftpb erbeben. Gine auSgebe^nte Sbene )iebt
fid) bureb bie ©itte beS SanbeS »on £). nacb SB. Der gebir;
giqjle 2beil ift bie wefif. Hälfte ber 3nfet, aber au<b bier
bitten bie Serge mebr einjetne ©rurpen unb jum 2beil
wilbe Selfenmaffen als grope jufammenbdngenbe Äetten.
3Die bebeutenbften |)6ben jint im fütroeftt. Sbeile ber ©raf*
febaft Äemj unb in (Sonnaugbt, ber 2RacgiQicabbp unb ber
(Sroagb ^atrief, beibe über 3000 % bod). Der ©bannon,
ber gropte Slup, entftoringt in Qomtaugbt. burcbflrimt bie
Irland
3nfel in einer 8<5nge »on beinabe 40 3S., ift meip
fcbijfbar unb ergieft fio> in einem weiten SJufen t
SKeer. 2Jon ben übrigen gluffen finb bie anfebnltr^pen ba
Narrow, ber Sopne, ber Soöle, ber Sann. Die jat^tn
eben Seen ft'nb tbeilS ©ußwafferfeen, tbeilS (Seearme. Ifc
ter jenen finb bie bebeutenbften ber 8ougbReagb, ber gripü
ganbfee.in ben brit. 3nfeln, ber gegen fecbS SDt. lange üc^
Crne, beibe im nörbl. STbeile ber 3nfel, unb bie ttti ü';.
larnepfeen mit reijenben Umgebungen im ©übern Iw &j;
ben ber 3nfel ift im ©anjen fruebtbar, befonbert in in
mittlem Xbeilen unb im obg^Ieicb er nur bfinn auf tri.-
figem ©runbe liegt; aber baS bet ben »orberrfebenben mft
unb fübweftl. SBinben gemäßigte Älima unb bie geuitijid
ber Ätmofpbdre erbten bie grutbtbarfeit beS SfanteS. Sa
gldcbenraum beS JßobenS wirb auf mebr atS 19 SRiD. 35c;
gen gefebdöt. (Sine (5igentbümlicbfrit beS ISBotenS fbt I
auSgebebnten SJloorc, bie mebr alS 2,300,000 SRorgtn t<
teefen unb nitbt, wie in (5nglanb, flacb finb, fonbem
$ib(n anfteigen. ©ie finb ein großes ^inberniß beS U
baueS, obgleich ein anfebnli<ber Ibttl ber bocbliegenbtn 55^;!
auSgctrocfnet werben fann. SRan tbeilt fie in ©raSmwt:
bie jum Sbeil im ©ommer beweibet werten, in um.
liebe ©umpfmoore, welcbe juweilen, wenn baS SBafTn i
ter üjnen anftbwißt, fieb fortbewegen, in feilte, mit ,2:
unb Robt bewa<bfene ©een unb Sorfmoore. Sion ten gtt
fenSBätbern, mit welchen bie 3nfel »or3«iten bebedtne
ftebt man nur noeb überrede, gafj alle in ©ro^r:
lebenben Übiere gibt eS auo> in 3«; aber merfwürbig iß rf,
ba§ gröfebe unb elftem bis ju Anfange beS 18.3eW.Bi
befannt waren, unb noeb je^t finb Aroten, ©^langen u
iRaulwürfe auf ber 3nfel nid>t b«mif<b. Rotbwilb ift
feiten. (Sigentbümlieb ift ber 3nfel ber SBolföbunt oba ir
febe SBinbbunb, ber gegen oier §. boeb ift. Die rinbeir
feben ^ferbe finb flein, aber bauerbaft. Der urfpriiitr:
Rinb»icbftanrm ift faft auSgeftorben unb ber je^t einbeim
aus ßnglanb eingeführt. DaS einbeimifCbe ©ct)af mit t..
rigem SJlieg ift jeßt feiten unb bureb Äreujen mit bem t
©tamme ein anberer langwolliger entftanben. (Sin merfir:
biger überreft ber Urwelt ifl baS foffile (Slentbier, M n
baufig in SRerg^effcbitbten unter bem Sorf ftntct. ©eiw
gebeuren ©ewetbe meffen über jeb.n 5. »on einer ©pi:
jur anbern, unb ein .Sorn ifl »on ber ©»ifce bis jut S.
jel über .r> g. lang. Die Snfel erzeugt einige feltene T~-
»en, bie nur im fübl. Europa beimifcb finb, wie ben t:
beerbaum ; anbere, bie man faft nur m ben Älpen unb in t
^prenden finbet; noeb anbere, beren eigentliche ^eimat W
nörbl. Ämerifa unb ©r6nlanb ift, unb einige Ärpptt^.i"
bie faft nur im fübl. (Suropa unb in ben 2ropetw.
QtmerifaS waebfen. Unter ben ©etreibearten ft'nb SS
unb ©erfie erft in neuem 3eiten angebauet werben:
ift bie .&auptfrucbt, bie bdufig attSgefübrt wirb, unb bie s.
toffel faft bie emjige Rabrung ber drmern S
Hufier ©ranit, ber meift baS ©runbgebirge bittet, finb
febiebene Ärten »on Jlalf; unt ©anbjlein baufia. 3n ••
len ©egenben wirb SRarmor gebroeben, ber fcponfle in &
fennp. Der üBafalt, ber ftcb »on ber SJfünbung bef ß
ricfferguS bis jum 8ougp gople unb in baS 3nnere ter 3
fei bis jum Jfougb Rcagb »erbrritet, gebört wegen bt
grlmdfjigfeit unb Stamucr)faltigfeit ber ©dulenbilbungen
ben 9iaturmerfwürbigfeiten 3.S. SKe^re ©egenben'
Irland 4!
Satftojl, Safoifl unb anters eble ©rem*, ©olb war in du
an Reiten häufig, berh roabrfcbcinücb rcarb e8, wie nod)
eM, mehr in einigen SJergfirömen al$ tn Crjgdngen gefun*
xiu ©pdtere SBerfuche, ba8 ©olb bergmdnntfcb ju gerr-in*
tm, mußten wieber aufgegeben »erben; benn obfdjon man
liebt unbebeutenbe Mengen bitfe* eblcn STOctaUö gewann, [o
raren bod> bie Äoftcn beS btrgmdnnifcbm Betriebt im 9im
lältniß ju bebeutenb. Silber warb in frühem 3eiten hdufig
b ben SJleiminen im n6rbl., weftl. unb fübl. 3. gefunben,
ber tiefe reichen ©ruben würben im 17. 3abrh- jerft6rt.
(r|}t wirb nur necb in jwei ©ruben auf SBlet gebaut. .Rupfer
labet man in mehren ©tgenben, ©orjüglid) ober in ber
8raffd)aft Gorf in einer ber reiebften, erft 1812 entbedten
irubc unb in SBitflew; ti wirb aber wegen bc$ SDJangeia
n äörennmitteln mein nad) ©wanfea in ©aleo" juni ©d)mel»
en gefd)idt. ©fen ifl febr hdufig; bod) finb von ben im 10.
mb 17. 3<»hrh« gangbaren ©ruhen nur nod) wenige übrig.
Die ©teinfoblen, bie ftcb in oerfd)iebenen ©egmben finben,
iab nicht fo gut ali bie engt, unb fdwt., bie ju JÖeftreii
img beS einbeimifeben 33ebarf$ eingeführt werben. Die Siolfö;
«enge ifl fortwdhrenb im Steigen begriffen unb betrug 1835
-37 7,943,900, »on benen brei SJiertbtile Äatbolifen finb.
©ie Bewohnet ber 3nfcl finb aroptentheilfl arm, nur
i beut betriebfamen Ulflcr finb fie in einer günfhgern
age. Sagelöbuer unb felbft {leine $a$ter leben in Um
.nfftnheit unb Glcnb, bie geringem 2anbleute wohnen in
rmftligen 2 ef?mf;ütten , bie fie mit ü)ren «öauöthieren ttjcilen,
mb bauen auf ihren fteinen Xdcrn Äartoffeln, .jjafer unb
jlarbö. 2fud) unter Drud unb 92otb jeiat fitb ber Gburafs
er, bureb ben fid) ba8 Sjolf tum ben Gnglanbern auStcid)net:
eine £ebhaftigfeit, feine größere geifiige ßmpfdnglicbfeit, fein
MM uir ©efetligfeit, aber auch feine geringere Seftigfeit
mb ©elbftbebi-rrfcbung unb anbere 3üge, bie in ber burtb
k imglürflid)en ©cbicffale beS ?anbc£ gehemmten SJolföbiU
NU ibre SBurjel haben.
Die 9>boniiur unb Äartbager hatten auf ibren Sieifen
ad) ben brit. Unfein walirfcbcitiiid) auch 3. befudjt unb
iiüeidjt Xnfiebelungen auf ber Äüfie gegrünbet. Die burrb.
)xt ©eefahrer oerbreiteten 9lad)richten gingen auf bie ©rie*
KU über, welche bie 3nfel fdjon frut) unter bem Hainen
lerne fannten. Die in Britannien herrfd>enben S?6mer, bie
B eine feijr bÜTfttge Äenntniß berfelben hatten, nannten
l öibernia. ©ie wollten 82 Sah« n. Gbr. »on ber SBcfU
5d)ottlanb5 j)inül)erfcbiffen unb hofften, bie 3nfel mit
exingen ©treitfräften befiegen ju fonnen, al$ jtaifer Do;
in feinen tapfern gelbberrn Ägricola au$ Britannien ju»
üefrief. 3n ben erjirn Sabrr)- n. Qt)T. ging felbfi bie fru»
breitete bürftige Äunbe »on 3. »erloren unb erjt in
tr lebten 3eU ber r6m. Aerrfebaft in fi3ritarmien, ju 2fns
ige beS ö. 3ab.rfj., erfebeinen biejrlänber unter bem SRa*
ocoten, ben fie nod) lange naebber im 2tbenblanbe be^
titen unb fpater burd) 'Änfiebler auf ©d>ottlanb (f. b.)
i trugen. Die dltefte ©efd>i«bte ber 3nfe(, nad) ben etn-
ben, erft feit bem 10. %ai)ti). gefd)riebenen ßbronifen,
ftebt au5 fabeln unb abenteuerlichen @agen. Die ©alen,
' oor 6brifiu8 bon bem gefilanbe nad) Britannien jogen,
^:ferten wabrfd>einlidj aucr) 3« Die 3rldnber waren in
•inrne getbeilt, bie meifi nur x>on 5üiebwd)t lebten, unb
Glanwfaffung war in 3W »>< ün ftpot. ^od)lanbe
BUbtr. Conti. «e er. II.
»9 Irland
(f. b.) bie ©runblage be« gefenfd>aftlid)en 3uflanbr3. ©pa%
tet bilbeten fid) au« biefer ursprünglichen gefellfthaftlicben SBer»
faffung bie »ier gropen &anbfdjaften 8einffer, fünfter, Göns
naught unb Ulffer, bie unter eignen Surften ftanben unb mie
burd) bie natürliche ffiefd)affenheit, fo au^ burtb bie <ZiU
ten ber {Bewohner berfebieben waren. Unter ben unabljdn»
gigen Sürfien nabm juroeilen ein übermdd)tiger ben Ä6nigS>
namen an. (Srft nad)bem ^arrtd au8 Slorbbritannien um 430
ba$ (5lni|lentl;um in 3- eingeführt, warb ti heller in ber
©efd)id}te beS SanfceS. Sr brachte bie Neigung jum 9Rind)>
ibume mit unb bie abgefd)iebene, gegen bie Äriegsflürmc ae*
fehlte 3nfel war bem ©ebeiben 'brS KojlerlebenS fo gute
ftig, baß fie balb ein berühmter ®i| minebifeber ©elclnfam-
feit im ^tbenblanbe warb unb ir(dnbifd>e Wondje sPfIan5-
fd)ulen in ^Britannien frifteten unb felbft auf ba9 gefilanb
übergingen, wo fie baS ßbrifientbum , befonberl in ben SJo;
gefen, ben Xlpen unb in Deutfchlanb prebigten unb Äl6fter
bauten, bie nad) ihren urfprünglicben ^Bewohnern ©ebotten-
f(6fter genannt würben. Die wenigen Jteime ber ßolftbil*
bung, bie tas Glvriftenthum in 3- gepflanzt hatte, würben
erfriert, al* im 8. 3ahrb. bie 9lormannen lanbeten, weld)e
einen großen Xheil ber 3nfe( unterwarfen unb Xnftebelungen
grünbeten, bie ftcb troQ allen 'Änftrengungen ber 3rldnber im
10. unb IL 3abrh» an ben SRünbungen ber fd)iffbaren
© triSme auf ber 6ffl. unb fübf. Äüfte behaupteten. 2Bdb=
renb ber fteten Ädmpfe mit ben fremben Xnfieblern »erfanj
ten bie 3rldnber immer mehr in {Roheit, unb ihre Uneinig;
feit erleichterte 1169 bie Üanbung einiger engl ÄriegSanfüh-
rer, bie ber vertriebene fturfl oön Seinfler gegen ben £)bcr>
!6nig »im Jöciflanb aufgerufen harte, ^einrieb II. , ber auf
einen »erleihongthrief M tapfre« fid) ftü^te, fam 1171
mit einem vpeere nad) 3* unb befeftigte bie Eroberungen, bie
feine Sebnmannen gemacht hatten, fmttfxt irifd)e dürften um
terwarfen ftcb ihm unb behielten bie £crrfd)aft in ihren ©e=
bieten, wo bie alten gefeilfchaftlicben virrriebtungen fortbaucr-
ten, wdhrenb bie im 6(Tl. Sbeile ber 3nfel angeftebelten @ng;
Idnber in ihren iBefi^ungen als gebnleute t>t6 Ä6nig6 ton
Gnglanb bie bürgerlichen SBerhdltniffe ganj nad) ben @c
fe^en ibre6 SBaterlanbe« orbneten. Diefeö ©ebiet ber engl.
Xnfiebler würbe ber jöe.jirf ober bie Sxarf genannt. Der
irifche £ ber fönig mußte fid) en blich 1175 bem Äönige bon
Gnglanb unterwerfen unb jinapflichtig werben. Der äonig
von @nalanb oerlieh feitbem mehren engl. Kittern anfebn-
licbe ©üter in bem fübl. unb weftl. Stbeile ber 3nfe(, bie
nod) im 9)efi^< irifd)er .f>duptlinge waren, woburd) bie
fremben ein freter ©egenjlanb beö ^affeS würben.
3n ben ndchfien 3'aljrb. würbe baber 3. burd) blutige
Sehben jerrüttet. 9hd) unb nad) würben )war 5Be rbinbun ■
gen pifeben ben Urbewohnern unb ben fremben Änfieblern
gefnupft, aber bei ben oerf ehrten unb eigennüfeigen (Srnnb*
fd|en, weld)« bie Gröberer in ber »erwaltung be« feinbe«
nie verleugneten , fonnte ti nicht ju einer innigen Jüerfchmeu
utng beiber ©tamme fommen. 2u$ um bie Witte bei 13.
3abrh> mehrt irifche Häuptlinge, roelche bie Söorjüge ber
bürgerlichen Einrichtungen ber (Sngldnber erfannt harten, um
bie fechte engl. Untertbanen baten unb ber Ä6nig ihr 83er-
langen gewähren wollte, werften bie eigennü^igen engl. Tin*
fiebler feinen Ähfichten entgegen. 9teue ßerheeruugen brachte
ber unglucfiicbe SJerfucb, ben feit 1315 Sbuorb, ber Söru-
Irland
45$
Irland
bei be« fir greifen föot. $6xüq& Stöbert Bruce, matyt, 3-
ben Gngldnbern ju entreißen. 9faub[u$tige Gngldnber gas
Ben bei ber hfrrfcbenben ©efefclofigfeit oft ibre feeimifclr>en
{Hechte auf urtb nahmen bie Sitten bec Gingeborenen an,
weil nad> triften ©eivobnbcitcn föaub unb 2)Jorb nicht fo
ftreng au? nad) engl, ©cfefcen bejhaft würben, fonbern mit
tiner ©elbflrafe gebüßt werben fonnten. Die engl. 2JZa$t>
babec machten ben 3wiefpatt flwifcbcn beiben Solfem nod)
»erberblid) er , alS fie 1367 ein ©efeö gaben, welches bie 3ren
für geinbe erfldrte, bie «£eiratben jwifcben ben Urbewobnern
unb ben Gngldnbern unb bie Xnnabme ber Tracht, ber Sit>
ten unb ©efefce ber 3ren »erbot. SBttyrenb be$ Äriegö ber
JKofen in Gnglanb (lieg bie 3em'itnma, in 3-, wo bie 2(n:
banger be3 £aufe8 $or' übergewtcbt hatten. 2fB Jjeini
rieb VII. auf bem 2(?rone befefiigt war, fuebte er bie 3ftacbt
feiner 8ehnleute in 3- ju beugen, unb ti gelang ibm, bie
RJerfaffung beS 2anbe$ 1495 buref) ein ©efeö ju dnbem,
welches ber Regierung einen Überwiegenben Ginfluß gab.
SBdbvenb bie £frrfcbaft ber Gngldnber burrf) eine fräftige
Verwaltung befefiigt würbe, gefchab nichts , bie gebrurfte
8agc ber Ürbewobner ju erleichtern unb ihnen ben Schufc
ber ©efefce ju fiebern. 35er alte 3wifl würbe nod) heftiger,
al$ .öeinricr) VIII. nach feinem 2Cbfalle »on bem Zapfte bie
in Gnglanb angeorbneten firef>[irben Ginri(f)fungen auch in
3. einführen wollte. Die ©ei|llicr>feit unb bie irifeben ©roßen,
felbjl »iele engl, fiebnleute, geborgten nur gejwungen feinen
jhengen ©eboten. Die feit 1541 in 3. angefiebelten 3efuiten
ndbrten ben £aß gegen ben Äönig, unb bie Sieformation
machte fo geringe gortfebritte, baß bie alte Jlirc&e unter ber
furjen Regierung ber Fatbolifcben SDiaria leicht ibre ©ewalt wies
ber erlangte. Glifabetb fam ben 3rldnbern eerf&lmenb entge;
gen unb wollte bie flnbdnger beS alten ©laubenS fronen, bii
bie feinbfelige Grfldrung beS Zapfte* gegen ibr Grbfolgcredjt
unb bie SJejhebungen ber Äatbolifen fie bewogen, bie »on
SRaria aufgehobenen firdblicben Ginridjtungen aud) in 3.
wieber einjufübren. Grft nad) einem langen Jtampfe wurs
ben bie Xufftdnbe ber triften «f>duptlinge unb ber engl.
Cebnleute 1584 unterbrüeft. Die Sefiegtcn »erloren ibrGU
gentbum, ba& Glifabetb neuen engl. Änfieblern »erlieb. 83er»
gebend wollte 9>errot, ibr trefflicher Statthalter, bie Uvbe«
wobner unb bie »erwilberten Xbfommlinge ber Gngldnber
unter bie J^errfdbaft gleicher ©efefee bringen ; engberjige Statt)'-
Siebet erweetten bei ber Äonigin bie JScforgniß, baß bie 3r*
dnber fcurd) ©efittung ju 5waebt unb Sicicbünun gelangen
würben, unb wollten bie alte Unorbnung fortbauern la|fen,
weil ein jerrüttetes S3olf fieb nicht »on Gnglanb losjuretßen
»ermodbte. 9teue JBebrücfungen unb ^artc Strafgefefce gc;
gen bie Äatholifen reijten wteber ju Gmporungen, bie ber
i\jrü unb ber Ä6nig »on Spanien untersten, unb au?
Glifabetb 1603 flarb, battc ihr Selb^err ben gefdbrli(f?fien
^uffianb unterbrüeft , ber feit bem 12. 3abrfc. bie vf)errfci)aft
ber Gngldnber bebrobte. Die Ärone batte bie iBcftfeungen
ber gedeuteten unb »ertriebenen ^duptlinge, über 80t),ooo
borgen 8anbe5, im norbl. Sbeile ber Snfcl ein^ejogen unb
3afob I. bilbete auß benfelben »iele große gebngitter, bie er
an (Sngldnber »erlieb, aber mit bem SUerbote, 3rldnber al§
^aebtev ober 3in§(eute anjunebmen. Scbou ^einrieb VIII.
batte ben irifcbeit ©roßen <Z\^ unb Stimme im Parlament
gegeben, um fie für feine fireblicben Steuerungen ju gewtns
nen, unb 3afob befldtigte biefe Weckte in bem fogenannten
OTattonalparlamente, ba8 er 1615 berief. 3m CbmVi
aber waren unter 25 ÜWitgliebem »on bobem Tfbel, fcic
ben ebenfo vielen proteflannf(f)en öifcfaofen faßen, nur h.
nige Jtatbolifen, unb unter ben 226 9)titgliebern brt Uatc
baufes befjanb bie 37tebuab( aus $rotefianten. J>ie Xatbr<
lifen waren »on allen Staatädmtern au&gefcblo(Ten,
fie n;du eiblict) ben ^6nig alö überhaupt ber Aircbe one:-
rennen wollten. Der ^Dopfl ermunterte bie Stanb^afti^f
Derjenigen, bie ben Gib »erweigerten, unb um bie Jnbän
ger ber röm. Äircbe frfler ju »ereinigen, führte er tieta
bem proteflantifcben Äirdbentbume eine regelmäßige ^ieraidu
in 3. ein, wie fie noeb je^t befielt SBare niebt hure) b
Trennungen neue 3wietract)t erregt worben, fo bitten rii
»on 3afob eingeführten SJerbefjferungen ber SRttylpJUy, \h
föefcbrdnfung ber wiUfürlichen ©ewalt ber Häuptlinge i:
ibre porigen unb bie Gnie^tung »on Sßolfsfcbulen toebü::
tige grüßte für bie ©efittung beö £anbe& bringen fdnner
Die politifct)en 3wifiigfeiten, bie unter Jtarl I. in Gn$'.a:'
ausbrachen, pflanzten fieb auch nacb 3* fort. £ec V-
gwifcfyen ben engl. Änfteblern unb ben 3ren unb ber mit
tige Ginfluß ber $rie|ter, bie feit ber lefcten .ödlfte bd II
3abrh* in ben für fattjolifcbe 3rldnber geflifteten gebrann-
ten in Spanien, Portugal unb rtranfretcb ibre SSilt;;:-'.
halten hatten, erregten bei bem Zxßbxuty ber bürgritd"
Unruhen in Gnglanb 1641 einen neuen Vufftanb, in
tf)em »iele taufenb ^roteflanten ermorbet würben. Uer Si-'
gerfrieg wütbete mit witber ©raufamfeit, biß Gromroci I
mit einem 4>eere lanbete, bie Gmp6rung unterbrüdt;
bal Gigenthum ber Uberwunbenen einjog. Seach ber Rü1
fehr be8 ^aufeö Stuart erwarteten bie Urbewohner reyt-
betu- ©errchtigfeit unb faum batUn fie auf ben Fatbelnin
3afob II. neue Hoffnungen gebaut, al6 biefen feine I
blenbung 1683 »om Throne flürjte. Gr fam im
ften 3al;re mit einem -&ccu aus Sranfrcicb, um mit
feiner 3Cnl;dnger in 3. bie »erlorene ^)*rrfd>aft mtir.
erringen, bis SBilhelm III. am Sowie ihn 169
fiegte unb bie neu gegrünbete >*> rrfebaft ber alten Äncd-
wieber )ufammenflür}te. Die Bebingungen ber llbergai
ber Stabt ^imerief , ber legten Schußwebr ber Änbär
3afob'6, »erbürgten ben Äatholifen alle Stechte in ber i-
übung ibre-.; ©laubenft, bie fie unter 5tarl II. geneft
ten, »erfprachen allen greuuben beS »ertriebenen Äön.
fe* Vergebung, wenn fie ben Untcrtbaneneib lei|ieter;
erlaubten 3ebem, ber auswanbern wollte, feine ber
Habe mitjunebmen. ©egen 14,000 3rldnber »erließen c
fei unb neue jdnbereien fielen ber Jtrone ju. Die3 IM
le^te ber großen ©üterein}irbungen, bureb welche bie imeraep
liehen Jörfißungen vieler engl/©efchlecbter gebilbet rci;t:f
3n Gnglanb befefligte bie Revolution bie ©runbfiD; •
ne3 freiem Staatölebenß, bie aber für 3. wenig Srüt
trugen. 9cocf) immer folgten bie SKachthaber bem ©i-
fa^e, bie 3nfel als ein erobertes Sanb ju bebanbein
bem herrfchenben Sanbe aufzuopfern, woburefj befonb«
bie aufflrebenbe ©ewerbthdtigfrit ber 3rldnber gelähmt
Die 8einwanbweberci, bie in ber erflen Hdlfte be< 17.
■Jlarl 1. Statthalter, ber ©raf »on Strafforb, gegrfmtrt
welcher Seinfamen aus .ßoüanb unc Spinner unbSebet l
$lanbern unb aus Sranfreicb fommen ließ, würbe »rwr >
günfiigt, ba fie feinem ©ewerbjweige in Gnglanb YHt^
ju brohen fchien, faum aber ^attc bie Wollweberei in
Digitizec
Irland
459
Irland
im Segenbert 3.'$ einen Äuffchwung genommen, als boA
ngl. Parlament eifersüchtig warb, unb 23i(belm III. gab
«fem bieSerfiä)erung: „3cb werbe 2Cfle* thun, wa< ich ver«
nag, bie SBollrnmanufactur inSrlanb ju unterbrücfen." 63
uurte bei ©träfe von 500 $f. ©t. unb Verfall be« ©cbiffS
mfe ber SJabung oerboten. SBoflenwaaren in ftembe 8dnbet
uäjutübren, unb burcb ähnliche SRafjrrgeln würben alle ©es
.•rrbjroeige gelähmt, bie eine für Englanb nacbtbeilige 9Rit«
rtrerbung furzten liefen. Vergebens erhob fieb baS irldn*
ifebe Parlament fdjon 1695 argen baS alte ©efefc, baS am
inte beS 15. Sabril, feine abbdngigfeit gearünbet hatte;
j$ engl. Parlament wieS ben Änfpruch auf Unabbdnajgfcit
b unb legte fi$ oolle ©ewalt bei , binbenbe ©efe^c für bie
frlänber ju geben. Die feit ber Regierung ber Ä6nigm
(nna gefdjdrften alten ©trafgefefcit gegen bie Jvatbolifen rour=
ra nicht gemilbert unb 1727 warb ihnen auch baS ©timm=
'<b,t bei fhtrlamentSmablen genommen. Die Bereinigung
rnglanbS unb ©cbottlanbö erweefte febon ju Anfange beb
& 3abrb. in mehren verffänbigen 9Rdnnern ben SBunfch,
:t<m jerrütteten Vaterlanbe burcb ein ähnliches Heilmittel
u helfen, unb baS irlänbifcbc CherbauS feblug r$ ber {Re«
irtung oor, bie aber ben Antrag »urücfwirS. Die unglücf;
Ac Sage beS VolfS rief enblich Vereine oon ^erfonen auS
Um ©tdnbrn hervor, bie ftch jur Ebwrljr oon JBebrücfuns
en ober ju ÄuSfübrung »olitifeber 3wecfe oerbanben. 3u»
t|l traten 1762 bie SBeißburfcbcn (White bojs) auf, welche
?fili auS Arbeitern, bie bei bem Verfall ber SBolIenmanu«
Vbaa brotlos geworben waren, tbeilS auS IJaael&bnern bei
tttbrn, bie burdb bie Umwanblung vieler fcänbereien in
Seiten ihren Unterbau verloren hatten. Die amerif. Sie*
olution erboste bie Aufregung unter ben 3rlänbern unb
itrdr) ben Ärieg gebrdngt, fudtjte bie {Regierung burcb 3uge«
dnfcnjffe fie ju beruhigen. Ginige ©frafgefeße gegen bie
totfcoiifm würben aufgehoben unb ihnen baS {Recht jurürf«
fgeben, üanbeigentbum ju erwerben. SBäbrenb bie'3nfel
cm ÄricgSo&ifern entblößt war unb granfreieb, im23ünbniß
iit Xmerifa, ben SJriten ben Ärieg erfldrt hatte, bewaffne*
■ (ich in allen Steilen ber 3nfel freiwillige jur Jöefcbüljung
rt 8anbeS gegen bie geinbe. DaS irldnb. Parlament »er«
Mb nun »panbelSfreibeit, unb bie {Regierung machte einige
3ejoilligungcn, boeb nur a(S wiberruflicbeS ©efehenf. 1780
flirten bte freiwilligen in Dublin, baß ber Äonia, unb
sä irldnb. Parlament allein befugt wären, ©efefce für 3.
'• g'ben unb baß fie nur oon biefen ausgegangenen ©efefcen
fboreben wollten, unb 1782 würbe burdj etn ©efefe baS
iänb. Parlament für »unabhängig oon bem brit. erfldrt.
•u<b, foberte man, wiewol ocrgebenS, eine Verbefferung ber
Jefefce über bie ^arlamcntSwahlcn, unb fchon 17S6 erregten
i »roteftantifeben Pfarrern gebüt)renben 3etmten Uns
tu im fübl. 3- Sanben, bie fic^ 9iect)tburf({)en nann=
langen bem 2anboolfe eiblit^e 3ufagen ab, feine bö-
ebnten ju bejaljlen, ale» bie oon ibnen beftimmten
im, *Rac^> bem TluSbruc^e ber franj. JKeoolution würbe
r auf bie SBerdnberung ber ?)arlament?oerfaffung unb
■er« auf 9ced>te»gleid$ctt für bie Äatholifen gebrungen.
(a Dublin entjlanb 1791 ber SJunb ber »ereinigten 3rlans
bet al$ feinen 3wetf anfünbigte, eine Sjeremigung ber
•^<J)t aller Srldnber oon jebem ©lauben ju bilben, um
w gdnilicbe, auf bürgerliche unb religiofe greibeit grgrün;
bete Umwanbetang bec jefe^gevehben ©ewalt ju errangen.
3m folgenben 3abre erfldrte bat irldnb. Parlament einfron*
mig mtt ber Stegierung, baß bie Xatbolifen gleiche dteebte
mit ben $Totefianten, fowol in ^inftcht auf ben ©lauben,
aii auf bürgerliche SSerbdltniffe, genießen follten, unb gab
ihnen bat ©timmrecht bei ben 9>arlamrnt6mahlen jurücf, nur
oon mehren ©taatädmtern unb oom Parlament feibft blieben
fie auö^efcbloffen, weil ihnen ber gegen bie ©laubenJlehren
ber fatholifcben Air che gerichtete Qtib entgegenftanb, ber feit
bem 17. 3ahrb. von ©taatdbeamten unb ^arlamentögliebem
geleiftet werben mußte. (©. (Snglanb.) ©chon 1794 »et«
langten bie Aatbolifen auch hie Aufhebung ber noch übrigen
SJefcbrdnfungen, bie aber von bem irldnb. Parlament »er<
weigert würbe, wogegen efl ben Äarholifen bie Univerjttdt
ju Dublin öffnete, wäbrenb bie {Regierung eine theologifche
«hranfralt grünbete , um bem nachtheiligen ©nff uffe ber iöiU
bung fatholifcher ^riefter in auSldnbifchen Schulen entgegen«
juwtrfen. Die Äbfichten her »ereinigten 3rldnber traten im«
nur gefährlicher hervor, ba einige ihrer mächtigen SBortfüb*
rtr Serbinbungen mit ber franj. {Regierung angefnüvft bat-
ten, »eiche gegen bie «^errfchaft Cnglanb« gerichtet waren,
©chon 1796 war eine ?anbung ber granjofen in 3- »erah«
tehet. Die {Regierung fuebte ber ©efaht buret) Strenge ju
begegnen, unb ber Kriegsmacht würbe gegen bte brit. ®efe|e
erlaubt, bei ©tirungen ber {Ruhe ohne Ermächtigung her
bürgerlichen Dbrigfeit einjufchreiten. Die »ereinigten 3rldn«
ber wirf ten nun befio eifriger in heimlicher SthdtigFeit unb
befefligten ihren S3unb, ber eine militairifcfie Einrichtung et«
hielt. Die oberjte Leitung fühlten fünf SRdnner, bie allen
©liebern bee« fflunbeS, außer ben ©efchäftöführem ber vier
oherflen 2lu6fchuffe, unbefannt waren, ©chon waren 2au*
fenbe in allen Sbeilen 3. '6 für bie Entwürfe be* »unteS
verfebworen, al8 bie {Regierung 1798 bureJl) ein 3Ritglieh
bee3 S3ereine> Jtunbe von ber©efahr erhielt. Einige her ent«
fchloffenflen ^duoter bei S3unbe5 wmben »erhaftet, aber
ungeachtet ber Entbecfung ber S$erf(hw6rung brach im 3Rai
1798 in mehren Zbtilen ber 3nfel ein Äufjlanb auS, ber
meift »on Äatholifcn geleitet warb unb gegen bie heftigen
Verfechter ber vroteftantifchen Übermacht, bie Drangiflen, ge«
richtet war. SBafjrngewalt unterbrüefte enblich bie »on wil«
ber ©raufamfeit begleitete Gmoörung unb ber neue ©tatt«
halter, ber SRarquie» von EornwalliJ, wußte bie ©emüther
burch ©erechtigfeit unb 2Rilbe verf^hnen. Ein fleiite«
franj. ^eer, ba« im Äug. 1798 in ber Äillalabai lanbete,
würbe nach furjem Jlamvfe befiegt. Die {Regierung orheij
tete nun mit Eifer an bem Entwürfe, ©roßbritannten unb
3. unter einer Verwaltung »u vereinigen, welche Äbficht ein*
fkhtSvofle 3Rdnner in 3« wie in Englanb begünftigten. 92adt>
langen Cerhanblungen würbe ber Antrag ber {Regierung am
2. 3ul. 1800 jum ©ere(j erhoben unb mit bem erften 2age
be8 neuen SahrbunbertS war 3. ein Sheil be8 „»ereinig*
ten ÄintgrcichS". Dcacb ben üBefrtmmungen ber Union
fodte 3> an her {Reprdfentation in bem {Reichsparlamente
buret) vier nach ben ©tyungen abwechfelnbe Sifchofe unb
28 »on fdmmtlicben irldnb. $>air* auf 8eb)eit erwählte Hb--
georbnete im Dberbaufe unb 100 Xbgeorbnete von 32©raf>
fchaften unb 31 ©tdbtcn unb einem Hbgeorbneten für hie
Univerfitdt Dublin 2CntheiI haben. Die bifcb6(!tcbe Äircbe
follte wie früher bie berrfchrnbe bleiben unb mit ber engl.
58*
Irland
Sine Äircfr« hüben. 25« Seimig $u tat S t aatäauSg ab tri
beö »(reinigten Steierl würbe für bie erflen 20 Sah« ber
Union auf 2 2 heile ;u 15 in ©roßbritanmen erhobenen
Steilen ber Einnahme beftimmt. 308 Erweiterung bei bei
rettS gegebenen {Bewilligungen würbe ber $anbtl jwtfchen
beiben Snfeln von allen Ueffeln befreit.
3. ifi auch nach ber Union mehr als @cr)ottlanb ein ab«
gefonberteö Sieich geblieben. 25er (Statthalter, ber feinen
hiiS in Dublin bat, übt noer) manche Kerbte ber MnigL
©eroalt au8, bat einen ^offlaat unb neben ihm flehen mebte
bobere 5Berwaltung«beamte. 25ie ®erid>t*b&fe finb meifi roie
in (Snglanb eingerichtet. Durch ba$ neue 9Babfgefe| »on
1832 (f. Großbritannien unb 3rlanb) würbe bie 3ahl
ber irlanb. 3Tbgeorbneten im Unterhaufe um fünf »ermehrt,
unb föon 182*1 war bie alte (Einrichtung, nach welcher 3e*
ber, ber 40 Spillinge {Rente bezahlte, bei Parlamenttwab*
len ftitrtmberechrigt war, aufgehoben unb tiefe Summe auf
10 Pf. St. erhöht worben. Die 3abl ber SBäbler würbe
babuvch auf ein Drittheil ber frühem berabgefegt unb bie
SRebrjahl ber flehen abhängigen Pachter »on ben SBahlen
auSgefchtoffen. Siele ©täbte haben biä jefct gefcbloffene, fid>
felbjt ergänjetvbe ©emcinberä'tbe, in anbern gehört ber ©runb
unb IBoben einem benachbarten großen ©runbeigentbümer,
unb baher haben bie JBeftuer ber großen ©üter unbefebranh
ten Hinflug auf bie öffentlichen Angelegenheiten. Gö gibt
über 50,000 fletne ©runbeigentbümer in 3. , bie »ufammen
höchfienS l'/s Millionen borgen anbauen. 25 er übrige Sbeil
iß in ben £änben ber bifchöflichen ©eijrlicbfeit unb ber mäcbti =
gen ©runbberren. ßtnen nachteiligen (Sinfluß auf ben Gultur«
juftanb hat baS3. eigne öerpdltniß ber SRittelleute , bie »on
ben meifi abwefenben ©runbeigenthümern große ?anbftricbe
pachten unb bloS auf faufmdnnifcr)en ©ewinn reebnenb, fte
wieber in f leinen Ebthcilunam an 3(nbere »erpachten, fobaß
juweilen mehre Pachter unb Sfterpacbtn: jwifchen bem ©runb*
penn unb bem Anbauet beö ©obenS flehen. Der 3nbabet
beö 2anbe$ muß nicht nur feinem unmittelbaren Verpächter
ben 3in& befahlen, fonbern auch bie Serbinblichfeiten leiflen,
bie jeber Pachter gegen feinen Verpächter unb ber urfprüng*
liehe Pachter gegen ben ©runbberrn hat. 25ie 3ffterpachtrr
aber haben gar (eine Sicherheit gegen ben ©runbberrn, unb
wenn biefer bie Serbinbung mit bem >£auptpaebter aufloji,
werben fte fogleicb, weggetrieben. 25ie SJcittelleute behanbeln
bie 3Cfterpacbter, bie burch Stueffldnbe halb in ihre ©ewalt
(ommen, mit ber dußcrflrn «fjärte unb gwingen fte )u per»
f6nlichen Dtenflen unb ©efrhenfen. 3n ber neuefren 3ett
haben mehre ©runbeigentbümer eingefeben, baß tiefe (ritv
riebtuttg ihrem eignen Sortheile entgegen war unb fich, in
unmittelbare ©erubrung mit ben lanbbauenben Pachtern ge*
fefct, um ben fortfehreitenben Sbeilungen be§ 2anbcigentbumJ
»orjubeugen. 9(och immer aber finb febr lange Pachtungen
hdufig unb geben metjt nur geringen 3in3. Der Snbaber
t heilt bann baS Sanb unter ferne iinber unb eö wirb immer
mehr jerftürfelt, bis ber 31 nt heil jebe* 3(nbauert nur ben
bürftigften Unterhalt gewährt unb ba$ Pachtgut über»olfert
ifi. ttbenfo nacbtbeilig finb befonberS im weftl. 3. bie ge;
meinfcbaftlicbcn Pachtungen mehrer 3Cnbauer. 3eber WiU
Pachter fiebelt fich bann mit einem bürftigen JBiebflanbe auf
bem ©ute an unb muß oft h>rabwürbigcnbe JBebingungen
eingehen, woburch er ju perf6nlichen Dtenflen ohne Sohn
ober gegen ben geringfien Sohn fich »erpflichtet. Diefe tUU
nen Unterabtheilungen be$ CrigentbumS unb bie bebetttata
»u SQetbeianb unb 2RilcbwirtbJcbaft beftimmten Sbeile M
canbeigenthume^ in mehren ©egenben ber 3nfel haben
fachlich bad 2fuffommen bed 3tcferbau6 grhinbert. Die fier*
nen Pachter, obne Äenntnifs unb ohne ©elbmittel, beattc
ten bat iant auf bie rohrtfe Seife. Der befle Sobrn rr::f
burch Unfraut erfriert, burch ©rnten erfchöpft, fo lange n
fte gehen (ann, unb ruht barm 2—3 Sahre. 3n ben ■
fien ©egenben %'& ifi nur eine 31 rt »on Pflug beJant,
währenb in (gngtanb nach ber ffiefebaffenheit bei Bob«!
»erfebirbene gebraucht werben. Grft in ber neuefren 3eit bei
ftch ber 3lcf erbau ; i: heben angefangen , unb ifi befonbert ta
ben ©raffchaften Sipperarp, Ätng'Ä ßount», SBerforb, Sief*
low, Jlitfenn», Äilbare, SWcatb, £outh, burch Söermehu-i
ber ©egenfiänbe beö 3tnbauä unb burch GinfübruM bei
Rruchtwechfelö eorgefchritten. Der SBiefenbau ifi ned) (rht
eernachliiffigt. Die SRilehwirtbfchaft wirb befonber? in erbu
(iet, Gonnaught unb SJJunfter betrieben, im fübl % na4
bet engl, ßinrichtung ber SRilchpachtungen gegen einen fen.
gefegten Bind für jebe Äuh unb ba3 für jebe bej!inir.:<
tfanb. Der (Ertrag biefeö lanbwirthfchaftlichen ©eroerbjiwicJ
wirb befonberä burch bie Wutterausfubr bebeutenb. ti
&>ieb", uchi ifi nicht, wie in Gnglanb, mit bem Xcf erbau ten
bunben. SJieh jur SRafl wirb befonberS in einigen Siei.n
»on ?einfier unb STOunfter gejogen, feit bem rieben aro
weniger ald früher pöfelfleifch, bagegen befio mebr lebene.»
ge8 SJieh aufgeführt, befonberfi feitbem eine Dampffdbi'fj.1:!
tiefen ©ewerbiweig begünfiigt. Die ©chafjucht ifi in ten
gebirgigen ©egenben bebeutenb, aber in mehren 2 heilen ^
3nfei werben bie ©djafe fowol ber SKilch aU3 ber SeJ
wegen gebogen. Die Äüfienfifcherei würbe btd^er fehr rr
nachldffigt, aber ti bat fleh lb3ti ein JBerein gebilbet, I
bie SRittel barbietet, fte in Aufnahme }u bringen. JDi< 8
pelmanufactur 3-'ö ifi nod) immer bie Ecinwcberei, tie ten
jüglich in Ulfier unb in einigen ©egenben »on (Sonnauc .
blüht. Gö wirb meifi einhetmifcher baju gebraui!
au? welchem, größtentkilü burch -jjanbfpinnmi, ungemein 'ei-
ne« ©am gewonnen wirb. (Sine Damafifabrif ju jiibtf*
in Utfier bat fich m ber neueflen 3eit fehr gehoben.
JBaumwoUeniuanufactur ifi neuern Urfprungä unb war fei!
1820 in fo rafchem 3unehmen, baß fte in einigen (Segens ;
bie Sieinwanbweberri »erbrdngtc. 3hr «^auptfi^ iß Se-
in Ulfier, ber große ctapelplafc be$ .^anbelö in3?orbii
Die SSoUrnmanufactur ifi ungeachtet ber feit ber Union e..
gehobenen ©efehrdnfungen ber ©ewerbfamfeit nicht
emporgef ommen unb liefert meifi nur grobe ©eroebe ju lifl
heimifchem JBebarf. 3> hat wenig 3Cu6fubrhanbcl, I
.^auptgegrnfidnbe ©etreibe unb Siieh nach ßnglanb
ttrinwanb finb, im 23erth jährlich »on ungefähr 1<» QRil
nen Pf. St. Die jährliche einfuhr, baujjrfdrblicb »o-t
wollenwaaren , Sfletallwaaren, Äaffee, 3»cfer, 2bee,©e
waaren, ?einfamen, betrigt 8 — <J SRiUionen Pf. ©t.
3n firchlicher öejiehung ifi 3. in Pier Provinjrn
magh, Dublin, (iafhel imb Stiam gerheilt, beren jebe
Crjbifchof »on ber herrfchenben bifchöflicr)cn Jtirehe bat, H
ter welchem 28 S)i3tbümer flehen, beren aber mehre
nigt finb. Sie finb mit mehr ale3 einer Million 9tetp
i'antess auögeflattet, bie jeboch alle auf lange Pacb.:. •
ausgegeben finb uub nur geringen 3in$ tragen. Die
fammten Ginfünfte ber bifch6flicheu ©eiftlichfeit tper:
Digitized
Irmensäule
461
Irrenanstalten
[% SM |>f. ©t. berechnet ES gibt gegen 1700 ®eifb
itpe für 800,000 anpdnger bet perrfeprnben Äircpe. gür
»( übrigen ©lauknSparteien ftnb bie ben bifcböflicpen ©eijb
üben jüaf reif ff nett 3?bnten btüctcnb, meidjc »onbera größj
en 3 heife fceä angebauten ©obenS entrichtet werben muffen,
mb bie Äatpolifen baben nicht nur bie bifcpiflichen $farret,
wren Sprengel fie jugetpeilt ftnb, fonbern auch ihre eignen
Bfil'tlicpen erhalten, bie Dom «Staate nichts empfangen.
Die farJ;otifcr>e Ähthe fiept unter Erjbiftpöfen unb JBifcpö»
m, bie fiep aber niept nacl) ben ©prengeln nennen bürfen,
cn roeldjen bie proteftantifepen ipre Sitel führen, ©ie »er*
en »on ber irifchen ©eijtltcpfeit, beren 3apl 1990 betragt,
tßjl gewdplt, unb »on ©ebüpren, SDpfern unb ©efepenfen
rtdttn, welche meift bie Pfarrer einfammeln. 25ief)rcSbn*
trtaner in Ulfler haben eine ©pnobe nach, fepot. S3erfaffung
mb erbalten für tpre ftrct)Hct)en Sebürfniffe ein idprltcbeS
Befcbenf »on bet ^Regierung. Die ErriepungSanflalten 3.'*
inb für bie SBeburfmffe beS ÖolfS nidt>t auSreicpenb. Die
«efiifrcte Unioerfttdt Dublin ijl nact) bem SRufter ber
ncjl. .frocbfcpulen eingerichtet unb reich bottrt. 3n ber fas
Mifcpm ee^ranfralt ju SRapnootp, bie idprlicp 9000 $f.
5t. com Staate bejiebt, erhalten bie ©tubirenben Äoft unb
Intnricbt. Sur bie ©Übung ber drmern BolfScIaffen ijl
otnifl geforgt. Die fehon »on Heinrich Vin. angeorbneten
ßfarrfa)u(en würben niept überall eingeführt unb aud) fpd«
rte SBerfügungen Ralfen bem 9Rangel niept ab. Durch 23eis
rage wm Staate unb üon $ri»atperfonen würben feit 1733
jf^re Bolföfcpulen mit einem Einfommen »on 30,000
ct. gegrünbet, baS aber für 2000 Änaben »erfchwenbet
rieb, bie Äofl unb Unterriebt empfangen, unb bie ©tiftung
W meifl auf ^rofelptenmacperri unter ben Äatpolifen be*
ftb.net. Die 1812 gegrünbete Äilbare=0efellfcbaft ju Dublin
iiftete »tele SSolfSfcpulen, unb um ben Ärgwopn ber Äatpo:
len ju beruhigen, ließ fte fpater in ihren Entfalten nur
9ibelauS§üge lefen, bie »on ber fatpolifcpcn ©ciftlicpfeit ges
iUigt waren, unb trennte ben Elementarunterricht »on ber
taubenSlcpre, bie fie ben ©eijtlicpcn überlief SRacp biefen
ärunbfdfeen waren 1833 ftpon gegen 600 Schulen »on bem
Sereine gegrünbet worben. (öetgl. ©ro Britannien unb
Irlanbl)
3rmmeäule ober 3rminful war eine bem ©otte 3r*
in errichtete unb »on ben alten ©achfen abgöttifch »erehrte
Mute, ©pdtet r>telt man biefe ©dule für ein bem Chrret;
S DeutfcplanbS ^ermann (f. b.) errichtetes Denfmat.
iatl ber ©roße, welcher bie Ausbreitung beS EpriftentpumS
tit ©ewalt bewirfte, jerj!6rte 772 bie Srmenf dule ju EreS;
urg, ba, wo je&t bie f leine ©tabt ©tabtberg ober SRarS*
"3 im preuß . JRcgierungSbejirf Arnsberg liegt.
' vi o\\c sc n tfl ber ©efammtname eines SSereinS »on rnbiatt
stammen. 3n bem Sanbe, welches jcfjt bie gu ben bereinig:
m Staaten »on SRorbamerita gehirenben ©taaten spennfpl*
anien, «Reupor! unb £>hio einnehmen unb im fübL Stheile »on
:bercan«ba, fchloffen mehre 3nbianer»6lfer, bie einem ge*
"'amen ©tamme angehörten, febon im 15. 3csbrh. einen
3unb jum ©chu| unb Srufe gegen ihre Seinbe. Derfelbe
bcTtteß fpdter ben SJereinigten ©taaten grofje gdnberftrecfen
"9tn©elb unb befleht noch iefet, obgleich bie einzelnen 5B6l=
fr bis auf wenige hunbert gamilien jufammengefchmoljen
iab. Am bebtutenbflen ftnb bie SWohawtfl am Niagara unb
ber Äenrpboi; fte waten baS £au»t beS JBnnbeS ber fünf
Stationen unb traten $uerfi mit ben ©enefaS unb JDnonba»
goS jufammen, barauf fchloffen ftch bie DneibaS unb 6a*
pugaS an; im 18. Sahrh- famen noch bie SufcaroraS hinju.
äur 3«t ihrer b^cbflen «Wacht h«tttn fieb tiefer 6onföt>era.
tion, welche in allen amerif. .Kriegen auf ©etten unb im
©olbe ber Snglänber fianb, auch bie ©tocfbribges3nbianer
angefchloffen, unb fte »ermochten einft nicht weniger als
50,000 Ärieger ins gelb ju fteüen. ©eit 1794 treiben fte
alle 2lcferbau unb 83:ebjuef>t ; fie haben feile SBohnfi^e, ©cbu.
len unb (inb Gbriftcn geworben. Der ^auptort beS irotef.
©unbeS ifl Dnonbago, unb baS jablreubje jöolf ftnb bie
©enefaS in SReuporf unb jDbio, bie jc^t noch ««5 h*<h|r<ri8
1600 3nbi»ibuen befielen.
3ronie ifl eine feine 3rt beS ©pottS, inbem man bie
SRfinung elneS Xnbern grabe baburd) h<rabfegt unb in ihrer
ÜRicptigfcit aufjeigt . baß man ihr fepeinbar bie größte Xnerfen*
nung jufommen laßt unb bie auS ihr ftch ergebenben wiber*
fpreepenben unb tboriepten golgerungen auSfpricht, ohne boch
auf biefe Sporpeit felbfl auSbrücflicp aufmerffam xu machen.
SSielmepr fteat ftch ber 3ronifcpe , alS ob er auch jenegolge*
rungen als (Srftnbungcn tiefer SBctSheit bewunbere, ober fcprcibt
bochr wenn er bie aufgefunbenen SBiberfprücpe bemerft unb
in ihrer Unoerföbnbarfeit aufjeigt, biefelben fiep, feinem
feproaepen SJerflanbe, nicht aber ber Spctrpfit £>efltn ju,
welcher bie »erfchrte SReinung, auS bem fte folgten, auffleüte.
SSon ber legten Xrt war bie berühmte 3ronie beS ©ofra-
teS (f. b.). ©ewöhnlich fegt man »orauS, baß, wer bie
ÜRetnung eincS 2fnbern ironifch bepanbelt, felbfl eine tiefere
ßrfenntniß befigen müffe; boep beS ©ofrateS S3etfpicl felbfl
lehrt baS ©egentpeil. ©ofrateS wußte bie SBiberfprüche in
ben SReinungen feiner ppilofoppirenben 3eitgenoffen aufju*
jeigen, ohne boch f*&fl cin<; richtigere (Stfenntniß ju befigen,
obgleich man ihm biefe ju allen 3etten jugetraut hat. — Der
SRcnfcr) unternimmt alS aeifligcS SEBefen in feinem ?eben
ÄlleS wie für eine ßwigreit, als gebe eS feinen 2ob für
ipn, unb muß boch tdglicp unb in allen feinen 83e|hebungen
bie Erfahrung maepen, baß er pier noch ein enblicpeS, bem
3ufall fcheinbar preisgegebenes ©efcpöpf fei. ©o ift baS
Entliehe gleichfam eine 3ronie beS Ewigen, beS ©eifligen
im SRenfcpen. 2fm meiflen empfinbet ben angegebenen fÜJU
berfpruch ber Äünfller unb ber Pfleger ber SBifTenfcpaft. Seibe
wollen auSbrücflich UnflerblicheS fcr)affen unb muffen boch
in unb fürS Enblicpe wirfen. 3n biefem ©inne pat man
gefagt, ber Äunftler müffe 3ronie beftgen, b. h- (ich mtt
ungetrübter Aeiterfeit beS Enblicpen, ohne über beffen
vötnfdlligfeit ftch unb Hnbern tdufchen ju wollen, jur Dar»
ftellung beS Eroigen, berSbee bebienen; — aber mit Unrecht,
benn ber Äünfller foß »ielmehr wiffen, baß baS Sergdng«
liehe burch bie wahre Äunfl felbfl ju unflerblichem Sehen er*
hoben wirb. (»gl. 3bee.)
3rrman0taltm, Srrenhaufer (bie) foDen ben un.
gliicflichen Srren eine fiebere 3uflnchtf|iitte unb bie ^>ülfe
jeglicher Zxt, welche ihr 3uflanb erpeifcht, gewdhren unb
jugleid) fie »erhinbern, ftch unb Xnbern ©cpaben jujufügen.
Daher bürfen fie nicht wie in ben Betten , wo man Wärm-
finnige als »iehifche, bösartige, nur unfebäbtieb ju macbenbe
Ereaturen betrachtete, benen man fafl feine menfehlichen
4t),',*';4»»*H M««k» ra.«tlKtA f*; CZtvii -»fr/.M «i«>s fU+CX* s—IC
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Irrenanstalten 462 Irring1
(in gleiten, fonbern muffen wabrbafte SBobttbätigfeitSam
jtalten fein, was ftc icbocf; nur bann fein tonnen, wenn fie
hinfiriitlicJ) itircr 'äu Düttling unb (Einrichtung gewiffe ©e=
bingungen erfüllen. ©olcbe JSebingungen finb: 1) baß
eine foldje 2tnflalt eine gefunbe Sage, wo möglich jugleid)
in einer fdjönen ©egenb, habe , »reiche baS ©emüU) ©ene*
fenber ober .£>albfranfer angenehm befebäftigen fann, baß fie
namentlich aud; im ©ommer nicht aHju febr ber a^itje, im
SBintcr nicht allju febr ber Jtälte juganglidp fei, einen bin*
reiebenb großen, ben 3rren »u angemeffenen S$e|d>äftigum
gen, Spielen unb Spaziergängen einjuräumenben ©arten
enthalte u. f. w. : 2) büß fte geräumig genug fei, um bie 3r»
ren nach bem ©efcbledjt, ber 2£rt unb IBcfdbaffenhett itjrer
Jtranfbcit u. f. w. ihres eignen 2BeblS halber fo weit, alS
Stotb thut , »oneinanber ju fonbern; 3) baß fie hinlängliche
©icherbeit gewäbre, bamtt bie ©eifteSfranfen roeber entflieg
ben noch auf irgenb eine SBeife in ©efabt geratben f6n»
nen; 4) baß fie ben neigen Borran) an Hrjeneien unb
fonfligen £ülf§mitteln, bie jur etwaigen $erflellung ber
Srren erfoberlich. finb, befifee, fo namentlich bie nötigen
ftSorricbtungen ju JBabern »erfdjiebener Zit, ju Pouchen,
iDrehflühfen unb JDrebbetten, ferner bie ju ben mannidjfa*
eben medjanifdien iöefcbäftigungen , ©artenarbeiten unb bergt,
erfoberlicben ©erätbfebaften, bie jur Weiterung unb 3er«
fheuung ©emütbSfranfer fo eiel beitragenben mu^falifcfaert
Snfrrumente; 5) aber obgefeben von ben oben angegebenen,
ewiffermaßen nur äußern JSebingungen, baß eine folcbeÄn»
att »on einem bureb ©eift, ©elebrfamfeit, (Jrfabrung, tiefe
2)lcnfcbenfenntniß unb woblwoUenbe, menfdjenfreunblicbe ®e*
finnung auögejeidjneten Hrjte geleitet »erbe, r>on einem
Wanne, ber feinem aÜerbingS bW febwierigen SBerufe in
feber #inficht genügen fonne, außer tiefen unb einigen
£ülfSärjten aber audj noch über ein fctenenbes $crfonale
rerfügen fonne, weldbeS bureb einen gewiRcn ©rab von
©Übung, ganj befonberS bureb STOilbe beS (JbarafterS, 9cad>=
ficht, ©ebutb, aber auch Orntfcbloffenbett unb gefligfeit, SDrb«
nungSliebe unb SReinlichfeit geeignet ijt, ben ibm obliegen»
ben Pflichten nacbjufommen. ©enügt eine Srrenanftalt ben
eben genannten unb nod; manchen anbern Xnfprüd;en, bie
man an fie madjen fann, fo laffe man aber auch ab von
ben SBorurtbeilen, bie gegenwärtig, wenigfien« in ©eutfeb:
lanb, feinen ©runb mebr haben, unb fdjenfe ber auf »iel»
fdltige (Srfabrungen gefilmten SUerficherung SBertrauen, baß
ein ©eifleS» ober ©emütbSfranfer in einer woblcingericbteten
«jrrenanfklt fietö eber geheilt werbe unb jebenfallS beffer
aufgehoben fei als im Jtreife feiner Jamilte, wären bie äu>
fern JBechaltnifTe berfetben auch noeb fo glürflieb. 3um bei-
weitem größern Äbtile wobleingericbtete unb beSbcüb jur
ßerforgung »on ©eifleSfranfen geeignete 3nrenanfralten be.-
fujt SDeutfcblanb folgenbe: in ©aebfen bie bftcbjt muflerbaft
eingerichtete, in einer reijenben ©egenb gelegene 2fnjla(t ju
©onnenftein, ferner eine folebe ju Äolbtfc, ju 8eipjig im
baftgen ©eorgenbaufe, enbüct) mebre cmpfeblenSwertbe 9>ri«
»atbetlanjialten für 3*«, fo auf 2BarferbartbSrube bei £>re5«
ben unb in Dörfern bei 2eipjiq; in ben faebf. #erjogtbü»
mem ju ©otba, 3ena unb ©eorgentbal; in Greußen ju
JBerfin (in ber bortigen 6t>aritO , .Königsberg, 9teuruppin,
tuefau, $aUt, 3eifc, ?)Iagwiö, ©iegburg, ©orau, ©ebtoß
Stubu« bei JBreSlau, »rieg, iDüffelborf, ©t.^bomaä bei
Änbemacb, arier, Äadjen, Jtoln unb SWartberg; in ßfheidb
ju SBien, ?)rag, ©ra^, S3rünn, fitrtj, Snnibrucf, 4>aH bei
©aljburg; in SSaiern ju Wüncr>en, SBürjburg, ©t. = ©cor.
gen ju SBaireutb, granfcntbal, Samberg, ÄugSburg unb
JtönigSbofen ; in Manöver ju QtUt unb {>i(bf5bcim; in
2Bürtemberg ju Stuttgart, Bübingen unb 3»vicfalten: in
Saben ju ^forjbeim unb ^>eibclberg; in SRaffau ju <iber>
l\ut; in ben freien ©tabten ju Hamburg (in bem allgemeü
nen £ranfenfyaufe bafelbf}) unb ju grantfurt am ÜDIatn.
3irlicl)ter ober Srrwifcb. e finb leuchteitfce Pufterfd)er»
nungen, bie ungefähr fo groß wie bie Stamme eines fttferö
finb unb fid) bin- unb berbewegen, woburtfi fie ben SBo-.v»
berer, welcher itjrem ©cb,iirinier m ber Hoffnung folgt, eim
9J?enfcbcnn)obnung ju ftntcn, leiebt irre führen. Sie brü-'>
ben bftcbfi wcu)rfcbetnlid) auS eigentbümlid>cn brennbaren unb
fieb »on felbfl ent)ünbenben ©aßarten, bie fieb in ber 9tdbr
ber JDrte, an benen bie Srrlicbter »orfommen, entwitfcln.
©ie febeinen auch an bejiimmte ©egenben gebunben ju fein,
ßbemalö »erbanb man mit ber Crfdjeinung ber 3rrli<bte»
mancherlei Aberglauben, ©ie follten ßrfebeinungen »erbarm-
ter ©eifler fein u. bgl. 2)ic in mannen ©egenben »orfom.
menben fogenannten Seucbter finb roabifcbfinlicb nicht« oli
große 3nlichter. 3n warmen ©egenben finb bie Srrlicbter
häufiger alä in falten.
Oruing (ffiaf hing ton), einer ber auSgejeijljnetflen err:-
rif. ©cbrifttteller, flammt auJ einer fchot. gamilie unb wutN
1780 ju 9leuporf, wobtn fein Söater, ein Kaufmann, ai:
gewanbert war, geboren, ©eine SRutter, eine (Jnglänbcrin,
unb feine Stoiber, welcbe fieb bereits als ©cbriftfieller L\
fannt gemacht hatten, waren von großem @mfluß auf firh .
Silbung, unb Sleunorf, wo au8 allen SSölfern 2Renfchn
)ufammengc|rr6mt waren, beren nationale (Sigentbümli ■
ten noch nidjt fidj fo untercinanber gemifcht batten. rote t
fed gegenwärtig ber Jall ifl, bot reichen ©tojf Seob.:.
tungen für ben fünftigen ©cbriftfieller. SJefonberä lebrrt:
würbe aber für ben Süngling eine Sicife, bie er jur £ .
flellung feiner wanfenben ©efunbbeit nacb3talicn, ber©id)iTc :
granf reich , ^oüanb unb gnglanb unternabm. 3uerfi n
3. unter bem angenommenen Flamen 3onatban jDIbca :
in einer t>on feinem iBruber befiJuSgegebcncn 3eitfcbrift all
©d>rift|reHer aufgetreten, nach feiner JKüdfebr au» Saropa
gab er aber felbfl eine 3eitfd)rift: „©almagunbi" \}trc
©roßen JöeifaO fanb 3 'S „®e|cbicbte »on 9ieuporf". »atb
einem halb wieber aufgegebenen SScrfuchc, baS (Sftrbium
ber 9?ed>tSwiffenfd;aften ju ergreifen, trat 3. mit feinen 8J::j>
bern in eine^anbelSoerbinbung, welche 1S12 ber Ärieg n :
(Jnglanb unterbrach, ftaebbem 3- ben Äricg alS Xbpitani
beS amerif. ©eneralS SlompfinS mitgemadit faitt, »uurbcT
bie faufmännifchen Unternebmungen wieber aufgenommen
unb biefelben brauten 3- 1815 nacb (Jngtanb, roo er \id:
längere 3eit aufhielt unb bie ©itten beS SanbeS betvbachte:
Xfit ^jaiibelSt-erbinbungen mußten aufgegeben werben tri
3- trat nun mit nodj größerm ©lücf benn früher all ©cbi ••
(leller auf. ©ein 1820 unter bem Flamen ®cojfrot> tir.:
berauSgegebeneS „©fijjenbucb", welches ©cbilbcrungen au«
ber 92atur unb aus ben ©tttenberbältniffen 'ÄnierifaS, t>
fonberS aber @ng(anbS, enthält, fanb unter allen gehüteten
S56tfern bie tbeilnebmenbfien Cefer. Jöulb würbe eö in m»
febiebene ©prägen überfegt , beutfeh in Srucbüüden pen
Einbau (Bresben 1S22) unb boUftanbia, von ©pifer {Sa.
I
iscma
Isenburg
1825). 9?acbbem 3- eine Weife nad) granfreief; unb Deurfd;)»
lanb gemacht, um fiel) mit ben (Sitten unb ber giteratur
tiefer gdnber genauer Wannt ju machen, gab er, juruefge»
febrt nach gonbon, feine „ßriiblunjjen eines SRetfenben"
(beutfa) S5erL 1825) heraus, (jr gtng nun in baS fübl.
granfreid) unb »on ba nach Spanien , wo er fieb »ier 3«bre
auffielt unb ft'cb emft'g mit ben hier (ich ihm barbietenben
ßuellen jur (IntbecfungSgcfcbicbte ©panicnS befdjäftigte. Die
Pracht btefer Unterfucbungen waren fein „geben unb JKeu
fen beS 6brift. Golombo" (beutfeh granff. 1828), feine „Cr.
nannte it)n jum Doctor ber 0?ecbte. (?nblic& gmg 3- 1833
nach Kmerifa jurüct unb bereifte bie »erfebiebenen ©taaten
feines BUaterlanbeS.
3srl)ia i|l eine fleine, nur 17« umfaffenbt, burd)
ihre anmutbige Sage, ihre gruc&tbarfeit, ibren herrlichen
2öcin unb ihre beiften ©aber berühmte 3nfel im ©olf »on
Neapel Die Snfel gehört jum neapolit. ©ebiet unb ifl,
wie ihre SBobenbefcbafFenbeit jeigt, »ulfanifeben UrfprungS.
Der ehemals arge Verheerungen anriebtenbe SUulfan ©pomeo
jablung »on ber Eroberung ©ranabaS" (beutfeb gpj. 1830) (jefct 9Ronte ©an»9cicolo) ruht iefct, unb man jiebt auf bei
unb fem „fllbambra" (beutfeb, SBraunfcbro. 1832). 2Ctd 3- Snfel befcmberS SJein unb SBeiien. fluch ber ©eibenbau,
roiefcer nacb Grnglanb fam, übernahm er bie ©teile eines bie SMehjuebt unb befonberS bie gifeberei befebafrigen einen
SecTetairS bei ber amerif. ©efanbtfcbaft in gonbon unb nach.« grofien SEbeil ber 24,000 JBewobner. 3n bem S3abeorte
ber bie etneS ©cfcbaftStragcrS. Die Unioerfitat £rforb er» Cafamicciola ifl ein £ofpital, in weitem 3(K) Jtranfe un*
~1
rttgelblicbe Pflege finben. #auptfiabt ber 3"fel ifl 3Schia
nit 3000 Qinxo., beren #afen bureb. ein Gaflell befefligt
rirb, baS auf einem abgefonberten gelfen fleht. 9lur bureb
ine fdjmale JiieSbanf ifl ber Seifert mit ber 3nfel in SJer.
»inbung gefegt. Der ©ifc beS #anbelS unb ber fluSfubr
(l jromj, welche auch, an ©nroobnenabl 3. übertrifft. -Die
Ibbilbung jeigt bie 3nfcl »on ber ©übfeite. 3m #inter»
irunbe erhebt ft'cb ber Gpomeo, eom erblicft man bie ©tabt
yid)ia mit bem GafleU.
3öfnburg ifl eine im 4?efpf#en g«I«g«ne ©tanbcSberr»
*aft mit 15 D2R. unb 49,000 ein»., ju welcher bie ©tabt
riffenbaefe gehört. (S3gl. Reffen.) Die ©rafen »on 3.
inb eine* ber dlteflen beutfeben ©cfcblecfeter; »on ihrer ©tamm«
bürg finb in ber 9?ar>« von flnbernacb. noch wenige Ztim*
mer ju fehen. Durch gubroig ben dltern, ber 1360
flarb, fam bie 1442 jur ©raffebaft erhobene äerrftbaft »u»
hingen an baS ifenburg. #au$. ©eine SRacbrommen fiifte»
ten mehre ginien, »on benen nur bie »on SBolfgang ©rnfl,
gefl. 1033, abflammenbe birfleinfc^e ginie ftcb erhielt. 83on
ben beiben ©öl>nen beS ©enannten gingen bie noefc je^t blü«
henben beiben Jg>aupt(inien, foroie »ier Seebenlinien aus. 3u
ber ^»auptlinie Dffenbacb gehören bie 3t»eige 3. « S5irfrein,
welche jefct bureb ben ©tanbeSberrn gürpen Äleranber
SOtctot öeb. 1802, regiert feit 1837) »ertreten wirb, unb
3.><Pbi(ippSetcb. Die ^>auptlinie 3. »«Uhingen blüht in
brei 3»eigen: 3.»©übingen»ä3übingen, 3.»S3übingen»2BÄcb.
tcrSbacb unb 3.i©übingeni5Reerholj.
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Isidora*
464 Isländisches Moos
3&vbdrU9, genannt JpifpalenfiS, ein J?ir4cnf^rift>
Setter, war äöifdjof »on Sevilla in Spanien unb fitarb 636.
Seine Sammlung von EuSfprücben ber Kirchenväter bilbete
ben Anfang ju einem Eebrgebaube beS KircbenglaubenS.
Die papfliia)en Decretalen , bie als ©utaebren unb Xntwor»
ten ber Zapfte, bie fie auf Anfragen über redjtsfhreitige
Salle erteilten, febr halb ein rechtsgültiges 'Änfeben erlang-
ten, waren von DionvfiuS bem kleinen gefammelt worben
unb würben von 3. in einer vermehrten Sammlung b***
ausgegeben. 3m 8. 3a!)r(). gab ein greunb ber rem. Jtirche
eine neue Sammlung foleper betrete unter bem tarnen
heraus, welche jtboeb größtenteils toerfalfcbt waren unb ba>
ber ben tarnen be(> ,$feubo<3fiboruS erhielten, ton
ben ^üüfien aber fortwabrenb für echt unb gültig bebaup»
ttt werben.
bief) bie £auptg6ttin ber Kgvpter, von welcher
grtecr). unb rem. ScbriftfleUer eine Wenge Wntben crjablen,
in benen fte bie echt ctgnpt. mit fyätern grieeb. unb rem.
Sagen vermengen. So foll j. JB. 3. bie in Ägypten g&tt*
lieb verehrte 3o (f. b.) gewefen fein. Sonfl beißt f»c auch
eine SEocbter von 3upiter unb 3uno, ober von ÄronoS unb
9?bea. Sie war bie Schwefler unb ©emahlin beS JDfiriS
(f. b.), ben fte innig liebte. Sie foll ben ttgwptem juerjl
Sil gelbfrüchte fennen gelernt baben unb baburet) ihre fpä*
tere ©iltimg begrüntet haben. 3m Allgemeinen war fte
baS Spmbol ber gebäbrenben 9laturfraft. Die Ägypter \itlh
ten fte aB eine grau mit Äubhörnern bar unb beiligten ihr
bie Jtub. Sie würbe in ganj Ägypten, vorzüglich aber in
WempbiS verehrt, unb- alljährlich würbe ihr ein gefl gefeiert
Auch in 9» cm feierte man ihr gefte, bei welken große 2fu3»
fchweifungen begangen würben, weswegen mehrmals Xier»
böte gegen biefelben erlaffen würben.
3e lernet, b. b- 6i8lanb, eine jum bin. Staate gebö»
eenbe 3nfel, liegt jwifchen Norwegen unb ©röttlanb unter
bem ^olarfreifc unb wirb gewöhnlich ju Europa, richtiger aber
au Sßorbamerifa gerechnet. Sie ifi burebweg gebirgig unb
kfieht aus einer ungeheuren gelfenmaffe, bie, wiewol ganj
unb gar vulfanifcb, boch mit ewigem Schnee unb @S be»
reift iff. Die 3nfe( hat nicht weniger als 29 SJulfane, un-
ter benen ber 4j>efla (f. b.) unfern von ber Sübfüfte ber
berübmtefle i|r. 25er Derdfe 34ful erbebt fteb bis 6240 g.
Gine Werfwürbigfeit finb bie vielen heißen ßuetlen, na»
m entlieh bie betreu ©eifer (f. b.). 3n bem Reißen SBaffer
foeben bie SSldnber ihre 9?ab\ung$mitte(. (SS ift viel Xorf
unb fofftleS £oty vorhanben; bie SBalber aber, welche in
frühem 3«ten bie SEbdler -an ber Sübfüfh bebetften, finb
leiber äuSgerobet worben; boch fcfjlt e$ nicht an geuerung
unb SJaubolj, weil baS Weer ungeheure Waffen von Sreib*
bolj anS Ufer wirft SBcfonbcrS reich iß 3. an Schwefel.
DaS Jtlima ifl raub, frürmifcb unb falt unb wenn [ich große
CiSmaffen an ber 3nfel flauen, fo verbreiten biefelben eine
folebe Aalte, baß mehre Ja bie btntereinanber baS ©«treibe
nicht reif werben tann unb aller 5>flanjenwucr)5 beinahe aufs
hört; im Saufe eines einzigen SabrbunbertS blatte 3- 43
Sabte WiSwachS, unb 14 Wal bertfebte £ungerSnotb. Die
4?auptprobucte finb: baS befannte iSlanb. WooS, etwas ©e»
treibe unb $afer, gjferbe, Siinbvieb, baS feine Börner bat,
tvabrenb bie SBibber beren oft brei, ja vier haben, Stenn«
tbicre, bie aber hier nicht embeimifclb waren unb erfl 1770
eingeführt würben, gücbfe, bie ein gefchct&teS ^eljwerf fit
fern, weiße Jöären, welche juweilen über baS (£iS rommc:
Sibergänfc unb weiße (Sbelfalfen. DaS Weer unb bie glü'T-
l id. bie Ävit»aa unb anbere, ftnb ergiebig an §ifeben
namentlich Salmen, J^ecbten, itabeljau, geringen,
fiüten unb Seebunben. £)er gläcbcninbalt ber 3nfel be-
tragt etwa 1800 DSD?.; bewobnt unb angebaut ift fie na
an ber Sübs unb SSeflrufie; baS übrige ifl 6be SBüPena
Die 4!>auptftabt i(t Sceif evijj ober Sleifiawif an ber S:.
fülle mit 600 ©inw. Sie ifl Sifc beS £>beramtmann$
jDbergericb. tS , bat einen fBifcbof, ein üvteum, eine Dnicfe.
rei, jwei 3citungen unb eine gelehrte ©efeüfchaft, bie fteb
bcfonberS mit iSldnb. Literatur befebäftigt unb mit ber (Mo
fellfcbaft ber 2tltertbumSforfctjer in Kopenhagen in SJerr.r
bung ftcht. Die fleine Stabt ober vielmehr baS Dorf £?'
lum hatte fefcon 1530 eine Drucferei, wdhrenb eS ben rnci=
flen Stdbten beS öfll. Europas noch an einer folgen fehlte,
3., baS gegenwärtig etwa 55,000 ©nw. jdhlt, ifi r
Norwegen aus bevölfert worben unb bie 33lünber finb b*
her ffanbinavifchen Stammes, gut gewad)fen, von vorrref'
liebem 6t>arafter unb fehr gaflfrei. 3h« ^>aupibefihiftigun,;t-:
finb ber gifchfang, SBiehjucht (in einem eitrigen Qun.u:
jähre, in welchem auch 9000 Wenfchen flarben, v«rlor c\
3nfel 28,000 ?)ferbc, 11,000 Stücf Kinbvieh unb 190,000
Schafe) unb Stricferei. (58 werben jährlich 150,000 ftau
wollene Strümpfe unb ebenfo viele ?)aar ^anbfdjuhe au?;:
führt. Die Ginw. fleiben ftcb einfach aber fauber, unb eS berrftti
unter ihnen eine fo allgemeine Jöilbung, wie ntrgenb anb.:
wo. (53 ifl fein Crrwacbfener auf ber 3nfel, ber nicht m
nigjlenS lefen unb fchreiben fonnte. — 3. ifi wahrfebrin:
fchon lange vor bem 9. Sabrh- von Srldnbern entbeeft
ben, eS würbe aber erfl feit 861, als ber Seträuber Sa-
bobb eS auffanb, befannter. Um biefe 3eit bcjwang n
Slorwegen Äonig ^>aralb Scbonbaar bie vielen fleinen ^>at:v:
linge, von benen manche ftd; feiner $errfcbaft entjogen mi
nach 3- flüchteten, wo fie Änfiebelungen grünbeten, c
brachten ihre r>i|lortfct>en SCrabitionen mit ft<b, ihre Keligionf
unb ©6tter(ehre, ihre ^)oefie unb bie Sitten ihrer alten ^iei
mat, unb unter bem 'polarfreife fangen bie Sfalben fA
lieber ju ßbin'S Qbxt unb ^JreiS. Snorro Sturlefon, \m
Äierfaffer ber berühmten <5bba, war ein 3Sldnber. Späte:'
hin zeichneten fte ftd; auch als Steifenbe auS, unb manch
von ihnen haben ju ben Seiten ber Ärcuyüge 3tmfaUn
befucht; benn febon 981 würbe auf ber 3nfcl baS Ol
thum eingeführt. So lange fie unabhängig war, hatte •.
eine republtfanifcbe 9?egierungSform, unb bie boebfie ob: •
teitliche ?>erfon war ein 8agman, b. h- «in Wann bes v
fefteS; 1261 aber, als bürgerliche 3wifligfeiten entflanben
waren , unterwarf fich bie 3rifel bem Ä6ntg ^afon VI. MB
Norwegen unb feit ber falmarer Union 1397 ifl fie fr
'Äbbängigfeit von Dänemarf geblieben. Die Sfeforma:..
warb 1540 von König Ohrijlian .111. eingeführt.
30länHi0cl)t6 Moo$ wirb ein ©cwachS genannt, l
feineSwegS ju ben Woofen , mit benen eS gar feine 3tbn
feit hat, fonbern ju ben glechten (f. b.) gehört, ir
auf ber dtbt an troefenen, bergigen, freien Stellen unb in bt
92abe(holjwälbern Europas, boch häufiger in ben nortl al
in ben fühl., häufiger in ben gebirgigen als in ben ebenr
©egenben, unb bilbet bafelbfl 2— 4 3oH bobt, biebteffafrn
-
Digitized t: jÄfik)gIe
PS fjt ein aufrechtes, laubartigeS, fnorpelicb« blutige?, (ap*
>igsgef<hlih,te$, blütenlofeä ©eroädje; von graugrün! icber ober
•raunet, am ©runbe r6tblicher ober blutflcrf tger, auf bei
tanjen Unterfette weißlicher gärbung. Die fogenannten
fruchte, bie fla) fehr feiten finben, finb runbe, faftanien»
•raune, am {Ranbe btS gaubeS befindliche ücbeibert. 2Ran
enufct baS ganje fafi gerucblofe, jtarf bitter unb fcbleimig
cbmecfenbe Wem dcbS al* ein nährenbeS unb jlärfenbeS SERit*
ei fowol bei ber SZBiebergenefung t>on langbauernben Äranfs
leiten mit großem Juäfteoerlujr unb mit Abmagerung, als
:uch bei »rrjehrenben «Brujtfranfheiten, Eungenfatarrb unb
Scbwinbfucbt. Doch jeigt nur ein anhaltenber Gebrauch
ie erwünfebte SEBirf famfett. 5Ran fann au* mittel? eini*
\tt 3ufäfce eine jiemlicb woblfcbmecfenbe , nährenbe (Ballerte
arauS bereiten. Unter ORooScbocolabe verlebt man
ine von iSlänbifchem SRooS unb ©alep bereitete Gbocolabe,
>ie fraftloftn ?)erfonen jum grübfiücf febr ju empfehlen ijt.
ERan nimmt einen @^IoffeI »ou* ber geriebenen SRooScboco»
abe unb übergießt btefelbe mit jwei ober brei SEaffen fo«
benben SBafferS ober magerer glcifcbbrübe, laßt fte aber
licht fochen. — 3n ben norblicbfien ©egenben (SuropaS, in
sälanb, Norwegen, gapplanb u. f. xx>., bie an ©etreibe febr
trm finb, benufit man tiefe fechte, naebbem man ihr bureb
•in langes unb mehrmalige*1 Einweichen in äüajfer ben groß*
en SSbeil ihrer «Bitterfeit entjtogen liat , als liRabrungSmits
el unb bdeft fie häufig mit SRebl ju »rot, ober focht fte
H i t 2J i 1 1 cb etil c t n «Stti*
30ittadttm (bie) finb eine fefcerifebe ©efte ber 9Roham*
nebaner, welche im 11. 3abrb. in Agppten entftanb, naa>
nalS einen eignen steinen Staat bilbete unb befonberS u:u
er bem tarnen 2( ff äff inen berüchtigt würbe. Ttt &\)a-.
if Ali war 660 ermorbet ünb feine SRacbfommen waren »on
>er $errfcbaft »erbrängt worben; baber fam eS, baß für)
»ieberbolt Parteien bilbeten, weldbe baS {Recht biefer gami=
ie, bie junäcbfr »on AJi'S Ghtfel, Sömael, abjtammte, «er»
tjeibiate. 3n Agppten berrfebten bie gatimiten, welche fieb
'ür Siacbfommen beS 3Smael ausgaben. ^>ier war eS, reo
ine geheime ©efellfcbaft, „baS £au$ ber SSeiSbeit" genannt,
ür baS Stecht ber «Racbfommen 3§mael'S unb ju einer
efcerifcben Auslegung beS mobammeb. ©laubenS jufammen»
rat unb ihren Anflehten burch heimliche Abgefanbte unter
[Den SSefennern beS SSlam Anhang ju »erfebaffen fuebte.
baffan ben ©abbacb el Romain, ein f>erfer, war in Agpp»
cn für bie Änjicbten beS Jjpaufeö ber SBeiSbett gewonnen
oerben unb grunbete, um jugleich feine eigennügtgen Ab»
ichten ju »erfolgen, eine eigne ©efte, bie ber SSmaeli»
en, bemdehtigte f:d> 1105 beS feflen ©chloffeS AtamAt in
Pcrften unb balb noch mehrer naheliegender <5chl6(fer. <3pd>
er breitete bie ©efte ihre ^nnlit auch in ©»rien auft unb
am mit ben Äreujfahrern »ielfath in «Berührung, ©ie
nadjte (id> burch baS wüthenbe SBerfolgungSfpflem berüch»
igt unb furchtbar, mit welchem fte gegen ihre geinbe »er»
ubr. Um in offenem Jtampfe aufjutreten, fehlte eS ihr an
Wacht, baber nahm fie jum SRorbe. geheimem unb öffent»
übern, ihre 3ufludit. & würben ndmlich 2R6rber förmlich
rjogen unb abgerichtet, welche, um baS ihnen bejeichnet«
C pfcr su eneichen, feine fte felhfl bebrohenbe ©efahr fcheu«
:en. ©ie hießen gebii«, b. h- fuh Opfernbe, jianben un»
»•tbrt.«ono..e«. IL
ter bem {Befehle be* {BeherrfcberS ber ©efte im ©chloffe
Alamüt, welcher ber Alte vorn iBerge genannt würbe,
unb beraufchten füh, um ftch ju ihrem febreenieben ©efajdfte
ju ermutbigen, mit einem auS iBilfenfraut bereiteten ®e«
trdnf. JBon bem 9lamen beS S3ilfenfraut6 würbe bie aanje
©efte ,£>afchifcbi genannt, woraus bie Abenbldnber Affaf»
finen machten. 3n vielen abenbldnbifcben Sprachen hat
ftch baS SBort unter ber »ebeutung „9)r6rber" erhalten.
SJtacbbcm ^>affan 1140 gefiorben war, beftanb bie ©efte
noch längere 3eit unter {»affan'S 9cachfotoern, bis enblicb
bie Mongolen 1276 ihrer £errfcbaft ein tfnbe machten, bie
©cbl6ffer ber 3Smaeliten eroberten unb fterflörten unb ihren
legten «Befehlshaber umbringen ließen. 3n ©prien behaup«
teten ftch ieboch bie 3Smaeliten bis gegen 1292, wo fie von
bem dgopt. ©ultan bewältigt würben. 9iacbfommen ber
SSmaeliten gibt eS jeboeb noch hiS gegenwärtig in Werften
unb ©prien, wo fte jeboeb nur eine religiofe ©efte bilben.
©ie leben in bem Dorfe Gbecb in ber perf. ganbfebaft Jlum
unb ßehen unter einem &orfleber ober 3mam. Auch in ber
©egenb von Alamüt leben noch 3$maeliten, welche gew6im*
lieh ^offeiniS genannt werben. 3n ©prien leben 3Smae»
liten tn ber «Rabe beS ©chloffeS ÜRafftat. 2)iefeS würbe ib=
nen jwar 1809 burch eine anbere, benachbarte Partei ent»
riffen, boeb auf «Befehl beS türf. ©ultanS ihnen halb wie»
ber jurüefgegeben.
Dsolatörm werben diejenigen Jtärper genannt, welche
bie dleftricitdt nicht ju leiten oerm6gen, bie aber eben barum
am geeigneten jur merfbaren gleftricitätSerjeugung burch
{Reibung dienen, inbem ftch bie an ihnen hervorgerufene
(£leftricität nicht alSbalb burch fte fortpflanzt unb burch
ju große Verbreitung unnurflieb gemacht wirb. Auch be»
bient man ftch biefer Äirper, um bie aBeiteroerbreitung be«
6leftricitdt eines eleftrifcben ^6rperS ju oerhinbern, ober,
was 2)affelbe ift, bie eleftrifcben Jtärper :u ifoliren. Sic
wicbtigfkn 3folatoren finb @laS, ^>arj, ©iegeflaef, ©eibe,
8uft u. f. w. DaS 3foliren ober bie Sfolation geflieht ba»
ber bureb gläferne Aanbgriffe ober güße, Aufhdngung an
©eibenfdben, «gjarjüberjug unb bergt. Q in 3fola"tortum
ifl eine jur Sfolanon bejttmmte Öorrichtung, wie j. JB. ber
3folirfchemel, ein ©cbemel mit ©laöfüßen, auf welchen
man einen 9Renfcben jieUt, bem bie dleftricität »on einer
eieftrifirmafchine ^geführt werben unb »on bem jene nicht fo«
gleich in ben ©rbboben abfließen foO. (»gl. Gleftricität.)
3ßpahan ober 36fahan, bie aweite $auptftabt |)er«
ftenS, liegt in ber Drooinj 3raf Abfchemi am gluffe 3en»
beruh, über welchen eine p*acbroolle JBrücfe fuhrt, ©ie fofl
ehemals eine ÜRiUion Gin wohner gehabt haben, bietet aber
jefct ein öbeS Anfehen bar, weil bte weiten {Räume »on ben
200,000 fie gegenwärtig «Bewohnenben nicht belebt werben.
Die großen $racbtgebäube, welche ehemals bie ©tobt febmütf»
ten, liegen jefet großentheilS in Prummern, ©ut erhalten
i|i ber fonigl. $ala|t, ju welchem herrliche Anlagen gebö*
ren; auch ber f&t bie fremben ©efanbten befhmmte ?)alafl
©eabetabab ift febön unb alle übrigen foQ ber erfl 1816
»om ©ou»emeur »on 3- erbaute »Palaft geth'Alpchah über,
treffen. Unter ben mehr als bunbert anfehntichen 9Sofchten
ift am pracbtvoUjren bie fönigl. 2Rofa)ce 2ReSbfchib»©chab,
welche für bie febönfte im ganjen 3Rorgenlanbe gilt. Der
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Ispahan 466 Ispahan
grofje ÄönigSpIaft (?( ÜRatbart ©cfcab, btlbtt ein große* in 3. in nidpt gering tr ÜHengr , bic leerem in ein«
fiSicrecf, 2600 J. lang, 1700 9. breit unb rings von $a« flabt jufammen, wo aiub ein armen. Ghrjbiföcf feinen 6$
(ajhn unb SWofcbeen umgeben. Suben unb Armenier (eben bat. 3n ber neuejten Seit bat {üb 3. toiebet cinigermaitn
I t>
i
.Digitized by Google
Italien
46«
Italien
Soften. <S* t)ftt bebtutenbe gabrifen in Stud), kommet,
Seice, @la*, 3u<f«t, SKepferwaaren, JBaumwoHe, ©tabl
uno «i|tn uno rrcior
3talim, tiefe fepone Jjpatbinfel im fübl. (Europa, wirb
m 9t. unb 912B. »on ben Alpen,- auf allen übrigen ©eis
;cn ober »om mittellanb. SDiccrc unb beffen großen Suchten
>egren!t : ber füblidpfte Zbüi reicht bi* in bie 9Wr)e 2ffrifo3.
Die größte Sänge bei geftlanbe* beträgt »on 91. nact) ©.
:rwa 156, bie »reite Im 9?. »on SB. nad) !D. 56—60
•cutfebe Steilen, fori fr überall nur 25 Wulm. Tk Bbtt*
lieb« beregnet man ofcne bie Snfeln auf 4610, mit benfelben
ruf 5850 D9R. Bon ben Alpen, weld>e Statten »on bem
übrigen Suropa abfdjneiben, gelieren ju % bie penninifdjen,
lrajifcben, cottifeben unb ©eealpen, unb fie baben naeb. 3. tu
un »iel fteilern Abfall, al* in Deurfdjlanb, btt©cbi»eij unb
^ranfrticr). Bom aanarofluffe im 91. bi* jur äufjerfien ©üb»
pifee wirb bie äalbinfel ©an ben Apenninen burcfyogcn, mlfyt
jleicbfam bie State bt* Sanbe* bilben unb ftd) in bemfeiben
nannidrfacb. »erjweigen unb bie ©afferfebeibe jwifdjen bem
nitteHänb. unb abrtatifcbtn 9Reere machen. 3b" ©ipfel,
antet benen ber ©ran ©affo b'3talia fid) ju nabe an 9000
?. erbebt, erreichen nidjt bie ^>6t)e ber tjMrjften Alpenfpifeen,
Inb aber «um SEbeil bid oben hinauf mit SBalbungen bc
jetft, in ben mittlem 9fegionen mit fügen Äaftamen unb
web riefet mit £>li»en unb SBeinteben. Die KbJiUx unb
Sdjludjten bilben bie bettlicbjen 8anbfd>aften. Auch an
d)inen unb fruchtbaren Ebenen feblt es ntebt; bie gombar»
>ei ift eine ber reich ften unb ergiebigem auf tfrben; ebenfo
)te campaniftb« (Sbene in9teapel,obet bie bocbberübmte, üppige
iragegenb von Gapua, botrj ift bie gart je SBeftfeite %'i tu
ler G an b plage auSgefefct, ber bofen Suft nämlich ober «ri*
»tti v a , welche auö ben SBarfcben ober SNaremmen auffteigt.
Uerüdjtigt finb in biefer fynfät bie pontinifcr)en Sümpfe;
n ber beißen 3ab/te«jeit ift ber Aufenthalt in ihnen le*
»cnSgefdbrlicr). Sie tom. Sampagna, bie im Alterthume
ntt Dörfern unb Sanbbäufern befaet war, liegt jefct öbe,
mb bie Umgegenb bar »ormaligen £auptftabt ber SBelt ift
Hirct) fcblecpte <5ultut faft ju einet SBüftenei geworben.
Intet ben ©tr6men 3'3 W bet f)o (tat Pada«) ben
angften Sauf, dx «ntfpringt in f)iemont auf btm SRonte
Stfo (Mon« Vesule») in ben cottifeben Alpen, »heb bei
rurin febiffbat, nimmt »on 9t. bie glüffe fceffino (Ti-
•iane), Abba (AWna), Dgüo (Ollius) unb SÖttneio, »on
3. bi» glüffe «rebbta (Trebi«) unb 9ten© (ber bononi*
d>e Rhenus) auf unb fällt nach einem etwa 85 9Jt. latu
ien 8ant> mit webten «Wünbungen in* abriarifcb« SJteer.
3n tiefe« fallen weiter nirbL fletnere Alpenftr6me, wie bie
i)ta©e unb bet SCagltamento ; ferner bie au* JDeutfcblanb
emmenbe Stüh (Athesis); u-Mich.v, »on ben Apenninen
icr, im Ätrdjenftaatt ber SJtetauro, in 9teapel bie $e8*
ara unb ber JDfanto (Aufidns); in§ ionifebe SOteet münben
:er ©rabano unb auf ©ieiiien bie (Siatetta. 3n* mittel«
änb. SJteei fallen in 9teapel ber ©atigliano (Liris); im
Rtrctenftaat« bie SSibet 0''ber, Tiberi«), in Stoicana ber
ärno unb bet ©etebio. Die am $u$t bet Alpen in 9totb*
tafie« liegenben ©etn jeiebnen ftcb butet jb( SBaf*
et mw bU benlicb.en Ufer au« unb werben »on »ielen
3teif«tobtn befuett Die gtöften fmb bet oebt ». lange
©arbafee (Benacus), ber »on 3feo (ber febiniftt)« ©ee) unb
Genta (ber latifck ©ee) unb bet £ago maggiorc (bet »et>
banifct)e ©ee). 3m itircr)enftaate finben wir bie ©een »on
Perugia (ber tvafimenifcfce ©ee) unb Sratriano, in 9teapel
ben »on Celano. Da« Älima ift fa)on feit ben i(teften3ei>
ten feiner SJtilbe wegen l;od}berübmt unb jerfaUt naturge«
mäg in »ier Abftufungen. Die erfte begreift ben Sanbftncb
(Wifcben ben Alpen unb Apennin en, wo bie -K alte im SBim
ter juweilen bis ju 10° fteigt; £)lt»en unb Gitronen wadr)*
fen biet nut an gefügten ©teilen. 3n bet jweiten, weld)e
füblictet liegt, gebeiben btrfe JBAume fchon überall im freien
unb noef) beffer unb fraftiger im britten; biefe betten hu
greifen 9Rittelita(ien. 3m fübl. SEbeile taut ber STtjermcnü--
tet im 23 int er nicht bi« unter ben ©(frierpunft, unb biet
gebeiben in ben Grbenen fämmtiidtc ©übfrücbte, auet 9aU
men unb Aloe; boeb finb in biefen ®egenben bie ©ubwinbe,
. befonbet« bet©JDwmb obet©iroeco, wtlcper auf SRenfcben,
Sbiere unb ^ffanjen einen nacbtbeiügen @nfiu§ au«übt,
febjr läftig. Die ganje ©egenb, welche ber $o burcb.fiT6mt,
ift ein ununterbrochener ©arten; e« machen ÜJtaiö, 8tei«,
Äorn unb SBein in %uüt, auf bie öiebjuebt wirb grofe
©orgfalt »erwenbet, unb bie Auöfubr »on Jöutter unb Äüfe
(^armefan, bet au* bet Umgegenb »on £obi tommt) ift be-
trächtlich; in Wittelitalien finb Weinbau unb SCiebjudjt {>aupt<
nabrung*)weige; im ©. ift bet £)tbau, fBaummoUeu? unb
3ucfetbau »on SBebeutung; auch in bie ©eibenjuebt überall
»on großer ßrhehltchfeit. Die ©eibe, welche ber 9torben
liefert, i^ beffer at« bie au* bem ©üben. Außer ben ©üb:
fluchten gebeiben alle anbern jDbfiarten, auch ber her t liehe
©ranatapfel; ferner werben J&irfe, -Durrba, a>anf unb glaet)*
gebaut. Die |)ferbejud)t ift nur im 9teapolitanifcben »on
SSebeutung; bie SJtaulefel finb häufig ; bie Sfel werben in
3- gröfier unb ftatfet al* im 9totben; ©ä)afe werben über*
all, befonbet« in fteapel, gejogen; ba« bejie Ötinb»ieb ift
in bet ßombatbei, JBüffel finbet mon im Äircbenftaate; bie
©cbweine werben faft auSfdr) ließlid) mit JCaftanien gemdftet.
3n ben ©ebirgen leben £ucbje, wilte Siegen, £emmtnge, in
ben Apenninen »iele ©tad;elfcbweint; bie SWeere finb reieb
an abunpfeben, ©arbellen u. f. w.; bie JBtpern, 9tattern,
Sara n teln unb ©corptone finb befonber« im ©üben eine $lage.
An ebeln SRetaQen ift 3. arm; ti wirb aber »iel 6ifen $u
Sage geforbert, befonber« auf bet 3nfel dlba; bie »ulfani:
feben ©egenben liefern »iel ©tbwefel, Alaun unb JBittiol;
©al j ift häufig unb bet SXarmor »on Garrata wettberübmt.
(S* laffen fidj in 3- jwei »ulfanifd>e Büge naebweifen; bet
eine lauft am £)ftabbange ber Apenninen »on genara bi*
in bie Abtujjtn, bet jmtite auf bet ffieftfeite unb butd)
©itilien. Am ©olf »on 9teapet ift Alle« eulfanifcb, aud)
bie campanifebe ebene ift e«, unb wo jetst bie ©een »on
A»emo, Agnano unb Suctino finb, ba waten einft Jtrater.
3n biefet ©egenb, am ©olf »on 9teape(, liegt auch bet fßv
fu», bet feit bem Anbeginn unferer 3ettted)nung mebr al* 80
Ausbrüche gehabt bat. (St erbebt fich einfam in ber Gbenc
bi* ju 3800 %. über ben 9Jteere«fpiege(; feine Abhänge finb
fruchtbar unb gut bebaut. Die S3o(f*menge wobnt fr* bidjt,
baf 7000 ©eelen auf bie Öuabratmeile f ommen. Aurt »on
ben 3nfefn finb mehre »ulfanifcb, j. 25. £i eilten, mit bem
hichifen fünfte 3.'*, bem Ätna, 10^200 unb bie lipa-
tifc^en 3nftl«. Die übrigen ©lanbe, weld)e geograpbifcb
uiginzeo
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Italien 44
:u 3- geboren, ffnb: $lba, Qapxa\a unb fManofa vor ber
■Rüfie von Solana; Corfica, ba* ben granjofen gebart;
Sarbinien, bte f)on ja * 3nfeln ; 3*cbi<i> CScrpri unb anbere
im ©olf von Keapel; f>antellaria awifc&en Äfrifa unb St>
cilien; Malta, Gomino unb ©ojjo, bie engl, finb, unb bte
SEremiten im abriat. Meere.
3n »olitifcber ^inficbt jerfätlt 3-, Gorfica unb Malta
abgerechnet , in folgenbe jehn Staaten: 1) Da* lombar»
btfc^ • oenettan. Äonigveich, ba* einen SEbeil be* ofhr.
Äaiferflaaf« bilbet; 2) ba* .Königreich Sarbinien; 3) ba«
gürjientljum Monaco; 4) ba* .öerjoqtbum $arma; 6)
ba« £erjogtt>um Mobena mit Maffa; 6) ba« 4?eri°9'
tinim tue it. Diefe Hegen fämmtlicb in Oberitalien. 3n Mit*
telitalien: 7) ba« ©roßberjoqtbum 5Eo«cana; 8) ber Jtir--
cbenfiaa t; 9) bie Kepubltf San.Marino. 10) Da* Jtö*
nigretcb beiber Sictlien begreift Stibitalien. Den vorlefej
ten Staat ausgenommen ift in allen übrigen bie {Regierung«*
form eine unumfebränft monarebifebe. Dte ffieoölferung bie»
fer Staaten wirb auf 22 Millionen Seelen gefebäbj, bte
faff fämmtlicb bie itat. Sprache reben, jene liebliche, weiebs
flingenbe Softer be* gateinifeben, bie in vielen Dialeftrn
gefproeben wirb, unter benen ber toöcanifcbe ber reinjle ifl.
Die Savovarben aber reben franjöfifcb. 3n Keapel leben
viele olbanefifebe Xnftebler, in ben #anbel«jtdbten, befonber*
im Süben, ©riechen, auf Sarbinien viele Gatalonier unb
in mefcren Xlpent&älern Deutfcbe. Die berrfebenbe Jttrcbe
ift bie fatbolifebe, unb fie bat einen bebeutenben Ginfluß
auf bie SBilbung be« SBolföebarafter« ausgeübt unb äußert
ihn noch. Sie Italiener fmb meifi von mittlerm SBucbfe
unb häufig tiein, von buntler Hautfarbe, baben lebhafte
febwarje Eugen, bunfleS £aar, ein f luge«, oft fcblaue* ober
verfebmifete* ©efiebt, finb mäßig unb geroanbt, aber im 2(11»
gemeinen etwa« träge, im Suben fogar faul. 83on anbern
SSolfem werben ihnen al* berrfdbenbe gehler befonber* ©ei§
unb Unreinlicbfeit vorgeworfen, aud) fflavifcber Sinn unb
Kacbfucbt, jwei ©genfebafren, bie ben alten 3talieuern fremb
waren unb bie eine golge ber grembberrfebaft unb be* DrucfS
finb. Allein noeb immer berrfebt Siebe ju Jtunji unb SBSif»
fenfd)aften, wenngleich ben lefetern bie freie gorfebung fehlt.
Em tbätigften unb fleißigfien finb bie 3taliener in ber 8orm
barbei unb So*cana, weil hier eine regelmäßige, georbnete
Verwaltung vorbanben ift. Diefe^ 2änber ffnb reich unb
vortrefflich bebaut, unb befonber« hier finben wir eine Menge
von .Kanälen, bie jeboch mehr ber JBeroäfferung be« fcanbe*
ald ber Schiffahrt wegen angelegt worben finb; auch gibt ed
beren im Jtircbenfiaate, in 9>iemont unb Mobena. SBabrenb
ber legten 50 3ahre unb befonber* bureb Kapoleon, bat 3-,
ba* wegen be* @ebirg*walle* an feiner Korbgrenje mit bem
übrigen Europa nur febwer unb mübfam verfehlen fonnte,
©elegenbeit erhalten, feine SBerbinbung mit bem EuSlanbe
ju beleben, befonber* fettbem bie berühmten Straßen über
ben Mont Qeni«, ba8 (rilffer 3och unb ben Simplon voH*
enbet worben finb; auch finb bie großem Stätte bureb gute
SBege miteinanber verbunben. SßaS Sßanufacturen betrifft,
fo ftnb bie 3taliener, welcbe noch im Mittelalter alle übri>
gen guropdet in biefen ©ewerbo^weigen übertrafen, in
neuern 3eiten im Allgemeinen weit b. mter gnglänbem, 2)eut*
feben, granjofen unb Schweibern jurücfgeblieben; boc^ geieb;
nen fieb einjelne ©egenben unb »war wieber bie 8ombarbei,
LfllrQJ lDIt vJ'jEllJcrDlulIlLf II ullS ulCrUDITiL ilElL' L iL vSClUtll*
~ ~ ■ 7 * www |^.».*>.. ™ v • - ~* ». » . I * » » ^ . ■ . -
18 Italien
»aören von Äurin, Öenua, glorenj unb Palermo, ber
Sammet unb bie ©lonben von©enua, berÄrev» vonS3o
(ogna, bie funfflieben S3lumen, Strobgeflecbtc unb Siqueure
von glorenj, ba* Javier von üucca unb Xurin, ba* |)or.-
»eUan unb bie au* gebrannter Grrbe verfertigten SBaaren von
gloreni, bie 'Aiabaftcr.-, Marmor« unb JtoraQenarbeiten, bie
Sarmfaiten au* bem Jtircbenflaate unb viele anbere XrtiteL
SSBiewol bie 3olle bem .ftanbel binberrieb ffnb, fo ift berfelbe
bennoeb febr betrdcbtlicb, »eil ba* ganb jlart bevolfert i#
unb großen ^robuetenreiebthum bat. Allein ber alte ©lan|,
in welchem 3. im Mittelalter fhablte, al* e* S3e^errfcberin
ber Meere war unb ben SSerfe^r be* Ebenblanbe* mit bem
Morgenlanbe vermittelte, ifl Idngfl gefchwunben unb ©eirua
wie SJenebta haben faum einen febwacben Scharten von ib^
rer alten Matfy unb ®r6ße bewahrt. 3Der Äctivbanbel jnr
See befchrdnft ftcb fafi auäfcbließlicb auf bie {>dfen be* mit>
teUdnb. Meere*; in allen berrfebt bie engl, glagge vor unb
bie Briten führen befonber* dolonialwaaren, gefallene gi>
febe, Saumwollen* unb Seibenfloffe, 6ifen unb frembe Seine
ein; jur Euöfubr liefert Stalien Seibe, jbl, ©etretbe, 8lei$,
Sätfrüdue, Siqueure, Seife, SSolle, ©olb* unb Silberbro»
fate, ©emalbe unb anbere Äunflgcqenfldnbe.
Die äöerüh^mtbeit ber r6m. ©efehiebte, in welch« 3- mit
ben tarnen feiner ©egenben unb £>rtfcbaften auf ba* ütnigfh
verflochten i% macht c* nötbig, baß man auch bie alten tat
Slamen feiner Serge, glüffe unb Seen fennt, fowie einen
allgemeinen »egriff von ber ©ntfceifung be* ganbe* unb
von ben berühmten Stdbten in benfelben ftcb aneigne. Cie
lat. Kamen ber glüffe u. f. w. finb in bem Sorbergeben:
ben y.i ben gegenwärtig gebräuchlichen in .Klammem hinzu-
gefügt worben, unb wabrenb bie Hnfübrang ber £)rtfc$aftm
be* je^igen 3-'* ben einzelnen Staaten vorbehalten wirb, ift
bier ber £»rt, ba* alte j. überftebtlicb nad; feiner volitifcben
@intbei(ung barjufreHen.
Der 9iame 3. foU grieeb. Urfprung* fein, in golge ber
fchfinen SJiehbeerben , welche grieeb. Seefahrer bier fanben,
benn italos bezeichnete ein JRinb. 3nbeß nanntm bi* ja
Xleranber bem ©roßen bie ©rieeben nur ben untern SEbeil ba
£)albinfel ^taüa, wdhrenb fte ba* ganje 8anb ^prrbenta ober
$efveria nannten. 3u ben Seiten be* Xugufht* hieß Ober»
italien Galli« cisalpina (ba* bie*feit ber Zlpen liegenbe
©allien) ober Gallia togata (ba* togabefleibete ©aUien)
jum Unterfcbiebe von Gallia braecaia (ba* bofenbeflei»
bete — ba« jefcige granfreich). Der 3>abu* tbeilte biefc*
ganb in Galli« transpadiina, bte norbl. ^dlfte, unb cwpa-
dana, bie fübL Hälfte. 3n jenem, welche* von Xtter*
ber von nomabifeben SJölferfc^aftm bewohnt würbe, legten
bie Kömer viele Kolonien an. 4?ier bie herübniten
Stäbte Hugufla SEurinorum (jeftt SEurin), Segufta, ßerctl=
(ae, Sicinum, Mebiolanum (jefet Mailanb), <§omtun# rr:
9)liniu* b. 3. geboren, ßremona, Mantua, Serena, Stria
(von bem ba* abriat. Meer ben Kamen bat), ftataviun
tiefet ^Abua), Xerqejle (iefet 2riefi) unb 3lquiieja. 3» GM*
cispadana war ©enua febon im Xltertyume eine wiebdge
^»anbel^fiabt unb außer ihr finb Ktcäa, ^lacentia, |)anrw.
»ononta (je(jt äöologna), ba* unabhängige Murina (föt
Mobena), JKavenna unb Säfena am Kublcon ju nterfea.
Da* mittlere 3- hieß ba« eigentliche (propria) unb RscbK
von ben glüffen Maera unb Kubicon im 91 bt* ja ten
nlunctt tjgtijytiff unD «rontö im w. Sb^rbdtb Dir SjNli
Italien 4<
ag baS einft rwcpberübmte £«trurien (f. b.) unb in ihm
tu berühmten Statte Glufium, Salerii, SEarquinii, geScen»
na, Gaere, 83c,i unb anbere. Cftlicb von .£etrurien am
.briatifeben - *0fcerc lag Umbrien, in welkem \u Criminum
jc^ .'Nimititj, Sena ©alltca (jefct Senigaglia) unb anbern
ie fennonifeben ©alltcr unb in Sifernum tiburinum, Spo«
(tium unb anbern bie Umbrcc wohnten. SaS ©ebiet ber
Pic enter, 6|ll. von Umbrich, enthielt bte £auptflabt An*
ona. «Kleinere, fd>en früh von ben Körnern unterjochte
Uölferfcbaftcn waren bte Sicflincr, ÜÄarruciner, ©am»
titer, in beren ©ebiet SBovianum (flSojano), JBeneventum,
:.u:fium, bie ^eligner mit Gorft'nium unb Sulmo, JDvib'S
Satcrjlabt, bie SWarfer, bie Sa bin er unb Aequ er mit
>en alten Stäbten GurcS, $ibena unb verfeptebenen anbern.
in ber sprovtnj ßatium lag bte weltberühmte Sioma
f. Korn), ferner ßjtia, bie erjic r&m. Golonie, 8avinium,
ie ältejre Stabt ßatiumS, Alba longa, 9tomS SDfutterjkbt,
l'ricia, ganuvium, SEuSculum, ©abii, SEibur, Arbea, £aupt»
labt ber Siutulcr, Sucffa $ometia, 4?auptjtabt ber SSolSfer,
Irpinum, Giccro'S unb SDJariuS SJaterjlabt, Ampclä, Stabt
er Aufoner unb anbere. 3m fcbönflcn «Xbeiie %'i lag, an
•.-.tium grenjenb, ßampanien. Go war ber SieblingS»
mftntbalt ber vornehmen JJiömer unb enthielt unter anbern
ie Stäbte Gumä, 2Jlifenum, am gleichnamigen SBorgebirge,
Ba.ä, mit berühmten warmen {Bübern, ^uteolt, 3ceapoliS
f. Neapel), iperculan u m unb Pompeji (f. b.), 9(ola,
iapua, bie Jg>Qupt|labt beS CanbeS. 3m ©ebiete ber $i;
entiner war ^icentia Jöauptfiabt. Untcritalien führte von
en vielen grieeb. 3)flanjjtäbten , bie b<« gegrünbet worben
caren, ben tarnen ©roßgrtecbenlanb, unb in ihm la=
|ea folgenbe ^rovinjen: Apulien, baS in Apulia Saunia
nit ben ©täbten Suceria unb Arpi, Vfpulta ^Jeucetia, wo
öoraj'S ©eburtSort SJenufta lag, unb Galabria jerftel. 3n
'im leiten lag bie wiebtigfte Seeftabt 3-'S: SBrunbuftum
iörinbifi), von wo man nach ©riecbenlanb überfuhr; fers
itr Sarentum, .ippbruntum unb anbere. 3n Cucanicn
ag baS alte äielium ober dlea, berühmt bura) bie eleatk
iit ^bilofopbic, baS bnreb feinen fiuruS berüchtigte Spba»
H, SKetapentum unb anbere. 3m Sanbe ber ÜBrutttcr
■igen SSbegium auf ber Sübfpifee %'6, welche einft mit
teilten jüfammengcljangcn tyabtn foU , Groton, wo spptba«
tOtaä lebte, unb anbere.
jtein anbereS JJanb bat eine fo reiche unb manntebfak
ige ©efebiebte als 3., unb ber Ginfluß, ben biefe £albinfcl
uf baS Sdnctfal beS gefammten ^enfcbengefcblecbtd auSgei
bt, iji ein ungeheurer. Sdjon früb lebten in SKittelitalten
Golfer, bte fid; ja einer eigen tliümlidicn dultur emporge«
rbeitet Rotten , unter benen bie 6iru3fer (f. 4?etruricn)
ie bebeutenbfien waren. 3n Sübttalien (©rofjgriecbenlanb)
:<§en ficr) viele auSgewanbcrte ©ricerten nieber, brauten bie
mg ibrer ^eimat mit, grünbeten eine ÜNenge von
hätten, bie fjcb ju SKacbt, 9?ei<btbum unb JSebeutung
luficbwangcn , trieben blübenben ^»anbel, ftanben untcrctn=
>ei unb mit bem SÄutterlanbe fn regem äJerfebr unb bc=
ten aueb bie Aüfien SicilienS. 5£arent, Spracuä, *2lt\>
na, 2(grigent, Grotona unb viele anbere erhoben fieb ju
ober JBlüte. 3m Horben, bis fübl. vom ^o, wobnten
..illifcbe SBolferfcbaften, bte bis jur $txt bei JtaiferS 2lugu>
ibre Unabbdngigfeit aufredjt ju erhalten wußten. 3n
utelitalien warb um bie2Ritte be5 8. 3abrb. v.ßbjr.töora
• Italien
gegrün bet, ba-3 juerft in 3abrbunberte bau ernten itarnpirn
feine iRacbbarvolfer, barauf 3-/ Aulefit ben größten £bcil
ber bamau) befannten Grbe unterjoebte unb ein Sßeltreicb
grünbete, wie eS noeb nicht ba gewefen war. (S. JKom.)
9cacbbem {Korn erfl jtoiiigrcidj, bann Äepublif gewefen war,
würbe co ein Äaiferreid?, ba§ naä) einer beinahe 500iäbri*
gen Sauer, naebbem e3 Idngfl fdjon gefdjwäcbt war, 476
n. Gbr. eine v6Uige S3eute ber Scutfcben warb. 3- wat
fdjon früher mehrmals von barbarifeben Siölfcrn ^eimgefudht
worben. SDboafer, ein Rentier unb {Befehlshaber ber Selb»
wache beS JtaiferS, ernannte fich 476, nadjbem er lefetern abge»
febt hatte, jum JEonige von % Gr war ein tüchtiger SRann,
regierte aber nicht lange, benn auf Antrieb ber btjjantini-
feben Äaifer Famen bie ÜDfigothen nach 3- unb (iür)ten ui>
ter ihrem großen .Röntge Äbeoboricb baS Sieich ber 9fugier
493. 3- verband biefem gothifchen {Barbaren unenbltch viel;
feit }Wet jahrhunterten hotte im Sanbe nicht fei che 9?uh<
unb Sicherheit geberrfebt unb ber SBohlftanb hob fich > aUein
nach Sbeotoricb'S Sobe fanl bie ©acht ber Könige unb bic
jDftgothen würben, ungeachtet beS h^lbenmüthigen SBibet«
ftanbeS ihrer betten legten ütmige SEotilaS unb S£ejaS, von
ben bpiantinifchen {veitberreti SelifariuS unb 9iarfeS be»
jwungen unb 553 ging ihr Weich ju Gnbe. 3. war nun
eine Beit lang wieber ben ©riechen unterworfen, bis 568
bie Songobarben, ein 83o(f, baS auS bem norbL 2?eutfd>»
lanb flammte unb feit längerer «Seit fchon tn f)annonien an*
geftebelt war, unter ihrem Könige Albuin über bie Alpen
gingen, ein Königreich grünbeten, baS ganj9?orbs unb ben
größten SEb eil von SRittelitalien umfaßte unb bis 774 tauerte.
*G5 iji ein großes Unglücl für 3- gewefen, baß eS nicht
ganj, fonbern nur tl,i eil weife unter bie Songobarben fam.
Am abriat. SReere, an ben Sagunen ber JBrenta hotten fieb
fchon ju Attila'S 3«iten Schiffer niebergelaffen, bje burdj
gleiß unb 9?egfamtett fid? ju 2öobl(iant> erhoben unb im
Sortgange ber «Seit immer mächtiger geworben waren. Sie
bilbeten eine felbftänbtge Sicpubltf , SSenebig, unb wählten
noch vor bem Gtttc beS 7. 3al;rb. einen Sogen, bem (te
bie volljiehenbe ©ewalt anvertrauten. Gin 2hei! von yJüit»
telitalien unb bte Aüften UntcritalienS blieben in ben $än«
ben ber ©riechen unb machten baS fogenannte Grarcbat auS.
JKom erfannte in weltlichen Singen noch bie jDberhenlichfeit
ber JSaifer ju Äin(ianttnopel an, machte fich ober, als im
bpiantinifchen Sieiche bie SSilberilürmerei beinahe jwei 3ahr»
hunberte lang tauerte, immer unabhängiger; auch viele utu
bere Stäbte vertrieben bie (aiferl. {Beamten unb regierten
fiep felbfr. SaS waren bte erfjen Anfänge ju bem fpäterbin
fo einflußreich fich jeigenben republifantfehen SEBefen. Sie
Songobarben, beren ^»auptftabt ^>avia war unb nach
chen noch je(jt bie fd)6ne Gbene im Horben beS f)o ben
tarnen Eombarbei führt, gerietben in Streitigfeiten mit ben
$äpfien, welche bte Unabhängigfeit SJomS aufrecht erhalten
wollten unb ftch beShalb um ipülfe an bie granfen wenbetem
4pap(i Stephen UL falbte, um fich biefelben geeigneter ju ma*
eben, ben fränf. ffiiaicr SomuS ^ipin tum Äönig« unb er*
nannte ihn jum r6m. 9>atnctcr. Siefe greunbfdjaft jwifchen
Pen ^äpften unb ben granfett war bie Urfache ber Vernichtung
beS ßongobarbenreicbö; benn als ber $apfr, von feinem
Machbar abermals bebrängt, Jlart ben ©roßen um ^>ülfe
anrief, jog tiefer mit einem £eere nach 3-, nahm ben lon-
gobarb. jtänig SeftberiuS gefangen unb vereinigte beffen
Italien 4
Sei* mit beut frdnfifcbcn, bis auf baC .gtrjogtbum 83c»
nevent, ba« nocf> langete Seit feine eignen longobarb.
$rn6ge behielt; ourf> blieben bic unterital. Sfcpublifen
felbftinbig. Die ^>apflc hatten febon von *pipin 756 aus
Danfbarfeit ba* @rard><tt unb mer)re »tätige ©tdbte,
j. 0. Äncona, 3? i mini unb anbete erbauen, ©o entftonb
Cor Äird)enjta«t.
Äurj vor Äarrs be« ©rofkn Sobe erhielt 3. einen eia*
nen Äönig, beS ÄaiferS Cfnfel ffiernbarb n am lieb, int 3-
810. Da biefer ober nad? Unabbdngigfeit vom ftranfenreiebe
(hebte, fo würbe er abgefegt unb b'is 843 blieb 3- mit bem
lentctn vereinigt & tarn nun nebft gotbringen an gubwig
bcö 2>ctitfct)en ©ohn, 80 (bar I., barauf an gubwig II., einen
trefpieben SRonard>en, ber 875 (larb. 9lun warb 3. ber
©cbauplaej von Uneinigfeiten unb bürgerlieben Kriegen. Die
firof.cn, nod) aus ben Reiten ber gongobarbtn vorfcanbenen
SJafaHen, namentlich bie .ßerjoge ©uibo von ©poleto unb
^Berengar von griaul, machten einanber ben Sbron
ftreitig unb 896 jog ber beutfebe Äönig Ärnulf über bie
Vtyen, um ©uibo'8 ©obn, gambert, ber na d> feint § 33a«
ttr8 SSobe Äom'g geworben war, ju befdmpfen. SRun
würbe bie 83erwirrung nod) ärger/ weil aud) bie Könige
von äBurgunb fieb einmifebten unb Serengar h, ber injwi»
Jd)en Äonig geworben war, vertreiben wollten, wdbrenb bie
Ungarn unb ©arajenen tr)rerfeit6 baS ganb verwüsten.
(Berengar I. würbe 924 ermorbet unb nun überlief JRubolf IT.
oon »urgunb fem« Änfprücbe auf 3- an ben ©reifen £>ugo
von ber Provence, ber and? bie {Regierung antrat, aber burd)
fein« JBebrücfungen ben $afj ber Sjafaüen in folebem SRajje
«auf ftd) (ub, baß fein eigner Steffe, ^Berengar von 3vrea,
Jiad) Deutfd)lanb entflot) , bort ein £>eer fammelte, ibn 945
feed SEbroncö beraubte unb gotbar, 4>ugo'S ©obn, auf ben:
felben erbob. Diefcr ffarb febon 950, wie e*3 fyeifjt, von
JBerengar vergiftet, ber beffen SBitwe 2£belt)eib mit feinem
©obne Xbetbert vermäbten wollte, ©ie aber füdbtete fieb
auf bie S3urg (Sanoffa unb rief Ä&nig Otto I. von Deutfd)«
lanb um $ülfe an. <5r fam nad) % eroberte $avia, würbe
951 Äönig ber granfen unb gongobarben unb heiratbere
bie Äbelbcib, wdr)renb {Berengar, naebbem er griaul abge*
treten featte, bid 961 a(8 Otto'« Sa fall regierte. 3n bie--
fem 3abre aber würbe er gefangen nad) Deutfcblanb cbgc«
fübrt, Otto fe|te free) in SKailanb bie eiferne Ärone ber
gongobarben aufs $aupt unb vereinigte 3. mit bem beut;
feben Weiche.
9Rit biefer 3eit beginnt nun bie lange JReibe von 3ü*
?en, roc lebe btc beutfetten Äaifer narr» 3. unternommen ba--
en unb welcbe fowol für biefeS a\$ für Deutfd)lanb in viel*
facber {Begebung t)id>ft nacbtbeilig geworben finb. Die grei-
fen geben, welche offen würben, (amen an beutfebe .Sperren
unb in SRorbitalien erwarben bie (Stäbte viele greif;erttn, fo--
baf» fie fd)on jetjt gewiffermafen als JRepublifen betraebtet
werben lonnten. »efonberS erfreute fieb 9tom vieler S3or>
rechte. <&ier war am pdpftiieben $ofe eine folcr)e 3nrmorat
litdt berrfcbfrtb geworben, baf eine 3eit lang jwei unjüd>s
ttge grauen, SEbcobora unb SRarojia, na dt ©utbünfen ben
@tut)l teö ij. ^etruS befe^ten unb tr)re Kreaturen auf bem
felben erhoben. Det Sfanbal würbe julegt fo arg, baf
JtaifetjDtto einfctiritt, einen ^apft abfegte unb einen anbem
einfette, ben aber bie Römer niebt anerfennen wollten, we*>
balb fie einen ©egenvavft wäbjten. 3n ©icilten t)atteh fieb
0 Italien
um biefe Seit fcljon ©errajenen feflgefefef , in Unteritalien bc=
ftanben meb,re unabhängige düepublifen , unter benen ^Imalft,
©acta unb SReavel bie mdebtigfren waren; in Benevent
berrfebte noeb immer ein longobarb. $erjog. 'Uli- bie 'Ära
ber fieb <wrb auf ben ÄüfUn Äpulienö fejife^ten, nahmen
bie mit i^nen Jtrieg fubrenben !B»;jantiner gleicbfaHS ©treefen
von Unteritalien in JBefife unb erboben jBari jür ^aupt:
ftabt ibrer 9)rovinj, bie fie gegen Ötto I. unb bejTen 9?acb
fotger Otto II. behaupteten. 3n bic 3eiten biefeS geltem
fallt ein Äufjtanb ber 9I6mer, 980, weleben Grefcenriu*
leitete, ein mutbiger Wann , ber Korn wieber ju einer K-
bern fiBürbe emporbeben wollte, Feine unfittlitben ^ipfje
bulbete, aber enblid) ber «Diocr>t jDtto III. erlag unb 99«
entbauptet würbe. Docb bie Womer erhoben fidj troft frt>
cber Strenge flerd gegen bie Äaifer, fobalb fid) nur irgenb
eine günftige ©elegenbeit barbot, unb 1002, nad) Otto'»
JEobe, wablten bie 3taliener ^)arbuin von Svrca jum AI-
nige; inbeffen erfannten fie nad) beffen Jlobe, 1015, ^>ein
rid) II. von Deutfcblanb an. Unter feinem 9?adjfo!gcr Jton
rab II. würben bann im 3abre 1037 auf einem Sfeicbitagf.
weld)er auf ben ronealifeben ©eftlben bei |)iacenja abgeba:
ten würbe, bie geben für erblid) «rfldrt, unb biefer Äaifer
flrebte überbaupt banad), in aHe S8err>atrnrfjc mebr Jeftig^
feit unb ©tetigfeit ju bringen. Äbcr bie einzelnen JBarene,
fowie bic ©table ftanben, befonberS in Oberttalten, cina-
ber oft feinblid) gegenüber, unb in 97om maebten enbücb fr-
gar brei ©egenpiiplte ben beil. ©tubl einanber fheitig. Die
fen SBirren wollte ^einrieb III., einer ber frdftigften 9Rar
ner, bic je auf DeutfcblanbJ ^brone gefeffen b^ben, ein
Qnbt madjen; er ferste alle brei ^apftc ab unb erbob einer;
würbigen ÜÄann jum ©tattbalter ßbrifti. ÄI5 aber Med
feinem 5Eobe, 1056, baS Äeieb an feinen unmünbigen ©ebr;
Äeinrid) IV., fam, fanf bat« faiferl. Änfeben in 3-; baS fer
^i\p|te, bie fid) von ber Dberberrfebaft ber weltlichen OTait:
gan^ frei ju macben fhrebten, bagegen flieg unb erreiebte
enblicb unter ^)ilbebranb ober ©regor V1L eine bebeutent.
J&obe. SBabrenb fo Äaifer unb $apft einanber gegenübc:
ftanben, berrfdjtc nie Siube in 3-j bie S'bben borten m&\
auf unb bie allgemeine SSerwirrung warb von ben 9?cr
mannen benu^t, bie fd)on im Anfange beä 11. 3abrb. auf
granfreieb nad) 3- gefommen waren unb ftd) in Galabrte.T
unb Äpulien feftgefefet batten. ©ic (eifteten balb biefer, balb
jener von ben ftreitenben Parteien SBcifianb unb würben
immer mad)tiger. Die ^dpfle, welche il;nen anfangs fein?-
lid) geftnnt waren, fabett balb ein, wie nübjid) ibnen bre
SRornrannen alä »unbeJgenofjfen werben fönnton, nnb ba
ber btlebnte 91icolau3 II. ben Stöbert ©uiäcarb 105«J mit allen
ganben, weld;e berfelbe in Unteritalien erobirt tyattc. 3ud
auf ©icilien madjten bie Normannen Eroberungen, wibre-r
bic ©eefldbte im 9?orbcn immer mdebriger würben unb n:
mentfid) bie |Mfaner bie 3nfcl ©arbinien bejwangen.
Da« fräftige Äuftreten beä 5Japfie8 gegen ^einrid) 1^
war ber ^)errfcbaft ber Deutfcben in 3- verberblid), wr;
jener ÄUen, bie gegen ben Äaifer auftraten, Unterftüju:.
angebeiben lieg unb namentlid) ben ©labten, beren na
lieber JBunbeSgenoffe er war. Die ffrbfebaft ber ©tj'V
5Watbilbe von£o§cana, weld)e 1115 gefiorben war unb r
ganb bem pdvP'i*en ©tubte vermadjit t)<ittt, gab Ser.: .
laffung ju ©treitigfeiten jwifeben ?)apft unb Äaifer, b
volle jwei 3<u)rbimbeTte bauerten. ©d)on 1130 würbe r
Italien
411
Italien
nSfrerige #erjogtbum ber «Normannen ju einem .Königreiche
rboben, wdhrenb bie ©tdbte, von benen immer nwbre fo
iroße Privilegien erwarben, baß fie in ber äßirflicbfcit fcbon
igentlicbe greifbaren warm, ihre »erfaffung unb SJerwal»
ung bejTcr unb fefler ordneten. Unter benfelben waren be»
cnbcrt jwei febr mdcbtig: $avia, bie alte #auptftabt ber
fongobarben, unb baö frif^> aufblübenbe SRatlanb, welche«
n t-er ©pifce ber ben .Raifern feinblicb gefinnten , aber vom
Papfle unterböten guelfifdjen Partei fianb, wdhrenb 9>avia
u ber faiferl. ober gbibellinifcben hielt. Um biefe ,ut unter*
tübcn unb fein faifcri. Anfebcn »u behaupten, mußte Xaifcr
jfriebricb ber Siotbbart fecb§mal über bie Alpen jieben, ließ
idt> in $avia unb SRom fronen unb fefcte über lebe ©labt
inen Bogt ober g>obe|Ia. Die ©table aber fhftetcn gegen
5 riebrieb llö7 ben lombarb. ©tdbtebunb, bauten > bem Jtai=
er jum Srob., eine gefhmg, bie fie ju <£bren beS ^)apfieS
lleranber, be$ ©berbauptä ber ©uelfen, Aleffanbria nanm
unb erhoben SRailanb jut Anführerin beSJBunbel. Der
uifer würbe 1176 bei gegnano fo gefcblagen, baß er einen
•SajfenfiiUftanb fcblicßen mußte, auf welchen 1183 ber foft»
itfcer griebe folgte, ber in mancher #inficbt für bie ©tdbte
ebr vorteilhaft war. Salb nachher würbe bie Aufmerffarm
it ber bobenflauftfchen Jlaifcr nach ©ieilien geteuft, unb
ntn gerieten bie lombarb. ©tdbte untereinanber in gebbe;
t ibren eignen SWauern befdmpften ficr> ©uelfen unb ©bU
füinen, jum großen Scaebtbeile für bie greiheit , benn wa>
cnb biefer neuern Bwifie würben einjelne Abeßgcfcblecbtcr
«MC wichtiger, namentlich bie gbibeUinifcbe gamilie SRo-<
u>, welcher ber berüchtigte ßjjelino angeborte, unb baS
ifdje £au$ ejle. Die ©bibeUinen würben unter grieb*
ich IL immer mehr gefebmdebt, bie ©uelfen bagegen mich»
ig unterßüfet von bem JBcttelorben , welker um biefe Seit
letfiftct würbe unb bem Zapfte wefentlicbe Dienfte leiflcte.
ü in jeber ©tobt riß eine AbclSfamilie bie #errfebaft an
ich, wie bie beUa ©cala in SNailanb, nur bie Seejidbte unb
jlorenj blieben frei.
AIS bie SKacbt ber £ohenflaufen im «Horben burch bie
St&btf gefcbwddjt würbe, warb fie im ©üben bureb Äarl
*on Anjou gebrochen, ber, vom »Papfte unterftüfct, Unterita«
ieit eroberte, ben legten ©prößling ber erlauchten gamilie,
Kon rabin, ftblug, ibn auf baö JBlutgerüjl fübren ließ unb
idj jum Äönige ber gefammten £albinfel erbeben wollte,
j.'ihrenb in ben ©tdbten bie SUolfSpartei fich ben Übergriff
m beS Äbelä traftig wiberfefcte, batten bie ^afenpld^e im
..iben Ittngji eine S3abn beS S?ubmS unb ©lürfä betreten
inb fidb burd> J^anbel, ©dnffabrt unb ©ewerbe febon feit
em Jöcginn ber Äreuyuge auperorbentlicb bereichert, ©eis
ibe ber gefammte 5Üerfel)r beä ^benblanbrö wie ber 8t>
•ante war in ibren ^)dnben; im Anfange beä 13. Sabrb-
tten bie SUenetianer in ©emeinfebaft mit ben granjofen
.ntinopel erobert unb mebre Snfeln bejwungen; bie
,r und ©enuefer, S3enebig§ 92ebenbubler, waren nidbt
er mäd'tia. 3m Anfange be$ 14. 3abrb- unternabm
ttaiftt fieinrid) VII. einen 3ug nad) 3- unb fübrte bie auft
otabten ccrtricbencn Stprannen wieber in biefelben )u>
i.f, fobaß, mit XuSnabmc »on gtorenj, bie mei|ien bebeu«
^ern JCrtfcbaftcn in 9<crb: unb STOittelitalien wieber ^>er>
i befamen, ^abua v 05. bie Garrara, SKailanb bie
ui, SSüantua bie ©onjaga, gerrara bie Gfie u. f. w.
on ftit 1334 würben tic beUa ©cala ber Unabhängig--
feit ber lombarb. ©täbte unb £enen gcfabrltcb, unb Storni
©lanj unter bem talentooUen ütribun Sola JRienjt, bet 1347
ben alten Stu&m ber emiebrigten ©tabt wteberberfltflen
wollte, aber ein jDpfer ber ffiadjc bei Hoüi würbe, bauerte
nur furje 3eit 3m 3- 1339 hatten febon bie ©enuefer
aäe an ber ©pifee ber rivalifirenben Parteien flcjjcnben $a<
trigierfamtlicn vertrieben unb fieb in ber 9>erfon ©imon iBoc>
canegra'3 einen Dogen gewdblt. Die ©djiffe SknebigS
unb ©enua« bebeeften baS mitteQanb. SJieer, unb wdbrenb
% fort unb fort »oller gebben war, blübte boeb baS ®e*
meinweftn unb ti nabele bie Seit, in welcher bie SBiffen*
febaften unb ba3 ©tubium be5 clafftfeben 2tltertbum8, welcbe
fo lange gefcblutmnert batten, wieber erweeft würben. 2JJit
ben SBiffenfcbaften gingen, namentlid) feit bem 15. 3abrb-,
bie &tinjie ^>anb in ^anb, unb 3- war reieb an Malern
unb 9RU fif ern , JBaumeiftcrn unb ©ilbbautrn; ti warb aber»
malS gebrerin unb SBorbilb bei ganjen übrigen Suropa.
Den SBobljtanb, ju welchem bad oielbewegte £anb fieb em>
porgefebwungen batte, oermoebten webet bie furchtbare sPcfi,
welche all febwarur Sob um bie Sftitte beä 14. 3ar)rh. £u»
ropa verheerte unb auch in % febrecflicbe Xkrwüßungen an»
richtete, noch bie umberfdjwarmenben, bon Sonbottiert ange-
führten SRiethtruppen m untergraben. Dag gefunfene 'Knie-
ben ber beutfehen £aifer warb einigermaßen bureb Jtarl IV.
wieberhergeflellt, wdhrenb bie Siftconti fo m&chtig würben,
baß fte fclbft ©enua bezwangen; aber glorenj, bie ©tü|c
ber ital. greiheit, leitete thnen behanlichen äBiberßanb. ©d>on
1395 Wußte 3oh- ©aleajjo SJiöcontt cd babtn ju bringen,
baß ^aifer 5i?enjel ihn mit SHailanb, all einem {>er)og>
thume, belehnte; er unterwarf aueb einige Bett ©iena, ''Pe-
rugia unb Jöologna feiner «jpcrrfd>oft. iReapel war injwi:
fchen an baS ^>auS Xragomen gefommeiu 2)tai(anb erhielt
bie ©forja ju Sfrmtn unb glorenj mußte fieb enbltcb für
ben JBerluft feiner greiheit mit bem ©lanje begnügen, ben
bad £au8 SRebici oerbreitete. Die ^äpfle hatten ben &ir<
(benfiaat aKmdltg $u »ergrißern gefacht , unb fo war in ber
^weiten £älfte bei 15. 3ahrb. in 3- eine Zxt t>on ©leieb»
gewicht ber 5Wadjt entfianben, baS erft 1494 burd) SLlnia
Staü VIII. »on granfreich gejlört wurbt Diefer ndmlid>
unternahm einen Bug nach 3-/ um Neapel ja erobern, auf
welche! er Xnfprüche machte. Da$ Unternehmen lief un»
gtücflicr) ab; boeb mifditen fich feitbem bie granjofen in bie
ital. Angelegenheiten unb £ubwig XII. unterwarf SRailanb,
wdhrenb Sdfar Jöorgia'l Bemühungen, fid; jum ^)errn pon
ganj 3- SU machen, fdjeiterten. 3m Anfange beS 16. Sabrb.
faß auf bem päpjtlidmi ©tuhle 3i;liuJ H. , ein friegerifcher
Üßann, ber 3/1 Unabhdngigfeit von ben immer mächtiger
werbenben 5öenetianern bebroht glaubte, unb baher 1508 mit
itaifer SRarimilian, gerbinanb bem Jtitbolifeben von ©panien
unb Subwig XII. von granfreich bie gigue von Gambrao gur
Demüthigung S3enebig8 febloß; biefe aber jerftel balb nach
ihrem GmtWben, benn fchon 1509 bilbete 3uliuS mit Stne>
big, ben ©chweijern unb ©panien bie b. Sigue, um bie
granjofen au? 3- }U vertreiben, ©eit 1520, um welche
geitceoX. auf bem päpfilieben ©tuhle faß, begannen bann
bie Jtriege jwifchen granj von granfreieb unb Jtaifer Jtarl V.
wegen 5Railanb§, baS nach ber für bie granjofen unglücfli:
eben ©eh lacht bei favia bem Jtaifer blieb, ber auch 1525
ben $apft temüthigte unb beffen Sruvpen 1527 9iom plün«
betten. fBiftber hatte % in höhet SMutc geflanben unb ber
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Itaifen
472
Italien
©emeingeift war b\!>d)\l lebenbig qeroefcn; mit bem Unter»
gange ber greiftaaten aber verlor fich auch aflmÄlig bie bis»
hcrige 9?egfamfeit beS SebenS unb 3-, ein ewiger 3anfapfel
unb ©pietbaü* frember 2Jclcbte, namentlich jDeutfeblanbS,
granfreidjS unb (Spaniens, welche fortan bie Gefliehte beS
ganbcS »orjugSweife beftimmten , fanf von feiner haben «Stufe
^crab. 3»n 16. 3ab*b. entftanben mehre neue Staaten unb
JDpnaflien; SDlontferrat fam an bie Gonjaga von 2R«ntu«,
*Parma unb »piacenja würben ein ^jerjogtbum ber garnefe,
wibrenb bie SBcrfcbro6rung gieSco'S, welcher 1547 in ®<»
nua bie Äriftofraten ju ftürjcn unternahm, miSlang. 9>ie»
m ont fam 1559 an Gmanucl ^hitibert von ©abo^en, ger*
rara fiel an ben .ftirebenftaat. übrigens erfreute fich 3. m
tiefem 3abrb. einer lang entbehrten iKuhe unb würbe erft
1627 burd) ben mantuanifeben Grbfolgeftreit mit in ben
breißigiAbrigen Ärieg verwicfeU. 1631 erwarb ber Jtircben»
flaat Urbino. Buch baS 17. 3ar>rb.. war für 3. beiweitem
nicht fo bewegt, wie bie frühem; bagegen würbe 3- foflteicb
im Anfange beS 18. 3abrf>. #auptfd>auplati beS fpan. <Jrb»
folgefriegS. jbftretch eroberte 2Railanb, SNantua unb ÜHont:
ferrut, roetdie feit 1631 einem fron}. #cr$oge gebort hatten,
•gab dftantua an<Saeopen, befam im utrechter grieben noch
(Sarbinien unb Neapel, taufebte aber für (Sarbinien von
©avowen bie 3nfel Sicilien ein: 3>arraa unb »piacenja fa*
men 1731, ald bie garnefe auSjtarben, an einen fpan. 3n»
fanten, ber aber nachher beibe an jÖjrreicb abtrat unb ba>
für Äonig von Neapel unb ©ieilien warb. 1737 ftarben
auch bie SDlebici auS unb glorenj fiel an granj (Stephan,
#erjog von Lothringen, ber 1745 beutfeber Jlaifer warb
unb äoScana für eine (Secunbogenttur bc« 6jfr.»lotbring.
jpaufeS erflärte.
JBis au ben 3citcn ber franj. SJeoolution genoß 3- aber»
malS Sfutje ; aber 1792 brangen bie granjofen ein. Sie
befanben fiep mit £>|rreicb, Neapel unb bem_jt6nige von
Sarbinien im Jtriege, ber mit wechfelnbem 0t tiefe geführt
mürbe, bis General ©onaparte auf bem ©cbauplafce er«
fchien, (Sarbinien jum grieben jmang, Nijja unb <3a»open
mit granfreieb, vereinigte unb ben größten ilbeil ber Zorn*
barbei eroberte. 2TB auch Neapel aum grieben gelungen
war, errichteten bie granjofen 1797 bie ciSalpinifcbe We»
publif aus SRailanb, ÜKantua unb feilen oon >J)arnm unb
Nlobena, woju balb noch SJologna, gerrara unb bie JKo-
magna binjufamrn, welche ber 0ap|l abtreten mußte, unb
ba biefer mit ben geinben granfreicbS in freunblicbetn 83er»
fet>r blieb, würbe auch 1798 Nom jur Nepublif crllärt.
3n Genua hatte fid> bie ttrijiofratie überlebt; auch fie fiel,
unb Genua mürbe jur (igurifchen JKepublif erflärt 3Die
alte Nebenbuhlerin Genuas, 83enebig, hatte ein fcblimmereS
EooS. Narbbem eS erft eine bemofratifebe Söerfaffung er»
halten , warb eS 1797 im ^rieben »on dampo Sormio th«l5
au £f}reich abgetreten, ttieits mit ber ciSalptnifcbcn Kepublif
vereinigt. Da Neapel mit ben Gegnern granfretebä in S$er>
binbung blieb, unb namentlich mit JKufjlanb unb dnglanb
ein Jßunbnip gefd;(offen hotte, fo überwogen bie granjafen
t$ mit Ärieg, verjagten ben Ä6nig unb ftifteten 1799 bie
partbenopeifebe 9?epublif. 2fl§ aber ber General ftonaparte
in Kippten fich befanb, würben bie^ranjofen in 3- gefd>la-
aen unb verloren viel, bis Sonaparte jurüetfam, als (Jörn
Hit mit frifdjen Gruppen über bie 2(lpen ging unb burd;
ben <3ieg bei ÜRarengo ben Angelegenheiten wieber eine an»
berc SBcnbung gab. 3m grieben von SunemUe, 1801,
würbe »Parma mit granf reich vereinigt, beffen M»h«Tigft
$erjog SCoScana unb ben Sitel Jtduig von ^etrurien erhielt.
8ucca unb Genua befamen neue &Jeffaffungen. 1802 warb
bie bisherige ciSalpinifcbe Kepublif »ur ital. umgervanbelt unt
©onaparte crfldrte fid) ju ibrem «Prafibenten. »piemont »urte
mit granfreich vereinigt unb 1805, am 17. ÜRarj, erflärte
ber Jtaifer T>er granjofen fich auch jum Äonigt von 3^ ba«
eine SJerfaffuttg erhielt, bie ber von granfreieb naebfiebüb«
war, »dbrenb noch mebre gänber 3'S mit granfreia> ver^
einigt würben. 1806 ernannte Napoleon feinen »ruber Ja
fepb jjum Äcmige von Neapel, beffen bisheriger 4>rrrf<bcr
auf Sicitien, von ben dngtinbern unterftüut, eine ^uflucbi
fuchtc; j>twicn warb mit granf reich vereinigt unb 3ofefb.
vertaufebte ben neapolir. Sfhron, ber an 3oacbim SJii
fam, gegen ben fpan. 1809 erfürte Napoleon, bajj bn
»)>apft aufgel)6rt b«be, ein roeltlicher J^errfcher ju fein, unb
ber Äirebcnftaat würbe granfreieb einverleibt. 3-# &aS fe
lange 3abrl)unberte in viele einzelne, ncbcnbublcrifcbe ©ta<u
ten gelrennt gewefen war, fab in Napoleon feinen (grlcfer
unb trug baber gern bie großen Saften, welche tr>m aui.v-
bürbet würben. Noch nie war fola>e (Sidjerbeit im gcrir,
gewefen, alS jur 3eit ber franj. ^errfebaft, unb an bie
(Stelle vieler veralteten Einrichtungen, bie fich felbfl überk;
hatten, traten beffere, bie bem Geifte beS Sab^bunber» an
gemeffen waren, namentlich in SBcjug auf bie SfechtSpfleje.
ÄIS Napoleon fein ^>eer in {Riijjlanb oerloren trotte u
1813 bei Seipjig gefdilagen worben mar, mußten bie gras
jofen 1814 3- räumen unb bie meifien Staaten würben il
ren frübern {Regenten jurüefgegeben. ^arrna, »piacenja ur.:
©uaftafla famen an Napoteon'S Gemablin, 2Warie tu
er felbft befam (51ba unb Sflurat behielt NeapeL ZU at.
ber entthronte Äaifer 1 sj r* lieber in granfreieb erfet
griff auch Sfturat ju ben Staffen, würbe aber von ben
reichern gefcblagen unb gerbinanb IV. erfebien »ieba m
Neapel. SJcurat machte ben SBerfuch, baffelbe wieber ju a
obern, (anbete von Gorfica auS in Galabrien, mürbe ah:
gefangen unb 1815 erftheffen. Nun erfolgte in % eine t
(Milbige .Ncftauration ; ber äönig von Sarbinien warb in
feinem (Staate »vieber cingcfee}t unb erbielt außerbem i
Genua; r|lrcid) errichtete baS lombarbifd)« venetian. Sic.
reich; ber $erjog von äRobena befam fein ganb jurüd;
SoScana fiel als Großbcrjogtbum an ben erjberjog gett:
nanb unb ber »Papft mürbe wieber .£>err beS ÄirchenfT..
Diefe fimmtlidien ^Staaten finb feitbem mebr ober wen:
von irftrtid) abhangig.
iß ei biefer Stejtauration aber waren bie SBünfcbe unb
bürfniffe beS SanbeS nicht überall berüeffiebtigt morbtn; ti
mürben viele veraltete einriebtungtn, jum großen SfiSoer.
gen ber benfenben »Wenfcben unb aller Gcbi'lbetcn, wieber e;
geführt, vieles ämecfindfiige wieber abgefebaffr, ber Geift
brüeft unb eingezwängt unb ber geheimen »Policci unb beu
fuiten ein weiter (Spielraum geöffnet. Uiefem unglüeflii.
Verfahren i(t eS jmufchreiben, baß 3- feit bem «Sturze N.
leon'S fich i" ftetcr Gährung befunben hat unb noch jr&t eine
ÄJutfane gleicht, ber jeben Xugenblicf aitSjubredjen broht 2
bie Weftauration in fo unvolfstbümlicber SSeife venubr,
bitteren fich balb überall Gebeimbünbc mit ber Xenbcnj v.
*u bem 3mecfe, bie Ginheit 3.'S vorjubereiren unb bei nv
fiigerer Gelegenheit inß t'cbcn treten jii laffen. Gine biev.
Italienische Kunst, Literatur 493 und Wissenschaft
oolfStbümlichen ©efellfcbaften, bie berühmte Garbonaria, jdbjte
fc^on 1810 hunberttaufenbe von äßirgltcbcrn unb trat 1820,
ili in Spanien bic CJorteSverfaffung proclamirt worben war,
Fräftig auf. 3n Sccapel mufjte btr Aönig gerbtnanb t>er-
»rccpen, eine btr fpan. dbnlidie Gonfiitution einjufübren;
iud) in $iemont mujite ficb bcr Jt6nig jur 9tacbgiebigfeit
>tquemen, bis £>ftrcich cinfcbritt, 1821 im 2Rdrj Neapel
inb im April $temont mifitairifch befehle unb ben alten
Juftanb ber Dinge roicberber jlcQte , ohne barum, wie fchon
int mehrjährige JDccupation biefer Bdnber jeigte, ben ©eift,
vilcber ju jenen ^Bewegungen antrieb, pertilgen ju fönnen.
Je drger ber DrucT in ben. ital. Staaten warb, um beflo
weiter griffen bie geheimen ©cfeUfdbaften, fo groß bie 3ob(
beer SÖJitbürger auch war, um mb unb 1830, nach ber
ranj. SuliuSrcvolution, geigte fich, bafj ganj 3- mit einem
irofjen SRefce von SBerfcbworungen überfpannt war. 3n
Nobena brach am 4. gebr. 1831 ber Aufftanb au:-, bem
loa) an bemfelben Sage [üb JBologna unb in berfelbcn SBodje
)ie ganje JRomagna anfchlofj. £ie Patrioten fletften bie
tat ßoeatbe auf; ber £erjog pon SRobena fab fich. genö=
bigt, in ber Sejlung SKantua eine 3ufluä)t su Jüchen; über-
i!l würben JBürgergarben unb eine proviforifebe 8iegie*
erridjtet unb biefe führte gleich viele SBerbefferungen
:in.. Slavenna, Stimini, Marina, baS bie Grjberjogin
Ptarie 8uife ju verlaffcn fub genothigt fab,, Ancoqa unb
>itU anbete ©tdbtc febtoffen fid; ber JBcwegung an. Die
Italiener äfften, ba feine ber europ. ©rofimachte cingefcbrit=
c:i war, um ben Auffianb in JBelgien unb $olen ju batm
:fcn , bie ^ftreicher würben aueb in 3- feine Sntervention
mternebmen; allein b,ter, wo für ben Äaiferftaat fo SUteleö auf
:cnt Spiele ftanb, rücften beffen Gruppen ein unb bcr über*
egenen 3}iad;t fonnten bie Patrioten niebt wiberfrehen; tbre
üm'übrer mußten flicken, ber •&er}og von Sttobena würbe
rieber in feinen Staat jurücf geführt, wäbrenb bem Zapfte
KU ben europ. ©rofmtdehten ber 9?atr> ertbeilt würbe, bie
Verwaltung bei ÄircbenftaatS uveef mdfjiger ju orbnen. oeit-
>cm ift in 3- feine ^Bewegung, ton wichtigem JBelange au$>
sebroeben; ber Ginfall, welken ital. unb poln. Flüchtlinge
pjterbin Pon ber ©djweij au.- in ©avopen mach teu , ging
uurloS porüber. 92ur jur 3eit ber C(?olera, welche auA) in
s. viele SWenfeben babinraffte, cntjianben r)tcr unb ba Um
üben, unb auf ©tciüen ereigneten ftcf> im 3- 1837 ©reuel*
cenen, bie ben beutlicbften JBewetS lieferten, wie tief 3- von
et hohen ©tufe bcr ©eftttung, wÄdje cS im Altertbume
mb im SRittclaltcr erreicht hatte, Ijerabgefunfen ift. ©iei>
ien, baS bisher einen felbftdnbigcn Ztytil beS SieichS 9lea>
bilbete, ift vor Äurjcm mit ben übrigen ^rovinjen ohne
Beittrtl vereinigt worben unb i;at bic wenigen Vorrechte,
ie t& bisher nodj befaß, verloren.
3taltrnidcr)e flunst, Citcratur unb tDteeenBrijaft.
Das Altrflc gebilbete SJoif Stallend waren bie &rruöfrr
X £etTurien), unb fdjon in \t\)t ftür;en Seiten lief en fidj
kriechen in Untrritalien, we(d)ed bnijcr ©rofigriecbcnlanb ge^
lannt würbe, nieber (vergl. @ried;enlanb) unb brachten
nti ihrer Jptimat Qkfe^c, üüJiffctifcbaft unb Jtunfl mit. £cr
Keichthum, welchen m bie ©riechen in biefen ^pflanjftdbten
rroarben, perweichlichte fit jeboch, fobaß fte ben mächtig um
ich greifenben Kimern (»ergl. Korn) feinen erfolgreichen
8iU*r>ff9i».>ttr. II.
Sßiberflanb ja 1 etilen permochten, unb aOmdlig fam fowol
^)etrurien al* ©roßgriechenlanb unter bie JBotmafigfeit ber
Sibrntr. Dad hartt röm. 3och erbrüefte bie .Keime ber S3il-
bung tei ben &6lfern, weniger fcurdj birecte Verfolgungen,
als burd> bie fortwdhrenben JCriegSbienfte, ju benen bie ge>
bemüthigten 5Bölfer unter bem tarnen von S3unbe8genoffeu
gezwungen würben. &rft al$ 9?om felbfl aUmdltg jur JS9iU
bung erwuchs, welches befonberS nach ber Sefiegung ©rie>
chenlanbS ber $all war, fonnte auä) ba* übrige 3talien
wieber geijtig emporfommen, bod) jog fich 2lIleS, waS auf
IBilbung Änfprua) machte, mehr ober weniger nadj SRm
ober wol auch no<h bem gried). %hen, ber aüberühmten
Pflegerin ber Jtünflc unb äBiffenfcbaften. 'Ältranbrieu
<f. b.) in Xgppten trat aümdlig an bie ©teile XthenS. Sie
griech. JBilbung, welche fo t>errlict> emporgeblüht war, fanb
jeboch in 3talicn nur ein verfummerteS Safetn unb fonnte
in ber allgemeinen @ntfittlichung nicht ju größerer XJoQfom*
tntnbcit gebei'hen. 2?ic gei|Kgen ©chdge, welche man mit ©rie=
dienlanb erobert hotte, würben faum aufbewahrt unb von 'Jf ic-
manb wahrhaft perflanben. Die S5arbaren, welche über 3tas
lien herfielen, vernichteten enblicb mit ber 9{6mrrherrfchaft
hie legten ©puren alterthümlicher S3ilbung im ital. Stalte.
2)ie ital. ©prache ift offenbar auS ber remifchen (lateinis
fchen) htroorgegangen unb bie Abweichungen, welche ihr eigen
thümlich fitib, mögen jum Sheil echt ital. Urfprungö fein, fo>
fern nämlich *>on i«h<t f<br verfchiebene Dialefte gefprochen
würben, wdhrenb baS ßateinifebe als ©chriftfprache galt. Aber
febr großen einflujj auf bie AuSbilbung beö 3talienifä>en
haben auch ohne ßweifel bie {Barbaren gehabt, welche 3ta<
lien überfchwemmten, jum Sheil ftch feft festen unb mit ben
Eingeborenen permifchten. 9? och im Mittelalter war baS
Satetnifche bie ©prache, in welcher vorjugSwetfe gefebrieben
würbe unb bie alle ©ebilbeten in Stalten verftanben. Erft
bie fjrofjen Dichter Dante, Petrarca unb Jöoccaccto brachten
bie mL ©pradje ju <5hren, inbem fte ihre SMeijterwerfe in
ihr fehrieben unb für ihre tfuSbilbung forgten. DaS 3ta>
lienifche biep jum Unterfchtebe von bem gateinifchen bie lia
gan Tolgiu-e, b. i). bie gemeine ober S3olfSfprache. 3>n 3ta>
lienifchen hat ftch nun allmälig felbfl wieber eine ©ebrift»
fprache neben ben vielen verfebiebenen Dialeften, welche in
ben verfebiebenen ©egenben gefprochen werben, auSgehilbet,
boch finb auch in biefen einzelne SBerfe gefchrieben worben.
SMS ju Anfange beS 13. 3obrh. gefchah in 3talien tot*
nig jur gdrberung ber SSMffenfchaftcn unb Jtünfte. DaS
Sßtchtigfle, waS wir auS früherer $tit beftfeen, finb ©e?
f dii cht? werfe, j. SB. von $au( Sßarnefrieb. (rinjelne $dpfie
Aeichneten fich burd) theologifche ©elehrfamfeit auS unb an
fte fehl offen ftch anbete gelehrte Theologen an, welche jum
SEheii unter ben ©cholaflif ern (f. b.) berühmte 9iamen
haben. 3u ©alemo erblühten gegen 6nbe beä 10. Sabrb.
bie metietnifchen SBiffenfchaften unb eS erfchienen nicht un:
bebeutenbe mebicinifche SEßerfe. Auch bie 3iecht6wiiTenfchafs
ten erblühten mit ben Freiheiten ber ©tdbte, namentlich wur>
ben in bem gelehrten ^Bologna burch 3rnerinl bie xbm. ©e<
fefee erfldrt. (SJratian begrünbete baS fanonifche 9?eebt ©ne
eigenthümliche ^oefie gab eS vor bem 13. Jahrb. in 3ta»
lien nicht, wol aber fanben ^rovenjalen unb Sroubabourt
woblwollenbe Aufnahme. Die ^>ohenffaufen waren greunbe
unb S3efchüe)er ber ^oefte, bie fie felbfl jum Sbeil übten,
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Italienische Kunst, Literatur 41
unb unter ibrem ©cbu$e bilbeten fit& »« ©teilten ©onget
mjd; bcm SRufler bei «Provenjalen.
3m 13. 3abrb. machte Stalten ungemeine gorrfebritte.
?Kan begann juerfl bie lingn« Tol^are jur ©ebriftfpraebe
ju erbeben. 3n SoScana mtutd« »aterlanbiföe $oefie.
©uibo ©utniceUi auS JBologna, ©uittone b'Ärejjo , ©uibo
Gavaleanti, Ugolino Ubalbint unb Unten finb als Siebter
S nennen, ©te 2(Ue überflrablte aber ber große Florentiner
ante aiigbiert (f. b.), weiter nic^t nur als Dieter,
fonbern oueb um bie ita(. ©pracbe unterbliebe SJerbienfie
ftd> erwarb. 3n ffiologna, 9>tfa unb glorenj würben 9>ro»
fefforen als Grflärer ber Divina commodia angefteOr. ©to*
vanni SöiScontt, ßribifefrof ton «Kailanb, übertrug fogar
bie Auslegung beS berrlicben ©ebidjts jwet SEf;eologen, jwei
Wofopben unb jwei gefdpicbtSfunbigen Florentinern. SBetb*
renb in bem frübern 3abrbunbert bie JCreujjüge baS Xuf«
fommen ber SBiffenfc&aften jurücfgebalten batten, fingen fie
nun an, für biefelben färberlicfc ju werben, inbem bureb fie
ber ©eift aüfeitig aufgeregt worben war unb ftcb mannidb>
faltige Äemttniffe ausgebreitet batten. Xu$ um bie SSStffen*
frfjaficn batten ftet) bie #obenfiaufen große Berbienfle erwor*
ben. (Biete ©cbulen würben von tbnen «efliftet unb ibr
Sof war niefct nur für Äünfiler aller Hrt, fonbern aueb für
elebrte eine FreifMtte. Die großen ©egner ber .^obenftau«
fen, bie 9>dpfte, namentlich 3nnocenj III. unb IV. unb Ur*
banlV., waren ebenfalls boebgebilbete Männer, unb bie Uni*
»erfttät JBologna (lanb in fo boljem glor, baß fie ju 2£n>
fange beS 13. 3ab*b. 10,000 ©tubirenbe jäblte. $abua,
tfrejjo, tßicenja, Keapel fianben ^Bologna nidjt viel nadj>.
Styeologie, $bilof°Pbie, SKatbematif, tffhonomie, SKebiein
unb befonberS bie KeebJSwiffenfcbafien würben eifrig betrie»
ben. 83on mebren ber widrigem ©tobte würben ©efefe»
fammlungen »eranfraltet, 'lind) für ©efebiebtfebreibung würbe
geforgt unb gelebrte SKanner befebüftigten fieb mit bem XI»
tertbume unb beffen ©ebriftwerfen. SRarco $olo, ein 5Be»
netianer, machte am <5nbe beS 13. 3abrb- feine berübmten
Reifen, bureb welcbe Europa juerjt nähere JDunbe »on bem
Snnern XftenS erbielt. 3n btefem Sabrbunbert lebte aueb
ber Florentiner (Jimabue, welcber bie fpüter fo ^errlicb fitt)
entwidelnbe ital. Malerei begrünbete.
Kicbt geringem Kubm alö Dante erlangle im 14. 3ar)rt).
Petrarca (f. b.), beffen ^Poefie jwar minber tieffinnig war,
aber nur um fo allgemeinere Sbeilnabme erregte. Xuct) er
erwarb fieb große SJerbienfie nm XuSbilbung ber etat, ©praefre.
6r fanb jabllofe Kacbabmer, ebenfo wie SBocc-accto (f. b.),
welcher für alle Betten dufter reiner unb ferner (Schreib«
art in ital. $rofa würbe. 3talien war immer mebr jerfiütfelt
worben unb bie dürften unb vornehmen Familien, welcbe
in ben angefebenen unb reiben ©täbten jur ^»errfebaft ge»
langten, festen ibren fcbönjten SRubm baretn, als S3cfdiutkr
unb Sefärberer ber SBiffenfcbaften unb Jtünße gepriefen ju
werben. Jt6nig Stöbert oon Sleafiel, bie beQa ©cala ju
Verona, bte ©onjaga ju 9Rantua, baS ^auS 6fte ju $er*
rara unb anbAe waren auf biefe SBeife in eblem SBetteifer
tbdtig. Sieben ^Bologna erboben ftcb bie Un werfttäten w
?)abiia, 9lea»el, ^)ifa, f)atia. 9lacbbem man baS Rapier
erfunben, würben bie SReifterwerfe alter unb neuer 3eit »er»
»ielfältigt Sie ©otteSgelabrtbeit batte au?ejejeid)nete jBear*
better unb ebetifo bie übrigen SBiffenfcbaften. Petrarca unb
»oecateio glanjten aueb alä ©elebrte,. befonberS auf benr
©ebiete bet ©efcbtd)tSforfe|)ung, unb Petrarca erwarb M
wie fr utier aueb Dante, alt) f>bi(ofo»b beben 9fubm.
©tut tum ber alten ©pracben, befonberS ber ©rieeben, nxak
bureb bie genannten beiben großen Männer neu belebt
jDurcb bie (Eroberung AonftantinopelS bureb bie 2ürtni
(amen im 15. 3aiirb. »tele gelebrte ©rieeben noeb Stalten,
welcbe liier bie Jtenntniß beS gried). ^ItertbumS noä) team
ausbreiteten unb befeuerten. 3n SoScana blübte bai fyti
ber SRebiei, welcbe« an Cifer für Äünfle unb mfiam
ten eS allen übrigen gürfien jutortbat, obfebon eS as fcea
SJiSconti, efte, ©forja, ben Äerjogen »on Urbii», t«
SRarfgrafcn »on SRantua, ben Jtonigen von ÜReapel, in cta
^dpften unb anbem Surften eifrige 9lebenbubler (atte, tot
mdcfettgfle £>ebel jur geijiigen Forberung würbe jebocti tiit
SBucbbruderfunfr, welcbe f l d> fcbneU ausbreitete unb bei»
berS in Stalten willfommene Xufnabme fanb. (SoSao m
SRebici t)atte »u glcrenj eine ^latontfcbe Xfabemte ejeftiftet,
ju welcber FicinuS, ber berühmte Uberfe|er ber tyktovifta
©Triften in baS £atcinif$e, geborte. 2Cucr> bte SKnß be-
gann man wiffenfebaftlicb ju betreiben, feitbest fobeei»
©forja }u 2Raitanb eine 6ffentlicbe ©ebule für btefelbe ein-
gerichtet batte. Der ©cfcbicbtfcbreibefunft wenbete man h
fonbere ©orgfalt ^u, unb unter ben vielen ©ef<bi<b#ti:
bern tiefer üeit uter>nete ftcb '^neaS ©plviuS, ber natfrui:
als $apfi 9>iuS IL t)ieß, auS. Daneben machte bie vnt:--'
fcbretbltng rüftige gor: [dritte, inbem eS niebt an SDMnnrtn
fcblte, welcbe wette unb gefahrvolle Keifen unterrutar,
Tdm ibren @ntbecfungen fegte beS ©enuefen Solomb» Ju;.
finbung XmerifaS bie Jtrone auf. SBenn aueb baS 1& Sabril,
feinen Dichter, wie Dante, aufiUjeigen batte, fo m o
borb reieb an ^cefte. £orenjo von 2Rebiei, Xngelo tob»
gint, bie bret SSrüber |)u(ci, IBojarbo finb vorjugSweife f
nennen. 2iud; von ital. grauen warb bie Dta)ift|if c :
©lud geübt.
©einen glanjenbflen Jg>6^epun!t erreichte ber Seift >
lienS im 16. Sabrb. bis jur «Kitte beS 17., bem 3«ita-ttr
beS Xriofio(f. b.) unb Torquato SEaffo (f. b.j. Xutfr
©annajar, öerni, 2lretino, ©ernarbo Saffo (ber Batet bei
SEorquato), ©ttarini (ber berübmte SBerfaffer beS JSma
©cbdferS") unb 2Cnbere finb talentvoöe Diebter ost btrfa
Seit. Univerfitdten, 2(fabemien unb Stbliotbecen nebtta
fid); neben gürffen unb ©tetbten begünfiigten namentlia) eie
Vim 3uliuS U., 8eo X., Clemens YII., f)aul III., H»
8or XIII. (ber 83erbefferer beS ÄalenberS), ©irtoS V. unb
Irban VIII. bie SBiffenfcbaften unb Jtünfte. Kur bie 2*0"
logie unb ^bitefopbie in Stalten würbe burcr) bie in )Deutf6
lanb auSgebro$ene Keformation in ibrer freien Xuibilbwa
gebemmt, inbem man, um ber von Deutfeblanb aufgcten>
benKicbtung entgegenjuwirfen, fid; bemübte. ftanamüia
fefijubalten. Unter ben fBertbeibigern ber pdpftlieben
jeiebneten ftcb ßefare iBaronio, unter beren ©egnem fafc
©arpi oortbeilbaft auS. Die 9>bi(ofopbie fuebte fieb jum 2.^.1
von bem ^ircbenglauben gdnjlic^ loS^umacben; Sforbfinui
IBruno unb Gifar JBantnt, bie auSgejetcbnetfien ^itofepba
tiefer 3eit, mußten aber a(S Äcfecr mit bem geben biiF^
wdbrenb eine febr ausgebreitete unwHJenfcbaftlicbe freta.
ferei fieb ungebemmt unter ben ©ebilbeten auSbratert. »*
tbemarif unb Katurwiffenfcbaft maebten in biefer jjeit ^
jenbe Fortftbritte, inbem 2Rdnner, wie fiJern. aeUpuS, 3j*
fcruno, SEb CampaneHa, ^ieron GarbanuS unb »erffc*
Italienische Kunst, Literatur 4*5 und Wissenschaft
1CTT
bene Xnbere, vot XQen ©alilef (f. b.), ©rimalbl unb JKor»
tictlli (f. b.) burcb tbre geiftreidicn gorfcbungen gu un»
[tcrblicben SEBabrbetten unb troig banlenSwertben Grfinbun»
jen gelangten. 2(ud) für bic »erfd;iebenen Btoeige btt 9ca*
lurgeftbicbte geföab, fefcr diel, wie bemt 1615 ber erfte Eebr»
jlubt für Hernie ju 9>ifa erridbfet würbe. Natürlich machte
)ua) bie »erwanbte 2ßtfTenfd?aft , bie Mebicin, großartige
[(dritte. Die SfecbtSgelebrfamfeit bagegen begann ju
infen. Sieben fl3enti»oglio, Sembo. unb inberrt trat Mac*
i ia» c Iii (f. b.) als ou8gejeid;neter 4£>ifiorifer ouf. Die
gtaatSwiffenfcbaften, baft ©tubium ber morgen länbifcbcn
Sprachen unb »orjüglicb aud; ber (at. unb grieeb. «Sprache,
würben mit ©lücf unb Gifer angebaut. Man wenbetc gro«
'm gleiß auf Huffucbung unb (frftätung röm. 2Üfertbümer,
in benen Italien fo retdt) ift.
Um eine Siorftellung von bem regen geben in Jtunfl
unb SBijfcnfcbaft, welche ftd; im 15. unb 16. Sabrb. in
Stalten auSgebilbrt hatte, faffen, muß man ftd; vor 2t U
len ber großen Maler, Jötlbner unb Jöaumeijler erinnern,
reelle in biefer Beit lebten. 2Bir nennen unter ben Katern
nur Doffb Dofp (1479—1560); Mid}el Hngelo (f.b.)
»uonarotti (1474—1564), ber aud; alft Silbbauer unb
öaumeifter auSgejeidmet war; Stafael (f. b.) ©anjio »on
Urbino (1483 — 1520); ©iulio Sfomano (1492 — 1546);
S8arbareUi (1477—1511); Sijiano (f. b.) BerceHi (1477
— 1576); Galbara, genannt Gara»aggio (1495 — 1543);
SobufK, genannt aintoretto (1512 — 94); $aul JGeronefe
(1532—88); Antonio 2lUegri, genannt Gorreggio (f. b.,
1494—1534); 2obo»ico Garracci (1555—1619), unb feine
SJtffen Baoflino (1558 — 1601) unb Ännibale (1560*-
1609); ©uibo Sieni (1575 — 1642); XlbdUt (1578 —
1660); Domenico äampieri, genannt Domenidjino (1581
—1641), unb »iele anbere tonnten nod; angeführt werben,
rie nia)t minber unflerblidjen 9ia$rubm5 genießen. (83gl.
Malerei.) 2CI* JBilbbauer finb DonateDo, Sorengo ©biberti,
DJIicbel Xngelo (»gl. äSilbbauertunji), als S3aumeijler »or
Äücn »ramante (1444—1514), bem »runellefcbi (1377—
1444) unb MicbeHog_gi »orangegangen war, ferner $eruggi,
ftafaelSSangio, ©iulio Slomano, <5anfo»ino, Michelangelo,
icäter Xnbrea $allabio, gu ermahnen. (SBgl. Sautun fi.)
KU 83ilbbauer unb ©olbarbeiter glingte im 16. 3abrb. S3en*
etnuto Gellini (f. b.). 2tucb an ausgezeichneten Gompo*
litten unb ©angern fehlte eS biefem 3abrbunbert niebt. 9)0*
cjhina lieferte großartig feböne Jtircbengefange unb 1600
nurbe gu gloren» bie erfle opera baffa aufgefübrt.
Slad; 1650 borte Stalten auf, ein glangcnbeS SSorbilb
Ii baS übrige Guropa gu fein. GinerfeitS glaubte man,
im bie Jtirebe in ihrem alten 2lnfeben gu erhalten , bie Sit-.
jungen tti freien ©eifle$ immer mehr unterbieten gu müf»
en unb anbererfritS griff eine <3itten»erberbniß um fieb,
belebe eine golge bc3 beimlid) ftcb auSbreitenben Unglau>
Jens war unb burd; welcbc ber ©eift erfc^lafft unb ju groß«
ntigen ©ebopfungen unfähig würbe. Die tleinen ital. ©taa;
ten würben, wie fie an innerer Äraft verloren, immer mebr
rtn Spielbaö ber ^olitit frember ÜJ?dcbte, unb nicht wenig
Irug ju biefer (Scbwacbung ber Umflanb bei, baß [ich feit
tet Gntbecfung 2£merifa5 unb be$ ©eewegS nacb SDpinbien,
cer ipanbel, wekbet einft unermeßlid)e »Keicbthümer nad;
Stalten führte, immer mebr na$ anbern Dichtungen fortjog.
Scfcon mit ©iambattifla SUtanno (1569—1625) unb ftot^
mebr bureb feine Nachahmer flieg bte ttaL f)oefie oon ihrer
^>6be herab. Denn obfebon Marino felbfi noch AU ben au8<
fieieiebnetern Sichtern gehörte, fo litten hoch feine Serfe
Aon an jenen Uberlabungen, weltbe ftet* ben Übergang
wahrer $oefte in falfdje anbeuten. 2tleffanbro 2a|foni, weu
eher ein f omtfcfjeS ^elbengebicbt febrieb, fanb nietjt eben
glüctlicbe 9{acbabmer. Der Maler ®al»ator fltofa trat al$
herber ©atirifer auf. Durd^ fran). SRufrer gebilbet war
granceäco 2t(aarotti; ber feinfühlenbc ©iufeppe ^arini, ber
fromme Dnofrio SRenjoni, ber wifeige» ©iambattifta GafK
unb 2Clf t er < (f. b.) geboren gu ben erfreuliebften Grfebei«
nungen ber fpätem 3eit. Der 8e|tgenannte jetebnete fich bu
fonberS burd) feine Srauerfpiele auö unb in neuerer ßeit ha»
ben üRanjoni, iRiccolint unb ^)eÜico auf biefem ©ebiete ber
|)oefie 9i ubm erworben. 2flS ber wiebtigfie Didier ' beä
18. 3abrb- if> SRetoflafio ju nennen, beffen irobiflin-
genbe SSerfe bie Siefe bed ©efübtö unb bie $cl)t echter
$oefte eiferten. Die auä granfreieb aud.) über 5talien ftd;
auöbreitenben $ret^ettStbeen regten mehre Dicbter auf, welche
jeboch nur eine« »orübergebenben GirfoIgeS fftb erfreuten.
Der auSgegeidmetfte unjer benfelben war ÜSonti (1754—
1828), ber jebod) allen Parteien fcbmeicbelte, wcldpe nacb=
einanber in 3talien au ©ewalt gelangten. 3n neuefler Seit
haben bie 3taliener ber Literatur beä 2tuSlanbe3 oicle SEheil»
nähme gefd)entt unb befonberä fanb SBalter Scott »iele 8$t-.
wunberer. SRamoni-, Stoftni, 2(geg(io lieferten au ägejcidi;
nete {Romaney fSxan^txx unb mehre Xnbere ^aben aud; mit
Grfolg bie religi6fe ^oefie wieber aufgenommen.
Unter ben SBiffenfcbaften blühten in 3talien fett 1650
»orjugSrocife biejenigen, weld>e fid) mit bem Tdtertbume be;
febäfttgen. 2(le(fanbro 2llbani unterffü|te biefelben triftig,
obgleicb er felbfl nidjt (SdjriftfreHet war, unb SBolpt, gaccio»
tart, gorcellini, ÜJloreÜ*i, gabroni, 2Raffei, gea, Wopni,
Mai unb Tlnbere erwarben ftcb große Süerbienfie. S3i5 in.
bie neuejte 3eit fuebte man befonberö auch burd) Stacbgra*
bungen 'fllterthümcr gu erlangen unb befehäfttgte fief? mit be>
ren (irflärung. Die Ueiflungen für ©efebiebte tonnten unter
bem Dructe ber 3eit»erbältniffe niä)t bebeutenb fein. <3ehr
erfreuliche gortfehrttte haben aud) burd; Staliener fernerbin
bie SRaturrpiffenfcbaften gemaebt. ©paUangani, Malpighi,
Manfrebi, Morgagni unb Rubere waren für 5?b»f»ologie tbä<
tig, wahren b burd; S3oreOi, ©uglielmini, Micbelotti unb
2tnbere bie 2trjnein)i(fenfd;aft gef6rbert würbe. Unter ben
$)bi;fitern geiefaneten ftd; burd; großartige gnt bedungen S3o(ta
(f. b.), gontana, SBertbolIet, Gawallo, ©aloani (f. b.) unb
änbere au$, an weldje fid; in neuefler Bett 2(mici, 2tnti«
nori, sJcobiIi unb 2tnbcre angefd;lo(fen haben. SSorjüglidie
Matbematifer unb Xjfronomen ftnb außer einigen ber eben
genannten 9eaturforfd;er 5Bi»iani, Gaffini, Manfrebi, 9)iajji,
3nghirami unb Xnbere. 3ur Aufmunterung unb SQerbrcts
tung wiffenfcbaftlicber S3ilbung wirtte bie fran>. ^errfchaft.
Mit großer SSorliebe tebrte man gu ben Meijterroerfen ber
iBlütegeit ital. Literatur in neuefler 3eit gurüct 'unb machte
bie ital. ©pradie felbfi gum ©egenflanbe wiffenfcbaftlicber
gorfd)ung. SSelt», Literatur unb Äunftgefcbidjte haben in
Stalten tüd)tige ^Bearbeiter gefunben. -Die ©eograpbie würbe
burd) Gntbecfung§reifen in noch unbetannte ©egenben unb
treffliche SBerfe bereichert; »or 2CUen leuchten Kbrian SiaU
60'
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Ixfon
4J6 Jackson
hH öerbienfle bervor. Siod) meb> öl* bie SBiffenfdjaften
baben feit länger al$ einem 3abrbunbert bie Äunffc in 3ta=
lien baniebergelegen. Unter ben gegenwärtig noch lebenben
SWalern finb bie audgejeidmetflen Gamuecini in 9?om, ©en»
»enuti in gloren) unb Änbere. 9lur bie 2Rufif f>at in 3ta:
lien an allgemeiner £t}cünabme unb lebhafter Pflege gegen
früher nicht verloren, ©eit 1600 würbe bie Dper mit uns
gemeinem (Eifer au&gebilbet. GS fehlte roeber an auSgejeicb»
neten Gomponijlen , noch an gefeierten Sängern unb 3Ku<
ftfern. (©. SÄufit.) 2Bir errpäfmen r>ter nur ber neuern
Gomponiflen: Gimarofa, 9fictolini, ©alieri, ©pontini, fllof«
ftni, ©enerali, SDlercabante, SSeüini, Doimetti, JRigbini,
Gberubini; ber Sängerinnen: Gatalani, $ajta, SWalibran,
$ala}&eft; be$ grojjen Biolinfpielere" "Paganini u. f. n>. 3Kan
n'Ujmt an ber ital. SRufif 2Äe(obienreid>tl>um, bracht, SBob>
laut, unb fabelt an ihr 5Bernad;laffigung ber Harmonie,
Sföangel an 5£iefe, fBernaöjläfiigung ber llfrfrrumenralmuftf,
SBeicblicbfeit, Üppigfeit u. f. n>. Die ital. SJaufunft war
feit bem 17. 3abrb- von itjrcr trübem ©rojje tief berabges
funfen unb febrte erfl in neuerer Bett ju einem burch bie
2)Jufter ber Elten gebilbeten be|Tern ©efdmtacf jurücf. Die
SBilbbauerfunfl teilte ba§ ©cbicffal ber JBaufunft unb mürbe
nur erft burd) Ganova (f. b.) ju ber ibr ctgentbümlicben
SBürbe jurücfgefüljrt.
3rion, Äinig ber Capit&en irr SE&effalien, ifl in ber
gried). ©age befannt burd) feinen grevelmutb unb feine
Strafe. 3upiter r)atte bem 3- gemattet , mit ben ©ittern
beim SRafcle ju ftfcen, aber 3. fafjte eine frevelhafte Steigung
für 3uno, bie ©emahlin beS ÄönigS über ©6tter unb Wem
fd)en. Gr begehrte fie 5U umarmen, unb obgleich il;n 3uno
getciufdjt unb ein SBolfengcbilbe ffatt it>rcr untefgefaoben
batte , fo fdjleuberte bod) Supiter feinen S3lifc gegen 3. unb
verurteilte ifm, ba§ er für immer in ber Unterwelt mit
©drangen an ein 9Iab gefefjelt werben folfe, wclcfjeS ein
©rurmwinb in Umfcbwung fefcte. 2fu§ jener Umarmung ber
SEBolfe follen bie Gentauren (f. b.) entfprungen fein.
Jod.
3acarandai)ol3 ober brafil. $ocfb>lj beißt ein fdiJ.
neS fdjwarje« ober weifjgeaberteS , feb\ fcarteS #olj, bef*
fen man fid) in gurr.ieren vielfadj )ur Serfertigung von
SRobeln unb ©alanteriearbeiten bebient, unb ba$ au$ ffira-
filien unb von ben 3nfeln be3 grünen SBorgebirgeo" naa)
Guropa eingeführt wirb. Der 23a um, von weichem biefeS
#o(j gewonnen roirb, iß noch nicht naber befannt.
3(lcraurotbaum (ber) ifl nirfjt mit bem eigentlichen JBrot»
fruö)tbaum ff. b.) ju oerwecbfeln, von meinem er ftd? fehem
in ber ©eftalt ber ffilätter unb burd; feine ganje gorm unten
fdpeibet. £)cr bier abgebilbete 3accabrotbaum bat unge-
teilte, f pannen lange, eiförmige Slätter unb roäcbfl }u ns
nem jiemlidj anfebntieben -Sßaitme auf mit tiefem ©ramme
unb gerounbenen fcften. Die SJinbe ifl fefl unb entbalt et*
nen mild>igen ©aft Der Saum ifl in £>flinbien einbetmifcb
unb bat woblfcbmecfenbc ffrüdite, wefdje man tbeitt fritt
tbeiui auf manniebfaebe SEBeife zubereitet geniegt. Xu^tncb
net man biete. ben unb bereitet ein Webl au§ ifenen. £im
grüßte finb japfenförmig, ungefähr 2 g. lang, balb febii
unb gegen 30 ?>f. fdjvoer. ©ie baben eine grüne, mit |h
djeligcn ©ebuppen befehle ©*ale, in ber eine grofeXn^l
fleiner gruebte mit gelblichem, fügem gleifcb unb riseo
gruebtfem enthalten jtnb. 5Die grüdjte roaebfen tbeitt au*
bem ©tamme, tbeiü» and ben tiefern Xften. Gin^elneS^eil»
bcö &aumö werben audj al* Arzneimittel in Änrnabun?
gebraut
Jacljt nennt man eine "Kit leidster unb ba^er f^ad fr
gelnber ©cf^iffe, mit einem ober jwei ÜÄaßen. bereu das
ftd) b<*"f«g als $oflfd;iffe unb jur eiligen Ceforberung Mi
SRadjridjten ju bebienen pflegt.
3ark60n (Xnbrew), von 1829—37 fMfftent bcrB»
einigten ©taaten von Korbamerifa , icuroe am 11
Jfecobl
Jacotot
1767 auf einem ftuibgute in ber 5J?dtie von (Somben in Sübi
arolina geboren, toeUped feinen aus 3rlanb fiammenben tl-
tm geborte. 3- würbe bem geiltlicben Sranbe beftimmt,
)ing jebod) in feinem 16. 3abre in ÄriegSbienfte unb wib»
nete per) nach jweiidbriger SDienftjeit, wabrenb welcher er
einen ©ater, feine SRutter unb im .Kampfe jwei JBrüber
>erloren blatte, ber 9?ec&tSwiffcnfchaft. Qx lebte borouf alS
KecbtSgelebrtcr erft in SRorbcarolina, bann in &enneffee. S3ei
)tm Eintritte bed lefctgenannten Staats in bie Union rourbe
3. ein SRitglieb beS AuSfcbujfeS, welcher 1796 baS ©runb:
}efefc entwarf unb nachher beim ßongreffe Abgeorbnefer »on
Jcnneffee unb enblicb (Senator. q>otitifd?e ©riknbe bewogen
pn nachher, nach £enneffee jurücf jufebren, wo et 1799 Ober»
iebter unb Oberbefehlshaber ber SRilij rourbe. Spdter jog
tt fich. ganj von ben StaatSgefchdften j, u r ü cf unb trat 1812
aneber tn öffentliche $b&tigfe*it, als er »on bem Gongreffe
mit bem JDberbefebJc über bie 9Rilijen beauftragt rourbe.
©egen bie ©ngtanbet befehligte 3. ein GiorpS »on 2i»
nientruppen unb braute jenen eine bebeutenbe 9lieberlage
bei Snbefl hatte 3. raantbe SBorroürfe gegen ftcr) rege ge>
macht, welche ftch auf fein fcbnelleS unb für ©eroalttbättg;
f fit ausgegebenes Verfahren belogen. <5r mujjtc fi<±> wegen
ienet Borwürfe »erantworten. Schon früher hatte 3- mit
©lud gegen bie Snbianer gefdmpft unb biefe Äämpfe wie*
terbolten fich in ben 3abren 1810—21. 3" biefem 3af>re
trat 3. in ben $ri»atfianb jurücf, inbem er jebe öffentliche
Sbätigfeit juructwieS. Ser Staat £eniuffee hatte ihn febon
1825 jum «präftbenten »orgefcblagen, aber bicfeS ?P?aI rourbe
bureb feegünftigung be» ^aufeS ber 9fepräfentanten jQuincy
ttbamS f>räfibent. ' 9cacbbem beS 2cfctgcnannten 3«it ieboch
vorüber war, würbe 3 / ben bie fübl. Staaten bir Union,
foroie bie bemofratifeb gefinnte «Partei untcrjtüljten, 1829
:um ?>riftbenten erwdblt unb baS befte 3eugni{? für ben
SeifaU, ben feine {Regierung rro(j bem heftigen SiSitterfprucbe
ber gelbsariflcfratifdjen Partei gefunben hatte, legte ber Um:
flaab ab, baf? nach Ablauf ber gefe^licben »ier 3ahre 3-
•um {weiten *D?aIe jum ^rdfibenten gewählt rourbe. C5r
W fia> ftet« alS einen »aterlanbSlieb*enben , f(ugen, befonnej
neu unb triftig feine überjeugung unb baS JBcfte beS Sias
tctlanbeS »ertretenben SJtann gejetgt. Unter feiner 9?egierung
ivaren eS namentlich bie Angelegenheiten ber 3oHgcfefce, ber
SfSrrt^dltntffe ber im 3nnern ber Bereinigten Staaten wob:
nenben 3nbianer, ber Stationalbanf »on 18lfi, ber(?ntfcba>
HäungSanfprüche gegen ffranfreieb, welche bie bauptfdcblicb=
Im« her untet feiner «prdfibentfebaft »erbanbelten ©egcnitänbe
ausmachten. (Bgl. Bereinigte Staaten »on 9lorbame-
rifa.) ©alb nach feiner er^en Ernennung jum ^raftber.ten
batte 3- ben SRartin »on ©uren jum StaatSfccretair er»
nannt. Siefer ging ganj in ben ©eijl 3-'S ein unb würbe
fon biefem baher fchon 1835 ju feinem Nachfolger torge>
f*lagm unb auch wirflieb 1837 jum $räfibenten erwählt.
3- h«t fich, obfehon »ielfach t>on einer machtigen ©egenpar«
tei angefetnbet, boch bie 4>otb,achtnng unb 2icbe ber meiften
Öereopner ber norbamerifan. Staaten erworben. 9lach fei;
ntm BJücfrritt hat er ftch wegen Ärdnflichfeit oon allen
^taatSgtfchäften jurüefgejogen unb lebtieitbem auf feinem
2<*nbfu}e ^)ermitage im Staate 3lenne|fee.
J«cobt ift ber 9tame jweier »ruber . von benen ftch
"fr eine als Dieter, ber anbere borjüglich a(S ^hüofoph
befannt gemacht bat Sie waren bie S6bne eines wc-blba;
benben, auS bem ^an6oerfcben flammcnben, aber in^uffeft
borf angefeffenen ÄaufmannS. 3ohann @eorg, ber Dir^j
ter, war 1740 geboren unb wibmete fich auf ben Unwerft:
taten ju ©6ttingen unb .f)elmftebt bem Stubium bet Stbeo:
(ogie. (fr würbe nachher $rofeffor ber ^>r)iIofoy>r>ie unb ®c;
rebtfamteit ju ^wüe unb trat 17(4 juerft als dichter auf.
9Zachmal5 würbe 3- mit ©leim befannt, welcher ihm 1769
ju einem tfanonifat in £alberjtabt behilflich war. 3m 3 alire
1784 folgte er einem Stufe jum ?)rofeffor ber fcr)önen
SBtffenfchaften nach Sreiburg tm ©reiegau. $icr flarb
er 1814, geachtet unb geliebt als Sichter unb SSenfch.
Seine ©ebtehte jeichnen fich bureb Anmuth unb £eichtigfrit
aus, pnb aber, befonberS bie frühem, etwas weichlich em«
pftnbelnb. 3- hat 1774—76 eine 3eitfchrift „3riS" unb
fpdter eine Sidhc von 3ar)rrn hinburch 2afcbenbücher her:
ausgegeben. Seine gefammten SBerf e ftnb mehre 9J?al , julefet
1825 in »ier JBdnben, hfrauSgegeben worben. — 9ioeh
beutenber war baS SBirfen beS jungem SruberS 8 rieb rieh
Heinrich, ber 1743 geboren war unb »on feinem fiJater
gegen feine eigne 9leigung bem >£>anbeISftanbe gewibmet würbe.
Äuf feine SBilbung wirfte fet>r »ortheilhaft ein breijdbrigc
Aufenthalt in (Senf. @x übernahm hierauf baö »dterlicbe
©efchdft unb »erbanb (ich mit einer nicht nur fehr »ermos
genben, fonbern auch burch geijh'ge (5igenfdbaften unb *Bil:
bung hichfl ausgezeichneten grau. Seme gtibJgfeiten fanj
ben einen angemeffenern 2Birf ungSfreiS , nachbem et jum
93?itgliebe ber ^oframmer ernannt worben war unb feine
faufmännifchen ©efchdfte aufgegeben hatte, hiernach würbe
er 1779 nach SKünchen berufen unb jum ©eheimrath er*
nannt. 25er Umgang mit ben auSgejeichnetflen ©eiflern feis
ner 3eit würbe für ihn aufregenb unb belehrenb. 9cachbem
bem er ftch f«t 1794 einige 3eit in ^>oI(lein, fflanbSbecf
unb ^amburg aufgehalten hatte, folgte er 1804 wieber et>
ner SÖerufung jum 9J?itgliebe ber Afabemie ber SBiffenfchaf:
ten in SRünchen, beren ^)rdfibent er 1807 würbe. AIS er
in fein 70. 3ar)r trat, legte er feine Stelle nteber, behielt
aber feinen ©ehalt bis an feinen 1819 erfolgten Sob. 3-
war jugteieb Sichter unb 9>r)tIofopr) unb bie innige SBrrbin;
bung, tn welcher ^oefte unb ^hilofopbie »on ihm bargeftetlt
würben, »erfcf>affte ihm »iele Anhdnger, obgleich bie jtrenge
Sßiffenfchaft baburch weniger geförbert würbe. Sieffinn,
SBarme beS ©efüblS, gewanbter unb treffenber AuSbmcf
ber @mpftnbung finb feine auSgejetchnetfien (£igrnfchaften.
6r flanb in ©egenfa^ mit ben großen 9>bÜofophen feiner
3eit: SRenbelSfohn, Äant, gierte unb Stelling, unb man
fann fagen, baß er bieN gobemngen beS ganjen SKenfchen
gegen bte wenn auch großartigen, boch mehr ober weniger
einfeitigen Auffaffunaen ber JHJiffcnfchaft geltenb ju machen
fudpte. Auf biefe SBeife hat er firbemb jur SBerooHfomms
nung ber ?>hilofophie beigetragen. Seine gefammelten Schrif?
ten erfchienen (2pj. 1819—20) tn fechS SBdnben, woran
fi<h ein öriefroechfel (2pj. 1825—27) in jwei ©dnben fcbjieft.
Jacotot (3of.) ift ber (grfmber einer eignen, auf philo^
fopbifche Uberjeugung gegrünbeten, Unterrichts weife , welche
et „Unioerfalunterricht" genannt unb mit ©Tfolg in Anwen»
bung gebracht hat. 3* tß )U Sijon geboren unb ju «Paris
auf ber polotechnifchm Schule efjogen worben, hat hierauf
eine 3eit lang JtriegSbienße gettjan, unb ftch enblich alS
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Jagd
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Jagd
5>rofeffor ter Sprüchen unb ber £D?atl?cmatif cm ber potp*
tecbnifcbcn Schule ju $ari$, bann als 9>rofef[ot ber franj.
Spraye unb Literatur ju Söwen bem UntenicbtSwefen ge=
wibmet. Seinem Unieerfalunterricht liegt ber ©cbanfe ju
©runbe, baß alle OTenfcr/en t>on bcr Statur mit gleiten
Anlagen unb gi^igf eiten auSgeftattet unb baß a(fo nur bi«
Umflanbe eS finb, burcb »elc^e tiefe Anlagen bei einigen
flÄenfa)en ju einem geringem ©rabe ber fluöbilbung getan«
gen als bei anbern. Gin anberer pon 3» auSgefprodjener,
übrigens feinet rcegS neuer, fonbern pon jeher aller $bilo«
foppte ju ©runbe (iegenber ©cbanfe ifl ber, baß „2£üeä in
Allem fei", ober baß man turet) bie richtige unb «otifommene
(Srfenntniß Pon iTgenb etwas enblicb jur (Ed enntniß oon "KU
lern geleitet werben muffe. 2Ba& nun näher feine SRetbobe
beS Unterrichts betrifft, fo gebt er j. 83. im Spracbtmtcr*
rtct)t f eineSwegS t>on bem kennenlernen beS ffiuebftaben jum
©ucbflabiren unb 2efen über, fonbern »erfolgt ben umqes
febrten SBeg. ®em Schüler roirb ein »olljtdnbiger €>afc
mit ^inroeifung auf iebcS einzelne SBort fo lange Porgele»
fen, bis er tr)n in fein ©ebäcbtuiß eingeprägt bat. hierauf
muß berfelbe bie einjelnen SBorte aufzeigen, auch in anbern
SJerbinbungen wieberfinben formen. Öiacbbem er ben ©afc,
bann bie* etnjelnen SBorte lennen gelernt, muß er nun erjl
bie einjelnen ©»Iben unb julefct bie einjelnen Siucbftaben n-
lennen unb baburefa, baß nun neue ©d|e begriffen unb baß
baS Pon ben frühem ©«lernte an ihnen aufgezeigt wirb,
lernt enbli$ ber ©cbüler Iefen. ®aS ©ebreiben gebt mit
bem Siefen «öanb in £anb. 3n ähnlicher SBeife wirb nun
bi5 jur »oflfommenen HuSbilbung in ber ©pradbe fortgefab*
reo, fo lange nämlich, bis ber ©cbültr jeben ©ebanfen in
ben »erföiebenen gönnen richtig auöjubrücfen permag.
3agft, Sägerei ober SBatbewerf beißt urfprunglic&
nur bie Verfolgung unb Erlegung beS SBilbeS, welche mit
ber Seit immer funflmäßiger auSgebilbet unb auf bie Äennt=
niß »on ber Statur beS oerfebiebenen SBilbeS gegrünbet roon
ben ifl. 2)a aber baS Vergnügen unb ber sinken berSagb
halb ein 6nbe haben würben, befonberS in überall forgfam
angebauten ©egenben, wenn man nur bie XuSrottung, niebt
aua) bie (Spaltung beS SBilbeS oor Äugen hätte, fo ift ein
jweiter «£>aupttbeil ber Sdgcret entflanben, welcher fidb mit
ber Anlegung, SJerpflegung unb fem fügen ©ebanblungSart
beS SBiibftanbeS fowol in ÄÖcjug auf bie natürliche ©efebafs
fenbeit bei SBitbee) , als in 23etracr)t ber ©egenben, in web
eben baffelbe Porfommt, befcbdftigt. £>ie Säger haben unter
fiefa jur jebarfen Bezeichnung aller ber (Sinjelnbeiten, welche
auf ber Sagb »orfommen, ber JSbeile beS SBilbeS u. f. w.
eigne ÄunflauSbrücfe eingeführt, welche in ihrer ©efammt;
beit bie 3agb; ober Sagerfpracbe bilben.
Die Katurgefchichte beS SBtJbe5 bilbet bie ©runblage ber
gefammten Sigerei, benn bureb fte wirb fowol bie Pflege
beftimmt, welche man jeber Hxt Pon SBilb jufommen laffm
muß, bamit ti nicht umfomme ober oerfomme unb bamit
ti fi'ch in hinreiche nber Änjatil uermehre, alS auch bie Xrt,
nach welcber man feiner am leichteren unb oortheilhafteflen
habhaft wirb. @ine allgemeine, fchr nahe liegenbe Kegel ift
ei, baß man ba£ SBitb nicht ju ber Beit oerfolge, wahrenb
welcher bie 9J?ütter trächtig finb, unb baß man Weber 9?iönn:
eben noch SQcibcben in einem ©rabe ausrotte, baß bie gort;
pflanjimg nur mangelhaft gcfchei;eti fann. Bur 2ßil baucht
gehört ferner, baß man weiß, welche 'Art ton Söttb in ru
ner ©egenb gepflegt werben f 6nne, benn nicht jebe Vit m
©oben eignet ftcb für jebed SBitb. ©o halt {io) baS S?on>
wilb nur in großen Saubbolnoalbungen auf, in benen feine €t»
rungen Porfommen unb m benen eä flareö SBaffer, frav
SBiefengrünbe finbet. Brüche, dicken« unb ffiuchenwato
gen eignen fich für ©cbwarjwilb u. f. W. SBicbtig iß enb>
lieh ter 23ilbfchu(j*, btefer befteht in ber 3CuSrottuna bef
fogenannten diaubjeugeg (SBMfe, güchfe, Sltiffe, Biefel,
JNauboögel), baö bem SBilbftanbe nachtheilig ifl, unb in teu
©eh. uge vor SBilbbieben, unjeitigeS 3aaen unb äSeunrubicuxs
ber SBalbungen, in welchen ffcb bae SBilb aufhält.
3n 23ejug auf baS jagbbare SBilb tbeilt man bie Sflfb
in bolie, mittlere unb niebere Sagb, rechnet obe ro
manchen ©egenben bie mittlere mit gut beben Sagb. 3a
biefer gehört bie 3agb auf 0?otfcwilb, Damwilb, SMrt
2Bolfe/ 2uchfe, trappen, gafanen, äanineben, Öäjmnt
5tuerhuhner; bie mittlere 3agb ifl auf 8leh</ ©dhroarjwiÄ
Sirfbtibne, ^afelhühnrr, große S3rach.o6gel gerichtet, n>dt>
renb aUeS übrige SQilb ber niebern 3agb jufddt. 25er Lit-
tel, beren man fich &ur £ ablief twerbung beS SBilbeS bebirat,
gibt ti fehr »iele unb fefjr verfchiebene. %m gebrämhii^'
fien t(l ba8 ©chießgewehr. ?Jiit tiefem fann ber 3dgn tl
lern ober mit wenigen ©rfdhrten gegen 9?ieberwilb auf tri
©ucr)e, gegen baS Äothwilb auf ben V ürfchgang, W
SBaibewerfen gehen. Sei ber Suche bebient man für)
eineS ^ühnerhunbeS, ber tureb ben ©erueb (mit bei 9ttf()
baö SBilb auffuebt. SBenn ber >6unb nicht weit oon eir.n
SBtlbe entfernt ift, bleibt er flehen (marfirt) unb ma$t b*
burch ben 3dger aufmerffam, welcher ihn nun einfpruyn
unb baS SBilb aufiagen laßt. Der 3ägcr fließt bat auf'
gefcheucfjte SBilb unb ber -Ounb apportirt et. Seim |)nfd)'
gang muß ber Säger auf bie jährte beS SBilbeS täfic,
welche er anuifovcdien Gerüchen muß, b. b. Cr muß Älter,
SSrfchaffenheit unb Wcfchlecbt beö SBtlbeS auS ü)r erfemiea.
SBer biefeS oerjteht, ifl ein ^irftJb; - unb fdbrtengerccbtci 3i«
ger. S3etm ^ürfchgange hat ber 3äger einen ^unb (öa)weiB'
hunb) bei fich, welcher auf ben Schweiß gearbeitet iß, b.t
welcher barauf abgerichtet ifl, baß er ba5 angefch,offene (franfej
SBilb , welches auf feiner ©pur ÄJlutStropfen (©c^ireeff) b»
trrläßt, »erfolgt. Der Säger führt ben^>unb an einer feine,
ber Schweißrtcinen genannt, bis baS SBilb perenbet obei
noch lebenb gefunben wirb; im lebtern galle muß eÄ bimS
einen jweiten ©chuß »oHenbS getibtetleerben. Begeben f-i
jwei Säaer jufammen auf ben 9>ürfcbgang, fo fiellt ßa) ir
eine, waprenb ber anbere baS SBilb befchleicht, in bälttf
beS SBecbfelS, b. 1;. beS^rteS, burch welche baS SBilb, w
bie gährte lehrt, ju gehen pflegt, um eS fyier ju erlegen
im galle eS ihm au ©chuß fommt. Gine von ber eben er»
wähnten terfchiebene Sagbart ift ber % njlanb ober in«
fift, bie Äuro, wobei ber Säger, nachbem er bie ffl*a)fd
beS SBilbeS wohl auSgefunbfebaftet, auf ben SBinb^ug Äui»
ft'(t)t genommen unb fich fo viel alS n6thig »erborgen W
baS SBilb fUbfnb ober fifeenb erwartet, bis eS oon felbß "
feine 9lähe fommt. SJlehr SBilb, als bei ben bisher angV
benen 3agbarten, nfrb in fürjerer 3eit bei ben JEreibia»
ben gewonnen. £ier nämlich ifl (letS eine ©efeQfaVift ro
Sägern jufammen, welche fiel) in nicht ju großen jttffa'oba
poneinanber aufftcllen, inbem fte eine gerabe, ^Itawtp*
mige ober gebvocr)ene fiinie bilben. (Sine eutfprec&cnbe
Google
Jagd 4
Litt »Ott Sreibem tücft au8 ber fntgegengefefcten Stichtung
egen Die ©chu^en an unb treibt ba8 Sßilb auf fte ju.
lufier ben bi$b«r erwähnten 3agbarten gibt e8 nun aber
ua) noch, »iele anbere, befonbert gegen ba$ £>ocbrciib, in;
cm man ft$ außer unb neben bem Schießgewehre entwe*
er aufgefüllter 9ee(}e, Zücber ober Sappen bebient, ober
ift einer großen 2fnjar)I »on $unben (<»tter OReute) baft
Btlb »erfolgt. DtefeS Sefejere gefdu'ebt namentlich bei bet
Jarforcejagb. Die $>arforcebunbe unb hinter ihnen bie ju
Herbe fifeenbeu 3dger »erfolgen baS SBilb, ju bem man tn
er {Regel einen flarfen JRotbbirfcr) auäerfteht, fo lange, bis
r cor 3orn ober ÜRattigfeit ftd? (teilt unb nun ton bem
Säger buret) eine Äugel »or ben Jtopf ober einen Stieb,
itt bem £irfcbfdnger in baS #erj getöbtet wirb. Dieje
(rt ju jagen ift bie foftfpieligfte unb nur auf ba§ 83ergnüs
m, welches" bie Verfolgung bc$ SBilbrS macht, beregnet;
aS JReoier muß eigenS für fte mit SBegen eingerichtet fein.
luö tiefem ©runbe ftnb bie ^arforcejagben, benen man noch
iberbicS ben SBorwurf ber ©raufamfeit gemacht, in neuerer
Seit, roenigftenö in Deutfcr)lanb, faß ganjticb, abgefommen.
luch, Schweine, gücbfe, Dacbfe, ^afen ftnb juroeilen pari
eree gejagt worben; bduftger aber bebient man fttt) gegen
ie ber £efee burer) abgerichtete -fjunbe. gücbfe unb Dacbfe
uct)t man häufig tn ihren Söauen auf, beobachtet bie 8ocber
mb fuebt fte burd» in ben JBau gefebiefte fleine Dacbstyunte
ber Stauet) au8 ben S)aucu beroorjutreiben, ober man läßt
ie Datböbunbe in ben *8au unb beobachtet, wo fte buret)
! r ©ebell anjeigen, baß ba$ »erfolgte Sfjier liegt. $ter
trabt man bann nad), jiefjt rt mit einem £afen ober tu
ier 3<mge heraus unb fc$ldgt e8 tobt. DeS grettct)enS
F. b.) bebient man ftcb, roie gegen bie gücbfe ber Dacb$=
unbe, auf eine dt)nlict}e %xt in Äanincbenbauen. !Dttern
nb Sibrrn, welchen man mit bem Schießgewehre nur feU
tu beifommen fann, fowie Süölfen , gücbfen, 9Rarbern unb
uiterm Waubjeuge ftellt man mit Sollen, gangeifen, SLQolfös
mb JBdrengruben unb anbern febr mannigfaltigen SBorrier)«
ungen nacb. Gbcnfo mannigfaltig ftnb bie »ergebenen
ftefcoorrichtungen, mit benen man gegen Sögel 3agb macht,
. 8). bie 8erd)entaggarne; bie au8 mebren SBänben jiem;
ich bober ©arnc befielen , welche um Sonnenuntergang ge*
ien £)ften aufgehellt werben, fobaß bie Sereben auf fte jus
trieben werben unb in ihnen hingen bleiben. 2Cudt) mit
Clingen wirb allerlei 3agbwilb gefangen, gangfeblingen
KM geglühtem Draht wenbet man gegen ^afen unb Sßiefel
in, Saufbobnen »on ^ferbebaaren gegen Schnepfen, (Snten
i f. #dngebobnen unb Sprenfel gegen i>ro|Jeln unb
.nbere fleiner/ Kogel.
I»a8 3agbrect)t, welct)e3 bejlimmt, wer ba3 9?ect)t
qen bat unb unter welchen SBebingungen, enthalt fafl tn
ttem ©taate anbere SBefiimmungen, benn ber ©runbfab., baj)
!eber einrt ibm »orfommenben SBilbeS alS einer benen»
ofen ©atbe ftet) bemächtigen fonne, ift längjl in allen vx>U
ifirten Staaten abgefommen. .I?a* LHecr)t ju jagen ift ent»
reber tdt ein SR egale (f. b.) ober alä ein SJorrccbt einjels
«t ©runbbeft^er erflärt worben. 3n Greußen unb (Jacbj
n ift ba$ Sagbrecbt £Regale unb fann »on ^rioarperfonen
tue bann auggeübt werben, wenn fte e$ befonberS erworben
Mbftb Die Kitterguter b^ben in Greußen gewöhnlich bie
liebere Sagb. Die Sagbjeiten ftnb gefe^lich beftimmt,
ferner bte SBilbfthibtn Cntfcbäbigungen welche ©runb*
9 Jaguar
eigentbumer wegen beö SchabenS »erlangen firmen, ber if)*
nen »om SBitbe jugefügt worben, ebenfo bie Sagbfroh«
nen, ju welchen bie Untertbanen »erpflichtet ftnb unb bie in
Jlreiberbienfien unb SGBegfchaffen be« erlegten SBilbe« beftehen.
Doch bat man bie ledern entweber bereits abgerafft ober
t|i in beren Äbfchaffung begriffen. 2luf ben 3agb»erbre»
eben unb 3<»gbfreeeln, welche »orjüglicb in unerlaubter
3agb »on SBilbfcbü^en geübt werben, ftanben ehemals
Iii ju graufamen 3obeäjhafen gebenfce 2(hnbungen; gegen*
wdrttg ftnb aber auch itt biefer JBejiebung milbere gefefeliche
JBeftimmungen eingetreten. 3n jbftreich fleht ba6 3agbrecht
in weiterer Jöejieljung ber ©runbobrigfeit ju, welche baf«
felbe autr) »erpachten fann. 3n Sranfreirb ftnb in Solge
ber Seuolution bie früher febj befchwerlichen 3agbrechte ber
©runbbeftfeer abgefchafft worben unb rt ift Sebem freigege»
ben, auf feinem digenthume ber ihm »orfommenben wtlben
Stiere fich ju bemächtigen.
3aäuar (ber) ober ber amerif. Zig er fornmt an Sßilb«
Sieit unb @r6fje bem Ä6nig*tiger (f. Zig er) faß gleich, foll
ich ^et leichter wie biefer jäbmen laffen. Gr geb6rt, wie
biefer, jum Äa^engefchlecht unb ift eine« ber gefahrlichften
JRaubthiere, inbem er nicht nur Reinere <5dugtr)iere, fonbern
auch SDchfen unb Uferte unb felbft ben SDcenfcben anfällt
unb bewältigt. Qx paeft feine Ceute in einem gewaltigen
«Sprunge, fpringt bem tyim, welche« er ftch auSerfeben,
auf ben SRacfen unb beißt eö in ba£ ©enief. <5r wirb über
ö ??. lang, bot einen tiefen unb flarfen 2eib unb einen
»erhälrnißmdßig gegen bie übrigen JCa&enarten furjen©chwanj.
©ein gell ijl al« ?)eljwerf febr gefchä^t, rt iß auf bem
SRücfen feurig rothgelb unb ift mtt »ier {Reihen fehwarjer
ringförmiger glecfen gejeiebnet, welche in ber SRitte einen
fchwarjen tyuntt haben. Die Seiten unten unb ber ©auch
ftnb weiß mit fchwarjen £Luerftreifen. 66 fommen mitum
ter auch d<tnj fchwarje 3aguar6 »or, welche mit noch bunt*
lern glecfen gejeichrtet ftnb. Die £eimat be« Soguar ift
bad mittlere 2lmertfa, namentlich Sfraftlien, ©uiana, $ara>
gua» unb Columbien, ijicr lebt er gewöhnlich in ben bich«
teften SBdlbem unb fornmt nur juroeilen in bie freien unb
bewohnten ©egenben, um JBeute ju holen. Jtühne Säger
machen häufig 3agb auf ihn, weil fein gell fo f oftbar tß,
unb weil er unter ben beerben oft große Serwüftungen am
richtet. 3m* freien Selbe »erfolgen ihn gewöhnlich jwei 3d*
ger g^emeinfchaftlich ju f)ferbe unb fueben ihm ftarfe Sebliru
gen uberjuwerfen, mit benen fte ihn bann erwürgen, boeb
fuchen fie ihn aurf) jumtilcn in feinem gager auf, bie$unbe
jagen bae 2bier auf unb ber 3äger fängt e8 mit einem
icoaryen üptepe ao.
»
3abn (griebr. Butw.) ifl ein SRann, b«r burch feine
Begeiferung für beutfebee Baterlanb unb beutfebe •cfxaöft,
forote bureb fein Streben neben ber geifligen grjiebung auch
eine naturgemäße Pflege unb .Kräftigung be8 .Äorpere wie*
ber einzuführen, um feine 3eitgenoffen ftd) große Berbienfle
erworben tut, ber aber in bem (Sifer für feine $läne viel*
fach ju weit gegangen ifl, fobaf er fidb Verfolgungen au8*
feljtc, wegen weiter man ben b°<bberaigen unb biebern
«Wann nur bebauern fann. 3. würbe 1778 ale Sohn eU
ne8 2anbprebiger8 in Bommern geboren, fiubirte bann in
3ena unb $aht unb befugte noch verfebiebene anbere Uni« .
verfttäten, fchon bamaie eifernb gegen bie unpatriottfebe ©e*
finnung, nach weiter ftcb bie Stubirenben auf ben Unioer:
fitäten in fogenannte ganbemannfebaften oereinigten, ale ob
nur bie 9>rovinj, au§ ber fte flammten, nicht bae gefammte
2>eutfchlanb it>t Baterlanb wäre. 3m 3- 1809 würbe 3-
Sietjrer ber ©ijmnaflif bei einem Snflitute in Berlin unb
balb arbeitete er feinen $lan au8, bem er burch feine 1811
errichtete öffentliche £urnanflalt ju verwirflieben backte. £>ie
(?rniebrigung ©eutfcblanbe unter bem Schwerte einee über«
müthigen Siegers, be3 franj. Äaifer§, hotte in 3- nämlich
ben ©ebanfen lebenbig gemacht, baß eine beffere Bett, eine
Seit vaterlänbifcber greibeit, von einer geifligen wie färper*
liehen ermannung ber beutfehen 3ugenb ju erwarten fei.
9lur burch bie Untere fonnte nach fetner Uberjeugung bie
erflere gebeihen unb zugleich burch ein Xbtfyun allee Seffen,
wa8 bem Buffommen vaterlänbifcber ©efmnung im SBege
fianb, befonberS ber 9?acbabmung$fucbt be8 2tu8lanbe8 tn
Ältibung, Sitten unb Sprachen. Grr hatte fer>r richtig be*
werft, baß, wenn fiel? ein Bolf erfl feiner ©igcntbümlicbfei*
ten begibt, um bafür bie einee anbern anjunehmen, eS bann
biefem anbem in Wahrheit fchon unterthan ifl, unb baß cS
ihn bei ber erflen äußern Beranlaffung auch aß Staat unter»
/i)an werben muß. SDie S£urnfunji follte nun bie Straft be$
Se3oIr*3 üben unb erneuen, unb burch Äeben unb Schriften
eiferte 3- heftig gegen bie ftuSlänberei unb brang vornehm»
lieb auf SGBieberherpeöung einer reinbeutfehen Sprache. 2(18
1813 ber Jtampf gegen granfreieb losbrach, hatte 9Ranebcr
au? 3.'6 Umgang unb Schriften eine auf Überzeugung ge*
grünbete Begeiferung gefebäpft unb 3- felbjl jog ale greis
williger mit in ben gtcipeitefompf. 9tad> feiner IKücUcbr
auS bem .Kriege würbe % vom Staate ale Turnlehrer be*
folbet unb hielt feit 1817 ju Berlin Borlefungen über beut*
fcheS BolfStbum. Befanntlid) aber würben fchon 1819 bie
Sumpläfee gefcblofien unb ee begannen bie Unterfuchungen
wegen flaategefäbrlicber Berbinbungen unb ©efinnungen, in
welche auch 3- unb feine Anhänger verflochten würben,
©ewiß ifl ee, baß bie oon 3- befannte ©efinnung, nach
welcher offen ba8 Streben nach möglicbller Siereinigung
JDeutfcbtanbS -betannt würbe, leicht einen amtier anneh»
men fonnte, ber bem einmal beflehenben unb nicht fo leicht,
wie fleh iugenbliche unb fampfeSmutbtge Begeiferung vor»
fpiegeln mochte, $u änbemben StaatSverbältniffen entgegen
unb ber gefefcmäßtgen Äuebilbung ber einzelnen Staaten hin*
berlicb roar. 3- würbe, aie er eben im begriff war., einem
8?ufe als 'Profeffor nach ©reifewalb ui folgen, im 3uL
1819 ald bemaaogifcher Umtriebe verbäcptig gefangen
nommen unb erft nach Spanbau, bann nach Äuprin n
bracht unb enblicb in Berlin in Untcrfuchung gejogtrt. h
man feine thatfächlichen Bcweife feiner Schulb aufbritiam
fonnte, fo fehtefte man ihn unter SSelaffung feine« itjat k
her vom Staate ertheilten öehalts 1820 al5 gt'u;-.
fangenen nach Äolberg bie ^u erfolgter (Sntfcbetbuna. :
bem ihm ba« £>berlanbe§aericht ju 38re5lau 1824 jrrqi:
eigen Seflungdarrefl juerfannt fyittt, fpraep im fol^utü
3ahre ba8 JDberlanbeJgericht ju granf^irt a. b. D. tus
tbeil au$: „©aß 3- »on ber Änfchulbigung burd;
Äußerungen über bie beflehenbe Berfaffung unb ©itriiitn.
bcS preuß. Staate SRieoergnügen unb Unjufriebcikii ti
regt ju haben, freitufprechen fei." 3- hielt ftcb P""
feiner greigebung trjt ju greiburg an ber Unflrut, taitn i;
Äölleba in ber »reuß. ^rooinj Sachfen auf, unb tv.
weber in feiner ©efinnuag noch in feiner äußern ■
nung geänbert. (fv tragt noch bie Surnerfletbumj tint ri
zuweilen, freilich bie neuern Beflrebungen ber 3eit v.r.
nem bereite veralteten Stanbpunfte aue oertenaen», tue
in Schriften gegen folebe Siichtungen aufactreten, in tac
er eine äBieberannäherung an bie gefahrliche Zutän-
rei wahrnahm. Unter feinen Schriften ftnb auJjujticSuui!
„£>ae beutfehe SColfsthum" (gübetf 1810. 2 «tnl, 1817);
„2)eutfche SEurnfunft"(berau8gegcben mit 6ifelen,i3nllS16)i
„Wunenblätter" (Naumburg 1814); „9l«ue ÄunenHäßC
(9laumb. 1828); „SBerte jum beütfchen Bolf «u)u»" 0i
burghaufen 1833).
3al)r (bae) heißt bie 3eit, währenb welcher bie fcfc
ein 2»al ihre freieähnliche Bahn um bie Sonne jwidlu;
2Ja bae eintreten ber Sahreejeiten, bei längten unk (c
jeflcn JEagee, bie 5Tag» unb Slachtgleichen, bae Ätif' tr
Untergehen ber ©eflirne ju berfelben Seit für einen «etrifc
£)rt oon bem Umlauf ber &xtt um bie Senne «H«?;
ftnb, fo ifl ee natürlich, b<rß man fchon fet)r jeitigaufhi
regelmäßige SBieberfehr ber 3eiten aufmerffam würbe, nts
ee auch erfl einer un8 näherliegenben 3<it rorbebalten w
ben eigentlichen ©ntnb jener SBiebcrfehr va erforfthtR. £x
alten Bölf er beobachteten ben $imme( fet)r emftg unb f:
fonnte ee ihnen nicht entgehen, baß jebeemal 365 wsc M:
einem für^eflen Sage bte jum nächflfolaenben »ergieß
>Die alten &gppter tjatttn gar wohl bemerft, baß u>€ff''
in £>berägppten, mclchee unter bem SBenbepunfte beüW'
fee Jiegt, ein Brunnen fei, in welchem fich bte ®w»t *
Mittage bee längflen Sagee im 3ahre. fptegele. 30««"
nun bie Sage, welche oon einet Spiegelung ber @ew -
jur nächflen oergingen, fo hotten ftc bie richtige :r
3ahree. 2tber btefe unb ähnliche Beflimmungen W«f*
nenjahree waren immer nur ungefähr, ben« befcmmti
hängt bie &rfcbctnung oon Sag unb sJ2a*t nicht föwe! f«
bem Umlauf ber <5rbe um bie Sonne, aie vielmehr m ^
Umbrehung ber ©rbe um ftcb felbft ab. jßte $ääh^ &
oon einer (Srbumwäljung bi6 jur anbern (bie Sageälängt)
aber nicht, genau auf in berjenjgen Seit, wücbe >«e CJ
ju einem Umlauf um bie Sonne gebraucht (in bei 3'^'
länge) unb baher ift Sage^Iange ein ju großes -<
für bae 3ahr, man muß biefee nicht bloe niQ&gn- f
bern noch genauer nach Stunben, SSinuten unb ©ea^5
beflimmen. 2>i« gortfehritte, welch« bie Zflrottomit je»» '
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Jahr 4
mtttt an bie tymb gegefcn, unVf* bat man entbetft,
>aj? bie wahre Seit, welche bie <5rtc braucht, um ihre
;ngefäbr 131 SRitlionen SÄeilcn fange JBabn jurü^utegen,
165 Sage 5 ©tunben 48 SXinuten unb 60 ©ecunben be*
ragt. Diefer 3«traum b«IH «»" tropifcbeS ©onnen»
.ihr. ©teilt man [ich vor, baß man bie <5rbe in ihrer
Balm com SRittelpunfte ber ©onne au* betrauten fönne
mb Beregnet, welche 3tit »ergeben mürbe, ebe, fo berracb»
tt, bie Crbe einmal »ieber genau bei bemfelben girfierne
Scheinen würbe, fo erhält man bie Sänge eine* fiberi«
xin ©onnentabre?, welche 365 Sage, 6 ©tunben,
i Minuten unb 11 ©ecunben beträgt. 9 loch etwa* (um 5
Rinuten unb 12 ©ecunben) länger al* ba* fiberifebe ifl ba*
. nu mal i(tifcb e ©onn erfahr, welche« angibt, wie lange
i bauert, che bie ©rbe in ihrer eiförmigen S3ahn einmal
lenau roieber ju berfelben ©teile jurüettebrt. Der ©runb,
purum biefe 3ob« nicht biefelbe Hänge baben, liegt, wo*
)a8 fiberifebe ©onnenjabr betrifft, bann, baß ber Sfacbtglei»
beiwunft (f. SRacbtgleicben) unter ben ©ternen forrrüeft
mb iu Skjug auf ba* anomaliftifcbe ©onnenjabt in ber
Seränberung ber Hage ber (Jrhbahn im SBeltraume. 3m
jürgerlichen Heben bat man febon in (ehr alten Seiten nacb
rrpifeben ©onnenjabren gerechnet, ba aber bie 3ob' ber
Sage in einem folchen 3ol)re niebt genau aufgebt, fo muß*
m bei ber Annahme, baß ba* 3 ab/r 365 Sage habe, batb
ncrtlicbe Abweichungen ftattftnben, in vier 3abren febon
mißte j. 85. ber f ürjejte Sag um einen Sag fpäter fallen, wa*
'.iebt ber gall gewefen fein mürbe, wenn baS 3abr wirflieb
J65 Sage ^atte. ©ebon in früben 3«ten fab man fieb ba»
>er auch genötbigt, ©nfcbaltungcn »orjunebmen, um bie
egelmäßig wieberfebrenben Grrfcbeinungen mit ber 3ob«S»
eebnung in (Jinflang ju fefcen. (Gegenwärtig gefebiebt eine
olebe einfcbaltung ade »ier 3abre, unb ein folcbeS 3a&r
»eift ein ©cbaltjabr. äDb ein 3abr ein ©cbaltjabr ijf,
iebt man barau5, ob bie 4 in ben legten beiben äiffem
•er thm enrfprecbenben 3abre6$abl nach Gbrifri (Geburt auf»
Bleibt ein 9feft, fo bot man ein gemeines 3abjr>
Die jefet gebräuchliche GrinfrhaltungSweife ift juerft von bem
erübmten 3uliuS Gäfar (f. b.) eingeführt worben. Da
ortjer bie Ginfdjaltung mangelhaft »orgenommen morben
rar, fo mar enblicb eine folerje SLienrirrung eingeriffen, baß
o*3abr, nacb welebem man in JKom reebnete, um 79 Sage
on bem mabren 3ob« abwich. Dicfe 79 Sage fcbaltete 3ul.
iifar nun 46 ». (ihr. auf einmal ein, mobureb ein Sabr
?n 445 Sagen entfianb, welches baS „3abt b« SSermhr»
ung" (annas confusionis) genannt würbe. Das erfje 3abr
er Sulianifcben 3«ttrechnung war baS 3abr 44 ».
ibr. S3on nun an würbe ade »ier Sab« ein Sag einge»
•haltet, hierbei war »orauSgcfekt, baß baS 3<>bc genau
m fet^ ©tunben ober um % Sag länger al« 365 Sage
ti. 2)a man nun tytrbti nacb ber obigen Angabe ber Hänge
H tropifdjen ©onnenjabreä um llSRinuten 10 ©eeunben
erte, fo borte man baher in 100 fahren beinahe einen Sag
Miel eingefcbaltet. 3ur 3«it be§ ^apftcä ©regor XIII. wi(§
b golge biefe« gct>lerä ba6 3ahr, nacb bem man reebnete,
iw jebn Sage »on bem wirflieben 3abre ab. 3m ®m»er*
iänbmffe mit ben meiften tbrijilicben gürfien »erbefferte ba*
er ©regor XIII. ben Äalenber, inbem er feftfefetc, baß im
Jahre 1582 ber jDctober nur 21 Sage l>aben follte unb
eiit(t»Ceiw. = eer. IL
Hl Jahreszeiten
baß fünftigbin »war nacb wie »or jebeS »ierte Sabjt ein
©cbaltjabr fein follte , baß aber auSnabmSweife bie 3fibre
1700, 1800 unb 1900 gemeine 3ob«*, ba8 3abr 2000 aber
»ieber ein ©ebaliiabr fein follte. Cbenfo werben 2100, 2200
unb 2300 gemeine 3ab«, 2400 aber wirb ein ©cbaltjabr fein
u. f. w. £te S3efenner ber grieeb. Jtircbe, alfo namentlich bie
Wuffen, hoben biefen-cerbefferten ©regorianifeben Jtalenber ober
ben neuen ©tpl nicht angenommen, fonbern reebnen noch
gegenwärtig nach bem 3ulianifcben jtalenber ober nach bem
alten ©tpl. ©eit 1800 beträgt bie Abweichung beS al«
ten ©roß jwJlf Sage, um welche er hinter bem neuen ©tpl
jurücf ift. 2fucb bie $>roteftanten nahmen ben ©regorianifeben
Äalenber anfangs nicht an, aber in 2>eutf<blanb, #oIlanb
unb Dänemarf nahmen fie benfelben unter bem Kamen be*
ferbefferten Calenberg 1700 an, unb gingen *u bem
(5nbe t>om 18. gebr. fogleicb auf ben L 9Rdrj über. 25ie
Cnglänber baben ben »erbefferten Äalenber 1752, bie ©ebwe*
ben 1753 angenommen, föei ber ©regorianifeben (Jinfchals
tungSmeife wirb erjl in 36 — 39 3ah*&unt>«'ttn 5Eag ju
»iel eingefcbaltet. 3" «nem gemeinen 3flh" ber 24. gew.
ber Sag 3Wattbia§, in einem ©ebaltiabre aber wirb ber ©ehalt»
tag jum 24. gebr. unb ber Sag SRatthiaä fäat erft auf ben
25. gebr., fobaß auf biefe SBeife ber gebruar eines ©cbalt»
jährt nidf>t 28 , fonbern 29 Sage bot. — Außer ben ©onnen»
jähren gibt ti nun aber auch noch o nbenj ahre. 9cad>
12 Sronbwecbfeln bat nämlich bie (£rbe ihre Sahn beinahe
einmal jurücfgelegt unb man bot baher auch nach Sohren
gerechnet, welche au* 12 5Ronbwecbfeln befjanben. 2>a5
2»onbenjahr bot ober nur 354 Soge 8 ©tunben 48 WtU
nuten unb 36 ©ecunben. 68 war früher bei vielen 5B61»
fern eingeführt, unb um eS mit bem ©onnenjahre in Uber»
einftimmung ju bringen, mußte man bebeutenbe Ginfcha:-
tungen machen. Die Sürfen hoben ein neue* SWonbenjahr,
beffen Anfang a0e 3ab»S4«t«n burebläuft.
3at)rr6}ritm hrißen bie Abwechfelungen im Haufe beS 3ah<
re*, welche f.ch bureb »erfebiebenen ©tanb ber ©onne gegen
ben Jg>orijont unb folglich bureb »erfebiebene SageSlänge, »er»
febiebene Semperatur unb 58erfchiebenheit aller inSbefonbere
mit ber legten xufammenbängenbe Katurerfcheinungen unter»
fcheiben. Die 3ohre*jeiten hängen baher auf ba* innigfie mit
bem febeinbaren Haufe ber ©onne um bie 6rbe jufammen.
©teOen wir un* bie @rbe al« eine Jtugel »or, auf welcher
ber Äquator unb in gehörigem Abfianbe bie SBenbefreife fo
»ersehnet fmb, baß fte mtteinanber gleichlaufenbe Äreife bil»
ben (»gl. ffrbe), unb benfen wir un* ferner, ber Gimmel
fei eine bc-pl«, bie&rbe ring*um gleichmäßig umgebenbe Äu»
gel, an beren innerer £)berfjäcbe bie ©onne ftch bewege, fo
finben wir ben Äquator unb bie SBenbefreife an biefer &im>
melSfugel, wenn wir un* an berfelben Äreife gebogen Den»
fen, welche genau über jenen Kreislinien ber$rbfuge( liegen
unb mit benfelben parallel laufen. 3mifcpen ben beiben
SBenbefreifen ber 4?immel*fugel befinbet fich nun ff et* ir»
genbwo bie ©onne, inbem fte niemal* über biefelben bin»
ausgebt; fie befebreibt an ber Aimmelifugel jährlich eine
freiSförmige Hinte, welche ben Äquator fchneibet unb »oa
bem einen SBenbefreife, naebbem fte ihn berührt, jn bem
anbem jurüeffehrt. 3ucjteid> aber ifj bie ^)immelsfugel felbjf
in einem füb täglicb »ollenbenben unb täglich wiebtrholenben
61
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Janltscharen 4S4
Jansenlsten
£errfchaft in Gnglanb bemdchtigt fatlt, erob«rten bie ©ri*
ten bie Snfel unb nannten fie Samuica, unb nach einigen
3abren Ratten fich fo viele nrue Anbauer nach btt ncum
JBefifcung gejogen , baß man an 60,000 SBeiße unb an noe&
einmal fo viele ©cbwarje auf berfelben jd^lte. 3m Safere
1692 »erwüjlete ein f^redlicfeeS Grbbeben bie 3nfel, fobaß
bie jDberfldc&e berfelben gdnjliet) verdnbert würbe unb 13,000
SRenfcfeen umfamen. ©egcnwdrtig leben auf ben 270 OSR.,
welche ben gldcbcnraum ber Snfel bilben, etwa 60,000 SSetfic
unb 340,000 ©(laven. Gin ©ouverneur regiert bie Snfel,
reetefee aber ein Parlament bat, in beffen Oberbau« ber Äös
nig 12 SJfitglieber ernennt 3m Snnern ber 3nfel gibt e«
eint (leine 9legerrepubli( , welche 1738 von ben Gngldnbern
für unabbdngtg erfldrt worben ijl. Sie -frauptflabt tjl ©pa*
nifb-Soron ober ©t.s3ago be la SJega unb bat etroa 60D0
Ginw. $ort JKaoal unb Äingflon finb wichtige $afenorte.
überbauet bat bie Snfel 16 fiebere £dfen unb 34) ÄJucbten
ober 31 beben. SBicbtig ijl auefe Seine , eine Golonie, buref)
roelc&e 3- mit ben meriean. ©taaten in £anbel«verbinbung
f!ebr* Da« Äiima in 3. ifl fehr ungefunb , inbem bie Üage
beiß, bie VUöjtt bagegen (alt unb feucht finb. Der ©oben
jeiefenet ftch aber burch gruebtbarfeit au«, ffiefonber« ber
3ucfcr(?üu tjl bebeutenb unb man beregnet, baß jährlich ge*
gen 1'/» SÄiu*. Gentner 3ucfcr von bier nach, Gnglanb als
gehen. Öon Äaffee »erben jdbrlidb gegen 20 STOill. $f. ge*
Wonnen unb überbie« ift bie 3nfcl reich an Snbigo, Saum*
wolle, dacao, Aloe, ßocbenille, 3immt, SBaniue, Pfeffer,
Sngroer, 3pe(a(uanba, Salape, Gaffta, ©ene«pflanjen u. f. w.
Die 2Bdlber finb reich an au§ae)ei$netem 9Ji«feagoniboI}
unb ba« 5Bieb finbet vertreffliche ffieiben.
3antterharmf eigentlich 3cnUtfcr)eri, b. b. neue©<ha*
ren, trat ber 9lame einer Abteilung ber türf. ©olbaten,
welche in bem Stufe ausgezeichneter SEapferfeit flanb unb bet
ben Surfen felbfl große Gbrcn unb wichtige SJorrecfetc be*
faß. Ammuratb I. jliftet« biefe« Gorp« 1362. Gr feofe ben
fünften Sfeeü aller Gferiflen(inber in feinem Weiche aus, welche
ba« 15. Safer Übertritten hatten, unb übergab fie Sanbleu^
ten, welche fie in ber mobammeb. Religion unterrichten unb
für ifere wperlicbe AuSbilbung ©orge tragen mußten. 9lacr)
jwei ober bret 3aferen würben bie Süngltnge in ben 2Baf»
fen geübt unb ben Sanitfcfearen jugeorbnet. AI« bie neugrs
bitbeten Sruppen eingeweiht würben, rebete fie ein Derwifdj
al« 3eni = tfcfeeri (neue Sparen) an unb legte einem iferer
83rferplSbaber ben Ärmel feine« StorfS auf ba6 ^)aupt. Das
feer foH ibr 5Wame unb baS eigentfeümlicfee Tmmtn tnU
(tanben fein, ba8 fte, nic^t undfenlicfe einem JRotfdrmel, auf
ber feofeen weißen 2Ru(;e trugen. Vnfdnglicr) bejlanb ba8
Qorp« auS etwa 8000 SK., welcbe aber fpdter ju 40,000
amruefefen unb wenigflenS anfdnglicfe nur bureb öbftfiett^
(inber ergdnjt würben. 2>aS (Iorp4 war in 196 Stegimeru
ter ober DrtaS getbcüt unb jebe £>rta würbe t>on einem
2i<\a befefeligt, unter bem bann wieber ein UnterbefeblSfeaber
0Drta;83afrfei) unb ein Hauptmann (©efeiur ; JBafcfei) (Tan-
ten. Gine wichtige »Perfon bei jeber jDrta war ber £ocb,
ber ein ©taatäf leib trug, ba5 mit filbernen 8offeln, SKeffern
u. bgl. gefebmürft war; aucr) trug jeber 3anitfcr)ar ein le-
bemrt gutteral über ber ©tirn, in bem ein feöljerner Wffel
flecfce. 3bre ©äffen waren eine lange feiwere glmtf, ein
turjer Säbel, ein Keffer unb ein $iflo( im ©ürtel. SBdfc.
renb befl griebenft würben biefe SBaffen xa Jtonflantinopel
aufbewahrt unb flau ihrer trugen bie Sanitfcbaren lanac
Stdbe. ©ie waren niefet geübt, in 9?eife unb ©lieb ju fetfc=
ten, fonbern ifere 2apferfeit bejtanb im regellofen, aber m I
wütbenber Äegeijlerung gemachten Angriff. (Sine befonbne
9Bicbtig(eit erhielten bie Sanitfcbarrn baburefe, baß au5 9f*
nen bie Seibwacfee beS ©ultand beflanb. 23c nn ein C|
tan ben 2hron beflieg, fo ließ er ftch in eine C-rta bet 3a=
nitfeharen cinfebreiben. WS ©ultan SDSman II. entthront
Worten mar, war ein 3amtfrbar ber 65. Orta fo frech, ben
geflürjten SWonarchen 6ffentlicfe ju »erhihnen, weiwegrn
SRurab III. , welcher ben ÜTbron befliegen bitte, bie g;
Crta uernichtete. 9li(btSbefloweniger mußte biefe SDrta jur
Erinnerung an jene ©träfe bei geroiffen ©elegenhetten tiri;
ter ben übrigen äDrta& mit aufgerufen werben; "Wenn aber
ber Aufruf wieberbolt worben war, fo antwortete ein Ctü'
jier: „2aß ibre ©timme fefeweigen, laß fte gdnjlicr) erlofcben
fein!" — STOit ber 3rit hotte biefe Gruppe immer mehr cn
äBraucbbarfeit verloren unb »erfefeiebene XJerfucbe, ihr ehtc
»erbefferte ©eflalt ju geben, waren bureb ßmporun^en ter^
eitelt roorben. Tili ber jefct lebenbe ©ultan eine jettgemdpe
Umgeflaltung mit ihnen vornehmen wollte, brach ftne Um
tige* 6mp6rung au5, beren enbliche golge war, baß bie Gr
porer befiegt, ibre Äaferne rerbrannt unb bie ©chult:
hingerichtet würben. Uber 15,000 fielen auf biefe ffiei'':
unb über 20,000 würben »erbannf. Die Aufhebung ld
GorpS war am 17. Sun. 1826 auSgcfprocben worben. ?k
ben ben eigentlichen 3anitfcharen bejlanb noch eine gegen
100,000 <K. jdblenbe SDlilij, welcfee benfelben £itel fub •.
aber (ein regulaireS $rer bilbete, fonbern auS anfdfjtacn
2ür(en beflanb, welche nur feiten in ben jtampf jogrn, I
nen ©olb erhielten unb burch ba8 ganje ?anb »ertbrilt rr:
ren. — Die 2ür(en baben, wie alle auf einer niebrigen
Gulturfiufe jlebenben 5Bol(er, fehr geringe mufTralifcbr ÄOwtj
niffe unb Serti^(eiten unb bebienen ftch baber bei ihren rmu
ftfalifchen Aufführungen vorjugSweife ber fogenannten ?drnt'
injlrumente, welche nur baju bienen, ein (ImgenbeS ©\
naefe einem gewiffen 9?h»thmuS ju erjeugen, niefet aber m.::--
nichfaltige, burch ^fec unb Üteft unterfefeiebene 26ne b
vorzubringen, ©olcfee Snflrumente ftnb bie Trommel, bet
halbe SJionb, ber Jriangel, bie IBerfen, ©cbellen u. anbe-
unb man nennt bie mit ihnen aufgeführte 9ttuft(, bei weirK:
jwar auch ölafeinjlrumente jur Angäbe ber Gelobte av.c
wenbet, aber »on bem wilben 6et6fe jener Sarminflrumcn:.
übertönt werben, türMfcbe 5Diufi( ober Sonitfcbaren
mufi(. Auch M hat man biefe Art von SRufrf, abr.
fehr oerebelt, eingeführt unb fte ijl, an bem gehörigen £c:
angewenbet unb befonberö in ber SDcilitairmufif, feferwirffar
3anöf nisten (bie) unternahmen im 17. 3ab/rb. m ^rarrf;
reich unb in ben lieber tan ben eine üBerbejferung bei rtfowi;
fittiichen unb wiffenfcfeafrlichen «eben« ber (atholifchen Ärrbe,
würben aber beSbalb als gefährliche ©eftircr au« bew ©4»of<
ber Äircfee aufgefefeieben. ©ie haben ihren Kamm oen Ger»
neliu* SanffniuS, ber 1638 alS fl3ife^of ju^pem in ffani
bern flarb unb beffen nachgelaffene« Sßerf, ^AugiiJKnttB*'
titelt, bie grueftt eine« neunmaligen ©rubtunrt bet Äftrif«
ten biefe« Ätrchentwter« , juetfl bie bei SiffenWjwfl vrit ben
Gferiflentbume verberblichen ©runbfd^e ber Sefair« (md)
welchen ba« freie, wiffenfehaft liefe e ©treben bem Strrrrefe
»er Sh$«, bie chrifllicbe Sittenlehre einer nur tat Nrtfc»
la)t beacbtenben Jtlugpeit &um Cpf« gebraut würbe, am
hm unb «ine Ghmtucnmg ber BugufHmfcben fcebre-öori ber
Rechtfertigung aus freier ©nabe foberte. (5t fanb Anb/än»
)er, welche mit i lim auf eine ßerbefjeruhg beS Äat^olici*».
nuS brangen. Subwig XIV. fu*}te tie Aufregung ju @un*
len ber Sefuiten unb beS ^Japfteö ju unterbieten. XJon ihm
xmuntett, fcoben bie 3efuiten auS ber Schrift 3anfenS bi<
Kircbenlebre gefäbrbmbe Sdpe au?, über bie ber Stopft erfl
ud) langem Bögern baS SietbammungSurtfieil auc^pvacb. Uni
(tagtet bie öffentliche Meinung unb brei bureb hobt geifiig«
Bilbung ausgezeichnete «Wänner, flntoine Xrtiaulb, fölatf«
PaScal unb Pierre Nicola bie Sanfeniflen in Sct)uö nabm,
o erlagen bie 3anfeni|ten, größtenteils ©elehrte unb SKdn;
1er bon jhengen Sitten, boeb unb mußten granfretay »er»
äffen. Die (Sifrigften unb ©ebilbetjien unter ihnen wan»
werten nad) ben Nieberlanben, namentlich Druffel, t»on wo
mS ftc einen mißlungenen SBerfud) wagten, ihre Ncform fm
öolfe einzuführen. Noch jefct befielt eine ©emeinbe ber
Janfeniften ju Utrecht, bie jid) burd) bduSlitb< unb bürg«*
.iebe Sugenb auszeichnet unb »on ber Regierung gefebüfet
»irb. Sie erfennt einen ©rjbiftb/of als it)t geijiltcbeö iCberj
jaupt an, unterlaßt aber nicht, j et ein neugerodblten Zapfte
.hre SBerebrung ut bezeugen, obwol fie »on bemfelben jebeS
ftal eine Art ercommumcaticnSbutle als Antwort jurüefs
ntfftj
Januar (ber) ijl ber crjre SRonat beS Sabre« unb W
U Sage. Scb>n bie Wömer haben biefen Hainen bem SBo*
Mte gegeben. 8$ei ihnen nämlich war ber erfie Sag beS
SahreS bem ©otte 3anu§ (f. b.) gewibmet unb nach bie»
•em ©otte würbe ber SWonat genannt. 3n unfern ©egeru
:en ijl ber 3anuar gewöhnlich ber fältejte 27conat.
Januarius (ber fjetlige) ijl unter ben {»eiligen Neapels
ter vornehmfte. dt foll unter Äaifer £iocletian als S3ifri)ot
m Sencocnt mit noch fteben «nbern ßbriften im 31. 3ahre
cined Alter« ben SRärtprertob erlitten hoben, frühzeitig
umrbe er ber Scbufeparron Neapels, n>o unter bem £aupt«
iltare ber Jtathebrale feine ©ebeine begraben liegen. WS
mü untrüglicbje Reichen feiner {»eiligfeit gilt, baß ba« bei
einer Einrichtung ju f)u^uoli unweit Neapel »on ein«
uapolit. grau aufgefangene {Blut jwei 2Ral be« Sab*««/
m April unb im September, püffig wirb. Den 19. Sept.
»irb ba« getf beS h- 3. gefeiert, »eiche« ba« beliebtefle
Öorföfed ber Neapolitaner ijl. 3ablreicbe$ Jöolf »erfammelt
ich in ber 3anuariuSfircbe. {»« wirb »om f)rie|i« ba«
Slut beS {»eiligen, baS in einer gldfernen Jtapfel beftnblicf),
-ine bunfelrothe, bräunliche 9Raffe bilbet, bem oerfammelten
öolfe jum Äuffe bargereicht unb ton bem erjbifcbof ein
eierlicheS ^ochamt gehalten, bem auch ber Jtötüg beirooh*
un muß. Nach Jöeenbigung biefer geicrlicbfeit nähert ftcr>
■Int %n,ab( alter grauen, »eiche JBenoanbtinnen beS h<t(. 3.
eijjen, bem Aauptaltare tmb bitten in fldglichem ©efebrei,
mS in ber «attge immer heftig« unb »ütbenber wirb, ba5
mt einem foftbaren JBifchofSomate gefchmtlcffe ©tanbbilb
:c3 {»eiligen, baß er möge baS SBunber gefebehen unb ba§
Klüt flüffig »erben laffen. Qin $riefter if) unterbeß fort«
-uoitno mit ber b«4 83(ut enthaltenben Jtapfel befchäffigf,
M baS SBunber. gefdjef)ert ifi. Durch tin Pom 2flcat gege«
>cne5 Seichen wirb- b«e »olf baten benachrichtigt, uxlch<5
jübefc, baS Äünber felbfi in Xugenfcbetn nimmt unb juleftt
ut eihem taufenbflimmigen greubengefange 8ob unb JBemuns
betung bc& {»eilicjen auefprtcht. Üuf biefelbe SBeife wirb
bitS ffljimber, baS gleicbjeitig ju ^ujjuoli bei Neapel, wo
be* Stein, auf welchem bet {»eilige hingerichtet würbe, ffilut
fcfjwifct, potffmbet, acht Sage nacheinanber wieberholt unb
Pon bem ©elingen ober ÜRiSlingen beffelben ©lücf unb Un.
gtücf ber Stobt abhängig gemacht. 3m le&tem gaHe mag
ber .{»eilige baS fchulbbelabene S$oIf biefeS ©nabenerweifed
nicht würbigen unb muß bureb ©«bete unb ^rocefjtonen
berf6hnt »erben. ©leicpcS gefdjieht auch bei betrfehenben
»anbesplagett, unb fytutuma. unb b«i Ausbrüchen
beS Sefut»S.
3anu0 hieß eine noch von ben Samern oerehrte, aber
urfprunglid) hetrurifche unb ben ©riechen unbefannte ©ort*
peit, welche früher mit oier, nachher mit jwei ©efichtern,
ndmlich einem jugenblicpen unb einem ältlichen unb mit tu
tum £enfcherjrabe abgebilbet würbe, unb bem man bieffie«
wachung ber Pforten (laf. janon*) unb bie Übergänge auS einem
3eitabfchnitte jum anbern in Scfuu) »ntpfahl. 3n ber lefetern
S$cjiebung waren ihm baher bie Anfänge ber 3abre (f. 3a»
nuar) unb ber Sage geheiligt unb würbe feine Doppelbil*
bung adegorifch gebeutet, als beS ©otteS, ber in Skrgan*
genheit unb äufunft fcb.au«. 2flS Shürhütet öffnete unb
fcbloß 3. auch tie Pforten beS Rimmels. ÜRit ben 3eiten
beberrfebte 3. auch bie ©efehiefe ber SRenfcben, inSbefonbere
Ärieg unb ^rieben. NomuluS foll bem 3. einen Sempel
ju Nom erbaut unb fein Nachfolger, Numa ^ompiliuS, fejl*
gefegt fyabtn, baß ber Sempel gefchloffen werben foHe, fo
oft im ganjen Weiche griete reäre. So »iele Jtriege führ»
ten bie ftreitlujligen 9Jömer, baß in fieben 3ahrbunberten ber
Sempel beS 3. nur brei SRal gefchloffen werten fonnte,
ndmlich unter Numa g)ompiliu$, nach bem erften punifcb>n
Jtriege unb unter bem Jtaifer AugufiuS. Sagen erjählten,
3. fei ein alter Äönig b« 8atein«r genxfen, welch« ftinen
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Japan 4
Untertanen ben ttcferfau unb bie IBerrbrung ber (Sott« ge*
Irbrt, aud> ©efefce eingefübrt ^obe, unb bei üpm fyabt ber
oon feinen Äinbern oertriebene Saturn (f. b.) gajllicbe
aufnähme gefunben. 3. unb Saturn regierten gemeinfct)aft«
lieft, unb nod) in fpäten Reiten rühmten bie SöolEcr
tiumS bie Seit, in welker iene gehen febt haben foHten, alS
baS gotbene 3eitalter. diner ber ficben^ügel, auf welchem
ffiomlag, ber 3anicutu5, foü nad) 3. benannt »erben fein.
3apan, ein große$, au3 mehren vor ber JDflfüfre XfienS
liegenben Snfeln befiel; enbeS Sicid;, im großen ober (litten
ßeeane, ben £üflen GbjnaS, ÄoreaS unb ber-3ftanbfeburei
gegenüber, bat eine Sange bon etwa 200 SReilen; bie ©reite
tfl fe$r »erfebieben. Sie größte 3nfct ijt SHipon ; bann fol=
gen Äiuftu unb Sifoff; auch qeboren ber fübl. SEbeit ber
groß en 3nfel 9Ratfmai ober 3effo unb oiete fteinere £Üanbe
(um SKeidie. Überall ftnb bie Äüflen fletl unb fchwer »u*
gänglicb unb ba§ SReer ferjr flürmifd). SaS 3nnere Der
Snfeln wirb bon rauben unb fleilen JBergfetten burdjjogeu,
bie fiä) an mandjen fünften bon 7—9000 g. erbeben unb
tbeilweife bulfanifcb unb mit ewigem Sd;nec bebedt ftnb.
£>ai Stüma ifl im Sommer beiß, ba§ SSetter febr ferän--
berlia) unb bie SBinter ftnb im ndrbl. Rhette oft febr fatt.
Sa eS aber ber Seewinbe wegen nicht an g«ud)tigfeit fefjl t
unb ber ©oben an bieten Stellen fruchtbar unb befonberS
in ben febonen 5£balgrünben bortrefflid; bebaut ifl, fo hat
baS Sanb eine große 9)robuctenfüUe. Q£& finb eine 2Renge
filüffe unb Strome bortyanben, bie baS Sanb bewäffem, aber
alle feinen bebeutenb langen 2 auf entwirf ein tonnen; am be>
ttäcbttichflen finb bie auf ber 3nfel SRipon, j. 23. ber$)obo>
gawa unb ber JKenrtosgawa. 6ble SRetatle ftnb fetjr hau»
ftg, befonberS ©olb unb Silber; fobann liefert 3* baS belle
4tupftt in großer SRaffe; (Jifen weniger, aber biet Sd)we»
fei, äinnober unb ^orjetlanerbe , S?eiS unb Jjjülfenfrüdjte
werben frart gebaut; ferner Saum wolle, $t)ee, Sübfrücbte,
Jtamprjerbäume, Jahnen, 33ambuS, ftabatf, ^apiermaut»
beer * unb mehre Säume, bie einen borrreff lieben Sirnifj lie*
fern. 3. bat einen großen JKcichtbum an fehöneu ffilumen
unb ifl baS SJaterlanb ber jefct in Europa fo beliebten 6a«
meQien. Sie 83iebjt,uebt ijl unbebeutenb; Sebafe werben gar
niebt gebogen, weil bie Sapaner ftd; ber Seibe unb Saum*
wolle ju ihren 3eud)en bebienen unb tabev bie SBolle nict>t
fdjäfcen. ^ferbe finb febr wenige vorbauten, Sf au btbiere foft
aar nieb, t, Süffel unb flftnbbieb werben beim Verbaue ge.»
brauebt. 6S gtbt viel»- ^ütjnerartcn, $. S. baß fogenannte
Seibentjubn, unb bie .Ijpunbe ftnb febr beliebt. Sa8 2Reet
ifl fifdjreirf) unb wirb aueb jefct bäuftg »Ott europ. SSalfifd)*
jagern bcfitdjt. 2) er giäcbenmhatt beS japan. SnfetreidjS
wtrb auf 10—12,000 D9R. gtftaftt unb bie JBebolferung
auf 30—35 Millionen Seelen. Sic Sewobner geboren bem
großen, über ganj SDfiajten oerbreiteten, mongolifeben Stamme
an, ftnb ton flarfem SSuchfe, mittlerer ©rege unb gut ge»
baut 3bre ©e|"id;t8farbe ifl gelblidjbraun, it;r Äuge weni»
aer runb al-3 bei irgenb einem anbern SSolfe auf @rben.
Wü ben 6b,inefen baben bie Japaner 25crwanbt[cbaff , tod;
finb bie SBorter ber japan. Sprache nidit, wie bie <binef.,
einfplbig; bie Untere ifl bie gelehrte Sprache bei ganbed,
gewiffermaßen baö fiatein ber Japaner, unb bie Sonjen
ftbreiben itjre tbeologifdjen SBerfe in betfelbin; aueb bebienen
fieb tbrer bie Süornefjmen in it;reu öorrefppnbenjen ; jeber von
# Japan
biefen bcrflel>t aber auch boUanbifd). Sie Japaner finb oen
frafnaem öbarafter, Unabt)ängigfeit liebenb, ftolj, b«lten
auf 6l;re, baben Sinn für greunbfdjaft, ftnb fleißig, rr;
begierig, gefebirft, fo reinlio), baß felbfl bie ärmflen fieute
gut gcfleibct geben; aber babei trunfliebenb, wollüftig unb
b6a)p ergwöbnifeb. Sie gwuen genießen billige greift :
wie in (Suropa, Sa bie SanbeSgefefce an öffentlichen Tr
ten für Sebermann ju lefen finb, fo werten Übertretungen
berfelben jlreng unb graufam beflraft; manebe SSergebcn
85. bannt, baß ber Scbulbige in Stüde gehauen ober in
ftebenbem fcle gefodjt wirb, ober baß man ibm ben fieib
mit Sföeffern burcbboljrt u. f. w. Sie angegebenen 8njte
baben ba§ Correcbt, fieb, wenn fte ftrafbar ftnb, in eigne:
tperfon ben Saud; auffd)lifcen \u bürfen.
3- b<tt in feiner "Äbgefcbiebenbeit bon jebem 9Scrfebtf mit
anbern SJoltern, fieb auf eine eigentbümlicbe, in ibrer in
fetjr ^ob,e unb bebeurenbe, übrigen* jum SEbeit auf d;inev
©runblage rubotbe Silbungöflufe emporgefa)wungen. (£$
tat eine fel;r rcid>e Literatur, fanute febon lange bie JBud
brucferfunfl mit ^oljtafeln, ebe fic in Europa erfuntc:
warb, unb ber Clementa?untenid;t ifl über baS ganje SJiM:
verbreitet; bie ©eleljrten madjen aflronomifö)c Seobaebtur
gen unb red;nen nad> il)Jonb?jahren. 3n ber 3"buffrie ba-
ben ti bie 3apaner beinahe weiter gebracht als Sbinefa
unbi>inbu5; jte liefern ausgezeichnete JKupfcr?, ©fen= u~y
Stab,lwaaren; il;re Säbelf Ungen finb f*ifx fo gut rcie bre
»on Jlb,oraffan. 3b,re Saumwollens unb Scibenicud)e, ibre
©las* unb befonbcrS bie latfirten SBaaren (äffen nitJbtS ju
wünfä)en übrig. ©3 beflebcn jwei ^jauptreligionen, bic <r.--
foreligion unb ber S3ubbf)i§mu$. Sie erflere ifl bie ä
im Sicicbe unb grünbet fid) auf bie SJerebrung ber ©cii: .:
ober ©Ortzeiten, Äami genannt, unter beren ^»errfebaft alle
fidjtbaren unb unftebtbaren Singe fielen. 5Bon biefen cS?
ten ©ottbeiten flammt, bem &>olf erlauben nadj, ber geil?
liebe Jtaifer ober SaTri ab; bi'e angefebenfle ©6rtin beißt
5Jen=fio»bai = fin unb ibr ©ruter ifl ber ürieg&gott gatSmcn.
Seit Äamtä ftnb SEempel ober SJJipa trrinjtet, in toelchn
benfelben ;u gewiffen 3eiten Opfer targebradn werben. Scr
SubbbiSmui {am erfl 543 n. tSbr. ©eburt von Jtorea nacb
3, berüber, tbcilt fieb l^icr in acht Seften unb ifl mit brr
Sintoreligion bermaßen jufammengeflof|en, taß biete Zenti
pcl ben '4nbängcrn beiter Behren gemeiufct)aftlieb ftnb. Xb>
ßerbem täblt nod) ber Siuto ober bie djinef. fietjrc bcSCon
fitciitS Anbänger, fte finb aber nicht febr jahUeicb. c
herruht völlige Keiigionöfreibeit unb 3eber mag nacb ©:;;
bunten feinen ©tauben wed)feln, nur ifl ba» Übriflcntbom
oerboten. 3flS bie ^)ortugicfen naeb 3- tarnen, berrfdjte bic.
noeb f einerlei 9Ki5rrauen gegen bie Jremben; fie burften eine
gactorei ;u giranbo anlegen unb bie fatbolifeben SRiffionare
tonnten ihre fiet>re nad) ©utbünfen ausbreiten. Qi gelang
ihnen unb namentlich bem heiligen JaoeriuS, viele 3apcnc;
jtt befebren. 'ÄUein bie Sonjen nal;men cnblicb ben S
gegen baS dbriftentbum ein, flellten baffetbe a\$ flaatSgefab:
»or, unb tiefer, ber jugteiä) WacbridJt »on ben großen Gr«
oberungen ber ^ortugiefen unb Spanier in 3"bien unb tt
ben malaiifd>en 3nfcln erbielt, oerbot nun bie neue ic:
unb oerfolgte ihre 'Änbängcr auf baä graufamfle. Sie
tugiefen würben oertrieben, aQen 2tu?iäntem verboten, firt
in 3- aufjutjalten unb nur bie ^ottänber, welefie auf c
grage: ob bie Sieligion ber, ^ortugiefen aueb bie ibrige f<
Jsptin #9t Jagnerfe
\ux Antwort gaben: nein, ffc wären ajo&ürrtct, bürfen feit
1611 iibrlicb einige Sdjiffe nac& 3. fenben, finb ober groi
jen S3e^tdnfunaen unterworfen.
Die alte ©efcbicbtc 3.'$ ift fabelhaft. DaS Oberhaupt
:er öintortligion, ber DaTri, mar in einer Herfen weltli»
I;er jtaifer unb iwberptiefhr. 3m 3- 1143 n. ßb>. fegte
:r, bet t>on ben ©öttem abflamintc , einen ©eneral, weld)er
?ie fircitbare SJtacbJ beS 2anbeö befehligte, ben Aoubo ober
»eogutt, fid) jut Seite. Diefe .ÄouboS mußten ihr '21 mt in
brer gamilie erblid) ju madjeu, mürben immer mutiger
mb entzogen 1585 bem Deuri alte iucUtict>c Stacht. toeit>
•cm ift- biefer Sefetere btoö geiftlicber Jtaifcr; ibm wirb jroar
ine beinahe göttliche SJerebrung bemiefen unb ber Seogun
,ibt fid) bloS für feinen Statthalter aui, oergönnt ibm aber
tiefet, feinen 3>aiaft ju ÜJtipafe ohne Grrlaubnijj ju Verla jfen
itib regiert unumfebränft. (?§ gibt jwar eine große Stenge
rrblicbe Sürßen, DamioS, bie große SJefifeungen haben, fie
nüffen aber alljährlich feebS Stonate in ber Stcfibenj btS
5eogun (eben unb itjrc gamilien bürfen bicfelbe gar nicht
.-crlaffen. S3or 1585 befudjten bie 3apaner mit ibren J£)an>
rclSflotten frembe üäubet unb lutten befonberS mit Cvina
?iel freunblid)en unb fernblieben SJerfebr; feit 1637 bürfen
äe aber baS ÄuSlanb gar nicht mehr befueben unb nur Aü*
Icnbanbel treiben, SBirb ein Schiff bureb 3ufall nach ei>
iem fremben Canbe verfcblagen, fo ficht bie Stannfcbaft nad)
brer jjurücffuuft unter fttenget Äuffidjt unb wirb aueb wol
jeitlcbenS eingefperrt. Die Regierung will feinen SJerfebr
Ott bem fluStanbe; nur bie ^>i>Uänbcr, Gbinefen unb m:-.
eaner bürfen jährlich mit einer befiinimten ÄnjabJ von Scbif»
m ben .^afeiiplafe Stangafafi befueben. Sie fuhren ein:
Surfet, 3mn, Scbilbpat, £luccffilber, SBlci, Sapanbolj, ©e»
xu'trje, Spiegel, Elfenbein, Äafe, 58orar unb Safran unb
;elcn bafür Jtupfer, Jtampber, ©eibert * unb laefirte 2Qaa>
en. Die ©cfammteinfünfte beS .RaiferS werben auf etroa
Vi SÄiÜionen $baler angefeblagen; bie #cereSmacbt, welche
,um 3$cil Pon ben DamioS gefleUt werben unb t>on biefen
•rbalten werben muß, fdü(jt man auf 120,000 Siann.
DaS iapan. Steid; bejlebt auS jwei ungleicben Steilen,
rem eigentlichen 3- unb ber <3tattbalterfd)aft SfatSmai, welche
'cn fübl. SEbeil ber 3nfcl ?)efo ober 2)ebo unb bie iapan.
(turilen umfaßt. 3eneS ift in jebn ßanbfc&aften, Do, ge»
beilt, welebe in ^Drouinjen verfallen, bie wieber in Jtreifc
jetbeitt finb. Die Verwaltung ift fehr regelmäßig. Die
paup tinfel 9eipon ober Siphon, ISO Stuubctt lang unb
lo breit i(i, sulfanifd) aber trefflieb angebaut, auf ihr, an
inet SRcereäbucbt, liegt bie £auptjiabt bea Sieiibs;, ^ebo,
e ju ben öolfreicbflen ^Idfeen auf (Jrben gebort unb 1,300,000
:mw. ijdbtn fotl. Die ©tragen burebfebneiben ftd) in rech»
ra SBtnfeln, bie Raufet haben jwei otoefwerfe, finb auä
u5 gebaut, mit 3K6rtcl beworfen unb weiß angefiri»
tn: fie bilben nur ein gropeS Limmer, bat» aber bureb be.-
vcglicbe öerfcblage oon ftarfem Rapier in me|>re ÖJemdcber
ictbeilt werben fann. Die Dadjer finb flact). 9Äan ftebt
tb« Sifcbe noeb Stühle, weil bie 3apaner fich auf 3Rat»
en fegen; 2fUeä aber ift fet>t reinlich. Die merfwürbigfien
BebaidM finb: bie 9iipbon«5Ba5 ober grofje JBrütfe, bie ^40
'< lang, aus" Gebernbolj aufgeführt ift unb oon welcher ab
:Ue Entfernungen im Sieidjc berechnet werben, unb ber 9>a;
ü fceä Seogun, weldjer in ber Wittt ber otabt liegt, ein
refieö £U:artier für ftd) bilbet unb mit SBäden unb ©ra»
ben umbogen ift. 3n bem äußern Schlöffe wobnen bie gro<
fen 8?eicb6fürften , weldje fieb am ^>ofe aufbalten, t^rc 'JJa*
lüfte bilben lange Straßen ; im jweiten Schlöffe wobnen an*
gefebfne itronbeamten unb StaatSrätbe. Dann tommt ber
eigentliche $ala|l bed JtaifcT^ ; er liegt auf einer Anhebe,
bat aber nur ein Stodwerf, mit einem boben oiereefigen
Slnirme; einen foldpen barf in bet £>auptftabt 9(iemanb
außer bem Jtaifer haben. 3^üren unb Schwellen ber Säle,
namentlich beö größten, in weldjein hunbert Statten liegen,
finb mit girniß überjogen; aHe* Sifen i|t »ergolbet $ebo
ift häufig febr gefähriieben geueräbrünften aufgefegt; im 3-
1703 brannten mebr als 100,000 ^aufer ab. Die Steftbenj
be$ geiftlicben Jtaiferd ift SPtipafo ober Äio im fubweßl.
£b"le bet 3nfel ; fie i|t regelmäßig gebaut unb bat mehre
mert würbige ©eoäube, 3. SJ. ben falaft beS Daiti, ben
Tempel brö Sofoji mit einet foloffalen Statue bei DaibutS
ober ©roß'äBubbba, bie 83 $. bod) ift. 3n ber 915b« be«
j£empel§ bangt bie größte ©(oefe auf Erben, fte iß mehr
al3 2 SRitL $f. febmer. 3m JEcmpel be8 Äwanwon beftn»
ben fich Piele ©ögenbilbet; bie 3apaner behaupten, ei feien
beren 333,333. Diefe Stabf i(t bie gewerbfamfle im Sleicb«,
bat piele fBucbbrucfereien , eine Stunde, viele wiffenfchaftlicfje
'Änftalten, benn fie ift ^>auptfi& ber Äün(le unb Eiteratut,
unb wenigfhnS 500,000 Einw., untet benen 52,000 $rie*
fter. — JDafafa, an bet SJtünbung be8 SJobogawa tfl eint
wiebtige ^>anbeläftabt, wobin alle müßigen unb teilen geute
fhimen, um ftep Vergnügen ju madpenj fie bat 150,000
Cr iure, unb einen botanifdpen ©arten, in weld)em aHe ©e»
wädjfe geigen werben, bie man in 3. finbet — Die 3n»
fei J(iu>fiu ober Jimo liegt fübwefrl. oen Stipon unb ift
gleichfalls Erbbeben unterworfen. Die wichtigfte Stabt ifl
bet ^afenplag Kangafafi, wo bie ^ollänber eine Weber*
laffung, Dcjima, haben; fie finb biet eng eingefdjlojfen unb
werben ftreng bewad;t. OTangafafi ift ftarf beoölfert unb
febt gewetbfam. — Die britte große 3nfel, Sifoff, bit
jwifchen SRtport unb Äiufiu liegt, ift bi§ jefet ben Europäern
febt unbefannt geblieben. — Die Stattbalterfcbaft STOatSmai
umfaßt ben fübl. Ztjzil bet 3nf(4 S)efo. ^>ter liegt 9f?at5.
mai , eine ^)anbe(Sftabt mit einem ftarf befugten {>afen unb
einem japan. Sbeatet. 3n biefem Sanbe leben 'Xmoi, ein
Süolf, ba5 noeb auf einet niebrigen Stufe ber ©efittuncj
ftebt unb jum SEljeil ben 3apanern unterworfen ift. Der
fübl. Sbeil bet 3nfel Xarafai obet Sagbaiien ift nebft ben
fübL Jturilen ebenfalls pon 3. abbÄngig. — 9lo(b wollen
mit baS fübl. »on SJebo liegenbe gelfeneilanb Jatfifio erwdb»
nen, baS fich fo fteil au 3 bem fDleete emporbebt, baß man
nut vermittels einet Sttafcbine anS £anb gehoben werben
fann. ^ierfjer werben alle ©roßen beS 97eicbS, weldje baS
StiSoergnügen beS weltlichen itaifctS auf fieb gebogen bcibcrt,
in bie SBetbannung gefd)icft unb muffen in einet SeibenfabriP
arbeiten.
3 a inj tri e wirb «in fBauemaufftanb genannt, bet im 3.
1358 granfreieb in berfelben SBeife petwüftete, wie fpätet
ber iBauetnftieg (f. b.) Deutfc^lanb. Detfelbe wat eine
golge bet 5Berwitrungen, in benen fid) granfreieft befanb,
naebbem fein Äinig 3obann 1356 in engl, ©efangenfebaft
geratben mar, fowie im ÄUgemeinen bet Sittenlofigfeit,
welche in fixaahtid) untet hoben unb niebetn Stdnben um
fid) gegriffen hatte unb bet Stier ad) tung unb 9(age, von web
eher bet Steuer gcbrfidPt würbe. 2>aS einmal in SButb ge*
rathene SBolf war in feiner Öerfolgung ber Wethen unb
SBornebmen fürchterlich buret) 2Butb unb 9tobeit. 25ie fchanb*
lichten SEobeöarten würben erbaut, bie #injurichtenben..ldni
ger *u peinigen ; Srauen unb 3ungfrauen würben gefchdubet,
bie Schliff" erobert unb niedergebrannt. ÜSit ben Säuern!
machten halb bie tyuifee gemeinfame Sad>e, inbem ueb mu
ter ihnen ein gewiffer Stephan SRareel, welcher früher et»
Kaufmann gewrfen war, ein große« Jnfeben verfebafft hatte.
2Mefer 9Rann fuct»te aus ben Verwirrungen , welche granf*
reich jerriffen, Sortbeile ju jieben. JUc übrigen Stäbte granf*
reic|8 verbanben fich aber mit bem 2£bel gegen bie wie
wuthenbe Sbtere unb fcbltmmer haufenben Sauern unb burch
ba« fBIut ber 9iäbel«fübrcr, unter benen fid) auch ©JatJ
cel befanb, würbe ber Jufjtanb enblich gefHUt. Jacques boa
hommo, welches etwa fo viel bebeuten foll, wie „bummer
Jfxmi", nannte ber übermütige 2Cbel granf reich« ben Sauet
unb au« jener Sejeidjnung foll ba« SEJort Saquerie enrftan*
ben fein.
3araon, ein urfprfinglich franj. SBort, bezeichnet unge*
f Ahr 25affelbe, wie St a u b e r w & l f ch , alfo eine wißfürlicj) v e x-
berbte SRunbart ober Sprechweife. 3ebe SBiffenfchaft unb
jebe Jtunft hat ihre eigentümlichen SÖSorte unb JuSbrucf«?
weifen,- welche jeooch noch feinen 3argon bitten. Sei bie:
fem finb e« bie gewöbnlichjlen im ?cben vorfommenben ©ei
genfldnbe, welche auf abweichenbe SBeife bejeichnet werben/
unb bie SRenge ber befonbern Ju«brucf«weifen ijl fo groß,
baß bie ganje Sprache ein veränberte« Jnfeben erhält. Tfuf
manchen Univerfitäten haben bie «Stutenten eine Sprechweife
unter jich eingeführt, welche an ein 3argon grenjt; ba« eins
jige wirftiche tn 25eutffblanb gebrochene Sargon aber finb
ba« 3ubenbeutfcb unb ba« jum STbetl au« btefem gebilbete
Btothwdlfch (bie ©aunerfpracbe, ttochumerfpracbe, Die;
beSfprache). 2)er lefetern bebienen fich Jum gegenfeitigen
Berjldnbniffe 3igeuner, Spifebuben, Settier von $>rofeffton,
unb ba e6 in crtminalijiifcher Sejiebung von SBichtigfeit tjl,
tiefen Sargen su verfleben, fo hat man fchon früher fich
Jtenntuiß von bemfelben ju t>erfchaffen gefugt unb bereit«
• 1601 erschien eine ©ramraatif bejfelben. Sfot heißt in ber
©aunerfprache ein Bettler unb wdlfcb. bebeutet auöldnbifcb
oben fremb; Slothwalfcb, ijl alfo bie „frembe Settier*
fprache". ©ottfeheb meinte, ba« SBort Svotbwdlfcb fei von
8?otweiI abzuleiten, weit ba« Äammergcricht ju fRotweil
ein fo fchlechte« £eutfcb, gefchrirben babe.
3adintrt t|l ber 9lame einer ©ewäcr)«gartung, bie meifl
immer grüne «sträuchcr be§ r)cißen Jfien« unb Jfrifa« um»
faßt, beren weife ober gelbe Suiten einen eigentümlichen
angenehmen £uft verbreiten. Seit ben echten 3a«minarten
barf ber in ben Karten unb $arfanlagen £)eutfeb[anb« bätt»
fig fich ftnbenbe, im fübl. <Suro»a einheimifche Strauch (ber
^feifenfhauch) nicht oerwechfelt werben, ber jitmlicb große,
weiße, [a«minartig rieebenbe 33(umen unb große runblicrje,
ftugefpifete jBldtter t)üt, wenngleich berfetbe gewöhnlich 3a«*
min genannt wirb. i)er t>orjug«weife 3"J«min (gebrduchti*
eher 3««min) genannte Strauch, ber au« Sübafien flammt
unb im aanjen Sübeuropa bi« jur Schwei) unb Sirol r>er«
witbert ift, verträgt bie SBinter £>eutfch(anb« nicht, we«ha(b
tx nur in ben ©ewicb*h<iufern gehalten werben rann. Qt
bat gefieberte, eingefebnittene »latter unb fkine weiße, am
ßerfi flar! riechenbe Stuten, bie fottft für ar.jnelfrtSftig t>
halten würben, gegenwärtig aber nur uir ©ewinnung iti
3a« min 615 benufet werben. Da« woblriechenbe itherifefe
3a«min6l ijl aber in fo geringer Spenge barin vot^rnben,
baß man e« mittel« £efriUation mit 2Siaj»cr, wie man e#
au« anbern ©emäa)fen erhält, nicht gewinnen tarmj. wei«
halb man tic frifchen S31üten mit einem geruchlofer». guten
fetten Öle, j. ». »ehen», ÜRanbel* ober Cli»enoltt; über.
gießt unb tamit einige äeit fteben läßt, inbem man immer
wieber frifche {Bluten hinjuhringt, bie nun ihren ©erueb tem
fetten Öle mitteilen; ober man befeuchtet SaumrooDc mit
einem fetten Öle unb bringt abwecbfelnb Schichten berfdbrn
mit Schichten von SMüten jufamnun unb erneuert bie&lü.
tenfehichten fo oft, bi« ba« Öl einen jlarfen SaSmingeruä1
Angenommen hat, worauf man e« au« tcr JSaumwoUe a;.:->
preßt, .rief.- fette 3o«mtn6l wirb ju Kematen unb ^ai>
fumerien verwenbet. 9loch vorjügltcher ifl ba« vom groß'
blutigen 3a« min erhaltene Öl. tiefer Straudh ifl in
Öjlinbten beimifer) unb wirb in Sübeuropa cultivirt. 3n
feinem SBaterlanbe werben feine unb bie SMüten einiger m
bern verwanbten Xrten in ben »empeln unb Käufern um<
hergeflreut, um barin ihren SBoblgeruch ju verbreiten.
3arjtr, eine« ber vier großen Sunba*eilanbe, Itatfubl.
vom Äquator, wirb auf feiner Sübferte vom inb. Ceeaat
befpült, burch bie Sunbafhaße von Sumatra getrennt, unt
gehört ;u ben fch&nflen Snfeln ber 6rbe. 6« bat einen $ti>
cbeninhatt von 24O0 DSÄ. 2)ie ©ebirgögruppen, we»6<
ba« Sanb bebeefen, finb nach berSübfüfle ju am ^ikb'-c
}wifchen ihnen liegen mehre Hochebenen ; manche i&etge rc>
gen bi« ;u 12,000 %. empor. SRetaHreich finb bie ©eb::«
nicht, boeb ftnbet man ©lei, Äupfer, 3inn unb ettt>««€:!'
ber; beflo häufiger ifl Schwefel, benn bie Snfel hat eine
große SMenge (38 — 46) Sultane, bie jum STpetl in m
unterbrochener ^hatigteit finb. £)a 2(rbfchuna raucht fon»
wdhrenb unb ber 3bfchen warf einji eine fo ungeheure SBaf
fermenge au«, baß ba« ganje jwifchen ihm unb bera SReerr
liegenbe 8anb auf einer Street e von 20 Stunben unter 8Bjf
fer gefegt würbe. Srbbeben tommen häufig vor unb an 2li>
neralquellen i|l fein SRangef. SDie ganje 3nfel i^ btml
jahlreiche Slüffe, unter benen ber Solo unb bet Äebiri bi'
größten finb, vortrefflich bewdffert. 3> hat, weil e* fo ^
birgig ifl, eine große SRannichfaltigfeit be« MmaS unb mi 1
^»ochlanbe fthnnet unb friert e« auch. STOit 3fu«nar)rne tat-
Seiner Strettrn, j. id. Satavia« unb überhaupt ber flair.
moraftiaen 9?ortfüfle, gehört bie 3nfel ju ben allerarfnnbe'
flen fanbern; jene aber finb bem Europa*« bochfr vetberb
lieh. 'Auf 3- gebeiben bie ©ewdchfe aller 3enen, 100* bn
ber ^olanegion nicht. 3m Slachlanbe wirb vorjügliÄ Sei
gebaut, ber nebjl bem STOai« ba« £auptnabruttg«mittel ic
»ewohner bilbet. ferner gebeiben berrlid) ©erjte, alle es*
rop. Äüchengewdchfe unb ^ülfenfrüchte, Sataten, 3atferp
Äaffee, 2abacf, Pfeffer, 3nbigo, ^Baumwolle, gdrbes uui
Ölpflansen, viele 9>almenarten, alle Sübfrüchte obne Ju-4
nähme, 3ngwer, Äarbamomen, 21nana«, unb auch nrittfD
Jubaue be« SEhee« werben Skifuchf gemacht. Unter bei
Säumen in ben Sdlbern, welche befonber« ben Sann brr
©ebirge-unb btefe felbfl bi« ju einer bebeutenben &i$t t^
beefen, nennen wir ba« »um Schiffbau fich vortrefflich r?s
nenbe ZifhoU «nb ben Üpa« ober ©iftbaum, von mtyrsr
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Tufcer fo 3R<m$e3 gefabelt würbe. <?8 t(l aber jefet au8gej
rtiicbf , baß feinf HuSbünflung webrr tobtet norb ben in ber
ftdhc waebfenten ^flanjen fcgdblidb ijl ; aber auS bf m Safte
virb ein fe^t gcfdbrlicbeS ©ift bereitet. Elefanten im xoiU
:cn 3uflanbe trifft man auf 3. nicht; wol aber 2igcr, fieo*
jarben, 9?binocero8, SchafalS, 25ambirfchr, Äntilopcn, riete
Affenarten, ben .£frfcf>eber ober JBabiruffa; unter ben
[ein ijl ber moluftiföe Äafuar merfwurbig; bie Ärofobile
tnb feht gefdbrifö unb haben mehr ttbniföfcit mit benen im
Hil, a(3 mit benen be8 ©angeS; einige «Schlangen ftnb uiu
jemein giftig? ffiienen unb eßbare SJogelnefter ftnb in 5J?enge
>orbanbcn. 2>ic SJewobnenabl »on 3- belauft für) gewiß auf
■unf ÜRttlionen Seelen, ift aber ungleich »erteilt unb bie
Jnfel tonnte rool noch brcimal fo uicl SDienfchcn ernähren.
Die 2Rebr$abl ber 3nfulaner befielt au8 3a»anefcn, bie fiel)
,roar »on ben eigentlichen Malaien wefentlfö unterfct)eiben,
nit £inbu8 unb ben jum mongol. Stamme gehorenben 236U
fern $interinbienS »ermiföt finb, aber boer) jur ma(aiifcb,en
Äace geh 5ren. Sie finb »on mittler ©rdße, meifl »on heß*
nauner garbe, hflflfö/ »erftdntig, r)aben ein würbcoolleS
'Benehmen, leben »orjüglfö »on »Pflanjenfojl, fauen Jöetel
anb ärefa unb rauchen »iel 2abacf. Sie wohnen ber SKebr*
wljl nach in Dörfern, ftnb alle SBeobammcbaner, halten ben
Äcfcrbau für bie ebeljie IBcfchdftigung unb finb bce-halb nie
Iii Seefahrer ober .Raufleute »on öebeutung geroefen. 25ie
Srunblage it)ret woblflingcnben Spraye ijl ba8 SanSfrit,
unb obne 3wetfel fcat 3. feine alte ©cftttung »on 3nbien
au6 erhalten. 2)ie dltejle Dieligion war ber äÖrabrnaniSmuS,
Urf biefen folgte ber SSubbhiSmuS, unb »on ber £errfcfc«ft
beiher jeugen noch eine SDlenge r)crrlict)er 2cmpelrumen unb
äulen. 3m 15. 3abr'h. würbe ber 3$lam nach bec
3nfel gebraut unb war im 16. bereits (jcrrföenb; feitbem
iut auch ba8 gcringjlc 25orf feinen eignen mobammeba;
rtiföen $riefter. Eußer ben 3a»anefm finben wir etwa
Wo,000 Gbinefen, welche Jtaufleutc, «panbwerfer, Äünjller
jnb Sreuerpdcbter finb, fobann einige taufenb Araber, »iele
Kalaien »on allen Snfcln be8 2lrcf>tpelagu8 , Sflaoen unb
5uropder, meijl #oHdnber. 25iefe befugen 3. feit 1594
ün'ceten 1618 JBatauia. Seitbem erweiterten fte in ben
"tften gelben unb .Kriegen ihr ©ebiet fo, baß jefet brei SBiers
theile ber 3nfel ihnen unmittelbar unterworfen unb auef) bie
beiben noch übrigen eingeborenen dürften, ber Sufföunan
jber Äaifer »on ber ju Suraferta unb ber Sultan, ber
,u üjoejocarta refibirt, »on it;nen abbjngig ftnb. 2)ie Säe*
;\;migen Öeiber liegen in ber 3Ritte unb im Süben be8
m. äbeitö ber Jnfel. Sic regieren beSpotifcr), boer; ^at ber
Md eine Ärt von 2e^n6»erfaffung; bie Suflij wirb iinÄU;
gemeinen nae^ oem Äoran »erroaltet. 2>a§ Äiiegeiroefcn ijl
nad) ÜRiglicbftit europ. organifirt. 35ie >f)oudnber Ijaben
if;re JBefi(jung n auf 3. mit ber 3nfel SKabura in 19 ^ro<
ringen gereift, bie unter einem ©eneralgouoerneur fteben,
ta ein £tcr von etwa 10,000 «TO. jur Verfügung unb ben
•itb ton .Isnbicn jur Seite r)at.
2)tt unmittelbaren Sefüjnngen ber ^olldnber, welche
i '.btltcjj rreb^r alö 12 SRiUionen SEIjalcr einfünfte abwerfen
unb nie^t unter Gontrole ber ©eneralflaaten, fonbern unter
bei Ceiting beö ÄinigS fielen, b.aben einen gldtb.eninb.alt
i mebr a!3 1500 mit mer>r al5 3 «KiUionen einro.
35ie ^ai ptjlabt be5 gefammten nieberldnb. 3nbien5 unb Si(j
fi9ÜbeifC5enB .8er. U.
be« ©en«ara^i!»crriorrt tjl öataota am fflujTe 35fcb>rfatTa
mit einer fiepern unb f$6nen JKliebe, oortrefflic^ jum Jpam
bei gelegen, aber immer ned) ungefunb, obgleict) »tele Äa;
nctle auSgetrocfnet unb bie Straßen luftiger gemacht finb.
QB befinben fieb. bier au§gebei)nte SJcarinemagajine, mcfire
tübfe^e Äircb,cn, bie ©ebdube ber Harmonie unb ber ©efeO:
[Aaft ber SBiffenföaften unb fünfte, unb ein 2b. eater. T>it
Curopder, beren ntc^t me^r als 3 — 4000 finb, wohnen
auperljalb ber febr weitläufigen Statt, in ben luftigen SDrt:
fet^aften 9?x>Sr»icf unb SEBeltewreben , in welchem ledern gletfer
baS SRilitair feine Station hat unb wo ft"cf> ein berrlic^e?
^ofpital für Solbaten beftnbet. 25 te ^ablreidjen Äaufleute
fahren ftür) SRorgenS in bie Stabt, wo fte h)xe (Somtoirt
rjaben, mad)en t$re ©efrr;dfte m6glid)j! fönen ab unb bege:
ben ffö bann wieber aufS Sanb. liegt fletS eine groflc
Spenge bonScbtffen im «^«fen,. weföe einheimtföe ^robuete
abholen unb frembe juführetr, boc^tfl ber ^kmbel äßata»ia?,
feitbem ber engl. $reu)afen Sincopore auf ber gleichnamigen
3nfel aufgeblüht ift, nföt mehr fo bebeutenb al8 früher.
25ie Ginwobnerjabl belduft ftfö auf l;6ct;|len8 50—55,000
Seelen, wo»on faft bie ^dlfte 3aoanefen, 14,000 ßbinefen,
12,000 Sflaoen finb. Se^r bebeutenbe SKagajine unb Serf«
ft ärteti befinben ffö auf ber mitten im >&afcn liegenben 3n=
fei £nruft. Sßie furchtbar ungefunb früher üBataoia war,
jeigt bie jiatiflifö beglaubigte ihatfache , baß in 22 Sahren
(1730—52) auf ben berföiebenen Äirc^h;6fen meb.r alö 1 2JH0.
9J?enföen begraben würben. 3n bem einjiaen 3abre 1751
ffarben »on ber 70,000 «Kenfcfien jlarfen I8e»ölferung 58,609.
25ie übrigen wicb.tig(ren Stabte ber 3nfel ftnb folgenbe:
jBuitenjorg, ein angenehmer $lafe im ^innenlanbe, ber )u
ben gefunbeften in ber Reißen 3one gehört, mit einem bota*
niföen ©arten. Sc^ertbon. eine Keine ^anbetöjrabt, bie
aber je($t niebt mehr ibre frühere S3ebeutung liat. Hn ber
©renje ber t>ro»inj Scr)ertbon liegt ber große 2BaIb Dagon
ober ^aiiu :t!uhur; bie 3weige ber hohen S3dume in fcem-
felben bilben ein fo bicb^teS Saubbaccj, baß fein SonnenftrabJ
|)inburd)bringen !ann unb bie Sieifenben ffö felbfr bei Sage
ber gacfeln bebienen muffen. Samarang, eine bütyenbe
^anbeI8|labl mit 36—40,000 Cinw. an ber SDWmbung be8
gleichnamigen Stromei, b^at ein ßbergericc)t unb eine $ru
mairföule. 25er PormalS fortreffiiebe Syahn ift je^t wegen
ber SRenge t>on Sanbbdnfen faft unjugdnglict). Surabapa
an ber fftünbung be« Äebtri, ifl ndd>|f JBataoia bie wic^j
rigfte Stabt ber 3nfel, bat etwa 50,000 (Sinw., eine »ots
trtffiföe 3xf;cbe/ ein Seearfenal, SchiffSroerften, eine 2Rün3e
unb eine $rimairfcf)ule. 25a8 holldnb. £luartier ifl fehr b,übfr^
gebaut. 3n ber Slefibentfcbaft Surabaja liegen bie au8ge;
bebten krümmer ber altjabaniföen ^auptflabt SKabjapabtt.
Suraferta, JReftbenj beö ÄaiferS »on 3- ober ©ufufcunan,
beffen ^ßeft^ungen etwa eine SJliUion Ginwobner reiben, ifl
eine große, in jaoaniföem Snjle erbaute Stabt, b. h. fte
bcfleht auS einer großen SRenge jufammenhdngenber 256rfer
unb hat etwa 10,000 Ginn). 25er 2h eil, ine (eher »on @u;
ropdern bewohnt wirb, ijl bur* ein gort geföü^t, in weis
djem eine holldnb. üöefaljung liegt. 25jocjocarta, bie JKefi-
benj be8 Sultan8, ber über ungefähr 700,000 ÜRenföen
gebietet, tjl gleichfalls fehr groß unb hat wohl an 100,000
@inro. 3n beiben Sdnbem finbet man eine Stenge alte;
2>enfmdler unb Kuinen.
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Joanne d'Arc
3 ranne ITSTrc, befannt unter bem Kamen ber 3ung»
frau »on SDrleanS, war baS fd)lid)te 2anbmdbä)en, roeld)eS
im Anfange fceS 15. Sabrb. ihr SBaterlanb, granfretd), auä
ber «£>anb ber (Sngldnber errettete/ reelle bur$ bie -Kacbt
tr>reK SBajfen unb begunftigt »on tiner Partei in granfreiä),
bereits fold)e gortftr>rttte gemalt Ratten, baß bie ©clbfldn»
bigfeit granfreid)S für immer »crlorrn fdn'en. Der nod)
unmunbige -öcinrict) VI., £6nig Don Gnqlanb, würbe .ftönig
von granfretd) genannt, unb »ergebend fdmpfte ber recht;
mäßige föer)crrfct}er granfreid)S, ber Dauphin .Karl, für fein
S?ed)t unb bie greibrit feines JRcidjS. Seine eigne Unnatur»
lieble SButtcr Sfabella hielt cö mit CSngtanb, fowie ber mäch-
tige £erjog »ort Jöurgunb. Seit bem iperbfie 1428 würbe bie
©tabt Orleans von ©uffolf, einem ber gewaltiafien engt.
Heerführer, belagert unb man fab. mit Ängfi bem galle tiefet
©tabt entgegen, »on melier, fo weit war e$ bereits getont
men, baS ©d)icffal granfrcicf)y abhing. Sohanna mar bie
2od)ter eines armen SanbmannS juDomremp (f. b.) unb
jeid)nete ficr) frül> buref) ein jur religiöfen ©d)wdrmerci Gin*
neigenbeS Öemütb auS. Unweit einer »Quelle bei Dornum»,
ber man £eilfrdfte jufd)rieb, flanb eine feböne SJucfje, bie
fd)öne SRaie ober ber Seenbaum genannt, an rot lebe fid)
wunberbare (Sagen fnüpften »on überirbifd)en 9Jfdd)ten unb
©eifiererfdbrinungen. #ier unb in ber Kapelle ber heiligen
Jungfrau »on töellemont hing bie Jungfrau häufig ihren
fd)warmerifd)en ©efüblen nach., welche fid) wol aud) mit
ber ffloti) beS SBaterlanbeS befchdftigten, »on bet juweb
len 9tachrid) ten in ibre fülle #eimat gelangten. 3. beforgte
bie £au$wtrthfd)aft ihrer Altern unb mar 18 Sartre a(t,
als ihr, wie fie felbft erjagte, jwet ^eilige erfd)ienen unb
fie auffoberten, baS f)axt bebrdngte SDrleanS ju entfefcen unb
ben Dauphin Äarl mitten burdj feine geinbe nacb JSheimS
jur Ärönungju führen, ©cfcon früher glaubte fie erfreu
nu'ngen Bon (rngeln unb Heiligen gehabt ju haben, benen
fie baS ©elübbe ewiger Sungfrduüc^feit ablegte, unb eine
alte ©age, welche ber Sungfrau aber erfi fpater ju D&ren
fam, fagte, »on bem grauen SBalbe, ber in ber vW)t »on
Domrrm» lag, werbe ein 9Jrdbd)cn fommen, bie SBunber»
binge »errieten werbe. 2fud) foll ihr Sater, furj ehe %
ihre £«imat »erlief, einen fcraum gehabt haben, als ob feine
£od)ter mit bewaffneten Scannern fortginge, unb foll fie in
golge biefeS SEraumS ftreng bewacht haben. 9cad)bem fte
jene SBeifung ber «^eiligen erhalten hatte, theilte fte fich eU
nem SDbeim mit, ber fte ohne Sorwijfen ujreS öaterS nad)
SBaucouleurS führte, benn fie glaubte ©ott mehr Qehorfam
fd)ulbig ju fein, als ihren Altern, benen fie aber bis bat/in
©eborfam unb ©brerbietung geleifiet hatte. 35er Gapitain
SBaubricourt, bem 3. ju JBoucouleurS ihre ©enbung mit«
tljeilte, fcf)icfte fie jwei 2Ral wieber fort, inbem et fie für
eine SBalmfinntge ^ielt; enbltcb. aber bewog fie i^n, bajj er
i^t mdnnlic^c jtleiber unb SBaffen gab unb fie unter mann»
lieber IBeberfung »um Dauphin fcftjcf te. Die mdnnlidje Jtlei*
bung legre 3. naep^er niemals freiwillig unb nur, alS fie »on
ben (Snglanbern in ber ©efangenfdfcaft baju gezwungen würbe,
ab, boc$ war fie fe&r um fficobac^tung ber ©ittfamreit beforgt
unb f^ltef fietS in ©efeOfc^aft einer ehrbaren grau. BIS fie jum
Dauphin fam, foQ fie benfelben alSbalb erfannt haben, ob*
gleich er, um fie ju prüfen, firft ju »erbergen fuc^te; auc§
fagte bie Sungfrau, baf i^r bie ^eiligen eine ©teile ju
<St.sÄau>atina »ongierboiS angejeigt ()dtten, wo ein Schwert
unter ber Grbe »erborgen wäre, fyti foll man aud) W
Schwert ganj mit 9coft überwgen gefunben b.aben, da
burd) ein Sßunfcer foll ber 9Jofl alSbalb »erfä)wunben fä
DiefcS ©djwert führte 3. lange 3ett. 6be man »on 6»
ten beS £ofS 3. alS bie ©ottgefanbte, für welche fit ü
auSgab , anerf annte , würbe fie ju ßbinon unb Moiriert m
geiftltcb,en unb weltlichen SRatben brei SS3od)en lang geutif-
grnbliä) gab man ihr einen ebrenwertben Kitter jum Ei&<
ter unb @cb.ü^er unb erlaubte ihr mit DunoiS jum 6n>
faije »on SDrleanS auSjujie^en. Die wunberbare Crfori»
nung biefer begeijlerten 3ungfrau entflammte baS franj.^«
ju neuem "SRut^e; mit gähnen, welche t^nen 3. 8*3*01
unb auf benen ©ott mit ber SBeltfugrl unb jwei @ngd nt
ben Sßorten 3efuS 2J?aria abgebilbet waren, eilte ri pm
©iege. 3. trug felbjl eine fo!ct>e ©tanbarte unb tyat Üt»
feS, um felbfi nie in ben gad ju fommen, £Mut ju ra>
gießen, ©ie felbft würbe mehre SBale terwunbet, aber f«?tf»
fieberte »or tl>rem 5Eobe, bafj fie nie einen 5D?enfct>en getÄ»
tet habe. OTachbem 3. CrleanS 1429 entfefet, mehreCritlw
geinben entriffen unb eine |>auptftt)lad>t gewonnen bitte, is
ber CnglanbS gr6ßter gelb&m Salbot gefangen würbe, ^
Äarl ju SRrteimS ein unb würbe jum £6nige geftinl ent
mit bem ^eiligen JÖle gefalbt. Dabei erfaßten 3- m rc
©ette beS Ä6nigS in »oller JRüjhing unb mit i^m 84«
in ber einen #anb, f>telt fie alS Gonnetable »on granM
baS ©cbwert über ben 5t6nig. 9hm würbe Äarl ML i»
ganj gränfreich als Ä6nig anerfannt. 3- hatte ibre 8«8fc«
erfüllt unb wollte in ihre £eimat unb in bie SJerboraa^«
jurüctf ehren, aber noch waren bie Cngldnber im Cefa »»
?)ariS; baS franj. SJolf »erehrte bie 3ungfrau wie tir
lige, unb fo baten bie franj. ©roßen 3. fo lange, biifr
ut bleiben »erfprach. ?>ariS würbe »ergeblich angegofl
3. aber, bie im treffen »erwunbet worben war, würbe IP
Könige mit ihrer ganjen gamilie in ben Äbelflanb ergebet
3hr JSJappen, wie folcheS noeb auf ihrem ©eburri^W
ju Domremn ju fehen ifi, jeigt ein ©cbwert, auf tjf
(fen ©pifce eine Jtrone jleht, unb jwei Silien, fie f*|
aber erhielt ben Kamen DeliS, (DuliS, bp b. h« <•
ber Silie). Die @ngldnber hatten inbeg ju ^>ariS >&<t^H
alS Ä6nig »on granfreid) gefrönt unb belagerten GovxfHpL
3. jog htnein, um eS ju retten; beim JKucfjuge »on eu»
ÄuSfalle würbe baS gallgitter ju jeitig niebergelajfen, CK
3ungfrau fah fich in ber ©ewalt ihrer geinbe unb.«*
fich an einen JRitter »on ber Partei beS ^er^ogS »on fi»
gunb. Ü)?an »erwahrte fie anfangs ju ßrotop, bann
nem 2hurme ju S5eaurc»oir. |>ter erfuhr fie, bajj ji* W
(Sngldnbern ausgeliefert werben fönte unb flirte
Öerjweiflung» wie fie felbft fagte, gegen
^eiligen, »on ber ^>öhe beS SbitrmeS herab. ©c?»wj
wunbet fam fie nun in bie ©ewalt ber gijjWnbenft
granjofe aber, ber SJifehof »on BeaueatS,
leitete ben ^)erenproce^ gegen fie unb nach t>ie^B
©efangnifl würbe fie „wegen ihres Umganges rnS
©eiftem unb wegen 3auberet" jum 2obe auf beiM
häufen »erurtheilt. 3ÖS fie jum Jlobe gehen foIZteV
baS arme 2Seib unb war fo fc^wach, ihre SDffer»
felbft für ein 2öetf ber Sj&Ue anjuerfennen. <gw
nun ju ewigem ©efdngniffe »erbammt, aber baltJ
bod) alS eine Stucffdtlige ju Stouen am 30. yjlai 1 1
brannt. 9hin war fie h«t«n SWutheS »pll. ^a.
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leanne d'Arc
491
Jena
Scbeiterfaufen ging, fagte fit ju tfjrfin Segletter: ,&m,
bei ber ©nahe ©otte«, td) »erbe tiefen Äbenb im 9>arabtefe
fein." Bei langfomem geuet »urbe f»e verbrannt, aber in
ben B&rramen jttbenb betete fte ebne Unterlag , unb enblid)
oerfdjieb fie, tnbem fie ben 9tainen 3efu« auöfprad). 9hm
mufite bet £enfer«fned)t ba« gcuer jurutf fcbttren , bamit ficb
ba* Jöolf überzeuge, baj) fie wirflia) tobt fei, unb naebber
, tbe ber Äörper in uerfhirftem fteuer »erbrarmt. (Sine
»me Sage erjagt, al« 3. »erfebirben fei, babe fid) eine
:V Tlte™ku&c Summen erhoben unb fei gen $ims
' V-£ffÄgirt. ÄavI MF. ortnete naebmal« einen ffie&ipon««
c ^Cl«"/ in S^g« teffeu fcie Unfd)ulb 3-'« aner*
: würbe. Derfelbe lief} ju ifjrem Xnbenfen ju fRouen
^^ijfe feböne gontame errieftten, welche bie flbbilbung
tu
jeigt unb welche ba3 fiBcrppen ber 3ungfrau unb tiefe 3n=
febrift trägt:
8km jungfräulichen ©djnwrrt mfefe bic Ätmigirtone oetftjrfMgt,
Unter btt 3un$frau &ä)\vat ftdjtt Mt Oitiai ilutn.
Xucb bie ©tabt jDrlean« errichtete ibr 1468 ein ©enrmal
auf ber Soirebvude, welches 1571 erneuert würbe. Xber
aueb tiefe? Senfmal würbe ber 3ctt junt Staube, unb in
golge einer Sfahonalfubfcription würbe ihr ba&er 1804 ein
neues fc^örxeS ©enfmal üon Sronje auf bem 9>lafce be fflat-
trop ju Crlran« errietet. 3eanne t"Ärc ift vielfach in £te-
bern gefeiert worben ; bie oerbientejre Änerf ennuna bat ©d)ifc
lex'S „Jungfrau von jDrlean«" gef unten, obgleich man bem
£>i$ter ben Borwurf machen muß, baß er bie 3ungfrau
nicht in ber weiblichen 3artbeit gefiltert bat, welcbe ibr
fdjonfrcr ©d)mucf war. Gin fd)amlofe«, obfefcon wtbjge«
SJcacbwerf ift Jöoltaire'« „Pucclle d'OrleamB", eine ftarobte
auf jw6lfmal jwölfbunbert fcblecbte SBerfe, in benen Gbapes
(ain bie Sungfrau befungen hatte.
3fl)ö»a ifl ber beilige 97ame Oottt* im Ä. X., burrö
welchen — feiner ©ebeutung nad): ber ba ijl, war unb wirb
fein — ba« ©ein ©otte« al« ein felbffänbige« bejeiet)net unb
barauf bingewiefen wirb, baß mit ber Offenbarung Sebeoa'ö
alle vvabre 9teligion«s unb ©otte«er!enntni|j beginne. 9k cb
ber jub. Überlieferung offenbarte ftd) Sott nod) im ÄinbeSs
alter ber SRenfd>beit bemflbrabam, mit bem er einen SBunb
machte unb bem er bie 23erbeifhing einer jar;lreidjen 9lad);
fommenfebaft ertfcetlte.- Stadlern in ben 3eiten ber Änedjtj
febaft fem Änbcnfen unter ben 3frae(iten erlofcben war, of:
fenbarte er fiel) auf* 9?eue unb »ollftanbiger bem Sf?ofe5,
burel) befjen ©efefcgebung et ju ben Sfraeliten in ba8 SJer»
liäitnif? eine« Jt(nig$ ju ben Untertanen trat. 3n feinem
tarnen richteten be^balb bie ^obenpriefier unb regierten bie
Könige, ©eine Öottbeit fpriebt au« ber «Strenge be« ©e>
fefec« unb fobert ©eretbtigteit. 3u ber Siebe be« SSater«,
bie ßbriftu« »erfunbigte, »ereilt fie fid) be«b<»lb wie bie
Sßeiffagung }u ihrer Erfüllung. 3wtf(t)en ben Sberubim
ber 33unbe«labe in bem Tlllcvheiligfien be« 3empe(« thronte
feine gebeimnißooße ©egenwart, ©ein ©otte«bienfl war
obne feflftebente Dogmen, feufcb, ftatieb, bilblo« unb ce?
remonienreidt), unb würbe burCt) einzelne 9>ropbeten ju bem
reinften ©ebanfen einer vernünftigen unb begeiferten $täm:
migreit erhoben. SSenn e« entließ ein Siebltna«gebanfe ber
3uten war, fiefe oor)ug«wetfe al« ba« auöerwablte Soll 3e;
booa'« amufeben, unb biefen feb.ledjthin ben ©ort 3fraef«
ober ben ©Ott ibrer Jödter ju nennen, fo ijt in tiefer, ge;
rcölinlitf) mit bem tarnen be« $articulari«mu« bejeidjneten
S3orfieOung«weife gittlidjer SBirffamfrit, nicht eine Sigen-
fe^aft Sebova'« felbft, fonbern ein jüb. SBorurtbeil ju ets
Fennen. 2? er SRame 3ebot\r wirb, um ihn auf (eine SBeife
)u entweihen, fon ben 3uben nicht auSgefprocben, fonbern
bafut Clohai gelefen.
Jena, eine ©tabt im ©rofber^ogrljume ©ac|fen<fBei<
mar, liegt in einer herrlichen ©eaenb am Unten Ufer ber
©aale, weld)e hier bie Leutra aufnimmt unb übet bie eine
lange fteinerne Söxiiät fuhrt, ©ie bat etwa 5500 <Smw.,
einige ©ewerbe, 2lcf er t unb SBeinbau, unb ifl ©ife be«
jDberappeficitionSgericbtS für aQe fad) f. ^erjogtljümer unb bie
reuf. gürftenthümer. 3n ber 9idht liegen auf ben JBergen
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Jena (Sehlacht) 4!
mehre Ruinen, unter anbern t er fogrnannte ffucbSt&urm
auf bem «jpauSberae, tin Uberbletbfel ber breiöurgen Jttcc^s
berg. 3. ifl berühmt burtb feine Univerfttdt, welche ben
fdchf. #erjogthümern gemetnfcbaftlicb fjl, aber unter ber be«
fonbern Leitung von SBeimar unb Äoburg:@otba fleht. SHact)
ber ©cblacht bei SRüblberg, bie Äurfürfi Johann griebrieb
gegen Jtaifer Äarl V. verlor , beauftragte er feine brei Sohne,
tn 3- eine £>odr)f$u(e ju grünten, bie eine ©tüfce ber rei;
nen lutherifcben Cebre werben foUte. ©ie würbe balb ftarf
belügt, erhielt aber erfl 1558 vom Äaifer gerbtnanb I. S3e*
|tdngung unb »Privilegien, ©eitbem bat fie ficts auSgejeicb*
nett £ebrer gehabt, befonberö in ^hilofophie unb Geologie.
SJon jenaifeben ©tubenten ging ber »Plan jum SBartburgö;
frfte unb jur öurfebenfehaft au$. Die Umverfttdt wirb ge;
genwdrtig in ber Stegel von etwa 500 ©tubirenben befugt,
bat eine JBibliotlief , befonbere Snfh'tute für Übierarjnei,
t>barmacie unb fcanbwirtbfcbaft, einen botanifeben ©arten,
ein auSgejeicbneted SRineraliencabinet unb anbere Xnflalten.
£ijtortfcb merfwurbia i(r 3« bureb We ©d)lad>ten
bei 3ena unb Huerjtabt am 14. Dct 1806. $reu>
(jen batte unter bem ^«jofl Äarl Söilbelm gerbinanb
ton «raunfdnveig, einem 72jdl)rigen ©reife, fein «Jpeer
in Uhu ringen concentrirt, unb tiefer febiefte fid) am 8.
Oct. 1806 an, feine ohnehin nicht gut verpflegte Ärmee
über ten Shüringerwalb nacb granfen unb bem SRaine ju
führen unb jroar in brei Ttotbeifungen. Der linfe Slügel,
aus 30,000 SR. »Preußen unb l»o,<)00 ©achfrn bejtebenb,
vom Surften griebrieb 8ubwig von Hohenlohe « 3ngelfingen be*
fehligt, foUte über ©aalfelb, ©eblei; unb -g>of vorrücfenj
baS Gentrum wollte ber Jperjog felbfi über ba6 Söalbgebirge
nach Sßürjburg führen; ber rechte glügcl follte ben 2büringer=
walb umgeben unb über (Sifenaci marfebiren. am 9. jpet.
con ©eiten »Preußenö ber Ärieg an granfreich erfldrt würbe,
war auf bem linfen glügel fcfeon Jölut gefloffen, ndmlid)
am 8. Ort. bei ©aalburg; benn ber ©roßberjog von ffierg
war über bie ©aale gegangen unb batte bie Greußen jurücf *
gebrdngt 21 m 9. fa)lug lieb Sauenjien mit 9000 SR. bei
©cbletj gegen SRurat unb /öemabotte, bie ihn abgefebnitten
unb umringt hatten, febr wad*er unb fom bureb, wdbrenb
64,000 granjofen unter Davoufl unb SBrebe in «£of alle
SRagajine nahmen. 2fm 10. würbe ber SBortrab ber hohen*
lobifdben #eere$abtheilung, von bem ritterlichen Crimen iubi
wig von Greußen befehligt, 8000 SR. ftarf, bei ©aalfelb
von 30,000 granjofen unter 8anne6 unb «ugereau ange»
griffen, gdnjlid) gefd)lagen unb ber betbenmütbige ^rinj felbft
lieb, ©o war fchon jefet bie preutj. 2Xrmec auf ihrem lins
fen fttügel umgangen, bloßgeftellt, unb bem geinte lag bie
©träfe nacb^ 35re6ben unb »erltn frei unb offen. Hm 13.
Dct. befefete Daoouft Naumburg, unb SRurat fanbte «Streifs
corps bid Seipjig. Snbeffen litten bie $reuj?en, ba viele
SBorrdtbe verloren gegangen waren, Langel. &er rcdjte
Slügel marfebirte eilig von Gifenacb auf SBeimar $urücf; am
13. tarn Napoleon in 3. an unb ber ^ejjogj 30g an bem«
felben Sage nacb bem brei teilen von SBeimar entfernten
2)orfe Ttuerfldbt, um ben Übergang über bie Unfhut bei
greihurg unb bie S3erbintung mit ber bei -Ibatie fleh, enten,
vom 9>rinjen ©ugen *on SBurtemberg befehligten Sieferve ju
fiebern, benn bie ©aalvdffe bei Naumburg waren bereite tn
ben -ganten be6 SeinbeS. Um ben ^enog ut betten, freUte
■V^ohenlobe fid) auf ben Robert am linfen ©aalufer bei 3«
% Jena (Schlacht)
auf, wdbrenb Kurbel von Arfurt ber fieb ihm ndbrrn foßte.
21 Hein -yohentohe warb burtb Söernatottc, ber eine Jörn*
gung gegen Hornburg maebte, vom •Öcriloge getrennt, benn
er b<*tte unverjeib,licb.erweife verfdumt, auger ber fcanbfrraüf
auch t!f ©cblucbten \u befrfeen. rcelebe aus bem ©aaltbai;
auf bie .£>oc&ebene fubren, wahrenb ber «jjerjog feinerfeni
ben Crngvafj bei .Höfen ohne ©cfeuQ gelaffen hatte. ©0 wa-
ren bie »Preußen febon vor ber ©d)lacbt befiegt. 2Xm Kor:
gen beS 14. Dct., in biebtem 9lebel, führte SRavoleon 80,000
SR. tn5 Jfeuer. 3n brei treffen würben bie »Preußen ge:
fcblagen, bei &lofewi(j unter Sauenjien, bei SBterjehnheiligen
unter Hohenlohe, bei Äapellenborf unter Sfüchel, unb es
würben tytt, bei 3., 50,000 SD?, völlig auöeinanbergefprertgt.
3öon 2tuerfldbt au$ fefete ftch an bemfelben Sage ber .»per
jog, bei welchem fid) ber Äönig befanb, auch feinerfeitS mit
50,000 SÄ. gegen £at>ou!r, ber ben f6fener?)a& befe§t hielt,
in Bewegung, würbe aber bei £affenhaufen völlig gefcb'.a
gen, verwuribet, unb SDlolIenborf übernahm nun ben SSe
fehl/ um ben JKücfjug ju beefen. 2tber bie in SJerwrmra;-
gerathenen »Preußen waren von ^alle abgefchnitten, fte muf
ten fidj auf Umwegen in Meinen ©d>aren über ben ^mt-
flüchten unb erreichten $um 2heil jwölf Sage fpdter 5Raa
bebürg unb bie 6lbe, Die preuß. 2trmee hotte bi6 gum 14
£)ct. 2Cbenb8 56,000 9R. an SEobten, SJerwunbeten unb
fangenen eingebüßt; am 16. ergaben fich in tjrfurt 16,0c»1
SR. unter SR&Ucnborf unb bem gürfien oon Dranien, m
SRurat, am 18. würbe bie 10,000 9». ftarfe SRefewe W
^aUe von JBernabotte überfallen, 5000 9». würben ge;:
gen unb Sannes befe(jte am J5. öct. IBerlin, wo WapoK.
am 27. eintraf. 2)er ^erjog von JBraunfebmeig floh nai
IDttenfen bei Altona, wo er am 10. »JRov. fiarb. Die ^.
mer be8 ^eer« hatten ftch bei SRagbeburg gefammclt vr:
Hohenlohe fuchte mit ihnen bie Ober ju erreichen; allein er
"J8. Cef. warb er bei »Pren^Iau von SanneÖ unb 9Rui
gefchlofftn unb mußte mit 17,000 2R. capituliren. 2>a|T.
ju thun fahen fich am folgenben Sage 6000 9.R. Weiu
bei Pafewalf gen6th'flt unb Homberg übergab ©tettm an ti?
granwfen. Äm 3l^!Dct. ergaben fich weitere -moOSR.
Änclam unb 3nger6leben 6ffnete bie Ühore Äüfhin
anbererfeitS befe(jte ba$ neaitralc Reffen , cnbr-affnete ti, ur.-
ba$ regicrenbe Aau8 hotte aufgehört ju h«nrfcben v
würbe am 2fi. bct. Öraunfchweig occupirt, ferner £anr
bie ,<>anfefidbte unb SRccflcnburg, unb am (>. Ttt. STlter.h.
©0 war nun ba§ ganje nörbl. Deutfcblanb in ben &antn
bed geinbeö. 3Xuf feiner glucht batte Hohenlohe ten CK
befehl ber JReferve an üBlücher übergeben; biefer foBte tu
Ober eneieben, nach bem Unglücfe bei »Prenilau aber fudst;
er burch eine ©citenbewegung ben geinb von ber Ober 1
entfernen, bamit bie »Preußen (ich bort in ben ffeft
fammeln fönnten. (Sr marfd>irte baher nad) SRecflenhu
fiieß bort, beiDambecf, mit bem ^erjoge von Jöraunü
£)el8 jufammen unb jog, fletS von ben granjofen ver;.
nach v« nntern Glbe ju. 2fm 5. 9lov. befe^te er Sü!
baS aber am fi. von JBcmabotte, ©oult unb SJlurat gefi .
würbe, unb am 7. mußte er fttfi bei »Ratfow mit 10/»
SR. ergeben.
©0 war ba§ gan$e preuß. «>3eer binnen ein »Paar 2£
viaig vernichtet. Daß griebrieb bei ©roßen ©eift er:
war, jeigte bie fchmdlige Übergabe aller gelungen; rw
einige Äolbetg hielt fict). 2Xm Ii». S?ov. ergab fid) ©cbotri
Jenner
493
Jericho
-ßomeln, om 25. ©trocbwrtj tri Nienburg; baö ttaerfcbimpf:
tiefte aber mar, baß ©eneral Äleift ben $auptwajfenplafc
bei Sftonarcbje , ba5 reicbjicb »e rproöiarrtirte SKagbeburg, mit
ftnet 20,000 ÜR. flarfen IBefa&ung am 8. SRo». fafl obne
Scbwertfhe i$ an nur 10,000 granjofen unter 9ie» ubergab.
«Qfö ?anb jwifcben S?btm unb £>ber, mit 9 «Witt. 9Ren:
fcben fiel, in golge ber ©cblaebt bei 3., in beß $einbe3
©ewalt. £er alte 2Bafferuufim beS preuß. S3otFS mar o6U
lig criofcben, aber nur, um ftcb na<b wenigen 3abren in be:
flo berrli($erm ©lanje »ieber ju »erjüngen.
Dfimer (ßbwarb), ein berühmter engl. Ärjt, welc&er ft$
um ba$ ganje 9Renfcbengefcbtecbt große SBerbtenfle erworben
bat, inbem er bie Äubpodenimpfung (f. 3 rupfen) erfutt:
ben bat unb für beren allgemeine Stnfubrung tbdtig gerne:
fen ifl. 3. würbe 1749 ju öerfelep in ©loceflttfbtre ge«
boren unb ^attc febon einige 3ar)re al§ 2(rjt prafticirt, al6
er fitb »orjugöweife auf ba§ ©tubium ber ^piipfTologie,
turgefebit^te unb SDlufif warf, ffiefanntlicb batte man ber
änjlecfung bureb ^Renföenblattern febon längere 3eit babureb
torgebeugt, bajj man bat» SRenfdjenblatterngift einimpfte. %l$
nun auc§ 3. btefeS S3erfat)wn mebrfacb in 2tnwenbung braebte,
tnaebte er bie SJemerfung , baß bei benjenigen 9>crfonen,
rc-debe jufdBig burdb Äubpocfcn angefteeft worben waren, bie
L'inimpfung ber SJJenfebmblattern wirfungStoS blieb; aud>
Fügten bie fanbtrutc au8 ©loucejlerfbire , baß, wer oon ben
Kur^porfen angeflecft worben fei, nidjt bie 9)?enf<benblattern
Irfame. 3. würbe bureb biefe SBemerfungen auf ben ©e:
bauten gefübrt, baß bie Sinimpfung ber Äubporfen alS ©imfe:
i" ittel gegen bie SKenftbenblattern anjuwenben fei, markte
[n biefer SBejiebung 17!)ti ben crflcrt SSerfucb unb trat nacb«
t mit einer großen 2Renge »on ttrjten in perfonlidje unb
i ^rfftlicfyc JBerbinbung, woburd> bie Äubpotfenimpfung in
aanjen gebifbeten SBelt eingef&brt würbe. 2ui$ bureb
feine ©Triften breitete 3. feine nugü$e Cntbedung aus. £ie
©rfinbung ber Äubpoctenimpfung war übrigens febon fünf
Sabre fruber bur<$ einen ©cbuHebrer IMett in ©tafenborf bei
Äiel gemarbt worben, aber ohne baß 3* b/ierton Äenntniß
batte. Der Verein, welker fieb in (Snglanb jur Verbrei-
tung ber Äubpocfenimpfung bilbete unb ju beffett S3efcf}it^er
ber £6nig unb bie Königin firb erf (arten, nannte fiep bie
3 e n n e r f * e © o t i e t d t. ©<$on 1799 würbe au 2onbon eine
öffentliche Smpfanjtalt eingerichtet. 3. fanb allgemeine Hn-
erfennung; baS Parlament bezeugte ihm jweimal ben £ant
ber Nation unb ehrte ihn mit bebeutenben ©elbbewilltgun=
genj bie ©tabt 8onbon uberfanbte ibm 1803 ba$ SBürger»
redjt in einer golbenen Äapfef. 3> lebte fpdter }u 6be(ten:
bam, beffen Drttoorflanb er 1804 würbe unb wo er 1823
ftarb.
Dfremtas, ber Aweite unter ben großen Propheten, war
ber ©obn beä ^)rierj[erd ^ilfia au§ Änatbotb, wo er al<
3ungling im 13. 3abre bc» Äonig§ 3ofiaö weiffagenb auf:
trat, ©eine £eben$}eit fiel in bie t>erb<tagmfwoUe ^Jeriobe,
wo ba6 febroaebe, innerlich zerrüttete JTJeicb 3uba abroecbfelnb
unter ber .^enfebaft ber beiben © roßin arb te ffiabplonien unb
^Cgppten feufyte. 3* bemühte fieb, bureb weifen 9fatb ben
Untergang fetned beißgeliebten S3ater(anbe6 aufzuhalten, boeb
würbe ibm bie$ ton feinen uerberbten Beitgenoffen mit Uns
banf , ja mit Ä erf er unb ÜJ?orb an frb tagen gelohnt. 2t uf ben
(Betrieb ber eon ibm bitter getabelten ©roßen würbe er in
einen fdjeußlicben Äerfer geworfen, auö bem ibn erft ber
©ieger ÜRebufabnejar befreite, worauf er ju 3J?tjpa ben r>il;
ligen Untergang feinet SSatcrlanbfi bcTannaben fall ; fpdter
aber, von ben Umftdnben gebrängt, bem jurücf gebliebenen
S?efje beS SJolfö auf ber t>on ibm wibenatbenen gluckt naeb
^tgppten folgte, wo er wabrfebeintieb fein Sehen befcblof:
fen bot. ©cht ben Beitraum eines falben Safjrbunbertö
(028—570 v. Ghr.) umfaffenbed »ueb enthält theila ein»
beimifebe, theilä auswärtige SBeiffagungen unb ©eftbiebten.
3n ben „Ätaqeliebern" betrauert er bie Serbeerung Serufai
Iemd. 2iefe Srauer unb 2ßebmutb, ber ftcb nur feiten eine
heitere 2i'us ficht in bie Bufunft öffnet, ft'nb in bemfelben bie
ttorberrfebenben @mpftnbungen.
3ertcl)0 war eine berübmte ©tabt im alten 3ubaa, wefll.
»om 3orban, unb würbe oon ben Hebräern, nadbbem fie un:
ter3ofua über ben 3orban gegangen waren, auf wunberbare
SBeife erobert, ©ieben 3age btntereinanber ndmlicb jogen bie
Hebräer auf S3efer)I beS ^errn mit ber SSunbeölabe unb Geben
^ofaunenbldfern um bie ©tabt, unb au? fie am fiebenten
Sage jum fiebenten Wtale ben Umjug gehalten harten unb
ba§ Äriegggefcbrei erhoben unb bie ^ofaunen geblafen wür-
ben, fielen bie dauern ber ©tabt, unb 3- würbe erobert
unb jerjlört, feine ^ewobner aber erfcblagen. sJJad)maI§
bauten bie £ebrder bie ©tabt wieber auf unb 3> war jur Bett
©atomo'8 bureb ihren .panbcl mit S?at[am unb ©ewürjen,
fowie burer; ibre Halmen: unb JRofenwalber unb ibre faaU
famgdrten berühmt. Bum ^weiten SD?ale würbe bie ©tabt
unter bem röm. JCaifet SJeSpaffun )erfi&rt unb unter bem
Jtaifer ^»abrian jum »weiten *3la\ wieber aufgebaut. Darauf
ftanb ft'e bis ju ben Reiten ber itreuuüge, in benen fie Oer*
wi'iftet würbe. 3efet (lebt an ihrer ©teUe nur noeb ein Oer:
fadener Shurm, weldber 9?ifab, b. h. SEßoblgerucb, beißt,
unb in welkem eine (leine jBefa^ung jujn ©d>u^e ber SaU-
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Jerusalem «# Jerusalem
fobret liiat. — Sie Hofe »on 3. tarn wtfrföetniüfi f<wi ßtflalttttn ©turne, ©ie wirb ftbt bäuflg m ootati.
w&tenb ber Äretmüge au« spaldftina nacp SDeutftplanb unb fcprn ©drten geÄogtn. Sbrer ©efialt nad> nennt man rit
t|l ein ranfenartigc« ©ewdtp« mit einet woblrtecpenben, feit» Rofe t>on 3<tkpo aucb £ufftaut. 3pte »Idttrr (m6
ftumpf , bie grüßte flauenförmig unb fladjticE). Üflan ftnbet
fte jefet wilb »orjüglicp an ben Ufern be5 rotten SKcereu.
3m Bug. unb Sul. blubt fic unb bei beftdnbig beigem SBefe
ter beugen firfj ihre 3weige oberwärt« gegentinanber, fobaß
bie ganje ^flanje eine runt liebe ©rjlalt annimmt, bi$ bei
feuchter SBitterung bie 3wcige wieber jurücfgeben. Sie
$flanje erträgt bte Srocfcnbeit fcfcr lange unb foll focjar,
nac^betn fte bereit« öertrorfnet gewefen, rrieber ju grünen
beginnen, wenn fte angefeuchtet wirb.
3mi8alrm, bie alte, ton Ghrifien, 3uben unb SRo*
bammebanern al« peilig uercbrtc Statt, i(l ftpon in ben aU
teilen Seiten gegrünbet worben. Cnn|t bieß fie ©alem,
b. p. griebe, unb 2000 t>. Gbr., jur 3eit Xbrabam'«, wirb
Üfleldbifebef al« üjr Äöntg genannt. SRacppet geborte biefelbe
ben Sebufitern, bi« frcf> 1500 t>. (Jbr. bie Hebräer, al« fte
ba« 8anb bet JBerbeißung eroberten, aueb ihrer bemdeptigten
unb fie bem Stamme ^Benjamin jugetljeilt würbe. fBon ben
3ebufttern foll bk ©tabt ben tarnen 3erufalem, b. r). 2fnt*
li| be« grieben«, erhalten haben unb fpdter migen bie
3ebupter noc&mal« bie ©tabt bebautet baben, benn 2>afrib
eroberte biefelbe unb erbaute auf bem gleichnamigen SJerge
bte öurg 3ion. Salomen ließ ben pracprooUrn Sempel Ses
bota'ö erbauen unb trug auet) übrigen« SBictcä utr 83erfcbö.'
nerung ber ©tabt bei, welche vfjauptfiabt be« ÜReicpS 3uba
blieb. 2TIS folepe batte fie mehre ^Belagerungen unb ©robes
rungen au«jujteben. J)ie ägppter eroberten fte jur 3ett be«
Sfebabeam, bie Araber gur 3eit be« Soram, bie ©prer jur
3eit be« 3oa«, bie 3fraeliten jut 3eit be« JfmajiaS, bie
ttgppter abetmal« 611 t>. Gbr. jur 3«it be« Sofia«. 3ulefct
nabm SRebufabnejar 586». Gbr. bie ©tabt ein, jerfrirte fie
fldnjliep unb führte bie Suben in bie babplonifcbe ©efangen»
fepaft, au« welcper fte nacp 70 3abren ton Gpru« emlaffcn
würben, ©ie beeilten fiep , bie britige ©tabt unb ben Sem*
pel unter Leitung ibret £obenprirfter <5«ra unb 9?ebemia
wieber aufzubauen. Äud) Xleranbet ber ©ro^e foll, wie bie
3uben endblen, aber in ^rieben, naep 3. gefonrmen_ !■. ,
©ewiß ift, baß einer ber 9?acpfolget Xleranber'i, namlid)
^ptolemdu§, ber ©obn Ui ?agu8, 3. eroberte unb »iele m
nebme Suben nact) Tfleranbnen abfüljrte. 2(ntiocpu4 bn
©roßc brachte 3. unter bie «öerrfepaft bet fprifepen ttmjil
bis e6 ftet). unter ben SWaffabdern befreite unb nun wirtn
eigne Äönige batte, enblict) aber ben Älimern 64 o. 6br. «
lag. 3war hatte e5 noep bem tarnen naep eigne Ä^ni^f.
abet ba bie Suben »iebetbolte SJerfiupe maebten, fttb rm
ben Siämern unabpdngig ;,u maepen, fo fanb ü)re ^aurt
ftabt (jtÜ(4 ben Untergang. JöeSpaftan eroberte (mm
unb naepbem et Äaifet geworben unb natp SRom jurütf^
febrt war, griff fein ©obn 2itu$ 3. an, welcbe« fo befwji
war, baß tt wopl bdtte SBiberfUnb leiflen f6nnen, wenn
feine SBeroopner nidpt ftep felbp butep 9>arteifdm»fe ben mj
ten ©ct)aben getpan pdtten. JDbfcpon nun junger, W
unb ^)arteifutpt im 3nnern bet ©tabt wütbeten, fo MM
bie iBelagertnt boep barin einig, baß fte jitp bi* aa(8 *u
ßerjle »ertpeibigen wollten, unb nahmen ferne ber grirten^
oorfebfdge be« SEituä an. 92ur ©tüd für ©tücf formten im
8?6mer bie ©tabt erobern, am 5. 2fag. hn 3. 90* ®"r-
würbe eon ibnen ber Zempel in ffiranb geflecft. über tmt
3Rillion Suben foll bei ber (Eroberung unb SerfUninfl 3- •
umgefommen fein. Smmet auf« 9leue (hebten bie untp
brüeften 3uben nact) Freiheit unb unternabmen e«, 3- J*
ber aufjubauen. 2)a »erniebtete enblicl) Äaifet ^abrian U>
n. 6br. bie lebten . übcttefle bet alten ©tabt unb erbaut!
eine neue, wrldje ^t'lia ßapitolina genannt unb nw wt
Reiten beciMfert würbe. 2lutp nacpmal« &aben bie 3wj
noeb pevgeblicbe 93erfucpe jum SBieberaufbau be§ 2emPi-:
gemaebt. 3. blieb unter ber £errfcpaft ber mPtgcMldnMi* J
Äatfer. Äonjiantin ber Große, welcper juerjl unter ben«-
ben firp jum 6r?rifientr)umc befannte, unb feine SlWex ^
lena wniepteten au« grintmigfeit bie peibnifeben Senfmü w
m 3w fuebten Reliquien au« bet 3eit, in mltyi 3tf» ?
3. gelebt unb gelitten, unb bauten cbrijilicpe Jttrtben. Tff
■
Digiti: -^yte.
Jerusalem 495 Jerusalem
Äaif« Sultan ging mit fcem ''Plane um , ben alten Ztmptl 2Sm 3. 614 würbe 3. burd) ben perf. Äinig SoßroeS er*
roittarfrerjujifllen, foll jebod) burcb Xu$bru$ unterirbiftyn obert, tarn jroar 628 roieber in bie #Snbe be$ Äaiferö £e«
öcutrö an ber Hu$fübrung befielben uerbinbert werben fein. rafliuS, würbe aber 637 eineS3eute bei arab. Äfoalifen JDrrur.
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Jerusalem
496
Jerusalem
Die Ärabft mußten tuuSfttt bie Statt an bie Surfmannm
abtreten, ©egenftanb neun Äämpfe würbe bie Stabt, alö
bie 2fbenblänbrr brn' frommen ©ebanf en faxten , nicbt Idn*
gcr bie ©tabt, in roeld>er fca« ©rab brö Crrlofert ift, in
ben $dnben ber Ungläubigen ju (aflen, unb baber bie be=
rühmten Äreujjuge unternahmen. ©ottfrieb oon IBouiQon
mit anbern berubmten .fjerrfübrern (f. Äreujjuge) eroberte
1099 bie ^eilige 25tabt unb würbe ber erjle «eljerrf^er bee"
cbriftlicfjen &6nigreidjS 3erufalem, welches bis 1187 beftanb.
teeit tiefer Bett haben bie Surfen bie £>berberrfc$aft über 3-
behauptet, 1833 aber mürbe baffelbe mit ganj (Serien bem
Bicefönige fori ttgrwten, SRobammeb "Uli, übergeben, bellen
Sobn, 3braliiin sJ\i|cfaa, bie Leitung ber Bngelearnbeiten Sv=
rienft übernommen unb mit fortwdbrenben tfuffldnben ,ju
fdmpfen bat. Der anc*. unb (at. 9iame be$ alten 3- tft
«pierofelpma, ber neuere Saliman. Die Araber nen*
nen fie (Slfobfl, bie Surfen Äubfisßfcerif, b. b.
bie ^eilige.
Die beilige ©tabt bietet aegenwdrtig ton außen unb
innen ein trauriges 23ilb ber Schöning bar. Die dura
paer gelangen gett^bnlicb t>on 3affa (bem alten 3opy0 au8
nad) 3- unb muffen bie ftbjecfyeflen Sffiege jurucflegen, inbem
nact) tiefer (Seite bin 3. von einer feljtgen Sinöbe i:m»"cf>l'of=
fen wirb. ©$ ift febr wabrfcbeinlicb, baß baS gegenwärtige
3* bie 8age bti alten einnimmt, bodj ftnb bie Angaben über
bie au* ber beigen Wrfcbicfjtc befannten £>rte febr jweifel*
baft unb gewiß nur theitweife richtig. Die Serge <5ion,
2ffro, 9J?oria unb Galoaria befrimmen bie Sage ber Statt.
mi
f
DiefeCben bitben einzelne (Srbebungen auf einer grijjem Jdp~ :
ebene, auf ber 3. liegt , baS auf brei Seiten »on einem m
fammenbdngenben 2bale eingefroren wirb, ©egen pften
liegt baS Zt>al 3ofapbat, burd> weichet? ber öaet) Jtibrcn
fhomt unb bie Stabt von bem £>lberge trennt. 3a
©üben unb SEBeflen jieben ftc$ bie Sbdler -pinnon unb ©i:
bon b>n> "3tuf ber 9corbfeite erjheeft fict> eine Gbene unb
nur nach biefer Seite ju fann ba5 alte 3. eine anbere Säe
grenjung gelabt haben, alö taS neue. DiefeS bat ungefähr
eine Stunbe im Umfange unb wirb von etwa 20,000 2Rrn ■
ftfjen bercobnt, welche größtenteils SJeofjammebancr, faf
ebenfo öicle Gbriflen (Äatbolifen, ©rieeben, Ännenier unb
Jtopten) unb 3uben ftnb. Sine bebe SRauer umgibt fotrol
bie game Stabt, als auch, einzelne ©ebdube, benn bie 6r.f:.
lieben Älöjter ftnb gleicbjam befefligt, um bie etwaigen 2n-
griffe ber Unaldubigen abjuwebren, welche jeber ber nicbt
feltenen Eufflanbe mit fi$ ju bringen pflegt. 3n alten Stii
ten hatte 3. jwölf 2bore, bie neue Statt bat beren nui
fedjS. &n fiebenteS baben bie 3Robammebaner jugemauert,
weil nacb einer unter ü)nen gangbaren ©age ber geinb unt
Berfl6rer ibree ©laubend tureb baffelbe feinen Cnuug balten
foQ. Die Strafjen 3-'$ finb frumm unb fömujtg unb tie
^dufer ftnb au§ Santileinen gebaut unb baten im Chtg«
feboffe feine genfler. 9lur bie öppreffen, welche bi« unt
ba angepflanjt finb, bie SRinarrti ber ÜRofcbeen unb bie
Stürme ber dbriftiieben -Hircbcn erbeben einigermaßen ben ein«
förmigen Grinbrucf, wetzen bie Statt hervorbringt. 2c
r einliefern unb freunblic^flen ift ber Subttbcil, welken bit
I
Jerusalem
491
Jerusalem
Armenier bewohnen, am fcbrmisiglten Derjenige, In fcem bie
juben häufen, welche in großer SBerathtung unb Dürftigfcit
leben, fcuf bem sP[atc , bcn rinfl ber Sempel einnahm, ftd : bie
637 gegrunbete, vorftebenb abgrbilbete üRofchee jbmar'ß, Ct
jjaram, bie fieft buref) ©cbönhett nißjeicbnct unb auß mehren
turf. ©ebetbdufern bc|ltf>t. Die «pauprpforte wirb bureb. acht
forimbifebe ©Juten getragen unb tm3nncrn, weiebeß von feis
nem SWchtmobammebaner betreten »erben barf , jciqt man alß
-ßeifigthum einen balbtunben, fdwarjen ©tein, ©afras-Ra*
Uhr ben bie SJJobammcbaner für ben ©Kernel ©lobammeb'ß
ausgeben, von welchem ber Prophet gen Gimmel gediegen
fein fotl. Die Gbriften behaupten bagegen, eß fei ber Stein,
auf welchen Safob baß £aupt gelegt harte, alß er im Sraume
bie #immelßteiter erblirftc. Die SDfofcbee erhebt ftch nur
roenlg über bie gldcbe ber ©träfe unb ift »on einem mit
JBdumen bepflanzten SBorbofe umgeben, welcher ben einigen
fdbönen ©pajiergang innerhalb 3.'ö gerodet. Daß £aupt*
gebdube ift aebteefig, 4on g. lang unb 300 g. breit unb
von außerorbentlicber Schönheit unb bracht. "KU bie Äreuj«
fahrer 3. eroberten,, würbe hier unter bcn 9Jiobammeba;
nern ein fürchterliche* JBlutbab angerichtet unb ^ie SKofcfjee
nachher ju einer cbriftlicbcn Äircbc gemacht, toalabin gab
ihr nach, einer feierlichen Steinigung ihre frühere 33efHmmung
roieber. ©aß wicbtigjtc ©ebaube für bie (Sbriften ift bie
•Kirche beß heiligen ©rabeß (f. ©rab, beiligeß), reelle
bie Crte umfafit, an benen (ShrifruS gelitten bat. Aujjer
bcn envdbntcn gibt eß in 3. noch eine grofje 2Cn$abl »on
?UJofcbeen unb Äivdjen. Den granfen (abcnbldnbifcben Chris
fien) gehört nur baß granjiüfanerfloficr ©an;©alvabor, in
reellem 6r)riftcn von jebem ©laubenßbefenntniffe gafHich
aufgenommen inerten. %n beffen ©teile foli vorbem baß
«ßauß Sofepb'ß geftanben haben. SJtan jeigt hier brei ©du»
ten, bei benen ber Grjengel ber SDtaria rrfdbienen fein foll,
alß er ihr bie ©eburt tcS SJteffiaß verfünbigte. (Sine bies
(er Sdulcn haben bie Surfen jerfchlagen, weil fte verborgene
Schäle in irje ja pnben hoffte»- Serner jeigt man in ber
Äapelle hinter bem Ttltar bie £>öblc ber Sicherheit, in weli
eher fich 3ofepb unb fWaria nach ber $cimfebr auß #gpp>
ten ©erborgen haben foffen. Die ©riechen, welche ftdt> üben
haupt burch Stricbtbum unb bracht auszeichnen unb baburch
ben Äatbolifen ben erflen fltang in ber {Behauptung ber bei*
ligen SDite ftreitig gemacht haben, befugen außer bem großen
fogenannten arte*. Ätofjer noch 13 Äircben. Sion ben ort
nun. Älöftern foU baß „uim ©efdngniß <5r>ri|li" auf bem
föerge .Von auf bem $lage flehen, an bem ftch einfi ba3
.pauß beß Itaiphaß befanb. 3n einem anbern armen. Mi.',
free werben KXK) 3immer jur bequemen ^Beherbergung eJhrifti
licher Pilger bereitgehalten. 3n ber 9tdhe ber JUrcbe beß
heiligen ©rabeß haben auch bie foptifcfjen, fr>rifchen unb abjjf;
finifchen ßhriflen üerfebiebene Äl6ficr unb SUenammlungAh«"1
fer. 3>a, reo auf 3ion bie öurg Daoib'd ffeht, erblicft
man je^t ben 2burm ber ^)ifaner, ein ©ebdube, »eltfjcS
roahrfcheinlich von pifanifchen Gittern juc Ml: ber JCreuj^üge
erbaut würbe unb ein im gotb. ©tyle aufgeführte^ gort
mit fünf Ilbürmen bilbet. «ufer in ben Suchen unb an
ben heiligen ßrten tjt 3. wenig belebt, Me ©ewerbe lie<
gen barmeber unb nur bie SBebcr unb 9>antoffelmaeber finb
t»on einiger SJebeutung. (Sine ^»»upterwerbßgueUe InIben bie
JReliguien, «£eiligenbilber, ffiofenfrdnje, Ämulete u. f. w.,
welche in SJfenge verfertigt unb vertauft werben. Sefon-
berß um Eflern ift ber 3"brang ber ehrifiliebea Pilger in
3. fehr grofj. Die Suben fommen gern nach 3»/ um bier
in ber ©tabt ihrer SJdter ju fterben, ba, wo nach ihrem
©tauben bie 9>ofaune beß SBeltgericbtß ertönen wirb. Qi*
nen dbnlicben ©tauben haben auch bie SKobammebaner, wcIj
chen 3- nach SOfeffa unb SJlebiua bie 'heiligfte ©tabt iff,
unb biefelben jeigen in ber Sftty« beß oben erwdhnten ver-
mauerten Shorß einen auß ber SRauer vorragenben ©tein,
auf welchem «Kohammcb am 2age beß ©criebtß fi(jen wirb.
Glicht weniger 2Rcrfwürbigfeiten, alß baß 3nnere ber
©tabt, bieten beren Umgebungen bar, von benen wir nur
einige ber bebcutcnbften anführen wollen. Senfeit beß KfyalS
«Piinnon liegt ber ©ehultberg unb feitwartß von bemfelben
uigt man ben IBlutacFcr, auf welchem ftch b£r SJcrrdther
Subaß erhing. Unter verfchiebenen ©rabhöblen in bem Ufo
hange gegen baß Urjal >f)innon jeiohnet ftch f'ne baburch
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I
JTesalas
498
Jesuiten
au», bafj ft't nicht für mehre , fonbern nur für Sinen JfciArum
einknicktet ift. (Sin groger ©tein , beflimmt ben Eingang ju
oerfciliejjen, i|r binroeggrrollt. (Siniqc baten biefeS ©rabmal
für baS ecb.te ©rab beS .£)eilanb$ gehalten. SBanbert man im
Zb<iiC .»jiniion hinab, fo f ommt man au ber umfiebenb abgebiU
beten ßuelle ©iloa am Abhänge beS 33ergrS 3ion. 3ht flai
reS, aber unangenehm [chmrcfenbrS SBaffer fommt auS bem
Seifen, wirb bann oon« einem Sieden aufgenommen unb ergiept
fich enblick in baS 21>U; man fckreibt bemfelben nock jefct
beilfame 2ßirfungen }u. 2fm gufje beS ßlbergS trifft man
ben Sack Äibron unb in ber iJcube jeigt man eine ©rotte,
welch« für bie ©ruft ber SWarta, ihrer ÜRutter Xnna unb
3of«ph'S ausgegeben wirb, liberfcfanitet man ben ®ack,.fo
gelangt man ju bem ©arten ©etbfemane am gufje beS föu
bergS, in bem man nur notk einige kok« unb alte Ölbaume
»eigt, welche nock auS ber 3«it 3efuo (rammen follen,
batier man auS ikrem #olje Äreuje, auS ir)rrn Rrucktfer:
nen JJfofenrrdnje mackt unb baS oon iknen gewonnene £>l
fekr hc-ckftkäfct. ^la6/ MI »«Ickern 3ubaS feinen £«rrn
burck «inen Jtuj} orrrieth, ifl jum SFr)d( mit einer niebrigrn
2Raun umgeben. Xuf bem ©ipfel beS 83ergS bot man &
nen fckönen Uberblicf über 3- unb bie Umgegenb unb ftnbet
bafelbfl auck nock Uberrrfie ber ton ber h«iltg«n $elena er:
bauten Äircbe. 3m 3bale 3ofapI;at, welche5 ben ölberj
oon bem SKoria fckfibet, finb fekr viele, jum 3$«'l fekr alte
©rabmdler, wenn fie auck fckwerlick ben ?>erfonen ;ugebörr:i,
weldjfn fie jugefekrieben werben, $ier fiebt man ba* »um
Stk«i( auS bem gelfcn gearbeitete Denfmal 7fbfalon'S (f. i>a>
oib), baS in ben gelfen gehauene ©rab 3ofapkat'S, ba* ©rab
Sackaria'ä unb anbne. Kickt minber mnf würbig finb bie
in ben Seifen gearbeiteten 2obtenfammern auf ber fJlorbweft-
feite ber ©tabt. 2)i«felben k<*ben jum 2h«il «'"ff 2bütrn
gekabt, welche gleichfalls oon ©tem waren unb in fleiner
nen 3apfen fid) bewegten. ?fuck bie ©arfophage finb oon
©tein. Überall finb fdr)öne in ©tein gehauene SJrrjirmru
gen angebrackt. INefe fehönen ©rüfte werben bie ©rabe:
ber Jtonige oon 3uba genannt unb finb k>«t abgebildet,
fekfinen aber einer fpdtern 3«it anjugekören. 3n einer
gröfjern Cfntfernung oon ber ©tübt jeijt man auck bie minj
ber fckönen ©rdber ber dichter. 3n bn %Sk« ber nörbl.
©tabtmuun fommt man ju einer pracktoollen ©rotte, in
welcher ber Prophet 3«rtmiaä um 3- getrauert h*»brn fott.
Desätno ober 3fatJ, bn erjle unb größte ber 9)roph«*
ten, war ber Sokn beS 2fmoj unb weiffagte oon 759 bis
inS 14. 9?egierungSjabr beS ^iSfiaS 717 o. Gfy. 9iad> eis
ner ©teile feine« ffiuckä war er onebelickt unb Sater breier
©ökne. SHackrirkten über fein weitere* ©rkicffal unb feinen
Sob gibt bie fpatere ©age. 9iack bnfelben foll tt unter
bem graufamen, propbetifck«n Sßiarnungen abgeneigten 9>?a>
naffe (f. b.) ben 2Rartprertob nlitten kaben. 35a er ndm^
lick auf bn gluckt oor feinen Verfolgern in einer k»kl«n 5ft
bn ftck oerborgen hatte, lieg ir)n bn jt6nig jugleick mit ber*
felben lebenbig jerieigen. 2>ie Söirffamfeit beö 3- umfaßte
ba« religiös »fittlicke unb baö politifck« ?«ben bn 3uben.
ÜRit tiefer Ginfitkt in baS SBefen ber JReligion begabt unb
mit warmem (Sifer für fte burckbruugen, flickte er unter ben
Regierungen bn brei Äönige 3otkan, XckaS unb .f»iSfiaS
in feinen 3fitg«noffen oor 2füem bie Äraft bn {Religion oeU
tenb }u niackcn, um fie baburrk von bem Ginfluffe be5 ©öfrciv
bienjieS ju befreien unb oon ber oerberNiek«n politifeken Wlafr
regel ab}ubringen, nack welcher fie in bn SBerbinbung mit li»
nein mäcktigen Kackbarflaate eine ©tüfee bn UnabhSnaigfeit
fucktm. Som J(önig ^iofiaS würbe er alö prrfin(i6er '&xtuab
unb weifer 9?atkgeber in kok«« 6kr«n gekalten. — 2>a* bf»
3. beigelegte, aber oon ifcm nickt ganj onfagte JSuck ret'kt fsefa
nack Sorm unb 3nbalt an baS ffiefte an, waS auS bn Slü-
tejeit ber propk«tifck«n Literatur übrig ijt, unb fiekt aI6 baS
Söerf eines frommen, aber mannlitk jtarten ©eifleS ba, ber im
füknften gluge ber Siebe ju ten bob«n Urbilbern eineS reinr
s}RenfckenlebenS emporgetragen würbe. £)a jeboeh bn tr.
rebnerifek«, gebrungene, biltcr; unb gebanfenreic^e Bort:. ;
Diele rafeke Ubergänge unb oft Spränge fo fann e* r...:
mit befonnenem 9{ackbenfen gelefen unb oerfranben «mbes.
3fßuttm (bie) ober bie©efellfebaft3«fu t<b«un«rB
baS ttnfeken «ineS geifHicftfn JDrbenS, ber ben 3weef b«t»
überaO bie geijhicke ^errfcr)aft ber Äircke auSjubreiten ur.:
D
Jesuiten
4*9
Jesuiten
;u befefligen unb ber burcb bte beharrliche unb plücflic^e SSfrfol-
gung biefe* 3ielö eine in itjrec Art einzige »ettbiftorifebe <St«
febeinung geworben ifi. 2)er Stifter btefe* Erben* war ber
fpan. Gbelmann Ignatius von 2onola (f. b.), ber ftd> am
JDirnmeIfat>rtSt«ige 1634 in ber Äirche von SKontmartre gu
■»Pari* mit noch fech* anbern Stubirrnben, i1, tc.no an* 2 a
roijen, Saver au* 9tavarra, 9iobrigueg au* Portugal unb ben
Spaniern flaineg, Salmeron unb Söobabilla burcb feierliche
©elübbe gu freiwiUiger Jfrmutb, jur JBefebrung ber llngldiu
bigen unb gu einer äöaüfabrt nach 3rrufalem verbanb. Sie
li ber Beugung, ieben, auch ben t>efcr>iverltd)fiert Sicnft ber
Äirrbe, übernehmen unb gur befonbern SüerberTlichung ber
Cbre@otte* vollbringen gu prüften, brüefte gleich anfangs ben
©eifiau*, ber auf biefer Sierbrucerung rubte unb ber Wom*
furchtbarer S<bu|}gri|t werben folltc. ?tacb »oUenbeten Stu:
bien begaben ft'cb bie SJerbünbeten nach Italien, »o fie feit
1537 in ber 2Beife ber Jöenrt.- unb prebigermonche lebten
unb neue ÜJtitglieber gu »erben fuebten, »eil ein au*>
gebrochener Uürfcnfricg bie heilige SEBallfabrt unausführbar
gtmao>t tjatte. (rtfi im 3abre 1539 begab fid> gopola, bc-
gleitet von geffore unb Baineg, nach 9tom, um bem Zapfte
feinen 91an gur ©rünbung eine* neuen Erben* vorgulrgen.
*aul III., ba er glaubte, r* fei auf bie (Stiftung eine* neuen
Settel: unb ^rebigerorben* abgefeben, trug anfangt S)e--
benfen, ihn gu genehmigen, fah aber fpiter bei ndrjerer ^rü:
fung be* $lan* bie SJraucbbarfeit ber neu gu grünbenben
(ÜefeQfcbaft gegen bie unaufhaltfam vonvärt* fchreitenbe fRe^
Formation ein. 3n einer befonbern 33uUe befratigte er 1540
trn neuen Enrbcn al* eine ©rmeinfebaft gum !lBach*thume
ber Seele im chriftlirben geben unb ©lauton, anfangs mit
ber äBefcbränfung auf (Hi SRitglieber. Xufjer bem breifachen
• ?öncb*gelübbe, ber flrmuth , Äeufcfcheit unb be* blinben
©ehorfam* gegen bie Ebern, verpflichtete er fich noch gur
Übernahme eine* vierten, bem be* unbebingten ©ehorfam*
gegen ben 9>apft, in Allem, wo* ben Sienfi ber Äirdje,
corgüglicb Öffifn -Reger unb Ungläubige, beträfe. SJopola
nannte ben Erben, gufolge einer furg vorher auf ber Weife
naa) {Rom ihm wiberfahrenen ©rfchetnung, bie ©efellfchaft
3«fu unb hatte bie greube, im folgenben 3obre bei einer
Sjerfammlung gu JKom fich einftimmig von allen SRitgliebern
«um ©eneral berfelben ernannt gu feben.
Schnell ging von je^t an ber Erben feiner hohen ffies
ftrmmung entgegen, faft 200 3«bre lang einen fiet* mäch*
tiaen, allgu oft vorherrfchenben ©nfluß in ben großen ®t»
fdjäften ber Äirche unb ber Staaten auSguübcn, gugleich ro-
fcrn wie ho*d'f>''beten JBolfern ©efefce gu geben, geroiffe
3been gu verbreiten unb gu befefligen, unb fch»ache privat:
Irute gu £errrn ber Grbe unb ihrer Jtönige gu machen.
2m »enigften erhob ihn gu folcher 0r6ße unb Macbt ba*
BM unermubliche, aber brfchränftc unb oft fleinlichen Äus
!<enbingen gugemanbte Streben Sopola'*; fie grünbete fich
vielmehr auf bie ©unji be* r6m. Stuhl*, ber bem Erben bie
auSgejeichnetfien Privilegien verlieh unb mehr noch al* auf biefe,
auf b«SBei*heit feiner werfaffung, »eiche befonber* von ßais
■Cl( bem befldnbigen 9?athgeber Jopola'*, begrunbet »urbe.
Stei von »eltlicher unb geiftlicber ©erichtdbarfett, nur ben fOn
ben*general unb ben $apfi al* alleinige Cberbeiren anerferu
nrnb, gu jeber Ärt geiftlicber .panblungen befähigt, felbft
n?ärjrenb eine* Snterbict* in ber SRachtvoUfommenhtit, fich
von Sünben unb Äirchenfrrafen felbft freigufprechen, ©elübbt
ber Saien in gute SBerfe gu venvanbeln, ohne wettere pdpfb
liehe Seftätigung überall Ätrcfcen unb ©üter gu erwerben
unb JDrben*häufcr anjulegen, an ftrenge jDrben*regeln nicht
gebunben, viele, wie bie ftbrvartung brr fanonifchen Srwv
ben, ba* Saften unb bie Spei f er er böte gu milbern ober fo-
gar gu unter! äffen, nach Jöefmbcn ber Umftänbc felbft ver:
m&genb, mußten bie Sefuiten überall, »o fie hinfamen, eine
Wacht »erben. Paul III. unb 3uliu* HI. hatten ihnen biefe
83orrecbte verwilligt unb biefelben waren von ben nacbfolgenben
^äpften bei ber fortfebreitenben Söirf famfett be* )Drben* im«
mer mehc erweitert worben, bamit biefer um fo leichter fetner
iöeftimmung, Aeger unb Ungläubige in ben Schoß bet al:
lein feligmachenben Äirche gu bringen, entfprechen femnte.
jßurch fie würbe bem SDrben um fo leichter feine weltge;
fchichtliche Jöebeutung »ermittelt, jemetn beffen innere Gm:
richtung unb gange 83erfaffung von ihnen ben ouSgebebnte:
ften unb vortheilhafteften ©ebrourb gu machen lehrte. .
Sie Cerfaffung be* Drben* , von Saineg begrünbet unb von
Glaube Äquaviva gur SSoQenbung gebracht, beruhte auf
ber unumfehränften Freiheit bei blinbem ©ehorfam, auf ber
Selbftänbigfeit be* 6ingelnen bei gänglic&er Sahtngebung an
bie ©efammtheit, an ben fie beherrfchenben SBiden be* Dr:
ben*generalß. Sämmtliche Drben*glieber gerftelen in bie vier
Stänbe ober ßlaffcn: ber Siovigen ober ber gu ^rüfenben,
ber approbirtenScholaftirer ober ber geprüften Schüler,
ber formirten Goabjutoren ober ber wirtlichen SRitarbei*
ter unb enblich in ben Stanb ber $rofeffen ober ber Grs
wählten. Sie Stovigen waren 3ffuiten be* niebrigften ©rabe*.
Sie würben ohne M tief ficht auf ©eburt unb äußere SSerfjdlcniffe
au* ben talentvoQften unb »ohlgebilbetften Jünglingen unb
2Rdnnern ge»äb(t unb mußten unter allen erfindlichen tibun:
gen ber Selbfberleugnung unb be* ©ehorfam* eine peijäh-
rtge ^rüfung*geit in 9iooighäufern unter einem Stovigmeifter
begehen. Sie waren entweber Schüler, Scholaftif er , bie
fiel) mit ber SBifjfenfchaft befeiäftigten, ober bienftthuenbe
Saienbrüber, Goabjutoren, m eiche gu häuslichen 93errict)tun--
aen angenommen »urben ober, wte bie* auch v°n ho<&flt:
fteOten ^erfonen, felbft von Uubwig XIV. gefehah, folebe,
bie in ber bürgerlichen ©efellfcbaft fich bem Erben nütjüch
gu machen fua)ten. Sie in ben JKang ber approbirten Scho^
laftifer ober geprüften Schüler Aufgenommenen harten ba*
©elübbe ber unverbrüchlichften Xreue gegen ben Erben ab:
gulegen unb würben in bie (SoQegien gefanbt, wo fie einen
tiefer gehenben Unterricht in ber sZBiffenfchaft unb in aOen
Äenntnifjen unb Jertigfeiten erhielten, beren fie al* (Srgie:
her unb fcefrm ber 3ugenb, gu welchem ©efebäft fie ber
Erben oorgüglich gebrauchte, beburften. (Sine ftefirberung
au* biefem in ben nächftfolaenben ©rab ber formirten Goab=
jutoren, wirtlichen Mitarbeitern, bie fich m bie «eltlichen
unb geifi liehen tbetlten, mit bem Unterfchiebe, baß jene mehr
wegen Eingebung an ben Drben unb lenfbarerer ©emürh*«
ort, biefe mehr wegen grünblicher SSiffenfchaft unb erbauli:
eben SBanbel* bie Zu*geicbnung biefe* ©rabe* erhalten hat«
ten, fonnte nur nach fieben fortgefefetrn Stubien jähren ftatt»
finben. Sie geifilieben ßoabjutoren waren geweihte Vriefter,
ohne Sefifc unb Sigenthum unb hatten al* profefforen, *Pre-
biger, Stectoren, iBeichtväter, ^ofrneifter, ©e»iffen*räthe eine
ausgebreitete SBirffamfeit. Sen vornehmften Stanb unb
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500 Jesuiten
Jesuiten
gleid)fam bai $erj ber 3efuiten bilbeten bie $rofrf|en, SJZdn»
ner twn ©eift, ©efcbrfamfeit unb bewährter ©cfinnung ge>
gen btti JDrben. Durch ein befonbrres ©elübbe in bie @e*
bftmniflc beffclben eingewebt, mar ihnen ber hoch ff e unb
unmittelbarfte Ginflutj gegeben in 2CHcm, wa$ ibr ©eneral
2Bicbtige8 unter Jtegcrn unb Ungläubigen, an ben £6fcn unb
Unioerft'rdten vollbracht wiffen wollte. au0 ifcrer SRttte gin»
gen bie tbdtigen -fmbenbetebrer, bie großen ©elebrten, bie
berübmten ©taatsmdnner, bie fcblauen fürftlidben bricht od;
ter bereor. JBom 3ugenbunterruhtc waren fte t>6llig frei,
unb außer Dicnft lebten fie in ben für bie i-öcbfie Äusbil*
bung bco JDrbens befiimmten ^rofefjbdufern unter einem
©uperior. ©ei ber SBabl bes JDrbensgencralS, bcr frlbft fto»
fe{? gemefen fein mufjte, Ratten fie eine entfcbeibenbe ©timme
unb »arm in 2ttlrm bie ndcbftcn SBerfjcuge feiner SRacbt.
©o groß ibr Ginffuf» war, fo erftrrcfte er ftcf> bod) nicht
weiter, als auf bae ©rborcben. Da? .£>aupt brr ©rfellfdbaft,
ber @enera(, war lebenslang gewdblt unb vereinigte in fid)
bie beehrte gefebgebenbe, ricbterlid)e unb regierenbe ©ewalt.
Gr refibirte juföom, umgeben con brmJRatb ber tfffiften*
ten, welche bie fünf Stationen ber 3taliener, Deutfdten,
j^ranwfen, ©panier unb ^ortugiefen rrprdfentirten ; ibm UK
©eite nod) ftanb ein ©ewiffensratb, 2lbmonitor, ber aUe feine
©d)ritte ;.u ©unfien bes jDrbens lenfen mußte. Der ©enerat
aüein Kitte bas 9ied)t, felbjt mit tfuefcbliefiung br? 9>a»fle6,
SRitglieber ju ernennen unb aaöjufto(jen, fie ju bobern ©rai
ben tu brfirbern , ibnen !Drt unb 2£rt ber SBirf famfeit anjus
weifen unb fie über baS ©eleijfete jur 9crd)enfct)aft ju jie«
ben. 3K:t batten bie über bie einzelnen $>ro»injen gefegten
^)ropin jialen monatlich, bie ©uperioren ber ^rofejjj
baufer, bie Stectoren ber Gallegien unb bie 9iouijmei»
tter vierteljährlich über Elles, was für ben SDrbrn von JBebeu»
tung war, befonbers über firchlicK* unb ©taatsangrlegenbcu
ten, über bie gdbigfeiten unb bie Sfflirffamfeit ber jDrbeneglie»
ber ouöftijbrlidjcn S3erid)t ju erfiatten, worauf er nachher feine
©rfeblc für Das, was ferner get<;an werben füllte, grüntete.
9?ocb war tiefe in ihrer "Ärt mcijtcrbaft ausgefonnene
öerfaffung beiweitem ibrer SJollrnbung niebt nabe, als fict)
auet) ber Crbrn über bas ganje Bbenblanb oerbreitet fab,
wdjjrenb ibm laver bie fRidptun^ übers ÜÄeer jur Reibens
befebrung gab. 2Bo if»n ber üi$ gegen bie Deformation
nid)t binrief, ba fanben gürfirn unb Golfer ber fatbolifchen
iMnber in bem 3iei$e feiner 9lrur/it, in ber Gbrfurcbt vor
ben ibn begünftigenben Sefcblüffcn be$ Zapfte? unb in ber
vielverfprecbenben 33<einung pon feiner ©ilbung unb aflfeiti»
gen 2l)dtigfeit ©rimte ju feiner Aufnahme, ©o (iefj fieb
ber Crben nocf> bei tfcbjeiten feinee ©tifterö in Stalien, ^)on
tuga(, ©panien unb bem beutfcb:tatbolif$fn £i|ireirb unb
Sutern, wo er ber Unwcrfitdten ^ngolftabt, SBien unb ^)rag
QReijler würbe, »lieber unb bei Hopoia'* Sobe l.r»A«'> war bie
'Änjabl ber für ibn anfdnglieb beflimmten ü(.» 9Hitglieber um
mebr M ba« 3ebnfict>e otrmebrt. Dagegen erhob fid) Jranf «
reich im gletct) mdebtigen SBibrrfprutb be6 ^artament^, ber
©etftlicbfeit unb ber Ünioerfitdt gegen bie Aufnahme be£ C
bend; nur bunt) bic©uuft bed $>of$ gelang ti biefem unter
bem tWameii ber Jüdter be& GoUegtum« oou Qlermont ju
^)ari? VtUJ feften ??ufj \u faffen. Die Äebingungen, unter
benen bies mit fafl gänjlid>er ßntfagung feiner ©ereebtfame
gefebab, waren jebod) em ju geringe* ^inbernip, ate bag
er nicht halt einen •ubeni>iegmben ©influj? auf alle Angele:
gent)etten b^tfe auSüBen foüen. Än Umfang unb innere
Äraft gewann ber ßrben unter bem gewanbten unb ftaatfc
flugen 3afob8aine|, feit 1558—64 jweiter ©enerol, bc
ibm bie Jßilbung feiner SBrttlrute angewann. SJicbt grfui»
fen unter bem monebifeb --frommen Sran, tjonJÖorgia,
feit 1564 — 72 britter ©eneral , erhob er fid) ju immer gd>
^erer «£6be, immer mächtigerer ffijirf famfeit, alt mit beffen
2obe ba$ g(anjt>oQe ©eneralat Glaube 3(guar>ioa6, ooa
1572—1616, beö JUertreterö unb SollenberS ber ©runbfdfe
£ainej'i, eintrat Die Sbdtigfeit, bie je|t ber JDrben ent;
widelte, war eine allfeitige unb in ihren folgen auperorbent>
liebe, fübrte aber auch benfelben weit über bag oorgefted:;
3iel feiner SBirffamfeit binau« \n einer ©rötje ber 3RarV.
unb beö Xnfebend , bie juiefet für ibn frlbft oerberbltch wurtt
2iid)t genug, bajj bie^efuiten, bem iöeifpiele faoejr'* frl
genb, ber in belbenmütbiger Aufopferung als rafUofer p6>
benbefebrer auf einer JReife nad> Eima 1551 ben Üob fai^
unb feiner jßerbienjte wegen »on ber ÄirAe bcilig gefprotben
würbe, als SÄifftonare ferne Chbtbeile auffuctjten unb Bj
bem portug. iDflinbien, ©rafilien unb bem fpan. Ämeri{.:
Saufenbe von SBilben jum Qbri|lentbume befeljrtcn, brmdet
tigten fie ftd> auth nach einem t>on Ttguarioa entworfener.
£ebrplane bes gefammten ©rjiebung&wefens bes fatbolifeben
Guropa, neue fruditbare ©chopfungen auf biefem ©ebie::
beroorrufenb mit erfinberifefaer, nie }u ermübenber AraH
3b« ©(bulcn , tbeils Grjiebungsanftalten ober "Penftontn pin
Änaben aus allen ©tdnben/ tbeils ©eminarien ober 9fkrar
fcbulen für 3ünglinge, bie tn ben IDrben treten follten, übr
trafen alle bamals vorbanbenen ähnlichen Xnfialcen unb n
langten eine folebe jÖerül;mtbcit , ba§ fte felbft r>on ben?^
teftanten benmjt würben unb noch im IS. 3abrb. <d$ rm;
fterbaft galten, ©ie empfablen fttt) bem 3ettaiter burtb ben
freien ©eborfam ber 2icbe unb beS SJertrauens, bn, b:.'
m6nthifd>en DrurfS ermangelnb, bem ©djüler eine £Luc_.
ber geiftigen ^bdtigfeit würbe. Und) arbeiteten fie nid;
auf bie SSefrtebigung beS einen SBcbürfniffc? ber äBiffenfcb-'
t)in, fenbern fte waren in einem weiten vsinne Gr\tcbun^.-
unb ßebranftalten , bie ba* Jperj »or unlautem SBegiertrr
bewahren, bie ©i'ten gefdUig, ba« SBtffen fruchtbar vr:.
für bae geben anwenbbar mad)en foliten. ©ettfl für bi
Äorperbilbung gab es Übungen, unb ber dugere 'Änjlanb ßn
ba« gefellige geben follte burdb tbeatralifche Darftellun;r.
»erfeinert werben. Sßoju jeboch enblicb biefes Grjiebunj;.
wefen btenen muffe unb welche ©ebreeben e^ in fich ti-
bies abnete bie 3eit nid>t, bie, i>on ber gldn^enben 3tus<n
feite beffelben angezogen, in ben 3efuiten itßeltnerbfffrrn
unb Sßobltbdter bes 9XcnfchcHgcfcbIecbt6 ju erhlirfcn meir.r
unb ibnen überall Littel jur JBereicberung bot, währet
.biefe bie talentoolle 3ugenb für fieb gewannen unb 3Rdn
ner bilbeten, bie als ausgejricbnete ©elehrte in oßr
3weigen ber 2ßi|Tcnfchaft ben iKubm bes Cibens befeüig'.f/
Vertraute man aber ben Semiten bie 3ugenb, glaub:?
überall ihrem Gifer für ba§ Sohl unb JÖrfle ber Wi<
hett \u begegnen, fo mar es fein SEUunber, ba§ man ibnr
auch ba* Sßichtigfte, bie ©orge für bas 4?eil ber cv:
übergab unb ibnen 3utritt auf ein ©ebiet wrftattete , wo ft
als jöeicbtodtcr ber Surften unb ©ro^ien, ber ÜSenfcbr:.
bf;? ©tanbeö, Ciefcfalecbiö unb 'Älter? , mobr alt auf iror
einem anbern, bie Äunft, Ginflu§ ju üben unb ju bei;
geltenb gemacht haben. SJertraut mit ber 8age ber Wim.
Jesuiten
MI
Jesuiten
nit ber ©efinnung her Sj6\c, mit ben <3d)rodd)en unt» ftru*
itn bet Surften, int Befifce aller ©taatögebeimniffe, war
t& ihnen ein l'eicbteS, an ttt gührung ttt öffentlichen Tin*
Gelegenheiten einen An t heil ju geninnen unb ben 3u|ianb
her Staaten unb SSölfer jum 3lietl t>on ihrem (Jinfluffe ah
gängig ju machen. <co war bie Regierung Portugals um
ter Sobann JH. unb ©rbafiian gang in ihren ^dnben unb
würbe enblid) burd) fie an ©vanien gebraut; fo febürten fie
in granfrrid), Deutftblanb unb ben Stöeberlanben baS geuer
beS SieligionSfriegS ; fo flürgten fie ben mutigen SBaUerp
(lein ; fo bilbeten jte fogar, roo man ihrem ©influffe wiberftanb,
UJerfthwörungen gegen durften, wie benn bie ßrmorbung
«£>einrid) IV. in granf reich, fowie beS 9>rin$en von jDranien
nnb SWorbeerfuebe auf baS geben ber .Königin eiifabetb für
tbi SBcrf ausgegeben »erben. Stroh, biefer, ben grieben ber
tüöltcr, bie beftebenbe JDrbnung fceS ©taatS unb baS Ceben
ter heften gürften gefdbrbenben »olitifeben 3ubringlid)feit ber
Scfuiten, beftanben fie, bie fcblimmen folgen berfetben frbnell
ihrem SBortbeite verbeffernb, hoch überall fort, erwarben
tn Deutftblanb alle von ben Reid)S(tdnben jurücfqegebenen
SUrcbengüter, erhielten von bem Zapfte neue Freiheiten unb
matten fid) auf« 9?eue ben gür|teu, von benen fie, wie
oon «^einrieb IV., vertrieben worben waten, unentbehrlich.
Äurj nach bem SEobe Aouaviva'S ^ihite ber iDrben in 32
tßrooingen 13,112 SRitglieber unb 1640 feierte er unter bem
töeneral B i t e 1 1 e f rh i mit bem gr6ß ten ©eprdnge fein 100jä>
ttgeö ©tiftungSfeft. Aber baSgejt.fanb niebt ben ungetljeiU
ten Beifall ber 3eit, vielmehr ntjtete fid) biefelbeju einem
.Kampfe, ber, wenn er anfangs aud) nur ein ©cbulftrett
vom, boet) halb eine allgemeinere Sheilnabme fanb, ein An*
griff auf ben JDrben felbft mürbe unb vermöge feiner golgen
tiefen in feinem ganzen Dafetn erfcbütteric. 6S mar bic6
ter mit ben 3aufeniften (f. b.) begonnene ©treit über
bie Rechtfertigung beS SRenfcbrn auS freier ©nahe. 2öuß=
ten aud) bie 3efuiten burd) bie ©unft Kubwig XIV. unb
beS $avffeS ben ©ieg auf ihre ©eite ut bringen, fo hatten
tfe bod) baturd) umreit mehr verloren, baß burd) bie vielen
©treitfebriften , namentlid) bureb $a6cal'6 ^rooinjialbriefe,
(bre Sebren unb ©runbfdlje vor ber SBelt anrüchig gemacht
werben waren. 3bre ©ittenlebre be$eicbnete man unter bem
Flamen beS ^robabiliSmuS, alS ein ©erotbe von ©runb;
fäven für Saffrrbafte unb Üugenbbafte gicteb »affenb, bie
AlleS erlaube, waS fid) mit wabrfcneinlicben ^Meinungen wer»
(beibigen lie^e, bie jebeS SJerbred)en, ben Ätrdbenraub, tie
©oiteaidfierung, bie 3(bg6tterei, Unjucbt, 2Reineib, 3)ieb:
ßabl, Sobtfdjtag, SRorb, RJater; unb ÄonigSmorb u. f. ro.
befd)6nige, bic ben 3Reufd)en aller ©ünbe frei unb lebig
ptacbe, na* bem ©runbfa^e, bafj man nur ettvaS Änbercei
benren unb mollen türfe , als man fage unb tb.ue (beimli:
t$>er Borbebalt). Der jefuitifcb,e 3ugenbuntenid;t fei barum
unmoralifd) unb gefdbrlid), er mache bie 3ugenb nur flug
unb falfd), ba er baö ©ute bem Sftü^licben unterorbnen
lebre. flu* ihr SUubienft um bie SJerbieitung beß ßbriftem
(hunrf fuebte man burd> ben SJorrourf ju fdjmddjen, bap
fie fid) hierbei einer mit bem SBefen bed Cbriftentl;um* un;
vereinbaren Sreibeit bebient, baß fie baffelbe burd) bie ©rails
fambtt ber 3nquif?tion befefiigt unb bie SWifftonen in ihren
^)dnben nur ein SRittel ber ^>enfd»fuch,t geroefen feien. «⁡
teten tief« Bonvurfe auf ben 3efutten, fo gefeilte fid) ju
fVnen nod) ba« burd) ihr ffiefieben verlebte 3ntereffe ber
Regierungen, ber ©eiftlie^teit unb ber 9R6ndj*orben. Die
©taatSmahner unb 9ied)r$gelebrten faben fid) in ben Unter:
Hemmungen für taS 2anbe6roobl burd) ba8 Sc|lbalten ber jDr<
benemdnner am Seftebenben geb,inbert, unb mußten j ebenfalls
ben (Sinflu§ auf ben {Regenten mit ben fürftl. iBeicbtvdtem
feilen. Die S9ifd)6fe mit bie weltlichen jObrigfeiten wa«
ren in ihrem 2Rad)tbejirfe befchrdnft burd; bie gefefctidje Sßu
freiung ber SDrbenSglieber von jeber fremben ©erid)tSbarfeit.
Die Äierif er unb bie meifien anbern t)rbenSglieber fahen fid)
verbunfelt unb verbrdngt auS bem Bertrauen bei BolfS.
Der £>rben beftanb überbieS nur nod) in feiner Unenthcbr;
lidbfeit für bie geifüid)e ^>errfd)aft 9iomS, ntd)t für bie$)o»
litif ber ©taaten; fo mußte burd) biee TtUeS fein Sali ent-
febieben werben, bejfen vorneb, mfte Urfad)e fein SLBefen war,
gugleid) ba8 ^rineü; feiner großen SBiilfamfeit unb feine
größte ©tü{je, alfo tbeiis bte @tnmifd)ung in alle Xngelei
pnibeiten bei eigner ©elbftdnbigfeit, tbeils bie ©rünbung
feiner (Trifte tr, unb ^Beflimmung auf bie (Srt)a(tung beS Be«
fiebenben im SBiherfprucbe mit ber 3eit. 9tod) fonnte bem
galle burd) eine fReform tje* £>rbenS, burd) eine Hbdnbe*
rung feiner Berfaffung, vorgebeugt werben; fcierju war aber
weber (Siemen? XIII. geneigt, ber trofe aller eingegangenen
föefd)werben bie ©emeinnü$igfeit ber 3efuiten in einer neuen
Bulle ritbmte, nod) ber ©enera! 2orenj SHicci, ber bie
Bntrdge 2ubwig XV. um Reform mit ber ßrfldrung jurücf ■
tuics: „Sint, ut sunt, nut non sini", b. b. ,,©ie feien, wie
fie ftnb, ober feien gar nicht!" ©o würbe ber IDrben burd)
ben SBriniffer Combat in Portugal 1759, burd) ein fönigl.
Decret in grantreich 1764, burd) ben ÜRinifter 2franba in
Spanten 1767 unb gletd);eitig aud) in Neapel unb ©icilien
aufgehoben, bis enblid) bie Aufhebung be* DrbenS auch ^>avft
6 lemenS XIV. (f. b.) am 21. 3ul. 1773 nach langem
©cbwanfen unb nach bem hartnddigften SBtberflreben beS
©eneralS, ben Drben ju reformtren, burd) bie berühmte
Bulle Dominus ac redemtor nosler auSfprad). Die 3rfuiten
jdhlten bamalS über 22,000 ORitglieber. 3hre ©ebd^e unb
Rapiere hatten fie vorher in ©itberheit gebracht. 2Raria
äherefta volljog bie Huftebung beS ÖrbenS erft, nad)bem
ihr von Rom 21bfd)riften ihrer Beichtgebeimniffe gefanbt wor>
ben waren. Xud) grietrieb H. hatte ben ©tvl), ihn nod)
eine SBeile in ©d)lefien }u bulben, unb Äatbarina U. von
Sfußlanb vergönnte ben 3efuiten, ber 9lü6lid)feit ihrer ©chuU
anfialten wegen, ben Aufenthalt in $olen unb fr ä ter in
Rußlanb felbft. DaS Schnffal ber 3efuiten war niebt un>
verfd)ulbet, aber fie würben ohne Urtbel unb Recht ver*
bammt. Stach ber herrfd)enben Annahme beftanben fie, am
ßer Statten, bei 9000 unter einem unbefannten ©eneral fort,
nach ber Seiffaaung gran) Borgia'S: „2Bie Lämmer haben
wir und eingefd)lichen, alS äB6lfe regieren, wir unb wie
^unbe wirb man unS vertreiben, aber wie 2ft>ler werben
wir unS wieber verjüngen!" einer Euferflebung gewaltig.
9üd)t fo halb war baS Änbenfen ihrer SRad)t verfd)wunben
ba man fie aud) in ber 3erjtreuung noch lange jum Unter-
gange beS ^toteftantiSmuS verfehworen unb überall ©vuren
ihres CinflufTeS wahrjuneb^men glaubte, wa« bie metfl üher--
triebene 3efuitenried)erei unb ben @ifer gegen ben 3efub
tiSmuS erzeugte, womit man jebed feinblid)«, mit öt(l unb
Älugheit verbunbene Anfheben wiber AueS, waS bem 3ns
tereffe ber r6m. Äirdje unb beS ^)avjteS entgegen ift, be=
jeid)net. Berfuche ber 3efuiten, unter ben Stamen frember
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Jesus
502
Jesus
©efellfchaften, rote ber Oiofenfreujer, b« greintaurer, ber
Sincentiner, wieber aufzuleben, fc^Iugen fr^L £>och hielt ft<±>
9>apft $iu« VII. wegen be« ubeln 3uftanbet> bet Äirche ju
«inet fEBteber^erfteQung befi SefuitenotbcnS berechtigt, bie er
am «7. Äug. 1814 in ber (Buua Sollicitado omnium feiers
lieh erfldtte. ©eitbem befleben bie Stfuitcn wiebet in 3tas
litn, ©panien, Portugal, bet Schwei} unb gtanfreieb. (aut)
JKußlanb würben fie 18L'U wegen ^rofelptenmacbeiei oertrie*
ben), ohne ben frühem (Einfluß auf Staatsangelegenheiten,
ober in wteberauflebenber Sirffamfeit für bie (Erziehung ber
Sugenb.
3f ßUö mar ber Sohn ber fflaria, einer Sungfrau au5 bem
©tamme 3>aöib'S r geboren ju (Bethlehem im jüt. Sanbe,
rvt lebet bie »on un* als göttliche SBabtbeit anerfannte See*
ligion ftiftete unb batum felbfl alä ©obn@ottt$ unb Idnqft
t»erheißen/i unb erwarteter (jrlöfer beo 5Dlen|chengefchlecbt5
ton ber ©ewalt bet ©ünbe unb be$ SEobeS, als (.hebr.)
SJteffta« obet (gried).) Gbriftu« berebrt wirb. SKeffia«,
GbtiftuS beißt ber ©efalbte, unb )U einem folgen, ju ei:
nem 5t 6 n ig unb £errn über Züt, bie bureb, ben ©lauben
an ihn in fein Weich unb bamit in ©cttc§ ^tmmelteich auf-
genommen ftnb, bat ihn ©Ott befltllt. übet feine ©eburt
beliebten bie heiligen Urfunben, baß er auf wunbetbare Seife,
bureb ben (Einfluß be$ beiligen ©eifred von ber ungültigen
unb reinen Jungfrau SRatia empfangen, unb nach einer
übetirtifeben Süorlietücrfunbigung geboten rootben fei. SBon
betn ,3abre, in welkem bet Gbrijr geboren rootben, jdblen
gegenwärtig ade feine (Befennrt bie 3abte unb ti liegt bei
tiefer SabteSiecbnung eine Annahme ;u ©runbe, welche tuvefi
neuere genaue Unterfucbungen au* nicht genau richtig fich er:
wiefen bat, intern 3. einige 3abrc früher geboten Worten
ifl , aW in ber gewöhnlichen Sieehnuug angenommen wirb.
|)temacb fallt ba« ©eburtSjaht ßbtifli 4—5 Safere »or Vn*
fang bet chtiftlicben 3eitrecbnung. Sofephi ein Bimmermann,
ber JBetlobte 2Raria'ö unb, wie fie, aus bem Stamme Sa*
wV8, wollte bie 3ungfrau berlaffen, aber belebrt oon einer
bimmlifcben (Erfcheinung, nahm er fie al$ fein ©emabl ju
fich, unb naebbem 3- geboren war, etjog er ihn alö feinen
©obn. 3ofepb hatte mit SRaria 9ia;aretb in ©aliläa, wo
er gewöhnlich lfbte, »trlaffen unb war, weil ber röm. ÄaU
fer Xu3u(!u6 eine Schalung auSgefcbrieben hatte, jufolge
welcher jeber 3ube in ben JDtt ft'cb begeben mußte, ju bem
er nach feiner abframmung gehörte, nach S3etblerjem , tet
©tobt Saoib'ö, gefommen. .piet watb 3- in einem ©taöe
geboten unb in eine .Stippe gelegt. ©o niebtig war bie
©eburt be« £eilanb« bet Seit, aber (Jngel »erfünbeten feine
(Srfcheinung ben Ritten auf bem Selbe unb biefe Famen mr
Statt , taä Jtinblein ^u fehen. SBotnehme unb gelehrte Man-
net im SRotgenlanbe hatten aus bet (? rfchr inung eineö wun-
t erbaten Stern? gefcbloffen, baß ber SRefftaS geboren fei,
unb jogen au 5, benfelben anzubeten. So famen jte nach
3erufaletn unb fragten nach bem neugeborenen Könige ber
3uben. ^robei , ber bamald JUnig tn Sttufalem war. gc -
baebte ber ffieifTagung ferne« JBolfS unb weil er fürchtete,
ber SKeffial werbe ein irbifeber Äöntg fein unb ihn »om
Zhroae flurjen, gebachte er ta3 Äint )u töbten. Sie alte
SBeifJagung nannte (Bethlehem aB ©eburtSort be« 3Rcf|Ta$,
unb bahm fct)icfte |>eror>rt bie SBeifen, t>tef fie nach bem
Äinbe forfthen unb wenn fie t& gefunben, ihm anfagen.
Sie SBeifen fanben baS Jtinb, beteten es an, gingen aber,
gewarnt oon einem bimmlifcben ©eficht, nicht ju ^trot'.'
■juriicf. 3ofeph erhielt »on ©Ott bie SBei[ung, baß er mit
Sßatia unb 3< nach ignpten jiebe unb blieb bort, bif> ^r>
robeS geflotben war, welcher ju ^Bethlehem unb in ber
Umgegenb alle äinbrr hatte töbten Iaffcn, welche ungefähr
um bie 3eit geboren waren, als ben SBeifen ber Stern er>
fchien. 3ofeph lebte nachher in 9iajateth unb fam alljdhr.
lieh nttt SWaria unb 3. nach 3etufalcm jum jDfterfrffe. Sa
gefchah eä, baß 3. aß ein jrpölfjähriger Änabe feinen Hl*
tun, bie 3crufalem fchon wiebet oetlaffen hotten, auS ben
Äugen gefommen wat. Sie febrten juvücf unb fanben ibn
etfi am, t ritten Sage, wie er im 2rmpe( untet ben Sebrrrt!
faß, fie fragte unb ijmcn Antwort ertheilte, fobaßXUe übe:
tet» Änaben SBetjtanb oerwunbert waren. Später war 3o<
bannet, welchen ©Ott ju einem SBorltSufer unb S3erfünbian
be* fommenben SJtefftaS befiellt hatte, aufgetreten, prebigte
JBuße unb taufte bie (Bußfertigen im 3orban. Sa fam
auch 3- hu 3ohanne§ unb ließ fich taufen ; ti gefchah ober,
alö et getauft wotben war unb betete, ein göttliches Reichen
unb erfchod eine Stimme, welche ihn als ben Sohn ©otte?
oerfünbete. M§ 3- 30 3ahte alt geworben war, begab et
fich in bie SBüfie, übte ©ebet unb Saften unb beffanb bie
Söerfuchungen , welche ihm nahe traten. ÜRacbber ging er
iuturf in taä galildifche ?anb unb fing an taS SSolTiut
S3uße jtu rufen unb ju belebten. Qx fammelte auch um ftch
bie Scannet, welche Xpcflel, t. b. (Boten obet SBerfünbiger
feiner Sehte, wetben follten. (Balb fammelte fich eine große
Spenge SüolfsS um ihn, welche tfjeilä um feiner Hehre wtDeit,
tbei:& wegen ber SSunbetwerfe, bie et jur (Befldtigung fei-
ner göttlichen Srntung verrichtete, an ihn glaubte. 6t
felhfi aber tabelte Siejentgen hart, welche 3ei*en unb San
her fehen wollten, um ju glauben, benn er wollte, baß man,
um ber feiner Sebre inwobnenben, überjeugenben unb befett
genben Ätaft willen an ihn glauben foQe. 3. lebte fheng nach
bem jüb. ©efetj, fagte auch, baß et nicht getommen fei,
baffelbe aufjuheben, fonbern e8 ju erfüllen, inbem ti nicht
genug fei an ber äußerlichen ©crecfjtigfeit ber S5erfe, fon
betn c6 barauf anfomme, baß bte ©eftnnung \}til\g fei,
welche b<n SBetfen ju ©tunbe liege, ©eine Sünder berettete
er auf ihre große Senbung cor unb obfebon fie ihn fielfach
mi6t>et(ianben, inbem fie, wie bie SJJeng^e, auf ein farbifchef
Weich beö SKeffiaS hofften, fo würben tiefe Hebren an ihnen
boeb ftuchtbtingenb, na cht cm <Shri|iu§ von ihnen gefebieben
unb butch fein Siethen ihnen bie höhere Anficht über bie
SBefrimmung feiner Senbung aufgegangen war. ©eine fehrt
fcbloß fich bet gaffungsftaft feinet 3ul)ötet an; er trag fie
ihnen meijl in (Betfpielen unb ©leicbniffen cor, fprach aber
oft auch mü *>tx Begeiferung eine § Propheten. Sörth fei-
nen eignen SBanbel war er ein leuchtenteS Borbilb ber Zu
?enb unb ©ittenreinheit, unb felbfi feine etbittettflen geinbe
onnten ihm nie einen Vorwurf in biefer (Bejiebung machen.
Sabei war feine & ömmigfeit unb ßtgebenheit in ben Sü-
lm ©otteS, ben et alö liebenben S3atet btä Stenfchengc
fchlechtü anbeten lebite, weit entfernt »on aller emppnbeln
beu Schwärmerei; er wat »ielmeht fttti beitet unb freute
fich mit ben gröblichen, fowie er bie (Betrübten tröjlete. C
bulbete bie ©ünber, auch erhatmte et fich bet ©efallenen,
inbem er fie )u retten hoffte, aber er eiferte gegen fie, wenn
fie fre<b «* ^et SBerunehrung beS .^eiligen auftraten. 3tnn
Jesus *
Djlerfefle (hörnten aüe Suben naa) Serufalem unb auch 3.
tarn jebeSmal ju biefem gefte babm unb trat lehr'nb, ftra»
ftnl), ermabnrnb, aufricbtenb aua) $ier im Stempel ©alomo'S
tfuf. 2>ie »erfc^rtcrt 83orftellunacn, welche bie 3uben »om
3)(efjla$ hatten, als welker 3- toeitS laut »erfünbigt würbe,
fcbufen ihm unter ben SWdcbtigen unb 2)enen, bie fteh fiug
fünften, ©tele geinbe, bie ihn bis jum Stöbe »erfolgten unb
denen er wobl Jjdtte entgeben f innen, fowie auch, bie 3aW
'einer Änbdnger fo groß roaf, baf er feinen geinben mit
Seroalt bdtre entgegentreten unb bie ebrgeijigen 2Bün»
'dft mancher feiner änbdnger beliebigen tonnen. Xber 3«
ofoEte n»eber 25iefeS noä) SeneS, fonbern gab ftch felbjl in
?ie $dnbe feiner geinbe, («n ©chicffal oorauSfebenb unb
wauSfagenb, um alle Srrtbümer, an benen feine JBefennet
u>cb fejtbielten, ju »ernichten, bie (SbnfruSlebre in ibrer
lanjen 8?einr)eit unb t»mmlif$en £errlicbfeit barjufreileu
mb bie SBahrbeit berfelben mit feinem Stöbe ju beft'egeln.
IIS er jum brüten «Wale auf baS äDfterfeft naa) 3erufalem
am, empfing ü)n baS SiolP öffentlich mit jubelnbem 3urufe
tlS ben aottgefanbten Propheten. 2)a uberlegte bie Partei
»er ungläubigen Weichen unb Bornehmen, wie fie ihn fingen
mb töotrten. Giner ber Sünger beS £errn, 3ubaS, genannt
M'rbariotb, fam aber ju ihnen unb bot ihnen an, baf er für
53flb 3. m ü)w fcdnbe liefern »olle. 3- fpeifle mit fei»
cn Süngern naa) ber altertb umliefen SJeife feine« SBolfö
aS Dfierlamm. €r wußte ben Spenrath unb rannte ben
Serrdtber unb fagte feinen Sängern »orauS, waS gefebeb/n
JÜrbe- £aS 2Cbenbmabl aber, welche« er mit feinen 3un»
ern bielt, machte er ju einem ©ebdcbtnifmahle für fünf»
ige 3eiten. ®r gab ibnen ©rot unb SBein, bamit fie feU*
ef für baS $eil ber SBelt gebrochenen CeibeS unb »ergoffe*
cn üülutS jteh erinnern follten, unb wmcb ihnen felbft bie
iifje, auf baf feine Sefetmer in bemütbiaer Siebe miteins
über umgingen, weil it>r |>err unb 2Retfter ftcb nicht ju
et) pachtet, ÄnechteSbienfie für fie ju ©errichten. 9ta$
ni Pfahle ging 3. mit feinen Süngern naa) bem jbtterge,
fr »or 3erufalem liegt, in ben ©arten ©etbfemane. $\tt
trete er inbrünjlig ju ©ort, wdbrenb feine 3ünger fcblum»
erten. ©eine menfehliche . Statur erbebte wol »or ben
.'iben, bie ibm beoorftunben, aber er bejwang fte unb
gte fiel) ganj in ben SBillen ©otteS. (Snblicb weefte er
e Sünger unb ging mit ibnen bem SSerrdtber SubaS enfe
gen, welcher mtt bewaffneten nabte. JDurd) einen Äuf
nietb SubaS feinen £errn unb biefer aab ftcb rubig in bie
dnbe feinet geinbe unb wehrte ben Süngern, welche ihn
freien wollten, ©ei bem £obenpriefter ÄaipbaS waren
f ©cbriftgele&rten unb flltejten »erfammelt, unb cor btefe
"tbe 3. geführt. fSalfdjc 3<ugen würben gegen ihn i)tx-
igebraa>t, um ihn ju oerberben, man oerbrebte bie Starte,
er ;um SSolfe gebrochen hatte, um eine ©chulb ju firu
n. 3. antwortete biefen 3eugen nicht; alt ihn aber bet
nbepriefter einen feierlichen (!tb abverlangte, ob er fei <3bri»
i«, bet @obn ©otteS, antwortete er: „Du faafr til"
un errtdtte ihn ber •öol)epvte|ler für @inen, ber ©Ott ge*
lert h*be, unb bie Enwefenbcn oerbammten ihn jum 2obe,
?banbetten unb »erb6bnten ihn. <&$ burften aber bieSu»
i bie 2obec»ftrafe nicht ohne SÖeitere* »olljiehen, weil ih«
n bie 9?6mer einen Sanbpfleger gefegt hatten, welcher auf
subung ber ©ereebtigfeit ju fehen hatte. 5>ufer war ba»
il$ Donttu« f)ilatu8, unb »or ihn brachten fie 3- unb
»3 Joch
Ragten ihn an, baf er Aufruhr giften wolle unb neb für
ben SReffia«, alfo für ben Äönig ber Suben, auSgdbe. ?>u
latus hiflt ©ericht über 3« unb fanb ihn unfchulbig, weU
ched er auch laut unb öffentlich erfldrte. *2fber ber'Solf««
häufe, welchen bie geinbe 3- angeftiftet hatttn> fdfprie fo
laut, baf ihn 9>ilaru6 freujigen laffen folle, baf biefer, alt)
ein fchwacher ÜRann, um ntcht einen Aufruhr ju erregen,
3. in ih« <&<$nbe gab, bamit fte ihn freujigten. Somtfcbc
Äriegäfnechte trieben ihren frechen ©»ort mtt 3-, ber (ich,
wie fte fugten, für einen Äonig ber Suben ausgegeben hatte.
2tuf ber {Kichnlatte ©olgatha, b. b- ©cbdbelftdtte, nagelten
fie 3- an ba8 Äreiu unb h'^«ten an baffelbe eine 3nfchrift,
welche bieUrfache fetneS 2obeS angab: „SefuS »on SRajaretb,
ber Suben Äonig". 3wei gemeine »erbreeher würben mtt ihm
gefreujigt. 3. betete am £reuje für feine geinbe unb »er»
fchieb, eher alS fonfi anö Äreuj ©efchlagene ;u enben pße>
gen. 3m 34. Sahre feincö SebenS, am 15. be« SKonate
9iifan, in ber britten 9iachmittagSftunbe, fiarb 3. unb ts
erbebte bie (Srbe unb ber S3orhang im £rm»el, welcher baS
Xderheiligfie ab fchieb, gerrtf. 3ofe»h von Vrimathta, ein
Enbdnger ber GhrifiuSlef, ive, war ein reicher SDlann unb hatte
ftcb ein eignes ©rabmal in einen Seifen hauen laffen, ber
erbat fteft »on Pilatus ben Seichnam S-'S, um ihn in jenes
©rab ju legen, ©eine Sitte würbe bewilligt, 3- in baS
©rab gelegt unb »or baffelbe ein groftr ©tein gewdljt, weU
a)er ben (Singang »erfchlof. 25a nun aber feine geinbe
wußten, baf 3- »orauSgefagt hatte, baf er am britten Zage
aufetfiehen werbe, fo lief Pilatus, bamit ber üctcfmam nicht
etwa heimlich entwenbet werbe, baS ©rab »erftegeln unb
Sachen ba»orfleuen. Um britten Sage aber erbebte bie ßrbe,
ein (Sngel wdljte ben ©tein beS ©rabeS hinweg, bie Arie»
gcr, welche eS bewachten, bebten )urücf »or ber leuebt entert
Grfcheinung. ahnftuS entflieg lebenb ber ©ruft, üioch 40
Sage wanbelte er unter feinen 3üngern unb belehrte fie, unb
würbe barauf ju Bethanien, nachbem er fte gefegnet, gen
immel getragen. SBir glauben alS Cf>rtften/ baf er bei
ott ift unb bermaleinfl am 6nbe aller Sage ©ericht ftftb
trn werbe über unS im tarnen ©otteS.
Joacrjhnfltrjaler ober ©chlicfenthaler waren bie er*
ftert JSbaler, jwet Sott) fchwere ©ilberfiücfe, welche bie
Örafen ©chlicf, jöefiher bcS reichen ©ilberbergwerfS Soa»
chtmSthal in ©6hwen, feit 1517 fchlagen liefen. 2>aS
SBort % haier ifl auS So^ajimSthalcr burch Äbfürjung
entjlanben.
3od) h«iftn mancherlei ^trten »on Vorrichtungen , welche
jum 3tehen ober Strogen bieneiw ©o j. JB; ift Socb in ber
2ßafferbaufunft eine {Reibe eingerammter pfähle, welche burch
horizontale halfen »erbunben finb unb bie j&rücrenbahn tra*
gen; biefe wirb burch Sohlen gebilbet, welche »on einem
Socb xum anbern reichen. 3n ber Sanbwirtbf^aft bebient
man fleh einer Zrt Seche, welche ben 3ugoä)fen aufgelegt
werben. Sn manchen ©egenben finb hierbei immer jwet y~cb^
fen burch -©in Socf) »erbunben unb man fagt baher wohl
ein 3oa) ßchfen für ein ?)aar IDchfen. 2>aS 5ocf> wirb
alS S»mbol ber äneebtfcbaft gebraucht, unb auf biefe SBeife
ifl baS 2ßort: unterjochen entflanben. 2fucb bei ben 2tu
ten hatte baS 3 och fchon eine ähnliche Sebeutung; wie eS
benn eine ber fchmachooll(len ©trafen war, wenn ein Söer»
urtheilter unter einem 3»<he weggefchieft würbe, welches in
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Johann (Päpste dieses Staunens) &
tiefem gaOc burct) einen einfallen fiuerbalfen oorgeftcUt
würbe.
3ol)dnn ift ber Käme mehret $dpjic, unter benen 3o»
fcann XXII. unb Sodann XXIII. tue legten unb merfwür»
bigjten waren. 3cncr würbe 1316 jum $apfle gewdblt unb
war ein eifriger ©egncr be« Jfaifer« 8ubwig, genannt ber
ffiaicr, welcher ihm in Wifolau« V. 1328 einen ©egenpapfi
entgegenftellte. Diefer ober würbe »on 3. gefangen genom»
men unb mußte feine SBürbe aufgeben. 3- fuchte ba« Tin*
fefcen be« 9>apfte« frafrtg aufrecht ju erhalten unb machte
ftcr) »erbaßt burch, feine ®elberpre|lungeii, in golge beren er
1334 bei feinem JEobe 22 SKitt. ©olbgülben hinterließ. —
3ob.ann XXIII., bec 1410 jum $ap(te gewagt würbe,
batte jwei ©egenpipfie, ©reger XII. unb JBenebict XIII.,
(ub Jpuß (f. b.) vor feinen Wicbterflubl nad) Wom unb
t^at ü)n, ba er nicht erfebien, in ben. SBann. Gr befugte
1414 bie berühmt £ircben»erfamm(ung ju JtonftanjO'.b.).
4>irr mußte er 1415 feiner SBürbe entfagen, unb als er
floh unb feine (Jntfagung wiberrief, |o wurbt ein Qriminal»
proceß gegen it>n »erfcangt, tym bie fct)wcrfrm Verbrechen
naebgewtefen unb er feierlich abgefefct. & faß bann bi«
1419 im ©efdngniß, wo er (ich loßfaufte, »om «papfle
SWartin Y. begnabigt würbe unb nod) in bemfetben 3a&re
ju glorenj jiarb. — ©n abgcfdjmacftcS, aber befonbert
früher febr »erbreitete« Sfldrcben ift ba« »on ber $dpjtin
Sobanna. £iefelbe feil au« «Wainj gebürtig gewefen fein
unb ihrem ©eliebten, einem Grngldnber, in. männlicher Stier»
flcibung auf einer Steife nach 2ftben gefolgt fein, wo fie
felbjt in ben 2Biffenfd;aften fo große gortfct>ntte mad)te, baß
fie, als fie fpdter nach Wom fam, unter bem Kamen 3o»
banne* 'ÄnglicuS allgemeine« tfuffeben erregte unb entlief)
»um $apft gewdblt worben fein foH. 'Äl« 3ot)ann Vlll.
foll fte »on 854—856 regiert, 8eo IV. jum SJorgdnger
unb ©enebict III. jum Wacbfolger gehabt hoben. Wocb wirb
erjdblt, baß fie in geige unerlaubten Umgangs bei einer
feierlichen 9>roceffion pltTtjlich Butter geworben unb fo»
gleid? nad) ber Wieberfunft geworben fei. Die galfcbbeit
biefe« 9J?drcbenS ift t>tfiortfc^ erwiefen, boct) r>aben e« felbjt
fatbolifcfoe ©elebrte für wabr gebalten. SBabrfcbeinlicb war
e« erfonnen worben, um ba« unftttliebe geben, welche« ei<
nige ^dpfie führten, ju »erfpotten.
3ohann ohne £an& war 1166 geboren unb 1199—
1216 Jtinig »on Gnglanb. (St war ber »ierte ©obn Äö»
nig J&einrich H. unb ein ©ruber bei berühmten Wicharb
fcowenberj (f. b.). (St hatte ftet) gegen feinen Bater cnu
p6rt unb erhielt nach teilen SEobe fein ©ebiet, bah" mon
ihn bem {Beinamen: „IDbne SSanb" gab. Wicbarb gab ihm
anfehnliche IBefüjungen, aber wdhrenb jener auf feinemjtreuj*
Sge abwefenb war, (hebte % nach unumfd)rdnfter £en>
iaft. Wicbarb fehrte jurücf, »erjietj ihm unb ernannte ihn
ju feinem Nachfolger. Wad) Wicharb'« SEobe machte aber
Xrthur, bet @ohn eine« altem »ruber« 3-'«/ 2tnfprüa)e
auf bie iCrone, unb ba für benfelben bie franj. f)rot>injen
fid; ertldtt hatten, fo entflanben itdmpfe; welche burch ben
Sob be« iungen Arthur enbeten, ber fernem £>beim 3> in
bie £>dnbe gefallen war unb oon bejfen Sganb getibtet wor»
ben fein foDL Philipp Äugufl, Ädnig »on granfreich, fo»
berte 3. jur Verantwortung, weil berfclbe burch bie franj.
ißefiftungen XJafaU oon granheich war, unh fid) 3. nicht
Ni Johann Friedrich I.
ffrUte, fo nahm ber franj. Jtinig aQe jene Sefifcimgen ü)m
weg. JDa % bie ©eijrlicben in ßnglanb mit Auflagen brutfn.
fo that ihn $apß 3nnocenj IU. in ben IBann unb nur burtb
»öQige Unterwerfung unter Wom tonnte 3- auf feinem Xw. .
ftch baitcu. Siergeben« fuebte 3. bie franj. Jöefibungen Mid
ber ju erobern, er würbe gefeblagen unb auch ber Vbd 6ng>
lanb« empörte ftcb gegen iiia unb brang ihm 1215 bt( be>
rühmte Magna rharta ab. Da 3- aber auch bicr ftd) treu»
lo« bewies, fo riefen bie S3arone be« Weich« ben 5obn be«
franj. Jt6nig« Philipp Xugu|T, Subwig, nach Sonbon, m
fit ihn 1216 jum JUnige fronten. Süchtig inte 3. um
her unb jiarb 1216 in Jtummer unb (Jlenb. @cbon tra
folgenben 3ah« entfagte üubwig ju ®un|len Heinrich UI.,
be« neunjdhrigen @ohn« 3.'«-
3ol]Qnn /riärid) I., genannt ber Orofmüthige, bei
rühmt burch feine S8erbienfie um bie bart bebrdngte evangb
lifche Jtirche, geb. 1503, war ber (efete iturfürfi oon €aa>
fen au« ber Crncfiinifcben Äinie. Wach bem £obe feiaes
»ater«, be«* Jturfürften Sohann be« äöejldnbigen, übernabm
er 1532 in feinem unb feine« unmünbigen £ ruber« 30bau>
(rntft Warnen, bie Wegierung ber väterlichen Sanbe unJ
würbe 1535 ju SBien feinlich mit ber Jtunvurbe helebm
3- war 2Ritglieb be« fchmalfalbifchen »unbe« unb balf öS
folche« ben ^>erjog ^einrieb «on Sraunfcbwcig r>erneit<a
welcher ein $cinb ber protejiantifchen $ürjien war, Spar-
brenner in ibr 8anb gefchieft holte unb bie prote|iantifcben
©tdbte brüefte. £ie Einführung ber Jtircbenrcformation ua
Xemftifte ju Waumburg unb bie Sürfenjieuer in SBlt. "
erregten einen 3mifi jwifchen bem üurfürjten unb feinen
8}etter, bem nachher fo berühmt geworbenen SWorifc 0.t>
bamal« ^)njog »on ©achfen; JCneg«beere rücften 1542 m
beiben «Seiten au«, aber ber griebe würbe, noch «be el u:
einem Srejfen fam, burch ben Sanbgrafen »on Reffen rr
mittelt unb bie feinblichen .Strieger aßen friebltcb jufamaa
ihre Dflerflaien in SBurjcn, baber fpottlich biefn Jettja;
ber Slabenfrieg genannt würbe. &mfilich aber würbe ba
1546 aufgebrochene fa)malfa(bi|cbe Ärieg. Sange jogtrt.
ber äurfürjt, ehe er entfeheibenbe (Schritte ber jßerbünbttti
julicrj, um feine Pflicht gegen ben itaifer nicht ja »erlebe
unb bie äSaffen nur jur Süertbeibigung brauchen ju bürfa
Wad}bem er aber mit bem Sanbgrafen »on Reffen »om dU*
fer für einen WebeQen, SWeineibigen unb ^och»errdther ur
in bie Äcbt erfldrt worben war, lie§ er feine Gruppen tri
benen ber ©unbe«genoffen in« gelb rüden. SBdbTenb ab«
ber Jturfürjt auf btefe äöeife außerhalb feine« ganbe« nst
fiel in biefe« ^>erjog SWoriö »on ©achfen ein, welchen, fi
wie ben Jt&nig gerbinanb »on äBöbmen , Äaifer itarl V. rri
«oUjtcbung ber gebt beauftragt hotte. Um nicht ben 8h
men in bie #dnbe *u faUen, ergab fta) ba* ganje Xarh
ftenthum mit ausnähme »on Wittenberg, eifenach unb ®e(ii
bem |>erjog SRori^. 3m £>ec 1546 lehrte ber Jturfürji *
fein 8anb jurücf, nahm baffelbe bem geinbe wieber ab vti
eroberte auch einen 5Cheil »on ben »errungen »cri?:,
nachbem er ben biefem ju Aülfe fommenben SWarfgraf - 1
bred)t »on JBranbenburg in Wochli^ überfallen unb gefaap.'a
genommen hotte. JBatb war bem $erjog SRoril «0 HJ
8anb, bi« auf 2>n5ben, geipjig, ?)irna unb Swicfan, en>
rijfen. Wachbem Äaifer Äarl ben fchmalfalbifchen Bmb i
©übbeutfchlanb »emid)t« hatte, »erbanh e« jtch «i t<*
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Rinigt oon »öhmen unb $erjog SRorifc unb jog nun ge>
jen ben äurfütfren. £>iefer brach bie (Jlbbrücf« bei SReißen
w unb fucbte Wittenberg ju meinen; aber bei SÄü^lberg
;i547) ging ber Jtaifer mtt feinem $«ere bord) bie Crlbe,
< fam jum treffen, in welchem baS 4?eer beS Äurfurjten
jötlig gefa>l«gm unb et felbft oerwunbet unb gefangen ge»
ummen würbe. $tr Jtaifer lief über ben Äurfürften baS
ftbeSurtbeil fallen, würbe jebodj bureb SSerwenbung bei
Äurfürfrcn 3oacbim ton öranbenburg ju milbern 2Raßrcgeln
teftimmt. 3. mußte für jicb unb feine SRacbfommen auf bie
urürftl. SBürbe SBerjidjt leiften, welche auf £er$og 3Ro»
ifc überging, unb folltc fo lange in ©efangenfebaft bleiben,
ilS eS bem jtaifer gefallen würbe. 3n #aüe bemütbigre
i<b hierauf aueb ber Canbgraf von Reffen vor bem Jtaifer,
ntfer aber hielt aud) ihn gefangen, obfebon fid> 9Rori| ton
2aä)fen gegen ben ßanbgrafen für feine greift oerbürgt.
■tu. SRonfc, erjürnt über baS Verfahren bei JtaiferS, fiel
um 1552 mit einer bebeutenben JpeereSmacbt in Schwaben
•in unb ber Jtaifer fah fid) jur glutbt unb jur greigebung
5.1 genötbigt. JDiefer ging nach Sbüringen jurücf unb
ourbe mit ungemeiner freube empfangen. Grr maä)te in
?er golge noch man<berlei fiSerfucbe, bie verlorene Jturwürbe
riebet »u erlangen, welche ieboä) fdjeiterten. Die evange»
it"d)e JtlrtJje, an welker er nad) wie bor mit beglichet
ftömmigfeit hing, erfreut« ftd> feine« ©dbufeeS bis an fei»
ttn 1554 erfolgten Sob.
3oljann öomeekt ober 3o bann UL. 1674—96 Jti*
rig oon $olen, war ein ©obn beS JtaßettanS »on Jtrafau,
ourbe 1624 geboren unb war einer ber größten gelben
mb treffUcbften gelbherren im 17. 3abrb. ©tänjenbe Söaf.
ernsten gegen bie geinbe feinet SJaterlanbeS oerfchafften
-in jundebß bie SBürbe cineä CbermarfcbalB unb ©berge»
icralS bei JtönigreicbJ y 1673 fd>lug er bei Sho^im bie Sur:
en in einer blutigen ©cblacbt, bei welker fie 28,000 SR.
>erlcren, unb 1674 würbe % jum Jtönige »on 9>olen er»
»iblt. 2flS folcber hielt er einen glemjenben $ofßaat, war,
elbjl hocbgebilbet, ein SJeförberer ber SBiffenfcbaften unb
xfanb fta> faß ßetö auf {Reifen, inbem er mit feiner ©e=
nablin unb feinem Jpofllaate eine feiner ©efüjungen nad)
I« anbern ju befueben pflegte. «Rad) feinem Sobe machte
nan ihm ben Vorwurf, baß er bas ©elb aU;u febr geliebt
Ktbe. %'i glanjenbfle unb berubmtefre SBaffentbat war bie
?ntfefeung Söienö. Die Surfen waren fiegreieb, unb mit
irofer .freereemaebt 1683 »or SSien gefommen unb biefe
pauptftabt bei (Jjriftlicben £eutfd?lanb$ würbe in bie S>a\m
er Ungläubigen gefallen fein, wenn it>r nid t % eilig mit
-'5,000 SR. ju Jg>ulfc gejogen wdre. JJie Surfen würben
n ber ©djlacfet befiegt unb entflohen au« ihren S3erfd>an=
ungen. @o eilig war biefe glua>t, bag ber Jtinig t>on
Polen fogar bie Jahne ä^ohammeb'i erbeutete, welche er an
>tn f>apft äB @ieg4tropbäe fchidte. mit unerhörter S3e»
Itifterung würbe 3. unb feine Ärmee in SEBien empfangen,
r würbe twn ben Einwohnern als 8?etter ihres ©laubenS
mb threS 2eOenS begrüßt. 3. ftarb 1696, naebbem ihm
tit legten Söhre feines gebend noch babureb verbittert
oorben waren, baß er, beffert Stob man erwartete, febon
)ie farteifampfe fich tntwitfeln fab, weld;e bie Sth
ligswablen in ?>olen ju begleiten pflegten unb welche
8iitrt>Cono.»tar. u-
eine- ^>aupfutf<«*e beö
ben ftnb.
(der Täufer)
ftnttraanaK btrftä QRti&Z
3p|)flrmf6 (ber Säufer), ber große 3ritgeneffe unb 23er:
gdnger 3«fu, würbe in 3ubaa bem >priefrer 3«d?ariaS unb
ber eiifabeth, einer greunbin unb Söerwanbten ber 2J?atra,
?ieboren, als Söeibe fd>on betagt waren, ©er ©ngel ©abriet
ott" bie ©eburt bei ÄinbeS »orauSoerfünbigt haben unb 3ad>a«
riaS bis &u bem Kugenblicfe fhimm genwrben fein, an mU
chem baS Äinb feinen 9lamen erhalten fottte, ben er jum
(grflaunen aller nach bem IBefebl beS <ingelS laut ausrief:
3ohannc«, b. h- ©efebenf ©otteS. Jlurj oor bem iffentli»
eben Auftreten 3efu erf<bdnt 3- in ber ©üfre Suba unfern
bei tobten SReerS in ber ftrengen SebenSweife eineS ©ort»
geweibeten (9laftraer), ber ben ©muß beS SBeinS unb aller
geifiigen ©etrdnfe meibet, mit aitgenfetten befleibet iji, um
bie ienben einen Eebergurt triebt unb oon Kräutern unb
wilbem ^onig lebt. Igt »erfünbigrt bie tWäbe beS £>immel>
reicbS, ermahnte mit mÄchtiger »ußprebigt jur fittliihen Um»
fehr als bei 8?eicb3 SSebingung, unb »ottjog bie Saufe als
©innbilb unb ©elübbe berfelben. 2tud> 3efuS ließ (ich taufen
unb würbe bei ber Saufe von 3< burd) ein erwartetes inne»
res unb äußeret anziehen als äReffiaS erfannt. Sion nun
an freute ftd) 3-, Hein ju werben, bamit jener groß würbe,
unb führte ihm bie erften 3üngcr ju, ohne bod) felbft ihm
nadjjufolgen. ©eine SBorfiellung »on bem 8ReffiaSreid)e war
bie auch ben 3üngem 3(fu anfänglich anhaftenbe von ei»
nem irbifeben Jtonige, tarier feine Mahnung an ben ^au»
bemben «WeffiaS, baber ber TtuSfprud) 3efu , baß berÄlemlte
im Himmelreiche größer fei, als 3-, ungeachtet er ihn für
ben größten Propheten erflärt hatte. Sßeil 3. feiner rauben
Sugenb, feines freien fhafenben 9DorfS wegen bei $ohen
unb Biebern im S3o(!e in- großem Xnfcbtn ftanb, hatte fein
3eugniß für Gr)riftuS große SSicbtigfeit. Der Säbel, ben
3. unoerholen über bie ebebreeberifebe S3ermäh(ung beS $e<
robeS ÄntipaS mit ber $erobia£ auSfprad), braute ihn in
bie ©efangenfebaft auf eine SBergfejie in ©alilia, wo er
hingerichtet würbe, als |>erobeS bei einem gefte, entjücft
über bie Sugenbfcbönbeit feiner Softer ©alome, ihr eine
Sitte ju erfüllen oerfprad), unb $erobiaS, hie ebenfo räch»
fücbtig atS lißig war, bie ©tieftoebfer anfiiftete, um baS
^aupt 3 *« hes SauferS ju bitten. Stocb räa)te fich ^ttotiai
an bem Seichname beS Hftl'9en' inDtm f«ne 3unge
mit Nabeln burebfracb.
»bit 3of)anneSiünger beftanben als befonbere ©effe
am 3orban fort, wanbten fich oher beim einfalle ber Xra<
her in falafiina nach ©Prien unb 9)erfien, wo fie im 17.
3ahr:i. ton jefuitifeben CWiffionaren unter bem SÖamen ber
3a hier (iHajarder, SRanbaer) aufgefunben würben, ©ie
befifcen h«lige ©djriften, ^ie eine gemifebte, ber 8«h« *>er
Werfer oon jwei Urwefen nicht unähnliche {Religion enthal»
ten, als beren Sermittler fie ben % oerehren, mit bem fich
ein SBefen beS 8id?treichS vereinigte, um bie SRenfcben auS
bem {Reiche ber ginjterniß ju erlöfen. Diefer fReligion
entfpricht eine Sittenlehre, bie auf ganjficbe
ber ©innlichfeit als ©runb beS 83öfen bringt Sie Saufe
ifl ben 3^biern bie heilige unb wiebtigfte Hanb(ung, bie
fowol an Sleugeborenen alS an Crwacfcfenen, an biefen we»
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Johannes (der Evangelist) 506 Johanniterritter
richtet wirb. Den Stifter beS GbrifTentEjumS erfennen ffc
nicfjt a!5 jeneS von ihnen verehrte Sicbtwefen an.
2T15 Qebächtnißtag ber öeburt t»c3 3. feinte bie Äirdje
feit bem 5. 3«h*h- baS Johannis fefi obeeben fogenann»
ten Johannistag. Die Seier beffelben würbe auf ben
24. 3un. »erlegt, ba 3- fechS SRonate dlter war als ber
grlöfer unb man beffen ©eburtSfeft auf ben 25. Dec feft»
gefegt lütte. 3n ber fatyolif$en .Kirche war biefeS geff im<
mer ein halber Feiertag , ift aber hin unb wieber burch
päpftlidje (Srlaubniß in verfdjiebenen ©egenben abgefommen
unb bie Arbeit, nach angehörter SReffe, wie bei mehren an»
bem gcfl - unb Äpofieltagen, erlaubt worben. 2Bo eS noch
bei ben $>rotefIanten üblich t|r, ba ift eS ein halber Feiertag.
Der in man dien ©egenben übliche ©ebrauch, geuer in ber
Stacht vor bem Johannistage anju jünben ( 3 o b a n n i 5 f e u e r )
unb barüber ju fpringen, um burch. ben Dampf ben Seufel
abjura ehren, ift ein öftfi ber von ben alten Deutfcben unb
(Sorben beim Gintritte ber Sonnenwenbe begangenen geier»
Itchfeiter. Hn anbern jDrten begebt man am Johannistage
ein JBlumenfe|i unb befränjt bie ©raber ber geliebten JEobten.
Johannes (ber <j?vangelifi)', war ber SieblingSiünger
Jefu unb galt alS baS 3beal chrifilichcr Siebe unb Sanft»
mutfi. (Jr war ber Sohn eines wobjbabenben gifcberS 3e»
bebuuS unb ber Salome auS ©aliläa unb ©ruber beS aU
fern JafcbuS, mit bem er jugleict) auf 3efu SRuf baS %i>
fcherneö oerließ, naebbem er, wie eS feheint, eine 3eit lang
ber Schüler 3ol)anneS beS ääufcrS gewefen war. 3n ber
befiänbigen Nachfolge ßbrifii würbe er von ihm unverfenn»
bar ausgezeichnet, wovon jeboeb ber ©runb mehr in feiner
gähjgfcit, ben SDleifter geiftig ju faffen, als in feinem
Temperament, namentlich feiner Sanftmutb, gefuebt wer»
ben muß. 3n ihn, alS ben Vertrauten 3efu, wanbten {ich bie
Jünger bei ber <£infefcung beS ÄbenbmahlS, um beS Ver»
räthers gewiß ju werben. 3n ber SeibenSnacht jlanb er
3efu bei feiner ©efangennebmung jnr Seite, folgte ihm in
ben föeriditöbof, trauerte unter fernem Äreuje unb erhielt
jlerbenb von ihm ben Auftrag, für bie SDhitter SDlaria (f. b.)
ju forgen. 2tucb war er ber (jrjle, ber an ben 2luferjian»
benen glaubte unb benfelben ben übrigen Jüngern verfün»
bigle. Stach bem 2tbfcf>iebe Jefu von ber (Srbe war er für
bie Verbreitung beS CbriflentbumS in 3erufalem tbätig,
wählte ft'ch aber, alS hier bie Sage ber Gbrijlcn im fiel: er
würbe, nach Einigen nach bem Tobe ÜBaria'S, (SpbefuS, als
SWittelpunft ber ©emeinben JÜeinafienS, jum bleibenbenSBohn»
fir>, wiber Jrrlcbrer i)cibnifchen unb jüb. Stamme? mutbig
fämpfcnb, mit cbrifiticher Siebe Verlorene rettenb. unb bte
.Kirche jufammenbaltenb, bis er am Grnbe beS JabrbunbertS
im hoben ©reifenalter einet natürlichen SSobeS ßarb. Doch er»
jäblt bie Sage, baß er in 8?om* jum ÜRärtprertobe in fie»
benbem £>l verurteilt worben fei, aber wunbe'rbar gerettet,
barauf in ber Verbannung auf ber wüfien Jnfcl f)atf)mo8
habe (eben müffen. ?Keid; begabten ©etfteS unb voll tiefen,
finblid) reinen <3emütl)5, war bem 3- bie innigfte ©ei|ie3»
aemeinfehaft mit feinem hohen SReijter eigen tbümlid), in ber
ftch ihm eine ©emütbSroclt auffebloß, bie, bem 3wiefpalte
beS DieSfeit unb Jenfeit, beS SKenfcblichen unb ©öttltehen,
überhoben, im freubigen Crntjücfen bem änfehaucn beS <£wi»
gen unb ^immlifchen lebte. So erfebeint 3. in ber Sage,
nach welcher er feine ©emeinbe immer mit ben SBorten an>
rebete: /rftinber, liehet euer) untern mint er", unb noch niehi
in feinen Schriften. 3u benfelben gehören fein Evangelium
weniger eine Zahlung beS wunberbaren SebenS Ghrifti in
ber SBeife ber bret erften @vangeliften, als eine 5Berhmi:.
ebung feines liimmlifchcn SBefenS als ©otteS Sohn, brei
©riefe, von benen ber erfte an eine ©emeinbe iUcinaßen^
bie beiben anbern an einzeln e**Perfonen gerichtet ftnb, unb
bie ihm (heitig gemachte jDjfenbarung. Diefr galt früher
allgemein als eine SBeiffagung großer unb wichtiger Creig:
niffe für aQe 3ahrhunberte. Jn biefer VorauSfe^ung fuehtm
unb fanben C5t>riften aller Reiten, welche bie Ginbilbungen ba
^hontafte einem ruhigen unb befonnenen Denfen vorlegen,
in berfelben abenteuerliche Meinungen unb wunberhare %ui>
fdilütje. Sine gebilbete unb vorurteilsfreie Vernunft fint.-:
in biefem SEBerfe eine mit proph^ifcher fi3egeiflerung ab.;:
. faßte Schilberung beS Sieges beS GbriflentbumS über US
•Öeibcntbum. SRact) biefer Xuffaffung jerfdUt bie Du^tusg
in brei Xcte, von benen im erfiert ber $all JcrufalemS gba
beS JubentbumS, im ^weiten ber $aQ IBabplonS ober beS
.öeibcnttjumS, im britten baS ^erabfteigen eines neuen ter>
fchönerten JerufalemS, b. Ii. beS Geichs ©otteS (6hriß;:..
thumS) mit feiner ©lücffeligfeit vom Gimmel auf bie Qttt
bargefictlt wirb. DaS ©anje ifl im ©eifte ber orientalifchei
Dichterfprache abgefaßt mit geheimnißooQen, bem Daniel
nachgeahmten Silbern. Der Annahme, baß 3- ber fßtv'c-
fer biefeS äöuchd fei, fteht bie ©eftnnung entgegen, weldt
ftch in bemfelben auSfpricht unb welche bem milbtn ur.:
liebevollen S3efen beS 3« nicht gemäß i(L
3ol)anni$br0t ober darobbe heißt bie büifenartict
gruebt beS johanniSbrotbaumS (CeratonU SUiqw L.\
Diefer (lammt urfprünglicb auS Sprien unb %ppten, nin>
aber jefct in ©übeuropa häufig angebaut. Gr hat ^eficherte.
immergrüne fBlättcr unb traubenförmige ron)e »Bluten, «*
benen ftch grüne fleifchige Schoten hüben. Xuct) ba* %&
liehe, rotbgeflecfte ^)o!j beS äöaumS wirb fehr gefcbAftt £u
Schoten furo 5—10 3oll lang, ungefähr einen 3oD tet»
unb einige Sinien bief, unb befommen beim Srocfnen ehw
rothbraune garbe. Sic enthalten runbliche, braune, bort«
Samenförncr. Jn ben ©egenben, in welchen ber ijohan»
niSbrotbaum häufig ift, benu|t man bie Schoten nicht ncr
jur Slahrung für SJcnfchen, fonbern auch jur Viehfütterung
unb jur ©ewinnunq von {Branntwein. Sei uns werben jie
theilS alS iJcafchwerf, tbctlS wegen ihrer arjneilichen SBir-
fungen verfauft. SKan genießt ftc gegen baS @tbbancn
3öhannitfrrittfr, ^ofpitaliter, barm «b»bna
ritter unb entlieh SRalteferritter, ftnb bie SHitglut..
eines berühmten geifllichen SittterorbcnS, ber im 2tnfa«ge bei
Jtreujjüge in ^aläftina gegiftet würbe. Derfelbe artfUnb
auS einem ÜRönchSflofier, welches bem Säufer 3ohaattel w
Uhren unb jur Verpflegung von Jtranfen unb Thma, v
wie jum Schule ber dnifilidicn Pilger gegen bie UmUc
bigen 1048 von JCaufleutcn auS Xmaifi im fteapoutantftri
gegrünbet worben war. Die ÜRöncbc biefeS Äloftert bteßc:
Johanniter, ober £ofpitalbrüber unb gelangten aß
mälig burefe fromme Stiftungen unb Vermächtm'ffe ya auä
gebehnten unb einträglichen Vcfujungcn. Um 1120 MrN
bem £)rben burch iKaimunb be $up eine neue QejWt *
geben, inbem in ihn Stitter aufgenommen würben,
nicht nur bie «WöncbSgelübbe ablegten, frobern ftch ibotir*
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-
um Äampf« gegen bie Ungläubigen verpflichteten. Die
fRitglieber be« Erben« würben in brei Glaffen geseilt:
Ritter, welche bie ©äffen führen mußten, ÄapeHane, welche
>ic eigentlichen ©eiftlicben waren, unb SBaffenträgcr (itat.
jcrrenii d'arini), bie ben pilgern jur fcpüfeenben ©egleitung
nitgegeben unb jur Jtranfenpflege oerwenbct würben. Der
Drben behnte fld) immer mehr au«, gewann an Orbre, SRacpt
inb SRetcbthum unb Kitter au« ben »ornehmften Käufern biet-
en e« für eine Sbre, in ihm aufgenommen ju werben. 3ut
icit feiner größten ©Iüte behnte ftch ber Drben faft über ganj
Europa au« unb hatte hier faft überaa reiche ©eftfeungen.
Sein Oberhaupt war ber ©roßmeifter be« peil- #ofpital« ju
5t.s3ob.anneS in 3crufalem unb ©uarbian ber tfrmen 3efu
Shrifti, welker burcp freie SBahl ju feiner hohen SBürbe er«
wberf würbe, <£r hatte feinen Sife ju Baoalette auf ber
Jnfei 2Ralla unb hatte ungefähr eine SERitlion ©ulben jähr*
irtsr ©nfünfte, welche er au« ben ©efällen ber 3nfeln
Watta, ©ojjo unb Gomino unb au« ber JDrbenSfammer be*
jOg. ©ein SBappen war ein filberne«, aebteefige« Ärcuj in
rotbem gelbe, über welchem eine Jberjogöfrone ftanb, au«
>er fiep ein SRofenfranj um ba« SBappenfcbilb jog. Unten
im SBappenfcbilbe hing ein fleine« Jtreuj mit ber 3nfcprift
Pro fide" (b. p. für ben ©lauben). Dem ©roßmeifter jur
Seite flanben bie acr>t Ballivi conventuali. Der ganje JDr*
kB war nämlich nach ber geoarapbifepen Boge feiner ©es
tbungen unb ber nationalen 'Äbftomnuing feiner bitter in
jeht 3ungen getheilt. Diefe waren: Provence, tfuoergne,
Sranfreicb, 3talien, Bragonien, Dcutfcblanb, ßaftilien unb
Snglanb. Die #äupter (Piliers) tiefer 3ungen waren näcpft
■RH ©roßmeifter mit ber größten SDlacpt befleibet, unb au«
itn ad)t Bungen würben bie Ballivi conventuali gewählt,
welche mit bem. ©roßmeifter ba« Gapitel bitbeten , in heften
£>ünben bie gefämmte ©emalt be« jDrben« lag. 9lur in rein
: eiftlicben Sachen erfannten bie Scpamüterritter ben $apft
il* ihr überhaupt an, wäbrenb fie in weltlichen Bngelegenbet»
kfj burcpau6 unabhängig waren. Die weltliche SRacbt würbe
>on bem ©roßmeifter unb ben Häuptern ber einjelnen 3unj
icn ausgeübt 3ebe 3unge bilbcte einjclne ^riorate;
>iefe waren in -©alt ei en, unb bie©alleien in ßommen*
HU ober Gommentbureien getheilt. Da« »ornehmfte
Priorat war ba« teutfepe, welches baher ©roßpriorat ^teg
mb an beffen Spifee ber ©roßprior ober ber 3oh<«n»
litcrmeifter von Deutfcplanb ftanb. Diefer war ein beut»
eher fl?eicb«fürft unb reftöirte ju ^>eiter6beim, einem
Sürfienthume be« oberrbein. Ärc;fc«. XI« SReicbafürft hatte
er ©roßprior Sifc unb Stimme im JReichöfürfienrathe, jhmb
tot unter bem ©roßmeifter »p Walta, bem er jährlich un«
jefähr 170,000 ©ulben an ^ürfen|lcuern unb SRefponSgeU
)ern ju jahlen h«Jtte. Daä ^)ecrmei|terthum Sranbenburg,
Ungarn unb S3öbmen fianben unter bem 3obannitermeifter;
Jcch bilbeten £|1reich, JBihmen unb SWäljreu ein faft unab»
gängige« ©reßpriorat ber beutfehen 3unge. Die «Ritter wa*
:en "oerpflichtet, wenigften« brcimal gegen bie Ungläubigen
ju gelbe ju jiehen, welcher JBerpflichtung fie jeboeb fpäter
ticht mehr nachfamen. Die Äleibuna ber Sfitter in grie»
?en§}eiten war ein langer fcbmarjtr Hantel; bie lüife »ruft
ebmuefte ein acbtecfigeS weißes, unb mitten auf ber ©ruft
golbeneö 4treuj. 3m Jtriege trugen fie einen rothen
ein fTlbemeS Äreuj. ©er al« Kitter aufgenonn
men werben wollte, mußte fiep einet ftrengen »hn««probt
unterwerfen unb Die, welche hierbei auf« twllfränbigfte be.
flanben, würben Sitter t>on 9fecht«wegen (ital. Cavalicri di
giusiizia) genannt, wäbrenb bieienigro iRitter, welchen man
wegen ihrer JJerbienfte bei ber Ähnenprobe Kacbflcht erwie«,
dtther au« ©naben (ital. Cavalicri di gnuia) hießen.
Slachbem fich ber Drben mit ungemeiner JEapferfeit eine
3eit lang gegen bie Ungläubigen tn gjaläftina »ertheibigt
hatte, mußte er biefe« 8anb enblid? 1191 räumen, hierauf
eroberte er Gppem, welche« er jeboch auch wieber hewuÄge»
ben mußte. S?un würbe 9?bobu« |>auptfi| be« Orben«,
welche« berfelbe »on 1309—1522 mit ungemeiner SEapfer-
f eil im Kampfe gegen bie Surfen behauptete. &aifer Jtarl V.
fiberließ ihm cnblich 1530 bie Snfeln 2Ralta, ©omo unb
(Somino unter ber ©ebingung eine« fortwährenben JCampf«
gegen bie Ungläubigen unb (Seeräuber unb ber Siücfgabe
jener 3nfeln an Neapel, wenn ben JRittem bie fflieberer»
oberung cen JRliobu« gelänge. Der Sultan Soliman II.,
welcher bie Kitter von Khobu« - oertrieben hotte, griff fie
auch in SJtalta an, aber unter ihrem tapfern ©roßmeifter
ganalette, gefl. 1568, fchlugen fie 1565 bie SEürten jurücl,
welche mit großer SRacht gefommen waren. 3n 3Racht unb
2tnfehen beftanb ber JDrben bi« 1760, feit welcher. 3eit et
ju finfen begann unb nur burcp ben Schüfe ftranfreid?« ge^
halten würbe. 2Ü« ©onaparte 1798 «Dlalta pläfelich angriff,
ubergab ber dommanbant ©o«rebon in golge einer oerrä«
therifchen Kapitulation alle geftung«werfe, unb ber ©roßmei»
fier ^ompefeft, ber erße Deutfcpe, welcher biefe Sürbe bt
fleibete, würbe, nachbem er eine horte ©ebanblung hatte rr>
fahren müffen, nach Srieft eingefchijft. j^ompefch proteftirte
feierlich gegen biefe« Verfahren unb legte barauf feine SBürbe
nieber, wetl ber )Drben ben Jtaifer $aul 1. von Kußlanb jum
©loßmeifler wählen wollte, um unter beffen Schüfe wiebev
ju »Wacht ju foinmen. 3m 3<>hre 1800 fefeten fich bk Cng=
länber in ©eftfe ber 3nfel, unb obfepon im ^rieben von
Ämien« 1802 feflgefefet würbe, baß bie 3nfel bem ßrben
jurüefgegeben werben feilte, fo lieferte fie Grnglanb nachmals
boch nicht au« unb behauptet fie noch jefet (©gl. 5D?a (ta.)
Schon im 16. 3al;r[;. hatte fiep bie 3unge (Jnglanb oom
jDrben lo«geriffen ; währenb ber Keoolution gingen bie 3un>
gen granfreieb, ^rooence unb^luoergne ein; naep bem grie»
ben oon 'Ämien« trennte fiep ßaftilien unb Äragonien, auch
bie ital. unb beutfebe 3unge erlofcp, ba« gürftenthum Net-
tersheim fiel an bem ©roßherjog von ©aben; im parifer
grieben von 1814 würbe @nglanb im ©eftfee von Walto
beftätigt; in Greußen würbe feit 1810 ber Ürben aufgeho=
ben, unb fo iji oon bem einfl fo mächtigen jDrben niept«
mehr übrig, al« ba« ©roßpriorat von ©ohmen unb jwei
©roßpriorate in Sußlanb. Der Jtänig von Greußen pal
jur Erinnerung an ben Drben 1812 ben 3obanniter
orben geftiftet, beffen "Protector ber Äönig ift.
lohn Jßull (b. h- $on« Ocp«) ift ein von bem engl.
Satirifer Swift in Aufnahme gebrachter 9iame, welchen
man bem engl, ©olfe in feiner ©efammtmaffe gibt unb
welcher ben ©olfscbaraftrr ber (Snglänbcr in fetner Ho-
heit bezeichnet. Die englänber finb befannt at« ftarfe JKint
fleifebeffer unb ©iertrinfer, berbe, manepe Sonberbarfeiten
an fiep rragenbe, aber in ©anjen autmüthige unb juoers
84*
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Google
Jones 5
lafpge Heute. Alle tiefe ©genfebaffen bat naturücr) 3obn
©ull, welcber bem beutfdben 3Ricbel(f. b.) »erglidjen wer*
ben faiin, nur baß et nicht, wie tiefer, eine fd)impflid)e
SRebenbebeutung hat.
3ünrß (3obn %)aut) trat ein füljner unb fluger ©ee*
mann unb ber SBegrtinbcr ber norbamerif. ©eemaebt. Qt
würbe aß ber Sohn eine« ©drtncrä 1747 in ©cbottlanb
geboren, fam fpäter al§ fcebrling ju einem Kaufmann nad)
Sübitebaöen in ber ©raffebaft üumberlanb unb machte alö
13jdbriger Jtnabe feine erjlc ©ecreife nad) Amerifa. ©pä»
ter mad)te er mel;r< Steifen auf ©f(aPenfd)iffeu nad} Afrifa,
aber unwillig über biefen bie ÜÄenft^r)eit empörenben #an»
bei begab er fid) 1708 nad) ©cbottlanb jurücf unb mußte
auf biefer Steife felbji bie Leitung be» ©diiffS übernehmen,
ba ber ßapitain tcffclben unterwegs gefrorben war. Cr
machte noch mehre Keifen auf ^anbelSfcbiffen unb b telt fid)
1773 in SUtrgiuien auf, um bie Angelegenheiten eine* ebne
Crben »crftorbenen JBruberS ju prbnen. 58ei biefer ©ele»
genbeit nahm er ben tarnen 3 one4 an. AIS ber 83efreiung$*
frieg 9Zorbamerifa3 gegen (Snglanb au$brad>, trat 3- in
amerif. Dienfle. Qt hatte vorher eifrig an feiner Söilbuug
gearbeitet unb fid) alle einem ©eeoffijier nötbigen Aenntniffe
erworben. Die Amerifaner hatten bei JBeginn be§ ÄampfS
nur jwei Ariegofabrieuge, unb auf einem berfelben würbe
3. al6 rrfler Lieutenant angefleOt. SRicbt allein arbeitete er
I; ier bie 5>ldne jur Vergrößerung ber amerif. ©eemad)t unb
jur AuSbilbung ber nöfbigen SRannfcbaft aus, fonbern er
lelbfi eroberte mit einem von ibm befehligten ©d)iffe von
jwölf .Kanonen innerhalb weniger ffijocben 16 engl. ©ebiffe.
3m 3dbre 1778 wagte ft'dj 3- an bie Jtfifbn öon ©roß»
8 Jordan
brifannten, überfiel 2Bb«teb«oen , rxrnagelte bie itanonen
beS gortS unb (icefte im ^afen einige ©d)iffe in JBranb.
SJftt größerer SRacbt beunruhigte er aud) 1779 bie brit &
freu unb ftegte in mehren ©efeebten burd) feine -JBuglxi:
unb JEapferfcit. 9lad)bem er 1780 nad; Amerifa. äHfe*
feint war, begab er fid; mit Grrlaubnijj beS GongreffeS au*
bie fraiiy flotte, auf welcber er bis jum grieben mrten:
lanb blieb. Später biente er auf ber ruff. glotte als den
treabmiral unb fdmpfte 1788 gegen bie turf. glotte; ba er
jebod) von ber ruff. {Regierung feine JBerbienfle nidjt nach
SBürbigfeit anerfannt glaubte, fo ging er 1789 au* iK::f
lanb unb lebte nun abwecbfelnb in #oü*anb unb grarrfreieb
-picr war tnbeß bie ffieoolution ausgebrochen unb furj rot
ber giudit beS AönigS Eubwig XVI. erfdiicn 3- mit noch
mehren Amerifanern vor ber SRationafoerfammlung ju
riö unb flattere ihr ©lücfvoünfdbe jum (Srfolge ber SRcbolu
tion ab. SRacbbem er 1792 ju $ari$ geftorben reat, legte
bie franj. SRationalverfammlung Xrauer um ihn an. <5einc
©efeihiebte if, jeboeb niebt ber SSirflic&feit getreu, in Cooper'r
Vornan „35er Sootfe", fowie in Allan üunningbam'S Äc
man ,,^>aul 3one§" wiebergegeben. Der SBabibeit gemäv;:
ift „$>au( Joncä, ber fübne Seemann" (au$ bem Sngi .
geipi. 1826).
3ütitan, ifr ber auö ber h^ligen ©ef(bicr)te befamite
$luß, welcbcr $al<ijiina oon 9t nad) S. tureb fließt. JDet
felbe entfpringt in gwei ^auptquellen am Äntilibunon , sc:
weldjent bie eine mit bem fleinen <3ee tyt)i<da in untaitti
fd)cm 3ufammenhange fleht. 9lad)hcr bitbet ber S'uß tet
(Sumpf SRaron unb weiter unten ben (See ©ene&oicic
ober Liberias, roc (eben bie Xbbilbung je igt. 3m 23« c\ i
grunbc erblieft man bie ©tabt 2iberia3 Der See grenjte
an bie üatwftbaft ©alilia unb würbe baber aud) bas gali-
Idifcbe SDfeer genannt, ©r ifl brei SReilen lang unb eine
9Rei.fe breit unb liegt in einer reijenben ©egenb. dlact) 9lor;
ben unb ©üben iicht fid) eine üppige (£bene, wdbrenb an
ben Eft? unb S^eflufern ftd) fi)erge erheben. Dabei hat
ber ©ee ein bis auf ben ©runb bufcbfiditigeS, rooblfdjmecfen:
teel unb ftfd)reid)e3 SSBaffer. Außer 2iberia6 lagen in feiner
9labe nod) bie ©tdbte Äapernaum, S3ctbfaiba, 9Sa
Ammau*, 2arid)äa unb Aubcre. sJiacbtem berÖorban
fen ©ee wieber »crlaffen bat, flröuit er langfam, jule:
burd) ein öbeö ^elfentbal, bem tobten 2Reere (f. b.) |
in welchem er fid) »erliert. ©injl taufte Sobannri in tt
gluten beö 3orban, unb nod) je^t wirb er häufig von fi'-
gern befuebt, unb bie Araber fd)reibea feinem SSaffer ^eil
ifrtJfte ;u unb nehmen religiife SBafcbungen mit bemfrttai ri
Joseph
Joßfiil) war ber ©obn 3afob'S unb feines geliebten
SÖJcrbeS &a$el, unb würbe »on bem ©atet feinen altem
Sörübtm »orgejogen, weil er üim erft im Älter unb nacb
langer Unfrucbtbarfeit ber SRabel geboren worben war. £>ie
ttuSjeicbnung unb ber übermutb beS Änaben empörte feine
SJrüber wiber it>n, unb alS er baber einmal, »on feinem ©a*
ter auSgefcbjcft, vor tynen , n?elct>e mit ben «beerben auSgejo»
gen waren, erfetyen, wollten fie ü)n ermorben. 3tber 9Jubcn
»rollte ü)n enetten unb bewog bie ©ruber, ibn in eine Qu
Perne j« werfen, auS welker ibn Stuben naebber beroorju*
jieljen Darbte. Snbeß tarnen iSmaelififcbe Äaufleute, welche
mit ©ütem nacb Ägwpren jogen, unb auf ben 3Jatb 3uba'S
würbe 3. an biefe »erlauft unb »on ibnen mit nacb tfgW
ten genommen. £>it ©ruber aber Ratten bem 3. ben fer-
nen Äoef auSgejogen, mit bem tt)rt fein ©ater gefct/mücft
batte, tauften brrifelben in baS ©lut eineS ©ocfS unb fd>icf*
ten ir)n an ben Söater, welker glauben mußte, fein ©obn fei
»on einem wilben SSbJere jerriffen worben. 3. würbe »on ben
& aufteilten an ?)otipbar, ben Ädmmerer beS dg»pt. ÄonigS,
»erfauft, ber ibn balb »or feiner ganjen £ienerfct)aft auS*
jeiebnete, unb ibn über fein £auSwefen febte. Xberbie buk
lerifcbe grau beS «Potipbar woate ben 3. jur Untreue an
feinen £errn »erfuhren, unb als" er ibre Siebe jurücfwirS
unb ihren Umarmungen entfloh , hielt fte ihn am Hantel,
welchen et in ihren .jjdnben jurüctließ. ©ie badete ben ihr
angetanen ©ebimpf ju rdrben, fchtie alfo nach ^ülfe unb
fagte, 3. habe ihr ©ewalt atubun wollen, fei auf ihr ©es
febrei aber entwirren unb fyabe ben SJcantel bei ihr jurücfj
geladen, an bem fie ibn feilzuhalten gefuebt babc , bamit er
ber ©träfe nict>t entgehe. 3- würbe nun »on feinem 6errn
in baS ©efdngnig geworfen. 2lucr) Die« erwarb fi(§ 3-
baS SBoblwollen be$ 2Cuffebcr8 über baS ©efdngnig unb
eS machte «uffer/en, alS bie Auslegungen, welche er ben
Sräumen jweier ©efangenen gab, eintrafen. 3wei 3al>re
naebber batte ber Äonig $&arao ben befannten Sraum »on
ben fiebert fetten unb ben fiebert magern Äüben, welken
bie Sßeifen unb SBahrfager SgnptertS niebt auSjulegen »er«
moebten. ©a erinnerte fieb einer jener ©efangenen, an be;
nen bie Sraumbeutung beS 3. in Erfüllung gegangen war,
an biefen unb erjdblte »on ibm bem sPharao. liefet lieg
ben 3. tommen unb erhielt »on u)m bie 2)eutung, baß na
fieben fetten unb fruchtbaren Sauren fiebert magere unb un-
fruchtbare Sabre über 'Xgwptrn fommen würben, unb et m6ge
baber in ben fetten 3ab«n fammeln, bamit in ben magern
baS ?anb niebt Langel leibe. 2)er lonig ubertrug nun bem
3. biefe (Sorge unb ebrte ibn b">cb, gab ibm bie Siebter tu
neS dgwt. ©roßen junt SBeibe unb nannte ibn einen ©a>
ter beS SanbeS; ber 2raum aber traf ein, wie ibn 3- ge»
beutet batte. 'ÄIS nun bie fieben .pungerjabre famen, er*
hielten bie "Ägwptcr auS S.'S SDJagajinen ©etreibe, unb aueb
in Äanaan mugte 8Rangel fein, benn 3afob febiefte feine
©6bne, mit ausnähme beS jüngflen, be« ©enjamin, nact)
Ägypten, um ©etreibe ju taufen. Qiefe Famen »or 3V
cen fte niebt fannten, wdbrenb er fte gar wohl erfannte,
neb aber »erfiellte unb fie a(S ©pione bebanbelte. <£r et*
funbigte fieb nacb «b«ni ©ater 3afob unb ©ruber ©enja«
min unb entlieg fie enblicb mit ©etreibe, bereit aber ben
Simeon gefangen juritcf unb fagte, berfelbe folle niebt eber
ifommen, btö bte ©rüber jurücf gefehlt wdren unb ben
Joseph I!
wdren. üttacb langem SSeigern unb als bie 9totb brang,
neues ©etreibe ;u taufen, lieg enblicb 3afob feine ©ohne
mit ©enjamin wieber nacb tfgnpten jier)en. 3> nafcm bie
©rübei freunblict) auf unb naebbem er fte geprüft, gab er
fieb thnen ;u erfennen, »ergab ihnen unb foberte fie auf,
mit ihrem ©ater unb aQen ihren Ainc-em, ©efinbe unb &iu
tern nacb ^gvpten ju fommen, wo fie mit beS Königs ©es
willigung in bem nuefjtbaren Sanbe ©ofen wohnen follten.
©o fam3afob mit feinen 9?acbfommen nacb Ägypten, »on
wo biefe fpdter, nac^bem ein bebeutenbeS ©olf auS u)nen gej
worben, bureb SOJofeS (f. b.) wieber auSgefübrt würben.
£>urcb 3-'S Sinricbtung fam aber alles ©elb unb 2anb in
ftwpten an ben Pharao , benn bie ftgppter mugten AlleS hin:
geben, um nur ©etreibe jur $ri)tung beS 2ebenS \i\ erbaU
ten. ÜRur bie ^riefierfafle würbe gefront yfaebhem 3as
tob gefiorben war unb »or feinem &obe ben ©6bnen %%
6pb,raim unb 2ftanaffe, gleite SRecr>te mit feinen eignen ©ö^
nen juerfannt batte, begrub tfptt fein ©obn 3., wie er ibm
gelobt harte, im Canbe JCanaan, ba, wo aueb Abraham unb
3faat begraben lagen. 3. aber lebte 110 3al;rc unb alS
er flarb, weiffagte er feinen ©rübern ben^uSjug auS Agpp«
ten nacb Äanaan unb trug ibnen auf, alSbann feine ©e»
beine mit nacr) bem gelobten kante ju nehmen.
3ö8cpll n., röm.sbeutfcber Äaifer, 1765— 90, ein ©orm
granj I. unb ber «Karia iberefia, geb. am 13. «Wdn 1741,
war einer ber woblwonenbjien unb freiftnnigften gürfien,
ber aber bureb bie »on t'bm nic$t mit ber nötbigen 9(ücfftcbt
auf bie ßulrurfhtfe ber ibm unterworfenen SBölfer eingej
führten ©erbefferungen unb Neuerungen ftc§ felbji Äummer
unb 9iot& bereitete, ©ebon in ber 3ugenb jeicr>nete ftcb 3-
baß fie nicr)t ©pione
burtb einen gewanbten unb lebbaften ©eifl auS, bet ftcb
ungern unter ben |rrengen SBiUen feiner Sftutter fügte unb
ber SWiSbraucb, ber mit feiner SRutter frommer ©epnnung
wol niebt feiten aetrieben würbe, erregte in bem 3üng^
linge eine b^eftiae Abneigung gegen bie ©etfiliebfeit. 3. würbe
nacb bem b"«rtSburger Rieben 1764 jutn rom. Äonige
erwdbtt unb folgte im ndebfien 3abre feinem ©ater als jDben
baupt beS beutfeben aieicbS. SKaria SEberefta bereit feu>fr,
wie bei ben £tb}eiten ibreS ©emablS, bte Regierung über
bie 6ftar. ©taaten, obgUitb fie 3- jum SRitregenten erfldrte
• mW 91.u.-Li.i.ifhinA X*Ä r-»rt#vÄ «'ik«rTi*(t c%
linO Iii Iii gif xlcTioulkllTIu Den *"jCcT Ü IIDCI LI t H • -\,
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I
Joseph II.
btrtt ben großen ©egnet frineS «6aufe$, ben Ä6nig %xitt»
rid) ben ©roßen, unb nahm ü)n fTd) jum ÜRuflor. Gr macbte,
fo lange feine 2ßutter noeb lebte, Steifen, um fid) mit feinen ©taa*
ten genauer unb burd? eigne Anfcbauung befannt ju machen,
unb lernte auf einer berfelben, 1768, ben »reuß. Äärrig per*
fonlitb fenrten. 9facf) bem SEobe ber STOaria Sberefia begann
3. mit 3uru<ffefcung ber bisherigen $oIitif jfeflreicbS feine
Reformen, burd) reelle er bie UBewunberung beS AuSlanbeS
unb bie Siebe feineö SBolfS fid> erwarb, aber bie burd) bies
felben benachteiligten ©tdnbe, Abel unb ©eifllicbfeit, gegen
ftcb aufregte. Gin SBefucb, ber ibm 1782 »on bem «Papfte
9>iuS VI. in SBten ju 2beil mürbe unb welken er in JRom
erwiberte, bielt i^n triebt ab, fortwetyrenb an ber SBermim
berung ber Äl6fler »u arbeiten, naebbem er ftc vorher »on
JKom mogriebft unabhängig gemalt batte. Gr febaffte bie
9connenflo|ter unb alle birjenigen SDtönd^Wfler ab, weldje
fieb nicöt auf' eine ober bie anbere SBeife nüfelicr) matten,
«uf biefe SBeife Farn in aebt fahren in ben 6ftr. Staaten
bie 3<«)l ber ©rbenSteute »on <>3,000 auf 27,000 herunter.
Gr fdjaffte ferner bie Ceibeigenfcbaft ab, bob bie 3uben auS
ber gebrüdten Sage, in welcher fte fict> biSber befunben, er«
wetterte bie 9>reßfreibeit, »etbejferte baS ©cbulroefen, baS
Äircbenwefen, bie $olicei unb bie ©taat$»erwaltung, &ob
bie SobrSjrrafe auf, f6rberte ben Eanbbau u. f. w. &
mußte aber balb bie traurige Grfabrung rnacbrn, baß er fafl
uberall mit feinen ©erbefferungen ju fcbnell ju SBerfe ge?
gangen war unb babureb, ftatr wtrflicb baö SBobl feiner üiv
tertrjanen ju förbern , fte nur in einen 3ujfanb ber Unbe*
bagltcbfett unb ßeroirrung »rrfefct batte. Denn auS ben
biSberigrn, wenn auch »ielfaa) mit SJtiebrdtidjen »erwebten,
aber boeb aewobnten SBerb<Sltniffen faben fie ftcb berauSge:
rijjen unb tonnten fiel), weil eS ibnen an bem flaren üben
blief feblte, ben nur ordere ©eifleSbilbung ju geben ben
mag, in ben neuen 3u|tanb ber Dinge nicöt ftnben. Daju
fam, baß ber gebildete 2b eil ber Nation, bie ©eifllicbfeit
unb ber Abel, flatt ben gemeinen Wann ju berubijjen unb
ju belegen, nur bemüht war, il?n gegen ben Äoifer unb
beffen SJerorbnungen einzunehmen. 3uerjl empörten fieb bie
2öa lachen in Ungarn, boeb würbe ber Auffianb nod) bureb
bie «£>inrid)tung ber Anfübrer unterbrüeft. 3. fam in ©freit
mit ben £ollä*nbern über bie freie ©d)iffa$rt auf ber Scbcibe
unb feine JBerbanblungen über ben Umtaufd) SBaiernS gegen
bie 6|lr. SRieberlanbe würben 1785 burd) ben beutfdjen fmxt
ftenbunb »ereitett. Sin Aufjtanb, ber iu ebber in ben y!ic=
berlanben auibraä), n6tbigte ben Äaifer, feine JöerbefferungSs
plane liier aufzugeben. 3m 3. l~t>3 bract) ber Ärieg mit ben
Surfen aus unb 3- felbft brachte wdb«nb berfelben feine ©es
funbb(it unb fein fiebert in Wefahr. S)on aDen Seiten brad)
aber bte llnjufr iebenh ei t au* , nact)bem 1789 baS neue ©teuer«
gefefe erfebienen war. £ie 9tiebeT(anbe erf Unten ftcb für unab«
bdngig unb bie 6frr. Jöefafeung würbe uberall vertrieben, fo«
baß nur Suremburg in ihrer ©ewalt blieb. Ulk Unterr)anb:
lungrn, wc(d)e ber Äaifer anjufnuofen bereit war, würben
juruefgewiefen. ©ewaltiger alö »orr)er brad) aud> in Ungarn
bie allgemeine Unjufriebenheit miß unb in Sirol roar girier):
fall* bie Aufregung ffcof. Durd) biefe Unglücff fälle fa'b ftd>
ber Äaifer gen&tbtgt, in ben genannten fcanbem aBe »on
ibm gemacr)ten Steuerungen aufzubeben unb ben frühem 3u*
flanb ber JDinge wieberberjujietlen. ©eine feit bem törf.
Jelbjuge wanfenbe ©efunbbeit fonnte ftcb nic&t wieber befe*
Josaa
fh'gen unb ber Äaifer, welc&em jum wabrr)aft großen 9fe
genten unb SBokttbdter feiner Bolfer nur bie nbtbige »r
fonnenbeit gefehlt batte, erlag am 20. gebr. 1790. Äaifer
gram I. ehrte baft Xnbenfen feinet £>heim6 3. burd) ein
2)enfmal, weldjeS er ihm 1807 ju SBien errichten lief.
Dosrpl), regierenber ^>erjog ju ©acbfensTfltenburg, würbe
als $rinj »on ©aebfen » fiilbburgbaufen am 27. 2Cug. 1789
geboren. 9Jacr} bem erlöfeen ber Eime ©aeb, fens©otiba unb
Altenburg im Sab" 1825 würbe fein JBater Jriebricr) -^er:
jog »on ©aebfen • Altenburg unb trat bafür £ilbburgbaufn
an «Weiningen ab. i)erjog Jriebricb war Senior ber ffme-
jiinifeben 8tnie unb ffarb am 29. @e»t. 1834, worauf itrr.
ber $rin$ 3. folgte. 2>iefer batter wie feine ©efebwifte
eine »ortrefflicbe Grjiebung genoffen, unb febr frür) batte fU
bei ibm ein tiefer religiöser ©inn auSgebilbet. ©eit 1817
iji ber fierjog mit ber ^Irin jeffin Amalie, 5£ocbter bei
gogS Subwig »on SQürtemberg, vermählt, auS welcbtr et:
bis ;,m fünf S6ebtcr/ aber norb fein ©obn bervorgegangen
ftnb. 2>er ^>erjog 3- b"1 noeb breiSJrüber, »on benen t.:
Ältere, $rtnj ©eorg, geb. 1796, \u Cifenberg refibirt
3oeua, ber Grobem be§ gelobten ganbeS, war bei
©obn 9lunS auS bem ©tamme Gpbwim unb würbe in
Agoöten geboren. Unter feiner Anfübrung fiegten bie 3f«e
Uten in ber SBüjie über bie rduberifeben Amaletiter unb bei
ber AuSfunbfdjaftung beS EanbeS Äanaan, bie 3- mit Äaleb un
ternabm, empfabl er ficö SDtofeS bureb SRutb unb Ginficti
AIS biefer im Angefid;te ^alaftinaS fein Gnbc b"annaber.
füblte, ernannte er baber 3. jum 4?eerfübrer ber .
liten. AIS foleber überftbritt berfelbe mit bem Bolft ben
3orban unb eroberte in einem S3ertilgungSfriege »on ba
beteiligten üager ju ©ilgal auS einen betricötticben 3t>e.
yalafttnaS, mußte aber noeb mandje beibnifcöe Sü^
unter unb neben ben Sfraeliten bulben. DaS fo nur un
»ollflanbig eroberte 8anb würbe barauf »on ibm unter t'.t
ifraelit. ©timme »ertbcilt, »on benen jeber »on bem ibm
jugewiefenen ©ebiet fo »iel tu erobern fuajte, als er »er
mödjte. 3. flarb im UO. gebendjabre, naebbem er 3
SlO
Digiti^^j^jgle
JTourclan 5
?fnfü^rer ber Nation gewcfen war, unb würbe ju SEI) im na tb
Sevab auf bem ©ebirge (Spbraim begraben. Die ©efcbjcbte
feiner (froberung ijl in bem nacb ibm benannten 83ucbe btf
X SE. befcbrieben, ba« aber »eber von ibm nod> ju feiner
Seit »erfaßt ifr.
3<mrJ>an (3ean SSaptifle, ©raf), einer ber berühmte*
jien Generale ber franj. JRepublif unb iRapoIeon'S, 2Rar:
icfjail unb f)air uon granfreieb , war ber ©ob" eined ÜBunb*
arjted ju WmogeS unb würbe im 3abre 1762 geboren.
9?ad>bem er fdwn 1778 in Äriegöbienfie getreten unb in
Xmerifa bie SEBaffen getragen batte, wibmete er fieb, nacb
granfreieb, jurücfgefebrt, ber ^anblung. Die {Revolution
rief ihn wieber ju ben SBaffen jurücf. 3- trat 1790 bei
ber 9iariona(garbe ein , f am 1792 mit einem SSataiKon greis
williger jur Slorbarmee unb würbe fcf>on 1793 JBrigabege:
neral unb balb barauf DioifionSgeneral. (5r batte ftcb bei
&erfdjiebenen Gelegenheiten al§ gelbberr auSgejeidmet, als
er an $od)e'S Stelle ba5 Gommanbo ber SRofelarmee über;
nabm. 3m 3abre 1794 ftegte er bei Ärlon unb fpdter bei
gleuruö, nafcm ben SSerbünbeten bie eroberten gelungen ab
unb trieb fie über ben 9Jr>etn jurücf, fobaß aueb SRafhicbt
unb 8ur«nburg fieb ergeben mußten. £>ierauf ging 3* 1795
felbft über ben iRbein,. ofone jeboeb feine Stellung bebaurw
ten ju f&mten. SRadjbem er an 9>id>egru'S ©leBe getreten
war, überfiel er ba« rechte 8?bemufer unb brang nad) ber
Eroberung granfrnS fiegreiA gegen S36bmen unb 3cegen8*
bürg t>or. 2fl>er eon bem Cmherjoge Äarl gefdjlagm, mußte
er |2dr> jurütfsiebm unb cntlict) über ben8?bein fluchten. ©r
trat nun vom ÄriegSfcfjauplafcc jurücf unb lebte jurürfgejos
gen in feiner SJaterftabt. ©ebon 1797 würbe er jeboeb, alt
SRifglteb be« SRatbS ber günfbunbert wieber in Sbdtigfeit
gefegt unb »erfocht als foldje« bie Hufrrcbtbaltung ber 3la
publif. 9iad)bem er 1799 ben Oberbefehl über bte Hönaus
armee übernommen fyxtte unb in ©djwaben cinqebumgen
war, beftegte tfjn nochmals ber Ghrjberjog Äarl bei Storfacö
unb 3f. trat ben JDberbefebl an ÜJJaffe'na ab. SJergebenS
hatte ftdj 3. ber iSinfübrung ber confularifd^en Regierung«:
form am 18. SJrumaire (9. SRoo.) 1799 wiberfefct, bureb.
welc&c S'rnpolecm'»' ©riße begrünbet unb ber erfle Stritt
jux 2fufbcbung ber franj. 9tepublif gerban würbe. Cr
würbe 1800 mit ber Verwaltung von yiemont beauftragt,
1802 fRitglieb be$ ©taat$ratbS, warb 1803 oon Napoleon
mit bem Öberbefebl über bie ital. Xxmtt beauftragt unb im
folgenben 3«bre jum JReicb^marfdjall unb ©roßfreuj ber Crb;
renlegion ernannt. SRadjbem 1805 SRaffena bie ital. Xrmee
übernommen batte, biente 3. al8 ©eneral unter bem Einige
äofepb er ii in Neapel unb bann feit 1808 in Spanien.
25er fd)ltd)te Srfblg, ben bier bie franj. ©äffen batten, be*
roo« 3-, fieb, 1809 jurücf utjicben, aber Napoleon fdjicfte
ihn, att er ben ruff. g'lbjug unternabm, nacb Spanien jus
tücf. SRacbbcm bie granjofen bei Siittoria 1813 gefc^lagen
worben waren, febrte er nacb granfreieb jurücf unb würbe
1M4 ©ouoerneur ber 15. üftilitairbimiion. ÄI5 9lapo*
leoxi abgebanft liatte, jogerte 3> ni$t, bem Äönige l'ub=
wig XVJ1I. ju bulbigen. 2>ennoc^ ernannte ber von Glba
roieber nad) granfreieb fommenbe Napoleon ibn »um $air
uon granfreict) unb übergab U)m S3efan?on ^ur XJertbeibii
gung. Sie SBaffen ber Sicrbünbeten fübrten Subwig Will,
juruef unb 3. erfldrte ftcb fogleicb für benfelben. Cr fianb
11 Jubeljahr
an ber ©pi&e M Äneg&gericbiS, welc^ed über ben 9Xar.
fcball 9? et) baS Urtbeil fpiecben follte, ftcb aber für incoin:
Petent erfldrte. 5Bon 8ubwig XVIII. würbe 3. 1817 jum
©ouberneur ber 7. SRilitairbwijton unb 1818 jum $air er:
nannt, unb nacb ber 3uliu3ret>o(ution würbe er 1830 ©ou«
»erneur be8 3n»alibenbaufei w ?)ariö, a» welker er 1833
geworben ifr.
Journal beißt eigentlid) ein „SEagebucb/' unb es werben
unter biefem tarnen oorjugöweife biejenigen regelmdßig en
ftt)einenben Schriften (SEagebldtter, S3ocr)enbIdtter, ÜBonatß--
fünften, SBiertcIjar>rö fcrjrtften) oerflanben, weldje entweber
ben 3wecf ber Unterbaltung ober ber überftdjtlicben jDarjieU
lung ber in ber Literatur auftretenben SReuigfeiten, ber gort:
febntte in Äünflen unb SBiffcnfcbafteii, ober enblio> eine
Seurtbeilung ber bebeutenbern tiefer ©rfeejeinungen jum 3wccf
baben. 3(ua) bie 3eitungen (f. b.) finb eigentlid) 3our=
nale, pflegen jeboeb unter biefem SRamen nidjt mit begriffen
ju werben. 25ie 3ournale fonnten erft auffommen, nac^s
bem baS Sefen aufgebort batte, nur baS Gigentbum eincS
fleinern Greife« oon ©ebilbeten ju fein, unb würben ein f8t-
bürfniß, nad^bem fic^ in Äunfl unb SEBiffenfd^aft ein fo res
ge8 geben entwicfelt unb jugleid).bie ÜRenge neuer (5rfd;et--
nungen auf biefem ©ebiete fo groß geworben war, baß eS
immer febwieriger würbe, eine Uberpdjt über biefelben ju
erbalten. Die erften Sournale waren baö „Joomal des
sarans" feit 1665 in granfreid), ba$„Giornale de' IcUerali"
fett 1668 in Stalten unb bie „Ada eniditorum" feit 1682 in
£>eutfd)lanb. Die 3ournale finb b^uftg jur föeförberung
oon ^arteiintereffen benubt worben, baten oielfadj jur %ni:
breitung fdpiefer unb oerleumberifcber Urtbeile gebient, fowie
fte bte Seicbtigfeit unb JDberfIdd)licl>feit beaünjiigen; aber
fte geben audj ber Literatur eine eigentbümlid^e, ber SBiffcn:
febaft unb ber Äunft felbfl f6rberlic|e Slegfamfeit, unb ber
SBerjldnbige legt ibnen nur ben toorübergebenben SfBertr) ei:
ncS 3ag§gefd)wd£e$ bei, wenn fie ntebt bureb gn'mblicbere
Äuffalfung i'breS ©egenfianbd fieb feine X$tung oerfdjaffen.
— Sournal nennt man im faufmdnnifdjcn ©efc&dftSle:
ben ein S3ud), in weldjeö gew6bnlid) monatlich bie oorge:
fadenen Gefcbdfte nad; ibrer ©leiebartigfeit jufammengcfiellt
werben.
Jubdjoln; bieß bei ben 3uben jebeS 50. 3ab«/ ba§ bureb
ben ^all ber $ofaunen am 10. £)rt., als am großen SBer?
föbnung§tage, im ganjen Sanbe verfünbigt würbe, weSbalb
cö aud) ^adja^r genannt würbe. 2ßdbrenb beffelben mußte
alle gelbarbeit ruben; Sflaoen, welcbe ^»ebrder waren, wür-
ben frei; baS oerdußerte ©runbeigentbum fam an ben ur-
fprünglid^en ä8efi(jer ober feinen recbtmdßiaen (Srben wteber
jurüd; alle ©djulben würben erlaffen. Diefe Einrichtung
batte ben wobltbdtigen 3wecf, einer gdnjlicben Verarmung
ifraelit. gamilien oorjubeugen, bte gruebtbarfeit beS ßanteS
)U erbeben unb bte Gleichheit unter ben' ©üterbefi^ern ju
erbalten. Docb febeint fte niebt oor bem Gril befianben ju
baben. — 3n 9tacbabmung bed iüb. 3ubeljabrS erfldrte ber
$apfi SBonitacius YUI. 1300 bau erfle 3abr beS neuen 3abj>
bunbertö für ein^ubelfabr ober 3ubildum, in welcbem
ollen, bie nacb Korn wallfabrten unb fromme ©penben brin-
gen würben, SBergebung ber Sünben bureb ben 2(blaß cm-.
fjefünbtgt würbe; baber aud; Xblaßiabr. Die großen ©c(b:
ummen, bie baburcp bem r6m. öruble judoj|en unb ber
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Jubüate
512
Joden
SBunfcb, bof jebrr Sbrifl ein 3ubeliat)r erleben möchte, be«
»ogen (Siemens VI. 1350 jebeS 50., Urban VI. 1389 iebeS
33./ in iß^icbimq auf 3efu 33idbrigen % uf enthalt auf ber
&rbe, $aul II. 1470 jebe* 25. 3<»bi ju einem 3ubeljabrc
ju beftimmen. Da aber ber in einem Subeljabjre von ber
Ätrchc gefpenbete Segen »egen ber foflfpieligen 9?eifen nad)
{Rom ber Gbrifienbeit nicht allgemein ju £b c i l »erben fonnte,
fo erflirte g)aul in ben verriebenen Sdnbern gewiffe Äir*
eben ju ©nabenfütten , wo er 3ebem für ben t ritten SEbeil
ber zumute juertbeilt würbe. Die bureb foldje allgemeine
2lblaffe gefammelten ©clber rourben jualeid) als eine Steuer
jum aürfenfriege ober »um S$au ber 5>eterSfircr)e betrachtet.
2tber fie famen immer fparfamer ein, feitbem bureb bie Stu
formatton ba8 Viblajjmefen erfdjüttert roorben mar. Doch rourbe
nod) 1825 baS 3ubeljabmnit vielem @ntbufia§mu§ in 3?om
gefeiert. 3n ber prote|tantifd>en .Kirche ifi bem Jfnbenfen
an bie Deformation von 1517, an bie Übergabe ber aug8».
burgifeben ßonfefjton von 1530 unb an bie Stiftung be8
iReltgionSfriebeno" von 1555 aller btmbert 3al)re eine brei>
tagige Seier gewibmet roorben. 3£ucr> anbere wichtige (freig*
niffe beS SBälfer* unb Familienlebens, ber Staaten, SBiffen»
föaften unb JtänfU »erben burd; Subilaen ober 3ubel*
fejle gefeiert.
3ubilcitc be'ft ut Aircbenfpracfte ber britte Sonntag
nacr) JDftern; er fuhrt barum biefen tarnen, weit an ibm
ebemalS ber ©otteSbienft mit ben SBorten: Jubilate De«,
omnes terrae, lobfinget ©ort, alle 8anbe ($falm 66, 2.),
begann.
3iri>06, Sobn Simon'?, mit bem Seinamen 3fd)ariott),
einer ber Xpoftel 3efu unb al8 fein 58errätber ein ©egen«
ftanb beS Bbf<beu5 bei ben ßbriften. 3n ber ©cfellfdjaft
3efu machte er auf ben Sebrretfen ben gemeinfamen Jtaffen«
fuhr er, mit brau ehre aber ba§ ibm gefebenfte SBertrauen burd)
betrugerifebe ©ewtnnfucr)t, inbem er fieb jualeid) ben Schein
ber Uneigennü&igfett unb SRilbtbatigfeit gab. enblid) »er*
rtetr) er feinen #errn unb 5Diei|ter für 30 Settel, weldjeS
etwa 20 Sbaler beträgt, bereute aber nachher bie febwane
2 bat, a(8 er ihren febreef lieben Grrfolg fab unb erbing ftcr),
natbbem er juvor ben SBerratberlobn in bie $anbe ber 3u«
btn jururfgegeben batte. Da fciebe unb Danfbarfeit 3.
gleich Hart an 3efu8 feffeln mußten, fo ifi e* febwer, ju
entfebeiben, auä weich cm ©runb« bie ungeheure ;2'hac ber»
vorging. ÜRan bat biefen nicht nur in ber $abfud>t, ju
ber 3. einen überwiegenben #ang jeigte, gefugt, fonbern
au * gemeint, er habe bie törichte Hoffnung gehegt, baf ein
herbeigeführter offener 'angriff 3efu8, ber tbm ju lange ji»
aerte, beRimmen werbe, fich jum .König ber 3uben ju er*
flehen. Die alte Jtira>e betrachtete 3. M ein SÖerf jeug Ui
Teufels unb noch immer gilt im gemeinen Seben eure 3u*
baSfeele a\i ber 3nbegnff bei f<bwawfren Unbanfd, oti
niebrigßen @<i)e$ unb cnblofer Salfa)beit unb ©o?heit,
»elo>en öbarafter auSbrücfenb fein Silbnig auch von jtunfb
lern bargefieUt »orben \%
3ui)ao, mit bem 3unamen gabbdu« ober SEb^bbdud
(ber Wutbtge), »ar einer ber j»6lf Xvoftel, em ©ruber
3afobu§ brt Steinen unb Sobn M TU^ioi unb ber SRa»
ria. habere 9tatbricf;ten über ihn ertbeilt Weber bie heilige
Sdmft ned) bie foatere ©efdjicbte. 9latb einer Sage foü"
er m »erotnoung mtt yetru« für bte JBerbreitttng
fientbuin5 in $erfien gewirft unb bafeu^ji ben SDHärtgrcrw
erlitten baben. 2>agegen maebt ihn eine anbere Sa9e jum
Stifter ber foriftbtn Jttrdje unb lagt ihn in ßbeffa narl-
lieben aobe§ fterben. 3»eifelbaft ijl e«, ob er ber 8etf»
fer beS f leinen »riefS ifi, ber fieb unter feinem Stanen in
ben Stfcrtften be« 5». X. ftnbet. •
3uim b«'§t ba« gefammte ifraelit. JBolf fett feiner Soft
febr au8 ber babvlon. ©efangenfdjaft, weil eä grtfttnfrfc
2lngebörige beS ebemaligen 3tei<b3 3uba waren, bie (eil SÜ
auf bie (^rlaubnip beä 6»ru§(f. b.) nacb ?)aläpino fM
febrten. 25em erflen »on eära (f. b.) geführten $wa.
ber mit Söcibern, Jtinbern unb Sflaven nidjt über 50,oa
Seelen jäblte, folgte Später unter 9t ebenda (f. b.) th
jweiter minber jabtreidper. Der größere Sbeit ber Stra-
ten blieb am euphrat unb in '^gppten *urüd, bes Sc;:-?
b«S neuerrungenen Seßenöglücfö bem Anbaue beö »eroulit
ten SJaterlanbeS »orjiebenb. Unter ibren begeiflcrtm
rem begannen bie 3urücfgefebrten ben SBieberaufbaa 3ro«
falemS unb be§ SemvelS, bocr).nia>t ebne Jgttnbctniffe, c«
fid; bemfelben bie Samariter (f. b.) entgegenjieHten, »ei
cbe§ ben ©runb m bem riefgemur&elten |>affe beiber %t
ttonen legte. Die von <23ra unb Siebemia getroffenen is-
gerlidben unb gotteSbicnfllidjen Xnorbnungen matten ic
neugegrunbeten ^itaat in 2tßem ju einem treuen »at^tot
ber «Wofaifeben ©efe&gebung. Derfelbe war im 3tmern ie
Leitung eigner 4>oberpriefler unb ^Iteften überlaffen unb Hici
unter. ber £)berberrfd>aft ber Werfer, bi« Äleranber, ber &
fieger be« 3RorgenlanbeS, ben Semvel 3ebova'« 330 berat
25te ©efdjicbte btefe« 3eitraum», minber bebeutenb irt*
ben Drucf ber fremben |>errf<baft, legte ben ©runb jn bm
[pätcr fo fdiroff hemprtrctenCen ciqcittbümlicben Gbowftc
be* SJolW. Die wib«nb einet mebr al« SOjabriaen Ii
matloftgfeit uberftanbenen Drangfale batten baS Boll jo m-
überjeuguna gebract/t, baß Untreue gegen 3«bova unb t> 1
fall vom väterlichen ©efeg jum Unglücf führen müfit SS»
frommem gifer würben bie alttejiamenrlicben Schriften »
fammelt unb tri ba« ^»eiligtbum beS SCemvel« ge#eBt i»
Snnagogen entfianben, iöet» unb gebrfäle würben m ytc
grogern Ortögemeinbe eingerichtet unb unter bie Xurnc;
frommet unb febriftfunbiger SWänner gebellt, bawt bn
SBolfe, welche* inbejj bie tbalbdifcbe ©unbart ongenannB
batte unb nid)t mebr feine tieiltgen ScbrifUn verft«^.^
®ei(t ber grimmigfeit unb ©efeblidifeit eingeprägt unb
f,u neuer ÜJiacbt unb ©röf?c geführt würbe. Xbet bk rfy
ängfllicbe ©etnifTenbaftiafeit beft hierbei beobachteten Ser^
rend ließ biefe Änftalten nur wenig ihrem 3wcJ emtprecb»
Det ttligi6*jftttliche 3nl>nlt be* ©efefte* ging bem Bfih
burcr) bie meift fvi^ftnbige unb oft cbalbAifcK fädii)cx w
mifcbenje Dcutuugörotife ber ©efeßlebrer verloren. 8"
fcblimm e« um beii fräfrigen retigi6fen Sinn ffomb, j«f
vor 'ÄTlem ber BerfaU ber Dicbttunfr feit bem m
rtnb fo bei erneuerte ©fer für bas ®cfe^ wenig gute Rruff-
brachte, lief er jugleitb bic baran gefnüpften |>offnunsö
auf rrbifebe ©rofe unb Wacht unerfüllt. Starf im Äanta
an eine befonbere SBertieb« ©otteS, muffen bie 3utm
fortwabrtnb ihre Obnmacbt in ber Xbbängigfeit p»n m«
ber Jg>errfd>aft empftnben. 9?ad) Xleranbet"* Stob« Pf*
fie unter tfgvpten 323—221, bann
Untcrtbanen bau) ber ügnpt., balb bet
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Jaden
Kenige, bit fit um bat 3abt 180 unter Seleufui ^bi(o>
:mx bem fvttfcbcn Weiche autfcpliefjenb zufielen. Dat
2cbwanten ber auswärtigen $errfcbaft fonnte bem JBolfe
m ®anjen nicht frommen; verbrrblicb aber würbe et, ba
nc Jtämvfe jwifepen Egypten unb Sprien auf »aläff. 8$o--
nn autgefoepten würben, ober SErupvenzüge, welche bat
!anb autfogen, veranlagten. Der JBerfucp bet 'Äntiocbut
fpiphanet, bem ausgeplünderten unb mit Steuern unb äb-
jaben beladeten Siolfe grieeb. (Sitten unb {Religion aufju*
ringen, brachte baffetbe jur Verzweiflung. Unter bem prie»
i erbeben #elbengefcblecbre ber aSarfahäer (Jrwmmerer) Jämpfte
• feit 167 für {Religion unb Nationalität, unb bei .Kampf
•nbete 141 mit bem Sturze ber fpr. .ßerrfebaft unb ber
Eieberherflelluna ber nationalen Unabhanajgfeit. Simon,
er iei;te SRaHaoaer (bie jwei anbern ©ruber waren, ber
ine, 3ubaö, ben $eibentob geworben, ber anbere, Sonatbcn,
SBeuchelmorb umgefommen) eröffnete eine {Reibe felb»
iänbiger Sürßen, bie jugteieb bie 4>obevriejlerwürbe be»
.eibeten tmb bie von bem Urvater ber gamilie, .£>a&mon,
lammt ben Namen ber 4j>atmonäer (Cfrlaucbte) führten,
ununterbrochene Sfcbronfireitigfeiten in 'Kgppten unb Sp*
ien liefen bie 3uben ihre Unabl>äna.tgFeit genießen. Simon
rüftigte bat {Reich bureb ein 5ßünbni§ mit ben Körnern, unb
Johannet gprfanud, fein Sopn unb Nachfolger (136—105),
neeiterte cd bureb Eroberungen unb Stege, ton benen ber
Sieg über bie Samariter bureb bie 3er|lörung ihres SEem«
jeU» auf ©arijim 129 eine ©efriebigung bet Nationalbaffet
rurbe. Der um biefe 3«t entflanbene Sanbedrin, ber hohe
Karg, bilbet« ben oberfien ©ericbttbvf in {Retigiontfacpen
mb biente juglcicb als Unferbehörde über $olicei unb {Kecbtö»
jfltge. Die fortgefebrittene Salbung jeigte ber ^anbel, ber
icben ber JBefdpäftigung mit Sanbbau'eine zweite Raupte«
ocrbtgueUe ber Nation geworben war. Die Neigung ju
(mfelben war bei ben Sfraelit'cn febon im Grit erwacht,
Kirch bie vermehrte Skttölferung bet ganbei unb btffen für
m erweiterten Völferverlebr vorteilhafte Sage würbe fie
efct noch befonbert unterhalten unb begünfhgt. 2Cucf) bie
Verbindungen mit ben auswärtigen ägvpr. unb babpl. 3uben,
ie je$t noeb fortwäbrenb burd; freiwillige Xutwanberer in
Mi griccb.»röin. feänbergebiet vermehrt mürben, führten ju
H'eicbtbum unb Jtenntniffcit, ba jene eine ©teuer an ben Sem«
Ml entrichteten unb nur jjett ber bobjn gefte in jabtreieben
itaravanen nach bem jpciligthume wallfabrteten. Tiber ber
m 3nnern unbefriebigte Sinn bet Volft trat in ben §>ar»
eien ber Sabbucäer, »pbarifäer unb Gffäer hervor, von be>
n bie beißen erfren ben Jtampf üiieländifeber Sitte unb
Kiftetbilbung mit nationaler 'Äbfcnberung unb religi6fer
öcoonugung unterhielten, bie leßtern, alt jerfallen mit
■ bürgerlichen unb religiöfen ©emeinwefen, in frommer
Stillt fid> ber JtTffentlicbfeit entzogen. $arteipaf) unb ärger«
ia>t äwifcigf eiten , bie in ber fürjtl. gamilie felbjr außbra»
ben, bezeichnen bie nachfolgenden {Regierungen. Subot Hri«
• ului(i0.r)— 104) legte fieb ben Aönigttitel bei unb Wer*
3annai (104—79) eroberte in einem glücf Heben Äriege
cgen 'Ägnpten bie ©ren^fefie Waja. Unter bem Söeiftanbe
barifäer regierte bie Königin Salome Äleranbra. Uli
' geftorben, machten ihre beiben Söhne ^>pr(anu6 unb
nftobuluj fieb bie Ärone ftrettig. Der {Römer i)ompeju*,
on ber febwäcbern Partei jur SJermittelung bwbeigerufen,
•iftftjCMW.iJtt. II.
Juden
vermittelte nach rönt ©runbfä^en burcp allgemeine Unterjo«
ebung 63. Subäa würbe eine tson ber $rooim Sprien ab-
hängige Gtbnarcbie (Solfdfürßentbum) unb |)prfanud in
berfelben tum ^»ohenprieftcr unb fftbnarcben eingefe^t, wäb.«
rtnb 'XriftobuluS mit feinen Söhnen unb Socptem ben
Sriumpbjug bei ^ompejus in {Rom verherrlichen foQte.
Seine unb feiner Söhne <?ntroeicpung au6 ber befangen«
febaft brachte neue itriegSunrupen über bat £anb. Nacp
blutigem wecbfelooQen Aampfe gelang cd bem Xntigonnd,
Ariftobumd' jroeitem Sohne, bie röm. Partei 511 terbrängen.
3uhelnb begrüßte in it)m ba8 Süolf (40) noep einmal rinen
freien jüb. Jtönig. 21ber toben im dritten ^abre f einer
{Regierung würbe ibm ber SEhron bureb ben röm. ©ünßling
unb .palbjuben $erob<ä entriffen unb er fclbfr, ber (e^te
S&roffe ber ^>a5monäer, am Scbanbpfabje fcbmacbooll bin«
gerichtet De» ^»crobeS halb jüb. unb halb röm. @eftnnung
fieberte ihm bie jperrfepaft. Unter ihm entartete bie Nation.
Sübifche @roge würben röm. Schweiger unb baS 83ol( foüte
über glän^enben ^Bauten, äheatern unb Jlampffpielcn bat
allgemeine Unglücf oergeffen. 3n feine {Regierung fiel brei
3apre r>or feinem Sobe bie ©eburt 3efu. Son bem unter
feine Pier Söhne getbeilten {Reiche erhielt Xrcbelaul 3ubäa
mit Samarien. 'Aber feine Unun>erlä{jigfeit brachte ihn nach
SBienna in bie JBerbannung, fein @einet tarn jur 9>rooinj
Sprien unb würbe feit dem zehnten 3ai;re n. (ihr. durch
3>rocuratoren perwaltet. Die ßabfurbt unb $ärte biefer,
wie bie nicht minber gewinnfüchtigen äollpacfcter machten
bem verachteten fUolfe die röm. 4?errfcbaft \u einer urier«
traglichen Haft. {Röm. Strenge würbe von iub. 4>artnäctig>
feit hcrauägefobert. Schwer gereijt burd.) bie ©ewaltthätig«
feiten be* $>rocurator6 Qaffiu6 gioruä begann bad Uoif im
3abre 66 n. (Shr. den Ärieg, weniger in ber Hoffnung bco
Siegt, alt in ber Verzweiflung an aller irbifepen 25iohifabrt.
Dat ^riegtglücf, anfangt ben Verzweifelten günftig, wanbte
iub auf bte Seite ber {Römer, alt Ketvafian 67 unb nach
feiner Erhebung jum Jlaifer Xitut (70) eine große Streit:
macht gegen 3 er u fa lern führte, weichet unterging. (S. St
rufaletn.) Der Ärieg, ber balb in den ©ebirgen 3ubäat
auttobte, hotte einer SRillion 5Renfchen bat geben gefofiet.
Die übriggebliebenen mußten gezwungen auswandern, ober
würben alt .Kriegsgefangene theilt hingerichtet, theilt in bie
IBergwrrfe nach £beräg»vten gefchieft, theilt auf bie Sfla«
»enmärfte gebracht, theilt für bie Äampffpiele aufbewahrt,
bie jur geier bet Sieget bie {Römer p Qäfarea, SSerptut
unb an anbern jDrten aufführten. Die 3ubcn hörten auf,
ein felbftänbiget 83olf ju fein, ihrer honte fortan bat tu
ben in ber Berjheuung, bie eine allgemeine würbe unb fiep
balb über bie ganze befannte alte Seit erfireefte 3n bem
weiten eänbergebiete bet röm. Seicht waren bie 3uben mit
ber Übertragung ber Semvelfteuer an ben Schubgott bet
Seicht, 3uptter dapitoünut, nach ben be|tepenben {Religiont.
gefe^en geduldet, bodj brüefte fie ber SBolttbaß, ber jtc mit
bem Namen bet fcbeufHicbJen 83o((t bezeichnete. Deffenun«
geachtet gewannen fie burd) ih" angebilbete Umficht unb
eine meift auf ^anbel gerichtete jBetriebfamfeit ein IdjneUes
Cmporfommen, unb ber treu bewahrte ©laube an bie ewige
Dauer ü)ret S3olft unb feinet ©efe^et erwucht fogar un>
ter ber bulbfamen {Regierung ^>abrian't in einem von bem
fallen 9Sefftai iBar Cochba erregten «ufjlanbe zu bem
513
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Jaden
514
Jaden
fübnen, aber mißlungenen SBerfudje, $alä|ttna roteber ju er*
obern. Sine Annäherung an baS Gt?rifrcntr;um »erhinberte
bie it)nen eigne Abneigung gegen baffcibe. Dod) brauten
bie von Jtonftantin ben <3r>ri|ren geronnen großen jßegüns
fiigungen viele Suben jum Abfall. 25er allen JReligionSpar*
feien , nur md)t ben Gbriften günfiige Jtaifer Julian (f. b.),
erlaubte ihnen ben SBteberaufbau bei Stempels in bem eon $a--
brian auf ber Stelle beS alten 3erufalem unter bem tarnen
Aeli« capitolina erbauten ©tabt. DaS Unternebmen würbe
bureb ben fd)neHen SEob beS JSaiferS verbinbert. Von gr&»
§erm Erfolge, als baS Streben nacb SBieberberftellung ber
äußern ©elofiänbigfeit, war im 3nnern ber ber Religion ge»
wibmete JBilbungSeifer. Die ©tabt SiberiaS »rar burd) trjce
©cbule ber ©üj eine* geiftigen 3nufatemS geworben, ©ie
beberrfcbje, auSgueicbnet tureb ben ©eift unb bie firtiicben
Vorzüge ihrer fltabbtnen (®efe£(ebrer) alS oberffer ©erid)t5s
bof (©anbebrin) unter einem Vorfteber, ber 9lafi, gürft ber
©efangrnfdjaft, \)\t§, fämmtlid)e 3uben beS AbenblanceS bis
429. ©leid)eS Anfefoen behaupteten bei ben 6fil. Juten
©tbulen in JBabylonien, beren SJlüte bis tief ins Mittel*
alter binaufreid)te. ein 22er? berfelben war bie ©ammlung
ber burefc Uberlieferung fortgepflanzten Auslegungen unb 3u=
fä&e jum A Z. , welche um 200 von 9?abbi 3«buba bem
^eiligen vnanfialtet, um 500 voQenbet unb unter bem
men SSalmub ben Suben fafl aller Reiten fefiftebcnbe
©laubenSnorm geworben ift.
3m Mittelalter waren bie 3uben im Allgemeinen ein
überall frembeS, überall bcimifcbeS, immer unterbrucffeS,
verfolgtes, verbanntes, immer von Beuern auftaud)enbe$,
veraltetes Volf. Die 9>äpfte, wenige Ausnahmen ab;
gerechnet, begünfiigten fte, foweit eS fid) einigermaßen
mit ihrer d;rifrlicbeu Dberberrfidjfeit vertrug. Venebig
fdjloß fte von feinem Meerbanbel auS. 3n ©panien wurs
ben fte von ben SBeftgotben faxt, beflo milber von ib>
ren 4>albbrübern, ben erobernben Arabern, bebanbeltt mit
benen fte fid) fobon in Alien unb Afrifa befreunbet hatten.
Daß fte ben AuSfafe mit nacb granfreieb gebracht batten,
fefete fte befonberS in Vurgunb beftigen Verfolgungen auS.
Äarl ber ©roße bewies fid) bulbfamer unb noch mehr £ub>
wig ber fromme. Der 9tubm, ben fie feit bem 10. 3ab*b.
in allen fünften unb SBiffenfcbaften, befonberS a(S Matbe«
matifer, Afironomen unb a(S bie gcfcbicfteftcn Arjte ber Ghrbe
an ben vor$uglid)ften eure». <£>6fen, bis jum 16. 3at?rt>.
K-gar an bem päpfilicben befcaupteten, milberte nidit ben
f>aß, ben bie (Triften gegen fte a(S eine befonbere, burd)
22ud)er unb Unterbänblergefd)afte gteichfam jum allgemein
notbwenbigen Übel geworbene Partei hegten. Gegen Qnbt
beS 12. Jahrb. ermorbete baS aufrubrift^e SBalf ßafliltenS
bie febeme jüb. ©eliebte feines JtonigS Alfons IX., unb ber
Jtönig , welcher feiner Untertbanen jum Siege von SEolofa
beburfte, wagte nicht, ben grevel ut betrafen. 3n granf»
reich rntftanb baS Märd)en von einer wunbertbätigen #o*
fiie, wdebe bie Suben gefioblen haben feilten , unb biente
«um Vorwanbe, bie ©pnagogen ju jerfiiren. Den blutig»
Ren Verfolgungen waren bie Suben burd) bie Jtreujjüge
ausgefegt, ungeachtet fie ju benfelben borten (ieuern helfen
muffen. Die wäbrenb berfelben an ihnen verübten ©rau<
famfeiten waren Jahrbunbcrte binburd) ben ©emeinben (e>
heutiger AuSbrucf beS ©dprecfenS, unb fte bauerten auch
nacb ibrer SBeenbigung noeb fort, ba bie 9)efi, welche btn
Äreuifabrern nad) Europa folgte, von SBergtfhmg berßr.:
nett burd) bie 3ubrn abgeleitet wtube, unb anbere getäi",;
©m'tdjre, baß fte (Shriftentinber morbeten unb geweibete ^«pu
ertauften unb burebftacben, JBorwinbe ju einem b!u:;i:
fahren gegen fte würben. AuS bem fübwe(l(. Deutf*; :•:
gewaltfam oerbretngt, wanberten fte nad> Mähren tut« fr
len unb grünbeten bie bortigen jal)lreicben ©emeinben. Ii::
^>anbelSvortl)cile gereift unb bem fürftl. @igennu(e ant>
behrlid), feierten fie fpdter in bie verlaffenen ürib« r:
©täbte, in benen ft« in abgelegenen ©äffen, Subflij«^
genannt, jufammenwobnen mußten, wieber jurutf; aber tr
neue Aufenthalt war mit bem SJerlufle ader SRcnftbrnti
unb ber Erlegung febwercr Abgaben oerbunben unb i
ihnen an mandjen Drten noeb befonberS baburd) »erbittat.
baß ft« jur allgemeinen 93erfpottung ein iußereJ Jtenr;;
eben an fid) tragen , jäbrlid) einmal gewiffe entebrenbc «
beiten r<errtd)ten ober jum eignen Arger in bie Jütdjen tr
ßhrifien geben unb mit Demutb eine gebafftge fr;:::
anboren mußten. 3n 3talien, wo man Jte bruefte, g:':c
fie bod) Anlaß jur (jrrid^ung von Üeihbdufern, aua) M
ren fte im Söeft^e berühmter Drucfcreien, befonberS ju
eino, Neapel unb SJenebig. Die ^äpfte blieben r
renttjeilS gewogen, ©eit bem Anfange beS II.
je(}t erfebetnen "fie bei jeber papfilieben a^tjrontefteigung,
reichen ihr ©efegbud) unb, als Tribut an bie Äammer
^>funb ^feffer unb ^wei ?)funb ^immt. 3n ©paniert nit
ben fte im frieblicben jufammenwobnen mit btn 5«t
alle Jtünfte unb 22iffcnf(baftcn, unb fclbft bie £icbjW
blieb ihnen nid)t fremb; aber 1492 traf fie baS, auf fr"
gen beS ©roßinquifttorS £orquemaba, von Jerbinanb .•
Sfabella gegen fte erlaffene SöerbannungSebict. 9lie
ein ©tfe^ unbarmberjiger vollzogen; fctbfl Die, »elcbe
jum ($l)riftentbtimc befebrten ober befebrt ju fein tct
würben mit unetl)6rter Ungcretbtigfeit bebanbelt, JDie • '
ften unb oornebmften ber Verbannten entwid;en naeb fOP
tugal. Die geringere Menge rettete fid) nad; Afrifa :
lebte bort in Ärmütb unb Änecblfcbaft. Aber aud) ou^ v:
tugal würben fie, auf gerbinanb'S Antrieb, unter
dmanuel 1507 oertrieben. Die glüa)tigen nabm grcfn
tbeilS 3talien unb Äonffantinopel auf; bod) behauptete r.
gegen (fiibc beS 18. 3«>brb- ein vieloerbreiteteS ©erüi :
befdnben fid) unter ben erfien Familien Portugals ur,r
n'tenS folebe, bie dußerlid? (ihriften fchienen unb im ^
il)reS ^aufeS ben ©tauben unb Dienfi ihrer jübifa)e»ßäK
betvabrten. Die bollanb. Suben waren feit ber €nü -
beS ^reiftaats burd) unermeßlidu Sfeicbthümer berubrr:;
poln. unb ruff., nid)t befriebigt burd) einen attSacbe-
Äanbel, braebten nodb ben Vier» unb Vrannnrtinfcban!
fid), ja felb|l ju ^)ojlb>Jltcrn wußten fit f'd) bin unt :
emporjufebwingen; bagegen ben befd)rdnftem beutfcl1-
ben Armutb unb ein nur mittelmäßiger SBobliionb ju S
warb. Aber barin waren fid) bie 3uben aller Cintt
baß fte, obne Antbeil am fiaatSbürgerlicbert 8eben, M
SJaterlanb unb greibeit, überall als grembünge lebten
jeben JRubm eines gemeinnü|igen SöirfenS einem Biet
Cigennu<5e jum Dpfn bringen mußten. Diefe 6c
«Riebrigfeit begann erjl feit ber Mitte beS 18. 3abrb. |:
einen allmdlig verbefferten 3uftanb für bie Suben Bfflj«^1
bern, feitbem bie fortgefebrittene Vilbung ibnen nid'i
ben JBeftfc ber Mtnfcbenrecbte flretttd ntacble unb fu
Joden - Christen
515
Judith
vitttgt btmh ^od^gebilbetc unb geiftvoöe ©olfSgenoffen,
iebe üöcife ben goberungcn ber 3«it nacbjufommen fueb»
:: ©o würbe bie ©olfSerjiebung verheuert, bie talmubi»
Sahungen verloren ibr ©eroicfjt unb beim . ©otteöbtenfle
!.im bie fcanbeSfpracbe in ©ebrauch. 2>a§ natürliche <?rgeb<
ijjfl biefeS Bufianbed war bie goberung ber vollen bürgert
- ;i ©(eiibfiellung mit ben Gbrijten. DaS 8ofungSwort
UiberaliSmuS : bürgerliche unb religiöfe greibeit für alle
Seit! gewann biefer Umancipation eine mächtige gartet,
ftjpoleon eoOjog bie bürgerliche tjrläfung ber 3uben 1806,
c auch in .Öollanb unb ©elgien gültig blieb; in Worbame»
•ifa gehörte fte jum SBJefen beS ©taatS. Xucb in beutfdu-n
ianben iß ber bürgerliche jjuftanb ber 3uben feit Jofepi) II.
njnnicbfach gebeffert worben, aber gegen ihre voÜfommene
Micidjfttllung, bie nur unter ber franj. |>errfchaft vorüberge»
enb fiaufanb, erinnerte eine fonft nicht illiberale Partei, baß
juben bem SSaterlanbe boch nur grembünge feien, be*
ich baber bie bocbjte ©aflfreunbfdjafr , aber fein ©taatSbür»
jcrrecht gebühre, unb baß bie europ. (Staaten auf cbrifllicben
Srunblagm ruhen, bie bureb bürgerliche ©leicbflellung ber
Jubcn jroar nicht erfebüttert, boch verleugnet würben. Xber
5 ifl eth harter SBibcrfprucb, von ben 3uben bürgerliche
Befmrtung unb ©efittung fobern unb fie bennoch von bem
bt-nuffe bürgerlicher unb politifcher Stechte ganj ober jum
Ebeil ausfließen. — ©erfuebe jur ©efebrung ber Sucen
inb auch in neuerer Bett vielfach gemacht werben, febeitem
bei jumei|i an bem Langel an ©tauben unter ben CSbrc-
ttn ftlbff. 3n JRußlanb ftiib ben 3uben, welche fleh. Aum
l'brifienthume befebren unb welche ifraelitifdje (Särtften
't;f;en, befonbere SBortbeile eingeräumt. Sie fönnen fic±>
ir jcbeS cbrifilube©cfenntniß beftimmen, erhalten fiänbereien,
ikrorrbefreibeit, ©ürgeneebt, f6nnen fieb burch felbfigewäblte
Dbere regieren, finb von allen ©taatsbienfien befreit unb
nun erft nach ^0 %a\)xtn mit ben übrigen Untertanen in
Jeicbe SBerpflicbtungen.
3u&fn-€l)rißtfn würben in ben erften chrifilteben 3abjr»
unberten Diejenigen 6bri(ten genannt, bie neben bem fyod)-.
uitbe auf ihre iübifche "Äbfiammung jugleich baS ©orurtbeil
lilirtf n , tag bie gefefclidjen SBerfe unb bie ©ebräuebe ber jübi«
hm {Religion ein notbwenbigeS (Srfoberniß ber chrijllichen feien,
'tfbalb fie auch ben Reiben bei ber Aufnahme ins 6hnften=
>um bie ©efebneibung auferlegten. Wacbbrücflicb befämpfte
Jautus biefe »JWeinung in einigen feiner ©riefe, inbem er bie
itbingung beS ßbriiientbumS in ben ©lauben an (2bri|lu8
't'tt; boch hflt biefelbe unter mancherlei SQeränberungen unter
en ßtiri[ien in bem ©egenfafce bet SBJerfbeiltgfeit gegen ben
Einigen SBertb ber gläubigen ©efinnung fortbefianben.
. 3ubrnkirßd)f n , ©lafenf irfchen, S5oberellen ober
5tb(u tten werben bie von einem großen, aufgeblafenen,
nnoberrothen JteUbe eingefchloffenen glänjenb fdjartaebros
!tn JBceren einer auf fonnigen Mügeln, in SBetnbergen unb
pebufeben im mittlem unb fübl. Europa wachfenben mehr*
1 $flanje genannt. £)iefe ^flanje bat baS Gigem
jümliebe, baß ber währenb ber ©lütejeit grüne Jtelcb nach
erfelben noch fortwächj), fich atlmälig licht jinnoberrotb färbt
nb bei ber Steife, wo er eine große, nur an ber ©pige
Offnere Blafe bilbet, auf feiner 3nnenfeite mit fleinen jDrü*
* befttf iß, bie einen febr bittern Saft abfonbern. £>U
von biefem Jtelch« eingefdjloffene (Beere hat einen nicht um
angenehmen fäuerlich'füßen öefebmaef; fie muß aber febr
vorftchtig von bem Jteldie befreit werben, fobaß biefer fie
nicht berührt, weil fie fonft bitter unb unangenehm febmeeft.
grüber galten bie SBeeren für ein gutrt 9Rittel, Jpaxn, ©riet
unb Steine au6 ber S3(afe abzuführen, werben aber jefet
nicht mehr angewenbet.
Du&mpfcr), ÄSphalt, Crbharj, (Srbpech, ©erg:
pech ifl ein mineralifcheS ^)arj von braunfebwarjer garbe,
weichet fejle, im ©ruche mufcbelige, unburcbfidjtige, aläm
genbe, eigenthümlich horjig (bitumin6S) ricdienbc ©tuefen
bilbet, welche wenig fchwerer al$ äßaffer finb, bei ber Sem»
peratur beS fiebenben SBafferS fchmelten unb mit einer ru>
ßigen glamme verbrennen. 3m abfoluten Söctngeifr wirb
ein ^beil aufgeläjr, welcher nach 2tbbampfung bcS Sßeingeü
fteS alS ein gelbes fiebriges $arA erfebeint. Wlan finbet baS
Subenpech (welches von biefem Umflnnbe auch ben Warnen
erhalten bot) vorjügltcr; auf bem tobten 9Reere, beffen SBaf«
fer febr faljig unb taber fchwerer als reineS 2Boffer iff, ba«
her bie ^»arjflücfen auf ihm fchwimmen unb am Ufer auf:
gepfcht werben. 2(ußer biefem feften Grbharj finbet man
aber auch noch «in flüffigeS ober meicbeS, welches auch
©ergtheer genannt wirb unb als eine Xufl6fung von 2fS»
phait in St ein 61 (f. b.) ju betrachten ijl. £er ©ergtheer
t)at eine fchwärjliche garbe unb bilbet in gewöhnlicher Setm
peratur eine tiefflüffige, auf bem äßajTer fchwimmenbe, in
jDelen läSliche SJIajJe, welche wie ZSpbaft riecht unb auch
mit rußiger glamme brennt. Sftan finbet ihn vorjüglich ju
£obfan unb an anbern JDrten in granfreieb. 'Und) in ©rie»
chenlanb, türf. Albanien, 25almatien, ©alijien, hei ©enf in
ber ©djweij, ©arbaboS u. f. w. wirb er gewonnen. 25a8
3ubenpecb würbe von ben ©abvloniern als SWärtel benufet
unb bie Agppter feilen eS bei ber Sinhalfamirung ber £ei>
eben angewenbet haben. Sefet bebient man ftch beffelben in
ber jblmalerei ju einer braunfebwarjen garbe unb bie Jtu>
pferfrecher nehmen eS jum 2>ecfgrunbe. ©S gibt ferner eU
nen Sufae) jum fchwarjen girniß unb wirb ju verfchiebenen
Xrten von Äitt, fowie jum fchwarjen ©iegeflaef verwenbet.
2tuS bem ©ergtheer bereitet man ben (Jrbharjfitt unb be*
nu|t Jenen auch büm ^h«"" ber Schiffe, ber SEaue unb
beS Segeltuchs. 3n neuerer 3eit hat man bcfonberS in granf»
reich unb dnglanb ben Asphalt jur äerfrelluna eineS fehl
baltbaren, reinlichen unb bequemen ©traf enpflafterS , na>
mentlich für gußgänger, henu^t.
3uöica he'ßt in ber Äirchenfprache ber fünfte Sonntag
in ber gaflenjeit, weil ber ©otteSbienfl an bemfetben mit ben
Sßorten: Judicn an, domine, b. b. deichte mich ©ott($falm
43, 1) begann, ttuch ber Warne fchwarjer Sonntag war
biefem Sage beigelegt, weil man fich v<>n bem fei ben an bis
JDftem f£bwarj fleibete, jur Srauer für bie Reiben Sefu.
3uditl) ifl ber Warne eines ferjönen unb muthigtn hebr.
SrBeibeS, welche ihr ©olf auS ber {>anb feiner geinbe erlöse.
SS hatte nämlich Webufabnejar, ber Aon ig von ©abplon,
feine ©ottn an aOe umwohnenben ©6lfer unb fo auch an
bie Hebräer auSgefenbet unb Unterwerfung unter feine Stacht
gefobert, unb alS fich bie ©6lfer wiberfefeten, fanbte er fei»
nen gelbbauptmann ^oloferneS auS mit großer ^ecre&macht/
fie jur Unterwerfung au jwingen. ©chreef unb XngP b<»
65*
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Julien 516 Julianns Crom. Halser)
fiel bie 835lfer, bafj ftc Heb an .ftolofmieS ergaben, welker
itjrc ^cilifltbümcr jerftörte, bamit fte nur bem überm ütbi^en
Aönige SRebufabnejar göttliche Gbrerbietung betreifen foQten.
Die Hebräer allein wogten e3, für it>re 9?etigion SBiberfianb
ju leifien unb £oloferne* frei in ihr Sanb mit einem großen
Ätere unb belagerte bie ©renjfefte Setbulia. Cr fchmtt ben
.pebrdern in ber ©tabt ba3 ffliaffer ab unb biefe waren
nabe baran, firf> ju ergeben. Sa befchloß %, welcbe eine
aotteSfürcbtige SBitwe war, ibr Siolf unter ©otteö S3ei*
ffanbe ju retten. Sie ermahnte bie 'Äiifütircr mit begeifters
ten Sorten, fiärfte fieb felbft burch inbrünfligrt ©ebet unb
ging febön gcfdjmücft unb nur von einer SMagb begleitet
binauS in ba& Sager ber getnbe. .£>icr ließ fte ftd; vor £>o»
lofernrt führen unb verfünbete ibm ben ©ieg über bie .f>e»
bräer, welche fid; an ihrem ©ott verfünbigt hätten unb
barum von ibm verlaffen würben. (Sie felbft, Jagte fte,
woDe ben £o(oferne& fiegreid) nud> Serufalem führen, bat
aber, man möge fte frei im Säger, na<h bem ©efefc ihrer
SJater, leben laffen. Diefrt würbe ibr bewilligt, #olofer«
neS aber entbrannte in finnlicber JBegierbe ju bem frönen
SBeibe unb lief) fte am vierten Sage ju ftcb, jum JÖanfet
laben. 3- crfd)ien, fleQte ftcb, al§ ob fte bem gclbbcrrtt ju
äBiflen fein wolle unb reijte tr)n jur gröblidjfeit, fobaß er
viel trau?, unb als er mit 3. allein in fein ©djlafgcmijcb
fam , tr unten auf bad Sager fiel. 3- faßte nun fein ©<hwert,
betete noch, einmal ju ihrem ©otte unb febnitt bann bem
$oloferne$ bad ipaupt ab, welcbeS fte in ben ©ad* tliar,
mit bem ihre SRagb vor bem Seite harrte. Unangefocb»
ten ging fic hierauf nad? ber belagerten ©tabt jurücf. H13
cö aber SRorgen geworben war, markten bie Hebräer einen
'ÄuSfciU. Die Affvrer gingen, ihren gettberrn ju werfen,
fanben ihn erfragen, unb in ber Verwirrung über biefen
unerwarteten Unfall ergriffen fte bie gluchr. Die Hebräer
verfolgten fte, erfeblugen Stiele unb matten große äöcute.
3. würbe von ben SJornebmften tbreö SJolfä a\i Äetterin
beffelben begrüßt unb boeb gefeiert, fte aber pries laut ben
©ott 3ebova, ber ibr beigeftanben unb bureb ibre febwadje
.franb fein 5Bolf errettet habe, ©ie lebte ehrbar unb gottrt»
furdjtig, unverebelicbt biö an ihren £ob. riefe Grjdblung
von ber 3- ift niebergefebrieben in bem S3ucbe 3ubith,
weiches ju ben Apofrvpben brd X X. gerechnet wirb.
3uflm ober Suchten beißt eine Art au8 JRußlanb unb
$olen fommenben Seber5, welches aus ßiegen* unb Äalb*
feilen, fowie au« Auf}: unb SRoßhduten bereitet wirb. Sei
bem färben werben bie gelle »aarroeife jufammengenäbt,
unb ba im fRuffifdjtn 3ufti ein <paar bebeutet, fo ift hier.-
au5 wabrfdjeinlicb ber Warne entflanben. SJladbbem bie
gelle gegerbt, getroefnet unb jugeriebtet worben, werben
fte auf ber gletjchfeite mit S3irf entbeer getrdnft, barauf ge*
febmeibig gemadjt unb cnblidb gefärbt. SBit einer mefftnge*
nen ffiaije werben bie gelle gefrifpelt. Der SSirfentbeer
madit bas Seber wafferbtebt unb gibt ibm feinen eigenrbüra>
lieben ©erud?, weld>et vor Snfeften febüfet SKan unter*
febeibet nach ber Qualität verfdbiebene ©orten, unter betten
ber Stoß wall bie fcbjecbtejte ifl. ÜB an verwenbet ben 3uf<
tin ju allen Strien von Sliemerarbeit, jum JBefdjlagen von
Äoffern, ju ©tiefein u. f. w.
Dulianne (gtaviu« (SlaubiuS), röm. Äaifer 360—365
n- ßbr., von ben (Sbrtfien Ävoftata, b. b- ber Abtrünnige,
genannt, war ein SBruberefolm Äonflantin'i brt &nir
(f. b.) unb geb. 331. Dutd) bie ©raufamfrit be* Jtamr!
Äonflantiue^, feine* SSetterS, verlor er, faum feeb* Sal
alt, feinen SSater unb mebre ©lieber feiner gamilie. 2t
©djidfal blieb bem ÜRörber feined ^>aufr< überlaffen, I
ibn jum geifllidjen ©tanbe beftimmte unb bem fDifcbt"' Q
febtuö von Wiromebien jur I5v;tcbung unb jum Untern*:
im Gbriftentbume übergab. Da jebod) % bierin nie
SRittei ber Unterbrücfung erbliche, fo rourbf er bem Cbriü;
tbume ebenfo feinb wie bem Äaifer. 3m vrrfioblenen UV
gange mit ben Diestern ber SSorwelt entjog er fid> ben
jajife ber ©eiftlidjen unb bem ©ewebe fvi^finbiger ge-
mein, ^u welcben baä Qbriftentbum jener 3eit an^geir:'
war. @d>on je^t von ber voctifchen Seite M ^eibent:-.
gefcffelt, bing er an bemfelben mit febweirmerifeber Sif
rung, feitbem e$ ibm, jum 3ungling berangeretft, veTjcn::
war, bie «cbulen ju Ätben unb 9hfomebien ju fetner -
fügen JBilbung ju benufcen. >f)ier, im Umgange mit
bctübmteften ^bilofopben feiner 3eit, voll SBewunberun.-;
ibr gebeimnißvotlrö unb berebteS SLMffen unb birrcb, ihre
flüfterungett ju ben tulrnften Hoffnungen erboben,
nur bie gurd)t vor bem Äaifer ab, fernen 3CbfaH vor.
flentbumc offen funb }u tbun. Sßdbrenb 3« nach bem^r.
ber i>bilofopbie unb SBerebtfamfeit rang unb ba3 gffan
5Bi|jen bc$ HeitentltuinS in ftd) aufnahm, würbe er r:.
lieb in biefem Gifer bureb ben Gntfd)luß bed Äaifer«
brechen, ben SBeflen br& JlieicbS gegen bie Gtnfdlle berlV:
manen ju febübrn. 3n SKnitarjb 355 jum Gdfar ent:r-
unb mit be$ ÄatferJ ©ebreefter ^elena cermät)ltf j
an ber ®pi|jc eineö ^eert nach ©allien. Durch ferne c
über bie graufen unb Alemannen bei Svon unb ©trsr:
unb wieberbolte Ginfdlle nacb Deutfcblanb ftcllte r:
9?ubm ber r$m. SBaffen wt'eber her, unb in ber fBerrral:
beö SanbeS erwarb er ftd) bie allgemeine Siebe bureb '"
SJfdfjigung, Uneigennu(figfeit unb ©ereebttgfeit. ©ein :
unb feine' Üugenb enegten ieboeb beö Äaifer* Gifcrfueb
einem Jöefcble foberte er ibm ben größten Heil beS
ab, angeblich flum Äriege gegen bie Werfer. 2tber bie «2c
riefen 3. ju ?)ariö 30t > jum Äaifer au^. Der ©ürj
ftbirn uuvenueiblid) unb fcfaon waren beibe Parteien ju bem»
fclbcn gerüfiet, al8 ibm ber febneUe Sob be$ Äaifert .H.
fiantiuö jtworfam unb 3- in ben alleinigen SBeftrj brt
brachte. Den Antritt feiner SJegicrung bejeiebnete 3«
ber Sierrinfachung beä .pofflaatä unb mit ber öerringerur
ber Abgaben. Aber in feiner ftJorliebe für bribnifehe 8tö
gion unb ©eiflcsbilbung, bie er alö bie ©tüfee brt war
ben JHeirhS anfab, trat er bent Gbriftrntbume feinbfelig n
gegen, jwar nid>t im offenen Kampfe, boeb burefa ric
greifenbe SKaßregeln betreiben ben Untergang brobenb.
ßbriflen würben von ©taatsdmtern entfernt, jurffiieb^'
fieüung ber jerflörten 2cmpel oerurtl>eilt unb eon ben S
ten ber bobern getftigen SJilbung aii8gefd)!offen. Die ff-
rungen ber ©erechtigfeit felbft würben gegen fie in fein'
aer ©eftmtung geltenb gemacht; alle Seften würben
fannt, alle vertriebenen SBifd)6fe jurücf berufen , bie
jur SBieberberflellung be3 #etligjbum$ eingraben.
waren bie Reiben bürgerlich begitnfligt, unb wa5 ibnen
ftttlicben Sorjügen gebracb, baS follte bureb neueni*
SBolföfchutcn erfe(jt werben. SBenn 3- in biefem Unter
men feine 3eit mi?oerfianb, fo binberte ihn ber 2ob,
•j
>ü>nben. Sn einem ÄriegSjuge hatte et bie mdcbrtgen $en
r ju fcmütbigen bcftbloffen. 6*on war er fiegrekb burtb
rprien unb SBefopotamien porgebrungen, old et in einet
Schlacht (365) eine töbtlichi fikmbe, -angeblich Pon ber
ianb eüte* Gbriflen, erhielt, an welker er flarb. 3. bei
juptete als" falbben unb ©taatSmann einen hoben Rang
nter ben tont. Jtaifetn unb war felbfi als $bilofopb unb
•rebtet ©cbrififtefler aufgezeichnet. Unter feinen ©Triften i|t
nter anbern eine ©pottfibrift, „Wfifopogon", gegen bie Tin*
ocbier, bie tbn weqeittffeine* großen harter »erlaßt Ratten,
ab bie Aaifrr ober baß ©ajtmabl, ein fomifcbeS ©ittenge*
Übe bet Safter, 9Jldng«l unb ftlecfen oüer frühem Äaifer,
uf untere Jerxen geformten , bagegen i|r ein größere* SBerf
ibm. aeaen ba£ Gbriftentbum. Oerloren aeaanaert.
i. «1 '
3ulitll0f (bte) werben junt 3Cnbenfen an bie Revolution
m 27., 28. unb 29. 3ut. 1830, bureb welche fiubwig $bi»
p» (f. b.)Äönig bergranjofen würbe, in mati* mit öffetit»
eben ?uflbarf eiten begangen. Die ndcbjte Seranlaffung jur
ulirepolution gaben btfannttieb bie bom Jtönige Äarl X.
nb feinem «Rinifter Lignac am 25. 3ul. erlaufenen JDr»
ennanjen, bureb »reiche gegen bie iBefiimmungen ber franz.
■hatte baS SBat)lrccbt abgednbert unb bie greifet ber treffe
ffcbrärtft würbe. Tim 26. 3u(. erfebienrn in jwei ber ge;
fcnflen Betlungen Rügen gegen bie SBerlefcung ber (Sparte
nb 44 ©djriftjtftler unterzeichneten eine gegen bte Crbon;
anjen gerichtete (Srflarung. Die SRafjregcln, welche bie Sie*
tcrung burd) bie $oltr/i gegen jene 3eitungen ergriff, biem
m mir, bie Aufregung im äiolfc ju pergropern. DaS Siolf
rbeb fich in SWaffe, bie Rotiert fonnte feiner nicht .$err
rerbrn unb ^>oltgnac rief bie bewaffnete SKacht ju #ülfe.
bewaffnete SSolf unb bie f6nigl. Gruppen unter bem
Üefeble beS SRarfcball* SRarmont gerifthen am 27. in Äampf,
fr mit ber beftigjten Erbitterung geführt würbe. 3n ber
«auf folgenben Rächt würben über 4000 SJarrifaben
f. b.) aufgeworfen, hinter benen ftcb.baS S3oH gegen bie
iruppen oettbeibigte. ©egen 18,000 regclmdfiig bewaffnete
Bürger jianben ben, nur 6400 ©olbaten entgegen, weicht
Äarmont befehligte, *unb überbie* würbe auch aus bm £>du;
tm unb oon ben Ddet)ern berab ber Stob gegen bie Srup*
en gefcbleubert. ©o war eS fruchtlos, bafj am 28. $ariS
ü ÖctagerungSzufianb erfldrt würbe. Der Äöntg unb bet
m brfanben fich ju ©t.sQIoub. Dabin begab ftch am
borgen bf§ 28. ein Cerein oon Deputitten, untet ihnen
(atfjtte, ßafimir %>^rter unb ber ©enerol ©e"rarb, um ben
lönig ^ur Xuftebung ber jDrbonnanjen unb jur <£ntlafjung
inet SD(ira(ler ju bewegen; fie würben aber nicht oorgelaf»
n unb bie 2>t|>utirten, fowie bie ?)airS, welche an bem*
c^n 2Rorgen eine 9)Totejtation gegen bie Cirbonnanjen uns
eignet hatten, bauten nun an bie Aufhebung bet befle»
unben Regierung. Die föürger hatten ba$ ©tabthaue ex>
tert unb noch am 28. wnrbe von ben Deputaten bie äc--
urvung oorlduftg 2afar>ette, ©crarb unb bem «^erjoge pon
Sljoifeul ubertragen, ben JDbtrbeKhl übet bie 9totiorialttu»>
3m erhielt gafapette. 'Äuf dbnliche Söeife würben bie übru
un norbreenbtgßen ©ehirben organiftrt. Die niebergefe(äte
Ofumtipalcommiffwn, )u weftber Äubrp be ^uvraueau, 8af*
tue unb eaftrair Werter gehirten, machte früh «■ 99, be^
:annt: Äatl X. habe aufgehört ;u regieren. 08 war ^u
*ät, au} Äarl X. nachzugeben fich entfcblofc. «KarfchaU mar-
mont jog mit ben darben nach ©t.;Qloub unb um 2 Uh
war ber Äamyf in ^ari« bcenbet. 3m «olfe hatten ffch
laute ©timtnen erhoben, welche foberten, ba^ gremfteiet) jur
Öiepublif erfldrt werbe; aber bie J^dupter ber Stepoluhon
waren ;u befonnen unb tou^ten »u gut, wat bal wahre
SAJol>l ihre* «aterlanbe* erheifche, als b«jj ffe mit jenen in
Übereitiih'mmung gehanbelt hdtten. ftibwig Philip», £er$og
Pon Drlean«, würbe oon 9ieuiap, feinem gewöhnlichen
2lufenthalt«orte, oon 89 Deputfrten unb 30 ^atr* natb. 9a<
ti§ berufen unb am 30. Vbenb* traf berfelbe in bet £aupt:
fratt ein. "Km borgen be* 31. geleitete ihn eine Deputa«
tion ber Deputirten, an beren ©pi§e ?affttte ftdnb, au8
bem Calais ropal auf bad ©tabtbau* unb hier würbe er
jum ©enetallieutenant t>t$ Königreichs aufgerufen. Keglei'
tet oon 3000 ©atb<n jog am 31. SRorgeri* bet entthronte
Äarl X. pon ©t.*Gloub nacf) Rambouillet unb am 2. Hug.
entfenbete er ein von tbm unb bem Dauphin unterzeichnete*
©treiben an ben ^>er}og eon Orleans, in »reichem er bies
fen a(* Reicr;*oeTwefer anerfarmte unb ju ©unften be* jnn=
gen ^einrieb, |)er}og# oon JBorbeaur, bet Ätone enrfagte.
Untet ©etatb sogen Gruppen unb bie parifer 9tati»nalgarbe
gegen RambouiUet, unb 5tarl X. würbe bind) bte an ihn ab-
gefanbten dommiffarien bewogen, feine ©arben )u entlaffen,
bie Diamanten ber Ärone auszuliefern unb Sranfreicb ju
Perlaffen. "Um 3. Xug. perlie^ er RambouiQet unb am 16.
in ßberbourg ben [ran;. Koben. 3nbe$ wutbe )U $ari*
ein nem* ©taat*grunbgefe^ entworfen, ber Cntwutf am 7.
^Äug. pon beiben Äammern angenommen unb nod) an bem*
felben 2age 8ubwig Philipp oon ber ?>airSfammet al* „Küfj
gerföttig" begrüßt. %Ue untet Äarl X. Regierung erfolgten
9)air8ernennungen waren für ungültig erfldrt worben. £ub*
wig Philipp befchwor am 9. Äug. in ben oereinigten Äanu
mern bie neue Gbarte unb befiieg als Äördg ber granjofen
ben erlebigten 2hton. Sum 3(nbenfen an bte 3ulitage 1830
ftiftete am 30. Dec beffelben 3abre* Subwig |>bUtpp bm
SDrben be*3ulifreu)eS, welch. e* Denen erteilt würbe, bie
ftrb in ben RepolutionStagen ausgezeichnet hatten. 'Kuä> ba*
Änbenfen ber in ben bret Sagen ©efaUenen würbe ge ehrt.
6S wuTbe ü)nen ein Stauerbenfmal auf bem 9)la4e ber JBa<
jfille errichtet, auf welchem tbte 9?amtn petjeichnet ftnb; ü)re
SBitwen unb SBaifen erhielten, foroie bie »erwunbeten, ?)en-
ftonen unb tfrre Xöcfatet erhalten bei ©elegenbeit bet 3uu=
fefte, wenn fie für) oetbeiratfcen, ZuSflatfungen. Die Zibetb
nähme be* ÖolfS an ben ge(tlichfeiten bet 3ulitage haben
fich pon 3ahr zu Saht pertingert, ie mehr man etngefehen
bat, ba| bie ercentrifd)en £offiiunäen, welche Btele an jene
Revolution fnüpften, nicht in ©rfuflung gegangen ftnb.
3uliu0 ober 3uli, bet ffetente 5Renat beS3ahreS, Pete
banft feinen tarnen bem 3u(iuS @dfar(f. b >, wtlther
in ihm geboren war unb bem ju @bren bie Römer ihn be»
nannten, griiher bieg er £lutnttliS, b. b. bet günfte,
noch aus ben dltern töm. 3«ten, in bentn bet 5Witj b«
ctjle 2Konat war.
3urtfl (3oh. ^>einr.) genannt ©tilling, wat bet ©obn
atmet Xltern unb wurbt 1740 zu 3m»©rnnb im Staffaut*
fthen gebort». Cft wollte erfl Äohlenbrtnnet, bann ©d>ntt»
ber werten, fühlte fich iebod) oon höhetn getjrtgen 3ntettf«
fen fo angezogen, baf er nebenbei rajilo* für eine höhere
»uSbilbung ferne* ©eifte* bemüht war. 6t befleibete mehre
uigitizea
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Jüngstes «ericfit MS Im ?«,
^rwatfebrerfiellcn unb braute ti enblid? fo weit, bafj et
pon einigen <?rfparnijfen ju ©traSburg SMebicin ftubiren
fonnte. 9iacbbcm er hierauf einige 3eit alJ Arjt ju ©Iber»
feit gelebt unb fid) befonberS mit fameraliflifcben ©tubien
bVcbaftigt batte, trat er 1778 als gefyrer an bie Jtameral»
fcbule ju gautern unb fam mit biefer ncs rf> ,£eibelberg, wo
er jum 9>rofefTor ernannt würbe. 9lacbbem er 1787 einem
Kufe jum ^rofeffor ber Jbfonomie unb Äameralmiffenfcbaf»
ten nad; Harburg gefolgt war, führte er 1804 als orbent»
lieber $rofeffbr ber ©taatSwiffcnfcbaften nad> $eibelberg ju>
n'i tf. <Sr würbe jum bab. ©ebeimratb ernannt unb lebte
bie legten 3abre »or feinem 1817 erfolgten Xobe obne öf»
fentlidje AnfieBung ju Jtarierufje. (Sr bat nützliche famera«
UfUfcbe SÖJerfc getrieben, aber befonberS tuxd) feine pieti»
ftifcb » frommen unb jum Sbeil von mancherlei Aberglauben
nicht frei ju fpreebenben ©djriften allgemeine Aufmertfam»
feit erregt. $öcbfi intereffant ift ba§ von ihm felbft »er«
faßte iBucb: „£. ©rilling'3 lieben, eine wahrhafte ©efdjtcbter"
(5 58 be., JBerl. 1806), ju bem noch ein »on feinem ßnfel
SB. Schwer,, bwauögegebener federet 58anb fommt: „£.
©ri^ing'« Alter".
Dünqßtes (Verteilt ober jängfter Sa g ifl in ber a)rilb
lieben ©lauberuMebrr baS am (Snbe ber SBelt ju erwartenbe
(Beriefet, bei welchem Gf>rifru$, a!5 ber oon ©Ott uerortnrte
dichter, alle Mem'cbcn obne Unterfcbicb be3 StanbeS unb
ber Sieligion wegen ihres in ber SBelt geführte« Sebent
jur Sledjenfcbaft jieben, ibnen tt>r gerecbtrS Urtbeil fpreeben
unb fie nacb tyrem »erhalten entweber ewig belobnen, ober
ewig beftrafen wirb. £ie Belohnungen unb ©trafen wen
ben im 91. ü. unter uerfchi ebenen Bilbrm bargefiellt, jene
unter bem Silbe eines ©aftmabW ober einer #errfcbafr, biefe
balb unter bem Bilbe eines nagenben 2Burm6, balb unter bem
beS geuerS, balb unter bem einer fürchterlichen ginfrernijj.
3e unerreichbarer bie SSJahrbeircn ber Religion bem forfchen-
ben 2)cenfd>encjeiiTe ftnb unb je offener auch hier ba$ SBelt*
geviebt unb bie auf baffelbe fict) bejiebenben ©d>ilberungen
im 9i. 2. fieb ale> abnungSooüe Silber Neffen, waS ben
Menfdjen jenfeit beS ©rabeö erwartet, anfünbigen, um fo
mehr mußten bie ton 3eit ju Beit gemachten SUerfucbe mis--
tfngen , baS 9laV" uber ben Ort, bie 3ett unb bie Art unb
Söeife, wie baS SBeltgericbt gehalten werben follte, ju er;
mittein. 2Me Reiben rannten ben ©lauben an ein jüngfteS
0erid)t am <§nbe aller Dinge nicht, boeb gebart er wefent*
lieb 5ut iubifdben wie jur mobammebanifeben Sieligion.
3untU0 ober 3uni ift ber ferste Sltonat beS Sabre^,
welcher bei ben Römern ber Güttin 3uno (f. b.) gewibmet
war. 6r bat jefet 30 Sage unb am 21. beffrlben beginnt
ber ©ommer, als am Idngften Sage be3 3abre*. (»gl.
3a&re$jeiten.)
3uniu0 (bie IBriefe be«) ftnb eine Weibe »on Briefen
politifeben Inhalts, welche in @nglanb in einer von bem
Bucbbrucfer SBoobfaD berauSgegebenen 3eitfcbrift 1769—71
erfebienen unb gröfjtentbeilä mit bem tarnen 3unius um
terjeiebnet waren. Die ödiarfe, ©achfenntnig, Jtübnljeit
unb ftpliltifcbe Feinheit, mit welcher biefe {Briefe gefchrieben
waren, baS unburebbringliebe ©eheimnifj, welche» über bem
wahren 9tamen ihres »erfaffer* fchwebie, tn blich bie Art,
wie bie fpeciellflen Serbaltniffe ber Männer, weleben bü<
malS bie Leitung beS Staats anoertraut war, aufgebeeft unb
angefoebten würben — alle« Diefrt febuf ben S3rief« efctm's
eifrige iBewunberer als eifrige ©egner. ©efammelt erfebu»
nen bie JBriefe 1772 unb in einer vermehrten Ausgabe 1811
Wegen ben Herausgeber ber Briefe würbe 1770 ctntyrfcef
geführt, beffen SQerbanblungen aber enblicfe niebergefebiagn
würben. Uber ben Söerfaffer, welcber jebenfallä eine bebeu>
tenbe Stellung im ©taatdleben eingenommen haben au?,
ftnb febr verfchiebene iBermutbungen aufgeffellt werben. Zi
meiden SBabrfcbeinlicbteit bat bie Meinung; ba§ ber 1818
Perjlorbene Sir Philipp $rancU, welcber unter bem 8«'
perneur j^afringS ißeifiber beS hohen 9fatbä von jDliinbio!
war, fpäter ^arlamentSmifglieb würbe unb fieb als Setsn
unb Staatsmann auszeichnete. 3n feiner erff vor Jturjem
verfteigerten fBibliotbel bat man &rem»lare ber Briefe mt
banbfcbriftlicben 93emerfungen unb ätobefferungen aefunin,
unb bie ^anbfebrift jeigte eine merfwürbige übercinlnmmisj
mit beteiligen, welche urfprüngüdj bem feuebbrutfer ffioc<»
fall mitgetbeilt worben ift.
Dünn b«e|? bei benStJmem unb ^ere bei ben©rie*'i
bie »ornebmjte ber ©öttinnen, bie ©emablin bei 3upi:tr
ober Btüi, beffen ©cbwrflrr fie jugleicb war, alt E»eJto
bed Saturn unb ber Sffcra. ©amoö, Arfabien unb l:<tt?
flritten fitb um bie 6bre ibrer ©eburt. 2>ie alten ft*«
fcbilberten ffe ale? raebfütbtig unb auf ibren niefet feiten tu-
Untreue fie frdnfenben ©emabl eiferfuebttg. Am nrA
batten oon ir>r bie Öeliebten beJ 3eu5 unb beffen Ä»*?
(»gl. 3o, »acebu« unb #erculr«) ;u leiben, welaV >
mit ihrer JRarbe oerfolgte. Aucb mit ibrem ©emabl -i:
fie oft in Unf rieben, fobaß biefer fte einfl iurStTofean ?
paaren aufhing unb it>rr Jü^e überbieö noeb mit jwei Sr
bofen befd)werte. 2)ie Äinber bet 3« waren ^ebe, 3Ip-
SWarS unb JBulcan. ©ie wirb aW eine grau von erbiton
Scb6irbe]t gfftbilbert, mft ebrfurcbtgcbietenbrr SWajcfiir
fleibet. ©ie trug in ben Abbilbungen ein roeifk< ©emanb «■
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(Planet)
not ©Rietet, <mf bem Raupte eine ©d)etbe ober eine Krone
ib m bet $anb einen ©cepter, eine ©c&ale ober eine ©ranat»
ute. £er Ku(u( , bie (Sani unb ber $fau waren :i-r !?cu
5. Sfympfyen, ©rajien unb #oren bilbrn ihre Begleitung,
rii (f. b.) ift ü)re Dienerin. JBei ihrem gefle >rfd)ienen
rig geKeibere Sungfrauen unb weige Kühe würben ihr jutn
'pfer bargrbracbt. 3n ©riecbenlanb unb 8?om »erebrte man
t al$ ©hfterin ber €(>en unb old ©cbufegötrin ber %xaütn
ib ber ©eburten. 8:e rourbe »orjüglich ju 2lrgo8, ©parta,
fpceite, ©amo$, Ärfabien, ©i$, Karthago, Kreta unb
ora verehrt. 3u Xrgo« würben bie 3abre nad) ben jDber«
■iffierinnert ber 3» beftimmt. fl3ei ben 9?6mern waren ihr
t SKonat SuniuJ unb bie erjlen SEage ber übrigen SKo;
ite beilig.
3uno ift ber Slame tfä an 1. ©ept. 1804 »on bem
fkonomen £arbing entbecften ((einen platteten , ber ftd)
ud> fein fanfteß weige* fcicbt au*jeicbnet, aber mit unbe*
afnetem Äuge wegen feiner Kleinheit nicbt wabrgenotnmen
frten fann. Die mittlere Entfernung bicfe* Planeten »on
:r Sonne betragt 54'/* SRillionen teilen, ©eine SJalm
n bie ©onne legt er in beinabe 1594 Sagen junicf unb
in Durdmuffer betragt nad) ber ^Berechnung von ©ä)r6ter
09 aeograpf)if<f>e SDfetlen, wonach bie Suno ungefdbr 172
a( fleiner al* bie 6rbe wäre. 4>erf$el behauptete fogar,
ig ber Durcbmeffer ber 3uno (eine 30 fWeilen betrüge.
a& ben febneUen Xbwecbjelungen, welche biefer planet in
tner iHcbtfMrfe jrigt, bat man gefcbloffen, ba§ er eine be*
rutenbe 2frmof»l)äre baben mittle.
3unot (2fnbod)e), Jjperjog »on ttbrante* unb 3J?arf<bau*
en 5ran(reidf>, würbe 1771 geboren, flubirte nachher bie
ied)te unb trat 1792 al* ©renabier jur franj. Hrmee. 6t
wr vtv.br cn t ber ital. gelbjüge Tftjutant bei Napoleon unb
gleitete tiefen aitd) nach «gvpten. SRapoleon foQ bei ber
Belagerung von SEoulon Um rennen gelernt haben. ZU 2fr»
aerietommanbant bictirte er ndmlicb 3. einen ©rief, wdf>»
mb bie (Sngldnber fortwdbrenb -Kugeln warfen. 3. fdjrieb
ngeftört, oB eine SBombe einfeblug unb beibe .Krieger, fo*
)ie ben fBrtef, mit ffrbe befebüttete. ,,©o brause icb fei»
en ©treufanb", fagte 3- faltblütig. 9iaa) bem 18. JBru»
iflire, an welcbem Napoleon ßonful würbe, erbielt 3. ba$
bat cine$ Gommanbanten von %)arid unb würbe fpdter jum
iouverneur ber #auptjtabt ernannt. 3- würbe 1807 »on
lapoleon mit 2(u*fübrung ber SDiagregetn beauftragt, burrt)
'{lebe ba* $au* »raganja vom SEbrone Portugal* geflogen
werben unb btefe$ ein felbfianbigeS 9?eid) ju fein aufboren foflte.
Dura) einen fcbnell auSgefubrten fügten SSarfcb brang 3. bor
nb tefe^te bie ^»auptfiabt unb einen großen Zi>til bti Sam
*S. Sei biefer ©elegenbeit würbe er nad? einer SBttta am
Eejo in ber 9rooinj Q (hemabura tum £>erjoge von Zbran*
A ernannt. Uli jebod) bie Cngldnber ben f)ortugiefen ju
pulfe geeilt unb biefe felbfl von bem plöfelicben ©cbred*en
ür öepnnung jurücfge(ebrt waren, fab ftcf> 3. gen6tbigt,
808 bie'übereindmft »on ßintra ab\ufä)liegen unb würbe
ifld) einer bafb barauf erfolgenben überefn(unft ju 8iffabon
>ni feinen Sruppen auf engl, ©ebiffen nad) Srantreid; ge«
radjt. SRapoleon war über biefen XuSgang feb.r unwillig.
Ihn 3«>re 1809 befebligte 3- im Jtriege mit SDfrreicb ein
irmcccotpS unb würbe naebber ©ouoemeur ber iUprii'cben
Pnotmta. TUi a aber Mapoleon nad) «uglanb begleitite,
519 Jupiter
fiel er bei bemfelben burtb fein unentfcbloffeneS S5eneb.men \>bU
lig in Ungnabe unb mugte nad) ben idpr. |)rooin)en jurücf;
(ebren. Qx verfiel t>terauf in eine ©eifieäfranrfyit unb lebte
fpdter im ©tdbtd)en SRontbart in Sranfreia), wo er 1813
bureb einen gaH von einer ©artenmauer um ba3 geben (am.
©einem dlteflen ©obne würbe 1815 ber Sitel eines 4)er>
iogS von Äbranteä bejldtigt. — 9tod) lebt bie 5Birwe 3-'*,
gaurette, ^erjoqin von ÄbranteS, in $ari3 unb
b^at über ibr an ©rfabrungen reidje« geben niebt uninteref»
fante SRemoiren, fowie viele anbere ©ebriften bwauSge»
geben.
3unta, b. b. SSereinigung, wfrb in ©panten jebe S3er*
fammlung bevollmdcbtigter SRdnner )u Raffung politifd)er
jBefdjlüjfe genannt, ajorjugörveife waren ti bie SÜerfamm*
lungen ber (Sorten, welcbe biefen tarnen erhielten. ^>duffg
finb aber in früherer unb neuerer 3eit auö) in ben einzelnen
^rovinjen 3unten jufammengetreten, tbeilS um ba* politi*
fcfcc Sntenffe ber berrftbenben Regierung, aber auf eine ben
örtlichen SBerhdltniffen angemeffenere SBeife in Äu«führuna
ju bringen, tbeil« in Oppofition mit ber Regierung, burtt)
tvelcbe man bafi vroDimielle ^nterelTe aefabtbet alaubt.
3upitrr bei ben!R6mern, 3eu8 bei ben ©riedjen, t>teg
ber .König ber ©ötter, ber Sater ber ©6tter unb SUlenfehen.
Qt war ein ©obn be8 ©arurn ober .rironoy unb ber 9t\)ta,
ein »ruber ber SBefta, GereS, 3uno, beä Neptun unb $luto.
3hn, wie alle feine Jtinber, bie Äroniben, wollte ber gie*
rige ffiater balb näd) ber ©eburt verfebfingen, aber Sipea
errettete jenen, inbem fte bem JtronoS flatt be* Äinbe* tu
nen eingewurzelten ©tein jum »erfdjlingen gab. 3- warb
nun beimlid) auf bie Snfel -Kreta gebracht unb hier »on ben
9cpmpben mit ber SWilcb *et 3iege Ämaltbe« auferjogen,
beren ^orn er in ba* gü'.lborn (f. b.) »erwanbelte. Qi
wirb auch erjdh't/ Wbea «t>n ««f b««« S3erae 3ba
(f. b.) in .Kreta jur Sielt gebracht, worauf ihn ©aa erjog.
uigiiiz.e
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Jupiter 5
unb beö in einer $6t?(e beö wafbigen ©ebirgeS 2fr«
gdni uerbarg. Stauben nährten baS Jtinb mit Hmbrofta.
Hutb werben bie Jtureten ale £3eftf>ü&er be$ Jtinbeö ge>
nannt, welcbeS SHompben warteten, tntep bie Aurelen mit
ben Schiiten jufammenfcblugen , tu mit oor bem ©erdufet)
ber Sßaffert ÄronoS ba§ ©efdjret be5 ÄinbeJ nidit hören
foQte. SÖrit ber 2Butter oerbanb für; fpäter 3- jum Sturje
feineS SBaterä. äundcbft gab ihm SMetiS, bie Güttin ber
«Klugheit, ein flSrecbmittel, welcbe$ 3- bemJtronoS beibrachte
unb burd) beffen SBirfung bie üerfctjlungenen Jtinber beffel»
ben fammt jenem (Steine teteber jum SJorfdjein famen. Den
Stein, ber ibm ba§ Beben gerettet, legte 3. bei $ntb> am
guße be* ^arnaffuS nieber. 3m SEartaruS lagen fyart ge*
feffelt bie Senttmanen (gried). Jpefatontbeiren) unb ßpflopcn,
bie ©ebne beS Uranuß unb ber ©da, bie ©ruber beS Ärt»
110$. Daä Ungeheuer Jtampe betrachte ben Eingang juni
SEartaruS. 3. erfcblug ba$ Ungeheuer unb befreite bie Sie-
fen , welche nun bem 3- ben bis babin im 3nnem ber 6rbe
verborgenen fBlitj, bem 9teptun ben wogenbeberrfebenben
Dreijaef unb bem 9(uto ben unfiebtbar macbenben jpcim
jum ©efebenf gaben, hierauf würbe JlronoS ber J^errfcbaft
bureb bie Aroniben beraubt. 3- erbirtt bie Aerrfdjaft über
Äimmel unb Grbe, Neptun bie dperrfebaft über ba$ SJteer
unb bie ©cwäffer, ^luto bie jperrfebaft über bie Unterwelt.
9tod) aber mußten bie Jtroniben einen harten .Kampf mit
ben eiferfüebtigen SEitanen befielen, unb erft nacb ^ebniäbru
gern ferneren Singen ftegten bie Äroniben unb (hinten bie
Titanen wieber in ben SEartaruS hinab, Darüber jürnte
bie Urmutter ©da unb fchuf ben Äronibcn neue geinte in
ben ©ig an ten (f. b.) unb nach bem auch biefe unter bem
jßeifianbe beS mannbaften d^erculeä beftegt worben waren,
ben Sippbon (f. b.j, ein nefigeft Ungeheuer, vor bem bie
A'ronitcn entflogen unb bem fogar 3. unterlag. Tiber turch
ben liftigen SWercur befreit, (Tritt 3- nochmals mit bem Un»
geheuer, baö er entlieh bdnbtgte unb unter ber 3nfel Sicilien
begrub. 9Jun begann ber Aon ig ber ©dtter, nur bem felbft
bie ©otter jwingenben SAicffal unterworfen, mächtig ;feine
J^errfcbaft. Qx rühmte fieb felbft fo ftarf ju [fein, baß er
etne Äette vom ßlpmp bevablafjen wolle, an ber feilten alle
©otter ihn berabju^tehen oerfudpen, er aber werbe bie ©6t*
ter alle fammt Crbe unb SKeer emporheben unb bie Aette
um ben Wipfel beS jDlomp fchlingen, baß füe alle frei in
ben SBolfen febweben faßten. Da3 9Jcenfcbcngefchlecbt war
oerborben unb hegte feine Ehrfurcht oor ben @6ttern. 3.
oernidptete e« turch eine grofie glut, bei welcher nur Deu*
falion (f. b.) unb 3)nnba gerettet würben, um bie Stamm»
Altern eines neuen ©efebleebtS ju werben, für weldje§ ^)ro>
m e t b e u S (f. b.) himm I ifefce 8 geuer entwenbete. Da f ür würbe
tiefer mit febwerer Strafe belegt unb nicht minber mußte
ttSfutap (f. b.) bie «Kamt be$ Öotte-3 erfahren, weil et
turch Urfinbung feiner ilunft tas Seich bei? "jCluto bcnacb>
tbeiligte. Selb|i bie ©otter mußten feine 2)facht empfinben.
Cr ftrafte bie tbn'mit Siferfucbt oerfolgenbe 3uno (f. b.)
unb oerbannte ben yijöbuö eine 3ett lang 00m Äimmel auf
bie örbe, weit er gewagt hatte, ben S£ ob tes ^Sfulap an
ben (Ipfiopen, welche ben fhrafenben Söiih gefebmiebet \\\u
ten, )u rächen. 3< bieU auf Sed)t unb &crechtigfeit im
Gimmel unb auf Srben; barum faß junäcbjl feinem auf
bem £U;mp ftehenben throne bie Shemiö ober j£)i(e, bie
©ottin ber ©erea>rigteit. Cr war ftuerfi mit ber f lugen Tie»
O Jupiter
tiy tcrmdhlt , aber aß ihm Uranu* unb ©da gereeiffagt ^
ten, biefelbe werbe ein SÜnb gebären, baö ttjn ber $m>
fetaft berauben werbe, pcrfdilang er jene, bie bereit* fit: •
ger war. 9cad>mals fchmcrjte bem 3- bas a)aupt unb 6d
can mußte mit feinem Jammer gegen feine 6tim fa):j;c: ,
ta fprang gerüftet SRineroa au3 berafelben beroor. Kit Iis
miS, feiner ^weiten ©emablin, uugte 3* bie £oren mb (ii
*$arjen. Seine britte unb bleiBenbe ©emablin »inte ab
lieb 3uno. £urcb £ifi gewann er ihre Umarmung unb t.i
Siebe, (fr fah fte ndmltrb einfam auf SamoS, febüfte «
fdjwereä ©ewitter unb fiel felbft in ber ©eftalt eine« tw
3(äf|e unb Ädlte jitternben ÄufufS vor ibr nieber. fktc.
big hob ihn bie Wüttin auf unb barg ihn in ibr Sts:r.:
um ihm SBärme unb c-cben jurücfjugeben. ©cbjttH tct>
wanbelte ff* nun 3. in feine wabre ©eftalt unb gntt~
ibre Siebe gegen ba$ }8erfpnd>en, fte )u feiner Qau&t
unb jur ©otterfönigin ju macben. Äber er würbe ih: rui
fad; untreu. £ione würbe burtb ihn 9?utter ber Sirnirf.
gjtnemofnne bie 9)tutter ber IKufen, GereS bie SÄuttn tn
©rajten, Satona bie STOutter bei Äpotl unb ber 25iöria, 2b*
fterblicbe Jfrauen ff nb 3- feiner ßuneigung würbig. 60 n-n
er mit ber 9tiobe ben 2frgo5, mit ber £anae ben ^eri^;
mit ber ORaja ben SRertur, mit ber Semele ben ftociiti
mit ber (Juropa ben 2Rinoä, Sarpebon unb 9?bab<nwstb,
mit ber 3o ben (fpapbuS , mit ber Seba bie #elena on> ta
«JPoIlur, mit Xlfmene ben ^ertuleS u. f. w. Xucb bBtö*1
nen Jtnaben ©anomeb liebte 3- unb entführte ibn wb Um
3ba. 9?kbt nur IBli^ unb Donner, fonbern au<b bic w>
ften übrigen meteorifeben ffrfebrinungen würben wit Ut
SRarbt beä 3. abgeleitet. 3)ie Ü){enfd;en oneb«en in ts
ben Scbüfeer alled ©uten, ben WdAer atleä UnrobÖ,
Schinnberrn beö bduölicben JBejtfttbumS, ber Staaten
SB&lfer, ben Reifer ber ©ittenben tmb «Rothfeibenben ■
SSefchü^er' ber 5»mblingc, ben bergen 2Bdcbter bei ^
rechts, ben @rth<tlcr fluger fJvatbfcblage, ben Urvater w
©efefjc, welcber ten Königen it)rc 9Ra6t oerleibt «4*
in feinen befonbern Schu^ nimmt, ben ©efebirfe Xujttfi!-
ben, ben Sdcher teo 9Reineibe§, ben Wetter in Jtric-
ben SBcfreier aus Jlnecbtfcbaft. Seine berübmuften 2r
batte 3euS juJDlumpia, 'Ätben, GliS unb juflfom airj
Gapitol. 3m elomptfdjcn Tempel fiant bie berwebt ■
fale JBilbfdule bc5 3- »on «pbibiaJ. ©ewobnlicb :
auf bem Ähnmc ft'^nb abgebilbet, in ruhiger, ®?rfirabt gt>
btetenter Stellung — wenn er brobenb bie Xitaair:;-
bewegt, fo erbeben J£>immcl unb Grbc; ber ^en"u
ber iDonnerfeil, ber iblcr finb feine Attribut». 3-^
lebwebt noeb eine Siegesgöttin auf feiner ftarfen ^jh? -
reicht ihm ben Jüan; bar. 25cn olpmpifchen 3-
ein Jtranj oon wilbem Dlbaum, ben von ^ot:
Gicbenfvan^. Der capitolinifebe 3- hält eine £pm'
'än oerubietenen Cnen gab e6 au6 Crafel bcjS 3eur.
ter benen ba3 ju Dobona ba§ dltefte unb berubmte':
3bm vi Ql)xtn würben bie ol»mpifrl)en Spiel«
gefeiert. — 3brcn 3euö baben bie ©riechen mit tem
©otte 'Ämmon in SJerbinbung gebraebt unb tiefet ig
piter Ämmon genannt worbeu, welcber in ber Sei-
nes SBibberä ober in ber eineä 9)rannei mit ffittter^.:
abgebilbet würbe. Huf feinem 3uge narb 3nbtcn
cbuS, oon ipt^e unb Dürft ermattet, ben iJeuf um 4\
geflebt haben, aJ§ ein Sßibber erfebien unb mit fernen '
Jupiter (Planet)
im in bert ©anb fcbarrte, aus »tigern fogletd; ein Cucll
inrfprang. BactbuS erfannte in bem SBibber ben SeuS unb
ieß ihm on jener ©teile einen Tempel errichten. Riefet
lempel ftanb auf einer JDafe in ber SBüfte unb r>tct erteil*
e:i $rießer SBeiffagungen nicht burcb 2öorte, fonbern burcb
Jeidjcn. Aleranber ber ©roße (f. b.) befugte biefen
lempel bei 3- •■ Ämmon unb würbe »on bem weiffagenben
pricfler als ©obn beS©otteS anerfannt (»gl. ©emmen.)
Dupiter heißt ber fcfoon in ben älteften Seiten befannte
Planet, welcher fiel) in einer mittlem Entfernung von mehr
itt 107'/» üRillionen !K. um bie ©onne bewegt. 25a er
utvcilert an gtAtglanj noeb bie BenuS übertrifft, fo ift er
nit bloßen Äugen als ein ©tern erfter ©röße fid>tbar. ©ein
Ücbt i|t aelblid) unb wenn man it)n bureb gemröbre be»
ragtet, fo erblicft man auf ber ©cbeibe, bie er bem Äuge
'«bietet, ungleich erleuchtete ©treifen unb feine SJtonbe,
aen er vier bat unb welche ihre Stellung gegeneinanber
mb gegen ben Planeten fcbnell verändern. 3ene ©treifen
ilt man für SSBolfenjüge in feiner Ätmofpbäw. Änbcre re»
ic!mäßig wieberfebrenbe bunflere glerfe febeinen ihren ©runb
n ber Befcbaffenbeit feines feften JC5rpcrS ju haben, unb
m§ ber Bewegung berfclbcu bat man berechnet, baß fieb
n 3upiter febr fcbnell, nämlich alle 9'/'* ©tunben, um
eine Äre breben muffe. DaS 3«br befi Supiter, b. f>. Sie
kit, wäljrenb welcher er einmal feine Bahn um bie ©onne
ellenbet, ifi jwölfmal fo lang als unfer 3abr. Eine golge
cS fcbnellen UmfcbrounqS beS 3upiter um feine Äre ift feine
iurfc Abplattung, inbem bie Entfernung feiner $ole von*
inanber um V« Mein« ifi als fein Durchmeffer in ber Stieb»
ung beS Äquators. Da ber 3upiter beinahe fenfreebt auf
einer Bahn fleht, b. b. bie Ebene feines Äquators nurwe»
ig gegen bie Ebene feiner Bahn geneigt ift, fo weichen
ie fcageStängen auf ihm in ben »erfebiebenen ©reiten (Ent>
.'inungen »on ben folen) nur febr wenig voneinanber ab,
nb ber SBecbfel ber 3abre3jeiten unb 3onen muß auf bem
topiter geringer fein, alS j. B. auf ber Erbe ber gaU ift.
5tr Durcbmeffcr bicfeS Planeten ifr 19,300 geograpbifebe
Keilen groß, b. b. mehr alS elfmal größer alS ber Erb«
urdjmejier unb hieraus folgt, baß ber3upiter eine 12t>mal
> Stoße Oberfläche unb einen HOOmal fo großen Eubifin»
ilt als bie Erbe bat. dagegen t;at man berechnet, baß bie
Mdttigfeit feiner "Waffe nur V« fo groß als bie mittlere
Jicbtigfeit beS ErbförperS ift. Die »tcr SJtonbe beS Jupiter
wegen ftd> um ihn in Ji reifen, welche mit feinem Äquator
swliel laufen. Balb nach Entbecfung ber gernröhre finb
icfe SJtonbe beobaditet worben. 3h» ®*öße ift »erfebieben,
fr eine fommt unferm SJtonbe gleich, i^ei anbere finb we»
ig größer, ber vierte aber ift 57«mal fo groß. Diefe SJtonbe
ibcn für bie Äflronomie eine befonbere SBicbtigfeit erlangt,
-a nämlicb faft in jeher Stacht eine SSerfinfterung bet
upüerömonbe »orfäat, b. i). einer ber 9)?onbe hinter
c Scheibe feine* platteten tritt unb nachher wieber hinter
* hervortritt unb man bie 3eit genau berechnen fann, in
für einen gewiffen JöeobacbtungSort auf ber Erbe
cfe Erfcheinung eintritt, fo fann man auch umgetehrt auS
B 3eit, in welcher bie Sierftnfterung gefebiebt, berechnen,
Ute welchem SWeribianc ber JDrt liegt, von welchem He
Pachtung angefleOt worben. S5ei ber Berechnung jener
II.
Berfmfterungen machten bie Äfhronomen aber bie anffallenb«
Bemerfung, baß bie Seiten, nad; welchen bie Berfütfterungen
wir flieh eintreten, um fo größer werben, je bebeutenber bei
Äbflanb ber Erbe von bem Jupiter wirb, wofür es feinen
anbern ©runb geben fann, als ben, baß baS Eicht in feu
ncr Bewegung von ben 3upiterSmonben bis }u unS eins
längere 3eit braucht, je größer ber Äbfianb ber Erbe »on
bem Suoiter wirb. Die ungeheure ©efebwinbigteit beS 8ichtS,
welche auf ber Erbe wegen ber nt geringen Entfernungen
im Berhältniß gegen biefelbe gar nicht wahrgenommen wer»
ben fann, ifi auf biefe 2Beife berechnet worben unb man
bat gefunben, baß baS giebt in einer ©ecunbe. ungefib?
40,000 SReilen jurücflegt.
Iura (ber), auch Seberberg aenannt, ift ein mit ben
Älpcn in 3ufammenbang ftehcnbcS ©ebirge, welches fieb bis
über 5000 g. ^)öhe erhebt. Er bilbet bie ©renje jwifchen
ber ©chweij unb ber granche Eomte* unb jieht ftch in füb»
wcftL {Richtung in einer Breite »on 5—10 SWeilen uftb ei»
ncr üäna,e »on 40 Steilen »om Sfbeinburcbbrucb oberhalb
Bafel btS jum 9thoneburchbruch unterhalb ©enf. Er hübet
mehre einzelne nebeneinanber hinlouff be Äetten, bie im
©D. am bödjften finb unb wanbartige gelfenfämme barftel«
len, auf benen ftd) wenige abgerunbete jtuppen erheben,
»on benen bie böcbjcn ber $re* beS SJtarmierS bis ju 5300
g., ber Steculet bis ju 5280 g., bie ©ranbS GolombierS bis
jir 5220, bie £6le bis ju 5160 g. über bie SDteereSfläcbe
fid) erheben. Wit ben Älpen ift bcr3ura burd> ben3orat
ober baS 3urtengebir qe, welches bis gegen 3000g. an»
fteigt, in Berbinbung gefegt, währenb er mit ben Bogefen
burch flache £öhenuije in Sufammenhang ftcht. Stach ber
©chweij 5 11 begrenjen ihn ber ©enfer«, Steufdjateler « unb
Bielerfee, fowie bie untere Äar; auf ber franj. ©cite baebt
fid) bas ©ebirge längs ber ©aone in hohen gläcben ab.
Titr 3ura befteht faft ganj auS einer eigenthümlichen JRalf«
art, bem 3urafalf, unb ift arm an ÜSaffer unb ?)flan»
jcnwuebS, wie alle Äalfgebirge, bietet jeboeh jum Sheit
auch 2ßalbungen unb üppige Siefen bar. 2)tan finbet in
ihm viele ^>öhlen unb Eifen. J5aS 3urabepartement
in granfreich bilbet einen SEheil ber granche Eomte" unb
man gewinnt hier außer Eifen unb SJtarmor auch ©Uber,
.Kupfer, Blei unb ©alj.
Juste milieu (franj.) ober bie rechte SRitte tftbaSoft
»erfpottete politifchc ©»ftem, welches Subwig Philipp, ber
Äönig ber granjofen , halb nach feiner Shronbeftcigung mit
großer Klugheit annahm unb burchfübrte, um [ich in fetner
^errfdjaft ju befeftigen unb granrreich ben grieben )u et»
halten, fobaß ftd> 4?anbel unb ©e werbe h,eben fonnten unb
auf biefe SEÖeife bie 3ntereffen beS begüterten 2Jtittelftanbe8
mit benen beS JtönigS fid) vereinbarten. Die {Regierung
wies mit biefem ©vfteme bie Änfoberungen ju atlju fchneüen,
nic^t gehörig »orbereiteten ober nur febeinbar »erbefTcrnben
Steuerungen jurütf, fowie bie Änfprücbe ber Parteien, welche,
bem Beifpiele granfreid)S folgenb, auch in anbern Säubern
Unruhen wirf lieb erregten ober boch &u erregen vorhatten unb
babei ©cbu(j unb Beiftanb gtanfreichS in Anfprud) nahmen.
ES ift gewiß,* baß nur burd; biefe fluge $olitif £ubwig
Philipp bie Anertennung ber übrigen Regierungen ftd) ver«
febafft unb in bem «ignen 8anbe bie mächtige Partei Der»
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Jnstinianiis I.
522 Juvenali*
jenigen auf feine (Seite gejogen bat, welche Sicberbeit beS
föef'fcjS öor allem Anbern wünfebt; wenn au* ntebt abge»
leugnet werben fann, baf , um biefe« ©»ftem aufrecht ju
(alten, ntefit allein bie Hoffnungen SBieler, bte jur 'tfufrieb.
tung beS JBürgerfonigt&umS in grnnfrcirfj beigetragen Ratten,
getauft würben, fonbetn audj bie ^elitif bet franj. Bit*
gierung mit ihm ben (Jbarafrer frafttofet Unentfebitbenbeit
unb treulofer UnjUöerldfjtgfeit oielfad; angenommen bat. 2Ran
bat gegen baS Joste mUiea geltenb gemalt, baf baS {Recfcte
unb SEBabre (rets nur Sind fei unb baß biefeS mit aller
SDtarbt unb felbfi mit Aufopferung mancher auf erlitten 83or«
tyeile ju «erfolgen, bie (Fbre ber Station unb bec biefelbe
»ertretenben {Regierung erfobere.
3u0tmtanu0 l, 527—565 Äaifer beS ofrrom. Steicbs,
bat ben itjm erteilten {Beinamen „ber ©roße" roeniger fei«
nen perjonlicben geifligen JGorjügen ju berbanfen, alS ben
ausgezeichneten gelb&erren, welche in feinem SJamen gtan«
|mbe Siege erfochten, unb ben großen JRccbiSßelebrten, buref)
meiere baS norb jefet in Anfeben flebenbe rem. Sterbt feine
AuSbi Ibung erhielt Äaifer 3 ufti nuä I. , welcher a uS einem
tbraeifeben Sauer ein Jtaifer geworben war, erjag feinen
Neffen 3., beförderte ihn unb ernannte iljn enblub 527,
nadjbem er felbfi alterSfcbwacb geworben war unb 3«ner fi*
tn ber BoIfSgunft befeftigt hatte, jum SRitregenten. 9cad?»
bem 3u(linuS no$ in bemfelben 3öhre geflorben war, musbe
3. jum J?aifer aufgerufen. Siefer »ermdblte fieb mit ber
©dbaufpielerin SEfoeobora, welche balb eine unbedingte 4?rrr'
fdjaft über tt>n ausübte. 3n Äonflantinoöel erhoben fid?
9>arteiftreirigfeiten, welche ber Aaifer ju unterbrurfen fachte,
wa6 ihm jeboefy nur erfl nach bartnidfigen Wimpfen, nach»
bem ein großer SEbeil ÄonflantinopelS bureb eine geuers»
brunfl jerjlört unb naebbem eine große Angabt 3Renfa>en
Eingerichtet worben war, gelang. Surdj bie beiben großen gelb»
Herren flJelifar (f. b.) unb SRarfeS würbe bie 2Rad)t beS
Jtaifertyumft wieber befeftigt unb erweitert. Sie Sfaurier
würben gebemüttjigt, bie Werfer befiegt, baS ßanbalenreicb
in Afrtfa oernidjtet, Spanien unb ©icilien erobert, bieJDfh
gothen in Stalten bewältigt unb ihrer jpenfebaft ein (jnbe
gemacht. Unter bem f lugen SEribonianuS (f. b.) trat auf
JBefebl beS Jtaifer5 eine ©efeUfcbaft oon SJecbtSgelebrtcn ju»
fammen unb, (teilte auS einer faft unüberfeblicben SRenge U*
terer redjtSwiffenfcbaftlicber ©ebriften, älterer unb neuerer
faifcrl. Serorbnungen unb Grntfcbeitungen baS berühmte
Corpus juris (f. b.) ber. 3. war »racbtliebcnb unb nahm
an ben tbtologifcben ©treitigfeiten feiner 3«t lebhaften An«
rbeiL (fr erbaute mehre neue ©tdbte unb berfrbonte anbere
mit großartigen JSauwerfen. 3uglei<b war er bemüht, bie
jerflorte Einheit ber cbriftlidjcn Jtirrbe ber^ufieUen unb auf»
recht ju erhalten. Sic ©opbtenfircbe ju Jtonflantinopel,
welrbe bei bem erwähnten Aufrubre ein {Raub ber fflammtn
geworben war, ließ er auf baS pracr>tt>oII(le wieber^er(leüen.
©ein ßharafter war inbeß nicht rein von glecf tn. <fr lohnte
bem großen SSelifar mit Unbanf unb foD in feinen legten
3al>ren geijig, babfüdjtig, miStrauifcb unb hart gewefen fein,
»on feinen föünfllingen bie drgflen Verbrechen ungeflraft ge>
bulbet unb baS S3ol( mit Auflagen gebrüeft- haben. SRarb
feinem 565 erfolgten Xobe würben von ben Theologen
auch feine religtofen Anfielen jum Shcil als fe^erifcb t>er»
büebtigt.
t 3u0tmuß, genannt ber SRärtprer, war einer ber erßen
g_riecbifd) gebilbeten ^Pbilofopben, welche jum Shriffenttu-.
ubertraten unb baffelbe gegen bie Angriffe ber btibnrfda
$bilofopb.ie bert^eibigten. dt war in $aUüfrma 89 n. %
geboren, beschäftigte ficr) angelegentlich, mit ^Prjitofopbie, ii^
befonbere mit ber ?)latonifc^en, unb befarmte fieb alt ®rri*
jum dhrifientbume. Qx unternahm, trofe feines1 bobn B
terd, mehre Keifen jur Ausbreitung be|felben unb föritf
meiere Sctjriffen ju beffen Söerttpeibigung, bis er im iiim
163 ober 165 ju SRom ben $ob als SRartprer erlitt tau
gefammelten 5Qerfe ftnb 1551 ju tyaxii unb 1777 is tn
JBänben ju SBürjburg berauSgegeben worben.
3u6titta bief; bei ben {Römern, X^emiS, A|lr4« ttr.
Sife bei ben ©rieeben bie ©öttin ber ©ereritigfeit tu
ältere Sife ber ©rieeben, eine Softer te$ UranaS xai
ber ©da, bie SKutter ber Jg>oren unb fJarjen, lehrte ta
Ayetlc {Recht unb ©eredjtigfeit unb flanb r>or i^m ben teV
pbifeben Drafel vor. 3bre Socbter, bie jüngere Sif e (t(L
^>oren), bie ©ottin ber ©ereebtigfeit, oerweilte noa) ia>
tcr ben von ihr geliebten 2Renfcben, a(3 fieb febon bie ubev
gen ©ottcr oon bcnfelben jurüefgejogen batten, bii fit etV
lieb als 3ungfrau unter bie Sterne verfemt würbe. 6<M
bei ben {Römern würbe bie 3. mebr alS bloßeS €mr.L.'
ber ©ereebtigfeit betrachtet. SRan (lellte fie bar alS eineatt
bem Siabem gefebmüdte 3ungfrau mit bem ©ebwtrt Dl
ber SBage, bie Strenge unb ©enauigfeit beS StecbtS utc»
tenb, ober mit bem ©cepter, bem 3eicben ber fyr
unb ber jDpfcrfcbale, bem 3eicben ber ©ewiffmbafnefc
Später bat man wol au* eine Jötnbe um bie Augen brrSc:
tin gelegt, weil fie blinb für alles Anfeben ber Herfen fein fei
3uett3 b^ißt bte ©ered>tigfcit5pflcge im ©taat un: .'
Suftijbo^eit i|t baS bem r behaupte beS ©taati ffo
benbe Sterbt, jur Serwaltung ber 3ufrij Sücbter ju K
len, barüber ju wacben, baß baS {Recbt gebanbbabt «(■'■
baS ©ericbtSberfahren gefefelicb ju orbnen, für bie lu: -
rung ber von ben .'Richtern erfannten Urtr)cilc Sorge ju I
gen, ober burrb bie fürjll. ©nabe bei Qriminaloergefyngc
bie ©träfe ju milbern. Ser {RecbtSjufianb wirb gefä^i
wenn bie Stegierung bie Sreihett ber rid;terlicben ®eir:'«
welcbe fie ben in 33ejug auf ihre {Recbtsf unbe gepruftn i
»ereibeten JRiditem anvertraut bat, befchränft unb c
tige Eingriffe (GabinttSjuPij) fid) erlaubt, benn frlbfl ■«»
fie fcierju bie ÜRatbt unb babei ntcbtS AnbereS alS t\tl-:
Übung ber ©ereebtigfeit im Auae bat, fo wirb boa) tie ?
beS JRecbtS Beriefet. 3upijntorb »flegt man bii
fccnecfctlicbe Sierurttjeilung etneS SRenfd?en bureb ricbterl:-
AuSfprud) jum Xotc ju nennen. 3n fflabtbeit pnb<£
Suflijmorb nur ba (latt, wo bie ©erecbtigfcitSpflege b
nem ©taate fo »erberbt ifl, baß wiffentlid) unb wi'h- '
ÜRenfcben bureb ttblecbte, nur im yrioatinterefft bei
waltljaber gegebene ©efefee jum Svbe »erurtbeilt rec:'
SRit Unrecbt aber nennt man 3uftijmorb einen riebt;
AuSfprucb, »reicher fid) fpärer alS Unrecbt erwerft, aber
bem {Ricbter felbfi, in ber überitugung, ba$ {Redjt erf
ju baben, nadj beflem ©ewiffen gefällt würbe. SDtnn
iRiditer ifl fo wenig wie irgenb ein anberer SÄenfct -
ben 3rrtbum erhaben.
OuoenältB (SetlmuS 3uniuS) war ein bentyrnffr rj
©atirenbiebter, welcber gegen 6nbe beS 1. Sa^rb. n l>
n ©ebietc ber BolSfer in Starten geboren würbe unb 82
jafcrt alt ju 8tom ftarb. 6t griff tn geiffreieben unb fcbar«
n 8atirtn bie Softer ber JS ömcr unb bcirtn ^borbeiten an.
Die Satiren jtnb uns erbalten unb in verfd;iebenen (Küt*
abm frfcticnen, au* mehrmals in* Deutle überfefet war«
tn, namentlid; von £augwifc (Setvj. 1818) unb von;£on»
i« ($üb. 1821).
Duwelm »erben bic gefdjliffenen Cbelfieine unb perlen,
?:l auch bic mit fotcben befehlen ©efdpetbe unbÄoflbar»
tilm genannt. — Suweltere ftnb bie Äünfiler, welche
iefe Äunftgegenftänbe buflellen unb SuwelenbAnbler
ie ilaufleute, welche Suwelen ein* unb verlaufen,
fifcben geborenber 8tf<b, weither 2-4 g. fang wirb, eine
grauliebe garbe mit gelben glecfen unb jieralidj große 6d)u?«
pen unb einen JBartfaben am Unterftefer b«t <fr ndbrt
K.
Uabbalci, b. b. bie Überlieferung , war urfprüngfic$ bet
jemeinfame 9iame für bie aanje münblid; fortgepflanzte Qx»
'lätung beS jüb. ©efe(je» fett bem 5 ril. 9? od) vor bem ©n*
ritte ber djrifilicben Seit fdpieb fid; ibr 3nbalt in eine offent*
td»e unb ©ebefmlebre. (grflere machte bie ÄuSlegung beS
3efe^e5 ju einem SRittel ber SebenSweiSbeit unb mürbe
djriftlid; in ben jwel Salm üben (f. b.) abgefaßt Severe
[utbtc in bem angeblid; auf unmittelbare Offenbarung (9)c>
Wj gegrünbeten ©efefee eine höhere ^atur; unb SleiigionS*
iteiSljeit ju erforfeben unb bebiente fid; hierbei ber aUegoru
'ebra Jtunft, bie ben »örtlichen Sinn in einen geheimen tie«
fem Sinn umjubeuten lebrte. ©orool baS ©«broierige ber
KuSItgung, alS baS überfdnvenglicbe ifyrer ©ebeimniffe madj»
<n, baß biefe 2t rt ber Überlieferung nur tun wenig &t-
seibten gefaxt unb eben bcSbalb auep nur unter ©eweibten
ertgtpflanjt werben fonnte; unb ba ftd) ibt Snbalt, aud;
Nqwm jie febriftlicb abgefaßt werben war, niebt voüenbete,
• erhielt fte »orjugStvetfe vor bem Xalmub ben Stamm
Kabbala. 25er Snbalt ihrer gebcimmpcollcri Sebre n ift jum
jroßenSbetl (balbaifd)e unb ptrftfdje 9?eligionSwei$bett, um
etfebeibet firfi aber burd; ihren mpftifeben ßbarafter; baber
;ie fonberbaren Sebren von ben ©genfebaften ©orte*, von
>m rier fabbalifhfdjen SBelten, von btn 32 gußtapfen
MC SSeiSbeit, von ben 50 Singingen ber Jtlugbeit u. f. w.
Die Äabbata will ibrem Bnbdnger nidjt nur baS 3ntereffe
NT SBiffenftbaft gewahren, fonbem für ihn oud) von prafc
"ifaer SBtcbtigfett fein, ba fie ibn in ben Staub fefet, ©et»
'iet ju berufen, Jtranrtyiten )u vertreiben unb anbtre SBunbff
|U verraten. Stad; bem SJorgeben ber Jtabbalifien empfing
Äbam bie ®ebeitnler)re in einem »uefce vom ^immel. SKad)--
fte mehrmals verloren gegangen war, würbe fte auf*
Ktue von Xbrabam, 3)tofeg, (5»ra unb julefct von «Simeon,
3«m ßobne be« 3o<bai, . aufgejeidjnet. 3br ©nfluß auf
>|e ffiifftnfcbaft erftretft pd; bi« auf bie neuefte 3eit, obgleid?
:it JBilbung ber Seit über ben in ber Äabbala berrfd;tnben
Iberglauben erbebt •
fiabliau ober Jtabeljau (ber) iß ein in ben ru'rtl.
beeren in großer SKenge vorfommenber, ju ben ©ebeO*
f d> von Keinem gifdjen unb ©eegewürm. ©anje Klotten
madjen jabrlid) 3a gb auf ibn; feine ftd; ben n cd) nie cr>
fcböpfenbe 9Rtnge ift ertldrlid;, wenn e* rcabr ifl, bog ie<
be* 5ESetb(ben iabrlid; über vter SRillionen ©er legt. JBei
Keufunblanb werben bie meifien ÄabliauS erbeutet 9Son
fängt fte biet in SRefeen, nad) bem Said; tu aber mit Xngetn,
btren Seinen bei ben Sifdjern Nabeln beiden, woraus ber
SRame be* gifcbeS entfianben ifi. 21 merif arter, gran^ofen,
©tglAnber unb ^oUdnber befcbdftigen fid) vorjugfiweife mit
bem äabltaufange. ffite bebeutenb berfelbe fei, fann man
au* ben Sbat fachen entnehmen, bafj vom ST ct. 1831 biä
jum 5Dct. 1832 von ben Xmerifanem allein 250,514 Gntr.
getroefneter unb 102,770 SdfTer gefallener Jtabltau auSge«
fuhrt würben, unb baß in bem 3<>bre 1831 in ben franj.
^>dfen 302 mit gifdjen belabene ©djiffc einliefen. Sebenbtg
bringt man ben Jtabliau nur in bie ©cefiäbte, weil er fid)
nidjt lange UUf. Xiit meinen biefer giftbe werben, naebbem
ber Äovf abgefdjnitten worben, getroefnet unb geben ben
(stodfifdh; febr viele werben in Seefalj eingefallen unb
in Sonnen fefl vervaeft unb Reißen nun Saberban; nod;
anbere enbltd) werben erfi eingefaljen unb bamt getrocJnet
unb geben ben Jtli»»fifo>. 3ft ber Äobliau beim SErotf»
nen aufgebangt worben, fo beißt er naebber ^jdngefifd;,
wdbrenb beim ^[aAfifA ber Seib fladj ausgelegt tfl, weil
er liegenb getroefnet wirb. Unter ben verfd)iebenen ©orten
beS ©tocffifdjrt ifi ber fogenannteSangfifcb ber befle. äu
ben Jtlippfifcben pflegt man bie fetteften JSabliau ju neb'
men unb nennt bie großen gefpaltenen S3reitfif cbe. 21uS
ber Seber beS Jtabltau wirb ber fogenannte Sebertbran
bereitet, auS ber ©cbwtmmblafe maa;t man Seim unb bie
etngefaljene 3unge ijl ein befonberer Secferbiffen. — J5aß
bet bem Stodrtftbfange nod; febr viele anbere bem cigentli*
eben Xabliau mebr ober weniger verwanbte §ifcbe mitge*
fangen unb auf ähnliche SBeife unb unter bem ®efammt<
namen beS ©totfftfcbeS mit jubereittt unb verfauft werben,
verflebt fid; von felbfl.
fialinlm ober Äabavlen beißen btejentgen »ewobner in
ber ie^t ben$ran^ofen unterworfenen SRegentfdjaft 2flgter, rcelcbe
jum ©tamme ber Berbern, ber Ureinwobner beS 9iorbranbeS
von Zfrifa unb ber Sbdler beS 2CtlaSgebirgeS, geboren, ©ie ftnb
von ben fpdter eingewanberten ÜRauren uno Arabern forool
bureb <3prad)e als Sitte unb Jt6rpergeftalt verfebieben. 3u dt*
niS beißen fie 3uaven, in SEripolt Ttbemfer, in SRaroffo
Xmajirgben unb ©cbel(6d;en, unb auch bieSibbuS,
SuatSunbSuaritS, welcb« bie ©abara burebfheifen, ftnb
vom Stamme ber Berbern. 2>ie JCabplen geboren jur fautaf.
SKenfcbenrace, finb von mittlerm SBucbfe, baben eine bunfle,
in* «otbbrdunlid;e faQenbe Hautfarbe, braune* ober fd;war.
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5*4
«3 glatte« $aax, unb finb jwar mager, aber fcbt muSfd»
Rarf. Sie bcfennen fid) jum 3«lam, finb fanatifdjere 9Ro»
bammebaner al« felbft bie SKaureri unb begen »or ibjen
flftarabut« ober Jpeiligen eine unbebingte 5üerel)rung. £>od>
effen einige Stamme, |. JB. bie Sd)illab«, ba&gleifcb ber
»üben Scbwcirie unb trinfen fogar SBein. Sic jerfaöcn in
dne 3Bcnge »on Stammen, führen ein feßljafted geben, wob-
nen in großen Dörfern, beren jebe« feinen '.Hltefien bat, unb
treiben äderbau. Die in ben #ocbtbälern t>c« 'Mai wob*
ncnbeii finb jum Xtytil wabrbafte £roglob»ten, inbem fic
in Noblen baufen. Der äabple tfi im ©runbe ganj un»
abbungig unb ber Regierung, welcb« er nad) ^Belieben ei»
t^en geringen SSribut jaljlt ober »erweigert, böcbflenS bem
Kamen nad) unterworfen. SSon früber Sugenb an wirb er
in ben SQaffen geübt unb 3lle, ohne VuTnabme, finb von
treffliebe Schüben. Sie »erfertigen ibr ?Pul»er felbft. 3b«
£rad)t ift fef>r einfad) unb ba« £auptfleibung«|tüd beftebt
in einem wollenen JRocfe ober SWantel. 3m (Jffen unb £rin«
fen ftnb fie fet>r maßig unb ndbren ftcf> bauptfäcbltd) von
bem gleifcbe ber wilben SCbiere, welcbe fie auf ber3ägb er:
legen, »on bem ibrer Jbeerben, »on Sa)warjbrot unb £>li»
»en. Aauptgrunbjüge ibre« Gbarafter« finb ipeftigtett, Äübns
beit, ^acb|'ud;t unb ©raufamfeit, unb baß fie an Sapfers
feit wrtcr ben Arabern noch ben Mauren naebfteben, baben
bie ^ranjofen wabrenb ber legten fieben 3abre erfabren
muffen. 2ötc ftarf bie #n,ahl ber Xiabnlen in ber SSegents
fdjaft Algier iff, i|t niebt befannt, in ber £auptfiabt felbjl
finb ibrer etwa 1200 anfdffig.
fiaöi bejeitbnet im 3rabifd)en ^ einen SledjtSfunbigm
ober einen 9?id)ter unb ifl bei ben dürfen ber Sitel ber Uns
terrtebter. Der JDberrid)ter beißt SR oll a unb beibe ßlaffen
ber Siebter werben ju ben bobern ©nfilicbrn geregnet, weil
bie ©rfc&e, nad) benen bie Urtbeile gefdllt werben, »on
bem Stifter ber Steligion, «Kobammeb, abgeleitet werben,
ÄaöntUß, ber ©rünber be« ftebenu)origen Sfceben
SBooticn in ©riedjenlanb, war ein Sobn bei Königs »on
$Pböni}ien, Jtgrnor, unb ein ©ruber ber (Europa (f. b.).
iRad)brm biefe »on bem Supiter entfübrt worben war, würbe
Ä. mit ber SBeifung »on feinem Siater aui\qcf6ictt, er fcUe
niebt obne feine Schweiler in bie #eimat jurüiffebrea. <Sr
irrte »ergeben« bie (Suropa fud)enb umber unb fam enblid)
tud) Delpbi, wo er ba« JDrafel befragte, »on biefem er»
bielt er bie SBeifung, er folle »on f ernenn Sudben abfielen,
unb wenn er ba« Oratel »crlaffen, einer weißen Jtiü) foU
gen, rc ei rf> c ihn binfiibren werbe, wo er eine Stabt grüm
ben folle. Die Äub «rfebien unb fübrte ben Ä. nad> 3ö6os
tien, wo fie ftc^ nieberließ. $itx nun wollte £. bie Äub
ber 9Siner»a opfern unb fd)idte einige feiner ©rfibrten nad)
einer «Quelle au«, SBaffer ju f)oltxi. Sie fanben eine bem
SRar« l)c.;:ge ßueHe, würben aber »on einem fie bewachen'
ben Dramen, einem (Srjeugten beS SRar«, umgebracht. Jt
fam nun fjerbei unb erfdjlug ben Dramen, nabm beffen
3dbne unb fdete fie nad; bem Sfatbc ber Minerva in ein
gepflügte« Selb. 9lid)t lange wäbite ff, fo ging bie Dra»
cbenfaat auf, unb e8 wuebfen au« ber (SrDe gebarnifd)te
Dinner. SBieber auf JRatb ber ©6ttin warf nun Ä. einen
Stein unjter jene, worüber fie in £ampf gegeneinanber enfe
btannten unb ftc^> gegenfeitig umbrachten bi« auf fünf, weld^e
bt^n tci ^ft C!s i b '»i *i u n ber tut v b t ^ n L f[ \ VMfetClt p tTl
welker er ald Ädnig berrfebte unb in ber noeb in ^dtetrr
Beit bie IBurg ben Kamen Aabmea hatte. 3upiter gei
bem je. fpater bie Xoebter be« 2Rari unb ber Benu4> ^tr>
monia, jur ©emablin unb ade Öotter faraen jur ^M^riti
feier. Hntinoe, 3no, Semele, Äga»e unb 1>olpboro< xoan
bie .Hinter be« jtabmuä. Spdter begab ficb biefer mit feino
©emablin auf ben JtBefcbl iBacdpu« ;a ben Qncbelicn>
fern unb fiegte über bie 3ß9"er, ibre geinbe. 5r warb ih
Äinig unb erzeugte nod> einen Sobn, ben 3Mu«. Ju.
piter »erwanbelte enblid) ben Ä. unb bie ^aunonu ia
Sdjlangen ober Dracben unb »erfegte fte natb ©tftun.
3tu8 ^bonijien. wirb erjagt, foll Ä. bie IButbffabrnfcbrift
unb anbere Äunfte mit nad) ©riecbenlanb gebradjt ba&o
unb bie ©runbung 2^eben3 wirb um ba$ 3- 1550 M
6br. angenommen.
fiäfcr (bie) bilben bie erfte SDrbnuna ber 3nfef!rn
(tat. Coleopii-m, »gl. 3nfeftcn) unb jeiebnen fid) ttnrti
bornartige 25eden au«, welcbe über ben jweibdutigen buttbi
fiebtigen glügeln liegen. Die eigentlitben glügel feblen bei
einigen Ärten unb bei anbern finb bie glügelbeden jufa»»
menaewad;fen, fobaß fie niebt geboben werben tonnen. Z:.t
ber übrige Jtdrper ber 3nfcften ift gewobnlid) mit einer ^co
artigen scc&ale überjogen unb bie güblborner unb Seine k»
fiebert ganj au* bornartiger SRaffe. Sou ben fe$* Sfinea
filjen mti am Skufrftücf unb »ier am Hinterleib, unb auf
jeber Seite baben bie Jtdfer an ber £rufi unb am .öinüt»
leibe ach: 26cber, burd) welcbe fie 8uft einrieben. SBir tii
übrigen Snfeften, baben auep bie Ädfer »ier SSen»anblunji«
ftufen burcbjumacben, inbem au« ben dient fid) bte &mw
ober bie (Engerlinge bilben, »on benen bie rwifirn an ba
S5ruft brei Jöeine baben, weld>e fid) ju Kfmpben »erp^
ptn unb enblid) al« jtdfer erfd)einen. Die Ädfer finb fett
an Erten jablreic&Je Drbnung ber Snfeften. 2Jlerrwürtii
finb befonberö : bie fogenannte fpanifebe gltege ($. Site
ge); ber 2)?aiwurm, ein fdfctwarjblauer Jtdfer mit tyüa
glügelbeden unb obne glügel, weldjer gegen bie «bunti«
wutb angewenbet wirb unb einen febr ubeln ©eruti feit;
ber fdt)warje Äornwurm (f. jtornroürmer); ber»efel«
wurm (f. 9RebO? ber Sa)abfdfer (f. b.): ber »efe:»
tdfer, weleber b6i;erne unb anbere ©egenfianbe jemagt;
ber SKaif dfer (f. b.); ber (grbflob (f. Slob); ber 9la*.
bornfdfer(f.b.); ber ©ombarbirf dfer mit"
ärüner glugelbede unb übrigen« roftbraun, weld)er au« ben
Xfter einen dgenben Saft au«ft6ßt; ber Suwelentdfer,
weleber in Srafilien lebt unb im Sonnenfcbeüt nk r:">
(Sbelfieinen befefet erfebeint; ber Sobtengrdber, »elctn
Keine tobte Zbtere eingrdbt unb in fie feilte (gier legt, üb*
»erftbiebene anbere.
* Äaffff (ber) ift bie befannte IBobne bei Ä«ffee»
bäume« ober Jtaffeeftraud)e«, welker «t« ber orA
f>ro»inj Renten (lammt, »on bier aber feit bem <2nbe Ui
16. Sabrb- nacb JBata»ia, auf mebre oftinb. 3nfeüi imfe
nad) Ttmerifa »erpflan3t worben ifi 35 er hoffet bäum btl
einen geraten Stamm, ber gew6bnlid) 15 — 20 %. bo4
wirb, m Arabien aber juweilen über 40 %. lang unb 4—4
3oH bid wirb. Die immer grünen öldttet ^nb ben htbn
blättern dbnlid) unb ftnb auf fwrjen Stielen cinanber op
genübergefUHt. Sie werben bi« fünf 3oU lang unb i««
3oQ breit unb b«ben eine gldnjenbe Dberfldcbe. 3n b«
DigitizecfbV^j^^cJ
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525
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JTattad)j>fn erföeimn bie fölüten in fBüfcfcefn jufothmrn»
ebenb, unb gleichen an ©criicb, Sonn unb Jarbr ben 3a3;
linblütrn, wc6»egen bit ältern JBofanifer btn Äaffeebaum
ud) Jitsninnm arabicum tmmitrn. 'Au? ben 8) litten tritt
litfrln fict) bit an @rflalt bm Gornelfirfcfcen ähnlichen
richte, mrld^e erfl grün fmb, bann beUrott> unb julefct
unfelt>i«Iett »erben. «Sie haben rin fd)leimige« , hipltd)
jö fchmecfenbeS glfifd), in »elcheS jwei ©amen oon b«
efannten @e|Talt eingefchloffen finb. jDirfe liegen mit btn
aeben- ©eiten gegenetnanber. C'i umgibt biefelben nod) ein«
igne aud) in ba$ 3nnere einbringenbe £aut, bie ©ameru
ede, oon bei man an ben in ben £anbel fommen*
en Sonnen ^aufig noch Überrede ftnbet- 2Benn bie grüdjte
;re geborige Steife erlangt haben, fo fcbüttcit man fie ab
ber eflücft fte , unb trocfnet bann bie fiJreren auf fl einer»
en Srodenplaljen ober in Srorfenjiuben. hierauf »erben
e auf Mühlen mit höl,emen SQal^en gebracht, auf »eld)en bie
3pbnen oon bem eingetrodnetenSleifche befreit »erben. 3Durd)
Sieben unb ©entringen »erben bie SSohncn »eiter gereinigt
nb enblid) nod) oollenbe" getrotfnet. 9lun finb fte jum
'erfenbrn gefd)icft. 3n einigen ©egenben Idjjt man bie
ntd>te rintge Seit im SB äff er liegen ober gabren, um bie
httfemung ber gleifcbliüUcn leidster bewerfjielligen ju
innen.
2>urd) bie S3ehanblung8art »irb ebenfo fef>r »ie burd)
<rf Xlbna bie ©üte teS Jtaffecö beflimmt. 3n ben fältern
v.enben »erben bie Sonnen nicht oollfommen reif unb ha-
f n babet einen gerben, f rautartigen ©efefemad ; burd) 6rf)i(}ung
Hm Zrocfnen, wie burd} ju langfameS 2rarf nen nehmen bie
Söhnen einen febarfen unb unangenehmen ©efd)mad an. £>tx
•T'üfllid)|it Jtaffee fommt nod) immer au$ 'Arabien, iöei
rm Zor\t SBulgofa in Arabien li<gt baS foge nannte Äaffee =
ebirge -£> ter liegen bie ©drten terTaffenf6rmig übereinan«
er unb finb forgfdltig bemdffert. Die Söäume flehen fo
id)t beifammrn, bap bie Sonne faum biß auf ben Stoben
«^bringen (ann. I)er befte Jtaffee in 'Arabien foli bei ber
Stobt Iben in fernen gewonnen »erben. 2Me Bäume
>rtben 20—30 3<U)re alt unb jeber gibt jährlich 3—4 $f.
ititdjte. Der arabifch« ober leoantifd)e .Raffer wirb aud; Mof«
fafaffee genannt unb »irb in SRoffa ober SRod)a eingefd)ifft.
©eine 85ot)nen finb flein unb runblid), gtlblid) ober grün;
lieft, unb es fommen oon ihm jährlich etwa 12 Millionen
fPfunb in ben .£>anbrl. Beinahe nod) einmal fo oiel Jtaffee
fommt- au$ Bataoia auf ber 3nfel 3aoa. 25ie f>ier erjeug:
ten Bohnen geboren ju ben oorjüglicbffcn unb finb bla|gelb
unb langtief). 'An ©ejfalt bem Moffafaffee df)nlid), an
©üte if)m nadjffebenb, ifl ber Jtaffee oon ber franj. 3nfel ^
Beurbon. %n 1»H> SWiliionen ?)funb Äajfee, »on geringes
rer Qualität, fommen jährlich auä i^rafilien. Sjon fd)lerb;
tem 3u$fef)en, aber gutem ©efd)macf ifi ber 5taffee oon
Qe»lon; aud) ber Äaffee »on 3>emeraro im engl, ©uiana,
oon ©t. Domingo, ©uabeloupe, Samaica, 9?? arte ©alante,
Martinique, ©urinam i|l oon gutem ©efd)mad. 2>ie
Menge beS jahrlid) probucirten Äaffeeä iff faff unglaublich
unb waefjit jahrlid). 3m 3- 1835 würben nad) ©uroipa
über 217' i SJcillionen >Pfunb eingeführt. 2)ie garbe be*
Jtaffeeö entfd)eibet nict)t immer über bie ©üte brffelbcn, be:
fonber« barum, weil fte aud) buref) fünfllicfje ÜRittel oerin:
bert »erben fann. 3uweilen »irb fd)led)ter Jtaffee burd)
langes Siegen beffer, unb guter Jtaffee nimmt einen unam
genehmen ©evutf) unb ©efchmadf an, wenn er in ber 9Jdh<
oon flarfried)enben SBJaaren, wie ©todfifd), Sranntwein,
©ewürjen u. bgl. aufbewahrt wirb. £ue {erbrochenen S3ob-
nen werben unter bem tarnen 2riage oerfauft, unb bie
aü*crfd)lcd)tefie ©orte l>tipt S3rennf äff ee. 35er burd) ©ee:
waffer befchabigte »irb marinirter Jtaffee genannt.
Sange bevor man ben Jtaffee nad) Europa brachte, ge*
nofi man ihn fd)on im ÜJforgenlanbe, wegen feines angeneh«
men ©efd)madS unb feiner aufregenben Jtraft. ©d)on im
t). 3ahth- n. Qi)t. foü man in Arabien, 'Ägpoten, ©orien
unb Äonflantinopcl Jtaffee getrunfen haben. 6ine ©age er:
jdhK, her ?)rior eine« perftfdjen ober arabifd)en JtlojlerS
habe bie {Beobachtung gemacht, bap Biegen nad) bem ©e»
nuffe oon Jtaffeefrüd)ten eine ungewöhnliche Munterfeit jrig:
ten, unb f)abe baher auS jenen grüchten ein ©etränf otttu
ten laffen, um feine Mönche bei ben nächtlichen 83etübun:
gen munter ju erhalten. Anfänglich traut man in Arabien
einen 'Aufgujj auf bie Jötatter beö JtaffeebaumeS, fpäter »uri
ben bie Srüd)te roh, bann geröftet unb ju f)u(oer geriehen
aenoffen unb erfl jale&t fam man barauf, einen 'Aufgujj
über bie gerotteten urjb {ermahnten Srüd)te ju genießen.
Tili fid) löHO Prosper 2(lpinu5 ju Jtairo hefanb, war ber
Jtaffee fehon allgemein gebräuchlich unb »urbe in ©afihäu:
fern oerfauft. Srrfelbe SReifenbe brachte 1591 ben Jtaffee
ald 'Arjnei nad) Sienebig. ©chon 1673 hatte aber ein beut:
fd)er Arjt, ?eonhart> 9fau»olf, über ben Jtaffee gefd)riehen.
bereits 1644 tränt man in $ranfreid) Jtaffee. ©eit ber
Mitte M 17. 3abrf). »urbe ber Jtaffee aud) in Deutfdj:
lanb, aber nur nad) unb nad), eingeführt unb er ff 1694
fam ber erjte rohe Jtaffee nad) Üeipjtg. 3n jBataoia »ur>
ben 1680 bie erjten Jtaffeepflartjungen burd) ben £oOdnbrr
van .f>om angelegt , unb «on i^itx fam 1690 ein Saum
nad) (Suropa, oon »elchem bie erffen Xnpffanjungen in
©urinam unb SBeflinbien abffammen follen. Daö erjte if»
fentlid)e Jtaffeehau« in (Suropa »urbe 1551 ju Jtonffan:
tinopel errichtet unb 1652 grünbete ein ©ried)e ein Jtaffee»
hau« au ronbon. granfrei'd) fyatte fein erfie« Jtaffeehau«
1671 ju Marfeille. 3m folgenben 3 ah« würbe aud) ju
^ari* ri» Jtafftehaul eröffnet. 9?ad) anbern 9cad)tid)tra
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Kaffee
Haffern
nwrb ba« crfle parffer Äaffeehau« um 1724 von brat Siel»
(ier ^rcccpto gcgrünbet, welcbefi noeb jefct befielt unb
ben tarnen Cafe Procope führt. 3n geizig foH fcficn 1694
ein Äaffeebau« errichtet worben fein. 3n ^art« befteben
gegemvdrtig gegen 6000 Jtaffeebdufer.
Die »ereitung be« Jtaffeegetrdnfe« geliebt auf febr
»erfcbiebene SBeifen, im Allgemeinen aber fo, baß bie Jtaffee»
bobnen rrft gebrannt, bann in Pulver verwanbrlt unb erb»
lieb mit SBaffer auSgejoaen werben. Seim ©rennen be«
Jtaffee«, welche« bei un« in ber fogenannten Jtaffeetrom»
mel gefebjebt, fommt e« barauf an, ben regten #ifeegrab ju
treffen, benn ju wenig gebrannter Jtaffee (aßt fieb niebt voll»
fommen ausüben unb bat einen ftrengen ©rfebmaef, wdb>
renb ju ftarf gebrannter beißenb unb ranjig feb, meeft. Äafj
fee, welcher einen Übeln ©erueb angezogen bat, fann ba»
bureb, uotx bemfelben befreit »erben, baß man ihm beim
©rennen einige Stucfcben 3rt>iehfl beimifebt. 3e weniger
Jtaffee auf einmal gebrannt unb je fa)neller ber gebrannte
»erwenbet wirb, befto beffer wirb ba« ©etrdnf. Da« *Pul»
»em be« Jtaffee« gefebiebt bei un« flet« mit ber Jtaffee»
mülilc, wdbrcnb bie Orientalen ben Jtaffee im Werfer jer»
jtampfen ober jwiftbfn £6ljern jerquelfdjen. Die fcblecb*
tefte Spanier, ba« Au«jieben be« Jtaffee« ju bewirten, ifi bie,
nacb wclcber berfelbe mit bem SBaffer formlicb gefoebt, bann
niebergefebfaaen unb enblicb abgegoffen wirb, hierbei ge»
febjebt bie Aushebung nicht vollfldnbig. SJeffer ift e«, ben
Jtaffee in einen giltrtrfacf ju tbun unb ba« fiebenbe 2Baf«
fer barauf ju gießen; am ootlfommenflen aber geflieht bie
Außjiebung bet benjenigen Jtaffeemafcbinen , bei welchen ba«
unter einem fiebartiaen ©efdße befmblicb/ SBaffer in Dampf»
geflalt bureb ben Jtaffee binbureb getrieben wirb unb bann
wieber in SBafferform, aber noch fiebenb, bureb ibn jurücf»
lauft. (Sineti fehr woblfcbmecfenben Jtaffee erhalt man,
wenn man ben gemahlenen Jtaffee mit faltem SBaffer ertra»
birt unb ben getldrten (Srtract erwdrmt, entweber im ©e»
faß ober bureb 3ufa(j t>on heißem SBaffer ober heilem Jtaffee.
Die Araber unb Surfen trinfen ungemein viel unb flarfen
Jtaffee unb geben bemfelben nodj einen 3ufafc von allerlei
©ewürjen, juweilen fogar von JBalfam unb Opium. 3ucfer
unb Milcb nehmen fie niemals in ben Jtaffee. Aud) au«
bem getroefneten Samenflcifcbe bereiten fte ein ©etrdnf, Sul *
tanöfaffee genannt, unb au« ben eigentlichen Samen»
beefen ein anbere«, welc&e« Jtifcber ty'ifyt. ©ei un« vef»
fe(jt man ben Jtaffee juweilen mit etwa« Gognaf ober Ära!
unb nennt ba« ©etrdnf bann ©loriat. Auch bat man ber
Gbocolabenmaffe Jtaffeepulver jugefebt unb auf biefe SBeife
eine Jtaffeedjoeolabe bergeftellt. Man benufet ben Jtaffee
au<b jur Bereitung von Jtaf feeeffenj, Jtaffeeliqueur,
Jtaffeeet«, Jtaffeefijrup, gebaefenem Jtaffee u. f. w.
Der Jtaffee entbdlt ofenbar arjneilicbe Jtrdfte unb man
bat beäwegen in neuerer 3eit von mancher Seite fehr gegen
ben aHju hdufrgen ©enup beffelben geeifert; bap er aber niä)t,
wie behauptet worben ift, alt ©ift wirfe, bafur g»t e$ un*
jdbliae JBeifpiele, benn febr »iele alte 8eute aeniepen ibn
feit ihrer Sugenb in febr großer SRenae. Alten beuten
betommt er am beflen. Die Smpfmblicbfeit beä SJTenfcben
für bie SBnfungen brt Jtaffee« flumpft burd) ben bdu*
ftgen ©ebraueb felbft ab. 5Kenfcben ieboeb, welche an ßotfe
bltitigfrit, fBlutwalliingen , an einer bibigen ober fcbleicben«
Den (Sntjünbung, ^)dmonboiben, Unorbnung in ber SKtn»
fhruation, ^ppotbonbrie, ^^fierie, Werüenreijbarfeit, fileii
fuebt u. bgl. leiben, muffen ben Jtaffee burebaue» oerraeitn,
weil bureb ibn ihre Reiben einen gefährlichem (iharaftet dv
nehmen tonnen. Die Jtraft be§ JtaffeeS ij! im ÄUgoneina
eine fi)lut unb Nerven aufregenbe unb ift um fo mr.<
je retjbarer unb jünger ber Sftenfd) ifl, welc&er ben
genießt , unb je ftdtrer biefer bereitet ifl. Die bomictr .
fchen Arjte haben in ber Strenge, mit welcber fie fän
allen, befonber« aber ben in drjtlieber ©ebanblung jUtctr.
Jtranfen ben ©enuß beö Jtaffee« unterfagten, febr nite
laffen, weil fte bie Crrfafjruna beleb.it bat, b»;ß bie \mA
rige ©ewobnbeit biefen 2Cranf fafl unfcbdblicb maebt. ? i
wenbet ben Jtaffee al« Arzneimittel »ielfacb an. Smb
narfotifebe ©ifte bient er ale3 ©egengift, gegen SBeibfelnrlr
XJerflopfung, Auaenentjünbungen, d^ronift^e" @tdtjt als ^e4
mittel, ©egen 3ahnfcbmer$en von boblen 3abnen,
Gntjunbung be« 3ahnfleifcbe^, bat man empfohlen, gehao»
ten unb grobgepuloerten Jtaffee wie Üabacf ju ra:
9i!acb ©enuß eine« Übermaße« von SBein wirft eine 2 '
florfert Jtaffee« al« nieberfcblagenbe« Littel. UbclrieebecC
Dünfle, namentlicb »on »enoefenben Jtirpern, werben tu
Stdueberungen mit Jtaffee unwirffamfür benöerueb ger.;ü
Der Jtaffee wirb jur ^Bereitung eine« grünen 2adfe#, om
au :-^c zeichneten Malerfarbe benu^t, ben man mit reiner C|
ftgfdure auflöfen unb al« grüne 2inte braueben fann.
bem Jtaffeefaee fann man burd) Serbrennen in .
nen ©efdßen eine ftböne febmar^e garbe bereiten.
Da fo »iele «Kenfcben an ben ©enuß be« Jtaffee? W
gewibnt haben unb ibn becb nachher wegen franfbuüe;
febwdeblidjff Jtirperbefcbaffenl>eit »ermeiben muffen, ba fer.:
ber Jtaffee, befonber« wenn SKiScruten eingetreten fmt. is
9(icbtwotlbabenbe ein aUju foflbare« ©etrdnf ifl, fo ifl ns
»iel^icb bemüht gewefen, ein Surrogat ober Crr
für benfelben iu finben.. Die 3abl ba rorgefeblaarr.'
febr grof, aber feine« fommt bo<b an ©oblgefAmaf o
natüriieb noeb weniger in ber leiebt aufregenten Sirfi«!
bem Jtaffee gleicb. Da« oerbreitetile ifl .rol norb irr
üichc-rie (f. b.); bo$ bat man aueb Mobren, Änfl
Afajienfamen, Dartelferne, bie Jlerne ber ßorneliu-^
liebeln, (Srbfen, ©ahn»"», <£rbmanbeln u. f. w. ■■
neuefler 3eit befonber« {Roggen ober Jtorn unb (Bcrfle f
roflet unb wie Jtaffee jubereitet.
fiaffem (bie), b. b. bir Ungldubigen, baben birfö
men, weil fie Reiben finb, oon ben Arabern e:i
unb bewohnen ben füb6fll. 2beil AfnTa«, nirbl. fit
^ottentottenlanbe unb ber Capcolonie, vom bluffe Jteirf .
bi« jur SJagoabai mit unbeflinimter Begrenzung DJ
Sie unterfebribrn fich bureb bie Scbdbelbilbung oon tr.
gern, baben aber aufgeworfene ftppen wie biefe unb IjWB
benbe ©aefenfnoeben wie bie Hottentotten ; ibr
ber JBart jiemlieb ftatf unb bie Jarbe fpielt aus bem Cr-
nen in« (Sifengraue. Sie felbfl nennen fieb Jtufü
ben einen fcblanfen, fehr ebenmäßigen SJucbö. £*i '•
welche« fie bewohnen, wirb oon mehren bebeutrrtc
burcbflromt unb ifl jum großen Uheile noeb unbefanat
wirb von einer großen Menge wilber 2bier< burtbfheri!
©ajellen, Antilopen, roilbeti ?)ferben , Cbern, et:
£6wen, Panthern, S«bafal«, unb in ben Srwmniebenß!
leben vorjug«weife Elefanten unb glußpferbe. 2)a< ^ !
ift frfir heiß, im Snnem aber gefunb. (Ji.qcntfiümlicö ift bei
?m Jtafern, baß ei unter tariert betweitem metyr 2Beiber
tlS SRdnner gibt; e* berrfät baljer unbefcbrdnftc ©ielroei*
bcrci. ©ie ftnb ein #irtenvolf unb verfieben [ich treffiicb
suf bie Abwartung ihr« jablreic&en ©iebbeerben, beren Wild)
inb gleifcb. ifcre .£>auptnabrung ift ; außerbera efjfen jte vor*
ugSweife girfe, 2Rai*, SBaffermeionen unb trinfen faft nur
Öaffer. ©cbwein** unb £afenfleif$, (Snten unb ©dnfe,
>mie gifte gelten üjnen für unrein, ©ie finb leibenfcbaft;
ebe SEabacBraucber; ibre Äletber verfertigen fie au* gegerb»
m S^ierfeuen. ©ie finb gafifret, xdnlxd), t\)xtid), juvor*
>mmenb, t bat ig unb von 9ktur 3um ^rieben geneigt;
»erben jte aber gereyt unb beleibigt, bann jetgen fte jub
>enf> tapfer al* graufam. 2>md) bie Anmaßungen bet
oll. ©auern in ber Gapcolonte, welche bie Äaffem, wo
d) ein Wittel barbietet, um ibre beerben unb Siefen ju
ringen fueben, tflt e* jwifeben beiben ju häufigen, md)t
Iten $6d)ft blutigen gebben aefommen, in welken bie
affern bewunbemSwurbigen .pelbenmutb. gejeigt babrn.
bre .pauptraaffc iß bie 3agave ober .fjaffagave, eine 4—5
uß lange, mit eiferner Spiuc verfebene üanjr; außerbem
ibren fte ©cbjlb unb Äeule. ©ie verfieben ba* ©fen ju
jmieben, balten ibre £dufer, bie fdmmtlicb an ©eftalt ben
lienenfirben gletcben, febr reinlicb, unb bie einzelnen fßiU
r tbeilen ficb in ©tdmme, beren jeber unter einem >j>dupt*
ige fiebt, beffen SRacbt nur febr wenig befördnft iji. Sbte
ipradbe ift febr woblflingenb. 2)ie jablreicbjen Bölfer finb
i Äüflenlanbe: bie SÜambufi, welche 15,000 Ärieger jteU
i f innen unb bie SDtambuft, ein febr tapferer Stamm,
t auefc Acferbau treibt. SDaffelbe gilt von ben SBet*
buanen, ben im Innern lebenben Äafferno&lfern,, bie
iebet in mehr e 836lfer jerfaflen. 2)ie mdebtigfien finb : bie
irifal, am Jtruman unb beffen Stebenfliüfyen; viele ber*
ben finb von ben ÜRiffionaren jum Gl?rifrcntE;um befebrt}
re .fwuprftabt iji Slrulitafu mit 6000 (Sin».; bie^Bar*
long«; bie Sfearu|t* am SRafumo ftnb ben meiften
rfgen ©tdmmen an 3nbuftrie überlegen, unb i&r £dupt*
ig ober Jtomg rejibirt in ber großen ©tabt Suritfcfciane,
• erft vor etwa etnem 3abrjebnb ben (Suropdern befannt
rrb unb 16,000 einw. bat. 2>a* civilifirtefte 83olf un*
Äafferfidmmen finb aber bi« SRa (quin i*, wtlc&e
nod) nirblicber wobnen al* bie vorigen, unb mit großer
©etriebfamfeit i^re ©fen* unb Äupfergruben ausbeuten.
fiorton (ber) iji bie eigentbumlio^e BolKtracbt ber 2fir«
fen, toelcbe einem Oe^Iafrocfe dbnlicb ifi unb gewöbnlicb au*
einem »eißli^en, mit großen blaßgelben iölumen gezierten
Stnd)t, bei ben 9feicr>ern au* ©eibe, beliebt unb mit fofU
barem $el)n>erfe verbrdmt iji. wdbrenb bie Armern bäum«
wollene 3euge tragen. Am turfiftben ^)ofe werben Jtaftan*
bduftg al* öefcfcenfc außgctbetlt unb felbfl bie ©efanbten
europdif^er SÄd^te muffen bei ben Äubtenjen im Äaftan
erf(beinen, wenn fie ficb mcr>t auflbrücflicb bie ßrlaubniß
auögewirft .baben, babet ü)re eigne «Rationalf leibung ju
tragen.
ßain war ber dltefie ©obn be* 2tbam unb ber Oha,
ein Bcferömann, ber raube, wilbe ©itten batte unb al* ber
erjle 5K6rber, al* «Brubermörber, berüchtigt ifl. AI* et
namlicb mit feinem jungem ©ruber Abel, ber ein jbixt war,
©ort £)pfer barbraebte, 3eber auf einem anbern Altar, fab
Äain , baß* ber £err mebr SSoblgefallen an bem Opfer fei>
ne* ©ruber* batte al* an bem feinen. SReibifö auf Abel,
gerietb er mit ü)m in SQorttoecb.fel unb erfcblug ihn. AI*
(Sott b^arauf ben Jtain nad> feinem ©ruber fragte, antwor*
tete er tro|ig unb warb von ®ott verurtbeilt, unjidt unb
flüchtig auf ber @rbe unu)er)uf$weifen. £>er -pen batte ihn
aejeiebnet, baß ü)n 9tiemanb erfc^lagrn foQe unb bi* jur
©übflut foH Äain umbergeirrt fein. 3m 2. Sabrb* n. Q\)x.
Itbte eine gnoflifcbe ©efte, bie Xainiten ober Jtajani*
ten, welcbe ben Aain über Abel feb^ten, unb jenen, fowie
ben Sfau unb bie ©obomiten, für fromme erachteten.
JRatro ober Cl Ä ab ir ab, b. h. bie ©iegreic^e, iji bie
größte ©tabt Ägppten«, JRefibenj be* SBicefönig*, unb lieat
am testen Ufer be* 9Kl*, etwa 600 Älaftern vom Jluffe
entfernt, an ben (efeten Au*(dufen be* ÜRofattemgebirge*.
Sie Altjiabt foQ febon von ©efofiri* gegrünbet fein; meut
fairo aber warb um 970 n. Sbr- von Alm an für, bem erfien
fatimitifeben Jtbalifen, erbaut, von ©alabin 1176 mit einer
SRauer umgeben, unb erb ob ficb f<b<"i frutj , auf Höften
Aleranbria* , ju bober ©Iure. £ie ©traßen finb fdmmtlicb
eng, jum Zbeil fo f$mal, baß bie ©alcone ber gegenüber*
fiebenben ^dufer bio>t anemanber flößen. SRancbe ©traßen
finb, um bie ©onnenftrabten abjubalten, bebeeft, unb baben
Pforten. 2)a fie fdmmtlicb ungepflajiert finb. unb e* bin
nur 1)id)\t feiten regnet, fo bffffebt in ber volfreicben ©tabt
ein Idfitger ©taub, we*balb woblbabenbe Seute in ber Sie.
gel, um föneUer forttufornmen, auf Gfeln reiten. Sic
tpdufer baben, eine (Seltenheit im iDriente, »um eilt brei
©toerwerfe, unb finb au* 6rbe ober ©ad jleinen aufgeführt^
bie ftenfier geben nacb bem gerdumigen £ofe liinauö unb
bie ©äffen werben baber von ununterbrochenen, einf6rmiaen
Stauern gebübet, übrigen* bat Jtatro einige große 9>la&e, .
von benen etliche im ©ept., wenn ber fRxi feinen \)bd)\}m
©tanb erreicht hat, gan) unter SBaffer fiebert, j. ©. ber große
Cjbefpebplafc. SBenn ber gluß wieber in fein ©ett jurücf»
getreten ift, bann bebeefen fie ficb bafb naebber mit man*
derlei $flan}en. Außer ben vielen ©drten innerhalb ber
©tabt finb bie >punberte von SRofcbeen mit ihren fcb^lanfen
SRinaret* eine 3«erbe berfelben; bie be* ©ultan ^ajfan iji
unter ibnen bie größte. Unter ben ©tabttboren finb einige
in ebenfo einfachem al* großartigem ©tple erbaut, unb £af*
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Kaiser
528
Kaiser
fefbe gilt wn ben öffentlichen S3äbern, ben mit Marmors
fdulcn gefcbmücftcn 6i|lcrnen unb mannen ©rabmalcrn ber
Sftamlufen. 2>cr äiieefonig wohnt in ber Gitabclle, welche
fich auf einem >Öügcl erhebt unb einen bebeutenben Umfang
hat. £ie Äktwlferung brlduft ftd) auf etwa 330,000 Gtnw.,
»on benen bie SWehrjabl Araber ftnb; etwa 10,0<m Äoptcn,
ebenfo fiele 3uben, mehre taufenb Armenier, ©prer unb
Europäer bef Saftigen fich üorutg&wcife mit $anbel unb &c-
werbe; bie 3nbujhie ifl übrigem? pon feiner gropen S3ebcu:
hing unb bejiebt fich auf SKatten^ unb ^ofamcntirwaarcni
manufactur, £rcd)S!crei , l'eimranb:, SBollenmaareit: unb
£eberf*brifation unb Verfertigung t>on ©olbfchmiebe;, 26=
pfers unb GilaSwaaren. Dagegen ifi Ä. ber widjtigßc £ta=
pelplafc tffrifaö unb au$ allen «Stätten SßorberafienS, 9teft
unb SWittelafrifaS fommen jahlrriche laraoanen an. ?i
ba$ Unterfommen ber Sieifenben ift hinlänglich gtforgt, uci
e$ ftnb mehr alö 1 2m Äaffccbaufer eorbanben. — 3n to
unmittelbaren Umgebung ber Stabt, gleichfalls* auf brra it&
trn Nilufer, liegen bie beiben •parniuläfce ÄairoS: Suli!
unb ttltfairo. 3n löulaf bat ber $afcha eine £tutfcir.
unb eine b.6l)er« Jebranflalt grgrünbet, in welcher btt %t<
ter in europ. 5ü}i(Tcnf<r;aften unb Äünftrn unterrichtet imfa
unb eine grojje Äattun; unb Scibenfabrif angelegt, intcr I
lieb 81XJ— HJUO Arbeiter beschäftigt ftnb. Gtwac* nwtt.
wärt$ am Nil Eicqt bar unten abgebilbete, uon 3bn»friis Ii
fcha erbaute $ala|r. 3n Xltfairo ftnb grofje Öctrcibf!.
fiatfifr (lat. Ini|K'raior ober Aupustns) ijl ber pornehmfie
Uitel, welcher einem weltlichen £errfcber enteilt ju werben
pflegt. Nachbcm JKotn feine Äonigc »ertrieben unb Jahrhun*
berte lang al6 Sfepublif beftanben hätte, fügte et flt^ entlief? unter
bie geijiiae, auf allgemeine SJerebrung gegrünbete Stacht bc$
3ultu§ ßäfar (f. b.), ben gefeierten Imperator (f. b.),
unb natf)bem biefer ernwrbct werben war, bie SJomer fich
aber einmal barau gewöfcnt hatten, bie hochfte Wacht in bet
•?>anb GineS Scanne» »ereinigt ju feben, würbe e§ betn
"Xbopimfobne unb Sfächcr be& Cäfar, "ÄugufluS (f. b.),
leitet, jur r-herherrfchaft ju gelangen. Tax Itbcrrcfi ber re*
puHifanifchen ©cfiummg be$ 5Belfce war ber 4!
2itel Jtönig (lat. U<'x), unb fo mußten bie erfle
JAomS noch republifänifche üiul unb formen heil
ber SBeitläuftgfcit brr rötn. ^perrfebafr nabn
rom. Imperatoren einen föcbuifen ober sl\'itre.
ju ibreln Nachfolger beilimmt war, an, unb biefi
jugüweife ben iiitel ßäfar, welcher griech- Äaifar
trurbe, tvorauö beim bas beutfehe Äaifet entfianbeil
5\arl ber Wroftc sou ui flfoin gerriut würbe, .)%f
gleich ber Schuljherr ber Äirebe unb vereinigte c
ÜBirbe bie SDberberrtichfcit über bie ganje <M
Kaiserschnitt
529
n>e($e an Stom gefnupft war, unb fo erbielt rr ben Xitel
eincö rimifc^en Äaifer 8. 2fucb fpdter nocb blieb bet
Äaifertitel mit 9Jom in 3ufammcnl><mg, wie bmn juer|I nur
itaU gurfien benfelben fubrtrn. Otto L Bereinigte erfi 962
bie SBürbe eines r6m. Äaiferi mit ber bei Äonig6 bon
JDeutfcbtanb. 25er Äaifer bebauptete ben erjien Sfang unter
allen gurjten ber <5bri|tenbttt unb bie Dränung beffelben ßc -
febab urfprunglicb ftete in »Com burib ben $apfi; tahet bie
r6m. Äonige mit großem Gefolge unb #eere8macbt bureb
bie Jfombarbet nad) Stom ju jieben pflegten, ©eit SWari;
müian I. tarnen bie tR6merjüqe ab unb bie Äaifer rnur»
ben in 25eutf<blanb gefront. (JBgl. 2>eutfcbe Äaifer.)
granj II. war ber legte rom.sbeutftbe Äaifer. Stacbbem
ba« beutföe Äaiferreicb 1000 3abre beflanbeit unb all*
tnältg immer mebr an STZad^t unb geffiq,Fcit verloren batte,
»eil bie einzelnen S?eicb$fur|ien ju einer bie ©ewalt bet
Äaifer aufbebenben ©elbftdnbigfeit gelangt waren, würbe c»
tuxa) Crriditung be§ SlbeinbunbeS factif* aufgelofl unb ber
Äaifer banrte 1806 ab, fübrte aber bafftr alfi granj I. ben
Eitel eine« GtrbfatferS *>on Ofhreicb. ©djon in frübern 3ei*
ten borten ft*, um ibre ©elbfidnbigfeit bem beutfdbtn Steide
neaenuber ju bebaupten, Die Äönige oon GafWien, granf;
reieb unb (Jnglanb faifet* SBürbe beigelegt, unb $eter I.
nannte fub feit 1721 Äaifer »on Siujjlanb, würbe als foU
iber ober erfl fpdter toon ben übrigen Staaten anerBannt.
Napoleon nabm ben Äaifertitel an, weil er mit SJerwirfc
:id;uttg ber 3bee umging, einen europ. ©taatenbunb unter
l5ranfrei(b$ unb feiner Oberleitung m errieten. 2>er <Sultan
in Äonjlantino^el wirb bdufig alt turf. Äaifer be3ei<bnet, bat
ebo* tiefen Titel frd) niemals beigelegt, no* baben ihn bie
.'ibrigen Üftddjte oIS Äaifer anerfannt. £ae bebeutenbße Äaü
Kalsergwerth
ferrel* ouferbofo Qvxopai ifl ba8 von »rafilien, unb übrigen*
pflegen au* bie aeberrfdjer oon ©ina, 3apan, ©iam, gej
unb «Waroffo u. Ä. als Äaifer bejeiebnet *u werben.
Äaiötredjnitt nennt man bie ftetS febr gefdbrlic&e Ope>
ration, bur* weld^e bocbfd>wangcre grauen, bie wegen feb*
Ierbaften SJaueS nidjt ju gebdren vermögen, entbunben wer.
ben, fobafi ft'e jebenfallS (ferben mujjten, w*nn fie nidbt buw&
Äunft »on bem Äinbe befreit würben. 2Ran oolljiebt au<b ben
Äaiferfajnitt an grauen, welcbe furj vor ober wdbrenb ber 6nt*
binbung flerben, um wo ln&alitb baS Äben txö Äinbeä ju ret«
ten. 2Kit bem SPleffer wirb bie iBau(bbunnung unb bie ©ebdr*
mutter aufgefebnitten unb ba« Äinb fammt ber Stotbgeburt ber*
ausgenommen. 3(n Beiajen würbe biefe Operation ftfon in ben
dlteflen 3«iten DoCjogen unb bet rom. ©dbriftfieUer 9>liniu«
erjdblt, bofj ber nacbmalö berübmte Smperator ©eipio 2ffri«
canuö unb ber erfre ber ßdfaren auf biefe SSeife anö Siebt
ber SBelt gebraebt werben waren, ©aber bat bie Operation
ben tarnen Äaifcrfcbnitt ehalten, »er ©rfle, welker an
einer lebenben grau ben Äaifcrftbnitt woüjog, war ein
©ebroemefebneiber , S^amenö Dlufcr, ju ©legerfboufen im
Sburgau. ©eme eigne grau fonnte na* bem 3eugniffe ber
Ärjte auf reine anbere SBeife entbunben werben unb mit
grlaubnig ber Obrigfeit nabm 9hifer bie Operation m,
bureb weltbe «Kutter unb Äinb gerettet würben, ©eitbem
ilt fte immer bduftger von ben SBunbdrjten in Jfnwenbung
gebraut worben unb um fo mebr mit guitfliAem (Srfbtg,
je grifer bte gortfebritte ber SBunbarjneifunbe im Zllaemeu
nen gewefen fjnb.
Äai9frßn>frtl) (ba3 ©cblo§ auf) war eines ber arofiap
tigjten, tn ber beutfeben ®cf(bt*te mertwürbigen S5au»erfe.
ffitlbeef6cn».«8<x. II.
igmzea □
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Kakerlaken
530
Kalender
Daffelbe ffanb auf ber St^eininfol ÄaiferS wertt), fo viel roie
Jtaifer$ werter, unb beflanb frbon \ux 3eit ber farolingifa>en
Jtönige. Seht oft hielten fid) biet bie läefcf. Jtaifet auf/
unb Dort free entführte ber fölnifcbe Grrjbifchof £>anno ben
jungen £einrid), nachmals Äaifer ^einricr; IV. (f. b.).
Da3 Schloß war mehrmals ffarfen Angriffen auSgefefct, bt»
ffanb aber noch, in ber ©eflatt, in welcher eS bie Abbilbung
jtigt, gegen baS (Snbe beS vorigen 3<>&rhunbertS. Die Jran»
jofert haben eS 1794 gänjlid) 5 erfrört, bie Steine würben
nadlet ju Sauten in ber Umgegenb verbraucht unb nach«
bem ber ben Sfterber umgebenbe 9?t}einarm verfdnbtt ifl,
ftnb 3nfe( unb Schloß verfebwunben. Sbnweit von bem
Crte, n>o e§ geftanben, liegt i er? t bie f leine Statt Jtai»
f erSro ertr) im preuß. SRegierungSbejirf Düffelborf.
ßakrrlakm ftnb SRenfchen von einet eigentümlichen,
franf haften Äörpnbefehaffetiibeit, welche unter allen (Bölfcrn
unb in öden ©egenben, obrcol in einigen mehr als in ans
beim, vorfommen fann. 3m Allgemeinen ftnb bie Äafer»
lafen unter ben 2Ren|cben dbnUd)e6rfd)einungen, wie unter
ben Sbieren bie weißen Jtanincben unb bie weißen SRdufe.
SRacb ihrer Abjiammung, forote nach ber großem ober gerin»
gern AuSbilbung ihrer franf haften 2Jefd)affenbeit. hat man
ben Äaferlafen verfebiebene dornen gegeben, unb m txft fpda
ter ju ber ßinftebt grfommen, baß alle biefe verfebiebenen Ar*
ten $u|ammen zurechnen ftnb. SDlan nennt fi'e weiße 9c eg er,
XlbinoS, JölafarbS, JJeu f ä t hi 0 p e n, DonboS. Qtt)U
malS glaubte man, baß bie Jtaferlafen vorjügltd) nur auf ber
Sanbenge von Manama unb an ben üRünbungen beS ©angeS
vorfdmrn, aber man bat fte feitbem auch in ftranf reich, in
ben dtfyeingegenben, in SEirol, in Savovcn, in ber Scbrorij
Unb an anbern £>rten gefunben. Sie haben ein letä)enfyaf*
teS, milebfableS Anfeben, ibre -£>aut ifl runjlicf), braun mit
weißen Sprenfeln, bei ben Albinos gattj weiß, bie Augen
ftnb rotf) unb enthalten fein fcbroarjcS Pigment, bie £)aare
ftnb milcbfabl. Die öefebaffenbeit if>ret Augen bringt eS
mit ftd), haß ft'e baS SageSlicbt nicht roob,l vertragen fön*
nen unb habet lieber in ber Dämmerung unb bei SDfonbs
febetn ausgeben. 5Berfd)iebene 9laturforfcr)er haben ihnen
wegen biefeS UmflanbeS ben Flamen 9cacbtrnenfcben gegeben.
Sie ftnb dußerft fctjtr äcblicb , oermögen nur felteti Äinber
ju jeugen, bte aber ftetS ben Altern gleich werben, unb ba=
ben gewöhnlich, nur fet)c geringe ©eificSfdbigfeiten. AuS
Sd)legel'S „JBritrdgen jur nähern Äenntniß ber AlbinoS"
CSKe iningen 1824) fiebt man aber, baß eS auch geijlig fähige
unb auSbilbfame AlbinoS gibt — jtaferlafen werben von
ben Snbtanern au et) gewiffe Arten von Schaben genannt,
namentlich bie JKiefenfchabe (tat. BUtu «gute«), weicr/eS
3nfeft in ben inbianifdjert SBdlbcrn vorfommt uab gegen
brei 3od groß wirb. Sie ift bunfeibraun unb gfinjenb unb
bat furböroibe unb gelbliche $(üge(becfett. 3n ©tbjffen unb
JüorratbC'fammem werben mehre tiefer €tyabenarten fehr
fcbdblicb, weil ft'e eine außerorbentlu^t ÖefrJfigfeft brft^en
unb fid) febr fcr)ne(I oerme^ren.
fialanö i|l ber Warne einet ©efeDfeftaft ober Brfiber*
fdjaft, welche im 13. ^ahrb. in Deuticblaub entftanb urtb
fid) jiemlid) weit ausbreitete. Diefelbe hatte urfprünglid)
ben religiöfen 3wetf, an bem €r(len jebeS ?WonatS jufam»
menjufommen, um für bie ©eelen ber verdorbenen Jreunbe
unb Serwanbten ju beten, Seelenmeffen für biefelben (efen
\u laffen unb bann *u einem Sfflmab,Ie fier) ju cerfamrli
Da im römifd)en Jtalenber ber erfie jebeS Imnats bie Ii*
lenben \}it^, "fo entftanb hieraus ber 9tame Aalaab. Iii
Drte, wo fid) bie SJrüberfcr/afren oerfammelten, biefeu $i<
lanbSbdufer ober ÄalanbSböfe unb bie nBeto
nannten fid), bie 2aien ÄalanbSbrüber, bie SeijUtta
JCalanbSi)erren. 9lad) unb nad) gab man bie übet
erfreuliebe ©orge für bie SBerftorbenen auf unb bebielt m
bie ©afhnab. le bei, welche ju vielfachen AuSfcbweifungen Bea»
laffung gaben, in beren Jolge bie 3ufammenfünfte erf «ff «4
bie hohen Sefttage befdtranft, enblid) aber gart) utüerfajt m»
ben. 9?od> jefjt beftebt tnbeß ein jtalanbSfiift in öraanfoanj
ju bem ©etfl(id)eunb Sdjuilebrer gebören, bie für geniffe G»
fünfte jum regelmäßigen JBefud) eines furzen fo— tigfi^W
©otteöbienfieS verpflichtet finb. Der SHame Jtaluntti
bat fid) nod) in einigen ©egenben ÜJüeberfacbfenS erbatav
inbem man bamit fe|i liebe ©aflmable, befonberS «bei Iii
jährlichen Sufammenfünfte ber ©eiftltd)en auS einem &>
jtrfe bezeichnet. Äalanbiren wirb wol auch überlü
baS £erumfd) weifen auf ©aftmdblern unb ©elogen getusn
Qin nod) ben Warnen ÄalanbShof fübrenbeS ©thabc t
Berlin wirb jebt als StaatSgefdngttiß benuftt.
fialeiiioßkop ober @d)6ngucfer wirb ein 6pWw?
genannt, weldjeS ber berühmte ^höjiftr fflreroftet in Art»
bürg erfunben f>at unb baS eine 3eit lang febr beliebt ta
Dajfelbe befleht auS einem tnwenbig gefd)wdrjten 3fc
burd) welches ber fange nach Spiegel gehen, bie in eines
SEBinfel gegeneinanber geneigt ftnb. Unten bot bo< Jtyr
einen Anfa^, ber nach oben mit einem flaren, nad) c
ten mit einem mattgefchliffenen ©lafe »erfebloffen ijl. 3«
fchen biefe beiben ©Idfer bringt man allerlei bunte Ärte
feiten, farbige ©laSftürfd>en , perlen, <KooSjrüda>Ji, !*>
menbldtter, bunte ^Papierfchnifcet u. bgl. Der obere 2bS
beS 3fohreS ifl mit einem Decfel verfchlofjen, in brfc
SRitte eine fleine runbe Öffnung angebracht rfl. Dieft £1
nung hält man vor baS Auge, wenbet baS mattgef^i
©las gegen baS Sicht unb erblicft nun ftetS eine fchine fß>
metrtfehe gigur, welche fid) jebeS 9Ral verdnbat, Ij
man baS Sloht etwaS wenbet ober erfchüttert. Der
ber unberechenbar großen SRannicbfaltigfeit ber ffgnmt i
bie Anorbnung, welche bie Weinen ©egenftanbe jwifchrijs
beiben ©lafem }ufd(lig annehmen unb bie Urfaebe tri '
gclmdßigfeit ber rrfebeinenben jiguren ftnb bte beiben €|ia£
3eber von benfelben fpiegelt nämlich bie Keinen tiwrcV1
In ber 8oge ab, bie fie eben ty&t n, unb baS von ihm • "
gefleate »ilb fpiegelt fid) wieber in bem anbern Spie?
Bon ber ©röße beS SBinfelS, ben bie beiben epieyl *
einanber machen, hingt eS ab, wie oft biefe SpiegeUBif
fchieht. Die einjelnen ©piegelbilber erfd)einen bem I«
nebeneinanber georbnet unb biefeS bat boher jlft* :"
Anblicf einet auS dOen biefen untereinanber gleichen ?
bem wohlgeorbneten g'gur- 2>i« Bervielfdln'guna^rl'
beS wirb gefunben, wenn man mit bet Aniobl ber ff -
welche ben Sletgungöwinfel ber Spiegel auSbrüdrn, ra
bivibirt. 3eid)ner vdti Wnflem, ArabeSfen, Äofrtten l
Wimen fid) beS italeiboffopS alS eine* SDJittelS ^t^f
um jabjlofe Sorbilber ju neuen Darfttflungen }a 0I*1
fial^t^fT ifl eine übcrficbiliohe DoTflenung ber 2«e *
neS 3ahrcS, nad) ben in ber bürgerlichen ©efeüfaV'i f "
Kalender 53t Kalender
ührten, fowie nach ben burcfa bic (Einrichtung ter Statur
wgrünbeten ©ntbrilungen. 2>er SRame Äalenber ifl au«
»m lat. Kalendnc entflanben, womit ber Crfle jfbrS SRoj
tat« bejeicbnet würbe, oon bem au« bie übrige 5Äonat«s
•intheilunq btr {Römer bejiimmt würbe. 2>ie eintbcilung
>rf 3abrr$ gefebiebt -,unäcb|i in Monate, 2Bochen unb Sage
anb jwar bat e« im Mgemeinen 365 Sage, t.;:- Sdv.it;
abr 366 Sage (f. 3abr), welche etwa« über 52 SBodjtn
tnb genau 12 SRonate geben. 9lame ber 9Äonate, SDrbs
mng unb ?ange bcrfelbcn flammt noch au* r6m. 3eit unb
,n»r haben 3anuar, ü&rarj), 9Äai , ' 3uli , Vluauft , Cctober,
Dtcember 31 Zage; "April , 3uni, September, 9lo»ember
M Sage; unb ber gebruar in einem gemeinen 3»ibre 28,
n rinrm Schaltjahre 29 Sage. SDtan fann fcbneU auffin=
>rn, wie bitte Zage ein SRonat bat, wenn man bie .£>anb
<aUt unb bann bie 9Jfonate in ©ebanfen mit ben Änöcbetn,
ttrcb welche bie Singer mit bem .£)anbgclenf »erbunben ft'nb,
'oroie mit ben jwifcbenliegcnben Vertiefungen (ber Baumen
r.tö auSgefcblojTen) jufammenfiellt, alfo bafj ber 3anuar
utf ben Äniicbel be« fletnen Ringer« fommt, ber Februar
luf bie nebenliegenbe Vertiefung u. f. f. biß u;m 3uli, weis
$em ber Anöcbel bce 3eigefinger« entfpriebt; bann fängt
nan wieber ron vorn an, alfo baß ber 2luguft auf ben
Knöchel be« fleinen Ringer« fommt u. f. w. &üt SRcnate,
telcbe hierbei auf Änöcbcl fommrn, ft'nb tange SRonate von
II Sagen, wabrrnb bie furjrn Monate auf bie Sertiefun:
Jen fallen. 2>a bie 3abre$recbnung eine Ginfchaltung n6s
Hg macht, fo hängt mit ber 2trt, in welker biefe geflieht,
M Halenberbefiimmung $ufammcn, unb e« ifl bah« »on ben
Abweichungen be« altröm., tes Sulianifeheu unb be« ©rc«
^orianifeben Äalenber« unter 3<»br bic Siebe gewefen. 2Bä>
utit jebem neuen 3<ibre auch bie SD?onatSrecr>nung unb
:ie {Rechnung ber Sage nach ben SJlonaten »on Steuern bei
;mut, pflegen bie SBochcntage fortjugehen. 3ebe« ©emeins
hat 365 Soge, b. b- 52 SBoc^en unb einen Sag; fing
Mjfeibe alfo j. £3. mit einem Montage an, fo enbet cd auch
riete: mit einem folgen, weil ber lefcte Sag be« Söhre«
:cr erfle ber (oon ÜJlontag ja 9)?ontag gerechneten)
)3. SSoche ifl. 3cbeä auf ein ©eraeinjabr folgenbe Sohr
wginnt alfo mit bem 2ßor$entage, ber in ber gewöhnlichen
Drbnung ber 2Bo$cntagc bemjenigen folgt, auf welchen ber
|. 3«n. be« »orbergebenben 3obre« fiel- 3m Schaltjahre
iinb jwei Sage über 52 2Bo$en, mithin rücft ber f. 3m.
ehe« auf ein Scb,altjabr folgenben 3ol?re5 um jwei ®od>en=
agc argen ben Anfang beä uorr/ergebenben <Scbaltjar)red fort,
iur Xalenbcrbcrec^nung i?at man ben fogenannten @onn:
;aa.6bucr)ftaben eingeführt. S3ejeic^net man ndmlicb, ben
1 1 jan. eined ©cmeinjafyreä mit A unb febreibt bann )u ben
tn 3(i4 Sagen, immer wiebet von vorn anfangenb, bie
crflen Jöiicbflabcn be6 XlpbabetS (alfo A bid G), fo
• in berjenige SSut^jiabe, welcher bem erflcn ©onntage ent»
i'v riebt, ber <2onntag6bud)fiäbe beffelben unb alle Sage, auf
&e berfelbe JButp'flabe w flehen fommt, ftnb Sonntage.
S5. beginnt ba? 3- 1838 mit einem SKontage, mitj
Un fallt, wenn man ju biefem A fcoteibt, ber erfle ©onn«
auf ben ©ucbjTaben G unb G ijl folglich ber ©onntagS;
.ud){labe beS 3. 1838. 3ebe§ Schaltjahr bat jwei ©onn=
bucbflaben, t>on benen ber erfle »or bem 24. %<br.
bem ©e$alttage), ber jweite, welker ber bem crflen in ber
alphabetif$en Drbnung rorangebenbe ifl, nach bem 24. Sehr,
gilt. SBenn wir nur ©emeinjahre, feine ©chnltjahe h^'ten,
fo würbe jebe£ SDfal, wie <M& bem SJor hergehen ben folgt,
nach fieben fahren ber 3ahreianfang wieber auf benfelben
Stto$entag fallen; wirb bagegen (wie im 3uliamfchen Sa-
lenber gefchiebt) in jebem vierten Söhre ein Sag eingefchaltet,
fo ftnbet jene* 3ufammcntreffen erfl nach 2s Sahnen flatL
2>a in bem ©rrgorianifeben Äalenber gewiffc Säcularjahre
feine Schaltjahre {inb, fo wirb hier biefe regelmdf ige SBiieber--
frbr erwa$ qeftört. !0?an nennt ben Äreislauf, lat. C>clus,
öon 28 Sohren einen ©onnenerjf lu6 ober Sonnen«
cirfel unb hiernach ifl für ba« 19. Sabrh- folgenbe Saftl
berechnet worben, in welcher man für jebeS 3ahl *>m ©onn»
tagSbuchflahen finben fann. 2)fl ba5 erfle 3«hr unferer 3eit«
rechnung baö 10. 3«hr eines ©onnenajfluS war, fo finbet
man bie 3ftbl, welche fagt, baS wteuielfle 3ahr be8 ©on»
uencirfel« ein gewifle* 3ahr, 8» ©• 3- 1838 {P»
wenn man jur SahreSjahl 9 hrnjurethnet unb in bie ©umme
mit 28 biw'birt; ber 9?efl gibt ba«3ohr be« laufenben ©on»
nencirfel«. ©o ftnbet man, baß ba8 3.1838 ba* 27.3ahr
be6 laufenben ©onnencirfd$ ift, unb baf folglich baffelb«
nach ber hier folgenben SabeHe ben ©onntagöbuchflaben G
hat. ' 3n biefer Safel erhalten bie ©chaltjabre, wie ftch ge»
h&rt, jwei ©onntagfbuchflaben.
3a^r M
©etinmcin
IUI
bu<h|tab(
3ahr M
Eonntncirr
frl<
Sonntag«;
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3aijr M
Sonnende
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Sonntage«
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10
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20
B
3uv Berechnung be< Äalenber« gebirt ferner bie Seftim;
mung trt ÜRot^laufe« unb beS von bttfem abhängigen <5hv
treten« be« |D#erfefle«. ViUcr 19 3abre, welche jufammen
ben 5?? onb cirfel ausmachen, fallen 9lenmonbe unb SSolk
monbc wieber auf biefelben Sage be« Söhre«, unb bie fo»
genannte g&lbene 3<>b( 9lt)t Qn< ba5 wtewielfle 3ahr eine«
Slonbcirfel« ein gewiffe« Sonnenjahr ifl. 55a ba« 3abr
ber cbriflücbfn Seitrecbtumg ba« »weite 3abr eines 2Ronb.-
cirfel« ifl, fo finbet man bie gulbene 3ahl iebe« 3abttf,
wenn man %ur Sabrce^ht 1 l>iruufe|t unb in biefe Summt
mit 19 büubirt; ber Sefi ifl bte gülbene Babl- 2fuf biefe
SBeife ftnbet man biefe 3ahl für 1838 : 15. 3ebe«mal,
trenn bie gülbene 3abl 1 ifl , fdSt ber ÖJeumonb auf ben
1. 3an. Um für bie übrigen 18 Safcre b<8 fltonbcirfel«
ben crflen Steumonb fennen )u lernen, muf man wtffen,
wie viele Sage nach bem legten 9ceumonb be« oorbetgeheru
ben 3ahre« ber Anfang be« neuen 3abreö faßt; bie buefe«
beflimmenbe 3abl heifjt bie Spalte. £>a ba« SRortbeniabr
Um fa|l 11 Sage fürjer ift al« ba« ©enntnjabr (f. 3abr),
fo wdcbfl bie ßpaftc jährlich um 11. $4dt ber 9leumonb
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auf ben gfcuia&ritag, f° We ®P<*ta °> «« ndcbften Söhre
wirb f» 11, bann 22, bann 3 fein, »eil man nach 30
roieb« »on vorn gu gdblen pflegt, ©er SRonWumlauf be*
tragt 29 'Z* Sage unb man rann baber aBe 9leumonbe unge*
fd&r beregnen, wenn man ben Sag beS erflen Stteumonbe«
rennt unb »on ba abwechfelnb 29 unb 30 Sage bis jum
ndcbflen Steumonbe red)net. 3n folgenber fleinen SabeHe
ftnb baber bie gülbenen Balten mit ben epaftctt jufammetu
geftellt. <S8 gilt biefelbe wdbrenb beS 19. Sabrb. für ben
©regoriantfdjen Äalenber,
3<W
1
2
3
4
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Spaftc
0
XI
XXII
in
XIV
XXV
VI
XVII
XXV1I1
IX
ßfltrooffmonb
13. 3(pr. E
2.2tpr.A
22.2RdrjD
10. 2tpr. n
30.<D?dr&E
18. 2tpr. C
7. Xpr. F
27.2RdrjB
15. 2fpr. G
4.2Ipr.C
öülbnc
11
12
13
14
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18
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20
Spaftc
XX
I
XII
XXIII
IV
XV
XXVI
VII
XVIII
0
DflcrneHmonb
24. 9»drj F
12. Bpr. 0
L 2tpr. G
21.9RdrjC
9.2Cpr.A
29. SDtdrj D
17. 3pr B
6. Epr. C
26. ÜJfdrj A
13. tfpr. E
Da« 20. Safer ift ba« erfle Saht eine« neuen ßirfel«
unb biet febrettet bie @pafte nicht um 11, fonbern um 12
fort, welches* t ah er fommt, baß ber Unterfcbieb awifeben
ÜRonb: unb ©onnenjabr nicht genau 11 Sage betragt unb
ber ©prung ber ßpafte b^t. 3m 3. 1838 ifl bte gül*
beneäabt, wte wir gefefeen haben, 15, folglich bie GrpaftelV,
b. b. ber 1. 3an. 1838 fällt auf ben vierten Sag nach
9?eumonB, mitbin muf? ber erfle SReumonb be« Sabte« ben
26. San. fein, ber aweite ben 24: gebr., ber britte ben
25. fWdrj u. f. w. — Die gefltage be« 3abreS werben in
bewegliche unb unbewegliche getbeilt. Die le^tern fallen inu
mer auf biefelben Sage beffelben 3abreS: SpipbamaS ober
beil. brei £6nige auf ben 6. San.; SHcbtmef) ober SRarid
Steinigung auf ben 2. gebr.; «Warid Serfunbiguna auf ben
25. 2»drj; SobanntS auf ben 24. Sun.; SWarid ^eimfu*
ebung auf ben 2. Sul.; aJeicbaeliS auf ben 29. ©ept.; ba«
SReformattonSfefi auf ben 31. fDct. ; Weihnachten auf ben
25. Dec. Dasjenige bewegliche geft, nach welchem [ich bk
übrigen beweglichen gefle rieten, ifl ba« £>flerfeft, welche«
auf ben ©onntag fallt, welcher jundcbfl bem erflen SBolD
raonbe nach fwingSnacbtgleicbe (21. SRdrj) folgt. Wenn
biefer »o&monb felbfl auf einen ©onntag fdllt, fo tjl iDflem
ber ndchflfolgenbe ©onntag. Da wir nun au« ben (Spalten
bie SReumonbe berechnen rinnen, fo ifl e« auch leicht, ben
fogenannten JDflervollmonb unb jDflern felbfl ;.u berechnen.
Der »oßmonb fdHt ndmltd) ungefdbr ftet« 13 Sage nach,
bem ndcbfborbergebenben Sleumonbe. 9?un waren %. 83.
für 1838 bie «Reunwnbe: 26. San., 24. gebr., 25. 3Jtdrj,
alfo fdllt ber jDflerwumonb auf bie jweite Woche be« 2(pr. ,
unb ber 15. Kpr. als ndcbfler ©onntag ift ba« £>|terfefl.
3n noch leichterer ttberftebt ift in ber oben angegebenen
ßpaftentafel ber jDfleroollmonb mit ben (Spaften unb ber
gülbenen 3ah( jufammengefiellt. 9lad) bem )Df!erfefie rieh*
ten (ich nun alle übrigen beweglichen ©onn* unb gefttage
be«-3abte«. 9fcun fBochen tor jDflem ifl ber ©onntag
©eptuagefimd Sbtn gehen bte Gpipbantaftfonn*
tage wrau«, »on benen ber erfle fletö auf ben erflen ©onn--
tag nad> ^tm 6. San. fallt. Die ©onntage von ©eptiu>
geftmd bi« jDfiern b«f«n ©eragefimd, eflomtht obn
£luinquageftmd, Snoocaoit, dteminideere, £)cs<
Ii, Sdtare, Subica, 9>almarunu Der le^tgenarmK
©onntag beginnt bie fogenatmte Cbarwoche ober SRat-
terwoche, in welcher ber grüne Donnerstag unb ttt
^barfreitag liegen. Sn ber SSoche nach 6flomu>i ^dfü
ber Dienflag gaff nacht unb ber SRittwod) Äfchermitti
woch, fowte ber SEßittwoch nach £)culi SRitfajien $■
Swocauit ifl ber erfle gaflenfonntag. ^immelfabtti^
ber 40., |)fingflen ber 50. Sag nach Cflern unb t;t
©onntage juMfcben Dflern unb $fmgflen beißen: £luafi:
mobogentti, SKifericorbiad Domini, Subilate,
Kantate, 97ogate unb @raubi. Die «Kamen berScnn
tage oon 3m>ocawt bi« (Sraubt leiten ihren Urfprung ab rea
ben Änfdngen ber in ber dltern thrifllichen Äirü>e an ben-
felben üblichen lat. ©otteSbienfle. Vicht Sage naa) vPf«;t.v':.
ifl ba6 Srinitatififefl, auf welche« bie ©onntagt
nach Srinitatt« folgen bis ^um 3(bt>ent*fonntag(,
ber auf ben »ierten ©onntag wi Weihnachten fdüt. Stall
bem werten 3fb»ent$fonntage folgen bie beiben Sö c i b n a 4 :
fetertage unb wenn {einer von biefen auf einen ©oruna
gefallen ifl, fo. folgt noch ein ©onntag nach ffieihnatfc:
ten. ©ieben Sage nach SBeibnachten nt Neujahr. 9ei
ftnb bie vier &uatember ober £luarta(tage ju btmen
Un , welcbe bie Aatholifen al« gefltage feiern unb bie ts
manchen ©egenben 3ahlung«termine ftnb. ©ie ftnb bie fäss
angeführten SteminiStere unb SrtnttatiJ, ferner ßrt;
eis, welcher auf ben Mittwoch nach bflu 14- ^crt. vsi
Sucid, welcher auf ben fDtittwoch.nach bem 13. Det. fdüt.
Sftach Anleitung ber mttgetbeilten Beflimmungen fana
man nunmehr für febeö beliebige 3abt einen auSreithentfr.
Äalenber berfleHen. 3ur gr6pern JBequemlichfeit bebtent m«i
ftch hierbei ber nacbflehenben SabeQe, in welcher bie iK.-
natStage mit ben ©onntagSbuchflaben unb Sparten jufan;
mengcftellt ftnb, unb welche ber immerwdb** nbe Sic
gortanifche Äalenber beißt
©efe^t, wir wollten mit ^ülfe biefe« immerwdbrcnto
jtalenber« einen .Halenber auf baS 3« 1838 berflellen, ff
ftnben wir jundchfl auf bie oben angegebene JBktfe bei
©onntagSbuchflaben G für tiefe« 3ahr; eS ftnb alfo äße bb
jenigen Sage, bei benen im tmmerwdbrenben jtalenber G
fleht, ©onntage, b. b. ber 7., 14.. 21., 28. San., ber 4.,
IL , 18., 25. gebr. u. f. w. (2Bdre 1838 ein ©chaltjabi,
fo würbe vom 24. gebr. an auf ben weiten ©onntag
buchjlaben ;.u achten fein.) 92ach ben ©onntagen beftim»
men ftch nun bie übrigen Wochentage. Der 9J?onblauf wrtc
naa) ben Spaften befltmmt. S3ir haben gefimben, baf 15
bte gülbene 3ahl für 1838 iß unb feben au« ber obenan,
geführten Safel, baß IV bie jugehirige (Sparte ijL 2ta
allen Sagen, bei welchen im immerwdhrenbcn Xalenber l>
fleht, tfllKeumonb; alfo am 27. San., 25. gebr. 27. mir,
u. f. n>. 3m immerTOÜbrenben Äalenber ift ffett 0 unb
XXX in ber Cpaftenbejeicbnunq ein @tema>en gefegt D«
übrigen SKonbpbafen beflimmen ftch nach ben iReuawnb&
unb ebenfo in angegebener SBeife jbflern unb bte übrigen
wegliefen gefltage. Die unbeweglichen gefltage fana man
fowie bie £eiligcmiamen ber einjclnen Sage auS ieben m
tern Äalenber nehmen. 9loch pflegen in ben gewohnB*«'
Boltsfalenbern ber tdgltthe ©onnenaufgang unb be? ~
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534
nenuntergang , fowie ter monatliche Gintritt bet Sonne in £em jübifcben .Ralenbet liegt nedj ein «Monbjafct t:r.
bie deichen bet? ihcif reife*, ferjricbiut ju fein. Der lefetere 364 Sagen ju (Srunbe, wtirtec? :~cbpd> in einem l$tyrip
gefebiebt imitier s»ifcben bem 20. unb 23. icbeö Monats <Spriut? mit bem ©onnenjabre in übereinflimrmmg ;u br»
unb- jtvar im San. in ben SEBaffermann, im gebr. in bie
gifebe, im SDcän in ben SBibber, im Xpr. in ben ©tier,
im 9Rai in bie 3wi Hinge, im 3un. in ben ÄrebS > im 3ul.
in ben 26wen, im Bug. in bie Sungfrau, im ©ept. in bie
SBage, im Dtt, in ben ©foryion, im 9lo». in ben ©cbü*
feen ■ im £>ec. in ben ©tetnbotf. TLn ben Sagen ber 9lscht.-
gl ei eben,, am 21. SD?drj unb am 23. ©ept., gebt bie ©onne
um 6 Ubr SRorgent? auf unb um 6 Ubr 'Äbenbc? unter.
2>er längfie Sag fällt auf ben 21. Sun. unb währt in
Deutfcblanb von 3 Ubr 45 2Bin. SDtorqrna bid 8 Ubr
15 2»in. XbenW, 16V» ©hmben; brr fürjefh feg fällt auf
ben 21. ©et. unb bauert 7'/* ©tunben »on 8 Ubr 15 SKin.
SHorgenc? bis 3 Ubr 45 SWin. 2(benb$. GS Pflegen ferner
bet fttuf bet? 2)?onbet? in ben 3«cben bet? übierfreifet? unb
bie 9>bafen beffelben, bie 3eiten feinet? täglichen Hutyanart
unb Unterganges, bie <5rfcr>einungen ber Planeten, bte 3u«
gen gefuebt wirb. Ci.n Siabbiner, $illel Jpcnrdti, gab ia
4. 3abrb- bem iüb. Aalenber feine jefcige Einrichtung, 3a
bem angegebenen (Sutlut? ftnb bat? 3., 8., 11, 14, 17,
19. ©cbaltiabre wn 13 «Monaten ober 384 fegen. 1
lebtm 3*brt tarn* aber noch ein Sag augefügt ober braue«/
gelaffen werben. Die einzelnen 3T?cnote haben abnieebfeli»
29 unb 30 Sage unb richten fub in Bejua auf ibten 2»
fang nach bem 3Ronbe«laufe. ©ie beigen Sifri, Stank*
t>an, AiSleo, Sbebbetb, ©cbebbetb, »bat, bet edwUnusJ
Sieabcir , Siifan, 3*«, ©imut, SatiuS, 2Cbb, (HuL ßt
mid'tiiiern ^ajttnqe auf« ben ©abbaten, ben SReumente
unt> ben vielen Sajhagen ftnb baS SNeujabr, welche* in tu
«Dritte unfer* ©eptembetd fällt, ben 10. Sifri ber Berfa
uung*rag ober ber lange Sag, ben 15.— 21. befielbm Sc
natc? bat» fiauberbüttcnfefl, worauf ben 23. ©tfetjtJfrtott:
ben 25. StiUw Sempetfefi; ben 2. Sbebbetb XUttrneüK:
jammenfünfte berfeumt, bie ßrbfernen unb (Srbnäben bet? ben 5. ©thebbetb greubentag, weil ber ©aft inbitSäic;
tritt? ben 14. unb 16. Äbar #urim (in einem ©cbaliicfo
fällt $urim in ben SJeabar unb im 2fbar wirb an ben a
gegebenen Sagen flein Parin gefeiert); ben 15.— 23. %v
T«Jfcba; ben 14. 3far 9iad>paid>a ber Unreinen; btn6.ia!
7. ©ioan yfingflen; ben 15. &bb greube»«ber $oH«V:
Äolfö*frn (ba«) ber ©tbiffe wirb ba$ «uSjiopfrn ta
Siigett eines ©ebiffet? mit SBerg unb UbeTfrrticben mit 2b«
ober $ecb genannt, weites geliebt, um bar? ©nbrii»:;:
bei fSaffert? ju perbinbem. 3n ät>nfitl)er »bfia)t rrertn
aud» ©d)leufen falfatert, b. b. aDe 9ii|en mit Berg t#
geflopft.
Äält ifl eine alfalifd)e ©ubftanj (f. XI fall*), w*
aut? einem eigentburalidjen SRetalle, Äalium, unb C«^
ftoff (bemifd) jufammengefe&t i|t. ©ar? Äali fonrmt \tia
rein »or unb ijl gew^nlid) mit Sßaffer ober Äobieiti'j-rr
»erbunben. ®at? fogenannte troefene Xftfali, bie (fJci?f;
SReifrerlauge, ber ISöjtein, ftnb Berbinbungen mit SS*
fer, weldje in bet SKebicin, namentlidj in ber Gbiircgir,
Änwenbung finben. — SJefonbert? merfwirbig i^ bie Srr-
binbung ber? Jtali mit Gb>r, weldje ba« 1786 »ob Sertbs.'
let entbedfte Änallfal \ gibt, bat? mit brennbare^ ©toffea
eerbunben, burtf) einen ©tplag jum Bercuffen j
Slonbes unb ber ©onne u. f. w. angegeben }u
Die|e Angaben bienen aber niebt gur ^intbeilung bet? bür*
(erlitbcn 3abre§, geb6rert ba^er niept wefentlitt) ju bem .Ha:
enber unb ftnb nur alt? mebr ober weniger tuu)li(r)e unb
ntereffante Sugaben gu betrachten. Stocb weniger geboren
n bie Jtatenber bie Angaben über ben Verlauf ber SBitte;
rung, weil bie menfcbhtbe Sttiffenfcbaft nott) nict)t fo weit
»orgrfcbrittrn if!, bag man bat? SBetter im SBorauS btredb;
nen fann unb bie Angabe ber Sage, an benen t$ gut fem
foll uj ftbrÄöfen, 3Cber gu laffen u. bgl., weil bie neuere
fflrebttin eine fold)e SBebanblung beS gefunben Ä^rperr? alt?
bureb.ni* fcbäblid) erwirfen bat. 3fnt? ben beffern neuern
jtalenbern ftnb berartige Angaben baber au* weggelafTen
werben unb man bat bafur allerlei anbere wiffent?würbtge
unb im täglichen S3erfebr brauchbare (Begenfiänbe aufgenom:
men. SRcub ber äußern Einrichtung ber Aalenber unb nach
ben ©tänben, auf weld)e man bei Kufnainne ber unwefent:
litbern, aber mit bem 3abrer?lauf in Söerbinbung ffehenben
»Jictt^fti Siucffttht genommen bat, unterftbeibet man »erf(hie=
bene 2lrten oon Jtalenbern, alr?: Safeh, ©tjbreib>, 2a:
icben*, ÄmtSs, t^efcbäftr?^ gorfl = unb Sagb*,
Cbreßs, SBoltSfalenber u. f. w. Wt bem tarnen
immerwäbrenber 5talenber bejeict)net man nicht nur m
bie obenangegebene Safel, fonbern auch ntxh «orrichtungen, ^f" tac9te VW« Hm,* m Beratung
welche fo gefteUt werben f6nnen, baf für jebe§ 3abr &o* ful«r W 9ffcif.*f«' Jg gf «H"^ .
ten CntjunbltebWt bet? ©toffet? auf. 2>afur tft e* jur
chenj unb SRonatötage richtig ju'fammentreffen. 3weiS3lätter
liegen nebeneinanber unb bat? eine berfelben, welcher? bie fBlo:
natt?tage entbcUt, ift jum 83erfchieben eingerichtet, fobaß man,
wenn $. IB. ber 1. 3an. ein SWontag war, nur bie »läd-
ier fo ju fleaen braucht, bafj bie 3abl 1 mit ber »ejeichi
nung fiRontag in eine Knie ju fleben (ommt, um bann
auch für bie folgenben fege, foweit bie ©ejeidjmmg fort
geführt ift, Saturn unb SBochentag in Übereinftimmung tu t ^
Sabm. ©olefae Vorrichtungen f6nnen manniefafach abaeäL !n W<n 5J25? % l"%Jf Sftte
bett werben. Sefonber« bie überfichtlichen, aut? ©nemllatt m *£lff*n?Mrt*!fi Ä ^Ä"Ä 52*if ifS
befie^enben Äalenber pflegt man aud) Xlmanacbe }u nen>
nen, weichet fÄame bann auch auf jährlich erfcheinenbe Sa*
febenbücher, j. ®. «Dtufenalmanac^e u. bgl., übergegangen
Urfprünglich ift bat? SBort atabifä) unb uon AI Monkh,
b. h. 3äblung, Berechnung, abiulaten.
fteflung »on 3unbfraut obet 3ünb»uloer (f. f)ertuffie«l
unb ben fogenannten ©chwefelbiljchen bei *emifdben Scntn
jeugen (f. b.) benuöt worben. — 2)at? Äalitim, ca4
?)otafftum, ift ein ftlberweiße«, ^ellglänjenbet? SRft;-
wrlcbec? auf bem 2Baffer fchwimmt unb in ber geroibnli*«
Semperatur weich wie SSacht? ift, wäbrtnb et? tn bn
brüchig wirb. 3n fchwacher 9totbglüt)bi|e oaflüchtigt ti ü
auf SBaffer, fo entjünben ffe ftch alÄalb, fahren bin unb te
unb »erbtenntn mit farbigem 2ict)t, bh? p« unter fcbaaiF
Crptofton »erfchwinben. (»gl. |>ottaf*ejL
ftaltbrr wirb ber j)urcbmeffet ber SBeite
förmigen fl!6bre genannt. Ha» Jtalibr'
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\ bie Unterfuebung, ob tieft bi« ge&6rige unb burc$gdngtg
leicbmdßige SBeile boben. löefonber« bei pbpfifalifcben Stu
rumenten, namentlich bei SSbermomrtern, ifl biefe« Äaübri;
•n »on großer SBicbtigfeir. 21m häufigen bebient man ftcr>
n$ ißortcö Äaliber, um bie @r6ße eint« @efcbu|e« ju be*
■irfmen, wil »on ber SBeite ber Siöbre bie ©riße bet Äu»
(l, irddje au« ifjr geworfen werben fann, abbdngt. üftan
fügt inbeß gegenwärtig ba« .Kaliber ber ©efcbüfce fetten
H einem ?dngenmaße ju befrtmmen, fonbern brüeft baf*
16« bureb ba« ©ewiebt ber Äuget au«, weu$e in i&ret
Mpe bemfelben entfpric$r. grüber batte man bie fege*
anntett Äaliberfldbe, welc&e 154« tn Dumberg »on
ieorg gsartmann juerft t^ergefleUt würben unb auf brnen
■ Shtmin, bleiernen unb fteinernen Äugeln nad) ihren
^mebmeffern eingejeidjnet waren. Um m unterfueben, ob
u^cln ober ©ra innen bie erfoberlic&e ©roße fcaben, bebient
im jieb eine« fogenannten Äaliberringe«, welker bie
•verliefet SBeite bat.
ÄalK (ber), ober bie Äalferbe, i|l ein in ber 9latur
•br bäuftg eorfommenbe« 9J?meral, eine Sierbinbung von
üauerjtojf mit einem eigentümlichen Metall, bem (5 als
iunt, womit no<ä »erfefciebene anbere Stoffe, befonbert
loblenfloff, »erbunben ju fein pflegen. 9ltcbt nur al« ®e*
ein finbet man bie Äalferbe, fonbern aueb in ben tbieri»
ben Änoc$en, in ben SKufcbeln unb wenig auch in manchen
Wanden. 6« fommen bie falfavtigen Stoffe tt>eil« in locfc:
tr, tbei» in fefler ©eflalt »or. $ene ftnb äfter« mit SBaf»
:r burebbrungen, weict) unb fldrfedt)nlicr) unb heißen bann
;i:rr, 3} t v a :n i i ch ober ^onbmilcb. SWan finbet bie«
•Ibe in ben Jxifcen unb Älüften ber gelfen. £ucf> au« bem
tit Äalf gefcbwdngerten SfiSaffer fcfct ft'dt) Äalferbe in fefler
urm ab, tfjeil« auf $ldcben, wo fte bann Sinter beißt,
)ril« in jjapfen unb allerlei feltfam geflalfeten Spuren, wo
e Sropfftein (egt. #6blen) genannt wirb. Der Äalf*
äff ifl au« SBaffer niebergefct)(agene Äalferbe, welebe«
ia)t bur$ <2rbfcbic$ten gegangen tfl; Sncruflat ifl ein
berjug über Äürper, bie m faifbaltige £Xueu*en (wie bie in
pßfab) getauft worben ftnb. 2(1« 83einbrerjt) (egt ft«$
it Äalferbe juweilen um S5runnenwurjetn unb bilbet bann
uxbenf&rmige ütbtytn. 9lac& ben in ber Äalferbe »ordert*
benben Sauren unterfcr)eibet man f oblenfaure, f$we*
tlfaure, flußfaure unb pboöp&orfaure. So lange
ie Äalferbe im natürlichen Buflanbe, mit Äobtertfdure unb
Baffer »erbunben, fjl, beißt fTe rot) er Äalf. Diefe SJerbin»
ang fann mit $ulfe be« Jeuerö aufgeboben werben unb
um tat bann (ebenbtgen ober reinen Äalf, Wl&xtel,
tt einen trorfenen »errtibfie^en Stoff bilbet unb gew6bnlio>
ngellfebter Äalf $ti$t. er ifl febr begierig, Gaffer eht*
ifauflen, unb wenn man ibn baber mit SBaffer übergießt,
1 oerbinbet er fto> mit bemfelben unter flarfem Tfufbraufen,
bwtilt Alf unb oerwanbelt ftcb in einen 2eig, rcelcber ge<
Holtet Äalf |eift 2)er foblcnfaure Äalf fonrmt vor
II: ^l«einer Äalfflein, 2ropffiein, Äalffpatb,
"Jarmer <£b.)f Äreibe (f. b.) u. f. w. Der gemeine
alfflein tft gcw6bn(irb grau, rommt aber au$ tn allerlei
tbern garben »or unb bilbet im Übergang« 5 unb glo>
rbirgt febr bebeutenbe©ebivg«maffen. ü»an bedient peb beffel«
7t 5 um Jöauilein, auf naffen, tboniqen Selbem jur SSotcn-.
rrbefferung, beim (Sifenfebmcljen aU duCdjia^ unb oorjüg*
lieb jur ^erfleOung be« 9R6rtel«, in welker löeüebung man
fetten, magern unb bpbraulifc^en **Ä unterftbeibet. Der
erfie rrcetnet febwer unb an fruebten IDrten, fowie unter
SBaffer niemal«, ifl baber bie frbleebtefie Sorte. Der ma*
gere Äalf trodfnet an ber 2uft fcb^nell unb ber b.pbrau(ifr^e
troefnet auch an feuerten Orten unb unter SBaffer unb be»
barf feiner Beimengung t>on Sanb. eine befonbeie "Ktt
be« biebten Äalffieine« ifl ber litbograpb«f<b« Stein,
beffen man ftcr) jum Stein bruei (f. b.) bebient. <Sr wirb
»on »orjüglicber ©üte au Solenbofen in ffiaiern gewonnen.
— Der Äalffpatb rommt in einer grofjen 2tn$abl man*
ntdjfacb abgednberter ÄrpfiaUgeflalten »or, fobafj man inbies
fer jßejiebung febon gegen 7000 2(bdnberungen unterfr^iea
ben bot, unb finbet ftcb. au cb tropf fleinartig. <Srr ifl »on
weifjer garbe, gebt aber in »iele anbere garben über, r>at
©la«j unb f)erlenmutterglanj, ifl burebfiebtig ober bureb«
febeinenb unb sen« Doppelte Strafrlenbreo^una (f. b.).
®t wirb al« 3ufeblag beim 6ifenfcbntel>en unb \u ebesrifeben
3wetfen »erwenbet. — Der fdbwefelfaure Äalf fommt in
ber 9latur in »erfe^iebenen tfrten al« ©pp« (f. b.) »or. —
Der ßufifaure Äalf fmbet ftcb al« Sluftfpatb, ein buroV
leuebtenber K-Cer Stein, ber in allen Farben unb »orjuglieb
bn fdebf. erigebirge gefunben wirb. (2r wirb beim StbmeU
jen mebrrr fcbwerflüfftger ÜÄineralien, *um X|en be« ©la»
fe«, jur Bereitung be« ^orjeuan« unb be« weißen Sebraelj»
glafe« »erwenbet, man fcbleift ibn aueö unb »erfertigt au«
ibm, befonber« in ber engl, ©raffebaft Derbp, SJafen, 8cud>i
ter, »eeber, Sdulen u. -bgl.* idjjt man ben gluf}fpatr> et»
nige Minuten »on ber Sonne beflrablen unb bringt ibn
bann an einen bunfeln £>rt, fo jeigt er ein fo>wacbe« SeucJ^»
ten. Xueb wetm man ihn in ©eflalt eine« $uloer« auf
beiße« ©fenbledd bringt, pbo«pbvore«drt er. — Der pbo«»
pborfaure Äalf finbet ftcb im 3Rineralrei$e al« Kpatit
unb bilbet einen ©eflanbtbeil ber Änocfjen. — Uber ben
ßblorfalf f. G&l°r.
Äolmürken (bie), ober, wie fte »on ib.ren 6|H. 9lacbba»
ren genannt werben, Otiten, nennen fn1> jetn O'/rat unb
ftnb ein jur mongoL Stau aeb6renbe« fBolf, ba« in ber
Djungaret am jablreicbjlen rft; b»cb wobnen au<b mebre
^unberttattfenbe in ben ruff. ©ou»ernement« Äflraeban, Sa^
ratow, £)renburg unb Simbirdf. Die Djungarei ober Äal<
muefei ifl ben (Sbinefen unterworfen, bei benen fte Uliia:;-
fcban*pc»lu beißt/ unb cjrenjt im SB. an ba« Sanb ber^Su»
raten unb ber Äirgigfaifafen »on ber großen $orbe, im ID.
an jene« ber Äalfa«mongo(en, im S. an ba« ct)inef. Zur»
feflan unb im 91. an bie Steppe ber ÄirgiSfaifafen unb
Sibirien. S<bon im früben SSittelalter trennten ftcb bie
flöten »on ben übrigen Mongolen unb waren unabbdnaig,
bi« fte in ber SRitte be« »origen Sabrbunbert« »on ben 6bi»
nefen bezwungen würben; fett jener 3cit bat ein ebinef. ©e»
neral, ber ftet« im gante anwefenb ifl, über ade wichtigen
Süorfäae ba« Cnburtbeil ju fallen. Sine große «njahi Äal>
mücfen ifl aber feitbem über bie ©renje gejogen unb bat
ftcb unter ruff. Scbufe begeben. Die ^auptflabt ber Djun»
garei i|l ©ulbfeba am 3 it ; fte bat etwa 10,000 ^>4ufer unb
tfl ber £auprflapelp[a& für ben |)anbel be« mittlem Äffen
mit bem SBeflen unb Oflen. Die Äalmücfen jinb »on flei»
ner Statur, babei fcblanf unb boger, »on gelbbrauner garbe
unb haben febwarje« J>iar, platte« ©eftebt, flache Äugen»
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Kalmnfc 536 Kalmus
winfet, biete Sippen, breite, eingebriicfte «Wafc ©ie finb ge» aen unb ©feile unb in tmn *0n<u„h;*«.
feü.cj , gaflfre Komtrm unb luftig, aber febe «rage, L Lr, "in Sje'r. eie^unto^^Ät
remU* jk% unb betrügerifeb. @ie wobnen in tragba.- jon genannt, beten ffifi be rbK ifr Sw $ÄJu
ren ffQ utten ober t bitten in benen fretS ein geuer brennt, ben gerne Sef »«nn ab« Lfr 22j?£
über welcbem e.n SnJlA baber finb ibnen bie Jfesbru* Stamm, welchen feieb e JäS beberrÄ^ ESm*
geucr »ber »«mibe gletebbebeutenb. Sie finb ein 9<omaben* jerfaltt wiebet in Uiiterabtbeiluri«n Ä' h „ '
»elf; We titam befestigen fub auslief Geb mit ißiebi them K
juebl : «nb Sfagb, alle übrigen Arbeiten fallen ben SBeibcrn ober Gbatun Z 1H12 ÄSe?7er/rnt Sf^ft
iur M jsu balten mebr ^ferbe aM JSinboieb unb ©cbafe, für, jur (amaiftcit StA aion un "bita «dS ÄS
nabren fub befonber« von gleifcb unb SWilcb unb bereiten unb «ebener mit Ä JIt to,hL *nft'
«6 ; ber Wiub bet ©tuten ben befannten ÄumüS öbe ©eUongS obe^ 5 riefe IHlÄhKÄ
JÄSft 3br ganjer {Keitum beffegt im Sliieb Unterr&t in be :U gut Kn IÄ in 8£Ä2
flalmuli nennt man ein wollenes, langbaarige«, locfer
gewebte« unb btcteS 3eu$ in »ergebenen färben, welcbeS
gu SBinterfleibern gebraucht wirb unb feinen Warnen oon
einem abnlicben 3eucbe bat, beffen fitb bie Äalmücfen Sur
"fj bebtenen. <£ö werben bie Äalmufe in fceutfcb*
lanb, englanb unb ben 9tiebrr[anbrn in großer «Wenge «er-
frrtigt. Urfprunalitb bieg jeboeb Äalmuf eine 2Crt ianaue*
boefeber fogenannter ßorbontücber, welche in ben £eparte:
ments ber tfojere unb beö 2arn in GafheS unb beflen Um*
gegenb gefertigt werben. 11
unb feit bem 15.3abrb. bet uns einbeimifebe ©umpfpflanje
mtt frteebenben, bieten, fd)wammtV.en , geglieberten »
von benen eine grofje Wenge SBurjelfafern auslaufen. I
ffilüten, welcbe auS ber Süurjel entringen, jtnb ftbtwrt
firmig, unten febeibenartig erweitert, ifcn mei|r mit wefle*
artigen öuerfalten unb juweilcn brei gd§ lang. fl)et
tenfebaft ift bem «Blatte dbnlicb unb bfad (üb fegen *
Witte in eine 9f%, au* welker ein uigejiititcr, :v.
formiger, biebt mit »löten bebetftet Äolt* t*fot
gegen brei 3oU lang wirb, ^ie SBiir^el bifa
getrocFnet gelblicbwetß unb bat einen ffarf arV^*0"
rutb unb bitterlicb gewurjbaften ©efebmaef $™ f-:,:
bie SEBurieln im Sfrubling unb ^)erb|l, r&&n TM"*"
fie. 2)ad Strocfnen barf niebt ju febarf 3tfcbcbe^W'*,*
Kambyses
531
Hämclzlege
>ie aromatifd>en JBeflanbtbcile verloren gehen, ©ie ifl ein
taftigeS Ärjnermittel unb n>irb als fWagenmittel von ben
Sontttoren uberjurfert unb verfauft. SDcan benufet fie aud)
ur SJereitung verfchiebener bitterer ßiqueure. £>urd) £>t:
tiüation mit SBaffer gewinnt man aus ben frtfchen ÄalmuSj
. m baS ÄalmuSöl, welches in ber 'Ärjneifunbe ge;
>:aud)t wirb unb eine gelbbrdunlidje, bidlidje unb an ©erud)
mb ©efömad ber SEurjel gleite glüffigfcit ijl.
fiambijöfö war ber SBater brSßoruS (f. b.)/ unbben--
rlben Warnen führte auch ber ©oljn unb SNadjfolger bfS
JvruS. 9lad)bem biefer 630 v. dbr. bie .£>rrrfd)aft angetreten,
internabm er einen 3ug g'g«n ttgppten unb eroberte befien
)auptflabt, SRempbiS, fowte baS ganje 2anb. SBeitere \Xn-
rrnebmungen gegen Äartbago, Äthiopien unb ben Scmprl
ti Supiter Ammon würben vereitelt unb Ä. lieg nun feU
en 3orn an ben Agvptern, namentlich an ber ^rieflerfafle,
uS, ergab ftd) bem Srunfe, lieg feinen öruber ©tnerbiS
rmorben unb tobtete feine ©emablin. 2>a trat ein Wagirr
nter bem angenommenen 9lamen beS ©merbiS, Don ber
>artei ber SRi&vergnügten begünfligt, <flS ©egenfinig auf.
t. wollte nad) ©ufa eilen, um ilm ju betrafen, verwuns
ete ftd) aber, alS er auf baS yf«b flieg, mit feinem eig;
cn (Schwerte, fobag er 622 ju (Sfbatana in Affvricn, orjne
taebfommen ju binterlaffen, flarb.
Üamccl (bas) ifl ein wieberfducnbcS ©dugtln'er, mtU
>c8 aud jwei Birten befielt, bem gemeinen Manuel
bei Dromebar unb bem jweib6cferigen Aamcel
Der Zrampeltfyicr. «Sic haben beibe einen langen ge;
ogenen, öerhdltnißmdßig binnen $al$, eine längliche
: ebnauje mit grfpaltencr Oberlippe, fune CItcu, furje*
olligej «paar unb tief c ©Twielen an Jörufl unb güfien.
>ic fttiße Onb in jwei. Älauen gefpalten unb Dum mit -bin-
auen befe|t, auf ben ©ohlen aber mit einer flarfen £aut
u'gen- Auf bemföüdtn &at baSJDromebar einen #6dcr,
i von einem auS gleifd) unb gett beflehenben AuSwuchf*
:tet wfrb unb mit langen paaren bewarfen ifl. ©aS
mpclthier ^at bagegen jwei £6der, von benen ber fein--
ber größere ijl. 3e beffer genährt bie Zbicre flnb, befto
. r «Scno.iStr. II. i
größer werben bie -tiefer. 2)aS Srampeltbier pflegt noch
etwas gröget alS baS 25rom<bar ju fein, beibe übertreffen
an ©r&ße baS ^fert. Sßie ade SBieberfduer haben bit Äa<
raeele einen aud vier Abteilungen beflehenben 3)lagen, cm-
gerbem aber aud) nod> ein eignet äöcbäUnij}, in weld>em
jid> bal SSBaffer Idngere 3fit unr>erdnbert erhalt. <£ie tin-
nen baber fetjr lange befielen, ofjne ju trinfen, unb fdjon
biefer Umflanb empfiehlt fte bem Sleifenbcn burd) Sanbwu=
flen, in benen SBaffermangel ^errfd>t. Uberbieö oermigen fi<
aber aud) Mafien »on 12 — 1000 $funb tragen, legen
gegen 16 9)lcilen in (Sinem 2age jurud unb laffen fid) »or»
trefpid) jdt)men nnb abrichten, fobag fte bergübrer nur mit
Sorten ju leiten braurbt. 2>a§ Äamcel ifl im SDrient ^auö«
tl;ier unb man bat aud> mer^re S3erfud)e gemalt, eS inGu»
ropa beimifd; ju madjen, wie ftd> benn im @rog^er)og>
tljumc SoScana beim Sanbgute SaiuKoffore ein Äameels
geflüt finbet. Sn Arabien »erjefjrt man ba$ gleifd; berÄa«
ineele unb genießt bic SWild) berfelben, auS welcher ber Äp:
mig, ein beraufdjenbeS ®etrdnf, bereitet wirb. 3m grülj;
jabre verlieren bie Äameele alle .paare unb man berettet aud
tiefen ©arne, 3«idje, £cden u. tgl. 2>en getrodneten
SP? ifl brennt man unb gewinnt aud iljm, fowie aud bem
Urine Satmiaf. Äu5 bem Saig enbltd) bereitet man 2id)tc
unb auö ber -&aut ein guteS 8eber. — Äameele werben
aud) gewiffe Vorrichtungen genannt, weldje gegen Gnbc bed
17. Sar^rb. ju Amflerbam erfunben würben unb baju bienen,
fcb.were Schiffe über Untiefen unb Santbanfe ju bringen,
©ie ftnb bis 200 g. lange unb 36 g. breite, flache unb in
nicljre Kammern geteilte Ädbne. 55ie Kammern ftnb mit
SBaffer gefüllt unb fo werben bie Ääbne ju bciben Seiten
beS ft^weren ©djiffeS angebracht, welches fte, fobalb man
fte gtetchjeitig, bamit baS ©teid)gewicf;t nicht geftört werbe,
auSfchopft, um 6 unb mehre gug emporheben.
fiämfl)tejie (bie) ober angorifche 3«tge, Angora =
jtege, ifl etne m ber ©egtnb von Ängora, einer ©tabt
ÄleinafienS, lebenbe 3iegengattung mit horizontal auSgebrei=
teten, fpiralfirmig gewunbenen ^>6mem. ©ie interfAeibet
ftch uberbieS von ber gemeinen Siegt turch längere Seine,
68
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Kamille
538
Kammer
rfirjern 9eib unb lange, gldnjenbe, biebrgefrdufelte unb ge«
lodte .fjaare »ort roriiirr garbe unb feibenartiger ffieicfnVit
unb Reinheit. 3" anbere J?dnber »erpflanjt, ortet bie in»
gorajiege balb aul. 2Ran pflegt bie fcb&nen Sjactrt ber
Siege ntc^t abjufcbeeren, fonbern nur burd) flammen ju ge*
»innen, genießt Sleifd) unb SRilcf) betfelben unb bereitet
aul ihrer £aut ben fd)6njten Saffian unb Gorbuan. Die
rohen, oft gegen 8 3oU langen £aare fommen unter bem
"tan
.Kamelhaar, Äameelbaar, Hngorawolle,
le»antifd)el 3iegenr>aar in ben <panbe(, werben aber
aud> mit ben paaren ber Äameele unb SErampeltbiere «er«
fdlfaV^ 2)?an bereitet aul ibnm bal Äameelgarn unb einen
eigentümlichen, Äamelott genannten, 3eud). Dal Äa«
meelgarn wirb befonberl »on ben Stauen in ber gctxmte
in auperorbentlidjer Seinbett unb ©ebonbeit bereitet unb ut
Seuchen, befonberl u; f6ftlid)en ©bawll, «erarbeitet, welche
berühmt unb in ber Surfet, in %ppren unb Kerpen febr
gefud>t ftnb. 3efct wirb Äameelgarn auef) in Crnglanb,
granfrrid) unb ben Weberlanbrn fabrieirt. Äamelotte
beiden bie früher nur in Jtleinaften bereiteten bieten, aul
Jtamelbaaren gewebten «Stoffe, bie man jefet auch jum 2lxil
mit einem 3ufa&e »on Leinengarn, SBoUe ober ©eibe in
mehren ©egenben 6uropal ^erfieQt.
ftamille ober Gbamille ift berSfame befonberl jweter
9>flanjen, beren ©lüten r.ebicinift&e Xnwenbung ftnben.
Die gemeine ober gelbSamille, autf> ed>te Äamille
genannt, ift eine jdrnige, auf unbebautem fanbigen S3oben
unb auf Ätfern tn ganj Europa wilbwacbfenbe $flanje,
weifte bie befannten ffrabfigen, jufammengefefeten ffilumen
hervorbringt, beren innerer Xtyil, bie ©lumeufebeibe, hoch*
Selb ift, wdbrenb bie ringlumfrcbenben ©trablenWumen
©lütenbldttcbrn) »eif) firtb. Diefe ©lüten baben einen
warfen eigentümlichen aewürjbaften ©crud; unb einen bit<
tern, niebt angenehmen 0<fd>mad. Die ©tüten werben ges
fammelt unb im getroefneten 3uftante aufbewahrt. Sie ftnb
eine! ber befannteflen unb beliebteren .£aulmitteL inbem
man ft'e »orjüglich gegen ©Übungen unb gegen SDcagencn
fdltung anwenbet; aud) in Umfcbldgen jur 3ertbeilung
ftodenber ©dfte ift bie ÄamtHe beilfam. Xul ben frifeben
unb getroefneten ©turnen ber JCamiHe bereitet man buref)
Deftillation bal Jtamillen6l, ein bunfelblauel, bidflüfft*
gel, etroaJ jdbel, atlmdlig grünbldulid) werbenbei £>l, mU
<hel flarf nach Äamiüen riecht, bitterlich gewürjbaft riecht
unb etwal leichter atö SBaffer ift. £dufig bat el einen 3u*
fa(j »on SercentbMl ober 6eber6l. — Die römifc&e £g>
mtlle wdcbfi im fübL duropa »ilb unb »irb bei unl in
©arten angebaut. Die ©lumenföpfe ber 9>Panjen ftnb tbeilS
bobl, tbeilS gefüllt unb dbneln in ©erueb unb ©efebmaef
burt|au3 ber SelbfamiOe. Die ©la*tter ftnb frifdj gelblid)^
»ei§ unb »erben im 2flter brdunlicb*getb. 9J?an Fann au8
tbnen ein blafbrdunlicf^^gelbeS, et»a$ in« ©rune fpielenbeS
Cel buwf) Deftttlation gewinnen.
fiamm nennt man uerfebiebene Xrten ton natürlichen
ober von fünfilieb beroorgebraebten, »erbaltnigmdßig fcbmalen
unb langen Äercorragungen, §. ©. ©ebirgäfamm, ber obere
Xbeil eines Damme* , ber Äamm ber .öuhnei- u. f. ac--
wiffe 3nfirumente, befonber« folebe mtt einjelnen m regele
mdgigen Ibftänben angebraebten 3acfen, 3»nfen tia.'Mt)-.
ntn, Borjügltcb ftnb bie £aarfdmme ju erwdbnen,
»tlcf)e jut SReinfgun^ unb jDrbnung, aud> jur IBefeftigus;
be6 ^>aar5, namentltcb be$ ÄauptbaarS, bienen unb aus
Jboxn, Änocben, Clfenbein, ©cbilbfrit, ßlenb^flaue, ^tty
rbol aueb auSSRetaU gemaebt werben. Die engen Stimm
bienen gur iReinigung beS jtopfeS von @cbuppen unb Ufr
gejiefer, bie grifirfdmme jur Xnorbnung beS $>&v.:i
baarä, bie (Sinftecffdmme in mandjen ©egenben, wo fk
nocb@itte fjnb, jur ©tfefligung beä^aarö, bie <5b«gnon.
(dmme jum gcflbalten be§ am ^intertopfe al3 Gbigmu
oberBopf aufgefcblagenen ^>aar§, bie ©eitenfdmme jea
ffiefefligen be* an ben Seiten beä JJopfeä glatt geflricbtna
ober in Socfen georbneten ^>aar§. — Die Äammmacbtr
fmb künftige ^»anbwerfer unb »erfertigen Xamme aui Sbm,
©ebilbfröt unb Elfenbein, aber aueb anbere ^omgegenjiante,
ju benen feine Drebbanf gebraucht wirb, als ^uloerbömct,
Kach'twdchtcrhorner, SSJagfcbaUn, ©abeln, geffel u. bgl.
(iamnur bejciö)net im JCttgemeinen einen abgefcb>f[eria
S?aum, bat aber noch eine befonbere ©ebeutung in ©f.;
auf bal Vermögen bei Staatloberbaupteg erlangt. flUi
nannte ndmlicf) Jtammer bie ©efammtbeit ber 23mTa.:.
be$ ©ermögenS unb ber Ginfünfte bee» gürfien , fowol
jenigenr »eldje er all Privatmann befaß, alä c-erjenigtj
bie ibm nur in feiner Gigcnfc&aft al* überhaupt be5
teS jufianben. Die Oberleitung ber Jtammer pflegte eirtra
Jtdmmerer übertragen *u fem. 3Cflmdlig erwetterfe &4
mit ber 9Rad>t ber Surften ber Hinflug ber üarnmer, m
bie ganje ©erwaltung ber innern @taat5wirtbfd)aft wn
abhängig würbe. ®r\i in neuerer 3eit bat man »teber eins
©onberung jwifdten bem 5>ri»at»erm6gen beS gürflen ur.^
bem ©taatSoermogen ju matten gefutht. (Sgl. Do nur-
nen.) über ba8 erflere bat ber gürft frei, wie jebet ^ri'
»atmann, ju »erfugen, über ba$ ledere nicht unb bajfrlit
gebt auf ben jebedmaligen Thronerben über. Die 6ta^<
»erwaltung unb bie mit berfelben beauftragten ©eberln
ftnb in neuerer 3eit jlreng »on ber ©erechtigfeitSpflege er?
ben mit biefer beauftragten ©eh6rben gefonbert worben, Ot
man bat biejenigen, welche ftrh bem Öerwaltung8fad>e rät
men, Jtameralifien, bie ©efammtbeit ber ihnen niu)i:cn
Jtenntnifje aber itameratwtffenfd)aften genannt. 2*
bie ©egenfldnbe ber ©erwaltung fo unenblidj mannicbfal::? '
finb, tnbem nio)t aQein bie ©erwaltung ber Domainen, tt?
<?teuerwefen3, ber ©taatSfcbulben, bei Sorfhrefenl, M
SRilitairl, fonbern auch ber 'Pd licet, ber Jtird)cn* unb 24^
angelegenheiten, bei 6ffentlichen 9Rebicinalwefenl, bei ©eic<
baul, ber öffentlichen ©auten u. f. w. hierher «hiren, f:
ift ber Umfang ber ÄjmeralroifTenfcbaften aupetorbenrüii'
groß unb f6nnen bicfeiben »on ben Sinjelnra nur in eis
gelnen fächern grünbltch betrieben werben. — Da* rca
Könige in eigner" ferfen abgehaltene ©ericht b«*# utfprint?
lieh Äammcrg ericht. 3ur JBerrealtung beffelben fefw
Äaifer Sfriebrict) II. einen eignen 5Cammeritc|ter ein ustt1
behielt ffch nur cor, in rcfchtigen, bie JKeichlfürften bctrtf'
fenben XngeitgenKitcn felbfl ju ©eridjt ju ft&en. Umn
Äarfet flfflrlmilian I. rcitrbe biefe Einrichtung jettgemdp w
beffert, tnbem ein Meibenbel oberflel ©ericht all bei 3Ut>
ferl unb bei iKetdjö Äammergericht 1495 ju ©tante fam.
Daffelbe hatte nicht allein bie .£>anbbabung bei StcQt-S ia
ganzen Weiche ^u beauffichtigen, fonbern namentlich an* auf
Jtulgleichung ber Streitigfeiten ber ©tdnbe bei Weirbs im»
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Kammern (der Stünde) 539 Kammern (der Stände)
tcretnandcr ju feb>n, damit bie früher in Seutfeblanb fo
vielfache Selbfibülfe unb Selbfhache unterbliebe. 9ta$bem
baS Äammergericht längere 3<it abwechfelnb in verfchiebencn
JKeichSfrdbten fiel) aufgebalten hatte, nahm eS endlich 1526
feinen feften Sife im Speyer unb burd) ben jtrirg von hier
vertrieben, 1689 in SBefelar, wo es bis ju feiner unb beS
beutfchen JReidjS 1806 erfolgter Tfuflöfung blieb. 25affrlbe
bat ungemein viel jur Sefefligung beS ScecbtSjufl'anbeS in
25eurfchlanb beigetragen, füllte eigentlich 50 Sctfifeer baten,
welche jebod) niemals voUftanbig waren, unb ftanb unter
ber «itung jroeier 3>rdfidenten unb eines Äammerrid)ter6, ber
ein Surft ober ©raf beS SirichS war. Gs litt namentlich
an jroei SKdiigeln, an Scbwcrfdlligfcit ber ihm vorgefebriej.
taten formen unb an gegen ben r>on ihren Scannen ge;
foberten 2(ufwanb ju geringen Sefolbungen. £>ie golge
beS erjlen SHangelS roar eine fprücbwörtlicb geworbene üang;
famfeit beS ^roecfjgangeS unb eine allmalig faji unüber;
»»inblich geworbene Anhäufung ber ©rfebafte; bie beS 3wcü
ten bie Seftccblicbrcit , welche bem (Berichte ebenfalls jum
arogen Borwurfe gemacht werben i|f, jedoch nur barin beftanb,
bag man burch ©efebenfe »u bewitfen fueben mußte, feine 'An;
gelegenbeiten früh« in Vortrag gebrach^ ju feben. — 3n
ben Stdbten wirb bie Verwaltung ber ftabiifchcn Ginfünfte
&d mm er ei genannt.
Hämmern werben bie Verfammlungen ber Stdnbe
(f. b.) eined Staats genannt, welche gur Seratbung über
baS allgemeine 2Bobl beS ganbeS betreffende ©egenftände
jufammenjutreten pflegen, fowie bie JDrte, an welchen jene
^ufammenfünftc abgehalten 311 werben pflegen. SBenn aQe
Stande ihre Verätzungen gemcinfdjaftlich abhalten, fo fagt
man: ber «Staat habe nur Sine Cammer, wogegen jwei
.Kammern ba ftottfinben, wo tS gwei Bbtbeilungen ber
Stdnbe gibt, von benen jebe ihren befonbern Verfamm»
lungSort unb ihre befonbern Seratbungen bat unb beren
Serbältnijj jueinanber, fowie baS beiber .Kammern gegen
bie Regierung, gcfchiich georbnet i fr. Schon in frübeften
Reiten gab eS bei ben germanifchen Völfern Serfammluru
gen, bie ibeilS auS ben SJornebmjten / theilS auS Xbgeorb»
neten beftanbert unb welche auf bie Staatsangelegenheiten
einen mehr ober weniger hebeutenben Ginfluß ausübten.
Später fam bie ©ewalt immer mehr in bie ioänbe ber gut»
fien, tbeilS burch bie Sucht ber cinjelnen Gorporationen,
befonbere Vorrechte ju erlangen, worüber fic ben Ginflujj
'auf allgemeine Angelegenheiten, fowie ben Sinn für biefel»
ben verloren, tbeilS burch baS Streben ber Surften nach
2fnfebcn unb Stacht, wobei *Prie(ter unb Solbaten bebilf»
lieh waren, tbeilS enblich burch baS Gmporfommen bcS Sur«
gcrfranbcS. Siefer war nämlich in ben dlteflen germanifchen
Staaten nicht vorhanden, hatte daher bei feiner allmdligen
"ÄuSbilbung {eine fidnbifeben Siechte unb tonnte fich nur
burch ben Schüfe ber Sürßen erhalten. 3nbcm aber tiefe
fich beffclben annahmen unb er immer bebeutenber würbe,
verfebwanb baS 2nfeben ber alten Stdnbe immer mehr vor
bem ber Sürßen, welches fich auf bie Sebeutenbeit beSSür»
aerftanbeS flüfete. 2>cr2lbei würbe gebemütbigt, ber Säuern«
ftanb unterjocht, junäebjt von bem Abel, ber bie Sauern
erft als Schüfelinge, bann als Untertbanen behandelte. Die
5ü){iSverhdltniffe , welche fich in ben beutfchen Staaten burch
bie gdnjliche Umänderung ber Stdnde gebildet hatten, führ«
ten allmalig ju neuen fidndifcben SJerfajfungen mit einer
.Kammer ober mit jweien, bie ben neuen ^citbebürfniffen flt*
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Hamplier 5
mdß finb unb in welc&en baf alte 9red)t btS BelfeS, buro}
feint Stellvertreter t>te Steuern ju bewilligen unb ©efefcej;
»orfcfcldae ju prüfen, wieber anerfannt ijt Äm frübeften
bilbele jtcb auf ben Örunb ber berühmten Magna charta
(f. b.) eine jeitgemdße ftdnbifrbe JBerfaffung in Gnglanb aus.
4>ier ndmlicb befielen feit bem Anfange beß 13. 3abrb.
jwei Äammern. 3n ber erfien ober bem Oberläufe verfam*
mein ficb bie 2)c itgiieber ber Pornehmen ©eiftlichfcit unb ber
hohe 21t cl, wdbrenb ber niebere Xbel unb bie Vertreter ber
Stdbte baS Unterbaut ober bie jrecite Jtammcr bilben. ZU
lerbingS beftanben bie engL Jtammem 3af>rl)unberte lang
faft nur bem tarnen na*, nie ftrh aber baJ Siolf allmd;
fig geiftig immer mehr emporarbeitete, fanb eS in ben Äams
meru ©eteqenbeit, feine ben Peränberten 3ettumfiunben ent;
fpreditnben Hnfoberungen auf gefefeli&em SBege t^ettenb ju
maßen. (SJgl. (Großbritannien unb 3rlanb.) Zul ben
Verwirrungen ber franj. flteoolution ging enblicb baß befpo»
tifdje Äatferreicb berpor unb nach bejfen Sturj würbe mit
ben JBourbonJ eine SBerfaffung eingefubrt, nach. roeld>er jwei
Äammern befteben. Diefe finb in ber golge au$ bei man*
eben SJerdnberungen ihrer Einrichtung beibehalten werben.
Die erfte ifi bie Äammer ber $airö, bie jweite bie
Deputirtenfammer. £>i« (entere hält ihre Si&ungen
in bem umftebcnb abgebtlbeten spalafie äöourbon , ber 1721
von ber iper^ogin von SSourbon gegrunbet mürbe, aber erft
fpäter feine tjerriid>cn SBerjierungeri erhielt. SSäbrenb ber
Revolution mürbe er geplünbert, inbem ihn oorber bie 9>rin»
jen aus bem ipaufe Conbe* bewohnten, unb 1798 hielt ber
9?atb ber günftiunbert tytt feine Sitjungen. 3Dtr SJerfamms
lungjfaal bat bie ©eflatt eines JpalbfreifeS, beffen ©runb*
Unten ber |)rdfibentenftui)l unb bte Sdjreibepulte ber Secre«
taire einnehmen. Die Deputtrten jlfeen in einer Zxt Zm»
pbitbeater unb orbnen ftch fo, baß bie Itnfe Seite »on ben
liberalen, bie rechte »on ben ropaliflifcbgefihnten unb bie
QJfitte (baS Zentrum) von ben gemäßigten SRitgliebern ber
Äammer eingenommen merben. (83al. gra nf reich.) 3n
fleinern Staaten hat man mit 9?edjt gewöhnlich nur Gine
Äammer eingeführt, in großem Staaten bagegen Robert ficb
jwei Kammern als jwecfmdßiger ermiefen. Sie jweite Äam>
mer pflegt, wie e$ ber Staub ihrer §Kitgliebet erfobert, in
ber 9?ege( für fortmd&renbe Umgejialtung ber bejtebenben
öerhältnifle ju fein, weil im Heben bei SBolfeS felbft eine
fortwdbrenbe Umgeflaltung vor ficb gebt, wogegen bie erfte
Äammer, auä ber fictjen ©eiftlicbfeit unb ben reichen unb
o er nehmen ©runbbefjujem befiel) enb, mehr auf tfufrecbtbaU
tung be-5 JBeftebenben ju fehen pflegt, unb es ifl gewiß, baß
nur, wenn beiber Jtammern Sntereffen im Staate wabrge*
nommen werben, ein wirtlicher SBoblftanb beffelben fi* er«
halten fann, benn nur bann wirb ber gor tfd; ritt ebne überei«
lung unb Übcrfdjäöung wahrhaft geitgemdß erfolgen.
Äantplirr ober Jtampfer ifl eine eigen thümltcbe <Zub>
ftan.5 , rotiere juerfi bureb bie 21 raber n&df (Suropa gebraßt
würbe unb für eine Qummiart aalt. DerfeCbe ftnbet ficb tn
allen SEbeilen ber fogenannten JCamp^erbdume, bem Äam =
pberlorber (Lavrns camphoni Linn.) unb ber Jtampfer«
flüge lettre (DijobalaDops campbora Colebr.). %U$ in
ben SEBurgeln be6 3tmmtlorbrr unb in anbern ^ßaruen hat
man ihn entbeeft. Der Sumatra unb iBorneorampber
(ommt von ben jDrvobalanopibdumen, welche man ungt>
0 Kampher
fahr 12 ftuß über ber Grbe anhaut, um tu unterfu6>m, e:
fie no<b it»l ober febon Äampber enthalten. 3fl ba« (Jrftere tr
gall, fo fammelt man ba* natürliche Äampber*!, mei
ebet in jDftinbien vielfach gebrauit wirb, aber nißt nad
Europa fommt. ginbet man Jtampfer in bem öaume, fe
wirb er umgebauen unb gefpalten, unb man ftnbet b«
Äampber in ber 2J?arfr6&re. SKan untrrf#eibet von ciefra
Äampber verfebiebene 2trten, von benen ber befte ber Jtopf»
fampber b.eißt. Cine geringere Sorte ijl ber 9Ragen:
ober gußfampber, welcher au8 bem Splint brrairfge»
febarrt wtrb, ber ben Äampber umgibt. Ä)ie *lbaltenbr.
©dume, auc^ wenn fie umgehauen roorben finb, fntbalrn
nach einigen Sauren ebenfalls Äampber, ben man JDrgaa
nennt. Der Äamp(ierbaum auf Sumatra bot bie <Br6ße unt
Stdrfe einer Gic&e, eirunbe »Idtter unb tulpenfirmige Clus
nun, aus benen JBeeren entfielen. 3n 3apan wirb ba
Äampber aus bem bjer abgebilbeten Äampberlorber gerrcr
nen. Derfelbe ftnbet fiA tn 3apan, Ohina unb verfebirbe
nen ®egenben IDflinbieni. Gr erreicht bie ©r*ße einer 9inbc
unb bat immergrüne lanjettfdrmige iBldtter. Die oft fpat
bervorfommenben iBlütcnfiicle finb febtanf, tretten oben
mebre 3weige, welebe fia> in furjf Stengel tbeilen, av
benen bie etnjelnen iölüten flehen. ÄuS ben weifen ©lü
ten bilben fto> purpurrote ffieeren, bie in einer fWfcbiam
Schale einen «einen Äern verfließen. Der ganje »aen
mit SJurjel, Stamm, ttften, 3rveigen unb »Jdttern wir?
jerfleinert unb in große eiferne Äoiben mit ffiaffer gebrad:
rreldje mit irbenen Reimen bebedt werben, bie intvenbig W
JSinfrn ober 9f ei S ff roh aüSge? leibet finb. GrbÜ>t man bie Ä-
ben bt« jum Äocben, fo aebt ber Äamvber in Danwffbrr
in bie ^elme über unb fcfct ficb bier in fefler SejUIt an
bie äBinfen ober baS Stroh. GS gibt inbeß noeb anbnf
Tfrten, nao5 benen ber Äampber auSgrfcbieben wirb. %a'
biefe 3Brife bot man ben roben Äampber gerconnrn, bn
entweber auS lofen, weißlichen, gelblichen ober fe$nn»ic
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grauen Äirnern befiebt ober eine äufammenhdngenbe gldn:
enb frpflaUinifche Mafje von jum 2be»l rotblicher garbe
ulbet. 3n Europa wirb ber rohe <Rampb.fr rafftnirt, jje*
r6^nltcb intern man ihn fublimirt. 3m «öanbel fornmt bte*
er geretnigte Äumpber gewöhnlich in weijjen burcbfcheinen»
>en. unten flachen, oben gerunbeten Äuc&en vor, welche uns
lefabr 1 — 2 $)funb wiegen unb ein frpflaHinifcb förnige«
Befuge haben. Jöci gewöhnlicher Temperatur iß er weich
inb etwa« jdb unb verflüchtigt ftefe allmdlig. dt ifl leicb»
er, alS SBajfer unb wirft man f leine Jtampherßücfchen auf
ine SBafferflacbe, fo geraten fte in eine eigentümliche frei*
"enbe SJewegung. Der Äampber bat einen eigentümlichen
larfen ©erueb unb einen aromatifebs bitterlichen ©rfebmaef.
5r ijl fehr leidet entjünblich unb brennt fogar auf bem SBaf*
er fcbroünmenb mit flarf rufjenber flamme. Der Äampber
virb dufjerlicb unb innerlich, in ber Mcbicin angewenbet, auch
n ber geuerwerferei, in ber Sacfirfunfl, jum SBertreiben ber
3nfeften u. f. w. benufct. — Man fennt noch mebre bem
Kampber dbnlicbe ©ubflanjen, welche auch uneigentlicb alÄ
itampber bezeichnet werben, namlid) ben Stoncofampher,
reifer ftch an ben Stoncobobnen ftnbet; ben Xlantfam*
.ber, ber au 5 ber 2Clant«wurjet gewonnen wirb; ben £a*
jacfSfampber; ben ^afelwurjfampber; ben Xne*
nonenfampber; ben Gantbanbenfampber u. a.
Äamtecljatka, eine etwa 4000 rjM. grofe ^albinTel
m norböfll. Sbeile Äffen«, würbe erfl im 3- 16% befannt,
>alb nachher ccn tm Muffen befefet unb bilbet feitbem tu
len Difhict be« ftbir. ©ouvernement« 3rfufcf, Sie ifl an
naneben ©teilen etwa 50 M. breit, 140 M. lang unb wirb
'er gange nach von einem ©ebirge burchjogen, von welchem
jerab jablreiche ©tröme bem famtfebatfifeben unb bem oebot«»
tfeben Meere jufaUcn; bocb ifl unter allen nur ber Jtamt»
i .ufa febiffbar. ganje ßanb ifl burebau« vulfanifcb
tnb bat mehre feuerfpeienbe Serge, viele warme üuellen,
Reicbthum an Tflaun unb ©cbwefel, boch bat man übrigen«
eine wertvollen Mineralien in beträchtlicher Menge gefun*
en. ffiiewol bie .^albinfel mit ©rofjbritannien unter ber«-
eiben »reit* liegt, fo ifl boch ba« Älima fo raub, bag ©e»
reibe nur an wenigen ©teilen reif wirb. Die falten SBinbe,
oelche von Sibirien herüberwehen, bie SJlebel, welche au«
era Meere aufzeigen unb bie ©türme, bie beinahe bafl
ianje Saht h'nburd) wehen, tragen jur ©rniebrigung ber
Eemseiafut bei; erfl im 3un. fcblagen bie Saume au« unb
m Züq. fällt fchon wieber Steif. CS warfen befonber«
»eifje Rappeln, öhrlen, Serchenbaume, Sirfen, beren dufjerfle
Kinbe wie gabennubeln wbaeft unb ju getroefnetem Aa*
>iar al* Delicateffe genoffen wirb; ferner eine grofje Menge
r barer Seeren. Steffeln vertreten bie ©teile beS £anf« unb
Slacbfe«. it ifl befonber« wichtig wegen feine« Steichtbum«
in peljitragenben ^bieten, befonber« S3ären, ^üchfen, 3o>
?eln, 4>afen, Hermelinen, SWurmels unb gaultbieren u. f. w.
Xn ben Äüflen finbet man Dttern, ©cebunbe, ©almen,
geringe in unzähliger Spenge, auch SB3alftfche. Die nüft*
tchflen Ztjittt ftnb bie {Renntbiere unb befonber« bie Aunbe,
reiche ben SRangel an 3ugoieh minber fublbar machen. Die ge*
ammte Cewohnerjahl ber ^albinfel befleht au« b&<bflen3 6000
©eelen, S?u|fen, jtamtfcbabalen im ©üben unb Aorjdfen im
Horben. Die beiben Untern ftnb ei na nb er febr feinblich 8ts
tnnt. Die Äamtftbabalen finb gajlfrei, gutmüthig, aber
1 Kanäle
febmugig, fehr ftnnlirh unb gefräßig, ©ie ftnb t>on fi einem,
atbrungenem SBuchfe, haben furje Seine, biefe Äöpfe, f leine
Äugen, wenig Sart unb manche fdrperiicbe 3üge, bie auf
SBerwanbtfcbaft mit ber mongol. 9?aee beuten. De« SBin*
ter« wohnen fte in fogenannten 3urten ober <2rbbütten, oon
benen nur ba« Dach über bie @rbe hervorragt, im ©om*
r er in luftigem SBohnungen, Sala^anen genannt. Die bei*
ben D6rfer, welche ben 9tamen ©tabte fuhren, ftnb Siifch»
ni>JCamtfchat«f am Aamtfchatfafluffe mit 300 tfinw. unb
9)etropawlow«f ober Äwatfcha mit etwa 800 Crinw. unb ei»
nem »ortrefflicben ^>afen. es ifl ©ife ber ruff. Sehörbe.
fumrt'e finb fünfllich angelegte SBafferwege/ in benen
gewöhnlich ba« Saffer mittel« ©chleufen auf einer folcben
^>5he erhalten wirb, ba| e« fortwdhrenb ©chiffe unb Adbne
gu tragen im ©tanbe Die handle tragen befonber« gut
gorberung be« >panbel« twrtbeilbaft bei. ©rhon in fehr alten
3eiten hatte man Äandle, wie e« benn befannt ifl, baf ba*
alte Ägppten oon einer Menge von .Kanälen burthfdmitten
war, welche theil« ben 3wecf hatten, )um Transport für
Menfchen unb ©üter ju bienen, theil« ba& nicht unmitteU
bar am 9li( liegenbe Sanb )u bewdffern. Die Xgppter unter*
nahmen e« fogar, burch einen Aanal ben 9?it mit bem rothen
Meere ,ui oerbinben, auf welche SGBeife eine ©chifffahrt«oeT*
binbung jwifchen (Suropa unb bem fübl. Xften hergefleUt
worben wdre bei welcher Äftifa nicht umfahren 3U werben
brauchte. Siech alter al« bie dgpptifcben finb vielleicht bie
ebineftfeben handle, unter benen ber große ober faiferl. Jta*
nal, welcher ^Oesfirt unb Äanton uerbinbet, ber bebeutenbflc
ifl. 3n neuerer 3ett hohen in (Europa juerjl bie 3talienet
handle angelegt, befonber« in ber Sombarbrt im 10. — 13.
Sabrb., welche iebocl) vorjugSweife ben 3wecf ber Sewdffe*
rung hatten. Die meiflen Jtandle bat im Serbdltniß y,i (ei-
ner ©r6ge £oQanb, wo ffe fafl bie ©tragen anberer Satt*
ber erfefeen unb ehenfo flarf benuht werben. Stieren biefe
Xandle ju, fo werben fte oon ©chltttfcbubldufcrn unb ©chtit»
ten belebt. Man bat berechnet, baß ^ollanb von feinen
Sandten einen fo grofen ©ewinn siebe, bafi auf bie Meile
gegen 4000 3i.>ir. jährlich fommen. 3n ber Siegel ftnb
biefe Äandle 60 g. breit unb 6 ff. tief, werben forg*
fdltig rein gehalten, inb'em man ben au« ihnen gewonnenen
©cblamm al« Dünger benugt. Ungeheuer biefe unb flarfe
Ddmme bilben bie cinfaffung berfelben, um ba« tiefliegenbe
8anb vor Überfchwemmung ju fchüfeen. Der größte JEanal,
ben e« vielleicht in ber SBelt gibt, ifl ber, welcher »on 2tm»
flerbam nach bem 9Iieuwe Diep bei gelber gebt. Derfelbe ifl
über 12 beurfebe Meilen lang, an ber Oberfläche 120 rt)ein.
breit unb 20 g. 9 3« tief, «r würbe 1819—25 ausgeführt.
3n Ddnemarf ifl ber bel|leinifche Kanal , welcher bie (Spber
mit ber fieler 23ai verbinbet. von SBichrigfeit, weil burch
ihn %oxt i unb Dflfee in SeTbinbung flehen, fobaß bie gahrt
um 3ütlanb burrt) baS Äattegat unb ben ©unb oermieben
ifl. 3n ©chweben leichnet (ich ber berühmte ©ötbafanal
(f. b.) au«, granfreich bot mehre bebeutenbe JCandle, un>
ter benen ber Jtanal von £angueboc jur ^erflellung einer
Serbinbung be« mitteUdnbifchen Meere« mit bem atlantw
fdben Dcean bient unb von Üouloufe bi« jum £afen von (Sette
in einer Sange von 44 franj. Meilen ftch erfheef t. 6r ifl (• g.
tief unb hat urf^rünglich 114 ©chleufen. Der Idngfle Äa=
nal granf reich« ifl ber von 33efan<;vn, welcher bie Ähone
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mit bem Kfceine Perbinbet unb eine fi^ngc pon 50 «Keilen
bat. ©panien hu wenig Äandle, obgleich biefelben nid)t
wenig baju beitragen würben, ben aefunfenen £anbe( ju
beleben; ber wicbtigflc iji ber pon Äaifer Äarl V. begon;
nene, aber immer nod) 3 um 2hi( unpollenbete (Sbrofanal.
©roß britannien unb Srlanb.) 3n ben bereinigten
Staaten pon Korbamerifa bat man ebenfo großartige alS
»ortheilbafte Äanalverbinbungen angelegt. SDer ©riefee wirb
mit bem .jjubfon burd) einen 73 beutföe teilen langen
Äanal mit (ebenen ©chleufen oerbunben. Kodjj großartiger
wirb ber 1828 begonnene ßbefapeaf j unb Dbioranal, ber
eine Sänge von über 70 teilen erhalten foU unb eine »reite
pon 60—80 g., bei 6—7 g. SBaffertiefe. — 3n £>eutfch*
lanb ift ber Äanalbau nicht bebeutenb unb nur bie großem
Staaten haben einige bebeutenbe Anlagen ber 2Crt gemalt.
3n Ungarn finb jroet große Äandle angehgt roorben, ndm«
lief? ber JBegafanal, melier ungefdbr 18 «Keilen lang ifl,
unb ber Äaifer^granjenSfanal. 3m preuß. ©taate finb eine
Änjabl fleinerer, für ben SJerfebr wichtiger handle. Der
ton «Küblrofe, welcher fd>on 1662 unternommen würbe,
»erbinbet bie JDber mit ber ©pree. griebrieb ber ©roße
perbanb burd) ben ginowfanal feie jDber mit ber £aoel,
unb biefe fleht burd) ben plauefdjen Äanal mit ber ©Ibe bei
«Kagbeburg in SJerbinbung. Sebeutenb ifl notf> ber Pon
griebrid) 11. angelegte bromberger Jtanal, meiner bie Kefce
unb bie JBrabe unb baburd) bie 2Bcid)fel mit ber <Slbe in
Sßerbinbung fefct. 2>ie bebeutenbjte Äanalanlage in £eutfd)*
lanb wirb ber bereits begonnene 2)catn:25onau* Äanal, ber
bei Äebl an ber Hltmubl beginnen, «Dürnberg, gelangen
berubren unb bei SJamberg in bie Kegnüj fuhren, alfo 23'/t
beutfehe «Keilen lang werben foH. 3n Kußlanb ifl ber pon
«peter bem ©roßen angelegte, 15 beutfdje teilen lange
Sabogafanal ju bemerferu — 25er SJortbeil, welken bie Äa;
ndle bem 6anbd gerodbren, ifl Idngfl anerfannt unb wenn
ütirf) bie Anlage pon ßifenbahnen bie Äandle in folgen
©egenben ju erfefcen vermag, in benen le&tere ficT) niebt
wohl anbringen Iaffen. fo werben bie (Sifenbaljnen bod? ben
bejlebenben Äandlen feinen ©d)aben jufügen, um fo mebr,
ba eud) bie Schiffahrt auf ben Äandlen nod) mannitbfacb
verooQfommnet j\u werben vermag, unb ber ÜranSport auf
benfelben woblfeiler alS ber auf Grifenbabnen ifl. öerfud)e auf
einem ber unbequemften Äandle in ©cbottlanb haben ge»
jeigt, baß man auf Äandlen bequem 2'/* beutfd)e «Keiien
in ber ©tunbe jurücflegen fann. — 35er Äanal wirb
porjugSweife bie Meerenge genannt, welche Grnglanb unb
granfreid) Reibet, bie «Kee«nge Pon GalaiS (f. b.).
ÄanMa, bie im 2lltertbume unter bem tarnen Äreta
berübmte, pon ben Surfen djalet Äirib genannte 3nfel,
liegt 17V. teilen pon ber ©übfpi&e ber £albinfel «Korea
unb 50 «Keilen Pon ber afrif. Äufle entfernt unb hat einen
gldcbenraum Pon ungefähr 188 DSReilen. ©ie trdgt mäcb*
ttge »erge, welche ft$ in )wei 2lrmen tuidi tbre ungefdbr
33 «JReilen betragenbe £dngenricf)tung ^injte^en unb fit§ im
^filoriti (bem alten 3ba) bi« }U 7200 g. erbeben, »uf
ben JBergen entfpringen jablreicb,e ÖueDen, welche im «JBins
ter bureb reicblicfc jhömenbe öde^e ibr SEBaffer bem SReere
jufoiijftt, wdbrenb biefe &d<$e im ©ommer jum Zktti v-c
troefnen. 25a5 ©ebirge trdgt mdebtige SBalbungen unb btt
2bdler geigen gr6ßtentbetlö eine üppige gruebtbarfeit 35aS
Älima ifl milb unb wdbrenb ber «Sinter nur burdb Sfegrn
fiL-fi dußert, fletgt im ©ommer bie £i$e feiten ju einein
unterließen ©rabe, weil wdbrenb tiefer 3eit füblenbe 9?orN
winbe b'errfcbm. Sinfl tvar bie 3nfe( ber äBobnpta^ von
1,200,000 aewerbtbdtigen unb einen blubenben «fpanbel be«
treibenben «iRenfc^en, ndmlicb jur d.eit beS alten ©riecbci»
lanbö; feßon )ur 3eit ber S3enetianer fanf aber ber SEBebl»
flänb unb bie iah: ber @inwobner unb jcf>t ftnbet man auf
Äanbia faum nodb 270,000 i;ail> aud Dämonen b^tb '<ai
©rieben bejlebenbe JBewo&ner, bie obne alle ©ewerbrbätiä»
feit nur von 25em leben, wa£ ibnen bie perfcb.wenbrrifd}(
«Jlatur unaufgefobert barbietet. 25ie ^dfen ftnb biftnurf ben
pon Äanea perfanbet unb bie einfl blubenben ©tdbte bieten
ein trauriges Silb ber Süerwüflung bar. 2)a3 ©flaoenjodt
weichet bte türfifc^e ^errfebaft ben »ewobnern aufgelegt,
bat biefelben fo beruntergebratbt. 2>ie £auptfiabt ber 3nf<l
beißt gleic^faUS Äanbia. ©ie jdblt etwa 12,000 ©nrc.
unb liegt in ber «Habe bes" jöergeS 3ba, ungefdbr in bn
«Kitte ber n6rbl. Äüjle, an einem perfanbeten -fjafen. £u
Umgegenb biefer ©tabt ifl reid) an (Erinnerungen unb übet»
bleibfein ber Sorjeit. «JRan ficht nod) bie «Kauern bei ab
ten ÄnojJuS mit bem berübmten Sabprintbe. JBei bem flei«
nen Dorfe vfpagioS 2>efe lag in ben K6meneiten baS blühend
©ortpna, unb man finbet nod> ©dulenaberrefle in SKertot,
weld)e ieugen, wie prad;tPoB baffelbe gebaut gewefen fein
muß. «Riebt weit bapon finbet ftd) eine ^>6t>lc mit einen
1200 g. langen >fpau)}twege, pon bem u neu Niete 3rrgdngt
abfübren. «JRan fynt biefe <$b\)le mit Umed)t für ba* Sä»
bprintb t>on Äreta gepalten. Äanbia ifl aua) bie £aupt*
flabt be3 ©anbfcbafS («J>romnO Äanbia unb Kefibenj fcrf
GrjbifdwfS pon ©ortpna. 3m ©anbfd;af Kbetpmna ober
{Retimo liegt bie gleichnamige ©tabt, in welcher ebenfaüi
ein ü8ifd>of refibirt unb bie 6000 6inw. bat. Äanea, bk
£auptflabt beS gleichnamigen ©anbfd>afS, ifl baS alte Äp»
bonia unb gegenwärtig bie burd> ibren {»anbei bebeutentüt
©tabt« auf ber ganzen 3nfel. ©ie liegt gleichfalls an bei
«Jiorbfüfle, aber oflltcber als Äanbia, an einem nad) ibr be»
nannten SKeerbufen, jdblt 9000 ©nw., ijl auc^ ©ift eines
JBifcbofS unb bat einen woblerf>altenen «^>afen.
Än Äreta fn&pften fieb^ Piele ©aaen ber alten ©rirebm.
3tuf bem 3ba foH Suptter (f. b.) erjogen worben fein,
bort foU Saturn (f. b.) geberrfc^t haben unb fpdter SRi«
noS (f. b.), ber weife ©efe|geber. 35er SKirfotaurul
(f. b.), welken 2b«feu3 tibtete, war hier in bem »on 2M>
baluS erbauten fcabprinthe eingeft)ent. 35orifd)< ©tdnunt
bep6lferten in ber gefebjcbtlichen 3eit -Äreta unb bildeten
eine SRepublif, bis ftd) ciücifehe ©eerduber auf ber 3nfel
nieberließen, welche lange ein ©Breden aller Schiffe bei
SJcittelmeereS waren, aber enblid) Pon ben Körnern gebdnbtgt
würben. Äreta tarn an bie öftrem. Äaifer, »reichen ei 823
n. Shr« bie ©ara jenen abnahmen, bie Äanbta auf ben Srum»
mem beS alten |>eraf(ca bauten, aber 962 pon ben ©rieebes
wieber pertrieben würben. 3m 3. 1204 fam bie 3nfel burd<
Äauf an öenebig, welches bie ©tdbte befefligen ließ, ew
milbe Kegierung führte, »fjanbel unb ©ewabtbdtig*
unb bie ^nfdlTe ber Surfen prruefwiri. Sange fdurpfren
biefe mit großen 3lnflrengungen um ben fß*fUf ba 2Wfi
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Seit 1656 Bf lagerten fle unauSgefefct bie £aupt|rabt Äatt:
«ia unb 1667 brachten fie 80,000 2»ann »orbiefrlbe, treidle
»oblbefe|tigt unb out »ertbeibtgt war. Die auSgejeicbnetften
Ingenieure jener Seit, greiwillige aus allen ©egenben, was
en nach Jtanbia gegangen, bie SBcalteferritter, ber ?>apfr,
franfreid), Deutfcblanb fcbirften SBtannfcbaft, aber bie Sur*
en waren nicht minber tapfer in ihren Angriffen. Crnt-iicö
nußte, nadjbem ein unglücklicher HuSfall bie Gntfcbeibung
legeben hatte , 1669 bie ©tobt burch eine ehren»oße GapU
ulation ben Surfen übergeben werben, naebbem ber -Krieg
!5 3abre, bie Ginfcbließung ber ©tabt 13 3abre gewdbrt
jatten unb bie Srancbeen 2V» Sabr offen gewefen waren.
Die Befafcung, welche pon 8— 10,000 SRahn auf 2500
>eruntergefommen war, erhielt freien 2Cbjug unb burfte ifjr
Sigentbüm unb bie ©efcbfcfce mitnebmen , unb ben Benetiai
lern würbe ber Befi& ber SHdfce ©uba, ©arabufa unb
Spina longa |ugeficbfrt SBdbrenb 6er Belagerung hatten
?ie 6b. riflen 96 «uSfdUe gemalt, bie Surfen 56 Wal ge*
türmt, jene 1173 SRinen, biefe 472 fpringen lafjen, bie
lljrtfteri 509,692 ©tütffcbüffe au« ber gcjtung getban,
180,449 Gentner Blei ju SKuSfetenfugeln »erbraust. GS
raren 30,985 Ghriften unb 118,754 Surfen in biefer 3eit
jetobtet ober perwunbet worben. 3tlS bie Surfen bie ©tabt
n Befifc nahmen, fanben fie biefelbe im 3u|tanbe »Slliger
üerwüjhmg. Die abuebenbe Bcfafcung hatte noch 21lle6,
oaS »on etnigem SBertbe war, mit ft'cb genommen unb 9?ie*
nanb war in ber ©tabt geblieben, als 33 SWenfcbcn, gr6ß»
entbeÜS ©reife. SBdbrenb nt gabrb. »erloren bieBe--
tetianer tbeilS burch SJerratb, tbeilS burch Übergabe aud)
tod) bie erwähnten brei fcflen spidbe, bie fie fid) auSbebungen
jatten, unb fo fam bie ganje 3nfel in bie #dnbc ber Sur*
en. • Die brei $afd)a* »on Äanbia, Slberpmna unb Äa*
rea, welche bie Surfen einfetten, waren bdufig unter eins
mber uneinig unb biefeS benufeten bie Bcwobncr beS weflL
Gebirge«, bie ©pbaebioten, firf) eine gerciffe ©elbftdnbigs
'ett ju geben, obfebon fie immer unter türf. £obeit blieben.
RebrmalS »erfuebten bie $afcha$ vergeblich , fie ju. »&Uiget
Jnterwerfung ju bringen. Tili bie gricch. Unruben auSge*
»rotten waren, »erlangten bie türf. 9>afcba$ »on jenen ©e*
>irg$bewobnern ©eifeln, welches jene empörte unb beftimmte,
nit ben übrigen ©riechen genuinfcbaftlicbe Sache ju machen.
ftad)bem 1830 ber Bicefänig »on 'Hgppten mit ber BerwaU
ung JtanbiaS beauftragt worben war, (teilte biefer mit grau*
amet ©trenge bie JRube wieber ber unb nach bem Bertrage
um Aiutabia 1833 blieb bie 3nfel unter dgppt. ^x>I?cit.
Äanmdjm (baS) ift baS jur©artung ber .pafen (f.b.)
jeWrenbe befannte Stagetbier, welches tbeilS wtlb, tbeilS als
■ahmeS |)au6tbier »orfommt. DaS wilbe gleicht bem §ab*
nen, nur baß eS etwas fleiner unb ftetS »on grauer garbe
ft. 2Ran finbet baffelbe in allen gemäßigten unb warmen
Segenben 6uropa5, wo eS ebene« ?anb gibt. <S* lebt
n erbl6*ern, ju benen mebre lange (Einginge führen, unb
i%t ftt^ »on ^)flanien. J)a eö aber bie 6rbe jerwüblt
jnb ungemein fruchtbar ift, fo rietet e8 oft großen ©cba*
^en an. Daö SGBeibt^en wirft ba« 3abr eier= bis fiebern
nal 4—8 Sunge. 9»an mad>t auf fie tbeil« mit ©d)ief»
lewebwn, tbeil« mit bem fSrettdjen (f. grett) 3agb. —
Da* jafjme Äanind>en wirb jum 9tu§en unb Bergnügen
5tbalten, benn feine £«are unb fein gea, fowie fein gleifd)
finb nufebat unb feine fomifd>en ©tellungen unb ©prünge
beluffigen. GS pflanzt ft* faft noeb (tdrfer alS ba6 wilbe
Äantncben fort. SOJan pflegt bie Äanind;cn bäufig in ©tdl«
len ju ^egen, wel$e3 jet od; barum niebt gut ift, weil fie
in bie Ärippen ju gelangen fuebert unb nenn bann ihre
«^aare unter ba8 gutter be8 Bie^eS fommen, biefeS ba»on
erfranfen fann. — Gine burd; tb-r fd;öne8 feibenartigeS unb
langes #aar au§gejeid;nete Äanind;enart ift baS 3tngora«
fanindjen, aud; ©eibenbafe, englifcbeS ober bdni«
fdi es Jtanindben genannt. 2?affelbe ift etwaS größer als
baS gemeine, bat einen runben biefen Äopf unb furjere Ob*
ren. ©eine 4!>aare werben juweilen fünf 3oll lang. üRan
pflegt bie jalimen Äanincbcn bäufig ju calhiren, weil bann
tbt gleifd; fetter unb woblfd;mecfenber unb itjr .f>aan»ud;S
ftärfer wirb. 2Me ^aare gewinnt man burd) Stimmen,
JRupfen unb Ginfammeln; baS lefctere gefd;iebt, inbem man
bie SRefter auffudjt unb bie ^laare berauSnimmt, mit wef«
d;en fie auSgepoljtert finb. ©ie werben befonberS »on ben
^utmad;ern gebraud)t. 23a5 gett beS jabmen ÄanindjenS
gibt aud; ein guteS ?>eljwerf, befonberS b«S ber weißen unb
gleichfarbig blaugrauen.
fianort, b. %. eigentlidb Kegel, beißt baS Berjeidbnif
ber ©ebriften beS TL. unb 9t. S., weil fie wegen ibreS g6tt»
lidjen UrfprungS jum Borlefen bei ben gotteSbienftlicben
Berfammlungen ber (%iften gebraust unb a(S 9?id>tfct>nuc
beS ©laubenS unbSebenS angefeben würben. Die tanont*
feben ©ebriften werben, als geoffenbarte, unter Ginwirfung
beS g6ttlidjen ©eijteS abgefaßte, ben apof r»pbifd;en ent»
pcgcngefe&t, benen man biefe Gigenfcbaft niebt juerfannte
unb bie beSbalb nur jur b^uSlicben Grbauung, nicht aber
jum firdjlicben ©ebraud;e angewenbet werben burften. 2Det
Jtanon ber heiligen ©djrift gerfdQt in bie jwei Shcilc beS
TL unb 9t. S. Der Äanon beS Tl. S. erbielt feine ge»
genwdrtige ©eftalt gegen baS 3abr 336 ». Gbr., nadjbem
ffbon Gfra unb 9teb«mia bie ©ebriffen beffelben ju fammeln
begonnen harten, ©ie finb in ber bebr. @Bracbe «bgefaßL
Der Jtanon beS 3t. S., beffen Urfpracbe bie gried;. i|t, unb
ber in biftorifebe ©ebriften, woju bie »ier G»angelien unb
bie 2lpoftelgefcbid;te gehören, in 8ebrfd;riften , welche bie
Briefe umfaffen, unb in eine propbetifebe ©chrift, bie &f>
fenbarung 3obanniS, etngetbeilt wirb, würbe in feinem g*
genrodrtigen Umfange erft am ©ebluffe beS 4. 3abrb- »cQtn»
bet. — JtanoneS werben femer bie ©efefte unb Berorbtiun»
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Kanonisches Recht 544
Kant
gen ber ßoncilien (f. b.) genannt, nach welchen bie An»
gelegenhetten ber Jtirche geleitet werben foHten; bähet ba5
Äircbenredjt ben tarnen bc3 fanonifeben S?ert)tS (f. b.)
erhielt — 3n ber SBuftf nennt man Jtanon ein SRufif«
ftücf, welches »on mehren (Stimmen vorgetragen wirb, fo»
baß alle einzelnen Stimmen genaue SBteberboiungen ber er>
ften fit5 b, aber ju »erfdjiebenen 3eiten einfallen. 2>ie Stirn»
nun ftnb mit ber erften halb in berfelben, halb in einer höhern
ober tiefern Jfconfhife. SBtnn ber Aanon entlieh in einen
©cfejufj ausgeht, in reellem bie »erjehiebenen Stimmen in ci»
ner Jparmonie ftcf? oereinigen, fo heifit ber Aanon ein c n b [ t -
eher, fyat er feinen folgen Schluß, fo ifl er unenblich.
ftanoniöcljfs Herl)t ober £ Er d) enr cd) t ((at. jus eccle-
eiasticum) heißt bie ©cfammtbeit ber JKedjtsbcftimmungen (f.
Jünon) über bie innere (Einrichtung bei Air du-, beren 83 er«
galten gegen ben (Staat unb gegen anbere Jtirchen, fowie bie
SBiffenfchaft »on eben tiefen SJedjtSbeftimmungen. Selbfldnbig
auSgebilbet fjat ficf> baS fanonifdu 9}ed)t wdbjenb beS SRittel»
alters burd) bie eigentümliche Stellung, welche bie fatholi»
fdje Äirctje ben europ. Staaten gegenüber einnahm unb burd)
bie Obergewalt, welche biefelbe über alle mit ber Steligion
in ndherer ober entfernterer fBejierjung flefjenbe SSerbdltniffe
in #nfprucb nahm. CS beruht baffcibe auf Jöibcl unb Sra»
bitton (Überlieferung) unb baS Corpus juris canonici (f. Cor-
pus juris) wirb a(6 fifrgdnjung ber «bürgerlichen ©efefc»
gebung aud) in bürgerlichen DiechtSangelegenheiten in än--
wenbung gebracht. Qi »erfleht fidt> »on felbft, bafi baS fa»
nonifdu Siedet in ber angegebenen ©ejlalt nur für Aatboli»
fen ©ültigfeit Ijatj fcuther hat baffelbe ju Wittenberg öffent»
ttdj verbrannt, unb in ben proteftantifdun Staaten gibt cd
fein ber StaatSgefefcgebung felbfränbig gegenüberftefunbeS
Airchenrecht, fontern bie Fir$lidun Angelegenheiten machen
einen ©egenflanb ber StaatSgefefcgebung felbft auS. hier-
mit fiängt auf baS engfte jufammen, baf , tvdr)renb bie fa»
tholifdje Airche ein bie ©reitjen ber einjelnen Staaten über»
fchreitenbeS ©anje bilbet, bie et>angclifcr>c ober proreffanri»
fche Airche nicht ein folcheS bilbet, fonbern in ebenfo »iele
SanbeSfirchen jerfdßt, als Staaten ftd> ju berfelben befennen.
Äont (Smmanuel), einer ber berühmteren ^(jtlofop^en
unb fdjarfftnnigllen 2>enfer. roeldie jemals gelebt haben, würbe
am 22. Äpr. 1724 ju ÄönigSberg in warfen geboren, wo
fein föater baS 8?iemerhanbwerf betrieb. Pachtern A. bie
Schulen feiner fBaterjlabt unb nad>t>er bie Unioerfttdt ber»
felben befugt hatte, war er langete Seit £auSlebrer, bis er
1755 bei ber Unmerfitdt ju ÄönigSberg baS Äedjt iöorle*
fungen ju falten erwarb. 6r titelt nun »ortrdge über ©e»
genftdnbe ber 'Pbilofoö&ie , Dbpfif unb SRatbematif unb
würbe enblid) 1770 jum «Profeffor ber SRetaphpfif unb &>*
gif ernannt, welche Stelle er bis 1794 »erwaltete. 2)te
»efd)werlidjfeiten beS HlterS gwangen i^n, in biefem 3ab.re
fein Umt nieberjulegen. 6r lebte aber noch bis »um 12. gebr.
1804. Ä. war ein Reiner magerer Sflann, mit höh« Stirn,
ebler SRafe, aber unfeinem 5JÄunbe, ein greunb ber ©efefe
ligfeit, obgleich unverehelicht, unb in feinen Sitten ebenfo
frreng wie im Denfen. 6r befaf ein ungemeines @ebdcb>
niß unb eine auperorbentliche »elefenh«it unb ©elehrfamfeit,
welche feinen »orlefungen nod) ein befonbereS Sntereffe ga*
ben neben bem tiefen ©ebanfeninhalte berfelben unb welche
jur Beranfchaulichung biefeS »on ihm bemujt würben. Auf
bie ttmgeftaltung ber ^hitofopbic wirft« Ä. befonberS burd)
feine Schriften, am meiften burch feine 1781 juerji erfebie^
nene „Aririf ber reinen 83crnunft", an welche ftch 1787
feine ^JtdtK ber »raftifchen jöernunfr" unb 1790 bie „Äri-
tif ber Urtr)etlSfraft" anfchloffen. 35ie ,^trinf ber reinen
fQernunft" fanb ebenfo lebhafte ©egner alS greunbe. Unter
jenen ftnb befonberS ©aroe, Sacobi unb «öerbrr ju nennen.
2)ie Anficht , »on welcher Ä. bei feinen f(|arfjtnnigen Unter-
fuchungen ausging, war, baß man niept eher }ur "Xxifüc.
lung emeS SpfiemS ber erfannten 23abrbeit fd) reiten fonne
unb bürfe, ehe nicht baS menfehliche (Srfenntni§»ermogfn
felbjl unterfucht unb geprüft, f ritifirt worben fei. Öä/n
erhielt bie Äant'fdje ?>h'lt>fo»ht« »orjugSweife ben Kamm ber
fritifchen ^>bilofoph'f> welcher Segriff jebod) fpotr
eine weitere XuSbehnung erhalten hat, rnfofern fpdtere ^>bt-
lofophtn gleichfalls fritifcher SKethobe fidj bebient faben,
ohne in ben fRefultaten burchauS mit ber 5tant'fd)en jßi-
fopbie übcreinjiiftimmen. Obgleich ndmtid) nad) ber ance
gebenen Senbcnj bie Hauptaufgabe ber Äant'fdjen Untci
d>ungen nur bie ber Sntfcbribtmg über bie grage ju k
fd>eint: ob eS überhaupt möglich fei, eine echte, b. h*
fenntni§ ber ©ahrheit entr)altenbe ^>hilofophie feernufleUfn
fo cntbdlt bod) bie Beantwortung birfer ^rage felbft eine
(f rfcnntnip ber SBahrbcit unb ifl nicht eine »orlduftge ür
6rterung, fontern wahre ^3r>iIofopt>ie. Um jene ?raae p
beantworten, mu(? ber ©eifl erfannt werben, beffen Crfenn!
ntfj »on jeher ben Snbalt aller wahren ^bitofophie auSge
macht bat. Kur baburef) unterfchieb fid) bie Äant'fd>e »on
aller frühem $HJofopbif, bag, wdhrenb man bisher ben ©e
jundchfl in feinem gegenftdnblid)en 25afcin als Katur un!
göttlicher ©eifl aufgefaßt unb S3eftimmungen üba benfelbr
auSgefprochen hatte, jefct auf ben ©eifi, n?ie er fith fti"
jecti» als ber erfennenbe oerhdlt, reflertirt unb »on ber 6r
fenntniß biefeS auSgegangm würbe. So würbe benn ber
erfennenbe ©eifl, inbem er felbft ftcf) erfannte, ihm feihn
bie JQueUe aHer (Srfenntnig. A. hat fo in ber ©r
ber ^>bilofo»hie bie große S3ebeutung, bie (hfenntnif ttf
Sclbflbewußtfein beS erfennenben ©eifleS gerechtfertigt ,
haben. SBenn jeboä) alS JKefultat ber fritifchen $bÜo{ft#ir
t
Kant £45
mSgefprochen worben iß, baß ta» menfcblicbe ©rfenntnißi
■ctm6gen ben ©eifl in feinem objeetwen Dafein nicht ju bei
rretfen vermöge, fo brueft tiefet nur ben Unterftbieb bet
icuern ^Pbilofopbic gegen bif frühere au*, baß ndmlich, eben
»eil alle* Srfennen eine 3nein*fefcung be* fubjeeiwen unb
bjectiven ©eifle* enthält (bet erfannte fubjrctive ©eifl ifl
benfofebr bet objective, wie ber erfannte objectioe ©eifl ber
ubjectioe ifl), ber objectipe ©eijl nicht al* ein anberer ge=
tu ben fubjectroen begriffen werben femne. Seit St. bat
ich nun bie beutfebe ^>^iIofopt>te in jwet ^Richtungen ge;
beilt, welche fid> im Allgemeinen wie folgt djarafteriftren.
Die eine Stiftung, bie ber vorjugSwrife fogenannten Äan*
iancr, macht eine Irrende Sebribung jwifeben bem erf&ttt»
aren fubjrchoen unb bem ntc^t erfennbaren objecriven ©eijle,
teilt entweber biefen über jenen, ober jenen über biei
m, unb macht tobet balb bie menschliche (Srfenutniß $u
twa* gegen bie SSabr&eit ber SBirflicbfeit Schlechtem unb
lufdlligem, balb biefelbe ui etwa* viel £6berm unb äJor;
reffliebetm. Die anbere Dichtung, welche nicht wie jene
n eine Unjabl von ^rivatmeinungen unb Hnfthten, bie ein;
rnber fcbnurjlracf* entgegenlaufen, jerfdllt, fonbern feit Ä.
urd> giebte, ©Delling unb «£>egel ftcb «nfequent fortgebt
•et bat, wenbet jundcbfl gegen bie vorige {Richtung ein, baß,
»rnn ber fubjecnve ©eijl roirflicb, erfannt wirb, er fieb ta;
nil frlbjl 311t Objectivitdt ergebt, baß alfo jener fogenannte
merfannte unb unvrrfrnnbare objectioe ©eifl ju einem
Hiebt* jufammenfdbrt, unb bat bie Hufgabe geuSfl: ben ©eift
n feinet Subjectivitdt ju erfennen, um in ihm felbfl nic^tö
Inbere* al* ben ©eifl in feinem objeettven Däfern ju be=
ireifen. 3n btefer SÖeifc ifl ba* SBerf £.'* »ollenbet wor=
>rn, welker bie Crfrnntniß be* ©eifle* begonnen, aber
•bgleicb auch febon angebeutet, boeb noch nicht nachge^
oiefen hatte, baß in bem waebfenben Selbflberoußtfcin be*
Grifte* ber ©eifl vor ficb felbfl al* SBabrbeit aller SBirfltcb*
eit erfebeine. — Ä. felbfl bot außer ben erwähnten „ocb
nebre ^ Schriften berauSgegeben ; nacb ff inem Zeit haben
emalige Schüler auch bte t>on ibm gebaltenen SBorlrfun;
m bruefen unb enblieb bat man übet fein 8eben unb feine
'.'erfonlicbfeit fowol, al* übet feine ?ebre eine große Hnjabl
•Ott Schriften etfe^cinen (äffen , auch feine SBerfe in frembe
; prägen überfeftt. 3n neuefler 3eit erfebeinen in Peipjig jwei
iiiebene ©efammtau*gaben von Ä.'* Schriften. 3n ber
■.•liaöberget 25omi unb Unioerfitd^firc^e, in weichet Ä.
cerbigt ifl, ifl 1811 feine SKarmorbüfle aufgcflellt worben.
Die Äant'fcb« ?)b.ilofopbi« ifl »on febr großem (Einfluß
uf ade SGBiffenfcbaften gewefen, wie tiefe* übrigens bei je»
C beoeutenben ^)bilofopbie( welche ganj ben ©eifl ibret
»eil begriffen b,atte, nodj ber JaU cjeroefen ifl. 5Kit ben9la*
.nuiffenfcb,jften befebaftigte fid> St. felbjl angelegentlich, unb
od ber Sbrilnabme, welche feine Äuffaffung berfelben fanb,
eugt f*on ber Umflanb, baß feine 17SH ju Äiga juerll er»
:c:tenen ,#9Wetap^nfifc^en 'ÄnfangSgrünbe ber 9?atum>iffem
;" biö 1800 brei Auflagen erlebte. Tim bebeutenbflen
in 83e,*ug auf bie gefammte meufcblicbe ©efeflfe^aft bet
;nfluß gewefen, welcben bie Äanffd>e »Pbtlofopbie ouf bie
Geologie unb bamit überbauet auf bie Kuffajfung bet
vitllicbtn Sieligion ausgeübt bat. I)ie entgegengefe^tejlen
:ditungen finb untet hefem ©nfluffe entflanben. Cinetfeitä
i-nbete man ndmlic(» bie Äritif gegen ben bogmatifc^en ©e*
WilbetiCono.«e<jc U.
Kanton
balt brr chriiilictjcn 0?e(igion an unb ba bie Jtant'fcfee $bi>
lofopbie felbfl eine* $rincipd für bie Grfenntniß bet abfolu»
ten SBabrbrit entbehrt, fo fam e3 balb babin, baß oon@ei;
ten biefer fogenannten rationalijlifcbcn SEbeologie aller pofü
tioe Snipalt bet Religion wanfenb gemacht, obne baß et;
wa* ißcijcrc? an bie Stelle gefegt wutbc. 2)a bie S3er*
nuuft einen reellen 3nbalt niebt ju geben oermoebte, fo »er*
fuebten einige au» @emüt() unb ©efübl einen foleben ju
feböpfen, festen bamit aber nur an bie Stelle ber gottlicben
Offenbarung ibre eigne fcbwanftnbe, für bie Dauer feine
^Befriedigung gewdl^renbe Hnftcbt unb Meinung. 'Änbererfeitö
folgerte man bagegen au£ bem oermeintlicben ^Refultate ber
Jtam'Klicn ^bilofopbie, baß ber 3ßenf(b ©ott unb g6ttlicbe
Dinge ni$t ;:; erfennen vermöge, baß man ft'eb babet bet
Offenbarung mit völliger S3linbbeit, obne irgtnb eine $ru:
fung jujulaffen, hingeben müffe. 2(uf biefem Stanbpunfte
ging bann natürlich, alle SBiffenfcbaft verloren.
Cvaiitcm ifl bie Spaux> tflabt brr fübebinef. 'Prüvinj Äuang-
tung, welche ju ben frucf?tbarflen be§ bimmlifcben 9ietcbe$
gehört unb reieb an ©olb, ^perlen, ©belfleinen, 3inn, 9?ei$,
ebenholj unb eifenl;olj ifl. Die Stabt heißt eigentlich
Äuang tfcbeu unb liegt an ben bluffen äfebusfiang ot)et
^igre unb 9>e-ftang, aehört ju ben größten unb oolftticb»
flen in Gbina unb urfdllt, wte ?)efing unb anbere bebeu=
tenbe jDrtfcbaften, in jwei bureb eine 9Rauer voncinanber
getrennte ^^et(e, bte ßhinefen« utib bie SRongolenflabt. Die
Strafjen finb jiemlicb eng unb winfelig, aber geppaflcrt unb
fehr fauber; ben Rufern entlang, bie fafl alle nur ein
Stocfwerf haben, laufen ununterbrochene JBubcnrci^en, in
benen SBaaren feilgeboten werben, bie bet Gfnntfe mit »iel
©efebmaef unb ©eganj auS^ujleUen weiß. 3n manchen
©äffen finbet man nut einetlei £anbwerfer ober Äaufltutf,
bie mit benfelben Hrtifetn hanbeln. Die europ. gactortien,
welche Mafien gleichen, flehen am Ufer beS afcbu»fiang
unb bilben ein eigne* Öuartier, auf welche* bie <?hgldnbtr,
9lieberlänber unb anbere grembe, benen fdmmtlidje übrige
ebinef. ^>dfen terfchlojfen würben, befebränft finb. Jteiner
»on t'bnen batf in einem anbern ©tabttb«i!e wohnen; auch
ifl europ. grauen bet Hufenthalt nitgenb, nicht einmal in
ben gactoreien, geflattet. 25ic beiben #auptflraßen, 9ltw»
ßbina * Street unb ßb'na« Street, finb ungemein lebhaft unb
haben ein europ. Hnfeben. Untet ben ©ebduben bet chinef.
Stabt jeiebnen fieh nur bie Sempel vonheilhaft au§. Ubri«
gen* Mint et fieb bei St. noch eine britte Stabt von qanj
eigentümlicher JBcfchaffenbeit, bie fogenannte SBafferf^abt.
Der S£fcbu»fiang ifl nämlich auf einet Strecfe von beinahe
einer beurfeben «Öleile mit SUQtttU unb SJarfen von oerfchie»
bener ©roße, Sampang» genannt, bebeeft, bie in geraber
8inie nebenetnanber liegen unb nut einen freien SBafferraum
für bie auf» unb abfabreitbcn Schiffe (äffen. Huf biefen
JBooten lebt eine ungemein »ablrticbe S3ev6lferung, bie fiel*
leicht 100,000 Seelen überfleigt unb 3ahr au« 3ahr ein feine
anbere ©ebaufung hat. J)ie SBJeiber unb Äinber berfelben
fommen oft ?Konate lang nicht anä 8anb. Di« 2Bdnntr
finb gifcher, Saglibner, Hafltrdger unb 8oot8ltute. ©nen
Sbeil biefet SBafferflabt ncbfl ber SBorflabt fleüt bie umfle*
benbe "Äbbilbung bar. St. ijl burch ben au«gebehnten ^an=
bei unb feine Stapclgcrecbtigfeit bie reichfle Stabt in übtna
geworben unb hat ficbcrlicb mcljr al$ eine halbe Million
Google
Kanton
546
Kanton
<?irw. 2Mt Cngtinb« fleben feitr jnm engl, äritungtn her» fdiiffc nicht fahren fennen, bübtt SSBbampoa; bi« fecjnba
au*. JDen £aftn bfr <ötat>t, bis w rcelebfr qr6fj*re ©ff fid> aud) bit iintf. äoUftarttn.
Kanzler 5
fionjUr ifi ber Site!, ben »erfdjiebene bocbgefielJte SSo
amfe ju erbalten pflegen. Urfprünglid) ifi berfelbe terjent^e
Öeamte, welchem bie Ausfertigung effcntlid>cr SAriftm m
Staatsangelegenheiten anvertraut ifi, unt ber baber bie
Cberaufftd)t bat über bie Äanjlei, b. fj- ben ©rt, an
rorlcbem bie Ausfertigung jener ©ebriften gefebiebt. SDa biefe
l'd>on an fid) von groger SBicbtigfeit ifi, ba auS ben 2Bor:
ten jener Schriften bie wid)tig1ten SRedjte abgeleitet werben,
fe mußte ber Äanjler eine höbe Stellung unb bebeutenbe
£3id)tigfeit erhalten, befonberS in 3eiten, in benen bie Äunft
3e8 «Betreibens unb bei fd)riftlid)en AuSbrucfS nod) feltener
ilfi gegenwärtig unb ber Jtamlcr eö war, welcher bie BtU
ienSbefcbtüffe beS gürflen berannt machte, Urfunben, ©es
'efee, Urtt)eile u. f. w. abfaßte. Gr gebärte baber ju ben
Werften £ofbeamtcn unb ba er gelehrte S3ilbung brfüjen,
*owie 'ein bei SJertrauenS womöglich fd}on burd) feine fon»
"tige Stellung würbiger SWann fein mußte, fo würben halb
uoYjUgSweife ©ciftlidje mit biefem Amte befleibet. 3n
Deutfdjlanb würbe enblieb ber »orncbmjte 9>rie(ler beS JRei;
tbeS, ber Crjbifcbof unb Aurfürjr r»on Sfcainj, bleibenb alS
Irjf analer anerfannt. Derfelb« birigirte alS folcber ben
[Reichstag, leitete bie SfeicbSgefcbdfte unb beaufsichtigte bie
HeicbSfa^Icien. Am £ofe beS Äaiferf befleUte ber &rj:
fanjler einen SBicefanjler, welker tie ©teile eines Keid)8s
;nmiftetS verwaltete. Auf ähnliche 2Beife war ber jebeSs
nalige Abt von gulba Gfrtfanjler ber Jtaiferin. £>tn Jitel,
iber nicht wirflieft baS Amt eines GrjfanjlerS von Italien
fübrte ber (Srjbifcbof »on Solu unb ebenfo war ber dtr^
bifebof «on 2riet Grjfan^Irr von ©allien unb Arelat,
rem früher mit £eutfa>lanb pereinigten Äonigreicbe S3ur:
^unb. — 3n frantwid) war ber Aanjlcr ber oornebmfte Söc»
atnte unb ber einigt, welcher, einmal ernannt, nicht wieber
mtlajfen werben tonnte. Söolite man ibn außer JEbdtigfcit
ffcen, fo ernannte man einen ©icgelbewabrer. ©eine ©cj
cbäfte waren bie cineS 3ufrijmini|ter$ unb man übertrug
über bie SBürbe beffelben »or^ugSweife Söcdnnern, welche
'ich mit ben ffiecbtSwiffenfcbaften befd>äftia.t bitten , bod)
Mieb auJ ein tiberreft ber urfprünglicb geijtlicbcn SBürbe bie
2itte, baß bie frarbe ber Äleibung, fogar ber ÜRobilien unb
:eS SBagenS beS ÄanjlerS febroarj fein mußte. 9ceben bem
Ranker »on granfreid) hatten nod) bie einzelnen 9Sitglieber
xi fonigl. «^aufeS, bie UnioerfTtätrn, bie ScitteTorben u. f. w.
•igne Jtanjler. — 3n (Snglanb fübrt ber erfre ÜRinijier, ber
uglei(fe |)raftbent beS DberbaufcS, Sufli^miniiter, oberfler
Sinter im Äanjleigericbt unb im JDberbaufe ifi, ben Sitel
•ine« 8orb ©roßfanjlerS. 35aS Äirrigreicb Shrlanb unb
<aS ^erjogtbum 8ancafler baben eigne Äanjler unb außer
:iefen gibt e8 nod> einen Äanjler be« £ebnbofe* unb bet
^nanjrammer. 3n ben uerftbiebenen beutf^en ©taaten bat
nan biefen 2itel t*erfcr)iebenen Dberbeamten, gew6bnlid) f)rdj
ibenten t>on ©eridbtS ■ unb 8iegierung,Sbeb6rben , erteilt.
?tudb bie Unwerfitäten bßben jum tynl »pre Äan^ler. — 3n
irtußen gab ti eine 3eit fang einen ©roßfan^ler, weU
ber 3ufhjrninifter war, unb ber gürfl won Hartenberg
f. b.) fübrte ben Xitel eines ©taatSf anjler*. >»>cf-
mb ©taatöfanjler bieß in ßfheieb früber beT gürfl
Kaunifc unb gegenwartig ber gürjl Wem mich (f. b.) —
Qon ber anfänglichen äSebeutung beö SBorteS Aanjlei
uurbc ft^on gefproeben. JJaffelbe ifi abgeleitet pon bem
9 Kaper
lat. ranceili, welcbeS ©ebranfen bebeutet unb woraus aueb
baS SBort Äanjel für ?)rebigtfrubl entfianben ifi. 25en
tarnen Aanjleien haben fpäter bdufig aueb bie hohem @e-
riü)tc erbaltetv beren SSorfleber gew6bnlicb Äan »leibiret =
toren ober Äanjleisrdfibenten bießen. yJtan nennt
aua) Äanjlei in einigen ©taaten baS ?)erfonal ber ©ubaU
ternbeamten, weld»e bamit beauftragt finb, bie bei ben t)fc
bern ßoliegien gefaßten fflefeblüffe fcbriftlicr) auszufertigen
(ju conciuiren, ertenbiren) unb naebbem fie gebilligt,
inS 9?eine ju febreiben Qu munbiren). — 2)te iffentlic^en
©ebriften, welche urfßrunglicb auS ben Äanjleien !ommen,
muffen mit »ollfommener S3efh'mmtbeit , jum Sbeil unter
S5eot»acbtung gewiffer, naa) ibrem 2Borroer|tanbe recbtlid) an=
erfannter ÄuSbrucfSweifen unb naeb frreng richtiger ©ebanfen:
folge, obne ungehörige (Sinmifcbuna ber ^>erfdnlicbfeit beS
©cbreiberS unb mit einer ben öegenftanb nur mit bem 83er=
flanbe, nict)t mit bem ©efübl auffaffenben Älarbeit abgefaßt
fein. Auf biefe SBeife bat per) für öffentliche ©ebriften eine
eigne ©ebreibart, ber fogenannte Äanjleiflttl, auSgebilbet.
2>a man in bemfelben gefliffentlict) Steuerungen v»erimrb, um
nicr)t buret) biefelben Gelegenbeit ju m6gltcben 9?ecbtSoer:
brebungen ju geben, fo ift bafelbe neben ber fia) lebenbig
fortentwicfelnbcn fonfiigen ©ebriftfpraebe beS SJolfcS veraltet
unb hierbureb unperjianblicb geworben. <5r ijl baber mit
ftcb felbfl infofern tn SGBiberfprucb gefommen, alS grabe
höcblte SJerfiänblicbFeit fein vorjüglicbfler 3wetf fein foH.
jüe, welche biefen ©tvl erlernt hatten, gefielen fieb in fei=
ner pebantifeben ©teifbeit unb festen wol gar ein jöerbienfi
hinein, recht abfonberlicb, altfrdnfifct) unb gelebrtfltngenb
ficb auSjubrücfen. 3n JDeutfcblanb fyat man wegen feiner
©cbwerfälligfeit unb Unocrfidnblicbfeit ben Äanjleifrvl ganj
abgefdbafft unb namentlich, in Greußen oerorbnet, fiatt bef-
felben ben gewöhnlichen iöriefjr»l etn^ufüljren. iöefonberS
ber noct) in Crnglanb berrfebenbe Äanjleifrpl jeiebnet fid) burtb
SBortfebwaO, (Befcbraubtbeit unb Unbehülflicbfeit auS.
Äctpcllrn »fiegt man fleinere nur ju gtwiffen geifilicben
93erricbtungen beftimmte ©otteSbdufer ju nennen, wie fie
bcfonberS frübet vornebme ^>erfonen häufig in Sierbinbung
mit ihren SBolmgcbäuben hatten. Aueb bie fleinern Anbaue
mit Altären inÄircbcn nennt man Capellen, fowie wol aud)
bie f (einen Aufbaue an ©traßen, welche bcfonberS ba ange-
bracht finb, wo SBallfabrer »orbeiiujieben pflegen unb welcbe
bie ©efiimmuug ber Auffoberung jum ©ebet b^ben. Ur=
fprünglid) biegen Kapellane ober Äa plane bie bei ben
Ma Vellen angeflcllten ©eifilirt)en, bod) ging biefer 2itel fpäter
überhaupt auf untere ©eijllicbe über, fowol bei ben ^>rt;te-
(ianten als vorjüglid) bei ben Äatbolifcn.
fkaptv (ber) b«ßt ein ©d)iff, welcbeS, währenb ©ee;
machte jtrieg führen, oon ^ricatleuten, welebe aud) Äaper
genannt werben, mit ber Abftd)t auSgerüfiet wirb, feinblicbe
©d)iffe fammt beren Sabung wegjunehmen, ju fapern
unb, obne bie in bem feinblid)cn Sanbe bejlehenben Öefe^c
ju bead)ten, ^anbelSoerfebr mit ben ffiewobnern beffelben
ju unterhalten. 3tt biefem ©ewerbe müffen diejenigen,
welebe eS unternehmen, oon il;rer Regierung einen Äaper--
brief erhalten haben, wenn fie unb bie Bemannung ibreS
©d)ifed nicht alS ©eeräuber bebanbelt werben wollen. 2>er
Äaperbrief gibt bie ermäd)rigung ju Seinbfcligfeiten unter
Itapern
ber fcebingung, baß bie befall« beffebenben Bwrfct}rifien
beobachtet werben. SJerfcbJebene SRdchte b,abrn untereinan«
brr SUrrrräge abgefcbloffen , nach bencn, aucb wenn ein
JtriegSjujlanb eintreten follte, boa) feine bet betreffenben
Regierungen Äapetbriefe ou8(ieHen foH.
fiapcin Reifen bie mit (5 füg ober Ca!* eingemachten
JRlumenfnuSpen beS ÄapetnfttaucbeS (Cnpaarii spinos*
Linn.), ber urfprünglid) auS 'Äfien gefommen ift unb gegen;
wärrig im ganjen fubl. (Europa in fteiniaen (Segenben wäcbfr.
JDerfelbe i fr ein niebriger, ft adeliger Strauch' mit bünnen
Reifem unb rjerjfftrmigen »(dttern. Sie JBlumenfnoSpen
gleichen f (einen (Srbfen, auS welchen fööne weißrotbltche
»litten fjeroorbrecJjcn, bie Ad) ,u rotben Jöceren umbtlben.
2Ran benufct bie grüßte wieäDliven; baS SBicbtigfte aber an
ihm finb bie SMütcnfnoSpcn, welche, fowie fte bercorge treten
ftnb, ehe fte ju groß geworben, abge(efen werben- An je*
bei JttwSpe barf nur ein fleiner Sbeil bee StieleS bleiben.
Scachbem man bie ÄnoSpen im «Schatten bat weif werben
(äffen, fiebt man fie, fobaß fi$ bie fleinern von ben grö«
ßern (Reiben, fluttet bann jebe Art btfonberS in eine
reine Sonne unb gießt fo viel ßfftg auf, baß in ihm bie
ÄnoSpen fchwimmen. Starb, acht Sagen nimmt man fte auS
ber bis bahin verbeeften Sonne, troefnet fte obcrflddjlitf),
unb erft nachbem man tiefe Arbeit breimal wicberbolt bat,
febidgt man bie Sonnen ju unb verfchieft fte. Die fleinen
Äapern ftnb fünf bis feefrs SRal fo tbeuer als bie großen,
obgleich biefe an ÜBoblgefchmacf jenen nicht nachgeben. GS
bleiben aber beim .Soeben bie fleinen Äapern jufammen,
wdbrenb bie großen jerfallen. Hui) mit troefenem Salje
pflegt man bie Äapetn in Sonnen einjumacben. 5Kan un*
terfäeibet nach ber ©töße fünf Arten ber Äapern. — Auch
bie ÄnoSpen unb grüebte anberer, Pflanjen pflegt man in dbtu
lieber SBeife eimumacben, wie bie beS ÄapernffraucbeS , unb
nennt fte unechte Äapern. 3u biefen Surrogaten gehören
bte gelben ffilumenfnoSpen bc4 S3efengin|ierS ober Pfriemen,
bie ÄnoSpen ber inb. ober Äapujinerfreffe, beS #ollunberS,
ber Sumpfdotterblumen it. a. Sie werben in Saljwaffer
eingeweicht, ausgepreßt unb in Cjfftg eingelegt. Sie Äapern
werben als ben SSoblgefchmacf evhöbenber, ben Appetit reis
jenbet unb magenftirfenber 3ufa& » Saucen unb anbera
Sptifen genommen. £>ie meiften Äapern fommen auS bet
Provence in granfreid).
ftappötßtriae OoauniS Antonios, ©raf), Prdftbent beS
griech. Staats 1827 — 31, würbe in einem vornehmen ©e>
(cblecbte ju Äorfu, einer ber ionifchen 3nfeln, 177f> gebo;
ren unb befleißigte fieb ju Pabua unb SBenebig beS Stu<
biumS ber ijjtilfunbe. 3nbef|en hatte granfreieb nach 2fuf*
löfung ber Republif SJenebig 1797 ber ionifchen Unfein ftdh
bemächtigt, unb a(S um tiefe 3eit St. nach $aufe )urucf<
fehrte, fanb er feinen Bater in franj. ©efangenfehaft unb
würbe wegen feiner politifchen ©efinnung felbfl mit SBer«
weifung bebtobt. 3nbeß war et eifrig mit ber ^Befreiung
fernes SaterlanbeS t>on bem franj. 3ocr?c befchdftigt, unb
a(S bie gtanjofen 1799 bie ionifchen 3nfeln rdumen muß*
ten, gehörte ber SBater Ä.'S ju ber ©efanbtfchaft, welche an
ben tBerbanblungen in Jtonfiantinopel über baS fernere
©cbicffal bet fteben 3nfeln tbeilnebmen fodte. 3n ber um
ter engL unb ruff. Schufte flebenben, ben Sürfen jinSbaren
ÖJcpublif befleibete ber junge St. balb wichtige ^mter, in*
bem er 9Ritglitb bet tepublifanifd;en Regierung war. Slai^bca
er 1802—7 baS '2t mt eines SRiuifltts etfi beS 3nnern untl
bann ber auswärtigen Angelegenheiten »erwaltet hotte, würfe
St., weit 'XU^afcba von 3anina unter bemSa)ut« ber St
publif fte^enbe ©tdbte angegriffen hatte, jum aufexorbent
liehen äBcDollmächtigten bet Regierung ernannt unb ü)a b«
Oberbefehl über fammtlicbc tRilijen brr Republif, forote übet
bie oon bem gefiiance geflüchteten ©riechen, auS benen bie Sit-
publif ein eigneSSotpS gebilbet hotte, anvertraut. Sei biefer Gk
Icgenheit würbe St. mit mehren ber nachmalS im $rcu)ei&
htege auSgejeicbnetflen griech. Sruppenführer befannt Sa
burch ben Stieben von Silftt 1807 gtanfttich jum jweiten
!Rale in jßeftb bet ionifchen 3nfe(n fam unb biefe(b«i ber
franj. Jtaiferretcbe einverleibte, fo verließ St. ben Staat*,
bienft, lebte einige 3eit auf feinen ©ütern unb ging enbUcb
1809 nach Petersburg, wo er in ruff. StaatSbienfle ttat
Qx erwarb fleh burch, feine Pflichttreue unb ©ewiffenhaftig:
feit immer mehr bie ©unfl beS ruff. ÄaiferS, nahm an bem
gelb^uge gegen granfreich in biplomatifcher ffiefchiftigung
Sbeil, unterjeichnete als ruff. iB3evollmda)tigtet 1815 ben
^weiten partfet ^rieben unb würbe 1816 gum Srinffter ber
auswärtigen Angelegenheiten RußlanbS ernannt 3US fub
bie ©riechen gegen baS türf. 3o<b erhoben unb Rußlanb
biefe Qrrb«t>"rtg miSbilligte, legte St. fein Amt 1822 niebet
unb begab ftcb nach ber Schweij, wo er bte gried?. Satbe
nach feinen Gräften unterffü^te unb für bte ftriiebang ju-
ger nach ber Schweij geflüchteter ©riechen Sorae trug, fr
machte fpdter verfrbiebene Reifen unb befanb fut 1827 in
Part», als er bie 9?adj riebt von feiner Ernennung jum S<
genten beS griech. Staats erhielt. Qt fuchte nun ein bä
Bufunft beS jungen Staats begrünbenbeS &noerfiänbniß am
Sranfreich unb <£ng(anb unb ben übrigen europ. ®rojhnäa)>
ten }u begrünben unb ging im Jan. 1828 nach ©rietben
lanb, leiffete ben von ihm gefoberten ©b unb übernabo
bann bie ihm übertragene ©ewalt. ©riecbtnlanb (f. t)
war aQ)u ftht in Parteiungen jerriffen, als baß (S u)m btot
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Kapodan Pascha
54f)
dingen Wnnen, auf eine 2(11 c gteieb befriebigenbe SBeife ju
egieren. Um mit ben 9Raß regeln, welche et für notf>wen>
>ig trottete, ftäftig burcbbnngen ju fönnen, mußte et
ijancr)e »ermeintliebe JHcc^te unb Znfprüdje ßinjelner »er«
i\\cn , unb ber 3wiji mit ber berühmten unb angefebenen
Familie SBauromicbaliS, welcbe ff* von ihm auf baS tieffre
?erlefet meinte, braute ibm enblicb ben Untergang. Jton*
fantin unb ©eorgios 2Rauroinic*aliS ermorbeten ihn im Set.
1831, atS er eben bie Jttrcbe beS beil. ©piribion betreten
ttollte. (fr würbe in bie Jlirc^e gebrach unb betrieb Mb
Darauf. "Km meiffen fjjttc gegen St. ber Umflanb bie ©e»
mütber erbittert, baß er feine SBrtiber Siiaro unb Eugu«
ftin St. mit einer ©ewalt befleibet batte, bur* welcbe ffcb
SJielc jurüefgefeur faben, unb welcbe jene feineSwegS Flug
ju benufeen verffanben. Der ältere ÖJruber SSiaro, ber früher
9?ecr>t§aeter)rteir in JCanbia gewefen war, machte ruh burcr;
fein befpotifcbeS unb unflugeS 83enebmen »erjagt unb würbe
noeb von feinem ©ruber 1831 ton ben öffentlicben ©efebäf»
ten auSgefd)loffen, worauf er ff* nact) .Rorfu jurücf begab,
fluguftin St. t)atte ff* aueb mit bem ©tubtum ber KeebtSs
wijfenfd>aften befdjäftigt unb jeigte in ©riedbenlanb mebr Un*
gefdjirflidjfeit unb Unerfabrenfyeit als ©öSwiHigfeit. @r be*
gab ffc& na* feine« 83ruberS ©rmorbung erfi nad) «Rorfu,
bann na<& «Reapel unb. enblia) nad; Petersburg.
Äajmöcm paocJja i fr in ber SEürfei ber Site!, weldjen
ber JDberanfübjrer ber gefammten ©eemaebt fübjrt, bie jäbr»
liefen Übungen ber glorte wäbrenb beS ©ommerS im 2tr»
cbipel leitet unb jugleicb bie Abgaben auS ben umliegenben
Proc-injen eintreibt. <$t wirb gemöbnlicb nur auf ein 3abr
ernannt, ift Paffba ton jwei ober brei Seoßfdbweifen unb
SlRitglieb beS DivanS.
&arau6rf)e (bie) in eine ben Jtarpfen berwanbte gifcr>=
art, welche ungefäbr ein Pfunb febwer wirb, einen breiten
2eib, eine. ungeteilte ©djwanjfloffe unb einen bogenförmi*
gen «üefen bat. Der Seücfen i|t bunfelgrün, ber fBaucb
weif unb rotblidj unb bie Srufffloffen finb t-iolet. SRan
finbet bjefen woblfcbmecfenben giftf) «» fumpffgen ganbfeen
unb JKeidjen in (furopa unb bem nörbU Äffen. <?r öermebrt
ffarl unb if: ben Verfolgungen tcr Slaubfffcbe febr auS«
9tty, baber man ibn juweilen in Steidje fefct, in benen
•v^it gejogen werben, um biejen als gutter ju denen.
Harabancrt Reifen bie in Xfrifa uhb in ber Swaftte ju*
fammentretenben JReifegefelIfd>aften, welche oonüafid) auS
^>anbe!8Ieuten (»erf. Äaroan, baber ber 9?ame) beftet>ett, bie
itjre ®uUx auf itameelen mit ff* fähren. £)ie Keifenben
»ereinigen ffdj, um »or tduberifdjen ÄnfaUen gefiebert ju
fein, unb ff* in ber 9cotb gegenfeitig fBeijtanb (eifren ju
!6nnen. jDft t>at eine Jtaraoane mebr alö 1000 jtametle
bei ftd), »on benen jebesS entweber eine ganje gabung eon
5—600 $funb l>at, in welchem galk bie Jtaraoane eine
fdjwere beifft, ober, um größere Sagereifen ju macben,
nur mit ber £ätfte jenes ©ewid)ts belaben ifi, wo bann
bie Jtaraoane eine leiebte iff. 9lidjt aber nur #anbel6«
jweefe t)abm bie Jtara&anen, fonbern aueb religiofe. <S* i|t
nämlicb jReltgionspflicbt jebes ÜRobammebanerd, in feinem
geben wenigffenS ein ÜHal baS ©rab bes ©tiftert feiner 9? u
ligion ju befue&en. ©ie Pilger fcbliegen ffd; nun, um ffeber
unb bequem tu reifen, ben Aaraoanen an, «erbinben au*
mit ibrer Steife gew6bn(icb nc* faufmdnnifd)« äweefe. 34r)t*
lieb 8<^n }wei .Haravanen nacb 9J?effa jum ©rabe bes tyro-
pbeten, bie ff* in ^amascus ober jtairo uerfammeln. Die
itaratanen aus Werften fammeln ffd) in S3agbab unb febif:
fen ffcb in Saffora am ©upbrat obnweit von befftn 3JIüti--
buna in ben »erf. SReerbufen ein. Die haravanen sieben
gewobniieb fo, baff einAameel hinter bem antern gebt unb
bilben baber febr lange 3üge. 3ur JBebecfung baben ffe in
ber 9?egel einige ©tuef leisten ©efebüöes bei ffdb.
fiarouanBfraiö (^araeanenbäufer) erfetjen im JDrient,
na mein Ii* in $erffen, ben ÜRanget ber ©ajltjiufer für bie
in ber JRegel in grojjen ©efeQfebaften, Jtaraoanen, anfonu
menben 9ieifenben. ©ie finb tum &beil pr.i*t»ollc ©e>
baute, weid;e von bem 2Bobltbärigfeitsffnne einzelner reieber
Privatleute ober bon ben gürfferi gebaut unb ;um Zbeil
mit großer ^)ra*t aufgeführt, aber binii*t[i* ber Sollftan-.
bigfeit ibrer @inrid;tung, ©röfje unb Pracht febr oerfebieben
finb. Die naebfiebenbe Äbbilbung fleQt eine ber »outom*
menfien itaraoanferaien bor. Den äußern Umfang bUbct
eine bobe, jum ^beil mit 9Hfd>en »erjierte 3Jcauer, weldje
in ber Siegel ein großes S3ierecf bilbef. 3n ber Witte ber
einen ©eite tiefes JBierecfS befinbet ff* ein großer Sborweg,
ber oft mit einem ftattlicben Überbaue aerfeben ifl, in votU
cbem ffcb Limmer für vornehmere ©äffe ober &ur JBerricbtung
ber »nbaebt befinben, unb innerbalb beS ©ingang« ftnb ju»
weilen JBerfauföläben eingeridjtet, in benen gebenSmittel
u. bgl. aufgeboten werben. $u ben ©eiten beS SborwegS ba*
ben bie Xuffeber über bie JtaravanferaiS tr>rc SBobnungen.
3nwenbig btlbet baS Äaravanferai einen biereefigen ^>of , ber
ringS von einem Säulengange eingefcbloffen wirb, t>iriter weU
cbem bie etwas erhöhten, nad) vorn geöffneten, einjelnen @e.-
mä*er ffcb beffnben. 3n ben ©emäcbern finb 2Banbf*ränfe
angebracht unb im ^>intergrunbe beffnbet ffcb bie £bür
i\x einem fleinern, nur bei fcblecbtem SBetter unb von grauen
benu|ten ©emacbe. 3n ber 3DKtte jeber ©eite beS SBier«
tdi ifi ein b Oberes .unb größeres @ema* angebraebt, weU
*c& jum SSerfammlungSorte ber Sieifenben btent. 3n ber
«Witte beS ÄofeS ifl ein ßrunnen ober ein unterirbiffieS
©emacb, beffen gemauerte Decfe ffcb etwa« über ben J8o*
ben erbebt. $ier ffnben bie Seeifenben wäbrenb ber ÜRit*
tagSbt|e Äüble. 3n ben grfen beS JbauptbaueS fuhren XttQ*
»en auf baS platte Da« be8 ©ebäübeS, auf btm bie Per*
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*
Karden
fer bie 9ted>t jujubringen pflegen unb hinter ttm innern
©cbäube, jwifd?en t^tn unb ben iKingmauern, finb ©tälle
für bie agiere unb ©tmädjcr für bie SBärtcr berfelben.
in bem itara&anferai vorfinben. JDft finb biet triefet eirrnv.'
Lebensmittel, ^oij unb SUaffet $u bekommen. JDie Xufträr
ter ber Jlaravanferai« erhalten feine 33ejablung, fonbetn nur
'ÄUeö, wa$ ber JReifenbe ju fetner JBequemlidjfeit gebraucht, juroeilen eine JBelobnung für gtleiftetc jDienjle, reelle oen
muf er mit ftd) führen, intern ft'd) gar (eine ©erätbfcfaaften bem guten SSiUctt be$ IReifenben abbangt.
fwr&rn ober SBeberbijleln beifjen bie mit SBiberba.
fen befefcten, länglicb waljenf innigen JBlütenföpfe ber 2Be»
berfarbe, einer im fübl. Guropa wilb wadjfenben, in »ie»
m ©egenben £eutfd;lanb8 , $oH,anb3 unb gtanfreicbS an«
gebauten biftelartigen ^flanje. 9J?an bebient fid> ber lai
ben bei ber Aufbereitung jum Xuffragen ober Kauben bet
JKuebS, wobureb bicfeS fem feinhaariges 'Änfeben erbalt. Su
bilben einen nirbt unwichtigen #anbel$artifel. 3n neuerer
3<it bot man fte aus ÜXetaQbrabt nadjjuabmen ober tu.
mehr ju erfefcen gefacht; inbefj haben fie immer benSGor::.
bei t?tnreidjcnber Jefligfeit bod> eine SBeicbbeit unb Q'.ih .
tat ui befifcen, welebe bie Befähigung beS Audis bei
rer «nwenbung wrfoinbert.
fiarfuntul, Jtarbunfel wirb ein bösartiger Blut
frhmär genannt , ber fich burrb ©r6fje unb burefe bie 9ieigur:
in SBranb uberjugeben, auszeichnet unb nicht blcä ben vRcr.
fdben, fonbern noch, weit Öfter bie £auStbiere b«nnfucbi
83on (entern wirb er nidjt feiten auf trftern übertragen, ent;
fleht aber bei tiefem auch ohne Xnfiecfung unb »etat ftcb
bann am bäupgften im Warfen unb jwifchen ben ©djulte:
blättern. 'Äbgefeben »on ber Übertragung bei SDttljbranb-
farfunfelS (f. SBfiljbranb), foroie t>on bem $<fHarfun^
(f. tytfl), entfleht bn einfad}« Jtarfunfel am gewöhnlich ftf-
roübrenb großer ©onnenbjfce unb befällt torjugSroeife arr
Ceute auf bemganbe, welch'«, ben brennenben ©onnenftrab-
(en ausgefegt, arbeiten. SRacbbem gieberbtroegungen, an
ungewöhnliche* SWattigfeitSgefubl, Unruhe, 2tngft, Cbnmcut
ten, erbrechen u. f. n. vorausgegangen, bilbet f»d> eini nx
ber febr bw*orfpringenbe, nod) fet>r in bie Uiefe gebenf.
harte unb fcbmerjbafte ©efrhwulft, wäbrenb in ber Ornat
bung berfelben, tveldje ebenfaS* anfd)wiQt unb ftd) enrjfc
bet, ein ©efubl von Spannung, Bitben unb Cremten ft
einfteDt SDiefe ©efcbroulfl, rcetdje juweilen bie ©rtyjc fori
Aellerö erreicht, erfdjeint ftuerft bunMrotb , bann violett, I»
auf fdmtujigblau, enbliefe grau unb julcfct febwarj unb wir'
im weitern Umfrei fe von einem errtjünbetrn, gtänjenbr
Karfunkel 551 Karl der Grosse
Ringe titflgftat, ber firib rafd) u6er bie benachbarten SEbtile
Abreitet, hierauf fommen am ©tpfel bei ©efcbwulff plöfc»
icf> eine ober mehre Ruffeln ober Jölafen von Pcrfcbiebener
Mröfje »um Borfcbein, welche batb plafeen unb jur Entffe»
ung fort ßöcbern 83eranlaffung geben, au« brnen eine ffin*
eilte, freffenbe, mit febwarjen »lutflumpen unb branbigen
Jeflgewebeflocfen termifebte Jöraiibjaucbe hervorbringt. 9lad)
tnb iKi* werben bie Schmerjen immer unertrdgücber unb
?ie 3erftörung ergreift riebt nur tie£aut, fonbern aud? bal
mter tt>r gelegene 3ellgeroebe, fobaf enblich SRulfeln, ©eb»
ten, ©efape unb Nerven blofjuliegen fommen. 9iacb
üuflöfung bei harten ÄernS unb noch, 3erfiörung ber etroa
iad) vorbanbrnen opautbrüefen wirb ber Jtarfunfel ju einem
injigen großen ©efebwur, bal von ungleichen, fd)roffen,
>art an$ufublenben Stdnbern umgeben ijt, bei jwecfmdfiger
öebanblung jeboeb entlieh ein gefunbel Anfehen befommt.
3m Allgemeinen gehört ber Jtarfunfel ju ben gefährlichen
Kranf betten, infoferu er fletl bie SEbeile, in benen er ftct>
ntroicfelt, jerflört unb meift von allgemeinen Erfdjetnungen
sebenflieber Art begleitet wirb. ©o führt namentlich ein
Ratfunfel, ber im ©ejtcfjt, am Jpalfe ober am obern SEbeile
:cr JBruft feinen ©ib. bot; leicht unb balb bie gefdbrliebfjen
mb furchtbarften 3ufdÜe berbet , wie j. SB. Erfticfunglnotb/
2d>lucb»en, 3rrereben, Eonvulfionen unb ©cblaffucbt. 3n»
>ej[en vermag grabe bei biefent Übel ein jeitigel unb ange»
neffenet Eingreifen ber Jtunft viel, fobag gelinbere gaue
eicht jur J£>eilung gebracht unb felbfi heftigere nur burdb
Üemadjlaffigung unt> bei febr gefebrodebten alten $erfonen
:e-ttlicb werben. Eine verroalfcnbe ©eneigtbeit, von Jtar«
unfein befallen ju werben, will man bei febwammigen,
etten, an ipdroorrhoibalbefcbwcrben leibenben 9)erfonen beob*
lebtet hoben, jumal wenn fie babei noch bib'ge ©etrdnfe,
mmentlicb ben JBranntroetn, lieben, ferner bei folgen, bie
lichtifd), ffrovbulöl fiitb ober fich bureb Sienerie unb&uecf*
Übereilten fcblecbte ©dfte jugejogen hoben; bei bem weibli*
ben ©efcblecbte mehr all bei bem männlichen.
ßarfunkrl nannten bie Elten ben rotben, eblen ©ra*
tat, wäbrenb man jefet mit biefem tarnen ben 9fubin
f. b.) beliehner. -Jur 3cit bei «Mittelalter! fabelte man
i von einem feuerroten, wie ©olb gldnjenben, im gin»
iern leutbtenben ©teilte, ben bie 3eifige in ihr 9te|t legen
Uta unb ben man Jtarfunfel nannte. Unter anbern wun»
«baren Eigenfcbaften follte er aueb bie hoben, 25 en, btt
n trug, unfiebtbar ju matten.
Äarl der törosee , Jtönig ber granfen 768—814 unb
eit 800 r6m. Jtaifer, ber föegrünber bei <bri|ilid)»gerraani»
eben ©taatenlebenl, war ein ©obn beS franf. Jtintgft Dt«
m bei Äur3en unb rourbe 742 auf bem ©dblofje Äarl*«
>erg am SUurmfee in Dberbaiern, nach 3tnbem Karben
r auf bem ©cbloffe 3ngelbeim bei «Kainj geboren. 9ladb
(ina Sarertf Stöbe würben SL. unb fein Srubet itarlmann
M ^Taufen )u Königen geroabit unb tbctlten fi«b gleich
näftg in baö franf. JHeicb. Allein bie beiben »ruber xoa*
tn wenig einig, wovon tf)eil$ ^arlmann'ö Unbeflänbigfeit,
beiU bie Äufreijungen be§ 3)eftberiu«, JtonigS ber 8ongo»
arben, bie ©cbulb trugen. £)ie Songobarben waren bal
errfebenbe SJolf in £)berita(ien unb einem 2!bcile Unterita»
icnj unb waren befonberö ben 9t6mern verbapt. Jt. battt
mit einet Zoster iti SDefiberiuS vermählt, welche et
febon im jweifen 3abre ber 9bt wieber ju ib^rem 83ater ^u«
rücffcbicfte, vielleicht bureb r6m. Vufbe|ungen gegen fk ein-,
genommen. Vli balb nad) St't Sbjronbefteigung bie SBölfer
Aquitaniens fict> empörten, bemüttjigte fte ber junge J?cnig,
obgleich fein JSruber Jtarlmann, auf beffen JBeiffanb er ge«
rechnet hatte, ibn treulos vertief. Jtarlmann ftarb 771 unb
feine ©emablin flob mit ibren Jtinbern ju Defiberiui, wor*
auf Jt im ganzen franf. 9?eict)e alä Jtonig anerfannt würbe.
dt hielt 772 einen 0tei$6tag )u aßormä unb bewog feine
biet verfammelten Vornehmen ä^a fallen, ben Jtrieg gegen bie
©aebfen unb bie Sefebrung berfelben jra ßbriflentbume ju
befcb liegen. 3Me ©aebfen waren namhef) nod) £>eiben, leb*
ten noct ganj in ber SBeife ber altgerman. S36lfer unb be>
unru^igten bureb jäbrlieb fid) roieberbolcnbe Ofaubjüge baS
attgrenjenbe franf. Sfeicb. 25er Jtrieg ber granfeit gegen
bie ©aebfen, roelcter ihre en bliebe völlige Unterwerfung unb
JBefebrung jum Übriftcntbume jur golge botte, wdbrte mit
Unterbrechungen gegen 32 3abre, namlicb bid 803. &
würbe in tiefen Jtriegen viel JBlut versoffen, benn immer
von Steuern brachen bie ©aebfen auf bte rreulofefle SBeife
bie gefdjloffenen fflünbniffe unb Jt. fah (ich )u ben härteren
SJta^regeln aen6tbigt, um fte burd) ©d>recf unb Angfi jur
Unterwürffgreit jurutf^ufübren unb neuen Empörungen vor«
jubeugen. Am härteftett traf bie ©aebfen Jt.'ö Born 782.
3n biefem 3a^re füllten ndmlid) bte ©aebfen einem franf.
ecre im Jtriege geaen bie ©lawen, welche ofll. von ben
aebfen wobnten, beigeben unb auf bem IBerge ©untel an
ber 2üefer fehl offen fie baä frdnf. Jpeer, welcbeS fich feinet
5öerratl)5 verfab, ein unb machten einen großen Übeil bcffeU
ben fammt ben frdnf. ipeerfübrem nieber. Jt. verbeerte nun
baö fdebf. £anb unb lief über 4000 gefangene ©aebfen bei
Serben an ber Aller enthaupten. Damit botte et jetod; bie
©aebfen nur ju verjweifelterm SSBiberfjanbe berausgefubert,
unb 783 vereinigten fich tiefe Iben unter SKBirtefinb unb AI*
bion. 3wei blutige ©cblacbtcn würben geliefert, in ber gwei*
ten bie ©aebfen völlig gefchiagen unb fo gebemütbigt, baß
ihre Anführer felb|t nach granfreiet ju fommen unb baS
ßbri (tentbum anzunehmen verfprad)en , we(d>ef} 783 aud) ge*
fchah. Jt. felbfi war Staufjeuge, all ber fdebf. JJ)erjog SBit*
tefinb ju Attignp getauft würbe. 3ur Ausbreitung unb Ißt* •
feftigung beö ühriftentbumS ftiftete Jt. im Sanbe ber ©ad)*
fen mehre JBisthümer unb Stifter unb baute bie Jtircben ju
fBarbewicf, ©eligenftubt, Ei je unb Serben. Aber immer
nod) aufS sJ?euc verweigerten bie ©aebfen ben ©eborfam unb
{hebten nach Unabbdn^tgfeit, bi8 enblicb 803 ju ©elj (je|t
im 9&urjburgifd>en) ein bauernbtr griebe gefcbloffen würbe,
in roelcbem fie bie Oberbobett bei Jtaiferl anerfannten unb
bagegen bie SJerficberung erhielten, bofj fie nad> ihren ©efeften
unb ©ewohnheiten bureb ©rafen unb fönigl. ©enbboten re*
giert werben fönten. Um bie Stühe ju erhalten, verpflanzte
Jt gegen 10,ouo ©achten in das frdnf. ganb ali Anbauer •
auf bie Jtönigihöfe. SDa ber £ongobarc>enfönig Deftberiuö
vom »Papße fpabrian verlangt botte, baß er bie bei ihm
weitenben ©öhne Jtatlmann't alJ frdnf. Jtönige falben follte,
unb ali ber $apfi fich weigerte, ihn mit Jtrieg überwogen
hatte, fo ging Jt übet bie Alpen unb belagerte 774 ben
Deftberiu* tn feiner Jpauptfiabt vPavia. 9iacb fed>«monatli=
eher {Belagerung fiel biefe in feine Jjjdnbe unb Defiberiu«
würbe in baS Jtloßer ju Jtorvei gefebicft. Jt. lief fieb AU •
SRaiUinb all JWnig bet Üongobarben frönen unb unterbruefte
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776 einen Aufftanb eines longobarb. ,§erjogS, bec f1d> um
abhängig au m .uteri (hebte, äwet Safere nacpfeer fämpfte
Ä. fiegreicp gegen bie SWauren in Spanien unb unterwarf
• baS ganb btS an t>en <?bro, weltfeeS ald bie fpan. 2Rarf
feinem Striepe emoerleibt würbe, auf bem öiüdjuge burd)
bie 9>prenäen würbe bie 9<acpfeut von JL'S $cere im Stbale
JRonceoaCeS überfallen unb Alle, fammttprem Anfüferer, bem
berüfemten 9?olanb (f. b.), umgebracht. St. patte oier Sopne.
£« ältefie, $ipin genannt, würbe oon feinem Spater we»
mg geliebt, waferfcpeinlicfe weil er ein Sofen feiner erjjen
. oon itnst oerfloßcnen ©emafelin war. Cr macpte baper eine
SBerfcfewörung, welcfee entbecft würbe unb ifem lebenslang»
licpe ©nfperrung in einem JSlofler jujog. Der aweite Sofen,
Karl, begleitete feinen Siater auf allen feinen gelbjügen, unb
bie beiben iüngjten Söfene, $ipin unb gubwig, bef gromme
genannt, ließ St. 780 in JRom oom topfte frönen, jenen
tum Äönige Aber Italien, biefen jum .Könige übet AguU
tanien ober baS fübl. granfreicp. St. Pachte oon nun an
barauf, eine 2Beltfeerrfcpaft ju grünben, gleich jener ber 9?ö«
mer, welcfee aber burd) ben ©eijt beS (2briflcntl>um;> }ufam»
mengebalten werben follte. 9Äit ber gneeb. Äatferin 3rene
würbe fogar wegen einer Bereinigung beS OBorgenlanbeS
mit bem Abenblanbe unterfeanbelt. 3rene (f. b.) entthronte
ihren eignen ®ofen unb ließ St. iure £anb antragen, weU
eper auefe niefet abgeneigt gewefen fein foO, biefelbe anju*
nepmen, alS bie Entthronung 3rene'S ber Sacpe eine an-,
bere SBenbung gab. 9facfebem fiep 787 ber longobarb. $er>
jog ÄrriefeiS gu ffieneoent in Unteritalien St. unterworfen
batte unb SEpaffilo, äenog oon S3aiern, auep ein Scfewie»
gerfoim beS gongobarbenfönigS DefiberiuS, wegen feinbftli*
ger ©efinnung entfernt unb fammt feinem Sopne 788 in ein
Älofler gefepiefi werben war, jog St. gegen bie Aoaren in
• £>|lreid) unb Ungarn, macpte große SSeute unb unterwarf
baS 8anb bis an bie 9?aab feiner #errfcpaft. 3um «Kittel»
punfte feine« großen 9?eicfeS patte it. ber ©roße bie JtönigS»
fipe )u 3ngelpeim bei SJcninj, Aacpen unb 9timwegen ge»
macht, unb ber freiliefe nicht jur öoilenbung aefommene ©e»
banfe, ben 9?feein mit ber Donau burtfe emen &ana( ju
oerbinben, jeigt, wie er bie Abftcbt batte, bie innere Hier»
binbung feines KeicpS auf alle 2Betfe ju oeroollfUnbigen.
Scacfebem ber $apfl $abrian, welcpen St. fefer poefe geefert
batte, geftorben war unb fein 9cad>folger 8eo Ul bei St.
Scfeufc gefuefet featte, weil ifen bie «Ädmer bei einem Auf»
flanbe gemiSfeanbelt patten, fo füferte biefen St. oon «paberborn
naep 91 om jurücf unb beflrafte bie (Smpöret, ÄIS nun 800
ba3 ffieibnacptSfefl mit großer «prad)t in 9iom begangen
würbe unb St. naep bem 4?ocpamte in ber «PeterSfircpe »or
bem {)ocpaltare tniete, brachte ber $apft geolU. eine -Hau
ferfrone unb fe^te fie Pem Jtonige auf baS ^>aupt, unb wa>
renb ber |)ap|i »or St. meberfniete, rief baS eerfamraelte
Sßotf ir>n als Qifar unb KugujhiS aus unb fomit war bie
• 476 mit StomuluS XugufhiluS untergegangene röm. Jlaifer»
würbe wieberbergeftellt. St. ließ fiep tjierauf oon allen fei»
nen Untertpanen aufs 9leuc ben 4>ulbigungäeib fdjworen.
•• eeme ^enfdjaft erfkeefte fiep über Italien, Rranfreid), 6a»
talonien, bie JBalearen, auf ber entgegengefegten «Seite bis
)ur Worbfee, bie Slbe, ben SBöbmcrwalb, bie Staub unb an
bie ©ebirge ÄtoatienS. SD?tt 4uSnapme (^nglanbS pulbigte
bie ganje german. Qbrijlenpeit sc. bem ®rof en. 3m 3apre
806 tpeilte biefer ,u Dietenbofen feine -gefaramte ^errfepaft
unter feine bret 66pne; Dipin erpielt, wie fepon kübrr
febeben war, 3talien, Subwig Aquitanien unb Jtari h
penfepte bie übrigen, größtem üeiiä beut fd?en ^dnber, übe
ibnen ftanb alS Äaifer ibr mdeptiger föater. Xber fd?on sl'
ftarb 9tpin unb im folgenben Safere Äarl, fobaß bem i
ternben Jtaifer nur noeb fein @opn Subwtg, ber fdurictit;
oon allen, übrig blieb, welcpen er 813 in Xatben jutn:"
regenten annapm. St. entjog ftfb nitljt feinet
wobnten Xfedtigfeit, aber er trantelte unb oerfepieb am :N
San. 814, tnbem er bie $dnbc über bie JBrufi faltete, \k
Augen fcbloß unb mit leifer Stimme bie Sorte fang: £
beine #anbe befehle itp meinen ©eift" Der geiepnara »iah
noep an.bemfelben Zagt gefepmücft unb gefalbt unb in ka
oon bem äaifer felbfi ju Aacpen erbauten Jlmpe in eäc
©ruft beigefegt. $ier faß er auf golbenem Zpnne, m
thju mit bem faiferl. $j)racptgewanbe, auf bem ^aupit t>.
Strom unb eine peilige 9ieliguie, ndmlicp ein ©tüd b« f
ÄreujeS. 3n ber $anb pielt er einen itelcp, an ber 6ci;
patte er baS Scpwert, Scepter unb Scpilb lagm ju ferne
güßen unb auf feinen Änicen rufete baS goanaelienhic!'
Die ©ruft würbe mit SJeibraucp, «alfam, Spetereiea tn:
Bielen Sd>äfcen gefüllt, oerfcploffen unb oerftegelt. Uber tt:
fratib eine Art oon Sriumppbogcn, auf welcpem bie SBcm
ju lefen waren: „Spitt rufet ber Jtörper Aarl'S, bei grofc
unb retfetgldubtgen ÄaiferS, ber baS 9?eia) ber granten gier
reiefe erweiterte unb 47 Safere glüdlicfe regierte." St.*
Etto HI. ließ bie ©ruft öffnen unb fanb it. ben 9re|a
noefe in ftgenber Stellung; Äaifer griebriefe I. ließ enU
1165 bie ©ebeine in ein pracfetvolleS ©rab legen. TM wr
bie 9<acbricfet oon beS 4aifer*£obc oerbreitete, wir 2:
unb itlage allgemein, benn alle feine Untertfeanen bettr
ben großen &aifer ebenfo fefer geliebt unb geefert all f
fürefetet. Sr parte bie ifem unterworfenen Bölfer bei ÜB
©efegen unb ©ewofenpeiten gelaffen unb Neuerungen ms
infofem eingeführt, als eS ifem bäran lag, alle feine U';-'
tpanen ben Segnungen ber tferi|ilicfeen {Religion unb ei»
orbentlicpen 97ecfetSpf!ege tfecilfeaft ju machen. St. ber 9n4
war oon Anfefeen ein großer unb ftarfer SRann; eS featjic
noefe eine eiferne 8anje erfealten, welcfee genau feine 8äsj-
feaben foty biefelbe mißt 6 g. 3 3oÜ rfeeinl. ©ein In«
fiept war in ber 9?egel feeiter, feine Augen wotw gro§ an:
lebfeaft, feine Sflafe groß. Dabei patte er eine überaus oc
beooüc Äörperfealtung , feflen ©ang unb war im Äeiwi.
3agen, Scfewimmen fo gefepieft, baß eS ifem fflenige
tfeaten. @r war fefer mäßig im gffen unb Srinfen, eiftf^1
flefe WS in bie lepten 3«fere feines geben* einer feßen ®s
funbfeett unb moefete bie Arjte nicht leiben. AirllinJ;1-
Sitten unb Äleiber waren tfem jnwiber. Auf bem tt*
trug er ein leinenes £embe unb barüber einen mit (eiban
JBorte eingefaßten Rocf, lange JBeinfleiber unb©d)nünV^
3m SEBirter trug er über Jöruft unb Schultern eint ß$
oon IDtterfeHen. @n äRantel oollenbcte feine «efint;-:
Stets war er mit bem Scfewerte umguttet , beJenSrrrf ■
fSefergefeenf oon eblem 9Retaa waten. fiJei befwbetl fei'
liefern ©elegenfeeiten trug er eis golbburcpwirfttS JBeit int
ein mit (5 b elftem en hefepteS Scpwert, fowie ein mit
unb Sbelfieinen gefcfemüefteS Diaban. 9t befaß en» jt*
JBerebtfamfeit unb war iiberpaupt ein greunb bei Ciü»
fefeaften, obfepon feine eigne (Srjiepung ifen Hiebt auf ■#»
fcfeaftlicpe »ilbung feingefc Jattt. Siech in fpitern 30
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Karl der ©rosse
£53 Karl V. (deutscher Kaiser)
»t gab er fTc^> ernflfiche SRübe, Ccrßumfrö nachzuholen,
09 ausgezeichnete ©elebrte in feint 9cäbe unb lief) ftch von
btten unterrichten. Auch auf frembe Sprachen verwenbete
r gleiß, wie er benn baS ©rieebifebe gar wobl verflanb
mb baS 8ateinifcbe ebenfo ferrig wie feine SRutterfpracbe re=
Ute. Jt war mit aufrichtiger gr&mmigfeit bem Gbriftens
bume ergeben ; burch ©ebet unb ©efang bereitete er fict* unb
ein wer jum Kampfe cor, unb wenn er in eine eroberte
Stabt feinen Einjug hielt, fo eröffneten ©etfllicbe unter
Herlübem itirebengefange ben 3ug. Xion feiner grömmig*
dt fowol, als von ferner Kiebe ju ben Äünfien (egt ber
>on ihm erbaute SDlünftcr \u 'Aachen 3eugniß ab, welcher
ür bie bamalige 3eit mit großer bracht unb vielen Jtofien
mtgefubrt würbe. Die Armen unterflüfcte it. eifrig unb
.riiite fogar ©elb an Qbrtflcn, welche außerhalb Europas in
3ebrüctung unb Armutb lebten. Um ben 3ufianb berfelben
u erleichtern, trat er auch mit außereurop. Jperrnheni in
rtunbfchaftliche Sierbinbung. Der berühmte Äbalif von
öagbab, Spaxun al Wafcbib, nahm bie Abgeorbneten, welche
it. mit ©aben ju bem ©rabe beS ,§eilanb$ fehiefte, juvor»
oinmenb auf unb gefeilte ben ^>eimfehrenben feine eignen
Sefanbten bei, welche foftbare ©efebenfe oon ©ewänbern,
*croürjen unb anbern Äoftbarfeiten beS SRorgenlanbeS für
een itaifer mit ftch führten. jüorbcr fchon hatte $arun al
Wafcbib bem itaifer einen Siefanten jum ©efebenf über»
anbt, ber alle Sßelt in Europa in Erftaunen feljte, fowie,
utltbe* baS SRcrfwürbigjic, eine Uhr auS SBeffing, bie von
inem SBafferwerfe getrieben würbe. Ein 3eiger burchlief
wolf Stunbcn unb fo oft eine Stunbe vorüber war, fielen
bemt itügelcben in ein untenfiebenbeS ehernes SJecfen, welche
ureb ben Schall beS JBecfenS bie Stunben anzeigten; ba=
vi traten Witter nach ber 3abl ber Stunben »u jwölf iBff»
Hingen hervor. Dagegen fehiefte St. an ben itbalifen fpan.
Pferde unb SRaulefel, frteftfdbe Sföäntel, 3agbbunbe u. bgl.
lud) im engern Greife feines $of s unb Familienlebens war
I ebenfo verehrungS ■■ alS liebenSwürbig. Qx bebanbclte
tut Ehrfurcht feine SRuttcr JöertrabiS, mit fciebe feine t'in--
ige €chwejier ©isla unb feine jweite ©cmablin £ilbegar»
'iS, von welcher feine brei vorhin genannten ©ohne waren,
r;.r ihm überaus theuer. Er hatte auch brei Sichter,
mb eine berfelben vermählte er mit Angilbert, einem jun=
\tn Spanne auS angefebencr Familie, welchen ber itaifer
etjr liebte, ber ftetS in feiner 92äbe war unb von ihm mit
tu wichtigfien ©efebaften beauftragt würbe. St. hatte auf
onen 3ügen feine gamilie faft immer bei fiep unb hielt auf
i:te treffliche Erziehung feiner itinber. Die Herren an fei-
um ^>ofe fürchteten feinen 3orn, aber er vergab auch gern
ibertretungen unb nahm flugrn Watb willig an. Daher
;ingen felbjt Diejenigen, welche er ftrafenb feine ganze SJlacbt
' Ute empftnben (äffen, noch mit aufopfernder Verehrung an
BL Er befümmerte ftch trog ber großen StaatSangeIegen=
ten, bie ihn fortwdhrcttb in Anfprucb. nahmen, felbfl ge=
tau um alle ©egenftänbe beS ijauöwefenS; er verbefferte
'Urcb feine Anweifungen bie üudjt ber ^auStbiere auf fei:
Hti Sföeiereien, bie Bereitung beS SBierS unb SÖeinS, bie
öienenjuebt, bie ©drtneret, bie gifeberei unb ben Eanbbau.
DKl einem gelehrten Englänber, Alcuin, unb anbem auS=
zeichneten ©elebrten hatte St. eine gelehrte ©efeüfcbaft ein*
Kbtct, in welcher er felbjt ben Manien beS JtönigS Do»
SBiltin Cent. «fei. II.
vtb, TUcutn ben beS $ou), XngObert btn beS £>omet
u. f. w. führte- St. wenbete eine "befonbere Sorgfalt ber
beutfehen Sprache ju. Qx hatte ben Entwurf ju einer beut«
fchen ©rammaäf gemacht, ben 25 in ben unb ben SRonatcn
paffenbc beutfehe tarnen gegeben unb eine Sammlung alter
£>elbenlieber veranftalttt. Der erwähnte Alcuin war $Bor<
ffeber ber hohen Schule ju ?)orf in ßnglanb, als ihn it.
793 bureb wieberholte Sitten bewog, nach granfreitl; ju
lommen, um bie nachmals berühmte Schule ju SourS an> -
julegen. Außer tiefer legte it. in aßen ©egenben feines
Weichs, wo eS möglich war, Schulen an. Auch für JBer»
eblung bcö ©ortedbienfleS war er thättg. dx ließ ju biefem
3wecfe Sänger unb SDrgelfpieler auS Italien fommen unb.
richtete Singfchulen ju ÜRefc unb SoiffonS ein. <&x ver»
orbnete, baß in *>er vaterlänbifchen, bem SBolte verftänb(i>
eben Sprache geprebigt werbe unb ließ vorzügliche ^)rebig<
ten auS bem ©riechifchen m$ gränüfehe überfe^en unb bem
S3olfe vorlefen. Den aeifrlichen Stanb, ben bamald allein
höher gebllbeten, hob it., inbem er ben Sifcböfen Anthcil
an ben StaatSgefcbäften übertrug unb ihnen Sift unb
Stimme auf ben Weichstagen gab. Die Weichsverwaltung
erhielt eine neue, beffere jDrbnung. Die bisherigen ^>erjöge,
welche ganjen »Provinzen vorge(lanben hatten, würben abats
fchafft unb an bie Spifec ((einerer fBeiirfe würben bc«
fonberS baS Wtchteramt verwaltenbe ©rafen gefteQt. Um
fich ftetS eine genaue itenntniß über ben 3ufianb ber ein*
telnen »Provinzen ju erhalten, fehiefte er von Seit m 3ett
f6nigl. Senbboten tn biefelben, welche fchrtftlicben Jöeriebt
»u ermatten hotten. ©ew6hn(ich würben ein JBifchDf, um bie
geifilichen, unb ein ©raf , um bie weltlichen Angelegenheiten
ju prüfen, gemeinfebaftlicb abgefenbet Sährltch hielt er zwei
Weichs verfammlungen ober SRale, von benen baS ÜRaifclb,
welches im grühiapre abgehalten würbe, bie wichtigere war,
infefern ftch ha berfelben bie Stänbe beS Weichs verfammeU
ten unb unter beS JtaifcrS Leitung bie äöefchlüffe faßten,
welche wegen ihrer Gintbeilung in (Sapitel (Sapitularen ge?
nannt worben ffnb. Die jweite Serfammlung im ^erbft
beßanb nur auS beft itaiferS Mathen unb »Sertrauten unb
ben vernebmfien ©roßen. ÜberbieS hatte it. Einrichtungen
getroffen, baß JJeber feine ©efebwerben höhtm JDrtS, ja vor
bem itaifer felbfl vorbringen tonnte, unb baß alle aOgemeu
nen Einrichtungen erfl vor bie ©em einten gebracht würben,
um nur bureb beren {Bewilligung unb nach Serüctfidbrigung
örtlicher 3ntereffen Einführung ju finben. itcin großer Sr>
oberer ift zugleich wie it. ber ©roße ein fo weifet unb mit
feinem Scharfblicf alle BebenSvcrhältniffe biucbbringenber @e«
febaeber unb ein fo mäßiger unb liebenSwürbiger TOenfcb gei
wefen, feiner hat fo einzig fegenSreich für baS SBohl ber be*
fiegten Siölfer geforgt, reiner hat aber auch ein fo ungebeu»
reS Weich nicht burch SBefagungen unb ©ewalt ber 2ßaffen, •
fonbem burch bie feiner ?>erfon gewollte Ehrfurcht unb bie
anerfannte ÜBeiSbeit feiner ©efetjgebung utfammenaehalten.
— Der gelehrte Eginbarbt (f. b.), ein Schwiegerfohn beS
itaiferS, hat bie ©efchichte beffelben gefchrieben, unb in neue,
rer Seit ift tiefe von Dippolbt („Üeben itaifer Jtarl'S beS
©roßen", Süb. Ib21) bearbeitet worben.
fiarl V., röm..beutfcher itaifer 1619—68 unb fchon
feit 15 lü itönig von Spanien, war geboren ju ©ent in
Google
Mari V. (deutscher Kaiser) 554 Hart V. (deutscher Kaiser)
ben 9Mebetlanbin am 24. gebr. 1500, ein be3 tfrj»
berjogS Philipp von £>jfreicb unb bet fpan. Snfantin 3fa»
beUa. Durch feinen Sater, welker ein ©obn beS Jtai»
ferS SWarinrilian unb SRaria'S, bet einigen %oä)ta Jtarrs
beS Jtubnen, leiten #erjoQÖ von SBurgunb, war, bat te Jt 3tn»
fprücbe auf bie öfrr. JBcfujungen, auf SBurgunb unb auf
bie beutfd)e Jtaiferwürbe, wabrenb er mütterlicher ©eitS ein
(rnfel gerbinanb V. unb SfabellenS war unb baburch Crrbe
ber unermefjlicben fpan. jöeftfcungen. 3n ben Slieberlanben,
welche bem fpan. ©cepter geborenen, würbe Jt. erlogen unb
nacb bem SEobe gerbinanb V. würbe er Jtönig von ©pa»
nien, bod) führte bie Regierung nod) ber Garbinal BEimeneS,
feines ©rojjvaterS berühmter SRinifler, fegenSreid) fort. Jt.'S
«Sater, 9>bilipp ber ©d)öne, war febett frübjeitig gefforben
unb feine SRutter 3fabella war in SBabnfinn verfallen. £cr
junge Jtonig barte ficr) nach (Spanien begeben unb lebte bier
nur bem Vergnügen. EIS 1519 Jtaifer SRarimiltan I. ge»
fr erben war, traten fem (fnfel Jtarl V. unb ber berühmte
franj. Jtönig granj 1. a(S {Bewerber um bie beutfebe Jtai»
f erwürbe auf unb ber Umflanb, bafjJt. aewdblt würbe, wo*
ju noeb beffen 2fnfprua>c auf JBurgunb tarnen, baS granf*
reieb unred)tmd(?ig an fiel? griffen harte, würbe bie Urfadje
langer blutiger Jtrirge jwifcben beiben dürften. Jtarl V.
war ber erfre beutfebe Jtaifer, weldicr, weil man fürchtete,
er fonne feine große 2Kad)t jur Untcrbvücfung ber 9ted)te
beS &eid>S benuiKtt, eine äBablcapitulation untergebnen
mußte. 3n berfelben verfprad) er als Jtaifer obne ber Jtur»
fürften Einwilligung feinen Jtrieg fuhren unb feinen grie«
ben fcbliejjen ju wollen, fein frembeS JtriegSoolf in baS
Äeid) ju bringen, JReicbS unb Jpofämter nur mit gebore«
nen Teutleben \u befeuert, feinen ©tanb bcö JReiebS unver»
hört in bie 9ietebSacf)t ju erfliren u. f. w., gegen welcbe
Sierfprecbungen er ftcb fpdter in ber 9cotb ber UmfUnbe aller»
bingS mehrfad; verging. Stadlern Jt. Jtaifer geworben war,
ging in feinem SBefen eine ganjlidje SBcränberung vor, in»
bem er oon nun an einen beben würbevoQen <5rn|l unb ein
ftrena ftttlidjeS feben onnabm. Kur ein großer SHami fonnte
ein fo gewaltiges Sieicb in fo fdjmierigen Seiten regieren,
unb wenn bie eifrigen 83e|trebungen Ä.'S, bureb milbeS 3u>
reben fowol al6 burrr) friegerifebe (Strenge bie bureb bie Ke»
ligtonSfpaltungen gcficrte fönbeit ®cutfct)lanbS r>erjufleUen,
erfolglos blieben, fo war hieran nur ber Umjtanb ©djulb,
ba§ ber ©egenjtonb, wetzet bie Wcmüther entzweite, aO}U
grogartiger 9tatur war, alS bafj irgenb ein iB?cnfcr> im ©tanbe
gewefen wäre, tr)n ju bewältigen. 9lacb feiner 3öal)l eilte
St. fogleicb nacb ^eutfcblanb unb würbe ju Karben mit
unerborter H)ratbt gefront. Jpietauf berief er ben SleicbStag
ju SBormS, auf weldjem 15'2l bie 2lngelegenbeiten ber Äirdje
in Unterfudumg gebogen werben follten. Jt. würbe burdj
Cutber nitbt überzeugt unb biete eS überbieS für feine Pflicht,
als ©(birmberr ber fatbolifcben Jttrd>e aufjutreten. Swar
lebnte er cS befhramt ab, ßutber'n, ber einen faiferl. ®u
leitabrief erbeten batte, wie einfl Jtaifer ©igiSmunb ben
S~>u\i (\. b.) träfe bem freien ©elette als einen Jtefecr, bem
man nidjt ©ort ju balten brauche, fogleicb feitnebmen ju
laffen, aber nacb beffen föreife evfrinett ein faiferl. ßbief, buref)
welcbeS gegen Üutber, fowie Alle, welcbe tmn ferner anban»
gen unb ibn befcbufeen würben , bie iVeicbSadjt ausgebrochen
würbe, ßutber'ä ißueber follten überall verbrannt unb er
felbjl bem Jtaifer ausgeliefert werben. 3n bemfelben 3abre
bracb nun aud> ber Jtrieg mit granfreief) miS. SSähtrl
bie gran^ofen in Spanien ftegreief) waren, würben ft -
ben dlieberlanben gefdblagen. IBalb entfebieb ftd) baS p:.;
für Jt. auf bie gldnjenbfte SBeife. X)aS JpeTjogtbun S5»
lanb, ein beutfcbeS SJcicbc^leben, war von granj L inSeü;
genommen werben unb überbieS fuebte btefer aud> veraltete I»
fprüdje aufKea»el geltenb ju machen; baber entbrannte ba
Jtrieg am (ebbafteften in Stalten. J>erjog Jtarl oon Bei»
bon, ein auSgejeicbneter franj. gelbberr, ging ju Jt. üc>
balb würben bte granjofen auS Stalten vertriebe«. Se
granj I. brang wieber vor, eroberte ÜMlanb unb bellum
SJavia. Aier fam cS 1525 jut emfebeibenben ®a)(aü)t( in
welcber Jt&nig §ran* felbfl gefangen genommen nmrtt 1
ließ ibn nad) SRabrio bringen unb entließ ibn erfi nacr) 3jS
reSfrifi unter borten Seb in^ungen, welcbe Stanj gm (to
lieb befebwor, aber niebt bielt. hierüber maebte ihm mm
Jt. febwere SBonvttrfe, fagte ifmt, baß er weber aU $4
mann nod) als Surft gebanbelt gäbe, unb eS fam unter bei
beiben dürften ju einer JperauSfoberung jum äroeiksi?'';
ber inbefj nicht abgehalten worben ifi. £te unter bat 4jc*
^og von JBeurbon nod) in Italien ficbcnbett Gruppen r#
ten inbef , wie Jt. feierlidj verfteberte, obne fein SBtffen nt
wiber feinen SBißen 1527 gegen JRom vor, eroberten eS tn£
belagerten ben ^apfi, welcber eS aQerbingS mit granj I. bi*.
in ber @ngelSburg, bis er ftcb mit einer grofjen 6nm
QJelbeS loSfaufte, weldje bie ©olbaten als rudftänbiaa Se2
in Änfprucb nabtnen. Jt. war wabrenb ber 3eit n ©P*
nien, lief) für ben ^Japfl öffentlidj in ben Jtirdjen beten iml
legte mit feinem Jpofe ÜErauer um baS uiiglüctlidje (Frti^?
an. Jt. ift wegen biefer JBorfäDe, bie niept obne fein Bf»
wiffen gefebebeti fein foQen, ber galfcbbeit angeflagt «wta
Sftatbbem ber Jtrieg mit Jranfreid) t>ortbeilr>aft für ben m
fer bureb ben ^rieben von Gambrap 1529 beenbet w*»
mar, würbe Jt. ju (Bologna ^um Jtontge ber 2»mM«
unb vom 9>a»fre jum r6m. Jtatfer gefr6nt. aJcTaeienl^
mübte ftcb Jt. im folgenben 3<*bre auf bem 8tctcb«4«*jt I
ÄugSburg, bie fatbolijir)e unb »roteffatttifebe Partei in gwf^
lanb jur jüerf6bnung ju bringen. 3Da« enblicbe SaeM
waren ein faif. 2)enet, bureb welches bie lun)erifi^e Mß
von Steuern alS Jtefeerei verbantmt würbe unb ber f(b«d
falbifdje JBunb, ;u »eldjem bie joroteffantifeben 9tö4tt ]*
fammentraten. ffilcibenbeS SJerbienfl um bie benrfebe Äed»*
pflege erwarb fid) Jt. burdj bie 1532 publirirte J)«t*JV
rid)tSorbnung (f. b.). 9lad> bem augSburgifcbtU Äew*1
tage b<Me St. ju Äetn 1531 bie Jturfürficn btwt^a, je»
nen S3ruber gerbinanb jum r6m. jtöuige ja <BB*^]*
ffin vorlüttftger 9teligion»fricbe fam 1532 9tümherg ntii
ben ^rolefianten ju ©taube. £ic protefiantifeben
flen erfüllten nacb wie vor ibre gebnSpflictt, anb«*
ein Jpeer gegen bie dürfen fammelte, Pellten mia) b»t
teftanten ibren Äntbeil. 9cad;bem ber türf. Ci««
SRüdjuge genötigt worben war, unternabm JtT. tty^
nen 3ug nad) SuniS, bureb weisen er 20,000 jb#»**
ber©flaverei befreite. 2CufS 9?eue brad) ber Jtrieg tnt
reieb auS, obne baß eS jebod> ju einer (frtfdjcibung
men würe, unb 1537 würbe ein ffiJaffcnftiQfianb goW*
ber im folgenben 3«bee auf jebn 3abre verlängert «ru.«»
Jt. V. unb granj I. tarnen felbft ju Xigut?merte«
9Rünbung ber Wbone jufammen unb eS berrfebte
an eine jjeit lang ein freunbfcbaftlicbeS lüeTbtilflnf
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Karl V. (deutscher Halser) (SM
Karl der Kühne
eben beiben Sflonardien. Wad> Deutfd/lanb fe^rte £. 1541
urücf, nad/bcm er eine Empörung gu ©ent in ben 9lie»
crlanben untrtbrücft t;attc. 6$ würbe ber Sfeid/Stag gu
KtgtnSburg geilten, auf welchem Ä. abermals bemüht
oarf eine JBerftänbigung beiber 9ieligionSparteien gu bewies
ta. Siocr) in bemfelben Sabre unternahm Ä. einen Bug
itgcn Jflgter, aber bie SafcreSgeit war ungün|h'g, unb nacb
den Jßefdiwcrten unb perfonlid/en ©efabren mußte er ebne
frfolg beimfebren. Snbeß hatte auef) Rr«:i j I. neue geinbi
tligfeitcn begonnen, aber ohne ©lücf, unb naebbem Ä. 1543
•en abtrünnigen £er$og von .Kleve gegüa/tigt unb ben Weichs»
ag in ©peier gehalten batte, rüdte er 1545 in granfreid)
in, brang bis gu gwei 2agerrifen von Taru> cor unb febloß
en grieben gu GreSpp, welcher ben frühem Auftaut wie;
crberjteüte. it. mufiic trog ber SJortbeile, welche er errun:
tu hatte, in tiefen grieben willigen, weit bie beutfdjen Än;
Regenzeiten immer fdjwieriger würben. 2Ni bie protefian»
tfa)en gurjlcn auf feine Sßcife nachgaben, fo crflarte eitt-
idj Jt 1540 bie £dupter beS fcbmalfalbifcben SJunbeS in
•ie Reic&Sacbt unb trat gegen fte in offenen Äampf. 3o:
iann griebrieb (f. b.), ber Äurfürfi von ©ad/fen, fiel
1547 in ber ©d/lad/t bei ©liiblberg in feine Aänbe unb
rud) bet $erfon beS ßanbgrafcn von Reffen = Äaflet bcmAd?»
igte er fid>. 2(18 bei Übergabe beS ÄurftirfientbumS an
a Jpcrjcg 2Reri(j von ©ad/fen ber Jtaifer in Wittenberg
ich aufhielt, wollte er nicht, baß man um feinetwiHen bie
luöübung beS proteflantifcben ©otteSbienflcS cinjiellte, unb
iQ einige ßiferer iljm ben JRatb gaben, bie Gebeine 8u»
:;r'j aui bcfjen ©rabe, weld/eö er befud/te, herauswerfen
u lafjen, enviberte ber tftaifer: „3d; führe nid/t Äricg mit
en 5Eobten; er rube in grieben; er fleht bereits vor feinem
Siebter!" 25aS Interim (f. b.), weld/eS St. in gotgt beS
Reichstags ju XugSburg 1548 erließ, batte abermals eine
abliebe Bereinigung ber SieligionSparteien gum 3wccf. (sin
efäbrlid/er unb unerwarteter geinb trat bem Äaifer in bem
turfirfUn SDforuj von ©ad/fen entgegen, weldjer fid/ mit
em frang. Jtönig ^einrieb II., bem Sftad/folger gran» I.,
etbunben blatte, St. in Sirol überfiel unb ibn faft felbft in
5nn»bru<f gefangen genommen batte. SUon ber ©id/t beim»
cfud)t, mußte fid/ ber Aaifer in einer Sänfte beS Wad/tS
orttragen laffen. SDlorife überließ baS faifcrl. ©d/loß gu
suusbrucf ber ^lünberuna unb begab fid; barauf auf bie
: sPaffau berufene gürfienoerfammlung. 4?ier unterban»
ttte ber Äaifer burdj feinen Jörubcr ^erbinanb mit ÜVori(j
ab feinen SJerbünbeten wegen beS griebenS, worauf 1652
r. paffaucr Bertrag gu ©tanbe fam, welcher bem Sanbgra»
in von Reffen bie greit>eit wieber verfduffte. 9?un wen»
tu fid) Ä. trog feiner fortwäbrenben JtranflicbJeit gegen
5 unfreier/, ebne jebod) gu einem befriebigenben Erfolge gu
:'iuugcn. '2luf bem 9ieid)Stage gu Augsburg 1555 warb
a paffauer SU er trag betätigt. & faf> aU< feint großartigen
Plane met/r ober weniger curdi baS 3fti$gcfd)ict ber legten
syre vereitelt unb war überbieS von fortwäbrenber Äränf»
iebfeit ^eimgefud/t, baber verfammelte er 1555 bie nieber»
iub. Staube gu iiöwen unb übertrug bicr feinem Sohne
lipo bie Siegierung ber 9ueberlanbe, na* fem er in einer
tierlicpen Stete gefebilbert batte, wie er fein gangeS geben
tm SSJoble ber ^tetigion unb feiner Uutert bauen gewibmet
abe unb jefct, ba ir/m bie Gräfte immer meljr ftr/wänben,
feine testen gebenStage ©ort wibmen wollt. 3m folaenb«
Sabre ubtrgab tr feinem Sohne auch bie fpan. Stegterung
unb machte fieb nur ein Sabrgclb von 12,000 Xufatea
auS. ©ein IegteS 23erf war bit JQtrmittelung beS üöaffen*
fünft ante» mit gran freier/, weldjer 1556 gu BauctUtS ab*
gefd/loffen würbe. Qt machte ned/ tintn SSerfudb, feinem
©or/ne bie btutfcfce Äaiferfrone gu verfd/affen, unb banfte,
a(S berfelbe feblgefdplagen war, fkmlicf/ ab. 3m Sept. 1556
febiffte fieb St. . nad/ ©panien ein unb ging l;ier in baS $ie>
ronr/mitenflofler ©t.*3uff in Gflremabura, wo er noch gwei
Sabre in ftöjitrlicf/tr ginfamfeit nur mit 2tnbacbtSübungtn
unb fünjilidjen ^anbarbeiten befdjdftigt, lebte. GS wirb tri
gihlt, tr l;abc gwti Uhren verfertigt unb fid} lange ver»
geblid) bemüht, biefelbtn in völlig gltid/mdßigcn ®ang gu
bringen; entlief? habe tr ausgerufen: „Wicht einmal gwei
Uhren, bie mtintr tigntn £anbe Sßert jmb, vermag ici> in
Ubereinfiimmung gu bringen unb unternahm tS in thorid}»
tem Sinne, fo viele von Watur verfd/iebtnt 5B6lftr gu Qxntt
Überzeugung gu gwingen!" ISS wirb auch ergabt, baß St.
furg vor fernem &ote fein eignes geidjenbegängniß t/abe be»
geben laffen. Qx ließ ftd) im offenen ©arge ftitrlicf/ in bie
jtiref/t tragen unb biet wurbt für ibn tin Sobttnamt gt«
halten, föalb barauf ffarb et 1558. (sbe er von Äranfb'eit
niebergebeugt würbe, war er tin fdj&ner, ffattlicber 2Kann
mit belfern «f)aar unb blautn "Äugen. 'Äuf feinem blaff tn @t>
ficht ruhte ffttS tin tiefer, (5l;rfurd?t einflößenbcr Gmfl
Earl ötr flüljnf ob« beröerwegtne, ^erjog »oniBur»
gunb 1467 — 77, war einer ber ftreitbarflen gurff en feiner 3eit
unb würbe aB ein Sohn ^hiiipp'S beS (Hüten unb SfabtQenS
von »Portugal 1435 gu £)ijon geboren. Gr führte anfangs btn
Warnen eines ©rafen von Gbarolaiö unb zeichnete fieb f*sn
als fol(f)er tureb Xapferfeit auS. ©ine Seit lang lebte er ent=
femtvon bem ^>ofe ftineS SaterS tn^olianb, bis er auSge«
föhnt mit bemfelbrn .^urücff ehrte unb an bie ©pifce tintS gtgen
ben fremj. Äönig, ifubwig XI., gerichteten SSünbniffeS trat.
5JJit einem mächtigen ^eere erfd>ien er vor $ariS unb lie=
ferte baS treffen von SÄontlheri, in welcf)em er gwar tintn
Xbeil beS (inigL ^eerS in bie $(u$t warf, aber feibff tn
(De fahr aerietb, getootet ober gefangen gu werben. Wur bie
belbcnmdißigffe Xapferfeit rettete ibn. Wächtern St. 1467
feinem Safer als ^ergog gefolgt war, güd)ttgte er ?u nach ff
bie rebellifd)en üüttieber, ging bann nad) ©ent unb hielt
hier ein nach febwereres ©trafgeri(f)t, benn bie ©enter hat-
ten ibn v orber genöthigt, ihnen gewiffe Freiheiten gurüefgu.'
geben, bie ihnen von Philipp bem (Duten tntrifftn Worten
waren. 3m folgtnbtn Sahrt vttmdblte fid) ber £ergog mit
ÖJeargarethe von ?>orf, einer ©cf)wefler beS X6niqS von
dnglanb. (Einen neuen Sinfall in granfreid) webtte Äonig
ßubwig nut baturd) ab, baß er bem ^ergoge St. bie (Summe
von 120,000 (Doltgulben auSgablte. 8ubwtg, we'cher ebenfo
liftig unb treuloS, wie Ä. unterntbmenb unb ver -regen war,
fam nun gu gütlicher ÄuSgleicbung gu Ä. nad) gerönne.
Aber Ä. erfuhr, baß, währent Subwig ih'n greuntfehaft l)tu--
d)elte, frang. Äbgeorbnete bie Süttid)er gur (Empörung auf*
reigten, nahm bah er ben &6nig gefangen unb gwang ibn,
mit Mm bic (Smp6rer gu gieben. cüttid) wurbt mit ©türm
genonnun unb ben Änegem gut $uiaberung preisgegeben.
2>en flüchtigen Xonig von Snglanb, Gbuart IV., unter;
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fhfljte K. 1470 mit ©elb unb Sdnffrn, um fein JReicb wie»
berjuerobern. ©cbon im folgenben 3abre brod) ein neuer
Krteg mit bem franj. Könige aus, in meinem üdj Ä. burc&
©raufamfeit unb £arte »erjagt machte. 6r würbe gejwuns
gen, einen SBaffenfhtlftanb einzugeben, brach benfelben ober
unb »erwüftete baS Lanb jrnfrit ber ©omme. €r ging
mit bem $Iane um, fein Lanb nod> weiter, befonberS au*
nad) bem fl?^eine bin, ju vergrößern unb bann baffelbe ju
einem Königreiche ju erbeben, wobei ibm ber röm. beutfepe
Kaifcr, firict-rid) III., b c b ü 1 fl i cf> fein fodte, mit beffen ®or)ne,
bem nachmaligen Kaifer SKarimiltan , bie einzige :2V du er
K.'S, SKaria, bie (Srbin aller feiner {Bedungen, »ermdblt
werben foQte. 3n biefer 2f bfict^t {am ber Kaifer mit K.
1473 in Zrier jufammen, ohne baß man jeboeb ui einem
beftimmten 9?efultate gelangte, obfehon K. bereits mit fönig*
lieber bracht auftrat unb alte SBoranftalten jur Ordnung ge^
troffen hatte. £>et &aifcr bracb bie Unterbanblungen ab
unb ber in feinem ©tol^c gcfrdnftc «fjerjog begann nun,
1474, ben fölnifeb, i« burgunbifcb, en Ärieg, in welchem ber
Kaifer fclbfl mit einem '4>eere ihm entgegentrat. Wachbem
K. 10 SRonate lang 9feuß »ergebend belagert hatte, mußte
er einen grieben abfctjließen, ber feinen rroberungSfiicbtigen
unb ehrgeizigen flauen nicht ertt-pracb. ßr jog nun nach
Lothringen, »ollenbete beffen Eroberung 1475 burch bie ©in»
nähme »on 9cancn unb begann ben Kampf mit ben ©cbwei*
jern buret) bie ©roberung »on ©ranfon, in welcher ©tabt
er bie 800 9R. frarfe {Befabama niebermachen ließ. Darauf
würbe K. aber 1476 bei berfelben ©tobt in einer Schlacht
pillig befiegt unb ein neue« .£>ecr, mit welchem er nach ber
©cbweij fam, unterlag ebenfo in bemfelben Sab« in ber
©cbiacbt bei Kurten. Unter ber Leitung be* »frerjogS von
Lothringen jogen bie fiegTeichen ©cbweijcr »or 9cancp, »er*
rdtherifeh ging ein STbetl »on K.'* $eere jum geinbe über,
aber mit einem nur 4000 SR. ftarfen £eere wagte ber #er*
funffi
bennerf) 1477 bie ©flacht gegen ben ihm mehr al*
ach überlegenen geinb. Die 82
JBurgunber würben »öllig
gcfcblagen, K. felbfl, »on ber {Berwirrung ber glucbt mit
fortgenffen, fh'irjte mit feinem 3>ferbe in einen ©raben unb
würbe burch einen Lanjenfticb get6btet. (hfl nach einigen
Sagen fanb man ben Leichnam, welcher burch &Iut unb
©chmuj fo entfleQt war, baf man ihn nur an ber Länge
be* JBarte* unb ber ginaerndgel für ben beS £erjogS ers
tonnte, ©cit ber ©ctjlacbt »on Kurten hatte nämlich Ä.
SBart unb 9tägel rtiebt »erfdbnitten. K. war fampflufrig,
ftolj, cljvgetjig unb in ber SButb be* Kriege* graufam unb
hartherjig; feine Unterthanen aber beljanbelte er »dterlich
wohlwollenb unb hielt auf (Irenge ©eteebtigfeit. ©ie Leiche
be* $erjog* würbe ju Siancn. beigefefct, fpäter aber brachte
fte Kaifer Karl V., ber Urenfel Stfi, nach »rügge. ÜRaria,
Ä.'ö JEocbter, warb 1477 mit Äaifer 2»arimilian I. »ermdt.lt.
Sari IX., König »on Srantreitt) 1660— 74, ber jweite
©obn ^»einrieb U. unb ber Katharina »on Webici (f. b.),
geb. 1550, folgte feinem »ruber granj II. jundchfl unter
ber SJormunbfchaft feiner »utter. SDurch Katharina'* e(t
aenniigige f oiit iE entbrannten balb bie blutigen Hugenotten*
itriege, welche mit ber »arifer IBlut boeb^ett (f. b.), fo
graufam biefelbe auch mar, nkbt beenbet waren. Vu%nacb<
bem K. 1563 für münbig erfldrt worben war, h<rrfcr)te Ka»
tharina burch bai geißige Übergewicht, weicht* fte über ihn
ju behausten wufte. »tfonbtr« mochte Ä. babura) gegen
Karl X. (KSniff tob Franfcr |
bie Hugenotten empört worben fein, baß biefelben 1563 its
?)lan hegten, fidb feiner $erfon }u bemächtigen, beffen 2tc«c
Wh™ng. Per König nur burch eilige glucht entfam. J>ennixJ
neigte fich K. fpäter bem £)berbau»te ber Hugenotten, ta
2(bmiral Qolignn, mit folchem SSertrauen ju, ba§Kan)ariiu
ihren ßinfh: p fchwanfen fob. ©ie wufte baS ©tmütb ibrri
©ohne« jeboch fo eingufchüchtern, ba§ er bie SJewiUi^u";
;u ber »luthochjeit gab. (Sx felbP foO »on bem »alcon tri
^alafie* au$ auf bie fliehenben Gal»ini|}en gefeboffen b:bc.
dennoch Flagte K. felbfl nach »er Zbat bie ©uifm in ^
fentlichen ©riefen wegen ber »eiübten ©raufamfriten en;
aber febon in acht Sagen hatte ihn feine SRutter wieber f»
umgejhmmt, baß er fclbft erflärte, bie $mri#tung
genotten befohlen ju hoben, ©ewiffenlangft foU ben 5.,
bi« an feinen Äob, 1574, »erfolgt unb geangßigt tytoa.
fiarl X. (Philipp) , König »on granfrtich 1824-30,
ber S3ruber ber franj. Könige LubwigXVL unb Lubwig XTIÜ,
geb. ju S3erfaifle8 am 9. £3ct. 1757, führte anfangs >o
SEitel eine* ©rafen »on ÄrfoiS. Gr »ermählte fich 1773
mit ber 9>rinjefTin ÜRaria SEherefe »on ©a»o»en , welche i>n
ben 4j>fr5°9 »on 2(ngoul*me (f. b.) unb ben fierjog rra
Serri (f. b.) gebar unb 1805 ftarb. 8ei ber Sdagranj
»on ©ibraltar 1782 biente ber ©raf »on Brtoi« ali fteu
wiüiger im Lager »on ©t..9?och unb würbe barauf $un
LubwigSritter ernannt. 3m 3. 1787 jog er al8 ^räiitru
be* {BureauS ber Notablen burch bie »on benen feiner Sri
ber abwetebenben ariftofratifeben ©Innungen ben Uas>t2a
be* Boltt auf fleh. Qx unb ber fhrinj »on ßonbe" wms
bie erflen »ornehmen granjofen, welche auS bemSaterlaoN
auSwanberten , um auswärts" ben {Bewegungen ber Sircit'
tion SSiberflanb ju leiflen. K. ging 1789 junädjß n:±
Surin, bann nach SRantua, wo er mit bem Kaifer tec^i
jufammenfam, SBormd, Srucf bei {Bonn, {Brüffrl unb SSia
{Bei bem ßongreffe ju ^pillntft war er für bie ©ache bt* fta^
KönigthumS überaus thätig. 9la*tem Lubwig XYl hi
ßonßttution 1792 angenommen unb befchworen h«tte, f>
bette er bie franj. f)rinjen auf, nach grantreich pnitp-
fommen; biefe aber erflarten, baß fte bie ßonffitutum icm
anerfennen unb unter ben obwaltenben fBerhältmffen rriebt
»urücffehren woHfctt. Uie ^lationaloerfammlung entzog 4
hierauf ba* ihm au?>gefcfetc 3abr3elb. K. war thätig, rät
©egenre»olution in Sranfreicb ju »eranlaffen unb führte Ka
JDberbefehl über baS (fmigrantencorpS, welche* mit ber pwf
Brmee 1792 in bie ßb^mpagne einbrang. SRachbe« 8ot«
wig XVI. auf bem Jöluigcritffe gefaUen war, nahm fein 1
terer JBruber Lubwig beit STitel eineS Regenten »on Jw»
reich an unb ertbeilte K. ben eineS ©enerallieutenantS W
Königreichs. Jür feine ©acbe fuebte biefer auch bie
rin Katbarina »on Kuplanb gu gewinnen, fanb awh N"1
ihr wohlwoQenbc 2Cufhahmc unb erhielt »on ihr ^"g^
•wef
Degen. Cnglanb bewiUigte ihm 1794 einen
halt von 15,000 $f. Gr. unb in ber Hoffnung auf
nm eine« ruff. H^Hheer* begab fich K 1796 nach
lanb unb »on hier fchlffte er nach 3le>£>ieu, um ben fr
niglich ©efinnten in ber SBenbee ju Äülfe ju fommen. t'A
ausbleiben be* ruff.£eereS beftimmte ihn, unoerriebterer
jurücfjugehen, unb nun lebte er bi« 1799 auf bem ©ebie
Hol»roob ku ffibinbura. 3n biefem 3^hre woOte er W ni*
ber ®«h»eij ju bem ©uworofffchen Aeere begeben, erfitrr
aber unterwegs bie Slieberlage Korfafoff"« unb ging W-
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Karl X. <K5nlg von FraaMr) 551 Karl I. (Ktfnlg tob England) '
acb Ängtonb jurücf. 9cachbem er fieb wieber längere Seit
t ebinburg aufgehalten, fam er 1803 nach Sonbon unb
bte feit 1809 auf bem von gubwig XVIII. erfauften ©cbloffe
MrtrceU. Tili enblicb bte pecre ber 5Bcrbünbeten 1813 ge»
tn granfreici.) vorrüeften, fam A. nacb bem geftlanbe, ging
ii gebr. 1814 über ben JRbein unb trat in 9iancv nach
capoteon'S Xbbanfung als Söerfunbiger „beS 5£riumpbS ber
rtibeit, ber perrfdjaft ber©efefce, ber 2fufoebung ber 6on»
ription unb ber bereinigten ©efälle, unb ber gänjlichcn
tageffemjeit beS Vergangenen" auf. 3u Paris hielt er am
2. 'Äpr. 1814 feinen ©injug, übernahm bie Seitung beS
:taatö im 9lamen feine» SBrubcrä unb unterzeichnete ben
IkjfenfHailanb mit ben »erbünbeten. 211S gubwtg XVIII.
ngefommen war, ernannte er ü. nun ©eneraloberjten Jber
SaWijer unb ber 9lationatgarbe. 9?acbbem 1815 bte SRacbi
cht von Kapoleon'S Banbuncj naa) Paris gefommen war,
Ite £. nach 8pon, fanb hier jebodj eine fo ungünftige
Stimmung, bajj er ftd; ebenfo eilig wieber entfernen mußte,
fl ging ju bem Jtonige nad; ben 9cieberlanben. Surücfge«
(kl nad; Paris, erwarb er fieb bte äuneigung bce SBolfd,
er bei ber SBablverfammlung in Paris ben JBorftft
';. ZU am 7. Ott. 1815 bie itammer eröffnet würbe,
meuerte er ben fcfeon am 16. SRärj geleiteten gib ber
Crtue für bte ßbarte. 2113 SJorffanb eincS SBureauS nat)m
; crauf an ben ©efebäften ber PairSfammer £ljeil, jog
4 icbocb, fp^tcr juritd? unb legte 1818 auch ben JDberbei
:U über bie SRarionalgarbe nteber. £ie Partei ber an ber
Uen SD?acbt beS JtönigS unb ber .Kirche £ängenben# feblop
'a> enger an ir>n an, unb babureb verlor er [ehr in ber
lebe beS SBolfS. Stadlern er jebod) am 16. Sept. 1824
tlbft JWnig geworben war, erregte er bureb feine offentli»
'icn (frflürungen bie IBcgetfterung beS SMfS für fidj unb
nurbe mit Jubel in partS empfangen. JBalb barauf flellte
t. bie Freiheit ber treffe btnficbtlid) ber äeitfebriften ber.
3<t feiner feierlichen Krönung ju ÄbeimS 1825 febwur at.
iaa> ber Short", regieren ju wollen. 2lUmälig neigte er fieb
ta immer mehr einer unter bem SRanfcl ber JKeligton geinb»
tiigfeiten gegen bie bejicbenbe SBerfaffung verbergenben Par«
i i\u. Die 3cfuitett, welche burdj ein unter gubwig XV. er»
tienenel ©efefc für immer auS granfreich oerbannt fein foQ>
m, bitten fieb eingefeblicben unb fanben beim jVönige unb
Sinifterium Unterftüfcung. 55er Sftinifter SBiUcle hatte fid;
J in ber ginanjvermaltung mancherlei Vorwürfe jus
i unb 1827 trat eine bem SKinifterium burcbauS wi*
iftrebenbe .Rammer jufammen. Der Aönig entlief? SJitlcle
berief Aurignac an feine ©teile, welcher, um baö Sier»
■ mm beS SjolfsJ berjuflellen, ju (Soncefftonen bereit war,
i« aber ber Äönig mit @nrfcpiebenbeit von fieb abwies.
uiuernabm eine Steife nacb bem Slfaß, ber am wenig«
len ber fönigL Partei ergebenen ^Örovinj, unb ba ba5
K bierin eine Ttnnäberung^ }u feinen SBünfchcn ju
icn glaubte, fo würbe er überall mit S3egcijterung em>
fangen, (ix aber glaubte, bie tbm bezeugte 3uneigung gelte
einer »perfon unb befcblofj, mit entfebjebener Strenge gegen
in wiberfhebenbe Partei aufzutreten. d& erfolgte bier<
W Cntlaffung bed ÜRinifteriumS Wartignac, ber @ün(I>
:sg beä ÄcnigS, ^olignac, würbe jum trften^Winifter erhoben,
-Kammern würben aufgelöft unb bie verbängnifvollcn
^nnanjen erlaffen, burdp welche bie SuliuSreoolution 1830
f. Sranfrcicb unb 3ulitage) herbeigeführt würbe. SL
verharrte bei ben gefaßten iBefcblüffen, bis eSjtu fpcit war. Qx
hielt fieb in ©t. = ßloub auf unb war vom ®ange ber S3eae<
btnheiten in ^ariö nicht genau unterrichtet. Tili er ba§ bis-
herige äRinifterium entließ unb ben $erjog von SRortemart
an bie ©pifee eines neuen SRinifleriumS ff eilte, war bereits
feine unb feines £>aufeS Untfcfcung vom franj. Königsthron«
befcbloffen. (Sbenfo vergeblich war bie am 2. Kug. ju 9?am»
bouitlet erfolgenbe (^ntfagung Jt.'S unb feines SobneS, beS
£>erjogS von Xngoutcme, ju ©unften beS jungen $einriet),
eperjogS von IBorbeaur unb ©ofrn beS a^erjogS von S3erri,
für welchen ber ^)erxog gubwig Philipp von ßrleanS bie
8?egentfcbaft führen folite. Durch bie Drohung, mit ($u
walt feine Entfernung erzwingen ju wollen, ließ fid) Ä.
bewegen, nad; öberbourg abgreifen, nachbem er bie Äron>
biamanten fyeTauSgegeben hatte. Ginige ©cbwabronen ba
Leibwache bienten ihm auf ber 9?eife )um ©d)ue). 21 m 16.
2(ug. verlieg SL mit feinem (befolge ben franj. JBoben. 3h"
begleitete ber Dauphin (-per jog von 2IngouUme) unb beffen
©emahlin, bte $er)ogin von »erri unb beren Ämter, ber
SDrarfcbaU Wiaxrnont, ber «perjog 2(rmanb be ^olignac, bei
^>erjoa be Öuife, jufammen 60 Verfemen von ©tanbe. 2(uf
jwei Schiffen begab fieb bie ganje ©efellfchaft nach <£nglanb,
wo St. bie (Jrlauonifj erhielt, als Privatmann fid; aufjufctalttn.
St. führte ben Kamen eincS ©rafen von ^ontbieu unb hielt
[ich mit ^Bewilligung ber engl. {Regierung wieber }u ^ol^roob
in Gbinburg auf. <Sx fanb hier allgemeine SThetlnabme unb
erwarb fid; bie Siebe unb Serebrung ber iBewobner, fobag
er bei feiner im ©ept. 1832 erfolgenben 2lbreife ^ridjen
aufrichtiger Zuneigung empfing, über pamburg unb JBerlin
ging bie fonigl. gamtlie nacb. Prag, wo fte ihre SBor)nung
tn bem .prabfebin nahm. Der Jtönig fuebte ju ®itk in
bem Vergnügen ber 3agb, welche er von jeher leibenfcbeift«
lieb liebte, äerftreuung; bod) bielt ihn fpäter Ävänflicbfcit
häufig von berfelben ab. ©egen baS Cnbe beS %al)xt$ 1836
begab er fieb mit feiner $ami(ic unb feinen bei ihm geblie»
benen Xnt/cmgern nad; ©örj, um bort feinen bleibenben
SBobnft^ ju nehmen, iturje 3eit nad) feiner 2£nfunft er«
trantte er an feinem 9IämcnStage an ber (Sbolera unb ßarb
am 6. £>ct. 1836.
ßürl h, 1625—49 Äomg von Cnglanb, war ein ©o&n
3a! ob IV., jt&nigS von ©djottlanb, welcher ber eiifabeth
alS 3a?ob L auf ben engl. Sbron folgte. Der -^erjog von
Söucf ingha m, ber ebenfo ränfefüdjtige als unbefonnene ©ünft«
ling fernes CaterS, wufjte fid} beS jungen Prinjen S3er«
trauen in einem ©rabe )u erwerben, baß er ihn ebenfo febr
unb noch mebr als 3afob I. beherrschte. Ä. folite fid) mit
einer fpan. 3nfantin vermdblen, aber JSudingham hinter«
trieb burch fein unbefonneneS benehmen biefe JBerhinbung
unb fchtof bann mit bem franj. £ofe ben Bertrag )urfBer>
^eiratbuna St,'t mit ber Prinjeffin Henriette, einer lochte r
.^einrieb IV., ab. 9?ad)bem it. ben Zbron befHegen hatte,
würbe bie 8krm(u)lung vollzogen. 2tlö baS erfte Parlament
jufammengetreten war, verweigerte baffelbe auS ^afj gegen
ißudingljam, welcher ben Ä6ntg Ienfte, bie aefoberten ©elb*
bewiQigungen. DaS Parlament würbe aufgelSft unb im foU
genben 3at)re ein neues berufen, welct)eS, ba eS ffirfchrceo«
ben gegen bell ©ünftlina auSfprad), baffelbe ©chidfal hatte.
Sortwabrenb verleitete iBucfingbam ben Xonig ju unbefon*
nenen unb wiUfurlictjta SRafrcgeln unb vcnvidelt« ihn
Marl I. (König: von England) 558 Karl EL (König Ton England)
enblid) auch mit granlreicb, tn einen Ärteg, bet ebenfo un*
glücflid) als f&itnpfud) geführt würbe. C£irt 1628 jufains
menberufeneS Parlament ging barauf auS, ben burch bie
Magna iharta begrünbeten ©runbvertrag jwifchen Äönig unb
Siolf uj erneuern unb Sucfingbam verleitete ben Äöniq, bem
Parlamente bie SBeifung ju geben, baß eS ficr) nicbt mit
Staatsangelegenheiten, fonbern mit ben ©elbbewiüigungen
ju befcr)dftigen fjabe. hierauf warb JBucfingham angeflagt
unb man bat ben Äönig, ihn von feiner Perfon ju entfer-
nen , worauf bie Vertagung beS Parlaments erfolgte. Seicht
lange barauf würbe öuefingham, ber mit großem Gifer eine
neue ÄrirgSrüftung betrieben hatte unb felbjt bie Leitung bers
felben übernehmen follte, von einem ftanatifer ermorbet.
SBegen gewiffer Abgaben, ber Pfunbj unb SEonncngelber,
entfpannen ftd) neue 3wi(lig?eiten beS Parlaments mit ber
Regierung, welche bei ber Vertagung beS Parlaments gut
Gmpörung ausarteten. 2)aS Parlament würbe aufgelöfl;
bie ßmpörer würben befhaft unb ber König erflarte, baß
er ?ünftigl)in ohne Parlament regieren wolle. 9iad)bem nun
1629 mit Sranfreicr) unb 1630 mit «Spanien Jrteb« gefdjlofs
fen worben war, regierte Ä. 11 3abre eigenmächtig, aber
jum ©lüde unb 2Boljlflanbe feiner Untertanen. £>a faßte
er ben @ebanfen, bie fdjot. Äirdje mit ber engl, ju »er*
einigen unb 2aub, ber ©ifebof von 2onbon, betrieb biefe
Angelegenheit. 2Me gewaltfamen Schritte aber, welche ju
Erreichung tiefer ttbftcht getban würben, hatten einen Hufs
rühr jur Solae. 35urch eine allgemeine SBerfammlung ber
preSbnterianifchen Äircfae glaubte Ä. bie 9tube h^ßeQen ;u
f innen, ba aber biefelbe fogleid) mit einer Anflöge ber 53i;
fcr)öfe anfing, fo ließ ihr ber Äönig ihre Äufiöfung anfün;
bigen, ohne baß fie jebüd) gotge leijtete. SS tarn entlief)
»um S3ürger?rtege. ©raf von ©trafforb, ßterfönig von
Srlanb, leitete bem Äönige frdftige £ülfe unb veranlagte
ihn, etn Parlament einzuberufen, welches auch jufammens
trat, aber ebenfo fchnell wie bie frühem Parlamente wieber
aufgelSjt würbe, inbem ber StaatSfccretair Siane burch faU
fche Berichte Parlament unb Äönig hintergangen hatte. Gin
2£ufiranb in ßonbon brachte baS Beben beS GrjbifcbofS 2a ub
in ©efahr. ©cgen ben Statt) Strafforb'S ging Ä., welchen
bie brohenben Bewegungen gefchreeft hatten, auf Unterhanb;
lungen mit ben Gmpörern ein, fd)loß einen vorläufigen Stie-
ben unb eröffnete 1640 baS in ber ©efchichte unter bem
JBeinamen beS langen berüchtigte Parlament. 2)aS Unter«
hauS beffelben beflanb größtenteils auS Puritanern, welche
Äundcb|t ben ©rafen von ©trafforb beS £ocbverrathS an»
(lagtcn. Derfelbe würbe trog beS gBiberjtrebenS beS ÄönigS
Htm Xobe verurtbeilt unb 1641 hingerichtet. Gin gleiches
ischic* fal traf 1645 ben Grjbifdwf 2aub; balb fah fttfj ber
Äönig nur «on Puritanern umgeben, welchen er ebenfo febr
mißtraute, wie fte ihn haßten. £a* Parlament maßte ftcb
inuner mehr von bem finiglicben tfnfeben an, eS fpradb
laut feine ÜJciSbilligung über bie bisherige {Regierung Ä.'S
auS, fpvacb ihm baS Siecht ab, baS Parlament aufjulöfen
ober ju vertagen, errichtete für fich eine eigne ©arbe, griff
bic Gbre ber Königin an unb foberte bem Könige entlieh
fogar bie ©ewalt über bie militairifebe 2Racbt ab. 2flS ftefa
berfelbe weigerte, brach 1642 ber offene Jöürgerfrieg auS.
£er Äönig ging nach *2)orf unb berief ein bem lonboner
cntgegenwirfenbeS Parlament nach JDrforb. 2>ie Sache beS
ÄönigS machte wieber entfebjebene gortfchritte,*ulS Ä. 1645
von Gromwell (f.b.) tn ber Schlacht bei Stafeb« on'f':
gen würbe. Ä. entfloh nach Schottlanb, würbe anfa^
vom ^eer unb Parlament gut aufgenommen, aber n«c:
für 400,000 Pf. et. rürfjianbige ©ubfitien vom fi:
Parlamente an baS engl, ausgeliefert. 9?un bemdehtiotr - :
baS unter Gromwell'S Leitung ftebenbe J^eer aUed (h'nf.:;
feS, entriß bem Parlamente ben gefangenen Äönig, bem <
jwar gelang, nadj ber Snfel 2Bight ju entfommen, ber fr:
vom ©ouverneur berfelben wieber ausgeliefert würbe. 6ror
weit bilbete baS Parlament nach feinem ©efaüen um r
barauf würbe 1649 Ä. beS <v> och Venrath* angeflagt. tn
Äönig erfannte baS niebergefegte ©cricht nicht an, irurt.
aber boeb von bemfelben jum STobe verurtheilt unb am 30. 3"
1649 hingerichtet. Gr fiarb würbevofl unb ruhig, nrt
Leichnam würbe gwei Sage öffentlich auSgefreQt, bann tt
in ber ©ruft .^einrieb MU. beigefefct. — Ä.'S I. nd
franj. Prinjeffin Henriette Sohn, geboren 1630, befant
nachbem er ftbon friiher Gnglanb vcrlaffen b^tte, beim 3
feineS StiaterS *.u ^>aag unb nahm fogleid) alS Äarl I!
ben Sitel eineS ÄönigS von ©roßbrrtannien unb Srlart: :•
Sie fönigl. Partei in 3rlanb ergriff alSbalb für t|
2ßaffen, unterlag jeboct), unb nicht beffer ging eS ben24r:
ten, v.; welchen fid) Ä. 1650 begeben hatte. 9?ad) I
©chlacht bei SBorcefter mußte Ä. flüchtig werben Ml
fam nad) Sranfreich, von wo er auf Gromwell'S JBriri^ '
entfernen mußte unb fta) nach Äöln begab. 9?acb Gr
well'S 2obe Ut)xte Ä. naa> Paris jurücf. 3>er Stau!
von «eAottlanb, SJionf, jog enblid) lf>60 mit feinen Ii
pen nach Gnglanb unb berief ein neue? Parlament, t ;: •*.
welches Ä. in bie ^önigL 9Jed>te wieber eingefe^t nmrte. &
jog tmSRai inSonbon ein, eS würbe eine allgemeine lnmt-
fiie mit ÄuSnaljme derjenigen verfünbigt, welche W
bcSurtheil über Ä. I. auSqefprochen hatten, unb el fi
eine SUerföhnunq ber ©cmüther einjutreten, alS bie f.--'
Verlegenheiten, in welche Ä. burch feine SJerfdjwenbunirfr.i
gcrieth, bem 3J?iSvergnügen neue tfnbaltpunft« aabert.
nahm einen 3ährg«balt vom franj. Äönige Subwig Mv ;
unb eS büß baher in Gnglanb, er fei ber 8Jicetöiti;i t'-'
wig XIV. Gin mit 4jollanb 1672 angefangener Ärieg r; -
eine unglüefliche SBcnbung unb enbete 1674 mit einen:
ehrenvollen ^rieben. Ä. flanb unter ber Leitung eint
franj. ^ofe ergebenen ?KinijieriumS, welches er
burch baS Parlament genöthigt, entlaffen mußte.
JBruber 3afob, ^»er^og von ?)orf, ber Thronerbe, |
tholifcben SSeligion uberging, fürchtete baS Bolf I
greiheit ber proteßanrifeben Äirdje, nahm eS jebod) j
heruhigcnbeS Greigniß auf, baß ber Äönig 1677 feint ?!
mit bem proteftantifchen prüfen SBilljelm von Dranit
mahlte. Schon im folgenben 3ahre würbe aber ein.' '
fdjwörung entbceft, nach welcher Ä. ermorbet, fein
3afob auf benSh^n erhoben unb bie fatholifd)eÄir*'
geführt werben foüte, worauf mehre Einrichtungen er
2)urd) baS Parlament würbe 1679 bic berühmte .^al' ;
GorpuSsBcte (f.b.) burd)gefe<}t. Gine neue arvq.J-
SSerfchwörung hatte bie Stiftung einer Partei bf* ^ff'
ber Station jur SJolge, welche ber SJolf Spartet baS (v
wicht holten follte; auS bieten beiben Parteien, ben I
ferS unb WborrcntS, finb bie je^t npcb beftebenbrn •
unb SorieS entftanben. £>tx Äönig jog inbeß turtfr
SBiltfür, burch bie ©ewaltmaßregeln, burd» weicht <;
Karl XII. (König v. Sehwed. ) 559 Karl XBL (Könlgv.Schwed.)
im tönigl. 2Cnfeb>n entgegenflebenben Freiheiten unb JRechtc
ifbob, allgemeinen Unwillen auf ficb unb ber 2fuSb«ch ei»
;r Steoolution würbe nur burcb bif <Srinne«ng an bie fei:
:r JRegicrung »orauSgegangenen (2 Arteten jurütfgebalten.
nbejj würbe eine Serfci)w6rung, welche gegen fein geben
richtet war, entbeett, m welche Wdnner »öm böcbften2irt>
ben tvrwiäeit waren, wclibe ben Hob auf bem SBlutaierüfl
Opfingen. S. regierte ohne Parlament, unterbrudte burcb,
iraufamfeit ben SBiberjlanb ber biftb6flicben &ircbc in Sdwtt«
nb unb baue fo faß abfolute (Gewalt f:\!> v.i eigen gemacht,
S er 1685 plofclicb ftarb. Qt empfing auf bem Sterbebette
e caeramente ber tatbolifcben A;irc!ic, ber er alfo wahr*
jeintid) fc^en längere 3eit betmlich jugethan gewefen war.
iein SJrubcr 3afob Ii. würbe Äönig »on ©rofjbritannien
ib Shrlanb.
fiarl XII., 1607—1718 ÄiSnig »on Schweben, war
>82 ju StorJ&olm geboren, ein Sohn Äarl XI. unb hatte
nc ausgezeichnete ßrjiebung grnoffen, aI5 er nach bem Sfcbe
ineö öaterS, erfl 15 3abre alt, »on ben fiweb. Stdnben
;r groflidhria. erflart würbe unb bie Regierung antrat. 2>ie
trtifcfyen SDiacbte SKufjlanb, 9)olen unb 2)dnemarf wollten
( Sugenb bcS fehweb. ÄönigS benufcen, um baö Änfehen,
elcbcS Schweben im Horben CruropaS behauptete, ju »er»
idnen, unb fcbloffen baber ein Söünbuif?, in beffen Solge
r norbifefie .Krieg ausbrach. 25 er erjie Angriff gefebah »on
eiten ©anemavlS gegen ben £erjog »on .£>olftem;©ottorp,
tlcher mit einer Schweflet Ä.'S »ermdblt war. Ä. begab
i) 1700 feinem Schwager ju Hülfe mit einer gfotte, welAe
:d) bou einem engl.^oüdnb. ©efcbwabei untajiuijt würbe,
3>dnemarf; »or feinet überlegenen 9Jcact)t jogen ficb. bie
cn jurücf, unb als ftd) Ä. jur »Belagerung .Kopenhagens
iefte, fam ber griebc ju Stanbe, burcp welchen ber
t>g von £otftein;©ottorp fein ganzes il;m flreitig gernad)»
Infeben juruefevbielt. Huguft, Äonig von 9>olen unb
ürft uon Sacbfen, belagerte intefj eHiga, fowie ?>eter brt
\t, bei £at »on Öiufjlanb, 9torwa unb bad um ben
finnifien SReerbufen gelegene $anb bebwhte. Ä. wenbete
ficb jundcfcft gegen bie SRuffen, gri(f mit feinen 20,000 M.
baS tn einem »crföanjten Sager bei 9?arwa ftefcente 50,000
fSt. fiarfe raff. Heer an unb trug ben »olljrdnbigften Sieg
baöon, beim bie ganje feinblic&e Xrmee würbe auSeinanber*
gefprengt unb tarn gr6fjtentheti$ um ober würbe gefangen
genommen. Pachtern über bie 35üna gefefet, würben
autfj bie ?)olen beftegt. ©er junge mutbige Ä6nig wieS all«
Unterbanblungen , ju welchen fiA feine Seinbe bereit erfldt»
ten, juruef, »erfolgte unb beftegte bie 9)olen wteberbolt unb
batte enblict) 17a3 ganj f>olen befe^t. 9tun lieg Ä. buret)
ben Garbinal $rima§ ben polt». Xbron für erlebigt crfldren
unb Stanislaus ücSjcjymSfi jum ÄiJnig cnvdblen. Sogar bis
nact) Saibfen würbe ber entthronte Äinig Äuguft v>on Ä.
»erfolgt unb jener fa$ fict) genötbigt, 1706 im grieben ;u
Ältranftibt bie hdrteften öebingungen cinjugeb,en. ?>atful,
ein fiefianber, welcher bie Stabinbung ber norb. 9??ätht£
gegen'Schweben juStanbe gebracht hatte unb ficf) in £reS*
ben als ruff. @efanbtet hefanb, mußte 9t. ausgeliefert wer«
ben unb würbe »on tiefem gum Sobe burü) bai Stab »et*
uttbeilt. Ä. flanb jefet auf bem ©ipfel feiner 3Racbt; ntyt
nur burcr) feine Äut;n|cit unb feine Siege harte er fiel) bre
Ächtung feiner äeitgenoffen erworben, fonbern auch burcr)
bie ftrenge SHannfyucht, welche et in feinem £>eere hielt; unb
burcr) feine eigne SRdgigung. 3m 2ager »on Ältranftdbt wurbt
er »on mehren durften perfonlicr) unb »on anbern burcr) ihre
©rfanbten begtufjt unb auf fein SJcrwenben »erfpract) bei
Äaifcr, ba^ ben ^)roteftanten in Sd)Ieften »oüfidnbige ©e«
wiffenSfreibeit jugeftanben fein foUe. 3m »pfr^ft 1707 »ex>
lief iv. Sachfen unb jog gegen feinen noer) übrigen ©rgner,
ben Sar %>ettx. Qt wollte mit feinet Hauptmacht grabeju
gegen SRoSfau »orruefen, ald er fia) heiSmolenSf »on bem
SCofacfen^etman SJraseppa (f. b.) beflimmen lieg, nact) ber
Urratne ;u geben, wo tbm nach beffen SSerfprccrjen bie £o>
faefen al3 Üerbunbete gufaden follten. heftige Ädlte, be«
ftdnbige Angriffe, ÜJeangel an Lebensmitteln fcpwdchten fein
^eer, bie burd) «ff. Strenge eingefct)üct)terten Äofacfen let=
rieten bem .Könige nicht ben erwarteten Seiftanb, unb ein
»om ©eneral 2ewenhaupt au5 2iefTanb fjerbeigefuhrteS >^Ufli
teer langte in einem traurigen Buftanbe an. Sic lerne Hof*
nung beruhte auf ber Eroberung beS mit SScrrdthcn reich
auögeftatteten ^ultawa, al« f)eter ber ©rofje mit einem
70,000 9R. fiarfen $ecrt ftd) bem fAweb. Äönige in ben
5SJeg ftellte. Ä. felbft war bei einer SJecognoScirang am
SAenfel »erwunbet worben unb fonnte bähet bei ber nun
erfolgtnben Scf)la<f>t fetn?)ferb befleigen, fonbern mußte fieb
in baö treffen in einer Sanfte tragen laffen. 3n ber SAlacbt
bei $ultawa 1709 würben bie Schweben »6Hig gefdjfagen;
iL felbft entfloh, mit SRajeppa unb einer geringen S3ebecfung
unter t>arten 9J?uhfeligf eiten auf turf. ©ebiet, wo er inSBen;
ber ehrenwolle Äufnapme fanb. 9?un erhoben ftd) fdmmti
liAe geinbe Ä.'S »on 9teuem. 25 er Jturfiurft 2£uguft wibeti
rief ben Rrieben »on Xltranftdbt, griebri6 IV., Äönig »on
Sdncmarf , lanbete in Sc&onen auf fa)web. ©ebiet unb 9>e»
tet brang m Weflanb ein. SBd^ienb bie Sdjweben fld) fo
auf a« mf glith gegen bie weit überlegenen jeinbe hielten,
fachte Ä. »on Center auS bie Sutten gum Kriege mit 9?u&«
lanb aufzuregen, rcelcfaeS ihm auch gelang, unb $eter befanb
flef) 1711 m bet oeTjweifeltften 8age, als ibn bie l(ufopfe=
nrag unb Alugbeit feinet ©enahlin JCathariaa rettet» Sie
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KarlXII.fKönlffv.ScIiwed.) MO Karl XIV. (liöni* \.§chwed.)
bewog bie Stoffen jum Serben, in welc&em auf £. gar
feine JRücffidjt genommen war. 93alb gelang ti nun auch
ben Stoffen, ben fdjweb. Äönig bei ber Pforte anjufdjwar*
jen, als ob er femblidje Abfitbten gegen biefe(be hege, unb
tahcr rourbe bem ^Befehlshaber von öenber bei Auftrag er:
tbeilt, ihn jur Äbreifc ju n6tfcigen unb roenn er fidj roei-
gere, ihn gefangen ju nehmen. St. hatte nocb ungefdfjr 300
SR. um fid) unb beftbloß, fid; mit tiefen in feinem Aufent=
baltSorte JUarnifca bei SJenber gegen bie Surfen ju vertbei=
bigen. 9Rit verjweifeltem #elbenmutbe fdmpfte bie fleine
©cbar gegen ein $eer wn Surfen; enblid; geriet^
£au8 inSJranb, er wollte fid; t)erauSftürjen, verwicfelte ftctj
aber in feine ©poren, fiel unb würbe von ben Surfen ge*
fangen genommen. 2)ie Äleiber roaren ihm mit iBlut ge=
trdnft unb bie Augenwimpern vom Pulver verbrannt. @r
würbe nun von ben Surfen nach 2>emotifa bei Abriaihopel
gebraut, SDlit ßefcti unb todjreiben befcbufttgt, brachte er
hier jwei SRonate imJBette ju, intern er [ich für franf au*;
gab, unb nacktem er entlich jete Hoffnung auf Unterftüfeung
von Seiten ber Pforte aufgegeben hatte, begab er [ich, nur
oon jwei SDffijieren begleitet, auf bie $eimrrife. Sag unb
SRacbt ritt er ungefannt tureb Ungarn unb ©eutfcplanb,
muftte noch einen feiner ^Begleiter, ber ihm nicht ju folgen
vermochte, unterwegs jurücflaffen unb fam entlieh im-9(0V.
1714 beS öcaebts vor ©tralfunb an, wo man faum feinen
Augen traute. SDfit uubefdjreiblidjem Subel würbe St. von
feinen Untertanen begrüßt; aber halb nad) feiner Anfunft
würbe ©tralfunb von ben äierbünbeten belagert unb mußte
1715 ubergeben werben. Ä. ging nun nach ?unb in 5cbo=
nen, griff baS ju Ddnemarf gehörige Norwegen an unb
ging mit bem ©ebanfen um, nach ©efriebigung JHußlanbS,
mit welchem Unterbanblunjjen angefnüpft worben waren, fid)
Norwegens unb nachher edjottlanbS, weit ber engl. Äönig
©eorg 1. fidj gegen Ä. erftart hatte , ju bemächtigen. St.
war mit ber Belagerung voji grietricbSbaU" befdjäfiigr, unb
als er im Saufgraben, auf bie SBruftwebr gelehnt, auf bie
Arbeiten fjerunterblicfte, traf i&n eine glintenfugel , weldje
ihm tureb beibe Schläfe ging. AIS man ben Ä&ntg in ber:
felben Stellung tobt fanb, hielt feine £anb ben ©riff beS
25egenS frampfbaft umfaßt. 66 ift fer>r wabrfdjeinlid), baß
bte Äugel nidjt von ben geinten, fonbern von einem 3R6r*
ber im fd)web. ^eere gefommen ift. Ä. XII. war gang jum
jtrieger gefdbaffen, er haßte Hütt, waS baS Sehen verweidjs
lid)t. Sn frubefter Sugenb fdwn liebte er bie 3agb, befotu
berS bie JBdienjagb unb anbere anftrengenbe SetbeSbeweguns
gen. ©pdter, auf feinen geistigen, lebte er wie* ber aes
ringfte feiner JCrieger. ©eine Aleibung war ein einfacher
grobtud)ener blauer 9iorf mit f upfernen Änäpfen , baju fatte
et ftetS große Steiterfiicfetn unb iReiterbanbfdjube an. Auf
feinen Sifd; fam fein SBein, 6fterS genoß er nidbtS als gro*
beS ©rob unb Sßafjer, unb im Sager hüllte er ft<$ in fei*
nen SÄantel unb fdjlief wie feine Ärieger auf bloßer Crbe.
©ein (Sbarafter war von eiferner geftigfeit, bafoet er fid)
im Unglücf ebenfo wenig nieterbeugen ließ, alS er im ©lücf
iibermütbig würbe. 23 od) artete fein ÜRutb juweilen in Soll»
fiujnbeit au6, unb in ber Verfolgung feiner ?>Idne ging et
Au weit, weil feine ^Idne felbft über ba£ ©ebiet beS 9)?6gj
liehen bitiau3fd)weiften. gowie ©d>n>eben unter i^m fei»
nen hitbften ©lanjpunft erreicht hatte, fo fanf et auch
naü) feinem Sobe immer me^r jur pvlitifd)en ©etcu;
tungSloftgfett herab. Auf bem fdjmeb. Sbrone folgte 1
feine an 8riebrid>, ben CTbprinjen von «Reffen, verberrs:;-
©cbwefter Ulrife Eleonore. Sioltaire bat St. Xli ©efebid
fcfaön, wenn aud) nitbt mit hiftorifd;er ©trenge, ^efdjrittr.
finrl XIV. Johann, feit 1818 regierenber Jtönig m
©chweten unb Norwegen, heißt eigentlich 3ean JBac:
3 ul iuö JSernatot te unb i(l, geb. am 26. 3«n. 1764, tc
©or>n einet Sted^tSgelc^rten ju ^ou im franj. Departar
9cieberpprenäen. AuS Neigung beflimmte er fld> 1780 für bc
5>fititairfianb, fam wdbrenb bei norbamerif. Ärieg* üi tn§i
©efangenfebaft, würbe jebod) balb wieber ausgeliefert mi
war bei Seginn ber franj. Sieoolution nod> ©ergeant fiii
rent beS nun folgenben &evo(ution$friegS flieg er ai\: : .
ju bebeuttnben ©teilen in ber Armee. 6r war 1794 n
ber Schladt bei gleuruS 2>ivifionSgeneral, fam im v
ben Saljrc in berfelben ©genfebaft jur SKbeinarmee Knl
namentiid) jum SVbeinübergange bei 9teuwieb bei, ton
birte 1796 eine Divifion unter ber {Kbeinarmee 3ou
unb empfahl fid; im näclftcn ^ahre Napoleon, unta
diem er in "ualien bientc. Qx überbrachte in helfen
trag bie bei Tivoli eroberten gähnen nadj sPariä. IM
rectorium wollte il;m ben Auftrag geben, baS empörte
feilte jur JKube ju jwingen, bod> lehnte ei benfelben ab
fehrtc nad) Stallen juru<f. SRaebbem 1707 ber $ri<c<
(Sampo Sormio gefobloffen worben war, vermäblte rr^
baS 3ar)r barauf mit (jugenie flScrnharbinc £efiree, %
ter beS Kaufmanns ©an; in OBarfeille unb ©a>weffe:
©emablin Sofep^ S5onaparte'S, unb fam alS franj.
ter nad; SBien. K£in ^öbelauflauf, welcher bura)
franj. ©efanbtfcbaftSbaufe aufgeflecfte breifarbige Jabfle
anlaßt würbe, bewog ihn, Sien ju verlaffen unb
Siaftabt, bann nacb »Paris ju geben. S3et SSiebcns
beS jtriegeS 1799 war er anfangs mit bem GbtA
bie iDbfervationSarmee beauftragt, würbe jebod;, al*
reicher unb SJuffen in J)eutfd;lanb unb Stab
Karl XIV. (König Schwert) 5
15 JtriegSminifler na* ^Jariä gerufen. BIS man ibm fAon
:a* brei SWonaten btefeS Zmt wieber abnahm , ging er ntcf)t
ur 3rmee jurücf , fonbern ncifim bcti 'Äbfdjicb unb lebte auf
cm ganbe. 9?a* 9lapole»n'S Erhebung jum erflen ßonful
on biefem in ben ©taatöratb jurücfbcrufen, fonnte er mit
cmfelben ni*t übereinftimmen, unb bie bur* 3ofepb S3o:
laparte bewirfte XuSföbnung mar nur f*einbar. SEJerna»
otte erhielt nun ben jDberbefebl über bie S5$e(iarme« fitgtn
ie aberma(9 im 2fufjlanbe begriffene SJcnbc'e. £>ur* SÖtilbe
inb 3Renf*li*feit wirfte er verföljnenb unb berubigenb.
Scbon mar er jum franj. ©efanbten na* 9lorbamerifa be>
limmt, alS bur* ben 2Bicberau$bru* beS ÄricgeS mitdngs
unb feine Äbreife verbinbert »urbf. 9la*brm Jöernabotte
.804 an SRortier'S ©teile na* £ano»er gef*icft worben
rar unb er ft* hier bur* fein bumancS JBenebmen aUge»
neine Siebe erworben battt, ertbeilte tom 9fapoleon 1805
m3 ©roßfreu} ber CrbKnlegton unb ernannte ifjn jum ÜKar*
*all von granfrei*. SJon £ano»er auS führte JSernabotte
in franj. £>ecr bei BuSbru* beS ÄriegeS gegen Sbfhei*
>en £)frrei*em in ben iRücfen unb jei*nete ft*in ber
5*la*t bei flufttrliö auf baS t>ortt)ciI^«ftefie auS, worauf
rr 1806 ben 3itel eines Surften »on $onte ßorvo erhielt.
5u* an bem (Erfolge ber Schlachten bei 3«na unb fluerftäbt
»arte 93ernabotte wefentli*en Xntbeil unb er mar eS, ber
)cn ©eneral 83lü*er na* Bübecf »erfolgte unb ihn jur 6a:
5itutation »wang. Segen eine Äbtbetlung ©*roeben, welche
it granjofen ju ©efangenen ma*ten, benahm er ft* mit
rroger 2Renf*enfreunbii*feit. 9?a*bem er fi* hierauf na*
Preußen gewenbet, lieferte er 1807 ben Sfujfen bie ©*la*t
><i ÜRobrungen, bur* wcl*e biefelben von einem Überfall
hc franj. £auptarmee abgehalten mürben. 23ei ©sangen
vurbe er tnbeß »erwunbet unb jurücfjugeben gezwungen.
£a3 in ©cutfdjlanb jurücfbleibenbe $eer würbe nun feinem
Oberbefehle übergeben unb 1809 erhielt er ben SJefebl, mit
na SaAfen ju ber franj. $auptarmee in jbftreiA ju flößen.
b fo*t in ber ©*ta*t bei Söagram mit, eroberte baS £>orr
irtb behauptete eS jwei ©tunben lang. 25a foberte er oon
Mn ©eneral £>upaS Unterjtüfeung, erhielt aber jur UnU
»ort, baß benfelben b^bere fBefeble abhielten, ihm JBeijtanb
iu leijien. 9ta*bem fi* IBernabotte nun auS Bagram jus
üefgejogen hatte unb bie ©*Ia*t beenbet war, bef* werte
I fi* bei 9tapoleon über ben ©eneral 25upaS. Siefer aber
»urbe »on bem Jtaifer entf*ulbigt unb SBemabotte »cruncinigte
tarüber fo mit Napoleon, baß er feine JBefeblSbaberftellc
ueberlegte unb bie Xrmet oerließ. 91 un lebte er ju 9>ariS,
uurbe |ebo* »on bem Ariegöminiflerium an bie ©pifce ber
Jruppen gefleüt, wel*e ben (fnglänbern entgegengeben foü»
ttn , bie auf SSal*eren gelanbet waren. er war in ben
•Prioatflanb jurücfgefebrt, als er 1810 bie 9ia*ri*t erhielt,
faß man bamit umgebe, ibn jum Jtronprinien »on ©*weben
)\i erwählen. Die bei ibm erf*einenben f*web. ©efanbten
ivieS Ccrnabotte an Napoleon, wel*er bie 2üabl auf ben
Wntj »on Ddncmarf ju lenfen gemünf*t hatte, aber ben
: ten erwiberte, baß er ber (Erhebung beS $rinjen »on
Tonte Soroo jum Äronprinjen »on ©*weben ni*t entge*
m fein wolle. Zm 18. 2Tug. 1810 f*lug wirfli* ber
lAmeb. Äönig Äarl XIII. ben Stauben beS Jtonigrei*S S3cr>
• rotte jum Äronprinjen unb einftigem Ä6nige »or, unb
ein von ben ©tanben nicbergefejjter 'ÄuSfcb uß wählte ihn am
BlU«;CcilS.i£(f. II.
I Karl XIV. ( König: v. Schwert.)
21. 2fug. fall einff immig mit ber Sebingung, baß er )ur
etangelif* • lu*erif*en weligion übertrete. Äarl XIII. ma*te
bie 2ßaht am 26. ©ept. 1810 ber S?ei*§»erfammlung ju
fcrebro befannt, na*bem S3ernabotte »orber jum Siitter beS
©erapbinenorbenS erhoben werben war. Der nunmehrige
Äronprinj »on ©*weben würbe juglei* 9?ei*Sgeneraliffij
muS. dx legte am 19. £)ct. 1810 ju £cift'ngör im ^attfe
beS f*web. GonfulS baS ©laubenSbefenntniß ber e»angeli|*>
lutherif*en Jtir*e ab, (anbete am 20. ju $elfmgborg unb
würbe am 31. JDet. ber 9?ei*S»erfammlung »orge|teüt. fytu
auf warb er bur* eine Acte »om 5. 910». 1810 von
Aarl XIII. aboptirt, nahm bie 9tamen £ar( 3»bann an,
leiflcte »or bem Ztjxont ben Qib als Jlronprinj unb Xt)ton>
folger unb empfing enbli* bie gpulbigungen ber ©täube.
3n golge feines etttfluffeS erflArte ©*weben am 17. 9Io».
1810 an Sngtanb ben Ärieg, alS £. jebo* am 17. fftärj
1811 für feinen franfen Hbopti»»ater bie {Regierung unter
einigen Ginf*ränfungen übernommen hatte unb 9?apoleon
2000 ÜJ?. f*web. 2»atrefen für bie franj. fflotte in JBrefl
»erlangte, »erweigerte er biefe. 2>a ©Aweben au* baS
Sontinentalfpffem ni*t mit ber Strenge hanbbabte, we(*e
9lapoIeon »erjangte, fo befe^te berfelbe ©*webif*^ommern.
Jlarl XIII. übernahm am 7. 3an. 1812 bie Regierung wie-
ber unb ber Jtronprinj erfi artete nun einen merfwurbigen
Jßeri*t über ben 3«ftanb beS Äönigrei*8, in beffen golge
am 29. 3ul. 1811 aOcn Nationen bie fAweb. Reifen wie»
ber eröffnet, alfo baS (Sontinentalfpflem völlig aufgehoben
würbe. Gin »on Jranfrei* angetragenes JBunbniß gegen
Stußlanb würbe auSgef*lagen unb bagegen ein geheimer 85er»
trag mit. Kußlanb gtgen granfrei* eingegangen. Der Ärom
prinj felbfl batte eine äufammenfunft mit bem ruff. Jtaifer
Xleranber. 9ta*bem au* mit (Snglanb ber griebe formli*
abgef*lojfen mar, erflärte enbli* tm 3ul. 1813 ©*weben
an granfrei* ben Ärieg. äuglei* traf Jt. im #auptquar»
tiere ber »erbünbeten 9Ronar*en, beS ruff. ÄaiferS unb beS
ÄönigS »on Greußen ju 5Era*enberg in ©*leficn ein. it. über«
nabm ben SBefebl über bie 9eorbarmee, war jebo* fortwib»
renb bemübt, eine Sermittelung unter ben jheitenben üRäeb*
ten b«tbeijufül)rcn. & f*rieb beSbalb ju wieberbolten 9Ra>
(en an Napoleon, unb fpäter war er au* gegen ben Uber*
gang ber Süerbünbeten über ben 8?bein. SRit feiner Ärtme
beftegte St. bie granjofen in ben ©*la*ten bei ©roßbetren
unb bei Dennewife, unb rüdte bann gegen Seipjig vor, wo>
bur* er jur 6ntf*eibung ber leipziger ©*ia*t wefentli*
beitrug. 9?a* berfelben richtete ft* St. na* ÜWecflenburg
gegen bie vereinigte franj. » binif*e Ärmee, trennte biefelbe,
ließ ein 93locfabecorpS vor Hamburg, in baS ft* Davoufl
mit ben granjofen geworfen unb nötbigte ben Ä6nig von
Dättemarf 1814 jum grieben von Jtiel, in wel*em 9tor<
wegen an ©Aweben abgetreten würbe. 3«(}t jog St. mit
bem größten $b«Ie feines Sbttxi bur* .§ano»er gegen bie
franj. ©renje, rücfte aber fo langtara »orwdrtS, baß bie
SBerbünbeten fAon in 9>ari$ «ingerüeft waren, ebe St. ben
jtriegSf*aupla(j errei*t hatte. 9la*bem Äarl XIII. am 5.
gebr. 1818 gefiofben war, befKeg St ben Sbron unb ijl
feitbem unabtäffig bemübt gewefen, baS ©lüd feines neuen
ÜBaterlanbeS ju förbem unb bie Siebe feiner Untertbanen
ju gewinnen. 2lrmee unb glotte finb »on ibm auf einen
boh.cn ©tanbpunft gebra*t unb bie jßilbungSi unb Un>
terric&tSanffalten ©cbwtben« ftnb »erraefcrt unb »erbeffert
worben. gottwdbtenb ift St. mit bet iabfcbaffung veralteter
«KtSbrduc&e befcbdftigt geroefen, r)at ab« babet rmtt weifen
«JRdfiigfeit fietd ©er>öv gegeben. Kübt wenig baben jut £h=
bung ber Betriebfamfeit Im 8onbe bie unter Si. »ottenbeten
Jtanalbauten (t>g(. ©fttbafanal) beigetragen; auch wutbe
»on ihm bie ßcnttalfefhmg SEBand« bei bem SBctterfee be»
grünbet Kacbbem Jt.'S ©emah/lin 1811 auf furje 3eit na er)
vStocf holm gefommen war, ging biefcibe natb «Pari« unb
lebte &ter unter bem Kamen einet ©tdfm »on ©otblanb bi«
1829, wo fie *u ibrera ©cmabl juriieffebrte unb oi§ Ä6»
nigin gefront würbe. JC.'S ©obn, je|t jtronprin) von ©cbwe»
ben unb Korwegen, Sofepl) granj £>6fat, geb. 1799, er»
bjelt natb feine« Bater« Hboption ben Eitel eine« ^>erjog«
»on ©ubermanlanb. & MÜbnete fid) iuetjt bei ©elegenbeit
be« gelbjug« gegen ben bdn. «ptinjtn (Sbtiftian gritbrieb au«,
»reichen bie Kc-nregcr 1814 jum .Röntge ernannt batten.
(St ijl ©tofjabmital unb ©rojjmtiflet ber 'Ärtilletie unb würbe
1818 butcb bie febweb. Kticbö|tdnbe unb ba« norweg. ©tot>
tbing tut Ausübung ber finigl. ©e»»alt ermdc&tigt, fobalb
ber Äonig turdi Hbwcfenbeit ober Jtranfbeit an ber .»Hegte»
rung gebmbert wdre, weidjer gaü" 1831 eintrat. ©eit 1823
ijl berfelbe mit 3ofepbine, sptin;tffm von geuebtenbetg, , »er»
mdblt unb bat meine €6bne.
fiarl ((Smanuel) Ulbert, feit l&3t rrgterenbet Äc%
mg von ©arbimen, wutbe am 2. JDct. 1798 geboren. «Kit
ü)m fam, nac&bem bie $auptlinie beö farbin. Jöaufe« mit
bem JtAnige Aar! geiit au«gefiotben war, bie Nebenlinie
®a»o»enj(F.arignan auf ben 2b! ton. SMefelbe würbe 1656
»on bem «prinjen 2boma« gtanj gefüftet unb batte anfebn*
liebe Beft'&ungen in gtanfreict), welche Äatl (Smanuel, ber
Batet beS jefet regietenben Äönig«, in ber franj. Revolution
babuttb ficb etbielt, b<rf er ba« franj. Butgertecbt annabm.
ZU 1800 Äatl (Smanuel (wtb, folgte üjm fein ©obn Äatt
Ulbert in ben piemontef. unb franj. Bedungen unter Bor»
munbfebaft feiner «JKuttet, weltbe ficb &um jweiten «Kaie
mit bem gutften »on «Kontleart »ermd<e. 25a ftd) bie
«prinjeffin bduftg in EreSben aufbielt, fo etbielt ber «prina
bier jum 2beil feine (Srjie&ung, auf welc&e groie ©orgfalt
»etwenbet wutbe. «Racbbera fub St. 1817 mtt ÜRarie Sb.e*
reff , einer Socbter beä ©rpfjber,jog§ $erbtnanb v on 2o6cana
termdblt b.atte, lebte er auf feinen ©tammgötern tn Via
mont, o^ne an ben ©taatögefcbdften be« ÄOnigreicb* ©at»
binien 2beil ju nehmen. 3m Sabre 1821 btacb bie *ie«
mont. Weoolution (f. ©atbinien) au«, butcb weltbe ber
bamal« ttgietenbe Ädnig Bittot (Smanuel genotbigt wutbe,
am 13. ÜRdrj bie Stegietung nitbetjulegen. (St ernannte gu
feinem ÜHacbfolger feinen ©ruber Jtatt gelir, unb wdbrenb
biefet abwefenb war, »um Kegenten ben «ptinjen Jt. Ulbert,
tiefer war von ben Urhebern be« VufftanbeS ftbon oot befj
fen Äuöbfucb »>on ibTen 30>fTcbten in Äenntnig aefeftt wor*
ben, nab.m nun al« SJegent bie ftxm. öonftitution an
unb fefete eine Sunta ein. ftarl gel» erfldrte jeboeb von
SHobena au3 alle feit feine« JBtubert Äbbanfung aetroffe»
neu einriebtungen füt ungültig, jugleitb ruefte ein 6ftr. ^eet
gegen »Diemont »or unb Ä. Xtbert fab ftcb geneigt, 2urin
betmltcb xu oetlaffen unb ber Kegentfrbaft ju entfagen. Bon
betbtn Seiten wutbe nun btt «ptint. angeflagt; wdftrenb bie
tewolutionnaire «Partei feinem unftebetn ifeenebmen ba« SKiö*
fingen be« Unternebmen« juftbrieb, würbe ifon *m $kr.
ber 3nttitt am c\c unterfagt. «Jtaebbem fio> bei fmns
nige 3eit ju glotenj aufgebalten botte, ging et ndflfrd.
tetcb, matbte 1823 im be« «^etjogS »on Zog®
lerne ben gelbjug natb Spanien mit unb jeicbneU ^ M
mehren ©elegenbeitcn, naraentlicb vor Gabij, «ut. 9tao) ü
ner 1824 erfolgten Kucffe^t batten fitb bte frubeni 9ltitc.
»et^dltnijfe mit bem turiner J>ofe auSgeglicben, 1829 er=
^ielt er bie (Stnennung gum Bicef6nig bet 3nfel Sart-inien
unb nabm nun feinen SBobnruj §u ßagliari. Die
ber fran*. 3ulitet>olution matbten fttb aueb in ©aoo^en futU
bar, boeb gelang e$ bem s/>rinjen/ butrb feine »erfinliifte 6k>
genwatt bte ©emutfyer ju beru^tgen. (Sbenfo wenig grto
flen bie «Pldne einer Betfcbw6rung , welo)e balb naö> \aa
im Tivt. 1831 erfolgten 2btonbe(teigung fid> eetbteiteu s&
bie ben 3»vecf gehabt haben foO, ben <&etjog oon WtttrA
einen ©cbwiegetfobn be« terflorbenen Jl6nig3 Bieter Cr:
nuel, auf ben Sfron ju feben. Ä. Ulbert wutbe wo ta
SWebtxabl bet JBeuilferung mit gteuben als ÄJnig enrtfa
gen, tnbem man gtoge Hoffnungen auf Betbeffenmsen c
feine «perfon fnupfte, welche er jum Sfreil auo> aU%:
reebtfertigte. 6« wutben ebenfo weife aW teitgemdle 8ei>
dnbetungen in bet Kec^tööflege torgenommen. SDi*
wenbung bet EobtSjhafe wutbe befcbtdnft, bie bi*ttr vi
{(blieben qualvollen .»3inriebrung5arten würben abgrl&r
{Rftbt^jlreitigfetten, beten Cntfcbtibung bi«ber bem SM?
©otbet»alten gewefen war, wutben ben ©ebirben äbetwi^r:
unb bie ßbelleute unb «prieflet blieben nio^t länger wa fo
3oDabgaben befreit. 2>a« .»beer etbielt eine neue ©ejlatoct
mebte al« unfteillnnig befannte «JKinifler würben tt6w
unb in ber ©taat«»erroaltung wutben (Srfparnijft br,*tf
Obfebon nun bie »Bünfcbe einer großen Xnjabl fnbtn. &
tertt)an«n natb einer auf Bolf6oertretung gegrünetten 5s"
faffung feine Erfüllung fanben, fo ^CRWW boa> im 8<t
)en eine foltbe 3ufrieben|>eit mit ber beftefrenben Segjfrrri
baß eine Unternehmung, wie tie im gebr. 1834 Wtfiifc
burefe. welche bie Grriebtung einer Kepublif »eabfta)tijt »arte.,
feine Beforbetung finten fonnte, unb autb bie 183*«''
ber 3nfe( ©arbinien au^gebroebenen Unruben baben ni^i ht
beabfiebtigten golgen gebabt, obfebon biefelben bejeugen, wli'
ftete SBaribfamfeit unb Borftcbt bet Ä6nig n6n)ig bat- A
Älbert bat fio> binfirbtlicb feiner bofitift^en eteöiraa offl
an jbfrmcb, angefcbbffen; et bot gegen bie Befefcung %fr»
butcb bie granjofen btotejürt unb bie neue 2bnmfcic< «
©sanien nicht anerfannt. (Bgl. ©arbinten.)
ftarl (8ub»ia), rtgierenber 4>er»og eon fticta,
am 22. Dec. 1799 ju SKabrib geboten unb ijl ber €efc
be* 1803 ge|totbenen Äinig* 8ubwig »on |>tmirien tr'
ber 1824 geworbenen 3nfantin SRarie Euife, anet Äo*"
be« Äinig« Äatl IV. »on ©panien. J>er jürtgern ober fi^
ginie be« Äaufe« Bourbon (f. b.) ongeb6tenb, wsj°
©tojjoatet gttbtnanb |)tt}og »on «Parma , unb 1801 ert (
bet (Stbptinj Eubroig ba* neugegriinbete jl^nigreiö) $ i'J^
rien (f. b.). 30* aber im folgenben 3abre ber^wjejF
binanb fiarb, fo bemdebtigte ficb grantttio^ fJatmfl«
nig gubwig fiarb 1803 unb St. Subwig folgte f*W J
ter unter Bormunbfct>aft feiner «Kutter alt Äömg w" ^
trutien. JDocb 1807 nrnftt «Äarie 8oifie bie Kejienw« a
Kamen ibtt« ©obne« nieberlegen unb £>etrurien an W
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I
f
ltarlAus.(OrogsIi.v.N.-Woim.> 5<
•ei* abtreten. 2fu* na* bem »wrifet grieben 1814 betont
* gamilie SBourbon »Parma, Tiaamja unb ©uafialla nicht
uieber junirf , inbem biefeS an 9?a»oleon'S ©emoblin, «Marie
iuife, gegeben würbe. £>ur* einen 1817 ju 9>ariS grfcbtof*
enen Vertrag würbe jebo* feflgefefct, tufs na* bem SEobe
NT (Snberjogin SDfarie Cuife Tanna an baS 4>iu$ föour»
MI nurüeffaflen foöe. 3nbefj erhielt biefeS baS ^erjogt^um
rticca, wel*eS, fobalb Marina »on bem Jg)oufe SBourbon in
Sefuj genommen roirb, an £o$cana abgetreten »erben foH.
)la*bem no* jwei Sabte feine SÄuttcr bie 83ormunbf*aft
jefuört hatte, trat im Dec. 1819 St. 8ubwig felbft na* er.
angtet 83oQiäf}rigfett bie Regierung an unb vermählte ft*
1820 mit STOarie Sberefe, einer SEo*ter beS Jt6nigS Stator
imanuel »on ©arbinien. 9ta*bem ft* 1825 bie ©*we«
}er beS ^>erjog8, ÜRarie 8uife, mit bem springen 9Rarimi»
tan »on €ta*fcn »ermißt hatte, biett ft* St. abwe*felnb
ängere 3eit in 2>reSben unb an anbern beutf*en $ jfen auf,
»gl. 8ucta.)
fiarl OTugUBt, ©roffterjog »on ©a*fen 2Beimar*<Si.
ena* 1758—1828, mar ein ebenfo um bie 2fu6bilbung unb
xn 'Boblßanb ferne? Holte, alS au* um bie beutf*e Äunfl
tnb 8Bif|enf*aft überhaupt t)0*oerbienter Surft, ©ein SBatet
rat ber JgKnog Grnft Äuguft JEonftantin, welchen er f*on ein
Sabr na* feiner 1757 erfolgten ©eburt »erlor, unb feine
Kutter, bie hocha/bi [bete 'Amalie, eine braunfAroeig. fhinjef«
in wel*e na* bem 3obe ihres ©emablS no* einen ©obn
tebar. Wlit grofer Jtlugbeit führte bie »ortreffli*e grau bie
Kegentf*<jft unb leitete bie (Srjiebung ihrer <S6hne, benen fie
rüb einen lebbaften Sinti für aUeS ©*6ne, <5ble unb ©rofse
: 'flößte, ©raf »on ©örfc roarb auf Empfehlung beS JtonigS
MMI Treuen, grtebri* II., ©ouoerneur ber beiben 5>rinjen
inb mit ihm unb bem als geiftrei*er. ©*riftfreUer befann-
cn »on .Knebel, reiften bie ^rinjert gegen ffnbe beS SabreS
1774 na* 9>ariS unb in bie ©*weij. Xuf biefer Steife
»urbe St. mit ®oe*e befannt unb wurbigte benfelben balb
einer greunbf*aft. 2(1$ St. fein 18. 3abr errei*t hatte,
curbe er für münbig erflärt, unb 1775 übernahm er felbft
ie Regierung. Salb barauf »ermäblte er fi* mit 8uife,
Drinjefjin t>on Reffen »©armflabt. 9la*bem SL 1786 in
»reufj. Jtriegöbienfte getreten mar, ma*te er als greiroifli»
er 1792 unb 1793 ben gelbjug gegen granfrei* mit unb
ourbe 1797 »reuß. ©enerallieutenant. 91a* ben ©*la*<
n bei 3 ena unb Xuerfiäbt »erwüfteten bie granjofen fein
;anb unb babut* fab er ft* gen6tbigt, feine (fntlaffung
u$ bem preuß. ^>eere au nebmen unb ft* im Dec. 1806
em Sibeinbunbe anjuf*ließen. BIS ft* iebo* 1813 bie
ut$ft*t jur {Befreiung oom franj. 3o*e eröffnete, f*loJ
ich alSbalb ben Serbünbeten an, trat 1814 in ruff.
itieaSbienffe unb führte 25,000 2». ©a*fen, Reffen unb
Rinn na* ben 9lieberlanben. Cr na^m, na*bem er )u
'.tri» unb Eonbon gemefen mar, am (longreß jü Sßien
bur* mel*en fein Sanb erweitert mürbe unb ben
Sang eines ©roffterjogtbum« erbielt (fr unb fein <5obn
3ernbarb raa*ten au* ben gelbjug »on 1815 mit. €ine
:ntf*äbißungdfumme von 800,000 3;blrn. benu^te er, um
tn SBobJlfianb feines SanbeS, wel*er bur* ben Jtrieg febc
e litten battc, »ieber ju b«ben.. 3L mar ber erfie beutf*e
fürß. melcber bie 1815 allen beutfeben Sdnbern luaefciate
lanb(linbif*e SBerfaffung in feinem 8anbe 1816 einführte.
überbieS war er eifrig um SBerbefitrung ber 9?e*t3pflege
unb ber Verwaltung, fowie um bie Pflege ber SE3ifi"ertfet>aftert
auf ber Unioerfttät 3ena beforgt. 2u* bie ^re^freibeit bt*
febübte er, bis bie 2tuSf*weifungen , ju wel*en ft* Un>
überlegte hinreißen ließen, eine JBef*rdnfung berfelben no*<
wenbig ma*ten. SBeimar würbe bur* bie Unterfiüfeung
unb abtünabme, wel*e fein gürfl talentwollen ?D?dnnern
angebeiben lief, ber üRittelpunft ber $oefie in X)eutf*(anb,
wel*e hier ihre größten Tflcgcr hatte, ©oetbc, Berber, äßic»
(anb, @*iQer, ^ufc\uS, Jlnebel unb no* »tele anbere auS*
geui*nete Witwer lebten unter £.'S o;hu \s in SBcimar. Xtnh
maier beS ebenfo baS 9!ü^(t*e wie baS @*6ne förbernben
gürten ftnb ber f*6ne T.ivf, baS von ibm na* bem JBranbe
1771 fAöner aufgebaute 9?eftbenjf*loß, ber botanif*e ©ar»
ten ju Jöeloebere, bie aRuflerwtrti)f*aften in jDberweimat
unb oerf*iebene anbere. St. war auf ber JKücfretfe oon
{Berlin na* SQeimar begriffen, a(S er 1828 »löfeli* in ©ra<
bife bei fcorgau ftarb. ©eine 8ei*e n*t in SBeimar bei
©*iller unb ©oetbe.
Äarl ^riförifl). feit 1828 regierenber ©roßberjog »on
@a*fensSBeimar<6tfena*, geb. xu SBeimar am 2. gebr.
1783, ein @obn beS feit 1815 ben $itel eines ©roßberiogS
fubrenben, um bie beutf*e $oefte fo bo* »erbienten Äarl
Xugufl (f. b.) unb bejfen ©emablin Suife, ao*ter beS canb.
grafen ftubwig DL »on Reffen i Darmtfabt. Die »ielen bur*
Jtunjl unb 9Btf[enf*aft auSgejei*neten SKdnncr, wel*e an
bem ^)ofe feines SJaterS lebten, fonnfen ni*t obne Ginflug
auf bte 2tuSbilbung beS ?)rinjen bleiben, ©eine Grjtebung
würbe namentli* »on £erber unb äBottiget geleitet. 3« fen
ner weitern Ȇbung unternahm ber f rmj 1802 eine S?eife
na* $ari$, unb balb na* feiner Äücffebr würbe er 1804
mit Wavia ^aulowna, ©roßfürflin t>on Kußlanb unbXo*«
ter Äaifer Vtnl L, einer h»*gebilbeten Dame, t-ermählt
Ä. befanb ft* ju yeterSburg, als er bie 9ta*ri*t von bem
71*
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Karl (Erzherzog von Ostreich) M4 Karl (Fiirtt von Ifoli-Niffmar
Zobt feines SSaterS erhielt; et fahrte alSbatb notb fernem
ganbe jurücf, befchnjor bie bemfelben 1816 ertbettte Berfaf»
fung unb empfing bie 4?ulbigungen feines SJotfs. Durdb
föefc()rdnfung beS SägbaiiftvanbcS unb SBcrminberung bei
©ilbftanbeS erwarb er fufy t>tn Danf »ielet (einet Unter»
tbanen; bod) erhoben fieb ßiele Stimmen für noeb weitere
ifrnfcbranrungcn beS AofbauShaltS, fowie für ©teberberftel»
lung ber fett 1823 aufgehobenen f>ffenllict>feit ber flänbifa^en
JBerbanblungen. Unruhen, bie bei ber allgemeinen ©ewe»
gong im 3«&re 1830 aud) in ©eimar rege mürben, nur*
ben halb befebnriebrigt, weil ber gürf: mit ff r eng er ©ered)>
ligfett auf ÄbfteQung alleS Deffen brong, meines benfelben
jur Slabrung f>ätte bienen finnen. (33g l. Sachfen»©ei.
ma r -.Qi fenacb.) €rbgro|jberjog ifl ber am 24. 3un. 1818
geborene $rinj Karl Äleranbet 'Äitguft 3obann. Tin per
biefem Sohne bat ber #erjog noch, jroci SCÖcbter, »on be*
nen bie ältere an ben $tinjen Karl »on Greußen, bie jün»
gere an ben $rinjen ©ilbelm ton Reußen »erwählt ifl- —
Cin ©ruber beS 4>erjog9 ifl ber 1792 geborene AttMfl «Karl
SBc-rnbarb, ©eneraltieutenant in nieberlänb. Dienften, wel»
djer fowol al§ Krieger wie burd? feine Reifen fia) auSge«
jeiebnet hat. 3m 3«h« 1825 unternahm er eine Steife nad)
ben Kkretnigten Staaten von 9<orbamerifa , unb nad) fei»
nem Sagebucbe gab ^rofeffor 2 üben in 3ena heraus : „Steife
beS $er}ogS SSernbarb »on Sacbfeni ©eimar *€ifenad) buret)
ScorbammtV' (2 »be., ©eimar 1828).
ftarl CuöttHd, ©raberjog »on £>frretch, |>erjog ju Se.
fdjen unb ©eneralfelbmarfcball, ein ausgezeichneter gelbem,
I
warb am 5. Sept. 1771 geboren unb ifl ein Sohn beS .Rai»
ferS gcopolb II. , alfo ein ©ruber beS »erftorbenen KaiferS
Stanj I. unb Cbeim beS jefjt regierenben JtaiferS gerbinanb
»ob j&flreid). 3m % 1793 betrat er bie militairtfibe Sauf«
bahn unb würbe ©ouuerneur ber Sfteberlanbe. 9?ad;bem er
1796 »teicbeifelbmarfeball geworben war, übernabm er ben
Oberbefehl über bie SleicbSarmee unb bie öflr. 'Ärmeen am
dtyein unb fämpftt fiegreieb gegen bie franj. Generale STOo»
reatt unb 3»urban, welche er jwang, Rd) über ben 9rbm
jurücfjmieben. SWittcn im ©intet nahm er 1797 baS t»
f eftigte Kehl ein. Da inbef? ßonaparte ^ortfeh ritte m St»
Iten gemacht hatte, fo begab ftd) St. gubwig babin unb fdir '
bie JriebenSpräliminarien flu Sechen. Stach bein ©itber«
auSbrucbe ber geinbfeligfeiten zeichnete ftd? bererjberjog in
Kampfe gegen ben frorn. Oeneral 3ourban in S<bwabci
unb gegen ben @eneral SNaffcita in bet Sdpweij rütjmh?
auS, mußte fid? jebod), weil feine ©efunbbeit febr angeari'«
fen war, 1800 »om -Speere jurücf sieben. (St würbe ©err.
ralgou»eimeur »on JBöbmen. S3alb jeboeb fab. er ft<b gene«
tbigt, ben £riegSfd\utp[at> wieber ju betreten, benn b»
gtanjofen brangen fiegreieb in £>jhcid> ein. SRadj bem ls>
neoillet ^rieben würbe er mit bem JtriegSminiflerium beatr>
tragt. 3m 3- 1806 commanbirte St. gubwig eine 6#r.&r>
mee gegen Sßaffe'na in Stalten, feblug ibn bei Galbtero tat
febrte nad) Deuffdplanb jurücf , wo SRapoIeon fiegreidb in>
mer weiter »orbrang. Wadjbem ber prc$burger Sriebe
fd)loffen worben war, würbe er oberfter Cbef beS$offi
raü)S unb (SeneralifftmuS ber gefammten ifx. 2Crmec
abermals ber Jtrieg gegen jranfreidj eröffnet wer
war, fübrte er 18U9 bie öflr. Jg>auptmacbt nadj Saien
fleüte fieb Napoleon unb feinem gemattigen jpeere entc
unb feblug ftd) mit großer Sapferfeit, wenn aad> «tgiuc<
lieb, in ber Sditacbt bei gtfmtibl (f. b.). Ü7?it «nerbortri
Xapferfeit feblug hierauf &. unb baS öfhr. Jpeer bie Seblü: :
bei XSpern (f. b.) unb errang einen glanäenben Sieg, a»
gegen er bei ©agram (f. b.J wieber unglüdlicb war. (rr
»eg ftd) mit feinem jpeere in trefflieber Orbnung nunl'
föalb barauf mad)te ber ©affenfiillflanb bem Kampfe ta
Silbe unb St. legte hierauf ben Oberbefehl nfeber, bei et
aueb in ber $o(ge nicht wieber übernahm. Pachtern 9tapo>
(eon »on ber 3nfel 6lba jurüefgefehrt war, befehligte &
eine ßeit lang als ®ou»erneur »on üJtainj. dx »ermabllt
fid; 1815 mit ber 9>rin}cffin Henriette »on ißaffauiSBeä«
bürg unb 1830 feierte $u XremS baS britte 6fh. ginieninfn-
terieregiment baS fünfzigjährige Jubiläum Jt.'S als Sbtbaberi
biefeS Regiments. 3Der <Srjh«jog felbfl war jugegen uzt
begrünbete eine Stiftung, nach welcher jur Criiehung ibr«
JEochter jefjn unbemittelte SDffijiere jahrltd) jeber 150 Sal-
ben erhatten. 2fucb alS mititairifcher SchrifrßeQcr bat fia)
St. gubwig ausgezeichnete SJcrbicnfle erworben burtb jva
©erfe, »on benen baS eine bie Örunbfätjc ber Strc:.
burd) bie £>arftcü~ung beS gclbjugS »on 1796 in JDeuifc-
(anb erläutert, baS anbere eine Q)efchicbte bed StlbAuaS m
1799 in JDeutfcblanb unb ber Schweif entijälL
f
Äarl (Änton ijriebrich), feit 1831 regierenber gürft rc:
^ohenjoHern« Sigmaringen, ber Sohn beS gürjlen Vntst
'Älo»S SHainrab, würbe geb. ben 20. gebr. 178S. Sä
SSater war wdhrenb ber itriegSoerhältniffe ju Anfang tiefe.
3ahrhunbertS eifrig bemüht, bie Selbflänbigfeit feines goB'
beS ju erhalten, mußte jeboch biefem ©efheben manche JDp'c
bringen, inbem ber franj. Jtatfer roicberholte 2rupprn|es<
bungen foberte. 9lad)bem bie Kriegsgefahren vorüber ir*
ren, fuchte ber gürfi 2t n ton feine Untertbanen auf aOcBeifc
burd) Einführung eines SuflanbeS ber Orbnung Mab 2b*
b'gfeit ju beglücten. Der i)rin) battt ftd) 1808 mit latt*
nette SWurat, ber fi3ruberStod)ter beS Königs Sc^cbi« M
SReapel, fcrmühlt, nadpbem biefetbe »on SRapoleon baSw
oggle
Karlsbad
565 Karlsbad
iiet ^rfajeflin «falten batte. Diefe Berbinbtmg fcbon n6»
»igte ihn, baS franj. Hauptquartier ju begleiten, unb hier
iwrbe er ju verfebiebenen, jutn Tbeil gefabrvollen Senbun»
tn benufct. Stacb, bem girieben nahm Jt an ben JÖeratljun»
tn ber oberjten SBe^6rben be§ 8anbe$ lebhaften Äntbeil unb
erftbajfh ftcb auf biefe SBeife eine genaue «Renntniß von
fr Sage unb ben JBebürfnifTen feiner fünftigen Untertanen,
lacbtem fein SSater geworben war, trat Jt. am 17. Der.
i bie Regierung an, unb roibrenb er btefelbe übrigen*
in ©eijte feine$ SBaterS fortführte, ließ er e$ eine feiner er»
'm Sorgen fein, bem jjanbe eine ftanbifc&e JBerfaffung ju
.eben, weiche nach JBefeifigung einiger üBiSverfianbitiffe ju
Staube fam. (Srbprin^ ift ber 1811 geborene °prinj Jtarl
Iztcn Scacbim iJcpbijrin gritbrieb STOainrab, ber fub 1834
ntt ber $rmjefjiit 3ofepbine von SBaben vermählt bat. .
fuirlebair ijl eine ©tabt im elnbogner Areife be* Sti*
iigreicb$ »öfjmen mit 3000 6inw., weldje bureb itjre feigen
peilqueQen eine verbiente JScrübmtbett erlangt bat. Den
'tarnen beS JDrti leitet man vom Äatfer Jtarl IV. ab, wel«
her 1347 ober 1358 bei Verfolgung eine« #itfcbe* auf ber
3agb bie beißen Duellen aufgefunben baben foü". Der StaU
n bebiente fid> auf Änratben eine« ILr jte« be§ SßafferS unb
vurbe bureb baffelbe von einem ©tcfcrfdbaben am guße voll«
ommetr beracfteUr. Dort, wo jefet ber Stabttburm fleht,
>aute ÄaTl IV. ein @<bloß unb bureb bie SSorrecbte, welche
t Änfteblcrn jufteberte, batte ftc^ 1370 fcbon ein fo anfebn»
idjer Drt gebilbet, baß berfelbe ben flfang einer ©tabt er«
altern formte. Diefelbe liegt in einer boc^fi romantifefcen
,:^<nb, ju beiben Seiten be* gluffei Tepel in einem en.
M Sbale. ©ie ijl freunblicb. gebaut, bat mehre frattlicbe
^jfTbiufcr mit gefebmaefvouen ©dien unb ein na<b bem
dufter be* manbeimer erbaute* Scbaufpiethaus. (Sine große
Snjobl mit ©efebmaef verfebönerter unb bequem eingenebte»
er Spaziergänge umgeben bie ©tabt, j. fSf. ber Söeg nacb
Rlein«BerfaiQe«, welcbe* auf einem abgefebiebenen 2Biefen»
imnbe liegt, ber SBeg nacb Jammer, nacb bem Hirfcbfprung,
iaa> gmblater** Tempel unb ©pifcfaule unb nacb ^tm JBeU
vebere, bet GboteTfcbe SBeg, bie Bierübrproinenabe, bet
Dreifreu jberg , ber $an*«.beiling*felfen an ber ffger, bie
{Ruinen von (ärngelbau* u. ?. n>. Die Xnjgbl ber idbrttib
bier Teilung fudjeuben, au* ben femften ©egenben (furo*
pa« jufammenfhomenben SBrunnengäfte ift febr anfebnlicb;
man fann jährlich auf mebr als 6000 $erfonen reebnen.
Genauere Untcrfucbungcn haben ju ber febt n?obrfcf>einlid?en
SJJermutbung geführt, baß bie fä mm t liehen warmen Duellen,
von benen acht ju ^eüjroecfen benufet werben, au* bem*
felbert großen unterirbifeben Sebdlrniß entfpringen. eint
Jtalfbedfe liegt über bemfelben unb über biefe fließt bie %**
Mli fowie «ueb ein großer £bcit ber ©tabt auf berfelben
lebt. Dae« SSaffer bat einen eigentümlichen faben antma»
ifeben ©eruefe unb einen öefchmaef , welcber bem von ven
al jener ^übnerbrübe vergleichbar ift. Sdßt man baffelbe
an ber fiuft flehen, fo trübt es ftcb, unb es fcheibet jlch
entlief) ein gelbbrilunlicher 9liebafd)lag ab. i'egt man in
bie be<ßern Duellen einen feften Aörper, fo überjieht (ich
berfelbe mit einer fleinigen bräunlichen ©cbale, »eiche bie
fogenannten ©prubeljteine bilbet ® ena u e ebemifebe Unter»
fuebungen hohen gegeigt, baß bie verfebiebenen Duellen nur
bureb ihren SBärmegrab fid; unterfcb, eiben , nicht aber inSSe*
jug auf ihre iBeftanbt^eiie unb beren 5Rifd)ungSverhältnijfe.
Die verfebiebenen mebtcinifeb angewenbeten Duellen finb foU
genbe : 1) ber ©prubel, welcber eine SBdrme von 59—60° &.
bat unb einen mehre $uß hohen ©pringqueQ von folebe r
©tarfe bilbet, baß in jeber Minute mebr aü 25 (Eimer
Söafier emporgef6rbert werben, unb beffert ffiaffer bie fBdrme
fo feilhält, baß noch beim Xbßufje beffdben in bie Sepel *
gebervieb in ihm abgebrüht wirb unb &tt gehartet werben;
2) ber neue ©prubel ober bie ^»gieaägueüe in bei 9(äbe
bes ©prubetö, von berfelben Temperatur, aber mit fchroacberm
Strahl; 3) ber 92eubrunnen, beffefi Söaffer eine Sempera»
tur von 48—50° üt. bat; 4) ber SKüblbrunnen mit einer
Temperatur von 45 — 47 "Ä.; 5) ber SEberefienbrunnen ob«
©artenbrurmen von 42 — 45°8f.; 6) ber S3ernbarb«brunnen
von 55 — 57° 81.; 7) ber bocbgelegene ©ebloßbrunnen ; 8) ber
©pitalbrurmen von 46° St. Die fecb5 julebt genannten
Duellen liegen auf bem anbern Ufer ber Sepel. Der ©pt»
talbrunnen wirb nur von ben Jtranfen bes Jöemharbhofpu
talS benu^t. 9Xcrtwürbig ift, baß ber ©ebloßbrunnen, wel»
eher eine Temperatur von 40° hatte, 1809 pläfelicb vec*
febmanb unb 1823 roieberfehrte, aber ohne ben frübern 2Buc»
megrab wieber ju erreichen, ^lußer ben genannten fommrn
noch in mehren $rivatwobnungen \)tl§t Duellen vor, weubt
aber nicht benufet werben. 3n ber 'Dia he ber ©tabt finbet
[ich noeb eine Duelle, ein fogenannter Säuerling , welcber falt
ift unb nur feiten mebtcinifeb angewenbet wirb. — Das f ar(e»>
baber ©al) wirb bureb 'Ähbampfen be4 ÜRineralwafferS
unb wieberbolte JfrpftaQifation gewonnen unb bdufig jur
Unterftü^ung ber &ur unb ib.rer veaebwirfungen angewenbet
Dafür, baß bie verfebiebenen Duellen unteretnanbet jufam--
men hängen, jeugt auch ber Umfianb, baß, wenn bie ae<
wibnlicpe 2lueftrcmung bes SBafferS, bes Dampfs unb ©a»
ftS auS mehren Duellen gehemmt wirb, bie übrigen Duck
len ftcb beßo flärfer ergießen, ober wol fogar neue Dffnun«
gen in ber ©prubelbecfe ftct> gewaltfam bilben, welcb*
©prubelauSbrücbe genannt werben. — Da$ Söaffer ber
farlftbaber Heilquellen wirft auflcjfenb unb abfübrenb auf
ben Darmfanal, ohne jeboeb benfdben gleich anbern Xbfüb«
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rungSmitteln ju fcbwdcben. Xtiferbem erffrecfen ft$ übet
(eine auflifenben unb erregenben SBirfungen au* nod) auf
anbere Sbette be* Prüfen-- unb gpmpbfpfiem«. £>ie.Rranf»
betten, in welchen er mit (erfolg angewenbet wirb, ftnb im
ungemeinen fcbiechtc SSerbauung unb langwierige SBerftopfuna,
ffropr>ulofe Übel, ©aQenfiein, ©elbfucbt, «Kagenfcbmerji, £a.
monboibalbefcbroerben, ^»ppoebonbrie, iMi*;, ^arnjreinc unb
anbere Äranfyeiten ber Urinwerf jeuge, £>pfterie, fljleicbfucbt,
ftettfuebt, langwierige f>autau6fcblige, 5Kelancbolie, perfebie«
bene SRetpenleiben u. f. w. Sei allen biefen geiben fommt
ti jeboeb wefentlicb au| bicUrfaeben an, auS benen fie b«J
vorgegangen ftnb, benn nur bann, wenn fie non Unnötig*
feit Der Ergane, ©cbjrlmanbdufung u. bat. abjuleiten ftnb,
wirb &. bnlfam fein. 2flle ÄranFe, welcbe aufregenbe SKit*
te( Permeiben muffen, bürfen auo) Jf. nitr)C braueben, alfo
folc&e, bie bureb ©dfteprrfufl unb anbere febwddbenbe Urfa*
eben erfranft ftnb, beren ©lut $u 3erfe|ung geneigt tfl, bei
benen innere Sereiterung ber f raane ftattfinbet. ©d)wan*
pere, Sollblütige, ©cnminbfüch'tigc, SÖafferfücbtige , am
©forbut, orgamfeben gehlem br5 >bcr$rn$, Äreb«, SJeneric
gribenbe bürfen i;:mwrt> ba$ farlöbaber Ä&iffer nirbt trinfen.
3m Allgemeinen foff man ftd) beffelben nitbt obne Anrathen
unb fortwdbrenbe »eratbung be$ Ante« bebienen. 3fuct>
bie SBabl ber ßuette b<$ngt pon ber »effimmung be« Ärj*
te« ab, benn wegen ber »ergebenen Semperatur ber ßnel*
tat tfl ihre SBirfung auf brn hänfen !Drgant$muS fer)r Oer*
fcbu'bon. (Snblicb muß ber JCranfe feine ganje gebenSweife,
befonber* in JBejug auf Cjfen unb Srinfen, ben SBorfcbrifi
ten bee* ArjteS gemdfi einrichten, wenn ibm ber ©enuß beS
SBafferf nidjt Pielmebr febaben alS nüfeen foH. griffe« Cbfl,
JBacfwerf , ©alat unb überhaupt alle fauren ©peifen muffen
flreng grmteben. werben. 9licbt nur aber getrunfen wirb ba«
farttbater SBaffer, fonbern man wenbet namentlich baö SBaf*
fer br« ©trubelo" aud? ju Älpfliren, fowte ju SBannen* unb
Dampfbdbcm an. JDie woblthdtigrn 2ßivf ungen be« farlS»
baber ffiaffert treten feiten früher als narb einer Pterw&cbent*
lieben (Eue in bem ©rabe ein, baß man tiefe alS befd>loffen
anfeben barf , in vielen gdflen erfolgt bie Teilung erft narb
wicbcrboltem ©rbraueb in aufeinanber folgrnben 3abren
ober in bemfelben 3af>re narb einer 2ßirberbolung be«
Srinfen*. 2Me eigentliche (Surjeit wdbrt in Ä. Pom Ttn*
fang SWat bis 6nbe ©rptember, unb am befuebteflen ijl
baS Jöab. oon ÜHitte Suni bii «Kitte »ugufl. — Steuere
eebriften über Ä. finb: fÄwba, ^arUbab unb ferne $tiU
quellen, ein <$anbbu<b für öurgd|Te" («präg 1828); ©erle,
,,»6bmen8 ^eilqueüen" («präg 1829), unb ber »on bem
»abearjte be Oano jar>rtkr> berau$gegebene ,^Um*n»c de
Carlsbad".
fiarlßbaöcr 6<0rt)liidee. Unter biefem tarnen finb bie
Verfügungen befanm, welebe in $o(ge eines )u JtarlSbab
abgebaltenen beutfebea SWiniflerialcongreffrt am 20. @ept
1819 für bie beutfeben Sunbe§flaaten erlaffen würben. 25er
wefentlicbe3nbaltberfelbenwar: 1) a foDte burtb eine pro»
toiforifebe ererutionSorbnung bie ÄuSfübrung berjenigen «e»
febuiffe in ben beutfeben ©unbeäflaaten ftcbirgefleat werben,
weitbe bie 8unbe$»trfammlung jur Crbaltung. bet innern
«Sicherheit, 6 jf entliehen jDrbnung unb jum <5rbu(je beä fßu
ftfeftonbe« faffen würbe; 2) Kuratoren ober Äegierungdbe»
coUinädjrigte fottten an ben beurfa>en Unieerfitaten über ben
@<ifl bet Scbrer, bte £>t$ctplin unb bie geheimen Btfc
bungen ber Stuben ten warben; 3) periobifebe unb nma
als 20 Sogen fiarfe 2)ruelfd;riften feilten Porläufig «ui fd
3abre unb bann weitet auf unbeflimmte 3eit einer traget
Qenfur unterworfen, namentlicb niebt geflattet fei«, U{
in einem fi3unbeSßa>Ue @d)riften erfchtenen, in taten et
anberer S5unbe8flaat angegriffen unb brabgefelt »fct;
aueb foOte bie Sunbeöperfammlung jur Unterbrüching ßu*
gefährlicher «Schriften befugt fein; 4) von fieben enoititri
iRegierungcn (tiflreicb, ^reußen^ S5ai«n, ^anooer, Catee.
£>cffen*£armftabt unb IRaffau) füllte eine denrrdlunjcr'j.
cbungScommifpon eingefebt werben, welcbe bie in Docfö
lanb »trbreiteten unb ber rjffcntlieben Otube gefahrltthra *
polutionnairen Umtriebe unb bemagogifeben SJerbintunau
unterfueben follte. X'icfe Gommiffion nabm ibren 6it a
SRaitt] unb würbe 1828 gefebloffen. ©eitere SRimfieu.:
ferenjen würben nod> 1819 }u fflien abgehalten, tue
fultat bie <Bcblugactc Pom 15. 2Bai 1820 war.
flarlövtthc bt( ^auptiljbt beS ©ro^beqogthutrij ?■
ben, liegt etwa anbertbalb <Stunben Pom Sffceme enrr.
am ^»arbtwalbe/ bet bt« biebt an bie <5tabt reidjt, un? «
febr regelmäßig gebaut. 3Me etra§en fmb fammfli* h:-
unb laufen tn ©eflalt eineä gäcbert Pom (Stblotplo
bem fogenannttn Üu-fel aus. S>a8 ©(bloß felbfl, in -
teile ©ebdube Pon Jt, warb 1715 erbaut; e8 it f t
gant, bat auger anbern wiffenfehaftfitben unb Äun'
hingen eine SSibliotbeP unb jl6ßt an ben großen €d
ten, mit bem ber Rafanen = unb botanifebe ©arten in "
binbung fieben. Unter ben übrigen ©ebaubtn finb er.
ber* bie epangttifche unb bie fatbolifdje Ährcbe, Wie • ■■
?trcbiteften fffieinbrermer aufgefübrt, beinerfenßtpertb; tdy-
bem bie ©wnagoge im orientaliftben ©efcbmacl, b«J
bebau*, 9iatt)bau5 unb «JRufeum. Unter ben miferf*.*
eben ^nflalten jeiebnen fieb baä gpeeum unb befonier» tu
porrrcffiicbe polptecbnifcbe 'Änfialt au8; aueb f«nb «n kl-:.,
lifcheg ©cbuUcbrerfeminar, eine SSibelgefellfcbaft, eine
begalerie, ein 2tltertl)um8» unb Slaturalientabinet unt
anbere Sammlungen porbanben. S. ifi ©ift ber Sü -
pcrfammlung, \)at etiua 21,(XX) tünw. unb einige äij»*
rtc«, STapeten*, SEabacfS» unb ©tdrfefabrifen.
fiarlßtaöt würbe naeb feinem ©eburtSorte in
2(nbrf £Sobenflein genannt, welcbet fio> jtrr 3«t l«
Jtirchenreformation befannt gemaebt bat. Derfelbe xm eis f/
lebrter «Kann, Xrcbibiafonu* , Äanonifuä unb f>roftffMW
Rheologie ju SSittenberg, unb unterfrufere fräftig bai mj
gutber begonnene 9feformatton*werf. 3u Beipjig bjtlt i
mit Dr. Sri 1519 eine berühmt geworbene £?u?putaticn i. 1
bie eebre wn bet göttlichen ©nabe, inbem Ä. bie ftwi
Ttugufltnifebe ge^re pertbeibigte. TM ßutber 1520 »om
fie tn ben ©ann getban würbe, fo traf biefet oud) & *-
einen Änl)änget Butber'ö. Ä. appellirte nun öjfentlicb re"
9>apfl an ein aQgemeineä Goncilium. «Kit grofe» frf
trat Ä. auf, fpratr) ft* namentlicb für bie Gb< ba ®c-
lieben aus unb ging enblicb, wäb"«'b Suthcr auf bei Sy-
burg perborgen war, fo weit, baß t6 \u turaulruani^'
Auftritten fam. »ei ©elegenbeit bes ©eibnaettsfeWjW
begann St. in bet ecblofifircbe ju SBittenberg bie 9wJ
beutfeber ©pracbe abzuhalten, ba$ Xbenbmabl «
©eNt auSjutbeilen, bie äötiebte »egjulatien unb bd
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ut 3erfttomg ber «Beirtrfiüble, Altäre unb J&eEIiqenbi IDct
njulciten^ AI* 8utbet von tiefen Unorbnungen Aunbe tr»
ielt, verließ et, ohne erfl bie Srlaubniß be* Kurfürflen
inge^olt ju baten, bie SBartburg unb f ehrte nach Söitttru
erg JUfücf, WO ti ihm aucf> halb gelang, bie Crtnung
Meberberjuftellen. £. l)ie(t jwei 3abre lang Stube, im
i 1524 aber begab et ft<b nacb Crlamünbe, vertrieb btn
darret unb witberbolte mit bem von ihm aufgeregten SBolfe
ie t übern Auftritte, fobaß füb gutbtt genötbigt (ab, üi
Unci gegen biefelben ju »»rebtgen. 9cun trat aurb St. ge*
■ Äutber In SBort unb ©ebrift auf, unb weit et febon
ccf- er mit ben jBilberfrurrnern in 3wicfau unb ben 9?ube>
törero in ÜRüblbaufen in JBerbinbung getreten war, fo ver«
annte ibn bei Jturfurft von ©aebfen au6 feinem £anbe.
I trat btfonber* in btr 8ebre vom Abenbmabl Uutbet ent*
egen, inbem er bie («bliebe ©egenwart Gbri(H im Abenb.
ubl befhritt. 25a 3wingli auf ©eite trat, fo entftonb
ierau3 bie Trennung bet teformirten unb proteffantifeben
Itrdje. Unflat unb flücbttg, in ba* tieffte (Slenb verfunfen,
erte Ä. in Deutfcbianb umber unb mufte enblicb 8utt)et
abjl um Äülfe bitten. Diefct t-erfebaffte ihn aurb, nadj»
em St. uerfproeben hatte, feine abwetebenbrn Anfügten fer»
m bei fid> jurücf ju behalten, eine 3ufIucbtSfiätte in Äem«
•erg, wo et faft brei 3abre, mit gelbbau unb einem Keinen
panbcl fiel) uabrtnb, lebte. Salb aber fing er neue Un>
tbnungen an unb entwieb enblirb 1528 nacb bet ©<bw«3,
co er erfl |>farrer ju Altfiäbt am Stbein, 1530 Diafonu*
II 3üridb unb enblicb 1531 ^rebiget unb tbeologifebet $ro.
cfjcr }u JBafel würbe, fortan ein rubige* Beben führte unb
1541 ober 1543 ftorb. 2Bie unbefonnen aurb bie Art wat,
n roelrber Ä. auftrat, fo ijl boeb amuerfennen, baß et mit
ort ttblicbet »egeifterung für bie Sßabrbeit, weiche et et>
anttt ju baten glaubte, fieb beißen lief.
üannrl ift ein Vorgebirge 9>aU(Iino$ an bet ©üb»
ette be* SJceerbufenS von $tolemai3, bem beutigen Atta, am
nittelldnbifcben SReere. Durcb eine #ügelreibe, beren AuS*
mgöpunft e3 bittet, bangt e* in norböftliefeer JRicbtung
nit bem 8iban«n jufammen. Da* ©ebirge felbfl befielt
tu« Einer ©erg » unb Aügelreibe, bie ad>t Weilen im Um»
ang bot, ift woblbewaffert, anmutbig unb febr fruebtbar,
mb auf bem nur wenige bunbert guß übet bie 2Reere«flacbe
rhabenen ©ipfel mit SBilbern unb graJreieben STriften be»
■.:t. ©egen bet Bielen £öblen unb ©rotten, bie ber ÄarmeJ
rttb ält unb beren man gegen 2000 ^Mr, wat et von jeher
Ml Verfolgten unb (Jinftcblern ein erwünfebter äufluebtöort,
mb no<b je|t »igt man bie <g>6bte, bie einft bet $ropbet
5UaS bewobnt haben fotl. Sin JCreutfabret, ©ertholb au8
lalabrien, ber um 1156 bei biefet £öi>le fut einigt ©enoffen
n bat arihnmern eine* »erfaKenen Älojler« £ütten baute,
vurbe bet ©rünber be* SDrbenft Unferer Sieben grauen vom
8erge Äarme!. Die SRönche tiefe* £>rben* verleugnen abet
liefen Stiftet unb nennen al* folchen ben $ropbeten Qliat,
::«al;i[en aucfi, bafj aDe fpätem Propheten unb heiligen 5Rän»
1er bem Orben angehört hätten, (beine Siegel erhielt bet £)t*
Ja von bem ^atnarrben Xlbrecbt von 3erufalem, nach bet
»ie CtbtnSglieVet, bie Karmeliter, vereinjelt in 3eUen
mobnen, bauftg« gapen balten unb ein tieft« ©tiüfcbweigen
ixobaebten mußten. 2)ur* f>apfl £>onoriue< W. würbe bet
Ctbtn 1224 befUtigt X» mit bem »etlufle be* tyil 8anbe*
bie Jt arm eliter ihren Aufenthalt aufgeben mußten, wanbten
fte fieb nacb Svvern unb ©iciüen, von wo au* fle ffcb üb«
ba* ganjc 2(benblanb verbretteten, ©eitbetn würbe niebt
nur ihre Stege! vielfad; veränbert unb gemilbert, fonbern fte
erbielten aueb bie Privilegien ber iBettelorben unb nabmen
(tatt ber früher weiß unb braun geflreiften Drben«fTeibung
eine ganj braune an.
Eannitt ijl ber boebrotbe gatbeftoff, wtltbet burrb Wie*
berfcblag au* einet 2uß*fung bet docbeniQe gewonnen wirb.
Sie {Bereitung gefchiefjt auf verfrbiebene SBeife. Der ge»
wöbnlicbe Karmin wirb mit Alaun bereitet unb ifl auS bem
garbefloff, etwa« tbierifebem ©toffe, Sbonerbe unb einn
(Säure tbemifrb jufammengefeftt j>et eigtntlicbe St a 1 m i n«
ji off ober baS SoccuSrotb bilbet, fut ficb bargefletlt, »ur»
vurrotbe frpfiaUinifcbe Kernet ober eine boebrotbe fprupar»
tige SRaffe. Durch Gintaueben von Seinwanblapven in bie
roäjferige Abfocbung ber GocbeniQe erbält man bie rot ben
Ii* min Häppchen. JDie fSJtaUt gebraueben unter bem
tarnen flüffiget Karmin eine Auflöfung von Jtarmin in
verblümtem Ämmoniaf. Der befte Karmin fommt aus SBien,
ber tbeuexfle au* ?)ari*. ©eringere ©orten »flegen mit
JEbonerbe unb 3innober »erfdlfcbt ju fein. Der fogenannte
blaue Karmin ift niebtä Anbere* al* gefällter 3nbigo unb
bet braune Karmin gereinigte* Umbtaun.
Karpaten (bie) flnb eine* bet btei gr&ften ©ebirge
Europas. 3wat erbeben ftä) ihre ©tpfel niebt ju einer fo
betrachtlichen Qclit, wie manche Serge in ben Alpen unb
Brenden, aber bie San genaust ehnung berfelben ift [ehr be*
beutenb unb betragt mehr al* 100 Steilen, rcäbrenb bie
©reite verbaltnißmcVßig febr gering iff. Die JBorgebirge be»
ginnen im ifrretcbifeben ©ebleften, bie Karpaten felbft lau*
fen in einem Ungeheuern {Bogen nacb 9c. , £). unb ©. von
^)re6hurg an ber Donau bi* oberhalb jDrfowa an bcmfelben
©trome, unb febeiben Ungarn unb Siebenbürgen von 3Räb»
rtn, ©ebleften, ®ali)ien, bet SRolbau unb bet aßalaAei.
Die SBorgebirge, welcbe auf bet ©renje jwifeben Ungarn,
©ebleften unb ©alijien liegen, beißen öeöfiben; jene,
welcbe äRAbten von ©ebleften trennen, nennt man gcw*bn*
tieb ba* ©efenfergebirge. Det tjöchfie 3ug bet Karpaten,
welcher abet nur etwa «Em Steilen lang ift, beißt Satra,
unb liegt in ben ungar. ©efpanfebaften 3ipS unb Siptau.
9iur ein S5erg, 9iu«fa ^opana, erreicht eine ^chc von
9300 g., bie lomni^n ©pifee b«t 7950, bie ei«balet ©pi|e
8200 g. £öbe. Diefe testete ifi auch ber einige «Punft
be* ©ebirge*, wo man ©letfeber antrifft. 3m Allgemeinen
ftnb bie Karpaten böchu malerifcb, abet fchroff unb roilb,
benn bie benlirben SGßiefenmatten unb bie tlaren ©een, wel*
<be ben ©ebirgSlanbfcbaften bet Alpen einen fo anjiebenben
Weij, verleiben, finb bier niebt vorbanben. An vielen ©tel*
len finb et man noa) bi* ju 3000 g. SReereftbäbe flSucben*
unb Sicbenwalbungen; ©emfen unb fDrurmeltbiere trifft man
in geringerer 3abi at* in ben Alpen, befio häufige t finb
{Baren unb fBölte. Det SJlorboflabbang ifi teiob an ©alj,
aber arm an ebcln SRetaUen, welcbe Dagegen auf ber ©üb«
feite in Ungarn unb Siebenbürgen fo häufig gefunben met»
ben, baß btefe beiben 2änber ju ben golbreicbften Suropa*
gehären. S3on ben Karpaten fhomen eine Spenge von
Ri üt'fen herab; von ben iBedfiben fommt bie SBetcbfel ; bie
Donau empfängt au 3 ihnen febr bertäctjtliche 3ufluffe, vom
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9corbofiabbange j. A3. 9>rutb, ©eretb,
banae SBaag unb 3$eiß.
vom ©ütab»
ftarpfm btigf im allgemeinen eine ort gtußfifcie, »et«
cbe ftdj burcb einen eHiptifcb. jufammengebrüclten Jtörper,
große ©cbuppcn, fleinen jabnlofen SRunb mit oerfcbiebbaren
Kippen, ftarfen 3abncn im ©ditunbe auöjeicbnen unb von
^flanjcn, ©cblamm unb SZSurmcrn leben. 3u tiefer ©af;
hing gehören bie ecirifce, ber ©eißfifcb, ber ©rünbling, bie
JBarbe, ber 23lei, bie Jtarauföe unb onbere. Unter biefen
bilben eine eigne Art bie eigentlichen Jtarpfen. tiefer
fcifcfe wirb 4-5 lang, bat »ier Jßartfabett, große ge»
greifte ©ebuppeu, ifl au) btm 8?ücfen beultet), an ben ©ei»
ten gelblidj unb auf bem »auebe weißlieb. £>ie Kütfenfloffe
jeiebnet ftch burcb Sdnge aus, bie 2(frcrfieffe iß flatbelartig
ge*abnt, bie untm gloffe r6tblicb. SRan finbet Jtarpfen in
glüffen, Seen unb Seiten unb unterfebeibet biernacb glufs,
©ee« unb Seichf arpfen. SWan fagt, baf bie Äarpfen
über 200 3a&te alt werben unb ein ©ewiebt ton 70 9>fb.
erlangen ftnnen. ©ie baben ein jibe« Beben unb man f ann
fie baber forool im ©ommer in gtfcbbdltern unb in Sijiemen
im Jteller aufberoabten unb mit »rot unb ©alat etbalten,
al« auch im SBintet lebenbig weit oerfebicren, wenn man
fie in ©ebnee einpaeft unb iljnen ein in SBein ober »rannt»
wein getauchtes ©tuefeben S3rot ins «Raul ftetft. 3n SpoU
lanb fod man fie, wenigften« früher, in JteUem in feuchte*
ajloofi eingefcblagen, mit ©emmel unb Urilcb gemäße t ba>
ben. 'iLuA) cafrnrt man fie, um fie fettet ju machen. -Da«
gleifd; ber Jtarpfen ift febt beliebt unb woblfcbmedenb unb
jwar ift ba« bet glußfarpfen ba« befte. !Da« fleifcb bet
Äarpfen , »reiche in SBaffer mit fcblammigem @runbe leben,
nimmt einen moorigen ©ef$mac? an. fßotn Ott. bi« in ben
Xpril finb bie Jtarpfen am woblfcbmecfenbfien. — ©ne be»
fonbere »art ift ber ©piegelf ar pfen, welker wenige,
aber bie be« gemeinen Jtarpfen« an @r6fe breimal flbertref«
fenbe ©ebuppen auf bem Süden unb an ben Seiten bat
unb übrigen« unbefebuppt ift. 2>er Äarpfen läßt fücf> in
gifdjbtboltem fo abrichten, baf et auf ben 2on einer ©lode
ober pfeife jut gütterung betbeifommt.
fiartät scljc nennt man eine Brenge eiferner ober bWet*
ner Äugeln, wd$c auf oerfebiebene 'Art ju einem ©anjen
oerbunben unb fo gemeinfebaftiieb au« einem Öefcbiu} gegen
ben $einb geworfen werben, ©ewobnlia) wiegt oon ben
einjelncn ei fernen Äugeln jebe fo »iel Botb, alt ba« JtalU
ber tc3 ©efcbüfce« nach ^funben au«gebriuft in folebet h
tragt , unb biefe Jtugeln pflegt man georbnet ober unjöd.
net in eine blecherne SBüchfe ju tbun. Sur (erbibuiij tc
SBirffamfett bet- Sabung wirb auf ben hl fernen Stoben Ii
»ücbfe, bet auf ba« $u(«et im ©efebüfc aufgefegt rwrt, ei
©piegel »on ©turjblecb gelegt. IBei geringen €nrferawijrc
nimmt man eine größere '^njabl Reinerer Äugeln, i*it<
ttnb bei arofjem Entfernungen oortbeilbaftet eine {icbitt!
'Änjabl größerer Jtugeln angewenbet wirb, ©ne 1x1
faft 9 an j abgefommener Äortctf eben fmb bie Sreukti,
welche «u« 3wilf* unb SBierunbjwanjigofünbem gefcjcfc
wutben unb au« einpfünbigen Jtugeln befianben, bie ta
eine ©pinbel gelegt unb in einen leinenen ©ad geh:::
waten, »eleber bann bureti Umwiclelung mit einer fcria
©ebnut weitere ge|hgfeit erbielt.
fiartljarjo war bie wiebtigfie ©tobt Zfrifa« im tat
tfnime, bie Jpauptflabt einer maebtigen Sfepublif, wdebe ri
nen feh ausgebreiteten b anbei trieb unb eine lange Bot m
9tom um bie S9BeIt^errfd)aft fdmpfen fonnte. 3&r 6ta
würbe and) ba« eigentliche 2(frifa obet 2ibpa genannt, tan
bie ttlten regneten Itgopten noet) ju Xfien. Jtartba^, c*i
©tabt, lag auf einet .£>albinfel obnweit oon bem beurifc
Suni«, war groß unb febön gebaut unb batte 5— 6 Stete
im Umfange, unb jut 3eit feinet fcb6nften Slüte cer
700,000 cinw. 2lnbere berühmte ©t4bte in ben ^
biete Jt.'« waren Urica, Sune« , Äbrumetum unb ostot.
2>et Urfprung Jt.'« ifi ganj in «Kolben gebüüt, au« ir.r.
nur fooiel mit ©ewipbrn betoorjugeben fo>eint, baf th ci*
^flanjftobt ber ^bonijier toar. %)ibo, beißt e«, fofl r.:r
bet 6rmorbung ibrr« ©emabl«. be« reiben ©io>«», w
ib,rem »ruber ^pamalion. Jt6mg »on 2pru« in flbJnijio
welcber be« ©pebau« ©c&dbe an f;cb ut reißen trachtete,
flohen fein. Da fie nut SRänner an söorb ibrer Steife et
nommen batte, fo nabm fie auf Gppetn noeb eine W
junger SBeiber auf, um eine Kolonie grunben ui foema
unb (anbete bann bei Ua'ca, einet torifeben ^anjjiatt a
bet afrifan. Jtiifte. ^>ier würbe fie freunblid) aufgenoan»
unb oon ben Angeborenen be« Üanbe« erfaufte fte ein ©tai
fcanbe«, fo groß al« fie mit einer Jtubbmit würbe mim
nen f6nnen. ©ie jerfebnitt aber bie Jtubbaut in bännt fö
men unb umfpannte fo mit bet ^aut ein ftattlicbeä 5rJ
£anbe«, auf welkem fie bie »urg »orfa erbaute, tä
Seitalter ber 2)ibo wirb um 888 o. Gtir. angenommen.
gil aber erjagt, baß «nea«, obaleia) naa) bet gffa>4tliäa
Annahme 200 3abrc älter, nach ämU geformnen fei,
mit X)ibo ber Siebe gepflegt unb enblid) »br beimlia) entjlp
ben fei, worauf 2>ibo au« SBnjweiflung ficfj umgebraebt t*
ben fott. Die »ewobner oon Jt. #tfan nad) ibrer »tut
mung 9> unier, weldbe« 2)affelbe wie f>boniiiet, «tob *
bieß in pbönijifd)cr ©ptacbe Jtattbabala, welaV«
ftabt bebeutet. 2>ie »erfaffung be« ©taat« wat in ber W
tepublifanifeb. 3wei jdbriid) neuerwd^lte ©uffeten (ben rM
6onfuln entfprecbenb) ftanben an bet ©pi|e be« ©wj-
tbnen )ut ©eite ein Senat, unb bie 3Cuffid>t Uber bieff
herren be« ©taat« batte ein engerer Xudfcbuß au« ttm
nate. Sßenn jwifcbeit ben ©uffeten unb bem ©mal J»
3Reinung«oerfcbiebenbeit eintrat, fo entfebieb ba« Soff.
breitete ftefe ber ©taat bureb feine ^anbelöoerbmbunaen
bie »egrunbung neuer Kolonien »ettbin au«. Inf X« ■*
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Karthago 569
Marthäuser
•ar.fcben Snfeln, auf ©arbinirn, Gorft'ca, in Spanien bri
jcbrS (Sabij) btrrfc&trn bie $unier. ttucb in 2tfrifa mtu-
<n (Eroberungen gemalt unb enblicp fogar Utica jur Un>
niafcit untre bem 9?amen t>rr Äunbeigenoffenfepaft ge*
raebt. ÜSit ben ?)bocdern (drnpfte Ä. fiegreid) um ßorfica.
Sie weit »orgefepritten bte Turner fein mußten, ba»on jeugt
e$ .panno'e" Umfcbiffung 2tfrtfa$ um 450 ». Gpr., auf
jeldjer er bi$ jur Äüfle »on ©uinea fam. SRit ben fHb-
lern foüen bie Äartbager ftpon 509 einen £<tnbelS»ertrag
rmarpt baben. 2fuf ©icilien trafen bie $unier mit ben
■m'ecbcn feinblid) jufammen unb waren bie SJunbeSgenoffen
er gegen ©rieebenlanb fdmpfenben perf. Einige DariuS
jpfiaSpeS unb JerreS. £n bemfelben Sage, an welcpem
IrrreS »on ben ©rieepen (f. ©rietpenlanb) bei ©alamiS
BO aeftplagen würbe, unterlagen bie Junior bei £imera
cm (Selon »on ©prafuS. 3m grieben würbe feffgefefct,
i'j bie Äartbager eine (SntfepdbtgungSfumme bejahen, jwei
Eemprl bauen unb bie 3)?enfd)eno»fer abfepaffen follten.
Uon Cgefta gegen ©profus ju £itlfe gerufen, führten
k Runter »ier .Kriege mit DionpS bem Altern, 2prannen
M ©prafuS, au$ weisen fte enblid) (368) nad) mand)er;
i Sebwanfungcn be$ ÄricgSglürfS al$ ©ieger brroorgingen,
nbem fte jugleicp Jöeftfcungen in ©icilien gewannen. ä13
ic aber nod) weiter um fiep ju greifen fuebten, riefDümpS
er Jüngere, ber fte »ergebene? ju beliebigen »erfuept batte,
ic Äorintber ju 4>ülfe, welcf)e fte 340 ju SBaffer unb ju
!anbe fähigen. @n jweiter £anbel$ »ertrag war 348 mit
Rom abgesoffen »erben. Die ©raufamfetten beS Spran*
len agatbofleS von ©prafu« gaben ben Äartbagern neue
Sclrgenbeit, fttp in bie ficiL angelegenbetten ju mifd)en,
mb 317 nabmen fte ganj ©icilien ein, mit 2tuänabme beS
eften ©prafuS, weldjeS fte belagerten. Xgatiwf 1(6 aber fefcte
adj Hfrifa über, madbte fcpneUe gortfepritte unb bebrobte
?gar Ä., »o fitb JBomilfar ber £errfcpaft bemdeptigen wollte,
(ber balb erbolte fiep baS S3olf »om erflen ©ehreef , )öomil=
ar würbe gefreujigt, 2Cgatt>cfIeö gefeplagen unb vertrieben,
rin oortbeilbafter triebe befebloß 314 biefen Ärieg. Sm*
irr weiter griffen bie 9>unier um ftd), unb fepon mußten
mm fafi alle ©icilier geborgen, al« biefe 276 ben mdd);
jen Äonig VprrbuS »on ßpiruS ju £ülfe riefen, welcher
en äartbagern fafi ade ibre 93eftpungen entriß unb feinen
;obn jum Ä6ntg »on ©icilten ernannte. 2)utd) feine £arte
latbte ftd) ?)prrl)uö aber aud) ben ©iciltern »erbaßt, (ab
cb enblid) grnötbi^t, fid) uirücf^ujicbcn unb »erlor eine
r'cbiacpt. (5r flob nad> Xarent, wo ü)n nun bie 916»
irr oom fcmbe, bie ^unier »om SWeerc aud belagerten, wo»
urd> jebod> bie bcimlicbe 6ifrrfud)t btefer beiben nad> SBelt»
enfepaft ftrebenben SSolfer gendbrt würbe. J)tr etfle bet
genannten punifepen Kriege (264— 241) jwifd>en
unb S.. brad) au«, als bte 3*6mer brr fteil. ©tabt
fleffana 4>ülfr gegen bie Äartbager fenbeten. Sange fcpwanfte
a& Ärieggglüd, beibe mdeprige ©taaten waren erfeböpft,
brr ©tea bed SJömers 9. guetatiu* <Satu(ud über ben
^amiJfar JöarfaS bie ?)unirr nötbigte, einen fcpmadwollen
rieben ju fd)ließcn, nad) wetdjem fic ganj ©icilien aufges
n unb eine bebeutenbc ©elbfumme an JKorn jablen mufs
rt. Snnrre Unruben bracben bitrauf in JC auf» unb würben
Bt SJlübe gebdmpft, bte 9f6mrr untrrftüfetrii einen Äufrupr
v2arbinten unb bemdebtigten ffä) enbticp ber SnfeU ^)a»
öitbet ••*».«««. II
milfar fud)te fein S3aterlanb buref) großartige Eroberungen
in ©panien \u entfcpdbigen. . 9Ia(pbem er m ber ©cplac^t
gefallen, fe|te baä unternommene SBerf Xdbrubal fort unb baute
Äartpagena. Die 9J6mer fuepten burd; einen Bertrag biefen
Eroberungen ©renjrn ju fe^en, aber £anni'bal (f-
©ofcn beS ><>amilfar, weiter nach "XfombaVS Ermorbung
grlbljen wirb, überfebreitet jene ©renken unb et» entbrennt
ber jwette punifebe Ärieg (218 — 201), in welcpem ^anni^
bat ftegreier) nad) Stalten bringt, aber »on &, wo ber Se-
nat ftd) in jwei Parteien grfpalten batte, »erlajfen, unb
burd) bie ©i<fg< ber Börner in ©panien, burd) bte lieber,
läge feineö 33ruber6 Xsbrubal, enblid) burd) bte ftmbung
bed ©eipto in ?(frtfa gezwungen wirb, nad) feinem SJatcr
lanbe jurüeräufebren. 9tad) ber 9(ieberlage bei 3ama ftebt
fid) Ä. genotbigt, bte b^rtrflen RriebrnSbebingungen 201
einzugeben. 66 muß eine große ©umme (über 13 372 tüte
nen 2baler) briablen, alle Ärirgöfebiffe, big auf *ebn Drei:
ruberer, ausliefern, barf obne WomS fflrwilligung webrr
Ävirg führen nod) ^rieben fd)(ießen. ^annibal, »erleumbet
unb »erfolgt, muß »on Ä. cntflteberu DiefeS wirb »on
SKaftniffa ungererpt angegriffen , ftnbet bei ben 9l6mern feine
©ereeptigfeit unb fucht ftd) enblid) biefe fclbfl ju »erfd)afen,
weld>eS bie 9?6mer für griebenSbrud) erfldren unb bie 3er-
ffirung Ä.'S befepließen. ÜRit bem SRutbe ber Öerjweifiiing
wirb bte ©tabt im br itten punifepen Äriege (148—146) »er;
tbeibigt, erliegt aber bem ^ubltuS GomeliuS ©dpio unb
wirb jerftört. 23cm 3uliuS ßdfar ober ^uguftuS würbe fte
nacpmalS wieber aufgebaut, gegen Snbe beS 7. 3abrb. n.
Gbr. aber »6Qig jerflört
Die Aartbager befaßen jur ^eit ihrer SBlüte große ©ü-
ter, welche burcp ben ^>anbel aufgehäuft würben; genauere
Äenntnifjfe »on ibrem geiftigen 2eben befifeen wir aber ntrbt,
benn ibre Literatur ift »erloren gegangen , unbbeiipnen felbft
war cö »erboten, ©rieepifep ju lernen, bannt bie erlangten,
befonberS geograpb<fä)tn unb auf (Srftnbungen bejüglid)en
Äenntniffc niept weiter »erbreitet würben. Sb" Strligion
berubte urfprünglid) auf 9tatur»erebrung unb ibre »ornebm-
ften ©ottpetten waren: ©aal ober ÜRolocp, ber Sonnen-
gott, bie jeugenbe Äraft, unb 21 ft arte, bie gebdrenbe SWatur.
fvartl)äußfr (bie) ftnb ein befannter Jttr fir enger getjt;
lieber jDrben, «welker »on bem bei! igen Sruno 1086 geftif-
tet werben ift. Diefer würbe um 1040 ju Äöhi geboren
unb ftubirte ju 9?peimS. SWiömutbig über bie ©ittenlofig*
(eit ber Seit begab er fiep mit feeps gleid)grfhmmten Jreun--
ben in bie (Sinfamfeit, unb jroar auf ben JKatb brS heiligen
«^ugo'S, SBifcpofS »on ©renoble, in einer einfaraen ©egenb,
vier ©tunben »on ©renoble, welepe in Cb«rtreuse bieß unb
»on weicher ber Cr ben, fowie feine Äi öfter, bie Äarthau^
fen, ben 92amen erhielten. JBon feinem ehemaligen ©d)ü>
kr, bem $apft Urban II., nad) fRom berufen, feplug S3runo
jebe geiftlicbe SBürbe auS unb erlangte 1094 bie Grlaubntß,
eine jweite Äarthaufc in ber Sinfamfeit »on bella Sorre in
Ealabrien ju lüften, .pier lebte unb fiarb er 1101. 3m
3abre 1628 würbe JBruno in bie Sab! ber ^eiligen aufges
nommrn. JBruno binterlteß feinen Anhängern (eine befftmmtr
Siegel, biefe bilbete fxcb erft allmdlig auS. S3on ihrem fünften
^>rtor, ©uibo (geft. 1137), erbielten bie Äartbdufer bie 83or*
feprift beS ewigen ©hdfrpmeigertd unb ber ©infamfeit nod)
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Kartoffeln
außer bru gewöhnlichen 8R6mbSgelübbr n ; 1176 würbe ber
Drbrn »om Zapfte bcfiätigt, unb er|l 1581 fam bie »oflfläns
bige Sfcgel tcr Äarlbauffr ju ©tanbe, welche ber $ap(l bt-
frotigte. 3>ie JCarthdufer haben ftcb fletS burch fBilbung,
SSobltbdtigfrit unb Öaftfrribftt ausgezeichnet. 3b« ®tfä&U
tigung war ber ©otteSbirnfi, £anbarbeit unb Sücherabfcbreis
ben; Rleifcbfpeifen warm ihnen gan;licb verboten, jirenge
SJcißigfrit ibre ^Pflicht; nur bei befonbern ©elegcnbeiten burf;
ten fie in ©efcUfchaft fpeifcn, jährlich mufften fte fünf SDfal
jur Aber laffrn, nur an einigen ©tunben bcS 25onnerStagS
Kartoffeln
unb an ben Gapiteltagen burften fie fprecben. 25ie Drbiuf
fleibung war ganj weiß mit einem fcbwariien Stattet, ad
bie gaienbrüber jeidmeten fich burch ben ffitort unb ein fr
jereS ©capulier au«. ©eit bem %at>xt 1 «> 1 « > fomen est
Äartbauferinnen auf, beren Siegel etwa* weniger irr*
war. Sie gingen gleichfalls weiß gefleibrt mit einem ftbwti
jen Schleier. Der jebeSmalige sprior ber Äartbaufe bei 9a
noble war ber ©eneral brS ganzen jDrbenS. 25iefe in et
net wilbromantifebrn ©egenb gelegene £artbaufe ift nttn
abgebilbet. 57Jan tann ju ihr nur auf einem böchft beirre
lieben SBege gelangen, benn fte liegt in einem engen, jum
2heil t>on ganj fteilen Relfwanben umgebenen übale, we(»
cbeS acht SBonate beS 3abrcS »on ©ebnee umlagert ift. 3n
ffolge ber fran}jP?et>olution würbe baS Jtlofter aufgeboben
unb feine JBeftfcungen »erfauft, hoch ift eS MM6 wieber ein»
gerichtet worben.
Äcirtoffrln, auch ©rbäp'fet, Crrb* ober ©runbbir«
nen, Jtn ollen ober lüften finb bie befannten überaus
nüläliebenSBurjelfnoQen einer auS Amerifa flammenben ^flanje
(lat Solnnum tuberosum), welche eine Art 9f.aebtfcbaiten ijt.
3n mehren ©egenben ©übamerifaS, namentlich in ißtru unb
Sbjle, fmb bie Jtartoffeln einbeimifch, eine anbere Art finbet
[ich auch in SRerico. ©er ©flaoenbanbler #awfinS brachte
bie Jtartoffel juerfr 1565 auS 9>eru nach (furopa. «Bieber
»ergeben fam fte jum jweiten SDlal burch granj Drafe 1585
auS SSirginien na eh tfnglanb, unb berfelbe gab fich SJcübe,
ibre Anpflanzung in (Inglanb allgemein ui machen. 83on
hier breiteten fid) bie .Kartoffeln nach ben 9?ieberlanben, ffxanb
reich unb Beutfcblanb au?. 5Der S3auer $anS Scogler auö
@elb im 83oigtlanbe brachte fte lf47 nach ©achfen, ibre
größere jßerbreitung bafelbft gefchab itboeb erfl 1717 burch
ten ©enetal von SWittau; 1708 tarnen fie in baS Sföecflens
burgifebe, 1710 bureb ben Söalbtnfer Ant. ©eigtir«, t«
ju Wimberg fid) niebergeloffen, nach SJürtemberg. &
riS würben bereit* 1616 Äartoffeln an ber finigl. 2a''1
Seltenheit gefpeift. Urft feit 1780 ftnb fie in »eun
als geibfrueht angebaut worben. 3brer grJßem Ufr-1"'
tung llanb befonberS baS Borurtbeil entgegen, haf m:n
als ju einer in ben meiften Arten giftigen ©ennW^
geb6rig, ebenfalls für ber ©efunbbeit na<htb«lig b>lt
bem biefeS unb einige anbere SJorurtheile überwunben
ben , nachbem man bie groß« unb »ielfeitige 9tu^barfttt fr
itartoffeln immer mebr rennen gelernt, b«' »b« luSb« :.-
mit JRtefenfchritten jugenommen unb man finbet fit iefct
auf ber ganjen bewobnten Qxtt bis both in be» 9*>6*
. ©. in Jtamtfcbatfa. Durch ben Anbau bat*" ftd?
*n Jtartoffeln febt «tele »erfthiebene Arten gebttbet, b«' 1
tbeilS burch ©eflalt, innere «efchaffenheit, Mk, **
unbSRenge berÄnoQen, tbeilS auch burch ©eftalt unb f"1
ber Jölätter unb JBlüten unterfcheiben. tRan tarnt ap
führ 80 ©orten unb unterfebetbet btefe int Algfrinw '
folche, welche jum Berfpeifen unb in fblch«, »ekbtjWF
terung be)nmmt finb, fowie nach bet 3eit, ni »ei*
genießbar werben, in $rüb< unb ©pätfartoffrä».
©enuß unreifer Jtartoffeln fchablich i^, iubem "
em Um« 7
I
Kartoffeln 5
ingen Anoden, ebenfo wie baS Araut unb bie ffieeren unb
.eune, welche auS ben Anoden hervorbrechen, ein narfoti»
beS ©ift enthalten, fo ift in vielen ©egenben ber aü)u frube
Jerfauf ber Aartoffeln polieeilicb unterfagt. ©ei ber SBabl
er a:i^ubaucnben J^artofftl^ottun^ mug man fidj nach bem
Jebtirfniß unb nach ber ©efebaffenbeit beS ©obenS rieten,
illc Ärten ftnb übrigens fct>r ber Entartung auSgefefct. Än
er Aartoffel roirb beseitige £beil, an welchem bie SBurjel
ngewaebfen ifr, ber 91 a bei, ber entgegengefegte ber Aopf
ber bie Slafe genannt. SJon allen .Kartoffeln ifi bie ftü»
efle unb burd) angenehmen liicfdmiacf ausgezeichnete Ärt
ie rothe grub; ober rotbe £orn(artoffel, welche
cm Hafens nach bei« 9cabelenbe fpi(j jutauftnbe längliche
tnoden bat/ bie ungefähr bretmal fo lang als bief ftnb.
H-ivöbnlidb ftnb bie .Knollen etwas gefrümrat. Sie ftnb
lit vielen 'Äugen befefet, t>on benen je vier immer ein }iem>
ich regelmäßige» SJierecf bitten ; baS gicifcb ifi weiß unb
hliffig, bte Schale beQrotr>. Sanggefhecfte walzenförmige,
nit otelen titfliegenben Eugen befehle AnoUen bat bie gelbe
früh:, Saurentii: ober 3af o b 3 f artoffel. Sie bat
ine bedgelbe Schale unb ein wcißeS, zarteS, mehlige» Sleifcb.
i^entbümlich ifl bie ©urf enfartoffel, weiße £otn»
artoffel, auch Ära(atfcba genannt, weil beren läng«
iebe, gefrümmte Anoden fiel) ring» um ben .^auptftengel
:cr »Pflanje fo anhäufen, baß fie jufammen eine nach un*
en gefebrte ^pramibe bilben. Schale unb gleifcb ftnb gelb
icb unb baS Untere von faßlichem ©efebmaef unb mebXreicb.
Durch ©röße, tjrgtebigfcit unb fflfeblreicbthum ausgezeichnet
(t bie rothblau marmorirte ober Airfbamfat toffel,
auch pfäljer ©runbbirne genannt, welche graurotbe,
|Um £beil mit weißen Streifen marmorirte Knollen bat.
üinen febr angenebmen ©efebmaef haben bie gelblichen, an
>cn dnben rcttjlidjcrx ©iScuitfattoffeln. Sehr bau bar
lutb febmaefbaft ift bie fd}warje ober 9tegerfartoffel,
penfo bie 9? oef sfartoffel, fibonifdje ober geißberget
Kartoffel mit febmuztg bunfelrotber Schale, unter welcher
m $!cifcb blutrotb ift. Ergiebig unb angenehm febmeefenb
jx bie cble gelbe ober Sammetf artoffel, auch 8orbS»
t er #errenfartoffel, mit runben, etwa» länglichen
bwdett. £>ie itr cb enfartoffel ift in ieber {Begebung
iBSgejetcbnet unb hat runbliche, etwaS glatte An ollen, be*
en 9lafe, wo ftcb bie meinen Eugen jufammenbrängen, et>
pai jur Seite (lebt Seht woblfcbmecfenb ftnb bte Grb»
terfartoffef unb bte ©or&boricräpfelfartoffel,
Itt Drei» von .ftollanb unb bie weifte Aartoffel,
«lebe febr groß wirb unb eine weife Schale bat. Sehr
^Sreich unb angenehm fd;mecfenb ifi auch bie rotbe lange
- :cr enfartoffel mit walzenförmigen folbigen Anollen.
|Hut von ber Qrojje einer 9luß, aber lieblich manbelartig
'cbmecftnb unb überaus ergiebig ftnb bie (leinen ebinefi*
eben, gjfanbeU ober $erü.rf enf attoffeln. Ähnlich
It tleinc Schottlänberin unb bie (leine 91 u p *
'artoffel. Sehr groß, oft brei 9>funb fchwer, ftnb bte
'".lien be$<preiS »on$>eru mit beUgelber Schale; ergie»
; unb meblreicb ift bie engL Aartoffel, beren Anoden
tcrfdjiebene ©eftalten annehmen, 2?äffelbe gilt auch »on ben
Iben, mit fielen 4pert»orragungen »erfebenen wuchefelbet
Kartoffeln. 25ic blaue runbe Aartoffel hat große
ÄnoHen von angenehmem ©efebmaef, beren £aut an ber
1 Kasan
8uft admälig fchmujtig fchwarftblau wirb. Sei bet blauen
ftotnt artoffel ifi auch baS gleifch bet gurfenähnltthen
Anoden blau ober blau marmorirt. Sehr ergiebig ift bte glatte,
hellgelbe pomraerfebe Aartoffel unb ebenfo bie burd)
©roße, zuweilen wie ein Äinbcrfopf, ausgezeichnete Äo>
warbö: ober furtnamifche Aattoffel, bte man ieooeb
nut tun Siebfuttet brauchen fann. Sbenfo wenig f*macf>
baft ftnb bie wilben ober ©üfcheb, and; Schwein« ober
Srauben(artoffe(n, beren Anoden anfangs rotb ftnb , an
betSuft abet blaffet wetben, unb bie 3witter(artoffeln,
auch £ra(e'S @bre genannt, welche eine blutrot he Schale
haben unb ftch }um JBranntwetnbrennen empfehlen.
£)ie gurtpflanjiing ber Aartoffeln gefdjiebt auf febr man«
nichfalrige SSeife, abet feltenet burd) ben Samen bet $flame,
als bureb bie Anoden ober Striefen betfelben, an benen fid}
mehre Äugen befinben. 3«be in bie 6rbe gelegte Aartoffel,
fowic jebeS einzelne S trief bilbet nämlich einen neuen Stotf.
Wlan fann bie Aartoffeln auch, Wtewol mit geringerm Qu
trage, burd) Sfücfen biefer Schale, bureb Stüd en ber Aeime,
welche fid) in Aedern im grübiabje unb Sommer aus ben
Anoden entwicfeln unb nod) auf anbete Ätten fortpflanzen,
©egen ben Sommer verlieren bie Aarto ff ein ihren 9£ obige»
febmaef unb fangen auch in guten Acdem ju (eimen an.
SDlan hat auf SWitrel gebaut, btcfcS zu t>erbtnbem. So z- SJ.
(ann man im SDctober, wenn bie Äeife ziemlich eingetreten
ifl, baS Ataut abfehneiben, bann einen guß hoch @rbe auf.
febütten unb noch mit bem Aartoffelfraut, Stroh, Säge»
fpäbnen unb bgl. eine £ecfe bilben, unter welcher fid) bie
Anoden bis zum näcbflen Sommer frifch unb wohlfchmecfenb
.erhalten. — SBenige gelbfrücbte haben eine fo mannichfaltig^e
Änwenbung, wie bie Aartoffel, nicht adein geben biefe für
SWenfdjen unb Sbtete ein wohlfcbmecfenbeS, wohlfeiles unb
gefunbeS 9cahrungSmittel, fonbern man benufct fie euch jut
©rotbe reitung, zur ftabrifatton ber Stärfe, zum ©rannt«
weinbrennen, zur ©ietbrauerei, nur ©etettung beS SSeinS,
Srjrupö unb SucferS, als Aaffeefunogat unb noch zu maru
chetlei anbetn 3we<fen. DaS Ataut wirb, befonbetS eiruje»
fa^en, mit 5Borthetl zu ©iebfutter Derbraucht. Äud) ge«
winnt man barauS, namentlich aus ben biübenbett Spieen,
eine gelbe garbe unb bat unternommen, eS als Surrogat
für ben Zabacf zu benufcen. %
Äarrjattirrn pnb menfebliche, »orzüglirb wetbltd;e ©eftal«
ten , welche in ber ©aufunft flatt bet Säulen zur Unterfhigung
bon ©aKonS, von ßbören in Sälen u. bgl. zuweilen ange»
bracht werben. SÖitruoiuS, ein röm. Sdjrtftftedet unb ©au»
runjller, erzählt »on ihrem Urfprunge golgenbeS: 9lach ben
Ariegen mit ben Werfern eroberten bte ©riechen bit ben Jein»
ben verbünbete Stabt Aanpä, tobteten bie männliche ©e>
DöUerung unb führten bie grauen gefangen fort. 3um Än*
benfen an biefe ©egebenbeit foden bte ©aufünftler bann
tragenbe (bienenbe) Jrauengeftalten flatt ber Säulen in Äm
wenbung gebracht haben. «TOannttcbe ©ilbfäulen na* Ärt
ber Aarnatiben werben per f. ©ilbfäulen genannt.
Haetm, ein ©ouoernement in Dflrußlanb, hat einen
tflacbeninbatt »on 1120 mit etwa 1,150,000 Sätw.,
pon benen ein betrichtlicber Xt}t\l ©afch(iren, Aalmücfen,
Sfchuwafchen, «Korbrotnen unb Sataren ftnb. £iefe leg*
tent, welche ftd) meifl }um SRohammebamSmuS befenmn,
* 72*
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ftnb ein waeferer ÜJlenf*cnf*lag, retnli*, müßig, cbrliebenb,
beforgt für bie JBilbung ber Sugenb, fobaß an* ba* flein*
ße Dorf feine @*ule bat/ unb febr gewerbfam. Sa* 8anb
tß eine Gbcnc , bie oon ber SSolga unb Stama bur*ftr6mt
wirb, unb rei* an ©etreibe, Sieb/ Baub» unb Stabelbolj,
peljtragenben &bieren unb gif*en. ßfl war früher ein uns
abbängtge* tatarifc&e* Slei*, ba* ton 9la*fommen SBatu
Äban'ö bcl;crr[dn würbe, Wel*e mit ben mo*fowitif*en
©roßfurjlen bäuftg Kriege führten, enbli* aber »on 3wan
SBafitliewttf* (1552) »öuig bejwungen würben. Sie $aupt<
ßabt Äafan liegt an ber Jtafanfa, bie eine SReile unter»
halb ber ©tabt in bie SEBolga fällt, bat nabe an 50,000
©nw., unter benen 14,000 mobammebanifebe Sataren, unb
muß al* ber bebeutenbfie £)rt im efili*en Sfujjianb betra*«
trt werben; ber #anbel iß fer)r beträ*tli*, unb ber große
Äarawanenjug au* bem ©eßen na* £)ßen, »on SJloöfau
na* ber JBu*arei unb ßbina, fleht über & Ser Umfang
betrügt brei ©tunben; außer ber Jtatrjebrale jäblt man 40
anbere grie*. £ir*en, a*t 2)?of*een, meljre fatbolif*e unb
eine proteßant. Äir*e. Sie ©tragen ftnb nacb ben beiberi
fur*tbaren geueröbrünßen »on 1774 unb 1815 febr reget»
mäßig wieber aufgebaut, aber no* immer *um großen Steile
mit $ol$ gepflaßert; au* bie wenigßen ^äufer ftnb mafft».
C* berrfept große Siegfamfeit in gewerbli*er 4pinft*t; bie
gabrifation »on lieber, 3u*ten, yftaroquin unb ©eife ifl
febr berräcbtfi*; au* wirb t>ict SEu* »erfertigr. "Km be»
fannteßen ifl aber St. bur* bie 1803 gejitftete Univcrfitat,
auf ber ßet* me&re Rimbert ©tubenten an ben SSorlefungen
SEbeil nebmen. ©ie bat vier gebrfluble für bie aftatif*en
©pra*en, eine S3ibIiotbcf »on 30,000 ©änben unb vielen
mongolif*en unb anbern orienta(tf*en #anbf*riften, eine
©ternwarte unb »tele wiffenf*aftli*e Sammlungen. Hnbere
33ilbung*anßalten ftnb ba* afabemif*e ©pmnaßum, auf
weldbem au* beutf*, englif*, franiöftf* unb italienif* ge»
lehrt wirb, mer 9cormalf*ulen, etne Unterri*t*anßalt für
350 ©olbatenftnber» unb eine @*ifffabrt*f*ule. Sa* bie*
füge STOarinearfenal unb bie SBerften für SBolgaftbtffe ftnb
»on S3ebeutung.
fiascfjmir ober öafbemere ifl ein bobe* SEbal im
Aimalapagebirge, früber eine 9>ro»inj »on Xfgbanißan
(f. b.), bi* e* 1823 9?unbf*it ©ingb, ber S3eberrf*er be*
Staat* ber ©ifb* (f. b.) an fi* riß. 3Cuf allen ©eiten
wirb biefe berrli*e 8anbf*aft »on 800 DÜR. mit 2,000,000
ÜKenf*en »on ben (oben ©ebirgSfetten be* ipimalapa amb
Äinbufuf* umgeben. SRur »on einer ©eite ifl es bur*
fu-ben $äffe jugängli*. ©ein fiauptßuß ifl ber ©*elum,
5£f*elam ober Sebat, ber ippbaSpe* ber Xlten, wel*er
eine SRenge Keiner glüffe unb S3ä*e in fi* aufnimmt, bie
in pra*tuoHen SBaff/erfäHen »on ben Sergen bernieberfommen.
Ser ©*elum bur*bri*t bie füb(. ©ebirg*fette unb fließt
bann na* 3nbien, wo er in ben ©inb ober Snbu* ji*
ergießt. Sie bobe Sage ma*t, baß St. ein Üußerfl gefun»
be* unb milbe* Jtlima bat unb t>on einer üppigen S3egeta<
tion gef*mücft ifl. ©etreibe, JDbft, SBrin unb berrlicbe
93(umen gibt e* hier in SRenge; ba* wi*tigfle @rjeugniß
aber ,ift We ffiolle ber Äaf*mirjiege (f. b.), au* wel»
*er bie foflbaren Jtaf*mirfbawl* eerfertigt werbe«. Sie
Sinwobner biefe* grfegneten Sanbe* ftnb ben J&inbu* oer>
wanbt unb befennen ft* jur Religion be* ©rabma. (Sine
große Sßenge^oon Xempeln unb $eiligtb&mern erfüHen u>
Üanb. ©ie finb tbatig unb ni*t obne eine gewrffe ifam
iBilbung, unb fpre*en einen vom ©anSfrit abgeleiteten £;
(ett. Sie Jg>auptflabt Jtafcbmir, früher ©erinagur,
liegt in einer wetten Gierte an einem ©ee unb am ©*elum.
©u ifl febr groß, )äb(t gegen 200,000 ©nw? ifl aber *a-
fallen unb unreinli*. SDlan ficht bier no* bie SJuinen fees
alten ©ommerpalafie* ber inbif*en Jtatfer mit pra*tro^c
©arten. @b.ema(* feilen bier 40,000 SBebftüble für 6er»
fertigung ber JCaf*mirfban>l3 tbdtig gewefen fem, wm be;
nen jefet aber faum no* 15,000 übrig ftnb. — . Biete ®e-
f*i*tf*reiber baben in X. bie JUJtege be* aÄenf*engef*Ucb:?
)U erblicfcn geglaubt. Sie geograpbif*e Ä3 efetja ff en^cit . ttr
(rite unb bie alteflen ©puren ber ©ef*i*tt Iqfen wxmu-
tben, baß au« ben $ocbtbalern be* Ätmalap« bi« erften
TtuSwanberungen jur !SBeo6lferung ber übrigen ffrbc gefebt-
ben finb, unb bie (eiligen Sagen ber 3nbet beuten gleit
faO* auf St., al* ben Urftfe be* 9lenf*engef*(e*t«, btc.
SMorgenlanbif*e @*riftfleUer baben Ä. gepriefen unb be
wunbert, in einer SBeife, wel*e bie neuem europ. ffttäa-
ben ni*t baben anerfennen Finnen. Jene nennen ba* Zbei
ba* Darabie* »on Snbien unb ben ©arten oe* ewiges
grübling*. . . \ ■
fiaecliminifgc (bie) ifl eine in Äaf*mir unb in einer
Iteinern ©attung au* in SEibet einbetmtf*e 3iege, «wlct
ft* bur* bie getnbeit ihrer «Bode au*}ei*net Gic wirb tre
Suß lang unb jwei $uß bo*, bat platte, ba'bgercur.r.
rücfwdrtgflebenbe unb mit ber ©pi^e weiter aufwärt* ge
boome Horner. 'Äm Äopf unb SpalS iß fte febvorj, übri-
gen* aber weiß; bo* tommen in ber §<ürbung au* ma»
cli er: ei Abweisungen oor. 3bre $aare finb lang, glatt
fein, feibenartig* gldnjenb unb berabbängenb. Unter tiefen
paaren liegt aber no* eine außerfi feine, jottt, ßaume&
artige SBoQe. 3Cu* tiefer (entern werben bie bcrübmtn
Äaf*mirfbawl« »erfertigt. 3m grübjabre, tun wttc
ehe bie wärmere 3abre*jeit einfällt, werben bie Stegen &
f*oren, unb oon ber feinen SßoQe werben bie tauen fc
benartigen ^)aare forgfältig gefonbert. hierauf «ttb bie
SBoIIe in einer warmen Xuflofung von $otaf*e unb bel-
auf in reinem SBaffer gewafepen, wobei barauf gefeben wer
ben muß, baß fte ft* ni*t filjt. Sann wirb fte gebleid
unb gerrempelt. Sretmal wirb bie au ben ©bawl* bt
fhmmte SBoCe gefärbt: erft »or bem irempeln, tarn nad
bem ©pinnen unb enbli* im ©(awL Seim Sphmen et:
5ß olle be tiein man ft* einer eignen ©pinbel, bie an* r
ner Sbontugel mit t?i Antrabt befrebt, unb ber ©p inner r
halt feine ginget bur* ©pecffteinpulDer gefebmeibig. 3Rc
brauet brei bt* fünf ^funb SSoHc ju einem ©bawl, ssc
an einem ernjigen großen ©bawl wirb oft »on brei Zrbc
fern über ein 3abe gearbeitet. Hin e*ter Jtaf*mirfbic
oon ber befien Qualität ifl rroft feiner ©röße fo fa
ßerfl fein, ba| er bur* einen gingerring gejogen tper
ben fann. Sie Verarbeitung ber SBoQe ju SbawU
f*ie(t nur in Jtaf*mir, inbem »on bier au* tn tiK-r
2BoÜe aufgefauft wirb. &n ©bawl fofltt juweilen An
1000 S^lr. Scr um bie fronjof. 3nbuftrie bo*»«tbier:
»aron STernaur lief 1820 in 4t über 1200 3kge> ctr
taufen, »on wel*en über 400 glücfli* na* 9Mflj»* fc
men unb ft* bier gut gehalten, au* fortgepflanjt fr*.
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< Hawaii
533
5ri<bm tat mm unter \>m Kamen Sernaur. Sbaml« Sarben wr be« JtaWmirffwwI« noeb ben »onug baben
rabnfate geliefert, weicht tn ©ejug auf gtbbaftigfcit tat unb weit MBiger al« biefe finb.
C (ber) ifl ctncS ber befannteflen unb am toeitefitn
wrftteiteien Lebensmittel, welcbeS au4 bet SDltlcb, namenfe
bet Äütje, diesen unb ©cbafe bereitet wirb. 3m '2fH>
temeinen iß bie {Bereitungsart bie, baß man bie SRild) jum
Gerinnen bringt/ von ber geronnenen Äd fem äffe, weUbe
uicb JUfe matte ober &uart genannt wirb, bie glüffig»
rit (bie 2Rolfen, Sdjotten, SBabidfe) abfonbert unb
tun bie {Raffe foljt, formt, trodnet unb einigt 3"t einer
reiwiStgen @dbrjmg überißt. £iefe$ SSerfa^ren faun febr
nanniebf altig abgednbert werben, unb man erijalt auf tiefe
iüeife febr tetfcbiebene Veten von Jtäfe. 2Ba8 jundd>|l ben
ber JtubmÜdj gewonnenen Äubfdfe betrifft, fo b«ft er
etter, ©abn* ober Kabmfäfe, wenn man tt>n auS
: er unabgerabmten SRilcb bereitet unb fo allen Cuttergebalt
:er SÄilqi in ibn aufgenommen bat. ©ertnget ift bei ma*
;ete XLuarf*, JPott* ober ©auermild)! ife, welker
iu$ abgerahmter, fauet geworbener Wild) bereitet wirb. Um
Vre gewobnlicben Saab* ober ffiauerfdfe finb von ber
^genannten Erl, wdbrenb gu bei etilen bie metfien auS«
Ädfearten, wie bet boUdnb. , engt, unb Qfewex*
25 er SBafdjttin in bei @cbweq nürb au»
JÄrOetfertigt} yx bem engL SMli bem
Stracdjini) unb anberm wirb uuftojerafcmie
Wild) mit noct) einem üufafee von JRabm genommen; jit
bem $armefantdfc unb bem m eilten Umbutget Ädfe eine
SBifcbung von unabgetabmtet unb abgerabmtet SDlilcb. SDer
Scbabjieger wirb au* ben SMolfen bereitet, weldje bei IBe»
reitung anberer Ädfe übrigbleiben. VDe Ädfearten, bei
weisen unabgerabmte SRilcb. angeroenbet wirb, werben um
tcr bem Kamen bed ©üßmtlcbtdfeS begriffen, wdfyrenb
bie auS abgerahmter fautet üRild) bereiteten 3rten 2 auen
milcbfdfe beißen. JDie vorjügltcbften auSldnbiftben Sor»
ten finb nun fblgenbe: 1) Der bollanb. Ädfe, welrfjer ge:
wdbnlicb bie ®»tfalt gebrüefter Äugeln bot, aber audj in
großen runben unb platten {Broten »orfommt unb eine weiße,
r6tbttdje obet bldulirbe Rinbe bat. Sur ben beflen gilt bei
ebamet Ädfe, bet faft fugelrunb ifl. KuS 25anjig, 9tc<f*
lenburg, ©ftfrteSlanb unb £olfteiti fommt vieler Ädfe, wel<
cbet unter bem Kamen von boQdnb. »errauft wirb. 2) 2>er
limburger Ädfe, weldjet bacTftetnfirmia unb jiemlirb
weieb ifl, unb in ben Kieberlanben, am beften in ber ®e=
genb »on £erve in {Belgien, bereitet wirb. JBerabmt finb
3) oerfrbiebene Sorten engl. Ädfe3, wie ber ©loucefler--,
Gbefler« unb (3 tiltonf dfe. Sie betten erften baben
eine gelbtötblicbe $atbe, ber testete ifl atunlicb, weidb unb
febt woblfdpmecfenb. JD« Gfceffertdfe fommt juweilen in
Kasimir
574
Kagguben
JBrotcn ton übet 100 $f. ©ewiebt tor. Unter ben 4) franj.
©orten ifl befonberS ju ermähnen berflraSburger©d)acb»
t elfäff, roddier in ©djaibreln terfenbet wirb unfc einen
überaus feinen ©efebmaef ijat, fowie ber roqueforter Käfe,
ein fetter ©d>af« ober äiegenfäfe. 5) Der ©cbweijer>
fäfe fommt grogtentbeilS auS bem Gmmentbal , am bcflen
aus ber ©egenb ton ©rupireS im Ganton greiburg. Gben
bat)« fommt ber SJafcbrein, fowie auS bem Ganton ©las
ruS ber grüne ©cbabjiegerf äfe. 2CuS ben faljburger 'Äl»
pentpälern fommen f>) ber ©perr« ober Srocfenfäfe auS
Taurer ÜJfilcb, ber ©ebnitting, ein ©ügmilcbfäfe, ber
^>a(bguti unb ber ©anjgutfafe, fowie ber ©eigmilcb»
fäfe. Serfebiebene auSgejeidmete "Sorten liefert Italien,
als 7) ben ^armefanfafe, ber in ber ©egenb ton tobi
im SJeaHänbifcbett »erfertigt wirb unb 50— ioo <pf. wiegt.
JBefunnt ifl auch ber fette, in jwei ©orten (einfach, unb
hoppelt fett) torfommenbe ©traed)ino. 8) Der cb er ta*
in er Ääfe, ein trefflicher 3i«g«tfafe, fommt auS tfbertam
im faafecr greife beS Königreichs JBöbnten. 9) Der brie*
(er Käfe, ton SBrieS bei 9ieufobl in Ungarn, wirb auS
©cbafmiub bereitet. 10) Die 'ÄngelotS finb f leine fette,
tiereefige, (»erjfirmige ober runbe Käfe au5 ber 9iormanbie.
3uweilen gibt man bem Käfe noch befonbere 3ufäfcc, j. JB.
ton Kräutern, Giern, JBier, 2Bein, ©ewürj, äutfer, um
ihm einen befonbern SBoblgefcbmad ju erteilen. S?an ge*
niegt ben Käfe am bäufigflen mit 83rot unb SBultcr, benufet
ibn aber auch jur JBereitung uerfd^i ebener 3trten ton ©pei>
fen. Die fetten Käfe fönnen, ju reichlich genoffen, ben
©Jagen befebweren unb erjeugert unreine ©äfte, baber
befonberS« ju EuSfcblägen geneigte 9>erfonen , fowie an ©iebt,
©teinfebmerjen, Gngbrüftigfeit unb £ppocbonbrie geibenbe
ben ©enujj berfelben meiben muffen.
fiaßlmir ifl ein gefäperteS Sud), welches fieb übetbteS
hurch geinbeit unb Wcbtigfeit auszeichnet. 2Han bat baf*
felbe ton ben terfdjiebenften 2frten, einfad; unb boppelt,
einfarbig, melirt, gebrurft, fa<-onnirt, jjerifcbt, gefheift u. f. w.
tmb trägt e$ torjugSweife ju JBeinfleibcm unb SSeflen.
Gnglanb, Jranfreid; unb Deutfcblanb liefern bie bellen ber=
artigen Stoffe.
fiaseanörci ober Äleffanbra war eine ber Zbditn
befi $riamu$, Königs ton £roja (f. b.), welker bie ®ÖU
ter bie ©abe ber SBeiffagung terliebcn bitten. 'Äpollon fo»
berte bie Siebe ber febönen Jungfrau, würbe aber ton ihr
terfebmäbt unb richte fid) nun an ihr burd) ben ghicb, baß
ihren Söeiffagungen 9ciemanb jemals ©lauben febenfen folltc.
3u ihrem eignen Unglücf fepenften bie Trojaner ber begeu
flerfen 3ungfrau niemals ©(auben, fclbft nicht, alt» fie ib:
nen fagte, tag jenes riefige 9>ferb, burrf) weiebeö bie ©rie>
eben entlieh Sroja einnahmen, in feinem 3nnem bie geinbe
berge. 2(IS nun &roja in ber ©ewalt ber ©riechen war
unb biefe mit ©djwert unb gettcr eS tentüjlctcn, floh St.
in ben Tempel ber ^aQaS; aber TL\ax, beS jDileuS ©obn,
einer ber gried). gelben tor Äroja, riß bie Jungfrau fre>
tentlicb ton bem 'illfarc ber ©ottin unb entehrte fie. Scadjher
tarn bei 'ÄuStbeilung ber Jöeute Ä. an ben Agamemnon, ber
fie alS feine ©eliebte hielt unb beffen ©chidfal fie tbeilte, in.
bem fie ton beffen ©emat)lin Ähjtämneflra umgebracht würbe.
fiassrl, bie ^pauptflabt beS ÄurfürftcntbumS Reffen,
liegt an ber fdjiffbaren gulba, üler weltpe eine 273 jjufj
lange fjeineme förürfe führt, ©te wirb ton tiefem fhft
in jwei Sbeile gefonbert, in bie Wtflabt, bie fcmeiwtjl
gut gebauet ifl, auf bem linfen Ufer, unb bie £ber>nl
Unter »ÜJeeufiabt, welche nebft ber leipjiger SSorflabt fo mrü
mäßig unb gefcbmadtoll gebaut finb, tag St. gu ben f4&
flen ©tätten in Deutfcblanb gel)6rt. Unter ben 19 iffe*
liehen "plä^en unb ben fcb^nflen ©tragen nennen wir: bä
?)arabepla^, ben freiSrunten Ä6nigSplaft mit einem GcW.
ben ©eUetue = unb ben KKW gujj langen griebricMpl*|;
fobann bie JtonigS«, äBeQetuej unb franf^rter ©träfe.
Die ausgezeichneten ©ebäub» liegen meift in ber SRcafaH
welche gegen Gnbe tcS 17. 3abrbunbertS ton granjofea w>
gelegt würbe; babin gebiren : bie fatbolifebe Wartinäfinie,
mit bem Grbbegräbniffe beS ^>errfct)erbaufeS unb einem £wt
male Philipp beS ©roßmütbigen , baS SRufeum, ber Selb
tuepalafl, bie SJlünje, baS JVathhauS, baS ©tänbebuuS eil
ber furfürfllichc ^alafi; in ber 'Ältjtabt aber fintin rrir ti<
Katlenburg, baS äeugbauS, ben üRarftall, uhb mebre ;u
militairifebtn 3weden benu^te ©tbäube. Die ©taM :
'Änftalten jur S5ef6rberung ton Süiffenfchaft unb Jtiat
j. 53. einüpcfum, eine Gatetten:, eine Jöau* unb ©{Tterte
fdniic, eine Xfabcmic für Malerei, JBtlbbauerei unb ßa>
f unfr, einen Kuib ivirthfdiaf: liehen, ^anbelS • unb ©eroerbererra,
einen folchcn für 'Alterih inner, ein SRufeum mit 'Äntifca»
fammlung, eine ©ternwarte, eine JBibliotbef unb eine 9e>
mcilbegalerie. Die ©tabt erfebeint wegen ber tielen grr£i
^lifje unb breiten ©tragen etwas menfdjenleer, boeb betrijl
ihre Ginwobnerjabl nabe an 33|000j fie i(l Sfefitcn; tef
©taatSoberbaupteS , ©i|} ber Eanbflänbe unb ber cberfta
JBcborben. Der Sranfitotjanbel ifl bebeutenb; ri irnt«
jährlid) jwei ®ccffen gehalten, unb bie ^ut», Seiten»,
2BolI Jtattun ^antffbut) *, Tapeten =, ©olb< unb &
berwaarens, fo wie bie SEabadS^, SßacbStueb* unb Sa§»
fabrifen finb ntctjt unbeträchtlich. St. bat bübfebe Umätto
gen, j. SB. bie Hut, einen prächtigen ^arf mit ffbietj«*«
unb gafanerie, unb bie SBilr)elmSbobe, eine« ter bc»
lidjflcn gujlfchlöjfer inGuropa, baS fieh, etwa eine Stt*
ton ber ©tabt entfernt, auf einem JBerge im £abia>t*wfe
erbebt unb mit St. turd) eine Hütt terbunben iß; ben»
bewfelben gebirenbe 'JJarf hat eine Steile im Umfange. Bf
merfenSwertt) ifl baS ßctogon ober ber fogenannte SBarBf
faflen auf bem ÄarlSberge ; eS begebt auS brei Äeitien &
caben, bie ton 192 foloffalen Pfeilern geflü^t werten; m
ber 9>latform erbebt jtcb eine 96 gug höbe, auS t
fleinen cmfjMfübrtc »Ppramibe, unb auf biefer ficht bie 31
gug höbe 'iperculeSbilbfäule, gewöhnlich ber grofe Q
genannt; in ber Keule befTelben boben füglid; feds T
?*la(}. Die berühmten Springbrunnen tor ter SBilt '
höbe treiben SBafferfäulen bis ju im gug ^6be. *
nem anbern JBcrge, mitten im ©albe, flerjt tte86rrenl
ein im ©tolc ber mittelalterlichen JBurgen in neuem
ten aufgeführtes , aber nicht toüenbcteS ©ebäute mit
hoben aeburme unb einer JKüflfammer. GrrtaS weiter
ber #auptfiabt entfernt liegt bei Kalben baS 1763
guflfchlog SBilhclmStbal.
fiöeoflbnr h'igft biejenigen IBewobner beS
arfjcileS ton Bommern ( S?egierung6beurf KöSlm),
tbrl w^raiWceVr !Sbfunft finb, unb eine wenbffdte. mä
gerV:^{öf5<fH tmb tiefen pölnifebm Sirtem ejtnwfqPF^
toftnti
ibfin*
rn 3ß
lit einffl
eitet (•
Rastelia
rt reben. Sie ctfch einen als ein triftiger, btrbtr 2ßen =
ijenfchlag, ober nid>t befonberS regfam. 3hre Jg>auptb<*
cjjdftigungen finb 'Äcferbau unb Biehiucbr,
fiaotalia ober bie faflälifcbe üuelle war ttne im
t'ltertbume bocbberübmtc £lucQe im ©ebirge $arnafju8 in
er S'uihc be$ XpollotempelS in ber grieeb. Statt £e!pbi.
Sbj 2Ba(fer foUle eine fcegeiflcrnte, ben (Sinn göttlich er«
Kastanien
leuebtenbe SBirfung haben, baber tranfen auS ihr 2flle,
welche oom belphifchen jDrafel eine SBeifjagung «erlangten,
fowie au et) bie weiffagenbe ^mbia von itjrem Söaffer ge«
no(j unb in ihr fiel; babete. 3efet ftebt an ber Stelle beS
ehemaligen 2>elpbi ein f leint» 2>orf<bcn Äaftri, unb ber
faftalifcbe Gueü, welchen bie tfbbilbung jeigt, ergiefjt
fein fiarcS 2Baffer in ein gelfenbecfen, au 3 welchem eS in
mehre (leine £3dd)e überläuft.
äaetanirn beigen bie grüebte bc5 eblen Äaftanienbaum«
.«Manen vesca), welcher auS ©riccbenlanb flammen feil unb
jeejemoartig im ganjen fübl. Curopa, fowie in einigen ©e»
;cnben JDeutfchlanbS gefunben wirb. Durch pfropfen er»
jält man Saume, welch e größere grüßte tragen, bie 9Ra*
ronen genannt werben. £)em Äußern tfnfehen nadj gleicht
J« ebU Äaftanienbaum einer 23ucbe. (Seine eßbaren grüchte
ieaert »aarweife, juweilen auch ju feebä bis aebt, in einer
lrunen (laebeligen Schale beifammen, bie im Äerbfle nach
rungter SReife auffangt unb bie grüebte, welche noeb mit
irter glatten braunen Schale übersehen finb, herausfallen
•"t. 9tocb ehe aber bie Keife fo weit gebieljen ift, pflegt
am bie Jtaflanicn einjufammeln. SKan fcblagt fie ab, be*
wahrt fie bann einige Seit auf unb brifcht fic nach erlang«
ter twüiger Weife mit ©tiefen, wobureb ftcb bie grüebte »on
ben Schalen trennen. S3efonberS in ben fübl. ©egenben
Europas bilben bie Äaftanicn ein wichtiges Nahrungsmittel,
inbem fie thei« roh, tbeÜS auf mancherlei SBeife jubereitet
genoffen werben. Buch jur iUiehmaft braucht man fie mit
auSgejeicbnetem Grfolge. Äußer ben Früchten benu&t man
»on bem Jtaflanienbaume auch baS #olj, welches fieb bureb
gefiigfett auSjeicbnet, befonberS ju SSemfdffern, bie Siinbt
in ber garberei unb als ©erbematerial, bie jungen äweige in
©übfranfreieb ju Keifen um SBeinfäffcr. — 3u einer ber in«
tereffantejien 9caturmerfwürbigfeiten gebort ber unten abgebil»
bcteJRiefenfafianienbaum auf bem Ätna, welcher jeben»
Google
>
Kasteien
596
Kasten
fall« etn ungeheure« 2üter haben muß, wenn er aud? nicht, h««« ber ©aum febon im 3: 1784. & ifl «walten
wie bie Sicilter »erfichern, ber dltefle ©aum ber (Jrbe wenbia hobt unb foulig unb fcbeint au« fünf orwn
frin follte. ©H ©eflait, in welcher ibn bie abbilbung *eigt, jwei Keinen ©dumen ",uf<>mmerigefeM ju fein, bw jeitf
cm« gemeinfame SBurjel haben unb erft burch fpdtere Spall
tungen entftonben fein mögen, über bem ©oben ifl ber Um«
fang be« ganjen ©aumc« 163 Gine Straße »on *wei
2Bagenbretten fuhrt bureb ihn bwburcb, unb außerbem fleht
in feiner 4?5hlung noch eine £ütte. Öx pflegt ber fi3aum
ber bunbert Leiter genannt ju werben, weil bie Königin
Johanna ton Xragonien mit fo viel Weitern bei einem Um
werter unter feinen äwetgen Schub, gefunben haben foIL —
®ar nicht oerwanbt mit bem eblen Jtaftanienbaume ifl bie
SRoßfaflanie, »eiche 1550 burch Glufiu« au« 9lorbaften
nach (Suropa gebracht roorben fein foü*. Siefelbe ifl febr be«
Lxnnt, inbem man fie wegen ihre« fch6nen SaubeS unb tb«
rer fcb6nen ©lüten fer>T bduftg, befonber« in ttlleen, anpflanjt.
2>ie Frücht, welche eine entfernte tthnlicbfeit mit ber echten
Äaflanie bat, ifl für ÜJlenfcben nicht genießbar, gibt aber
für Schafe eine gefunbe Stalirung ab.
fiastrim beißt, nach bem fireblichen Spracbgebraucbe,
jid) jur ©ewabrung oor ber Sünbe ober jur ©übnung
berfelben freiwillig gewiffe förperlidje (Jntfagungen ober 2et»
flungen, bie für fogenannte gute SBerfe gelten, auferlegen,
wie Mafien (f. b.), Geißeln (f. b.) u. f. w.; baber jca»
fleiung jebe freiwillige- (Srbulbung gewiffer, juv ©üßung
übernommener ßualen.
Äaetm r>et^rn bie Staube ober Stimme, in k(A<
mehre altertümliche XJölfer, namentlich bie flgppfer int
Snbier (f. tfgppten unb JDjlinbien) gefebieben n\a:a
unb welche ihren Urfprung tbeil« in btr terfebiebenen &
fcbäftigungSweife, welche einjelne fieb immer mehr •■«*■
tenbe gamilien »orjugSweife betrieben, tbeil« in ben
wanberungen haben, (finjelne Stämme brangen al« (fr^
rer ein unb unterjochen bie uorbanbenen ©nwobner, n>ei4<
jte »wangen, bie niebern Eienfte ju »errichten, wabrenJ P
felbfl größere 83orred)te unb Hrbeitlofigfeit in Änfprttd? im«
men. Sie $riefler, im ©efty ber SBilbung unb ber ml
tbeilS geheimen, auf 9laturwei«beit fieb grünbtnben Äeli^ir
lehren, behaupteten bie erfle Äafle, unb näher an fi< -
fcbloß ftcb bie Jtriegerfajle, wahrenb bie untern bienentf
Äaften au« ©ewerbtreibenben, äeferbauern, £irten u. tJ
beflanben. 2>a5 SBefentlicbe bei ber Jlafreneintbeiüirig bnh r*
ftrenge Sonberung, inbem bie Aajte unb bamit au* '*
flanke Stellung im bürgerlichen 8eben burebau« crNüb «p"
©ei ©riechen unb JR&mern gab e« feine .Saften, ■
pnben ftcb Spuren^ baß namentlich bei ben ©rieeb« in m
bomerifebtn Reiten eine Ähnliche SBerfaffung flattgefunben b«H
3m SRittelalter haben ftd) bie Stanbe wieber jhenjei r
fonbert, unb inbem bie üornebmem Stinbe »or ben $f '
gern gewiffe SJonechte in Hnfprucb nahnftn , bie iwni^
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Kastor und Polln*
5V»
Kasuar
irojientbeilS auch erblich «arm, fo bat man in neuerer Bett,
im baS ©ebdiftge in ber ©onberung ter ©tdnbc ju bejeicb*
ttn, von Aaften gefproeben, unb namentlich ben tn ben
injelnen ©tdnben berrfcbenben ©ei|l ber Abfonberung alS
taftengeift bezeichnet. 9ti«m«3lö ifi inbcß bie Abfonberung
er 3:dnbe im cbrifilicben Gruropa von ber Art gewefen,
jfi ein Ubergang aus einem ©tanbe in ben anbern fcblecht;
in unmögltd) gewefen wäre, wie fdd>S bei ber wahren
taficneintbeilung ber gaü* ift.
fiasttfr und Polhiv, and; jufammen bie SMoSfuren
mannt, waren bie (Söbne ber JJeba, ber ©emablin bcS fa»
eeämonifeben AönigS 2tynbaruS unb ber ©eliebten te§ 3«=
itcr. Diefer war tbr, all fte ftch habere, in ber ©eftalt
intS ©a)waneS genaht unb 8eba gebar nun jwei ©er, auS
trtn einem ^oQur unb #elena hervorgingen, wdbrenb baS
ncere Aaftot unb Alptdmnefrra »erbarg. 25ie erften beiben
jaren göttlichen UrfprungS unb barum unfierblich, wdbrenb
it beiben legten trbifeber Abfunft waren. 2)ic beiben ©rü«
et fingen inbeß mit jdrtlicbtr Siebe aneinanber unb Der«
ia>ttten gemeinfebaftlid) ihre £elbcntbaten. SSJdbrcnb fid>
)oUur alö geebfer auSjeicbnete, tbat eS A. in ber Aunft
eS StoffebönbigenS 'Alien juvor. £ie 3üngling< waren un»
ei ben gelben bei Argonauten jugeS. Auf biefem Suge foQ
5 gefcheben fein, baß ein fürchterliches Unwetter fich erhob,
jeldjeS baS Schiff in ben Abgrunb beS SKeereS ju werfen*
m brohte, als plötzlich auf ben #duptern ber Sünglinge
flammen ober ©ferne erfebienen, worauf fich alSbalb baS
Inwettet fegte, 2>iefe in alter wie in neuerer 3eit bdufig
H ganbe fowol alS ju STOeere (hier jebod; öfterer) beobad;»
■te ßrfcheinung ijl gegenwärtig unter bem ÜRamcn beS
5t.:ßlm5feuer8 befannt unb ift eine ohne Örplofton (©li(j
nb Bonner) cor fich gjbenbe ßntlabung ber eleftrifcben
ßolfen, baher.ben ©chirfenben ein ficbereS 3eidjen, baß baS
irttvettcr, welches fie dngftete, unfcbablicb vorübergeht. SDie
3ten erbüeften in ben Summen, welche bei biefer ©elcgem
fit an ben ©pifeen ber ©egelflangen unb ber SWafrcn, wol
udj auf ben £dupfern ber SDlenfchen erfcheinen, bie retten«
tn JJioSfuren, unb biefe galten baher überhaupt für ©e;
foüfccr ber Seefahrer unb in noch weiterm ©inne für bie
twerhofft fommenben Wetter in ©cfabr. 25a bei bem ©t«
toiefeuer feineSwegS fletS jwet glammen auftreten unb bod)
iefeS Reiter als bioSfurifcbeS ober järoillingSfeuer bejeichnet
'irb, fo fann man febon hieraus bie 2Rutbmaßung entnefj»
ten, tag bie Alten unter £)ioSfuren bie ©(eftricitat oorge»
m haben, unb baß fte bie eteftricitdt (f. b.) felbfl
aa? ihrem 25oppelwefen gefannt hah^en. 9tocb mehr ftnbet
iefe Annahme S3efidtigung, wenn man auf bie übrigen mp=
?ifchm Überlieferungen »on ben DioSfuren einen ©lief wirft.
5o beißt eS, bag ber feiner Abdämmung nach un(ierbliche
>ollur von 3upitet erfleht habe, baß er mit feinem JBru»
er Ä. bte Unflerblichfeit theilen bürfe. 6S würbe ihm biefe
^tte tnfpwett gewdhrt, bag fortan fte »eibe leben foTJten,
W fo, bag, wenn ber eine ber Unterwelt entfliege, ber
"bete in ffe hinabfleigen müfjfe, 3m aBiberfpruche hiermit
rißt eS aber auch, baß bie 2)ioSfuren tlets nur gemein*
faftlicb auftreten, um ihre Saaten ju vollbringen. 3Rit ber 9la»
* bertBeftricitdt (rimmen biefe wiberfprechenben ©agen auf
voüfommenfle jitfammen. ©eibe (pojttive unb negative)
eieftricitdten ftnb nur in bem ©egenfafee vorhanben, fobaß
bie eine nur ba erfcheinen fann, wo bie anbere eben nicht ift,
unb boeb ift bie eleftrifcbe SBirffamfeit flets bnreh baS gemein«
febafttiebe Auftreten beiber eieftricitdten bebt'ngt. JDie 3Äpthe
cr;äh't noch mancherlei von ben £baten ber £)ioSfuren; fo
foikn fie ihre ©chwefier ^elcna aus ber ©efangenfehaft bc<
freit haben, in welche fit SEhefeuS geführt hatte, unb foQen
an ber 3agb auf ben falpbonifcben @ber Z^til genommen
haben. Qnblicb feilen fie um bie Siebter beS EeuctppuS mit
beffen ©obnen gefdmpft haben, unb in biefem ©treite foU
A. erfchtagen worben fein. 3" ber grieeb. unb rom. ©e«
fchichte werben gälte erjdhlt, in weldjen jte plifjlid) auf
weißen hoffen reitenb in ber Weihe ber Admpfenben erfebie«
nen fein unb ben ©ieg entfebieben haben feilen. SS.wurben
ihnen Sempel unb Altare gebaut, unb befonberS bie ©eefat>>
rer flehten ju ihnen alS fchü^enbe Wetter. Abgcbilbet wur«
ben fte gewöhnlich juWofi ober neben ihren Wolfen fkbcnb,
ijer eine (infS unb ber anbere rechts um fieft brebenb, unb
ihre befidnbige Aopfbebecfung ift ein runber .geirrt obet tiJiiitit,
über welchem ein ©fern fleht, an baS biosfurifebe geuet er>
innemb. Auch pflegen fte 8anjen unb juweilen einen ÜRan«
tel ju tragen, übrigens aber unbef leibet ju fein. Auch bie
altertümlichen Abbilbungen ber £io§furen hat in neueret
3eit ^rofeffor ©ehweiager, ein auSgejeichneter ?)hpftfer, mit
ber üehre von ber Gleftricitdt auf eine hödjfi intereffante
SBeife in SSerbinbung gefegt.
fiasuar (ber) ifl nach bem ©trauß ber größte befannte
Sögel, welcher nur gnnj furje glügel hat, fobaß er nicht
jum fliegen ßefebieft iff, unb beffen gebern einen fo unbe»
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Kasuar
578
Katakomben
tcu teilten Start baben, baß fte fafl ba3 Xnfeben von #aa«
ten baben. '„In ben vcrbaltnißmdßig niebt langen SSeinen
bat tr brei 3e&en mit jicmlicb großen flauen. Wlan fennt
groet ttrtem Der umflebenb abgebilbete gemeine ober
oflinb. Jtafuar tommt in JDjlinbien, befonberS auf 3aea
unb ben 2J?oluffen, vor, unb wirb auf ber 3nfel Sanba
@meu genannt, welcher Warne wot aueb bem neubolldnb.
Äafuar gegeben worben ijl. 3ener erlangt eine £6be »on
fcdjS fein Schnabel ffl oon ber Seite jufammengebrücft
unb am Jtopfe bat er eine jtnoebenbereorragung, bie mit
einer 4?ornfubftanj überwogen ijl unb ungefaßt brei3otl i>cdf
wirb; Äopf unb £>berbctl3 ftnb narft, fcb6n bimmelblau unb
feuerrot 1) unb mit berabbdngenben gleifdjlappen, öbnticb wie
beim Strutbabn. Die glüget bejteben au8 bloßen fteifen Stio
(en obne 83art, »on benen fünf an jebem glügel flehen
unb ber mitteilte ber tdngjle tfl. einen S<bwanj ku biefer
SBogel nicht, fonbern c$ hängen mir über ben Sürjel bie
Idngften Gebern herab. 5>ie Seine ftnb bi* jutn Änie befie*
bert. Da$ ©rfieber ijl febroarj. Die gewöhnliche Wahrung
be$ gemeinen Jtafuar ftnb JBaumfrürbte unb SBurjeln, boeb
verf (Hingt er auch Steine unb bergl. Seine Stimme ifi
febreaeb unb gleicht, wenn baS 3'bicr jornig wirb, welches
feh v leiebt ber gall tjt, bem ©runjen eines Schweine«. Diefe
5$ögel leben einjeln unb ba« SHScibcben legt einzelne grüne
Gier, beren HuSbrütung e$ gewöhnlich ber Sonne überldßr.
Der neubolldnb. itafuar wirb noeb größer als ber
ofiinb., gegen fiebert g. t)oc^ unb unterfebeibet fieb iwn bem*
felben befonbet5 bureb Äopf unb #al$. Denn biefe Zt)t\k ftnb
bei ibm niebt nach, fonbern mit gebem befefet. 9cur an ber
r-brgegenb unb beim 9)canncben noeb an ben ©eiten hl
JpalfeS befinbet fich eine fable blaue Stelle. $it gecen
ftnb meieber als beim ofhnb. Jtafuar, haben etwa* r.t;
»ort unb binden an ber JBrujl, an ben Seiten unt n
bem 93ürje( lang herab. Scbwanj unb glügel fehlen; |k
ber lefcfern baben biefe Sögel nur fleine herabhängend lip
pen mit einem febwaebgefrümmten Stachel. %m J)ilfc ic*
an ber ffirujl ftnb bie gebern graubraun, übrigen« tunto
braun. Die Hungen finb weif unb gelbbraun geffreift. 3n
Seiten ftnb tiefe Jtafuare um ben Stumpf mit großen 5m>
Humpen umgeben, welcbe man auöfcbmiljt unb febr tt&
fcbdfct. DaS SBeibcben legt etwa fecbS feböne bunfeljräi
<5ier, welcbe baS Männchen ausbrütet. Diefe ©er brr:
fafl bie ©röße ber Straußeneier unb eine febr fejle Sicii
auS welcher man Srinfgefcbirre verfertigt, wdbrenb toi 3*
nere beS @ieS eine febr febmaefbafte Speife gibt J5i M
gleifcb ber neubolldnb. Jtafuare woblftbmecfenb ijl, intet
eS fiele 'iü-niicMeit mit bem JXinbfleifcbe bot, fo wirb fci
bduftg 3agb auf biefelbcn gemaebt. 9)lan jagt fie mit jli4'
tigen ^»unben, benen fte jeboeb bdurlgnocb enteilen. San
tbnen bie ^)unbe nabe fommen, fo fcblagen fte mit Ca
flauen fo flart au«, baß fte ibre ©egner oft weit tut
fcbleubern unb gefdbrlicb »erwunben. Die Jg>unbe fuöjen k
baber am ^>alfe )u paclen.
fiatttfalk ober Srauergerüjl wirb ba$ ©rrijl
allen ju bemfelben gebörigen Sßerjierungen an ®ap»en, 3*
fdiriften u. bgl. genannt, auf weldjen man ben Sarg einf??rt
nebmen SEobten aufjujlellen pflegt, wenn bem SJerftertaa
ut titM-ci: geiebenfeiertiebfeiten begangen werben foQett. 25.*':
beflebt ter Äatafalf in einer flufenförmigen, ftnnreicb w&
febmücf ten SrbtMjung, um welcbe Jterjen auf bobm Santa
bem gejleüt ftnb. SBirb babei ba$ 3immer, bie JUptflt
Äircbe, in welcber berÄatofalf jlebt, fcbn>arj auSgeftblijf",
unb ber SBürbe ber gcierlicbfeit unb be8 lobten gemÄB ciri:
flefcbmücfr', fo beißt baS ©ame ein Castrum dolor» ober eint
SErauerbübne. 3n ber Siegel fiebt ber Äntafall tute
Witte be3 5)faum8 unb auf ibm ber gewöbnlicb leere
fopbag (f. b.), auf welcbem bie 3nf«gnien liegen, «w5*f
ben Stanb unb bie SEBürbe beS SBerjlorbenen anbeuic
über bem Sarfopbage pflegt fieb ein Sbronbimmel ju f
beben, an betjen Pfeilern SraucrmarfcbdQe jleb<n. tu
ndcbfle unb oomelmifle Untergebene bed Cerftorbencs
am ^xtupte be« SargeS unb berührt benfelben
eben ber über ben £eb' ^inauSgebenben
terlaffenen.
fiatahombrn ijl ber altertbümlttbe 9lame für untrr;
bifebe, in ben gelfen gebauene Spbffltn unb ®4n^e, welcbe r
nigflenS großentbeil« auS ebemaligen Steinbrüchen entft:'
ben unb naebber bdufig ju ©rabgewölben, fowte «c
Aufenthalt »on Verfolgten benu|t worben finb. Die enr
ßbriflen biegen, um ficb »or ibren Berfolgern, ten £mv
tu öerbergen, ibre Teligiifen äufammenfünfte in ben
foniben. JBefonber« reieb an ibnen finb Xgtiptett, €M*
Jtleinafterl unb Werften, llv.d} Stalten bat fiele Jtatofcr
ben, unb «rat finb e* befonbert bie tint., in benen w-1
cbrifllicbe SHarrprer Hegen. 3n neuerer Seit baben bi« ';
rifer Äatafomben große
ftnb au« Steinbrüchen ei
len Äircben unb ben abgefebafften
Katarrh 5
brrauinahm, wählte man biefe .Ratafomben jum Aufbe»
a»ar)rungSort für biefelben. ÜRan weihte fie ju biefem 3wecfe
mit religiöfen geierlicbfeiten ein. Der Eingang ju it>nen
liegt an b«r Barriere d'enfer. «Hachbem man üo ©rufen &im
tbgtßiegen iß, gelangt man in eine SJorfaUe, in beten #in»
ergrunbe jwifer)en jwet Pfeilern eine SEbür angebracht iß,
Teiche ju ber großen Äobtengruft führt, über bcr 5£bür
lebt bie Snfcbjrift: Memoriae majorenn (b. t). „Dem Änbens
'en ber SJorfabren"), unb auf ben Pfeilern : Ha» ulira me-
ns reqaiesrant benUm spem exspechtntcs (b. b. „3enfeit bie»
tr Schwelle ruhen ffe, reelle feiiger Hoffnung barren").
Sanbe, Altäre, Capellen ftnb auS ben ©ebeinen ber lobten
rrrichtet; einzelne 3nfcbriften beuten auf ben £>rt, bem biefe
Sebeine entnommen ftnb, fowie auch eine Snfdjrift anjeigt,
ujj man »or ben tlberreflen ber Unglücf liehen flef>t , welche
tn ©ept. 1792 ermorbet würben. An ben gelSßücfen,
erlebe bie Deere bilben, gebt ein fchwarjer ©trieb, bin,
weh beffen ,§ülfe man fich. burch bie fchauerlichert ©ewölbe
unburebfinbet unb ohne ben man fich leicht »erirren fönnte,
>enn eine SRenge Webenwege führen feitwärtS ab unb freujen
ich untereinanber. Seit etwa 20 3at>ren finb biefe Jtata»
omben gcfcbloffen unb werben JBefucbenben nidjt mehr geöff»
tet, weil man bie ©efabr eines SinßurjeS befugtet.
fiatorrli bejeiepnet im weitern ©inne beS SBorteS einen
neißenö nur auf einen $beil ber Schleimhäute beS JlörperS
»efebränften äußanb von ©efäßreijung, wobei bie grabe
.cfaüene Schleimhaut für) auflocfert, rötr)et unb im Anfange
:inen bünnen unb fd)arfen, fpäter einen bieflichen, milben
Schleim in größerer «Wenge als gewöhnlich abfonbert, biS
ua> unb nach ber naturliche äußanb jurücffebrt. 3m en*
,«n ©inne oerßebt man unter Aatarrb nur ben burch @r>
lilrung entßanbenen ber Schleimhäute, ber AthmungS>unb
■cdjlingwerfjeuge, ber Ulafe, beS hintern &beileS ber 9J?unb»
3iihle, bei öfachene, beS Jtehlfopfeä, ber guftröbre unb ber
Hungen — Schnupfen unb Ruften. Der Äatarrl) Oer«
lauft batb rafcher, halb Ungfamer. 3n erßerm galle wirb
tt nicht feiten von einem mit abweebfelnbem größeln unb
Öifte unb großem SDtattigfeitSgefüble beginnenben, unb mit
Äopffchmerj, Äppetitmangel unb fcblechtem, unruhigem Salate
uerbunbenen Sieber, Jtatarrhalfieber, begleitet, baS fich
nach 3—7 ober böcbßenS 14 Sagen burch »ermehrte £auta
auSbünßung, fowie fritifche ©chleim « unb Urinabfonberung
meift alucflicb au entfeheiben »Reat Der einfacbße unb (eich*
I
9 ' Katarrh
tefte Äafarrt) ber Suftroege äußert für) burch «|)eiferfeit ober
boch mehr ober weniger unreine ©timme unb burch
(ien, woju fich gewöhnlich noch einige SJerdnberung beS
©eruchS unb ©efehmaefs, SErocfenheit ober bünne, fcfjarfe
Äbfonberung ber »erflopften 9?afe, Ttbnahme ber ffbift
allgemeines «KiSbehagen, SBüftigfeit bes befonberS in ber
mittlem ©tirngegenb eingenommenen JtopfeS unb ÜKattig«
feit gefeQen. Über SHafens Äatanh ober ©chnupfen tnSbe<
fonbere beginnt mit einem ©efühle oon Srocfenheit, $ii}e
unb Äi^eln in ber 9?afe, bie jugleich für ben Durchgang
ber 8uft unwegfam wirb, waS fich fch»n burch ben eignen
bumpfen 5Eon ber ©prache oerrith, mit ofterm 9liefen,
Drängen jum ©chneujen, bumpfem Jtopffchmerje, Drucf
in ben Xugengruben, i)iötbung unb unmiOrurlichem Shrä.
nen ber Äugen, worauf fich (in tum n er, fct)arfer ÄuSfluß
aus ber 9{afe einßellt, ber nur bei einem böhem ©rabe
oon tlntjünbung ber bie SWofe auSfleibenben Schleimhaut
ausbleibt, übrigens im weitern »erlaufe eine biefliche unb
milbere JBcfcbaffenheit annimmt, womit fleh bie Äranfheit
entfebeibet. S3eruht ber ©chnupfen hauptfäcMi* auf einer
Leitung ber ©chleimhaut im oorbern unb obern Shcile ber
Wafe, fo gibt pch bieS meiß burch ungewöhnlich heftigen
Äopffchmerj ju erfennen; hat er aber feinen ©ifc iporjüglich
gegen bie (altern SRafenöffnungen hin, fo beldßigen ben
Aranfen außer ben febon genannten S^efchroerben noch ein
©efühl oon fi3öHe im Stachen, h^ußgeS Sfduöpern, ©chwer*
hörigteit, Saufen in ben bbren. 6inen Jtatarrh beS SLt^U
fopfcS bejeichnen b<*uptfacblich Lauheit unb Jg)eiferfeit ber
©timme, erfcbmerteS Sprechen, öfteres ^>ußen nach einem
im iteblfopfe empfunbenen Äifjel, ©efühl oon »oQfein in
tiefem u. f. w. Gewöhnlich ftnb beim -Katarrh mehre ber oben
genannten Organe jugleich angegrißen. 3m Allgemeinen iß
ber .Hatiurh ein unbebeutenbeS Übel, baS nur burch S3er<
nachlafügung unb öftere SBietterfebr bebenflich werben fann.
Siiel fommt inbeß für feine SBebeutung auf ben Sife beßed
ben an; fo hol j. 03. ein Äatanh ber Wafe viel weniger &u
fagen als ein Äatarrh ber Bungen. SGBieberholen fich Äa»
tarrhe ju oft, fo hinterlaffcn fu in ber Siegel eine große
Schwäche beS von ihnen btimgefuebten SEbeileS. Qxnt bt>
fonbere Anlage, oon Katarrhen befallen ju werben, wirb
burch (ine wtbernatürlich geßeigerte Smpßnblichfeit unb (5m=
pfängüdjfeit theilS ber Schleimhäute felbß, theilS ber äu*
ßern Jbaut für äußere Sinßüße begrünbet unb enrtvicfelt n-±
entweber in golge bereits früher uberßanbener Äatanhe unb
4?auttranFc)eiten ober auch ohne bieS m golge oon SJerjär*
telung ber $aut burch aU^u warme ©efleibung, allju forg=
fameS ^)üten »or bem 2BitterungSs unb Semperaturwechfel,
SKiSbrauch warmer unb fchweißtreibenber «Kittel. Die näcfc
ße Seranlaffung »ur (fntßebung ton 5tatarrhen geben am
geroöhnlichßen erfältungen, befonberS beS Jg>alfeS unb ber
Süße, burch umwrßcbhgeS, »orjeitigeS Ablegen gewohnter
warmer, namentlich wollener JtleibungSßücfe, ober plöfelicheS
entf leiben bei erbittern Jtörper, unjeitigeS falteS «Bafchen
unb S5aben, plöftliche SJeränberung beS SEemperaturgrabeS
ber Atmofphäre, wechfelnbe, feuchte unb falte SBitterung
(baher Äatarrhe am häußgßen im Jrühiflhre unb £erbße
oorfommen), burch ben Aufenthalt in feuchten ober eben
gefcheuerten SBobnungen unb ©tuben. -Auferbem werben
IXatarrbe noch erzeugt burch ba& ©nathmen fcharfer Dünße,
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j. 58. in frifrfjgweipten 2Bobnungen, Saufen unb {Reiten
gegen ben 2Bint>, ju flarfe Anfhengung im Sprechen, ©in»
gen u. f. w. 2Ba8 bit JBehanblung beS Katarrhs im AU*
gemeinen anlangt, fo i(l, um alle Veranlaffungen ya neuen
@rf Ortungen ;u »ermeiben, ein gehöriges, jeboeb nicht über*
mäßiges SBarmbalten, namentlich beS 4j>alfeS unb berguße,
febr jweef mäßig, unb ju biefem S3ebufe bei nur einiger
#eftigfeit beS Katarrhs unb rauber SBitterung bie 6nu
be, wenn auch nicht grabe baS JBette ju büten. Von felbjl
verfielt fiefc übrigens, baß, ba jeber Äatarrb auf einer ®e*
fäßreijung ber betreffenben Schleimhaut beruht, »on ©pei»
fen unb ©etränfen alle biejenigen gemieben werben müffen,
welche aufregen ober erbten tonnen, roie 2Bein, JBier u. f. n>.
dagegen ftnb eine einfalle, roenig näbrcnbc, rctjlofe Äofl
unb in reichlicher 2Renge gen offene »erbünnenbe ober fehlet»
mfge ©etränfe juläffig. jbft bebarf eS gar feiner eigent«
lieben Arjneien, oft reichen febon bie 4?flutauSbünffung be«
f6rbernbe 3!r)eeaufgu|fe von glieberblumen, Mamillen, ab:
Uitenbe #autreije, ein ©enfteig, ein SReerrettigpjlafler, eine
fpanifebe Stiege auf bie JBruft bin, ben ganjen KranfbeitS:
juflanb m befeitigen; juweilen muffen tnbeß aueb eingrei»
fenbere ÜRittel in ©ebraueb gebogen »erben. £>ie 2Öabl
biefer überlaffe man jeboeb ftetS bem Arjte. 3ur Tilgung
ber Anlage ju Katarrhen bient r)ouptfad>Iicr> eine mit Vor«
jubt »erfuebte Abhärtung beS Körpers,- namentlicb aber bie
#aul gegen äußere @inbrücfe burch aümäligeS ©eiuäbnen
an eine leichtere Söefleibung, an ben SBecbfel ber aBitte*
rung, falte« SBafcben unb SBaben, ben ©ebraueb, »on Sool«
unb ©eebäbern u. f. w.
Cla t aß t n beißt ein namentlicb jum Berufe ber Sefreue«
rung auf Befehl unb unter Auffielt ber Regierung eined
<3taat$ angefertigte^ JRegifter, in welchem baS gefammte
©runbeigentbum nach feiner beftebenben Vertbeilung unb
feinem »on ber Befcbaffenbeit beS BobenS u. f. w. abbän»
gigen drtrage, ferner bie ©ebäube nacb ibrem tfrtrage unb
bie ©ewerbe nad> bem ©ewinn, roeltben fie burcbfcbnittlicb
abwerfen, eingetragen ftnb. 2)ie Anfertigung biefer S?egi»
fter ifl überauä wichtig, weil »on ber JRicbtigfeit unb ®e«
nauigfeit berfelben bie ©eredjtigfeit ber Vertbeilung ber 8a«
(fen für ben @ta,u abbängig ift, unb überaus febwierig,
weil bei ber AuSmtftelung ber nithigen Angaben auf eine
unberechenbare -»Wenge »on Umftänben Sfürffiebt genommen
werben mujj unb well fieb bie Bebörben auf bie Angaben
ber Beteiligten burcbauS nicht »ertaffen fonnen.
fitttaötröphf bebeutet ursprünglich SBenbung unb wirb
»ornebmlicb gebraucht »on jeber fdmellen entfebiebenen SBen«
bung , welche baS ©cbicffal eineS SWenfchen jum ©uten ober
Bifen nimmt. Auch in ber $oeftc, welche SebenSfcbicffale
barfteUt (alfo in ber epifchen unb bramatifeben $Poefie), fpricht
man »on Katafrropbe, als ber entfebeibenben SBenbung,
welche bie bargeflellte Äanblung nimmt, unb bie in einem
Wabren Kunjlroerfe nicht burch ben SufaU" herbeigeführt fein
barf, fonbern »om dichter in ihrer SRotbwenbigfeit begrün»
oet fein muß. 2)ie ©rünbe ju biefer Sntfcheibung müfTen
vorhanben fein, wenn auch burch ibjc Sufammentreffen bie
©ntfeheibung erfi wirflich, vielleicht auf übenafchenbe SBeife,
|M ©tanbe fommt.
ÄOtcdjft bjtß in ben früheren Seiten beS QhriftentbumS
Uerjenige, welcher bie ii: bie cbriflliche ©emein|cbaft Aufjunebs
menben in ben ©runblehren ber chrißüchen Religion unferäf:
tete unb jur Aufnahme in ba§ Cbri|Tenthum, «elcbe ttmb tu
Äaufe »ottenbet würbe, vorbereitete. Daä Öefcbält bicfdlb
terrichtS fonnte jeber ©eijiliche »erwalten, ber birrju to» So
fchof beauftragt würbe. AIS ber übertritt }um (5bri|:cr.!::r
häufiger würbe unb auch gelehrte unb pbilofopbifcb gttiitc:;
juben unb Reiben ben Unterricht in bemfelbcn begtbrto,
würbe eS nöthig, baß man ju Katecheten SJännet »äMte.
bie neben einer tiefen ©nfiebt in bie Sehren beS (Stfito
tbumS jugleich eine genaue Jtenntniß ber »bücio^-.'ic
SKeinungen ihrer Seit »erbanben, um bie Öef4affn5di
beiber jeigen unb jebem Sweifel an ben Borjügen tt^fe
ftentbumS begegnen }U f6nnen. grübseitig geföab tu f
Aleranbrien, bem Z'w-c »ielfeitiger JBtibung , wo iieae
ber «Kitte beS 2. 3abrh. für biefen 3wecf burc^ einet f
wifjfen ?)antänuS bie Jtatechetenfchule, eine Znfclt fi
religiiSiwiffenfchaftliche ©ct(leS5ilbung, gegrünbet warb, cii
burch bie Katecheten Siemens »on Aleranbrien unb £tig<
neS (f. b.) ©lanj unb 9?u&m erhielt. Ähnliche beritnüf
gebranftatten gingen fpäter ju däfarea in ^alaffou ust s
Anttochia bwr. Sbnen »erbanften bie auSgejei^nttfr
gricch- Äirchcnlebrer ihre Bilbung. @ie blübeten tat 1 v-
4. 3<»brb-/ bis jte am 6nbe btefeS 3eitraumS bei btt A
gemeinen Verbreitung beS 6b«nfnthumS »erfebroinbett. —
©ine anbete Bebeutung i-at baS 2Bort Katechet in tc
heutigen cbriftlicben Kirche, ^ier wirb eS im raeiteften 5:a
»on jebem JRetigionSlebrer ber Sugen^» gebraucht, I:
Kunft ber Katechetif theoretifch unb praftifch ßch 'flng^
net bot- 3n einem engern ©inne nennt man oft N
unb wieber im proteftantifchen Deutfchlanb jüngere 2Ki^(
ber ber ?)rebigerfcminare Katecheten, benen äußn
^)rcbigtübungcn auch bie Verpflichtung obliegt, |tcb tu >v«
Kun|l, ju fatechiftren, ju »eroollfommnen. 3w
unb, gew6hnlichften ©inne enblich nennt man ,H «:(...
eine* ©attung »on Sanbfchullehrern, bie in 2)6rfern,
»on ben ^farrfirchen unb ben ja benfelben geborigen cto
ju weit entfernt finb, ben Unterricht ber Äinbcr befcr;c
(Sic flehen unter ben eigentlichen ©chulmeifiern unb beirrte
aew6hn(ich ihre Stellung als Vorbereitung ju Scbutafa
ftellen. — 35ie SBiffenfchaft »on ben SSegeln, nacb kW
man Anfänger unb Ungeübte im Gbriftentbume »erraittelp p
gen unb Antworten unterrichten muß, wirb Katechetif f
nannt. Cine Katechifation ifi mithin eine munblich
terweifung im (Sbriftenthume, welche ben Unfunoignt tut
fragen unb Antworten ertheilt wirb. 25ie Kunft bei M*
tifeben Unterrichts belebt barin, baß in ber gegenfeitijen Ii-
terrebung bie mitjutheüenbe SSahrheit burch baS eigne
benfen beS Sernenben begriffen werben muß. $ierbara) w;
bie Katechifation baS SRtttel, bie SBabrbeiten ber ttäfi
für Verflanb unb 4>erj fruchtbar ju machen. JHjear
eingeführt in ben (schulen würbe baS Katecbiftren eri p
hinter (f. b.), ber jugleich alSVorbilb teffclbcn galt. —
3n ben erfien Seiten ber chrifilichen Kirche würbe» bi< 6
waebfenen 3uben unb Reiben, welche getauft ju rede
wünfehten, unb bie beShalb »orljet in ber chrifi(td>en h'--
unterrichtet würben, alfo bie £ebrlinge im äbeiftorßc:-
Katechumenen genannt. Sie Aufnahme in ben
ber Katechumenen gefebab burch Auflegung ber $ir.t:
burch baS äeichen beS KreujeS, bie entlajfung aui beut'
ben mit bei Aufnahme in ben dbrijlcnbunb butch NtS^
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Die 3<tt ter $TÜfunq burch ben .Katecheten bauerte
gewöhnlich rae^re 3$re binburcb, weit, man fich »on
Oer äSSürbigfcit ter Aufjunebmenben »oUfommen uberjeugen
wollte, thcüä um ibrer felbft willen, tbcilä um nicht »er*
rätberifebe SRenfcben in bie ©emeinben aufjunebmen, »riebe
befonberS ju ben Seiten gefährlich werben formten, wo baä
übrifrentbum noch SJerfolgungen aulgefefct war. SJeim ©ot»
teäbienfie, roo bie Äatechumenen einen befonbero fiu\ bat»
ten, war e$ ihnen jwar erlaubt, bie *})rebigt unb baS Bor«
!cfen ber b. Schrift anjubören, boeb burften fie bei Au$»
tbeilung be$ Abenbmabu* niebt gegen mbtk fein, ©egenwar»
(ig werben biejenigen jungen Gbriflen Äatechumenen gt<
nannt, welche jum erfren Wale jum Abenbmable geben
wollen, ™b burch Unterriebt baju »on bem £rt3geifllicben
vorbereitet werben.
fiatfcJjiemua ift ein teueb in gragen unb Entworfen
gefaßt, jum Unterricht in ben ©runbwabrijeiten ber cbriirl.
Religion ober aueb kber anbern Äunfl unb Sßiffenfcbaff.
Saft iebe gartet unb ©efte ber chriftl. Kirche bat ÄateibiS»
rr.cn <U3 furje Abriffe bei ©laubenS für ben 3ugenb: unb
äjolfäunterricbt aufjuweifen. 3n ber fatboL. Kirche war ber
ritmfebe, in ber refovmirten ber beibelberger KatechiSmu«
allgemein im ©ebraueb. JBeibe cntjiantctt nach Uutber'S
Vorgänge, ber nach ber »on ibm gehaltenen Kircbenoifita»
tiottj wo er eine faum glaubliche Unwiffenbeit ber ©ei|tli»
eben unb beS SJolfeä in ber Religion entbeefte, 1629 feine
beiben Katechismen febrieb , ben ficinen für baS 5öolf, ben
^rößern jum ©ebraueb ber gebrer. 35eibe befteben auS fünf
^auptabfebnitten, nämlich: ben je&n ©eboten, bem apojiol.
ölaubenSbefenntniß , bem XSaterunfcr, bem Unterricht ton
ter Saufe unb bem Abenbmabl. S3t6r>cr bilbeten biefe Ka>
tccbiSmen in ter protejlant. Kirche niebt nur in ben ©dbu»
len bie ©runblage be3 SieligionSunterricbtS, fonbern c$ muß»
tert auch, um fie Ju erflaren, m ©onntagS unb in ber
SSocbe \u gewiffen Betten bie fogenannten Katechismus»
preb igten unb (Jramina, welche lefctern bin unb wieber
noch »orfommen, 'gehalten werben. "ÄIS (ich Urtbeil
bübete, baß gutber'S KatecbiSmuS, bei allen SBorjügen für
feine 3eit, boeb niebt AlIcS umfaffe, wa3 ju einem bilben»
ten, faßlieben Unterricbt im (Sbriflentbume gehöre, würbe
terfelbe auS ben ©cbulen »erbringt unb feine Stelle burch
neue gebrbücber erfetjt.
fiaUjärrr (b. b« Keine) ijl ein Kante, mit welchem »on
cet «Kitte be5 11. bis jum 13. 3abrb. mebre cbriirlicbe ©ef«
ten bezeichnet worben ftnb, welche gewiffc, benen ber Sföa*
niebder (f. b.) ähnliche, religiöfe Anfügten unb bie 5Ber»
lrerfun^ be§ KatboIiciSmuä gemein hotten. ©ie hielten fich
felbfr für bie echten (Sbriffen unb reinere 2Renfcben, unb
erbielten baber ben Kamen Jtatr)arer. Sonfl nannte man
fit auch roegen ibrer {»erfunft au8 ber Sulgarei S3u(ga>
ren (worau« ba8 franj. ©ehimpfwort Bougres entflanben
i(l), |)atarener (nach einer fcblecbt berüchtigten ©egenb
bei ÜRailanb), «JJublicaner, «Popelitaner, in ben Kie»
berlanben «JJipbleJ. ©ie »erwarfen im Allgemeinen bar»
Wte Sejlamcnt, bie Steffe, bie ©acramente, baS fatbolifebe
IJrieflertbura, bie pap|llichen ©a^ungen, bie Anbetung ber
•^eiligen, bei JtreujeS, ber JReliquien, unb befleißigten fich
ber dntbaltfamfeit unb ber innigen Anbacht im ©ebet, welche
jie bis jur mpjtifchen Bereinigung bei SRenfcben mit bem
g6tt(icbrn ©eijie ,u fleigern fudjten. Die unter ihnen jum
SEbeil eingefübrte ©ütergemeinfebaft, bie berumfehweifenbe 8e»
benSart, welche fie nicht feiten führten , ibre nächtlichen 3u*
fammenfünfte würben b^ufig 58rranlaffung ju Au€fchweifun>
gen, bie mit ibrem ©treben nach @ntba(tfamfeit unb ©it<
tenreinbeit nicht übereinjtimmtm. ©ie würben »on ber fa>
tbolifeben Äird)e heftig »erfolgt, wie ba3 ©chicffal ber gro«
fenrbeil« au« Äatbarent bejtebenben Älbigenfer (f. b.)
lebrte. Zu$ bem SSorte Äatbarer foO ber AuSbrucf Üe(jer
(f. b.) entflanben fein.
Katharina, bie heilige/ von ©iena, hieß eigentlich Äatb.
©enincafa unb war bie Tochter eineä gärberä, geb. 1347.
©ebon alS Äinb legte fie fich febwere JBü§ungen auf, inbem
fie nichtä aB S3rot unb Ärauler genof, unb bereite« im
achten 3at)te ewige ^ruftbbeit grfobte. ÄI3 fte 3ungfrau
geworben war, wollten fte ibre Altern »erbeiratbrn ; aber
St. wiberfTrebte ibrem IBorbaben, unb trug^ fehwetgfam jebe
ibr beSbalb jugrfügte Jtrdnfung. &on ibrem 20. 3abte
an aß fie auch fein Sörot mebr, fonbern nichts ald rohe
2ßur,eln unb Füchte, unb trat barauf in ben £>rben ber
Dominicaner, wo jie fich jut »oOenbeten ^eiligen ihrer 3eit
bilbete. Um ben Gimmel ju gewinnen, febwärmte fte für
ben ©cbmen ber (Srbe, unterwarf fich täglich bitten 99üßun>
gen, trug eine febwere .Rette um ben Jäcib unb rebete brei
3abre binbureb, außer in ber SBeicbte, fein Sort. Doch
wirb ibr auch bie rücfficbt$DolI|Te ©orgfalt gegen Arme unb
Äranfe unb eine 5Kad)t felbjl über bte #erjen ber »erftoefv
teflen ©ünber nacbgerübmt. 2>er Ißxtii emeä fo heiligen
Sebent war, baß fte in bie innigfle ©emeinfebaft mit <§t>rt>
fhid fam, bef fleh förmlich mit ibr »erlobte, jTe mit SBer»
flürten in ibrer 3eUe befuebte, ibr SMut auä feiner ©rite
iu trinfen gegeben, unb unter anbern auch feine fünf SBun*
oenmale ibrem Ü6rper eingebrüeft hoben folL ©o war
St. noch in ben JBanben bei geibeä eine fcb>5rmenbe
SeJerflärte geworben unb bei ihren 3ritgrnoffen ju aUgemeif
nem Anfeben gefommen, ba$ fo groß war, baß *Papß ©re>
gor XL auf ibr ©ebeiß »on A»ignon nach Kern jurücfi
febrte, unb bie große Jtircbenfpaltung aufhörte, Urban VI.
rief fte 1378 nach Korn, wo fie 13S0 Rarb unb wo ibr
geiebnam foglrich eine 2Henge SBunber wirfte. Der «papjl
|)iu5 P.| fprach fte 1461 beilig , nachbem fie febon »ort^er
»on bem bureb fte »erberrlicbten Dominicanerorben aU eine
^eilige »erehrt worben war. 3b' Sf(t feiert bie fatholt.
fche .Kirche ben 30. April.
Äatljartna von itlfbici, eine Tochter beä Äerjog« »on
Urbino, Sorcnjo »on ÜRebtci, unb Kichte beä yapjle* (Sie*
mens VII., geb. 1519, würbe 1533 mit bem jmeiten ©obne
be5 franj. Aonigd granj I. »ermiblt, welcher ald ^einrieb II.
1547 jur Kegieruna fam. Ä. war ebenfo feh6n, geifheich
unb gebilbet, alel ranfefüchtig, berrfcbfücbtig unb unjtttlich,
unb brachte wäbrenb ber f>crrfcbaft ibreS ©emabli unb ü).
rer brei nacheinanber ben franj. Zt)ton befleigenben ©6hne
Sranj II., itarl IX. unb ^einrieb IE umäglicbeJ Unglücf
über granfreich, inbem fte, um felbfi ju benfehen, baS jfanb
in ffiürgerfriege »erwicfelte unb ihre ©öbne, wie ihr nach*
gefagt worben, geflijTentlich ju AuSjchweifungen unb Unfttt»
liebfeiten »erleitete, welcbe tbre moralifebe Äraft febwaeben
foQten, bamit bie ehrejeijige Butter nur ihren €inf(uß nicht
»erlore. 3wei Parteien jlritten in granfreieb, ebenfo fel;r
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Katharina I. (Kate. v. Russl.) £82 Katharina II. (Kate. v.
au? £Rü<fftd>ten be* (J^rgcijeS al* ber {Religion, bie @ui»
fen (f. b.) unb bie Hugenotten. (©. ßevennen.) Ä. be*
günfligte balb bie eine, balb bie anbere Partei, bt* ftc enbs
lieb bie Hugenotten burch bie (?rmorbungen in ber S3artb>
lomäußnacbt 1572 ju vernichten gebaebte. (©. SJluthod)*
»eit.) £ur* Qrrpnbung biefer SÜtaßregel hat £. auf alle
3eiten ihr ©tbäcbtniß gtbranbmarft. Hl* Jpeinricb III. bie
©uifen hatte ermorben laffen, war St. febr unglütflich, weit
ftc babureb alle it>rc 3>länt vereitelt »an , ben ©uifen bie
SEhtonfolge jujuwenben. ©ie flarb balb barauf im Anfange
be* 3- 1589. St, liebte unb begünfiigte bie aasiffenfdjaften
unb Jtünjle. ©ie baute eine Hnjahf auSgejeicbnet frönet
©cblöffer unb bc^og au* ©riecbenlanb unb Italien fojl»
bare ijyanbfcbriften. Durch ba* SBeifptel aber, welche*
fte ihrem £ofe gab, trug fie jur allgemeinen ©ittenoet»
berbniß bei unb in golge ihrer Berfcfnoenbung fog fte
ba* Sanb auö. SBci ihrem Sobe hinterließ fie noch 8 2RiB.
granc* ©cbulben.
ftutyarfna U ©emahlin $etet'* be* ©roßen unb 1725
—27 Äaiferin von Nußlanb, roar, wie man erjäblt bat,
bie Softer eines fatholiftben SBauer* in Sitbauen, 1636 ge-
boten unb hieß urfprünglich SKa«I;a. Sbr S3atcr vi; fie
bei einem lutberifehen ©eullichen ju Noop im rigaifchen Jtreife
in Dienfi gebraut haben, wo fie mit bem lutherifchen ©lau*
benSbefenntni(fe näher befannt geworben unb enblich ju 3Jta»
rienburg, einem Keinen ©täbtcbeit im wenbenfeben & reife,
&u bemfelben ftd? befannt habt" foll. 3n SNarienburg bei»
rathete fie 1702 einen febweb. Dragoner, ber einige £age
nach ber ipochjeit in* gelb rüden mußte. SBarienburg fiel
in bie ipänbe ber Nuffen unb bie junge grau rourbe bie
©efangene be* ©eneral* ©eberemetjeff, welcher fie an ÜRen;
jifoff uberließ. 25ei biefem, bem ©ünjtlinge unb SKtttifier
spetet be* ©roßen, (ernte ber Jtaifer bie burch ©ebonheit
unb SBerfltanb gleich ausgezeichnete grau fennen unb lieben.
Nacbtem fte 1703 jur grieeb. .Kirche ubergetreten roar unb
babei bie tarnen Katharina Weriewna angenommen hatte,
oermahlte fich $eter mit ihr, ohne baß ieboch biefe SSetbin«
bung veröffentlicht rourbe. <£rjt naebbem St. 1708 bie ^ritn
jefjin 2Cnna, nachmaß SJcutter $eter 1)1., unb 1709 6lif<u
beth, nachmal* Jtaiferin oon JKußlanb, geboren hatte, rourbe
1713 Jt. oon ?)eter bem ©roßen öffentlich als feige ©emah^
lin, 1718 alä Äaiferin erflart unb noch in bemfelben Sahre
ober auch crjl 1724 ju 9»o§fau M folche aefriutt. ©ie hatte
fich immer mehr in ber Siebe unb Ächtung ihre* großen ©e*
mahl* feftgefleUt unb ihm befonber* 1711 Seroeife ihrer auf*
opfernben Siebe unb Klugheit gegeben. 3n biefem 3afjre
befanb fttb nämlich ^eter mit feinem $eere am ^ritth in
ber ocrjroeifelrfien gage, inbem et. oon ben Sturfen fo ein«
gefcbloffen roat, baß jebe Hoffnung auf Wertung »etloten
fchien, unb $etet felbft fchon bie &krhaltung$befeb(e auSge»
fertigt hatte, wie eS im Saite, baß er bliebe ober gefangen
rourbe, mit ber Regierung gehalten roerben feilte. St. »et»
rotnbete ihten ganjen ©ehmuef , um bie Umgebung be* tütf.
©roßoejier* ju beigeben unb unterbanbelte bann mit biefem
fo gtüctlicb, baß ein Vertrag ju ©tanbe fam, welcher ben
xaifer unb ben ©taat au§ bet btobenben ©efahr befreite.
£ie Eintracht mit ihrem ©atten rourbe inbeß noch für) oot
befjfen S£obe getrübt. St. hatte nämlich ihre ©unfl einem
Äammerberrn, SRamen* 9Ron*, jugeroenbet unb ein ©etüa)t,
welche* bem Xaifet ju Dhren fam , bcfcbulbigte fte ber Ua^
treue gegen ihten ©emabL f>eter überrafebte feine Sttta
mit SDton* in einem vertraulichen Bwiegefpräch, unb editier
feine 93eweife oon X.'* ©chulb vorlagen, fo ließ et coeb
feinen 3orn bunb SD(i*hanb(ungen an ihr au* unb tan
jeammerberrn ÜRon* würbe, angeblich anbetet SBertrnhc
wegen, ber $roceß gemacht, ber feine gntbaupruna jur gclc
hatte. «Bieöeicht hätte biefer SorfaU noch fcblimmere %i-
gen für X. gehabt, wenn nicht fchon im nächfien 1725
$etet gefroroen wäre. St. pflegte ihn auf bem Jtranfmbet:;
mit treuer Siebe unb jerfloß bei feinem Sobe in ungehei:
cbclten Üiiräncn. 3nbeß waren ihre mächtigen grtunbe ÜKot
jifoff, 3agufchin*f9 unb ber (i^bifehof oon $le*fe«v, JIkc-
phane*, bemüht, 'ÄUe* vorzubereiten, bamit Jt. ruta) bef
Jlaifer* £obe al* beffen Nachfolgerin erflärt unb anert-n-
würbe, welche* fte auch glüeflich ju ©tanbe brachten. £uro
fluge unb wohlwollende SSaßregeln wußte fich it bie Sich
be* £$o(f* ju ftchern unb regierte im öeijte ihres Senat,
fort. 3h^en frühern ©egnern ließ fte feine 2frt von 9t«t<
empfinben unb }og fte baburch oon ihren feinblithen f.t.c
ab; au*btechenbe Untuhen wußte fte burch fräftige SRafr:
ge!n ju unterbrüefen. ©ie jiarb pUfelich 1727 unb bitt:
ihren ©riefenfei $etet IL jum Nachfolget ernannt
fiatrjarina II, 1762—96 Äaiferin von JRußtonb, bitf
eigentlich ©opbja Äugufia unb war, geb. 1729, tüte ft#
ter be* gürpen <§t>rifltan Äugufl von Inhalt säetbjL tu
preuß. jtönig gfriebrtcb II. empfahl fte bet raff. Äwffl*
eitfabetb jut ©emahlin ihre* jum JChronfolger emantitc
Neffen ^tttt. 2>ie 9)rinsefftn trat jut gtieth. Jtm* m
s, unb
erhielt bie Namen Katharina 2nerie»n*r nnt> ^
mit bem tuff. Shtonfolger vermählt. Ä. »at geifrret* ur
fjebilbtt, ibr ©tmahl Dagegen be|cbt4nft unb roh, fr «J
hte Che nut unglüeflich fein fonnte, Bon ihrem ®*oii
gemi*hanbelt unb vernachläfftgt, ließ fich &• verleiten, ^
betn gebilbeteten Wännern an bem raff. #ofe ihre SWjtoi?
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Katharina II. (Hais. v. Russl.) 583 Katharina II. (Kais. v. Rossl.)
ujuwenben. Namentlich war e* bfr nachmalige £6nig »on
Oolen, $ontatow*fi, welchem fte ihr ganje* Vertrauen
^enfte, unt> war nicht ci-mc baß bie .Raiferin Elifabetb
on biefem SOerbältniß gewußt hätte. Dcrfclbe war bamal*
l* polnifcber ©efanbter in Petersburg; auö politifeben
Rücfftcbten wußte jcboeb ber franj. #of bie 3urücfberufung
0oniatow*fi'* ju betvirPen, unb nun roanbte St. ihre ?U\.
,ung einem jungen ©arbeoffijier, bem ©rafen Arloff, ju.
flifabett) war 1761 geflorbcn unb ^eter III. ibr gefolgt.
Durch unfluge Maßregeln machte fich bicfer balb beim 5Boffe
nie bei ben ©roßen verbaut, unb bebanbelte feine ©ernaf)»
:n mit immer größerer iJurücffefcung. Diefclbe mußte Süer»
roßung »orau*fehen, ja fonnte fogar für tbc Heben fürchten.
Inter biefen Umfiänben fanben fich St.'t greunbe aufgefo»
ert, fich jur Entthronung ^crer III. ju »erfebwören, um St.
u beffen Wacbfolgerin ju erbeben. Eine große Partei war
cbadb bafür, baß ihr Sohn ^aul jum Jtaifer unb fie felbft
lur jur Äcgentin wäbrenb beffen Unmünbigfcit ernannt
oerben feilte, Schon war man im ^Begriff, bie Jüerfcbwi»
ung ju entbeefen, ba eilte bie jtaiferin nach Weierhof, re»
'cte bie ©arbe mit fräftigen SBortcn an unb würbe »on
br al* SRonarcbin anerfannt. Der ©raf JDrloff betrog ben
lacbmaligen Senator £eplow in ber fafanfehen Äircbe ftatt
ine* »on ber 9DicbrjaI;t ber ÜUerfcbworenen burebgefefsten
Wanifefle* ju ©unfien be* ©roßfürftert faul ein anbere*
>orjulefen, welches St. auf ben JEbron erhob.- fun HI.
»erlor bei biefen Vorgängen bie ftaiTung , übergab ben "ikx-
ebworenen feine 'Äbbanfung, würbe von benfelbcn gefangen
jefegt unb einige 2agc barauf ohne SBiffen ber Aaiferin
rmorbrt. St. benahm fict) dußerft ftug; fie ließ fajl alle
Stellen befefct wie fie waren, fchaffte mehre bem SBolfe
dflige Einrichtungen ab unb gewann ben großen Raufen,
nbem fie bem ruff. 9cattonalgefübI fcbmeichelte unb eine
iroße S3egeijieruug für bie grieeb. Äirdbc au ben 2ag legte.
Dtit Eifer unb tfnflrengung^ ergriff unb »erfolgte fie wabs
enb ihrer ganjen Regierung ben großen sPlan, im ©eifie
bre* erhabenen Vorgänger* s])eter'* be* ©roßen, 9?ußlanb
lümdlig jur europäischen Gioilifation fortzuführen. 2Benn
br bterbet auet) ^>cter*ö allfeitige Äenntniffe unb beffen SBcr:
rautbeit mit allen einjelncn »ebürfniffen ber »erf ergebenen
fegenben be* au*gctebntcn Weiche* abgingen, fo bcir fie
ich boch um JRußlanb unterbliebe Sierbienfte erworben.
Ramcntlicb war fte bebaebt, bie ausgebreiteten wüften Step:
<cn, an benen brfonbcrö ba* fübl. JKußlanb reich war,
nit betriebfamen Einwohnern ju bevolfern, unb bewog ba=
er eine große 2fn$abl »on £u*ldnbrrn jur Uberfiebelung
anbern europ. Staaten nach Slußlanb. Sie grün;
(tt über 200 neue Stdbte, »icle Äranfen; unb ginbelbdu;
er, fehiefte Xrjte nach allen berer noch brbürftigrn ©egen:
cn, führte bie ^oefenimpfung ein, fuchte ^feferbau unb
bewerbe ju bfben unb bie lefetern ju »er»iel(dltigen. Stra:
unb Äandle würben angelegt, um ben -jpanbel ju beben,
tnb noch anbere wichtige Maßregeln ^ur SJelebung beffelben
f troffen. Tfuch bie JCunjle unb SÖijfenfchaften fuchte fie
uch Ärctften in ftußlanb ju f6rbertt, fonnte e4 jecoch nur
tu wenigen erfreulichen SJefultaten in biefer ^inficfat brin*
ifn, weil baö ruff. Solf im Tfllgemeinen noch allju roh
var, um ihr bei biefen ^Bemühungen entgegen",ufommen.
Selbft außwdrtige große ©elebrte hatten fieb ber ©unft unb
Cufmunterung ter kaiferin ju erfreuen, unb verbreiteten ba*
her ihren Scubm in bem gebilbeten (Suropa. $ür bie Drbs
•nung ber 9?echt$pflege in ihrem Staate war St. eifrig be;
müht; boch fct)eiterte baS Unternehmen, ein allgemeine* ©e:
fefjbucb für ba* ganje ruff. Weich w Staute ut bringen,
ju welchem fie bte großartigjlen Änflalten getroffen harte,
an ber alljugroßen Se3erfdr>iebenheit in ber ©efittung unb in
ben örtlichen &erbdltniffen ber fo weit au6einanber liegenben
^>ro»injen. 2)ie vielen Neuerungen, welche bie 5taiferin ein:
führte, »eranlaßten inbeß auch in manchen ©egenben Um
ruhen. Die Unjufriebenen richteten ihre «Hoffnungen auf
Swan, welcher ber Urenfet be6 3aren 3wan, eine* >&albs
bruber* ^Jeter'ö be* ©roßen, unb nach bem Seftamcnt ber
Äaiferin 'Änna al* jarte* Äinb ein 3ahr lang Äaifer gewe;
fen war. Glifabcth hotte ihn entfernt unb gefangen gefegt
mit bem ^Befehle, baß ihn bie wachthabenben JDffijiere t6b?
ten feilten, wenn ein SBerfucb }u fetner ^Befreiung gemacht
würbe. SMrfer Söefehl war »on St. nicht auSbrucfltrb ju-
rücfgenommen worben; al* baher 17ti3 ein SSerfucb jur
ISBefreiung be* unglüeflichen Swan im SBerfe war, fo würbe
berfelbe »on feinen SBdchtem umgebracht. #ierburcb »erlo«
ren bte Unjufriebenen eine 3eit lang ben SBorwanb jur<Sm»
p6rung. Auch nach außen machte St. ben Einfluß 9?uß:
(anb* »ielfcitig geltenb. Sic n6tbigte 1763 bie jturldnber,
ihren unter Einfluß be* poln. $6mg* Xuguft III. eingefe^:
ten «^erjog ju entfern unb ben vertriebenen, beim ibel
verhaßten JBiron jurücfjurufen. Ebcnfo fefete fte e* burch,
baß nach bem Sfobe Xugu|l III. ihr ©ünfiling, StaniSlau*
9oniatow*fi, 17fi4 jum »oln. Aßnige erwählt würbe. JBon
ba an mifchten fich fortwahrenb ruff. ^eere in bie poln. 2(n:
gelegenheiten. 3m 3. 1768 erfldrte bie Pforte ben Jtriecj
an Wußlanb, welchen St. mit 9cachbrucf unb ©lücf führte.
Sie ging fogar mit bem ^)[ane um, bie Wepublifen Xthen
unb Sparta wieber ju errichten, unb fo ben Sfürfen im
eignen ?anbe einen Seinb ju f(t)affen, bem »ereinigt mit ber
niff. SJfacht bie Pforte erliegen mußte. Unter ben beiben
Drloff lanbete ein ruff. £ccr, ba* Europa umfcbtfft hatte,
auf ber #albinfel 9>?orea. Die JRuffen fanben bei ber grieeb.
JBevilferung begeiflerte Aufnahme, eroberten auch einige Je»
ffungen, mußten aber boch SÄorea fchon nach brei SWonaten
wieber »erlaffen. SJalb barauf ftegten bie 9fuffen bei Sfio v
jur See unb vernichteten bie ganje türf. flotte. 3n ber
2ürfci unb» in JRußlanb wüthete inbeß bie ^eff, an welcher
fogar in 5Ko*fau 90,000 SRenfchen ftarben. Dennoch würbe
bie Ärim 1771 erobert unb für unabhängig erflärt. 9?och
anbere bisher »on ber Pforte abhängige 9l5lPerfchaften fielen
»on berfelben ab unb unterftü^ten bie JRuffen, fobaß 1773
bie türfifdje .£>errfcbaft in Europa ihrem Enbe nahe ju fein
fchien. £)ftretch unb Greußen »erwenbeten aber ihren gan*
jen Einfluß ju ©unfien ber Pforte, unb noch mehr fam
berfelben ein ffufftanb ju flatten, ben in JRußlanb ein ge*
meiner Jlofaf, ?5ugatfcheff, erregte, inbem er fieb für ben
Aaii'cr *J>eter III. au*gab. Derfelbe hatte balb ein mächtige* •
.£>cer um fich gcfammelt, unb wußte fich allen Verfolgungen
burch bie berühmteflen ©enerale, obfehon wieberbolt gefcblaj
gen, ju entjtehen. Erfl gegen ba* Enbe be* 3«hre* 1774
würbe ?)ugatfeheff »on feinen Anhängern ausgeliefert unb
barauf hingerichtet. 3nbeß fchloß St.'i gelbherr, womanjow;
ba* türf. .prer bei Scbumia ein unb erjwang babureb 1774
einen ^rieben, burch welchen JRußlanb freie Schiffahrt auf
bem fchwarjen 3Reer unb burch bie 9Reerenge ber Darba:
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Katharina II. (Kais. v. Russl.) 5S4
nellen, fo wie einen bebeutenben JMnberjuwacbS erhielt, ©cbon*
1771 hatte £>fhercb, öeraltete 2fnfprücb« «rneufrnb, Sfceile beS
£6nigreicb8 $olen in IBefi^ genommen, obne in biefem Uns
ternebmen von Ä. gebinbett ju werben. Siiclmri-r t heilt«
Ä. bem eben an ibrem «^ofe »erweilenben ^rinjen ^ein»
rieb (f. b.) »on Greußen ben 9>lan mit, Polen tm.löerein
mit Greußen unb ßflreicb einen Sbeil feiner fd)6n|len Pro*
»injen gu entreißen. 55er Prinj betrieb bie Sbeilung, weis
4« 1772 ju ©tanbe fam, unb in weltbe bie poln. Regie-
rung, »on bet übermalt gezwungen, einwilligen mufjte.
St. gewann 2000 DWt. mit 1,800,000 ßinw. Den bro= •
benben biftrifcf>en Srbfolgefrieg vereitelt« 1778 St. burd) bi«
ßrfldrung für Preußen. 9lacbber traten ber Äaifer 3ofepb 1 f-
unb Ä. einanber naber, unb bie lefetere unterflüfcte jeneS
Plan eine« HuStaufcbrS ber 6fircidbifd»en SRieberlanbe gegen'
öaiem, ber burd> ben »on griebrieb, bem ©rofjen erriebteten
gürflenbunb (f. b.) vereitelt würbe. 9ieue 3wiftigfeiten
mit ber Sturfei würben 1784 bureb, granfreidjS ajermirtr*
lung betgelegt unb JC. oereinigte, bie Ärim unter bem Sla*
men Saunen (f. b.) mit ibrem Steide. Der lefete Äiwi
feer Ärim batte biefe 1783 an Sfujilanb abgetreten, unb
ebenfo trat ber Surft OerafliuS feine SBefifcungen Äarbuel
unb Äaebet, an St. ab. Die fortbauernben feinblid>en 2lb=
fixten St.'i gegen bie Surfen »emetben ber Schüfe, wel>
djen fte SWauroforbatoS, bem geflüchteten $oSpobar ber SKols
bau, angebeiben lieg, ffarfe ÄriegSrüflungen ju Gkrfon unb
bie 3nfdjrift, welche St. an baS nad) ber Sürfei geriebtete
Sfcjor ju Gberfon fe(jen ließ: „£ier gebt ber SBrg nad)
ÄonflanHnopel." St. unternahm 1787 eine 9ieife burd)
mebre Sbeile ibreS SReidbeS. 3b* ©ünflling unb SKinifler
Potemfin begleitet« fte nadt) Saunen unb wenbete alle 9Rit*
tel an, um ibre Keife ju einem feftlicben Sriumpbauge ju '
madben. Huf bem ganjen gegen 500 9K. langen SBege
würben in geringen (Entfernungen bie Tfupenfetten »on ©tdb*
ten unb Dorfern bergrfleQt, unb IBewobner in biefelben »or*
aitSgrfdbicft, welche mit Subel unb finnreidben @b«nbejeu*
gungen bie $errfd)erin empfangen mußten. Södbrenb bet
■jfad)t würben biefe 2Renfd)en bann wieber »orauSgefcbicft,
um am nicbflen Sag« «in neue« ©cbaufpiet aufjufübreu.
SRit unerhörtem 8uruS waren bie SBagen unb ©glitten
auSgejiert, in welchen biefe Sieife jurücfgelegt wmbe. Der
Jtötiig »on Pulen unb ber Äaifer von jBfrreidb begrüßten St.
auf biefer Steife, unb ber (entere oerfprad), ft« in ibren Pl<b
nen gegen bie Surfen ju unterflüfeen. Hber bi« Surfen fa*
men ihr mit ber .ÄrifgScrfldrurtg juvor. SJufjlanb uttb balb
aud) £>flreid) jtritten mit ©lücf gegen bie Pforte, ba »er*
banben ftcb Greußen, ©cbweben, Gnglanb, Ddnemarf unb
^ollanb, um ben ferneren ßergröfjerungen beS ruff. 9teidt)3
©renken ju feb/n. ©ufla» III. füljrte fc^on feit 1788 offe*
nen Arieg gegen St. unb madt)te $ortfdc)ritte. 3undcr)fi würbe
^ftreieb }um ^rieben mit ber Pforte 1791 bewogen, unb
nact)bem 1790 St. mit ©c&weben grieben geft^loffen fatte,
ging fie audö mit ber Pforte einen grieben ein, welker ibr
einen neuen 3uwac^« von fdnbereien braute. Die Revolu«
Hon in granfreid^ sog Si.'i SKiSfallen auf fidt), boct) I>tnbers
ten fte bie SJerbdltniffe in 9>olen, frdftig für bie f6niglidt)e
Partei in granfreie^ aufjurreten. ?)olen batte ftcb ndmlicb,
roetb^nb beö türf. Äriege« einen ©c^ein »»n ©elbfranbig*
feit wiebergegeben unb eine Sierfaffung war ju ©tanbe ges
fommen, bte einer ariflofratifc^ geft'nnten Partei nieftt gepel.
I
Diefe bat St. um ǣȟlfe unb 1792 fc&itfte biefe ein jrt^<
ruff. $eer nadb ^olen, unb na<b>m felbfl ber poln. Äk;
auf bie ©eite jener gartet getreten war, fo tmternafe
fltu^lanb unb 9>reuj?en 1793 bie jwrit« Sheüung $:ta
unb zwangen ben poln. fl?eid>$tag jur Einwilligung. Jt. ^
wann 4500 □«!)?. mit 3 Wiü. 9Kenfa>en. Uergf&enj c:
bob ftc^ im folgenben Sabre ^olen mit ungemeiner 2a?fc
feit gegen feine Unterbrücfrr. Ü)(lreia> trat auf $x$ah
unb Greußen« ©eite; bie $o(en würben befiegt unb V<
bie britt« Sbeilung dolens au8gefproct)en , bura) mtebe 1
noct) 2000 mit 1, '.'00,000 6inw. gewann, terpf-
Mönig ©tant§laud erhielt eine $>enfton unb lebt« fortan i
Petersburg. 2fud6 ber -Öeriog 9>eter -JBiron oon luilc:
rourbe 1795 bewogen, fein Sfanb an 9Jußlaab afrurttttc,
unb erbielt bafür eine $enfton jugeftdt>ert. 3ule^t fubitt I
nod) mit ben ^er/em Ärieg unb foll ben $lan grbfgt \b
ben, nad) Unterwerfung brö perf. 8?eicb,e§ ber |>errftt>ift tn
(Sngldnber in Djtinbien ein ©nbc ju madben. Gin
flug raubte ihr aber am 9. 9to». 1796 baä Seben. —
<3o unleugbar tt i(i, baß >i. eine grope Sfonarebin irr
fo muß bod) audb anerfannt werben, baß fte oon rawi
fcb. er @eite burdbau« nur tabelnSroürbig erfebeint. Sic ik
befonbert in ber Siebe auSfd&weifenb, tnbem fte tbre So«
linge unb ?iebbaber ganj nad) ibren ftdb fd?nefl aofceret«
Saunen wedoplte, unb batet nicht einmal eine ben aujc
Vnflanb berucffidbtigenbe Surüdfbaltung beobad}tete. 3^
©ünflling« würben mit Gbrenbejeugungen überbanft, fe
lange bie ©ewogenbeit ber Äaiferin währte. 9lur ^«cofe
erbtelt ftcb. bis an feinen Sob in ber ©unfl feinet S
berrfeberin.
Ätttljröcr, von bem grieeb.. Äafljebra, n?ela>eS einre
©effel, einen Jfebrflubl bebeutet, ift in ber lefctern 8r
beutung aueb in bie beutfebe ©pradbe übergegangen, nsarr.
lieb t)etfen fo bie erhabenen Stüble, auf benen in
unb auf Unwerfitdten bu Bebrer tbre Vorträge balt<m. h
oon fommt aud) ber 9tam«
ÄatijeiräU, welcber ber ^auptfirtbe eineS ®prn^
«rtf)rilt wirb, unb bei weldber ber Ghrjbifdwf ober ßifi'
beSSprengelS feinen ©ift Ijat. (SJgl. Dom unb SRitofu
fiotljeter (ber) ifl ber «Ramc eines tbirurgtfcbflt SNN
ruentS, weldjeS aus einem bünnen Wobreben beflefrt, rat
weber gerabe ober etwas gefrümmt ifl unb baju bfent,
Äranfbeiten in ben Urinwerfseugen buret) bie ^amrofcTe Ö
in bie JBlafe gehoben »u werben, entweber um ben in ri:
fer befinblicben Urin abjulaffen, ober um glüff^feiten s
ben mebteinifeben 3we<fen in bie ^arnr6b,re ju bringen, t*1
«nblid) um )u untrrfueben, ob ftcb in ber xMafe ein ®fff
ober ein anberer fejler Ä6rper bepnben. 2Ran b«t unbic
fam« Äatbeter auS fföetaH unb biegfame, »ela>« mit W
»on Äautfebud bergeftelll w«rb«n. 3« natbbem fte für ^
mdnnlidbe ober*weiblicbe ©efdbledjt beflimmt pnb, baben t
jtatbeter ein« oerfd>iebene ©nriebtung. Der weiouVbt *
tbeter ifl beinahe gerabe unb nur 5— 6 3oU lang, w&r,
ber mdnnlicbe 10—11 3oü* lang unb am »orbmi w;
jiemlicb flarf gefrümmt ifl. Jöei Äinb«rn wenb«t tmt
nere Äatbeter an. — Äatbet«tifit«B wirb baS ©nf"^
Äatr)oliriemu8 bejeitbnet im OTgemeinen baS
tbum ber fatbolifeben £trd>«, im »efonbem bie ©efammiW :
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ie fat&oliföe £itd)e cbarafteriftrmben Sigenrbümlicbfettcn.
>er ÄatboliciSmu« ifl al« eine befonbere gorm bt« cbriftlid)
:li3i6fen gebend alter, al« cd bic irgenb einer anbem .ftircbe
Im boeb ift er niebt fo alt, als ba« ß h rillen tbum felbfi.
SielraeJjr entjlanb bie 3bee eines fatbolifcben, b. b. allgemei*
cn unb barum echten ©tauben« unb einer fatbolifcben Airdje
rft natbbem ba« ßbrifhnrbum itegretdr) gegen jübifebe unb
eibnifebe 3rrlebren ftd) geltenb gemacht hatte, bureb bie Äir*
icngemcinfcbaft auf ©onoben feit beut 4. 3<>bri>-/ bie ftcb
a« «Recht beilegte, im Kampfe ber Meinungen ba« eebe
:brifiu^apofloli[d)e com ©ibercbrijilichen ju Reiben, unb
> eine ©efefcgebung für ed)te« ßbriftentbum ju fein. Der
> entflanbene Äircbenglaube tourbe unter bem (tinfluffe ber
)ierarcbie (f. O unb be« ©cbolafiiciämuä (f. ©cbola»
if er) immer weitet entwicfelt, war aber febort in allen
:inen £auptjügen Dollenbet unb in bie §)rari« ber Aircbe
ingefübrt, al« er als ein abgesoffene« ©an je Don ber
öm. Äircbe feierlich, beftätigt tourbe. ©« gefebab bie« in
m JBefchlüffen be« tribentiner ßoncil«, ba« in 25 ©ifeun*
en Don 1545—63 gehalten würbe, beffen (£ntfd)eibungen
i ber fatbolifcben Äircbe für alle Reiten ein für ben ©lau*
n binbenbe« 2fnfet)en erlangt haben, unb bie bureb ^apjt
?iu« V. in bem 1566 erfebtenenen röm. &atecbi«tmi« aud)
cn gaten befannt gemacht werben ftnb. fragen wir nun
lad) bem religiöfen Snbalt biefe« Sebrbegriff«, fo ift es bie
pcilsicbre be« Gbri|fentbum§, beren fatbolifcbe SBeifc in fol*
ciCen näber ju erirternben fünften am bcutlicbjten bert>or-
ritt: nämlid) in ber Äuelle, au« ber bie ^>etlSlebre ba«
Ifiriflentbum gefa)6pft, in ber Ser)re Don ben guten ©er»
en, burd) bie ibr Umfang beftimmt, in ben ©acramenten
mb ber SReffe, burd) bie fie »ermittelt unb gewonnen, unb
tt ber ganjen Xnjlalt ber Äirdje mit bem fettigen ^rieften
ranbe unb bem 9>apfle, bureb bie fte oertreten unb für alle
Mcn unwrfalfcbt erhalten wirb.
Der fatbolifcben Äird)e ift ba« eebte ßbriflentbum auf einem
■cpuclten 2öcge jugefommen, burd) bie b- ©d)rift, ju wel»
ber aud) bie 2Cpofr9pr)en be« TL.SL gebären, unb bie ton
lieber Belehrung unb Änorbnung ber 2fpoftet au$ge=
uingene unb unoerfälfcbt fortgeleitete grblebre (Swbition).
Bei De ffnb gitt heben Urfprung« unb ergangen f!d) gegen»
:iug, unb beibe finb mit gleicher Hochachtung ju betraf
en. Der ©runb, warum bie tatboltfcbe £ird)e bem SBorte
Bottee in ber ©ebrift ba« SGBort ©otte« in ber Äircbe, bie
Srblebre, jur Seite fiellt, liegt barin, bafi bie Hpofiel fo<
rol bei ber fd)riftlid)en 2fuf jeidmung , al« bei ber münblt*
fcen SJertünbigung beffelben t>om g6ttlio>en ©eifle geleitet
uaren; ledere aber ift für bie ©efammtbeit ber ©ifeböfe,
itnbefcbabet ibret Urfpnuiglicbfeit, ba fte bie ebenbürtigen
Kacbfolger ber Xpofiet ftnb, ba5 SRittel geworben, bem
Sriftefflbume, alt einem 3nbegriff eon Sebren unb ©ebrüu»
eben, Diejenige dinbeit unb 8ioII|ianbigfeit ju geben, bie t& im
B aufe ber 3abrbunbcrte in ber fatbolifcben Äird>e erlangt bot.
Die Jolge hiervon ifl, tbeilJ ba§ ber SSorwurf, ti fei ber
fatbolifcbe ©laube jum großen Xbeit menfcblid>e (Irftnbung
unb ®ei8b«t, binwegfäUt, unb ba| bie fpatern ftra>litben
Bebren unb @inrid>tungen nidbt weniger burd) ba& göttlid>e
Xnfeben ber Äircbe gerechtfertigt jtnb, alS bie auS ber b«l.
cebrift b«rt>orgegangenen e* fmb; tbctU baf Untere für ba«
roafcre ßbrififntbum »on geringem! ffiertbe ift, bem ^nfe»
»»ir.eciw.«tflc. II.
.
ben ber &ird>e narbfieht, nur von tiefer riebt iq evf Ltrt unb
nur unter ibr er 3ufftd)t mit Stufen gelefen unb »erftt nten
werben fann.
9ioct> mebr erfebetnt bat ffiefen beS Äatbolici§mu5 bar»
in, ba§ er ben bureb (Sbttfiud ©ebefferten gute, b. i. Der*
bienjilicbe Sßerfe DoÜbringcn läfit , ba^ mitbin bat ewige
©eelenbeil bed ßbrifien niebt ganj jenfeit ber ©renjen eig»
ner SLxaft unb äftUentoolIfornmenbeit liegt. 3fl namltd;
burd) bie Saufe bie ©djulb unb ©träfe ber Srbfünbe, je-
mt burd) 21 Kim'? SaU ber ganzen SKenfcbbeit raitgetbeilten
natürlicben SJerberbniffeö , Don ibm bi»«veggenommen wors
ben, fo b«t bn» erflen ©ebritt jum Aetl getban. Äber
wegen ber ibm inwobnenben böfen Sufi begebt er aueb nacb
ber Saufe noeb ©ünben au§ JBoybeit unb au« ©cbwad)>
bett unb Unwiffenbeit, unb riebt ftcb babureb ewige unb
jeitlicbe ©trafen ju. 3wat für bie erflern, bie ©trafen ber
Sobfünbe, erbalt er bei ernjter unb anbaltenbrr 9?cue, um
be£ DerbienfboOen Seiben« unb ©terben« Gbrißi willen, bei
©ott Vergebung; aber bie Untern, bie ©trafen ber Srla^
fünben, mu^ er felbfl abbüßen unb ©ott bafür genugtbun,
wa« gefebtebt, inbem er gewtffe befcbwerltcbe Seifiungen, bie
fogenannten guten SBerfe, wie Safien, iBeten, 'Älmofen ge»
ben, SBaUfabrten, Xnbacbten an bie SRaria u. f. w. über«
nimmt, wofür ibm bann ©ott, al« einem geringem Übel,
ba« weit größere feiner jeitiidjott ©ünbenflrafen erlägt. Bei
btefem befcbtoerlicben ©efebäfte ber ©enugtbuung Dermag ibm
aua) bie 5Cird)e ben bülfreid)flen S3eiftanb burd) 2Cb I a f)
(f. b.) i'd leiften, ba fte ben unerfcbo>fttd)tn ©d)ag be« über:
fcbüfiigen S3erbienfle§ ßbrifli unb ber ^eiligen, worau« fie
ibn crtheiit, beft^t. ^at er nun auf biefem boppelten SBe»
ge, bureb bie ©nabe in Qbrifiu« bei emfter 9?eue unb burd)
eigne ©enugtbuung, bei ©ort Vergebung aller feiner ©ün»
ben erlangt, fo tritt er alöbann, Don bem b- ®«jie in al.
lern ©uten auf ba« wirtfamjie unterfiüftt, in ben ©tanb
eine« ©ereebtfertigten, ber ibn feiig mad)t in feinen SBerfen.
3tl« ein folget fann er fogar bie ©etigfeit eine« »fliö)t=
mäßigen Seben« überfebreiten unb bie iuMiere ^eiligfeit eine«
gleicbfant überftttlicben Seben« erringen, wenn er nod) an«
bere Don ©ott triebt gebotene, wol aber empfoblene SBerfe,
wie au« ben eDangelifcben Statbfcblägen b'^orgebt, al« frei»
willige Brmutb, Äeufcbbeit, blinbm ©et)orfam, Unrecbtlei»
ben u. f. w. Dollbringt, worauf ftd) ba« 85trbien(llid)e be«
SRöncb«lebenä grünbet
©eben wir im &att)olici«mu« auf Da«, wa« äußcrlicb
utt (Srwecfung, Säermebrung ober SBieberberfiellung be«
6btifi«ntbum« in bem SRenfcben bient, fo treten un« be«
fonber« in bem ceremonienreieben ©otte«bienße bie ©acra»
mente unb bie SReffe al« bebeutfam entgegen. SBie ba«
SReiopfer al« ein wieberbolte« unblutige« jDpfer be« fieibeS
Gbrifri fortwäbrenb gut Süerfobnung unb Sntfünbigung ber
2Renfd>beit bargebraebt wirb, unb tn feinen SBirfungen ftcb
fogar auf bie Xbgefcbiebenen im Segefeuer (f- b.) ctfrrecft,
fo umfcblteßen aueb bie ©acramente ba« gante irbifebe Se<
ben unb bringen ibm in feinen wid)tigflen aRomenten ben
©egen ber Religion. Dergleichen gibt e« fteben: Saufe,
Stundung, 2(benbmabl, in bem ©inne, baß JBrot unb
Ößein babei in ben Seib unb ba« Slut 3eiu ßbrifti wirf«
lid) oerwanbelt werben, fBuße, ju ber bie jDbrcnbeid)te ge*
b6rt, f>riefter»«be, €b«, bie unaufloälid) unb lefete
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ßlung, unter welchen fcrei , nämlich bie Sauft, grrmelung
unb $riefterweibe, einen imau«löfcb lieben ßbarafter auf*
brüefen unb nicht wieberbolt werben bürfen. Sie ftnb auch
ohne Sfceilnabme be« ^>er$en$ vermöge ber ihnen al« facra«
mentirlicben £anblungen tnwof>nenben göttlichen Äraft jur
SJetbtfertigung unb Befeligung ber ©ünber roirffam, wenn
nur ber $riefter mit $tnwenbung be« ©eiffeS auf ihren
3wecf fte oerrubtet. Unb wie e« ffeben Garbinaltugenben
unb [üben Jtobfünben ober geiftige .Äranfheiten gibt, fo ent»
fpriebt beiben, biefe bebenb unb jene oermtttelnb, bie <3ie*
befahl ber ©acramente: bie Saufe vermittelt bie (Jrbfünbe
jum Klauben , bie Bufje bie wirf liebe SEobfünbe jur ©ererb»
rigfeit, bie Firmelung bie geiftige ©ebwaebbeit zur Jgwffnung,
ba« Xbenbmabl bie Bo«beit gut Siebe, bie S)rieflerwcibe
bie Unwillen!' eit jur Älugbeit, bie &ft bie 2 ufl ;ur OnU
baltfamfeit, bie leb.te Dlung ben überrefi ber ©ünbe jum
SRutbe. ift im .ÄatboliciSmu« baS religiöfe geben oon
einer SRcitje belüget £anblungen umfcbloffen, fo wirb eS
gewedft unb genährt bureb eine SJtenge heiliger ©ebräuebe
unb Zeremonien, fo {leben ihm bie Silber ber ^eiligen unb
ber SRutter ©orte« gur ©eite unb bringen bie fchüehternen
Sitten ber ©läubigen vor ben JEbron be« MerbÄcbften , fo
tritt aber auch <n ibm baS lebenbige SBort ber $rebigt als
religiöfe 8 ÖrwccfungSi unb @rbauung$mittef in ben J^inter«
grunb unb wirb ber feierliebfte Z^vi feine« ©ottrtbienfieS
bie ÜReffe, welche in tat. Sprache abgebalten wirb.
©eine JUoHrnbung erhält ber JtatboliciSmu« cnblicb ba>
bureb, baß ibm bie Äird:e eine fiebtbare Änftalt ift unb in
ihr bureb ben $>apfl al« ben ficbt baren (Stattbai ter (ibrifii
unb ben jum ebelofen geben oerpfliebteten ©tanb ber Äle*
rifer(f. b.) aUeS wahre ßbrifientbum oertreten unb für ade
3eiten rein erhalten unb fortgepflanzt wirb. £>enn al« ein
fiebtbarer 4>eilbrmger trat 6bri|lu« in bie 9Xenfcbbeit unb
begrünbete in ficbt barer ©eftalt ba« $eü; fo ift auch bie
jtirdie, bie e« fortbauernb wirffara unb lebenbig erbalt,
eine luftbare Xnftalt, äuferlicb burch Befenntnifj, Sacra*
in ente unb ^rieftertbum alle auf GbriftuS (Betauften, ©Ute
unb Böfe, ja felbft offenbare ©ünber, umfaffenb. ©ie ift
ba« fortgefefcte ©alten Gbrifti felbft, — ber fortgefefcte QbrU
ftuS. -Carum ift aber auch nur in ibr wahre ö ßbrijierts
tbum unb ©eügfeit, barum in ihr ber ©taube be« ffinzel»
neu von ber Äircbe ju empfangen unb ber gehrfati eemünf»
tig, man foDe glauben, waS bie Äircbe glaubt, b. i ßbriftuS.
(Jinbeit unb Boll ftänbigf eil ber Behren im genaueren 3u*
fammenbange mit allen gotteöbienfilkbtn ©nrtdjtungen unb
©ebräuchen ifl ein nicht w oerfennenber SJoriug bei Äa»
tboliciSmuS, in welchem bie «Religion mehr verjurnli$t, tn6
TCeuf erlicbe »erarbeitet, gleicbiam im dufierlieben 0 ui tu ä aufge*
( oll ifl. jDaburcb wirb nun bai f atbdifcbc Jtirct;enleben tbeilS
erleicbtert, tbciiä baft innerliche ebttfrtiebe @emütb§leben in
©chatten gefteOt Gin anberer »orjug bei ÄatboüciSmu«
ift, ba0 er ben ©tdubigen ben ©cbanfen an ba$ ©ötuiebe
boehfl nahe ,ju bringen weiß. £ic ficbt bar Ii che ^>erab(affung
ber gittlichen ©nabe in ben ©aaameaten, bte be(länbige
©egenwart <Sbri|li in ber täglichen gßieberholung beö iVef-
opfert, ber uberft'nn liehe IBerfebr mit ben ^ eiligen, fte ftnb,
je mehr Unbegreifliches unb SBunberbarefi in ibnen enthalten
ifl, um fo mehr ber eigentliche ©runb unb SB eben für bie £Re*
ligion. £arin liegen auch bie Ur fachen , warum twr 2i"llem ber
Ä»tholici6mu* bte ftböntn Äünjle bem ^eiligen, bet ÖJrliaion,
bienfihar gemacht unb in feinem ©choofe entwicfelt hat, warm
Sr6mmigtett unb ©taube von ihm tau unzertrennlich ül
unb ebenbaber fidj befonbert gemüttjoolle ÜÜfenfdjen *u
hingezogen fühlen. 2)od> barf auch nicht unbemerft bu;:
tafj er burri) (iinfdjiebung ber ^eiligen zwtfdjcn ©ort mit
sJ7eenfchen jenrt innige Se3err)a(tni§ aufbebt, in welche* bai
(Shriflenthum ben ÜRenfchen ju ©ort bringt, unb in welchen
wir ju ihm beten tonneu, wie bie lieben Amber |n ibrea
lieben Sater, unb bag weber jtunjl noch ©iffenfehaft, ft
hoch auch ihr 3ntereffe bem SRenfchcn erfa>einen mag, ba
richtigen 2fta§{lnb für ben Sierth einer Religion abgebe
£>er qanje fatbolifcbe ©laube enbiieh beruht auf 'Äucicr •
auf bem Änfehen ber Äirche als einer gottlichen XnjüX
Äber 2fuctorität«gIaube ifl am mei|len mit rekaiöfem ©U&
ben oerwanbt unb bei weitfm für bie meijien SRenfcben ti*
S3eruhigenbfle. (3$eigl. .h trehe.)
Äatr)oli9cr)e ßrkfe würben fett bem 3. 3ahrr)- airSer
ben 9>aulintfcbcn ©riefen unb bem ©riefe an bie ^ebratr
alle im 91. X. befmblicbcn ©riefe genannt, nicht fÖMl
weil fie an bie ganje (Sbrtffenrjett gerichtet, ober ihr SnbiU
oorjugäweife bem 8ebrbegriffe ber 5vrr<he enrfpredienb gew.
fen wdre, fonbern weil fie urfprunglreh wabrfchetnHch Ujtj
lauffchreiben waren, bie biefen Beinamen brtba» erbielf«
um wegen ber Utrbefrimmrbeit ihre« (Sbaraftert nicht wr
apofrpphifd;en ©riefen, bie man oom firtblichen ©ehraB*t
auSfcbloji, oerwcchfelt ju werben.
Äottrgat, ein 6oIL SBort, welches ^cujenloch" hebertet,
heißt ba« SReer, weldpeS jur Sierbinbung ber 9lort>: unr
D|ifee bient unb jwifchen ber Eßluffe JüÜanbS, ber Ski.
fiifle Schweben« unb norblich oon ben binifchen Snfeln lieat-
Z\t brei Meerengen, ber grofe ©elt, ber f leine Bex
unb ber ©unb, oerbinben e« mit ber SDfifee. In ber btt
fehen Äüflc liegt ba« Borgebirge ©fager 9tad, nach
cr)em ba8 9Keer bei ben 2>in«n genannt wirb unb auf trd<
chem im SBinter ein geuer brennt. Sie febwebifche JU*
i(l fehr fleil unb felftg. überhaupt ifl ba8 Jtattegat feto*
rig ju befahren.
Ärütm (bie), ein« ber herührateften SBölfer im aha
©eutfcbianbe, wohnten im heutigen jtuTbeffen, oftlich ^
an bie ©aale unb füblich bis nach 9iafjau hinein, aj'e
auch in einem Sbeile be« oft liehen SÖeflfalen, an ber guiba
ber gahn unb bem SKain, bi« in bie 9ldhe be« »bries
3ht ganb war, ben Berichten ber rom. ©chrifrjlefler
folge, nicht fo fumpfig als baS ber übrigen Beutfeben. tu
Boll hatte in ©itten unb ©ebrüueben manches fc^entbwr,
liehe, j. B. baf? bie meinen 3ünglingc Bart unb
wachfen liegen, bis fie einen geinb erlegt hotten. £it
ten waren fprüchw6rtlich tocgen ihrer Xapferteit, unb füg-
ten häufig Kriege mit Qh^uSfern, ^X^unburen, Uftpeter
unb Senctterern. Gifar tarn mit ihnen in feinbliche ©au
rung; er fannte fie aber nicht befugen, weif fte ihm
bloS alS tapfere Jänner, fonbern auch in gegliederten Sic.
ben unb oöüig geregelter ©cblachtorbnung entgegentra:.~
wohlüberlegte Unfälle wagten, immer auf ber £ut warf"
unb jebe günflioe ©elegenheit benuftten. 3war mürben r.:
fpäterhin oon Srufu« befiegt, aber nicht bezwungen;
äRaebt würbe oielmehr ben übrigen beutfeben B60em l
furchtbar, ba§ bie GberuSJer ihr alte« Xnfehen »erlorr-
unb nebft anbn-n beutfeben Stämmen eine gewiffe JDberben
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aft ber Statttn anerfennen muffen. Wach Tfblauf bee" erfkn
iprpunbert* unfercr 3*itrecbnung werben bie Satten nut
d> feiten genannt^ unb julefct (392) al« »erbünbete bec
anfen aufgeführt; bann erfcbeinen im 7. 3abri>. tie -öaffi,
:ld)e mit ben alten Jtatten unb ben neuern # offen tin
b baffelbe SBotf flnb. Daä 8anb ber Jtatten mar in hun.
rt ©auen geteilt, unb jeber einjelne @au fonnte taufenb'
iffenfibige, 2Ranner inS gelb flellen; bie ÜRebrjabl ber
rieger beflanb aufi gußgdngemj ber Weiterei bebienten fte
j nur, wenn fte fcbneU angreifen unb ben geinb un»er»
itpet überfallen wollten.
üaltuit ober Gotton peißew eine, große ttnjabl glatter,
nwanbartig gewebter Beuge von JöaumwoHe , welcbe tbeiW
•i'j, tbei(d bunt gearbeitet, theü» entließ gefdrbt unb mit
rfdbjebenen Farben bebrueft finb. Die erften Jtattune nun
n in JDftinbien »erfertigt unb *»on biet führten birfelben
iber «&oll<inber, Ddnen unb ©ngldnber naeb Curopa.
egenwärtig werben, befonberS feitbem bafi SWafepinenwefen
ne Siollfommenbeit erlangt bat, in Suropa fo viele Jtat*
ne »erfertigt, baß »on tyntn fogar nacb Eflinbirn auSge*
brt wirb, unb bie europdifepen Äattune- übertreffen bie
iinbifepen auef> an ©üte. 3m allgemeinen fann man »ier
auptgattungen von Jtattun unterfebeiben: l)ben weifen,
»ben ober bie Jta-ttunleinwanb, ben Jtittao; 2)$aU
n, bei bem bunte ober ausgemalte SRufler auf farbigem
runb gebrueft finb, Jtallifo, 3nbienne*u.f. w.; 3) bie
nen, urfprünglicp oflinbifeben ©aumwollenjcucbe, äbnlicb
m Äaßifo, unter bem tarnen' 3ifce, C&bitfe, $er*
enne«; 4) bie einfarbigen bunten Jtattune obne SRufler,
fiatjhttcl) beißt ein Heiner, ffcp in bie jDber ergteßenbet
:uß im preuß. WegierungSbejirf ttegnifc in ®a)leften, weU
er tureb bie 1813 bier gefeblagene ^cbljcbt an ber
a&bacb berühmt geroorben ifl. DaS preuß. $eer unter
üücber'S JDberbefebl unb ben ©eneralen Dorf, r-angeron
ib ©aefen, unb ba6 franj. unter 2Äaebonalb'8 JDberbefebl
ib ben 3fnfubrem Wep, 8auriflon unb ©ebafliani ftan*
rt ueb mit etwa 80,Q(X) 9Ä. einanber gegenüber, inbem
e Greußen baS rechte, bie granjofen bM linfe Ufer ber
afjbad) inne patten, unb waren eines Äampfe« gewdrtig.
m 26. Äug. ging SRacbenalb über bie Jtapbacp, tnbem er
e unter ben ©eneralen $orf unb fcangeron ftebenben 4?eer»
?tl>eilungen Aurücfbrdngte. gortwdprenb frrdmte ber t>«f*
3fle Wegen »om £imme(. 3wifcben ben D6rfern ©icbbolj
nb SBeinberg griff S3lü<ber bie granjofen juerjl An, unb
i fein ©epteßgewepr wegen be$ Wegen« losging, fo fonnte
ur mit Jtanonen, Äaponnet unb 5tolben grfdmpft werben.
)ie ^teufen fdmpften mit ber gräfjten Üapferfeit unb bie
ranjofen ergriffen enblit| in fälliger Äuflifung bie glutbt.
inbef waren bureb ben anbaltenben Wegen bie Jtafcbao>
nb ein gewöbnlicp fer>r unbebeutenber in biefetbe fftb er«
ifjknber jßacb, bie wütbenbe Weifte genannt, »u tiefen,
ligenben glüffen r.nqffibwollen unb eine große Znjabl
»fen fanben beim Wücfjuge in btefen ©ewdffem ben Zob.
m ben folgenben Sagen würben ben fliehenden geinben bei
tegnüj, ©olbberg, «wenberg neue ©tplage ertbeilt. JDer
•5eneral |>ütbob war am 24VV«g. mit 8000 SR. abgefAicft
?orben, um »on 3auer au« ben Greußen in ben Rßcfen ju
fallen. Gr fam ju fpit in bfe (Boge nb , in wtltber bie Schlacht
geliefert worben war, unb würbe nun fo peftig angegrif*
fen; baß »on feinen beuten nur 700 jum frani. «öauptbeere
uirucffamen. Wit taum noch 12,000 SR. ging SRacbonalb
in ber Wacbt »om 29. jyum- 30. 3(ug. über ben Sober. @o
war nun @cblefien »om geinbe gereinigt. 2)ie Greußen
batten 103 Äanonen, 250 SRunitionöwagen, 2 2(bler, bie
franj. 8a}awtbanftatten unb 18,000 Gefangene jn bie >&Anbe
befommen. ißlücbcr erhielt nach tiefem ciege »on bem in
ber Wdbe bei @ü)lad)tfelbe* gelegenen, febon au8 ber frübern
fcblefifcpen ©efebiebte berühmten £orfe SBJabl|latt ben Zitel
Surft jßlücber »on SBat)lfratt, unb auf bem <^cf>(acr>tfeU>e
folbfl bat ber Jt6mg »on Greußen ein eiferne« 3>enfmal er*
rupten wjjen.
Äat3e (bie) bilbet ein an Ifrten aabh-eioV« ©efcblecpt
ber Staubtbiere, au »elcpem bie meiflen großen unb gefäbr-
licben, felb^ ben2Renf<ben nid»t fepeuenben reißenben (54tMs
tpiere geboren. £er 2ucpä, ber Panther, ber ?eoparb,
bie Unje, ber ©eparb, ber Saguar, ber 2iger, ber
8 6me (f. b.) gehören jum Äabengefepleo^t. Die cparafteriftü
fepen &igentbümiicbfeiten beffelben finb ein runblicber itopf
mit für; er oebnau^e, rauber unb flacbeliger 3unge, furje,
fpi^ige unb fteife -paare. 3m dachen ftepen oben unb unten
feebö ©ebneibetibne, oben »ier unb unten brei IBacfAdbne.
Ii a ben jiemliep hohen Süßen finben fieb hinten fünf unb »orn
»ier Sehen, bie gußfoblen finb behaart unb bie bafenf&rmU
gen, gefrümmten, febarfen Jtlauen formen berJtaften jurüefs
jieben , fo baß fie biefelben nur beim Angriff berau«|hecfen.
©ie finb blutgierig, liflig, gewanbt, fcpnell, falfcb, flarf,
f6nnen. getieft f'lettem, gepen gewobnlitp be8 Wac^W auf
Waub auS, wdprenb fte am Zage fcblafen, unb bemächtigen
fieb ihrer iBeute im ©prange. — Die gemeine ober
wilbe Jtabe lebt einjeln in allen SBalbungen DeutfcblanbS
unb ftnbet ftcb überhaupt in gang (Suropa, mit KuSnabme
ber nörtlichfien ©egenben , foroie in einem grp|en Steile
XfienS unb im n6rbL Xfrifa. Sie tft ein wilbeS Waubtpier,
welches &öge(, fleinere ©dugtbiete unb wol auch fti&e auS
ben deichen Täubt, unb wegen bei ©epaben«, ben e3 in
«ben SBilbfidnben anrichtet, »on ben Sagern fehr »erfolgt
wirb. Die wilbe Äa^e wirb 1 %. bwb, 2'/t g. lang unb
bat einen »on oben gelblicp graubraun gefärbten $elj, mit
febwanen an ben ©etten berablaufenben Streifen, ©cbroatij
unb »eine finb geringelt. Dad Seil wirb als 9>el)werf ge«
brauch r. 3m Sommer lebt biefeö 2bier in hohlen Baum>
flammen unb im SBinter »erfrieebt e$ fieb t» leere gueb«-
ober Dacbdbaue, Jtlüfte u. bgl. — 83on ber wilben flammt
unfere jahme Jta^e, welche baburtb, baß fie fßtäufe unb
Watten gierig »erfolgt, gu einem nufjUcptn jpauSthiore wirb,
©ie ifl fleiner als bie wilbe Äafce, bat furjere -paare unb
ein fehr wfebieben geerbte« gell. S3efonberö bie ganj
blauen unb bie breifarbigen Jtafeen finb febön unb feiten.
Die JtatK beft^t niebt bie 2reue unb 2(nbdnglicbfeit bee<
^>unbe6, fie bangt mebr an ber SEBobnuna ibre« ^>enn, ip»
rem 3agbpla|e, als an beffon ?)erfon. ©ie »erwilbert leitbt
unb legt ihre angeborene Xiidt fafl nie gan) ab; auch er^
tdblt man, baß xapen fie ine Äinber erwürgt haben foden.
3n manchen ©egenben werben bie Jta&en geaeffen unb ihr
gieiftb foO mit bem bei -pafen ^bnlicbf eit paben. Sei ben
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Katzenelnbogen
'Ampfern unb bei ben Wörnern ffanben bte £a|«n in qto«
fcem Snfeben, weichet gegenwdrtig bei ben SRobammebanern
bet S<»n i|t. 3u Äleppo in S»nen foll ein Jta&enbofpital
befieben, in welkem gegen 500 Äafeen Dorpflegt »erben. —
Kauf und Verkauf
Sowie manche SRenfeben eine befonbere Cortiebe für Jtatk-
baben, fo empfinben anbere gegen fie einen natürlichen S:>
berwtüen, weichet fo weit geben fann. bog fr fcfc.cn tk
SRdhe einer Aabe beunruhigt, ihnen übelfeiten unb ßbnmacb:
juu'rbt, frlbft wenn fie bie jtafce noch nicht frfjrn. Vielleicht
bangt biefet mit ber frarfcn eteftrifcrjen ©rregbarfeit jufanu
mcn, welcher bat JCafeenfell fähig tjt SBenn man eine Äa&e,
befonbert eine fcbwarje, im ©unfein wiber bat £aar ffreicjjt,
fo erblicft man fnifiembe gunfen. 2>ie wicbtigflen Abarten
ber £a$e ftnb: bie angorifcbe &abj mit, befonbert um
ben #alf, langen, filberweißen ober gelblichen, feibenartigen
•paaren; bie ßpperfafee mit fcbwarjrn, auf bem Würfen
geraben, an ben Siebenteln gewellten Streifen; bie weiß,
gelb unb febwarj gefärbte fpanifebe, bie bunfelafcbgrauei
feinbaarigcÄartbäuferf a&e, bie rotbgelbe Iangf6pfige,
bie fcbwarje, jaeanifebe, enprifebe, f^rifetje, Üb?«
febe, crettfebe jtafee u. m. a. Stach. Xmerifa fmb bie
.flaben erjl burch bie Spanier gebracht worben.
ftat3rnrlnbofl,rn> «ne öltf ©raffebaft am JRbein unb
SRain, gehört iefct tbeilf jum ©roßb«iogtbume «Reffen*
£iarmftabt, tbeilt jum ^erjogtbume Staffau. unb bat etroa
28 D9R. mit nahe an 80,000 (Sinw. Sie ift ein frucf)t>
baret 8anb mit milbem Jtlima, reieb an 9Betn, $olj, ©e»
treibe, Cbfl, SJieb, unb jerfällt in bie obere unb unter«
©raffebaft. Die erfiere bilbet einen beträchtlichen &l;eil ber
großberjogl. b<ff« ^tooinj Starfenburg unb liegt jwifeben
ber SBetterau, bem 9f Ii eine unb bem jDbenwalbe; bie <&aupt*
flabt ift 2>arm|rabt ; bie untere ©raffchaft wirb »om Steine,
bem 9?beingau unb bem alrnaffauifa)en ©ebiete umfcbtofTen,
mit bem fte feit 1815 »ereinigt ift. Sie ift reich angines
ralqueden; in ihr liegen bie berühmten föabeörter (Smt, 2an*
genfcbroalbacb, Scblangenbab; bie Ruinen bet alten Stamm*
fchloffeS ber ©rafen »on Äarjenelnbogen liegen am glüßcben
35reutfch in einer romantifeben ©egenb. ©egenüber ber Strt:
St. i ©oaröbaufen am Wbein liegt 9ceufa^enelnbogrn, ge»
wohnlich bie Äa? genannt, ein Schloß, weichet ©raf 3»>
bann von Äafcenelnbogen 1398 erbauen unb Napoleon 1806
fprengen lieg.
fiauf un& Derkauf C tat. emtio, TendiuV) nennt ma
einen SBertrag, burch welchen Seraanb eine beßimmte Sa6e
ober irgenb ein Siermögentrecht gegen einen gewiffen Vre.'
einem ftnbern ju übertragen ober einzuräumen eerfprii:
SDiefeö 97ec^t$cjefcfyäft gehört nach rimifebem Stechte (weubei
babei noch beutiges Sagt, fofern nicht einzelne 2anbee»gefe$e
etwaö Qtnberet feftfe&en, in jDeutfchlanb alt bat gemem>
gültige j,ur Xnwenbung fommt) ju ben Sonfenfualcontra«
ten, wetl et febon burch bie bloße gegenfeitige äuftimmun:
beiber Sbeilc begrüntet ober, wie ber 3Eurifl faat, per fc ::
wirb. 'itUe Sachen, welche überhaupt im Serfebr unb bei
j£)itpofition bet Serfdufert unterworfen ftnb. (onnen auä
©egenftanb biefet Vertragt fein. Selbfi jufünftige Soeben
fönnen oerfauft werben, ipdngt ihre Erlangung Ubiglicb
vom 3ufall ab (wat bie {Romer eine emtio spei nennen),
fo muß fich ber Ääufer wie ber SBerfaufer bem Spiet bef>
fe Iben unterwerfen, unb Qrfterer hat feine (Sntfchdbtgunj:
anfprüche, wenn feine Hoffnungen gan,j ober thetuoetfe »
tdufebt werben. Sinb et aber Sachen, beren ©ewinn
bem gewöhnlichen £aufe ber Statur mit Sicherheit gebcf
werben fann (emtio rei sper»ue), j. A3. $rüa)te, fo ift on
Äauf nur bann gültig, wenn fie wenigftent einigernwf-
jur SBirflichfeit gelangen. — Sie adgeraeme Äegel, Uf
ber äaufcontract burch bie bloße Ubereinfttmmunfl ber fx>
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eien perfed wirb, leibet eine HuSnabrne: 1) wenn et imtit
ine» JBebingung gefcbloffen würbe, in »eifern galle erfl
fcfe erfüllt fein muß; 2) wenn verabrrbet würbe, itjn febrift»
td) objuföffen, wo er erfl burch bie beiberfeitige Unterfcbrift
er Parteien voujogtn wirb; 3) wenn Sachen n«b SBfaß,
}abl unb ©rwiebt verfauft ftnb, in welkem galle ber öoru
raü erfl perfect wirb, wenn fie bem Ääufer jugemeffen,
ugej<H)U unb jugewogen ftnb; 4) ftnb ©acben naß) ?>robe
nd jrustain) verfauft, fo iß bet Äauf erfl als volljogen ju
<frad>ten, wenn fte geprüft unb annehmbar befunben wor»
en; 6) wenn bem Ädufet unter mebren ©egenftdnben
>brr unter einer ©attung r>on ©atbrn bie SBabl gelaffen ifl,
o verftebt e* ud> von felbfi, baß baS ©efdjäft erfl als per«
ect ju betraebten ifl, wenn er biefe SBabl getroffen bat.
ibenfo fann man 6) wenn bie Seftimmung beS ^reifes ei-
lern Dritten überlaffen ifl, ben Gontract erfl bann für voll*
nbet anfeben, wenn biefer Dritte fich über ben %>rci* er*
lärt bat. — öon bem Xugenblicfe an, in welcpem ber
iaufcontraet perfett geworben ifl, gebt Ocfatjr unb SBor*
Beil ber »erfauften Sache auf ben Ädufer über; hoch
wirbt er baS Gigentbum immer erfl, wenn ibm bie
2ad>e wirflieb ubergeben unb er ben ÄaufpreiS bejablt
iat; nur wenn auf ßrebit gebanbelt würbe, gebt baS GU
;?ntbum foglctcb mit bem Empfang ber Sadje auf ihn über.
Die Ubergabe ber öaehe muß in ber Siegel fofort nad) bes
.jbttem Äaufpreife unb an bem verabrebeten Orte mit allem
3ut>eb6r unb ben feit ber $erfection beS SBertrageS gejoge*
un gtüdjten erfolgen, unb ber »erfäufer baftet für jebe
}?jd)läffigfeit, wclcbe er ftcb babei ju Scbulben fommen
ä§t. Äußerbem r)at er aber auch noeb jwei S3nrpflicr)tun3
;cn auf fieb, bie nict>t feiten ju verwiefeden Stecbtöbänbeln
übren; er muß ndmlid) für bie verborgenen Seblet
tnb üRdngel l> a f t e n unb ©cwäbr leijten. SBaS ben
rrften Umftanb betrifft, fo läßt baS r6m. JKccbt, wenn bi<
.^rfaufte ©acbe jur -Seit beS GonttacteS mit verborgenen
$tblem behaftet tft (ohne Unterfcbieb, ob eS #aupt* ober
bringe ffilängel ftnb unb ob fie ber SBerfdufer tannte ober
licht), ober bie Gigenfcbaften nicht befibt, welebe ber 83er*
'dufer auSbrücflicb verfpracb, bem Ädufer bie SBabl/ ob er
mf gdnjlicbe Aufhebung beS ©efchdftS ober bloS auf SJcinbe«
Tmg betj $reife$ flagen will. Die ÄufbclningSflage (actio
t'dbibitoria) muß binnen jroei, unb bie 9ttinberung$flage
actio qnanii minoris) binnen fect)S 2J?onaten angeftellt wer*
Jen, wofern nicht ber SJerfäufer Gaution geleijiet bat, in
liebem gaüc jur Hnftellung ber erflern fe<b§ SKonate
anb ber tefetern ein 3abr geflattet ifl. Da* Qapitel von
^tn SÄdngeln unb geblern einer verfauften @act)e wirb
«fonbere» wiebtig beim ?>ferbebanbel , unb ba< beutfebe
'Kerbt, fowie bie 9>articulargefe$gfbungen finb be«r)alb M
Ptefer ©eüebung bureb befonbere Seflimmungen bem rfirnt»
feben vielfarb $ülfe gefommen. 3n ©aebfen wirb eine
Xlage auf Äuffjebung bed ^ferbefaufö nur jugelaffen, wenn
$ferb mit einem ber vier Hauptmängel behaftet, pd»
tig, flaarbtinb, fcartfcbldgig ober rofeig ifl, ober aueb obne
Ca6, fobalb ber Sierfäufer abficbtltct) anbere %tt>\tt ver*
febtviegen ober überbaupt ba8 9>ferb feuerfrei ju gewdb*
rtn auSbrüdlicb verfproeben bot. — SBaS bie zweite Ser»
uflicbtung be« aierfdufer«, bie ber ©ewdbrleiflung (cvieiio)
anbetrifft, fo vergebt man barunter bie SJerbinblicbtett, ben
Ädufer ju entfdjdbigen, wenn ibm bie erfaufte ©aepe im
SBege Kerbten« wieber abgefhitten, fie epincirt whb.
t?8 fann ftcb ndmlicb ereignen, baß 3emanb wiffenttitr) ober
unwiffentlicb «ine@aidt>c verfauft, bie it>m gar.nicbt jugeb6rt
unb. ba# nun ber witflicb,e digentbümer fie von bem £du<
fer jurücfverlangr. ^at Semanb wiffentlicb eine frembc
©aebe verfauft, fo muß er ben .Käufer, welkem fie wieber
abgeflritten wirb, voüfommen entfebdbigen, niept bloß in
iB'fiug auf ben Berlufl ber ©atbe felbfi, fonbern autr) bin«
ftcbtlicb feines 3ntereffe8 ober aller ber SSortbcile, bie ber
»eftb. ber ©adje ibm gewährt bat. gebltc ber SBerfdu,
fer aber unwiffentlitf) unb blo« auS 3rrtbum, fo ifl er
aueb nur jum (Jrfaf? bei wirflieb erlittenen 6d)aben$ ver«
pflichtet, weleper naeb bem wahren SBertb bet <5a<!t)e jur
3eit ber Svittion ober <5ntwd(>rung ermittelt wjrb. Der
Ädufer, gegen welchen eine ßvittionSflage erhoben wirb, b,at
bavon ben Berfäufer in Äenntniß ju feften (ibm litem ju
btnunciiren), bamit biefer ibm in ber f6ertt)eibigung beifleben
fann. Sbut er biei ntebt, fo macht er ftcb tatuveb feiner
Änfprücbe verluflig. — Die au6 bem Äaufcontract ers
waepfenben 8Jerbmbtid)f eiten be* Ädufer« befebrdn«
fen fid) auf eine riebtige, gleich bei Übergabe ber Sache ju
bewirfenbe IBejablung bti ÄaufpreifeS unb auf Grfa|} ber
Äoflen, weldje bie Crbaltung ber ©atbe vom Qlugenblitfe
ber ?)erfettion be8 CEontractfi an bis ^ur UbttQabt verurfaebtr.
fiier;6gert ber Ädufer bie ßablung, fo muß er, felbfi wenn
bie ©ebutb nicht an ibm liegt, ober er ein Sttty baju hatte,
SJeriugSjinfen bejablen, von benen er fiep, nur bureb geriebt*
liebe Sllieberlegung ber Äaufgelber befreien fann. Der Äauf«
prei« muß auch immer einigermaßen mit bem SBerthe ber
fache übereinflimmen. SBenn DaS, waS man erhalt, nicht
balb fo viel wertb ifl alt DaS, waS man bafür gab, fo
nennt man bieS eine JBerlefjung über bie £dlfte (laosio ultra
dimidiam b. enormis), welct)e jur Älage auf Aufhebung be<
GontractS bereebtigt. Dem Seflagten bleibt e8 inbeß über»
laffen, noeb fo viel gugulegen, baß bie S3erlet>ung wegfddt,
wobureb er bie Älage abwenben fann. (Eine folebe enorme
SBerlebung begrünbet inbeß fein Älageredjt, wenn beib«
2beile barauf SJerjicbt geleiflet baben, ferner bei bem oben
erwdhnten ^offnungSfauf (emrio spei), bei 6ffentltcben SSers
fleigerungen, unb enblicb wenn ein (Srblaffer ben SJerfauf ei*
ner ©adje für einen beflimmten tyrtii in feinem letjten SBtU
len angeorbnet b«t. Äußer ben bereits erwähnten Älagen,
welebe bureb einen gefrbloffenen Äauf bttvorgerufen werben
tonnen, ftnb bie beiben .pauptf lagen, welcpe babureb ent»
fteben: bie actio emti, mit welcher ber Ädufer, unb bie actio
Tcnditi, mit welker ber Serfdufer auf tjrfünung ber auS
bem Äaufeontracte unb feinen Slebenverabrebungen entheben*
Pf tl sei f rhi Tin Ilm r i^ttptt f 1 130 l.
fiauffttljrfr ob« Äauffabrteifcbfffe finb ©ebiffe,
welche jum SranSport ber 4?anbelSgüter benimmt unb bem«
gemäß eingerichtet finb. Diefelben ftnb mit einem bis brei
Sttaften verfemen unb werben ber ©röße nach burch baS ©e=
wicht (nach Mm ju 4000 ?)fb. .£>anbelSgewitht ober nach
Sonnen ju 2240 unb 2000 9>fb.) beflimmt 3n ©ejug auf
bie SBauart unterfcheibet man Sre galten (f. b.), fcfanell,
fegelnbe, jur Sertbeibigung mit ©efcbül verfebene Schiffe;
^aefboote ober ^Jinfen (f. b.): »arfen (f. b.), ©loopS
ober Äatten, .welebe verhdltnißmaßig bei ber größten Labung
biewenigflen ÜRenfchen erfobern; unb platte gabrjeuge: ©a:
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llslif:
liefen, $ucfer, Muffen, ©cbmecfert, welcbe nicht tief im
SBafiet flehen, weit jte eine febr flaa)e Jüauart baben. JDft
unternehmen meiere Äauffobrer jufammen «ine {Reife unb
bilben bann eine Ä auffahrt ei flotte, weUbe bt«wetten:ehi
5trieg«fcbiff jur Öebecfung mitfQbrt.
flaiikiie.ua (ber), ein ©ebirge, ba« bie ganbenge jwi»
fe&en bem fcbwarjen ©leere unb betn fafpifcben ©et ein*
nimmt, unb bort eine SHauer biibet, bie Cruropa fon Äffen
fcbeibet, tft etwa 140 Reifen lang unb im SDfJen 40, int
SB eilen aber nur 20 2Ji eilen breit. Gr« fübrerr nur jwei
9>dffe, bie fogenarmten faufaftfeben Pforten, wm ber
europ. Seite nacb ber ofiat.: ber "Pag oon 2>erbenb unb
ber von 9Ro«bof nac$ Sifli«. 25a8 ©ebirge erficht au«
bret gleicblaufenben 3i<gtn > von benen ber mittlere btr ho ehrte
ifr; ber Äaßbef erbebt ffcb bi« ;u 14f400, ber Clbru« ju
16,800 g. 2)ie Sedier ftnb im Allgemeinen febr fruchtbar,
auf ben ffiiefenfldcben weiben jablreicbe SBtebbeerben, unb
bie Serge ftnb bi« ,;u einer bebeutenben .»>ohe mit t lebten
Salbungen bebeeft. Aü*e fünfte, bie füb über 11,000 %.
erbeben, liegen in ber JRegion be« ewigen ©djnee«; wdb*
renb im Stieflanbe bie ©ommet febr betjj, bie SQinter mi(b
ftnb. An ben Ä. fnüpfen ffcb fä)on fm b°ben Altertbume
bebrutungäooUe <Sagen; bort war ?)rometbeu« an ben gel«
gefeffelt, unb au« ber Umgegenb, »om ffluffe $baff«, bot
ten bie Argonauten ba« golbene S3ltef. Auf bem waffer*
reichen ©ebtrge entfpringen jablreicbe ©tr6me; bem febwars
jen SWeere fließt im SR. ber Äuban, im ©. ber ?>baff*,
jegt drioni genannt, ju; in ben fafpifdben ©ee rnunbet ber
iteref; ber Äur, welker au« Armenien rommt, begrenjt
ben St. im ©üboften. 2Me Äaufafu«ldnber bereinigen aUe
curopdifdben Älimate in fid> unb baben baber aud) eine
große ^)robuctenfülIe ; ba« SDfineratrcicft liefert Salpeter,
0CM&« 9Jiineralwaf[er , Äupfer, (Sifert unb S3lei; in ben
22dlbern leben peljKagenbe Sbicrc , auf ben <£od)alpen!
©teinbiefe; bie i>ferberace ifr auSgejeicbnet frdftig unb bie
©cbate liefern gute SBolIe. Am ©ibabbange ijt ber %afan
einbrimifdb; Sßein unb ©übfruebte gebeiben »ortrefflieb ;
©afrart, Sabacf, glacb«, $anf unb »aumwolle werben frort
?ebauet. 2)er faufaftfcf>e Sffbmu« beberbergt eine Stenge
leiner 836lfer, bie tbeil« Ureingeborene finb, tbeil« bon ben
aftattfeben Horben abftammen, weltbe mebrmal« bureb ben
Äaufafu« nacb Suropa oorbrangen, unb »on benen eituelne
$eerbaufen \)itx jurücfblieben. 2>ie Aaufafusooifcr fann
man nacb ibren ©pracben in neben ©nippen tbcilen, ndm»
l-tf> 1) ©eorgier (f. ©eorgten), mit benen bie Sicroobner
t>on SRingrelien, 3meretbien unb ©uriel jiammoerwanbt ftnb;
2) Abaffen ober Abcbafen; 3) Sfcberfeffen (f. öirfafften),
am Auban unb in ber Äabarbe; 4) jDffeten; 5) itiflen ober
Sfcbetfcbenjen mit ben 3nauftben; ti) 8t#gbier, unb 7) bie
fRtftt oon 2ataren unb SÖeongolen, »elibe im 3Rittelalter
bier ftfeen blieben. Die Anjabl tiefer fdmmtlicben Äaufaftet
mag ftcb auf 3 — 4 ÜRill. belaufen; fte ftnb tum großen
Zbeile SRobammebaner, jum «tbeil aber noeb Reiben; bie
©eorgier aber befennen fieb jur grie$. itirebe.
3n politife^er ^inftebt fpriebt Scuflanb bie Oberberrfd^aft
fiber ben Aaufafu« an; bie meiflen S36lfer, jene t>om geor>
gifdben ©tamme, welche ftcb unterworfen baben, auSgenoiro
raen, ftnb jeboc^ e6Uig frei unb unaWjdngig; unb manche,
tet bem 9lamen (Shtafftex ober SKfcberfefcn begreift, ßhr
Intt ben Muffen Jtrieg auf geben unb Stob. Atte jetifcn
ftcb bura) febme Ä6rperbilbung unb eble 6efi^t«jfigf iti
ftnb tapfer unb aafflrct, aber graufam unb rduberi^, U
foubert bie ?e«gbier ; ndcbft bem Äriege finb SMebunbt ei
Acferbau ^auptbefcbdftigungen.
9tu0(anb« faufaf. fJrootnjen baben etwa 6000 D2?
gldcbeninbalt; e« ftnb 1) ©eorgien (f. b.). 2) Smactti,
9)?ingrelien unb ©uriel, wo ber SSeiaPocf wilb mM, tt>
wa 700G5». Die bebeutenbjte ©tabt iftÄutaiflL 3)ait.
faffien (f. b.) ober Sfcb,erfeffteru 4) Dagbefran, obrtiJ
»erglanb, 430 DS». 200,000 einw., welche« ben £8*
bang be« $. bt« jum fafpifeben ©ee begreift; \)ta Sfjt
jDerbtnb, eine alte ©tabt, bie ber ©age nach von "<":.-.
ber bem ©rogett erbauet würbe. 5) ©ebirwan, 450 05
ein £anbfiricb, ber hn 3D. «om fafpiförn ©ee, un 2. m
Äur unb im 91?. t>on Dagbeflan begrenjt wirb; bie^imt'
ßabt ifr Alt • £ dymtac&t. ißaf u bat einen -0 af t n am Up
fdjen ©ee unb treibt anfrbnlü^en <$>anbe( mit robrr ©rite
©afran unb sJ?apbtba. 6)Äaufaficn, an ber 9lcrbfci:e : :
©ebirge«, 1900 Q$L mit 200,000 Q'mvo. ; bie €tdW< it
biefer ^Ooirt) ftnb fdmmtlicb jugletcb Setzungen gegen tu
Söevgüölfer; ^auptfiabt tfl ©tawropot mit 5000 Cintr..
©eorgiew^f an ber fleinen Stvana bat nur 1000 §itre.:
»iel wiebttger finb 5Ko8bot am 2eref mit 4000 eins.,
unb bie ^)anbe!ö|labt Äi«liar mit 9000 ©nw., jumei« Ii-
meniem. 7) 3n fRufftfcb^ArmenKn (f..Armenien) lös
bie flarfe gc|lung driwan.
fiauntt) (SBenjel Anton, gurjl oon), ©raf ut !fc
berg, f. f. .j?of « unb ©taatöfanjler, würbe 1711 ju fStß
geboren unb tum geijhidjen ©tanbe bejttmmt, weil n ta
rungfre r*on fünf SJrübern war. <5r erbielt eine 2>ora$rrn;
ficlle ju «Künfler- AI« aber feine SBruber gefiorben ma
trat er au« bem geblieben ©tanbe. 9iacbbem er p Si«.
geip}ig unb Sepben fiubirt, @nglanb, granfreieb. unb State
berrifi batte, ernannte ihn Aatfcr jtart VI. 1735 ju» Seide*
bofratb unb halb barauf jum jweiten faif. Gommiffariui M
JReicb«tage ju 9fegen«burg. 9cacbbem jener Äaifer 1/4« »
jiorben war, lebte .n. auf feinen ©utern in SRdbren. 24.v;
im folgenben 3abre würbe er aber oon ber Jtdmgtn SR«' ■
SEliereiia verf*i ebenen biplomatifcben ©enbungen oermr
bet unb fam 1744 al« oflreicb- SWnitler an bea £of tf;
^>erjog« Äorl oon Sotbringen, be« ©eneralgouoemfur* f
öfireieb. ftieberlanbe. üBalb barauf ftaxb be« «öenag« ^
mab i in , bie ©rjbcrjegin SRaria Anna, unb Jt. obemabm, h
ber $erjog abmefenb war, auf einige 3ett bie 8l<a«n«9 te
iftreirb. Ötieberlanbe. 9?acbbem er ff* in ben Ätefcer.^-:
norb einige 3eit al« wirf lieber beooümdcbtigter 9Knr|rcr «n
gehalten batte, begab er ftcb nacb Aacben unb tu rite, tr
ber ^erflellung feiner ©efunbbeit leben ju formen, ran ^
entlaffung nacb. <Docb balb barauf trat er bei bem frJ
ben«congreß ju Aachen wieber al« ©efanbter auf unb
ffcb r\ad)tyrf jum wirflieben Gonferenj* unb ©taartoinU'1
ernannt, 1750 al« ©efanbter an ben ftanj. £of, n
bt« 1752 eine»oUfommeneAu«f6bnunq mtt£fheicb. bete :.
AI« nun Ä. 1753 £of* unb ©taat«fanjler unb «wt^
1756 nieberldnb. unb italicn. ÄanUer geworben xmx, -
et bie oberfle eeitong ber ^titiftben unb
beit be«
Äat)cr|taate6 in ^paneen.
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irnter Cerbienfle erlpob ihn unb feine mdnntt*en 9?a*font5
um Äaifer gratr, 1. 1764 in ben 9t>i*öfürfienfianb. 3 mar
■Ui Ä. na* bem 2obe ber Äatferüt arta SSberefia feine
Stellung, bo* na&m ff in ffinfluß untre ben folnenben Sied»
txn ofepb IL unb Seopolb, iL immer raebr ab, unb oll
uinj U. bte iRrgierung antrat, fo legte er bieffiürbe eines
?ofs unb ©taatlfanjlerl nitber. Cr bef*loß fein tbflten*
riebe! Seien ben 27. Sun. 1794. Ä. irar ein greunb unb
öerorberet ber fünfte unb 2Stjfenf*aften, wußte bai poli«
ti<be Änfeben Dfhei*! würbe voll gelteub ,$u machen, f6r*
e:te beffert innern ffiolilfianb unb fu*te au* jur griffigen
rrhe&ung bei ßolfel beizutragen, tvie man benn ihn na«
ic:-.tudt> bie fir*fi*en Sieformen $uf*rieb, welche 3ofepb
fiaurtf, ou* »on ibter ©tfalt SDtternf 6pf*en,
uflbarnifeb u. f. w. genannt, finb eine 2trt 9)orjeÜan*
cfaitecfen, wel*e in ben inbif*en SReeren oorfommen. ©ie
mn tau glatte eiförmige ©*ale, ftnb oben gbinjenb weiß
i frrobgdb, am S3au*e weiß unb inwenbtg blau, unb
rveieben &o*fienö eine ©roße Pon l1/« 3oü*. 2fuf beiben
reite« ber 2Runb6/fiiung ftnb fie gejabut. So ftbr gros
l SNenge fmtet man biefe ötuübem an ben Äuflen ber
ruibiuifcben Snfeut. 3n gaoj jDfiirjcien, befonber* in fiiem
;aien unb im öhrif. £aubel bebient man fkfe ber Äau?
iy au) ©tbetbemün^e. 3" Europa pflegte man fie früher,
taubem fie jerf*nttten worben waren, jur Jöefeejtmg pon
Pf er beräumen $u benufcen.
ftattödjfr ober Äof*et nermett bie Smben 2>ritfenige,
ra3 rein unb beffen ©enuß ober ©ebrdu* bur* ba* ©e;
tg ibnen erlaubt t|t 2>ar>et iß Äofc&er*5Bein fol*er
Sein, ber Htm ©ebrau* für1 bie Subeu gefpjtyett ifi rmb
nit- einem Siegel Perfefyen wirb, wcl*cl btefel bejeugt.
&t$d pflegt im angemeinen einen unten breiten, na*
ibtn fptfc UiUmfenben Körper ju bejeübnen. 3n ber ©eo*
-enic nennt man genauer Äegel einen Äorper, j beffen ©runb?
liebe ein Äreiß ijt unb ber übrigens pon einer frurmnen,
Lcrt in eine ©pi<je aulgebenben gla*e, bera Hantel. bei
Xeßclv, eingef*toffen tft 2Kan fann fi* ben Ärael fo ent*
tanben porfictlen, baß man über einer Ärei*fia*e einen
Punft annimmt, bur* wetzen man ft* eine gerabe fiinie
I gelegt benft, baß tlu «nbere* Snbe bur* einen f ünft im
Imfange jene§ jtreifeg gel>t, unb nun bie gerabe ßinte ringt«
im bie ganje ^Jeripberte bei Äreife* fübrt, of;ne bafi tr>r
bftc6 ©nbe ben angegebenen ^)unft perlaßt. 1 %n biefem
5aHc beftbjfibt bie bewegte ?inie ben 5Rantel bei Stege».
Die gerabe rHnie, »d*e tm Snnern bei Äegell beffen ©pifce
tttt bem 3Rifteü)unfte ber einen Äreil btlbenben ©runbj
ilädjc perbtnbet, ift bie TLvt bei Jtegell, unb bie ®enfrecr)te
con ber @pt'$e na* ber ©runbfi<Sa)e ober beren Sierldnges
wng ijl bie $b bt bei Äegell. 6in Äeg^el, beffen 2fjre unb
OJbe jjifanim<nf<Jp«i ober, wa5X!Jf[elbe »P, beffen Are fenf*
recht auf ber ©runbfTarfte fleftt, (fl ein geraber ober fenf*
regtet Äegel, unb ein artberrt ^teger, bei welchem bie*
Ui niebt ber gaU i)t, ein febiefer. "»ie gerabe tinte »on
^er 6pi^e nati bem Urm;ange ber ©rurrtflatbe einel 5tegell
fbureb beren Bewegung ber «tanM entftebt) $eißt bie 65 ei te
pel legefl. ffüt bie rubere 9Ratb<matif unb beren Änroen»
tning pon SBicfitigfeit frnb bie fogenannten Äegefftdnitte,
b. . btt frummen fmien, -»e<*e auf bem Wftntel einel
Jtegcll entfiel) en, wenn man in perf*iebenen S?i*tungen
gegen bie £rt bei Aegell biefen bur*f*neibet. £at man
eirten fenrreebten Äegel fenheebt auf bie Axe ober, toal 25a f«
felbe iftr parallel mit ber ©runbfldd>e burrbfd)nittert, fo ifi ber
Jieneifrfinitt, wie bic ® umbildete, ein Jtreil, beffen fDtttteU
punft trtnerbalb bec Tire liegt. SEBurbe ber ©*nitt nict>r
parallel mit ber ©eunblinie, aber bo* fo geführt, baß, nxlr>
renb er auf ber einen @ette in ben Kautel bei 5tege(l ein«
tritt, er auf ber entgegengrfefcten Seite brffelben wieber aul
ihm herauf tritt , fo ip ber Äegelfcbnitt euu in fub iuxücf«
laufenbe frumme Sink, wel*e dflltpfe (f.b.) genannt wirb.
ffiJurbe ber ©fbnht paraüel mit ber ©eite bei Äegell ge.
fübrt, fo ifi ber Äegelfcfmitt, welcber entfianb, eine frumme,
niebt in fteb felbfl }urü(flaufenbe imt, int Parabel; unb
würbe enbß* ber ©*nitt parallel mit ber 2fre bei Xegelf?
gefuprt, fo entßanb eine ^öp per bei, welcbel au* eine
frumme, nicht in ff* felbft jurütflaufenbe State ift. 6in
Äeqel, beffen ©pi(je abgef*nttten ifl, fobaß er in eine
gla*e, ftatt in einer ©pi$e aulgebt, wirb ein abgefiumpf«
ter Äegd genannt. SBal bie öere*nung bei Äegell be*
trifft, fü weiß man, baß ber forperli*e Snbalt eine* Jte.
gell '/i bei f6rperti*en ^511 halte 6 einel Splinberl (f. b.)
betrogt, welcber mit ihm gtei*c ©runbfldcbe unb glei*e
Spbbe tv.t. — Sine eigenrbumliä>e, hinid:tgii,b befannte @e>
ftalt ^aben bie Äegel, beren man fttb beim Äegelfpiet be»
bient, wel*el auf »erf*iebene 2(rten gefpielt wtrb, bei bem
e* aber im Allgemeinen barauf anfommt, eine m6gli*ft große
Anjabt Pon gehörig aufgehellten Äegeln mit einer aul einer
gewiffen Sntfeuiung gerollten ober geworfenen Äugel unv
iuwerfen.
\ «j. . 1. ... *.
ütljJe u>ttb bie am unteren unb borberen Steile bei
^alfel, unmittelbar über bem obern Hube bei fiJrujtbeintf-
beftnbli*e Vertiefung genannt, Äef>(fopf ein b.obiel/ aul
mebjen bewegli* untereitunber verbunbenen Änorpeln,
iödnbeni , SRulfeln unb ^aut bejiebmbel, am obern unb
Porbern Steile bei ^alfel, über ber Suftribre, unter bem
3ungenbeine unb ber SBurjel ber 3unge gelegene! Organ
pon ber ©eftalt einel abstumpften Äegell, beffen ©runb;
fld*c na* oben, beffen Spifee na* unten gefebrt ifi. Tk-
fel Drgan bient ber atmofpbdrif*en iuft fowol bei tyrem Cin#
tritte in bie fetngen all bet ibrem Austritte aul benfelben jura
«Durcbaange unb ifl bal ^auptorgan ber Stimme, welcbe
bauptfa*lt* bei bem Xulatbmen entflebt. (©. otimme.)
£>\t Änorpel, wel*e baffelbe im Sliefent lieben jufanunerw
fe(}en, ^aben eine »erf*tebene ©eftalt unb ie na* biefet
befonbere Stamen; fie ßnb: ber ©*ilbfnorpeI, wel*er bei
Scannern einen jpifeen, bei 4B)eibem einen ftumpfen SBinfel
na* Pom, bei erflern einen unter ber Benennung 2lbaml»
apfel befannten »orfprnng bilbet; ferner ber ffiingfnorpel,
bte ©teßfannen * unb runb(i*en Änorpel, jwif*en benen
f* bie ©timmruje befinbet, unb berÄeblbeefel/ ber feinen
9lamen Pon fetner Sage, unb ^auptfdcbli* bie jBefttmmung
bat, Por bem einbringen frembarttger 25mge ju f*fi<jen,
>wai um fo notbwenbiget ift, all bte ©tbkinibaut, wel*e
ben Äeblfopf afulfleibec, eine außerorbentli*e <Sntpftnbli*(ett
beft^t, fobaß fie burtb, ben Reinsen fremben Äorper, ber fie
berübrt, in einen 3u#onb b'fttger föeijung perfekt wirb,
»er ÄeMfopf gebort p bettjenigen Drganen be* Äirperl,
wef*e erfl mit Wt «ntritte bef 3Rannbarfeit }u ü>m poO.
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Meli
jldnbigen ©ntwicfelung gelangen, in* «treibt Nt 1
lieben ©efcblecbt eine weit betrddjtlicbere @r6ße oIS bei bem
weiblichen; nur bei ßaffraten bleibt et fo Kein wie bei
grauen. BloS Sbiere, welche burd) gütigen at&mm,.befi&en
einen Äefclfopf. 2)er Äeblfopf ijl nid)t fetten ber ©üj »on
Äranffeeiten, bie juweilen einen M>r bebenflid)en Gbarafter
baben. 3u ben gefdbrlicbjten Übeln bet Ärt gebiet bie
£ebtfopföfd)winbfud)t, bie ^duftq mit 8ungenfd)winb*
fud)t »ergefellfd)aftet i|t ober in biefe ubergebt, ©iefe Äranf*
i)ät, weld)e drtlid) in Öereiterung ber ben tfefjlfopf auSflei»
benben ©djleimbaut bejiebt, entwiefelt ftd) (oft unter fi3e*
günjligung einer ererbten Anlage) auS »ernad)ldffigten Äa»
tarrben, meifl nur frbr langfam unb unmerflid), fann 3abre
lang bauem, enbet aber fajt immer töbtlid). 3>ie firanfen
werben leiebt beifer, befonber« nad) längere 3eit fortgefefrtem
Sieben, ©ingm, 8ad)en u. f. »., 'logen über eine (Impfin*
bungpon Drucf, Äifeel, Brennen, Raub- ober SSunbfein
im Jteblfopf, mit »on 3eit ju 3ett bureb benfelben binburd)»
fabrenben ©tid)en unb einige Bebinberung beS ©ä)ltngenS,
£üjteln, befonberS in ben SWorgenflunben , wobei fie entwe*
ber SRicbtS, ober einige fd)letmige ober eiterige, juweilen mit
Blutftreifen t>ermifd>te Älümptbm auswerfen, leiben an eis
nem b&bern ober geringem ©rabe »on Äurjatbmigfeit, fan*
gen enblicb an ju fiebern, jebren ab unb fterfwn, naebbem
u)nen b&cbft erfebopfence ©d)weiße unb Durd)fälte bie leg;
ten Äräfte geraubt boben. Diefe Ärantyeit befällt faft nie
Äinber unb fer>r alte ^erfonen, fonbetn meijienS nur junge
Seute unb fold)e, bie im mitttern Lebensalter {leben, läßt
nur bann einen günfHgen 2fuSgang boffen, wenn fie bei
3eiten, b. b. in ibrem ilntjteben, jur Bebanblung Fommt,
unb tjt überbaupt leichter ju »erbüten als ju beilen.
Äeil (ber) ijl eine einfaebe 2Rafd)ine ober ein einfac&eS
3njtrument, bejfen man ftd) jum brennen ober ©palten,
j. B. »on J&olj, wol oud) jur Befejligung bebient. 25er»
felbe befiebt wefentlid) in einem fejten Äörper, weld)er jwet
Segen etnanber in einem fptfcen SBinfel geneigte ßbenen bar*
ietet. SMefe beiben ßbenen bilben eine fd)arfe Äante (ober
eine ©püje), mit weld)er ber Äeil in einen ©palt gefteeft
unb bann burd) ©d)(agen tiefer eingetrieben wirb, woburd)
ber ©palt ftd) erweitem muß. Die 2ebre »om Äeil, wetd)e
einen Sbeil ber 9J?c4antf auSmacbt, wirb auf bie »on ber
fd)iefen ebene (f. ©bene) jurücfgefubrt. ©dmeibe» unb
©tid)inftrumente, wiettrte, «Keffer, Siägel u. bgl. ftnb nid)tS
XnbrrrS alS Äetle, welä)e auf befonbere SBeife in Änwen:
bung gebratbt werben. — Xud) ber ©ä)Iufjftein in einem
©ewolbe pflegt in ber Baufunft Äeil genannt ju werben.
Ärilßtljrift finb »erfä>iebene ©ebriftarten genannt wor»
ben, weld)e man auf alten 2)enfm4(ern 9>crfienS unb S3cu
bplonienS gefunben bat, unb beren ©d)riftjüge auS aQerlet
leilformigen ©trieben }ufämmengefe(}t {tnb. SRan bot »er»
fd)iebetu Hxttn biefer Äeilfd)riften unterfd)ieben, aber bis
je^t nod) feine »on ibnen, mit ÄuSnabme einjelner tarnen,
ju entziffern »ermod)t. j
firint nennt man bie ©runblage, au3 weld)er fid) ein
organifd)er Äirper unter ben crfoberlitben Umftdnben ent*
wttfeln fann; »orjug«weife aba nennt man Äeime bie^flan»
jentbeile , aus benen fid) ganje , »illige Wonjen bilben f in=
nen. 25ie grud)te ober ber ©amen ber @«ro4d>fe entbalten
per« Äeime, rodebe in bie «rbe gelegt unter bbw'tatoi
Ketten
3urritt »on Seud)tig!ert, ?nft, Kd)t unb «Wrme fi* t
mdlig ju Donjen berfelben ©attung, wie bie, »on w.
d)rn ber ©ame Farn, cntmidcln. Xber aud) bie in;;
^>en an nubriäbrigen ^flansen unb bie 3»iebeln unb St«:
len onttr ber 6rbe ftnb Äeune, wie man barauS jtejt, Iii
fid) beim einimpfen aus ben ÄnoSpen ober TCuam m
9flan)en bitten, uub baß man »iele ^flanjen, j. S. %c>
toffeltt, ^rjacintben, Sulpen u. a. burd) 2beilung ber tzs.
len ober 3wiebeln »ermebrt.
fieitf) (3afob »on), ein berühmter Selbberr, rvrte UM
ju greterreffa in ber fd)ot. ©raffd)aft Äincarbine geboren es?
nabm auf ber ©eite be3 |)r<Jtenbenten Pebenb an bem 8t
gerfriege Slljett, wetd)er bie (Srfcebung 3ofob III. auf fc
grojjbrlt. 2bron beabfid)tigte. 9?ad)bem biefer Ärieg ftcj zv.
günffia für ben $rdtenbenten entfebieben borte, enrft^ t
nad) granfreid), wo er fid) eifrig mit SKatbematif
ttgte unb balb ftd) ber XufnabmC in bie Xfabemie ber &f:
fenfd)aften würbig gemad)t hatte. <£r bereite bierauf Mc
fd)iebene £dnber unb trat enblid) ju ÜRabrib alt £*ri^ M
irldnbifcben Regiments in jDitnjl. ©ein ©6nner, ber £n
jog »on eepria/ jum ©efanbtm nad) Petersburg enuK'
nabm ibn mit ftch nad) 9?ufKanb, unb 1728 trat 1 &
jSBrigabegeneral in ruff. 2)ienße. ÜRad)bem er balb ®m£
lieutenant geworben war, jeid)nete er ftd) in ben *rkn
gegen bie Surfen unb ©d)weben auf baS »ortbriibawti
auS, ging rud) bem ^rieben bei 'hbo alt ruff. Gkfanttfr
nad) ©tocrbolm unb würbe, junufgefebrt, jum jelenur^
ernannt, ©ein ©ebalt war jebod) (einen XuSgaben n&
angemeffen, unb bo er ftd) uberbieS »on bem ruff. Sricbf
fanjler S3effufd)ef beleibigt fab, fo »erließ er Kulant usi
aing an ben poi S^iebrid) IL, ÄoniaS »on f)reu|cn. tx
fer ernannte ibn 1749 jum preuf. tjelbmarfd)olI unb ®k
»emeur »on löerlin. <lr war ber Begleiter beS £4m$f ■:
mehren Sieifen unb würbe bei 2CuSbrud) beS fieberoabn*"1
ÄriegeS mit einem £eere nad) Süeberfadbfen gefdjicfL ib{
bie Belagerung »on £>(müt} 1758 aufgeboben werben m
te. beefte St. ben Siucfjug, fiel aber nod) in bemfelben J^s
bei £od)fird)en (f. b.), inbem ü)n eine ©tüdfu<?et r»
Pferbe riß. griebrid) ber ©rofie ebrte baS Xnbenten
f lugen, tapfem unb dußerft red)tfd)affenen unb uneigen:^-'
gen Jelbberm burd) eine SWarmorflatue, bie er ibm ju8c
(in auf bem SBilbelmSpla^e errid)ten ließ. Xud) in ber h
d)e ju ^>od)fird)en bot berfelbe ein 2)enfmal.
fiflfh beißt in ber Äird)e ba5 ©efdß, weld)eS bei 2a!
tbeilung beS b« ÄbenbmablS ben geweü)eten SBetn enft«-
unb weil eS bloS ju biefem religßfen ©ebrauebe befiin^
ijl. gewobnlicb baS Beiwort „beilig" erbdlt. 3Di*
öolfer beS HltertbumS batten etn befonbereS beilige« ®<f-l
gew6bnlid) war eS eine ©d)ale, in weld)er fie ben
ftbationen brachten. ©d)on feit bem 2. unb 3. 3^'
berrfd)te in ber d)rifilid)en Äfrcbe bie ©itte, ben Äriö *
£ r ^
(Sßergl. Ä.benbmobl.) . " '. . ' -- '1 .
Äeltrn ober (Selten ift ber Slome eineS »ablreiaV»,
baS ganje wejlt. (Europa »erbreiteten Botterp«wrf, ^
fd)on »or ben b<ftorifd)en Seiten in unfenn erbrt)<ü< ^
.fft "»r; .*¥f ber pprendifdjeq ^alKirfeX &le« ätöiitl
Ißt, befonbetS im mtWrro wib .
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593
Kerbe!
»ertbttbtgte, unb burd> ©riefe lernte St. ben fcerübmfen 2fjltO'
nomen äncbo be ©reibe rennen, unb al« biefer 1599 nad)
?>rag Füm, begab ft'd> J(. eben babin, um be« großen ©e-
lerjrten Umgang ju feiner eignen Au«bilbung ju benufcen.
£y*o bewirf te , baß Si. al« faiferl 5D?atl)cmatifcr angepeilt
mürbe. Der geringe (Behalt, melden er al« foldjer erhalten
fabrbunberte fang Kriege mit ben Sberern unb »erfcbmol&en
t'd) enblid) mit btefen ju einem SBolfe, ben (Seitiberern.
?in großer £betl be« beutigen granfreieb«, W>n ben $»re*
iden bis jur ©eine unb jum SRbrrrte war gletcbfatl« »on
Helten (©aüiern) bewobnt, bie ben Sl&mern 60 Sab« lang
>en tapferflen SBibcrftnnb leifhten unb fieb nur ungern un«
er ba« Socb ber SBettbcrrfcfiet beugen ließen; auq ßber« folUe, würbe ibmln goige ber ©ebrdngniffe be« breißigjdb»
talien war »on fclHfc^en Bölfern befefct, j. ©. gigurern,
Smomanen, Snfubrern unb anbem. Die ©elgier aber mif*
en al« ein SNifdwolf au« ©afliern (Äelten) unb ©ermanen
etraebtet werben unb glidjen an ©itte unb ©pran)e meb»
iefen lefetern. Die $e(»etter, ©ojer, ©corbiSfer unb »iele
nbere ©öfter in ben Alpen unb im ©üben ber Donau, in
Serien unb bt« jur ©rrn^e SWacebomen«, werben »on ben
5d)rtftfteüern be« Altertum« gleicbfall« al« Äeltm bejeid);
irt. @d>on im 6. 3abrb- ». Sbr. gingen Äelten au« ©al*
ien nad) ben brit Snfefn binfiber, unb bie febot. #od)lanbe
ourben »on 3tlanb au« mit ibnen be»öltert. ©ie ftnb jefet
a]l überaß mit neuem Bölfern »erfebmoljen, bere» ©prad>e
ic reben; nur in 3rlanb, ben febot. £o(6lanben unb auf
inigen fdbot. Snfeln, im gurftentbume SBalc« unb ber ©raf*
cbaft <5ornwalIi8 in Englanb, fobann in ber franj. «Bretagne
eben fte noeb jiemlid) unoermtfebt unb baben tbre eigentbunts
üb« Spraye bewabrt. Die Äelten waren im Allgemeinen
rigen Kriege« niebt auggejablt, unb in tiefer Armutb braute
baber Ä. jebn 3abre in t)ra<j ju. 2Benig beffer ftanb er
fieb bierauf ali $rofe|for ber ÜÄatbematif in fctnj, unb na(b>
bem abermal« 15 Sab« be« Elenb« an ibm »orübergegan»
8en waren, ging er enblid; nad) Ulm ju einem 3>rtȊtmanne,
ei weitem er brei 3abre uibracbtc unb barauf in bc« be-.
rubmten SBaUenftein Dien|te trat. SBaUenftein btng nod)
an bem in feiner 3eit »iel»erbreiteten Aberglauben an Afiret
logie unb moebte baber mit ber burd) feine wiffen»
fcbaftlidje ©ilbung über abergläubifdje 5üor(lelIungen erboben
würbe, ntebt eben jufrieben fein, (fr machte ibn jum ?)ro*
fejfor an ber Unioerfitat 9?oflocf. Vüu!i bin würbe ibm ber
oerfproebene ©ebalt nidit au«gejab(t, unb St. ging tober im
ndcbflen 3abre nad) 9»egcn«burg, um wo möglidj bei bem
bicr »erfammelten 9Jcid;Stage bie AuSjafclung ber ibm nod)
rudflänbigen ©elber ju erbitten. 9liebergebrüd*t »on feinem
harten ©dpidfale, ertranft burd? bie Sefcbwerben ber Keife,
ebr (fort gebaut unb tapfer, befonbrr« bei SBertbeibigung ibre« flarb er jeboeb balb nad) fetner Anfunft ju 9iegen«burg 1
lanbe«; bie ©allier jeigten fld) fd^on bamal« al« licttcre,
lufgewetfte, pufefud)tige, unbejidnbige unb le idjtfinnige 8eute,
oaren aber babet unerftbroefen, r*ater(anb«(iebenb unb gafl<
rei, aud) gegen Srembe febr boflid) unb jut-orfommenb.
Die in »ntannien lebenben Äelten batten mit ben ©aaiern
•icl Uberetnfiimmenbe« , bebienten fid> im ©efed)tc be« breis
en, langen feltifd>en ©<ibel« unb trugen weber «öelme no<^
Danjer; baför batten fte aber wn ben german. ßaleboniern
ielernt, fieb ber ©treitwagen ju bebtenen, bie ben ©alliern
inbefannt waren, ©ie bemalten fid> ba« ©efid)t mit blauer
färbe , fianben unter einzelnen Häuptlingen unb trieben SBirl^
ud)t unb Xcfcrbau. Der Äelte ließ fein £aar lang über
ie ©djultern berab^dngen, trug einen ©djnaujbart unb flei* ju ben berübmten Äepler'fcben ©efefeen. Diefe ftnb:
ete fkb wdbrenb be« SBinter« in 2f?ierfelle. Die S3erfaf< 1) Die Planeten bewegen fi* nidit in .ft reifen , wie Roper;
ung war bei ben meinen feltifd)en S36lfern ariflofratifd) ; nicu« annabm, fonbern in SUipfen, in beren einem ©renn,
ie Häuptlinge bilbeten eine Art oon 9iatfona(perfamm(ung, punfte bie ©onne ftrf? beftnbet (Sgl (Sllipfe.) 2) SSenn
oeld)e über bie gemeinfamen 8anbrttntereffen SBeratbungen man ftd) »on ber ©onne nacb bem bewegten Planeten eine
531.
dt bat mebre b&d>|t geifhoHe, jeftt feiten geworbene"©d)rifs
ten berauSgegeben, unter benen bie „AstronomiA uoml" (3ltut
Aftronomie, ^>rag 1609) ben erften 9{ang einnimmt. Auf
ffietrteb be« gürjlen Dalberg ift bem größten Aftronomen
ber Deutfdjen unb otelleidbt aller 5B6lfer 180« ju Kegen«^
bürg ein Denfmal erridbret worben.
Newton bot bie Cr tu bedungen St 'S benu^t, um biejeni-
gen Sebren aufjufleQen, auf benen bie gan^e wiffenfcba^licb«
Agronomie , namentliä) bie debre eon ben Bewegungen ber
SBeltfJrper berubt. 3nbem St. bie langidbrigen unb genauen
©eobadjtungen Styüo'i einer ebenfo febwierigen unb lang=
wierigen, al« fd>arfftnnigen ©eredjnung unterwarf, fam er
ielt; tbre Drieper waren bte Druiben (f. b.).
fifpler (3ob ), einer ber tiefftnnigflen, gelebrteflen unb
im bie ffliffenfebaft perbienteflen Afhonomen, war ber ©obn
ine« armen ©aflwirtb« unb wurb« ju SRagfiabt, einem
leinen Dorfe bei SSeil im 2Bürtembergifcbm 1571 geboren.
Die (Srjiebung unb >er Unterricbt, welapen er in feiner 3u»
}enb genoß, waren febr unwoDfornmen. «Rad)bem er jub
mf ber Äloflerfdjule ju «Kaulbromt vorbereitet botte , ging
t auf bie Uniperfttdt ju Bübingen, um fieb bem ©tubtum
er Sbeotogte äu wibmen. 3nbeß befcbdftigte er fitb au«
Vorliebe mit 9J?atbematif , unb noch ehe er e« in tiefer SBif>
enfebaft ju bebeutenben gortfdnritten gebradjt botte, erbielt
r 1593 eine AnjteHung al« $rofefior ber gSatbematif m
*3rä&. tJbn nun an ergab er ftcb mit bem größten @ifer
natbematifeben unb namentlicb afhonomifeben ©tubien. Durd)
gerabe Sinie gejogen benft, fo ift bie ©ewegung be« $la>
neten von ber Art, baß jene Sinie in ber (Irbene ber spiant»
tenbabn in gleicben 3eiten fret« gleidje ©tücfe (in ©ejug
auf btn glddjeninbalt berfelben) jurüdlegt. 3) Die flua*
bratjablen ber Umlauheiten ber Planeten oerbalten fieb wie
bie Gubif jablen ber mittlem Entfernungen ber $laneten eon
ber ©omte. 9iod> tiefem tritten ©efefee tann man au« ben
Umlauf«jeiten ber Planeten (bie man burd; ©eobadjtung
ftnbet), bie mittlem Entfernungen berfelben »on ber ©onne
febr l«d)t finben, wenn man nur bie Entfernung Eine« $la»
neten »on ber ©onne fennt
«crbel (ber) ift
be«, bei un* in ©er
an tm fübl. Deutfdjtanb wi(bwad)fm=
mufegdrten gezogene« ©emüfefraut mit
angenebm aromatiftbtm ©mtcb unb ©eftbmaef, weldjei in
©uppen unb ju ©ereitung »erftbiebener anberer ©peifen be.-
eine ©djrift, in welker er ba« Äopemicanifcbe SBeltfoflem nufet wirb, ©efonber« beliebt ift ber fogenanntc gefüllte
«itxr.«o«?..eff. IL 75
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fiar! gefraufeKe ©tötfer fyat (Er ifl eine etni^nge
9>flanie, fd^tcßt leitet in ©amen unb pflanjt fleh burch ben
a 11 Sg?fa [leiten ©amen Dort felbfl fort. Sion noch fUrferm
©erud) unb ©efdjmacf finb bie S3 litter beS großen fpan.
ober wobjriechenben Acrbclä, welcher im £erbfl gefaet
unb im grühling »erpflanjt wirb. Derfelbe befommt eine
jiemlich biefe SBurjel, welche al5 ©emüfe unb als ©alat
»erfpeifl roirb.
fimtifs, JtermeSbeeren, Scharlachbeeren, un*
cc^te Cochenille, fjeijjen bie SBeibchen einer ©cbilbtauS»
ort, welche getroefnet roegen beS in ihnen enthaltenen garbe»
floffS in ben Jfranbtl fommen. DaS SRännchen biefeS 3n«
fefts hat golbgelbe glügcl, jwei lange Sübüjomer, fedjS
güße unb einen gabelförmigen ©chwanj, wäbrcnb baS SBeib*
4>en ungeflügelt, mit einem ©chilbe bebeeft ijl unb un«
gefaxt bie ©röße einer (Erbfe fyrt. 3m fübl (Europa unb
in ber Beoante pflegen fte auf ben ©tattern ber ©teineiefce
)U fifecn unb hier, namentlich im fübl. granfreich, pflegt
man bie trächtigen SBeibdvn ju fammeln, mit Gfjlgbampf
ju t6bten unb enblich ju troefnen. ©ie erfchtinen nun als
runbe, leichte Jt6mer ober ©eeren oon angenehmem ©eruch
unb bitterm, flechenbem ©efehmaef. Der garbefloff beS Äer>
meS gleicht fafl ganj bem ber ßochentUe, fmbet fi<h jeboth in
weit geringerer 2)lenge alS bei biefer. — Der poln. Äer»
meS, auch 3ohonni§b(ut ober beutfehe Cochenille
!|enannt, ifl eine anbere in $olen unb Deutfchlanb auf »er»
chiebenen $flanjen (ebenbe ©chilblauS. (Cgi. GactuS.) —
Durch Jtochen be5 JtermeS mit weinfteinhaltigem SBaffcr unb
Slieberfchlagung mit 2Haun unb $otafche gewinnt man ben
JtermeSlacf. — «Wineralifcher ÄermeS ober Jtar*
thiuferpulber nennt man auf.naffem SSege beretteten,
fctjr fein jcrthetlten ©chwefelfpießglanj, welcher ein braun--
rotheS, alimalig hellbraun werbenbeS, geruch* unb gefdjmacf»
tofeS $ul»er bitbet unb in ber SRebicin, befonberS als »rech»
mittel, angewenbet wirb.
fternbfteeer (bie) fmb eine ©attung ber fperlingartigen
ßogel, welche ftcr) burch einen fiumpfen, an ber SBurjel
fehr bkfen ©chnabel auSjeicbnen, mit welchem fie harte
Äerne leicht xu jerbeißen t>erm6gen. ©ie leben gefellig unb
hoben jum art;et[ einen nicht unangenehmen ©efang. Der
gemeine Jternbeißet, auch Jtirfchfinf genannt, ifl
grau mit fchwarjer Jtehle unb einem weißen £luerflecf auf
b«n glügeln. SRan pnbet ihn in bem mittlem (Europa, wo
er nicht feiten in ben Äirfchbaumpflünjungen ©ct/aben an»
richtet, inbem er ben jtirfchfernen nachgeht. (Er r)at ein
wohlfchmecfenbee gleifch unb wirb feinet, übrigens nicht eben
ausgezeichneten ©efangeS wegen auch im {Bauer gehalten.
— SRerfwürbig ifl ber gefellige Aernbeißer wegen
ber eigentümlichen Tfrt, in welcher tiefe in großen ©efta«
ren jufammenlebenben 836gel ihre Hefter anbauen. Derfelbe
ifl olwenbraun mit fcbroarjltchem Jtopfe unb glügeln unb
unten gelblich, unb lebt im innern Xfafa. Die Xbbilbung
jeigt bie Xrt, in welcher biefe Slnerchen ihre Sehaufung an»
legen, ©ie machen nämlich auS ©raS eine große Decfe,
welche »on hin iBaumäften feflgehalten wirb unb legen un»
tet biefer »or {Regen fichernben Decfe einjeln ober bicht n^
beneinanber, wol auch übereinanber, bie Meinen, immer nur
für ein $aar befiimmten 9te(ier an, beren iebeS feinen eig*
nen (Eingang hat. 3«weilen haben abtr auch mehre über«
einanberfiegenbe 9cefler einen jemdnfchaftlichen (Eingang. >
bem abgebilbeten ©aume fanb man bei ndhmr Untere
chung nicht weniger als 320 bewohnte ÜRefier. — Betamu
2trtert ber Kernbeißer finb ber ©impel (f. b.) unb it
Jtreujfchnabel (f. b.).
firttfnrfrfjnung ifl eine Rechnungsart, burch Ntife
nach einer gewiffen 9?eget, ber Jtettenregel, baS (imSt
fannfe) »erhältniß jweier ©rößen gefunben wirb, wenn H
weiß, wie biefe ©r6ßen ftch ju anbern ©roßen unb w
wieberum biefe untereinanber fich »tt^alttn. Dabei yifei
man einen eignen Xnfah, ben fogenannten ÄettenfaJ, u
bie Rechnung ftch J« erleichtern. )U machen, ©efe^t,
woUe wiffen , welches SBerhältniß jwifchen fein Silber
fein ©olb flattfinbet unb man wtffe, baß l 3Rarf Str.
fein fo viel wie 21 ©ulben 9>r. ifl, baß ferner 3 ©ufttnF
2 SThaler, öVt SChaler 1 griebrt'chSbor, 35 griebrieb«« 1
«Warf ©olb »u 21*/i Äar. unb 24 SRarf ©olb ju 2^
enblich 21*/» »Warf ©olb fein geben. Slun maa>t man bo
Xnfag fo, baß man mit ber erflen ©eflimmung «on 6t!bn
fein anfingt unb bann bie folgenben JBeftimmungen (tco
jebe aus jwei ©liebern befleht) fo untereinanberfett baß v>
beS erfle ©lieb einer ©eflimmung bem {weiten ©liebt bc
junichfl oorhergehenben entfpricht hiernach hat ®in ^
genben Jtettenfa^:
1 SRarf ©Über fein s* 2t ©ulben $rv
3 ©ulben $r. = 2 ZW«,
ö'/t ZW** = 1 SrtebrichSbor,
35 griebrichSbor = i «Warf ©olb }U 21*> Jtit
24 «Karf ©olb ju 21% = 21V» 9Rarf ©olb fäit
Um ftch bi< {Rechnung ju erleichtern, fucht man je jwei 3-"-1
len ber beiben ©lieber «ßolumnen gegeneinanber aäfwbcbs
b. h- wan fteht, ob fich jwei 3ahlen, t>on benen bit «®
rechts, bie anbere linfS fleht, mit berfelben 3abl biribitc
laffen, unb fefet, wenn biefe« möglich », ftatt ber greyrn
3ah'«n bie ?(einern, welche, mit bem gemeinfcbaftlitb«
multiplicirt, iene geben. (Enblich werben aDe ä^a w
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Ketzer 5
Solunmcn rtt&tt u nb «benfo alle 3ablen bct Gotumnen UnB
nttcinanber muCttpUcirt unb för bie fo gefunbenen «probucte
sieb« gemeinfcbaftliche gactoren gefugt, um <m i^re ©teile
Heinere Labien ju befommen. '2t u f biefe SBeife eriiält man
n unferm JBeifpiel bie 3ablen 198 unb 13 unb man wei§
uut, bog 198 «Warf ©über fein fo viel finb wie 13 «Warf
Selb fein. 3|t ber Xnfafe in ber angeführten Ärt gemalt
rcorben, fo bat man eine ungefchloffene Jtette, weilba*
e^te ©lieb ber ganzen Äette mit bem erflen ©liebe berfel»
nn nicht gleichnamig ift; wäre biefe* bagegen bei gall, fo
jatte man eine gefaxt offene Jtette. S8ei biefer flellt man
He ju wfenbe graae an bie ©pifcc : tote »iel Warf (Silber
ein ftnb 1 SWarf ©olb fein? hierbei wirb bie noch unbe*
'annte ©rofie (ber Hnjabl STOarf ©Über fein, welche 1 «Warf
Solb entfprechen) »orlduftg mit x bejetchnet. Sann erbdlt
XI Hnfaft foloenbe ©eftalt:
x «Warf ©über fein = 1 «Warf ©olb fein,
217» ÜRarf ©olb fein = 24 SWarf ©olb ju 21%,
1 «Warf ©olb ju 21*/» = 35 griebrichSbor,
1 griebrichSbor = 5'/» iKbaler,
2 Sbaler == 3 ©ulben,
21 ©ulben «pr. =» 1 «Warf ©übet fein.
§ier ftnb ba* erfre unb ba« le^te ©lieb bet ganjen Jtette
ileicbnamig. Sa* Verfahren ift wie »erber, nur bo»j man
)ie «JKultiplication mit x in ber Golumnt linf* nicht au**
übnn fann. «JWan erfierjt enbtich, baß 13. x = 198 ober
v. b. x = b. b- mi* SRarf ©ilbtr fein finb fo »iel
t>ie 1 «JRarf ©olb fein.
ftetjer ober «fjdretifer Reifen nach bem ftrc^ltd^ert
Sprachgebrauch« alle Sie, welche von ber als rerbtgldubig
mrrfannten £e$re{ befonber« in ben $auptartif ein , abwei*
ben unb nach rotflfurlic^er 9Sar)I eigne fielen auffallen.
Rath biefer IBebeutung be* SBort« bat jebe Weligion*partei,
saben bie Suben wie bie «Wobammebaner tf)re Jtefcer gebabt
mb felbft ba« ßbrifimtbum erfcheint in feinem erften <Snt»
ieben al« eine Jtefcerei b«8 Sfubentbum*. 3n ber rhrifllichen
£ira)e mußten girier) anfangs Jtefcereien enrftebin bnrtt) ba«
foweichenbe ber religiöfen Senfungöweife, an ber Suben
mb Reiben, auch naehbem fie Gl>riflcn geworben waren,
beilweife noch feftbielten. 3e mebr aber ba« ßbriftentbum
i ba* 3 "ten unb £>eibentbum jurücfjufallen breite, um
o eifriger würbe ba« ©rreben, baffelbe gegen biefe ©efafyr
D bewehren, ©o enrjlanb im beftigen Jtampfe mit frem*
w 8ebren unb «Weinungen, beren Anbdnger bie jablreicr)en
fofcerfamiiien ber erflen cbrifUicben Sab* bunterte bttben, bie
:ttc einer rerhtgldubigen Jtirrhe, bie, nacht cm fte bie 6f;
entließe 2Cnerfennung beS ©taatä erlangt batte, eine ©laiu
>enSgefe6aebung würbe unb unter ibrem ©d>iuje jeben SBU
Yrfprucr) gegen bie eigne Unfeblbarfeit in ©lauben^fadjen
jnterbrurf te. «Bie fi$ »on je^t an bie 3abl ber Stt^tt oer*
ingerte, fo dnberten ft'd> aud> bie «Wagregeln, bie man bi&*
»et gegen fte beobachtete. Ratten bit Jtpojlel bie ©laubiaen
rmuntert, für bie Srrenben ju beten, war ti ben Gr>riftert
^e$ 2. unb 3. %\kr\). genug, bie geinte ber Sltjbrfceit ux
i^ner ©träfe unb Änberer SBarnung auf eine feierliche SBeife
it)rer @<meinfcr)aft auSjufciliegen unb. wenn fie in bit>
elbe wieber aufgenommen ju werben wunfrjten, biefelben
iner fhengen »ufe^ju unterwerfen, fo »erfielen ieftt bie
Äe&er ben ©efefeen be8 ©taat«, bie ibnen iBeft^tbum unb
(5bre raubten unb fie be« jßürgerrecht« eerlujiig erfldrten.
Der erjte Äefeer, beffen ©lut nach förmlicher rrcf>t[t£f>ex
(Sntfcheibung oergoffen würbe, war ber 386 bingeri$tete
«prigciUian. SBenn bie Unwiffenbeit be6 «Wittelalter« für
bie geizige ^bdtigfeit ber Äcfeer nicht günjtig war, fo batte
boer) bie Äirdie auf fte ein wachfameS Xuge unb felbfl ber
Wubm eined Ttbdlarb (f. b.) burfte ftCt) nicht unge*
firaft über bie Äirdbenlefire erbeben. Sie grpcnfivrfiliche Wich«
tung ber Äat barer (f. b,), wouon baö SBort Äeö« ^9«*
leitet wirb, unb ber Slbigenfer unb SBalbenfer (f. b.)
im 12. unb 13. 3abrb> fubrtrn enblich bie Jtirrhe in tr)rcr
felbjlangeeigneten ©laubenSunfeblbarfeit jur ßrfinbungj ber
Äe|ergerichte ober Snquifition (f. b.), womit bie religi6fe
Unbulbfamfeit jugleicb auf§ b^fre unb betrubenbjte gefleU
gert würbe, »bfehon bie «Protefianten unb Weformirten
bierin milbern ©runbfdfcen folgten, fo bat eS boch auch un«
ter ibnen nicht an Äußerungen etnrS glek^ verwerflichen 9tt*
ligtonöeiferS gefeblt, wie bie* ©eroefg (f. öaloin) unb
Grell'* (f. b.) Einrichtung genugfam beweifl. @r(} mit
bem gortfehreiten ber 3tujfldrung, welche freilich auf ber an»
bem ©eite auch oft ©leichgültigfeit gegen alle Weligion mit
ffch füb^rt, bat ber Äcfcerbaf feine ^Jlat^t m ben ©emötbern
eerloren unb e« gilt mit Weeht al* ein 3«ifhen mangelnber
ßinftcht in ba8 SBefen ber chriftlichen Weligion, wenn fte
ftott berffebe, bie fie gegen alle «Wenfcben empfteblt, 'bie eig«
nen ©lauben^genoffen^a« ^ff<n «nt> 4" »erfolgen lebren foU.
Äeucljrjuetm, ©tid^uflen, blauer »fjujren, ßfel«.
r)uften wirb eine faß immer nur Jtinber, bArbfr feiten @r<
warhfene befaOenbe jtranfbeit genannt, bie man erff feit
Anfang bes 15. 3^rb. ndfjer fennen gelernt bat unb in pt*
riobifcb, ieboch » u unbefHmmten Seiten wiebetfebrenben, t urd?
gan} freie 3wifchenrdume unterbrochenen, frampfbaften >«pu<
jtenanfdUen befielt, bie mit einem febr gejogenen ©natb*
men, welche« einen bem CrfetSgefchrei ähnlichen 2on »erur*
facht, ju beginnen unb meijl mit ©rbrechen ju enbigen pfle*
gen. Sie Jtrantheit fdngt ganj wie ein gew6bnlirher 3t a»
tarrb (f. b.) mit einem troefenen, bellt inenben -puffen an,
ber befonber* gegen ttbcnb junimmt, t>on einem leichten gie*
ber begleitet wirb unb in btefer Zrt 3 — * foge bauert, oft
aber auch «Bochen lang anbdlt. Siefer Ruften nimmt aU*
mdlig einen nervifen v&barafter an. (Er (teilt ft db anfalle«
weife ein, beginnt mit bem frhon erwdbnten ßinatbmen, auf
ba« frhnett binteretnanbet 5—6 furj unb geOenb abgeflogene
Äu«atbmungen folgen, worauf bie (Sinatbmung ftch in gleU
eher, aber rtoch qudlenberer Yrt wieberbolt, bi« abermaul
mebre ftafjweife erfolgenbe Xu«atbmungen ben XnfaQ been*
bigen. Ser eintritt biefer ÄnfdOe, bie immer pl6ßlich fom«
men, verrät b ftch »"t f leinen Äranfert burrh eine Cmpftru
bung von Äitjel ober Srud in ber Sufrrohre ober «jßageru
gegenb unb ein dngfiliche« jßorgefübl, welche« fte oeranlaßt,
fieb aufjuriebten unb nach einem feften ©tüftpunfte für ben
ßberf 6rper unuufer)en. Wimmt nun ba« «ßuflen feinen TLn»
fang, fo gerat ben fafi alle «Wu«feln in eine jitternbe ober
juefenbe ^Bewegung, ba« ©ejTcbt fdrbt ftet) tunfei t ober
blaurotb, cbenfo bie Sippen, bie Äugen beginnen ju tbr einen
unb werben b«r»orgetrieben, ber «Pul« wirb bduftg, flein
unb Iwrt. wol auch utternb, -f>dnbe unbgüfie erfalten. bie
"I I *
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•baut bettelt fich mit einem fiebrigen Schweife, Unit unb
Äotfc geben unwillfürlicb ab, ber immer qualvoller werbenbc
£ufttn entleert b6cb|Jen$ etwas Schleim aus ber 2uftr6bre,
juweilen gar niebre- unb enbet meifl unter ßrbreeben ober
mbem ©lut auS SWunb unb Nafe fornmt. Nach ©eenbU
gung eined folgen XnfaUS, ber eine bis brei ober vier SD?i=
nuten ju bauern pflegt, »einen *war bie Äinber noch einige
3eit unb fühlen jtch etwas erfebopft, febren aber halb wie*
ber }.u ihren Spielen jurücf ober »erlangen wol auch ju efs
fen ober ju trinfen. dergleichen Xnfaüe treten oft ohne
alle befonbere SJeranlaffung ein, »erben aber auch oft burch
©emütbSbcmegungen, heftiges Schreien unb Sachen unb ber*
gleiten beroorgerufen, finben im Anfange nur einige SOJale
beS SageS flatt, »erben inbefj nach unb nach immer bdufts
ger unb anfrrengenber, fobaß fie auf ber £6be ber Jtranfs
beit alle halbe Stunben ftch einftellenf unb beroirfen enblicb,
bafj ftch bie -Äranfen auch in ben 3n>ifcben$<ttcn unwohl unb
erfchopft fühlen. diefer 3eitraum beS JteucbhuflenS, weis
eher ber frampfhafte, conoulfioifcbe genannt wirb,
bauert gewöhnlich brei bis vier SBocben, oft noch langer,
bis ber Ruften aHmdlig »eniger qudlenb, mehr feucht unb
löfenb wirb unb bie ganje Jtranfbeit unter reichlichem 2tuSs
»urfe eine6 wetf}gelblicben ober grüngelblicbeii tacble imS, fos
wie unter allgemeinen erleicbtemben Scbroeifien in ©enrfung
ober in anbere jtranfbeiten ubergeht, der Äeucbbultm berrfcht
meift epibemifch unb entwicfelt juweilen einen ÄnftecfungS;
floff , ber feine Ausbreitung nur noch mehr begünjtigt. äm
bdufigpen beobachtet man ihn in ben fpdtern SBintrrmonas
ten unb im grublinge, juweilen im ©efolge »on ^oefetu
unb SBaferneptbemien, »orjüglicb bei Äinbern, bie fchon frü*
her an anbem Ainbers ober Sungenfranf beiten, .Katarrhen
ober Nrrvenübeln litten. Cr befallt in ber Negel nur ein*
mal im geben. Bange Dauer, gro§e ^eftigfeit ber Äranfs
heit, fowie fcbwdcblicbe, nert>6fe äorperconftitution unb uns
gewöhnliche SJoblbeleibtheit ber befallenen .Hinter (äffen üble
tfuSgange befürchten, alS welche man bisher Scbwtnbfucbt,
'äb Ehrung, ©cbirnbählenwafferfucbt unb bleibenbe Cngbrüs
jtigfeit beobachtet bat, ja juweilen t6btet baS Übel wol auch
burch (Erflicfung, fBlurfhirj, (Schlagflug, bie bann wdbrenb
etneS XnfallS eintreten. JBiel fommt übrigens auf ben (Ibas
rafter ber eben henfdjenben 6»tbemte an, ob biefer guts
ober biSartig ijt. «NdjKgeS SBarmbalten, Sicherung »or
nachtheiligen SBitterungBrmflitffen in auch tei bem «euebs
buften wie hei bem Äatanb baS bejle »erhalten, waS man
in bidtetifcher $inficbt beobachten fann.
flljaliffn «nb Äbalifat. Stach ÜBobammeb'S SEobe
ging bie £rrrfcbaft über bie ©Idubigeu an SNdnnet über,
bie uiqicicb politifcbe -benfebeT unb hohe ^rieftcr beS neuen
©laubenS waren, unb als Nachfolger unb Statthalter bcS
Propheten ben Warnen Äbalifen führten, die äBefcnner
beS ÜJSSlam breiteten ihren ©lauben nicht etwa wie bie erfreu
Gbriften in frieblicher SBeife auS, fonbem mit geuer unb
Schwert; fte brangen ihre Sieligion anbern SJ6lfern auf,
waren in ben Ärieaen, in welche fie wrwicfelt würben,
fiegreich, machten, «idei »or fieb nieberwerfenb , (Eroberung
auf Eroberung, unb grünbeten binnen tur,er 3eit ein Weich,
»elcheS w>n ben ^prenden bis )u ben ©renjen 3nbicnS
reichte, ba« Ähalif at. ©leicb nach beS Propheten Sobe
entflanb unter feinen 2tnh<Jngern ©freit über bie Nachfolge;
Ejcfcba, eine ton iDrohammeb'S SBitwrn, brachte eS bmc
ihren ©nflug bahin, baß Äli, beS, Propheten Ob**
w>n berfelben auSgcfchloffen unb «Wobammeb'S &<brn?.
geroater, Xbubefr, 633 n. Gbr. ^balif würbe. Seim
gelbherren burchjogen alleS Sanb wm 2igriS unb öirptr-
biS jum mittelldnbifchcn Wletxt. Nach ^bubtfr's Ztt<
würbe Uli jum jweiten SKale übergangen unb Cmar, untn
bem bie 'Araber Kippten unb f)a[dßma bcjwanaen, uin
Surften ber ©Idubigen, ©mir al 5Rumenin, erforen, M4.
Unter feinem Nachfolger ßthman, 643—654, ^ufte au*
9>erfien fich »or ber Sapferfcit ber fanatifchen SRohammeti
ner beugen, welche jugleich in Äfrifa bis an bie ©iulm
beS $erculcS »orbrangen, glotten bemannten unb Coren
unb NhobuS verheerten. (Snblich gelangte %li, nachher,
äDthman 654 ermorbet worben »ar, jum Ähaltfate, onfc
eine mohammtbanifche ©ehe, bie «Schiiten, welche befontni
in Werften jahlreich ifl, erfennt ihn, mit Übergebung 'Ar.;
befr'S, jDmar'S unb CXhman'S, für ben erffen rechtmd^er:
Nachfolger beS Propheten an, boreifi ihn auch aarr.
felbe Ehrfurcht wie biefem fclb^. doch hatte er »on
fang an mit einer Wenge »on ©egnern ju fdmpfen, unb ter
märt tiefte unter benfelben, 3Roa»ijah, ber ftch in Serif o.
^gppten unb einem 2heile ÄrabienS gegen ihn bebaupteie
warb, nach Bli'S (Srmorbung, 660, jum gurflen ber ©Lb
bigen erhoben, unb wdhlte damaScuS W feiner ^ureft;::
9Rit ihm beginnen bie .yerrfeber ber berühmten ommatah-
fchen dpnaffie, unter benen bie Araber ^leinaften binaV
jogen, 669 Jtonflantinopel belagerten, 2urfeftan beimfui
ten unb Äborafan bejwangen. 3h" ©äffen würben nrf
weit furchtbarer gewefen fein, wenn fte nicht uneinig untn
fich felbft geworben waren, unb ihre Jtrdfte jerfplittert h»innL
6r|t 2fbbalmeleF, ber 684 —705 regierte, vereinigte trie-
bet alle «Sldtnme ui gemeinfamen 83eftrebungen, unb unui
feinem Sohne SBaüb l. würbe GbowareSmien, Surffceji^
©alatien unb Spanien erobert. Soliman, SSalib'S Sittts
unb Nachfolger, belagerte Äonflantinopel, baS fich mh^ci!«
beS grireb. Seuerff »ertheibigte, »ergeblich. Sßdhrenb bie %is>
her einerfeitS auf ber Sübfeite beS JtaufafuS ©eorc^ten h
festen, brangen anbererfeitS ihre .beere »on Spamen Ml
über bie Brenden in Sranfreicb ein unb bebrobeten
ganje JCbenblanb. 3Cber hier fliegen fte nicht auf entnm*
©riechen, ober ein burch innere 3wifte jerrütteteS »olf.tr:*
bie SBeftgotben in Spanien, fontern auf bie tapfern ?r ■
fen, welche unter Jtarl TlaneU burch bie Schlachten ir.
SourS 732 unb hei Narbonne 736 ihrem weitem öorbrn
gen ein 3iel fehten. damals hatte aber baS Neich ber jtba>
lifen feine gräfjte ÄuSbchnnng eneicht, alS mit ÜRerwan H-,
ber 752 fiarb, bie dpnaftie ber Ommaiaben ju Snbe ging
unb bie «^errfchaft an bie XbaHiben fam. 3öier gleich hjä
biefem &reigniffe ging Spanien für baS Ähalifirt Bttlerm
weil 2fbborrahman, ein £>mmaiabe, fich ton bemfelben unae
hdngig machte, unb Spanien, »on feiner Strftbenj ßortoN
auS, felbftdnbig regierte. 3nbe|fen erhob ftch baS Jlbui"'-
unter ben 2tbaffiben ju feinem bicbflen Ölanj unb 9iute
unter Äbu ©iafar, genannt Äl SRanfot, b. h- bet ©ff
reiche, würbe ein großer Uhcii JtleinaftenS unb Xnnetne:
erobert; er erbauete 764 eine neue >&auptf!abt, S5agbab ff
SigriS. Unter ihm unb fernem Nachfolger vbarun al Sf
febib, b. h- bem ©erechten, einem 3«tgeno|Jcn Ärrl W
©ropen, benn er regierte »on 786— 809, erhoben R
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Hünfte unb 2BijTcnfcbaften unter ben Erobern ui einer bo*
>en SJlüte 5 rt würben Stdbte gegrünbet, prächtige ^oldjre
mb großartige SBafferleitungen gebauet, ©arten angelegt-;
>ie fielen gabrifen in ben gewerbfamen Stdbten lieferten
Baaren, wie fie bog $rijtli$e Hbenblanb nicht gu erzeugen
>ermochte; bie ©e»6lferung jtieg allenthalben unb erhielt
n aablreicben Schulen jwecfmdßigen Unterricht. 2>amalS
lanben bie Araber aufber hec&iim öwilifation$jrufe, welche
te überhaupt jemals erreicht haben, ©abureb,, baß $atwi
ein Neid) unter feine brei Sohne tbeilte, »cvlnr baS &t)cn
ifat an (Smbeit unb Äraft; gwar f>errfd)te 2t l 2Ramun von
i.: — 833 allein, aber er war ma)t ftarf genug, bie ein:
einen ftinber, welche politifd) vom Äbalifat unabhängig ju
»erben (hebten, im ©ehorfam -u erhalten; auch war baS
Keicb, ju groß unb auS ju »ielen »erfchictenartigen SJeftanb*
feilen }ufammengefe|t, als baß beffen einbeit auf bie Stauer
attc aufregt erhalten werben fönnen. Schon um baS 3abr
$00 hatten bie Xglabiben in SuniS, unb ba(b barauf bie
Sbriftben in gej felbftdnbige Neicbe gegrünbet; Äboraffan
»arb unter ben Sbaheriben unabhängig, ju berfelben Seit,
il$ bie einzelnen NeligionSfeften, welche fich im Schoofj.
>eS 3$lam gebilbet Ratten, einanber mtt wütbenbem »dafte
verfolgten, ©och, würben bamalS Sicilien imb Sarbtnien
jon ben Arabern erobert unb bis gegen bie SNitte beS 11.
Jahrb. behauptet. Sie SNactit beS x^alifen war alfo U*
■eitS gefchwdcht, unb würbe e$ noch mehr, als unter «öa*
.un'S brittem Sohne, 9Rotaffem Jöitlab, bie rurfifd^en <S6lb;
ler, welche bie 8eibwache beS itbalifen bilbeten, nach beffen
lobe Jt$ bie SBabl beS Nachfolgers anmaßten, etwa wie
»ormalS bie 9>rdtarianer röm. Smperatoren wdblten. Unb
:a außerbem biefe Surfen balb untereinanber in gebben
^rrietben, fo entjlanben Unorbnungen aller 2Trt. Siefen jer*
rütteten 3ufianb benufcten einjelne 3fro»injen, um fid^ »om
üerbanbe mit bem Äbalifate abjulofen. 3m 3. 873 folgte m
Rhoraffan auf bie ©pnafKe ber Sbaheriben bieber Soffariben;
*77 würben unter Bcbrneb, Sulun'S Sohn, einem Surfen
unb Stifter ber Suluniben, welche bis 905 b,errf*ten, 'Ägy-
pten unb Sprien felbftdnbig; unter «Koftabar SiUab, 909
—931, fanf baS 2lnfeben wie bie 9Racbt ber Ähalifen im*
mer tiefer; 'äbu SRohammeb jDbeiballab ffünte in SuniS bie
Äglabiben unb warb ©rünber ber gatinjiben; ra Werften
.v uv ben umS 3<»ht 925 bie Suiten mächtig, in einem
I heile Arabiens bie fe|crit"rben .Harmaircn , in *Nefopot&
mien bie £amabamiten unb in %?pten erhoben bie ÄffchU
biten itft |>aupt. ßnbli^ erfcob fid(> ber iöefeblSb.aber ber
öeere be§. Ähalifen jum (Smir al jDmrab,, b. b.. jum S5es
fehl*b>Jber ber ffiefeblSbaber; er befaß bab,er alle wirflit^e
©ewalt, wetyrenb ^ jt^alif, ber eigentliche Nachfolger be«
|hoph<ten, jum bloßen v&obenpriefter herabfanf. 3(16 folgen
erfamtten ihn auch Seherrfcher ber unabhängig geworben
nen fhooinjen «n, feine*n>eg8 aber alö weltlichen Uberherrn.
3m 3. 969 unterwarf ein gatimibe, 5Wo«lebbin=2(llah, tfgpp»
ten unb erbaute Äairo; «Kacbmub, gürft »»n ©ajna, fttftrte
•)98 in Ähoraffan bie £>pnafh'e ber ©auieoiben, welche aber
fchon 1030 »om türfifdben ©ultan Sogrul &eg gefh*tr)t
würbe. 2)iefer, ein gewaltiger Ärieger, unterwarf bann
ßhowareimien, ba8 perf. Sraf unb Georgien, jog 1055
ft'egreich in ©agbab ein unb erfldrte fid) jum gurfttn ber
©Idubigen. 2tifo faß nun auf bem Stbrone ber ärabifehen
Nachfolger be* ?)ropheten ein Surfe. 2fber unter Sogrul
IBeg'6 Neffen, 2flp ÄrSlan, gelang ti mehren turf. gelb*
herren, ÄtabcfS genannt, fich al« felbjldnbige JÖeherrfcher
fleiner Staaten, namentlich in @»rien, gegen ben Ähalifen
ju behaupten, unb fie ftnb ti, mit toten bie jtrcujfabrer
gleich ÄUf ihrem erflen 3uge gufammenflicßen. 3n ber jweU
ten «^dlfte beS l'J.Sabrb. fiürgte ein Selbfchucfe, ©alabin,
bie gattmiben, machte fich jum Sultan oon Ägppten unb
fliftete bie DpnafHe ber 'Äjubiben, bie erß 1250 ben 9Ra^
melucfen erlag. Hu 6nbe beffelben 3ahrhunbert$ behaupteten
feltfchucfifche gurjien ihr Sieich 3fonium, unb brefet türf.
Stamm i|t eS, bem ba5 jefeiae o£manifche Neieh (f. b.)
fein dntfieben »erbanft. t)\t mächtigen chowarrtmifchen
Sultane, welche auch 3Taf erobert hotten, würben 1220
»on 25fchingi8'Ähan'ö Sohne, Oftat, bejwungen, unb 1258
fiel »agbab unter bem 56. Jtbalifen «Ofotajem in bie ©e=
walt ber Mongolen, ©er Neffe beffelben floh
pten, warb oon ben !Namelurfen unterftu^t unb »ererbte
bie Äbalifenwürbe auf feine Nachkommen. 25en leiten befs
felben brachten bie Surfen, al« biefe 1517 Ägppten erobere
ten, nach &önfiantitiope(, fehieften ihn jeboch fpdter wieber
in feine ^eimat, wo er 1538 jiarb. Seit tiefet Seit
machen bie oSmanifchen Jtaifer 2lnfpruche auf bie .Hhaiifen--
würbe, alfo auf bie geijHirhe Öberberrfchaft über fdmratliche,
«Nobammebaner; boch wirb biefelbe feineSwegS »on allen
anerfannt, namentlich nicht oon ben fcbjitifchen Werfern.
filjon ifl ein SEitel, welcher ^errfcher ober gürfl bejeich»
net unb welchen bie ©ou»emeur3 perf. ^Jrooinjen unb wol
auch anbere »ornehme ?)erfonen führen, ber jeboa) »orjugSs
weife bem S3eherrfcher ber Sataren ertheilt wirb.
fiibit3 (ber) ifi eine ©attung ber Sumpfoogel, welche
fich turch einen geraten , beinahe walzenförmigen Schnabel,
(anggert|te Nafenl6cher unb h»he Sttm auszeichnet. £>tx
Jlibife bat ziemlich lange Stelzbeine mit gehefteten 3ehen.
Sie Saumenjehe ifi \d<t furj unb hinaufgerüeft. Um wich»
tigfien ifi ber gemeine ober gehaubte Jttbt|, welcher
am Äinterfopf einen wagerecht fiehenben geberbufeh t>at.
35er geberbufeh, Scheitel, SorberbalS. Jtehle unb ©rufi
ftnb gldnjenbfchwarj, ber Unterleib unb bie Seiten be3 Jöafc
weiß, bie Detffebern be« ScbwanjeS roflfarben, ber Schwanj
felbfi weiß unb febwarg, ber Nacfen grau, ber ^interbalS,
ber 2Kantel unb bie Secffebern ber glügel ftnb bunfelgrün
unb brongefarben gldngenb, bie Schwungfebtrn fchwarg, an
ber Spi|e grau, bie ©eine h«ßwthh^- 9R<m ß[nbtt ben
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Miel
JtttHfe faft in allen (Segenben bet gemäßigten 3one von ,<?u*
ropa unt Apen, namentlieb aber tn $oQanb, auf feuchten
SBiefen, an fumpfigen Ufern unb auf ben gelbern. dt ift
ein 3ugoogel unb bdlt ftcb in Deutfcblanb »om War» bis
Ectober auf. Den Kamen bat et oon feinem eigentbümlt«
eben ©efebret, welcfceS er bduftg b^ren Idfit. & bat eine
große JBeweglicbfeit, ift Rüg unb febeu, lauft bebenb mit
oorgefrreeftem £alfe unb gehobenen glügetn unb fliegt letebt.
©eine ipebe betragt ungefähr 12 3oU. ©ein 9eeft baut ber
Jlibtfe auf SBiefen ober ©ümpfen unb baS SBeibcben legt in
baffelbe vier große, olioenfajbene, braungeflecfte Cirr. Da
biefe fet)r woblfcbmecfenb fmb, fo »erben fie von ben /Wen»
fct)en aufgefudbt unb weggenommen. Gegen Heinere Spiere
oertbeibigt ftcb ber Äibt| mutbig, wobei ihn bie anbern in
ber 9idbe beftnblicben Jtibifce »u #ülfe eilen. DaS gleifeb
berfelben ift nur im Jperbfl, wo biefe &3ögel febr fett wer*
ben, woblfcbmecfenb unb man maebt bann mit ©cblütgen
unb ©ebteßgewebren 3agb auf fie.
jftifl b«ft ber fürte, auS brei ©rücfen befteb/enbe S3aU
fen, welcher ben unterften Zbc\i jebeS ©cbiffeS ausmacht,
fobafj er in ber ganjen AuSbebnung beffelben fieb b»n*
jiebt unb felbfr jum 3ufammenbalt unb jur flSefeftigung
beS ganjen »aueS bient. £>ft bebienen jia> Siebter beS
SBorteS Jtiel jur JBejetcbnung beS gangen ©cbiffS. Jtie*
len beißt biernaeb ein ©ebiff mit einem neuen Atel auSrü«
ften ober aueb cd fo auf bie ©eite legen, baß fein Jtiel
über SBaffer fommt unb man AuSbefferungen an ibm unb
anbern in feiner Stabe gelegenen SEbeilen beS ©cbiffS not*
nehmen fann. DiefeS Umlegen beS ©cbiffS wirb auch Atel»
holen genannt, boeb oerftebt man unter bem (entern AuS*
bruef oorjugSweife eine gewiffe, jefct niebt mehr übliche ©träfe,
roelcbe wegen ibrer fcebenSgefdbrliebfeit für roenig gelinber
als JEobeSßrafe galt, ©ie beffanb im Allgemeinen barin,
baß man ben IBerbrecber an ben güßen mit febweren Jt6r*
pern oetaftete uno an <öetie petentgt untertauchte uno Dann
mit £ulfe ber ©eile unter bem Atel beS ©cbiffS mebrmalS
wegzog. J&dufig würbe bei biefer Gelegenheit bem Cerur*
tbetlten am Aiele ber Jtopf jerfebmettert. — gür ©ebiffer
fagt man aueb Jtielberr unb bie Abgabe, welche ein©ct)tff
jablen muß, wenn eS »um erften Wale in einem #afen cor
Anter gebt, wirb Jtielrecbt genannt. — SBenn ein ©ebiff
auf bem Weere babin fdfjrt, fo tbeilt fein Jtiel baS SBaffer
unb cS entftebt babureb tjtntet bem ©ebiffe im Weerwaffer
eine gurebe, in wclcber ber SBellenfcblag gemäßigter ift. 3n
biefem fogenannten Jttelwaffer fahren baber bie IBÖte gern,
inbem fie ftcb ben gr5ßern ©ebiffen anfcblteßen. — Äiel
beißt aueb bei ben gebern ber SBogel ber ^auptflamm, an
welcbem ju beiben ©eiten Heinere gebern,ff$en, welcbe ju«
fammen bie Sahne bilben. 2>ie Jliete ber ©clnfefebem wer«
ben befanntlicb »um ©ebreiben gebraudbt unb baber fagen
woi auep Jviei uoertjaupt tut ^coretDjeDer.
ftiemen ftnb ben flet« ober jum Übeil im SBaffer le*
benben 2hicren eigentbümlicbe &Ygane, welcbe bei benfelben
bir ©teile ber Hungen vertreten. Dag ©efebäft ber Siemen
ift ndmlicb, ben im SBaffer enthaltenen ©auerfloff, ohne
welcben fein lebenbe« ©efebipf auf bie 5)auer befteben fann,
abjufcbeiben unb benfelben bem IBIute gujufübren. Die
©rdtenftfebe haben bie auggebilbetjien Xiemen, welcbe bei
ü)nen unmittelbar b'nter bem Äopfe auf beiben ©eiten bed
Ä'Srperf liegen. Außer ben gifeben haben ne-cb orrfebirtm
anbere 2'hiere jtiemen, namentlich bie Irrbfe, bie S»
fcbeln u. A. Einige SEbiere haben fowol lungenam{( Ü
firmenartige Drgane, unb überhaupt bat man bärget^
baß aueb bei ben 2bteren, welche fpdter bureb baam «ö*
men, im g6tu5jufianbe bie Hungen bureb eine Art im
Äiemert oertreten werben, welche fpdter »erfchrointea
Ätffiel ift ein auf ber erbe fet>t verbreitetes ©eWf
ber SWineralien, beffen ^auptbeflanbtbeil bie Jtitfeltitr
au6macbt, welcbe ihmfetts wieber eine SSerbinbung cco c<
nem ebemifeb einfacben nicbtmetaUifcben ©offe, ©iliciim
ober Jtiefel unb ©auerfloff ift. Die Jtiefelerbe matbt «
nen ^auptbeflanbtbetl bei erbfirper« au«, fowett trit te»
felben fennen. 2Ran ftnbet fte tbeil« rein al£ £luar| (8er^
froflall, Ametbofl), geuerflein u. f. w., tbeilS mit uttta
• Crben unb SJletaUoroben gemengt ober gemifebt Streb a
organifebtn Äörpern ftnbet man fte, wiewol biet nur in g«
ringer Wenge, alä fogenannte« Sabafbeer, abgefonbert ti
ben Änoten be8 93ambu6robre4 u. f. w. 3n nacb gerraj&
rer Wenge al3 im f>flanjenreicb ift fte im Sbierreia) Ml
hanben. Die natürlich oorfommtnbe Jtiefelerbe btlbet arh
ober weniger t)ell burebftebtige Jtrpflalle, ift febr t)«Tt, f>
baß fte am ©tabl gurifen gibt, )wei< bi8 tretmal febnxtn
a($ SBaffer. Durch Jtunß erlangt man fte noch reiner lä
bann (teilt fie ftcb all ein weißes raubeS ?)uloer, baS fc^tr:;
an ber 3unge flebt unb feinen ©efebmaef bat, bar. ja
ftcb allein ift bie Aiefelerbe nodj im fldrfflen Cftnfecet e»
fcbmeljbar. 3m SBaffer unb in ©duren ift fte nia)l lt#-
fieb; nur bureb bie glußfiure Wirb fte angegriffen. Ml
©oba unb $otaf$e »ufammengebraebt unb bem jeun «*
gefegt ftbmil»t bie Aic feierte tu ©la8 (f. b.), unb c»
fe8 »erbanft tbr feine Durcbftcbtigfeit unb ^drte unb fest
Unangreifbarfeit bureb ©duren, mit AuSnabme ber
fdure. Die Jtiefelerbe felbft wirb wegen ibrer Srauebb»
feit )ur ©laäbereirung glaSacbtige ober (lat.)
Crbe genannt.
fttniibtttfieber, Äinbbetterinnenfieber, böf«51
bödjjt gefäbrlicbe, fteberbafte Äranfbeit, welche »ermifieih
rer 9latur nur bei 2B6t^nerinnen ootfommen famt, tea
fte wefentlicb bureb ©t6rung oon SJent'cbtungen bebingt m).
bie nur baö Äinlbett für ben weiblicben Äorper mit ^
bringt. ©ew6bnlicb am »weiten ober britten Sage na^ ta
9iteberfunft, juweilen jeboeb aueb fpdter, wirb tue SBoci-
rin oon einem grofle befaßen, ber gleich anfangs mit t'
genommenbeit beS AopfS, S3ecingfligung unb »e/Ummus;
ber ©ruft unb großem WattigteitSgefübl oerbunben ju fß
pflegt unb nacb längerer ober fürjerer Dauer in Pom
übergebt, ^atte bie Gntbunbene niebt febon »or bem fo-
rritte ber erften gieberbewegungen an trgenb einer ©teile
ÄdrperS ©cbmerj, fo fiellt fieb folcb« nun ein unb ttw
meift in ber S3aucbb6ble, wirb faft mit jeber S3iertel|lu'"
heftiger, ftecbenb unb bobtenb. 3ugleio) mit bem «Jeff
ber erften £ibe tritt ein außerorbentlicb beftiger Dürft £
ber oon nun an bis »um 9?acblaffe ber Xxanfbeit ober W
»um 2obe fortbauert; ber Appetit »erfebroinbet, eS ftw
ftcb Übelf eiten, SBürgen ober aueb wirflicbeS eTbretben
bie 3unge belegt ftcb, ber ©efebmatf wirb meift bitter, , »J
Wunb troefen, ber ©tublgang bleibt gdnjltcb auS, ber^.
erreicht eine ©cbneüigfett »on 120-130 ©ebldgen ■ *
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Kindbettfiener 59» Kinderkrankheiten
IRtmtie, ift im Anfange groß, gereijt unb fcdrtlicb, roirb
Iber fpcitcr ganj (lein unb fei) iv ach. Die t>irQeicbt f$on
: tirch bie SDiilcb angefchroeHten SBrüfte werben weif, biefe
»erfchvoinbet ganj ober jum Ubeil au§ ihnen, wirb bünner,
ifdfferiger ober bleibt auch ganj au${ brr SBJocbenfluß <j«rätb
n$ ©tocfen ober werdnbert fich, in fetner fBefcf}affcnbeit, roirb
;auehig, übelriedhenb — 3uflänbe, bie jebocb nach bem bes
onbern ©tee ber Äranfbeit außerorbentlicb weebfeln, inbem
L 35., roenn ber .Hopf ber »orjugSwcife leibenbe 2beil iß,
^er 2Bo<henfIuß oft in naturgemäßer SJefchajfcnbeit, obfcf)on
parfamer ald gewöhnlich, abgebt. Bu ben eben befprocbe*
ien ©rfchetnungcn qcfellen fich ferner balb ailerlv.nb foge;
lannte nerooTe 3ufälle, juerft gewöhnlich Vcrbunfclung bei
BejicbtS, fobaß bie Äranfe felb|t bei bem belljten Sonnen*
\ä)tt über ginjlemif flogt, bann Saufen unb 33raufen Por
>en Dören, eine allgemeine Unruhe, ein Btttern unb ©eben
n ben SBluSfeln, fpdter, wenn bie Äranfbeit weitere gort*
djritte gemacht bat, ftilleS Srrereben u. f. w. Sfacbbem ber
rrfte gieberanfall mehre ©tunben in ber eben angegebenen
Urt angebauert bat, [äffen bie gieberbewegungen, ber brftioe
3chroriß, bie JÖeängfiigung u. f. w. nach; unb bie Äranfe
uhlt fiel) im Allgemeinen brffer unb roobler, jebocb febr matt
inb angegriffen. Die eingetretene JBefferung unb ber 9cach*
ap be5 gieberä finb inbeß von feiner langen Dauer, biefeö
lehrt balb nur noch ftdrfer unb anbaltenber juruef, ber Scbmerj,
überhaupt alle JtranfbeitSerfcheinungcn, fhigern ficb oon Beuern.
Unter Peter 3unabme ber gieberbige mit unterlaufenben
3d>auern, unter beträchtlicher «Steigerung ber Angft, bet
Ätbembefcbwerben , beS quälenben DurfteS, fommen nun fo»
^nannte ^etefchen (bldulicbrothc, globftichen at>nlicr>e gierten)
jber roeiße griefelbläScben auf ber #aut jum Vorfdbein unb
in reichlicher SKenge im Vlute enthaltene, oon feiner na«
:urgemäfjcn {Richtung nach, ben S3rüften abgeleitete SRiltbfloff
Reibet fleh in eine ber brei «£auptböblen beS ,R&rper$, irrt
jlücflichern galle an ben ©liebmaßen jreifchen bie 3RuSfeln,
Sehnen unb JBänber ab. Am geivöhulicbften gefebieht bie*
fboe^ in ben Unterleib, ber bann in feinem ganjen Umfange
ro m&glicb nocl) empfinblicber wirb, roie bei VautbwafTer*
uebt anfchvoillt unb beutlicbe Scbvoappung wahrnehmen laßt.
Bar bie (Sntbunbene bieder noch bei S3enuißtfein, fo per*
iert fte e« jegt, rebet frre, fdngt an ju fer/reien, juroeilen
nit lauttänenber ©timme ohne Aufhören ju fingen, rafet
mb tobt# roaS befonbcrS bei Abfegung beS 5Kilcbjioff8 in
;ie ©ebimböblen ber galt ifi, wo überhaupt bie 6rf(r)einun»
jen am furebtbarften finb. 2)aS Auge wirb roilb, |lier, bie
Pupille fd>roer ober gar ntebt beroegltcr), ba4 öermigen ju
>ben ganj ober tum Sb«l aufgeboben, ©el)6r unb ©eruo>
lumpf ober im ©egentbeil in einem b»b«n ©rabe »erfebdrft;
intet bie AuSfcbroigung beö 2J?ilcbfloff3 in bie Sämft flatt,
rj? jeboef) feiten ju gefebeben pPegt, fo werben bie SBer*
iebtungen ber ßungen, be8 ^erjenfi unb ber grJfjern ®e*
dge geflirt. 3n ber JRegel erfolgt 12—24 ©tunben naefr
<m weginn ber enwdbnten Auöfcbwigung (meijl am oierten,
ünften ober fetfjöten 2age ber Äranfbeit) unb nacb 83orau6j
l allgemeiner (Sonoulfionen ber Sob. SEBeniger (lurmifcb
inb im Allgemeinen bie porgenannten (Jrfcbeinungen, wenn
tit Äranfbett ficr) erf! in ber jweiten, britten ober oierten
iBocbe natb, ber©eburt entwicfelt, aueb ubeuafebt bann ber
Job ni$t fo pl6glicb. 2>ie Seiten »on am Äinbbettfteb'r
.rrjioroenen jWödjnennncrt geben au^erorbentlid) fc^neß in
gdulniß über. 2>er auf wibernatürli<$e SSeife abgelagerte
»JSJJiicbfloff beftebt in einer balb ganj gellen unb fiaren, balb
aber aueb in bobem ©rabe getrübten glüfftgfeit pon mrifl
gelblicher ober brdunlidjer garte, in welcher gelbliche glocfen
umberfebwimmen. Die ^enge berfelben betrdgt juweilen,
jumal wenn bie Abfegung berfelben in bie S3aucr;b6ble er*
folgt ifl, feebs, ac^t, jwölf unb mebr $funbe an ©ewi<r)t.
©o gefabrlir^ nun bad jtinbbettfieber ift, inbem e£ erfar)*
rungSgemdß in ber großen 3Jeebr}abl ber gdQe mit bem Ü£obe
enbet, fo gebt tS boeb audb, wenngleich feiten, in ©enefung
über, ober in anbere, freiließ auch immer bebenf(i$e Äranh
Reiten, ©rjlere pflegt bann ebenfo ra[o> )u erfolgen, alJ ber
Eintritt ber Xranfbeit unb im unglüeflieben galle ber 2ob.
3ebocr) barf man nur fo lange auf ©enefung boffen, al6 e3
noch nicht jur franfbaften Aufifcf)eibung beS ^D2ilrhfioff$, ju
einer fogenannten ÜRilchiloffperfegung gefommen ift. 92immt
tat & i nbbe trft'cb er ben Aufgang in ©enefung , fo laffen alle
mit ihm oerbunbenen Bufalle nach, namentlich ©chmergen
unb gieber, bie burch ben 3uftanb bti SBorhenbette bebing*
ten Verrichtungen be§ weiblichen Jtirperft (teilen ficb wieber
her, fo befonberS bie Abfonberung von SRilcft in ben S3rü=
ften, unb gleichzeitig ftnben fritifche AuSfcöeibungen burch
Spaut unb Stieren jtatt. 3u ben golgefranfheiten, bureb
welche baS ^inbbettfieber noch mittelbar unb fpdter t5btlich
werben fann, gehören fchfeichenbeS gieber, ©eelenftdrungrn,
namentlich SKeiancbolie, Abzehrung, ©chwinbfucht , £3auch:
unb Gierfiocfdroafj'erfucht, SJerwachfungen einzelner Singe*
weibe bei Unterleibs ober ber S3ru[t unter ficb ober mit an*
bem jDrganen mit meift unglücTlicbem Ausgange in Gnt)an*
bung, Sereiterung u. bgl. »ergleich^roeife am gefährlich |len
wirb baö 5tinbbettpeber bei epibemifcher Verbreitung, barum
fo prrheerenb in großen ©ebärbdufern, in btnen fafl alle
baoon befallenen SB6chnerinnen ohne Aufnahme ff erben. Un*
ter ben Urfachen, welche $ur Sntroicfelung bcffelben Veraru
laffung aeben fallen, oerbtenen Erwähnung £idtfebter aller
Art, Grtdltung, Steigung ber ©ebdrme burch ben ©enuß )u
vieler ober fchablicher ©peifen unb ©etrdnfe, unseitiger ©e*
brauch oon Arzneien, namentlich Pon Abführungimirteln, bie
Unttrlaffung bei ©tidend bei reichlich oorbanbener SKilcb, -
unjioecf mäßiges Verfahren bei Ausführung beffelben, @e=
mütbSbewegungen, Alles , was bie Zbärigfeit ber ©efchiechtS-
thetle unb ber genau mit ihnen jufammenhdngenben Organe
permehrt, e nbl ich bie epibemifche Ausbreitung ber firantbeit,
welche porjüglich burch naßfalte Witterung bef6rbert ju wer^
ben fcheint.
HinbtrKrcmkhntrTt pflegt man folcbe ju nennen, bie
ben SKenfchen entweber auöfchließlich ober boeb oorjugdweife
im JtinbeSalter befallen unb jum 2h eil in ber eigentümli-
chen fiebenSthätigfeit unb Vefchaffenheit bei finblKben
ptti begrüntet finb. 3u benen, melche namentlich bei vitu--
geborenen beobachtet werben, gehiren bie fogenannte ASphp-'
rte (ein 3uftanb oon ©cheintob), bie ©elbfucht, bie ©cbroämmi
eben, eine eigen thitm liehe Augenentjünbung , bie Verhärtung
beft 3eügewebeä, fpdter bie mit bem Sahnen oerbunbenen
3 ii falle, bie unter ber ^Benennung Atrophie befannte Abjeh--
rung, bie ©frofelfucht, ber 3weiwuchS ober bie engl, jtranc*
beit, bie ©urmfaAt, fafl alle rafch ober langwieng oerlau«
fenbe ^autfranfheiten, wie bie Vtattern, SRafern, Scötheln,
ber Scharlach, ber Wild)-- öber ©efichtSgrinb , ber Äopfgrinb
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Klndermorü 600 Kinkaju
ober Änfvrung, ferner ber dußere unb innere SBafferfopf,
ber 2Bafferfreb$, bie gütige Jöräune, ber Äeuchbuflen u. f. w.
ftinöcrmorti ifl bie von einer ÜJlutter nach vorrangiger
Verheimlichung ber Scbwangerfchaft an ihrem neugeborenen,
lebensfähigen, unehelichen Ätnbe begangene 26btung. 2>a bie
gew6t>nlicpen Seweggriinbe ju biefem Verbrechen , bie §iir<bt
vor ber Scbanbe unb bem Verlufl ber ©efchlechtäehre, an fia>
nicht verwerflich unb grabe in eblen ©cmütbern am lebhafte (Ion
fmb, auch ber vbvft'fche 3uflanb einer ©ebdrenben bie volle
3ureä)nung$fdhigfeit febr zweifelhaft macht, fo hat man ben
Äinbermorb mit Stecht alö ein befonbereS unb eigcnthümli*
AeS, nicht nach ben gewöhnlichen ©runbfdfcen über ben
vJloib ju beurtheilenbeS Verbrechen angefeben unb feinen
SSegriff in ber oben angegebenen Brt brfcbrdnft. Da5 Ver*
brechen bei ÄinbrrmorbS fann bemnach fo wenig von einer
ehelich gefchrodngerten 9J?utter atd vom Vater bei unchclt-
a)en ÄinbeS begangen werben. 3fucf) muß e§ im Eugens
bliefe ber ©eburt ober gleich nach berfelben begangen wor*
ben unb ba« Äinb wtrflicb, lebenbig unb jur gortfefeung bei
Gebens, getrennt von ber SHutter, im Stanbe gewefen fein.
Verheimlichung ber ©chwangerfchap wirb von Stielen jum
JSegriff beS ÄinbermorW nicht für nothwenbig gehalten;
boch geht ft'e meifiens" biefem SJerbrechen vorher unb ei Idßt
ftch auS ihr in ber Kegel fchon auf eine flrdfliche TtbfTcht
ber SRutter fchließen. Manche ©efefcgebungen bebrohen t>e3*
halb auch fchon tiefe fBerheimlichung an ftch mit einer ®tra»
fe, auch wenn fein Äinbermorb in «folge berfelben begangen
worben iß. X>ai gemeine Stecht betraft fte inbei nur, wnt
baburch eine hülflofe 92ieberfunft entflanben ifl, »obui6>
2ob beS Äinbe» herbeigeführt würbe, ©benfo (rraffiHij ü
auch jebe anbere gabrläffigfett, j. ». ba« febr häufig m
fommenbe Unterlaffen ber Unterbinbung ber tmäßm
welche ben 2ob 'eines ÄinbeS jur golge hat. ©an nr
Verbrechen biefer Hrt culvofen (verfcbulbeten) Ämberrocr;
£>ie Strafe beffelben ifl wiUfürlich. Zuf ben abfia)tl:di.-
ben bolofen Jtinbermorb, fefct bie Carolina ba* 6rtn
fen, wogegen bie heutige $rartt auf Enthauptung erfrani
Vber auch tiefe Strafe fommt feiten jur Ärrroenburw, cj
man bei biefem Serbreeben in ber JRcgel eine Urtjafci m
SWtiberungSgrünfcen juldfit, welche eine getinben €tr;:!
rechtfertigen, £ie neueren ©efefegebungen haben an terrn
©teile meiflenS bie 3uehtbauöfrrafe gefegt. Qi burfte as:
bei feinem anbern Verbrechen bie 2ttfa)retfung$tbeorif
wenig anwenbbar fein, ali bei biefem, welches fieb turi
bie $drte ber angebrobeten Strafe, an welche bie Jtorti:
im 'tfiiambltcfe be8 ©ebdhrenÄ am allerwenigflcn benft, ge-
wiß nicht verhüten läpt. SBeit mehr werben jweefmia;
eingerichtete £dufer, wo eine unehelich ©efchwdngerte, ctr..
ganten unb Stanb w nennen, nieberfommen fann, wie
hie unb ba bereits eingeführt finb , jur Verminberung fr
foö leiber fehr bdufigen Verbrechens beitragen.
Äinhaju (ber) ifl ein in Sübamerifa, befonbert in Kg
granaba, lebenbeä Staubtbier, welches fiep an abgefebiefcar
ibrten in ben Räumen aufhält, ben 2ag über ftch ^
Kiosk
601
Kirche
itnrotlt unb fcblcift, unb erfl mit rinbrecbenber 9cad)t auf
?aub aulgebt. Seine Rügen finb fo eingerichtet, bafj er
al 2agellicr;t nicht »ertragen fann. Gr bat ungefähr bie
3rofje einer grofjcn Äa(je, abgerunbete £brcn, einen langen,
u§cr|i beweglichen unb fraftoollcn Scbwanj unb einen bid);
m, feinen, etwal furj^aarigen ^)elj. En jebem 5?ufj bat er
inf 3ebcn mit flarfen gefrümmten flauen. v2etne 3unge
Jim er ungemein lang unb bünn auSbebncn unb frümmen,
)ba§ er fidt> berfefben febr gefebieft jiim 'Äullccfcn bei .f>o*
igl aul ben Siaben, feiner S!icblina>fpcifr, jum -{jerttorbo*
•n fleincr 3nfrften unb SBürmer, ber Gier aul ben Seffern
. f. w. bebient. Gr macht übrigenl auch auf SJögel unb
eine Saugtbicre 3agb. Gr flettert febr getieft, fpringt
nb bebient ficb $um ?jffibalten feine! tocbroanjcl. 3n ber
rribeit ift er wilb unb mutbig, lifjt ftch aber leicht jdbmen.
fiioek werben mit einem urfprünglicb türf. 5Borte bie
einen Sufibäulcben genannt, welche man in ©arten flatt
tr ßauben unb befonberl an Crten, von melden aul man
<n 'Änblicf einer febänen fianbfebaft geniejjt, ju errichten
fleqf, bamit fte einigen Scbuö gegen SSBettcc unb Tonnen:
rablen unb jugleicb felbfl einen freunblicben Hnblicf et»
>Abten, (Sic befiebett gewöhnlich aul einigen roben Saus
'n »on SBaumiiammcn, welche ein ©ad) ton Strob ober
rragen, unb finb unten mit einem einfachen ©clÄnbcr
mgefafjt. ©en türf. tarnen baben biefe ©artenbaulcbcn
ehalten, weil fte juerft »on Surfen unb »Perfern angelegt
nb erjl fpater bei uns eingeführt worben finb.
Clipper uni) tPipprr Ijiejlen bie ©elbfccrfalfcber unb
3erbcrber, welche befonberl in ber erflcn .ftalftc bei 17.
Tatjrl). in ©cutfd>lanb ihr SBcfcn trieben, kippen bejeichä
!<( im JDberfSerififdjen fo üiel all SJcfcbnciben, unb SSippen
eim SSagen bie 3unge an ber Söage burch einen beimlt»
ijen ©rucr »um 2tulfd;lag nach ber gewünfehten (Seite brin»
en. ©o fdjlecbt war bal ©elb burch ben Unfug ber Äip«
fr unb SSipper geworben, bafj man im 3. 1623 für einen
uten analer 16— 20 Sblr. geben mufjtc. ©ie beutfeben
iürfien waren bemüht, burch ©efelje entgegenzuarbeiten, boch
| biefel nicht eher, all bil 1667 , ein fe|ler 2)iun$fuji
i ©etttfcblanb eingeführt worben war.
fiircljf wirb im umfaffenbjlen Sinne bie gan^e Ghtu
entjeit all bie geiflige ©emeinjebaft jum cbrifilicbett ©lau»
tn unb Beben genannt. 3br SßJcfcn bot fie bemnach im
ibrijtentbume felbfl, beffen bodjfler unb lefeter 3wec( in ihr
:nb burch fie erfüllt werben foü, unb bamit unterftbeibet
fit fid) jugleicb »om Staate, ber nirbt bal geiflige 3nterefTc
er {Religion, bei SRenfdjen cwigel Seelenbeil, fonbern bal
yittrcffc ber böcbfleti irbifeben SBoblfahrt bejwccft. 3« nad)>
cm ba3 GbriRentbum all bie wirflieb twrbanbcne mangel«
Äußerung bei rbrifllicben Sinnel unb SBanbell, ober
Ml bureb Gbriftul geoffenbartc religi6l«fittlicbe ÄJollens
ung bei fcebenl gebadjt wirb, ie nadjbem gefaltet fid) ber
Se^riff bet Äirdje bifforifd) unb ibcalifd) all ©emeinfebaft
:cr cr|i ju erfrrebenben unb belljalb nur unoollfommcn oorj
hanbenen, ober bet fdjon errungenen unb in ber Äircbe be«
M aufgegangenen d)ri|Hid)=reiigi6fen Sßcltorbnung. ^)ins
u^en auf biefelbe finben fieb im 9c. X£. in ben bilbli»
.'lusbrüden: ^immetTeicb, JReid) ©ottel, Sitld) (Sbrifii,
Tempel ©ottel, Ceib Gbrijti. So jiüfet ficb bie tbrijilicbe
Bilb«ti«enD. = ?tr. IL
Äird)e auf bie ©ememfebaft ber Gbriflen, unb bal gemein«
fame S3anb ihrer ©lieber iß bal Cbviftcntbum. ©aber finb
bie Sefermer ieber anbern {Religion nirbt auch bre ©liebet
einet nacb ihr genannten Airdje. £)ie &M)t fleQt bal 3n>
tereffe ber {Religion unb bei religiöfen SDienfdjen Ijöber all
irgenb ein Sntereffe, welcbel ber enblicbe unb (innlidje SKtnfd)
untet aüen anbent S3trbiltniffen bei gebenl ^at. 3u btefcT
3bee führte juerfi bal Gbrijitntbum bie SWcnfcbbeit, wel=
halb fid) auch weber bei ben ©rieben unb {Römern, wo bie
{Religion im <3taate, noch bei ben 3uben unb aftobammc-
banern, wo ber Staat in ber {Religion aufging, bie Sbec
einer JCircbe finbet unb man belbalb wol von einet jüb.
unb mobammeb. {Religion, nicht aber t>on einer Kirche bei:
ber fprid)f. — ©er Stifter ber Jtircbe war 3eful Gbtifiul.
©enn obgleich er ficb wabrenb feinel SBirfenl, nebjl ben
um fid) «erfammelten Schülern unb ^reunben, t>on ber ©e<
meinfehaft ber 3uben nicht trennte, fo mußten borb feine ei-
gentümlichen unb oon bem 3ubailmul wefentlid) t»erfrbtes
■benen Eebren )U einer folefaen Trennung führen. Äud> leigt
el bet bei feinem Xbfcbiebe an feine 3unger gerichtete Xuf>
trag, auljugeben in alle SBelt unb bie Reiben ju (ebren,
fowte bie jwei t>on ihm angeorbneten {Religionlhanblungen.
bie SEaufe unb bal Xbenbmabl/ welche Unterfcbeibungl)eich<ft
feinet Öcfcnner fein füllten, baß bie Stiftung ber . Jtircfae
in feinem Allane tag. Ruferlich trat biefelbe jueift bw«or,
all bie XpefM uoU bei b. ©eiffel am 9tmgftfe(ie nd) oon
bet 0e meinfehaft bet Synagoge trennten unb bie Serfaffung
berfelben ficb jum 5Wu(ler nehmenb, bie erfle cbriji!id>e ©e=
meinbe ju 3erufafem grunbeten. ©ie wettere Ausbreitung
bet jttrebe, ihren iCampf mit bet SBtlt bil iu ihrer gefe^i
liehen Änerfennung »om Qtaate, ibr in tmfdubtneu 3eittn
verfchicbenel SBerb/altnig ju bemfelben, bie AulHlbung ihrer
SBerfaffung, bie tbc 3nnerel umgi|laltenben Streitwerten,
bal Äuffleigen unb bal Sinfen ihrer 9Racht, ihren' Jlueb
unb ihren Segen, ihten Ginflug auf JBilbung unb ®e|tts
tung, auf ©efeu unb {Redjt, auf Sölferwohl unb 5Dcenfd)en--
!|lücr, befchreibt bie Äirchengefchithte, eine fet>r umfaf*
enbe, aber lehrreiche unb fruchtbare SBiffenfcbaft.
Ginen geringem Umfang hat bal ©ort JJirdie, wenn
el nur »on einem £beile bet Cr>tifl«nr>eit gebraust wirb,
welcher fldt> burch eigentümliche fielen, 53erfa|funaen unb
©ebraudje oon anbem (Sljriften unterfch'ibet. gibt el
eine grieeb., röm. unb proteflantifcbe Jtirdje, weuhe
(entere ficb wieber in bie (utberifrbe unb refotmirte
theilt, unb jeber werben gewiffe Seften, bie (ich oon bet
Äirchcngemeinfchaft trennten, jugeorbnet, bie aber inlge»
fammt nur bie eine .ftivdie Ghrijlt aulmachen, ba fie burch
ben ©tauben an biefen miteinanbet »erhunben ftnb unb
alle Aireben unb Seften ihren iBefennetn unb Xnbangern
chrifliichcl SBoblwotlen unb chrifllidje Siebe empfehlen. Gine
Sbciu ober ^articularf irche wirb übrigenl, nad> bem
einmal angenommenen Spraehgebraurbe nur bann «ine Jtirche
genannt, wenn fte burd) bie öffentliche Xnerfennung bei
Staatl ein gefe^lichel ©afein gewonnen hat- {Religi6fe |)at«
ttien, welche nicht ju einem Äorpet jufammentreten, wer«
ben nicht all Äirchen, fonbern all Separatiflcn ober
Seften betrachtet, ©ie Jttrebe, welche ficb in ©ebrduchen
unb SJerfaffung pon ber h«rtfcbenben Äirche trennt, h*i|t
fcbilmatifd;; wenn fte aber in wesentlichen Seiten oon
Kirche
0O2
Kirche
biefer abweist, fo w'rb fte feUerifcb. 3" ben frören
äeiten beS (Sbrif!<ntbumS fanb eine foldje 3erriffenbeit btt
Jtircbe ßbrifii nic^t fratt. 2)?an fannte nur bie ein« fatbo*
lifdje, b. b. allgemeine Jtircbe, barum fo genannt, »eil fic
auf burcbgdngiger ttbercinjh'mmung, einet 'Ällgemeinbeit beS
©faubenS unb ber Sebre beruhe. Unb ba bie allgemein«
(Geltung ber ©laubenSlebren, vorbereitet buret) bie enge Hier«
binbung berdlteften (feriirlicben ©emeinben, burebgefübrt fpA*
tcr auf ben ßoneilien, jugleicb als ÜBaßßab ibw (brifilicben
JBefcbaffenbeit ongefeben würbe, fo bi*ß fatbolifdje Jtircbe
aud) fo viel, als alleinwabre, alleinfeligmacbcnbe Jtircbe,
außer weldjer fein Jpcil ju erwarten ijl, wie bieS febon im
3. 3abrb- namentlid) von ßvprian jjelebrt würbe. 3n ber
ftotge trennte ftd> jeboeb bie morgenlanbifebe ßbrifienbeit von
ber abenbldubifcben , tt-ei.s, weil ber JBilbungSjujtanb beiber
ei» verfdjiebener war, tljeilS, weil mit bem Untergänge ber
cjriccb. ^>errfd?aft in Stnlien baS ©anb ber Jtircbengemein»
i'djaft immer locferer wurbe. SBdbrenb beS S5itberflreitcÖ
trat ber ©egenfafc be§ flbenblanbeS jum SJforgenlanbe im*
mer fdjroffer rjervor, bis enblicb bogmatifebe 3wi|rigfeitcn
im II. 3abrb. bie Trennung entfdjiebcn. Sie morgenldn»
oifebe (Sbnfienbeit, beren Dberbaupt ber ^atriareb von Jton*
fwntinopel war, bilbete von jefetan bie recbtgldubige grieeb.
Kirche (f. b.), wogegen bie abenbldnbifcbe Gbrift'enbeit, un*
ter ibrem gemeinfamen ©behaupte, bem tapfre, fortfubr,
fieb alS bie fatbotifebe Jtirdje ju betrachten, 'iber aud) in
ibr war bie burebgängige ©emeinfebaft ibrer ©lieber niebt
von Dauer. 3m k(>. 3al)rt>. riß ft'cb bureb bie {Reformation
ein Sbeil berfelben t-on ber Verbinbung mit bem sPapjte loS
unb nabm, bie bis babin geltenben Sebren jum großen Sbeil
oerwerfenb, einen neuen JJebrbegriff an. So entjlanb bie
protejtantifdu Jtircbe, bie auf baS SBort ©otteS in ber
©ebrift gegrünbet ijt, fein ftcbr*«treS Ebcrbaupt, fein bei»*'
geS $rie|iertbum bat unb ben äußerlichen GultuS t>tnter ben
felbftdnbigen, religi6fen ©tauben jurüeftreten lagt. 2fu<b fie
will ftcb in einem gewiffen (Sinne als bie atleinfeligmas
djenbe Jtircbe, außer ber fein ipeil ift, betrachtet wtffen,
boeb mit bem Unterfcbicbe, baß baffelbe nicht in ber dußer*
lieben Jtircbengemeinfcbaft unter bem tapfre unb ben S3U
febofen, fonbern in ber ©emeinfdjaft ber wabrbaft ©laubi»
gen, bie ben feligmachenben ©lauben mitbin in ftd) tragen,
gewonnen wirb, ©ie bejlebt auS ben jwei ©cbwe|terfircben,
ber lutherifdjen unb reformirten Jtircbe, bie nur in
einigen außerwefentlicben fünften voncinanber abweichen,
unb in maneben beutfeben Üanbern aud) unter bem SRamen
ber eoangelifrben Jtircbe völlig vereinigt worben ftnb.
©o febr auch ber S>rotejlantiSmuS (f. b.) bem Jtatbo*
lictSmuS (f. b.) entgegenjfebt, fo baben boeb bie ©runb»
•ViS'c ber £ulbung unter ben JCatbolifen wie unter ben Ttc=
tejianten Eingang gefunben. — &ne nod> engere IBebentung
bat baS SBort Äirdie, wenn man brittenS barunter bie Qfyxu
iten eines CanbeS verjtebt unb von einer beutfeben Äirdje,
einer engl. Jtircbe unb einer gallifanifcbcn Ütrcf>e rebet.
3n einer vierten SJebeutung bejeidrnet femer ilirdje bin
Drt ober baS ©ebdube, in weldjem fid) eine d>rifHicbe ®e*
meinbe jum ©otteSbienfle verfammelt, unb in biefer ©ebeu»
tung unterfebeibet man eine itirebe von einem Tempel, wo
Reiben, von einer ©pnagoge, wo 3uben unb von einer
»Äofdjee, wo 9Kobammebaner ibren öffentlidjen ©otteSbienjl
balten. 3n ben erjien djrifiiicben 3abri)unberten fonnten bie
Griffen tfjre gotteibienfilicben Serfammlungen nur in
vatbdufern balten, unb jur 3eit ber Verfolgung geüfulj t:
aud) in einfamen ©egenben unb ^>6bferr. 25o<$ ftrtbci u
ffdj, baß fte bereits im 3. 3abrb-, wo bie »erfolgunaa l-
beftipiften waren, Äircben befaßen, bie fte Setbdnfn tn:
©otteSbaufer nannten, ©eit bem 4. 3abrb- wetteiferten h-
ebrifilidjen Äaifer, ibre SBerebrung gegen baS Cbri|};it:H:
bureb bie Erbauung großer unb prdebtiger Jtircben an tc
Sag ju legen, was namentlid) von ^onfianrin, S^cttifs-
unb 3ufiinian gefdjab, weldjer Severe ben IBau ber grt^r
©opbienfirdje in Äonftantinopel unternabm, bie 3ierbe iJr
Jtircben im 'Ältertbume; aud; würben viele beibrrifebe Je
ue( in cbrilllicbe ^ireben verwanbelt. T.t neuerbauten Jttt
dien waren meijlentbeilS in ber ÄreujeSform gegen 3Jfc;;cr
erbaut unb na^ bem unverfennbaren SBorbilbe beä b. 2a
pelS ;u 3erufalem. SBei bem ßingange war ber «it ck
lengdngen verfebene Jüorbof, in weltbem fid) bie »üptnra
aufhielten unb bie 83rüber beim Eintritte in baS ©cm*
l>auS um ibr ©ebet baten. Xucb befanb ueb hier ein ©4
ferbebdltniß, weil man fid) nadj jüb. ©itte vor bem ein
tritte in baS ©otteSbauS bie ^>dnbe ju wafeben pjtesu
Von bem Vorbofe fam man in ben erjten ^auptt&eil M
Äircbe, iBorberfcbtff genannt, ber für bie ^ateebumer
bejlimmt war. ÄuS il>m gelangte man bureb eine
unb praebtige Wfit in baS ©ebiff, ben jweiten $uut:
tbcil ber Jtircbe, wo ftcb bie ©laubigen verfammelten. Ic
britten, bureb ein ©itter abgefonberten £uuipttbeil ber Jtirf<
nabm baS ^eilige ober ber CboruS ein, ben bie QeiftlKite
auSfcbließlicb inne (potte. Verzierungen ber Äirdjen tsri
Jöiibwerfc gab eS in ben erfien Seiten beS Gbriftentj-Lr.
burcbauS nid;t, ja fte waren niebt einmal geßattet. Z'-
gen pflegte man wol ©teilen auS ber b- ©ebrift an I
SBdnbe ju jeiebnen, ober bie Üödnbe mit S3lumen unb jr..
gen auS^ufcbmücfen. Cingeweibt würben bie jtirdjtn bare
einen feierlichen ©otteSbienft, verbunben mit ber gctci
XbenbmablS, mit bem 'Äu^fprecben von £anfgeb«trn, r.
'ÄuSfbeilungen von Xbnofcn unb ©efebenfen an bie ISA
2Bie im Mittelalter ber ©influß ber Äircbe, ber vorberrfict
war, fo bat fid) ber firdjlicbe ©eift beffelbcn namentiii -
JBauen ber Äircben verberrlidit. ©ie berubmteffen Äirfc
finb gegenwärtig bie ^eterSfircbe j« {Rom, bie $aul«.T:.
iu Bonbon, bie itirebe 9totrebame ju ^)ariS, bieSttptJ^
ifirdje ju 2Bien, bie 3afobSfird>e ju Petersburg, ber
jler ju Strasburg unb ber Dom ju Jtoln. dnaetbeiliwr
ben bie Jtircben bisweilen in Äatbebral*, <folle<ji^
unb ^arocbialf ireben. Dio erflern finb folebe, bei iw
eben ein SBifdwf feinen ©i& bat. ßonegialfircben
bie Jtirdjcn , an wel*cn fein ©ifebof refibirt unb $arttv
firdjen finb bie Airdicn, welcbe entfernt von ben JUtbdti
fireben in gkdtn unb ^Dörfern liegen, baber von bem ßtT^
baS Sfcdjt erbauen, bur* befonbere ©eifllicbe ib« St»;*
genbeiten beforgen ^tt laifctt.
>arf niebt mtlvcn-'
bleiben , baß bie {Kabbinen ber 3uben, auS JjMß gegen u
ßbrijlen, eine cbrijllicbe Jtirdje einJpauS ber Äbgc»Brrfl, ff
J>auS beS ©o^enbienfle«, ein Äau* ber SEborbeit ob« W
©efpfittS nennen. Unb naef, XnTeirung beS Salome feü a
3fraelit, wenn er eine Jtircbe ftebt/ fagen: „©etJ^err^
baS JpauS ber Jpoffdrrtgen verwüjlen." g:
3n einer fünften »cbeurung enblicb beißt Jftr*» p
Verfammlung ber ©emeinbe cineS ßrtS jur Xitfübtmi
*
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Kirche 603 liirchc
<ffentlicben ©otteSbienficS, in welcher jßebeufung man baS
Bort nimmt, wenn man fagt, baß an biefem ober jenem
Sage JtirdK gehalten werbe. 33aS ben Urfprung beS 2Sort3
Kirche betrifft, fo ifi eö wabrfd)einlicbcr, benfelbcn entweber
ton bem griecr). SBortc Ävriafon, welches „baS£auS beS
perrn" bejeiebnet, ober bem gleichfalls griceb. Äyric, womit
)a beim Anfange beS ©ottcSbtenjieS abjuftngenbc £nmnuS bc-
lann, unb ba» ber rteubcfebrte Deutfdjc bei feinem Eintritte in
>aö ©otteSbauS juerft gehört haben feil, abzuleiten, alS von
ein bemfeben Sorte führen ober führen, baS bem im iai
einigen für Äirdje üblid;cu cccleei« entfyredjenb, ben {Begriff
er Auswahl ober beS auScrwäblten Volfs geben würbe.
Sa bie Äircbe, inbem fie bem SJtcnfcben ben Sßeg \m\x
peil tronnet, juglcid) ein Verein }ur Ausübung ber Sfeli»
lion mit einem gcfellfcbafilich georbneten Verbältniß ift, fo
inbet jwifajen ihr fclbji unb bem Staate ein rechtliches 33er»
ültniß ftatt, baS nach, bem ©runbfage ber Abbängigfeit bie«
t& von jener ober umgefebrt, ober ber ©leiebbeit beiber, als
in breifacbeS gebaebt werben fann unb ebenfo in ber 2Sirf»
iebfeit in oerfdnebenem 2)?aße auSgebilbet vorgefunben wirb.
Bewöbnlid) nennt man bie ©runbanfiebten , worauf bie ge»
IjeiUen ^Meinungen hierüber jurücfgefübrt werben, Spfteme
inb unterfdjeibet barnacb baS t)icrctrd>ifc^c Svfrem, baS
Serritorialfvflem unb baS ßollegialfvfiem, bie je*
od) mit verfebiebenen Abänberuugen and) ju neuen Sufte:
nen auSgebilbet worben ftnb. £>a$ bicrarebifebe Softem
iebt bie unter einem gemeinfamen Obcrbaupte oereinigte ©e»
«mmtbeii höherer unb nieberer ©eifllicben für bie von (Sott
•eocUmÄdjtigten Sicgiercr unb genfer ber .Kirche an unb fo:
ert beSbalb bie Unterwürttgfeit ebrifllieber Staaten unter
Ii Xtirebe ober bie fie beberrfebenbe üi-c ra r cb i e. 2>tefe3
crllein würbe von jeher in ber fatbolifeben ,Hird)e feiige*
alten unb ba fich bie (Staaten unter ihrem Ginfluffe ent»
riefelten, in einem hoben ©rabc geltenb gemacht, bat aber
n neuerer 3«t bei ber Ohnmacht ber röm. JCircbe unb bec
!b:rmacbt ber Staaten feine frühere Sebeutung unb .§err»
übfeit verloren. 2)aS £erritorialfpflem unterwirft bie
tirtbe bem Staate, inbem cd lehrt, baß ba» tfanbeSober»
•attüt jugleid) ber Oberbifcbof ber Jiircbe fei unb ihm baS
Recht jugefianben roerben müffe, firrblidjc Grinricbtungen unb
morbnungen \u treffen. SMefeS Syitem würbe fchon von
tonjtanttn nach feinem Übertritte jum Gbrißentbumc gtltenb
lemacbt. Aufs 9ieue erfdnen e8 wieber unb fcharf entroi*
feit in ber icit nach ber 9?eformation in ber proteflautifcben
üUbe, bie unter fürfli. Sdm|e aufwuchs unb gebieh, aber
ich baburrb zugleich ihrer Selbftanbigfeit an bie lanbeShcrT:
M ,C berberreu begab. £a3 doUegialfnflem, auf ben
nilben ©runbfa^ „Sebem baS Seine" gejiübt unb in neues
S .jeit vielfach vertheibigt, lehrt, baß Staat unb Kirche,
h SBruber unb Schwefler, ba fie nur ©inen ^aupt^weef
(gen unb fieb wechfelfeitig unentbehrlich ftnb, freunblicb
einanber \u\un unb al8 jwei verfchiebene 3nfritute uiu
er einem gemeinfamen Oberhaupte, bem Sürßen, vereinigt
ein foQen. Jpietbei muß jeboch vorauSgefe^t werben, baß
' Oberhaupt ber Jtircr)e eines Sanbeö aud) ein SOfitglieb
:crfel(Kn unb nia)t einer fremben ßonfefft'on jugethan fei.
BaS Äirdjeniahi bat feinen Warnen baber, weil bie
U'ttcäbienfrlicbeu Refitagc nach bemfelben eingerichtet finb.
Ungeachtet baS Seft ber (Schürt Gbrifii in ber Orbnung a(S
baS »r|le geß betrachtet würbe, fo beginnt boeb baS Äir»
ebenjahr nicht ben 25. 2)ec, fonbern in 2)eutfchlanb unb
in ben meiflen fatholifeben unb proteftantifrben gdnbern mit
bem erften ^bventfonntage. 3>er ©runb bavon liegt barin,
baß man fu1> auf baS burcr) bie @eburt (übrifti auSgej(td>
nete äßeihnacbtsfcfl ebenfo vorbereiten ju muffen glaubte,
wie man ftch auf baS 0|lerfeft bureb verfchiebene vorherge.
beube 3i$ocben ober bureb bie fogenannten Saften vorbereitete.
3n ©nglanb fingt baS JUrcbenjahr mit bem gefle ber »er*
fünbigung 2Karia, ben 25. 2Mrj, als mit bem ^age an,
an welchem bie @ntftcbung ber menfcblicben Warur 3cfu
©hrifii in bem Seibc feiner WlutUt begonnen habe.
£)aS von ber bödmen fird?lid>en iöehörte eines CaubeS
feftgefe^te IBuch, welches bie bei ber Sonn» unb gefltagS»
feier, hei ber 3aufe, bem Vlbcnbrnahte, bei Trauung unb
anbern firebüchen 4>ä"blungen }u brauebenbeu Formulare
enthalt, beißt bie Kirche nag enbe. £>a jeboch ber$ret)igcr
jur wirffamen SBerwaltung aucr) ber b- ©ebrduche unb ^>anb.
lungen ber eignen freien ®eifieStbatigfeit, nach bem (£rmef<
fen ber jebeSmaligen Umjlctnbe unb ber ^)erf6nlichfeit feiner
3ubörer nicht entbehren foU, fo tonnen ihm bie Tfgenben
nur eine Xmoeifuna, ju feinen XmtSvenicbtungen fein unb
ihn nötigenfalls un1trftü(}en, wo ihm eine Vorbereitung
auf fein Gkfchaft nicht möglich ifi. TflS feit 1821 in ^)reu>
ßen bie berliner ^omagenbe eingeführt werben foUte, bie
ben ßweef hatte, bie betben evangelifcben Kirchen einanber
gu nähern, ben ©otteSbienfi gu vereinfachen unb ber ©e«
meinbe burch bie Xnriphonten (SBecJbfelgefang) eine größere
£beilnabme an ber Liturgie )U geben, fo tonnte bieS nur nach
unb nach unb jum $beit nach großem SBiberjiaube gefebeben,
ba fireng lutherifeh geftnnte (Bemeinten bie Annahme berfeU
ben als eine £5erunftattung ihres protefiantifchen (BotteSbien--
fieS anfaben. JBeranbert erfchien fie in einer neuen, nach
bem ©utaebten einer geifilieben Gommiffton abgefaßten Um*--
gäbe am 10. 'Xug. 1Ö29 unter bem Xitel: „Vgenbc für bic
evangelifche Kirche in ben fonigl. preuß. Staaten". — &en
Warnen Jtirchenbiener erhalten aUe diejenigen, beren
firchtiche Slenichtungen bie 97eligionSübung nicht unmittel-,
bar \um 3wect haben, fonbern nn gewiffen von bem etr
gentlichen ©otteSbienfie unabhängigen äußerlichen Dienfilei»
guitgen unb SKebenbanblunqen belieben, hierher gehören nicht
nur bie ben ©eidlichen bei ber Verwaltung ibreS 2(mtS
bienfipfliebtigen Lüfter ober Äir ebner, fonbern aud) bie
Kantoren, Organißen, Csvmbalträger, ©löcfnct
u. f. w.; ferner bie Jtircb envor clier unb ^irchenvä»
ter, benen bie Sorge für baS weltliche Sntereffe ber Jtiuln\
bic Verwaltung unb (Erhaltung beS Jtira>enMrm6^enS über
tragen ifr. 2>cn Airchenbienft verrichten gegenwartig auch
in her fatholifdien Airchc Saien, vor bem 7. jahrl). aber
würbe berfelbe nur von 9>erfonen verridjtet, welch« bie höchfie
von ben vier f leinen SBeihen erhalten hatten unb 3folu>
then ober Xfolptbtn hießen. 25ie Jtirchenbiener ftnb von
ben .Kirch en beamten, ben wirtlichen ©ei ü Ii eben,, w un<
terfebeihen, beren 2(mSanrritt eine feierliche SSBeihe vorange*
qangen iß. Sie werben von ben geifitieben Obern einge-.
fot unb genießen verfrhiebene mit bem geijtlicben Stanbe
verbunbene Vorzüge, bie jeboch von ben fcanbeSgefefeen halb
mehr balb weniger befebränft werben. — 3eber 2)ißrict,
beffen »ewohner ftch jum gemeinfchaftlieben ©otteSbienji«
unter «tum Pfarrer bereinigt haben, mag berfelbe nun ou8
ein« ober mehren ßrtfebaften befielen, bittet einen Aird>en«
fprengel, einÄircr/foiel ober eine Atrcbfaprt. — Um
tet Aircpengut o erfleht man ba« ber Jttrc^e jugebörige QU
f,ent£jum , ba« ihr \ux SSeßreitung ber für itjre 3roetfe er*
ooerlicben Aoßen bient, mag nun baffelbe in ©runbbeftfc
ober beweglichem SBermögen, in Abgaben ober nufcbaren Dien«
flen unb fechten befielen. Da« «echt ber Aircpe, eigen»
tbum &u erwerben , berubt auf ber Ancrf ennung berfelben al«
iurißifcpe 9>erfon turd» ben Staat, unb ba fte fein jufäl*
licje« IBeßeben bat unb biefe« obne einen äußern Aufroanc
mept gebatbt werben fanrt, fo iß ihr SJeftfe unb (Sigcn tbum
nötliig. üroar ba« unermeßlich reiche Airebengut, wa« bie
Aircpe in Seiten an ftep braute, wo e« ein ©eringe« galt,
bem Anteile an ben geißlieben unb eroigen (Sutern ber
Äircbe ba« jeitlicbe unb irbifebe JBefiptbum aufzuopfern unb
roo man namentlich S3ennäcr)tniffe an bie Äircbe al« förber»
lieb «urSeligfeit betrachtete, befifet fte jefct nicht mehr. SBie
fte feibfl ben nacbtbeiligen Einfluß, ber ihr unb bem «Ratio*
nalwoblßanbe ber gänber au« bem übermäßigen Sfcidubume
erwueb«, nicht »ermeiben tonnte, fo vermochte ßeauep nicht
bie ©äcularifiru ng eines großenteils it>ret (Sütec ober
bie JUerwanblung be« fachlichen gigerftpum« in ©tantSeigen*
tbum con Seiten bei ©taatö ju bmbern. 3Bo einjelne Air»
eben bei Aircpenoermögen« gdnjlid) entbehren, ba muffen bie
einjelnen ©lieber ber Airche bie S3erwaltung«foßen betfen.
Die Äircpenoerfaffung ober.ba« Aircpenregiment
beißt bie Äußere JDrbnung, auf roelcbe bie Eeitung ber fireb»
lieben Angelegenheiten bei ber Ausübung ber Aircbengemalt
gegrünbet iß. 3n ber Iatbolifd)en roie in ber proteßantifepen
Jttrct>e erfcheint fte in bem untergeorbneten SJerbältnijfe ber
niebern ju ben bob«rn Aircpenbeamten ober fachlichen S3e»
pörben, fo j. 83. in jener ber Pfarrer, Bifcböfe, gTjbifcpöfe,
Airchenoerfammlungen ju bem Raufte, al« bem allgemeinen
JDberbaupte ; in biefer ber Pfarrer unb ©uperintenbenten \ u
ben Gonfißorien, ©pnoben, IBifchöfen, geißlicpen SWinißerien
u. f. w.
Der Inbegriff ber Stechte, bie ber Airche al« einer reit*
giöS«ßttlicben ©efeDfebaft jufhben unb vermöge welcher fte
bie für ihren 3we<f nötigen Einrichtungen treffen unb in
Ausübung bringen fann, iß bie Air cp enge» alt ober (fo*
tbolifcb)@eroalt ber ©cplüffel, inbem nach einer jüb. Sor»
ßelhmg bureb bie ©cblüffel bie göttliche SWacpt fpmbolifcb heuich*
net würbe. 3pre jebe«malige SSeßimmung erhalten tiefe fechte
aber wieberum tbeil« oon ber Jöefcbaffenbeit be« gebrbegriff«
einer Air che felbß, tbeil« von ihrem angenommenen ©erhält»
niffe jum ©taate. 3n ber tatbolifeben wie in ber proteßan»
tifchen Airche iß ber Unterfcbieb jwifeben einer tnnern unb
äußern Airchengewalt feßgeßeHt, inbem jene (pousus ordi-
ms ober ministerii ) bie ÄUÖtbeilung ber geißlieben ©üter ber
Atrcbe, biefe (potenUs jurijdictionis) bie Jj>anbbabung ber
aupern Jüronung in oer wtmemee uno unter oen ttrajuepen
S3eamten umfaßt. £}u her erjlem gehören namentlich bie
Stechte, baß bie Airche unabhängig oon bem Ginfluffe beS
©taat§, in fo fern babureb bie bürgerliche £)rbnung nicht go
fäbrbet wirb, über Glauben, £ehre unb Airdiengebräu che
beßimmen unb oerfügen, baß fte (ich feibfl regieren, baß ffe
ferner bie SJiänner, bie ba3 SSort @otteS (ehren unb bie
©acramente oerroalten foHen, wählen, berufen unb weihen
rann. 3« ber fatbotifepen Airche ijt biefe ©ewalt in ben
fiebert {Reiben enthalten, bureb bie fte auf bie ©rufenfoljt
geijtlicher Amt«* unb JEBürbeträger ald eine wahre £errf(fcrn
über ben QJlauheri ber Airche übertragen wirb; in ber prt
tefiantifeben Airche hingegen, wo ber geiftlicbe ©tanb un
S3erfünbigung be$ Goange(ium9 unb jur AuSfpenbung ta
©acramente bejrimmt iß:, wirb fie eigentlicher ein Dienp bei
göttlichen SBortd (ministeriuita Tcrbi difini) genannt/ ha
c3 ber IBeruf ber Airchentehrer jwar iß, über Vie l'chrc ju
urtheilen unb irrige ßebre ju verwerfen, aber ihr Urtbeil er:
burcp bie 3uftimmung ber Airche jur Firchlichen febre wir»
unb t>on ber Prüfung be« ©lauhenS aud) fromme unb un>
tenichtete Saien nicht audgefcbloffen ftnb. Die @cwa(t r«r
3uri8biction bat )um ©egenflanbe ber Sbätigfeit aSe äu>
f erliefen firchlichen Angelegenheiten. @ie erffreeft (ich Nu
her auf bie febre unb bie gotteSbienftlicben ^wnblungen
nur infoweit biefe ein ©egenfianb bloft biSciplinarifcbcr Atf
orbnung werben fönnen, wie bei ber SBefefeung, bei ba
JBeaufftchtigung be5 BehramtS, ber ßorforge für JBeohact:
tung ber Btturgie, für gehörige SBerwattung ber ©acramtntt
u. j. w ; biefer £bei( ber Airchengewalt ifi bem GnttMe
ber weltlichen [Regierung oorjüglicp auSgefefeL Air«
cbengefefte h«ßen bie SJerorbnungen für firchliche Anj*
legenheiten. (©. Aanonifcbeg Stecht.) Die fircplicbe @e
fehgehung geht ehenforool »on ber Aird)e al* t>om ©raaa
au8. Der Antbeil beiher wirb bunp bie Statue imi
©renken ber Airchengewalt unb be£ firchlichen Skat
jtätSrecht« befh'mmt. Da bie Religion Pflichten aufUat
biefe aber mit einer für baä bürgerliche Beben folgerrrekti:
^anblungSweife terhunben finb, fo fönnen oon ba '
aud) in rein firchlichen Angelegenheiten, wie fte
ßebre unb Aircbengebräucbe betreffen, ohne äuflimnntnjj
©enebmigung beS ©taat« feine ©efefce gegeben werte.
SWan nennt biefelbe ba8 pl*ce4 regium, ba8 auch in htfr
lifcben Eänbern ber SSefanntmachung einer päpfllicpen fl3ul
ober anbercv fircplicher Sierorbnungen vorausgegangen k:
muß. 3n ben beutfehen protefiantifihen SänSern geht b
firchliche ©efeftgebung ju gleicher 3eit oon ber ArMhe bs>
bem ©taate au§, ba bie SBerfjeuge berfelben, bie beer:
firchlichen ^Beamten, jugleiä) lanbeSprrrlichc ftnb. Ait=
eh cn (träfe wirb eine ©träfe genannt, welche oon ben!
nern ber Airche, benen bie gefegauSübenbe ©eroalt jufomm
über bie ©emeinbeglieber ober ©emeinben verhängt wirb,
roelcbe bie Serorbnungen ober ©efege ber Airche Übertreter:
haben, ©okbe ©trafen ftnb Airchenhufen (f. &ufej,
ber große unb Heine Airchenbann (f. JBann), bie £
raubung eine« chrijllichen JBegrähniffe«, ja, in bet wo
Airdje, »erlujl feibfl atter bürgerlichen Stethle unb Zcttt-
ftrafe. (S3g(. 3n q uifition. ) Air* enfreoel iß tm
{>anblung, burcp roelcbe bie ber Aircfie fcpulbige Sprfurd:
oerle^t wirb. 3ft mit foleber ^anblung jugteieb ein rechter
briger Eingriff in ba« ffigentpum ber Airche oerbunben, &
heißt fte Aircpenraub; bagegen wirb fte Aircpenfcb.;';
bung, roenn ihr ein SSerbrechen anhängt, bem jufolge e*
nicht erlaubt iß, ben ©otteSbtenß ohne vorgenommene Xtf
föbnung ber Aircpe roieber ju halten. 3n ber fatboUfcbei
Airche gefchteht bie« burch eine roieberbolte SBetbt (ft
Airchweihe.) — Airchenraub (sacrilegium) heißte
weitem ©inne iebe fi3eeiirträchtigung ober Süerleftung Ui
firchlichen ©ute« burch »etrug ober DiebßaW» im «o«^
©inne bie geroaltfame Crbrecpung ber Äircpe, tatvrtn
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Kirche
605 Kfrcticngang
mit bem SRauBe fälliger ©ef4f e , ffojtbarfetttn, Selber ober
eines anbern ber Äircbe jugebörigen (SigenthumS. Da man
?en Äirchewaub im engem (Sinne als eine jugleid) gotteS»
äfierlidje ßanblung, alS ein Verbrechen gegen bie Steltgion
k'.b\i anfielt, fo wirb er nad) ben Grtminot^cfeben ber meb
Üen Ednber bdrter als ein an anbern £>rten unb ©egett»
Idnben verübter Staub befhraft.
Schon in ben aLtcffon Seiten würbe jur Erhebung telu
u'6fer geierlid)feiten von ber 3)?uftf Anwenbung gemacht
Der eigentümliche ©eifr ber d)rifllid)en Äirche müfjtc fid)
iud} in ber SRujtf auSbrüden unb fo entftanb bie cririfllidie
itirebenmufif. 3n ber crjrtfllierien Strebe jeiebneten ftcb
ür bie AuSbilbung wie beS ÄirchengcfangS , fo aueb ber für
;cn tbrtfllichen ©otteSbienft beftimmten twufifer mehre ffii»
d)i»fe auS , namcntlid) AmbrofiuS von ©ailanb unb ©regor
>tr ©rofje. Dod) würbe eö tuweUen von ben (Soneilien auS*
?rücflid) gemiSbilligt, burd) Snflrumentalmufif bie geier beS
%ttc5bienfle5 ju erbeben, weil biefe baburd) profanirt werbe;
iber fte fanb nachmals wieber JöeifaH, als bie fanonifdjen
Stunben in ben Slefrem eingeführt würben, bie nod) jefet,
nie bei ben Giftercienferinnen unb Äanoniffinnen vom beil.
Srabe, wo bie Tonnen bie Snfkumente felber fpielen, mit
Snjirumentalmufil gehalten werben. Seit bem 15. 3abrb.
rurbe ^außtfiidjlid) bie giguralmujif unb ber figurirte ©<*
ang («intus 6guraius) entwitfelt, inbem man juerfi ben
Urunbton ober bie ©runbmelobie unverdnbert beibehielt, bie
jegleitenben Stimmen aber in ber SHelobie auSfdjmörfte unb
:> Sierdnberungen erweiterte. Diefe Art ber Äirdjeninu»
ff würbe jebod) balb ju alänjcnb unb weltlich. 3hre gdnj«
iebe Umgejlaltung jur geglichen Äunfl, bie baS .berj uns
■nittelbar jum Unenblicben ergebt, unternahm juerjl in ber
Kitte beS 16. 3ahrf>. ber Stallen« $aie|rrina, beffen 5Kiffa
JJtarceUi, baS ©ebeimniß ber göttlichen 5Wenfd)werbung
Vicrnb, bie ganje Tonleiter djrifflidjer ©efühle verhenlicht
;M, naebbem fdjon früher in ber proteftantifchen Äircbe burd)
futber ber Sircbengcfang verbeffert unb burd) baS Spiel ber
Crg'et vervollfommnct worben war. SSenn von jefct an bie
Rirdpenmufif fowol in ber fatholifdjen als in ber proteftan«
ifchen Äird?e fdmell ju einer hohen SBoHenbung gebiet) unb
it lefcterer ber leipjiger Gantor Sebaflian 85 ad) (f. b.) in
frertger, harmonienreicher, himmelfirebenber Ü7?uftt baS er*
nfle 2Bort beS beutfeben ^roteflantis-muö feiner 3eit
pract), fo ijt fte in neuerer 3cit namentlich . burd) An»
idberung an bie ©pernmufif verunffaltct worben. Denn wie
i)r3wetf ifi, burch ahnung6»oHe ^nnigfeit, burd) ernjle,
irbabene unb feierliche Harmonie ba$ f>erj ^ur Änbad)t unb
\iommigfeit ju ftimmen, fo muß auep ber gute Äirchenjrpl
aller . überflüffigen Äünflelcien, aüe3 glinjenben, bie ©inne
beraufchenben ?>runfe§ entbehren, nod) barf er buref) über»
rafd>enbc gäufer unb Coloraturen bie Äunflfertigfeit ber ©ein»
v-r unb (Spieler jeigen wollen, wie bie§ bem freiem unb
ungebunbenern ©tiple ber weltlichen «Dlufif eigen ifl. gc|t»
llebenbe gormeu be$ SücrteS für bie Äirchenmu|i6 finb in ber
fatfjolifcben Äirdjc bie ©effe ober 2J?iffa (f. b.), bie öffert
toriett, baö To denm, Salve, Renaieiu, ^falmen u. f. W.; ba>
geaen fyabtn fid) bei ben i>roteftanten Dichter unb 6ompo«
tiiften neue gormen erlaubt unb e$ werben bei ihnen neben
jenen lat. gefungenen (Stücfen beutfd>e SRotetten, 6an»
leiten, Oratorien (f. b.) alä Äitchentniifif aufgeführt-
SDer Ätrth engefang i]i etnä ber wirtfamfien SKittel
ber (Erbauung, ba nichts tiefer ben SRenfd)en rühren fann,
al3 bie gememfd)aftlid) gefungene fromme SBeife eineS 8it>
be§ in 23erbinbung mit bem emflen unb feierlichen &(ange
ber DrgeL £>a5 2fi>jtngen »on ?)falmen unb $pmnen beim
©otteSbienfie war als eine jüb. ©itte gleich anfangs oon
ben (5f)ri|ien beibehalten worben unb ftnbet fid? beShalb frü-
her unb allgemeiner bei ben morgenlanbifd)en alS bei ben *
abenblänbifchen <5t>riflen. ©eregelt erfcheint ber Sirdjcnge;
fang juerfi in Antiochien, wo er fid) befonberS als SBedpfeU
gefang (Antiphonien) auSgebilbet hotte. AmbrofiuS (f.b.),
ber fid) jugleich alS SBerfofljer d)rifilid)er ©efdnge oerbient
machte, legte ihn bem nach '&m genannten 2tmbroftanifchm
^irchengefange ju ©runbe unb würbe fo ber «Stifter beS
Äirchengefangc» im 2tbenblanbe, wo feit bem 4. Sahrb. nod)
befonbere SBorfdnger, (SantoreS, bie ben Jtird)engeifang an-.
orbnen unb leiten mufjfen, angebellt würben. Die Hxt beS
©angeS felbft war balb ©otogefang, halb SG3ed)fetgefang,
balb Ghorgefang ber ganzen SBerfammlung , bie in einen bor»
gefagten ober uorgelefenen (Spruch einfiel, WObon wahrfchein-
lich erft fpdter baS weibliche ©efchledjt auSgefd)loffen würbe,
tjine mehr muft'falifche XuSfiattung erhielt ber Aird)engefang
burd) $apji ©regor ben ©roßen (f. b.), ber fogar eine
©ingfchule errichtete, in welcher Änaben xu Äirdjenfdngem
gebilbet würben. Dergleichen «Sänger berief fpdter Jtarl ber
©rope auS Italien in bie neue 9?eidj$fircbe. SJiel oerlor im
Mittelalter ber Jtird)engefang baburd), bap er burd)auS (a^
teinifd) war, mithin burch XuSfcbliefjung ber Saien tum bem.-
felben feine JSirfung auf fte oerfebtert mugte. drfl burd)
Rüther (f. b.) ift er jum mdd)tigen JßolfSgefange gewors
ben, inbem bie wiebergeborenen ^mmnen ber alten Jtird)c
mit ben eignen 8iebem fetneS ^)erjenS ux einem «Strome
heiliger ^Joefie in ber beutfdjen Aird)e würben, ber ihre tief«
ften CebenSfldnge in ftd) aufnahm. Änjjemejfen ber ©efangS» .
b'efchaffenheit einer großen SBolfSmaffe ifi ber jtird)engefang
in ber [Regel ein(limmig unb gewinnt burd) baS IBegleirungS»
fptel ber Drgel ruhigen gortfefcritt unb Sicherheit. AIS ber
tnerftimmige Äirchengefang, ber in einigen reformirten ©e»
meinbm, DefonberS ber (Schwei), ein väterliches @rbtheit ifi,
ba man auch nicht einmal bie £)rge( gulaflen wollte,
burd) einen iBerein in Stuttgart eingeführt unb von ber
würtemberg. Svnobe 1823 empfohlen würbe, erhoben fich
viele Stimmen, bie folchen ©efang für eine ©emeinbe )u
!ünfilich unb pörenb nannten.
Ätrdjmgang h«&t We l)in unb wieber nod) fftxx--
fdjenbe, aber in ben größern ©tdbten faft gdnjlid) ver--
fchwunbene ©ewohnheit, nach welcher ber erfte Ausgang ei»
ner SBdchnerin, fei eS nun eine beftimmte 3eit nad) ihrer
SRieberfunft, ober fobalb fte wieber inCBefife von Ävoft unb
©efunbbcit ift, ein Äirchenbefuch fein muf, um ©Ott im
vereinten ©ebet mit ber ©emeinbe für bie gtücfiirbe lieber»
fünft ju banfen unb baS neugeborene Jlinb feiner vdterlichen
Aulb unb ©üte anjuempfeblen. Die jebenfaHS burch baS
jub. ©ebot von bem 9Jeinigung3opfer unter ben tfyrijtai ent'
jtanbene Sitte hat baS ©ute, baf |te in einem befonberS
wichtigen gebenSverhdltmffe ben \)bi>txn JRücfftchten ber 9?e>
Ugion auf eine würbige SBeife genügen h«|t unb ber SRut*
ter bie f)(t)ere IBebeutfamfeit ihres SSemfS vor bie Augen
führt. 9lad) bm itirchengefeften foD bie 2Böd)nerin bm
Äirchgang jwar erft 40 Sage ober fed)S SBocben nacb ber
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Slicberfunft falten, *>od; gcfcbiebt er auch früher, wenn ei
btc ©efunbbeit geliattet.
fitrdKttspnltima ctcr 3;:.H}ma bcjeidmct ben jenigen
»Juftanb ber fatbolifcben Äirdje, wenn burch. bieSBabl mch*
rcc 9>dpfte bie oberfte Äircbcngcwalt getrennt unb baburcb
bte ©nbeit ber Äird^c aufgehoben wirb. #t|rorifcb wichtig
ifl namentlich baS große ©cbiSma von 1378—1417,
wdbrenb beffen jwet ^dpfle jugleicb mit ihren Nachfolgern
von Siom unb Ävignon auS bie Sbriftcnbeit regierten. 3m
engern ©inne ivifu Äirchenfpaltuna noch iebe anberc Ären*
nuncj unter ben ßbrifien, welche über SieligionSfacben, bte
aber nicht ben (Stauben betreffen, entgeht, (Vgl. Strebe.)
JlRirct]nt&taat (ber), ein 2anb im mittfern Italien, fübl.
vom $o, grenzt im 91. an bat) |ombarbifd;=venctianifcbe «Rds
nigreid), im SD. an baS «briätifdjc STOeer unb Neapel, wel*
djeS ledere, ncbjt bem mitteUdnb. 9fteere, auch bie ©üb:
grenje bilbet; im ffi. floßt eS ebenfalls an baS mitteUdnb. «Keer,
SoScdna unb SDJobcna. Anfangs Ratten bie ^dpfte (eine
weltliche 2Jlad)t, erft atö ber fronf. SRajor DomuS $ipin
in Stalten (Sinfluß gewann unb bem 3>apjie üJacbariaS für
ben 'ÄuSfprucb, baß bie Jtrcne rem gebühre, »eichet bie
funigl. SRaeht roirftid) ausübe, ft'dj verpflichtet füllte, weit
er in golge beffelben ben frdnf. Zj)xoa beftieg, erhielt ber
g>apji weltliche Befiöungen , ndralidb baS (Srarcbat JKavcnna,
weld;e$ ^ipin von ben Eongobarbcn erobert hatte. Die ©eben*
fung, bie fchon Äaifer Äonfiantin bem SSifcbofc ©»tvefter
gemacht haben foU, ift nmmA von allen Seiten als fabel*
ijaft anerfannt worben. Jtarl ber ©roße fügte jum (Jrar*
dbate noch Perugia unb baS Jbc^ogtbiun ©poleto binjü.
J5od> erft im Iii 3abrb., fettbem bie tüpfle baS freunb»
fchaftliche Verbdltniß, in welchem fie ju ben 9cormannen in
Unteritalien fianben, ju benufeen voufcttn, unb .^einrieb HL
oon Deutfcblanb fte in tieft beS J)er;ogtbumS JBcnevent
gefefet hatte, gewannen fie potitifeben (finjtuf auch burch ihre
Bedungen, unb biefer flieg noch hüher, als bie (Sräftn
SRatrjilbc von 2£o6cana ihnen ba$ fogenannte Patrimonium
beS b. Petrus vermachte, baS auS ben (Gebieten von BoU
fena, Bagnarea, SRonteftaSconc, ÄJitcrbo, Giuita^aficQana,
©»meto, ©vita veeebia unb Bracciano befiehl. 9t om felbfi
aber gehörte bamalS noch md>t bem Zapfte, fonbem war
bem beutfeben deiche unterthan unb hatte feine eignen XLic=
herben; eS fam crfl ju (5nbe beS 14. Sabrh. nebfi bem ©a*
binerlanbe unter bie 4?crrfcbaft feines BifcbofS. 3m gort»
gange ber 3abrbunberte erwarben bie $dpjie ju biefen 33c*
jijjungen noch manche anberc; ihnen gehörte auch bis jur
franj. Revolution bie ©raffebaft 2tmgnon mit Si>enai||iu im
fübL granfreich; 1513 fiel ihnen JBologna ju, 1532 unter
(Siemens VH bie «Karl flneona, 159a gerrara, 162G Ur>
bino, fpdter noch £rmeto, baS ^erjogtlmm ßafiro unb bie
©raffebaft 9Jonciglione.
©eitbem bie t'.'ipfl« Sdnber befaßen, würben fie aua) in
bie politifchen SBuren StalienS als Scrritorialmacht hinein^
geigen; im Sßittelatter waren fie, als #aupt unb ©tütje
ber gueiftfcben Partei, bie gefürchtetfteh geinbe unferer beut«
fchen Äaifer, befonberS ber Jjpobenfiaufcn, weil ihr hiewr«
chifdjer Einfluß über bie gemje abenbldnbifche Ghriltenheit
reichte; fpetterhin, all fchon bie geifHicbe iDbermacht an Um*
fang unb Hnfeben verloren hatte," fpielten einjetne frdftige
» ^dpjie, befonberS burch ihre ^erfönlicbfeit, wie 'Äleranbcr YL
Kirchenstaat
ju Gnbe beS 15. unb 3uliuS U. im "Änfange beS 16. 3abrt
wichtige fReHen. 9Rit ihnen erlojeh aber aud) bie politif^
Bcbeutung beS JUrcbenfiaatS als einer weltlichen 9Rad;t, tu
bisher nicht feiten, wenn fie ftdf> ber einen ober anbern ^at
tei angefchloffen hatte, ben «uSfchlag gab. ©eit ber Sie»"«
mation warb ferner auch ber gciftJicbe Ginflup wefenttid? 9<:
fchwdcht unb felbfi fatholtfche Uänber, wie 92eapet, weicht;
ftch bem Cebetwcrbanbe JKomS entzog, raubten bem ein:
©tuhle alte fechte, über bie ©cbictfal«, welche ben Ab
chenfiaat feit ber franj. Stetwlution betroffen, f. Staliti-
^on icher hat man ber Verwaltung beS ÄircbenfiactS gttj:
Vorwürfe gemacht. Ginjelne frdftige 9Rdnner, wie ein.;
Tüchten Drbnung in bie 2(bminifiration ,u bringen; alle,
ihre Bemühungen trugen wenig grüd'te, weil bie utuv. .
9{a6folger baS alte Unwefen wieber aufivuehern ließen. Zlt
\tx diifianb ber ^bminiftration if! wefentlich f$ulb an be.
Uii}ufricbenbcit beS SSolfS, welche fieb fo hduftg buid> ®a
tereicu unb in Xufftänben guft gemacht hat. Unb ba tu.
bm Mahnungen ter großen europ. 9Rdcbte, bU ben ^api'.
t>or einigen Siaibrcn erfuchten, ber itbminiflration beS Sanbe.-
größere ''Äufmerffamfeit ju wibmen unb offen ui $ag« lit
genben ^isbrduchen unb übelftdnbcn abzuhelfen, im Sc
fentlichen noch feine SSerbefferungen eingeführt wurtxn, tu.
ginanjen »errüttet ft'nb, bie ©chulbcnlaft ungemein briufen
ifl, fo barf eS nicht befremben, baß bie ©emuther beSSic.;
noch feineSwegS beruhigt ftnb. JDer SiegietungSanfang tt
ieht regierenben ^apjieS ©reger XVI. (f. b.) fiel in t*
jlünnif*e 3ahr ls,M; bi< 3"furgenten erfldrten, bie well
liehe vA\Vuht beS ^apiieS fei ju (inte unb er behaup^ae ftd
nur baburch, bafi bie J&jhcicber fein 8anb oteupirten un.
burch überlegene Waffengewalt bem 3fufj!anbe ein gut.
machten. Um ihnen ein ©egcngewufrt ju hatten,/ erfebittio
bie granjofen mit einer itricgSflotte 1832 vor Kncona, {ebi
ten Gruppen auS unb befctjten bie ©tat eile bUfer ©tdti
welche fie noch i«fct »«» Befiy haben, ©eit bem (Sribe te
Oorigtn 3al>reS (1837) i\t öregor XVI., welker t
} nai
beS
bierärtbifebe Beftrebungen begün|Iigt, unb rwmentlicb in ta
rölnifchen 2Birven (f. Äöln) bie Partei beS ÖrrjbifdjofS <Si*
mens tfugtifl gegen bie preuß. Siegierung' ergriffen ^ot, pi
biefer ledern in bebenritdjc ierwürfniffe gerathen.
t £k 5ScgierungSform beS JlircbenftaatS ift eine abfolu.
geijtlicl?e äöablnionatdjile. 3D« ^ap|1 wirb von bem im öcn
ctave verfanunclteu ßarbinalScoäegiiun ernannt, baS aai ej
len 70 (iiirbhidEcn belieben foU, bod> ift biefc 3pt>I feiten vel
fianbig; er muß minbeflenS jwei drittel ber Stimmen «baltii
haben, bie burdj f leine veritcgcltc Briefe abgea^ben weit-en
SBdhrenb ber Söabl finb bie @minenjen in einem fytiä
cingefchloflen unb foQen gcfef*lich von allem öerleb« nr.
ber Außenwelt abgefpent fein; fie bürfen auch baä<&m(lar.
(©nfchliefuma) nid;t el;er vcrlaffcn, alS bis eine SGBabC wir?
lid) ftaitgefunben bat. #aben fie einen §)apjl auS ibu:
W\tk ernannt, bann Itcfjt biefer in ber ^eterSfirrbe bte-SRof
unb ber dltefie (SarbinalbiafonuS fei-t ihm bie breifaebe SLir
(bie 2'iare.) aufS ^>aupt. ©eine |)aldfie ftnb ber Saticjn
unb ber SluirinaL Uber feine geiftlichen SSerhditniffe f. I^ap3
3n weltlichen Angelegenheiten jiebt er, wiewot ec im 'XDp
meinen abfotuter ^>crrfcbcr unb nur an gewiffe ©a^unan
gebunben ift, bei wichtigen Veranlagungen baS darbtna^
coltegium ju 9?athc. Die VcrwaltungSbebtoben \fä$m, ^
fofern fie nur auf geitfliebe Dinge Bejug baben, öonß^
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ritit, in ©ejug auf weltliche Dinge Gongregationen. 2föe
hohem Ämter »erben »on ©eiftlicben betreibet; jeber Garbi»
nal bat jugleicb eine ©taatSwürbe. 3fucb bie einjelnen 9J?i»
niflerien ftnb in ben .|>anbcn »on (Sorbinnen; baS ber gu
nanjen 3. S3. in jenen beS Gamertcngo, bie ©creebtigfeitS»
pflege »crwaltct ber Garcunal»'Xubitor; ber Garbinal»Slica»
riu§ beforgt bie ^Poltcei unb bie bifcböflicbcn Xngelegenbei»
ten, roclcbe ftd> auf ben rem. «Sprengel felbfl bejiehen. Äünfle
jnb 2Bt|Tenfebaften blühen im .Rircbcnftaate weniger «IS tri
mbern ital. JJanbem; gebrfreibeit ijl auf ben Uniocrfttäten
Vtr nicht »orhanben. 3war befielen in ben $rofjen ©tabten
:nb namentlich in {Rom felbfl, »tele 2lfabemien, fte leiflen
5 ber jumcifl nur UnbebeutenbeS. Der b eilige Söater fear et*
im 16 SßÜL ©ulben Gintünfte unb mehr als 220 «Bin.
iititcn ©dntlben. Gr unterbau eine SWilitairmacbt »on 10
—16,000 301., bie sum 5Et>eiI auS angeworbenen fluSlanbern
t"frct?t unb im £afen »on Gioita »eceb ta liegen einige .Kriegs»
rbijfe. ^Dw Ätrchenflaat jerfallt in #injtcht auf Ttbmini»
:u\üon in 14 $ro»injen, welche tt>eilS Negationen, tbcilS
Delegationen ftnb, ie naebbem ber Statthalter, welcher immer
in ©eifilicber ijl, ben SEitel Bcgat ober Delegat führt; 9?om
uitct einen eignen Diftrict, bie fogenannte Gomarca bi 9?oma.
Die fammtlic^en ffiefi^ungen bee» 9)apfIeS haben einen
?L\d)eninbalt »on 811 DSK. unb etwa 2,700,000 ©im.,
;ntcr benen ungefähr 17,000 3"ben, welche manchen 33e»
ebränfungen unterworfen ftnb. SRafje an 60,000 3nbi»t»
nett beiderlei ©efcblechtS gehören bem geifllieb en ©tanbe an.
Da3 gvinb >wrt oon ben 'Xpcnninen , bie fieb in SJconte*
Selino bi* nabe an 8000 g. fl)^eercSb6be erbeben unb e$
»on Horben nacb ©üben burcb.jie^en, in jwei SEbeile ge«
rennt; ber eine baebt fieb nacb. bem mitteQanb. SDieere, ber
innere nacb bem abriat. SDceere ab. 3eneS empfängt bie
pcitbcrübmte SEiber, bie auS £o§eana fonrmt, bureb S?om
ließt unb bei ßfiia münbet; fte nimmt bie Gbiana, ben
Eeoerone unb anbere fleine glüffe auf; inS abriat. SRecr er»
lieft ft'cb ber $0, beffen Hauptamt bie SHorbgrenje beS&ir»
iMifiaata berührt, wabrenb jwei Nebenarme baS ©ebiet »on
fertara burclMtromen ; bie übrigen ©tröme finb unbebeutenbe
fpcnmnenflüfte, wie ber SJletauro unb ber SEronto. tfuch
in ige Seen bot ber Äircbenfiaat, j. SB. ben »on SSolfena,
»elcbet 2% Steilen lang unb jwei Sweilen breit ijl; ben »on
Perugia unb ben Sago bi SBracciano. Da« Älima ijl in ben
Hebirgen jur SBinterjeit raub., in ben Gbcnen erreicht bie
lältc feiten 6° 31.; im Sommer ftnb »iele ©egenben beS
ricflanbeS ber Reifen 2Binbe wegen ungefunb, befonberS bie
tö ital. Weilen lange, 10—12 SBeilen breite Gampagna bi
Koma, welche fieb pon S?crracina bis Gioita »ecc^ia erfheeft.
5ie ift eine breite ganbfrrecfc oon burebaue pulfanifcb.em
Irfprunge, wo fieb, in ben ehemaligen Äratern SBafTermaffen
ufgebüuft boben, au§ benen in ber beifcn 3ßbreSjeit febäb*
icbeDünfie emporfteigen, unb bleibt bader im@ommer we»
icn ber böfen Üuft burcfeauS unbewobnt. Zn ber neapolit.
sjrenje, fübl. oon S?om, liegen bie pontinifeben ©ümpfe,
oeldbe »on SJettuno bis J£erracina retten, 20 5Kig>lien lang
nib 6—8 breit ftnb. Sie treiben burdj EpenmncnflülTe,
?enen e8 am ndtbigsn ©cftUc fefett, gebilbet unb ihre Äu8s
lunftungen ftnb niefit mtnbcr f*ablicb, al6 bie ber Gampagna.
£>te ^eerfhafe oon Stotn nacb Neapel get>t mitten biirc^»
ie pontinifeben ©ümpfe. Der Jtircbenjtoat ijl übrigens feljr
rucbiiwr, ergiebig an ©erreibe, SäJein, ßbfl, ©übfrüdjten,
K in-hensfaat
befonberS SDlwen, Äaflahien unb 2fla$S; ber ©eibenbau ijl
beträcbtlicb, ebenfo bie SJiebjucit; in bet Gampagna irren
balbwilbe ©üffel umber; baS 9J?eer ifl ftfebreie^ unb ba$
SfJfincralreicb liefert ©c^wefel, 2flaun, SBitriol, SRarmor unb
^ujwlanerbe. Die 3nbuflrte blüht' nur in ben großen ©tetb«
ten unb auch bort nur in einjelnen 3weigen ; bal)in gehören
bie ©eibenfabrifation, bie Serfertigung fünillicber ffilumen, bie
©erberei, SBacbSfabrifarion u. f. w. Der ^>anbel aber liegt
febr banieber, wiewol eS an Gapitalien nicht fehlt; boa>
werben bie eben genannten Sabrifcrjcugniffe, fowte sProbucte
beS "ÄcferbaueS, ferner falfche perlen, Darmfaitcn, gar=
ben, SWofaifarbeiten unb SSRajolifagcfchirr in beträchtlicher
SJlenge ausgeführt. Die einzelnen ^Propinjcn finb folgenbe:
l)DieGomarca oon 9?om mitbergegattonSJelletri,
etwa 60 o3Jl. mit 330,000 Ginw. ^)icr liegt bie |>aupt=
flabt beS i'anbeS, 9iom (f. b.) an bcr£iber. 3n ber.Umgcs
genb erinnern bie Warnen vieler Ortfcbaften an bie fchonjien
Reiten ber alten SZBeltbebcrrfcberin. Siooli ijl reieb an 'Älter»
thümern, in einer bertlicben ©egenb am SKeoerone, ber hie* ei»
nen 60 j. hohen SßafferfaCl bilbet, unb hat 6000 Ginw. 9Ban
jeiat bie Ruinen eines BcflatempelS, fowie beS ßanbbaufeS beS
SWacenaS unb ber SJilla beS JEaifcrS ^abrian, »on ber man
noch bie 9J?auern ber grofjen fallen fteht> in welchen bie
^ratoriancr wohnten. SSeUctri, ebenfalls reich an Eltertljü»
mern unb ©i(j eines ©ifchofS, wie fafl jebe grißere ©tabt
in biefem ganbe, h"t 12,000 Ginw. DaS berühmte 9Hu>
feum, welches ftch früher tytt im »Palafle SBorgia befanb,
tfl jefet thcilS in 9iom, theilS in 9lcapel. Sei :Älbano, ei»
ncr fleincn ©tabt mit 3000 Ginw., unweit »on bem nach
ihr benannten ©ee, hohen »iele9f6mer t>errlicf>e Sanbbaufer.
SfraScart ifl .baS alte SuSculum, wo Gicero eine Scilla hatte,
unb jihtt etwa 4000 Ginw. JDflja, an ber SEibcrmünbung,
einft 9comS ^)afen, in bem beS ÄugufluS glotte lag, fanf
im ßaufc ber Seiten 41t einem öben gifcherborfe h«ab. Ser»
racina, baS alte 'Änrur, mit 8000 Ginw. ifl wegen ber 9tthe
ber pontinifchen ©ümpfe ungefunb. — 2) Die Delegation
grofinone unb ?)onte»Gor»o. DaS Sürflcnthtun ^)onte»
Goroo tfl ringS »on ber neapolitan". Serra bi Caooro um»
fchloffen, liegt am ©arigliano unb hat nur jwei DSD?. GS
gehörte »on* 1806—10 bem je&igen Jtönigc Jtarl 3ohann
(Scrnabotte) »on ©ch weben. — 3) Die Delegation © p 0 1 e 1 0
unb JRieti. ©polefo mit 7000 Ginw., am gufje ber Äpen»
ninen, hat noch viele überrefle aus bem tflterthume ; eben«
fo bie ©tabt SEerni, in beren 9lahe ber glug SBclino einen
herrlichen QBafferfatl bilbet. — 4) Die Delegation 83tterbo
unb Gioita »ecchia. S3iterbo, in ber Vläbe beS alten
gorum Gaffii, ifl regelmäßig gebaut; unter feinen 13,000
Ginw. finb »iele SBinjer. Xucb bei 3Dr»ieto mit 8000 Ginw.
unb «WonteftaScone wachfen gefchafete SBeinforten. Gi»
»ita »ecchia, am torrhenifchen SKeere mit 7000 Ginw. hat
einen befefiigten greihafen, ©chiffS werfte unb Ärfenal. 3n
ber ©egenb »on Gorneto, SRontalbo, Ganino unb einigen
anbern Hcinen Drtfchaften liegen bie S3egribnißftättcn ber
altetruSfifcbcn ©tabte SEarquinii, Gorioli, 58oIci unb ©ra»
»iSca; allein in ber ©egenb »on SEarquinii ftnb fchon mehr
als 600 ©raber entbceft, eine Spenge »on Safen, ©chilben,
©ötterbilbern unb anbern wcrtbvoQen ^(terthümern ju Xage
geförbert worben. — 5) Die Delegation Perugia mit ber
gleichnamigen J^auptflabt, am gufe ber Epenninen iwifchen
bem JEiberthalc unb bem trafiiiienifd)en ©ee. Die ©tabt
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T>at 16,000 Sin»., eine Umverfitdt unb ©eibenfabrifen. 3nt
Dome ber Keinen ©tobt Bffift mit 4000 ©nw. befinbet
fiel» baS@rabmal beS beil. granciScuS, jtu welkem ftarf ge*
waüfabrfet wirb. — 6) Die Delegation germo unb Z 5«
coli am abriatiföen SHeere unb ber neapolitan. ©renje mit
ben gleicbnamigen ©tdbten, von benen jebe etwa 8000 ginn»,
jablt. — 7) Die Delegation «Wacerata unb Gamerino,
norbL unb we|tl. von ber vorigen. Die ©tabt SWacerata mit
17,000 ©nw. am glui|c Übienti bot eine Univerfitdt. Xo>
lentino mit 3000 ©nw. ift bemerfenSwertf) bar* ben gric:
ben vom 17. gebr. 1797 jwifeben granfreieb unb bem 9>apfte,
unb ber ©cblacbt t>om 2. unb 3. 2Bai 1815, in beren golge
Äönig ScaAtm Ütturat ben Zbxvix von SRcapel verlor. 3n
biefer Delegation liegt au* üoreto, unweit vom abriatifeben
«föeere, berübmt wegen beS beiligen 4>aufeS, in wefebem bie
3ungfrau Flavia ju Kajareti) .gewobnt baben foH unb baS,
ber ©age nacb, von Ingeln nadb Dalmatien unb fpdter
über baS 5J?eer bierber getragen würbe. SS (lebt im 3n;
nern einer pracbtvoQen JKirdjc unb jaferlicb waUfabrten viele
JEaufenbe ju ibm. Gamerino bat 7000 ©nw. — 8) Die
Delegation Hncona (f. b.) am abriatifeben Speere. —
9) Die Delegation Urbin o unb $efaro. Urbino mit
12,000 ©nw. bot eine ©tabeHe; bier warb ber berübmte
SKaler 9?afael (f. b.) ©anjio 1483 geboren, gano, mit
15,000 ©nw., ift eine $afenflabt; Spefaro, ber ©eburtSort
JRoffini'S (f. b.), bat 14,000 ©nw. unb liegt an ber
SRünbung beS goglio irtS abriattfebe SKeer. 3u biefer De«
legationgebört aueb ©inigaglta, eine fcflc ©eefhtbt am abria*
tifdjen SJteere, feebs 2J?eilen von Äncona, berübmt bureb bie
Stteffe, welcbe bier alljdbrlicb im 3uli gehalten wirb. —
10) Die Cegation gorti mit ber gleichnamigen ©tabt, von
beren 16,000 ©nw. fieb bie SJfebuabl mit ©eibenfpinnerei,
©acbStucbfabrifation, SBetn* unb ©cbwefelbanbcl befcbdftigt.
Gefena bat 15,000, Stimini 18,000 Ginw.; ledere« liegt
an ber ÜRareccbia, über welche eine von HuguftuS erbaute
ÜJtarmorbrücfe fübrt. Der Dom erbebt ftcb auf ben SErüm*
mern cincS Tempels beS Äaftor unb $oÜur. — 11) Die
Segation SRavenna. Die ©tabt gleiten 9eamenS bat
18,000 ©nw. unb liegt in einer fumpftgen, ungefunben ©e*
genb; ju ben 3eiten ber Sldraer unb tn ben erfien 3abr*
bunberten beS 2RittelalterS war fie groß unb anfebnlicb, jefet
aber ijl ber £afen Idngft verfanbet; bie bortige SBttalSfircbe
Diente Äarl bem ©roften als SRufter für ben aacbener Dom.
gaenja mit 15,000 ©nw., bureb einen Äanal mit bem
9>o verbunben, ift eine febr gewerbfame ©tabt unb fübrt
viele gapenee aus, welcbe von ibr ben tarnen bat. —
12) Die ßegation Bologna (f. b.), ein ungemein fruebt*
bares ganb. — 13) Die Negation gerrara (f, b.) am $o
mit ber gleicbnamigen ©tabt — 14) Die gegation IBene«
uento ift: ringS vom neapolitan. ©ebiete umfcblofTen; bie
glticbnamige ©tabt mit 15,000 Ginw. ifi ©ife eineS ©$«
btfebofs, bat fünf Steffen, treibt bebeutenben $anbeJ mit
ben Grjcugniffen ibreö ©ewerbflcipeS, ndmlicb mit golbs
unb jtlberplattirten SBaaren, Heber, Pergament unb SBür--
jten. Unter ben Bltertbümern ifl bie Äuine eine§ Äriumpb»
bogen« auS Äaifer Srajan'J 3eiten baS IBemerfenäwertbefte.
ftirclimväter (paires ecclesiae) werben gewibnlieb bie*
ienigen 8ebrer unb ©cbrift(ieller ber alten Jtirebe genannt,
welcbe vom 2. bis in baS 6. 3«brb. lebten unb wirften.
e gtici
Die vöm. Jtird?e füfjrt bie iWeibe ber Äircbenuatrr tii
bem ©cbolafhfer ^erruS Sombarbu«, gefi. 1164; bie
Strebe bis &u 3obanneS DamaScenuS, gefL 754#
Diejenigen $ircbentt<üter, welcbe noeb ©cbuler ber
waren, beißen bie apoflolifdben Säter. 9tit ber ^
lebrten DarfleHung beS SebenS, ber 8ebren unb Cdmita
ber Äircbenvdter befebäftigt ftcb eine befonbere ffiijfenf*c'!
bie gOatr ifltf. Die Äircbenödter baben baS tyrijhr.
tbum a(S S3olf§glauben juerfi in ber ©pracbe ber Sitjenf^c
bargeficSt. 3um S^eil in ben ©cbulen ber b«ibnifa)cn ?d
lofopben unb Sibetoren gebilbet, vertbeibigten fit baS &:
ftentbum n ach ihren Übertritte ju bemfelben mit ben Bs?'-
fen ber belbnifcbeu SBiffenfcbaft unb maebten ti ju ( :
©egenjianbe gelehrter Unterfucbung. SBobl finb barem i(n
©Triften im ©efebmaefe jener Bett unb felbft nia>t cb»e tc
Einfluß ber frübern S3ilbung auf ben (ferifllicben Snbalt tet-
felben abgefaßt, aber fie feilten bie crfle jugenbliebe SBegtL
jrerung beS (5b"fientbumS unb geben ein fprccbenbeS 3cu
niß von bem ©lauben unb geben ber erfien (griffen, e
bat beSbalb baS ©tubium ber Äirebenvdter in 3fe
in benen baS ßbrijrentbum im geben wie in ber ©iffen^
jur grömmelei unb jum ^Aberglauben ausgeartet aar, etc
bureb eine bloS verfianbige SBetracbtungSweife feine SBirffiur
feit auf ^erj unb ©emütb verloren batte, mebr ott cwbk:
jur Erneuerung unb SBieberbelebung echter Äeligicftät U
fame golgen gebabt. 3n ber protefiantifeben Äircbe teme
bie ^ircbenvdter von bem ©lauben bloS Beugnif geben, t~
gegen fie in ber fatbolifcben Äircbe für eine 6rfennfttifi?ut:
beflTclben angefeben werben. Die ©ebriften ber Jtm&nrw»
finb apologetifeben unb pclemifcben, ober cjrcgetifcben, c«
matifeben, moralifcben, bifiorifcben unb enbltcb aJfeltf^
SnbaltS, je naebbem fie ftcb mit ber IBertbeibigung ber id
lieben Sieligion unb mit iBeflreitung beS Reiben * uni 3^
bcntbumS unb ber Äe|er, ober mit ber ©fldrung bei tc:
IBücber, mit Dar|?eü*ung ber ©laubenSs unb eittcnlcii
mit ber ©efebiebte beS GbrifientbumS unb ber ebrißl^i^
ober enblicb mit bem Unterriebt unb ber Erbauung bei Sei
befcbdftigen. Die 5tircbenvdter felbft tbeilen ftcb in bie gritfc
unb tat. Die berübmtefien unter ben grieeb. finb: &to&
von ^leranbrien, IDrigeneS (f. b.), (SufebiuS,
fiuS, G^rpfoflomuS (f. b.). Die merfwürbigjen UL J*
cbenvdter finb «ertullian, ßpprifln, ambrofui,
Äugufiin, Hieronymus (f. b.).
Äircljwfiljc ifl urfprünglicb baS fowol in ber
fdjen als in ber evangelifeben Jlircbe gebrducblicbe Jeft ^
feierlicben Einweibung eines ©ebdubeS jum (Sottejcur:
alfo jur Jtircbe, fowte bie jdbrlicbe, urfprünglicb «nf ['
aag ber erfien ©nweibung faOenbe geier, an »el4«:
ber CiumI ber Sßobltbat ber Äircbe unb beS ibm in fr f
jlatteten freien S3e!enntniffeS feine« ©laubenS eriwern jw
S3ei ben Äatbolifen unterfifteibet man bie eigenttioje
weibe (conserratio) , welcbe nur ein JBifcbof ober ein wn^
^apjle auSbrücflicb mit biefem »eibte beauftragter |wf
voltjieben fann, von ber biegen Ginfegnung (kcH«*«--
bie jeber fJriefier »erriebten barf. ©ei ben neu einjeiep
ten Äireben ft'nbet feine idbrlicbe ©teberbolung bei ^
weibfefteS fiatt, übrigens aber wirb in ibnen ber 9o^
bienjl ebenfo unb mit bemfelben Erfolge verriebter» »« :-
ben (onfecrirten Streben, wenn nur b« Ätar wt ^
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bie
Kirgisen
609
Kirgisen
bem »ifdjofe eingeweihten Bltarjteine verfepen ijL IBei SRiemanb, Hauptnahrung iftgteifd) unb «Wild); gifdjfangunb
Saab werben nur auS Siebpaberei getrieben; bod) finb bie
Äirgifen in ber lefctern febr erfahren unb vergeben ben ©olb*
•et ßonfecration ftnben eigentümliche geiertiebfeiten ftatt,
veufc ftet) IpeilS im Allgemeinen auf bie fatpolifcbe Äir»
benlepre, tbeilS auf ben ^eiligen beziehen, welker von bem
Srünber ber Stirbt jum f>atr»n ober ©cbufcbeiligen ber
teuen £ird)e erwählt ift. Die überrede beS imligen ober
>ie fonftigen SJeliquien, burd) welcbe ber bem ©otteSbienfh
jfroeipte jDrt eine befonbere J^eiligfeit erpalten foü, werben
>et tiefer ©elegenpeit feierlich im #auptaltare beigefegt. DaS
feft einer (Jonfecration wdprt ad;t SEage, inbem biefe 3eit
»inbureb ber ©orteSbienft auf bie &'nweit)ung bes ©otteS*
)aufe$ fid) bejiept. Die Grvangelifdjen weihen ipre .Kirchen
im burd) ©ebet unb $rebigt, welche fid) auf baS ©lücf
)rl JBefi&eS einer Kirche unb beS öffentlichen JBefenntniffeS
jejiept. — Bud) foldpe ©otte&päufer, welche eine 3eit la«8
>em fird)lid)en ©ebraueb entzogen waren, ober burd; ein
mpeiligeS ©reignif? entweiht würben, pflegen burd) eine
icue SÖeilje bem ©otteSbtenfle wiebergegeben ju werben. —
in fatbolifd eu fowot als in etxingclifdjen ©egenben r>aben
tcb mit bem fird)ltd)en Äircf>»eif>fefl weltliche Softe verbun»
?en, bie urfprünglid; aud) nur ein HuSbrucf ber greube
jber ben ÜBefty einer eignen .Hinte fein fottten, nach unb
iad) aber tpre religiöfe {Begebung gänjlich »erloren paben
jnb befonberS auf bem fcanbe ut bloS irbifeben geflen ge--
rotten finb, an weisen gegeffen, getrunfen unb getankt
virb. SRan nennt bicfeS ge|t gewöhnlich JCirmeg ober
RirmS, welches auS Äircbmeffe, fo viel wie Kircbweih e,
>urd) 3ufammtnjiepung im Sprachgebrauch entfianben ift.
tiirqtsm (bie), ein Stomabenvolf, baS in ben ©teppen
>e$ mittlem unb nörbl. Surf eftan, bftl vom Uralflujje unb
Jem fafpiftfcen 'ott bis jum Sffi »Äul, einem ®ee im dji«
ufifd)en 9?eid)e, umperjheift, jerfäUt in bie JBurutS
>ber öftlicben unb bie jtafacfS ober wefilid^en Äirgifen.
Jt?r 2anb beliebt jumeifl auS offenen troefenen gldd)en ; ber
Öoben ifi mit ©aljtpeilen gefd)wdngert; anSBalb unb 2ftfer=
anb ift völliger Langel , weShalb Dünger unb bürreS 9?ohr
il§ giuerungSmittel btenen. dagegen aber finb eine 5J?enge
Beibefheden oor^anben, weldpe für ?>ferbe, Äameele, ©djafe,
iiegen unb Siinboie^ naprpafteS gutter tiefem. 2>ie Äirgi»
m bilben bret ooneinanber völlig unabhängige Horben,
?ie fleine im weßL, bie mittlere im nirbt. unb bie
irojje Horbe im 6jll. Steile bei ?anbrt, ba* im ©ans
,en einen ??ldd)eninbalt von mepr ali 30,000 o9R. ein*
ltmmt. Tic beiben nrflera Horben ertennm fd>on feit
1731 bie IDbergobeit bei Äaifert von ftußtanb an, bie Ieg>
ere aber Ijat fid> erfl 1819 baju verflanben. ©ie leiten
J<n (Sib ber Sreue, finb aber nid)t ruff. Untertanen, jap*
<n aud) feinen Tribut, dagegen erhalten tt)re Ä^ane von Sommer bie ^ii<je oft beinahe unertrdglid) wirb. JBebiencn
^u^lanb fowol aU tpeilweife von ßptna, weit eine Ttnja^I ldj)t er ftd> von ©fiaoen; benn ieber Kriegsgefangene fallt
Äirgifen aud) innerhalb ber ©renjen biefeS JReidjeS umb/r* ber ©flaverei anpeim. 3tUe freien £eute haben gleidpe 5Recpte
iiept, ©efcpmfe; aud) muffen ipnen bie von unb nadj S3u* mit einatiber; erblidje ?>rivilegien unb SBürben werben ntd)t
^ara, Safdjfenb unb ßpiroa panbelnben jtaufleute/ wenn fie anerf annt ; fheitige gällc werben nad) bem Äoran, altem £ers
He JCaravanen nid)t geplünbert fepen wollen, eine gewiffe Fommen unb JBitiigfeU entfdjieben. ©ro^en ©nflu^ paben bie
Äbgabe entridjtm. 3eber Äirgife blirft auf alle 9Renfd>en, gamiliendltefien, fobann bie Xnfüprer, weldje von ben iun»
Die fejle SBobnfiße paben, mit ©eringfepdfeung perab, weit gen Äriegem ervodplt worben finb. Die ÄIkuu ber einjelnen
fr fid> ba* 4jauS al« ein ©efdngnip vorhat. 6r wopnt Horben finb baper feineSroegS unumfcgra'nft, unb b.dngm
n beweglichen Starten unb jtept mit feiner &eerbe immer von bem 87atpe ber ti teilen unb ber öffentlichen Meinung
cahin, wo er gutter für fein S3iet> finbet. Zdetbau treibt ab. Gharafterifrifche (Sigenfchaften biefeä Söolfe«, baS mehr
.«er. n. 17
fallen (BerFut) vortrefflich abjurichten. 3h* gamer 3ieich»
thum befleht in ben Stiicpbettben; es gibt, namentlich in ber
mittlem £orbe, einzelne SJfdnner, bie 10,000 ?)ferbe, 300
Äameele, 400 ©tücf Hornvieh, 20,000 ©djafe unb 1000
3iegen befifceit. @n bebeutenber ^anbeWartifel finb ©cpafj
unb £dinmerfclle, welche in Drenburg, bem «paupthanbelS:
pta|e mit tiefem Söffe, fepr gefugt werben. 'Äud^ eine
beträchtliche SJlengc von ^eljwerf geht borthin, weil bie
©teppe reich an SBilb ifl. Die Stoffen liefern für jene 2fr*
tifel aDe SEBaaren, Deren bie Äirgtfen bebürfen; benn ^öanbs
werf er, ©dj miete auSgenommm, l;aben fte nid)t. ©ie bes
fennen fldj au SRohammeb'S 2ehre unb reben eine türfifdje
ÜJlunbart, Der Äirgife bewohnt ein im SEBinter falteS, bürs
reS 8anb, über baS etfige Korbwinbe hinfheichm, wäbrenb im
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Kirschbaum
©10
Kitzel
alS brei Mill. Serien jählt, ftnb Waublujl, ©toi}, SBoHujl,
ober aurf) ©aflfrribeit, tapfer feit unb ein fef;r juDorfoms
menbfS SBefen; fiStutburfl fennen fi'e nicht. 3&re ©ffidjt3=
Lübung rft angenehm, ihr Äirperbau fräftig. Die f leine
-601 be beffe^t auS 150,000, bie mittlere, welche bie fldrffle
tjl, liuö 100,000 Simulien, unb bie große -Octbe fann etwa
10—15,000 fheitbare Männer inS gelb fleHen.
Äircrlilnium (ber) mit feinen wohlfdimedenben fauch»
ten, ben Äirfdjen, ifl ein ebenfo beliebtet als nu^Iid^er
Obfibaum unb bat befonberd jwei oerfebiebene Arten, von
welchen bie eine faure ober herbe, bie anbere füge grüchte
trägt. 25 er ©aiterf irfebbaum (tat. Pranas cenwus) foH
von bem röm. §elb!>crrn CuculIuS, nadpbem berfelbe ben
.König Mitbribateo" beftegt hatte, im 3- 74 P. (Mir. au«
ber ©tobt GerafuS ober Gerafunte in ber 9>ro»inj ^ontuS
(tm fdjroarjen Meere mit nach Statten gebracht würben fein,
unb »on [euer ©tabt au 4 feinen (atein. SJlamen ermatten
baben, »on welchem auch ber franj. 9tame ber Kirfeben, les
rfris*s, abzuleiten ifl. Um baS %\hx 50 n. Cbv. ifl ber
JBaum noch ßnglanb gefemmen unb von hier au» bot er
lieb aümätig über ganj Europa oerbreitet. Derfelbe bat
wieber jwei ©pielarten, von benen bie eine flattlidje Säume
bittet, roäbrenb bie anbere mehr |lr au chartig bleibt unb
bängenbe Ufte bat- 3n SJejug auf bie fauchte gibt cS fet>r
oerfebiebene Arten, tnbem biefelben burd) Guttut mehr ober
weniger »erebelt finb. Namentlich ftnb jwei ©orten ju um
terfdjeiben, eine mit bcUrotben Kirf eben, bie einen farblofen
©aft enthalten, unb eine mit fcbwär^idicri Jttrfd>en unb
gefärbtem ©oft. 25er © üßftrfcbbaum wächd in Guropa
roilb als SJogels ober 2Salbfirfcbbaum (tot. Prunns
nviüinj mit f Ictncu, retb ober fdjwarj gefärbten fußen Früch-
ten. Durd) Gultut bat man eint große Änjabl perebelter
Arten gewonnen. Die feinen woblfdjmedenbern Kirfcbfor»
ten werben meifl rot) genoffen, roäbrenb man aus ben
febwarjen Bogelfirfcben baS Kirfchwaffer unb ben Äirfcb*
g e ifl' ober 5tirfcbbranntroein bereitet. 3 h ren eigentbüm»
lieben, ben btttern Manbeln ähnlichen ©efdmtad »erbonfen
biefe glüfftgfeiten ben »erftoßenen Kirfcbfernen, wefebe einen
geringen 2(ntr>et( JBlaujaure enthalten. AuS ben fauren Kir»
Üben wirb ber Kirfcbfprup bereitet, welcher ein fübtcnbc*
©etränf gibt, baS man in Iii feigen Ära nf bei ten emp üblen
t)at. Außerbem benuftt man bie Kirfeben, namentlich iit
fauren, jur Jöereitung von .Kuchen unb einer Menge anbe>
ret woblfdjmedenber ©peifen. 3n neuerer 3«t bat man in
oielen ©egenben bie Kirfebbäume in großer Menge ange>
pflanzt, tnbem man tbeilä bie ©trafen au beiben ©ei ten
mit ihnen befetjt, tbeilS größere Plantagen angelegt bat.
Da« #ol$ ber Kirfebbäume ifl pon feiner ©truetur unb
wirb bäher pon Üifeblem unb Dred)8ltrn ju feinem .$>olj«
arbeiten, namentlich ju Möbeln verarbeitet. Cr« nimmt eine
feine *j>oltfur an, burd) welche e« bem Mabagonibol$ äbni
liefe wirb. — DaS Ä i rfcr> bor j, welches oft tn febr großer
Menge aus ben Ktrfcbbäumen fließt, ifl ein ©ummt unb
fann ähnlich wie baS arabifche ©ummi gebraucht werben.
211* ßierpflanje baut man in ©arten ben gefüllten Kirf cb*
bäum an, welcher feböne große unb gefüllte weiße S31üten
bat, aber feiten grudite trägt.
üirecljlorbrr (lat. Prunus InnwmMi ) ifl ein flatt«
lieber, witb im Orient unb wo( auch im füclirten Guropa
waebfenber JBaum, wetzet bei un* in ©taShä ufern gtbaltn
wirb. (St bat glänjenbe, immergrüne, leberartige Statte:
pon länglicher, fpi|p(aufenber ©eftalt unb traubenfönniq iu
fammenftehenbe wetße Slüten. Die JBlätter enthalten u>
jiemlicb anfebnlidjer Menge IBIaufäure unb auS ihnen ge
winnt man babtr baö giftige Äirfchlorberöl unb t.-
ebenfalls giftige Ktrfcblorberwaffer, welche, btfonber:
baS lefetere, als fräftige Ttrjneimittel, aber mit großer Skr
ftcr)t angeroenbet werben.
fiiöSinjtfn, ein oormatS würjburgifcfceS ©tabteben in
ber bair. %Prouinj Unterfranten ( Unter sMainfreiJ), liej:
in einer romantifd^cn ©egenb am linfen Ufer ber frin!
©aale, unb ifl befonbert in ber neueren Bett feine;
Heilquellen wegen befugt worben, beren jduerlict) -. fähiger
Sßaffer im Allgemeinen ziemliche ibnüdjfeit mit bem M9
SBieSbabcn bat, unb beffen Öebraudb fid) alS b'ilfam gegen
manebe JtranPheiten, \. 2S. Serfcblrimung, ©dj wiche ber
SerbauungSorgane , #amorrboibrn, 9?beumati5men, Drufrs
franfbeiten u. f. w. bewährt. Die brei XlueQen haben eint
Temperatur Pon etwa 8 — 9° St.\ ber 3\ ago j jibru::
nen wirb am met|len benufct, unb Ä. oerfenbet ja^rfid) tie-
taufenb Krüge pon biefem SBaffer; bie beiben übrigen b«sn
ber $anbur unb ber Maximilians = ober ©auen
brunnen. Der «panbur wirb oorjüglicb ju fflätem hcn_
— Unweit »onÄv beim Dorfe 38 od l et, befinbet fifd) eben,
falls eine Surbabeanflalt, bie aber ntdjt fo fiart tefudjt r. -. :
läit}f 1 wirb eine niept wobt ju befeftreibenb« Crapfratur
genannt, bie in Jfolgt einer eigentümlichen Jörrübrungiweife
tn maneben ©egenben ber äußern £aut unb ba, wo bin
fid) alS ©djleimbaut in baS 3nnere beS JC6rperö fortfrs:
entflebt, mei|l jum £ad)e« reijt, bureb Übertragung be«6m
pfunbenen oon ber SBrrübrungSflelle auS auf ba« Slerrr
(lern beS ganjen Ä6rperS biefen in einen frampfäbnlitbn
3uflanb perfekt unb im Anfange ein fo lebhafte« SJergni :;
gewährt, baß eS niebt lange anhalten fann, barum bei Ii-,
gerer Dauer unb \)bf)tttx Steigerung in ©djmer} auSartr:.
Der Ki(}fl ifl (letö eine burd) Jöerubrung brroorgebrar:-
b. t). eine foaenannte äußere Gmpftnbung. ÜRicbt jebeSreL
ber äußern ^aut unb ber ©cbleimbäute ifl berfelben k:
fonbern uorjugSweife nur bie feitlicben ©egenben beS Wunqjfr,
bie £oblbdnbe, bie gußfobltn, bie Oberlippe, bie ßffn^r.
beS MunbeS, ber 9lafe, ber Obren unb ber ©e fcbledjtSrbete
(grfalirungSgemäß ifl bie 5mpfdnglicb,feit für bie<Smpftn:-
bes Kifceis qr6ßer ober geringer je naeb ber befonbern «5: rr
mung beS Keroenfpflem« ; in ber Segel finb Menfd)en, t
fehr reijbare Sleroen b«fi(jen, fo im Allgemeinen rrrauen ..
Äinber fifelid)er, wie man ju fagen pflegt, al6 Anbere,
«6 gibt *Perfonen, benen eine fo außerorbentlidje Qm.
licb^eit für tiefe (Smpfinbung eigen ifl, baß fie fdjon
bie ©el»crb< baju, ja felbfl bureb bie bloße Drobung, r
wolle fie fifeeln,/ in ben jjufranb von Krampf ober SRcr:
erftbütterung. ber biefeS ©efübl ju begleiten pflegt, i:
werben. SBte eS übrigen« jugebe, baß bie (Jmpfinbimü
KifeelS ein unrpibrrflrblicbed £ad)en unb unwillfürlid)f Cr
wegungen be$ ganjen K6rperS beroorbringe, weiß man
jefet nidjt ju erfldren. AUju bäufige ^eroorbringung be-
ben überreyt ba8 9leroenfüfhm , erfcb,6pft unb entnervt. 3i
»eilen rohb baS Kifeeln alt Crroedung^mittel au« Cbn«4
ten benu^t.
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Klattgflguren 611 Klapperschlange
JUanafigurcn. SBenn man eine gefpannte Saite in gleichen Umfldnben bie einfädle ftigur immer bem tiefen
i>nenfce Schwingungen »erfefct, fo entfielen befartntlid) auf Stone entfpriebt. übrigens bäna,t bie Hnortmuiig biefer i'u
yx: (»genannte knoten, b. b- e6 gibt fünfte in ihrer ihn* nien von ber Hxt ab, in welcher bie platte uriterfrü&t ifr,
c nauSbebnung, weiche nicht mit beben, wd^renb bie jwi« von bem fünfte, an meinem bec Violinbogen applicirt
cf>en ihnen liegenben Sbeile ber Saite in Schwingungen wirb, von ber gorm unb ©truetur ber platte, unb oon
eratben. Die Mty biefer Änoten if! um fo großer, je noch anbern Umfldnben. Namentlich, bringt ber Umftanb,
i 6 t) er ber mit ber ©aite hervorgebrachte SLon i|t. "SRan baf baS umgebenbe Littel ber platte, welches in ber Kegel
t eicht bie Änoten bemerflieb, intern man auf bie rubenbe bie 2uft ift, jugleicb mit in febwingenbe SBewegung gefefet
Saite f leine ^apierreiter fefet; wirb bann bie Saite in wirb, ungewöhnliche €rfcbeinungen hervor, beten (frfldrung
3 djwingungen »erfefct, fo faden alle {Reiter ab, nur bie ben ^bnfifern er|r in neuejler ä«it gelungen iji. Der »er«
liebt, welche auf ben Änotcn fi&en. @anj etwa« "Hl>nlict>«5 bienftooDe $bvjifer öbjabni (geb. 1756, gejl. 1827) bat
:nt>et nun aueb flatt , wenn man Radien, Sö. ©Reiben juerft bie Jtlangfüguren beobachtet unb erfldrt, welche barier
ort ,©Ia$, SRetatt ober #olj ober gefpannte 2Remtranen auch nach ibm öblabniftfee giguren genannt »orben finb.
Sr>&ütü}tn) in tonenbe Schwingungen oerfegt, welches am Daburcb iß bie ifuftif (Cehte com ©cball) wefentlicb ge<
• eften gefebiebt, inbem man fie auf eine paffenbe SBeife fÖrbert »orben.
• cfefligt unb bann mit einem gebauten «iolinbogen gegen ÄlapiJrTerhJan« (bie) i|i eine ber gefdbrfichfren ©eblan*
f>rcn fl?anb (bricht. £ier entfielen aber mebt Jtnotenpunfte, gen aud ber gamilie ber SBipern. Sie bat am JBauche
ontem jtnotenlinien. SBefireut man nun bte platten mit grofje ßuerfcbilber, auf bem breiten, »lattgebrueften, beinahe
jnem feinen $uloer, j. 23. feinem ©anb, ©taub ober breiedigen Jtopfe »ide Reine ©ebilber unb hinten ©(huppen,
perenmebl, fo fammelt ftcb biefer bei ben Schwingungen einentbümlicb jinb ifcr bie born * ober pergamentartigen,
er platte in eigentümlichen Sinien, welche allerlct Siguren f0(fft jufammenbängenben Jtapfeln, in welche ber ©ebroanj
>ilfcen, wie bie Hbbilbung folcbcS veranfebautubt.^ Jtuf bie ausgebt, mit benen fie bei ber »ewegung ein flappernbeS
' ©eraufdj hervorbringt. @S gibt in Hmerifa mehre 'Arten
jtlapperfcblangrn von »erfebiebener ©röfje unb jum Zfyzil
mit febönen äeiebnungen in verfebiebenen ©cbattirungen von
Jöraim. 'Die ©cbweme füllen biefe ©cblangen ctjnc ©cba«
ben freffen, unb aueb ÜRenfcbtn foQen fte, naebbem ihnen
<23<ftb<iff<nbeit biefer giguren i|i namentlicb bie $5&e bed ber Äopf abgefeplagen worben, ob^ne 9?acr>tr><il »erjebren
Ijcruorgebracbten Ston$ »on (Sinfluf, inbem unter übrigen« fönnen. Die Älapperfcblange fällt alle Erten »on fleinern
Google
Spieren, namentlich nud? Bögel an, ben SRenföen aber
nur, wenn fie gereift ober gehört wirb. Dann ringelt fie
Hit fpiralformtg jufammen, f läppert unb fließt plöfclicp blifc»
fd^nell mit bem Jicpfe gegen ihren geinb, bem fte au* fo»
gleich ben töbtlidjen 2?i$ beibringt. Diefer fdjmerjt anfangs
nur wie ber ©tidt eine* Dorne« unb man bewerft nut eine
SBunbe wie bie von einem SBefpenfüd; ; balb aber ftb. »eilen
bie »erlebten Steile an, werben bldulid), unb unter £>tm<
matten, Eonoulfionen unb 3rrereben erfolgt juweilen fefcon
nach einer falben ©tunbe ber JEob. ÄuSfaugen ber SBum
be, ÄuSfdjneiben berfelben ober 2tbtrennung beS eerwunbeten
i^rpertpeilS ftnb bie einjigen in mannen gdHen rettenbra
Littel; weniger juoerldflig ifi ber ©enuß »erfebiebener 2Bur»
{((arten alS Gegengift. Die umflefoenb abgebilbete eigen t»
liebe JUapperfcbJange ift bie geftyrlidtfe TM. Bit er»
langt eine Eange »on 5—8 g. unb bie Dtcfe eines 2RannS*
arme$, hat 172 © dnlber unter bem Bauche unb 21 @d;ils
ber unter bem ©cfcwanje. 9J?an rrjdt)ll oon ber .Klappers
fcblange, baß fte mit ihren rotten Bugen ein Reinere« Stfoier
nur frarr anjufeb,en brause, fo fange baffelbe an ju jittern,
entweiche nicht, fonbern lafie fid> fangen, ja taumle wol
felbfl in btn «Rachen be« UngetbumS.
i
filaumsfucije, Älauenroeh, Ärümme, #tnfen
wirb eine Äranfhrit ber Stoiber, ©c&afe unb ©chweine ge*
nannt, bie mit febmdebern ober fldrfern gieberberoegungen,
oft auch, mit SEraurigfeit, Berminberung ber greßluft, Sana«
famwerben unb Unterbrechungen be« &ieberfduenS, Erho*
hung ber allgemeinen JCirpertemperatur unb trorfenem ÜRiflen
ju beginnen pflegt, worauf fich an ben gußenben, nament*
lieb im Älauenfpalte unb am Äronenrouljle , eine auffallenbe
Empfinblichfeit einteilt unb eine fceij? anjufühlenbe ©efd;wulfi
ent|rebt, bie fo fcbmerjhaft ift, baß bie Stpierc fich ftrduben,
mit bem franfen guße aufzutreten, tfuf biefer ©efcbwulft
fommen eine große SRenge fleiner BIdSchfn jum Borfchein,
bie fich mit eiterartiger glüfft'gfeit füllen, bann aufplafcen
unb abheilen, wonach ba« gieber aufhört unb binnen wem*
gen Sagen bie ©enefung ooHenbS ;u ©tanbe fommt. 3uf
bie eben befchriebene SBeife dtißert ftd> bie Jtranfbeit, wenn
fie gutartig oerlauft, wa« aber leiber feiten ber gatl ift.
Die größte Berfcbiebenbett jeigt ba« Übel bei ben ©djafen,
bei benen man beSbalb »orjitgSroeife eine gutartige unb bös*
artige Älauenfeucbe, welche Irrere auch wol Jtlauenfreb«,
fpan. Älauenfeuche genannt wirb, unterfcheibet. Diefe,
welche noch baju faß nur »ercbelte ©cbafe befallt, dußert
fiebbureb anfänglich febwaebe« Sfabmgeben mit beträchtlichem
.Ropfroacfeln, Entfernung ber Älauen »oneinanber, «pctßs,
Schuppig ■ unb ©plittrigroerben unb entjünblicber "KnfärvtU
lung berfelben mit Übergang in iibelariiae Eiterung unb 33er;
fcbwdrung, burch weld>e oft ba« ganje gufenbe jerfWrt wirb,
worauf btc 2b.iere nad) unfaglidjen Reiben frerben. Selb|t
in günfiigern gdllen bleibt bie 4peilung unoollfommen, in«
bem bie Äranfbeit gern SJerunftaltungen ber Älauen unb
feblerljafte ©rndl)rung be« »<>ornfd)ub.e« juritrfldßt. Die
Älauenfeudje ber JRinber unb Sdjweine, foroie bie gutartige
ber @d) afe wirb meifl bur$ eine naffe, feuchte, nebelige unb
falte SBitterung, wie fte am bjluftgflen jur ^erbfljett öor=
fommt, unb bureb ba« SBeiben auf naffem, fumpfigem ober
auf troefenem, f eifiem JBoben, mitunter aber aud) tureb 'An-
fieefung fjerbeigefüb.rt, wdljrenb bie b6f-artige, fpan., bie man
in Deutfdjlanb erfl fett einigen 20 3ab.ren fennt, nur bun$
Änfterfung unb jwar »ermittel« ber in ben Älauen abgeftn;
berten fhnfenben 9»aterie ent|lef>t. Söegen ber großen Bt:
gerungen, welche biefe lefctere Ärt ber Äranfbeit juweile»
unter ben ©djafen anridjtet, fud)t man ü)re roeitrn TLvit
breitung burd) Xbfpemmg ber £)rtfd>aftrn, wo fit aai
djen ifl, ju »er&üten ober wenigjien« ju befd)rdnfen.
J&lfbtr (3o^. SBaptijl) war einer ber au«gejeiajnetßen
franj. Generale in ben Kriegen ber fflepublif. gr uwrtc
1753 ju Strasburg geboren, wo fein Bater ©artenarbeitn
war, unb bjelt iii? im* her einige 3eit in $ari« auf, um
bie Süflufunft ju erlernen. 9iad; 6rraäburg jurürfgefebr:
v.wAnt er bie &3efanntfd;aft jweier Saiern, wcld^e $n be>
wogen, f:dj bem ©otbatenfianbe ju wibtnen. .ft. ging mit
ifynen nad; 2Ründ>cn unb würbe i;icr in bie ^Dtilitairfa)ul(
aufgenommen. Kadjbem i^n 1772 ber ipreid;. ©cterc!
Äaunife in feinem {Regiment jum Eieutenant ernannt batte,
madjte Jt. ben türfifdjen gelbjug mit, fanb jebod) feine
Sef6rberung unb natjm beSwegen 1783 feinen Xbfa)teb.
Er ging nad; bem Elfaß *urücf unb lebte hier a(S Sana-
fpeetor, als bie franj. JReoolution auSbraa). fi3egeijiert wn
ben Sbeen, weldje baS Bolf aufregten, trat Ü. 1792 ali
©renabier in baS fran^. ^>cer unb ging nidjt lange nad
alS Hbjufantmajor bei einem SBataiUon nad; bem SRaa
Sßti ber ©elagerung oon SRainj jeid;nete er fid; au«
würbe ©eneralabjutant. Salb barauf aber würbe et txr:
haftet unb foQte gegen ben ©eneral c5 inline alS oeupe 0$
treten. (Statt beffen &ertb,eibigte er benfelben mutbtg ret
bem 9?eoo(utionStribunal. 9iad;bem er bie greifet! wtetr
erhalten, würbe er als ffirigabegeneral in bie gegen Kl
BolfSregierung in ^(ufflanb begriffene Benbe'e gefdjirft. &
fud;te nid;t nur burd; bie ©ewalt ber SBaffen, fonbern ani
burd; 9Rilbe bem Xuffianbe entgegenjuwirfen, mad;te gert:
fd;ritte, würbe tebod; abberufen, weil man in 9>ari« nc:
blutige (Strenge gegen bie BenbeVr geübt wiffen vre:.
Dennod; fd;icfte man ihn balb barauf als DwifionSgenerx
erfl jur Siorbarmee, bann »ur ©ambrearmee. Er fampn:
1794 in ben Schladjten bet gleuru« unb iüJafkutn , ginp
im nddjjlen %a\)xt über ben Siljem unb befehligte 1796 br.
linfen glügel ber Hxmtt 3ourban'S. 9lad;bem er bei Äton^
firdjen gehegt unb granffurt genommen, würbe er burd) bit
gegen irjn auSgefprengten unb bei ben 2Jtad;tbabern ©lau
ben'finbenben Berleumbungen bewogen, feine Entlaffung ;u
nehmen. Er lebte nun rufng in ber 9iähe «on $ari«, m
i\)ti Bonaparte 1798 auffoberte, ibn alS DioiftonSgentral
auf feinem gelbjuge nad; ttgopten ju begleiten, it gin:
mit unb jeidmete ft'd) im AriegSratbe unb burd; JEapfcrfett
auS. Starb t cm Bonaparte nad; Europa ; urü<f gef <t>rt wat.
übernahm &. ben Ob*rbefet>L Er fnüpfte erfl Unterfcant
lungen an unb a!S biefe ju feiner Entfcpeibung führten
fdmpfte er ficetveid; gegen bie geinbe. Bon einer Äeife je
rucfgtfebrt würbe er jeboeb 1800 von einem fanatifd?«.-
S?ufelmanne in feinem ©arten ju Äairo ermorbet
Älff tfl ber Siame einer bejhmmten ©ewddjSgatrunci
wtldic lat Trifolium, b. h. Dreiblatt, beijit} in ber Sanr
wirt^fd;aft werben aber nidu nur bie in bie angefuPrtr
©attung geboriac, fonbern aud? nod; eine 2lnjab.( cnbm:
@etvdd)Sarten Jtlee genannt, welche gute gutterfrdtrtcr g<
ben unb beSwegen, obgleich, fie aud; wilb »orfonmen.
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ingebaut »erben, inbetn fte burcr) bie ßultur an ©röße,
Starte unb ©aftigteit gewinnen. 2facb werben im gemeü
ten geben mancherlei, übrigen« fcr)r verfcbiebene fangen
Klee genannt, welche gemeinfcbaftlicb nur bie (Sigenfcbaft
uiben) baß bei ibnen je breilBlättcr an einem gemeinfamen
Stiel« »ufammen füjen. SBirflieh e Äleearten finb: ber rotbe
Stopf (lee (lat. Trifolium pratense), ber weiße Älee (lat.
rriloliiun repens), ber3ncarnat(lee (lat. Trifoliom incar-
latura), ber gelbe Ale e (lat. Trifolium agnirium ober alexan-
Maiua), ber Jöaflatbdee (lat. Trifolium hybridum). Siefe
vir Hieben Äleearten -nennen ftcb au8 bureb einen röbrigen
«abnuu-n Äelcb, verwaebfen bleibenbe ^Blumenblätter,
iiter auffpringenbe, vom Äelcb. urafcbloffene, nur wenig
Samen baltenbe Wulfen unb gu breien gufammenftfeenbe
Akuter. 25er erflgenannte, ber rotbe Äopfflec, weiter auch
nifcfcer ober brabanter Älee genannt wirb, ijl baS
criüglidjfle guttergeit>Ad?5 unb empfiehlt [irti gum Hnbau
ibcroteS nocJr) babureb, baß er auf ben 2(cter von günfiigem
finfluß ifr. <2x hat einen äfrigen, ftch bis über brei guß
cd) erbebenben (Stengel unb weichbehaarte, eiförmige, mit
mein weißen glect gezeichnete SBlatter, fowie vethe ffilüten,
reiche in JBlumenföpfen an ben ©pifcen beS ©tengelS unb
•er "Äffe beifammen fteben. tiefer Älee würbe guerjl in
ötabant, in ben ehemaligen fpanifeben SRieberlanben (ba»
ier auo> fein 9?ame), angebaut unb (am von ba nach
Deutfcblanb, wo bureb ihn ber Äcterbaü unb bie mit bie<
ein oerbunbene 5Bieb$ud>t eine \>ertbcttl>afte Umgeftaltung
rrr?iclt unb er bett SBoblftanb ber ganbwirtlic forderte. (Ibens
:Mi ein vortreffliches gutterfraut, aber betweitem niebriger
Mcibenb ift ber weiße Älee, ber auch ©teinflee ober
: rieche nber Älee genannt wirb. ©eine weißen, fpäter
.^raun werbenccit boffienattiaen SMumenföpfe hangen an lan*
im (Stielen. Sie JBläfter finb glatt, fein gegähnt, oft braun
mjc weißlich gefledt unb (leben auf langen gefurchten ©tie«
en. Sie ©tengel finb hiechenb unb werben über 1 guß
ang. Qx eignet fteb befonberS gum Ebweibcn , vorgüglicb
rureb ©chafe, unb wächft fehr fchneU nach. Ser Sncar»
i alt lee trägt bie JBlüten in langen walgigen Jtbten mit
[eifebrotben Ißlüten unb hat runbliche, an ber ©pifee ge«
ibnte, gehaarte iBtätter. Grr wirb befonberS im äJaabt*
anbe unb in mehren ©egenben granfteicbS" unb Italiens
iIS gutterfraut angebaut unb fonft auch alS Gartengewächs
jejogen. — SJon ben nicht eigentlichen Äleearten finb gu
:rwar/nen: ber (SSparfetteflee (lat. Onobrjckis sativa); ber
Ugerne(Ue (lat. Medicago sativa); ber blaue Steins
:lee (tat Trigonplla coemlea), auch ©cbabgieger( lee ge*
letnnt, weit er, in ben boten Gebirgen wadjfenb, bem
Scbabjiegerfäfe gugefefet wirb; ber gemeine ©teindee
>Ux SRelilotenflee (tat. Melilotus officinalis), mit (tarfem
3eruch, baher gum 2lbfjaltcn ber Letten von Kleibern unb
•iVljwerf angewenbet, fowie als WafUf al8 jertheilenbeS
unb erweichenbe« Heilmittel; ber gieberflee (lat. Me-
ayanthfcs rrifoliata, in ben 2fpotl)efen Trifolium librinum),
welcher an feuchten Crten wäcbft, ein bitteres Heilmittel
libt unb al6 folcr)eS in vielen Äranfheiten angewenbet wirb;
:cr ©auerflee (Oxab's acetosella), auS welchem ba8
©aucr< et er jSSitterrttefali bereitet wirb.
Älrinkinirrecljulm l>ei§en bie in neuerer 3«t in ben
meiften gebilbeten Staaten wenigflen* an einzelnen JDrten ein»
gerichteten ©ewahranflalten für Äinber im jartefien Älter, in
welche biefe von armen Altern gebracht werben, weil fte
felbfi außer ihren SBohnungen befchäftigt unb baher nicht
im ©tanbe ftnb, für bie Bewachung unb ßrgiehung ber
Äinber hinreichenb ju forgen. ©«tvöhnlich haben wohlwot
lenbe gebilbete grauen |ich vereinigt, um bie Äinber $u be=
auffichtigtn, ;u unterhalten unb foweit e8 ihre iuuenblidien
Äräfte erlauben,, ju belehren. £er 3wea7 biefer Änjtalten ift,
ber (örperlichen unb getfligen SBerwahrlofung armer Äinber,
welche fleh b«n Sag über allein überlaflen finb, vorjubeu«
gen. 9licht allein wirfen biefe »njlatten fegenSreich für bie
Äinber felbji unb beren Altern, fonbern auch ber gange
©taat muß aul ihrem SBirten bie erfreulichfien grüßte gie>
hen, inbem biefelben iebenfallS bie 2lngahl ber Cerbrtcher
verminbern werben, infofern al« bie meijien SJerbrechen au5
JBerwahrlofuna in ber Äinbheit entfpringen. 'Jui* bie Sser-
armung im Ssolte wirb verminbert werben, ba au8 Äin»
bern, welche frühjeitig Slhätigteit liehen unb nämliche Äennt>
niffe fcha^en gelernt haben, wahrfcheinlich auch arbeitfame
Sßitglieber ber menfehlichen ©efellfchaft erwachfen. Sie erfle
SSewahranfialt für (leine Äinber würbe von ber verdorbenen
gürftin ^auline von ßippe »JDetmolb 180^.ju Setmotb ge^
fiifiet, unb biefe vtit|Tc.lt befiehl noch. 3n vnglanb würben
biefe Änflalten guerfl in großem «Kaßflabe ausgeführt, fo
baß biefelben bort allgemein verbreitet finb. 3n ben S3er:
einigten ©taaten 92orbameri(a$, in grantreich, &fheich,
Greußen unb in anbern beutfehen ©taaten finb nach bem Sätu
fpiele Gnglanbö immer mehr folche Änftalten entfianben. 8c-
fenSwerth ijl in äBegug auf bie Älein(inberfchuUn bie ©chrift
von ©chuch: „Sie Äleintinberfchule al§ ein wichtiger Xn>
fang von Unterricht unb ftvenöbilbung" (^eibelb. 1634).
lllfiöt (Swalb Gr)rifltan von) würbe 1715 ju 3eb(in
»ei ÄöSlin in Bommern geboren unb erhielt feine (frjiehung
auf ber 3efuitenfchule ju Ärone in ©roßpolen unb auf bem
©pmnafium ju Sanjig, von wo er 1731 auf bie llmoer*
fttät ;u ÄönigSberg ging, um ftch bem ©tubium ber Siechte
ju wibmen. Slaehbem er fiel) eine fehr ausgebreitete JBil»
bung, namentlich auch matbemattfebe unb ©praebfenntniffe
erworben hotte, befuchte er Hneerwanbte in Sänemarf, trat
enblich in bänifebe ÄriegSbienfle unb würbe 1736 jDfftjier.
SBalb barauf verließ er jeoeeb bie bärt Sienfle unb trat in
preußifche. Crjl fpättr trat Ä. al« Sichler auf unb fanb
außerorbentltcben IBeifaQ. ©ein ©ebteht „Ser gruhling"
würbe juerft 1749 nur für greunbe gebruett, erlangte aber
halb eine große ^Berühmtheit unb erlebte mehre Auflagen.
3n biefem ©ebichte jeigte Ä. fein ihm eigenthümlicheä »a«
lent jur ©chilberung ber 9latur. Slachbem er 1757 Dbrifl»
wachtmeifler bei bem $aufen'fcbcn Regiment geworben war,
(am er nach ütipjig in ©arnifon unb würbe liier ©cllerfS
unb SBeiße'S greunb. 3n ber ©cblacbt bei ÄunerSborf
würbe Ä. 1759 baS rechte Bein jerfebmettert. & brachte
bie 9Jacbt bülftoS auf bem ©cblachtfelbe ju unb würbe "erfl
am nächfien JEage nach ?tan(furt a. b. £>. gebracht, wo et
am 11. Sage barauf an feiner SBunbe jlarb. JBon Ä.'S
©ebichten erfchienen 1756 unb 1758 ©ammlungen unb
Sammlungen feiner SSerte von JRamler (2 JBbe., 0erl. 1760)
unb von Äörte (2 JBbe., »erl 1825).
fi.lftßt (v&einr. von) würbe 1777 gu granf furt a. b. jD
geboren, war eine (urge 3«t ©olbat unb wibmere pch bann,
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Kleist von Kollendorf 6
na ebbe m et feinen Äbfchieb genommen hatte, ju granffurt
bem ©tubium ber TRechtSwiffenfchaften. SRachbem er h««s
auf tn »erlin beim ÜÄtmflerium »rfcbdftigung grfunben \)oitt,
machte er mehr ju feiner fernem HuSbilbung unb ju feinem
SBrrgnügen, al« in Buftrdgen ber SKegierung, Sieifen nach
granfretch unb ber ©chweij. Nach 93erlin 1806 jurüefgej
fehrt, arbeitete er im ginanjminifieriura , mußte aber nach
ber ^cblarfH bei Sena nach Königsberg fliehen unb nabm
hier, tief befümmert über bat? 2RiSgrf$i(f feines SBaterlanbr«,
feine (Sntlaffung. <2r ging nact) »erlin jurücf unb gerieft in
franj. ©efangenfct)aft Nach feiner gretfaffung hielt er fiel)
in 2>re«ben auf unb gab bier 1808 mit 3fbam 2RüHer ba«
3»urnal „g>böbuS" heraus. Uli Öftreich 1809 aufS Neue
gegen granfreid) fich rüjlete, wollte K. an bem gelbjuge
äbeil nehmen unb eilte nach SBirn, alS er unterweg« bie Nach»
riebt »on bem bereit« abgefchloffrnen grieben erhielt <St
ging nun wiebet nach »erlin unb »etftel in immer tiefere
©chwermuth ; wdbrenb ihm ba« Beben in SBolf unb (Staat
nur ba« »ilb be« Untergangs barbot, erfehien ihm auch fein
eigner Bebenäweg al« etn gdnjlich »erfehlter. ©r gab fict)
1811 jit $ot«bam mit einer t&m gleichgefinnten greunbin
felbft ben Sab. »erüfjmt gemacht bot fich ^einrieb »on 5t.
t ureb, feine ©et ichte, namentlich bureb, feine bramatifchrn SBerfe,
in benen eine feltene 2iefe unb 3nnigfeit be« ©rfühl«,
fdiarfe (Sharafteneühnung, aber auch bie trübe 2B eltanficht (ich
ausbricht, welche ü)m baS Beben »erbitterte, ©ein „Kdtbchen
von £eilbronn" gehört noch immer ju ben auSgrjeichnetfien
unb mit bem größten »eifall fortwdbrenb auf allen »ühnen
wieberholten ©ct)aufpielen. ©eine „©efammelten ©ebriften"
ftnb »on 8. Siecf (3 Jtylc, öerL 1826) (»«ausgegeben worben.
Älftat von ITolIendorf (CnB griebr., ©raf »on), ein
auSgejetchneter preuß. ©eneral, würbe 1762 ju »erlin gej
boren unb trat früh in ben preuß. Stttlitairbienff. Gr hatte
(ich f^on bei mehren Gelegenheiten in ben Kriegen auSges
jeichnet, welche Greußen gegen Gabe be« vorigen Sahthuns
bert« führte, a(S er »efeblSbaber eine« ©renabierbataitlon«
unb 1803 »ortragenber Xbjutant beS König« würbe. ®r
folgte 1806 nach ber ©flacht bei Sena bem Könige, würbe
von biefem als £eputirtrr an Napoleon gebraucht unb nach
bem grieben jum ©eneralmajor unb Ghef ber weftpreuß.
»rigabe ernannt 3m 3at)re 1809 würbe er Gommanbant
»on »erlin unb 1812 befehligte er im ruff. genüge eine
»rigabe im 5)ort"fch<n GorpS. 3um ©eneraüieutenant erho*
ben bloclirte K. 1813 bie grftung Wittenberg, befefete f»<$*
ter £au*e a. b. ©aale unb »ertheibigte bie ©tabt mit unge*
meinet Sapferfeit. Nachdem er in ber ©flacht bei »außen
fich ausgezeichnet hatte, febjoß er alS preuß. »e»ollmdchtig=
ter ben SBaffenfhllfianb. Nach ber unglücflidhen ©chlac$t
bei JSreSben jum Stücfjuge genötigt, geriete) er mit feinem
GorpS in bie peinlichfle tage, fuhn unb flug rettete er aber
nicht nur fein Corps, fonbern fiel auch bengranjofen unter
fijanbamme, welche bereits in »öhmen eingerueft waren, in
ben Stücfen unb brachte ihnen bei 9toHenborf eine entfehiebene
9Iteberlage bei. 3n ber ©flacht bei Beipiig befehligte K.
auf bem linfen glugel beS #eer$ ber Öerbunbeten unb
fdmpfte jtegreich. hierauf blocfirte er ©rfurt unb folgte
bann nach »rdnfreich. «^ier jeichnete er fich bei mehren ©e*
legenheiten auS, namentlich & ©« ©chlacht bei ?aon. JDer
König oon teufen ernannte ihn jum ©rafen »on 9loUen=
4 Kleop&tra
borf, nahm ihn mit nach Bonbon unb ubergab ihn ta.v
baS dommanbo über bie am Stbeine jurüctbleibertbe &r
XlS Napoleon oon €lba jurücfgeJehrt war, folltt jt. toi
norbbeutfehe »unbeScorpS, fowie baS jweite pteug. 6er;:
befehligen, eine gefährliche Kranfheit hinberte ihn jefcoc^ n
ber Sheilnahme an ben Greignijfen. 97ach bem grieiea m)(
K. jum tommanbirenben ©eneral ber preuß. Stoobt}
fen ernannt. Qv nahm 1821 feinen Zbfcbjeb, bei wUr.
©elegenheit er ben Stang eine« gelbmarfchallS erhielt, an:
fiarb 1823 ju »erlin, allgemein geehrt unb geliebt, tea
er war ebenfo auSgejeichnet alS ÜRenfct) wie ttt gt^m.
filföpcttra, bie burch ihre Schönheit berühmte Kfnkp
»on ttgpptcn, war, geb. 69 ». Chr., eine Zoster Ui £
nigS $tolemduS ÄuleteS. 2fl3 ihr Sater 51 ». Chr. fbi.
war fte, fowie ihre beiben »rüber, welche auch ^tolanii:."
hießen, noch minberjähng; baS Sefiament beS SJatcrS fo:
ben altern $totemdu$ unb bie K. alS Nachfolger ein iu:
ernannte bie Börner ju £)bervormünbern. K. war jugveti
bie ©emahlin ihre« »ruber«, wie folefre« in %pten siiji
feiten ber gaH war. Tili »ormünber in %ppten wurta
bie eingeborenen TfchtlleS unb ^)othinu« »on ben Kinuni
befidrigt. SBon biefen würbe aber bie mit ihrem Semit,
unb »ruber uneinige £. in ihren Siechten gehdnft, rottet
nach ©prien unb fammelte bort ein £eer. 3nbeß (amM
große 9>omprju«, »or Sdfar fliehenb, nach aieranbria, tri
^»auptjiabt Jigppten« unb würbe »on XchilleS, roeldfeer (-
bem Gdfar beliebt machen wollte, umgebracht Gdftr i&c-
nahm, gleichfall« nach Äleranbria fommenb unb be* 9t*
pejus Srmorbung feineSwegS billigenb, baS 7imt eine« 'ci-:
richte rs> jwifchen K. unb ihrem »ruber. (&t wollte bie fäx
grau , welche überbie« feine Siebe gu gewinnen gercupi ^
. wieber einfeßen. mußte aber gegen bie geinbe berfeliffs
welche ba« SBolf in Äleranbria bewaffnet hatten, einen te
ten Kampf fdmpfen, in welchem ber König f)tolemdaS iM
umfam. hierauf ernannte Gtdfar bie K. jur Königin x
^gppten unb gab ihr ü)t«n iüngetn erfl elfidhrigen Ätstc
jum ©emahl unb 5Dlitregenten. K. regierte in ihrem unt |
re« »ruber« 9?amen ungeflört unb fam nachher nach Sef,
wo fie Gdfar mit großer bracht aufnahm unb ihre »ilbfiw
neben bie ber SenuS in bem Sempel biefer ©öttin aurfeüt^
ließ. 2>a« röm. »olf äußerte jeboch fein «KiSfaDen üc
biefe ^)ulbigung unb K. fehrte balb nach ^g»P»n i1"*
TÜt ihr »ruber 14 3 Jbvc alt geworben war unb Zrt<
an ber Regierung foberte, brachte ü)m K, ®ift W ia>s
herrfchte, ohne »on ben Körnern jur Slechenfchaft gejwr
ju werben, fortan allein. Scacbbem SM» ermorbet wtrtc
war unb bie SRörber beffelben in bet ©chlacht bei Vfim
befteat worben waren, fuhr K. auf einem prachtvoll «i**
fehmueften ©chiffe nach Sarfu« jum XhIoIUI »}*
©ie felbfl faß al« 83enu« gefleibet unter einem 2h»i*n
met »on ©olbftoff, unb fchöne Knaben unb SDcahh« ;
Biebe«götter umgaben fie. Äntoniu« würbe buro) bie :
be« fchönen unb geifheichen SBeibe« fo gefejfelt, Daferw-
an nur um ihretwillen ju leben fthkn unb feinen jaw-
SJuhm bet Siebe ju ir>t jum Opfer brachte. 6ie wg1""1
ihn auf feinen gelbjügen unb erhielt »on u)m bk enwtf
Bdnbet jum ©efebenf. K. hatte einen »on ihr mit (M*
gejeugten©ohn, ßdfarion, unb brei anbere waren bn f*5;
ihrer «ehe ju Äntoniu«; biefe vier Knaben erhob ww*
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t Ädnigen. Dctaoian gog enblitb mit einem rfm. £etre
trän, um an bem XntoniuS Stäche gu nehmen. Bet Äc=
um fam eS gur igrfjlacbt, welche Ä. babureb entfebieb, baf
I pldfclid) mit ihren 60 ® ebiffen bie Sfudjt ergriff. Änto»
iu5 folgte it)r im 2iebe8wabnftnne nad) ttgppten. Bergt*
ett§ etfldrten fie nun bem SDctaotan, bafi fie bie Äeginrung
n bfe Äinber ber Ä. abtreten wollten. SDiefer hatte ben
ob beS .Antonius befcbloffen unb brang nach Äleranbria w>r.
titemiuS, bureb bie falfcbe 9cacbricbt betrogen, baf Ä. fkb
t* 2ob gegeben bdtte, ftörgte ftcb in fein ©cbwerr, würbe
arauf gu Ä. gebraut unb »erfebieb in ihren Xrmen. jDcta»
ian nahm bie Ä. gefangen. BergebenS fud)te fie auch ihn
i ihre SiebeSnefce gu Perioden, unb um nicht von ihn im
:riumpbguge in 9?om aufgeführt gu werben, braute fie fid^
Ibjr um. Bei einem glanjenben Seite ließ fk fieb unter
Humen »erfieeft buret) einen treuen Diener eine giftige 5J?at=
rr bringen, fefcte biefelbe an iferen 'Ann unb »erfebieb barauf
alb an ben golgen beS JRatterbiffeS im 3. 30 ». ßbr.
jfUrntd ober Älerifer beifSt in ber fatbolifcben Äircbe
er »on ben gaten fheng unterfebiebene unb gu einem ehe»
>fen 8eben »erpfliebtete ©tanb ber ©eiftlicben. Da«
ried». SBort betf?t eigentlich ?oo$ unb bann Eigentum,
"i:;i'eit unb war bei' ben 3 üben bie {Benennung beS
StammeS Seei, weil berfelbe, auSfcblieljlicb jum 3Mcn'|te ber
leligion beftttmut, in einem befonbern ©inne ©otteS Ci»
entern unb Crbtbeil, b. u »eUfommener unb ihm wobige*
iiiiger war. eck bem 2. Sabrb. famen tiefe Borfrellun*
en auch bei ben Gbriflen in Aufnahme unb bie 8tbrer unb
3orfieber ber ©emtinben fingen an, unter bem tarnen beS
tleruS ober ber Älerifer einen befonbern ©tanb gu bilben,
er eine c^riftüc^e ^rieflerfcbaft würbe, auSgegeicbnet burdf
enBefifc beS befonbern göttlichen 2SoblwoUenS, unb für bie
higen SWenfcben bie Bermirtler mit ©ort 25ie Älerifer
>urbrn nun als bie leitet unb SRegierer ber Ätrcr)e , bie ?aien
18 ihre geiftlidben Untertbanen angefrben. 7C\$ mit ber Bergro»
erung ber cbrifilicbrn ©emeinben ber ÄleruS gasreicher würbe,
ilbtte ftch ber Unrerfcbjeb beS t)6t)txn unb niebern Äle»
u*. Jener befianb in breiOrbnungen: ben Bifcböfen, $»reS>
ntern (Klteftcn) unb SMafonen; biefer umfcbjoji in »ier
)rbnungen baS bienenbe Äircbenperfonal, weiche JDrbnungen
tJgefammt, nach ber ?ebre ber fatholifchen -Strebe, ßhrifiu«,
»ie bie* an mehren IBibeifiellen gejeigt whrb, burthiaufen
oben foll. Küi bem niebern £lrru* erganjte ftch ber
ere, anfangs mit 3ufhmmung ber ©emeinbe, bis enblich
it ©abl unb 83eforberung ber ihm untergebenen ©eiftlicben
m Borrecht beS »ifchofS würbe. 2>aS Änfehen be« Äle*
«» wuchs, feitbem twm 4. 3abrh. bie fZBtffenfc^aft feltener
mb bie $rdmmtgfeit allgemeiner geworben war. £aS ehe«
oft geben, ;u bem fiep ber JtleruS afim4(ig oerpfl übten
nufte, trug auch bei, fein Bnfeben ju er^hen. ©er Sit*
uS würbe baber frübjeitig in ber bürgerlichen ©cfrfcgebung
u8gei<ichnet unb im ^rioatteben burch ©chenfungen unb
J3ermddt>tniffe an bie Äircbe bereichert. 9?acb unb nach er»
nett er bie geifttiebe ©erichtebarfett für fid) unb gewann
"rri^eit eon allen bürgerlichen Abgaben unb Sofien, boch
nuftt ber S3ifdt)of feinem weltlichen Sürflen im Jtriege ^ee>
e^fotge letfien, unb ber niebere Älerifer war in einer petn»
itben ©ache einem gemtfehten ©erichte unterworfen. SBie
>tr Älerifer burch bit $riejferweü)e «uf immer an bie Äircbe
gebunben würbe, fo war eT duferlich burrf) baS Cilibat
(f. b.), burä) eine eigentümliche Äleibung t-on anfangs votU
fer, fpiter fdbwarjer $arbe unb burch einen eigentbümlic&en
©chnitt beS ^»aupthaarS (Xonfur) oon jebem a'nbern ©tanbe
fireng abgefonbert 2>aS Xnfrben beS ÄleruS fKea am bod):
fien, alS er ftch }u einer 9 eift liehen ffiaebt, Hierarchie
(f. b.), auSbilbete, bie er eben in ben tterfchiebenen fRang:
orbnungrn geifHicher Zmtis unb SBürbetrdgrr mit befrimm»
ten geijtlichen Berrichtungen unb ^Berechtigungen unter ber
Oberhoheit beS$apfreS bereinigt, barfiellte, auf beren -CiMie--
punfte Bifcb6fe mit dürften unb ©roßen an Xnfehen, 5Je j±t
unb 9?eicbtbum wetteiferten. Vbtt je mehr bierbureb ber Äle*
ruS von feiner urfprünglicben SBeflimmung ab unb ju einem
eiteln SJeltleben »erfuhrt würbe, um fo mehr »erfanf er in
Unwiffenbeit unb ©ittenloftgfeit, bie ihn Bu f'!U"in $rgemif}
ber £aien machten unb in ber ftrfge bie 9teformarion befehlen»
nigen batf«"- ©« bem febarfen Unterfchiebe ber @eifilid)en
»on ben JJaien unb bem unter ben Älerifem felbfl flatt^nj
beuten Stangoerbdltniffe geht bit fatbolifebe Äircbe bauptfacb'-
lich f on ber Meinung auS, baß bem 3>riefrrr bureb bie oon
ben Xpofleln abgeleitete SBetbe auferorbentliche ©aben )u
Zt)tll werben, t> ermöge beren» er bie ©actamente unb baS
5D?egepfer frdftig verwalten fdnne. 25a bie protefrantifebe
Äircbe weber ein 9>riefterthum anerfennt, noch ber jDrbina«
tion ihrer ©cijtlicbtn berartige SBirfung beilegt, fo fdHt für
fje ber ©runb ju jener Unterfcheibung gctnjlicb hinweg.
Älima (baS) eines jDrteS ntnnt man bie allgemtinen
SBitttrungSoerhaltniffe beffelben , welche im aiemperatunotch*
ft(, in 23inbtn, {Regen, ©chnee, ©ewittern u. f. w. ftch
ctugern. Bon bem Älima hingt bann bie ganje dußere 5r«
febeinung eines jDrteS ab. ©er ^panjenmucbS, bie S£r)iee>
weit, felbfi bie Befcbaffenbett beS SRenfchen unb bie 3rt,
wie feine StbenSweife eingerichtet ift, ftnb in ben oerfchiebe»
nen Älimaten gdnjlich t-crfdjicbcn. 9Ran fann bie Urfachen,
welche bie flmtatifcbe S3efchaffenheit eines DrteS bebtngen, in
allgemeine unb befonbere etntheilen, infofern bie Unteren
nicht an allen Orten ber Crrbe tbätig ftnb. 2)ie wichtigfle
ber aDgemeinen Urfadjen ift bie geograph. Breite, bie @nrfer*
nung »on bem Äquator; benn eS ijl befannt, bag bie ^i^e
unterhalb beS HguotorS unb in ber SR<ibe beffelben am pef»
rigflen ift, »on ba ab aber nach ben 3>oltn burch alle SBär*
megrabe in bie peftigfle Ädlte übergeht. SfÄit biefer »on ber
Breite abhängigen Berfchicbenheit ber JKemperatur hdngt
bann auch bie Berfchicbenheit im Berlauf ber 3ahreS»
| ei ten (f. b.) innig jufammen unb wabjenb in ben $olar*
gegtnben ©chnee unb ©8 nie »erfcbwmbet, ftnb biefelben
in ben ttquatorialgegenben »6Htg unbtfannt. Bon nicht
»it( geringerm dinfiuffe auf baS Älima cineS OrteS ift
beffen ^rh'bung über ben ÜReereSfpiegel. SBenn man einen
febr bobtn Berg erfieigt, fo burchwanbert man aQmdlig bie
eerfchiebenfien Älimate. SBdbrenb »ieDeicht am gug beS
Berges niemals baS ©affer ju CiS erfiarrt, ^ttxfd)t am
©ipfel beffelben ein ewiger SBinter. lud) ber fangen»
wuchs geigt an Bergen btefen SBechftl ber Älimate. €8 i|i
eint btfanntt Sthatfacht, baß wir bei Befteigung eines ho»
ben Berges biejenigen f)flanjen nach unb nach treffen, auf
welche wir ebenfalls bet einem weitem Borbringen nach
ben $olaraegenben ftofjen. Befonbere Gigentbümlicbfeiten
jeigt baS ÄJtma btr ^ochtbtnen, b. h- *>er Cbtntn, wtlcht
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©egenben SBerfietnerungen von ^flanjen unb 2biemt m
funben, welcbe einft biet gelebt baben muffen, bie M
ibrer natürlichen S3cfdr>affent>eit na* nur in »armen, p
beißen ©egenben erifliren fönnen. JDiefe großartigen Ba
dnberungen fyaben unjheitig barin frjren ©runb, ba§ il:
Erbe ibre Stellung auf itjrtr S3abn verdnbert. ^«if$La:
muß nad) ber Erjäblung ber 'Älten einft ein weit BM|a)
8anb geroefen fem a(S gegenwärtig, unb man fiebt ic,
©runb bitfer Berdnberung in bem Änbau beS »oben* M
ber Ausrottung ber SBälber.
25eS EinfluffeS, welcben baS Jtlima auf bie 9«::
616
tfd) in einer bebeutenben Äöbe über bem SReereSfpiegel bin* Idngern Zeiträumen allerbingS febr bebeutenbe ßewnbfnr.-
jieben. Jg>ier wecbfeln, befonberS wenn jene ebenen in ®e« gen in bem Älima ber meinen, wabrfcbeinlicb aller (Seen
genben liegen, welche vermöge ibrer geogr. »reite eine bo!;ere ben ber Erbe vorgegangen fein muffen. äRan bat in Wtt
Temperatur baben, verbdltnißmdßig febr »arme Tage mit
febr falten SRdcbten unb nur feiten erbeben fleb JRegenwol»
fen bis über tiefe Ebenen. So liegt j. 93. jhuito unter
bem Äquator, unb boeb finft biet ber Thermometer juwei«
(en bis unter Os, weil baS £anb 8000 g. über bem SReere
liegt. £k britte allgemeine Urfacbe ber flimatifd)en 33e»
fdjaffen&eit ifl bie Sefcbaffehbeit beS »oben«. 3n fanbigen
©egenben jie&t fid) bie atmofpbdrifcbe geuebtigfeit febneu* in
ben »oben, ber bennexb eine fortwdbrenbe Trocfenbeit jeigt.
fiJci größerer HuSbebnung foleber Sanbgegenben verbunftet
niemals SBaffer von bem S3oben in bie läuft unb eS fön»
nen bafjer aud) feine wdfferigen SRieberfebldge, fein Wegen, organifebe Sielt ausübt, würbe im allgemeinen fifrrägt
erfolgen. 2fuf biefe SEBeife entfteben bie 2Bußen, in benen baebt. 9iur ber 9Renfcb febeint unter allen $imntet$ifei
auf bie Sänge fein Tbier unb feine g>flonje mit wenigen dien fortfommen, fieb an einibm von©eburt frcrabeSÄ «
ÄuSnabmen erifliren fann. bitten in biefen SBüflen liegen gewönnen ober ffcb afflimatiftren ju fönnen; M jini
aber Stollen, welche einen febr üppigen $ffanjenwu$S J«J oud) ibm bie junäcbjl um bie 9>ule (iegenben ©*gcirr
gen, bie ßafen. ES finb biefe folebe Stellen, wo Rd) um
ter bem Sanbe ein fefteS ©eftein befinbet, welkes baS Tie»
ferfmfen beS atmofpbärifd)en SBafjerS btnbert, fobaß biefeS
(ich fammelt unb pereint mit ber r)errfd)enben SBärme baS
blübenbfie lieben mitten in ber Einöbe hervorruft. —
Äußer ben angegebenen Urfac^en wirfen nun aber bei jebem
einjelnen £>rte auf ber Erbe eine Unjabl Pon Einjelntjeitett,
welcbe ber Umgebung beffelben angebören, auf baS Jtlima
beffelben. Hm wenigflen ifl biefeS auf bem SReere, befon»
berS in größerer Entfernung von ben Äüften ber %aU. 2fuS man gegen bie $ole vorbringt, befto mefcr verfebwinbet ti:
biefem ©runbe jeigt aud) baS Älima über bem SReere eine SRanntcbfaltigfeit ber Ti?itr » unb Pflanzenwelt, ftirl .;.
größere Sfegelmaßigfeit, inbem niebt allein weniger unb nur bie ttauatorialgegenben ftcb anzeichnen. 3<beS Xüma b
aQmälige SBecbfel »orfommen, fonbern aueb eine faji »öUige feine etgentbümlicbe abi«= unb $flan jenweit, aber »^rßC
Jtbbangigfeit pon ber geogr. ©reite ftattftnbet 2fuf bem befonberS bie $flanjen faltet ©egenben gut in warmen &
£anbe ftnb bie befonbern Urfacben ^uwetlen ebenfo mächtig bern gebeiben unb biet oft noch f$öner unb fräftiger
ober noch mächtiger ald bie allgemeinen. Serge, nament» auSbilben, fommen bie ©ewaebfe warmer Jtlimate gar vt
lid) IBergfetten, füllen bie tuft ab, fammeln bie Jfeueljtitt« ober nur mit ^ülfe ber Jtunfl in ben falten fort 3ntn
feit auS ber Ätmofp^dre unb feilen biefelbe bem Kanbe in beißen ©egenben erreichen b[e ©ewadjfe oft eine
XlueQen unb Sdcben mit unb beftimmen bie JNidjtung ber
SSinbe, balten wol aud) gewiffe SBinbe von ben unter il)»
nen liegenben ©egenben völlig ab. SRan ftnbet in 9Iorwe»
gen Z\)akt, welcbe gegen Suben gerietet unb übrigens vor
allen anbem SBinben geftbüfet finb; in benfelben berfcr)t ein
fo milbeS Älima, baß felbfr bie feinern Dbflforten jur Weife
gelangen. 3n engen abdiern finb bie ©ewitter beftig,
lang anbaltenb unb oft wieberfeljrenb, weil bie tief geben»
ttn 5Betterwolfen von ben SBergmdnben niebt fortgelaffen,
fonbern jurüefgeworfen werben. 2)ie SBinbe felbfi fmb von
unzugänglich SRan l>at viele Serfucbe gemacht , aber nr^
Kiemanb ifl eff gelungen, in bie 9labe beS Worbpo», nc6
weniger in bie beS SubpolS ju gelangen. £ie Aalte |
bier unertrdglid). DoS (Snbe ber norblicr)en (Hegne©
in benen eS SKenfcben 34" lang auSgebolten b«itn, k
Sptfebergcn. ©er befannte 9f eifenbe unb 9laturforfa>er €a
reSbp war mehre 3Ra( wdbrenb beS SommerS ritt, M
. aber nur einmal eine Temperatur von etwas über 7° S
©ewöbnlid) ift bie Temperatur böcfeflenS 1° St. 3«
liebe ©röße, wie benn j. S5. TL von ^>umbolbt unter hs
Äquator geigenbdume fanb, weld)e Stdmme von 22 ?«f
im 2)urcbmeffer batten. 3"bem man mit ber Sütel a>
nimmt, baß aDe «Kenfcben von (?inem SKenfcbenpaaK o
fprüngüd) abffammen, muß man bie großen förperlia>eji »&'
aueb geiftigen SJerfcbiebenbeiten, welcbe bie fogenannten jEHa-
febenracen jeigen, von bem febon 3abrt<»ufen0< normte
Einfluß beS jtltmaS ber 8dnber ableiten, in welcbe bit$&
febtn fid) vertbeilt b«ben. JBemerfenSwertb ifl ontb, }*
bie S3ewobner gewiffer ©egenben, welcbe flimatifa)e Ci?«
febr verfebiebenem Einfluß auf baS SBetter, je nadjbem fie tbömlidjfeiten b<»ben, von gewiffen Äranfbeiten NQMjtoi
über weit ausgebreitete Ebenen ober über ©ebirge, ober
enblid) über baS SReer fommen. Jtüflen unb Snfeln böten
ein eigrntyüralicpeS itlima, inbem fie fafl biefelbe Siegel»
mdßigfeit unb ®leid)förmigfeit beS ÄlimaS jeigen, wie baS
fie umgebenbe SReer. überbieS finb ibnen Stürme, Webel
unb jum ZIh'ü Ub erfebwemmungen eigentümlich Uon be»
beutenbem Einfluß auf baS jttima foden aud) große 3Ba(<
bungen fein, fobaß bie ganje fUmatifcbe 93efcr)affent)eit von
fcdnbern, welcbe mit SBalbungen bebeeft finb, verdnbert
wirb, wenn man biefe ausrottet. — JDaS Äü'ma einjeU
ner Sdnber erleibet in 3abrb"n*>erten feine jßerdnberung.
Eine 2Renge von Siv.ifadien bejeugen aber, baß in nod;
beimgefud)t werben. So ftnbet man _^>tnxtau'äftbügf ,
t)eft, baS gelbe gieber vorjugSweife in r>ct#en ©egenfr
ben SBeicbfeljopf in ber großen Tatarei, in Siebenbür;:'
Ungarn unb >J>olen; Äaferlafen, iTretinS in ben engen fie?
fdjlucbten, namentlid) ber »pengebirge: b«ftig« ÄUS«101
jünbungen in Sgnpten. Einjetne Ärantbriten fmb auä ff
nen ©egenben nadb Europa vorgebrungen, febeinen aber
aHmdlig, fowie fie ftcb einbürgern, an ibrer nrfprünjli*i
$eftigfeit ju verlieren. So famen bieSJceufcbenpod« nc..
febeinlicb aus bem innern Xfrifa, bie SKafem auS W
pien, bie Sppbtli« auS Ämerifa unb bie dbolm
inbien.
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I
6« Klopstock
Klialk
filinik, ctn SEBort grie$. ttrfpruttgä, bettlet ben am
hranrcnbette erteilten Unterricht in ber <£)etl(unfr. Schon
ie Qllten erfannten bie SBichtigfeit befjeiben für bie 23ütung
mger Strjte. £>hr« fic fehlt eö ndmlicr) cem angehenben
yettfünPier an ber für ihn fo nötigen ©elegenheit unb Tim
itung, eimelne Äran(heit8fd(lt in ihrer JBefonberheit ju he:
fachten , richtig ju beurteilen unb ju behanbeln. #ier ift
}, wo er juerft bie Aufgabe ju löfen hat, bie Kenntniffe,
Ie fr [ich burch ©tubium ju eigen gemacht, in Amve nbung
i bringen. $ier feit er bie Äunft erlernen, ben Suftanb
neä Aranfen burch jwedgemdße Unterfuchung beffelhen ju
:forfd)en, bie Seichen, burch welch« fich bie verfchiebenen
Iranfhetten »oneinanber unterfcheiben , ihrer SBebeutung irach
ufjufaffen unb für bie iöeurtbcilung te6 einzelnen galleS
i benufcen, ftdt) von ber SBirffamfeit ber etwa anjuwem
tnben Heilmittel w überzeugen unb [ich für bie ^Ausübung
tr fthwerern Äunji vorbereiten, bie vielseitiger Übung bc=
arf ; hier fann er biefi noch ohne ©efahr für bie ihm über;
ebenen ÄranCen , ba ihm fietS ein in ber Siegel wiffenfehafts
ch ho<hgehi(beter unb Meterfahrener Sehrer rathenb unb bcl-
rcb jur ©rite liebt. 3n ben Steffen 3<tten beftanb ber
interner)! in ber £eilfunß hiwptfächlich in bem am Jtran;
mbette erteilten. 'Anfänglich war bie Äenntnif? unb bie
luSübung biefer Äunft baS (iigentbum einzelner weniger
tomitien, in benen fie von ©efcbtedK }u ©efchlecht forterb;
m. 2Die SBorgdnger be5 Spippofrattt, fowie biefer fflbft,
ilbeten frer) einjig unb allein in biefer eigentlichen ©chule
er Ulatur unb <änrfahr»ng. ©pdter würbe ber (linifche Uns
!rri<ht bii jum 17. Sahrh- Icibcr gdnjlicr) vemachlaffigt.
rrfl ba fam man auf ben glücf liehen ©eban(en, bie großen
Sereinntifagen von Äranfen, welche bie mittlerweile enrfian:
enen «pofpitdler barboten, für ben Unterricht in ber £eit»
itnfi )u benub.cn, unb jwar foU werft ©vlviu$, $rofeffor
n ber Univerfitdt gelben in «öollanb, 1658, über bie »er;
hiebenen ÄranFheitSfäUe, welche in bem unter feiner Sets
mg fiehenben ©vitale vorfamen, SSorlefungen gehalten,
ach ttnbern fcr)on lange vorher SBilh. ©traten, ein berühm*
t Srji in Utrecht, eine fehr befuchte Älinif gehabt haben,
loch mehr fanb fie bie verbierue Anerkennung, alä fich ju
Anfange brt 18. Sahrh- auch &ft große Jöoerbaave ü)rer be*
iente. Bon nun an würben in verfchiebenen Sdnbern @us
)pa& (linifche Schulen eingerichtet, namentlich aber erwar;
m fich bie von Grbinburg unb SEBten einen fo fyefym {Ruf,
if alle 3n>eifel über bie Hwecfmäfjigfeit unb ben Dlufcen
rrfelben aufhörten, ©egenwdrtig bürfte wol (eine £och-
hute, (eine mebicinifche Afabemie in Cruropa ohne eine ?Xn-
alt für (tinifchen Unterricht angetroffen werben. <j
filopötock (Sriebr. ©ottlieb), „her burch ben erhabenen
Schwung feiner spoeffcn unb burch feine SBerbienfte um
luSbilbung ber fceutfeben ©pracr)e ausgezeichnete dichter ber
}cutfct)en, war ber ©ohn eine8 (5ommtffion8rathe6 ju&ueb»
nburg unb würbe bafelbft am 2. 3uli 1724 geboren,
iachher pachtete fein SBater ba* Umt griebehurg hei ©et«
n an ber @aa(e, unb ber fünft ige Dichter brachte baber
tmc Anabenjahre auf bem Sanbe w. Auf btm ©pmnas
um )u SHtctiinburg unb auf ber Schulpforte bereitete er
ch ju ben Unwcrfit&täfhibien «or. An ber Scbuipforte
ing Ä. noch fpäter mit grofer Siehe, benn bier fanb er
Biuxi.- Coro. «etr. n.
würbige Sichrer, welche ihn in ba$ griech. unb rom. Alter»
tliunt einführten, an beffen 2ReijIerwerfen er fich bilbete unb
beqeifierte. Schon auf biefer jBilbungdanjtalt befchäftigte
fleh St. mit bem ©ebanfen an ein großed epifchea ©ebicht,
unb auf ber Unioerfitdt 3<na, welche er 1745 belogen hatte,
um Rheologie ju ftubiren, arbeitete er fchon an ben crflert
©efdngen feine« weltberühmten „SRefftaS". ©chon im fot=
genben Sah« ging St. auf bie Unwerfitdt Eeipjig unb würbe
hier mit ben«£ichtern ßramer, Schlegel, SKabener unb 3a-
charid befannt, welche bie „jßremifchen IBeirrdge" h«au§=
gaben, burch bie 1748 bie brei erffen ©efänge be$ ,fflt[-
\xcA" oeröffentlitht würben. Diefeä ©ebicht machte grojje»
allgemeines Auffehen unb fanb cbenfo mele SSewunberer
unb SBerehrer alä geinbe unb SJcrfe^erer. Jt ging 1748
w einem Serwanbten nach Eangenfalja unb übernahm bie
Aufficht über beffen Äinbcr. ^)ier lernte er Sanno ©chmibt
(ennen, w welcher er eine tiefe Siebe faßte unb bie er, oh:
gleich « (eine <5rwiberung in feiner Siebe fanb, boch burch
feine an ftc gebichteten Dbcn verherrlicht hat. Jreunbe, welche
ihm fein „Wefft'aä" in ber Schweij gewonnen hatte unb an
beren Spitze Siobmer flanb , bewogen St. 1750 nach Suricr)
w (ommen. S3alb barauf erhielt er aus Ddnemar(, befon.-
ber« auf betrieb beä ÜRinifler« Öernfiorff, einen JRuf nach #
.Kopenhagen mit Anbietung eine« Salzgehaltes von 400
SEhalern ju SSollenbung beä „SftefiiaS". m er 1751 nach
Äopenbagen reifte, lernte er in Hamburg SD?eta ober ÜRar»
garetba SOToHer, eine eifrige Verehrerin feiner $oefte, (ennen.
Qx feierte biefelbe nachmals in feinen ©ebichten unter bem
Scamen „ßibli". 3n Äopcnhagen würbe er ehrenooU aufs
genommen unb bem Könige §riebrtrh V. vorgeficllt. 3m
folgenben Sommer hielt er fich in apamburg auf, lernte
SRcta noch naher (ennen unb lieben , unb im oommer 1754
verbanb er fich mit berfelben für immer, ©chon 1758 würbe
ihm aber ba£ burch bie innigfle Siebe mit ihm vereinigte
eble SSeib burch ben £ob enrriffen. Ä. hielt fich nun feit
1759 abwecbfelnb in Söraunfdiwcig, iQueblinburg unb Slan^
(enhurg auf unb (ehrte erft 1703 nach Kopenhagen wrücf.
Tili ber ©raf von öemfiorff 1770 feine (SnKaffung al3
sJWinifi«r erhalten hatte, begab fich St. nach Hamburg. Qx
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Kloster
618
Kloster
führte ben Site! eincS ban. 2egationSraff>e3 unb war »otn
nacbmo'ligen ©roßberjog Jtarl ftrtebrid; oon SBaben jum #of
ratb mit «inem 3<»brgebalte ernannt Worten. 3m 3. 1773
würbe ber „SOeeffiaS" »ollenbet. Stacbbem ficf> Ä. 1792 jum
jweiten SJfal, unb jwar mit 3o^nne Glifabetb, geb. oUn Dim>
»fei, »erwitwete grau oon SBintbem, »erfceiratbet batte, fiarb
er am 14. SWärj 1803. S3ei feinem überaus feierlichen 83e»
aräbniß auf bem «Jürcbhc'c *u £ttenfen bei Hamburg geigte
(icb , wie groß bie Siebe unb SSercbrung war, welche ber
Didjtet allgemein genop. grömmigFeit, SReinbeit ber ©e«
jinnung, ©"crabbeit unb ein ebler ©tolj waren bie ©runb»
jüge feines Q.i)aratttt$, unb babei bing er mit aufopfernber
Siebe an fetner Familie unb an feinen ai c unten, liebte ben
<3d)erj, obne bod) in feiner J^eiterteit ocrle&enb ju werben.
Er war ein großer greunb beS £>d)rittfd)ublflufen$. DaS
'.äuSgejjeidmetfte unter ben poetifdjen Schöpfungen Ä.'S finb
wol feine £)ben, in benen er bie beutfehe Sprache mit tu
ncr Jtraft unb ©ewanbtljeit hanbhabte, we(d)e bis tafjtn
niebt erb6rt war unb burch welche bie Sprache ntctjt »er»
unftaltct, fonbern auSgebilbet würbe. Gr machte bie SJerS»
funfr bet Otiten ber beutfeben Spradje ju eigen, ©eeigneter
nod), in baS XJolf überjugerfen, waren feine geiftiidieu lieber,
welche entfernt oon aller Empftnbelci bod) bie tiefte unb
inmgfte 9?eligioftt<it atbmen. 3n biefen wenbete er auch
ben fonfl »on ibm oerfebmäbten Sfeim an. ©eine gefam»
melten Sdjriften finb in 12 äöänben (iJeipj. 1799—1817
unb 1823) erfebienen. 3m 3- 1824 feierte man in aueb;
Unburg unb Altona bie l)unbertj<if)rige 2öieberfet)r feines
Geburtstage«. •
üldötj r b«ißt tie gemeiniglid) burd) Ijo&e, büflere SHauern
eingeftbloffene SBobnung ber nach irgenb einer gemeinfehafts
lieben Siegel (ebenben SJlönche unb Tonnen. SDte befebam
lidje unb anbadjtige SebenSweife ber SB 6 nebe (f. b.) war
im 2Rorgentanbe, namentlich in ttgopfen, lÄngft betmifdi
gewefen, als burd? baS Jöebürfniß ber ©emetnfebaft bie
Älöfler entflanben. ES gefdjab bicS ju Anfang beS 4.
3al;rb. in ben SBüjlen jDberagwptenS, wo ber beil. Tim
toniuS ff. b.) eine tfnjabl Emfiebler um ftcb oerfammelte,
bie jur 2tu&iibung gemetitfebaftlicber tfnbacbten ibre Kütten,
Bauren genannt, nebeneinanber baueten unb für ihren Un<
terbalt unb bie Xrmen hatten von Halmen floaten, Eine
noeb größere unb georbnetere Einfieblercolonie ju gleid) from=
men unb gemeinnützigen $mdtn grünbete um bie 2Ritte
beffelben 3ab*b- $M)omiuS, ein Sdjülcr beS b- Antonius,
auf Sabenna, einer SRilinfel in ©berfbebaiS. Die Eolonie,
in ber ftcb febon Siereine oon Tonnen befanben, umfaßte
mebre in geringer Entfernung ooneinanber erbaute ^>au>
fer, in beren jebem eine '.Änjabl 9R6ncbe ju brei bis biet
in BtQcn neben einanber wohnten unb unter einem 9)rjot
ftanben. Sämmtliche ^riorate bitbeten baS Gonobium
ober ÜRonaflerium (fünfter) unb würben oon einem
S3orj!eber, ber XbbaS (SSatcr), ^>egumen (2(nfübrer)
ober 2{rcftimanbrit bie}, regiert unb ut einer beftimmten
gleicbf6rmigen Sebendorbnung angebalten. 2>ie an bem 66;
nobium tbeilnebmfnbcn SR6nd)e !i;efait oon ihrem gemein*
famen 3ufammenwobnen 66nobtten, im ©egenfa^ ber
vereinzelt (ebenben Eremiten unb ber wilb umberfebwei:
fenben Vnad?oreten. Die Xn^abl ber nad) unb nad> auf
STabenna angefiebelten 9Jl6ndic foll fid> nad;* be8 ?*acbomiu5
JEobe Im 3. 348 auf 50,UUU bt laufen babt'it. Bötb tiit;:;
ftdi nad) biefer (Sinridjtung ber Üonobien autt) au§ttt>u
'itgoptend in yaläflina, Serien, Armenien unb Jtldamia
^ablreicbe 3)?r>ncb3gefellfcbaften. 3«beä Atojler cntpfrng
nod) feine 9?egel oon feinem ©rünber unb bie aQgentaa
JBcbingungen, benen man fid) beim Eintritt in tafntjjO
febweigenb unb obne feierliche ©clübbe unterzog: Untä-
ter ©eborfam gegen ben Sjorfieber, 'tfufgebung alle? tiene
SBiÜenö unb JBefifeeö, Ert6btung ber ©innlidtfeit, Sn^
tung ber SÖJelt, um aßein ©Ott unb göttlicben 2)in^a
bienen, bitten nur fo lange ©eltung, als bie SWjumj, p
;u erfüllen, bauertc; bod) gab e» in jener 3«t oft SJ.-i
bie, hiertuv* nicht befriebigt, bad Jtlofier »erließen, cot n
ber SBüfle ben furd;tbaren Äampf oerjweifelter ©eüUpdii
gung ju beginnen. Er(i als bie Älpler aud) in uns td
ben StAbten errichtet würben unb ber firengen ©aufai ub=
geartet, wie man ba§ Verbot binauSjugeben unb mit £»::=
leuten ju verfcljrcn , unb bavon aueb bte SKoncbSiDOtnunja
t-laustra, b. i. oerfd)lo|Tene fcrter, Alofier nannte, nia>t geg^n
bie fittencerberbenbe 9Jabe ber Stäbte gcfdjü^t werben fwüitoi,
erhielten ftc burct> SBafiliuS ben©roßen (f. b.) eint Segel,
bie für baS ganje Storgenlanb ©eltung gewann unb r.:i
jebj oon ben gricd>. unb armenifeben ÜS^ncben befolgt wü*.
Siorjüge ber Alerifer, beren ^flanjlcrmle fie fpätre »utten
genoffen jc($t bie 3726n<be nod? mein; ti>d> waren fw r. i:
^>anb gewalttr>Atiger JBifajöfe ein leidit aufjureijenbe* (!<«,
weld)eS oft gebietenb über bie Meinungen unb bit ®kx
ber SRenfcben im Kampfe gegen ^iben unb Jte^er arte
bie faiferlid;e 5B?ad)t nod) bte ©efefee fdjeuete. 3«
lanbe würbe baS 2Rönd;tbunt burd; ba» ©efolge trä
ttafttid befannt, juer(i angcjlaunt unb oerabfcbjtt,.
balb burd) bie auSgeieid?net|ien Aircbenlebrer «Ktbtaa
unb befefligt. Die erfien Älojlcr, bie in Stalten imla
ber ©übfüjre oon granheid) gelüftet würben, nabmr" (4
anfangs morgenlänbifdje Siegeln jum Muffet, mwälfl
biefelben baS natürlid)e S3eburfniß abenblänbifd>er »Iii*
weit überfliegen, als SBenebict oon SRurfta in ber rwwi
fd;en Söitbniß oon «Wonttcafino 629 fein Äloßet jr»
bete, unb burd) feine milbe, aber feffgeorbnete Segel sc
ewigen ©elübben balb bie meifien Älö|ter beS ^benetotej
xu einer genau geglieberten ©efelifcbaft oereinte unb jul^
famer Shätigfeit auljielt. 3" ienen Seiten ber Untwffo^1
unb be* Aberglaubens botten bie Älojter ibren großen SaJ»
2)em ausgearteten Gbriftentljum erhielten fie bie 2ujato
ber ®ilbtbatigfeit unb 5«igebigfeit; anbere finb grapana
ber SBiffenfcbaft geworben unb haben burd) gelebm &
fcbdftigung ibrer JBewobner bie Denfmale beS Äterriuc!
einer fpätern 3eit aufbewabrt; anbere baben SBüflmeien c
bav gemad)t unb in fruchtbaren JBoben umgewanbelt; r.ci
anbere r;aben burdj bie SWifftonarc , i>ic fie auS ir>rex
entfanbten, oielen europäifdpen SBölfern Sitte unb 3
rung gebracht. Doch geigten ftd) inntrbalb ber Älötter
fd)on frübjeitig bie <£puren ber S3erberbntß. 3bf fl
renb junebmenbet SIeicbtbum oerfübrte ju SBü§i)Man.c)
©cbwelgcrei, unb bie enwungene ©efcbiecbtSi>etIft:i)--'
jeugte bie unnatürlichen ©ünben, bic ben Hainen »l**'
fünben erhielten. Die allgemeine ÜKofceit tcS Sf--
madjte baS SJerbcrben noct> großer. Dft mürben
wegen tf;rer eintrdglict)«« ^Pfrünben, namentlid) in 5i
alS ein Srfcn unb Erbe weltlicbcn ©roßen oon VanbeJ?"«
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•rtbeilt, tri« bann als ?aicn unb ßommenbaturäbte nur bie
Sinfünfte bejogen. 2Me betligen «Dauern ertönten nic&t
Wien »on bem ©efcbrei ber SBeibcr, Äinber, Solbaten unb
jjunbe, unb bie 33iftb6fe, reelle bie urfprünglitben Buffeber
mb Sifttatoren ber Älojier waren, traten nic^td, was bie
verfallene Sudfct unb baS »erwilberte Seben ber «föoncbe unb
•Rönnen gebeffert b&te. Dur bie »on Äarl bem ©roßen
,ur belfern ©Übung beS JtleruS ju 2ourS, Spon, Äotn,
Erter, gulba, SDSnabrücf, «paberborn, SBürjburg unb an anbern
Drtcn «richteten Älojier f er) ulen behielten «u* im 9. unb
10. 3ar)rb. eine würbigere Haltung, ©in neuer unb befies
er ©eifl beS ÄloflerlebenS ging jucrfl wieber »on bem «J10
i listeten Älojier Glugn», in $$urgunb auS, wo bureb ben
IM SBerno, auS bem ©efd&lec&te ber ©rafen »on ©urgunb
rammenb, bie faß »ergeffene Degel jBenebt'ct'S, mit einigen
)uf,;.ijen gefetjarft, rcieber auflebte. Unmittelbar bem ^apfle
:tuerworfen unb »on geifllicber unb weltlicber ©erid&tSbars
fit befreit, würbe ßluqnij unter ben jlreng bierarebifeb ge*
muten Dacbfolgem beS JBerno, JDbo unb Cbilo, baS «fjaupt
m berübmten SSenebictincrcongregation, bie im 12. SSabrb-
ki 2000 Älöfler, meijl in granfreüb, umfaßte. Zn ber
rp'me ber monarcbifeb*arijtofratifcben Regierung ber(5ongre*
lation ßanb berTtbt »on Glugn», »on ben SJ?6n(t)en bafelbfl
■twaMt, auS benen erjpit wenigen 2tuSnabmen aQen an«
•cm Älijlern *J>rioren brftelltc, unb einem ©eneralcapitel
•■crfciDen, baS fld) jdbrlicb in Glugn». »erfammrlte, war bie
L'bcraufficbt unb ©efefcgebung anvertraut. ttueb in anbern
ttnbem »ereinte baS Jöeflreben, bureb bie erneuete unb ges
"cbarfte (Regel S9cnebkt*8 bem fDincbtbume feine SJebeutung
iU fiebern/ begtinftigt burd) ben allgemeinen Srieb nacb Gor*
ptetfctieri, bie Älojier ju etynlicbfn Kongregationen, ober
vurbe bie Urfacbe ju neuen £>rben »on Deligtofcn, bie obne
fit bifcb^flicbe Eufftcbt (erimirte Älöfler) meijr unmittelbar
m 2>ienjTe ber $<Spfle jlanben, »on beren S3ejldtigung bie
Kecbtsbcjlänbigfeit etneS ÄlofterorbenS abhängig war. ipter*
toA, fowie buvcf) bie Strenge ber Degeln, würfen bie
Boiler unb äDrben fcr)neu* ju SDacbt unb 2lnfeben empor,
n ben 3eiten ber Äreujjüge beerbten bie Älöfler oft bie
lyi:c\cx, bie niebt wieberf ehrten, unb weil in bem raub? unb
er duftigen '«Kittelalter baS Älofiergut baburet), baß eS ber
hratmen Sntfagung unb ben 2Crmen jur Pflege unb Unters
lis&ung biente, meijl notb gefebüfet unb gefiebert war, fo
»urbe bieS gleicbfallS ein Umfianb ju ibrer S3ereicberung.
Kp ber bifrburet) entjlanbene sEBiberfprueb eincS ©elöbbcS
nx Ävmutt) neben ben erworbenen JReicbt^umern führte
iuf§ neue ben SJerfatl ber Jtl6fter t)crbei, inbem mit beffen
Benuffe bie Strenge ber ©itten, bie <Sbrfurcf>t be« 83olfe«
mb ber babureb begrünbete ßinflug nachließ. 2)aber war
iueb it>r ©cbidfal jur 3eit ber Deformation, wo fie tbeilS
lufgelifl, tl^til^ gewaltfam aufgel;oben würben, nidjt ganj
jnvrrbient. Äbcr bas> baburet) freigeworbene Äloflergut
Turbe nur jum geringen SE^eil feiner ©eftimmung entfpre»
4enb ju milben unb wiffcnfcr)aftii(ben Stiftungen anges
itanbt; ber bei weitein gtJfew Sfjfil beffclben fiel bem
Staate anbeim, ober fam burd) 3snitcf(\ilrung »on 3infen
unb ©efdüen bem SJolfe ju ©ute. SBie gwß inbeß auer) ber
iupere SJerlujt war, ben bie Äl&jler bureb bie Deformation
muten batten, fo roar er bod) felbji für bie innere Sierbeffrs
rung berfelben nierjf ot)ne folgen gewefen, fobajj fie in ben
Hluinpftisg
fatbolifeben 8cSnbern noeb bis in« 18. 3fal;rr). rubig fortbe=
fianben- Tibtx ber febnell um fieb greifenbe dinfluß eineS
neuen 3'itgeifleS raubte ibneu immer mebr in ben %ugen
be3 SklfeS ibr Änfetjen, foroie bie gefunfene pdpjllicbc
?Dcacbn"elbfl bei ben felbftdnbig geworbenen «Staaten ibneu
aud) feine <otü^e mebr fein .tonnte. 2Sa$ bie Älöfler bin
unb wieber rtoct) ©utcS leiteten, bureb tfrmen s unb Ärans
frnpflege, bureb fluten i.lu unb (Srjiebung, bureb 33cf[erung
fittlieb »erwabrlofler SDlenfeben, ober waS fie in frübern 3eis
ten für Äunfl unb S93if[rnfcr)aft, für SU6l!erbilbung unb Sans
beranbau einflufjreieb unb »erbienfllicb gemaebt batte, baS
fanb entweber bei bem icibcnftfjaftlieb verfolgten Sntereffe
ber <£taaten»erbe(ferung unb aßgemein menfebiieber ©ilbung
feine Seacbtung, ober e5 würbe aufgewogen bureb bie Slaeb«
tbeilr, bie fie bureb bie S5ef6rberung ber 6b«lofigfeit ber
Jöeoolferung , bureb ibre ©ereieberungen bem 9lationalwobls
flanbe, burcl) ben SRü^iggang unb bie gebeimen ©ünben ib-
rer öewobner bem ©rme'rbfleifie, ber Äuffldrung, ber waljs
ren 9teligiofttdt unb SittlicbFeit braebten. Süon biefem ©tanbs
punfte auf war eS baber ein jeitgemäfer ©ebritt, als
Sofepb IL juerjl bie Äl6jjer einiger £>rben ganj auf«
l;ob unb ibre einfünfte bem .Streben* unb ©cbulfonbS ju«
wanbte, unb anbere, bie er befleißen ließ, auf eine bejtimmte
3ab( »on Deligiofen einfebrdnfte unb außer alle SJerbtn*
bung mit auswärtigen SDbern fe|te. "Olcä ungünfliger was
ren für baö Söcflelicn ber Älojier bie Devolution in granfs
reieb unb bie baran gefnüpften Greigniffe. ©ureb einen SBes
febluß ber 9lational»erfammlung »on 1790 würben alle £>r*
ben unb Älofler innerbalb SranfrcicbS aufgeboben, unb in ber
?olge würbe biefer SBefdjlufj aueb über alle fatbolifebe ?ctnber
auSgcbebnt, bie bureb Napoleon unter franjojtfebe Aenfebaft
äerietben. 3tlS nacb bem ©turje 9lapoleon*S baS fatbolifebe
lirebentbum fieb wieber fefler }u begrünben futbte , began>
nen aueb bie Äl6fler ibre frübere Stellung in bemfelben
wieber einjunebmen. 3(m frül;eflen gefebab bieS in Stalien
unb in Spanien unb Portugal, wo fie jeboct) neuerbingS im
Sturme ber Deoolurion wieber untergegangen finb. Hueb in
anbern Sdnbem, wie in ^ranfreieb unb 33aiern, ifl in cini>
gen ßoncorbaten, wie man StaatSoertrdge mit bem ?)apfle
nennt, baS gortbefteben ber notb erhaltenen unb bie tbeils
weife SBieberbrrjleHung ber aufgebobenrn Ä(6fler verbeißen
worben; botb b<»t bei Unterer ber fromme 2Bille ber Degie«
rungen namentlieb in ber Verausgabe beS ÄloflergutS große
^inbemiffe gef*unben; ebenfo wenig bürften bie wtebererjlans
benen £)rben ber Sran^iSfaner unb .«aw,tner in ©aiern,
wie febr fie fieb aueb bureb ibre ©eftimmung für baS (ir-
giebungSs unb UnterricbtSwefen empfeblen, bem Scbürfniß
ber neuern 3eit entfpretben.
Elumpfu06 wirb im Allgemeinen ein ©ilbungSfebler
ber Süße genannt, bei welcbem ber 3fuß nueb innen ober
außen »erbrebt ijl. Snbeß unterfebeibet ma^roieber ben
eigentlicb fogenannten Älumpfuß unb-ben Plattfuß.
JBei jenem ip ber guß fo um feine Cangenefebfe gebrebt,
baß ber innere $ußranb naeb oben, ber äußere nacb unten,
bie Soble nacb innen, bie DüctenfMcbe beS gußeS nacb
außen gerichtet ijl. 2>abei finb bie 3ebm flarf gebogen, bie
Duefenfldcbe beS gußeS gewiftter, bie gußfoble bobler alS
geroöbnlicb, bie gerfe in bie |)6be gejogen unb nacb innen
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gerietet, fobaß fte ben »oben ntdjt Berührt, ölatürltt^ ifl
M:rrt> tiefe SDfiSbtlbung baS ©eben Muntert. Stiegt immer
ift ber JClumpfuß bis ju bem betriebenen ©rabe auSgebil*
bet ©er Älumpfuß ifl gewöhnlich angeboren, fann aber
auch nad) ber ©eburt entfteben, »renn ber guß, j.tB. we*
jen beS BorbanbenfeinS u>on ©efdmntren u. bergl., längere
Bett in einer befiimmten Sage geba(ten unb baburcb baS
©leicbgewicbt jwifd)en ben ©rrecf - unb 83e'ugemuSf ein aufge>
boben wirb. 2>ie SBerdnberungen, welche bie SJdnber unb
Jtnocben beS gußei uRb ber guöauir,iel burd) baS in föebe
jtetyenbc tibel erleiben, treten erft na<§ unb nad) ein. 2tlle
an ber ocbie unb bem innern 9tanbe beS gußeS beftnb*
Itcben ffiänber wrfurjen fitb, wäbrenb bie ber 8tucfenfläd)e
unb be« «Supern gußranbcS mebr unb mebr erfd)laffen.
2Me Jtnocben ber gußwurjel weisen je nad) bem ©rabe ber
SJerfrummung metyr ober weniger auS iljrer gegenfeittgen
®erubrung unb Perdnbern ailmalig aud) ibre ©eftalt. Sie
.jjeilbarfeit beS .Klumpfußes i# nur bann möglich, wenn
baS Übel nod) ntc^t bis ju einer SKiSbilbung unb SJcrwacbs
fung ber Änocben fortgefd)ritten ift — SJeim Plattfuß
ftnbet nicht eine wirf liebe Sietbrebung, fonbern nur eine fols
du- Wweidnaig beS gußeS nach außen flatt, baß ber in-
nere An6d)el febr (ervorragt, tiefer jlebt unb unter bem
äußern eine mebr ober weniger beträchtliche EuSboblung
bilbet, bie natürliche SEßolbung beS gußrücfenS unb bie KuSj
boplung ber gußfoble »erloren geben unb ber guß beim
Auftreten mit bev ganjen gldcbe ber ©oble gleich flarf ben
JBoben berührt. £Beim ©eben richten ^fattfußige bie Änie
nact> innen, bie guße na* außen. — !Drtt ber Söenens
mmg 9>ferbe -. ober ©pifofuß bezeichnet man bie 3KiSbi(s
bung, bei welcher ber gange Plattfuß mit bem Unterfcbenfel
biefelbe JRicbtung hu unb bie gerfe bebeutenb in bie £c*be ge*
jogen ifl, fobaß ber Äranfe beim ©eben nur mit ben 3cben
unb borjüglid) mit bem JBaUen auftritt, unb wobei jugleid)
ber guß eine folcbe SSeugung bat, baß bie 2B6lbung bet»
gußrücfenS unb bie 2(u$b6blung ber <2obIe vergrößert in.
Euch tiefe SRiSbitbung ijl meifl angeboren unb beruht
auf einer wibernatürlicben 3ufammenjtebung ber Sorben
muSfeln.
jRhjstter beißt eine flufflge Tfyneiform, welche wrmiti
telS eerfcb iebener ©prifcen in ben SRafibarm eingefprifct wirb
unb bie »erfdjicbenartigften ©ubflanjen enthalten fann. Die
«Wenge ber glufft'gfeit, bie man au einem Älpftiere permen*
bet, ifl nacf) bem 'Alter beä Äranfen unb nad) bem 3wecfe
beS JtlpjlierS t>erfd)ieben. gur Crrwacbfene betragt bie SRenge
ber »u einem Jtlpflier \u oerwenbenben glüfjiigfeit 8—9,
McbflenS 12 ünjen, für Jtinber »on 3—8 Sabrer» 2—
4, für noefi jüngere 2 Unjen. @oll ba6 Äfpflier ganj ober
bod) Idngere Seit in bem 2J?aflbarme »erweilen, fo wdblt
man eine fleinere Portion, foü ei bagegen nur wxiAtnts
benb einwir|^i unb ben 2>icfbarm bauptfdcblicb,. nur jur 3u»
fammen3iebung unb 3fu8leerung anregen, eine grißere. Sie
Ärt ber glüfftgfeit bdngt oon bem ^eiUwecfe ab, ben man
erreichen will. Salb bebient man ftd) bloßen SBafferd, balb
erndbrenber, am bduftgflcn aber arjneiücber ©ubflamen, ba*
ber bie fo gewöbnücbe Unterfcbeibung ber Ähtfliere in ein*
fac^e, erndbrenbe unb at§neilict)e. Um g>w6bnlicbj
Ifen gibt man bem Ätyflier eine Temperatur, bte ber um
fert JWrper* gleiifi fommt; baß e6 biefe babe, erfennt man
baran, baß, wenn man bie mit ber glüffigfett angefüllt
©prifee auf bat? gefcbloffene Äuge bröeft, in bitfera ftii
fcbmerjbafteö brennen entfielt. Unter befonbem Umjiinren
wenbet man jebod) aud) falte Älpfliere an. Segtl ift ti,
einen Äranfen, bem man ein Älpfrier geben «iS, äfft
reebte Seite legen unb ft<b etwaä fritmmen ju laffen, n
bie SaudbmuSfeln in ben 3ujlanb t>on (Srfcblajftmtj ju m>
fefeen. SEßirb mit Alvflieren Sßtöbrauc^ getrieben, w dir»
bei Steigung ju SBerflopfung nur ju leiebt geliebt, fe m
mebren fie in ber »egel baö Übel, bem fi« abbelfen folLiu
ftnall be^eiebnet im Allgemeinen einen bf fügen» fsrjc
©cbaQ, porjugeweife biejenige Zrt furj anbalteuDen las»
©a>alle5, weldje burdj fcbnelle unb gewaltfatne 2Cu*b«bnan^
einer guftart btroorgebraebt wirb. IBei ber SJinbbücbü ; i
ifl bie Suft in einem engen 9?aume flarf jufammengecrtft
unb beim 8o6brücfen ber JBüdbfe gefebiebt nia)« 2n>mS,
als baß ber jufamm engepreßten Suft plättet) ein Iumkj
geboten wirb, fie fid> alfo fcbnell mit ©ewalt aHSbt^ttn
fann, wobei fte in ben SBea tretenbe jtörper (bie Sahuiij
mit [ich fortreißt. Gin fldrferer ÄnaB erfolgt, »enn nun
in einen luftleeren diaum pl^licb bie £uft eintreten lt$.
tocin man 3. Sä. auf ben Seiler einer Suftpumpe tätet
metallenen fyotym Qpliaber, beffen oberes @nbe mit ein«
Stiak perbunben ifl, unb pumpr bann bie Suft in cot
ßplinber allmdlig aus, fo wirb pcb bie ©lafe immer mttt
nacb unten fenren unb immer febdrfer anfpanntn, bi&
mit einem ferv heftigen Jinaüe ^rplatjt, inbem bie Suft m
außen in ben 6plinber ftürst. Äuf einem dbnlicben See
gange berubt aud) ba3 JCnallen von geberbüd)fen, neu'
man fcbnell ben Secfel abjtebt. Snbem nämlia) ber Ztü
abgezogen wirb', vergrößert ftd) ber Kaum im 3«ntrn to
äöücbfe, bie Suft biefeS ffiaumes bebnt ftcb au8, tf bsaan
als bie atmofpbdrifcbe Suft unb fowie bie JBücpfe geöfptt
wirb, fcbligt bie äußere Suft in bie 93ücbfe binein. 3i*
man ben Secfel langfam ab, fo bringt burd) bie feine
9itbe bie äußere Suft nacb unb nad) in baS Snnert to
fi3itd)fe; bie Siebte ber inneren Suft fommt baber ber£^
ber äußeren fafl gleicb, unb eS erfolgt gar fein ober int
ein geringer Änall. öeim 2lbfeuern eines ©ewebri et«
©efcbübeS mit ^uloer ifl bie Gmtfiebung beS SxuSsK
golge beiber erwähnten SBorgänge. S5eim (fritjünbcn ritt
lid) wirb augenblicflia) ein fefier Äärper (baS f)ulwr) a
einen luftförmigen »erwanbelt, bebnt fiep babei genwirijo
auS unb fiürjt auS bem SJobre, bie Sabung m ftd? \ß
treibenb. (Sowie aber bieS gefebe^en, ifl aucb bie baS
erfüUenbe Suft bunner als bie atmofpbärtfcbe, unb biefe für?
baber in baS Siohr. 3<ber biefer Vorgänge erjeugt (ine
jtnaQ, boeb folgen bette Jenaue fo fconeQ aufeinanoer, if
man fte niebt ju unterftbeiben permag. Sei ©efcbüjen bc
man aber beutlid), baß ber 5tnaQ jebeSmal mit einem rr. :
raetaQifcben Älange enbet, weld>eS bie golge ber Cn'4"[';
rung ifl, bie baS «KetaHrobr erleibet, inbem bie du^1
Suft in baffelbe flürjt. 2>er JtnaU einer ?)eitfdte ifl glci
falls bie golge ber fconellen ©rjeugung einel leeren Sa*
mcS in ber Suft unb beS SlaebflurjenS ber Suft in Hefe:
Kaum. Scner leere St&um entfielt bei ber fduttOa *f
wegung ber yd tüte burd) bie Suft, bernt bet Saum,
eben eben nod) bie $eitfcbenfcbnur einnahm, wirb plif'~
»erlaffen. S5ei einer langfamern (Bewegung in ber 6n
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ritt «i* bie 8uft fongfamer, nicbt fo ptöfclicb na* unb ti
nrftebt fein ÄnaU, fonbern ein mtbt faufenber ober fum*
nenber ©cball. JDen Donner bat man btfanntiict auf t>ie*
tlbe Zrt erflart, wie btn ÄnaU ber feitfcb«. ^jtt ift ei
wSJlie}, welcber ben leeren {Raum erjeiigt. ßielleicbt wirft
wfttbe aber nicbt |o mecbanifcb wie bie $eitfä)e, fonbern
rrebr »i« ber gunfe auf baS ©cbießpuloer, inbem er beim
Durcbfabren bureb bie 8uft bie SBaffertbeilcben jerfefct unb
äbur^ (ine fogleicb ftcf? bureb ben eleftrifcben gurrten ent»
ünbenbe unb mit beftigem ÄnaU wieber in SEBajfer eerwan*
«elnbe ©aSmifcbung bilbet. Diefe ©aSmifcbung ift aucb
onft alä ÄnallgaS ober .Änallluft befannt unb beftebt
iuä einem ©emenge »on 2Bafferfioffga8 unb ©auerjtoffgafc
Bereitet man ein folebeS ©emenge unb laßt bann einen
lefttifcben gunfen in baffelbe fcblagen ober entyinbet e8 auf
mtcre Sßeife, fo »erwanbelt cd fjd) augenbiicflicb in (ine
Quantität SBaffer, wela>e einen bei weitem Keinem 9?aum
innimmt al« »orfcer baS ©aSgemenge, unb inbem bie 8uft
n ben ptöfclicb leergeworbenen JRaum ftürgt, entfielt ein
«feiger ÄnaU. 6S gibt nun eine große 'Änjabl »on cbemi»
eben Stoffen, welche bureb JSerübrung mit gewiffen anbern
Ä6rpern, bureb einen gunfen ober einen ©cblag, ©toß, Stei*
Hing u. bg(. plöfelicb ihren '.SggregationSäuftanb inbern (ent*
otber au« feften ober flüfjtgen Jtörpern »u luftfirmigen ober
iuS tiefen ju jenen werben) unb babei ftets einen JtnaU er*
egen. 9Ran nennt biefe ©ubftanjen fnallenbe, »erpuf»
enbe, betonirenbe ober erplobirenbe. SBie baS
2chießpul»er ftnb biefe ©ubftangen großenteils ©tiefftoff*
»erbinbungen , wie baS ©ticfftoffcblorib unb baS Stiel*
toffiobtb, baber bie Gbemifer bei ber ffiebanblung burfer
Stoffe große SBorftcbt anwenben muffen. DaS Jtnall*
jolb ift eine Berbinbung »on ©olborpb unb Hmmoniaf
baS ©tiefftoff enthalt) unb verpufft mit r)eftigem Änatl in
(eringer Spint. gbenfo ift baS auS ©ilberorpb unb Um*
noniaf jufammingefefete ilnallfilber (baS JSertbollet'»
cbe) eine (tart erplobirenbe ©ubftanj. (Sin anbtrcS JtnaQ»
Über, bas owatb'fcbe ober »rugnatelli'fcbe, wirb
ind) ©etjanblung beS ©ilbcrS mit ©alpeterfäure unb HU
obol (rbalten unb »erpufft mit noeb größerer 4>eftigfeit.
tuf aljnlidje "Seife wie btefeS wirb aucb baS Jtnallquecf*
ilber «halten, welebe* ju 3unbbütcben angewenbet wirb.
Daffclbe wirft beiweitem frdfriger alS baS ©ebteßpuloer,
I aber aucb »i*l (eiebter erplobirbar unb muß batier mit
roßet Borficbt befcanbelt werben. Sieiben, ©djlagen,
fnnfcung, ber eteftrifebe unb ber ©tafclfunfe, concenrrirte
SctmwfelftUtre unb brennenber 3unber bringen eä utm 50er»
uffen. es bat babei eine faft 30 SKal größere triebhaft
!5 ©ebießpuloer. SJian bebient fieb beffelben jur SSereitung
tr 3ünbt>ütdjen, inbem man etwa V* ©cbiejjpul»er in bie
Kh'cbung nimmt. — SDaS fogenannte jtnalipul»et er*
iH man bureb Sufammcnmcngung »on ©alpeter, foblen»
uirem Jtalt unb ©cbwefelblüten in beftimmten Guantitättn.
be entjünbet fia> bureb ert)ifeung. — 2fufer ben erwdbn»
fit gibt eä nodj eine große Änjatjl unter Umftonben »er*
uffenber ©ubfianjen, »on benen bier nur ba* ßblorga«
oeb angefübrt werben feil. 9Rengt man biefeä ndmlicb mit
iner gleiten üuantitdt Sßafferftoffgaä im Dunfein unb
bann baS ©onnenlicbt barauf ftrablen, fo »erpuffr bat
Gemenge unb ti bilbet ftet) ©aljfäure. SRerfwürbig ift aber,
at? bie Srplofton nicbt erfolgt, wenn baä ©a& in ©laä
»on rotber, gelber ober grüner garbe eingefcbloffen tfl. —
Sine befannte ©pielerei ftnb bie fogenannten JtnaUfu*
geln, welcbe an ber Sampe au$ ©lad geblafen unb fo be»
im titelt werben, baß fte inwenbig^ in tbrer ^>6blung fafi
luftleer ftnb; gerbriebt man nun biefe jtugeln, fo geben fte
einen heftigen JtnaQ. ttnbere tnaUen beim (Srluejen, weil
man fte innerlich mit einer glüfftgfett erfüllt bat, welcbe ftcb
bei ber (Irbifeung auSbclwt unb bie ©laft^üQe jerfebmettert.
Änfts ober Jtnaö beißen tn iRußlanb bie STOitglieber
be? dltefien unb »ornebmften XbelS, welcbe ihren Urfprung
jum SbctI »on ehemaligen reginrenben gamilien ableiten,
beren 9?eicbe nacbmalS bem größen ruff. ©taate eineerleibt
worben ftnb. SDJan red)net ju ben Jtnccä etwa 18 gami»
lien, unter benen bie alten ober etnbetmifeben einen
\)bi)txn JSang einnebmen alö bie neuen ober fremben.
ßnituc (Äbolf gran* griebr. Subwig, greiberr »on)
warb auf einem ©ute feines SBoterS , &u ©rebenbeef obn*
weit J^ano»« 1752 geboren, ftubirte feit 17G9 auf bet
Unioer|ttat ju ©ittingen unb würbe bann »om fcanbgrafen
»on ipejTen jum ipofiunfer unb Effeffor ber Jtriegä * unb
Uomainenfammer ernannt, ©eine gerrütteten SJermc-genS»
umfianbe n6tb.igten ihn jeboch, jene ©tcQung wieber ;u
»erlaffen unb fieb auf feine ©üter ju begeben. SRacbbem ei
1777 Jtammerberr am weimarifeben Jpofe geworben war,
machte er mebre ©efch^ftäreifen unb btelt fta? naebber mit
feiner gamilie abwechfelnb ju Jpanau, granffurt unb 5pei*
belberg auf. 3m 3- 1~90 würbe er £)berb«uprmann unb
©cholarcb in Sremen unb ftarb 1796. St. bat »ielerlei ge»
febrieben, namentlicb Sfomane, welcbe großen SBeifaH fan*
ben. ©eringern Söerth haben feine aheaterfrüefc. ©ein
berüljmtefteS SBerf iß „über ben Umgang mit SOIenfdjen "
(3 JBbe., 10. Xufl., ipano». 1824), ju bem ber leftte #er« ,
auSgeber, SBilmfen, noeb einen JBanb „® eltton unb SBelt*
fitte" (4>ano». 1824) gefebrteben bat. 65 fpriebt ftcb «n
bemfelhen eine »ielfeitig gebilbete üJcenfcbenfennrniß au5.
finicjltf, »erwanbt mit bem beutfdjen Sorte Jtnecbt,
bejeiebnet in diiglanb einen Ritter. Sie 9?itter geboren ju
ber ©entrp ober bem niebern TCbtl, unb waren urfprüng*
lieb nur freie SRAnner, welcbe ein getviffcö Sanbeigenthum
befaßen. ÜRan unterfebeibet »erfebiebene Äangorbnungen bet
S?itter, unter benen bie eine« Knight-b*chelor bie unterfte
ift. J^>6r>ec fleht ber Sannerljcrr, Knight - banneret. Hucb
bie Witter ber »ier engl. £>rben : beS ipofenbonborbenS, be*
fflathotbenS, be5 DiftelorbenS unb beö b- ^atrif, geboren
ju ben Anigbtö.
flnipljauöcn, eine foub eraine ^errüdjFeit ober ^errfchaft,
bilbet einen ©taat be§ beutfeben fi3unbe$, liegt, ringsum
»om ©roßberjogtbume Dlbenburg eingefcbloffen, weftl. »on
ber 3abbe, unb ift ber fleinfte ©taat UuropaS j benn fein
gldcheninbalt beträft nur gwei £luabrat|tunben. (Er wirb
bebenfeht oon ber gamilie Sentincf, welche jugleicb ©utet
in Scorbnieberlanb unb bie ij>errfcbaft Sarel tn jDlbenburg
(2'/« D9R. mit 6000 einw.) befifet. Die i^errfebaft Jtnippau*
fen geb6rte frül>cr ju 3e»er, würbe aber »on ber leiten 93efi&e*
rin bem ©rafen 3»bann »on Dlbenburg oermaebt, ber feine
Steckte an ben greiberrn S93iu>elm »on Anipbaufen überließ.
3m 3. 1767 tarn fte enblicb an bie aue» ber 9>falg ftam*
raenbe freiberrlicbe gamilie S3entincf, welcbe, in ben lieber«
lanben begütert, mit Jtonig äöilbctm III. »on Dramen nacb
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Knox
6*4
Knox
bie mfdjiebenen tfrten ber knoten no>r in Äetrocbt ju
jiebcn. Sie nacbftebenbe 3ufammen|Jeu"ung jetgt (ine große
HnjabJ oon Jtnoten, welcbe gr6|tcntt)eild noa) nid)t jufam»
mengejoaen finb > bamit man (eistet bie Enorbnung über*
bilden rann, gig. 1 iji bet gew6bnltd)fte Änoten, mit
bem man jwti tjnben ju terbinben pflegt; gig. 2 i|l ber
fogenannte SSeberfnoten , weldjer jüt) buttb, gefligfeit unb
geringe Dicfe ou*jeid>net; gig. 3—16 ftnb Änoten, welcbe
am jpuffaften auf ©cbiffen tn Xnnxnbung fommen, unb
gig. 17 ifl ber fogenannte SiebeSfnoten, beffen man fid)
bebienen fann, um, rote gig. 18 jeigt, ein ©etöfj mit #en«
fein ju »erfeben. 2tm berübmtejten geworben ifl ber gorbi»
fdje Änoten, ben Bleranber (f. b.) mit bem ©cbwerte
burrtfdmitt. Die notiere S3efcr>affenr)eit tiefe* knotend ift
unbetannt. ©orbiuS, ber au* einein armen Sanbmann Siii
nig von ^brpgien geroorben war, hatte feinen SBagen bem
3upiter geweift unb an beffen Deid;fel einen hmitlirten
.Knoten gefnupft, t>oit bem bie ©age ging, baß 3>er, weU
d>er ü)n einji ju löfcn t>erm6ge, bie 2Belt erobern würbe. —
3n ber 'Äftronomie nennt man Jtnoten btejenigen fünfte,
in welchen bie an ber .feimmelifugel »erjeidjnete SRonbSbabn
bte gegen jle geneigte (frbbabn burcbfcbneibet, unb bie beibe
fünfte perbinbenbe gerabe Sinie {>eipt bie Jtnotenlinte.
Der itnoten, von bem au* ft'cf? ber 3J?onb über bie Sfliptif
gegen 91. erbebt, beifit berauffteigenbe, ber anbere ber
nieberjleigenbe .Änoten, unb man bejeidmet jenen bureb
fl, biefen bureb b- tfbnu'rte Änoten m arten aueb bie y.a-
neten mit ber (Sfliprif. Da bie Sage ber ebenen, in wet>
eher fid) bie .$immel$f6rper bewegen, üeranberlid) iß (ob>
frton biefe SSeranberung nur (angfam vor fid) gebt), fo »er*
änbert fid) au* bie Sage ber Änotenlinien. Die knoten
be5 SRonbe* bewegen ftrt am fcbnellflen unb geben imSJer*
taufe »on 19 Sabren bura) alle 3eid)en be* äl;ierfreife8.
ftnor (3ob.), ber Reformator ©cbottlanb*, war in
©ifforb bei 4?abbington in ©djorflanb 1505 in einer alten
unb achtbaren gamilie geboren, fhitirtc auf ber Unwerfttdt
)u flnbrew*, war biet feit 1530 Setyrer ber 9)&ilofopbie
unb feit 1535 proteftantifcb gefinnt. Angeregt burdj Sulber'*
©rtriften trotte ba« eifrige ©tubium ber b- ©djrift unb ber
Äirdjenoater in ifcm ba5 Siebt ber SBabrbeit entjünbet. 3m
«Stillen ton ber Rotbwenbigfeit einer Jtirdjenoerbefferung
überzeugt, begann Jt. 1542 iffentlid) gegen ba§ fapfrthutn
ju prebigen, raufte aber be$balb fludjteu unb fanb in
Rorbfrtottlanb bei einigen gleicbgefinnten tfbeltgen, unter
beren ©äuße er ba§ 9feformation§wcrf muttjig fortfefcte,
einen fiebern Eufentbalt. 3m 3. 1547 fe&rte er wieber naeb
Änbrew* jurücf , würbe $rcbigcr ber jungen eeangel. @e»
meinte unb crtbeilte noch in bemfelben 3ab" ba$ 'Äbenb»
mabl unter beiberlei @e|!a(t. Tfon balb barauf würbe er
mit allen evangelifcb geftnnten Sinwobnern ber ®tabt ge:
fangeir genommen unb mußte jwei 3«bre auf ben ©alee*
ren granfreiebä febmaebten. $axt geprüft, aber gct(lig er»
fiarft, batte er 1549 faum bie Freiheit wieber erlangt, alt er
nadj ©ngfanb eilte unb bier unter Granmer'S (f. b.) mddj*
tigern Crinfluffe in ber n6rb(. ^reoinj S3erwicf bie neue ßebve
mit fo(d)em Cfifer verfünbigte, baß er bcäbalb eine Pfarrei
in Sonbon, fowie taö öji&tbum in 9}ewcafile au§fcb(ug.
3Ieue IBerfoIgungen brauen über ihn aus, a(8 Jtönig
(Sbuarb 1553 geflorben war, unb bie eifrig ?atb.o!ifcbe
«Waria, bte ifcm folgte, iebe ©pur ber Sfeformarion ;u rer:
tilgen furtte. ©rton waren viele dvangelifcbe auf bar
©dberterbaufen geflorben unb audj St., »on btm Sater fei
ner S3raut oerratb.en, febien jum ßpfer ber Berfolgunj*:
wutb beftimmt, erttfam aber noeb glüttiid) nacb ®er
^>ier lebte er ben SBiffenfdjaften in oertrauter JreunbiaN:
mit @a(oin, ben er fieb al§ Reformator jum S3orbi(b H
Xixi bte Sinlabungen feiner greunbe febrte er gwar 155
wieber nacb ©<bott(anb jurürf unb ftiftete bafelbft jur c;
genfeitigen SBertbeibigung bie erjle SBerbrüberung (Cor::;
gation) ber eoaiigclifcben Sdiotten ; ba aber tjterburd .
ganje fatl)o!ifcb.e ©eifl(id>feit gegen ibn in Vufrubr geriet!
unb »on ber regierenben Waria ». Sotb. ringen, ber eerontircc
Butter ber Ataxia ©tuart, mit Ungeflüm feine 4?inrifibfc>;
M U6 gefcibrltcbflen aller Sttinv, «erlangt würbe, fo eilte i
oon feiner ©iattin unb ©d>wiegermuttcr begleitet, fefcon 155*
wieber nacb ©enf jurücf unb wirfte bier ali ^rebiget b
ber engl. (Semeinbe. ^bwefcnb eeruvtbeilte ibn bie ©etftl :
in Qbinburg jum geuertobe. hiergegen appcllirte £. i
ein allgemeine* Goncil, unb bie neugefh'ftete öongnjatu:
n.5 bin i'tcb feiner fräftig an. Dennocb, fonnte er ntebt
©d;ottlanb jurüeffebren. Gr blieb ju ©enf unb ooll.
feine berühmte äöibelüberfe^unfj. 3ugteidj fdjrieb er g
einige 83ert^eibigung§fcbriften für fid) an bie Äfnigi::
an ben Ebel unb bie ©tanbc SdjottlanbS. Unb ba
frtotttfrtc unb engl. ÜDfaria fortwäbrcnb ge^en bie JK.
tion tbdtig waren, fo fdjrieb er über fie bte heftige <S
„Srfler 3^rompcfenfloß gegen ba3 mon(lröfe 2Beibtrreg:;v
wobtird) er aber nidjt allein il)ren 3orn, fonbern aud>
ibrer sJJartfolgerinnen( ber Ä6mgtn Slifabetb (t r>5N) ant
SOTaria ©tuart (1561) im böcbflen ©rabe erregte. De::
febrte er auf wieberljolteS jßitten feiner greunbe im
nadj ©rtottlanb jurücf. Jtaum war er Iiier angefer
a(* aud) febon bie 2fdjt über ir>rt au§gcfprod>en wc
Da^ SJolt aber nahm ibn alä einen 2fpoflel auf,
*Pertl) fing man jeßt juerfl an, mit unbefebreii
über bie Silber in beu 4tirct>en Ijerjufalien unb bie Ä:
ju venuiijlcn. ©rtneQi fclgten aubere ©täbte biefer:
fptelc unb t6 fam ;u einem SieligionSfampfe jwifeben •.
te|lantcn unb JtatljDlifcu. St. batte bad Ungewitter
gefeben unb jum ©dmlje ber Goangelifcbcn burd> verv.
greunbe am engl, .^cfc ein iBünbniß mit ber Königin ,
fabetb. ju ©tanbe gebracht. 3n ÜBerbinbung mit ben e
lanbeni erjwang nun bie eoangelifebe gartet gegen t
tbolifen unb bie it)nen verbünbeten granjofen Dulbun^
freie Äulübung ibrer Religion. 2)urd> einen «parlam
fdjluß würbe 1560 ber >J>rofejtanti8mu3 gefe^lid? er:
unb burdj St. bie einfad) apojblifcbe, aber allju jhrenge pi
bpterianifebe Äircbenoerfaffung eingeführt- Xber aurt -
biefem r)err(id>en Erfolg r)atte St. noeb manebe ©efabre:-
befieben. Die 2(n(!altcn, wclcbe fflfaria ©tuart feit
JRüdfebr nacb ©cbottlanb jur Unterbrücfung ber neuge
beten Jtirdje traf, maebten feine ganje BSacbfamfeit
S3ercbtfamfeit nötf?igy unb mebr alä einmal furtte bie
nigin bem furrtt baren ©egner, ber felbft ibre* anüi
%)riö<atlebene» nid)t febonte, ben ''froeeg ju macbert
rettete ibn immer feine Umfidjt unb Unerfrtrocfenbert.
am Äbenb feine* (batenreidben ßeben* erfüate bie Slad
oon ber parifer Slutlwdjjctt unb bie gurebt t»cr
©cbottlanb bebrobenben IReligionSfämpfen feine ©e
ben
Knute
025
Kobalt
iefem ©cbmerje. 6r l^irb am 24. 9tot>. 1572. 3u ©laS.-
.orö (f. b.) iß feine $tec abgebilbete S3tlt>fdute aufgerichtet
uorben. m
üiutte (bie) ifl ein in JKuflanb übliches unb gefefelich
rtgefübrteS trüget- unb Srrafmftrumcnt, weldjped au§
rm lebernen Siemen beflebt, in beffen <5nben Draht ein:
.•floaten ift. 2)er jur Änute »erurtbeilte Serbrecher wirb
ufreebt (lebenb an »wei ^f.ifjk gebunben unb mit ber JJnute
uf ben Äücfen gefchlagen. ga(t auf jeben Schlag fliegt
Mut, unb 100—120 Jtnutenbiebe werben ber SEobesftrafe
leid) geachtet, benn oft bufjt ber SJlifTetbäter über ber Soü":
ebung ba« geben ein. 2>er ju biefer (tyfta Anutenftrafe
S<rurtb.eilte wirb überbieä auf ber ©tirn mit einem Wv
•elcbeS Wor, b. h. ©c^efm ober ©djuft, unoergctnglich bu
tchnet, intern ihm bie £aut geriet unb bie SBunbe mit
'uwer eingerieben roirb, unb fonft würben ihm auch, bie
lafentödjer auf^efct>(t^t unb bie Obren abgefchnitten. 9lacbbem
e bie ®hafe uberjtanben, werben bie SBerbrecher nach ©i>
rien gebracht. ,
ftniittflufrßf , Änüppelocrfe, Serfe auS bem
begreif nennt man SBerfe, welche von bem 2)ia>ter ohne
!5ilbfr<6(»n3.<e(T. II.
Sorgfalt, wie ffe ihm eben in ben SRunb ober in bie %t-
ber fommen, gemacht werben, bei benen alfo weber auf
bas ßeitmag noch auf richtige unb gute [Keime JKücffidn
genommen wirb. »Sie Raffen allein ju ©pruchen im 83olf&
ton unb ju fomifcfyen ©ebidjten. 4?ans ©ad) 5 (f. b.)
machte biefe 2Crt ton Serien in jDeutfchlanb beliebt; boeb
famen biefelben nachmals bureb. fchledjte &icf>ter, welche in
tariert ihre lahmen SorflcHungcn unb alltäglichen ©ebanfen
auSfpracben, in Serruf. 3n neuerer 3*tt rjaben JRatfcbrV
im „SKeldjior Striegel" unb Äorttim in ber „3obftabe" gute
©ebichte in Anüttelüerfen geliefert. 25en Urfprung bes 9la=
mend hat man von Sc neb. .Knüttel abgeleitet, welker um
1700 Ttbt bcS (SiftercienferttoflerS ©chimtbal war unb feine
fditediteti holperigen Serfe überall in fetner Xbtei als 3n=
fünften anbrachte. 5ffiabrfd)einlicber fommt ber 9)ame aber
von Am'ipöel ober Knüttel, weil biefe SJcrfe fo ungefüg
unb holperig wie Knüppel finb, jufammenflappen wie Knüt-
tel bei einer Prügelei.
fiobalt ober Äobolt iß ein fdjwereS unebleS Metall,
welches feinen 9?amen »on bem neefenben ober b6fen Sera«
geifte Kobolb (f. b.) erhielt; benn bie Sergleute, welche
früher ben Kobalt nicht metaflifet) barjufleHen wußten, im
bem fte burdj einfaches Schmelzen feiner ßrje fein SReraH
gewannen, gelten ihn für ein Grjeugnif jene! -©eilteS, ber
ihnen bamit fchaben ober fte neefen wollte, ©ebon in dl:
tern Seiten benufere man aber bie Kobalterje jutn »laufdrben
bes $tafes unb feit bem 15. Sabrb. bereitet man aus bem
fclben bie ©malte. SDaS Kobaltmetall, weldjeS 1733 juerfl
bargefteHt würbe, ifl im reinen 3u(tanbe von röthtid) wetfj=
grauer garbe, iiemlid) hart, fpr6be, aber etwaS hämmerbar,
febwer fchmeljbar, feuerbejlanbig , achtmal fd)werer als SSaf:
fer unb ( ähnlich wie (Sifen unb Stiefel) magnetifch. £a&
gtfchmoljene S^etaQ ifl bei gewöhnlicher Temperatur an ber
Suft unb im SBaffer unoeranberlid), in ber ©luhhi&t «her
orhbirt es ftdj. S3on ben d;emifd)rn Serbinbungen be8
jtobalt ift merfwürbtg ba6 faljfaure Xobaltorpb, weil
man baffelbe ju einer fogenannten fpmpathetifd)en Xinte
brauchen fann. Schreibt man nämlich mit einer 2fuf!6fung
biefe ö ©aljed auf Rapier, fo t>erfd)winbet bie ©$rift, wirb
aber foglctd) mit blauer garbe fichtbar, wenn man ba* tya--
pier erwärmt, ©o oft man bas Rapier wieber erfalten
lägt, wirb bie ©chrift wieber unftd)tbar, weit ndmlid) beim
(frfalten baS ©al) SSaffer aus ber atmofphärifchen Suft ein-
jie h t unb mit biefem eine farblofe- Serbinbung gibt. 5>a?
ftobattoftb, welches ft'ch beim (ütühen bes letalis bilbet,
crtheilt bem ®lafe, wenn c3 mit bemfelben jufammenge-
fchmoläcn wirb, eine fchöue blaue garte. Zvnb in ber ^or;
jeilan ; unb Gmailmalerei benufet man tas Drob jur ^
}eugung ber blauen garbc. 2lm meijlen werben bie Jtobalt:
erje jur Sarflrllung ber befannten blauen garben be« 3a \-
fer ober ©afflor unb ber ©malte benufet. Jener be;
fleht au§ gerodeten unb mit ©anb oermifdjten unb jufanu
mengemahlen en Xobalterjen; biefe ift eigentlich burd} Jfobalt-
ojrpb blaugefärbteö, erwa§ arfenifhaltigeö" ©la§, welches fein
gerieben unb fo »erfauft wirb. fBci ber SBereitung berfeU
ben wirb eine SJeifcbung oon ©anb, Äali unb Äobaltonjb
xufammengcfchmoljen , ba6 fo erhaltene blaue ©las wirb jer:
floycrt unb burd) ©dämmen fortirt. SDie feinfle ©orte ber
1
Kobi 626 Koblenz
©malte ebdlt ben 9?amrn (5 f cfi c I. SDiefe JSrreitung gc= cfjcn mit grasartigen ©ewatbfrn ober 3wergge{hJiHb kbit;
fcbiebt auf cm fogenanntrn ©lau färben werfen. ÜJian auch finbet man rcilbe 2lprifofen unb afajtenarticjtjfan
wenbrt bif ff garhc fowol in ber gewöhnlichen 2)f alerei , ali 3m grüblinge unb im Sommer, rojrm ber Sfegm maja
auch befonberS in ber ganence ■-, ©teingut* unb ^orjrllan; »erborren bie yflanjen, bie {>i^e rotrb brüdfenb, iittjmi
maierei, ber Qtmaiüt: unb ©laSfarberei an. — (tine SBer; nicht lange an; ber SBinter iß flreng unb anbotet, t
binbung »on Äcbaltonjb unb Hbonerbc gibt baS ÜhenarbSj äufjcrß wafferarme SBüfle wirb »on SBongoItn^rtw m
©lau, welche* auch ßbemifch. t ©lau ober wiener #ulfe beS JtameelS bUTcbjogen. 3n ber 9cJbe ms Cb
Ultramarin genannt unb oft für Ultramarin (f. b.) len finbet man wilbe 5tameele, Uferte, Gfel, ben IM*
wrfauft wirb. 3>affelbe iß haltbarer als 3nbigo, ©erg* unb jablrcichc Tfntilopcnbeerben. Diefe SBüftc iß alitS :
unb ©erltnerblau, leichter gertbeilbar ali bie glasartige bauS burcbauS unfähig.
fift-ÄT lÄ* fajl SltrTnM»l,T *ob\m}f bie $auptßabt eines «Regierung^:*!
fljan nfamnt e* jur Ölfarbe H* jur SBafferfarbe. (»ergl. ben prcu^ ^hdüptwinj«, liegt in eine? reijenJ«^
»laufarbenroerfe.) am @inpujrt Dtt g»^ in 0tn ^at «m ,.
fiflbi ober ©obi, eine ffiüfte im mittlem 'Äfien (Hlon- Qinro. unb iß eine bebeutenbe Jcßung; bie betrichii
golei) liegt jwifeben 7000 unb 11,000 g. über ber SRcereS; ©efefligungSwerfe liegen auf bem linfen JÄ^einufer. *
fliehe, bat »on £>. naA 233. eine Sange »on minbeßenS 560 ©tabt felbjr bat meiß breite unb gcrabe Straßen, nnt
©tunben, ohne irgenb eine Unterbrechung, »on ber ©renje 9ieußabt ober ßlemenSßabt hübet ben fcbönilen Steil
ber Äalmücfct unb beS ebinef. £urfeffan bis jur SRanbfcbu: felben. Unter ben ©ebäuben finb baS beutfebe fwus. -
rei; bie ©reite betragt 200 ©tunben, benn bie Jtobi erßrecft che» gegenwärtig als (Jaferne benufct wirb, baS 6i
fich fübL bis an bte ©renjen »on ftibet. £ie gefammte »ormalige 3efuitercollegiura unb baS ©cbaufpielbauS t ; !
2Büflen* unb ©teppenflacbe ©ittelajtenS aber bat eine Sange merfenSwertbeßen; »on ben »JMafeen ifl ber ®a)lofc>la| r
»on minbeßenS 400 beutfeben teilen unb einen glacbenin» bem GlemenSbrunnen ju erwähnen. St. bat ein futh
halt »on 40,000 D2R. Den 6(11. Sbeil ber JCbbi nennen ©»mnafium, ein ©eminar für bie ©Übung btbe&'i:
bie ßhinefen ©cba--mo, b. b. ©anbmeer, ben weßl. ©cha» ©cbuHebrrr, eine ©ibliotbef, eine ©ewerbsfcbulc, fax
ftbfn ober £a:fij birfer (rfetere jeiebnet fich babureb auS, in lacfirtcn SBaaren unb Zabacf, treibt auch bebätfate
baß man in ihm neben bem beweglichen ©ante auch bie $anbel mit SXüblfteüun, ©teinfoblen, ©erreibe tob Wr
unb ba fumpfige Sanbßrecfen antrifft, waS im £>. nicht ber bcrS mit 9Rofelwetnen/ für welche cS ©tapelpla| ijt. t
Sali iß. tafen finb in ber Jtobi weit fcltener als in ber bie SRofet führt eine 1072 lange ©rücfe ren e:
©ahar«. «Die meißen ÜRamen, welche wir auf ben Äarten unb eine 970 %. lange ©ebipriitfe über ben Sfbcin &
ftnben, bezeichnen nicht etwa SBohnpld^e, fonbern irgenb Zbalehrenbreitßew, esacni gcwrrhfamen ©tabtehen »on 2J!
einen ©runnen, eine .Elitclle ober einen ber vielen fletncn <finw., über weichem füfc <nf einem feilen, 800 g. W
©aljfeen, beren ©eefen häufig burcbauS troefen liegen. X)ic ©erge baS gort dbreubreitPein erhebt, weichet nitt
grcVfjte £)afe heißt Jtami. £ic fanbigen ebenen tiefer Aocb' Befeßigungen eon Jt em 9an}eS hübet, unbfebo« rr.
wüflc finb fafl ohne yflanjcnwuc^S; hier unb ba iß ein ^lccf= a|p berühmt war. 3m 3. 1799 »irrte el »*u ben Jtffi-
Kobolde
Kochkunst
en gentmrmra, nadj bem lunevtQer ^rieben r>on ihnen ge>
cfjletft, 1816 aber von ben ^reupen nach einem beffem
plane wieber aufgebaut. St. bat feinen iefeigen Kamen
>©m lateinifeben ConQuentefl, «peil biet Wbetn unb SBofel
neinanber fliegen; ed war eine wiebrige SRilitairftation ber
Homer, unb fpäter t>te(ten fieb biet häufig ftänfifebe Aönige
tuf. ffii* gegen (Snbe beö vorigen SabrbunbertS nvar et
Heftben) bei Äurfürften von JEritr, unb nach Ausbruch ber
ranj. Sie&olution ©ammclpla& ber Emigranten. ©päter
Durbe cd Jpaupifiatt beS franj. Departements 5? t?csn unb
Äpfel, gebärt feit bem ©turje Napoleon'* tum preuß.
Staate unb iß ©ifc eines SEribunalS erfter Snjlanj, eine«
Venera (cormnanbanten unb beS JDberpräftbrnten ber preuß.
Kbeinprovinjen.
Äobolöf finb natb bem nun faft erlofcbencn BolTSabers
itauben ©elfter, namentlich JBerggeifter, reelle juwtilen ben
Sergmann neefen, inbem jte ü)n in feiner Arbeit froren ober
bm vergeblicbe Arbeit beretten, wenn fte ü)n ©efiein ffnben
äffen, toelc^eö eine reichliche Ausbeute rerfpriebt, nadjber*
ibet als nu&loS ftcb erweift, — After aber noA ihn in feU
iet Arbeit färbern, ihm reidjbaftige Anbrüche verfunben
i. bgl. ©ie erfebeinen in ©eftalt ton 3wergen ober b(auen
^ammt^en, finb bie #üter beS 3nnern ber ©ebirge unb
ammeln bitr felbft in fleißiger ©ergmannSarbeit bie Steide
bünter, welche bie Erbe m ibrem ©dwofe verbirgt. Auch
>at man fia) unter ben Aobolben nrcfenbe ©eifter vorgefteflt,
velcbe an einzelne 5Jtenfct)en ober Sfamilfen gefnüpft finb,
>enen fie fid) bienftbar erweifen, aber auef), wenn fte beleu
>igt worben finb, allerlei ©cbaben unb Ketfereien jufugrn.
•Harb b« Meinung bei SolfeS gab eS auch «Drittel, bie
Äobolb« fid) untertänig ju marken unb mit ihrer «hülfe
fid> Weicbtbümer ju erwerben unb aufierorbentlidje Übaten
ui verrichten, an weldjen ©lauben fid) manche ergä&licbe
iSolfSfage fnüpft.
fiobura, abwecbfelnb mit ©otba bie JRefibenj beS $er*
jogS von ©acbfen:Aoburg»@otba (f.b.), liegt in einer
ceijenben ©egenb an ber 3fc, einem Keinen jluffe, ber fict)
in ben SOTain ergießt Die ©tabt bat etwa 8500 Gtnw.,
ein fcbäneS Steftbenjfcbtoß, öbrenfelS genannt, in wel*
±tm fjd) eine wertbvoQe JBibliotbef von mebr als 30,000
öänben befinbet, ein 3eugbauS unb ein STbeater. 3n ber
SRorifefircbe tft baS Grbbegräbnifi ber fierjoge. A. bat ein
©vmnaftum, ein Staturaltencabtnet, eine teebnologifrbe ®v
fcllfcbaft, unb ift fet>r gewerbfam; baber ber jpancel mit
ben biet verfertigten ^orjtüanwaaren, Malereien auf 9or>
jellan, ben©olbs unb ©ilberfabrifaten, geinmanb», SBoUen«
unb ©aumwoQenwaaren ni<bt unbetr&cbtlicrj ift. 3n ber
vJUbe von St. liegen bie romantifeben 3fegrunbe unb bie
bcr^oglirben guftfebliffer Kofenau, Subwigöburg unb Jtal>
Unberg. Die alte gefte Äoburg i|T jefet ein 3ucb^auS.
fiocl)Kun$t t>eigt bie Jtunft ber 3ubmitung von ©peifen
unb ©etrdnfen, welcbe bei aüm gebilbeten »ilfern alteret
unb neuerer 3«it auSgebilbet würben tft, unb $war um fo
bober, je mebr fitb bie SRenfcben von Dem, waS bie Statur
ibnen jum ©ennjj barbictet, entfernten unb je mebr fie beim
$ffen unb Srinfen nirfjt nur ben 3wed ber ©Ättigung txr>
folgten, fonbem aueb auf eine angenebme SBeife ben ©«*
ttbmacHfinn anregen unb ben Xppetit befrtebigen wollten.
Qin ©prucfjwort fagt: „junger ift ber befte Jtotb", weil
bn hungrige febon gufnebengefteOt tft, wenn nur üben
baupt auf trgenb eine SBeife baS für ibn fcbmcrjbafte ©e<
fübl geboben wirb. Die Jtocbfunft aber will ben Appetit
niebt nur angenebm beliebigen , fit toiQ ibn aueb retjen.
©ebr weit bitten eS in ber itoebfunft bie in allen gebend;
genuffen auSfcJbweifenben 9\6mer aebradbt, boeb fuebten fie
tn jener Äunft mebr noeb ein Littel, ifjre aQe ©renken
flberfleigenbe Serfcbwenbung an ben ^ag ju legen ; benn
wenn man ). 05. ©eriebte aus ben Bungen ber foflbarften
ftngenben unb jum ©precb.cn abgeriebteten Sögel bereitete,
fo fonnte man hierbei nidjt fowol ben SQoblgefcbmao? als
bte Aoftbarfeit beabftebtigen. 3n neuerer 3ett baben ftcb
befonberS bte franj. Jtöcbe burrb bie manniebfaebe 2£rt auS<
gejeiebnet, in welcber fit ©peifen auf bie verfebiebenfien, ben
Appetit reijtenben Sanieren j "bereiten f6nnen; boeb finb
hinter ibnen bie Stity anberer europ. SB6lfer ntebt iurücf;
geblieben. Dbwol man in alten unb neuen 3eiten Stbfyt
gehabt bat, fo ift boeb von jeher bie JCo<b?un(l a(S eine
mebr bem weiblicben ©efcblecbt in ihrer Ausübung juffrbcnbe
unb gejiemenbe Aunft betrachtet worben. ©ie ift übrigens
eine Jtunfi, welcbe ftcb weniger auf tbeoretifebe Jltnntniffe
über bte Statur ber roben ©toffe u. f. w. grünbet, als eine
folebe, welcbe nur burd; bie Ausübung erlernt ju werben
pflegt. Die Sebrbücber ber Äocb. fünft, bie Ao Abu eher,
geben baber aueb ntct>t auf eine wi|Tenfcbaftlicbe Unterfucbung
ber ©runbfä^e ein, nacb benen bie Aocbfunft betrieben wer*
ben foQ, fonbem geben nur an, wie man gewiffe unb na»
mentücb folebe ©peifen jufammenfteüen foß, welche feltener
bereitet tu werben pflegen. DaS widitigfie S3ebürfni^ einer
Jtäcbin (jt ein guter Xocbofen ober Aocbbtrb, auf c-e-
ren (Sonftruction man in neuerer 3ett grofe ©orgfalt
verwenbet bat. & würbe ju weit fuhren, bie verriebenen
Einrichtungen, welcbe man mit mebr ober weniger ©lüc?
ausgeführt bat, ux erwähnen, boeb bürfte ber unten abge>
bitbete Aorbofen ftcb baburd) empfehlen, baf man mit ihm
eine fortbauernb gleiche &ei&ung erzielen fann, welcbeS für
bie Bereitung gewiffer ©peifen von SBicbtigfeit ift. Die
Abbtlbung jeigt biefen SDfen nacb feiner äußern Anficht unb
auSeinanbergenommen im Durtbfcbnirt. Der eigentliche Ofen
(A) beliebt aus öifenbtecb, bat eine ^eijfamnur (C), bar*
unter einen yfoft (D) unb unter biefem einen Afcbenberb (B),
welcber eint Öffnung (B) bat, bte bureb einen ©ebieber (F)
verfcbliegbar ift. über bem Aobtenfeuer fleht auf bem JDfen
ein fupferner Äeffel (U ), in rreldjen ein oben aufru hen ber
blecbtner Aod)topf fo gefenft ift, baß nvifeptn feiner äußern
Sßanb unb ber innern SBanb beS Jte^elS ein leerer 9?aum
bleibt AuS bem Äeffel (H) gebt nun no* eine Möhre (L)
tn bie Jböbe , welcbe etwas über ber £> 5 b e beS AeffelS burcr>
eine 3wifcbenwanb (0) verfcbloffen ift, in beren SOtttte fieb
(in l'ocb befinbet. 3m oberen ^bcile ber 9?öbre befinbet
ftcb tin beweglicher Gnlinber (Q), ber an einer Aette bdngt,
bte über )wei Stollen nad> bem ©ebieber (F) reicht, äßenn
©ebraud) füllt man nun ben 3wifcbenraum gwifeben Stopf
unb Äeffel mit SBaffer, tbut bic j)u bereiteube ©peife in ben
Stopf unb bringt glübenbe Aoblen in ben £cigraum. DaS
SBaffer erwärmt ftcb ailmälig, ccrwanbelt fta) in Dampf
unb je ftärfer bie Dampfbilbung wirb, befto mebr wirb. ber
Qnlinber (V) gehoben. Söenn ber Qnlinber fteigt, fo ftnft
79'
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Kochsalz
623
Kochsalz
burd) bie SSorrichfung mit her Äefte ber Schieber (F), unb
burd; tiefen SRecbamSmuS bewirft man, büß bei einer gc-.
roiffen Starte ber ©ampfbilbung bic geuerung gemdßigt
wirb, benn je mehr bie Öffnung (E) burd) ben ©ebieber
qefcbloffen wirb, befto febwdcber wirb bic geuerung, weil
ftch, ber guftjutritt »erminberf. 2J?an ficht in ber abbtlbung
bie Äette mit bem ©ebieber noch befonberS gejeiebnet unb
bemerft eine S3orrichtung , mit welcher ber SJfecbaniSmuS fo
regulirt »erben fann, baß bie ©tdrfe ber geuerung in ir>
rem SJerbdltniß jur ©ampfbtlbung nach SSebürfniß abgedn»
bert werben Fann.
ftoriieal) (baS) ober Äüchenfalj, auch nur ©a(j
überhaupt genannt, in ber.Gbemte Ci)lornatrium ober
faljfaurefi SRatron, i|l eine cbemifche SJerbinbung oon
Ghlor unb Natrium unb wirb tbeilS in feflcr ©efta(t in ber
6rbe gefunben, in welkem galle eS ©teinfalj beißt, tbeiis
au* mit ihm gefcbwdngertem SBaffer, auS ©anquellen ober
SKeerreajfer gewonnen, unb beißt bann ©oolfal j unb SReer;
ober ©eefalj. 2DaS ©teinfalj pnbet man oon »erftbiebe*
ner Feinheit in großen Sagen in glöijgebirgen. Zuweilen
ift e3, wie 5. 83. in ben berühmten ©ahminen bei SBie»
V.ctfa bei Ärafau, fo rein unb burcbfid)tig , baß man eS
gleich, fowie eS auS ber (Srbe fommt, »erbrausen fann.
©emöbnlicb ift e$ aber mit ®np$, ©lauberfalj, grbbarj
u. f. ro. vermengt. 3n biefem galle laugt man e* in ben
Sägern felbfi auS, inbem man SBaffer in bicfelben leitet unb
fiebet bann öuS bem SBaffer ba§ ©alj wie auS ber ©aljs
foole. Buch bie ©alj* ober ©oolqu eilen finb auf feine
anbere SBeifc entftanben, als baburd», baß im ©eboofe ber
(5rbe SBaffer über ©aljlager ftreicf>t, welches bann in &ueU
len jum SJorfdjein fommt. SReift bot baS ©aljwaffer, bie
©oole, einen nur noch fo geringen ©aljgcbalt, baß man eS
bureb ein eignes ©erfahren abbunften muß, ebe man eS mit
SSortbeil \\im ©aufleben verwenben fann. SRan bringt bic
tooole ndmlicb auf bie fogenannten ©rabirwerfe, welche
au* hohen unb langen SBdnben beliehen, bie au« Wcißholj
aufgehduft finb. £>urc& baS JReifig laßt man ba« (crfjte:
SBaffer burchlaufen, bei welcher (Gelegenheit eS fich feto m
breitet unb »ertbeilt unb in ber burchfheia)enfc<-
abbunftet. SRacbbem bie ©oole hinlänglich Cjutiri
b. h- nunmehr einen r>tnreic^cnt> ftarten Äntbol &
enthdlt, fo wirb fie in baS ©iebbauS, baS $fann«;
bau 3 geleitet unb hin- jundebft in bie Sdnarfu
gebracht, auS welcher fie in bie große auS feienftii
beftebenbe ©iebpfanne fließt, fobaß (tetS in tcr
S3crbdltniß neue ©oole nacblduft, als SBaffer au} fe
heißen ©iebpfanne »erbampft. Äat bie S5ertNiis: Lv
einen gewiffen ©rab erreicht, fo beginnt bd E
fich in ©eftalt fleiner ÄrpftaÜe auSjufcbciben, c<:c
man herausnimmt, ablaufen Idßt unb in ebnen *.t
mern, 5>fie fein, börrt. #*cb|l merfnmrbia, fbt
wiffe ©aisquellen in Gbina, bie jugleicb ein iu
res ©aS auSftromen unb bie dtteften »i'bth.r
finb, welche man Fcnnt. 2>aö ©ieben lt.- i
wirb mit ber glamme ber brennbaren 2uft l
welche man bureb SambuSröhre unter bic 2
nen leitet. @ine cigcnthümliche (^rfcheinuncj iji
baS ©teppcnfalj, ujelcheö fich in 9JotbJ?ni
telafien unb in 9>eru unb Qbik, als ein fr:
llberjug beSJÖobenS in unfruchtbaren Cantftt; :
ptn, ftnbet unb bei ber ©onnenwdrme auS teni
Att effloreScircn (herauSjublühen) fcheint. SBahrfcheinliii
baffelbe ein ttberreft ton bem SRecreSwaffer, welches 1
©egenben bebeeft tyat. (Sine ftaturmcrfwürbioK.!
ber ©allerg oon darbona in ©panien, welker BM
IdngS eines gluffeS htnAiehenbe 4—500 g. höh«
gebiegenem ©alje ift. 25aS ©ee? ober SJleerfaU,
jöanfalj genannt, wirb an ben ÜJteereSfüften tutet fre
geS 2(bbampfen beS SWeerivafferS in großen JBaffim otw-
nen. £ft wenbet man aurf) noch julcfct, um bi«
bung^ ju bcfchleunigen, baS ©ieben an. £icfe$ £
enthalt »tele frembartige ©al,\e, welche jum 3^eil Uli
entfernt werben , baß man baS gewonnene ©al; an tn
ausbreitet, wo bann bie ^erfließiichen ©alje fich <#!
Um eS noch weiter ju reinigen, läft man baS Calj
malS in ÜÄecrivaffer auf unb bebanbelt eS bann iric 5.
foole. 2?er ©aljgehült beS SReereS ift übrigens fo gwf, ^
wenn alleS SBaffer beS SReereS ferbunftete unb tv.
jurücfbliebe, biefeS mit einer Ärufte von 7iX) cur. 7
ben ganjen SReereSboben überjiehen würbe, ober 1
feftc t'anb qebracht, biefeS mit einer Arufte r-on
g. Stiefe. »ie Änmenbung beS ©aljeS jur 3ubrreitur.j
©peifen ift allgemein unb befannt. (SS macht bie 6|
nicht nur fehmaefhofter, fonbern auch gefünber unt
bert baS gaulwerben, worauf baS Ginfaljen ber.
nuß von ju oiclcm ©alj wirb fchdblid), inbem ti £c
ber ©dfte erzeugt, bie fid) in Äranfheiten, wie ^1
fchldgen, äußert. SRan wenbet in ber #eilfumt bsi
ui reijenben ^(pftiren bei ©c^eintobten, ^u tudtü
fchldgen bei wdfferigen ©efchmülften unb bei Äröpftn
nerlich g^egen iBluthuften unb befonberS äußerlich in r*
t>on JBäbem, ©alj: ober ©oolbdbern, njmt;
ffrophuldfen getben an. Jöei manchen Sungenleibcn l^i
auch ben Jt raufen fogenanntc Bungcnbdber nehmen,
berfelbe muß tdglid) an ben ©rabirmerfen fpayu
unb bie £uft in ber 'iRdhe berfelben einatbmen.
AUiU
629
Kohlbaum
rinft be* Äranre ©elterwaffer ober wol auch ein« geringe
D.uanrität fcbwacber ©alifoole. ©alj, in nidu ui großer
Wenge angewendet, ifl, befonberS in naffen 3abreit, ein
ui3ge$eiebnete$ Düngmittcl. Söie ber Sftcnfcb, fo genießen
-ich bie £au$tr)iere baS ©aty gern, unb ed bekommt tinun
"o gut, baß eö in ber ©cbweij ein ©prücbwort gibt: „Gin
Pfunb ©alj gibt jebn $funb ©ebmalj" unb bie Araber
>a9 ©alj ba* „ßonfect be« Äameelö" nennen, S3orjüglid> be*
:ommt ba3 ©alj ben ©cbafen, welche baffelbe vor verfcbies
:ncn Äranfhcitctt fdjufct. üflan bebient ftd? bed ©alje$
rrblicb oud) jum SMeicben, in ber Färberei, in ber $6pfe>
rei , jur ^Bereitung be§ 9catron6, ber ©aljfdure, be3 ©al*
-niaH u. f. W.
fioljl (ber) ifl eine, (at. Brassica genannte $flanjengat<
tung, welche in ©arten unb jumSEbeil auch auf bem Selbe
angebaut wirb unb ein (dir beliebtes, gefunbeS unb wobl>
rdnncd'enbe» ©emiife, fowie ein ausgezeichnetes Siiehfutter
gibt. Der gemeine Äobl wdcbft wilb am ©eeufer <5ng»
lanW, vielleicht (rammen aber nicht alle bei unS in ©arten
r-, exogenen (Spielarten von ihm ab. iöon einigen itoblarten
werten bie SMütcnrnoSpen alS ©peife benufet, von anbem
bie Äldtter. 3u ben erflem geb6rt ber SJlumenfobl unb
bet ©roecoli, bie bellen ccr^ügiicbfrcn Jtoblarten. Der
SBlumenfobl , welchen man dar« toi nennt, erzeugt eine
iStfenge in flarfen fijüfcbeln bietet beifammenflebenber, weißer
unb febr woblfcbmecfenber JBlumen. 3bm tyrilid) ifl ber
öroceoli ober opargcKobl, welcber auS Unteritalien
flammt unb beffen SMuten blau, weiß ober fcbwdrjlicb finb. —
3u ben Äo&lartcn, oon benen bie Blätter verfpeifl werben,
gehört junddbfl ber weiße Äopffobl, auch 2Beiß(raut
ober btoS .Kraut genannt, ber eine große Änjabl verfcbies
bener 2fbarten bat, welche tt>eilS fcblidbte, tbeil» (raufe JBlciti
ter haben. Die Blätter bilben runbe J?oblf6pfc, »rclrfje bei
einigen Arten fetjr groß werben. ©o tragt ber febot.
9?tefen(obl bis 60 $funb febwere Jtöpfe, bie als Sieb»
futter verbraucht werben. Sbenfö groß werben bie Jt&pfe
t>c§ ftbweb. 9?iefen(oblS. — Der ©avoper(obl ober
in eiße SB ir fing bat längliche, nicht feflgefcbloffene JWpfe
unb gelbe runzlige Blätter. &nt Abart beweiben ifl ber
JRofen» ober ©proffen(obl, welcber, wenn im .g>erbfte
bie ©pijjc ausgebrochen wirb, in ben 83lattwin(eln fleine,
febr garte, etwa bie ©röße eines Apfels erretebenbe S3ldtler
bilbet — Der SBirfing, £>erj» ober 2Belfcb(ohl bat
locfere £&pfe, bie auS (raufen, gr&ßtentbeil* bunfelgränen
Jöldttern befielen. — JDie folgenben ©orten bilben (eine
&6pfe. Der S5raun(obl, aueb S3(au<, ©run«, ©tau>
ben*, S3latt(obl u. f. w. genannt, (ommt wieber in febr
vielen Carietäten vor, von benen einige febr niebrig bleiben,
anbete eine $6fee von 4—6 S erreichen; ebenfo haben ei:
nige ©orten ganj glatte, anbere febr flar( getrdufelte JBläti
ter. Der ©cbnitt(obJ jei ebnet fieb bureb glatte, breit>
runbe, bun(e(blaugrune {Blatter mit langen ©Helen au$,
von benen bie untern ben ©tengel balb umfaffen. Wlan
frtjneibet bie Wan$e, wenn fte bie gehörige ©röße erlangt
bat, aanj ab unb verbraucht fte als ©petfe; nacb furjer
3ett ift fte wieber fo weit naebgewaebfen, um auf» 9Ieue ob*
pefebnitten ju werben. Zui bem ©amen gewinnt man ein
gute$ £)(. — Einige Jto^larten bilben Jtnollen unb beißen
bedwegen Kohlrüben. JBeim Aoblrabi, auch JD bet«
rübe genannt, Hegen bie JtnoHeit über ber (firbc, tnbem
fict) am ©trunfe ein runber JtuoQen anfe^t, ber außerlieb
grün ober blau ausgebt unb ein fet>r wob ifeb. medenbeä gleifdi
cuüiäit. Die Jlühlrüben unter ber @rbe, Unterru»
ben, 6rb(oblrabi, hnben rübenartige, woblfcbmecfenbe
SBurjeln unb über ber <£rbe nur Blätter. Gine Abart ifl
bie fogenannte JRutabaga, ber fc^web. SurnepS ober
bie engl. 8?übe, welcbe eine C — 8 9>funb febwere 9?übe
bat, bie jum Sbeil über bie @rbe emporragt unb febr wcbU
febmeefenb ifl.
Äol)lb(riim (ber) ijl ein b6cf)fl mer(wurbiger, auf ben
weflinbifeben Snfeln, namentlich auf iBarbaboS roaebfenber
iöaum, welcber mit feinem fcblan(en, nur 6 — 7 3oU im
Durtbmcffer baltenben ©tamm eine .£6be von faft 140 5-
encic^t. Die 9finbe beS ©tammeS ifl beinahe wie bie
JKinbe bet Gfcbe gefärbt unb ungefähr in Kbfldnben von
5 §. ftebt man bie ©puren abgefallener 3weige. 3n einer
Entfernung von 30 g. von ber ©pü^e nimmt aber ber
©tamm etne feegrune jarbe an unb verdnbert jugleicb feine
innere JBefcbaffenfceit. ffidhrenb ndmlicb ber untere Sheil
brt ©tammeö unter ber Siinbe ein b^irteS bunde« |>oIj h<tt
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Hohle
630
Hohle
unb unkt tiefem ein mit Jjoljfafern burAtradjffneS Warf,
enthält ber obere JTbeil »erfcljtebcne Sogen einer jähen Siinbe.
Auf} tiefen JRintcn roaebfen bann bie einzelnen 3rcci_qc, mU
die fde^erförmig berabliängen unb mit großen gegen 3
langen, l't g. breiten, fpig gulaufenben ©lattern befegt
ftnb. ©obalb ßd) oben ein neuer 3wcig bilbet, fdllt unten
einer ab, intern ßcb gugleicb bie S?inbc töß, au$ welcber er
berauSgewacbfen mar. Die dufierßen brei ober wer hinten
ßnb nacb außen grün, nad) inwenbig weiß, unb bie garten
innern Siinben ftnb fdmeeweifi unb geben ben fogenannten
Jtob.1, roelcber viel £>( enthalt, manbclartig febmeeft unb fo*
wol rob, ali auf oerfduebene SBeife gubereitet genoffeu wirb.
Da bet Baum eingebt, fobalb ber Äctil berauSgefcbnitten
roorben, fo pflegt man biefen nur bei feßlidjen QelegenbeU
ten gu genießen. Da, roo bie beiben »erfebiebenen Steile
beS ©tammeS aneinanber grenjen, bricht bie Blüte fyccWT.
Diefelbe gleicbt einer £ülfe unb roirb gegen 20 3oll lang,
©ie enthalt gelbe ©amenförner, bie man rote grumte ein»
maefct. 3u tiefem 3roecfe muß man fte aber necb jung ab:
febneiben, benn fpdter fpringt fte auf unb e$ fallen
mebre ben Seeren be$ otaffeebaume" ähnliche 9Jfifie b«">uS.
Au3 ben innern gafern ber Blätter, weld)e man roie #anf
fbinnt, werben ©triefe unb s7?efce »erfertigt unb ber untere
©tamm gibt ein brauchbare« £oig.
Äobjt »erben »erfebiebene ©toffe genannt, beren.£aupt»
beftanbtbeil reiner Jtoblenftoff iß. Diefer ifl ein (bemifcb
einfacher ©toff, roelcber rein im Diamant unb nur febr
wenig »erunreinigt im ©rapbit unb Antbracit »orfommt.
jßon ber JCoble ftnb namentücb »ier Arten gu unterfebeiben,
namlicb ©teinfoble, Jboljfoble unb tbierifdje Jtoble, »on be»
nen bie erße in ber 9Jatur »orfommt, bie beiben legten aber
fünßlirf) erzeugt werben. Die ©teinfoble befielt auS
Äoblenßoff, welrber mit SBafTerßoff, ©ticfßoff, (Sifcn u. f. ».
»ermifebj iß. ©ie iß ein wichtiges Brennmaterial unb wirb
baber tureb bergmdnnifcben Betrieb au$ tem ©eboofe ber
6rbe emporgebraebt, wo ße an vielen JDrten febr große,
weit au&gebebnte gager bilbet. Die ©teinfoble bilbet eine
febmarje, gumeilen bräunlicbe ober graultcbe unburcbßcbtige
SDlafie »on mebr ober weniger ßarfem gettglang. ©ie iß
febwerer alfi ffiafier, bat muffeligen Brucb unb wirb ie
nad) ber SSerfcbicbenbeit ir>te* AnfebenS, ibrer geßigfeit, ib»
reS BrutbeS u. f. w. in »erfdjiebene Arten unterfebieben.
Die ^ecbfoble jeidjnet fieb bureb ßarfen ©lang unb »oU*
fommen mufcbeligen Brucb aus. 3eigt bie ©teinfoble ein
entfrbieben fcbieferijjeö ©efüge, fo t)ei^t ße ©ebieferf oble
unb wenn bie ©rbieferblättcr febr fein ßnb, Sßldttcrfotjlc.
©ebr bicffdjieferig, wenigglängenb, grobförnig unb »on un*
ebenem Brucb iß bie ©robfotjte. Die ßannelfoblc
ober Jta n bei f oble bat groß* unb ßacbmufcbeligen Bruch,
geringen ©lang, iß babet (eiebt entgünblicb unb brennt mit
großer, beßer, weif er glamme. S93enn man bie ©teinfoble
ber trocfenen DeßiUation unterwirft , b. b. ße in »or bem
Suftjvtritt oerfcblcfftnen ©efdßen glübt, fo bleibt eine »er«
dnberte Jtoble jurücf, welcbe (So äfft genannt wirb. Die
@oaf$ enthalten niebt bie fonß ben ©teirtfoblen beigemeng»
ten Xntbeile foleber ©toffe, welcbe bureb bie SBdrme »er»
ßücbtigt werben, benn biefe werben in ©eßalt »on Jtoblen»
wafferßoffga«, ölbilbenbem ®a§, Äoblenfdure, SBaßwbampf
u. f. w. beim iBercoafen, baS mit einem fcbiecbten Unit
bruefe aurb Ybfcbwefeln genannt wirb« entfernt Qk>
rribnlicb gefebietjt bie Bereitung ber 6oaf4 in Sfeilem. Die
(§i>ufy ßnb leiebter als bie ©tcmfoblen, baben einen feb»:-
cben ©eibenglanj unb graufebwarje garbe. Einige ©teinfob-
len geben Qoati »on ber ©eßalt ber ©teinfoblen unb bie jtr=
fleinerten 2'beiie bleiben in einem pulverigen 3ußante, bei
anbern bleibt beim Stocoafen tas Süolumen baßelbe, aba
bie Sbeile fritten gu einem feßen Jtorper gufammca unb
norb anbete enblicb bldben ßcb auf unb bilben eine Mebe
ober weniger loctere ÜRaße. ^iernacb unterfebeibet man bie
©teinfoblen aueb in ©anbfoblen, ©intettoblen unb
Sacffoblen. Die beiben erßgenannten Arten babei es
mebr araued Anfeben, ßnb febwerer enUünblicb unb baben
einen oebeutenben 3ufag »on ©cbwefeleifen , baber fte aua>
mit üblem ©erueb unb bläulicher garbe »erbrennen. ¥l;r.
nimmt im Allgemeinen an, bafr eine ©teinfobie tefto y»
bal rrei eher an jtoblenfloff fei, je tiefer febrearj, je f probet m
ibrer Stoffe unb je mebr J)la&artig gldnjenb |ie i|l 2;.
bebeutenbßen angebauten ©teinfoblenlager beßnben fieb in
£nglanb unb man nimmt an, baß au$ benfelben wenigßer.f
400 Millionen Centner ©teinfoblen jdbrlicb erbeutet weiter,
aber aueb auf bem geßlanbe SuropaS, fowie in Anterifa uni
9teuboUanb beßnben ßcb anfebnlicbe ©teinfoblenlager. $uu
ßcbtlicb ber Art, wie ße im Bergbau gewonnen werben un*
terfebeibet man ©tücff oblen, Aobie nf lein unb 6t«uk
f ob len. Der bauptfacblicbße Sierbraud) bei ©ttinlobUn
iß ber als Brennmaterial unb ße empfeblen fieb baju be>
fonberä bureb ben Umßanb,.baß ßc gugleicb glömme«* mb
©lübfeuer geben. Die »erfebiebenen 2trten baben etM febr
»erfebiebene api^fraft, man fann ieboeb im Allgemeinen an
nehmen, baß glcidje ©ewiebte ©tein» unb $ol}fob4e gieta>
SQirfunc) in Bejug auf ßrbifeung baben. Befonbcrl cot
pfebten füb bie ©teinfoblen unb bie au» ibnen beraejhfltis
Qoati ju ©cbmiebe», ©iebe* unb ©cbmeljarbeiten, jur.
fieijen ber DampffefTel u. bgl. gerner fann man biefc
Aoblen aber aueb $ur ©aSbeleucbtung anwenben, inbem
bei ber trocfenen DeßiDation bcrfelben £eucbtga$ enraricMt
(wobei man bann QoaU unb ©teinfoblentbeer ali Sebt*
probuet erbalt) , gur Bereitung be* ©teinf oblentbeets,
De* ©teinfoblenilö unb bes ©teinf oblenroafferS.
Der ©teinfoblentbeer iß eine mebr ober weniger tiefe, bL.-
fele, febwargbraune, übeirieebenbe glüfßgfeit, beren man ßcb
utm 2 beeren »on Jpoljraer! , SRauerwerf u. bgL, fowie at
Außifung bed otautfebuef bedient. Durcb wettere Deßiüa
tion gewinnt man eine weniger übeirieebenbe 5Raf[e, bie
»orjualtcb Sur Bereitung »on Jtitt »erweubet wirb unb bei
ned> ßarferm Jlocben erbdlt man ein gerucblofc* J^arjpect
Die 4> o lg f oblen werben im Allgemeinen baburrb o.
Wonnen, baß man£olg ober anbere spßan^enförper ber^e
ausfegt, gugleicb aber ben guftjutritt bebtnbert. <£i bie::
im Allgemeinen um fo mebr Äoi;le bei biefem ÄJerfabren i-
rücf , ie geringer ber angewenbete ^»igegrab iß unb je an
gemeß/ener ber Euftgutritt gefcbwdcbt iß. ©*on bei erfi
nem geuer erbdlt man Äoble, unb folebe üoble, beten
©lut man bureb Bebecfen mit ehernen ©locfen gebär
bat, wirb göfcb» ober Bdcferfogle genannt Bei t
Bereitung im ©roßen muß man, um auft einer gnma
gr6ßern Quantität {>o(g möglicbß »iel Jtoblen gu erbattn
weit forgfdlttger auf Abfd>ließung ber Äuft bebaebt fn-
«Kan bebient ßcb gur iüerfoblung entweber bet »eilet
&bet bei »erbeuten Raufen ober eigner Scrfoblung^
:iin ober eiferner Qplinber. SRtt ber Bereitung ber
£oltfoblen, befonberS in Meilern, befd>aftigt ftd) eine eigne
Jlafte, bie JCftbJer, toelcbe ihr ©ewerbe tm Salbe, fern
>on onbern menfd)lid)en Bebaufungen, betreiben unb bober,
■ie aud) ber AuSbrutf Jtobler glaube begeugt, gr6ß*
tentbnlS obne einige Bilbung vielem veralteten Aberglauben
web anbangt. Die 4>erfteÖung ber Meiler gefd>iebt auf
jerfebttbene Seife, je naebbem baS #o!g in ihnen georbnet
sirb, bamrt eS bie gur Berfob'ung nötige 8uft bat unb
?ocb aud) »ieber ber fhtftgutritt fo gering tfi, baß ein mög«
icbji großer ©ewinn an Jtoblen ftattjmbet Sei aOen
MM bie Bebedung eine ©<bid)t von Stafen, über weldje
web eine ©d)id)t <|rbe unb Jtoblenftaub liegt. Die Jtenn*
,ci(ben einer guten £olgfoble ftnb, baß fte no<b unoer»
<tt baS ©efüge beS #oUe$, bie 3abre§ringe geigt, niebt
,crbr6delt, fonbern vielmehr fo gufammenbängenb ift, baß
ie, auf einen faxten Jt6rper fallenb, einen metallarrigen
SUang gibt unb einen febwadjen ©lang beftfct. Senn bie
Kohlen »ei*, leiebt gerreiblidj unb bab.tr auA ftarf ab»-
aibenb ftnb, fo ift biefeS ein Beweis, baß fte ,u (larfer
$i§c auSgefefct gewefett unb verbrannt f;t;b. Ebenfo wenig
urfen bie Jpolgtoblen aber auo> fralboerfoblte, b«^ige unb
ivoargbraune 5£t?eiic entbalten, benn biefe geben beim An»
ünbm eine rußige glömme unb haben aud) bie übrigen nü&»
i<ben Eigenfcbaften ber Jpelgfoble in febr gefd)w4d)tem ©rabe.
Die oerfebtebenen Jpolgarten geben fämmtlid) ein q(eid>eS Bo«
unten Jtoble, aber bie von borten ipöljern ift febwerer als
>ie von leichten unb bat baber aud) eine bebeutenbere Jpifc»
raft. Die febwammige unb leiebte Jtoble empfiehlt [ich aber
ur »Puloerberettung. Die f>olgfo&le ift immer leichter als
Baffer, ©ie enrbalt oiel mebr Jtoblenftoff als bie ©tem«
et>£e, tft aber mit allen Afdicnbeftanbtbeilen beS JpolgeS »er»
tnreinigt. überbieS ftnb in ihr aueb nodi etwas atntofpbi»
if*>e «uft, Softer, SafferftoffgaS, ©auerfioffaaS unb wol
ua> noeb anbete ©afe ober Kampfe, n>elo>e fte leid)t ein«
augt. Die ipoljfople ift unfd)metjbar unb nicht flüchtig,
IS beim Berbrcnnen, roo fte ftd> mit bem ©auerfloffgafe,
dldjeS in ber Hüft entbalten ift, in Jto&lenflofforpbgaS unb
eblenfaureS ©aS perwanbelt 3n feiner glüfftgfeit ift fte
noeränbert auftö6lid). 213 Brennmaterial t|t bie £olgfoble
em Jpolge oorjuueben, benn fte gibt beim Serbrennen eine
ortete unb gletcbntdßigere Jptfje olS ipolg unb brennt bei
otfera fcuftjuge atub nod) in einem Saume, ber fo eng ift,
aß £olj in ibm nid>t mebr brennen tonn. Senn bie |>olj>
pble gut ift, fo gibt fte beim Brennen gar feine «ber nur
ine febr fäjwadie glömme, »elcbe weber Stand) nod; Kuß
erwbrinat. Sßenn eine in ber Stotbglübbjfee gebilbete Jtoble
i wfdjlofTenen ©efäjjten weiß geglüht wirb, fo eutwidelt fte
cennbore ®ofe, gewinnt nicht feiten an Did)te, »Abrenb
fr Umfang geringer wirb unb nimmt babei eine fo große
Htte an, baß man ®laS mit ibr ju ri^en oermag. Senn
roße ÜRaffen feingepuloerter Jtoble tufommenliegen, wie bie»
i j. *5. m ^uloermüblen ber $aO ift, fo erbau fi'dj bai
uhienpuioa unter §ßcrfd)ludung beö in ber guft entbalte*
ra ©ouerfloffgafed unb entjünbet ftcb entlieh. Die ftorf
Fehlte, in »ctfdjloffenen ©efißen burdj ©lüben erhaltene
mfdfdjwarje Jtoble tu wefer ©elbftentjünbung, weld;e na«
:rlicb fdjredlicbc folgen nod; fi* jieben fann, mebr aui>
efefjt al« bie getvorjnlidje ; man »etbinbert bie Cntjünbung
aber, ttxtm man beim Steiben ut 9u(t>er ©dhwetel ober
©alpeter jufefet. Tu iligenf(ba(t ber Jtoble, gasförmige
©toffe, wenn fte mit benfelben in Berührung gebtacht wirb,
iu oeifd)lu(fen, ftnbet eine nü^ltcbe Xnwenbung, intern man
an Drte, weltbe burd) übleDünfte verunreinigt finb, £olj«
tobten bringt unb fte einige jjeU bafelbft flehen lüßt. £a$
Berfd)lucfunfSoerm6gen ber Jtoble wirb nod) «höht, wenn
man fte etwas mit Softer befprenat. Die Jtoble bot aud)
eine bie $au!niß binbernbe unb jerpoRnbe Jtraft, weswegen
man fid> ber Jtoble jum Aufbewahren leid)t ber gdulnrß
aufgefegter ©toffe unb gum DeStnftctren bereits angegange«
ner bebten t. Jtleinere £bicre, gleifcb u. bg(. bat man auf
größere Entfernungen vcrfd)idt, inbem man fte in Jtoblen«
puloer eingepadt; Biet, SKild) unb Softer fiebert man vor
göulniß, intern man fte in verfehlten ®efäßen aufbewabrt
ober ihnen Jtoblenftaub beimengt. Aud) gum Steinigen per«
unreintgten Safterft wirb bie f)o(gfob(e febr oortbeilboft an*
gewenbet. (©. giltriren.) gaft alle garbeftoffe werben
von ber Jtoble binweggenommen, wenn man burd) biefelben
gefdrbte glufttgteiten ftltrirt. Aud; in ber «Dtebicin finbet
bie forgfältig bereitete ij>olgtob(e Anwenbung. !0tan wenbet
fte in einigen g&Oen innerltd) an, böufiger jebod; äußerlidj
jur Steinigung fauler ©efebwüre, bei Jtopfgrinb unb Äaut«
auSfd)tdgen mit @d)weinefett «ufamtnengerteben «IS Jtob*
(en falbe, ©epuloerte Jg>olgtoble ift baä hefte äabnpuloer,
inbem fte gugleid) bie 3öim« weiß mad)t unb ben üblen ®e>
rud) auf bem SRunbe oertreibt, Seinrebenfo^le mit $ot>
afebe abgerieben unb im ©cbmefgtiege! bc^anbelt, gibt bat«
Jtoblen blau, eine blaufdjwarge gorbe. Auch mehre An
ten »on Äoblenfdjwarg werben burdb Berfo&lung von
§JfIonjenfioffen gewonnen.
Die thiertfrhe Jtoble, ourf) Jtnoebenf oblc ' ober
Beinfebwarg wirb oorgugSweife au< ben Jtnoa>en ber
Spiere gewonnen, inbem man biefelben in verfehl offenen @e<
fdßen erbigt, wobei man bie Jtoble in einem fein gertbeiU
ten 3ufianbe, permifd)t mit erbigen Stoffen unb in ©eftalt
ber Jtnod)en, aud benen fte bereitet worben, erhält. Man
bebient ftd) berfelben PorgugSweife unb mit nod) grüßerm
Erfolge «IS ber Jpolgfoble gur Entfernung pon garbungen,
üblem ©erud) unb ©efdimacf. Durch Bebanblung mit per«
bünnter ©algfäure, woburd) fte pon bem in ibr enthaltener,
pboSpborfauren Unb foblenfauren Jtalf befreit wirb, fann
man bie Jtnocbenfoble nod) wirffamer gur Entfärbung mo<
eben. Aud) als Düngmittel wirb bie Jtnoebenf obje, fowie
auch bie Jj>olgfob(e, in vielen gälten mit Bortfeeil oerwen«
bet, unb enblicb bereitet man auS jener wie auS biefer «er«
fehiebene Arten pon Jtoblenfdjwarg. 3m Allgemeinen
gibt bie Jtnoebenf ob. le ein ' tieferes ©cbworg als bie ipolgfoble.
Senn man Jtoble perbrennt, fo entwtdelt ftd) ber foge»
nannte Jtoblen bampf, welcber ein ©emenge Pon foblen«
fourem ©aS unb JtoblenftofforpbgaS unb unatbembar ift,
ba^er in gu großer Stenge ber atmofpbdrifcben 8uft beige»
mengt ErflicfungSgufoIIe bei lebenben Sefen Ijerporbringt,
weitbe eine fo verunreinigte 8uft einatmen. UnglüdSfaue
unb ©eibftmorbe burd) Jtoblenbdmpfe ftnb b^uftg porgefom»
men. Die erjten Sirfungen beS JtoblenbampfS ftnb Efet,
Erbred)en, AtbmungSbefdjwerben unb beftiger Jtopffd)merj.
Darauf folgen jDbnmao>ten, Bergudungen, iperauStreten bet
Augen, AuffcbweHen beS ©eftd)tsr Blauwerben ber £tp*
pen, ©d)weaen beS Unterleibs, ©djetntob unb Sob. Um
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KokkelakSrner
632
Kolik
einen auf tiefe SBeife wunglücftcn SWenfefcen wo möglid?
nod) ju retten, muß man ihn fog(et4> in bie freie 2uft brin»
gen, tlm aufregt fefeen, ©efidjt unb £eib mit eiSfaltem 2Baf*
fer begießen, itjtt reiben, bürften, ifom jur Hber tojfen, 2uft
einblafen. Um ein 3immer von JtobUnbampf ju. reinigen,
fprengt man SBaffer in bemfelben au* ober bringt noeb bef>
fer Jtalfwaffer bin*'", welcbeS man fo oft erngittt, al$ ftd>
ein Ädutdjen auf bemfelben bilbet.
Sie Äoblenfdure, eine djemiferje SSerbinbung von
Jtobienftoff unb ©auerftoff, wirb gewonnen, wenn man
Äreibe, SDiarmor ober ungebrannten Jtalf mit einer ©du«
übergießt. 6$ entftebt bann ein ©raufen, bei welchem fid)
bie luftformiae Äoblenfdiire bilbet. 2)a$ ©d)äumen ber gab*
Tenben ©etranfe, be$ ©jampagnerS unb ber ©auerwaffer,
j. S3. beS ©elterwafferS, ift eine golge ber in biefen glüf»
figfe'tten enthaltenen J(or)ienfdure, welche fid) alöbalb freiju*
macben fudjt, wenn fje nid;t mit ©ewalt jurücfgebalten wirb.
Euer) bie 2 uff, welcbe wir atl>men, enthält jtetS einen gerin*
gen 2Cntbei( jbbtenfäitre unb alle Spiere baueben beim 'ätl)>
nun Äoblenfäure au$, fowie biefeä be§ StfacbtS aud) von
ben $)flanjcn gefdjieijt. ffieim Verbrennen ber iCor>tc ent«
jlebt ftetS ÄobTenfdure, weil fid) bei bemfelben bie .Höhte
mit bem in ber 8uft entbaltenen ©auerftotf »erbinbet. SBie
bie Äoblenbdmpfe, ift aueb bie reine Äoblenfäure niebt atr) em*
bar, au* unterbalt biefelbe ba3 ©rennen nid)t. üDian muß
fieb baber bäten, wenn man an JDrte gebt, wo fieb in <>:
uem eingefebloffenen Staunte oiele Äoblenfdure entwicfelr,
^JB. in JteKer, in welchen JBier ober SD? oft gdbrt. £>urd)
nftlidje (Haltung fann man bie Jtoblenfaure fowol in
tropfbar ftüffiger alS aud; in fcfler ©eftalt barfteOen. 2>a
ba8 S55afjec itoblenfdure oerfd)lu<ft, fo fann man buret) fünft»
liebe (Schwängerung bc$ SBafTerS mit Jtoblenfdure fünftlicbe
2 auerwaffer erjeugen , bie wie ba$ ©elterwaffer gebraust
werben.
Äflkktbkörner ober gifd>f 6tncr finb ber ©ame et»
neS in jDftinbien waebfenben ranfenben ©traudjeS (lat.
Menispermum coccalas). 5Die ©teinfrüd)te warfen in
Strauben jufammen unb fjnb frifcb »on purpurroter garbe.
■DJ od? bem SSrocfnen werben fie graubraun, baben eine Ritt*
;etige #aut unb bittern ©efer/maef. £>iefelbcn enthalten eine
für viele £bicre, namentlich für gifetje , betäubenbe giftige
©ubftanj. SSertn man in ftillffebenbe ©ewäfTer ÄoffelS»
tömet wirft, fo fommen bie gifdje, welcbe biefelben t^cr-
jel)rt baben, in einem 3uffante von {Betäubung an bie
Dberfläcbe beffelben unb fönnen hier mit ben #anben ge»
fangen werben. Diefe Zxt bie gifdpe »u fangen ift jebod)
tn vielen gänbern oerboten, weil ber ©enuß fotdjer gifdje
fid> als fthäMid) bewiefen bat 3n gorm von $uwer brauc&t
man bie JtoffelSförner gegen baS Unejejiefer in ben paaren
be4 Äopr>. 'vCud> fc^cn juweilen bte S3rauer bem S3iere
ÄoffelstonuT ju, um baffelbe beraufebenber ju machen.
daltlut (ber) ift befanntlid) bie fleinfte aQer S36ge(gat-
tungen unb burd? einen fd)6nen geberf$mucf nuSgejfidjnet.
(Iluuaftetifti fdb ift für benfelben ber bünne, waljenfirmige
unb fpi&e ©djnabel, beffen £)bertr)ei( b'en Unterteil fo mit
feinen 9?änbern umfaßt, baß ter ganje ©cb,nabel gleicbfam
eine. 9J6l?re bilbet, fowie bie 3unge, roeld;c auö ^wei 5D?uS=
fetribren beffebt unb fieb, wie tiefet aber aud) beim ©ped)te
unb nod; aubern S36geln ber gaU ift, bebeutenb auöbebncn
fann. S)iefelbe ifl mit einem jaljen <5d)leime überjogen, f?>
baß, wenn ber Kolibri ein fleined Snfeft mit feiner lat^en
3unge im Äeld> einer ?)tlanje berührt, baffelbe bangen bleibt
2)iefe nteb(id)en ^bietcbni leben in ©übamrrifa unb fem
men in fielen ^trten »or. 25er gemeine Jtolibri, m:
d)er etwas fleiner unb oiel fdjlanfer al* unfer 3aunf.-
i(l, fommt im ©ommer bis nad) Ganaba binauf. Derfr---
ift golbgläuuiib grün, t)at eine rubinrotbe Äeble, r
fdjwaribrauneu tod)wanj unb brei fdjwarje ©eitenfebr
weifien ©pi^en. 2)aS SfJäimcben bat *mtn 8fltsr-:
SBaud), beim Söeibcben ift Äef?lc unb Bnterfeite weiß. £
fleinfteÄolibri ))at ungefähr bie ©r6ße einer Runt-
er ift oben golbglänjenb grun, unten weißlieb unt n
glügeln braunlid) »iolett. dagegen gibt eS aueb
JRiefenfolibri, welcbct auf ben weftinb. Snfeln lebt
bie ©röße einer SKauerfebwalbt erreicb,L ÄUe Jtolibri? |
aen dußerft fdjnell, wobei fi« «inen fummenben 2on vi
ibrrn werbdltnißmdßig febr langen glügeln erjeugen. S
finb febr mutbig, oertt)eibigen ibre Sungen tapfer (ettß
gen größere Spiere, unb bie SRdnncfcn begegnen ein.,
feiten obne ju fdmpfen. 3n ber obenftebenben Xfcb: .:
finb mebre 2frten tiefet jierlic^en ©efcb,6pfe bargefteDt.
t\olil\ wirb ein heftiger, periobifd) wieberfebrenbet S±
im Unterlcibe genannt, ber feinen ©ifc balb in ben t:
engen, balb in ben biefen, weiten ©ebdrmen t>at, ba"
.lieb, balb nad) »orgdngigem Äppetitmangel , ©efür:
5B6tle in ber Magengrube, ©tubloerbaltung ober jDur-
entftebt, fted^enb, fdjneibenb ober jufammenfdjnürenb i(J
einer ©teile jur anbem wanbert, unb ntct)t blol ali t"
tenbe Qhfcbeinung einer anbern Äranfbeit auftritt. '!■
Köln
tiin% libel, alS wirfliche £olifen f innen nur betrautet
nirtt n bic ßrampff olif , bie SBinb« ober ©UbungS^
f o Ii P r bie JBleif olif unb bie Äolif »on 9>oitou. Sie
ftrampffoltt beobachtet man »orjüglich bei nerucnfdjtrddjen
ab newenfranfen ^erfonen, namentlich foldjen, bte an
Mflfe ober #r)pochonbrie leiben, mehr beim »eiblichen als
nännlicbert ® cfcfjiccf? t. ( ©ie entfielt nad) ©emütbSbewegun»
\m, (frfälfung ber güjje unb ift in ber Siegel mit febt UU
igen ©djmcrjen »erbunben, bie plifclich einzutreten, plöfclich
u wrfcbroinben unb ebenfo plö^ich jurücfjufebren pflegen,
oobei 3ei«hen bon UnterletbSentjünbung unb 83ertauungS=
iiturtgen fehlen , bie 5Baudjbtcf en [ehr empfmblid), bie #aut
rocfra unb fühl, ber £arn wdfleria, bie ©tublauSleerungen
ft trage ftnb. £>ie SBinbs ober Sldbungsfolif charaf»
rrtfirt fid> burch fneipenbe, fpannenbe ©chmerjen, bie t>on
incr ©teile be$ Unterleibes jur anbern jiehen (wobei biefer
alD hier balb ba anfchwillt , ft'ch ieboch gegen JDrucf une m=
finbiid) jeigt), ju unbefiimmtcn Reiten nachäffen unb wies
er fölratmer »erben, bürch laute* foltern unb flottem im
. , Abgang ton ©Idbungen mit bem ©cfüble t>on
ifyerung, unb befällt am hauftgfien nach Überlabungen beS
Samens, inSbefonbere nach bem ©enuffe bldbcnber ©peifen
nb ©ctrdnfe, 9)erfonen »on ohnebin fetjon fch»acher 58ers
mutig unb einer eignen (Geneigtheit jur (Sntwicfelung von
Übungen, £ie S3letf olif ober SRalerfolif fommt bei
:uten »or, bie »ermöge ibreS ©efdjdftS triel mit SBlei umge=
m muffen, barum am gewöhnlich Ifen bei ©erg j unbÄürtenj
uten, Arbeitern in JBlciwcijjfabrifcit, ^arbenreibern, Swalern,
iiftreichern, ©d)rift; unb Sinngiejfrrn, Söpfern, aber auch
>en)aupt nach tffl ©muffe «on ©peifen unb ©etxdnfen,
nm fich bei Aufbewahrung in fchTcdjt glaftrtcn, jinnernen
Köln
ober terjinnren ©efchirren *Blei jugemifcht hat ober benen
eS, wie' namentlich bei SJerfätfchung mancher weisen Seine,
abfichtlich jugefefet worben ifr. ©ie (teilt fich 6ftcr aümdlig
als plotjiicö ein, naeftbem ihr efelhaft fufKictjer ©efehmaef im
SRunbe, Langel an (gßlufl, SDcagenbrücfen, Auf flöße« unb
Chbrethen vorausgegangen fmb unb gibt fich burch immer
fchmerjbafter wetbenbe 3ufammenfchnurung beS Unterleibes,
fcWrjhafte ©pannung ber SJaucbmuSfeln, (SimrdrtS;ichm
bei 9}abelS unb 2(fterS, meiftcnS trägen, troefenen Stub U
gang, befchwerlid)en Urinabgang, großen Dürft, mitunter
mehr ober weniger bebinberteS fttbembolen , jieljcnbe, fpan*
nenbe ©chmerjen hvgüficn unb £dnben mit nachfolgenber
Cäbmung biefer Jfieite u. f. w. u: erfennen. 25ie 53 ie if olif
gehört immer ju ben bebenflichern ÄranfbeitSjufldnben, benn
enbet fte nicht unter Eintritt reichlicher fiüffiger ©tublauS*
Icerungen unb ^euchtwerbrn ber Spant mit ©enefung , fo geht
fte leicht in allgemeine Xbjehrung über. Hit fogenannte
dpberfolif ober Äolif »on $oitou beobachtet man
nur in ©egenben, in benen viel Apfelwein (ßpber), 2Rofl
ober junge, fauertichc SBeinc gerrunfen werben, unb jeiebnet
fich burch im Seibe fchnell herumfehiefenbe, oft einige ©tun«
ben anbaltenbe, bann ebenfo lange auSfefcenbe ©chmerjen,
35rucf in ber ^erjgrube , ©obbrennen , fduerlicheS Äuf|Io|en
(Irbrechrn fauerlichen ©chleimeS unb ©elbfucht auS.
ftöln (franj. Colofrne), eine ber älteflen ©tübte Deurfchj
lanbS, liegt in ber©ejlalt eines AalbfreifeS am linfen SR beim
ufer, unb ift Jjpauptftabt eines WegierungSbejirfS ber preuj?.
^vooinj 9?heinlanb, ber auS5£b eilen beS oormaligen Äurfürs
ftenthumS jtftn unb ber Jg>er)ogthümer Jülich unb S3erg
beficht. (Sfjc Äfln ben tarnen Colonia A^rippin» erhielt,
.r«Conv.>e<i. II.
80
Google
1
HSln
bieg t3 bie ©tobt ber Ubier, unb war ein widjtigcr ^lafo
für bie 9Mmer, welche e$ jum 5)lunicipiuin erhoben; 44'J
würbe ti von ben granFen befefct, beren Jtontge bis auf Jtarl
ben ©roßen hier häufig verweilten. 3m 3- Öp* erflärte ÄaU
Ur Otto L cä jur JXctcbSfiabt, 1187 würbe eS mit SRauern
umgeben, trat fpäter in bie Sieibe ber «öanfejlättc unb
fdjwang fid) gu bober S3lüte empor, ©djon im 4. SMtfri
hatte eS feine JBifcbofe, welche im 14. 3al;rf>. Äurfürften
würben, unb im gortgange ber 3eit fo aue»gebetjntc JBe«
fifeungen erwarben, bafj fie ju Gnbe teS porigen 3<>brbun»
tertS 134 CÄ. mit 220,000 (finro. unb mehr alä 1 SWill.
(Bulben ©infünfte befafjen. Der letzte Äurfürfl war ÜRarb
milwn granj i'aoer, Jtaifer 3ofepb II. JBruber; er ftarb
1801. 3m luneoÜIer grieben erwarb granfreieb, einen
SEbeil vom Stifte JC6ln ; tiefe? borte auf ein Aurfürfrcn-
tburn unb beutfcbeS (Jrjbisthum ju fein; bie Sänbcr wur»
ben verteilt unb famen nach bem allgemeinen grieben
n
an spreufjen. Die Statt & ifi altern)ümlid> unb untui
mafiig gebaut; ein Drittel ibreS Umfanget befielt au* Sa
ten, ^läiKii unb Spaziergängen; bie (Straßen finb ai
unb büjier, aber fiele ©ebdube erinnern noch an ben alte
©lanj, vor allen bei herrliche Dom, befTen Sau fft«
1248 begonnen warb, aber bis auf ben feurigen Sag nie)
niebt vollenbet ift. Der regierende Äönig von $roifa
bat ber Statt mehrmals anfebnlicbe Summen jum Xuiias
biefcS b.errlicbfien DcntmalS ber beutfeben jöaufunjl gefe&enfi.
Der Dom ifi 400 g. lang unb 180 g. breit DaS 3nun
beffelben ift ungemein großartig unb majeftätifcf;; bn CBpi
ßebt vollenbet ba unb b.at 200 g. £6be; baS ©cafcbt
wirb von 100 Säuleu gerragen; bie beiben Stbürme föüto
nach, bem urfprünglidjen 9>lane 500 g. r/orb. werben j er ui:
hält eine Spenge Reliquien, b,err[idbe ©laämalereitn ur
Schnttjwerfe, unb eine 225 Zentner fdjwere ©locfe. Xntm
bcmcrfenSwerthc gottcöbienfilicbc ©ebdube finb: bie Qatmb
fi'rchc, bie ^ctrifirebe mit ber Äreujitunitt
9>etri von SRubenS, ber in Ä. geboren V
hier getauft warb; bie Urfulafircfre ent^itt
bie ©cbeine biefer ^eiligen unb ber Ii
3ungfrauen. ©in bureb. feine ©efhaumn:
unb feine {Bauart bemerfenSwert&e* Oetdstt
ift ber umftcbenb abgebilbete ©ür jenieb e*r
ba» äerrenrjauS. Derfelbe bat Ott lbn
von feinem ©rünber, einem Sfitter vom*,
jenia), welcher ti bem öffentlichen Ber|it
gen, namentlich, bem JBalifpiel, wibmtu mf
eS ber Statt fdjenfte. 3» bem obem 2fe&
beS viereckigen, mit einer 9Raucrrrone $e>
jierten ©ebäuteS beftnbet fieb ein gttfr
Saal, teilen Decfe bureb, eine Sterbe w
Säulen geflutt wirb. Später würbe rc
©ürjenid) ju SBaarennieberlagen u. bgL k
nu(jt, bis er in neuerer 3cit feinen nu^er
3wecfen infoweit wiebergegeben würbe, r:
man ben Saal jur 'Aufführung von 9WS
feflen, jur ßarneoal»fcier, ju JBürgerbaafc
ten u. tgl. benufete. 211S auSgejeic^nde 9f
baute finb noct) ju ermähnen: ba5 neber
hent abgebilbete ÄatHauS mit einem jck
nen portale, bot vormalige 3efuitercoUegiac
ber Suftijpalaft unb ba§ Sknfcomptoir. .
ben 64,000 ©nwo^nem finb etwa 30
9>roteftanten, 400 geboren ber 9Bo'
I Religion , alle übrigen ber fatbolifcben
an. it. ifi Sife eine« ©ifefcof* (ba jnc
wärtige (Siemens Xnton, greiberr oort 1
ju SBifdjcring, würbe gegen Qnct be* 3-
1837 von ber preu^. Regierung feiner iE
enthoben unb nad; Winten abge.
yreufun), cineS Äppellationi^oft* tut
nibeinprovinj, \)at ein $anbcl6gcrid?
©pmnafien, ©ibliotljcfen, mebre anbete -
bungSanflalten, j. iB. eine «Kilitarrfdjule
nen botanifchen ©arten, ©cmälbcfaimr.
cjen, ©alraf ö Sammlung für Aunfi u;:-
tertbum, unb treibt einen febr au6.
^anbel, ber bureb bie lebhafte DampfT-
fa^rt wefentlicb, bef6rbert wirb; ei
Koloss
635
Koloes
jtcicb greihafen unb fjnt mehre bcnracfjtticfce gabrifen, welche
yvunnwpllenwaaren, ©teingut, Stabacf, SBolIenroaaren u.f.w.
tefern. Ä. ijt bcfcftigt, unb mit ber gegenüber am rechten
Jfbeinufer liegcnben ©tabt ®eufc »ermittelt einer auf 39
Scbiffcn rubenben, 1250 ©dritte langen JBrücfe ferbum
>ti\. — JBerübmt if! ba§ fölnifcbe 2Baf(er ober (franj.)
^nii de Colofjnc, ba3 juerjt gegen Anfang be§ t>ori$en
SatyrbunbertS »on 3ol>. Sttaria garina bereitet worben
fr, iefct aber nicht nur in X., fonbern auch an anbern
Drten nachgemacht wirb. 3n Ä. gibt eä über 50 jum 3T(>til
ebr woblbabenbe gabrifanten bicfeä wof)lriechenben 23affer3,
nter bencn bie garina, fowie 3anoli imb $erftabt bie be=
übmtcften ffnb. Die gabrifation be$ SüafferS tfT noch im«
riiv ein ©ebeimnifi, roaS baö richtige SBcrljaltnif» ber
u benfetbea ju »crwenbenben ©ubflanjen betrifft. Seine
Bereifung ift im ungemeinen bie,' baß man völlig reis
icn 2Beingei|t in eine £eftiUirblafe bringt, unb bcnfelben
mit gewiffen buftenben ^flanjentbeilen wennifcbt, al$ Tran:
gebtute, Gitrouenmelifje, 3intmt unb bergl. 9la<bbem ein
SEbeil abbeftitlirt worben, werben Atherifcbe feie jugefefet,
al$ ßitronenel, öergamotöl, JRofen&l, 2a»enbel6l unb
bergt. JBei gutem Ivan de Culo»nc barf feiner ber aro--
mafifeben JBeflanbtbeile ftcb vor ben übrigen bemerflirb
machen, aucb bann nicht, wenn man jenes langfam uerbuf»
ten Idjjt.
Üoloso bezeichnete bei ben ©riechen jebe Tlxt rem Jbitb;
fdulc, fpdter aber hat mau Dor^ugSweife nur biejenigen
JBtlbfdulen mit tiefem SBorte bejeiepnet, welche über bat-
natürliche ?D?a^ ber von ihnen bargcftellten ©eftalten t/mau*;
gehen. ©o war im Xltertbum ald einrt ber fiebert "SBelts
wunber berühmt ber Äolofl t>on 9?ljobu6. JDiefer mar
eine bem ©onnengotte ju dfyrtn errichtete eberne SMlbfduIe,
welche 70 ©Den hoch n>ar, am Eingänge brt £afen$ ber
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Kometen
636
Kometen
genannten 3nfel jftonb unb alt* Seucbttburm benufct würbe.
(Sin Erbbeben (Ktrjte fie um, naebbrm fte etwaS über ein
halbes 3abrbunbert geßanben hatte ; baS Grafel verbot ben
SBieberaufbau, wabrfd)einltcb weil man ben Umflurj berfel»
ben ben ©öttern jufd)rieb, wetabe nid)t »ollen, baß ber
SRenfd) foicbe übermütige SBcrfe erriete, unb fo lag baS
Erj mehre bunbert 3abre, bis eS ber Äbalif £>Sman (>54 v.
Ehr. einem Suben rerfaufte, ber, um cS fertjufebaffen, noch
980 Äameele nöthig gehabt haben foll. — Äoloffen
werben vorjugSweife jwei umftebenb abgebilbete 18 hohe
Statuen mit fpringenben Sfoffen genannt, welche SJarfieU
• (ungen ber ©ioöfuren (f. Äajtor unb ^ollur) ftnb
unb vor bem »dplfticben yalajie auf bem 9Jionte Gavallo
ju 9?om flehen. 3wifchen ibnen erbebt ftch ein dgvvt. IDbes
liSf »on ©ranit, weldjen 9>a»fr ^)tu5 VI. aufrichten lieg,
unb vor ihm freht ein fd;öncr Springbrunnen. 2>ie Äolof*
fen füllen SBerfc ber berühmten griech. JBilbbauer 9)btbia5
unb $rarite(e§ fein, welches jebod) unwahrfd)einlid) ift. 5D?tt
Unrecht hat man ftc früher für Itorfie Düngen beS ben äBm
cepbalutf bdnbigenben Eleranber gehalten.
fiomettn, 4>aarflerne, Schwang ober Schweif*
(lerne »erben biejenigen unter ben übrigen ©efiirnen fid)
bewegenben Sterne genannt, welche fid) burd) eine ncbel:
fte Umhüllung unb gewöhnlich auch bureb einen von ber
Sonne abgewenbeten, juweilen febr großen Strablenfchweif
auSjeichnen. 2>ie Ungewöbnlicbfeit ihrer Erfcbrinung unb
ber großartige ftnbticf, welchen fte gewahren, befonberS
wenn fte, im Scaljerfommen begriffen, von ütage ju Sage
an ©röße junebmen, finb bie Urfatpen, »arum fie febr
bduft'g befonberö bei ungebildeten Siölfem Erfiaunen unb
Sehrccfen verbreitet haben. 3>aju fam nod), baß man bie
Sicgelmdßigfcit ber ©ahn biefer |>irnmclSförper nid)t fannte,
fonbern fte für Meteore hielt, welche nur erfebienen, um
ben Sttenfchen ein brobenbeS 3eid)cn beS göttlichen 3orncS
?,n fein, beffen Strafgericht bureb ÄriegSnotb, Überfd)»em;
mung, $efl u. bgl. bevorftanb. tiefer 2Cberglaubc mußte
»erfd)wtnben, fobalb erwiefen war, baß bie Äometen gleich
ben Planeten SBcltförpcr finb, bie unferm Sonnenfoftem
angehören unb fid) in bemfelben um bie Sonne in iBabnen
bewegen, »riebe fid) »on benen ber Planeten nur baburd)
unterfd)riben, baß fte ungleich länger ffnb, b. h. baß bte
Entfernung ber Planeten »on ber in einem ©rennpunft
bei Ellipfe flehcnbcn Sonne balb außergewöhnlich gering,
balb »icber ungewöhnlich groß ift. £a auf biefe SBetfe bie
Kometen auf ihren Sahnen viel weiter von ber Sonne ab*
febweifen als biefeS bei ben Planeten ber gaü ift, fo wer»
ben fie »on ber Erbe au« nur bann gefeben, wenn fte in
bie 9labe ber Sonne fommen, unb finb bann viele Sahre,
einige fogar Sahrbunterte lang unftebtbar, bii fit in bie @on*
nenndbe jurüeffebren. 2)ie Jöcrccbtumgen, welche bieXfirono>
men nach S3eobad)tungen über ben Sauf einzelner itometen ge<
macht haben, {eigen jeboch hinreichenb, baß ihre ^Bewegung ge>
nau ebenfo regelmäßig, b. K innerhalb befiimmtet 3ritraume
gefchiebt, wie biefeö bei ben Planeten ber gatl ift. ga(i alle
Planeten weichen nur wenig mit ihrer iöahw von berjenigen
Ebene ab, innerhalb welcher ftch bie Erbe um bie Sonne
l erregt, unb alle Planeten bewegen fidj in ihren ^Bahnen
von 2Be(len nad) JDjlen. dagegen erjheefen ftch bie Äome*
tenbabnen nach allen Dichtungen burch taf <2ormen^(fcni
fotaß {. SJ. einige fogar fenfrecht auf ber Ertba^n ffafa
unb mehre Kometen ftnb beobachtet worben, wclcbe fii ce:
jCllen nad) 2iSejien bewegten. 35a bie Äonuten jttü ~
vollen l'icbte erfd>einen, auch bann, wenn fte unJ ibtt r
ber Sonne abgewenbete, alfo nicht t>om Sonnenlicbt bn'^ic
nene Seite sufchien, fo i.it man hieraus gefcbloffen, tij
fte fclbfileuchtenbe Aörver feien, nicht wie bte f>lanetr
ÜÄonbe folche, bie erff »on ber Sonne ibr ?id)t erapfenst:
garbe unb Stärfe ibreS Jüdjteö ifl febr verfebitben. i..
einigen Jlometen wirb crjdblt, baß fie bem Äuge tri £k
oba'd)terö größer alö Sonne unb SRonb erfchieaen feir.
3hr ^itht ifl gelblich, weißlifi) ober rotblich unb im 2.;
meinen mtnber lebhaft ale? ba£ ber Planeten. 3m 3sok
ber (euchtenben 3)un^büüe fann man bei ben mrifbi
meten einen mehr ober weniger fcharf abgegrenzten nsto
Aörper unterfcheibrn, tveleher her .Hern ebrr *tc.
Äometen genannt wirb. S$on tiefem breitet ftcb ter-si:
au6, roeld)er gegen baS Enbe ju matter unb nebehj
3?erfclbc erflrecft ftd) oft burd) ganjc Stcrabtlte:. ;
fogar burd) ba£ halbe Himmelsgewölbe. Durd) gteje ac
gtanjenbe Schweife baben ftd) unter ben befannten iemr.
tie »on 145«, 147i, 1577, 1618, 10»>4, in
1744, 17h!» unb 1811 auögejeidmct. 3?ie JRegelmäi
ber Planetenbahnen würbe erfl in ber weiten v.
17. 3ahrh. entbceft, namentlid) von.JDörfel, einem
ger in flauen im SJoigtlanbe. TLÜe bei un$ fiitbarr.
meten gehören unferm Sonncnfvffcme an, bpch ift tt
feheiniieb, baß au^> anbere Sonnen (bie girftemc
Kometen fowol als Planeten haben, 5>ie 2ln^aM ka
unferm Sonnenfvflem gebörigjn Äometen iji bciwciirni
ßer alS bie ber Planeten, veeit bem 3- -'40 n. Q
man bis jefet eriva 1?<»0 Äometen aufgejeich.net, wobei pr
jtbod) nod) beriteffichtigen muß, baß man in frühen
ten nur bic allergrößten unb nur bie Äomcten, weltfct
ber von ber cultivirten SSBelt bewohnten nörtl. fiji
Erbe beobachtet »orben finb, aufgejeiebnet hat. f ÄStfie I
meten »erben barum nidbt gefeben, »eil fie »»ihren:
Sonnenmibe bei 2*ige am Gimmel fielen , bann abn
?id)te ber Sonne überflrablt werben. 9?ad> einer i.
fd)eintichfeitSbercchnung foll bte 3«il?t ber .Kometen,
ber Sonne ndlier alS Uranuß fommen, größer als 43: •
fein. 35ie Äometen fcheinen fdmmtlicb eine ffhr ar
QJiaffe ju haben, weld)e« namentlich barauS folg:
wie burd) bie genaueren aflronomifchen Seobaitunjea t»
wiefen ift, einen ganj unmerflichen ober gar feinen Cv
auf bie Planeten ausüben, beren JBabnen fte freuen
mit benen jte baber nahe jufumtncnfommen. 3<
ndmlid) bie «Waffe e'tneS SEBeltförperS i(l, beflo grefr.
auch bie 2lnjiehung, welche berfelbe auf anbere mttty
ausübt. 9Ran bot nun bic IBeobacbtung gemadu, b-=F
Äometen, wenn fie in bie 9i\ibe ber Planeten fe~~
gar feine anriehungSfraft gedußert b<w<ri- So ift |
ein Äomet jwifchen bem 3upiter unb feinen SRcnbr
burchgegangen, ohne irgenb eine merfiiebe Storni
Caufc tiefet Planeten unb feiner SKonte nach fitt ju
«Öierburd) oerfchwinben bie Jabeln, welche man Ml
9Röglid)feit eines 3ufammentreffenS ber Erbe mit <
Äometen unb bem barauS folgenden Unglücf geroactr
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i« berühmte Hflronom £>lberl bat He SR&gliehfeit eine«
reben 3ufammentreffenä berechnet unb gefunben, t>afi man
ül SRillionen gegen 1 wetten tonne, baß baffelbe nicht
ittfinben »erbe. 2tucb 9?ewton'l Hnnabme, baß bie Äo*
cten jnweilen in bie ©onne ftefert unb berfefben neue*
cht jur SBeleucbtung bei ^ManetcnftjflemS jufübrten, bat
enig SBat>rfc^einIid>f cit , weil bal eigne l'icbt ber Äonteten
gen bal ber ©onne aßju unbebeutenb ift, all baß biefe
ircb böö einfallen cineS Äoineten merflith an Pift)tintenfu
t gewinnen fonnte. föon ben beobachteten Äometen finb
rjenigen am intereffanteften, welche eine, furje Umlaufet
iben, baber ifter wieberf ehren. 3u biefen gehört ber fo*
nannte feböne fallen , brffen SS.ihi »on bem berühmten
fhonomen ^alle» beregnet worben ift. £)erfelbe bat eine
mlaufljeit »on gegen 77 3abrcn unb ift julefet im SBin*
t 1835 — 36 jt^rbar gewefen. JBei feinem jebelmaligcn
■feinen bat berfelbe eine ganj »eranberte ©eflait bargen
•ten, rocIc^eS feinen ©runb jum Sbeil in ben Störungen
treh bie Planeten unb in ber großen (Entfernung »on ber
cmne haben mag , welche er erreicht bat. Diefe große
ntfernung muß einen außerorbentlicben Unterfchicb in ber
emperarur bei Äometen jur golge baben. Xußerbcm finb
xb§u erwähnen: ber 1815 erftbienene fclberl'iebeÄomet
dt einer Umlaufljeit »on 74 Sabren; ber 1818 entbeefte
ncfe'fcbc dornet mit einer Umlaufljeit »on nur 3
obren 115 Sagen; ber 1826 entbeefte Jöiela'ftb« Äoj
et mit einer Umlaufljeit »on 6 3abren 270 Sagen;
t 1743 entbeefte Glau fen'f che dornet mit einer Ums
nfflMft »on 5 Sabren 220 Sagen, dagegen bat aber
tÄomet »on 1080 eine Umlaufiyit »on etwa 8814 3ab:
I unb eine ©ahn, bie 185 Wtal langer all breit ift.
lerfelb« fam ber Sonne bis ju 28,000 2J?ei!en nabe unb
•beifte mit ber Wnge feinet ©cbweifl beinahe bie ^dlfte
:§ £hnmell. 3n jßejug auf ben (Schweif bieten übrigenl
e Kometen »erfebiebene Abweichungen bar, nach benen
an fte in mebre Staffen unterfchetben fann. Cinige nam*
i> baben ftatt eine« ©Zweifel nur einen nach aUen ©ei»
n jiemlicb gleich ausgebreiteten JHeitnebel; anbere baben
nen ©cbweif, welker all weitere Xulbebnung jcnel Sie*
■II erfd)eint, unb nod) anbere enblid) baben eine »on ibrer
rbeligen Htmofpba're ganj getrennte sRebelbüUe, bie ben
ometen an ber ©otmenfeite balbfugelförmig umgibt unb
$ bann fegeiförmig aulbreitet unb nach, ber ber ©onne
ttgegengefefcten ©eite erfheeft. 2)er ©chweif ifl gewöbns
Ö etwa! gefrümmt, juweilen jeboeb, auch, ganj getabe.
§ finb auch gdlle »orgefommen, in benen Kometen jwet
3ebweife gezeigt baben, j. 33. ber Äomet »on 1824, bei
clebem ber eine ©cbweif nach ber ©onne ju, ber anbere
m ibr abgewenbet war. 2fn bem Äometen »on 1743 will
tan jule&t fogar fech! Schweife- beobachtet baben. äöei
nigen Äometen batten bie ©(bweife ein fo 1)tÜe$ Siebt,
if fte felbft bei Sage ftd)tbar waren, ©egenwdrtig, wo
if Hffronomie einen \o bob'n ©tanbpunft erreid)t bat, wer*
m fibtlidb «in ober jwei neue Äometen entbeift, unb man
tbient fic^ beim 3tuffu(ben biefer lid>tfd)wacben ©terne etg»
er, Äometenfudber genannter Semribre, weiche febr licht:
arr ftnb, aber ebenbelwegen aueb nur wenig »ergrögern.
fiomißch wirb b«uftg gletcfcbebeutenb mit „tdcberlicb"
.'.n\uicbt, bezeichnet aber eigentlich nur bal £äcbcrlict>e.
Kon-fa-tse
burd) beffen Sborbeit unb ßitelfeit auf bad @wlge, bal'
@etjtige bingtbeutet wirb , unb ift raivr ein ©egenfianb
tünfilertfcber 2>arfteQung. @nblicbe unb ewige 92atur finb
im SRenfcbcn, fo wiberfprecbenb aueb beibe finb, unjertrenn-
lieb »erfnüpft, unb baber fommt e§, baß er in aDen feinen
S3eflrebungen unb S3ecbaltntffen ftcb uon bem Snblicben
niebt (olmacben !ann, welche! befonberl in ben niebem
8eibenfcbaften ftcb all bal ben 2Wenfd>en beberrfebenbe fxln-
eip geltenb maebt. ©egen bal @wige gebalten ifr bal 6nb»
liebe bal Sbontbte, SJergebliebe, unb all folcbel erfefteint t§
baber »on bem ©tanbpunfte ber Äunfl aul. 2)er Äunfb
ler, unb ein foleber ijl aueb ber £;cHer, jlellt alfo im So-
mifeben ben enblitben ÜBenfchen mit feinen niebern £eibem
febaften unb lleinlicben Sßerbältni(fen bar, inbem er jugleicb
ben gefer ober JBefcbauer auf ben ©tanbpunft bei i?wigen
erbebt, »on melcbcm jene IVcifchm, ihre j8efhrcbungen unb
ihre SScrbydltniffe all in fub Richtig unb ti)6ricbt erfebefnen,
errfgt alfo bei ibm niebt bal ©efübl bei Unwillens ober
äornel, fonbern bal ber ^eiterfeit bei eben bureb jene
£)infälligfeit bei (Enblicbcn feiner SBurbe innewerbenben
öetfiel. ©ne befonbere 2lrt bei Äbmtfeben ijt bal S5ut;
lelfe (f. b.).
. Eomninrit ifl ber Marne einer berübmten ^»errfeber:
familie ju Äonfiantinopel (f. b.) unb Srape junt(f.b-),
welcbc »on 1057— 1401 blübte. 2)er lefete ^»enfeber aul
biefer gamilie war £>aiub Äomnenul, weteber fein JReicb
an SRobammcb II., ben Eroberer Äonflantinopell, abtreten
mußte unb von biefem mit allen feinen Äinbcrn 1462 bin-
geriebtet würbe. 3nbeß wirb erjablt, baß ein ©obn biefel
S)a»ib Ä. tttfornmen unb feine Samilie fortgepflanzt habe.
SSon biefem ioUte 25emetriul Äomnen abjfammcn, mU
eber auf Gorfica 1750 geboren würbe unb fpäter frani.
ßanalerieoffijicr war. Derfelbe würbe »on bem franj. ÄO:
nige ßubmig bureb eine ^arlamentlatte »om 3. 1782
all eebfer Äomnene anerfannt unb erbielt all folcbcr »on
Napoleon unb Subwig XVIII. einen 3abrgebalt bil 1821,
wo er, obne Äinber ju b^nterlaffen, fiarb.
ücn-fit-U'.c, gcw^bnlieb tat. Confucius genannt, iit
ber 9Jame einel berübmten ebinef. Sfeligionl * unb ©ittem
lebrerl, weleber 551 ». Gbr. geboren würbe. Grr flammte
aul F6nigli*em ©eblüt unb würbe im Äönigreicbe 8u, wel»
cbel jeht ©cbangstong he;f;t, ber erfle 9?atbgeber bei Ä6<
nigl. Dal ebinef. ff'eich gerfiel namlicb bamall in mebre
felb|idnbige Äinigreiebe. Ä. war unabläfftg sum SBobl fei«
nel S3aterlanbel 2u bemüht unb leitete ben Äonig fo, baß
ftcb bie Untcrtbanen beffelben glüeflieb priefen. SJeilgunÜ
unb 9icib brachten ihn aber enblieb um bal SBertrauen bei
Äönigl, unb Ä. legte baber fein amt meber unb trat nun
im A6nigreicbe ©um all ©ittenlebrer auf. Gr übernabm
nocbmall ein b*be! 2lmt unb legte el aul Ähnlichen ©rün«
ben tx>ie bal erfle nieber. gortan jog er all ©ittenlebrer
bureb bie $ro»tnjen bei ebinef. {Reichel, gewann »iele ©ebü*
ler, mußte aber aueb oft Motb unb Wangcl ertragen unb
ftarb enblieb 478 ». 6t)r. im Äönigreicbe £u. gern »on
allem (5igennu&, aller iperrfebfuebt unb aller ^rablerei i(i
Ä. nur bemüht gewefen, reine unb bal wahre SBobl beo
SJlenfcben förbernbe ©itten ju »erbreiten. 3n ber ©efebjje»
bung unb Sieligion febloß er fleh mit großer SBeilbeit an
bal »eflebenbe an unb fuebte biefel nur ju »ereteln. 92id)t
uigiti.
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Ktinigsstulil
640 Konradln von Schwaben
rtn forperlicfjen Seiten auSgefcfct gewefen war, flnrfc fie
1728- ju fcueblinburg, wo man in ben ©ewälben ber bo-
ben ©tiftsfirc&e noeb in neuem 3eiten ibren mumitnartig
lingetrocfneten Seicbnam jeigte. J^enfwurbigfeiten bei ©rä*
ttn Ä. bat Gramer berauSgegcbtn (2 2)be., 8»j. 1836).
fiijnii}B9lul]l betft eine im preuj. SJegierungSbejirfe
Äoblenj tm eormaligen Fuvrolnifcben ©ebiete, unfern von
SJenfe, am Bibeln befinblicbc 6rb6bung, welcbe aus fiebert
16 %. t)oben ISBogen beflanb, ju benen 28 ftrinerne ©tufen
führten, unb unter benen ftd) fiebert jteinerne ©i|e befan>
ben. $itx tarnen ebemalS bie {leben beutfeben iturfürffen
jufammen unb riefen ben Flamen beS von tfyncn gewallten
beutfeben ÄaiferS öffentlich au§. 3cfct bejeiebnen nur noeb
vier Steine biefe eforwürbige (Statte. — Jütn tarnen Äo =
nigdflu r)l fübrt aueb ein 563 g. bober, fleil tnS 2Reer
abfallenber Äreibefclfen auf ber Snfel Stugen.
ftörngdtrin , ein ©täbteben mit 1500 Qinvo., im meifjs
ntfdben Äreife be$ ÄonigreidjS ©aebfen, liegt am Jufie be3
gleichnamigen JclfenS, ber fieb fen freefit bis )U mebr sli
1600 gufj i)6bc über ben «Spiegel ber Qibt erbebt, unt b
beffen jCberftäcbe nur ein einziger fo (teiler $fab fubn, t-1
SBagen binaufgejogen werben muffen. 33er Ä. bittet rsu
natürliche $efhing, bie fein geinb mit ©ewalt emner«n
fann; bie SDbcrfiadje beS gelfenS bat etwa eine balbe gtrait
Umfang, unb es beft'nben fidj auf bemfeiben ein Kram
giebtenwatb, SBiefen, ©emüfegärten unb jwei Qtjterncn, in
weldjen baS JRegenwaffer aufbewabrt wirb; in ben fdfc
ift ein 800 tiefer {Brunnen gedauert. £tr Sau (ei oben
beftnblicben geflungSwerfe würbe 1589 begonnen unb 1731
»oUenbet; fie begeben ouS bombenfeften Gafematten; u?
3eugbau§ ifl flets mit Staffen unb ©djicfjbctarf reift *
perfetien. ;Dem Ä. gegenüber am (infen Clbufer erbebt v*
ber rvnbum freie unb jteite gilienftein, welcber triebt bew?tn:
ift. JDet Äurfürfl $riebricb Eugujt I. von ©atbfra he
flieg tiefen ben £. noer) weit uberragenben Jelfen, lt.:
jum ©ebäd)tnifj biefer Crflctgung ijt auf ifjm eine fttoenu
©pifcfaule errichtet worben.
lionrainn von ©cbwaben, ber legte ber 4j>obenftau*
fen (f. b.), würbe 1252 geboren unb war ein ©obn be8
ÄaiferS Äonrab IV. unb ein Cnfel beS ÄaiferS griebridb, II.
211* fein Sjotev febon 1254 mit bem iöannflucbe belaftet
ftarb, fiel fein Ä6nigreicb 9ec<wel unb ©teilten in bie .£>dnbe
SWanfreb'S, eines ©obneS Snriebrid) IL, welcber baffelbe ans
fang« im tarnen Äonrabin'S, nac^ber aber, um nicr)t ber
Jperrfcbaft gan) uerluftig ju geben, a(S unabbdttgigcr $6nig
bebenfcb,te. 3>er ^)apft »erfolgte SJianfrcb wie fruber feinen
Xiater unb feinen Skufcer, war aber ebenfo wenig geneigt,
ben jtingen Ä. , weldjer oon feiner SWutter unb feinen SDbei-
men in Skiern unb ©cr)waben auferjogen würbe, als tr:
mdfigen Äebenfcb/r jenes Äomgrei<$8 anjuerfennen. f^f
Siemens IV. rief ben berrftbfttcbrigen Aar! oon Tüfru, *
nen Sruber beS bamalS regierenben JÜnigS »ob Jtantri*-
Subwig IX. ober bei «^eiligen, nat^ Stalten unb nfclt
als tfonig »on Neapel unb ©teilten. Äarl erobertt ftä
JKetcb tureb eine *ccbladt)t, in weichet ibm JBrnatt ^
©ieg »erfcb äffte, unb ffllanfreb fiel. Salb- batte
aber burcr) feine graufame ©trenge ben ^taliesern fo v
baijt gemacht, baß biefe ftcb beintlteb an St. roenbeten
ibn auffoberten, baS ibm gebubrenbe Weieb nrft 8owI» ^T
Konstantin fr5m. Kaiser) 641 Konstantin (röm. Kaiser)
Baffen fld) anzueignen. SXaum ;um Süngling erwachsen jog Stallen (Ute. ©etfelbe richtete tntcfl nicht mehr auJ, <M
t. 1267, begleitet von fernem Sugenbfreunbe, tem fMnjen »orficr ©e»eru» unt> raufte ftd) jurucfjieben, Gr ernannte
piebrid) »on »aben, unb einem £eere »on etwa 10,000 tum fernen Sßaffengefdbrten fcicmiu« jum Augufht« unb
Rann nad) Stalien. Überall mit Subel begrüft, unterjlüfct muffe gleite SBurbe aud) bem aJiarimtn jugefteben, ber m
«n ben alten Xnbdngern feiner gamilie, fam Ä. fiegretetj Serien unb ^tgt>pten berrfdjte. Q$ waren alfo tn 'biefet
:3 nad) 8?om. 2fud) in ber ©flacht, n>rld)e et 1268 bei Seit ftdf)« Aaifer, wn benen je brei äufammenbielten. 5t.
Cöglt'atojjo gegen Äari »onanjou lieferte, war ber©ieg ans unb 27torenriu$, ben SEBeflen be$ 9?cid)$ beberrfd)enb, fiaiu
»ngS auf feiner ©eite. Doch bie 2>eutfcben warfen ftd) ben auf Seiten be« 2Rarimian, wdbrenb im ßjten be«
Oju eilfertig auf bie fMünberung, würben »on bem «Sinter* 8teid)S 9Rarimin unb SiciniuS bem ©aleriu« betjianben.
itt ber granjofen überrafd)t unb »öttig in bie g(udt)t ge
Alagen. 5f. unb fein greunb griebrtd) »on S3aben waren
lucfltd) ben Verfolgern entronnen, alS fie fid) einem »er*
jeintlic&en 3fnbanger ber £obrnfraufen an»ertrauten , »on
iefem twrr<5tr>erifc^ gefangen genommen unb an Äarl »on
fajou ausgeliefert würben, liefet befjanbelte bie $rinjen
tt £od)»errdt&er, bie einen rduberifeben Cinfatt in fein
fetd) gemalt, unb lief ffe mit iBereiaigunq beä Zapfte«
m J29. SDet 1263 auf bem SWarf tplafce ju Neapel binrieb*
•n. Bor feinem Sobe erfldrte 5C. »om ©diaffot herab fei*
en Verwanbten, $eter wn Bragonien, jum Grtbrn feine«)
?ed)te«, unb nad)bem bie fteilifebe Vriper 1282 bet fran»;
SPcarimian geriet!) inbef balb mit feinem ©ohne SDfarentiu*
m ©freit, unb ba biefem bie prdtorianifebe 2eibt»ad)e juftel,
fo fat) ftd) SJlarimian genötbjgt, bei feinem ©d)t»iegtrfobn
»5t. einen 3ufIut^tSort ju fudjen unb nachmaß ber jtaifer»
würbe ju entfagen. 4t. nabm ibn ehrerbietig auf, aber balb
barauf benutjte SSarmrian bie (Entfernung feineS ©chwieget*
fobnS, einen neuen Vürgrrfrieg ju tntjünben, burd) wel«
eben er fein früheres Xnfefjen wteber ju erlangen boffte. 5t
fchte eilenb jurücf, bemdd)ft'gte ftd) be§ SJJartmian unb lief
ibn 310 heimlich hinrichten. Sm folgenben Sabre fiarb au^
©aleviuS unb e6 tbeilten ftet? Üßarimin unb £iciniu& in fein
©eblet, aber balb barauf traten fi$ Ä. unb £iciniu5 ndtjer.
^nwltberrftbaft ein <5nbe gemalt fyatte, trat jener auq) wdbrenb aSarimin mit bem SKarentiu* ein gebeime« SBünb«
Mrflid) biefe erbfd)aft an. nif ftb>f. 3m 3- 312 bratt) ber JCfieg ^wiftben Ä. unb
üRarentiuS auS, ju welkem bie ndebfre Urfact>e »erfönlicbe
Konstantin (HajuS £Iat>iuS SaleriuS 2fureliu* 6lau* geinbfeligfeiten gegen Ä. »on ©eiten be« SRarentiu* wur«
iu§); ber ©rofe genannt, röm. Äaifer 306—337, würbe ben, inbem biefer oorgab, ben 2ob feinet? ßater« rdd>en ju
74, alt fin @obn beS Äaifert ÄonftantiuS unb ber «^e* muffen, ©djnell ging «Ä. über bie 3H»en gegen einen ibm
ena (f. b.), geboren. Äonftantiuä war »om Äaifer 3)iotle* an SRannfc^aft wol oiermal überlegenen Semb, gegen wel»
an jum SWitregtnten angenommen worben, unb um fiel) bei? 4en f$on iwei Äaifer erlegen waren. £>urcb Älugbeit unb
3aterö »u »erfidjern, bebielt ©iotletian ben jungen Jt. an Sapferfeit fiegte Ä. bei 2urin{ fßerona unb !Rom, unb in
;inem vpofeunb lief ibm eine treffliche (Srjiebung ertbeilen. ber legten ©d>lod)t »erlor fein ©egner felbfl baö 8eben.
)ie jtaifer ©iotletian unb Warimian batten naci)b« bie 8tegie* 85ki »on bem ©efcfyedjt bei SRarentiuS noef) übrig war,
img niebergelegt unb bat! grofe röm. S?eid> würbe »on ©ale» würbe aulgerottet. 3m folgenben Sabjre trat 5t. bem 8id«
iuti unb 5tön(!antiu3, weltfce ben Xitel Xuguftu* führten, unb niu« nott) ndber, inbem er bemfelben feine ©cbwefter nur
nter beren ^obeit »on SDrarhnin unb ©eDeru8, weld&e ben ©emablin gab; aud) würbe in biefem 3- 313 ba$ merfwür«
:itel (Sdfar fubrten, beberrfdjt. ÄonftanthtS, ein »ortreff* bige (Sbict erlajfen, nad) weldjem bie <3bri|ten in bem rom.
d)ft güril, »erwältete ©allien, ©»anien unb jöritannien, Steidje für bie golge gebulbet unb nid)t Idnger ein ©egen«
>dbrenb fein ©etjrt in ber ©ewalt be5 ©aleriuS blieb, wel* fianb ber Verfolgung fein foDten, ja Urnen fogar ba6 6i»
»er auf eine JBelegenbeit fann, ben »iel »erfüreetjenben, an gentbum jurüdgegeben werben foUte, weldjet! ibnen ht ben
irper unb ©eijl gleicb auSgejeidjneten jungen 9Rann auf
ie ©tite »u fd)affen. Äonftantiuö unternabm einen .t>eere<*
jg nad) Sritannien unb wünfdjte feinen ©obn bei fid) ju
hen, weiter fi^ ber ©ewalt be8 übelwoHenben ©aleriu«
ur$ eine eilige Steife ju feinem SSater entjog. jtonftantiud
arb in {Britannien 306 unb 5t. würbe »on bem v0eere
cffelben all XugujtuS unb Äaifer begrüft. ©o erjürnt
»orbergebenben Verfolgungen entriffen worben war, unb ib*
nen nidn Idnger öffentliche Erntet »orentbalten werben foD«
ten. ßtciniuS »erbmg jebod; balb neue Verfolgungen über
bie Gbriften. Von ber 3ufammenfunft mit bem Siciniu* eilte
5t. nad; bem Kbein, um einem (Einfall ber granfen ju be=
gegnen, wdbrenb üiciniu^ bem ID^arimin entgegenrütfte, wel«
tSftx ben SRarentiuS rdd>en wollte. ^Jlarimin würbe gefcbla«
ud) ©aleriu« über biefe 9tad)rid)t war, fo mufte er bod), gen unb fiarb furje 3eit barauf. SRit bem jügellofen unb
a bie ©ewalt in ben vf>dnben be$ 5t. war, feine @rbebung graufamen fciciniu« gerietb 5t. fd)on 314 in 3wtfl, unb im
tfomeit anerfennen, baf et ü)n gwat nid)t als %ugu(iu§,
od) ali ßdfat beftdrigte, unb ibm bie ^»errfebaft übet bie
^otwnjen jenfeit ber Ülptn überlief. Valb barauf empörte
d) ba« über bie Vernacbjdfftgung, mit weither e$ bebanbelt
'urbe, unwillige 9tom unb erhob ben SRarimian, weld)er
iefe SEBürbe fdjon befeffen, unb bejfen ©obn 2)?a>:entiu§ ju
Saifem. ©e»eruS eilte nad) Stalten unb »erlor 2ruppen
ndchflen Sabre lieferten ftd) biefe beiben au§gejeid)neten gelb»
benen 3wei ©d)lad)ten, burd) weld)e 8ieiniu* ju einem nad)«
tbeiligen ^rieben gezwungen würbe, aber bod) nod) bie
SBürbe eine! BuguftuS behielt, ©nen ftebenjdbrigen grie*
ben benufcte 5t., um einen gefrfcmdft'gem äufianb in fei*
nem 9teid)e hnbeijuführen, ber Stoth, in welcher »iele fei»
ner Unterthanen fchmachteten, einigermafen abjuhelfen unb
nb fcben. Um ffch ju befeffigen, ging «Karimian 307 jum bie ©ittltchfeit ju tybtn. 3Do<h waren feine "©efei^e jum
l'., »ermdhlte u)m feine Rechter gaujta unb ernannte t'bn Sbtil »on graufamer ©trenge. 3m 3. 322 jüd)tigte 5t.
um Xuguftuj. 5t. war fo flug, biefe @bre anjunebmen, bie anbrdngenben ©othen unb 323 brad) ein neuer SBürger*
bite ffcf in ben Äampf ju mifd)en, ju bem ©aleriu« nad) Weg gegen 8idniuS au«. 5t. unb fein dltefier ©obn ßri«*
Sftbet. cjon».«?t;. n. 81
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Konstantia (röm. Kaiser) Ml
Konataatlnopel
pu* fdmpften fiegreicb, unt> Siciniu* mußte fich unterwerfen
unb ber Äaifcrwurte enlfagen. Jöegnabigt, aber halb bar:
auf wieber verbächtig, «folgte enblid) feine Einrichtung.
3tuf tiefe SBeife rvat 325 Ä. jum alleinigen $trm
be* röm. ÜBeltreich* gerporben unb berrfebte nun mit wes
nigen 2tu«nabmen frieblicb, unb glücflict) bi* an feinen Sob.
Da& glänjenbftc 2Berf, welche« et ausführte, mar bieörüiu
bung ber nodb jefct feinen tarnen tragenben Statt Jton»
flantinopel (f. b.) an ber ©teile be* alten S3y,janv SDiit
ungeheurem Hufwanb von Gelb unb Triften warb tiefe
große Statt erbauet unb mürbe ber©i(j ber Siegierung, bie
erfie Statt bc« Meiches nach 9tom. ©inen fd>roarjen
glecfen warfen auf ben Gbarafter Ä.'* bie leibenfc^aftlichen
•banblungen, ju benen er fich im 3crn hinreisen lief.
Sticht nur ben Sob be* SRarimian unb üiciniu* fann man
tl;m jum S3orwurf machen, fonbern bie ©efebiebte flagt ihn
auch ber ungerechten Einrichtung feine* ©ohne* ßriäpu*,
feine« Steffen, eine« ©ohne* be* Ciciniu«, unb feiner ©e*
mahlin gaufta an. 6ri«pu* war ber ©tieffohn ber gaufta,
unb vielleicht ift bie 9iacfjricr>t gegrüntet, baß £. ben üriös
pu* verurtbeilte, aufgereiht bureb' Xnfdjulbigungen ber gaufta,
unb baß er bann an biefer bie Unwahrheit jener Anfingen
rächte. Nochmals mußte Ä. 331 jum jtriege gegen bie
©otben ftd> ruften. Der Anfang beö gclbjuge* war für
it. unglücklich, barauf aber würben bie ©otben 332 gänj=
lieh gefchlagen unb mußten bemüthig um grieben bitten.
2fl* bie ©armaten von ihren eignen ©flauen au* ihren bi«j
Mengen Sdnbern vertrieben würben, wenbeten fie ftch betmu
tbig hittenb an Ä. um Aufnahme in ba« röm. Weich, unb
biefer wie« ihnen SSobnfifce in Shrajien, Älfinfttttbicn unb
SKacebonien an. Pachtern £. ba* breifiigfte 3abr feiner
IRcgierung feftlicb, begangen hotte, ein ©lücf, welche* mit
2lu*nabme be* Xugujtu« fein röm. Äaifer erlebt hatte, ftarb
er nach f urgent Unwohlfein 337 im ^alaft ju 'A'qurjrion
in ber öorftabt von Scifomebia, wohin er fict> at feiner -*>er=
ftellung begeben hatte. .Hur; vor feinem Sobe ließ ftch &•
buret) ba* ©acrament ber Saufe feierlich in bie ©emeinbe
ber dhrijten aufnehmen unb fein Üeidmam würbe in ber
Äirche ber Xpoftel ju Äonflantinopel feierlich beigebt. Die
gröfjte SBicbtigfeit tyit Ä. batuvef) erlangt, baß turch ihn
bie chrifiliche Äircbe au* bem 3uftanbe ber Unterbrücfung
unb Verfolgung fich erhob unb von nun öffentlich mit bem
Änfprudje Söelrreligion ju fein auftreten fonnte. ©ewiß ift
t&, baß ftch Ä. fchon früher bem (Sbriftentbum juneigte,
unb wenn er feine feierliche Aufnahme in ben ©theo* ber
Äircbe bi« ju feinen legten Äugenblicf cn verfchob, fo fann
tiefe* tbetl* (wenigften* in JBejug auf bie erfte 3eit feiner
Segierung) au* polirifeben ©rünten gefebeben fein ( um nicht
unter feinen boerj an Xnjabl noch rveit ben CShriften über-
legenen heibnifchen Unterthanen ju aufrührerifeben SSewegun*
gen S3eranla{fung ju geben, tbeil* fann auch bie Anficht ju
©runbe gelegen hoben, baß bie Saufe eine von allen ©ün;
ben reinigenbe Äraft befitje, alfo am heften am 2Cbenbe feine*
lieben* vorgenommen würbe, bamit nicht bmcb neue ©ün=
ben fein ©eift beflecft werbe. SBdbrenb feiner Regierung
war .K. unabldfftg bemüht, ba* Qhrißrnthum \u heben unb
ju förbem; er ließ feine ©6hne von chriftlicben Öeiftlicben
forgfdltig eaieben unb lebte felbft ftet* im UmMange mit
cbnfUichen ©eiftlichen, ja fchrieb fogar Xbhanblungen »ur
RJerberrlichung be* Chriftenthum*. 9larJhbem er jur Allein;
berrfcbafi gelangt war, befannte er offen, feine (tdaMti
bc* ßhrifientbum* al* ewige SSkhrhett, unb fobertt ..:
feine hribnifchen Unterthanen bringenb auf, bem neuer. .
ftch Jtujuwenben, obgleich er ihnen auch tri ihren alten 8t>
ligiouSanjichten volfige Freiheit juftcherte. ffierutrr,!
wichtig für bie chriftlid)e ©lauberu>lehre würbe ba* C-
lium ju Sfticda, welche* 5t. 325 jufammenberief unb
befuebte. Jt. ift ebenfo febr gepriefen unb bciounben
angef lagt unb verachtet worben ; gepriefen nament.
chrtftlichen, angcflagt von ^eibnifepen ©chriftftellerrt. 0
war ein fdfc)6ncr , fraftooller 9){ann, geübt in allen 5tü
eine* Jtricger*, babei flug, mäßig in allen ©enüffen, n
ttiätig, unb milberte feine fehr ftrengen, aber nur auf :
nung ber ©itten abjielenben ©efefte hduftg butcb [f.:
©itabe, nahm fich ber Unterbrücften an, bcfchüfcte naK£>
(ich bie grauen, welche bisher häufig mit großer SBil
hantelt worben waren ( fegte bie Abgaben fynob unt br:i
jbrbnung in alle 3weige ber Staatsverwaltung. Zwp
war er aber auch ehrgeizig, jähjornig, hinterliftig, verfarm
berifcb unb greunb eine* grenjenlofen Sunt*, ©eine fit
fchrung jum Ghriftenthum ift namentlich einer wunberic
©rfcheinung jugefchriehen worben, welche er gehabt .
foll, al* er 312 gegen ben SPiarentiu* fdmpfte. Cv
nämlich am Sage unter ber ©onne ein flammentt: !
mit ber 3nfa)rift: In hoc sijrno vinces (b. h. SKit i
Seichen wirft bu ftegen) erblicft haben, unb barauf feil
Ghriftu* be* %>$(* erfchienen fein unb ihm befohlen !
eine gähne in ber ©eftalt jene* i'icbtfreujei ju führen
ihm am Sage erfchienen war. &. unb nach ihm t:<
liehe Äird)c führte auch wirflieb eine heilige ßtanbart/
Sabarum genannt, welche* eine lange, mit einem ü
halfen verfebene Sanje war. S3on bem Cuerbalfen 1
feibene* Such hrrab, auf welchem bie SMlbniffe te.-
renben Äaifer* unb feiner Äinber eingewebt waren; -
©pi(je ber 8anje ftanb eine golbene Ürone, welche b<
ligen iRamen*jug einfehloß, ber ben tarnen Ghrifti ir:
3eichen be* Äreuje* barfteUte. ©riechen unb Stujfi
ben ba* geft Ä.'* al* eine« ^eiligen am 21. <Kat -
SJalb nach feinem Sobe verbreitete fich ba* ©erürbi.
bureb feine ©eitenverwanbten burch ©ift umgebraebt
Jt. felbft batte biefe ftet* mit großer ©unft bebantc :
jte ju großem Hnfehen erhoben; nun aber wenbete f:i
blinbe öcachfucht ber Ärieger gegen fie unb alle bi* av
lu« unb 3ulian, ben nachmaligen Äaifer, würben umgtrr
Da* fReich würbe unter bie brei ©6bne be* Ä. ur.i
gaufta: Äonftantin, Äonftantiu* unb Äonft.
getljeilt. Durch ©enatgbefchluß würbe Ä. nacb feinem 2
ben beibnifcf>en ©ottem beigefellt, wie tiefe* auch «A
friihern Äaifern gefchehen war.
fionetontinoptl, bie burch bie Schönheit ih«r
berühmte ipauptftabt be* türf. deiche*, hfißt bei bm 2
fen ©tambul ober Sftornbol, bei ben SKorgcn
Jtonftantinia, bei ben SZBalacben unb Bulgaren
grab, b. h- Äonig&ftabt. Tin ihrer ©teile ftanb ci<
bie ©tabt S3pjanj, welche von einem SWegarenfer c
worben fein unb nadh bemfelben ben Stauten erhalten I
foQ. ©chon ffipjanj war ihrer 8age wegen fo bet.
taß man tie terfelben gegenüberwobnenben Cherfor.-
„JBlinben" nannte, weil' fie verfäumt hatten, h'« fmf-
i
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Konstant! nopei
«43
Honstantlnopel
zulegen. Jtotrftantin ber ®rofe überfab, nfAt, bog tiefe
:abt, welche Äfitn unk Europa »erbanb, anb ben am mei=
n aon feinblieben Überfällen bebrangten ©renken bei titn.
cid)* naber a(* Korn lag anb bemttxr) felbjl fieber war,
b bcff.tr jur $aupt|iabt [eine* gewaltigen Cetebe* eigne,
5 ba* alte 9?om. 5Stt verfcbwenberifcr/er $racbt anb un*
teuren Xnfbengungen würbe baber bie alte mä)t eben be»
utenbc «Statt von Jtonfiantin in furjer 3«t ju einer ber
.fiten unb pradbtt>oüjten ©täbte erhoben , 330 n. 6br.
erlitt) eingewei&t unb ton ihm ba* „neue" ober „jnmte
om" genannt. 9fad) ibre* grogen (Jrbauer* Stöbe würbe
r von bem feinen abgeleitete Käme Jtonflantinopel aQge>
ein. ©ie blieb nachher bi* 1453 bie 8fef»enjflabt ber oft»
m. Jtaifer. 3n biefem 3abre würbe fte von. ben Surfen
obert unb jur $auptjiabt be* türf. SfeidjeS gemalt. Die
©tabt Regt auf einer in ba* SRarmoroieer bjneinragenben
2anbjunge, bie ein ungleicbfeitigt* Dreier! bilbet, btffen
©runblinie gegen SBeften liegt. €in 18,000 g. langer, an
feiner fcbmalfltn ©teile 1800 #. breiter JCanal liegt auf ber
9? orbfette ber ©tabt unb bilbet ben #afen berfelbm, inbem
er jugleicb bie ©tabt von ihren großem iBorfiäbten ab«
fdjncibet. SBie ba* alte 9?om liegt St. auf fiebert $ügeln,
auf benen e* fTcb ampbitbeatralifcb erbebt. Sine 14 — 20 J.
hohe breifadie STOauer, auf ber ganbfeite überbie* ein 26 g.
tiefer ©raben , 548 SEbürme unb einige anbrre ©efeftiguna*»
werfe bienen jum ©ebufee ber ©tabt, au* welcher ft<h fte»
ben 3! bore gegen ba* Sanb, fecb* 2 bore gegen ba* üDfeer
anb breijthn Stbore gegen ben #afen offnen. Da* merf»
würbigfle üanbtbor ift baS %,t)or Stopf apuffp, weil hier bei
türf. Sultan SWobammeb II. 1453 iit bie ©tabt brang unt
er lefete grieeb. Äaifcr Äonftantin XI. ben Stob fanb. Un»
:r ben 16 XJorflabfen finb <J)era unb ©alata bie merfwür»
igffen. ©ie liegen auf ber ganbfpifee bem ©erail gegen»
ber unb werben von ben fremben ©efanbtcn unb vielen
uropäifeben Äaufleuten bewohnt, ehe $tra im 3- 1831
uro) eine grope geuer*brunfl verwüflet würbe, foD e* an
'00,000 ©inw. gehabt haben, ©alata ift ehemal* von ©e»
tuefen angelegt worben unb wirb noch jefet von vielen ge>
lucfifcben Xaüfleuten bewohnt. Die übrigen XJorftabte finb :
Jtnifapu, Stopbfcbilar, Dftaftfdjilar, SRifcfcanbftbb »Pafd>a,
kfcbomlebSfcbilar, ©jub, ©üblibfcbe, $iri»$afcba, Gba«foi,
Rafftn»$afcr)a, Stopbana, ©cföiftafcr), Drtafoi, Äurut»
thtSme. 3uf aften«S5oben liegt bie ©tabt ©futari ober
ftfiubar mit 40,000 ©inw., wo ftd> viele Störten au*
fonfiantinopel begraben laffen, unb welche häufig auch ol*
ine JBorftabt Äonftanrinopel* betrachtet wirb. SJom 2Baf»
er au* betrachtet bietet Jtonflantinopel einen überau* groß»
rtigen Ttnblid bar, prachtvolle ©cbäube erbeben fiel) in
unabfehbarer Wenge unb jwifeben ihnen erbfüff man berr«
licr)e 93aumgrupptn. Da* innere ber ©tabt ift aber fei«
neäweq* angenehm. Die ©trafen finb eng, frumm, fcbledjt
aepflaltert unb werben von niebrigen, boljerncn unb ge»
fdjmacflo* gebauten ^dufern gebilbet. 9lur bie nacb bem
JSbor von Xbrianopel fübrenbc ©trage ijl jiemlid) breit,
lang unb gefällig gebaut. Dabei berrfdit überall eine efel»
hafte Unreinlicbfeit, unb nur in bem ^>afen unb in ber Stöbe
be* S3a)ar* bemerft man ein rege*, erfreulieb thdtige* Sc»
ben. 3n ber Wacht finb alle ©trügen unb $lafee verobet,
unb c6 finben fieb (iatt ber SRenfchen groge beerben von
Jgjunben unb 9faubo6geln ein, welche ben auf bie ©tragen
geworfenen Unratb verjehren. 2luSgejeid?net trfebtinen nur
bie grogen praebtvoDen SWofcbeen unb bie au*gebehnten ©e=
grdbnigpläfce. Der Ätmevban, unter ben grieeb. Äaifern
^»ippobrom genannte S>laei, ift ber merfwürbtgfle von allen
öffentlichen *f>l&1)m. Derfelbe ifl 500 Idag unb 300 8-
breit unb wirb von mehren fa)6nen «paldflcn, fowie von
•1
HonstanUnopel 644 lionstaDtlnopel
ber SRofcbee <5«Ua« Hcbmeb'3 begrenjL Äuf ujm fle^t ein
60 g. fjo^cr , unter bem Äaifer &beobofiu§ aufgehellter
djwpt. £)beliaf, welcher eine Äugel ton ©rj trägt, ferner
bie ©cblangenfänle unb ber 94 g. rjor)e Colossus structilis.
2>aS ©cratl, bie Steftbenj be$ ©roßberrn, ift baS tvidjtigfte
Örbaube. 25a1jelbe fleht auf ber dujjerfien ganbfpifce, bat
Drei Sbore, ift nact) ber ©cite ber ©tabt burd) eine tobe
Wauer abgegrenzt unb wirb auf ben übrigen brei Seiten
vom SJieere eingefdjloffcn. 2)affrlbe bat einen Umfang von
im-iu alt" vier ©tunben unb umfaßt eine Wenge von 2Jto;
febren, ©ctrten unb ©ebäuben, in benen gegen 20,000 SDien:
fcfcen 9>!afo finben fonnrn, aber nur etwa bie «£><Jlfte biefer
3abl tpirflict) »obnen. 'Üxx ber .frauptpforte, n>el$e mit ct.-
ner ftarfen 3Bad>e befefct ift, fietjt man bäuft'g "fnfe^ abgc^
fchjagene SWcnf^enföpfc aufgefteeft 3n einem abgefonberten
2 teile be$ ©erailS ift ber «jjarem , ber Süolmpla^ ber grauen.
£ter ftnb bie SBoljuungen ber fteben Gbatun» ober recht:
mäßigen grauen be$ ©ultanS, von benen jebe gegen 200
Wabeben, jDbalidfen genannt, ;ur S3ebienung bat. 'Äucö
befinben ftd> neeb. im £arem an 1400 Äeböroeiber be$ ©uU
tanö. ©ine ebemalige gaoorite bcS ©ultan, Äjäja djatun,
b. b. grauenauffe berm , genannt, ift bie unumfcbrdnfte S3e=
berrfdjerin be$«f)arem, unb fte forgt in JBerbinbimg mit bem
Äiälar Äga, bem Söefeblsliabcr ber fcbivarneii Gunucbfn,
auch für Unterhalt unb Sierpflegung bc8 £arem£. Hur iöt-
tvadwng bcffelben bienen 300 fd)roarje unb ebenfo viele an
.'•Ifang jenen nacbjlcbenbe roeiße Gunucbcn. Sur ÜBebienung
bcS ©ultan« fmb bie Stfdb SDglan« ober 3tfcb tfgaffvS be;
ftimmt, roelct)e nacb, Siang unb &ef$äftigung in vier Äam;
mern geseilt finb, von benen bie vierte bie ©$afcfammer,
ÄbaSne £>baffp, bilbet. 3cbcr ©ultan pflegt rodbrenb fei*
ner Regierung einen ©d>a& jurütf ;ulegcn, welcher unter fei-
nem SWamen abgefoitbcrt aufbewahrt wirb. 9iur in ben
bringenbften KotbfäHen bürfen biefeSdjdfce angegriff« wt>
ben. Sur ßierbe bei ©rrailä bienen femer bie utwefibrf
©turnmen, öifebAn ober 3>ilpi5, eigentlich bie $0
bei ©ulranS, vorlebe aber ebemaB jur Swlljiebuna, oilre i:
beibefeble im ganjen Weiche benufct würben; fowie ti-: .
ge, ©iubfc&e, bie um fo bötier gefehlt werben, je al-':
lieber miSgebitbet fte ftnb. Gine angefeuerte ÄoBe im ft>
ratl fpielen bie in ihm ben £>ienft tbuenben ÄapiMcb: ;
fcfji'ö, bie £ammert>erren br8 ©ultanS, benen je&t bie J
ftreefung ber Sobe6urtbeite übergeben ifL £>ie ßeftan: ;:
urfprüngtic^ ©örtner, bilben je§t eine jab.Ireicbe Eimer:./
©ie baben ju \i)xtm SSorgefefeten ben mit ber ^Policei in rn
©erail unb in jtonflantinopel beauftragten JBofianbfd:
f<$»i. 2fuct) bie JBaltabfcbiö (.rjo^baefer) ftnb eme u::
JDienerclaffe im ©erail, ferner bie »peifö unb bie 6cUi
»elcbe ben ©ro^errn at5 £eibroact>e begleiten, roettn n l
©erail verldßt. 3m ©erail woljnt audt) bie SBktüDc?©^
nin, bie ÜWutter be« ©ultanS, »elcbe großen Ginfi
juüben pflegt. Änbcre faifcrl. ^Jaläfle außer bem ei;<-
cb.en ©erail ftnb ba$ G§fi=©erail, in welchem tie ? .
unb ßbaltSfen be8 le^rverflorbenen ©ultanö aufbewar:
ben; baS 2efir= ©erail, ber ehemalige ^alaft Jtonü
rvelc^er gr6fitentbeilö in Srümmer jerf allen ift, u. a. v-
ift ba6 ©cplof ber fteben 2l?ürme an ber ©übroeftfeiit i
^albinfel obmveit vom Speere. jDaffelbe r)atte urjprf^
peben Stürme, 5U benen fpiter noeft ein achter Lt.
golge von Grbbeben ftnb fünf von biefen Übürmrn eine
J5ie 2iti3ar;l ,ber ©ofe^een ihÄ. foll 485 betragen, ix
fommen nod) an 5000 «Dtebfcbebö ober öetbauftr.
pract)tvo(lfte 27eof(!r>ee ijt bie hier abgebilbete 2Cja ©ofia, 1
bie herrlicbitc d)riftlicr>e Äircbe, von Äatfer 3ufHnian n
2>iefelbe ift 269 %. lang, 243 g. breit, bat eine Den
©ranitföulrn getragene eUiptifdje Äuppel unb 170
lulen. barunter feefcS Säulen »on arauem ^aSttiS »elcbe
nft baS £acb beS berü Ernten J&mpelS ber Diana Jtt Gpfic-
iö trugen. Der tfufjboben unb bie treppe finb »on SRar;
lor. Gin SDlehlerwerf orientaltfcher ßaufunfl ijl bie 1550
Acute SRofcpee ©olepmanie, welche eine &rette »on 210 g
nb eine rMnge »on 216 g. bat. Bei ben meiflen 3/4o--
been ftnb prachtvolle ©rabraale für bie (Stifter berfelben
rtb ir^re SWhfommen angebracht, auch #eben mit ihnen
Bobltb4tigfettSanflalten, als #ofpitdler, Verbergen, fo»ie
Schulen unb JBibliotbefen in Berbinbung. Die griect). 6brU
en haben in Ä. 24, bie r6m.:fatho(ifch<n 9, bie arme*
ifchen 3 Airchen, unb bie 3' üben haben mehre ©pna*
ogen. 83on päbern fiebranflalten, SRebreffe genannt, in
enen bie «Schüler ben Unterricht unentgeltlich erhalten, gäblt
:. 518, unb Äinbrrfchulen, SRecpteb genannt, fott* eS 1285
eben. Xnbere SBtlbungSanflalten ftnb 11 Afabemicn, in
eichen SBorlefungen über Eflronomie, ©eometrie, ©eogras
bie, gortifteation, Artillerie, ©cpiffabrtSfunbe gehalten »et*
en; ein griceb. ©pmnaftum, 37 öffentliche ©ibliotbefen,
>elche nur $anbfcpriften enthalten. SRan finbet auch, mehre
irfifebe, armen: übe unb jübifebe fiSUcbbrucfereien. Unter
en öffentlichen ©ebduben j^epnen ftch, bie. vortrefflich ein*
rrichtetrn 8Jäber aus. Unter ben 630,000 ein». Ä.'S ftnb
icht ganj bie #dlfte Üurfen, 120,000 ©riechen, 90,000
rmenter, 50,000 Suben unb baS übrige granfen, unter
>elchem 9camen alle 6uropder begriffen »erben. Die 3uben
>obnen fämmtltcp in ber SBorjfabt «Piris^afcha, »ofelbfl
e ü)re eigne SDbrigfeit haben unb eine 'Art von Republtf
Üben. Ä. ifl ber ©t(} aller oberfien Sebörben beS türf.
f eiche«, einc§ grieeb. Patriarchen, eines fatpolifcben unb eU
tt armenifthen erjbifcpofS. — SRanufacturen unb gabrifen
ibt eS in A. nur wenige, es »erben feibene unb bäum*
»cHene 3euebe, türf. 9totbgarn unb 8ebcr »erfertigt. 2tuec)
ute ©olb» unb ©tlberarbetter, ©teinfepneiber unb ©äffen*
hpii'be gibt eS. Der#anbel »irb burth ben »ortreffliepen
)afen begünfHgt, welcher 1200 ©chiffe ju faffen »ermag.
euerSbrünfie unb erbbeben haben bduftg bie otabt »er»
»üftet unb ebenfo fehreeflich ifl fte öfters »on ber «Pefl beim*
efuebt worben, bie ftch fafi idhrücp einflefit. — «Werf,
ürbige JDrte in ber ndcbflen Umgebung A.'S ftnb bie fchon
mahnte SBorflabt eiub, wo eine SRofäjee liegt, in welcher
ix ©ultan bei feinem Regierungsantritt feierlich mit bem
Schwerte umgürtet wirb} ©elgrab, wo fonft bie ©efanbten
R ©ommer ju wohnen pflegten, ehe fte a wegen feiner-
rtgefunben 8uft »erliegen j Dulmab Saftfcbe mit einem
rofjberrltcben $alafl in eptnef. ©efehmaef; SBefcpiftafcp mit
nem ©ommerpatafl beS ©roftberrn, ber 1816 fafi ganj
abrannte; JBuiufbere, b. h. groge§ 3!l)ai. riefer £>rt liegt
t einem rei^enben £h4j< <»>f ber aftat. .Hüfte be$ S3oSpo«
>i, unfern »om fcbwar$en SReere. jDafi SEbal ift eine gort*
fcung beS »om SJoSporoS in gorm eine§ ^albrirfeB ge*
ilbeten faronifchen ffiufenä. üppige SBiefen bienen ju ben
imuthigilen ©pajiergdngen. Auf bem untern Sbeil, weU
>er »prjug§»eife bie Sffiiefe h«igt, foll ftch ©ottfrieb »on
)ouiQon mit ben ihn begleitenden Kreuzfahrern 1096 gela*
:rt haben, eine henliebe Saum^ruppe von fiebert «piata»
m, 3ebi farbafch, b. b. «bie fieben äßrüber", genannt,
et)t auf biefer SSiefe. 3n bem £>rte fflujufbere »ohnen im
?em SEbcile bie fremben ©efanbten, im untern ©riechen,
rntenin unb einige Surfen. Die 4>dufer, «n einer jiem«
lieh fangen Äunftfhafe g^flen, tob; merft rm eurM». ®(r
febmaef gebaut, unb an bem [ebenen iQuai, »eieber bei
berr lieb freu ©pajiergang barbictet, liegen bie «palafte mit
thren ©drten, unter benen ftch ber be* ruff. ©efjnbten «u4»
jeichnet. — ^)iftorifch mtrfwürbig ifi St. noer) bureb bie
tn ben erfien 3ahrhunberten nach ÄuSbreiruhg be$ ebri(ten>
thumS im rönt. Reiche hier abgehaltenen allgemeinen' Air;
chen»erfamm(ungen, buret» welche bie 2lu3brlbung ber Jttr*
chenlehre wefentlich bejfimmt worben i(l. Die erjie 381 war
gegen bie ©egner be3 niedifchen ©laubenSbefenntniffe* ge>
richtet; bie jroeite 553 »er feuerte mehre beS ScefioriamömuS
»erbdebtigte S3if<h6fe; bie britte 681 im rruQamfchen ^alafle
»erbammte bie 2ebre ber fogenannten 50?onot beteten; bie
»ierte 691 gleichfalls im frullanifcben «j)alafie gab ftrenge
Airchengefe^e für ben AleruS, welche aber »on ber latein.
Aircbe nicht angenommen würben; bie fünfte 754 würbe
»on ber r6m. Äircbe nicht befchiat unb nicht anerfannt.
©ie eiferte gegen, bie Silber»erehrung, aber ihre SBefcblüffe
würben burch bie entgegengefeftten ber Äirchen»erfammlung
»on 9licda 787 aufgehoben.
Äonötcmj ober Jtoflni|, bie £au»tjrabt beS ©eefret«
fe« im ©rofiberjogthum »aben, liegt an ber SBefrfeite beS
Äonflanjer» ober S3obenfee5 unb an bem linfen Ufer beS 9?brin8,
»elcher ben obern ©ee mit bem untern in S3erbinbung fefet.
einfr hatte biefe alte ©tabt 36,000 ein»., jefct jdbtt ffe
beren nur noch 5000. ©ie ifi weitlduftg gebaut, )um Sheif
befefiigt unb h«t brei Sorpdbte, fowte eine Äheinbrücfe.
Unter ben fünf Airchen ift ber altbeutfcbe Dom mit febönep
gotbifeben Denfmdlern ausgezeichnet. Die bticbc»iic5ie Stefi»
benj ifl gefchichtlich merfreurbig. A. hat ein Spceum, nicht
unbebeutenben & anbei, Seinwanbmanufactur unb SDbft* unb
©emüfebau. ehemals war A. eine freie SfeichSflabt, bis
e« 1548 in bie TUft »erftel unb ftch £|treicb unterwerfen
mußte. 3m 3. 1805 »urbe eS an JBaben abgetreten. Das
foflnifeer SöiStbum ifl 1827 aufgelip worben. SSerübmt iff
baS »on 1414 — 18 bauembe foflni|er eoncilium,
auf welchem ber r6m. beutf^e Äaifer ©igiSmunb, ber 9>apfl
Sohann XXII., 26 gürflen, 140 ©rafen, über 20 ßarbi*
ndte, 7 Patriarchen, 20 erjbifcböfe, 91 iBifthöfe, 600 ?>rd.
laten unb Doctoren unb gegen 4000 «priefler erfchtenen.
Äuf biefem Ooncilium würben ^>uß (f. b.) unb ^ieronp»
muS »on $rag (f. b.) als Ae&er »erurtheilt unb verbrannt,
würben bie brei mit einanber um bie echtbeit fheitenben
pdpfle: SohannXXIl., ©regor X1L unb SBenebtct XIII.
abgefegt, würbe 3Rartin V. als recbtmd&iger Papfl erwdh»
unb eingefefet, aber ber #auptjwecf: »erbefferung ber gan»
jen Aircpe, boch nicht erreicht- Uberrefle auS ber 3cit bie*
fer Äirchen»erfammlung, welche «n fte erinnern, werben
öopal ifl ber 9lame eines ^argeS, welches »on »er*
febiebenen S3dumen gewonnen wirb unb auS »rajtlien, £>fl>
inbien, SBeflinbien unb Äfrifa in ben $anbel fommt es
ifl ein gelbes, burcbfjcbrigeS ober burcbfcbeinenbeS , hartes,
flingenbeS Jbarj, baS in unregelmdfjigen, gewöhnlich abgerun»
beten unb äußerlich rauhen ©tücfen »orfommt, etwas (<hwe*
rer als 2Ba|Jer, aeruch = unb gefa>macfloS ifl. 3n ber SBdrme
ifl berfelbe in »afferigem Alf obcl l6Slich, beSgleichen in Äther,
'weniger in RoSmartnil unb SerpenthincU. Die »erfchie«
benen ©orten »erhalten [ich in biefer 25ejicbung fet>r »er«
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Kopeke
(Uneben, ©t wtob befonberf jur Bereitung ton ffrnif
bcnufct
fiopche ober JtopeiFa iß berStame einer ruff. .Äupfcr»
münje, »on welcher 100 ©tücf auf einen SRubet flehen. £er
ffiertb berfelben ifl biernacfc, o(5 VU Silberrubel, ungefdbr
brri Pfennige Gonw'Künje ober 1%* Str. 9fr)cir».; olS 'Aa*
$?a»ierrubel , etwa */u ©rofd;en <5on». »Sftünje ober '/«
Kbein. »erben einfache, balbe unb £>oppelfopefen au&>
ftflrjfnhaflfrt, bdn. Äj6bnba»n, ifl bie ^ouptfiabt be*
Jtdnigreid)* 35dnemarf unb eine ber berrlidjflen ©tdbte, wek
d^e ri gibt. @ie liegt an ber ©uboftfufle ber 3nfel ©et*
lanb unb auf ber Snfel tfmaf an bem ©unbe, welefter r>icr
brei SWeilen breit ifl. 3m tl. 3ab/rb. batten ftd) in btefet
©egenb Jifcber niebergelaffen, unb im 12. 3abrb- erbielt b«
JBifdjof Äbfalon ben Drt »on bem bdn. Jtänige al5 ©efdjenf.
<5r befefligte ben §a\tn unb bauete auf einer nabgelegenen
3nfel ein ©(bloß jum ©ebufj gegen ©cerduber. 'tfUmdlig
nabm bie 3abl ber Ginroobner ju, unb febon im ndcbflen
Sabrbunbert roar St. eine mit SöAUen unb ©rdben um»
gebene ©tabt, erbielt 1284 ©tabrrrebt unb würbe 1443
Sterben) ber bdn. jtomge. SRebrmalS ijl St. burd) feinb«
lid)e Angriffe r)art bebrangt worben, fo nod) 1807 burd)
I
Kopenhagen
bie fcngldnber. Die ©tabt würbe toter Sage lang
birt, 305 ©ebdube, barunter bie fd»one Sraueirftt^e^ Mt>
ben verbrannt, an 2000 ftdufer befebäbigf, unb men 2000
«Wenfcben gelobtet. St. begebt au* brei ibeilen, btr Hak«,
ber Weuflabt ober $riebrid;3ftabt unb GbrifiianJbafea. tr.
erfigenannte Sbeil ifl ber dltefle unb groftc, »egfotat«
Sriebricblfiabt, bie burd) bie 4200 %. lange (Mwrfteft
wn ber Bltflabt getrennt wirb, burd) SJegelmdfijWt nc
9>rad)t ffd> au3jeid)net. Diefelbe iR befefligt unb nur»
fonber* burd) bie ©tabeHe gnebriet>Sr>üfen gefcbiujt E
beiben genannten 3*beile liegen auf ber 3nfel Gcetanb, m
ibnen jtebt burd) ©rüden 6briflian*bafen in Berbmcc"
baft auf ber 3nfelXmal liegt, we(d)e ber JtäefteBgata me
Jtopcnbagen genannt wirb. (Sine Xnjobl nUbedbti^e
gamilien batte fid) im Anfang brt 16. 3ab>b- bjrr »ebr
gelaffen; fie (eben nod) jefet urwermifd)t mit ben£ines vr
betreiben Siieb*u*t unb ©emüfebau. 3wifeben Gbrifn«*
bafen unb ben beiben anbern ©tabtfbeilen liegt ber jnfc
ßafen mit bem 3eugbauf< unb ben SBerftrn. 3bie Qtnfn
X.'i fmb meift breit, gut gepflaftert unb remliä); er
werben ton Jtandlen burtbfdjnitten. SJlebre grofe unb $h
$ldfce jieren bie ©tabt. Unter benfelben jeidjnet jkS t
bier abgebilbete Ädnig*marft au*, auf welkem bie 0fc
fdule brt Jtontgd ßbrifüan V. ftebt. 3uf bem friÄii^
'. "
pla(> in ber Jriebridiäfrabt, weiter bie tfmalienburg , ba*
fenialirbe JRe|ibenjfd)lofl , umgibt, (lebt bie ffiilbfdule grieb»
rid) V. SWebre grofe jBrdnbe baben bie ©tabt »erbeert,
in bereit Jolge fie fd)6ner wieber aufgebaut worben ifl.
©o verbrannten 1782 binnen 48 ©runben 67 ©tragen mit
fafl lfioo Ädufern, wer Jlird)en unb melden offentlicben
©ebduben; ber pracbtootle Jl6nig«palafl, bie alte Cbriflian*»
bürg, brannte 1794 ab. ÄuJgejeidjnet ifl bie neue Gbri*
fHan«burg in ber Wtftabt, wefd;e unter GbrifKan VII. be»
gönnen unb unter bem je^t regierenben Äintgt
worben ifl. Die in it>t liegenbe ©eblogfirdje ig ff *
lang, 100 g. breit unb mit einer grofen, mit Äff
beeilen Äupwel gefdjmücft. Aerrlicbe SRarmor » W*JJ
arbeiten r>on bem beriibmten Sborwalbfen jieren ba^W*'
bie fonigl. »ibliotbef entbdlt 1.30,000 Bdnbe unb 12
ftnb mit ©emdlben, ©eltenbeifen unb Xltertbümem
£ai fdnigl. ©djloß JRofenburg in ber griebricHMi WJ*
einem großen ©arten umgeben unb entbdlt ein WKP^
Diaitized bv Gi
3ogle
tnc eine jiun]iramraer. unter oen jurcoen uicpnei |icv oor
iB*n bie grauenfircbe au«, welche im gricdj. ©tple ouf ber
5teQe ber Domfircbe erbaut würbe, nadjbem biefe 1807 bei
er JBefcbießung bureb bie Cnglänber pfiört werben war.
Der oben abgekartete SEburra berfelben ifi über 110 g. hoch
ab bat inwenbig einen breiten Aufgang in flacher fdjntcf f n>
inniger SBinbung. 9iocb merfroürbiger ifi ber Stburm ber
frfoferRrcbe in Gbriftian«bafen, inbem äußerlich um benfet.
en berum eine färnedenfirmige Sreppe bi« ju ber 300 g.
oben ©pit?e bc§ SEburme« führt. 2tuf bem Sturme ber
£rinirati«fircbe befinbet fid> bie von Gfyrifh'an IV. erbaute
Sternwarte. 3n einem frei«f6rmigen Bimmer be§ obern
tyei« be« £burme« ifi bie JBüfte be« berühmten afrro'no»
un SCpcbo be ©rahe aufgehellt. St. bat «ine 1479 ae»
rünbete Unioerfttit mit einer ©ibliotbef t>on 100,000 »an»
en, eine ebirurgifcbe 2fl abernte, eine SEbierarjneifcbule, eine
Scbifffabrtifcbule, eine polptecbnifcbe Sebranftalt, SRilitair»
bulen u. f. w. Die Xfabemic ber frönen Äunfle, 1757
rriebtet, befinbet (ich im fonigl. ©cbloffe Gbarlottenburg.
Intcr ben gelehrten ©efeUfcbaften ifi auszeichnen bie 1742
efHfttte Hfabemie ber SBiffenfcbaften. Die 120,000 Cinw.
reiben bebeutenbe SRanufacturen unb gabrifen in ^oriellan,
Japeten, jßaum wollen ■■, ©eiben* unb üeberwaaren, befon»
ert aber in 5£ucb, fowie anfebnlicben fianbel, inbem bie
Statt 350 eigne ©cbijfe befät
•
ßoprmtcuö (SRtfolauS), ber berühmte Qrntbecfer be«
>abren ©onnenfoft,em« , würbe 1473 ui SEborn an ber
Beicbfel, welche« bamal« ju |>olen geborte, geboren, ©ein
.Ter war ein Sßunbargt unb feine Butter war eine ©cbwe*
er be« JBifcbofS oon Crrmelanb, bureb welcben St., naebbem er
i Tralau SRebtcin ftubirl hatte, Doctor geworben war unb
ne Reit lang in Stallen [ich aufgebalten hatte, ein Jtanonicat
m Dom ju grauenburg erhielt. ©ebon in Italien Ijarte Ä.
inen JRuf beariinbet, inbem er fett 1500 ju 9?om mit gro»
ein SSeifall STOatbemati? gelehrt hatte. (frft in ben leinen 20
abren feinet Eeben« »erfolgte aber St ben grofen ©e»
mfen, bureb welcben er feinen tarnen unfierblicb gemaebt
it. Cr fanb nämtieb ftbon bei alten ©cbriflflellern mehre»
al bie SJlrinung wieberbolt, baß bie ©rbe nicht, wie e«
n Schein bat, fiiüftebe, fonbern fieb bewege, unb ba er ju»
eitb wußte, wie außerfi »erwicfelt unb in maneber JBejie»
mg unmöglich e« fei, bie »erfebiebenen Stellungen bet
ümmel«rorper unter ber bi^cr allgemein angenommenen
ib bureb ben Äugenfcbein bejidtigten 83orau«fefcung ju er»
Aren, baf bie Srbe ftitl flehe unb bie ©onne fammt ben
?rigen Planeten fieb um fie bewege, aueb einfab, baß bie
latur ftet« nach einfachen, aber nicht nach fo t>erwi(feltcn
efeben wirfe, fo (am er auf ben ©ebanfen, ju unterfu»
en, ob fieb bie ^Bewegungen ber $immel$förpet begreifen
nb einfacber erf Liren laffen, wenn man annimmt, baß bie
;onne fiiUfletje unb bie (rrbe wie bie übrigen planeren fieb
Ti ff e bewegt. Gr fanb, baß bei tiefer 'annähme auf
i§ ttberrafcbenbfte einfach unb Rat bie mecbfelnben ©tel*
ngen ber bewegten Äimmelöförver »erjlanben warben, unb
jn arbeitete er ein SBerf au3, in welcbem er feine Änftcbt
oar nur erft für eine wiQfurlicbe Annahme auSgab, um
ä)t mi$ ben jur Seit noch geltenben entgegenfiebenben SDfet*
mgen in Jtampf ju geratben, in ber ifhat aber ben iBe»
ei«, baf Jene Xnnabme bie einjig riebrige fein Wime, fubrte.
Sene« fiBer! war jwar febon 1530 fertig, erfebien aber
erfi 1543, in welchem Sab« St., noeb ebe er bie Xnerfou
nung unb JBewunberung feiner 3eitgenoffen erfahren hatte,
fiarb. Qx würbe in ber Domfircbe ju grauenburg beige^
fefet, unb 1581 ließ ber JBifcbof t>on ermelanb, ÜRartin
Gramer, bie ©teile, wo St. begraben liegt, mit einer SJ?ar=
mortafel bezeichnen. Schönere Dentmale würben ihm bura)
ben @rafen ©ierafow^fi ju Jtrafau unb tureb bie war>
flauer ©cfellfchaft ber greunbe ber SBiffenfcbaften ju fflars
febau errichtet. Da6 ledere Denfmal jeigt bie »bbilbung;
rt i(l nacb^ .einem fDlobeQ »on Äborwalbfen geaoffen unb
1829 aufgerichtet worben. Dfl* erwähnte SBerf be« Ä.:
„De orliium coelestiam rtvolntionibas libri YI" iß bem
tapfre |)aullU. gewibmet unb ifi in mehren Ausgaben er»
febien en; außer ihm bat St. neeb jwei anbere SBerte ge*
febrieben. Durch feine fcebre »on ber «Bewegung ber (Srbe
würbe St. ber ®runber ber neuem Xfhonomie, welche fo
glänjenbe gortfebritte gemacht bat, unb jwar war e* ju»
nachfi ©alilei (f.b.), welcber bie t>on St. aufg '
weiter au«bi(bete.
ftopfßchmer3 ift faft immer nur
rafchoerlaufenber, fogenannfer acuter, l
ein ©pmptom balb
, balb langwieriger, fo*
genannter ebronifeber .JtranfbeitSjufidnbe, wie j. fß. ber mei«
ften gieber, Gntjünbungen unb fieberhaften ,$autau«fcbläge,
ber ^bfierie, $o»ocbonbrie, juweilen auch ber ©iebt, 8uft»
feuebe u. f. w., mitunter feboeb fo »orwaltenb, baß er fafi
allein bie ganje Jtranfbeit aufmacht. Dann pflegt er in
ber 8?egel peberlo« ju fein, aefeHen fieb aber ja gieberbe.
wegungen iu ihm, fo finb ftc eine erfl ton ibm t)tTt>9r$u
brachte SBirfung. Der Äopffchmerj bietet jahlreiche 85er«
fchiebenheiten bar. Salb ift er Aber ben ganzen Jtopf »er«
breitet, balb nimmt er mehr ben SBorberfoof , balb mehr ben
Jgiinterfopf ein, balb befallt et nur eine £älfte be« Äopf«,
wo er bann SRigtane (f. b.), bofof«tigc« Äopfweb g^
uigiiizea
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Kopten 648 Korallen
normt wirb , balb beft^ranFt er fid) auf irgenb eine ©feile,
jutveilen auf einen fehr fleinen 9?aum, balb tfl er flecbenb,
reigenb, flopfenb, bobrenb, fpannenb, brermenb, balb flumpf
unb brücfenb unb entroeber anbaltenb unb bann gu verfebie»
nen Seiten nadrtaffenb, ober auSfc^rnb unb reget* ober um
regelmäßig »ieberfebrenb, leicht, fdjrocr ober aud) gar nicht
heilbar. (Sine befonbere Änlage, von Jtopffcbmerj befallen
ju »erben, reiß man bei ^erfonen mit großem, umfängli»
cbem stopfe, furjem $alf< unb platter, enger fi5ru|t, tnfo«
fern fte vermige biefeS Jt6rperbauc4 ju JBlutanbrang nad)
bem JTopfe mehr geneigt finb at8 Untere, beobachtet haben.
2)ie Urfacben beö Äopffd?merjeö finb unenblicb verfebteben,
weil er in Segleitung fo vieler verfchiebenartiger Jtranfbcii
ten auftritt. ^Demgemäß ifl auch bie ärjtliebe ©ebanblung
beffelben verfebteben. Äu8 ber äßefebaffenbeit beS Äopffdtmer*
je« felbft fann man häufig einen ©d)[ug auf feine Urfadpe
machen. Um nur einige Sieifpiele angufübren, fo lagt ein
mit Zähmungen, Krämpfen unb Südlingen verbunbener
Äopffcbmerj auf JCrucf be§ ©ebirnd von SBaffer, (Siter, auS»
getretenem SBlute, ©efebmülfien unb Äulroüd)fen ber innern
©cbibelplatte u. bat. feblicgen, ifl ferner ein von aUgemeü
ner ober ertlicher wollblütigfeit abhängiger Äopffdjtnerj an
ben äeieben biefer ober beS JßlutanbrangS jum jtopfe unb
an feinen ©elegcnbeitSurfacben gu erfennen, bat ein au§ bem
SNagen flammenber ^rmöbnttc^ feinen ©ifc am JOorbcrfopfe,
ein burcr) Sicht bebtngter meiji nur an einer -£>älfte bei
ÄopfS, »väbrenb ber bpflertfcbe gwar aud) oft nur eine JpAiftc
beä Jtopfd befällt , oft aber aud) fid) auf ba$ #intcrbaupt
befebränft unb bann von Aalte unb bem ®efüble be§ 3u«
f.tmmenjiebenS begleitet wirb, ifl ber rbeumatifebe reifenb,
flecbenb, jtcbenb, ^aftet mehr in ben äujjerlicben ©chäbelbe;
bedungen, macht beutlidje 9?acbläffe u. f. w. 3« nach ben
Umffanben tonnen bie wfebiebenartigfien Wittel gega Bei
Äopffebmerj ermünfebte Dienjte leifien, allgemeioe nfe er.
liebe SSlutentjiebungen, Ableitungen auf bie {Mut hrrf
Senfteige, fpan. fliegen, gugbäber, JBrecb» unb Wer:-
mittel, 2Bafd)img an ber Sdjläfengegenb unb in Sofr.
mit faltem SBaffer ober geifligen Sachen, n>w|hhiU
Wittel ittnerlid) unb äugerlid;.
Äoptm beigen bie Übcrbletbfel ber älfeflen SJeritfmi::
ÄgpptenS, ba« fie; ungefähr 30,000 gamilien, jcr|hrct h
wohnen. Sine fdjwarjgelbe #aut, it>r aufgebünfrnti
fiebt, itjre bervorquellenben "Äugen, ihr »oütge* (hu; I
fie als Äbfimmltnge von Negern erfennem Bega ibr
©efcbicflirbfeit unb Jtlugheit »erben fie von ber türLftt:
rang jur Sücrwaltung ber ©nnabmen befi Sanbel gehat.
wa$ tbnen felbft in ben Äugen ibrer geinbe ein lcfc
gibt. Dennoch bilben JJalfcbbeit, areulofigfett, $»cr;
bcimtidieu Ängebcret, jum Sptoniren unb fiScfieebltcbteit M
©runblagen il)re& GbarafterS, ber eine traurige Jeljc Ha
gebrueften Sage unb ber iRothwenbigfeit fia> ;u Nrfeilo
unb ut trieeben ifl. Sbrcr 9?eligion nad) gebiren bie 1"
ten ju ber von ber grted). Jtircbe auSgefd;icbenen Ccftt te
Salobiten (f. b.). ein befonbere« 3ntereffe bat bie !
tifebe ©pradje, weil ti erwiefen i(l, bag fte im Brfer^
eben mit ber alten ägvpt. übercinfiimmt.
fi orallcn (bie) finb eine Ärt ^flanjentbiere , »da)«
frnber }um 5Wineralreid)e, bann jum ^)flanjenreicbe red'
Q6 finb aber polppeuartige Xbiere, roeldje mit ema feie,
in verfebiebenen @efratten geformten Waffe umgeben c:
mit ber fte fid) jugleid) oft fdjneü unb in grofen
ausbreiten, grcfje StWe bilben, von benen man nübttc'-
ob fie au§ einer Änbäufung einer grogen Änjabl «r;
Sfciere befrepen, et er jufammen nur Sin Xpiet btlbett. Di«
£>i:Uc bfr Korallen ift fteinartig, baS 3nnere fömta unb
>dutig. ©ie paben pplfdben , »reiche ihnen gut (Fr ndbr ung
lienlicb fein mögen, ©ic ftreefen biefelben auS ben offcs
tat (Jnben ber "ü»lc heraus unb fönnen (ich, »enigftenS
•k meiften von üjncn , in bie Don ifmta bewohnten Sichren
uriiehieejeri. Die Korallen fomnttn btd an bie jDberfldcpe
9JitereS empor unb breiten fi* ju fo großen SRaffen
ruS, baß man bie ©ntftebung vieler 3nfeln brr ©übfee ton
Ijnen abgeleitet pat. Die Jtoralleninfeln , welche nach ihrer
tufem Grfcpeinung bie Äbbilbung jeigt, haben nulft in ber
Ritte SWoröfte ober Sagunen, stelle [tch erft fet>r aß*
nilig ausfüllen. Stach neuern Beobachtungen ift man je»
oeb ber SReinung, baß bie .Korallen jene 3nfeln mit «rft
»Jter überjogen, niept fte urfprünglicp gebilbet paben. Um
er ben vielen Äoratlenarten ftnb namentlich ju merfen bie
fbelforalle ober rothe Äoralle, welche fepon im 3fl»
att)ume/ fowie noch jefct \vl ©epmueffaepen verarbeitet mürbe
utb fiep votjüglicp am SJlittelmeere finbet Sine Jöcnbcic«
icfeüfcbaft bat ju SJcatfeille eine SHieberlaffung gegrünbet,
wljpe bie ÄoraUenfifcberei betreibt Die geberbufepf 0-.
alle befielt auS einem anfangt weisen, fpäter barten
Strunf«, auS welcpem oben ber 9)0(99 mit vielen $angar»
iten hervorragt, bie fiep bewegen unb fo einem geberbufepe
ilcicpen. Die Aornforalle ift fußbotp unb beffebt auS
inet pomadigen Stoffe, welcpe mit einer rotb.cn Jtalfrinbe
tfretiogen ift. Die feproarje Koralle unb bet 83enuS<
liegenwebel fommen am febönften bei Dftinbien vor.
Die ©ternforalle in £>ft> unb SBeftinbien unb im gro*
im SBeltmeere ift eS namentlich, meiere bie JtoraHeninfeln
(Übet Die Kalfröpren öffnen fiep fternförmig unb baS Spier
>at große fepeetenfötmige gongarme. Die *J>unftforalle
i&erjiebt gleichfalls ganje gelfen. Die ©eefeber gleicht
inet ©epreibfeber mit Kiel unb §atme, welche (entere burcp
(rme gebilbet werben, auS beten jablreicpen SWünbungett
ie Zbiercpen ihre acht gangarme vorgreifen. 2Rit bem
tiefe obet Stamme ftfct baS Ztytr am ffloben fefl, fann
:<p aber auch losreißen unb fcpwimmt bann frei petum. —
Die Scöbtenforalle befteht au» einet SRenge geraber pa*
aDefet Katfröbren, bie untereinanber burcp wagerechte £luers
xtabe verbunben ftnb. SBefonberS bie rotten, aber auch bie
bwatjen unb bie weißen Korallen werben ju aUerbanb
5cpmu(ffqcpen; vorzüglich in ©eftalt von perlen ju ^>ol5=
ttttn verarbeitet unb ftnb bei einiger ffirifje fer)r tpeuer, fo*
af 3. 93, eine XoraQe oon ber ©r6fe. einet ^(tntenfugel
rit bret Dufaten bejaht wirb. @ie ffnb um fo voriüali»
jer, »on je \)b\)txm Äotp fte finb. SWan maept bu Äo»
iQm auep naep aud gebeizten 5(nocpen, auä ^>irfct>porn
bet ©oefsborn unb au5 einer SRifcpung von ©pp«, 3in»
ober unb ©ummL
JÜlcmm obet mit bem arab. VrtiTef 7(tf otan peigt ba$
1 beiligem %nfer)en ftepenbe SleligionSbucp bet Grabet. Daf>
:lbe tfl in atab. Sprache gefefeneben, entpÄlt 9?eben UJ?os
ammeb'J, -Jobpreifungen ©otte«, »errungen über ba« 9Be»
:n ©otttf, SBorfebung, Zufcrftcr)ung, 3"ftanb naep bem
'obe, Srmabnungen jur Sugenb, SRafHgteit unb 2Bop(tpd>
gleit, Gntfc^eibungen ton SiecptsfaUen unb (rr^Mungen.
)ie opraepe ift einfaep unb frdftig, unb eigentyümliep pnb
lPi;bcr»Ccno.'8o:. II. . Vi ;uüiJ3
bem, Jtoran bie gereimten 2(u3g&nge ber 3eilen. "Kbuhux,
SD?opammeb'S (Schwiegervater, bat ben Jtoran gefammelt unb
bet britte äpalif SDtpman pat ft>n berieptigt unb befannt ge<
maept Die SRopammebaner beft^en eine große ^tnjapi von
(?rf(ärungen biefed ©udjS; e8 ift auep in Deutfeplanb (8pj.
1835) peraufgegeben werben , fowie e6 mehre beutfebe Ueber<
fepungen, bie neuefte von ©apl (^aOe 1828) beffelben gibt,
(»gl. 3Ropammeb.)
fiorfu, bie größte bet tonifc&en Snfefn (f.b.), liegt
wifepen bem abriatifepen unb ionifepen Speere unb wirb
urtp ben Jtanal von Jtorfu von bem türf. ^eftlanbe ges
trennt 3fuf einem Släcbcnraume von 10*/* wohnen
4S,800 (Sinw. Die Jtuflen finb felffg unb haben gute
S3ucpren { baf Snnere ift bergig, von ich malen Spdicm
burchfepnitten. Der Soben ift frueptbar, (eibet ietodi nicht
feiten an Srocfenbeit, weil außer bem jum 2peU fc^iffbaten
SDfejfongi alle gu'iffe im (Sommer vertroefnen. ßlivenöl ift
baä ^auotcruuajiip ber 3nfel, welche auo) einen jiemlicp
Quten Sein, jDbß, (Sübfrucpte, ©emüfe, <Sa(), Sfel,
©cpweine, 3iegen, fi3ienen u. f. w. liefert Die Cinwoh*
ner finb grieep. Ttbfunft unb befennen fiep fafl ade jur
griech. Äircpe. Die ganje Snfel jerfdllt wiebet in jebn
Diftricte obet dantone. Vluct) bie ^auptftabt, bie Siejtbenj
te5 engl. Sorbobercommiffairf, hei-H .Uorfu; fte liegt an
ber IKeetenge gegen Albanien, ift ftarf befeftigt unb pat
gegen 16,ooo Cinw. ^>ier ift ein grieep. Ghrjbifcpof unb
ein fath. IBifcpof, eine Univerfttat, ein ©pmnaftum, ein
•&afen unb ber Sü- ber ionifepen gelehrten ©efeUfcpaft,
Da bet ©raf ©cpulenburg 1716 bie "©tobt S. tapfer je»
gen bie Surfen vertbeibigt hatte, warb ipm von ber Sie:
publif Senebig eine ÜSarmorftatue errieptet.
jRorintl) war einft bie prachtvollfte unb wegen be« 8u»
tu§ unb bet üppigfeit ihtet JBewohner berühmfefte Stabt ©rie*
cpenlanbS. ©ie war ber SRiftelpunft bed europ. unb aftat
^ anbei?, benn auf ber ben ^eloponned mit SjtUai verbin*
benben 8anbenge 3ft?moJ gelegen, würbe fte von jwei SReer«
bufen begrenjt 3m ^>afen gechcium am forinth. SKeetbufeie
lanbeten bie Guropder, im ^>afen ÄenchreA am faronifepen
SCieerbufen bie Xfiaten. 2ffroforintho< büß bie 83urg bet
©tabt, welche außerhalb berfelben auf einem jßerge lag.
Die 3ahl ber Einwohner bei alten St. foU wenigftenS 300,000
bettagen haben. 3m Xltertbutne würben alle ©egenftdnbe
unb Einrichtungen be« gutuö au8 Ä. hergeleitet unb notp
am Sbofc bet bpgantinifeben jtaifer gab tt einen foaenann*
ten Corinthiarias, weichet über bte ©chmucfmobilten tti
4>ofS bie «ufftdjt fuprte. Die fepöne forintbifche @4u»
lenotbnung (f. ©dule) bat ebenfalls von Ä. ben tarnen.
St. fpielte eine wichtige Rolle in bet ©efehiepte ©riechen*
(anbS (f. b), bis eS 146 v. (ihr. bie 0I6met unter 9Bum<
miuS als Aaupt beS achäifepen IBunbeS gdnjlicp jerfi6rten.
Julius (Safer baute jwat bie ©tabt wiebet auf, aber fte ge*
langte niept wieber ya ihrer vorigen SMüte. ©egenwdrtig
gehört SL (von ben STürfen ÄorboS genannt) ;u bet
|)rovini Folien beS Königreichs ©riecpenlanb unb tß eine
unbebeutenbe ©tabt von etwa 4000 ginw. Die etnft
fo lebpaften «Keerbufen ftnb verfumpft 3n neuefter 3eit
ift viel jur ffiieberhetfteuung bet berühmten ©tabt getpan
worben.
uigiii.
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Korinthisches Erz 650
ttörper
fiorintljiedjcs Cr3 wirb «ine fdjdne SOcetatlmifdjung ge»
nannt, welche im Ältertbume jur 4perffrUung t>on itunft»
werfen angewenbet mürbe. fRöm. ©cbriftjteller erjäblen, baf
biefcä Er* bei ber 3«rftorung itorintb* bureb üRummiu*
146 t. Öhr. bura) 3ufammenfcbmeljun8 ber golbenen, ftl-
bernen unD ebernett Äunfrroerfe entflanben fei; boeb bat
man Äunßwerfe von fortntbifebem Erj au* einer d[tem3«it-
fiömrr (£b<ob.), ber befannte bcutfct>c JMcbter, würbe
am L>3. ©ept. 1791 ut Dreäben geboren, ©ein Safer war
bier feit 1790 a(* jbberappenationSgericbtJrarr; angefreUt.
25erfelbe war ein eifriger SJerebrer ber Äünjie unb SSJiffen»
febaften, ein greunb ©oetbe'ö unb ©chiller'*, unb fein £>au*
war ber SWittelpunft eine* itreifc* f>ecf>gebilbetcr SDtcnfcben.
tflad) bem Äricge ton 1813 trat it., ber SBater, in preufj.
©taatdbienfte unb ftarb ju S3erlin 1831 al* geheimer JDber»
regierungfiratb im ÜJlinifierium ber geblieben, UnterricbtSs
unb Wcbicinalangelegenbeiten. SEbeobor it. gerate febon frub
STalent jur ©icbtfunfi unb fanb bei feinem tßater unb in
beffen geifhwller Umgebung Anregung jur Pflege beffelbcn.
^acfibem er in £rc$ben ftcb hinlänglich vorbereitet hatte,
befuebte er auf jwei Sabre bie JBergafabemie ju $reiberg
mit bet Sbftrbt, ftcb bem 83ergbau ju wibmen. 3m 3obre
1810 liefS et (ine ©ammlung ©ebiebte unter bem Site!
„Änogpen" bruefen unb fam halb barauf na* Eeipjig, um
fi* auf ber Uniterfirdt weiter au*jubilben. Er ergab fid)
biet jeboefj einem ausgelaufenen geben, beffen enblicbe ftolge
feine Entfernung ton ber Uniterfitdt war. Er hielt ftcf> furje
Bett in ©erlitt auf unb ging bann nad) SBien, wo er mit
einigen bramattfeben ©ebtcbien, bie er fehneU nacbeinanber
auf bie ©ühne brachte, IBetfoU fanb unb ben Sütel eine«
faiferl, f6nigl. a^caterbiebter* erhielt. 2fl* ber Äampf ge*
gen bie franj. 3wingberrfcbaft 1813 ausbrach, ba ergriff Jt
lebhaft bie 3bee ber Befreiung be* beutfeben SBaterlanbe*.
Scidjt nur fprad) er feinen greibeifSeifer in begeifternben gie*
bern aus, bureb welrbe aud) Snberer Äampflufr erweeft
würbe, fonbern er felbft verließ feine angenehme «Stellung
in SBien unb begab fieb nad) JBre*lau, um b. ier in gütjpw'*
©rfcar einzutreten. ?n Äampf unb gittern jeigte er Ccn
frifeben JpelDemiuttb , ber ihn brfeelte. TM nad) ber ©d)!a±:
bei güjjen bie gütww'fcben 3ager ju $uf eine 3ett lang in
Untbätigfcit bleiben mußten, verlief; A. biefelben unb trat,
nad; ftbaten bürjicnb, in ba* gufeow'fcbe Weitercorps, ft
würbe ber Äbjutant be* Anführer*. 3n bem ©efeebte ba
Ai&en erbielt er eine gefährliche SBerwunbung unb würfe
nur mit SDcübc ton ber ©efangenfd)aft errettet. 9lad)bent
er in Eeipjig bcrgefiellt worben, ging er fogleid) über Zt?:.-
ut feinem (SorpS jurüct unb fämpfte nad) abgelaufenen-.
SSafjFenjriUjranbe in mebren @efed)ten gegen ba$ INivoufi'fche
6orp8, fletö burd) SRurb unb Supfcrfeit ftcb au§}eia>nenr
9?ad) einem 9(ad)tmarfd)e bid)tete St. am 26. 'Hu.}. 181
fein ben 3Rutb unb bie ©egeijlcrung be$ ^»elbentobeS Mi
menbed „<5d)wertlieb" unb eine @tunbe barauf, nadibem a
ba* iiec feinen Jtameraben vorgetefen t>atte, fam (* junt
©efeebt mit ben Sronjofcn. 'Auf einem gelbe neben ber
©trage von JBerÜn nad) CBabebufd), eine halbe ©runbe
wejlL von 9tofenberg , burd)bobrte ihm eine Jtugel bie 93ruü.
©ein Seicbnam, fowie ber be3 gleicbfaQS gefallenen jungen
©rafen $arbenberg, würbe in ber 9ttbe be6£>rt3, an wt:.
dpem Ä. fein geben au*gebaud)t, beim £orfe SSöbbclin unter
einer fd)önen Gio>e beerbigt, welebe feitbem bie Aörn err-
eiche genannt wirb. £em X>ater ti. j fehentte ber ©rofber:.
»on 9Recfleiibiirg:©cbwerin einen Kaum con 45 DÄutbe::
ring* um bie©rab(icitte, auf welcher bem jungen gelben ur.c
Singer ein gttgeiferne* ^enfmal errid)tet werben tjt Jt'l
einjige ©d)wefler folgte ibrem JBruber febon 1S15 unb wurb.
wie fpÄter aud) fein SBater, unter ber iirnerSeicbe beerbiat
Salb nad) Jt.'* Ztbt erfd)ien, herausgegeben ton feinen
Söater, eine Sammlung feiner fd)6nften ÄriegSlieber untn
bem Ättel: „geier unb ©d)roert" (»erl. 1814; 7. 2(ufi.
1834) unb fein „«poetifeber Staeblar' (2 83be., in- WM
—15). ©treeffug gab (JBerl. 18 U) eine ©cfammtauSgab;
ber ©ebid)te it.'* in Einem SBanbe berau*.
jäorntvürmcr werben bie garten terfebiebener 3nfefttc
genannt, weldjc beut aufgefd)iutetcn ©etreibe oft artgen
schaben jufügen. J)er rotb« unb ber ftbroarje lotn
wurm entfleben auS ben Eiern, weldje gewifie rleine Ädfn
in ba* Äorn legen, naebbem ft( bie ©d)alc beffelben bureb
bobrt baben. jüie IBürmer freffen alle* im .Horn entbalten:
3Ucbl auf unb laffen nur bie leere £ülfe bejTelben jurüJ.
«Kit bem tarnen tteißer Äornwurm hat man bie gai
ten ton jwei wefentlid) terfd)iebcnen Snfeften benannt.
£rr bei unö gerü6bnlid)e weipe Äorniourm fommt ton t:
ner Slaefttmotte, weldje ibre Eier an bie &$mer anlegt.
6* friedjen nachher gelbe SBiürmer au*, welche (ich in ti:
itirner bineinfreffen , unb naebbem fie ba* in ü)nen entbal
tene 5Kehl terjehrt haben, mehre Horner jufammenfpinneri
3um ©d)u<} gegen bie Äornwünner unb jur SJertreibun
berfelbcn empneblt man bie Änwenbung terfcfaiebeneT pari
riedjenber ©ubflanjrn, welche bie 2ßürnier ntd)t tertra;
f6nnen. Daö bepe Littel turfte ba6 3}6rren te* ©ehe:
be* in einer jiemlid) flarfen #üjf fein. Übrigen* ndfia kü
Äornwürmer in einem ©etreibebaufen nur bi* \\i einer 2:
ton 3 bi* 4 Boü ©ebaben an, iitbem fie ba* baruntet
genbe ©etreibe unterfebrt (äffen.
Äijrprr bfifjt in ber SWaturlebre jeher einen befrimmtm
Kaum ctnnebmenbe Z\)tU irgenb einer SRaterie. Wan u::
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651
:erfc&eibet brei »erfcbtebene Jtörp erformen ober Tfggre* nen fonfh'gen äußerlichen 3we<f haben, wie j. fB. #anbel«»
jationSjujrdnbe ber £6rper, nämlich bie ber feilen
Körper, ber tropfbarflüffigen .Körper unb ber aul<
>ebnfam flüffigen, erpanfihlen, gas * ober luft»
örmigen .Körper, wobei jebocb $u bemerfen, baß wir
•ine 2Rtnge »on .Körpern beftimmter materieller äSefdjaffen»
>ett rennen, welche in jeber biefer brei {formen bargeftellt
©erben fönnen. SBabrfebeinlieb werben alle Körper ficb auf
Unliebe SBcife »erhalten, nur baß wir niebt bei allen im
Stanbe ftnb, biejenigen Äemperaturgrabe $u erzeugen, bei
Hnen fte auS einer gorm in bie anbere übergeben. Die fe*
ten Körper ftnb tbeilS organifcb, b. b. gegliebert unb ber
Jntwicfetung »on 3nnen fähig, tbeilS unorganifcb, bei
?cnen fratt ber ©lieberung ÄrpfiaHbtlbung (f. Kr» (lall)
unb ftatt-ber Sntwicfelung Anhäufung »on außen auftritt.
£ie organifeben Körper fann man wieber in befeelte (tbie»
rifebe) unb unbefeelte (»egetabtlifebe ober ^flanjenforper)
.mterfebeiben. — die SRatbematif nimmt bei ber SBetratfc»
ung ber .Körper feine JRücf jtebt auf beren materielle JBcfcbaf«
:enbett, b. b- eS i(l für fte gatu gleichgültig, ob j. fB. ein
n ©olb, gleifcb ober 4>otj ijl; fte betrachtet an bem
Körper nur bie ©eftalt unb bie an ibm auftretenben ©rößen»
:erbältniffe. 3n ber 9Ratbematif ift mitbin .Körper jeber
itlfeitig begrenze {Raum ober, was Daffelbe, ber Körper i|t
»ine Staumgröße, welcbe alle brei Dimenftonen beS SRaumS
;2änge, »reite unb Dtcfe ober Sief«) bejtfet. 3ur JBegren*
t,ung ber Äörper bienen gläcben (©runbfläcben, Seitenflä*
i>en) ginien (Kanten) unb fünfte (Knbpunfte, Spifcen).
2Ran fann unterfebeiben; 1) .Körper, welcbe »on fünften,
ginien unb gläcben begrenzt werben, wie baS 9>riSma, bie
'ppramibe, ber Äegel; 2) .Körper, welcbe nur »on glacben
unb Etnien begrenzt werben, wie ber Kolinber; 3) .Körper,
welcbe nur »on Kiner Stäche eingefcbloffen werben, wie bie
Jtugel. 9Ran fann fieb aueb einen .Körper »orjlellen, weU
j)tx nur »on einer fläche unb fünften begrenzt wirb, diu
elmäßige Äörper beißen in ber SDfatbematif biejenigen
aefeOfcbaften. DaS cbriltlich. europ. Staatcnleben »erbanft
feine Kntjtebung unb ©eftaltung »onüglicb ben .Kirperfebaf«
ten, welche [ich bem gerraan. SBolfScbarafter gemäß in ibm
«uSbtlbeten unb bie Heb erfl in ber neuern ßeit allmdlig
wieber aufyulöfen begonnen haben. Da nämlich bie ebrifb
liebe {Religion ben SSölfern jwar eine JRicbtung auf ©efefc»
liebfeit uno zugleich ben ©ebanfen gleicher geiftiger SBürbe
ber SRenfcben in allen Stänben unb äußerlichen gebenSoer»
bdltniffen einflößte, aber bie ©efefce beS Staats weber eine
bemgemdße AuSbilbung noch eine binreiepenbe 5Kacfct hatten,
fo entjtanben balb unter Denen, welcbe ftcb bureb ihre @tel<
lung im bürgerlichen Eeben im he ftanben unb unter bem
<5d,>ufte be8 ©taat§ unb ber Äircbe ßorporationen, welcbe
feinen anbern Bwecf bitten, ald in f:d> ein gefe$licbe$ unb
würbiges rcduiichct £)afein ju »erwirfli^en unb jugleicb nacb
außen eine ©tellung ein^unebmen, welcbe bie£rdnfung bie:
feS Dafeind moglicbjt binberte. Zuf biefe SQeife bot allmds
lig jeber (Staat be£ 2ßitte(alter§ ben Znb\ii eineö wobig ej
orbneten, au§ ftcb felbfl erwaüjfcnen ©anjen bar, baö ftdi
in feine ein^etne Korporationen glieberte, bureb welcbe wie*
ber ber emijelne Staatsbürger feine eigentbümlicbe, ebren«
werthe ©teüung im @taat$leben erhielt. @owie nun aber
allmdlig bie ©efefegebungen ber (Staaten ftcb »ollfommenet
auöbilceten unb audreiebenb würben, bie greibeit unb geifrige
SBürbe ber ©njelnen ;.u febüfeen, befto mebr mußten bie
Äörperfcbaften als überflüfjige , »ielfacb bemmenbe ÜRitteU
alieber 3wifcben Staat unb Sinjelnen erfebeinen. XUmdlig
fam e& babin, baß bie (feinen in ben Korporationen nid;:
mebr eineSewdbr ibrer greibeit, fonbern ein Idjligeä J^inber-
niß in benfelben erblicften, unb auch bie {Regierungen faben
fieb in ihren, alle ^Bürger jum ©egenjlanbe ber Sürforgt
babenben SJerorbnungen »on ben Korporationen gehemmt
Die golge war, baß allmdlig bie Jtdrperfcbafttn immei
mebr abgefcbajft würben, obfebon e8 aueb niebt an folgen
feblte, welcbe, an bie SBortbeile benfenb, bie fte bem Staate
örper, beren ©nfdiließuncjSjläcben fdmmtlicb untereinanber überbaupt ober perf6nlicb ibnen felbfl gewährten, für beren
:ongruente regelmäßige ebene giguren finb. ©oleber Jt6r»
per gibt es nur fünf, nämlich: 1) £a$ Setraeber, be*
;renjt »on »ier eongruenten gleicbfeitigen £reiecfen; 2) baS
£>eraeber ober ber SBürfel, begren)t »on fecf>d cot
Gtbaltung tbdtig waren. — 9Ran fann im Allgemeinen un-.
terfebeiben bie ritterfebaftlicben, bie geijtlicben unb
bie (idbtifeben Korporationen. 2)ie erjten ftnb ganj »er
febwunben, benn bie ©rbenSgefcUfcbaften, weldje noeb befle^
ben, baben burcbauS feinen tnnern äufammenbang, feit bie
jDrben j^u einer bie Änerfennung ber SCerbienfte beä Kinjelnen
»on Seiten ber gürften be^etebnenben Decoration geworben
ftnb. Die geijtlicben Korporationen begeben in fatbolifeben
Üdnbern noeb, geben aber überall tbrer fcbneüen 3lufl6funa
3Ratbematif betrachtet in bem Stereometrie genannten entgegen unb b<">en faum noeb irgenbwo anerfannte politt;
Sbeile ber ©eometrie. * febe IBebeutung. Die jldbtifcben Jt6rperfcbaften enblicb ba-
ben aueb bereits in ben meijten Staaten tem ?)rincip ber
jruenten Cuabraten; 3) ba5 JDctaeber, begrenjt »on aö)t
.-engruenten gleicbfeitigen Dreietfen; 4) ba5 Dobefaeber,
begrenjt »on jw6lf eongruenten regelmäßigen günfeefen unb
3) baS 3fofaeber, begrenjt »on 20 eongruenten gleicbfeitu
icn Dreiecfen. Die 8ebre »on ben .Körpern wirb in ber
ftörptTBcljaften ober (lat.) Korporationen werben
Bereinigungen ber SRenfcben genannt, welcbe unter bem
Scbufce be8 Staat« unb tnnerbaib beffelben befteben unb jum
3mecf ba8 recfatltcfo begrünbete Dafein ibrer SRitglieber, mit»
bin ein bleibenbeS 3ntereffe b«ben. SBBeber alfo geboren ju
ten Jtorperfcbaften folebe Söerbinbtmgen, bie gegen ben Staat
uno beffen bureb f«n« ©efefte bebingteä Söejteben gerichtet
ftnb, noeb überhaupt SSereine, welcbe einer Anerfennung »on
Seiten bed Staat« ermangeln, noch enblicb ©efellfcbaften,
tte einen »orübergebenben ober nur ba« »ergnügen ober ei»
©ewerbfreibeit weisen müffen. (Sögl. Crben, fünfte.)
ficiröar wirb im 3fUgemcinen jeber Seeräuber genannt,
namentlich aber würben mit tiefem, »on Inn ttal. »rutre,
b. b' laufen, ftreifen, abjuleitenben tarnen bie 9Tjubfct>t|fe
unb beren SJemannung bejeichnet, welche »on ben fogenann;
ten JRaubjlaaten Algier, Sluniä, 2ripoli« unb ben ti:aroffa=
nifchen ^dfen ausliefen, um ftcb ter2Baaren unb ter 9Rann=
fchaft frember, befonberS europdifcher «Rationen ju bcmäcb=
tigen. Die gefangene 9Rannfcbaft »erfauften bie Äorfaren
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Korvei
652 Kopeken
gewöhnlich als Sffoöcn. (*uro»Jifche <25d»tffe, wefcb> Wä>
rrnb eines SeeFriegcö gegen bie «£>anbelöfcbiffe ber fctnblic^cn
Nation auSjieben, werben bagfgen Äupcr (f. b.) genannt.
fiorpri iß feit 1822 ein jum preug. SlegierungSbejirf
SRinben gehörige« OTebiatfürficntbum »on 5 DSD?, mit 10,000
Cinw., welches ju ben Jßefi&ungen ber &inbgrafcn &on*&efi
ftn i {Rotenburg gehörte. Urfprünalich aber i|i Ä. fine Ü8es
nebictinerabtei, welche »on bem Älofier Äoroei in Sßrfis
franFrn (bet nachberigrn ^icarbie) 8'2'2 gefliftet würbe.
Die neue Stiftung würbe baö f^chfifche &orr>et ober
Sie u Fort ei genannt unb blieb eine 3eit lang in einem Hb:
b<5ngigFeit$»erbaItniij »on XltFor&rt. Durch, ben Äaifer Üubs
wtg ben Jfrommen erhielt tt bebeutenben Sanbbefüj unb an»
febnüche Vorrechte; auch foll ihm Äaifer ?otbar 844 bie
3nfcl JRügen gefcbenFt haben, welche SrhenFung ber ^apft
Xbrian IV. 1 154 befldtigte. "Uli beutfeber 9feid)6flanb nahm
ber Äbt tu Ä. bie lefcte Stelle unb Stimme unter ben ge*
fürfteten 'itbten ein. Ä. jeiefmete ftcb balb burch ©rlehrfanu
feit aut> unb wirFte wobjthiitig nir Verbreitung cbrifilichrr
äöilbung in Deutfchlanb. 3m 3- 820 ging au§ ihm ber
2fpo|lel be$ Kortens, Änfd)ar, hervor unb berfelbe foll bie
Schule ju gegrimbet haben, welche im 9. unb 10. 3abrb.
fich aufjrichnete. Die Forteifcben Ä(o|teranmiIen finb für bie
©efebiebte be$ «Mittelalter^ wn SBiAtigfeit. Unter bem
9)ap|le ?eo X. würben in Ä. bie fünf erften Jöüther be3
röm. ©efcbichtfcbreiberS 2aeitu8 aufgrfunben. 3m 3. IT" »4
würbe Ä. junt #ocbfiift erhoben unb 1802 würbe e8 auf*
gehoben unb an OTaffau gegeben, toon welchem e8 1807 an
ba5 &öntgreict) SSeftfalen unb 1815 an Greußen fam.
Die „QefdM'c&te ber Xbtet Ä." ijl ton Söiganb (.pörttt 1819)
gefebrieben worben.
fiööackm ober Äafacfen werben bie jahlreicben Bit
FerftÄmme genannt, welche an ben fübl. unb öftl. ®reti.!
WupfanbS leben unb jur Bewachung biefer ©renjen fciener
baber eine burcbgdngtg militairifcbe Einrichtung haben nt
Feine Schalung hechten. .JiajaF r^ctgt im Sürfifthen ein
SfJuber, im JSatartfcben ein leichter brrumfehroeifenbet €W«
bat, unb oon biefem SBorte tjaben bie Aofacfen wabjjtfcei»
lieh hen tarnen. Crutftanben finb biefelben roabrfc
aus» Abenteurern unb ©efmbel, welches au$ »erfebiecenr.
©co,enben 9?ujjlanb8 jufammenlief, um an ben ©renjen im
Äriege gegen bie Sataren S)eute ju dachen. SBeit tief;
Ceute eine wohlfeile ©renjberoachung abgaben, fo Winten
fie »on ber ruff. {Regierung begünfligt unb erhielten au
gro^c Anzahl t>on Vorrechten, welche jeboch 1804 bebtuten*
eingefchränFt worben finb. Di; Sprache ber Jtpfatfen
bie ruffifche, ihre Religion ba$ griech. ruff. Gbriftenrbms
??ach Verfaffung unb 'Äbjiammung unterfcheibet man M
mentlich jwei ^au^tflämme, »on benen jeher wieber reai
?ln;abl ton 9{ebcnflämmen \)at. Die Fleinruffifcbe-
ober maloroffifchen Aofaden finb ber rofcere Stamm, ju
welchem bie faporogifchen Äofacfen ober ^apbamafc-
»on allen bie wilbeflen, gehören, ©ebilbetet finb bie ben;*
fchen ÄofacFen. — 9«an rechnet bie 3abJ her S
auf 700,000 STOanner, welche »om 18. bi« jum 5<». ^
friegSpflichtig finb; hoch fann man nur etwa auf 100/XK)
2)?ann rechnen, welche im ru(T. ^)eere bienen fjimen, in
bem nur etwa 300,000 SKana überhaupt in Dierrjl «ni
>on tiefen «oet SDrittbeili mit bem inneren £ienffe befch df«
igt finb. Sit bon. itofacfen bilben bie leicbtefte Art wn
.Valerie im ruff. 4>eere unb ftnb faft ganj «nregelmdfige
Irupptn. Strenger ifl bie SBerfaffung ber fleinruff. Jto*
arten. Sie Jtofacfen ftnnen unter fieb 'einen Abel. Sebet
öejirf bilbet ein Regiment ober einen $utt, bat unter et«
lern t>on ihnen ermähnten German ober "human fiebt. AHe
intet biefetn frebenben Anführer haben feinen fie au$jeicb»
tenben 8iang. Ser r>berbefeblä habet aller Gorp$ K-^t
iteidfofalB ipetman unb wirb »on ber Regierung in feinet
BJürbe befldtigt, fann auch nur mit Ginwilltgung berfelben
ntfefct werben. Sie ipetman$ erhalten fortw&htenb ©otb
>on bet Regierung, bie gemeinen Jtofacfen nur wdt)tenb fic
m Sienße finb. Sie 9>ferbe, welche bie Äofacfen reiten,
inb flein, bürr unb unanfebnlicb, aber fet>t fcbnell, bauet«
taft unb gut abgerichtet. Sie Äleibung ber Jtofacfen ifl
>olnifch ober orientalisch, übrigen^ raillf ürttc^ ; ihre »orjüg«
itbfie 9Baffe eine 10 — 12 g. lange $ife, mit welcher fte
ei}t getieft umjugtben wiffen unb bie oft mit einen fiei.
len gdhncben gefcbmücft unb ftetS mit einem Stiemen jum
llnbdngen »erfeben ifl. Außerberh ^aben fie Säbel, Junten
iber $ijio(en, ober jiatt beffen f)feil unb Sogen. Gin au3
Uber geflochtener Äantfcbu bient ihnen jum Regieren ber
Pferbe. 3m .Kriege fueben fte in {(eine Raufen jertbeilt
>uttt> futje Angriffe ben geinb in SScrwirrung ju bringen,
lieben eben fo fcbntu" als fte anfommen unb erneuern biefe
griffe wo möglich fo lange, bi4 ftcb bet feinblicbe £eet>
laufen ju jerflreuen beginnt, bann fefeen fie mit grofjer
Scbnelligfeit nach unb rtebten burch bie ©ewanbtbeit, mit
>et fte ihre pferbe unb ibte ©äffen banbbaben, großen Scba«
?en an. Seber $ulf pflegt jwei ober niedre feibene, gewöhn»
ich mit #eiligen»ilbern gejterte gähnen ju haben, um wel«
bc fie ftcb wieber fammeln, naebbem fie im Angriffe unb auf
■er gluo)t fich. jerftreut hoben.
fiö8fiu0)ko (2tbabbdu8)/ ber berühmte poln. gelbberr,
tmrbe in trithauen 1756 geboten unb erhielt feine erfte Gr*
iebung in bet Gabettenf$ule ju SBarfcbau. Ser gurfl Aham
Sjattonjisfi bemerfte feine ausgezeichneten Anlagen unb lief
|>n auf feine .Stoßen in ber SRilitairafabemie ju SJerfailleS
weiter auibilben. Ä. f ehrte na* «Polen jurfitcf unb mürbe
Hauptmann; eine nict)t glücflicbe Eiebe aber würbe Urfadje,
afj et fein Skterlanb oerlieg unb nach 3iorbamerifa ging,
m Ijiet fit bie Unabhängigkeit bet greiftaaten ju fdmpfen.
t. jeitt)nett fiel) bei mehren ©tlegenbeiten rübmlichft au3,
jurbe bet ^hreunb be$ berühmten SBafbington, crtsielt ben
»incinnatulorben unb fiieg bis }ut Sßütbe einet Beigabe*
enetalt. 9lacb ?)olen 1780 jurücfgefebtt ttat et mit ben
3?annern in SSerbinbung, Weld>e mit rebiict)etn ß.ifer an eine
Rettung ilu-rS immer met)r an SelbfitinbigFeit wie innerer
rtnbeit oetlierenben SBaterlanbet bauten. 3m 17(J1 Farn
ie p9ln. Gonftitution iu @tanbe, welche SRuglanb oerwarf,
nbm ef jugjeic^ ber über birfetbe migoergnügten Partei in
3t>lrn friegettfe^en S3eif!anb leiftete. St. war 1789 jum
«Jeneralmajor ber poln..2trmee ernannt worben, erflirte nd>
791 für bie Gonftitution unb trat mit rubmwürbtget &a*
ferfeit ben 8?uffen entgegen, tnbem et jtei) bei 2)ubienfa
itt 4000|)olftt gegen 10,000 geinbe fünf Sage birft. Kacb*
cm aber bie Staffen tt)te Tlbficbten butd>gefe|t hatten, nabm A.
en 2(bfc^ieb unb begab fi$ tut* Seifjtg. 25te gefeggebenbr
«etfammfung fn granfreieb. woUte Jt.'J Betbienfle fut bii
@acl)< bei gttiljeit anerfennen, inbem fie ibm ben 2ite( efc
nti franj. fflürgerS erteilte. 9?acb ber jweiten Teilung
potent traten Patrioten in $olrn beimii* lufammen unb
unterbanbelten aueb mit 5t. über f\M\<: gut «bwerfung btt
5rembberrftf)aft. Jütr 3Cuffianb bratt) ju geitig aus, aber
am 23. 9Rdrj 1794 war X. ju Ärafau, trat an bie ©pi&«
ber Serbunbeten unb erlieg einen Buftuf jut SBieberberfleU
lung bet Qonflitution oon 1791. SWutbig unb fiegtetcr)
fdmofte St., wd&renb bie Sad)e bet gteit)eit fic^ ausbreitet«
unb befeftigte, abet bie tlbetmac^t bei Stuffen unb Reußen
nötigte ir)n, ftcb in ein »erfäanUeö ?ager »or SBarfc^au
juriicfjujiebeit. «Mit tafilofer 2biitigreit, unwanbelbarer 9?eeh>
liebfeit, SRutb-unb jtlug^eit leitete 3t alle Angelegenheiten bet
jBerwaltung unb be8 «peet«, unb oertbeibiate baS »on einet
gewaltigen tibermaebt hart bebrdngte Sßarfc^au. Sie @cblacbt
bei SRacjiejowicje entfe^ieb cnMi* |)olen$ unb Ä.'S ©ebief«
fal ; na# bet tapferflen ,©egenwebr würben enblidt) bie Sei«
ben bereden bmcbjnocbrn, St. felbft fanf oon SBunben be«
beeft mit bem 2Cu$ruf: „Finis Polomae!" (b. b. 9>olen*
Untergang!) oom pferbe unb würbe gefangen genommen.
Sie ruff. Äaiferin jtatbattna lief ibn in ben Äerfer werfen,
aber t^r Slacbfoig« ?>aul gab ibm, feine «joetbengrofie bewun«
bernb, bie gretfaett wieber, nacl)bem er gelobt, ntebt mebr wi«
ber bie 9tuffen bienen ju wollen, unb woHte ibn äberbieS mit
©nabenbejeugungen ebren, welche IC. .jeboct) ablehnte. Gr
ging 1797 nact) Slorbamerif « , wo man ibn mit S3ewunbe«
rung empfing. 3m folgenben 3abre fdiicfte ibn bet (Jon»
«reg mit Auftragen an bie franj. Regierung. Gr blieb in
jranfreict), lehnte fpdter alle Xntrdge «Rapoleon'«, weichet
fi* feines <Hamen6 unb GinfluffeS jur Bewaffnung dolens
gegen Stuflanb bebimen wollte, ftanbtjaft ab unb lebte auf
feinem Uantgute bei gontainebleau fern oon bem ©et6fe bet
©äffen. 3m 3. 1814 wenbete er ft$ bittweife an ben
ruff. Jtaifet Aletanbet um Amneflie für bie auS ihrem Söas
tetlanbe »ertriebtnen ?>oien unb um©ewdhrung einer freittn
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Kosten «4
Kotfcebue
»erfafTung für $oUn. Jt. begleitete 1815 ben ?orb ®t*s
wart nach Stalten unb lieg fia bann 1816 ju ©olotburn
in ber ©cbweij nieber. Durch einen ?frrit>rief hob er 1817
bfe Setbeigcnfcbaft auf feinem ©ute ©iecnowicje in $olen
auf, unb noa) in bemfelben 3ab.re frarb er in $olge eine«
©turje« mit bem $ferbe. Durch ben durften Sablonowöfi
liejl ber Jtaifer 3(eranber 1818 Jt.'3 Seic&nam naa) JtrafaiT
bringen unb ifm hier auf Sitten be« poln. ©enat« im
©rabmal ber poln. Jtonige betfefeen. 2(ucb roarb ibm ba*
felbft ein Denfmal errietet. Jt. galfcnftein bat Jt.'i ?eben
befcbricbtn (2. 2fuft., ?pi- 1834).
fioßteit, ©ertcbt«* unb $roceß!off en ftnb biejeni*
gen Öelb ausgaben , welche für bie Pflege ber ©eredbtigfeit
von ben beteiligten tlicilö an bie Sficbter ober ben Staat,
tbeilö an bie Sachwalter unb beten Schilfen ju entnebten
ftnb. ©ie beftetjen tbeiis in ber SBiebererfiatfung für ge*
machte Auhagen, al« ©tempelgebübren, 3nfirtion§gebübren,
©ebreibegebübren, ©taatSabgaben, ©riefporfo u. f. w., tbeilS
in ben ©cbübren, welche ©ericbtßperfonen ober für biefe bet
©laat unb Sachwalter für ihre in ber Angelegenheit gehabte
SJcübwaltung in Anfprutfj nehmen. JÜagrr unb JBeflagter
flieilen fitb in bie $>rocefjroften nach 93erbdltntß beS in jebe«
3ntereffe JBerbanbelten, unb nur roenn einem 2h eile muth;
williges" 9>roceffiren naebgewiefen »erben farin, t)at biefer auch
bie Jtoffen be$ anbern fcbeitt ju entrichten. 3n ber ©traf*
lecbtepftege werben unterfebirben : l) bie Griminalf often,
welche benÄufroanb für Sriminalanftalten , Ilmerbalt ung ber
©eriebte, ber ©efängniffe unb Crecution betreffen unb welche
gewöhnlich ber ©taat ubernimmt; 2) Serich t$? o |ten, bie
für richterliche <£)anblungen inStecbnung fommen; 3) au Ii er;
gtricbtlicbf Soften für bie SGertbeibigung, unb 4) S3 er»
pffegungofoften. Der eineS »erbrechen« fcbulbig fflefun*
bene wirb, roo m6glicb, jur Entrichtung biefer Äoftfn an*
gehalten; aber aueb ein bureb bie Unterfucbung al« unfebul*
big Änerfannter muß btefelben trafen, wenn ber auf ft)n
gefallene ßerbadjt, t>on roelcbem bie Unterfucbung ibn rei-
nigte, bureb fein 83erfd)ulben berbefoefübrt roar.
fiotl)e ober richtiger Äatbe iji ein nieberfeiebftfeber, nicfjt
eben mebr gebrducblicber Hüibrad ju bejeiebnung eines
SJauernfjaufee» obne £of unb Janbcreien, brffen 83eft|er,
genannt ftotbfaffe, Jtofaffe, Jtoffdt, Jtdtber ober
Jpinterfaffe, baber nur ju >f->jnb ; unb gufibienfren »er;
pflichtet iß. ©egenwdrtig unterfebeibet man Srofj ; unb
Äleinf 6t ber, unb bei beiben fommt £of> unb Sanbbefib
vor. — Jtotben ober ©aljfotben werben in ben ©alj*
werfen, namentlich in <£>aHe, bie f leinen Kütten genannt,
in benen baS ©al) gefotten wirb.
fiothunt waren im Xltertbum eine 2Ut bober ©ebube
ober ©a)nürfhefeln, welche namentlich auf ber3agb getragen
würben. 3>ic ©cbaufpieler, welche Zrag6bten barileilten, pfleg«
ten ebenfalls Äotburnen }u tragen, bie aber, um jenen ein
erhabenere^ Hnfebn ju geben, mehre 3olI birfe jtorffoblen
harten. TLui btefem ©runbe h^t man juweilen Kothurn
gleicbbebeutenb mit Zragibie gebraucht, auch wot bie er*
babene SRebewetfe unb £eclamation in ber 2rag6bie ba<
(Sinbergehen auf bem Jlotbum genannt.
&ot3rbuf («"ug. griebr. ^nbinanb oon), ber befannte
unb eine 3eit lang fer)r beliebte beutfebe 8ufrfpielbicbter,
würbe 1701 ju Sßeimar geboren. 9&tcbbem er auf bem
©pmnafium feiner JBaterftabt ftcb vorbereitet, befuebre er tie
Unioerfttdt 3'na unb ftubirte bie Stecbtöroiffenr^ften. ®cbon
alS Jtnabe hatte er eine lebhafte Neigung für ba$ 2beate:
gefaxt, welche in feinen 3üngling6jabren nur noch lebbV
würbe. 9Jud)bem erTltoccat geworben unb jit r^eipjig 1781
ein iBanbeben ßrjdhlungen berau? gegeben hatte, begab er
fid> nach fyttatbuxs, wo er ©ecretair beim ©eneralaouorr;
neur oon 8$am würbe, welcher halb nachher bie Xnrectwn
be$ bemühen Jbeaters \u Petersburg übernahm. Jt. nabm
fich be§ Iheaterö mitdifer unb ?iebe an, warb bem ©ebur:
ber ruff. Xaiferin empfohlen unb nach Sawr'i 2obe jum
Xitularrath ernannt, barauf 1783 als" 2£ffe(Tor am C betör:
pellationgtribunal in Nieral angejlellt. 3m folgenben 3ahre
in-rmabite er fich ' mit ber Redner M ©enerallieutenanrt
t?on @ffen, unb 1785 würbe er $rdfibent M ©ouvrme;
mentömagiffratS ber $ror>in) Cfihlanb unb jugleicb in ben
Xbelftanb erhoben. Qx befchaftigte fi<b nun lebhaft mit J>oe:
ffe, entwicfelte fein Salent für bramatifebe 2>arftellung m
gewann bureb t<n< 9^eit>< von gefälligen Dichtungen bie 9mf
beS ^ublicumö. Unter feinen ©cbaufpielen fanben namen:
lieh „SWenfebenbaß unb Sfeue" (S3erl. 1789.) unb „J>i< ,
bianer in Crnglanb" ungewöhnlichen S5eifaü. Der Hob
ner ©attin würbe Urfacbe, bafj er ftcb einige 3eit
Steifen begab. (5r hielt ftcb in iv.ri?, bann in fBtaixw •
hielt enblich uir| K'ine Cntlaffung aus bem ©taatöbienfie
unb lebte nun feit 1795 auf feinem oon ihm erbauten ?anr
fifee gricbenthal, acht ÜReilen von Staroa in GftHanb, bi* ei
1798 einem JKufe nie« .f)oftheaterbichter nach SBien folgte,
©chon nach jwei 3«h«n oerlieg er biefe ©tellung wiet.~
erhielt jeboeb eine 9>enficn von 1000 ©urben jäbrlicb t '
lebte nun in SBeimar. Die ©orge für feine gamilie M
Ä. 1800 nach Sluflanb jurücfiuf ehren , aber an ber ®ie •
würbe er fejtgenommen unb ohne SBeitereS natb ©tbir
tranöportirt. "9?ur bureb *'ntn befonbern 3ufaU wurtf
aus" biefer unglücfltcben 8age gerettet. Ä. hatte ein fleine^
Drama: „Der geibfutfeber ^eter'« be« ©roßen" beraub
geben, welcbeö eine oerhüllte 8obrebe auf ben Jtoifer 5>o
enthielt. (Sin junger Stuffe, Ära«nopul«fi, t>a\tt biefe« Dr
in ba5 Wuffifche überfeftt unb biefe Uberfebung warte bro
.Hairer ^)aul I. vorgelegt, welcher ein fo gro|je$ SBoblgefoBn
an bem ©tücfc fanb, baß er ben Dichter beffelben fogleici
au6 Sibirien an feinen 4>of holen lieg unb ihn mit ©naben-
bejeugungen überhäufte. Qx febenfte ibm ba6 Ärongut fSo
frofull in rHtflanb, übergab ihm bie Leitung be* beutfebra
Sbeatcr8 in ^etertburg unb ernannte ibn jum ^)of-
©eine SCerbannung befchrieb 5t. felbft in bem SBcrfe: ,.r
merfwürbigfie Saht »™'n<* ?ebenö" (2 »te., S3?rl. 1»>1
»Jlacbbem fein hoher @6nner gefiorben war, verließ Jt. rr
ber bie ruff. Dienfie mit bem Uitel eine^ Coüegienratt c
unb hielt ftcb in SBeimar unb 3ena auf. SRifterpfataw
mit ©oetbe würben Beranlaffung , baö Heb Ä- 1^)2 n
SSerlin begab unb h«er mit ©arlteb SRertel ben „^reimm,
gen" herausgab, in welchem er gegen ©oetbe unb brffen J-
banger, namentlich bie 23rüber von ©cbtegel, heftig aufr.-
©cit 1S03 big «n feinen Job gab Jt. ben „Xlmanacb ti
matifcher ©piele" herauö; ebenfo gaben ibm verfebiebene
fen SJeranlaffung jur ^>erau§gabe von ffieifeerinnerunce
Wlit ber (Srlaubmfj, ba« Xrcbio ju benu^en, ging er 1-
nach Ä&nigSberg in Greußen, um eine ©efebichte ?>reuf.e-
ju febreiben. Der unglücf liebe Äampf Greußen« mit bei
ran). Äaifer trieb ihn nad) StufUanb, unb er lebte nun fett
1807 auf feinem ©ute Scbwarje in ßfiblanb unb trat ton
>i*r aitS mit .£>eftig(eit unb Scbdrfe gegen Napoleon unb
ie fttanjofen auf. Der Ärieg gegen biefe nabm entlid)
ine glücf liebe SBenbung; X. (am mit bem ruff. ^auptquar*
ier 1813 ita$ Deutfchlanb unb gab in Berlin ein rufftfcfc
>eutfeb<S S3olfd&latt betau*. 3um ruff. ©eneralconful in
>en preufi. Staaten ernannt , ging er 1814 nacb ÄonigSs
•erg, unb 1816 würbe er alt» tetaatSratb bei bem Departcj
Beul ber auSwdrtigen ttngelegenbeiten in Petersburg ange*
teilt. Der Äaifer fötefte u)n enblicfc 1817 mit einem Sei
a,:c »on 15,000 SRubeln unb mit bem Auftrage nacb Deutfd)*
über ben 3uftanb ber Literatur unb ber öffentlichen
,1110
Weinung DeutfcblanbS bem Äaifer ju berichten. DiefeS ges
cbat), wdbrenb er in SBeimar unb naebb« in Wlatu
ifitn aufbielt, unb jugleid) fuebte er in Deutfcblanb felbff
nif bie Literatur unb offentliehe Meinung burd) fein „Sitera*
ifcbcS SBocbenblatt" ut whrfen. Die 2(rt, in welker er bier
jufirat, berCifer, rmt welkem er »eraltete politifcbe anfiel
rn oertbeibigre, ber 8eicbtftnn unb befcbjmpfenbe SJcutbwille,
rät welchem er gegen bebeutenbe Grfebeinungen ber Seit mi
?c-;be joa, brachte ftJicte gegen ihn auf, unb ein für »cütific
>ccen fc&wdrmenber 3ünglmg, Sanb, glaubte im bödiflen
\ntereffe DeutfcblanbS »u banbetn, alS er Ä. am 23. 9Kdrj
LSI') in SRanbetm burcr> Dol$fticbe ermorbete. — Um bal
eutfebe Sbeater bat ftcb X. unflreirig Berbienfte erworben.
LS enn auc$ fän« Scbaufpiele (welct)'e ?eip*. 1797— 1823
n 28 Bbn. unb 8etp». 1827 —29 in 44 Bbn. erfttyenen)
einen tiefern poefifeben SBertb baben, unb gegenwdrtig,
lacbccm bureb bie großen Didier ber Dcutfcben ber ©e*
ebmaef fieb »erebelt b«t, nur noc$ tbeilweife SSctfaU finben,
o baben fte boeb ben SBertb großer Bübnenfenntnift unb
perben immer SJlufrer bleiben für bie Äunft ber Benufcung
<ti tbeatralifd) SBirffamen. — 3wei S6bne Ä.'S ftnb in
uff. SMitairbienffe getreten: Dtto »on Äogebue, geb.
1787, in ber 9Rartne, unb ÜRorifc «on Äofeebue, geb.'
280; in ber fcmbarmef. 9eamentltc£) ber gerrere bat fieb,
übmlid) auSge^eicbnet. Scbon 1803 — 6 batten beibe Brüs
er ben ruff. Qapitain Ärufenfiern auf feiner {Keife um bie
Bett begleitet, unb 1815—18, fowie 1823—26 motzte
Ziio »< A. neue (SntbecfungSreifen um bie £rbe, auf wtU
hon er, in Begleitung mebrer ausgezeichneter 92aturforfcber,
tid) t nur jur Grwriterung ber geograpbifcf>en Äenntniffe bei*
rüg , fonbern aueb ©elegen&eit in fcr)c wichtigen naturwif*
enfcbuftlicben Beobachtungen fanb.
Iii aft , ift ein 2tuSbruc(, beffen man ftd> im XClgemei*
icn jur Beseicbnuna, ber unbefannten Urfacbe einer roabrge*
lommenen SÖirfung bebient. SRan fc^tteft auS ber 3trt ber
IBicfung auf bie föaft unb bergleicbt gleichartige Ärdfte mit
hianber nacb ben gleichartigen äBirfungen, bie »on tbnen
»er»orgebracr)t »erben. 3n ber 9?atue namentlicb treten
Xtdfte in mannigfaltiger SBirffamfeit ab unb man farm bie
lanje Statur aB ein Stefultat beS iJufammenwirfenS aUer
n ir)r nach ewigen ©cfe(jen tbdtigen ÄreJfte betrauten. Die
Kattrrlebre bat bann ben Swecf, biefe ©efe^e aufjufmben,
mb bie Ätmfle macben natbb« oon ben Ärdften narb ienen
Befefeen eine ber menfcbltct)en ©efeßfebaft nüfelicbe Änwen*
?ung. 5ftan (unn unterfdjeiben ^wifeben cbemiftr)en unb
rtrebanifeben Äraften. Sßdbrenb bet jenen bie Äraftdufje*
mng barin beftebt, ba{j eine jBerbmbung jweier ober mebrer
Stoffe ju einem t>on beiben »erfebiebenen neuen Stoffe t)«*
gefteat rottb, ober baß ein Stoff in feine »eftanbtbeile jer^
fe|t wirb, tritt bei ben meebanifeben Ärdften bie SBufung
«16 ^Bewegung auf. £iefe JCrdfte ftnb eS baber namentlicb,
welcbe als Beweger oon !Dcafcb/inen benu|t werben. 3lUe
Ärdfte wirfen tbeilS anjiebenb, tbei» abftogenb, tbeilS ju*
gleich anjiebenb unb abftoßenb. Die wiebtigften ber in ber
SRaturlebre in äBetracb,t fommenben Ärdfte ftnb folgenbe:
bie öofidfion (f. b.), bie TCuSbebnung, welcbe namens
lieb oon ber SSdrme (f. b.) bebingt wirb, bie %ggrega>
tion ober baS übergeben auS bem feften in ben tropfbar
flüfftgen unb auS biefem in ben tuftfonnigen Suftanb; bie
9Kaffenanjiebung, t»on welcber bie Schwere fowie
bie Xbbdfion (baS Vnbeften ber Äörper aneinanber) bt»
bingt wirb; ber Drud unb Stof, bie ©raoitation
(f. b.), bie Aemifc^e Serwanbtfcb. oft, welcbe bie fidt>
bentbrenben Stoffe jur ebemifeben Serbinbung beftimmt;
bie Spannfraft unb @(afiicttdt (f. b.), bie |>ola*
ritdt, welcbe namentlicb, in ben erfc^einungen ber (Sief*
trteitdt unb beS SRagnetiSmuS auftritt. 3n eigen*
tbumlicber ©eftalt fteQen ftcJb bie in einem lebenben organu
feben SBefen, befonberS in ben Sbieren, wirffamen Ärdfte
bar. Sie ftnb tbeÜS unwillf urlicb,, wie bie IBewe*
gung beS ^»erjenS, tbeilS willf urlicb, wie bie Bewegung
ber Tlxmt unb Beine. Die SRuSFeln ftnb bie SDr*
gane, fcureb welcbe bie willfurlicb.cn Äraftdufjerungen bebingt
werben, unb bie STOuSfel (raft ift barum bem tbierifeben
Äirper fo überaus nufelicb, weil .biefelbe balb alS Drurf,
balb alS Stoff, balb als ^>ebel wirft unb baber, wenn aueb
niebt ber mdchtigfre, boeb ber gefebieftejie Beweger »on 9Jla;
febinen ift. Um bie «KuSlelfraft »on «ffienfeben unb 2bie=
ren »ergleicben ut (innen, bat man ftcb eineS eignen 3fn-
ftrumenteS, beS ÄraftmefferS ober DonamometerS,
bebient, welches im Allgemeinen auS einer Stablfeber be*
fiebt, ber burefc bie SWuSfeKraft mebr ober weniger cnfc
gegengewir(t wirb. ÄuS Berfuc^en bat fieb, ergeben, bafj
ein SDeann »on mittlerer Stdr(e bei Änwenbung feiner gans
jen 2JeuS(elfraft beim «&eben 265 Pfunb bewegen (ann.
SBeiber baben etwa bie Äraft emeS löidbrigen SunglingS
unb »ermogen ungefdbr */» f» °'tl d$ ein Wann, ein f>ferb
jog im DurcbfAnirt mit einer Äraft »on 73G 9>funb, unb.
ein ?Wenfcb übt im horizontalen 3tfge bmtenS eine Äraft
»on 123 Tfunb auS. Die fDeuS(e[frdfte ber 3Jitenfcr)en ftnb
übrigens ungemein »erfebieben unb cS^ibt (Sinjelne, welcbe
ftcb, bureb ungemeine Äraft au$xeic$nen. Die Äraftproben,
welcbe bfrutnreifenbe Äünffler abjulegcn pflegen, finb inbefj
bduftg met)r SarJ^e ber ©efchi(flicb(ett alS ber 9RuS(elfraft.
.fjduftg (ommt eS bier auf bie Äunfi beS BatancirenS an, unb
noeb häufiger in gewiffen Unterfiüfeungen, bie man bem Ä6r;
per gibt ober gewiffen Stellungen, bie man annimmt. Be*
(annt ift eS, baf bie B6gel m ibren klügeln eine unge;
meine Äraft baben in BerWltnifJ »um ©ewiebt ibreS Ä6r»
perS, wobureb aueb baS fliegen bebingt wirb. Äueb ber
2Renfcb würbe bureb ICnwenbung feiner Xrme fliegen Um
nen, inbem er fte mit Sittigen uerfdbe, wenn er ehte fein
eigene« ©ewiebt 10,000 SRal uberfteigenbe Äraft mit feinen
Xrmen auSjuüben oermic^te.
Ärät)en (bie) bilben eine ©attung ber 836gel, welcbe
fief» bureb einen bitten geraben, bieten, jufammengebrücften,
mefferfirmigen unb »em abwdrtS gebogenen Schnabel auS;
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KrHIien
656
Krahn
eignet. 3b« fnorpelige 3unge tfl twrn gehalten, fle r)o»
m flarfc gtifje unb ftrecfen im gluge tie toc^toungfebtn»
ouß. SWan ftnbet fte in großen beerben jufammen unb fte
ndbren [ich ton Hai, ©ewurm, Snfeften, wol auch tieinen
Saunieren unb S36ge(n unb ton Sämereien. Skfannt
ftnb fte aueb wegen iiJrrS DiebSftnneS, inbem fie glänjenbe
Dinge gern flehen, obne fie benufcen ju f innen. Der
JRabe, hie Glfler, ber #eber, ber ipirol, aueb ber
^arabieS&ogel (f. b.) werben ju ben hakenartigen 836»
geln geregnet. Die befanntefien bei und (ebenben Xrten
ftnb übrigen^ folgenbe. Die Do bie ifl am ©d?eitel, dürfen,
©chwanj unb giügeln fdjroarj , im SHacfen, am Unterleibe
unb an ben SBangen afebgrau. 3br jiemlicb bünner ©cfcna»
bei ijl fcbwärjlid) unb ihre Seine ftnb rötblicbfcbwarj. ©ie
erreicht eine Sänge »on 13 3ou* unb ftnbet fidt> in BcfbbdU
jern, foroie in SEbürmen, Äircben, ©cbläffern u. bgL 3m
ßct. unb Slot*, jieben biefe Sögel bon uns fort unb fommen
Anfang SWärj wieber. boeb geben pe juweilen nur bei fco»
beut ©ebnee wenig füblicber. — Die f?ter abgebilbete 9?a»
benfräbe, aucr; <S d; tx> a r j - ober 2taSfri&e genannt,
tfl gan» fdjwari, an ber SJruft mit bläulichem ©lanje unb
wirb l'/i g. lang. — SBenig fleiner ifl bie ©aatfräbe,
welche ein [Acm flablblau fcr>ill«mbe5 ©efteber bat unb im
SBinter naefr 6üben jiebt. — Die SJcebelfräfje wirb un«
grau unb lebt fn ben nirblicbern ©egenben, welche fle out
in jebr harten ©intern oerlägt. Sie lebt in Silbern i
auf SBiefen, fommt aber mit bem erjlen ©ebnee nach t
©täbten unb Dorfern unb legt l)ier balb ibre natürlidc
©cbeubett ab. — 3u ben fdjönflen in Deutfcblanb lebenbt
Siegeln gehört bie SDlanbclt rü tj e ober ber blaue Stadt,
gefdbr 19 Soll lang, iß an JCopf, Äeljle, UnterhalS, glü»
3 ein unb ©djwanj gidnjenb fdjwarj, übrigens aber afcb«
weiter SBogel wol auch ber beutfdje $a»agei genj
worben ül. Die J£>au»tfarbe bilbet ein bellcS ©rimb:
ber 9?üclen aber ifl beQ jtmmetfarben , bie obern De*
ber gltigel ftnb lafurblau unb bie ©ebwungfebern
mern gldn*enb fchwarj» unb lafurblau. Der ©ebnah:
febwarj, bie »eine, furj unb ftarf, ftnb fcbmujiggelb.
bie klugen jiebt ftcb ein naefter glecf mit fleirten Barten
Der auSgewacbfene Sögel bat eine Sänge t>en 14 3oß- -
gärbung beS aBeibcbrnS ifl mtnber febön alS bie btf 3R(h»
eben«. Diefer Sögel ifl fef>r febeu, lebt befonberi in fBa<
Un* unb Jfieferwalbungen unb fommt eigentlich nti:
©ommer fn unfere ©egenben. Den Flamen follen flc t.
ton haben, baß man fte häufig im gelbe auf ben $Jlar\\
in welche bie ©etreibegarben jitfammengefleUt werben, f
m
Hröljmaugm ober JBrecbnüffe (lat. Nux To«i»
fnb bie ©amenfirner eineS in Dflinbien oorfommenco
IBaumeS (SüVchno» Nnx Tonrica). Diefe ©amen bitte
flacbe fret'Srunbe ©Reiben, welche äugerlid) mit ftlbagrautn.
feibenartig gldnjenben, bidjt anliegenben paaren befe^t m
bie nad? ber vertieften 9Ritte ber ©amen julaufen. 3nweÄij
pnb bie ©amen bornartig feft , fobag fte ffd) nur nad) eirn
eigentbümlicben ©e&anblung »uloern laffen. ©ie ftnb et
flarfeS ©ift, befonbert für Sbi«</ welche blinb auf bie 2Be^
fommen unb für bie Jträben, aier aueb für bie SRtnfcr:
SWan wenbet fte in ber SRebicin an unb befonberS finb f*
burd) bie ^omöopatbie wieber in Äufnabm« gefomrni
Äucb um Ärdben unb SDldufe ju töbten, werben fä angf
wenbet.
tfiralm, Äran, Äranid» ifl ber flatne einer Aeber;
febine, bie in i^rer- emfacbflen ©eflalt au* einem fenfrec
flebenben 85alfen beflebt, Don welchem oben unter
ftumpfen fiBinfet ein »weiter SBalfen auslauft, an bef?n
dußerflem (?nbe ft<6 «ne SloHe beftnbet. Uber We SJr-
Iduft ein ©eil unb wenn man an ba< eine Cnbe berfettea
einen fd;weren ©egenflanb befefligt, fo farm man biefen, »
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Krakau
«5*
Kr&mpeln
>em anbern enbe »iebenb, in bie £6be b«ben. Da ber
Itrabn befonberS gebraust wirb, um febr fcbwere Sofien ut
jeben, befonberS um bie SBaarcn auS ben Schiffen an baS
Janb ju bringen, fo bringt man an ihm mancherlei 9?iber»
fcrf an, um mit einem geringen flufwanb von .Kraft ein
ehr fcbwereS ©eroicbt bewältigen ju fonnen, unb rid;tet tbn
iberbieS fo ein, baß er, nacf/bem bie 8afl gehoben worben,
ammt.biefer mit £ülfe eines jweiten 9?dberwerf3 gewenbet
cerben fann. Die Jtrabne »erben an ben Ufern ber £äfen
'ber ber glüffe an ben 2lu$»acforten aufgerichtet. @rfl rieb»
et man ben Ärabn fo, baß er über baS ©cbiff ragt, befe»
hgt an bie barabNingenbe .Rette ober an baS ©eil einen
ßaarenbatlen, bebt biefen, bref)t bann ben Strahn unb fefct
en iBaOen auf bem Sanbe nieber. SHit jroei Äurbeln,
»eldje bie beiben 9?äberwcrfe in Bewegung fefcen, fann
itan auf biefe SBeife bie febwerflen Saften bequem regieren.
Den Namen foQ bie 9Rafd>ine »on ber Ü'bniidjfcit ihrer ©e«
talt mit ber beS SöogetS Jhanid? erhalten haben. — Die
lanbeSberren baben baS fogenannte.Jtrabnrecbt, b. b. baS
Recht, bie ©djiffer ju nötigen, an bestimmten JDrten ir>re
Baaren auSjulaben, wiegen ju laffen unb einen 3oH, baS
Krahngclb, )U bejahten.
iärakau tft burd) ben wiener dongreg 1815 ju einem
sreifiaat erhoben worben, welcber an bem ncrbl. Ufer ber
!B<icbfel liegt unb 21 umfaßt, auf benen 123,000
rinn?. leben, bie in jwei ©täbte, jwei SWarftfletfen unb
füO Dörfer »erteilt ftnb. Greußen, £>jrreicb unb SKußlanb
egrenjen biefen greiflaat unb ftnb jum ©ebube beffelben
>er»fltd?tet, wäbrenb er felbfl in fteter Neutralität bleiben
miß. Die SSerfaffung »om 3. Sftai 1815 fefet fefl, baß
ine ajolfsoertretung, welche jährlich auf »ier SBocben ju»
ammentritt, bie gefefcgebenbe ©ewalt bat, wabrenb bie »oH«
icbenbe Gewalt m ben £änben eines aus neun Senatoren
inb einem $riftbenten beftebenben ©enatS rubt. Die SBolfS»
ertreter roäblen ben ^räfibenten auf brei Sabre. XuSgabe
nb einnähme belaufen ftcb jährlich ungefähr auf nicht gan§
ioo,000&blr. grüber machte Jc\ einen &beil beS .Königreichs
)olen aus, 1795 fam eS an £>frreieb, 1809 jum #erjog»
jum SSBarftbau, bei welchem eS bis 1815 blieb. 3m 3- 1830
tigte fid) in St. große Sbetlnabme für bie »oln. Revolution unb
I würbe naebber ber äufludjtSort vieler »oln. Ärieger. Die
olge war, baß raff. &ru»j>en ben Staat befehlen. Nacbbem
833 bie 9ie»ublif wieberhergefteDt worben war, fam ein ^>an*
elSvertraa jwifdjen St unb bem Äönigreicbe 9>olen ju ©tan*
e, — Die #auptflabt Ära f au liegt am äufammenfhiffe
er Nubawa mit ber SBeicbfel in einer weiten ebene unb
ifjlt 33,000 6inw-, barunter 10,200 3uben. 3brUrfprung
>irb »on bem gürjlen JirafuS abgeleitet, welcber um 700
elebt b«ben foD. Sinfl war Ä. bie ^auptftabt dolens,
iS Jßönig ©igiSmunb III. um ben Anfang beS 17. 3ahrb-
Barfcbau jur £auptflabt maebte, boeb blieb St. bis 1764
ie &ronung3ftabt. St. bejiebt auS ber mit fi3efefligungS<
■erfen umgebenen Ältftabt unb ben SJorfWbten ©trabom
nt> Älepar? am Unten unb JtaftmirS am rechten Ufer ber
[ten äßeicbfel. St. vi ftliicd: gebaut, bie ©fraßen ftnb
utnm unb fcbmu)ig. Unter ben 73 Jtircben jeiebnet ftcb
c ©ebloßfirebe burco ibre gotbifebe Söauart unb tbren Sieicb»
um auS. ^>ier ftnb bie Denfmaler »ieler poln. Äönige
.8er. 11.
ju feben, fowie aueb bie berübmten f)olen ©obieSfi, 3of.
|)omatowSfi, ÄoSciuSjfo unb DombrowSfi bier beerbigt flnb.
3n ber Unit>erptätSfircbe ju ©t^Änna tfl ein Denfmal beS
ÄopernicuS (f.b.). SL wirb von bret $ügeln umgeben unb
auf einem berfelben, bem ber beiügen S3roniS(awa, fiebt baS
120 %. bob« Denfmal AoSciuSafo'S. Die fatbolifd;e Unir-er^
fitiit ifl 1347 gegrünbet, würbe 1817 wieber eröffnet unb ifl
in golge ber lebten Revolution 1833 wefentlicb umgeftaltet
worben. Sie hat eine S3ibliotbef mit 30,000 JBänben unb
vielen ^anbfebriften, eine ©ternwarte, ein SRaturaliencabi»
net unb einen botanifeben ©arten. Unter mebren anbern
Sebranffalten ftnben ftcb jwei ©omnaflen. Der in Jt. re^
fibirenbe JBifcbof fübrt ben Site! eineS ^erjogS von ©eve»
rien. Da in St. mebre JgjanbelSfhaßen »ufammentreffen , fo
fübrt baffelbe einen blübenben £>anbel, ber burdi ^wet freie
Sabrmdrfte unb jwei ^austwoumärfte geboben wirb.
firake (ber), aueb ©eewurm, @ee»ol»» genannt,
ifl ein fabelbafteS Ungebeuer, welcbeS nacb btr erjablung
ber ©eeleute auf bem ©runbe beS Speeres baufen unb all:
jdbrlirh nur einmal an bie £>berflacbe fommen foÜ, um 9?ab>
rung ein?, ii nehmen. Dann bat eS bie ©röße unb ©eftalt
einer febwintmenben 3nfel; fein ffiücfen ift mit erbreieb, mit
&ergen unb Sbälcrn bebeeft unb fogar mit ©ewdebfen;
©rbiffe fönnen an ibm anlegen u. f. w. SDbgleicb eS mit
feinen tburmctbrd'cbM' güblbotnern ©ebiffe in ben Jfbgrunb
beS SJeereS ju fcbleubem »ermag, fo ift eS boeb jiemlicb friebs
fertig unb frtßt nur gifebe in ungebeurer ÜRenge. ©efdbrlid)
wirb ber Strafe, wenn er wieber untertaucht, benn bann
entflebt ein foleber SBirbel im SReere, baß bie in ber Nabe
beftnblicben ©ebiffe mit beruntergejoaen werben. DaS SJcerf:
würbigße ifl, baß ©ebiffer ben Ärafen wirflieb flefeben b«J
ben wollen unb ibre äuSfage fogar eiblicb erbartet baben.
SBabrfcbeinlicb b^en Suf tfptegelungen (f. b.), weldje
eben fo fdjneU entfleben als berfebwinben unb auf^ tau»
fdjenbfie 3nfeln mit IBergen unb Z^itxn barfleßen , beweg«
liebe erbebungen unb bergL 5Beranlaffung gu bet gabel ge«
geben. 2Cnbere haben bie erfebeinung für große, bureb bie
|>bantafte ber ©Ziffer übertriebene 23alftfct>e erfldren wollen.
firommftßrjciflel werben »erfebiebene Ärten oon Droffeln
genannt, weldje in Dobnen (f. b.) gefangen werben, ober
nod) ungemeiner alle auf foldje SBeife gefangene »öael.
Namentlid) reebnet man su ben ÄrammetSoögeln : bie SBifteU
broffel, ben 3iemer, bie ©ings, ©ommer», SSieiß» ober
3ie»brop unb bie JBerg«, Aon)», SBein* ober aBinterbrofr
fei. ©o lange biefe Sßögel ftcb *on 3nfeften nähren , ifl ihr
gleifcb niebt febmaefbaft, wirb biefeS aber im §ab$t, wo
fte SBeintrauben unb «eeren effen. CorjugSweife erbdlt
aueb bie SSacbolberbroffel ben Namen ÄrammetSoogel. («gl.
Droffel.)
Ärämprin, aueb Ärempeln nennt mangewiffe SJerf»
jeuge gur feinen gleicbföratigen 3ertbei(ung ber SBolIe, S3aum>
wolle unb glocffeib«, woburd) biefelbe jum ©»innen unb »ur
fonßigen Verarbeitung getieft gemaebt wirb, ein »erfebie»
ben geformtes ©tücf Seber ifl mit feinen ^defeben ober 3ah»
nen tnebr ober weniger eng befefet unb buret) biefe 3dbnc
binbureb wirb bie SBolIe gebogen. 9Ran befeftigt biefe Jtrdm*
»ein auf ein eignes »ugefcbnitteneS JBretcben (©treiebbret)
unb bat bann eine $anbfarbätfcbe. JQorjugSweife wer»
8 3
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Krampf
*5S
Kranach
ben jcboch Krdmpeln, auch Kra|en, (Streiken bie 9Ra»
f i n e n f ar t a t f ciK :t genannt, bei btnen SUaljen angebracht finb,
über welche baS mit ben Surfen befegte Seber gebogen wirb.
Diefe SBaljen ftnb bann biircb 9fabcrwerfe mannieb facti t>er*
bunben unb (UUen fo eine KrämpeU ober $locfen«
mafdjine bar, in welche baß rohe 9)robuct hineingebracht
wirb unb bie biefeS bann, jum Spinnen auf baS ttoDfom«
men|te oorbereitet, wieber oon -fich gibt. 25er ßnajanber
2trfwrigf>t (f. b.) bat bie Krämpeln erfunben, tic feit<
berrt allgemeine Verbreitung gefunben Ijaben.
Ärnrnpf bejeichnet einen Kranfb«it$suftanb, ber ftdr> baupt*
(dcbltcb bureb unwillfürliche Verlegungen ber SDiuSfeln ober
mudfutofer iJhriie dußert, im roeiteften Sinne beö SBorteä
jebod) aKe 2bcile bc§ Körpere" befallen fann, bie ibrer Se*
febaffenbtit nach baS SJcrmögen beftfeen, ftd> jufammenjus
•rieben, }u berfürjen unb 511 verbiebten. Krampf in bem
ctfigenanntcn «Sinne unterfefteibet fich in ben tonifdjen
Krampf, bei welchem anbaltenbe 3ufammeniiebung ber
WlnittUx ftatt bat, unb in ben fogenannten flonifcben
Krampf ober bie 3ucfung, Gonoulfion, wobei bie
Sufammenjicbung mit Grfcblaffung wecbfclt. 3u ben wc;
fentlichen Grfcbemungen , welche ben 3uftanb oon Krampf
begleiten, geboren Serfürjung, 2fnfcbwellung, -öart -. unt>
Scbmerjbaftwerbcn ber eom Krämpfe befallenen SRuSfeln
ober fonftigen ©ebilbe, wobureb 3ucfungcn, SÜerjerrungen,
Serbrcbungen, (Spannungen, Verengerungen u. bergl. ent -
(leben. Dagegen finb örfebeinungen/ bie jtcb jwar oft, nidjt
aber notbroenbig ju Kvdmpfen gefellen, .pdrte, 3ufammcn;
gejogenfein, Unterbrucfung, Ungleichheit be$ hülfet! , auwei*
len auch ftieberbewegungen, Unterbrucfung beS Stuhlganges
unb ber -£>autauSbünfrung , Urocfenbcit unb Kalte ber #aut,
reichlicher Abgang cineö faft wdfferigcn Urin*. Der Krampf
fann halb allgemein fein, b. b- fich über ben ganjen Körper
verbreiten, balb ortlich fitrt auf einzelne 3 heile befcbrdnfen,
unb erhalt hiernach ebenforool oerfebteberte Benennungen alS
auch bie 3uid(le, welche ihn begleiten, oerfebiebenarttg ftnb.
Der allgemeine Krampf, Starrframpf, Sobtenf rampf
genannt, beflcbt in unroillfüi lieber, anbaltenber unb bochfi
f.tmerjbafter 3ufammenjiebung ber üCRuSfeln beS Köpfet,
•£alfe8, Stadens, bcS töumpfeS unb ber ©liebmaßen, reo*
burd) ber ganje Körper fteif unb unbeweglich, unb entweber
gerabe auSgcftredt ober nach vorn, rücfwdrtS ober nach, ei»
ner «Seite bin gefrümmt wirb. 3113 örtliche Grfcbeinung be*
obaebtet man Krampf in ben ?lugenlibern, foroie in ben
Äugen felbfc, in ben ©citcbtSmuSfeln, roo er, wenn babureb
Die kippen auf einer ober beiben Seiten gegen bie SDbren
hingezogen roerben unb ber 3)funb fthnlichfeit mit bem eineS
b;c 3abne flctfcbcnbcn £unbe$ befommt, 4?unbSfratnpf
genannt wirb, in ben Kau 5 unb ©ebjafemuefcln (Kinn j
baefenframpf), ben ^uöfeln beä .ftalfeö unb Ü7(acfen3
mit @cb.iefflellung ober 3urucfbeugung beS Köpfet, bann beö
©djlunbe«, Keblfopfeß, ber fiuftröbre unb ibrer SJerjweu
gungen mit erftb, wertem fcbmrrjbaften Sulingen unb bebtru
bertem dngfilid)en Ätbembolen, in ben <Sd>ließmuSfeIn beä
■Jlfccrö unb ber ^arnblafe mit S :ubi * unb Urinvrrbaltung,
in ben ©liebmaßen. 35ie nur einjelne 2beile betreffenben
Krämpfe finb nur außnabmSweife felbftdnbige Übel, meiflen3
Ho$ Symptome anberer Kranfbeitgjuftdnbe. Äbgefeben ba«
von bieten bie Krdmpfe binftcjr>tlid> beö ©rabeS ibrer «{jeftigi
leit, ujreS Serlaufe« unb ibrer Dauer mannigfaltige Se»
febiebenbeiten bar. Die Anlage ju Krdmpfen {um emtt,
angeboren ober erworben fein, unb bejtebj in ber ju 9ta>
»enf ran f betten überbaupt,
Cuniinil) (8ufa§), ber berühmte beutfebe State, bie§
eigentlich Sun ber ober<Sünber, ober wie Tlnbne weUert,
Müller. Den tarnen Kranacb erbielt er r>on ben : .
gleichen Ramend im Sitötbumc Samberg, an voelcbem n
1472 geboren würbe, ©ein Safer war gcnnnil*11«:
ber unb Kartenmalec unb oon ibm erbielt 8ufal ben erfta
Unterricht im SKalen. ©pdter lernte ibn ber Kurfürji Jrk
rieb ber Steife fennen unb nabm ihn an feinen Jbof. i '
hatte K. ©elegenbett, fieb weiter audjubilben, unb aui
9?eife nach ^aldfRna , auf welcher er 1493 ben Kurfirfc
begleitete, mag wefentlicb ju feiner SUertJollfommnung beif
tragen baben. 3m 3- 1504 würbe K. jum Hofmaler tc
Kurfürften ernannt unb nachbem er fpdter in ben Xbeljto-'
erhoben worben war, würbe er 1537 öürgermei^n
SBiittenberg. Qx war ein eifriger Xnbdnger ber SeferDi
tion, ein greunb JJutber'd unb SRelanchtbori'« unb ein na:
Diener ber fäcbf. Surften (gmeftinifchcr ginie. Seinen Spr. -
ben Kurfürften Sobann griebrieb, begleitete er in bie *
fangenfehaft, al* berfelbe in bic 4?dnbe be8 ibm ftintii-
Kaifert gefallen war. 9?achbcm er mit bem Kurfiirflen 1
nach Saebfen üurücfgefebrt war, jiarb er 1553 ju ße^
unb würbe in ber Scblopfirchc bafelbft begraben, wo «n<b ■
fein Denfmal j)U fehen ift. & hinterließ einen Sobn, gW
St., geb. 1515, geft. 1586 alä ©ürqeTmeifter ju fBeiof
welcher gleichfalls ein au5gejeichneter ÜSaler war unb Nfc
JBilber bdufig für Silber feinet JBatert ausgegeben «*:'•'
mögen. i>duftg h*>ben beibe St. auf ibren äÖtloern bai '
rer Jamilie »on Biebrich bem ffieifen ertbeilte 2BajN»« ;:'
gebracht, eine geflügelte Schlange mit einer rotten £w
auf bem ftaupt unb einen golbenen Sing mit ettiera
bin im ÜRunbe. K.'ä ©emdlbe jeichntn ftch nnht bc:
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I
tteaTe Schönheit unb gebanfen»oÜ"e ffuffcfFung, fonbern
fcura) SBabrbeit be« 2fu5brucfS, 9caturlfeüe, fdjöneS 6olorü
unb richtige 3eicfcnung au«. 2Sir befiljen von ifym »iele, febr
intereffante Portrait? von 3eitgenoffen, namentlich »on ben
{Reformatoren. Die 3abl feiner ©emälbe ift febr groß, man
finbrt beren in allen größern ©emälbeaalerien, fomie in vie»
len Ätrc^en , namentlich befifcen bie Jttrd^tn in Wittenberg,
SEcraau, Weimar unb Naumburg, fowie bie 97atr>8&if>Iip*
fbtf in Eeipjig feböne ©emälbe »on ihm. 3ntereffant ijl
Jt.'d 1814 in ©erlin herausgegebene« Stammbuch, in wel»
ffpem einige ber berühmteren 3eitgenoffen be« jEünftler« bar>
gepellt finb.
Äranic!) (ber) ift ein in mehren TCtttn »orfommenber
Sumpfocgel, beffen Schnabel nur wenig länger al« ber
Äopf. ftarf, aerobe unb jufammengebrüciit ift unb an ber
23unel eine fcongenfurebe bat. "Kn ben langen ©einen bat
ber .Kranich balbgebeftete 3eben unb ber Daumen ift abge*
rüctt. Der gemeine Äranid; lebt wäbrenb be« Sommer«
im nörbl. 2t)ten unb in Europa , jiebt aber gegen ben SBin»
ter nach 2tfrifa. 9JJon finbet ibn in fumpftgen ©egenben,
rc c er SBürmer, Snfeften unb 'Amphibien frißt. Dod) fügt
berfelbe aueb ben Seibern Schaben ju, weil er bie grüne Saat
frifjt unb burd? ba« geftfreten be« ©oben« bem ^flanjen«
rouebfe fdjabet. Cr erreiebt eine #6be »on mebr al« 4 g.
unb wirb 37» g. lang. Sein Schnabel ift rcbmarjgrünlicb,
feine güße finb febwan. Der Jöorberfopf ift fdjwarj unb
mit Sorten befe(jt, wabrenb ber £>inter?opf mit einer naef«
ten rotben >paut übenogen ift. Stacfen, SUorberbal« unb
Sdjwungfebern finb fdjwarj, ber ganje übrige Jtörper iji
afebgrau. Äm ©ürjcl unb an ben glügelenbtn bat biefer
Äranicb. lange, geträufelte unb aufgerichtete gebern. Da bie
Buftröbre btefe« Sögel« trompetenförmig gefrümmt ift, fo
bat er eine überaus fiarfe Stimme, welche er befonber« bann
boren läßt, wenn er in beerben gefammelt im ^»erbft unb
grübling feine SSSanberungen maebt. Da« gleifcb. befonber«
Oer jungen Äranidje wirb gegeffen unb bie gebern werben
pon ben ÜJtorgenlänbern al« $u(} getragen. — Schöner
fr ber g)fauenfranicb ober £ öntg«»ogel, weldjer bun»
'elafcbfarbtg mit febwarjem ©aud), gelbbraunem ©ür^el,
peilen glugeln unb Keinen faßanienbraunen unb großen
djroarjen Sd;wungfebern ift. Äuf bem Äopfe bat er einen
4iigen ©üfcbel »on gelben bünnen gebern, welche er
.rlidi aufrichten tann. Än ben Seiten ift ber Äopf
unb weiß unb bie .Reble ift mit Heine n rotben Sappen
.efct. SRan fmbet biefen gjogel an ben Äüfien be« wefil.
ifrifa«.
ÄranKmanetttlt, Äranfenbau«, «^etlanftalt,
!>ofoitat, ?ajaretb ftnb gleid)bebeutenbe Benennungen
itr Ttnftalten, in benen niebt nur arme Äranfe unentgelb«
et) drjtlid) bet)anbr(t, mit Vir,neten ferfeben, beifügt unb
rrpflegt werben, fonbern aud), wentgftenS in allen ben
5td&ten, wo e$ Unwerfttä'ten unb 'jtfabemien gibt, Unter*
bt in ber ^eilfunft ertbeilt wirb. Dergleichen woMtfcätige
"nftalten gab r6 fefcor. lange m ben Jtreujjügen bin unb
ictcr in Europa, vorjüglid) aber im 9Rorgen lanbe. So
runteten fdjon im 11. 3abrb- Äaufleute ein Äranfenbau«
:m Ädufer 3obanne5 3U fyxtn in Serufalem, beffen Äranfen*
drta fdj fpdter Sobanniter nannten. Snbefl erfl al« burd)
bie Äreujjüge ber Xu«fa| nad) Europa .«erfcblrppt worbrn
war unb eis bie SBeneric bafelbjt befannt würbe, jwet burd)
^fnfteefung ffd) weiter terbreitenbe ^ranfbeiten, mad}te Od)
ba£ äBeburfnif allgemeiner füblbar, öffentliche Äranfenbaufer
ju erridjten, unb jwar bauptfäd)lid) um bie von ben genannten
Äranf tjeiten befallenen ^erfonen in ilmen unterjubringen unb
abjufonbern. Xnfangft nabm man jeboeb nid)t b(o$ jtranfe,
fonbern aud) arme, alter§fd)wad>* Veute in brrgleid)en Um
ftalten auf unb »erpflegte fie bafelbft oid an ibr JfcbenSenbe,
ja felbft ©emirtetten war e« geftattet, fid) lebenßlänglid) in
biefelben einjufaufen. Urft fpater jwang bie mit ber immer
junebmenben S$eo6lferung aueb ftd) mebrenbe 3ab( ber Jtran«
ten jur ©rrid)tung befonberer .jpofpitäler für alte, be* ©elbft*
erwerbeS nid)t mebr fäbige ^erfonen, fobafj rrft von biefer
Seit an bie bidberigen jtranfenbäufer ^eilanftalten im rigeut«
Iid)en Sinne brf Jißorte8 würben. Da nun aber nid)t fei*
ten Stange! an ben erfoberlicben Mitteln nitbigte, fäon
»ort)anbene ©ebäube ju Äranfenbdufern ein^uriebten, fo
fonnte weber auf eine geeignete Sage ber ©clxSube nod)
auf 3wecfmdßigfeit ber »auart unb 3immereinrid)tung bie*
jenige fRücfftcht genommen werben, bie bod) für bie Grrri*
d)ung bei 3wetfe8 berfelben fo notbwenbig ift, unb baber
fommt eS, baß tS nod) beute .jjofpitäler gibt, bie, wenig*
ftenS wa8 bie äußeren ©ebingungen betrifft, ibrem 3werfe
nur unooHfommen entfpredjen, obfct)on anbererfeitö wiebet
niebt ui leugnen ift, baß feit einigen 3abrjebnben fowol »on
Seiten ber Regierungen unb ©ebörben alt »on Seiten ber
&r*te »iel für bie 8)er»olIfommnung biefer SLBobltbätigfeit^
anftatten gefd)eben ift. ^anbelt e§ ftd) nun um Erbauung
eine? neuen Xrantenbaufee* unb bat man hierbei freu
S!öaM be« !Drte«, fo gilt alS Stegel, baß man baffelbe au«
ßerbalb ber Stabt, jebod) nid)t in ju großer Entfernung
»on berfelben anlege; nötigen bagegen bie Umfiänbe jur
Xntage be« ^ofpitale« in ber Stabt felbft, fo wähle man
wenigften« einen freien, »on feinen hohen ©ebäuben um*
fd)loffenen f)lag, bamit ungehinbert ein freier Suftjug fiatt*
ftnben f6nne. Sefinbet ffd) ein nid)t ju fleiner gluß in
ber 9täbc, ber ba« für Erhaltung ber allgemeinen Reinlich«
feit fo notbwenbige SBaffer gewährt, beflo beffer, außerbtm
muß wenigßen« bafür Sorge getragen werben, baf ber Tin-
ftait eine hinreichenbe 7ln;ahl gan} in ber 9täbe angelegter
©runnen ju ©ebote fteh«. Die jwccfmäßiglre gorm für ein
größere« jCranfenbau« ift iebenfall« bir eine« an einer Seite
offenen Siierecf«, fobaß baffelbe au« einem £auptgebäut*
unb jwei glügeln befteht. Buch barf baffelbe haften« jwei
Stocfwerfe haben unb muß mit ber gronte ber Äranfen«
jinmier wo möglich gegen SRorgen gelegen fein, gür Stäbte
»on nid)t »iel mehr al« 100,000 (Sinro. reicht ein Äranfen:
bau« au«, tn welche« bann freilich Jtranfe aller %U mit
2fuSfchluß »on 3rren aufgenommen werben müffen, wobei
fid) jeboch »on felbft »erftefit, baß bie in ein fold>e« aUge*
meine« Äranfenhau« aufgenommenen Äranfen je nach bet
Xrt ibrer Jtranfbeit »onetnanber abjufonbern unb fo unter«
jubringen ftnb. 3n biefer |>inftd)t hat ftd) al« ba« jwetf*
mäßige ^u^funftSmittd eine Sd)eibung ber Xnftalt in fedj«
Xbtbeilungen bewährt, unb jwar 1) für innerlid) Jtranfe,
2) für äußerlich Äranfe, 3) für »ugenfranfe, 4) für SJene*
rifebe, ö) für Ärähige unb 6) für Schwangere, hierbei
müffen nicht nur beibe ©efd)lechter, fonbern auch überbte«
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bie SBenerifgeh unb Ärdfcigen üon ben übrigen Ärnnfen
forgfältig getrennt werben. Qfaßet ben bauligen SBerhdlfc
niffen eine« Äranfcnhaufe« unb bet jweefmäßigen JXaumtcr*
theilung in bemfelüen gibt e« aber nog Siele«, was in tu
ner ^eilanfialt eine befonbere Aufmerf famfeit terbient. Jpxtx*
ber gebort jundgfl bie Sorge für Ggaltung einer reinen
8uft bürg Erneuerung berfelben, Sfäugerungen u. bergl.,
für eine jweefmäßige (Einrichtung ber Abtritte, für angemef»
jene «ßeijung ber Simmer, für ßinrigtung einer öabean*
ftait , in welger SSenerifge, Äräfeige ober mit anbern ans
fbefenben Äranfbeiten SJebaftere ibre befonbern Saberoan*
nen haben müffen, unb ein fogenannte« ruffifge« S3ab ob«
an beffen ©teile wenigflenö ©gwifefaflenunb bie nötigen
SJorrigtungen ju SDougen nicht fehlen bürfen. gerner be»
barf e6 für bie JCranfen jwecfmißia eingerichteter Sagerftät*
ten, baber wo m6glig eiferner Setrßellen mit SJlatrafeen ton
*Pferbeboaren, ©troh, |>eu, 9Roo« ober ©eegraö jur Unter:
läge unb rooOenen, gut auögewalftcn, wetzen ober grün
gefärbten Decfen jur S3ebecfung unb eine« gehörigen SBors
ratbe« an £eib * unb ©ettwäfge. SBigtiger tiecb aber al«
alle« £>irfe« ift bie Anflellung tüchtiger, für grenSJeruf bin»
reigenb torbereitetet unb unterrichteter, überhaupt jutvrtafjtJ
Ser ÜBdrter unb SBdrterinnen, bie (ig ber Wege ber Äran»
tn mit Hiebe untergeben, über pünf tlige ©efolgung ber ton
ben Anten erteilten Storfgriften wachen, namentlich auch
barüber, baß gegen bie bidtetifgen SJerorbnungen in Crffen,
Srinfen u. f. ro. fein Verfloß begangen werbe. SBenn
nun auch Äranfenhäufcr Ellen offen (leben müffen, bie eine
3uflugt in ihnen fugen, baber aug SBobgaoenben , jumal
wenn biefe fremb ober unterbeiratbet (tnb unb be«balb außer
bem ©pitale bie erfoberlige Abwartung nigt haben finnen,
ober wenn ffe (ig leben«gefäbrligen Operationen unb ßuren
unterwerfen muffen, fo ftnb (ie bog in gegenwärtigen 3cU
ten torjug«weife für arme äranfe au« ben niebern Staffen
bejlimmt, benen ihre Angehörigen in ibrer {Berufung au«
SRangei an Mitteln nigt bie gehörige Pflege m Sbeil wer:
ben lajfen fönnen, baber namentlig aug für tranfe 2)ienft*
boten, arme £anbwerf«gefeUen unb 2er/rlinge, arme 9ltU
fenbe, bie fern ton ibrer Heimat erfranfen, JCranfe au«
iJugt« unb Armenbdufern , tranfe SUagabunben u. f. w. —
Au«gejeignete SCranfenbdufer (tnb ba« griebrigöbofpital in
Stopenbagen, ba« fön. Uajareg unb ba« 25anroicf«bofpital
in ©tocfbolm, ba« ^ofpital vom h. Sohanne« in Sirrin,
ba« «ftofpital in SRatlanb, ba« allgemeine Äranfenbau« in
SBien, bie (Ibaute in SBerlin, ba« ©enfenberg'fge «fjofpital
in granffurt a. SR., ba« 3uliu«bofpital in Sßürjburg, bie
Äranfenbdufer in «Diüngcn, Samberg, Hamburg u. f. w.
firankfjeit bejeignet benjenigen Suflanb eine« organi*
feben, belebten 5t6rper«, in weigern auf eine wahrnehmbare
SBeife entwebet beffen fefle ober flüffige ©ejtanbgeile ton
ibrer gefunbbett«gemdßen JSefgaffcnbrit abwägen ober eine
ober mebte Vcrrigtungen brffelben geftört finb. Äränfbeit
unb ©efunbbeit (tnb bte beiben 3uftdnbe be« £eben«, außer
benen ein britter nigt gebaebt werben fann. 2Bo ba« ?eben
aufhört, fann aug feine ÄranFbcit mebr flattftnben. Sin
franff^after Buflanb muß fig, wenn er wahrnehmbar fein
foll, bürg eine ober mebre in bie Sinne faUenbe (Srfgeu
nungen offenbaren, »erartige erfgeinungen werben ©9 ms
ptome ber Äranfbeit genannt. Diefe Symptome (tnb wies
ber boppelter Zxt, folge, bie nur non bem Fronten (cllf
wahrgenommen werben, <£mpftnbungcn, «efüble, bie n
fieb lebem Änbern entgegen, innere, fogenannte fubjectict
©pmptome unb äußere, aug »on Anbern wahrnehmbare,
objectioe, bie entweber in ©törungen ber naturgemäßen
SBmigtungen be« Sbxptxi ober in figtbaren ISeranbcrun:
gen feiner ©ubflanj begehen. 2Cuf bie Zxt unb SBeife, wie
(ig bie Äranfbeitöerfgcinungen äußern, üben wieber eine
Spenge »on Umflänben mehr ober weniger Einfluß, fo j. S5.
ba« Alter, (Befglegt, Temperament, bie befonbere Sorte:;
conflitution, bie bürg Seben«weife, Neigungen unb £eib:r.
fgaften, Äranfheiten berbeigefubrte IBefgaffenheit be« JUn
per«, bie unenblig mannigfagen Jöeyetiuuqen, in bnwa
ber äDrgani«mu« ju b« Außenweit (lebt. 2)en Äranfbcu.-
erfgeinungen müffen ferner nogwenbig Urfagra jura ©ntuit
liegen, bie man in innere unb äußere ;u trennen pflegt, b
bem man unter erflern bie fogenannten Äranfheitöaa-
lagen, unter (efetern bie fogenannten QJelegenbettJur-
fagen ter(leht. Sie .Uranfheiten felbfl unterfgetbet man
wieber nag bem ©i|e unb ber Au«behnung in allgemeine
unb irtlige, innere unb äußere; nag ber 3>aiier a
rafg unb langfam terlaufenbe, obwol (ig bter ferne
genauen ©renken jiehen lajfen (in fogenannte acute ml
gronifge); nag ihrer entfrehung«art in anfieefence
unb nigt anjiecfenbe, ererbte, angeborene unb iti
worbene, in epibemifge (f. b.), enbemifge, b.b. n
gewiffen ©egenben einheimifge unb fporabifge, b. b- ncr
»ereinjelt torfommenbe; ihrem Gbarafter nag in boSat
tige, leigte unb heilfame, b. h« folg«/ »«tg« ta
Äorper gefunber terlaffen al« er war, ba pe ihn befielen:
ferner in einfage, äufammengefefcte, eerwttfeltt
£>ie Äranfbeitcn gehen entweber in ©enefung ober in m
bere Äranfheiten ober in ben Sob über unb burglaafen c;=
wiffe 3eiträume, ton benen man ganj allgemein brei urru:
fgeibet, ben be« (SrfranfenS, ben bet |Ü(c ober bet Gr;=
fgeibung unb ben ber ©enefung.
firät)t ifl ein fieberlofer, anflecfenber, al« »lattern de
£3lä«gen erfgeinenber ^)autau«fg(ag, ber am gewobnlicbtb
in ben Bwifgenräumen ber Singer, an ben .£anbw::: .
unb in ben {Beugungen ber Ellenbogen Jtnie > unb gu?
aelenfe, ju weilen aber aug, mit Ausnahme be« ©efi±:.-
uber ben ganjtn Körper terbreittt torfommt unb ton efaten
läfligen, jur @ommer«jeit, in ber JBettwärme unb nag res
©enuffe geifliger ©erranfe junehmenben Sucfen unb %xo\c
in ber ipaut begleitet witb. 9Ran unterfgeibet eine troefenr
unb feugte ober fette, eine wahre unb falfge Arftf
J>te troefene befhht in fehr Keinen, wenig entjünbeten uri
in ein burgfigtige«, weißlige« »lä«gen fig jufpifcenbr
harten unb rothen #autf nötgen , bie, wenn fie nigt aufjt
frabt werben, oertroefnen unb nag Abfguppuna ber
fpurlo« terfgwinben. Die feugte ober fette Xrdfee jei::
ftg in ber $orm ton einzeln ßehenben, am ©runbc nwpi,
entjünbeten, erh<»btn<n, eine gelbe SKaterte erttbatesbw.
^uflcln, bie nag 2 — 3 Sagen reifen, bann aufbreebr.
unb nun unter 3unahme ber (fntjünbung, be3 fgmerjlK
ten Sucfen« unb unter Verbreitung eine« eignen, »ibngr.
fgimmligen ©eruge« eitern unb fgwären, ober (ie fenu:
in ber ©eftalt oon entjünbungölofen, »iemlig großen, wa
einer burgfigtigen geugrigfeit angefüllten fBlä«gen 400
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üorfchetn, bie ^ttt unb b<i mit Krifteln unterm tfdht fmb,
:benfatlS heftig juefen, nach tinigen Sagen Berften unb thetlS
1 •'.{!) Bitbung eine? ((einen Schorfes heilen, tbeilS erft nach
:>crr;erigcr SJerwanblung in eiternbe $ufteln ober ©efdjwür«
iur Heilung gelangen. Die in Sucfbldtterchen, Sucfgefchroür»
t>m beflebenbe fogenannte faifcbc Strikt unterfcheibet ftrb ba»
ntreb, baß fie nid)t anfteeft, uberall an ber JDberfldcbe be«
£6rperS, bcS Seffent nicht ausgenommen, jum SBorfctjein
Vmmt, XbenbS unb in ber Bettwdrme niä)t mer)r jueft al«
im Sage unb oft oon fein- furjer Dauer ifl. Die wahre
ftrafce mtflebt immer nur burch Bnjlecfung, bie ftch jeboeb,
'.-M turd? bie Hüft, fonbern nur burd) unmittelbare SBc*
rübrung, fowie buret) ben Gebrauch »on JtlcibungSflücfen,
2BAfct>e unb Betten Jtrd&Franfer mitteilt, unb burch Un.
reinlidjfeit unb Sernacbtäfftgung ber n&thigen Hautpflege
.'cgünftigt wirb, Doch gibt e5 $erfonen, bie fo wenig Crm*
:fdnglicbfeit für ben ÄnflecfungSfloff ber Jträfee befifcen, baß
H ftcr) ber Bnflecfung auf alle Hrt auSfefeen f innen, ohne
tngeflecft ju werben. ©o fcheinen auch manche $rofeffio»
ten gegen fi« ju fdjü&en, wie 3. B. bie ber Bäcfer, 2)Jü(»
er, ©erber, gdrber, ©eifenfieber, Branntweinbrenner, 2Bä»
'gerinnen, wdhrenb wieber anbert, wie bie ber SEBotlarbei»
:cr unb @a)«eiber, eine befonbere Anlage für fie begrünben.
Ob ein Äijicr, bie fogAiannte Ärdfcmilbe, aus bie eigent»
ad?e Urfodjc be5 ÄrägauSfchlageS betrachtet werben muffe,
ifl noa) unentfebieben. Die Jtrdfee ifl jwar eine läflige,
tfelbaftc Äranfpeit, bie wo( faum jemals oon felbfl bellt,
fonbern immer eine angemeffene Ärjttirfjc Betjanblung erfo«
Dcrt, aber an fich gefahrlos, unb wirb, wenn fie nicht febon
veraltet ifl, leicht geseilt, (ann jebod) freilief) ben SRenfchen
mehrmals befallen. Dagegen trofct bie »eraltete, inSbefoni
pere bie troefene, oft fehr lange aßen Heilmitteln unb führt
mit ber 3eit eine frfjled^te ©aftemifebung, XnfcfjmeHungen
oon Drüfen unb Baucbeingeweiben, Abmagerung beS gan>
$cn ÄörperS, fcbleicpenbeS $ieber, SBafferfucbt u. f. w. l?er»
bei. dinem fo Übeln ÄuSgange ber itranfheit ftnb »onüg*
id) .Rinber, fetjr alte 2cute, wie überbauet gefebrodebte
iJttenfchen auSgefefct. Die gefährlicbfien folgen t)at eine
pti$fclief;e, bureb ßrfältungen, erfdjütternbe ©emüt&Sbewegun*
jen ober H'nptritt fieberhafter ÄranfbeitSsuftänbe »eran»
af?te Unterbrücfung ober aQm rafebe, burd: unoorftebtige Än»
ttenbung bloS äußerlicher Littel herbeigeführte Vertreibung
?e3 SfuSfcblageS, Solgen, bie mitunter felbfl fcureb. SBie*
jerberftellung beS "ÄuSfcblageS nicht ganj gehoben werben
?6nnen.
(Irduti'r bejeichnet in ber allgemeinffen Bebeutung fo
oiel wie ^flanjen, bann nennt man trauter oorjüglich bie:
enigen ^^anjen, bei welchen bie SMattbilbung oorherrfchenb
fl, fchüejjt mithin namentlich S3viume, ©traucher, SRoofe,
vcJncn, $ilj< u. bgl. au?. S3efonber3 werben bie »erfchie^
Jenen ja einem befrtmmten ©ebrauch nü^lichen ^flanjcn a(d
Kräuter btjeichnft, inbem man »on 'Ä^neifräutem , garbe*
frdutem, gutterfrdutern u. f. w. fvricht. 3n ber ^h^ma»
:ie nennt man enblich Kräuter oorjugSweife biejenigen f^flan*
en, oon bentn bie ganzen ©tengel mit Blattern unb S3lü>
cn, ob«r bie 3»eige mtt ben Blattern ober nur biefe lefc*
trn etngefammelt, getrodntt unb ju mebitinifchen 3»ecfen
eiiuenbct werben, einen Shtil ber Sehte oon ben ftrjnet»
nittelrt macht baher bie mebtetnifche XtAutertunbc
aus, wogegen bie Cotanif (f. b.) ober $flanjenlehre wol
auch t>en tarnen ber allgemeinen Jtrduterfunbe er«
halt. 3ene umfaft nur biejenigen $flanjen, welche in irgenb
einer jpinpeht ju mebicinifchen 3*oerfen oerwenbet werben.
firebs, ÄreBSfdhaben, nennt traut eine b&Sartige, in
Berfchwdrung übergegangene Söerhdrtung, welche eine enta
fchiebene unb befldnbige »Weigung jeigt, aUe£h«l« ohne Una
terfchieb ihrer Befdbaffenheit ju serftfiren, fich felbfl uberlaffen
nie heilt unb hi$ jis einer gewifTen XuSbilbung gelangt »er:
fchiebene aUgemeine ÄranfhettSerfcheinungen herbetführt. Der
ÄrebS entwicfelt fich entweber au$ ein« fchon früher »or^
hanbenen, unter ber Benennung ©cirrhuö befannten, b65:
artigen 58erh*5rtung irgenb eines ©ebilbe« ober au8 einer anbern
©efchwulfl ober einem ©efchwüre; 3fo erfterm %aüt mU
fleht eine ©efd)wulft in irgenb einem JDrgan, bie ftch beut«
lieh begrenjt, anfdnglich »otlig unfchmer3haft, nur feiten bc*
fonberS empftnblich, fogleich »on ihrem entgehen an aber
fehr hart, ungleich, h^erig, fchroer, an ihrer IDberfWche je»
boch hier unb ba elaflifch unb ftellenweife weicher ift. Da^
bei läfjt fidh an ber dußetn, fte bebeefenben <$aut feine
Beränberung wahrnehmen. DaS Drgan bagegen, in weis
ehern fie ent'flanben ifl, oergrif ert fich entweber ober fchrumoft
auch wol, inbem e8 fefler wirb, jufammen. 9laa) einiger
3eit beginnt bie ©efchwulfl, fei eS oon freien ©tuefen ober
nach irgenb einer fchdblichen (Sinwirfung, emofinblich
werben, inbem pch ba« ©efübt anhaltenben Brennen« ober
flüchtige, burebfabrenbe, dußerfl fchmerhafte ©tidhe einfletten;
gleichzeitig wirb fie immer harter, gr6fjer, fnotiger unb hocle*
riger, bie fte bebetfenbe $ant fdrbf ftch bldulia)roth, wirb
gefoannt unb »erwdchfl mit ber JDberfldche berfelben, »äh*
renb bie 2fbern im Umfreife anfchweüen. Snjwifchen oer*
bünnt ftch bie £aut immer mepr, bricht enblich auf unb
Idßt eine jauchige, blutige ober brdunlichgefdrbte glüffigfeit
ausfließen, ohne baß ftch oaburch ber Umfang ber ©efchwulfl
im ©eringflen oerminbert; eS bilbet ftch ein ©efchroür mit
harten umgeworfenen 9tdnbern unb ungleicher Überfldehe,
auS welchem dugerfi f4)«nerjhafte, fchwammige HuSwüchfe
heroorwud)ern, bie nahegelegenen Drüfen fchweßen an unb
entarten ebenfaUS, bie 3erprung breitet fleh «a* <&tn
Stichtungen hin immer weiter auS unb ergreift bie naheges
legenen 2!r>ri(e. 3m Berlaufe ber Ätanfbett treten bduftg
fchwer ju fliHenbe Blutungen ein, ber Äranfe magert ab,
befommt ein eigenthümlicheS , gelbliche« Hnfeben unb im
©eficbt einen befonbern »uSbrucf tiefen Reiben«, enblich ge*
feUt pch fchleichenbeS giebtr mit erfch6pfenben Slachtfchwei* .
ßen unb Durchfällen binju, ba« naä) namenlofen »iben
bem ftben beS Ärartfen ein ®nbe macht. Unter befonbern
Umfldnbe« entwicfelt ftch ber JtrcbS uiweilen auch **>
nerifchen, ffrophulifen unb anbern ©efchwüren ober auch,
inbem urfprunglich gutartige XuSwüchfe, SBarjcn, f}olopen
u. f.. w., burch eine ju reijenbe Bebanblung, jur frebfU
gen Gntartung übergeführt werben. Die ©eoilbe, in benen
ber ÄrebS am häuftgfien beobachtet wirb, ftnb bie Brufc
brüfen, bie ©ebdrmutter. bie Hoben, bie eippen, bie 3unae,
bie Äugen u. f. w., wdhrenb anbere, wie ». B. bie ber
wiHfürhchen Bewegung bienenben SRuSfeln, Änorpel, ©eh--
nen fafl immer oon ihm oerfchont ju bleiben fa)*inen. Di»
entwtcfelimg be« Ärebfe« fefet immer eine gewiffe Inlage
oorau«, bie ptweilen ererbt ju fein fchehrt, ihrem tBefen
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Krebse 4
noxfc ab« nocb unerforfebt ift. DaS Sorbanbenfein ehiet folgen
Änlagr bebingt jugleid) bie fo gewöhnliche Grfolglofigfeit drjt»
Hebe: ©ebanblung. SBeibrr fd>emen im Allgemeinen bem Ärebfe
mebr auSgefefct alei «Wannet, befonber6 jur 3eit, wo bie 3eiu
gung$fdbigfctt erlifefyt , ferner perforiert oon febr reizbarem
ober me!an$o(ifcbem Temperament, bie eine ftfcenbe Sebent
toetfe geführt, t>tel Sorge unb Aummer gehabt baben.
Ärtter, Aruffentbtere ober (tat.) (Jruftaceen (bie),
biiben bie fünfte ßtaffe beS Sbierreicbä unb ftnb ©lieber*
ttjiere, welche aebt ober mebr giige imb feine glügtl b^ben,
bind) Aicmen atbmen unb ftd) burd) gier fortpflanzen.
3f)t Äopf bübet mit bem SJrufttbeil ein ununterbrochenes
©anjed. ©onft reebnete man bie Ärebfe ju ben 3nfefrcn.
hierher geboren bie Äffein, weldje einen eiförmigen geglie»
berten Airper, oiernebn ©eine unb borftenformige gübtbor;
«er fjoben. ©ie leben tijeilä im SBaffer, tbeitö auf bem
ganoe an feuchten Drten. JBefannt ift bie Äclleraffel,
eudb Aellerefet ober Aellerrourm genannt, bie inÄel«
lern unb an anbern feuebten JDrten lebt, bunfelgrau unb am
JBauche weiflicr) ift ©ie werben gegen ©elbfucbt, (5ngi
briiftigfeit, 2ßaf[crfud)t unb SUerfiopfung ber £amwege me»
birinifcb angewenbet unb heulen in ben Äpotbcfcn Sau;
fenbfuße. — Äm befannteften ift ber glu§freb«, wel>
eher eine woblfcfjmeefenbe, aber nicht leiebt oerbauliche ©peife
gibt. Derfelbe bat ungleich gcErummtc, naeb innen gejafcnte
©dperen, in welchen er eine fo grofje Äraft befujt, baß er
©eoenftdnbe feftjubalten oermag, roelcbe fein eignes ©ewiebt
uberfteigen. 2) er Äopftbeil ifl nur oon unten beutlidjer ju
unterfebetben, intern er oben mit ber borten 9?ücfenfcba(e ju
einem ©anjen oerwaebfen ift. Än bem Äepfe fifcen bie Au«
gen auf (dnglicben «Stielen, längere unb furjere gü&lb6rnet
unb bie grefjwerfjeuge. Die Scheren biiben bas erfte Paar
SBeine. Die beiben folgenben JBcinpaarc haben mit ben
Scheren grofje Ähnlichkeit, obgleich bie lefeten ©lieber oiel
Keiner ftnb, unb bie beiben hinterften gufjpaare bähen flott
oer Scheren nur einfache ^>afen. Die Scheren beftehen
aus einem feftftebenbcn abheile, bem Daumen, unb einem
beroeglicben , bem Singer. Der Schwang beftebt äußerlich
au8 feebö 9)anjerringen unb an bem legten fifet eine aus
mehren «Blattern bejtebenbe Stoffe. Än ber untern Seite
ber Schwimmringe flehen fufjarrige Steile, beren baS 2Ränn>
eben brei Paar, baS 2Bei beben fünf Paar hat. Unter bem
©cbwanje tragt baS SBeibcben bie ©er, Halbem biefelben
bai 3«nere bejTetben oertaffen fabelt SRan finbet bie Ärtbfe
% Krebse
in puffen, Seieben unb Sachen, unb fie finb um fo »ebb
febmeefenber, in je rcinerm ©affer fie leben. Sie ballen
bcfonberS in ben Schern unb unter Steinen am Ufer au'
unb geben bee> 9Jacbtd unb bei ©ewittern gern anS 8ar,;.
Die garbe be8 ÄrebfcS ifl fcbwarjgrün; nacb bem 6
aber wirb biefelbe beflo fdjoner rotb, je neuer bie Sc&ale ifL
SRerfwurbio. ifl bie fReprobucfionSfraft ber Ärebfe, inbtm
©cberen, güblbörncr unb JBeine, wenn fie abgebrochen
»erben, wieber waebfen. DaS Äussreifjen be* @eb»an;e:<
tobtet ieboeb ba* Stbter. Die Ärebfe näbren fieb oon fiei.
nen gifeben, gröfeben, 3nfeften, aßürmern, Cbfl, befon.
ber3 aber oon ä>v±, 9J?eter unb Schimmel Sie foQtn eh
Älter oon 20 3ab"n emieben fännen unb bann beinab ci>
nen gujj lang werben. Die ÄuSbünftung ber ©cbwen.
fönnen fie nicht oertragen, fobafj fie flerben, wenn jfc
bie 9ldbe berfelben fommen. ÄQjabrlicb »eebfein fie
©d>ale, bie 9J?anncben im fpaten grübiahr, bie SBeib6cr.
im ^terbfle. Die neue ©cbale bilbet jlcb unter ber alta
unb fogar bie Singewcibe häuten fich. SBäbrenb biefer $ai
nennt man fie JButterfrebfe. 3u beiben Seiten bei 9fe
qenS, in ber 9iäb« be8 ÄopfeS, finbet man bei tiefen Jret>
Jen jwei f alfartige ©teine, bie JtrebSfleine ober JEreb?.
au gen, auS benen »abrfcbeinlicb bie neue ©er>ale fijb ^
bet. SSSenn man in rubigen bunflen bebten ober roabn-.:
©ewitter am Gimmel flehen, in einem hebSreirben gu;«Ti
mit einer 8aterne ^inattfgct>t , fo fommen bie Ärebfe c.
au5 ihren 2öcbern unb begeben ftcb auf ben ©runb, r:
man fie mit ber £anb faffen fann. Diefe Ärt Ärebfe u
fangen ift in maneben ©egenben oerboten, weil bureb f.
;u oiele Ärebfe weggefangen werben. ■ — ©leietfaHs ea
febmaefbafte* gleifd) t>at ber ©eefrebS ober Rümmer,
tri ifl chemo gebilbet wie ber glupfrebS, wirb ieboeb c't
2 gufi lang unb b^at babei ein ©ewiebt oon fafl 12 T'-*
3)?an finbet ihn oorjüglidj in ber 9iorbfee. Gr ift röthi.:
braun unb oermebrt jicb febr ftarf. SRan bat hei v.r..
SBeibcben gegen 13,000 Gier gefunben. — Sehr v.
febmeefenb foll bie ©arnele fein, ein nur jwei ioU lau«:
ArebS, ben man baupg an ben norbifeben unb franj. Gil-
ten fangt. — @ne eigne gamilie biiben bie SLai;-
cbwanje, beren ©cbwinic niebt mit ©ebaten ta-
tnb, unb bie baufiä letrt ©ebneefen. ober 9RufcfjeIf6^
jewobnen, baber aud) ©cbalenf rebfe ober (Sinfu
beißen. Äm befannteften unter Ümen ift ber Äernbart
frebö unb ber Diogene«. — Die Ärabben lfm
nen ovalen ober eefigen, fajl ebenfo breiten ober nocb, breiter:
Kreide
663
Kreosot
I fangen Seih, Sc&men, unb einen futjen St&wanj, bet
:im Sßeibchen unter ben Seib gefrümtnt ifi. Die »orfte»
;nb abgcbilbete gemeine Ärabbe ijl von grünlich grauet
arbe, welche gefönt roth wirb. Sföan finbet fie befonbet«
i ben Jtiiflen ber fflorbf« ; fie wirb faum fauflgroß unb
: wegen ihres wohlfcbmecfenben ^leifcheS geschäht.
ßxfi&e (bie) ijl eine locfcre, abfarbenbe, häufig »orfom»
enbe '2;rt fohlenfauern JtalfeS. 3e reiner fie ifi, beflo
eißer ifi fie, unb burch eine SSeiniifchung »on SJbon unb
icielerbe erhdlt fie eine graue garbung. Den Kamen ber»
Iben leitet man »on ber 3nfe( JCreta (jefct Äanbia) ab,
o fie in großer Spenge unb ausgezeichneter ©üte »or;
mmt. 3Ran finbet fie in großen ©ebirgSmaffen an ben
nbbeutfeben, franj., engl unb ban. lüften. Die Snfel
ügen wirb faft ganj von Äreibefelfen gebilbet. önglanb
rrbanft feinen Kamen Xlbion bem weißen 3(nblicf, wel*
en feine aus Äreibefelfen bcflehenben Äüjlen barbieten,
lerwenbet wirb fie »um Schreiben, SRalen, übertünchen,
ufeen »on SÄetaUfachen, jur erjeugung von Äohlenfdure,
ir 83erfertigung beS SpiegelglafeS, ber Scbmeljtiegel, alS
irunbutgt mebrer färben u. f. n>. ©ewöbnlicb. enthält fie
ine Üuarjfoiner unb geucrflein eingefprengt , unb um fie
t reinigen, pflegt man fie bafyer *u fchlämmen unb erhalt
bie geichläintnte treibe. Die brianc-oner Jtrei«
e, welche man jum Schreiben unb jum ftlecf ausmachen
•braucht, ift grünlichweiß, weich, unb tbonbaltig. dum
•ufcen »on Sitberjeug fcbäfct man bie leichte, feine bo»
jgnefet Jtreibe. — Hüi SLalt, Thon unb ®»pS be>
itet man jum Pufcen unb SSeißmacben beS SeberS eine
inflliche Äreibe. — Spanifche Äreibe wirb ber
>pecfflein (f. b.) genannt.
firrie ober dirfel (ber) iff eine Frummlinige ebene gi>
ir, welche »on einer frummen Sinie begrenjt wirb, bie in
Ien irjren fünften gleich weit abjleht »on einem in ber
ritte ber gigur (iegenben fünfte. Diefer Punft heißt
r ÜKittelpunft ober baS (Scntrum, bie frumme be»
:enjenbe, in ftch felbfl jurücflaufenbe Sinie bie Ar ei 3 Ii»
ie, ber UmfreiS ober bie Peripherie; ber ftbfianb je=
8 fünftes ber Peripherie »om Gentrum (ober bie gerabe
nie, welche ben fWittelpunft mit einem fünfte beS Um»
eifcS »erbinbet) ber $albmeffer ober ber SlabiuS.
erner nennt man jebe jwei fünfte ber Peripherie mit ein»
Iber »erbinbenbe gerabe Sinie eine ©e^ne ober Sorbe,
lb jebe Sehne, welche burch baS Genttum geht, einen
»urchmeffer ober Diameter, fowie jeben Tbeil beS
mfreifeS einen jßogen ober HteuS. 3wei ^albmeffer
mfcbließen mit bem jwifeben ihnen (iegenben jßogen einen
uSfcbnitt ober einen Sectot unb jebe Sehne ümfcbliefjt
it bem ihre Guben »erbinbenben S3ogen einen Xbfdbnitt
jet ein Segment. Debet Äbfchnitt, beffen Sehne ein
^urefameffer ift, ifi ein #albfret$ ober ein Semicirfel,
nb jebet Zuftfcbnitt, beffen SJabien einen rechten SBinfet
Iben, ifi ein SiertelSf reift ober ein ßuabrant. (Sine
:rabe Stnie, roelche, wie weit man fie auch »erlangern
tag, ben Äreis* nut in Qincm fünfte trifft, heißt eine
(ernhiungftlinie ober eine üangente. 9Ran pflegt
m Umfang eine« jeben Äreife* in 360 SEheile getheitt fidj
^ufrellen unb nennt jeben biefer 2btU< einen ©rab(f. b.).
)tt Jlae^ntaum, welcher »on bet ÄreiSlime eingefchloffen
wirb, (Übet bie Areidfiache. Die ©rdße biefer jtttfaV
flache ifi offenbar abhängig »on bet ©roße be8 ^albmeffert
be8 Jtteife«, benn man fann fleh ben ÄreiS felbfl fo ent»
ftanben »orfieüen, baß man eine begrenxte gerabe Einie (ben
Stabiud) in einer ebene mit einem ihrer @nbpunfte (bem
2Ritte(punfte) befefligt unb fie bann mit bem anbetn Snb«
punfte fo bewegt »orjieUt, baß fte aUmalig alle möglichen
»erfchiebenen Sagen in bet ebene annimmt, bi« fie ju ihter
frühem Sage jurücfgefebrt ifi. DaS SSerbattnig , in welchem
bie Jtreidflache ,-u bem ihr entfprechenben Salbmcffer, fowic
ba3, in welchem ber JlrciSumfang jum Durchmeffer fleht,
ijl erwiefenerraaßen »on ber Zrt, baß ti burch ganje 3«h*
Ich überhaupt nicht auSgcbrücft werben fann. Die§ wußte
man anfangs nicht unb bie SRatbemarifer hoben fieb gtoße
SWübe gegeben, jenes Serbaitniß aufjuftnben, welches bie
befannte Aufgabe bet£luabtatut beS JtteifeS ifi. !Ran
hat gefunben, baß burch einen unenblicben Dectmalbrucb
auSgebrücft, jenes Jßerhältnif; biefeS ifi, baß ber itreiSum»
fang 3,1415926535.... mal fo groß als ber Durchmeffer
ift 3R«n bot mit einer überflüffigen ©enauigfeit 156 De»
cimalfieHen biefeS SrucheS berechnet. Kach einem ihret 85e»
rechner btät jene 3abl bie £ u b o l f ' fct>e. — Die Sehte
»om Ätetfe macht eintn bet wtefatigfien Xheile ber ©eo>
metrie auS. 2Wan fann ben ÄreiS auch tB Äegelfchnitt
(f. JCegel) betrachten.
&rf0£Öt (baS) ifi ein eigentümlicher Stoff, weicher bem
9?aua), bem <$>o(}effig, bem Sheerwaffet unb anbetn Stof»
fen, in welchen er enthalten ifi, bie eigenfebaft mittbeiif,
frifcheS ^ ; c i f d> »or Sdulniß )u bewahren unb eS fo haltbar
»u machen, baß es zugleich noch Nahrungsmittel ju
brauchen ift Schon feit langer Seit hat man bähet bie
JRauchetung jur erhaltung ber Speifen angewenbet unb
bie Zgppter haben mit einer Xrt ^>o()effig bie geiebname fo
wohl su conferoiren gewußt, baß fie ftd) a'<* Mumien bis
auf.unfere 3eit erhalten haben. Srfi in neuefler 3eit hat
SReicbenbacb ben Stoff im reinflen 3ufianbe bargefiellt, weU
eher ber eigentliche Scbüger »or SBerwefung ifi unb ihn mit
einem griech. Kamen, jtreofot benannt, welcher „jlcifcb»
erhaltet" bebeutet. Derfelbe ijl eine tropfbare, farblos .burch*
ftchtige, ziemlich bünne, olartige glüffigfeit, toenig fchwerer
alS SüSaffe'r unb »on. flarf lichtbrechenber Äraft, fobaß er in
eefigen Slafchen im Sichte pr&chtig irifirt er leitet bie Sief»
triettdt nicht, macht auf Papier einen j&lflect, ber binnen
Jturjem wieber »erfchwinbet, bat einen burchbringenben, ntar»
fen, fehr lange anhaltenben ©erueb, einen febt brennenb
a^enben ©efehmaef, (o baß er bie 3«mge fogleich »erlebt.
Snnerlich genommen tfl baS Jtreofot ein heftiges ©ift. es
»erbampft bei gew6hnlicber Temperatur langfam an ber 8uft,
ifi fehr fchroer, b. h- erfl bei fehr niebrigen JEemperaturgra»
ben, jum ©(frieren ju bringen unb braucht, um ju fiebert,
einen fehr hohen #ifcegrab. Kach flarfer ©rhifeung ober mit
$ülfc eines DrahteS fann man baS^reofot verbrennen, es
brennt mit heller flamme unter flarfem Scußrauch. 3n
SBaffer ifi eS fchwer löslich, inbem 100 STheile SSaffer »on
gewöhnlicher Temperatur nur lV.aheil Jtreofot au^iehmen.
DaS Äreofot w äff er, Xufläfimg beS ÄreofotS in SBaffer,
hat einen brennen ben, bintennach füßlichen ©efehmaef unb
riecht flarf nach 9?audb, welcher ©cruch unb ©cfdimnsf fich
felbfl bann noch nicht »erliert, wenn ein Theil Äreofot in
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Kresse
664 Kreuth
10,000 Steilen ©affer enthalten tft. 35aS Areofofwaffcr
confervirt,. frifd^eS ftleifcb voSfommen. #at man biefcS
etwa eine Stunbe in Areofofwaffcr liegen (äffen, fo fann
man eS bernad) in warme tuh fangen unb eS wirb feine
giulnifi eintreten. Siielmcbr troefnet baS gleifch aüntälig
ein unb gleicht nach einiger 3cit bem geräucherten gleifche,
hiermit hängt aua) bie blutjtiflenbe SBirfung beS Areofots
wafferS jufammen, weswegen man eS bei SBunben an»ven=
bet. lind) tobte ^flanjentheile werben tuvcl> Ärcofot vor
ber Serwefung gefcbüfct. 3m Äreoforwaffer vermag jebod;
fein organifdjeS SBefen ju leben; Xbiere jt erben in ihm un>
ter heftigen Sucfungen, ^Pflanjen gerben barin alSbalb ab.
SRan bat von bem AreofotwafTer nüfeliebe Anwenbung in
ber SKebictn gemacht; namentlich eis blutffiHenbeS Düffel
unb gegen ©efchwüre, fogar gegen Strebs unb Änocfeenfraß.
©egen ben Scbmerj in bohlen 3äbnen hat man Areofots
roaffer angewendet, inbem man einen fpifcen mit jenem be»
netten Air per in ben Sahn einbrachte, 'lind) jur ßonfervi«
rung anatomifeber Präparate u. tgl., fowie in ber gärberei
fmtet baS Ärcofot Anwenbung.
firt60f »erben mehre burch einen rettigähnlidicn Qtc-.
fehmaef fid) auSjeidjnenbe $>flanjen genannt, meiere man
a!5 Appetit erregenbe, gegen ben Sforbut bienenbe unb urins
treibenbe 9J?ittel genieft. ©efannt ift bie ©artenf reffe
(tat. Lepidium sativum), bie häufig in (Sorten angebaut
aber auch wilb wadjfenb gefunben wirb unb fid; burch auf:
redten Stengel, vielfad; eingcfcbmttene JBlätter unb weifje
traubtnftaubige JÖlumen auszeichnet unb ju jpeiljwecfen, fm
ivie a(S ©emüfe ober Salat benutjt wirb. Auf gleiche SBcife
genießt man aud) bie SJrunnenf reffe (lat. Ssjnltrhan
nnaturiium), welche in Europa unb 9forbamerifa an bellen
JBädjcn unb Quellen wilb wächff, gefieberte, berjförmige
{Blatteten bat unb auch }U grüblingScuren gebraucht wirb,
inbem man fte mit verjebiebenen anbern grünen Aräutcm
vermengt unb ben ausgepreßten Saft trinft. Auch mctjre
©orten ber SB iefenf reffe (lat Card.unine) »erben gegefs
feu. £ie inbianifd) e, peruanifdje ober Gapuciner»
f reffe (lat. Tropaeolum majus) wirb als 3ierblume in ©arten
angebaut, wäcbjt in Amerifa, namentlich in 9>eru wilb unb
zeichnet fid; burch, feböne rotbe ober pomeranjenfarbene JBlu--
men auS, »reiche in fübl. 2änbem als Salat verfpeift wer*
ben. £ie {ßlumenfnoSpen unb unreifen JrücbJe werben in
dfftg eingelegt unb wie Äapern benuhf. S3Bie aud) an an»
bern rotbgelbcn JBlumen fann man an ber Gapucinerfreffe
beS 9fachtä na* beijjcn Sagen ein blitjenbeS geuebten be»
obachten.
firftmm ftnb geiftig unb förperlid) von ber Sflatur ver*
naebläfftgte SJeenfcbcn , bie fid) von gewöhnlidjen 3316t finni-
ge n baburdj unterfdjeiben , bafj fic fa(l immer gewiffe SJfiS»
bilbungen teS ÄörpecS jeigen, bie man an jenen faß nie
beobachtet, unb baß ihr unvollfommener 3uffanb baS @r;
gebniß gan) eigcnthumiicbcr, an gewiffe £rt(id}feiten gebun^
bener Cinfiüffe ber Außenwelt $u fein fdjeinr. £)ie Aretu
nen beurf unten in Allem, waS fie tbun unb laffen, eine
auffallenbe Armutb an Weift unb öemmh, verraten nur
tbierifdje 2eibenfd)aften unb jßegierben, finb geil, gefrdßig,
unreinlid), faul unb wiberlid;, oft blinb, taub unb fiumm,
unb von ©ejlalt meiflenS flein, inbem fie feiten bie @röf}e
von 4 gu§ unb einigen 3ollen überfd>reiten, haben babei
oft miSgeflaltete ©liebmaßen, bie fie faft (tmner pbw
baüen mit gewöhnlich einen unförmlichen Aopf mit eiarr
unten breitem, oben abgeplatteten unb nach hinten gefcrfaj-
ten ©tirn, biefe, aufgelaufene Augenliber, triefenfce, reth
©lo^augen, eine plattgebrücfte 9cafe, einen wegen te* fy.
abhängen« bc$ UnterfieferS beflänbig offenfiehenem SS
aus welchem tie tiefe, angcfchwollene 3unge berw»1
einen birfen unb furjen ober auch magern unb lanyn f
mit einem Arovfe von mehr ober weniger betracb:
Umfange, eine weife, bleiche, mit frdö j unb flechten
AuSfcbiögen bebeefte ^>aut, fchlaffeS, weiches ?51eif4
erbfahleS, alteS Anfehen. jDie meiften Äretinen fieit
vor fte baS breiptgfie Lebensjahr erreicht haben. £
Äretinen nur in ben tiefen, engen unb fchmalen 2\ir.
hoher ©ebirge antrifft , wie j. Jö. in ber <3d)wei}, nmr:.
lid) in SSailiS, in Sirol u. f. w., fo «Hüffen bie $auX"
fachen beS UbelS wol in örtlichen ßerhältniffen bc.
fein. Chbtid) fd>eint baS Übel nicht su^em/ wol aber r
gen mangelhafte Srjiehung, baS Aufwachfen in
ilrägbeit, ungefunbe 2Bobnungcn, fd>lechte 9?abrung, 1
rei/2runffud)t, überhaupt eine mehr tbierifd)e alS nwfc
liebe ^ebenSweife jur ©rjeuaung beS ÄretiniSmuä »efw.
beitragen, entwicfelt fic±> übrigens ber Äretinifmu:
ben genannten Umjidnben nicht bis 3um achten ober ;err
Lebensjahre, fo gefebieht eS fpdter nicht mehr. Am ;r
lenbfkn beurf unbet ftcf) bie SJradjt ber enbemifdjen &:c
fungen bei gremben, bie fid) in ben genannten ©ejrts
anfiebeln, inbem bie Äinber berfelben häufig von Ämr
muS befallen werben. 3n gamilien, in benen ber <W:
borene ein Äretine ijl, werben eS gewöhnlich aud) t;
femmenben Äinfeer. dagegen erjeugen juweilen Ä«:-
bie in gefunbe unb woblgeftaltete gamiUrn heiratben
funbe unb geifboUe Äinber, währenb anbereTfeitS ^
gan* gefunbe Altern Aretinen baS ?eben geben. S«*
genben'unb Crtfchaften, wo nun bie meijicn Äretine •
trifft, haben aud» bie (Sinwobncr, welche fich vergleii •■
nodb «n» wobeien befinben, eine fchlecbte, ungeiunec
ftchtSfarbe, etivaS Schlaffes unb WatteS in ber s~
Äörperhaltung unb fajl alle ent^ünbete, triefente i-
erner gibt eS überaU, wo eS Aretinen gibt, auch >
brigenS fdjeinen baS ©efünbermacben ber ©egent:
gortfdsritte ter ßivilifation, bie SJcförberung ber 3nt:
unb eineS allgemeinern SoblihmbeS ttxi Äretinteir.
vcrminbnn. 3n ben ©egenben, wo fte vorfommea, •
ben bie Aretinen häufig mit einer Art von religiöfer
betrachtet unb gepflegt. — dinc ähnlich wie tie f.:
verwahrlose SJf'enfchengattung finb bie GagotS, we.^
fübl. Sranfreich in ber 9cat>e ber ?)nrenaen leben. :
leitet ihren Urfprung von ben SEBeftgothcn ober oen ■
Arabern ab. Sie finb mit einem erblichen AuSfaJ her
unb würben im Mittelalter alS- viebifchen Sünben tw
von ©ott verurtheilte SÄenfchen verabfeheut. SWoeh i«M
bet man fte alS elenbe JBettler in einem an tie i:
grenjenben 3ußanbe, obfebon Serfuche gelehrt habe::
fte nicht gau, bilbungSunfahig finb.
fircutl), ein ^farrborf unb ßurort in ber£err
gernfee im bair. SEirol. €d>on in früherer 3eit «ra
^eilguellen bei jjegernfee befannt geroefen, aber rrfl
bem ter Aöm'g 9J?arimilian I. von SJaiern bie
beS aufgebotenen Senebictinerflofteri SEegcmfet gerauft fatte,
»urben bie fiueUcn aUgemeinerm ©ebraucbe jugänglicb gc;
macbt. Das erfie SabebauS warb 1818 gebaut unb feit«
bent baben t er Scuf unb bie Serfcbönerung bei IDrti forttpdt)*
unb gugenommen. jÄutb jum ©ebrauä) »on 3iegtnmolfen
unb frtfer/en Ärduterfdften ftnb bie geeigneten 83orrid}tungen
getroffen worben. Unter ben rieten Quellen in ber 91abe
Ded £>rti ftnb auijujeicbnen bie fiuelle jum b- Äreuj, bie
Quelle bei ©cbwatjbof unb bie £luelle am ©tinfergraben.
Dai Skffer tiefer £UieQen ift fcbwefetwafferjtofTbalttg unb
a/irb forool getrunfen ali jum Saben tenufet. (£S wirft
sorjüglicb auf 4j>amabfonberung unb wirb baber befonbtri
bei Äranfbeiten ber Slieren, ber Slafe unb ber #arnwege
mgewenbeL Sei an ©icfct, S?beumattimen , ©frofeln, 4?aufc
rtanEbeiten, Sdbmungen u, f. w. Setbenben t)oben bie &u<U
[en fieb b'Hfam erwiefen, wdbrenb bie 2JJoIfencuren in Äranf*
uiten ber Ätbmungiorgane, bei (Sntrrdftung , bei ffrofu«
ofen unb rbaebitifeben Äranfbeitianlagen, ^autübeln, ©fort
bat, Szenerie , Ärdfee, gleiten mit Erfolg angewenbet wer*
»en. »gLÄrdmer: „Die «Wolfen, unb Sabeanjlalt Äreutb"
;2Rüna)en 1829).
firfU3, bai ©rrafwerfjeug einer fd>tmpflicr)en Uobeiart
jei ben Kornau, ift babureb, baß GbriftuS an bemfelben
Kfiorben ift, ein beiiigei Sric^en, ein ©egenftanb ber "Km
jadjt, ein ©innbilb ber cbrijrlic&en Religion geworben. Gine
>efonbere 2tuSjeict)mmg würbe bem Äreuj erfl bureb Äons
tantin ff. b.) ju 3 bei!, ber ei in Sejiebung auf bai fieg=
>crbeißenbe Äreu* , ba§ ihn auf feinem Buge gegen ben 2Ra*
rentiui erfebienen war, jum panier fetnei «peerei machte,
mb ei nacb erlangter SHeinberrfcbaft auf öffentlichen «JMdfcen,
n T>ai,ifren unb Streben ali ©innbilb ber neuen Religion
utfjlcllen lief. Salb würbe baS Äreuj ein öegenftanb ber
Inbetung, woju befonberi baiSeifpiel ber Äaifertn «fiele na
f. b.) beitrug, bie auf einer SBaQfabrt na$ bem b«l-2anbe
>rt* Äreuj, an bem (Sjfifiui gejtorben, in Serufalem auf:
tefunben ju haben glaubte unb batoon einen 2bcil nact)
ionffantinopel braebte. 3um «Änbenfen an biefe Segeben*
ieit feiert bie Äircbe ben 3. 2Rai bai erfl feit bem 14.
!Sabrb. aUgemein »erbreitete geft ber Äreujeierfinbung.
Kact) ber ©age fottte bai Äreuj ßbrifti aui ßopreffenil*
mb ^almbdumen gefertigt worben fein; ei ftnbetjt-* <bgar
<ie Angabe, baß man bai Äreuj aui einem Salfen, weU
ber im $atafte ©alomoi gewefen fei, gcmac&t t)abe. Die
tonigin aui ©aba, erjarjlt man, habe, ali fte in ben 9>oj
afi ©alomoi getreten fei, einen Salfen bemerft unb gefagt,
aß man tiefen gur ^inriebtung eine« 9Ranne6, ber für
anj 3ftael wberblid) fein werbe, gebrauten würbe, ©a«
Dtno babe folcbeS Unbeil abwenben wollen unb ben Satten
n ben bei toem 2empel befinblicben Seiet) werfen laferu
Uö man jur Areujigung 6bri|li eben ein geeignetes <f)olj
urf)te, habe ber Saiten auf bem SBaffer gefdbwommen unb
ei jur Serfertigung be« äreujeS (SbrifH benu^t worben.
$n bie Knbatrjt für boö beil. 3ei<$en mtfebte ficr) balb ber
iberglaube, ber bemfelben eine wunbertb^tige Äraft beilegte,
•cem es erf!aunen6würbige 2batfa^m bewirft baben loUte.
Sunberbar war tS aueb, baß ba8 xu 3«ufalem aufbewabrte
Stucf be« ÄreujboljeS, fo »iele ©tucfcr;en unb Splitter auce)
on bemfelben abgenommen unb ben Äirc&en jum b«ligen
©ilbtt.Con»..C£r. II.
abgeladen werben mußten, bertnee^ natb ber XvA*
fage be6 Sifcbofe» oon 3erufalem unoerfebrt blieb. 3n ei>
nem Kriege war eS ben Werfern in bie Sj&nbe gefallen. Die
SBieber^ewinnung beffelben burc^ ben Äatfer ^erafliud 631,
ber eS^ju 3«rufalem auf ber ©#ebel|iatte aufrichten ließ,
gab Seranlaffung gum gefte ber AreugeSerbobung, ba$
jum 2lnbenfen an biefe Segebenbeit gejltftet unb in ber rem.
&ir<be ben 14. ©ept gefeiert würbe. Unter ben bei:. SU*
bem ber Cbriflen würbe ba$ JCreuj tum jeber immer für
ba$ bebeurung§eoll(le gebalten. <i$ finbet ftt§ beSbalb mit
bem baran gehefteten Silbe bei ©rlöferö (Cnuifir) nidjl
nur in allen .Hinten aufgehellt, um bureb feinen Xnblid an
übrijii Reiben unb ©terben, fein Serbienft um bie SRenftb»
beit ju erinnern, fonbern e$ wirb aucr) über ben ©nübern
ber Sntfcblafenen aufgepflangt , jum Sei dien, baß fte in
Gfcrijluö tollenbet. (Soenfo wirb bai 3cicben bei JCreuted,
bae* Äreujfcblagin, ald eine (Seremonie, bie ftcb fepon
in ber dlteften Äircbe finbet, nott) jeftt in ben Äircben »on
ben ©eiftlicben jeber Gonfeffwn gebraust, namentlicb bei
ber Saufe, bei ber ßinweibung ber Elemente im Kbenb«
mable, beim ^fufnebmen ber äateebumenen (f. b.), bei
©egenSformeln jeber HxU SSan unterfct)eibet übrigen^ bai
2lntottiu«freuj »on ber ©eftalt einei T , ba8 Xnbreaei;
freu) von ber ©efialt einei X unb bai ©ebdeber« ober
©abelfreu) t>on ber ©eflalt einei Y. 2fui bem erfien
entflanb bai 'griedbifebe Äreuj + mit »ier aletd) langen
3lrmen unb bai romifebe Jtreu) f, an welcbem bie beü
ben Huerarme tur&er ali bie beiben ?dngenarme finb. —
3n ber SRatbemattf brauet man ein flefjenbe« Äreuj +
ali 3«d>en ber Äbbition unb ein liegenbei Äreuj X ali
3«cben ber SRultiplication. — 3n ber SRuftf ifl bai Äreuj
»or einer 9lote 3«cf)fn ber <5rböb"ng bei Sonei, welct)en
bie Sflott fonfi nacb ibret ©teile bejcidjnet, unb )wat crb6bt
bai einfädle Ären-, ( ] ) um einen balben Son. bai bop:
pelte Äreuj ( X ober? :#) um einen gangen Zon. Dem
Slamen ber mit einen bejeieb, neten 9lote wnb i» angebangt,
fobaß ). S. aui f:fis wirb, unb ber 9tame ber mit bei
jeiebneten 9lote wirb bemgemdß eerboppelt, j. S. tisfis.
3m ©eneralbaffe bejeiebnet bai Äreuj obne 3tffer über ber
Saßnote bie große 2erj ober ben Dreiflang.
Ären 3m (bai) ift ein ©eemanoeur»«, »elcbei barin be»
fiebt, baß ein ober mebre ©ebiffe in einer befjimmten ©e*
genb bei SReerei ftcb aufbalten, inbem fte nad> t>erfcbtebes
nen Stiebtungen bin« unb Verfahren. ©ew6bnlicb <jefcr>ier>t
bai Äreujen in ber SRdbe ber Äüften, um bai Äuilaufen
ober bai Änlanben feinblicber ©ebiffe )u b«nbern, einen J>a«
fen ju fpenen u. f. w. Wim nennt bie mit biefem auf«
trage auigefebief ten unb bewaffneten ©ebiffe Jtreujer unb
nennt bie ©egenb, in welcber ftcb biefelben auffjalten foDen,
bie £<H1C bei Äreujeni.
fkttüitx fmb eine fleine in ©übbeutfcblanb übltebe ©djei*
bemünje, weüte tbeili in ©ilber, tbeili in Äupfer geprägt
worben ftnb unb bie einen SBertb »on 3'/« Pfennigen 6ono.
ober vier leicbten Pfennigen haben. @b<malS pßegte man bie»
felben beim |>rdgen nur mit einem Äreuj ju bejeia)nen unb
baber baben fte ben Kamen. (Si fommen brei Äreujer auf
' - Äatfergrofcben, »ier auf einen leicbten, fünf auf einen
Safeen, 20 auf ein «opffhidf ober einen 3wanjigfrtu.
8^
uigiti.
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Kreuzotter
jtr, 60 auf einen Äaifergulben, 90 auf einen fl?etcb$tbaler.
Uebetbaupt »erben auf jebe 'ätt ©ulben (f. b)60 Areujcr
Gerechnet, fcabcc ftd) ber SBcrtr) tcrfctbcn nach bem (Bulben«
faß unfcert. £>ic fcbwererrt ober SBccbfelf reu jer, leicb»
ten »Pfennige, ftnb eine SJecbnungSmünje im 5ZDcrtt> oon
vier »Pfennigen, fobaß 72 auf einen SleicbStbaler gefjcn.
Örnnottcr (bie) ober gemeine SBiper, auch Ctter,
Bbber, geueruttcr, Äupferotter unb fälfchlich 9tat*
ter genannt, ifl bie einjige in 25cutfcblanb unb liier fafr in
allen ©egenben, wiewol nicht läufig eorfommenbe giftige
Schlange, aus ber Gattung ber öipern. 2)aS Männeben
wirb 2 g., caS "Beibeben 2 g. 6 3oü lang. Sie gärbung
ifl nach ©efebfeebt unb 2fltcr »erfebieben , aber fletS fann
man bie Äreujotter an ber bunfeln 3icfjacflime erfennen,
welche über ben ganzen SKücfen bin bid jur ©cbwanjfpifee
lauft unb in berert Ausbuchtungen auf jeber (Seite beS Stbu
pcrS f leine bunfele, eine Sieibc bilbenbe gteefe flehen. 2?icfc
8>ipcr bat faner ein bie Eugen ganj becfcnbeS Scbilb unb
gleich babintcr jwei anbete große Scbilber, übrigens aber
auf bem Atopfu lauter {leine Schuppen. SBon ber Mitte
1eS DbertopfS läuft nad) jeber Seite beS ^>inierfopfd eine
fichclförmige £inie unb beibe fiinien oereinigen ftd) juweilen,
inbem jwtfcben ifjncn bie befchriebene 3i«jacflime beginnt.
£>ic ©runbfarbc beS Männchens, welches ftd) nur wenig
veranbert, ifl weiß. JBei ben jungen Männeben gebt fte inj
©raue ober hellbraune über. 2>;e Sintert unb »punfte ftnb
fletS febwarj, fowie ber 2$auch. £>aS SSeibchen ifl Don
ber ©eburt bid jum erjlcn Söinter bellgrün ober rÖtblicb*
grau mit brauner 3cicbnuitg, vom jweiten bis jum inerten
3abrc febön beörotbbraun mit bunfelrotbbrauner 3eichnung;
fpäter wirb eS am Äopfe grau unb enblid) am ganjen Äör»
per Ichmujig ober grüntiebgrau mit fcbmujig fcbwarjbrauner
äeidjnung. 25er Unterleib ber jungem 2ßcibcben ifl rotb
ober gelbbraun, ber ältern febwarj. 2>ie klugen hahen eine
fd)ön feuerrotbe 3riS, welche bei bem Männeben unten febwarj
ifl. Gin fenfredbter ©palt bilbet bie »Pupille. £)aS Maul
ifl groß unb beinahe bis jum (ünbc beS JtopfS gcfpalten;
bie 3ungc enbet in pei überaus feine Spi&en. «Die ©ift*
brufen liegen auf beiben Seiten beS ^intertopfS unb ftnb
bei au&gewacbfenen Pipern 3 V» Sinicrr lang unb 2 Sinien
breit. SÜon jeber führt ein feiner Aanal unter bem Buge
bin bis ju bem burebbobrten ©iftjabn. 3n jeber Ainnlabe
bat bie Schlange einen ober jwei größere ©iftjähne, binter
bieten aber noch 1—6 fleinere. SBenn bie großen ausfallen,
Kreuzschnabel
fo treten bie fleinen an bie ©teile oon jenen. Sit Oifb
gähne ftnb 1 — 1*/« Sinien lang unb äußerfl fpift unb not
einer offenen $autfcbeibe überwogen, bie fta> beim Btfi
jurücfjiebt. ©te fifcen in einem eignen Ateferfnocben, Mb
oben bie XSipcr, wenn fte ruht, jurücflrgen fann, wemt fti
ben .»Karben öffnet aber fo (teilt, baß bie ©iftjähne fetihtdjt
tu flehen f ommen. 2)aS ©ift ber Areujotter fteUt eine n>af>
ferbiüc gelbliche geuehtigfeit bar. Auf jeber Seite beS ©cid
mens bat biefe föiper noch eine {Reihe febt f leinet, feiner,
nach hinten gebogener 3äbne, unb ebenfo ifl bie Untcrhnr.
labe bewaffnet, 'illljährlich pflegt fte fid) fünfmal ju binta.
2Ran ftnbet bie Äreujottet am bäuftgflen in gaubroalterr.
befonberS wo eS ^afelbüfcbe gibt, fowie in jungen ^ .::
l)o fernlagen ; auch liebt fte bohe ^»aibe unb #eibclbeerWi$t.
Sie legt fid) gern in ben- Sonnenfcbein, währenb fte ic
Haltern, feuchtem unb naffem SBettcr ihre $bl)le auffuebt 5=
Söinter erflarrt fte, wad)t aber mit bem Sommer tri::
auf. Sie nährt ftd) von Käufen, jungen Maulwürfen,
gen 5ß6geln, gr6fd)en unb Cibechfen, welche fte burd) Ü'
leS äufabren fängt, mit einem Siffe tobtet unb lan.
hinunterwürgt. 5Benn fte gereijt ifl, fo pflegt fie fi*
fammcnjuringeln, fobaß ihr Jtirpcr bie gorm ctucS Seile::
annimmt; ber £opf liegt tn ber Mine unb fcbncll fdjleubct
fte benfelben beim Siß '/«— '/» 5- vorwärts. Sie fäüt t
»Slenfcben nur an, wenn er fie willentlich obet
auS SJerfchen reijt, auf fte tritt u. bfll. 2>r.
Jöiß ifl anfangs mit bloßen Äugen faum ju t
merfen, läuft aber halb jlart an unb wirb -
fcbmcrjlich, bis ©efüblloftgfeit obetgähmung t
tritt. £ie3 gefebieht oft fd)on nad) fünf 9&»
ten unb bann erfolgt übelfcit unb Grbrttha.
9lad) »erlauf »on 1—2 Sagen ifl eine anfer-
liebe ©efcbwuljl ju feben, welche gewöhnlich gi-
gefärbt iji unb oon heftigem gieber bx
wirb. 3il bie Schlange beim S3iß fehr
thenb gewefen unb fyat fte ihren geint
fietroffen, fo pflegt in furjer 3eit ber JJcc
clben ju erfolgen. Man weiß eine grofe fc
jahl »on ißcifptelen, in benen ber Stob nad
ger 3eit erfolgte. £>a$ befle Mittel gegen ben ©t?
Äreujotter ifl, bie SBunbe alSbalb auSjufchneiben , wobei c
wegen ber Kleinheit ber ©iftjähne nur etwa jwei ginien
ju gehen n&thig h<»t- -Rann baS ÄuSfcbneiben nicht fe;
gefeheben unb ein Ärjt berbeigerufen werben, fo wafdbc n>
reibe man bie SBunbe fogleid) mit SBaffer unb feinem Sa*
auS, meibe erbifeenbe ©etränfe, reibe ben verlebten SEheü
mit füßem Saum6l ein unb mache um ihn Umfdjläge t>on
fochtem Mehlbrei. Äuch fann man fehweißtteibenben 2
rrinfen unb ben Schweiß gehörig abwarten. SBajfer, 0
unb bünne Suppen bienen bem Jtranfen jur RabrL
2(uch Ghlorwaffer, täglich etwa jwei 8otr> innerlich einger
men, h«t man alS ©egengift empfohlen. Man will beel
tet hoben, baß ber 3öiß ber Areujotter oft erfl na6 tu
fahren feine bösartigen golgen geäußert habe, SBuiTw-
Äräl)en, Störche, 3ltijTe, Marber, 3gel, Schweine hr-
bie Areujotter ohne ©efahr.
firfU}3cljnobrl (ber) ifl ein jur©attung terÄem'rc
gerechneter Singvogel, welcher ftd) bureb feinen =
gebrüeften, oom ftch mit feinem £>bet* unb Untenbeil :
MOtXIl ©epnabel auSjricpnet, teffcn er ftcf; bcbient, um bie
gdpfett ber SRabelbdume abjuteißen unb ben ©amen tjctauö*
uilidert. £)er bier abgebildete gemeine ober giebten freu v-
fänabci legt mitten im SBinter feine (Stet unb brütet fte
suS, inbem er fidj in SJcabelboljwälbern aufhält, wo et in
riefet 3cit reichliches gutter findet. Gr frißt abet au* an*
c?ern -®«men unb fleine Snfeften. <?t bat einen nicht un«
angenehmen ©efang unb lernt, wie btr (Simpel, SRelobien
pfeifen. SBeim Oettern bebient et fTch Ahnlich wie bet ?>a*
Paget feines ©cpnabelS jum Tinharten, bähet et auch San»
nenpapagei genannt wirb. Gr ijt jeijtggrün unb baS
Männchen wirb aumattg jinnobenotp. 2Ran ftnbet ihn in
Sutopa, SRorbajten unb Ttmerifa. Gin größerer (Schnabel
zeichnet ben grofjfdbnäbeligen obet Äieferfreujfcbna*
>tl aud, ber olwengrün unb gelb, baS Männchen rotr) ijl
inb im SSan niflet, Gr (ebt in ©efeßfebaft in Äiefcmwal«
)etn.^SRan flelU beiben tfrten wegen ibvcS woplfcpmecfen«
ßreu}trä0tr obet Äreujbtfibet ijt bet 9?ame eines
eligiöfen ErbenS, welcher im 12. 3abrh- in Stalten ent*
tanb, bet Kegel beS beil. EugufHn folgte, außerbem aber
toch feinen (Sitebern bie fBorfcprift auferlegte, beftdnbig in
er «hanb ein Äreu$ ju tragen. Wiefel Äreuj beffanb an*
ang« auS ©ifen; fpdterbin aber, al« bet }Drben ju großen
Scicptbümern gelangte, auS ©ilber. ©et Keichthum würbe
mr ihn ber ©runb ber Berberbniß, bie fo fepr überbanb
ahm, baß $apfi hieran ber VII. fleh genötigt [ab, ben
Drben für Stalten 1566 ganj aufyulofen. {Bet feinet 3uf*
•funq befaß et bier noch 50 Älöjter; in fäner SBlüte belief
St bie 2tnjabl berfelben über 200. 83on Italien auS hat«
;n ftch bie JSreujtriger auch nach granf reich, ben lieber*
mfccn, Cnglanb unb {Böhmen verbreitet, «pter würben fie
uerft burcp bie STocpter beS ÄönigS Ettof at I., VgneS, ut
inem bem beil. SJranciBcuS geweihten £ofpitale ju f)rag
237 eingeführt, wdbrenb ü)re ©cfiwefter Unna ein Oleicheö
t {Breslau tpat ©et Erben tragt einen fcpwarjen fceib«
yd mit einem retben Jtreuge oon acht ©pifcen unb einem
5tern t>on berfelben garbe auf ber linfen ©eite; im Sbor
uet mos einen cte an ote jtnie retepenoen axanteu —
Lreujbamen tfi ein gleicher Erben für grauenjimmer bon
5tanbe, gefKftct in ber SRitte beS 17. Sahrh- »on ber Stau
rtn Cleonora, au* bem «häufe ©onjaga, jum Änbenfen
n ein gEucf lieb wicbergefunbeneS Jtrruj, baS wdprenb et tu 3
{BranbeS eerloren gegangen, unb. in baS ein ©tütfepen
Äreuje dhrifit gefaßt war. 9>apft (Siemens IX. bejtdtigte ben
Erben, ©erfelbe ftanb unter ber »uffiept einer ErbmSmeU
flerin, welche Auszeichnung ber jebeSmaligen röm. Jtaiferin
ftu Sheil warb. ©ie ©lieber waren »erbunben, tdglich *
nen Kofenfranj gu beten, idhrlicp aber am Gborfreitage eine
perfontiche 2fnbacpt ju 5Kariahigingen gu tJerricpten. 2)a8
ErbenSjeichcn befiebt in einer golbenen SDccbaiilc mit einem
fchwarj emaiairten Ärcu^e in einem großem blauen Äreuje,
hinter welepem ein geboppelter fchwarger Äbler unb »ter goU
bene ©terne, mit bet Umfcprift: Salaa et glorii! (^et( unb
Ruhm!) an einem fcpwarjen IBanbe an ber »ruft.
ÄrtU3}üge werben bie t»om 6nbe beS 11. bis gegen baS
Gfrtbe be« 13. Sabrb- »on ben abenblanbifchen tyrifttn jur
Croberung beS heiligen SanbeS ^aläflina unternommenen
ÄriegSjüge genannt, ©eit ber Äaiferin ^elena (f. b.j,
welche im 4. Sabrb. bie Äircbc beS heiligen ©rabeS tn Sc=
rufalem erbaut hatte, waren bie Erte, an weiepen ber btu
(anb gelebt, gelitten unb endlich auferfianben war, ein ©e>
aenftanb ber religi^fen Verehrung geblieben unb auS allen
©egenben, in benen fiep baS Ghri^entbum ausbreitete, waQ>
fabrteten Pilger nach bem ©rabe tyrifii SRachbem aber int
7. 3abrt). Serufalem in bie #anbe ber Ungläubigen gefal»
len, waren bie chrijH. Pilger, wenn ihnen ber £3efuch ber
heiligen Erte nicht gan» unmcgi-cp gemacht würbe, boep
fortwahrenb großen IBebrücfungen ausgefegt, ©te golge
war, Pap bei bem ?>ap|l wieberholte JUagen unb bringenbe
{Bitten einliefen, fein Tfrtfeben anjuwenben, um bie chrifil.
Surften ju vermögen, alte ibreSJcacbt aufjubieten, Pamit bem
Unwefen, burcp welcpeS bie heiligen Erte gefepänbet würben,
ein Gnbe gemacht werbe, ©ie nachjie SBeranlafJfung jum er»
fien Äreujjuge gab$etert>on2tmtenS,bcr Cinfiebler ge»
nannt, weupet 1093 eine 23a H fahrt naep 3erufa(cm unter«
nommen hatte. SRacpbem er gurüefgefehrt unb ben traurigen
3uflanb beS öhrijlenthumS unb feiner JBefenner im Slor»
genlanbe felbfl rennen gelernt hatte, begab er {tep gum ^)apft
Urban II. naep 9?om, fiepte tbn um $ülfe an unb übergab
ihm auch cin ©^reiben beS Patriarchen von 3erufalem, in
welchem berfetbe alle abenblanbifchen (Sbriften aufrief, tt)ren
©laubenSbrübern, bU unter bemSoche ber Ungläubigen fepmaep»
teten, gu {>ü(fe p fommen. SRun foberte bei 9>apß auf
ben großen äirrpenoerfammlungen ju 97iacenja 1095 unb
ju Glermont 1096 bie GimfK-n mit begeiftemben Sieben jur
{Befreiung beS heiligen £anbeS auf, unb fo gewaltig war bie
SRacpt fetner 9?ebe, baß alle »erfammeltcn einftimmig in
Pen 3tu«tuf ausbrachen: „®ott will eS!" — „3a — fuhr
Pet $ap|t fort — eS ifi ber SSitle ©orteS! laffet bieS hei*
(ige SBort, eingegeben oom heiligen ©eifie, für immer cu*
ten ©chlatptruf fein, um bie ©treiter Chtifti anjufeuern.
©ein JCreug ijl baS ©pmbol eurer 6rl6fung{ traget eS, ein
rotbeS, ein blutiges iCreuj, als dußereS^eicpen auf cum
S3rufl obet euren ©rpultern, baS pfanb eurer heiligen unb
unwiberrufUtpen SBerpflichtung!" ©ie JBegeijterten führten
bieS alSbalb au* unb fo würbe baS .Streu} baS Xbjeicpen
bet ©treiter für {Befreiung beS heiligen ©rabeS, unb biefe
fclbji erhielten ben tarnen Jtreujfahret, wdhrenb ihre
M Areu})üje hießen. 9J? a n trug baS reibe jtreu)
gewöhnlich auf ben in ©olb, ©eibe obet SEucp
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Hrenzzäge
auf baS ©ewanb genagt. 3m britten Äreujjuge behielten
nur nod) bie granjofen bie rotbe garbe, wäbrenb bie Eng»
länber weiße, bie glamänber grüne äreuje trugen. SRod) m
bem genannten 3abre gingen mehre größere Jbaufen begeifler*
ter Thrillen und) bem bciliaen fcmbe ab. Äonffantino'
pel wollte man ftd; fammeln, um mit gemeinfamer Bnfhen«
gung bie Ungläubigen anjugreifen. Die meinen jener ©efea»
ren aber tarnen um ober jerjheuten fieb, ehe fie Äonftanti»
nopel erreichten, »eil fte obne oerfiänbige gübrer, obne 8e»
benSmittel, obne jDrtSfenntniß waren unb jum großen SEbeil
aud) au3 fd)led)tera ©eftnbel beßanben. Unter ©ottfrieb
oon {Bouillon, bem #erjog oon SRieberlotbringen, ging
aber ein georbneteS ibeer oon 80,000 ÜJr. ab, unb in bie*
fem befanben fid) fntao, ber ©ruber beS ÄinigS Philipp
von granfreidj, fBafbum, ©ottfrieb'S SBruber, Robert oon
glanbern, Raimunboon £ouloufe, SBoemunb, JEancreb von
Bputicn unb anbere berühmte gürfien unb Ritter, liefet
er fte Äreuuug t)Mi infofern ben günfligflen (Erfolg, at§
1099 3<rufalem wirflid) erobert unb ©ottfrieb oon Bouillon
mm JConig oon 3*rufalem ernannt würbe. 83on nun an
würbe, ba bie Äämpfc mit ben Ungläubigen immer fort«
bauerten, bie JBegeifterung für baS beilige Untemebmen im'
mer allgemeiner, fobafi j. S3. 1102 über 260,000 SJcenfdjen
oon Suropa naefe ^aläftina aufbrachen, welche aber groß«
tentbeilS umfamen, obne 3«ufalem gefeben ju haben. 3m
labte 1142 nahmen bie ©arajenen Ebeffa, woburd) bie
cferifilidje #errfd)aft im SSorgentanbe einen gewaltigen Stoß
erlitt, unb bie golge war ein * weiter regelmäßiger Jtrcuj»
jug. $apft Eugen MI. unb SBernbarb oon Gtairoaur reg»
ten ju bemfelben auf, fobaß ber röm.*bcutfd)e Äaifer Äon»
rab III. unb ber Ä6nig oon granfreieb Cubroig VII. im 3.
1147 mit einem großen #eere autogen, obne fid) iebod)
eines gtücfttcbett Erfolgs freuen ju rönnen. 3«rufalem fiel
1187 m bie^änbc beS ©ultanS ©alabinunb bie bretmäefe»
tigften unb berübmteflcn cbriftlieben Sürßen, ber beutfebe
Äaifer griebrid) I., ber Äönig oon granfreid) ^biüpp Äu«
gufl unb ber Äcntg oon Englanb Riebarb I., nahmen baS
Jtreuj unb 1189 lam ber britte Äreuuug ju ©tanbe,
weldper bem großen SBarbaroffd baS Beben loftete unb feinen
Erfolg alS bie Eroberung oon 2(cre ober ?HolemaiS t^atte,
welc&eS für bie golge ben Cihriflen im IDriente junt 45>auptan»
balrSpunft biente. Ein oierter Jtreuj jug würbe unter Xn<
fübrung bei ÄönigS oon Ungarn XnbreaS IL im 3- 1217
unternommen. 9cad) langem 36gern begab [ich, burd) ein
früheres ©elübbt oerpffitbtet, Äaifer griebrid) II. (f. b.)
nad) ^aläfiina unb biefer fünfte Äreujjug war infofern
3 tu cf lief), a(ö er 3trufalertt wieber in bie ^änbe ber Gbriften
brachte, obgleich er feine Eroberungen nicht ju behaupten
vermochte. 2>en fetbiten unb lefeten jtreujjug unternahm
enblidj gubwig btr ^eilige, 5t6nig oon granfreieb, 1248.
(Sr wollte ba6 beilige 8anb oon ^gnoten auS erobern, benn
(ntt War ber ©ife btt JBeberrfcber 'befTelben. Cr war jeboefe
nid)t glütflieb unb überbieS machten fkh 1254 bie SRamlufen
j« |>erren oon Zopten, fobaß Subroig ber fettige bis an
feinen 5tob 1270 oergebenS gegen bie Ungläubigen in 2(ra<
bien fämpfte. XQmalig gingen alle notfe übrigen S3efigun<
gen ber (Sbrifien in ©prien oertoren unb 1291 würbe 2fcre
ober ytolemaiS, ber lefere Änbaltpunft berfetben, erobert —
ÜRan bat beretfenet, baß bie Bnjabl ber SRenfdjen, welche
ju (Eroberung beS Zeitigen ÜanbeS oergebenö aufgeopfert mon
Kik«
ben finb, wenigfienS ftebm Millionen betragen bat. I
S)egei|1erung, mit wclcfecr man bieftS Untemebmen oerfoigtt
ift nur tbeilweife ber SJeligiofität jujufcbreiben. 2tHnt-.n;
maebte cd bie cbriitlirfee ©etftlicfefeit jebem webrfeaften ftas
jur ©e)oi|Ten3pfjicbt, jur Eroberung beS beiligen SanbeS bei
jutragen, unb befonberS übuf aud; ber Umfianb viele Äreu,
fal)rer, baß man burd) einen Üreujjug nad) ber gefere ba
Aircbe Vergebung für alle feine <2ünben unb einen geroii f -
2Cnfprud) an bie göttlid>e ©nabe gewann; febr SJiele bewogen
aber aud) (Sbi nicht, Ruhmbegier, greibeitSliebe unb dqc-.
nu|, baö Äreuj ju nehmen. Qi roar eine Ebrenfacbt ba
Ritter, für ben heiligen ©lauben in ben .Kampf ju jiehr.
bie Ceibeignen erhielten ihre greibeit, wenn fie bte Sofa
©otteS annabmen, unb jur IBeute gab e3 auf bem weiten
3uge reiche (Melegenhcit. SRebre, bcfonberS f leinere, niefet
unter ber Leitung mäd)tiger gürften unternommene Sxm
jüge glirfeen mehr beeren oon Räubern ali oon 6Nl
©ötte5, unb in tb^riefetem 2tberglauben meinten SJiele, :
fie jebes* Sßerbrecben, weld)eS ibnen £eibenfd)afr unb Alk
gier eingab, breijl begeben finnten, weil fte burefe ba;< I
auf ibren ©djultern entfünbigt würben. 2>ie golgen ra
Äreujjügc ftnb bebeutenb für bie ©cftalrung ber abenb i-
bifdjen SBelt geworben. 3m ?fHgemeinen roarb ber befcbr.ir;
(Sinn ber cbrifilidien SJolfer burd) ben lebhaften Srrfebr n
tereinanber unb mit bem 9Rorgenlanbe erweitert, fr-
Sitten, unbefannte ©enüffe wirf ten inärbtig ein, ein hit;
rifeber ©ci|l oerbreitete fid) in allen (Staffen ber ©efeHid
iBefonberS wichtig rourben aber aud; bie großen Beri
rungen, welcfee tn ben SJermägenSoerbälmiffen bureb :
JCreujjüge b«»orgcbracbt n,urt>en. Reidje gamilien rei -
ten, arme bereicherten ftefe. SiSb« unterbrüefte Q:
befamen mit ben SBaffen baS ©cfübl ber greibeit unb t
'Änfprucb an biefelbe; gemeinfame S3egeifierung unb p
meinfame 9?otb unb Öefabrcn brachten ^>obe unb Mitte
einanber näbet Die ©täbte würben angefeben unb I
burd) bie (ebbaften ^>anbelSoerbinbungen unb burd» bfa
<Scbwäd)ung beS 2(bel6, welcfeer fufe mit belbenmütbign
aeifteoing aufopferte. Der ©nfluß ber ©eifilicfeen Pcigfr.'
ftd), weil fte bie fortwäbrenben Sriebfebern bei Unteao
mens waren unb weil ibnen große Reichtümer ja Xbc
würben, inbem f«e bie ©üter bec abmefenben ©treitcr
walteten unb aus ben Verwaltern niefet feiten ju
berfetben würben. — Die au$gc$eid?nerfien beutfefeea
über bie Äreujjüae ftnb fßilfen'S bis jur 9Äitte bd
3abrb. geheilte |©efdiid)te ber Äreujjüge nad) morg
biftfeen unb abenblänbifrfeen JBcrtcbtcn" (7 jßbe., C^j. 1
— 32) unb ^eercn'S „SJerfud) einer Cntwicfclung ter
gen ber Äreujjügc für Europa" (®itt. 1808).
ftrifg ifi ber 3uftanb tbätliä) ftd) äußembe* gtinbfa>n
jweier SJolfer gegeneinander. Die SiiMfer fteben
btr in einem SBerbälhiiß, welefeeS ganj äbnüä)
iß, welcbeS bie einjelntn 2Rcnfd)en gegen einanber I
3ebeS S3o(f bat fein befonbereS Uigentbum, feinen i
lieben 6b«rafter, feine befonbtrn Sntereffen, unb
benimmt eS fid) gegen bie übrigen Sieifer, mit beaen d n
Eonflict gerätb , fo oft ftd) bie geaenfeitigen 3*trreffiai k>
rubren. SBährenb nun aber bie ähnlichen »erbiinnfff ba
3nbioibuen burd) bte in bem ©taatSoerbanbe gefteabca flk»
fefte georbnet werben unb baburcr) alle ffiillfürüefefert um fe
lebt auSgefcbloffen ifl, je beffet bie ©efefcgebung im ©taare
l unb je fräftiger biefelbe gchanbbabt wirb, fo finb böge«'
cn bie ßölfer niebt ju einem tuvcfi CntTcbc geregelten (Bon*
:n , welches burdi eine biefe ©efefee bemache nbe riebt jufam»
tengebolten wirb — gleicbjam gu einem XJÖlferflaate — «er.
uttben unb eS fann baber nicht fehlen, baß gewöhnlich wenn
egenfeitige Sntereffen fieb feinblicb berühren, unter SJölfetn bie
Jelbflbülfe, b. b. .Krieg eintritt, wo bei bat 3nbioibuen fa$
Jefefc bie entfebeibung übernimmt. XHerbing« hoben bie gei
ilbeten ©taaten einem folcben 3uffanbe ber SBillfür ber S3öl*
x untereinanber bureb gegenfeitige Verträge obju^elfcn ge»
i:bt, weit man wobl bemertt bot, baß ber .Krieg ftetS für
tibe Üheile nocbtbeilig tfl unb nur gezwungen unternommen
■erben barf, b. b. bann, wenn man einfielt, baß ba&jenige
$ut, welkes errungen werben foü", fo wertb»oö ifl, baß
:gcn baffelbe bie Scacbtbetle beS Kriegs nicht in {Betraft
>mmen. SDie SJerfräge reiben aber nicht immer auS, weit
nter ben SJölfem ebenfo unoorberfehbare 9?e(btSoerwicfelun:
tn uorfommen, wie biefeS unter 3nbwtbuen ber JaH ifl,
nb e$ muffen bann in ber {Regel bie SBaffen bie entfebeibuna
erbeifübren. Diidit eher fann man bieroacb hoffen, baß
n baS ganje SKenfcbengefcbletbt erfreuenber ununterbroebes
er grtebe ju ©tanbe fomme, olS bt'3 alle SBölfcr ber Grrbe
tfammen einen großen gefefemäßig beflimmten Staat bilben.
Ran bot bie .Kriege nach ben #auptjwecfen, welche wäbrenb
gelben uon einem SSoffe im Äuge behalten »erben, näher
jjeiebnet unb in biefer JBejiebung uon SroberungSfries
en, SertheibigungSfriegtn, greiheitSf riegen ge*
>rocben — ober nacb ber fiMcboffenbeit beS ÄriegSfthou»
lafceS, auf welchem ber Jtrieg geführt wirb, von 8anb*
riegen unb ©eef riegen gerebet. 2>er fcbrecflicbfle .Krieg
l ber ftTürgerfrieg, welcher uon ^artetungen in einem
nb bemfelben ©taote geführt wirb. £>ier finb ftcb bie ©egner
ureb SolfS« unb gamilienbanbe nabeflebenb, unb je febwe*
•r eine Zerreißung biefer natürlichen JBanbe fallt, mit um
» größerer ©lutgter »{legt bann auch ber .Krieg geführt m
erben; ben überwunbenen trifft niebt nur bie Strenge brt
HegerS, fonbern auch noeb bie härtere blutiger ©efefee; et
irb niebt nur als tlberwunbener, fonbern auch alSSBerbre*
er bebanbelt; ftreunbe unb geinbe febeiben ftcb niebt, baS
iertrauen ber SRenfcben gegeneinanber tfl uemiebtet unb
tbfl unter ben jufammenbaltenben Parteien bot ber gefefe»
:fee Suftonb aufgehört, weil ftcb ieber bureb ben übertritt
tr (Gegenpartei fogleicb ©traflofigfeit »erfef>affen fann. —
rfprünglicb tfl jeber waffenfähige 3Rann im SSolfe aueb ein
Streiter für baffelbe, ein .Krieger. Waebbem ftcb ober in
:n SBöffern £anbel, ©ewetbe unb SBiffenfcbaften auf einen
JbCT* ©tanbpunft gehoben borten, mußte es halb bahin
»rnmen, baß ftcb ein eigner .Krieger flanb bilbete, wtt»
•et uon ben übrigen ©tänben erhalten würbe unb bafüt
c Pflicht übernahm, feinerfei ts tiefen im gall ber Stört)
tm ©ebu&e ju bienen. Buch bie 2frt ber .Kriegführung
t eine wefenttieb anbere geworben. Stiebt allein ifl biefelbe
jreb bie ©äffen bebingt, beren ftcb bie Krieger bebienen,
nbern man bat aueb allmälig gelernt, baß .Klugheit ebem
I t>M tmÄriege wertb fei, al« eine große Äriegerjahl, unb
tt bab« au3 ber rohen jtriegführung, bie in ungeregelten
nfäDen unb Überfällen beflanb, eine regelmäßige Jfrteg«»
un|1 gebilbet. 3u ihr gehören bie 2Baffenlet/re, uon btt
nwenbung ber einjetnen SBaffenarten, bie Sagerfunfl, welcbe
uon bem ÜEerroin abhängig ifl, bie Sebrt uon ©tellunq unb
{Bewegung ber £ruupen, bie eigentliche ©efeebtftlebrc, bie
IBefefitgungSlebre unb ber geflungöfrieg. (S3gl. $e^ung.)
?e höher bie Ärieg&futtfr gefHegen ifl, beflo mehr hoben pcb
bie einzelnen äbeile berfelben ju wahren Jtrieg6wiffen*
febaften auSgebilbct. 3u biefen rechnet man aueb bie SBif«
fenfehaften, welche als SBorfenntmffe uon ^Demjenigen erwor*
ben werben muffen, bet flcb ber ^riegSfunfl wibmen wiQ,
alfo namentlicb SRathematif, ©eographte, ütaturlebre unb
anbere. @ne wichtige ÄriegSwiffenfcbaft ifl aueb bie JtriegS*
ge fehiebte, welche namentlich ber fünftige gelbberr ju ftu=
biren bot, inbem er in ihr lehrreiche Seifuiele uon ber^rieg«
fübrung großer KriegShelben ftnbet unb inbem er auch be<
gangene gehler bemerft, folebe felbfl uermeiben lernt, ©eit*
bem bie Ariegsf unft eine höhere ÄuSbilbung erlangt bat, ifl e5
für aQe gebilbete ©taaten SBebürfniß geworben, wiffenfehaft'
lieb gebilbete £)fft)iere ju hoben, unb man hat ut tiefem
3wecf bie ÄriegS. ober ÜRititatrfcbulen (f. Wilitair)
geftiftet. — iDa ju einer funflgemäßen Äriegfübrung ein
gehörig eingeübtes unb namentlicb aueb ein an ben ftrengs
flen ©eberfam unb ebrenhofte Haltung gewöhntes $ecr bie
erfle jßebingung ifl, fo finb befonbers »ur Äufrecbthaltung
ber SRannSjucbt eigne ÄriegSgefefee gegeben, beren übers
tretung flreng geahnbet wirb, unb weil wabrenb eineSitrit>
geS feine langwierige Unterfuchuug geführt werben fann, fo
tfl bie Qrntfcbeibung über bie ©traffäuigfeit einem fcbnell ab*
urtbeilenben JtriegS geriebt übergeben. (Bei jebem cinjel*
nen galt nämlich wirb unter bem SBorfi^ eineS ©eneralS
ober ©tabSofftjierS ein ©eriebt (ufammenberufen, baS aus
Kriegern befleht, bie mit bem 2Cngef tagten uon gleichem
flfange ftnb. 2>ie beiben uornebmflen »eiftfeer beS ÄriegSs
aerichtS flehen fletS eine ©tufe über bem 9cange beS fite
flagten. 2)te S3eifi^er werben ueretbet, ber fiJeflagte er-
febetnt unter JBeiflanb eineS ÄriegerS uon feinem ©rabe, ein
Xubiteut theilt bie Äcten mit unb gibt bie uon bem ©efeb
AuSgefurocbene ©träfe an. 9lachbem ber S3ef(agte abge>
treten, fprechen bie fitafifeer ihr ©chulbig ober 9{icbtfcbulbig
aus, wobei je jwei IBeift^er Sine ©titnme hoben unb bei
gleicher ©timmenjahl ber Jßorfujenbe ben ÄuSfcblag gibt.
Unterfcbieben ifl baS noch flrenaere ©tanbreebt, baS im
Kriege über Unteroffiziere unb ©emeine gehalten werben fann
unb bei welchem ein Hauptmann ben SSorfife führt. ®e=
wöhnlicb l>rid;t baffelbe bie 3obeSjlrafe auS, welche fogleicb
uolljogen ju werben »flegt — 3n ben jpeeren »fliegen g^
wijfe ©ebräuebe b«lömmlicb ju fein, j. 85. baß eine mit
©türm genommene ©tobt ber fHünberung »retsgegeben
wirb, baß ber ©efangene bie SBaffen überaibt u. f. w., unb
biefe ©ebräuebe finb eS, welcbe XriegSraifon ober Krieg Ss
braueb genannt werben. — 2>ic im Kriege gefangenen ©ol<
baten ber ©egenuartei werben Kriegsgefangene genannt.
Der ©olbat barf fieb obne Serle^ung feiner Shre als fol»
tber nur ergeben, wenn ihm jebe SDlöglichfett, fein Beben
unb feine ehre mit ben SB offen ju oertbeibigen, abgefebnit»
ten ifl 3n Jtriegen, welche mit großer erbttterung geführt
werben, bot man niebt feiten bie Kriegsgefangenen getöbtet,
boeb betrachten bieS einfh'mmig alle gebilbeten S3öuer als
uerabfcbeuungSwürbige ©raufamfeit. ©ewöhnlicb behält man
bie ©efangenen bis »um griebenSfdbluß unter fi3ewacbung,
bamit fie niebt aufs 9teue bie fernblieben SBoffen tragen, ober
man wecbfelt fle gegen ©efangene ber eignen Partei au«.
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JDffij«re werben geroöfinticb entlaffert, nacpbem fte auf ihr
eprtnroort gelobt baben, in tiefem Kriege nirfir wieber bei
bem ©egner Krieggbienjle leiflen ju rooUen. 3« frupern
3eiten war e« ©ttte, bag bie Kriegsgefangenen fiep mit
®etP, bet Uta njion, auSlöfen mußten.
firifflsni(isct)tntn (bie) bet 2flten Dertraten bie (Stelle
unfern (Sefcpüpe. (f. P.) unb erhielten befonber« erfi unter
ben {Römern eine Dolffommenere Äuöbilbung. Sie würben
"befonber« bei bcr SBelagerung »on ©tdbten ongeroenbet unb
waren tpeil« SBurfmafcbtncn , tpeil« Angriffs«, tbeil3@cpu|»
Waffen. 3u ben SItarfmafcpinen gehörten bie Katapulten
unb 85alliflen, ton benen jene ungeheure Brmbrujle, biefe
große ©cbleubem waren, unb bie gebraust würben, um
große ©teine, SBurffpiefje, brcnnenbe gacfeln u. bat. in bie
belagerte Statt ju werfen. Sic würben von Krtegern be<
bient, welche gibratoren Riegen. Die ÄngriffSwerfjeuge
befianben in ben Derfcpiebenen ttrten Don SRauet btecpetn,
wel^e mit Zpiernamen bejeicpnet waren, wie SBtbber, gal>
len, SJaben, Kranicbe u. f. w. 3m Allgemeinen beflanb
bet SDcauerbrecbcr in einem langen, fcpweren, an ber ©pifce
mit SRetaü" befcblagcnen Saften, welker in ber SDfritte an
einer Kette unter einem ©epupbaepe bing unb gegen bic
feinblicpe SWauer' gefcpleubert würbe, um eine JBtefdje *u be*
wirfen. Buch parte manSBippen ober ©epneübalfen, ZoU
leno genannt, welcpe baju bienten, in einem Korbe ftfcenbe
Krieger auf bie SDfauer ju geben, ©cpufewerfjeuge waren
bie abörme, ©cpufeböcper unb eine Art ©cpanjförbe. Die
SEpürme waren aus .&0I3 gebaut, patten oft mebre ©toef«
werfe unb jlanben auf SRäbern ober SBaljen. 3n it)nen
bargen fiep bie ©olbaten, bi« ber Zburm ber SRauer nape
gerucK werben war; bann liefen fte gatlbrücfen niebec unb
eilten über biefe auf bie 3Rauer. Die ©turmbaeper (lat.
rineae) waren Dachet »on flarfen SBoblen unb mit rauben
gellen bebetft, unter welcpen, gef<pü&t gegen bie fernblieben
SSurfgefcpoffe, bie ©elageret ipre HngriffSatbetten »erriepte»
ten. SÖenn ein folcpe« 2?adj auf Kobern ffanb, baber be»
wegtiep war, fo pief eS eine ©ebilbfröte (lat. testado).
Äußert cm parte man noep SD e<f werfe, bie in oben offe<
nen ©epirmtn (lat. platei) beflanben unb gegen ba« Xnjüm
ben mit 581c* ober rauben Rauten überlegen waren. Sie
tienten jur Decfung ber ffeilfcpüpen, welche bie 3innen
ber 9J?auer befeboffen. Die ÄriegSmafcpinen befianben bi«
tut 3*it ber (Stftnbung beS ^utoer« unb würben j. 85. no(p
tn Pen 3titen Per Kreujjuge oielfacp angewenbet
firttflßßdjtffe werben bie jum ©cefriege beflimmten
©tpiffe genannt unb in Binienfcpiffe (f. b.), gregat*
ten (f.b.) unb f (einer e ©epiffe ibter ©röfie na* unter«
fepieben. Die 3apl ber Kanonen beftimmt bie ©röfie be«
©epiff« unb biefe Kanonen liegen in einer, jwei ober trei
Sagen übereinanber auf ben ipnen entfpreepenben Decfert, ba»
per man »on Gin«, 3wei* unb Dreibecfern fpriept.
<&$ gibt fleine 85rigg8 mit 10 unb Sinienfcpiffe erflen SXan-
ge« mit 120 Kanonen. Kleinere gabrjeuge [inb bie 83riggS,
bie Kutter, bie 83ombarbiergalIioten, bie Kanonenfcpaluppen
unb bie fleinen ©aleeren ber ©cpeerenflotten ©cpweben« unb
Wu§lanb«.
fli-isr , ein (Bort gtietp. Urfprungö, bejeit^net einen
öorgang in bem belebten tbierifepen ober menfcplicpen Kör*
per, ber in »ielen Kranfbeiten beffelben, befonbert in ben
raf(p oerlaufenben fieberpaften, ftattfinbet unb entweber 0er
feplimmerung ober 6fter, wenn er niept in feiner Chttwide
lung peftett wirb, einen glucflitpea Aufgang Perfelben bt;
bei^ufubren pflegt. 3n ber Kegel erfolgen gleicpjetrig rr
bem Gintritte Per Ärtfc vermebrte Yu*fcpeibungen, buii
welcpe ber Körper fiep alieä JDejfen }u entlebigen fhebt, tnrt
ibn bisher beldfHgte, unb welcpe frttifepe XuSftpeibun:
gen genannt unb Purcp verfepiebene £)Tgane bewerffteLio;
werben, j. 85. burcp bie £aut al§ reieplieper, ftatfrtecper.tr
©eproeifj, burtp bie «^amwerf jeuge al5 einen eigentpumli(?n
SBobenfap abrepenber Urin, Purcp ben Darmfanal att cet:
mebrte unb befenberä befepaffene Stublaußlcerungen, dS Slu
tungen au3 ben natütlicben Öffnungen bei Körperd u. f. c.
Diefe fritifipen StpdtigfeuSdußerungcn ber Äeiftraft Per 'Sla
tur finben in ber Siegel unter ^unapme fammüicper Xur.!
peitSerfcpeinungen ftatt, bie inbef im glucflirpen gafle m
uorubergebenb i(t unb meiflenS mit bem Gintreten Per ft;:
fepen 2(u6fcpeibung wieber »erfepwinbet. Ärifen fönnen |»a*
fheng genommen, an jePem Sage ber Kranfpett eintteur
feprinen aber boeft an mannen Jagen l>duftgcr alt* an <m-
bern ju erfolgen unb bann in ber Kegel glucflicPer für be:
Kranfen auszufallen, ©o pflegen fiep bie meifien lieber m
7., 14. ober 21. Zage gu entfepeiben. Die* finb bann bic
eigentlicp fogenannten fritifepen Zage. Die »orbertmm.
gen, welcpe ein ftanfer Körper gut ^eroorbrinaung einn
Krife rnac^t, «erratben fiep Pem aufmerffamen ib<~..
QCl3?i^tllid^ f"^? öit t Tt i 2^ D ort) er»
JRritik ifl (in urfprünglicp grieep. SBort unb bejeif
IBeurtbeilung ober 83eurtbei(ung$funfl unb ift in tiefe
S5ebeutung naep aQen ipren Xnwenbungen in bie neuer
©praepen übetgegangen. Um einen ©egenßanb beurtbc:!-
»u fonnen, muß man ibn erfannt paben, unb bte Kritü
bat baber bie Grfcnntn$ )ur 83orau6fefeung. Die Krmf
foD ben ©egenfianb niept ai5 DaS anerfennen, waS er nn
u fein fepemt, fonbem naep ferner SBaprbeit unb 8Birf.ir
cit ober naep feiner <5ctrt?eit, unP in böebfier SBoUcnbs:
muf? baber bie Kritif auf ber (Erfennfnifj ber SSaprpeit
ruben. DaS, wonaep bie Kritif entfebetbet, Päd 9rerfix
ber SBabrbeit, welepeS ber ©egenfianb, um »on tpr ana
fannt gu werben, an fiep tragen muß , wirb baft K ri-
tt um genannt, welcpe« äujjerlicb ober innerlicp ifl, [t -
bem ber ©egenßanb nur naep fetner Sorm ober naep feiner
SBcfen beurteilt wirb. 3n ber ^büofopbit, ber SBife
fepaft uon ber SBabrpeit aB ©egenflanb ber Gtfenrrtntf, I
bie $rage aufgeßeQt worben, ob d ein Kriterium betSBa :
ie ^nficbten unb 9tetnu-
(
peit, namentlicp in SBejug auf bie Xnficpten
gen ber 9Renfeben gebe, unb welcpe« Paffet be fei. 3a bet
berühmte ^tjüofopb Kant (|. b.) brachte fogar bie
tn Anregung, ob überbaupt ber Sßenfep ber Grfenntni^ tc.
SBabrpeit, Die niept nur beriet) unaSroeifc a\& fclcpe gelte
fönne, fdpig fei, machte mitbin Die Grfenntnif unb bar
(Srfenntnifjo ermögen be« SRenfepen fctbfi mm ©egenflanb Im
Unterfuepung: baber feine unb feiner nacbflen Änbinaet
lofopbie bie frttifepe genannt worben ift — £>auftg mt='
befonberS in ber S3eurtpeilung Don KunfigegenjlanPea, bu
©teile ber (Srfenntniß bo« gebilbete 9#pi, ber Qtfäfaa-
urrtreten unP eine auf tiefem berubenbe Kritif fann Paba
niept auf beflimmten Kriterien gegrünbet werben, fonbem I
jlet« wn ber $erfönticbfeit be« Kritifet^Drfjen, wtUv
uigiti,
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Kroatien
njS UrtM> rpricbt) abhängig, Gtnfeitige ober töiefc
Rrttif fommt überall vor, wo ber Äritifer felbfl emfeitig in
nbivibuellen ober 9)artti<mftd>ten befangen ober böswillig ifl,
ab fl einliefe, wo ber ©eurtbeiler ben ©egenflanb nicht
U8 ©arue«, fonbern nur noch einjelbetten beurtbeilt, welche
:vä) erft burd) tr>re (Stellung im Ganjen ibjrt SSebeutung
:rbalten. Wian nennt einen foleben föeurtbeiler mol einen
fcritilafler, Ättttltr ober Äfterfritif er. Äritifd)
virb vorjugSweife Dasjenige genannt, weld)e$ büro) feine
inbefhmmtbeit jur ©eurtbeilung bcrauSfobert, ober noch aEU
lemeiner überbau pt baS Unbejtimmte, Unliebere, SRtSlicbe
)ber ©efibrlicbe.
Urooticn, wefc&e« bie Eingeborenen .£>orroütb obee
DrSjag nennen, ifl ein jur öftr. SRonard)ie gehörige«, ftbon
eit Xnfang beS 12. 3abrb. mit Ungarn verbunbeneS Äönigs
cid), welches von Ungarn, Slawonien, {Bosnien, Stahna;
ien, Sßvrien unb ©teiermarf begrenjt wirb. Äuf einem
Slicbenraum von 172 DSR. wobnen 588,000 (Sinw., welche
leb größtenteils jur röm.=fatbolifo)en Stircbe befennen, ©n«
iic$t unbebeutenbe Xnjabl befennt fidt> aber auch jur gried).
mb jwar tbeilS jur unirten, tbeilS jur niebtuntrten Strebe.
Xud) ?>roteflanten ftnben ftd), obfd)on in geringer Xnjabl,
jenen feit 1827 freie SleligionSübung geflattet ijl. Hcferbau,
öieb}ud)t unb gifc&erei ftnb if)rr «fWptbefc&äfttgung. Die
Kroaten seiebnen ftcb bureb ©utmutbigfeit auS, ftnb aber
tod) febr ungebilbet. ©ie ftnb flawifeber 7£bt unft unb fpre*
$en bie flaweno-borwatifcbe ÜHunbart. DaS fianb ifi gebir«
rtg, intern ftd) eine gortfefcung be« f ramer @ebirgS}uge6 in
hn ausbreitet. Die £auptflüffe ftnb Drau unb ©au, bie
)iele Heinere glujfe aufnebmen. . SBetn, ©etreibe, JDbfl, 2a*
Mcf, #oIj, 9>ferbe, Sfinbvieb, ©cbafe, Schweine, ©eflüget,
SJilbpret, JBienen, gifebe, ©olb, Äupfer, (Sifen, ©d)wefel,
SvpS unb Sbon ftnb bie wtdjtigjlen 9>robuete. Die $ro*
>inj Jtroatien jerfällt in brei ©efpanföaften / ^reuj , 3fgram
mb SBaraSbin, woju noch baS Äüflenlanb ober iütorale
ommt. ^auprfiabt iff Xgram ober 3agrab mit 18,000
*tnw., ber ©ifi eineS iBanS ober ©tattbalterS von Ä. unb
Slawonien, (fs bat Seifen unb Sporjellanfabrifen unb tu
ligen #anbel. JtarMfrabt an ber Äulpa tfl befefligtj 2Ba»
bin an ber Drau mit etwa 8000 Grinw. treibt 23 ein?
au. Äreuj c-ter Äörofcb bat nur gegen 3000 ©nw. 3um
Ütorale, welches 6 umfaßt, geboren bie £afenpl%
Hunte, welche* gegen 7000 (Sinw., einen greitjafen bat
tnb bebeutenben $ anbei treibt: SJuccari mit fa^ 8000 (Sin»,
tnt» ?)orto Sie. — Über bie froatifa)e 2)ei"litairgrenje
. SKttttatrgren)«. ■
fktobo ober ©ater ifl, wie einige bebauten, ein
9ctt ber alten Deutfd)en im Sparet gewefen, ber, wie bie
Ibbilbung jeigt, als ein alter d)lann mit blofem Raupte,
nit einem Stabe unb einem Slumengefdße in ben «pdnben
tnb einer weißen SB inte um bie Ruften, mit bloßen Säßen
iuf ben febarfen Scücfenfloffen einrä S3arfcbeS fie(;ent, ban
lepteHt würbe, Diefe Attribute ^at man für ©^mbole ber
all in roQenben, Su(t unb £cib mit fid) fubrenben 3eit unb
eil 5t. felbfl für ben ©ort ber 3eit gehalten. Unter ben
ÜBocbentagrn foK ibm ber ©onnabenb heilig gewefen fein.
Jielleid)t geborte biefer ©i^e aud) urfprüngltcb ben Slawen
n, wenigfienS bat man feinen tarnen von bem fiawifeben
frabu", b. b« ffc<n» abgeleitet. %n ber ©teile, wo fem
Krokodile
fBilb jlanb, foH nacbfjtr vom itaifer ^etnrid) IV. bie ^arj*
bürg erriebtet warben fein. 3n bem Dome ju ©oelar
(f. b.) neigt man nod) feinen 2Qtar.
lürokodiU (bie) ftnb eine ©attuna ber Amphibien auö
ber &rbnung ber ©bed)fen, beren Äorper mit ftarfen gt*
wölbten Schuppen ober platten bebceft ifl. 2Crt ben fytyn
haben fte größere ober Fleinere Sd)wimmb<Jute, ihre Bunge
ijl fleifd)ig, bief unb unbeweglich unb ü)re 3<übne ftnb fpuj
unb fegelformia. Die äußere ßbröffnung f6nnen bie Jtros
fobile mit jwci Sippen nad) ffiilifür oerfcbließen. ©ie ftnb
bie größten unb furchtbar freu Amphibien, leben nur in fußen
©ewdffern, wo fte fid) mit großer ©efd)winbigfeit bewegen
fonnen, wdbrenb fte auf bem Sanbe langfam unb ungelenf
ftnb, namentlich ftd) nid)t fd)rteU feitwctrtS wenben fönnen.
2£n bei Äehle haben fte jwei f leine Drdfenböblen, in welche
fid) eine mofd)u£artig rieebenbe Seucbtigteit abfonbert. ©ie
legen (Ster, we(d)e bte ©roße t>on ©anfeeiern baben, unb fol*
Ien febr alt werben. ÜRan unterfd)eibet gewöhnlich brei 2fr»
ten, ba$ eigentliche Jtrofobil, ben ©atrial unb ben 3füigatot
ober Äaiman. Der jtopf beS gemeinen Jtrofobtlft tfl
etwa 3 weint al fo lang alS breit, bie ©ebnauje lang unb nfa
fcergebrueft. 2fuf bem Warfen liegen fed)S Sjd)ilber, auf bem
9vü'cf«n 15 ober 16 Weihen von Scbilbern unb auf bem
Schwanke 17 ober 18 paarweife unb 18 — 20 einfache
fammarttg »orflrbenbe ©d)itber. Die flarlen guße ftnb mit
3eben oerfeben, von benen bie an ben Hinterfüßen mit garu
gen Schwimmhäuten auSgeflattet ftnb. Dal Ätofobil ijl
von laudigrüncr et er bronjener Rarbe unb bat auf bem 9*6-
den eine Spenge Kcnet fd)warjer Rieden, bte an ben ©ei«
Krokodile
672
Krokodile
im bti Stumpft unb £al[e8 großer ftnb unb am ©d)manje
ui unregelmdiiigen ßuerbanbern auslaufen. 2fuf ter untern
gKidje bc6 Jlür»er§ finb biffe 2biere fc&mujiggeib. 2)iefe
im 9iil in 'Kappten »orfommenben Ärofobilc waebfrn biö ind
bobe 2tlter unb erlangm eine 8änge »on 30 g. SWan ftnbet
fit jtfct nur nodj in SDbfräg»»ttn. ©in gleichfalls im Stil lt
btnbt* flcinrrcd Ärofotil foU unfdjäblicb. unb baJjenige fein,
roeldjem bie ttgpöter göttlich Sötrebrung jollten, wäbrenb ba8
befdjriebent große für ben 8e»iatban btr SMbel gebalten wirb.
Um Sage lebt ba8 bitr abgebilbete gemeine Ärofotit gcwobnlicf)
auf bem Canbe in ber 91abe beS Söafferö, wäbrenb btr Statut
gebt t § aber in biefcS felbfi unb hält fieft Her in großen ©e=
feuTdbaftrn auf. ©etüöbniid) erbebt ti, um ju atljmen, bie
©dmauje über bie £>berfläd)e be§ SZBafferö. <2o lange ba$
Ärofobit auf bem Sanbe ift, pflegt e$ »ot bem Straftet
ju (lieben , im SBaffer aber fallt ti ibn wütljeno <a ab
raubt ihm bas SJrben ober bod) einzelne ©lieber, ©eint tot
jüglicbfte Sprung finb inbeß gifd>e. £>ie Gier legt W
JüJeibcbtn in ben «unb, roo fit »on ber Sonnenwannt ad
gebrütet werben. Die auöfrifdjtnbtn jungen finb uwefifr
oebt 3oll lang unb haben einen großen in bie Sanfttti
fidj hinein jiebrnben 2)otterfacf , reeller fie fo lange trütJl
bi» fie felbft auf SRaub ausgeben Finnen. (Segen bü Set
mehrung beö Ärofobiß ifl ber 3d>neumon (f. b.j t
inbem er bie Girr btffelbtn auffingt ; eine Jabel ober it d
baß berfelbe bem fcbjafenbrn Arofotil fclbjl in ben Sfajftn
friede, fid) burd) baffelbe binburdjfrrffe unb ei fo tett
SD?an mad?t auf ba§ Ärofobit 3agb, mehr um ti ui »tri
gen, ata um ti benu&en. 2fm leidjteften roirb ti gttöbs
ttt, inbem man ihm tinen ©d)uß mit grobem Schrot in bie
©egtnb bt§ 0?acfru3 beibringt, wo ti am Itidjttfien »er=
wunbbar ijt. $>a8 Jflfifd)/ wcld>e§ jurotilen gegeffen wirb,
bat tintn efeltiaften JBifamgtrud) unb ©tfebmaef.
Der ©aoial fcat eine »erldngerte waljige ©djmau;c, im
Dberfitftr 56—60, im Unterfiefer 60—52 jj<$bne. 2Cuf bem
Dtacftn bat et (edji <5d)ilber, bann folgen brti £luerttiben
großer ©d?ilb« unb 19 fiuerrt iben , bertn jtbe au$ ftwti
flrintn ©djilbern an btr ©tite unb jroei großen in btr ÜKitte
beftebm. 25tr Sdjwanj wirb »on 19 »aarweifen ur:
einfachen Fammartig erhobenen ©tbilbern gtbilbet.
ftarbe ift febmujiggrün unb braun, auf bem JÖauaV \ß
unb oben febroarj geflecft. SWan finbrt btn großen (M
wtldjer 18 — 20 §. lang wirb, im ©angeS unb afleij»
ßen Hüffen SWalabarS. Qx nährt fidj glticbfaO* wqP
»on Sifi^tn, greift aber audj ©äugtbiere unb 9Rtnf(Jo*
£>ie Snbier betrachten ibn ali tin heiligt* 2bier.
3km bem Äaiman unterfd>eibet man mebre Xrtrn, ■#
f:d) tutet) eine furje, breite unb fiumpfe ©djnauje bbv«
Krone
6T3
hatte Schwimmhaut auSjeirbnen. Sic leben fimmtlicf) in
Ärarrifo. Der »orftehenb abgebilbefe ffirillenfaiman ober
Sacare bat hoch oben am Äopfe siebente Kugen. Der
obere Äanb ber Augenhöhlen ift ftarf erbebt, fobafj bie Stirn
:ir ifim ben Äugen mit einer flarfen gurche oerfeben ifl,
»or ber eine (wlbmonbfirmige £luerleifle fleht, bie baö Äru
feben bei" SierbinbungSbogenS einer ©rille hat. 3m Wachen
flehen oben wie unten 36 fegeiförmige 3dbtte. Der &opf
ift mit »ielen ©cbilbern unb ©puppen bebeeft, am hinter*
fopf unb jDberbalfe ftnb mehre jQuerreihen »on ©Silbern.
Jöier ftongerauerbinben bebetfen ben JRücfen unb ben ©chwatu,
wo frdb gleichfalls erfl ein boppetter, gule|t ein einfacher fd%
genförmtger Äamm beftnbet. Der »rillenfaiman ift unten
grünlicr)weif}, unter bem Äopfe unb an ben Seiten grau
marmorirt. jDben ifl er bunfelolieengrun unb auf bem 8tu»
den gewahrt man »ier unbeutlicbe fchwarge JEUterfrreifen, fo«
roie gebn ähnliche am Äopfe. 6r wirb 10 — 12 ff. lang
unb fmbet H rf? in bem größten Stbeile ©ubamerifaS bis bin«
auf na$-Gapenne ober «Surinam in ben fteinem gluffen
unb ©een. Cr »ergehrt KUeS, waS er «on Spieren errei*
eben unb bewältigen fann, unb guweilen auch 5Dlenfchen,
roelche inS IBaffer gegangen finb. 3bre ©er foDen biefe
2birre in einer Ärt »on töeft verbergen, welche bie SBeibcben
mutbig »ertbeibigeru
ftrartf, »on bem lat. coron*, ifl ein .öauptfehmuef,
welcher alS Ebgeieben »omebmer, namentlich fürfll. ©eburt,
betrachtet wirb. (Jntftanben ift berfelbe wabrfcbeinlich auS
bem Ärange, welchen man bei fejtlicben ©elegenbeiten um
baS #aupt trug, ben namentlich bte^riefler bet Serrichtung
ber ©pfer trugen, woraus bei biefen bann bie priefterüebe
äöinbe würbe. Die fficeJU. Äronen werben au« eblem 2Res
taH gearbeitet unb mit Crbelfleinen »ergiert unb finb in ein»
facbfler ©eflalt ein Steif, auf bem nachher ein ober mebjre
DaS £<iupt überwölbenbe »üget gefegt würben. BIS 33e«
jeiebnung ber SBürbe finb bie Äronen bann auch in bie 2Bap*
oen aufgenommen worben, unb man unterfebeibet in ber-^es
ralbif Äaifer*, ÄönigS*, #ergogS;, gürftens unb ©rafen»
'ronen, alte unb neue fronen, Qcicbichtlichc SSeruhmtbctt
>at bie eiferne Ärone erlangt, mit welcher früher bte Äö*
u'ge oon Italien unb bie r6m. Äaifer a(S Äönige ber ?om*
arbei gefrönt würben. Dtefelbe wirb gu SRonga im SRai«
dnbtfcben aufbewahrt unb bat ihren SRamen »on einem
cb malen etfernen Steif im 3nnern berfrlben, weither naö) tu
er fpdtern ©age auS einem ber 9ldgel gefebmiebet worben
tin foU, mit welchen ßbrifluS anS Äreug geb^ftet worben
1. &ie würbe 593 n. Cbr. in Auftrag ber lombarb. ^rtn --
effui Sfjcotcünte gur Krönung tfjrcä ©emaljlö Agilolf »er*
:rtigt. 9tatr)bem Napoleon 1805 alt» £6nig »on Stafien
d) biefe Srone felbfl aufgefegt ^atte, fliftete er ben JDrben
er eifernen Ärone, welrben ber Äaifcr oon öfheicr) 1815,
16 ba« tombarbifet) =tjenetiatt. Ä6nigrei<$ errietet würbe, alS
mu Sorben beibebielt. 9tia)t minber berubmt ift bte paofl:
bc br ei fache «firone, trelcbe bie SSiara genannt wirb. Die
h -iceben nannten Xiara bie JCopfbebecfung ber perf. Jtinige.
)ic ?pdpfllicr;e Stiara beflebt in einer b»ben SRüfee, weld>e
>n brei übereinanberflebenben fronen umgeben wirb, bie
an auf bie breifaefce ©ewalt be5 ^apfle« tm |>immel, in
•r ^6ß< unb auf (Erben gebeutet r,at Die Äronen ftnb
«8«. n.
Kropf
ganj mit ßbelfleinen befefet unb mit einer Äugel gniert, üba
ber ein jtrem fleht, neben welkem gu beiben Seiten ©e
bdnge oon dbelfleinen fid> befinben. 2lnbcre beziehen bie
brei Jtronen auf bie leibenbe, fheitenbe unb triumpbirenbe
Äircbe. grülier trugen bie $dpfle nur eine 33ifdjcffmüt.>e.
$ap|i Xleranber III. foO im 12. 3a$rb. eine einfache Ärone
um bie S3if<x> ofSmüfee gelegt haben, bann foQ S3onifaciuS Vlll.
(aefl. 1303) bie gweite unb Urban V. (ge(l. 1370) bie britte
Ärone binjugefugt b^tben. {Regterenbe Surften pflegen naa>
ib.rer Sbronbeftetgung burtr) Xuffefeung ber Ärone feterlidb ju
i^rer ^oben SBürbe ft*) einweben ju (äffen. Diefe reliaiife,
mit bieten Zeremonien, a(6 ber Salbung, ber öffentlichen
{>ulbigung unb mit aUertbümlicften Set)n8aebrdu(r)en rerherr--
licbte geier, bie Ärinung, ijl ieboct) niept nötbig, um ben
regierenben Surften Änerf ennung gu oerfc&affen. »et berfeU
ben (eifiet namentlid) aueb ber 9??onard> ben feier(ur)en Gib,
bafi er gerecht unb fromm unb nach ben beflebenben @runb<
gefe^en beS Staats regieren wolle. 9la$ bem SSorbilbe
Äarl'« be« ©ropen, welcher 800 »om ?>apfte ju Rom »um
röm. Äaifer gefrönt worben war, liegen ficr) aucr) bie röm.s
beutfeben Äaifcr oon JDtto I. bis Starimilian I. fafi aOe in
3?om frönen, ©pdlter gefebab bie Ärönung ber beutfeben
Äaifer meift ju granffurt am Wlaln. Die engL Äönige
werben mit großer 9>raebt in ber SBeflminflerabtei ju ?on»
bon gefalbt unb gefrönt, unb in granfreieb \)at bte erjbi;
fcböfliche Äirche ju Slbeimö feit uralten Jeiteu ba6 S3oneü)t,
baß bie Äönige oon granfreic^ in it)r gefrönt werben. —
Snbem man in ber SBurbe beS Monarchen bie beS gangen
©taat$ reprdfentirt ficht, bat man häufig Ärone für ©taat
gebraucht unb in engerer fBebeutung nennt man Ärone bie
Regierung etneä ©taatö in »egug auf ihre Steckte. 9Ran
hat baber j. IB. bie ©üter, welche bem «^enf eher eineä 8an»
be« aB folgern al* fein befonbeTeS ©gentium jufommen,
Ärongiter ober Äronbomainen genannt. 3m eigene
liehen Sinne ftnb biefeS bieienigen ©uter, welche fict) »on
feinen $ri»atgütern baburth unterfcheiben, bai er jie nicht
»eräufern barf . weil er fte feinem Nachfolger überlaffen muf .
(83gl. Domatnen.) Ärondmter waren in ben dltem
Staaten bie erblichen Amter, welche gum SEt)ei( nur in ge«
wiffen £oft»ürben beftanben, gum Zfyt'xl aber aueb mit ©taatäs
dmtern »erbunben waren. 3n neuerer $tit haben fie nur
bie »ebeutung »on ^ofrourben, ftnb erbliche Zitel, ohne
baß ber auf fie angebeutete Dienfl wirflich »on bem Snha»
her »errichtet würbe. (Bgt Srbdmter unb |)of.)
ürontl)alcr ober Äronen ftnb inSBaiern, S3aben, ben
91ieberlanben, öflreich unb SSBürtemberg gebrduebliche ©ilber*
munden , welche guerfi 1755 gu »raoant auS 13 8ou) 16
©rän feinen ©ilberS gefchlagen würben. <$i gehen »on ben*
felben 9Vk ©tuef auf bie ferne fölnifche SRarf. 9Ran hat
gange, halbe, Viertel - unb Echteler onentt)aler unb rechnet
ben brabanter Äronenthaler = 1 Söjlr. 10 ©r. 16*> 9>f-
6on». = 1 ^hlr. 15 ©gr. 9 $f. ?)reup. unb bie bab.,
bair. unb würtemberg. Äronenthaler = 1 %^\x. 12 ©r. Qon».
= 1 2b>. 17 ©gr. 3 |)f. 5>reug. ,
firopf hfipl tme unfcbmerjbaft/, meift langfam fich ent*
wicfelnbe unb bann Sahire lang, oft bae~ gange 8eben hin«
burch beflehenbe ©efchwulfl an bem »orbern unb untern
SEbeile beS £alfeS, bte burch eine »ergr^erung ber ©chilb«
uigiii,
by Google
Kropf 6
brfife bebingt unb fcinfldjtltd) ibreS UmfangeS, i^rer ©eftalt
unb ibrer J&ärte frbr »erfcbiebcn ift. Dicfe (vi cid) an:: fr be*
fd^rdnft ficb entweber auf eine Hälfte ber ©cbilbbrüfe ob«
nimmt birfe gan) (in unb wirb juweilen ungebcuer groö,
fobaß fte ben Umfang von brei ober »ier SWannSfäuften
erreicbt. 3m Anfange jeigt bie fie bebecfenbe Haut feine
SBeranfeeruitg ; vergrößert fte ft'cb aber in beträebtlieberem
©rate, fo fcbroetlen bie SMutabern beS HalfeS unb ber ©es
febwulfl an unb erweitern fieb. 3fl ber Kropf erfl »or Kur*
jem entflanben, fo fü^It fid> berfelbe gewöbnlid) elaflifcb,
weieb unb gleichmäßig an, ift fcicö aber febon längere 3eit
brr, fo wirb er frfler , an einzelnen (Stellen ganj bau unb
uneben, unb »erbinbet fieb nacb u"b na$ mit ben nabege;
(egenen Steilen fo fefl, baß er feine biSberige ©ewegliebtcit
ganj »erliert. Sieb felbjl überlaffen vergrößert ficb berfelbe
immer mebr, nur in fcltenen fällen gebt er in Gntjünbung
unb ©terung über, worauf er fleiner ju werben ober auc$
ganj ju »cifdbroinben pflegt. 3m Anfange »erurfaebt er xot:
nige ober gar feine JBefcbwerben, wirb er aber größer, fo
wirb bie Stimme nach unb nacb rauber, baS Z dringen unb
Qttbmen bebinbert unb eS flellen fieb beftige Huftenanfälle ein,
bie ficb bid jur ©rfiitfung&gefabr fleigern fönnen. ©leid»;
jeittg bäuft fi4> in golge beS erfebroerten SMutlaufeS bureb
bie HalSgefäße baS äölut in ben ©efäßen beS Kopfe« an,
baS ©cficbr wirb aufgebunfen, bläulieb, eS flellen ftd> bäu*
ftge Kopffcbmerjen ein unb mitunter fommt eS jum ©cblag»
fluffe. Uber bie Crnrficbting beS JCropfeS ift man noeb im
Ungewiffen. ©rfabrungSgemäß ifl berfelbe in tiefen, engen,
jwiföen boben Sergen gelegenen Skiern, wie fie J. 8».
tn ber ©cbweij, namentlich im watlifer 2anbe, in ©aljs
bürg, in ben hörenden u. f. w. »orfommen, gewiffermaßen
rinbeimtfeb unb wirb bafelbfl »orjüglid) bei ben fogenannten
ÄretinS (f. b.) angetroffen, obfc&on er niebt n'otbwenbig
mit bem KretiniSmuS »erbunben ijt 05 abrr nun, wie
man brbauptet bat, bie in folgen Sbälern eingefcbloffene,
flodenbe unb bureb SBinbe feiten ober gar niebt erneuerte
unb gereinigte unb mit t>te(er Scucbtigfrit gefebwangerte ruft
ober ber ©enuß fceS bafelbfl eine SÄenge fcbwerlöSlicber
©alje entbaltenben GueDroafferS unb beS burd) ba$©cbmels
jen beS £ ebnet* entflanbenen SöafierS als Urfacbeu ber
Kröpfe berraebtet werben bürfen, iß bezweifelt worberu
Denn man beobachtet Kröpfe aud) in ganj flacf) gelegenen
©egenben, fowie auf ben ©ebirgSböben felbfl. 3m2tllgemeU
nen finb grauenjimmer ber (Sntfiebung »on Kröpfen beU
weitem mebr ausgefegt als baS männltcbe ©efcblecbt, jün*
gere Verfemen mebr als ältere, gerner begünjtigt bie ©fro;
pbelfuebt ibre Cntreicfeluna außerorbentlid), Helten fommt
er angeboren »or ober entflebt unter 83egünfligung einer er*
erbten Anlage. 'Uli- befonbere SSeranlajfungcn, bie ibn jus
weilen ungewöbnlid) fcinelt l?erbe ifübren , bat man biSber
forderliche ^(nflrengungen mannirbfatber Zxt, beftigeä @r»
bredjen, beftiged ^Drangen bei ber ©eburt, ba$ 2ragen
fdwerer 2aflen auf bem Kopfe, öfteres lautes" ©cbreien,
brinMqe 5 übermäßiges 9türfn>ärt6beugen be6 Kopfe6 u. bergt,
beobarbtet. über bie ^)eilbarfeit be$ Kropfes entfebribet
bauptfäcbtieb feine Dauer, ©rößc, ffiefebaffenbeit, baS Älter
unb bie förperlicbe Qonflitution beS Kranfen. -wt er nod>
niebt einen gu beträrbttieben Umfang erlangt, unb ifl ber
Kranfc nod) jung, fo bat bie Teilung feine großen ©djroies
tiflfeiten, ifl er bagegen febrgroß, fefl unb bort, unb fommt
4 Kröte
er bei ältern 9>erfonen t>or, fo trofct et in bet Segel tfc
SBKrtetn.
firösuo ober KrotfoJ bieß ber wegen feine« unrrrnef,
Itdjen JReicbtbumS unb feineS wecbfelnben ©cbidfalJ befarmti
lefetc König »on fybien, ber im 6. Sahrb- t>. tyx. ItHt
@r tiatte bebeutenbe Eroberungen gemaebt unb lebte mit fei
nem ^ofe in floljer ^raebt, al« tbn ber grircJf). SBeife S:
ton (f. b.) befuebte. Diefera xeigte er feine <2(b4?t sä
fragte, wen er für ben glücfliebjlen ©terblidben bolte? Sc
Ion nannte mehre, nur nid)t ibn, unb in feinem SStclje ::
fränft fragte enblid) K., ob ©olon nidjt autb ibn für g'ii
tieb ba'te? „9?iemanb ifl »or feinem 2obe glütflitb ju jtfi
ferr", war bie Antwort beä SBeifen , beren Sßabrbett Ä. M
febwer empfinben follte. Der mätbtige (SpruS (f.c.) fi:K
tbn, nahm iim gefangen, raubte ibm Krone unb Äricbthj
mer unb oerurtbeilte ibn felbfl jum geuertobe. <25djon ftr;
K. auf bem «djeiterbaufen, ba gebadete er beS Selon ar;
rief laut beffen 9lamen. Qx)xuS fragte nad) bet Urfacbe t:
feS 5tuSrufS, erfubr beS ©olon ÄuSfpruci, baebte an ^
felbfl unb febenfte bem K. baS reben, ber nun fem %mi
unb Sfatbgeber würbe unb no<b unter KambpfeS lebte. Xr:
fer wollte ibn binriebten taffen, boef) bem K. glüdte rf an
jweiten SJeale, ber ÜobeSgefabr ju entgeben.
ärötc ifl eine ju ber gamilie ber grÖfcbe (f. b.j ■
börige Amphibie, weldje ficb »on ben eigentlicben Jwfi:;
baburrb unterf Reibet, baß fie meifl nur (angfam fnecbn
nicht hüpfen fann, roeit ibre Hinterbeine oft niebt viel lc
ger als bie SJorberbeine finb. Die Kröten baben einen ttte
plumpen reib, ber mit Söarjen bebedt ifl, auS bene» n
[cbarfev ©aft auSfcbwifet. Der Kopf ifl geroölbt unb re
ben Äugen äufammenqebrücft unb bat eine bureblöcberte Bs-
hinter ben Dbren. 3(n ben Hinterbeinen befindet
ben meiilen eine balbe ©dnvimmbaut; fte leben aber nrr.
niebt fowot am unb im SBaffer, fonbern mebr an bunl;!;
febattigen, fruchten Orten, ©ie fommen fletS beS 9W^
ber»or, um Nahrung \u fueben, bei Sage nur bann, w*
eS geregnet bat. SBäbrenb beS SBinterS fdjlafen fie in -je:
len, welebe fte fieb felbfl graben, ©ie baben ein unjrnr
jäbeS Seben unb fönnen febr lange ohne Nahrung wilfix-
©eroöbnlicb bält man fte für giftig, fte finb eS aber ml-
fonbern ii)r Urin, weleben fte »on fieb fptiften, tets
fte gereijt werben, oeturfaebt nur ein unbebeutenbeS ßn-
nen, wenn er auf bie Haut be« fWenfcben fommt — £*
gemeine Kröte ifl oben rothbraun, wot aueb feb«wr.Ji
ober olioengrün, unten blaßrötblicb unb wirb brei
©ie fann Sabre lang obne Slabrung erifliren unb min t:
fogar in ©teinen lebenbe Kröten gefunben, welebe r~:
ber noeb einige 3eit lebten; fogar mitten in Hrtjjhtdcn s
man einzelne foleber 2biere geftinben baben. D« 9atttdr
feber fönnen ben 3ufammenbang biefer auffaUenben finci-r
nung noeb niebt ciliaren. — Dte Kreujf röte ober-ßat-
unfe ift olioengrün unb bat mitten über bie ränge brf5-
rfenS eine gelbe Cinie unb an ben ©eiten eine auSar^
rötbliebe Kante. Die SBarjen auf bem Kürfen ftnt :
braun unb bei ben Ohren unb ben 2Jfunbreinfe!a Kap-;
2Cn ben ©eiten befl »auebS, an ben »einen unb am*«':
ficht man unregelmäßige oltoengrüne gleefe. ©ie bat tta
©ebtvimmhaiit unb feine SSulfle binter ben Obren; atc '
ber bobten .»>anb ber ^interfüpe bat fte jwei MxXncz
' Digitized b
Krug
6*5
Krystalle
><»t, welche Ihr Mm kaufen unb Klettern Dtenfle Ieiflen.
Ran ftnbet fte an feuchten Ufern, in Seilern, nttem ©e»
iduer u. bgl. unb fte verbreitet einen Übeln, abgebranntem
;cbießpul»er dbnlicben ©mich. Die SRdnnd&en bringen ben
umpfflagenben 2on Unf! Unf! beroor, inbem fie bie Kehle
>eit aufblafen. — SRunterer unb bebenber als bie meiflen
brigen Kröten tfl bie grüne ober »erdnberlicbe Kröte,
eren ©runbfarbe weif mit großen grasgrünen Steffen ifl.
uf ben weißen Stellen haben bte SBarjen einen rotben
»unft. SBenn bie (Sonne auf biefeS 2hier fefieint, fo wirb
ie ^wut beffelben glanjloS unb febwifct eine ftinfenbe, dfcenbe
euc&tigfeit auS. ©ie lebt befonberS in bem fübL granf*
id), auch um $ariS unb im Sfecflenburgifcben. — 3n
n ©tbweij, in*ben JRheingegenben unb um $ari$ ftnbet
lan febr bduftg bie af$graue Kröte, welche oben blau«
d) fc^warjgrau mit einzelnen febroarjen Siecfeu ifl unb an
ber Seite beS JRücfenS eine JHeibe größerer SBarjen bat.
nter bem febeibenartiaen Obre liegt eine tiefe SBulfl. Die
tinterbeine finb um einen 3 oll langer alS bie SSorberbeine.
)er 5Ion, welken biefe Sbiere hervorbringen, gleist bem,
'elcber bei Reibung einer ©laSglocfe entftebt. Die SBeib*
«n fdblingen ü)re Grierfebnure um beibe ©ebienbeine unb
thalten biefelben, bis bie Kaulquappen hervorbrechen. — Die
euerfröte ifl bie fleinjle von ben bei unS lebenben Krö*
n. 3br JKücfen ifl bunfelolioengrün ober bräunlich unb
tatt ftöroarj geflecft, ffiaueb, Kehle unb Beine fttib föwar^
lau unb rotbgelb geflecft. ©ie t?at lange Hinterbeine mit
injen ©cb wimmbauten unb fann gut l-üpfen. ©ie lebt im
Baffer unb in ©umpfen unb gibt einen bumpf flötenben
!on »on ftdr> , baber fie wol au<£ Unfe genannt wirb. —
>ie braune ober SBafferfröte bat nur auf bem 9tücfen
lent'ge SBarjen. ©ie ifl hellbraun, hat einen tollen Strich
uf ber SHtte be« SlücfenS unb bunfclbraune glecfe. Der
Saucfi ifl gelblich. Zn ben mit ©$wimmbduten »erfebenen
>interfüßen bat fie noch eine fedbSte 3tbe. SBenn man fte dng*
igt, fo verbreitet ffe einen fnoblaucbartigen ©erueb. — Die
i Jöraftlien unb Strginien lebenbe gehörnte Atröte $at
•gelförmige Xugenliber, welche wie Börnchen emporfleben.
>aö SBeibcben, welche« fecbS 3oll lang wirb, ifl oben bun«
•Ibraun, bat bunfle, beHgefdumte £üften unb über Kopf unb
tücfen einen breiten hellgrünen ©treifen unb ifl auf dbnj
cbe SÖBcife auch an ben antern feilen gejeiebnet. Da«
'Jdnnc^en bat auf bem Kiefen febön orangegelbe ©treifen
ab ifl üterbteS mit grünen unb rotbbraunen glecfen gejeiebs
rt. Der ©auch ifl golbgelb. 'Auf Würfen unb ©ef>enfeln
nb fiacbelnrtige SBarjen; ber Äopf nimmt ein Drittbeil brt
mjen X6rperö ein unb in bem großen 9??aule ifl bie 3unge
jrn angewaebfen. — üWocb, größer, über adn 3oß lang,
>irb bie ©eerrdte ober .liefen? röte, bie einen edigen
tücfen unb Hnter ben Obren eine fleifcbige, b^afebgraue,
bwarjpunftirte SJulfl f)at. Der aft^graue ÄÄrper (>at t>tü*
raue ober gelbliche gleden unb große SBarjen; ber Äopf ifl
hbltcb. Diefeö Sbter, welfbed eine brummenbe ©timme
xt, fnbet man in ben fu mengen ©egenben ©übamerifaS.
Äru« (SBiu). Sraugott), Cbrenprofeffor ber ^bilofopbte
t ?etp3tg, würbe 1770 ju Wabi* bei ©rdfenbaintben in
er jefct preuß. |>rooin} ©aebfen geboren, bereitete ftd> auf
et 8anbe$f<fru(« ju yfaxta jum afabemifeben ©tubiuro eor
unb befugte feit 1788— 94 bie Unwerfttdten Wittenberg,
Sena unb ©ftttingen. 3n bem le^tgenannten 3abre erwarb
er fi<b in SBitrenoerg \>ai Stecht, S$orlefungen bei ber Uni*
berfttdt ju balten kunb naebbem er bereits eine große Änja&l
»on ©tbriften oerfaßt batte, würbe er 1801 jum außeror*
bentlitfeen ^Orofeffor ber ^PbÜofopbie in Jfranffurt an ber Ober
ernannt. Orr bilbete nun ein neues ©pffem ber 9>bilofopbje
auS, .weites er tranStenbentalen ©pnt^etiSmuS
nannte, in welchem er eine Ausgleichung ber £auptricbtunj
gen ber SSBtffenfcbaft verfugte. Gr betrachtete bie $hii°<
fophte als bie SBijfenfchaft oon ber urfprunglict)en ©e«
fefemdßigfeit beS menfchlichen ©cijleS in feiner gefammten
Sbdtigfeit unb fanb wo( beim großen publicum, nicht
aber bei ben 9H>itofopfcen , gegen welche er felbfl in ©trett*
fefa^riften auftrat, 3(nerfennung. 3m 3. 1805 würbe Ä.
orbentlither 9>rofeffor ber ^ht'ofophi« ju Ä6nigS6erg, unb
1809 fam er in gleicher @genfcf>aft nach Sripjtg. SKit QU
fer nahm er an bem Kampfe S^eil, melier ftd^ 1813 jur
Befreiung DeutfchlanbS erhob, inbem er fid) ben reifenben
Sdgern beS fachf. JÖannerS anfd>loß. 9?achbem er feine QnU
laffung als Wtttmeifler h la suite erhalten harte, wenbete er
ffc$ wteber ber JEhätigfeit als ©cbriftfMer unb Unit>erfttdtSx
(ebrer }u. dt arbeitete bis in bie neuefle 3eit mit reblicbem
Gifer jur Verbreitung einer allgemeinen SBilbung, inbem er
fich in jablrctchen ^lugfchriften über alle 3titofgebenbeiten
ausließ. 3m 3. itMO ernannte ihn bie tfaeologifche gacuU
tdt ju 2eip}ig jum Doctor ber Zb'ologte unb 18.14 rr^rlt
er auf wieberbolteS fBerlangen feine SntlafTung als orbents
lieber ^h-ofeffor, tnbem ihm ^ugletcb eine ?)enfion unb ber
Eitel eines SbrenprofefforS mit allen fechten eines wfrflt»
eben 9>rofeffoT8 juerfannt würbe. Ä. fchrieb feine ©elbfl*
biographie unter bem2itel: „Steine SebenSretfe in fecbS ©ta«
tionen »on UrceuS" (2pj. 1826), ju welcher a(S Nachtrag
erfch. ien : „Seipjiger greuben unb Reiben im 3ahre 1830 ober
baS merfwürbigfle 3ahr meines SebenS" («eipj. 1831).
finjßloUe nennt man bie regelmdßigen, oon ebenen gld»
ch«n, Kanten unb fünften begrenjten Äörperformen, in weis
cVn gewiffe Mineralien, welche burch Äunfl ober Slatur
bergeflellt finb, erfebeinen. 'SBte bie organtfeben SBefen au«
Snbtoibuen »on eigentümlicher ©eßalt Urnen, fo ifl bie«
feS mahrfebeinlich auch bei allen anorganifeben ©ubflanjen
ber gaB. 3nbeß finb bie anorganifeben ©toffe gewöhnlich
fo untereinanber gemengt unb dußerlicb wol auch burch Situ
ben, ©toßen u. f. f. fo »erflümmelt , baß man jene 2Cu6bil=
bung ju befonberS gefalteten 3nbi»tbuen nicht wobl w»t;r=
nimmt Diefe tritt »orjugS weife ba beroor, wo in ber 9los
tur ober buTtt) Kunfl ein ©toff auS emer Vtuflö funjj aOmdlig
m ungefl6rter Slufae fich hat auSfcheiben Wnnen, m biefem
galle erhält man&rpftallbilbung. ©o j. B. frpflallifirt
baS gemeine Äücbenfa^j auS reinem SSaffer in SBürfeln ober
£eraebern, wie umflehenb Äbbilb. 1 jetgt, 2flaun (Ttbbilb. 2)
in oftaebrifeben Ärpjlallen, ©itterfalj (2tbbtlb. 3), ©lauber»
falj (Hbbilb.4), Salpeter (2thbilb. o), 3u<fer* unb Äupftr*
»itriol in fdulenförmigen ©eflalten. JBei ben meiflen mint»
ralifchen ©toffen ifl inbeß baS SBorhanbenfein »on KrwflaOen
noc$ an bem fröflallintfcben ©efüge, b. h. an ber res
gelmdßigen ©truttur ibred 3mtern gu erfennen. Die 3ns
bwibuen ber organifchen SBelt jeigen überatt runblicb^e gor»
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Kuflache Schrill
mm unb ibte 2fu«bilbung gefftebt fo, baß fit pon innen
fif entwicfeln. Sagegen jetgen bie 3nbipibum bet anorga*
triften ffielt, bie Ärpjlalle, nur ebene unb ecfige gönnen
unb ihre 3fu«bilbung gefftebt burf tfnbdufung pon außen.
Saß fif bei ibnen aber bie regelmäßige SJilbung auf in«
3nnere fortfefce, erfennt man ff on baran, baß fie fid^ naf
gewiffen Stiftungen leiebter fpalten laffen, al« naf anbem
unb Paß fie in jenen Stiftungen gefpaiten immer wieber res
gelmäßige ©eftaltm geben. Sie Ärr>fMe unb tf>re SBtlbung,
bie Ätpftallifation, bieten eine 9J?enge für ben Statur*
forff er b6f (l nurrwürbiaer (Srff einungen bar, unb um bie
Ärpftalle leichter ju überfeben, auf um ben 3ufammenbang
bet übrigen gtgenff aften ber ©toffe mit ibren eigentbutm
lifen Ärpjiallformen rennen gu lernen, bat man biefelben
naf ihrer matbematiff en ©ejtalt in fogenannte Ärpftall»
fpjieme georbnet, über weife bann eine eigne 2B iffenff oft,
bie Ärpjiallograpbic, Slefenffaft gibt
Eufiachf Schrift ift bie dltefie, ber altfpriff m naf ge*
bUbete, arab. ©frift, weife fren Stamen von Äufa, ei*
ner ©tabt im $affaltf JBagbab bet tütf. $ropim 3raf
flrabi, bem ©Ifce be« Äbalifen Äli, bat. ©pdter tft bie*
felbe burf bie Ült&Hs ober jegige arab. ©frift Pcrbtdnat
morben, weife jebof auf altertbümlif en Urfprung« ift.
Stetig i|t bie fuftff e ©frift befonber« gut €ntjifferung
ber m ibr abgefaßten Snff riftm auf ben fufiff en SBün»
je n unb auf anbem Senfmalern ber dttern arab. ®eff if te.
teolf c SRünjen bat man in ©olb, Silber unb Äupfer in
großer Xngabl an ben Äüflenpldfcen be« baitiff m STOeere«
gefunben. ©efonber« baufig finb fie in ben Dfifeeldnbern unb
fte muffen burf ben «öanbel, bet frübet mit ben mobammeb.
SJilfern lebbaft betrieben würbe, bjerf)et gefommen fein.
6.11 gel ifi ein Äirper, weifet t>on einet $I<$f e einan
ßfloffen wirb, in bet alle fünfte gleif weit pon einem fünfte
ber SRitte be« ÄorperS entfernt finb. liefet Vunft beißt
bet SRittelpunft obet tag Gentium bet Äugel, bie
Sldfe, weife bie Äugel begrengt, ifi eine Äugelfidf e.
Sie €ntfernung irgenb eine« fünfte« ber Äugelfidfe t>on
bem SRittelpuntte tp ein ^albmeffer obet Stabiu« b«
Auge! unb eine gerate Sime, weife einen 9>unft bet ÄuaeU
fldf e mit einem anbem Perbinbet unb gugleif burf bm
SRittelpunft bet Äugel gebt, ift ein Surf meffet obet
Siametet ber Äugel. SBenn man ftf bie Äugel naf ir»
genb einet Stiftung pon einet Cbene burf ff mtten benft
fo wirb burf ben ©f nitt in bet Äugelfidf e auf bet ff net»
benbm ebene jebeSmal einÄrei« (Äugelfreifl) abgegremt,
tiftb wenn bet ©f tritt burf bm SRtttefyunft bet Äugel gebt,
6 Hubpocken
fo entftebt ein Ätei«, beffen Surfmeffer gfetf bem ©unb-
meffer bet Äugel ift, unb weifet ein größter ÄtetS at>
nannt witb. ©teilt man fif einen folf en grfßten $.xt\i
»or unb überbie« in ber Äugel einm 2>urf meffer, »elf»
fenfref t auf ber gbene jene« Äreifrf fiebt, fo nennt man
bie fünfte, in weifen tiefer Durf meffer bie Äuaelflid;;
trifft, ?)o le unb ben Surf meffer felbjl eine 2Cre m tft.-
gug auf jenen gr&ßtm ÄreiS. ©te&t man ftf bret gtißti
Ärtife t>or, »on bmm je jwei einanber ffnetbm, fo ffitt:
fen auf bet Äugelfldf e je bret SBogm biefet Äteife eine
rrummliniae' ffigur ein, weife ein Äugelbreieef »ber rra
fpbdtiff e« ©teieef beißt. Sie Söerbdltniffe, weife
ff en ben ©eiten unb S&infeln biefet Steiecfe obwalten, be>
traftet bie fphanfcbf Srig Dnamettie. Set I6rperlic^
Snbalt ber Äugel ifi nof einmal fo groß, wie bet Snbalt M
Äegetö unb 2/* von bem Snbalte be6 Splinbert, wenn Äegri
unb Üplinbet gut ®afi$ ben größten ÄreiS bet Äugel baka
unb jugleif mit biefet von gleif et £6be finb. Sie nn man
bie 3abl 12,5663708 mit bem £luabrate beS ^aumeffcrl
bet Äugel multiplicirt, fo erhält man bie ©tdße ber tu:
fläche ber Äugel, fowie 4,1887903 multiplirirt mit bet bm.-
ten Motens be« ^albmeffetfi bm f 6rperlif m Snbatt oet Au
gel gibt.
6uhpockmt ©fudporlen, ©fu ^blättern fbt
eine an ben Sutern bet Äübe vorfornmenbe unb von birfeo
auf ben SRenff en ubertiagbaie, taff »etlaufenbe, anflef err;
ÄuSff lagöfranfbeit, bie anfangs in entjühbeten Än6tfenbe>
fleht , mit einem ffild&f en an ihrer ©ptfce (weif tf naf ual
naf gt6ßet witb, in bet Sffitte einen Gfinbrud je igt tmt
eine erft helle unb burf ftf tige, bann perlenfatbige, fpäta
trübe unb eiterartige gfeuftigreit enthält),, nur am 8., 9,
10. obet 11. Sage (»on bet 3mpfung an getef net)
Sicher begleitet wttb unb mit JBÜbung eine« btaunm eba
ffwarjm, etwa« erbabenm, bomartigen ©forfü
enbigt. Siefe 2tuSff Iag6franfbeit , weife burf übrrttagu»
ber ÜRaufe ber |)fetbe auf Mbt bei tiefen entheben ftü
ftf abet wol auf von felbff mtwitfeln mag, bat eine b^
JB ehe Utting erlangt, feitbem bet engl. Xt)t Renner (f. t
bie entbeefung maf te, baß fie gegen bie SRenff enblattea
ff ü|e. Sof beftb.cn tiefe wohlthätige ©f u&fraft nur Itt
echten Äubpodfen unb bar um ift t§ h'öchfl wtftig, mit ba
Äennjeif en befannt w fein, weife bie eften Äubpo&s
pon ben unef tm untetff eibtn. ©ogleif naf flattgefuntesn
Smpfung läuft bet Smpfftif obet Smpfi'f nitt etwa* af,
perff winbet abet balb fajt fpurlo«, fobaß am jweitm Sage
wenig mebt bapon »u febm ift. Orrft naf bteimal 24 ©tun»
ben, juweilen auf fpätet, namentlich bei fefjr jungen, fflaf.
fen unb trägen Äinbem, geigt fif an bm 3ntpnte0es etn
fleiner rotber, etwa« barter unb erbabenet gltcf. Siefa «t»
gr6ßert ftf am Pierten Sage unb erbebt fif gugtetf in m
auf unter bet gaut fühlbare^ frei«» obet Idnglif runbeS,
birfeforngroße« Änötfm, weife« am fünften Sage cnUm>
fang guntmmt unb an feiner ©pige ein fltine«, balbbunf»
ftf tige«, weißlife«, in ber Witte eingebrüefte« S3läSdr>en bc
fommt, fobaß baffelbe »on einem ff malm, »tben, wul£
gen ütanoe ooet ^poie umgeoen ericpeinr. am lecpstca u..t
ftebenten Sage wirb ba« JBläSf en breiter unb etbabenet ust
9». w ■» *» *■» »s»^gfe*
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Kuhpocken
hter, breite: un& glänjenbrotb wirb unb ju juefen beginnt,
m aebten Sage gelangt enbliS bie Duftet ju ihrer oofc
mmenen ÄuSbilbung. Da* Bläschen bat je{$t bte ©räße
ner grbfe, bie in ihm enthaltene Üpmpbe ifl meijt noS
B, beginnt aber manchmal 1*0 n ftch ju trüben; ber rothe
fSwolIene Umfrei« wirb fcbmerjbaft unb einige ginien breit
n biefem ober am folgenben Sage fr eilt ffdr> ein gelinbe*
tebet ein, ba* etwa 24 ©tunben bis r)*4>fien* jwei Sage
mert. äugleicb febwenen bie Drüfen unter ben Äpfeln et*
a* an unb febmerjen. Am neunten Sage trübt fieb bie
ber »lafe beftnblicbe glüfftgfeit, wirb weißlich, ober blaß*
:lbu'cb; bet noeb tätber unb härter geworbene #of breitet
i) fcbneQ febr weit au*. Am jebnten Sage gebt bie $ocfe
(Eiterung Uber, bie SMafe, welche nun ben ©nbruef in
rer SKitte verliert unb einer an ben Siänbent febarf abge»
jnittenen Cinfe dt>nticr> wirb, füllt [ich mit wirtlichem w*
r, ber ftc umgebenbe £°f erreiebt bte Breite von 1—2
oB unb färbt fiS in ihrer näcbften Umgebung bunftl* ober
bft bläulicbrotb, weiterbin rofenrotb, in tem äußerften
mfreife blaßrotb. Am jwolften Sage beginnen ©efSwuljl,
'6tbe unb Ausbreitung be* f>of* fcbneQ abzunehmen , bte
oefe troefnet »om SRittelpunfte au* nach außen b«* «n>
irb in bet «Witte bräunlich unb befommt bier eine Keine
ruffe. Tbn 13. unb 14. Sage bebeeft ftc [ich entlieh un>
r allinäiigem Berfcbwinben be* Umfreife* mit einem bun»
Ibraunen ober febwarjen, harten, botnartiaen , jiemlieb
(fen, mebr flachen als balbfugelfärmigen unb feft auflie-
•nben ©eborfe, ber nach unb nach loaerer wirb, nach et»
a et cht Sagen abfällt unb eine nicht eben tiefe, freiSrunbe
tarbe (^oaengrübeben) jurüefläßt, welche für) <*n *b"*
Tuntflädie bureb einige fleine, bunfelgefärbte ©rübeben au**
ichnet. AI* wefentlicbe Werfmale echter Jtubpocfen finb
>er »u betrachten: ber nicht »or bem britten Sage nach bet
mpfung bemerfbare Anfang ber Bilbung be* Änötcben*,
e betriebene gorm, #ärte, Auöbebnung biefe* unb bet
uftel in ben genannten Setträumen, bie angegebene Sauer
efet, ba* jur genannten 3eit eintretenbe Sieber, bie Seit
nb Art ber Bilbung be* rotben #ofe*, bie bezeichnete @e*
alt, Aärte, Dicfe unb Befeftigung be* <3tborf§, enblicb
e Befcbaffenbeit ber $ocfengrubc Unechte jtubpoeren,
e, wie fchon erwäbnt, ntdit gegen bie ÜJfmfcbcnblatteni
?üfcen, geben ftcb al* folcbe bureb folgenbe Abweisungen
« erfennen. ©ie beginnen febon am »weiten Sage naa)
ar 3mpfung ober noeb früher [ich tu btlben, haben niebt
e gehörige, oben bejeiebnete gorm ber erbten, fonbern eine
igleia)e, eefige, längltcbe ober jaefige, erreichen fogleicb ei«
tn beträd;tl:chern Umfang unb entjünben fid) ftärfer, cljne
iß fieb boeb ber regelmäßig befebriebene tott)e £of bitbet,
erlaufen überhaupt, wa$ ihre gntwicfelung anlangt, unre*
Mmäfiig, im©an)cn weit tafeber, fobaf) bie fcbneQ entftam
men |)ufte(n febr balb in Eiterung äbngeben unb [ich fchon
in 6. »bet 7. Sage in einen gelben, rauben, unebenen unb
dem ©eborf oerwanbeln. Sergleicben unechte Äuhpocfen
ttjlebin auf mannicbfad)e Ztt unb jwat entwebet 1) weil
ie jur^mpfung benugte 8>;mphe nichts taugte, fei e§ nun,
aß fte au* unechten 9ocfen ober, wenn auch au6 echten,
oef) bureb Aufhaben u. bgU in ihtet gehörigen <&itwtc?e«
mg geflorten Ruffeln ober auch au* gehörig gebilbeten 00t
bet nach, bn rechten 3eit entnommen war, ob« bafj fte
urtb lanae Ttufbfiuahruna otlitten borte: 21 weil ber 'Xmtif»
Kukuk
fing franf , namentlich mit »erfchiebenen ^>autau«fcht4gen be.
haftet war, ob« 3) weil bie 3«npfung mit einer unreinen,
rofHgen Sanierte boUjogen würbe u. f. w. £ie echten Äuhf
pocTen finb al5 eine burch einen befonbern AnflecfungSfioff
fünfilich oeranlaßte 2fuöTcbIocjSfronfr>eit milb unb unfehäblich
unb verlaufen in bet Siegel fo gelinb, baf e§ feinet annn>
lieben «ebanblung berfelben bebarf, fonbern baf c» voQfom«
men hinreidjt, bte Öe impften gegen franfmacbenbe (Sinwir*
hingen, wie inSbefonbere gegen Orfältungen, bie 3m»f(reUen
unb Dorfen felbjl aber gegen JReijungen unb SBerlefeungen
ju fiebern. GntwicfeJn ftcb, wie bie$ juweilen bet galt ift,
nach ben jtubpoefen üble i>autau§fSläge, bie ©ctopbelfucbt
ober bie engl. Jtranfbcit, fo gefa>ieht bieö meift nur jufal»
lig, unb in golgt fchon früher »orhanben gewefener 3nla«
gen. dagegen bat man nicht feiten bie SBeobacbtung ge*
macht, baß bie £ubpoc?en bie ©efunbbett§umfiänbe ber ®t»
impften ju verbeffern fchienen. 9tie fyabtn Äuhpocfen bie
Übeln golgen ber 3Renfchenblattern. (Bgl. Smpfen.)
ftuhrett)elt ober Äubteigen beißt bie einfoebe, aber in
ben »erfebiebenen Hlpengegenben manmehfach abgeänberte 2Re*
Iobie, welche bie fchweijet Birten pfeifen, fingen ober auf
bem Hlpenbome blafen, wenn fte ihre #eerben austreiben.
£u urfprüngliche SRelobie foU bie appenjeHet fein.
fiulutk (bet) ift ein in 2>eutfch(anb wühtenb beS grüb<
fommer« ftcb aufhaltenber 3ugoogel, weichet einen febwacben,
tunblichen, mäßig gebogenen ©chnabel unb 9tafenlöcbet höt^
bie mit einem oorfpringenben Scanbe umgeben finb. 25afi
©efSrei be* SRännchenl , welche* [t'S suerfi im April boten
ju laffen pflegt, bot bem Sögel ben warnen gegeben. 2>a*
SBcibSen bat nut eine ftäSjenbe ©timme. faai au*ge»
waSfene üÜtännchcn ifl am jDberfärpcr, Sorbethalfe unb
.Kröpfe afebgrau, währenb bet übrige Unterförper weiß mit
fcbwarjbraunen Sellenlinien ifl. J>ie glügelfpifeen finb fc^watj
unb bet gleichfaQ* fchwatje ©cbwanj hat an ben ©eiten
weiße gletfen. Die SBeibcben finb juweilen ben «Wännchen
ähnlich, juweilen haben [ie aber auch einen braunrot ben
jDberfärper, einen weißen, braungeftebetten, am SSorberbalfe
röthtiSen Unterfärpet unb btaungeränbeTte £)berftugel unb
©cbwanj. 3uweilen ift bei ben SBeibSen unb auch wol
bei !D2änna>en bie tofttotbe gatbe bie burebau* oorberrfebenbe.
Die güfe be* ÄufufS finb gelb, bet ©Snabel unten blau*
gtun, oben fchwatj. Det ganjt Böget wirb übet einen guß
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Kulm (Schlacht)
fang. Detfelbe tfl feljr fdjeu unb bat einen feilten, fd)6;
nen gfag. ©eine Stabruna finb 3»feften, befonberS Staus
pen; fein Aufenthalt ftnb (hätten, Eaub* unb ^abelböijer,
unb man ftnbct ibn in ganj (Juropa, fomic in Stortafien.
Eigentümlich i|t bemlufuf bie ©cwobnbeit, feine (Jier ein*
jeln in anberer unb jwar fleinercr, von Snfeften lebenber
8J6gel Steft ju legen unb fie von biefen ausbrüten ju iaflen.
£>a ec fd^nell beranwäcbjt, fo pflegt bann ber junge lufuf,
um in bem Reuten Stefle ^lafc &u ftnben, bie jungen ober
€ier feiner (Ernährer herauszuwerfen. — eine auöläiibifcbc
Art ifl ber £onigfutu! (f. b.).
Äulin ifl ein Dorf im leutmeri&er Äreifc bcS lonig«
reicbS JBöbmen, brei ©tunben von bem S3abeorte Sepiig,
berühmt burd; bie hier am 30. flng. is 13 gelieferte ©dj lacht.
el
ü'fr franj. ©enerat Sanbümme brang mit 30,000 St «?
Sööbmen ein unb fiiefj am 29. Äug. in bem teplifcer 3M
auf 8000 SJc. ruff. ©arben unter bem Oberbefehle bei IS»
neralö Cftermann. tapfer ftelltcn ftd> bie Stuften bau aber-
(egenen geinbe entgegen unb wieben nur in völliger ttbmu^
©diritt vor ©chri» rücfrodrtl. JDfiermann felbjt n?ut^t :
linfe 'Ann burch eine jtanonenfugel abgeriffen. 35« Ifaia
Don sPreujjcn war nach £epli<j gefommen unb hatte btt rafC
#cerfübrcr über bie 23icbtigteit ibrer Stellung unterrühm.
Stiebt allein war baS ruff. £eer im (Erzgebirge, bei wetyan
fieb ber laifer Weranber fclbfi befanb, blofjgegcbtn, fMtn
wenn bie granzofen nadj föebmcn »orbrangen, fe ftab f»
gar ber Stücftritt £|treicbl aus bem 93ünbni§ gegen 9fcr;
leon ju befürchten. (Sin cfir. SDragonerregiment würbe wa
bem Äönig von ^reujjen ben Staffen gegen Wittag }u$tft
gefdjicft. Stacbbcm fdwn 4000 ruff. ©arten gefallen waren,
wanften tie übrigen tod) nicht unb SBanbamme far> fieb. genö»
tbigt, beim einbrechen beS 21benbS baS ©efecht abzubrechen
unb ein Sager bei St. ju hieben. SBdbrcnb ter Stacht
rücften zwei 6ftr. ^eerelablbeilungen heran unb am nSchfien
Sage entbrannte bie todjtacbt von Steuern. 2luf ben 4j>öben von
•St. unb 3rbifau war bal franj. $eer »ortbeilbaft aufgeteilt;
ter rechte glügel befjelben würbe burd) ben (teilen ©eierlbeTg
gefcbü&t unb von ter notlenborfer öebirgSjhafje her erwartete
ihm ju $ülfe SSanbnmtne eine Äbtljeilung bei franj. JpaupU
beer», welche jeboep ausblieb. (Statt berfclben erfebien um
11 Uhr ter preuß. ©eneral Ileifl auf ten noUenborfer ^jöhen
unb fiel ben $rangofen in ten Stücfen. <it hatte tucch ei«
nen tühnen Bug tie geinte umgangen. ©on allen Seiten
cingefchloffen, fuchle ftd) Banbamme nun nach ScoQcntorf hin
turchjufchlagen, welche! aber nur einem 2 heile feines £cc=
res gelang. Qx fclbfi fab ftch entlich genötigt, ftch mit
bem ©eneral £aro unt 10,000 SJt. all Irieglgefangene ju
ergehen. $afl eine chenfo große 3abl granjofen war gefal-
len , 81 Jtanonen, mehre hunbert 2Bagen, *wei Äbler unt
trei gähnen fielen in tie 4pänte ter Sierbunbeten. £iefe
aber fcbloffen ftefa fortan in feftem JBertrauen enger aneint
ter unt am L ©ept. feierte ber Äönig von ^reufen mit
bem ganjen ^)eere ten errungenen ©ieg turd) «nen
teöbienft auf freiem gelbe bei Ä. 25er ©eneral IUI
(f. t.) erhielt in ter $otge ten Sitel eines ©rafen von 91
lentorf unt bei Hrbifau lief ter JWnig von tymftn ä
ppramibalifchel Ireuj von gegoffenem (Sifen jum Änbcnta
aufrichten, ©pdter, 1824, hat auch tie 6fhr. Xrraeet«*
gelb^eugmeifler gürften ßoUorebo * SJtanöfelb (fl. 1822) kl
Arbifau ein 35enfmal errichten (äffen. 2>ic oben Stberf
2(bbilbung jeigt beibe J5cnf male. 35a8 Altere linW in
tergrunte, baS fpdtere rechts im 83orbergrunte.
fiümmel, ber gemeine ober gelbfümmel, «uebÄar
be tfl eine zweijährige, nicht feiten hei uns witb »ocfc'roJ
yflanje, welche burd) tie Gultur vervoHfommnet ift unD c
ihrem befannten ©amen ein vor jüglicbeS ©eroürj gibt 9«
nimmt tiefen an viele ©peifen, fomte in bal Srot, r»
©cmmel, ben luchen; auch zieht man »ranntwetn twj*
ab. 25ic jungen SBurjeln tel ÄümmclS tonn ma» j«
müfe unt ©alat benu|en, intern fie einen fu^iith»gr
haften öefebmaef haben, unb auch JBlittcr unb law
ben jum Änrnadjen ter ©peifen benu|t. 3)a§ ©rrob.
all ©chaffuttex oerwenbet. Den ei^enthümlichea
fchen ©cruch unb ©efehmaef »ertönten tie
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inem in ibnen enthaltenen äfberifdjen j£>Ut bem Jtümmel»
»le, welcbe« bureb DefiilJation ber Börner mit SBaffer c<c=
rönnen wirb. Daffelbe ifl frifcb bereitet fo farblo« wie
Baffer unb b*t einen jlarfen Jtümmelgerucb unb :©efcbmacf.
im Sickte wirb e« aömälig gelb. — 3n ben ©ärten jiebt
nan bei un* ben in ben wärmern Banbern wilbwaebfenben
omifeben ober 2)?utterf ümmel, auch SBurflfraut
,enannt, beffen ©amen man ebenfo wie ben beS gelbrums
itel* anwenbet; berfelbe gibt aueb ein Jtümmetöl, welcr)e3
ccißlicbgelb auSftebt.
ÄunrrsJiorf ifl ein Dorf im Sregierungöbejtrfe granf»
urt ber preuß. 9>rot>inj SBranbenburg, bei welkem am 12.
fug. 1759 eine ber merfwürbigflen ©cbladjten be* fteben»
irrigen Jtrieg« gefcblagen würbe. Die Greußen waren bureb
m ruff. ©cneral ©oltifoff über bie £>ber jurüefgebrängt
jorben. Die Stufjen bitten granffurt befefct unb eben ba:
in «gen bie Öflrcieber unter gaubon unb £abbif unb 60,000
X, Cfrrcidjer flanben fcblagfertig auf bem regten ßberufer
ei granffurt. grtebrieb ber ©roße fam au* ber JRiebtung
im SKüblrofe, fur)rte fein J)eer am linfen äDberufer bin unb
ing enblid» norbl eon granffurt über ben gluß. Die
Reußen fämpften mit SDlutb unb Anftrengung, aber ir)re
Jegner waren ju mäcbtig, ber ©runb unb Soben, auf
em bie ©cblacbt geliefert würbe, war ibnen ju ungünflig
nb fo gelang eS bem ©eneral gaubon, im regten Zu--
enblicfe aud feinem Sfucf^altc »orjubreeben unb bie v6Qige
cieberlage ber Greußen bwbüsufübren. griebrieb uerlor an
0,000 2»., unter benen ber Siebter Gmil vonJtleifl (f. b.)
J) befanb, unb fein ganzes ©efebüfc.
ütunigunöe, bie Jpeilige, war bie &ocr}ter be* ©rafen
jiegfrieb von Ärbenne unb guremburg, würbe bem iper*
>ge Jpeinricb von Saiern, fpäter al« ^einrieb II. r6m. Jtai»
r, vermählt unb mit ibm 1002 pr Jtönigin unb 1014
m s^apfl ffienebict YI1I. in 9?om al* Jtaiferin gehont.
5ie wirb al* ungemein fromm gepriefen, weil fte febr frei»
gegen bie Jtircbe war, unb foll felbfl ben bocbflen
lutjm ber grommigfeit erlangt baben, inbem fte angeblich
tt ibrem ©emabt in immerwäbrenber Jteufcbbeit lebte. Aber
x SBiberfprucbe hiermit foH ßcinrich II. über feine ©emab»
1 wegen feiner finberlofen tlbe auf einem SteicbStage ju
ranffurt ftcb befebmert, ja e* felbfl einmal gewagt booen,
: einer aQju großen SSertraulicbfeit mit ©eiftlicben p be*
mlbigen. SEief gefräntt habe inbeß Jt. bie gefebmäbete Un»
:ulb baburd) gerettet, ba§ fte fttb einem ©otteSurtbeile un»
.n\\r\ unb mit bloßen güßen unoerfebrt über fcdjä gtü<
nbe ^Jflugfcbare binroegfebritt. 9lacb ti>xt$ ©emabl§ Äobc
g ü'c ftdi in bad neugefiiftete Älofter Äaujfungen bei Äaffel
irücf, empfing bort nacb 3abre«frifl 1025 ben ©cbleter
ib fiarb 104O. 3bt 8ei<bnam würbe ju Samberg an be*
eite ibreä ©emabß beigefe^t, unb IBeibe finb »on b«
irdje beilig gefproeben werben.
ßunet nennt man im allgemeinflen Sinne i et e 2frt von
f)atigfeit ber ÜRenfcben, bei welcber ein nidjt bloS medi>ani*
teS SBerfabrerr angewenbet wirb, fonbern bet ©eifl bet
Jensen bureb fein SDenfen beftimmenb einwirft 3« ju«
eilen fe^t man fogar 2CUe3, wa8 t>on SÄenfcben bargefteUt
irb, all Jtünfllidje« bem SKatürlicben gegenüber. 3u»
eilen werben autb 2Biffenfcr>aften Äünfte genannt, wie bie*
j in ber SBejeidjnung ber freien Äünjte geliebt; »or»
jugSwetfe r>effen aber Jtünfle, fcb6ne Jtünfle, We menfeb»
Itcben Sbatigfeiten, welcbe nicbt§ 2(nbere8 als bie mogliebft
ooOenbete Darflellung beS ©eifrigen in ber Srfcbeinung jum
©egenflanbe baben. 2)a bie ©rfebetnung be* ©einigen bie
©cböntieit ijl, fo fann man bie Jtunfl auef) «13 Dar'ftellung
ber ®*6n!ieit be)eid)nen. £er Äünftler ijl e§, welcber
in biefer SBeife auf bie S3erwtrflicbung be* ©ebanfen* au§*
gebt, unb ba* Jtunfl wert ifl ba* ©ebilbe, welcb.eS er }u
biefem 3we<fe btnfleQt. 3« nacb bem Hirtel, beffen \uh ber
Jtünjllcr bebtent, um in ibm baS ©eiflige auSjubrücfen, jtnb
bie.JCünfle «erfebieben. 3m Allgemeinen nennt man bie
Äunfte, in benen jene* SRittel ein tUcaterieHe* iß, ein ©toff,
beffen bie bilbenbe Aanb be« JtünfllerS ftd> bemdebtigt (Är»
ebiteftur ober «autunft, ^laflif ober JBilbnerei, SWalerei
unb 3<icbnenfitnfl u. anbere) bilbenbe Jtünfle, benen bie
Jtünfle gegenüberfleben, in benen SEöne (üRuftf) ober SBorte
(9)oefte) ba* Littel abgeben. Der Jtünfller muß ein febö»
pferifebe* Vermögen, Genialität, beftften, um erften* einen
©ebanfen ju faffen, welcber ftcb ale* wabre* gigeiitbum beS
©eifle* bezeugt unb barum auch bei Anbem anerfennung
ftnbet unb um jweiten« biefen ©ebanfen geftalten ju Wnnen.
Diefe ©enialität muß ibm angeboren unb bureb, feine €rjie«
bung auögebiloet fem. @benfo n6tf?m aber ijl ibm Die
gerttgfeit in ber äöeberrfcbung be« SRittel«, beffen er ftcb
bebient, unb biefe« ifl eS, welcbe« er erlernen fann. Da«
bloße SEalent erbebt ftd> niebt ju ber fcr>6pfetifcf>en Jtraft, e3
bleibt bei ber gertigfeit fleben unb fann bocbflen* bie ©e»
bahfen Anberer, inbem e« bie wabren Jtunflwerfe naebabmt,
auf eine gefällige SBeife barfleQen. ©eine SBirfung bringt
ba« Jtunpwerf babureb tytwt, baß e* bei Allen, bie e«
auffaffen, ba* Wem hl feiner geijligen S3ebeutfamfeit erregt;
aber nur ber mabre Jtunflfenner weiß fi* über biefe gei«
jlige I23ebeutfamfeit Slecbenfcbaft ; u geben, inbem er ben ©e*
banfen al« folgen erfennt, ber im Jtunflwerfe jur ©rfebei*
nung gebracht ifl. Die Jtunflf ritt f foH entfdjeiben, in
welchem ©rabe e* bem Jtünfller gelungen ijl, ben ©eban*
fen voHfommen au*pbrücfen. ©ebr b^ttfig werben aber
Jtunflfenner nur folct>e genannt, welcbe bureb Änfcbauung t>ie»
ler Jtunflgegenfldttbe ibren Jtunflgefcbmacf geläutert baben,
b. b- «n «gc* ®ff«bl für ba* ©d)6ne gewonnen baben unb
welcbe über bie gertigfeit in Seberrfcbung be« 9J?ittel5 3?e«
ebenfebaft ;u geben »ermägen. Um fieb biefe gertigfeit an«
eignen ju fßnnen, bebarf ber angebenbe Jtünfller ber Übung
unb ber Anweifung bureb au«gebilbete Jtünfller, unb um
ibm biefe ju ertbeilen, ftnb in ben meiflen gebilbeten ©taa»
ten Jtunflfcbulen unb Jtunflaf abemien erriebtet wor*
ben. überau« bilbenb ifl für ibn aueb bie Anfcbauung unb
giacbabmung auSgejeicbncter Jtunflwerfe, fowie ber Statur
in ibrer ©cb6nbett 2Cucb r)ierju finb bie Jtunflfcbulen be»
bülflieb; no«b »ortbeilbafter aber benufct er bie Jtunflfamm»
lungen unb bie Slatur felbfl, welcbe aufjufueben fogenannte
Jtunflreifen unternommen werben. 2Rit biefem 9tamen
bat man inbef aueb biejenigen Steifen bejeiebnet, welche bra»
matifebe Jtünfller, 2Ruftfer, 3mpro»ifatoren unternebmen,
um an »erfebiebenen JDrten mit ihren Jtunflleiflungen aufju»
treten. 9licbt nur bie Sfegierungen gebilbeter ©taaten ftnb
auf 'gärberung ber Jtünfle bebaebt gewefen, fonbern aueft
^rioatperfonen ftnb ju ©efellfcbaften, Jtunfluerelnen,
mit bem 3weefe pfammengetreten, ni*t nur im Xu^emeis
nen ba« Jtunjlintereffe ju fjrbem, fonbern auc^ ben Jtünfh
uigiii,
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Kanstfeuer
68O Kauz von Häufungen
km Gelegenheit gut XuSflellung unb jum SBcrfauf ifjrct
SBerle bargubieten.
JDie Kunfle unb 2Biffcnf*aften, in bentn man vorgugS:
weife bie JBÜbung beS freien ÜKanncS fuAre, Riefen früher
freie fünfte (!at. arte« liberales, bonae ober ingenuae).
SRan ^ablte beten namentlich flehen: ©rammatif, 2>ialeftif,
ffitjetenf, aJtufif, ftritbmetif, Geometrie unb Xffronomie.
(Spater benannte man mit biefem tarnen an* bie unutnftigen
©ewerbt, unb in neuerer 3eit bat man fiA be§ ÄuSbrucfS
mit ber Allgemeinen SBebeutung einer in fi* felbft JBefriebt«
gung ftnbenben &bätigfeit gur £arfieHung beS ©ebantenS
bebient. — 2Me in ben Künjien, forcie au* in SBiffenfAaf»
ten, ©ew erben u. f. f. »orfommenben Xudbrucfe, beten man
fi* gur befiimmtern unb turpem SBegeiAnung bebient, wer*
ben Kunftworte (tat. tennini technia) genannt unb jebe
Kunft, iebcö ©emerbe, jebe SBiffenfAaft bat ihre eigne Kunfb
fpra *c ober Terminologie. — JDaS Äbier tfi, weil eS
{einen ©eijt befifct, au* eigentlich ber Kunfl nicfjt fähig,
bo* f*reibt man benjenigen armieren , we!*e oermege ge<
wijfer natürlichen triebe, Kun fitriebe genannt, befonberS
gwecfmäjjige unb nninberbare (Jrgeugniffe ju ©taube brin»
gen, Kunfi gu. £er Unterf*ieb gwifeben biefen tbierif*cn
Kunfhverren »on ben menf*li*en beliebt barin, baß jene
nur auf baS 3t»ecfmagip,e geriebt et ftnb, nur freie Darfiel«
lunaen beS ©ebanfenS ftnb, unb barin, baß fte in unabän»
bertteber einförmig feit wieb erholt werben, alfo nur eine na«
tätliche S3erri*tung, nidjt ein freies Staffen fint>.
fiunötfmcr nennt man bie »eifAiebenen Hrten »onföor«
riAtungen mit erplobtrenben Subffangen, wel*e beim 2lb»
brennen entweber burA eine befonbere SBirffamfeit ober bur*
ben ftiblicf, welchen fte gewähren, fiA auSgeiAnen. Sie
ftnb bemgemiß tbeilS für bie Srofifeuerwerferet, tbeilS für
bie Bufrfcuerwerferei beftimmt. Jene, bie ernfifeuer,
werben tbeüs, wie bie ©ranaten, Sarcaffcn, JBranbfugeln,
JBomben, geuAtfugeln, auS ©efAüfeen geworfen, tbeilS, wie
bie ^eAWnje, »ranbtuAer, ^etbfafcbinen, Sturmfäfier,
f>ul»erfätfe, mit ber fianb an ben jDrt gebracht, wo fte et*
plobiren foHen. 9 codi bat man eine 2trt »on Crnfifeuern,
welcbe, wie bie ©cblagröbrcn unb Siebter, nur jum äünben
bet ©efAüfce gebraucht werben. 8ujlf«uer ftnb bie Statu
ten, geuAtfugeln, Stdber, gröfAe, KanonenfAläge u. f. w.,
unb biefelben befielen im Allgemeinen auS einer jp ü ( f e von
frarfem toppclrert Rapier, in welcbe bet ©a&, eine ÜRü
f*ung von S Awefel, (Salpeter unb Jtoble, tingefAlagen wirb,
unb ber SBerfefcung ober ©arnitur, einer Spenge flet«
nerer geuerwtrfSförper, wel*e »on ben großem gulefct auS»
geworfen werben. Um bem geuer eine gewiffe garbe gu
geben, bebient man ft* gewiffer 3ufäfce. So ergeugt ein 3u=
fa(} von falpeterfaurem 93arvt ein grüneS, von Kupferorpb ein
blaueS, von 3innobcr unb Kolophonium ein rotfjeS , von
Hntimonium ein weites geuer unb gerfloßeneS ©lad, 4er*
jlopenes ©ugeifen ober geilFpdfjne geben eine helle, gldn<
genbe flamme, redhrenb {»arge, $ed> unb 3ucfer bie Spt^.
tigfeit bed geuer8 oerfldrfen, Äien« unb Serpentbinöf bie»
felbe mäßigen, drin ganj farblofe«, baS fogenannte inbi»
f*e ober bengatifchc Jcuet erhalt man, wenn man
ein ©emenge von 24 Steilen Salpeter, 7 Z heilen
®cbwefelb(umen unb 2 XtyiUn 9?ea(gar genau mifebt unb
enfjünbet.
fiutt) ton fiaufungm ifl ber 9came be5 beruc^fia/rn
9»itter§, wclier ben fögenannten ?>rin jenraub begna.
2>erfelbe war auf ber ©ura Äaufungen bei $enig gebeten
worben, \)atte im ^uffitentriege fi* auSgejeiebnet unb toi
mehr in ber gebbe, welie 1449 bie ©tabt Kürnbetg nit
bem 2J?arfgrafen Wibrecht »on SBranbenburg führte. r. .
fogar ben SKarfgrafen gefangen unb ließ ihn gegen ein fro-
hes Eöfegelb frei, anjiatt ihn ben 9cürnbergern ju uba»ttai
hierauf trat Ä. in 25ien(te bei bem Jturfürfien oon Ca|>
fen, griebrich bem ©anftmüthigen , würbe in bem Br&
berfriege jwif*en bem ©enannten unb bem ^erjog 5i
gefangen genommen unb mußte ein bebeutenbeS gJfegC
jahlen. er tonnte tion bem Äurfürffen weber Crfaß ffc
biefeS Scfcgclb noch bie anberweitigen {Belohnungen eriat-
gen, auf welAe erÄnfpru* maAtc, unb geriete) bantm bc
bemfelben in einen Streit, ber na* beS Äurfürjlen Stfas-
mung bur* <3*iebSri*ter ju Hltenburg gefcilichtet nwtes
follte. St. wartete bie <5ntf*eibung nicht ab, fonben
ternahm e5, bur* ©ewalt bie Orfünung feiner Tlnfprud;
ju erjwingen. Qx cerbanb ft* mit anbern Unjufriebenei,
namentlich mit SBBilh. »on SKofen unb ®ilb- »on
felS, unb jog ben Äü*enbebienten beS Äurfürjten, ^utf
@*walbe, ins ©nuerflänbnifj. 3n ber 9la<bt tom 7
8. 3ul. 1455, wo ber Äurfürft in geipjig unb bie aetjb
^)of[eute ju einem JBanfet na* ber <Stabt Ottenburg n
ten, (liegen bie jßerbünbeten auf ©tricfleitem, welche 6
an ein genffer befefiigt hatte, in baS Schloß bei Eiter.:.:
SDie ©emäcljer ber Äurfürfiin unb ber übrigen graue
ben »on außen eerfAloflen unbÄ. felbfi nahm ben älter
^rinjen Srnft mit fich, wäh«nb 5Kofen ben iüngP« fra-
gen Ulbert entführte. &r hatte aber fiatt beS ^nnjen, wfc
Aer fteb Perflecft hatte, ben jungen ©rafen »on »arbp r
griffen. 3m Scrjloßhofe bemerfte St. bie ©erwetbfda»
unb holte nun felbfi noch ben jungen bringen. 2r
fAiebenen SEBeaen eilten bie fltäuber ber b6hm. ©reng« f.
St. hatte ben ifürgeflcn 2Beg eingefAlagen unb war nut ei
ungefähr eine Steile von bem äiele entfernt, alS er in fr
©egenb »on (Sltertein unb ©rünhain ben fflitten be* *1
gen naAgab unb mit feinen beiben Begleitern (bie üb:
hatte er porauSgefdiicft) im IBalbe »om ^ferbe (Heg, 1
einige ©ceren ju fuA«n. 3nbeß ertonten burA bai
bie Sturmglocfen , um alle Untertanen gur 23a
auf bie 9(äuber aufgufobem. (Sin SttyUt, ScamenS
hatte baS ©eläute ber ©locfen oernommen, je|t fi
im 23albe, alS ihn baS ©eräufA ber Reiter erroeefte.
fam mit feinem ©A^baume berbei unb fragte St. rata) l
Kamen. 25iefer »erwicfelte PA währenb beS ©efpräA*
feinen Sporen in baS ©efhrüpp unb fiel. SogleiA
fia> ber ^)ring bem Köhler, tiefer fAlug fogleiA
ben Kne*te nieber unb bemäAtigte HA bann
welcher ft* nt'At f*neH genug hatte aufhelfen form
beß waren burA SAmibt'S grau noA mehre Köb
beigerufen worben. 2)ie ©efangenen würben in ©i
unb ber ^Iring von ben Köhlern unb ben Knc*tcn bi
flerS gu ©rünhain am folgenben Sage gu feinen Älter,
rücfgefübrf. Der Köhl« SAmibt ergäblte, baß er ben *
feinem SAurbaume weibliA „gerrillt" babc unb erb«
von mit feiner gamilie ben Wanten Sri Her. 3ur
nung verlangte bcrfelbe niebtä als freie* .öolg gum
brennen, wetAcS ihm bewilligt würbe, unb außrrbfm rrb
:r noäf »om Jturfurflen ein ffreigut unb ein iäbrlicbe* Ho
putot an Jtom. 25 ie beiden anbern Sauber, SDtofen unb
5cb6nfel9, müten mit bem $rinjen (frnft bi* in bte @e«
;enb von ^artenftetn gefommen unb hielten füb biet in ci*
icr £öble »erborgen, rcelebe feitbem bte ^rin ^cnböble
genannt wirb. $ier borten fie jufaUig, bafj Jt. gefangen wor»
■cn fei unb btnac&ricbtigten nun ben 2Cmt*bauptmann griebr.
h ©d>6nburg, baß fte ben fftinjen gegen bie 3uftcberung
er Begnabigung ausliefern wollten, i&n aber ermorben wür»
>en, wenn biefe ibnen »erweigert würbe. @* würbe ibnen
üerjeibung jugeftebert unb am 12. 3uL teerte au* f)rinj
frnji ju feinen Altern jurücf. $L. würbe am 14. 3ul. ju
Imberg Eingerichtet unb Jjan* ©cbwalbe würbe mit brei
Unechten Jt.'* ju 3wicfau groiertbeilt. 3um Änbenfen an
>en ,*|>rin$enraub xfl an bem JDrte, wo ber Jtibler ©cbmibl
<en Ä. getritlt bat, 1822 ein 35enfmal erriebtet worben.
SAreitet bat eine „©efebiebte be* 9>rinjenraub8" (8pj. 1804)
lefdbrieben.
fiupfrr ift ein uncble* febwere* SRetaü', weldje* fafi
teunmal febwerer al* SBaffer tfr unb weil e* in ber Statur
;ebiegen »orfommt, febott in ben ditefien Reiten befannt war,
oo e8 bie ©teile be* Sifen* oertreten mugte. 2tuger im
icoiegenen 3ufranbe fmbet man ba* Jtupfer in bei Statut
tl* iDrobul im 3t otbf upferer j , al* ©cbwefelfupfer im
Rupferglanj, al* Berbinbung »on ©cbmrfelfupfer mit
Sdjwefeleifcn tm Buntf upferer j unb im Jtupferfie*,
nit »erfebiebenen ©cbwcfelmetallen im gablerj, al* foblen»
ftartf Jtupferorpb in ber Jtupferglafur, SRalacbit,
3erggrun unb al* Jtupferfcbiefer. 2>ie DarjicIIung
eS Jtupfer* au* feinen grjen gefebiebt junacbjt bureb ©cbmel*
ungmit Jtoble, auf welcbe SBetfe man ba* 9t o b *, ©cbwarj«
ber @*lbfupfer erhalt. SDa eS nun mit anbern Metallen
iclfaer) werfest tfr, fo lagt man ein flarfe* ©ebtöfe gegen
ie Oberfläche be* aefebutoljenen Jtupfer* Wirten unb oro*
irt unb oerfdjlacft babureb bie bein .Rupfer beigemifcb»
in leidster orpbirenben öubjtanien. £urcb, btefen g>roceg
eö ©armacbenö bat man ©arfupfer gewonnen. Da«
ei bat fleb aber jugletcb Jtupferorpb gebilbet, welcbe*, wenn
5 bem Tupfer betgemengt bleibt, biefeö minber feft, fall«
rürbig maebt. ©aber mug nun ba* Jtupfer noeb bam«
icrgar gemadbt werben. 25a* Jitipfcr wirb mit Noblen
or bem ©eblife niebergefebmoljen. 3e nadjbem biefer $ro»
:fj ju lange ober ju furje3eit fortgefeftt wirb, erbalt man
bergareö ober ju iungeS Tupfer, »on benen jenes wie»
et jDrpbul, biefe* Jteble entbalt Zuf eine etgentbämlicbe
irt wirb ba* fogenannte (iementf u»f e r au* fupferbalti»
en 2lufl6funaen bureb Einbringung oon metallifcbem ©fen
ewonnen. @o j. 85. gibt e* tn Ungarn oiele finellen, in
enen febwefelfaute* .Kupfer aufgeloft ifl, fogenannte 6e»
tcntquellen; in biefe legt man ba* ©fen, an welcbe*
cb ba* Jtupfer in metaUifcber ©eflalt anbangt 9tan ge*
urtnt ba* .Kupfer namentlich in Ungarn, @ebweben, 9U>r<
»egen, gnglanb, SJugfanb, ^reufen, berlBerberei (ba* fo»
enannte Sangoulfupfer) unb 3apan. £a* legte gilt
(S ba* befle, unb augerbem ift ba* ruff. Jtupfer beliebt,
ud) au* Scfanf on in ^rantreieb tommt febr reine* itupfer.
>aS Jtupfer bat eine beübraunlicbrotbe garbe, flarfen 2Re»
ittglanj, ijl b«rt, elaflifcb, flingenb, bebnb«, fobaß man
• 6<mo.«6fr.n.
febr bfintw IBlartc^en au* ibm bereiten fann, ba* falfcb«
JBlattgolb, in benen e* bann eine mebr gelbe garbe annimmt.
3n ber SBeifigiubbi&e fcbmiljt e* unb in noeb hiüierer iem.
peratur oerflüebrigt e* fteb. 2Benn man ba* Jtupfer ber $\%t
au*fe(t, fo lauft e* otnr bem @lüben, ähnlich wie ba* Qu
fen, farbig an, unb gefcr)iebt bie ©tübunq unter 3utritt bet
£uft, fo oerfaltt e* fieb, inbem ftd) auf feiner CberflÄAe
<5cbuppen bilben, bie man leidit abfcr)lagen fann unb welcbe
Jtupferafcr)e ober Jtupferbammerfcblag genannt wer»
ben. 3n ber ©cbmeljbütte fei;t baffelbc einen bunfelrotben
Jtalf ab, bie fogenannten Jtupferblumen, augerwelcbem
noeb ein orangegelber unb ein febwarjer Jtupfertalt be«
fannt ftnb. Bleibt ba* Jtupfer lange in ber feuerten Suft
liegen, fo überlebt e* [ich cnblicb mit einer grünen Stinte,
welcbe Jtupferrof! ober aueb @ränfpan genannt wirb
unb giftig ift. Der eigentliche @rünfpan ift aber eine
iBerbinbung be* Jtupfer* mit Jtoblenfaure, fowie ba* Jtu p fet*
»itttol ober 6oper»itriol eine Berbinbung mit ©cbwe»
felfdure ijl 2)iefer lefetere, aueb blauer ®ali|en|tein
genannt, rrpfialliftrt in lafurblauen gefdjobenen oierfeitigen
tafeln, ift noeb einmal fo febwer al* 8Baffer, bat einen
efelbaften SJletaHgefcbmacf unb erregt 6rbrecben. 3« war«
mer 8uft jerfÄUt et in ein weifje* |)ul»er unb in ber £ifce
fcbmiljt er &u einer weigen ®al)maffe. Wian benufet ben»
felben befonber* in ber girberei unb al* Ärjneimittel. —
JDie Xnwenbung be* Jtupfer* fetbft ift febr etelartig unb
befannt. Snbtm e* leiebt mit anbern ÜRetaHen Berbtnbun»
gen eingebt, wirb e* jur Jperflellung von verfebiebenen
SSetallcompofttionen , al* Sßefftng, Combat, ©imilor,
^rinjrnetau, manbeimer ©olb, Brome, (Bloctengut, Jta<
nonenaut, ©piegelmetaD, Xrgentan benuftt unb bie eb«
len SJietaUe, @o(b unb ©Uber, crbalrm einen 3ufa| von
Jtupfer, bureb welcben ihre Verarbeitung erleichtert wirb.
JDie Jtupfergefcbirre baben viele Bonäge, rmtffen aber
wegen ber leisten ßneugung »on ©rünfpan mit SSorfiebt
angewenbet werben. Scamentlicb burfen fie mit feiner ©dun
jufammengebraebt werben unb muffen flet* febt rein gebalten
werben. 3um ©ebufe gegen bie bureb ©rünfpan mögliche Ber»
gifrung pflegt man bte Jtupfergefcbirre ju »ersinnen, bo*
aueb biefe ©efebirre erfobern »orflebttge Xnwenbung, weil
aud) ba* 3itm »on nacbtbeiligem (rinflufj fein fann. 3n>
t cn fann man aueb faure 9tabrung*tmttel in ben Jtupfer*
fiefcbinen obne©efabr in bergige bereiten, wenn man bie«
elben in ibnen nur niebt erf alten lift, benn erft mit bem
Ort alten fmbet jbie 8uft 3utritt, unter beren ßinfluß allein
bie 3erfe|ung be* Jtupfer* erfolgt, ©e^r »iel Jtupfet wirb
jur ©cbeibemünje »erwenbet, unb in. neuerer 3eit bat man
e* aueb in grogen Quantitäten }um Befcblagen ber @<biff*b6*
ben »erwenbet. 25ie befannten garbematerialien, ba*©raun«
febweiger», Bremet» unb Berggrun finb Jtupferfalje.
Äupffrötfri)Kun9t ijl im 7CHgemeinen bie Jtunfl, auf
bie glatte ßberfläcbe einer Jtupfertafel ein Bilb mit »errief«
ten ©trieben ober «Fünften einzeichnen, fobag baffelbe nach
Befheicbung mit garben auf $apier abgebrueft, baber aueb
leiebt vervielfältigt werben fann. £ie wiebtigflen 3n{rru<
mente, beren fieb ber Jtupferjtecber bebient, finb ber ©rab»
fltebel unb bie «abirnabel. 3ener bejiebt in einer flei»
nen »ierfantigen ©tablflange, bU auf einer Gcfe febneibig
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Ii upftratcchkunst 682 KGrass
unb an einet ihrer (Jnben ;u einer ©pifee fdjt'ef angefdpliffen
ifl; biefe in einem gut gefeiten fpifeen ßifenbrahte in einem
böljernrn ©riff. Sie Art unb SBeife, wie man fieb tiefer
unb auch noch anberer Snfirumente unb 45ülfSmittel jur &t>
jeugung tee» oertieften SJilbeS bebient, bebingt bie oerfchie»
benen Arten ber JCupferfted)funft. Die SJorarbeit, tbe man
an baS eigentliche Einarbeiten in baS .Rupfet geben fann,
ifl fafl immer bie, baß man bie platte über einem .Kohlen»
feuer erwärmt unb mit weitem SSacbS ober weichem A ;•• .
grunbe, einer SMifehung oon SBachS, $ed> unb 9Raflir,
überlebt, burd) aufgeflreuteS ©ebieferweiß weiß färbt unb
mit bem 0?aud> von 23acbSltd)tern fchwärjt. hierauf bt»
ffreid)t man bie JRücffeite beS W»pierS, auf welchem ba§ in
■Kupfer ju fied)enbe 33ilb bargeftellt ift, mit iKotbflein, legt
baS Rapier auf bie Watte unb umgebt bie Umriffe mit ei>
ner Slabirnabel; baburd) erhalt man auf bem fchwarjen übet»
juge beS JtupferS eine rotbe 3eicf}nung, welche jur ©runb»
läge für bie ganje weitere Arbeit bient. Die Umriffc wer»
ben nämlich nun unter Durchdringung bei UberjugS in baS
Äupfer eingeschnitten. 3fl bieS gesehen, fo erwärmt man
bie platte wieber über Jtohlenfeuer unb wifdjt ben Überzug
weg unb bie weitere Aufgabe beS ÄünftlerS ifl nun bie AuS»
fuhrung her ins .Rupfer eingefchnittenen 3eichnung. Diefe
fann auf »erfebiebene SBeife gefebehen. Sei ber fd)raffir*
ten Spanier bebient fid) ber Äünfiler nur beS ©rabftichelS,
intern er überall ba, wo (Statten hinfaDcn fofl, feine Wt»
rau*elfiriche macht, biefe ©triebe in ben bunflern Partien noeb
mit einer jweiten Sleibe oon ©trichen burd)freujt u. f. w.
©ei ber punftirten Lanier werben (tatt ber ©triebe mit bem
©rabftichel ober mit ©unjen unb Jammer, wol auch mit
einem ©püjbammer fünfte eingefcblagen. ©ebroarje «flreibe»
unb Wotbfliftjeiebnungen hat man burd) bie ßraponma»
Ittel nachgeahmt, bet welker auch burch fünfte bie ©d)at»
ten htnwrgebradjt werben, ©anj oerfchieben oon ben bis»
her befchriebenen SPlonieren ifl baS ttfcen ober JRabiren.
i>ier nämlich wirb bie auf bem fdbwarjen Überzug ber platte
ftebenbe üeidinung mit ber Slabirnabel in ben Afegrunb auS»
geführt, entweber nach täiraffirter ober nach punfttrtet 3Ra»
nier. hierauf macht man ring? um bie Watte (inen erbet»
benen Sfanb oon SBad)3 unb ubergießt bie platte mit »et*
bünntem ©cheibewaffer, fogenanntem Äfc waffer. DiefeS
frißt nacb furjer 3ett an allen fünften unb in allen fiinien,
wo ber It&grunb weggenommen worben ifl, in bie Äupfer»
platte ein, unb nachbem man ben ftfcgrunb völlig abgetvtfcbt
hat, ifl bie platte jum Drucf fertig, wenn nicht an einjel»
nett ©teilen mit bem ©rabfhchel nachgeholfen werben muß.
©efonbere Birten beS RupferflechenS finb noch hit Aqua»
tinta (f. b.) ober getufchte SBanier, bie gefchabte
Lanier ober ©cbwarje Jtunfl (f. b.). Auel) in bunten
Farben hat man JEupferfliche hergeflellt, inbem man fict> jum
Drucf eines JBilbeS mehrcr platten bebient, oon benen jebe
für eine garbe berechnet war. — Der Abbrucf ber Äupferplat»
ten geflieht entweber bureb bie £upferflect)er felbft ober
burch bie Äupferbrucf er, welche unjünftige $anbwcrfcr
finb. ©ic bebienen fleh einer eigens eingerichteten treffe,
ber Aupferbrucferpreffe, welche im "'allgemeinen auS
jwei SBaljen befleht, iwifdjen benen bie platte mit bem
aufgelegten Rapier, oben unb unten mit weichem Rapier be<
legt, hinburchläuft. Die erfien Abbrücfe fallen fd^iecbt auS,
bis ungefähr nach htm jehnttn Drucfe bie Watte alle Stau-.
hett oerloren r)at. Die nächflen 2—300 Xbbriuft itnt bir
fdjönflen unb gew6bnlich nimmt man biefe von fctt fa*t
ehe bie Unterfdjrift auf biefelbe gefegt wirb, taher fdfy
30>jüge aTftnt k lettre (b. h- vor ber ©chrift) guumnt unt
theurer befahlt werben. 2CQmälig werben bie 3tbjüge intnui
fd>lethter unb oon einer geflochenen Watte macht nun übet
haupt nur 2000, oon einer geäfeten nur 1500 Äbjuji. Sc«
jebem 3(bbrucf muß bie Watte neue garbe erhalten, ;u
cbem 3we(fe man fte mit bem mit garbe befchmierten ff.
len tupft unb bann forgfältig abwifcht, fobaß nur in ic
{Vertiefungen $arbe jurücfbleibL — Die ßrftnbunj ctr in
pferflechfunfl ifl ungewiß; iebenfaDS ifl fte gegen bie ffi-.r:
beS 15. Sahrh- gemacht worben, unb jwat t>aben t
aefchnittenen Arbeiten ber ©olbarbeiter ÄJeranlaffung
fer tf vfintung gegeben, inbem man juerfl burch Äbtmi \
fer Arbeiten barauf geführt würbe, baß man eigens juets
3 werfe in SRetall fchneibeu !6nne, um 2lbbrücfe ju ertöte
Die Planier mit bem ©rabflichcl war bie ältefle unb
erfchien in Jlerenj baS erfte mit Äupferfttchen auJvitft.:
fBucb. (Sine neuere Chrfinbung finb bie Äupfeefi
fchinen, welche ba^u bienen, bie Ausführung ber
unb fünfte fdnteüer unb auch regelmäßiger ju 2:
ju bringen, als man mit freien ^)änben oerrnag. I
man eine 3)?afchine erfnnben, mit ber man *ur'c
©tal>Ifliche nach SRebaitlcn unb anbern SfeliefS nuttt,
baß bie 2tbbrücfe mit einer täufdjenben ©cnauigfe ■■
Lobelie u. bgl. barflellen. Qtatt auf Jtupfer bat man
auf anbere Sfretalle geflochen, früher namentlich auf .
in neuefler 3eit befonberS auf ©tahL Die ©tablßicb: y
nen ftd) burd) ©chärfe unb burd) ben oortbeiujarttn
fianb auS, baß1 man gegen 6000 gute Äbjtige oen i.^
©tahlplatte machen fann.
filtnprl, Äugel« ober Äeffefgewdlbe ifl ein rci
fugelf6rmigeS ©ew6lbe, baS bie ©teile ber Deie bei
ben ©ebäuben oertrittunb gewöhnlieh in feiner eberfieni
eine freiSrunbe Öffnung hat, burd) welche baS 8id)t entö
3nwenbig pflegen bie Äuppeln burd; ©ntheilung in fc'r
burch ©emälbe u. bgL oerjiert ju fein unb über ber nn.v
Öffnung erhebt fich gewähnlich nod) ein fleineS, an ben 6e
ten offenes a;h«rmchen, bie fcaterne. AuS bemAltertir
r)at ftd) bie fdjäne Äuppel beS ehemaligen Wurth««;
ffiom erhalten, welches jefet ©anta:3Raria SRotonta in
unb als Äirdje benußt wirb, iöerühmt finb bie Sm
ber ©ophienfirche ju Äonflantinopel, ber 9>eterSfir*c =•
9?om, beS DomS ju gloren, unb bet $MiI8Kv$C ju Sonb:-
Hluppfltt (bie) ifl ein Sjcrhrcdien, baS in ber S3ö;-:
rung beS unerlaubten unb unftttiiehen Umgangs jwifi0
«Perfonen oerfchiebenen ©cfdjleAtS beflehL Die Strafe tc
felben ift um fo jrrenger, je gräbere ÜnftttUchfeiten buri t
'Kuppelei befärbert werben, wenn j. ©. Aitern ihre Äi"'
»erlaufen ober unfcbulbigc SRäbchen gefu'ffentlid> rerfü*
werben. SBäbrenb feboch baS räm. 8?ed)t fogar auf IjW
fhafe e: fannte, ocruriljcilt baS ntUttC £t(4>'t häcbM -
3uchthauSflrafe.
ßüroßß ifl ein aus gefchmiebetem ©fen beftehenber&av
barnifd), ber juweilen nod) m^ tmm Äürfenflüde rettt'1
ben, ober nur mit Kiemen befeftigt ifL grub« rwj
ber Jtüraß einen Sbeil beS £arnifd> (f. b.) aui. W
«fjt 3tit nad> &rftnbung beS ©chießputoert trugen bie *
Google
Kürbiss 6t
ten mit einem Degen unb einem gfeaerro^t mit KafcfdMoß
:of affneten Änechte bet ganj gebarnijchten bitter einen blo»
jen Jtüraß. Die Stelle bteftr fogenannten beutfefcen S? et*
er nehmen feit bem 16. 3abrb. bie JCü raff i er e ein; bod)
jatten auch biefe anfangt noch »olle 9iü|lung. 9lur bie
'.'.nveb. Jtürofjirte waren fd)on im breißigjäbrigen Kriege nur
mit bem Jtüraß gewappnet unb feit bem 18. 3ahrl;. fam
tiefe leidite jKuflung aud) in ben übrigen europ. Beeten auf.
üürbiss (Int. Cucurbita) i|t ber 9tome ber ftrudit einer
^flanjengattung mit balbgerrenntcn ©efebteebtern , jii ber
meine ranfenbe f rautartige Sommergcwacbfe gehören, bie
man tljeiiö wegen it>ret cigcntbümlidictt fruchte alS 3i«gfc
wäcbfe in ©arten anbaut, tbeilS um bie grücfoje als 9cafj»
rungSmittel ju ben üben. Der gemeine Äürbiß (tat. Cu-
mrbiu peto) mit mannigfaltigen Abarten tjat Früchte »on
febr »erfdjiebener ©röße; bie größten werben gegen 170 ^f.
febwer. 2)?an benennt bie 2tbarten nach ©riße, ©e|!a(t unb
garbe ihrer grüebte. Die ^flanje breitet ftch mit eefigen, tiefen,
borftigen unb aftigen Stengeln au3; bie ölätter finb groß,
bcrjformig unb runjelig; bie SBlüten finb gelb unb flehen
tinjeln an ben turpem Seitenftielett Die runbe fimtit mit
glatter Schale enthalt ein weißes §leifcb unb ift äußerlich,
gelb, grün ober geflecft. Sflfan fann biefelbe an trocfenenDr»
ten (ange aufbewahren. TLu$ bem glcifcbe bereitet man Jtüt>
bißmuS, bad eine ntdjt eben fchr woblfcbmecfenbe unb
im in- hafte, bod) gefunbe Speife abgibt. 2Ran nimmt ben au3»
gebrüeften Saft von geFod)ten Äürbiffen auch al6 jjufafc jum
SBrot unb benufet bie grüebte nun gutter für Schweine unb
iKinboieb- — ÜBefonbere Erwähnung »erbient nod) ber au3
3nbien jfammenbe glafeben», 3onaS> ober Galabaf»
ft-nfürbifj, and; ^erculesfeule genannt, mit einer feu»
3 Kurdistan
Unförmigen §rud)t( bie man in 3nbien nad) Herausnahme
tti als Nahrungsmittel fcienenben Jleifcbeä benufct, inbem man
auö ber borten fflinbe allerlei ©efäße bereitet. Die Sdiale
wirb um fo härtet, je länger man bie grucht aufbewahrt;
jum ©ebraudh werben bie vom Samen unb gieifdj gerei»
nigten Jtürbiffe ausgepicht. Der bei Äfrracban wilb wadv
fenbe @i er für biß hat grüßte »on ©cftalt unb ©röße ei»
ne? Hühnereies. Der Schilt* ober SWelonenfürbiß,
auch SEürfenbunb, hat in bie £öbe fleigenbc Kaufen,
eingebrüefte, f notige Srüchte, bie fid; (ange frifch erhalten
unb einen angenehmen ©efebutaef haben. Die fruchte bei
aßarjenf ürbiß finb hoeferig, t>on boljiget Schale unb
oerfdjieben gefiattet. Die beiben Ickten Ärten werben häufig
in SHorbamerifa gebogen, wo man fle auch frifch o°« 8**
braten »erfpeijt.
fiurinstmT. ift ein £cchlanb MfienS, wefdje? jum Xbai
perf., jum Xfytil türf. »Prown» ift, ftch vom See 9Ban in
füb&ftl. Sfichtung bi§ jur perf. SJrotjinj äbufiftan erftreeft
unb einen jldchenraum von 1600 umfaßt, ©ebirgr,
beren ©ipfel jum Xb/ti mit ewigem Schnee bebeeft finb,
burchjiehen ba3 ganb, welches in ben jablreidjcn Slliälctn
überaus anmuthig unb fruchtbar ift. 'än ber aßejtgrenje
ftr6mt ber XigriS, in ben ftch mehre 92ebenfliiife ergießen.
Schafe, Siegen, S3aumwoQe, ©etreibe, 97eiS, SBein unb
©aUäpfel finb bie $auptprobucte. Die fBewohner beS San«
beS, bie Würben, führen feit ben dUeßen 3riten ein 9?o»
maben leben. Sie betennen ftch jur mohammeban. 8?eIigion,
finb fehr gafu'rei, heitern Wemütliy , aber auch hiegerifd) unb
wilb. Die m eiften tragen hohe tothe SSü^en, furje 3acfenr
SBaffen ber oerfchiebenßen 2trt unb einen SÜantel t>on »Uwar.
jem 3i«9fnfeH. ÄefonberS bie 8anje wiffen fte mit großer
Uigitizea by
Kurfürsten
684
Kurland
©cfdjicf lidjfeit ju banbbaben. ©ie (eben in einzelnen ©tarn*
tuen jufammen, bereit überhaupt ein aus ihrer 2Ritte ge»
reagier ©cbeifb ift. 2>ie wilbeften Würben finb bie »Deji»
bis, welche fieb »orjüglid) auf Straßenraub legen unb auch
SRorb unb JBlutfcbanbe nicht fdjeuen. 35ie Jperrfcbaft ber
Werfer unb Surfen über bie Äurbrn befchranft fid) barauf,
bafj ient »uweilen einen Stribut erzwingen unb bog biefe
ihnen im Äriege JBcifianb leiften. &er 83iebf)anbel ber Äur»
ben ift bebeutenb, inbem allein nach Äonfiantinopcl jährlich
an 1'/» 23? i Ii . Schafe unb 3i«gen von ib/nen gebracht werben,
bitten unter ben Junten gibt eS einzelne 3)6rfer, welche
nejiorianifcbe ßhrijien berechnen, beiten eine freie Ausübung
ibreö ©otteSbicnfteS gemattet wirb, grüber markten bie Äur»
ben bduflge Einfälle tn ba§ raff. Gebier, woran fte jefet von
ben ruff. ©renitruppen »erfn'nbert werben. 3m perf. Äur«
b ift an ifi Äirmanfcbab bie Jpauptjiabt. Sic treibt nicht im»
bebeutenben #anbel unb foll 40,000 Ginw. haben. 3m
türf. Äurbifian Hegt bie befeftigte Statt JBitliS unb bie
©tabt £>ieniref>. 3ebe biefer beibtn ©tabte bat etwa 20,000
@inw.
Äurfüretm, »on bem alten „foren" ober „füren", wel»
rfjeä wallen bebeutet, biefien bie beutfeben gürfien, welchen
»orj\ugSweife bie SBabl beS beutfeben SieicbSoberbauptS ju»
ftanb. Stadbbem früher alle beutfeben gürften bei biefer SEßat>[
ßinflufj geübt hatten, entftanben 1245—56 bie fteben Äur»
fürften, ndmlicb bie brei geiftlichen, »on SRainj, Strier unb
ftoln, bie erften Grjbifcbdfe unb SieichSfanjter unb bie vier
weltlichen, »Pfalj (abwecbfelnb mit SSaicrn), ffiranbenburg,
©aebfen unb S36bmen. DaS SJorreebt ber Äurfürften würbe
1356 bureb biegolbeneJBulle vom Äaifer Äarl IV. be>
fiatigt. 83on 1400, nach Ebfefcung beS ÄonigS SBenjet,
bis 1708 übte SB6bmen fein SBaljlamt nicht auS. 3m wefl»
falifcben grieben entftanben acht Äurfürften, inbem ffiaiern
unb ?)falj befonbere Äurwürben erhielten, unb 1692 ent»
front) noch eine neunte Äurwürbc, inbem Äaifer geopolb L
}8raunfcbwcia,*£üneburg jum Äurfürjientbum erfwb, woge»
gen 1777 bie Äurwürbe »on 33aiern einging. Stach ber
golbenen JBuHe waren bie Äurfürjien bie näcbjten SJatbe beS
ÄaiferS, bie ©aulen unb fcidbter beS heiligen Reichs unb
hatten baS {Recht, bem jtaifer auch unberufen ihre SReinung
mitjutbetlen. Diefelben wählten nicht nur ben Jtaifer, fon»
bern fie faxten au* bie 2Bal)!capitu'aticn ab, auf welche
ficr) ber Äaifer verpflichten mufite unb bureb welche bie grei»
b,eit beS beutfeben Reichs gefiebert würbe, ©eit 1338 biU
bete fte jur Xufrerbtbaltung ber SBablfreiheit einen eignen
herein unb burefc einen Gib würbe jeher neue Äurfürft tie-
fem JBeretne verpflichtet, ©ie gwofien ferner bie fonigl.
Cbrenrecbte mit 2(uSnabme beä StitelS SRajefttl unb hatten
noch »erfebiebene anbere Borreebte. Seber einzelne Äurfürft
hatte noch feine eigentümliche äfiürbe unb befonbere Sßor»
rechte. T>tx iturfürfl von üTIainj führte Stitel unb ©cfcfjdfte
eines Grjfanjlert in Seutfcblanb, birigirte ben ganjen 92eid>S«
tag unb ben Jturfürficnratb intbefonbere, rief ,5 ur iBahl unb
leitete fte, hatte bie am ficht über bU JKeicfjäfanjtei unb bie
Ärcbioe u. f. w. ©0 oft bie Jtrönurrg beä Äa^er« in fei«
nem ©prengel gefebab, »errichtete er biefelbc nach, einem
SUergtekb mit JtMn »on 1656. JDer Jturfürjl »on Strier
fübrte ben Stitel eineS <5rjfanjler8 burch ©aüien unb 'Äre»
lat, ber Äurfürft »on Ä6ln ben eines (JrjfanjlerS bureb 3ta»
lien; berfelbe fronte auch ben Jtaifer, fobalb bie Ärinrac
innerhalb feines ©prengelS gefebab. S3öbmen hatte bai6r.
fd)enfenamt unb erfannte feine SReicbSanflalt innerhalb v
ner ©renken an. £)er Äurfürft »on $fa() war Crjtrncbfft
unb wabreub ber 3eit ber @rlebiaung beS faifert. Zbmd
SJicariuS in granfen, »Baiern , Schwaben unb an SN:-,
©aebfen hatte baS (fr^marfchallamt, übte beim Seicbstaac
auf ben SBablverfammlungen bie sPolicei, batte am I;:.
rium Streit unb übte baS SteichSucariat in ben ganfrn fi.i
SJechtS. Cnblicr) war ber Jturfürjl »on ßranbenbnrj (hv
f ammerer unb ber »on S3raunfcbweig (frjfcbajjmeificT.* 5
bem luneoiller grieben 1801 fam bie bisherige ßerfaiü;-
in Unorbnung, bie geifilicJicn Äurfürfien würben cin'c;'.-
ben, boct) würbe ein neuer Äurfürfler^fanjUr von
mit »ier neuen Äurfürften »on Jöaben, SSürtemberg, $c~r
JtalJel unb ©aljburg 1803 in baS furfürfllid?e (Seilt;
eingeführt, fobag nun jehn Äurfürften waren, echt:: i
trat an bie ©teile ©aljburgS SiBürjburg unb 1806 ginp
Äurfürftenwürbe mit bem beutfeben iReicbe ein. 3Die
rigen Äurfürften nabmen anbere Stitcl an, bis auf ben
ber »on Napoleon feiner JBefU)ungen beraubt würbe. 2
Stitularfurfürft pon Stricr ftarb 1812 unb ber Äurfü:
Reffen bebielt nacb bem ©turje 9?apoleon'S unb nerr
bererlangung feine» JBeft(>ungcn ben frübern SCitel, n
aber ein fouverainer gürft, inbem bie Äurfürftemourc!
frühere JBebeutung »erloren tyatit.
fiurlanö ift eine ruff. ©tatt&alterfc&aft, melit 4"
□SR. mit 600,000 (ftnw. umfaßt unb jwifcr;en bem r :
feben fWeerbufcn, gieflanb, SßitepSf, SSilna unb bet Epe
liegt, eine »on Mügeln burebjogene Cbene bilbet un» r»4
an Salbungen, ©umpfen unb ©een ift. «Die £ü"-
bet bie 9torbgrenje unb aufier it>r bat it. noch bie Aüffr
flüffe SBinbau unb 2Ta. £>tx IBoben ifi größtenteils N
bar 'unb bringt ^>olj, Jpanf, glachS, ©etreibe, Cifen r
Storf. 2ln benÄuften wirb gifeberei, im innern Sanbe
nen* unb JÖiel)jucbt getrieben. 2>aS Älima ift jroar 1
aber gefunb, unb bie Ginwobncr finb 8i»en, Deutfcbe, X:
len unb Suben. 3n Ä. unb Sieflanb benf^te ^0 &
beutfehe JDrben, bis ber lefete Jpeermeifter, ©ottbart Jttttr
1561 Sieflanfc abtrat, Ä. aber alS in feiner gamiue (&■
<heS Jperjogtbum ö"n ber 9?epublif »Polen ju 8ebn wri
©eine 9cadbfommen herrfebten bis 1737, wo biefetten st1-
ftarben. SDie SBitwe beS vorlebten JperjogS, Xnno, b2ü
1730 ben ruff. X\)xon beftiegen unb brachte eS 1737 Lrj
bafj ihr ©ünfiling unb JDberfammerberr, ber @raf6rnt>
bann »on JBiron, jum £erjoge gewablt würbe.
na'S Stöbe würbe 1740 SBiron nach ©ibirien »etwiefen unt r.-
würbe erft ber Jj>erjog Bubwig Srnjt »on S3raunf4^
bann, weil biefen $olcn nicht anerfannte, ber pttL^i
9>rinj Äarl jum JperjDg gcw4f)lt- ' tuff. JUfiaa &
tbarina II. fchte iebocb ben aus ©ibirien jurüdfcrnifc"<"
ÜBiron 1763 wieber jum J^erjog ein, ber barauf mAxn
»polen anerfannt würbe unb 1769 bie Regierung fc"
©ohne 'Peter überließ. £)it poln. Sfeoolution brotu
auch auf Ä. auSjubebnen unb ber furlanb. 70x1, um t_
fcflen ©cbu| für feine Sßorrecbte ju erlangen, befebtof 1"
auf einem ganbtage, Ä. unbebingt an JRuglanb ju übet-"
ben. SDer J^crjog »Peter bitlt fttt) in »Petersburg «r 1
erfuhr hier burd> eine ^Deputation ben Befcblufi bet CticN
Da fein rinjiger Sobn 1790 gr|totbm war unb ti nur noch
rite Stiebtet bcfajj, f» unterjriefjntte et ju Petersburg btt
äbtrrtungSurfunbe an 3?ujj(«nb, inbem eine Seitenlinie fett
te8 #aufeS, welker noeb jefct bie Stanbe&berrfcbaft SBar»
enberg in Scblefien geb6rt, bureb eine jdbrlicbe Stente »on
i6,000 Sblr. abgefunben würbe. JDimb «inen laif. UfaS
curbe 1817 bie Urfunbe befMtigt, bureb welcb« ber furldnb.
tf&el ben iöauemfianb in welcher bisher wie in Polen
n ber geibeigenfebaft febmaebtete, füt frei erflärte. — Die
fpauptflabt »on St., 2Ritau, jaty* 16,000 einw., »on be«
len bie SKebtjabl Deutfcbe fiiib. Der fett 1822 »oHenbete
JafobSfanal »erforgt bie ©tobt mit SBaffer. Sie enthalt
neb« wiffenfcbaftlicbe Änflalten, namentlich, welcbeS jugletcb
m bem ganjen fianbe gilt, ausgezeichnete Schulen. Äußer»
?etn ffnb iwcb bie £afenptdfce «Einbau unb gibau von
Sitbtigfeit.
fiutüßCff (©olenisfcbtftbeff), gürfl SmolenSfoi, ruff.
frlbmarfebaü, würbe 1745 geboren unb trat 1759 in ruff.
ftrugetienjh. Ulatbbem er febon 1764 — 69 gegen bie $o*
en unb bann gegen bie Surfen gefdmpft batte, jeiebnete et
ich, namentlich bei ber erflürmung »on Scbumla unb nadb*
er bei ber Verfolgung bei jtofacten fugaffebeff auS, web
Ijer fieb für ben. 3ar 9>eter Hl. ausgab. 3m 3abre 1787
rurbe er ©cneralgou»erneur ber itrtm unb im fofgenben
Safere tarn er bei ber {Belagerung »on Ccjafow um baS
echte Äuge. Benno* jeiebnete er fub ftbon in ben v.h<b;
icn Sohren wabrenb beS turf. itriegeS bureb unerbirte 5£a»
tferfett aus, würbe jum ©enerallieutenant ernannt unb lei»
ere enblitb jut fe&cbfien äufriebenbeit ter ruff. »egterung
:ic griebenSunterbanblungen mit ber Stürfei. Äuf tur»e 3eit
png er 1793 als ruff. ©efanbter natb Äonflantinopei, f impfte
^ann wieber in Polen unb war 1794 bei bem Sturme »on
J)raga. 2tt* ©eneralcommanbant «on ginnlanb, bann als öe<
uralgouverneur »on githautn befcbdftigte er fieb angelegent*
t'cb mit ben JititgSwijfenfcfeaften. 3n ber 3wifcfeenjeit war et
urje Seit ©efanbter jtt {Berlin, hierauf warb er @btf beS
labetfencorpS, 1801 @eneralgou»erneur »on Petersburg, unb
L805 übernahm er ben ßbetbefebl übet baS erfie ruff. Är>
neecorpS im &rie$e gegen bie granjofen. dr hielt bie ge«
ten £>ftretcb fteg^reicben granjofen auf, fcblug fie bei Dürn*
iein unb befehligte bei Äußerli|, wo er »erwunber würbe,
öS »«reinigte ruff. 4?eer. 3m 3. 1811 übemabm er ben
Dberbefebi über ba§ gegen cie Surfen fdmpfenbe ruff. £eer
mb fahrte 1812 ben grieben ju fl3ufaref(fet herbei. ßhfebon
ereitä faft 70 3abtt alt, führte et hierauf 1812 boeb tubnu
>oU ben JDberbefebl im ruff.sfranj. Äriege unb fiegte über
Dapoufl unb See» bei SmolenSt. 3um Änbenfen an bie«
en Sieg erhielt et »om Jtaifcr Äleranber ben Seinamen
SmolenBfci. 3nbefj waren bie Grifte bei helbenmutiiigcn
Greifes erfcbtyft; naebbem er noeb 1813 »on Äalifcb, au8
en bc^eiflerten Äufruf jum Äomöfe gegen ben franj. Sau
er erloffen batte, ffarb er am 28. Äur. 1813 ju S3unjlau
i Scbleftcn, wo ihm auf bem 2J?arft»lafee einSDenfmal er«
testet , werben ijl. 2>et ruff. Äoifer tbrte baS Änbenfen beS
Jcrflorbencn, inbem er beffen SBitwe, unb naebbem auef;
iefe gefiorben war, beffen fünf aitbtern eine jährliche Vm*
Ion wn 86,000 Rubeln ertbeilte.
ttuv i|t ein wabrfcbeinlicb aus ber flawon. Sprache ftBUHn
itenb«* ffiort, in welker „Äufu6" «in »beÜ unb „fuffen"
teilen bebtutet. SebeJ öergwerf obet jtbe 3«*t (Scbmefj*
bütte) wirb in 128 anheile getbeilt, »on benen jeber ein
-Rur btifjr. (53 werben 32 Äure auf eine Stiebt, 4 Äure
auf einen Stamm gereebnet. einige leiten ba* SBort Äur
oueb. »on einem «Kanne biefeS 9lamen8 auS S4)neeberg ab,
welker juerfl biefe Hxt eintbeilung eingeführt b«ben
Sin Qtbtur beftebt gew^bnlicb au$ »ierJturen unb ifi ein
Sdjer, ber »on Dem, auf beffen ©runb unb Sobcn ein
ergwerf liegt, frei gebaut wirb,
üuvlinurn, ein Dorf mit 400$inw. im bamburg. Ämt
3?i(jcbüttel am linfen Ufer b«r Cvbmünbung, bot «inen «u(<
geAcierinetcn Jbafen, «ine £luarantaineanfialt unb ein 1816
begrünbeteS Seebab. 5)?an habet entwehre in ber See felbff,
in weltbe man auf »erbeeffen Äarren gefabren wirb, ober in
einem £aufe, ba« auf einem Eamme jroifcben jwei 8anbs
feeh erbaut ift.
firjau (griebr. SBilb., gttu)ett »on) würbe »u Dberffrob«
walbe 1654 geboren unb trat er fr in preufj., bann in faebf.
5triegSbicnffe. 2)urcb feine lufligen uno wiegen einfalle
«rwarb er fwfc bie ©unff »ugufl II., ber ihn xu feinem ®u
neralabjutanten machte unb ihn «nblicb jum (lommanbanten
beS ÜoniaffeinS ernannte, als welcher er 1733 fiarb. Seine
wifeigen einfalle, feine treffenben freimütigen Äußerungen
maebten iljn allgemein beliebt unb befannt, o|ne baß er bar»
um feine SBürbe bem jweibeutigen Sfufe eineä SpaßmacberS
geopfert b4tte. 9(4^« unb intereffante Kacbricbten ftnbet
man »on ü)m in 2Öil&elrai'$ „Ä.'S geben unb luflige ©in»
feiUe" («pj. 1797) unb Beben unb Scb.w4nfe" (*pj.
1800).
Ät)ffl)hu6fr ift ber Slame eine« fieb bi« ju 1450 g.
über bie SEReereßflac^e erbebenben S5ergrucfen§ im gürflen»
tbume Sd>warjburg:9?ubolitabt, auf beffen bocbflerfk fünfte
über bem Dorfe SiHeba bie mdebtige »urg Äwffbaufen
lag, »on ber noeb Srümmer ju fepen ftnb. Diefe S3urg
würbe im 10. Sahrb. jum Schule ber faifert. ffalj erbaut,
1178 »on ben Übüringern jerflört, berrlicber wiebet aufge»
führt unb im 16. Sabrb- abermals jerftort. Sie ifi »um
2beil in ben Reifen eingearbeitet unb »on bem ©emauet
ftrb; nech ein mitten »oneinanber geborfiener Sburm. Die
JBolfSfage erjdblt, baj auf btefer S5urg in einem unterirbu
'c^en ©ematbe ber Äaifer SJotbbart rgtiebrieb I., f. b.)
tfte unb wabrenb fein langer Sart bureb ben »or <bm
icbenben fleinernen Hifcb waebfe, foll bcrfelbe beS Zcu
geS harren , an welchem er eil oft werbe, ober an welchem
baS beutfe^e >Rcid-> ju fetner alten Herrlichkeit erflct)«.
finnaet ifi eine bem ©rafen St^affgotfcb gebirenbe ^em
febaft im »egierungSbejirfe fiegnil ber preug. fro»inj Scble«
ften, obnweit ^irfebberg. {Benannt biefe ^errfa>aft »on
bem auf einem gelfenberae fiebenben Scbloffe Ävnafl, wel=
cbes ber febief. .j>encg loolfo 1292 erbaute unb baS 1674
bureb. ben ©Iii jerft6rt würbe. 9?oc$ ftebt man bie über ci«
nem ftbauerlitben Äbbange fitb erbebenbe 2Rauer, um wclcbe
einfi ein grdulein »on Äpnaji ihre greter reiten lieg. ÄuS
SRdnnerbaf batte fie ndmtitb erfldrt. nut Dem ifyct |>anb
reiben ju wollen, weuter biefen gefdbrlicben Kitt wagte unb
glüeflieb jurürflegte. ein ^erjog ju Sacbfen foll enblicb,
naebbem »ielc tapfere fRitter »or tbm baS gehen eingebüßt,
um bie SKauer geritten fein, an bem bartberjigen grdulcin
ober bie unglücf lieben greier gerdo>t bähen, inbem er berfeU
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Kyrie Eleison 6
btn erflärtt, ba§ er fie verfcr}mäb>, weil fein £erj fdjonYu
nem antcru SBeibe gehöre.
Kyrie Elcyson, ba$ gried). „£ert erbarme bicp !", ifl
ber Warne eineS in ber alten Äircbe gebräucplid) gewefenen
Gebets, ba$ von ben Äattcpumcnen fo oft gebetet würbe,
als ber 25iafonue» eine $aufe in feiner gürbitte für tiefe
madjte. Anwerbern aber würbe e$ aud) bei ben gürbitten
gebrauept, bie ber Aoenbmablöftier vorangingen; bei jeber
gürbitte antwortete bie ©emeinbe mit bem Äprte. 25icfer ©e*
brauet) fanb feit bem 4. 3<>brp. flatt. 3n ben protrftantis
fd^en Äirdjen wirb ba$ Äprie bei feierlichen Äirctjenmuftfen
nod) oft gefungen.
L.
ifaboratoriura, fo fiel wie ArbritSlotal, wirb vor$ugJs
weife ber Drt genannt, wetepet jur Ausführung d^emifebet
Arbeiten eingerichtet ift. 25a bie djemiftptn Operationen
tptilS mit ßulfe beS geuerö, theiis opne tiefet torgenommen
werben, fo erfobert ein ebemtfehcö Laboratorium auch *wei
fRäume, von benen bet eine auo" einem feuerfeften ©ebaube
bffteht, auS welchem eine gffe fübrt unb in bem ein £erb,
©eblafe, Muffelöfen, ZJinböfen, 25effiUirapparatt u. bgl.
aufgeteilt finb, roäbrenb ein anbered ©emacb bie fonfligen
ebemifepen Apparate enthält. (Sin fotebeä cbemifdjes' Sabora*
torium muß fidj namentlict) bei jeber Apotpefe befmben. —
Ausgebepnter finb bie Laboratorien, beren man fid) in ber
Artillerie* jur £erflellung ber verfepiebenen Äunftfcuer, ber
9>atronen, Gartouctjen, Äugeis unb Äartdtfdjenbüdbfen be*
bieut. — Sn ben 9>robirpütten beißt Laboratorium ein feuer*
fefle$ ©emad), in welkem ba* Stpmeljen ber Ghrje unb Abi
treiben ber Metalle Hergenommen wirb.
fnbrtiöor ober SReubritannitn ifl eint mehr als"
24,000 D3R. umfaffenbe Äalbinftl im SJlorbotfen von 9corb>
amerifa, verlebe von ber ^ubfonSfhrape, bem atlant. JDttan,
von ber 23eHe = 3ole = Strajjt, oon Untercanaba unb von ber
3amt5« unb #ubfon8bai begrenzt wirb. An ber SRorboflrufte
gibt eS eine gr'ofje AnjabI oon Suchten unb S3aien, unter be»
nen bie Ungavabai an ber $ubfon§frra§e unb bie MoSquito»
bai an ber AubfonSbai bie größten finb. ©eaen ba$ grüp»
jähr legen fiep an biefe Äüfte ungeheure gidma'ffen an. 25a$
3nntre ift gebirgig, aufjevoit entlieh raub, unb nnwirtblicb,
faft ftetd mit Schnee bebedt. Sine Menge Seen burd;.iie>
ben ba$ Sanb uub unter benfelben ift ber roeftl. liegenbe
Glearwoterfee ber bebeutenbfle. 25ic STLuffe finb nicht in gro»
fler Anzahl vorpanben unb unbebeutenb. Aid «Probucte finb
gifept, befonbers" Salfifcbe, Äabliaue unb gaebfe, Scebunbe,
verfcljiebene Arten peljtragenber Stiere, Öfcnntbicre , Setvö»
gel, Marienglas, ©fen, Jtupfer, Schwefel, fiabraborflein«
^u nennen. 3m Horben unb JCften wohnen ©sfimoS, im
Sübrn unb SBeflen 3nbianer. 25ie engl. 4?ubfon$baigefelI»
fchaft hat bie gactoreien ?>rinj von Sales, 5)erffort, 9ticp>
montfort, Mabocf, JDftmainfactorei unb SEf;omfonSboufe unb
in Unitp, jDfaf, £effentpal unb Slam finb herrnbuter Mif»
fwnSmeberlaffungen. 25er $ortugitfe Äafpar (Sorten«! tjat
• Lachs
2. 1496 entbeeft unb 1576 unttrnatin Mart. Jorbiftin Ml
erfie Steife babin. (S3 gehört ben Gnglänbern unb ftebt uiu
ter bem ©ouoemeur von OTeufunblanb. — SDer tiUi»
borftein ift eine Art Ac.c<Vath. Seine ^»auptfar:
grau, boeb, fpielt feine glätte in ben r-erfchiebenften Je
je nacr;bem man fie anberS gegen baS Auge fyilt.
fanb ihn juerft in 2., fpäter aber auch in anbern ©e^;;-:
Slorbamenfa*, in 3"grrmannlanb, ginnlanb unb ju 5Df:.L
bei Sweaborg. (fr wirb ju allerlei Scbmucffacb. en wneente:
Caliijrintl) würben im Altertl;ume meljrc Saurccrf;
nannt, weiche fo angelegt waren, tat) man fi* in ben i
fach oerfd;limgenen ©ängen, welche bie jahlreidjen ©er;
oerbanben unb in biefen fetbft ohne befonbere Ceitung
jurechtfiuten fennte. 25a3 berühjme|ie, noö) ic^t in fi
Krümmern großartige gabprintb war ba$ dgppti
25affelbe lag in Mittelägppten, oberhalb vom See 2^
in ber 92dbe von ÄrofobilopoliS (Ärofobilflabt) in eine:
Jienb, welche iefet gapum genannt wirb. 25er Grbaucr :
elben fann ebenfo wenig mit JBefiimmtbeit angegeben »«•
ben, wie ber 3wecf, ju bem t$ erridjtet würbe. Bj::
fcbeinlicb fianb baffelbe, wie bie ganje Religion berÄ^rc
mit naturwiffenfcbaftlidjen (Jrfenntniffen in JBejieb.unc/ vi
war eine fpmbolifdte 25arfteQung be5 Sonnens unb ffau>
tenlaufä bura) ben fctierfrei«. 63 foH halb über, \äk
ter ber Qxtt geftanben unb 3000 3iwmer entbaltcn :
Anbern Überlieferungen nad) wäre bai gaborintb ein gref .
aeS ©rabmal tbcils für bie Äöniae, welche eS erbaut, I
für peilige &biere, namcntltcp Ärorobite, yewefen. ©egenrr-
tig foU man nody ungefapr 150 äimmer btfuepen fenr
inbem bie übrigen burcp Scputt unb ginfterniß un^u::
lid) finb. — 25aä Babprintp auf Äreta foU oon 254c,
(f. b.) erbaut worben unb fpäter ber Aufenthalt be$ SJrtr.
tauroi gewefen fein, welchen 2b «f«"* (f. b.) erlegte. I
felbc war niept fowoi ein Jöauwert als eine große tni:
fcplungcnen ©ängen oerfepene gelfenpöbl«, welche man I
in neuerer 3«t bei ©ortpne wieber aufgefunben bat
bere ©eleprte paben je_bocp wabrfcpeinlicb gemacht, c«f a
ben 9?uinen oon ÄnoffuS auf Aanbia (f. b.) bie über
beS gabprintbä ju fuepen feien. — 25a3 üabprintb. bei C
fium in ^»etrurien war von ^orfenna, bem gewaltige:
truSferfürften, welchem Wom fofl gänjlicp erlegen wäre
gelegt unb ju feinem ©rabmale beftimmt worben. —
übertragener 33ebeutung pat man fepon längft gaborintb i
SBejeidnung jebeS SSerfcplungenen unb barum 25unfcln, NO
man fiep nicht jureebtfinben fann, gebraucht.
fäfljfrlicl) ifl, wa3 Eacpen wreat, unb ba befanr
SC^oren über fepr SJieleä lachen, Seife über SBenigei
ift e3 gan» von ber 3»bivibualität bei giiiiclnen abbä";
wa« für ihn läcperlicb ifl. 2Babrbaft, b. p. auep fu
aehilbeten Mcnfdjen, lädjerlicp ift jebod) nur baS ff
Nichtige unb JBcbcutungSlofe, infofern e5 fitp ben €i
be3 SBidjtigcn unb Sebcutenben gibt, aber in feinem t
flreben burdj feine eigne Db.nniad)t vertitelt wirb,
grofd), welcper fid) jum Stier aufbläpt, i|l läcptrlid;,
Äfft in btr ^erüefe feines #errn.
Cacl)S ober Salm ifl ber 9lame eine3 btfannftn,
gorelle verwanbten gifepeft. <§x x)at einen btrvorfiebc:.'
rüffeiförmigen Oberliefer, fcpwärjlicpen JRücTen unb Är;
bläuliche Seiten unb filbtrfarbtntn SBaucb, ba jeboa),
Ibachs
>Ie JPebfe, in« Sfotbficbe fpielt. Gr wirb oft an fed>« gufi
eng unb üb« 50 $f. febwer; ber Äopf ift im SJerboltnif
,u bent übrigen jtirper Hein. Gr ift wegen fetned febt wobt»
cbmexfenben gleite« beliebt. 3«n grüblinge jieben bie
.' .
Jachfe in großen ©efeüfifraften au« bem SReere »eil in cit
Strome hinauf (im JKbcin j. IB. bis in bie ©ebweij unb
n bei (Elbe bis nacb S36bmen), laicben bafelbft unb febren
>ann in ba« SJJeer jurücf. 9<ur einjelne bleiben wäbrenb
>e« SBinterS an tiefen Stellen in ben Stuften jurücf. 2Benrt
>er 8acb« ftromaufwÄrt« jieht, fo fudjt er alle ihm entge«
jenflebenben Jg>inbemiffe ju überfteigen, er überfpringt babei
5—8 g. b»be 2Bebre unb jwar babureb, baß er ben ©cbwanj
n ba« SRaul nimmt, bann ihn pl&fclicb fabren läßt unb fo
>cfttg gegen ba« SBaffer fcbneUt, baß ber ganje Jtörper
jecb emporgefcblcubert wirb. JBei ftillem SBetter ftreift er
tn ber JDberfläcbe bin, unb man fann bann fad ©eräufcb
Wt finvinnnenben gifdEje beutlicb boren; bei großer $>i& ober
f türm gebt er bagegen in bie JKefe. Um JKbein wirb ber
<i« ju Safobi gefangene gifd) ©alm, ber fpater gefangene
iad>« unb ber .einjabrige ©ilmling genannt. £)er notb.
liebt ein 3ubr alte gifd; beißt 8acb«finb ober 8acb««
au je, ber fette ausgeworfene 2Beißlacb«, ber abgema*
lerte ©raulacb«, ba« in ber 8aicbjeit gefangene Wann*
ben «Rupf er lad)«, nadj ber Saicbjcit 2B r a cf l a d> 5. JDen
n bet ©ee gefangenen nennt man wegen be« flcifcbfarbigen
Ranbe« an ben ©djuppen Sfotblacb«, aueb Äalbfleifcb»
adjä. £>ec 8ad)«fang gefdpiebt burdj ftarfe 3ie^ne^e, burd)
Hitterfaflen, böljeme Reußen, ^>amen unb Ingeln. flud)
»flegt man ibn in einigen ©egenben be« 9tad)f§ beim ©trob»
euer ober brennenben Jtienfpäbnen »ber bei gadeln mit bem
5peer ju fteeben, »eil er ndmlieb bem Siebte 'naebgebt
Der befte 8acb« ift ber, welker im 9Jbeine unb in ber SBe*
er gefangen wirb. SKinber gut ift ber (Slbtaeb«, unb ber
Dberlad)« bot ein ftarreS, magere« gleifd). ©ein gleifcb ift
6 t blieb, unb jwar um fo feboner gefärbt, je fetter e« ift.
Plan »erjebrt ibn forool frifdj al« marinirt, eingefallen unb
laudiert, grüber, che man ihm fo febr nacbfteQte, wie
;egenwirtig gefebiebt/ war ber 8acb« weit büuftger al«
efct unb mebt nur in ©cbottlanb, fonbern aueb in
Deutfcblanb, j. 33. in ©aebfen, würben fo »iele 8a£bfe ge>
angen, baß [t'e eine gewöbnlictjc Jbaufcfofl für ba« ©efinbe
;bgaben.
Lack
Cadjtfr, SBcrgtacbter ober Älafter ift ein im 93 erg.
bau gebraucblicbeS Cänqenmag. 35affctbc wirb gcwöfjr.tid)
in 8 Äcbtel getbeilt 3«beä TUfiA beftebt wieber aud 10
gaebteriollen, jeber Saebterüoll au« 10 Crimen ober
feinen, jebe q)rime auä 10 ©ecunben. 3n neuerer &\t
bat man ba8 Sachter aueb in 10 gup, ben guß in 10 3oQ,
ben 3oQ in 10 £inien getbeilt. £>ie@rö§e be3 Sacbter« ift
an ben »erfdjiebenen Drten »erfebieben. 3n JllauStbal be«
tragt e« 5 % 11 3- */« 8in. parifer 9Ra§; in 2)dnemarf
6 |. 2 3. 3V» 8in.; in greiberg 5 g. 11 3- 9 8in.; |U
Soacbimätbal in JBöbmen 5 g. 10 3- lO'/*» Bin.; in ?)reu.
gen 6 g. 5 3- 3% 8in.; in ©aebfen 6 g. 1 3. 37u 8tn.
ober 3V« leipj. Glien; in ©cbemnife 6 g. 2 3- 9»/» Sin.—
Bunt Neffen ber @ntfernungen unb Siefen bebient man fieb
in ben jßergwerfen bei Saditerfcbnur ober 8 achter fette,
welcbe au§ ungeglübtem SRefftngbrabt geflochten i(t unb
5—6 8ad)ter lang ift.
fach ober Sacffirniß werben toerfebiebene 3fufl6fungen
barjiger ©ubftanjen in gewiflen glüffigfeiten genannt, wel»
8t, auf allerlei ©egenftanbe aufgetragen, auf biefen einen
berjug bilben, ber einen bt>b«n ®rab >">n ©lanj bureb
©ebleifen unb ?)oliren annimmt. (SBgl. girniffe.) 2)aä
ai:6 bem ^erftfeben ftammenbe SBort 8acf bezeichnet aber eü
gentlicb jebe gldnjenbrotbe garbenfubftanj unb im engern
©inne ben fogenannten ©ummilacf. 2)iefeä 4?arj liefern
mebre oftinb. ©eweiebfe, namentlich eerfdjiebene gicuS« unb
ßrotonarten u. %. Gm jur ©attung ber ©ebilbläufe geb6»
renbeS 3nfeft (lat. Coccas laccae) fhebt namlieb in bie jun»
gen 3n>eige ber erwähnten ©ewaebfe, unb au« ben fo ent.
ftanbenen Öffnungen fließt bie barjige «Katerie, welche ba*
©ummilacf gibt. 2fn ben 3weigen faugen fid) bie 9Beibd)en
ber ©ebilbläufe an unb laffen ftcb »on ben SRänndjen be*
fruebten. darauf bilbet ber au§laufenbe ©aft be« ©ewddj»
fe« gteiebfam eine 3eHe um ba« SBeibcben, welcbe« aUmalig
ju etner Silafe anfebwint, bie »on einer rotben glüfftgfcit
erfüllt wirb unb in ber bie ÜRaben ber Sacffcbilblaufe fieb
auSbilben. SJiad) unb nacb »erjebren bie jungen Sbiercben
jene rotbe glüffigfeit unb brechen enblicb bureb- 3nbem
man bie Xfte, wcldje mit einer «Kenge ber erwähnten 3eHen
umgeben finb, ablöft, erbalt man ben ©tangen», ©toef-
ober fioljlacf. jbffnet man eine ber burebfebeinenben 3ell»
eben, fo ftnbet man bä"f»g feine weiße ^>autd)en, bie
tiberbleibfel ber ®lafe, in weldje fid; ba«5Ebi« »erwanbelte,
unb faut man ben ©toeflacf, fo erweidjt er fieb, färbt
ben ©peicbel »ioletrotb unb fat einen bitterlicb jufammen«,
jiebenben ©ejebmaef. Tfuf Äobten geworfen, »erbreitet ber
©tangenlacf einen angenebmen ©erueb. Durcb Älopfen be»
freit man bie ©tücfe »on bem Jboljantbeil unb erb&t bann
ben Börner, ober ©amenlacf, ber au« unregelmäßigen
erbfengroßen ©tücfen beftebt, bie faft ganj gefcbmacflo«, malt»
glünjenb, gelblicb ober rotbbraun finb. ©cbmiljt man biefel«
ben jufammen, fo erhält man enblicb ben klumpen lad*.
Derfelbe beftebt gewöbnlicb au« runben ober ooalen ©cbei»
ben, 2— 2'/t 3oU im Surcbmeffer Oattenb, »on bunfelbrau»
ner garbe. ©irb ber Äörnerlacf, naebbem er bureb 2tu«>
foeben feine« garbeftoff« beraubt worben ift, in einem
2—3 3oQ biefen unb einige GUtn langen ©aefe über geuer
gefebmoljen, fo erbältman ben ©cbeltacf, SEafel», f)latt»
ober ©cbalenlacf. Sowie ber Äürnerlacf fo erbifet i%
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Lackmus
I.afayette
baß er burdj bie 8einwanb ju bringen beginnt, fo wirb bet
SBeufel »om geuer entfernt, gebreljt unb bie abfliefjenbe glüf»
ftgfeit <rof untergelegte ^Mfanablatter abgetropfelt, wo fte als»
balb erbärtet. £>er ©djelloa wirb nwS) ber garbe in blon»
ben, hiV.cn, orangefarbenen unb bunfeln untergeben. Durch
(fntfdrbung mit Gblcr erhalt man weißen ©cbellad; biefer
jrcl.it aber an Älebfraft bem braunen ©diellad nart). 35ic
oerfdjiebenen Ärten beS ©ummiladS werben, in flarfem SBeins
geifl gelöft, jur fcifcblerpolitur, jur gabrifarion beS ©iegel*
lade, mit fernem iJicvjctmctjl jufammengefdjmoljen jum Äitt
für ©las» unb irbene SBaaren, bei ber ©eibenbutfabrifai
tion, in jDflinbien jur -frerffcüatng »on allerlei Bierratben
u. f. w. »erbraudjt. Der auS bem ©todlarf ausgesogene
rotlje garbeflojf gibt ben Sadlad, 8adbpe ober gdr»
berl ad, weldjen gegenwärtig bie gärber allgemein frort ber
dodjenille anwenben. 9tod) concentrirter enthalten ifl ber
garbefjoff in bem feit 1815 Bon ben ©ebrttbern SDfenrjeim
in SBien erfunbenen ofenbeimer 91 otb. — Die Äunfl
beS 8adiren3 beflebt tbeilS in bet ©ereitung ber oerfebies
benett ßadfirniffe, tbeilS in ber Jtunfl beS ÄuftragenS unb
3>oliren$ biefer girniffe. Die lacfirten SBaaren werben
überbicS noa) burd) {ßcrgolbung, 83erftlbcrung, ©cmälbe^
fünfllidje ©rünbe (i. SÖ. SRarmorgrunb, lafirten ©olb« unb
©ilbergrunb, SDfoircgrunb u. f. w.) »erjiert.
CcukmitS ifl ein blauet garbefloff, weld)er auS mehren
gleditenarteit, bcfonberS auS Roer«)]» ober LecAnom tin-
TtoriR, bie an ben felfigen Äuften von (Snglanb, ben canari»
fdjen 3nfe(n u. f. w. in SJlenge »orfommen, bereitet wirb,
gange 3eit würbe bie befonberS in #ollanb betriebene ga«
brifation geheim gehalten. Die gleiten werben gemahlen,
bann mit $otafd)e unb £arn ber ©abrang übcrlaffen, bis
ftd) eine purpurrotbe gurbe entwidelt hierauf fe^t man
gebrannten Jlaif unb einen neuen Tintbeil Spam fjinju unb
laßt fte abermals gieren. SRad) 2 — 3 ÜBocben wirb Äreibe
ober Si;p3 jugefefjt, bie SRaffe ju Reinen SBurfeln geformt
unb im ©chatten getrodnet. DaS gute ßadmuS muß eine
»eilcbenblaue garbe jeigen, leicht jerreibltd) fein unb ffcf>
leicht in SBaffer unb oerbtinntem SBeingeifl auflöfen. Die
2luflöfung beS gadmuS, bie gadmuSttnctur, bot bie (EU
gentbümltcbfcir, baß fte burd) jebe Xrt ©äure gcrötbet roirb ;
Nibcr benutit man fte unb befonberd aud; mit tt>r gctrünfreö
Rapier, gadmufipapiet (roelcbeSman in bie ju prüfenbe
Slütftgfeit taud)t), um bie Segen wart einer Saure ju er:
tennen. fSRan brauebt übrigens bad ÜadmuS oorjüglia) ali
ftnftricbfarbe, )um gärben beS ^apierg, bc£ SScinö, beä
6ffig$ u. f. w. 3m 4?anfcel fommt c& in Scfralt Heinet
vierediget Stüde vor.
faöögaSft (ber) ifl bet gt&fjte europ. Sanbfee. (5t ums
faßt 300 Q^t. unb liegt jwifdjen ben tuff. ®our>ernement8
«Petersburg, jDlonej unb ginnlanb. 3n ibn ergießen ftd)
70 glüffe unb er felbft ergießt ftd) burd) bie 9lewa in ben
ftnntfd)en SKetrbufen. JDa bie ©ct)iffat)rt in ibm wegen ber
ricUn ©anbbinfe, Älippen unb Untiefen fcr>r aefäblicb ifl,
fo t)ot ?>eter ber ©rofje 1719 ben jöau be$ erjt 1732 »oll»
cnbeten gabogafanaU begonnen. £>iefer Äa:ia(, langS
beö ©übuferS beö ©eeS fon ©djlüffelburg bis jum ©wir
fet«t ^ctetSburg« mit bem ©ee in SBerbinbung. & bil»
bet fo einen %\)til ber grofien SBafferverbinbung jwi*
fdten bem fafpifeben ÜJleere mit bet JDfrfee. 2Cuf ben
3nfe(n beS gabogafeeS gibt eS jar)Ireicr)e ©et^uttbi ab
8?obben.
Caffai)ttte (©ilbert 5»ottier, SWareiuiS be), bet tatynii
83ertbeibiger ber grett)eit in ölorbamerifa unb Jranfttid
würbe am 6. ©ept. 1757 ju ßbaoagnac in granrreia), in
Departement ber obern Coire, geboren. Sr gehörte ttr.cn
febr alten unb »orner)men ©cfdjlecbte an unb würbe
in feinem lfi. 3abre mit ber S£e<bter beS ©rafen »onül;-
leS b'Äpen »ermäblt, um eine XnfleQuna am ronigl. ir
ju erlangen, ju beren übernabme er felbfl ftd) aber r .:
entfdiliefen fonnte. 9lacfebem ber amerif. greir)«tSrrn|
gebrodten war, faßte 8. bie 3bee bcffelben mit SegeipB»
auf unb lief ftd) bem Vertreter 9lerbamerifaS, bem berirr
ten granflin (f. b.), in ^)ariS »orflellen. JDbfcbc-
amerif. 'ilngelegenbeiten bamalS feljr miSlidj flanben, ff •
ftd) ber junge 8. bod) nid)t abhalten, auf feine Jtoften n
gregatte auSjuruflcn unb auf berfelben 1777 naa> tot*
ju geben unb fax als freiwilliger in £ienfl $u treten. C
würbe biwauf »6m Gongreffe jum ©eneralmajor er!:."
jeidmete fidj bei mcl)ren ©elcgenbeiten auS unb erbte::
fentlicbe i>anrTagunaen »om ßongrcfj. Wacbbem gru^.
bie greijlaaten anerrannt t)attt, ging 8. 1779 nao> fr^"
föaterlanbe jurüd, um »on b«r Ämerifanem Ur
flutjung ju »erfebaffen. 83ei feiner SBieberanFunft in 1"
rifa »erfunbete er ein franj. UnterfrtttjungScorpS unb n
jti öoflon glänjenb empfangen. Abermals ging c
granfreid;, um neue SJlannfdjaften für 2fmcrtfa ju |
nen, unb eben im JBcgrijf, mit biefen in ©ee ju geb
hielt er 9caö)rid)t »on bem »erfaillcr grieben. ÄS
Sab« fpater 8. nad) 9lorbamcrifa fam, fo ivarb er
innerung feiner SJerbienfle auf baS glänjenbfle emp
9)?an ertbeille ibm unb feinem ©obne baS f
unb juglcicr) baS Äed)t, ben ©itjungen beS gefi
Ä6rperS beüuwobncn. 9laci) Europa »urüdgefebrt,
nad) 2>eulfcr)lanb unb fanb \>\tx bei Äaifet 3ofep6
Sricbrid) bem©roßen bie e&ren»oüflc Äufharjme. 3n
£,afeyette
retd) würbe 1787 bie 5Berfammlung bet Stotabeln berufen
onb in ihr fprad) 8. für Abfebaffimg bec veralteten 3Rt5«
traute, brang aud) auf 3ufammenberufung bet National«
»crfammlung, in bte er felbft 1789 gewählt würbe1. &
trat mit ©efonnenbeit für bie ©adje ber greiheit auf, fo«
bette jut <£rflärung übet bie 59tenfcbenrecbte auf, würbe
junt ©eneralcommanbanfen von 'Paris ernannt unb richtete
bie Stationalgarbe bafelbft ein. ©r war eS aud), ber ben
Jöefcbl jur ©Reifung ber SBaftiUe gab unb ber bie brei»
farbige (So carte einführte. (Bei #ofe war 8. »erhaft, ob«
fdjon er am 6. Ott. bie fönigl. gamilie ju SBerfaiQeS rettete
unb überhaupt aufs eifrigfte bemüht mar, baS parifer ge>
meine SBolf im 3aume \u halten, welches ju allen Arten
von AuSfcbweifungen fieb berechtigt glaubte. 6t »erlangte
bie Einführung ber ©efebworenengeriebte, bie 2Cbfcr)offung ber
<3fta»eret, bie Aufbebung bet Orben unb beS QrrbabelS,
aber et lehnte ed ab, als man it>n nun JDictatot obet ©e«
nerallteutenant beS .Königreichs ernennen wollte, fowie er
aueb feine Ernennung jum Oberbefehlshaber fämmtlicber
9?ationalgarben hintertrieb. (§t mar nebft 83aiu"v ber ©tif»
ter beS (IlubS ber geutllanS. Ütacbbem bie Gonfiitution an«
genommen worben mar, jog ftcb 8. auf fein Sanbgut au«
rücf ; boeb bie SBcnjfung jur Arbenncnarmee braute Um wie:
ber auf ben ©cbauplan ber SJegebenbeiten, wo et fjdb eh-
renvoll behauptete. Snbef mutbe et felbft in *Pari8 »et*
leumbet unb jugleicb erfuhr et, baf aueb ber .König unb
?ie XJerfaffung bebtotjt würbe. SDeutbig eilte er 1792 nad)
Paris, fpracb in ber SRationafoerfammlung für bie Siechte
SbronS unb wollte, bie fön bet Bergpartei auS bro«
?cnbe ©efabj überfehenb, ben König nach Gompiegne in
Sicherheit bringen. Tiber ber König ging auf feinen $(an
ttebt ein, unb 8.'$ geinbe bitten biefen fo in bet SBolfS«
junft ju fiürjcn gewufjt, baf ihn bet $öbel »on $ari8 im
öiibnif öffentlich »erbrannte. Aber, in Anflagejuftanb »er»
t$tj watb 8. freigefprorben. 3nbcf fat) er ein, baf er fei«
tett ©egnern nur furch <?ntjünbung eines SSürgerfric^S
uürbe bie ©pifee bieten fönnen, unb biefeS SRittel »erfebma«
>enb, »on ber republifanifcben Partei geachtet, »erlief et
jfranfreid), um ftcf? in ein neutrales 8anb ju begeben. 3n
Begleitung mehret gleicbgeftnnter greunbe fam er nach Kos
[«fort in glanbern. Äter bemächtigten fid) bie 0|heid)et
er Angefommenen unb brachten fie erft nad; 2Befel, bann nach
r imütj. 25er SSerfuch, 8. ju befreien, welchen ein JJeutfeber,
^amenS ©oUmann, bet feit längerer Seit in $>ari§ unb
onbon gelebt h<*tte, unternahm, fchlug fehl unb erft in
folge ber Unterbanblungen ju ßeoben erlangte 8. burdj ben
rinfluf Wapoleon'S 1797 bte greibett wieber. €r blieb noch
ine 3eit lang in Hamburg unb fehrte erft nach bem 18.
3rumairc 0>. 9?o». 1799), an welchem 9la»oleon bie Di«
ettotialtegierung vernichtete, nach granfreieb juruef. £aS
EiStrauen, welches er offen gegen Napoleon äußerte, jog
)in beffen Unwillen »u unb feitbem erfebien 8. nid^t wie«
et an 9lapolcon'S Sptft, fonbern lebte auf feinem Banbfiöe
agronge in ?tu»crgrte, welcher ihm aßetn »on feinen fru«
ern fBefifeungen übrig gelaffen worben war. 2fIS nachher
te Äetre ber S3erbünbeten gegen granfreich rücften, lief
er) ß. jum SXitgliebe ber 2>eputirtenfammer wählen, nacb«
em « bie »on Napoleon ihm angettaflene »pairSwürbe abt
clebnt b«rfe. 9iacb bet ©cblacbt »on ffiaterloo brang er
S3iIlxr<CSom>..*cr. IL
Lafontaine (Jean de)
auf Slapoleon^ Äbbanfung .unb ging al$ Sommiffar ju ben
SBerbünbeten, um wegen eirie3 2Baffcnflillftanbe8 ju unter«
banbeln. & würbe aufgehalten, bis ?)ariS tapitultrt |>atte;
frdftig erflirte er fi<b gegen bie Auslieferung Slapoleon'S.
Ulacbbem bie Deputirtenfammer militairifcp aufgehoben wor*
ben war, unterzeichnete 8. bie ?>rote|iation gegen biefe ©e»
walttbat unb begab ft'ch wieber nach feinem Sanbgute 8a*
grange. JDbfchon fpdter bie Regierung ihren ©nfluf babin
aufbot, baf 8. nicht in bie £)eputirtenfammer fomme, fo
behauptete berfelbe bod) 1818—24 feinen ©ig in berfelben.
dt hielt fortwihrenb ffreng an ben ©runbfii&en fefl, welche
fein Auftreten bei ©eginn bet franj. IReoolution beflimmt
hatten. 58on 1824—25 folgte er einer Sinlabung be#
%>rafibenten beS CongreffeS ber bereinigten Staaten »on
91 ort am er ifa. Seglettet »on feinem ©ohne, würbe 8.
ju SReuporf unb überall, wohin et fict) begab, „als ©aft
bet Station" auf baS ebren»ou*fre aufgenommen. 9iac&
granfreieb *urücfge!thrt, würbe er wieber jum SWitgliebe bet
Äammet bet Abgeorbneten erwählt. 3m ©ommet 1829
reifte 8. bureb einige fübl. Departements unb würbe überall
mit lautem »eifaH begriift unb als er nach $ari3 1830
jurueff ehrte, brach bie 3uliuSre»olution auS. Um 29. 3u(.
würbe er )um IDberbefehlShaber ber 9cationalgarbe ernannt,
bie er burd; eine öffentliche S3efanntmachung wieberherftedte.
<Sr gab feine äufKmmung jut Erhebung beS #etjog8 »on
Orleans, bod; et wollte einen JtontgStbron, umgeben mit
republifanifcben Einrichtungen. Am 7. Aug. erfldrte er auf
bem Sklcon beS Calais ropal 8ubwig ^hiiipo für bie befte
ber Republifen; fein Anfehen befeffigte ben Shron beS Jto*
nigS ber granjofen. hierauf warb et am 16. Aug. jum
IDberbefehlShaber fdmmtttcher Stafionalgarben in granfreieb
ernannt. Doch 8. muffe erleben, baf ftcb ber SEbron mit
republifanifcben Sinricbtungen als ein Sraumbilb en»ieS unb
febon am 25. Skc. »erlangte er feine ßntlaffung als Ober*
bcfebtSbaber ber 9ktionalgarben. AIS SJtttglieb ber Äammer
erwies fid) 8. fortwdbrenb feinem alten 2Bal)lfprud)e: „grei«
beit unb öffentliche jDrbnung" treu. 9lad) bem galle 23at*
fchauS trat et als eifriger S3efd)ütjer ber poln. glücbtlinge
auf. Ergeben ben tfberjeugungen eines SJepublifanerS, fid;
felbft niemals untreu werbenb, nie ber ©tirnme beS &>u
gei^eS gebordjenb, bat er feine ©runbfäge fletS mit bet
würbigen 9tuhe bet Überzeugung »erfochten, nie burd) 8ei«
benfehaftlichfeit ju gefe^lofen ^janblungcn fid) hinreifen laf»
fen unb mit gebenSgefabr ebenfo fehr für bie £>rbnung im
©taate gefämpft, wie für bie greiheit beffelben. Sähet
haben ihm aud) bie Vernünftigen aller Parteien nie ihre Ad)«
tung »erfagen fönnen unb nur bie Unbefonnencn feiner eigs
nen gartet $abtn ihn gefd;maht Stachbem er bei »oHem
»ewuftfein am 20. SRai 1834 ju %)ariö geftorben war,
würbe m 9lorbamerifa wie in granfreid) feine SEobtenfeier
mit allaemcincr 3;bei[nabme beaanaen.
fofontaine (3ean be), ber berühmte gabelbicpter bet
gtanjofen, ber wegen ber ©üte fetneS ^erjenS Jen SBeTfra»
men >e bon homme (b. b- ber gute 9)fcmn) erhalten hat,
würbe 1621 in ber Gb<m»P<«giu geboren unb wollte fid) bem
geiftlicben ©tanbe wibmen, welchen $tan er jebod) balb wies
ber aufgab. 3ufüQig mad)te er bie ©efannffebaft ber ©e>
biebte «WaleSherbeS* unb würbe butcb biefelben »eranlaft, fiep
87
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Lafontaine (Aug. Heinr) 690
Lagronge
eine genauere Äenitfniß ber ßiteratur ju verfdjaffen. Sein
RJater verfdiaffte ir)m eine ^CnfieQun^ unb eine grau,
welche i. jeboch verließ, um fid? nach $ari$ ju begeben.
£ier fetnb er burd? fein poetifdjeS Talent greunbe unb ©fln»
ner unb erhielt balb eine »penfion. 3nbcjj wufjte fid? 2. fo
wenig (n ba3 bürgerliche Beben }u ffnben, Nif) er fortwab»
renb in SJerlegentJeiten fdjwebte, au$ welchen tr>n enblid?
grau von ©ablüre jog, intern fie Um in ihr #au& auf»
nahm unb für tr>n forgfe. 3m 3. 16S4 würbe er SRitglieb
bei Äfabcmie. 2. lief; fid? in ollen fingen leiten wie ein Äinb,
hatte alle SSorjüge be$ finblirben ©emütb$, aber auch, alle Un»
voUfommenheiten beffelbcn unb lebte In? fürs, vor feinem JEobe
in unbefangenem 2eid?tfinn r>in. Auf bie SJorfiellungen ei«
ne$ ©eijljie^cn war er bie legten 3abre feiueä ficbenS eifrig
für fein »Seelenheil beforgt, bi$ er 1695 flarb. Die Äinb»
licfcfeit unb SRaivetät, welche in feinen „&ridf)(ungen" unb
„gabeln" berrfcht, bie ©ewanbtbett ber ©prad?e, ber geifl»
reiche Anftrid) finb bie J£>duptvorjüge feiner ^oefie. Siele
feiner Grjciblungen finb fd?lüpfrig, ohne jebod? gemein ju
fein, unb cbarafterijiren ben ©efebmaef feiner Seit- Den Ctoff
ui feineu poetifchen DarfieHungen bot &. Pctd entlehnt, nie
felbftdnbig gefebaffen. <5atel bot feine gabeln ins Deutfd;e
überfefct (4 S3be., JBcrl. 17<Jl— 94). Die befle Ausgabe
feiner f5mmtlicr)en SBerfe in franj. ©prad?e mit 147
Äupfem beforgte SBalcfenaer (neuere Aufl., 6 S3be., $ari&
1822— 2 3).
liafontaint (Äug. ^)einr. 3ul.), «in früher febr belieb»
ter beutfdjer 9?omanfd)riftfteIIer, würbe 1769 ju a3raunfd?weig
geboren unb (iubirte in 4>eluifrebt Äbtologie. 3m 3- 1786
würbe er beim preufj. ©eneral von jobben in SbaUt .£au$>
lebrer unb 1789 geltprebiger. 9cad?bcm er als foldjer 1792
mit bem preuf?. Äecre in ber (Kampagne gewefen war, fam
er nach bem bgfefer grieben nad? «£>alle jurudf unb lebte bort
obne Anftellung bis ju feinem 1831 erfolgten SEobe. ©eine
JKomane, unter benen ber „©onberfing" (1792), „GuinctiuS
Äepmeran von glamming" (1796) unb „Die gamilie von
falben" (1797) wol bie heften fint», fanben am Snbe be$
torigen unb nod? ju Anfang tiefe* 3ahrbunbert9 einen au»
fjerorbentlidjen gjetfaü". ©te jeiebnen fid? burd? lebenbige
Darftellung, ©emütblidjfeit , waefere ©efmnung, anjie&enbe
übarafrere au$, aber eö r)crrfcr>t auch in ibnen eine Söeicb»
liebfeit ter Gmpfinbung, Äraftlojtgfeit unb ©nformigfeit,
welche immer mehr bemerft würbe, je mehr fid? bat* beut»
fct)c 5Bolf fclbfi ju einem fraftigern Dafein auffd?wana, unb
je mebr man errannte, tag franf hafte (£mpftnbelei weit ent»
fernt üon wabrem unb tiefem ©efübl tjt.
Cdger, ein im TTQigemeinen einen 3ufentbalt§ort be^eid?»
nenbeS SBori, wirb »orjugöweife im Ärieg§wefen jur fßejeid)»
nung beö iDriS gebraust, an wclcbem fieb bie ©olbaten in grö»
f;em 2lbtb.eilungen wdbrenb ber 9tacbt, ober mebre SCagc unb
SRäcr)te lang im greien aufhalten, lagern ober tampiren.
SBenn bie Struppen nur auf eine 92ad)t jum Tlufcntlnrlt im
grHen genätbjgt finb , namentlich wenn ber geinb in ber i^übe
ift unb bie Jtrieger jeben 'Augenblicf fcblagfcvtig fein muffen,
fo pflegen fie ficli, ohne bie xleibung abjuthun, nur in bie
Mäntel gehüllt, auf ben 33 oben ju legen, unb man nennt
tiefe "&u von Säger S3ioouac, ein franj. SBort, welcbcS
von bem beutfehen S)eiwacht gebilbet nl. 3n ben legten
Äriegen mit granfreid; fam btefe Ärt ju lagern in allen
Armeen auf, fobaß bie eigentlichen Üagrr unter äelten r •
noch bei ben Gngldnbern eingeführt blieben. 3n bem tijt:
lieben Sager ndmlich finb bie ©olbaten bureb Spima i
©troh ober iöaum^weigen ober burd) Seite aud Üe.-:
vor ben nachtheiligen Gnnflüffen ber Witterung gefd)i|L 3
ueuefter ;>eit finb aud> bei ber preujj. Armee bie 3ei!<
ber eingeführt werben. Die ßager finb entreeber ®.
lager ober ©tanblager. 3cne finb nur leicht auf-;,
gen, weil fie nur jum Gampiren wähvenb einer ruqeji
bienen feilen ; btefe werben fünftlieber angelegt unb ;e r
bem ^lverfe, ju bem fie befiimmt finb. ' 3m lHaeoti
muß bei ben ©tanblagern wahwnb beS Äriegel auf tu
jligfeit be^ rrt-3 Wücf ficht genommen werben; e$mü|T;:'
aud) ffiefejiigungen angelegt werben, um vor einem Ii
falle fieber }U fein, unb eine #auptrücffictit ifi bie au:
Cpcratienen, welche vom Cager au5 gegen ben gein: i
ternemmen werben feilen. 3m grieben, bei SRanoeiretr
JKcvucn, werben häufig >iu (llager belogen, bei tent.:
allerting-o aueb yir militairifdicn Übung alle bie Süef'
nimmt, welche bei ©tanblagern im Kriege ju nehmen i
überbieä aber aurt) auf bie ©leganj bei ütng E
legt. Sticht nur für bie nothigflen öetürfnitje, Ii
nämentlul) bie Anlegung von 33ruimen ober tie iuleitun:
ten äDai|erö gehört, "wirb geforgt, fenbern man fuebt mi
Äriegern unb ben hohen $crfonen, weld?e bem ÜÄan:
ober ber Sievue beiwohnen, tie hebern ©cnüffe be. i
verfd>affen. Die gufttag« ber preu§. unb ber ruff. Armee."
ben in tiefer JBejiehung in neuerer 3cit Auffer)en errc::
€arjö rnnggiorc (b. b. ber größere ©ee), bei ben •
Sffömern Kanis" V>rliaaus genannt, ifi ein bureb ©ref;
©*enbeit au«gc^icbneter ©ee in ^beritalicn. Qx Ii«::
ber ©renje vm'fchen ^iernont, ber 2ombarbei unb bem £
äcrcanton ^efftn , wirb vom SEeffin, einem Sfebenfl
»Po, gebilbet unb ifi 7','a 2». lang, 1—2 5?. breit. S
Ufer finb überau* fchon, im 9?. unb SB. erheben jte
wilbromantifebe JBerge unb im ©. unb £>. ifi baJ U»'n
grünen Mügeln bebeeft, auf benen ßaubbelj unb Steten
wechfeln. <k$ h«rrfchen auf ihm abweebfelnb jwei 5
ber Sevano blaß von 2 Uhr Stacht* biä 10 Uhr SRews
von 9e. nach ©•» wdljrcnb ter S5reva von SKittag bi? -
ternaeht in entgegengefefeter Siichtung webt. Auf einem t»
len S3ufen bc* ©eeft nach ©2B. hin erheben ftcb bic
meifthen 3nfeln 3fel« befla unb 3fola mabre, unb a
Ufern beffelben liegen bie freunblicherr ©täbte San
$alanja.
€aaran$t (3of. 8oui«), einer ber ouSgejeichnerlta ?
themarifer, würbe 1736 ju Xurin geboren, $eia>ntt i
fdbon im 3üngling«alter burd? tiefe mathematijih« 1er
nijfe au8 unb würbe mit 19 3ab«n ?)rofeffot ber fflü:
matif an ber Artilleriefchule ju Äurin. 9lad) be* jtff
Guter (f. b.) SEobe als Director ber Af abernte ber i
fenfehaften nach 33erlin aeruf«n» tIit& w boxt K*»»*^
rid)'$ beä ©ro^enSobe, worauf er ftcr) 1787 nafrfarir
gab. SDbgleich von ber Wationalverfammlung feine Bettir
anerfannt würben, fo aerieth bodj aud? 8. in MeÖefar1'
welche bie {Revolution über alle ausgezeichnete »enfaynt
beiführte. Dennod? wie* er eine ©teöe bei ber nad) ^n-
fen be|rimmtcn ©efanbtfdjaft, burd? welehe man ü)n
©efahr enfrücfen wollte, ab. 9lad> ffiieberher^elljrflä >
I vänmuns 691 Laien
Crbnult^ Würbe ei Q)rofe|7or an ber Sttonnalfcbule unb an
Der polptedjnifdjen Schule ju *Pariß. «Mit neuem (Sifer wen«
tete er ft<t> wiebcr ben fflSifienfd)aften ju, fein JRufcm flieg
immer Tjötjer unb bie {Regierung beauftragte ben franj. Qe»
fanbten in STurin, c7ß Später aitftufucben unb ibn im 9ea»
men Sranfreicbß ©lücf ju bcm JBefü} folcb eineß Sobncß ju
irünfcben. 2fucb Napoleon cljrfe 8. bod). ©erfelbe war baß
erfle SJlifglicb beß 3nfh'nttß gewefen, würbe nachher Sötit»
glieb beß @enat$, ©roßfreuj bcr Ehrenlegion unb enblid)
m ben ©rafenflanb erboben. 9Jad) feinem 1813 erfolgten
ffobe warb er im Pantheon beigebt, ©eine matbematt»
feben, biefe 2Biffenfdiaft a,!än$enb förbernben SSBerfe baben
rciebcrbelte , jum Ztytil nod) von ihm felbfl verbefferte 2fuß»
gaben erlebt.
Cäl)munrt nennt man einen von inncru Urfacben abban»
Aigen äujianb von Unfähigkeit eine ß Crganß ju bcr ihm \in
rommenben Bewegung; ba aber biefe junaebft burd) bie
Jbaligfeit ber ÜHußfeln »ermittelt wirb, fo bejiebt fid) biefe
tnennung meifl nur auf mit ©euöfeln verfebene £heile.
t mit bem Eintritte von Säbmung nur baß Sicwegungß»
wmögen verloren, fo beißt bicfelbe eine unvollkommene,
vollfommene bagegen, fobalb gleicbjeitig aud) bie
rtäbigfeit ju empfinben aufgehoben wirb, n?o bann geiröbn»
lid) baß betroffene ©lieb abkehrt (fdjwinbet) unb reafferfuet)*
;ig anfcbroiUt SBetrijft bie 8abmung nur bie ÜRußfeln ei«
t>alfte beß A6rperß ober aud) nur bie ber ©liebmaßen
«ceite bcffelben, fo bejeiebnet man fie mit ber 33enem
u ng b a l b f e i t i g e 8al) mung ; & u c r l <S b m u n g aber t>cipt fie,
wenn leibe obere ober beibe untere ©liebmafjeu gelahmt fmb.
'Äußerbem beobachtet man vereinjelt Zähmungen ber Bugen;
Über, befonberß beß obern 3t'ugcn(ibcß, ber mAnnlicben ©e=
fcblcditßtbeilc, ber Schließ mußfeln ber ©lafe, beß SRafibarmß
u. f. n>. 8äbmungen treten oft f«r>r pliljlid) ein, rote j.83.
nad) Scblagflüffen , ober entwicfeln fid) fciir aHmilig. 3n
le&term gaüe pflegen ber Cähmung ein ©cfüH von 2aub«
beit unb öingcfcblafcnfein, mit Ärtebeln, jiebenben Scbmer»
en unb einer eignen (Smpfinbung von JUltc, große SDlübig-
eit, Schwere unb Unbeweglidjteit beß bebrobten Sbeileß
voraußjugeben. 2)ic liaufigften Urfact)en ber 8ä^mung finb
ber ffilulfdjlagfluß unb 9icrvcnfrblagf!uß, foroie bie SBafferj
fuefct beß ©ebirnß unb Siücfenmarfß ; außerbem femnen aber
aud) S3ilbungSfeblcr im ©ebirn unb {Rüdcnmarf, SBerfrüm»
mung unb Knochenfraß ber Söirbelfdule, Grfdmttentngen
beß ©ebirnß unb JRücfenmarfß burd) St&ße unb Schlage
auf bem Sd)äbel unb baß SJücfgratb, 25rucf, ßuetfebung,
£ran?beit einjelner Nerven, baber felbfl anbaltenbe Nerven»
fdjmerjen burd) Entartung ber 9cervenfubfianj, SBergiftungen
burd) 2frfenif , SBlei, &ueeffilber unb narfotifobe Subfian*
jen , ber übermäßige ©enuß geiziger ©errinfe , aüju heftige
eleftrifcbe unb gatvanifebe Sinroirfungen, nntdiiig ergretfenbe
©emüt^ßben>egungen# befonberß wenn fie pl6^(icb einwirfert,
wie namentlicb beftiger @d>reden unb Snrdjt, maneberlei
Nerven * unb ©eifleßrranfbeiten, wieber fogenannte 2ppbuß,
bie Gpilepjie, ber SBcitßtanj, iöl6bfinn u. f. ro., ein ^of>er
©rab von iRrrvenfcbwädje, fei fte angeboren ober erworben,
S3erfc(}ungen von (Midii, ÖiiieuitiiUieimen unb Äautaitäfeblii-
gen, enblict) eine fehlerhafte 3Jiifcbung beß S3lutß S3eranlaf^
fung ju Sdbmungen fein. 3m ttHgememen geb6rcn biefelben ju
ben febr ftbwer beilbaren Äranfbeiten. 2tm mei|len Hoffnung
jur Teilung gewähren norb bie erfi vor äurjem unb befon>
berß bie nach' bem S3(utfd;(agfluffe eingetretenen. 3n ber
großen SRebrjabI ber Salle bleiben bie £äbmungcn lebenß*
länglich auf bemfelben ©rabe fteben ober nehmen unmerflid)
ju unb werben, fobalb fie fid; auf innere £hei(c erfheefen,
tottlid). ©eben fie aber ja in ©efunbhcit über, fo gefditebt
bieß gew6bnlicb unter bem (Eintritte von (Scbweißcn unb
J&autaußfcbldgen, unter S?ücffebr ber natürlichen Sßätme unb
Sunabme ber Grnäbrung, bißweilen aud) unter bem ©e*
fühle von 3meifcn(aufen unb leisten Sucfungen in bem ge-
lähmten ©tiebe.
Ca[)ii ifl bünner geglätteter 2RetalIbrabt auß ©o(b ober
Silber, ber entweber glatt ober mit Eeibe überfponnen jur *
^terjlellung von JBortcn, 6pi|en, <5ticfereien , fojtbaren
Stoffen u. f. w. verwenbet wirb.
Catrn beigen nad) bem ^Begriffe ber Fatbolifcben Strebe
alle nidjt jum (religiös bevorzugten) geifilid)en ©tanbe ge<
In' reuten (ibriften ober ber bem Aleruß (f. b.) entgegenge-
fetten Stanb ber SBeltleute. 3m Mittelalter fuebten häufig
8aien auß bem männlichen unb weiblicben ©efd)led)te ihre
-Aiommigfeit unb ihren Gifer für bie Religion baburd) ber
Äircbe an ben Sag ju legen, baß fte fid) in ben Alöfiem
ben äußerlichen Verrichtungen unterzogen; fte bi'ßen 8aten<
brüber unb 8aienfd)weflern, unb unterfebieben fid) von
ben wtrflid)en £>rbenßgliebern burd) bie Aleibuttg unb ba<
burd), baß fie nur baß ©euibbe beß ©eborfamß ablegten.
(Sin Saienpriefter ober 2.s3eltgei|llirber ift ein 3>riefter,
Google
Lama
69t
Lampen
»»elcher feinem beflimmten Älofrcrortcn angehört; eine Saien--
pfrunbe eine f>frünbe, welche ein SBeltlicber befifct; eine
Saienprdbenbc aber ein einfommen be$ Jtl öfters, mit
»reifem $ä(f$beburftige, fo lange fie (eben, unterftüfet wer*
ben. — 3n bet proteftantifeben Ätrcbe, welche bie beiben
©tdnbe nur in ÖJc jiebung auf baS Scijr > unb ©eelenforgcr;
amt trennt, wirb ba« SB ort niebt ftreng in bem Sinne ae*
nommen, in bem e3 bie fatt)ottfdt>e Jtira)e gebraudjt. — Sa
im SDtittelatter bie ©eiftlicben bie einzigen ©«lehrten waren,
fi> bebeutet Sate oft fo viel als einen Ungetebrtcn. Die
tKctenäart, ein „Saie in einer Jtunft ober SBiffenfcbaft fein"
fagt beSbalb fo viel, alS berfelbtn unfunbig fein, von ir>r
feine Äenntnif» befifeen.
Cama (baS) ober Slama, ©lama, >ie Aameetjiege
ift ein jum ©efcblecbte ber Aameele geborenbeS ©dugtbier,
n>elä)eS aber nur im ßbetfiefer einen (£ cf »abn, feinen Surfet
unb weitere .jpaare bat. SaS wilbe Sorna, welcbeS © na-
na fc genannt wirb, lebt in beerten auf ben Xnben, bem
großen ©ebirge ©übamertfaS. <£S fügt fieb, leidjt jdhmen
unb wirb befonbcrS in $)eru als .frauStbier gebraust. Sie
$aare beS wifben Sama finb lang, grob, fafhmienbraun,
am 58aud;e weiß, wogegen baä jahrnc &t)icr für je, glatte,
röt bliche, weife, fcbivär gliche ober geflecfte Jgjaare betommr.
SaS Sama erreicht eine |>öbt von vier unb eine Ednge von
fecbS guf. Der fletne Jiopf b«t 'Ätmlicbfeit mit bem cineö
güllen, ber ©cbwanj ift faum acht 3oH lang, unb wo [ich
jßrufl unb Seib aneinanberfcbliefien, liegt eine breite ©djwiele.
Siefe muntern, gewäbnliö) faitften Spiere ftnb cbenfo ge>
febieft, gleich ten ©ernten gu flettern, wie Saften fiebern
©cbrittS ju tragen. SRan fann ibnen 100 — 160 $funb
auflegen; ift ihnen aber bie Soft ju febwer, fo bewegen fic
fieb nidit von ber Stelle unb geraden burd) ©cbldge fo in
SButb, baf fie einen frbarfen ©eifer von [ich fprujen, web
eher auf ber 4?aut rotbe glecfe unb JBlafen erjeugen foQ.
Sie #aare bei Cama nimmt man jur SSereitung grober
Secftn, ttjre Spant ju ©ebuben unb $ftrbegefcbirr, itjr ftlcifeb
wirb gegeffen unb fofl ttbnlicbfeit mit ^ammelfleifa) tydra,
2Cuf bie wilben SamaS wirb von ben Peruanern mit
ben 3agb gemacht.
Camnrtine (Älpbonfe be), eigentlich be $rat, ein c:6
tebenber ausgezeichneter franj. Siebter, würbe 1792 «tU;.
con geboren. Qx war ben revoluttonnairen Öcfinnimgn
ner Seit von Sugenb auf abliolb unb trat babet nur it
renb ber furjen seit ber erften SKücftebr ber IBc-urben! b
©taatSbicnfte. Sie f&nigl. Seibwacbe, in welcber 8. er.:,
treten nur, würbe bei OÜ-.poleon'S SJucfftbr aufgelegt, tu
1820 war er ©efanbtfcbaftSfeeretair erft in SReaptl, bann
Sonbon, julc&.t in ^lorem, wo ibtn eine ©teile in feian
©ebtdjlcn einen äweifampf iujog. 9iacbbem er ben St:.::,
bienft abermals oerlaffen, lebte er abroecbfelnb in^aris ir
auf feinem ©Cbloffe ^ienepoint, würbe 1829 WiigliA b
franj. Xfabcmie unb trat nacb ber 3uliuJre»olution all fr-
putirter in bie Cammer, wo er jur £p»ofition 91'..
ÜWaeft einer 1832 unternommenen großen SJetfe nad) ir
jhmttnopel, ©wrien unb 'Ägypten würbe er 1834 »um !•
reetor ber Xfobcmie gcwdblt. ©eine ©ebiebte jeiebne:;
bureb bebe S3oQenbung in ber ftorm, cble ©praebe n
ligiöä ernfte ©efinnung auS. ©eine 1820 »u $ari! eni
nene „Mcditations pociiqncs" (beutfd) oon Scbaub, ®ate
1823) begrünbeten feinen {Ruf. Sine mit Tupfern gejttm
Ausgabe feiner SJerfe erfdjien ju ?)ari6 feit 1836 in b
cbentlicben Sieferunaen. ©uf!. ©cbwab lieferte (©tuttg. l .
eine vortreffliche Überfettung feiner auSerlefenen ©ebia)».
Campen finb S3orricbtungen jum Wertrennen einer Ii
brennenben ©ubfianj, weldje tt>ci(d ben 3wecf babe:-
S3eleucbtung ju bienen, tbcilö bcfh'mtnt finb, eint Ü'-
unb concentrtrte Sbiijt ju erzeugen. Sie geiröbnlicbflen Btec
materialicn ber campen ftnb fbi, 2Beingeijt ober brenn::
©ad. Hm gebräucblicbfien finb bie Öllampen, obglei^ m
in neuerer Seit auch tranäportirbare ©aSlampen erfunben fct
Sie äbllampen ftnb von fcr>r oerfebiebener <5inria)tung. 3-
wefentlicbfien JBeflanbtbeile finb baä iöl unb ber Sock
ta$ ©dimaucben ber t'lflamme ganj ober jum Sbeil ju k
binbem, büt man bie flamme mit einem gläfernen Qrir
umgeben, weld)er eine ooüfidnbigere Verbrennung ben
um ben Suftjitg ju oermebren, bat man ben Socbt n
berförmig gemad)t, fobaß mitten bureb bie ringsum
nenbe glömme ein Jtanal Suft in ben ©laScplinber k-
welcber bie glamme umgibt; um enbltcb baS blenbenbc 1
ber glamme von ben Äugen abjubalten, r)at man iäxic
förmige, glocfenformige ober aueb nacb unten gefctiel»
©ebirme von ©la5, Rapier ober ©eibe angebracht Än x
großem Sampen, j. ©. jur ©traßenbtleucbtung, ftnb *
&$erfiärfung ber JBeleud;rung metallene gldnjenbe, ge»W«
©Reiben hinter bie glamme ge|icOt, um baS Siebt jurueht
werfen. (Sinjelne nacb befonbem ßiaenfebaften ob« n
ren Crfinbern benannte Sampen pnb benibmt gerre:'
Sie Krganbfcbe Sampe, nacb bem (Jrfinber genanr.:
roie betrieben würbe, cvlinberfßrmigen Socbt unb a
bie flamme umgebenben ©lascvltnber. Sie Äftra
pen finb ben 2lrganbfcben unb ben ©inombrelatr:
abnlid?. Cigentbümlicb ift ibnen eine bolbfugelfiJratige f::
wclcbe auf bem freidrunben ßlgefdß aufftebt. $vtu
tifche Sampen werben foldje genannt, bie eine bei-
(Jinricbtung baben, bafj bureb ben gleich erhalten en I
einer glüffigfeit eine gleicbbleibenbe ©petfung bei tc
Lampreten 6
'.werft wirb. SRan t)at auch Rampen, bei betten bie gleidj-
örmige Speifung beS Dochts bureb eine 2frt »on Ubrroerf
jermrft wirb. DfcS ©lüfcl ihn p eben (f. ©(üben) oertritt
ie ©teile eines geuerjeugS; wirfliebe geuerjeuge (f, b.)
tnb aber bie Dflbereiner'|a)en unb bie elefrrifcben 8ampen.
famprttrn, Steinfauger, Neunaugen, {Briefen
.Ifen eine Xrt Änorpelßfcfce, welche ftcb bureb ßeben Äte»
nenäffnungen an ieber Seite aus jeiebnen, aus benen fle baS
.ingefogene SBaffer auSfprifcen unb bie man früher irrtbüm:
ich für Äugen hielt, ©ie haben einen runben SDiunb, mit
»elcbem fie ftch bdußg an ©teine unb onbere feße Äörper
mfaugen. 2tueb an große gifebe faugen ße ßeh in biefer
Seife an. Die biet abgebilbete eigentliche Samptete,
>ie große genannt, wirb 3—6 g. lang, juweilen 5 $funb
'cbwer, lebt faß in allen SJleeren ber nörblicben gemd»
steten 3one unb fommt im grübjabre auch in bie g'üffe.
Sie bat in bem nach unten liea,enben-2)lunbe mehre Sieiben
jon 3dr)nen unb am obern Äteferranbe jwei größere unb
Mcfere. 3bre garbe iß ein marmorirtes bunfleS ©rünbraun,
?ie Slücfenfloffcn ftnb gelblich, bie ©cfcwanjflofje unb bie
Kfterßofle bldulicb. 'Die Samprete bat ein febr fehmaefhaf»
:e3 gleifcb, baber fie tbeilS frifcb gefoebt ober gebraten, theilS
;er6ßet, marinirt unb »erfenbet wtrb. Die fBermebrung bie«
er SEbiere ift ungemein ßarf, boeb haben fie aueb fiele
Kirinbe. — 3wet anbere irten, welche man in allen fügen
Scwdffern ftnbet, ftnb bie {B riefe ober ba6 Neunauge
>orjug6weife mit biefem Kamen bejeiebnet) unb bie f lein'e
Briefe. %m {Bauche ftnb Hefe gifebe ßlberfarben, auf bem
Äücfen fc^warjlich ober olipenfarben. Die erßgenannte wirb
jiS Vk g. lang, wdbrenb bie fleine »riefe nur eine ©roß?
>on 8—10 3oU erreicht. *Äud> biefe beiben Ärten werben
orool frifcb als marinirt »erfpeiß. Die bremer unb lünebur«
)tt ^Briefen werben befonberS gefehlt.
Cancaeter'ö unb SB eil* S et höbe beS Unterrichts,
meh bie bei weebfeffeitigen Unterrichts genannt, iß
üne in ©nglanb, granf reich, Siorbamerifa, Danemarf be*
iebte Tfot beS 83olfSunterricbtS, welche eine 3ett lang febr
mpfoblen würbe. Diefelbe würbe von Knbr. 83 eil, et»
tem engl, ©eißlicben unb Huffeber einer SRdbcbenfcbule ju
JßabraS, in einen {Bericht an bie ofHnb. (Sompagnie empfoh*
cn, welcher 1797 burch Drucf »er6ffentlicbt würbe unb in
Jnglanb 1805 xuerfl »on bem ßudfer 3 oh. 8ancaßer
:ei einer ftrmenfcbu'.e in Sonbon in Xnwenbung gebracht.
Schon im 16. Sahrb. foQ man firh aber biefer Unterrichts:
nttbobe in Snbien bebient haben, ©ie beßebt im Xngemei»
len barin, baß unter Xufftcbt beS SebrerS bie grißera unb
jetibtern .Sinter ben jungem ben Unterricht im cefen, Siech»
len unb ©ehret ben ert bellen unb tiefen baS auSwenbig @e*
ernte abr)6rtn. Der Sehrer fetbfl befchdftigt fleh nur mit
tau Unterricht ber wieber lehrenben Jtinber unb führt bie
Dberaufji$t @d ift gewif , baß bei gwecfmctfjiger (5inrict>=
ung einer foleben Schule »iele Äinber mit »erhaltnipmdßig
jeringen Äoflen unterrichtet werben f6nnen, ebenfo gewiß
H aber audb, baß mit üjr nur eine fe^r oberfldchficbc
Äbrichtung ber Äinber erreicht, baß bie eigentliche Äu*»
bilbung be8 ©eified gdnjticb perfdumt unb baß bei ben
fähigem Äinbem, welche jum SBeiterlehren benu^t werben,
ber weitere gortfdbritt baburch abgefc^nitten wirb, baß man
ihnen ben Dünfel beS S3ie(wifTenS recht gefliffentlicr) beU
bringt. SBenn biefe UnterridbWwcife»in Cnglonb unb granf>
reich großen SBeifaU gefunben bat, fo fann man bierin nur
einen {Beweis erblicfen, baß ber JBolfSunterricbt in jenen
8dnbera noch ungemein jurücf if}, ba man noch gar nicht
baS {Bebürfniß ber 2(udbitbung beS ©eifteS fennen gelernt
bat, fonbem glüeflieb iß, einige oberßdchlicbe gertigfeiten auf
wohlfeile SBetfe bem SJolfe beijubringen.
Ccmicr (Sicharb), ber berühmte 9?cifenbe in Äfrifa, würbe
1804 in ßornwall geboren unb mit feinem {Bruber Sohn
E. jum {Buchbrucfer beßimmt. ©eine erße Sieife machte er
1825—28 mit bem Gapitain Stapperton, welchen bie brit.
{Regierung mit ber (STforfcbung beS 3nnern oon 2lt'rtfa bu
auftragt harte. Glapperton ßarb auf biefer Steife unb nun
gab 8., nacbQrnglanb jurüefgefchrt, bie Tagebücher beffelben
heraus, bie er mit eignen {Bemerfungen auSßattete. hierauf
würben 8. unb fein {Bruber von ber Regierung beauftragt,
eine Sieife jur ßfntbecfung beS 8aufS beS SRijjer ju unter»
nehmen, ftaebbem ße i(>ren Auftrag großenthetlS erfüllt hat»
ten (f. 91 ig er), würben bie beiben 8. oon Siegern gefangen
genommen, an ©flaoent/dnbler oerfauft unb enblirb auf Gap
gormofa »on einem liperpooler ©chiffSeigenthümer lo^gefauft.
3m 3- 1831 febrten bte JBrüber 8. nach gnglanb jurücf
unb gaben baS fcagebueb. ihrer Sieife b*um$, welkes auch
(3 ©be., Seipj. 1833) inS Deutfcbe überfefet worben iß.
hierauf rüßeten einige Aaufleute in 8ioerpoo( brei Dampf»
febiffe au*» auf welchen bie 8., bem Saufe beS 9iiger folgenb,
nod) tiefer in 2lfrifa oorbringen follten. ©ie fuhren auS
bem Seiger in einem Siebenßuffe Sfcbabba hinauf, fauften »on
einem 9iegerfürßen eine 3nfe(, nannten ße (fnglanbSinfel unb
legten auf berfelben ein gort an, welches bagu bienen fodte,
mit ben ©ngeborenen 4?anbel8oerbinbungen anjufnüpfen.
SüJepcn Langels an SebenSmitteln mußte 8. nach bem 9iiger
jurücf f ehren; JCranfbeit hielt ihn bann einige 3eit von wet»
tem Unternehmungen ab. 3m 3. 1834 aber wollte er mit
einem mit SBaaren belabenen {Boote nach FnglanbSinfel ge»
ben, ba würbe er ploglicb von mit geuergewebren bewaf^
neten 9tegem überfaQen, baS {Boot mußte in einer Untiefe
im ©tich gelaffen werben, mehre {Begleiter 8.'S würben ge»
tobtet, er felbß oerwunbet. & fam noch nach ber Snfel
gernanbo ?)o, »on wo bie Grpebition unternommen worben
war unb ßarb auf berfelben an feinen SBunben.
Cannes iß eigentlich baS franj. SBort für Raiten, (Step-
pen, unb baS Departement beS SanbeS (f. granf»
reich) hat feinen 9iamen »on ben in ihm liegenben gro»
ßen Äaibeßrecfen, welche ßcb an ber Äüfte beS biScapifchen
9JieerbufenS jraifchen ben »Pprenden unb ber ©ironbe in ei»
«er Sange »on nahe an 40 ©tunben unb einer {Breite »on
15—20 ©tunben buijkben, f0Dajj jje fafi brei günftheile
beS gldchenraumS beS ganjen Departements einnehmen. 2tuf
biefer weiten ©treefe gibt eS nur etwa 55,000 6inw., welche
in elenben Dorffcbaften beifammen leben. Tin ber Äüße jie»
ben ßcb Dünen hin, welche eine Weihe »on ©anbbügeln
bilben, bie ihn gegenfeitige Stellung, ihre Sbbbt, {Breite
unb 8dnge fortwdhrenb »erdnbem unb namentfieb beiStür»
men ßcb maffenweife bewegen unb inbem ße über b<i»ot>nte
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Landesverweisung
694
JLandftiede
JDrtfcbaften berfiür.ten , biefe nicf>t feiten unter ftcb, begraben, mit Schafzucht, tfjctt* mit Anbau beS i^nen fo gttft&fau
©n atjeit be6 »oben« wirb au* von großen ganbfeen «in» rtgfetten entgegenfcfcenbcn 8anbftricb$. £ie Schafe, miii
genommen. £>ie armfeligen JBewobner btcfer SBüfte hüben ihren «roßten Sieidjtbum ausmachen, finb wn bet föltfct«
einen eigentümlichen 9»cnfcbenfcblag. ©ie finb flcin, ma* flen Siace unb tragen nur grobe ©olle, «tele beftföge
ger, haben ein el«nbe8^u5fehen unb befdjaftigen fieb tbrilS fich aueb mit .^gewinnung. 3Da bie geringen SKttd ■>
rer Subfi[ienj über fcie Ivette Steppe fparfam vertbetft fuib,
fo fünb fie faß immer unterwegs unb übernachten in ihren
fcblecbtcn Marren, nid>t feiten aueb auf bem feuchten JBoben.
2Bäbrcub beS SBinterS tragen ffe eine Art Hantel au3 brau*
nem, grobem 3cncbe ober Siefen auS Schaffellen, beren
SBoÜe nach außen gewenbet ifr, ju benen oft auch noch
gleichartige ffieinfleiber fommen. SBäbrenb bcS Sommer?,
ber 3eit ber Unwetter, haben fie einen grobletnenen Uber*
wurf. Auf bett gewöhnlich lang berabbangenben paaren
tragen fie eine eigentümliche Äopfbebetfung. £:c Birten
unb SSanberer bebienen fid) fortwährenb 5—6 g. hober
©teljen, um ben tiefen Sanb ju burebwaten; auch bie 2ßci=
ber beiluden biefe Steljen. Gin langer (Stab bient ihnen jur
StütK. ©ei tiefen weit hinter ber Oultur beS übrigen
granfreiri;5 jurücfgebliebenen SRcnfcben ftnbet man noch W*
jßolfSliebcr unb (Sagen ber SBorjcit, aber auch ben Aber»
glauben unb bie geijiige Untnünbigfeit berfclben.
CantJföDcru'C iattng i|l eine jefct ni#t mehr übliche Strafe,
nad> welcher ein 5Bctbreeber einen getviffen SBcjirf ober baS
8anb vcrlaffen unb vor Ablauf ber Strafzeit baffelbe nicht
wieber betreten ju wollen febwören mußte, tiefer Gib hieß
bie Urfchbe. SBuTbe ber SSenviefene bennoch innerhalb
ber ©renjen betroffen, aus benen er venviefen war, fo wur*
ben ihm bie brei ginger ber rechten £anb, welche er beim
Schnure emporgehalten hotte, abgehauen. Seitbein (ich bie
SJcrbaltnijfc ber europ. Staaten fo georbnet haben, baß eS
nicht mehr gemattet ift, einen Verbrecher einem anbern Canbe
jujufebicfcn, finb ©efängniß > unb üJwangSarbeitSftrafen an
bie Stelle ber JJanbeSverrveifung getreten, unb ;>var Kh.bt
man ewige ganbeSverwcifung etwa vierjähriger Sud---
llvafe gleid>.
. Canofricöf. AuS ber Übung ber ©elbfhacbe unb r.
g auf! rechts (f. b.) in blutigen geh ben (f. b.) jin$ »
Mittelalter ein allgemeiner JtriegSjufianb hervor, in weite
fich alle bürgerliche jDrbnung aufjulöfen fehien. DieUw*
nung benufcten SBiele, welche an gübrung ber SBafftn^
wöbnt waren, um tbeilS mit einem Schein beS SRcii
tbeilS ohne benfelben ein fdjanblicbeS dttüuberhanbnvri ?
treiben. SBeber bie Ausübung ber Sclb|hacbe, ne4 »
Anmaßungen ber auf ihren fejten JBurgcn fieber batijcft"
JKtttcr vermochten bie beutfehen .Könige ju bewältigen,
ihnen baS berrfd;enbe SJorurtbeil entgegenflanb , baß ridu>
liehe $ülfe ju fuchen minbet ebei unb ehrenhaft fei, aü &
auS eigner üJiacht Stecht ju fdjaffen. J?ennocb twa tk
•£)crrfcber ebenfo wie bie Äircbe fortwäbtenb btnuibj,
Huftanb ber Selbfibüife unb bürgerlichen Unorbnung m~c
mehr ju befchranfen unb allmalig einen 3uflanb brtS#
unb ber öffentlichen Sicherheit (bcS griebenö im 2anbe) bed«
ji; führen. £ i: nädi ft uuirbc bureb ben ® Ott e3f rieben
bie Seit unb baS ©ebiet ber gebbe befdprdnlt unb Jti*
griebrich I. brachte auf bem SfeichStage ju Dürnberg
einen allgemeinen Eanbfrieben in fowett ju Stanb«, bjj ■
ein fflefeij erließ, na* welchem jebe gerechte gebbe ben b
S3efchbenben minbeflenS brei Sage vor 9ejüm ber ^
feligfeiten angefagt werben mußte. JDa« Wty&Ofßl*, »
bringen von Böllen, ©eleitSgelb u. bgL würbe in ba&¥
burch (irenge ©efefce verboten unb bie gegen biefe
gehlenbcn würben «13 griebbred;er r)art bejhafL &
Landfriedc 6
:ere Jtaifer waren bemüht/ wenigflenS auf gewiffe 9?eitjen
)<m Sabren einen Canbfrieben beriufleHen unb aufregt ju
Tratten, bureb weldbcn alle gebbe au8gefd)lof|en war. grieb*
ichere Seiten famen jebod) erft, naebbem allmälig bie ©täbte
icb gehoben hatten unb mit ihnen $anbel mil bewerbe.
Da lernte man baS ©luef frieblidj fiebern 3ufammenleben8
rfi recht fcbä&en unb bie reichen ©täbte, unter|iüfct von
eii Sürßen, batten, ju Vereinen jufammentretenb, bie SWadjt,
fitif)cf?orer ernfllid) jur JKedjenfcr>aft ju jieben. Dlefen SSünb*
itj[en mußten, um nicht bti(fu>g gegen ihre geinbe bajujte«
en, aueb ©olebe beitreten, benen bie (Srbaltung bee> bbheri»
en Unfugs übrigens wol mehr am fcerjen lag, ali t-.r
»uflanb bürgerlicher Drbnung. 3ene »ünbniffe jur Abh.i:
utig ber ffiillfür, jur Aufrerbtbaltung .allgemeiner ©idjer;
dt wurden aud) Sanb (rieben genannt. Die SBünbniffe
er Statte arteten tnbeß niebt feiten aud) auä unb anjiatt
Scbub, ju gewähren, veranlagten fie nitfct feiten &u übers
ulkigem ärofc. Darum traten, ifjrc ©eredtffame ju wab»
:n, aud) Surften unb Herren in ©ünbniffe unb feltener
anben beibe "Arten von löünbnifjen in freunblicbem ab in
inblicbem Sierfebr. Die Jt&nigc nicht m bie Parteien ju
ermitteln unb biefer ganje 3uftanb ber SJerbältniffe ^atte
»enigfienS bie gute golge, baß bie ftreitenben Parteien ju
..••.Kcefcmerem Umfange anwuebfen, innerhalb beffen jebe
'artet bemüht war, einen recbtlieb begrünbeten 3ußanb auf»
d;t ju galten. 'Älbrecbt II. fefcte 1438 juerfl einen im*
en ganbfrieben bureb, jebod) nur bem Stamm naeb,
ib griebrid) HL mußte wieber nur auf gewijfe 3a&re ben
mbfrieben aufredjt ju galten rradjten. SSäbrenb jefceS foU
en 2anbfrieben§ würben ju JBefrrafung ber grtebbredjer eigne
riebenSgericbte niebergefefet, bei benen ein fcanbfrte»
:n§bauptmann, 9tetd)8»ogt ober Canbvogt ben
orfift fubrte. Die Ädit unb meijt auch ber SBann trafen
n griebbredjer. @nblid) war bie SRotbwenbigfeit eincä für
ic Reiten gefieberten 9fcd)t£juftanbc& fo allgemein anerfannt
..oi, baß bie SieicbSfiänbe fclbjt ben Jtaifer ÜDtarimis
n I. auf bem 9teid)3tage ju SBormS 14<J5 nötigten, ei*
n ewigen JReicbSlanbfrieben anjuorbnen. JBevor ber 2anb>
ebe gefiebert wäre, weigerten fieb bie Sfeicbjjflänbe, bem
tifer mit ©elb unb SBaffen gegen bie Surfen unb gegen 3ta»
rt beijufieben. Q$ würbe bei ©träfe von 2000 3«arf ©ol»
i jebe Ttxt von ©elbjrbülfe auf ewige 3eiten unterfagt unb
c adjabrlicbe SBerfammlung ber ©tänfce angeorbnet, in weis
r bie Übertretungen be§ SanbfriebenS in Unterfucbung gejo*
i werben follten. Xucb würbe vom Äaifer unb ben 9feid)§=
nben ein jlebenbefi ©eridit niebergefe^t, ba8 SJeiebSfam*
raeridjt ju ©pcier unb eine JReidj^Fammcrgericbtöorbnung
äffen. Einige Jabrjebnbe lang beflanb aud) ba9 ^Ui.v: ■-■
.iment, eine im tarnen beS Äaiferö mit ber oberflen Sei>
tej ber 8?eicb8angelegenbeiten unb Söewacbung be§ 2anb=
iten« beauftragte SBebörbe, Die S3ünbniffe jur Äufreebtj
fung be5 SanbfriebenS würben inbeß nidjt überflüffig,
hnerjr entjlanben nod> neue, benn nur bureb bewaffnete
7d?t konnten bie febbelujügen bitter in 3aum gehalten
eben urro nodj bi« jur Sllitte beä 16. 3abrb. wollten bie
clleute ba3 gauflrcdjt nidjt aufgeben. SD?it bem beutfdjen
ict^e iff audj ba6 JReicbäfammergericbt unb ber ewige Sanb;
180ö aufgeboben worben, boeb wirb ber l'anbfriebe
onwdrtig bureb bie triftige ^>aubbabung auörctcbenber
5 liandgol :
@efe^e in ben einzelnen <Staattn unb bureb ben beutfrben
S3unb gehebert.
Canbgrafen Riefen fett bem 11. 3abrb- Sorgefefete über
größere ©ebiete im 3nnern beS beutfd;en 9tetcr>S unb über
bie ©rafen ber ©auen. (©. ©rafen.) ©ie madjten fieb
allmdlig ju fafl ganj unabbingigen Herren ber tbnen un»
tergebenen ©ebiete. ©egen @nbe be5 11. 3abrb. nabmen bie
frühem Starfgrafen von Springen ben lanbgräfltcben Sitel
an, unb im näcbjten ^alu-htmtert erhielten biefen au* bie
bejf. ©rafen. 2file SRitglieber ber Seitenlinien ber regieren«
ben befi"- Käufer futjren benfelben nodj gegenwärtig.
£andcjut wirb eine Bereinigung »erftbtebener ©runbs
fiiicfe genannt, weld)e au§ SBiefen, gelbem, SBalbungen,
2ei(t)en u. bgl. befreben, unb ju benen bie erfoberlicben ©e=
bäube unb ©erdtbfebaften, aud> ber nitbtge JÜiebbejlanb ge=
beeren, um bie ganbwirtbftbaft ;u betreiben. 9Jlit bem «e;
f;i_s einee» Sanbgutö in bann noeb bie Ubernabme gewiffer ge;
fe(ilicb ober berförnmlid) begrünbeter ?)fliä)ten ober ßajlen
unb ©ereebtfame »erfnüöft, burd) beren Söefcbajfcnbeit ber
SJertli bcö Sanbgutö erhöht ober erniebrigt wirb. 3e nach
ber 33cfd)affenbeit ber Mafien unb ©ereebtfame werben auch,
bie Sanbgüter verfebieben eingetbeilt. fDlaxi unterfc^eibet in
biefer Jöfiifbung Rittergüter, Freigüter, ßrbgeriebte, gemein:
belicueviinf'vfiicbfige unb bien|l Pflichtige ©uter. Die Kits
tergüter fonnten friir)et nur von 2lbeligen befeffen werben
unb jmb nod) jefet in ben oerfdjiebenen ©taaten mit oers
fd)iebenen äSorrechten (al6 üanbtlantfcbaft, 3agb, ©erid)tS=
barfett u. f. w.) au^gejlattet. 3m Allgemeinen unterfebets
ben fie [ich in Allobtalrittergüter, welche unbefebranft
erbltd) unb verfduflid) ftnb unb beren JBefifeer bem ©taatßs
oberbaupte nur bie allgemeine Untertbanenpflidjt ju leiflen
baben, unb in £ ebnritt er gut er. Die SJefujer biefer lefe*
tern finb in ber Verfügung über tl>r löefibtbum an bie ©in:
willigung bee» ?ebn%rrn gebunben unb fonnen baffelbe aud)
nicht j ehern @rben, fontern nur foldjcn hintertaffen, welche
al§ erbfäbig burd) bie 2ebn8bebingungen anerfannt finb.
SDiannlebnrittergüter finnen nur auf bie männlid)c
Kad)fommenfd)aft üererbt werben, wdb«nb bei 2B eibers
lebnrittergutern aud) bie weiblichen <Rad)fommrn erbfds
big ftnb. — Freigüter finb fold)e, beren SBefujer feinen
©utöbenn (5. S3. ben ^>errn eineö StittergutS) über fid> an--
erfennen unb weber 3infen noeb grobnen ju leiflen baben.
Diejenigen greigüter, weld)e nod) mit befonbern S3orred)ten
auSgcftattet finb, alö namentlid) ber jDrtdgericbt^barfeit, bem
Jßraus, JBrenn:, Süadt, ©d)lad)ts unb ©ebanfred)t, r)et§en
@rbgerid)te. Die ©emetnbeflcuerjin^güt er haben au--
f;er ben ©taatöabgaben nod) an ben ©taat ober ben bittet ;
gutgbefi^er 3inö an ©elb ober 9caturalien ya entrtd)ten unb
müjfen bei Itnberung beS äBefitjerS eine be(rimmte Abgabe von
bem Äaufwertbe abtragen. 9?od) mebr baben bie bienftpfltd):
tigen ©üter ui leijten, intern fie aud) nod) grobnbtenfle
ju leiflen baben unb in manchen ©egenben bem 2riftjwange
unterworfen finb. 68 ijl befannt, wie man in ben gebilbes
ten ©taaten biefe Dienffe tbeitä fd)or> abgefohafft bat, tbeilg
mit ©ewerfflelligung ber Abfcbaffung fid) befebaftigt. (SJgl.
Dienflbarf eit unb Dienfle.) — 2Ran unterfebeibet jus
weilen bie (anbgüter aud) in große, beren fpectelle £3eauf:
fid)tigung mehre beamtete verlangt, mittlere, beren J8e>
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Landkarten 696
Landrecht
aufficbtigung buro} ben Cefl&cr «Hein beftritten wirb, tmb
fie ine, beren IBeft^ec felbjt mit an bie Arbeit flehen mufj.
— 3n JBejiehung auf ben JBefifcer finb bie 8anbgüter theilS
fo[i±e, rorlc$e freie* Eigen th um Einzelner finb, tbcilfc gehö*
ren fie einer gamilie, ober bem Sanbe, ober bem Sanbeel«
berrn ober enblid) einer moralifchen ^Öerfon, g. JB. einer
Kirche, einem Klofler, einer ©emeinbe.
Canilhartert finb 2Cbbilbuna,en ber ^rboberflÄc^e ober et»
nc? Sbcilä bcrfelben, gemihnltd) nadj ber SBertheilung ber
©ebirge, Slüffe, ©een unb SReere, nad) ber Sage ber be*
wohnten SDrte unb nach ben politifdjen ©rembeflimmungen,
auf ebenen gläd;en. £>urd) ben lefetem Umflanb unterfehei«
ben fieb bie Sanbfarten wefentlidj oon ben '©loben (f. b.),
bei benen bie äußere ©eftalr ber Erbe auf einer Äuget »er»
zeichnet ifl. Sanbfarten (äffen fieb bequemer t)anbbaben aß
©loben unb geflatten eine JDarfleüung nach gröfjerm &ureb»
meffer, f&nnen mithin aud> genauer fein, ©teilen Sanbfar«
ten bie ganje Erboberfiäcbe bar, fo »erben fie ^laniglo*
ben ober Uniöerfalf arten genannt; iMen fte einen Erb»
tljeil ober ein gr6fjere5 8anb bar, fo feigen fie ©enerat*
f arten; jeigen fie enblid) eine f feinere Sanbfdjaft nad) tb»
ren Einjelnheiten, ©pettalf arten, £)ie topograpbi'
(eben harten haben namentlich ben 3n?ccf, bie örtliche
58efd?affcnf)ett eine* beflimmten 8anbf!rict>3 im ©runbrifi vor
2fugeu va jlcHen. 2>te See fort en füllen bie Speere nacb
ihren JBegrcnjungen bureb SMtlanb unb 3nfeln, fowie nad>
ihren Untiefen, ©anbbänfen, .Klippen, ©tTÖmungen u. bgl.
bar. 9Sie biefe »orjugSweife für ben ©eefabrtr beflimmt finb,
fo foUen bem ju 8anbe Sieifenben bie |>ofl» unb JRetfef ar«
ten jur JDrientirung bienen, unbbiefelben enthalten baher vor«
jugSweife bie ©trafen unb bie mit ilmen in JBerbinbung fie«
benben tfnftalten. £>ie Äri cgSf arten berüefftebtigen ent:
roeber oorjugSweife überhaupt bie jbrtlicbfeiten, welche bei ber
Äriegfübrung in Setrariht fommen, ober finb wol aueb jur
Übcrficbt ber Operationen beflimmt, welche in einem beflimm«
ten Kriege ausgeführt worben ftnb. Enblid; entwirft man
noeb Karten ju beflimmten roiffenfcbaftlicben Bmeden: h v> -
brograpbifebe ober ^lufjf arten, um ben 8auf ber
Ströme unb ihre Slufjgebiete ju überfehen; orographi*
febe ober ©ebirgSf arten, um bie JBerjweiaungen unb
Grabungen ber ©ebirge barjuftetlen ; geognoftifche, um
bie mineralogische JBefc|affenl)eit ber Erboberfiäcbe ju leliren;
joologifche, um bie SBertheilung ber £hierwelt über ben
Erbboben gu bejeiebnen u. f. w. £>er Banbfartenjeicbner mufi
ftetä, bamtt eine £>rientirung m6glid) fei, wn ber mat&ema»
tifrben Einteilung ber Erboberfiäcbe ausgeben, baher ifl feine
erfte Arbeit bie SBorjeicbnung ber SWertbiane unb parallel»
f reife, wobureb. er ein 9lefc ober einen Kofi erbdlt, in wel«
eben bann bie einzelnen SBejeiebnungen eingetragen werben,
benn bie Sage eines jeben S5rt3 ifl genau burd> feine geo«
graphifdie Sange unb {Breite beflimmt. aBerten in ber
Karte nur (leine Steile ber Erbe twrgeftent, fo ifl bie Krüm-
mung, welche gemap ber fuge(f6rmigen ©eflalt ber (Frte bie
bar^ufleHenbe ©egenb (Pirflicb Ijat, »erbaltnigmdßtg nur unbe*
beutenb, unb man begebt feinen merflicben geiiter, roenrt
man bie SReribiane ald gerabe, ftd> untereinanber recbtwinf*
lieb frbnetbente Linien barfleüt. S3iel febroieriger aber ift e3,
grifere Äbeile ber €rboberflaebe fo barjuftetlen , ba§ bie
roal;re (fugelförmige) ©eflalt ber erbe genau berüdfinjtigt
roirb, inbem bieÄunflbe§ 8anbf artenentwerfen«, tortHar»
piren, genauere matbematifebe Kcnntniffe unb »itlt tlbin;
erfobert. 2ßcnn ba3 2tuge eine Kugelfladje überfidjt, fb a>
febtint ibr biefe ftetS in ©eflalt einer Cbene, brxr) fo, J.-
bie einjelnen fünfte ber Slädpe je nacb ber Krümmung ta>
fclben eine anbere Sage unb anbere Entfernungen gwwi»
anber einzunehmen fcr;einen, als wirflieb ber gall ifl (H
fommt bierbei namentlid; «ud; auf bie ©teHung on, vt\i:
tai beobadjfenbe 2Cuge gegen bie Ebene einnimmt. S!
nennt im OTgemeinen bie ©arlleaung einer frurmnen ?
in einer Ebene ober genauer bie Angabe, welche mc:
^unfte einer Ebene ben einjelnen fünften einer frutn~.;
glacb. e bei einer gewiffen ©tellung ber Ebene gegen tie far
me Jldcbe entfpred)en, eine ^rojeetion, unb ti f:r~
folglid) beim ganbfartenjeid>nen fletä auf ^arfldJunj '
einer ?>roie(tion an.
©ebon in fefjr frühen 3eiten t)at man Berfucbe §ur (h
werfuug oon Sanbfarten gemalt, bo<b fonnen bitfeita k
ben mangelhaften geograpr;tfd)en unb matbcmatifdjtn Job&
niffen nur fet)r fdjwap aufgefallen fein. ÄI8 bie Srtoa
xunadjfl in biefen SBiffcnfcbaften Jortfdjritte maebtert, ky
fte fieb aueb in ber Jlunfl be§ KartenjeiebnenS perrettli»
net. 3m 5. 3a&rl). ö. Ehr. würben tun Ägatbrtic:
26 Äarten ju g>tolcmau$' ©eograpbte gejeitbnet &»m
fentlidje SBerbeffcrung erfuhren bie Sanbfarttu inbtf erü
ber SKitte be« IG. %akxf). bureb ©erharb «WeTtatw, niy
bie ^rojectionSmethobe erfanb. ©pdtcr h*Jben bann Ii;
£»cli3le:, SEob. SDlater baS 8anbfartenjei*nen necb :
mathematifd) begrünbet unb feitbem haben Englanb, ?st.
reich unb 2>eutfcblanb in 4>eroorbringung auSge;*
Sanbfarten gewetteifert. — i)ie gen?6hnlichfie unb ttv.
baftcfle 2Betfe, bie Sanbfarten ju veroielfültigen, ii
Kupferfh'cb, weniger leiflct ber ©teinbruef unb nod> nc;
83eifaU bat ber SBerfud) gefunben, Karten mit ?<:
bruefen. Ein Deutfdjer, ©wepnheim, gab juerfl 1
nem 3taliener Jöcranlajfung unb Xnwcifung jum
ber Sanbfarten. Änfebnlidjc ©ammlungen ton ['
finb in ^ariS im D(?p6t de la fiurrr«, in ^tirr^
in 2>reSben (bie Kbelung'fcbe) unb bie bc5 Ersherjcs?
von Ojlreicb in SBien.
Canörall) ift im preiif. <Ztaatt ber aitcl am
einen Kreie» gefegten jDberbcamten, welcher mit t;r
meinen ^olicei« unb innern SBcrwaltung beauftrag
felbe ifl ber {Regierung, ju bertn Departement k
gehört, untergeorbnet unb fleht über ben £>rt$bc:.
3n 9iheinbaiern ftnb SanbratbScollegien unt
cherib in .^beinbeffen 9)rooin}ialrathScollegier.
geführt, beucn bie Sicrtheilung ber ©teuerquoü ■'
fe§ auf bic einjelnen JBejirfe, bie DberauFftcht über bic &
faffe, bie JBcrathung bcrSBünfche unb fi3efd;werbm
terthanen u. bgl. übertragen i|l.
Canövccl)t.(ba5) ifl urfprünglid) bem Sebnr
gegengefe^t unb bezeichnet bic ©efammtbeit ber
flimmungen, weldje ftd> auf ba$ allobiale Etgenrb:
bie SSfrlfaltniffe ber nicht im BelmSoerbanbe lebenben JrV*
be5 @taat3 bejieben. 3m ungemeinen be jeitbn
bie ©efammtheit aller in einem ©taate geltenbm
Erfl feit bem 12. 3abrh. begann man in ben grrtru-
©taaten bie geltenbcn ©efefte, welche bisher mir af*
vobnbeitdrecht beftanben hatten, fcbriftlicb aufzuzeichnen. fi3e»
übmt würben namentlich ber ©acbfenfpiege [ (f. b.), bet
inrifcben 1215 unb 1228 entflanb, unb ber ©cbwaben»
piegel (fi b.) au3 bem Anfange beS 14. 3ahrb> Außer
riefen allgemeinem ©efefcfammlungen bezeichnete man alS
]anbred)te auch petfebiebene $)artieulargefe§gebungen, fo j.18.
?aS 6fh. unb baS friefifebe £anbrecbt auS btm 13. Safcrb.,
Ml ofifrief. »on 1312, baS baut, von 1346 u. a. — Am
riicbtigflen i fr baS allgemeine preuß. ganbreebt, welcbcS
?urcfo griebrid) ben ©roßen »eranlaßt unb 1784—88 juerjt
n fecha Abtbciiungcn als (Jutwurf gebrueft unb bem fach»
?erfidnbigen publicum vorgelegt würbe, 3ugleid) würbe
iefeS )u gnmblicben JBemerfungen über ben Entwurf auf»
;efobert unb ben brauchbarem unb perftdnbtgflen JBemerfun«
)en greife zugejtcbert. 3m Sun. 1791 war baS SBcrf un>
<rr bem Site! „Allgemeines preufi. ©efe^bud)" beenbet. Da
eboeb noch an Ginzelnheiten Anfraß genommen würbe, fo
folgte eine nochmalige Durchficht beS ©efefcbucbS unb erfx
im 1. Sun. 1794 würbe eS mit ©efefeeSfraft befannt ae»
nacht unb ihm ber Stitel „Allgemeines Canbrecbt" ertbcilt.
Daffelbe würbe fajl allgemein mit großem »Beifall aufge»
tommen unb hat ftd) febr fegenSretcb erwiefen. Sierinbe»
ungen, gferiebtigungen unb 3ufdfce, welche bie fpitere 3eit
ntt neb gebracht bat, ftnbet man unter anbem aufgezeichnet
n ©trombecfS „Ergänzungen beS Allgemeinen ganbrea)t8 für
ic preuß. ©taaten'7 (3 JBbe., 3. Aufl., 1829; 4. JBb. 1837).
Cantocljöft bezeichnet urfprünglicb eine ganbeSabthetlung
bcr aueb eine ©egenb, infofern fte ftd) bem Äuge alS ein
naives barbietet (bar)er ganbfcbaftSmalerei, f. Sflalcrei);
ann aber bie ©efammtheit ber ganbflanbe. (©. ©tdnbe.)
lud) werben wol bie lanbfcboftlicfceri Grebit» ereine (f. ßre»
it) mit biefem SBorte bezeichnet.
Cani«wirth,ßcl)afi ifl ber allgrmeinfte 9?ame beSjenigen
iitvexbti, welches ftd) »orjugSroeife mit Anbau ber gelb;
üebte unb mit ^Betreibung ber $8iehzud)t befebäftigt SRan
mit einen allgemeinen unb einen fpeciellen SEheil ber
anbroirthfebaft unterfebeiben. Sener, bie Haushaltung«*
»nbe ober ßfonomie ber 8anbwirtbfd)aft, hanbelt eon
cm »erbdltniß ber 9>robuction (£er»orbringung) ju ben pro*
ucircaben (erjeugenben) Ärdften, Pon ber Art unb SBeife,
rn SBertb eines JJanbgutS ju beflimmen, »on benfiJerbdlt»
iflen, in benen Acfcrlanb unb Jünger, Dünger unbS3ieb>
mb, ffütterung u. f. w. flehen, pon ber lanbwirtbfcbaftliä
■ Sud)» unb Rechnungsführung, von ber Arbeit be« 3ug»
ebeS, beS ©eftnbeS, ber 2agearbcttcr im SJerqleid) mit bin
ofien,, welche fte eerurfacben, u. f. w. Die fpecielle
anbwirtbfct)aft ober $robuction$lehre jerfdllt wie»
rr in bie 2e$re vom Xcferbau ober Pom Pflanzenbau
ib in bie 8ehre »on ber JBiehjud)t. 3um Acferbau (ber
i$ Sanbbau, $elbbau, Selbwirthfchaft genannt
irb) gibort bie JBobenfunbe ober Agronomie, benn
if bie JBefchaffcnbcit beS »oben* lommt eS wefentlid) an,
•riebe Art pen <PfIanjen auf bemfelben mit Siortfjcil ange»
tut werben fann. .f)jfran fchließt jlct) bann bie Acferbe*
eltungStunfl ober Agricultur, welche lehrt, wie ber
loben jur ^ervorbringung ber »erfchieberien ^flanjenarten
rebieft gemacht, wie er burd) anbere Crbarten, burd) Sro*
enlegurig, ©ewdfferung »erbeffert werben muß, wie er fer*
öi[t>a««oi».«8fr. IL
ner burch bie »üngung in feinet gruAtbarfeit unterflüfet
wie er mit ben Perfchiebenen Acferbaugerathfchaften behanbelt,
wie unb wann befdet, bepflanzt wirb u. f. w. AufS ge<
nauefie bdngt mit ber AcferbeflellungSfunbe bann weiter bie
Äertntniß von ber üßefdjaffenljeit unb SebanblungSart ber
einzelnen Kräuter unb gruo)tgrdfer zufammen. Der SB ein«
bau, ber ©artenbau, baS Sorflwefen fönnen aud) alS
Sbeile beS ArferbauS im weiteren ©inne betrachtet werben.
Stiebt nur »on ber Düngung unb {Bearbeitung beS AcferS
hangt ber Ertrag, welchen berfelbe liefert, ab, fonbem aud)
pon ber Reihenfolge (bem Umlauf, SturnuS, ber Rotation),
in welcher bie perfebiebenen ©ewa$fe, weldje ber Sanbwirth
anbaut, auf bemfelben erzeugt werben. SRan unterfd)eibet
in biefer ©eziebung oerfchiebene Acferbaufpfteme. ©o wirb
bei ber Dreifelberwirthfcfeaft baS fammtlidhe Acf erlaub
in brei gleich große Zfynlt ober Selber abgeheilt, weld)e aS
wed)felnb brad) liegen ober mit SBürter» ober mitkommet»
getreibe beflellt werben, baher SBinter», ©ommer* unb SBrad)«
felb beißen. Auf bttfe SBeife wirb jebeS gelb »wei 3abre
bebaut unb liegt ein 3abr brach, wahrenb welcpeS SahreS
eS brei» bis fünfmal gepflügt, geeggt, wol aud) gebüngtwirb.
DaS fammtliä)e 23ieh roirb wahrenb beS ©ommerS geweibet,
theilS auf bem Sradjfrlbe, tbeilS auf Außentriften. 3n frud)t* ,
baren unb fiart bepolferten ©egenben mußte man baran ben»
fen, aud) auS bem Sracbfetbe nod) Ru^en zu Riehen, unb
fo baute man auf ihm bie fogenannten JBrachfrucbte (^üt*
fenfrüebte, Älee, Rüben, Äartoffeln, ^anf, Sein u. bgl.)
an ; als ferner bie Außentriften immer mehr jum Acferlanbe
gezogen würben, fo mußte man auch wieber für ©tallfüt»
terung befolgt fein. Auf biefe SBeife entflanb bie Perbef»
ferte Dreifelberwirthfchaft, welche noo> gegenwärtig bie in
SRitteltrutfcblanb allgemein bmfcbenbe ifl. ßinen langem,
wentgflenS pierjdhrigen HurnuS bot bie grud^twecfifel»
wirthfebaft ©S ifl ihr namentlich etgenthümltch, baß -ber
Regel nach nie jwei Halmfrüchte unmittelbar nad)einanber
angebaut roeTben, fonbem immer eine JBrad)frud)t zwifchen
eingefd)oben wirb. SRan beobachtet alfo z- 2*. folgenbe JDrb»
nurtg: RapS, SBintergctreibe, Äartoffeln, ©erfle, Älee,
(Srbfen, £afer, SBeibehee u. f. w. ©ie ifl befonberS in
dnglanb üblich unb hat ben 25orzug, baß fie nad) öefcbaf»
fenbeit beS SobcnS unb nad) fonfligen IBebürfniffen [ehr
mannid)faltig fich abdnbern Idßt, aud) ber S3iehzucht fet)r
aünflig ifl. Die Äoppel» ober ©ehlagwirtbfcbaft i^
befonberS in HoiP'«" U«D 9Recflenburg üblich unb befielt
barin, baß baS Afferlanb in 6—14 gleiß große gelber
(Äoppein ober ©rbldge) gctbeilt wirb, t>on benen je»
beS 2 — 6 üfchre hintereinanber unaufgebroetjen liegen bleibt
unb nur zum ©raSmucbS, namentlich &ur ©ommerweibe,
für baS Sieh benufet wirb, bann aufgebrochen unb mehre
%at)xt befonberS j^m «£>atmfrucht gebraucht wirb. — 3ur
Söiebjucbt gehört namentlich bieRinboieh», Pferbe», ©c&af»,
©chweine», 3«g«n», Jtanincben», ©eflügel» unb SBtenen»
Zucht, wol aueb bie ©eibenwürmerzuebt, bie gifd)crei unb '
bie Sagb.
Die ganbwirthfehaft ifl unflreitig baSjenige ©ewerbe, wel»
cheS ber SBoblfabirt eines jeben SJolfS zu ©runbe liegt, weil
eS für bie erflen unb notbwenbigflen öebürfniffe beS SKen»
fchen forgt unb auch im ÜBetreibung ber meinen übrigen ©e=
werbe baS «Raterial berbeifcÄafft. Daher erfobert bicfeS ®e»
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Langbein 699 Länge und Breite
werbe and) eine torjüglic^e Pflege onb Hufmcrffamlrit, wel*
ä)t ifim lange Stit nictjt ju 2betl geworben iß, »eil man
Den Stanb be$ ÄcferbauerS unb S3tc^üd)terS mit thorirfjten
Borurtbeilen betrachtete. Crft in ben neuern 3eitrn Mman
angefangen, bie Sanbwirthfct)aft nicht nur hanbwerfmd§ig,
b. b. nac^ uberlieferten ©ewobnt)eiten au betreiben, fonbern
bat fite nun ©egenßanb« wtfjenfthaftlicher Pflege gemacht
JStefe* i|t um fo nötiger gewefen, als bie Änjabl ber SWen*
fehen unb ü)ret ©ebürfniffe ftet) ungemein geßeigert tyat unb
berfelbe fSoben jefct 2aufenbe reichlich ernähren fall, reo in
frühem 3eiten nur £unberte eine notdürftige Wahrung fuchs
ten, unb als auch ber Stanb ber Äeferbautreibenben felbß
aflmälig ju böbern SebenSbebürfniffen erwacht unb caper et»
nen großem SRufcen auS feiner Sbatigfcit jiepen will. 3t»
biefer S3ejiebung haben nicht nur einzelne SWänner, wie
Bellenberg (f. b.), SCbaer (f. b.) u. Ä. fegenSreiä) ge*
voirft, fonbem eS ftnb auch 8UT Äusbilbung tüchtiger unb ge*
bilbeter 2anbwirn>e eigne Sanbwirtbfchaftöfchulen er*
richtet worben. Bellenberg errichtete bie erffe folohe Änßalt in
Jpofwpl, SDwcn, Wumjanww unb Entere brachten bann
grifjere Änßalten ju Stanbe. Sikibrenb c§ in biefen Schulen
mebr auf prafrifche Übung abgeben iß, baten bagegen bie
bobern lanbwirbfchaftlicben gebranßalten »orjugSs
weife bie SEb/OTi« ber 8anbwirtbfcr)aft unb bie »u berfelben
geborigen $ülf$»iffenfchafren, SWatl;ematif, Waturfunbe, Sau;
fünft, 21>ierarjneifchule u. f. ro. jum ©cgenßanbe. Solche
Änjlatten finb in IBraunfchwcig, >pobenbctm, 3bßein, 3cna,
SWögelin, Üharanb u. f. ro.
fanabfin (Äua. griebr. Crnft), ein beutfehet ©idjter,
welcher (ich burch feine launigen Schichte unb feine (rr:äb»
lungen beliebt gemacht bat, mürbe 1757 ju Sfabeberg
bei 2)reSben geboren, flubirte feit 1777 gu Seipjig bie
{Rechte unb fam 1785 nach SDreSben. Waehbem er einige
3eit als Sachwalter gearbeitet hatte, mürbe er Jtanjlift
beim geheimen Ärcbw. Wach 12jäbriget £>ienjtjeit IMHI
er feinen 3fbfcr>ieb unb begab fich 1800 nach S3erlin. fytx
lebte er bis an feinen 1835 erfolgten Stob. Seine
Schriften baten feinen bogen poetifeben SBertt), zeichnen
fleh aber burch 2Bi&, Sehet}, Saune unb gewanbte £>ar»
lieOung auS. @ne ÄuSgabt feiner „Sämmtlichen ©ebrif»
ten" iß nach &eS 2>icbterS Jtobe (31 »anheben, Stuttg.
1836 — 38) erfchienra.
Cäncje und örritf (geograpbifche) eines £>rtft ber (Srbe
ftnb Angaben, burch Welche bie Sage beS ©rtS auf ber
erboberfläebe bcjcicbnet wirb. SWan benft fich befanntlich
bie gan$e Crbfugtl mit einem Wefc von Greifen überwogen,
welche in beliebiger Änjabl angenommen werben fönnen unb
tfceilS folche finb, welche bem 'Äquator parallel Cgleicblaufenb)
finb, tbeÜS folche, welche fenfrecht auf bem Äquator fteben
unb burch bie beiben $ole ber tjrbe gehen. 3)ie Greife er*
free Ärt beigen SWtttagSfreife (f. b.) ober SWerU
biane, bie jweiter Ärt $arallelfreife ober ©reiten»
{reife, ©cringe Überlegung lehrt, baß bie Sage eines IDrtS
auf ber (?rb Oberfläche »oßfornmen befiimmt ift, wenn man
weiß, unter welchem ÜReribiane unb utgfeieb unter welchem
^arallelfreife berfelbe liegt 3cne§ gibt bie gtographifcht
Bange, bicfeS bie geograpbifebe ©reite an.
(53 gefchieipt aber bie SBeftimmung ber geograpbifchen
, Un$t in folgenber Sßeife. 2)a alle 9Reribtane ben Aqua*
tor burchfehnetben unb jwar jeber berfelben in aabtn
fünften als bie übrigen, fo beßimmt man ben ÄtriÜo
eineö DrtS nach einem ber fünfte, in welchem c: :
Äquator febneibet. 3>iefe fünfte felbjl aber werten a
ibrer im Äreife gemeffenen Entfernung ton bem
fd;nitBpunfte beS erften 5J?eribiand mit bem ü
beßimmt. 3>iefer 25urcbfcbnittSpunft felbjl hat bie f&iu
nung 0 unb nun rechnet man fowol öjil. als »eftt. b .
180", inbem bie ©rabe weiter wie gewöbnlich in Si r.
unb Secunben getbcilt werben. SBenn e3 alfo i. S. bofi:
2>ie Stabt Seip^ig liegt unter 10° 2' 6ßl. Sänge, »eil
ali erfier SKcribian ber von ^>art* angenommen tritt,
beifit biefed eigentlich nichts ÄnbereS, al3 ber^unft, in c
ehern ber burch Seipjig gebenbc SWeribian ben Äquat.
bet, Hegt in biefem um einen Sogen t»on lo9 2' v.
jenigen fünfte oßlich, fn welchem ber SWeribian »ort > '
ben Äquator febneibet. 2Se!cben SReribian man bei :
Ängabcn ald erßen )u ©runbe legen will, iß im
gleichgültig unb bie ©cographen ftnb hierüber nie eini: <
wefen. Spanien allein rechnet nach ftcbtn oerfefcitten::: ? .
ribianen, auf vielen boHünb. Aorten iß ber über ben !i
»on JJeneriffa gebenbe SWeribian (18° 52' weßL oonf;
al$ ber erfte angenommen; febr gebrauchlich iß ber t;;
unb neue 23clt fcheibenbe SWeribian von gerro (20° m?
t>on ^ari§) alS ber erjle; bie Sngldnber rechnen nai
SWeribian ber berübmten Sternwarte ju ©reenwidj u:.:
gran}ofen nach bem von faxiv. £>k beiben Ickten I
überhaupt biejenigen, nach benen je^t getvc»hnli<h c f
ßimmungen gegeben werben, wiew^l fajt iebe WatttÄH
Sternwarte auch nach ibrem SWeribian als erßem red
SWan fann aber bie Sänge auch nach Seit angeben
nämlich bie Grrbe in 24 Stunben einmal um ibr< Irl
breljt unb bafcer wägrenb biefer 3eit bie Serme übet 1
SWeribiane ber Erbe fenfrecht ju ßeben fommt (ogL 5
tagSfreiS) ober, wie man auch ju fagen pfleat
fünfte beS Äquators binnen 24 Stunben burch bei
bian geben, fo gehen offenbar (wegen ber ©Ieichformi:.:
SBcwegung ber &rbe) in ©ner ©tunb« 15 ©rabe b;
torS burch ben SWeribian, unb man braucht eine Än:::
©raben beS Äquators nur mit 15 ju bwibtren, um tif>
gäbe in 3eit*Stunbcn ju höben, foba^V. S5. Seipiij
3cit eine geograpbifche Sange ton 40 SWin. S c
2?a nun jebeSmal SWittag an einem jDrtc iß, tr.
Sonne in bem SWeribian biefe* jDrtft ßebt, fo ro
in Eeiprig um 40 SWin. 8 See. ebet SWittag fein c
als in s}JariS. hierin hat man nun baS SWittcl, m
geograpt;ifdr)e Sänge beS einen JDrtS auS ber beS ti
juleiten. SWan braucht offenbar nur mit einer aetuu
tig gebenben U^r »on Seipiig nach *PariS ju reifen
SBeobachtung ju machen, bafj in »Paris erß SWittag ifi
bie leipziger Ubr fchon 12 Ubr 40 SWin. 8 See. ;
fann nun hieraus bie Entfernung beS leipziger SWi
»on bem parifer SWeribian, bie fogenannte SW'er
ferenj beiber Drte, berechnen. SSeifj man bann
geograpbifche Sänge eines ber beiben jDrte, fo erbat;
bie beS anbem burch Äbbition ober Subtraction
bianbifferenj. fflefonberS wichtig iß biefe Sefh'mn:
für ben Seemann, welcher ben JDrt, wo er fich c-
bet, nur burch geograpbifche Sänge unb ©reite bei:
fann. SWan h«t fet>r genaue Ufcren, 3«rt«ffCT '•
Digitizwfl m$\c
lomei er ; einen fofcfjcn nimmt ber (Seefahrer mit, ttödifrm ber«
elbe genau nach greenwierjet ober parifer Seit geflellt ift; bann
»raucht jener nur an irgenb einem Orte feiner Äcife bie 3eit
>ur<t) Beobachtung be$ SonnenfianbeS für biefen jDrt ju
jejlimmen unb bann am ßhronometer nacbjufehen, enblia)
>eibe JBefHmmungen ju vergleichen , um ju wtflen, unter
w[d?em 2Reribian ber jDrt liegt, an bem er fkr) im Hugen«
•t:rt beftnbet. ein anbereS 2Rittel, bie SReribianbifferenj ju
ciiimmen, t)at ber Seefahrer am SRonbe. 2Ran fennt nirm
ict) bie Jöewegung beS SRonbeS fo genau, baß man für je»
vn STag unb jebe Stunbe lange im SBorauS beregnet hat,
ei welchem Sterne er erfeheinen »erbe, wenn man ihn ju
tner 3«t oon $ari8 ober gonbon aus beobachtet. SBcnn
tun ber Scbifferju einer befiimmten Stunbe beS Nachts
>en Stanb beS SRonbeS beobachtet unb feine Seit mit ber
n feinem (eigens t>ierju berechnetem) Äalenber angegebenen
onboner ober parifer 3«it oergleicht, in welcher ber SKonb
;ort bei benfelben ©fernen fleht, fo weif er gleichfalls ben
jerlangten 3«it* unb gängenunterfebieb. Noch anberer 9Rit*
:el bebienen fict) bie IBfrronomen jur SJefh'mmung ber Tic--
ribianbifferenjen. — 3u sparte unb gonbon finb eigne 2n»
Halten, fogenannte gdngenbureauS, eingerichtet, bei be»
iten ausgezeichnete Xfironomcn angefiellt ftnb mit bem
Kuftrage, bie geographifche goß* f"f $anbel unb SchifT*
'abrt wichtiger jDrte bureb Beobachtungen unb Berechnung
tu beftimmen unb jum SRufeen ber Seefahrer öffentlich be»
fannt ju machen. Denn wenn ein Schiffer nach irgenb
rinem JDrte ber 6rbe feaetn will, fo fann biefeS, wenn er
licht an ber Äüfle hinfahrt, nur baburch gesehen, baß er
?<b nach ginge unb Breite beffclben rißtet.
Die geograpbifd?e Sörcitc wirb an ben Sfteribianen ge=
jAblt, wie bie geogravHfcbe ginge an bem Äquator geublt
rourbe. Seber SRenbian nimlicb jerfiüt auch in 360° u. f.»-,
unb inbem man bie qeographifäje S3reite eineS iDrtS he»
ihmmt, gibt man in ©raten, SRinuten u. f. w. bie ginge
?tS Sogen! an, welcher jwifehen bem DurcbfchnittSpunfte
5eS ^quatord mit irgenb einem 2Reribian bis tum Durch*
ebmrtSpunfte beS ^araOelfreifeS jene« Ortd mit bemfelben
äReribian reicht. 3« nachbem ber jDrt, oon welchem bie
Kebe iff, auf ber nh'tt. ober fübl. $albfugel ber CSrbe liegt,
fr feine Breite entwebet nirblta) obec fübltcr).
Ccnt3f n waren fchon hei ben Tüten eine gewöhnliche ©äffe,
jorjüglich würbe ihre gührung aber von ben Stiftern im
äRittelaltet $eübt. DaS ganjenbreeben war eine» ber
jeliehteften ritterlichen Spiele. & fam barauf an, im ra»
'eben 3ufammenrennen ju 9>ferbe ben ©egner fo ju treffen,
rajj bie ganje auf beffen Brufl jerfptitterte ober er auS bem
Sattel gehoben, wo( auch fammt bem $ferbe niebergeworfen
rourbe. Die ganjen ber Stifter waren mit einer bünnen
fcanbtjabe oerfeben, in welcher fie gefaßt unb unter bem
»rme gehalten würben; »or ber Brujt waren fie febt bief,
»ol 1 — l'/t g. im Durchmeffer unb tiefen febr fchnell bün^
rter werbenb bann nach oorn fpife ju; am entgegcngefe|ten
fnbe war ein itolhen angebracht, ber nicht nur ba6 galten
unter bem *rme erleichterte, fonbern oud> ber oorbern SRaffe
ca3 ©leichgewicht ju halten biente. Die knappen führten
(eine ganjen, fonbern nur Schwert unb Streitf olben , unb
mn nannte baber im SRittelalter eine «eine S?«t«rfcbat oon
19 laokoon
@tnem Rittet unb «in ober fünf .Knappen eine 8a n je.
Stach (Srfinbung bed Sa>ie0puloerd (amen aUmilig bie gan»
jen ah unb oon ben europ. JBolfern behielten *fie enblicb nur
noch bie ?)olen; bann führten auch bie granjofen bie gan»
jenreiter (Lanciere) wieber ein unb aBmalia würbe in allen
Xrmeen ein Zbtil ber Steiterei wieber mit ganzen bewaffnet.
3n ?)reugen harte fchon griebrich ber ©rofie ein Regiment
S3o§niafen mit ganjen bewaffnet unb fpätcr gingen au§ bie*
fen bie Ublanenregimenter h"Vor. Qi)tmal$ waren auch bie
gufifrieger mit ganjen bewaffnet, welches in neuerer 3ei(
ganj abgenommen ift. So trugen im Mittelalter nament«
Itch bie beutfehen Silbner, welche baoon ganjfnedjte h«'
fen, lange ganjen. Sie galten für febr tapfere Solbaten,
machten oom ÄrtegSleben ^rofeffton unb bienten 3ebein, bei
fie bejablte. — Die t> et ti g e ganje h«ft ber Speer,
mit welchem <5t>riflu§ am ^treuje in bie Seite geftoeben
»orben ifl. Diefe Söaffe wollte man ju Äntiochia. 1098
wieber oufgefimben hohen. $apfi 3mtocenj VI. hat 1354
auf Verlangen bed ^aiferS £arl IV. ben greitag nach
IDjtern jum fogenannten ganjen fe fie hejlimmt. — gan»
jette hcifn eigentlich eine tieine ganje, unb in ber 9tame
eines chirurgifchen Schneibeinfhumenf« mit jweifebneibiget
Älinge.
CaoKffon war nach ffriecb- Sage ein ^riefler ber
SErojaner, welcher bie* Ärtegälift, burch welche ftet) bie ©rie»
chen in ben j&efife ber lange vergeblich belagerten Stabt
Zroja (f. b.) fegten, burchfehaute, ^unb um feine oerhlen»
beten SKitbürger »on bem 3nhalte be« tietTgen Stoffe« ju
üherjeugen, welches fie nach ber Stabt jogen, mit ber ganje
nach bemfelben flach, baf man bie ehernen Lüftungen ber
©riechen, welche inwenbig in bem Stoffe fieeften, flirren
horte. Doch bie Trojaner, bem über fie oerbangten Unglücl
geweiht, glaubten bem $rieffer nicht unb biefer harte noch
burch feine Sbat ben 3orn ber «Ktneroa auf ftd; gelaben,
welche bie ©rieeben befchügte. WS batjer g. am SReereS»
ßranbe bem Neptun einen Stier opfern wollte, entfliegen,
gefanbt oon ber ©öttin, jwei ungeheure Schlangen bem
SReere. Sie umfchlangen bie beiben S6hne beS g. unb
bann auch b*n hü fy^' ti'enben Später, unb nachbem fte
alle Drei erwürgt hatten, eilten fie naa) bem Stempel ber
SRinerva unb oerbaraen ftch unter bem Schübe, welches bie
ßilbfdule berfelben hielt. — 6ine5 ber berrlicbften SWeifler.
werfe ber Cilbhauerfuntl, ben JBater mit ben beiben Söb*
nen umwunben «on ben Schlangen barfretlenb, iji unS aus
bem Xlterthume erhalten. Diefe umflehenb abgebilbete berühmte
©ruppe teS gaofoon würbe 1508 heim Nachgraben in
einem SBeingarten hei SettdSala in Stom autgefunben,
war aber fchon im Vlterthume ihrer Sch6nheit wegen bes
rühmt. 33 on bem ganjen auS fecb3 SRarm orbtiefen jufam«
mengefegten SBerfe hat man nur ben rechten Urm beS g.
nicht wieber auffinben fönnen unb benfelben bah« «ganjt.
Sie fianb bann ün fBeloebere, bis fie oon ben granjofen
nach f>ari« entführt würbe, oon roo fie 1814 an ihre frü>
here Steüe wieber jurüeff ehrte. Über bie 3«t, in welcher
biefeS Jtunftwerf gearbeitet würbe, ift man noch nicht im
ÄJaren, boch ift wahrfcheinlich, bafj eS etwa airS ber 2Ritte
beS 2. Sahrh- ». €br. PammL Xnorbnuna, SBafjrheit beS
ftuSbrucfS unb Ausführung finb *ei biefem SReiflerwcrfe
88*
liapcyrouee VOO Lapcyrousc
glcidj fehl }u tmumbem. 2CTd SBerfertiger beffcwen werben Xtljenoboru* genannt, oon welchen bie bciben Stuten
Vit brti Tbottfcr)en S3i,br)auer 2tgefanber, 3>oti)boruS unb fct)cinlid> <5ör/'ne bei (rrften waren.
CoperjrouBe (3ean ^ranr. Qalaup be), ein burch feine
Gntbecrungäreifen unb fem traurige* £nbe befannter franj.
Seefahrer, mürbe 1741 ju Blbi geboren. Kflchbem er ben
<S>eefrteg gegen Cngtanb 1756 mitgemacht- mehren SRei«
fen in entlegene SEbette ber (Jtte ftcf? ongefcf>lc(Tcn, fieb im
Kriege 1778 ausgezeichnet, Gapitain geworben war unb na»
mentlich 1782 einen gefchieften Angriff ber engl. Sfieberlaf»
fungen an ber £ubfon8bai unternommen hatte, würbe £.
von rjubwig XVI. mit einer großen CntbecfungSrcife beaufs
tragt. Die ^auptiwecfe berfefben waren Segrünbu«j *
SBalfifdhfangS im fübl. SBeltmeere, be$ ^etjbanbe» ora
SRorbwejrfujte Ämerifa* nach 6r)tna unb SJapan, f»« :;
Unterfucbung ber Slorbweftrufte Xmcrirat, ber Hj***?
Speere, ber <5:alomon$im'eln im ©übmecre unb ber ÖBjjJ'
rufle SceuboHanbi. 3wei Fregatten, la »ouffol« ■* tW*
tobe würben ju biefem Unternehmen auSgerüftet unb «
an. 8., biefe an Gelangte übergeben, ©ehre ©elebrtt "
fen fich ber ©rpebition an unb im Bug. 1785 w«rtt> ■
Lapidftrschrift *
inftx gelittet. Da$ da p $orn würbe umfcgelt unb im
yebr. 1786 befanben ficb. bie Sieifenben in bet JBai be la
Soncepcion an btr .Ruße beä ©übmeerS. Wacbbcm 8. bjcr»
iuf nach. Horben gefeaelt war, (anbete er pf>nroctt SJlount
2t.:(Slia$ unter 60" »reite. Huf biefer Weife entbeefte et
en »on ihm $ort be§ granraiS genannten Sptfat. 3m
Sept. 1786 gingen bie SXcifenben wiebet ju ©djiffe, enti
leiten nörDl. »on ben ©anDwidjinfeln eine fleine unfruebt«
iare 3nfel, welche fte 9Jecf«r nannten, unb (anbeten im Jebr.
.7*87 ju SRanila, bem £auptort auf ben pl)ilippinifcbcn 3n>
ein. Darauf fegelte 8. nach ben .Rüßen Der SEatarci unb
en japanifeben Snfeln, gab einer febonen Jöuct>t an ber
lüfte ber SEafarti ben tarnen Gaßrieä unb entbeefte bie
lad) ihm feibß benannte 8apcproufeßraße fübl. vom 5Bor*
icbirge örillon. 3»ifcr)en ben furilifchen 3nfeln fuhr er
iann nach .Jtamtfcbatfa unb lautete im ©ept. 1787 im ft-
er T.iulübdfen. 2fl3 er hierauf nach ber ISotanvbai ßeuerte,
co er 1788 anfam, würben an ber SRorbweßfüße Ämcri»
a* bie jßrüber DelaborDt mit mehren {Begleitern unb naefc
icr aucr) Gelangte, fowie ber 9laturforfcbcr Samanon im
Scfcc^t mit ben Silben auf einer ber ©cbifferinfeln getöb»
et. S3on S3otan»bai au$ gelangte bie Ichtc 9cacbricht von
i. nach Europa. <Sx melbete bem ©ceminißer granfreicbS
ien ?)lan ju feiner weitern Keife. 8. fegelte »on Sotan»*
iai ab unb war balb barauf »erfebwunben. SJeraebcnS fetl*
»ete bie franj. SRegierung 1791 b'tjntrecaßcaur äu3, um 8.
mfjufuchen, unb fetbfl nachbem bie {Regierung einen tyxe'ii
»on 10,000 grancS für denjenigen auSgcfc&t l;atte, welcher
ine begrünbete 9cachrid;t über 8.'S ©djidfal beibrächte, er«
angte man feine fidjere Äunbe ton bem ©chidfale ber bei=
en gregatten. 3nbcß ließ bie franj. Regierung nach ben
iuS Äamtfcbatfa unb SBotanpbai an fie gelangten JEagcbüi
Dem 8.'8 1797 uon 2Rilet be SRurcau eine JReifebefcbretbung
ufammenßellcn unb machte mit bem Ertrage 8.'3 fjinterlaf»
ener ©artin ein ©efdjenf. 9?adjbem man längß alle #off»
mng aufgegeben iv.::,\ noch iemal? etwas von 8.'$ Enbe
u erfahren, entbeefte ber brit. ©eecapitain ^eter DiHon
.826 burcr) einen 3ufaU auf ber 3nfel Sucopia ein $aar
Begenßänbe, welche »on granjofen herrühren mußten unb
rfubr »on ben JBefifcern bcrfclben, baß fie biefelben »on 85c*
oobnern ber 3nfe( ?Kalicolo erhalten hätten. 3m folgenben
fahre fdjidte bie engboßinb. Gompagnie ben Gapitain Dil»
on nach biefer 3nfel unb berfelbe erfuhr nun, baß 8.'$
Schiffe an ber fübweßl. Äüfle biefer 3nfcl gefdjeitert wären.
'i.Vdjbem 1828 ber franj. Gapitain Dumont b'UrviUe Die*
:lbe unterfucht unb noch fünf metallene Kanonen, einen fil»
ernen Degengriff unb anbere mit bem franj. SBappen be>
eichnete ©egenftänbe aufgefunben hatte, errichtete er an bet
{üfie ben hier verunglückten ©eefahrern ein einfache^ Denf»
nal unb DiÜon erhielt 1829 ben ?)reiS »on 10,000 gr.
,u§gejat)(t.
Capiöarsciirift h«<^ Di« «uf finnernen DenFmälem
ebräuchliche lödjrift. Da bie 3nfchriften auf foleben Denf»
tidlern beS befebränften JRaumeö wegen möglicbfl furj unb
och »ielfagenD fein muffen, fo pflegt man fte in einem
ebrängttn mit wenigen Söortcn Siiel auöbrüefenben <5tQ(,
cm fogenannten 8apibarßpl, abjufaffen, womit man
bec wol auch im Allgemeinen eine gtbrängte, bünbige
Sdjrtibort bejeichnet.
t ' I^appland
Cflplace (Pierre Simon, 9Rarqui§ tt), ein großer franj.
5D?atbematifer unb Xjhonom, würbe 1749 }U £>eaumont en
Huge im franj. Departement ($j(vabo3 geboren, (ehrte noch
febr jung einige Jcit an ber SWtlitatrfcbute feines ©eburt9-
ort§ SRathematif unb bilbete ftch bann in ^ariS weiter au$.
(Beine auSgejcichneten Seiflungcn a!8 SJfathematifer unb Hffro«
nom rerfchafften ihm balb bie ©teile eines GraminatorS
beim fönigl. 2(rtiOcriccorp3 unb fpäter bie eincä 2J(itgliebe5
ber Ttfabemie Der SBiffenfchaftcn. Qx würbe nachher auch
Üöfitgiieb be5 3n(iitutö unb beä Sängenbureau. Jöonaparte
ernannte ihn, nachbem er ßonful. geworben war, jum 9RU
nifler be3 3nnern, welche ©teile er inbeß nur fecbS 2Ro»
nate btfleibete. Öx würbe hi«wuf SRitglicb, 1803 SJiceprä=
fibent unb balb barauf Äanjler be& ©rl)altung§fenat8 , unb
nachbem Napoleon Äaifer geworben war, erhob er 8. in
Den ©rafcnflanb. Seachbem biefer 1814 für Errichtung Dtt
propiforifebeu Regierung unD 2tbfe^ung iftapoleon'8 gtfiimmt
hatte, ernannte ihn 8ubwig Will, jum %\m unb 1817 jutn
2J?arquiS. 3m vorhergehenben 3t»h« war 8. SRitglieb Der
franj. 2lfabemte geworben unb jum ^räfibenten Der Qom:
miffion für JReorganifation Der polptechnifchen ©djule ernannt
werten. SRehr als ©elehrter, benn ald politifdjct CEharaf«
ter anerfannt unb bewunbert, ftarb 8. ju ^)ari§ 1827. Qin
berühmte« 2Berf biefeS großen Äflronomen ifl feint „9Jlccba*
nif btS ^)imme(S", »on ber ein ÄuSjug für Den nicht alß
SRathematifer auSgebilbeten 8efer unter bem Sitel: ,,Hu6»
einanberfefeung beS SSeltfnftem*" erfchienen iß. Äm febarffin»
nigflen finb i'.'S 2öerfe über bit SBabrfcbeintichFeiterecbnung.
Caprjland ober ©amelanb iß baö theild ju 9lorwe>
gen, th«t« ju ©ehweben, tb,eiU juÄußlanb ger>6rcnbt n6it>
IiAppland
902
JLappIand
lic&iTe 8ant> CuropaS, »om 64.— 71.° 9t J8r., wttt&eS
com atiant. jDctan, bem n6rbL eiSmeer unb weigert Wime,
Siorblanb, ginnlanb unb Norwegen btgrenjt wirb. SDer
2ana>, 2Jcuonios unb Sorneäfluj? tbcilen eS in baS nor>
rotg., fc^ttseb. unb ruff. gapplanb. £>a3 erfl« i(l ein bureb»
au$ gebirgigtS ßanb, weniger baS fdiweb., unb baS ruff.
wirb nur in btr Sföitte »on tiner Jortfefcung ber ft'nnifdjen
©ebirge burcr/jogen, ift aber übrigens eben unb jum 5£&ei(
fumpfig. Satyxtidtt glüfle unb Seen finb im ganjen ganbe
ju ftnben, aber wegen ber r)oben Äüfie i(l nur ber füb(.
SEfceit einiges Anbaues fif)ig. gifd)e, pcljtrageube Sediere,
JRcnnttuere, wilbeS ©eflügei, Slabelbolj, jßirfen, tinige
SKooS: unb Jltdjtenarten, eßbare SJeeren, Eifert , Äupfet
unb plber&aitigeS S3(cierj finb bie ^robuete biefeS CanbeS,
baS nur einen feljr furjen «Sommer bat unb faß ftetS unb
überall mit Sdmee unb &6 bebeeft ift. £ie tappu,
«btr wie fte fich felbft nennen, Samen, finb bie Seiet
ner beflelbeit. Sie finb ben ginnen »erwanfct, Ren ab
ki {Utd>, aber [ehr fraftig unb abgeltet. 3hr Grjdraftti tf
ein ©emifd) »on ©utmütbjgfeit, SÄbjorn, SRiStrautn, 0»
febenfebeu unb Sfchlicbfcit; ihr Sictchtbum befreit in Sa*
tbjerbeerben, ihre äunftfertigfeit in btr JBereitung fraffe
bungSftücft unb ifjreS .£au$gerdtbeS. JRenntbierjuir, $k
fang, 3agb finb ihre #auptbtfcbaftigung, nur roerrig« lehn
alS £>anbarbciter ober JBettler in ben Jtircfafpiden. tm
gemäß theilen fte fieb aueb felbji in Sicnntttierlapptn, ft&
(appen unb Jtircbfpiellappen, »on betten bie erflen biinfe>
freu unb geachteten , bte lebten bie ärmjttn unb erraeto
ften finb. (SS gibt ÖJennthicrlappen, welche 3—400 661
Kennthjere befujen. Xie Xbbilbung jtigt bie gantüi«
Stenntbürlappen ; bie £>ecrbc fit »on ber SEeibe jurücfgeft&rt
unb wirb gtmolfen. iber treue (Begleiter ber Sappen unb
mit ihnen ber Sßacbter ihrer beerte ift ter $unb, ber auch,
ir)rc SRabljeit unb ibr Säger tbcilt. Tilt Äteibung ber
Scanner unb SStiber ift faft ganj biefelbe, nur. baß bie
grauen fid) bureb jierltcbe SJiabtcrei an ibren Aieibern unb
jiiwetfen turch einen eigtnti)ümlid)en itopfpulj auszeichnen.
iDer JH'ocf iji auS Schaffellen »erfertigt, beren 2BoHe nach
innen gefehlt ijl, unb wirb juweilen mit Ctterfcflen »er»
brennt. 2>ie JBeintleitcr befielen auS grobem Stucb ober
8eber, bie ^interfeit« auS rauben gellen. £»ie jtopfbaut
bt5 SRennttnerS liefert bie Schuhe, wtltbe mit Stroh ober
3>?oo$ ausgefüttert unb an ben güfirn ftflgebunben
SJon ähnlicher jöefchaffcnbeit finb aHcb bie Jbanbi
bem befc^riebenen ^clirocfe, ber auf bem bleuen 8
gen wirb, haben bie Sappen noch ein gatu äbnli
fleib »on grobem Stürbe ober fRennthicrfttleii,
ber Schulter mit farbigem Suche befefct iß, unb
ger ©interfätte fommt ju tiefen JcietbungSjh'icfrn
Alcib auS ftenntfnerfeHeii, beffen 3?aucbeS nach aufa
3?ic itopfbebeiung ber Sappen befiehl gewöbnlieb
fpit^igen ,Äüik,( welche auS »ier S lüden Sucb juf<i
genest, auf ber Spi^e mit einer £uajtt »on bunltm
unb unten herum mit feinem $cljwcrf befefct ifl
bem ffietter tragen fte ob« fiaft tiefet $Dtüfee eine $elj*
flippe, welche Äopf unb SRncfen fo einbüßt, bafj nur baS
ficht gura ©orfcbein fommt 3ur SBobnung bient ben
Sappen eine fitine unb niebrige £ütte, wtute von tu er ge»
frümmten ©tdben jufammengebalten unb mit ©aumrinbt
bcbecft ift. »ei rauber SBirterung wirb noch, ein ©tu* ©e*
geltutb übergefpamtt. JDben bat bit #ütte eine jbffnung,
burcb welche bcr ffiaucb von bem geuer entweiht, baS auf
tem £a:be mitten in ber #ütte brennt. fcie Reinen Äinbet
pflegen bie Sappen in eigne ausgehöhlte, auS einem JBaum»
flamme gietliä) gefcbnifcte ffiebdltniffe ju tbun, welche pon
ibncn auf bem Stucfen getragen ober an einem JBaumftamme
ober bergl. aufgebangt werben. JDie Sappen befennen fleh
jroar je$t fdmmtlicb gum Gbriftentbume, boeb ftnb ibre reli*
gilben SÜorfteQungen noch fcfjr mit altem r)cttnifc^rn Wer»
glauben »ermifct)t. (Sic lieben ben {Branntwein unb baS
Sabacfrauc&en unb bitten ihr Baterfanb für baS febonfte
auf bcr SBelt, in Weiert fte fleb gurücffet)nen, werm matt
fie auS btmfelben entführt. 9Ran farm im Sanken nur
etwa 8000 Sappen rennen, eon benen etwa 4000 unter
fdjweb., 3000 unter norweg. unb 1000 unter ruft, fierr»
febaft fteben. 3u ben eigentlichen Ureinwohnern, ben Sap»
pen, ftnb fett etwa einem Sabrhunbert bie Üuiner ge*
fommen, XuSwanberer auS ginnlanb unb anbern ©egenben,
welche ftä) ftarf vermehren, wd&renb bie Sappen an 3abj
immer mehr abzunehmen fcf)«nen. — 2?aS norwegifebl
S. umfaßt ben norbweftl. STbtil beS SanbeS, etwa 1800
C9!t., welcher bie $romnj ginnmarfen bilbet unb junt
Stifte SDrontbeim gebort. Sappen bewobnen biet wdbrenb
ttS fBinterS baS 2)orf Äautoreino. — 2)aS febwebifebe
S., bet fühl. Sf>eil, war früher in fteben Sappmarfen:
3erat3lanbS», TlngcrmannlanbS» (Hfele»), Umed», $ited»,
?uleä», Cornea: unb ÄemwSappmar! eingetbeift unb Hl*
Ht jefct baSSBcfter* unb Sftorbbottontdn. (©. Schweben.)
— SDa5 ruffifebe 8., ber iftl. SCbeil, ge^rt grifjtentbeilS
,um ©otwemement Arcbangel (f. Sfufilanb), unb nur «ht
Eheil »on 8uleä»8appmarf tmb £emt»8applanb, feit 1806
>on Schweben an Äuflanb abgetreten, werben ju ginn»
anb gerechnet.
Corrn gießen bei ben 9? intern gewifTe ©d)u&g5tter, be»
ten t>a5 $au$ unb bie gamilie, ober eine Statt, ober ein
Strafe anempfohlen war. £)ffenfltcb wutben jwei garen
«crebrt, welche für 3wtIlingSf&bne bet SRpmpbe Sara unb
eS SKereur ausgegeben würben. Die $au$g6tteT ftanben
15 btMjcrne, beinerne ober metallene Silber in eignen ©ebrän«
im, Sararien genannt, unb würben in befonbern gdOen
•ureb Cpfer eines gcrfeJS, SammeS Ober JtalbeS geehrt.
Die öffentlichen Saren, ju benen auch ber jebeSmalige Äai*
er gerechnet würbe, hatten ju JRom ein eigne« gefl im 3fn>
ange bcö 5Wat.
Camrt biegen bei ben Hlten bie ©c^recfbilber ober ©e»
pert^et, con welchen man glaubte, bafj ff« befonber« wab«
enb bet gebruarö umgingen, unb bie man ba^er auch in
iefem ÜHonatt burch £>pfqr ju fübnen pflegte, ©pdter b«t
nan 8ar»e oft gleichbebeutenb mit WlaSU (f. b.) ge>
raucht unb in bet Katurgtfcbicbte nennt man8ar»en alle
Snfeften, welche ber »erwanblung unterworfen ftnb, in
tr etjr« Deriobe ihre« Sehens, naebbem fte ba« & per.
i (Ten hahen
Caö (Cö'ßaö (JBartoL be) fft ein buro> feine menfa>em
freunbriche ©eftnnung unb bie aufopfernbe Siebe, mit weit
eher er fieb ber Snbianer VmerifaS gegen ibre graufamen
Unterbrücfer annahm, berühmter fpan. ©cifilid>er, bet 1474
ut ©eoilla geboren würbe unb 1566 ju SKabrib fjfarb.
Qint von ihm 1516 an Aar! Y. gerichtete Borflcl*
lung hatte wenigflcnS jur golge, tafi bte S3ebrüching ber
unglücflic^cn (Eingeborenen ÄmertfaS oerboten würbe, ob*
febon baS SUerbot wenig fficachtung fanb. Swilfmal reifte
S. jwifeben Xmerifa unb (Suropa bjn unb her, um baS
SBerf menfehlicher unb chrifllicber Siebe $u förbem. SÄit
Unrecht hat man il)m nachgejagt, bafj et )u bet fchweren
SBergmannSarbeit, welcher bie 2(mcrifaner frt)arenwcife er*
lagen, bie fräftigern afrifan. Keger empfohlen unb baburd;
Urheber beS ©flaoenbanbeß geworben fei.
faetrm nennt man baS tlberjithen eine'S metanifd)en
ober farbigen ©runbeS mit einer burcbficbtiqen garbe, Sa»
furfarbc, fobafl ber@runb buro> bie IDecffarbe burebfehim*
mert unb burd) biefelbe in feinem ©lange erboht wirb. 2>iefe
Safurfarben, tvcldje von bem burchjic|tigen Safurfleine
(f. b.) ben (Ramen haben, ftnb in SBaffer IiSlid) unb mit
arab. ©umtni vetbunben unb blau (»erlinerblau, blauer
5tarmin ober 3nbigo in ©chwefelfdure gel6ft), grün (befHQir*
ter ©rünfpan ober 9.7ifcbunq oon blau unb gelb), rotb (Cw*
chenide mit SSeingeifl ober 2erpentbin&l ausgesogen, rotber
Jtarmin, florentiner Sacf) ober gelb (ehte SSifchung von
©ummigutt, ©afran unb 2)rach.enblut ober Pon Jturfume,
Chrlean, SBau, ©olbwur)el u. f. w. mit 2Beinaeijl ober Ser*
penthin6l auSgejoaen). SRit ber gelben, auch ©olb lad ge*
nannten Safut gibt man weifjen metattifeben glichen eine
©olbfarbe. Da« Saftren fommt befonberS hei ber Sacfirfunfi
in Änwenbung.
Cddt tfl etn im nirbL JDeittfcblanb, ^teufen, 9olen,
JRiißtanb, ©thweben, JWnemarf unb in ben Kieberlanben
übliches ©etreibemaf) pon fe()r Perfe^iebenem ©ehalte. 3n
fBerlin enthdlt bie. Saft SBet}« unb Koggen 72 ©chefftl,
©erfie unb ^>afer 48 ©cbeffel, wogegen 8. bie Saft in
Hamburg bei Sßeijen unb Joggen 30, bet ©erfie unb £a*
fer 20 ©cbeffel betrdgL gerner nennt man Saft ober Sd)iffS*
laft ein bet SBerfenbungen »on febweren ©ütern gut See qe«
brducblicheS ©ewiebt, baS auch an ben einjemen Drten febt
abweict)enb benimmt wirb. 3m Allgemeinen rechnet man
aber bie Saft ju gwei Sonnen ober 4000 9funb. «^duftg
wirb bie förutje ber Jtauffabrteifchiffe nach bcr Angabt Saften
befttmnrt, bie fte gu tragen oermogen, nnb man nennt biefe
»epimmung bte Safttgfeit ober (wenn bte fBeftimmung
nach Sinnen gefchiebt) ben Zonnengebalt. 9Ran be»
ftimmt inbef? bie Saftigfeit auch nact) bem SRafJe. 9lao> bet
©rofje ber Schiffe befthnatt fub bann aueb baS Saftgelb
ober SEonnengelb, eine Abgabe, welche in oerfebiebenen
Geebdfest erhoben wirb.
Caeter, bet ©egenfa^ ber Sugenb (f. b.), tft iebe bei
bem ber Seibenfcbaft gehorthenben 9Jcenfchen gur (^emobnbeit
unb gum Cebürfntfi geworbene Unfittlichfeit. DaS Unftttlis
d>e, ©bleibte, Ü36fe wdblt ber fWenfet) nur, weil er ftd)
felbft gegen bie ihm »on ©ott im ©ewiffen eingepflangte
SSSabrbeit, baf nur burd) baS ©ute fein »efteS wirf lieb ge»
fJrbert wirb, »erbtenbet hat, weil er ftd) felbft belügt, unb
baber wirb feb/t richtig bte Süge, ndmliö) bte Süge gegen fieb
Dl
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felbß, oW Anfang «litt 8aßer ober ber 8aßerr)aftig!eit,
b. b. tcr Hinneigung gu £aßern fprüc&w&rtlicb, bejeict)net.
Caeuretfin (lat. lapis larali), ein SWineral »on f^6n«
Hon« (babcr Safurblau) garbe, weld)eS fe$on ben tflten
befannt war, »on ü)nen ©appbtr genannt unb ju (Sems
mer. unb anbern Äunß* unb SuruSgegenßdnben »erarbeitet,
aud) in ber SRebtein »erwenbet würbe. SJfan finbet ü)n in
(Sibirien, in ber fleinen iButb/irei, in Werften, Gbina, Gfcile
u. f. w. gewobnlid) berb, eingegrenzt in Guarj ober in
|lumpfecfigen ©tücfen auf ©<$ngen in dltern Gebirgen. Gr
iß gewöhnlieb, in feiner ganjen SRaffe mit feinen ©a)wefels
RrSpunfteo burcbfefct, bat einen unebenen ©rud), iß an ben
Äanten burcb,fd)einenb unb »on glasartigem ©lanje. 5ßan
fdjleift i&n ju fingen unb 9tabelßeincn unb mad;t auct) auS
ber ibn entbaltenben gelgart 2>ofen, Safen, 2eud)ter,
Sdjitrftonifdje Söcrjierungen unb ©teinmofaif. • RJorjüglid)
er benufct man ibn jur £>arfiellung beS eckten Ultras
marin (f. b.). Gr 'nimmt bie Politur leicht an, »erliert fic
aber auch, ebenfo lei$t.
Cätäre beißt ber britte (Sonntag tot Cßern, weil ber
GotteSbienß an tiefem Sonntage mit ben lat. SBorten auS
SefaiaS 66, 10, begann: „Laetare Jerusalem", b. t). g«uc
bid;, Serufalem. Gr für>rt aber audj nocb anbcre Kamen,
namlicb: JRofenfonntag, weit ber $apß jdforlicb an ihm
bie fogenannte golbene SJofe \u weiben pflegt, bie er naa>
(er einem gegenwärtigen ober abwefcnben Sürßen ftum ©es
fcbenf macbt; JBrotfonntag, weil an ibm ba§ Goange*
lium »on ber ©peifung ber 5000 «Kann vorgetragen wirb;
ttobtenfonntag ober fdjwaner ©onntag, weil nad>
einer frü&er namentlich in @d;lcfien berrfcfcenben (Sitte baS
Kol! an biefem ©onntage einen ©trobmanri lännenb ber*
trmjutragen unb bann tn5 SBafler ju werfen pflegte, jum
Beteten, baß eS bureb bie an ihm »ollbrachte fBcfebrung
jum Gbrißentbume bem Sürßen ber ginßerniß unb feiner
#errfcbaft abgeworben fei.
Catour fc'2Cu»trgne (Sr)eopr)tte «Kalo Gorret be) , geb.
1743, trat 1767 in fron}. ÄriegSbienße, würbe 1770 £au»U
mann unb lehnte jebe weitere SBeforberung ab. 3m 3al?re
1799 trat er für ben ©obn eines feiner gteunbe als greis
wiüiger ein, »eignete ßcb, bei mebren ©elegenbeiten buvdj
aroße Stapferfeit auS unb würbe in Hnertennung berfels
ben unb weil er beharrlich, eine Sicförbcrung aurücf roieS, »on
Napoleon 1800 mit bem Sitel eine« „Grßcn ©renabierS »on
granfretd)" geebrt. 9coa) in bemfelben Sabje fiel 8. in bem
ärejfen bei Sleuburg. ©ein £erj würbe fortan in einer
.Stapfei »on einem ©renabier feiner Gompagnie getragen, fein
9tame aber in ben giften fortgefübrt. SBenn nun biefer
9iame gerufen würbe, fo antwortete ber ©renabier, welcher
baS -&tx\ tcS Reiben trug : „Gefäßen auf bem gelbe ber
Gbre!" 3n ber ©egenb, wo er gefallen, würbe bem tapfern
©renabier ein Denfmal errichtet.
Cattidl (lat. Ucluca) iß eine ^ßanjengattung, »on weis
eber außer bem ©artenlatticb (f. ©alat) befonberS ber
©iftlattid; (lat. Lartoc* virosa) ju merfen iß. üerfelbe
iß eine bei un6 einbeimifebe narfotifcr;e ©iftpßanje, wclcbe
an 3^unen unb SBaffergraben wacbß, einen aufrechten, ißi*
gen, rotbgeßecften, unten ßacblitben ©tengel, ßeife, längs
liebe, feingejabnte IBlitter, Heine, blapgelbe JBlüten bat unb
- bittern, fäjarfen, unangenehm riecpinben SWilcr)|aft ent=
b<. X>md) Gtnfd;ni(te in ben ©tengel gegen ffnbe ber
S3lüte»eit gewinnt man biefen ©aft, welcber an ber ©oime
aetroefnet Lactucanum beißt. SWan bebient ßcfc beffetben,
fc nie eined GrtractS be$ ©ift(atticb< in ber SRebtcin als
fd>lafmad?enben , rcbmer;|iiHenbcti, auflöfenben unb arintm«
benben Littel«.
Coubtrljüttenfffit iß eins ber brei bob«n iubifeb« geftt,
weldjcS ben 15. — 21. beS SRonatS STiSri (f. Jtalenber)
jum Ttnbenfen an ben 40iir)rigen Xufentbalt in ber SBüßc
gefeiert würbe, an welcben aueb bie Saubbütten erirmrn
foDtcn, beren man fidr> jum Xufentbalte wabrenb beS geftc!
bebiente, wenn man mebt baS qeuuMjn liebe SBobnbauS rmi
grünen 9?etfcrn auSfcbmücfte. GS würbe bann jugiticb alj
»anffeß namentlicb für bie SBeinernte gefeiert 35t« |e|i>
gen Suben ballen baS Saubert)üttenfeß ned) beer) in Gtrcn
f oublljalfr ftnb in granfreieb 1726—90 geprägte ©fr
bemtünjen aus 14'/jl6tb«gem ©ilber im SBertbe »on 1 SEbli.
17 Ögr. 5 W. ?)reu§. ober 1 3^lr. 12 ©r. l*/i W
©üdf., roi\d)i tbren Kamen bem Sanbe »on belaubtes
gtodgea , wcldicr baS ©epräge umgibt, »erbanfert.
Ca ml) (lat. alliam) iß ein ?)ßanungefcbled;t, ju htm
eine cjroße 2(njabl »on Äüct)enge warfen gebörtn, bie
fjcc) bureb einen bcfonberS ben äwiebeln eignen, bebet»
tenb fcfjarfen ©crud; unb ©efebmaef au§jciä)nen. ^>ia.r.
gebören namentlicb bie 3wiebel (f. b.); ber tyoxti,
eher jitmlid) grofic SSlätter, aber nur fleine 3n>iebeln bat
unb auS beffen Kebenfd^ößlingen ber tytxUauät entßcM,
ber fleine, weiße, glanjenbe ^wiebeln »on feinern ®efd»r:J
trigt; bie Gbalo tu, eine auS ber ©egenb »on ÄSfalos
in ^altiftina ßammenbe Reine, r6tblicbe Swiebel »on fcii
angcnefimcm ©efebmaef; ber ©d; nittlauo) mit feinen ru»
ben, r^brenfiVmigen ©läftern, welcbe abgefebnttten, fa>ndl
iwd wncbfcn; ber Änoblautr), ber urfprünglier) aui beo
Drienl ßamtnt, jeftt aber aueb bei uns wilb wacbß,
beffen Swicbdn auS mebren Keinen äwiebeln jufa
fe^t ßnb, bie brei weiße 4>aute umgeben, ©eine
ftnb fcbmal unb b»bl unb er foll eine magenßdrf enbe,
treibenbe Äraft bt^tn. Gine Äbart mit geferbren
iß bie KoccamboKe.
Caumbtirii, ©aebfensgfluenburg iß ein jum ta
feben S3unbe gebtVenbeS binifcbeS ^erjogtbum, welcbei I
□SR. mit 38,000 Ginw. umfaßt unb »on .§olßem, &kl
ÜRerflenburg, ^>ano»er unb Hamburg begrenjt wirb. 1^
felbe bilbet eine ununterbrochene Gbene, welcbe »on ber g»
gen Aanover rsbarenjenben Glbe unb ber jDel»enaur csa
KebcfTflulTc ber Gtbe, Bewaßert wirb, unb SBalbungen, wtea
@eenf unter btnrtl ber ra^eburger ber größte, unb ysa
Äbeil stemlicb frudnbareS 8anb entbalt. I5ie micbtigßea Q;
werbSqueUen ßnb XSiebjuebt, »eferbau, glußfajiffabrt:
ben Salbungen fomrnt »iel 5ys\$ unb aueb auS bebestc-
ben Torflagern gewinnt man Brennmaterial. 3Den SUs«
bat ba§ ganb von ber Sauenburg, bie in ben Jbk*a
Sbi'mrWi* be3 Zvrvtn erbaut würbe. Die urfprünglidra
jüetrptiiicr res tanccft waren suenoen, n*eunc ]»cp jpeui. -
ber üoirc im 12. Satjrb. unterwarf. 3m folgenben SW*
fam bat i'anb an bie jhcrjiv,c »on ©aebfen unb würbe fcn
©ebiet einer eignen Sinte. i>tx (auenburger ©tamm fc:t
1689 auS unb nun ßel baS 8anb, gemäß einem 1369 p
febloßenen Grbvereine, an ben ^)crjog »on SSraunfebw -
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„ -i ü ^me^m MU1'M lim P«n»uJ uno unangenecm fawierig ..
ro<lt fflfltfn »™n6ge «*"• natürlichen 3uftanbe* t>ie
^J?fii*f* ^ribdbeberrfcbung *W BmSÄSK S n"
smö, M ' »«une ober auetj tie fitere ©emütbSflimmung genannt unb
Ciudl 1 ?Jl^1*""'8 btn SRfnfd)tn, bei »fiebern biefe Stimmung »or>
;rrfc w ^efif\*nf**v* ifl, foroie bie fun|ilrrift$fn DarftelTungen, in be«
ti-a tätäjs f run ii* etne folebe ©rimmuna au«fpricpt. Dem fomifcbeit
■ f«.r« fr»* uob ftc«- - ertmu^Uer, reeller ba« ©a)[ecbte al« ba« Sacberu'cbe bat«
r -^=f3üit5 tit 3»»»- '•'•.;jg*ett f°u* 'j* *>iefe ?aune nitbig, obgleich er bind) fit nodb
■-'•'aüi «ft***- ^hu*' J.um Äunl*[tr «wn); btnn bierju <jrfj6rt noct) bie weit
« '• ' trifa JWcriisfi* - * w» «w bloge ©timmung bmauSgebenbe (Memtrm'fJ, wie
*ni üsf&^r , @*(f*tf *ur$ *>ie Cttelfeit unb 3licbttgfeit feinet »e;
: h^l'ülM«** -frtungfn gegen ba« Cwtge, ba« wabrbaft Oute, jum 8a*«
V. ^ ff« *tta*tn «t* «n* Jtomifcb.)
" '3ta**,u4;.lLei."i '> fcurnitww, rin c^rifllic^er SKartvrer, war in Spanien
jtboren unb fam noepmalä nad) 9tom, wo et JXafonu« unb
m Jtiro)enfcba^ würbe. XU bei ©tfdiof
rrorertob geführt würbe, tief 3«iet ibm »u:
u, Bater, obne beinen ©obn!" Det ffli«
"'*Vtit tto w*?* dffi? ^l ibm *u b[tibtn unb brt Ä««&«ngutt ju warten,
; nf ' i t^'Hd!«™**?** b" +>fib*" bemächtigten fiel) feiner unb wollten ibn
r ,*a%t;^-.tt fr;SS-'Jw«tB, ba* Äin&engut ibren «fxSnben ju überliefern. 8. 1
:o«
*ß Ärmc unb Jtranfe cor ftch bringen ttnb jeigte biefe fei*
i«t ambtn, inbem er ihnen fagte, baß, wer fto) Diefer an«
itbnic einen wabren ©cba|> im Gimmel ftd> erwerbe. £ier«
einfaugen u. f. w., anfielen , bie üjre Jöertilgung atS ge«
wagt ober gar nad)tt)ttlig erföeinen lantn. (Sme große
Wenge »on kaufen »>erurfatt>t ein ^öd>fl: lafiigeS Sucfen ünb
greffen unb bei Äinbern be«balb wol aueb ©cblaflofigfeit
unb eine gewiffe ner»6fe Aufregung; S4De obet oon an tiü;
fen ©eftorbenfn, wie man beren bei cinjetnen wenig jireet«
Ufflgm ©cbriftflfUern aufgeführt pnbet, bürften wol ju ben
Sabetn gebären. 3ur SBerritgung ber Jtopfliufe tetebt e«
meifl bin, bie |)aare fleißig unb forgfdltig 5U fammen ober,
wenn bie« triebt belfen will, (Te grabeju abjurafiren. 2fu«
«jerbtm leiflen au<b nodb cerfebiebene Sffiafcbungen gute Dienjle
gegen biefelben. Die Äteiberloufe fommen am bdufigflen
bet Vertonen vor, bie ftdt) in SBoHe f leiben, bie.SBdfdbe feU
ten wecbfeln unb fonfl unreinlid) ftnb, rrjeugen ftet) in ben
galten ber ffiiifebe unb Äleibungellücfe, »abreiten fid) fon
ba auf bie bebetften 2bei(e beä Äirper«, brn ©ramm unb
bie ©liebmaßen, feiten jebod) auf ben Äopf, unb (Tnb, n>o
fie fi* einmal eingeniflet baben, fafi ntd>t auöjurotten. 2>ie
Xnwefenbeit biefer ©attung oon Saufen, juweilen in efeler«
regenber SRenge, ift e«, wa« man eorjuqfiwelfe mit bet f
nennung: gdufefuibt bejeia>net bat. Cb aber eine roirfs
lict)e Sdufefranfbftt (lat. Pkdiiriiwi»), bei weKber ftcb au«
ber ®<$ftemafre be« Äorper« in unb unter ber «£aut »on
felbfl ?iufe erjeugen foDen, ffattfinbe, i(! mebt ol« jweifel»
baft, obfd)on bie ©efcbitb.te berietet, baß Ä6nig Aerobe«,
ber 3(6 mer ©püa, Jtinig ^bilip» II. »on ©panien unb
Lausitz
906
Läuterung
ungefdbr cirtc falbe QRiflton Ginwohner. Seit ber ßölfen
wanberung ficbelte a fiel) in tfffen ©egenben flawifd^e Sorben,
beren Uberrefie nödb jefet in ten Söenben alS ein eigentbümlU
6er 83elf$ftamm befielen, an. Diefe Sorben fairen freie Jpdupt;
linge, welche erfl 926 »om beutfefan Äcmige Reinritt) 1.
jinSbar gemacht unb »on jDtto I. U68 jur Annahme beö
GbriftfiitbumS genötbigt würben, tyoltn, Söhnten, SReißen
unb Söranbrnburg machten für) in ber golge bie 8aufüj jheirig
unb brachten biefelbe gam ober tbeilweife unter ihre «£>err»
fefaft. SBdhrenb bet »pitffttenfriege blieb bie Saufuj bei
ben .Königen »on ffi6bmen unb vourbe bafür »on ben «puf;
fiten furchtbar »erbeert. 3nt Sabje 1467 erfannte fie ben
Aonig üRattbiaS von Ungarn. alS ihren «perrn an unb uru
ter ber .pettfdjaft biefeS Surfren fam bie Gintheilung in bie
©ber* unb 9iieberlaufü$ auf. Die fect/S Stdbte ber £>bers
laufü), Söaufcen, ©örlifc, 3ittau, ßauban, Äamrnj unb 2ös
bau, bielten fefan früher jufammen, »ereinigten für) noch ens
ger in ben 3abren 147f> unb 14?«) unb wußten nach unb
nach »on ben Äaifcrn unb ben b&hm. Königen folcfa 9>ri»jj
legien \u erlangen, baß fie fafl ben SleichSfiäbten gleichfrans
ben. SRachbent SRattbiaS 1490 gefiorben war, blieb bie
Üauftö bei Jö6bmen unb fam mit biefem Ä&nigreicfa 1526
an gerbtnanb I. «on jbftreicf). Derfelbe bebrüefte baS ?anb
unb infonberfait bie fecb.3 Stdbte, »eil ber ^rorrftantiSmuS
eingeführt werben war. 2flS ber Jturfürfi griebricr) »on ber
yfalj jum Äöntge »on Söhnten erwählt worben war, er*
fannte ihn bie ?aitft(j nicht an, aber biefelbe würbe barauf
wdbrenb ber SBirren brS breißigjdbrigen ÄriegeS fiarf mitge»
nommen. Der fächf. Äurfürfi Sofann ©eorg I. befefctc bie;
felbe 1620 im SRamen bcS JtaiferS unb behielt fie barauf bis
1635 als $fanb für »erfebiebrne goberungen an ben Äaifer.
Sn biefem 3ahrc würbe fte förmlich an Saufen abgetreten,
jeboch als ?cbn »on ber Ärone Söhnten. 35er fottbufer
ÄreiS fam erft 1307 an Sacbfen, naebbem er bis babin u;
Sranbcnburg gebart fatte. Die Uaufiö blieb ab ein befom
bereä, ju feinem Sicicbsf reife gehöriges ?anb bis 1815 bei
Sachfcn. Durcf) bie JöffcbltiiTc brS wiener GongreffeS fam
hierauf bie gan^e Siicberlaujnj unb ber größere 2"bcÜ ber
Cberlaufifc an Greußen, wdbrenb nur ber fübl. Üfjeil ber
Cberlauft'e bei Sdcbfcn »erblich.
Die JDberlaufifc ift größtenteils gebirgig, bie Slieber»
(aujtg bagegen eben, fanbig unb reief) an Salbungen, Slüf«
fen unb 2eicfan. £3aS namentlicf) bie fd&f. Dberlaus
fiö betrifft, fo jdblt biefelbe auf 38 aW. 210,000 (Sinw.r
»on benen ungefähr ber fünfte 2beil SBenben finb. 2Me
Gleiße, bie Spree unb bie fcfjwarje (Slflet ftnb bie anfebn*
licbllen bluffe. 35te witb. tigjlen SWaturprobucte finb : ©etreibe,
jeboA niebt in binreitt)enber SWenge, glacb,«, .frhrfe, 2abacf,
^)olj, 9?inb»ieb, SAafe, JBienen, (Sifen, JBraunfoblen unb
2orf. Sebr bebeutenb ifl bie ^nbufhie, namentlich bie gai
brifation t»on Surf), ?einens unb 25amafrwaaren. 3n bem
fübl. gebirgigen Ubeile pnbet man 356rfer »on 3 — 5000 ge»
werbtbdtigen Ginwcbnevn. Die SSenben, wclefa noef) an
ihrer alten Spradje unb ibren »eralteten Sitten fejibalten,
nehmen au biefem ©ewcrbfleipe nict)t Ibeil , fonbern befdjdf;
tigen ftcb grogtentbeilS mit Xcferbau unb 83ieb}ucb.t. Sßicf)^
tig finb befonberö bie altertbümlicben Cierftdbte: ffiubiffm
ober Sauden (f. b.) an ber Spree; Äamenj an ber febwars
,^en @l|ler, ber ©cburtSort geffing'S (f. b.) mit 3500
Ginw.; S6bau mit 3500 &nw., bebeutenbem Üeinwanbfan--
■bel, aiicf) Stnimpfwaarenfabrifen unb ©erbereien; äittau ob
ber SRanbau unfern ber üRciße mit 8000 &nro., ber .porjb
fjfö beS läufiger ©arnj unb JeinwantfanbelS. Die Sur:
felbfl fat febr bebeutenbe ^abriftn in SJeinwanb, 2uct) u. |
unb febt anfeb,nlicr;e ©infünfte. Daö ©vmnafium unt :
anbern Scb,ulan(Ialten finb reieb, auSgeflatteL Unter In
©ebauben ber jiemlkf) gefcbmarf»oll gebauten Stabt -,ei4nf:
ftcf) namentlicf) bie .pauptfirefa ju St.:3ofanniS aus. 3i
ber Umgegenb »on Zittau finb ^ablreiccje gabrifborfer. ©n
fdj)6nau, ein Dorf mit 4000 &nw., bebauptet ten
bie auSgejeicfmetflen Damaftfabrifen ju befi'fcen; ntc^t r..
ber anfebnlicb finb Seifbenneröborf mit 4300 ©inw.
anbere jDrtfcfaften. ^errnbut am gupe be5 ^>utbcrge^ g
1200 Ginw. ifi alS ^>auptft§ ber berrnbuter förubergo
meine (f. b.) befannt unb erjeugt Äattun, Ärea
bunte fcemwanb, auet) finb feine Seifenficberwaaren befjn:.:
über bie politifcf>e SBerfaffung ber fder^f. Cbcrlaufift f.
fen (baS Äonigreicf;). — Die preufj. Sberlaufi^ a
63 DSU. unb 162,000 Ginw. umfaßt bie Äreife ©c.
{Rothenburg, ^>o»er§wcrba' unb ?auban unb wirb jefet •.
StegierungSbe^irf ?iegnife ber prtuß. ?>ro»inj SÄlc";
(f. b.) gerccb.net.
Die 9(icberlaufi(>, reict) an ^olj, SBilb, %vd
S3iencn, Cbfl, 5lad)S, ^aibeforn, ©er|!e, «pafer, Qkn
Sabacf, fleht an ©ewerbtbdtigfett unb SBohlbabenbci:
JDberlaufiö fe^r na*. Sie (dtjlt auf 134 □<!}?. 254,000
Ginw. unb gef)6rt jefet jum JRegierungSben'rf Jranffurr
preug. 9>ro»un IBranbenburg (f. b.>. 3u ibr gebiren :
Äreife ber Stabte üuefau, Sorau, ©üben, Sübben, AaLa
Spremberg unb ÄottbuS.
Cautf (bie) ijl ein altcS, wohlflingenbeS Saitrmajfa»
ment, welches jefet fajl ganj außer ©ebrauef) gefommen ;i
Diefelbe bejlebt auS einem auS bünnen Späbnen jufamTc
gefc^ten gewölbten &3uud) (GovpuS), auf welchem ein aal
Sannenfalj verfertigter Äefonanjboben (Dach.) liegi, i: •
nem yemlicf) langen Stiel (©riff), tcr in ben -palS un? i
licr) in ben umgebogenen Jtopf (Äragen) auSgebr. Die 2
ten ruhen auf einem Stege unb finb abwdrtS an bem
befefligt. Tin bem £alfe finb 10—12 ffidnbe, rrelcbc
einzelnen Söne bezeichnen. Die 8au(e E^at gewöbnlii :
ober 13 ßhöre, b. b- Doppelfaiten, welcfa nacb tcr 2i
geftimmt werben, in welcfar baS »or^utragenbe Zonftüc! j
fdjricben iff. SKan hatte fonjl fleine Cctaclauten, fleine T
cantlauten, Gboriit: ober Mitlauten, Senorlauicn, ©jp..
ten, ©rofsectaubafslauten. Die Scoten, nacb welchen
Saute gefpirlt wirb, pflegen auf fecfyy, nicht wie gewe-fr
auf fünf Linien gefchneben ju werben.
Cautmimi ift baSjenige orbentlicbc JK cdi t*mittel,
bureb berfelbe Siebter, in teffen Flamen taS Urtheit c
eben würbe, jur nochmaligen Prüfung unb temgeir.
2fbdnbcrung be|(elben aufgefobert wirb. 3m ©tgen».:
ben DcvolutiorechtSmitteln, welche bie Sache m
nen anbern, einen hebem diidbter bringen, nennt mos i
ein bloßeS SuSpenfiorecbtSmittel, weil c*
SBirfung bat, als baS JBefcbrciten ber KetbtSha
aufjubalten, ju fuSpenbiren. GS ifi rein beutfehen
wie febon tcr iJJame anbeutet, welcher »on bem SB.
tern ober flar machen herzuleiten i|l unb febon ben
jwei biefeS SfechtSmittelS, eine nochmalige genaue «
DigÜ
1
f. t.l grn^iä» _
[yrtaicj O» **** ^
iMigwt-tllVfclli VMUllllllltj 11(11111 1IIUII UVfllUUKlUliy. X^Ci
Öebrauc^ tcrfelbcn ift aber nocb mcbt befcbrinft. Sion bcm
Befahren bei tcr gauterung gilt, infoweit bie eigen fbumlicrie
SRaturberfclbcn nicht wib/rfirtitct (}. JB. in JBcjug auf ben X)t-
»olutiveffcct) ganj iDafjelbe wie bei ber Z » j> e 1 1 a t i o n (f. b.).
Canatnr (3ob. Äafpar) routbe 1741 ju 3t'rricft geboren,
btU fid) auß inniger Üiebe jtir SReligion j«m ©eifllicben
würbe 1769 als foldjer in feinet Sktctfiatt angeflcUt.
"h*rrtrf«eBjJr
anrtS« Mg;^
6<hon
wrbet ^atte er fid) burcr) feine „So&wcijeTÜebet"
1767) unb feine „Huaficb ten in bie <£wigfeir" (3 fflbc,
runter, flt'tc iiuuj nrnuic vTc^iut naifii R'Hrn l,c ncuc
Sei vc auf. S. felbfl ftfjifti fpäter an bie Unfcbtfcarfrit feiner
üebre nicht mehr iu glauben. SRabm inbejj aCImälig aud)
fein 9iuf als ^^ficguom ab, fo flieg um fo biber bie Sier--
ebrung, weiche man gegen feine feltene SrAmmigfeit fcegte.
3>iefe nur nicht frei eon Schrodrmerei unb Aberglauben,
t.-6 burd) ta* gebermnifwollc £unfcl, welch« f.'ö" religiif«
JfajNtyttR umfehroebte, gewannen tiefelben bei eieten Gemü=
t^ern eine nur um fo begehrtere tfnerfrnnung. Salb fianb
S. mit einer grofjen HnjabI von Verfemen in allen @egcn-
ben £>eutfdr)Ianb6 in lebhaftem Skicfrocebfel über religi6fe
©egenftdnbe, unb in vielen Greifen batte er baä Änfcbcn ei»
ned gottbegeifferten Propheten. 3n feiner SJaterflabt war
i. :u b6bem geifilichen Stellen emeorgrrutft, unb nad)bem
er einen 9Juf nach JBremen abgelehnt battc, 1786 Pfarrer
an ber $Peter$firche ju 3üridb geworben. Hn ben SBeivegun--
gen in brm benachbarten grantreid) nahm ?. einen lebhaften
2Cntbeil , fo lange tiefelben nod) auf eine Cfrbebung ber menfd)<
lieben SBurbe bureb grfebjiche Littel ausgingen; al* ft'A \t<
boch baS cerblentetc Söolf jum Verbrechen tes" öffentlichen
jtinigimorbi batte binreigen laffen, faßte ?. einen religiofen
Jtbfdjcu gegen bie Keoolutioru 3ejt pretigte C. mit Segei=
fferung füt Äedjt unb Drbnung unb gegen bie Söillfür b«t
SRacbtbaber, roobureb er in ben SBerbadbt eittcö heimlichen
(Sineerjrdnbniffeä mit Sfujjlanb unb £>fheict) Pam unb 1796 i
nad) Safel gebraut würbe, wo et ftcb jebodj ftegreid) »et»
anhi'ortete. 9?atr> feiner in einigen Sföonaten erfolgten greis
unVtw* l#(\r*< ir m f«n»n ftfmnhnt»« MMllHUltClMAfll tili
Lavincn 90
»ivri bei unS häufig in ©4rten qf^^cne ^flan^n benannt,
bie t- crTcfaictcne Arten beS gemeinen ?a»enbel$ ober bei
©pife finb. 9$eibe Alten, ber fd)m al bl ä t terige fowol
ale" ber breitblätterige, wacbfert im fubl. (Suropa auf
fonnigen Mügeln unb an ÖJergabbdngen wilb. JBet und
fommt ber fcfjmaE blätterige gaoenbel beffer fort, wirb baber
aud> häufiger angebaut. Sin. wilbwacbfenbe 2at>enbel ifl an
©eru# unb ©efebtnacf frdftiger als ber fünf} lieb gejogene,
namentlich alS berjenige, welcher im fumpftgen löoben an
einem fonnigen JDrte gewaebfen ijl. 2Ran fammelt ben in-
oenbel oor ober wdbrenb ber JBlütejeit, weil fttb mit bem'
Steifen beS ©amenS baß Aroma verliert, unb bie am ft&xh
flen aromatifeben Sbeile finb bie jungen noeb nicht aufges
blühten Slütenquirle. SKan nimmt ben Jaoenbel alö 3ufafo
ju 9?ducberpuleern unb anbern ^arfümerien , bringt ihn vool
aueb jur Vertreibung ber Kotten unb anbern ÜngejieferS
in Äleiberfcbränfe u. tgl. SBorjugltcb benubt man aber ben
fcbmalbldtterigen ju ^Bereitung beS SaoenbelgeifleS ober
EaoenbelfpirituS, unb ben breitbldtterigen jur -ö erft eil u ng
beS £at>enbel$l6 ober ©pifölS. 25aS lefetere ifl febr
bäufig mit Sterpentbinöl verunreinigt. £iefe glüffigfeiten
fmben in ber ÜJlebicin fowie bei Bereitung oon ?>arfümerien
u. f. 10. Anwenbung.
Cnumen, in ber©d;weij gauwinen, 8euc, fcowen
U. f. W., in JSirol unb ©aljburg t'äbncn, ©ebnecläb:
nen, beißen bie ©ebnee: unb CriSmafTen, weldje in ben b>
bern ©ebirgen mit junebmenber ©roße, ©ewalt unb ©e=
fehwtnbigfeit »on ben bober gelegenen ©egenben in bie tie»
fern nicht feiten berabflürjen unb babei fowol bureb ihre
eigne SRaffe als bureb bie fhirmartiqe ©ewegung ber 8uft,
weicht fie »eranlaffen , große SBerwüjlungen anriebten. 9laa>
bem fieb ©djnte« unb diSmaffen auf boben ©ebirgen ge*
fammelt unb oft ju überbangenben Waffen angebduft haben,
reicht oft eine Jtleinigfeit, eine Sufterfcpütterung , ein SBinb»
floß, baS Auffliegen eines JBogelS bin, biefe SWaffen »um
©cbwanfen unb $erabflür)en ju bringen. 9?oQen fte über
©dmeemaffen bin unb ifl namentlich verlier Xbauwetter ein»
getreten, fo hängen fieb an fie immer neue ©dmeemaffen
an unb bie ganje in {Bewegung gefegte SDlaffe fann auf
biefe SBeife eine ungeheure @r6ße erlangen. £>u gew&b"*
licftfle Urfacfie ber fcaoinen ifl baS SEfjauroettcr, bureb weU
cb_eä bie am ©oben febmeljenben ©dmeemaffen an ben Ab»
bangen betabjurutfeben beginnen, bis fte fieb überfluten.
SDlan unterfä>eibet naä) »efcbajfenbeit ber flunenben SWaffe,
nacb begleitenben Umfiänben unb nach ber Bett beS Sjor»
fommenS ©taubla&inen, SBinb*, ©runb», ©tblag»,
eiS» ober ©letfebers, SBinter;, ©ommerla üinen.
58ei ben ©taub» ober SBinblaoinen ifl ber (Schnee nicht in
großen 9Baffen jufammengebaHt, fonbern fdßt mebr in ©e*
ftalt eined febr biebten ©cbnttgefloberS, ober fließt an
ben Abgängen ber ©ebirge wie ein in ©cbaum fieb auf*
lifenber SBafferfall bemieber. Sic entfleben baburch, baj
ber SBinb ben frifdj gefallenen @cbnee berabwebt. fehreef =
licbflcn fBerbeerungen richten bie ©djiaglaoincn an, »elcbe
auS fefien ©ebneemaffen beliehen. 5Qicht allein jerfdunettern
ftcVOeS, waS fte im ©turu treffen unb begraben bieSErunu
mtr unter ftd; , fonbern fte erfcbürtern jugleicb bie £uft fo
gewaltig, baß noeb in bebeutenber Entfernung von bem Drte
ibreö 9tieberfaUeS Kütten niebergerijfen , «Kenfchcn ju S3o:
S f iavoisier -
ten geworfen werben. Zuweilen oerflopfl foleb eine tonnt
baS ©ett eines gluffeS, fobaß ftch ba* ©affer bejftiben
flauet unb bebeutenbe überfebwemmungen anrichtet. £>ic
©runblaoinen überfhirjen ftch nicht wie bie eben enpdbnttn.
fonbern gleiten langsamer an ben JBergrucfen herab. ©let<
fcher - ober föSlaotnen entfleben bureb äerbreeben bn
(befanntlicb fortfebreitenben) ©letfeber. S3eifpiele »on güLe:;.
n»o SRenfcben unb menfcblicbe SBobnungen bureb garint-
oerungtücft finb, fommen fafl jäbrlicb t>or, jum Sbtil febre:
liebe, ©o würben 1624 in ber ital. ©cbweij turdj eint
Satoinc von bem S3erge daffebra 300 3)ienfcbtn begraben
3uwei(en finb bie von gaoinen Serfcbütteten noeb auf faA
wunberbare 9Beife gerettet worben, inbtm fte fieb unter ba
©ebneemaffe SEage lang lebenb erhielten, bis eS gelang, fi:
auSjugraben.
Cavtrrn nennt man in ber ©cbifferfprad;e baS $in * tmb
^erfahren nad) Derfdji ebenen Seiten, um fieb gegen bea
2üitib ju halten unb bei wibrigem ©inbe , wenn auch lang
fam, porwdrtS ju fommen. Daher braucht man laoiren
aud) in figürlicber JBebeutung, um ein oorftcbtigeS, bie febein
bar entgegenflebenben Umfldnbe flug jur Hrreicbung fehm
3wecfe benu^enbeS S5enebmen ju bejeiebnen. Snblicb fomn:.
baS Sßort aud) in ber SOTaleret vor, inbem man baS Sei
treiben einer aufgetragenen $arbe unb baS Xufcbea unt
Ausmalen einer 3eid;nung mit einer garbe laoiren nenn:
£ auoieicr ('Änt. Laurent), ber ©cb6pfer ber neuern Q'
mie, würbe 1743 ju ^ariS geboren unb erwarb fieb in
grünblicbflen unb oielfeittgflen natuntiiffenfcbaftlicbtn 3ttm:
niffe. (fr erregte juerfl Auffeben birrtb eine ©ebrif* &tn
niniti7<
GoQgle
jZ*«». • x u" vniwmn pmsrrn, wnotrn vielmehr ge>
4 ntft«tfla ws -• »innen, unb biefe SJemerfung mufjte nothwenbig, mnn
m&biwkpwtm ba« $blogifron nicht aufgeben wollte, m her wibrrjro.
3 p boBt » ntgtn Tfnnabme fübren, baff ba« ^fjlogifton ein Stoff ftf,
ifcttrtnta}.- »1:$« burch feine ©egertwart anbere Stoff« nicht fchwerer,
fonbfru leichter mache. £ie äBibcrfinnigfeit ein« folgen
citri tacae p Behauptung fab 8. ein unb füllte bat»« über ben »erbren*
WMCtf, fowte über ben eerwanbten, nicht ibtntifdjtn
H bei Cerfnlfong (Ernbation) ber SJfetalle grünbliche
terfuebungen an, bei welchen er bic Cntbecfungen fBIacF'*,
,..eftl«v'8 unb Gaocnbifb'fi, btr 1774 ben Sauerftoff ent*
CcMiMT (**■ 2^,; 22*te' »u ®tnnl* '«fl'f- Baß tattt er bewiefen, baff bie
ffßN 1TÜ p »■ ™ WetaHe bei ber SBerfalfung eine Berbinbung mit bem (in
ber guft unb im SBa||er enthaltenen; Sauerfloff tingeln,
•wnjenb unb ungemein förberlich für bie SBiffenfcbaft war
bann bit 1783 ihm gelungene Verlegung be« ffiafferS in
feine beiben gaSfirmig auffretenben iBeffanbtheile, Sauer=
■ff unb aSafferfloff, unb bit #erftellung be« «Baffer« au«
ber gcmrinfchaftlichen SUtrbrcnnung beiber ©a«arten. Seine
untrrfuertungen führten ihn bann weiter jur Unterfucbung
«t *proceffe be* 2tthmen«, ber ©abrang, bft Begetation,
ferner ber Äuflcfung ber «Ketall«, be« SBarmefloffi u. f. w.
"•"h um baä SBocjl btä Staats erwarb fia) 8. »erbienfte.
fettete feit 1776 bit 3>ulv>erfabrtfafion unb führte we*
hebe SJerbefferunpcn in ir>r tin, machte jur fiJtnufcung
ba« neut OTjpfyfiem boebfl brauchbare ötobaebtungen
t bie luSbebnung btr SWctalle burch bit SBärme unb
be 1791 einer ber Gommiffarien bei Olationalfcbalitä, in
telalttr jum Schuhpatron für bie jtranftn unb namentlich
ber t>on allen ÜRenfchen geflohen« unb oft mit h<trtr)erjiger
»erachrung bebartbtlttn XuSfafcjigm machte. 3m gelobten
8anbe enrjtanb btr 8ajaru8 orben, beffen 2Jcitglieber,
4>fptfalrirter be« h. fcajaru« »u Serufalem genannt, fta>
mit dbriftlicher Siebe her ÄuSfa^igen annähmen. Der 2fuS»
fa& erfobtrte eine gänjlicbe ffbfonberung ber »on ihm ergrif»
fenen SRenfchen, unb' als fich jene Jtranfbeit wihrenb btr
Arcu.yügt auch in Guropa immer weit« ausbreitete, fo er*
richtete man an sielen Orten, thtil« ber Stoib, tt>etIS bei
STfenfchenliebe ©ehör gebenb, Jtranfenhaufa für bie ÄuS.
fdtiigtn, welcbe Sajarethe genannt würben. Später ging
bieftrfRame bann auf alle Jtranfenhäufer(f. b.) über. — •
Äm 21. gtbr. feiert bie r6m.«fatfjolifche JCicd>e ba« ©ebicht«
trifj eine« SRinchtS 8ajaru», ber im 9. Sahrh. lebte unb
|ta> b"T(h feine (?infcbüchterungen unb Strafen oon Seiten
ber weltlichen ßbrigfeit abhalten liefj, ^eiligenbilber ju
malen.
(ayAr önt (bie) bilhen einen 50— 60,000 3nbt»ibuen
fiarfen Xbeil btr JSeeälferung 3JeaptlS. Sie (inb arme, ahtr
in ihr« Xrt glücfliche aRtnfchen, bie ohne beftimmte 2ßd:-=
nung unb öefchaftigung, auf baS 9cotbbürftigf{e gcfleibet, *
burch gelegentliche JJienfle als JBottn ober ßafhrager fich ba«
SBenige cerbienen, beffen fie bebürfen, um ihr Beben ju frü
Pen. Sie treiben fich Sag unb Stacht auf ben Strafjen
unb 9)la^en umhtr, wo fie auch ber Äube pflegen. SBor
bem f)6bel anberer grofjtr Stäbtt ltichntn fit fich hureb tB?i=
T ' r ' L. TT 1 *..-*■, ■ nK ' Amt mm
Leben
910 »Lebensversicherung
entgegen, hoch infofern mit Unrecht, al« aud) in iht geben«»
regungen fid) (eigen. Äucb. in ber anotganifcben Statut näm=
lid) jrigt ficb eine Bewegung, welche bejeugt, baß ihr ein
innerliche, geiftige« $rincip einwobnt, benn bte SSeränbe»
rungen, welche m jener vorgeben, finb tureb bie ewigen
Staturgefefce beftimmt, welche längft al« Äußerungen ber
böcbfien S3ernunft anetfannt finb. Da« geben ift biet nut
verbüßter al« in ber organifeben Statur. 3n biefer nimmt
bie niefcrigfje Stufe be§ geben« bie ^Jfran.^e ein, benn ttjre
Bewegung, welche jvoar offenbar al« Selbftbeftimmung etned
geiftigen fyrincfp« auftritt, erfebeint nod> gefetsmäßig be>
ftimnlt, b. f). in einet allgemeinen, nicht von bem einzelnen
3nbivibuum abhängigen Beftimmthett, wie biefe« beim
SEbiere ber galt ijl. £)ier ift ba§ geben, burch eineSRengc
von mittlem Stufen per) entwicfclnb, bie wiHfürliche Be*
(timmung be« Snbivibuum«, aber biefe« gcbord>t feinen
trieben unb feinem Snftincte, feine willfürlicbe Bewegung
beftimmt [ich felbft auf eine natürliche, b. b. bcwußtlofe
ZBetfe. ßrft im SRenfäen wirb bet ©eift ficb feiner fe(b(l
bewußt. ÄUerbina,« ift ba« geben be« 9)?enfd>en junädjft
tbierifcb , aber e« ift jugleich bie SJtöglicbFeit vorbanben, ftch
über bte SEbicrbeit ju erbeben, unb bieg gefefpieht im Äufge*
ben bet SBiHfür. 3nbem bet SJtcnfcb bie natürliche
ftimmtbeit feinet ba« geben bejeugenben Bewegungen über»
winbet unb ficb auch gegen biefelben nad) 3wecfcn beftimmt,
welche über bte Statürticbfeit (Befricbigung ber triebe) bin>
ausgeben, gelangt er jut Freiheit, wefdie bie be« ©eiftc«
würbige geben«ftufe ift. 3cbe höhere Stufe be« geben«
pflegt alle niebetn in ffctj ju vereinigen, fobaß ber SJtenfch
V SB. ebenfowol an bem burch Siaturgefcbc bejiimmteu nie»
bem Dafein ber anorganifeben SBclt unb bem böbetn bet
7)flanje, al« an bem in feinet Sßittfür burch triebe unb
3nftinct be« JEbier« unb bem jeitctentäfjen Dafein in bet
Freiheit be« felbftbewußten ©eifte« 5Ebeil hat ÄtfcS geben»
bige iß fterblicb; biefer alte (?rfabrung&fa(j fpriebt ntcbtö 2Crt;
bere« au«, al« baß in ber Statut bie niebern geben«ftufen
über bie höbern enbliä) ben Sieg bavontragen. 3nbem ba«
organifebe ©efchöpf ftirbt, verfällt e« ben Staturgefeljen,
welche e« al« ein Änorganifcbe« beberrfchen. So lange ba«
©efchöpf lebt, wiberftebt e« mit feinem böhern gebensbafein
ben Staturgefefeen, bie materiellen Beftanbtbeile beffelben er»
halten fteb. bunt jene Äraft bei S38ibcrfianbeä gegeneinauber,
fobaß fie nidjt bie buttb bie SWaturgcfc^e befiimmten eintvin
hingen aufeinanbet ausüben, tvelcbe alSbalb mit bem ©ten
ben eintreten unb in ber SJerroefung alä Übergang organi»
feber Statut in anorganifebe fieb barflellen. titx Zcb be«
organifeben SBefene» erfcfjeint auf biefe 2Seife auch noct> al$
ein gebenJproteg, aB Bewegung, namlicb als ber be3 am
organifeben JtorperS. £>ierau« folgt bann weiter, ba§ autb
in ber Statur bet 3ob feine Sttabrbeit bot/ fonbern ein blo-
ßer Schein ift, baß bie Statur bur$au$ (cbenbig ift. 3n
nodi höticrm Sinne gilt bie« aber vom Gkiflc. XUerbing«
febeint bem organifeben SBefen ba* geben unb bamit bet
©eijl auijugeben, abtt bet ÜWenfeb, roelcbet fteb bureb Bit*
(igion unb Sittlicbfrit gunt Stanbpuntte bet Freiheit er«
bebt, gelangt jut (rrfeitntnip, bajj bet ©tift in bet ©ewif:
beit feinet felb(t übet bie dcitliebfcit unb bamit oueb übet
ben Schein be« Sobe« fteb erbebt, welchem bet Jlörper »er»
•allen ift. («gL Unftetblitbteit)
Untet bem geben eine« SJtenfcbcn »erfteht man gewöhn»
lid> ben SSerlauf feine« geißtgen ^Däfern« in bem GAenr
ber Scitlidjfeit. liefet» Zeitliche) geben be« einzelnen Steru
fchen fleht in innigem Sufammenbangc mit bem gleiche:,
gen Da fein feine« »ölte«, ja be« ganjen 2Jfenfchengcfcbled:i
unb ift t all er namentlich bei SJtenfa)en, roclcbe von (finf.uv
auf bie 05eftaltung allgemeiner menfehlicher SBerbdltnijfe g(>
wefen finb, von hificrifcher ©ebeutung. 2tuS biefem ©run^e
gewähren bie geben«befcbteibungen obet SSiogra»
phten ausgezeichneter SKenfchen ein große« Snteteffe. Sil
hichfie Hufgabe be« geben«befchreiber«, »Biographen
eine« großen SJtanne« i(l bie, einerfeit« befjen eignen geifti»
gen 6ntivicfelung«gang au« ber Seit, in weichet et lebte,
unb zugleich anbeverfeit« umgelehrt au« be« SJtanne« 3n&i>
vibualitat bie Seit, weichet et angehörte unb auf welche c
witfte, ju begreifen.
Die gebtn«bauet be« SDtenfcbcn hängt von ben nuc
nichfaltigflen Umflänben, von ber forpcrlicben fi3efcr>affenbr.i
be« ^nbivibuum«, feiner EebenSweife, feinen geben«t>erhäit'
niffen unb felbft von 3"fäütgfeitcn ab. Snbeg (ann mac
boch im Durcbfchnirt annehmen, baß ber SJtenfcfc ein Xltc
von 50 — 00 3ahren erreicht. Äürjer ift bie 3eit, wahreul
welcher ber STtenfch al« felbfhhätigc« SJtitglicb ber mentd;.
eben ©efellfd^aft angefehen werben fann, unb man technet
in biefer Beziehung ein geben«alter gewöt>nlid) ju &
Sahen. Hu« Sergleichung bet Sterbeliften Ijat man w6>
fach Berechnungen über bie mutmaßliche geben«bauer reu
SDtenfchen gcwi|Jen ©efchledjt«, gewiffer geben«art u. f. n
angcftellt, fowie barübet, wie viele 3ah" bet SXenfcb M
gewiffem Hltcr muthmaßlieb noch bü 'eotn
fcheinliche gcben«bauer nennt man gewöhnlich bie 3eit, ä
welcher bie ^älfte einer gewiffen Hnjahl von SRenfcbeu Tr-
eben Hlter« wahrfcheinlidb geflorben fein wirb. SJian hat b
biefer Begehung für ein 'Älter von 5, 15, 30, 4<>,
CO, 70, &) Sahten folgenbe wahrfcheinliche geben«bauer \%
rechnet: 4G, 40, 29, 23. 16, 11, 7, 5. Äuf biefe S
rtebnungen nimmt man befonber« bei Äbfchließung von S>er
trägen diücffieht, welche mit bem 2obe eine« SÄenfeben U .
&rlebigung -ober Erfüllung finben, j. B. bei geibrent
SBitweninftituten, geben«verftcherung«anftalten u. f. w. 2
menfehüche geben tann nut burd> fotgfältige Pflege bet 0
funbheit, S3ermeibung aufreibenber geibenfdbaftcn , dtegcln-
ßigleit in ©enü||crt aUet Ärt u. f. w. verlängert werte
fobaß burch jene SJtittel bet SDtenfd) ein höhere« Älter cm»
eben fann, al« er wa hvfcbcinlicb erreicht haben würbe, utr
et ftch berfelben nicht bebient hatte. @« ifl babet e
feht banFenöwcrthe« unb nü^licbc« Unternehmen getveiu
wenn Är^te wie £ufclanb (f. b.) allgemeine Änwttfia^r
mx Pflege be« geben« obet jur gebenövettangeniog
fünft (grietf;. SJtafrobiotif ) gegeben habtn-
CrbenöDtrstrijeruncj nennt man einen Beitrag, o_
welchem ein SOtenfch (ber Sierftcfjerte) fieb vtrbinblidb med
entweber ein füt allemal ober etr.e größere 9veif>e von 3
ren miebcrfwlt eine gewiffe Summe an einen Änbern tt
an eine ©efedfefjaft (ben Berficberer) ju jagten, unb bafür
Buficberung erhält, baß ihm nach einer gewiffen {Reibe w~
Sahren entweber ein befriramte« Gapital, ober jährlich bü ;
feinem Äblebcn eine befHminte dtente von bem Berfubeter st-
zahlt werben foO. Bei Befümmung bet einjahuing«f«a!«'
be« SÖerficbernbcn wirb auf fceffen wahrfcheinliche gebcribaw%
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Leber
Hl
JLeber
mf bcffcn ©efunb&eitöumfiänbe, Tffter, gcbertSwetfe JRfi<fft$t
lenommen, unb ber 5Eob beS JBerficberten bebt bie JBerbinb»
iebfeit beS SSerfutererS auf. Die an btn 83erficberteii auö»
u;ah!cnbe Summe wirb im crflen ftalle eine Hebe nSactie,
m jweiten eine HebenSrente genannt Cine t ritte Art
Jon SrbenSverficfcerungSanflalten finb biejenigen, bei welchen
■Ott bim SBerfTcberten bis an feinen SKob ober bis ju einem be=
timmten Alter eine gewiffe oerbältnißmäßtg fleint Summe
äbrlicb eingejagt unb bafür von ber Anfall nach bem SEobt
>eS SSerftcberten gegen JBorjeigung beS bem SBerfidjerten et»
heilten Scheines ein für allemal ein gewiffeS Capital aus»
je&ablt »irb. Crfabrung unb SBaljrfcbeinlidifeitSrecfmung
ihb bie @runb(age jeber HebenSoerficberungSanfalt, infofern
er einjujablenbe Beitrag nach ber wahrfcbeinlicbcn Sebent
>auer (f. geben) beregnet werten muß. Am fidberflen
mb »ortbeilbafte|len finb biejenigen berartigen Anflalten,
reiche auf ©egenfeitigfeit gegrünbet finb, b. b. bei benen
Verrinn unb etwaiger SSerfufl nad? »ertältniß ibreS Au*
beileä an bie SEbeilnebmer Btrtbeilt wirb. Auf biefeat $rin*
tp beruben 3. JB. bie 1829 geftiftete gotbaer SebenSver»
icberungSbanf für Deutfcblanb unb bie 1830 geftiftete leipziger
*ebenSt>erfid^erung§gcfeUfdboft. JBei ber ledern »erben ald
£beÜ»ubm« nur 9>erfonen jugelaffen, »elcbe ba$ 15. 3af)r
»ereit* unb baä 60. nodj ntc^t überfebritten haben, unb bem
Ebeilnebmer, welche über 85 3abr alt geworben ifl, »erben
)ie fernem Cinjablungen erraffen. Die jßerfieberung ifl von
>er Art, bafi erjl nach bem SEobe bie Auszahlung beS »er*
icberten Kapitale geflieht. 35er große SBortbeil, »eifert
iebenSverficberungSanjlalten bem einzelnen gewähren fönnen,
euebtet 3«btm ein. SBad namentlich biejenigen betrifft, bei
«enen nacb einer. ge»tf[en Sfeibe von Sauren ber 5Berftd)erte
in Capital mit einer 3abreSrcnte auSgejablt erbalt, fo
mpfeblen fie ftd? allen Denen, welcbe fein ju ibrem gebend
mterbatt binreicbenbeS Capital befujen unb babei einen Cr*
uerbSjweig betreiben, ber fie jwar fo lange ernährt, alä
traft unb 3ug«nb ibnen befien {Betreibung geflattert , bei
reichem fie aber feine Gapitalien ju fammeln »ermögen.
Die Anflalt gibt baber SBeranlaffung, in ber 3ugenb für
•a8 Alter auf eine berubigenbe SBeife vorjuforgen. Die
;nbere Art ber gebenSoerficberungSgefeQfcbaften, bei benen
rfi nacb bem Stöbe beS SSerftcberten ein Kapital auSgejablt
oirb, empfiehlt ftcb bagegen Denen, »eldje für üfre bei
brem Sfobe beS EJerforgerS beraubte Familie forgen »ollen,
owie Solchen, »elcbe jur ^Betreibung eineS mi:tbmaf;:ic&
inträglicben ©ewerbeS eines GapitalS bebürftig finb, welches
e nur als Darlebn aufzutreiben vermögen, riefe »erben
ich beS SebenSoerficberutigSfcbemeS bebienen fönnen, um ty»
em ©laubiger eine Sicherheit für baS »orgefeboffene Capital
in Salle ibreS Ablebens ju ge»&bren. CS fann auch ein
iJIenfcb ben anbern »erfiebern, fo namüch, tafj jenem im
[alle beS XblebenS t>on biefem ein Capital ausgezahlt wirb,
mb eS ifl flar, baß aueb bied unter Umflanben oortbeilbaft
.;n fimn.
tcbrr beißt baS größte, unter ben fogenannten falfdben
?ippen ber rechten Seite gelegene Unter(eibSeinae»eibe ton
rüfenartigem äBaue unb braurrrot()et $arbe. SRan unter»
Reibet an ihm eine obere gewölbte Stäche, »elcbe unmittel*
ar unter bem 3»ercbfeQe liegt, unb eine untere ausgehöhlte,
.ird) mehre {liertiefüngen in Sappen gcthcilte, welche ben
obern St^eil ber regten 9liere, eine Partie be* 3»ölfftna,tr*
unb beS DicfbarmeS unb ben fogenannten Pförtner bei SRa>
gen8 bebeeff, ferner einen flumpfrn SJanb, ber bie Sebct
nacb hinten unb rechts, unb einen febarfen, ber fie nacb
vorn unb linfS begrenzt unb in feinem mehr nacb rechts ge*
legen tn Sbeile mit einem flachen Giufdmitte für bie ©aCen*
blafe, »elcbe jur Aufbewahrung ber in ber Heber abgefon»
berten ©alle bient, toerfeben i(t. JDie Seber, in bereu »iemlid)
feflem ©ewebe fiel; eine SRenge auS ©efäßfnaueln beftebenbe
gelbe Aömerehen auSjeicbnen, wirb niebt überall, aber boa)
im größern SEheile ir>reS UmfangeS »on einer häutigen,
buref baS iBaudjfett gebilbeten ^»ülle umgeben, bureb »er»
febiebene SSanbcr an bie benachbarten Sbeite, namentlid; aber
baS ämerdifell, befefligt unb erhält ja()lreicbe ^Blutgefäße,
gan) befonberd viele JBlutabern, außerbem aber aueb Innu
Phatifcbe ©efäße unb 9leroenj»eige. 3bre SBerricbtung be*
fleht bauptfdcblicb in ber 2lbfonberung ber ©alle, »elcbe ftcb
burch ben gemeinfehaftlicben ©aliengang in ben 3»ölffinger*
barm ergießt, näcbflbem aber in ber QrntfcbUmg teS SSluteS,
»ielleicht auch in »irflieber jßlutberettung, »enig'flenS bei bem
noch ungeborenen SRenfcben, in »elchem fte einen oerb<»
mäßig beiweitem größern Umfang liat als in bem Cr«
wachfeneit. Die Heber gehört ju benjenigen jDrganen, »elcbe
ftcb nicht bloS bei bem SRenfcben, fonbern auch bei ben inet«
jlen SEbieven ftnben ; fei bf] bei manchen SBürmern fchein t etwas
ber Heber 'XbrUicheS vorjufommcn, ja bei ben Sögeln, 2tm*
phibien unb gifchen fyat fie eine »erbütmißmeißig beträdnii.
chere ©röße als bei bem SRenfcbcn unb ben Säugtbieren.
Die Heber ifl mannirJhfachen Äxcmt beiten auSgcfe^t. 3u ben
am bäuftgfien iwrfommenben gehört bie Cntjünbung ber
£eber, »elcbe im gu'tcf Itcben Salle mit 3ertt}ei(ung , im un>
glücfiiiten mit SBerbärtung, mit Vereiterung ober aueb wol,
obfehon feiten, mit SBranb enbet gemer oerbienen Cr»
»ähnung bie ©elbfucbt, bie fogenannte Seberfolif,
»ic überhaupt bie oon bem 83orbanbenfein »on ©allen»
unb Hcberfteiuen abhängigen i93efcb»erben. Außerbem bietet
bie Heber nicht feiten binfichttid; ihrer Sarbe, gert;gfett unb
Structur Abweichungen von ber {Regel bar, bie freilich mei>
flenS erjt golgeübel finb. So fann fte auf verfebiebene
SBeife »ibernaturlicb gefärbt erfa)einen, blaßgelb, grünlich, bun»
feljiegelrotb, fchwärjlicbrotb; fie fann ferner bis jum 3«rcifjen
mürbe unb weich, aber auch biebter unb fefler als recht ifl,
ja ungewöhnlich hart unb in ganj frembartige ©ewebe t>er<
»anbelt fein ober boeb frembartige Crjeugmffe von Jbduti»
ger, faferiger, fnorpeliger ober fnoeberner 23efcbaffeut;eit, fo«
»ie auch Ansammlungen von giüfft'gfeiten, von fölut, CiteT,
9£a|Jer in ihrem ©ewebe barbieten; enblicb fann baS ganjc
Organ burd; franf hafte Cntwicfelung benachbarter SEbeile,
Anhäufung von glüffigfeiten in ber Unterlei bSböhle u. f. ».
aus feiner naturgemäßen Sage gebrängt fein. Cine befon*
bere Anlage gu Seberfranf beiten, ju benen grauen mehr ge»
neigt finb als SKänner, begrünben baS cbolerifcbe unb me>
lancbolifche Temperament, (>au^ger Arger , anbaltenber ©ram
unb Jt ummer, Gewöhnung an eine ju reic^Itcbe, ju fette
unb ju flarf gewürzte SLoyi, Unmäßigfeit im ©tnuffe gei»
fliger ©etränfe. AuSbrücflicb erwähnt ju »erben verbient
noch, baß bie Heber nicht feiten in §olge von Jtopfverlefeungen
erfranft. — Seberflecfen »erben gelbliche, gelblichbraune,
braune, getbUcbgrune ober gelblidjfchwarje, balb glatte, batb
etwas raube glecfen von ber ©röße einer Hinfe bis ju ber
S
Meckfeld tt%
Leder
einet .ftanb genannt, bie am gewöbnlicbfieti bei grauen jur
Seit ber ©cbwangerfcbaft ober nad) fonftiger Unterbrücfima,
be-j SWonatSfluffeS ba(b einjeln, balb gruppenweife im &t>
ficht, am £alfe, an ber 93ruft unb am Unterleibe jutn
SBorfebein fommen, juwetfen aber aud) mit .^dmorrbotbal«
ober geberleiben in SBerbinbuna. freien , weber 3ucfcn noch
©ftmerj ober fonfi eine Cmpfinbung oerurfacben unb in
ber Kegel mit ber Urfacbe ibrer Grntftebung, bei ©cbwan«
gern furje 3eit nad) ber Sntbinbung, gewöhnlich noch wab*
renb be§ SBodjenbette*, entweber ton felbft ober unter bem
©ebrauehe oerfebiebener innerer unb äußerer Littel wieber
oerfdjnrinben.
Cfdjftlö ifl ber 9came einer Qbtnt jwifeiben bem 2ed)
unb ber 2Bertad) im Äönigreicbe SBaiern, welche jebn ©tun*
ben lang ifl. Diefelbe bot eine hiflenffte ^Berühmtheit er«
langt burd) bie ©cbfacht am 10. Bugufl 955, -in m elfter
bie fmngarn, bie Deutfd)lanb mit häufigen räuberifeben
Einfallen btimgefuebt hatten, »on Äaifer Otto I. fo oöllig
geftblagen würben, baß fie fernerbin Dtutfcblanb niftt mehr
beunrubigten.
f eck wirb in ber ©ftiffcrfprafte jebe Öffnung genannt,
welche in einem ©ebiff entjtanben ifl, fobaß ba* SBaffer
burd) biefelbe in ben Schiffsraum einjubringen oermag.
SSenn man glüfftgfeiren in ©efäßen auf größere (Sntfer*
nungen »erfenbet ober fie in benfelben längere Zeit liegen
läßt, fo ifl gew6bnlid) ein aömälige* 'Äu* träufeln berfelben
niftt ju »ermeiben. Diefe* wirb geden ober H bie den
genannt unb ber SJerluft an glüfjigfeit, welche bie golge
beffelben ift, wirb bie gedafie ober gedagie genannt.
<2 * giebt gewiffe Kegeln, nad; benen biefe berechnet wirb.
Ccder wirb im ungemeinen jebe Sbierbaut genannt,
welche fo jubereitet worben ifl, baß fie vermöge gewiffet
©ubftanjen, bie an ben Däfern unb bem 3e0gewebe einge>
brungen finb, ber gäulniß längere %tit wiberflebt unb,
baß fie jugleid) einen böb«n ©rab »on ©efebmtibigfeit er»
langt hat. Die Äunft ber geberbereitung beißt ©erberei
unb imterfftcibet fid) in mehre Hxtm, je nachbem man »er»
f (hieben e SBege einfeblägt, um bie ^>dute mit ber $aarbe>
fleibung ober nad) Entfernung berfelbeh ju bearbeiten. {Bei
ber Seliger berei bebierrt man fid; al« ©erbematerial »or»
jug«weife ber Giftcnlobe, aber auch ber 9ünbe ber fBirfen,
(£rlen, Sannen, giebten, Bercben, SBeiben unb anberer ©üb
ßanjen, »reifte fogenannten ©erbefloff enthalten; bie ge»
meine 8ot)gerberei ober Siothget berei liefert Scbi = ,
©d)ma(» ober gab (lebet. iDcbfenbäute, auch fcb.were
Kuhhäute geben ba* techlieber, $funbleber. SRacbbem jene
gehörig in SBaffet eingeweiht worben finb, reinigt fie ber
©erber mit $ulfe eines ftumpfen <?ifen* (be« ©trrift= ober
©cbabeifenS) auf bem ©chabebaum hon bem anbaftenben
©d)muje unb fpült fie in fließenbem IE äff er au«. Durch
Xnwenbung von Äclrmild), welche bie JDberbaut jerftört, in
ber bie £aare fejrfifcen, ober burd) ba« fogenannte ©cbwi*
fcen, werben hierauf bie &aute jum Enthaaren vorbereitet.
58c im @d)wifeen finb bie jpäute jufammengefcblagen, fobaß
bie raube ©ette nad) außen fommt, übereinanber gefdn'cb»
tet, unb werben einige äeit ber gäulniß überlaffen; bamit
biefe jebod) niftt in baS innere ber «baute einbringe, fo
bat man biefe vorher auf ber gleifcbfette mit ©alj unb Webe
eingerieben. Dae enthaaren gefftiebt mit $ü(fe bed ©ftab-
eifen3. 3bermat6 werben nun bie ^>iute in einest gluü.
gereinigt, um bann jum ©d>eeren ju fd;reiten, bei rrc
d)em bie überfluffigen gleifcbtbeile mit einem fd)arfen SJcciTc
abgefd;nitten werben. 9lad> wieberbolter (ünwdfferung bei
#aute werben fie auf ber 9larbenfeite (wo bie ^>aart frin.
ben) t>on teftmm unb &alttbei(en burd) bag streift,
gereinigt. HUt btöber erwähnten Arbeiten finb nur Mrtc-
reitenbe, unb ju biefen gehört auch noch ba$ ©d? welle::
ober ^eijen, burd) welches bie ^>äute fo aufgefd)wemn-:
ober in ihrer ©truetur aufgelodert werben, baß fie aut liif>
nabme ber ©erbfäure gefchidt werben. 25aS »3d)wellen ge>
fd)iebt burd) Einweichung ber J^dute in bie au5 Sfog^er
ober ©erflenfcbrot^Äteie unb «Sauerteig (welcher bie ®.;.
beförbert) bereitete ©d)weübei}e, ber noch (ine nuanti:>:
Söaffer jugefe^t wirb, ©tatt biefer fauern ©erreil"!::
nimmt man auch wol eine gobbrube, bie man au« fftc-
gebrauchter £obe burd) einen ttufguß t>on 23affer gen
Stacbbem (worüber 2Bod)en oergeben) bie £dute gebe:
aufgefdjweHt finb, bringt man fie in bie Jarbe, »eiett
einer fd)wad)en S3rühe au« frifeber ßobe beflebt, unb Ii
bem fie hier in einem bi« jwei Stagen eine rötblifbe garbe n
genommen haben, fmb fie jum Sierfefeen ober jum
legen in bie ©tu ben gefchidt. 25iefe beftehen au* 83e ti
fungen (in bie Chrbe oerfenften iBotticben) r>on acht b
jehn g. aiefe unb fech« g. gdnge. ©d)id)ten faferiger Sr^.
wechfeln in biefen ©ruhen mit ben einjelnen ^>dute-
oben auf fommt abernod) eine (larfe Schicht fchon gebraut
gobe unb enblid) werben jSBretcr unb ©teine aufgelegt Xi
bie 8obe wirb nun fo viel glußwaffcr ^efd)üttet, al« bie 8tuN
nod) ju faffen »ermag unb fid) in bie 2obe cinjiebt 9M
10—14 SBod)en erfl nimmt man bie £iute au* ber 8mt<
aber nur um fie umjuwcnben unb abermal einzulegen (bn
jweite ©afe) unb mit frifd)er gobe ju »erfeben. 9(acb
SKonaten erhalten fie einen britten @afe, in bem fie abrnr
oier Neonate ober nod) langer liegen bleiben. SRun rrf:
bie ©erbung ber ^>dute oollenbet unb biefe baben burd) ; -
an gejligfeit, SSBeiße unb ©cbwere gewonnen. Die ff
febaffenheit ber J^aut, bie föehanblung berfelbcn beim to-
ben unb bie SBcfchaffenbcit ber Sehe beflimmen jufaxanr
bie ©üte be* geber«. 9lad) SJolIfnbung ber ©erbung m
ben bie £äute »on ber 8obe gereinigt, langfam getrodar
gepreßt, mit einer Äeule geflampft, mit einer SBalje ^
net unb enblich auf ein nicht ju trodene* gager geh
D a« C eher ifl ooüf ommen burchgegerbt (lobgar), roennK
Durcbfchnitt bie ©chnittftache burcbgdngig bräunlicbge^
nicht in ber SRitte nod) ein weißlicher ©trieb erfcheint. !
nidjt mebr brauchbare gobe wirb in böljerne gormen
»reßt unb getrodnet. 2uf biefe SJeife erbdlr man I
gobfueben ober gobballen, welche al« Jörcnnm-:
bienen.
•Da« gabl* ober ©cbmalleber wirb au« Äa".
bereitet, auf ähnliche SBeife wie ba« ©obßtber, 9:
aber bie gelle au* ber ©rube genommen worben, wert\-
mit einer &branfcbrmere befhieben, am ftartfhm auf ber gl<
feite, fd>wdd)er auf ber 9larbenfeite. 9lach bem Srocfncn r.
ihnen burd) bie Zurichtung ein glatte* TCnfeben ge.
werben fie gefriöpelt, woju man fid) eine* bogenn
fevbtcn ^>oije* (bc* jTriSpelbol^S; bebient, unb enblid) C
ba* galjen ober ©djlicbten ju gleichmäßiger Dide
unb mit bem ^antoffelbotj glatt gerieben. — Äub: .
Digitized ^|j|j^Ic
.Um (terirn Soda k& •
•;n'*tdll M- ta*"04'*11
f« fr* ff f.
. . . i.-.r;;b,t:;i(-:
tonn man Jtalb» unb SiegenfeDe fc&on binnen at&t bi« jefcn
unb bunne .Rub» unb fliofbäute binnen 14—21 Sagen gerben
Eicfe gabrifatc (leben inbef an @üte im OTaemeinoi benen
na*, welche burcb bie gemibnlicbe gobgerberet gewonnen
»erben. Xucb nocb nnbere Ärlen ber ecbnellgerberei finb
etfunben worben unb namentlich bot man in Xmerifa bie»
fel&e ouSgebilbct. «Rocb ifl ber ©trbetei be« 3uften (f.b.)
unb be« (Saffian (f. b.) }u gebenten.
»ei ber SBeifgerberei bebient man fta> fatt cergob«
emer Äuflöfung »on Älaun unb Äonjfalj, um Jtnlb=, Schaf*
unb 3tegenfelle, fowit leiste Dchfen», Jtub» unb Äofbäutt
weif gar ju machen. Die Borarbeiten ber gemeinen SBeif*
gcrbaei finb jiemfich biefelben wie bei ber Stobgerberei. SRacr)
Xklkncung berfelben werben bie gefcbweHten unb gereinigten
Mut« in erwärmter Äleienbeije burchweicbt unb gewalft
«mb bann in ber Älaunbrü&t gegerbt. SRan jie&t fie burdb
unb lägt fie furje 3eit in ber »ruhe, fc&lägt fie bann ju«
lammen unb la#r fie »wei bis brei Sage in einem gaffe
fleischtet liegen, bis fte gar ftnb, worauf man jte trocfnet
unb juricbtet. 3u biefem 3we<fe werben fie angefeuchtet,
übet einem balbrunben gjfe„ (Stollen) gerecft, auSgebehnt
«mb ton ben galten befreit. 3uweilen wirb noch bie «Rar.
Mette geglättet unb gefärbt. Da* $anbfcbubleber,
wo) franj. ober er lang er geber, wir* au« fcamm* unb
»«.ienfeCcn gemacht, bie man naa> bem (Herben in bet
«wunbn'ihc noch in einem ©erberbrei burdbarbeitet, welcher
bös lieber noch weiter, milber unb weif er macht unb aus
l\0 kl. muu
«j«n«i», fc/kymu, ^ycrfc, »suoicDwetn «, cecöuno» unb
SBallroßbäuten gemacht, na* bem Dfunbe »erlauft unb be.
fonber* ju Sohlen uon bem Schuhmacher »erarbeitet. Da«
engl., lütttcher unb maflric&ler ifl ba« be(!e. Da« gabl,.
Schmal, ober JDberleber wirb »on ben Schuhmachern
gebraust unb nach bem Stücf »erlauft, gifcbleber ifl
ein lobgare«, gefri#»elte« unb fcbwarj gefärbte« JtatbUber.
Da« jämtlänbifcbe gebet fommt au« ber fchweb. $>ro.
»inj 3ämtlanb, i|t ein gefe&meibige«, wafferbic&te« ?eba,
ju bem bie ^)äute »erfcbiebener ariji«« genommen werben,
bie tn einer Reifen fiauge »on guter giebtenrinbe geffamoft,
in ber Äälte gerroefnet, mit gett eingef*miert, erbiet unb
fdjneU mit gett abgerieben werben. Da« iölanfleber bei
ftebt au« lobgaren 3}inb«bäuten, bie mit gifätbran gerränh
unb aeglattet finb. 2>a« braune ifl mit gicbjenlobc gegerbt,
ba« febwat^e no<{» bur* eine ©fenauflöfung gefärbt. Satt,
let unb Äiemer beoienen fio> beffelben. I)a« Ätem»el =
ober Ärajenleber ifi bunne«, weicht« Jtublebet, äimli6
bem »lanfleber unb wirb jur Äerflettung oon Jtraften unb
Jlarbälfcben (f. & rempeln) gebraucht.
»a« alaungare unb weif gare geber bat »orjuglicfc
folgenbe ©orten. Die garbenf eilt finb auf btt Karben
feite weife, auf ber gleifcbfeite oerfebieben gefärbte JtatbfeHe.
Da« brüffeler 8eber ifl gefärbte« |)anbfcbubleber. Da«
bän. gebet unb ba« glacirte ober erlanger, aueb
franj. gebet finb febon erwäbnt worben. iBorjügticb f>anb<
febuhmacher, ©attler unb Sliemer bebienen fieb biefer öeber»
arten. Da« ©ämifcbleber wirb befonber« ju ÜSeinfleibem,
benbürgen unb bic JBufowimi. 3n ffiaiem ifi ßrlangcn
bcbeutenb. (Smgtanb unb granfreicb fabriciren fcfjr »ielcS
unb gutcd Eebcr unb verarbeiten eS, namentlich, in 9?ariS, ju
£anbfcbubcn, SchubwerE unb Kinderarbeit, bie weithin au
geführt wirb. Auer) in 0?ufjlanb unb SRorbamcrifa fr.
jaf>lreid;e unb fchr anfebnüche ©erbereien.
Cfffburf (Sranr. 3ofeph), 4?"}°9 von 2>an$ig unb 2Rar;
fcbaH von §ran(retcb, ein auSgejeidmefer Relbfyerr, würbe
1755 geb. unb war ber ©oftn eines 5JcuflerS 'ju Ofuffac
im Slfafj. Sei AuSbrud) ber JReeolufion war er noet) ©er»
geant, aber febon 1793 (am er als ©cneral jur 57?ofefarmee,
worauf ir>n Napoleon am 18. JBrumaire ju feinem erflen
Lieutenant unb 1804 jum 9Warfd?aH von granfreieb ernannte.
<Sx jeidwefe fid> fpdter bei 3ena unb bei Cyättl auS, bela»
gerte Catufg, nacb beffen enblicbcm Jaü* er jum <$ergog
von Danjig ernannt würbe. 3m 3- 1808 biente er in
Spanien, 1809 gegen £>fhreicb unb namentlicb in £irol.
SBäf>renb ber rujf. ^ibjüge befehligte er bie alte ©arbe
unb 1814 jeiefjnete er fid) in bem ftegreieben treffen bei
SRontmirail auS. 9?aebbcm Napoleon jurüefgetreten war,
ernannte Lubwig XVIII. L. utm tyait, ba er jeboeb nach
Slapoleon'S Sfüctfcfjr fieb biefem wieber anfcbloß, fo würbe
et aui ber Lifle ber $airS auftrieben, 1819 aber wieber in
biefetbe aufgenommen, naebbem er febon 1816 als SRarfcban
von granfreieb beftdtigt werben war. @r fiarb ju $ariS 1820.
€tgai (ju beutfeb gefefelicb) nennt man 25aS, wa§ mit
ben ©efefcen übereinstimmt. £)er ©egenfafc baoon wirb il«
[egal (ungefefclicb) genannt.
Craat ober SöermdcMnifi nennt man aüefi DaS, Wi
3emanb nacb bem leiten 2BiHcn eines S3er(lorbenen aus
beffen 91ad;laffe ©ingularfueceffbr (f. (Srbredjt) er>
hatten foll. 5Ran nennt ben auf biefe Seife JBcbacbtci
Legatar ober JBermdcbtnifjnebmer. 3ur Ghrricbrung
eineS aJermddjtnijTeS ift niebt, wie «ur Gtnfet)ung eines (f
ben, ein f&rmlicbeS £eftament n&tbig, fie (ann aueb in ei»
nem bloßen Sobicill (f. b.) gefebeijen. 3a felbft biefeS ijl
niebt erfoberlicb unb bie .£>intcrlaffung beS SJermäcbtniffeS
Pann auf jebe beliebige Art unb SBeife gefebeben fein, wenn
ber Legatar fieb erbietet, ben S3eweiS ber e&intcrlafjung bur
ben (Stb beS mit bem SBermdcbtnifi JSefcbwerten ju führen.
Ute Entrichtung eineS SBermdcbtniffeS (ann nacb bem beu>
tigen röm. 9?ed>te niebt bloS bem (Srben, fonbern aueb jebem
Anbern aufgegeben werben, weldjet auS bem Sflacblaffe beS
SJerjlorbenen etwas erwirbt; boct) Pann ifjm niebt mebr r)en
jugeben angefonnen werben, als er felbr] erhält, ©egenßanb
beS Legats (önnen alle ©acben fein, bie bem Legatar eini=
gen Sfufeen gewähren, ihm jur *jeit ber Errichtung beS £c:
jtamentS noch niebt gehören unb bie er überhaupt ui eti
werben fähtej ijl. 5pat ber GrrbtafTer wiffentlia) eine
frnnbe Sache vermaßt, fo muß ber äöefcl: werte biefe ju
erwerben fueben, um fie bem Legatar ju ubergeben ober,
ift bieS unmiglicb, ben üßertb, berfelben erfe^en. ©tanb
ber (Jrblaffer aber in ber Meinung, bie Sache gehöre ihr.-. .
fo ift baS Legat ungültig, weil eS fieb auf eine falfdje SSor=
auSfebung |ru(}t. .ftat ber Srblaffer unter mehren in fei«
nem flladjlaffe beft'nblid;m ©adjen feine fpeciell bejridjnet,
fonbern bloS bie ©attung, j. JB. ein $Pferb, angegeben, aueb
gar niebt beftimmt, wer bie ©adje auSwdblen foB, fo flebt
bem Uegafar baS 2Bab,lredjt ju; boct) ift er babei an bie
Legaten
^Ütte [forte gebunbeu. Jö,n ihm aber ber (hblaffer aui<
brüdlicb baS S?ccbt ju wallen juge(lanben, fo form tr fieb
baS S3 e fl e auSfucben, ber Qxbt aber barf, wenn ber OirS
laffcr ii' ui bie SSal)( überlajfen, ntebt grabe baS Sefatecbtei":;
wählen. 3(1 bie SSabl einem dritten jugefjanben, fo baben
fieb. c'tbe unb gegatar ganj feinem VuSfprucbe ju unternv
fen. 3cbe an ficf> erlaubte {ßebingung (ann aueb mit ba
.Öinterlaffung eineS Legats oerfnüpft werben unb nur n
{Qcjug auf ben Sag ber Erwerbung unb beS (rrfoberaiv
rechte? enifteht babureb ein Unterfctueb. JBei einem u :\ ■:
bingteu fßermdebtniffe erwirbt ber Legatar baS Äetbt auf
baiu.be foglcicb mit bem Xobc beS drblafferS; änfobrrc
fann er eS aber immer erft nacb Xntrctung ber @rbfttaf!,
bei ben bebingten Legaten ift überbem ber Gin tritt bei
S3ebingung erfoberlicb, eS gebt aber auf bie Grben bei Ed
gatarS in allen fällen über, fobalb biefer nur ben (frblafi::
uberlebt, alfo baS Legat erworben bat. £a3 Enwaebfunc-
ober ÄccreScenjrecbt (j. <?rbred)t) finbet bei Jöermdcbmiffc
nur bann, wenn eine ©aebe vJOi ehren jufammen vermadt ijl
unb fo lange fiatt, a(S ber gegatar fein Siecht noeb nid:
enoorben bot, benn bann gebt eS auf feine Grben über. —
Sßenngleicb bem Legatar ober gibeicommiffar bie ^rrau?
gäbe aUed Neffen, was er felbfl erhalten bat, auferlegt roerte.i
(ann, fo ijl bagegen Derjenige, welcher bie Gigenfcbaft einer
Grben be(t|t,* (tetS berechtigt , ben werten Stbeil (bie ü.
nannte quarta Falridia) oonDem, was ibm binterlaffc::
unbefdiwert jurüdjubebjalten unb »erbdltnifmiapig t>on tr
8$crmdd)tniffen abui.veben. Rur bie sJcotbcrbcn mu§ aufrr
bem noeb baS yflidjttljeil frei unb ungefcbmdlerr bU
(Sin S-^ermdcbtnif) (ann aueb wieber aufgehoben werben ii-'
bie Äufbebung erfobert ebenfo wenig Rormlicbfeiten
bie Auferlegung, nur muß ber tBeweiS berfelben be^uflellr
fein. 'Äud) gebt eS, wie eine Grbfcbaft, verloren, wenn
ber gegatar beffen unwürbig macht. ÄUeS, was £>crjenüi
weldjer ben legten SBiUen «erfertigte, in birfem ju feinns
SJortbetle fchrith , wirb ibm entjogen, wenn eS niebt
bem Scjlator auf anbere SBeife beftdtigt ift. Die Wfci
vorgetragenen, bem rem. Siechte entlehnten £Scftimmungr
ftnb bie in Dcutfcblanb gemeingültigen, fo lange niebt fki
ticulargefeUgebungen etwas 21nbereS fejlfe^en. 3n ©aebü
unb in ben meiflen deinem beutfeben gdnbern fin:
Abweichungen bavon fehr unbebeutenb.
Crgätrn (tat. legati) nannten bie alten S?cmer kr.
bie bem JDberbefcblSbaber einer ^rooin) beigegebenen CW
hülfen ;ur Verwaltung unb jur Äriegfülirung, alS au* bi:
Unterfelbberren (\>ergU Legion), weldbe einem Cberbeftl^
baber im Äriege beigegeben waren. Ängcfebene 9J6mer r.
hielten oft aueb ben ÜEitcl Legat als (Ehrentitel. tf/tOt
biefer legten JÖcbeutung ernennt noeb ie^t ber f?ap|l viele .
bifeböfe ju Legaten, unb legati roissi (abgefanbte Legatt:
werben bie von bem ^apfl abgeorbneten ©efanbten grnen:
Unter biefen nehmen bie lcg«ti a lalcrc (b. b. Xbgefariit
uen ©eiten, ndmlid) beS fapjlcS) ben vorner;mflen
ein; fte werben auS bem GarbinalScoflegium gewdblt. t
felben halten fieb theilS alS ©efanbte tn wichtigen Angelt
genbeiten an fremben Jhofen auf, tbeilS als ©eurer
m ben ^rovinjen beS JtirrbenjlaafeS, welcbe Legatione
beißen. Nuniii «postolici (b. b- apoflolifcbe S3oten) beffen r-
Legatcn, weld>e niebt Üarbindle finb, unb Irgati o*ii (je
«14
j& t«.4!»*«» 4» namentlich in ben Ätöftern in ben Wergcnanbacfcten
n iccRfccHPrti {«.fiM«4:. (Wetten) unb wäbrenb bcr (Sfjeit ber SRincbe unb 9lonnen
t fcnn, »an rw W« fl«f<W- Sine berühmt geworbene gegenbtnfammlung ift bie
t » Iwk ftf, 0 Mn 3öfob be »»wfl»"«/ ffrjbifeW »on ©enua 1272 unter
-■[*nb*,ieniaB?M-0.: fc«*n »tarnen ber fogenannten golbenen gegenbe (lesend*
'•-»•'<& Na fc*** * P** veranftaltete, ber bie Äirtbt einen »orjüglicben SBerth
t it-fc, iJjBöiiSö*2 ntbeilte unb bie mehr als jwei Sabrbunberte binbureb mit
't i» \f OMtilW**^ P-g?m ^"f011 Ö'Itfen wutbt- Ei« öf>« °u* bieienigen
,1 Ste tsitefc*.»^' *«'i«n'8«r*itbttri, bie in ber Sage fortlebten, gegenben ge*
T'fla, !nt3 «r 2,annt wurben' f°«»W«K Wefm Kamen balb auch jebe anbert
^^ ,,^^11 ?«[*»*'« unb Grjählung von einem ihnen Abmieten, »um
:T<rt . berrartn unb märchenhaften 3nbalte. Seim bie fieaenben
-'"T! ."Äü^ ru blc ®tfa»*t«n nur *«« 8«>nge Ausbeute liefern, To finb
13 ^.Mf^«*«*» pe flL3 ttne Wonbert ©attung poetifeber grjeugniffe, in be=
■ u^i^':'-r,. - fi* b«mle* unb ungcfrhminft bcr iircWdje Sinn frtu
. itr>ha} "*"'!! «tf &«« Sabrb. fpiegelt, nicht obne »cbeurung, waS jeboeb
: ja*' r.tJt'i, s« EI c n"6t »w allen gegenben gilt, ba ein großer «heil berfclben
a |e4 gebt et w Tft: <» «&«nfo abgefebmaeften oJ6 fcbäblicbcn SKärajen beftebt,
. tura 53S*t--i •'" ocn "nem ''"^W*" uno unfaubem SEBunberglauben erjeugt,
" ' •[ hs i*« ^ ; "Z s obct 641 ««"fetten berechnet. SM firchlicbe Dichtungen finb
ip<ili ütm*, 8,0 ?e9tno«n in neuerer 3eit nicht nur bearbeitet werben,
'''xAxtt auf !0Bl>tm m<>n bat auch in ihrem Seifte neue ju bi*ten ge*
„..-,„ ns ri* .;f«*t, woju jeboeb bie «ufgeflärtt unb »erftänbige Beträfe
:::"7-t lc&* •aeZ% «««fläweife unfer« Seitaltere? wenig geeignet ift. Gin #aupt»
TLl,r'ei! .^i ^ bfr 8«fltnp«' >»«"» f>« bichterifebm SSertr) haben
(sür^tw - f , : foD, ift baä SHJunberbare, gewonnen im liebreichen Umgange
lC *J "■ - '* '' : ^ S ' unb W"'r ^«il'gfn niit armen unb um ihr $(& bK
lömmcrtctt ©täubigen, im ÄuSbrurfe bcr fdjlicbfen unb ein»
.. ä utniH >.L.. 1....!. ... .ki i 1 m *n v «
ift, um tbm eine größere geftigfeit ju geben, unb bei bem
©clbe, weicbeS jum ©ehmuefe beftimmt ift, um c* für bie
JBcarbeitung gefchidter, baltbarer unb woblftiter ut machen.
Da« ^ugefeijte SRetaU beißt bie cegirung. SKan eftegt
bafi @ilhrr ftetg nur mit Tupfer, baä ©olb aber mit £upfer
(rotbe cegirung) ober mit Silber (weiße Segirung) ober
mit Äupfer unb ©Über (gemifchte Öegirung) ju oerfeften.
Xttn ©fhatt an ©olb beftimmt man nach Warfen unb Jta<
raten, von benen 24 auf eine SRarf geben; ben ©ebalt
an ©itber nach fRarfen unb 8othen, beren iß auf eine
Warf aeben. Bergt, ©emichte. — fcegiren b«iß< in ber
JÄecbte'fpracbc auch ba$ Ausfegen eines Ccgate (f. b.).
Cc^tttniität bejeiebnet im 2fQgemeinen Daffefbe, waS ©es
fefemäßigfeit, legitim gefefemißig, fieb (egitimiren
feine ©efefemäßigfeit barthun. 2>er (e^te 'ÄuSbrurf wirb in<
beß auch aQgemeiner gebraucht für ba3 9Iacbweifen, baß
man eine beftimmte $crfon mit beßimmten 2(nfprücbcii
u. f. w. fei, für welche man [ich ausgegeben bahe. 3ene
Darlegung fetbft beißt bie cegittmation. einen btßimnw
ten @mn bat baS SSort Legitimität in ber ^olitif erhalten,
inbem man nur biejenige {Regierung unb benjenigen $ttb
fdier für legitim anerfennt, welche auf eint ben Staats«
grunbgefefeen bcS Staats entfprecbenbe SBcife in J0efi« ber
©cwalt gefommen finb, unb babei befonberS auf ba« ben
monarebifchen Staaten jti ©runbe liegenbt Erbrecht fiebt.
öS beruft fieb baber j. jß. in granfreieb bie gartet, welche
ben enfel Aarl X., ^einrieb von fBorbeauje, als einzigen \t>
gitimen Äönig von Jjranfreicb anafennen will, auf bie 8e;
Lcguan
716
Iiehm
artig ubcreiitanbergcfchebenen ©puppen gefegt. 8ängS
bem 'Mdm aber bis in bie ÜRitte beS SchwanjeS unb ei.
nein Sbeile beS ÄeljlfacfS, von bem SRaule abwärts, jiebt
ficb ein Stamm bornartig aufgerichteter, fpifcer Schuppen bin.
25er Äefjlfai l)angt tief btrab, tbn fann baS Sbjer wiBfür»
litt) aufblafen. 3ebe Äinnlabe ifl mit einer Weib« breietfi
ger, febarfgeferbter 3äbne bcfc&t unb auch an bem hintern
Wanbe beS ©aumenS beft'nben fid? jwei fleine 3abnreibn.
Die langen unb fiarfen JBcine finb an ben Schenfeln mit
löcherigen Schleimwarjen befät unb haben fünf lange, mi:
furjen, flarfcn Ärallen »erfebene 3eben. Der gemeine 8e»
guan ifl gelblich unb reingrün marmorirt unb ber Scbwanj
braunverlaufenb geringelt; in Spiritus wirb er bunf elblau
unb violett fdjimmernb, nach untenber blaffer. Natürlich
finben nach Älter, ©efchlecht unb Siaterlanb in ber garbe
Nuancen flatt. 35er Ceguan lebt von öaumblättern , JBlü»
tat, asürmern unb 3nfeften. Sonft unfehäblich unb frieb»
(ich, wiit baS Männchen jur 3eit ber $aarung, im grub«
(ing, wütbenb, fobalb eS baS fleincre, farbenfehönere unb
fanftere gBeibdjen angegriffen fiehf. Dann »ertbeibigt eS fich
wol auch gegen Btmftptn unb verbeißt fich babei fb, bafj
man e$ an feinem geinbe tobifcb lagen muff, um biefen ba--
von au befreien. 3m 3ujianbe ber Aufregung glüben feine
Äugen, ber itropf febwillt airf, bic Schuppen ffräuben unb
fein Schwan} ringelt unb fchüttelt ftcb lebhaft. DaS SBeib«
djen legt nach bem @iibe ber Siegenjeit 13— 15 Gier, bie e$
in ben Sanb beS SKeeruferS legt, wobin beSbalb bicfeSbicre
um biefe 3cit auS ben SBälbern jieben. Sie halten fich auf
ber Grbe, bisweilen im SBaffer auf, worin fie aber fchwer
fchwimmen. Sie laufen behenb unb fchwingen fich mit gro«
fjer ©efcbicflicbfcit vermittels beS febr gefchmeibigen Schwan«
jeS auf ben Säumen umher. Sinb fie fatt, fo feljen fie
lieh }ur ÄJerbauung auf einen über baS SBaffer fich ftrrcfcn«
ben Äfl. 3n biefem 3uflanbe werben fie auch am beften
unb jwar mit Schlingen unb Junten gefangen. Denn baS
gleifcb, befonberS beS SBeibcbcnS, foll vortrefflich fehmeefen,
ber©enufj beffelben aber überhaupt nicht gefunb, ja bei Mb
nerifeben 3uflänben fogar lebensgefährlich fein. Obgleich bie
UebenSfraft beS fccguan fo jäh tfl, baß et mehre Sage ohne
Nahrung jubringen fann, fo fann nun ihn bort) (eicht tibrex
inbem man ihm nur }. SB. einen Strohhalm in bie 9toc
flecft. JBiSweilcn finben fich »n ben agieren hejoarährüiic
Waffen.
Cr hm (ber) ifi ein mit fiuarjfanb unb ffifenoefer. sai
wot mit fohlenfaurem Jtalf gemengter Üben, welcher ist
3crfet|ung »erfebiebener ©cflcine entftanben ifl. SRan bebuc
fich beffelben in ber Staufunft, befonbcrS jur 3itgelbreanem
»ur £crfleü"ung ungebrannter 2el;mjiegel ober fogenanEc
Beljmpafcen, au fiebmfcbinbeln, Deelen, JB&ben unb Sorna
ftatt beS ÜJlörtelS alS JBinbemittcl, jur Aufführung res
dauern u. f. w. 3» biefer mannigfaltigen &eo8fcB§
empfiehlt er fich burdj ben Umflanb, bog er in ber Suft.
mehr aber noch wenn er einer fiarfen ijifce auSgefefct wnt
au einer fleinartigen SBfaffe verhärtet. Die Äufführung ta
Webäube auS Eebm, welche inbeß fietS nur eine geringe £
fiigfeit befi^en, empfiehlt fich befonberS burd) bic Beb!
feilbeit beS Materials, bie geuerfcjligfcit unb SBärme ir.
tebmwänbe. 9Kan führt bie Sehmwänbe tbeilS auf freie:
J&anb auS, bie fogenannten Jßellerwänbe, theit* jiriicfa
JBretem, welches beim ^ife* ober Stampfbau geftbirri
3u ben SBellerwänben wirb ber 2ebm in SSajfer ju eine»
biefen JBrci gefnetet, bann mit Stroh Aufammengearherrrt
unb auS biefer 9taffe werben enblid) bie SRaucrn gefenrr
iSeim Stampfbau wirb ber Bebm jwifd>en Sretcrn, wUtt
glcicbfam alS gorm bienen, eingeftampft. Die Cehmftbi»
beln werben im Allgemeinen fo »erfertigt, baf man rütt
Schicht Stroh befeuchtet, ausbreitet, rott brtt Ähnnente
rc^e bagegen ju (elften waren. Ben Urfprung ber gan.en
fcnncbtung finbet man gewann* in ber uralten Sitte ber
SW" .C6lftr' W mit Mcgätuftigen SMnnem
hir friegcrifcbe $rit>atimternebmungen ob« Serben ju »er»
Mar, rotb man erflirt bi« »eitere firntw.'cfelung baburtb,
m WjW* Äimge narb Grobtrung ber rim. fhwinjcn
m ben Stanb gefefct würben, bur* Kferfetftung uon ®runb.
futfen emc groftt S<twr von ©cfreutn für bie gübrung
Xxti 8ebn«wefcn fiimmte
— , als baß eS niebt ben wi
Staats, unb RJotfsleben bitte
tbrtr ge&ben
febr mit ben Seitibeat _ ,
tiglien ginftuf auf baS ganje „
4u§crn foUcn: naeb feinen gormen würben im mttdää
aBe MMA auSgtbtlbet unb oDc €igcntbum«recbte wur=
ben flDmablig in ben «ebnSeerbanb gejogen. ©er freie*
mmm befap, batte mebt* Xngelegenöicbere* ju tbun, ah)
vL?rr^btt??^um *won tintm »4*%n fcbn»berm, ber
^.a*tote*^Ä'A** roirt>« *«aWou- «ines'no* grifkrn Ober
:fit. «cjw«» BW |B ort bie Steife bt* Äcrfjtä einnabm. Surcb bie einfüb*
SjW ™n3 ttr ©rb!:cbftit ber »eneficien (l*n«firium war ber alte
etnriefctung en*eint. Ca e* inbeg bi* auf biefe Stunbe nid)t
nur feine wiffenfcbaftiicbeffitoeutung für baä Stubium be« beuh
feben Staat*, unb BoIf*teben* in prmarred>t(id)er £inficbt, fon*
btrn auefc feinen praftifdjen SBtrtb bebalten bat, fo lann hier
eine furje Darfteäung feiner ^auptbtfttmmungen niebt über,
gangen werben.
Gin freie* digentbum ober KUobium wirb in febn ©er«
w.mbelt bureb »efebnung ober bureb Berjibruna.. Ber
Selebnung liegt gtwibnticb ein »ertrag ju Srunbe, w
möge wetebe* 3emanb (ber ?ebn*berr) fein nu&bare* eigen»
t&ujn gegen ba* 5öerf»rea)en beflimmtrr Seiftungen unb
wttbfetfeitiget Ortue b«m SkfaDen abtritt ober ber fftgen»
tbümer eint* ©runbfrüctS ba* Obereigentbum baran einem
2(nbeni anbietet unb fia) felbft ju feinem SBafatfen maa)t.
3n beiben gäUen nennt man ben feierlidjen 2(ct, burd) »ei»
eben biefe* 8ebn*»erbaltnifj »oQjogen wirb, bie 3n»efritur
ober »elebnung im tngtrn Sinne. 3n einigen einbem,
j. S3. in Sacbfen, fpriebt man bei ieber geriebtlicben Ubeti
tragung eine* erworbenen freien ©runbbefuje* »on ßeleb»
nung unb »erlangt von bem Erwerber, baß er foleben „ju
Sebn nehme". SMeft Übertragung, bureb welche buxebau*
feine tebnäpfliebten übernommen »erben, bat inbeg mit bem
Bebn*recbte niebtä )u febafen. Uber bie gegebene fSeietj.
nung wirb oom Sebn$berm in brr gebnSfanjIet eine
folenne Urfunbe, ber Sebnbrief, au*geftrtigt. Biefer er.t.
b<ilt ba* fi3efenntm$ ber toUjogenen Sclebnung unb jugfeid»
eine Angabe be* Cbject* berfefben unb ber befonber* getrof>
lidutswesea
I/elirgedlcltt
nennt man biejenige, tvetcbe 3emanbem für ben fiaU crt^eitt
roirb, baß ba* Sehn an ben SebnSberm ^urüdffoUen (apert,
offen werben) folle. 9tocb weniger ffiebeutung Im: eine
Erfpcctanj cbtr 'Änwartfchaft, welche in einem bloßen
RJerfprecben be* SchnSbcem, bei einer vorfommenben jufünfti»
gc:; äBelcttnung 3cmanben ;u berücffichtigeu, beliebt. @me wirb
liehe Jöelepnung iii bamit nod) nicht verbunben. Äußer ber 25c.
lebnung fann ein Sehn nur bureb bic Sehn* Verjährung
errichtet werben, diefe fann auf boppeltc SBeife ju Staube
aebradjf werben, entwehre inbein 3emanb in bem guten
felaubcn, XJafall ju fein, ben Wcßbraucb einer allobialen
Sache eine bcftimmt.c 9i c i t> c von labten binbureb,
ungeftört fortgefefct ober bic lebn&bcrrlichen 9ied)te unter bcn>
felben JBebingungcn von 3cmanb an einer allobialen Sache
geübt werben. — durch, bic Sebn&crriditung ift auch aDen
lcr>nfal>igtn defeenbe tue n be* erflen Erwerber*
ba-o 9»ecbt, bereinfi ;r.m Söefitse be* Sehn* ju gelangen,
jugefiebert. diefe* 8icd)t nennt man baä Sebnfolgcrccbt
unb bie £>rbnung, in welcher bie ^Berechtigten jur Succef»
fton gelanaeu, bic Sebnfolgcorbnung. ;uu. abfolut um
fäbig \m Sebnfolge muffen alle diejenigen betrachtet werben,
welche ber "Dlatur ber Sache nach ober burdj bie allgemeinen
JUorfcbriften ber bürgerlichen ©efefce von bem Erwerbe fol-
eher binglicher unb perfönlidier JSefugniffe, wie fie in bem
vafaüitifcbcn Siechte begriffen, auSgcfcbleffcn finb. «Relative
Unfähigteil, b. i. eine folcbc, welche burch bic Buflimmung
be* SebnSberrn unb ber etwa fonft noch bahei SBetheiligten
gehoben werben Um, ift vorbanben bei allen denen,
welche bie nötbigen Eigenfcbaften jur vollftänbigcn Erfüllung
ibrer 2c!)ni>pflid>lcn, namentlich tcr Jtricg*bülfe, nicht bcfüjcn.
daher 1) 2i$eiber, wcUtc nur aui>in\bm*wcif< Sehne erwer=
ben unb mt üchufolge gelangen fönncn. Ein Sehn, bei
welchem bie* ber gall ift, nennt man Vetter», Schleier»
ober .Run feile ben unb um ihnen bann bie 9R an Illeben
entgegen, hei wcldien alle weibliche Nachfolge auch bie burch
Selber befeenbirenten SKänncr (Kognaten) flreng au«ge>
(cbloffen ift. '2) durch forderliche ©cbrcAen be* Jtricg*»
bienfte* Unfähige. 3) ©emütbsfranfe. 4) Söirflich Ebrlofe.
Ii) Unfreie. ö> Surifrifcbe ^erfonen. 7) öjeifllicbe. — 3ut
Sehnfolgefabigfeit gehört tiberbem leibliche Hbffamntung
au* einer tirchlich unb bürgerlich gültigen Ehe. da
ba* Sehnfolgerecht auf ber dcfccnbcnj vom erften Srwer»
hei beruht unb burch ben 2 ob bcO lefcten JBefiber*
nur jur SBirffamfeit gelangt, fo ift audj fiel* bei ber £rb»
nung ber Sehnfolge ber erfte Erwerber ;u berüetfichtigen unb
bie agnatifebe 'Äbjtammung von bemfelben nadjjumcifen, wo»
burch fich bie Erbfolge im Sehen von ber im XUob wcfentlid?
unterfcheibet, inbem bei ber (enteren blo* bie SJerwanbtfcbaft
mit btm Erblaffer berüeffiebtigt wirb, jjm Übrigen fuecebiren
bie Scbnfolgeberccbtigten in jwei (Slaffcn unb ;:v:.v fommeu
junäd^ft bie lehnfahigen defeenbenten beS lebten
S3efitierä, hi$ in6 Unenbiichc, $u gleichen ^heilen, tphu
fichtlich ber Siepräfcntation ber entferntem defeenbenten
gelten biefelbcn Wniubfä^e, wie bei bem (hbreebte in freied
Qigentbum. 3n Ermangelung folgefähiger defeenbenten
fuecebiren bem (ehten SSeft^er feine agnatifchen Seiten»
»erwanbten, infofern fie ihre gefefelicbe 'Abftammung oom
erften _ Cnoerber nachweifen fönnen. — die Sehnfoige ift
^war au fich vpn ber KUobialfueceffion gan; unabhängig;
bech ift brm Sobne be« drblaffere nicht geftattet, ber KUo.
biaferbfolge &u entfagen, wenn er in ba5 Sehn fucc
will. Sonft hat ber tebnänachfolger bie $anblungen fei
neä Süorgängert' nur in fofern ju »ertreten, cli fie fix t;:
&ut felbft binbenb vorgenommen finb. — <5tne SebnSfcbul;
fann entftehen : 1) burch ba$ ©efefe. Stach gemeinem Setb:c
ift ber Sehnfolger verpflichtet, denjenigen, bic wegen förpe:
lieber ober geiftiger 9Rängel von ber Sehnfolge auSgeffhlofib
finb, einen angemeffenen Unterhalt ju geben, »particulo;:.
9ied>te wählen ,ju ben gcfcHicben Sehndfchulben noch bie S*<
gräbnißfoften eine5 Bafallen, ber arm verftirbt, bie TUsmtnu
ber SC6chter bei SSafallcn vor unb einer Üftitgift bei ifcrr.
JSerheirathung, ein Seibgebinge unb ein SBittbum für tu
SBitwcn ber RJafaHen. 2) durch eine nüijliche 5öe
auf bad Sehn, dahin gehören alle VerbefTcruna,™ ce.-
woburch ber SBerth beffelbcn erhöhet worben ift unb
nicht bloS eine Solge deffen finb, waä ber SJafaO auf t«
Erhaltung beä SchnS ju wenben verbunben war, Schttlrr
welche jutn 'Änfauf beS Sehnfi, jur Abtragung von Safli»
unb {»ppothefen gemacht finb, ^roeeßfoften u. f. ro. Sin^
bie Schulben b(o* jum Seftcn gewiffer Sehnfolger gen
fo finb auch nur biefe jur iBejablung berfelben »erbu
hierher gehören bie fogenannten SehnS flamme ober 6a
welche jum jßeften gewiffer Sehnfolger auf baS Sehn
finb. 3) durch bie 3uftimmung bei SehnSherrn unt
Schnfolgebcrechtigtcn. durch eine folehe aUfctticjc 3uftio
mung fann auch baS Sehn verpfänbet, veräußert unb in freici
Eigenthum verwanbelt werben. — 3« ber Äegel wiir
auch baä Sehn feine Eigenfcheift ali folcfjc*, wenn ti tmr
eine vom Kafallen ober Sehnfehenn begangene Je Im:
(SebnSuntreuc, Schnifebler) enhveber allein in bie
be* Sehnst)«™ (consolidntio) ober allein in bie brt f
(npprapriHiiu) fällt. Unter gclonie verficht man jebc
hing, woburch bie Vertrags» ober gcfcfcmäßige Sehr
welche eine bem Sebn8b«m unb fiiafallen gemeinfame
binbltchfeit ifl, verlebt wirb, die 3ahl ber Sebn?'
roelche namentlich ber 83afaQ begehen fann, ift fegr
boch ift man bagegen auch beut ju Sage jur ßerjeiht
felben (SebnSparbon) fcr)r geneigt.
Cdjrcjcöicht ober bibafttfehe* ®ebicht (baä) u
bie dtchtgattung, in ber nicht, wie in ben übrigen Xrtcr. I
<Poen"e, erft nach Äbfehluß ber freien (Scftaltung be« 9m
unb unwiUfiirlirb ftd> irgenb eine Söabrheit für ben
merffamen Sefer ergibt, fonbern wo von vorn fjerf"
fiebtbarer Abftcbt bic darfteUung einer folcben all '
iweef bei ©ebiditfi erfebeint. der Streit, ob biefe 1
^oefie überhaupt jur wahren diebtfunft ju rechne
geht noch fort, denn roeim auch taS Äußere be* "
bidjtS ftcb in poctifeber fform bewegt, fo ift boch b*r
immer mehr ein Erjeugniß ber JReflerion über ir.u::r
allgemeinen 65cbanfen ober ©egenftanb, alfi ber frek
fchwung unb reine Erguß be* ©efüljl* ober ber geftc'
^hantafte. da* Sehrgcbicpt ift immer eine Erftbeirmnj
eher Circralurcpocben, in benen bie $oefte in ihrer tri
EntrvicfcSung ober in ihrer cr|len Xuflöfung begrifft
bejeichnet alfo immer bie erfie, auS ber Scrrnrf
von Sfeligion, fhitofophie unb ^)oe|tc ^u tcr Äe
ber lehtern fich herausfonbernbe Stufe berfelben,
ibre lehten von wahrer $ocfie ftcb tvieoer in* ÖN
verlierenben Schritte. So ift bie morgcnlänbifere
. ms* » w» a «"--riufii tes ©efub»
es War W fW._FF^'
k V t tJ U l! •
CribrigmßcJjaf* ifl baS eigentbümli*t 9te*t«eetl>ätrai&
^jn^^^l^ ji§jn b<n «urop^taaftn mit bem Untergänge ber
et a4 mn h* o Bs»- ;;ttmerberrf*aft unb tm ©ffolge bei Bolfttwanbetuna au».
i:[f<rt.;tariift9^^;pwrt unb na* wtl*em ein «Wenf* a» tbeilweife«
t( isa 8fto}ar*si*^*L;?Ba,,*um ,me8 Änbem bttw^et wirb.
juMa»""'.;'»;:1'. »iintt.qnf, <Ji9<nbe(sHi9e,
r-. fca {•^-«^'"ängne, Stgenarme ifi feinem ßrl» ob« ?eib;
fciiSB *- t**^"10 mif. &"»« *«fim «nb frntr $abe iU geurifTen Dien.
' J «s«ns «"»fl'^rt «"»b barf na* feinem eignen ©illen fi*
'■■^S^*™1? ft«°«I«n »«bing.maen beftimmen unb namentli*
;:UlzX«*.,"»m ur mfofem, «IS auS tiefer SBiUenSbcftimmung feinet 9ffi4t>
h ^:fr*Ä8 8ffl?, £<n ^T" fein ffin,ia9 8W* 3" *cn
^«M*fl--:*-'?*r!f?'B 84nb?n 9fl6fn »«f*icbene ©rnbe ber Seib.
^ umTzTtt «"»gebifcet unb man untttf*eibet berfflben im
■ t>a 1 rS&v'rWi trf,: J1""^' mitt,«t unb a«,inbt- 8tib'
r(,i< tuaaß- » %;*:l|mf*afr beruht H;cil5 auf bet 9>erfon, infofern ieber eon
•*rf-*N^?W ?« (n&ftantn «Wülfer ©eborene bet *eibcigenf*aft felbft
^(telliM15'1 ««« f«f4ttt, fbeiig auf bem »effptbum, inbem 3-;lcr mit
, . ; JW "Befujung, auf n>el*et einmal bie 8eibeigenf*aft n*f,
(("riifJiflJ "J-'fii mi* VbtTmmmt- ®<«f«n fltmäß !ann man au* ge=
r I-yCi*. . ^-t>''Tl1* «»« bopptften Urfprung ber 8tibeigenf*aft na*.
. "a.-a Xtttf -c .«Wn» namli* ten tut* (ftftwitt unb. hen hurrfi «eriM«
gen unb büßt einen an ibm begangenen £obrf*tag »o( nur
mit einer geringen ©etbflrafe. 8«i*trr i|i fletS bie aai 85tr.
trag betvorgegangene £tibciaenf*aft; fie enttfanb ni*t nur
auf bie f*on angebeutete Seife jwif*en Sieget unb 83t>
ftcgttn, fonbem au* unter ben Siegern felbft. Der jperr
übergab feinen Dienern »on bem ibm jugefailenen Saubbefifc
einen ;3 teil unter gewiffen JBebingunqen, wct*e bie Joe«
f*enften im UntertbanenuetbÄtrniffe erhielten. 2Bo bann in
einem XSolfe milbetc £<ibcigenf*aft ftattfanb, wo eS ben
fetten roünf*ew5n>mb wat, auf ibtrn nieitlihifiaen IBefiftun.
gen nü$li*e Untertanen ju gewinnen, babtn ftu*tetcn
jt* rool au* auS anbern bebrangten ©egenben Sintoobnet
unb traten bur* SBcrttag in 8eibeigenf*aft. 3n ben gefefe.
U* georbneten Staaten bat au* bie £eibeigenf*aft mit bet
ätit eine gtfefc(i*c »efliramfbtit erlangt unb in itjnen rwrrbe
bann bit SJerfetjung in bie Seibeigenfcbaft au* ein Straf,
mittel für biSbtr freie fDeenf*cn, n>e(*e ff* bet greibdt un>
roürbig bejeigt bitten. Vu* ber $eimatIofe, np(I*tt fi*
3abt unb Sag in einet ©tgenb t)erumtrieb, üerftet bet8eib--
eigenf*aft na* bem fogenannten ©ilbfang8re*te. 3e mebr
bie btm *rifl!i*en @<ifte angemeffene 3bte bet ü»enf*en=
wütbe unb bei ©lei*heit ber S»enf*en vor bem fflefefc toeti
*eä »uäfprii*e bet in einem Solfe ^errf*enben Btrnunft,
ni*t abtt ©afeunaen ber iöiUfur entbalten foU, »ntrten.
ewann, bejfo meitt mu^tt man einfeben, bafj bie Seib-
' ein unroürbige« SBetbafrniß fei. Der Äufbebunii
eigenfe
^fr{rl(1fn tfiMm nur hif etn^nnitriflNn WefiMerhältnifTe er.
Lefbgedinge
Jfreilajfimg ber Seibtignen fo ju bewirf en, baß t^re biSbe«
tigert Herren eine einigermaßen billige Crttfcfcäfcigung crbicls
ten, ift bie fcbwierige Aufgabe bet neuem ©efc(jgebungen
gewefen unb biefelbe iff fo weit gebieten, baß wenigften« in
ben beutfcben Staaten ba« (irenge 8tibeigenfcbaftSoerbältniß
überall al« aufgehoben ober bodi in ber Aufhebung begriffen
betrachtet »»erben muß. grüber fd?cn rpurbe bie Seibeigen*
fdjaft unter gemi|fen JBebingungen aufgehoben, foburcbSÖer«
jäbrung von 30 3af?ren (fit tonnte aber au* burd) eint
!|leid> lange SSerjäbrung recbtSfräftig werben), burch tid>ter»
übe Gntfctjcibung, wenn fidj ein Seibberr grobe ©croalttbä«
tigfeiten gegen feine Ceibeigenen hatte ju Scbulben fommen
laffen. Schon »dbrenb ber Äreu^üge »»urbt burch Staat
unb Air che ieber Seibeigene für frei ertlärt, welcher einen
Äreujjug mitmachte.
CfibgcDincif , 8 eibgut ober 8eibjuä)t heißt man im
Allgemeinen jebe« Berbaltniß ober jetc 9tu$nießutrg, S?ente
unb bg(., beffen äöe|kb«ii burd; bie SebenSbauer eine« SDttn«
feten bebingt ift; »orjugSroeife jebod; ba« SBittbum, b. b.
ba« öfeebt, welche« nach altem £erfommen einer SBitwe
jufommt unb nach welchem fit nad» bem Xobe il;re« ©afs
ten auä ben Sebngütern beffetben eine jäbrlicbe JRente beliebt,
bie gewöhnlich fo groß wie ber vierfache {Betrag ber 3mfett
ber von ihr eingebrachten ©citgift ift. 3m 3- 1829 ift biefe»
Seibgebing im Äönigreicb Sacbfen aufgehoben worben. Sticht
feiten erhalt auch bte SBitwe ein ©runbftücf als Stibgebingr,
b. h. fie ift 3eit it>re5 Sehen« Sefujerin beffelben, ohne es
jebod; »eräußern ju bürfen.
Ifihttit) (©ottfr. 2Bilh., greiberr »on), war einer ber
rielfeitigft gebilbetfien unb um bre görberung ber 2Biffenfcbaf»
ten, ja ber ganjen menfcr>[tcben JBilbung »erbienteften Wt&M*
ner. jDerfelbe war ber Sohn eine« ^>rofeffor§ $u Seipjig
unb würbe hier am 3. 3ul. 1646 geboren, (5r ftubirte ju
8eipjig unb 3ena bie Ked;t«wiffenfd;aften, ^bitofephie unb
SRatbemarif unb batte fdjon mehre ^Droben großer ©elcbr>
famteit abgelegt, al« man ihm in 8eipjig bie 2)oetorwürbe
petfagte, weil er — nod) feinen JBart hotte. &r würbe
nun }U Hltborf Doctor unb hielt fich bann in Dürnberg
auf, wo er tbätige« URitglieb einer aldjemiftifthen ©efellfcbaft
würbe, boct) nach einiger 3eit austrat, nachbem er 2fue>fTcbt
auf eine XnfleQung in mainjifeben 3>ienfien erhalten hatte,
(fr ging nun nad) granffurt am 2Rain unb »on ba nach
Sttainj öl* furfurftlicher JRath. unb fBcifiber ber Suftijfanj»
lei. Sehr gern »erließ er 1672 bie« für feinen regen Weift
unerfreuliche Zxnt unb begleitete ben Sohn feine© ©önner«,
bei furfürffL mainj. fZFcimfter« »on jßoineburg, nach $arid.
3m folgenben 3«hre, nad) bem SEobe be5 SRiniftcrS, begab
fich 8. nach@ngtanb unb trat hier, »cm 9>ari§ au« auf ba«
vortheilhoftefte empfohlen, mit ben auggejeiebnetfien ©elebr»
ten in SJerbinbung. Gt bot »on Gngtanb au« bem #er$og
»on JBraunfcbwetg « Lüneburg feine Dienjte an unb erhielt
von bemfelben eine 9tatb«fteu"e, eine $enfton unb fogar bie
Grlaubniß, fich noch länger ju feiner wiffenfehaftlichen 2fu§:
bilbung im ituftlanbe aufjuholten. dt ging nun wieber auf
15 STOonate nach 9>arie> unb »on hier über (^nctlanb unb
4>oHanb nach ^>ano»er, wo er 1676 anfam. Seine nädpfte
'Aufgabe war bte (Einrichtung ber fiSibliotbct, unb bann ehrte
man ihn mit bem Huftrage, bte ©efebiebte be« $aufe«
S5raun((bweig ju fcbjreiben, ernannte ibit in ber golge aud)
jum geheimen 3ufti}ratb unb .^iftoriographen. 3m Sntea"
biefer ©efdjichte »»ar 8. 1687 nach 2Bicn unb bann wc
Italien gereift. 2)er ^urfürfl »on 23ranbenburg, nacbm;';.
ger Äönig »on Greußen, griebrid) I., hotte fid) bei Cnii
tu na ber berliner Hfabemie ber SSiffenfchaften feine« S::
bebient unb ernannte ihn im 3- 1700 jum ^räjibenten ba
felbcn. 3n ber golge ernannte ihn ber Äaifer jum Cat::
unb 9ieid)Sl)ofrath unb ertheilte ihm eine ^ciifion »onl'O-
©ulben. 2(uch ber ruff. ilar |)eter I. gab ihm einen Sabt
gehalt »on 1000 Kübeln unb ben Xitel eined ©ebeinr
nachbem fich 8. mit ihm 1711 über bie Ci»ilifation
JKcicbeS berat ben hatte. 8. enbete fein unamüblie^ fb^gri
unb tiMtenreidje* Sehen am 14. 9Jo». 1716 ju ^>ancrr
wo er an ber (Jgplanabe am Cnbe be« grercirplabeo h
ben liegt. Seine ©rabflätte jiert ein einfache* SKonur.
in ©eftalt eine* Tempel«, welche* nur bie 3nfcbrift :
Lribniuü" (©ebeinc Seibni^'ö) trdgt. 8. war nie W
thet, er arbeitete mit unermüblicher Srjatigfcit, fobaß a
gar öfter fich nicht bie 3eit nahm, baS Saget ju fud
fonbern auf feinem 2(rbeit§feffel fchlummerte; feint ©eftc
jüge waren angenehm, feine ©eftalt bager unb gebüdt
erfreute fid) einer feilen ©cfunbbeit unb würbe nur
nen legten Sebenäjahren burd) Änfäde »on ^obagra
gefudn. — Die größten SBerbienfte hat (ich 8. um tie S
matif erwerben burch feint erftnbung ber Üifferei:t
nung. Später würbe bieft großt Gntbecfung »on tc
lifdjen ©elehrten für 9t er» ton (f. b.) in Änfpru* gen.
men unb ein für 8. felbft febr ärgerlicher Streit bejtr:.
geführt. Qi i\1 inbeß aufgemacht, baß 8. juerft tie Z
rtntialrechnung »eröffentlicht h^t, unb febr wahrfu
baß erft burch Äußerungen »on ihm 9tei»ton jur 1: -
bmtg berfetben veranlaßt würbe. Sticht minbtr greß j
8.'* SBerbienfte um tie ^hilofophie. Qt ging »on t.
wugung au«, baß bit SBabrbeit bem SNtnfcbcn andern
fein muffe, erfannte aber al$ 2Babrbeit nur 2)a6iauflt &
waS ftd) »or bem reinen SJetflanbe rechtfertigt unb M
über ben Scbein, welcher ber finnlichen 2lnfa>auung
hört, erhebt. 2>er Süerfianb ©otteS war ihm bit bbä>
li-Mc Quelle aller notbreenbigen unb eisigen
2>er ©runb aUe5 SBirflicben, ba« al« eine ÜJtenge
mengefc(}ter Subffanjen erfcheint, finb nach 8. bie
hin einfachen unb nur für ben JBcrftanb begreiflichen '
gen, welche er SWonaben nannte, unb auf bertn
JBeftimmung feine ^M^ilofopbte, baher gjconabologi«
nannt, ausging. 3n ben SSonaben wirb bie Warnt
Äörperlicbfeit) »ergeiftet, unb bemgemäß fönnen fie ~
ßtre Cigenfdjaft, fonbern nur bie einjijie innere &
bie 5BorftelIung, befi^cn, unb au« ber ©anmebfaü;
SBell ift ju fchließen, baß bie SMonabcn fiBortlellur
nach einer fortwäbrenben SJeranbcrung ftreben. St^
unb 8eiben unterfebeiben fich beutlicbe unb tenr;'
SJorfteUung. ZÜt Neonaten führte 8. auf Bett als c.
qucU, bie UJtonabe ber SWonaben, jurücf. Gin btrüb
©erf 8.'S ifl feine „Sbeobicee", in welcher er
baß jwar bem göttlichen SJcrftanbe eine UoeoNI
SBelten möglich gemefen fei, baß er aber jur £i
feiner felb|t in biefer 2Be!t fid> entfchloffen habt, weil
hefte aller möglichen SBelten fei. Daher ift jebe* 2
auch ba« SBefte, nämlich in bem ganjen Bufammc.i
Seit unb obfehon ti aI5 GinjelneS betrachtet unrp
, 3<btm frri, fein ©rib auf btefe SBtife anmltgen unb ftcb
. bahrt* für feine ScbtnSbau« ein bc-berto- jährliches (Jinfommtn
; 1 k"'-c n± S» ficferm. Äu* für btitte «Perfonen form eine «Rente gtfauft
'•<" JU' ,ciairS Iii: -»trttn- «ettiufer »on «Renten «nmn «tfrioatoerfontn unb
: „«tura* >--^,mm«ftm fein. ©tbr baufig bot au* ber «Staat felbft
(rtiuttW*"«"^. .. begleichen Xnftalrtn errietet, um fich in btträngten 3eiten
■c ;t(W W***8-' " .8tlb ju »trfcbaffra ober üb«haur>t feinen Srtbft ju einer
.,, f . _ affK.^V tmtra3[ic*en Unttrntbmung ju benufcen. »et btm K»
ctc^ '»Vl'Jtaft einer «Rente ift »or allen Dingen batauf ju fcben, baß
.. >*m»r*^:^-fcr Seif auf« au* bie gtbörige ©fcberbeit bietet. ®obann
— &utflfl % S'.»"1 t:»fb man ft* an bit «JJerfon ob« baSjenigt Sfnflitut wtn»
, fei 0*
mt^'-iV1*! Atlä)e8 bie fjünfiigficn äöebingungen
- * ,i*ße JK.nte »ablt. St $rbe bleiben '
Äeget nicht blo« nach btm 2tlt« bet "
baSjenigt Xfm •»
yteut uno wt
uftre, lonwrn
5 nä kb***1 r-wbbftrtjnfembt (W wirb eine «Babrfcbeinlicbfeit3b«e*nung
Cr'^Ktf K^,^*1 bit ®mn 8,btn9 «|Ä Sfi Mt «fif»
: P!i t«»^ 5:«"- »«l*« »ol i«na» angeboten würbe, war bie franj.
:...'-H4 •tS' ( i.
•:" :<n ^wKcttf*- Ja!?r(n Lnb J^'* bi* *um Pljn 4c&n 3<>brtn ß(B<n
■ ■ i/W* 1 bis 20 a*f' K< 40 3abte neun, bi* 50 Sab"
t?t« ^ ff »iic W* «0?abre wMf unb von fiO 3abren an 15 unb mebt
,fc*8s*-w» 3. 1758, wdcbt nur fe*3 GCaffen tntbitlt
,8ft* « erficn ölaffe, eon 1 — 50 Satjren jrijn $mtnt
stttjbnli*« bertcbntt man bie Ceibtente eon jtbn ju jefjn
ic na* ber ScibcSbtfcbaffenbtit be« JRentenfäufcrJ.
Crirtstrr ({Robert £ übten, ©raf eon), ber berühmte
tn ben btireffenben Äbcilen ftcb anhäuft. Sffienn ber Seiet),
born ausgefeilten, unb ber iDrucI, welch« ifjn btroorr
rief, aufgehoben wirb, fo erfolgt bätb. e6Uige Reifung. Äcin
onber« 9»ittet fann ober ein oitligeS »crfcljroinben be« 8eto)»
bom« btmirfen. SSan b.at eint «rege ÄmabI oon Mitteln,
um bit .pü&ittraugm tertjuit^aften, |ie fommen lebocb untner
»ieber, wenn btr ©ruef fortbauett Da« tinfa4>fte i(l tin
^111 i ^ A LJ t ■i L1 •.• LI n D Tl'i u*1 h i n .1 1?0! Ji ii " t n'i n t\ c f n
CrifljrnljQUßtr finb bie .Säufer ob« ©emätb«, roelo)e
i gegenwärtig febon in rne^rtn grogern ©täbttn Deutf(tj>
lanM tingtfütjrt bat, ju btm 3»«f«, in ihnen bit Stieben
folt&tr «erftorbentn aufjufteUen unb ju beobachten, »on bt»
rtn roirfliebtm Dahinfcbtiben man notb ftine entfthiebene &u
roigljeit hat. ®it foUen btm ©chrtcflicbflen , roelcfatä bem
SRenfcben begegnen fann, ber ©tfabr lebenbig begraben ju
»erbtn, uorbtugen. Dit »bbilbung jtigt bie emriebtung
ber geicbenballe ju «tipiig. Bit Aauptfacbt ift t« Äpj>a<
rat, »riebet mit ber Seicbt in föerbinbung gcfeljt wirb, ba.
mit ber SBArttt eon btr Rtinfttn JBewegung, wtlcbt an btn
ätben ober Ringern ber oermeintlichtn Sticht eorfommt, in
Äenntnifj gtftftt wirb. JHtftr Apparat btßeljt in tintm ^e»
btl, wtldjtr auf tin« eon ber 35«ft hw^cftitbenben ©taugt
ruht unb fo ringtriebttt ift, bajj ti bureb bie geringfit Sc
wtgung avi bem ©IticbgtwiAtt gtbraebt wirb. T tr «in«
Vinn gtbt bur* tint ibffrtung in b« SBanb in bai 3imm«
btj SBachter« unb ficht hin mit cinttn 23<cJer in Serbin
buna. retl*« fieb foalti* in Sb.Uicif<it f<fst, wenn' b« At<
Leidenschaft
722
liCier
fpannen, laufen tiefe Schnuren (beren hier nur vier gedieh: Im angezogen; fie f6nnen hierauf mittete Schranke« A p
net ftnb; bureb göcber unb werben von Keinen ©egengewieb» gleich befeftigt »erben.
IW!111!!!!!!]!!!
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■ ■ 1 \' 'i
lli
Cfibniöflinfl nennt man eine nicht fchncH vorübergehen»
bc, fonbem anbaltenbe Aufregung cc.< ©emütbS, burch welche
ber SRenfcb bcS freien ©ebrauebä feiner geiftigen Ärdfte be»
rjubt wirb. Ju @runbe liegt jeber öei&cnfdjaft eine 9?ei»
gung, welcher fich ber SÄenfcb mit Äufgebung jebe* anbem
3nterefTe3 hingibt, unb wenn ihm biefcS Eingeben jur ®e=
ivobnbeil geworben ift, fo bat er bamit bie Äraft eingebüßt,
.öerr feiner geibenfehaft $u fein, unb er mufj biefer gebor:
cgeti, fclbft wenn ihm au» ber (jrfabrung tlar wirb, bafj er
baburcr) fich unb ante« unglucflicb macht, .bictau? ift ber
Warne geibenfehaft entftanben, benn bie Äbatigfeit eine* in
einer Ccibenfc^aft befangenen SJlenfchen ift nicht eine aufie»
rung feineö freien SBillen«, fonbem ber leibenfc&aftlicbe SWenfcb
hantelt nur al3 .Knecht, a($ SBerfjeug, verbalt fich alfo in
SSabrbeit Ieibenb. 9?icbt8beftowcniger ift ber SERenfä) wegen
jeher von ihm in ber geibenfebaft begangenen $anblung WC
antwortlicb; benn, fchon inbem fich berfelhe ber geibenfehaft
hingibt, verlebt er feine ihm al* freiem Sßefen jufommcnbe
2öurbe, er funbigt. ©ehr häufig wirb geibenfehaft mit Sie:
geifierung (f.b.)verwedbfelt, unb man fpriebt in tiefem Sinne
»nn eblen geibenfebaften, worunter man jene Aufregung ter
geiftigen Ärifte verficht, welche ju Erreichung eincS erba.-
benen 3wecfe3 n6tt>t<j ift, ben ber gemeine HJcnfcb nicht ju
JA,.::
begreifen, noch weniger *u erreichen vermag. lud) mit 1
fett (f. b.) pflegt geibenfebaft vcrwecbjelf ju werbet, >*W
ber Effect nur vorübergebenb, bie geibenfebaft anba-1'
Cricr (grieeb. unb lat. 8 pro) war ein Saitem
hei ten ©riechen unb Körnern, baä auS einem ein--
oter verwerten gufjgefreHe heftanb, von welchem auS >~
gegenüberftebenbe, nach SBelieben gebogene #6rnrr c
bie juoberft ein Stab verbanb. Bon biefem au* nai •
gufjgcftelle nun waren bie Saiten gebogen , beren Änjai
juboebfi auf neun belief. I>ie Saiten würben juerji m
Stäbchen, $Ieftrum genannt, fpäfer bureb gingerfir-
£6nen gebracht. — £>ie beutfehe oba Cnucrni«:
ein je&t veraltete« 3nftrument, tafi auf her einen :
gorm eine« viereefigen Jtaflen«, auf ber anbern bie
tern SbeilS einer Weige bat. Hn bem Äaften ift ein;
tur von 10—12 Sailen angebracht, bureb beren Tri. :
von ben vier innerhalb befmblicben Carmfaitcn ;\r
tatitreh b6bere ober tiefere JE6ne hervorgebracht w***!
2)aS Äonen ter Saiten aber wirb erjeugt bureb
hcrübrenbcS, mit öolouhonium befrricbtnrt
burch eine Aurhel von oufien in ©ewegung feft. X
bern beiben Saiten, im (Jinflonge geftimmt, biltrn brni
• — £n 8eierfaften, auch 8eier = , 3"rag= c-t"
fjcierscbwanz *23
liCim
>rgel genannt, ein noch jefct übliches mufifiüifcbcä 3nfrru«
nent, ifr eine in einem .Staffen befinbliebc SDrgel , welche ftatt
iura) eineSEaffatur, bur4> eine mit Stiften eerfebenc SSalje,
>urcb bie bie pfeifen geöffnet werten, jum Sönen gebracht
oirb, intern ein fijtafcbaig, burdj biefelbe Äuibel, eoeljbe
)ie SQaljc umbrebt, in ^Bewegung gefefct, bie Shift einbläft.
Ceifrefl)wan3 ober fiora |>cigt ein jum 4>übn«5 ober
(na# Änbern) jum ©perling&gefcbleebt geböriaer SSogel, iß
febroarj, naeft um bie 'Äugen, um bie KafenlWjer befiebert,
bot gefonberte 3<ben unb einen an ber SBurjel breieefig oer«
längerten, etwas ftufammengebrücften Schnabel, ber gegen
bie @»i(je auögefcbweift ift. £er Sfdjwanj, jroeimal fo
lang aß ber ganje Jttrpcr, beliebt beim SRänncben au5 16
p omeranjenfarbigen , braun: unb rotbgeftreiften gebern, uon
benen bie beiben feitlia) iufjerften [ehr breit
ftnb, bie nad) innen aber immer fcbmäier
werben, unb bie alle ein vom Seibe auSge«
hcnbee> rnnifdiei S bilben, WOtton ter Käme.
3m Effect pflegt tr>n ba8 SEbier in bie #6be
ju rieten unb babureb beffen 9>rad>t ju ent>
falten, gleia) bem $fau. 2>aS 2Beibcben bat
beren nur jw6lf. 2)er JJeierfcbwanj finbet fieb
in ben fteinigen (Segenben KeuboUanb s.
Cfiljbanh, SeibbauS ober Sombarb
bejeiebnet eine öffentliche Hnftalt, in ber gegen
binreia)enbe6 $fanb unb mäßige 3infen ®etb>
fummen auögelieben werben , bamit bie Ermen
unb Jöcbtirfttgen nicht nöttjig baben, fid; um
ein 25arlebn an SBucbcrer ju »enben. %iit
tai Tfanb erhält ber Entleiher einen Schein,
gegen weteben ihm ba§ eingefefete 9>fanb ju*
rücfgcgeben wirb, wenn er ju.qleicb bie ge«
liebene (Summe unb bie Btnfcn entrichtet.
Zuf biefem (Scheine ijt aua) ber Sag ange=
8 eben, an welchem baS $fanb oerfallt. Sßirb
is }u biefem baS $fanb nicht eingelcft, fo
wirb baffelbe nad) »orbergegangener iffentli«
4>cr äBefanntmadjung verfieigert unb ber QnU
leihet fann nun noch ben überfebufj, web
eher von bem grftebung&gelbe nacb. tfbjua,
aller Jtofien oerbleibt, in ßm»fang nehmen,
wenn er im Saufe beS näcbften Sahjreä ftdj
melbet. Sbut er bieä niebt, fo wirb jener
überfebug an bie Hrmcnanftalten be8 Erts
abgeliefert. I)ie erflcn Seibbäufer errichteten
3 uten, um 5Bucber ju treiben. SDiefelben
waren 1394 auö granfreitb »ertrieben wor«
ben unb fcbltcben [ich unter bem Kamen von
Sombarben wieber ein. 2>ie von ihnen errich-
teten üeibbaufer erhielten baber ben Kamen
SombarbS, w eich er nachher auf alle llcibbäu=
fer uberging. JDaS erfte wahre ?tibböu§ grüru
bete 14«4 ber ÜRtrtortt IBarnabaS 3nteramnen»
fB ju Perugia im Äirebenftaate, unb 1498
würbe in Deutfcblanb baS erfte JreibbauS ju
Ktirnberg unter bem Kamen 2Bedbfelbanf ge«
grünbet.
leim ift bieienige au« terfd?iebenen tbje>
rifchen ©ubfianjtn oerfertigte, bi§ jiur SErocfniß
cingebiefte ®aDerte, weldje als cinS ber vor>
juglicbfien jttebmaterialt bient. 25ie Stoffe,
worauf er gewonnen wirb, finb thierifd)e 2Tb*
gange: Xbfcpabfet ber Beifgcrbanfa , JDbet;
baut ber Otbfenbäute, glecbfen, Scbwanj.
ftiicfe, Süße u. f. w. com dtinboieb, 6tb>
91 *
reim 924
Leinwand
not btr $Pftrbt, 3)trgamenrabfcbnifcel , abgetragene ^>anb>
febube, aHe HbfäDfe in ben gofigerbereien, JBratgriven vom
Ähranfieben, jtnoeben unb gifebfebuppen. Diefe ©ub|lan=
jen werben in jtalfmilcf) eingeweicht unb bann getroefnet,
Damit ffe nicht faulen, unb fb vtrfcbicft. Die 3u bereit im 3
beS 2eimS oefchiefjt, inbem man jene ©ubftanjen noch ein-
mal in Jtalrmilcb einweicht, bann in SBaffer, bann fte roafebt
unb auf einem gepufferten gußboben ausbreitet unb tag«
lief? mebrmal wenbet. hierauf tbut man fte in nicht tieft,
breite Äeffel mit eingelegtem fatfebm, mit S6cbern verfe-be--
:ien gußboben, ber brei 3oQ weit von bem wirtlichen ab»
fieht, ober belegt au* wol biefen mit «streb, füllt ben Jtef*
fei bis ju % f"ntr fyfyt mit g'uß» ottx Slegenwaffer unb
fdjüttet it>n bann mit ben Materialien voll. Diefe verfebwitu
?cnt beim Sieben unb Umrübren, wogegen bie gluffigfeit
zunimmt unb TLUti entlieh ganj meiere klaffe wirb. 3tun
wirb bie Seimbritbe fo lange geforfjt, bis eine $robe an ber
i'uft fcbntÜ gallertartig crflarrt. 5Ran verminbert nun baS
Jeuer, laßt bie SBrübe ftcb abflären, fct>öpft fte in einen mit
©trof> belegten, auf ein gaf; gcficUten Aorb, unb läßt barin
baS Durchgefeilte ftd> abfegen. Der Kücffranb im .Rcffel
wirb auf§ neue, oft auch jum triften 2)lal auf vertier ange»
aebene SBetfe bebanbelt, wobureb man geringere (Sorten
«im erhält. Die Seimaufl6fung Jäft man nun burer; ein
Sieb in bie gormtn, oiereefigt beljerne haften, in benen fte
binnen 12 — 18 ©tunbtn, über 91acbt, trflarrt, l&ft ben
Seim mit angefeuchteten Sßeffern von benSBinben unb vom
©oben ab, febrt bie Waffe auf einem befeuchteten SEifcb um,
ftbncibet baS Stücf ©allere in große unb bann immer
Heinere Safe (n unb ©ebeiben, unb fett tiefe auf SRefeen
von SBinbfaten auf luftigen £rocfenboben ber Senne unb
ber Suft auS. Die geetgnetfte 3abrc8jeit bierm i(l ber
grübling unb ber fterbft. Den b&cb|ien ®rab ber Zxoi*
ntß erbalt entlieh ber Seim in hcijhuen SErocfenfammcrn
unb ben ©lanj bureb Gintaueben ber £afeln in bcißcS 2Öaf=
fer, worauf man iljn mit genefeter Söürfre übcrbürjtet unb
auf ber #otbe voUenbS trotten werten läßt. Seim f(an»
brifeben Seim werben bie Materialien cor bem Sieben län.
ger eingeweicht, bie 33rübe (aßt man weniger verbunden, ba»
mit fte ffch weniger färbe, unb bie ©alterte wirb in bünnere
Xafeln »erfebnitten. Der ^ergamentleim, auS Verg.v-
mcntabfällen, .|>anbfcbuben u. f. w. wirb nur furje Bett mit
einer noch einmal fo großen 5Renge SBaffer gefotbt unb nicht
fietrocfnet, fonbern ffufftg jmn ffiergolben ober ju ben 8Baf=
erfarben verbraucht. Der gewöhnliche Seim wirb nach feinem
SBcrbraucbe SEtfcblerleim, ober nacb bem 2fnfebcn ij>orn*
leim genannt. (fnglifcbet ober ftarfer Seim heißt ber
auS .Knorpeln, Kippen, g! offen unb Rauten großer gifebe
bereitete. Unter gif &> leim verffebt man bie Käufern
blafe (f. Raufen). fBalfifcbleim fleht an ©ttte bem
SEifcblerleim nacb. ÜRunbleim beißt bie mit @ummi unb
3ucTer verfette #aufenblafe ; Sc ber-. unb Jpanbfcbub'
leim wirb nach bem Material, woraus er bereitet Wirb, fo
genannt. SBom Sifcblerleim gibt eS feine, mittelfeine,
mittlere unb orbinatre ©orten; er muß bell, balbburcbficb«
tig, jätjr, elaffifcb, auf bem JBrucbe a'ätnent fein, in faltem
•Baffer auffcbweHen unb gefönt eine möglicbfi betraebtlicbc
iÄenge ®aUert geben, ©roße wimfiebereien beftnben ftcb
in Deutfcblanb in JWln am «bein, Müblbauftn, Stttrfe=
bürg, Dürnberg, «ugSburg, ITtörblingen'u. f. w Cftrcicb
erzeugt unb fütjrt viel Seim nacb Italien aui. Crngi.v
fabrijirt ben beften, unb ber flanbrifcbc unb fran». reitr
bcfonbcrS in ben Sucbfabrifen gefuebt.
Cnnpfaöc nennt man bie 9Bege, weicht längs ben Same
fcbtffbarer ©tr6me angelegt werben, um ben 3ugtbieren obtt
ben Menfcben ju bienen, welche bie an Seinen befefüstcji
©ebiffe ftromaufroärtS jjebtn. Cngtanb b<Jt bie auSgejeich
n etilen Scinufabc; in Deutfchtanb jeiebntn ftcb nur bie an
Steine auS.
Cftnwanö, Seinen, Sinnen, nennt man trn fkwdx
vonglachS obcrAar'jarn (f. glaohS, ^)anf unb ®arn)
bei bem ftcb bie gäben rechtwinflig turebfrtttjen. Der %i
ben, welcher ber Sänge nach 8«W, beißt Jtette, ffierft ctr
2fufjug, ber ber öreite nach ©chuß, Cinfcbuß, ©nfcbU
ober Eintrag. Die gefoperte Stirrwanb beißt, je na6 ba
©tärfe brS äöverS, Drillich ober 3»iflith; Dam;-":
aber, wenn funftlicbc üHufter eingewebt ftnb. A>anf;:-
wanb ift fefler, läßt fich aber fcrfivcrer unb nicht fo wrü
bleichen als glacbSteinwanb. Die feinfie Stmwanb b#
ffiattifi. 9?ob nennt man fte, wie fie, noch ungtblrid*
vom SSebfrfiui)ie tommt unb noch mit ber SBebtrfcblicbte it
l;aftet ift. Xußerbem gibt eS noch 2Serg = , Sarf. l.
9)acf(einwanb unb als bie gr6bfle Zxt baS ©egtltoo).
welches aber nicht, wie jene, auS gefponnenem SBerge, fe-
btm auS gliidvi; ober^anfgarn gewebt wirb, ffietßga:
nige Seinwanb beißt bie auS juvor fchon gebleichto
®arne gtwtbtt; fte ifl haltbarer als bie im ©tief gebleut:;
Salbttinwanb, bei ber bie SScrft von Stintn* unb ta
ihuß von SaumwoQenganr ifl; gemengte Seinwant
bei ber ber ©chuß auS £anf* unb bie SSerft auS (tag
parn befielt, ober umgefebrt. ^»auSlcinwanb. h#
alles Seinenjeug, welches ©tabt> ober Sanbbewohna ob-
felbfigcfponnenem ®arne ju eignem Verbrauche um
weben laffen: Aaufleinwanb bagegen feicbe, n-e
fabrifmäßig für ben Scrfauf gefertigt wirb. Dit SBerft wtr*.
in Sange geteilt, bertn jeber 40—48 gaben enthalt ; ^
mt\)t ®änge auf biefelbe ©reite fommen, befto ftiutt mc»
baS ©am unb folglich bie Seinwanb fein. DreSbentr iä
wewb enthalt 3. 8. oft auf jwei eilen JBrtite 70—80 ®än;c
febr grobe Stmwanb bagegen auf biefelbe SJrtitt nur I
©ange. Die XuS^blung ber gaben gefebiebt oermitrelS tcaJ
tat uv eignen JBergr6ßtrungSg(afeS ; man vergleicht bie 9t
fammtbreite btS abgezahlten ®angeS mit ber Srcht tei
ganjen ©tücfeS, um bit Änjar)l ber ®ange, hie auf &4-
fclbe fommen, ju finben. ßermbge bieftS XierfabrenS fent
man auch einen SSeber, btm man eine Xruabl ©tücfe ort:
© ttähne \um 2öeben übergeben t>ot, controUrtn, ob er ni*»
baoon untcrfchlagen babt. 9lur muß man habet berieffui»
tigen, baß ber 2öerftfat>cn , weil et tuebt wie ber bei
fchlagS gtfpannt fein form, fonbtm lofet um jene» berre*
geht, alfo eint .Krümmung macht, verbaltnißmaßtg r."
Sängt trfobtrt geint Stmwanb vertiert auf 100 Q
5 — 9 (Sien; mittelfeine »w6lf unb arobt blo* reichlich
Buch futb von ieber ©titt ober Setfre bie dußerjJe:
Äufjugöfdben boppelt ju reebnen. Die ®üte ber im-.
hängt von ihrer geinbeit, ©Itichhnt beä gabenS, Dict
feit unb ^»altbarfeit ab; baß ber gaben runb ifl, unb c
ju flarf gemangelt, b. b. breitgebriieft, wobureb mar !
©chein ber Dia)tigfeit erjwingt; baß jum CJtnfcblag
r tonn it jes«t=-8Jnt«n ober .Klopfen einen feinen, listen ©taub fallen lagt.
:•;:!( rri tnüii Sind) feebSftünblgeS Äocfcen ober 8—10 5£jge lanae« 8ie»
r sraa **= =7! U«"1^« fc« fceinwanb in einet gerbftoffia.en gluffiflfcit,
g* V «At, H W te *> & *»« XbFoctiuna con ©cbenrinbe, foH fie febr an $alu
•■a aL* &ü4*fe* - " wnfeit gewinnen; nur barf fie beim Soeben niebt bie SBinbe
vtit SM we»* s' ÄeffetS berühren unb beim krochen niebt Regen unb
l'«t^l(lÄ£2vBMJ ausgefegt werbet — ©ie 8einwanbfabrifation
• ', j jneta 6 im mittlem Curopa fet)r ausgebreitet; SDeutfchlanb na.
. Ji/ia-iat o» 13 p*i:M«n«t4> bat f*o» feit langer 3«t eine bebeutenbe ÄuSfubr,
" "1,1 «tf «ts.srssbefonbetS nact) ©üteuropa unb Timerifa — febon früber über
;m m 8"*w- ^ $ r-£je rnetfle fceinwanb wirb in 83obmen, «TOäbun, ©cbleften,
: il ü!I i, i''^1"®*'4''"' ßf»«Iaufi(5/ 6anot>er, im gulbaifdjen, in ©cbwa»
---hk Jf«"' * LrshSf-^' ©äbt" u. f. w. wrfertigt. £ie ©djweij, 4>Hanb unb
•^"•''''J'IlJLvni ** bliebe gronfreieb probuciren oiel, tjnglanb bagegen
jiniwWJJf^i^sSftniaer al* ©cboftlanb unb Srlanb. JRuglanb f&brt viel
tri ret Kt 6*5 * ^ \p m geringem geinforten aus. Spanien muß faft ganj fei»
..ts heWt, ** p "tot SWnenbttarf auS Dtutfdplanb unb 3rlanb jieben, unb
... jfJmerifa gebtot ju ben widjtigffen 2fi>fafcfana(en für ben
ubbarT
bie ajauptflabt beS leipiiger JtreifeS im Äinig»
at, iß eine ebenfo fet)r biftorifcb als bureb ibren
-. Ajjue af ^ c «*8«breitelen £>anbel wirbtige ©tabt. 3« &nber fßmo
''■\^\at'^y,'Zf'^ '* f" *OT* We »efebaffenbeit ibrer «age begünff.gf.
: « rikili iM*?T«<*it 0*8* m "»« »wtten, nur burdj wenige fanftanfa>wel>
:*u ^»-i««: t"?"5." »be unbebeutenbe flöget unb einige fleine glüfje unter»
'■"^.»uduncn Pbtnt. auf me.lAer (i* ttieaerifdit Dsctdtientn
gel bc* febweb. ^eei« geftellt. Um awittag begannen bie
ben ®efd>üfce itjr oerbeerenbe« ©piel, wclcbe« bei Äaifet
lieben »erberblicber war, al« ben ©tbweben, weil biefe in
bünnern {Reiben al8 iene flanben. ÜSit Wewalt warf (i*
nun ber redste glügel ter jtaiferlicben auf bie fJicbf. 2rup»
pen unb frür}te fie in bie Jludjt; wogegen bie wütbenben
anfalle ?>appm5:L-n';, b^ StätÄjd
ner Bett, ficbtnmal eon ben ©cbweben {urücfgcfcblagtn würben,
unb aueb ben neuerfolgenben Angriff aitlsj's, weldjer fidj von
ber ßcrfolgung ber ©atbfen ab gegen bie ©Sweben wem
bete, r)<<Uen biefe mit unerborter SEapferfeit au3. <ün ra«
ftber Xnariff braebte bo8 auf einem $üge( aufgefieQte fcinb<
lid?e Qefiütj in bie ^dnbe bet ©cbweben unb biefe rid)te=
ten e8 fogleicb gegen bie barauf nietjt gefaxten Äatfetüdjen.
©afcurcb würbe bie ©cblacbt entfdjieben, berm in wiloer
Jlucbt ftäubte ^illij'« 4^eer auJeinanber, inbem e< 7000 Sobte
auf bem Selbe ließ. Suttp, ber bisher noeb. niemals fi3efiegte,
enttarn nur mit SKübe unb SBunben. tfrjt bei $aUt ge>
lang ti tbm, einen deinen Sfcbtil feines 4^ecri wieber ju fam-
mein unb fkfo mit $appenl)eim wieberiuoerelnigen. Siner
ber widjtigfien öortbeile biefeS©iegeS war, bag bie gurdjt
wr bet Unbeftegbarreit SiQp'S verwebtet war, unb bag ©u>
(lau Xbolf bie glanjenbfie 9robe feines Selbr/errntalcntt «l>>
gelegt batte, fofeafj ibm fortan bat begeiferte SBertraucn ber
^rotclianten jur ©eite jtanfc unb bie Jtatbotifipen tbn mit
berfelben gurebt betraebteten, wtldje früber bie ¥(°teßanten
»or ben faiferlicben ^elb&erren gebegt batttn. X)em ©ieger
fjanb ber S3eg nach SRuncben unt ffiien offen, unb bie gort»
Google
Leipzig
£eer oon 28,000 2)i. unter bem OTarfdjall ©ouoion QU
<ipr jurürf. (5r fammrlte feint #cere m ©<o."ib oon
geipjtja unb hielt fid. bafelbft uicr $age in bem f.'ntf. Stäbts
djen Düben auf, worauf er am 14. JDct. um Wittag nach
fceipiig tarn. Der größte Äbeil beö franj. Spttx-j lag bei
SBadjau, anbertbalb Stuntcn füböfllid? oon £eiprig, um
(ich bem Sdjwarjenberg'fcben £ccre entgegen ».ufrellen. Gin
für bie granjofen nad>tl?eiligc3 JReitergefed?t war bcr Xnfang
ber geinbftligfeiten. Napoleon hotte 180,000 3H. bei jlcb,
welche er am 15. Cct. runb um bie Stabt auf (teilte, unb
am folgcnben Sage nach 9 Uhr rourbe bie Schlacht bureb
ben Donner ber ©efcbü&j eröffnet, oon beneu 000 Stüd
auf Seiten ber granjofen unb gegen 1000 auf Seiten ber
SSerbiinbeten in $hatifl.feit getvefen fein feilen. @* würbe
auf bret Seiten gefampft, füböfilicb von ber Statt bei SJlarfs
tleeberg, Üöacbau unb^ giebcrtwolfwifc gegen bog große oer»
bünbete $cer, wefilid? bei Uinbenau jwifeben Sertranb unb
bem öfrreicb. ©eneral ©iulap, unb nörblid? bei sJDfödern jwU
feben SBlücber unb bem WarfcbaU ÜÄarmont. ©a • #cer un»
ter Schwarzenberg war fo georbnet, baß auf bem liiifen glü«
gel ber ©eneral SWeeroelbt bem poln £eere unter bem gürfien
^oniatowSfi gegenüberftanb, bie Muffen unb Greußen unter
SEBitgenftein unb Jtlcift bie SKitte bilbeten unb bie Ü>jlrcidjer
unter .Rienau ben regten glügel einnahmen. Die Süerbün»
beten batten SRarffleeberg unb 3Bacbau eingenommen unb
ben .Kolmberg bei Uiebertwolfwih: befefct, alS Napoleon burd)
einen gewaltigen Angriff fte auf ihre frühere Stellung wie*
ber jurüefwarf unb felbfl meb« fünfte befefete, welche oor*
ber in ber Gewalt ber XSerbünbeten gewefen waren. .Tic
beiben glügel ber XJerbünbeten waren beinahe ganj von ber
Sd?lad?torbnung getrennt unb ber Sieg neigte ftdj fo ent.-
fdjieben ben granjofen ju, baß um brei Ur>c 9cad?mittagS
Napoleon an ben Äönig oon Sacbfen eine Siege&botfd?aft
abgeb.cn unb in fceipjig alle ©leden lauten lief. 3nbeß ließ
ber gürft Schwakenberg ben öftreieb. Siudhalt unter bem
Grbprinjen oon Reffen » Hornburg anrüefen, ein franj. £eerj
baufen, wclcber ftegreieb oorgebrungen war, würbe jurüds
geworfen unb bie XJerbinbung beS (inten glügel* mit bem
ÜRittelpunfte wieberbergeftellt. Rleift f>ätte mit ben Greußen
SWarffleeberg behauptet unb würbe um fünf Uhr pon öfheid?.
Gruppen in feiner febwierigeu otellung abgclöft. Unter
Short flrömten inbeß bie granjofen gegen ba* Dorf fflüU
bengoffa cor, beffen (Jimtahmc bemnaep bie Schlacht entfebie*
ben hätte. Scbon waren bie granjofen in t Dorf ein>
gebrungen, als fte burd? einen tapferu SKcittranfaü" wiebet ju=
rüdgeworfen würben ; auch noch ein »weiter fürchterlicher 2(n>
griff würbe oon ben Greußen juruagewiefen. Snbeß brach
5er Bbcnb be* blutigen Sage* ein unb machte bem treffen
ein 6nbe. Die £eere batten fafl wieber ganj i.?re frubern
Stellungen eingenommen, nur baß bie granjofen auf ihrem
(inten glügel bie Scbwebenfcbanje, eine bie Umgegenb be<
berrfepenbe 3£nf}6r>e, unb bie öerbünbeten auf ber anbem
Seite ba« Dorf <Wartfleeberg befebt bielten. Sei tlinbenau
unb gegen ben 6fheid). ©eneral 2Jteeroe[bt bei rwiP unb
(SonnewiQ batten bie granjofen bie jDberbanb behalten unb
ber genannte ©eneral war fogar in ©efanaenfebaft geratben.
Dagegen hatte nach einem ber bluttgfien ©efcd>te ber ©ene>
ral SMücber bei ÜSöcfcrn unb 3BtebertbTcb fiegreid) mit uner<
börter Jtapferfeit gefampft unb ben WtaföcM 9Rarmonr b:§
biebt oor 8eipjig jurüttgebrangt. J5en folgenben S^tg unter»
1/eipzlg
hantelte Napoleon Pergeblid) wegen eines SBafj
mit ben SUerbünbettn , unb nur Stücber machte eine. <
lieben Angriff gpgen ben bei Sdjönefclb mit fein« Saern
baltenben opertog oon *JJabua. Snbcfjcn hatten bie Sfcr'r
beten burcp S3cnningfen, (SoQorcbo unb ben Ärcnrrmyr
oon Schweben nod? bebeutenbe SJerftärfungcn erhalten, fec-i
bie granjofen fiep nach allen ÜRiebtungen eingefeblpffcn fzn
ben unb ihnen nur gegen ättefien über Sinbenau ein l.
weg blieb. Die granjofen hotten SBacpau unb SiebatMft
w;i> aufgegeben unb fiep enger um Ecipjig jufammai^i.
fobaß nun ^robfihaiba ben SRittclpunh bcr Stellung
Süben machte. Der Angriff ber SQerbünbtten am i E
war fo georbnet, baß ber Jtronprinj oon Schweben \ir~
fchleftfcfae ^)eer pon 9lorben, Jöenningfen mit ben Stü
ben ü itreicbern unter Rienau unb ben Greußen «ntn
then oon Dften, unb cnblicp SBittgenfiein unb Altif! ■
JKuffen unb ?)«ußen, fowte ber grbprinj oon fieffn iv
bürg mit jbjrreichcm oon Süben gleicbjcitig lesbrcdv:
ten. Um act)t Uhr entfpann fiep ber Jtampf. ärc^ bcr in1
©egenwehr ber ^)olen unter $oniatow3fi würbe ^e
nommen, naebbem ber tjrbprinj oon Reffen j^ombut^ <■
oerwunbet werben unb Gwllorcbo an feine Stelle if.\s
war. 2(ucb bid oor ^robfthaita waren bid SHitug bi«
ßtn unb SSuffen oorgebrungen ; hier entbrannte ber V-
mit fürcpterlicber SSuth, ohne baß es ieboeb ben airffurr
ben Sjerbünbeten gelang, bei Dorfcö fid? »u bemia)djc
JBon JDften her würben bie granjofen bi* Stitteri?,
bei 'Probfthaiba, jurüdgebrangt, unb ber *D?arf<fra -
würbe oon .'Blücher unb bem sJtorbbeere bi§ hiebt wr
,i.ig jurüdgeworfen. SMücber hotte eine 'übthciiunc;
bet Sttodau burd) bie Garthe geführt, ftatt, wie bei
prin) oon Schweben gewollt hotte, ben weiten Urmr;
ba& Stabtcben Laucha iu nehmen, worüber ber 2
loren gegangen wart. SKarmont jog fid? mit ben grr.
gegen Schönefelb nahe bei ?eipjig jurüd unb alf b«
terei ber Sierbünbeten bie SEBcidhenben oerfolgte, flinke .
fdchf. ^»ufartn» unb Ublanenregimcnt ju ihnen über I
gingen auf ben porti(jer Änhöbcn einige fäd?i unb rr j:
'Äbtheilungen ju bem SRorbheere über. Dad Slerbbcer t
pon SJaucba her oor; nad? fünf Uhr Hbcnb* rwrbe ?■
mont oon gangenau au* Schönefelb oerbrdngt Äben'
ren 9Jep unb fRepnier oon JBülow auS ihrer ©tc"
unb um <paun8borf geworfen worben, unb festen
in SBolfmarJborf wichet feft. $ier gingen nu
Rriegcr färnrntlicp ju ben SSerbünbeten übet un
burch nicht wenig )ur völligen Cntfcbeibung
Sdion feit jehn Ul?r 5Uorgcnö hatte KapoleoB
Schule be* SBertranb'fcbcn (Jorp^, weichet gea
gerüdt war, Üöagen unb ©epäd fid? jurüd ■ <■
bie gewaltigen Rraftanfrrcngungcn gegen tie
gen ©cgner folltcn nur baju bienen, ben ffiüdj
9cad? 9i?ittcrnad?t begann ber auf Slapoleon'*
orbnetc JKüdjug bc* franj. ^eer*, welcher bu
^affagen auf bem SHJege nac> SJintenau, wo
über Ärmc ter gleiße unb Alfter führen. <
rourbe. Die ^>olen, fBabencr unb Darniftätti
Dedung bc5 9?üdjug* geipjig, welebeSin ter (
ging, befeftigt worben war, fo lant^e ali mög
Scrbünbeten holten. Um acht Uhr SWorgenS '
griff ber Slierbünbeten gegen bie Statt.
Leipzig
129
Leipzig
.1 bö6 na* Stnbenau führente ranftäbter ütfjor würbe
«r um Iber unb ungeorbneterj um jebn Uhr u erlief 9la»
on bie euer unb fonnre ftcrj nur mit SJtübe nebß fei«
(befolge burcr) bie gtücbtenben branden. Um halb jwälf
famen bie etjlen Stetigen in bit <3fabt, wäbrene bit
riefen nod> immer in wilbet 'Ängft burd) baö ranftäbter
r fidj brannten. 25a würbe burd) eine Übereilung bie
:cfe über bie (?lfler, bicr)t am genannten Zbou, ju jet>
in bie ßuft gefprengt unb babureb ben nod) in ber Stabt
aufbaltenbcn .Kriegern ber einzige ÄuSweg ber ?(ud)t
:fcbnitten. 83ie(e fudjten ft* buTcb ben nidjt breiten, aber
n unb mit boben Ufern oerfebenen £luß ,;u retten, aber
Lünen faft alle in bemfelben um, unter ihnen aueb ber
polnifcfce Jfürfl ^oniatoro&ti, roeldier mit fo großer JJa«
feit gefämpft hatte. Uber 1 . 5,000 ©olbaten, barunter bie
lernte Stepnier, fijertranb unb Sauriflon, mußten fiel: ald
egögefangene ergeben, begleichen 25,000 jBerwunbetc unb
inte , unb über 300 .Kanonen nebft {abliefern ©epaef was
im ©an^en in bie 4?anbe ber SSerbünbeten gefallen,
tvjaupt follen bie Jraniofen an 60,000 3W. in -ben brei
gen eingebüßt baben, wäbrenb bie SJerbünbeten 45,ooo fW.
ioren, nämlicb 8000 Dflreidjer, 21,740 Stoffen, 14,950
:u(jen unb 300 ©cbweben. Wittags hielten ber ruff. Äai«
Xlcranber, unb ber preuß. Ainig, griebrieb SBilbelm III.,
tri (Sinnig in £eip{ig, unb wenige ©tunben naebber traf
f» ber oflreid). Jtaifer, Statt I., in ber «Stabt ein. 2)ie
ftttutty 2>eurfcblanbS oon ber franj. Cbermaebt war bie
ffruebt biefeS 6iege5, obgleich noeb borte .Kämpfe jut 2Jc*
fefhgung biefer greibeit nötbig würben.
25ie <3tabt Seipjig foll au* einem fleinen flow. 25orfe
entjianben fein, welches in bem äiiinfel lag, ber bureb bie
f.utbe unb bureb bie ftc aufnebmenbe gleiße gebilbet wirb.
£ip ober 8ipa beißt in ber flaw. (Sprache eine Uinbe unb fo
erhielt jener £>rt ben ÜRamen oon ben in feiner 9labe ftcheiv
ben Sittben. (jrfr im 12. Jährt?, wirb EeipjigS als einer
@tabt mit dauern unb @räben oon 5 — OOuo ©nw. ge*
baebt, unb SWarfgraf JDtto ber Sfeiebe ertbeilte ihr aueb ba$
«echt, }u Efhrn unb 9Rid;aeli« SWärfte {u batten. 3m
3. 1218 würben oom SDiarfgrafen JJietricb brei Sdjloffer am
gelegt, um bie unruhigen Jöurger £eipjigd im 3oum nt hal-
ten, unb oon biefen fleht, wiewol in oeränberter ©eftalt,
jefct nod> bie ^Icifjenburg. 2>er SJceuiabrSmarft würbe
juerfr 1458 auSgefdjrieben unb 14f>6 betätigt, worauf 1607
alle brei 9J?ärfte Als öffentliche SReffen oom Aaifcr anerfannt
würben. 3m 3. 1519 bietten Eutber, <ä<S unb Karlltabt ibr
berühmtes Kolloquium gu üeipjig. 2>ureb ben breißigiäbrigen
iRrieg büßte bie <Stabt ihren frühem JHciditbum ein, boä)
bob uc firb wieber in ber barauf folgenben fö:ieben£$eit.
9iacf> bem fiebenjdbrigen Kriege würben bie SeftungSwcrfe
abgetragen, unb an ihre (Stelle traten aUmälig, wie ber
SBobljlanb ber @tabt junabm, f. töne ©artenantagen; aueb
würben bie SBorfidbte immer anfeb.nlidier unb feboner, unb
naebbem bie ©tabt aud) ben funk Ärieg unb beffen ft'e bort
treffenbe ^rangfate überwunben bot, ifl fie in fortwähren«
Leipzig
Dem Steigen geblieben. 25er 3otI»crbanb Sad&fenS mit $reu=
§en hat baju beigetragen, 8eip}igS glor ju förbern, wie man
fcbon barauä ficht, ba| feit bcm Eintritte bcffelben ftcb ganj
neue Stabttbeile ^ bilden angefangen haben. (?$ ftcbt ju
erroarten, tag bie nun faft ocüenbcte Gifenbahn jwifdjen
8eip$ig unb £ reäben, wie für baS ganje fäcbfifcbe Sanb, fo
namentlich aud) für Ecipjig fegenbringenb fein wirb.
2Me innere «Statt Seidig ift ton geringem Umfange;
man fann in brei SJiertelflunben bequem auf ber ^rome«
BdbCi wcld;c fie roie ein jtran^ umfcrjlic^t, um fie berum;
geben. SDefto ausgebcbntcr finb «um SEbcil bie Borftabte,
welche oor ben vier innern .Spaupttboren, bcm grimmaifeben,
bem ballifcben, bem ranftabter unb bcm $cter3tbore, liegen.
-Tiefe innern Xtjext finb big auf ta§ julcfct genannte abge»
tragen worben. 2Ran jablt in ßcipjig übet 45,000 Stritt.
Seit einer JXcibe »on 3abren ifi für 8Jerfcb6nerung ber Stabt
aufjcrorbcntlicb viel gefächert. 9(idjt nur bat man noeb im:
mer an SBerooDfommnung ber ^romenaben gearbeitet, ifi
noch bemübt, bas an ber Stabt (iegenbe JRofentbal, eine
fdunu- Sieben» unb JBucbenmalbung, in einen herrlichen $arf
umjuwantcln unb bat bie ®a§bclcud?tung ber ganzen Statt
ju Staube gebracht, fontern man bat namentlich aueb turch
"Äuffübrung aufgejeiebntter iffcntlidjet unb $rir>atgebaube
bif Stabt pereoltfommnct. "Äuf tiefe SBcife finb »or bem
grimmaifeben 3$orc neue auSgetermte Stabttbeile im dnt>
fteben begriffen, unt befonbert »or bem ehemaligen, innetn
grimmaifeben Äborc ifi ein 3Hafe entffanten, ber einjl einet
__ .
Leipzig
ber fcbtjnff cn werten fann, bie eine Statt DcurfcblanW atn<
jujeigen vermag. 'Än tiefem flafec liegen ba$ grt>#atttge,
umftebenb abgebilbete neue ^oflgcbäube, baä Univerfrtitigt.
bäube, bie fFattlid) aufgejierte »Paulincrfircbe, tu} gpoftt-
tige SBürgerfcbulgebäubc unb mebre anfebntiebe ytroafc
gebaute, wabrenb rechts unb linfi an ben $laj} bie
menaben jTcb anfcblicfjen. Knbere bebeutenbc ©cbüute la
Stabt finb bie Slifolaifitcbe, tie JtbomaSrircfce, toi 1598
erbaute, unten abgebilbete StatbbauS, bie SBucbbant.;:
borfe, ba§ ©cwanbbauS, taS SEbeatcr. — 2113 jpauptfkbt
beS ÄrcifeS ift rjcipjig tet Si'ö tet JtrciSbirertion , fmfa
eine« HppellationSgcricbtd. Die wicbtigfle wi||cnfcb.r;.
Hnflalt rleipjigS ift bie Unwerfttctt, welche 1409 gc
rourbe, al$ in geige ber Streitigfeiten auf bet Unwerfcit
$rag »icle 8ebrer unb Srubirtnbe von ba auSgewarti\~
unt nach fieipjig gefemmen waren. Äurfürft Jriebricb kl
Streitbare unb fem ©ruber SBilbclm fhfteten bie VLaxoc-
jitÄt unb fapft Älcranbct VI. beftätigte fie 1409. .Haben
wiffenfcbaftlicbc Änffalten finb taä flinifebe Snftitut, wel<fct*
mit bem Sfcfobäbofpitalc in Söcrbinbung jiebt, bie mit t.
Xrier'fcben Snftitut in Sierbintung fiebente Gntbinbung>
fchulc, bie ^tcilanfialt für arme Äugenfranfe, bie Sterr
warte, mebre gelehrte ©cfcUfcbaften-, ^wei ©pmnafitn (bu
Sbomadfcbule unb bie Scifolaifcbule), bie #anbelölebt
bie fi3ürgerfcf>ule u. f. w. Die 1764 errichtete Waberme to
bilbenben Jtünfte, baS fogenannte grofje doncert, bat ?>t
bente Sweater finb mit Siebe gepflegte Äunftanftalten. . tk
Lemberg 3
fvSbi&liotbcf jäblt über 40,000 Sänbe, mehr alS 100,000
r, foroie 4000 fianbfcbriften, bie UniverfttätSbibliotbef.
33 befcmberä erwähnt mufj nod> werben bie fürftl. 3<»blo>
jsfi'fcbe ©efeUfcbaft bet SBiffenfcbaften, wela)e 1774 von
fpl) 2(leranber von Sablonowöfi, 9Jeio)6fürfien von 3ab(o»
geft. 1777, gefliftet würbe, unb nao> einer buro) ben
cg tj erb ei geführten Unterbrechung 1828 wieber jährliche
üsfragen flellt. — Der leipjiger #anbel wirb befonbert
d> bie brei feboh ermähnten Reifen, von benen bie ju
ern unb 3Ricbae(i3 bie bebeutenbften finb, gefärbert unb
1 er wicbttgfte QhrwerWiWeig ber Ginwobner. Gr ift im
gemeinen jeljt minber bebeutenb atä früher, bot ftet) jetodj
bem 2tnrcr>iufTe SaebfenS an ben von Greußen auSge»
tgenen äoBverbanb gehoben. 2fn SBicbtigfeit bat in neue«
' Seit ber SBollbanbel gewonnen, intern bie ©ollmärfte
rfer befuebt worben finb. 3tud> bie in Seipjig feit 1838
jrünbete jßanf, fowie bie ber SBoüenbung nahe Gifenbabn
ifeben Cetpjig unb DrcSben werben fieher jur JBefeftigung
b görberung beS £anbel8 in Seicjig beitragen. Gbenfo
ber leipjiger SBuebbanbel bureb bie neue SBärfe befeftigt
>rben. Seipjig ift infofern ber SRittelpunft be3 gefammten
jtfeben fBucbbanbeß, al8 niebt allein hier bie meiften SBers
läbucbbanblungen finb, fonbem aua) ieber beutfrbe SBucb»
nblrr in Seipjig feinen Gommiffionnair bat, bureb welken
feine eignen SJerlagÖwerfe verfenbet unb bie in antern
ud>banb(ungen erfebienenen SBerfe besieht. Hudi bie SBucb»
tieferei ift ein wiebtigrr Grwerböjweig £eipjigS, inbem man
irrtet, bafj bi« iäbrltcb über 40 ERiU. Sogen gebrueft wer«
n. Da9 gabrifwefen ift im SBerbältnifj gegen ben £anbel
ebt eben bebeutenb, boeb gibt e$ anfebnliche SBacbStud)--,
abaeff)», Spielfartenfabrifen unb aud) bie 2BolIfpinnerei,
e ©olb« unb SÜberfpinneret u. f. w. befebäftigen eine be*
utenbe tfnjabt von SRenfcben.
Cfmbrra, bie wiebtigfte Stabt be8 ÄonigreicbS Salinen,
n Jöacbe $>e(tew gelegen, in einem engen von Sanbbergen
in aebenen 2ba(e, ift eine gefdDig gebaute "Statt mit 54,000
in»., unter benen an 20,000 3uben. Sie bat vier febone
»orfiäbte, jwei Scbläffer, eine Domfintye unb eine 1784
:fiiftete, 1827 wteberbergefteHte Universität. Kuferbem
nt>et man biet eine ftänbifcbe Xfabemie mit einem Ianbwirtb«
haft lieben SJiuflerbofe, jwei ©vmnafien, ein rim. unb ein
rieeb. Seminar, eine JRealfcbuW, ein Xbeater, mehre Zxmm
nb ÄranfcnhJufcr u. f. w. 2. ift ber Si|} brt ©u«
erniumi, beS ©eneralccmmanboS, be& ÄppcQationSgericbtS,
nrt färb, unb griecb.'unirten unb eines armen. Grjbifcbof*,
:ne8 evang. Superintenbentcn unb eine* CberlanbeSrabbt»
erfl. Der apanbel ift ntebt unbebeutenb, namentlicb ift bie
eil. £rei(6nig$meffe befuebt. Die gabrifation bejtebt fieb
nf Ctber, Sucb, ©eibenwaaren, Üeinwanb, JBier unb
Branntwein.
Crmurtn fmb mvtbologifdbe ©effalten, unb bebeuteten
ci ben Samern fo viel al8 ©eifler abgefebiebener 5Wen«
l en, obngefäbr Da«, wa« ber 2fbe^gfaube fpäterer 3eiten
mter @pufgeiftern verflanb. 4pau$geifier würben fit go
tannt, wenn fte freunblicb unb milb, Sarven, wenn fie uiu
u-imlia) al« ^oltergeifter erfebienen unb fieb erwiefen. Um
ie alfo ju bannen, ju fubnen ober fieb S» greunben ju tu
galten, reniebtete jeber a^au§vater in ben siebten beS %
ei[bcr<öeii».:?fT. II.
9 • lico
11. unb 13. ü)?ai Opfer ju ibrer geier, bie man Eemu»
rien bie£. 3u tiefem 3voccfe ging er, um Üttitternacbt,
wenn TLUt f<bliefen, borfuf unb fcbwetjjenb im 4?aufe um»
ber, naebbem er fieb am Brunnen bie ^>anbe gewafd)en, unb
warf, ohne ft<b umjufeben, neunmal febwarje SBobnen hinter
fieb. Dabei fpraeb et iebeSmal bie ©orte: „2>ie8 für euo>;
mit biefen S3obnen (6fe irfi mich unb bie 3Reinen"; wufcb
fieb abermaB, feblug an ein fupferned ©efäf unb betete neun»
mal : „Siebt »on bannen, ibr Seelen meiner SGorfabten !"
Crncü)© (Änne, genannt Stinon be), von abeligen Äl»
fern 1615 tu ^ariS geboren, bilbete nacb bem frühen Sobe
jener feltfft tbren ©eift }u einem fflift unb Stbarfftnn au5,
bureb ben fie eben fo berübmt geworben ift, als bureb ibren
^>ang tur Unabbctngigfett unb jum wiQfürticben SBecbfel in
ber Sielft; benn fie wiberftanb, trob, ben verlocfenbften %\v-
trägen, ieber ernflern, namentlicb ehelidicn SBerbinbung. 3e»
nem ^»ange unb ber Ausübung angenebmer Talente, unter
benen meifterbafteS ßlavierfpiel, gefcbmacfvoKer ©efang unb
anmutiger Stanj obenan ftanben, ungeftirt nachleben ju
tonnen, lieb fie ibr S3erm&gen auf Leibrenten aud unb £og
bavon ein jabrlicbcä Ginfommen von 8 — 10,000 tiioreS.
Zn ibren ©unftverfebenfungen hatten weber veräditlidje ©e<
winnfurbt, noeb Gitelfeit, nodj fonft eine anbere Seibenftbaft,
nur Saune unb Unbeftänbigfeit 'ÄntbeiU Xrofe ibrer, alter
tiefem Sitte $obn fpreebenben, frivolen SebenSwcife genofj
fie botb bie Äcbtung unb Siebe ber geebrteften grauen,
welebe nacb ihrem Umgange fhebten unb fieb um ihre greunb»
febaft bemühten. Denn wie nur ein ungebunbener grei»
beitsftnn unb fein anbere* SÄotto jene Unbeflinbi^fett in
ber Siebe bei ibr erzeugte, fo verbanb fie auo> mit ibren
Vielen Talenten SSreue in ber greunbfrbaft, ©ewiffenbaftig»
feit unb JReblicbfeit in allen Dingen, 4>eiterfeit , 'Änflanb
unb bie gr6fjte äußere Sitte im Umgange, geiftreiebei Sße>
fen, ohne bamit ju prunfen, unb Scbonbeit biä in ba$
bödjfte Älter. Durcb bied Mti verbiente fie fieb ben 9ta>
men ber fron}. 2(9pafia. 3br ifrauS war ber Sammelplaft
aller bamalS in $arid 2Cngefebenfien. £of(eute, gelben
brängten fieb um fie, ©elebrte unb itunftfer jogen \k bei
ibren aBerfen ju JKattjc. Die J(6nigin von Scbweben,
Gbriftine, ftattete itjr fogar bei ihrer 'Änwcfenbeit in f)ari5
ihren Sefueb ab. Zudb lief? ftcb 9c. bie Silbung hoff»
nungdooller junger _ SRinner angelegen fein, unb vermadite
bem jungen XJoltaire eine bebeutenbe Summe für Sücber.
Sie flarb 1705. 2Ran bat von ibr eine f leine Scbrift:
„La coquette ven^e"; bie unter ihrem 91 amen erfebienen en
S3riefe werben aber für unecht gehalten. 3Kerfwürbig ift
ta» Scbicffal unb bie Sebenägef*'id>te ibreS ^weiten Sobne«,
ber ftcb, obne ju wiffen, bag fie feine SRutter fei, in fte
verliebte, unb al3 ftd; ihm bitft ©ebeimnifj auftlürte, am
5Berjweiflung erfcbofl.
€f ff ift ber 92ame von mehren ?>äpften, unter benen ber
lefctr, Ceo XII. genannt, feit 1816 Garbir-l war unb
1823 jum Zapfte gewählt würbe, al* welcher er bi* )u fei»
nem 1829 erfolgten Sobe ju SiiebeTberfiellung- beS frühem
Xnfebend ber röm. Äirche tbätig war. 3m wiebtigften finb
inbefj geo I. unb Seo X. — ßeo I., auch ber ©rcfie g^e»
nannt, )u Stom ober in Xo&ana geboren, folgte 440 Sir»
tuS III. auf bem \)tü. Stuble. €r oerfuhr foglcid? mit blu»
Iieo X. Ti
rtger Strenge gegen bie a!6 fc&erifch txrbmmnttn Religion«»
feiten. Äaifer Valentin unterbanbelte bura) 8. mit tem Jpuiu
nenfurffen Attila (f. b.), neiget 451 tat abenblAnbifche
Aaifertbum fjeimgefudjt ipatre unb Sfom bebrobte, unb er'
rcirfte fo ben griefcen. 9Kinber gtücftit^ mar \t. gegen bat
ßanbalenfirrften ©enferieb, ber 455 St om eroberte £. tonnte
nur erlangen, bof 'fein 9J?orb begangen, bie Stabt nicht
ancjejünbet unb bei ber oierjehntagtgen fNunberung bie
bret .ßauptfirtben cerfebont rcurben. (St ftarb 446. t.'6
Schriften, bie iitcflen, nod? erhaltenen, von einem Zapfte ber«
rabrenben, befielen au* ?>rebigten, {Briefen unb einigen an>
bern 2fuffa>n, unb finb ju SBenebtg (3 ©be., 1755—57)
am beften I) er ausgegeben ro orten.
€to X., biep früher ©iottanni unb geborte bet.&eruhm»
ten gamiJie ber 3ft ebieeer (f. b) an. @r tvurbe 1475
ju glcrenj geboren unb erhielt ftben in feinem 13. 3abre
bie GarbinabSwürbe ; intef nabm er erft feit 1505 an ben
öffentlichen Angelegenheiten Hntbeil, intern ihn ber $acfi
Sutiu« IL jum Statthalter von Perugia unb 1511 5 um
Znfübrer eines £>ecr3 gegen grantreich ernannte, roelcbeS
jur bringen Sigue geborte. <2x generb 1512 bei ber
Scblacbt von Staoenna in franj. ©efangenfehaft, gewann
jeboeh balb bie Sreibeit roieber unb blieb als pApftlicber it-
gat m Bologna. SRacbbem er noeb ju glorenj jur SBie*
berberfteDung ber $errfchaft feiner Familie thärtg gewefen
mar, ging er auf bie ?iacbricbt non 3uliuS IL abieben
nad; {Rom unb würbe hier 1513 jum $apft ermdblt (Fr
fcrMe als folget ben Streit gegen granfreieb fort unb entere
ihn }ur @bre ber Jtirrbe. ßefonbert nabm er fieb tbärig
ber Jtünfle unb Sßiffenfcbaften an. Sie Unmerfit&i tu
Korn würbe wieberbergefteHt unb glÄnjenb mit auigejeich«
neten Sebrern unb ©elbmttteln auSgeftattet. 3n ber $oä>
tif feiner 3eit fpielte 8. auf fluge SBeife ben Vermittler
unb wußte bie SBürbe bei päpftlicben Stuhles fowol als
ben ©lanj unb bie 9Racbt feiner gamilie ju forbern. 3m
3 1517 würbe eine ßerfchwirung gegen baö Ceben c.'S X.
entbeef t unb ber Garbinal $efrucci als Urbeber berfel»
ben erbroffett, ebne baß man auf bäft ibm gegebene Sßer
O Iieon
fpreeben freien ©elettcS 9fu<fficbt nabm. Um fUb im
©elbfummen jn »erfebaffen, beren e» im ÄUgcweiara p
föefrictigung feiner ^racbtliebe unb bcfonbrrf «seb m
SioIIenbung ber »PetcrSfirdje bebürftig war, lief t a te
ganjen (Sbriftenbeit 'tfblafibriefe feil bieten. £irfcr f.;:
brauch würbe befanntltcb bie näcbfte jBeranlajfuna, jti :.
ther'S Auftreten gegen bie gebier im 3nnero ber ktbtfta
Jtirtbe unb tatureb jur Deformation. 8«o X. beaebtm c
fang* ben Xuguftinermoncb in SBittenberj niebt; aU
entließ bie @acbe von fijebcutung würbe, war er ju c.?:.
frieblicbcn JSeilegung be3 Streitet» bereit <?rji bttrö l:
mabnung be$ Jtaifere* SRarimilian I. unb gutbeVi {laset:
tefi JBebarren bei feiner 2tnftcbt würbe bie Salle berce
rufen, burd> wclcbe 1518 XOe mit bem Samte Mo*
würben, welebe fernerbin ba« Äecbt brt ^)a»ftrt in 3R>4'
trtbeilung in Zweifel jieben würben. Durber berief fi*
gegen auf eine allgemeine Jtircbenoerfammlung. 8. «er k
mubt, bie gefammte Qbriftenbeit ju einen Jlreu^uge oc
ben türf. Jtaifer ©elim ju oereinigen, welcber fieb
tens bemäebtigt hatte. SiieQeiebt wart bureb eine f«Id)e p
waltige 'Kufregung beS mrifilicben ©eifie* naa) anfa ta
Bwift im 3nnem aufgeboben ober boa> gefebwätbt werte:
aber an ber (f-iferfudit ber ebriftlicben SWonarcbtn gegen i
anber febeiterten 2. S Dline. Stallen blieb «Abrät-
{Rcligion0unrut)en in ^eutfcblanb rubig unb 8. X. fcr
fort, ben glor ber fünfte unb Söiffenfdwften, fe wie : i
©lanj feiner Samilie ju forbern. Xueb gegen bie rr.
tÖ?acbt in Italien griff S. in ßerbinbung mit ben X:
ned) einmal jit ben SBaffen unb mitten in ber greift -
bie errungenen ®iege Harb er )U Stern 1521.
Cr on, (ba$ Ä6nigrttcb.) bilbet gegenwartig eiaS bs es
Jlinigrcicbe Spanien geborigen tafrilianifeben Sönbee, ■>
faf 1 940 D3R. mit 1,200,000 Cinw. unb»erfäBt m bkf»
trinken: Seon, Valencia, äoro, damora, SöaHabolib rat €^
lamanta. grüber war 9. ein mäebrige« Jt6nigreia), nü"
noch gegen baS <?nbe beä 10. 3abrb. bie ©rafm ven b
frilien als Söafaüen untergeben waren. Später 1065 mnb
ei mit ber ftrone ton Gaftilien »ertunben, »war ned-
felbftänbig, aber 1218 abermatt mit Gafhlim wnc
Die ©renjen finb Vfiurien, Vlttafhuen, Qftremabun, ir*
tucal unb ©alicien. £)a6 9anb bilbet eine 8ortfe(ua3 -
ca{tilifcben ^oebebene unb get>6rt faß gant jum Slvfst-
tti Duero, ber eS in ber Stifte bur$(tromt trab ban I
flen Portugal abarenjt. Der größte Zbeil beftebt ■
ren baumlofen ebenen, auf benen nur unbebeuttnber
bau, aber au&gejeidmete Sterinojuebt betrieben nirb. >'
Süben gebeten n«4 Subfrütbte, wibtenb im Sorten m
no<b ber ffieijen gerdtt). «tfonbere |>robucte fn* 6P
mit r6tbltcber SßeQe, Sßolfe unb ieünbiftbe« Tttti. ^
^»auptftabt be« ranbed, gleichfalls 8eon genatmt, jäW
Sefäbr 10,000 Sinw., treibt einen niebt urmMcbOjcr r
cl mit Vrjneifriutern unb bat mehre anfebnlicbe SeK--"'
, namentlich eine fehekt Jtatbcbrale. 3m Jtlofer p ■
Sfibor würben (anV Seit bie 8«ia>nanu ber Simp ^
feV. 6. i|l auch Sih eine« iBifchctt, h«t ein VMtrr
nar, eine gelehrte Schule unb eine XtfeTbaugeftflfcbJ't-
bere anfebnliche Stäbte finb |>alen|ia am ßam» r
13,000 (jinw., einem Dome unb ftarfer gabrifatwaM»1*;
lenen Decfenj ^oro in einer frbr fruchtbarm 9t*n: r
\„ ZZmitoiM im"*1™ iu ,tll"n «Wolfen. Den JDberbefebl über MC
aj •5inrr«Me*s»Klrtanfl; 8at> man cem mt> fci<1<r 1*6 480 "«r
. .yjTlIiaMr7000 ^o"11 QcmiiW«' Diefe fleine ÜSacbt mußte
tcrt lta«(# "r,^^ »j..« jeboa) fo aufhellen, bog bie <J>erfer baran Mnmeiftlten,
*^_jMt?Z7«><B Cnfl?>fl6 »" n«6>n«n- ("4" bafcer 2. burcb caä
äH » ^■"/STä^*""'''0"1 ^"f^f "btr 8anS ®ri«J)enianb ju be»
«kr 4i bn *"7*^'^rW<n/ u«b al» bie« abgemiefen »uro«, foberte er bie ©rie«
mir. * » t*LIm'*a ""^ ^ff'9 ausliefern. & eiwieberte: St
SdaMiPBl" °^?™*ttJfe'nae unb pol* fie! Dreimal mürben nun bie anbringen»
(m ba * mi**11 *"ffr mit ßr°tJ*m 83«Iu(ie für fie »om Gngpaffe ju»
« £i fev §■* f tüiarfcfclagen, boeb bcr JBerrätber ffpbialte« fubrte 10,000
§M ■ SÄp^'^jH« ü«1 <>" ©ebirge in ben Süden be» i. Tßi biefer
«toM«1** fo fo oenatben unb verloren fab, entließ er, um unnüße«
„ ftp Mf' ""ßtoroergiefen ju erfparm unb im Sinne be« Drafelfprucp«,
tag ©parta nur fcurd; ben 2ob eint« feiner Jtdnige geret»
{ iitt ejMni »erben Finne, ben großen a&eil feiner Knappen, unb
- " .Tumi dir» *"**lett, «ufer 700 2be«piem unb 400 SEbebanern, nur bie
TLaEntTiiii Wf*** *J*X) Spartaner bei fict>. 9lun warf ftd) Serre* mit allen
ff l'*U»e^ j«. J^rfcsnen Struppen auf ben (Rngang be« 9>affe«5 8. aber brang vor
ÜKb(
fa« com Senegal bi« jum Vorgebirge ber gjiten Hoffnung
fft fein Baterlanb; meniger fommt er in 3)ien, auf 3a»a
unb ben Sunbainfeln vor. Zu Jeoparb ifl natbfl bcm Ü6«
U/cr, JEiger unb 3aguar ba« blutgierig|te Wanbrbifr. So
erwürgten einft am XJorgebirge bcr guten Hoffnung jwti
Xlte unb brei 3unge, bie 9<acbt« unter eine Sd)afbeerbe ge>
rien)en, 100 Stüi Schafe, benen fie ba* ©tut ^«faugfen,
worauf erft bie Elten mit einem ganjen Stbafe tn Sachen
ben Rutfutg nahmen. %u<t> Änh'lcpen, Biegen u. f. w.
unb im 9iotbfa0e feibfl SWtnfrfjen faDt ber fooparb an,
tmb rrirb jtoar von großen Junten, aber nur mit SKüfce
überwältigt gebbaft, mutiiig, gewanfct, ftarf unb gefd)idt
tum Jttettertt unb Springen, lauert er im £interbalte, ut
©ebüfcpen, an bem Ufa ber giüffe, feibff eon Säumen
bttab auf Beute, er^afcfat fie burcb einen Sprung, jerbeijt
itjr im ©eitid aQe Steffen, faugt ba« S3(ut au« unb r>er<
jfbrt bann ibr fftiifd). ©toper ©efabr cnijieV er ft* burcb
mac^roolle «Sprunge über Stauern unb federt pber out
Säume. 9tan jagt it>n mit großen ^unben ober fangt ü)n
Google
Leopold I. (König der Belgier) 932 l^eopoldl. (t ürst v. Anh .-Dessau (
in gaffen. p(ung ift er nidjt fcbwer ju Jörnen, unb
man brauet it>n bann Jur 3<>9b auf Bnttlopen, bentn tr
mit gewobntet Jtafeenmanier auflauert, ficf? bann nahe
an fie beranfdjleicbt unb fic enblid) mit einem raffen Sa&e
erpaett unb fo lange fejibätt, bi* fic ihm bie Säger abneb«
nun. ©ejabmt erfreut er (ich an btS SJecnfcben Uiebfofun»
gen unb beweijt eine nicht geringe Hnbänglid>feit. Da*
SBeibdjen wirft 2 — 4 3unge. 2Die Hottentotten benufcen
fein gleifd; a(S roobtfdjinecfcnbe Speife. Sein gell bient
a!S £anbel*artifel unb wirb ju Cecfen unb Mänteln be»
nufet, bod) von ben $eljlj>anblern oft mit bem bei »Panthers»
verwedjfelt.
Ccopolti I. (©eorg Gbriflian griebr.), regierenber Jtonig
ber SJelgier feit 1831, würbe al* ^rinj von Sad)fen*Jto>
bürg : Saatfelb am 16. £)ec. 1790 geboren unb ift ein
S3 ruber beS regierenben $erjog* Grnjt III. von Sacbfem
Jtoburg > ©otba. Gr erhielt eine ausgezeichnete Grabung
unb trat nacb ber SJermablung feiner Scbwefler mit bem
ntff. ©rofjfürtfen Äonfranrin al* öeneral in raff. ÄriegS»
bienfte. Gr nahm wäbrenb ber flbwifenbeit feineö 33ru»
ber* auf einer Steife nad) JRußlanb 18ÖÖ an ben GJefchaf»
teil ber Regierung SEbeil unb begleitete barauf Jtaifer 'Ä'ler-
anber L auf ben Gongrej) nadb Arfurt. 3m 3. 1810 »er»
ließ er bie ruff. Dienfte, bewogen burd) bie .ftrengen Dro»
Jjungcn «Napoleon'*, unb lebte nun ben SBifjenfdjafteH, fo»
wie ber Sorge für ba* SJejle feines .§aufe*, wie et beim
1811 ;u SRüncben einen vortbeitbaften ©renjvertrag mit
S3atem abfcblofj. 9tad)bem et 1812 SBien, bann Stalten
unb bie Scbweij befuebt t>atte, begab et ftcb im gebt. 1813
nacb 3>o!en junt Äaifer 2tleranber unb blieb bis jur ©n«
nähme von $>ati* bei bem ruff. #eere. Gr jeiebnete fid)
ivaljrcnb be* gelbjuge* burd? Talent unb £apferfeit au*,
ging 1814 mit ben SNonarcbcn nacb Gnglanb unb 1815
«um wiener Gongreffe. XI* Napoleon von Gl ha juruefge*
feint war, begab ftdj t. jur 9tr)einarmee unb blieb nad)
ber jweiten Ginnahme von $ati* einige Bett in tiefet 2:.::
worauf et nacb JBertin ging, reo ibm bie @inlabung, u±
Gnglanb ju fommen, ju Zt)t\l würbe. SRacbbtm ber fm\
bureb eint $ar(ament$acte vom 27. SR4rj 1816 ch
fechte eine* geborenen Gnglänber* erlangt, ben Stiel eae?
.£>er$ogS von Jienbal, ben {Rang vor allen brit $«jegra
unb ©roßbeamten, bie SBürbe eine* brit. gclbmarfialli »
balten, aud) SRitglieb beä geljeimen JKatheä geworben»«,
rourbe er am 2. 3Rai 1816 mit Äugufie (Jbaitette (^ci.
7. 3an. 17%), ber Grbin beä gropbrit. ZbroneS, »cratbli
2tber febon am 5. <Rov. 1817 fiarb bie ©emablm beitt:-
jen in jtinbbette , unb mit ihr gingen feine Ttuificbten uf
ben 3!bren unter. Gr erl>ielt eine 3abreSrentt ton 5» i.< • «
|Mb. Sterling unb blieb im tlanbe. ©ebon mefere SJjlt
ten ihn bie Gjriedien jur tlbernabme ber Regierung :::
jungen Staaten eingelaben, ald ibm biefelbe Ginlabutij a
3. gebr. 1830 »on ben für bie ©elbflanbigfeit ©rietbenliu;;
tbätigen ©ro^nläcbten ^u Sbeil würbe. Gr nabm bie SI-:.-
eine* fouverainen Grbfürfien Qriecbenlanb* am 11. geh
•an, entfagte u-r aber am 21. 9Bai febon wteber, *c
unter ben obtvaltenben Kerbaltniffen niebt glaubte jutn
beS neuen Staate* mit Grfolg tbatig fein ju f6nnen. '
tbn jebod) am 4. 3""- 1831 ber belg. Scationalcengre? .
A6nige ber Seigier crroäblt hatte, nabm ber JPrinj m >
3un. bebingt unb am 12. 3uli unbebingt bie belg.
an unb trat bie {Regierung, nad) ffiefebroirung cer 6;
tution, am 21. 3uli 1831 an. £abei t>er,ia?tcti
lange al* er Souwerain von Belgien war auf tic ü -
von Gnglanb ertbcilte 3af)reSrente, jebod} unter bei S
gung, bag Gnglanb bie von ibm fefigefefeten unb ron
verftorbenen ©emablin legirten ^enfionen fortbejablic.
für Unterbaltung be* ^aufcv. mit ^arfS reu 0.
Sorge trage. 3m 3- 1832 bat fid) 8. jum jweitn
nämlid) mit 8uife (SRarie ütjetefte GbatL 3fabeüe),
3. Äpr. 1812, ber SEodjter be«Äontg* gubwig^bii .
granfreid) vcnnÄblt, «n weither Qt)t im Äpr. 1835 ber S
ptinj geopolb (gubm. Waria Bittor) unb 1837 beti"
i>hiltpp geboren würben. 2Durd) tluge*, umfiebrige* i*
maßige* ^Benehmen bat fid) Jt6nig g. bie Siebe uai l-
ebrung feiner Untertbanen errvorben, bexb ifi feine c
neuerbing* burd; bie luremburgifeb. en Xngelegenbeiten •'■
tig geworben.
CfCipolö I-, Swift eon 3(nbalt»3?effau 1727- IV
unb preuf. fowie 9?eicb* < gelbmarfcb.aU, noeb W
fßcllt gefeiert unter bem Tanten bc* alten ©«ffj
würbe 1676 geboren unb äußerte febon in früba Jt;
eine große SSorliebe für ben Äriegcrjlanb. Gt mii'^
preug. aSilitairbienflen 1096 fernen erften gelbjuq unc
nett fieb in ber golge bei mebren ©elegenbeiten buri ?;
betrntalent unb perfönlicbe Xapferfeit fo vortbeiUsi'!
baß er 1712 jum ©eneralfelbmarfcball unb gebeimeaü
ratb ernannt würbe, unb ber faft tägliche ÖefeDfcbaf: :
ÄiJnigä griebrtcb SBilbelm I. warb. Äucb grittf •'
febenfte bem gürften volle* 3utraucn, unb biefer »ur:>
feiner bebeutenb|ten Stufen in ben fcblef. Kriegen, «ri
benn nameutlicb bie Sdjlacbt bei Äeffel*borf 1744 y
gewann. 3n ben grieben*jeiten war 8. tbärij
Sßoblfabrt feine* 8anbt* beforgt. Gr war mit 2nnj ■
fin, ber Äod?ter eine* Äpotbefer* in Iieffau, vertbeüä': -
le
rrn ta iW*«^*?-
Jtcnijf Ni
a tat trat "'j181^ .
«sät
.1 ■r'tftfcffl'
Ten jweiter <5be mit ber jut 8jeid?sgTäfm von apodjberg
«tyotaun 8uife Aaroline greiin Qever von Otvertborf.
Cr reurbe, ofjne baß für ikn tfuv|t*t<n auf ben Xiten
vorbanben waren, exogen unb ffubirte unter bem {Ramm
txnti ©rofen von £oajberg auf btr Univerfit&t 4?eibelberg.
9?acbbem icbod» bie $Rad>foininenf<b«ft feine« SUaterS aus
etßer 6be auSjufrerben brobfe, würben bie bisherigen ©ra=
fen von #ocbberg, gemiß einer fn'iijmi urfunbltcben 35c-
ffimmunft 1817 in <vr«G<\«>nMi<fcfn ftVrinttn imb. IVarrVirni
'äm 17. Tum 1824 folgte er feinem SJater in ber £Kegie«
rung unb mar namtntlia) bemüht, Sünße unb ffiiffenkbaft
ten in feinem SReiAe ju f:ebcrt unb ju fettem. Geint
Sorgfalt erjbecfte fiefj cbenfotvol auf bat SJelfSfcbuIwefen
al3 auf bie Kobern ivifffnfcbaftlidjen Tfnftaltcn unb Unter»
nebmungen ju Vereiterung ber SBif[enf$aftcn. überbauet
jeiebnet ftd> feine {Regierung vor bentn ber übrigen itaf.
Staaten burd) greifinntgftlt auä. gür bie Söofjlfabrt fei»
nti fcmbeS funjte ber Öreßberjog nueb bunt) XuMrocfnung ber
SRarcmmen, einer fumpfigen, ungefunben unb baber unbo
rpobnbaten (Sbene jroifctjen $n'orabino unb Crbiteüo, ju
forgen, sJtebStm bte ©cmafjlin be9 ©rofibcrjoa.5 18.12 ge>
florben, bat fi* berfefbe 1833 »um jt»eiten SRal unb jroar
mit Antonie SWarit (geb. 19'. £>ee. 1814), einer friniefi
fin von Sicilien, vcratiblt. Jluit ber erften Gfce (eben
jivei, auS ber jtveiten brei Ainfctr, unb unter ben tefftrn
ein f>riruj gerbinanb ©alvabor 2Xaria 3ofe»b 3»bann
fl3a»ri|t gran» üubrcig @onjag4 JÄap&ael Kaintr Januarius,
geb. 10. Sunt 1835.
f fopolö (?)aul JClcranbet), regierenter Surft gur 8ip»e,
mürbe am 6. <Ro». 1796 geboren unb ift ber ®obn be*
vor ibin regicrenben gürften griebriöj SBilbeun Jieovotb,
melcbem er am 4. Ļr. 1802 folgte, inbem junde&fl feine
3Ruttet ^auline Sbri|tine SöiU>eunine , geborene 9>rtnjefprt
von 2mbalt»S3emburg, bie JBormunbfd>aft übernahm. Un>
irr h« tfufftrht Mtw hftrfMffctlhftrn «nh ftit^afuichn»ten
licopolddlcrz. Y.Anli.-Dessau) 934
fcb6nermtg unb grunbere bafelbft 1823 eint iffentlitbe »i» fen Hornburg, wabrenb beS gelbjuge* im füM. ffmWfc
bliot&ef. ©eine @be ift mit fünf ©örmen, ton btnen bct hierauf verfugte fid> ber $rinj nad)f>aris unb eilte oft«
giad?rid?t von bem SEobe feines BaterS nad> Xkfti* uM.
Sein ©reßvater, ber als SNenfeb unb Surft niitlimliijitii
grau.} 1-, übertrug ihm hierauf baS ebrenvoüe Qeftföäj
bem wiener ßongreß baS Sntertffe ÄnbaltS ju tatalte,
unb nad) btm Stöbe btfftlben übemabm 8. an 9. Joi
1817 bie {Regierung, worauf er fid) 1818 mit bei flrhjei.
fin grieberife, einer Stodtter bes $)rinjen Subwig von ^nu>
ßen, vermählte, ?. fefete bie von feinem ebnvürbige« lüfr
Vater unternommenen Berbefferungen fort, forgte für tu
©rbalrung ber von 3fenem getroffenen fegenSreicbea fim:i-.
hingen, verbefferte bie 9fed)t»pflege unb baS Sdmtaek
fliftete eine öffentliche ©ibliotbef unb bewirfte mit d
tb<r ÜRilbe bie Bereinigung bei beiben eeangelifa)m 6::t
benSbefenntniffe. Xucfc auf Berfc&6nerung feine« SoM
mar ber .^erjog bebaebt. <&t lief bie altertbümlieb ftte
Wfelaifin&e ju 3erbfl reieberberfieaen, fd>uf gej^mtehelk
©artenanlagen in ben Umgebungen ju JBurgiAuljnau, beri
dievte bie Äunfhammlungen in 2)effau unb SBorlu) unb
tete in ber berjogl. JtapeHe eine ber auJgejeidmetfoi Üb
fifanfialten £eutfdj!anbS. Grbprinj ift g riebrieb topft
granj 9lifo(au3, geb. 29. Bpr. 183L
äitefie, tjeopolb $aul griebrub ©mil, am 1. öepr. 1821
geboren ift; unb brei X6djtern gefegnet worben.
CropoID (griebrid)), regierenber ^>erjog ju 2fnr;att«£>ef»
fau, mürbe am 1. jDct. 1704 geboren unb ifl ber ©obn
btS 1814 verdorbenen Srbprinjen griebrid; unb ber t>effett»
bomburg. ^rinuffin Gbriftiane Jfmalie, welche Beutete, eine
ausgebeutete grau, für feine Grjiebung ©orge trug. 2>er
Crrd)f (bie), ju ber ©äffe ber fperlingteUgn et
>er, fegelftTr
$rinj bfgab fidj nad; ber Stblacbt bei Eeipjig mit- feinem
JBrutcr ©eorg JBernbarb jum $eere ber Berbünbeten unb
begleitete feinen jDbetm, ben Grbprinjen griebrid; von &ef»
©ingeiget gebörig, bat braungraue« ©efieber, haerfJnngo
©cbnabel, langen ©porn mit gerabem 92agel, nii/dn
von 3nfeften unb ©ämereien unb bält fut> gern im S y :<
auf. 3m £erbft unb SBinter nur bleibt fte im mittlen
JDeutfcblanb, im ©ommer jiebt fte nad> ben nerbL 9tja>
ben. Unter mebren Xrtcn von Serdjen ift bie Jtlblerii
bie größte, bie aud? in größter Xnjabl vorfommt uab ä
feine ©peifc gefdMtjt wirb, ©ie beißt aueb gemein,
2£ cf c r «, ©aat> unb Jlornlerdpe, bie in verftbiehaa
Xbinberungen vorfommt, als weiße, febwarje, ronje, hura
rotbbraunfopfige, langbeinige u. f. w. ©ie fingt ms Cut«
bcS 23interS bis 'Äug., üurf) fi^tnb, befonberS aber m
gluge. I>a fie fetjr gefellfcbaftlid) fieb auf ©iefen unb Äfrfl
aufrjilt, fo Tann fie in großer SRenge gefangen »erbe«, n
weldicm 3mccfe man fi'tb großer 9le(5e bebtent, bie M
aufftcHt unb worein man bie Sereben ju Zaufmba «i
einmal treibt, welcbeS baS ?erd)enflrei(t;en beißt ZU
gefebiebt im ^»erbft unb jwar am meiften um Jeipjig, »
jte am fettefien unb febmaefbafteften ftnb, unb von mc ö
fie nadj ben entfernteften ©egenben als rjtcferbiffen reifenM
werben. Hud) um Wittenberg, ^>aUc, ßoibift, 9rM
äBeimar, wo eS große ^)aferfe!ber gibt, werben fiele .
gen unb als leipziger verwirft, welche letjtere aber <n |d>
beit beS ©efd^macfeS jene übertreffen. 2QS ©rm» W|k
wirb angeführt, baß
näbren, ber -um
jährlich jwei ©ebetfe/tn bie ©ommerfrucr/t unb «f*
löracbe, unb baS SBeibd;en legt bann 3—5 weifei-
braunpunftirte Gier.
CtBsint| (©ottbolb gpbraim), einer ber litrrarifcb W»
tenbfien ©etfter SDeutfcblanbS, ber ^auptreformatoe ba4M
Äunfl unb SBiffenfc&aft im vorigen 3abrb-, ber faff «Dt
biete berfelben mit feinem ©cbarffinn reinigenb üwIM
unb mit SBirtuofitdt weiter forberte, ftr würbe am 22.3*
1729 .Kamen j in ber Dberlaufift geboren, erjidt, W
erte» jene uoenrerrrn. «is v?)runc •
aß fie fid) inSbefonbere von gelbfncb:::
Seipjtg bäufig ift. 3*be< 9?aar ml
,u itM rät
Jus, W**|*&¥*
;««■!»»*-- K:,ie">if'St acipjifl, um nacb feines «tter£ SBiQen Jfteo.
vZV«»****1 2?!.' JU f1"^""' «">" ©tubium ibn jeboeb balb
Zm W'6 SöortrSge ju bem ber Biologie binübenogen. «r
ra „ T^i«iiKWöwfcmrte btn mannicbfalrigfren literarifcben »efhebungen,
*" '■Zi, «ftte |j M ' otm ©tubium ber fiBoirfcbtn 9>^ilofot»^U unb
■r.v im ..jjiirti i Wt« nebenbei feinen Jtoroer birreb eet&eäübungen auS»
Jjtt-, g"lj!y e» «** *nfeüll<n *<•« aI* OTt* mtereffirte ü)n inbeg baS gty
:: toj er machte SBefanntfc^aft mit bem Ütetarifcb befannfrn
,.^S3^l2f^M *<jBfif« unb mit bei ©cbanfpielbirettorin SRtuber, nabm En.
■ i » <W an einer bamturacr SSndjenfcftrift: „ ermunteetmgen",
■^^«s^f! , ra*t4 ball> W" a"f ber©d>ule begonnene« &u|b
l ^wa^%^T$: i^Ö' ®«'«brte", auf bie Steuber'fcbt »itbne.
tt 'a,".>':?,"1[ mit f«nem 2reiben unjufriebenen HM befümmten
■ rtK ^ .';..> '» ba§ »iteriiebt £auS jurütfjufebrert. Mb biebtetc
!Jdtl*,,i"'^;f fcl{ fmKt b«n">'»8« 8afl« 8«n» wiberfpre<fcenben Xruu
... htrtü f^V: nwntifdjen Cieber, ging bann narf) MMb VH folgte aber
ttt bem Skmen „Cmilie ©alotti" erfeb; ien. 3m 3. 1759
ging et wieber nacb Berlin, fajrieb bort btn „WilotaS",
ferne fabeln", gab mit Nicolai unb SRenbeKfobn bie ,Au
teraturbriefe" bexou« unb würbe 1760 SEitaliei ber fem«!
Wabemie ber fflSiffenfctwfttn. 21» ©metatc bei bem ®e.
neral Sauen jien nacb »teÄlau berufe«, entwarf er biet
„ÜJhnna van ©ambelm", ein rmfüairifcb . bürgerliche« 8uf>
fpiel, ba« ftcb bureb biä tabin in beutfeber gjoefie unge»
!«nnte ©cbarfe ber Sb«rafteriflif auSjeicbnet, unb entwarf
feinen: „Cartoon, ober über bie (Brenden ber $oefie unb
Malerei", einem Stuft folgenb, ging er 1765 über »et»
lin, »o er fu* obne beflimmte JBe|a>afttgung auftn'elt, 1767
nacb Hamburg, fcfccieb bort ba$ erfolgreicbjJe fflerf feine«
£ebenä unb ©tubium«, bie „Dramaturgie" (2 »be., 1768),
gerietb mit &\o$ in ©treifiafeiten unb oeraiebtete biefen
butcb bie „antiquarifeben ffinefe". gWimutbig bur* feine
©leHuna mit ben ©<bau[»itlew, b<fcb!o(i er eine Steife nadb
Stalien, eon ber i'bn jeboeb 1770 bie twrtbeiibafte »erui
fueuj aW Jöibliotbtfar in ffielfenbüttel obbielt 4>ier cnt<
fcttfte tt eine mebtige 4>nbfa)rift, gab bie „©Olfenbuttel,
feben Fragmente einrt Ungenannten" (®nm. Weimam«),
tbeoI»gifcben 3nboIt$, berauf, gerieft? mit üXetcb. OW&e, bem
ertboboren bamburg. f>rebiger, in tbetiogifeben äwiff, rcDti
an» er jwar fiegreieb bereorging, weswegen nun ibn ieboe^
unter ben febärf^tn Senfurjmang fefete, unb febrieb feinen oy*<-
Äuffafe aber ba« Älter ber jblraaletei. eröffnete Äitfficbten
in SBien bewogen ibn 1775 >u einer Steife bahin, «on wo
Lethargie
93«
Lcuchtthurm
ow uno per pewegtt, mu Pts pagin ungeranntet entrgie uno
©cbdrfe ber Prüfung biefen 3uftanb in feiner &rbarmlicfc
feit ju rügen unb burchfiduig ju machen »erjfanb. 8.'S
©ti|i brang in a0( ©»hären mit gleich fugreichem Erfolge
ein, unb wenn auch feine frttifetjen ©ebriften beimeitem
feine fetjr an ßofcul bibaftifeber Hbficbt leibenben »oetifebtn
3>robuctionen an tfftetioem SLBertb übertreffen, fo f>at er bod)
auch in biefen per btutfcbtn 3>otfie ben SBeg ju einer wab>
ren (Jbaraftcrjetcbnung gebahnt. 2Benn feint ^bilofopbie
au di, ungleich ber neuem, bind? meiere wir ein JEunftroerf
als einen DrganiSmuS begreifen, nur fragmentarifcb blieb,
fo erweefte unb febärfte fte bod? baS bamalS ganj gelähmte
Äunftgefüb.1 bureb tiefbringenbe äerfefcung. ©ein mit rieb,»
tigern Satte für baS ©<b6nt »erbunbener ©cbarffinn »er*
brängte bie tinftitigt unb falfcbe Xnbänglicbfeit an bem
hergebrachten unb lehrte ntben ben £t.f?<m bereiten unb
ber gramofen and) bie ber übrigen romanifeben »öfter in
ihrer SLBefenbeit rennen unb fcbäfcen. 3n '.Ängclegenbeitett
ber Sttjeolpgie fucf;te tr »ernünftige Jilarbeit ju bringen,
unb buret) feine »orjugticbfte Gigcnfcbaft, feinen <3ttjl , in
bem immer 9>bantafte unb SBerftanb ju turebfiebtiger Älar«
beit »erbunbtn, unb btr bah« im ebeltfen Sinne roifcig ift,
bat er bie £eutf$en jum ©elbfibenfen gereift unb genötbigr.
8.'S fimmtL Schriften trfc&iencn juerjt (»erl. 177 1 ff. unb
1796 ff. in 30 »ben); eine JEafcbenauSgabe berfelbtn in
34 »ben (»erl. 1825—28); eint neue ausgäbe in gr. 8.
i(j tbtn unter ber treffe (1. »b., »erl. 1838). «.'S „8t*
btn unb literarifcher Siacblafr" würbe »on feinem »ruber
(JBerL 1793) b«auSqegeben. Daran fcbliefen ftd): ©chmf,
„8'* geben unb Gtjarafteriflif" (»tri. 1825) unb gr. ©eble*
get'S SBürbigung 8.'« in ben „Gbarafteriftifen unb Jtritifen"
(3b. 1). Cin JCenfmal würbe ihm in feiner »aterfiabt
bureb baS Beffingfljiift errichte*.
Crttiargif wirb ein franfbafter, fef)r tiefer unb oft lange
anhaltenber Schlaf genannt, ober auch ein äuftanb oon »e»
tiubung, au6 welchem ber Äranfe nie recht }u »ollem »e»
roufjtfein erwacht unb, wtnn bies auch gefebtebt, fieb bod)
für Außere ginbrüeft ftbt wtnig ober gar nidn empfänglich
jeigt, mtift irrt rtbet, überbaust in feinem gonjen SJerfjal»
ttn tint grofjt ©eifteS* unb Jt6roerfcbwdcbe »errätb. »ei
alten 3>rrfoncn tritt bitfer 3uftanb häufig im ©efolge eine*
febteiebenben Sceroenftebert cin unb ift bann gewöhnlich ber
»erfünbiger beS balbigen &obeS. 2fu{jerbem beobachtet man
ü)n bei bösartigen ÜBecbfetfiebem , ferner bei bem fogenann»
ren SopbuS, tn $o(ge oon »(utanbrang naa> bem Xopfe,
oon Scbtagflufj, ©ebirnroafferfuebt, Jtoofoerfefeungen u. f. w.
(Bergt, ©cblaffucbt.)
. fftljf würbe bei ben @rte$en ein %lw ber Unterwelt
genannt, auS bem bie ©eeten ber »erftorbenen trinfen
mufjten, bamit fie alle* auf ber Qrrbe erfabrene 8eib unb
Ungemad) oergafjen, um babureb erjl geweibt in bie eipfdi»
|c^cn ^^cfTltc eintreten £U Finnen.
Lettre« de cachet ober lettres closea (oerfcbloffene
»riefe) würben in granfrtieb oor ber füeoolution im XHgemei»
nen biejenigtn IBefeblc entbaltenben »riefe beS ÄönigS genannt,
weldje nidjt offen, wie bie letir«* p«tcntes, fonbern oerfdjlof»
fen unb oerfiegelt an ifcre »tftimmung abgingen. 3n*
balt fonnte ferjr verfd)ieben fein, bodj be^etebnete man nadj«
ma(S mit bem SRamen lettre« de cachet oorjuglweife birjei;
gen »erfdjloffenen foniglicben ©cireiben, welche gebeintt Bert
jjaftSbefeble entbielten, unb ber SRiSbraucb, ber mit foioVn
»riefen oie(fad) getrieben würbe, hatte eine aOgemeint &
bitterung gegen fie jur ffol^t. £urd) einen foltben l'-»
de cachet fonnte man obne SBerb6r unb ^rocefj, ja ^
ohne Angabe beS ©runbtS auf wiOfürlicb lange 3«t in
4>aft genommen ober nacb einem beliebigen JDrte otrawfo
werben.
Cfucljtfnbfrg ift eine im Äinigreid) »aiem gdejece
freie ©tanbeSberrfdjaft, welche 4 QW. mit 5300 gimr.
umfapt, beten ^auotort ba8 ©tabteben f>freimbt mit IH
Qinvo. ift. X>m 9lamen b«r bie ^»enfebaft »on bem SRcir
flecfen 8eudjtenberg, bei welchem bie Ruinen beS glctei-
migen »ergfcbloffeS noch ju fehen finb. (fbemalS m i
eine gefürftete 8anbgraffchaft, welche bis 1806 ©ift tz)
©timme auf bem {Reichstage hatte. Die 8anbgrafen t«t!.
finb fchon 1646 im 9»annS(tamme auSgeftorben unt' a«
»efi^ungen fielen an »aiern. SRit bem gürftentbume m
ftebt, einem 1802 facularifitten unb an »aiern gefornmeneaft
fürfteten »iSthum, erhielt 1817 Cugtn »eauharnaiS {\.t;
ber ehemalige SJicef 6nig oon Stalten , unter bem Xitel tot*
^>erjogS oon Seuchtcnoerg bie ©tanbeSberrfchaft. Die^n-
Bje oon 8. führen ben Sitel Jtoniglicbe Qt>t)6t unb tint*
Salle ber bair. 8inie erbfähig. J5ie übrigen SRitaStf«
ber gamilie ho^n gürften unt gürfiinnen »on eeuebteta;
unb hoben baS ^rabicat £)urchtaucht; ertifcht btr fou<ir
bergifche SDcannSffamm, fo fallen bie »efilungen befft-fi
an »aiern unb bei Seucbtenbergifcbe SeibtriiamiB erfrii
eine Öntfchabigung »on 2,320,312 rhtin. ©ulben.
Cfucrjttrjurm ob« tyfyaiüt wirb tin an ber IBM
gewöhnlich tn ber SRcthe eines 4>afenS aufgerichtettr Sta--
aenannt, welcher oben eine 8aterne bot* »n ber ein fa.-=
Sicht erjeugt wirb, bamit fub jur SRachtjeit bie Ctefita
nach bemfelben richten f6nnen. 3ur erjtugnng beS fiftsi
bebiente man (ich befonberS früher eines ^oljfeuer*. :
gewöhnlich einer 2tnjabl »on Ü)l» ober ©aSIamoen, ba»
Sicht burch Sfeftectortn noch oerftdrft wirb. 3m aiterfbuntTu
ber berübmtcftc 8euchtthunn tcr ungefähr 300 3<tbtwt®n
fhtS erbaute bei 'Äleranbritn, weldjer auf einer 3n(d *
mens Wmui flanb, baljcr felbjl auch fhoruS genannt
SWach ihm, ber ju btn SBeltwunbern gertchnet warte, jtnb
witber alle übrigen geucbtttiurme genannt »orben. Ttofy*
finb bie berutimtcfien Scudjttbürme bie »on Genua, »cn I
bouan am 2tu*fluffe ber ©aronne, ber auf bem BeE»Ä.'d
ber Äüfte von ©d;ottlanb unb btr gelfenftiooe f bbjf'
(f. b.) in gnglanb. 25er geuchtthunn »on »eU.ffe* *
Äoch.ßape an ber febot Äüfie in ba®raffchaft fiefar*
weit b« «Wünbung beS SEaofluffeS ifl 1807-1811 M
ben »aumeijier ©tcoenfon erbaut Worten. 9t
einem gelfen, welcher bei niebrigfter ebbe oft 4 J.
über bie 9Reere§flache emponagt, wäbrenb berfelbtn .
eine gewibrrtiebe glut ihn 12 g. tief unter ffiajfci W
2Cuf biefem 8euchtthurme ift eine 3»afchine «Bgehaa>t. ■
bie SReftectoren umwenbet unb babutth *** "
jwifeben Sicht unb Iiunfctheit, weiftem unb n
jeugt. Diefelbe SWafchine läutet bei gttbtlwtllw, «
8id)tfignalt nicht gtftbtn werbtn, Zi
fehnlidje ©locfen. £>er Seuchtthurm
Digi
nur $einri« U. eon ^ranfrcic^ begonnen unb erfl na« 26
fobren t»oQenbct, unb jei«net ft« bur« ©r6fk unb eine in
.•inem flugern unb 3nnern angebra«te $ra«t au«.
CfUthm ifl b« 9iame «int« in 3tieberf<t)Ufieit , weflli«
cn ©reälau gelegenen ©orfe«, bei wel«em griebri« ber
•5rcße am 5. ©ec. 1757 (inen hoben ©emeii feine« gelb,
crtntalente« ablegte unb einen feiner glorreichen ©tege er»
.mg. griebri« batre bei Sfogba« gefiegt, aber ber .ßerjoej
c-n JBevcrti war bei ©reSlau gef«lagen worben; ©«roeib«
ig war in bie ©ewalt be« geinbe« gefallen unb ber §>rinj
tart hatte mit 80,000 «DJ. ein fefle« 8ager an ber 8obe
ejegen. griebritb eilte mit 14,000 2H. na« ©«leften,
ereinigte ft« in ben beiben wften Sagen be« ©ec. mit bem
twa no« 15,000 2R. betragenben überrejle ber Armee be«
Xrjog« von Sehern unb marf«irte am 4. ©ec. na«
icumarf. ©er $rin- Jtarl backte bem gan-en gelbjuge
lit (Jinem «stre:« ein @nbe ;u ma«en unb rücfte bem Jto-
ia,e entgegen unb am 5. ©et. fliegen bie #eere jufammen,
ibem bie 2Ritte ber öftrei«. Armee binter 8. flanb. ©er
tonig überfab con ©orna au« bie Stellung ber £flrei«cr
nb bie ©cf«affenheit be« Sterrain« unb führte hierauf fi«
ufeenb ein fccchfl glüctli«e« OTanoeubre, bie febiefe ©«la«t»
rbnung, au«, bur« wel«e bie rfheieber überflügelt, um«
angen unb auf bem linfen glügel *6Uig gef«(agen wur»
en. (Jin bartndefiger Jiampf entfpann ftVh nun um ba«
}orf 8., bo« würbe aueb biefe« »on ben 9-reugen genom»
ien unb ber reebte glügel be« geinbe« über ba« flbweibnifcer
Saffer jurüefgeworfen. 3n Holge biefer ©«la«t fiel ganj
;ct)lefien mit Ausnahme \)on ©«meibnig wieber in bie
)änbe bei Jt6nig«.
Crnantf, eigentli« ©affelbe wie SRorgenlanb, nennen bie
ruropder im Allgemeinen bie 8dnber an ber ^flfüfle be«
littelldnb. 3J?eere«, »orjugSweife aber bie afiatif«e itüfle
r Ar«iyelagu« von Jionjrantincpel bi« Aleranbrien in
gvpten.
CcPttrrt bi«f<» im »eitern Sinne fdmmtli«e 9la«fom>
cn 8eoi'S, wel«e einen für ben ©ienfl ber Religion au«»
:fonberten ©tamm be« ifraelitifcben SolfeS obne Tfcfecbcfi^
Ibeten, im engern ©inne biejenigen ©enoffen biefe« ©tarn»
e«, bie nicht au« Aaron« gamilie, au« ber bie eigentlicben
rieft er (f. b.) flammten, waren unb biefe in ihren priefler»
ien Verrichtungen untcrflüfcten. ©ie religiofen Vorrechte
:r Seoiten waren al« ein ursprüngliche« Vorrecht ber Grfl»
borenen aller ©tdmme bur« ffofe« auf fie übertragen
orben. ^ierbur« waren fic, nach bem »eifpiele Agvpten«,
e ausgezeichnete unb gelebrte Glaffe ber Kation, im ©eftfe
ler wichtigen ®ef«dfte für bie (Julrur berfelben. @ie wa»
n bie ©achter unb ©iener Sebcwa'«, richteten ba« ©olf
i« bem ©efefce, führten bie ®efdiled)t*regi|}er, beauffiebtig«
n bie ^olicei unb leifteten al« Ärjte ben Jlranfen unent.
HU« £ülfe. 3u ibrem ©ienffe, ber vom 25.-50. 3abre
ährte, würben fie bur« SEBaf«uncjen unb Reinigungen
ierli« eingeweiht. 3u fflobnfi^en btenten i,bnen bie unter
n übrigen Stammen jcrfimit liegenben 48 8et>iten» unb
rieflerftibte, unb jum Unterbalte war ihnen, ungeachtet
etwa ben funfjigften ^tii ber Slation bilbeten, auger
:i anbem wiUfurli«en 0ef«enfcn, ber jehnte 5Et>eil be«
8anbe«ertrage«, be« ©oben« unb be« »iebe«
.»eex. II.
angewieferj, wovon fie iebo« wiebtr ben 3ebrtt<n an bie
eigentli«en 9)rie(ler abgeben mugten. ©ie ©ienftleiflungen
uno *L»orrccr;ie Der ceoiten weroen im eierten ioua> awouo
abge^anbelt, ba« barum geviticu« genannt wirb. 9co« jetjt
beigen bei ben .ftatbolifen bie bem ^riefier beim ®otte«<
bienfte bulfrei« jur ©eite ftebenben Äirdjenbiener Sevitrn,
bie bur« eine befonbere Jtleibung, ben ßeoitenrotf, -lint Xrt
SRepgewanb, au«gejei«net ftnb.
Crvhoir in eine $flan}engattuna, bie man ibrer wohW
rie«enben ©lüten wegen in ben ©arten unb 3immern auf«
jiebt unb worunter au« bie golbgelbe Ucpfoie, Sacf ge»
nannt, gehört. 3n«befonbere aber nennt man Sevtoie btt
al« fflinterr unb ©ommerlesf oie befannten Wen,
»el«e fi« in allen «Jlüancen be« ©laurotben geigen, ©ie
SJinterletfoie ifl bie gefriere, weil fie, im grubiab^re »e*.
fefct, lange in ©lüte bleibt. Hu« unterf«eibet man fit
in englif«e unb beutf«e, wooon jene fi« bur« bi«<
ter aneinanbergefleHte, größere ©lumen au«jei«nef.
CcaltRt ©tabt in bem ©ouoemement ©übboüanb ber
nieberlanb. ^rooinj ^>olIanb, wel«e bur« bie 1575 hier
gegrünbete Üniocrfitat berühmt ifl unb fi« bur« f«6n«
breite ©tragen unb viele* breite .Sandle oortheilbaft au8*ei«>
net. ©ie liegt am dfbein etwa« unter eine 9Rei(e vom SReer«
unb jdhlt 34,600 ©nw. Unter ben ©tragen ifl befonber«
bie breite ©trage ju bemerfen, wel«e fafl bie ganje ©tabt
in ber 3?i«tung oon jD. na« SB. bur«f«neibet. 2lu« feben«.
werthe ©ebdube finbet man* fo brt b«ttli«e ©t. 5)eter5-
fir«e, in ber mehre au«ge*ei«nete 92iebertdnber ©rabmdler
baben; ba« ÄatbbauS mit bem f«6nen ©emdlbe be« tutai
ton 8cpben, ba« jüngfle ©eridu; bie {Haapenburg, wel«c
1807 bur« ba« Auffliegen eine« mit $ulver belabenen
©«iffe« »ur ^dlfte jerflört worben ifl. ©ie <?rri«tung ber
Unioerfitdt ju t. gef«ab na« ber h«lbenmdgigen Vertbei.
bigung ber ©tabt gegen bie ©panier, ©iefelbe hat eine
©ibliotheF eon 40,000 ©dnben unb 14,000 $anbf«riften,
einen botanif«en ©arten, ein 9laturaliencabinet, ein anato*
mif«e« Xbeater unb anbere wiffenf«aftli«e 3nflitute. 8.
ifl 4>auptort be« boOdnb. SBollbanbel« unb fabricirt viele
wollene 3<u«e, ßeber, Pergament, ©al-, ©eife u. f. w.
»ier unb ©rot follen in 8. am beflen in ganj ÄoDanb
fein, au« bat bie ©tabt bebeutenben £anbel mit ©utter.
G« gab eine 3eir, wo 8. an 100,000 Sinw. jdhlte, unb bie
©tabt war f«on ,-u ben 3eiten ber Stbmtx unter bem SRa«
men Sugbunum ©ataoorum befannt. 3n ihr würbe btr
©«wdrmer Sobann ©ocfbolb (f. SJaufgefinnte), ber
$bbft-er 9Ru«f«enbroct unb bie berühmten SRalec Sem.
branbt unb 8uta« von £epben geboren.
Cianrn, eine $flanjengattung, unter beren 9lamen alk
©«linggewd«fe in ben amerif. ©dlbern begriffen werben,
wel«e mit ihren Sianfen fldrfere ©düme fo bur«fle«ten,
bag ganje SBdlber un^ugdngli« werben. 3uglei« finb fie
au« ben ©dumen oerberbd«, inbem fie ihnen bie Jtraft
ent-iehen, weil fie augerorbentli« wuchern. SSc^en ber
feflen Mein, bie fie enthalten, bebient man fi« ihrer ju
Änfertauen, ©triefen überhaupt, gle«twerfen unb Jagrei»
fen. einige Xrten enthalten ein trinfbare« SEBaffer. Um bie*
fe« ju erlangen, brau«t man fie blo* umjuhauen unb ein
©efdg unterjubalten, «nbere gibt e« b«ge|en, bie giftig flnb.'
>ogle
Libanon
938 Liberalismus
Cibfincm ttnb JTntilibanon, finb jwei auf ber ©renie
von $alä|tina unb Serien in faft gleicher Entfernung pa»
rallet tauflabe, auS Äalfftein bcftebenbe ©cbirgSjtige, bie
$alä|tina növbttc^ begrenzen unb faft eine £öbe oon 10,000
gufj erreichen. £)er Libanon (Sdineeberg), ein 3weig beS
SEauruS, gebt bunt) ganj ©prien unb feftt fich in btm ara>
bifeben SReerbufen fort, fällt on ber ©renje SorienS bis
ju 400 JJuß ab, unb trägt im SBinter in ben A lüften ber
SBintcrfette etwas Schnee. Gr tbeilt fidi in Spricn in 2
parallele .Stetten, beren fübl. ben tarnen Libanon behält unb
in ben ©ipfeln 2lffa unb Libanon am t>6djftcn fieigt; bie
norbL baoon aber wirb 2£ntilibanon genannt, unb gebt bis
unterhalb ber Söiiffe oon £>amasfuS. Svotfdben beiben ©e«
birgSjungen liegt eine fdhönc fruchtbare gläcbe. 3*nen
Jtbcil beS ©ebirgeS bewohnen bie 25 rufen (f. b.), bie»
fen bie SRutawcliS. Um Sußc beS Libanon liegen bie
Stätte Satb (ehemals Sibon) unb SEarabluS; auf bem
Berge hat ber S|>atri<3rd> ber 5Raronttcn feinen SÜJ. 3n
biefer ©egenb finb auch noch einige Gebern ju finben, welche
bie einjigen JRefie beS einft jum Sau beS Salomonifcben
£empel5 benutzten GebcrwalbeS finb.
Clbation hieß bei ben ©riechen unb Körnern ber alt»
reltgiöfe ©ebraueb, nach welchem man bei JDpfern, feierli»
eben Verträgen, ©aflmäblern, Ceicbentercmonien u. f. w.
einen £betl ber Sipeifen unb ©ctränfe ben ©ötfern ju
Gbren oerbrannte ober oergoß. So gefebaben bei ©afhnäb:
lern Sibationen, inbem man ben (ftttn (.£>auggöttern) etwaS
Speife auf ben #erb hinlegte unb tierbrannte. So bei
allen Grnten legte man einen Äbeil beS ©ewonnenen auf
ben 2Cltar für bte ©öfter bin, warf auch ben SJceergöttetn
dbren begleichen int) SReer. 2fm neunten Sage nach
ber Verbrennung einer deiche befcbloß man bie SEobtenfeier
mit HuSgießung bcfonberS oon Sttilcb, SBcin unb Blut
Bei ben JDpfern oorjüglicb mußte ber •IViefkr ben SBcin,
womit baS Epfertbier befprengt würbe, fofhn, welches bei
ben Körnern libare hieß, wovon ber 9came.
Cibell nennt man jebe Reine Schrift t>on nur geringem
Umfange, bcfonberS ben gerichtlichen 2tnfd;lag bei SScrfteige:
mngen, jcbeS 2fuctionßotrjeicbmfj; bann jebe Älagfcbriff,
Bittfcbrift, Brief, SRemorial unb bergl., weil bei ben K6.
mem alle folebe ff inreich, ungSfcbreiben, j. B. beS ÄlägerS
an ben Prätor, ferner bie Bittfchriften an bie Jtaifer unb
beren Senbfcbreiben an ben Senat unb öffentliche RJerorb»
nungen an baS äiolf libelli hießen. JDann bebeutet cd cnb>
lieh Ängebefchrift, Scbmäbfcbrift, $aSquilt
Cibrllm, SBaffcrjungfcrn, Seejungfcm, gehören ja ber
©attung oon Snfeften, bie man SJtefeflügler nennt. 2)ie
gibcllen höben lune pfriemenförmige güblbörner mit 6 — 7
©liebern, febr flarfe unb gejabnte Äiefern, fetjt große, her«
oorftebenbe Äugen, jwifepen welchen fich 2—3 Lebenau»
gen befinben, grofje nefeförmige, metallifcbglänjenbe ftitigel,
einen febr ocrlängertcn Hinterleib, ber am Gnbe jangenartige
£ädcben hol» aber nicht febr lange Beine mit bret Sußglie*
bem. Sie halten fich um SBaffcr herum auf, fliegen jiem»
lieh fcbneli, etwaS ungleich »cm Sflai bis September unb
fangen fich Snfeften, felbfi Schmetterlinge jum graß. Da«
SBcibdbcn legt auf SSaffcrpflanien gegen 100 fletne längliche
©er, bie noeh im Sommer fich entwicfeln. Die braunen
fcaroen feben bem »ollfommenen 3nfeft jiemlicb ähnlich, au»
per bafi ihnen ginget unb Webtnaugen Wen. SDief» biß>
ttn fich 3 — * SBal unb hefömmen erß als Stwnpbea
gelfcheiben. JJiefe beiben BerwanblungSgefialten H6 3^u>
reS finb febr gefräßig unb hoben jum gangen bie fop>
nannte SRaSfe ober 3ange, (in bretecflgeS fchaufelcftigeS 3c.
fhument mit jwei fteferartigen 3ongen an ben beiben Gta,
unb burch ein ©elenf mit einem Stiele oerbunben, ber an>
ter bem SRaule ftfiftijt. DiefeS SBerfjeug fchiebt bte Libelle wo,
nachbem fte fich fchletchenb ihrem Staube genähert bot, ftfmd
vor, bemächtigt fich feiner unb tobtet ihn oermittelft bei
gen. Gin bis jwei 3abr lebt baS Snfeft fo als fJ«M mt
9cvmphe, oerläßt bann baS feuchte, inbem eS an Söffet,
pflanzen in bie Jg)6r>e fteigt, unb Friecfct enblicb als ttl<
fommene SibcRe auS. 3" ber ©attung ber üibeHen aebenn
bie eigentliche SBaffcriungfer (barunter bie ©oleic
ober breitgebrücf te Sibclle unb bie Schm«lj8ngfn
wooon jene einen lanzettförmig gebrüeften, tiefe einen Ua
gen, waljigen Seih hat; bei jener flößen bie großen la-
gen jufammen, bei biefer flehen fie mebr «uSeinanber. 3s
Unterer gehört auch bie große Sdjmatiungftr, bie 3 — *
3oQ lang oorfommt unb febr fcfcneU fliegt
fibfraliemug ift UTfprungtiä) ein tat. SBort snb u
jeichnet eint folcpe ©eftnnung unb ein folcbeS Bemboes
rote einem freien Wanne angemeffen unb anftanbig ift 9f
ift entgegengefe^t bem ScroiliSmuS, gleichfalls ein in-
fprünglich lat SBort, welches ©efinnung unb Bentbna
eines Unfreien, eines Sflaoen bezeichnet 2>te alten BMb
hegten mehr ober weniger bie überjeugung, baß ber Statt
in äbnlidher SBeife oon ber SRatur jum freien cba pr
Sflaoen geboren fei, wie er oon ©ebtnrt auefe 3>?arm e*r
SBeib fei, unb glaubten bemgemäß, baß auch bie (SetaMf
beS freien gänjlicb oerfchieben oon ber btS Sflaoen fc
eben fowie ihre BefKmmung, inbem ber $rete (ber
jum Befehlen, Xnorbnen unb )um feiner tnürbigen 9es#
ber ©iter beS ?ebenS berufen fei, roätirenb ber "€58»
feinen Bwecf erfülle, fobatb er bie Jtunfl beS 9ttynfrt
OoUtommcn auszuüben oerfiehe, b. b. ein möglichft 9tfOm
meneS SBerfjeug }U XQem abgäbe, woju fein .Sperr füb b
ner bebienen wolle. ZuS biefer ©runbanfiebt ging I«
wieber bie Meinung heroor, baß es gewiffe Befcbifhgiaao
gäbe, welche oor^ugSweife einem freien SRmfcbert geai
(.liberal) feien, unb gu biefer rechneten fteXOeS, »öS m
Shätiafeit beS benfenben unb empfinbenben SRenfcbet m
um fetner felbfi mitten als geifügeS SBefen ift SBiffenfcW»*
unb Jtünfte waren biernacb oorjugSiveife liberal unb w
ben bah« «ueb als uiea liberales jufammengefafL Bit»
febiebe Neroon würben bann bie nur einem Sflaoen jfdtm
menben Shätigfeiten, welche im allgemeinen aQe biejenifoi
waren, beren 3 med nicht in ben eigenen ©eifi ffel, tu> j*
IL tt von 3>ienfien unb Arbeiten, weube um ber Utttß
SÖoblfabrt, ober um eines Lohnes willen Xnberm geteir
würben. Bei ben älteren Bölferfcbaften fmben tmt Mb>
anficht gemäß bie Jtafreneinthetlung, nach wefaber Mr
Stänbe (bie $riejier> unb Äriegerfafte) dm Steten ■
ber ©efeUfchaft einnahmen, bie fie aller S«cge nNti»
fche SÖoblfabrt überhob, wät>rtnb bicfe um fo frbmrer a
ben unteren Jtoftm lafhte, bie als ihre auutlnw* m
höcbfte Pflicht nichts 2tnbereS all bie **«t fm Mi ata*
Äafien faraiten. Bei ben ©Tieepen unb Stimm wtt Mß
Liberalismus T
Btrbältnifl jwifcbtn $>m unb Sflaye ^anj nach bnnftlben
principe georbnet, tvie bcnn auch bit oben angegebene
lüinbanficbt von btm größten gritd?. ^bilefepb en "Jtnfietcleö
itt rinc pbilofppfjifche Sffiatjrhcit aufgehellt würbe, .frier
Mt nur ber Untcrfcbieb, baß bie Sflaoen nicht al« eint
tafle td SJolfe«, fonbern all gar nicht jum Söffe gebörig
»etradjtet würben. Die ©riechen unb bie iRömcr hatten an
Mb felbjl ba« föcwußricin , baß fie bie tinjigen bureb bie
Ratur jur greibeit berufenen SÄenfcbenjlämme feien, unb
Miocbteten alle übrigen 5Bölfer, welcbe fie unter bem ÜJlamcn
ttx Sarbaten jufammenfatjten, al* folebe, welcbe con Statur
öftaetn feien, baber «ueb in ihren eigenen gänbtrn feine
Republiken (bie nadj ibrer 2tnfid)t einjig be« freien SRan«
je* würbige Staattetrfaffung) hätten, fonbern Despotien,
• baß fie aueb in ihrem SSaterlanbe nidit anber« bcnn als
5flat>ttt ju trijrirtn vcrmödjten. ^»iernaeb fonnte bcnn auch
ein ©rieche ober 9J einer auf ben ©ebanfen fommen, baß
Inem JBarbaren ein Unrecht angetfian würbe, wenn man
|ft Ulm Sflaoen machte, vielmehr tbat man ibm noeb ®u=
et, inbem man ü)n einem jur $crrfcbaft geborenen £errn
iab, wäbrenb et früher al« ein Jtnedjt nur von anbrrn
foeibten beberrfdjt würbe. Der freie ©riecht unb OJörner
lielt baber «ud> jebe« Gcfchäfr, welches einer "Arbeit um ber
ablieben SSoblfabrt willen ähnlich fab, für feiner unwertb,
«achtete er boeb fogar ben deiner, bei um einen Cbrenfolb
fabern Unterriebt crtbeilte. <S« gab fogar in ben grieeb.
frdftaateu ©eftfet, welcbe Rieben, ber mit einem #anbwerfe
btr mit $anbel felbft fieb befebäftigen würbe, mit ber fßu
aubung bt« äBürgerreebte* bebrobten. 3u« biefem llmffanb
| benn ju ertlaren, warum biefe S36lfer, welche befonberä in
ftfttern 3titen fo unfäglicb viele bureb ben ungebeuren cum«
CT Seit herbeigeführte JBebürfniffe batten, fo einer unjöf>U
aten Stenge von Sflaven beburfttn. SDiefe betrieben alle
franbwerfc, Verbau, Jpantel unb felbft bie Aünfte, welcbe
kf irgenb eine 21rt mit ben leiblichen fünfllid; gefteignten
lebürfniffen in 3ufammenbang ftanben. <J« gab Äömer,
Webe ein Jgjecr von 20,000 Sflaven fn Dienft tyittm. —
Hit bem Qbriftentbum mußte fi<t> bie ©runbanfidjt übet
00 Jücrbaltniß jwifeben greien unb Unfreien gänjlicb um>
tßalten. Da« Gbriftentbum fefct nämlid) alle 9Rtnf<ben
bne Unterfchieb ber ©eburt, tcä fihtcrlanbt«, be« SJermö»
tn6, ber bürgerlichen Stellung in ein unmittelbares 83er«
iltniß »u ©ott, bemgemaß fte alle in ber b&rtflen unb
$ttn »«beutung einanber völlig gleich finb. 5Bit fjott)
w vornebm ober niebrig unb gering ber 2J?tnfcb auf ßrt
n aueb fein mag, fo beftimmt fieb fein SBertl) nidit bar=
Beb, fonbern nach ber XReinbeit feine« freien« unb nach,
r ©nabt ©orte«. Die äußern ?eben«»erbältniffe finb ein
ebtiger Scbtin, welcher oerfebwinbet, fo wie ber 9Jfen(cb
p (sott nabet. £ierna<b ift benn mich bie bürgerliche
itibrit ober JCneebtfcbaft ein bloßer ©cbein unb e* gibt
K greibeit unb Äned;tfcbaft in höherer Sebeutung, welcbe
Irin SBBatjrtieit bat: bie greibeit ber ©ottfeligfeit unb bie
neebtfebaft ber ©ünbbaftigfeit. I)urd) ba« erlöfungSwerf
\ Jtbem SJernfcbcn bie 2Roglitb?eit gegeben, inbem er ber
im burd) Ghri|lu3 gebotenen göttlicben ©nabe fein Äer;
(fnet, jur wahren greibeit ju gelangen, mag er aud) arm
nb niebrig im geben bajleben, fowte aueb Weicbtbrrm unb
f^rc anberrr Sftnfdjen ben <Sünber nidjt von btr wabren
b WAhVMA
Jtnedjtfcbaft ju befreien vermögen, ©urcr) biefe (trifflld)i
©runbanfiebt würbe auf ba5 jBeflimmttftt bit ©tftnnung
be6 SRenfcben an feinem außerlicben bureb bie äufätligfeit
ber ©eburt befiimmten JTafetn unterfebieben, unb aOmalig
bat fid) ba3 cbriftlicbt ^>rincip aueb im bürgerlichen fitbtn
immer größere ©elturrg verfdjafft, infofern man immer mtbt
babin gefommen ifi, bie geifhge 9Bürbe be« äRtnfcbtn unb
ben aud ihr erwachfenben 'itnfvrucb auf wabrt greibeit Aber«
all anjuerfennen unb burd> bie ©efe^gebungen jene gegen
jebe Anmaßung bureb ©eburt ben Gingelnen ju Zt}t\i gt>
Worbene ©ewalt in <Sd)u% ju nebmeru gtbfraliämuä ift
nur bie ©efinnung beä freien SÄanneS, berfelbe mag übrU
gen« in S3erbältniffen (eben, in welchen er will, ber Bbel brt
©eifie«, welcber fieb feine« göttlicben Urfprung« bewußt ifl
unb eifrig barnad) flrtbt, biefem ftintn Urfprungt fieb wür»
big ju bezeigen; btr jebe geiflige ©emeinbeit, Gunbt unb
Safrer bon fieb abh ä:t, um btr <tbrt anberer SRcnfdjtn unb,
wa« ibm nod) weit bober fiebt, btr ©nabe ©otte« würbig
)u fein. Dagegen fann nun auch ein vomebmer unb bwr>
gefteUter 3Kcnfcb fervil fein, b. b- eine nitberträebtige, g»»
meine, feine Sünbc feheuenbt ©eele haben, welche nid?t8
um ber ewigen 3nteref[en bed ©tiftt«, fonbtm TUltt um
ber Suft be« jeibe«, um irbifeber SSortbeile willen unternimmt
3n neuefier 3eit hat fieb in ganj (jurova tin Äampf tnt.
jünbrt, urfvrünglid) jwifeben ber Partei, welche bie beflt»
henben Äecbt«»erb<Slfntffe ber geifiigen SBürbe bt« SRenfcben
nicht überall angemeffen fanb unb barum auf Umgefialtung
berfelbcn antrug, unb btr Partei, welcbe um btr SBortheilt
willen, welche ba« S3e|lebcnbe ibm barbot, birft aufrede ju
erhalten beftimmt war. Die erfigenannte gartet war fo
ursprünglich aUerbing« bie be« giberaliSmu«; halb aber haben
ftch biefe tbrenbe JBcjeichnung ibrer ©efinnung aüt Diejeni-
gen angemaßt, btnen ti au« welchem ©runbe immer um
Umfturj eine« fflefrebenben ju tbun war; unb alle Die,
welche 3tnen entgegenfftebten, auch ba, wo offenbar göttü»
liehe« wie tnenfcblicbe« SJedjt ihnen jur Seite fianb, bat
man mit bem (Stelnamen ber Servilen ju oerbäd;tigen g<»
fhebL 3n ba« SBort Stberali«mu« ifl burd; folgen ÜRtö.
brauch (ine e« veruntbrtnbe Slcbtnbtbtutung gefommen,
inbem man fieb wol auch Sejeicbnung ber unbefon*
nenen, um irbifeber unb gemeiner Süortb, eile willen untern on>
mener »efhebungen jur Aufhebung ber befitbenben JDrb»
nung in ben Staaten feiner bebient r)at. — £iberalt«mu«
ifi nicht gu oerwechfeln mit Liberalität, welcbe« jwat
UTfprünglich ba« echt lat SBort für bie eb(t unb be« freien
SRannt« würbige ©efinnung ifl, aber je&t nur noch <n ber
Scebenbebeutung ber äußerlichen JCunbtbuung folcber ®t»
finnung in föorten unb Kerfen gebraucht, am bäufigften
aber gleiapbcbeutcnb mit tbler grtigtbigftit genommen wirb.
Cilifrtttö l)icß bei ben 8?ömem bie »trfonificirtt grtU
beit, welche man als eine ©öttin verebte, inbem man fit als
eine Sochttx be« 3upitrr unb ber 3uno bezeichnete. <fin
$ut ober tine 3Rü§e galt al« Svmbol berfelbcn, unb @rac>
u« borte ihr auf bem XventinuS, einem btr fitbtn #ügti,
auf btntn 9?om fianb, einen Xempei erbaut.
fibueaa, (ine merfwürbigt $erfon ber SJotjeit iBöb-
men«, war nach ber fjalb trwtln'fcben ®ffd)icbte bie jüngffc
Socbter be« Ärof, be« ^trrfcher« ber «Jjetbtn imb übet»
03'
IJcentiat
»4©
Lullt
traf tbte beiben anbem Scbweftern ttagi unb Sbetfa an
weibliajer Schönheit, männlichem Scbarifinne, propbetifcben
(gaben unb mächtigen üJauberfünftm. 4?Krtutcb tarn fit
nacfr beS 83aterS SEobe in »eittj feines SbroncS. AB fit
aber einmal burch einen »tacbtbeiligen UrtbeilSfprudj ben
Sorn eines SBolfSälteften erregt baue, , braute tiefer bat
iüolt gegen fit in Aufftanb, baS von ber jungfräulichen SRe»
gen [in nun verlangte, ihre #errfcbaft in bie $änbe eine»
GrbegemablS nieberjulegen. Um baffetbe von feinem <5nt*
fcbluffe abzubringen, benufefe g., auf ben Statt) ihrer Scbwe»
li.m, noch einmal ihre ©abe ber SBerebtfamfeit, um baS
Holl vor ber ftrengen {Regierung eine? SRanneS »urücf;u-.
ftbreefen. Da aber baS Stielt auf feinem Borfa^e behaute,
fo gebot ihm ein beiliges f)ferb unb einen Jtönigsman»
tel &u nehmen unb SBoten auSzufcbicfen unb jenes bem
»Sfanne ju geben, ber auf einem ei fernen Sifcbe feine 9Rabl»
jeit galten würbe: er fei ber einjig SBürbige, ibr ©cmabl
unb bei BolfeS £crrfcber ju fein. Die ausgegangenen JBo;
ten trafen beim Dorfe Stabicz ben jungen Sauer »JJrjemifl,
welcher feinen $flug umgefturjt batte unb fich ber »pflugfcbaar
a(S SEifcb bei feinem einfachen SWable bebitnte. Die (Boten
fübrten ihn als ®cmabl ber S. brim unb bulbigten ibm als
Äönige. $rzemifl unb S. regierten nun baS SBolf unb
brachten baffclbe burch ©efe&e jum ®eborfam, inbem fie
zugleich viele JBurgen erbauten unb ben ©runb ju ber
Stabt ?>rag legten. Dann entbeefte S. faft ade S3erg<
werfe beS SanbeS unb fiarb nach einer glücflicben $err»
febaft unb von einer zahlreichen 9lacbfommenfcbaft umgeben
um baS 3<>&t 738.
ftrrntfat tfi auf mehren beuffeben Univerfitäten ber SEi»
tel eines Stallen, »eichet nad) abgelegtem Gramen bie Söor»
redete eine« Dectorä in ber betreffenben ffiiffenfcbaft, na»
mentlicfj bie ©rlaubnif, SBorlefungen bei ber Univerfität ju
halten, erlangt bat. 3ugleid,> bebingt bie Üiccntiatur
(SBürbe eines Sicentiaten) bte (jrlaubnif, Doctor »u werben.
Wamentlicb finb auf ben norbbeutfeben Universitäten Sicen»
tiaten in ber tfjeologifdjen gaculfät häufig, unb baS 5f3or»
eramen jur mebicinifchen Doctorwürbe pflegt Sicentiatenera»
men genannt ju werben. 3n bemfelben werben bie 5Bor-
wiffenfebaften ber OTebicin geprüft, aber bic Übergebung bie»
fei gramen* ift feineSwegS mit bem 9?edjte, JBorlefungen ju
halten, verbunben.
ficht (baS) ift trat} ber vielfachen febarfftnnigen unb
gelehrten Untersuchungen, welche über baffetbe angefüllt wor»
ben finb, boeb noch tmmer ein feinem Siefen nach völlig Un»
befanntes, welches wir nur nacb ben SBirfungen tennen,
welche eS auf bie ©egenfiänbe ber Statur unb uns felbfi,
befonberS aber auf unfern ©eftcbtsfinn hervorbringt. DaS
Sicht ifl bie SBebingung beS Sehens unb beS ©efebenwer»
benS; ob eS aber (welches bie Altere Annahme) ein unenb»
lieb feiner, baher unwägbarer, von ben fehbaren Äörpern
auSgebenber Stoff fei, ober ob eS nur in einer jittemben,
wellenförmigen (Bewegung beftebe, welche ftd? von einem
.Körper jum anbern ober burch einen eigenen ctufierft bün=
nen %ther bis nim Suge beS Geijenben forrfe^t, baoon ba=
ben wir feine Jtenntnif, obfehon eS gewiß ift, baf fich bie
meiften ber höcbfl intereffanten Sichterfcheinungen unter ber
iule(jt aufgefleQten Xnnahme infoweit erftaren laffen, baß
man fie unter einanber in einen äufammenbang bringt, mU
eher eine Scredinung ber iiifammengefe^teren (hfibciic.
gen aus ben genau beobarbteten einfatbern gemattet,
erfie 'ilugenfebein rechtfertigt bte Annahme, baf t;,
rcti ben leudnenben Jtörper nach allen Seiten p in i
ben Linien auägebt, unb bemgemäg ift bie oettcbnlidx j
fiellung unb dtebeweife vom Siebte fo, als befttbe
in einem feinen Stoffe, welcher in uneiiMich vielen
enblich bünnen Strahlen von ben leuchtenben Äörptm e;i
gefenbet werbe. £>ie einfachem Sichtpbanomrne Ufa fe
auch recht beuttich von tiefer SJorfiellungSrotift eaieti.
ren, unb nur erfi bei ben jufammengefebteren jeijt rt n?
bafj jene SÜorftellung falfcbe {Begrifft enthält ftoi tt» k.
ben angegebenen, ber Sebre vom Siebt ju @runbt $tr:
SiorftellungSweifcn bat man bie erftc bie (Smtaatiui
tbevric (c>. h. 'ÄuSfluglehTe), bie )weite bie Sibiatiett«
ober UnbulationStbeorie (b. b. (JrrifterungS = t:
SBellenlehre) genannt
i'Ja • jtindchfi bie SBirfungen beS Siebtes betrifft, f:
wie fchon bewerft würbe, baS Sehen bie roiebäaftt tW
baS Sicht ift baS Auge nugloS ; wir feben im $inj tro :
Sm Allgemeinen bezeichnen wir ben Vorgang beS St:
fo, bafi wir fagen, baS Auge febe bann, wenn tm <
@egenftanbe auögebenbe Sicbtfhrablea auf baffelbc fi-:
bann werbe eS auf eine eigentümliche SSeife afneirt, t
bie Wcftcbty Wahrnehmung jur gotge hohen. 3m Ugü
nen mufj man jwifchen folcien Äörpem unterfebeibrn n
Sicht erzeugen, unb folcben, bei benen biefeS nicht ta^
ift. 2>ie erften hrifen felbftleuchtenbe, rif r-
bunfle; boch tönnen auch biefe lederen teuettt;,:
nämlich bann, wenn fie baS von einen felbftlcucbttnftr J.
per auf fie faUenbe Sicht ganj ober jum Xbeil päd
fen, unb in bitfem galle werben fie auch allein m t.
gen, in welche baS von ihnen »urüctgewerftne Sictt
wahrgenommen. Diefe Äörptr finb burchfi<htij|, w
fie baS auf fie faUenbe Sicht ganz burch fich t>inburtfr
unb unburajficbtig, »«in f'« ^icht nia>thtt4l»'
hinburch laffen. 3m ledern gaUe werfen fie entreebt;
Sicht zurücf ober fie nehmen e* zum Sb«il in jub auf, «p
eS wieber von fich ju fltben, fie abforbiien 2idii.
fdjen ber Durchficbtigfett unb ba Unburchfichtigfeit füit
viele «Dtitttlftuftn; burchfeheinenbe Jtörpet laffm t
einiges Sicht hinbureb, burchfehimmernbe noch t*5?
unb gewiffe Jlörper laffen nur Sicht von gtwiffta |»*|
hinburch unb werfen 8idjt von gewiffen garben pnii
völlig burebftebtiger Jtörper ift ebenfowenig^ bem lu;>
nehmhar, wie ein bunfter unbeleuchteter Jtorper. L? :
tiae SBirfung beS Siebtes ift femer ber Schatten. Bj
nämlich Siebt von einem leuchtenben .Körper auf «üta
(en fällt, welcher eS nicht burch fich hinburch lägt,
eS vermöge feiner Cigenfcbaft, ftrahlenförmig in
nien fortzugehen nicht nach benjenigen Drten Btlaop1*^"
hinter bem bunfeln Jtörper liegen, fo bafj bief« ■
lichtentfenbenben Äörper unb jenen unbeit i::.
liegt. Der 3Jcangcl an gicht b'mta einem bunltcr. .'•
welcher von einem leuchtenben vor itjm beleucbttt nnb
ber Schatten jenes JtörperS. Die ©röfe tttb bic
Zung beS Schattens ift offenbar abhängig von rn "
bcS bunflen ÄörperS, welcbein er angehört, uno jv.
man unter Umftänben auch auS ber JBef^affW1'
Schattens rücfwärtS auf bie ©cftal! be* i^n
lauHtv***"*''1*4 8i*t«* gtbortn bi* auf ©eftalt unb garbung bei
" Wtcttts £:!•:-• W«nwn nnb »bitte. £>bne 8idrt gebebt leint ^njt
ül toi Ii« sc* r - unb ffm 3*ltr' unb »aptfdjtitutcp würbe ti bei einem ganj«
- "v'-L, bii'üiüi»^™ S!i«brmanget gar feine ob« eine nur fetjr unttTgeoib«
3a li.masa ^.«tt organifebe ©tlt geben. SBo auf ber Crbt bie gr&pte
X x* ^"D' M *'*ttS V/ fiBbtl OT<m ou* »nbdltaigmäftig
1 1 fT^ftia"f' mannitbfaltigfte unb am fdjinflen in garben
riJl , _ prangentc «ganifdjt ®d>6pfung. SBäbrenb man in ©pig»
h( ^^°^mLs. "*CT3m nut W' m ■Ramtfdjatfa nrtr iöO wilbwacbfenbt unb
b« w» F*8*. Ämtii*{ »pfl,injenart«n ftnnt, finbtt man bertn, unb in bti«
tit «HJ* 185 'r0: weium grcgera Stacht unb ©eb&nptit, an 3000 im fubl
ij. ftt «*i W8 ^".'"^.futopa, »nc in 3omaica unb ffifaboga«car üb« 5000; unb
tuilli; "°?*f 7..- SMlanjcn, weldjt jugleidj in licpreollfm unb lidrtarmtm
tixliAK* ■* ' ^•••gtnbtn fiij fmben, fcmmen bort nur in »erfummertm
n Mf j« dWH "Birten »or, maprtnb fie bi« madjrige unb pradjroollt ©e«
; otffl Httal**^ 'JL-wJ^ft bitten. ffbtnfo pflegen ^fianjen, bie man in Jttl»
ca' in vtutt W *.!Im»i-ÜPb unp on anbern jörten, reo Langel an r-icpt b«Tfd;t,
^Kfü«J*": ftKm fo ri*«en, bog ffe
rt Bittet K'^JjJ --.t" an« ften.n tftntn ha« Di.
bie ^ffanjen ft* tn fbrem «Bad)««
fit fo eiel a» miglid» ben ©egenben,
<nr» benen tfmen ba* Riebt fommt, ficb nabern. Xucb ©«
fcbmacf unb Duft ber $ftonjen fcpeintn burcb t-aS i.ltd>f be«
fcitiat: hmi «Mrhmi mir in tmf'rn (ÄftrifiAShÄuftm bit
felbft i(l tm tptmifcbet Tr.v.-f; inbtm bti ibm tine Serbin«
bung beä in ber afmofpbarifdien 2uft enthaltenen Sauer«
(loffeä mit berä brtnnbarm JtJrper ftattfmbet; it ftjmtllet
tiefe Söerbinbung oor fidj gefei, bejlo lebbafter ift bit
brermung, befto bell« baf) ouftrttenbe Siebt. 3n rt
©auerftoffga* erfolgt bie SBtrbrennung fo fdjntu" , baf Ado
ptr, mtlebt in ber atmofpbärifcptn cuft nur giül-cn, fciee
mit beQen glammen oerbmuun. <Sl gibt JCorper, reelle
in frr)r bohen ^igegraben ned? unv-trbrannt bleiben, bann
aber glüben ((.b.). (Sin btfonbtr« ftarftS Siebt, bi$ 83mal
Bärttr alt ba6 riner arganbfa>tn i}ainpt, gibt Jtalt, reclcber
in einet mit ©auerftoffga* angefaßten Jöetngeiftlampe ertjibt
yboäpbor, Ärfemf Btrbtnbtn fttb tn btr 8Barmt mit bat
SNefatlen unter giebtentrettfelung, unb auet) nod> bei
(pemtftben ^roceffen
benn foldjt j. 58.
©äbrung«protefftn
bit Verbrennung bann tm luffaHtnterrt Sidjt ju gt>
ben pflegt, wenn tin fefttr Jtorptt tn bem Drte beflnblid»
ift, an weldjtm bie SBerbrennung oor ftd) gebt, fo bat bit»
fe* wenigfttn« jura JEbtil gtroig bartn feinen ©runb, bag
mit |>ülfe bt« feften Jt6rper« bem 2fugt btr eidjtqutH bt«
ftimmttT bejeiebnet wirb. Da« tlefttifebt »iebt (eergl.
ff leftricitit unb ©albaniimui) ift bartmt baJüKerf«
roütbiafK. weil c« WftbrfciKinM bflättniae ift, auf wddie»
tlung, unb auet) nod) bti anbern
Üiditcrfcbeinungtn auf, wie man
bei jirpßaQbtitungen unb bei
rt bat- SBenn man fiebt, bai
1*8 Ucfcteftlterg
tAchl
wirb, wenn t« Auf cintn bunfeln Jtirper fdllf. Diefe 3u»
cnefwcrfung et« {Reflexion oefd^te^t nod? gewiffen
©efetjen, inbem nämlich ieber Sidjtftrabl, welcher auf eine
Qbent fallt, genau in bemfelben SBinfcl rtfltctiit wirb, in
welchem er einfällt. £>a nun bie Äovper feiten, ober nad)
matbematifeber Strenge niemals, ganj tcUfommene (Ebenen
Alt ihrer Oberfläche barbieten, fo wirb jeter (Strahl, je nach»
bem er einen anbern $unft be« bunflert Aörpero trifft, auch
necf> einem anbern Sßinfel jurüefgeworfen werben, unb e«
werben nur eine größere ober geringere Bnjabl bon Sicht»
fhafjlcn in bemfelben Sßinfel von bem beleuchteten .Körper
»urücfgeroorfen werben, währenb ein Jtbeil bcS aufgefallenen
eichte* (unb «war ein befio größerer, je unebener bie JDber»
fläche bei .Körper« ift) in fo »erfebiebenen SBinfeln re»
flectirt wirb, baß jene ©cfetjmäfigfcit ber {Kefierion nrebt
mehr vom äuge wahrgenommen werben fann. 2Da« auf
biefe Sßeife mit febeinbarer Unregelmäßigfeit j\urücfaeworfene
£id)t wirb je rft reut e3 Sid>t genannt. SRan fann ba«
»erfhtute Sid)t von bem regelmäßig rcflectirten am beutlidj«
jten an einem Spiegel unterfcheiben. SSäbrenb nämlich, bie
oon einem leuchtenben ober beleuchteten .Körper auf einen
' Spiegel faücnben Strahlen, welche regelmäßig reflectirt wer«
ben, tn gclge biefer {Regeünäßigfeit für ba« Zum ba« Spie»
gelbilb herfhUen (f. Spiegel), geben bie jerfheuten Sicht«
Prahlen bem Spiegel felbfl einen ©lau 5, ber ihm eigen»
ibümlich ju fein fcheint, aber tech feinen Urfprung in ber«
felben CirhtgueUc b«t, weither ba« Spiegelbilb fein £>afein
vtrbanft.
(SS würbe aucr) f$on bon bem berfchiebenen Verhalten
ber Aörper in Bejug auf ba« Durchlaffen be* Sicht« gefpro«
«hen. Snfofern fid) ba* Sicht bureb einen Xorper hinburd)
bewegt, welche« immer in geraber Sinie geflieht, wirb ber
Äörper ein SDlittel ober SRebium genannt. JDaß eine
roirliiche Bewegung be* Sicht« fiattfinbe, b. b. baß bat] in
einer Sichtquelle entftebenbe Sicht erfl nach Berlauf einer ge*
»rffen Seit an einen entfernt Urgenten Ort gelangt, fann
man auf bei Crbe wegen ber alljugroßen ©efebruinbigfeit
bei Sicht« nicht wahrnehmen. Slfhonomifäx Beobachtungen
unb Berechnungen haben jebotb erwiefen, baß ba* Steht aU
lertingS eine roirf liehe Bewegung habe, inbem et», um 41,000
flReilen innerhalb be* 2Beltraum« jurücfjulrgen, be* Zeitraum*
(tiner Secnnbe bebarf. So lange fid) ba* Sicht innerhalb
beffelben SRittel* heftnbet, bewegt ei fid) in gleich bleihenber
{Richtung unb mit gleichbleibrnber ©efebminbigfeit; fo oft ef
aber in ein anbere* 9Rittel überjugeben genothigt ift, erleb
bet e* eine Xnberung feiner ®efd>winbigreit, welche* ftd) in
einer ttnberung ber {Richtung unb ber 3ntenfttät (Stdrfe)
ju erTennen gibt. jDie 'Xntcrung in ber {Richtung be* Sich«
wirb Brechung ober SRefrjiction beffelben genannt, unb
bie ©efe &e , nad> benen biefelbe geflieht, begrünben bie 2fa»
wenbung namentlich ber 9)ri&inen u ab ber Sinfen(f.bA
unb »erben in ber £uoptrif bchanbelt. SSan bemerft bie
Brechung bes Sicht*} alstalb, wenn man einen Stab in baS
SBaffer fenft; bann fcheint ber in bem SBaffer befinbliche
Zheil bc6 Stabe« eine anbere {Richtung ju hoben, als ber
außerhalb bet 3Baf[er« befinbliche, unb ber ©runb biefer
auffalienben Ctrfcheiriung ift ber, baß bie Sichtfhahlen, welche
vom Stabe im SBaffer jurüefgeroorfen werben unb in un*
ferm Xuge bie SSabmehnjung bewirf en, beim Übergange au«
bem ttatjer in bie Suft eine Brechung rrleiben» aSerfwur.
big iß, baß ber flBinrel, in welchem bie BrecbjsM gef4wK
bei ben oerfdjiebenfarbigen Sichtfirahlen eine oer^iebaK 9roßi
hat, ober baß bie rerfchiebenfarbigen Sichtfhahlen eise Den
fchiebene Brechbarfeit eefü}ea. £)a ba« weiß« Saat»
licht aU uifammengefeöt au« allen t>erfchiebenen garberrftraV
len betrachtet werben fann, fo folgt hierauf, baß c* bei je
ber Brechung in feine oerfchiebenen Sorben jerlegt werben
muß, fo nämlich, baß tiefe nun nicht mehr m bet borbn
allen gemeinfamen, bie SBeiße bed Sicht« bebingenben, 6i>
nen {Richtung fortgehen, fonbern eine jebe Sorbe ü)re t»
aene, von ber ber anbern unterfchiebene {Richtung t>«rfo*jt
SBenn ha« Siebt burch ein 3wifchenmittel hinburebgeht uns
bann wieber in ba« frühere Sßittel eintritt, fo erleibet tt
jwei Brechungen, unb biefe heben rinanber in Bejug auf
bie oerfchiebene Brechbarfeit auf, wenn bie jDber^dcbe bei
ßwifchenmittel«, au« welcher ba« Sicht auftritt, gleicblaufr.
ift mit ber Oberfläche bet 3wifchenmittel«, burcr) »eiche 0»
Sicht eintrat; in tiefem Salle bewegt fich ber »ieber p
Sßciß gcfammelte Sidjtftrahl nach bem 2fa«tritte in caa
{Richtung, welche ber oor bem Gtntrittr parallel rjt
?lußer ben bitter berührten Crfcheinungen ber StefktM
unb ber {Refraction gibt c« noch mehre anbere, oiei i»
tereffantere Sichterfchemungen, 5. B. bie ter b*»»c(t«0»
ebung, bie ber Beugung u. f. w., welche näher uj erfatern
hier nicht möglich ift. Giuen hefonbern 2heil oen ber Sehn
be« Sicht« macht auch bie Photometrie tmB, aber bie
Äunfl ber Befiimmung ber Stdrfe be« £ia>tl. Wtdjn 91»
fifer baten SJorrichtungen angegeben, mit bereu ^ulfc mm
berartige Beflimmungen geben fann; biefeCben »erben 9k*'
lometer genannt.
^l« eine ber befanntefien unb wtcbtigfien ®irrrma« bei
Sicht« ift noch bie SEBdtme ju erwähnen. JDiefelbe Qt »*
etwa eine ba« Sicht begldtenbe ©igenfehaft, roie man febri
barau« entnehmen fann, baß auf hohen Scbirgen, wt brf
Sonnenlicht boa) eher noch tntenfiver al« in ber (Ebene &
eine niebrigrre Sempera tur herrfd)t, al« in ben Cbcnr
iQielmehr fa)eineM bie Sichtfhahlen nur bie fd^igfeit ju k
fifcen, bie m ben Jtirpern frlbft ruhenbe SBänne M ha
Befhahlung in« Sehen }u rufen. (SBgL SBärme.)
£icl]tmbrr0 (©eorg Shriftoph), ein ansgejeichnelftf».
fifer unb rotziger SchnftfieUer 2>(utf<h(*nbt, würbe aU W
jüngfie ber 18 .Sinter feiner Altern 1742 |u £>ber<8b»
fidbt bei £armfiabt geboren. Bi« »um achten 3abrt im»
gehütet, fing er jttod) t>on ba an, bura) eine {Rudjgrattt»
renfuna ^u wrroadjfen. Gr- befudjte ba« ^mrröfi»» k
2>arm|tabt, bejoa 1763 bie Unibcrfttdt ©örüngen unb ■»>
mete fich hier affronomifien Beebachrungen. 3m 3> 1770
würbe er bafelbfi ^rofeffor, begleitete tn.bemfcfben 3*h« |W'
junge Gngldnber nach Sonbon unb würbe nicht na bes I»
figen Xftronomcn, fonbern fei hfl bem JUniae befaatf, In
oon ihm bie afhonomifche Befiimmung mehrer Stab» f»
ner beutfehen Staaten außer ©Otlingen oertantte, 8. teftr
1774 ber Societdt ju ©Otlingen, beren SRitglteb tr fON»
ben war, {Red;enf<haft von feiner SReffung ab, »cü|e »
Sage von ^anooer, jDänabrücf emb Stabe beftimatt, tM
Srucht feiner j weiten Keife nach Gnglanb tn fcafft»
Sahrc fint feine torrrefflichen JB rieft übt* Cknif »4
bn« engl, üheater". SJach ©öttinaen 1778 niüi^Nrl,
hielt er außerorbentlich goblreio) befuipte B?nrirfnnj»l m»
m tau t' - - _ " y «■» , — , » — -r t — ■ - — a a
tbt etat; ■ Wa S* j9*t**ie « >« 8"»« an benfelben gmAttten (Jyifteln tue 3unft
plt nd^Bf-f Jijisti «4 K ÄaAbruier, bi« ct t-itr mit beißenbem SBi&e an bot
\&cm nicV IdiKÄ- pranget fieüte. rann unternahm et mit Stotg fiorfter
liifci WfcB*«»' *: ^twur-AijJt tri. „QirtingifAen Sroagajin« ber S3ifftn<
^1« SeMCM «k dsidl^ft unb Literatur", gerieft) mit SBep in ©treit üb« bef«
. " a wvcis i! ^ ^uäfcraAe unb 9teoptfa)«ibim8 im <Jkf«bifA«n unb mit
:' 'Tf ft^ .T' - ®u»rrintenbent 3teb«t mBeflerftlb übet beffen SBeiffa.
*ua*, ww w^w t<fi mbm UnI{r8an9j ^ ^,[(5 „,„ DtuffAtanb.
: n kv * fcrtcn feu t : , i 1 1 gleitete er einige für ben ©ottinger ZU
• ■ " • ^äsUfs"4"4* wtlUinert n«4gcftocr*ne ißlatttr |>ogartb/fAet Jtipfe
in JSmwä . mjt wi|iq,attftwiA«n Gommtntare, unb gab, toju aufge»
iioi Btrasnaffl 11? ^nwaJnt, feitet bie: „SuSfubtliAe ©rflaruna btr #poattb'«
:::;::.;( fffS"800^ • fAtn Äu^ferfiiAt mit oetflewerten, ob« »cUjtanbigen &>»ien
icatt« Hfl""*- ■ . ,,-terfeäben von Siieptti^aufcn" heraus, wovon jeboA nur ei«
Iii eai »Wo»" ':.eieferungrn oon £ finb. 5Die lefcten Sab" feioe« «eben«
r«b(i t| «4 1« 8ltr ' . - »«•üe9 fafi menfAenfAtu, nie fein äimmet unb jlatb
f>94 rot W 6* M79». Seine rinjelnen Äuffafce erfe^ienen »ereinigt unter bem
v'jni riffletena to> „SUermifAte ©Anf»n"i be">u*flegeben »°™
* *utn>- 5 ""b Ärie* (9 feH ©Otting. 1800
Ätff 1805>-
^fS1lL'?!w "TL CicJjtfnbrrj iß ber fltame- eine« beutfAen gürfientbum«,
k"V mi ft*rt ji «** * so« bem bair. {K&emfreife, bem preufj. {Regierung««
& : ,*«»We Srier, bem olbenburg. Sürfientbume äBirrenfelb unb
r k«« Jinf^ifäff1 i«w«nfl- •fjerrfAaft «Weifenbeim begrenjt wirb, 11'/»
li.4Kr.WI0 i, •ii/rW*l*W timf.ifie tmK '«\e»f¥A Sil'.™ fvif ff« mith ^0.11 ben
fammentommen burften, fo fonb man noA eint befonbere
fpmbolifAe S)rjiet)ung am Xage 3RariA Steinigung in bem
cm bemfelben aus bem Grangeliften 6ueaS 21, 22. ootjule»
fenben 31bfAiiitte; roo ber (rrlöfer ein SiAt, bie Reiben ja
fitbf tfltgt man gewibntiA jebe Xrt oe-n Suneiguitfl )H
flennen, we(Ae ein lebenbige» SBefen gegen ein anbete« ober
gegen einen leblofen ©egenfhnb begt. ^ierau« folgt fAon,
bog bie Hebe, fowol mai bie (Storfe ber Zuneigung, alt
was bie griftige Sürbe einerfei« be« «iebenben, anbemfeit«
be« ©egenfianbe* b« Kebe betrifft, febt wrfAieben fein muffe.
3n SBabrbeit ifl ttebe nur jwifAen jwei geifibegobten JBei
' le, «I« tie (ei
fen mogliA unb ift ebenfo febr bie mnigfte,
fAafdofefie äuneigung; ba« <Srfte, weil jwifAen bem !
bnt unb bem (Beliebten eine übereinftimmung, ja 3n>Gin«*
Wlbung ber (Seiftet ftattfinbet, m weCAe jeber UnterfAieb
ol« bebeurungilofloetfAwinbet; ba««e<jtere, weil roabre «ieb«
fle» gegenfeitig ift unb wegen ber B6tligfrit be« gegenfeitü
gen »efifte« eine innere unftorbare »effiebigung grroäbrt,
feine »egierbe butbet, au« welAet bie üeibenfAaft entfprin.
gen ronnte. «Bie ber SWerrfA einen 8eib bat, bamit berfettf
niA« 2fnbm» a» ein tiumliAer unb jeitHAe» 2tu«brucf,
eine dufierliAe CrfAeinung feine« Seifte« fei, fo wirb au*
We in ber Üebe ftattftnbenbe Cereinigung ber (Seiftet natur»
armdft ItibliA fiA aufibrudttn; unb »wat ift bet finnltAe
Liebe
944 Liechtenstein (Fürstentlium)
frfbff fähig ifc , wirb »orjugSwrift ©tfcbltcBjSlitbt gc«
nonnt. £a fit auf ber geifhgtn (Sigentbumlicbfcit bcß Wen»
fcben beruht unb feinem (Seifte bit ihm burch, btn ©efdhtec&tS»
unterfchieb geraubte SBoHtnbung, ruclrfxr für ihn baS trba«
benffe föeburfniß ift, gewährt, fo ift fit ihrer Statur nadb
ewig, fobaß bie Siebe »on btt Sreue völlig untrennbar ifl.
SDiefe untttnnbart Bereinigung btr Siebenbrn ift antrfannt
t>en &ircbe unb Staat in bem 3nflifute btr (She. Grft
nach Änrrfennung btt menfcijtchen unb griffigen 2Bürbe bt$
SBcibe«, wtlcbt in golgt btö GhriftentbumS gtfebab, bat bie
Sithe in it>r«c tiefern SJebtutfamftit antrfannt werben fön«
tun, unb je höher btr SWenfcft fieb. auggcbilbtt bat, befto
mehr ift von ibm bie tiefgriftige SJcbtutung btt Sitbt btgrif«
ftn worben. Söie btr Äörptr bti bem funbigm 3Wtnfdbtn
auftiört, ber bloßt HuJbrucf bti ©ti(lt8 ju fein , unb fogat
eine SRacbt gegen ben ffletft wirb, fo fann biefeS nament«
lieb auch, in ber Sitbe ftattfinben; fit fann &u tintt bloßen
Sujt btr SDlenfeben an btr gefcblecbtlidien Sßerfcbiebenbeit wer*
ben, w>n einer einzelnen Herfen beö anbtrn ©efcblcdbtö, bann
gebt fie über in bloße Berltebtbeit, ober an jtbtr $etfon
anbern ©efcblethts, tnblicb ßefjt fie über in Unjucfct. 2tm
bdufigftcn wirb bie SJtrlicbtbeit mit ber Siebe »erweeltfelt,
unb taufenb unglüdliehe (5btn, forote ber 3roeifel, ob bie
iJiebe in SBabrbett mit ber 2reue notbwtnbig vtrbunbtn fti,
babtn in bieftr BtrwccJbfetung ihren ©runb. So wenig btr
SRtnfcb, fo lange er lebt, fid> btö StibeS überbaust entfcbla«
gm fann, tbtnfo unmöglich, ift t$, baß in btr ©efcbltcfrtf«
liebe bit Sinnlichfeit völlig auSgefcbloffen bleibt, unb bit fo>
genannte $tatonifcbt Steht, infoftrn fit eine folebe Hu§«
fcbließung beabfiebtigt, ift ein tböridbter SBabn ober eine Süge
gtgtn ftdj felbft unb Änbere, mithin eine Sünbe. — ©ntn
ebenfo natürlichen ®runb, wie bit ©efcblcchtfliebt , bat bie
Ottern* unb Äinbfßlitbt, fowie bie ©tfebwifte-r«
Ii tbt; boeb ftnb bitfc 2frten btr Siebt minbtr »oUfommen
aU bie ©tftibfccbteliebf . Sie beruht nämlich, nicht, wie bieft,
auf tintr Srgänjung beS ©riftte* ju feiner ibm gemäßen
SSotligfeit, fonbtrn auf tiner burob ben ?iamilirn»ufammen»
bang btbingttn ©leicbmäßigfeit be« getfifarn SDafeinS, unb
befielt nicht wit bie ©efchlecbteiicbe in 3n=Ginebi(bung unter«
febiebentr ®eifttr, fonbtrn in bcm Änfcbaurn erntS ähnlich
auSgtbilbtten ©eifteg. .pierin litgt bemv auch btr ®runb,
warum rint ©efä)ltcbt$lifbe ^wifrben ©efcbreiflern unmöglich
ift, benn ihnen gebt grabe £o6jenige ab, waJ bit®efeblccbt6«
liebe bebingt, bie geiftige Unterfcbicbenbeit, unb mit SKecbt
wirb baber »on allen gtbitbttm Stationen ber »trlitbtt Um?
gang unter @efcfywij?ern al@ unftttlid) unb fünbb^ift btrrad)<
tet. 2>a urförünglicfc aHe 2Rtnfcb,cn tintn unb btnftlbm
®ti|l btfittn, fo folgt barati«, ba§ jebtr ßtnitlnt in alten
Tfnbtrn ajorljanbcnfem beß il;n felbft btlfbtnbtn ®eifieS an=
erfennen unb fit bcmgtmäfj bebanbeln fotl, welches Sitten«
gefeö ba* ßbriftentbum al« baj ©efeij btr 9ldd)fttn« ober
jßrubetliebe bezeichnet. ®ott ift enblid) ber Urquell alles
©eifte*, unb in unb bureb ihn finben wir 3J?tnfc&en bit wab.rt
gtiftigt Se3olIenbung, baher aud> äötruhigung unb 2ro(i in
allen StBiberwdrtigfeittn bc5 Sebent; btnn TtllcS, wa§ wir
3ufaU unb Schief fal nennen, iji vor ®ott freie 2 hat bcS
©eifte^, unb fomit ift e5 bie IM tbt ju ©Ott, welche bem
3Rtnfcbtn allein wahrtr Stligftit thc;.h.;ft ma4tn fann.
£>ie ttrbt ju ©ort bat mit ber ©tfcbledjtftlicbe gemein, baß
in ityc btr urnjoUfornment SJfenfc^engfijt trgdnjt wirb; ober
r free
woju er ergänzt wirb, tai ift ber eoHenbeten ^>eUiang
burd> bie Siebe ju ©Ott, bie göttliche SGoUfommenbeiL So»
um ift bie Siebt ju ©ort um fo tnel trhabentr olä bie 6t>
fcblccbteüebe, wie ber göttliche ©tifi erhabener ift ali bo
mcnfchlicbc. 3n btr Siebt ju ©Ott geht inbeß febon btr
5TOcnfcb über ftint menfcblicbt Statur hinaus, unb fo wiit
fit felbft o(9 tine nicht btr iD?ad)tvoÜfommenbeit be* 9t»
fchen entferechenbe Siebe, fonbern ald ©nahe ©ette*
ober Sitbe ©otteS ju ben 5JKenfchen, btr gemäß fut
©Ott ,5t; btm 3Jfcnfd>en herabläßt, um benfelben ju fich ha«
aufjujtehtn, be^etc^net.
Qi würbe gefagt, baß bie wahre Sitbe nidbt ohne 6»
genlicbe ftin fönne , wol ober ift bie SBerlicbtbeit bdufig , p
tn ber Stege! einfeitig. Um nun bti bitftr bie ©rotnlirbt
btt Änbern ju enverfen, bat man fchen im Xltrrtbume oxj
allerlei fünftüchc ÜKittel atfonntn unb namentlich glaubte
man, baß Siehtötrdnf'e ober ^htttra bereitet wert«
fönntrn, burch beren ©tnuß bit geliebte Herfen unwiflhiD
lief) )ur ©cgenliehe beftimmt würbe, hieran ift nur fo cid
SB ab re?, baß cS aHerbingS gewiffe SRittel gibt, welche gegta»
wartig unter bem dornen 'Ä»brobifiaca begriffen »erben,
burch. weitet btr SWtnfc^ jur ©innlidjftit aufgeregt wirb,—
btr 58erlitbtt fann bur$ ttn folchcS SRittel wol ju feine«
3wtcf t gt langt n, nitmald aber ber wahrhaft Siebrnbt ; tiefet
hat aber aud) fola)er SRiftel nicht n6tbig. 2)ie 7(nwenbta\p
biefer Mittel ift oerbrecherifcb , weil burch bieftlbtn btr fror
SßiÜe beS SRenfchen gelahmt wirb — noch baju ju
fchäntlichen 3wtä*e.
Ctfbtdl)bft (franj. e-eur« d'*nionr) war ein an bc
fürftlichen ^Jfen im ÜRitttlalter gebräuch.lic^e* Spie!, bti
welchem bie JDamtn ben SJorfü} führten unb bie liebru
ben Stifter unb Sänger ebenfo mit SBortrn ju Serben^
liebung ber SRinne (f. b.) unb M grauentienfteS fdnn^
ten, wie fie ju Ghrtn ber von ihnen angebeteten graues
auf furnieren mit btn SBaffen ftritten. 3>icft SiebeSbtfr
famen in ber Eröffnet, bem ßaterlanbe be5 Stinnegefanod.
im 12. Sabrb. auf unb erlangten ba$ hodjfle Xnfehen unttr
JtarlVI., Äönig »on Sranfreiä) unb fceffen ©emablin SM
bella von ISBaitm. JBor biefen SiebeSbiftn würben förmlHk
9>roceffe über Zngelegtnbcitcn ber Siebt geführt unb Unheil
fprüdbt (franj. arrets d'nmoar) trlaffen.
£irbfötnal)lt ober Xgapen nannte man in ber rrjhi
3eit btr chriftl. Äirc^e aememfame 9J?ablieiten, ju benenM
bie JBefenntr bto ßhri|ttnthumS »ertinigten unb welche bei
Seier beS heiligen tfbetibmabiS vorangingen. (VSpI. 2 beut«
mahl.) 3e^t galten nur noch bie «Brubergememen Siecefc
'mahle in ihren SJerfammlungSfdlcn, bei t-enen 2bee tsi
SBeijciibrct, fogenannteö Siebe Sbrot, genoffen unb gebtttt
wirb.
Cifrl)trnßtfin, ba§ fleinfte feuoeraine gürflenthum I»eutfo>
lanbß, liegt jwifchen Vorarlberg , ©raubünbten unb St.'
©allen, »on welchem eö burch ben 8?bem gttrennt irirr
unb umfaßt 2'/» mit fiOOO (Sinw. <5S ift tinltoeu-
lanb, beffen höchfie fünfte bt« ju 56O0 %. auffteigen. Zn
^»auptnahrung?jweig ber JBewohner ift Sieb:ud)t, boch
auch ©ttrtibe, g(aö)S, SBein unb Cbft angebaut unb f"
wollenfoinnerci getrieben. (Sin Sanboogt unb ein Sit
fier verwalten baö Sürftentbum unb bilbeiv ein
von wclcbem Äpptllaticntn an bit fürfjl. Äanjlei
»ogle
tat !i nie wwicnien weicDiecaie an, roeitBe« frijt MWutfnBe tat^um
P m <n btn 4ftr. unb Bteuß. ®t«aten (namentlicb bie fAlrf.
ymli gurfinitbüiTter SIrop&au unb Sagtrnboef) tot, nimlicb über
{||-k i «rt t-W- mil 3M>,000 Gin», in 24 etäbttn, 25 Warft«
m ;<j| "KtlHUiit » 1 Outl"" von c. gcpvrcn rrnem aurn, um i-'itifiaj r>iei[aaj
•■--in b«i tnMü^ wrbienten ©ercblecbte an, roeletje* febr btbtutenbt »eftejuru
^I^-^S hTlMA ib SMt= »ftfen, ~M Dirftrn, 40 <5^[4(T«-n, 11 JU&ffern unb H>4
«2 hJtelflW - ■W««Kn: biefelbtn gen>4>en 1,500,000 ©ulben Ginfünftt.
: ?!? . rc-' - *uil r 1 '"tls"c ein'{' t>a' Äjrl'i'*s S»aiorot# bat an|ebm
'jRJIt*«!*»1'*' Weisungen, nämliefc gegen fiO/XX) Untertanen unb
^^JzlX^ ^njf».O0O ©ulben Ginfunfte. Dilmar oon welcbtr ju
t;ffrt 9i»< • - «nfjnsf trt 13. 3<u>rb. lebte, fott ein Äbfommling bt« bei
ti^W"**1^ ribmttn .£wufr« Gftt oeroefen fein. JDt* ©rafen >öart>
mann IV. (aeft. 1S86) feibne Jtarf unb ©unbafar frifteten
dfbtll|*ft (*J% l,r J*" *m'fn< w«td>t KilS unb 1623 in btn gürflen|tanb er»
- a~Mb mW*t^Wtn »uibtn unb «xm benen bit dltefte 1712 au«(lart>.
■ i £t*tito** tob m* Jtnt0'« S'orian, ©unbafar'« GnftI, «elcrjet für
w l<E*T -TeiM» ** *> W (t7I3) unb feint »aebfornrntn (1723) ©u) unb ©timrat
„Tu Uli tT-'"
ruriigr, in piiem izncmigcmaji Piripcncc .pinTiirpen pcs bw
ftib!« unb bit ©Iticfcradf iafeit in btr ©litberuna btr ©eban>
ftnreibe tnad)t feinen ©runbtbarafttr au« unb beftimmt
feint ftropbenartige ©angbarftit. G8 unterfebtibrt fidj bunt)
jmt Gigenf<fcaften Out ben anbem Inrifrten £id)tarten, tie
tin bewegtere«, aufgeregtere« ©rfübl in fpringenben unb oft
fjd> wibtrfbrecbenbtn ©tbanfeneeibtrt barfltutn, nie j. 6.
bit £be. Sa« Citb tritt gefcbicbtu'cb genobntieb beim Ge»
roaebtn eine« Seife« jur ^oefit auf, feXbft ntnn bit Ssracb«
noä) niebt wllftanbigt ©elaufigfeit erlangt bat, barum
bti ii Uta SB&Ifrm, fo^ar bti btntn, bit fünft miteT feint
2>irt?tart cultioiittn, ja überbaust noch auf btr Stuft btr
Kubtit fieben. Stirn Siebe maebt fictj ba< SRufitalifcbt vof
jug«ictije geltenb, weil jene« fein« angegebenen 9Jatur na er)
auf muftfalifeben, n>icberfebrtnbtn SStotbrnen btrubt, reo.
bure^ bit jisar fein nüanettttn, im ©anjtn abtr unterciiw
antet nabc oenvanbten ©tbanftnwtnbungcn firf) auibrücfrn.
Darum tritt tt auet) ba, wo t« noct) natürliche 'Äu*|luß
bt« ©efübl«, alfo ttirflitbe 9Jatur»cefie i|t, in Xkrbinbuna
mit SRuftf auf, unb bebalt aueb fpdttr feine abfebnitttio)
roieberftbttnbt TOelobte, bit ftropbif<bt ©lieberung, ben Äe«
firain unb btn (5t)or. Dabtr fobtrt feint ©attung be« Ko>
rtfce)en in urfprunglic^tTtn, natuegemiifcrtn ©tfeufebaft«ju<
^anben mel:c btn Gt)arafter ber S3oIf9tbümlicbfeit unb felbfi
in febon tünfllicbtrtn noeb btn bn Äbeiinaemt ein« ©t<
fammtbtit. X>ti SSolt«liebe« SSerlb unb IBebeutung ftfite in
Uederspiel 94
unb (SVfotf) ««gebaut baben. Die SDlelobie be* titbti mu§
ber potrifd) gegebenen Stimmrrng entfprttben unb leidet faf>
lieft, unb fangbar fein. 3u ben berübmttfitn gitbercompo»
mfttn ottjiwn iRtinbarb, Scbut$, Gimmel, Jötetbooen, Sdju»
bot, Äreufctr u. TL
Cirdrrepül tfl (int ©attung eon Scbaufpie! mit Gk>
fang unb unterfebeibet fieb von bei Dptrrttc babureb, tap
bis barin »orfommenbtn ©tfangjtücft bloä auft Sitbern be»
flehen, welrbe enrrotbet febon augtmttn btfannt, ober »om
<Eonff|« botb in bei Sonn beS Siebes ntu bearbeitet unb
mit einer ber Stimmung bf9 8iebt$ entfpreeftenben einf.n
eben 3nfttumtntalbtgltitung otrftbtn finb. SBabrfcbtinlid)
baben bit BaubtotUe'« ber gvartjofen jum gieberfpiel Btr»
onlaffung gegeben. SRctcbarbt, tiefer unerfcb6pflicbe beutfebe
ÜieDercompotmr. tnodjte ben trften öerfueb in btefer ©attung,
um ben Ungefcftmacf an bebeurungälofen, batöbrtebenben
Scbwitrigfeiten für bit Sänger in btr Dper jur ebltn unb
nibrcnbtn ginfaebbeil junief jufubrtn , mit btm tticberfpitle
„Siebe unb JKreue" unb brachte ibn im 3- 1800 in
{Berlin aufl 3:b tater. 6r fanb jioar JBeifall, aber feine
ausgebreitete Jlaibfclge, »eil jicb (un barauf bit beutfebe
JDper fcbnellet unb tigentbümlidjer ÄuSbilbung erfreute, 91ur
,$tmmtl3 „ganefton ober bai geiermdbtften" fanb mit SRecbt
aufiererbentlitfcen JBtifall unb biclt fieb lange auf btm 9tt»
ptrtoir, rwil fit bureb inttrtffantt Situationen unb Dortreff»
liebe Sitber febr anjog. 3n neuerer Stit würben febt oitle
Übtrftfeungen unb SRadjabraungen romifefter SJaubeville'tt
btr granjoftn geliefert; boeb baben wir aueb burdj 4>cltei
Bieber tinige originale iitberfpiele btr ftntimtntalen ©at»
tung erbalten.
Cicörrtnffl \ft btr Starrte meftrer in neuerer jjtit ge>
flifteter gtftUiger Berrine mufÜtunbigtt ÜRänntr, bit fieb gu
btftimmttn Briten an einem baju geeigneten jDrtt verfam»
mein, um »itr» ober mcbrfhmmige ©tfdngt aufjufübren.
Sin foleber £itberoerein beflanb febon 1673 gu ©reiffenberg
in .frinterpommem unb gab aud? tin groficS giebermerf ber»
ouS. dt fanb jebod) erft SRacbabmung im 3- 1809, in
welchem 3tlttr bit erfte neuere Uieberfafel in Jöerlin ftifttte,
rotltbt Bembarb Älrin gu Btgrünbung tiner peiten ba»
ftlbft »eranla&tt. Rad) bem berliner Borbilbt richteten fieb
balb bie gu granffurt a. b. C. unb Stipgig ein, unb feit
1818 baben viele 9<acbabmungen berfelben tn JöreJlau, SRag.
beburg u. f. ro. ftattgefunben.
Cirflanfc ober Äiclanb ift ein ju ben jDfrTttptooinjtn
bei ruff. JReitb* geb6ricje* ©ouoemtment, weitet« gtgtn 9?.
an ßflblanb , argen JD. an Ettersburg unb Eff ort >, gegen
6. an ÜöitebSf unb Jturlanb, gtgtn 9B. an ben aRttrbu^
ftn eon SRiga grtnjt unb 720 umfaft, auf bentn
763,000 ehtro. leben. Das ganb ifl im ©anjen eben unb
roirb nur von einigen ^ugtlfttttn burcb;ogtn; ti ift rtid)
berodfftrt, roie btnn in i&m btr ^tipuJs unb SBurj»
fee, foroie viele Sümpfe unb SRoorc liegen, bit Düna, Ha
unb Bernau t« burdjfiitf t n. Dit nno^ttgjlen ^hrobuett finb :
©ttrribe, Aülftnfrüd>tt, J»anf, ©alj, ©trinfoblen, <E5d)tt»
fer/ 6anbptin, SBtlb, »itntn unb fflfebt. Da« gtfunbt
Älima ift im SBinter (alt, im Sommer bagtgtn mtlb. 5fiben,
ettttn unb fcioen bilbm bie ^auptmafft btr fBrr>6lftrung.
?etten unb 8it>en bo.btn pdj untermifd)t, unttrfcbtibtn fter)
aber von btn Cftben noeb bureb Sitten unb ÄUibung.
• fJruori
Deutfcbe unb fRuffen ffnbet man in b« Stlbtea tk
größte Bali I ber äöevoobner befennt fiO> nur fuHjerifaVa Jtb^c.
Da6 ©ouormtment jtrfdUt in fünf Ärrift; Aauptjtatt |
SRiga (f. b.). 5Rad) it)r finb bit n>io>tig|ten Stibtt: Don
pat (f. b.) unb $trnau am rigaifebtn SRetrhiftn müWi
(5inw., rceldje .f>anbel mit glad)$ unb Jeinfameti trtitai
3u t. rotrbtn aud) bit 3nffln öftl am Gingange bei it
gaifebtn SRttrbufen* mit 31,000 eftbiftbtn SJtrwbmni, 110
□W. umfaffenb, unb bie 3nftl JRurtit hn rigaifo>en Ihn
buftn, auf roeldjer Sd)n>tbtn roobntn, oerttbnet. — i.
erfi frit btm 12. Sabrb., wo bremer Xaufleutt berttjiifo
men unb naebbtr 5Rifberlaffungen grünbtttn, mit btn Ü»
gtn Europa in Sjerbinbung. Drr Xtigufrtntrm6n4 9m
barb fam 1186 nad) 2., befefjrte bit S5t»obner jum (SW1
fteutbume unb wurbt btr trffe JBifcbof be5 Untti. 9Mf
geroann bie neue {Religion erfl burd) ben tritten S
ilbrecbt, »eldjer 1203* bit Stabt SRiga erbaute, ?rrr:'
©egtn (5nbt tti 13. 3al;rr>. brmäd)tigtf fid) ber bän.
nig Änut IV. bt5 ftmbrt, unb in btr ffolge trat rt T
mart gegen ©tlb an btn btutfcbtn £>rben ab, mit rr-
fd) ber t>om fi3iftbof 1201 ge|tifttte Sebrorrtfrfibr::
»erbanb. 3n btr golge jerfitl ba Staat ber bentfc
ter unb t. rourbt 1561 mit $olen utrbunbtn.
unb JRufilanb mad)ten inbtg aud) 3lnfprüd)t auf t i
ben Stieben »on Dlioa 1660 fam ti an Stbntfi
»vurbt mit Sftblanb »ertinigt, burd) ben noftdbtifd:
btn 1721 mit eflblanb an JRuplanb.
fiflatur ober ©inbung roirb in ber STOnftf
naut jufammtnbängtn notier Üine genannt, bai bu^
bt}ricbntt ju rotrbtn pflegt ; foroie bie JBerbinbmy pw
auf berfelben Sinit flrbenberi flöten, bie aß Gin 2on ash
balttn roerbtn foDen, rwlcbed buTd) einen Cogen ^
Sinbung^tiebtn) angtbtuttt wirb.
Ctflue ober (fpan.) Ciga bfjtidjnttt früter im X
nen jtbe Sereinigung btr Staaten ju Erreichung
polirifdjer 3wecft, olfo Daffclbt, waä man jrfct buTd
l i a n j au«brüit. (!ögl. 23 ü n b n i fj.) »orjugfoeife bit -
abtt einige gtfdjtdjtlid) mtrfwürbigt 2)ünbnifft mit
SBortt btjtitbntt, j. bie briligt ober fat^elrfcbe :
roeldjc .^einrieb oon ©uife (f.b.) fiiftttt, unb bie !
fdt>e ögut, wclcbe im 17. Sabrft. in Dtutfdjlant :
red)tbaltung ber fatbolifcbtn jttrd;t jum ärotd bat»- •
brtifitgjd'brigtt Äritg.)
fiüuori (Iflfonft ÜRaria ba), btr Stifter brt gei* S
äDrbtn« btr Jigoriften obtr JRtbtmptotifte n
1696 }u SRraptt atbortn, war anfang* 9?ecbtöaelebrterf m
aber 1722 Eritfter. 9hd)bem rr fi* «" bit ja ?i< '
rtebtete ©laubtnSpropaganba angtfcbloffen unb fitfi <
lang alä SWiffionar mit Unttnid)t be5 Sanboolt:
bartt, fiiftttt tr 1732 mit ©tnebmigung bei Vk]
ber (Sinfiebtlti Santa = 3Raria ju BÜUuScat« tn
»om CrlJftr (itaL «anu» redentore), beffen mi*:
febäftiflung btr S8eH^unterrid)t ftin feilte. Der C.:
tttt fid) in Stallen, btfonbtr« im JWnigreidje beft«?
au«, fam 1811 nad) btm fd)wrij. Canton P»^ 3
in btr golge in bit 6ffr. Staattn. ^apfi Q -
botte 9. 1762 jum »ifdwf oon Santa .»gatba»fJW*
nannt, obtr 1775 legte biefer ingoige förptrlidjff
Lilie 141
rein Xmt trieb« unb ftarb 1787. 3b ba ffotge »ort« et
B bie 3ahl ber ..^eiligen aufgenommen.
f ilif ifi in ber (Gärtnerei ber gerne infcbaftlicbe Warne für
net)re ©rrcaehfe oerfebie bener ©attung, «eiche aber alle gwieb»
ige ober fnotlige SBurgeln, fchmale lange lölätter, Stumm
>bne Äeldt), ober mit bloßer ©ebeibe haben, in ©arten ol«
jietblumen angebaut unb bunt) 3ertt)ri(ung ber ©tiefe forb
(epflangt roerben. 3n biefem weitem Sinne rechnet man bar:
inter bie XffobiUlilie (HemwocalÜB), ©cbwertlilie (AiurjUis,
"riiilUri«) u. a. m. 3 m engem (Sinne aber »erftrbt man
mrunter bie $flangmgattung Milium nach, ibren t>erfebieb«3
um 2trten. .jjiergu gehört bie geuerlitie, mit aufrechten,
ftoefenfirmigen , orangefarbigen SBlüten, in Thüringen unb
intern ©eaenben ©eutfcblanb« einbeimifd) ; bie weifje ft»
ie, weijjblubenb, febr rooi)lriecr>enb, welche au« ©prien her*
lammt. SBegen ihrer reinen SBetße rourbe fie febon feit bem
rubelten Xlterthume als ©innbilb ber Reinheit unb Unfcbutb
icbrauebt. ferner gehiren unter bie Vitien ber fd)arlacb*
otbe Üürfenbunb mit berabha'ngenben ffilumen unb gu*
ücf gerollten ^Blumenblättern, in Werften unb Äärnten ein*
eimifd), fovoie ber gemeine Hürfenbunb, von gleicher
SJeftalt, aber mit fteifebfarbigen, braunrott) punf tirten SJlumen»
lättern, welcher fid) in ben beutfeben iBergwälbcm ftnbet;
ie Siaetlilie mit wattig geflecften, rotten JBlumen, au«
ibina flamme nb, u. a. m. alle JHlien lieben einen maßig feud)»
en, locfer unb tief gegrabenen, fetten ©anbboben unb gebei«
en am heften im freien Sanbe. SRan oerpftamt bie 3wteheln
De 3— 4 3<u)re im ©ept. unb Der. m friftr) gubeTriteten
3 eben, naebbem man fie bon berSrut befreit bat, ie nad)
ner ©rijje 3—6 3ou* tief unb 10—16 3oU ooneinanber;
ie Keinen 2Cnfe<jlinge bagegen mrt 1 — 2 3ou* tief unb 1—3
,ou* »oneinanber. Segen ffroft muffen fte bebrat werben,
ber man burebwintert fte aud) in JEipfen. Softer unb
ilumenbldtter bon ber weifjen ?ilie hierum, etwas gequetfebt,
im feilen oon 533 unb en; aud) gibt tag ©igertren ber fru
ben ^Blumenblätter ber weißen rilie mit letnem JBaumil
j« fogenannte Cilienöl, welcbe« aI5 beilenbeS Hirtel bei
Jranbfcbäben populatren SBertt) bat. Crbenfo giebt man
jeb über frifebe Dom Stengel abgefchnittene äBlüten ber n>ei>
tn iÜ\t JBtanntmein ab unb nennt ba« 35eftitfirt< 2 il i e n w a f=
r; gewinnt aud) buref) 3erftoßen ber SBlüten ber gan) blauen
rn ober ©cbwertlilie in einem meffin'genen 3R6rfer*, inbem
an etwa« gefiofjenen 21 tau n binjutbut, ben Saft burd) ein
ud) brüdt unb gelinb emtrodnen läßt, ba« fogenannte Z'm
eng ran. S3on ben Eilten fommt aud) ber 5tu«brud iU
occen, «cid) er bie natürliche 'Tanten Emilie begeid)net,
t fid) burd) 2lbwefcubcit ber tBlumenfd)eibe bor anbern
Iumen cbarafterifirt. — ©ie JKlie ift aud) in bie <£eral*
t (f. b.) als ©ombol aufgenommen, ©ie wirb bier burd)
Ol gigur bärge fr eilt, wetcoe nad) oben aud einer aufred) t*
•I'fnben, lamettfirraigen ©pifre, mit an betben Seiten dt)ru
ben, nur aowdrt« getrümmten iBidttern, nad) unten ju
i« gleicher, nur Reinerer ©pifce, aber mit jwei aufrecht fte j
nben Pert)4'tw'f1"''ß'8fn ÖIÄttern jur ©eite begeht, welche
ibe einanb« entgegenftehenben Xbrile in ber SJJitte burd)
i 93anb Perbunben finb. ©ie <Sntftet)ung biefer gigu: Uu
t man von btr Stafeabmung ber Sri«, jebod) aud) oon
r einet ^eilebarbcnfpuje her- ©ie JCinige von granfreieb
nahmen fte in ihr SBSappen auf unb ihr ©ebraud) batirt fid)
pon bem 3at)re 1179 unter rhtbwig Y1L; ber oeftdnbige ©c
brauch ber brei Milien im franj. SBappm aber beginnt erft
mit Äarl VI.
Citlfput ift in einigen fatprifeben ©ebriften, j. Sß. tn
©wifts „©uniuer'8 Steifen", $ofberg'6 „9til Jtlurr" unb 2»
bem, ber 9tame eine« ftch burd) Jtteinheit unb itleinlithfeit
auSgeiehnenben £änbd)cn«, beffen IBewohner, SiKtputet
ober Eil! ip ufaner, als Otenfcben von ©aumen^roßc ge»
fcbtlbert «erben, unb in benen bie flein(td)e SJichtigtbuerri,
ha« ©ernegrofifein, bie etngebitbete @r6fe unb UberfchÄ&ung
p erfonificirt finb.
£btb( ift eine (Baumgattung, »e(d)e ju ben r}aubhiW
gern gehört, unb jur Sterbe freier tylafyt, >u febattigm TLV
Um, in sparfs u. f. «. angepflangt wirb, ftd) aber aud) in
einigen ©egenben be« ncSrbt. Suropa« unb 9torbamerifa«
al« grofe ftBatbung finbet ©ie ©ommerltnbe ift bk
befanntefte unb verbreitet fte Xrt baoon, bie in gan) 9torr>
(furopa, befonber« in StufHanb, wo fte gange 2Ba(ber bilbet,
einhcimifd) ift ©ie bat, erwaebfen, einen ftarten Stamm,
ftarfe, ftch weit nuSbreitenbe afte, unb bilbet eine bitfbt«
(aubte Jtrone. 3hre SBurgeln finb ftarf, bie ^fablwurge!
geht tief ein unb bie ©eitenwurjeln erftreefm fid) weit runb
umher, ©ie 8?inb< ifi bei jungen Sinben bräuntiebgran
unb jiemlid) glatt, in fpdterem Viter fcbwarjgrau, biet unb
riffig; ba« $olt febr weif, weieb, leicht, fein, unb biebrfaft*
rig unb bem SBurmfrafj nicht leicht unterworfen, ©ie tjerj»
firmigen, tugefpi^ten, fagenartig gejähnten lOlitter finb auf
ber jDberftacbe bunfelgrün gldntenb, auf ber untern matt
grün rauh; bie fcbwefelgelben »lüthen, welche im 3uni unb
3 uli )u ie fed)« auf einem Stiel erf* einen, werben ju ei-
ner braunlichen Jtapfel mit 4 — 5 gachern, worin ber Samt
enthalten ift. ©ie ginbe road>ft faß in jebem Soben, «e»
niger in feuchtem ober faltartigem, am heften in lehmigem,
troefnem unb etwa« fettem, ätan jiebt fie lieber au« 21 b.
legem al« au« ©amen, obfrbon bie lefetera höhere Stammt
geben, ©is 12 gufj boeb lißt fie fid) noch berpftanjm,
bebarf 40 — 50 Sabre jum 2(u«wad)fen unb wirb mehre
bunbert %ahxt alt, unter günfiigen Sücrbalrniftcn pieQeicbt
taufenb. ©o befinbet ftd) i. IB. bei 9teuftabt am gluffe
Socher in SSurtcmberg eine Sinbe, beren ©*amm über 27
guft im Umfange bat, unb beren 2t fte mehr als 100
©tüfjen jum Zu frech t erhalten bebürfen. eine anbere tn«
alte Sinbe gibt e* in iöaiern, «eiche 46 gufj Umfang
unb 60 guji ^>äbe hat. ©a« fiinbenholj hör für bk
geuemng nur wenig SBerth; bagegm ift eS ein gute*
^hiyholj, ba es ftch nicht leicht wirft unb ju fernem
Sachen, 5. JB. gu Steifbretem, Sinealm unb bergt., wegen
fetner Ücictjttgfcit ju ^oljfchuhm u. f. w. unb wegen feiner
aßeichheit ju Schnitzarbeiten, befonber« ja ben nürnbtrga
©pielwaaren vot anbern folgern ben Sorgug »erbient ©k
Sinbcnfohlen werben ihrer geinbeit wegen jum äeiebnen,
ju Zafjti: unb ©cbicfpuloer unb gut {Bereitung von 8in»
cherfergen oerbrauebt. '2luS ber obem hmtm 9itnbe «erben
in 9iug(anb Schachteln unb ÖBagtnfürbe, au« bem Safte
ebenbafelbft unb in graufreich ©ctfm, SCatten uab ©eile
bereitet, ©a« ginbenlaub gibt ein «ie* ßitbfuttec ©k
£inbcnblüten werben bon ben Pienes gefuebt, uab
94 t
Lindwurm
»49
Linne '
bienen frif* au* als $ifte linbcrnber S£bce. 2>aS ßinben«
blättpa ffrr wirb als JBeimif*nng ju anbem Ärjneien
benufct, urib nur bcm Samen läßt fi* ein tun SAanbeU
ole äbnli*e« tl preffen. JBcfonberS für SRuglanb ift bit
iinbe von außerorbentlicber 2Si*tigfeit, in beffen mittleren
(Segenben, norbl bis in bie Stäbe von Petersburg, fübl.
faj! bis ans f*roarje SRces, ofll. bis Sibirien, fie, balb al5
fcKbtoalb, balb als fi3ufcbbo(j, wie bei unS Söeiben unb
rlen, große SonbfJrecfcn bebeeft. DaS £oh roirb ju ben
meiften .pau8gerÄtbf*aften für ben gemeinen SÖtann, «IS 26f»
fei, S*üffeln u. f. ro. oerarbeitet. 2Cuf manni*fa*e Xrt roitb
befonberS au* ber S3 a fl (f. b.) «erarbeitet. 9?ebenarten ber
ftnben finb: bie SBinttr« ober Steinlinbe, rotl*e
ft* fcureb {(cinere föuitter unb 5ru*t unb cur* bie fpätcre
Grntroicfelung berfelben von jener unterf*eibet. Sie roirb
von {Bielen für bie eigentliche, urfprüngli*e ginbe gebalten.
Die weiße Sfinbe in Ungarn unb Storbainerifa bat SBiöt-
ter, beren Unterfläcbe mit einem »weißen gilje überwogen
finb. £ie f* war je fiinbe in SBirginien unb Ganaba bat
fa|l f*roarje »Iinbe unb febr große SBlättet unb {Blüten.
Die Jöajtarbtinbe enbli*, eine JBaftarbart von ber Som>
meti unb Sßinterlinbe, ma*t einen boben, febönen, mit bi*»
ter Arom befefcten S*aft, bat febr große, feine Jölnttcr
unb IBlüten, unb roirb iltreS glei*en 2Bu*fe5 wegen be>
fonbcrS vom Schreiner unb .Sj>oljf*neiber geföafct.
Cinömunn ober 8inbbra*e (f. X>ra*e), ifT ein er»
bidjte teS, fabelbafteS Ungebeuer, roel*eS in ben alten S?ittcr=
aef*t*ten eine Hauptrolle fpielf, rote ber Dra*e felbff, ber
Sögel ©reif unb anbere bergl. Sein SHame fommt baber,
roeit er als große vierbeinige geflügelte Solange, bie bie
Otiten einen SBurm nannten, bargefleUt roirb. Die SReben»
lejei*nung lind aber, rocl*e$ fo viel als glatt, f*lüpfrig
bebeutete, foD baS ampbibienartiae, f*eußli*e ÄuSfeben auS>
taufen. , SJei feüberen *rifili*en Siebtem ift ber Sinb>
rourm bei perfonificirte Stufet, roeSbalb er au* von meb»
ren .Speiligen, j. 123. vom St.s@eorg, als erlegt bärge*
fallt roirb.
itnie beißt m ber '©eomrrrie bie 9taumgr6ße, tvelcbe
nur Sine Dimenfion bat, roeldjc Sange genannt roirb.
Siicbt ju verroe*feln iß mit ber Sinie ber St rieb, wel*er
in SBattrbeit ein Jt6rper ift, aber ein folc&er, ber wegen ber
bei tlim vorberrfdbenben Omen Dimenfion als 3ei*en für
bie Knie gebraucht roirb. Die fiinie fommt für fi* niebt
cor, fonbetn tun; am Jtftrper als ä a n t e . 3n ber boberrt
Qeometrie betrachtet man bie cirtie als ben Dur*f*nitt
Sseier §la*en; in ber niebem (Seometrie pflegt man bie
nie reol M entfianben burdj bie Bewegung eineS $unfte$
tu bejei*nen. 2Ran unterfebeibet ger'abe einten unb frumme
«tnien ober Guroen. 3ene (Linien ber erften JDrbnung)
baben in ibren fünften biefelbe Sticbtung, biefe (rinien ber
groeiten ober nod> \)öt)rxn Crbnungen; nict)t. Sie fogenann>
ten gebro ebenen Linien finb nicbtS XnbereS als 3ufam>
menftellungen geraber Cinien. fBegrenjt rofrb bie Sinie bureb
ben fhintt, foroie fie felbfl )Ur {Begrenzung ber $(dcbe bient.
— — Sinie nennt man au* in ber Stbi{ferfpra*e ben 'ilqua--
tov, bei SKaßbeflimmungen ben elften 2b eil eines 3ollS.
in bei AriegStunft eine Scblacbtorbnung von Solbaten ober
Sd>iffen (baber Sintentruppen unb Sinienfcbtffe),
in ber JBefeßigungSfunji eine Weibe bilbenbe föefefligungen,
bie juroeilen meilenroeit fortgeben, ...tu* in ber Qencofeg»
eine Sieibe von ciuanber abjtaitimenber ^erforten.
Cinicnsrl)i|"fe beißen bie ar6ßtenÄrieg$fa)iffe, n>rla>
jum Äampfe in ber Sinie bejfimmt finb , baber ben .Stern cc:
ÄriegfflottenauSmacben, aber au* jur JBebecfung von Sbu^
fabrern unb JTranSpcrtfa)iffen biefen mitgegeben »ertrr
9)?an fbeift fie roieber na* *rer Stoße unb ber mi:
jufammenbangenben flnjabl von Äanenen, rrelebe
üBorb fübren, in fe*S Glaifen ein. Sie Sinienftbfffe
Glaffe fübren 100 unb mebr Aanonen unb 8.rH'
ter beneti 1«>0 eigentli*e Seefolbaten. 3ur jroeiten C
geboten S*iffe mit 90 — 100 Jfanonen unb 650 J.:.
u. f. ro. Sebiffe von roeniqer als '*> Äanonrn beißen
mebr JtriegSf*iffe, fonbern gregatten u. f. ro.
finnc* (Äarl von), einer ber ben'ibintefien 'Jlaturfer
befonberS JBotanifer beS vorigen 3<*tb-, tvutbe 1
Ä6Sbult (Siäsbüllt), einem Sorfe im €5«
wo fein SBatcr l'anbprebiger roar, unb con bitün
geifili*en Stanbc beftimm't. Da ber Bater neben U
werufe leibenf*aftli* JBotanif trieb, fo pfian^te fttt
bem Jtnaben febr fri* eine vorjugSroeifc ?leigung fi:
iMinv 749 Iännei
ifenfefcaft ein, wtfbalb er auch wähtenb feine« ©efuep«
©tabtfcpule M äSeri6, Pom 10.— 17. Sab» feine«
:tö , wenig Siebe ju anbern ©tubien , namentlich ben
id»lirl}cn, jeigte unb fieb liebet mit 2luffutijen von $flan>
t cfcyäftigte. ©ein Söater fab bierin aber hur einen JBewei«
et UntauaHcbfeit be« ©ohne« jum ©tubiren unb gab ihn
••'••et ju einem ©cpubmadjer in bie üchrc. Stur ber Arjt
Rotbmamt ju 2öeriö, ber ben jungen 8. beobachtet unb in
einem (Streben erfannt hatte, vermochte ben Skter, ienen
einer Steigung ju überlaffen, unb lieb ihm {Bücher für tie-
tn Sweet, ämi 3ab« benufcte 8. fo bie JBibliotbef in
SJetiÖ unb ben ffiatb feine» ©6nner«, bann begab er fiep
1727 nach l'unb, um bott bie Arpeifunbe unb bie Statur»
oiffenfebaften ju fiubiren, weit er nur babureb AuSficpt auf
im Berforgung gewann, bie ibm ba« ©tubium ber Sota»
niC allein nicht gewähren fonntc ^tiet nabm fiep feinet
befonber« ber Arjt ©tobäu« an, unterste ihn möglicbft,
ja rettete ibm einft ba« 8eben, als er auf einer botanifeben
SBanbetung t>on einem in ©cbweben einbeimifeben giftigen
®erourme, ber fogenannten $6Uenfuric, geftoeben worben
mit. Sei einem SJcfucb im botanifeben ©atten ju Upfala
lernte ihn bet al« {Botanifer berühmte JDlof Selftu« rennen,
beut tr fofott bei bet {Bearbeitung be« SBcrfS über bie bu
Hiicben $ftanjen bebülflieb fein mußte. jObfcbcn mit du»
Werftet JDürftigfeit fämpfenb, machte 8. bod) folebe gort.
Glitte, bajj ihm Stubbecf bie Aufficbt über ben botanifeben
©arten anvertraute. £>tcr fam er auf bie Sbee, bafi n>ol
auf baS genaue SBetbälrniß ber ©rfcbtecbtSfbeile ber $flan»
im jucinanber ein neue« Srbrgtbäube ber Botanif ju grün»
*«n fei, welche« burch feine fiele {Begebung auf Einen
Frften fcaltpunft, burch bie golgeticbtigfeit fetner Serbin»
bung unb tureb bie grofere Annäherung al« früher an ein
Mf»OM natürliche« ©pfiem ftct> vor allen beftebenben oIS
0*8 torjüglicbfte bewährte. 2)iefe ©ebanfen tt>etire er in
einem Auffafee btm Olof Stubbecf mit, ber ihm in rjotcje
beffelben auftrug, an feiner ©tatt im botanifeben ©arten bie
^flanjen ju bemonftriren. 3m 3. 1732 unternahm 8. mit
bächft geringen SRittetn bie fet>c befebwerlicbe Weife von
mehr al« 800 3Jf. nach 8applanb, unb theilte bie Frucht
feine« fecb«monatlichen Aufenthalt« bafelbfi im 3- 1735 in
feiner „Flor« lappowc«" (Jtunbe ber ^Dffanjen in 8applanb)
in jreei JBänben mit, worin er juerfi bie 9>ffanjen nach
ber AnjabI ber männlichen ©efcblecbtSfbeile (©taubfäben)
unb ihrem JBerbältniffe unter fi* unb ju bem weiblichen
(«PifriB) orbnete. Stocb ohne afabemifebe 2Bütbe unb ohne
©ehalt, unternahm 8. mit mehren Anbeten auch eine mis
neralogifcbe Steife nach 8applanb, hielt nach feiner 3urücf»
fünft ben 3ögtingen be« JBergwefen« in galun SDorlefungen
über SJtincralogie unb ^»üttenwefen, würbe in $arberwo!
Doctot bet SJfeticin unb begab ftch bann nach 8epben, wo
et mit Jöocrhaave unb ©ronov in fteunbfcpaftlicben Um>
gang trat, unb juerft fein „Sjslema natura« neu rvgnn Irin
tmturae «rateroAtice proponim per Hasses, ordine*, gener*
et species" (©pftem ber Statur, ober bie brei JReiche ber Sta»
tut, fpfiematifch georbnet nach ©äffen, jDrbnungen, ©e>
fchlechtem unb Arten) heran ?^ab, welche« bie ©runblage
feine« ganjen ©pftem« enthält. 3n Amftetbam unterste
er herauf 93urmann bei ber Verausgabe eine« naturhifto»
rifchen SEBerf« unb würbe bann auf beffen unb SBoerhaaoc'6
Empfehlung bei Glifforb, einem reichen jDberauffcljer bet
oftinb. ^anbeHgefellfchaft, al« ^auSar.jt unb Auffeher über
beffen ©arten bei 4?arlem angefiellt. ^ier fchrieb et 1736
bie „Fundament« boianica" (©runbjüge ber Sotanif), bie
„Bibliotheca botanka" unb 1737 ba« berühmte SBetf, bie
Betreibung be« Glifforb'fcben ©arten« in 4>artecam». 3n
„Genera plantarum" (bie ©efehteebter ber ^flanien) beftimmte
2. 935 ©attungen nach aIIc» 'bren Kennzeichen unb gab in
feinen „classes planiaruin" ((Staffen ber ^fJan^en) eine 3u*
fammenfieQung aller bi« tahtn befannt geworbenen ©pfieme.
3n ben jroei Jobren feine« Aufenthalt« ju ^jartecainp lie-
ferte et neun SSerfe. Stach einet Steife nach Snglanb trug
ihm Abt. oan Äopen in fiepben auf, ben bafigen ©arten
nach bem ©erualfpfiem ju orbnen. 8. lehnte bie« aber ab
unb arbeitete ein ©pftem für 3enen au«, ba« eine Art na«
türlichen ©pftem« ift, beffen Jßauptnorm bie 3<>bl bei ©a»
mentappen abgibt, ober wenig jpalt 3m 3- 1738
ging £. nach $ariö, um bie franj. Sotanifet tennen ju
lernen, unb pon ba nach ©tocfpolm. |>ier, erft wenig be-
richtet, würbe er burch feine glückliche JBehanblung ber Jöruft»
fcbrradie bei ^ofe befannt; bie Jt6nigin Ulrife nahm ihn
ju ihrem Ar jt an > unb halb folgten ihr bie Pomebmften unb
teichften Äranfen. (St warb Arjt bei bet Abmitalität unb
1739 f6nig(, Sotanifer. AI« 1741 bet 9teicb«tag befchlof.
fen hatte, ©a)weben in naturhifiorifeber ße^iehung bereifen
ju (äffen, würbe 8. jum Raupte bet WeifegefeUfchaft ge»
wählt. Z)ie ^Beitreibung tiefet Steife erfchien 1745 (beutfeh
{jaQe 1763). ©ern nahm 8. einen Stuf nach Upfala an,
wo et 1742 jum ^tofeffot ber fBotanif «mannt wutbe.
$iet fotgte er oorjügtieb für bie Einrichtung unb SBerbeffe*
rung be« botanifeben ©arten«, von bem er 1748 eine f&u
fchreibung lieferte, einförmig (ebenb, bereifte et boeb SBefi»
gotblanb unb ©c^onen, ließ feiner „Flora aaecica" (fchrce«
bifche ^ffanjenwelt) 1745 bie „F.mna succica" (febwebifebe
Ztycmtlf) 1746 folgen unb verfaßte narbeinanber gegen
Digitizc
Google
IJnse
300 atabenrifdje unb anbere ©griffen unb fef^r riefe 3tb»
banbtungen für bie gelehrten ©cfcHfchafren, beren SNitglicb
et war. 3m 3. 17*7 würbe er jum geibarjt be6 Jtönig«,
1763 jum Kittet beS «RorbfternS «mannt unb 1757 in
ben Hbelftanb erhoben, ©ich mehr unb mebr ben afabe»
mifcben ©efcbdften entjitbenb, bat er 1772 fogar um feint
Cntlaffuna, bie ibm abet oerweigert würbe. 3m 3. 1774
traf ibn ein ©cblagfluß, btr 177t> wieberfebrte, worauf er,
fcbroad) an Jtörpcr unb ®ei|t, feinen Stellen entfagte. £ocb
erbitlt er boppelttn 3abrgtb<ilt unb jwti ©üter für fieb. unb
feine Äinbtr unb ffarb 1778 am 10. 3an. an »6Uiger €nt«
fraftung. ©ein i>flanjenfpjlem , baä er in feinem 4>aupt»
werfe: „Speeles pUnlamm " (bie Xrten ber ^fl'an^en)
(2»bt. ©tocflj. 1753; neuefle Xuft von SBidbenow, 5 ©be.,
1797—1800 unb ©b. 6 »on gtnf, »tri. 1825) unb in
ber „Philosophia bounie*" (©torft). 1751; 4. Äufi. Pon
Sprengel 1809) am fcbarfjmnigjttn unb grunblicbften ent»
wicfeltt, behauptet, trog neuern, tiefem unb »oUfornmenem,
boib "Ii fünftlidicS immer noch ftintn 2Dcrti>, weil es ba,
wo bie Statut ibm ausweicht, bie Surfen nicht verhehlt,
oietmtbt voi irrigen Folgerungen warnt unb bod? mebr al«
jeteä anbert btn SBortbcil eines woblgtorbncftn Ktperto»
riumS gtwäbrt. 8. eerbinbtt in feiner wifftnfcbaftlicbtn £>ar>
fttttung mit bem außtrorbtntlicbfttn ©cbarffinnt ber Sorfcbung
fo viel ©inn für Jtlarbett unb Äicbtigfeit ber ©egriffe unb
fo viel ÄnfcbauungStalent unb 2Big, baß fte nie in blod
fojlematifcbc Zrexfenbeit ausartet. 3bm ju ehren lief
n ig Aarl XIV. 1819 eint ©cbult in feinem ©eburt Sorte et«
liebten unb feint ©ilbfaule würbe in feinem ©arten ju Up«
fala aufgehellt. 8.'6 „ Gigenbanbige Kufjticbnungtn übte
(ich fclbtf, mit Änmtrfungen unb 3ufa|en von Äfjeliui"
ftnb (Uli btm Schweb, überfegt von Aar! Sappe (JöcrL
1826); «ngl. gtt'* „Vie de Linne'" (>J>af. 1833).
Cirtd* ift tint fftanjengattung, welche man unttr bie
g.'lt fruchte reiner. £)ie gemeine Einfe flammt aus granfc
reich unb btm SBalliferlanbe. SDie bünne, jährige SBurjel
treibt 1 — 2 guü lange, febwaebe, nitberlitgtnbt, an anbert
^flanjen füb leiebt anbangenbe Stengel mit mehren 3»ei>
gen, an benen bit gefieberten {Blattet wedjfcl weife ftef>en.
'Hai btn ©lattwinfein femmen je 2—3 weißliche ©lütt«
an einem ©tietchtn, bit fid) )u Samenhüllen, Scbotcn,
entwickln, welche jwei runbe, breitgebrücftt ©amenfönur
enthalten. Um biefeiben in SJcuffc ju gewinnen, werben bie
ünfen bei uns auf btm Selbe angebaut, rooju tin mehr
fanbiger, bod? fräftigtr ©oben erfobcrlid) ift. Da fit bit
9cacbtfr6(lt nicht oertragen, fo werben fte fpätcr als bie
(frbfen unb 555icfen gtfaet, in btr Witte 2fpril?. ©ei btr
Grnte, in ber SRitte 2tuguflö, muf man barauf fct>en, baß
fte nicht aOjureif werben, wtil fünft bit Schachen (riebt
«uffprittgen, unb bann tin fiarfer "ÄuM'all ftattftnbet. ©t«
»6bnlicb werben bie bttbtn Abarten: bit grofit ©arten»
linft (aud? <pf enniglinfc.) unb bie gemeine gfelblinfe
cultivirt. Orfttre ift großer unb meblreicher als legrere, aber
weniger wobifcbmecftnb. £aö ginftnftrob bient al5 gu<
tc5 gutter für Stinboitf) unb Schafe, befonbert für kalbet
unb Sammer; aud> mifdit man beim Säen l'infen unb Si>
den )« grünem unb türrem ^uttet für ?J?clfvicb. £ie Sin-,
ftn geben gefocht tint fetjr nahrhafte Spcjfe, ja Sit «ntbaU
ttn unter bm ^ülftnfrüctjttn, wit bitft oor anberm ©emüfe«
Unsen
arten, ben meifien 9labrungS|toff, unb erfobem b«Ht e«
febr gute SBerbauungSfraft. 3m ÄrtbipelaguS fmb fit M
^)auptleben*mittel ber (Sinwobner. Sbemali braaeXi mn
auch ba$ £infenmebt in Äpotbtftn. Äud) »ertw bie
Sinfen notb häufig jur SKäftung con Schweinen beamt
finsrn ober 2infenglcifer nennt man bie ja ^
Heilung wfebirbrner wiebtiger eptifdjer 3nftrumentt, tü <u<
mentlidj ber ©rillen, SJtifroffopt unb gemrihrt bienoAta
f leinen ©lag tafeln, beten eint obtr beren bribe CbenUljB
fo gefcbliffen finb, baß fit Steile einer beftiramten iuA
fläcbe bilbtn. 5Dfan fagt, ein ©la« fei nacb einem grefr
.fjalbmeffer gefo>liffen, wenn feine runblio>e gldcbe d4
len Wehningen gleidjmdjjig fortgefefet, bie Dberflieje eis
Äuget gibt, beren 4>albmeffer bie angegebene (Stift td
<5bcne gldcrjen bei r)infen beißen plan, aufgebogene - tt-
baben ober tonoer, eingebogene — b ob l ober (intit.
•^iernatr) werben nun eerfd)iebene Ärten ber Smfrn nur.
fdjicbcn, bie in ibren JSJirf ungen auf ba« 8itit febr mb ei»
anbei abweichen. 2>ie narbftebenbe 3eicbnung jeigt bie len
frbiebenen Sinfen, wie fit Heb barfieüen, wenn man w W
mittenburd) fcnfrecr)t auf ibren gleichen jerfebnitten wrfifil
A ifl eine btconoere ober jweimat erhabene, Berne; :,
conoere ober eben» erhabene, C eine tonca»--tor,t .-:
obtr erhaben: bohle, aud) SJcenigfuß genannt, D eint
conrme ober boppeltboble, E eine plant oncaoe ebnete»
I ) ) 1 1 (
bohle, F eine conver »coneace ober erhaben »bohlt fo
C unb F unterfebeiben fid) nur baburd), ba? bie et"
gläcbe bei C nach einem gröiiern, bei F na4> tum L—
£albmcffer gefd)ltffen ift als bit contxrr. Slaeb ibren
f ungen unb ihrer ©efialt faßt man bie brei erfttn bei
«ebenen Stnfen, welcbe in ber SKittt bkfet finb all ato
idnbern, unter bem 9tamen ber tonoeren iinfen *t
©ammlungslinftn, bit brei legten, bei welchen bie 9*
bünner aö bie 9tdnber ftnb, unter bem %»men ba (»»<
ca»en ginfen ober 3erflreuung«linftn »,ufamnieti . ft
bewirf tn nimlid) bit tonorren rJinfen, baß bie burtJ wf
ben binburtbgebenben ftdjtffrablen in %o\gt \>tt jmmii fhj>
finbtnben ©red>ung (f. jidjt) ftirfrt tonwrgirenb jpw
»erben, ober, »«$ Daffelbe, baß bie in paralWet R«^"!
auf fit fattenben ©trabten in einem b'"1« ber ?iafe Iit|BJ
ben fünfte, welcher bet ©tennpunft ober b« |»(»
beißt, fieb fammele, »ährenb bie toncaten ftnfem tätt
fie faDenben ©trabttn ftdrftr biwrgirenb machen, *MJ[
2>affelbe, bewirten, baß bie parallel auf fie faflfitbtl ft*
Jen, n«tj)bem fie ba« ©la« burd>brungen haben, fr «ff*
anberfahten, als ob fit finnlid) in gerablinigtn ob« w»J»
benen Äidjtungen wm einem »or ber Cinfe liegrnbe» I»
btm foatnannten 3erftreuung6puntte, an«gt8»J|Jt'*r
ren. JDie Entfernung be« ©rennpunft« von ba W* »
ben ©ammlungögläfem, bit ^otalbiftcnj obttÄtf»'*
»ti tt, fowit bte Entfernung brt 3erftreuunaly«W
ba Cinfe bei ben SerfheuungSgläfem b^rtgt »ob t<MrtC
ober geringem Krümmung ber %\&d)tn bet ginfttl*
fdmmtlid)cn gtnfenglafetn beißt bte tjerobeimk, vöm*1
3,500 Qinra., rctltbe jum SFbeil mit gabtifation befcbjfrigt
inb. ©efonber« anfebnlicb ifl bie faiferl. 2$olIrnjeua> unb
Eeppicbm<mufatrur, wtlty mebre taufenb ÜXenfcfcrrt brfcbafj
igt unb namentlicb »ortreffl«be Jufjteppii&e liefert. 8. ifl
er ©ifc eine* öi(a)of«, bf t 8anbe«regtemng unb br« Jtrrie-«
rat« für btn «Küblfrei«. IMgejeiebnete ©eWube finb ber
roji« Dorn unb ba« fcbine 8anbbau6. Unter ben «erfahr»
(neu ©ilcung«anflalfen {eignen fitb tat Sticfwm, tv riebe;.
674 von feopotb L. gegrunbet werben ifl, eint Staubfrunu
Kit« unb eine IBlinbenlebranfloIt au«. 2)iefeit 1832 t»on 8.
aä) ©utroei« fubrenbe (Sifmbabn hat }ur Wrtrtun.q be«
Janbc!« gtbimt. 8. ifl mit 23 auf bem Önfen unb neun
uf bem rea)ttn Ufer ber Könau UegenbenStarimiliani»
Iben Sburmtn (f. b.) befeftigt
Ctparwdu: 3n6rtn, im Jtltert&ume dolifä)e 3nfttn,
rißt eine ©nippe «ort 11 Reinen, nirbt. oon ©icilien im
»itttiire«* liegenden, eon etwa 180,000 9Renf<ben bewohnten
inf<ln, »riebe jum Jtonigreiebe beiber ©itilien geboren,
ftre Stamm finb: 8ipari, Bolcano, ©alini, Jfclicubi , Ttü»
ubi, 8i«cabianca, <S6tarara, $annaria, ©aftlauo, 2tttaIo
nb ©tromboli. ©tr finb fdmratüd) »ulfanifeben Urfprung«,
xunmtlccb fcoben Bolcano unb ©tromboli feuerfpetrnbe ©ergr.
Hje finb febr frutbtbat urib bringen befonbtr« ©ein, JDel,
5utfrticfite unb ©aummoue brroor. Äm grifjten ifl 8i«
«ri mit 16,000 Qinro. auföDOT. unb ber gleichnamigen
iawifiabt auf ber ©ubofifeite. 3n ber ©tabt leben 13,500
in ben JEbdlern ifl ba« 8anb frud)thar. Sie wid)tigfien $ro>
butte finb : ©etreibe, ^)ü[fenfrüa)te, Slacb«, Stubfamen, .ßanf,
8o 1 j , Sterbe, Otinboicb, ©a)afe, ©cbwrine, Birgen, Sienen,
effiifleV S'faV, «C.HJ, ©pp«, Äalf, Sifen, SDrarmor. Der
«ßanbel mit £o& ©am, 8einwanb unb SKaftoieb, ©pinne>
tei unb Wnwanbroebtrti finb bie 4?aupterwerWjwrige. <Sin
ft'üi ber jungen 8eute pflegt »dbienb ber Sommermonate
nach CXbenburg unb Dfrfrirtlanb ju roanbern, um hier in
ben 3iegelbTennerrien }u arbeiten. 2>er Jurft unb bie mri«
ften Cinrcobner befennen fi<b bm reformirten Äircbe. Die
1819 »on ber Sürffin ftouline, alt Borraunberin ihre« ®oh>
nr« Seopotb (f. b.), erlaffene liberale Berfoffung tonnte
nicht in Äulfubrung fomtnen, weil bie alten 8anb|idnbe unb
bie görflen oon JHppe-- ©Naumburg bagegen beim ©unbeSi
tage proteftirtm. 8ippe*£etmo0> bat 700,000 ©ulben ©cbuU
ben unb etwa 490,000 ©ulben ©taatScmfunfte, al« 3»it.
gu'eb be« beutfebm »unbeS Xntbeil an ber 16. ©teile, in
ber weitem Berfammlung eine eigne ©timrne unb |leat 69
2" b« ft? mif So' SLftn^SJ^ Seiei
Iii etwa« £anbel treiben. JDie"©(abt hat ein fefl'e« ©cblofj
unb in ber «Rah« «Karmor» unb ©ppSbriicbe. 8emgo mit
3800 Cinro. bat ein ©<!blofj, ein abelige« ©tift, brei 3tir*
cbm, ein ©pmnaftum unb Stur*», Setnwanb* unb SKeer.
rebaumfopffabrrfen. J)ie ©tabt SHppfiabt m:t 3251 «in»,
gebort nur jum Sbril bem Surften »on 8ippe=J>etmolb, fibrU
«n* KV. «teufteri, 3m Rürficntbume 8ippt i Detmolb M
Ups ToUf an 7i
erwcrbftjweige; Rom, äBoQe, -£>oI.a, , Strinfobtfn unb (Barn
werben ausgeführt. (Seit 1816 bat taB 8anb eine ftänbifcbe
SBerfaffung. Scbaumburg 2ippe fyat alft beutfebrt 23unbeft«
fiaat 2hetl an ber 16. ©teile beft entern KatbS unb in
weitem eine eigne Stelle unb fledt ein föunbeftcontingent
von 240 SR. Sie Staatfteinfünfte beft fchulbenfreien San«
beft werben auf 215,000 ©ulben berechnet, welche griffen*
tbeitft auS Romainen fommen. .ßaupt* unb JRefttenjftabt
ift öuefeburg an ber Xue mit 4200 Ginn?., welche fein«
roeberei unb Sanbwirtbfcbaft treiben. Sie Statt ift gut ae*
baut unb bat ein Schloß unb ein SBaifenhauft. SJei Stobt«
baufeit, einem Stdbtcben mit 1500 Ginw., einem Schloff',
einem SBaife nbaufe , einer tat. Schule unb einem ©efunb»
brunnen, liegen ©teinfoblengruben unb Sanbfteinbrücbe.
3n bem fteinbubet SRtrte liegt auf einer 3nfel bie fleine
geftung 3Bi(beIm$fxein, reelle jur Aufbewahrung von ©e»
fangenen benutzt wirb.
Cips £ ulli an, au* $bilip» SRtngftein, glia« Gtaft»
muft SScbönfnecbt unb ber 2B, ^ dj t meifler genannt, war
einet ber bcrücbttgtfien Staubmorbcr. Cr würbe ju Straft«
bürg 1675 geboren unb war ber Sohn eines Dfftjterft un>
ter ben (ot^ringifd>ert Struppen, ber an einer bei ber 33eia«
gerung von Jßiett erhaltenen SBunbe fiarb. 2. SC nabm
jeitig J?riegftbien|te, trat fpäter in ein taiferlicbeft Sragoner»
regiment in ben 9?ieber(anben, unb würbe wegen guter Äuf»
fu^rung SBacbfmeiftcr. S93eil er in einem Suetl einen Jta>
meraben tobtlicb verwunbet hatte, flüchtete er (ich 1702 nad)
$rag, gerietb bier unter eine Siebftbanbe, verübte mebre
ÄircbenbiebfUble, unb wenbete ftdj mit feinen ©enoffen nach
Sreftben. Aitt !am er notb im nämlichen Jahre nach be>
beutenbem Siebftable in Untcrfucbung, hielt bie fiwrffte
Tortur auft, ebne ju geftehen, unb würbe ju UbenSldnglU
cbem gfejtungftbau verbammt. Stach wenigen Sagen iebodj
febon brach er mit fiebert anbern ©efanaenen burrp, enttarn
gtücf lieb unb würbe von jenen jum Xnfufyrcr gewählt. Air«
perfraft, ©cbarfblicf, aBagbalfigftit unb ©eifteftgegenwart
eigneten ihn }um gefürebteten Stifter unb SBcfehlebabcr
einer vorjüglicb Sacbfen beunrubigenben großen Siebä--
bante. Bufft neue 1705 in Seipjig ergriffen, würbe er ju
lebenftlinglicbem 3uditbau5 verurtbeilt; 1710 machte er fid)
wieber frei, inbem er glücfitcb burebbraeb, unb raubte in
JBerbinbung mit neuen ©enoffen nach wie vor. 3m fBe>
griff, fid) nach granfreieb ju wenben, aber wegen mangeln-
ben paffes in greiberg an gehalten, berief fiep t. St. auf
einen Jöefannten bafelbft, fing mit bem it)n babjn begleiten«
ben wad'thabcnbcn {Bürger ^äntel an, unb erftacb tiefen.
Sogleich arretirt, leugnete er biefen SRorb alft abficbtlidnn,
uberftanb bie Tortur unb würbe 1711 wieber ju lebenft»
länglicher »aujlrafe nad) Srcsben abgeliefert. £ier jctteltc
er eine SScrfcbwörung an, bie 1714 entbetft würbe. SJier
Soeben lang belub man ihn mit furchtbaren Jtttten, obne
baß man etwa* au 5 ihm berait i braute; ja man mußte ibn,
um ibn nid/t ju tobten, wieber (oftfcbließen. 9lun lief ibn ber
Qommanbant gefliffentlid) ein 3<>br lang mit einem auft«
wältigen SPfitgliebe feiner JBanbe, mit bem fid) jener in »et»
binbuug ju fefcen gewußt hatte, Qorrcfponbeii) fuhren, bie
immer bunb jeneft i.tänbe ging. Hlo enblicb 8. X. mit bem
Gfinrefpoiibetileu r onfrontirt würbe, leugneten ©eibe jlanbbaff,
feibfi unter ter Tortur. 9hir burdj Wutt, Sdjununj unb
9 Iiissabon
Uberrebung brachte man enblicb 8. X. ju einem freien t?t=
ftdnbntß feiner vielen Jtircbenriubereien unb einiger ?Ko:N
t Ii a ten, worauf et 1715 ju SreSben mit bem ©tbwen
hingerichtet unb fein Jtirper auf bat Sab gcflocbten wmti.
Ciesctbon ober ?i«boa, bie £aupt« unb {Xefiben;i:abt
btS Äontgretebg Portugal, liegt am rechten Ufer be< 2rjt>,
unfern von ber 2JJ ünbung beffelben in ben atlantifeben Cresn
in einer wunberbar fd)5nen ©egenb unb jdblt 260,000 eirt-.r.
Sen fdwuftcn Xnbltcf gewährt bie Statt von bet Srefnte
9?!it Ginfcfclufj bet ju tbr gebirigen Sirfer 3unqueira, Sc
lern unb Klcantara bat fie an bem IV« 9?. breiten Strer;
eine Sauge von mehr a!5 einer Steile unb erbebt fitb ■!
brei gröpern unb mehren fleinern Singen . airtpfcitbeatr-.
umfrdnjt von Warten unb Sanbbäufem, wäbrenb bie witeer
»aefigen Öipfel bee? ©ebirgee» von dintra ben Hinterer,
bitten. Sa0 3nnrre ber Stabt ift bagegen unfdbin, bt
Strafien finb uneben, eng, fünfter unb unregelmäßig ut£
nur ber weft 1.3 heil, SR ejo genannt, welcber burdb Nrtgrey
Crtbcben am 1. 9(ov. 1755 fafl ganj jerftirt würbe
mebre febine $lä^e, fowie gerate unb regelmäßige Strc<V
mit gutgebauten «Käufern. 4m Xt\o bin geben tie '*
ften Straßen, namentlich bie ?Kua bo Cro, ba ^rata
Äugulla. Ser ^raca bo commercio (•fpanbelftplabj am Uv;
teö 2ejo unb üantungöpla^ beS ^afenS, 615 <Sdjiit:e
unb 550 breit, ift auf brei Seiten von ftartlicben ©er.,
ben eingefcbloffcn unb iffnet ftcb mit ber vierten gegen tc
Sluß }u. ffion tiefer Seite jeigt ihn tie umfiebtnbc
bung. 3n ber SRitte beffelben ftebt bie bromene jBiltfäule tc
Äinig« 3ofepl) I. 3tuf biefem ^Dlalje ftanb etjema« ter I
9>alafr. Scböne, breite unb gerate Straßen verbinten t
fen ¥»la(j mit bem SRoeio, welcber e'm 1800 J. langer
1400 g. breite* SJiered bilbet, in weld)e3 jebn Stt;
munten. Sie eine Seite nimmt ter 3nauifitü>nSpa(a<l
2(uf biefem $lat}e würben einfl bie berüchtigten TLuSsi u
Se' gehalten. Unter ben ©ebäuben finb au$jujeichnen t«
filiig!, itoldfle Xjouba in JBelem, SBempofta unb 9?ece,v
bet?, von benen namentlich ber erffe eineJ ter berrlicbf:
häufe ift, baS SRariueatfenal, ba8 Xrfenal für tie Sar.t
mee, baö ^>au* für bie ital. Cper, ba« fchon erwähn:
guifitionSgebiube ; am ^)unbeldpla^e bie föirfe, tu:-
häuft, taft tnbifche J^auft unb bie finigf. Sifrliottef.
fchinjte nach bem ©rbbeben aufgeführte ©ehäube ift b
genannte neue Äirche ; bei ter Aircbe beft h. M?ochuft
von 3vbann V. erbaute Äapelte mit prachtvollen 3Rr :
beiten; bie Äirche jum JÖerjen Sffu bat eine hftrliche ?
morfuppel; bie ^atriarthalfirche, auf einer 2fnbifce lie:"
ift inwentig prachtvoll auftgeftattet unb t>iit großen S
thum. 3m ©anjen finb in t. gegen 300 Äircben «mf
pellen, unter benen 40 $farrfircben, 64 Xlöftrt tat
ptoteftantifcheft Jöctbau*. Gineft bet bebeutentften fflaur:
unb in feinet Xxt taft fchinfte in Europa ift bie von '
nig3°bannV. 1743 erbaute SBafferleitung , welche bie 6'
auft einer (Entfernung von mebr alft jwri Stunbcn mit 2:
waffer verfiebt. Sie ift gan^ auft SRarmor erbaut,
bei ber Statt gebt fie auf 35 Sogen über taft 2V.
Älcantara unb ter botbjf biefet JBogen bat eine ■bite
230 Saft GafitUo toft SJiouro«, eine fleine gefrin:
tein bitbftf» «f3u8f' 8.'ft ift gain verfallen, wpgegen bc:
fm turef) tie gortft San Suliao, ta 23ugn>, San 5
Em. WSswIefei*
M m Imming
tri, wi w5 ?stv^ kjjp* «
Ifabc 9, * t"?^; MrtA an 1600 Ainbtr aufgenommen »erben.
„,( td^* -'»nbJt^tigf «t ber «ercofcn« t. i ifl f«6r gtrinq,
-£Mlrff*'< ■ TTiS*«4 ^"m fcic fcinr«4tnbe »mahl nun ^tsiitaittftrn
Katuralienfammlunaen. Sine großartige SBobltbilrig«
njloJt ifl ba« ©r. 3a!ob«bofrital, in nxltbwn idbrlicfr
;r< -m rr-n '-• i it. .000 Äranfe Pflege fmben unb baä ftinbelbau«, in
W >B!W_ r«. «» iibrti* an 1600 Jtinber aufanummm ronbf«. Die
man
unb
efrft mit »atterien wrfe&en ifl, wirb iejt at« etaartgefa"
n:fi benufct. 3n bei ?lkc von 2. finb neefc bie Suttfälof:
(er fKamal fcao unb Cut luv, in bem (entern »obnte bit
fönig!. Jamitie, natbbrm fie £9r(em wrlaffrn, bit jut
1807 erfolgten gtntfet nacb Srafilien.
gld
IM de Justice
J54
■\iirraiur
int ine Übel, wie bisartige £ranff>eiten, &rbbeben, über»
Icbwemmung, feinblicbe &nfälle u. f. w. abjuwenben, crr-
orbnet unb mit ben bei biefer ©elegenbett oft ju b«ltenben
tyroeeffionen in Berbinbung gebraut »«ben.
Lit de justice nannte man in granfreid) eine feierliche
öujung, rooburd) ber Äonig in frühem Seiten feine 33e=
fehle gegen ben SBillen beS Parlaments einregifhiren lief.
Das Parlament faloirte ftd? bann burd) eine $roteftation,
allein ber SBefebl erhielt burd? bie ßinregifhirung in einet
Wichen feierlichen ©itjung ©efefceSfraft. Solche lies de
justice fommen in ber franj. ©efcbtcbte nicht feiten cor unb
waren ein leichtes bittet, ben unbequemen SBiberftanb ber
Stänbe ju umgeben unb bie (äfiigen JBefcbränfungen ber
fonigl. ©eroalt wirfungSloS ju machen.
CittTOtur i(t ber 3nbegriff aller in ©prad); unb ©ebrift*
bocumenten niedergelegten Seftrebungen unb 6rjeugniffe beS
menfd)lid)en ©eifteS. jDft »erwrcbfelt man ben AuSbruif iu
teratur, infofem man fid) babei befonberS auf bie SEBerfe ber
ffiiffenfcbaft unb ©elebrfamfeit bejtebt, mit 2Biffenfd)aften
unb mit ©elebrfamfeit, nimmt ibn aud) rool, ba ©elebffanu
feit borjüglid) aus S}üd)ern gewonnen wirb, gleid)bebeutenb
mit ffiüdjerwefen überhaupt, datier nennt man gtterator
einen Solchen, welker fieb mit berÄunbe beS SBücbcrwefcnS
befaßt ober ftd) eine 9Renge oon Äenntniffen, bie fid) Mb
auf bejieben, angeeignet bat« JiteratuS bagegen wirb ein
©oleber genannt, ber ftd) oorjugSweife mit ben aBiffenfdjafs
ten als folcben, b. b- ib"m mnern SBefen nad), beschäftigt,
unb biefe Sefd)dftigung fowie bie barauS beroorgebenben Crrs
jeugniffe nennt man literarifd)e. 3n ganj äußerlicher
Äuffaffimg braud)t man wol and) Literatur für bi< Äufjeicf)»
nung ber über bie einzelnen SBiffrnfcbaften eorbanbenen
Schriften. DieS ift aber, wenn e$ in einer gewiffen, nad)
entfiebungSjeit ober gdebern georbneten 2Beife geflieht, nur
bet äußerliche Anfang ber rHteraturgefcbicbte. Die fciteratutge»
fd)id)te ift aber, ibrem wabren ^Begriffe naef), feineSwrgS
eine bloße 83üd)ergefebicbte, fonbern fie foll »ielmebr als
geijtige für'« ©eifrige georbnete Anleitung b inten, alS SBegs
weifer unb Ceutbte für miffenfchaftlid)eS (Streben. Sie foQ
a(fo nid)t bloß baS Littel fein, ftd) in bem weiten ©ebiete
bet Literatur über einjelne 3weige berfelben juredjt ju fm«
Den, fonbem tiefer ben CntwicfelungSgang eine« jeben biefet
Sweige, wie et mit bem allgemeinen ©ebtete jufammenbängt
unb we(d>e ©teile et barin einnimmt, batfteUen. @te foQ
alfo eigentlich bie Anfange aliei 2Biffenfd)aften unb beren
üntrrttrciung mit allen <pemmungerv unb SBerirrungen bis
jut gegenwärtigen ÄuSbilbung burd)fübren. — 3n SJejug auf
Die3eitfolge unterfebeibet maft eine alte, mittlere unb neuere
Literatur unb ©efebiebte berfelben; in S3ejug auf bie 836lfet
eine grieeb., röm., engl, ital., franj., brutfebe u. f. w.; in
j auf bic einzelnen gdd)er aber eine tbeologifjibe, mebt»
iinifd>e u. f. w. Da man unter Steratur meiji 3Biffenfd)aft
vergebt unb biefe bet Äunft e ntgegenfe(st , fo fleOt man aud)
bie Üitetaturgefd)id)te ber Äun(igefd)id)te entgegen, jog ehe»
bem aber bie ®efd)id:te ber ^oefte mit ju jener, weil bie
bt eigentümlichen SUcrfe burd) Sprache unb @d)rift mitjjes
weilt werben, unb fprad)fo oon einer fd>6nen Literatur im
(^cgrufai'c ber fogenannten pofitioen SBiffenfd)aften. Die
NPoefie ift aber ein SEbeil bet Jtunft unb eigentlid) nur ibte
dpeone, \owie pie oer .nuti|t tm augemetnen, Pie man fru*
ber helles lettres (Jd)6nr SBiffenfd)aften) nannte, In i
SBifTcnfebaft bet 8ttetaturgefd)td>te eineetleibt werten. 9t
jeiebnet man abet bie f)oefte aW fd)6ne Literatur etoer St
tion, fo geb&rt bann ba;u ber gan^e Xnii fogenannter -&t
manitatäjtubien (f. ^uman), infofern fie ftd) burdi cic:
beit ber Darfieüung au*jeidjnen unb in bet SRuttm'n:i<
abgefaßt finb, wonad) man fte aud) claffifebe (f. 6lafft)
nennt 3n neuerer 3eit bot man biefe jebod) unter ta
ungleid) fpaffenbern tarnen ber Slationalliteratur prianca
gefaßt.
Die 8iteraturgefd)id)te muß alfo ibrem ©egriffe naS
baß fie ndmlid) nur bie in @d)rifrwerfen niebergelegtr (:..
tur barffellt, Don ber allgemeinen ßulrurgefd)id)te( fneie p.n
ber ©tfd)id)te ber {Religion unb Äunfi, ali 3»eigen berfefc
ben, unterfdjieben werben. 3Ran tbeilt fte gemeinigliiS o
allgemeine unb befonbere ein. Die allgemeine -.u
ben ©ang bar, weld)en bie in t£d)riftwerfen fid) ftntb f
benbe gorfd)ung beS ©eifle« nad) (Srfenntnif ber SBofct«
burd) ade 3eiten, S36lfet unb in allen Übeilen |MI
SBiffenS genommen bot. Die befonbere befebäftigt fü ~
bem in einjelnen 3eitaltern, unter einjelnen fBoMfexn itü
füt einjelne Sßiffenfd)aften ©eleifieten; nod) fpecieOer atft*
mit bet DarfieUung be8 geben«, ber ©eiflefiart unb 2
fett ber 3nb»ibuen, weld)e wttften (JBiograpb»), >« Z-
ten, burd) bie fie wirf ten (föibliograpbte), unb brr auscp
<Sinrid)tungen unb Xnfialten, burd) welche ibte CrjeMir-'
bef6rbert würben (bie ©efd)id)te geltbrter ©tlbuna^crf:
Schulen unb Unioerfitdten, gelehrter »eteine, BiMwc^fr
u. f. w.). 3hre narürlichfte ©ntheilung ift bie in ü
mittlere unb neuere, »on benen fid) bie erfte nüt im i
3abrb., in bem fid) bie SBiffenfcbaften in bie ©rille betl;
ftet wr bem lauten Sumulte ber ©taatSumwdUungen flee
teten, fchließt unb bie mittlere beginnt, welche, oh«*'
©tüfee ber in erfterer gebiebenen aSiffenfchaft, fit) jalF
big auöjubilben gen&tbigt ift; bie leitete aber, «fiMj
1450 ungefähr ihren Anfang nimmt, gebeibt gnbt m
bie SBteberaufnabme ber alten Literatur in ihr« (Sntmdtic*
DaS Alterthum bot bie £itrtaturgefd)id)te nod) ntdjt «L« '
ntn hefonbetn 3wetg bet bifiorifcbcn 53Jiffenfchaft mS^ \
unb bah« aud) nod) nicht felbfidnbig nnb in (VfriMlw
Drbnung bebanbelt, weSbalb »« einjelne 5l»a|"J
SBmcfjfiucfe, als »orarbeiten baju in brffen einjelnen 21"
fteflern heften, ebenfo ift eS im Mittelalter be^ff«, »
nut Qbtonifen unb SRittbeilungen ber Dichter ehngtllj
Stötbige enthalten. Den erften febr uneoBfommrnen Bf
fud) baju mad)te $olpboriuS SBergiliuS auS Urbine in "
nem Siicrfe; „De inventoribus rerum" (oon ben
ber Dinge"), Benebia 1499, 4. Det eigentlid)«
©elebrtenqefchichte ift ber berübmte Gotrr. ©eSrwt, < "
gejt. lb(M>, beffen Bibliothfo« umTemaie"
cherfammlung), 3 »be., 3ür. 1545—55 gel, -
aiS ein febr bollfommeneS SBerf bfefet Art oetwdjWiwJ
fann. «Olorbof, 1688 , 3ob- Anbr. gabrictuS, h«f ,r"
„Abriß einet allgemeinen >f)ijtoiia bet ©elebr/amW",.
r^ranjofe ©oguet, ber 3talienet Denina, bie
gufon unb .pome unb bie Deutfchen Sfelin unb
ben ftd) frübtt große Berbtcnfte barum erworfvn.
tieueften 3eit/ feit Berber, haben bie Deutfchen '
JyorfchungSfletß, tbet'16 burd) aD
fte alle
Se£r^.
LÜhaucn I
en, aßen übrigen SSölfern ben Slang barin abgelaufen.
J. ©. eicbborn'« „ttterärgefchicbte" (3 S3be.; neue AufL,
96tt. 1812—14) unb fcibw. SBaebler'S „.fjanbbucb bet ®o
thichte ber Literatur" (4 »be.; 3. Auft, 8pj. 1833) flebm
i!5 unerreichte SRufter ba.
Cittjauen ift ber 9tame eines alten ©roßfürftenthum«,
oelcbeS gegenroArtivi theil« $u Sfußlanb, tbeil« ju Greußen
iebört. Sie Sitbauer, verwanbt mit ben Betten, »aren feit
>em 11, 3a^rb. Siußlanb zinsbar, machten ftdt> aber na*»
»er frei, unb namentlich war e« SBlabiSlam 3ageuo, ©roß--
terjog von Sirbauen, welker fich 1386 taufen lief unb
>urd) feine SBermäblung mit ber poln. .Königin 4?ebmig
5. mit $olen »erbanb. «Seit 1569 völlig jum poln. cStaate
leberenb, fam eS burch bie Sbcitung beffelben an Siußlanb
inb Greußen. 8. bat ein gemäßigtes unb gefunbeS JUima,
bcnen, nur von Keinen $uge(n unterbrochenen JBoben, ber
um Xt)ei( fumpfjtg, zum Sbeil auch tbonig unb fanbig ift.
Die Düna, ber Dniepr, ber «Riemen, ber $r»piat unb ber
»ug finb bie bebeutenbften glüffe; Seen unb SRordfte finb
n großer Anzahl »orbanben, namentlich ftebt bei f)inS! bie
lanje Umgegenb im grübiabr unter SBaffer. Die wichtig«
tcn Urobuete finb ©etreibe, glacbS, £anf, £015, £onig
tnb SBacbS, Sfinbvieb, Schafe, fteine, aber gute ^ferbe,
BMlb, ©fen unb $orf. Auerocbfen, ©entbiere, jBären,
EBölfe, Eucbfe unb Schwarjwilb finbet man noch int 3n»
lern ber bialowifer #aibe, welche ein großenteils mit
Irwatb bebecfter, unangebautcr ganbffrich von 31% SR.
lange unb 27 SD?, ©reite im ©ouvernement ©robno ift.
Da« ruff. i. befteht auS ben Stattbalterfcbaften 2J?obilew,
IBilna, SBitebSf unb SD?in*f, unb baS preuß. bitbet einen
Sbeil beS 9?egierung§bejirfd ©umbinnen ber Provinz Dfb
ireußen.
Ctthjutn ift ein bis jefct nur unvollfommen bargefteUteS
HchteS «Dletan, welche« in einem 1817 entbecften Alfali,
üthon, 8itbicn ober ©teinalfali, enthalten ift. Dies
c« hat man in einigen Mineralien unb ÜRineralwdffern auf;
Kfunben. ßS ift tm gefchmoljenen 3uftanbe eine weiße,
urAftchtige, leicht fcbmeljbare, nicht fluchtige, äljenbe Sttaffe.
Die Sc genwart beS ifitbium in Mineralien erfennt man an
?er rotben glamme cor bem Sötbrobre.
Cituraie ifi ein auS bem ©riechifchen ftammenbeS SBort
,ur Bezeichnung ber feftgcfefcten Einrichtung beS öffentlichen
3otteSbienfte8 m cbrifiucben Kirchen, alfo im Allgemeinen
>ie JtirCbenorbnung. 3n einem befcbränftern Sinne werben
ibet auch bie gormulare, ©ebräucbe unb (Zeremonien, auS
•enen ber Üturgifcbe $bei( be« öffentlichen ©otteSbienfteS
►eftebt, fowie bie ©ücher, in benen fie vorgetrieben finb,
ie Jtirchenagenben (f.Äirche), Meßbücher, giturgien
(enannt Die fitturgie ber r6mifch--fatbolif<hen JSirche em»
>ftng ihre urforüngliche ©eftalt burch ©regor ben ©roßen,
<er fie jum großen SEtjeil in feinem fReßfanon feftfe^te.
5te fann aber nur in ber lat. ©yrach« al6 ber htrrfchenben
itirchenfpracbe gehatten werben; bah, er in ber ratbolifcben
fttrche eine überfefcung beS r6m. 3Riffale8 unter bie »erbos
erun 23üd>tr gebort. Die Siturgie beS evangelifchen 6ffcTit-
idben ©otteSbienfteS war unmittelbar nach ber S?eforma=
ion lebfglith eine aBieberherftellung ber dltern chriftlicben
ycbrducbe, womit luateich bie üant'eSfcracbe für ben fircb;
•5 Liverpool
liehen ©ebrauch feftgefefet mürbe. Die r)i«&urth entftanbtne
Siturgie ber alten proteftantifchen Aircbc t)at feboeh in neu*
rer Seit eine vielfach veränberte ©eftatt baburch gewonnen,
baß an vielen Erten felbft neue Xgenben eingeführt wor>
ben finb, unter benen bie preuß. am merfwürbigften ift.
(@. Äirche.) Die SBiffenfcbaft von ber jwecrmdßigen
einrichtung religi6fcr ^anblungen 1)t\$t 8iturgif, bie,
inbem fie baju bient, ba8 ©emütt) an bie ©egenftanbe
ber Sieligion ju fcffeln unb jur 2tnbacht ju erheben, eben
fo viel ©efebmaef, al* Äenntniß be« menfchlicbtn J£)erjen3
vorau§fe(jt.
Ciwcrei ober Sioree nannte man fonft nur bieäleibung,
welche bie franj. Ä6nige bei großen £oflagern ihren Die«
nern, fowie benen ber Äonigin unb ber fWnjen liefern
(woher ber 9?ame) ließen; Später ahmten vornehme Herren
ben <^>of nach unb gaben ihren JBebientcn eine bt ftimmte 35f.
fletbung, welche ftch burch bunten Äuffchlag, Sorftoß ober
Sreffenbefaft von ber ber Srbienten anberer ^men unters
fchieb; baher Sivre'ebebienter, Diener einer ^rivatpers
fon, ber $'mh trdgt. gerner bebeutet baS SBort auch b«<
fdmmtlicbc Dtenerfchaft eine« |>enn, unb enblich iebe aieiebs
förmige ober gleichfarbige JCleibung meiner jufammengehoriger
f)erfonen. •
Cipcrsool, in ber engl, ©raffchaft üancafter, ift nach
Sonbon bte anfebntiebfie ^»anbellftabt Gnglanb« unb liegt m
einer fcb6ncn ©egenb an ber SRünbung be* fchiffbaren gtuf-
fe* «Werfe» in ba« irldnb. «Weer. Seit Xnfang be« 17.
Sabrh- iff 8. au« einem unbebeutenben Dorfe ju einer Stabt
von 165,000 (Sinw. emporgeivachfen. ©te hat einen au«ge=
jeichneten ^afen, anfehnlicbe ©chiff«werfte, 14 Docfen, fchone
&uai«, eine prachtvolle S3irfe unb ein feböne«, umftehenb abge:
bilbete« Stabthau«. Die JBon'e ficht auf einem mit Xreaben
umgebenen ^la^*, welcher mit bem eifernen Denfmale Slclfon't!
gefimücft ift. Die prachtvolle SOTarftballe hat einen gldchen--
raum von 12,300 oCUen, wirb von 150 ®a«lampen er:
leuchtet unb burch 116 gußeiferne Pfeiler in fünf ©dnge gc=
theilt. Der öftl. Stabttheil ift befonber« fefefin; hier ift ber
Mount plranant, ein febr befuchter Spaziergang, von wel-
chem au« man bie Stabt, ben ^afen unb bie Sanbhdufer,
welche in großer Änjahl bie Sanbfcbaft fchmücfeh, überfehen
fann. 3n t. finb 13 anglifanifdt)e Airchen, eine fchott.
Äirche. brei Jtopellen für Diffenter«, vier für 2Retl;obiften,
»wei für AnabaptiPen, brei für Äatholifen, eine für ßud«
rer unb eine Spnagoge. Auch ail Anftalten für Jtunft.
Sßiffenfchaft unb Literatur ift i. reich. &a$ Athendum ift
ein fchone«, brei Stoc?*obeS ©ebdube, in welchem fich eine
SBibliotbef befinbet unb aüc engl. 3eitfchriften aufgelegt finb.
Da« 2»ceum ift eine ähnliche Anftalt. Ausgezeichnet ift auch
ber botanifebe ©arten. h«t enblich ein wohleirigerichte*
te« Äranfenhau« unb eine gute »linbenanftalt. Auf ben
SBerften Vi Ijmfdit außerorbentliche 2hdttgfeit, befonber«
in ÄriegS jeiten, wdlirmb welcher biet bie metften Äaperfchiffe
auSgerüjtet werben; für gewöhnlich finb 3000 3immerleute
mit bem Scbtphau befchaftigt. i. treibt |>anbel mit etwa
1000 eignen Schiffen unb gegen 20 Dampfbooten. Auch bie
SabacTSfabrifen, äueferftebereien, gifengießereien, S5ierbraue»
reien u. f. w. finb anfebntieb. Der S3erfehr wirb gehoben
burch ben SRerfr» unb viele Sandle nach onbem wichtigen
Iilvins
»56
IJvorno
.fianbtKftöbten ©rofjbritannien«. SBichtig ift in biefer JBcj
jiehung namentlich aucb tic (Sifenbalm, welche uonSRancbci
ftcr nach C. füfirt unb mittel« cincS 2unnel« ontn
2bcile ter ©tobt weg nach bem .£>afcn geführt ift.
€h>iti6 (2iru«), r&m. ©cfcbichtfAreibrr, jum Unten
febiebe von jwei Anbem gleichen tarnen?, sJ)ataotnu6, von
^atua, fftnem @eburt«orte, jubenanrit, würbe 59 V. Gtr.
geboren, fom nach 5?om, würbe bem Jtaifet Auguftu« bt?
rannt unb erfreute ftch beffen ©unft, bi« 3ener ftarb, wor»
auf er ffcf> roieber nach $abua begab, wofelbft er 18 n. Ghr.
»erfebieb. Gnnen bi« je(jt bleibenden 9?ubm erwarb er fieb
buret) feine r6m. ©efebiebtt, ju beren Aufarbeitung er mehr
ol« 20 3abre »erwanbte. 3rn 15. 3abrh. glaubte man fei*
nen 8eicbnam ,ju $at>ua gefunben ju haben unb errichtete
itjm ein prächtige« Senfmal. Seine ©rfdwhte, auflagen
unb iltere Öueüen gegrimbrt, beginnt »on ber frübeffen Gnts
ftebung SHom«, reitet bi« 10 ». <5br. unb ift in feierlichem,
rebnerifchem ©tole gefebrieben, bem man ben Söorwurf machte,
baf» er oft $rooinjiali«mrn unb ju lange $eriobifirung ents
hielte, me«balb man auch noch beut *u Zage einen ähnlichen
©rpl pataoinifcb, ober dbnlicbe gebier im ©role $ata>
üinititen nennt. 8.'* rim. ©efchithfe bejtaib na* 5»
83oüenbung au« 142 Suchern, von benen fidj aber nnM
1—10 unb 21—45 erhalten haben. 3m Sab« 1772 rnf
noch ein 2heil be« 91. S3uch« entbetft, weither jeb»4*
geringer ffiebeutung ift. Äujierbem febreiben ttinige ai4 t«2
8. einen furjen~Xu«jug feine« eignen SBerf« ja.
gäbe biffc5 Äu«jug« oerfuchte ein gewiffer 3oh- 8M^*
b*S Seblenbe au« anbern Cueüen für btr rfcn. Wj
ju ergdnjen. Auf er oielen, jum ZbeU febinen, fm
wichtigen Ausgaben be« 8. beftfeen wir auch beutle V**
fefcungtn befTriben oon Dftertag (10 »be. ; fwrrff. OTT
98), Äonr. £eufinger (5 »be., »raunfeb. 1821)
tel (9 »be., ÜJNmchen 1822—31).
€\vomo, eine ©tabt im ©ebiet« wn fKfi än L
jogtbume Zo«cana, liegt am mitteadnbifeben VaVWL*
je&t bie bebeutetöfte £«nbel«(tabt 3totfen«. ©e^W"'
.— «vi viiii >yuim hu; Mir einer
Wt im «Keere tm eeuflttburm. (Statt unb SUorftätte
ttflt bura) einen langen Spaziergang getrennt, welc&ei
epacti beißt; antat ©»ajjergänge gewähren ber SKolo,
9Jtaj;a b'armi, ber SSrg na* bem 2kllfabrt$orte <F?c-nte.
*. »or btt ©tabt liegt eine eoiiügIi*c £luarantainr»
laft mit brei Sajaretben. 2ßic$tig finb befunber« bie Jtoi
«nfabtiren, weltfce jäbilid» für 40,000 ©ulben äBaare ben
len, bie fRofoglic-bremieteien, bie ©erbereien, girbereirn,
m > unb 2u$fabrifen. 3m .|&afen taufen jabrlid) übet
- ed):ffe ein. ?. ift m>4 gegen gnbe be* 13. 3abrb.
offener gierten grwefen unb bat befonterf ber 3erflorung
^afcii« von $tfa fein 2(uff(>mineii ju banfen. Äleranber
aScbici bat na*ber bie ©tabt befefiigt unb Go&mo I.
für einen greifen etflart. 3m Wroflutionifrieae unb
ba« gelbe girber im 3- 1S04 tat bie ©tabt febr gei
, feitbem fi<$ ab« roieber m<icbtig emporgefebroungen.
CiriT-r (beutfeb $funb) bieg eine fonfj in Jranfreicb üb'
SSim;e, an beren ©teile bie granc« ff. granc) gei
ten finb, fobafj ungefähr so granc« fooiel wie 81 ?i»re«
ertb finb. £er ü'mc louroci« (bon ber ©tabt Sourä bei
«0 war um ein Viertel geringer als ber parifer unb
t, al« bie WrcfrnungSmunw, feefc« ©rofefrrn Con».;©.— «
t nennt man in granlreieb jiroeilen ben Äilogramm 2rorr,
wibnlicbrr jeboeb, ba« ältere 9>funb Mvr« paids de
*k, welcbe« lti Unjen ober K't* @ro« &at, etwas fc&we*
Jt alS ba« prruß. ?>funb.
te«bur», welker ©rojjfanjler eon Gnglanb würbe unb i.
ein bebeutenbe* 2fmt *erfa)affte, wela)e« berfeflx oerlor, naefc
btm fein ©inner in Ungnabe gefallen war. «aebbem fia)
t. jitt «jjerfte&ung feiner Sefunbrjtit 1677 nacr) SWompellier
unb bann naa) <pari« begeben batte, eoUenbele er bjer fein
berühmte« fflerf über ben menf*Ii*en JBerftanb, wela)e«
1690 in Bonbon erfa)ien unb con Sennemann (3 »be.,
fieipj. 1795—97) in« J>eutfcbe überfefct worben EfL SKart
bat feine Uehrr ben pbilofopbifc&en ©enfuali« muS go
narnit, weil er ba« Bor&anbenfein angeborener 3been beffritt
unb alle (Irfennrnip «u* bem dufem unb innern ©inn be«
SDfenfayn ableitete, .öiemaeb nehmen wir burü) bie SSBabr»
nefjmung ©toff unb 3ntiaU ber (Wenntnie m un« auf unb
ber Berffanb Derarbeitet nur ba* fo Aufgenommene unb gibt
i^m (wa« urfprüngliaj immer nur Giruelne« fein fann, weil
nur b<t« Cinielne wahrgenommen wirb) bie gorm ber ZU»
gemein^eit. ©pflematifcje Änorbnung unb flare DarfieOung
jei^nen Vt SBerf au«. 8. fanb balb Änbdnger, befonber«
in Cmglanb unb granfrei*. (gr war 1679 na* Gnglanb
jutücfaefetrt unb begleitete ben ©rafen ©frafteSburr;, nad>*
bem tiefet abernwl« in Ungnabe gefallen war, 1683 naa)
£oDanb. 2>k äBeft^ulbigung, »en ^joDanb au« $a*quille
gegen bie engl. Regierung verbreitet ju t)aben, braute ft)n
um feine ©teDe im Gbri|tcolleaium iu JDrforb. (Sr blieb
fortwibrenb oerbd^tig unb mupte fiep fogar in ben ^lieber«
lanben »erborgen balten, um nia)t an 3«rob 1J. abgeliefert
ju »erben. 9?aQ)bem a6er biefer Jt6nig »om ^ringen w>n
rTsinifti mrtfiTfint mnrben mnt trkrtt P IRRü n«A fSnn,
Y5S
Logographen
brn. Die trfle Äu*gabe betfelben : „Grfle* unb anbere* £un»
tert beutFcber Äeimfprüche Sülomon* oon ©olaro" (före^t.
1638) fanb feiere 2£ufnabme, baß er lf>54 eine neue Samm»
lung peranflaltete, welche 3500 Sinngebicbtc enthielt. Diefe
bei ben Deutfcben fonff wenig cultiturte ©attuttg von &c-
biebten erhält burch S.'« triftige* ©emüth unb fittlicben Xbel
einen »orjugäroeifen SBerth- Sein 2fu*brucf iil förnig, feine
Grfintung originell unb portifd). Effing unb JRamler bei
forgten eine Äuöroabl Pon S.'* „Sinngebichten" (Spj. 1759),
wieberbolt oon Stornier (2 S3be., Spj. 1791). ,,S.'* au*«
erlefene ©ebichte" finbet man neuerbing* in SB. 5ftüller'8
„JBibliotbe! beutlet Dicbtet be* 17. Sabrbunbertd" (JBb. 6,
Sp}. 18>4).
Cogr ifl urfprünglicb (au* bem ©rieeftifchtn berf ommenb)
ein offener, mit Ärfaben oerfehenet ©ang. Daher b«ßt ein
folcber im öatican ju Mom, melden 9tapgael tureb feine be*
tübmten ©emälbe oerjierte, bie fygen; auch, nennt man bie
in einem Schaufpielbaufe an ben SBdnben beffelben bißjur
Jöi'ifine herum lauf enten unb nach biefer ju offenen ©änge
Sogen. Semer oerftebt man unter Soge ben Vetfammlung*»
ort forool al* bie ßerfammuing felbfl ber Freimaurer (F. b.),
foroie bie ©efammtheit ber jur Übung ber Freimaurerei oer»
bunbmen ©ruber. 3<be Soge bejeichnet fieb burch feinen ge»
roäblten Gia,ennamen, unb ba* allgemeine emblematifche 3ci»
eben bafür tjt □. Übergetragen oon ber Freimaurerei nennt
malt üueb ben 3ufammentritt anbetet Gorporationm unter
geroiffen Formen Sogen.
Copifr (3op. SembO, befannt burch feine Sebrmethobe
ber SÄufif, rourbe ju ÄaiferSlautrrn in ber $falj 1780 ge»
boren, flammte t>on franj. 3u*wanberern unb erhielt ben et»
ften Unterricht im ?)ianofortefpiel unb Sa$ Pon feinem 83a;
tet, einem auägejeidbneten SRufifer. Zm liebften fpielte S.
bie %litt, worauf er fdpon im jehnten 3abre Goncerte gab.
Sein SUormunb wollte ihm fpdter einen antern »Beruf auf»
bringen, ba entfloh er nacb SKarburg ju einem Dbeim unb
reifte, al* ihn ber fBormunb jutücffoberte, mit einem Gng»
länber 1805 nach beffen Heimat, wo er jwei Sabre blieb,
bi* er bei bem 2Rufjfcorp* eine* Regiment* im nirbl. 3r»
lanb angejlellt rourbe. 3n bem Director be* Gorp* traf er
einen SanbSmann, SBillmann, an, beffen Zoster et beiratbete.
9tun componirte er für ba* Gorp*, gab Unterricht auf bem
$ianoforte unb rourbe babureft auf Vereinfachung ber theo;
rettfeben forool al* praf Hieben Sehrmetbobe geführt, bie fei»
netrt Spfteme ju ©runbe liegt. ZI* nach bem Äriege fein
Regiment rntlaffen rourbe, trug Sorb Ättamont ihm bie Dr»
ganiflrnftelle bei bet weftporter Äircbe in Srlanb an. Der
Unterricht, ben er feiner 2ocbtcr im iDrgelfpiel ertheiltc, führte
ihn )u Grfinbung be* Gbiroplaflrn, eine* 3nftrument*,
burch welche* beim @picle bie ^dnbe in richtiger Sage ge-
halten unb geübt werben. Sticht lange barauf ging S. nach
Dublin, unterrichtete viele Schüler unb würbe entlich al*
Qomponift unb SRufifbirector an bem Sheater be* Jptmy
3obnftone angefiellt. 9Jacb Zuflöfung be* -Theaters wollte
er fein muftfalifche* Sebrfpftem öffentlich einführen unb fehlug
mehren Sebrern in Dublin, ba ihn >&anbel*gefchafte beeng»
ten,, oor, ihnen baffelbe unentgeltlich beizubringen; hoch
lehnte man bie* ab unb nun lebete er felbfl. Crm patent
für ben ßbiroplaften unb feine SBorlefungen feit 1814 über
Harmonie hatten ibm febon »Beachtung gewonnen; tiefe flei»
gerte fich, al* er nach Monaten mit Ainbem, bie m
her feinen Unterricht erhalten hatten, eine Prüfung aifbOte,
worauf mehre Sehret in Dublin fofort fein Softem m+
men. SJon anbern ©egenben h« famen ebenfoM
unb in Liverpool , 9»arichefter, ©la*gow u. f. ». 1
balb Xfabemien errichtet. 3m 3ahre 1816 rourbe fem
flem, trc(j großen ©iberfpruch* , fogar in Sonbon ringe
unb e* oetbrritete fieb immer mehr, fobaß, al* feliji
brennet unb SEBebbe fich mit ihm jur Settung feiner 3I*>
mie oereinigten, er wegen 3ubrang oon Schülern baft ett-.i
anlegen mußte. Cr folgte 1822 entlieft einer Ginlatttu :<
preuß. Regierung nach »Berlin, um tfitt ebenfall* eir
bemie ^u errichten unb leitete balb 20 Sebrer an, tutc^i :
feine 9)lethobe im preufi. Staate oerbreitet würbe. £r.
Sehrmetbobe ber SJluftf jielt babin, mehre Schüler gLeäi:
tig in Glaffrn t»on 12—20 im Gtaoierfpiel unb batmt m te
Äenntniß ber ^jatmonielehre ju unterrichten. SBegm 4*
tung be* 2acte* unb Änfeuetung burch gememfame* Cte
ben fpielen bie Schüler bie eingelernten Stücfe jufanrair.
fo Pielen95ianoforten, al* 3nbi»ibuen ftnb, unbanfMs»"'
jur richtigen unb feflen Haltung ber £anb ber 6ht;i
(^anbbilbner) angewendet. Die Glaoierübuna, ferr« :
bamit gleichzeitig oerbunbene Unterricht in ^antirr.
gehen immer Pom Seichtem jum Schwerem fort la^t
ifl bie Ärt be* Unterricht* auch oon ber 2Crt, tag t
Schüler felbfltbitig befchäftigt. Deutfchlanb rourbe «
Sehrmetbobe juerft 1818 burch @P"ht «nb ©ofthelfr
merffam gemacht unb men erriebtete ju Seipjia, Drr
Franffurt, Stettin unb an anbem SDtten balb dhnlti.
flitute, wie ba* su JBerlin. »gl. S.'« „Spflem bn
wiffenfehaft" (äBerl. 1827).
Cogik, bie SBiffenfchaft »>om Denfen (f. b.) i*5. <•
pbilofopbifcht JBiffenfchaft, welche ihren Urfpruna f- -'
bem 3ntereffe )u oerbanfen bat, »eiche* ber9Renf(h«J»
nem eignen ©eifle nimmt. 2Sie bie Greigniffe bn S
nach bejiimmten ©efefceiv erfolgen, fo waltet autb r- ;
wenig in ber ffielt be* ©ebanfen« ber 3ufaU ober wj*
für. G* ifl oielmeht ber grciijett be* menfcblidjen -
gemäß, baß fich berfelbe im Denfen auf eine bnn
überhaupt angemeffene SBeife befHmmt, unb rrtr
jebe in bierer Jöejiehung wahrhaft freie Örtanfenbcjh"'
al« oerflinbig ober pemünftig. 3undcbfl ifl man nur i:
rifch Perfahren unb hat beobachtet, wie fich m 2™'"
©eifl, infofem er eerflänbig ifl, befltmmt. So fan :
auf bie fogenannten ©efe^e be* Denfen*. Xtifi
(f. b.) war e*, welcher in ber angegebenen SBeife br
juerft febarffinnig beobachtete unb baburch Schöpfer ■
gif würbe. Gtft in neuefiet 3eit unb namentlich burti
gel (f.b.) ifl man barauf gefommen, fpftematifch |8
fuchen, mir fich in ben ©efe^en be* Denfen*, wet^t»
empirifch beobachtet hatte, ber ©eifl nach feiner auf r
gegtünbeten Jffiefenheit offenbare, ober, roa* Dafic:
hat bie Sogif m einer Sffiiffenfchaft erhoben, in »riet
©eifl felbfl, wte er im Denfen Dafein hat, erfannt i
CocjOftraplifTt, Sagenfebreiber, nennt man bie
grieeb. "profatfehen Schriftflellcr, welche ba* Cpe* io 9! ■
iiefte Grjdhlung auftulöfen oerfuchten. ffine ät:;
Grfcheinung bafür ftnb unfere beutfeften S3olf*büci<i
Die Grfcheinung ber Sogogtapbtn fäOt in ben
wie
i : •; ü.j|fii w i -"-Ttat? uno nadlet sionbicus Jöreslau unb ftorb 1083.
.tenssf ta£«»K*3rIJMMn 3a&re alt fc&ritb et fcbon brti Sraurrfpirif. X5oll
tsn* W 2*}rf at L-sna~>iff, ©rif^rfamfrit unb firtlieben «Stull, »trlor er fieb boeb,
ta'jfitatx Wte Langel an Äritif unb ©efcbmaef, in folftbe Kic&tum
( . ./r^-irnw ,».'3*0^ im, inbem ifjn fein Streben, bura) erbabenbrit ff int öor»
,c. njcara aß * "ifnger, $offmann«n>albau unb einige itaf. «Kujler, gu üben
'^ -^itri a.«cf- ^ Bleien, ju Übertreibung unb @cbwWfl fübrte. JSBatb fonb
t^i'iflA«nä ^ »Waawbmer, in benen feine gebler noeb gefteigert fid) jeig=
7' ^L. ' t« jeiwas^m unb bie man iwA ibm Sobtnfleinianer benennt.
irt if! tox$ü~s* ,C!ut* 9'f*mfl(flofen SBorffcbroall unb unnaturli<be Silber
~v' Wir k*** •■'■:^ntn f*4 ferne Ärauerfpiele noeb w>r feinen Iprif<feen ©e»
ViV ;-- **,fn au45 P' erfebienen «nt« bem Site!: „Urauerfpiele
-■:rsr>t ^1 Kjoäs-Wb guflgebitbte". 9Herfwürbig ifl jeboeb in ber ©efebiebte
~r>.ia Sf-V^.. Birt:"« 2tteratmr fein #elbfttroman „Ärminiu« unb ÜbuSnelba"
frdtotl, cf3^ :2 fflbc, Sm. lftö'j, 4.; Berm. ÄufL, 8pj. 1731), über
^ attWj.»- «I4tm er ßarb unb welcber tbeil« »cn feinern ©ruber,
■ÜnfMt1 (»^ 1 ,Jpl* »om ^rebiger SBagner ju W»jig fortgefeftt wnrlt.
r*iÄ » fi**' s'-*n" pp8lfi* W«f« W< gerügten gebler an fi* trdgt,
• Sofatt «lS J W « wiebtig « ba* »efle, wo« bie btutfebe <poe fte
^ '•'ilrf/ast»1«* ^ ter £<"ft* »«« »7. 3abrbunbert« at letfien »er*
«r»«** S3 ' B*t(; ««ftfrbafte ©<bitberunaen, erhabene ©ebanfen unb
SfS euan ^ , §i„jC[nfm frafriger HuSbrurf finb ibm niebt ab.ufore eben,
res» •: — - r- • pMtiiae «rft.touita»aabc an ttn «aa teat.
^Jj,^ »eetifebe (frfinbung«g«be on ben Sag legt
V^.j uf»ö!**l?iS: Collbardm ober So Harb en werben feit bem 14. 3abtb.
.-; - ibitfüc ®«ncffenf(baften oon Kaien genannt, bie bem bnv
- , 1* Är»**. . ^,b'n *»*<ntbHW jener 3eit bureb einen Icbenbigen Cifer
''''' !-js,„m teer w*5"^ *'tt "n 8«"ieinnü6igcS unb jtjerftbatigt* Gbrifrtntbum ahm
auniiQi vci »i^pic gciicai, ri» ]ic von isinus n.
fogar unter bie geifilid^cn ©(fellfcbaften aufgenommen wur>
ben, bie unmittelbar unter bem f)apjte flehen. 9loa) bi< in
tai 18. Sabrb- gab (4 in ben 92ieberlanbtn unb in (5 im
fromme SBrübetfcbaftm, bie oon ben £o(Ibarben abflammten,
aber oon ber urfprünglicben SBeflimmung berfelben gani ab»
gemieben maren. 3n (Sngtanb würben audb bie Snbanger
SBiflefä Sollbarbrn (SoUarbd) genannt, wegen ber )tbnlicbi
feit bc$ aufiertieben S5srragfn5 g^ifeben jSstbes, mc^r -bc?
ber alten ©emebnbeit gtgiitj, allgemein oerbaSte Jte&erna-
men £enen beizulegen, welo>e man gefebminb in einen Übeln
Stuf bringen wollte. ZHe engl. 8oUt>arben maebten feint
oon ber Jlird>« ganj abgefonbertt unb genau mbunbene
©efellfcbaft au#, fenbern lebten ali mit ber Aircbe unb
bertn Bebren Unjufriebrne jrrfheut in allen Stanben, jei(b<
ntfen fieb bureb ein ffrengeo' unb mifiigtS Stben auft, otr<
richteten furje unb anbaebtige «Bebele unb waren aueb mit
Semen unb mit Unterricbtgeben teftbaftigt. @owo( oon btr
©eijllicbttit wie oon ber wcltlieben Cbrtgfeit waren fu btn
bartefien Verfolgungen au&gefe(t unb - aH Siner ber S3t;
rübmteften ibter Partei würbe 1417 ber burtb feine SJater*
lanbiliebt, itenntni^t unb feinen Grifer für ein rtintt 6bri=
fientbum ausgejeiebnete 3otjaiin Clbtaftle ober Sorb 6ob>
bam bingeridjtct. ^effenungeaebtet fonnttn fit ali mutbigt
jßefenner ber Stfcren äöiflej'ä niemals ausgerottet werben,
unb als bit Deformation aueb in dnalanb ©ngang fanb,
wirften fit auf baS S£batigfit für bit »trbrtilung btrfelbtn.
Ccimbartiöclj-tifnfliartißrljf fiönigrtid) (ba5) ifl ein
JLomb&rdlscli-venetianiselies 960
Königreich
bet eint außerorbentlieb ftfeine unb fruchtbare ßbene jwifcb, ett
ben Xlpen unb bcn'Äpenninen. Die Hlpen bilben bie nirbl.
unb &ftl. ©renje unb faden nad> ber Sombarbet yt (teil ab.
5J?cbre Straßen führen au« bem niibl. (Suropa über biefe«
■Oocbgebirge nach. STberitalien, rote bie Straße über ben St.;
©ottbarbt, über ben Splügrn, bie Straße von ^ontafel ober
SOonteba unb anbere. 3wifcben ben gluffen 6tfeb unb ÜBrrnta
(tegen noch bie euganeifeben Serge, fruchtbare £>üart, bie
fieb im SBenba bi« ;u 1761 g. erbeben. 21 Ue« übrige 8anb
ift üppige Gbene, bureb joblreicr)e gtüffe, Seen unb Äandl«
bewdffert unb nur in ber SSUfyt be« SDteerc« in Sumpflanb
unb Sagunen übergrbenb. Jöefottberö an bem guße ber "HU
pen liegen jabtreiebe unb große Seen, wie ber Sago (b. b-
feee) Swaggiore, ber Sago Sugano, ber Sago bi ßomo, ber
Sago b'3fto, ber Sago bi ©arba. Der wiebtigfte gluß ijt
ber $o , welcher auf feinem Saufe von $avia biß jum 3Reer»
bufen von SBenebig bie glüffe 2effino, Ctona, tfbba, £>glio
unb SWincio aufnimmt. Qfnbere glüffe ftnb noch bie (Stfcb
unb bie Küftenflüffe Jörenta, ^Siave, Sioenja unb üaglias
mento. SJtailanb ftebt bureb ben SJtaviglio granbe (b. b. ber
große Kanal) mit bem Sirino unb burco ben Utaviglio SJtar;
tifano mit bem Sago bi Gomo in JBerbinbung. SRit Hu«s
nabme ber fumpftgen ©cgenben ift ba« Klima gefunb unb
mit 3u$nabme ber ,Älpengegenben milb. Der Sanbbau roirb
in ber Sombarbet mebr gepflegt al*in anbern Segenben 3ta*
lien«. Die wi(btig|ten ?>robucte ftnb (Betreibe, SDtai«, «£üls
fenfrüettte, glatt«, 9tei« (befonber« in ben Sumpfgegenben),
©ein, öl, SDbft, Kaftanien, 3Ranbeln, Sciaen, '^'omeran«
jen, Gütronen, Lorbeeren, Gifen, Kupfer, SÖtarmor, Salj,
gute* JRinbvieb, grobwoUige Schafe, mittelmäßige Uferte,
gebervieb unb gifebe. Ausgezeichnete 4Üf«n unb Straßen
begünftigen ben £anbrt, ber jeboeb in ber alten Sombatbei
viel bebeutenber war. Die gabrifation bejiebt fict) auf 9>or*
jellan, gapence, Stahl » unb Gifenwaaren, ©laäwaaren, Seis
benwaaren, Sapeten, Rapier, vielerlei Suru3gegenftdnbe, wie
SRaSfen, ?>omaben, Gffenjen, fütiftliche Silumen u. f. ro.
^enfcbenb ift bie Tatbolifcbe Kirche, welche unter jroei Grj»
bifebifen unb 17 ©ifebifen ftebt, bodj haben bie *prote(taru
ten gleiche ftaat«bürgerliche Stechte wie bie Katbolifen. gür
bie S3olf«bilbung wirb burch jwei Univerfitdfen, 48 ©vmnas
ften, jwilf Spccen unb viele SBotfSfcbulen grforgt. 2>a3
lombarb.:venet. Königreich r>at eine eigentümliche SSerfaffung.
Dermaliger 83icef6nig ift ber ßrjhcrioa JRainer, geb. 1783,
welcher tn SRaitanb refibirt. DaS Königreich i(l eingctheilt
in bie betten ©ubernien ü??ai(anb unb 58enebig/ von benen
jene« in neun, biefeS in acht Delegationen ^«^t. 3n ber
Delegation SRailanb liegt bie <&auptfiabt wailanb (f. b.)
unb SRonja, ber alte longobarbifche Ä6nigSft^ mit 6000
Sinw. ^ier wirb bie eifente Ärone (f. b.) aufbewahrt.
(Somo, am fübl. Gnbe beS nach ihr benannten SceS, in
b« gleichnamigen Delegation, hat 15,000 Cinw. unb gabrU
fen tn ©eiben« unb jöaumwollenwaaren unb Seifen, fowie
optifchen 3njhumenteru 3m S3a(tellin ober ber Delegation
Sonbrto liegen nur Heinere Stabte, unter benen Sonbrio
mit 3700 Ginwj iöergamo, SHantua, ^avia (f. b.)
ftnb beben tenbe Stabte in ben gleichnamigen Delegationen.
3n ber Delegation SBteScia liegt bie gleichnamige Stabt,
jwtfchm bem ©arbas unb 3f«ofee. Sie hat 32,000 ßtnw.,
eine auf einem bvbni Seifen liegenbt Gitabelle , eine pracb t--
voDc Äatljebralc, «in fchöneS, ganj aue> 5J?armor erbau:
te« 2b<ater, einen neuen Dom unb ein Btänuafc!
Sie ift Sig eineö SQifchof* unb mit wiffenfo>aftli4ica 1»
(ialten reich »erfehen, inbem fte eine Xfabentie bei Bi
fenfehaften, einen botanifchen ©arten, eine ofonomiftht fit
fellfchaft, ein ?pceum, brei ©pmnafien unb eine Äibiiett.-:
befißt. Seit alten 3«ten werben hier SBaffen gefertiät
ßerbem gibt eä hi« noch eine 55Jlenge gabrifen verffüibeM:
2(rt SKan h«t in ber 9tdbe merfwürbieje Xltertbütoei est
beeft. (Sremona in ber Delegation gleichen SarnenJ ns
28,400 (Sinw. ifl auch au9 alten Seiten berühmt. <cv.
Sife eine« S5ifchofö unb befi^t 44 Äirchen unb JUjett
unter benen ein großer Dom mit einem 372 g. hohen Vft
me, welcher au5 achteefi^en SDbeliefen befteht, übet Hm
ftch ein Äreuj erhebt. Die Stabt hat bebeutenbe &ür.
ntanufactur, unb fonft galten bie bi« verfertigten ©riam
bie beften in ber fflelt. 3n ber Delegation itt\ -
ßrema liegen bie gleichnamigen Stäbte. iobi, mit
feften Schlöffe, bat 17,000 Cinw., ift Si| eine* '.
unb liegt an bcr3(bba, über welche eineSrüdc fübtt,
beten (Srftürmung am 10. SRai 1796 Napoleon feinm
grünbete. «£ier unb in ßobogno wirb ber befanmr 'JT;
fanfdfe verfertigt. Grema mit 9000 (Sinw. bat anfttn :
glachäbau. — ^auptftabt be5 ©ubemium* unb tn r
gation von Söenebia ift bie gleichnamige beuihtntc 6
(f b.). 3n ber Stahe liegen «Kurano mit 6O00 ©»■
©lad: unb Spiegelfabrifen, unb SJurano mit 7000 C
Spieen» unb Strohb"tfabrifen. ©ei ^aleftrina ijt ter ! ;
g. lange Damm, welcher jum Sebu&e Jöentbu?
SKeereSmellen bient, unb SRefhe, ein große« gifihrr'
ber gewöhnliche Uberfahrtöort nach fiJenebig. 3n c« T
gation ?>olefine ober 9t ov ig o liegt außer Ketioe, tat
Stabt mit 7000 ßinw., ba« alte 2fbria mit 10,0(» 1
von welchem ba* abriatifche SKeer ben 9tamen hat .
lag e* unmittelbar am ÜJteere; je^t aber ift eS eine >:
von bemfelben entfernt am äöianco banale be* ^ ■
Delegation von $abua (f. b.) liegt (5[tc, bet £i
ber in ber ©efebiebte berühmten gamilie biefe* 5i"
6« hat 8000 6inw., Seibenfpinneteien unb >&m
3n ber Delegation Söerona (f. b.) jwifchen »renn
(Stfeh, in einer rauhen unb unfruchtbaren ©cgen
fogenannten Dreijehn ©emeinben mit ungefähr 50/JOO
beutfeher Xbfunft, welche befonbere greihtiten haben i
oljhanbel unb Siebjucht leben. Xuch in bn
icenja (f. b.) leben 30,«)0t) Deutfcbe in ten c;
meinben im ©ebirge neben bem ju Slirc-l :
nathale. ffiafiano an ber Srenta mit 12,000 (
einen lebhaften £anbel mit Seibe, 2ucb, unb ;
fchlugen ftch l7'X> granjofen unb Cftreicher. Sic-.
ber gleichnamigen Delegation, auf einem -&ü^l
roilben 2l;ale an ber $iave mit 9WK) (Sin»., «<
von -&ol}banbel, Seibenfpinnctei, ©erberei u. f. tr.
ift Sih eines Süfcbof* unb hat einen feböntn Htm
vottreffliche SBafferleituna. geltre, im ©ebtr«, n: :
ßinw., hat eifenbergwtrfe. Srevifo, ^auptjtab:
legation gleichen StamenS mit 15,000 Gin»., am ;J
Sil, bat ein Schloß, ein gpeeum, eine ataberair i
briten itt Äupfer:, Gifm;, Stahl*, Seiben. unti
ich. Die fogenannte rreDtfanifche üKar! ift auF'
fruchtbar. 3n bem griaul (f. b.) ober bet f-
Ubine liegt bie Stabt Ubin« am la 3toja* Kanäle wt ^
tu kta n Vi U fc»
gtiMliM *#■■*■*
f* hat 8000 B»i ^TjDF
brenb etwa 50,0t kj grembe. Die üb« Gnglanb ru»
« 2ttmof»birc ifl im allgemeinen trüb« unb rei* an
, oorjüglicb i(J bie« aber <n g. bei gaU, reelle« fafj
in einen meftr ober weniger bieten #rerrauct> eilige*
erfebeint. & ifl $u feinem jefcigen Umfange buttt) ba«
u'ge Sufammenrticfen einer SWengt flrinem Crtfc&aften
nben. Die ^aupttbeile finb: bit aitftabt ober Gif»,
urfimmglicbe 8, SBeflminfier unb ©outbwarf. Die
unb SBefiminffer liegen am linten Ufer ber Sbemfe an
fanftanfleigenben 2fifbof)e unb geboren ju ber ®raf.
ft aSibblefer; ©outbroarf liegt auf bem rtebten Styemfe.
' welche« eben unb fanbtg ifl unb jur ©raffebaft ©ur>
,tbört. Die Gir» ifi ber ©(15 beä mal. fianbeJ«, toU
©cfdviftelebenS, ftnßer unb eng. 3n ffikfhmnfler re«
Per,§of, mobnt ber reic&t bob«2tbe! unb überall bem
ti ©lanj unb krocht, ©outbroarf ifl eine gabrifffabt
' nmpc aoroer genannt, fterpt in ber aJfiltc
imb bilbet ein »iereefige« ©ebiube, auf jeber 6ie mit ei.
nem Sburme. Jion Äeinri* I1J. bi» ^einrieb Ylllj mar
er ber SBorjnnft ber £6nige, bann rcurb« er bi« an« Gnbe
ber fflegterung bei $aufe« Stuart ein Staartaefänanip.
SM werben im SEower bie Ketcbäfleinobten aufberea&rt unb
fonft tff er «U 3rugbau« unb SBaffenfammlung, foroie al«
ba« alttfte ©toa<«.ird>io mertroürbig. 3n ber @cwebrfam=
nur ffnb ©en?epre aHer »rt jur augenblicflicbtn, »cllftä»bi=
gen auJrufhmg von 200,000 2JI. Die Altern' BQaffen finb
feit 182.'> georbnet unb in einem 149 g. langen, 33 g.
breiten ©aalt aufgeteilt «Kerfroürbtg ifl no$ bie von
Gbuatb I. erbaute Jtapelle im 3oroer, in welc&er me&rt im
3cioer aeflorbene ober al« Staatsgefangene bingericr/tete be=
rulimte^trfonen begraben liegen, nametttlirb 3nna »oleon,
Jtatbanna «bewarb (bie ©ematilinnen ^einrieb VIII.), ©.
Gronwell, Scbanna ©rao, ber ®raf Gffer u. TL. 3n ber
tized by Goo
London
Gity auf einer ftetnen "Jlnbofje jitmticJ) In ber SRitte ber
Statt liegt bie frier abgebilbete *9>aul$fir<$e, bie größte prote=
London
flanfiftfre Jtircfre, 5O0J?. lang unb 250$. bttit, »eldic
-1710 nach, bem 3Ru|ter btt ^Jcteräfirc^e ju Äoin
roorben ifl unb 1'/» WiU. $f. Sterl. gelüftet bot. Sie
bat ein fdboneS Sdulenvortal, (ine berrüdje, 350 g. fcobe
unb 145 %. rottte Jtuppel unb viele Kenfmäler, 3. 83. be$
Seebeiben Sielfon unb be« GrbauerS ber Jtircbe, Gljriftovb
Wun. 25ie Serie, ber SDIittelpunft be6 .-panbeU, war
ein ctacbtvolleä ©ebdube unb i|t Xnfana 1838 ein Kaub
ber Summen geworben. 3n ibr lag JiloDb'ö JtaffeebauS,
wo i'idi bie bei ber $anbel$fcbiffabrt Sctbeiligten verfam>
meiten, fewie bie Serfitr/enmgSbanl. Xnbere mertroürbige
©ebdube ber Gttn ftnb : ba$ große, aber unregelmäßige
Saufgebäube; aRanfionijoufe, bie SBobnung be3 8orb 9J?avor,
welcher jäbiUd} gercäfrlt »ir-b unb bie etfte OTagifiratSverfon
ber Xltflabt Sonbon ijh bas Spant ber oftinb. Gomvagnir,
in welchem oflinb. Jtunfttverfc tmb ."panbfefrriften aufbeioabrt
werben; bafl neue 3olibau6; bie 27?ünje; bie .ftanblung^
talle; ba$ RatbfrauJ ber Gitti ; baj große ©efingm'ß 9lero»
gate; baj Sebtani».£>ofcifal, baS größte !'*<rren'rr,"r:
Gngtanb; bi« alte fconboiierücfe, in ber SKitte 60 £
mit ibren 19 Sogen -von unglcicjjer ©röße 915
45 5. breit; bie äßafferfimft, ivelcbe einen Sbcil bei c
mit Slu^irafftr verforgt; bie 110() £. lange* unb •■
breite SladfriarSbrürJe mit 9 Sogen; bie neue eifern: c
warfbruefe Gin eigentbümlicbji Saunjerf i|l ba« lt»T
von bem SaumeijUr ber ^aulSfircbe aufgefüfrrte SDlor
juin 'Änbenfen an eine große JcucrSbrunft, welche i
imCi an 13,()00 Käufer jerflirte. "Taffelbe beilebt 0
200 g. froben boriftien, tanellirtcn Säule, in beren j
eine treppe auf baS.mit einer ©olerie t-erfer-ene Gapir.i.
ÜBejJminjler, ber roelll. SEfreil ber Btt
Straßen unb yid&t. ^ier liegt bie fin
@t.s3amc$«'9>a(aji, ein alte* unregelnv
berrliefres 9JletfUrirrrf gotfrifebrr Saufunjf 1
r Saufunjf
bie
nige unb viele ftitur berüljntteffcn SBlännrr begra>
2Ban ftrbt bie DenfmAlcr ^einrieb VII., .^einrieb Ylll.,
Ich';, Shaffpeart'S u. o. 3" gleichem ©tele, aber
Ntcr fdjon iji äffieftminflcrljall, wo ttr ÄrönungSfaal unb
'<* mit bcm 1834 abgebrannten ^arlamenttbauft in
inbung fianb. 3u brmtrfen finb ferner bie pracbtucUc
infiabrüefe mit 15 Sogen, 1223 g. lang unb 44 g.
bie eiferoe SJaurball-. ober 9>rinj » 9?f^ent3 »Jöriicf c,
? g. lang mit 0 Sogen, bie ärBattrloo» ober iStranbbrücfe.
(Solonnabcn, jJTtrtafTtn unb «Statuen reid) gejicrt ifl
neue Kefibeiufcblofj ©uefingbambeufe im 2t.<3ame^
lf. 3n btm $alaft Somcrfetbcufe \>aitn bie fonigl. @o<
»ttber berauägefebafft roetbeit finnen.
t. ift rttcb an öffentlichen 'tfnfialt'en für Äutifl unb äBijferu
fcfiaft, tion brnen bie rcidjtigfltn bereit erwähnt finb, unb 'an
gelehrten ©efeUfcbaften. 3u biefen ger)6rtn bie 1645 gefliftett
«opal ©oeierg, bit ©efcUfcbaft für Ältertfc-umSforfcbung, ba»
Snflilur jur tjrforfcbung 3frifa8, bie afiat. ©efettfebaft von
©rojibritannien unb 3fl<ntb, bie ©efellfcbaft btrJtünfle, bie
Stoval 3nflirution unb bie Eonbon >3nfiitution. »udjbanbi
lungen gibt ei ungefähr 1200, »udjbrucfereitn 300: tt er«
febemen burcbfchnittlia; jä&rlia) über 40 Sägeblätter, fafl ebtnfo
vielt SBocbenfcbriften unb 240 2Ronat5fcbriften. gür ben
Äiclfäunterriäit ifl foblecbt geforgt, btffet für beir rjobrm.
©eit 1828 bot 8. eint nad) Vitt ber btulfcben eingeridjtett
UniverftttSt. £>a man bieftlbe in «liajjfer $inficbt »erbäcb»
rigtt, fo »urbt von ber ©egenvartei nod) eine jvoeitt bo»
b<re UiUcniditfanilalt unter bem üJiamen jtingi>6olIcge ge>
fiifiet. Äntrre wiffenfehaftlicb« Xnfrallfli finb fünf befonbert
öoüegien für Geologen, 16 für 3uriflen, 3 für SBebkiner,
eint Änflalt jut ©ilbung btr Beamten für ßflinbien, tin«
SXtlitairaFabcmie mit 3000 36g!ingen, 16 ©elecjrtcnfcbulen,
3<K) Xrmenfcbultn, 60 8aiicafieTfd>uten unb 360 ©onntag*>
fluten, i. bat mtc)t als 500 fird)(ict)t ©tbäubt für bit
rtrftbiebemn SfeligionÄpattcien, unb ti tntftebtn fortivah*
rtnb noct) neut. ©rojjartige rtligiift 2(nflalten finb bit
Sftiftionfivtreint unb bit 1804 geflifttte britifdjt JBibelgefell»
fa)aft, »reiche an 800 apülfjgefeUfcbaften in faft ollen Sbei»
len ber <ht< bat. üfc« 600,000 Äblr. »trbtn jabrlicb auf
Stfertbeilung von JBibeln vertvenbet ©t&r grofj ifl bit 3a hl
btr ®ob!tl?ätigfeit*anflalten, unb bennoeb fann man nod)
IfOndonderry
»64
IiOpe de Yoga
freit: tie ofiinb. Gompagnie, bie Sübfeecompagnie, t ie ruff-
Compognie, bic $ubfoneompagnte, bie eafllanbcompagnie,
bie ofnfantfc^e unb bie engl. .fceringSftfcbereigrieUfchaft. —
25« Urfprung g'S fallt in bie frütpeften Seiten, inbem fcfeon
bie Winter baffelhe als einen «frauptfifc beS £anbelS von
«Britannien rannten. Spater war bie Stobt bie Wefibenj
bcr Äinige von effer unb 2Clfreb tcc ©roße machte fte ge>
gen Cnbc beS 9. %\\)x\). »ur £auptftabt von ganj engtanb.
Sötlbclm ber (grobem beftatigte 1067 fchriftlieb bte tt>r von
'Älfreb erteilten gtcibtiten. Unter ber Äinigin eiifabetl)
befbnb 2. nur erft noch auS ber icfcigen Git». SBeber bie
pefi, »»«lebe 1665 nach einigen 160,000 SRenföen b,in<
raffte, noch bie große geuerSbrunfl im folgenben 3ab"
hmbertcn auf bie Dauer baS »eitere emporblühen biefer
gewaltigen Stabt.
Condonöctrt) (^enr. flfobert Stewart, S3iSeount unb
SRarquiS), ein berühmter engl. SRimfler, von beffen einfluß
großenteils ber Sturj SRapoleon'S unb bie nachher erfolgte
©elMtung ber europ. Staatenverbaltniffe herrührt. 3u 3t«
lanb in SRount Stewart geboren, einer urfprünglich fchotti:
fchen unb bem fönigL fiaufe Stuart verroanbtcn gamilie
angebirenb , begann er feine politifcbe gaufbahn 1789 als
«Dcitglieb beS trlanb. UnterbaufeS. 5üon biefer Seit an war
et jur einigen Unterwerfung 3r(anb£ unter englanb tbd«
tig, namentlich naebbem er Secretair beS SSicefonigd oon
3rlanb geworben war. SRachbem unter feiner ÜRitwirfung
Srlanb mit ©roßbritannien vereinigt worben war, würbe er
SWitgtieb beS »ereinigten großbritannifd)en Parlaments unb
1805 JtriegSminifter. Gr blieb nun mit wenigen Unterbre-
chungen im SNinifterium, inbem er bis 1821, wo ber Stob
fernes 83ater8 erfolgte, ben tarnen Korb Safllereagb
führte. 3n Jöerbinbung mit Wellington war er eifrig auf
ben Stur} Slapoleon'S bebadpt unb leitete bie nad» bemfels
ben erfolgenben XSerbanblungen Seiten ©roßbritannienS. ©es
gen baS @nbe feincS gcbenS bemächtigte ftd) feiner eine
franfbafte Xngfllidjfeit unb eine an SBabnftnn grenjenbe
3errüttung beS ©eifieS. 3n einem fold)en ÄranfbeitSanfalle
öffnete er ftd) 1822 bie JjpalSpulSaber mit einem gebermeffer
unb ftatb, ehe man ibm #ülfe leiflen fonnte. g. war in
feinem Privatleben unb im gcfctlfchaftlicben Umgange ebenfo
milb, woblwollenb unb großmütbig, wie in feinem iffcntlü
eben Sßirfen von eiierner (Sonfcquenj unb unerfcbütterlicbcr
gefiigfeit.
Congobarom ober gangobarben, eine germanifebe
SJolferfcbaft, fo benannt naet) Einigen von lang unb JBart,
nad>2nbern aber von ben langen Spießen (JBarben), welche
fie trugen, ober von ber langen 83irbe , bem langen Striche
an beiben Seiten ber Glbe, vom guneburgifdjen bis ins
Sföagbeburgifdie, ber ibrStammfifc war. Sie gehörten jura
Stamme ber #ermionen ober Sueven, ftanben juerjl im
©unbe mit ben SKarfomannen unter SRarbob, fcblugtn fi<h
aber balb jum B3unbe ber ßhcruSfer unb verliefen beStjalb
ihre Sifce an ber eibe. ©ie Schwache ber <3b«tuSler
(f. b.) benufeenb, befehlen fie alle gßohnpläge berfelben an
ber SRorbfeite beS 6aneS unb würben baS machtigfle ber
bortigen SQitfer. Spater treffen wir fte jwifchen ber SBcfer
unb €lbe, bis bcr auS ben (SheruSfern hervorgegangene
ftranfenbunb fie wieber in ihren erften Sifc jurucfbrdngte.
'Am ffnbf beS 5 'tahrfe trrttn Ii* pnblidi mifbfr an brr
diorbfette ber Donau auf, erhalten von bem griect). ita:
Suflinian im 3. 548 einen Jtbeil pannonienS (cMtf
Öftrefch unb Ungarn), gehen über bie J5onau unb jerfiercr
unter ihrem £6nige "Älboin 566 baS «eich ber ©qpiten a
Siebenbürgen. Dann erobern fte in furjer 3eit, mit^;!
20,000 auSgcwattberter Sachfen, noch unter Zlböin, M8
ganj jDberitalien, baher biefeS fpdter gombarbti genas:
würbe, nebft einem Sheile beS mittlem StalienS. ttk
ftd) aber unter guitpranb 713—726 noch »eiter anJhtMn
unb baburdj ben pipflen »u furchtbar würben, fo r.rV
biefe bic frättf. Ä6nige ju ^>ulfe, unb Äarl ba ©roßt wl::t,
inbem er 774 ben gongobarbenfönig DcjiberiuS k fix.
gefangen nahm, ihrem Weiche ein <Snbe.
Coolec, gootSmann, geptSmann ober biiiti
licißt ein Steuermann von geprüfter ©efchidlicbfeit r1
£)rtSfenntntß, welcher ftd; bamit bcfchdftigt, in bet 5
ber Jtüfien unb burch gefahrliche ©egenben bei 9i
Schiffe lieber ju leiten. 2>ie gootfen bilben in ben k
flabten eigne ©efeUfchaften unb leifitn nicht nur ben Sc1
fen in ber angegebenen SBeife äBeiftanb, um fie fi*tt c
ben !ga]tn unb auS tcmfelben wieber in bie offene €« j
bringen (welches ©efchäft baS gootfen h«§t), fcflbmt"
mit ihren gootfen» ober Rettungsbooten, »die, e
vor bem Untcrftntcn ficher }u fein, mit JTorf gefütmt nr
bereit, verunglüeften Schiffen jur Skttung ber SKici1':
SBctftanb ju leiflen.
Copc öc Hcga (Dongelir tiarpio), netchft 6«H«
(f. b.) oer bcrülimtefie bramatifche J?id)ter ber 6pac
würbe 15G2 ju Wabrib geboren unb jeigfe febon fc
vorjügltd)eS SEalcnt für bic Poefte. gr flubute auf er
bemie ju SWabrib, würbe Secretair beS #erjogS von l
mußte »(gen eines Duells mit einem angefebenen Gbtta
nach Valencia fliehen unb nahm, enblich nach ?fS*>trit c
ber jurüefgefehrt, 1588 an ber unalücf lieben Seetrr."
gegen ©nglanb Jtbeil. SBieber in URabrib, vet^tintt'...
fta) }um ^weiten SRale, gewann 1598 einen bei Qt'Ais-
ber Äeiligfprechung beS 3ftboruS auSgefeftten 9>t.
fehrieb eine große Änjahl ^rauerfpiele. Wachbem i^r. •
Sohn ünb balb barauf feine ®attin gefrorben warm, c
er Secretair ber 3nquifition unb priefier, fuhr :. .: •
noch fort, feinen angefhrebten Sfang unter ben Ire-
nes ganbeS in allen DicbtungSarten u: behaupten uno t
gegen bie Angriffe feiner Nebenbuhler, unter benen im
GeroanteS (f. b.) ftd» befanb. 3n ber legten 3eit fein.
benS ergab er fidt> fheng fl6ftcrlicfaen Übungen unt
1635. Der ©lanj feines fflegräbniffeS bewies f
©unfl, bie er unter ben ©roßen wie unter bem
Gr feil ungemein leicht gearbeitet haben, fotaf er
24 St unten ein bramatifcheS Stücf «oUenbete; C
auch vielleicht bie größte Xnjahl von Sühnenjbufen, p-
je ein Dichter geliefert hat, hinterließ; fte foQ 1800 2
ttrftütfe unb 400 »mos sacnunroules (heilige ^antJp
gen auS ber Bibel ober fteiligenUaenben t
10 betragen. geiehtigWt ber «rfmbirpä
Sprache in profa unb gtafen »or it)m <Jfe fa K
©rabe eigen; oft tabtlt man aber ben lofen^ 3uf««"B8^'
feiner arbeiten unb wirft ihm in bcr XuSfubnng yt "
Äühnheit unb BilberfuHe vor.
<u A?tit nb in 25
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, Nt lüo o» toi süsa ^
fa o t« su^taBÜW*1
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auf beffen IBerge
b6berer SBeibe
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war bem «pollo (f. b.) beilig
•ParnaffuS, ba&er gorbtrfranjt
SÖfjabten: Z>i*ff nt , ftegenben "
belobnenbrr unb ebrtnber ©d
Dit »töten be« fiorberbaumS finb "Hein unb gelblicbweiß
unb ie brei bis »itr in tungelticlten Soften. Die Stüdjte,
bo&nengroß, länglicbnmb, frifd) bunfelblau, getrotfnet braun,
finb in jroei Hälften geteilte Äemt, wtldje ficb in einet
ftbt bünn^n ©djalt bejmben. ©ie fmb, gleicb ben SJlattera,
»on fdjarf grwürjbaftrm , etwa« bittenn (Mdjmadle unb enfr
baten ein ferteä, fuicbtigt« £l, ba« Borbetil, wetdjeS
buttf; DeffiUation gewonnen unb in bet Ärjnei angewtnbtt
wirb. SBon ber flbniitbreit mit ben SBlättern wirb eine
Ärt rofenfarbigblübenben JDleanfcrrS gorberrofe genannt.
3u bei (Sattung be« Sorberbaum« gebort aud> bet .Rampb«»
bäum, bet 3tmmrbaum u. a. mv bit abet ein beigttt«
.Klima »erlangen, wogegen ber Sotbtrbaum wilbwatbfenb
an allen Aüflen be« mitteüanb. 2HecreS unb auf ben grieeb.
3nieln gebebt, ja auf ben canarifcfjen 3nf«in fogar große
Silber bilbet, bit ju tiner oorjüglicben 3i«b« jener ©egeni
ben bienra unb weit umb« einen balfamifdjtn Duft «ei.
fort, urfprünglicb #m bebmtenb, ift *er JKttl, »e(.
*et im ungemeinen ben «Witgiiebern bei joben engt. ÄbdS
(f. Stoßbtitannitn) ertbeilt wirb. Die grau tineS8»rb,
©arenet ober «Ute:* beißt ict?.
CöDclirn, aucbSofen, Soffen ober (Int loffen bt)tio>
ntt in bet ©prae&t ber ©d>iffer ba« ÄsSpotfen bet Jftadjfc
«ta.cn.ft4n.be auf b(ü ©*iffffl, Dit 3tit, binnen welcher
ba« ibnen aud) jur Untrrfuifcung ber Jöefc&affenbeit be« Tittu
grunbeS bient Da« fdj werfte ©entblei bet ©epiffer, ba«
fogenannte Sieflotb, wiegt oft über 40 ?>funb. ?otb
nennt man au* ein ©erriet, roeld)rä V» eine« $funbt* be»
trigt; beSgleidxn ein «MetaUgemifü), beffen man fio> jum
86tben (f. bTbebient.
Cotljcrt beißt im 'Xtla.emeinen ba§ SQerbinbtn .twtier 9Re>
taUfrudfe burd) ein KetaU ober «Ketallgemifcb, rotlcbeS leia>
ter fiüffig ift alfi bie ju oetbinbenben aSciaUe. TAH jut
^erfieltung bet lOerbinbung bienenbe Sßetall fcti|;t i o : h ,
©djnelllotb Obet ®d)[aglotb.
Cotjjnntjrn bi<ö cbemaK ein {>er;ogtbum im we|W.
Sranfreicb, wetcbeS in bet tefcten 3cit feint« ßefftl-tn.' ba«
jwif*en Suttmbutg, Xtiet, Unterpfal), Cifag, Srandjo-
Qomte* unb Gbampagnt (iegenbe Sanb, einen Jläcbentaum
joon 378 o3R. mit ungefabt 1 Witt. @nn>. umfaßte. Drt
XBafgau maebt biefe« ?anb gebirgig unb bit tDtaa*, SReui,
©aar unb ©aone bewiffem eä. Qi würbe in bit 4?CTicg*
tbümer Kötteringen unb Sar unb bit JBiStbümer SWeö , SEoul
unb Sitrbun eingeteilt ©egenndrtig bilbet tS bie franj.
Departement* SöeaaS, SBaSgau, OTofel unb STOeurttjt. D«n
tarnen f>at baS Sanb «on iotbat II., bem ©c^ne beSJtai«
ferS ?otbar, »etebtm rt in bet XuSbebnungson ffiai
fei bis an bie SRotbfee, jwifdjtn Wbtin, aKofel , 3»aaS unb
©djelbe alS eigne« JReidj jugetbeilt würbe. 3n ber golae
»at i., inbtm fidj einjelne ab«le abriffen unb felbflänbig
würben, es aueb felbfi langt 3tit in Cbet. unb ftiebertotb.
ringen getbtitt toutbt, tm a(S beutfdjeS 8<bn bebanbelte«
Aenoatbum. bis eä ben fortwAbrcnben UStlhebunaen Jranf>
Lotterie
766
Lotterie
tcn »orfommt. Sie bat große, {>erjf6rmicje »lättcr, welche
ftcb auf bet Dberflacbe beS SBafferS haften, roie btc bet
gelben unb weißen Seerofe auf unfern Seiten. Die ägpp.
tifc^e Setrofe ober bie echte SotuSpflanze tragt rotpj
1ltf> weiße SMumen. 3bre SQurjeln unb Samen
ein genießbares Wehl, baS aber heutzutage niojt
»ie im Hltertbume, oon ben ttgpptern alt Slabru
benufet wirb. Der gotuS biente bei ben alten "
ttgpptern alt einS ber berühmteren Spmbole, um bie bichffe
erjeugenbe unb gebdrenbe Jtraft ju bezeichnen, ba [Je, be<
fonberS in ttgppten, ein 3«icben von ber JScfrucbtung bureb
ben 9lil mar; beSbalb baS bjuftge Vorfommen biefer JBlumt
auf alten Agppt. Denfmälcrn, auf ?>pramiben, Äata«
tomben (f. b.), unb noch jclst haben bie bortigen Ginmob»
ner baS Sprücbwort : 3« mehr 8otu5, beflo mehr 9lil (b. L
3abreSfegen). 2£ucb baß ber gotuS, mit alle Seerofen, bic
SBlüten nur mit Aufgang ber Sonne unb beren Steigen
aümilig entfaltet, mit beren Sinfen aber ebenfo allmalig
fcblicßt unb fiep HbenbS unter baS ÜBaffcr jurücfjiebt, mußte
jenen SJilfern einen geheimen 93ejug biefer 5>flanje jum
Sonnengotte anbeuten. Daher mar jtc bem ßftriS (f. b.)
beilig unb bezeichnete aueb in 3ft3mpfferien (f. 3fiä) baS
Verweilen im Dunfel unb Erhebung ber Seele jum Siebte.
fottcrir, ein von bem SBortc 2ot, welches in mebren
Sprachen MooS bebeutet, berftammenber HuSbrucf, bezeichnet
ein gewöhnlich unter Bufficpt unb ©arantic beS Staats fie»
benbeS ©lücfsfpiel, wobei ber ©ewinn bureb baS £ocS enU
febieben wirb. Sine beftimmte ÜJlcnge Hummern werben
als Soofe um einen GinfafcpreiS aufgeboten unb bie barauS
gewonnene Summe auf einige Hummern als (gewinne »er*
tpeilt, benen bisweilen einige Prämien für baS erde ober
leiste, ober baS naebft vor unb nach einem Hauptgewinn ge>
jogene 8ooS beigefugt werben- 9lid)t abgefegte Soofe geben
auf {Rechnung ber Unternehmer, fijei ben auf «na
fen Sag feftgefe&ten 3iebungen werben nun fdnimtütbe 9»
mern in ein ©lücfSrab, fowie bie ©ewinne mit ober iß
9Iieten in ein anbereS gel hau. Von zwei SBaifenlnflbr» p
wohnlich wirb nun gleichzeitig auS jebem 8?abe bin es
Kummer, bort ein ©ewinn ober eine 9liete gezogen, m}
Vermehrung beS 3ntereffeS für bie Spielenben gef <cp«cbt !t
3iebung meifi in mehren klaffen, baber ßtaffcnlo:
wobei bie Cinfifee für iebe ßlajje befonberS entrichtet wc
ben. JBci biefen gorterien nun ift ber Setrag ber SbtaMv
für fommtlicbe goofe bem Verrage ber XuSgabc t&
liebe ©ewinne gleich. Um baher bie VerwaltungSfofB f
beefen unb einen Vorteil oon ber Untetnebmung » F
bjn, fo gefebiebt ein ^rocentobzug (gewöhnlich jtö «■
tunbert) oon jebem ©ewinne, wovon ein großer ÄbÄte
taate jufAUr. 3um Vertriebe ber goofe fieHt bk W»
riebauptfaffe j>auptcollecteurS an, bie fie
muß, unb biefe haben wieber Subcollecteutt/ffc»*'
jene fielen müffen. 3ur Vergütung für biefe wirb
ber beim Xnfaufe ber 8oofe ein ReineS Xufge» e«tn*|
ober bei Auszahlung ber ©ewinne ein Xbjua. ton 3
cent gematht, fobaß ber wirflicb.t 85«lrag ber ©crorMi i£
mer um 13 f)roeent geringer iff als ber 5?ominaI»<rH. I"
bie lct}te 3ichung wirb ein &6db|ier ®ewüw tU WP*
ted großes 8ooS aufgefpart. über bie ©eftfc BW»
ricb.tungen einer Sottettc werten gebruefte Sottericr
TiOuisdor
»68
Löwe
pftn, btacbte eS jebo# enblicfc babin, bajj et ben Sang eü
ort SDbtrfilieutenantS erbielt unb »ur Brmee commanbirt würbe,
rorlc^e gegen griebricb II. im gelbe lag. SRun erwarb et
ftd> balb ben Kubm eine« auSgejetd&neten SDffijier« unb würbe
1785 gelbmarfcb«a. 9?acb) bem Siege bei ^odjfirf^en würbe
tr in ben greiberrnflanb erbeben, unb natfi. bem Siege bei
Äuntr&borf würbe ibm all gelbjteugmeifter ein jjrer oon
30,04)0 9». ubergeben. Gr erwarb fieb nun btircb feine
meijier&afte Äriegfubrung fogar bie Xc&tung feine* großen
©eantrö griebric$ II. 9toa) bem bubettftburger grieben be*
gab et fieb naeb Äarlöbab, um feine ©efunbtjeit berjufteüen,
unb würbe bi« mit ©ettert befannt; 1773 befuc&te et
mit 3ofepb H. bie gewonnenen £6nigreicr)e ©alijien tmb 2o*
bometitn. 25er Äneg mit ber Pforte, anfangs obne ü)n ge*
fü^rt, würbe oon ibm fiegbaft beenbet unb erwarb ibm, na»
mentlicfc bie (Sroberung oon SJelgrab, neue ttuSjcicbnungen.
Cr würbe juxm ©eneralifftmuS ernannt unb crbielt ben «Stern
beS 2lierefienotben8 oon JBriÜanten, welken eigentlich nut
ber Saifet ftlbjt al« ©rofjmeiftet trug. Äaifer fceopolb gab
für bcnfelben nacbmalö bei 23itwe fc.'ö 50,000 ©ulben. 3m
ibrgriff, einen neuen gelbjug gegen fycufan ju unterneb*
men, fiarb S. im Hauptquartier ju 9teutitfcf)ein in 5Ra>
ren 1790. Cr liegt ju £aber«borf bei SBicn im $«rf be*
graben unb fein ©rab ift mit SBerfjtüden gefcbmücft, bie
bei ber ©roberung oon Seigrab an einer ©rabftätte aufge*
funben worben waren. ZU ÜRenfcb. jeiebnete fieb. £. burefc
SRäjjigfeit unb JBcfc&eibenbeit au8, «IS getbberr burefr £ubn=
beit, diaftbbeit unb S3efonntnbetf.
Ccmiß&or ifl eine urfpninglicb ftanj. ©elbmunje, wel»
cbe juerfi oon Eubwig XIII. geprägt würbe unb oon birfn
ben SRamtn trbalten bat. ü»an unterfebeibet bin «Um
gouiSbor, melcber gewöbnlicb 5 SEblr. 8 ©r. gilt, »on bar
neuern, fogenannten Scbilbtouiäbot (Carotin), welrber *
Zi)lr. 4 ©i. gilt. Jüicb nennt man bisweilen ben üaubt&ala
SouiSntuf. — 9Ran pflegt im ungemeinen 8oui*tcr ai6
alle beutf^en ©olbmunjen ju nennen, roelcbe ju 5 Zbit
©otbwertb geprägt futb, unb gegen Silber ein Kufge"
(f. b.) oon burcbfcbnittli<b IC ©r. erbalten.
tönt (bet), ein jum Jtafcengefcblecbte geb&rigtS
tbier, würbe febon im aitertbumt feinte ©te§e unb fei
ttnffen, majeftatifeben Xnfebend wegen bet Äönig ber Krim
genannt So weit SRenfcbengebenfen retebt, wat er
befannt, unb jwar niebt nur in Xftifa unb Biitn
et würbe eiuft aueb in Europa, namentlicb in ©rieche:
gtfunben. Sefct ftebt man ihn meifl nur noeb inKfrif«,«
2£fien feiten, juwtilen nur noeb tinjeln in JDffinbien. 3«
aitertbumt fam et bagegen aueb in Hficn fo läufig um,
ba|j bie 8?6mer oon bort ju ibren fcbiergefeebten .beert«
oon 2öwtn nacb [Rem brauten. So foQ Gäfar auf
mal 400 unb ^)ompeju§ GOO Srücf 86wtn ju ben
lidben Spielen babtn btrbeiftbaffen laffen. — £>er r'
5—6 g. lana, unb 2—3 g. boeb, b« ScJ>wanj 3
©ein ^opf tft gtof, futj unb tunblicb. 2>en S&i\:
mdnnlitbtn 86wen bebwft oon ben jDbren bid über
Scbultem bin«"* «ne iottige SUibne, bie ben SBeibt
fo wie ben 3ungen ganj feblt; fie bilbet fiefc erfi mit
oierten 3ab,te oollftanbig au§. ©benfo ift ber 85aud>
jwiftb.en bie ^intttfüße (angSbin mit einem erreifen
aui ■
¥3
£kt!i bei
« tii
it Ml
Iiowenstein
WO
LuwenstelD
i\ftt ©ollen» unb Sucbfabrifen au«. 3« 3- 1362 erregen
tic Sudmiaeper eint Cmpörung unb würben größtenteils
vertrieben. Sie legten ben ©runb ju btr engL Zwfciu
tauen. 3e(it iß befonberi bie ^Bierbrauerei bebuittnc.
. Cdmrnsttin tfr eine Graffcbaft im Dberamte 2Öein*berfl
be5 rourtemberg. 9cccfarfreifc$, ju welcher baS Jöergfdjloß
gleicbeä Samens gebort. Die ©rafTcbaft umfaßt 2)'i DSD?,
mit C>500 öinro. Scac&bem fie f dp o 1 1 früber eigne ©rafen
gebabt rjatte, fam fie 1441 an bie 'pfalj unb ber Jturfürft
grieoridj I. von ber $falj gab fie feinem natürlichen <5obne
ijubroig, »eld)en Jtaifer Sttarimilian L al$ ©rafen »on W«
ivenjiem in ben 9fticb$grafenflanb erbob. Subroig II., be$
Srrcabnten Cnfel, nannte ficb. nacb ßrroerbung ber ®raf>
fdjaften SBertbeim unb SJodjefort ©raf von 2on>enjltin»SBert»
beim unb feine beiben. (Söbne flifteten bie beiben nod) befle»
rjenben Linien, namlicb ßbrifropb Subvoig bie S3icneburg'f
fdje, jefct jreubenberg'fcbe, unb 3obann SEtjeoUor
bie {Roebefort'fcbe, je&t iJtofenbera'febe. Tic erfte tcr
beiben Sintert befat bie $A(fte ber ©raffebaft Sfonjcnflcin
neb|l einem Äntl;eil bet ©raffdjaft Limpurg unter roürtem«
bergifdjet, bie fialfte bet ©raffe&aft {Bertbtu« wt«
feber unb babifcfjtr <Staot£r>o^eit, bat fonfi »ürjbu^ ~
greubenberg, bie Äartbaufe ©rünau, bie $wpjki Z^j
flein unb vier fonfi mainj. Dörfer, jufamrara 8 I»
mit 21,708 Cinro. (Sie bat 170,000 ©ulben ji&rli*! v
fünfte. 35iefe 8inie jerfattt wieber in jwei CpecwC'''
beren Häupter 1812 vom itinige »on fltaere 1*
vom £6nige von SBJürtembera in ben Rurftatfwb trt*
»orben finb. EermaligtS Dberbaupt bet BollraW*''
epeciallinie ift ber gürft 2ßilr>. 8ub». Seorg (f
am 15. gior». 1775, ©tanbeäberr feit 1816),
nior bc8 ©efammtbaufeS, wurtemberg. AnW'Dtcrff48*
r)crr unb babifeber ©eneralmajor ift. Dbtrbaupt bet itv
feben ©pecialtinie jfi bet gürfr fcibw. In*-*!'
(geb. am 26. 3tpr. 1781, etanbt*b«x feit 1825), m
bair. Hittmeifrer k 1« uuire. — Tüt Knie ti»«l»'"
»qIc
Lübeck
hagen'fche. £<n 3immer ent^aU 30,000 ftiguren. Untet
ben Äirtben jeidmrf ftcb bie 3)faticnHrd>e auf. Sit entbält
gleichfalls fdjone Scbni^rcerfc, einen marmornen Älter, eine
ajironomifdje Ubr; einen Jtobtentanj u. f. ro. Hufgejcicbs
Lübeck
riete ©emalbe finben ftcf> auch in bem JDome, in !
firebe unb ber nirbt mehr juni ®ottc*biertfle bemnjttn i.
tbarincnfrrche. Sion Jöilbung&anfialten finb hier ein Spt*
fium, iin Sdjullebrcrfeminar, eine Steeigahoniffale, tat
ledmifche Schult; unter mehren Vereinen jei ebnet ftd) bie
patriotnebe @(fcUfcbaft jur SBeförberung ^cmeinfcbaftUcber
)J[;äligfeit ou$. ©ebeutenb ifl noch immer ber $anbel &on
8, inbem namentlich in SBein, 8eber, jflachS unb betreibe
Wcfcbafte gemacht »erben. 2>ie gabrifatton bejieb,! ffd? auf
duefer, (otärfe, Seim, Sabacf , 8eber, Kattun, Sud) unb
treffen. 3n bin Siahn ber Statt, Xra'vemünbe, laufen
jäbrlicb. an 900 Schiffe ein, bie Statt felbft befat 72
Schiffe unb fc>t einigen 3abreu ftetjt 2. mit mehren jpäfen
ber pfiff c unb befonberS auch mit Petersburg bureb Dampf«
fchiffe in regelmäßiger Jßerbinbung. — £>a§ ganje in jebn
Kartellen getbeilte ©ebiet bn freien ©tabt umfaßt C% D3R.
mit 21,000 (Sinro. Daju gehören baS '21 ml Siergeborf unb
bie SJierlanbe, reelle 8. mit Hamburg gemeinfebaftlieh, be>
fi|t. Die SRebnabJ btr ©nrootmer ftnb $rotefta*»; 5»
ben bürfen nur tn bem Dorfe 2Roiäling wotroen. X»»
münbe am Sinfluß bet Snwe in bie £)frfee ifc A C*
djen mit 1100 dinm., einem $afen unb ©eehabt - *
michtigflen mar 8. jut 3«t ber iölütt bet
befjerrfcibte e« mit feinen glotten ba* t ^W*** *
f>atte großen politifc&en Crinfluß auf bie norbiftei WJ
3lad)bem ftd> 1806 ba« beutfcb.e {Reich <nf#W ^'JT
8. felbftönbig, bi« eS 1810 bem fraaj. «enV mm
»urbe. Gr5 nahm bann tätigen 2Tnn>eu an
SDeutfcblanM, fiel »war 1813 noeb armwl in ^£2
ber granjofen, würbe aber naeh bet Cfebfeftt *2
frei. 25er ffieeeß con 1669 liegt bet früh« J"£
führten bemofratifc&rn »erfaffung ju ©nwbe. ter <
Lucia ii
994 Ludwig IX. flKftu-v. Fraokr.)
Scbenfcln langt«, btdjte« butd) bie furjttt, oft ganj
ft Petiten Dhrenpinfel, cur* ben längetn, nid>t abgefiu^ten,
fonbern fegelförmig julaufenben Scbwanj unb bie bebeuten»
bm ©röjjt, obgleich tr niebriget unb gelungener erfcbcint.
Der conabifdie 8ud>«, im 9lotbcn 'ÄmerifaS imb "ÄfxenS
Ju$aufe, ifl um baS drittel fleiner al« bei gemeine, gram
raun, ohne beutlicbe glecfen. Der gud)»ludj« bat wie
jenet ein gewellte« gell, ba« im Sommer rötblicb, im Sßin»
ter braungrau ift. Der Sumpflud)* in bcn fumpjtgen
®egenben bd fübl. {RußlanbS, in $erfien, Agppten, 9lubten,
bat ein &eHgen>lid$raue3 gell mit einem fa)warjen Streif
»on ben Äugen bi« jur SRaft unb b°h< ©liebmaßen. 25er
CttefelluchS, rotbatlb oon garbe, bat nach binten unb
unten ju ftproarje guße unb einen Scbwanj, ber fajt bnlb
fo lang ift al» fein Äörper. QnUiö) ijt noch ber Jtatafal
;u bewerfen, ber, in Äfrifa, $erfien unb Arabien eintet»
mifcb, einen Scbwanj hat, welcher ihm bi» auf bie gerfen
berabreicbt; bie Ehren haben lange ?>infel; ber $elj ifi
oben roeinrotb, unten weiß, bie iöruft gclbrotb mit brau«
nen glecfen unb bie Ohren flnb außen fcbwarj, unten weiß.
Die Sfcataren foUen junge 2ucbfe jur 3agb abrieten.
Cucion, ein getffretcher aried). fatirifeper Sdjriftfiellei,
lebte im. 2. 3obrb. n. Ghr. (fr mar unter ber {Regierung
•jjabrian'« ju Samofata im fübwrfll. Afien am Cupbrat ge*
boren unb foHte bei einem Dbetm bie Jöilbbauerfunfl erler:
neu. Da e« ibm aber hiermit niebt glüefte, fo begab er fid)
nad) 2lntiod)ta unb ergab fid) lircrarifcbrn Stubien. Sief)
ber gcrid)tlid)en S3trrbtfamfeit au«fd>Ue§lid) wibmenb, be*
fud)te er al« {Rebner ©riecbenlanb , Stallen, Spanten unb
©allien, warb unter 9Rart Aurel $rocurator ber bamal» röm.
fhooinj Agppten unb flarb unter Qommobu» 80 — 90 3abre
alt. Seine SBerfe ftnb tbeil» erjdblenben unb rbetorifdjen,
tbeiu? fritifdjen unb fatirifchen 3nt>altö , meifl in ©efpradjös
form; bie populairfien barunter finb feine „©ötten unb Üobs
trngefpräcpe", in benen er mit müßiget 8aune bie SJIptbeiv»
gefd)id)te fowie bie Seften ber $bilofophtn befpöttelt. Obne
felbfl irgenb einem Spfieme anjupängen, f impft er frei ges
gen Jöetrug unb Aberglauben- So griff er auch alä ©rieche
bie Pon ihm alä blo§e Schwärmerei betrachtete a)rijilid)e SRe»
liaion an. Seine SBerfe ftnb auch befonber» baburch ge*
fd)id)tlidj intereffant, weil fie un» ein treue» JBilb pon bem
bamal« fo jerriijVncn 3ujtante ber 3eit, befonber» oon bem
erwad)enben 3weifrl an ber SBäbrbeit be» alten ©ötterglaiu
ben» geben. (Sine oertrefflidje ttberfrfoung feiner SBerfe bei
fujen wir pon 2Bielanb (6 öbe., 8pj. 1788—89).
filtlfer, ein lat. SBort, grierb. ^b"»Pboro«, beutfd)
triebt bring er, büß bei ben ©rieeben unb $R6mern ber
planet SBenu», wenn er be» 9Rorgen» oor bet Sonne auf»
gebt; £>e»petu» bagegen, wenn er a(» Kbenbflern ber
untergebenben Sonne folgt. 2)er Sl?ptbe nad) war 2. ein
Sobn be» Jupiter unb ber Aurora, weltber als Rubrer ber
Steme, in ©emeinfd)aft mit ben ^>orett (f. b.) bie Son»
nenroffe unb ben Sonnenwagen ju beforgen bat unb, auf
einem weißen ^ferbe fitjenb , ber {Borläufer ber SRutter ijt.
Bei ben {Römern würbe er baber a(» ber £3efd)ü($er ber
JReitpferbe perehrt. 3n ben neuern, d)riftlid):mittelalterlid)en
Sagen gilt btefer 9lame al» SBenennung be» XeufelS, unb
baber ift im umgefebrten Sinne wie bet ben ©ried)en unb
S6mern guetfet p»" ber $ürfi ber fftniternip, wtiebe äüe«
jeiefmung oon einer aHegorifdfen Crflärung bei 3Smd
9, 22, fcurd) bie Äirrbenoäter (f. b.) berrübrt, bic bic
barin enthaltene {Bergleidning be» Jtönig» »on eotfiMirit
bem SRorgenfterne auf ben a^ufel bejogen.
Currrtta war bie Xocpter eine» eblen SJemerJ tsuv U
©>ittin be» £uciu» Sarquiniu» ßollatinu», welcher ein £t
wanbtet oon aiarquiniu» Superbu», be» fiebern« f.':: -.-.
be» alten 9\om», war. Sei ber ^Belagerung ton Vn
erfahrt be« gestern Sohn, Sertu», burd) ben ISeauhlba
2. felbfl von beren au»nchmenber Schönheit, reitet, um 54
mit eignen Augen baoon ju überjeugen, nod) in in fui:
au» bem gager ju 3«ncr \)in, wirb gafifreuntui ..
ihr al» SJerwanbter empfangen unb entehrt fie, oon ;hc
Schönheit entjünbet, inbem et bet ffliberfhebenten h:U
fie fonfi felbfl bet Untreue gegen ihren ©cmabl ui bejitt
gen. & läßt hinauf ihren Batet, ihren ©emopl nb ün
übrigen SBcrwanbten au» bem Säger herbeirufen, ft^tft übb
bie an ihr Beruhte Sdjanbrhat, läßt fie JRache bafur $*ka
unb entleibt fiep barauf oor ihren Augen mit einem Be*
(50!) v. (5hr.). 3hr Sob war ba» Signal jw fnM
JRom», inbem SoUatinu«, perbunben mit Brutus ('.:.
ben Xprannen mit feiner ganien garailie au« So» Körnt
unb bie fönigl. SBürbe aufhob.
Cucullu» (2. 8iciniu«), eht ebler Stoma, jn^nelr ii
fchon ftüh ol» Ärieger burd> Älughfit unb Japterto: -
befonber« in ben Söürgerfriegen be« SRariu« unb Ciuk 3i
3. 75 i-. Öhr. würbe er Oonful unb BefebWbaber td$t>
rc«, welche« nad) (Silicien gegen 9Rithribate«
(Sr befiegte ben SKithribate« unb machte fein Seiih fmi
jur röm. 5>ro»inj, nad)bem jener nach Armenien an 2:
grane« geflohen war. Da biefer fid) weigert, beinh*»
te« an bie {Römer auszuliefern, fo jieht 8. aud) W> ¥
ju gelbe unb befiegt ihn. SfRitbribate» fdntpft mbrt f*
unb 8. wirb burd) 9Reuteteien feinet Solbaten gehwW, p
gen ihn mit Gtfolg ju opetiren. {Rom nimmt ipm baßi«'
befchl unb ruft ihn »om Ärieg«fo>aupla|e ab; bo^ w*f
mit allen ^od)ad)tung«bfjeigungen empfangen unb feittt t
nen glänjenben äriumph. 9iun lebt er al« yriwHtBn1 •
{Rom in lippigfeit, bie au» Afien mitgebrachten ©Wt« »
febwenbenb, bod) aud) eblern unb emflern ©efd>äftm-
wibmenb; benn er hatte w^hrenb feine« Aufenthalt* in»
afien mit ben bort lebenben f>hilofi>vben Pertrautm Uafl
geoflogen. Daher fe^te er, nach {Rom jurüdgefeW^
ba« Stubium ber g>b«t>fopbte fort unb jog oiele S
nach 8tom, benen er freien 3utritt in feinem *©«^S»P*
tete. Auch ließ er eine jablreiche öffentlich« CftM» »
gen, btr (iicero (f. b.) fleißig bemujte. Duro) *
giftung foll er julefct roohnwüiig geworben fem, (irtif ■
tbm feinen Sruber jum SBormunbe fe|te, unb er fW»
barauf,- 66 ober 68 Söhre alt, im 47. ober 48. 3*bre s. *
— Durch 8. famen bie erften Jlirfchbäume 74 o. ÖJ- *
ßetafunto in ?>ontu8 nad) {Rom unb oewreitete« P*
ba au« übet (futopa. Cine üppige unb wricbiithe
weife, wie fie baß» in {Rom allgemein ©itte «MAcf
nach ihm eine gucullifcpe genannt.
Cuöwig IX., bei ^eilige, Jtönig oenpWajJß*
— 70, würbe 1215 geboren unb regierte nac&beniMKp
ne« jBater* 8ubwig VIII. anfana* unter ber
feinet SRuttet »lanca Pon ßajtilitn. Cr wtc m W
I^«dwl&XIV.(fi5n.T.Fraiikr.) TiQ LndwlgrXVI.(K5ii.T.Frukr.|
feRttn, welche ©ebietStfjeile mit btn abgetretenen $ta|en
granfreich juftelen. Diefelben brauten bebeutenbe ©ebiete
an granfreieb unb 1681 brachte 9. auch Strasburg in feine
©eroalt. <5in 1684 mit Deutfcbjanb unb Spanien auf 20
3afjre abgcfchloffener JBaffenfKUftanb befeftigte it>n in feinen
angemaften iBefifcungen. 9cacbbem 1683 Volbert geftorben
tsar, begann granfreieb roieber ju ft'nfen. 8ouooiS, bet
»Beichtvater 8acbaife unb bie SRaintcnon, mit welcher 8. feit
1683 nach bem Jtobe feiner ©emablin heimlich vermählt
war, berebeten ben A6nig, baS Cbiet von «Nantes , welches
ben Rcformirten bie {Religionsfreiheit fieberte, 1685 aufju»
beben unb in golge biefer unbefonnenen £>anblung verlie»
ßen 700,000 gewerbtbärige ßinwbbncr granfreieb unb brach»
ten ftanj. Snbuffrie nach anbern europ. 2 ändern. &n neuer
Jtrieg brach 1688 auf 8ouvoiS' SSeranlaffung gegen Dcutfcb«
lanb, $odanb, Spanien, Savopen unb (tnglanb aus unb
enbete erft 1697 mit bem rpSwicfci grieben, bureb welchm
8. genötigt würbe, alle reunirten JDrte, fowie äBreifacp,
grrtburg, Acbl unb |)^ilipp$burg unb bie f (einem t>on
granfreteb bieSfeit beS 9?r)cin5 errichteten geftungen t>txau$>
jugeben. 8. gab weniger ber 2)cacbt feiner ©egner als bet
eignen 9>olitif nach, inbem er für feinen Gnfel Philipp von
2njou auf bie Erbfolge in Spanten hoffte. Aarl II., Sie-
ms von Spanien, jtarb 1700 unb bintertiejj ein JEefiament,
bureb welches f fjilipp von Äniou alS fein 91atbfo(ger be>
jetebnet würbe. Die SBerwirfliebung biefe* &eflament8 ver>
focht 8. in bem fpan. Crbfolgefriege 1702—13. 3n biefem
Jtriege mar er fept unglücfltch, boefe nabm berfelbe ».ulcfet
noch, eine für ibn günfitge SBenbung, unb in golge ber gric-
benSfcblüffe von Utrecbt 1713, Öfaffabt unb JBaben 1714
rourbe $bilipp V., 8. 'S (fntel, als Äönig ton Spanien an»
ertannt, jedoch einet möglichen Bereinigung von granfreieb
unb Spanien für bie äurunft vorgebeugt, aueb 8. beftimmt,
an Snglanb, $oUanb unb Saoopen einige Abtretungen mi
machen. Der größte Sfachtbeil aber mar für 8., baß alle
feine unb feinet ÜanbeS Jtrafte gefchwäcbt waren, eine un*
geheure Scbulbcnlaft lufammengejogcn unb (Solbert'S SBerf,
ber SBoblflanb granfreichS, vernichtet aar. 8. fiarb am
1. Sept. 1715. Gr mar feiner äußerlichen (Srfcbetnung
nach ein voQfommen feböner unb bureb anmutbiae SBürbe
imponirenbet SWann, unb feine vorjüglichfte Äunft war bie,
ausgezeichnete SRenfchen ju erfennen, in Dienft )u nehmen
unb ftcb ju verpflichten. Gr hatte bie ausgejeiebnetften ÜRi«
nifter, gclbberren unb SBerf ünbiger feines JXubmS; benn et
begünfiigte Jtünfte unb 9Biffenfcbaftcn nicht nur innerhalb
ferner Staaten, fonbern ehrte auch auswärtige Aünftler unb
Schriftfteller bureb fJnigL ©efehenfe unb anbere ÄuSjeicb>
nungen. 2J?an bat au's biefem ©runbe fein äeitaltet als
baS ber bcchficn geißigen JBlüte granfreichS aepriefen
0*. granjififebe jtunft, Literatur unb SBtffen»
fchaft), unb gewiß ift wenigftenS, baf? granfreieb niemals
alänjenber erfebienen ift als unter 8. XIV. Diefet ©Ion}
fcbmeichelte ben granjofen unb blenbete baS XuSlanb, fobaß
franj. Sprache unb Sitten unter ben gebildeten Stänben
aller europ. SBälfer Gingang fanben unb bie granjofen lange
•Jeit als baS gebilbetfte Süolf anerfannt würben. Die mäch»
tigfien Xriebfebem von 8.'S ^anblungSweife waren inbeg
Äuhmfucht, ^»errfchfucht unb wenigftenS jum 2bfi( auch
fBigotcrie, unb bet beSpotifcbe Äintg würbe, ohne eS ju
wiffen, nur ju ^duftg bureb bie 8ifi feiner Diener unb bie
3ntriguen feiner ©eliebten beftimmt 9?aehbem (Wkrt W
war, oerftegten aümälig bie «Quellen, um bie angetan
Ausgaben ju beftreiten, welche 8."S Sucht ju günpat
feine ^>eere n6tbig machten, unb ba bennoch feine SiniW»
hingen erfolgten, iMclmehr burch beS JlriegSrainiftert tu:.-
fRdnfe granfreieb in neue febwere Ariege oetwidrit «et:
fo war baS enblicbe Äefuitat baS 6lenb beS franj. Mi.
eine Sebulbenlaft von 2500 SWiQ. 8ivreS unb bniwfte
Seachbarftaaten ; benn bie franj. #eere hatten nach nmif
Anleitung mit fchaubtrhafter SBerheerungSfucht überall p
wirtschaftet, wo fie bingefommen waren. Dur* HM
^olitif, febmachvoHe 8ift unb treffliche, ftetS fifelajitt»
Äccre hatte 8. granfreieb vergrößert, wie feiner ferner b'
gänger, aber enblich mußte et bie meiften feiner «ar-
ten JBefifeungen wieber httauSgeben, ohne baß faatoti) n
bet Erwerbung Spaniens für 9h<[>VP v- €orft>M
gung fanb. Xuf biefe SBeife h«t 8. XIV. ben ©rr-i
bem nachfolgcnben Unglücfe granfreichS gelegt.
Cuömiq XVL, Aflnig von granfreich 1774— W
am 23. «ug. 1754, führte als $rin» ben Sitel ^erj»| M
Söerri, würbe 1765 Dauphin unb folgte feinem ©rt^Msr
Subwig XY. Schon 1770 hatte er ftet) mit Staie Ii'
toinette (f. b.), «Jrjhenogin von ^iftreicb, verhenarti
JBotf begrüßte ihn bei ferner $bronbefteiguna mit tr
namen le dlsir*, b. h- ber Srfehnte, boeb c. lebnt« tr.-
ben auS ffiefchetbenbeit ab. St wat einet bet monlift t»
ften 2Renfcben unb bet wohlwollenbfte Äönig, aber er nc
auch fchwach unb unentfehloffen, unb fo fara ti, ffl§ ere»
neStheilS oen an ihn gefreuten Xnfoberungen tu irr:
gab in bet Meinung , babureb baS SBefie feine* Betbl ?
forbem, anbererfeitS fld> webet tiner bet gegewiMh» *
tmmet wachfenber Erbitterung fhreitenben Parteien wMaf
anfehloß unb ihr burch f«n Xnfehen ben Sieg
noch fein* e<9nt äberjeugung mit fBewußtfein imb $t
feit burchjufe^en unternahm. SBäbtenb tt ftö) fetbfr
2frt von iuSfchweifung, \a felbft foftfpieliger BtV'ffF
ftreng enthielt, gönnte et feinet ©emablin unb ben tt'-
^Jrinjen einen 'Äufwanb, welcher um fo weniger
ürbnung wat, als bet iJuftanb bet ginanjen wt itte
Sah« fcx;lechtet mutbe. 3unächft wat es bet giMtg»
ftet SSurgot, ein ebenfo gefcheutet als redjtfcbaffcoei
weichet ben Staat, bet an fo vielen ©ebreefcm ün
granfttich), burch jeitgemäße ÜRaßregdn W brilo»
ternahm, welche bie bevorrechteten Stänbe, ten IM
bie ©ciftlicbfcit, in ih«n vermeintlichen unb »«fWälF
vilegien fränften, unb nacr/bem fich 8. burch fei«W*
hatte beftimmen laffen, jene SRaßregeln ju biOigen,«!*»^
bie ^)erjen jenes SEbeil» feiner Unrtrtbanen entfremte;;
et ftcb, «tt gemacht burch ben ffliberftanb, bea er ^
beftimmen, Syrgot unb ben ihm gleichgefinnten f
SRateSherbeS faHen »u laffen unb bie fchon eiltgeltitetffl»'
befferungen aufjugeben , ja Süeffchrittt ju m*bci
nachtbeiltgftcn würbe für 8. bet Jtrieg von 1778
©unften ber norbamerif. greiftaaten. DerfeO>e hftK W
JDfiH. 8ivreS unb brachte in bie Äöpfe bie (Sebanft« W*
fanifajet greiheit ©n ginanjminifter nach bem
an bie Äetbc unb feinet vermochte ben ein
nungen in ber ©elbwirthfebaft ein äitlju feten. t ■
ftigte ben Äbel bei ber JBefe&ung ber SRilitairMi p
Ludwiff Philipp (Kön.d. Franz.) 71$ TiUdwi^ Philipp (Kün.d. Franzi
ben 3ar)re mußt« er SBerona »etloffen. Cr lebte nun, be»
fönte r» vonßnglanb unterilüfct, an verfdjiebenen jDtttn unb
ertrug baS Unglücf feines Kaufes mit SBürbe unb obne fei»
nen 21nfprücben ju entfagen. Der griebe von fcilfit ni<
tbigte il;n 1807 nad; Gtiglanb ju geben. Cr taufte 1809
bis ©d)lo(j ju #artweU in öuetinghamfhire unb lebte ba»
fclbfl im Umgange mit ben aöiffenWafteit bi4 1814, wo er
bureb ben SenatSbefdjluO unb nad) bem ßonjlitutionätnt»
würfe vom 5. 21 pr. auf ben &bton~" berufen raube. 2fm
26. Äpr. betrat c. ju GalaiS ben franj. SBoben, empfing in
©tjjDuen bie Deputationen ber S3eberben von $ari6 unb
erflirte am 5. Apr., bag er ben GonfiitultonSentwurf bem
SBtfentlicben nacb anna&me, aber baS ©anje ber Gcnftitiu
tion bureb eine Gommiffion bes" Senat* unb ber gefefcge«
benben Verfammlung naber geprüft unb bearbeitet werben
füllte, föet feinem am 3. SDtai erfolgcnben ©niuge in $a>
ri3 getobte g. Vergeffenbeit aller Vergebungen granfreidtf
gegen fein SiegentenbauS. Gr fclbfl war mäßig unb weife,
aber fein auS eifrigen Anbingern beä alten ÄönigtbumS be»
ftcbenbcä 2Kini|ierium war nicht geeignet, bie @emütber ju
beliebigen unb ju verföbnen. 21(3 baber Napoleon von ber
Snfet ©Iba nacb gtantreid; jurücffeljrte, fiel ibm baS Voll
unb ba« £eer in Waffe ju unb t. flof) am 20. SRirj 1815
aus $arid nacb ®ent. 3um jweiten 9Rale feinte er mit
ben Speeren ber Verbünbeten nacb granfreid; jtuuef, erflirte
in ber 'Proelamatiun von Gambrao am 25. 3un. Vergebung
bei neuen Abfalls mit AuSnabme ber Verritber, «efefh»
gung ber ßonflitution unb jeitgemige Verdnberung bes 9te»
gierüngSfoflemS. 9Jadbbem c. am 9. 3ul. wieber in 'Paris
eüigejoaen war, ergriff er triftige SRagregeln jur JBefcfii«
gung feines Sbront«, von benen bie burcbgretfenbfV bie
JDrganifarion eine» neuen #eet3 war. £ierauf würbe über
Diejenigen, welche als Vertaget bejeiebnet würben, ein
fhenge» ©eriebt gebalten. 9ceo, 9Routon>Duvernet unb 2a=
bebcniere würben erhoffen, Anbete bitten ftd; bureb bie
glucbt gerettet, Viele würben verbannt, allen Verwanbten
ÜRapoleon'S bei StobeSfhafe baS ßanb unterfagt; aiuh Die,
welcbe für ben JEob gubwigXYL geftimmt, würben verwie»
fen. Sine Seit lang fcfcien bie an ber veralteten gorm tiun-
genbe 'Partei ber Äöniglicbgefinnten wieber ganj bie Ober<
banb ju gewinnen; bod; bie Slegierung unb & fclbfl fabci»
balb ein, bag man bem bleuen Goncefponen machen muffe,
unb fo gelang eS ihnen, bie VoltSfiimmung feit 1819 für
l'd) 4" gewinnen. Tiber fdum im folgenben 3abre gab bie
Grmorbung be» #erjog$ von JBerri ber gartet wieber Gin«
flug unb GJewalt, welcbe fpiter nocbmalS bie ©ourbonS in
baS Verberben jog. c. felbft würbe von biefer gartet als
ui wenig Äovalift betrautet 9tacfibcin 2. noeb 1823 bie
fcbnclle unb fiegreiebe 33eenbiguna beä Jtriegeö mit Spanien
erlebt batte, ftarb er 1824. Xarl X. (f. b.) war fein
Statbfolger.
am
Cu&roig Philipp, regierenber Jffintg ber graniofen, geb.
6. Da. 1773, war ber ©obn be? ^ter^og» ÜouiS 3of.
"pbil. von JDrleand, weldper fo lebhaften 2lntbeii an ber
franj. Revolution nahm, fielt ben Zittl (Egaltte1 geben lieg
unb 1793 mit ber @uidotine enthauptet würbe. Die bureb
JXugenb audgegeiebnete Gkmahlin be» fittenlofen .ßcr^ogä er»
jog ihren Sohn auf baä trcffücfifie unb gab ibm bie vor»
jüglicbften gübter. SBäb«nb be5 SriegeS, welcben grant«
retcb 1792 ju fübren b«tte, biente 8. in ber Jtrcuc v:
jeiebnete fieb befonberS bei Valmp, Souffu unb 3«nfpi
au». SRacbbcm er aber am 4. 2lpr. 17Ü3 au*3flwat«:
war , würbe er geästet unb ein ^reis auf feinen Inf p
fe^t. 3n <3<baffbaufen traf er mit feiner Schweiler ttuk
unb feiner ehemaligen &rjicbertn, ber grau von@enikv»
fammen. Gr lebte nun in ber griffen Dürftijftit unt Lk
ftcb im £ct. 1793 am GoQcgium gu Keidjcnau bei (Hz
al» $rofcffor ber SRatbcmatit unb ©efcbidjte anfleBa, e
bem er ben tarnen Ghabo» annahm. 21d)t Staute \St
er in biefer Stellung, welcbe er mit <5b«n ta&Ültt. V
bie 9?acbricbt von 8iobe»pierre'ö Untergang lebte er tv
unter bem tarnen Gcrbn als 'Adjutant be$ <9enera!s Sa
teSquiou, welcher aueb fein Vaterlanb vcrlaffm btfH
Söremgarten. Verbringt von bier, reifte er üb« Jfcnfc:
nacb Scbweben, Norwegen unb Capptanb, befdsiftijtt b
einige Seit mit adronomifeben Vcobacbtungen aufbemüi6
cap unb fam cnbticb über ginnlanb unb Stotfljeln f
wieber nad) Hamburg. 3n bemfelben Sabre nisb itybtt
fieb nacb ben Vereinigten Staaten von 9corbani<n(.
Iv.n-.c nad; Europa jurüct, um feine Stattet in
auf^ufueben; ba ibm aber ber Äufentbalt in bieftni :
venvebrt würbe, fo begab er fieb im 3- 1*» niii
lanb. SRacb mfb^<5bfig<»,' Aufenthalte ju SwidenbÄy
renb beffen er fieb nur mit ben ©iffenfdjaflcn
madjtc um feine Qefunbbeit berguflellen, eine St
SKalta unb von ba nacb Palermo , wo er fidb w ■
1809 mit ber ficil. ^rinjeffin 9Äarie Amalie »ero-
Slacbbem 8ubwig XVIII. ben ftanj. Xfcon befüMen I
febrte aud) ber# Äerjeg von ßrlean« am 15. 9m ]
nad? ^ari5 junicf unb übernahm mit bem 2Rjfl'&-
ticr ben Oberbefcbl in ben 9tarbbcpartemenö^
Napoleon von ©Iba ^urücf febrte, ging er naa) 6ngl^
lebte wieber gu Swicfenbam. ÜRtt ben Sourlwa* f«
abermals nad; 9>ariS. Durd? feine in ber
ben SEag gelegte greifinnigftit erregte er bierauf M;
fallen be« ^ofe8 unb begab fi<b, um ber Ungaw I
Ludwig fXandff r. v. Hes&-Homl>.) 980
Luftballon
au Leipjig feine weitere Äufibilbtmg erhielt, ©eine ©emablin
Luife, $rinieffm von Baten, würbe tbn 1836 turd; ben
Tob entriffen. 2lu« ber Gb« mit tt)r leben noeb brei $rinjen i
Lubroig (geb. t806)< Jtarl (geb. 1809), Jlleranber (geb.
1823), unb eine ^rinjtflln. Der Grbgrofjberjog Lubwig ifl
feit 1833 mit ber bair. g)riHj<ffin SKatbilbe vermählt. 2113
t. am 6. 'Apr. 1830 bie diegterung antrat, empfing ihn
fein S3otf mit großer greube, bed) machte ber an bieStänbe
gefieUte 'Antrag, feine mebr als uvei Millionen ©ulben be>
tragenben Tmviti'diuitcn auf bie Lanbe«faffe ju übernehmen,
feinen uertbe ühaften Ginbrucf, unb im £>ct. 1831 brachen
in JDberbeffen Unruhen au«, welche ben ©rofjbcrjog febmerj«
Ud) berührten unb gegen weldje er flrenge ÜÄajjregeln er«
griff. Xu ffrenge Stecbtlicbfeit unb bie freundlich woblwol»
lenbe ©efinnung, welche 8. flet« an ben Sag gelegt, l;a»
ben ibn in ber Liebe feines SSotFed befejligt.
۟bma (SBilbefm griebrid)), fett 1829 regierenber Lanb.
graf wn Reffen «Hornburg, mürbe am 29. Äug. 1770 al«
ber jweite ©obn be« Lanbgrafen griebrid) Lubwig unb beffen
©emablin Jtaroline, einer Siebter be« Lanbgrafen Bon #ef>
fen»JDarmftabt, Lubwig IX., geboren. SRad) bem 1820 er*
folgten fcobe feine« Bafer« folgte tiefem fein ältefrer ©obn,
ber Lanbgraf gTiebrid) 3ofepb, weldber 1829 obne Grben
ftarb. 8. trat frübieitift in preufj. Jtriegäbienfle unb b«*
in biefem Sab« ot« Jtneger fein 50jäbrige« Subilium ge»
feiert. 3n mebren ©cbladjten jeiebnete er fid) »ortbeilbaft
ou« unb erbielt enblidj bie SBürbe eine« ©eneraliientenant«.
9lad)bem er in ber ©cblacbj bei Leipjig febwrt verwunbrt
rnorbrn mar, wartete er mbeffen feine ©enefung ab unb
ging bann 1814 bem $eere ber Berbünbeten nad; gran!»
reidi nad). Gr würbe, naebbem ber griebe gefcbloffen mor*
ben mar, ©ouverneur von Luremburg, unb benahm fid) bei
'Ausbruch ber Unruhen in Belgien mit grofier Gntfd)loffen»
beit. 3m 3. 1804 vermählte er fid) mit ber ^rinjefftn
von SRaffcm: Ufingen, lief? ftcb aber febon im ndcbjlen 3ab'
te wieber von berfelben febeiben. 3>a er (eine Jtinber bat,
fo ftnb feine ndcbften erben feine ©ruber, beren er nodj
brei bat. ©er iltere, W^Vf (Bug. griebr.), geb. am 11.
SRirj 1779, ifl oftr. ©eneralfclbjeugmeifier unb
birenber $u Grab in ©teiermarf unb SUnricn; ba wdi,
©ufiav (Abolf griebr.), geb. am 17. gebr. 1781, ff Hl
gclcmarfcball »Lieutenant; ber fcritte, gerbinanb {fym.
griebr.), geb. am 26. Äpr. 1783, ifi ebtnfattt 4fb. gti
marfebad ■ Lieutenant.
Cufl nennt man Im OTgemeinen jeben Server, brna
Beftanbtbcilcben ba« Beflreben haben, fieb nad; aOm S*
runaen auijubebnen, ober alle, wie man fagt, cnJbebaf«
flüfiige Jtörper. 2Bir fennen viele Stoffe, »elebefowf*
fefle, wie al« fropfbarfiüffige unb al« auäbebnfamWf
ober luftförmige Jtörper erifluen f innen, j. S5. Cü, "
fer unb SBafferbimpfe. 3n weiter ©eRalt biefe
auftreten, bangt von bem JEemveraturjuftanbe terfelhtn
unb jeber biefer (Stoffe hat gcwtffe Temperatur grenjci,
nerhalb weldjcr er fefl ober tropfbarflüfitg ifl, btS er e»
bei einem gewiffen äBarmegrabe luftförmig wirb.
tbeilt bie luftfirmigen Jtörper ein in ©ampf (f. b) «*
©afe (f. b.). 3m engern Sinne unb in ber gewH1™1^
Sprarbweife verficht man unter Luft bie un« ttmgebabt ei-
mofpbärifcbe Luft, weicht, wie nähere llntcrfwttaqei
gelehrt baten, au« 79 Slaumtbeilen ©tieffreff, 'Jl 2:
Sauerfloff unb einer veränberlicben Spenge Siefen - .
unb Äoblenfäure jufammengefc^t ifl. JDie Leb« wn :r
ßrfebeinungen, weldje golge beT Sdjwere, be« iDrndl»»
ber Bewegung CerLuftfinb, wirb ^neumatif e-Ni i
logie genannt. Gin grofjer 3Ttjeil biefer GrfcbeinnBja Lf:
fieb mit $ulf< ber Luftpumpe (f. b.) vtranfcbailiftea.
Cuftballon ober (grieeb.) Tleroftat beißt bie intnt'
Sfafdiine, mit welker ber SWenfd) bie Luft burdjniftn ;:-
inbem er in SBabrbeit auf ben glügelnbe» «Binbei be-
wirb, unb welche, um in ©ebraueb ju fommen unb jebel»
bere gabrjeu^ ju Lanb unb SBaffer uberflüfftg ju raaajen, ub
an bem einjigen, aber entfebeibenben Übelflanbe leibet^ W
man e« noch nidpt vermodjt bat, ihm eine beliebige 8B#»
in feiner Bewegung ju gehen. ©a& ^rineip be« LuftbaH»* •
biv3 oUciemcinc ©efe(s beä ©djwitnmen« (f.b.). 3«^
per, weldjer leiebter ifl al« bie Luft, fcbivimmt in ibr unr
empor, — unb nur ber Umflanb, bafj man lange o-'
neu Jt6rper fannte, weldjer leiebter al« Luft ns»,
grftnbung be« Luftballon« lange jurücfgebalten. & fer*
aber bei ber Luft noeb ber Umflanb in Betracht, r
immer bünner, b. b- fp«ififd) leiebter wirb, je rcenc
fid) über bie Grbe erbebt. Gin leiebter Jtörper wirb ic
in ibr nur foweit emporflcigen, bi« er eine Jpcbe er;
bat, in welcher bie Luft bemabe ebenfo bünn unt
geworben ifl, al« er felhfl ifl. Leiebter al« atmen*-'
Luft ift ba« SBafferfloffga« unb bic fünfllicb vettigt«*
2>iefe betben Jtörper bat man baber jur Jperjleflu«
Luftballon« genommen. £a biefclben ctber beibe «s* •
förmig finb,. fo muffen fie gebinbert werben, fid) nidi
SNatur gemäfj unb unbegrenzt auSiubcbnen, benn bann '
ben fie nidjt jum Tragen unb Bewegen von ÄaW«8 f
nufit werben fönnen. SRan feblicfje baber eine fli»^
SBafferfloffga« ober fünfllicb verbünnte Luft in eine 2rt t
tel ein, bann fleigt fie famntt bem Beutel emper, -
bann, wenn ba Unterfcbieb be« ©ewiebt« V^fo1***
gefcbloffenen Luftart gegen bie von ibr au« ber
brdngtt atmofpbärifdbe Luftquanrifät fo bebeutenb '«
I'iUÜ pumpe
Luftspiegelungen
bie anbete frinuntergebrüeft wirb. An bie ©teilt ber Jtitgel
ift eine GJlaSglecfe F getreten, wclcge auf einen metallenen
abgefcgliffencn JJeUer fo aufgefegt ift, baß bureb feine guge
guft einbringen fann. 'An bie ©teile ber beiben #äfrnc
finb entlieh Ventile getreten. 6$ gebt ndmlicg auS bem
MJaumc unter ber ©loic eine ÄJerbinbunjjöröfrre K, welcfre
in ben untern Xhtil ber beiben Stiefel munbet. £er £afrn
Ii biefer Siofrre ifi für gewöfrnlicg geöffnet. Söet D unb Ü
flnb Ventile, weltfcc Suft auS ber SüerbinbungSröfrrc jwar
gcrauS, aber niegt in fic frincin (äffen. 'Anbete 83enti(e finb
in ben Jtolben,- unb biefe laffen bie Suft auS bem Stiefel
bureg, aber nidpl in biefe hinein, ric SEfrätigfeit icbeS ein*
jelncn Kolben ift nun übrigens ganj biefelbc wie bei bem
vorigen 3nftrumente, nur baß man gier feine Jpabne ju
öffnen unb ju fcfrlicßcn bat, wofür fid) bie S3entile burd)
ben 8 uftbruef von felbfi 6ffnen unb fcfrließen , wie fiel) geirrt,
ffiirb nämlict) ber Jtolben freruntergebrüeft, fo wirb bit
Suft innerhalb beS Stiefels jufammengebrücft, baburefr wirb
baS JBebtnventil D gefchloffen unb baS Jtolbenventil geöffnet.
SDurd) baö legte« entweicht bie im Stiefel eingefefr [offene Suft.
SBirb bagegen ber Aolben in bie .£>ehe gebogen, fo würbe
unter ibm ein leerer Kaum entgegen, wenn nicht fogleicb
bie Suft unter ber @locfe fid) auSbefrnte, baS JBobtnventil
aufbrüeftt unb unter bem .Kolben in ben Stiefel bränge.
iiugleicg wirb bureb ben 2)rucf ber äußern aftnofpfrärifefren
Suft baS Jtolbenventil gefcfrloffen. ÜRan überfielt nun leidet,
wie fid? bei biefer Wafefrine bie SBirffamfeit verboppelt, in»
bem forrroÄfrrcnb ber eine Jtolben ben Stiefel entleert, wäg»
renb juglcicfr ber anbere Jtolben Suft auS bem 3nnem ber
©locfe in ben Stiefel jiegt. K1U ift eine fogenannte JBa*
Tometerprobe. 3n einer ©locfe, in welcher bie Suft in bem:
felben ©rabe verbünnt wirb wie in ber ©locfe F, (lebt eine
'Art SBaromcterS, an welcfrcm man ben 25rucf ber Suft im
luftvcrbünnten [Räume ebenfo beobachten fann wie ben at*
mofpfrarifefren Suftbrucf an einem aewögnlicgcn «Barometer,
biegen ber 'Art, wie fid; bie Söennle in ber julegt befegrie»
benen Luftpumpe öffnen, fann biefelbe nkgtjum Serticgten
ber Suft benuljt werben, welcgeS bagegen mit bem vorbin
befegriebenen 3"frrumente ber jaH ifi. Stebt nämlid) bort
ber Äolben oben, ift ber J^)obn D gcfcgloffen unb C geöffnet,
fo brauegt man bloS ben Jtolben gerabjuftoßen, um alle Suft
beS Stiefels in bie Kugel K ;u bringen. 2Ran fcfrließt ben
Jpagn C , um bie jufammengebriingte SufJ in K feftjufralten,
öffnet D unb jiefrt ben Jtolben wieber empor. 3*gt ifi
wiebet Suft im Stiefel, man fcfrließt D, öffnet C unb brüert
ben Jtolben wieber nieber. Wit iebem SNieberbrücfen beS
Jtolben« wirb bie Suft in E biegter. Suftpumpen, welcfre
utm Süerbicfrten ber 8uft gebraucht werben, beißen Gom«
preffionSluf tpumpen. ÜHan fann nun bie Suftpumpe
genügen, um eine Wenge lefrrreieber unb tntereffanter 5öer>
fuebe anjuftellen. SBenn man ;. JB. ftatt ber in ber jweittn
Suftpumpe auf bem SRctaüteUer fiebenben ©laSglocfe (welche
einen fefrr bebeutenben ©ruef oon außen ertragen fann) einen
metallenen ßplinber auf ben Seiler fegt, beffen obere j&ff»
nung mit einer XMafe frarf überbunben ifi unb bann bie
Suft in bem Gplinber verbünnt, fo plagt enblicb bie S3lafe
von außen ua<b innen mit einem tjefti<ien Jtnall, weil bie
Spannfraft ber eingefdjloffenen guft befto geringer wirb, je
bünner biefe guft wirb unb rnblicfr bem £)rucfc ber atmo>
fpbdrifcben Suft nidjt mefrr biiueiebenb ©iberflnnb ju leifien
vermag. Segt man bagegen unter bie geroöfrnlidje Qtdfb
(weldje man ben SJecipienten ju nennen pjltjt) r
jugebunbene JBIafe, in ber ftd) nur wenig fcuftbtfinre!
bie bafrer ütlapp ifi, fo febwidt biefe beim Buir
nücHig an unb plagt enblicb. Jpier nämlicb la|
golge ber SBerbunnung bit umgebenbe Suft ber fcrft in
iSlafe immer weniger SBiberfianb unb bie (egtert, bot
fegen ber Glafiicitit folgenb, bebnt fid) bafrer aus. £J:
gerätfr unter ber Juftpumpe beim Aufpumpen iirt 2 .-.
inbem eS fid) in £)ampf verwanbelt, weil bie uwjtbrA
Suft bie £>ampfentwicfelung vermöge ibreS TmÜ süt
mefrr jurucffrilt. ©efefriefrt bie Suftverbünnung ftt-
gebt auefr bie Mcrwanblung in £)ampf fdjntll »er ftd1, '
ba bei biefer Umroanblung ©arme vtrjebrt, alfo &
jeugt wirb, fo fann man es oafrin bringen, baß t;
rücfbleibenbe Sßaffer itcfr fcfrneU in ©« umwanbelt. g:'": :
in einem langen, fafi ganj von Suft befreiten Recrpitaa
gleicfrjcitig Äörper ron verfd)iebencm fpeeififtfren 6:-
j. SB. eine geber unb ein ©olbftücf, aus gleicher £0
abfallen, fo fallen fie mit gleicfrer ©efebwinbigfeit -
IBeweiS, baß baS ungleid) fdmelle Jallen verfebiebenr
rer Jtörpcr in ber Suft nur eine golge beS SSitn:
bet Suft ili. 'Auefr über baS Berfralten ber Suü
Scfrall, baS Siegt, bie Cleftricitit, baS tfricriri«
u. f. w. frat man mit ber Suftpumpe eine Wenge
ftierfuebe angeftcllt.
CuflöpifflflungtH, au* Äimmungcn, 9xh
gen, Seegcficfrte genannt, finb merfrrürbige c.
gen von ®egenfiinbe:i in ber Suft, unb niebt fe!:in
bei bie gefpiegelten ©egenftänbe felbfi bem Xu« t,
aebterä niefrt fidjtbar. Wan finbet fie am ! ';. •' •
bem Weere, in löerggegenben unb auf weiten &eu
in 9Jieberägvptcn. £>tx (?runb bcrfelben ifi immn t
glcicfrc J>icbtigfeit verfebiebener übereinanber laaeai
fd)id)ten, fobaß eine frohere Suft ich ich Spiegclbiiber -
„genfiAnbcn jeigt, iveldje vieUeicbt in einer unter ttr.
l 4
h i
tonte beS SBeobacgtaS liegtnben ©egenb wirflicfr
finb. S)ic Suftfpiegelungen bringen merfivürbige
gen frervor unb gaben aueg ju allerlei Aberglauben
laffung gegeben. So ifi baS befannte »rodengtfipfl<
AnbereS als Spiegelung entfernter ^erfonen auf ttW
ten. JDft fiefrt man burd) foldbc Spiegelungen $me.
ganje Stäbte über einen JBerg fieg ergeben, »W1^
bie AuSftcfrt nad) ignen verwefrrt. üWan gat auf feltgr -
von Gnglanb aus bie Jtüfte granfreicgS gefegr
fegwaber auf ben Spigen von «Bergen maneeu
ScoreSbp erfannte an ber grönlanb. Äüfte 1
SüaterS, obfefron baffelbe, wie fid) naebfrer
ungefäfrr 3<) Weilen von igm entfernt war.
man bie JBilber verfegrt, juroeilen boppelt, tat
liUpinen
9S4
fiUther
funt 3eit nad) bet ©eburt, fobalb bo« fltbmen begonnen,
oon gleicbfomiig rofenrotbet frnbe. Diefe« Bungengewebe
nun beflebt wieber au« oielen {(einen Abteilungen ober
Bäppcben, beren jebe« burcb viele f leine ©cbeibewänbe in
unregelmäßige gäcber getbeilt i|l, welcbe fiungtnblä«<ben ge»
nannt werben. 3n biefe fiungenblä«cben enbigen fid) bie
feinfien 3mcige ber Buftrpbrenäfte, bie julcfet fo jart wer»
ben, bafj ft« Woä blutig finb. Zn bem Umfange ber Bun»
genläppcben unb Bungenblä«cben »eräfieln fid) bie feinfien
jjweige ber Bungen »©cblag» unb Bungen »SBlutabcrn, unb
bier ifl e«, wo ba« Silut bie burd) ba« Ätbinen bebingte
Beränberung crleibet. •Itu^erbcm erhalten bie Bungen jüb(»
reiche ©augabern ober Bompbaefäfie, beren blaufcbwange»
färbte Brufen fid) »or$ug«weife an ben JEbeilungSwinfeln
ber Buftr6b«njweige oorfinbcn unb Sleroen, bie i.ufammen
ba« fogenannte Bungengtfledjt bilben, weldjc« bie in bie
Bungen cintretenben Buft» unb JBlutgcfäfje iu begleiten pflegt.
SBte fämmtlicbe Luftwege (Sunt, ©djlunb, Äeblfopf unb
Suftrobrc;, werben aud) bie, welcbe fid) in bie Bungen fort»
fefeen, von einer ©tbleimbciut au«gctleibet, in ber jal)Ireid;e
©cbleimbälge liegen. Da iebe« SEbier be« Ginfluffe* ber
atmofpbärifcben Buft »u* Ctbaltung feine« Bebens bebarf,
fo befifeen aud) aUe 3l>ierc Crgane, weld>e jut 2£ufnabme
unb Berbrtitung ber Buft im Innern be« Jterper« bie»
nen; inbefj finb biefelben je nad) ben »erfebiebenen JEbier»
claffen ferjr oerfebieben befebaffen. Sßti ben 3nfeften »erriet;»
ten tiefen Dienft bie Buftfanäle, bei ben gifd?en bie foge*
nannten Jtiemen. Da« au«gebebntefte Bungenfofiem be»
füjen bie Bogel, inbem fid) bei ibnen bie Buftjellen nid)t
nur bi« in ben Unterleib, fonbern aud) bis in bie äwifdjtn»
räume ber SWuäfeln unb in bie fohlen ber 9J6l)renlnocben
fortfefeert. Der Umflanb, bafj Bungen, welcbe geatbmet b«s
ben, im ffiaffer febwimmen (weil fie bie einmal aufgenom»
mene Buft nie wieber ganj oon fid) geben), wäbrenb folebe,
welcbe noeb niebt jum Xtbmen gebleut baben, barin unter»
finfen, bat ju ber fogenannten Bungenprobe, ©cbwimm»
probe, SBafferprobe, Ätbemprobe Bcranlaffung ge»
geben, einem gerid)tlicb'mcbicinifrf>en Berfabren, welcbe« jut
Beantwortung ber frage, ob ein tobtgtfunbene« neugebore»
neS Jlinb nad) ber ©ebutt geatbmet, folglid) gelebt fabe
ober nitpt', benufct wirb. Diefe« Berfabren beliebt barin,
bafj juerft beibe au« ber JBrufiljöble berauSgenommene Bun»
gen fammt bem 4?erjen, bann obne biefe* unb julefct in
Stüde jerfdjnitten in ein binreidjenb tiefe«, mit reinem faU
ten SBaffet angefüUte« ©efäfj gebracht werben.
Cupinm, eine ©attung ber ^ülfenpflanjen, beren fSmmt«
liebe Ärten aucb al« äitrpflanjen bienen unb wovon bie
fünften erfi in neuerer 3"t in Deutfdjlanb eingtfübrt wor»
ben finb. Die befannteften barunter finb: bie wetfjblü»
benben mit geftielten, gefingerten, fäcbetf6rmigen »littem;
fie ftammen auebem SDriente. 3>n fübl. ©uropa benimmt
mau ibiem Samen burd) ©nweidjen bie JBitterfeit unb benutzt
ibn al* ©emüfe, ober gerottet aB Äaffeefurrogat. 'Äufjer bie»
fen w«ben noeb tultioirt: bie gelbblübenben, wotjlrie»
djenben, ebebem nur in ©itilien; bie mit blauen unb ro«
tben ©lumen in ©übeuropa, unb bie blauen in 9?orb»
amerifa beimifd). Die Bupinen lieben einen lodern, naljr»
baften, bod) nid)t alliufetten, weber &u naffen nod) )U
troefnen «oben unb einen ber ©onnenwirme ausgefegten ©runbbebingung be<$ pnftoijum« ein 1
©tanbort. 3u f«\en finb fie im Xptil, unb will man frübtr «emutb«lebtn, wäbrenb oon ben meilttn w»n
fölüten unb befio fieberet ©amen erhalten, imCttmi
worin bit jungen $flanjen überwintern. Die baHT
tigen Bupinen fann Juan aud) burd) ©teeflinge Bf
Custrat'ion, Reinigung, ©eibung, eir
fflort, oon lusirom t)etfommenb, welche« ba* fei
nigungä« ober ©übnopfet bebeutete, ba« alle
nad) geenbigtem ßenfu«, bei allemal nad) biefe
oorgenommenen ©d)i(5ung bet röm. ffiürger nacb i
mögen, von ben Genforen beim ©djluffe ibreä
ba« ganje Süolf bargebracbj würbe. Da« Opfer
einem ©tiere, bemaWar«, einem ©ebreeine, t<n
einem Sßibber, bem 3upitet gtwibmet.^ Da, i
biefe Bufjration am. ©nbe eine« jeben fünften I
fanb, fo bebeutet lusirom aucb eine ^)eriob« oon
futl|fr (3Rartin), bet grofje Reformator, nu
gigleben am 10. 9?oo. 1483. ©ein «ater ^wr1
mann au« einem J8auemgefcbled)te in «Röra,
babenber ^üttenberr unb Katbmann in SWa
ibn in bartet 3ud}t; feine 2Rutter SRar;.
borene Binbcmann, wat au«gejeidmtt burd
Sugenb. Den erften ©praebunterriebt n\
14. Sabre bei ben Siullbrüber« (f. Bollb arten) i
beburg, oon wo er aber febon im nddiftcn 3al>re '
fenacb ging. Äiet lebte et al« ßurrentfcbülrr, -
bie 2Bobm>ätigteit bei «Watrone ßotta, einet 1
feiner «Kutter, bie fid) an feinem b"^id>tn 1
föeten erbaute. XI« B. im 3ab" 1501 bie *
furt bejog, foHte er nad) bem Sunf*e fen
9Jed)töwiffenfd>aft ftubiren: aber B. befr^ift.
weife mit ben alten Glaffifern, mit fcbolafiif*«^
unb namentlid) aud) mit bem ©tubium bet SBu
von einem ffarfen ©ebäcbtniffe mur einet fdi
haft unterftülsten gleifje gelang e«, febon 1
fterwürbe ju erwerben, worauf tx felbft pt
träge ju balten begann. Äber erfebüttert b
5Eob feine« SBufenfreunbe« Xleri«, ber auf
SRansfelb nad) Srfurt burd) ben ©lilj ober b*
morb an feinet ©ette umfam, fiol) et in
3ul. 1505 in ba« Xugutfinerflofter ju Ctfutt
oen bie Xbmabnung feiner Ärcunbe unb gej
len feine« Batet« ba« ©elübbe ab. 3m !
bielt 8. bie «JJriefletweib« unb im folgtnten
feine« Crbenägeneral« ©taupift'8 Berwentuni
tbe« Bebramt an bet neugeflifteten Unieniitat jb W*
Bon ber Xriftotelifcben «Pbilofopbie ber edjotattirer^
lebren et berufen worben war, wanbtt et |i*
Sbeologit, i)itU mit »ielem föeifaU Borlefungm
febnitte bet b- ©ebtift unb wagte naeb langem W
»u prebigen, blieb ober ein eifriger Xnbinget tf>
unb bei Jtirebe. 3Rit befonberet greube untin^
be«balb bem Xufttage feine« Crben«, loll m
ten beffelben nacb Rom ju teifen. $\tt lernte/,
longfeit bei ital. ©eiitlicbfeit ftnnen. Det glajuj»
feinet Keift, noeb mebt feint auftgejeidmcie V"
bie et felbft oor bem iturfürfien Jnebn* bor i t
geltenb macben müffen, erwarben tbm »1
,ifcbe Doetorwürbt. 3e tiefer ei nun in Un s
©ebtift tinbrang, um fo überjeugenber »aro
Luther
ber (Jrflärungtn gtgtn feint geint c. Gmt groge Sabl
Gbtlltute, angefeuert burdi ben begriffenen ^utttn, »er»
febroor ftcb ju feinem ©eifianbe. Snbcffcn omc>eicigtc 8.,
naebbem et ftcb juvor einen 5Eag ©ebenfjeit genommen,
cor bem Jtaifcr, cor ten Surften beö fficidj* unb vor btfftn
erffen Prälaten feine 8et)re mit (rntfchlofjenbcit unb Alraft,
befannte fief? ju feinen Schriften, unb fdilofj feine jwti*
fiüntige lat. unb beutfeb gehaltene Sicrttjeibigung^rebe mit
btn 353 orten: „SS fei benn, baf, ich mit jjcugnifftn bet
b. Schrift, ober mit öffentlichen, teilen unb Haren ©rünben
ubtrwunbtn unb übenviefen werbe, benn id? glaube wtbtr
bem $apft, nod) ben ßoneilien allein nicht, weil am Sage
ijt, bafj ftc pft geirrt unb fieb felbfi wtbcrfprocbcn haben,
unb alfo mein OJetriffcn in ©otttS 33 ort befangen ifi, fo
tann unb will tdb nichts wiberrufen, weil weber fichcr noch,
geratben ift, etwas reiber baS ©croiffen ju tfiun. Jgjirr (ich'
tcb, ich fann nicht anberS, ©Ott helfe mir! Ämen." Äm
25. Äpr. reifte er von SBormS ab, mit einem für feine
(Sache febeinbar ungünjiigcn (Jr folge, ba über ihn unb feine
Tfobanger von bem Jtaifcr bie SJeicbSacbt ausgebrochen mürbe.
Sur Steuerung feines 8tbtnS ließ ihn bet Jturfürfi grieb«
rieb auf feiner heimfahrt burch vertappte Scittcr anfallen
nnb auf baS Sdjlojj SBartburg bringen, ipicr lebte B.
alS 3unfer ©corg in ritterlicher bracht, oft franf unb ver-
buttert, in 25cutfeblanb febon als tobt betrauert, aber in
btilfamer 2bdtigfeit, inbem er baS 91. $. überfefcte unb in
neuen, burch Spalatin'S Jpanbe auSgehenben Streitfcbriften
feine ©egner befämpfte. ÄuS tiefer jebnmonatliefccn Äbge»
febiebtnbeit trat 8. aufs 9ceue unerwartet hervor, als Jtarl»
jiabt'S (f. b.) ftürmifebe Steuerungen in Wittenberg unb
bie Scbwarmgeificr von 3wicFau, bie fi'di göttlicher SDffetis
barungen rühmten, baS ruhige gortfebreiten ber Deformation
unterbrachen. & febrieb von Sorna auS jut 0?tebtfertigung
feiner Cntroeicbung an ben Aurfürften einen ©rief in ber er»
babenen Stube ber ©ewifjbett eines göttlichen {Berufes, unb
füllte in Wittenberg ben Äuffianb, naebbem er eine SBocbt
lang täglich geprebigt hatte. FBäbrenb nun bie Sieformation
bie micbtigflt Angelegenheit beS SfeicbS würbe, unb $apft
Jpabrian VI. in einem Schreiben an ben Jturfürfien aufs Sleue
auf fi.'S Unteraang fann, traf biefer, von ber öffentlichen
ÜHetnung gefebufet unb von feinen greunben unterftüfjt, bie
Änftalten, bureb bie jene aUmälig inS Sehen trat. Doch
fehlte eS n-m ieejt noch feineSroegS an äußern Jtampfen.
2>tr Jtönig ^»einrieb VIII. von (Snglanb griff 1522 feine
Meinung vom Äbenbmablt an; ihm antwortete 8. auf baS
fraftigfte. Cbtnfo wenig fcheute 8. ben Jtampf mit CraS«
muS, alS berfetbe, wabrfcheinlicb auf ^einrieb'S von Gnglanb
Ännuujnung, gegen ihn Partei ergriff, ungeachtet er felbfi
früher einmal in Jtöln für 8. vor bem Jturfürfitn ein fräftigtS
353 ort gesprochen, unb btfftn reichet SBijfen unb unerfdböpfi
lieben SBife 8. nicht fo febr achtete, als er feine Untntfcbit»
benheit unb 8aubtit gegen bie gute Sache fabelte. Unter*
beg h^tte aber 8. felbfi bureb feint miSvtrftanbene $rebigt
von ber cbrifHicbtn gteibeit 1525 ju ben Vufftänben ber
bartgtbrüefttn Säuern ©tranlaffung gegeben, unb feine geinte
eilten, feint «ine Sacht mit ber Schuft btS öffentlichen
CltnbS ju branbmarftn. 8. ober trat felbfi gegen bie ©reuel
btS ©auemfriegeS auf. «Witten in biefen kämpfen unb
Unruhen fcblofj t. feine ©ermäblung mit Jtatbarina von
©ora (f. b), rwcfcbem tr febon 1524 bit «KöncbSfutte
Luther
abgelegt hatte: dn Schritt, ben tr im 42. Saht ic
Älter?, nicht ohne mancherlei ©ebenfliebfeiten toi inr
wo! in geigt tintr mäcbtigtn Siebe , als einet eJ^tMa
bureb bit SBünfcht htr Älttm btgünfiigten 9ieign| m
©lüefe beS gamilienltbtnS tbat. fBol eerftummte
bit Strtitigfcitfn 8.'S mit fatholifchtn ©tgnem im feto»
btn tintS allgemeinen ÄampfeS, aber baS^tmmeun
{Reformation in ber Scbwti) burch 3wingli battt ;-
btibt 9?tformatortn felbfi tint WeinungSverfcbicbaiic:
bit 8efc>re vom Äbenbmahl &um SBorfcbeine gtbraAt lc
üben 1523 von 8. mit Jtarlfiabt geführte ßtrei r
1526 aufS 9Jeut jwifeben ihm unb 3wingli au*, v
Streitfchriften würben jwifchen beiben SfefonrtJtficn
feit, unb fo febr auch bie {Bereinigung ©eibtr im
ber Deformation lag, fo angelegentlich fit felbfi
1529 ju Harburg angeftellten SIeligionSgcfpräcce M
würbe, fo bautrtt glticbwol ber fpäter von (Sal:
nommene Streit burch 8.'S ganjeS 8eben fort tingei
fpricjjlicher als biefer Streit war bie neue rMngcÜvfr
cbenerbnung, bie 8. auf ©cfebl beS Jturfürfien Uffl
unttr 3Äitivirfung SWelanchthon'S unb anbtrer Jrur:
Sachfen einführte, unb nach ber von ihm 1527- .
baltcnen JCircbenoifttatioR eilte tr frlbft, bem i:;-
©olft unb ben gleich unwiffenben ^farrberrtn bii
©nabengaben beS CvangeliumS in feinem tteinen
fien JtattchiSmuS mitjuthtiltn. XlSbit tvangtliftbm
nachbem fie btrtitS ut Sptitr 1529 gegen bal
weiter ju reformiren, proteftirt hatten, auf bem F
ju ÄugSburg 1530 bem Jtaifer ihr ©[aubenSbetaatttJ K
rtichteii, blieb 8. in Jloburg, ba tr felbfi wegen U;
atht, womit er behaftet war, an btrftlben feint« 2
nehmen burftt. Unterbeß hatte er fett ftiner RUMt «
btr JBartburg mit untrmüblichtm gltipt an ba i
febung auch btS X. St. gearbeitet. Seine Sorgfalt .
wiffenhaftigfeit hierbei war fo groß, baf er oft £::
Sßahl einjelner JBäorte ganje Sage jubrachte. Jra 3
tonnte tr jum trfttn 3»al bit gonjt h- Schrift in
Spracht bruefen lafftn, tinSBtrf, bureb, wtlcbeS «Der.
er feintn 9camen unfferblicb gematit hat. 83ie MI
©ang btr öfftntlicbtn ©trhanblungtn üb« bie Sefoi««»
angelegenbeit niemals auS bem Äugt verlor, fo m
Cfifer unb feint 5Et>atigfeit aufS 9teut gtfpannt, -
$aul Ui. tnblict) 1536 baS langftvcrheijjene fejni
welchem bit Sctformation beratben unb bie Sacbt :
teftanten entfehiebtn werben follte, nach SRantiw .
ben worben war. 8. verfaßte ju biefem 3roecfe im
feined Jturfürfien bie von btn tvangtlifchen Keichifui"1
ju Schmalfalbtn unttr jticbntttn febm a l ta Ib i fcfcen .1.
tn btntn tr in febarfem, mitunttt htftigtm luü
wit vitl in ben fheitigen fünften nachgegeben rktN-,
ober nicht. ÄIS tr ftefa aber witbtrum in ber 4?-'
tintS aUgtmtincn (SonrilS getaufcht fab, ha wirft «
mehren Schriften gegen baS ^apfitbum auf« S
riffen, gab ben branbenburgifchen unb anballi|cben ®<
bit 1541 vom SJtichStagt ju SitgenSburg an
würben, um ihn jur «Racbgitbigftit gegen bie Ju:
ju (limmen, mit gtfrigftit tint abfchlaglnhe an:-
»trmtigtrtt, alS baS Concil ju fcribtnt 1545 w«'
Stanbt fam, bit SbtÜnahrat fdntr $<itu\ uni f<b'
htftigtS ©ueb: „DaS ^apjtthum in 9?om rem*'-
Lützen (Schlachten) 1S§ Lützen (Schlachten)
eine ©tücfgießerei unb anfehntichen .ganbel. Die arten $c*
jtungSroerfe finb 1804 gefct>[ctft worben, bie (SitabeQe bot
man aber in neuerer Seit wietextjergefletlt. 9labe bei 8.
flnb mächtige Steinfofjlengruben unb eine tfnjabl ©cbwarj»
blecbmüblen, welche jährlich gegen 100,000 (Str. JBleeb liefern.
Ciit)cn, beffen SRame buret) j»ei SdM'aditon , im brei>
ßigjabrigen unb im 25efreiungSfricge gegen Sftapoleon, merf»
»urbig geworben ift, iji ein Keines Stdbtchen im 8lcgie>
ningSbejtrf dRerfcburg ber preuß. ^rovinj Sacbfcn, mit
1480 ein». Die erffe Schlacht fiel am 16. ii?ov. 1632
cor. ©uftav 2lbolf (f. b.) hörte, a(S er cor ber SJeffe
Sngolftabt lagerte, bog 2BaQenftein in Sacbfcn eingefallen
fei. Um nicht von ber IDfifee abgefebnitten }u werben, brach
er alfo focileich auS SJaicrn auf unb eilte mit 27/XK) 9R.
bem Jturfurficn 3of>ann Georg, feinem ©unbeSgenoffcn, ju
-$ülfe. 6r jog rafcb bis Naumburg, um fich bei ©rimma
mit bem Äurfurftcn von Saufen unb bem .fcerjog von 8ü»
neburq ju vereinigen, ba fein ^eer fich fett (Sept. 1631
bebeutenb verringert t^atte, gab biefc SBerbinbung aber auf,
* als er erfuhr, baß ?)appenbeim nach 4?alle gegangen unb
ffiatlenftein» £cer jwifchen gütsen unb SBeißenfelS jerftreut
einquartiert fei, unb jpg fogleicb gegen Centern. ©allenftem,
von bem flnmarfch be3 JlonigS benachrichtigt , jog fogleicb
feine Struppen jufammen unb berief $appenbeim. So orbs
nete er benn am 15. 916». fein 40,000 ÜJf. ftarfeS Jg»eec
für (Schlacht jwifthen JJüfcen unb bem Jloßgrabcn, bis »ohüt
ich ber linfe S'"8«t erfheefte. 3« «inet Entfernung von
1000 (Schritt gegenüber »ar bie fd)»eb. Scblacbtlinie in
jeroei treffen aufmarfchirt. Der linfe glügcl reichte bis £.,
ber rechte, ben ber Jtönig felbft anführte, über ben gU5f=
graben hinaus. jjivifcbcn ben fronten beiber #ecre jog fich
Sie große leipziger Straße bin. Der 16. 9Iov. brach unter
einem bichten 9lebel an, in bem fchon einjelne JReiterge»
febroober fampften, al* bie Stb»eben Cutber'S 8ieb: „€tne
fefte SJurg ift unfer ©Ott u. f. ».", anftimmten. Um 10
Uhr enblich brach bie (Sonne burch ben 9lebel unb eint balbe
Stuntc barauf gab ©uftav baS Seichen jum Angriff. 2118
juerft baS febreeb. gußvolf »ich, Redte fith ©uftav, vom
$ferbe fpringenb, an bie (Spifee beffelben, rief: „(Schweben,
»o ift euer 2Ruti>? SSottvärtS! BotroSrtS!" febril t voran,
unb bie SBeicbenben begannen aufs Steue ben Xampf. SWann
focht nun gegen SRann: eine 2fbtbei(ung ber {Reiterei brach
nach unb fprengte bie faiferl. ßuane'S. 2>ocb halb mufjte
jene wieber ben $oIffcb<n Jtüraffieren »eichen unb 2Bal=
lenfiein trieb fte voKenbS mit bem »iebergeorbneten gup=
votfe bis an ben cHanb beS ©rabenS jurürf. Mein jcQt
ftürjten fich bie febrreb. <5ch»abrontn auf gBaÜenfrein'S JKei«
ter unb in iturjcm febien ber Sieg auf ber Seite ber ©ebroe»
ben. Der linfe glügel berfelben feboeb begann *u »eichen
unb ©uftav, ben feintgen Änipbaufen, bex bie SRitte befeb»
ligte, übergebenb, eilte jenem }u e|>ülfe. 2tuf einmal fab
man beS JtönigS ^ifetb ohne feinen Jbcrm, mit blutbebecf-.
tem Sattel, baherrennen. £er}og (Bemharb fenbete fogleicb
100 XeiteT auS, ben Jtinijj )u fliehen unb verfünbete laut,
bog biefet gefangen fei. Die (Schweben tampften nun wie
Ber^weifelnbe, unb ber Sieg febten entfcbUbrn, als Rappen«
heim mit frifeben Xruppen anfam. QS begann eine neue
»3chlaa>t, in ber 9)appenbeim fiel. So f impfte man mit
»echfelnbem ©lücf auf beiben Seiten fort, bis ein biebter
Äbenbnebel ber Schlacht ein Crnbe machte, ^erjo^ 8er
harb zweifelte an bem Siege unb wollte ftcb nach Effr
fclS äurücfjieben, aI8 SBaHenflein felbft nach 8eipu'j,n
Wacht aufbrach, unb Söcrnharb fah fich am Jfctjr. .
Sirger. SBallenftein sog {ich nach Jööhmcn wm
Söeute ber Schlacht, bie neun Stunben gebauert in* tön
Shtilen 9000 ^ebte gefofiet hatte, blieb ben Sitti-
£>en Jtdnk) fanb man entfleibet unb von ben $nfa tr:
^ferbe faft bis jur Unfenntlichfeit, unweit bei bd:n-
grofjen SteinS an ber leipjiger Straf«. Die niiern k
ftänbe feines SobeS bleiben in Dunfet gehüllt. Ze&. :ir.
bie Sage ungegrünbet, baf er burch Sieträrberei unt Sä
gefallen fei. Die golge biefer Schlacht war, tag cii-
eine Seit lang von ben Grpreffungen befreit blieb, tu —
Spult unb ©alias auferlegt hatten, welche feit brei Rrasc
aufjerbem noch 'ÄOeS verwüfteten.
Die jweite Schlacht bei Eugen gefchah im Sen-
friege 1813 am 2. *Dfai. Sie fiel eigentlich bei ba p
von 8. gelegenen Dorfe ©rofi<©orfehen vor unb
erfie gewaltige 3ufammenrrejfen ber nun vereinigten il :
preuß. mit ber von Napoleon neugeworbenen ©rntl
Die gegen Grube beS Äpril über ben £büringmwÄ b»
menben franj. Qolonnen erreichten am 28. Ipr. Stoiabc;
ber SJicetönig von 3tolien nahm gleichzeitig SRerftbur.:
ruff. SUorpojten jogen fich von SBeißenfelS unb t hintc:
(Sljter, unb bie Aauptarmee ber Sßerbünbeten famci.
bei 8eip^ig. -Diele überfdjritten am 2. 9Rai Siermii::;
$luß bei IVgau unb marfebirten im Süben t'i jw
rechte glanfe ber franj. IVorfchcolonne auf. (Sensal &
würbe befehligt, mit 5000 W. ben $oßen bei iat
einjunehmen unb baburch Sctp)ig als JRücfhalt ber ^
beten \u fiebern; 12,000 2)?. Ruffen blieben in .
Decfung ber anbem Seite. Der Übergang ber &•:!■.
ten über bie Elfter würbe burch Slapoleon'S flfafin
fchon weiter auf ber Straße nach Seipjig vorgtrüeft n
unb burch bie gr6ßere 92abe beS SUicrfonigS, all MB flöte
woburch Äleift mit einer breimal fidrfern Ävantaatbe tu r
nachtheiligeS ©efecht gerathen war, verj6gert Dabi-t-
tangte ber Seinb fchon etwas gegen bie glanfe Bl
Surfen ber Äierbünbeten. SSJittgenftein, ber Cberbefct.:
ber öerbünbeten, ber baS 9ler/fcbe dorpS, »elrbtS bac?
ben Dörfern Starfiebel, jtaja, ffiana, ©örfchen biwiaes*
für bie feinbliche Ävantgarbe hielt» erbnete bangen^
Schlacht an unb bie Dörfer würben wechfelSiveife gen."
unb verloren. 9fappIron'S ej>eranjiehcn immer neun 2
fräfte brachte jwar ein Skrtfen in SBittgenftein'6 1
gen, bodj würbe bai franj. ßentrum erfchüttnl; rJ
ju weichen. 3etjt ließ Silapoleon 80 Stüct QcW^m
(Sinen glecf auf ben bebrohten $unft bringen unb V
taillone ber ©arbe auf bie ^)6ben hinter Äaja W^arnr
äugleich würbe bie rechte glanfe ber ruff- ©«et r:
gen mit 30,000 9R. von SDJarfranftabt frifeh er.
ner Struppen bart bebTangt unb ein wüthencer Jjc;
ganti. Die Dörfer junäcbft bem Jbauptgefecbt (ieloi
in btc 5pänte ber J?ran»ofen. Die Sfuffen un* ^
»ichen nur Schritt vor Schritt, faum fonnten Hc ?
fen in bie Stellung verbringen, bie fie am ©er;-
gehabt hatten. Da trattie flacht ein. SBalP bitte 5
Napoleon g'efangen genommen, ber fich hinter ba
feiner G?arfc belaub, von benen jmer nur noch 200
m
Digitizod by KM
liUzern 9
binau&gebts bager bann aucb Äudartung be§ SBogtlebend in
Ucppigfeit. 2?« £um§ tritt immer bei einer gewiffen $6be
ber (Suitirr eines fOolfed ein unb fegt entweber einen wirf*
lieben Äetcbtbum, ja Überfluß on Befigtbümem , ober eine
Berberbtbeit bureb Berwibnung »oraud, bie junr8ebürfni|Te
geworben ift. 2)a foleber t'urud aber »ugleicb ald benfebenbe
Sitte ober eis Be»orjugung ber böbem ©tänbe betraeb»
tet wirb, fo ift ed fet)r febroer, bie richtige fflrenjlinie jwii
[eben erlaubtem unb unerlaubtem l'urud »u gießen. Dal?«
ftnb üui) alle gurudgefege, bie man febon bei ben alten
Körnern im 2. 3abrb. ». 6br. unb bann im 15. unb 16.
3abrb- bei ben beutfepen Steicbdtagen jur Befcbrinfung bed
gurud einjufübren fuebte, befonberd bei bem befidnbigen
SBecbfel ber ©egenftanbe ohne bauernben (Srfolg geblieben.
Sin belfere 5 Stittel gegen unerlaubten SuruS ift eine ruebtige
Srjiebung. 25er himi in ben ©renjen ber ©ittlicbfeit bient
baut, ben ©inn für Berfcbonerung tes gebend ju werfen
unb ju forbem, ben CrfmbungSgeift aufzuregen, Äaufenben
9labrung ju geben, bie obne ben Bertneb »on gurudarti»
fein obne Unterbalt wiren, unb bad ©elb bed Keinen in
Umlauf ju fegen.
Cuurn ift ein (Santon ber ©ebrotij, ber 27 rjSJt. mit
116,000 fatbolifd;en ®nw. umfaßt unb »onXargau, Bern,
Unterroalben, ©cbwp| unb 3"3 begrenjt roirb. 25er Bobcn
ift pügelig unb [ehr fruchtbar bis auf bad fogenannte Gnt»
libueb, ein von bobm Bergen eingefdjIoffcneS 5£bal im fübL.
Sbeile bed fianbed. Bewäffert wirb bafjelbe »on frer 9?euß,
SBiger unb (Immen unb mebren ©een, unter benen ber
©empaeper» unb ber Bierwalbftdbterfee bie bebeutenbften. 25ie
Bewobner bed fübL Zfrili treiben »orjugdweife Biebjucpt,
bie bed nörbl. Ätf erbau; Dbftjucbt, gifeberei unb Sranftto»
banticl finb auefc nidjt unbebeutenb. 2)ie ©taatdoerfaffuna,
ift feit 1831 bemohatifcb*re»räferttati». 2Babrenb bie böcbfte
geftggebenbe ©ewalt bem aud 100 ÜRitgliebem beftebenben
Sfatbe juftebt, übt bet aud 15 SDlitgliebern befttbenbe Keine
SK Li t Li mit einem ©4>ultbetfjen an ber ©»ige bie b^ebfie ere»
curioe ©eroalt. 25er ©taat t>at 240,000 ©ulben Ginfüpfte,
fteflt 1734 5W. Bunbedtntppm unb jab:t 26,000 graned
©elbbeitrag. 6r rft in fünf ümttr: ftijern, Cntlibua),
Sföilicbau, ©urfee unb #ocbborf eingetbeitt. — 25ie 4>aupu
ftabt üttjern liegt auf beiben ©eften ber 8teuß am norb>
weftl. Bufen bed Bierwalbftabterfeed, bat 7200 <5inw., 8
Jtircben, ein großes Slatbbau«, ein großes JRegterungdgej
baube , ein Seugbaud , ein SÖcunjgebäube unb ein Äauf paus.
Unter ben Aireben jeiebnet ftd> bie ©riftifirebe bureb ihren
Ältar, bureb tin feboned Mtargemalbe unb eine große Orgel
aud. ©emeinnügige flnftalten finb noeb bie Bibliorbef, bad
gpeeum unb baä ©pmnaftum. ©ebendmertb ift ?>f»ff«'ä
topograpbifcbeS Relief »on 60 o9R. ber ©cbroei,\, 20 g.
lang unt> 12 %. breit, fomte ba9 24 g. lange : : l^ano«
rama. 3m fJfpffer'frfKn ©arten i^ ben am 10. 2tug. 1792
jur Bertbeibigung beä ÜonigS »on granfnicr; gefallenen
©cbweijcrn ein 2>enfmal erriebtet, »elcbe* einen auf «rbro«
ebenen Üßaffen rubenben 86»en mit ben SJÖappen granf»
reiebi unb ber ©ebtoei) »orßeUt unb bie 3nf<brift trägt:
„Uelveüorum fiilei et virtuli" (ber ©cbrceuei XxtUt unb
Xapferfeit). 3n 2. finb ©eiben> unb BaumrooUenroebe«
reien, ©agenfabrifen unb ^apiermüblen. 25er Aanbel ift
«nfebnlielj. ©efebi^ mevtroÜrbig ift baS ©tabtc|en ©em.
IO Lymphafiscttes Nystem
paet) am ©ee gteiebed Ramend, wo 1386 bie ©tbbft t.-
fte€, in »elrfier Xmolb »on ffiinfdrieb ben ^elbeittt* Ü
Crjteunt ober grie*. Spteion tjir§ baS (Stnssji::
au TLihtn , welcbe3 nabe bei bem Sempel bei Äpctt« ;-
teioi, b. b- ber äBolfätobter, ftanb unb in roclcbem M
tele« lehrte. ?I.ut jenem benannte baber öieer» (f.t
einen Sbeil feineS ©pmnafiumS auf feinem ganbgutr tri
ber Jtaifer ^abrianu« auf feiner BiHa. 'Ärifwtelei je ft
ren würben nun aueb in ber fpatern 3eit bie bob^m \a>
nifeben ©ebuten Spceen genannt, weil man ebene!« it
benfelben bie Xriftotelifcbe ^biiofoprjie in einer jtitjcH
umgeänberten germ lebrte. 3n neuern Berten Mrottttdi
ber ©pra<bgebraucb 2pceum unb ©pmnafuun; txxi mde
man unter beiben ©djuien für gelebrte Bilbuna, bur4»d<k
bie ©ebüler für bie tttabemien ober Unioerfuata »nterutr
»erben j au<b fdbeint man fitb »orjugdweife im ffoltfc
25eutfcblanb biefe« »uäbrurf« für gelebrte e^uLanPaüa f
bebienen.
Ctjctttm ober Borftborn ift eine ^ffonpaartaj ^
ber natürlicben gamilie ber ©olaneen (sJJacbit4aurai, tv
bei und oorjüglicb au> Bierfrräucbcr füt ?uffanlaaei, faxbc
unb ©eldnber eultioirt werben. 7Lm betannte^ea bti tä
finb bad curesäifchc Spcium unb ber fogmamtt Sit
feldiroirn, im fübL Suropa, fowie in xfien ub lfr2;
beimifcb unb in unferrn SRorben aRlimatißrt 2)« hess
bat lange rutbenf6rmige 3weige unb »iolette, ben ganic
Sommer binbiireb blübenbe Blüten. 3ur »ebeehmg wt
Stauem, ©a>ügung ber ©raben u. f. ». eignet cd füb "~
Aüglicb bureb feine langen ftcb »erwirfelnben änöf/t, cn?
aber bureb bie weit ftcb erftredenben Xudlaufer oft lifhx
25ie Speien gebtiben [eicht in jebem ©artenboba vnt cc
ben fowol bureb ©terflinge, ald burd) ablege» tat
linge »ermebrt.
Cljtnpljatißtlifö Srjetnn, ©augaberfpftt«, nwbec
jenige Sbeil bed allgemeinen ©efäßfpftemd bei tiptüfc
£ikperd genannt, wcl6er rriebt Blut, fonbera eise forär;
burebfiebtige, wefentlieb eiweißfrofftge glüffigfett m fithijn
Befebaffenbeit unb falbem ©efebmade fübrt mb bic
ftimmung bat, in Berbinbung mit bem ©pftt» ber
abern aud allen JEbeiien bei £6rperd, in benea fi* bifp
»orfinbet, ©toffe aufjunebmen, bie entweber mboiflarti:6
ober tropfbar ftüfpgen geuebtigfeiten befteben, »eltbe tr:
bie $oren ber ^iaut in ben Jtorper einbringen, iütt ui
tigfeiten, bie in bem 25armfana(e and ben genoffen en ■
rung§mitteln eingefogen werben (bem fogenanten Wi[*> ty:
©peifefafte, GbpluS) ober in folcpen, bU Port bm fr:
©cblagabercnben in bie grißem Sfritym bei " Äfepert «ty
fegt worben ftnb, ober enblicp in eerfebiebenartiaen 6:-
ftanxen, bie aud ben »erfebiebenen Xbetfen bedÄepeti k
ber in ben allgemeinen Äretdlauf gebtaebt roerbra f.-
ZUt biefe »on bem ©augaberfpftem in ©emtinftpaft »t
Blutabcrfplteme aufgenommenen ©toffe biene» t»r»ebo er
grnäbrung unb drbaltung bed Jtörper« ober werbe», rec'
fit baju untauglieb finb, auS bcmftlben auSgefebiebeit
Ipmpbalifcbe ©pflem iß aud jwei e^uptbeflaa^010! '
fammengefefet, aud ©efaßen unb Drüfen. &rftm
ftcb bem 2tuge in gorm gcburfclter unb »otHoa»»» *
Lyrik 792 Lyrik
Ctjrik nennt man biejenige ^it^tungSart, in wcldjer
ba8 bei irgenb einet SBabrnebmung unmittelbar erregte
fügl in wurbiger, teeb biefem ©cfübl naturlicr) angemeffeuer
öpraebe bargefteQt wirb, 3nfofern al$ fie eben nur bie
unmittelbare ©mofinbung gibt, ift fie bieienige Didjtart,
wtlcpe am meifien $$erwanbtfcbaft mit ber SWufif (f. b.) bat.
Da ba5 1 9 r i f cr> c ©ebiept, »on ber Stimmung eines <5in--
;clnen, beö Dicgtenben, auSgefjt unb meift feinen befiimmten,
fuwltcb wafrnebmbaren ©egenfianb in bie JBorffeHung bringt,
[0 nennt man bie Iprifcbe 9)oefie aueb, im ©egenfafc ju
ben DiefctungSarten , welche fcefetereS ju tr>rer Sieftimmung
baben unb bager objettitte beigen, bie fubjectioe. Da
lai ©efu&l von ber p&cbftcn 8uft bis jum riefflcn ©cbmerje
berab eine uncnbltdje ©tufenreit;« enthält , fo ifi aueb bie
SKannicpfaltigfeit be8 biepterifepen HuSbrucfS bafür natürlich;
fet)r jrofi «u5 ber SJerwanblfdjaft ber Iprifcben 9)oefie mit
bei Jtonfunft folgt febon, bafj fie fieb febr ju beren SBeglci'
terin eignet, baber fie aua; fct>on fetjr frub in Begleitung
ber Bpra ober Seiet (f. b.), wooon fie audi ben Flamen
erbiet t, auftrat. Da ba3 unmittelbare ©efübl, namentlidj
bei erregter 2eibenfd?aft, ftcrj fc^r fiarf äußert, fo wirb fief;
ber h?rifä)t Dichter auet) groger, ungewöhnlicher JöorfteHun»
gen unb Silber bebienen muffen, um jeneS mit gehöriger
UBitfung auSbrucfen ju fönnen. Die SEbatigfeit ber Seele,
bie bienu erfoberlicb ift, bie MMfritt, wirb, ju ungewiß»
liebem ©rabe gefleigert, jur Begeiferung (f. t.), wd£>
man, wenn fie fia> im Inrifcpen ©cbie&t in au§erortentUckc
(Stärfe funb gibt, ben (ori fegen edurung nennt. I
einzeln bargefieHten 'Äbfiufungen beS ©efübtä geben bie oer
febiebenen (Gattungen ber cpnf, alS ba finb: Ditbpramhtf.
£mnne, JDbe, Sieb, <5legie, $eroibe, bie Iprifcbe <J*:§t
unb ba& Iprifcp' bibaftifebe ©ebiept. 2Ba5 bie IprifaV
& er 8m a fie anbetrifft, fo werben fie, ba fie bem Snbcü:
anpaffenb fein muffen, fo mannigfaltig fein, als biefer f< .
»Obgleich bei ben Otiten, weil fie ben SJcim hiebt fannten t:
grofte gretbett in ber SttetSbilbung berrfcfcte , fo fam bod- i,
ihnen auch, baburd? ein Ictcfjt fafjlidjeä ©efeft, eine regclmj; ..
Xbtbeilung in it)re Iprifchen ©ebieptt, bajj fie wegen
mufifalifrben Begleitung, alfo um ber SüJiebertfbr ber n&
fifalifeben SStScife willen, auch, in ber äußern Jorm, naü?5rs
ein ©ebante gefebtoffen war, abfefeten unb jene trieta er
com angeben ließen. S93cil man fiä) bierbei gleich'.:::
einem neuen Vlitfafc perumwenbete, fo würbe ein foioV.-
nacb ©ebanfe unb genn in fid> abgerunbeter Sali £ 1 1
pbe (Sßenbung) genannt, welcher ÄuSbrud ber eiaemlii
richtige ifi für bie gewöhnlich gebrauchte Bejcicbnuna X< .
worunter, eigentlich nur (eine «ru* metrifcb abaef;;
©ebicptS ju txrfler;en tfl.
: - 1 ffiiofca Sei »1h.
io«M 1
. gabflb>ft
fabiu« Sunctator . . —
fcriffti
gabrifair.
rK3 „ttfli 1*3 >««*
•v .1* Sita* ctf Käs J tä Äabtirair.
gaifrJftfff.
Silrfcftifpfrtrum.
gatbwtfrtlfrf.
gatbrnfpfitbel.
gaff*flefff.
garbral»b«.
gartragtbunj.
gatbtncUtirr.
2 gdtbcrti ob« garbefunji
$i<t<a&uft.
gatfrljd j(.
gadMttJarr.
gaAIldnjt.
faon ....
gacomtfrtR.
gjfotmfrte SBnirrm.
K«^>n de parier.
Ktmile ....
er ober
gattum.
gottenn.
gacterrf.
gartotrtbanb.1.
fttlitti (TOorino)
falf (2p(i, £«;ü .
gatbrnAltK .... —
gamtfe ..... 10
gatnifi'föe gtero.
■ganiffr'fdj« Jpmutt«.
gamfft'fdjtt ©kr.
garier —
garm ober garrnfriuter —
•gafan (ber) .... 11
gafarucltn.
glfantnju$t.
ga«<eS —
gafAintn .... —
•w -
gaf (btibdbnarr).
gaflen 12
gaßtnpnbfjtra.
•goffna^t —
gitfJnaärtfpiri'.
•gut« SRoraana. , , . 14
gcAffa*.
gr*ffun11.
•gtbtr&ar» .... 19
gcbcm —
grbfrfraft
gfErreiV*,.
gcb<:f^micf<r.
getn ...... 20
gtmfbyifitr.
gm»roitaj<n.
ffegfeutr —
gtt.be 21
Sittel*-
gr$bfanfag(B.
grbtebrirf.
g»b>banefa)iib.
MN («*uew.
*9m —
gtianibaum.
grigniMfe.
gerbmcfien .... 22
gtlbmtffunß.
grlbnwjfrr.
gtlbfpatfc . . . . —
•ge(bj(i4«t
• geDenberg (?>6i(t^p ffnia»
nucl Ben) ... 23
gtmamcble. gerne , 24
gttbinanb IL,
Cirifien . . . 27
gtrita
•gtrnrofcr —
gmara 28
g«fi 1« (3gna| JforeÜu») —
unb gtirttaae . —
n« ...... 30
?ung —
gdltHiglbautunft.
gcßungearnfL
gtßungtbaugrfangci».
gctt 31
g»ttn>ac&«.
gtuer . . i . . 32
gcuftqucUm.
grurranmacbm
geuerfefl .
gcurrfugeln
gcurrtanb .... 33
gtutrfcfctsamm
geucrflrin .
gturretrfi4rning««!H
(tollen . . . . —
g<urn>rrficb»turta,<fcanl
f&r 2>«utf4!anb in
(M.U.4
geuerwerft .... 34
Cfltt
.... 38
rbeit ... 39
gUtrem.
gUttirmafcr/tiun.
ginalt 40
ginanjen .... —
ginanpitniilmum.
ginanjroifYfnfcfwftfn.
ginbelbäufet . . . . —
gfnblinge.
•gtngerbut . . . . —
gingerfefcung obet Up*
pticatm .... 41
• gingerf»rar$t . . . —
Sin« ...... —
ginnen ..... 42
ginnrnttanfbelt.
...
* ginftermfre . . .
girman ober german
ginnung . : : .
girrnling.
43
44
girmnomrn
girnifft 45
gifcbbälrer.
gifcberrmg (*«) • • *7
IST. : : : : 5
RMttL
giftein ....
gifhitofe ©efa>ur».
girfttrne ....
glacbS ob« «ein . . SO
glagge ....
glaggmoffijitre.
gtanbern (bie (irafföaft l
glaneD obet gloneU . —
glanfen £2
gtanfturt.
;||atttn4U8 . .
•glormon (Sofa)
gießen
gleebte
glcditcn ober
'fieber
. (9>aui) .
Inbre* 4?tr<
culc be) . . .
glibu|ritr ob«
63
64
55
66
57
Ctit« * ©rite
glieberarul. *gortuna 73
* Stiege 67 •gorum -
gu>g« (fpanitt*). goucbe (3ofe»b) . . 75
gliegen (bo8) ... 68 goularbS, gouk". . . —
•gtiegenbe giföt . . — Bouaue* (fitinr, Äug.,
• SltegenpiCj grrib. be la SRotte) 75
glUgmfdjwamm, gouque* (griebr., gteU
•gliccjcnfcfcnäpper . . 59 berr be la SRotte) —
•glob — B« (Gbarl 3<une«) . —
glot 60 gop (SWar. ©eböftion) 76
glorbartb. gra$t —
glcrtüdifr. gta<brfabret.
glorfeibeebeegfotetreae. gtao>tbrief.
"glora — gradjrjtuie.
gloralicn. gnubteontract.
glorence — gta ©iaoolo ... 77
•glortnj — grane —
glerentintr KAtil 'granffe (2tug. ^erm.) —
glormtiner iaA. grancffnapl.ijj.
glorian (3ean $ierrt granfen (bie) ... 78
<Slari8 be) . . . 62 »tgranffurt am SRain ~
gligt 63 gränfifcbe JtreiS (btr) 79
glitt — * granflin ({Benjamin) . ■ —
gleite — igranfreicb(badJt6nia.r.) 80
SlotiSc gtanj6ftfd?e Jtunff, 8i»
glüt (SWotauJ »on bor) 64 teratur unb 23if.
•glüflt . fenftbaft ... 94
glufgtfciet gran^ von Xffiji . . 97
gluggitt«. granj cen $au(a . 98
•glufioferb (boi) . . 67 granj bon ©alri . —
•goe (Daniel) ... 68 gram I. (©teoban),
golie — tom.=beutfcbttÄaifet —
gollfnra>%e. •BramL(3ofeöbJtarl),
golltWumen. Äaifer von Dfhett —
•goüet — 'gtanj I., Jtönig »on
gonb« 69 granfreieb ... 99
gonf ($etet *nton) . — •grani(griebri(b),©roi»
gontaneüt .... 70 frerjog ». SRecflen»
gonteoraub .... — burg»©(broerin . 100
gonDe 71 gtünilV.OofepbJtari
germ — Ämbrofiuä ©ta«
gotmlc«. niSlauS), ^xr^og
gornwB. bon SRobena . . 101
gorroali«mui. granjen ober granfen —
gorwel grauen (bie) . . . —
gormalitn. grauenlob (#einr.) . 102
gormalltatm. grauenfommer ober aU
gormaliPten. rer SEBeiberfommet —
gorft — grautnoereine . . . —
gorfhtiffmfcbaften. graunbofer (3ob. 0.) —
gorflaraberalen. 'gregattt .... 103
gorfboeftn. gregaton.
gotltn^t. greiberg . . . . —
gorflorbnung/n. greibrief .... 104
gorPwgal. 'greiburg (Stobt unb
gorflpollcri Santon) . . . —
gorfrfrewl. * greiburg im JBreUgau 106
gorfter (3cb. Weint}.) 72 greicorp« .... 107
gorfhr(3ob. TCbam ®eorg) — greie S3auern ... —
grtie ©tättt . .
gretgtift, greiberio .
grtibafen . . . . -
grtibett
grei^eitöbaum . . W
greimaurer
greifiätte . . .
grembe . . .
gmnbUnglmbL
gifUkbtnbuL
grekomalerei . .
•grett, grettibea .
geetrirm.
gTeubenjpferb . .
ireunbf(baftJinftIn
tut
Ii
1
r.:
grifbcnsfürfl .
griebenSgerictitt
gr>ebcn<na)t(r.
griebenSfafi .
griebricbl., xi\
f(ber trifft
griebrieb IL, rcr
fd)er itaifer
•gtitbrtt 5BübeJm,JtuJ»
fürfte.SBtanbenkiin
griebri^ 1., itimgu«
$rcufen . . • P
griebrieb fflilbtlnl,li
nig oon fheu§eo
•griebneb
oon $retr$eB. •
gritbri* SBilbefi« D,
Ä6nigMa|>rtii^
•gritbri* ®i[bttan!
Ä6nig ecn $mfa
•griebrtt »ilbifa,
JtronprinjO.?«Li
•griebrtt 1W|
Don Dantruar! .
griebrtt U
Jtinig eon 6a4(ß 1
Aomg ooo o»^«
gtietridj I.
Med), Äini«MB
SBfirttinberg • • *
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126 ©al<xmi (ÄMflo)
127 •©alwnümu» . .
128 ©alwnif*« Jt«tt*.
— ®ama (Bafco b«)
— ®onfl«* ^ • •
129 ©iitfMft.
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©arbtii • • ■
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©amifon . . .
©amtfiinbknP.
©arnitur . . .
©uralt«,
©amitvratfcrft
®ajc . .
— ©aptüa;«.
— ©cba'f . .
138 (StbtxU
140
Hl
145
143
©ebet .
©rbtäfe . . ,
©tbott (bic gtfrn)
©tburt. ...
©ejirbun}.
©<buTt«bdf« . .
©tbd^tflifl . .
©rbaajmiJübuiiflciL
©rtanf»nlo«.
'©rfängnif . .
©tfcdjt . .
©tföbi .
ttpobtn .
©»gnwobnrr.
•©«bfimfc^rift .
©fbrn . . .
©<birn . . .
^tbi» . . .
152
— ©<mrfn»«ortB»W9i
153
154
156
157
159
160
161
162
163
164
177
178
17»
1»
©«n«inNt«J)t.
©«mttabfiatfc,
©erarinfltfü^l . .
* ©cmmcn . . .
•©«nfe . . . .
©fmfrafugrL
©«rafmj^tt.
©raitbotf.
©eraüft . . .
Wemutb . . .
©tnbaram . .
Qcnealogit . . .
©ennal . . .
©fwraUpmi* cb»r
©trorat « 6bif.
©mftaU (grfjtü<b»).
©amatat.
©tfltralflab,
©flifralbafj
©«ntralpaibttr . . —
•®«tetttob.©<mtb7«* —
©tnf . . ■ ■ —
©SS*fc. D.ig:liz. m
©ruh.
181
Chili
jcg eon aRecften»
bürg i ©ttelie . . 189
*©eorg SBilEjefm, Sfürfl
tu (adjaumburg--
Itppe ....
•©wro^ttnricti (Jrieb.
rieb), Surft ju
SBalbetf . . .
©fernen ....
©eorgirten ....
•©eparb . . . . —
©erabe 192
©erabetauf.
liXiunltn ....
®<ran(acten.
©frarb (Ctiennt 2Rau»
Tic«, ÖraD . . 193
©eiecbtigfeit . . . —
•©er&arb ($auQ . . —
©eritbte .... 194
191
©eria)U|tanb.
0erlft)t«frtB<.
®tei<bt«briftber.
®erid)t«bittctcr.
©fricfit«b»T.
©erl<btt!anjt(|t<n.
®erfcbt«bot»a.
©fri^ttbieiwr. .
Sericbrtfrobne.
©erfchMfelaf.
©etidjt«4,ebraucf7.
©«rldjWbanbfWb&ib«.
Stria; MbanbcltprotofoBr.
Stridjtftoflm.
©tricbHatbübren.
®trid;Umj&uri9tn.
©triebrtorbnuno,.
©ttid)t6fprtna.tl.
©erid;!«bf}irf.
©trid)(«tagf.
©erid>«i(beÄrjn»i(unb«.
©trieb«arjti.
©trmaiti(®raf©aintO 197
(ßafar). -
®er(ie (bie) . . . —
©eru$ .... —
©efanbtt .... 198
©tfanbtra>aft«fftrttalr.
©tranbtfdjafUritbe.
©tfanbtfdjaffJratKtlfere
©efang 199
©efanabiicfiee.
©tföen!
©eföitye . . .
©♦fdjidjtfajreibtfunfr.
©»rdMttforfauna
©tfcblecbt. . . .
©ffcbttc&MtbtiU.
©tfd;{ed;«trie&.
©efebmatf . . .
•©tfebüfee. . . .
©cfibroinbigftU •
©efa;n>mbfa)rei&«.
fünft . . .
©efcfewowiengerify
©tfcbrooreiK.
©tfebwür
©efeUfcioft
©tfe(5t .
©tff&geott.
©eft^btnb« ®««Mtt.
©eftebt ....
@ffldjt<n>i»ftl.
©{ficbtsfömerj .
©eftm« ....
©tftnb« ...
®tfinb«crtnunjcB.
©ffinbemdrl«.
ffieftnbejtrana,.
©efpanföaften ob*
Comitate . .
(Segnet (Salomon)
©eflänbnifj
©efunbbeit .
©etreibe
203
204
207
208
©eufen
©etodbrleiftung
©ewanb . .
©troanbbduftr.
©eroebr . . .
ffltrotbrfabrifen.
©erperbe . .
©enjfrbfteuet .
©emiajt . .
©ewiffen . .
©tn>ifT«t«angf}.
©troijffnlbffft.
©twifTtnefcrupri.
©trcift'nöfac^en.
®trDljttn«i»ang.
®e»ljten«frribflt.
®erolfffn«»trtrerung.
®*ttifttu«cb«.
©eroitter ....
®tteittrri?urm.
©tiDebntjtitSrcdjt • .
©ero6lbe ....
©ewürj« ....
©ewüninfeln ober «Wo»
(urfen .
210
211
212
213
214
216
217
* ©enjurjneff en ober
©ewurjnäglein
©iaur ....
•©ibraltar . . .
©iebri ob« gronton
©ift
©iftpflanjen . .
©iganten . . .
•©impel. . . .
©in f eng, ©injing,
©enftng . .
' Straffe (bie) . ..
218
219
220
221
222
©irant.
®irat.
©trirtn.
©ironbiften
©laru» . .
©Inütrcpfen.
@Q«thr.5nen.
®la<flufTf.
©Jajpaftcn.
©tatlmakret.
®Ia«fd)mf[jmarftfL
©la«fa)[t(ftn.
©[aafaleifmübjfc
•©laSgo» .... 227
©tafur 228
©tattei* —
©laufe« —
©Jauburtartiftt.
©laubtnSbtfcnnmiji.
®(aubtn«ib.
©tauber (3ob . JJtubolf) —
®(auberfa[}.
©leiten (bie brei) . —
©leicbgeroicbt . . . —
©[«idjgerefcbt bec eu>
ropdifeben Staaten,
©fei^nifi .... 229
©teiebung .... —
©teim(39b.S55ilb.8ubw.)-
©tetfeber . . . . —
©JftfajerarWdf».
©liebfebroamm . . 230
©[immer . . . . 231
©[immtrfajieftr.
©tobul. .... —
•©locJen —
©(odcnfhibl.
®totftna,lt{jtr.
©locfmfpelfi.
®(otfrt}jUt,
®(odVntaufr.
©[otfrnfpto*. . ...
6b
jSfoffafor.
©(offarium.
©loflirt
©lud (Girifiopb Mi) 03
©lüben . . . . 2M
•©lübrourm ober
banniSmurmtben . -
•©Ipptotbef . . . »
©(pptit.
jsr* . . m
ober ©oeal . -
•©netfenau (Äug.9}«b»
barb, ©raf Mi). -
©nomen ......
©nomibtn.
©oa,«iaanei>abe8»i 2T
©otb (ba*) . . . -
©olbffiffnnjfrfe.
©clbpurpur.
©clbfcbtigrc.
©olbfcblijttbintaVia,
®o(6arb(ittr.
©otboni (Carlo) . . 2£
©olbfmitb (Olne) . -
©ottonba . . . . -
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©onbolirrt.
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©otben (bie) ... 2«
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1 ^©nenroid? ....
^■©regor («Paffte) . .•
S._-©regor VII. . . .
©rigor XVI. . . .
I£ ©regoriuifcft . . .
^ ©tttfin . . . .
£*L©renabitw . . .
. Ji ©rroabtirwa»«.
™ ui ©■ttnagrttn] ...
- g ©riecfcenlanb (ba« alte
— bai neue) .
- ©riet&ifctit ober aric
rM* . fanjolifö«
- unb fl|»o|}oliWe
Pj Jtirtfce ....
- IC' ©ri«bifcbc eprad)e
- It»4* unb gilcratur. .
^©riecbifctie« geuet .
I*©rie*
261
263
264
266
276
277
©unicfe )<t)t »b«t was«
bebuea.ee $albNaeln.
©««iie'f«« ®»«er»
minntben.
•©uernfeo unb 3«feo —
©uerrtua* (bit) . . 296
©utana ob« ©uanana —
•©uiHotine .... 297
©ullTotin.
©uinea . . . . —
©uife (Glaubt— granj
— Atintitb) . . 298
7 . ... . 299
©ummtbarjt.
©ununlqutt
*®üntbu (grtebria)),
gürjl »on ©djwarj»
burg.9?uboI|labr. —
•®ünIb«(gritbri4Ä«tO,
gür(l von ©(fctwrj.
burg>©onberfbaufen 300
©utft — ,
©uftaö 8Bafd . • 301
*©u(la»H. Wolf, Ä4.
nig ton ©tbroebtn , — -
©ujlao DL Jtenig
. 302
ebutten,4?ainbutltn
i (griebr- ».)
. *■ • •
iagettiener.
aJoaelTjerflcberungtan»
Italien ob« £a.
oflaffmitanjrn.
wgepolj
lajjnemami (©amutl
CbtifKan griebr.)
$abnenfufj ober Uta>
nunfei . .
•*»«')ntng<fe<$tt
hi €>a${cn .
jjattoeen.
^aOein.
fKtaeluja ....
^Kita (2flbre*t eon)
— QoMiebGma.
nuel von — Äarf
8ubw. von) . 1
•üoUtp (Gbmunb) .
310
311
312
314
ober 20ep»D . —
315
316
-fcant^elciwif.
4>anbgelb.
^anbfcP«.
$anb (lobte).
ip.inbli*.
i>anbbabm.
4>anbgibrauä).
j>anbatbetlre.
$anb.angee.
fWtlbtl i ■ . •
$inbter.
^Mnbluna.
$anbeUwege.
J>wbe[*gef(afa>aften.
$anbettc«mpagnim.
$anbeHMlanj.
$an&il«freibelt.
A>inbet«»ertrJge. ,
SanoelfSprdmien.
$an.beUeea)t.
$anbiUaerld)te.
^anbeKfammem.
323
iMyiBeH.
■$MnMung*Hia>et.
aas* y c°°8itj
»Äant«l(©eorggrifpT.) 326
Inhalt
6»Jtr
Mt (fcaS jt6ntg<
tri«) .... 331
4>asoott (©tabt).
£anft ober £änfa . 335
4>a»frf?dbtc.
äantourß . . . 336
haroXb —
parbenberg (Saxl X ug .,
8ürft oon) . . —
, Babenberg (grubt. ».) 337
Oartm —
• jarfe —
. ixtrlffln . • . . —
Öarlem ob« {ktarlcm 338
jjartcm.-t #ct$.
•fcarmonica
$?ncm on ica (a>cm ifd)f ).
4)atmonf(on. .
Jparmonitetfo.
$Atmonf$ort.
Harmonie .... 339
JparmemE.
aparmoriicmufif.
Harmonie br r ©pbar« n.
jparnionifcbt Jb^Üung,
-£>arn obet Urin . . —
Harnleiter. |
Jf)amb[aff.
£ümifd> ober yanjer —
fyirnifcbmaä)» ober
9>fottnee.
•ßorpune . . .340
harpunier.
*£arpoim . . . . —
jparpotr ober graufa»
mer $aW4c.
Iwrj (ber) . . . —
>parje 341
$ar}rn ober $<u|j
flirren.
*{wfe (tat) . . . —
^afirnjagb.
^afmfftlt obre
frnb&ge.
Mm .... 342"
$nfe(fha«c&.
.bafenföarte . . . —
•DaltO —
«pauptton ober fflrunb ton —
£au6 —
JS>au«jjenofT<n.
^>au«b«r.
•£au»thrt.
#auibalfung.
$au<w(rtbf(fraft.
343
344
344
$äufctpotbrfr.
•ßauß ber &irbt .
<paufen . . .
ipauF(nM(iff.
Saum (JtaftMt) «
aitfhen . . .
Jpaufirtwnbcl.
.pauSrtdjt . . .
#,iu*fmb(n«bru<b.
.paut ....
$autfranfbcitfn.
•paoana (5t.=(5tm|to =
bat be la) . . 345
•paoerei ober Xoarie 346
£a\>fc«forbnuna.fn.
äabbn (3ofe»W . . —
.paijbucfen .... —
.vjanbucftnblflri«.
.pa^arb —
$aj«b> ebrr ©lief«,
fpiele.
^xbarame .... 347
JpfbammfnPunfl.
$c barnmc nfclmffn obre
•pt&arnnuntnfHttUf.
*-5ebe -
♦.pebel (ber) ... 348
Jptbebaum.
^Jfbljbf.
ßebel (3o$. 9>et.) . 349
*|>eb<r ~
4>ibtxt Qfacq. Sten*) 860
£fbcrti(i«n.
Atbrder ober Qbtitt —
•pebrdtfcbe Spraye
tmb Literatur . 361
*.pebribenober.p<Sbuben 362
*.peo}t (ber) ... 363
$e$trrrftr.
' .peer ober Xrme'e —
$*m (fl»b«nbf ).
j>trbattn.
$f«tftfu«.
beeren (Tfntolb aperm.
eubtp.) ... 3^4
Jbtfrgrrätb . . . . —
-fugt! {Qrorg SBilb.
grtebr.) ... 365
Hegemonie ... —
oegira ober .$ebfo)ra —
.prber (ber) ... —
i)<b«rbüttf.
*£eibefraut ober
betraut ... —
366
357
360
361
©fite
fkibebefen.
•peibetbeeren . .
4xibc(b»r^eift.
*.£>fibelberg . . .
Reiben, Ungläubige
«ötilanb —
.peilig ..... —
.fjciluun.-.
$tü°iae,
&<i[iajpr«buna..
•fceilfunft .... 369
.prilqueUen, ineralqueb '
len, ©rfunbbrunnen
.ficilgorbnuug (bie)
<peimat ....
Sbtimattuty.
JOnnm-fb.
.£>eimfan$rt$t
•Peine (-öemr.) .
.peinrieb I. (ber SBogler)
.peinrieb IV., brutfö«
Jtaifer ....
.peinrieb VI., beutförr
itaiffr ....
.peinrieb IV., Jt6mg
. oon granfreieb
.peinrieb VIII., Äonig
oon (5nglanb
4?cinrtd) ber S&we, ^prr>
joa in ©a$fen
qpeinrio), SJrinj oon
9reufen . . ,
•^einrit^, «^erjog oon
Änbalt-Äötben
•^einri^ XX., gürjl
9?euß )u @reü
♦4>inri(b LXII., gZirfl
JReug ju ®4ileii
*4?einri(^ LXX1I., gürfl
9?euf »u ßobenfltin
nnb dbtrJborf
^)firatb . . .
^cintbigut.
q^eiferfeit . . .
^»eifbunger . .
|»eijung . . .
Ätfltaromcr.
Watt ....
.pefatombe . .
♦^erla (ber) . .
^eftifo> . . .
£tftor ....
•^pelamiJ . . .
)flbenbucö . •
>tlb<ngcbi$t (bad)
>elena ....
)elena (bie ^eilige)
362
363
365
366
367
368
fielgolanb . . . . JD
{KUebartt . . n
^tHa . ......
fieOefpont . . . . -
4>elm -
JpcimEt«incbifru
$t(mbe<frn.
ijilmmäntil.
£tnnebrrg . . . . -
Jenneoau ob« fyoima -
Hraflit . . . . F.
jcralbif ober Skp>
penhinbe . . .
•^ertulamim, ^«!«pf;i
unb Stabü . .
•Äerculrf ....
*^>erbo (3ob- Sottfr.
oon) — ©egnmnt
2Tug. 5öelfg., grei
ben o.) ...
* gering ober ^inug
#rrina,«fif<b*nl
German . . .
^jerraanbab . . .
$ecmanb«b (briu>^
Aermapbrobtt . .
$ermelin . . . ■
^(cmflinraattfrL
£>ermcn ....
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i>ftobr« WOppu*.
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J^cbrictrn.
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Inhalt
Inhalt
. . .
3brat)tm ^3afd?a
♦35
436
'Sföncumon
ICtu* 437
3ba • .
3bte . .
3b*aÜ|rtn.
3bio(».
. 2ft>» nii*mu«.
Sberttüat .
3btntiftf).
3biom . .
3btcti<mu«.
.Sbiotffort.
3biofunfrafie
3Me 438
'Sfflanb (*ua.. ffitty.) -
•3fl«I
3a.rtariuS , ber geilfge —
Snurainaienorbm . 439
SHufion
SOuforifd)« ©(rtrng.
3ßpricn(ba6 Jtflnigrticb) —
SQorifdjt ^ptouinjtn.
3Iti« ..... 440
3mam . •
3mait.
3rriperatoc
3mptriatoi.
3«npfm .
3mprempfu . . . 441
Srnptooifatortti
3mpro»tfarri«n.
Sncunabtln .
Snbtptnbentm
Stib« 442
Index libroram pro-
kibilomm.
3nbicn . . •. .
3nbifferenti5mu5 .
3ntiff<«rtjpunft.
*3nbig ob« 3nbtgo
3nbigenat .... 443
3nbioibuum . .
3ntiuibutt!itiJe.
3nt>i»ibuf[L
3nbu!t ....
3nbu6 ober €5inb
3nbufhie . . .
3nbu|M»a.
3nbufMt* ob rr 3t*
britlfdjulm.
Snfont 444
3nfanfti.
Snfantrrie ob« gitfr
Mit .... 444
3nfinitcftma(rccr)nurig —
3nflutnja obtr Wrippc —
•3nfuffonatbi«c&tn . —
3nfui>ritn.
3ngcnicurt . . . 445
3ng<nt!tufd)ulcn.
Sngwtt ob« 3ngb« —
3nnP<enj (fapjlt) . 446
3nnocen.i III.
Snnocenj IV.
3nnccfnj XI.
*3nn6brucf . . . . —
3no ..... 447
3nquifition ... —
3nquifuion«procf(j.
3nqu(tent.
3nqui(Tt
3nftfttn .... 449
3nf(ftmfunb(.
3nff(t(ntibin(Hf.
SnftI 450
3nftart) . . . . —
Snflanj t$un.
3nftinrt .... —
Snflitot . . . . —
Snfiftut ton grant
Hl'tt).
3'nfhrttment . . t 451
3nteQigcnj . . . . —
3ntfl!ia«njMättfr.
3nttUigenjcomplü(cf.
3ntcrbict .... —
3nt«effe . . . . —
3nf*trf|tct
3ntftffTant.
3nt*w|t«nt.
3ntmfftn»d;nuti9.
Snttrim .... 452
3n(frim (nug«fcurg.)
3nterlmi|rifd;.
3nterimi(licum.
3tit«p«tirtn .
3ntirpt«tiitton.
3nt«punctiott .
3nt«t>aH .... 453
3nt«vcntiort .
3nt<ro.-nitm.
SnteftotCTbfoljje
Sntiiguts . .
3nrrigumftü<f.
3nvalibm . .
SmxitfbfnbAuffc.
3nwntariura . . . 454
3ntHafut.
*3nt>«at» . .
3o . . . .
454
455
456
461
3ob . ...
3oblw.
3ob«.
3oittfdje 3nfefa .
3pt(afuanr>a . .
3t>r>iacnta . . .
3renäu& . . .
Srtne ....
Sribium ober 3rib
3ri8. ....
3r(anb ....
3"«».
3rmcnfäute ob« 3*
minfiU . . .
3toftfen . . .
3ronie ....
3«cnanfia(t<n obtr
3«tnt)6uf« .
3nli$t« ob« 3«»
«ifdie . . .
3r»ing (SBafbJngton)
•3«*ta ....
Sftnburg . . ,
3{iboru9 . . .
3f>*. . . . .
3«lanb ....
SSlinbifdjeS 37?ooä
3€mat(ittn (bit) .
3fo(atoren . . .
3roHttn.
Sfofotjon.
3foIlrf*tmtl.
• 38paf>art ob« 3§fafan —
tStalien 467
Staltemfdje Jlunfl, ii»
ttratur' unb SBif«
ftnfcbaft ... 473
Stton 476
462
463
464
465
Sob.
^acaranbßbelj
*3accabrotbaum .
3a*t ....
Sacffon (Ttnbttw)
3atobi (3eb. ® eorg
griebr. Atinr.)
3acotot (Soft .
Saab ....
3<ig«fprad)e.
3ogbrtd;t.
3asbjnUn.
3agbfrobnta.
3agbti<rb»d;en.
SagbfrrwL
477
478
' Saguar ....
3abn (Snebr. 8ub»
3abt ....
3«ibrt$jeiira . .
3afcbmtr . . .
3<lfobirt(rmÜ4f.
3afobint»mu«.
Safobittn . . .
3alapc ....
3a(aor»(nbt.
3a(apin.
3amaita . . .
3ani(f$artn . .
3i5iiirfdj.mmnu(tf.
3anfcntfUri . .
3Jnfcniu<.
3anuar ....
3anudriu$ (btr ^>t iligt t
*3onu8 ....
3antcubi<.
3öpan ....
3aquffic . . .
3at9on. . . .
3aSmtn . . .
3a<minj(.
3aoa ....
*3tannt bTlrc . .
Stbooa . . . .
3ena (®cb(aa>i bei)
•3trtn« (ebwatb)
3f nnr c'i'djt Gfätuk
3«trnia» ,
*3«idjo . .
3eri<f)o (Kcff wm).
•3«ufa(tm . . .
3<faiaS ober 3fai$
3tfuirtn . . .
3efu5 ....
Soadjimstbaltr .
3od) ....
3obatm (i>ap(re)
3obami XXn.
3obaaa XXIII.
3obonna (^lipfKa).
3obann obnt 8anb .
3o|sinn grtebnf^ I.,
Jturfurji o. &>4ftn
3obonn <Sobie$ft ober
3obann III, Jtt>
nig von ^>otcn .
3obann«< (bn Sotrfrt)
3obamir«jun«(t,
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3obanailta«.
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3obonnt« (bei '
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P Suittag« (We) . . .
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3*:3uÜu« ober 3*8 .
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p J^'SinqM (Skript obti
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— Äaffwgfbfrgt.
513 Xaff«r>.5u[>r.
— Äsfffttiommri.
— Jtarfrftn'jbli,
— Jtaff»ta>ixo<a&f.
— ÄaffrMflfaj.
316 JtaffKÜqucuc.
StaffttHi.
— JUffitfforup.
617 Äaffufucroaate.
•jtaffmt (We) . .
Jtaftan ....
— Jtain . . . .
Jtafnltra »in Sa
— fault«.
'Salto . . . .
618 Jtatfrr . . . .
— Äaiftrfcbnitt . .
— •JtaifrcSnKrtb (ba*
524
526
557
528
Jtambpfrt .... 537
•Jtamttl Qxtt) ... —
JUrndjitgt .... —
JtÄmittbaar.
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AanfmrrTfd)t<t.
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553
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Inhalt
Inhalt
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Äarpattn (bit) . . 567
'Jtarpfm .... 568
Aartätfdi« . . . . —
Jtarthago .... —
" «Kartellier . ... 569
Ambauferinnm.
Aartofftln .... 570
Aatvatibtn. . . . 571
Aafan —
Aafebmir .... 572
' AafAmirjtege ... —
Äafdjmlrftiarcl«.
JMfe ..... 573
JtdfemafTt.
Aifmiatte.
Aafünir 574
Aafianbra . . . . —
JCaffel -
JCafjTubcn . . . . —
'Aaftalia - . . . . 575
Äaftalifebet Duell.
•Aadanie« .... —
Aafleien .... 576
itafhiung.
Jtaft eu ..... —
Xajlcngr.fr.
Aaflot ml Vollur . 577
*Aefuat —
Aatafalf ober JErauen
geni|t .... 578
• Ätitafomben . . . —
K.u.inb . . . . 579
Äatarrbalfieb«.
Aatajler .... 580
Aataftrovbt ... —
Äatedbet . . . . —
Aateebtrenfcb.il*.
Jtatabeten.
Äatfchetif.
Jtatecbifatlon.
Ä.mdjumcnrn.
Äa.ed)i«mu8 . . . 581
A.t*cf)i«mu«pr.bia,ten.
Aatbartr ...»—-
.Kaibarina, bie Zeitige —
Aatbarina von uRebict —
Äatbarina I., Aaiferin
von ffiuglanb . 582
'Jtatbarina IL, Aaife>
rin von 9?ufjlanb —
Äatbetcr . . v . 584
Äatbebrale . . * . —
Jtdtbcter . . . . —
Aatbtttrifittn.
AatboticiSmu* . . —
Aotljolifcbt Briefe . 586
ÄdtttJOt . . . . —
Satten (bit) . . . —
©ei»
Aattun ober Gelten 587
Aatjbacb (©cblacbl) . —
•Äafct —
Aatjcnelnbogen . . 588
Äauf unb Berfauf . —
Aauffabrer ober Jtauf'
faVteifrbiffe • • 589
A.-. uff.ihiftiOortf. •
Aaufafu« .... 590
Xautafifcbe Pforten.
Äaufafifcfje ^roöinjen.
Aaufafittt.
Aaunit} (SBenjel Xn»
ton, giitfj .von) . —
AauriS 591
Aaufcber obet Aofdjcr —
Xegel —
Xegelfplel.
Aeble —
Xehlfopf.
•»cbtbtchf.
Äfh[fopf«fdjroinbfua>t.
Aeil 592
Aeilfcbrift . . . . —
Äeim —
Aeitb (3afob »on) . —
Aelth —
.Reiten obet Selten . —
Äevler (3ob ) ... 593
Xepler'fdj« ©efel}«.
Aetbel —
- Aeraie« 594
Xetmefbecmt.
Äermedlad.
* Aembei&er .... —
Aettenrecbnunp, . . —
Xerttnregel.
Jtittcnf.iE}.
Atfeet Ober #aretifer 595
AeuAbuflen ... —
Abalifen unb Äbaltfat 596
Aban 597
**m _ •
Aiel 598
Xfelbolen.
Xietbetr.
Xieltecbt.
Äielreaffet.
Aiemen .... —
Stiefel -
Xfefelerbe.
Äinbbettftebtr ... —
Xinberfranf beifen . . 599
Ainbermorb . . . 600
*.Rinfaiu . . . . —
Jtiosf 601
Aipper unb SSBippet —
Aircbe —
Äifd)fngefdj(djtf.
Atrdifnialjr.
Xircbrnagrnb«.
Xircbenbiener.
Airdjner.
Xirtbetworfleber.
JtirebratKitcr.
Jtrftbenbeamtin.
A(rct)*nfprrnge..
Xirajfpitl.
Jtfnbfabtr.
Xittbengut.
Äitdjtnwtfaffung.
Xfrcbentegimtnt.
Xirtbenaewalt.
Airtbenacfetje. >
Xirdienftrafe.
AircbcnfreDel.
Xtrcbenraub.
Äird)inft})iintung.
Xtrcbenmuftf.
Xinbrnaefana.
Airebengang . .
Aircbenfva.tung ober
<3&i$ma . .
Atrcbcnftaat . .
Jtircbtnväter .
Aircbrocibc . . .
X.rmtf.
Jtircfcm.ffc.
* Jtirgtfen . . .
Airfcbbaum . .
Xirfcben.
Xlrfebwaffet.
Xirfebbrann tTM.lt.
Xttfcbfpfup.
Jt.tfd)bat|.
Xirfcblotber . .
XitfcbtotbtttU.
Äitfttilorbetipaffer.
Aiffmgm . .
Aitjtl . . .
•Jtlangfifluren .
* Jtlapperfcblanae
AJauenfeucbe .
Alaumrceb.
Atuu.nfrrb*.
Äleber (3ob. Baptift)
Älee
Jtleinfinberfcbulen
Aleid ((Sroalb Sbrü
fhan »on) . .
Aleid ($einr. ton) .
Aleid Von 9?oHtnborf
(Smil grieör.,
©raf von) . .
Aleopatra ....
AleruS ober Alerifer
€eit«
«1
61
605
606
608
609
610
611
612
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614
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Jtttma . . ,
Alinit . . .
•Alo»ßotf . .
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Xloderffittbrn.
Jttodeifajufcn.
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ÄnaUqa«.
XnaUuft.
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JtsaüfilbtT.
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AnoUpalBtt.
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Sriebt. 8ubwig,
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JtiMHbfflfrtie.
Jtmxbinfett -
Äncdi.nJjaut. '
Änocfj.nmcbt.
5tnoeb/n(ob<e.
Anocbenftaf, Anp<ben.
faule . i .
Änorpet . . .
Jtnorpe (baut.
'Anotch ...
Jtnottnlink
*Anor (3<>b.) . .
Anute ....
Anütkloerfc . .
Aobalt ober Aobott
Jtobattorfb.
A«bi obet ©obi
'Aoblenj . .
Äobolbe . .
Acburg . . .
'Aocbfund . .
Äodjbücbft.
Äodicfm ober XM^nk.
AoebfaU .... 6*
Aobl B29;
jtobltübtn.
Äcblrabi.
*Aoblbaum . . . - -
Xobte 6»
jtob(mfb(T.
AsbUnSHs.
Jtibbr.
Aibfrtglaube.
Äoblmfatbt.
JtobbaficbMi|.
623
624
6£
62(
er
Inhalt
eti* e<iu
Äoflcrt . . . 664
■Stobfenfduw. Jtorbe obft 5tatt>e . —
orfelSWrn« ober Äott>fafy«. .
gtföMrner . . 632 Äotbtn ob« e<u>
olibti — fotb«.
oltf — itotburn . . . . —
6ln 633 Jtob^bue (Bug. griebr.
5tötn(f«^6 SBafT«. gerbtnanb ton) . —
oloß 635 Äofcibu« (£tw von).
Äolof oon SRbobu«. Äo&tbtu (Üflorlö o«n).
Äoloffen. itraft . ... . 665
ometen .... 636 £raftm»fj«r. .
Äometenfucbet. 'Äräbtn (bie) . . . —
lomifd) .... 637 Ärdbenaugen ob«
lomnenen .... — Jörccbnüfie . . 666
Jtomnmu« (Dauib). Jtrabn ober Sttan . —
jtomneit (©fiwtrlu«), Ärabntrt&t.
ton<fü<tfe . . . — Jtrabngtlb.
Cönig 639 fÄrofau .... 667
itönfgrticb. jtruft ober ©eepolpp —
jt6ntgli<bt 8b«nr«$a. Jtrammetfeögel . . —
Königsberg ... — Jtrampelnober Jtrerapeln —
tinigSmarf (Sßana ÄrJmpelniafajinf.
tfurora, ©rißn) — £ram»f .... 668
lönigÄftubl ... 640 'tfranacr; (BufaS) . . —
limgflein .... — Äranid) (ber) . . . 659
Ptonrabin t>. ©cbwoben — Jtranfenanftalt, Jtran»
ftön|lan»itt (Qaiuä 8l<u fenbau« . . . —
otu* BaleriuSÄu» Äranfbeit .... 660
teltu« ßtaubiu*), JtranfbdWanlagen.
t6m. Äaifa . 641 Jträfce . . , . . —
ftontfantinopel . . 642 Jtrd&mllbe.
Ronftanj et er Jtofhü(j 646 Jtr&utct .... 661
Jtopal — Srdutrrfanb«.
Jtopefe ob« Äopeifa 646 itrebä, JtrebSfciaben —
Jtopenbagen . . . — •£rtbft ...... 662
Äoperntcu« ORifolau«) 647 Jtrcbilfeine.
Jtopffdjmerj ... — JtctMaugen.
JCopten 648 Jtreibc 663
ÄotaQen .... — Jtrei« ober Girfel. . —
Äoraücninfflrt. Ärettlinit.
Äoran 649 5trrt« flddj«.
JCorfu ..... — Äreofot . . . . —
Äorintb .... — JhtcfotwüjT«.
«orintbif«*« ©du. Äreff« ..... 664
lenorbmmg. jtretinen . . . . —
Jtorintbrftbt* <?rj . 660 Jtreutb ..... —
Jtönur (Sbeobor) . — Jbftt| 665
Äirnertftdj«. JtttujetVrfinbung.
. . — ÄHujrtrrbÄbunfl.
. . — Ämijf<blagm.
Jtrtaj (in ber S?a»
Äirperfcbaftcn ober tbematif).
Corporationen . 651 Äteuj (in b« Sftufi!).
Jtorfar — Jtroijen (boJ) . . —
■Äoroei 662 Äreujrt. . ... —
• Äofarfat ober Jtafacfen — MCreinotter . . . .
'Äofciu«jfo(a$abbau«) 653 'Äreajfanabel . . ..
Grift
JtrenjtrAgeroberÄreuj.
brüber ..... 667
Äreujbamin..
Äreu^jüge . . . . —
Äwujfabrer.
Jtrieg ....
ÄtifaäfAauolah.
Xrttgtt.
Ärlfgerflanb.
ÄrUgf&bnmg.
Ätjrgtfunfl.
Ätif3«roiffenf<baffio.
Äricct<acf<bi
Ärieg«brauc&.
ÄriegSgefangene.
ÄriegSrnafcbmen . . 670
Jtriegöföiffe . . . —
Änfe —
.Klint ■■>»*« —
Äritifa|ter.
Jtrittfer. •
Äritifdj.
.Kroatien .... 671
♦Jtrobo ober ©ater . —
•JtroFobile
Krone ..... 673
Jtrone (eiferne).
Ätcnunq.
Ktongüttr.
ÄroHbomainn».
Krondmtir.
Ärontbaler ober Äronea —
Jtro»f —
JCröfiK ober Jtroifo« 674
Sttitt —
Ärua (ffittb. SEraug.) 675
♦Änjftan« . . . . —
676
füg«.
XrcfMbitbung.
ÄrpflaUifaticn.
ÄrpjtaafpfUrae.
jtrvflaKograpbir.
Äupfd»e ©c&rift ,
Äuflel —
jfugtfflilcbt.
Jtugtibrtird
Jtubpocfen . . . . . —
Äubretben ober Jtub'
reigeo .... 677
—
CMM
•Äutin (S*(a(bO . 678
Auntmel .... —
JtümmtloX
JtuhcrSborf (€cbhKbt) 679
Äunigunbe, bie 4>*Utge t-
Äunf —
Äünfllfr.
Xunflttnurr.
Äunflfritf«.
Äun(ig»rct)maol.
5 u ml 'd?u uvi.
JJunfiafabrmifit..
Äunflteifcn.
jtun|h>tr<iDt.
Jlunfhuort.
Aunflfpraobe.
Äunfltrifb.
JCunjtfeuer .... 680
Jtuni »on Häufungen —
Äupfer 661
Äupfccglanj.
Äupferfietf.
S u Dt t r B u i u c
Äupffrfcbifftr,
Xupftrarcbt.
Äupfetbammetfiitag.
iCupfftrofl.
Äupftroftriof.
Jtupffrgtfcbirt. .
Äupferfiecbfunjl . . ~
Äupftrfitcbec
- XupftrbrucrtT.
Äupf»rbtU(ffrprfj^r.
Äupfftflio^mapb inen.
Jtuppel . . * . . 682
Jluppeld .... —
JWtrajJ —
Äürsffiett.
Äfirbif 683
«brbl»mu6.
..... —
iturfurflen .. ..... 684
Jturtanb ...... —
Jtutufoff (Soleniefcbt.
fäjeff ... . . 686
-Rur —
Jturfywn .... —
' Jtpau (friebr- SBUb.,
^reiben oon) . . —
Jt^ffbäufer ... —
Ävffbaufen.
Äpna^_. ..... .
ldi
Ate
&
ßaboraformm. . . 686
gabrubor ober 3?cu;
Britannien . . —
gibraborffcin.
gabprintb, - . . . — •
gdd&erliep .... —
'tad)6 ob« ©ahn . —
gacb«fmb.
£jd>#fau).
Latfcter 687
gacbterjoll.
gaebtrrfebnut.
gaef ebet Stufftmfß . —
eräte
fc\i(fbo«.
gatHrea.
?adHrt* SBoarra.
gaefmut? .... 688
gactrnuitinetut.
gaetmutpapter.
gabogafee . . . —
Sabogatanal.
* ejfapettc (©Ütert fflot»
tier, TOarquiS be) —
Lafontaine (3ean be) 689
Lafontaine (flug. Äeinr.
3uliuS) ... 690
gager ..... —
Sägern.
Sago maggiort . . —
•gagrangt (3of. gouf«) —
gapmung .... 691
gafcn —
gaien —
gaienbeubfr.
gaitnfcbtttftetn.
gaienptfeftft.
£aicnpfntnt*.
Pafenprdbmbf,
•gama (baS) ... 692
gamartine(2üpbonfe b«) —
l'ampen —
»gampreten .... 693
gancafler'Ö unb JBeU'S
2Retpobe . . . —
ganber (Kicbaib) . . —
•fcmbrt —
Vanbe Somreifutig . . 694
Sanbfriebe .... —
ganbfritbenftbauprmaitn.
ganbgtaftn .... 695
Sanbgut .... —
ganbfatten ... 69«
£anbratb. .... —
©eite
?anbcntb«coUcg(fn.
Sanbretbt .... 696
ganbfcbaft .... 697
ganbroirthfebüft . . —
Janobau.
8anb»irtbfd>iift«fdiu[rn.
eanbmittbf4oftl(a>
£fbranfhltm.
gangbein (Äug. griebr.
Cm|t) .... 698
ßänge unb Sreite . —
tjngtnbuuju«.
eanjen 69J9
{anjenbrnben.
ganjtmdjti.
8anje (briliae).
Sangenfefre.
Jonjette.
•gaofoon .... —
Sapeproufe (3ean grancj.
Sataup be) . . 700
ftjptbarftbrift » ♦ . 701
gaptbacjirl.
* gaplace (f)ierre Simon,
SJfarqui« be) . . —
•gapptanb ober 3a>
meknb ... —
Sappen.
garen 703
Satarlm.
tm.
garoen —
Sa« (Safe« (Bartol. te) —
Safirtn —
gaft . -
Saftfgfeft.
gaffgelb.
gajter —
eaflftbaftigfiit.
gafurRein ... £ 704
KafutbUu.
gdtare ..... —
gatour b'fluoerqne
(Xbeop^tle »Kalo
(Sorret bc) . . —
gatti<$ —
gauberputtenfefi . . —
gaubtpalei . . . . —
gauo> ..... —
gauenbutg —
gaun« . . . . 796
Sinniger SKtnf*.
gaurtntiu«, ber fmlige —
giufe —
g<5uf<fu<$t.
gduftfranfbeit.
gauftfc (jDbet» unb
«Rieben) . . .
gaute 706
«rite
Läuterung .... 706
•8ao«tet(3ob.Jtafpat) 707
Sawnbtl .... —
gaBenbdaelft
fawnbtlfpieitu«.
SavenbeiiM.
Saoinen 706
gabiren —
•gaboifier (Xnfon 8tftt«
tent) . . . . —
gajari|ten .... 709
gajantS . . . . —
rajanrterben.
gajaretbe.
gauatoni (bie) . . —
geben —
gebtntbtfcbrribuna.
ober SSiograpbie.
gebenabtfdjrriber.
gebeKtbauer.
gtbenfelter.
gtbenftwrtfngmtngt;
fünft.
g*ben«»erfi<$«rung . 710
gebentäctie.
gebentrente.
gebet 711
MattOL
grbetfiedm.
geebfefl) . . . 712
M -
gecten.
SeJafffc
Sectagle.
gebet —
gefibw (gtan* 3©f.) 714
gegal —
gegat obetJBetmdtptnfß —
gegatar.
Segate» ..... —
Legati missi.
Legati a lattwe.
Legmti lurti.
gegenbe .... 716
trambt (golbene).
gegionen .... —
gegiren —
«tginmg.
gegirimitat . . . . —
gegttitn.
gqitimirtn.
grgititnation.
grgitimiften.
•geguan (b«t) . . . —
gebm ..... 716
gtbmfcbtnbrln. - 1
ge$n8»efen .• . . 717
geb/it. *
«♦bn«berr.
£rhn«fanj[<f.
«ttjobrief.
gtbnftttiibning.
gebnfolseorbnuag.
Jebn«f*u(b.
grbRv^iimnu.
gfbniparbOB.
ge^rgebitbt ....
St<beigenfa>aft . .
gribriane.
gribbrrc.
g<ibgtbinge( geibgut
ober getbjncbt .
geibnüi (®orrfr. ffiitp.,
graberr von)
geibicnte ....
geietfter (8? ob. 2>ub»
iei), 9raf oon) .
gnebbom ober ^>üt>*
nerauge . . .
•gtiepenbaufet . . .
gtibenftaft . . .
Stier ober gpra . .
grinfafrn.
•geterfa>toanj ober g^ra
gf ibbanf ober gtibbäuS
geim ....
gtinpfabe . . .
geinn)anb, geinen,
ginnen . . .
gtfimaBbfabrifan'ott.
gtitmanbbanbeL
•geipjig (©tabi) .
Sripjifl (Siebten bei).
Scmberg . • <
gern uren . . ,
Setnurien.
gendo* (Xnne, genannt
9hnon be) .
geo (1>4pjle) . .
?eo L
gt» m
•geo X. ... ,
geon ....
gwniba«, JUntg Pen
Sparta • <
geonlbden.
•gtoparb (btr)
*gtopolb L, Äinig bei
SWgttT . .
geopolb L, Jürfl m
Xnbalt>2)effaa .
•geopotb (Jtarl grieb--
ri*), ©rofberjog
oen £«btn° .
geopotb IL (3ob. 3?.
fepb eT^nj WS
nanbÄart, 8r*f.
borjog oon 2o*t»no
6
7-.'
73.
72
715
731
7»
73J
tetn * t • i •
ttr. taat&.
- W«r . .
W
H
tr gmtbtn
Sss gtoantt .
• 8 ! titcn .
b 8«vfc<n •
te ftwntn .
fes Ebanon
^Rbatton
ic üben .
^tflbeUm . .
Zu glbwallult.
jL;8ifr«ta* .
gibuffa . •
gi«ntiat .
rl gtantiaöK.
,J?»*t. . .
1 gitycnbtra, (ffutfltn.
'S
tS.
M $um)
- H? ltnwtibt • •
«tbe ....
«ebrtbofe .... 744
M K,be«mabt« ob.agajxn —
737
738
glnbfnMütnwfT«.
ginbtoutnt ...
ginit ....
tfinicni eptne -
'ginnf (Äarl son)
«nfe .
8inj
7W>
739
740
tipan.
ttiwc ((T
giw*.
742
743
Bis« Xufltat . .
♦giffabon . . .
gitanri ....
LbfcjMtkt. •
• • *
* •
• * •
einbauen
gitbiurn
giturgit
. 751
. 742
'. 753
. 764
. 75*
1
3ß; *• *
8*t . . .
53a ! .
gotbrinatn .
• goto* ob« gotuS .
goticrit . .
. 767
gottc.
«ott<r(i<co«.
gouten ob« gflubon
(©ibeon Gmfl,
juibtti ton)
gouisbot . . . •
gouilncuf.
•Wir«
giootuaff».
gönxafipf».
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•«»tri (Stabt)
gototnilrin . .
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767
768
769
770
771
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JBaictn ... 779
•gubwig II., ©refib«»
jog oon $*fTö» . —
bnm (ffiiib«im
gntbt.), ganbgraf
Mit $tfftru$omburg780
Suft -
guftbaüon . . .
•guftyutn»« . . .
•guftfoitgelungm .
gugo« .... •
*guife,.Äontgm ton
$rtufi<n . .
tvfat ((frangdift)
gunfle ....
gungmptebt.
guointn . . «
guthatten . . .
•gtitt)« (Martin) .
gütti$ ....
güjtn (g*ta*tm btt)
güfce» (S3aron oon)
SJÜ6CTT i\1yi Gero«,
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jogtbum) . . . — r
guwmturg (gtaM).
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