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Full text of "BilderConversationsLexikon für das deutsche Volk"

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SJerfeettuttg  aemetattüfjiöet  Äenntnfffe  tmt>  jut  Untergattung, 


Zweiter  6an> 
F-Ii. 


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S3et8*icf>ni§ 

Der  sunt  smeiten  SBanbe  gef)6renbcn  ßanbfarten. 


3>aS  ©ebtet  bec  freien  <Stafct  ^ronffurt  am  SRam,  nebfl  ber  Vnft^t 
ber  ©tabt  fttantfutt  am  flWatn. 

Saft  Ä6niareidj  ^tanfreid). 
£>a<5  Ääntareicf)  ©riccfccnlattfc. 

Da«  Gebiet  ber  freien  Grabt  QamlmtQ,  mbfl  ber  Änfidjt  ber  ©tabt 

2>aS  Äurfürfhnrtjam  Reffen  s  Jlaffel. 

2)a«  <Srofl;er.j08tr>urn  Reffet!  *  &armflafc. 

JDie  Sfürjtentyamer  «^o&enjpnctii  s  J$ec!>{n$en  unb  $or)eit)0tteab 

(Stigmcrnngeit. 
Stetten. 

Die  ©ebiete  ber  freien  Stdbte  SUütaU  unb  Süberf. 
Die  Wurficntfiumer  Sippe  ■  SEctmolfc  unb  38<itoc<J. 


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Sabd  tfl  eiiw  erjahtung,  in  »tlcher  meifteng  Sf>t«re  re* 
..ab  unb  honbelnb  wie  SRenfcben  aufgeführt  »erben,  um 
:  .  Jtnb  eine  fctbre  ber  gebenSweigheit,  einen  Sittenfpruch 

te  fogenanntt  SRoral  ober  Hnwenbung  ber  gabel)  ju 
r:ran{c$autidxn.  Äierbei  »erben  bann  bie  h«roorfted>enben 
(rigenfebdfien  ber  altere  alS  Gharaftere  benufet,  »ie  bie 

rvuibeit  beg  guchfeg,  ber  5Nutb  unb  Ebel  beg  göroen, 
tu  Dummheit  beS  efelg  u.  f.  w.  Schon  bie  Elten  haben 
Vibelbichter  befeffen,  unb  ber  griecr;.  dichter  ^tf op  (f.  b.) 
:'i  noch  jefet  fafl  fprüdjwörtlid;  Durch  feine  anmutigen  unb 
.  :jhfidjcn  gabeln  befannt.   2fber  aud)  »ir  Deutzen  ftnb 

•  *  an  eigentümlichen  gabeln.  Namentlich  hat  r>*  bi« 
Satire  (f. b.)  ber  Säbel  btbient,  um  an  ben  Shitren  bie 
^cr>UT  entweber  ber  SDtenfchen  überhaupt  ober  beftimmter  ?)ers 
fenen  ju  geißeln.  Die  größte  unb  trefflichfte  Säbel  beftfcen 
wir  in  bem  urfprünglid;  in  nieberbeutfeher  SRunbart,  fpiter 
;:^bcutfch  »on  ©etbe  bearbeiteten  „Sieinefe  guebä". 
3n  neuerer  3«it  ftnb  namentlich  gid;t»er,  geffing, 
Steffel,  ©ellert  (f.  b.)  unb  Bnbere  al8  gabelbidjter  aufs 

•  .-treten.  Da  in  ber  gabel  bie  gtyantajie  ben  unbefchranfte* 
ften  «Spielraum  bat,  fo  pflegt  man  im  Allgemeinen  alle  (&x* 
eiebumgen,  im  ©egenfaie  gegen  bie  SBirflichfeit,  gabeln 

nennen,  forote  man  bie  ©eftalten  ber  einbilbunggfraft, 
rwlcbe  aufgeführt  »erben,  alS  fabelhaft  bejeichnet.  ©ehr 
mit  Unrecht  werben  »orjugSweife  inhaltleere,  bebeutungSlofe 
frtichtungen  gabeln  genannt.  Vielmehr  liegt  tf  im  SBe* 
ftn  ber  eigentlichen  gabel,  eint  gjebeutunq  ;u  haben.  Die 
Tiittn,  unb  nach  ihnen  auch  neuere  ©chnftitetler,  nannten 
bie  in  einem  ©cbaufptele  bargejhüte  ©efchicf)te,  bie» 
mochte  nun  eine  hiftorifche,  mnthologifdje  ober  rein 
<m$  ber  sphantafie  beg  Dichters  h'tvoraegangene  fein,  bie 
gabelte*  Stücfg^  benn  jtbeS  Äunftwerf  foH  eine  tiefe, 

/abtue  Cunrtator,  b.  h-  b«  äauberer,  mit  bem  gan* 
Namen  &uintuS  g.  SRarimuö,  »arb  im  jweiten  Jtriege 
Körner  mit  Äarthago  217  x>.  tyt.  jura  Dictator  ge» 
s-ib.t  jegen  ben  fiegretd;  in  3talien  einbringenben  ^an> 
nibal  (f.  b.),  unb  wußte  tiefen  burd)  ermübenbe  ÜJlarfdje 
l":  Heine  Angriffe  fo  ju  fdjwichen  unb  aufzuhalten,  baß 
r:  tonen  $lan,  ohne  SBcitereS  9?om  anjugreifen  unb  fo 
bata)  »nen  Schlag  ber  $errfchaft  ber  Körner  ein  Cnbe  gu 
■Kfccn,  aufgeben  mußte,  g.  hielt  ficr)  auf  ben  fijergen, 
•ährenfc  4>jnnibal  in  ber  ebene  hinjog,  unb  ließ  fleh  in 
Wo»  6o)lacht  ein.  ©ie  fllömer  fagten  »on  ihm:  Cun- 
n'.o  rrstituil  rem  (burd)  3aubem  tat  er  ben  Staat 
Jtfötet;:  unb  nod;  ie|t  wirb  g.  alg  «Rufter  eine«  befon» 
«■m  gelbherrn  aufgeführt.  Sie  berühmt  unb  mächtig 
4b  überhaupt  bie  gamtlte  ber  gabier  im  alten  Korn 
>Mt,  geht  barau»  h«ror,  baß  480  ».  Ghr.  306  gabier, 
«  mt  ©pi|e  öafo  gaWua*  in  ben  Ärieg  gegen  bi« 
«te.fcro..e<r.  U. 


»ejenttr  3ogen.  ®ie  fielen  «He  burch  einen  #interh<»tt 
ber  geinbe. 

/abrikrn  ober  «Ranufacturen  h«f«n  Xnjlalten,  in 
»eichen  burch  gefchiefte  SBertheilung  ber  Arbeit  bie  fBerfertigung 
ac»iffer  SBaaren  (gabrifate)  im  Örcfutt  auf  bie  möglichjt 
fchneüfle  unb  befle  SSeife  betrieben  wirb,  eigentlich  h«ßt  (tat.) 
gaber  ein  <5d>mieb,  gabrif  alfo  eine  Sd&miebewerfftdtte,  unb 
SJIanufactur  bebeutet  eine  SBerffiÄtte  für  ^anbarbeiter,  unb 
man  foQte  baher  nur  folche  äBerfjtdttcn,  wo  Jammer  unb 
geuerin  Xnmenbung  fommen,  gabrif en  nennen,  nicht  aber 
j.  fö.  ©trumpffabrif  für  ©trumpfmanufactur  fagen.  ^uch  hat 
man  jwifcr)en  gabrif  unb  2Jlanufactur  fo  unterschieben,  baß 
in  jener  burd;  SNenfchen  unb  9Rafthinen,  in  biefer  nur  burch 
üERenfchenhanb  gearbeitet  werbe;  toeb  wirb  im  gewöhnlichen 
Sehen  fein  berartiaer  Untcrfcbieb  ftreng  feftgehalten.  Die  S3er> 
theilung  ber  Arbeit  in  ben  gabrif  en  geflieht  fo,  baß  jeber 
einjelne  %f)til  ber  h«iufieQ«nben  SBaare  befonberä  gearbeitet 
wirb,  fobaß  berfelhe  Arbeiter  fortmjtjrcnc»  nur  ein  unb  benfel- 
ben  Sl)eit  hcr^rfieiicn  hat,  worin  er  es  benn  natürlich  -u  tu 
ncr  großen  gertigfeit  bringen  muß.  Daher  fommt  ti,  baß 
eine  gewiffe  Xnjatjl  gabrifarBeiter  siel  mehr  leiflen  atö  ebenfo 
biele  J>anbwerfer,  bie  fict>  jeber  einjeln  mit  Jg>erflellung  berfeU 
ben  ©acbe  befd>aftigen.  Da  überbieg  bie  gabrifarbeiter  einen 
weit  geringem  Sagelohn  erhalten,  als  ber  einzelne  £>anbwer; 
Fer  verbienen  wiQ,  unb  }ur  S3earbeitung  im  ©roßen  bie  rohen 
Stoffe  in  großen  JQuantMten  angefchafft  werben,  fo  fönnen 
bie  gabritherren  (gabrifanten,  aÄanufac tu riften) 
ihre  SBaaren  beiweitem  billiger  unb  in  SBe^ug  auf  93ear: 
beitung  auch  beffer  a(§  bie  ^anbwerfer  liefern.  Dag  ga.' 
brifwe'fen  ifl  burdj  ben  in  neuerer  3«t  fo  außerorbentlich  »er= 
»oafommneten  SKafdjinenbau  noch  ungemein  erweitert  unb 
berbeffert  worben.  Der  S3orthei(  ber  gabrifen  ift,  baß  fie 
einzelne  bereichern,  bie  SBaaren  wohlfeil  unb  Daher  auch 
ben  armern  (Stoffen  zugänglich  machen,  mithin  überhaupt 
bie  iBefriebigung  ber  ©ebürmiffe  auf  angenehme  Hrt  erleide 
tern;  ber  SRachtheil,  baß  fte  bie  ^anbwerfer,  bamit  ben 
aebtungöwertben  3Rittel(lanb ,  ber  ftch  überall  burd;  ft'ttlidje 
Xüchtigfeit  vor  ben  übrigen  Stänben  auszeichnet,  brüefen 
unb  oerarmen  machen  unb  bie  gabrifarbeiter  burd)  bie  <£in< 
förmigfeit  ber  Xrbeit  gewiffermaßen  ju  STOafchinen  h«a&= 
würbigen,  welches,  wie  bie  Erfahrung  gejeigt  hat,  jur  Sßm 
mehrung  ber  Sittenloftgfeit  in  biefer  (Stoffe  beiträgt.  Durdj 
baS  Umfichgreifen  beS  gabrifwefenS  werben  aDmilig  bie  bün 
gerlichen  Sierhältniffe  gänjlid)  umgefehrt  werben,  unb  fo  fetjr 
ber  »lachtheil  ber  gabrifen  burch  »a8  einführen  Der  3Ra> 
fchinen  für  ben  Äugenblicf  gefteigert  worben,  inbem  eine 
SDienge  Arbeiter  baburch  na^runggloS  geworben,  fo  ifl  bod? 
grabe  »on  ben  fWafchinen  eine  neue  beffere  ©e(ialtung  bei 
bürgerlichen  gebeng  ju  erwarten,  inbem  burd;  fie  bie  gro* 
ßen  öortheile  ber  gabrifen  noö)  «höht,  bie  bemoraliftren. 


C 


Faqade 

ben  golgen  ober  ^rdgtentrjetis  aufgehoben  werben.  Sic  im 
Äugenbtic!  einrretenbe  Jörctlofigfcit  ©njclner  wirb  im  ©an» 
«n  nur  förberlicb.  auf  bie  geizige  Sfegfamfeit  ber  S3olfer  mir» 
ten,  inbem  immer  neue  ßrtpcrbSqueUen  gcfucbt  werben  müf» 
fen,  unb  bei  4?erßeQung  aller  Äunjlprobucte  bie  hodifte 
XJoHenbung,  »erbunben  mit  bem  biUigjten  greife,  erftrcbt 
werben  mup. 

SacQÜJt  nennt  man  bie  2£tißcnfeite  eine:-  ©ebaubeö,  nament» 
lieb  bie*  ÄJorberfeite,  meldte  ben  #aupteingang  entbdlt.  Da« 
mit  fte  ben  Kegeln  ber  SSaufunfi  enffpreebe,  muß  fie  in 
allen  ihren  Steilen  ein  wobJgeorbneteS  ©anje  barftctlen. 
Jöreite,  ^>6r>e  unb  gange  muffen  ein  gehörige«  SkrbdltnijJ 
gegen  einanber  haben  unb  aüe  £bei(e  muffen  ;u  beiben  Sei» 
ten  »en  ber  SÄitte  ab  gleichförmig  georbnet  fein. 

Sat\t  b'ißt  baö  SRefultat  jeber  einfacben  ober  jufant: 
mengefefcten  aritbmetifeben  Operation,  wie  Summe,  «eft, 
5>robuet,  Guoticnt. 

Sachtin  ffnb  bie  befannten  großen  Sinter,  welche, 
ba  fie  ni*t  leicht  vom  SBinbe  auSgelöfdpt  werben,  auch 
SBinb  liebt  er  genannt  werben.  SÄan  unterfebeibet  nach' 
bem  Material,  auS  bem  fte  verfertigt  werben,  Äolj» 
facfeln,  SBacbSfacfeln  unb  $ecbfa<feln,  unb  bebient 
fi:b  berfelben  namentiieb  bei  fcfllicben  ©eleaenbeiten.  2>et 
©ebraueb  ber  gadeln  bei  Reffen  (gadf  elfeffen)  war  febon 
bei  ben  Xlten  eingeführt  Unter  anbern  hielten  bie  Athener 
ju  Cbren  bc§  gelbgotteä  $an  gacfelldufe,  wobei  e*  bar* 
auf  anfam,  mit  etner  am  Xltar  angejünbeten  gaefel,  obne 
baß  fie  crlofcb,  nach  einem  3iele  ju  laufen.  3n  ber  ebrift» 
liefen  Äircbe  würben  früber  am  beiligen  jDfterfonnabenbe 
garfeljüge  gehalten,  um  anjubeuten,  baß  aueb  in  ber 
größten  SEriibfal  baS  8td?t  ber  cbriftlicbcrt  Hoffnung  nicht 
»erlöfcbe.  3efct  finb  gacfeljüge  nur  noch  ««  ©ebraueb  bei 
gricbenfeicrlicbreiten  unb  um  auSgejeicbnetcn  3>erfonen  eine 
6bre  ju  erweifen.  JBornebme  ?>erfonen  pflegen  juweilen  noch 
gaiclträger  ju  halten,  welche  bei  Stacht  oor  bem  23a» 
gen  herlaufen  ober  herreiten  ober  hinten  aufRehen,  ebenfalls 
au  3  ben  dltefien  3eiten  fchreiben  fich  bie  Surfet  tan  je  her, 
wel<he  namentlich  bei  ^othjeitfeierlichfeiten  gehalten  würben, 
unb  auch  noch  in  neuerer  3eit  an  für|rlicben  £>öfen  bei  fol< 
eben  (Gelegenheiten  ausgeführt  werben,  über  bie  Sonnen» 
facfeln  f.  gönne. 

Sacon  irgenb  eine«  ©eaenfranbe« ,  namentlich  eine« 
JtunftcrjeugmffeS,  heißt  bie  äußere  gorm  beffelben  unb  ift 
baber-bei  ben  lefctern  inebefonbere  SDaöjenige,  woran  [ich 
bie  SWobe  unb  ber  gute  ©efdbmacf  geltenb  mqdben.  — 
Jaeonniren  bebeutet  überhaupt  gehalten,  formen.  Unter 
fa<;onnirten  SBaaren  aber  »erficht  man  ttorjugoweife 
Diejenigen  feibenwoüenen  Seuche,  beren  eingewebte  giguren 

ferablmigte  Umriffe  haben.  —  SÄit  bem  franj.  Äuobrutfe: 
a^on  de  parier,  bejeicbiTet  man  iebe  ÄebenSart,  bie 
nur  eine  äußerliche  »ebeutung  hat,  ohne  baß  auf  ihren  3n» 
balt  ©erth  gelegt  würbe,  j.  SJ.  ber  gewöhnliche  Äuebrudf: 
3br  geborf4mfter  Diener,  woburch  Shemanb  fich  jum  Die» 
ner  be»  Xnbern  machen  wifl. 

/acaimilr  (lat.,  mach  ähnlich)  nennt  man  bie  gerreuen 
Siacbbilbungen  ber  $anbfcbriften  befonberä  auSgeieichneter 
SPerfonen,  welche  barum  intereffam  finb,  weil  fich  in  ber 
Aanbfebrift  ber  Gbarafter  he»  «Kenfcben  auf  unmittelbare 
ffietfe  auSjubrucfen  pflegt.    2o  ift  e3  nicht  unintereffant, 


2  Factor 

3U  fehen,  mit  welcher  Sorgfalt  ber  fecb«jebniabrige  Sl* 
poleon  »onaparte  feinen  Kamen  unteraeichnete,  unb  ni 


anber*  bie  Unterfchrift  be«  Äaifer«  nach  ber  Schlacht  bd 

rCl50  Ltd  (3 11  d1  2  n 


Jaciov  ober  Soefficient  ^eißt  in  ber  ÄrithmeHf  jeb 
3abl/  bie  mit  einer  anbern  multiplicirt  wirb,  wdbrcnb  b« 
9?efu(tat  jeber  Sßultipu'cation  ba8  factum  ober  ?)robuc 
genannt  wirb.  25a  iebe  Sohl  ai?  bad  |)robuct  einet  SDtui 
tiplication  betrachtet  werben  Eamt,  fo  nennt  man  biejenigei 
Bahlen,  welche  miteinanber  multiplicirt  eine  befiimmte  Sab 
geben,  bie  gactoren  biefer  3abl.  Die  'MWun ,  welche  ji 
Sactoren  nur  bie  1  unb  fich  fclbft  haben  (n>ie  1,  2,  3,  5,  7 
u.  f.  w.),  werben  ^rtmjobien  genannt.  2>ie  gactorn 
einer  3ahl  finb  entweber  einfache,  b.  h-  ^rirnjahlen,  ob* 
jufammengefehte,  b.  h-  felbft  wieber  $robucte  anberer  3ab 
(en.  3ebe  Bot)!  ifr  baher  burch  ihre  gactoren  bioibirbar 
ohne  baß  ein  Weft  bleibt.  —  gactoren  heißen  auch  « 
ber  Faufmännifchen  Sprache  S3eoo0mächtigte  einer  ßanblung 
einer  gabrif,  Xuffeher,  ©efchdfteführer  ober  »erwalter 
Unter  gactorei  »erfleht  man  inebefonbere  unter  gactoro 
ftehcnbe  SGBaarennieberlagen,  welche  »on  ^aufleuten  in  frem 
ben  Sanbern  gehalten  werben,  fowie  bie  Aanbelsniebcr 
laffunaen  europ.  Stationen  in  fremben  SBelttbetlen,  wo  bicfi 
leine  Kolonien  haben ,  bie  unter  Xufftcht  ber  {Regierung  fli 
ben.  3hre  berartigen  9lieberlaffungen  in  Ofiinbien  nennen  cii 
^oflanbev  Sogen,  gactoreihanbel  ift  fo  viel  wie  Com 
miffionJhanbeL  —  öerwanbt  mit  gurtor  iff  ber  Xuibrud 
Factotam,  womit  man  einen  SRenfcbcn  bejeichnet,  be 
einen  Xnbern  mit  Rath  unb  Shat  in  ben  »erfchiebenartij 
ften  ©efchaften  unterflufer. 


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Fakir  J 

/aJur  (arabifcb)  bebeutet  urfpnbigüeb  einen  tfrmen,  weS* 
we$e«  tie  SRoncbe  ber  SWobammebaner,  bic  Derwifdje 
/f.  f  j,  mit  t iefem  dornen  bezeichnet  »erben.  Buch  bie  J8ü» 
£*nbcn  in  Ofrinbien  haben  oen  ben  bort  lebenben  Mohorn» 
mebanern  btn  9lamen  gafir  erhalten.  Diefe  beobachten 
bie  fntfagung  oon  allen  fmnlicben  ©enüffen  unb  freiwillig 
übernommene  jQualcn  als  einen  ©otteSbienfr,  ber  u)nen  ben 
Schein  bei  #eiltgreit  gibt,  Sie  legen  [ich  auf  Breter,  »oelcfje 
mü  Warfen  flagein  befefet  finb,  fefcen  ffefc  auf  ©aulen,  auf 
k.nem  qupe  iietHnc»,  oen  örrapien  oeroonne,  otm  Jüjener, 
ben  Stichen  ber  3nfeften  u.  f.  w.  au*.  Unfere  Xbbilbung 
jeigt  einen  folgen  ©ä)watmer.   Xuf  einem  ^üfjet  ift  ein 


Pfahl  errichtet,  an  bem  oben  eine  bewegliche  Stange  befe» 
ffigt  fß,  bie  nad)  oben  unb  unten  unb  feitwirtS  bewegt 
tmben  fann.  Tin  bem  einen  <5nbe  biefer  ©lange  ift  ein 
Seil  angebtaebt,  baS  einen  gtofjen,  eifernen  #afen  trägt,  ben 
ber  Büjäenbe  in  baS  gleifcb  baten  laßt.  So  wirb  et 
fgejogen,  jeigt  {Ub  Reiter  unb  wirft  Blumen  unter  bie3u» 


£  r .  w  o  d  f  i  *IX  Li  1 1  i  tri cfVä  Uf 

ialtfri  (ÜRarino),  auS  einet  twrnebmen  gamilie  ju  83e» 


,  batte  ftcb  al*  gelbem  ber  «epublif  Berbienfte  er. 
m  unb  würbe,  60  3abte  alt,  1354  Doge 


w»n  Sße» 

.11:4.  ©teno,  ein  junge;  $atrijiet,  beleibigte  ibn  unb  feine 
*3emabün  unb  würbe  feines  ©tanbeS  wegen  nur  au  rurjer 
©pingnipfhafe  »erurtbeift,  obgleich  g.  bte  birtefte  ©träfe 
foberte.  g.  wollte  ftcb  an  ben  »omebmen  (Nobili),  welche 
ben  Senat  bilbeten ,  rieben,  inbem  mit  Jöülfe  ber  SBoIfö: 
yertei  alle  an  (finem  Sage  ermorbet  werben  foUtcn.  Um 

Öt  Mc  ber  Ausführung  aber  würbe  bie  Berfcb w6rung  ent» 
,  unb  jwei  Sage  nachher,  ben  17.  Äpr.  1355,  g.  nebft 
ben  meinen  ÜJ?itfd> ulbigen  binaeridjtet.  Diefe  Begebenheit  ifl 
ow  bem  berühmten  engL  Dichter  Bpron  unb  öon  bem  gtan» 
wfu  Delapiane  bramatifcb  bearbeitet  »orten 

/atK  (3ob.  Dan.),  würbe  als  ©obn  eines  armen  $e* 
riifmmacb.  ers  1770  ju  Danjig  geboren  unb  ftatb  1826  ju 
<Sr  hatte  faum  notbbürftig  lefen  unb  febtetben 


Gelernt,  att  ibn  fein  Sater  febon  au«  ber  ©a)ule  nabm 
anb  in  feinem  ©efefafte  benu^te.  Der  lebenbigjie  Stieb 
M<b  tBiffen  bei  iljn  abet  nidjt  rub.en,  bis  it)m  fein  ßa» 
ta  bie  drlaubni^  gab,  [ich  ben  ©tubien  ju  wibmen  unb 
i^a  auf  bie  ^etrtfcbule  »u  Danjia  bradjte.  g.  bejog 
H88  bie  Unröerfitit  ^wlle,  um  Sbeologie  ju  ffubiren, 
5ai  biefe  aber  balb  auf,  um  ftcb  aUein  ber  ©ajriftlkU 
W  in  »tbmen.  Grr  jeichnete  ftch  balb  als  fatirifcf>er 
kr, auS  unb  erfreute  für)  namentlich.  beS  JSeifaUS 


I  Falke 

lenfte.  ©eit  1793  hielt  ffcb  g.  in  SBeimar  auf.  |>ier  et» 
warb  er  fieb  naö)  ber  ©flacht  bei  3ena  SSerbienfte  um  We 
©tabt,  welche  in  bie  QJewalt  ber  granjofen  fam,  unb  er» 
btelt  bafür  »om  ©roßberjoo  ben  Sitel  eines  gegationSratbS 
unb  einen  Sö&rgtbalt.  Die  grölen  Serbicn)te  um  bie 
SÄenfcbbeit  bat  ffcb  aber  g.  burö)  fein  eifriges  Bemühen, 
bie  ©ttten  nicht  nur  bureb  ©chriften,  fonbem,  waS  er  felbft  für 
ba8J)6bere  hielt,  burdj  JSbaten  ju  förbem,  emwrben.  Qt  war 
ein  mann  von  ber  innigfien,  wahrjten  unb  tbarigflen  gr6m» 
migfeit,  unb  mit  biefer  ©efmnung  fhfrete  er  1813  bie  „Se» 
fellfcbaft  ber  grennbe  in  ber  Stoib",  welche  ftch  jur  2fuf= 
gäbe  fteate,  »erwahrlofie  h"lf*bebürpige  Äinber  jur  €rler» 
nung  nü^licber  ©ewerbe  anzuleiten,  unb  fpäter  efne  ©chuU 
anftalt  für  »erwahtlojle  Äinber  (f.  fBefferungSanflalten) 
ftiftete.  S3on  1797—1803  gab  g.  ein  „Safcbenbucb  für 
greunbe  beS  ©cberuS  unb  ber  ©atire"  heraus.  „g.'S  cnSer» 
lefene  ©ehriften"  (3  fiSbe.,  8pj.  1818)  würben  »on  feinem 
greunbe  2tb.  SBagner  herausgegeben.  6rfr  nach  g.'S  unb 
©6the  S  Sobe  erfd>ien  g.'S  intereffante  ©ebrift:  „®ött)e  auS 
näberm  perf6nlia)en  Umgange  bargefleQt"  (gpj.  1832). 

/olke  ifl  ber  gemeinfebaftliche  Käme  einer  Slaffe  »on 
{Raubvögeln,  welche  ftch  tutet)  einen  metji  u on  ber  2Burjel  an 
aefrümmten  jDberfchnabel  auSjeichnet,  ber  an  ben  ©eitentdn: 
bern  einen  auSgefa)ntttenen  äatyn  t>at.  Die  galten  haben 
einen  runblicben  Jtopf,  eine  fnorpelige,  an  ber  fcharfen  ©pifce 
ifterS  gefcaltene  3unge,  Älauen  mit  fhrrf  gefrümmten  unb 
fmfeen  SMgeln  unb  ftnb  fleiner  unb  febwacber  als  bie  70>» 
Ierj  bie  SBeibcbcn  (tnb  größer  als  bie  2Rdnna)en.  ©ie  haben 


sssr 


ein  ungemein  ftbarfeS  ©eftebt,  baher  fteigen  |Te  t)oc^  in  ber  8uft 
auf  unb  fchie(]en  t>on  hier  plo^licb  auf  ibre  Beute  herab.  £u  ben 
galten  gehören  bie  SBetben,  JßufTarbe,  9Jtilane  unb  ^abiebte. 
BefonberS  ju  erwähnen  ift  ber  Cb  elf  alte  ober  Beij« 
falte,  ben  man  febon  in  frühen  3eiten  »ur  3agb  (Beije) 
abrichtete.  <Sx  jeichnet  ffcb  bureb  Älughett,  ©ewanbtbcit, 
©tdrfe  unb  ©cbneHiafeit  auS  unb  ift  an  feinem  ftarfen 
©cbnabel,  ftarfen  Beinen  unb  Älauen  unb  an  ber  ©rifje  ber 
glügel  unb  ber  ©cbwungfebern  ju  erfennen.  3u  ben  na-, 
mentlicb  im  Mittelalter  fo  beliebten  galfenbei)en  würben 
bie  galten  geahmt,  inbem  man  ihnen  bie  Xugcn  umhüllte 
unb  fie  bungem  lief.  Dann  lieg  man  fie  erfl  an  einet  am 
befefttgten  ©c()nut  auflteigtn;  balb  abet  hatte  ftcb  tet 


uiyiiizeo  uy 


Google 


Fall  der  Korper  < 

gafte  barem  gewinnt,  mit  feiner  »eure  ju  feinem  £errn 
utrücfjufebren,  et  t)6rte  auf  feine  gocfung.  SBenn  eS  jut 
3agb  ging,  trugen  bie  Säget  ben  galfen  auf  ber  gauft, 
bie  mit  einem  .feanbfcbub  utm  ©chufee  gegen  bie  JttaUen 
beS  galfen  bebeat  n>ar.  Der  Jtopf  beS  gaffen  »ar  »on 
einet  fogenannten  galfenf>aube  eingebüßt,  bie  abgehoben 
würbe,  fomie  man  ein  3agbtln*et  bemerfte,  SRit  ben  gaU 
fen  würbe  bamalS  ein  großer  £anbel  getrieben;  fte  gehörten 
ju  ben  f  oflbarflen  ©egenflänbcn  beS  8uruS.  SJomebme  iper» 
ren  gelten  eigne  galfen warter,  unb  befonberS  fd)öne  unb  ih- 
ren ^errert  wcrtbe  gaffen  rourben  mit  fo|lbaren  JpalSbänbern 
unb  SKngen  gejiert.  'Um  böcbflen  im  greife  flanben  bie  feite* 
nen  weißen  galten.  —  ©ner  ber  bei  uns  gemeinen  3ug»ögcl 
ifl  ber  umflebenb  abgcbtlbcte  £burmfalfe,  welket  einen 
roflfarbenen  Oberleib  mit  föwarjen  glecfen  unb  einen  gelb* 
licjweißen  Unterleib  mit  braunen  gierten  bat.  DaS  ÜRänn« 
t^en  bat  einen  afchgrauen  Jtopf  unb  ©cbwanj  unb  am  legrem 
eine  fcbwarj  unb  weiße  JBinbc,  wogegen  bte  SBeibcben  unb 
bie  jungen  einen  rötblidben,  bunret braun  gefärbten  Jtopf 
unb  einen  rotbraunen,  febroar j  aebänberten  ©cbwanj  ba» 
ben.  2fud>  ber  S^urmfalte  laßt  Heb  gdfymcn  unb  jur  3agb 
cuf  Reinere  Sbjerc  abrieten.  —  Der  »icl  größere  Jpüfj» 
nerbabiebt  bat  einen  bunfelafcbgrauen  Dberleib  unb  ifl 
unten  weiß  unb  quer  fcbwaTjbraun  gewellt  unb  geftreift. 
'Äuf  bem  ©ebroame  ftnb  fünf  bunflere  »änber.  Uber  ben 
Bugen  beftnbet  fich  ein  langer  weißlicher  @tricr> ;  ber  -cti-no-. 
bei  ijl  bldulidjbraun,  bie  SBacbShaut  fcbwärilicbblau,  in  ber 
SRitte  unb  am  .{Ranbe  gelblicbgrün  unb  bie  güße  ftnb  fchroe* 
felgelb  mit  febroarjen  Jtlauen.  Orr  macht  auf  #ühncr,  Jträs 
lien,  Sauben,  wol  au*  auf  junge  $afen  unb  Jpamffer 
3agb,  wirb  bafüt  aber  oft  auch,  »on  einem  ©erwärme  Jträs 
ben  »erfolgt  —  SRod)  gebött  bierber  ber  (Sperber,  ber 
oben  afcbblau,  unten  weiß  unb  geflecft  ifl  unb  im  SRacfen 
weiße  glecfen  bat.  2tn  ben  flBangen  unb  ©eiten  ifl  et 
ro(hotb  mit  braunen  SBeHenlinien.  25er  ©cbwanj  bat  fünf 
fcbwärjltcbe  SSinben  unb  ber  ©ehnabel  ifl  bläulich,  nach  bet 
©pifce  ju  fcbwarj,  bie  SBacbSbaut  grünlichgelb.  Qx  mact)t 
auf  tleinere  Sögel  unb  ©äugetfciere  3agb,  wirb  »on  Jträben 
unb  anbern  Sögeln  febarenweife  »erfolgt  unb  laßt  fleh  eben» 
falls  jut  Sagb  abrichten. 

Sali  ber  Jtötpet  auf  bet  Stbe  ifl  eine  Äußerung  ber 
Xiniebung ,  welcbe  bie  Grrbe  gegen  bie  in  ibrer  3ftmofpt;5re 
beffnblicben  Körper  ausübt,  überhaupt  liefen  je  jwei  Mx-. 
per  naef;  2Raßgabe  ibrer  SRaffen  etnanber  an.  Die  @rbe 
tfl  eine  unenblteb  »ieunal  größere  2Raffe  als  jeber  Jtörper, 
bet  ftet)  in  ihrer  2ftmofpbäre  beftnbet,  bat)et  bewirft  bie  ge* 
genfettige  2tnjiet)ung,  welcbe  jwtfcben  einem  foleben  Jtörper 
unb  bem  (Srbförper  flattfüibet,  eine  Bewegung  jenes  nach 
biefem  bjn,  wenn  nicht  ein  unübetwinblicbeS  Jpinberniß  biefet 
ffiemegung  entgegentritt.  Die  Jtennrniß  ber  ©efe^e  be8  gaH§ 
»erbanfen  wir  bem  berühmten  ©alilet  (f.  b.).  Die  gefammte 
2tnjiebung5fraft,  weldje  bie  (gxtt  gegen  anbere  Jtörper  au8« 
übt,  ifl  fo  in  ibre2Ritte  contentrirt,  t>aß  alle  faüenben  -Äor* 
pet  ein  »efheben  jeigen,  nach  bem  2Rittelpunfte  bet  ©rbe 
fieb  ^injubewegen.  Die  ßinie,  in  weichet  itgenb  ein  Ä6t> 
pet  fallt  unb  bie  alfo  überall  nacb  bem  SRtttelpunfte  ber 
6tbe  geriebtet  ifl,  beißt  bie  galllinte,  ober  bie  fenfreebte, 
lotbredbte  «inte  für  ben  $unft,  in  welchem  bet  faUenbe  tm 
per  bi«  Srbe  berührt. 


Fall  der  Körper 

Da  nur  benötige  Jtörper  aQetn  unb  fheng  ben  ©efe^en 
be8  gaQeS  gehorcht,  welcher  nicht  noch  burcp  eine  anbe» 
Jtraft  außer  bet  Xngiebung  bet  (ftbe  bewegt,  wirb,  und 
welch«  in  feinet  ^Bewegung  nicht  »on  einem  anbem  Jfir> 
per  gejlört  ober  gebtnbert  wirb,  fo  müffen  Serfucbe,  nwl 
che  jur  Verleitung  ber  gaDgefefee  bienen  foEen,  wo  mc^« 
lieb  fo  angefletlt  werben,  baß  bet  faQenbe  Jtörper  einuej 
bureb  bie  Ürbfraft  beflimmt  werbe,  —  baß  et  frei  falle, 
©o  fontmt  man  jur  Jtenntniß  »on  ben  ©efe^en  be$ 
freien  gallet.  Da  bic  uns  unb  aOe  trbifeben  Jtörpn 
umgebenbe  8uft  jeber  Bewegung  ein  Jpinberniß  entgegen, 
feftt,  welkes  um  fo  größer  tfl,  je  weniger  SRaffe  ein  Jtör. 
per  in  einem  je  größern  ßolumen  bat,  fo  bat  man  ga3> 
»erfuebe  in  einem  JRaume  »orgenommen,  ber  fo  »iel  <x\i  mög> 
lieh  »erbünnte  Suft  enthielt  Dann  ifl  bet  SBiberflanb  bei 
Euft  möglicbfl  gering.  Derartige  »erfuebe  lebrten  nun,  baf 
aQe  Jtörper  mtt  gleicher  ©efcbwinbtgfeit  fallen,  bat";  alfo, 
wenn  man  \.  IB.  einen  Dufaten  unb  eine  glaumfebet  »on 
berfelben  £6fce  gugleich  herunterfallen  laßt,  beibe  juglci* 
ben  jßoben  beS  ©efdßeS  mit  »erbünnter  8uft  berübren.  3e 
mebjr  bie  8uft  in  bem  ©efdße  »erbünnt  ifl,  beflo  beffer  ge= 
lingt  ber  5Berfuch.  äRan  lut  ferner  gefunben,  baß  jebet 
Jtörper  mit  junehmenber  ©efc^winbigfett  falle ;  je  langer  et 
fällt ,  beflo  gefebwinber  faDt  er.  Der  9taum,  ben  ein  fnu 
fallenber  Jtörper  wdbrenb  ber  ^weiten  ©ecunbe  feines  gaüc: 
jurücflegt,  ifl  breimal,  ber  in  ber  britten  ©ecunbe  juritet 

fielegte  fünfmal,  ber  in  ber  »ierten  ©ecunbe  jurücfgelegtc 
icbenmal  (unb  fo  fort  nach  ber  Äcibc  ber  ungeraben  3a^)len) 
fo  groß  als  berjenige  S?aum,  ben  er  in  ber  erflen  ©ecunbe 
feines  galleS  burebmaß.  J^ierauS  folgt,  baß,  wirb  bei 
gallraum  ber  erflen  gaQfecunbe  gleicp  1  gefegt,  ber  ganje 
burchlaufene  {Raum  nach  »erlauf  ber  jweiten  ©ecunU 
=  1  +  3=4;  nach  ber  britten  ©ecunbe  =  1-4-3 
+  5  =  9;  nach  ber  »ierten  ©ecunbe  =  1  +  3  +  5 
+  7  =  16  tfl;  unb  ba  alfo  bie  3ablen  ber  3eiten:  1,  2, 

3,  4        inS  £luabrat  erhoben  bie  Bahlen  ber  burcblau- 

fenen  iKhmxc :  1,  4,  9,  16....  geben,  fo  fagt  man:  bie 
burchlattfencn  {Räume  verhalten  ftep  wie  bie  Äuabrate  ber 
gaUjeiten,  unb  bie  3eiten,  wie  bie  Guabratrourieln  au4 
ben  {Räumen,  welche  »om  faOenben  Jtörper  jurüefgelecjt 
worben  ftnb.  Um  biefe  ©efe^e  beS  gaHeS  burcp  SJerfucbc 
barjutbun,  fobaß  ibre  {Riehttgfeit  inS  Äuge  fpringt,  i)at  Zu 
woob  eine  eigne  Bonichtung,  bie  fogenannte  gallmafcbinc, 
erfunben. 

SRan  bat  ferner  bie  genaueren  Beobachtungen  bat. 
über  angefleOt,  wie  groß  ber  {Raum  fei,  ben  bie  Jtörpct 
auf  ber  drbe  in  ber  erflen  ©ecunbe  tyreS  gaQeS  burcplau. 
fen,  unb  gefunben,  baß  berfelbe  etwas  über  15  par.  guf 
beträgt,  »ei  ber  »ollfommenern  ÄuSbilbuna  ber  |wyp 
fanb  man  übrigens,  baß  biefe  ©röße  nicht  überall  auf  bet 
(hbe  gleich  fei,  baß  vielmehr  in  ber  9läbe  ber  $o(e  bie 
Jtörper  cttoaS  fehnetler  fallen,  als  über  bem  Äquator;  unb 
biefeS  ifl  nur  babureb  erflätlicb,  baß  man  annimmt,  wai 
aud)  noch  burch  anbere  Beobachtungen  betätigt  wirb,  baß 
bie  jDberflacbc  ber  drbe  in  ber  ©egenb  ber  $o(e  näber  am 
SRtftelpunfte  ber  @rbe  liegt,  als  in  ben  ©egenben  um  ben 
Äquator,  baß  alfo  bie  (5t cc  feine  ooQfommene  Jtugel,  fon< 
bern  nach  ben  |>olen  ^u  abgeplattet  ifl.  SJemcrfenSwerth 
ifl  nod),  baß,  ba  bie  ©röße  beS  {Raumes,  welchen  ein  St&x< 
pet  in  bet  etftcn  ©ecunbe  burebfällt,  »on  ber  2Raffe  unfetä 


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plpfiir 


Fall  der  Körper 


23eÄrper5  abfängt ,  auf  anbern  £immeBförpern  «Ott  mehr 
jt«t»eniotr  9Jtafle  Wk#  0,e  entfprecbenbe  (Srößeeine 
jiltlBff  frm  müffe,  unb  fo  bat  man  j.  83.  berechnet,  tafj 
auf  tan  SRonbe  bie  Äorper  in  ber  erfien  ©ecunbe  nur 
fcimfr  brti  gup  fallen,  alfo  nur  ben  fünften  beS 
©tgttJ  surücflegen,  bureb.  btn  fte  auf  ber  erbe  in  ber* 
Ktbtn  3«t  fallen. 

Durcb  btn  Unrflanb,  bafj  bic  Äorper  fletS  in  fenf» 
rechter  SRicbrung  fallen,  glaubte  man  anfangs  bie  SBeroe» 
gung  ber  ©rbt  um  ibte  Act)fe  wiberlegen  »u  fönnen.  £>enn" 
wenn  bie  (Site  wirtlid)  oon  5B.  nact)  O.  mit  fo  gewals 
t-.ger  ©dbnelligfeit,  wie  bie  Ajtronomen  behaupten,  fieb. 
urntrebt,  fo,  febeint  et»,  müjjte  fte  unter  einem  fallenben 
St&vfn  gletcfcfam  binwegfabren,  fobap"  biefer  beim  fenfrecb* 
ten  galle  etwa$  weiter  weftl.  auf  bie  erbe  enbltcb  auffallen 
mufte,  al*  aefd>eben  würbe,  wenn  bie  <5rbe  ruhte.  9Wan 
fleUte  Ine  genaueren  XJerfucbe  an,  ob  bem  fo  fei,  fanb  aber, 
bafl  bie  fallenben  Äörper  md>t  allein  niebt  gegen  23.,  fon; 
txxn  vielmehr  um  ein  SBenigeö  gegen  £>.  abweieben.  £)'\t> 
fer  raerfwürbige  Umftanb  fanb  balb  feine  ertlürung  unb 
»irrt«  nicht  ein  JBeweiS  gegen  bie  Drehung  ber  erbe  »on 
SB.  nact;  JD.,  fonbern  bet  fcblagenbjte  SeweiS  für  biefelbe. 
6*  fli  eine  erwiefene  S£batfact)e,  bajj  @egenftdnbe  auf  einem 
bewegten  Äörper  bie  ^Bewegung  biefeS  Äörpcrä  mit  anneb» 
men.    SSirft  man  j.  25.  auf  einem  fdjneUftgelnben  Schiffe 
einen  Sali  ftnfrecbt  in  bie  $öbe,  fo  faßt  er  nicht  in  baS 
ucr,  weil  baä  ©ebiff  unter  ihm  wcgfegelt,  wäbrenb  er 
cer  gufr  ift,  fonbern  er  fällt  wieber  auf  ba$  ©ebiff  ju» 
:sd,  »eil  er  auger  ber  ibm  ertbeilten  SBewegung  auch  noch, 
bic  forttilenbe  {Bewegung  beS  ©c&iffcS  bat.   2tt>nlict>cö  ftn* 
tet  aucr)  in  JBejug  auf  bie  erbe  jlatt;  ber  faüenbe  Äörper 
wirb  alfo,  flcts  bte  erbbewegung  tbeilenb,  niebt  weftl.  ab= 
Beuden,   ©teilen  wir  und  ferner  einen  hohen  unb  einen 
meJbrigen  $unft  auf  ber  erbe  cor,  j.  85.  bie  ©pifje  eines" 

H)  nrmeä  unb  ben  gufj  beffelben,  fo  bewegen  fieb.  beibc  bei 
bet  Xntbung  um  bie  erbaebfe  in  einem  Äreife;  ber  weiter 
Mit  ber  erbaebfe  entfernte  .Körper  betreibt  aber  bei  biefer 

I)  rt$ttng  einen  gröpern  Äreii  in  berftlben  3eit,  in  welcher 
ttt  tiefer  liegenbe  ^Junft  einen  fleinern  Äreiö  burebläuft; 
»olglicb  ifl  bte  ©cfcfjwinbigfeit  be5  r)6t>errt  fünfte«  gröper 
att  bie  beS  niebriger  gelegenen.  gafjt  man  nun  einen  Äörs 
per  »on  ber  ©pifee  beö  äburme«  herabfallen,  fo  bewegt  er 
n$  erflrnS  fenfreebt  nach  ber  erbe  ju,  jweitenS  fliegt  er 
iba  aueb  im  JXaume  mit  berjenigen  ®efcbwinbigfeit  fort, 
■  c  in  golge  ber  25r<bung  ber  Srbe  ber  ©pifec  bt8  SEburj 
ort  jugeljirt;  er  wirb  folglich  nicb.t  genau  ben  fcnfred)t 

ber  6rbe  unter  ber  SElmrmfpilK  liegenben  ^)unft  treffen, 
um  fo  weiter  nach  D.  fallen,  je  l?6r>er  ber  Ort  war, 
bem  ab  er  pel.    derartige  JaUoerfucb,c,  welche  bie 
rcg  ber  (Srbe  beweifen,  finb  Don  ben  gtfcbictteflen 
mit  ungemeiner  Schärfe  an  oerfcb,itbenen  JDrten 
OMtjUQt  worben. 

(K  ifl  enbli*  ein  ®cfeö  ber  ^b.pftf,  bag  jeber  äop 
btr  turcr>  ©ne  Äraft  in  JBtwegung  gefegt  wirb,  ge> 
!  na*  Der  JÄicr)tung  beö  ihm  ertbeilten  ©tofieä  fort- 
^)iernacr)  mü^te  j.  ©.  eine  Äanonenfugel  gerab= 
üi  ber  Wicljtung  ber  Äanone,  au6  ber  fie  gefeboffen 
.^»t,  fortfliegen,    'iu^er  ber  Äraft,  welche  bie  Äugcl  in 
&«*ang  fefet,  wirft  auf  fte  aber  noch  bie  Enjiebung3= 
frjft     (Srbe,  unb  tnbem  bie  Äugel  beiben  auf  fte  wtr= 


Fallschirm 

fenben  Jträften  folgt,  oon  benen  bte  erb  traft  aKmälig  bie 
JCbcrtjanb  gewinnt,  hef* reibt  fte  in  ü)rem  Saufe  eine  frurnme, 
genau  berechenbare  £inie,  welche  enblicb,  bte  erbe  trifft 
5215 ie  hier  bie  Jtugel  von  ber  erbe,  fo  werben  bie  Planeten 
von  ber  ©onne  angezogen,  unb  fte  würben  taher  auf  biefe 
fallen,  wenn  fie  uutt  vorn  ©d)6pfer  jugleict)  einen 
urfprünglicf/en  Anflog  erhalten  hätten,  bemgemäji  fte  gerab; 
linig  im  JKaumc  fortzufliegen  (Treben.  geltere  wintert 

aber  bie  Änjie^ungSfraft  ber  ©onne,  unb  fo  ifl  baö  9ic= 
fultat  heiter  bte  jpianeten  in  {Bewegung  fefccnber  Jträfte 
biet»,  baf  fte  ftct>  in  (genau  berechneten)  rreidäbnlictjen  33at)* 
nen  um  bie  ©onne  t)erumbewegcn.  Wlan  fönnte  au*  eine 
Äanonenfugel  jum  herumfliegen  um  bie  erbe  bringen,  wenn 
man  ihr  beim  Xbfc|ieficn  eine  fo  große  ©chnclltgfeit  mit> 
tbeilen  f6nnte,  bafj  bie  2ln^iehungSfraft  ber  erbe  nicht  ba» 
pollige  Übergewicht  über  jene  ^Bewegung  erhielte.  SJJan 
feat  bie  ®ri|e  ber  ^ierju  nötigen  Äraft  berechnet,  fte  ifl 
aber  fo  ungeheuer,  bajj  fte  ftch  niemals  in  Ausführung 
bringen  lägt. 

JaUodiirm  ifl  eine  SBorridbrung,  bie  ^hnlicbfeit  mit  tu 
nem  SRegenfctjirme  i)at,  »reiche  baju  bient,  ftch  auä  grbfurn 
Sbtytn  | erabjulaffen ,  um  ohne  ©cbaben  ju  nehmen  bie 
erbe  w  erreichen.  Schon  wenn  man  einen  gewöhnlichen 
Slegenfcbjrrn  namentlich  gegen  flarfen  SBinb  plfrt,  emppn« 
bet  man,  baf;  eine  nicht  unbebeutenbe  Äraft  baju  gebort, 
ihn  ju  regieren,  ©pringt  man  nun,  einen  hinlänglich  gro* 
fen  schirm  über  ftd)  baltenb,  von  einer  &bi)t  herab,  fo 
wirb  bie  unter  bem  ©ebirme  befinblicbe  £uft  burä)  benfeU 
ben  beim  herabfallen  jufammengeprept,  letflet  alfo  bem  SaQe 
einen  SSiberflanb,  weicher  burch  bag  öewiebt  beö  angehängt 
ten  ÄörperS  jwar  überwogen  wirb,  hoch  nur  fo,  bafj  ber 
gad  langfam  gefebiebt,  unb  baber  ber  mit  bem  tochirme 
berabfallenbe  Äörper  feinen  {erflörenben  ©tof  «hält.  £)ie 
erfinbung  ber  gallfcbirine  würbe  ton  Scnormanb,  einem 
Sranjofen,  gemacht,  unb  nachher  haben  fieb  bie  Suftfchiffer 


(f.  Luftballon)  berfelben  bebient,  fta>  jum  Vergnügen 
ber  äuföauet  ober  um  fi*  ju  retten,  au«  ber  ©onbel 
be§  guftbaHon«  Ijerabjulaffen.    Slamentlidb  t;aben  iBlan* 


Valset  < 

tbarb  unb  bie  ©amertn  »tele  Serfucbe  mit  bem  ganfcbirme 
angeficllt.  Derfelb*  befielt  im  allgemeinen  au«  einem  fe* 
gel»  obet  halbfugelf&rmigen  Schirme  von  Seinwanb,  ber 
fleh  beim  herabfallen  »on  felbfi  öffnet  unb  an  bem  ring«» 
um  Schnuren  befejügt  ftnb,  bie  unterhalb  jufammengeben 
unb  in  einet  ©onbel  bie  ^erfon  ober  ben  ©egenftanb  tra» 
gen,  ber  mit  bem  gallfcbitme  betabgelaffen  werben  foO. 

/alBft,  auch  ffiflel,  ift  bet  3nbegriff  berjenigen  b> 
ben  mufifalifcbcn2Öne,  welche  burch  bie  menfcfjlicfce  Stimme 
bei  einet  eignen  Sufammenjiehung  bet  Stimmrifce  bewor* 
gebracht  »erben,  unb  olfo  nicht  im  natürlichen  Umfange 
ber  Stimme  liegen.  2Ran  untcrfcbetbet  tiefe  2öne  baber 
au*  al«  Jtopfftimme  »on  ber  Srufifiimme. 

/alßtaff  (Sir  3ol>n)  ift  eine  erbietet«,  in  ben  Schau« 
fpielen  „^einrieb  IV.",  erfter  unb  jweiter  3$eil,  unb  „Die 
luftigen  Sßeiber  von  SBinbfor"  von  bem  engl.  Dichter  Sb,öfs 
fpeate  auftretenbe  f)erfon,  bie  mit  unübertrefflichem  gpumor 
gejeichnet  ifl.  gett,  feig,  faul,  lieberlich,  prablerifcb,  un« 
»erfebärat,  fiarf  nur  im  Effen  unb  Srinfen,  ifl  g.  ba«  2J?u» 
jter  eine«  alten  Saugenicbt«,  über  ben  man  aber  wegen 
feine«  SBüjeS,  feiner  tomifch  prahlenben  Sügenbaftigfeit  lacht, 
anftatt  ibn  ,ju  »erbammen. 

Sama  (lat.,  bebeutet  Stuf),  bie  finnbilbliebe  ©öttin  beS 
Stufs ,  beS  Stubm«,  be«  ©erüebt«,  welche  gleich  begierig  ifi, 
£3 öfc 3  wie  ©ute«,  galfcbe«  wie  SBahre«  }u  »erfünben,  bie 
betonte  glügel,  taufenb  JDfjren  unb  taufenb  Bungen  bat,  bie 
Rein  fitb  erbebt  unb  immer  b6bet  emporroaebft,  inbem  fie 
über  ben  Erbfrei«  febreitet 

jFamtttt  nennt  man  im  engjien  Sinne  bie  Bereinigung, 
welche  jwifeben  ben  Ältem  unb  ihren  JUnbetn  ftottfinbet, 
im  weitent  Sinne  rechnet  man  aber  auch  fämmtlicbe  Slutö» 
»erwanbte  mit  jur  gamilie.  Da«  Sanb  bet  Siebe,  welches 
tiefen  Setein  umfcbliefjt ,  gebart  ju  ben  fefteften  unb  innig-- 
f!en  SSerhaltniffen,  welche  bie  SWenfcben  aneinanber  fetten, 
ei  bilbet  bie  ©runblage  unferS  gefeilfchaftlicben  äuftanbeS, 
auf  welcher  ba«  Staat§gebäube  mit  Sicherheit  aufgeführt 
werben  fann.  Die  gamilie  ifi  ba«  befie  Seförberungömit» 
tel  ber  Sittlichkeit,  nur  in  ihr  ift  bie  wahre  ©lücffeligfctt 
unb  ber  innere  griebe  ju  fuchen.  Sie  ifi  ba«  3beal,  bef> 
fen  XJerwirflicbung,  wenn  fte  möglich  wdre,  auch  für  ben 
gröfern  Verein  beS  Staats  bie  »oQfommenfte  gorm  abge» 
ben  würbe.  Scibet  machen  aber  bie  verwerflichen  Steigun» 
gen  unb  Seibenfehaften  ber  9Renfcben  eine  fttmgete,  mehr 
auf  äupmi  3wang  gegrünbete  gorm  für  ba«  Staatsleben 
notbwenbig.  ÜRur  in  ben  fleinern  Jtretfen  bet  Serwanbten 
ober  #au«genoffen  laffen  fich  bie  Sorjüge  bes  gamilienles 
ben»  erreichen.  Sie  hefteten  hauptfächlich  in  bem  ©eifie 
ber  Siebe  unb  Dutbung,  weichet  untet  ben  ©liebem  bet 
gamilie  httrfcht.  Sin  reine«  gamilienleben  fennt  nicht  ben 
falten  Egoismus,  welcher  ba«  ©ebeihen  ber  heften  Einrieb* 
tungen  fo  oft  binbert,  Einer  jlcbt  für  31  Ue  unb  XUe  für 
Einen,  ber  Sortbeil  ba  ©anjen  ift  auch  ber  be«  ©meinen, 
unb  ber  be«  Einjeinen  gereicht  auch  bem  ©anjen  juni  Stup, 
itummer  unb  Seiben  linbert  bad  berjüche  SKitgefübt  unb 
bie  tbatige  Unterfiü^ung,  ©lücf  unb  greube  wirb  burch  bie 
3bei(nabme  naheftehenbet  ^perfonen  eerboppelt,  einzelne  S3er< 
gehungen  werben  oerjiehen  unb  ber  geblcnbe  burch  ©rnfi 
unb  2»itbe  auf  ben  rechten  $fab  jurücfgeleitet.  ©ne  chrift» 
licht  Familie  bietet  baä  SBilb  bei  tuaenbbafteften  ©lüefe* 


I  ranatismus 

unb  her  heglücfenbften  Sugenb  bar,  fie  ifi  bie  hefte  gübn 
tin  jur  Erreichung  bet  menfchUchen  SSefhmmung.  Sie  9fo 
tut  bat  beihalb  auch  bem  aRenfcben  eine  tiefe  SebnfucH 
naa)  biefem  Bufianbe  unb  ein  lebenbigeS  ©etubl  für  fcii 
greuben  beffelben  eingepflanjt,  bie  Stciigion  bot  barüber  ix . 
£Beib.e  au&gegoffen  unb  ter  Staat  erfennt  barin  tie  macbi 
tigfte  Stühe  feine«  SBefieben«.   X)\t  Stürme  ter  Seit  unb 
totfe  Seibenfehaften  haben  aber  oft  an  biefem  beiiigcn  Sanh 
gerüttelt  unb  baffelhe  mehr  ober  weniger  gelocfert,  fetuf; 
unfet  heutige«  gamilienleben  von  bem  patriarcbalifchen  S3tr> 
hältniffe  oergangener  Reiten  oft  weit  entfernt  ifi  unb  feinet- 
wegS  immer  mit  bem  3bea(e  übereinflimmt,  welche«  bei 
unoerborbene,  fittu'ch  reine  3Renfcb  im  99ufen  tragt.  Um 
fo  mebt  whrb  eft  abet  ^fltcbt  be«  ^taati,  TCtttt  ju  entfec 
nen,  waS  bie  Sotferung  ber  gamilienbante  bef6rbern  fönntf, 
unb  auf  eine  neue  .fträftigung  unb  Srßarfung  biefeS  Ser> 
hältniffe«  binjuwirfen,  we«balb  auch  bie  Ehe,  a(S  hie  baue 
faehlicbfie  ©runblage  ber  gamilie,  in  ihrer  9? einlieft  unb 
$eiligfeit  m6glichft  ju  befeftigen  ift.  Die  ©efe^e,  burch  welche 
ber  <btaat  bie  äufern  S3erbältniffe  ber  gamilie  unb  ber 
©lieber  berfelben  ju  regeln  fucht,  nennt  man  baS  gami» 
lienrecht.  Doch  fann  auch  bte  gamilie  felbfl  gewtffe  91» 
men  auffiellen,  nach  welchen  fich  bie  ©liebet  berfelben  v- 
richten  hohen,  fofern  fie  nicht  ben  ©efefcen  beS  Staats  §u< 
wiber  laufen.    Con  biefem  Stethte  ber  Selbfigefehgehung 
machte  befonber«  in  frühem  3eiten  ber  Xbel  einen  feht  au«» 
gebehntm  ©ebraueb,  unb  bie  gamilten»,  Stamm*  unb 
^>auS»erträge  beffelben  hilben  eine  febr  wichtige  £lueO< 
beS  XbelSrechteS.    Der  '$auptgegenfianb  folcber  ßerträgi 
ift  bie  SJeftimmung  ber  Erbfolge  unb  alle«  Deffen,  waS  )ut 
iBef6rberung  be«  ©lanjeS  unb  be«  StBohlS  ber  gamilie  ge» 
reichen  fann.   Eine  [anbeSberrliche  S3eftätigung  berfelben  i|t 
jwar  niebt  überall  näthig,  boch  in  vielen  Schiebungen  nt';r- 
lich-   Der  untet  bem  14.  Xttifel  bet  beutfeben  SunbeSactt 
begriffene  mebiatiftrte  Xbel(f.  b.)  fott  bie  Verfügungen  über 
feine  ©üter  unb  gamilienverbältniffe  bem  Sanbe«berra  nur 
»erlegen,  bamit  fte  bei  ben  t)bä>fttn  8anbe«fieBen  jut  aQge» 
meinen  Äenntni^  unb  9tachachtung  gebracht  werben. 

fcmaxwttn  ober  bie  {Bewohner  »on  ganar,  bem  Sier' 
tel,  wela)eS  bie  ©riechen  in  Jtenfiantinopcl  bewohnen,  na> 
m entlief)  einzelne  reiche  gamiuen,  auS  benen  feit  ber  SDtitte 
be«  17.  3ahrh-  bis  jum  Äufftanbe  ber  ©riechen  1821  oor> 
jug«weife  bie  Dolmetfch«r  °&er  DragomanS  »on  ber  Pforte 
gewählt  würben.  2tu«  biefen  pflegten  bann  bie  $o«pobat« 
bet  ÜRolbau  unb  SBatacbei  genommen  ju  werben,  welch« 
SBürbe  bie  ganarioten  ju  Erpreffungen  aller  2lrt  benuhten. 
SBegcn  tiefer  ibnen  nur  »ortheilhaftm  Schiebungen  jur  türf. 
Stegierung  nahmen  fte  nur  einen  geringen,  jum  Ztteil  bet 
Sache  ber  ©rieehen  nachtheiligen  Äntbeil  an  bem  griech.  grei. 
beitöfampfe, 

/anattBtnuB  (»onfanum,  ©ittertempeO  bief  urfprümj' 
(ich  bet  äufianb  eine«  ©ottbegei^erten,  wirb  aber  gewöhn» 
lieh  jur  Sejeichnung  bet  Schwärmerei  obet  6eibenfa)aft  füt 
gewiffe  falfche  Segrijfe  gehraucht  unb  ifl  be«bafb  »om  En« 
thufta«mu«,  einet  begeifterten  Seibenfchaft  füt  eble  unb  er» 
habene  3wecfe,  ju  unterfebeiben,  obwol  nicht  feiten  ein  fchneU 
tet  Übergang  »on  biefem  ju  jenem  ftottftnbtt  Zm  meifien 
haben  überftitnlicbe  Segriffe,  bie  leicht  miöcerftanben  werben 


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Farben 

onUrfung  gegeben.  60  gibt  cd  politifdje,  moralifd)«  unb 
rtUgtöft  Schwärmer.  I>ad  mit  #aft  unb  Ungeftüm  t>er= 
langte  3iel  tbrer  Sejhebungcn  jeigt  entwebte  Überspannung 

jotr  völlige  X^tif)dL  Oft  ftnb  ed  nur  leere  ©nbilbungen 
anb  Uräume ,  n aap  benen  bei  Schwärmet  ftrebt  unb  bie  er 
nxt  Cabrbeiten  unb  ©rrenntniffe  t>alt.  Um  bäufigffen  unb 
hir^tbarjten  tft  ber  ÖlcligionöfanatiSmud.  Die  oon  ihm  ffr* 
arifftntn  berufen  fkr>/  nie  bie  SDtoftifer  (f.  3Bpftici§muö) 
auf  innere  Offenbarungen /  bimmliföt  @nt*,üdungen  u.  f.  mv 
unttrfdxibcn  für;  aber  von  biefen  bureb  bic  Seibcnfcbaft,  »o« 
mit  fie  aueb  Anbete  für  ihre  Stern  ju  gewinnen  fueben,  unb 
curd»  tintn  (einen  SBiberfianb,  feibft  ben  S£ob  nicht  freuen« 
rtn  Stofe  unb  Qrigenfmn.  £er  ganatidmud  gibt  bem  (Reifte 
eint  gewaltige  Jtraft,  bie  ihn  ju  ben  (ubnften  Saaten  fähig 
matbt,  wie  bie«  j.  83.  bie  eroberungdjüge  ber  erftrn  mo» 
L-ammetan.  Softer  btweifen,  welche  tn  ber  Äbat  unroiber* 
frebüd;  waren.    JDad  tieffinnige  Temperament  foQ  »orjüg* 

i)  prr  €>d;wdrmerei  geneigt  fein,  hoch  bat  biefe  ftcb  auch, 
rteifaxb  bei  Nationen  geäußert,  benen  ein  lebfafted  SEetnpt» 
rament  eigcntbümlicb  ifi,  mit  bei  ben  3 üben,  Arabern  unb 
Spamern.  (5ine  lebhafte  unb  feurige  (Sinbilbungdfraft,  eine 
burifc  ©innlicbfeit  befangene  Bernunft  unb  <Sd)roacbbeit  beS 
£errbermdgenS  ftnb  bie  Cutflen  biefer  @ei  fteöfrantt>ctt.  Um 
üd)  mv  ibr  |u  büten,  muß  ber  SJfcnfcb  ber  Bernunft  bie 
Jjerrfdbaft  über  bie  ©nbilbungdrraft  uberlaffen  unb  ftcb  ge* 
vifyätn,  nie  nad;  Gkfublen  unb  buntem  BorfteHungen ,  fon* 
rv-rn  immer  erft  naa;  reiflicher  unb  f  alt  er  Überlegung,  feibft 
cn  (eine  Qefubie,  ju  fcanbeln,  fo  oft  er  biefe  für  irrig 
ri  nnt  ober  ber  (^egenftanb  feiner  Steigungen  nid)t  erlaubt 
gut  tft.  (£in  oeftinbiger  Umgang  mit  ber  wirflidjen 
unb  Jtcnntmp  ber  Statut  unb  ihrer  Gräfte,  btfonbtrd 
aber  ber  Srenjen  bei  menfcbltdjen  SBifftnd  unb  ber  menfd;« 
lutea  Jtraft  ftnb  »irffame  Borbeugungdmittel  gegen  @d;wdr> 
maei  unb  ganatidmud,  bagegen  aber  auch  Berroeicblicbung 
te*  Jtörperd,  Äbgtfcbitbenbeit  Bon  aller  menfd)Ud;en  ©efeu» 
febaft,  anbaUenbe  93cfd>aftigung  mit  gewiffen  einbilbungen 
iöeforbeTungsmittcl  berfelben.  £)er  ©cbwärmtr  gebraust 
uifcfct  feine  $inbilbungen  als  ®rünbt  feiner  J^anblungtn,  unb 
am  f<birerfifn  ifi  bie  religiofe  Schwärmerei  ju  heilen,  bie 
ratbr  btrab  bie  Erfahrung  wiberltgt  werben  tann. 

faxbtn  ftnb  bie  t>erfd?i ebenen  Srfcbeinungen  bed  gid;id, 
isbem  cd  von  ben  Jtörpern  jurüdgeworftn  ober  burebgelaf: 
f«  wirb.  Dag  bie  garben  ihren  Urfprung  bem  Richte  «er* 
bäte,  fu^t  man  junacbfl  barauS,  barj,  wo  baö  Siebt  fer>U, 
notb  (eint  Jarben  roeber  mit  bem  'Äuge  noeb  mit  irgenb  ei» 
nem  ber  übrigen  Sinne  roabrgtnommen  werben,  ein  an* 
bem  fiemeir}  t|l  bureb  einen  t'tidjt  au5jufül)renten  ß3erfudj 


Senn  man  ein  3<mmer  burefe  tJerfcbtießung  ber 
n  t>6Uig  vertunfei t  unb  nur  bureb  eine  (leine  t*f< 


Farben 

nung  einige  Sonnenflrablen  tinfaOen  lagt,  fo  jeigt  ftdf>  auf 
einet  jener  Öffnung  gegenüberfte^enben  SBanb  (M  N)  ein 
deines  Jöilb  ber  Sonne,  ein  runber,  farblos  ober  »eif leucb* 
tenber  Sied  (E).  gäfit  man  aber  hierauf  bie  Sonncnfhab- 
Itn,  che  fie  auf  jene  SBanb  faQen,  burd)  ein  Ölatipricima 
(AB  C)  (f.  |3ri8ma)  bmburebgeben,  fo  erf4>eint  nun  auf 
ber  SBanb  ein  länglidjcö,  mit  allen  garben  bÄJKegtnbogtn* 
prange nbco  £3ilb  (Sarbenfpectrum)  ber  Sonne.  {Beim 
Jpinburcbgebcn  burd»  bad  05 las  haben  alfo  bie  meifjen  Son= 
nenftrahlen  biejenigen  Söeranbcrungen  erlitten,  bureb  roeldbe 
fie  nun  farbig  erfdjeinen.  2>a  bad  Sonnrnbtlb  jugltid?  ftcb 
verlängert  unb  feinen  Ort  veränben  tjat ,  fobajj  nun  bit 
Sonncnftraha'ti  nicht  mehr  aerablinig  bis  jur  SBanb  fori: 
geben,  fo  fagt  man :  tnbem  bte  »eigen  ©omtenffrablen  burd; 
bag  Prisma  gebrod)en  mürben,  mürben  fie  jugleicb  in  fär- 
ben jcrlegt,  unb  ber  berühmte  spi;i;ftfer  91 1 »ton  (f.  b.)  fitQtt 
juerfl  ben  Say  auf,  baf?  baS  neige  Sonnenlicht  aus  ben 
oerfcbiebenfarbigen  Sichtftrahlen,  namentlidj:  Sotb,  Orange, 
Selb,  ©rün,  93(au  (3nbigo),  Biolett  jufammengefeljt  fei. 

hieraus  trfldren  ftcb  nun  bie  eigentümlichen  garben  ber 
Äirper.  SBirb  aüeö  Siebt,  fotvit  eS  auffällt,  juruefgemor« 
fen,  fo  erfdjctnt  ber  Jtörptr  weif,  wirb  nur  bad  blaue  gidjt 
iuruefgeroorfen,  reährenb  bad  übrige  £id)t  in  ben  Jtörper 
einbringt,  fo  erfebeint  btrfelbe  blau  u.  f.  w.  SBtrft  ein  A6r= 
per  gar  (ein  üidjt  jurüd,  fonbera  nimmt  alles?  auf  ihn  fals 
lenbe  bidjt  in  fia)  auf,  fo  iji  er  fajwarj.  Kud)  bie  «crfcbie= 
benen  Sarbennuancen  ftnb  erflärt,  wenn  man  annimmt,  bag 
bie  verfd)icben  gefärbten  Sicbrfrrablen  in  mannid)fad)  r>er= 
fd>iebenen  Sierbdltniffen  jurüdgeworfen  werben,  ütmlicb  er* 
Hären  ftcb  auch  bu  garben  ber  burebfebeinenben  unb  burd>* 
leuchten  ben  Jtörper.  Sie  je  igen  biejenige  garbe,  weldie  fie 
burd;  fieh  hin  burd)  lanen,  unb  gewobnlicb  ifi  biefe  eine  an« 
bere  als  biet  roelche  fit  jurüdwerfen.  So  laffen  einige  Jt6r* 
per  rothrS  küdjt  hindurch  unb  werfen  blaued  jurua,  bann 
evfd>eincn  fie,  hinter  bem  üichte  betrachtet ,  blau,  cor  bad 
giebt  gehalten,  rotb.  Sie  garben  untereinanber  ergänjen 
fid?  )um  SBeig.  £)ied  (ann  man  fdjon  aud  bem  Borher: 
gebcnbtn  abnehmen,  \)at  ed  aber  auch  noch  burd;  befonbert 
Berfudjc  bargetban.  SBcig  wdre  hiernach  bie  ÜWifdjfarbe 
aDer  tinfachen  garben,  wenn  man  unter  biefen  bie  ahgege> 
benen  fed)5  ipauptfarben  begreift 

£)ie  oben  gegebene  Sbbilbung  läpt  noch  einen  Unter* 
fd;ieb  ber  oerfebiebenen  garben  feben,  welcher  wot)l  ju 
beachten  ifi.  SRan  fiebt,  mit  bad  weife  JÜcbt  von  ber 
Öffnung,  burd;  welche  bad  tMcht  einfällt,  gerablinig  bid 
tut  gegen  üb  er  flehen  Den  SBanb  fortgebt,  wäbrenb  bad  fap 
biae  Sdutt  burd;  bad  Prisma  gebrochen  wirb,  unb  5 war 
wirb  offenbar  bad  rothe  Sicht  weniger  gebrochen  ald  bad 
orange,  bied  weniger  ald  bad  gelbe  u.  f.  w.,  bid  ;nm  oio* 
tetten,  welches  am  ftärfften  gebrodjen  wirb.  SRadit  man 
in  bie  SBanb  ober  Safel,  weicht  bad  gefärbte  Sonnenbilb 
auffingt,  ba,  wo  j.  S.  baS  9ton>  hinfallt,  eine  deine  Off* 
nung  unb  fiellt  tyma  bie  erfle  eine  jwettc  Uafel,  fo  er* 
frJbeint  auf  tiefer  nur  ein  (leiner  rotier  gled,  unb  bringt 
man  jwifeben  bette  tafeln  ein  OJlaSpriSma,  fo  wirb  burd; 
biefeS  (mar  ber  Ort  bed  rotten  JöilbrS  um  etroad  verdn* 
bert,  aber  bie  garbe  bleibt  einfad;  rotb  wie  forber.  Xxcht 
man  hierauf  bad  erfle  sPriSma  (A  B  C)  langfam  um  feine 
3d;fe,  fo  berdnbert  bad  regenbogenfarbige  Sonncnbüb  feine 
Sage  unb  nacbeinanber  geben  bit  färben  aQe  über  bie  Öffnung 


Farben 

in  ber  erfien  SEafel  hinweg  unt>  e«  erfcbtint  ouf  bet  »weu 
tcn  Aurel  cr]i  ein  rotnes,  cetnn  etn  orangciuTPenes,  oantt 
ein  gelbe«  u.  f.  n>.  einfarbige^  ©onnenbilb,  welche«  burrb 
ba«  »weite  ^PriSma  nidu  wieber  in  Sarben  »erlegt  wirb, 
©o  überzeugt  man  fm),  baß  afle  garben  be«  priSmatifcben 
©onnenbübe«  nicht  weitet  jerlegt  werben  fonntn,  mitbin 
mit  8?ed>t  ei^acbe  färben  genannt  werben.  Um  fieb  aber 
ferner  auft  baoon  ju  überzeugen,  baß  bie  perfebiebenen  far« 
bigen  ©trablen  jufammtn  weiße«  Siebt  geben,  (äffe  man  bie 
burch  baS  9>riSma  hervorgebrachten  farbigen  ©trablen  auf  ein 
binreiebenb  gropeS  conoere«  Sinfengla«  (f.  Sinfen)  falten. 
Dann  vereinigt  biefe«  befanntlicb  aUe  auf  baffelbe  faOenben 
Cicbtflratjlcn  in  einem  fünfte,  bei  fich  in  einet  beftimmten 
Entfernung  von  ber  Sinfe  befinbet  {Bringt  man  nun  ein 
{Blatt  weißen  Rapiere«  nahe  vor  ba«  ©lag,  fo  erfebeinen 
auf  bemfelben  erft  noch  bie  perfebiebenen  garben,  entfernt 
man  eS  abet  aHmälig,  fo  »eigt  fub  enbticb  im  fünfte  bet 
JBeretnigung  aller  auf  bie  Sinfe  fadenben  ©trablen  ein  bei« 
le«  weiße*  ©onnenbilb;  entfernt  man  ba«  {Blatt  noch  wet* 
ter  Aber  biefen  $unft  hinauf,  fo  geben  bie  ©trablen  wiebet 
auöemanbet  unb  auf  bem  {Blatte  erfebeinen  wieber  bie  Der» 
febiebenen  garben.  #ält  man  bureb  3wifcbenfcbiebung  eine» 
SpapierfheifenS  eine  ober  mebre  garben  ab,  bie  Surfe  »u 
treffen,  fo  erfebeint  auf  bem  in  ben  SBeretnigung«punft  bet 
©trablen  gehaltenen  {Blatte  fein  weißes,  fonbem  ein  nach 
Maßgabe  ber  »ufammenfomraenben  garben  gefärbtes  ©on» 
nenbilb. 

Die  äfftet  haben  ferner  naebgewiefen,  baß  ft*  bie 
einjelnen  garben  beS  ptiSmatifchen  ©onnenbilbe«  nicht  nur 
butcb  ibre  oerfebiebene  {ßreebbarfeit,  wie  bereit«  bem  erft 
würbe,  fonbern  auch  burch  bie  ©r6ße  beS  Staunte«  unter« 
ftbeiben,  ben  eine  jebe  von  ihnen  einnimmt,  fowie  ferner 
burch  ibre  Sicbtftärfe  (SrleuebtungSoermigen)  unb  gäbigfeit 
»u  erwärmen.  Diejenigen  garben,  welche  man  bureb  Siereinis 
aung  jweiet  obtt  mebret  garben  etbält,  werben  SRifcftfatJ 
ben  genannt.  Diefelben  gleiten  mebt  ober  weniget  ben  im 
©onnenbilbe  »orfommenben  einfachen  garben,  unterfebeiben 
ftch  jeboeb  baburob,  baß  fie  wieberum  in  biejenigen  garben 
«rlegt  werben  f innen,  au«  benen  fie  jufammengefe(}t  ftnb. 
bereinigt  man  in  ber  angegebenen  SBeife  alle  garben,  mit 
ÄuSnabme  einet,  fo  erbalt  man  eine  «ftifebfarbe,  welket 
nut  noeb  bie  weggelaffene  garbe  feblt,  um  2ßeiß  »u  geben. 
Diefe  Sföifcbfarbe  wirb  alfo  tureb  bie  weggelaffene  garbe  »u 
Söciß  ergänjt,  unb  man  nennt  baber  je  jwei  garben,  welche 
«nanber  ju  2öeiß  ergänjen:  (SrgänjungSfatben  obet 
ßomplementaitfatben;  foleb«  ftnb  jBlau  unb  Crange, 
Sfotb  unb  ©rün,  »iolett  unb  ©elb.  Um  bie  &itftebung  bet 
©ifebfarben  barjuftellen,  bat  man  auf  eine  Scheibe  jwei  ober 
mebre  einfache  garben  nebeneinanber  aufgetragen,  ©cht  man 
eine  folebe  ©ebeibe  in  eine  fcbneHe,  brebenbe  Bewegung,  fo 
folgen  bie  ginbrüefe,  welche  baS  Äuge  von  ben  perfcbiebe= 
nen  garben  erfährt,  fo  febneu*  aufeinanber,  baß  fie  biefelbe 
SSJirfung  auf  ba«  Äuge  bervorbringen,  als  träfen  fie  baö 
Äuge  gleicbjeitig ,  unb  baffelbe  erblicft  baber  nitbt  mebt  bie 
einjelnen  garben  na*--  unb  nebeneinanber,  fonbern  MeSKRk 
färbe  au*  jenen  einfachen  garben.  Aat  man  in  biefer  Seife 
oUe  SRegenbogenfarben  in  bem  geborigen  SBerbdltniffe  ober 
»wei  SrgänjungSfarben  auf  bie  ©(beibe  gebracht,  fo  ffebt  bai 
Äuge  ein  mehr  obet  weniger  eoIIfommeneS  2Beiß.  Um  bie 
©cbeibe  fcbneC  umbteben  ju  «6nntn,  pflegt  man  einen  ©tift 


8  Farben 

bureb  ibte  «Kitte  ju  ftetfen  unb  erf>ält  fo  einen,  bem  bdam 
ten  ©pielwerfe  ber  Äinber  Abnlitben  gatbenfttifel.  & 
äbnlidje§  3nfrrument,  u-cicbrt  einen  glekben  iJwecf  bat,  i 
bie  gatben[pinbel.  SRan  iy.i  aud>  bie  garben  nacb  ihre 
Übergängen  tneinanber  butcb  SRifcbung  in  eignen  jjafeii 
9>ijramiben,  auf  Äugeln  u.  f.  w.  bargeffeUt. 

Die  ben  ©egenftänben  eiaentbümlicben,  bie  objeetitt 
(von  bem  lat.  jDbject,  ©egenftanb)  garben  nennen  wir  fcicj« 
nigen,  welche  ein  gefunbed  Äuge  an  einem  Pom  weißen  c. 
nenlicbte  beleuchteten  Airper  wahrnimmt.  Qi  ift  befann 
baß  biefe  garben. fieb  änbern,  wie  bie  {Beleuchtung  eine  ar 
bere  wirb.  Daher  fommt  e«,  baß  bei  Jterjenlicbt,  welche 
nicht  rein  weiß  ift,  bie  ©egtnftänbe  eine  anbere  gärbung  je 
gen  aB  bei  Sage,  unb  wenn  man  runftlicb  ein  p6dig  einfai 
bige6,  j.  58.  geibei;  Sicht  in  einem  3immer  erjeugt,  fo  erfdj* 
nen  aße  ©egenfiänbe,  melaje  fonfi  bie  größte  garbenperfebiet« 
heit  unb  garbenpraebt  jeigen,  einfach  fielb  gefärbt  unb  in 
terfcheiben  fieb  nur  bureb'  bie  ©cbattirungen.  ©olebe  @< 
genftänbe,  bie  bei  Sage  aUti  gelbe  Sicht  perfcblucfen  un 
blaues  Sicht  turuefwerfen,  baber  auch  blau  erfebeinen,  jint 
pon  gelbem  Sichte  beleuchtet,  bunfel,  faft  febwaw.  SBcIcbt 
ber  eigentliche  ©runb  fei,  warum  im  weißen  ©onnenliit) 
einige  A6rper  fo,  anbere  fo  gefärbt  erfebeinen,  b.  b.  gewif« 
Sicht  in  fieb  aufnehmen,  anbere«  juruefwerfen,  hat  mit  ÜB' 
fiimmtheit  bis  je|t  noch  nicht  ermittelt  wetben  tonnen.  3' 
hoch  ifi  t)6dbji  wahrfcheinlicb,  baf  ba*  eigentbümlicbe  @i 
fuge  beS  ©toffeS  in  ben  fleinjlen  StyeUen,  aus  benen  er  b 
fleht,  bet  ©tunb  baoon  fei.  Da  man  befanntlicb  bie  Äci 
»er,  um  ihnen  eine  bejrimmte  gatbe  gu  erteilen,  mit  | 
wiffen  Stoffen,  garbefloffen,  überjieht,  fo  muß  ma 
annehmen,  taß  biefe  ©toffe  ffetS  ein  folcheS  ©efüge  tön 
rt  ©eftanbtbeile  beim  geflwerben  annehmen,  baß 


fleinjlen  „ .  .  .  . . 

gewiffe  garb'enftra'blen  be«  auf'  fie  faflenben  weißen  Si* 
jurüefwerfen,  anbere  perfcblucftn. 

Äußer  ben  biet  betrachteten  gatbenerfebeinungen  fomw; 
nun  aber  noch  gewiffe  anbere  por,  welche  nicht  an  ben  ®<ü'* 
ftänben  felbft  auftreten,  baher  au*  nicht  pon  jebem  gefuntt 
Äuge  an  biefen  wahrgenommen,  fonbern  nut  bann  bemnl 
werben,  wenn  fieb  baS  Äuge  beS  {Beobachters  jufäüig  c^ 
burch  rundliche  Änregung  in  einem  gewiffen  äuffanbe  befinCt 
Die  auf  biefe  Seife  bemerften  garben  wetben  fubiecti» 
ober  ju  fäll  ige  genannt.  SBenn  auf  einem  fBlarte  Rapier  et 
bunfelfcbwarjer  ©egenftanb  liegt,  fo  witb  man,  nacbet: 
man  lange  unb  febarf  auf  biefen  ©egenftanb  bingeblicft 
benfelben  wie  Pon  einem  i>tUtn  ©Cheine  umgeben  erbltcf« 
entfprechenb  finb  nun  bie  garbenerfebeinungen,  pon  be« 
golgenbeS  ein  SBeifpiet  gibt.  SRan  lege  auf  ein  beQweip 
»Blatt  Rapier  ein  recht  feh6n  rofenrotbe«  feibene«  JBanb  un 
betrachte  bieS  längere  3eit  auf  baS  ©enauefie.  SWacb  * 
get  3eit  witb  baS  ?)apiet  junächft  bem.  iBanbe  nicht  m« 
w«iß,  fonbetn  gtün  erfebeinen,  une  jiebt  man,  obne  aufJ1 
bltcfen,  jeftt  febneu*  baS  rothe  SBanb  weg,  fo  erfebetnt l* 
©teße,  wo  eS  gelegen  hatte,  ftbin  grun  gefärbt.  Daß 
grfcheinung  nur  fubjettip,  b.  h-  «>«  fut  *tn  {Beobachtet  c 
ifl,  bapon  überjeugt  man  fi<b  leicht,  benn  fein  etwa£«>1 
gerufener  wirb  baS  Rapier  nach  bem  2Begjieben  beS  iof 
be«  gtün,  fonbern  3ebet  witb  e«  weiß  fthen.  SBon  B»Jf 
gatbe  ba«  {Banb  übrigen«  auch  war,  immer  wirb  bte 
genommene  fubiectioe  garbe  bie  ergänjungSfarbe  jut 
be«  «anbe«  fem.  Äußer  ber  in  bem  »orbergebenben  J 


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FErbercl 


•  JFärfcerrööie 


Gnmbe  gelegten  9?e»ton'f<pen  gatbenlebte  fab  von 
anban  ftypftfern  ante«  erflärungen  ber  SRatur  ber  garbe 
mi'ucpt  »orben.  Einige  nehmen  nur  biet  einfache  Qrunb» 
färben:  Storp,  Gelb,  ©lau,  an;  Xnbm  gar  nur  jwei,  unb 
Ö  6t be  pat  auf  eine  geiftreiepe  SEBctfe  bte  garben  auS  bem 
Gegenfahe  von  fjell  unb  bunfel  ju  erftären  gefugt 

Cinc  grofe  Stoße  fpielen  bie  Sarben  in  ber  Malerei,  wo 
fie  burd)  bie  Xuftragung  ber  gartejroffe  pergefretlt  werben. 
Die  garbengebung  ober  ba«  Golorit  in  ber  SRalerei  bat  e« 
niept  allein  mit  ber  jfubereitung  ber  garte,  ihrer  SKifcpung, 
am  gewiffe  9cuancirungen  petjufteHen,  ju  thun,  fonbern  bes 
fttbt  namentlich  auch  m  ber  Aunft,  ben  Gegenftinben  bieje» 
nige  naturgetreue  Sorte  ju  geben,  welche  fte  von  einem  an* 
genommenen  totanbeuntte  be3  2lnfcbauen8  jeigen,  unb  Pa» 
bei  eim  Beleuchtung  t-erauSjufepen,  burcp  welcbe  ein  bem 
Gbarafter  be«  Gemüibe«  angemeffener  (Jinbrucf  auf  ba«  Äuge 
bei  ©etraeprenben  gemaept  wirb.  Die  willtürlicben  gerben, 
$.  ©.  ber  Gewänbcr,  finb  bann  fo  ju  wallen,  bafj  fie  [u 
nen,  ©nbruef  nid>t  froren,  fonbirn  förbern.  (25.  SRalet» 
färben.)  Dag  bie  Sarben  einen  eigentümlichen  ©nbruef 
auf  ba»  Gemütb  be«  «Renfcpcn  auöubcn,  ift  gewifl.  Der 
Jraurige  tteibet  fich  baber  gern  einfach,  ber  ^eitere  liebt 
bunte  Äleibtr.  SBie  bie  garben  jum  'Äu«brucfe  gewiffer 
&emutp«fiimmungen  angiwenbet  werben,  jeigt  fiep  nament» 
liep  in  ber  SErauerfteibung,  bie  jeboeb  bei  »erfebiebenen  SJöl» 
rem  verfepieben  ift.  Die  Europäer  trauern  fcpwarj,  bie 
Sapancfen  weip,  bie  alten  ttgpptet  trauerten  Punfelgelb,  bie 
€r>rcr  blau,  bie  tttpiovier  grau.  Durch  ben  StBecpfel  ber 
garben  bat  man  auf  Pa«  Gefühl  auf  ähnliche  8Beife  ju 
»irfen  gefuept,  »ie  auf  ba«  Gehör  burd>  ben  SBeepfel  ber 
Zone,  unb  6.  Gaffel  hat  biefem  3wccfe  ein  eigne* 
garbenclaoier  erfunben.  Doch  ifl  bie  SSirfung  ber 
34*c  beiweitem  tiefer  unb  fcbneüer  al§  bic  ber  Sarben, 
unb  boper  eine  wirtliche  2(u«fubrung  einer  garbenmufif  nicht 
■tjfBty. 

farbrrn  ober  /ärbftumst  wirb  vorjugSweife  bie  JCunfr 
genannt,  leinenen,  baumwollenen,  wollenen  unb  feibenen 
Stoffen  oerfefaiebene  garben  ju  geben  unb  bie  garbeftoffe  fo 
an  bie  3eucbe  ju  befefrigen,  baß  fie  möglichft  feft  an  ihnen 
haften,  b.  b.  »eber  abfärben  nwp  oerfepiefien.  Die  gdrberei 
ift  ba«Gefcpäft  eigner  #anbwerfer  ober  Jtünfiler ,  ber  gär» 
ber.  Diefe  tpcüen  fich  in  Scpwarjs,  Scp6n>  unb  ©eibenfär> 
ber.  Die  garbeftoffe,  beren  fie  fiep  bebienen,  ftnb  fer)r  man» 
unb  aDen  brei  Naturreichen  entlehnt;  bie  meiften 
fr  off  e  fommen  ieboep  auf  bem  ^flanjenreiepe.  Die 
:  hoben  bie  ^>auptfarben  ober  einfachen  garben:  SBlau, 
,  Gelb  unb  Scpwarj.   Da«  »erfahren  beim  gärben 
"iVafgaBe  fowoC  ber  ju  flrbenben  Stoffe  al*  ber 
i^enben  ffafan  »anniepfaep  »erfcbiebeit  3ebocp  fonn 
man  folgenöe  ^auptoperationen  unterfepriben:  bie  3uberei; 
tung  ber  garte;  bie  Sjorbereitung  ber  ju  färbenben  ©toffe, 
camit  fie  bie  Sorte  feft  annehmen;  ba«  eigentliche  gärben. 
X:t  ©ereitunn  ber  Sorbe  beftept  barin,  bap  bie  garbeffoffe 
ai  Jtcffeln  mtt  Saffer  ober  Sauge  bepanbelt  unb  fo  eine 
terbabrüpe  pergePeCft  wirb,  in  welche  nachmals  bie  ju 
rabenben  Stoffe  eingetaucht  »erben.  SBa5  btefe  Stoffe  bie* 
trifft,  fo  nimmt  bai  leinene  3eud>  nur  bie  blaue,  bie  Saum- 
»oBe  mir  b«  rot  he  unb  blaue  Sorte  feft  an,   SEBoIIe  unb 
BiArr.CJrnatf ttj  U. 

i 


<3nbe  nehmen  alle  Sorben  an,  am  feftefien  palt  bie  SBoüc 
brennenbe  Sorten.  Die  SBoQe  wirb  vor  bem  gärben  ge> 
wafepen  unb  pewalft,  bie  Seibc  entfcpalt,  fBaumwoQe  unb 
Sinnen  gebleicht  unb  gebrüht,  bamit  bie  Sorte  leichter  an. 
genommen  unb  fejier  gepalten  wirb.  9tocp  weitere  Sorte* 
rettung  erhalten  bie  3eucbe  burcp  ba«  ffieijen  (f.  b.).  3ia» 
mentlid)  bebient  man  fiep  hierbei  be«  3Claun4,  unb  e'ne  mit 
biefem  pergeftellte  i&eüe  wirb  ein  Xlaunbab  genannt,  ßu. 
wetten  wirb  ein  3eucp  auch  erft  nach  bem  gärben  in  bie 
JBcije  gebracht,  §ur  beffern  ©efeffigung  ber  Sorbe.  Diefe* 
©erfahren  beift  Schauen.  Da«  Sorten  felbft  gefepiept 
im  Allgemeinen  burcp  @ntaucpen  in  bic  garbenbrübe.  3ur 
^erfteUuna  gewiffer  Sorben  bebient  man  fiep  toerfepiebener 
Sarbenbrühen,  in  welcpe  bie  ßeuepe  naepeinanber  eingetaucht 
werben.  @o  erhält  man  grüne  burcp  (Sintaucpen  erft  in 
gelbe,  bann  in  blaue  Sorbenbrühe.  Die  gär  ber  ei  beruht, 
»ie  man  leicht  fiept,  auf  ber  Jtenntniß  t>on  ber  chemtfehen 
91atur  ber  anjuwenbenben  Sorben  unb  ber  ©eijen,  fie  ift 
baber  erft  in  neuerer  3eit  ju  einer  gröfjern  ©oQenbung  ge> 
fommen,  feitbem  bie  Gh ernte  fo  bebeutenbe  gorrfepritte  ge« 
macht  pat  Docp  reichen  ehemifepe  Jtenntniffe  allein  niept 
au«,  inbem  febr  viel  auf  ^banbgriffe  unb  ©erfaprung«arten 
anfommt,  bie  allein  burcp  Erfahrung  erlangt  »erben.  Ütu^ 
liehe  Xnwetfungen  ftnbet  man  in  .nöiterboff«  „^raftifchem 
Jpanbbucpe  ber  ÄunfrfArterei"  (4  Jöbe.,  <Srf.  1806);  Bit<u 
Ii'*  „üehrbueb  ber  gefammten  gärberei  u.  f.  w."  (Ilmenau 
1824)  unb  Siunge'ö  „Sarbendjemie"  (©erl.  1834). 

/ärbfrrötljf ,  auch  Grapp  ober  Ärapp,  wirb  eine 
an  ben  jtüfiengegenben  Sübbeutfcplanb«,  in  @übeuropa  unb 
Jtleinafien  einbetmifepe  unb  in  fielen  Gegenben  angebaute 
sjPflanje  genannt,  beren  mehre  3abte  au«bauernbe  Sßur^el 
ein  por^uglicpe«  Sorbenmaterial  liefert  Diefe  lange,  trte» 
epenbe  SBur^el  ift  äftig  unP  treibt  bcSblutrotbe,  gänfefieU 
tiefe  ©proffen  unb  mehre  m'erfantige  unb  fcpwacpe,  2 — 3 
gufj  lange  Stengel,  bie  am  Grunbe  gwar  aufreept  fiepen, 
mit  bem  äftigen  Speile  aber  nieberliegen.  Die  lan^ettfcr» 
migen  ©lütter  flehen  ^u  vier  ober  feche»  quirlförmig  um  ben 
Stengel  unb  finb,  wie  bie  Jtanten  jene«,  am  9?anbe  unb 
auf  ber  SRittelrippe  mit  Furjen  Stacpelcpen  befegt  Die 
{leinen  grünlichgelben  ©lumen  bilben  eine  weiefchweifige 
IKi«pe.  Die  gruept  befiept  au«  jwei  fugeligen,  miteinanber 
vereinigten  einfamigen  ©eeren  unb  ifl  anfangs  rotp,  gereift 
aber  fcpwarj.  Schon  in  ben  älteflen  Rettert  würbe  bie 
Ärappwurjel  jum  gärben  benupt.  Durcp  eine  anqemeffene 
Kultur  gewinnt  fte  fcljr  an  garbeftoff  unb  ift  in  iprem  brit« 
ten  3ohte  am  rjortheilbafteflen  au«  ber  (Srbe  ju  nepmen. 
Sie  wirb  bann  gereinigt,  von  ber  braunen  überbaut,  bie 
bfe  gärber  unter  bem  Flamen  gemeiner  Ärapp  jur  ©lau* 
fupe  gebraueben,  befreit,  an  ber  Suft  unb  im  ©adofen  gc> 
troefnet  unb  gemahlen.  Sie  gibt  ba«  fchonfte  unb  palt« 
barfie  SJoth,  ba«  burcp  »erfebiebene  ©ehonblung  unb  3u- 
fäpe  fielfach  »eränbert  »erben  !ann.  Die  fein  fie  Sorte, 
welche  Xjala  ober  Cijari  t)ei&t,  fommt  au«  Smprna  unb 
foO  von  einer  fcfcwächcrn  ^flanjc,  bie  man  in  ber  gevante 
baut,  abflammen.  SRit  biefer  Sorte  wirb  ba«  türfifepe 
©aunrwoQengarn  gefärbt,  unb  au«  ibr  »erben  auch  feine 
a^alerfarben,  namentlich  Jtrapplacf,  bereitet.  Aber  nicht  al; 
lein  bie  Sßurjel,  fonbern  auch  bie  ganjc  ^ffanje  pat  einen 


i  Google 


Farn  esc 

fb  flor!  färbtnben  ©aft,  baß  niftt  nur  die  ©Äfft  ber  Stfew, 
bie  bamit  gefüttert  »erben,  fonbern  auft  bie  Änoften  eint 
cotbe  garbe  erbalten.  De«balb  unb  »eil  anbere  garbege» 
wiftfe  biefe  ©rfftemung  niftt  bieten,  glaubten  einige  ttrjte 
ein  fräftigtS  unb  birect  auf  bie  5DKfcbung  unb  ©tärtung 
ber  Äno«ben  wirfenbe«  SWittel  in  ir>r  gefunben  »u  baben, 
unb  empfablen  ir)re  anwenbung  gegen  bie  engltffte  Äranf» 
beit  unb  anbere  Änoftcnfranfbciten ;  2£nbere  leugneten  niftt 
nur  ibren  Stuften,  fonbern  gelten  ftc  fogar  für  fftä  blieb, 
tnbem  fte  ©törung  ber  «erbauung  unb  Abmagerung  b«» 
vorbringe  unb  bie  Änoften  fft»ammig,  mürbe  unb  jerbreft» 
lieb  matbe.  3W  wirb  fte  nur  wentg  als  Ärjncimittel  an» 
gewenbet.  ©o  oielfaft  bie  «Rrappwurjel  auft  von  Gbemi» 
fern  unterfuftt  »orben  ijl,  fo  ijl  man  bocf>  nitfct  binlänglift 
mit  ibren  JBejlanbtbeilen  befannt.  9laft  ben  neueflen  Un» 
terfuftungen  von  Jtubunann  unb  3enneef  enthalt  fte  jwei 
garbefloffe,  beren  einer  alijarin,  ber  anbere  Xanten  genannt 
wirb.  Da«  Sanftin  foU  bie  S3aum»oQe  febr  feurig  orange* 
rotb  färben,  ba«  3Cli^artrt  mebt  eine  violette  unb  bläulich 
rotbe  garbe  bervorbrmgen.  Da«  boftrctt)e  türfifdje  ©am 
enthält  beibe  garbefloffe,  ba«  violette  aber  nur  ba«  Klijatüt. 

farnrec  ifl  ber  Warne  eine«  alten  itaL  gürflenbaufe«, 
»elfte«  tbemal«  ba«  ©ctjtoß  garnefe  bei  JDrvieto  befaß. 
Dürft  ben  gtopfl  $aul  III.  au«  btm  Jg>aufe  ber  garnefe 
würben  biefelben  1545  .Sperren  oon  9>arma  unb  $iacenja, 
»elfte«  ^erjogtbum  ffe  bt«  1731  befaßen,  wo  es  burft  &rb» 
fftaft  an  ©panien  fam.  ©er  auSgejeiftmtfie  gürfl  au« 
biefem  #aufe  war  Kleranber  fr,  geb.  1546T  gejh  1592, 
ber  ein  tapferer  ©olbat  unb  meifl  glücflieber  gelbberr  »ar. 
Gr  flanb  tn  Dienßtn  be«  Ä6nig§  ?)bilipp  II.  von  ©panien 
unb  warb  ton  biefem  tum  ©tattbalter  ber  9tieberlanbe  er« 
fiarmt.  JBerübmt  finb  bie  garnefe'fften  .Runjhverfe,  nämlift 
bie  fftonen  Xntifen  (f.  b.),  »elfte  ebemal«  im  ^alafie 
garnefe  ju  8?om,  ben  ber  berübmte  SRiftel  anaelo  gebaut 
bat,  ffanben.  9tadr>  bem  JluSjlerben  bed  $aufe«  g.  tarn 
ber  $alaft  an  ben  Jtonig  von  Neapel,  »elfter  faft  alle 
Äunfhoerfe  au«  bemfelben  naeb  Neapel  febaffen  lieg.  Unter 
tiefen  Jtunfhverfen  ijl  befonber«  auggejeiftnet  unb  berübmt 
bie  garnefe'febe  glora,  ber  garnefe'febe  £ercule« 
unb  ber  garnefe'febe  ©tier.  25er  (efete  gebort  ju  einer 
großen  ©ruppe,  »elfte  eine  ©jäblung  be«  gneft.  Xltertbum* 
barfteOt  3»ei  3anglinge,  ampbion  unb  Äetbo«,  binben 
eben  bie  Dirfe,  »elfte  it)re  «Kutter  Htrtiope  gemi«banbelt 
batte,  an  bie  ferner  eine«  »ilben  ©tier«.  Da«  üJfciflcrrocrf 
felbfi  ifl  in  ©rieftenlanb  verfertigt  »orben,  fam  bann  naft 
Rom  unb  flanb  bort  in  ben  ÖJäbcrn  be«  Jlaifer«  @aracaOa. 
»ei  ber  3erjl6rung  be«  alten  S?om«  »arb  e«  verfftüttet  unb 
erjl  1546  verflümmelt  wfeber  ausgegraben. 

Parpar  ftnb  eine  gwifften  61°  20*  —  62'  30*  fit  83r. 
unb  9°  25'— 10°  5'  £>.  Sange  in  ber  «Korbfee  liegenbe 
Snfelgruppe,  »elfte  ibren  Warnen  wabrffteinlift  burft  bit 
Stormanner  von  ben  Ȇben  Sftufen  (gaar),  bie  fte  bier 
fanben,  erbtelt.  ©ie  gebirt  gegenrodrtig  ju25Änemarf,  unb 
bie  25  grofern  unb  fleinem  Snfeln,  au«  benen  fte  bejlebt, 
umfafTen  23l,i  DSU.  Die  3nfeln  ftnb  r»on  gelfenriffen 
unb  aefabrooUcn  SReere«|lrubeln  umgeben;  ffe  finb  f&mrnt« 
lift  febr  felftg,  aber  boft  großtenfteil«  beirohnt.  Dal 
Älima  ijl  im  3fllaemeinen  raub,  ber  ©ommer  febr  furj, 
aber  ber  lange  ©mter  niebt  febr  fheng.   Die  6000  ©n. 


»obner  befftafrigen  fiel)  am  meiflen  mit  ©ftafjuftt,  ©rrunt^ 
jrrieferei,  SBoflenroeberei,  giffterei  unb  »ogelfang.  Der  lefcti 
ifl  namentlift  auf  Sibergdnfe  gerifttet,  beren  gebern  fo  be. 
liebt  ftnb.  Da  bie  ©eeo6gd  m  ben  ilcil  vom  !Keere  auf» 
ßetgenben  gdfen  niflen,  fo  muffen  bie  Vogelfänger  bie  gel. 
fen  erflettern  ober  fift  von  oben  »u  ben  Sleflem  an  ©triefn 
btrablaffen,  »a«  beibe«  mit  großen  ©efabren  eerfnüpft  ift. 
Die  größte  ber  gar6er  ijl  ©tromöe,  »elfte  feft« 
unb  1600  ©nw.  bat,  unb  auf  weiftet  bie  Aauptfratt 
abor*ba»n  mit  600  ©nw.  liegt. 

Joxm  obergarrnf  räuter  finb  ©ewaftfe,  bei  betten  tit 
iBlattbilbung  fo  vorberrfftt,  baß  bie  gruftte,  btc  ftft,  ofyu 
baß  eine  bemerfbare  fl3lütenbilbung  vorberging,  entroiefeln, 
in  ben  meijlen  2£rten  unmittelbar  auf  ber  Unterfeite  te« 
taubtS  jtft  befinben.  Der  ©tamm  ifl  gewöbnlift  febr  un. 
vollfommen  unb  frieftt  nur  »enig  tief  unter  ber  (Erbe  ober 
auf  berfelben  unb  auf  Säumen  fort,  unb  »irb  fälfftlift  füt 
bie  SBurjeln  angefeben;  bie  eiaentliften  SBurjeln  entfprin> 
gen  als  bunne  gäben  au«  bemfelben.  9lur  bei  einer  gerin» 
gen  tfnjabl  von  Arten  ber  beißen  ©bu>nt  wirb  et  aufrecht 
ju»eilen  gegen  40  g.  boft  unb  verfebafft  biefen  bauman 
tigert  garrn  ba«  Anfeben  ber  Halmen.  Die  SSlätter,  bi" 
SUebel  genannt,  fommen  in  ben  manniftfaltigflen  gormen 
unb  3ufammenfe$ungen  vor;  fte  ftnb  ganj  einfaft,  einge» 
fftnitten,  getbeilt,  gefiebert  ober  vielfaft  gufammengefeet; 
balb  febr  nein  unb  gart,  baib  febr  groß  unb  flarr,  alle 
3»ifftengr6ßen  umfaffenb.  Cor  iijrer  ©tt»iefelung  ftnb  fe 
unb  ibre  einjelnen  Sbeile  fpiralf6rmig  aufgerollt.  Da  biefe 
SBebel  überbaupt  bie  oorjügliftjlen  unb  ent»irfeltjlen  Steile 
finb,  fo  erffteinen  bie  garra  auft  felbjl  in  ben  verfftteberi« 
Pen  ©r6ßen:  balb  ftnb  e«  Keine  moo«äbnlifte  spflänjcbcrt, 
balb  fhauftabnlifte  große  ©e»äftfe.  Die  auf  ber  Unter» 
fläfte  ber  SBebel  jtft  entroiefelnben  Äapfeln  ftnb  febr  N* 
fommen  orjaniftrt  unb  bäuftg  mit  einem  geglieberten  Ataf 
umgeben,  fte  fpringen  unregelmäßig  auf  unb  jleben  in  Awp 
ften  vber  üinten  vereinigt,  bie  oft  mit  einer  binnen  4><jut 
bebeeft  ftnb.  ©ei  mebren  Xrten  verfümmert  burft  ibre  W> 
»iefelung  ba«  gaub,  unb  bie  unfrufttbaren  SBebel  ftnb  bann 
ffteinbar  von  ben  frufttbaren  febr  verfftieben.  Die  garrn 
lieben  geufttigfeit,  ©ftatten  unb  SBärme  unb  ftnben  ß* 
be«ba(b  am  bäuftgflen  in  btr  beißen  3<>ne,  vorjüglift  w 
ben  Snfeln.  Bon  ben  2000  bi«i^t  befannten  Xrten  p 
ben  ftft  nur  gegen  70  in  Deutfftlanb,  auft  biejenigen  m 
gejäblt,  bie  man  neuerbing«  mit  JReftt  von  biefer  garmü« 
getrennt  bat  SRaft  ben  aufgefunbenen  fofftlen  Überreftert 
Hie  »orjug«»eife  ber  ©teinfoblenformation  angeb6ren,  9* 
bieiBorwelt  reift  an  garrn,  unb  befonber«  an  baumartijeri. 
gur  bie  £>fonomie  be«  Sßenfften  finb  nur  wenige  Ärten 
von  SBifttigfeit  Die  ©tämme  einiger  baumartigen  garrn 
geben  burft  ibr  2Rarf  ben  ©übfeeinfiilanem  5Rabrung,  un* 
bie  peruaniffte  (Salaguala  unb  unfet  beutffter  SSurmfarm 
auft  garmfrautmännften  genannt,  enthalten  in  ibren  Frte 
ftenben  ©tämtntn  ein  voriiiglifte«  SKitttl  gegen  »anbn'ur 
mer.  Xuft  tuttyt  anbere  2lrten  werben  in  ber  SRebiew  art< 
gewenbet  Der  ©amenflaub  be«  SWrlapp,  auft  S^W' 
Wt,  J&ertnmebl,  »irb  al«  «Wittel  gegen  «ufreibungen  unc 
»unbe©teQen  ber^aut  aufgefrreut  Die  ©tengel  einer  an 
©ftafttelbalm«  bienen  jum  ?>oliren.  Die  lefttgenannten  m 
wäftfe  werben  ieboft  Je^t  ju  anbem  gamilien  gereft«««- 


uiyiiizeu 


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u 


Satan  (bet)  flammt  auä  Äften,  ifl  ab«  feine*  wobt» 
ftaafenben  gleif(be3  unb  feiner  ©djonljcit  wegen  auch  bei 
aal  eingeführt,  wo  ei  jumSEbeil  wilb,  jum  ä$cU  in  eignen 
gefangen,  gafanerien,  »orfommt.  Der  gemeine  gafan 
bat  ungefäbt  bte  ©r6pe  eineS  £au6babn5,  ijt  bräunlich  unb 
gelbgrau,  am^alfe  grünlich  fcbimmernb  unb  am  jtopfe  mit 
tffl&btaunen  gebern  befegt;  bei  «Schnabel  ijl  vorn  überge» 
bogen.  »efonbrrt  jeicbnet  ihn  eine  um  bie  Äugen  herum 
übet  bie  untere  Äinnlabe  laufenbe  feberlofe,  warjtge,  rotlje 
$at  unb  ein  langer  feilförmiger  Scbwaiu.  auS.  SJon  befen» 
bem  <3<bonbeit  finb  ber  ©Über»  unb  her  ©olbfafan,  welche 
an&Qtjina  flammen.  Der  ©ilberfafan  ijl  vom  ©cbnabel 
bis  jum  Cnbe  beä  ©ebwanjeS  3  g.  lang.  Äuf  bem  .Kopfe 
bat  ba*  SRinncben  einen  fcpwarjblauen  geberbufcb  unb  von 
bet  bie  Äugen  umgebenben  rotben  £aut  bangen  einige  gleifch» 
Lippen  berab.  JDberleib,  glügel  unb  ©cfawanj  finb  ftlber» 
roeif  mit  feinen  fcbwarjlicbtn  Guerlinien;  4?ale,  »ruft  unb 
i3aud)  finb  febwarj  unb  flimmern  in  Sttau  unb  Purpur, 
Äugen  unb  Schnabel  gelb  unb  bie  Seine  hcUvoth  mit  weifjen 
Spören,  »«weitem  weniger  fd>6n  finb  bie  Rennen  unb  3un« 
aen,  welche  fleincr,  braun  mit  fcbinuijgweifjem  Unterleibe  finb 
unb  «tun  fürjern  (Scbwanj  baben.    Der  ©olbfafan  ifl 


ter  (Stäbe,  welche  ein  ©eil  umgaben.  Schon  bie  rom.  etc% 
nige  liefen  fich  von  ben  12  Steteren  (©eriebtebienero)  tiefe 
Äbjeicben  ihrer  üJtajeflät  vortragen.  (Spater  gingen  fie  auf 
bie  ßonfuln  über,  bodj  t)otten  auch  bte  übrigen  b°ben  9Xa« 
giffratöperfonen  nach  2Haf?gabe  ir>rer  2öürbe,  mit  Äu«nabme 
beS  Senfort,  jebet  eine  Änjabl  gasce*.  3n  8tom  felbftburf» 
ten  gut  3«t  ber  Stepublif  bie  gaöted  nicht  mit  ben  Seilen 
getragen  werben  unb  als  Änerfennung  ber  oberflen  SBürbe 
bes  Sjolfö  würben  bie  gaSceS  bor  bem  verfammeiten  SJolfe 
gefenft 

Sas(\)'mcn  finb  ©ünbel  von  Sfeifibolj,  welche  beim  SBaf» 
ferbau  angewenbet  werben,  um  bie  Ufer  ju  befefhgen  unb 
befonberd  um  Jörnen  her.^u (teilen,  b.  b.  einbaue,  welche 
ben  Strom  fn  feiner  angemeffenen  JBreite  einengen,  baS  Ufer 
vor  83efcbäbigungen  ju  fiebern,  ben  glug  ju  einer  aHmäligen 
JBeränberung  feinet  bi&btrigen  SBefteS  beflimmen,  ibn  einen« 
gen,  um  ibm  eine  gr&jjere  $iefe  ju  geben  u.  f.  w.  3n  ter 
S}erfcbanjung«funfl  werben  bie  gafebmen  fer>t  vielfach  jum 
Schule  geilen  baä  feinbliche  ©efebüfe  angewendet,  intern  fU 
bte  JBefhmmung  haben,  bie  Äugeln  aufzufangen  nnb  un« 
fcbäblid>  ju  machen.  Sorjüglicb,  werben  fte  jum  {Bau  ber 
fl3elagermtgSbatterien  verwenbet.  Die  ©rofie  ber  gafa)inen 
fft  fetjr  verfchieben,  gewöhnlich  Ijabcn  fte  eine  Stärfe  von 
etwa  1  g.,  bie  Sänge  aber  beträgt  ie  nach  bem  3weie,  ju 
bem  fte  verwenbet  werben,  6 — 18  g.  Die  jum  SBafferbau 
beflimmten  gafcj&inen  werben  am  liebflen  auö  2Bcibcn  ver» 
fertigt,  weil  fid)  biefeS  #olj  am  btfttn  im  SBaffer  hält, 
fonff  nimmt  man  baju  auch  Sirfen,  Srlen,  <£>afeln,  aber 
niebt  gern  Kabelbolj,  weil  birt  ju  fpr6be  unb  leicht  ent» 
jünblicp  ift 

fas$  beißt  urfprunglicb  überhaupt  ein  ©efäf ,  in  web 
ehern  etwa$  aufbewahrt  wirb  (j.  53.  Xintenfaf,  visaljfafij 
u.  f.  w.),  bann  oor^ugSwcife  ein  tjßlicrncS,  in  ber  SRitte 
bauebigeä  ©efäf,  wekba  vom  SAttcber  aud  einzelnen,  bc 
fonbert  jiigefcbnitlcnen  JBretdjen,  Dauben,  unb  jwei  run» 
ben  Söben  jufammengefegt  unb  furch  Keifen  jufammenge« 
faft,  gebuitben  wirb.  Die  gäffer  werben  tb«l4  naä>  ber 

aueb  3  g.,  ber  Schioan^  juweilen  allein  2  g.  lang.  (St  bat 
einen  beQaelben  geberbufch,  feuerroten  Saud),  einen  orange* 
«Iben,  fcbwarjgemafcbim  fragen  um  ben  Jöa!§,  grünen 
ibbenücfen,  gelben  Unterrucfen  unb  SBuTjel,  roflbraune  glü> 
$A  mit  einem  blauen  glecf  an  ben  fürjern  (Scbwungfebern, 
rofbwunen  (Scbwanj  mit  grauen  glecf en,  gelbe  Äugenringe, 
Scbnahd  unb  gfüfe.  Die  ^>enne  ifl  nur  braun,  gelb  unb 
gras,  bie  3ungen  ftnb  bis  in»  brttte  3al;r  gan^  grau. 
Die  gafaruoäucbt  ifl  fet>c  mübfam  unb  wirb  befonberd 
ta  türmen  gepflegt  Die  gafanerien  muffen  geaen  ben 
B«nb  gefdjüftt  unb.  gebkig  mit  IBufcbwer!,  Siefen  unb> 
Safer  wtfeben  fein.  Sin  eignes  gafanenbauS  bient  ben 
Safanca  jum  Äufentbalt  bei  ber  Aalte  unb  muß  bureb  £fen 
in  a^öriger  Temperatur  erhalten  werben.  Dabei  befinbet 
fkb  mtd)  da  ©rüthauS  unb  ber  Swinger,  wo  bie  gütterung 
«efttiebt  SRan  nimmt  in  ben  gafanerien  Släucberungen  mit 
Wm#ärfe,  JCampher,  Äniä,  SDlalj  unb  »irfenrinte  vor, 

od^e  bat  gafanen  angenebra  unb  gefunb  finb.  @roge  (Xomtni  &m„f  ^  u>  f  w  )/  t^(8  Mäf  bm 

SmaB  Riefen  bei  ben  3?6mem  bie  fpraboltfcben  Stieben    ©ebrauche,  ju  bem  fte  befrimmt  ftnb(SBein',  äBter»,  ®cb(aa/ 
*t  ry^trikbjen  Sütte  unb  beflanben  in  einem  S3ünbc(  gl«t»    fäffer  u.  f.  f.)  terfdjtcten  benannt  3n  ber  W\tH  baten  tnt 


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Fallen 

SBütx*  unb  ©einfaffcr  ein  8odj,  ba«  Spunblocb,  »riebet 
arit  einem  ©tätfei,  bem  ©punbe,  »erftbloffen  wirb,  nacb« 
bem  fk  burrf?  baffelbe  gefüllt  worten;  unb  etn  anbere*  Bod), 
ba*  üapfentc  d?  r  weldje*  mit  einem  3apfen  »erfe&loff« 
wirb,  befinbet  ftd)  in  bem  einen  Sobert,  um  bureb  baffelbc 
bie  glüfjtgfeitea  abgugieben.  Da«  gaß  wirb  oud>  ot«  SR  aß 
(f.  b.)  gebcandbt.  Unter  ben  ©einfaffern  ift  ba*  berübmtefte 
ba*  große  gaß  »u  fieibelberg,  welepe*  in  feiner  ur* 
fprünqü'cben  ©eftalt  umftebenb  abgebilbet  ift.  jDaffetbe  faßte 
250  guter  SBJein,  war  mit  Tttct)cr  Bergolbung  unb  fiSilb» 

Sjmfeerei  »erjtert  unb  trug  einen  {(einen  Sangboben.  Die* 
aß  lag  in  bem  großen  JteHer  unter  bem  r)eibelberget 
©cbloffe,  welefce*  jefet  nur  nod)  in  feinen  Ruinen  gu  feiert 
ift.  —  über  bie  ©ifirung*  ber  gdffer  ober  ba*  JBerfabren, 
ibren  cubrfc&en  3nbalt  gu  beregnen,  f.  SBifiren. 

/öfltm  ift  mebr  ober  weniger  »oHfUnbige  <?ntbaltung 
»on  bem  ©muffe  von  ©peifen  unb  ©erränfen  ober  caxa)  im 
firdjlicfjcn  ©inne  SBefcbrdnfung  auf  gewiffe  ©peifen  unb  ©e» 
tränfe  »ibrenb  einer  gewiffen  3eit.  Da*  gaften  äufiert 
entfebiebene  SBirfungen  auf  ben  äußanb  unb  baä  JBeftnben 
niebt  nur  be*  JWrperSy  fonbern  audj  ber  ©eele.  Snbeß  ift 
fein  Cinfluß  ein  febr  »erfd)iebener ,  je  nacktem  e*  im  gefun« 
ben  ober  franfen  3uftanbe  ftattfmbet.  3m  2CQgemetnen  fön* 
nen  bejahrte  Beute  baffelbe  beffer  unb  langer  aufbauen  al* 
junge,  fei  e*  nun,  weil  Befctere  noeb  im  SBadjätbume  be» 
griffen  finb  ober  weit  fie  ein  tbdtigere*,  arbeit*»oUere*  8e» 
Ben  führen  unb  beäf;atb  einer  großem  SRenge  »on  Rab» 
rungjmitteln  bebürfen.  3"  Jtranfbeiten  wirb  ©a*  gaften  oft 
außerorbentlid)  lange  obne  ftdptbaren  Radjtbett  ertragen.  So 


ift  e*  befannt,  baß  Jtranfe,  namentlicb  bpfi«ifd)e  grauen* 
jimmer,  gumeilen  SRonate  unb  Idnger  gubringen,  obne  et* 
w«8  gu  (ich  gu  nehmen.   Xu rf?  ©efunbe  fennen,  wenn  and? 


ni<bt  fo  lange,  bod)  wenigfien*  mebre  Sage  unb  jogar  uru 
tet  übrigen*  febr  ungünfhgen  Urrrftdnben,  obne  etwa*  gu 
genießen,  am  Beben  bleiben,  wie  bie*  g.  IB.  bie  gälte  be» 
wiefen  tjaben,  in  benen  SRenfdjen  »on  einem  grbeinfturge 
verschüttet  unb  bennoeb  nad)  einigen  Sagen  nod)  lebenbig 
beroorgegogen  würben.  SRerfwürbtg  ift  bie  ©efcbid)te  eines 
berubmten  ©elebrten,  ber  im  boben  tfitcr  von  einer  unüber-- 
winblid)en  ©d)laffud)t  befallen  würbe.  &;  wad)te  nur  alle 
ad)t  Sage  auf  unb  aß  folglid)  nur  am  Saae  feine«  <Srwa> 
d)en8.  enbltd)  fd)lief  er  cm  gange*  3ahr  faft  obne  Unter» 
brerbung  unb  fiarb  nad)  SJerlauf  oeffelben  an  ganglicber  Gr* 
feböpfung.  Daß  aber  im  3uftanbe  be*  ©dblaf*  eine  lange 
Gntbebrung  ber  ©peifen  unb  ©etrdnfe  moglia)  ift,  lebren 
fd)on  bie  winterfeblafenben  Sbiere,  wie  j.  iö.  bie  SRurmel* 
thicre ,  bie  eine  gange  Sabre&geit,  obne  ju  freffen,  gubringen 
!6nnen.  ßei  gewiffen  Jtranfbeiten  ift  bie  (fntbaftung  »on 
Steife  unb  Sranf,  wenigftenS  »on  gewiffen  ©peifen,  nia)t 
nur  nüglicb,  fonbern  oft  jur  Teilung  unumgdnglicb  notb' 
wenbia. 

2«it  ber  Religion  fanb  ba$  gaflen  fd)on  im  frübe^ 
ften  litcrthume  bei  ben  SSolfem  be$  £>rientö  in  ßerbinbung, 
utebt  nur,  weil  firf>  biet  bie  S3ernad)Idfftgung  ber  Diät  cm* 
pftnblid>er  riebt,  fonbern  weil  bie  ^riefter  gugleid)  bie  Itrjte 
waren  unb  ihnen  bie  bo&pelte  Sorge  für  ©cfunbbett  unb 
Religion  oblag.  Dag  gaften  ifi  beSbalb  in  ben  Religionen 
ber  3nbier,  Werfer,  3uben  unb  SRobammebaner  gefeftlid; 


Fmstnacbt 

Dir  3ubea  fwbcn  nod)  fünf  i^auprfa^tage,  btrunrer  ber 
große  %erföbnung6tag,  unb  gwet  Sage  gum  ©cböcbrntH  t>ct 
Einnahme  »on  3erufalem  turd)  9lebufabnegar  unb  Sit u.-. 
£)urd>  bteSuben,  bie  gum  (Sbriftentbume  übergingen,  warte 
bat  gaften  auch  bei  ben  (Sbnften  ©ebraud),  bie  ftd)  baburd) 
auf  bie  geier  ber  i>oi>tn  gefte  »orbereiteten.  fBon  ben  brei 
großen  gaften,  ton  #fingften  bi*  Sobanni,  tton  SKar. 
tun  bi*  fBcibnad)ten  unb  ber  fogenannten  oiergigtdgigen  fic 
«or  bem  Gbarfreitage ,  mit  Segiebung  auf  bat  vier 

Sje  gaften  3efu  in  ber  SBüfe,  würbe  ba*  lefeteve  am 
en  gehalten  unb  f«U  fd)on  im  2.  3abeb-  »on  emem 
rom.  äöifcbofc  angeorbnet  worben  fein.  TitU  3rit  wirb  in 
ber  proteftantifd)en  Jtirdjc  nur  baburd)  au*gegei(bnet,  bafl  in 
ihr  bie  du  ift  liehe  @rbauung  bem  Beiben  unb  ©terben  3efu 
in  gaftenprebigten  aetvibmet,  ba*  £)rge(fpie(  gebdmpft 
ift  unb  bie  öffentlichen  SRufifs  unb  Sangoeranügungcn ,  wie 
aud>  in  ber  Äbt>enr*geit,  eingeftellt  finb.  Änbere  gebotene 
Safttage  waren  bie  ftorabenbe  bober  gefte,  unb  ber  WtitU 
werbe,  greitag  unb  ©onnabenb  jeber  SBod)e,  bie  ein  Sßicrs 
teijabr  befcblof.  3lUe  greitage  (an  einigen  jörten  aud)  alle 
©onnabenbe)  entbalten  fi<b  bie  fatbolifd>en  §brijlen  ber 
gleifcbjpetfen,  weldje*  leiebtere  gaften  Xb  fi  in  eng  (@ntt)aU 
tung)  beißt-  Die  SBermeibung  ber  gleifcbfpeifen  bat  in  ben 
fatbolifeben  Bdnbern  bie  äöcbe  veranlaßt,  um  ben  perbote« 
nen  @emn}  gu  erfe^en,  auf  woblfd)mecfenbe  ©peifen  gu  fin» 
nen,  weld)e  jene  erfe^en  foHen,  unb  biefe  gaftenfpeifen 
finb  gum  Sbeil  nia)t  weniger  einlabenb  unb  ben  ©aumen 
reigenb  al*  bie  »ermiebenen  gleifcbfpeifen. 

Die  Rüdjternbeit  be*  ©eifteS,  bie  ba*  gaffen  befÖrbert, 
gab  bemfelben  für  bie  Xngelegenbeiten  ber  Religion  einen 
wichtigen  $xotd,  ber  aber  oerloren  ging,  al*  man  ba*^fa« 
ften  fclbft  al*  etwa*  Skrbienfllicbe*  betraebtete.  Siele  fua> 
ten  ftd)  burd)  ftrenge*  gaften  einen  ©cbein  »on  $eUigjfeit 
gu  geben  unb  ber  Jtampf  mit  ben  Naturtrieben  oerwanbelte 
fte  m  ©d)attengeftalten.  25ie  mitteralterlicbe  Äircbenjudbt 
entfübnte  burd;  auferlegte*  gaften  bie  IBüßenben,  bie  ftd>ie« 
bod)  aurb  burd)  ©elb  baoon  beiden  ober  e*  gu  ibrem  ©un« 
ften  einem  Xnbern  übertragen  tonnten.  Die  Reformatoren 
erteilten  über  ba*  gaften  feine  SSorfcr>«ften  unb  überließen 
e*  bem  iBebürfniffe  ber  ©ewiffen.  &  ift  be*balb  in  ba 
proteftantifeben  Äircbe  faft  gang  »erfebwunben  unb  wirb  nur 
noeb  »on  frommen  Gbrtfitn  al*  3eid)en  ber  Reue  an  ben 
{Bußtagen  unb  oor  ber  geier  be*  b-  Xbenbmabl*  ausgeübt. 
2u<b  xn  ber  fatbolifeben  Äircbe  benft  man  je^t  über  ba* 
gaften  milber  wie  ebebem,  wogegen  in  ber  gried).  Jt' 

faetnact)t  ift  ber  Sag  vor  Xfcbernrittwod),  in  beffen 
SRadbt  bie  großen  gaften  ber  fatbolifeben  Jtircbe  ibren  2tn 
fang  nehmen.  €*  war  ber  legte  Sag,  an  welrbem  ber 
©enuß  ber  gleifd)fpeifen  unb  weltliebe  Jrieranugunaen  er» 
laubt  waren,  ©aber  würbe  e*  ©itte,  an  ibm  unb  walj* 
tenb  ber  »orbergebenben  Sage  gleid)fam  »on  bem  gleir 
fd)e  Xbfcbieb  gu  nebmtn,  welcpe*  tn  bem  itaL  iSortc  Qar 
ne»a(  (au*  carae  unb  vale,  b.  b-  leb  wobl,  gleifcb! ) 
auSgebrücft  ift.  5Der  öarne»al  ober  gafd)ing,  wie  er  im 
fübL  Deutfdjlanb  beißt,  würbe  baber  ein  gept  ber  größten 
Xu*gelaffenbeit,  unb  nicht  ungegTÜnbet  ift  bie  Cermutbuns, 
baß  biefe*  geft,  wie  mand>er  anbete  SJraud),  au*  bem  törn. 

-Tif  ii/f  n  in  lim  t  in  ijic  ru  m  t  inn  ii  1 1  m  r  -yi  i  r  in  r  u  nrrn  cqg  tiü  c  n  1 1 1 


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Fastnacht 


13 


Fastnacht 


SBü  fmben  nimUd)  bei  ben  alten  Körnern  baö  gejl  ber  ©a» 
turnalicn,  an  weldjem  dl)iilid>e  a^orbeiten  getrieben  mir« 
ben,  wie  fte  jur  (Samevadjeit  in  ben  großen  Stätten  !$ta> 
lienä  nod)  gegenwartig  üblid)  ftnb.  iBefonberS  auSgejeidmet 
buttb  f>rad;t,  fOfurbwillen  unb  SielfSjubel  finb  ber  Garne» 
val  ju  JBenebig  unb  ber  ju  9?om.  SDiefe  gefte  werben  burd) 
ben  großen  3ufammenfluß  von  reidjen  gremben,  bie  aud 
allen  ©egenben  am  liebfren  ju  biefer  3«t  nach.  Stalten  rei« 
fen  forote  burdj  bie  gebbaftigfeit  beö  Gbarafterd  ber  3fa* 
lienet  erbebt.  3ung  unb  TUt,  Dinner  unb  ©eiber  werfen 
ftdj  in  allerlei,  jnm  JEbeil  »r&cbtige,  jum  Sbeil  fomifdje 
SJerfleibungrn ,  unb  inbeni  fie  irgenb  einen  wirflicben  ober 
fingirten  ßbarafter,  SKanncr  in  SBeiberfleibera  unb  umge» 
fdjrt,  mit  ber  größten  Bebhaftigfeit  burebfübren,  fudjen  fie 
bie  Sborbcit,  »ddje  2(fle  ergriffen,  auS&ubrucfen,  ui  erbat» 
ten  unb  nad)  Gräften  ju  (feigem.  Unfere  5TOa8fenbalIe, 
welche  auch  vor  Seginn  ber  gaffenjeit  abgehalten  werten, 


ffnnen  nur  ein  fdnvacbc3  S3ilb  von  einem  tim.  Garnevat 
geben.  £iefer  wirb  nitfct  in  engen  Simmern,  fonbern  un* 
ter  bem  freien  beitern  ttal.  Gimmel  gefeiert;  eS  haben  nidjt 
nur  bie  ©ebilbeten  3utritt  ju  ihm,  fonbern  3«ber,  wefj  9?a» 
menS  unb  StanbeS  er  aud)  fein  mag.  Malier  wirb  ber 
SRurbwiHe  burdj  feine  ©ante  be§  gefeUfdjaftlidjen  3wang8, 
ja  nicht  einmal  ber  Sittticbfcit  in  3ügel  gehalten.  Sie 
Shorbcit  wirb  nicht  an  einem  'Äbcnbe  angenommen  unb  ab> 
getban,  fonbern  &age  lang  fortgefefot  unb  bie  ^olicei  nimmt 
nicht  ben  ruhigen,  ernften  fBürger  in  Sdiufc,  ber  bie 
griffe  ter  &l;orbeit  von  fid?  abgalten  will,  fonbern  bie  Zt)0-. 
ren  finb  bie  unantafibaren  ^Perfonen,  benen  fein,  wenn  aud) 
etwad  berber  Scberj,  übelgenommen  werben  barf.  tfirßet  btn 
2Ra&fen  ber  ^ulcincllS,  ber  Guacqueri,  Jöettler,  j)omino  u.  a. 
(f.  ÜJIaSfen)  haben  bie  ital.  GarnevalS  in  ben  verfebiebe» 
nen  Statten  noch  befonbere  6igentbümlid?feitcn.  3n  9?om 
wirb  ber  Garneval  auf  ber  langen  (Straße  Gorfo  abgebalten. 


gen  mit  bunten  SRa&fen  gefüllt  jteben  auf  ber  einen  Seite 
bin,  auf  bec  onbern  ber.  3wif$en  tiefen  SBagen  winmcU 


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Fata  HI or^ana 


14 


Fatum 


e9  »on  SRaSfen.  (SS  ift  ein  ©ebringe  unb  ©cfcbrei,  von 
be|Jcn  Berwimmg  wir  (eine  BorfteUung  haben.  XUe  Qau> 
fei  finb  überbted  mit  reichen  SEeppicben  »erjiert  unb  au*  aU 
Un  gcnflcm  ((bauen  SWaSfen  auf  baS  Seroirr  ber  (Straße. 
3u  ber  Erhöhung  ber  allgemeinen  Sebenbigfeit  trägt  nicht 
wenig  bie  allgemeine  Sitte  bei,  ftch  gegenfeitig  mit  Gon. 
fettt  ju  bewerfen.  Urfpninglicb  waren  bteS  überjueferte  Jtör« 
ner,  mit  benen  man  ftcb  im  (Swberj  bewarf,  jefct  bepubert 
einer  btn  anbem  mit  ©ppSf intern,  bie  »on  Krämern  ge> 
fdbäftig  »erfauft  werben,  unb  jebe  SRaSfe  führt  biefe  SB  äffe 
jur  Bertbeibigung  unb  jum  Angriffe  bei  ftcb.  3eber  Sag 
beS  Garne»alS  wirb  bureb  ein  9>ferberennen  bcfcbloffen, 
welches  bem  3ubel  beS  S8ot?e§  bie  Krone  auffegt.  Soiba« 
ten  entfernen  aus  ber  SRitte  jwifchen  beiben  SBagenreiben 
bie  SRenfcben  unb  barauf  werben  nad;  einem  gegebenen  Sei* 
eben  mutbige  9?offe  ohne  ßügel  unb  Sieitet  an  bem  einen 
Gnbe  bc5  ßorfo  loSgelaffen,  welche  mit  einer  pfeilfdmeHen 
©efebwinbigfeit  bie  lange  orrapf  herunterrennen.  jDeröe» 
[User  beS  juerft  am  Siele  anlangenben  StojfeS  erhält  ein 
Stüi  ©olb»  ober  Silberftoff.  9cadbbem  am  legten  Sage 
baö  lefcte  $ferberennen  gehalten,  nimmt  mit  ber  einbrechen* 
ben  Stacht  bie  allgemeine  Üiift  ben  gewaltigften  'iluffdjwung, 
um  bann  in  bie  fülle  gaftenjeit  fich  aufjul6fcn.  Siebter 
f sU?occoIi)  erfebeinen  immer  mehr  unb  mehr,  halb  hat  jebe 
SRaSfe  ihr  gidjt ,  ja  oft  ganje  Äuffäbe  »on  Siebtem.  XII c 
2ü.agen  unb  Käufer  finb  gleichfalls  mit  Siebtem  befefct.  2>ie 


Suff  beffeht  barin,  bafl  einer  bem  anbem  ohne  ttntcrfaf?  baS 
Siebt  au§}ul6fcben  »erfuebt,  bafj  eine  bin  tum  ©eberj  gr> 
worbene  ßerwünfebung  3eben  trifft,  bem  fein  Siebt  auSge» 
I6fcht  würbe.  „Sia  aminazzato!"  (werbt  ermorbet!)  ift  baS 
allgemeine  SofungSwort,  baö  OTe  einanber  jurufen,  womit 
Keiner  »erfobont  wirb,  wäbrcnb  XUe  im  luftigen  Kampfe 
um  bie  Siebter  begriffen  finb.  Urft  natbbem  baS  ©ebränge 
unb  ®efd;ret  einen  ©rab  erreicht,  ber  an  ben  toUftcn  2ßahn. 
finn  grenü,  nachbem  fid)  bie  SRebtjabI  mübe  gcfcbriccn  unb 
gebrängt,  tritt  aümälig  ^Beruhigung  ein,  bie  uRaefcn  fehl  ei» 
eben  ftd) ,  fowie  ber  üRenfdjentnäuel  ftcb  aümälig  ledert  unb 
auftfft,  nach  .fjaufe,  um  bort  mit  einem  Scbmaufe  ju  be» 
fcbliefjen,  ober  mS  SEbcater,  unb  fo  enbet  baS  geft.  —  ÜRit 
bem  ital.  Gaxiuwal  bot  in  Seutfcblanb  nur  ber  liinifdje 
einige  tfbnUdifcit,  welcher  ebenfalls  öffentlich;  auf  ben  ©tra- 
gen  unb  in  ©Aten  abgebalten  wirb.  Xber  auch;  biefer,  fo> 
wie  ber  »arifer<5arne»al,  welcher  ebenfalls  öffentlich  ift, 
jlebt  bem  itaL  an  Scbbaftigfeit  nadj.  —  Der  #aftnad;t$> 
feter  in  JDeutfchlanb  »erbanfen  bie  luftigen  gaftnachts» 
fpiele  iiircn  Urfprung,  an  benen  bie  wobu)abenben  Bür- 
ger ber  ReicbSfiäbte  ein  grofjeS  SSoblgefaüen  -fanben.  <5ie 
waren  Koroibien  voll  berber  ©päfje  unb  fernigen  SBifeeß. 

Jata  /Horcjana  ift  eine  rigmtbümlicbe  Suftfpieac« 
lung  (f.  b.),  welobe  häufig  an  ber  Meerenge  »on  SWeffma 
jwifchen  ©ieilien  unb  ber  ital.  Kufte  »orfommt.  ©ie  entßebt. 


wenn  bie  ©onnenftrablen  in  einem  ©infel  »on  45  ©rab  auf 
bie  JDberfÜcbe  beS  SDteereS  bei  Sreggio  fallen  unb  ber  Spiegel 
beS  SWeereS  »6Uig  eben  unb  glatt  ift.  Bon  einer  Hnb6pe  in 
twr  ©tabt,  baS  Äuge  gegen  baS  2Reer  gerietet,  bie  ©onne  im 
Äiiien,  fief>t  man  auf  ber  gläcbe  ber  <5ee  Daläfte,  Sbürme, 
2Renfcben,  Sbiere,  ©äulen,  Stuinen,  furj  bie  mannidjfaltigs 
ften  ©egenftänbe  beS  SanbeS  fcbneU  bjttgjätta.  ©a6  reijenbe 


©emälbe  wirb  »on  bem  SBolfe  mit  lautem  Subel  bearu§t, 
^ung  unbÄlt  eilt,  SWorgana!  STOorgana!  mfenb,  nad?  bem 
jjeftabe.  Zbn  baS  feböne  S3ilb  ift  balb  wieber  perfebwunben, 
fowie  fieb  bie  ©ebingungen  Anbem,  bie  eS  erjeugen. 

iatum  (baS)  war  nacb  bem  ©lauben  ber  alten  ©rie* 
eben  unb  fl?6mer.  bie  unerforfcbJübe,  »UeS  überwältigenb« 


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Faulbaum 


IS 


FaulfleJber 


9Dtadbt  beS  ©cbicffalS,  bem  (Setter  unb  SWenfcben  mit  un< 
oennetblicbcr  9lotbwenbigfeit  unterworfen  waren.  SBäbrenb 
bie  gried>.  (Bitter  menfdjlicbe  Schwächen  unb  Seibenfcbaften 
batten,  war  baS  gatum  mit  einem  (»eiligen,  unabwenbbaren 
irrnfie  befleibet,  fobaß  eS  ben  Änfcbtin  bat,  als  läge  in  ber 
üebrt  »om  gatum  bei  jenen  beibnifeben  S36lfcrn  bie  crfle 
Xbrnntg  beS  wahren,  freien,  felbftänbigen  ©otteS,  welchen 
baS  Cbriflentbum  Ie^rt.  Die  SJerflärung  jur  Freiheit  fehlte 
ab«  bem  Saturn.  3e  weiter  baber  bie  (Jrfenntniß  ber 
5reibeit  beS  ©eifieS  bei  ben  $bilofophen  ber  ©riechen  ge* 
hieb,  befto  mehr  »erfchwanb  bie  ©cbicffalSibce  unb  ber 
Wenfcb  (ernte  alS  freies  SBefen  fein  richtiges  SJerhältniß  uir 
<3otrfceit  erfennen.  9?ur  bie  SErauerfpiclbicbter  bebienten  ftcb 
nscb  ber  SBorftellung  eines  unabw —Haren  gatumS,  ba 
niebt*  bl»  geifrige  Äraft  beS  SRenfcben  erhabener  berauSffeUt 
alS  baS  Anbringen  menfeblicber  SöiHenSfraft  gegen  große, 
L-nübenpinbliebe  ^inberniffe. —  Der  g  ata  Ii SmuS  (©laube 
an  ein  Saturn)  tft  entweber  ein  irreligiöfer  ober  ein  religid» 
Ter,  Je  naebbem  bie  SRotbroenbigfeit,  bie  baS  SBermigen  ber 
celbflbeftimmung  ber  jpanblungen  aufbebt,  ihren  ©runb  in 
ber  Watur  ober  tn  ©Ott  bat.  25er  erflere  (woju  auch  bie 
Meinung,  bie  beS  2Renfcbm  ©lücf  unb  Unglücf  von  bem 
Innftuffe  btr  ©eftirne  u.  f.  w.  abhängig  macht,  gerechnet 
srerc-en  fann)  betrachtet  ben  SD?enftr;en  alS  eine  bloße  Qu 
i'aSeinung  ber  9?atur  unb  unterwirft  auch,  feine  ©etfleStbätig: 
feH  ben  in  ber  SRatur  wirfenben  ©efefcen.  3ft  aber  baS  geu 
lüge  geben  beS  SKenfcben  an  bie  in  ber  ©Innenwelt  bcrr= 
>'a>enbe  ^cotbroenbigfeit  gebunben,  fo  wirb  auch  jeber  3uj 
üanb,  jete  fliiebtung  fetneS  £ebenö  ein  SBerf  ber  9iotbrocti; 
ciafeit,  an  feinen  JJugenben  unb  Saflern  bat  er  feinen  "Kn- 
tbeil  unb  fein  Dafein  bat  feine  höhere  JBcbcutung  alS  baS 
bec  ^flan.jen  unb  Sbiere.  Der  religiöfe  gataliSmuS,  ber 
bureb  Euguftin  in  bie  ebriftlicbe  ©laubenSlebre  aufgenommen 
tmb  bureb  2utber  unb  Calvin  erneuert  würbe,  fti'ujt  fieb  auf 
bie  Slotbroenbigfett  ber  göttlichen  aTIwiffenbeit.  Da  fie  nätm 
lict)  nichts  jufaHig,  fenbern  2ü*e$  notbroenbig  vorauSfe$,e,  fo 
fei  ber  SRenfeb  aneb  im  SBorauS  von  ©ort  jur  ©cligfeit  ober 
:ut  SJerbjmmniß  beftimmt.  (0.  Sott) erb eftimmung.)  Die 
-Sorbmenbigfeit  auf  ©Ott  belogen,  wirb  aber  jur  grcil?eit  beS 
*cifieS,  von  ber  cueb  be»  SWenfcfiengeijl  feinen  Urfprung  ab» 
laut,  unb  bie  SBorjleUung  beS  gatumS  geht  fo  über  in 
bie  einer  allmächtig  waltenben,  weifen  SBorfthung,  welche 
(Rottes  ift.  ©egen  folebe  9(etbwenbigfcit  einiger 
i|i  fcie  ber  SKatur,  fobalb  fie  nicht  aud?  aii  tüfa 
-::id?<r  ©ei3f)eit  betrachtet  wirb,  eine  blinbe.  Der 
j  r  f.  £atarbmu$  behauptet  neben  ber  9fotfywenbtgfcit  einer 
icn  ä»orbcrbef?immung,  wa§  freilief)  unbegreiflicf;  ift, 
^rdbeit  be3  SBiUenä  unb  äußert  feinen  verberblicben 

■üu$  auf  baS  geben  feiner  ©efenner  am  meitfen  baburdj, 
tag  man  fieb  Übeln,  bic  in  betn  3tiNmntcnwirfen  nariirli» 

:  Urfacben  ir^ren  ©Tunb  $aben,  wie  yeft  unb  geuerf« 
:na£,  nicht  entjieht  unb  ftih  gegen  fie  frrrcrtbrt,  roetl 
•.:t  fie  gewellt.  JJäßt  aud>  biefc  2Crt  bc^  gatali^muä  bic 
cn  unb  ben  ©lauben  an  bie  perfönlid^c  gortbaucr  nach 

n  Jobe  uniin^cra|1et,  fo  beugt  fie  bod?  ben  Sttenfebcn 
unC  raubt  ihm  bie  ©lütffeligfeit ,  bie  ü)m  feine  eigne 
Ziymb  gewahren  foU. 

faulbaum.    37?it  biefem  tarnen  werben  »erfchiebenc 
r.'i.-M/,  üomcbnilicb  aber  ber  gemeine  Jraubenfirfchbaum 


unb  ber  ftadbellofe  Ärenj»  ober  Seghorn  belegt.  Dernau 
benfirfebbaum  ^etehnet  nd)  bureb  ferne  weipen,  füßlieb  M 
tenben,  bingenbtn  iBtutentrauben,  bie  jeitig  im  grühiahrc 
erfcheintn,  unb  burd>  feine  graufdjwarje,  jtinfenbe  Siinbc 
au3.  ISt  ftnbet  fid?  als  ©traud)  unb  iBaum  in  ben  33d( 
betn  unb  wirb  häufig  gu  ^?ecfen  angepflanzt.  Dad  4?ol; 
nimmt  eine  febfine  Sarbe  unb  Politur  an  unb  wirb  in  grant- 
reich  häufig  unter  bem  91amen  iJucienboi^  »erarbeitet.  Die 
8?inbe,  befonberi  bie  innere  »on  alten  ©tämmen,  liefert 
mehre  baurrhafte  Sarben  unb  wirb  auch  als  Xnneimittei, 
wiewol  febr  feiten,  angewenbet.  Der  eigentliche  gaulbaum 
ifi  bie  in  Deutfd»(anb  gemeinfle  Ärt  beS  Jtreui  •  ober  Sßcg> 
boms  unb  ftnbet  fid?  überall  in  $ecfen,  ©ebüfepen  Mnb  SBäU 
bern  als  ein  ©traud),  feltener  als  ein  10—15  J.  bober 
iBaum.  Die  überbaut  her  Srinbe,  befonberS  ber  jungem 
ttfie,  ift  febwar^braun  unb  mit  weifen  fünften  befrreut 
Die  fleinen  weiß(id)grünen  S31üten  flehen  büfchelroeife  auf 
einblütigen  ©fielen  tn  ben  JBlattwinfeln  unb  binfertaffen 
runbe,  anfangs  gelbe  ober  rotbe,  gereift  frhwarje  {Beeren. 
Die  leichte  Jtohle  beS  £>ol)eS  wirb  jur  Bereitung  bes  ©chief« 
puloers  eerwenbtt,  baher  ber  SRame  ?)u(oerhoij,  welcher  in 
mehren  ©egenben  gebräuchlich  ift.  Die  9cinbe  färbt  ohne  £u« 
fat]  gelb,  aufjerbem  aud)  bureb  berfchiebene  tiorbereitungeit 
unb  3ufä^e  auf  SBoQe  rott>  unb  braun;  bie  Sßurjel  liefert 
JDlioenfarben;  bie  unreifen  Seeren  färben  gelb,  bie  reifen 
violett  unb  grün.  Die  dtinbe  wirb  als  Heilmittel  nur  gc= 
gm  Jtranf^etten  ber  %t)\txt  noch  i^Ut  angtwenbet. 

/aulfifbrr,  fauliges  Sieber  wirb  eine  meiftenS  fefjr 

f(efäbrlid;e,  mit  einem  aufgeläften  3ufianbe  beS  JBlutcS,  Qx- 
cblaffung  ber  fefien  Sbeile  unb  großem  SSerfaKe  ber  Jträfte 
verbunbene  jtranfbeit  genannt,  bie  ben  ihr  beigelegten  92amen 
nur  im  uneigentlirhen  ©inne  beS  ÜBorteS  verbient,  ba,  wie 
hefannt,  im  lebenben  JWrper  feine  allgemein  verbreitete  S*uU 
niß  ftattfinbet,  häufig  erft  auS  anbern  Aranfheiten,  aber  un< 
ter  ßtnwirfung  befonberer  Umftänbe,  bie  ihre  (Jntftehung 
hegünfiigen,  auch,  fo  ju  fagen,  von  felbfi  entfielt,  wenn  fie 
einen  gtmiffen  ©rab  von  S36Sartigfeit  erlangt,  einen  eigen> 
tb  um  Ii  eben  3tnftccf  uncjsftoff  entwickelt,  ftch  bann  aud?  wol 
bureb  SJermittelung  ciefeS  weiter  verbreitet  unb  in  ber  gro» 
ßen  ^Rebtyibl  ber  Salle  folgenbe  AranfbeitSerfd?einungen 
barbietet.  Slacbbem  fürjere  ober  längere  3eit  ein  bumpfer, 
brüdenber  Jtopffd?mer j ,  traurige,  büfiere  ©emüthSfümmung, 
immer  junehratnbe  SKattigftit  unb  ©cbmeTjbaftigfeit  ber 
©lieb maßen,  blaffe,  erbfahle,  bläuliche  ober  felbfi  febwärj: 
Hebe  gärbung  ber  4>aut,  flarfbuftenbe  9(acbtfcbweiße,  unru» 
higer,  ntd;t  erquiefenber  ©eblaf,  geringe  @ßluft  mit  fauligem 
©efdjmacfe  im  3Runbe  unb  auffaHenber  Ttbneigung  gegen 
gleifchfpeifen,  aber  befio  größeres  Verlangen  nach  fäuerlichen 
Dingen,  bächft  übelriechenbe  Ausleerungen  bureb  Darmfanal 
unb  fjamblafe  vorausgegangen  finb,  tritt  baS  gieber  felbfi 
mit  groff,  ©cbaubern  unb  einer  immer  fteigenben  a^ifte  ein, 
weld?e  (entere  (ich  befonberS  baburd?  auszeichnet,  baß  fte  in 
ber  .feaub  eines  ©efunben  eine  eigenthümliche  pricfelnbe, 
felbp  beißtnbe  ©mpfinbung  verurfadjt.  9lun  (leigern  fidj 
alle  oben  angeführte  3ufaQe,  bie  IBenommenheit  beS  ÄopfeS 
mehrt  (tcb,  baS  freie  ffiewußffein  trübt  fid;  immer  mehr,  ber 
Jtranfc  verfinft  in  ein  bumpfeS  £inbräfen,  fein  ©efidjt  brüeft 
große  Slraurigfeit  auS,  bie  Äugen  rotben  fid)  ober  färben 
jicb  wol  auch  gelblid),  grünlich,  verlieren  ihren  ©lanj,  tbrä.« 


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ntn,  wetten  ffiet,  f*lelenb  ob«  na*  oben  wtbtebt  Die 
3unge  belegt  fi*  fefct  (iarf ,  wirb  troden  unb  jitternb,  ba« 
ganjt  3«mete  bet  «JWunfcboble,  bie  «Üpyen  unb  9tafenlö*et 
Wommen  ein  fcbmujige«,  rußige«  Änfeben,  bet  att)em,  fo» 
wie  alle  ÄuJfonbetungöfioffe  be«  Kirpa«  wrbreittn  einen 
b6*fi  Übeln  ©eru*.  Xuf  bet  ttocfenen  obet  eon  einem  fle« 
brigen,  ftinfenben  ©Aweiße  bebetften  ^wut  jeigen  fi*  blau» 
webe  gierftn,  bin  unb  witb«  au*  weiße  gritfelbläSAen. 
Da«  üttbembolen  witb  ftöbnenb,  t6*elnb,  bie  Stimme  un» 
»erftdnbli*,  ba«  ©pte*en  wot  auA  ganj  unm&gliA,  JEbeile, 
welAe  gebtücft,  baburA  wunb  obet  fonft  »etleftt  wetten, 
geben  letAt  in  Stanb  übet,  im  «JDtunbe  entfielen  ©Awdmm» 
eben,  e3  fMen  ftd)  erfAopfenbe  Dut*fdBe  unb  Slutungen 
au«  allen  natütli*tn  Öffnungen  bei  -Kdtptr«  ein.  Da« 
tut*  fie  entleerte  »tut  erf*eint  febr  bunfel  gtfdtbt,  flüffi« 
atx  al«  gewobnli*,  gerinnt  nut  f*wet  ober  gat  ni*t  unb 
befinbet  mt  in  einem  mebr  ober  weniger  aufgel6flen  3u» 
ftonbe;  e«  bilben  fitb  fcuft*  unb  DtüftngefAwüljie  unb  un» 
ter  nenwfen  3ufdHen  erfolgt  bet  SEob.  ©clten  nimmt  ba* 
gaulfieb«  einen  günftigen  «u«gang ,  immer  aber  erbolt  fu* 
ber  Kranfe  nur  febt  langfam}  bduftg  gebt  e«  in  anbete 
Äranfbeiten  über  unb  enbet  noeb  burd>  biefe  tobtliA  ober 
Unterlägt  wenigjten«  gern  fAlimme,  meift  unbeilbate  Übel, 
fo  j.  S.  fcäbmungen  »erfebiebenet  TLxt,  Xaubbtit,  Slinbbeit, 
@ebä*rmßfAwdAe,  mangelhafte  »«bauung  unb  Srndbtung 
be«  Körper«,  große  Neigung  ju  Slutungen,  wafferfüAtige 
anfdjwellungen,  jtarf  iau*enbe  @ef*wüte  u.  f.  w.,  obet  ber 
SEob  tritt  wegen  immer  mebt  überbanbnebmenbet  gtf*öpfung 
ein;  bet  .Körper  febeint  fiA  gewifTermaßen  noeb  wdbrenb  be« 
geben«  aufl6fen  au  wollen.  Die  Seicben  geben  außetotbenU 
lieb  fAneU  in  gdulniß  übet.  2flle«,  wo«  btn  Äörpet  üb« 
bie  ©ebübt  fAwdAt,  bie  gefunbe  SRif(bung  b«  ©äfte  bef» 
felben  wrbitbt,  baber  namentli*  f*le*te,  bur*  faulige  3u6» 
bünfhmgen  »erpeftete  8uft,  b«  ©enuß  faulen  ob«  »on  rtan« 
fen  »bieten  gewonnenen  gltif*e«,  gamlicbet  «Mangel  an 
Vflanjenfofl,  bagegen  au«f*ließli*e  Seßftigung  mit  gefaU 
jenem  gleit'**,  feuchte  unb  $uglei*  warme  SBttterung  bet 
tiefem  löatometerjianbe,  btanbige  unb  fölecbt  eitetnbe  Sßun» 
ben,  febletbafte  Sebanblung  anb«er,  namentli  A 
unb  neroifet  Kranfbeittn  begrünben  »orjugävoeife  eine  Un* 
läge  gum  gaulfiebet,  ba«  bann  butA  einen  3ufaQ  jut  Xu«« 
bilbung  fommt  unb  um  fo  gefdbtlicbVt  witb,  je  fcbwdAlitbet 
bet  Kotptt  be«  «Patienten  ift 

/aultrjtcr  (ba«)  ob«  b«  3i  ift  ein  ©dugttbi«,  bem 
bie  ©*neibejdbne  fehlen,  ba«  ab«  oben  unb  unten  auf 
jeb«  (Seite  einen  Cdjabn,  oben  vi«  unb  unten  brei  Staffen* 
jdfjne  bat  (?«  bat  eine  furje,  f!umpfe  Scbnauje  mit  einem 
etwa«  »orflebenben  Äinn  unb  wenig  be&aarttm  ©tfi(btf  ba« 
bet  t«  einigermaßen  menfcbendbnlicb  au«ftebt.  Dn  Setb  ifl 
febr  plump  unb  mit  rauhen,  graubraunen  paaren  bebeeft; 
an  ibm  flehen  fQorbetbeine,  bie  fajl  nod?  einmal  fo  lang 
al«  bie  Hinterbeine  finb,  unb  ein  für)«,  haariger  Schräm. 
Xn  jtbem  gujje  t)at  ba«  gaultbi«  brei  große,  ftumm  ju» 
fammengtbrüefte  JiraUen,  weicht  unmittelbar  au«  bem  baa* 
eigen  gelle  ootfommen,  mit  bem  bie  ginget  unb  bie  v2eh» 
(en  übetjogen  finb.  Sßefonber«  jeiefonet  e«  fi*  noä  babur* 
au«,  baß  ei  ba«  einuae  ^hier  mit  neun  $al«wirbe(n  ift 
Der  2fi  lebt  in  S3tafilitn  unb  ©uiana  in  ben  bi4te(?en 
Ödlbetn  au'  Säumen,  von  beten  33ldttetn  unb  grüAttn  er 


ftcf)  ndbrt,  unb  ift  ungefähr  jraei  %.  tana.  9r  veridft  (b 
nen  Saum  ni*t  eher,  bi«  «  gar  feine  mbrung  mesr  auf 
ihm  ftnbet.  ©eine  ^Bewegung  ift  duß«fi  langfam  unb  trdge 
unb  nur  im  Klettern  jeiat  ba*  fonfl  ganj  ungefiirfte  Stlji« 
®ef*i(fli4feit.  föon  feinet  Ätdgbeit  b«t  man  fta>  tbebem 
riete  gabeln  erzählt,  j.  £3.  baß  et  ein  »olle«  Kslbeä  Joör 
btauebe,  um  einen  JBaum  ju  befieigen.  Die«  if!]ebo*  übe» 
trieben  unb  nut  fo  »iel  wab'/  baß  «  fiA,  nur  um  feina 
Kabrung  nacbjugeben,  bewegt,  ftd>  feft  an  bie  üfte  mit  fei« 
nen  Krallen  unb  2trmen  anflammert  ober  anbdngt,  in  bc 
nen  «  eine  große  9Ru«felftafr  befi^t,  unb  au*  in  biefer 
Stellung  f*ldft.  Den  «Warnen  3ti  foH  ba«  Ztytx  »on  bem 
eigen thümlicben  ÜEone  haben,  ben  e«  juweilen  fybxtn  lagt 
2tuf  bem  «oben  bewegt  e«  ft*  feine«  ungef*idten  ©liebet^ 
baue«  wegen  mit  mwtwürbig«  Unbebülpt*feit.  ÄUjdbrli* 
pflegt  ba«  SBeib*en  auf  ben  Säumen  ein  3unge«  ;ur  £3clt 
»i  bringen,  ba«  firf?  an  bem  haarigen  Siütfen  b«  «JRutter  aru 
rlammert,  bi«  e«  fi*  felbfl  emdbren  fann.  Die  Snbianer  ejjen 
baf  gleif*  be«  gaultbi««.  D«  2ß  tfl  in  unfer«  Äbbilbung 


bargeftellt  ©ne  anbere  Xrt  gaulftiet  ifl  b«  On  au,  ber  we. 
nigtt  langfam  ifi,  ebenfall«  in  ©übametifa  lebt  unb  an  ten 
Botberfüßen  jwei,  an  ben  Hinterfüßen  brei  3eben  b>t 

/ouum  waren  bie  «Salbg6tt«  b«  8t6m«,  weI4>e  als 
balbmenf*li*e  «Befen  mit  einem  3iegenf*wanje,  ff  einen  £öv« 
nem  unb  fpi^igen  «Obren  »orgefreHt  würben,  beten  ®tim* 
men  man  in  ben  SBdlbem  o ernennten  fennte.   ©it  bitfu-i 
©6bne  be«  gaunu«,  ben  bie  ©age  al«  einen  .König  ter 
Utbewobn«  Statten«  nannte,  unb  fein«  ©emablin  gaun 
obet  gatua ,  bie  au*  al«  bona  dea  (gute  ©6ttin)  »ercl>rt 
würbe,  ©pdt«  würben  bie  Jaunen  mit  ben  grie*.  %>a> 
nen  (f. b.)  p«we*felt  ob«  ibentifteirt.  ©ie  wutben  übxu 
gen«  al«  ®6ttet  b«  gtu*tbatfeit  unb  @*ü$«  b«  SfrttxXytxi 
terehrr,  wel*e  mit  Iüftemer  3drtli*feit  bie  «Jtpmpben  tn-v 
folgten,  hatten  ,u  9?om  Sempel  unb  ihnen  ju  ehren  rouc« 
ben  bie  Softe  ber  gaunalien  gefeiert  Die  Kunft,  rvcuv 
fte  }um  ©egenftanbe  ber  Darfiellung  genommen,  hat  au  ' 
bie  gefpenfletbdfte  ©eftalt  b«  gaunen  »ertbelt  unb  Perföönt. 
Die  grobtbierif*e  ©innli*feit,  wel*e  bur*  bie  »oefd-. 


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Fangt  ] 

gliebntafen  auSgebrücft  war,  ift  turcb  tic  .Runfl  fo  t>ctfci* 
nert  unb  glridjfam  pergoftlicbt  »orten,  baß  fie  nur  neeb  in 
beut  etwa»  ftnnlicb  gelegenen,  lacbelnben  fDZunt1«  unb  in  ben 
etwa*  fcbiefgefcblifeten  Äugen  an  ber  Übrigend  burchauS  ebeln 
Oünaling-Sjcflalt  ftc^>  ausspricht.  3n  biefer  SBcife  fleUt  bie 
"icbfolgcnbt,  nach  einer  antifen  ©ilbfdule  qtjeieimete  gigur 
(inen  jungen  gaun  bar,  weldn-r  bie  a U1  r c  blaß  unb  bei  bem 


Hl  langaefpifeten  Ehren  unb  ein  Heiner  ^ärneranfafe  noch 
cn  feine  t^ierifdjen  Attribute  erinnern. 

Saudi  (Doctor  3o&ann),  tin  berühmter  Sehmarjrunff; 

,  ber  um  ben  Anfang  be»  16.  3abrb.  gelebt  haben  fotl 
unfi  beffen  bie  beutfepe  Dicbtfunft  ftd)  vielfach  bebient  bat, 
;.m  an  ihm  biejenigen  geiftigen  83crirrungen,  ju  benen  ber 
£eurfcfre  oermöge  feine»  G&arafter»  am  geneigteren  ift,  bar» 
lujleüen.  JBenn  fich  g.  ©oft  unb  bem  Gimmel  trofeig  ent» 
.■rgenfiellt,  fo  geflieht  bieS  niebt,  inbem  er  lacbenb  ber  guft 

•  geibe*  fröhnt,  noch  inbem  et  ein  Phantom  ber  6b« 
felhfbefiUig  ju  feinem  gebenSprincip  macht,  fonbern  mit  tie. 
fa  ©eUbrfamfeit  unb  SBiffenfcbaft  au»gerüfiet,  übernimmt 
et  ftd?,  felbjf  ein  £err  ber  ©ei|ter  ;u  fein,  eer  fid)  bem 
len  ©orte»  entrieben,  ja  entgegenfetjen  fonnc.  «ßic  c» 
-ber  fietS  bem  enblteben  ©eifte  ergebt,  ber  fid?  über  ben  un» 

rlicpm  Seift  fteilt  —  feine  ^errfebaft  ift  gar  balb  ju  (gnbe 

-5  macht  einer  ewigen  Jtnecbtfcbaft  ^lafc  —  ber  ein  Aerr 
;r  bofen  ©eifter  mar,  wirb  nadj  wenig  3abren  abgeführt 
.  :m  Stufet,  um  eine  Gwigfeit  in  fd^mablicber,  fcbmerjlicber 
Jtnc^cfcbaft  ju  liegen.  —  2Ba»  ba»  jpijtorifdje  von  g.  be; 
fo  fcH  er  in  Jtunblinacn  im  SBürtembcrgifcb en ,  ober  in 
einem  weimar.  gierten,  ober  in  Soltwebel  (Sal^ve* 
W.),  einem  SräfctcrKti  in  ber 'iltmarf  föranbenburg,  geboren 
--.!  fpiter  von  einem  reiben  Sietter  nach  Wittenberg  genom; 
:-rra,  erlogen  unb  jum  (Srben  eingefefet  worben  fein.  9tad> 
Hungen  foQ  er  in  Wittenberg,  nach  Änbern  in  Ärafau  unb 
jtra  ^ier  befonberä  3Ragie  ftubirt  b.aben.    Darauf  dog  er 

-N»a.  Sero.«  8er.  II* 


r  Faustrecht 

in  Deutfcplanb  umtuet  unb  fachte  burch  SBunbertbaten  Stobm 
unb  ©elb  ju  erwerben,  namentlich  in  $raa,  Grfurt  unb 
geipjig  foll  er  fein  SBefen  getrieben  haben.  3«  Arfurt  hielt 
er  föorlefungen  unb  citirte  »um  ßntfefcen  feiner  Buborcr  ©ei« 
fterj  in  geipjta  ritt  er  auf  einem  gaffe  aus"  Huerbacb'e'  Äe(» 
(er.  tiefer  ift  noch,  jcöt  tin  SSeiufefler  unb  jwei  alte  ©e* 
mdlbe  erinnern  noch  an  ben  Tfufent^alt  g.'ä.  vu»  fiete  S3e> 
gleitet  g.'ä  werben  fein  gatnuluä  SSagnet  unb  ein  Jpunb 
angtfübtt,  in  welkem  lebte rn  g.'S  bienenber  ^jöllengciit  ge« 
(letft  haben  foQ.  tiefer  ©cifl  liiefi  Sßepbiflopbeleä,  unb  ber* 
felbe  war  eö,  ber  entlieh,  nadpbem  g.'6  £eit  um  war,  in  fei* 
ner  fefceujjlidjen  SeufelSgefialt  erfdpien  unb  ihn  mit  fiel)  fort 
in  ben  ipöllcnpfuhl  nabm.  £>tn  £eidpnam  fanb  man  mit 
«erbrochenen  ©liebem  auf  einem  2Rijlbaufen;  nad;  Vnbern 
fofl  il>m  ber  Teufel  ju  itunblingen  ben  Jpaiö  umgebrebt  ha= 
ben.  66  bat  auch  nicht  an  Solchen  gefehlt,  welche  baran  ge* 

Sweifelt,  baß  iemala  ein  Dr.  gauft  wirflüh  eriljirt  bo.be; 
ie  meinen  Faustus,  welche^  lat.  ifl  unb  glüeflich  bebtutet, 
fei  ein  allegorifdjer  9came,  ben  man  einer  erbaebten  Herfen 
gegeben;  3(nbere  haben  ben  Dr.  g.  mit  bem  gujl  oenrech* 
feit,  ber  unter  bem  (Jrfinber  ber  äuchbiucferfunjl  (f.b.) 
genannt  wirb.  Der  Dr.  g.  iji  oon  jeher  fo  febr  ein  ©e» 
genflanb  bc5  3"<ereffe§  gewefeu,  bap  man  PorÄurjem  106 
Sßerfe  (barunter  auch  auslänbifche),  welche  ihn  angehen,  ge> 
jahlt  dat.  auch  bie  Malerei  unb  Jtupürftcchfunft  hat  ihn 
pielfach  }um  ©egenfianbe  genommen,  jum  Äbeil  fiel;  an* 
fchließenb  an  bie  poetifd;en  Üöerfe,  welche  ihn  fdjiiccrn.  Dad 
au8ge£eichnetfie  poetifche  Sßcrf  ber  Deutfchen  unb  vielleicht 
aller  Nationen  ift  ©ötbe'3  (f.  b.)  g.,  weldjeö  einen  2Jtann 
barfteQt,  „ber  in  ben  allgemeinen  grbenfebranfen  fi.t  unge> 
bulbig  unb  unbehaglich  füblenb,  ben  Siefib  beä  heehfien 
SBiffenS,  ben  ©enuß  ber  fcr)6nften  ©üter .  für  un3uldng* 
lieh  ad)tet,  feine  Sebnfudjt  auch  n«r  int  minbeften  ju  be. 
friebiaen,  einen  ©eift,  welcher  baher  nach  allen  Seiten 
hin  jtch  wenbenb,  immer  unglücftidjer  juiücffebrt."  Die 
göttliche  ©nabe  erbarmt  fieb  iuletjt  bti  ©eftorbenen,  nad)= 
bem  er  noch  ror  feinem  @nbe  bie  3rrigfcit  feine»  Sreihen^ 
trfannt  hat. 

^austrtrht  iff  baiJRedjt  beö  ©tdrfern,  wetche«  überall 
ba  gilt,  wo  eä  noch  feine  4?errfchaft  ber  ©efege  gibt  ober 
biefe  umgeftofjcn  unb  perachtet  wirb.  Da»  gaufireebt  t>crrfcbtc 
befonberd  unter  bem  2tbel  be»  9Ritttlalter8,  weichet  mit  ben 
Waffen  oertraut,  unabhängig  unb  mächtig  wat.  Dagu  fam 
nod),  baß  bie  ©efege  bameri»  febr  mangelhaft  unb  bie  lam 
beShertlicbe  ©twalt  fchr  fchwach  war.  Daburch  fiel  man 
auf  ben  nabeliegenben  ©ebanfen,  ftdt)  fclbft  auf  feine 
eigne  gauji  Stecht  «u  oe rfcbaffen.  3nbeß  würbe  felbft 
in  biefen  gefe&lofen  Bujtanb  eine  gewiffe  JDrbnung  gebracht 
unb  über  bie  'Xuäübung  bes  gauflrecbtS  beftimmte  Siegeln 
feftgefe&t.  (o.  gebbe.)  <&&  artete  aoet  beffenunaeachtet  fo 
febr  au»,  baf  ade  Sicherheit  ucrfdjwanb  unb  fich  iKitter 
aud  ben  ebeljten  ©efchlechtern  nicht  fchdmten,  mit  ihren 
Jtnappen  unb  Keifigen  «uS  ihren  Surgen  beroorjubreeben 
unb  ben  frieblidjen  SSanberrr  auf  ber  Sanbfrraße  au»juplün* 
bem.  5J.it  fchwerem  ©elbe  mußte  fich  ber  Kaufmann  für 
ben  Srandpprt  feiner  ©üter  ein  fiebere»  ©cleit  erlaufen  unb 
auch  biefe»  würbe  oft  nicht  refpectirt.  Xußerbem  aber  über* 
jegen  fich  machtige  Kitter  einanber  mit  Jtrieg  unb  an  Kube 


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Fayence  1 

unb  grieben  im  beutfchen  SBaterlanbe  war  md)t  ju  benfcn. 
SRoch  mehren  oergeblic^en  Serfuchen  fchwadjer  Äaifer,  bie» 
fem  Unwefen  burd)  bie  fogenannten  8anb»  unb  ©otteSfrie* 
ben  ju  jleucrn,  gelang  eS  enblidj  9?ubolf  »on  .^abSburg, 
eine  ftRenge  Slaubneft«  ju  jerjWren  unb  für  einige  3ett 
SRecht  unb  Sicherheit  berjujfrnen;  bod)  erjl  burd)  bie  <£r» 
ridptung  beS  föroab.  ©unbeS,  1488,  beS  ewigen  ganbfrie» 
benS  unb  beS  «ReichSfammergerichtS,  1495,  würbe  tiefen 
©teueln  ein  (Snbe  gemalt. 

Janmet  ober  gawanee  ijl  eine  Art  irbener  ©efchim, 
»eUtc  grctjqen  bet  gemeinen  Sopferwaare  unb  bem  ?>orjeU 
tan  (f.b.)  mitten  inne  (lebt,  ia  neuerer  JJeit  aber  burch  baS 
Steingut  (f.  b.)  jiemlid)  »erbringt  worben  ijl,  unb  fei« 
nen  SRamen  »on  ber  ital.  ©tabt  gaenja  bot,  reo  eS  fd>on 
fett  langer  3«it  oerferttot  würbe.  Die  gapente  jeieb.net 
ftd)  »or  bem  gemeinen  JJopfergefdjirr  burd)  geinheit,  Dauer« 
baftigfeitf  fc$ne  ©lafur  unb  ©lafurmalerei  auS,  unb  ifl 
um  fo  »orjügltd)er,  Je  größere  Ähnlichkeit  eS  mit  bem  $or« 
»eHan  bat.  2Ran  nimmt  jur  gapence  feinen  weißen  fttym, 
ber  mit  feinem  ©anb  ober  flarem  ©pecfjtein  ober  Alabafter 
»ermifebt  wirb.  Chtmal«  waren  bie^oorjüglitbjlen  gabrifen 
»on  gapence  in  Stalten,  wo  früher  fogar  bie  auSgejeicbnetften 
SRaler  (Sijian,  JRafael,  ©iulio  {Romano  u.  A.)  bie  unter 
bem  «Hamen  SBaioltca  befannte  gawenee  mit  ihrer  Jtunft 
,  »erfch6nten ;  jefct  wirb  bie  befle  ganence  in  #ou*anb,  granf« 
reich,  auch  in  iöcriin,  SRagbeburg  unb  an  vielen  anbern  JDr» 
ten  »erfertigt.  3n  neuerer  3«t  $at  man,  wie  in  «Steingut, 
fe&warj  abgebruefte  «Rupferftiche  in  bie  gaoeme  eingebrannt, 
unb  eS  bierin  ju  einer  großen  SSoHenbung  gebraut. 

Februar,  gegenwartig  ber  jwette  SDlonat  be§  %&btt& 
»on  nur  28  Sagen,  ju  benen  aber  in  ben  Schaltjahren 
(f.  3a^r)  noch  etn  29.  lommt.  Die  ©nfdjaltung  geflieht 
aber  eigentlich  nicht  am  Grnbe  beS  SRonatS,  fonbera  nach  bem 
23.,  fobaß  ftetä  ber  24.  gebr.  eines  Schaltjahres  ber  ©ehalt» 
tag  ifl.  SBet  ben  S?6mern  tjatte  biefer  3Ronat  eine  ominöfe 
JBebeutung,  inbem  man  ber  83erftorbenert  gebaute,  bie  in 
beS  $luto  (gebruuS)  ©ewalt  fjch  befanben.  (JS  würben 
©ühnungSfeierlicbfetten  abgehalten ,  t  wober  ber  SWonat  ben 
SRamen  (6on  februare,  reinigen,  fübnen)  erhielt,  unb  man 
Mutete  fleh,  ^>cdi}eiten  in  biefem  SRonate,  ber  ir)nen  eine 
fchlimme  SJorbebeutung  gegeben  t)ätte,  ju  fd>lte^en.  Ahnli= 
eben  Aberglauben  einer  »erhangmß»oHen  JBebeutung  haben 
bteSpdtern  mit  bem  @d>alttage  »erbunben.  Den  beutfchen 
SRamen  #ornung  leiten  Einige  »on  bem  alten  Jbor,  wel» 
djeS  ©ebmuj  bebeutet,  ab,  ber  aüerbingS  bem  Monate  beS 
2bauroettcr5  nid)t  ju  fehlen  »{legt. 

/eckten  ijl  bie  Äunfl,  mit  .ipieb»  unb  Stoßwaffen  im 
Kampfe  feinen  ©egner  anzugreifen  unb  fiel)  gegen  benfelben 
ju  »ertfjeibigen ;  bie  ©äffen,  beren  man  fi<$  baber  gew&fcru 
lieb  beim  gelten  bebient,  finb  ©übel,  Degen,  ^ieber,  au* 
ganje  unb  S3a»onnetflinte.  92ad^  ber  S&tffe,  beren  man 
Heb  bebient,  richtet  ftc^  natürlich)  aud[)  bie  TLxt  beS  Angriffs 
unb  ber  9Sertr> eibigung ,  unb  namentlich  jerfättt  biernaeb  baä 
gelten  in  ©dalagen  unb  ©toßen.  grüber  pflegten  bie  Äam= 
»fenben  am  tinlen  Atme  einen  ©ebilb  ju  führen ,  mit  bem 
jie  bie  £iebe  unb  ©t6ße  bti  ©eanerS  auffingen,  bie©cbiu 
ber  finb  aber  gegenwärtig  al6  überflüfftg  abgefommen,  ba 
man  gefunben  bat,  baß  bie  Xngripwaffc  felfafl  »on  bem 
'Jccbter.  jur  Decfung  ^inreic^enb  benu^t  werben  fann.  Da« 


9  Fechten 

bur$  ift  aber  baö  gedjten  eine  weit  f$mierigere  Jtunß  als 
früher  geworben.  <?J  erfobert  ni<ljt  nur  ©tarfe,  fonbmt 
ciidj  große  ©cwanbtljeit  unb  wirb  baber  nirfjt  mit  Unredjt 
ald  eine  ber  ebelften  gpmnaflifc^en  Übungen  (f.  ®»mna> 
frif )  betrieben,  .'pierin  liegt  auch  ber  ©runb,  auö  ben 
noc^  ieft  auf  ben  ;'lf abernten  ged)tmetfler  unb  gecbt> 
file  gehalten  werben,  um  ben  ©tubirenben  ©elegenbeit  w 
geben,  in  ber  geebtf um!  ti*  ;n  untemd>ten,  oofeben  nia)t 
geleugnet  werben  fann,  baß  bierburd)  ben  »erboten er,  3mti< 
!äm»Ten,  bei  benen  bie  gecbtfunfl  eine  evnüiicbe  Xmvenbung 
ftnbet,  einiger  Öorfchub  geleitet  wirb.  Die  Erlernung  unb 
Uebung  be$  gelten«  gefchiebt  mit  flum»fen  ©äffen,  bie  et> 
wad  große  ©locfen,  x6rbe  ober  ©tidjblätter  unterhalb  ber 
•Klinge  über  bem  ^anbgriffe  haben  unb  welche  9ta»iere 
genannt  werben.  SBemger  auSgcbtlbct  al§  bie  Äurtjl  tcö 
gechtenS  auf  ©äbel  unb  Degen  ijl  ba*  gelten  mit  ber 
Sanje  unb  bem  £3a»omtet.  Dajfelbe  wirb  nur  in  einigen 
Armeen,  namentlich  in  ber  fächf.,  tunflgerecht  geübt.  — 
Die  Horner  fanben  ein  großes  Vergnügen  an  ber  gechtfunft, 
baher  traten  bei  ben  iffentltchcn  Jtamöffoielen  gechter,  ®Ia> 
biatoren  genannt,  im  Kampfe  auf  Sehen  unb  3! ob  auf. 
Anfanglich  trafen  nur  »erurtheilte  Verbrecher,  ©f(a»en  ober 
©efangene  als  ©labiatoren  auf,  fpdter  aber  auch  freigebe-' 
rene  aRänner,  bie  jum  Xbäl  ein  ©ewerbe  barauS  machten, 
©ie  würben  in  ©cbulen  unterrichtet,  beren  SJorjleber  fie 
bann  ju  ben  gejrfpielen  »ermietheten.  SBurbe  ein  gecbl« 
»om  anbem  niebergeworfen ,  fo  tonnte  er  burch  ein  Seiten 
bie  (Sntfcheibung  beS  SSolfeS  über  fein  ©cbicffal  anrufen, 
wahrenb  baS  ©chwert  beS  ©egnerS  auf  feine  SBruft  gejüd! 
war.  DaS  JBotf  entfebieb  ebenfalls  burch  (in  3(tchen  jum 
geben  ob«  jum  JEobe.  Dft  ertrugen  biefe  ©labiatoren  mit 
bewunbcrunaSroürbigcm  SKuthe  ben£ob,  inbem  fie  bie  gib 
fpradie  beS  «olfS  »erfchmahten.  —  ©ct)on  früh  hat  fich  bie 
fiSilbbauerfunjl  mit  Darflellung  »on  gcchterfleHungen  bt> 
fchaftigt.   (Rne  ber  fcbönflen  etatutn  beS  Alterthum*  ßeffi 


einen  geehter  »or,  an  beffen  linfen  Arm  man  ftd)  ba§ 
unb  in  beffen  rechte  $anb  man  ftd)  bie  »orgelhedte  SBJan4 


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Federharz 


19 


Federn 


btn^ubenfen  mufj ,  um  ein  »ellmbete*  S3ift>  eineä  alten  gecb» 
trr*  tu  haben.  SUfe  Statue  ift  befannt  unter  bem  tarnen 
bei  feorgb,  e fe'fcben  geebtetS,  weil  jTe  in  ber  SöiHa 
»orgbefe  bei  Stein  aufgefteflt  war.  (gegenwärtig  ift  fte 
in  $arie«. 

/tj>rrh,ar3,  SaoutcbouF,  Jtautfcbuf,  eUflifcbcä 
CBummi,  Gummi  elaiticam,  nennt  man  bie  an  ber 
£uft  geronnenen  SKilcbfäfte  verfebiebener  ©ewäcbfe  Xmerifai 
Hnb  Djh'nbienS.  Scbodj  ift  ei  vorjüglicfr  ein  Saum  (Si- 
phoaia  elaitica  Rieh.)  ©raftlienS,  ber  bafi  in  ben  Raubet 
fommcnbe  geberborj  liefert.  Siefer  Saum  bat  einen  boben, 
fcblanfen  Stamm,  bejfen  Kinbe  am  Unterteile  borfig,  wei* 
ter  eben  glatt  iß  unb  entaeber  freiwillig  ober  noch  reicbli» 
(ber  bureb  tiefe  (finfebnitte  ben  an  ber  2uft  ba(b  erftarrenben 
ober  gerinnenben  SRilcbfaft  ergießt,  fobaß  biefer  oft  in  blafjs 
grauen,  ganfefielbitfen,  viele  (fUen  langen  gaben  herabhängt. 
Sai  Crinfammeln  unb  ßubereiten  bei  Safteä  gefcbiefit  be» 
fonberi  in  ben  SBälbern  von  9>ara  unb  ber  3nfel  SBarajo. 
SKan  macht  an  mehren  Stellen  bei  Stammes,  befonberc?  in 
ben  {{Sonaten  oom  SDtai  bis  Zug.,  tiefe  fenfreä)te  ©nfebnitte 
unb  Hebt  unterhalb  berfelben  fieine  Scbüffeln  von  unge> 
branntem  iEtjon  an,  bte  metfi  in  24  Stunben  gefüllt  finb. 
Der  fo  gewonnene  Saft  wirb  nun,  bamit  er  febneuer  troefene 
unb  ntebt  faule,  über  verfebiebene  aus  SEfjon  gebilbete  gor» 
nun  geftri$en  unb  biefe  über  ben  Kau#  von  (angfam  dcc- 
brennenben  toben  griicbtcn  ber  Dauffoupalme  gelangt.  83on 
tiefem  Stauchern  rübrt  bie  äußere  fcfcwarje  garbe  ber  Öum- 
miflafcfcen  vornehmlich,  ber,  benn  bai  innere,  befonberä  ber 
bieten  Stüde,  bie  man  je$t  unter  bem  Kamen  ©ummi» 


fpeef  im  Jpanbei  führt,  ift  gelb  liebweiß.  Kacb  ber  Käucb/s 
nag  jerflopft  man  bie  formen  unb  fcbüttclt  ben  Sbon  aui 


ben  (Summiflafcben.  ©er  Baum,  au«  bem,  fm  franj. 
®uoana,  ba«  geberbar»  gewonnen  wirb,  fceifjt  bei  ben  Qim 
geborenen  Jpeoe.  Siefer  unb  ber  oftinb.  geigenbaum,  ber 
gleichfalls  gtberbarj  liefert,  ftnb  in  vorfte&enber  Ebbilbung 
bargeftellt.  Sie  Jlnwenbung  bei  geberbanei,  welchen  Kamen 
bai  Jtautfcbu!  bor  feiner  großen  geberftaft  (Clafticitit)  er» 
galten  bat,  ift  jefct  fer>t  häufig  unb  verfebtebenartig,  befon« 
beri  feitbem  eS  ben  Gbemifem  gelungen  ift,  baffelbe  in  atbe» 
rifeben  jblen  aufjulofen  unb  fvater  wieber  mit  Beibehaltung 
feiner  tjlafticität  ju  trotfnen.  Sie  gelungenften  Xicrfucbe  unb 
wrjüglicbften  UerfabrungSarten  hat  fcüberSborf  gemalt  unb 
erfunben  unb  btefelben  in  einer  Schrift  gelehrt  j  „£ai  Kuf« 
läfen  unb  S&ieberber  (teilen  beS  geberbanei,  jur  Sarftettung 
luftj  unb  wafferbiebter  ©egenftänbe  u.  f.  w."  (Bert.  1832). 
ÜRan  bereitet  Ballons,  platten,  Köhren,  3«ucbe,  girniffe 
unb  jble  barauS,  mittels  welcher  man  vielerlei  äufjerft  nufc; 
bare  ©cgenfidnbe  berfiellen  rann.  Buch  ift  ei  gelungen,  bem 
geberbarje  verfebiebene  gärbungen  ju  geben.  3n  Groglanb 
wirb  feit  einiger  3«t  mich  flüffigei  geberbarj  eingeführt, 
wobureb  bie  Znwenbung  beffelben  febr  erleichtert  ifl,  inbem 
baffelbe  bie  Gtgenfcbaft  bat,  fieb  mit  bem  SBaffer  ooQfom* 
men  gu  vermengen,  ohne  babet  eine  anbere  {ßerdnberung, 
a(8  Serbünnung,  ju  erleiben. 

ftbtrn  feigen  junichfl  beFanntlich  biejenigen  t^ierifeben 
Xheile,  welche  ben  Sögeln  jur  öebeefung  ber  ipaut  bienen 
unb  ftcb  bureb  geiefctigfeit,  (Stafticität,  bie  babtr  auch  ge» 
berfraft  genannt  wirb,  unb  nicht  feiten  bureb  garbenpradit 
auSjeicbnen.  2fuf  tiefen-  @genfa)aften  beruht  bie  vielfache 
»nwenbung  ber  gebern,  nacb  ber  fte  SBettfebern,  ^uö« 
febern  unb  Scbreibfebern  genannt  werben.  3u  ben 
JBertfebern  werben  bie  leichteren  unb  weichten  gebern  ber 
©änfe,  fibergcinfe  unb  Schwäne  genommen,  welche  glaum» 
febern,  Dunen  ober  Saunen  beißen.  Vucb  bie  fiärfem 
gebern  biefer  Sögel,  Schwing  febern  genannt,  werben 
ju  biefem  Swecfe  verbraucht,  naepbem  fte  gefchliffen  worben, 
b.  b.  naepbem  man  ben  jartern  ifbeil,  bie  gähne,  von  bem 
bartern,  bem  Jtiele,  abgeriffen  bat.  Sie  fchönpen,  b.  f). 
leichteren  unb  weicbflen  Dunen  geben  bie  (5 1 b e r g i n f e  (f.  b .). 
3u  Scbreibfebern  werben  vorjüglicf)  bte  großen,  jrarfen 
gebern  aui  ben  glügeln  ber  @dnfe  genommen,  welche  $o< 
fen,  Jtiele,  Svublen  beißen.  Kur  fünf  gebern  in  jebem 
tSänfcflüget  ftnb  tauglich  jum  Schreiben,  nämlich  bie  runbe, 
bärtefle,  aber  auch  lurjeflc  Scfvofe  ober  £)rtvofe,  bie  beiben 
barauf  folgenben  Schlachthöfen  unb  enblicb  bie  jwei  fi3reit> 
febern.  Sie  Scblacbtpofen  geben  bie  heften  Scbreibfebern; 
fte  jetchnen  ftcb  bureb  einen  natürlichen,  nach  unten  ju  au§.- 
wärtä  gefebrten  2(u3fcbnitt  an  ber  fchmalen  Seite  ber  gabne 
au3.  Sie  heften  gebern  ftnb  bie,  welche  ben  Oänfen  iur 
SRauferjeit  im  3JJai  unb  3un.  au§faQen.  überhaupt  ftnb 
nur  bie  in  biefer  3«t  gewonnenen  gebern  jum  Schreiben 
tauglich.  Sie  gebern  werben  von  eignen  gabrifanten,  tyo- 
fenfebrapern,  jum  Schreiben  vorgeriebtet ,  welche  JÖvera« 
tion  bad  3itben  heißt  unb  im  Allgemeinen  barin  beftebt, 
baß  ben  gebern  burch  .§itje  bai  gett  ausgesogen  wirb,  wo> 
bet  fie  hart  unb  alänjenb  werben.  TTuch  bie  gebern  ber 
Sdjwäne,  ber  weifchen  fiähne  unb  ber  Kuben  werben  alJ 
Scbreibfebern  benufet.  Äl§  bie  heften  Scbreibfebern  gelten 
bie  bollänb.  Jtiele  unb  bie  bamburger  fogenannten  See« 


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Feen  2< 

fpulen. —  @*on  in  frü&em  3«ten  fcat  man  ©*reibfebem 
ouS  ©olb  unb  ©ilbet  na*gema*t,  feit  einiger  3eit  aber 
»erben  fct>c  »tele  ©*teibfebetn  au«  »erf*tebenen  2RetaHcom= 
pofitionen  Perferttgt.  2ut*  anbete  Stoffe,  j.  JB.  ©*ilb» 
patt,  finb  jur  Serfertigung  fünfili*et  ©*tetbfebetn  beratet 
roorben.  3ene  ^abcu  metft  ben  Seiner ,  bafj  fte  ju  f*arf 
ftnb,  alfo  in  ba«  Rapier  einf*neiben,  wäfjtenb  biefe  ju 
ßumpf  ftnb.  Do*  tjaben  bie  fWetaCfebetn  b<n  Sorjug,  baß 
fte  länger  halten  al«  eine  tinmal  gef*nittene,  narürli*e  ge- 
bet, bo*  fann  man  biefe  au«bejfern,  jene  nicht.  3)erfonen, 
wel*e  tuet  ju  fc^reiben  tjaben  unb  überbie«  im  ©*neiben 
ber  gebern  ni*t  geübt  ftnb,  »erben  bie  fünjtli*en  Schreib» 
febetn  ben  naturalen  »orjiefoen.  SDtan  bat  cnb.i*  au* 
»tele  2lrten  w>n  fogenannten  Sintefafjfebern  gemalt, 
»elcbe  mit  Stnte  gefüllt  ftnb,  bie  (angfam  na*  ber 
ber  gebern  ft*  ergießt,  fobaß  man  ni*t  nött)ig  bat,  einju= 
taueben  unb  auf  Keifen  fein  Sintefaß  bei  ft*  ju  führen 
brauet.  —  Dte©*mucffebern  machen  einen  bebeuten« 
ben  £anbeBartifel  au«.  Sei  un«  bebient  man  ft*  ittm 
©*mucfe  »orjugSweife  ber  #al>nen«,  ber  ©trauß»  unb  ber 
Ketyerfebern.  (5kbräu*li*er  al«  bei  im«  ftnb  bie  Sebent 
jurn  ©*mucf  bei  ben  »Üben  SJölfern.  SRamentlt*  lieben 
bie  «Reget  bie  JRebbubnfebem ,  mit  benen  baber  na*  Xfrifa 
ein  ni*t  unbebeutenber  fianbel  getrieben  wirb.  JBefanntli* 
tragt  man  bei  un«  bie  gebern  befonberS  mm  ©*mucf  ber 
$üte,  alä  geberbüf*  e,  »elcbe  jeboeb  nur  noch  beim  ÜRi» 
lUair  im  ©cbrau*e  finb.  ©e&r  &aufig  bebienen  ft*  bie 
Damen  bc$  geberf*mucf«.  ©ne  eigne  (ni*t  jünftige)  $ro> 
feffton  bet  geberf*mücfer  bef*dftigt  fi*  mit  #erfteüung 
unb  2ntorbnung  bet  gebern  jum  ©*inucje.  2(u*  ju  einet 
äxt  %\i\i^at  »erben -bie  gebern  »erfebiebener  5Bögel  (befon* 
ber«  bie  ©*wanenfeu*e,  welche  »ie  <peU»erf  »erbraust  »et* 
ben)  perarbeitet,  au«  benen  man  SRuffe,  ^alatine,  SJlüfcen 
unb  betgl.  bcr|Mt.  Snbli*  hat  man  au*  bie  tum  Xt)tU 
fünftli*,  jum  Stbeil  von  Statur  f*ön  gefärbten  gebern  ;ur 
fünfttieben  Jjperfteüung  »on  JBlumen  angeroenbet.  Die  Sföerica» 
net  jtellten  au«  ben  bertli*en  gebern  be«  Äolibri«  bie  bun* 
teften  ©emälbe  mofaifartig  jufammen.  Siefanntli*  ftnben 
bie  gebern  no*  eine  t>iclfact>e  Ttnmenbuna  ju  $infeln,  3afcn= 
Pokern ,  Pfeilen,  gebetbdflen,  jur  JBerielung  ber  ßla»iere 
unb  anbetet  muftfalif*et  3nfttumente  u.  f.  w.  —  gebetn, 
©ptingfebetn  Reifen  ftgürli*  au*  platten  obet  ©trei» 
fen  oon  ©tabl  obet  gebättetem  @ifen,  »e($e  eine  gtof  e  Qla* 
fticitdt  (gebetftaft)  heften.  Diefelben  laffen  ftd>  butcb  ei» 
nige  (Semalt  beugen,  fpringen  aber,  fo»ie  bie  r)altenbe  Jtraft 
nachläßt,  »iebet  in  ibre  »orige  8age  jutücf.  ©olebe  gebern 
finben  eine  fet>c  Bielfadfje  2lnn>enbung  jut  ^ttfleBung  »on 
©*l6ffern  an  Spüren  unb  ®e»el>ren,  »on  Übten  u.  f.  w. 
2£uct>  an  SBagen  bringt  man  »erfebiebene  Ärten  »on  detail« 
febern  an,  »elcbe  ba$u  bienen,  bie  Stöjje,  »e(*e  ber  Sßa- 
gen  auf  unebenem  ©oben  Kleiber,  minbet  fühlbar  ju  machen. 

Jttn  ftnb  bie  frönen  ©efefröpfe  ber  ^)^ntafte,  »eib» 
Üäft  SBefen,  »e(tt)e  mächtiger  atö  9Jlcnfcr>en  unb  boeb  feine 
©otter  unb  ebenfomenig  grauenenegenbe  ©efpenßet  ftnb. 
Man  »eiß  ni*t,  wann  unb  »o  bet  ©laube  an  fte  entfiam 
ben,  e8  f(f>eint,  alä  ob  fte  immer  nut  im  Reitze  bet  ^oefie 
gelebt  hätten,  ohne  jemals  ©cgenftanb  teä  te(igi6fen  ÄJoifö* 
glaubend  gemefen  ju  fein,  ©ie  fteben  bem  SJenfcben  nä= 
$et  all  bie  ©örtet,  benn  »ie  bie  2Rtnf*en  ftnb  fte  einem 


I  Fefffeaer 

©tt)icffale  Mntertt)an,  wüd)t&  fte  nicht  ju  ubetmfnbcn  eer> 
mögen;  fte  baben  bie  Neigungen ,  ja  8etbenfdjaften  betSÄen» 
fö)en,  ba^et  nehmen  fie  au*  am  ©*icffa|e  berfelben  ben 
regfien  Äntheif.  ©ie  erfebeinen  an  bet  äBiege  be3  9leugc- 
borenen,  an  bem  fte  2Cntt>et(  nehmen,  fte  propl^ejeien  fein 
©ef*Uf,  fte  feilen  ibm  Siunbergaben  mit,  ©efcbenfe/  bie 
ibn  glüeflieb  ober  unglücfli*  machen  formen:  einen  3Rante(, 
bet  unftebtbat  ma*t,  einen  Scutel,  bet  nie  leer  witb,  au* 
JEugenben,  ©*6nbett,  Softer,  ^dfi[i*fett.  3a  ni*t  feiten 
ijt  eine  teijenbe  gee  in  Siebe  ;.u  einem  Grtbeniüngling  ent» 
btannt;  in  menf*li*et  ©ejtalt  »on  übetitbif*er  ©*onbett 
erf*eint  fie  ibm  barm,  »ieUei*t  fommt  fte  auf  einem  mit 
©lumen  gef*mücften,  w>n  ©*»dnen  gejogenen  9?a*en  ju 
bem  glücfii*en  3üngling,  beffen  ©emablin  fte  »irb,  ben  fie 
tn  ihr  3ait  berrei*  einfuhrt,  »o  $aläfte  aud  Demant  liehen, 
golbene  grü*te  an  ftlbernen  Säumen  wa*fen,  überall  fanfte, 
teijenbe  fDIuftf  erhallt,  9Bob(gerü*e  buften,  frpRaHtne 
GueHen  riefeln  —  obet  bei  bem  fte  bleibt,  bi*  SEob  obet 
Untreue  fte  trennt.  SBie  bie  gee  fam,  fo  »erf*winbet  fte 
wieber.  Die  Äinbet,  au8  fol*et  6be  entfproffen,  tragen 
©puren  überitbif*en  UtfptungS  an  fi*j  bie  liebenbe  QJhit» 
tet  etjier)t,  leitet,  rettet  fte.  2tbet  ni*t  nut  f*4ne  unb  gute 
geen  gibt  e«,  fonbetn  au*  böfe  unb  t>dßlicr>e.  9li*t  feiten 
(freiten  biefe  untereinanber,  bie  bofe  gee  fu*t  bie  ©ünftliiwe 
ber  guten  ju  oert erben.  ^Iber  bie  gute  gee  mug  julefet  ffe> 
gen,  wel*e  JJünfle  bet  SBerwanblung  aud>  bie  böfe  geinbin 
anwenben  mag.  DieSauberei  ift  nämli*  eigentli*  ba$IBe< 
ft^thum,  we(*eS  bie  geen  fo  mächtig  ma*t;  aber  fte  trei» 
ben  ein  Weitere«  3aubet»efen,  »el*e3  feine  »et»anbrf*aft 
mit  ben  f*»anen  ^>6D(enfünf!en  bet  eueren  unb  3aubeter 
bat.  raher  i|t  oft  au*  eine  gee  mit  einem  3auberer  im 
©treit,  »o  benn  bie  li*te  itunft  bie  f*»arje  enbli*  beftegt. 
Die  reijenbengeenf*löffer,  bie  fte  bewohnen,  mit  ibren 
»unberootlen  ©arten,  ü)re  ©unbergaben,  fte  felbfl  in  i()tn 
^olben  9Jtmf*engefialt  obet  in  »ei*et  anbem  ©eflalt  fte 
au*  erf*einen  mögen,  finb  SBerfe  ifjret 3aubttfunft.  Äein 
SBunbet  ift  e8,  baf  fo  gern  bie  Dt*tct  mit  ben  3aubet< 
{tauen  ft*  bef*äftigt  unb  in  taufenb  gtenmSt*en  bie 
©ef*i*te  betfelben  niebetgelegt  haben,  einige  Di*tet  f»re» 
*en  bon  einem  großen  geenret*e,  einem  3auberfiaate,  ben 
bie  md*tigften  g?en  bel>errf*ten5  e5  gibt  ni*t*  ©*öntrtä 
aU  biefe«  »ei*,  benn  wa«  au*  bie  ^bantafte  ^>ertli*d 
erfinnen  mag:  jenem  9?ei*e  gehört  t&  an. 

Jtsf<uvcf  fo  »ie(  wie  ÄeinigungSfeuer,  ift  na* 
bemSJegtiffe  bet  fat^olif*en  Äit*e  bet  2J?itteljuftanb  jwi> 
f*en  SEob  unb  ©tligfeit,  wo  bie  ©eelen  berjenigen  grom» 
men,  bie  no*  ni*t  ganj  t>on  ©ünben  gereinigt  au8  bem 
trbif*en  geben  f*eiben,  jeitli*e  ©trafen  erbulben  unb  ba» 
bur*  für  ben  eintritt  in  ben  Gimmel  geläutert  werben. 
SRut  fat  bie  nt*t  »oHenbeten  gtommen  tft  baä  gegefeuer, 
ben  ^eiligen  unb  ben  mit  Sobfünben  Sebafteten  öpet  M 
na*  bem  SEobe  foglei*  bet  Gimmel  obet  bie  ^>ötte.  2?« 
in  bemfelben  ju  letbenbe  ^etn,  bie  jebo*  bur*  ©eelenme^ 
fen,  ©ebete,  gute  SBerfe,  wel*e  für  bie  »erftorbenen  übet« 
nommen  unb  geleiftet  werben,  unb  bur*  2Cbluf ,  ben  man 
au«  bem  @*a&  ber  Äir*e  für  fie  löft,  abgefütjt  unb  auf» 
gtboben  wetben  fann,  ijt  finnli*  fübtbar;  etn  einjiger  gunfe 
be«  gegfeuet«  f*ment  erapftnblt*et  benn  aUt  för»erli*c 

bat  ^renUtfprungjoeniatr  tnßf 


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Fehde 

beliiene»,  wie  2.  SRaft  12,  40  feg.,  ort  »ielmebr  in  freit* 
nifcben  ßorjtellungen,  rccldje  »um  SEI) eil  in  ba$  Cyrillen, 
tbum  übergingen.  Die  tiefer  l'eljre  ergebenen  Äircbenüäter, 
CieaunÄ  Mn  Bleranbrien  unb  ßtigene«,  bilbeten  biefc  Bor* 
frtUungen  auä,  bie  aber  in  ber  grieeb.  Jtircbe  nie,  in  btc 
taboüfcben  erft  auf  bem  (Soncil  ju  gloren*  1439  unb  ju 
Orient  1545—63  fircblicb  bejUtigt  worben  fmb.  Die  gelau* 
teitc  fatboüfcbe  ©tauben&lelpte  unferer  3eit  verfielt  baruntet 
blo*  ben  aUmaligen  Übergang  in  bie  »oüf  ommene  Seligfeit. 

.fdjfct  ift  ein  altbeutfcbeä  SBort  unb  beult  fo  viel  wie 
os?ift,  geintfebaft,  Jtrieg;  in&befonbere  aber  bejetdfjnet  man 
bamil  bie  iut  3eit  beS  gauft  rechts  (f.  b.)  berrfebenben  unb 
tvabtfc^einlicr)  von  ber  83lutracbe  (f.  b.)  abjbmmcnben 
Jümpfe  bei  XbelS  unb  anberer  Korporationen,  bureb  roelebe 
tiefe  ©treitigf eiten  unter  fieb  ausmachten.  (5S  bejranben  bar» 
über  gewiffe  ©efefce  unb  ein  eignes  Sfecbt  (gebbereebt), 
■.r:tirrcb  mebt  nur  bie  Urfacben,  auS  rte  leben  eine  gebbe  be= 
gönne»,  fonbem  auch  bie  g6rmli cb fetten,  welche  babei  beob* 
achtet  »erben  mußten,  fefrgefefct  roaren.  Doch  entflanben 
oft  auch  auS  unbebeutenben  Tlnlaffen  beftige  Serben,  fo  j.  58. 
bie  gebbe,  meiere  JjpeÜmann  »on  5)raunbeim  ber  Statt 
örarrffurt  anfunbigte,  weit  eine  Jungfer  auS  ber  Stabt  fei« 
aem  Setter  einen  $anj  abgefcblagen  borte.  3eber  freie 
üRarm  hatte  baS  Stecht,  einem  Hnbern  gebbe  anjufünbigen, 
todj  raufte  er  ihm  juoor  baS  bisherige  frtebu'cfre  Sierhältni(j 


Feige 

förmlich  auffünbigen,  welches  man  abfagen  ober  gebbe 
anfagen  nannte.  Die*  gefebab  bureb  einen  fogenannten 
Xbfages  ober  gebbebrief  unb  bei  ben  Wittern  noch  burch 
baS  Einwerfen  eine«  #anbfcbubS,  beS  fogenannten  geh» 
bebanbfcbubS,  bureb  heften  Xufnabme  ber  ©egner  ju 
erfennen  gab,  baj}  er  bie  Seljbe  annehmen  wolle.  Die  ebri 
liebe  g  e  f)  b  e  mußte  immer  wenigjtenS  brei  Sage  t>or  58  c 
ginn  ber  geinbfehgteiten  angefagt  werben,  ein  ©ebraueb, 
von  bem  fleh  rmcb  unfere  beutigen  JtrieaSerflarungen  berju« 
fcfrreiben  febeinen.  Der  £erauSgefoberte  tonnte  (ich  aber  auch 
bureb  ©clb,  gebbegelb,  von  ber  angefagten gebbe  lo8tau< 
fen.  Dem  Sieger  war  eine  unbefebranfte  Verfügung  über 
bie  $erfon  beS  JBefiegten,  feine  Beute  unb  ©üter  juge|ran> 
ben.  STOit  ber  Errichtung  beS  ganbfriebenS  unb  beS  Steierl 
fammergeriebts,  1495,  trat  ein  georbneterer  9techtSju|tanb 
ein  unb  bie  gebben  tyfattn  aflmAlig  auf.  3n  ber  peinlichen 
,£ai8gericbtSorbnung  Jtaifer  cÄarl  V.  wirb  3eber  mit  bet 
©träfe  beS  Schwertes  bebrobt,  welcher  3*manben  „wiber 
SRed>t  unb  ©iüigfett  mutbwiOig  befebbet";  boeb  würbe  bie 
gebbe  für  fhrafloS  errtetrt,  wenn  t>om  Jtaifer  Srlaubnif;  baju 
eingeholt  ober  eine  rechtmäßige  Urfaebe  baju  »orbanben  war. 

/ftge  nennt  man  bie  birnfekmigtn,  bei  ba  gruebtreife 
faftig  unb  fleifcbig  geworbenen  grud)tb6ben  be*  Sc  igen-, 
bäum 8,  welcher  aus  Xfien  (rammt,  aber  in  ©übeuropa 
biupg  angebaut  wirb  unb  auch  in  unfern  ©Arten  im  freien 


i'anbe  ausbauert,  wenn  er  nur  wabrenb  be8  2BinterS  gut 
riCecft  wirb.  Durch  bie  Kultur  finb  gegen  20  tfbänbcruns 
.rt  biefeä  SBaumeS,  ber  in  ben  warmen  ganbern  eine  jiem= 
luhe  A6he  erreicht,  boeb  meijt  jhauchartig  bleibt,  entflanben, 
«ich  bureb  bie  geringere  ober  größere  Wüte  ber  feigen 
-"terfebeiben.  Die  58tüten  bejtnben  fid)  im  3nnern  ber  auä 
:em  ^)olje  ber  Bweige  beroorfommenben  geigen,  unb  jwar 
mtweber  nur  männlich,  ober  nur  rociblicb,  ober  miteinanber 
;earifcht  auf  einem  3nbinibuum.  Die  in  ben  reifen  geigen 
befmbiieben  Zugeben  finb  bie  wahren  grüebte.  Um  baS  Stiu 
■cn  tcr  geigen,  befonberä  bei  benen,  bie  nur  eingefcblecbtige 
SSsten  enthalten,  ju  befirbem,  wenbet  man  im  Oriente  ein 
fchtn  ben  2flten  befannteä  JBerfabren,  welche«  ßaprifieiren 
mirb,  an.   SRan  bringt  nämlich  3wdge  von  wil= 


ben  Säumen,  in  beren  geigen  fieb  Reine  Schlupfwespen  be» 
finben,  in  bie  SfJdbe  anberet,  bamit  jene  Sfnfetten  auch  bitfe 
anftechen,  um  ibre  6iet  h'neinjulegen ,  ober  man  maebt 
Stiche  mit  jugefpi^ten  gebern  hinein,  waö  einen  ähnlichen 
Grfolg  bat.  Den  weichlich  fuglichen  ©efebmatf,  ben  unfere 
frifchen  geigen  höben,  heften  bie  ber  warmem  (Segenben 
nicht;  biefe  haben  einen  weit  triftigem  unb  angenehmem 
©efehmaef,  ber  burcbS  SErocfnen  no4>  erbebt  wirb.  3u  ben 
heften  im  #anbel  »orfommenben  Sorten  geb.6ren  bie  fmor« 
naer,  fittl.,  calabrifchen  unb  genuefer  geigen.  Sie  wer» 
ben  in  Jtijten  unb  Schachteln  oerpaeft.  IM  SKorea  fom« 
men  bie  geigen  von  Jtalamata ,  bie  auf  Schilf  gereibt  wer« 
ben  unb  ben  Siamen  Äran^feigen  erhalten,  din  Jlranj  entt 
hdtt  immer  100  Stücf.  Diefe  unb  anbere  Sorten  finb 


Feldmessen 


*2 


Feldzeichen 


ttoclnet  unb  mlnbtt  jutferbattig.  —  Det  geigenfafe 
wirb  in  Spanien  unb  Portugal  bereitet  unb  ijt  tin  ©etnifcb 
ber  reifften  geigen  mit  «Dtanbeln,  Aafelnüffen ,  Linien,  tyU 
ftayen,  feinen  Kräutern  unb  ©erourjen.  9Jtan  genießt  ifcn 
alt  gonfcct.  —  Der  umftebenb  abgebilbete  Saum  ift  bet  in» 
bifcbe  Feigenbaum,  SBananenbaum,  welcher  fchon  ben 
Alten  befannt  mar  unb  in  JDfhnbien  in  beiligem  'Änfcbcn 
fte^t  Dcrfefbe  ^eiebnet  fieb  baburd)  auS,  baß  et  3weige 
berabfenft,  bic  in  bet  ©rbe  auf«  SReue  SBurjefn  fcblagen 
onb  fta)  fo  auS  utfprünglicb  einem  Stammt  atlmälig  ju  ei< 
net  Keinen  SBalbung  ausbreitet. 

JttitvxtBBtn  wirb  baS  AuSmeffen  unb  Ginttyeilen  bet 
geltet  in  weitefter  ©ebeurung,  alfo  eineS  ganjen  rptUFüriicb 
ober  butcb  bit  Statut  abgegrenzten  ©runbftücfS  genannt. 
jQin\u  fommt  bie  ©eterhnung  beS  gldcbenraumS  auS  ben 
gemeffenen  ginten  unb  SBinfeln,  fowie  baS  Aufnehmen  beS 
auSjumeffenben  ©runbftücfS.  DaS  «Weffen  felbft  gefc^ie^t 
nacb  ben  Ablieben  Üftaßen,  als  SRuttjcn  unb  gufjen,  mit  £ülfe 
t>on  SRefftangen,  UJepfcttcn ,  2Rejjleinen  unb  ben  in  ber  am 
gewanbten  9Jfatbematif  üblichen  3nftrumenten  jum  SReffcn 
bet  SBinfel,  bie  SSerecbnung  beS  glac&enraumS  nad;  ben  in 
bet  ÜRattjematif  bierju  feftgefteHten  Stegein.  Durd)  ba§  Auf« 
nehmen  wirb  auf  bem  Rapiere  eine  3eiebnung  ber  auSge» 
meffenen  ©egenb  rjergefieät,  bei  weldjer  t»  namentlich  bar> 
auf  anfommt,  baf;  alle,  einzelnen  Steile  bte  bet  SBivflirfifeit 
genau  entfpredjenbe  Sage  unb  baS  richtige  ©rößenverljältniß 
gegen  einanber  haben.  (Eine  folä)e  3eicbnung ,  glurriß  gc> 
nannt,  wirb  habet  nach  verfieinertrm  5D?aßjtabe  angefertigt, 
b.  b-  rüäbrenb  bie  SBinfel  in  bet  3eidmung  genau  ebenfo 

Stoß  gemalt  werben ,  wie  man  fie  in  ber  Wut lidif eit  bureb 
3eobadjtung  gefunben  fyat,  wirb  in  ber  Zeichnung  bie  Sange 
einer  SXutbe  bureb  eine  wißfürlicb.  angenommene  ginie  auS» 
gebrüeft,  nadj  welker  als  Sttaß  aQe  Steile  ber  3eiebnung 
genau  biefelben  AuSmeffungen  geben,  welcbe  fte  in  ber  SSBirt* 
liebfeit  nach  SRutfyenmaß  geben.  Um  bie  Aufgaben  beS  gelb« 
meffenS  mit  geiebtigfeit  ausfuhren  ju  firmen,  bat  man  ver» 
febtebene  eigne  Snftrumente  erfunben,  unter  benen  berief: 
tifd?  (f.  b.)  bie  miebtigfte  ©teile  einnimmt.  Die  gelb» 
meß  fünft  macht  einen  ft&eil  bet  angewanbten  SCtatbematif 
auS;  ein  gelbmeffer  muß  aber  außer  binreiebenben  ma> 
tfjemarifcben  Jtenntniffen  auch  noef)  bie  3«idjnenfunfl  unb 
mancherlei  öfonomifcfce  unb  jurijrifcbe  Jlenntniffe  innehaben. 

JFclöejMtl)  ift  ein  auS  Ätefelerbe,  S£r)onerbe  unb  Äali 
beftebenbeS,  weitverbreitetes  SDJineral,  baS  fieb  jum  SE&eil 
fr»ftatliftrt,  jum  SEfjeil  berb  in  großer  SHaffe  ober  einge» 
fprengt  in  anbern  Steinarten  vorfinbet.  Die  febenfte  Art 
ift  ber  fafl  wafferrjetle,  farblofe,  glaSdbnliebe  Abular,  bet 
juweilen  einen,  bem  ©pal  Unlieben  8icbtfct>eirt  (9J?onbftein) 
bat,  juweilen  in  SRegenbogenfarben  fcfjtmmert  (Sonnenfteinj, 
2J?an  finbet  itjn  am  febönften  auf  bem  @t.--@ottr/arb,  in  bet 
D au p bi ne .  auf  6ep(on  unb  in  ©rdnlanb.  Der  ibuf ar  wirb 
ali  Äinqftfirt  getragen  unb  tbeuer  bejaht.  Der  gemeine 
gelbfpatb  fommt  in  ben  berfebiebenfien  garben  vor  unb  bat 
ebenfalls  einen  febwacben  ^eTlmutterglanj.  3n  Sibirien  pn» 
bet  man  ben  grünen  gelbfpatf),  weiter  Ttmajonenjtein 
genannt  wirb  unb  auS  bem  man  allerlei  ccbmucffacbert  t>cr- 
fertigf.  3m  faif.  Gabtnet  ju  Petersburg  jeigt  man  jwei 
fo>6ne,  auS  Ämajonenjlein  verfertigte  JBafen.  ÜRan  benu|t 
ben  gemeinen  getbfoatb  aueb  jut  ^erfteßung  bed  ^orjeaanä 


unb  be§  ©temgut«,  fowie  jur  Sereitung  unburtbfftbtiger 
Gm ailm äffen  unb  jum  ©[öftren. 

/fl&3fid)cn  |mb  eigentlieb  alle  im  Äriege  geführten  mttt« 
tairifeben  Kbjeieben ,  ttjeilä  um  greunb  unb  geinb  unterfebei* 
ben  ju  f innen,  tbciEö  um  bie  einjelnen  Abteilungen  eines 
unb  beffelben  ßeereft  voneinanbet  auSjuteicbncn.   3u  ihnen 
geboren  nahet  bte  Gocatben,  bie  geberbufebe,  bie  Spätsten 
bet  Dfftjiete,  bie  3>orteepee3  unb  bie  Äutcorbonö.  3tbe 
Station  bat  befonbere  garben,  welcbe  bei  Ben  gelbjeid;en  an« 
gebracht  werben.   Die  wiebtigften  gelbjeicben  finb  bie  ga  b  - 
nen,  bte  ben  einjelnen  ^»eereSabtbeilungen  jum  SBerfamm« 
lunqSuicbcn  bienen  unb  in  einem  Stücfe  ieuef)  befteben, 
an  eine  Stange  mit  weiften* 
metallener  Spifce  befeftigt  ijt. 
Der  Urfprung  entfpredjenber 
3eid;en  unb  jum     .  :  ben  un; 
fern  fefjr  äbnlic^er  gafjnen  ijt 
febr  alt.    Die  rim.  JRepublif 
borte  (tatt  ber  gähnen  ald  gelb« 
jeidjen  für  bie  Üegionen  Abler, 
weld>e  auf  «Stangen  getragen 
würben.    Ginen  foleben  XbErt 
jeigt  bie  nebenfle^enbe  2tbbiU 
bung.  GS  ift  befannt,  baß  9ta> 
poleon  dbnlicfte  ?lblet  bei  fei« 
nem  £eere  neben  ben  gähnen 
einführte.   Gigentlicbe  gaf)nen 
fühlten  im  rem.  $rere  juerjl 
bie  Jtaifer  ein.  Die  alten  Deut" 
feben  führten  als  gelbjeicben 
eia  an  eine  Stange  bcfcftigteS 
©anb,  welcbeS  ber  $ttio& 
(gelbberr)  bem  #ccre  vortrug. 
SJaebfjcr   famen   bie  großen 
Sanner  (f.  b.)  auf.  kleinere 
gabnen  hatten  bie  einjelnen  ^»eerabtbeifungen.   Seit  Jtaü 
fer  ^arimilian  L  haue  }ebe  Gompagnie  ber  regelmdßivi 
organijtrten  Sanjenfnecbte  eine  eigne  ga^ne,  unb  biet' 
bavon  ein  gd^nlein.    3el}t  pflegt  nur  jebeS  Sataillc: 
eine  befonbere  gafcne  ju  b,aben.   Diefe  gabnen  tragen  ba: 
Sappen  beS  gürften,  in  beffen  Dicnfte  baS  ^>eer  fleht, 
wie  bie  Stationalfarben,  unb  ftnb  juweilen  mit  3nfcbi" 
verfemen.   Die  ga^ne  ift  ber  ©cgenftanb  ber  greßten 
furebt  unb  HnbÄnglicbfeit  ber  Solbaten,  fowie  baS  €"* 
ber  gab,ne,  weldjeS  nur  vor  bem  gürften  ober  beffen 
Vertreter  gefebiebt,  bie  größte  militairifebe  Gbrenbejeugi 
ift.   JSei  ber  gabne  fcbw6rt  ber  Seibat  ben  Gib  ber 
feine  gabne  vetlaffen,  ift  fo  viel  wie  befertiren,  ftc 
geinbe  ftdj  nebmen  laffen,  bie  größte  Scbmocb.   Gine  t?o 
Äugeln  jerfe^te  gabne  wirb  für  ebrenb  gehalten,  fcenn  fie 
beutet  barauf  Ijin,  baß  ba§  SBataillon  \0)on  oft  im  g1- 
geftanben  babe.     2IIS  eine  ber  größten  Gkrenbcjeigungei 
wirb  xuweilen  ber  ?tamc  eines  auSgejeicbnetcn  Jtriegert  mt 
Grlaubnig  beS  ganbeSberrn  in  bie  gabne  geftieft. 
ndebfie  Sebecfung  ber  gabne  beftebt  auS  bem  gähne 
ger,  jwei  biefem  jur  Seite  unb  brei  hinter  biefen  gebe 
Unterofftjieren ,  woju  bei  einigen  Armeen  noeb  ein  vot.n 
ge&enber  SDffijier  fommt.   Diefer  gabnenjug  ober 
nenpeloton  bilbet  bie  SRitte  beS  SataillonS.   «Watt»  r 


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Felleilberg  % 

gapne  riefet  fTrf>  bat  ganje  SataiHon,  fowol  beim  Xtxin* 
cirtn  oI5  beim  Sfen'riren.  3«  einigen  Armeen  ^eißt  ber 
Srager  bergabne  gablienjunfer,  in  onbem  trägt  pe  ein 
9Jorteepee[apnrieb.  kleinere  gabnen  als  bie  3nfan» 
tau,  bat  bie  Gavalcrie,  »elcpe  ©tanbarten  ober  @(lon» 
bar  ten  Reifen.  2tuc!t>  nic&ttprijrlicpe  5B6lfer  baben  gapnen. 
©crübmt  ijt  bie  Jahne  teö 'Propheten,  meldie  auö  betn 
SBorpange  vor  ber  SEhüre  einer  ber  grauen  SRobammeb'd 
gcroadbt  [ein  foQ.  ©ie  wirb  in  Äonflantinopel  im  3nnem 
btS  ©erail  in  einer  Capelle  aufbewahrt,  wo  fit  mit  42  [eis 
tenen  Uberjügen  bebeeft  in  einer  fofibaren  Äapfel  ruht  unb 
fortroabrenb  von  einigen  mit  unabluffigen  ®ebeten  befct>df» 
tigten  (Emiren  beroaebt  roirb.  ©ie  ift  [djroarj  unb  mürbe 
fcaper  »on  Sttohammeb  ber  [cbwane  2ttler  genannt.  3m 
Kriege  unb  bei  einem  Xufjianbe  wirb  eine  [at[d?e  'Sahnt  auf; 
geftetft,  weicht  baS  Statt  für  bie  echte  Sahne  SJioijammeb'S, 
iiö  griffe  JKeüajonS :  unb  S^ationalbeitigtfjum ,  palt 

^Irnberg  (S>bi"Pp£manueI  von),  geb.  1771  ju  Bern, 
ber  berübmte  SWann,  »elcper  fid;  burcp  [eine  SJerbefierun: 
gen  in  ber  eantirirt'ofdjaft  unb  burcp  bie  von  ihm  angeleg« 


I  Felleuberg 

ten  rrcffttcfjen  firjiebungSanjialten  bie  gr6§ten  SSerbienfle  ei« 
worben  bat.  <5r  (tubirte  irt  Bübingen  bie  S?edbt6»if[enfcbaf« 
ten,  roibmete  fieb  aber  naepber  gam  ber  JBolfSbilbung.  25urd) 
anhaltente  ©tubien  in  [einer  ©ejunbbeit  gefebwadjt,  fteUte 
er  ftcö  burcp  bie  eirifacblfen  ©pei[en  unb  ©errdnfe  mieber 
ber,  inbem  er  aHe  feinern  ©enüffe  verfebmibte,  unb  markte 
göanberungen  in  ber  ©epiveij,  2>eutfcplanb  unb  grUnfrctcr), 
um  SRenföenfenntnifi  ju  [ammeln.  gr  befdjaftigte  fiep  [ort: 
roäbrenb  mit  planen  ju  83erbe[ferung  beä  Bol»leben8  auf 
ben  ©runb  einer  tuepttgen  Erhebung,  aber  burtp  bie  [ranj. 
ffieootution  würbe  er  fi;r§  (Erfte  abgebalten,  tiefe  feine  SMdne 
jur  TCu&fübrung  ju  bringen.  Durch  ben  Zoo  [eines  SÖater« 
hm  er  1801  in  ben  alleinigen  S3eftfe  beS  (Mute»  von  $°f* 
»pl  in  ber  9lat>e  von  {Bern,  Gr  verbanb  ftdp  alSbalb  mit 
bem  berübmten  9)e|lalojji,  ber  [eine  ©cbule  na<p  bem  ©cbloffe 
JBucpfee  nahe  bei  ^oftopt  verlegte:  boep  hatte  tiefe  S3ereini> 
aung  niebt  lange  JBeflanb.  g.  [uepte  nun  au[  aDe  mögliche 
SBeife  nach,  ben  heften  auManbifcpen  5Kuftent  unb  nach  eig« 
nen  {Beobachtungen  unb  Erfahrungen,  bie  Canbwirthfcpafl 
ju  heben,  er  gab  mehre  lanbwirthfcbaftlicbt  ©djriften  per* 
aus  unb  trat  in  SBerbinbuna,  mit  auSgejeicpneten  S&fono* 


Femgerichte  51 

men.  Daneben  legte  et  ein  Snftifut  für  »erwahrlofte  Äin« 
cer  an,  fowie  ein  öfonomifcbeS  gebrinfhtut  ju  ©ucbfee.  3»n 
3-  1808  würbe  noch  eine  (JrjiebungSanjtalt  für  Ainber  bö« 
beter  ©tanbe  gegrinbet,  wogegen  g.  baS  öfonomifcbe  3n« 
ftttut,  um  feine  Äräfte  ganj  tiefer  (frjiebunfltanfialt  ju  nnr> 
men,  welche  febr  großen  ©eifall  gewonnen  hotte,  1818  ein« 
geben  ließ. 

/fmgfrieljte,  auefc  greigerichte  ober  greibing,  weft« 
f&L  ©erichte,  gerne,  heilige  gebme,  waren  ©ericbtSs 
l)öfe  eigentümlicher  Brt,  welche  fta)  im  ^Mittelalter  aDmölig 
in  ganj  Deutfcblanb  einen  bebeutenben  Xbei(  ber  richterlichen 
©eroalt,  namentlich  ber  ©trafrechtSpflege,  angemaßt  harten, 
über  ihre  (Jntffebung  unb  ©erfaffung  ift  von  Jpiftorifern  unb 
SiecbtSgelebrten  viel  gefhitten  unb  über  ihr  JEbun  unb  treiben 
©on  Sfomanfcbreibern  »iel  gefabelt  roorben.  «Räch  Buflöfung 
ber  altbeutfcben  ©auoerfaffung,  rooburefa  Deutfcblanb  ein  ge* 
meinfameS  {Oberhaupt  unb  eine  ?(maM  mehr  ober  weniger 
felbflanbiger  gurften  erhielt,  ging  auä)  bie  richterliche  ©ewalt 
cm  bie  8anbeöb.erren  über.  Stur  m  2Befrfafen,  bem  alten  #er» 
jogtbume  ©achfen,  hatten  fich  bei  ber  allgemeinen  ©erwir* 
rung,  welche  namentlich  nach  bem  ©turje  .^einrieb'S  beS 
göwen  (1179)  benfehte,  »iele  freie  ©emeinben  fo  unabbÄn* 
9*9  ju  erhalten  gewußt,  baß.  fte  bie  obere  ©eriebtsbarfeit 
(bte  niebere  würbe  auch  biet  »on  lanbeSbertlicbM  fBeamten 
ausgeübt)  nicht  burch  bie  »om  fianbeSberm  beftellten  ©eam« 
ten  (bie  ©ografen),  fonbera  burch  felbfigewiblte  höbe«  Stieb« 
tet  (bie  fogenannten  greigrafen)  ganj  nach  alter  ©itte  airt« 
üben  ließen.  9iut  infofetn  waren  fte  oft  vom  £anbe«herrn 
abhängig,  alS  biefer  baS  SBejtatigungSrecht  ober  bie  foge« 
nannte  ©tublberrfCbaft  über  fte  hatte-  £er  (Srjbifcbof 
»en  üöln  fudpte  im  13.  3abrb.  über  fämmtliche  greigerichte 
in  ganj  ©ngern  unb  Seftfalen  eine  folebe  ©tublbcrrfcbaft 
ju  erlangen  unb  ber  Jtaifer,  welker  immer  al«  oberfler  fo« 
genannter  ©tublberr  betrachtet  würbe,  geflanb  ihm  auch  fo 
Biel  ju,  baß  fein  greigraf  in  biefem  Diftricte  feine  riebter« 
liebe  ©ewalt  ausüben  bürfe,  wenn  er  nicht  juoor  »om  Crj* 
bifebofe  »on  £ö(n  geprüft  unb  beftättgt  worben  fei,  unb  baß 
fein  gretgeriebt  ohne  feine  Einwilligung  angelegt  werben 
foBe.  DtefeS  oberjle  Äufftchtörecbt  machte  eS  ben  (Srjbifcbö* 
ftn  möglich,  in  bie  innere  ©erfaffung  ber  greigerichte  3Jtan» 
ä}ti  hineinjubringen,  wa«  ihnen  urfprünglicb  fremb  gewefen 
war,  unb  baburch  febeinen  fte  im  13.  %-.i-xh.  ju  fogenann« 
ten  ©tillgericbten  (heimlichen  ©ericfetten)  geworben  ju 
fein,  wahrenb  fte  früher,  wie  ba«  altbeutfche  gerichtliche  ©er* 
fahren  überhaupt,  öffentlich  waren,  ©eit  biefer  3tit  finben 
wit  auch  ben  KuSbrucf  gern«  ober  »ehmgerichte  (gaem» 
ober  Beimgericbte)  häufiger  gebraucht,  welcher  inbeß  nichts 
ttnbereS  bebeutet  als  obere«  (gabm  heißt  baS  ßberße)  ober 
«lutgericbt,  wa«  gleicbbebeutenb  tft.  Doch  war  baSSer* 
fahren  bei  biefen  ©eriebten  immer  nur  tbeilweife  heimlich, 
nämlich  bann,  wenn  eS  fich  um  tobeäwürbige  »erbrechen 
feanbelte.  Ttbtx  auch  hierbei  würbe  immer  noch  unterfebte« 
ben,  ob  ber  ©erbrecher  »u  ben  Söiffenben  («cid,  gemge* 
noffen,  vemenoti),  b.  i.  Schöffen,  welche  in  baS  geheime 
©erfahren  eingeweiht  waren,  beren  tfnjahl  fich  mit  bereit 
febr  oergtößerte,  gehörte  ober  nicht,  ©egen  Slichrwiffenbe 
tonnte  etn  heimliches  ©erfahren  nur  bann  ftattfmben,  wenn 
flEe  auf  gehörige  Xnflage,  bie  in  einem  heimlichen  ©ericht 
gefebeben  Su  fem  febeint,  »ot  ein  offene«  gteigericht  ge« 


I  Fenchel 

laben  werben  waren  unb  in  bem  gefe&li<$en  Termine  oon 
fechS  SBochen  unb  bret  STagen  nidjt  erfcfe)ienen,  ober  bie  Jtlaae 
ju  entfrdfftn  nicht  im  ©tanbe  gewefen  waren  ober  bte  ©acr;e 
eon  ihrem  orbentlichm  ©crichte  nicht  abgefobert  war.  Dann 
würbe  ba«  heimliche  ©erfahren  eingeleitet,  ber  Jtldger  führte 
ben  SBeweiS  ber  .Klage  mit  fechS  ©tbeSbelfern,  b.  h-  er  be^ 
febwor  mit  noch  fech«  anbern  Scannern,  welche  aber  alle 
greifchöjfen  ober  SBiffenbe  fein  mußten,  baß  feine  Änfla^c 
in  bet  SBahrhett  beruhe,  unb  ber  83cflaate  würbe  in  bie 
heimliche Zö}t  »erurtheilt  (oerfemt,  oerfuhrt).  Da«  Unheil 
würbe  burch  t»ie  greifchöffen  felbfl  »olljogen,  rtjobei  jeter 
greifeböffe,  ber  burch  eiblidbe  ©erfüberung  anberer  gemgenof: 
fen  t?on  ber  ©erfemung  unterrichtet  würbe,  #ülfe  ju  leiftcn 
eerpflichtet  war.   ©egen  SSiffenbe  war  baS  gan^e  föerfal;« 
ren  heimlich,   ©ie  tonnten  aber  erft  nach  breimaltger  Bota 
labung,  beren  Termine  jeber  wenigjlenS  fechS  SBochen  unfc 
brei  Sage  ooneinanber  entfernt  fein  mußten,  »erfemt  wer: 
ben.  <£rfcbienen  fte  aber,  fo  fonnten  fte  burch  einen  QU 
ihre  Unfä)u!b  befchwören;  biefen  6ib  tonnte  jwar  ber  Kn- 
flöger  burch  einen  Sib  mit  brei  ©begeifern  entfraften,  cl= 
lein  bann  flanb  bem  2lngeflagten  eine  weitere  ©ertbeibigung 
mit  fechS  ©beShelfern,  unb  wenn  auch  tiefe  mit  14  $erfo= 
nen  wiberlegt  würbe,  bte  ©ertbeibigung  mit  21  6ibcM)eU 
fern  ju,  welches  baS  höchite  ©ejeugniß  war  unb  bie  greb 
fprtchung  ohne  2BeiteveS  bewirft«.   SJurbe  ber  Berbredjcr 
bei  einem  »or  bie  gemgeriebte  gehörigen  ©erbrechen  (J?cim« 
Wroge)  auf  frifeber  Xijat  (mit  bebenber  #anb  unb  gichtigem 
SWunb)  »on  brei  ober  wer  greifchöffen  ertappt,  fo  fonnten 
ihn  biefe  fofort  richten.   3eber  greifeböffe  war  »erpflidjtet, 
in  ber  heimlichen  Bebt  atte  ibmbcfannt  geworbenen  gemrcro; 
gen  anjujeigen.  ©or  bem  gemgeriebte  ju  flogen,  wnr  ntn 
erlaubt,  wenn  »or  bem  ertentiteben  ©erichte  beS  ÄUlcjevJ 
fein  Stecht  au  erlangen  flanb.   ©on  ber  ©ericbtSbarfeit  t>n 
heimlichen  ©erichte  waren  äße  ©eiflliche,  reichSunmittelbarj 
^erfonen,  welche  bie  »oUfianbige  gartbe^tjobeit  feefaßen,  unt 
»ielleicht  auch  Suben  unb  SBeiber  frei.    9cur  auf  rotier, 
b.  i.  wefrfdl.  ©rbe,  fonnten,  »ermöge  ber  foif.  »priotlegien 
burch  welche  bie  greigeriebte  begnabigt  waren,  gemgericrjti 
gehalten  werben;  boaj  tebnten  fte  ihre  SJeacht  über  gan; 
&cutfcblanb  au«  unb  miSbrauchten  biefelbe  hdufig  .ju  »ier 
brechen  unb  ©ewaltthaten.   25aher  fam  eS,  baß  beim  Stai 
fet  häufig  ©efebwerben  über  fte  einliefen  unb  ©efreiung  ©o? 
ihrer  ©erichtSbarfeit  an  ganje  ©tdbte  unb  ©ejirfe  ertt>cii 
würbe.   HuSbrücflich  aufgehoben  ftnb  fte  inbeß  nie,  fte  Fa 
men  aber  burch  bie  im  l*>.  3abrb-  gdnjlich  umgefialtcte  (Sri 
minalgefe<}gebung  unb  nach  bem  weftfäl.  grteben  burefc  t>i 
größere  ©efefiigung  ber  lanbeSberrlichen  ©ewalt,  bereit  frü 
heret  ©cbwdehe  fte  hauptfdehlich  ihren  Urfprung  »erbanfter 
immer  mehr  außer  ©ebraueb. 

Sttti\t\  ifl  ein  befannte«,  in  ©übeuropa  einheimifc^e! 
in  Deutfchlanb  in  ©emüfegdrten  unb  auf  gelbem  angcbai 
teS,  auch  h<er  unb  ba  »erwilberte«  Solbengewöcb«.  st> 
auSbauernbe  SBurjel  ifl  ftarf,  öftig,  fteifchig,  weiß  unb  fei 
gewürjbafr.  Der  aufrechte,  öflige  ©tengel  ifl,  wie  bte  i 
borfienförmige  gdben  getheilten  ©Idtter,  mit  einem  blaugr 
nen  Steif  überlaufen.  Die  an  ben  3wetgfptfcen  großt,  flat 
Dothen  bilbenben  ©lüten  ftnb  gelb.  Die  ovalen  Flein  t 
grüchte,  gewöhnlich  geftchtlfamen  genannt,  l^bm  ein 
febr  gcwurjhaften  ©entrt)  unb  füßen  ©efebmaef.  (Sie  er 


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Fen&on 


25  Ferdinand  I.  (Kais.  v.  Östreich) 


galten  cm  dtberifcbei  jfcl,  weubei  föon  bei  einet  Sempera« 
tue  wn  2—3  ©rab  erharrt.  Die  frifeben  SBurgeln  werben 
rote  ftoflinafen  gefpeifr.  £ie  IDbertbeUe  ber  ©tengel  mit 
ben  unreifen  grucbrbolben  werben,  wie  ber  gum  ©n« 
legen  bn  fauern  unb  $feffergurfen  ali  ©ewürj  benufet  unb 
aueb  fogar  bie  jungen  ©tengel  mit  ben  Wärtern  in  einigen 
(Segenben  als  Salat  geaeffen.  %m  wtcbtigjten  aber  ift  bie 
anwenbung  bei  gencbelfamenä  ali  ©cnjürj  unb  ttrgnel  I5r 
ift  ein  gelinbei  9?eijmittel  ber  Berbauungiorgane  unb  leiftet 
vortreffliche  Dienfle  bei  Unterleibibefcbmerben  ber  hinter. 
Zuä)  ali  JBruftmittel  iß  er  r>äuftg  gegen  f)uften  unb  £a> 
tarn)  in  anwenbung,  er  reigt  bie  ©cbleimbaute  ber  {Hingen 
rcobjtbätig  unb  fletjt  febon  feit  langet  3ctt  in  bem  Kufe, 
bie  3Xilcr;abfonbcrung  ju  befirbern.  « 

Sbcdlon  (graneoii  be  ©alignac  be  gamotte),  geb.  am 
6.  Xug.  1651,  gejt.  am  7.  San.  1715  ali  ©rjbifcbof  von 
ciambrap,  mar  ein  ebenfo  (iebeniwürbiger  äTCenfcb  ali  xcatjx-- 
baft  frommer  $ricfter  unb  auigegeiebneter  Scbriftfreller  ber 
grangofen.   dx  fiummte  aui  einer  »ornebmen  gamilie  unb 
wibmete  fitb  aui  ber  reinften  Steigung  bem  Sniejterftanbe. 
Salb  naebbem  er  gu  faria  feine  tbeologifcben  ©tubten  ge» 
rr.adbt  hatte,  trat  er  ali  Jtanjelrebner  mit  begeijfernben  ^>re* 
tigten  auf.   Naebbem  er  bureb  auigejeiefcnete  ©ebriften  ei' 
nen  ausgebreiteten Stuf  [ich  erworben  hatte,  trug  ibm  Jtönig 
gnbmia  XIV.  bie  fiJefebrung  ber  $roteflanten  in  $ottou 
cnf.   Dragoner  foßten  bei  bem  SBefebrungigefcbdfte  bet?ülf= 
lieb  fem.   aber  g.,  ber  bie  Siebe  ali  erjteS  unb  bornebm» 
fle*  ©ebot  bei  G  driften  tbum  5  im  Serien  trug,  übernahm 
baft  ibm  aufgetragene  amt  niebt  eher,  ali  bii  bie©olbatcn 
abberufen  waren.    9lun  aber  vollführte  er  ei  bureb  feine 
Bcrtbtfamfeit  unb  feinen  liebevollen  ßbarafter  mit  folcbem 
(Srfofg,  tag  ihm  ber  Jtcmig  bie  Qrrgieljung  bei  Daupbin 
(Jtrmtpringen)  übergab.  aber  biefer,  ber  unter  bem  (Sin: 
fluffie  einei  fo  auigejeiebneten  Ser)rerd  ber  trejfliebjle  Siegent 
gu  werben  verfpracb,  würbe  granfreieb  bureb  ben  3ob  'ent; 
riffen.   g.  würbe,  naebbem  er  ©rgbifdwf  geworben  war,  in 
geTlicbe  tbeologifebe  Streitigfeiten  hineingezogen,  fo  fern  aueb 
fernem  farrften  ßbarafter  aQe  ©trtitfuebt  lag.  @r  febrieb  eine 
Scrtbetbigungäfcbrift,  wegen  ber  man  it>n  verfeuerte.  2>cr 
Vapft  «erurtbeilte  g.  gum  2Biberruf  ber  von  ibm  auigefpro» 
ebenen  Änftcbten  unb  ber  Jt6nig  verwiei  ibn  vom  Jg>ofe  in 
:en  Sprengel.   Jpicr  lebte  er  ali  ein  wahrer  SJifebof,  ein 
£iit  ber  ibm  anvertrauten  fieerbe,  bii  an  fernen  5Eob.  $un: 
berte  von  Jöeifpielen  feiner  Sugenb,  feine*  fcblicbten,  liebe» 
rollen  ©innei  werben  erjdb.lt.  ©eine  Entfernung  vom  #ofe 
foS  noeb  befcblcunigt  worben  fein  bureb  bai  (Srfcbeinen  fei* 
na  „abenteuer  bei  SEelemacb",  in  benen  man  anfpielungen 
auf  »erbältniffe  am  Jpofe  gubwig  XIV.  fuct)te.  25iefei 
Sucb  burfte  beibalb  aueb  anfangi  niebt  ;u  Enbe  gebrueft 
ocrtCT,  fanb  aber  fo  großen  JBeifaü,  baß  feit  g.'i  SCobe 
.  .-;r  2».)0  auflagen  beffeiben  erfebtenen  finb.    G-5  enthält  bie 
(hjjebungigefcbicbte  bei  2elemaeb,  ©of)n  bei  vor  Sroja 
fimpftnben  Ulpjfei,  bureb  SSentor,  beffen  Oeflalt  SWinema, 
bie  Settin  ber  Söeübeit,  angenommen  bat,  unb  ijl  in  eU 
nee  feinen,  wenn  aueb  etwai  ju  blumenreieben  ©pradje, 
H^Bben.    (53  ifi  mebre  3ßale  ini  £>eutfcbe  überfeftt  mx-. 
■•b.  180(5,  ©tuttg.  1808).   Äußer  bem  SEelemacb 
tb  namentlt'c)  g.'i  religiife  ©ebriften  auigejeiebnet,  wclci)e 
Süier.ffcnp.fSer.  IL 


eiaubiui  (ber  wanbibeefer  SBote)  uberfetjt  bat  (3  S3be., 
£amb.  1800—9).  —  g.  wurbt  1826  ju  (Sambrap  ein 
Senfmal  erriebtet. 

JFfröinanö  II.,  äaifer  bon  JJeutfdiianb,  geb.  am  9.  3ul. 
1578  gu  ©rdg,  geft.  am  15.  gebr.  1637,  war  ein  (fnfel 
gerbinanb  L,  ber  t>on  1558—64  ali  beutfeber  Äaifer  fn'eb« 
Ueb  regiert  hatte.  SRaria  von  S3aiern,  bie  SRurter  g.  IL, 
ergog  ihren  ©obn  fheng  nacb  fatbolifcben  (Krunbfd^en,  in* 
bem  fie  unb  bie  Sefuiten,  bei  benen  fttb  %.  gu  3ngol|tabt 
fünf  3obre  lang  aufhielt,  ibm  bie  SBiebcrijcrftcUung  ber  !a> 
tbolifeben  Kirche  in  Seutfcblanb  ali  b**fte  ©laubeni«  unb 
Siegen tenuflicfct  worflellten.  2)fit  bem  feflen  ÄSorfabe,  biefem 
©efefjafte  fein  Sehen  unb  feine  gange  üJlacbt  gu  wibmen, 
würbe  %.  1617  unb  1618  Jt6mg  t»on  S36bmen  unb  Un> 
aarn  unb  fein  finfierer,  oerfebl  offen  er  Gbarafter  trugen  bagu 
bei,  baß  er  mit  einer  gefligfeit  feinen  $(an  verfolgte,  bie 
ifm  felbft  um  bie  5Ruf;e  bei  gebend  unb  feine  Untertbanen 
in  bie  gräßten  Drangfale  brachte,  bie  jemals"  über  Deutfcijs 
lanb  ^ereingebroeben  finb.  Äurg  borb«,  ebe  g.  ben  Aaifer» 
thron  befiteg,  hatten  bie  fl36fcmen  febon  bai  verbdngnißoolle 
jüeicben  gum  breißigiabrigen  Jtriege  gegeben,  welebeng.,  ber 
1619  auf  ben  Jtaifer  3Xatti)iaS  folgte,  bii  an  feinen  £ob 
eifrig  foritfeftte.  (©.  Dreißigjähriger  Ärieg.)  3bm 
folgte  fein  ©obn,  %.  III.,  geb.  am  13.  3ut.  1608,  gefl  am 
2.  X»r.  1657,  ali  beutfeber  Jtaifer,  ber  gum  grieben  ge* 
neigt  war,  aber  ben  einmal  entbrannten  Jtampf,  ben  aui* 
wdrtige  $einbe  emftg  fa)ürten,  um  bie  2Uad)t  SDeutfcbtanbS 
gu  breeben,  niebt  eber  gu  befebwiebtigen  vermoebte  ali  1648, 
wo  ber  SBeflfdlifcbe  griebe  (f. b.)  gefebloffen  würbe. 

ierohvntö  I.  (Äarl  Eeo».  Sofept)  gran*  ÜJlarcellin), 
regierenber  Jtaifer  von  £)(hei(b ,  ©ofyn  grang  l  unb  beffen 


gweiter  Gemahlin  ÜRarie  Jtbcrefe,  einer  neapolit.  ^rinjeffin, 
geb.  am  19.  Kpr.  1793,  bejheg  am  2.  Starg  1835  nacb 
abieben  feinei  Skteri  ben  Jtaifertbron ,  naebbem  er  febon 
1830  ali  gerbinanb  V.  in  9)reiburg  gum  Aonig  von  Ungarn 


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Ferdinand  V.  (von  Aragonien)  % 

gefrönt  worben.  6t  mar  in  feiner  ÜSugenb  ton  fcbwaa> 
Heber  ©efunbbtit  unb  trat  baher  nicht  in  ben  SJlilitairbienfl. 
üRacbbem  ftcb  aber  fein  Jtörper  erfräftigt  unb  eine  forg> 
fällige  flfrjiebung  ihm  bie  nötige  Vorbereitung  crtbeilt  i)attt, 
trat  g.  balb  nach  ben  SJefrciungöfriegen  Weifen  burcb.  granf* 
reich,  Stalten,  bie  ©cbweij  ünb  baS  Jtaifertcicb  an,  aufbe* 
nen  er  burch  feine  «cutfeligfeit,  3J?ilbe  unb  SBobltbatigfeit 
bie  Hiebe  2fUer  erwarb,  bie  ba*  ©lücf  Ratten,  mit  ihm  in 
fiSejie^ung  ju  fommen.  Da*  geben  be*  geliebten  gürjlen 
war  1832  einer  großen  ©cfabr  au5gefe(jt,  inbem  ein  fcbänbs 
Udicr  Unbanf barer,  bem  er  SBobltbatcn  hatte  »ufiicfsen  (af> 
fen,  ber  aber  auf  noch  btbeutenberc  ©clbfummen  gerechnet 
hatte,  emTerierol  auf  ihn  abfeboß.  Der  fi3ubenilretch  mi** 
lang  jeboeb,  inbem  bie  Jtuael  nur  bie  Schulter  be*  Jtönig* 
leicht  ftreifte.  f&ti  biefer  ©elegenbeit  fpracb  fieb  bie  Siebe 
be*  83olfe*  ju  feinem  fünftigen  iperrfeber  auf  ba*  geben* 
btgtfe  au*.  Seit  1831  i(l  g.  mit  ber  ^rinjcfjin  Caroline 
»Karte  Hnna,  ber  Tochter  be*  oerjiorbenen  .König*  Sictor 
(Smanuel  oon  ©arbinien,  oermäblt.  ©(eich  naö)  feiner  Jerons 
befictgung  erfreute  ber  Jtaifer  fein  23olt  mit  ber  drflarung, 
baß  er  ganj  im  ©eijfe  feine*  b.oc^t>erer)rten  unb  geliebten 
SJaterS  fortregieren  werbe,  unb  erneuerte  ben  alten  $reunb* 
fcbaftSbunb  ßflreieb*  mit  Greußen  unb  Siußlanb  bei  feiner 
perfönlicben  3ufammentunft  mit  Jtönig  griebrieb  SBilbelm  11t 
unb  Jtaifer  SRifolau*  L  ju  Teplife  im  Der.  1835,  wobuteh 
Suropa  bie  Hoffnung  auf  Schaltung  be*  grieben*  erhielt, 
an  ber  ßinige  jweifeln  *u  rnüflen  geglaubt  hatten.  <£t  nahm 
feine  roefentlicben  SJeranberungen  m  ber  ©efefeung  ber 
©taatSantter  vor  unb  bie  erfie  Jpanblung,  welche  feine  Tbrctv 
befteigung  bezeichnete,  mar  eine  Xbat  ber  ©roßmuth  unb 
SRilbe,  tnbem  er  eine  Ttnjabl  wegen  Staatsverbrechen  Zr\- 
geflagter  begnabigte.  'Äucb  bat  er  einige  milbernbe  tnbr- 
rungen  in  ber  JRecbtSpflege  eingefübrt.  <?r  ijt  auf  alle  SBeife 
bemüht,  bie  3nbufnie  ber  von  ibm  beherrfebten  Eänber  gu. 
beben,  unb  wie  febr  er  oon  jeber  füb  bafür  interefjtrt  bar, 
beweifl  unter  Unterm  ein  febon  frut>et  auf  feine  Jtoflen  an* 
gelegte*  großartige*  unb  pracbtootle*  tcc6rtologtfcf>>  inbufWeli 
le*  ßabinet.  f&ht  großer  Vorliebe  hat  er  fieb  auch  mit  bem 
©tubium  ber  Jpcralbif  (f.  SSappen)  befchaftigt. 

/a-ömanlJ  V.,  feit  1480  Jtönig  oon  Hragonien,  Pom 
$ap|te  mit  bem  Sememen  ber  itatboltfcbe  geehrt,  warb 
geb.  1453  unb  ftorb  am  23.  3«n.  1516.  (St  mar  ein  flu-- 
er,  träft  ig«  gürft,  b«  burcb,  feine  Bermdblung  mit  3fa» 
eQa,  ber  Königin  oon  GafKlten  unb  burcb  bie  enblicbe  SJe* 
ftegung  ber  «Rauten,  welche  noch  ba*  Jtönigteicb  ©ranaba 
befaßen,  bie  Sereinigung  ber  fpan.  Steide  in  ein  mächtige* 
Königreich  vorbereitete ;  ferner  burcb  bie  unter  ihm  gefcb> 
bene  dritbecfung  oon  Xmertfa  Spanien  jum  ©ommelpla(j 
unermeßlicher  Steicbthümer  unb  burcb  bie  Einnahme  be*  Jtc- 
nigreirb*  Neapel  (1503),  fomie  burcb  bie  Eroberung  Staoana* 
(1512)  ju  einer  bet  angefebenjlen  SRäcbte  Europas  maebtej 
enblicb  aber  burcb  bie  Crinfubrang  ber  3nquifition,  tv eiche 
bie  Dieinheit  be*  (brijllirben  ©lauben*  erhalten  foQte,  in 
(Spanien  ju  beffen  fpaterer  Crntecrigung  ben  Jteim  legte, 
obne  bie*  jeboeb  in  feinem  ®lauben*eifer  oorau#feben  |u  fon« 
nen.  ©eine  ©emabiin  SfabeQa  begab  ftcb  üibefj,  fo  lange 
fte  lebte,  ber  Äerrfdjaft  über  Qafhlten  nicht  unb  ba  her  wer> 
ben  in  ber  ©efcbidjte  g.  unb  SfabeOa  bie  „fatbolifeben  &6* 
nige"  genannt.  <S*  gebörte  ber  feurige  ®(auben*eifer,  ber 


i  Ferdinand  VtL  (Kön.  v.  Hpan.) 

g.  befeelte,  baut,  um  ba*  fiarfe  unb  ritterliche  Solf  ber 
SUcauren,  bie  jur  ©cbanbe  (Suropa*  beinahe  800  3«bre  eine 
mohammeban.  Aertfcboft  in  ©panien  aufrecht  erhalten  hat: 
ten,  ohne  ihre  fremden  ©itten  abzulegen,  *u  beftegen,  unb 
g.  ijl  baher  mol  ju  entfchulbigen,  menn  er  burch  feinen  (SU 
fer  bi*  »ur  ^4rte  unb  ©raufamfeit  in  ben  Verfolgungen 
gegen  alle  Ungläubige,  «Dcobammebanet  unb  Suben,  pch  hin* 
teipen  lieg. 

/rrftmanft  VII.,  Jtönig  oon  ©panien,  ©ohn  JCarl  T\ 
geb.  1784,  gejt  am  29.  ©ept.  1833,  b«t  burcb  feine  at>a. 
raftnloftafeit  einen  großen  Xbeil  «Her  ber  Unglücfefälle,  bie 
feit  30  3ah«n  Spanien  h«iat9«fu*t  haben,  herbeigeführt. 
Da*  fpan.  S3olf ,  toelche*  bie  unumfehränfte  ^>errfchaft,  welche 
©obop  (f.  grfebenSfürfl),  ber  ©ünfHing  Jtarl  IV.  au*= 
übte,  hafte,  hing  mit  ber  größten  Siebe  an  g.,  oon  bem  es  eine 
beffere  3ufunft  erwartete,  9lacb  bem  Sobe  feiner  erpen  ©ernähr 
lin,  1806,  febtofi  ftth  g.  an  eine  neue  Partei  an,  welche  ben 
©turj  ©obop'*  jum  3»ecfe  hotte.  Die  f>Ulne  biefer  Partei 
würben  aber  entbeeft  unb  g.  oerbftftet;  ba  inbeß  ba*  58c. t 
ganj  aufg.'*©eite  flanb,  fo  bewirf te  ©obop  felbß  bie  2CuS= 
föhnung  mit  g.  2(1*  1608  bie  fteoolution  oon  ?ivo:i;.- 
au«brach  unb  Äarl  IV.  ber  Jlrone  entfagte,  würbe  g.  t>om 
fpan.  SJolfe  al*  König  begrüßt.  Jtarl  aber  erflärte  feine 
äbbanfung  für  erzwungen  unb  foberte  Napoleon  \wn  83er 
mittler  auf,  an  welchen  fieh  auch  g.  mit  ber  S3itte  um  Hn 
erfennung  unb  um  bie  Jpanb  einer  franj.  $rinjeffin  wen 
bete.  Napoleon  befchieb  thn  nach  Soponne,  wo  bie  Xue 
gldchung  mit  feinem  Söater  gefebehen  foHte.  4>ier  «bet  wurb 
g.,  ber  auf  ben  9ruf  Napoleon'*  erfchienen  war,  genötbigt 
am  6.  $kai  1808  förmlich  ber  Jtrone  »tt  entfagen  unb  mußt 
ftch  nach  bem  ©chloffe  ßalenc^ap  begeben,  wo  er  ftrertg  b< 
wacht  würbe.  Jpier  blieb  er,  bt*  ihn  Napoleon,  welche 
oergeben*  bie  Unterjochung  ©Amien*  oerfucht  hotte,  rötete 
»im  Jtönige  oon  ©panien  emfegte.  Tim  14.  ÜRai  1814  \t 
g.  in  9Rabrib  ein  unb  begann  fogleicb  bamit,  bie  »on  bt 
Corte*  1812  gegebene  Gonfritution,  welche  auf  fehr  liberale 
©runbfä^en  beruhte,  umju|toßen.  2fUe  oeralteten  9Ri*br4ud: 
würben  wieber  eingeführt  unb  alle  freifinnigen  SRänner  ai 
ba*  Jpartcfle  perfolgt.  3»ar  würbe  burcb  eine  im  3-  18- 
auSgebrocbene  Sfeoolution  bie  ßonftitution  ber  dorte*  vo 
1812  wieberhtrgeftedt,  aber  fchon  1823  warb  burcb  ci 
franj.  Jj>«er  bie  SRacbt  g.'*  auf«  9leue  befeftigt.  9locb  grö^. 
würben  bie  Verwirrungen  feit  1829,  wo  fiep  g.  jttm  »ierte 
SRale  oermöhlte  mit  G  hrifime  (f.  b.),  ber  Zochter  5ran$  1 
Jtönig*  beiber  ©icilitn.  Diefe  hewog  ihren  ©emabl,  bc 
falifcbe  ©efe^,  nach  welchem  bie  Thronfolge  nur  tn  m<lnrti 
eher  «inte  fortgeht,  am  29.  3Rar$  1830  aufzuheben,  fofcc 
für  bie  golge  auch  bie  SÖchter  jur  {Regierung  fommen  fei 
ten.  Äm  10.  ßct.  1831  gebar  (Shrtfhne  eine  Tochter,  xotlt 
ben  Warnen  3 fabelt«  erhielt  unb  oom  Jtönig  utr  ^rinji 
ftn  oon  2(fhirien  ernannt  würbe.  Durch  bie  Aufhebung  b 
falifchm  ©efehrt  würbe  Don  Sarte«  (f.  b.),  ber  S5rub 
g.'*,  oon  ber  Thronfolge  au*gefchloffen ,  unb  biefer,  »eich 
ftcb  fpöter  nach  fJortugal  begab,  protefrirte  baher  gegen  b< 
SBerfahren  g.'*.  Hn  Don  öarlo*  fchloß  ftch  bie  ftreng  f 
tholifthe  Partei  an,  unb  al*  1832  bet  Jtönig  erfranfte,  « 
t lütten  bie  Anhänger  biefer  Partei  offen,  baß  fte  3 '"ab 
nicht  al*  Jtönigin  anerfennen  würben,  g.  felbft  hatte  1 
reit«  ©ebritte  jur  Aufhebung  jene*  »eftbluffe*  gethan,  a\ 


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Ferdinand  D,  (Honig  v.  Sictlien)  2» 


Fernrohr 


wdfjrnt  feiner  Äranfheit  übernahm  bie  Jt6nigin  (Sfjrifline 
bie  Heining  ber  StaatSgefcbäfte  unb  machte  fieb  bureb.  niedre 
frriinmige  SJerorbnunaen  beliebt  Raebbcm  im  Änfange  beS 
3abre§  1833  g.  felbjt  bie  {Regierung  roieber  übernommen, 
lieg  er  am  20.  3un.  1833  bie  Deputieren,  bie  Sorte«  unb 
bie  (Srofen  be*  Reich«  ber  qjrinjefiin  »ori  Äjlurien  bulbigen. 
Räch  feinem  bau)  barauf  erfolgten  Jtobe  übernahm  G>bri: 
ftine  im  Rainen  ber  unmünbigen  SfabeHa  IL  bie  Regent* 
febaft;  ba  aber  auch  Don  ßarloS  mit  bewaffneter  #anb  feine 
Änfprudbe  geltenb  ju  madjen  fud)tc,  fo  entfpann  fid?  jener 
.Stampf,  ber  mit  allen  ©reuein  eines  ©ürgerfrieg*  bt«  bie* 
fen  Äugenblicf  Spanien  oerrouflet. 

/fröinanil  IL,  regierenber  Äontg  betber  Siethen,  geb. 
am  tti  3an.  1810,  Sohn  granj  L  unb  ber  3fabcQa  2Ra» 
ria,  Snfanrin  r>on  Spanien,  fam  ben  8.  Ro».  1830  jur 
Regierung.  Gr  begann  feine  Jberrfdjaft  unter  fcfjr  rni$lid)en 
Berbaltniffen,  »eil  eine  SWaffe  veralteter  2Ri*brducbe  unb 
bie  Seit  bei  Ärieg*  einen  Buftanb  großer  Verwirrung ,  fiel; 
fadjer  ©ebrücf ung  unb  großer  Unft'eberbett  herbeigeführt  t>at* 
im.  Der  gute  SöiQe,  ber  Roth  feine*  ganbeö  fraftige  Äb: 
hülfe  )u  leiften,  gewann  i(>m  bie  regfte  £b«Ünabnte  unb 
Siebe  aller  ©effergeimnten,  unb  feine  9Rilbe  gegen  bie  Staate 
'.erbrec^cr  ließ  auch  bie  bitter  Unjufriebenen  von  ber  Rtbs 
liefet!  feiner  Äbfubten  fieb  überjeugen  unb  Hoffnung  auf 
bie  GTfuflung  geregter  3Uünfd;e  fa||en.  Sollte  aber  ein 
befferet  äujtanb  bei  Reich*  b«beigefübrt  werben,  fo  muß» 
ten  audj  bie  ©ewaltU)dtigfeiten ,  welche  Ttdj  Viele  erlaubten, 
nad)  allen  Seiten  bin  terbinbert  unb  befrraft  werben.  Die* 
gab  ju  neuen  ÜRtöbettigfeiten  unb  Unruhen  Veranlagung, 
»eidje  1831  eine  Verfdpwörung  in  Sicilien  jur  golge  bit- 
ten, bie  jetod?  im  Äugenblicfe  be*  Äuöbrudj«  erfiieft  würbe, 
g.  macfcte  »u  oerfebiebenen  9Ralen  Reifen  bureb  fein  ganb, 
um  füb  felbfi  oon  ben  ©ebürfniffen  beffelben  näher  in  .Kennt; 
nif  )U  fefcen;  c»  würbe  admälig  ein  ganj  neue*  3ftinifle= 
cum  eingeführt,  iTffentlicMeit  in  bie  Staatsangelegenheiten 
gebracht,  (ine  Rationalgarbe  eingeführt,  bie  Verwaltung  ber 
jnfel  SicÜien  oon  ber  be*  gefjlanbe«  getrennt,  bie  URiti- 
tartoerroaltung  oerbeffert,  unb  alle  biefe  ©cmübungen  ba> 
ben  auch,  bem  Sanbe  bie  fegenSreicbflen  grüßte  getragen, 
cbfdjon  eine  r>6Uige  ©efriebigung  ber  ©emütper  nod)  fei» 
neSipeg*  ganj  gelungert^  ju  fem  fqjeint.  g.  blatte  ftd?  1832 
mit  ta  farbin.  »Prin^cfftn  dt>rif)tne  SRarie  oermdblt,  welche 
jut  greube  bei  Volt«  am  16.  San.  1836  einen  ^ntucn 
gebar,  aber  an  ben  golgen  ber  Rieberfunft  felbfi  am  31. 
Jan.  ftarb. 

Jerxen  (lat.)  r>cipt  jeber  jjeitraum,  in  welchem  bie  gc= 
»obnlicben  ©cfebdfte  ruhen  unb  ber  Daher  bem  ©ottesbictijle 
ober  bem  Vergnügen  unb  ber  (Erholung  gewibmet  iß.  Sie 
raaren  frfjon  bei  ben  Römern  gebräuchlich  unb  finb  nament» 
litb  audj  in  ben  ßollegien  unb  (Üeric^t§bofen,  bei  ben  Sclju-- 
len,  ben  Unioerfitdten  u.  f.  w.  in  unfern  Staaten  ringe- 
mbrt  3m  alten  Jtircf;cnfalenbcr  bi<f  icber  Sag  feria,  weil 
;et«  Zag  ber  Qbrifien  bem  Dienfje  @otte§  geweipt  fein  foll. 

Itrnro\ft  ober  Seleffop  ifl  ein  3nflrument,  burtb 
weubei  bai  Äuge  entfernte  ©egenfttnbe  großer  crblicft,  als 
o^k  baffelbe  ba  gall  fein  würbe.  £>te  wefenrlicben  S9e- 
ÄwÄtbeiie  ber  gernröbre  finb  eine  lange,  meifl  aus  metucn 
ntehwBtrr  gefebobenen  Stbeiten  jufammengefe^te  R6bre,  bie 


verlängert  unb  ttcrfürjt  werben  famt,  unb  mepre  gefebliffene 
©Idfer  ober  Spiegel,  diejenigen  gernribw^  »elcbe  nur 
gefebliffene  ©Idfer,  ginfen  (f.  b.)  eatb«lten,  »erben  Re& 
fractoren  ober  bioptrtfepe  gernr6bre  genannt  jum 
Unterfebiebe  ton  ben  Reflectoren  ober  fatabioptri» 
febon  gernrdbren,  weube  auö  £infen  unb  Spiegeln  )u< 
fammengefefet  finb.  JDer  Rame  Refrattor  bebeutet  fo  »iel 
aBSrecber,  weil  beim  Durchgänge  eines  JMcbtfirabls  burd; 
iebe  ber  Etnfen  berfelbe  gebrochen,  b.  \).  »on  feinet  urfprüng» 


lidjen  Richtung  abaelenft  wirb.  3ft  i-  ©.  CD  bie  erfle, 
GH  bie  jweite  Sinfe  eines  gemrohrS  unb  fallen  Don  einem 
fehr  entfernten  leuchtenben  ©egenflanbe  Strahlen  auf  bie 
ginfe  CD,  fo  werben  biefe  in  einem  fünfte  0  (bem  ©renn* 
punfte  ber  Sinfe)  fammtltch  vereinigt,  inbem  fic ,  »ie  bie 
gigur  anbeutet,  ihre  Richtung  bei  CD  dnbern.  3n  0  tnU 
fleht  ein  S3ilb  bei  entfernten  ©egenflanbeS,  wcUtcö  bureb 
bie  Sinfe  GH,  hinter  bet  bad  Äuge  gebracht,  beofcact; 
tet  wirb  unb  beffen  Strahlen  bei  GH  wiebet  gebrochen 
»erben  unb  fo  ins  Äuge  bringen.  (Ein  berartigeg  gernrohr, 
auB  jwei  auf  beiben  Seiten  erhaben  gefchliffenen  ©Idfem 
(bi conn er en  £mfen)  beflehenb,  bie  in  einet  Röhre  angebracht 
finb  unb  in  bie  gehörige  (Entfernung  gegen  einanber  gebracht 
»erben  muffen,  bnjjt  ein  nftronom  ifdjeS  gernrohr, 
»eil  rt  namentlich  in  ber  Stern funbe  (f.  b.)  angewenbet 
wirb.  2>aS  ©laS  CD,  »elcheä  bem  ©egenflanbe  (tat  ob- 
joctum)  jugefehrt  wirb,  tjetfjt  baS  Dbjectioglaä,  bat! 
bem  Äuge  (lat  oealai)  GH  ^ugefebrte  ©lad  baS  Äu; 
genglaS  ober  jDculat.  £>it  mitten  burd?  fca§  gernrohr 
pinburchgehenbe  gerabe  Sinie,  in  welcher  bie  Srcnnpunfte 
beibet  Etnfen  liegen,  »irb  bie  Ädjfe  beö  gernrohrS  genannt. 
Sin  anbere«  Refractionsinflrument  ifl  ba8  Srbfernroljt, 
»eiche«  i»et  Äugengldfer  mehr,  mitbin  jufammen  »iet  8in» 
fen  hat.  Dft  Einrichtung  unb  25irfung8art  eine«  Re» 
flectorS  ober  Spiegelteleffop«  ifl  in  ber  folgenben  giaur 
bargefleQt.  AB  bejei ebnet  einen  leuchtenben  ©egenflanb,  CD 


ifl  ein  im  $inrergrunbe  be«  gernrohr*  angebrachter  $ohl> 
fpiegel  (f.  b.),  ber  aSe  auf  ihn  faDenben  Strahlen  fo  ju  = 
TUcFwirft,  baß  ffe  auf  bem  ebenen  Spiegel  EF,  welcher  in 
einem  SBtnfcl  eon  45°  geneigt  ifl,  ein  ©Üb  bed  ©cgenflan^ 
be*  r>erfieaett.  Diefe*  ©Üb  tfl  e*,  welches  bur*  ba*  Äu= 
gengla*  GH  beobachtet  »irb,  inbem  ba«  Äuge  an  ber  oor 
bem  ©lafe  ftrf>  befinbenben  Öffnung  gebracht  »irb. 

Der  Srfmbrr  be*  gernrohr*,  biefe«  wichtigen  5nflru= 
ment«,  bem  »ir  bie  erhabenflen  Sntbecfungen  oerbanten,  ifl 
unbefannt.  Unter  Änbern  »erben  Zacharias  3anfen  unb 
3 oh-  &ipper«htim,  l;olL  ©nUenmacbcr,  genannt.   Um  ba« 


Ferrara  2 

©ibe  be«  16.  2fabt6.  würben  bie  bioptrifeben  gernribre  be» 
lannt  unb  bet  berühmte  ©aliltt  (f.  b.),  ber  »on  ibnen 
bitte,  fteHte  ba«  erfle  afrronomifcbe  gernrobr  b«-  Der  Cr* 
finber  ber  ©»iegelteUffope  war  bet  unftetblid>c  Newton 
(f.b.).  ©eitbem  jinb  betbe  Zrttn  »on  Seteffopen  »ielfad; 
»erbe|fert  unb  in  neuerer  3«t  finb  bie  ouögejeidjnetfren  3n« 
ftrumenfe  »on  -öerfcbel  in  ©tglanb  unb  »on  graunbofer  in 
SRüncben  berge|feHt  werben.  Die  ©ttbecfung  bet  «Stiegel« 
teleffop«  war  babureb  ^erbetgefu^rt  worben,  baß  bie  btoptri* 
[eben  gernr&bre  bureb  bie  bei  ibnen  ftottttnbenbe  JSredjung 
be«  giebt«  ftorenbt  garbenerfdjeinungen  »eranlaßten.  Diefem 
übelfianbe  bot  3obn  DoUonb,  ein  au 5 gejei ebnerer  optifeber 
JCünftter  in  ©tglanb,  babureb  abgebolfen,  baß  er  jwei  »er« 
febiebene  ©(aparten,  ^itttr^iai  unb  Jlrongla«,  jui  Verfiel» 
lung.be«  £>bjectit>glafed  «reinigte.  (©.  ©  1  a  6.)  Die  auf  foUfre 
Seife  confhuirten  getnribre  werben  adjromatifrbe,  b.  b- 
forblofe,  genannt  3n  neuefter  3«t  bot  Dpttte  in 

SBien,  bie  b i a  l  o  £if eben  Sernribre  erfunben,  weldje  bei  gri« 
ßeret  SBoblftilbeit  unb  JHeinbeit  Daffetbe  wie  bie  adjromati» 
fcb«n  leiftm  unb  ftcb  t>on  tiefen  babureb.  unterfebeiben,  baß  bie 
»erfebiebenen  ©laSarten  getrennt  jinb.  Der  ouägejeidmetfte 
Wefractor  war  bi«ber  ber  fogenannte  Siiefenrefraetor 
von  graunbofer  auf  ber  Sternwarte  ju  Dorpat,  ber  13  g. 
lang  ifi,  beffen  JDbjecti»  eine  freie  SBeite  »on  9  parifer  3oU 
bat  unb  ber  eine  öOOmolige  SJergroßerung  »erträgt  ©n 
nod>  größere«  3nftrument  wirb  gegenwärtig  in  ber  müneb» 
ner  gabrif  auf  {Rechnung  btf  Jtaifer«  »on  JRußlanb  t)tt$t> 
ffettt  Daffelbe  foll  20  g.  Sänge  unb  13'/»  3oU  freie  Ob* 
jecti»ijfhung  erhalten.  ■  Die  ©piegeltelefTope  baten  einen 
nod)  viel  großem  Umfang:  fo  j.  ».  bat  ba«  »ierjigfüßige 
{Riefenteleffop  £erfcber«  einen  #oblfpiegel,  bet  2178  $f. 
wiegt  unb  4'/»  g.  im  Durcbmeffer  bat 

/erraret  war  ebemal«  ein  felbflänbige«  Sfrtxmtifum,  ifi 
ober  je$t  eine  $Pro»inj  (Delegation)  be«  ^trebenfraatd  »on 
50  DS».  unb  mit  mebt  al«  180,000  ©nw.  Die  4?erjöge 
ou«  bem  berübmten,  um  Äunft  unb  SBiffenfcbaft  boeboer» 
bienten  $aufe  Crltc  borten  g.  »om  $a»fie  jum  8ebn,  bi« 
nacb  bem  2tu«|ierben  ber  ^auptlinie  $apft  (Siemen«  VIII. 
1598  ba«  ^erjogtbum  mit  bem  «Rircbenftaate  »ereinigte. 
Die  äauptftabt  g.  liegt  in  einer  fumpfigen  ©egenb  an  ei* 
nem  Ärme  beö  $o  unb  i(t  befejligt.  Die  ftarfe  GitabeHe 
ifl  »on  6|h.  Struppen  befefct  Die  ©tabt,  eine  ber  febön-- 
flen  Stallen«,  bat  »iet  JEbore,  breite,  regelmäßige  ©fraßen, 
unter  benen  fidj  ber  3000  g.  lange  ßorfo  au«jeid;net.  »iele 
präebtige  ©ebäube  jieten  bie  ©tabt,  unter  benen  befonber« 
ein  $alafi  ju  bemerfen  ifi,  welker  ba«  biamanrne  f>au« 
genannt  wirb,  weil  an  ihn:  aQe  »onagenbe  Saufteine  hyu 
tenartig  bebauen  jtnb.  3n  5000  Rufern  wobnen  nur 
25,000  !Kenfd;en,  fobaß  alfo  nur  fünf  <Kenfd;en  auf  ein 
£au«  fommen;  bie  ©tabt  bietet  babet  einen  leblofen  2Cn» 
blicf  bat.  Det  »ä»|Jlid;e  gegat  bewobnt  ben  ebemaligen  b«r» 
Aogltdjen  ^alafl,  wetdjer  ein  mitten  in  ber  ©tabt  gelegene« 
alte«  rem.  6af!eQ  mit  »ier  Sbärmen  ifi.  <£«  wirb  »on  iöaf: 
fergräben  umringt,  i(l  im  3nnern  febr  jerfaüen,  ober  mit  ©e» 
malben  »on  ben  berübmteften  SRalern  (Sijian,  Dofjt  u.  TL) 
aefcbmücft.  %.  ifl  gegenwärtig  auo)  ber  ©ifc  be«  ©roßmei» 
fter«  be«  3cbanniterorben«.  Die  Unioerfttät  bat  nur  eine  ju- 
rijhfdje  unb  eine  mcbiciiiifcbe  gacultät  unb  etwa  bunbert 
©tubirenbe.  3u  biefet  Uni»erfität  gebort  aber  eine  an  merf= 


9        Fest-  und  Feiertage 

»utbigen  fianbfebriften  (unter  Änbern  »on  Äaffo  unb  Äriofi) 
unb  alten  Drucfen  reidje  ©ibliotbef,  einSRufeum  ber  Älter: 
tbümer,  ein  »b»fifalifd>e«  6abinet  unb  ein  botantfeber  ©orten. 
Die  »ielen  (über  bunbert)  Airrtm  Pnb  mit  ben  bmlicbflen 
©emälben  unb  Silbwerfen  gejiert.  3m  ©t.sÄnnenbo«»ital 
jeigt  man  einen  fin(lem  unb  feuchten  £crter,  in  weldjem 
einer  ber  größten Dicbter  3tolien«,  Torquato  Saffo  (f.b.), 
fieben  3abre  long,  angeblicb  wegen  Sßahnunns,  gefangen 
gebolten  würbe.  Äudj  ba«  ^>au5  be«  Dicbter«  2Crtoffo  (f.  b.) 
wirb  gejetgt  unb  ein  $latj  trägt  jum  Änbenfen  an  u?n  ben 
tarnen  sPiaj,a  'Äriofrea. 

J-föeliT  (3gnaj  2lureliu«),  ein  wegen  feiner  ©cbicffole 


merfwürbioer  SÖtann,  würbe  1756  ju  ßjornborf  in  lieber* 
Ungarn  geboren,  wo  fein  Safer  ol«  Pachter  eine«  ©afibofd 
lebte.  %.  würbe  nacb  bem  SBißen  feiner  ttltern  (Sa»uciner^ 
monrb  unb  fam  1781  in  ba«  Älofler  ux  SBien.  Sj-sr  foU 
er  Xaifer  3ofe»b  von  bem  in  ben  Älcftern  aufgefommenen 
manhid;facben  Unfuge  in  Jlennfntß  gefegt  baben,  weswegen 
itjn  bie  Üftöndjc  anfeinbeten;  er  würbe  baber  1783  »om  Xai> 
fet  jum  ^rofeffor  ber  morgenlänb.  ©»rächen  in  Semberg  er* 
nannt  unb  au«  bem  Alojrer  entlaffen.  ©ein  ©cbicffal  nar)m 
1787  eine  neue  SBenbung,  ol«  er  ein  arauerf»iel  auf  bie 
jBübne  braebte,  wegen  beffen  er  »erfeftert  unb  angeflagt 
würbe,  fobaß  et  fid>  genötbtgt  fab,  ouft  feinem  S3ater> 
lanbe  ju  flieben.  ©  begab  iieb  nacb  ©rblefien,  wo  et  eine 
XnfteUung  al«  ©riieber  ber  ^jrinjen  »on  Jtarolatb  f«nb. 
g.  ging  jur  »roteftantifdjen  Äircbe  über  unb  lebte  feit  1796 
in  Jöerlin,  wo  er  fut)  burd>  feine  abätigfeit  al«  greimouret 
befannt  mad>te.  Zuä}  erbielt  er  eine  fon.  Xnfleuuno,  bie 
er  )eboä)  nacb  ber  ©tblacbt  bei  Jena  wiebet  »etlot.  &  gc-- 
rietb  nun  in  eine  febr  bürffige  8oge,  au«  ber  er  1809  bureb 
feine  ©nennung  jum  -^ofratb  unb  f)rofeffor  ber  ortentaf. 
©»rad^en  unb  ber  ^b«'ofo»bie  an  ber  Brabemie  ju  Meters« 
bürg  b«wu«gejogen  würbe.  iBalb  aber  »erlor  er  aud)  biefe 
©teile  wieber,  würbe  jebod;  jum  SWitgliebe  ber  ©efefege* 
bung«commiffton  ernannt   1820  würbe  g.  ©uperintenbent 
unb  6onfi|torial»räjtbent  »on  ©aratow,  unb  ol«  1833  ba3 
6onfiflorium  oufgeboben  würbe,  ernannte  man  ihn  jum 
Jtirdjenratbe.  ©  feb^ß  ft<b  früb«  «"  We  J>errnbuter  ju 
©are»to  an  unb  man  bot  ibn  »on  mebren  ©eiten  bcfcbui. 
bigt,  er  gebe  mit  bem  $lane  um,  unter  bem  ©(beine  ber 
gr6mmigreit  bie  SEenbenjen  be«  SefuitiSmu«  unb  be«  töm. 
Äatboliti«mu«  in  bie  protejiantifdje  .Äircbe  einjufübren.  83on 
feinen  joblreiojen  ©djriften  ijl  bie  intereffantefle  feine  t>on 
ibm  felbjt  »erfaßte  &eben«befd;reibung:  „g."8  WücfblidJ  auf 
feine  70jäbrige  IHlgerfebaft  u.  f.w."  (»reöL  1826). 

Stb\-  unb  /eiertagt  jeiebnen  fieb  in  bet  ebri (Hieben 
JtirAe  cor  ben  onbem  Sagen  bureb  ben  gemeinfamen  Wortes = 
bienft  au«,  bet  on  ibnen  bie  ©teile  bet  gewöbnlieben  SBe^ 
fd;äffigungen  einnimmt  @ie  enfflanben  au«  ben  feflli^en 
unb  heiligen  Seiten  ber  3 üben  unb  ©rieeben,  »ermittelten 
aber  bie  beiben  ©egenfäfee  biefer  Religionen,  bie  abergläubü 
febe  yünttiidifeit  unb  äßuebfiäblicbfcit  ber  3uben  unb  ben 
Unglauben  unb  bie  ©iftenlofigfeit  ber  Reiben  unb  gaben  it>= 
rer  geier  ba«  ©gentbümlid;e  einer  mit  religi6fem  ©n|le  gc  = 
»aarten  ^eiterfeit.  Die@runbibee  ber  cbrijTlid;en  gejle  toar: 
ba«  3tnbenfen  on  bie  ^erfon  be«  4?eilanbe8  unb  an  bie 
4>au»twobltbaten  be«  ßbnfrentbum*  lebenbig  ju  erbaUen, 
jum  *)anre  gegen  ote  gotutoje  «oriepung  autjufooern  uno 


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Fest-  und  Feiertage 


29 


Fest-  und  Feiertage 


jut  ZuSobnng  ä}x\ fllicfier  Sugenb  ju  ermuntern.  Die  ©taatt* 
gewatt  forgte,  feitbem  baS  (Ibrifrentbum  öffentliche  inerten i 
mag  gefunben  hatte ,  auf  baS  Xngelegentlicbfle  für  bie  <?rreü 
djuna,  biefcd  3wecf3.  (Sie  gebot  an  bem  ©otteSbienfle  Sbeil 
»u  nehmen,  aQe  ©efdjdfte  unb  fiörenbe  guflbarfetten  einjtu 
ileUen;  toch.  blieben  bureb.  9iotr)  ober  (Sb  rille  npflicbt  gebotene 
Arbeiten  auch  an  geiertagen  unverwebrt.  gür  bie  gortfebritte 
bei  Cbrifteo#umS  rjatte  bie  b eitere,  ernfle  unb  wahrhaft 
fromme  SBetfe,  in  ber  bie  erfien  Griffen  ihre  ge|ttage  bedin- 
gen, ben  glücflicbjlcn  Srfolg,  benn  bem  ernftern  Sinne  muß: 
ten  bie  lärmenben,  fittenlofen  gefte  ber  Reiben  juwiber  fein. 

Die  chrifilicben  gefttage  finb  nicht  aUe  ju  gleicher  3eit 
entjxanben.  Em  früheren  werben  ber  Sonntag,  ßbarfreitag, 
Dpern,  ^ftngfien  unb  einige  SRärtorerfefle  ermahnt,  beren 
SobeStag  man  alt  ihren  ©eburtStag  feierte;  baS  SüetbnacbtSj 
\-i  Dagegen,  baS  in  bie  ßeit  ber  röm.  Saturnalien  fallt, 
::::t  rrfi  fpdter  auf.  Sie  lafjcn  ftcb  fämmtlicb  nacb  ver- 
riebenen ©eficbtSpunften  eintbeilcn:  in  wöchentliche  unb 
.  rlicbe,  unbewegliche  unb  bewegliche,  hohe,  mittlere  unb 
flrine,  allgemeine  unb  befonbere,  alte  unb  neue,  ganje  unb 

.be.  2fm  »ortbeilbafteften  ift  eS,  ft'e  nacb  ben  brei  £aupt= 
•Sun,  SJeibnatbten,  JDficrn  unb  9>fmgflen,  ju  betrachten, 
ba  fo  ber  wobjgeorbnete  äufammenbang  ber  ganzen  beili« 
:n  ©efefciebte  erfebeint.   3«bcS  biefer  brei  £auptfefte  ficht 
:it  einer  SBor«  unb  SRacbfeier,  fowie  mit  einjtlnen  SBeglei« 
::ig*feflen  in  SJerbinbung.    Dem  erfien  ober  bem  2Beibs 
r.ac&ricpfluS  liegt  bie  SJorftellung  von  ber  aRenfcbwerbung 

.'"u  ju  ©runbe.  &c  beginnt  mit  ber  HbventSjeit  (f.  b.) 
ü'.i  ber  SSorfeier  wn  2Beu)naebten  unb  fcbließt  mit  bem  ßpi» 
pbanienfefle  (f. b.)  als  beffen  SRadjfeier.  Jßom  5.-8. 
3at>rb.  erhielt  biefer  Gpftuö  mehre  SJegleitungSfefie,  als: 
ben  ©ebäcr)tnißtag  beS  StepbamtS,  beS  (Ivangelifien  3oban» 
:ie$,  baS  geft  ber  unfcbulbjgen  «Rinber,  baS  geft  ber  Sk» 
februibung  unb  beS  SRamenStageS  3cfu,  baS  (JrfcbeinungS* 

ft  unb  ba3  JReinigunggfeft  ber  SRarta.   Der  jweite  ober 
DjicrcpfluS  umfaßt  bie  heiligen  Sage  jur  geier  beS  SobeS 
unb  ber  Äuferjlebung  3efu;  GbriftuS  als  Sieger  über  Sob 
unb  QbUt  wirb  in  ibm  gefeiert.   DaS  40tägige,  mit  ber 
Xföertmtroocb  beginnenbe  unb  big  juni  Sonnabenb  vor 
Aftern  bauernbe  gaften  (f. b.)  ift  bte  äiorfeier  ton  Eftern, 
bie  in  ber  legten,  ber  fogenannten  großen  ober  febwarjen 
Stabe  (aueb  3Rarterwoche) ,  in  weicher  jeher  Sag  einem 
■w  gleicbgeacbtet  wirb,  an  JBcbcutung  unb  SBicbtigfeit  ju« 
nimmt.  tfuSgejeirtmct  in  berfelben  ftnb  ber  ^)almfonntag;  ber 
.rüne  Donnerstag,  ba§  Scfi  bc5  h.  'Äbcnbmahl?  unb  beS 
Jufnwfcbenä;  ber  Gbarfrcitag,  al§  Sobe$tag  3cfu  in  tiefer 
-Trauer  bedangen;  unb  ber  beilige  ©abbath,  jum  ©ebdebt« 
ni§  tti  JgxnabfieigenS  Chrifii  in  bie  Unterwelt,  unter  allen 
jäbifeben  «Sabbatbtagen  ber  einige,  ben  bie  chri^licbe  Airchc 
beibehalten  bat.    SWit  bem  QnU  ber  b-  ©abbatbnad)t  be^ 
girnttn  bie  Cftern,  baS  größte  aller  ebrifiiiehen  gelte ,  bad 
ben  ndtbfltn  Sonntag,  ber  aueb  ber  weifjc  genannt  wirb, 
tdcü  fonfi  an  ibm  bte  jungen  Qbrifien  in  weißen  Kleibern 
trfebienen,  ,^ur  ^aebfeier  b«t.  —  35ie  beiben  erfien  bei'ifltt 
Letten  fcbliefen  ba$  gan^e  erbenleben  3rfu  in  ftcb,  oon  ben 
Zagu  feiner  ©eburt  bid  $u  bem  Xugenblicfe,  wo  er  ftcb 
fetaen  Sängern  unb  ^reunben  als  ber  2luferflanbene  jetgte. 
Dil  teilte  beilige  Bett  fleflt  ihn  in  feiner  göttltcben  Erhaben» 
beü  bar,  wie  er  jur  Sfecbten  ©otteg  ft(;enb,  als  unftcbtba= 
rrfCberbaupt  feiner  ©emeinbe  noeb  fortfahrt ,  btefetbe  burd) 


ben  S3eiflanb  beS  verbeißenen  ©eifjeS  auf  @rben  ^u  regieren. 
2Mefer  6pf(ud  beginnt  mit  bem  im  4.  Sabtb-  eingeführten 
^)immelfahrtgfefle  unb  enbet  mit  ber  Cctaoe  ober  bem  acb* 
ten  Sage  nacb  ^ftngften,  an  welchem  man  oom  10.  3ahth. 
an  ba§  Srinitatiäfeft  ju  feiern  anfjng.  3n  ben  großen  %vou 
fdienraum  bom  britten  bis  jum  erfien  6i?f ins  oerlegte  man 
fpäter  bie  Bielen  9Xarien»,  engeb  unb  2lpoftettage,  biegcflc 
ber  3Rdrtorer  unb  ^eiligen. 

Da  bie  große  Hnjabl  ber  Sefhage,  bie  beinabe  bie 
Jg)ct(fte  beS  3 'ihre?  einnahmen,  bte  Srdgbeit  begünftigte 
unb  ju  oielfad)cn  Snisbraucben  Seranlaffung  gab,  fo  po> 
ben  bie  SJeformatoren  alle  gefte,  bte  mit  ber  ebrijtlicben 
Religion  in  feiner  nähern  Sejiebung  ftanben,  auf.  Die 
Seier  minber  widuiger  Seile,  bte  man  auS  ©ewobnbeit  bei« 
behielt,  würbe  fpäter  auf  ben  jundcbfl  folgenben  Sonntag 
oerwiefen.  Äucb  in  ber  fatbolifcben  Jtircbe  würbe  im  17.  unb 
18.  3abrb.  bte  groge  tDienae  ber  gefie  bureb  bie  *pdpfte  Ur* 
ban  VIII.,  JBcnebict  XIV.  unb  aiemenS  XIV.  »erringert, 
inbem  viele  gan^  aufgehoben,  anbere  auf  halbe,  an  benen 
nacb  fccw  vormittägigen  ©otteSbienfJe  gearbeitet  werben  barf, 
berabgefeijt  würben,  über  bie  geter  ber  b^b^n  gejle  ftim» 
men  aUe  cbrifllicben  Streben  überetn,  bagegen  geboren  foU 
genbe  auSfcblteßlicb  ber  fatbolifcben  Jtircbe  an,  von  benen 
nur  bie  bifeböfliebe  Jtirtbe  in  tjnglanb  einige  betbebalten  bat: 
1)  einige  SRarienfejte,  inbem  bei  ben  f)roteftanten  nur  brei 
religiös  gefeiert  werben ;  2)  baS  fteft  ber  ©rfinbung  unb  Grr» 
böh'ung  beS  h.  ^rcujcS,  ber  SBerfldrung  ßljrtfli,  ber  Sanje 
ßbtißi  u-  f.  3)  baö  gronleicbnamSfefl;  4)  baS  gefl  bei 
2Cpofieltbetlung  unb  ^etri  otublfeier:  5)  baS  gefl  ber  $tu 
liäen;  6)  baS  Seit  aOcr  Seelen.  SRerfwürbig  ift  eS,  baß 
über  bie  geter  bcö  SJeformationSfefleS  bei  ben  9>roteflanten 
feine  übereinflimmung  hurfebt,  inbem  eS  nidpt  in  allen 
üänrent,-  wie  in  Sadjfcn,  ben  31.  Oer.,  fonbern  wegen 
örtiidn'r  Umfidnbe  an  anbern  Sagen  gefeiert  wirb.  S3ei  ber 
Sdcularfeter  beffelben  machten  jeboeb  biefe  Cdnber  von  ben 
übrigen  proteflanttfcben  feine  Abweichung. 

3n  neuerer  Seit  erhoben  ftcb  über  bte  ebrifiiiehen  gefjte 
mancherlei  Streitigfeiten,  bie  aber  nicht  wie  bie  früherer  Seit 
über  baS  Xlter  unb  bie  Sfecbtmdßigfeit  berfelben,  fonbern 
bar  über  tianbclten,  ob  bie  ihnen  ju  ©runbe  liegenbe  beilige 
©efebichte  3efu  unb  feiner  tfpoflel  mit  ben  gortfebritten  ber 
Äuftidrung  vereinbar  fei,  ober  ob  ihnen  nicht  vielmehr,  um 
biefelbe  nicht  }u  hintern,  reine  Sernunftibeen  untergelegt 
werben  müßten.  SRit  cHeebl  fefcte  man  btefem  S3efrreben 
bie  ewige  Wahrheit  ber  duiillicben  {Religion  entgegen,  beren 
geifliger  3nbalt  mit  feiner  wahrhaft  gebilbeten  Vernunft  in 
SQiberfprucb  ifl.  3n  granfreieb  machte  man  nach  ber  9¥e- 
voludon  bie  heilige  ©efehiebte  wieber  jur  ©runblage  ber  re» 
ligiöfen  Erbauung ,  ba  wdhrenb  berfelben  bie  ebrifiiiehen  geflc 
als  etwas  Älthcrfommlidies  abgefebafft  unb  bagegen  im  3<tr)re 
1793 ,  wo  auch  ber  SRationalconvent  auf  JRobeSpiene'S  Tin- 
trag  baS  Dafein  ©otteS  unb  bie  Unflerblicbfctt  ber  Seele 
becretirte,  folgenbe  von  ber  Stepublif  ju  feiembe  gefle  an: 
georbnet  worben  waren:  baS  gefl  1)  beS  l)5diflen  2BefenS 
unb  ber  9?arur;  2)  beS  2Renfchengefd)lechtS ;  3)  beS  fran*. 
S3offS;  4)  ber  SBohltbdter  ber  SRenfebbeit;  5)  ber  greibett 
unb  ©leichbeit;  6)  ber  SRarrprer  ber  greiheit;  7)  ber  Sit: 
»ublif;  8)  ber  greiheit  ber  SBSelt;  9)  ber  SBaterlanbSliebe ; 
10)  beS  paffes  ber  Sprannen  unb  SJerrätber;  11)  ber 
Sahrheit;  12)  ber  ©eretbtigfeit;  13)  ber  Sdjamhaftigfeit; 


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Fehtons 


30 


Festung 


14)  beJ  Sturmi  unb  bet  ttnftcrblicbfett}  15)  bei  greunb. 
fcfcoft;  16)  btr  SBaßigftit;  17)  be5  4?dbenmutb8;  18)  btt 
Streue;  19)  bec  Uneigennützig  feit;  20)  be$  ©totciSmuS; 
21)  ber  Siebe;  22)  ber  ctjeticben  Sreue;  23)  btr  hnblicben 
Siebe;  24)  ber  Jtinbbett;  25)  bet  Sugenb;  26)  be«  mann« 
lieben  2Uter8;  27)  be$  ©reifenaltert;  28)  brt  UnglucK; 
29)  brt  arferbaurt;  30)  ber  3nbuftrie;  31)  unferer  2fl)nen; 
32)  ber  Staebwelt  unb  ber  ©lücffeligfeit.  —  SJtocb  »erben  in 
Greußen  unb  Saufen  ein  SEobtcnfefl  jum  Xnbenfen  an  bie 
SJerßorbenen ,  ein  ober  mei  JBufj  -  unb  fBettage  unb  ein  Qm-- 
tefeft  gefeiert.  Sie  in  Greußen  in  ber  3ett  von  1813 — 16 
für  bie  {Befreiung  von  ber  franj.  Änccbnc^aft  angeorbneten 
Danfftfte,  als:  1)  ber  3abje£tag  ber  ©dblacbt  bei  Seidig 
am  18.  äött.;  2)  bie  einnähme  t>on  f)ariS  am  31.  ÜRirj 
unb  3)  bie  Schlad)  t  bei  iöelle:  miiance  am  18.  3un. 
fommen  aHmdlig,  wie  fich  ba$  3«i  tintereffe  änbert,  ab. 

ieotone  (franj.)  ft'nb  ©eminbe  oon  {Blumen,  grüchten 
ober  Saubmerf,  »tldbe  jut  Betjterung  von  ©ebiuben,  <5ä» 
ten,  Spuren,  ©üukn  u.  f.  w.  entwebet  wirtlich  aufgehängt 
ober  bureb  Jiunfl  naebgebilbet  »erben. 

ießtunci  bei 6t  ein  Ort,  welcher  fo  angelegt  iß,  baß  et 
gegen  feinbltdpe  Unfälle  leicht  »ertbeibigt  »erben  rann,  öebon 
m  ben  dlteßen  3etten  fuebte  man  burch  Anlagen  oerfd)tebe» 
ner  2£rt ,  namentlich  burd)  SRauern  mitSbürmen  unb  @rd» 
ben,  auch  wol  bureb  örbwdlle  bie  be»obnten  Orte  vor  plöfc* 
lieben  Überfällen  ber  geinbc  fidjer  gu  ßeQea.  gaß  aOe  ©table 


beJ  griedj.  unb  röm.  HüerthumS  »aren  in  btefet  Seife  be* 
feßtgt.  2£uf  ähnliche  Seife  befeßiate  man  auch  im  SRittel* 
alter  bie  ©tdbtc,  unb  bie  Kittet  befaßen  in  ihren  {Burgen 
um  fo  fettere  >piähe,  je  leichter  rt  iß,  einen  tieinen  ferner 
jugdngticben  Raum  jum  SEBobnorte  für  wenige  SJZenfdjen  ju 
benufcen.  9?acbbem  bie  3eit  bei  gaußreebts  vorüber/  wüb= 
renb  welcher  firb  eigentlicb  2ftle  in  fortwdbrenbem  Jtrieg§= 
jußanbe,  ober  boeb  in  bewaffnetet  Neutralität  cinanbet  $c- 
genüber  befanben,  unb  befonbert  naebbem  eine  neue  Xrt 
bet  Äriegfübruna  aufgefommen,  würben  bie  {Burgen  (er* 
ßdrt  unb  bie  {Befeßigungen  bet  ©täbte  mehr  unb  mein 
tternacbldffigt.  Set  ©ebraueb  ber  Schießgewehre,  narrt  ent: 
lieb  beS  fobweren  ©efcbüfjcS,  machte  bie  alte  TLxt  ber 
{Beteiligung  burd)  SRauern  unb  ©reiben  eöüig  unnü(j,  unb 
et  mußte  an  eine  neue  betweitem  fünßlicbere  unb  faßbarere 
{BefeßigungSart  gebaebt  »erben.  ©o  ftnb  aSmdltg  bie  23c: 
feßtgungen  ber  gewöhnlichen  ©tabte  gänjlicb  abgefommen, 
bie  dauern  niebergertffen,  bie  ©reiben  aufgefüllt,  jum  Äbeil 
in  öffentliche  ©pajtergdnge  verwanbelt  werben,  unb  bagegen 
baben  bie  Staaten  nur  einzelne,  befonbert  bureb  ihre  Sage 
begünßigte,  ober  wegen  ihrer  Sage  befonbert  wichtige  ©tdbte 
mit  ben  neuerfunbenen  fünft liebem  geftung 6 werfen  umgeben. 

2Ran  üntetfebeibet  biefe  gedungen  nach  ihrer  ©röße  tn 
geflungen  beS  crßen,  zweiten,  britten  u.  f.  W.  ÄangeS. 
3n  bet  Stdbe  größerer  geflungen  »erben  oft  noch,  um  ein: 
jelne  wichtige  fünfte  ju  behaupten,  fleine,  aber  befonberd 
fefte  5>lä(je  angelegt,  »ekbe  etn  felbflänbigeS  ©anje  auö- 


maä>en.  Siefe  beißen  ßaflell5  ober  gort«,  ßbenfo  be. 
fefligt  man  einzelne  fünfte  im  3nntrn  bet  geflungen 
noch  befonberd,  namentlich  um  in  ihnen  eine  lebte  unnebm; 
bare  3 »flu cht  im  gaü  ber  9!oth  ju  ft'nb cn,  bie  6 itabellen. 


©ei  ben  neuen  geflungen  machen  ben  $auptbeftanbtbeit  tet 
öefefliguugSwerfe  j»ar  noch  Salle  unb  ©rdben  aus  (bloge 
dauern  fonnen  ben  Jtanonen  nicht  »iberfleben) ,  aber  bu 
felbtn  ftnb  fo  angebracht,  baß  oon  ihnen  auS  nicht  ollein 


bie  Angriffe  be«  gonbrt  »urnefgewiefm  werben  fönnen,  fon»  werben  faun,  bamit,  wo  bet  geinb  aueb  ben  Jtngtiff  mCLl 
betn  auch  jtbet  ?)unft  berfelben  »on  anbem  ?hin?ten  bet  eben  m6ge,  bet  angegriffenen  ©teile  tson  ben  Seiten  au$ 
jBefefttgungSwerfe  ftlbjl  gebeert,  b  b.  befchoffen  (beftrieben)    ^üife  geleiflet  werben  »nne,  unb  baß  uberbie«,  wenn  es 


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Festung 


ai 


Fett 


bcm  geint t  auch  gelungen  tv&xt,  einen  Süfeeil  tet  IBefefti* 
cungStt>erfe  )U  erobern,  er  berf)  barum  noch  nicht  bic  ganje 
Itjhuig  habe,  fonbem  nun  felbft  von  anbern  SJefeftigungS» 
träfen  aus  angegriffen  werben  f  enne.   Um  tiefen  angege* 
haen  3wecf  auf»  SJefte  _ju  erreichen,  bat  man  verfebi ebene 
^fcftigungSarten  au&gefubrt,  welche  ftc^  -wefentlicb  vonem* 
anber  unterfcheiben  unb  welche  bie  geffung  »bau  fünft 
(gorttf tcaticnSf  unft,  öefeftigungSCunjt)  leb«.  Sie 
grfaranrm  geitungyroerfe,  rr  eiche  jundcbfl  ring»  einen  Drt 
umgeben,  werben  bie  <?ne einte  (Umfaffung)  genannt.  Diefe 
begebt  »efentlicb  au»  bem  £auptwalle,  ber  Söruflrocrjr 
hinter  welcher  auf  bem  £>auptwalle  bie  SJertbeibiger  unb 
taS  febwere  ©efebüb,  aufgefltUt  finb),  bem  SBallgange  (bin; 
rar  ber  fJrufhoebr  auf  bem  23a  He)  unb  bem  4>auptgra* 
ben  cot  bem  SfÜaHe.   Der  ©raten  ijl  entweber  mit  23a  f. 
fer  angefüllt:  naß,  ober  nicht:  troefett.  3m  Augemeinen 
■v erben  nun  biefe  SBerfe  fo  um  ben  ju  befefh'genben  jDrt 
bernmgefübrt,  baf  fie  ein  Cielecf  bitten,  welches  ftch  jeboeby 
in  feiner  ©eftalt  burebau«  nach  ber  fi3efebaffenbeit  beS  ©runbeS 
unbSJobenS  riebtef.   3ebe33efefiigung,  welche  ndmlicb  bureb 
bie  Statur  felbft  bargeboten  wirb  (ein  fffatfi,  ein  Sumpf 
unb  bergl.),  mufj  benufct  werten.    Gin.jelnc  5Tb eile  ber  Crn- 
.  .inte  fprtngen  in  beflimmten  Abfldnben  unb  namentlich  ba, 
wo  eine  Qdt  beS  SBielecfS  ift,  vor,  um  &ur  JBetecfung  ber 
Griten      bienen.   Diefe  Borfprünge  Reißen  Soll werfe 
ober  Uafteien,  unb  finb  entweber  im  Snneru  bohl  ober 
.  :Ll,  mit  @Tbe  ausgefüllt.    Außerhalb  beS  ©raten S  geht 
um  bie  ganje  Q nc einte  eine  jöruftroebr  herum,  welche  nach, 
bem  Selbe  von  oben  ab  ftrf>  flach  verlauft,   riefe  ift  baS 
(BlaciS  unb  hinter  ihm  na  er;  bem  ©raben  ju  ift  ein  ©ang, 
ber  bebeefte  23eg,  roelcber  an  fieb  verfebiebenen  £jrten  |U 
Hammel:,  SBaffcn*  ober Carmpld&en  erweitert.  -öicr 
.  cn'ammcin  fich  bie  .Krieger  unbemerft  vom  Seinbe,  fobalb 
&  gilt,  einen  Ausfall  $u  machen. 

Aufjer  ben  hier  angegebenen  gibt  eS  nun  noch  eine 
grofe  SRenge  anberer  25efe|iigung8werfe,   welche  tljeitä 
mit  bem  $auptn>alle  in  58erbinbung  flehen,  theilS  von 
ibra  getrennt  finb.   2CUc  innerhalb  beS  ^auptgrabeng  lie-- 
-cnbe,  vom  jjjauptwaQe  »war  getrennte,  aber  hoch  noch 
coti  u)m  vertbeibigte  23erre  »erben  Aufjenwerfe,  alle 
aber  nicht  oom  23a  de  au»,  fonbern  turd>  [ich  felbft  r>cr. 
t^eibigte  aSerfe:  äufere  23er fe  genannt,    3Ran  unter« 
febeibrt  ferner  noeb  vereinjelte  ober  betaebirte  ffierfe, 
tit  §ait}  abgefonbert  liegen  unb  jurücf gejogene  ober 
rettrirte  ffierfe,  bie  )ub  innerbalb  eineö  anbem  SÖer» 
feS  befinben.   Sic  JJbore  werben  bei  einer  Seftung  in  mig= 
tio)f  geringer  'Äniatjl  angelegt  unb  befonberö  befejtigt  über 
ben  ©raben  fübrt  oon  ibnen  auS  eine  äugbrütfe,  bie  niebt 
nur  in  ÄriegSjeiten,  fonbem  bei  Mafit  awS)  wcu)renb  beS 
grieben*  aufgewogten  ju  werben  pflegt.   ®ebr  gern  legt  man 
Seffamgen  an  bluffen  an,  weil  biefe  eine  natürliche  <2cbu6» 
webr  rieben.   Dann  fommt  rt  aber  barauf  an,  bie  Sptin 
föaft  über  ben  Siup  ju  behalten,  bie  über  ihn  fübrenbe 
Srocfe  niebt  in  geinbey  ^>anb  fommen  ju  laffen.  Saber 
legt  man  am  jenfettigen  6ttbe  ber  JBrücfe  ein  Jöefcfrigung^ 
nxrf,  einen  fogenannten  S3rücf  enf  opf,  an.  jjum  Äufe'nU 
balt  ba  «Solbaten  unb  jur  Äufbewabrung  ber  ÜRunttton, 
ber  &«iu5mittel,  bee>  ©efebü^eä  u.  f.  w.  muffen  befonbere 
bombenfff}{  iSauten  oorbanben  fein.  Die  ®olbaten  wohnen 
ra  ba  üafernen  t'f.  b.),  unb  alt  XufbewabrungSoite  bie* 


nen  bie  Gafemattcn  ober  dafamatten,  ©ewolbe  unter 
ober  in  ben  ^auptwerfen  ber  geftung.  Die  Gruppen,  welcbe 
einer  geftung  jur  SSertbeibigung  bienen,  beißen  bie  Sc> 
fatjung  berfelben  unb  fteben  unter  bem  JBefeble  be4  dorm 
manbanten.  Damit  bie  getfung  längere  3eit  bcm  geinte 
aSitcrfianb  leiten  fonne,  muf)  fie  eine  binretebenbe  S3e< 
faljung  baten,  mit  ßetenämitteln  binldnglicb  oerforgt  (oer< 
prooiantirt)  fein,  genug  Munition  haben  unb  mit  SBaffer 
»erfeben  fein,  welcbe«  ihr  niebt  abgefebnitten  werben  tonn. 
«Rann  ober  will  ftcb  eine  g-'flung  ntebt  mebr  halten,  fo  ca< 
pitulirt  fie,  b.  b.  fie  unterbanbelt  mit  bem  geinte  über  bie 
83  et  in  gu  ngcri,  unter  benen  it>m  bie  geftung  übergeben  ro  er- 
ben foH  Die  Seftungen  ftnb  in  ber  JtriegSfübrung  von 
vielfachem  9cu^en.  (Jinige  bienen  vorjugöweife  jur  ©i6e> 
rung  ber  ©renicn  vor  femblichen  llinfdllen,  fie  finb  jugleicb 
©ammlungSpla^e  gegen  ben  getnb,  wo  2Rannfcbaft  unb 
SBaffen  jufammengefubrt  werben,  fie  bienen  jur  ©iebe* 
rung  ber  «Stellung  bet»  e^eerd  unb  im  gatle  von  Cerlufien 
jum  3uflucht6orte  für  baffelbe.  Dringt  ber  geint  vor,  fo 
wirb  er  burd)  bie  geffungen  aufgebalten,  weil  er  nur  feiten 
wagen  barf,  bie  in  ben  geftungen  liegenben  Struppen  bin« 
ter  ftcb  jurücfjulaffen,  bie  geilungen  müffen  baber  beobacb; 
tet  ober  eingenommen  werben,  woju  jebenfaQS  mebr  Srup* 
ptn  nötbtg  ftnb,  al»  in  ber  gefhing  liegen. 

3n  grietcnäjeiten  werben  bie  geftungen  jur  Aufbewahrung 
von  ©efangenen  benuljt  3n  einigen  Staaten  werben  SSer* 
breeber  au«  ben  gehüteten  ©tänben  bei  foleben  83ergehungen, 
bie  nid)t  golge  einer  gemeinen,  niebrigen  ©efinnung  ftnb  (alfo 
j.  £3.  bei  Staatsverbrechen,  nach  Duellen  unb  bergl.)  ge- 
ftungSarrcft  vcrurtbeilt,  roelcber  verfchiebene  Grate  hat  unb 
in  einer  gräfjem  ober  geringem  Öiefcbränfung  ber  greibeit  bt* 
fleht.  Oft  bürfen  biefe  ©efangenen  innerhalb-  ber  geftungSi  ' 
werfe  frei  b «umgehen,  über  btefelben  aber  nicht  hinaus» 
paffiren.  Ditfe  Strafe  hat  nicht  baS  dntehrenbe  ber  3udb> 
hauSfhafe,  ^ärter  a(S  biefe  bagegen  ift  bie  Strafe  ber 
Zwangsarbeit  in  gelungen.  Schwere  Verbrecher,  namentJ 
lieh  auch  SSilitairS,  bie  fich  grobe  SuborbinationSvergebuns 
gen  haben  ju  Schulben  fommen  (äffen,  werben  )u  tiefet 
Strafe  oerbammt  unb  Reißen  geflungSbaugefangenc. 
Sie  wetben  an  Jtetten  unter  miiitairifcbcr  Bewachung  ju 
öffentlichen  Arbeiten  geführt  unb  haben  bahn  außer  ber 
fchweren  Arbeit  noch  bie  Sa)macb  ber  £>ff entlieh, feit  ju  ertragen. 

/ett  (baS)  macht  befanntlieb  einen  Seffanbtheil  auet 
tbierifeben  Jtirper  aus,  aber  auch  Tflanjen  enthalten  fette 
Subfranjcn.  3m  lebenttgen  Jt6rper  ift  ba«  gett  in  golge 
ber  23ärm<  beffelben  weich,  fafr  flüffig,  in  ber  JtdUe  aber 
erftarrt  eS  unb  wirb  weifj  unb  blätterig.  Durch  drwar» 
mung  fann  man  eS  wieberum  erweichen.  2)?an  unterfcheibet 
jroei  93eftanbtbeile  beS  gett»,  nämlich  einen  feften  (Stea* 
rin  ober  Xalgftofp  unb  einen  flüffigen  (£>(ein,  Ciain  ober 
£)lftoff),  unb  erflärt  auS  bem  ve rfcbiet enen  S3erhdltniffe,  in 
welchem  biefe  Stoffe  miteinanber  gemengt  finb,  bte  oerfchie* 
benen  ©rabe  berSSeiche  unb  äerfltefjUchfeit  ber  verfchiebenen 
Seite.  Die  fetten  £>le  (f.  £l)  enthalten  überwiegenb  viel 
C-lein,  finb  baber  auch  hei  gewöhnlicher  Temperatur  noeb 
flüffig.  SBemt  man  tbierifche  Jtdrper  in  feuchte  Grbe  ober 
SSBaffer  verfenft,  fo  bleibt  im  erften  galle  nach  Auflöfung 
ber  übrigen  tbierifeben  fficflanttbeile  baS  im  tbierifeben  Stör* 
per  enthaltene  gett  jurücf,  im  jroei ten  gallo  verwanbeln  fub 


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Feuer 


32 


Feuerkugeln 


aueb  anbete  83ejfonb$ei(e  in  gett.  Dies  fo  erhaltene  gett 
wirb  gett  wachs  genannt  unb  fann  jur  .§erfUtlung  von 
Sintern  unb  Seifen  benufet  »erben.  Unter  gewiffen  Um* 
fidnben  vermehrt  ftcb  bie  gettbilbung  im  lebenben  menfcb* 
lieben  JWrper,  juweilen  auf  eine  wibematürlicbe  Seife. 
(©.  ßorpulenj.) 

fttitVt  bie  gldnjenbe  (Srfcbeinung,  in  »euber  ttcbt  unb 
©drme  vereinigt  auftreten,  bie  im  Dienfte  beS  SRenfcben, 
eingeengt  in  bie  nötigen  ©remen,  eben  To  fegenSreieb  wirft, 
tote  fie  als  baS  furebtbarfte  ©cbrecfen  verfceerenb  auftritt, 
wenn  fie  banbenloS  um  ftcb  greift.  S3et  ben  Alten  war  baS 
geuer  einS  bet  vier  befannten  Elemente  (f.  b.).  »ebenft 
man,  wel<be  unermeßlichen  Bortbeite  wir  bem  Siebte  (f.b.) 
unb  ber  ©arme  (f.  b.)  gu  vertan  fen  haben,  einen  wie  vie(< 
fachen  ©ebrauch  wir  baber  vom  geuer  madben,  fo  ift  fein 
©unber,  wenn  wir  febon  bei  ben  dlteften  B&lfem  baS  geuer 
in  bob«i  Cbren  feben,  ja  fxnben,  baß  einige  Bdlfer  bemfel* 
ben  fogar  göttliche  Berebrung  joDten.  (@.  ©ebern).  2£ud? 
bie  ©neeben  unb  Körner  leiteten  ben  Urfprung  beS  geuerS 
von  ben  ©dttem  ab,  eS  war  eine  #immelSgabe,  bie  einjl 
Prometheus  (f.b.)  von  ben  brennenben f>immelSflammen 
berabgebolt  hatte.  Äuf  bem  »tat  ber  Btfla  (f.b.)  burfte 
bie  glamme  niemals  verlöföen,  unb  ^tieflerinnen  waren 
angefteOt,  fie  ju  bewarben  unb  ju  nähren. 

Bon  ben  brei  übrigen  (Elementen  ber  Alten  unterfebeibet 
Heb  baS  geuer  wefentlicb  baburtb,  baß  eS  triebt  wie  ©affer, 
£uft  unb  6rbe  ein  bleibenbeS  Dafein  bat,  fonbern  fletS  nur 
aB  vorübergehenbe  (Srfcbeinung  auftritt,  ©enige  £>rte  ber 
@rbe  gibt  eS,  wo  ununterbrochene  geuerquellen  auftre» 
ten,  unb  nirgenb  fammelt  fieb  baS  geuer;  wo  eS  entfiebt, 
ba  vergebt  eS  audb  wieber,  man  weif  nicht,  wo  eS  bin» 
fommt.  Die  mdcbtigften  geuerberbe  ber  Sttt  finb  bie  Bul» 
fane  (f.  b.).  Cbenfo  merfwürbig  finb  aber  bie  rubiger 
unb  frieblicber  brennenben  natürltcben  geuer,  ober  geuer 
auSbetGftbe.  ©o  werben  j.  58.  in  Stalten  bei  $ietta 
«Kala  vier  btennenbe  ©teilen  gefunben.  An  bet  einen  fieigt 
eine  \)tUt,  teine,  ntcfot  tautbtnbe  glamme  aus  einem  fleinen 
Socbe  in  ber  (Jrbe  bis  ju  einer  Ai\)t  von  5  g.  auf,  bie 
befonberS  beS  ftacbtS  blaßgelb  ju  feben  ift  unb  am  83obcn 
einen  Durcbmeffer  von  3  g.  bat.  ßben  tbcilt  fie  fieb  jit« 
ternb  artifeboefenartig  in  viele  Bldtter.  Biele  fleinere  glam= 
men  umgeben  biefe  größte.  Der  fidrffte  ©inb  bldft  biefe 
glammen  nidbt  auS;  burtb  ©affer  unb  Srbe  laffen  fie 
ftcb  jwar  Idfcben,  brennen  aber,  wie  eS  febeint,  von  fclbfi 
wiebet  auf.  9iocb  an  vielen  anbern  jDrten  gibt  eS  äbnlicbc 
geuer.  Die  befannteften  natürlicben  geuer  finb  abet  bei 
S3afu  auf  bet  ^albinfet  Abfberon  am  fafpifeben  «Weere. 
3Ran  braucht  bort  nur  ein  8ocb  in  bie  (rrbe  ju  flogen  unb 
biefem  eine  glamme  ju  nähern,  fo  brennt  eine  glamme  auS 
bet  jbffnung.  Die  ©nwobnet  fteefen  ein  JRobt  in  bie  (Stbe, 
auS  welchem  fie,  fo  oft  eS  ibnen  beliebt,  bie  glamme  bren< 
nen  laffen,  bie  ibnen  eiebt  unb  ©arme  gibt,  unb  bie  fie 
mit  einem  Decfei  leiebt  wieber  au  I6fcben  verm6gen.  Alle 
berartigen  glammen  werben  bureb  brennbare  ©aS*  (8uft») 
Arten  erjeugt,  bie  auS  bet  Ctbc  auffteigen.  9iocb  merfs 
würbiger  unb  bis  iefet  unertldrt  ift  baS  ntebt  btennenbe 
geuet,  weltbeS  fieb  an  mebten  Dtten,  namentlicb  am  &auta-. 
fuS,  bisweilen  beS  SRacbtS  feben  Idßt,  obne  ©dbaben  jujufügen. 
63  toHt  oft  in  großen  Üttaffen  bie  Jöerge  herab,  man  jie(?t  eS, 


aber  füblt  eS  nicfjl,  no<b  öfter  abet  umgibt  eS  bie  ©yt^eti 
eirtjelner  fBerae  mit  einem  vracbtvollen  8i<bte. 

2)it  Äunft  beS  geuetanmacbtnS,  bureb  welcb«  baS 
geuer  für  ben  SRenfeben  erft  nüftlicb  wirb,  ift  fo  verbreitet, 
baß  man  weber  ruften]"*  ihren  Urfprung  naebweifen  fann, 
noeb  bis  jeiu  itgenb  ein  au<b  noeb  fo  ropeS  SoS  gefunben 
bat,  welches  niebt,  wenn  audb  nur  unvoOIommen,  mit  ibc 
befannt  war.  ©eit  wir  genauere  i(enntniffe  von  bem  Ur* 
fvrunae  beS  geuerS  gewonnen  haben,  finb  aueb  bie  SÄtttel 
beS  geuetanmacbenS  inS  Untablige  vervielfältigt  wotben 
(f. geu erzeuge)}  auffaßenb  tftabet,  baß  im  bj>b«n  grte*. 
unb  rinn.  Xltertbume  febon  von  ber  Jtunft  gerebet  rottb, 
baS  geuer  beS  Rimmels  tftxab^oim,  beren  Äuffinbung 
(f.  ©lifc,  »li^ableiter)  befanntlicb  eine  ber  großartigen  ®nt» 
bedungen  ber  neueften  Qnt  ifi. 

Jtütvfttt  ift,  was  bem  geuer  rvib erficht,  taber  man 
namentlicb  bemüht  getoefen  ift,  feuerfefie  ©ebdube  bergufteUen. 
SßoUig  maffive  ©ebdube  finb  vom  geuer  nur  bann  gefdt)r« 
bet,  wenn  bie  äiegel,  mit  benen  fie  bebeeft  finb/  jerfpriti: 
gen  unb  baS  geuer  von  außen  baS  bann  unbefleibete  $ol&* 
werf,  welches  baS  Dad)  tragt,  erreichen  fann,  ober  wenn 
baS  geuer  im  Innern  btS  ©ebdubeS  ausbricht.  Zm  fid;er- 
ften  finb  ©ew6lbe,  bie  ftatf  genug  finb,  bei  einet  geuerS-. 
brutrfi  ben  n6tbigen  ©iberftanb  äu  leiften.   Scan  tjat  ftcb 
abet  auch  mit  drfolg  bemüht,  eine  Sjtaterie  aufgufinben, 
mit  welcher  beftrieben  baS  Jg>ol§  unverbrennlicb  würbe,  Un> 
verbrennlicbe  Seinwanb  auS  2töbeft  fannten  fa)on  bie  TCittn. 
(©.  ÄSbeft.)   £er  Aberglaube  hat  fieb  früher  viel  mit  d* 
net  c)eheimen  Jtunft  beS  geuerfeftmacbenS  in  Setug  auf  ben 
menfchlicben  Ä6rper  befcbdftigt,  welche  jum  Shetl  auf  S£au* 
febung  beruhte.    3n  neuefter  Btit  bett  aber  bet  3ta(tenet 
Mittut  eine  feuetfefte  itleibung  erfüllten,  beren  Sraucbbar- 
feit  erwiefen  wotben,  unb  bie  auS  einem  itleibe  von  2(§bcft 
unb  einem  barübergejogenen  von  feinem  2Retallbrabt  beftebr. 

/rutrkucjfln,  fonft  aueb  als  ©egenftanb  beS  Äbergtaui 
benS  fltegenbe  Drachen  genannt,  finb  feurige  Staffen, 
welche  juroeilen  am  ^immcl  erfebeinen,  mit  großer  ©e= 
febwinbigteit  fieb  bewegen,  einen  gldnAenben  ©treif  binter 
ftcb  laffen,  unb  entroeber  fpurloS  verfebwinten  ober  mit 
großem  ©erdufcb  gervla^en  unb  ©teinmaffen  herabfallen  (af* 
fen.  (@.  SReteorfteine.)  3br  Auftreten  ift  unabbangicji 
von  SaaeSieit,  3al)teS)eit  unb  ©ittetung;  bie  ^>5f>e,  in 
weichet  (je  auftreten,  unb  bie  ftcb  auS  ber  Sanbfhrecfe,  in 
melchcr  fie  fichtbar  finb,  berechnen  (dßt,  febr  verftbieben. 
JDie  hochfien  febetnen  ungefdhr  100  SR.  über  ber  6rbe  ftcb 
*u  bewegen,  boeb  fommen  fie  bei  ibtet  Bewegung  ber  (Srbc 
tmmet  näher.  Auch  ih«  ©r^ge  bat  man  $u  bereebnm  gc 
fuebt,  unb  j.  3B.  ben  Durcbmeffer  einer  1783  erfebienenen 
auf  2500  g.  bereebnet  1790  etfebitn  im  fübl.  granfretcb 
eine  geuertugel,  bie  größer  unb  heller  als  ber  BoUmonb 
war  unb  einen  nach  ber  ©viQe  abnehmenben  hetlen  Streif 
hinter  fieb  ifffptang  balb  in  mehre  ©türfe,  »eldjc 

nach  ber  Srbe  h «abfielen,  intern  fie  aOmdlig  vcrlofcbcn. 
Nachher  (tenn  ber  c  ;haU  brauchte,  einige  Seit,  um  für)  vom 
IDrtc  beS  ^lafeenS  bis  jur  €rbe  fortjuppanjen)  hotte  man 
ein  bem  Donnet  ähnliches  ©etdfe,  welches  bie  ©ebdube  er 
febüttette,  wie  bei  einem  6rbbeben.  S3alb  barauf  crfubr 
man  von  einem  ©teinregen.  Die  ©teine  hatten  atte  ein 
fcblacfenatttgeS  Anfehen,  einige  wogen  18 — 50  \rutnb,  unb 


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Feuerland  SS  Feuerverafcherangsanstalten 


m  waren  üb«  einen  etwa  2  3».  langen  freUfötmigen  Sied 
wenig  bebauten  $aibelanbe«  jerßreut.  Die  Erfläruna  tiefer 
intrreffanten  SRetcore  iß  auf  oerfcbiebene  SBeife  »erfucbt  wor» 
ben;  nid)t  unmöglich  iß  e«,  baß  biefe  glübenben  «Waffen  im 
iBeitenraum  auf  A&nlicbe  SBeife  ßd)  gebilbet  (oben  unb  be» 
wcaex,  wie  bie  Planeten  unb  Äometen,  unb  baß  fit,  in  bie 
iUäbe  bet  <£ibe  femmenb,  t»on  tiefet  angejogen  unb  burd) 
He  Sefcbaffenbeit  ber  erbatmofphärc  jum  Berfpringen  be> 
harnt  werben, 

/rurriani  ^eift  bie  große  3«fel,  welche  burd)  bie  3Ra» 
geOanßraße  ton  ber  ©ütfyi&e  Emerita«  getrennt  iß.  Sla» 
m'Im  entbeefte  ße  1520,  unb  »eil  es  bamal«  an  ibrer 
jtuße  viele /  wabrfebeinlid)  von  ben  eingeborenen  angejün* 
bete  geuer  fat) ,  fo  nannte  er  ße  ba«  geuerlanb.  SRit  (Ein* 
fd)luß  ber  umliegenben  unb  unter  bem  Tanten  geuerlanb 
mit  begriffenen  f ifinern  3nfeln ,  iß  ße  etwa  1500  nSR.  groß, 
aber  ba  ihr  Jtlima  fehr  falt  unb  ber  Soben  faß  überall 
: jnj  unfruchtbar  iß  unb  toum  burftigeS  SRoo«  unb  ©raS, 
•rerfruppelte  JBäume  unb  wenige  Keine  frmbtinere  nährt ,  nur 
ooa  böcbßen*  2000  9Renfd)en  bewobnt,  bie  $efd)eräb* 
Ärtunbt;  beifjen.  Sie  falb  eine  häf liebe,  febmujigbraune, 
magere,  noch  aanj  ungebtibete  SRenfchenrace,  unb  bie  fleinfle, 
bie  man  bi«  jtfct  fennt.  Sie  wohnen  in  elenben  Erbbütten, 
bähen  feine  fefhn  SSobnfifce,  fonbrrn  irren  familienweife  an 
ben  Jtuften  herum,  Reiben  ßd)  in  SeebunbSfelle  unb  effen 
i  rsol  gerottete  al«  umgefommene  unb  felbft  halb  »erweße 
Zcctfjicrf.  Die  ©eiber  ßnb  bei  ibnen  gang  »erachtet  unb 
werben  wie  gaßthiere  bebanbelt.  Die  eimige  JBefcbäftigung 
ber  SBtanner  iß  bie  3agt  auf  ©eetbiere,  bie  an  ben  Jtujten 
in  grsfer  Stenge  leben;  ibre  Jtibne  finb  aber  febr  fd)led)t 
trab  begeben  blo«  au«  jufammengenäbten  unb  mit  Sfratfr 
übertriebenen  Saumrraben.  Sittlicher  ßnb  ibre  Sogen, 
Pfeile  unb  SBurffpieße  gearbeitet,  mit  bienen  ße  aueb  febr 
gefd)icft  umzugehen  wiffen. 

/(urrsrlnoamm  ober  3ünbfd)wamm,  ein  befannteS 
unb  jur  geuererjeugnng  allgemein  benufete«  SDcIttef,  wirb 
au«  ben  Schwämmen,  welche  {üb,  in  feuchten  ©albern  an 
ben  Säumen  anlegen,  auf  folgenbe  einfache  3frt  gewonnen. 
Die  ©d)wämme  werben  juerß  in  fd)arfer  Zfcbenlauge 
mürbe  gebet jt  unb  bann  gettoefnet,  tüchtig  gerieben  unb  ge» 
hxrpft.  ©ewöbnlid)  nimmt  man  baju  bie  Schwämme  ben 
Brrfen,  Suchen  unb  ®d)en.  Damit  ber  geuerfebwamm 
beffrr  fange  unb  brenne,  taucht  man  ihn  häufig  nod)  in 
Satperrrfouge,  ober  ht  auflöfung  oon  Sleijutfer,  ober 
icwr  n)n  etwa«  mit  $uloer  an.  25er  btfte  geuerftbwamm 
foamrt  an»  bem  (flfafj,  namentlia)  Strasburg,  unb  »on  Ulm. 

feteatexn  (Jlint)  ifl  eine  fcbmujiggclbe  ober  grau» 
fa>Mrje  Jtiefeiart  t>on  muffeligem  JBrucbe.   Seinen  Kamen 
tat  er  oon  bem  Umflanbe,  baf  er  fub  wegen  feiner  aparte 
tat  febarfen  Jtanten  feiner  »ruajftücfe  aanj  »orjualidb 
umjeuerfcblagcn  mit  bem  3table  eignet.  9Ran  finbet  btcfed 
vamtud  in  (noHigen  fugeligen  ©hitfen  bAufig  in  Jtalf.  unb 
rabegtbirgen.   üßenn  er  an«  ber  Srbe  fommt,  iß  er  we» 
;cr  b«t  al«  naebber,  wo  er  an  ber  guft  eine  fo  bebeu» 
usbe  |>arte  annimmt,  baf  er  ®Ia«  rujt   3u  glintenfietnen 
»am  pa>  nur  wenige  Xrten  be«  geuerfteinö  oon  ge(b(ia> 
ejaoer  Jarbe  unb  febr  flaa)mufd)eligem  iörudv,  welttje  in 
^Tonheub,  Saüjtin,  Siroi,  Cnglanb  unbSelgten  gefunben 


werben.  JDa«  ©cblagen  ber  glintenfleine  ift  febr  einfa(!r) 
unb  beruht  blo«  auf  Äanbgefcbicfticbfcit  ber  'Arbeiter,  unb 
ein  gefajicfter  Arbeiter  rann  in  einem  Üage  über  600  ®tücf 
berfielleru  Die  älteffen  unb  ftärlfien  Jlintenfteinfabrifen  ^af 
granf reich,  bect?  foQ  fid?  ber  gatij.  geucrflein  noeb  beffer  al« 
ber  franj.  ju  glinterrfteinen  eignen.  , 

S  nitro  t  r  ei  et]  cnm^  eane  t  a  U  m ,  Sranbaffecuranj« 
anftalten    finb  Einrichtungen,   burä)  we!a)e  ber  bureb 
geuer  cerurfadhte  ©djaben  aQen  Denen,  wenigfien«  jum 
SSbeii,  vergütet  wirb,  welche  fid)  burd)  Entrichtung  gewtffer 
©elbbrirräge  ober  burd)  Übernahme  gewtffer  SQerbinbltcbftiten 
ba«  Kecbt  auf  eine  fold)e  Entfd)äbigung  erfauft  haben,  ©ie 
Fommen  in  Deutfcblanb  auf  zweierlei  Art  r»or,  entweber  al« 
Staatsanwälten  ober  al«  blofe  ^priüatuntcrnchmungen.  Der 
{Beitritt  )u  ben  vom  ©taate  eingeführten  Sranbtaffen  iß 
meiß  burd)  Qefefce  beßimmt,  biefelben  begeben  ßd)  aber  in 
ber  Siegel  nur  auf  ©cbäube,  foba§  a(fo  jeber  ^>au«beß^er 
oerbunben  iß,  feine  ©ebäube  ju  einem  beßimmtrn  greife, 
welcher  mit  bem  wahren  Söertbe  berfeiben  in  »crhalrnifi  ße> 
ben  muß  unb  feinenfaO«  r)6tieT  al«  tiefet  fein  barf,  ju  ber» 
ftd)em.   9?ad)  Jßerbältniß  tiefer  ßerßcberungSfumme  muß 
er  b«lbiäbrig  ober  jährig  ui  ben  6ntfd)äbigungen  beitragen, 
weld)e  im  JBejirfe  be«  ©taa«  ober  ber  f>ror>in j ,  auf  weld)e 
ftd)  bie  Xnßalt  erfheeft,  ausgezahlt  worben  ßnb.  (58  wer- 
ben nämlid)  fämmtlicbe  ^auöbcn^er  be«  8anbe«  a(«  eine  ©e» 
feHfd)aft  anaefeben,  bie  unter  ©arantie  be«  Staats  fid)  jur 
gemeinfehaftitchen  Xragung  be«  burd)  geuer  t>erurfad)ten 
©d)aten3  »erbunben  t^ctotn.  Der  Staat  »erautet  ben  erlits 
tenen  ©d)aben  im  Kamen  fämmtlid)er  SeitragSpfTid)figer 
unb  bertheilt  tann  auf  tiefe  am  ©d)(uffe  be«  feftgefetjten 
Seirraum«  bie  ©umme  ber  geilten  Entfcbäbigungen.  Der 
Abgebrannte  iß  inbeß  »erbunben,  ba«  ©elb  jur  SBieberber» 
ßeQung  feiner  ©ebäube  ju  oerwenben.    Die  wohltätigen 
gofgen  biefer  ©nrid)rung  ßnb,  baß  ©täbte  unb  Dörfer, 
auch  wenn  ße  burd)  $euer«brünße  brimgefud)t  worben,  fid> 
balb  wieter  au«  ihrer  Xfd)e  verjüngt  emporheben,  baß  ber 
S3eß$er  eine«  ^>aufe«  nid)t  burd)  ba«  abbrennen  belfelben 
oerarmt  unb  baß  ber  (Srebit  burd)  bie  größere  ©id)erbeit  ber 
auf  Käufern  rubenben  ^>ppot|>efen  febr  erhöht" wirb.  Dief» 
wobltbätigen  golgen  gewähren  inbeß  bie  $rirjatoerftd)erung«* 
anftalten  ebenfalls,  ohne  trgenb  3<manb  jur  Xb.eilnab.me  ju 
zwingen.  Der  ©taat  fyat  nicht  nur  ba«  d(ed)t,  fonbern  aud) 
bie  $ßid)t,  ju  boh«  S3erfid)erungen  ju  »erbieten,  um  »or» 
faßliche  Sranbßiftungen  ju  rerhüttn;  aud)  (ann  er  fo!d)e 
Xnßatten,  welche  ftd)  be«  öffentlichen  Burrauen«  nicht  wür» 
Mg  jeigen,  au«fd)Üeßen  unb  tagegen  antere.  welche  ßd)  at« 
juwrlaffig  unb  tortbeilhaft  bewahren,  für  fein  ©ebiet  befon» 
ber«  prioilegfren.  Die«  iß  aud)  in  vielen  beutfd)en  2änbera 
bereit*  gefebeben,  wd^renb  in  anbern  noä)  erzwungene  geuer» 
Derßd)erung«anßalten  beße^cn  unb  nur  geßattet  iß,  ba«  be« 
wegliche  Vermögen,  weld)c«  bei  ber  Sranbfaffe  be«  ©taa* 
teS  nicht  »erßd)ert  wirb,  in  auswärtigen  S}eirftd)erung«an« 
ßolten  ju  »eraffeturirett.   Die  <eHtrrid)tung  ber  ?)rir)aroer» 
ßd)erung«anßa(tert  iß  »erfd)iehen.    Die  geuerterfid)e» 
rungSbanf  für  Deu tfdjlanb  in  ©otba,  eine  ber  be* 
tannteßen,  beruht,  wie  bie  £ranbverßd)erung«anßalten  be« 
©taat«,  auf  bem  principe  ber  ©egenfeittgfeit;  e«  haben  ba* 
her  bie  bei  ihr  iBerfid)erten  ben  SBerluß  mi  tragen,  wo  ju  ße 


Feuerwerke 


34 


Feuerzeug 


fwf)  burch  Aufteilung  von  SBechfeln  auf  £6h«  be*  vier» 
fachen  «Betrag«  ber  gejagten  grämte  (b.  i.  be*  Einfchuffe«, 
welcher  gleich  bei  Empfang  bei  SBefcheinigung  übet  bie  ge* 
fcbebene  SJcrficherung,  ber  fogenannten  Police,  aeja^lt  wirb) 
»erbinbltdj  mactien,  wogegen  aber  aud)  ber  ©ewmn  nach 
SJerbältniß  ber  tum  einem  ieben  eingejagten  9>rämienfumme 
verteilt  wirb.  2CHe  übrigen  Öcrfi$erung8an|ialten  von  Siuf 
berufen  auf  Actien.  Sie  Sßerlufte  »erben  au*  ben  von  ben 
Actionnair*  baar  eingetroffenen  unb  oerbürgten  gonbS  ge> 
bedt  unb  biefe  allein  bejieben  auch  ben©eminn,  fo  bie  ber* 
liner  unb  bie  elberfelber  geuemrp*erung8gefellfchaft. 
Sie  aad;ener  ©efellfchaft,  welche  neuerlich  auch  für  ba* 
Jtinigrcicb  äBaiern  privilegirt  ijt,  tbeilt  it)rcn  ©ewinn  mit  ge* 
meinnüfcigen  3n(lituten  be*8anbe*,  weswegen  fie  bevonugt 
wirb.  Sie  leipjiger  geuerverftd)erung§gefeQfcbaft  jeidpnet 
fid»  babureb  au*,  baß  fie  ben  auf  fünf  3abre  Süerficbcrten  ben 
falben  Anteil  an  bem  ©ewinne  ber  fünfjährigen  58erftcherun* 
gen  jurüdoergütet,  ebne  baß  biefe,  wenn  bie  im  Saufe  eine* 
3afyre*  jur  Abrechnung  tommenben  Prämien  jur  Leerung 
ber  Schaben  nicht  ausreichen  foUten ,  irgenb  einen  vJiad?(diu jj 
ju  leijlen  haben.  Sie  erjie  Abrechnung  ber  fünfjährigen  58er* 
fur)erung  würbe  am  1.  Sun.  1834  verteilt  unb  banaa)  er= 
hielten  bie  SBerficberten  23'  »  $rocent  jurüctoergütet.  Sie  nä< 
bete  Einrichtung  aller  biefer  ©efeüfcbaften  ift  au*  ben  von 
ihnen  publicirten  unb  lanbeSherrlid)  betätigten  (Statuten  ju 
erfehen,  welche  auch  bic  Äidin'dmur  unb  Entfchetbuna,6norm 
in  aQen  ©treitigfeiten  bilben,  bie  jwifchen  ben  Xkrnchertcn 
unb  ber  2Cnflult  üorfommen  t6nnen.  3n  erfler  Snfranj  ent* 
febeibet  in  berSJegel  ein  ©chiebögericht,  bei  beffen  JBefefcjung 
bie  S3ett)et(iatett  concum'ren.  Soch  fann  von  beffen  Äuds 
fpruche  auch  on  ben  orbentlichen  dichter  appetlirt  werben, 
wenn  nicht  bie  Appellation  auSbrüdlicb  auögefchloffen  ifl. 
C*  liegt  übrigen*  im  3ntereffe  ber  Anfialt,  alle  ©treitigfei* 
ten  möglich ji  ju  vermetben  unb  bie  verficherte  ©umme,  fo* 
halb  ber  ©chaben  orbnunggmäßig  tarirt  unb  befcheinigt  ift, 
fofort  ohne  SBeigerung  unb  SBeitläuftgteiten  auSjujahlen. 
SRur  burch  eine  prompte  Erfüllung  ihrer  JBerbinblichfeiten 
rann  fich  bie  ©efellfchaft  ba*  äutrauen  unb  ben  9iuf  erbau 
ten,  beffen  jie  bei  ber  großen  Soncurrenj  folcher  Snfhtute 
«othwenbig  ju  ihrem  SBefteben  bebarf. 

■Feuerwerke  ftnb  JBränbe  unb  »eleuchtungen,  welche 
fünflltch  angeorbnet  werben,  um  ba*  Auge  be*  ffiefdjauer* 
burch  mannigfachen  garbenalanj  unb  vielfach  wecbfelnbe 
gichtgejlalten  ju  ergöfeett.  3Ran  führt  fie  verfianbiger  SSBeife 
nur  be«  Abenb*  auf,  weil  nur  in  ber  Sunfelheit  bte  geuer» 
unb  gichterfcheinungen  beutlich  unb  befhmmt  gefehen  werben. 
S?othe,  grüne,  blaue,  gelbe,  weiße  geuer  brennen  nach*  unb 
nebeneinanber,  Scafeten,  8euchtfugeln,  geuerräber,  fhahlenbe 
©onnen  (f.  Jtunftfeuer),  mit  unjäbligen  Sampen  beleud)* 
tete  Sempet,  Äriumphbogen ,  ^pramtben  mtt  brennen» 
ben  Snfchriften,  erfreuten,  unb  bergt.;  Alle*  fo  georbnet, 
baß  fowol  ba§  jugleich  Auftretenbe,  wte  ba*  aufeinanber  goü 
genbe  ein  wohlgeorbnete*,  bem  Auge  wohlthuenbe*  Gkmje* 
bilbet.  Sie  Jfeuerwerfe  werben  theild  auf  bem  Sanbe,  theil* 
auf  bem  SBaffer  abgebrannt.  Sie  SBafferfeuerwerfe  nehmen 
fich  befonber*  prachtvoll  au*,  weil  bie  SBajferftöche  wie  ein 
©piegel  bie  fteuererfcheinungen  vervielfacht.  2Jlit  ber  äunfi, 
^euerwerfe  anjuorbnen,  welche  namentlich  jur  $erfteHung 
ber  Jtunflfeuer  ebemifebe  ^enntniffe  vorau§fegt,  befef^dftigen 


(ich  We  ffeuerwerfer.  25a  aber  ihre  Äunfl  nicht  mit  bei 
ben  geuerwerfen  eine  unfehdbliche,  nur  jum  »ergnügen  bt» 
ftimmte  Anwenbung  finbet,  fo  unterfeheibet  man  Äuflf euer» 
werfdfunfi  unb  6rnflfeuerwert*f unfl  unb  lehrt  in 
ber  legten  bie  Verfertigung  aOer  berjentgen  Jtunfrfeuer,  welche 
im  Äriege  Anwenbung  ftnben,  al*  ©efchü|munition,  ©djld» 
ge,  9f af eten ,  ^pechfränje ,  ^Branbtucher  u.  f.  w. 

S rucT3cuq.  S3et  ber  großen  ffiichtigfeit  be*  freien  ©e» 
brauch*  be*  geuer*  für  ben  ^enfehen  gebort  bie  Grfmbung 
bequemer  geuerjeuge  ju  ben  wichtigen  erftnbungen.  C* 
ift  befannt,  baß  wilbe  S36lfet  auf  eine  febr  mühfame  2t rt 
geuer  erjeugen,  inbem  fie  pei  £oljftüc!e  gegeneinanber  tei» 
ben,  boeh  foflen  fie  e*  hienn  ju  einer  nicht  geringen  gerttg> 
feit  bringen.  Da*  ältefle  ber  bei  un*  noch  gebräuchlichen 
geuerjeuge  ift  ©tahl  unb  Stein  (f.  geuerflein),  bie 
man  gegeneinanber  fdjlagt,  baß  gunfen  fprühen.  Sie  gfiuu 
(en  werben  mit  einem  leicht  enrjünblichen  ©egenftanbe,  ol* 
3unber,  ©chwamm.,  ©chießpulver,  aufgefangen.  Ein  be» 
quem  eingerichtete*  geumeug  ber  Art  ift  iebe*  gewfthnlUbt 
glintenfehloß.  9Ran  hat  folche  geuerjeuge  auch  getrennt  jum 
gew6hnlichen  gichtanmachen;  auf  ber  Pfanne  beftnbet  ftd> 
bann  fiatt  be*  Pulver*  Bunber.  Ser  3unber  unb  ber  greuer* 
fd)wamm  fommen  nur  jum  ©lühen,  unb  um  eine  glamrne 
ui  erhalten,  pflegt  man  ein  ©chwefelholj  ober  einen  Scbtvc» 
felfaben  in  bie  Stahe  ju  bringen,  welche  ftch  an  bem  g(üt)en> 
ben  Jtörper  entjünben. 

©ehr  in  ©ebrauch  ftnb  bie  ebemtfehen  geuerjeuge, 
welche  fich  ebenfo  leicht  herlicllcn  wie  hanbhaben  laffen. 
9Ran  halt  fich  in  einem  feft  verfchließbaren  gläfchd;en  S3U 
triol6(,  unb  bamit  biefed  nicht  vergoffen  werbe  ober  beim 
©ebrauch  beS  geuerjcug§  umherfprige,   füllt  man  ba* 
gläfcheben  erfl  jum  Zi)ül  mit  Fleingemachtem  A*bejt  unt> 
tröpfelt  bann  auf  biefen  ba*  Sitriolöl.    Sie  3unbt>6(j* 
chen,  welche  man  mit  bem  S3itriol6l  in  «Berührung  bringt, 
entjünben  ftd)  fogleich  in  beller  glamme.   ©ie  werben  fo  . 
bereitet,  baß  man  ba*  eine  Enbe  eine*  £oIjfp(itterg  erfl  in 
gefchmoljenen  ©chwefcl  unb  bann  in  ein  ©emenge  taucht, 
beffen  .pauptbefianbtheit  chlorfaure*  Sali  ift.    Sßie  ba*  ■ 
chlorfaure  Jtali,  welche*  ftch  CAX  hem  SBitriol6l  entjünter  -> 
lehrt  bie  Qfymit  noch  eine  SDlenge  anberer  ©Stoffe  fennen,  ' 
welche  fich  burch  Sieiben,  ©plagen,  bei  ber  &erübruna  mit  1 
gewöhnlicher  Suft  unb  mit  verfchiebenen  Äörpern  entjünben, 
unb  jeber  biefer  Jt6rper  ift  auch  jur  ^jerfleQung  von  Seuer* 
jeugen  geeignet  Sie  Entjünblichfeit  einiger  berartiger  ©Stoffe 
jeboa)  fo  groß,  baß  e*  gefährlich  ifl,  fie  in  täglichen  ©c- 
brauch  ju  jleben,  unb  geuerjeuge,  bie  man  mit  SbiAft  ber« 
felben  h"gefttHt  bat,  ftnb  policetlich  verboten  worben.  ©o 
ifl  in  manchen  Sanbern  ba*  sPf)ci'p  Dorfen  erzeug  oerbo» 
ten.  Sie  3ünbbütd>en,  beren  man  ftch  hei  ben  spereuf», 
fion*ge wehren  (f.  b.)  bebient,  finb  tteine  oben  \?erfcr)ioft  \ 
fene  «ibrthen ,  in  benen  ftch  eine  geringe  Quantität  einer 
burch  ben  ©chlag  entjünblichen  ©ubfianj  (eine  9Wr<%ung  * 
von  (Ihicrfalt ,  ©chwefel  unb  JCohlen  ober  JtnaQqueeffilber)  ' 
befinbet 

Ein  mehr  intereffante*  al*  bequeme*  geuerjeug  ifl  bo* 
pneumatifche  (b.  b.  Suft>)  geuerjeug,  auch  aacho. 
j>vrion,  b.  h-  ©chneHfeuerjeug,  genannt.  Saffelbe  befteht 
tn. einem  f: einen  auf  ber  emen  ©eite  offenen,  auf  ber  aiu 
bern  verfchloffenen  Eplinber,  gewöhnlich  oon  flartem 


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Feuerzeug  2 

in  welchen  ein  Aolben,  ber  an  einem  metallenen  ©tabe  mit 
£anbbabe  feftft^t,  Iuftbid)t  pagt.  3tuf  ber  untern  etwad 
ausgehöhlten  glacbe  bc5  .Kolbens  ifi  ein  fteineS  $Ü eben,  an 
irctdjeS  man  beim  ©ebrauch  etwaS  ©rbwamm  befefiigt 
Stößt  man  nun  ben  .Kolben  mit  ©emalt  [ebnen  in  ben  Qolin» 
tcr  berab,  fo  roirb  bie  unter  ihm  befmblicb«  Suft  frort  &u* 
faarmetrpreßt  unb  ei  tritt  eine  geuererfdjeinung  öuf,  roelcbe 
btn  ©cbwamm  entjünbet  Diefer  »erlöfcbt  aber  fe^r  fdmell 
nrieber,  trenn  man  nicht  ben  Kolben  eilig  wteber  Ijerauö.jtcljt. 

Da*  clettrifebe  geu erzeug,  bie  eUftrifcb c  üam pc, 
3ünblarape  beruht  im  Allgemeinen  barauf,  baß  SEBaffer» 
fbffgaS  burch  ben  ekfirifcbcn  Junten  cnt$ünbct  wirb,  unb 
bcüebt  baber  eigentlich  auS  jwei  mitetnanber  in  SBerbinbung 
geübten  Apparaten,  nämlich  einem  Apparat  jur  (Jrjeugung 
btS  ©afeS  unb  einem  anbern  jur  Crrjeugung  beS  cleftrifehcn 
gunferrS.  DaS  SBaffcrftoffgaS,  eine  etgentijüm  tiefte  guftart, 
cr,euat  ftch  am  letebteften,  wenn  man  ein  ©tücf  j-Jinf  in 
eine  sJHfcbung  von  SJitriolöl  unb  Sßaffer  bringt,  unb  ben 
cieftrifcben  gunfen  fann  man  am  (einteilen  mit  Jgüife  eines 
eiettropborS ,  erhalten.  Da  biefe  geuerjeuge  burch,  beS  bt> 
rahmten  9eaturfor[cher3  Döbereiner  (f.  b.)  Cmmbung  faft 
ganj  auf  er  ©ebraueb  gefommen,  fo  wollen  wir  nur  con 
L-.cfex  testen  nod)  eine  genauere  JBefcbreibung  geben. 

Die  25  ö  ber  ein  er"' feb,  e  fcampe,  baS  spiatinafeuer» 
:eug,  beftebt  ebenfalls  auS  einem  Apparate  ^ur  »ereitung 
ren  SBafferftoffgaS,  mit  welchem  ein  Apparat  in  SJerbinbung 
ftebt,  roticber  baS  auSftrömenbe  ©aS  entjünbet  tiefer 
Apparat  befrebt  aber  ganj  einfacr)  in  einer  fleinen  &uan> 
mat  febe  fein  »ertbeilter  $latina  (gewöhnlich  fogenannten 
¥ latinafebroammeä) ,  welct)e  bie  merfroürbige  gigentbümlicb» 
feit  bat/  SBafferftoffgaS,  rrxtcbeä  in  bie  attnofpl;ärif(be  ßuft 
ftremt,  burch  bloße  «erüftrung  p  entjünben.  3n  ber  foU 
aenben  Abbilbung  fmb  jwei  Dobereiiur'fd;>e  Sampen  abges 
btibet,  welche  fid)  nur  in  urt  öffentlichen  ©tücfen  unterfeftcü 


ten.  GG  ifi  ein  größeres  qjltnberförmigeS  ©la§gcfäß,<  ouf 
vdfan  ein  metallener  Detfcl  A  lofe  aufliegt.  Diefer  Decfel 
rdjbobrt,  unb  über  ber  Srffnung  in  feiner  SKitte  ift  ba* 
befterfeitS  offene,  glodenförmtg  gejlaltete  f leine  ÖlaSgcfaß 
BB  gifittet    über  ber  jbffnung  auf  ber  (Seite  beS  Olafe« 


\       Flehte  (Job.  Ctottlieb) 

ifi  eine  £>fe,  in  »eiche  ein  Draht  cingebaft  wirb,  über  ben 
ein  burchbobrreS  ©tücf  3int  C  gefdwben  ifi,  baS  unten 
burch  jwet  jQuerbräbte  vor  bem  herabfallen  gefiebert  wirb. 
Der  Draht  ifi  nur  fo  lang,  baß  C  nicht  ganj  bis  jum 
Kanbe  beS  ©efaßeS  BB  reiebt.  ßberbalb  ber  Öffnung  in 
A  ift  eine  9?6bre  angebracht,  bie  in  eine  ganj  feine  SJ?üm 
bung  bei  F  auslauft,  unb  welche  burch  einen  $abn,  beffen 
Jbanbgriff  bei  D  ift  ,  geöffnet  unb  »erfcibloffen  werben  fann. 
»ei  B  i|l  mittels  feiner  Drähte  ein  ^latinafeftwämmeben  befe* 
fügt.  Wlan  bebe  ben  Decfel  A  mit  bem  ©lafe  BB  unb  bem 
3inf  C  ab  unb  fülle  ba8  ©efd§  GG  etrca  )U  %  mit  einem 
©ernifch  von  2Baffer  unb  83irriol6l  (baS  le^tere  mufj  oor> 
fiebrig  in  baS  erfie  getr6pfelt  werben),  hierauf  ftfje  man 
ben  Dctfel  auf,  wafyrcnb  ber  ^al>n  bei  D  geöffnet  ifi,  alS» 
balb  füllt  fieb  baS  3nnere  oon  BB  mit  bem  gefauerten  SBaf» 
fer  unb  umgibt  ben  3»nf.  Der  #al)n  werbe  uerfdjloffen ; 
fo  fiebt  man  am  Binf  eine  große  Spenge  öiääcben  entjieben. 
Diefe  finb  gBafferfioffgaS  unb  fieigen  in  BB  in  bie  ^>öb.e, 
fammeln  [ich  oben  unb  »erbrangen  balb  aQeS  SBaffer  auS 
BB,  welebeS  nun  in  GG  um  fo  t>6ljcr  fieigt,  bis  enblicb)  in  BB 
baS  SBaffer  unter  C  gefunfen  ifi  unb  folgltcr)  außer  Berührung 
mit  bem  3inf  fommt,  an  bem  iich  nun  auch  fein  ©aS  mein 
entwickelt.  DaS  ©aS  in  BB  fiebt  offenbar  unter  bem  Drucfe 
beS  SBafferS,  unb  fowie  man  bab.ee  ben  B  öffnet,  firömt 
eS  mit  einiger  ©ewalt  auS  F  gegen  ben  spiatin[d>wamm 
bei  E,  an  bem  eS  ft*  fogleicb  entjünbet,  fobaß  eine  Stamme 
»on  F  nacb  E  überjirömt,  an  ber  man  ein  üiebt  anjünben 
Fann.  Die  Stamme  oerlifcfct  natürlicr),  fobalb  man  ben 
£ahn  fdjtießt  unb  baS  oerbrauebte  ©aS  wirb  in  bem  9Rafjc 
wieberer jeugt,  in  welcbem  beim  XuSfhömen  baS  SBaffer  in 
BB  eingetreten  war.  DaS  üKännchcn,  auS  beffen  SRunbe 
bie  flamme  brennt,  ifi  nur  eine  ©pielerei,  ber  Decfel,  ben 
er  in  ben  4?anben  hat,  [ift  für  gewöhnlich  über  bem 
©cbwamme  E,  um  ihn  »or  geucbtigfeit  unb  ©taub  ju 
feftü^en,  unb  ifi  mit  ben  tfrmen  (bem  »erjierten  ^anbgri|fe 
beS  AabnS)  fo  »erbunben,  baß  mit  bem  Aufbeben  beffetben 
jugleteb  ber  Aaftn  geöffnet  wirb.  Die  Döbereiner'fer)en  8am» 
pen  finb,  ba  fte  fogleieb  bei  einem  bloßen  Drucfe  eine  glamme 
erjeugen,  offenbar  bie  beauemflen  geuerjeuge,  fie  b»iben  iebod) 
ben  9iacfttb.eil,  baß  fie  nicht  leier)t  ju  tranSporttren,  unb  baß 
fte  fofibarer  wie  bie  ebemtfefren  geuerjeuge  ftnb. 

/tcljte  (3ob.  ©ottlieb),  einer  ber  größten  ^ilofopften, 
bie  eS  gegeben,  war  geb.  ben  19.  SRai  1762  ju  Rammenau 
in  ber  gaufiö  unb  fiarb  1814  ju  «erlin.  9lacbbem  feine 
Grrjielmng  in  ©cbulpforte  oollenbet  war,  ftubirte  er  in  3ena, 
geipjig  unb  Wittenberg,  begab  ftcr>  barauf  als  Spciu-A eurer 
nacb  äürieb,  wo  er  ^eflatojii,  unb  bann  nacb  Königsberg, 
wo  er  Jtant  fennen  lernte,  ^ter  gab  er  1792  eine  ©ebrift: 
„SJerfucb  einer  Äritif  aller  Offenbarungen"  heraus,  weldje 
mit  folchem  jBeifaQ  aufgenommen  würbe,  baß  ihm  fchon  im 
barauffolgenben  3ab.re  bie  Unioerfttdt  3<na  »um  außer« 
orbenrlic^en  ^Jrofeffor  ber  $fct(ofopr;ie,  berief.  fwiSoerfianb» 
niffe  mit  ber  weimar.  Stegierung,  weldje  bureb)  g.'S 
SRiStrauen  b^rbeigefüb,rt  würben,  man  wolle  ihm  in  ber 
freien  Äußerung  feiner  wiffenfcbaftlicben  überjeugung  b«n* 
bertieb  fein,  bewirf ten  1799  ferne  enttafTung.  Cr  begab 
ftch  nun  nacb  iBerltn,  wo  man  ihn  mit  EuSjeicbnung 
empftng.    1805  würbe  er  jum  ^rofeffor  ber  $$ilofopfcie 


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Elditelgebirge  % 

bei  ber  bamal*  »reuß.  Unwerfttdt  ßrlangen  ernannt.  70$ 
jebc-dj  ber  JWeg  mit  granfret*  auSbraa),  begab  fid)  9.  tudj 
Königsberg  unb  bM  bort  1806  unb  1807  «otlefungen, 
febrte  aber  im  folaenben  3abre  na<b  »erlin  Hirittf  unb 
bielt  bin  feine  begeiferten  „Sieben  an  bie  beutfdbc  Station", 
in  benen  er  fein  in  Änecbtfcbaft  »erfunfeneS  Baterlanb 
gur  ermannung  mit  glübenben  Sorten  aufregte  unb  jwar, 
wafcrenb  bie  granjofen  «Berlin  befe&t  bieten.  2C18  1810 
bie  Univerfttat  ju  »erlitt  errietet  würbe,  warb  g.  jum 
^rofefjor  ber  ^itofop^ie  an  berfelben  ernannt,  unb  je 


großartiger  fein  SBirfen  tytt  fein  mußte,  um  fo  mebr 
war  eS  ju  bebauem,  baß  ber  SRann,  welker  bei  bem  ge* 
bitberften  STtjeite  feiner  3eit«  unb  8anbeSgenoffen  fo  viel  *ur 
fittlirben  (frfrdftigung  beigetragen  batte,  welcbe  eine  »oUrifcbe 
*ur  golge  haben  mußte,  nur  bie  erjlen  Äußerungen  beS  m 
Deutfcblanb  neu  erwacbenben  8eben8  [ab.  &  erfranfte  na$ 
feiner  ©attin.  bie  fid)  ber  Pflege  ber  Sierwunbeten  unb  Jtran» 
fen  in  ben  £ofpitdlern  ju  jßerlin  unterjogen  unb  bort  ange» 
fledt  worben  war,  am  4j>ofpitalfIeber,  unb  würbe  ein  ffiaub 
biefer  peflartigen  jtranfbeit.  3n  feinen  aablrcid;en  obilofcpH» 
frben  Serien  jeigt  fkfl  g-  «f»  ein  ©ebüler  Jtant'S  (f.  b.),  ber 
aber  baS  große  Sßerf  feine.5  SoraangerS  mit  ©elbllänbigfeit 
weiter  fübrt.  Sie  ber  feinen  bieÄant'fcbe,  fo  liegt  feine  eigne 
Dbilofopbie  ber  neueßen  ju  ©runbe,  bie  bureb  ©cbelling 
unb  jöegel  (f.b.)  gelebrt  worben  ifl  ©eine  in  jablreicben 
Scbritten  niebergelegte  9>r>iIofopr>ie  Hibet  fo  einen  ber  wub* 
tieften  ttberadnge,  ben  würbig  )u  reprafenttren,  bie  ganje 
futiiape  Kraft  eines  g.  erfoberltcb  war,  unb  wegen  biefer  fitt* 
liajen  ©röße  wirb  g.  jtet*  ein  ©egenjlanb  ber  Sewunbe* 
rung  unb  SRacbabntung  fein. 

/tcljtfljifbiftjr  (baS),  ein  #auptgcbirge  DeutfdjlanbS, 
liegt  in  ©aiem,  i|l  jwolf  ©tunben  lang  unb  aebt  ©tunben 
breit  unb  nimmt  ben  größten  SEbeit  beS  ßbermainfreifeS  ein. 
Da  eS  mit  ben  &auptgebiraS$ügtn  DeutfcblanbS  jufammen» 
bangt  unb  gleid)|am  ben  Siittelpunft  berfelben  bilbet,  fo  bat 
man  eS  ben  ©ebirgSfnoten  DeutfcblanbS  genannt  ©einen 
Flamen  bat  es  unffreitig  von  ben  gitbten  erbaltcn,  mit  be* 
nen  e«  großenteils  bewarfen  ifl.  CS  beflebt  großenteils 
auS  ©ranit,  bie  ©eiteniweiae  auS  Äalfftein.  unb  feine  böcb* 


I  Fldeflcomml&a 

Pen  ©pifcen  finb  ber  ©djneeberg  öon  3700,  ber  Dcbt 
fenfopf  ton  3600,  ber  gidrtelberg  oon  3500  g.  äope, 
unb  ber  faft  ebenfo  b°be  ©d)loßberg,  auf  beffen  ©ipfel 
ber  gang  mit  SRooS  unb  »infen  bewaebfene  giebteifee  liegt. 
Xuf  bem  gidjtelgebirge  entfpringen  »tele  glüffe,  unter  ibnen 
tner  ber  bebeutenbem  DeutfcblanbS :  ber  aRain  nacb  SBeften, 
bte  ©aale  nacb  Horben,  bie  Sger  nadj  fDßen  unb  bie  9taat> 
nad>  ©üben  pd>  ergießenb.  Äutb  ennjalt  biefeS  ©ebirge 
eine  große  SRenge  .v.  -:en.  Ginige  berfelben  finb  von  fol* 
cber  VuSbebnung,  baß  man  ibr  @nbe  noa)  aar  nitbt  ge> 
funben  t)at,  anbere  entbalten  bie  munter  Ii  etilen  Sro&f» 
ßeingebilbe,  unb  wieber  anbere  finb  ganj  mit  SEbterfno« 
eben  angefüllt,  unb  jwar  jum  5Ebeil  »on  folgen  Äbifwn, 
bie  man  gar  niebt  mebr  auf  ber  (?rbe  finbet  3n  ber  ©e- 
genb  beS  üDfarftflecfcnS  2Ruggenborf  liegen  allein  24  fol* 
(ber  $&b(en,  unter  benen  bte  große,  in  fecbS  itammern 

«e  Änocbenböble  beim  Dorfe  ©ailenreutb  bie  be* 
ift.  (©.  Noblen.) 

üDficommiso  nennt  man  eine  (e&twiu~tge  SBerorbnun^, 
wobureb  Semanbem  auferlegt  wirb,  eine  Srbfcbaft  ganj  ober 
tbeilweife  ober  nur  einen  einzelnen  ©egenjlanb  berfelben  ei* 
nem  Xnbem  auSjuliefem;  fowie  aud)  bie  auSjuliefernben 
©aajen  felbfl.  Sejlebt  baS  gibeicommiß  in  ber  ganzen  Crb* 
f*aft  ober  in  einem  Zi}iHt  berfelben,  fo  ift  eS  ein  Unioer» 
fal*,  beflebt  es  aber  bloS  in  einzelnen  Dingen,  fo  ijl  e8 
ein  ©ingular«Sibeicommiß.  83on  le^term  gelten  ganj 
biefelben  ©runbfd&e,  welaje  bei  ben  öermaebtniffen  (f.  b.) 
oorfommen,  unb  wübrenb  baS  erjlere  bloS  bem  ©rben  auf» 
erlegt  werben  fann,  barf  baS  leitete  aud)  jebem  2lnbem 
angefonnen  werben,  weither  auS  ber  (Jrbfcbaft  etwas  ertjdlt. 
Der  Crblaffer  bat  baS  Sutrauen  gu  feinem  Crben,  ba§  er 
feinen  ffiiUen  refpettiren  werbe,  er  oertraut  feiner  Streue 
Dasjenige  an  (lat.  fidel  committit),  was  er  bwauSgeben 
foll.  Derjenige,  bem  er  bieS  3utrauen  febenft,  b««ß*  ber 
gibuciar,  Derjenige,  ju  beffen  ©unjlen  biefem  etwas  an» 
oertraut  wirb,  ber  gtbeicommiffariuS,  ber  Bnoet» 
trauenbe  felbfl  aber  ber  gibeicomraittenl.  ©8  würbe 
inbeß  fef>c  bart  fein,  wenn  3emanb  bloS  beSwegen  jum 
Crben  eingefegt  wäre,  um  bie  Grbfcbaft  einem  Snbern  ber» 
auszugeben;  beSbalb  ifl  eS  bem  gibuciar  gejlattet,  ben  oier» 
ten  SEbeil  beS  gibeitommiffeS ,  nacb  "tfbjug  aller  ©djulben, 
iu  Jtojlen  unb  für  fttb  }U  bellten.  3(1  feine  S3ebingung  unb 
fein  3eitpunft  ber  Verausgabe  beigefügt,  fo  i|l  ber  gibuciat 
oerpfliebtet,  30  Sage  nad;  bem  Stöbe  beS  CrblafferS  bad 
gibettommiß  auSjuliefem.  Die  Xinber,  Cnfel  unb  Altern 
beS  CrblafferS  Rieben  aber,  wenn  jte  mit  einem  gibeicommif 
befebmert  worben  finb,  fofort  bei  bem  Antritte  ber  Crbfcbaft 
ihren  9)flicbttbeil  <A,  unb  außerbem  bei  ber  Ablieferung  be* 
gibeicommiffeS  noeb  ben  erwibntfn  vierten  StbtU  (bie  foge» 
nannte  Quarta  Trebellianica).  Der  gibuciar  barf  übet 
bie  ©egenfidnbe  beS  gibeicommiffeS  (bie  ©ubflanj  ber  ©a<r)e 
im©egenfaöe  ber  9lu&ungen)  niebt  »erfügen,  aBe  feine  Cer» 
Äußerungen  in  biefer  »ejiebung  ftnb  baber  nitbtig;  bocr> 
fann  niebt  er  felbfl,  foabern  nur  ber  bereinigte  gtbetcom* 
miffar  fte  anfechten.  Diefer  übertrdat  fein  Sttöjt  aueb  auf 
feine  erben,  fobalb  er  nur  ben  SEeftator  überlebt  bat  unb 
bie  JBebingung  ober  ber  äeitpunft  eingetreten  ifl,  unter 
welchen  ibm  bc"  Ribeicommifi  beftimmt  würbe.   Dod)  fann 

rS#v   ffiff/ttAv    1  . ,  ff.    Wmh   Sthii'rtmmtfTAv   *ttt *   nhtfv   TVTtfesT»*  0\mu 


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Fieber 

fnbfHtutren  (an  bie  ©teile  fefcm),  welken  Mt  $rl» 
nach  ber  9?eibt  auSgebdnbigt  werben  foü*.  £>iefe  ©üb 
untcrfcbeibet  fttb  tnbeß  oon  ber  im  (?rbrecbte  vor* 
bat  fogenannirn  Bulgarfubftitution  baburcb,  baß  bei 
rief«  ber  »wette  (Sfrbe  nur  bann  @rbe  werben  tonn,  wenn 
ba  erjre  wer  binde  Srbe  wegfällt,  bei  bem  Umoerfakgibei» 
cwrariß  bageaen  ber  zweite  Grbe  nur  bann  Änfprurf?  an  bie 
fcbfcbaft  machen  fann,  wenn  ber  birecre  €rbe  wirf  lieb  Qxbt 
«Sorben,  bie  Crbföaft  angetreten  bat-  3u8  biefer  Art  be* 
oubjhtution  ift  au*  ba«  fogenannte  gamtlien.gibetcom» 
aiß  entjUnben,  worunter  man  eine  Xnorbnung  ©erfleljt, 
otnrtige  welcher  ein  gewiffe«  @ut,  es  mag  nun  tn  ©runb» 
fctien  ober  in  ßapitatien  befielen,  fttb  tn  einer  Mamille 
fjrttrben  foQ.  &  muß  inbeß  auSbrütflicb  babei  bemerft 
arrha,  baf  bie  Veräußerung  beS  ®uts  »um  »eften  ber 
gjraüie  unterfagt  fei.  Ce|tebt  ba5  gibeicommiß  in  ®runb> 
fo  wirb  erfobert,  baf  ber  gebnSberr  ober  bei  2Ho* 
ber  ©ericbtSberr  baffelbe  befldrige.  €in  gamilien» 
fann  ber  Siegel  nach  blo«  auf  bie  männlichen 
be«  ©tifterS  übergeben,  wenn  n:dit  ber  ©tif» 
ia  fdbft  eine  bejhmmte  ©ueceffionSotbnung  feftgefcftt  bat. 
Sfc  ßerdußerung  eine«  gibeicommiffeS  ifi  nur  bann  gültig, 
van  jie  jur  Stlaung  »on  ©cbulben,  welche  ber  ©tifter 
jeaaebt,  notbwenbig  war.  £0$  fann  auch  au«  antern 
crijtblicben  Urfaa)en,  wobin  man  felbft  einen  ju  bojfenben 
niebt  unbeträchtlichen  ©ewinn  jaijlt ,  ba«  gibetcomraijj  »er» 
iugert  ober  aufgeboben  werben,  nur  muffen  bann  fammt» 
%  Sntereffenten  einwilligen  unb  feine  Jltnber  unb  itinbe«» 
Gäbet  beS  ©tifter«  ober  Berwanbte  im  erflen  unb  »weiten 
Srabe  be«  trat,  bem  gibeicommiß  S3efcbwerten  »orbanben 
fein.  Bon  felbft  erlifd)t  aber  ba«  gamiliemgibeicommiß  erft 
burm,  wenn  bie  ganje  (Generation,  für  welche  eS  beftimmt 
wn,  ausfärbt  »er  lefcte  JBeftfcer  fann  bann  frei  über  ba« 
ftetieommiß  »erfügen,  unb  tS  fiflt  Wieb«  in  ben  unbe» 
ttiinaen  Berfebr  »urücf. 

Ütber  wirb  ein  biuftg  »orfomraenber  JCranfbeitSjuftanb 
jenanm,  beffen  wefentlicfee  unb  beftanbige  erfebeinungen  be» 
'ilaaügter  4?en»  unb  ^utsfcblag,  gröfteln  mit  barauf  fbl» 
gaber  $i&e  unb  oermebrtcr  Äusbtinftung  ber  $aut,  franf* 
baft  •ermebrter  »urft,  ©efübl  allgemeinen  Unmoblfein«, 
ftktoft  au*  .Kopfweh,  Apperitlofigfeit,  «el,  felbft  grbre» 
4«  tt  f.  w.  finb,  3ufdHe,  bie  fieb  in  gewiffen  Seiträumen 
rttjera,  wieber  oerminbern,  ganj.  aufboren  unb  bann  wie« 
•«teuren  unb  fid?  ju  ber  großen  SRebrjabl  aller  nur  mig» 
'4ra  Jtranfbeiren  aefeQen  tonnen.  §at  fid)  ein  gieberju» 
'•«b  einmal  entwickelt,  fo  unterfebeibet  man  audb  leid)t  bret 
Ütitrittme  beffelben,  ben  ber  3unabjne  nimlicb,  weld>er, 
■1  bem  (Sutritte  ber  erften  Steberbewegungen  oeginnenb, 
'-i  ^>eftign?erben  berfewen  bejeid>net;  ben  ber  4bobe,  in 
yjtpW  bte  gieberfpraptome  ben  b^wftt"  ®rab  ibrer  ^>ef» 
errtiAi  ^abtn,  unb  ben  bet  '^bnabme,  in  bem  bie 
^erbaften  @rf<beinungen  ruutlaffen  unb  bie  günfüge  Cnt» 
4«tung  ber  Jlranfbert  fid)  »orbereitet  Hufcinanber« 
'%{  tiefer  gettriume  raaebt  ben  «erlauf  be«  Sieber«  au«. 
Sa  faub«  Berlauf  enbet  entweber  binnen  24  ©tunben  ein 
*  «bmI.  wie  bte«  j.  JB.  bei  bem  fogenannten  eintägigen 
ia  tjl,  ober  e5  wieberlwtt  fid;  berfelbe  in 
ganje  jtrantbett  au«  fold)en  einulnen  Sie* 
unb  {m  Orofen  Wefelen  Beitraume, 


benfefben  S&erfauf  wabmebmen  I4ßt,  wit  bie  einjemen  Ifjr 
untergeorbneten  Sieberanf&Qe  im  Aleinen,  ^ierau«  cntffeljt 
bann  für  bie  ganje  itranfbett  ein  SBedjfel  ton  SBeffcr  =  unb 
©cblimmerbefinben  be«  Aranfen.  Serfdjwinben  wdbrenb 
be8  SefferbeftnbenS  bie  gieberftjmptome  ganj,  fo  wirb  biefet 
Seitraum  ber  Jtranfbeit  bie  fieberfreie  Beit  unb  bie  gan^e 
Äranfbcit  ein  auSfe^enbe«  (SBecbfeU)  gieber,  ba«  bar> 
auf  wieber  eintretenbe  ©cblimmerbefinben  ber  Jieberanfall 
(?)arorv6mu«)  genannt;  laffen  aber  bie  gieber^ufdae  nu» 
»am  Äbeil  ober  bloS  nacb  bem  ©rabe  ibrer  fieftigfeit  naa), 
fo  b^ift  bie  Seit  be«  ®efferbeftnben$  ber  ÜRadjtaß,  ba« 
©djlimmerbefinben  bie  83erfd;limmerung,  bie  ganje  Aranfbeit 
ein  natblaffenbe«  gieber.  3ft  ba8  gieber  in  wefent« 
lid)er  JBerbinbung  mit  einem  anberweitigen  6rtlidpcn  Beiben, 
fo  nennt  man  e«  ein  jufammenge feilte«,  im  entgegen» 
gefegten  galle  ein  einfädle«  gieber.  Tili  (Srunbformen 
aller  gieber  aber  fann  man  bad  SBecbfelfiebcr,  ba«  9ler» 
»enfieber,  baS  Snt^ünbung«»  unb  ba«  gaulfieber 
betrachten,  infofern  biefe  e5  finb,  »on  weldpen  bie  berfcbje« 
benartigften  fteberbaften  Äranfbeiten  ibren  ßbarafter  entittj» 
nen.  &>it  gieber  cmfdjciben  fid?  oorjug§weife  burd)  »er* 
mehrte  ^>autauöbünfiung  unb  Urinaudleerung,  bie  bann  aud) 
ibrer  IBefcbaffenbeit  nad)  »erünbert  erf(b.einen,  unUr  befon« 
bem  Umftanben  aueb  burd;  SBlutungen,  »erdnberte  unb  oet» 
mebrte  ©cblcimabfonberung,  Srbrecben,  SurdjfäHe,  3fu«» 
fd;ldge  u.  f.  w.  £)iefe  Ausleerungen  muffen  inbeffen  ju 
rechter  3ett  erfolgen  unb  @r(eid)terung  bti  Aranten  b«bei» 
ftibnn,  wenn  ftc  al«  'jciifam,  al«  fogenannte  Jtrifen  gelten 
foQen.  überhaupt  aber  tft  baS  gieber  al«  ba3  ^6d;fte  unb 
le^te  SBefheben  ber  DiatUibeitfraft  in  Äranf betten  anjufeben, 
©cbäblicbfciten  ju  entfernen  unb  Aranfbeiten  au  geliert, 
weld;e  auf  feine  anbere  SSeife  entfernt  ober  gebetlt  werben 
fonnen,  wobei  ber  ÄuSgang  freiliefe  efcnfowol  jum  opeile 
als  »um  Unbetle  beS  Aranfen  auSfefelagen  fann.  Qin  regel» 
meißiger  Serlauf  beS  gieber«  laßt  meiflen«  einen  günfhgen 
"ttuSgang  r)offen ,  große,  plöfelicbe  Abweichungen  oon  bemfel» 
ben  finb  bebenflieb,  namentlicb  ein  übermäßig  fcbneller  unb 
heftiger  ober  aud;  fefer  jigernber,  fchleichenber  (Sang  ba 

/teDina  (^enrr;),  einer  ber  berühmteren  engl.  Sfomaru 
bichter,  würbe  1707  geb.  unb  ftarb  1764.  JDbfcfeoH  er  an« 
einer  vornehmen  gamtlie  ftammte,  tarn  er  boeb  balb,  nad> 
bem  er  oon  ber  Unioerfität  ju  Serben,  wo  er  ftch  mit  ben 
ftedjtSmiffenfcbaften  befdpeiftigt,  nad)  8onbon  »utücfgefefert 
unb  felbfianbig  geworben  war,  jum  2 bell  burd)  feinen  Seicht» 
funt,  in  eine  fehr  bürftige  Sage,  unb  fab  fid;  gen6tbtgt, 
um  feinen  fcebenSunterbalt  ju  eerbienen,  f^nftfeDerifebi 
Arbeiten  ju  unternehmen,  er  ftbrieb  wdbrenb  einer  Weihe 
oon  fahren  eine  SRenge  bramatifcher  Stüde  für  bie  lonbo* 
ner  Sheater,  unb  fanb  mit  ihnen  eine  Seit  lang  IBeifoO, 
obgleich  fte  wenig  JBebeutenbe«  enthalten.  ®t  ging  fogar 
mit  bem  f)(anc  um,  felbft  eine  ©cbaufpielergefeafcbaft  ju 
ftiften  unb  m  leiten,  ber  jebod;  unausgeführt  blieb.  3n 
beffere  Umflanbe  fam  §.  burd)  feine  JUermdblung  mit  einem 
Habchen,  ba«  einige«  Vermögen  befaß,  unb  btmb  benSob 
feiner  «Kutter,  bie  ihm  ein  fembgut  hinterließ,  »er  halb 
hatte  g.  fein  fleineS  XJerm6gen  bura)gebrad;t  unb  wollte  nun 
als  ©acbwalter  t bätig  fein,  fanb  jebod;  wenig  S3efd)dftigung. 
©benfo  wenig  machte  er  al«  ©chriftfteaer  (Slücf,  bis  fem 


uigmzeo 


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Flesco 


38 


Filet 


erller  Roman  „3<>f«»h  EnbrewS"  (beutfd)  »on  fcrtel,  Weißen 
1802)  erfcbien,  ber  mit  bem  größten  ©eifaU  aud)  noc^ 
außerhalb  ©ngtanbS  aufgenommen  würbe,  ©eine  feeflen  S?o« 
mane  außer  bem  genannten  finb  „Zorn  SoneS"  (beutfcb  von 
gübemann,  8pj.  1826)  unb  „Zmelia".  SRebre  SRale  unter» 
nahm  g.  bie  JberauSgabe  »on  3citfd)riften ,  gerieth  aber 
immer  in  eine  ÜJlenge  ärgerlicher  unb  Reinlicher  ©treitigfeiten. 
©eine  ©griffen  jetchnen  füt)  bureb  fdjarfe  unb  wabrheitS» 
»oueGbarafters  unb  ©ittenfchilberungen,  bureb  SBife,  gaune 
unb  ©ewanbtbeit  aus,  unb  »erben  noch  jefet  mit  üjnterefje 
gelefen.  g.  erhielt  feit  1749  einen  Reinen  Salzgehalt  unb 
baS  2Cmt  eineS  gricbenSrichterS:  feine  ©efunbbcit  würbe 
aber,  ohnehin  fd)on  feb.r  angegriffen,  burd)  bie  »ielen  Amts» 
gereifte  noch  mebr  untergraben  unb  er  ffarb  in  giffabon, 
wohin  er  fich  jur  £erfteuung  feiner  Jträfre  begeben  hatte. 

I\t6(0,  mit  »ollem  Slam«  ©to»anni  guigi  be' 
gteSchi,  ©raf  Bon  ga&agna,  geb.  1525,  gefr.  1547,  auS 
einer  ber  oomehmften  unb  reicbjten  gamilien  ©emtaS,  war 
von  ber  Statur  unb  bem  ©lüde  auf  baS  reühfte  cuSgejtattct 
worben  unb  ein  Liebling  beSSJolfeS,  würbe  aber  bureb  feine 
Chrfucbt  unb'  4>errfd)begier  ju  r>o<^r>ertdtt)enfct)ert  Untcrnch* 
mungen  »erleitet,  in  bereu  Ausführung  er  umS  geben  Um. 
3n  ©enua  htrrfchte  bama(S  (als  Soge)  'Änbrea  Soria  auS 
ber  dltefien  unb  »ornebmflen  gamilie,  ber  fid)  um  fein  83a» 
terlanb  bie  größten  fBerbienfte  erworben,  eS  »on  ber  ßber» 
fjerrfdbaft  ber  granjofen  befreit  unb  it)m  eine  georbnete  83er> 
faffung  gegeben  blatte.  Sennod)  gab  eS  wegen  ber  Seeon 
jugung  gewiffer  gamilien,  bie  aQcin  Sutritt  ju  ben  hohen 
©taatSamtern  Ratten,  »tele  Unuifricbene,  welche  fid>  gern 
an  ben  jungen,  talentvollen,  reiben  g.  anfebjoffen,  um  bie 
Soria  ju  »erberben.   SJfamentlicb  3ofjann  Soria,  ber  SJcffe 
be*  Sogen  Xnbrea,  war  ein  ©egenftanb  beS  #affeS  für 
Siele,  bie  er  burd)  feinen  tibermutb  beleibigt  battc.  g. 
wußte  ben  alten  Soria  burd)  Ehrerbietung  unb  ben  jungen 
fcuccb  tfminbfcbaftSbejeugungcn  fo  für  jub  einzunehmen,  baß 
fie  nicht  merften,  wie  er  alle  ihnen  fernblieb  gefinnte  Üttdn» 
net  an  für)  jog,  unb  23affen  unb  ©6ltner  nach  ©cnua 
braute.   Um  feinen  SBerbacht  auffommen  ju  (äffen,  gab  er 
»or,  er  rüfie  eine  ©aleere  gegen  bie  Surfen  auS.   3n  ber 
Stacht  nach  bem  1  3an.  1547  fam  bie  Serfchwirung  jum 
Ausbruch-  2flle8  ging  nacb  SSunfcb,  ber  #afen  war  m  ben 
#dnben  ber  SBerfcbworenen,  3ofjann  Soria  war  ermorbet, 
Änbrea  aber  burd?  treue  Liener  noch  glüeflier)  entführt  Wor- 
ten, g.,  ber  fich.  fdjon  ©ieger  unb  j$m  ber  ©tabt  wdbnte, 
eilte  naef;  bem  Qtftn,  unb  fein  9?uf:  „S8  lebe  bie  greis 
tyeit!"  würbe  ffürmifcb  »on  ben  ©aleerenfflatten  wieberbolt. 
Tiber  g.  war  allein;  in  ber  £>unfelt>eit  betrat  er  ein  SJret, 
um  »om  ganbe  nac$  ben  ©aleeren  ju  eilen,  e§  ft^lug  um. 
©eine  föweren  SBaffen  ^ogen  g.  in  ben  ©cbjamm  herab,  wo 
er  umfam.   Sie  SSerfa^worenen,  ba$  S3olf ,  welches  fieb  für 
ihn  empArt  blatte,  riefen  unb  fugten  nact>  g.   ßo  »erbreU 
tete  ft<jr>  nun  ein  bunfleS  ©erüebt  »on  feinem  ÜEobe;  er  fehlte, 
unb  bamit  bie  ©eele  beS  ganjen  Unterneb.menS,  welches  in 
fieb  felbfl  jcrficl.   Soria  u-hvte  juruef,  bie  SQcrfc^worenen 
würben  erfi  begnabigt,  bann  aber  benno^  verurtbeitt  unb 
oerfolgt,  bie  meiffen  Eingerichtet  ober  auf  bie  ©aleeren  ge» 
fcr)miebet.   g.'ö  geidbe  t)atte  man  am  eierten  SEage  nac^  fei» 
rtem  Sobe  im  ©flamme  gefunben,  aber  ber  ©enat  »erbot, 


ben  it6rper  fjetmticfi  fyerauS  unb  warf  ihn  in?  fDtetr.  SEi'e 
gamilie  be§  g.  würbe  au$  ©enua  »erbannt,  feine  ©üter 
würben  eingejogen,  feine  Dalape  unb  4>dufet  bem  Qxbbo* 
ben  gleichgemacht. 

/igur,  fo  »iel  wie  ©eftalt,  ifl  ein  urfprungltcb;  lat, 
aber  tm  gemeinen  Seben  wie  in  Jtünflen  unb  SBiffenfcbaf» 
ten  bei  uns*  ferjr  gebräucblicb  geworbenes  SB  ort.  ©o  fpriet)t 
man  namentlich  »on  ber  gigur  eines  Scenfd)en,  au&>  wot 
eines  SbiereS,  wofür  man  fieb  bei  leblofen  ©egenjtdnben 
beS  SBorteS  ^orm  bebient.    3n  ben  bilbenben  Äünffen 
nennt  man  giguren  »orjugSweife  bie  in  mamticbfalrigen 
Stellungen  bargefteCten  menfchltrfjen  ©ejialtett.    3Da  bie 
Äußerliche  drfcbeinung  beS  SKenfchen  »on  bem  innern  ©ei» 
jtes--  unb  ©cmütbSjuftanbe  abbdngt,  fo  wirb  gigur  and} 
mit  biefem  in  Schiebung  gefefet,  unb  fo  fommt  man  ju  3(uS* 
brüefen  wie:  „eine  traurige  gigur  machen,  fpielen",  unb  ba 
auf  bem  Sweater,  fowie  in  »oetifeben  ßr^blungen,  Thn* 
feben  in  ben  mannidtfaltigfien  3uftdnben  aufgeführt  werben, 
fo  fpriebt  man  »on  „auffretenben  giguren".  ^erfonen, 
weltbe,  ohne  für)  buret)  ©prec^en  ju  dußern,  nur  gur  SServoU* 
jtänbigung  ber  barjuflcUcnben  ^anblung  aufgeführt  werben,  ' 
beißen  gigur  an  ten  (auf  bem  Sheater  auch  ffumme 
^erfonen,  ©tatiften,  Somparfen),  unb  man  fagt 
»on  ihnen:  jü  figuriren  nur.  Buch  im  JBallettanj  werben 
fo  bie  giguranten,  welche  nur  jur  Ausfüllung,  j.  ©.  ©rup» 
pen  gu  bilben,  gebraucht  werben,  ohne  »orgugSwcife  tf^dtig 
ju  fein,  »on  ben  ©olotdnjern  unterfchieben.  giguren  be» 
beuten  in  ber  £an}funft  bie  »erfebtungenen  Sßege,  welche 
bureb  bie  Sangenben  befchrieben  werben,  unb  bie  fid)  burcr) 
ginien  barfiellen  (äffen.   @ine  eigentbümliche  S3ebeutung  hat 
baS  SÖBort  gigur  aua)  in  ber  SKujtf.   ^ier  ndmlich  bilben 
eine  gigur  jwei  ober  mehre  furjere,  fd)ned  aufeinanber  foU 
genbe  £6ne,  welche  an  bie  ©teile  eines  einfachen  (dngern 
&oncS  gefefet  werben,  ber  im  einfachen  ©efange  genügt  ha» 
ben  würbe,  unb  man  unterfcheibet  hiernach  gigurat»  ober 
figurirte  SRujtf  unb  ©efang  »on  ber  einfachen  Choral» 
mufif  ober  Gboralgefang.  —  3n  ber  ©eometrie  nennt 
man  giguren  »orjüglid)  atlfcttig  burch  ginien  begrenzte  g(a» 
chen,  unb  unterfcheihet  jte  in  ebene  unb  frummfladjige, 
je  nachbem  bie  gldche  eben  ober  frumm  ifl,  unb  jene  wieber 
in  gerablinige  (Sreiecfe,  Siierecfe,  Sielecfe)  unb  frumm* 
linige  (ÄreiS,  6Uipfe  u.  f.  w.),  je  nachbem  bie  begrenjen» 
ben  ginien  gerabe  ober  frumm  finb.   Sie  Äörper,  infofern 
fie  ©egenfidnbe  ber  ©eometrie  finb,  werben  auch  torperliche 
giguren  genannt.  —  SKebefiguren  werben  aUt  biejeni» 
gen  »erbtlblicbenben  BuSbrucfSwcifen  genannt,  beren  man 
fid)  »orjugSwcife  in  ber  $ocfie  unb  ÖJhetorif  bebient,  um 
auf  ben  £6rer  ober  gefer  einen  tiefern  öHnbrucf  ^u  machen. 
SBton  bat  ftch  bie  überflüffige  3Kühc  gegeben,  bie  »erfchie» 
benen  SBeifen,  in  benen  eine  berartige  Serbilblichung  be$ 
©ebanfenS  ober  einzelner  SJegriffe  gefcbef>en  f6nne,  ju  fon* 
bem  unb  mit  »erübiebenen  SRamen  ju  bejeid)nen. 

^ilrt  iff  ein  franj.  ©ort  unb  bebeutet  eigentlich  fo  »iel 
als  gdbehen,  ©am,  ÜReg.  ©ewihnlich  »erfteht  man  bar« 
unter  ein  auS  roher  ©eibe  neuartig  gewebtes  3<uch, 
©hawlS,  SSufentüehem  u.  f.  w.  ©ne  gieblingSbefcbäftigung 
ber  Samen  i(l  e«,  allerlei  gilctpufcfacben  auS  3wirn,  ffioHe 
ober  ©eibe  ju  flricfen:  fie  bebienen  fich  baju  einer  ^labef, 
ber  giletnabel,  unb  eines  ©tdbchenS,  auf  welches  fie  bie 


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Filigranarbeit  .  fl 

©jfchen  aufreiben,  unb  t>on  betten  ©tärfe  bie  ordere  unb 
(itriflflat  X>ict>tt^feit  beS  ©eftricfeS  abhängt.    Die  ©eflalt 

tiefer  Gerätschaften,  fowie  bie  Haltung  ber  ginger,  bie 
fccrfcbü'ngung  ber  Jtnoten  unb  bte  ffiilbung  bet  ^schleifen 
ijt  auS  bet  fofgenben  Hbbilbung  erfidjtlicb.   JBefonberS  wid-; 


tifl  ift  biefe  Arbeit  aber  für  baS  9lc&!fricfcn  fowol  ber  gifeher 
353er.   Sei  erflern  nomentlicb  moebt  fie  eine  £auptbe» 
tigung  auS,  ba  ju  ihrem  ©ewerbe  fo  mancherlei  Sic  (je 
-tbraucb,t  rperben. 

iiltgrnnarbtit  beißen  fünjllicbe  Arbeiten  jur  ßerjic» 
nm«  an  9cabelbücbScben ,  3uwelentäflcben ,  Stobmtn  »ort 
Bilbtrn,  JUeliquienfäflcben  unb  bergl.  aus  feinem  ©olb  -  unb 
cabtrbrabt,  ber  auf  bie  manniebfaebfie  unb  feinfle  SSeife 
fifwunben,  »erfeblungcn,  balb  matt,  balb  geglättet  ifl.  Die 
fäijjranarbrit  ift  bei  unS  jiemlicb  auS  ber  sJ?obe  gefemmen, 
«ber  im  Orient  rperben  noeb  jefct  bie  feinflen  unb  fojlbarflen 
caarttgen  arbeiten  verfertigt. 

/Utrirm,  fo  »ietwie  burebfeiben,  i|l  ein  5Betfar)ren, 
Nfe*  man  fub-in  ber  ßfjemie,  in  loteten  ©ew erben  unb 
maüid)  auc?  in  bet  Hauswirtschaft  beb; ent,  um  glüffig» 
!flJtn  von  ibnen  beigemengten  frembartigen  ©ubflanjen, 
SWcben  mebr  ober  weniger  fefter  .Körper,  ui  reinigen. 
3a  Ungemeinen  befielt  biefeS  ©erfahren  barin,  bie  nerun* 
maku  glüfftgfeit  bureb  einen  poröfen  .Körper,  wie  ß6f<^» 
WPw  (SU^apier),  gilj,  #aarfteb,  8einwanb,  wollenes 


>  Filz 

3eud)  burd)  laufen  ju  (offen,  welcher  baS  fffltrum  beißt 
3e  feiner  bie  beigemengten  ffiejlanbtbeite  finb,  bcflo  biebter 
muß  baS  gilrrum  fein,  weldicS  fie  beim  durchlaufen  ber 
glüfltgfeit  jurüefbatten  foü".  Tim  micbtigflen  für  ben  #au$> 
bebarf  ijl  baS  Steinigen  beS  SSBaffcrS  an  folgen  Orten ,  an  be< 
nen  man  nicht  wol  ein  reines  brauchbares  äBoffer  tu  Jöerei» 
tung  ber  ©peifen  erhalten  fann,  wie  bicS  namentlich  tn  großen 
©tobten  häufig  ber  gaQ  tfl,  wo  oft  nur  frort  eerunreinig» 
f co  glußwaffer  ju  haben  ift  SRan  bebient  f: d>  fogenannter 
giltrirmafcbmen.  Ginc  folebe  be  fleht  auS  brei  überein? 
anber  gefreuten  ©efäßen.  Das  oberfle,  eine  Sanne,  in 
welche  ba«  ju  reinigenbe  2Baffer  gegoffen  wirb,  -ift  oben  offen, 
aber  mit  einem  Decfel  üerfcbiießbar  unb  bot  im  So  ben  et» 
wo  brei  ßöcber,  in  welche  ©cbwämme  geflecft  finb,  um  baS 
SBaffer  nur  atlmdlig  burcbiulaffen.  Unter  biefer  «Banne 
fleht  eine  »iemlicb  große  SEonne,  beren  oberer  Decfel  gleicb» 
falls  mit  £od)crn  burd)  bohrt  tfl,  um  baS  auS  ber  SBanne 
fommenbe  SBaffer  einjulaffen.  Die  Sonne  felbft  ifl  aber 
mit  ©anb  unb  JCohlen  fo  gefüllt,  baß  obenauf  eine  Schiebt 
feinern  ©anbeS,  borunter  eine  ©djiebt  feiner  Äoblen,  bann 
noch  jwei  2 di ich ten  immer  größerer  ^oljfoblen,  unb 
juteist  eine  ©ebiebt  groben  AiefeS  liegen.  3m  23 oben  bat 
bie  ÜEonne  nod?  ein  mit  einem  ©cbwamme  oerfloipfteö  fcoeb, 
über  welches  ein  Zopi  geflünt  ifl,  bamit  ber  @anb  nicht 
burcbfoQe.  9lacbbem  baS  SBaffer  tutcb  biefe  Schidncn  Jtoijlc 
unb  <5onb  binburebgebrungen,  fommt  eS,  von  allen  nur  beU 
gemengten  ©ubflanjen  befreit,  in  bos  brittc  ©efäß,  welches 
au«  einer  SBonnc  mit  einem  Sjatyxt  oberbalb  beS  23obcnS  bo 
fleht,  um  ba6  SQaffer  }um  ©ebraueb  abloffen  ux  (innen.  Der 
ganie  Apparat  muß  auf  einer  Unterlage  ftehen,  um  bie 
©efaße  bequem  unter  ben  $a\)n  halten  gu  tonnen.  Der 
©anb,  bie  itoblen  unb  bie  ©cbwömme,  welche  mi  einem 
giltriropparate  benufet  werben  follen,  muffen  »orber  forgfiltig 
mit  vielem  SBoffer  auSgewofcben  werben,  bis  fie  baffelbe 
nict>t  im  minbeflen  mebr  trüben.  Die  brei  ©efdße  werben 
»on  eiajenbolj  gemacht  unb  inwenbig,  um  nicht  anzufaulen, 
verfoblt.  Qin  foldjer  Apparat  braucht  nur  aller  ftwei  ^n\)n 
aufs  9leue  mit  ©anb  unb  Jtoble  gefüllt  ju  werben,  nur  bie 
oberfle  ©anbfebicht  muß  ö»'ter  erneuert  werben.  3n  einigen 
©tabten  finb  großartige  giltrirapparate  jur  Steinigung  tti 
SBaffcrS -aufgeführt  worben,  g.  23.  in  Sonbon,  wo  bon  bet 
bort  befiehenben  SQaffercompagnie  tägüd)  über  500,000  £u> 
bitfuß  SSSaffer  burch  giltriren  gereinigt  werben.  2Ran  bat  fidj 
befonberS  aud)  große  Stühe  gegeben,  giltrirapparate  gut 
©ebmaefbaftmadpung  bcS  ©eewafferö  ju  erfinben,  welches  für 
bie  ©ebiffobrt  t>on  wefentlichem  ^lu^en  wäre.  Docb  bat  feine 
ber  ouSgeOaditeu  »erfebiebenen  Vorrichtungen  auSgebebnte  2ln» 
wenbung  gefunben,  ein  äße  weis,  boß  fie  ihrem  Bwede  nicht 
genügenb  entsprochen  haben.  Der  ©runb,  warum  fi<b  baft 
©eewaffer  nicht  ieiebt  reinigen  läßt,  iß,  baß  bie  ©alje, 
wcKte  eS  bitter  machen,  ihm  nicht  nur  äußerlich  (nudianifch) 
beigemengt,  fonbern  innig  (cbemifdj;  mit  ihm  verbunben  finb. 

S\[)  nennt  man  baS  betannte  auS  ©c^afwolle,  £afen>, 
Jtanintben^,  Äameel--,  23iber=  unb  anbem  wolligen  paaren 
gefertigte  ■'.euch,  worouS  bei  unS  $>iiti,  Decten,  SSinter» 
febube  unb  bergt,  gemoebt  werben.  Die  giljbereitung  ifl  im 
©angen  [ehr  einfach  unb  war  fdjon  ben  dlteflen  Solfern  be» 
tonnt,  ochon  bie  alten  ©riechen  unb  9i6mer  trugen  gilj> 
büte,  utib  in  unferer  3eit  vergeben  fclbfl  viele  robe  SSotfer 


Finale  4 

gilj  ju  fertigen,  obfdjon  jebrt  ein  anbere«  Berfabten  babet 
beobachtet,  ©o  machen  bie  Sewobntt  ©ibirien«  einen  fcbr 
berben  gilt  au$  Jtubbaaren,  unb  bie  Araber,  fowie  viel« 
anbete  SBölfer  Xftend  unb  'Äfrifaä  große  Siljbeden  auä  Jta» 
meelbaaten,  worauf  fie  fdjtafen  unb  womit  fie  ibre  Kütten 
beberfen.  Scbafwolle,  $afen<  unb  Jtameelbaar«  laffen  ficb, 
weil  ft'e  lang  finb,  fetjt  leicht  filmen  ober  au  gi(j  verarbei» 
ten.  Unfere  JpurmacbeT  bebienen  ficb  baju  be8  fogenamtten 
gacbboqen»;  mit  biefem  fachen  ober  fcr/lingcn  fie  bie  ipaare 
erft  loaer  ineinanber  unb  walfett  fie  bann  in  warmem  Söaf» 
fer  beliebig  bid?t  Aufammen,  ©oll  ber  Sil)  waffetbidu  unb 
a.  ©.  mimten  verarbeitet  werben,  fo  wirb  et  nocb  geleimt, 
bodj  barf  man  nicht  au  viel  Seim  nebmen,  weil  er  bann 
triebt  bricht  ober  in  ber  Stoffe  Öeimftecfe  befommL  Die 
ftbonjlen  unb  feinften  gif^e  au»  Biber«,  gifebotter  «  unb  an* 
bern  1  oft  baren  fiaaren  werben  in  iDeurfcblanb,  granfreieb, 
unb  (Jnglanb  gefertigt. 

.finale  beifit  in  ber  9)?ufTf  überhaupt  ber  ©chlupfafc 
iebtö  größern  JEonftücfö,  vorjüglicb  aber  ber  Säjlußgefang 
etneö  Zctti  einer  JD»er,  ber  benfelben  gtetebfam  au  legtet 
Boflenbung  unb  9?unbung  bringt,  ihm  bie  Jtrone  auffegt. 

iinan)fn  eint«  <5taaM  ftnb  bie  ©eibmittel,  welch« 
ein  Staat  au  Beftteitung  feiner  Ausgaben  beftfct,  unb 
weldje  größtenteils  bureb  Steuern  unb  Abgaben  einfommen. 
2Daö  ©ort  fommt  von  bem  altfddpf.  $ine,  weites  3tb> 
gäbe  bebeutet.  2J?it  ber  Berwalrung  ber  Jinanjen  ift 
jefct  nadj  £)ftieicb§  Vorgänge  in  allen  großen  europ.  ©taa> 
ten  ein  eignet  ginanjininifterium  beauftragt,  weldped 
auS  einem  ginammimfter  unb  mebren  Smanjrdtben  befiebt. 
JDie  Sinanjwiffenfcbaften  finb  mit  ber  SWenge  bei 
StaatSbebürfnifJe  unb  mit  ben  in  neuerer  Seit  immer  mehr 
jur  Xnetfennung  gefommenen  3{nfr>rücbert  auf  eine  nadj  bem 
Vermögen  verbältnißmäßige  Befteuetung  immer  febmieriget 
geworben ,  unb  erfobern  gegenwärtig  ntdjt  nur  eine  genau« 
Befanntfebaft  mit  ben  ©elbgefcbäften,  fonbern  aud)  mit 
allen  Jtrdften  unb  fiSeburfniffen  be*  Volles,  welche«  bU 
ginanjen  bcrbetAufdjaffen  bot  <£inen  widrigen  2-fjeil  ber 
Q}cfcr>afte  bee»  ginanjminifierium*  macht  bie  Sorge  für  bi« 
StaatSfebutb  auS,  weiche  trübt  nur  vetjiufet,  fonbern  auch 
mögiicbjt  verringert  werben  muß.  Unorbnung  in  ben  gi« 
nanjen  ift  baS  größte  Unglücf,  welches  einem  Staate  be» 
aegnen  fann,  benn  bot  fte  einmal  um  ftcb  gegriffen,  fo 
rann  oft  mit  bem  beften  fBiOen  nicht  mebr  geholfen  wer« 
ben,  bie  ocbulbett  muffen  vermebrt,  bie  Abgaben  brüefen« 
ber  gemacht  werben,  unb  ba§  Snbe  ift  ein  Staatöbanfrott, 
ein  gänjlicbeS  aufhören  beS  GtebitS,  worunter  bie  Unter« 
tbanen  am  meiften  au  leiben  baben.  (Sin  fa)lecbter  ginanjju* 
ftanb  b«t  baber  oft  Revolutionen  mit  allen  ihren  ©reuein 
jur  golgc,  wie  benn  aua?  bie  große  franj.  Revolution  ibre 
näcbfte,  BeranlafFung  in  ber  Verwirrung  patte,  bie  in  ben 
$tnanj<n  eingeriffen  war. 

iinötlliäuDfr  finb  Xnfialten,  wo  von  ibren  Altern  ver* 
laffene  unb  ausgefegte  Jtlnber  unentgeltliche  Xufnabme,  ^pflege 
unb  (Jrjiebung  ftnben.  9ticf>t  b(oS  gefunbene  ittnber,  foge* 
nannte  gtnblinge  tm  engern  Sinne,  ftnben  hier  3t uU 
nähme,  fonbern  auch  foldje,  welche  von  ihren  Xltcrn  felbp 
ber  Knftalt  übergeben  werben,  weil  fie  nicht  im  Stanbe  finb, 
ffe  au  crjicben.  Um  größere  Verbrechen,  namentlich  ben 
Jtinbtrmorb,  ju  verbuten,  ift  eS  auch  gemattet,  baß  chnt 


)  Finder  Ii  at 

alle  Yngabe  beS  9tamend  unb  be$  ®runbe*  Jtinber  ben  gb» 
bethdufern  ubergeben  werben;  oft  wirb  tnbcß  irgenb  ein  Ort 
fennungSjetchen  beigefugt,  bamit  bie  Altern  fpäierbm,  wenn 
fiaj  vieQetcbt  bie  Umftänbe  gednbett  baben,  ibre  Jtinber  wie» 
bererfennen  unb  jutücferhaiten  fönnen.  3nftitute  ähnlicher 
2trt  gab  eS  febon  tm  6.  3abrb-  }U  {Rom  unb  Strier ,  ihnen 
folgten  eine  Tt enge  anberer  Stabte  nach,  namentlich  rief  aber 
ber  fromme  unb  milbtbdtige  Sinn  beS  SRittetalterS  eint 
Spenge  ähnlicher  wobltbättger  2tnftalten  für  franfe,  arme  unb 
verwaifie  Jtinber  hervor.  Bei  ben  in  neuerer  3eit  cingerieb-  ■ 
teten  ginbelhä ufern,  beren  faft  jebe  große  Stabt  eins  auf} tu 
weifen  bot,  gebt  ber  3wecf  befonberS  bahtn,  83 erbrechen  jn 
verhüten  unb  ber  23erjwri£ung  leichtfinniger  unb  fhaflicbeT 
Altern  einen  3t u 3 weg  au  srigen,  um  wenigjtenS  ibre  Jtinber 
vom  Untergange  au  retten.  J5ie  gcidjtigfeit,  mit  wcldjcr 
fich  hier  gewtffenlofe  Altern  ihrer  Jtinber  entiebigen  tonnen, 
bat  au  bem  Vorwurfe  Seranlaffung  gegeben,  baß  bie  Sin« 
belhaufer  bie  3mmotaiität  nur  noch  vergrößerten;  allein  im 
SRoment  beS  83erbotb(nS  wirb  nie  an  bie  Sufunft  gebacbi 
unb  ber  Seicbtftmi  ober  bie  Sribenfcbaft  laßt  [ich  bur$  bie 
ffiücf|tcht  auf  bie  folgen  feiten  abfebretfen. 

imgrrrjut  ift  ber  Warnt  efner  ©ewäa>5gatfung  mit  met* 
ffenthetiö  großen,  febönen,  lange  Trauben  bilbenben  i8lu> 
men.  2)er  rethe  Fingerhut,  welcher  auf  Walbigen  fi3ef 
gen  mehrer  (Segenben  £>eutfcbtanb3  etnbeimiftb  ift  unb  (ei* 


ner  ©chönheit  halber  häufig  in  ben  ®ärten  gebogen  whb, 
ift  eine  Aweijdbrige  |>flan)e  mit  einfachem,  aufrechtem,  2—3 
$uß  bobem  Stengel  unb  eminbslanAettförmigen,  am  Kanb« 
gef erbten,  roeitbbebaarten  ©littem.  «Die  langen  glc^fetrficam 


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Flngersetztang 


41 


Flnke 


|M  Blumen,  welcbe  gewöbnlidj  blaß  purpurrot*,  feftener  weiß 
gcfirW  unb  innen  mit  bunHern  Xugenfltcfen  bc^ctcbnct  finb, 
f:;;m  in  langen,  teicbblntigen  Srauben  nacb  einer  ©eite  ge» 
tpenbet  Die  grüßte  finb  t>om  Jttlc^c  umgebene,  »weifi» 
eifrige,  »ielfarmge  .ßapfclrt.  Diefe  f>flanje  fjat  bte  rrdftig« 
Jen,  betdubenb  febarfen  Cigenfcbaften  unb  ijl  beSbalb  ein 
mögliche*  Heilmittel,  ba* ,  in  ju  großer  SRenge  eingenom» 
raen,  Bergifrungöjufalle  unb  fogar  ben  Sob  forrbetfubren 
tarnt.  3tnfang*  murfaebt  c5  heftiges  Brennen  allet  bamit 
in  Btrubrung  gefommenen  innem  Sbeile,  Durchfall  unb 
frhetben  gra*grimer  Staffen,  enblitb  Unruhe,  glimmern 
vor  ben  Eugen,  ätttern  bet  (Bliebet,  Äopfwefc,  ©cbwinbel, 
Ihmfetbeit  ober  gafBünb&eit  bei  erweiterter,  juweilen  aueb 
terengerter  $upiÖe:  in  ben  fc&limmften  gaflen  3ucfungen, 
Lähmungen,  falte  ©ebwei|e,  bis  ber  Sob  burdi  ©eblag  ein* 
tritt  2Ü5  (Segenmittel  bei  berartigen  Bergiftungen,  bie  je* 
lad)  im  fetten  eintreten  f innen ,  ba  bie  Berübrunq  frifebet 
S-Tlanjen  burcbauS  niebt  fcbabltcb  ift  unb  bie  Blatter  mit 
anfrem  WabrungSfräutern  nidjt  ju  tenrecbfcln  finb,  bienen 
befonber*  einfache  Bredjmiftel,  fette  SRiltb,  in  Reißern  2&af> 
fet  jerlaffene  Butter  unb  fpäter  @fiig,  ßitronenfoft  unb  an« 
btre  fn]tonjenfduren. 

imflerertjung  obet  BppHcatut  beißt  bie  einen  Wieb« 
ügmSbeilbe*  iKufif unterriebt*  auSmaebcnbe  Äunfl  bei  ben* 
i<nigen  rauftfaftfcfjen  3n|frumenten,  bei  benen  bie  Sine  mit 


pfiffe  bet  ginget  erjeugt  werben,  biefe  fo  ju  gebraueben, 
baf  We  gefoberten  S6ne  mit  ©effimmtbett  unb  geiebfigfeit 
beworgebraebt  werben. 

•fmflfrepraetie  ober  (griecb.)Gbirologie  if!  eine  Ärt, 
ftcb.  befonber*  tauben  ober  entfernten  9>erfonen  auf  eine  (riebt 
anwenbbare  SBeife  oerjidnblicb  ju  machen.  Den  Saubfhim-- 
men  wirb  jte  gelehrt,  um  fcdr>  baburtfe  leiebt  aueb  mit  niebt 
Saubfhimmen  ju  t-erftdnbigen.  .£>duftg  wirb  ffe  aueb  «13 
©ebeimfpracbe  angewenbet,  weit  fte  gerdufcblo*  unb  nietjt 
Sebent  t>erftdnblid)  tfh  namentlich  fotlen  ftdj  bie  Berbre» 
cber  in  ben  ©cfdnqnij|en  mit  -£>ülfe  berfelben  unterhalten, 
©ie  unterfebeibet  jtcb  wefentlicb  »on  ber  ©eberbenfpracbe 
(f.  ©eberbe),  inbem  fie  fieb  nte&t  au*  bet  9latur  wes 
bet  be*  ©predjenben  noeb  be*  au*jufprecbenben  ©egenflan* 
be*  ergibt,  fembern  auf  Übereinkunft  berubt.  ÜJtan  bat  ba: 
b<r  auch  »erfebiebene  gingerfpracben ,  ju  einigen  bebient  man 
ftcb  beiber  fianbe,  ju  anbern  nur  einer  #anb.  3n  ber  Sie- 
gel wirb  jeber  Bucb|Iabe  ber  gewofmltdjen  ©pracbe  bureb 
eine  beftimmte  Stellung  ber  ginger  au*gebrucft,  wetebe  bie 
gtgur  be*  Bucbftaben*  naebabmt.  ÜJ?an  »ereinfaebt  fte  ba: 
bureb,  baß  bic  Doppellauter  mit  ben  ibnen  äbnlicben  ein: 
fadjen  bauten  baffelbe  ärieben  erhalten.  Die  oerfc&iebenen 
gingerjUHungen  mit  jmei  .Spänben  ju  Bejeicbnung  ber  Bud)> 
ftaben  finb  in  nacbjiebcnbet  Äbbilbung  bargejfellt. 


m  fmkt  nennt  man  mebre  bem  ©pcrling*gefcblecbt  (f. 
-:«ling)  ongebitige  ©mgv6gelarten  mit  furjen,  tiefen 
geraben  ©djndbeXn ,  wie  ber  »uebfinfe,  äöergfinfe, 
Sttjfinfe,  ©ebneefinfe  unb  bet  eigentlicbe  ober  ge« 
^.rine  gm«.  3D«  Untere  ifl  einer  unferer  beliebteren 
^agcogel,  unb  m  «Uen  ©arten  unb  SBalbern  ber  alten 
B<ft  embeimifeb.  ©ein  ©efang  ifl  febr  oerfebieben,  unb 
*M0tnacb  getoiffen  5C6nen,  wobureb  er  fieb  au*jeicbnet,  je> 


bem  einjelnen  gewijfe  ©ein amen,  wie  Sieitberju  ober  5feit- 
jug,  Doppelfcblag,  Äianbl,  0utjal;r,  äSurjgebier,  2i5ein= 
gefang  u.  f.  w.  Der  Öieitjugftnfe  wirb  am  meiflen  ae> 
fcbdljt.  Die  gewöbnlicbe  ©efang)eit  be*  gemeinen  ginfen 
bauert  vom  asatj  bis  3uni;  auf  er  btefet  3eit  Idßt  et  niebt* 
t>on  ftcb  böten  al*  fein  „?>inf,  ^pinf'%  wöbet  et  aueb  wol 
ben  9tamen  bat,  obet  fein  flaglicbe*  „Sief,  Sief",  wenn 
ftcb  ba*  SBJettet  änbern  will    3m  Äifig  lebt  er  unter 

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Finnen  4 

cuTen  ©ingvägtln  Deutf/c^anbe1  am  langflen,  wirb  aber  bitr 
von  ju  fettem  unb  ^i^i^cm  gutter,  wie  j.  8$.  äanf,  leiebt 
blinb,  unb  man  muß  ibn  bah  er  nur  mit  SKübfamen  unb 
geinbotter  futtern.  Swan  fingt  bie  ginfen  befonberS  im 
§erbfie,  wenn  fic  in  großen  beerben  nacb  wdrmern  &u 
genben  jieben,  auf  83ogeu)erben  unb  mit  geimrutben. 

binnen  »erben  bie  juefenben  unb  brennenben,  ffirU 
lieb  rottjen,  bläulichen  ober  aueb  purpurfarbigen  An  öt  eben 
von  verftbiebener  @r6ße  genannt,  bie  befonberS  im  ©efidjt 
jum  S3orf*c:ti  fommen,  an  ifjtcr  ©pi^e  taut)  ober  mit 
einem  (Schorfe  bebeeft  finb  unb,  roenn  fie  von  felbjt  auf; 
geben  ober  aufgebrüeft  werben,  eine  eiterartige  ober  waffe* 
rig  blutige  geuebtigfeit  ergießen,  worauf  fie  fid)  in  einen 
Keinen  ©eborf  verwanbeln,  ber  gewdbnlicb  in  ber  britten 
2Bocbe  abfaßt,  $aben  fie  ben  eben  betriebenen  »erlauf 
bu'rtbgemacbt,  fo  verfebwinben  fte  jwar,  froren  aber  balb 
roieber.  Seute,  bie  ju  viel  geiflige  ©errdnfe  ober  eine  ju 
namhafte,  erhi^ente  Aofl  genießen,  rool  aud)  ÄuSfcbroet* 
fungen  anberer  Xrt  fid;  ju  ©Bulben  fommen  laffen;  ^erfonen, 
bte  an  (Siebt,  $dmorrboiben,  fiblecbter  SJerbauung,  Untere 
leibSflocfungen  u.  f.  w.  leiben,  werben  am  bdufigflen  von 
ifjnen  beimgefudn.  Die  ginnen  finb  ohne  ffierüaficbtigung 
ber  ibr.cn  uim  ®runbe  liegenben  iCranCf)eit^ufianbe  gar 
niebt  ju  bellen.  2fm  meiden  richtet  ein  jwccfmdßigeä  tod* 
tetifebeS  Behalten  gegen  fie  auS.  ©inb  fie  aber  in  golge 
einer  erblicben  Anlage  entflanben,  fo  bleiben  in  ber  Siegel 
■  alle  «^eilungSverfucbe  erfolglos.  —  JDieginnenfranfbeit 
(ginnen,  ^>erlfucot,  |>irfefuebt,  #irfefranf bett) 
ifl  ein  bei  ben  ©ebweinen  febr  gew6bnltcbe$,  langwierige«, 
mit  fcblecbter  Grndbrung  unb  bdufiger  grjeugung  von  2$la» 
fenwürmern  in  ben  jeHtgen  3n>ifrf)enfcbtcbten  ber  2Su8feln 
verbunbene«  Übel,  ba«  meifl  erfl  nacb  bem  &obe  biefer 
«biere  entberft  wirb,  ba5  gleifcb  berfelben  aber  weber  febdb* 
lief;  noeb  ungenießbar  maebt 

finnlaiiit,  ein  gürflentbum,  bie  norbwefH.  ^rovinj 
(©tattbaltcrfebaft)  be*  ruff.  £aiferreicr/S,  r)at  feinen  SRamen 
von  ben  ginnen,  bie  e8  bewohnen,  u)m  aber  ben  Kamen 
©uomi  ober  ©uomemaa  geben.  <S6  grenjt  im  91.  an  9lors 
wegen,  wefll.  an  baffelbe  unb  an  ben  bottnifeben  9fleerbufen, 
fübl.  an  ben  ftnnifcben  JBufen,  unb  6fU.  an  bie  ruff.  ©tatt» 
balterfcbaften  2rd>angel  unb  Dlonej,  unb  ifl  ein  raube«, 
meifl  flacbeS,  tiefliegenbeS  unb  baber  fumpfigeS  ganb,  nur 
von  niebrigen  JBergreiben  butdnogen.  <S\n  Drittbeil  \ft  mit 
jum  Shcil  großen  ©een  bebeeft,  bie  fafi  alle  miteinanber 
unb  mit  bem  9Beere  in  Xkrbinbung  fleben.  Die  größten 
finb  ber  8aboga,  ber  tbeilweifc  t>ierbec  geb6rt,  unb  burefe  bie 
9lewa  in  ben  pnnifeben  JBufen  abfließt;  ber  ©aima  ob« 
©aimen,  bureb  ben  gluß  SBoren  mit  bem  gaboaa  verbun* 
ben;  ber  $egenbe,  beffen  SBaffer  [ich  bureb  ben  gluß  Jtvnu 
mene  in  ben  finnifeben  ©ufen  ergießt,  unb  viele  anbere. 
25er  ©oben  ifi  meifl  mit  «Salbungen  bebeeft,  befonber*  im 
3nnern,  wo  wenig  2Senfet)en  wobnen  unb  baber  berflnbau 
feblt.  9lur  an  ben  Äüjlen  unb  bier  unb  ba  an  ben  Seen 
ifl  ba§  8anb  bewobnt,  unb  ba  aueb  fleißig  angebaat.  3m 
<25.  fommt  baS  betreibe  gut  fort,  aber  im  91.  woQen  faum 
bie  ^Salbungen  gebeten.  Die  ßietßiaen  Sinwobncr  bauen 
aueb  glatb«  unb  Kartoffeln  an.  Dbft  fommt  nur  bin  unb 
wieber  jur  Keife.  Die  SBiefen  finb  im  <S.  unb  an  ben  Jtüflen 
febin,  unb  baber  bie  SBiebjucfet  jiemlicb  bebeutenb.  3m3n= 


l  Finnland 

nem  ffnbet  man  viel  gßilb:  S3dren,  SBdlfe,  guebfe,  Sieh 
fräße,  fiuebfe,  ^>irfct>e  unb  9?ebe  unb  febr  viel  wilbeS  ®e» 
flugel.  Die  <5een  unb  Außen  finb  reid)  an  gifeben,  fobaß 
ber  gifebfrng  neben  'Xcterbau  unb  SMebftucbt  ein  üaupu 
nabrungäjweig  ber  £inwobner  ifl.  Daä  »Kcttricbtcr  ifl  bier 
Jg>audtr)ter.  Tin  SWineralien  ifl  baS  8anb  arm.  SRan  finbet 
nur  (Branit,  Öanbßein,  ©umpfetfenflein ,  fljlci,  ©ebwefet 
unb  Vrfenff.  Die  Öroße  beläuft  fieb  auf  6375  QW.  (alfo 
über  1000  rM.  großer  all  ber  ganje  preuß.  <3taat),  auf 
benen  aber  nur  1,400,000  @inw.  leben. 

Die  ^auptflabt  be8  8anbe$  ifl  Reifing for§,  auf  einer 
$albinfel  am  finnifeben  Sfteerbufen  mit  9000  Sinw.  6ie 
bat  einen  gerdumigen  Spann ,  einige  @egeltu<b*  unb  Sein-, 
wanbwebereien  unb  ©eebanbel.  ©ett  1828  ifl  biet  eine  Uni- 
verfitdt.  ©egenüber,  im  2Reere,  liegt  bie  wicijttge  gefluna. 
©weaborg,  baä  norbifq)e  Gibraltar,    ©ieben,  fafi  in 
einem  itreife  litgenbe  gelfeninfeln,  bie  flarf  befefligt  ftnb 
unb  fitb  gegenfeittg  betfen,  fcbließen  ein  gerdumige«  JBafftn 
ein,  in  welcbem  bie  Jlriegdfcbiffe  gan)  fidicr  liegen  rönnen. 
Daber  ifl©weaborg  ein  febr  bebeutenber  JtriegSbafen.  Hn  ber 
©übweflfüfle,  ba,  wo  ber  bottnifebe  unb  ftnnifebe  2Reerbufen 
jufammenfloßen,  liegt  'fibo,  bis  1819  bie  ^»auptflabt  be$ 
8anbe$.  ©ie  brannte  1828  ab,  worauf  bie  1540  biet  gejliftete 
Univerfitdt  nacb  ^>elftngfor§  verlegt  würbe,   ©eitbem  tP  ber 
SBoblflanb  ber  Stnmobner  febr  gefunfen,  unb  bie  ©tabt  ifi 
nur  tbetlweife  wieber  aufgebaut.  Doeb  treibt  fie  noeb  einigen 
©eebanbel.   Zm  bottnifepen  SDtecrbufen  liegt  9lpflabt  unb 
am  fjnmTcben  SReerbufen  griebriebsbam,  beibe  bureb  gric< 
benSfcblüfTe  jwifeben  ©cbweben  unb  Stußlanb  befannt.  Öan-- 
im  91.,  an  ber  dfrcnje  ©d;wcben$,  im  innerflen  SBinfcl  be§  bett- 
nifeben  38ufen§,  liegt  bie  ©eeflabt  JEorned,  an  ber  9)lün- 
bung  bco  gluffeS  Cornea,  vil-o  gegenüber  liegen  bie  Älanbö . 
infein,  »on  febweb.  gifebern  unb  ©ebiffern  bewobnt,  unter 
benen  Älanb  bie  bebeutenbfle  ifl. 

Die  SJewobner,  bie  ginnen,  bie  f?cr>  felbfl  ©uomolais 
nen  (©umpfbewobner)  nennen,  finb  ein  in  ben  nörbl.  ^re= 
vinjen  JRußlanW  weit  ausgebreiteter  SüolfSjlamm ,  weleber  in 
eine  SRenge  verfct)iebener  Süölferfcbaften  fiieb  oeriweigt.  3u  ib1 
nen  geb6ren  bie  eigentlichen  ginnen,  bie  Sappen,  (rfiben,  £i> 
ven,  Xfcberemiffen,  SEfdjuwafcben ,  ÜKorbwinen  u.  f.  w.  £>ie 
alten  ginnen  famen  im  4.  3abrr).  n.  6br.  in  ibre  ic^igen 
SQSobnfilje.  ©ie  waren  ein  robe«,  benfJÄongolen  verwanbteä 
83olf,  obne  jDberbdupter,  unb  batten  einen  groben  getifer)» 
bienfl.  3m  13. 3abrb-  würbe  g.  wn  ben  ©cbweben  unterroor« 
fen,  bie  baS  Gbriftentbum  einführten,  bur*  welcbeS  bie  Sitten 
ber  (Sinwobner  gemilbert  würben.  Die  ginnen  finb  ein  ern 
jle«,  unermüblitbeS,  arbeitfame«,  abgebdrteteä,  unerfebroefenco 
Sjolf;  babei  gajrfrei  unb  bienßfertig;  nur  muß  man  fie  niebt 
aufbringen;  benn  bann  finb  fie  eigenftnnig,  ftarrfdpftg  unb 
raebfücbtig.   Die  83ewobner  bei  3nnrrn  werben  mebr  ge- 
rühmt als  bie  Aüfjenbewobner,  benen  man  Sigennu^  unb 
Betrügerei  vorwirft,    ©ic  haben  befonbereS  Salent  für 
S>oefie  unb  große  Neigung  für  SRuftf.   3b«  ©pracbe  ifl 
jwar  bart,  aber  woblflingenb  unb  unterfebeibet  fid?  von  allen 
a abern  europ.  ©praeben.   3b w  Steligion  ifljegenwdrtig  bie 
cbrifiücbe  naa)  bem  8utberifcbcn  Jöefenntni||e.   Der  gtnn« 
ifl  von  mittlerer  ©r6ße,  unterfebt;  baö  ©eftdjt  ifl,  wie  bei 
allen  5Jlongolen,  flacb,  bie  SBacfen  finb  eingefaUen,  bie 
Skcfenfnocben  »orftebenb,  bie  3Iugen  bunfelgrau,  ber  JBart 
bünn,  baS  $aar  braungelb,  bie  &cfiebtsfacbc  graugelblict 


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Finsternisse 


48 


Finsternisse 


£ie  £Jufer  finb  arm  feiige  böljerne  glitten,  auS  übminanber 
gelegten  S)aum|jämmen  erbaut.  Die  SBo^nfhibe  ifl  jugleicb, 
ber  '21ufentb.aU  beS  gebcrtMe^S  unb  wirb  auch  alS  .ftüche, 
SUlla  unb  Sdjlafildtte  btnufet  SBäubc  unb  Decfe  finb 
fcbwarj  geräuchert;  benn  flatt  bei  ©cbornflemS  tfl  ein  45ed? 
in  ber  Ded*e  offen  .gelaffen  ober  man  uberläßt  eS  fem 
hauche,  ju  weichen  Öffnungen  er  hinausheben  will,  ©tatt 
bei  fiampcn  roerben  tn  ben  langen  SBinternäcbten  Jtien» 
fpäne  gebrannt  Sine  £auptbcfd?äftigung  ifl  für  bie  gin> 
nen  bie  Slagb.  De*  geuergewebrS  bebtenen  fie  fTdt>  ba» 
bei  riebt,  fonbern  eines  ferneren  SogcnS,  mit  bem  fie  aber 
febt  ficber  (thießen.  ©efonbetS  fachen  fie  bie  wegen  ihre-? 
^jwerfS  febr  gefegten  (Eichhörnchen  ju  tobten.  2fuf  bie 
Jöären  geben  fie  mit  einer  fcanje  loS.  |>at  ber  Sinne  einen 
Sarai  aufgejagt,  ft>  fobert  er  lfm  >nutl)ig  jum  Jiampfe  her* 
auS,  unb  lärmt  fo  lange  vor  feiner  #öble,  bis  baS  Zbitx 
cruimt  herauSfommt,  um  ben  Siubejlörer  anjugreifen. 
Jrofrig  gebt  tym  her  Säger  entgegen,  mit  ;urücf  gezogener 
ßanje,  unb  fobalb  er  ihm  nahe  ijl  unb  ber  fijär  [ich  jum 
Angriffe  auf  bie  Hinterbeine  fledt,  rennt  er  ihm  bie  fcanje 
in  bie  ©ruft,  t>äit  ihn  burdi  ben  Schaft  von  fich  ab  unb 
wirft  ihn  erblich,  wenn  er  fich  oerblutet  hat,  rucflingS  auf 
bie  (Erbe.  3ule#  ruft  er  bie  greunbe  herbei  unb  fehle»»* 
mit  ihnen  unter  großem  3ubel  bie  S3eute  nach  feiner  2Boli> 
::xng,  wo  ein  fröhliches  geft  bie  3agb  beenbigt.  (Ebenfo  (übn 
'ueben  fie  bie  ©eehunbe  »wifeben  ben  treibenben  (EiSfcboQen 
auf.  Die  (Einwohner  ber  totäbte  finb  größtenteils  ©chweben 
unb  Staffen,  g.  geborte  ehemals  ju  Schweben,  fam  aber  bureb 
fie  griebenSfcbiüfle  ju  SRvftabt  1721,  ju  ftbo  1743  unb  enb« 
iich  ju  griebrid;ebamm  1S09  nach  unb  nach  ganj  an  Kuß* 
ianb.  &  hat  eine  eigne  von  ber  ber  übrigen  ruff.  ^rovinjen 
abgefebiebene  SBerwaltung  unb  ©cfefjgcbung  unb  bringt  un» 
cjefäbt  1,300,000  ©ilberrubel  jährliche  ©nfunfte. 

finßffrnisße  (SDlonb»  unb  Sonnen»),  (ES  ift  be* 
formt,  baß  ju  gewiffen  •Seiten  ber  am  Jpimmet  fitbenbe 
ÖoQmonb,  welcher  eine  leucbtenbe  Scheibe  barfteQt,  ganj 
ober  |um  JEbeil  oerfinftert  wirb.  (SS  entlieht  an  bem  etnen 
•Sanbe  ein  feb  warmer  glecf,  bet  eine  nach  innen  gebenbc 
runb«  Umgrenjung  bat.  Diefet  gleef  wirb  immer  größer, 
bift  er  enblicb  feine  größte  EuSbchming  erlangt  bat,  roieber 
"rleiner  wirb  unb  nun  nach  ber  anbern  ©eite  ber  SKonb* 
'  Jeibe  ju  immer  mehr  »erfebwinbet.  SDlan  nennt  eine  folche 
^immelSerfcbeinung  eine  9J? onbfinff  erniß.  SBie  ber  ÜNonb, 
fo  wirb  auf  ähnliche  SBeife  bisweilen  auch  bie  «Sonne  »er; 
cunfelt,  balb  mehr,  balb  weniger,  welch«  (Erfebeinung  bann 
.•ine  ©onnenfinfterniß  t>ei^t.  Durch  bie  großen  gort: 
imtte,  welche  bie  Hflronomie  gemacht,  bor  man  bie  Um* 
unbe,  welche  biefe  merfwürbigen  ^»immelSbegebenhciten  hen 
-srbringen,  mit  foleber  ©enautgPeit  fennen  gelernt,  baß  man 
-t  ber  größten  (Schärfe  berechnen  fann,  wann  jemals  folche 
fntferniffe  ftartgefunoen  hoben,  unb  wann  künftighin  folche 
ib€n  werben;  ja  fogar  bie  tyreße  ber  Sjerfinfierung, 

.re  Sonne  ober  3fl?onb  erleiben  wirb,  fann  im  SJorauS 
begannt  werben.  3n  tiefen  drfebeinungen  hat  man  bie 
r#agenbften  S5ewcife  aefunben  für  ben  @ag,  baß  bie  @rbe 
ebii  Jtugel  fei,  welche  lieh  um  bie  ©onnc  hcrumbeivcgc ,  unb 
:  -3  bie  fleinere  Jtugel  be6  SRonbee  um  bie  @rbe  unb  mit  bie* 
et  um  bie  Sonne  h*tumg«he.  23ährenb  bei  jeber  «Sönnern 


unb  gRonbfinfiemiß  bie  ungebilbeten  SRerrfcbtn  gleich  ben  3^ie. 
ren  in  Unruhe  getanen,  ja  noch  befrigw  als  biefe  twn  »an. 
gen  unb  ©ebreefen  befallen  werben,  furchtenb,  bie  flueHen 
beS  Vichts,  ber  SBärme,  beS  gebenS  möchten  für  immer  »er» 
löfchen,  feiern  wir,  bie  wir  ben  bewunberungSwürbigen  3u» 
fammenhang  ber  4?immel5för»er  erfannt  hohen,  vielmehr 
bei  ©elegenbeit  jeber  biefer  großartigen  &rfcheinungen  einen 
SEriumph  beS  menfehlichen  SBerftanbeS:  benn  fie  tritt  ju  ber= 
felben  SRinute  ein,  in  welcher  fie  «orauSgefagt  worben. 

SBenn  ein  bunfler,  unburchfichtiger  Äör»er  von  einem 
leucbtenben  beleuchtet,  wirb,  fo  wirft  er  nacb  feiner  vom 
leucbtenben  Jlörver  abgewenbeten  ©eite  hin  einen  ©chatten. 
Die  (Srttftehung  unb  gorm  biefeS  ©chattenS  ifl  leicht  erflär« 
lieh,  wenn  man  hebenft,  baß  fieb  baS  gicht  gerabltnig  fort« 
pflanzt  unb  baher  von  bem  unburebfiebtigen  Jiörvtr  ftlhfl 
abgehalten  wirb,  nach  ben  hinter  ihm  Itegenben  fünften 
gelangen.  Durch  bie  Umgrenjung  beS  beleuchteten  ÄörperS 
wirb  mithin  bie  gorm  beS  ©chattenS  beflimmt.  ©efefet  nun, 
in  ber  nacbflebenben  gigur  fei  S  bie  ©onne,  E  bie  viel 
fleinere  <5rbe;  fo  wirb  baS  gerablinig  von  ber  ©onne  auS= 
frrablenbe  üicht  burch  bie  unffchtbare  drbfugd  offenbar  ab: 
gehalten  werben,  nach  ben  hinter  ihr,  hier  in  ABC  liegenben 


fünften  ju  gelangen,  ober  bie  erbe  wirb  hinter  fieb  einen 
bunfeln  ©chatten  höhen ,  gletcbfam  einen  ©chweif  oon  gin; 
flerniß,  ber  ungefähr  bieöeflalt  eines  3ucferhutS  hat.  Dic= 
fer  fogenannte  ©chattenfegel  hat/  wie  auS  ber  ©röße  ber 
©onne,  ber  <£rbe  unb  beiber  (Entfernung  voneinanber  be; 
rechnet  worben,  eine  Sänqe  von  186,000  2R.,  unb  feine 
untere  gldcbe  bat  einen  Durchmeffcr  gleich  bem  ber  (Erbe, 
mäbrenb  er  oben  in  eine  ©vifee  ausläuft.  £ommt  nun  ber 
3ßonb  bei  feinem  Umlauf  um  bie  (Erbe  einmal  gerabe  hin: 
ter  bie  (Erbe  ju  flehen,  fo  muß  er  (ba  feine  (Entfernung 
von  ber  (Erbe  niemals  über  55,000  9R.  beträgt)  in  jenen 
©chattenfegel  eintauchen,  unb  ba  er  felbfl  ein  an  fid;  bunf: 
ler,  nur  von  ber  ©onne  erleuchteter  .Körper  ifl,  fo  wirb  er 
folglich  ba,  wo  er  in  ben  ©chattenfegel  eintaucht,  (icbtloS 
werben  unb,  wenn  er  ganj  in  ihn  (ich  einfenft,  verf<hwin= 
ben  muffen.  DieS  lefetere  fann  barum  ber  Soll  fein,  weil 
ber  Durcbmcffer  beS  ©chattenfcgelS  ber  (Erbe  ba,  wo  ber 
SRonb  burch  ihn  hinburdjgebt,  noch  beiweitem  größer  alä 
ber  Durchmeffer  beS  ^onbeS  ifl.  ©owie  ber  SRonb  aus 
bem  ©chattenfegel  ber  (Erbe  wieber  heraustritt,  wirb  et  auch 
wieberum  fichtbar.  3n  ber  vorflehenben  gigur  bezeichnet 
unb  M  ben  SÖlonb  (bei  verfchiebenen  'Äbftänben  oon  ber 
(Erbe,  f.  SDlonb),  wie  er  aanj  im  drbf chatten  barin  fleht, 
alfo  vöüig  ober  total  verftnftert  ifl.  XuS  bem  eben  @e= 
fagtett  folgt,  baß  2Ronbfinflemiffe  nur  bann  flattfinben  ttn-. 
nen,  wenn  ber  SKonb  hinter  ber  Grbe  fleht,  b.  h.  }ur  Seit 
beS  83oHmonbeS.  »ewegten  [ich  (Erbe  unb  9Ronb  ftetS  in 
berfelben  (Ebene  um  bie  ©onne,  fo  müßte  bei  jebem  5BoU: 
monbe  eine  3Ronbfinflemiß  flattfinben,  allein  biefeS  ifl  nicht 
ber  gaQ.   Der  5Konb  fann  über  ober  unter  bem  ©chatten' 

6* 


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Finsternisse  4 

fegel  ter  Crrbe  weggeben  unb  bann  tyibtn  wir  SJoQmonb 
ohne  SJerfinfrerung,  unb  wenn  ber  ÜRonb  fo  hinter  bet  erbe 
«eggtet,  baß  nur  fein  oberer  ober  nur  fein  unterer  ffianb 
in  ben  Statten  ber  erbe  eintaucht,  fo  haben  wir  eine  tfjeit* 
roeife  ober  partiale  ÜQonbfinfrerntß.  Der  ©chatten,  rctU 
it  a  ben  9Ronb  verftnftert,  ifl  alfo  ber  Statten  ter  erbe, 
unb  ba  berfelbe  immer  runb  begrenjt  erfebeint ,  bie  ©efiatt 
beS  ©chatten«  aber  von  ber  gorm  be«  ibn  erjeugenben  Jtir« 
»er«  abbängt,  fo  liegt  barin  ein  fi3ewei«  von  ber  JtugeU 
geftalt  ber  erbe  (f.  b.). 

Jöei  ber  ©onnenfinfterniß  fa,Bt  ber  ©chatten  beä 
SWonbe«  auf  bie  erbe.  Der  SJionb  wirft  hinter  fieb  ebenfo 
einen  ©cbattenfegel  rofe  bie  erbe,  ©tetjen  baher  ©onne, 
3J?cmb  unb  erbe  fo  gegeneinanber  wie  nadjftehenbe  gigur 


arrveutet,  wo  S  bie  ©onne,  M  ben  ÜÄonb  unb  E  bie  €rbe 
lejeicbnet,  b.  b.  ftebt  ber  2Ronb  genau  jwifeben  «Sonne  unb 
erbe,  welche«  nur  jur  3eit  be«  Slcumonbe«  bc«  gafl  fein 
rann,  fo  gibt  e«  eine  ©onnenftnftemiß.  Da  ber  SJionb 
nie!  fleiner  al«  bie  erbe  ift,  fo  ifl  auch  fein  ©cbattenfegel 
viel  fleiner  al«  ber  ber  erbe,  unb  wübwnb  baher  ber  SWonb 
bureb  bie  erbe  bei  einer  SRonbftnfterniß  völlig  in  ©(hatten 
cteftcllt  werben  fann,  wirb  ber  5J?onb  bei  einer  (Sonnen* 
fmfteraiß  immer  nur  einen  fer>r  fleinen  2$eil  ber  erbober» 
fläche,  in  unferer  äeiebnung  ben  frciSförmigen  diaum  vom 
Durcbmeffer  AB  befeb. arten.  Sliebt  bei  jebem  iWeumonbe 
tritt  ber  SRonb  genau  jwifeben  ©onne  unb  erbe,  fonbem 
ber  ©cbattenfegel  beffelben  gebt  srteift  über  ober  unter  ber 
erbe  t)in,  obne  fie  ju  treffen,  unb  ti  finbet  baher  feine 
©onnenfinfterniß  ftatt.  Sei  ber  Sortbewegung  beä  SJfonbe« 
o,<bt  ber  ©chatten  beffelben  über  bie  erbe  bin,  unb  auf  bie* 
Ux  bemerft  man  ben  vor  ber  ©onne  vorübergebenben  2Wonb 
al«  einen  febwarjen  glerf  in  ber  ©onne  baber  nur  an  ben* 
lenigen  Orten,  welche  ber  SRonbicbatten  trifft.  Zn  einem 
£>tte  mitten  jwtfcbtn  A  unb  B,  wenn  ber  SKonb  genau  in 
geraberginie  mit  ©onne  unb  erbe  fiebt,  erfebeint  bie  ©onne, 
wie  man  febon  au«  ber  Hbbilbung  entnehmen  fann,  binter 
ber  bunfeln  üVontfcbeibe  fo,  baß  fie  biefe  wie  ein  ftrablen« 
ber  Jtr.iri;  umgibt.  (Sine  folebe  ©onnenftnftemiß  wirb  eine 
ringförmige  genannt.  Stur  bann,  wenn  ftch  bei  einer 
©onnenftnftemiß  bie  erbe  gerabe  in  ihm  größten  Cnt» 
femuttg  von  ber  ©onne  unb  ber  2Ronb  in  feiner  graten 
SÜbe  bei  ber  erbe  befinbet,  tft  ber  febeinbare  Durcbmeffer 
beä  Pentes  größer  al«  ber  ber  ©onne,  unb  bie  ©onne 
wirb  bann  für  ben  angegebenen  *J>unft  oölltg  vom  SRonbe 
hebeeft;  e«  gibt  hier  eine  totale  ©onnenftnfiemtß.  2Cu« 
bem  ©efagten  unb  au«  ber  »ergleicbung  ber  gtgurm  fiebt 
man,  wie  bie  SWonbpnfterniffe  überall  auf  ber  erbe  gleich;» 
jettig  unb  gleichmäßig  wahrgenommen  werben,  wo  ber 
ilttonb  überbauet  über  bem  Jporijonte  fleht,  baß  bagegen 
biefelbe  ©onnenftnftemiß  au  gleicher  3eit  für  einige  Drte 
ber  erbe  total  ober  ringförmig,  für  anbere  »artial,  für  noch 
anbere  gar  nicht  fichtbar  fein  fann.  Da  ber  9)fonb  fut  von 
SS-  nacbyjD?  fortbewegt,  fo  muß  er  mit  feinem  öfH.  «anbe. 
juerft  in  ben  ©Ratten  ber  erbe  treten  unb  jebe  SRonbftn. 


I  Firmung 

fterniß  fingt  folglich  an  ber  jDjtfeite  be«  SUonbe«  an.  3ebi 
©onnenftnftemiß  Dagegen  beginnt  au«  bemfetben  ©runbe  an 
ber  SBeptfeite  ber  ©orme.  Die  »arrialen  ginftemiffe  finnen 
nur  auf  ber9lorb«  ober©übfeite  berSRonb«  ober  ber©on» 
nenfebeibe  ftattffnben,  inbem  es  barauf  anfommt,  ob  ber 
SWonb  oberhalb  ober  unterhalb  be«  erbfer/atten«  ober  ber 
©onne  bei  ber  erbe  vorübergebt,  ffiegen  bet  ©röße  be« 
erbfebatten«  fann  eine  totale  $conbfrnfiernifi  länger  al«  jwei 
©tunben  wdb.ren,  wogegen  wegen  ber  Aletn^eit  be«  SRonb» 
fc^atten«  eine  totale  ©onnenftnfterniß  (>öo>fien«  vier  SRinu* 
ten  bauem  fann. 

Die  SSerftnfterungen  ber  ©onne  unb  bei  SRonbe«  fmb 
von  eigent^ümli(f;en  erfa)einungen  begleitet  ©o  erfc^eint 
ber  SWonb  (namentlich,  wenn  er  ffeft  in  ber  erbfeme  beftn. 
bet)  juweilen  wäbnnb  einer  SKonbfinPeraiß  in  einer  eigen» 
tbümtiet)cn  bunfelrotben  garbe,  wogegen  er  anbert  9J?ale  fo 
oöUig  verfeb.  winbet,  baß  man  i&n  felbp  bunfc  gemrol>re  ni<t>t 
entbeeft.  ©ei  totalen  ©onnenftnftemiffen  wirb  e«  auf  etwa« 
über  jwei  Minuten  fo  bunfel,  baß  bie  größem  gtr|lcr:ie  unb 
bie  l>elljien  Planeten  fitbtbar  werben,  aber  wie  burd)  einen 
3auberfcblag  verfebeuebt  ber  erfie  ©onnenfrrat)l  biefe  DunfeU 
r)eit  wieber.  2fm  bequemfien  fann  man  bie  ©onnenfinfter» 
niffe  burtb  teiebte«  @«wötf  mit  bloßen  Xugen  betraebten, 
weil  man  bann  von  ber  ©onne  nicht  gcblenbet  wirb,  fonß 
bebient  man  ftcb  bunfelgefdrbter  ober  an  einem  Sickte  be* 
rußter  ®lafer,  eine«  f leinen  goebe«  in  einem  Äartmblaft 
unb  bergt.,  um  bie  aDjuvielen  gicbtfhablen  vom  Zuge  ab» 
ju^alten  unb  bie  ©onne  ungeblenbet  betraebten  w  fönnen. 
Äucr)  bei  anbem  Planeten  außer  ber  erbe,  welche  SÄonb« 
ober  JErabanten  bäben,  ffnben  Jmffemiffe  flatt.  ®o  finb 
bie  JBerftnfterungen  ber  «juvitertrabanten  vielfach  beobachtet 
worben,  unb  gwar  fommen  biefe  fetjr  bduffg  vor,  weil  be* 
fanntlicb  vier  SRonbc  mit  großer  @efcbwinbtgteit  um  ben 
3u»iter  fieb  berumbewegen.  2(ucb  bie  SBerftnfterungen  bitfer 
SRonbe  fann  man  bis  auf  bie  Secunbe  beregnen,  unb  ibrt 
SBeobacbtung  bat  ju  einer  ber  großartigen  entbeefungen 
S3cranlaffung  gegeben  (@.  8ict}t.)  enblid)  fönnte  man 
al«  ©onnenfünfterniffe  aueb  ba«  H3orüberget>en  ber  untern  $la* 
neten  SRar«  unb  ÜJfercur  vor  ber  ©onne  betrachten  ,  welctj« 
man,  bureb  Äeebnungen  vorder  ben  Seirvunft  beftimmenb, 
al«  Keine  febwarje  glecfe  mit  ^>ülfe  von  JJernrobren  über  bie 
©onnenfebeibe  weggeben  fiebt. 

.firmart  ober  german  beißt  ein  vom  ©roßoe)ier  im 
tarnen  be«  ©ultan«  au«gefteUter  S3efebl,  welcbem  im  gar»» 
gen  türf.  SJetcbe  ber  unbebingtefte  Öeborfam  geleiftet  werben 
muß  unb  ber  in  folchem  Znfeben  fiebt,  baß  ir>rt  bie  turt. 
JBeamten  nie  o^ne  ge'wiffe  berfömmlicbe  görmlicbfeiten  to* 
fen,  naebbem  fie  ibrt  ebrfura)t«ooll  an  bie  ©tim  aebrüeft  Iva» 
ben.  Da  audj  bie  $affe  gu  Sieifen  in  ber  Surfet  von  ben 
oberfjen  ©taatSbe&örben  auögewirft  werben  müffen,  fo  be* 
jeiimet  girman  febt  oft  aueb  foviel  al«  ^)aß. 

Jtrtnung ,  ba*  »weite  von  ben  fteben  ©aeramerrten  ber 
Äatbolifen,  i|t  eine  feierliche  einwei&ung  ber  ©etauften,  um 
bie  bi«ber  Unmünbicten  in  bie  Bnf>(  ber  geiftig  üJhu-.c  uu 
aufzunehmen.  Die  girmurtg  tft  eine  ergdntung  ber  Saufe; 
fte  foQ  bie  in  ibr  erbaltene  göttliche  ©nabe  erweitern  unb 
ftarfen,  barf  aber  nur  von  einem  Sifcbof,  unb  «war  niebt 
vor  bem  fiebenten  3abre,  ertheilt  werben.  Die  pitrbei  ge« 
wohnlichen  Zeremonien  befteben  in  ber  ^dnbtauflegung  beö 


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Firnisse 


45 


Ff  sehe 


ßifdjof«  unter  Arrrufung  bea  SRamtni  ©ottes  auf  bat  «£>aupt 
bei  gitmlingi  unb  in  ber  Salbung  feiner  Stinte  mtt  bei» 
i:;cm  Gbrtfam  (f.  b.)  ingorm  einei  jtremei,  wobei  et  bie 
Sorte  fpriebt:  „3$  bezeichne  biet)  mit  Dem  3etcben  bei 
ÄrtujeS  unb  flirte  bid)  mit  bem  Sbrifam  bei  Jbeili,  im  9la« 
tuen  bei  SCateri  unb  bei  Sobnei  unb  bei  r;ciltgcn  ©etfled." 
Xußerbem  gibt  et  ihm  noch  nach  einem  alten  ©ebraueb  et« 
nen  S3ocfcn|lrci*  mit  ben  SBorten-  „Stiebe  (et  mit  bir", 
bannt  et  Setben  unb  SQiberwÄrtigfeiten  gebulbig  ertrage. 
Kad)  rrbnit  bet  girmling,  wie  bei  ber  Saufe,  einen  falben, 
ben  girmpatben,  unb  einen  tarnen,  ben  girmnamen. 
Sie  gumung  (ann  nut  einmal  gültig  empfangen  werben, 
unb  fie  brüeft  nach  ber  Meinung  bet  .Jtatbolifen  bet  «Seele 
ein  «ifHicbei  unb  um>etl6fcb(id)e6  3ei<ben  auf.  Da  bie 
©ültigfeit  biefei  Sacramenti  weniaet  aui  bet  heiligen  ©ebrift 
ali  vieunetjr  aui  ber  fircblid>ert  Überlieferung  erwtefen  wirb, 
fo  »erwarf  ei  bie  euangelifebe  «Kirche  unb  fefcte  an  feine 
Stelle  bie  Konfirmation  (f.  b.),  bie  iebodb  nicht  aß 
caaament  betrachtet  wirb. 

/tmiosr  ftnb  glüffigfeifen,  welche,  in  bannen  (Schieb' 
ttn  aufgetragen,  an  ber  Suft  alibalb  »u  glämenben,  bat« 
ta,  bet  8uft,  bem  Sichte  unb  bet  geuebttgfett  wiberfte« 
benben  ttbenügen  erftarren.    ®eTo6r>rtlicb  ftnb  fie  Auflö» 
fangen  &on«parjen,  namenttieb  Semflein,  «Jtopal,  Dammar, 
Zfyüad,  aerpentbin,  «Äolopbon,  *Dlofltr,  Sanbaraf,  Ai* 
pbalt  in  £X  (£>lfirniffe)  obee  SBeingeifl  (SBeingeifl. 
fitnifft).  Auflösungen  von  arab.  ©ummi,  Tragant b  ober 
6anbii,^aet  in  SBafjet,  ©weiß  unb  geteinigtet  Debfengaue 
roerben  SSafferfitniffe  genannt  unb  angewenbet,  um 
neuen  ©emälben  einen  Dorübcrgehcnbcn  ©(an;  ui  ertheii 
2>ai  Auflöfungimittel  ber  ßffen^firniffe  ifl  atbe« 
rifefaeö  iri.  3u  jDlftrniffcn  rotrb  namentlich  Setnol,  rooraui 
turd)  Äocben  bie  roüfjerigcn  unb  fchleimtgcrt  SÖe im tf djungen 
entfernt  werben,  genommen  unb  btlbct  fo,  mit  SRuß  oer> 
nifebt,  bie  ©ucbbrueferfdjroirje.  £a  ber  SBeingeifl  unb  bie 
ättjerifeben  £le  leiebt  t-erbunfien,  fo  haben  bie  aui  ihnen  bc 
r  .ttten  girnijfe  ben  SOorjug  »or  ben  £lftrniffen,  baß  fie 
fiaeßer  unb  leichter  troefnen.    Unter  Cacffirniffcn  ober 
2  3  den  rerflcbt  man  meifleni  folche  girniffe,  roelcfce  nach 
bem   Zrocfnen  einen  rinbenartia.cn  ttberjuq   bilben ,  bet 
bureb  tSchleifen  unb  (Blättert  einen  beben  ©lanj  annimmt, 
©ne  Art  girniß  ifl  auch  bie  Politur,  welche  jur  fiSerfcbd* 
ncrurrg  ber  «Wobei  angeroenbet  wirb.   SJlan  bebient  fieh  ber 
•fe  bcfanntlieb ,  um  £oljs,  gtber«,  Rapier«,  #orns, 
.'aop*  unb  ^apierroaaren  u.  f.  w.  einen  fthonen  unb  bauen 
-.  ©lanj  ju  erteilen,  unb  nacb  ber  ÜBerfcbiebenbeit  ber 
flamm,  aui  wclcben  bitfe  2Baaren  belieben,  muffen 
-ueb  üerfttiebene  girniffe  angeroenbet  unb  bie  SSaaren  felbfl 
-j'  paffenbe  SSerfe  oorberettet  werben.   3uroeilen  roerben 
:.t  gtmifje  bureb  3ufa(j  ton  »erfttiebenen  garbeftoffen  ge« 
'irbL   Bonüglicb  bebient  man  ftcf)  bei  fogenannten  SJialer* 
ober  Äetoucbitftrniffcö  jum  überleben  ber  ©cmälbe.    ©r  bc* 
Üeht  aui  gleichen  5Ebetlen  j&lfünip  unb  ^Jlafiir  ober  £>am< 
tsar.  Um  Jlupferfhche  unb  farbige  äeiebnunaen  ju  überjic« 
beu,  erbaU  man  (inen  febdnen  girnig,  bet  ficb  mit  äBaffet 
unb  6eif«  reinigen  letfit,  aui  jrcet  Sbeilen  gereinigten  ®anc 
isteS,  jroei  SCbeilen  SDlaflir  in  Ä6rnern  ober  toei|en  oenet. 
itrpentbtn  unb  10  ^beilcn  ffleingeifl. 


/iscf)f  nennt  man  biefenigen  ©affertbiert,  welche  rotbei, 
faKei  93lut,  Jtiemen  flatt  bet  Sungen,  ©cfjuppen  ober  eine 
gern)  glatte  ^>aut  flatt  bei  ipaare,  Jtnorpci  ober  ©raten 
flatt  ber  Jtnotben  b^ben  unb  beren  fiSeroegungiroerfäeuge 
bloi  )um  ©cbwimmen  eingerichtet  ftnb  unb  $loffcn  beigen. 
Xußerbem  haben  fie  noch  eine  (5ebroimmb(afe,  welche  fie 
jufammenjieben  unb  auibebnen  tonnen,  je  nachbem  fie 
ficb  im  SSaffer  fenten  ober  beben  wollen,  bie  aber  bei  ei« 
nigen  gifebarten,  roelcfce  be^anbtg  auf  bem  ©runbe  fich 
aufhalten,  fehlt,  üftit  bem  Scbroanje  geben  fie  [ich  wie  mit 
einem  ©teuerruber  beim  ©ebroimmen  bie  Äicbrung.  STOan 
tbeilt  bie  gifthe  im  Allgemeinen  in  «See«  unb  «Sufiroaffer« 
ftfdje  unb  unterfebeibet  fie  nacb  JBauart,  ©eflalt  unb  garbe. 
2)er  berühmte  92aturforf<ber  duoiet  (f.  b.)  bat  5000  »et« 
febttbene  gifebgattungen  gejablt.    (Sinige  gifcharten  boben 
prächtige  Scbuppenbecten,  wie  bie  ©olb«  unb  (Silbetßfchcben 
unb  bie  g ereilen ,  viele  anbere  roieber  fehr  fonberbare  govmen. 
So  gibt  ei  im  SReete  ectige,  tugelrunbe,  flacblicbe  unb  folche, 
beten  Jtopf  ganj  unfennlich  gejtaltet  ifl  u.  f.  w.    (Jtne  3u< 
fammenfleHung  ber  auffaflenbflen  ©eflalten  «igt  bie  umfle^ 
benbe  Abbilbung.    SBai  bie  Sinne  bet  gifebe  betrifft,  fo 
fmb  ©erueb  unb  ©efübt  bei  aßen  fehr  fcfaetrf ,  weniger 
bai  ©eher.    Außere  ©ebörwerfjeuge  fehlen  ben  meiften, 
boeb  oernebmen  fie  fldrtere  %bnt,  unb  an  nieten  jDrten 
pflegt  man  bie  SEeithftfche  mit  ©locfengelctut  ober  pfeifen  - 
jur  gütterung  ju  rufen.   3br  ©efebmarfiotgan  febetnt  ba« 
gegen  gang  unooQtommen  ju  fein,  benn  bie  3unge  ifl  bei 
allen  gifeben  unbeweglich  unb  ohne  Sleroenwarun.  Den 
meifien  fehlt  auch  bie  Stimme,  unb  bie  gRebeniart:  „fhim« 
mer  ali  ein  gifcb",  laßt  ficb  nur  auf  wenige  Arten  nicht 
begeben.    £)er  Seehahn  j.  83.  foQ  fräben,  unb  anbere,  wie 
ber  Aal,  Äarpfen  unb  ^etßfer,  wtnfeln,  jifrben  unb  quifen, 
befonberi  wenn  fie  gebrüett  werben,  boeb  f6nnen  im  ledern 
gaQe  biefe  Sone  ebenfo  gut  oon  ber  aui  ber  Schwimm, 
blafe  gepreßten  guft  herrühren.   (Sine  mertwürbige  <5rfcfcei= 
nung  tjl  bie  Jtleinbeit  bei  ©ebirni  ber  gifebe;  benn  wäb» 
renb  baffelbe  beim  SRenfcben  20 — 30mal  fleiner  ifl  ali  bet 
übrige  «Körper,  fo  ifl  ei  beim  «öaififd)  2500  unb  beim  Zhun-. 
ftfcb  fogar  37,400mal  fleiner.   JBielleitbt  bangt  mit  biefem 
Umflanbe  bie  fprücbwörtttche  Dummheit  ber  gifchc  jufammen. 

Sehr  groß  unb  größer  wie  bei  jeber  bob«n  Sbiergat« 
fung  \$  aber  bie  ©efrdßtgfeit  unb  gruebtbarteit  ber  gi* 
febe.  Sie  nähren  ficb  tbeili  von  Schlamm  unb  SBafferge« 
wdebfen,  tbeili  »on  gliegen,  URücfen,  SSürmern,  gr6» 
(eben  unb  anberm  Ungeziefer,  tbeili  oon  anbem  gifeben, 
beißen  im  lefetern  galie  iRaubfifcbe  unb  ftnb  mtt  3äb> 
nen  bewaffnet.  3h«  gottpflanjung  gefchieht,  inbem  baS 
SSeibcben  gewöhnlich  an  feiebten  SBafferfleflen  ©et  (Stögen) 
legt,  welche  bai  SRa" tinchen  mit  einem  Schleime  (3Ril<b) 
überseht  unb  fo  befruchtet  unb  bie  Sonnenwärme  bann 
auibtütet.  9Kan  nennt  biefe  ©et  bet  gifebe  Sa  ich,  ben 
gortpflaniungiact  felbft  bai  caichen,  unb  bie  3«t,  wo 
et  geftbtebt,  bie  Saicbjeit  obet  Streichzeit.  Manche 
gifebart  ifl  ungemein  fruchtbar,  unb  man  W  in  einem  ein« 
jigen  geringe  über  20,000,  in  einem  25  Unjen  ftbweten 
Äarpftn  200,000,  in  einem  S3arfcb  »on  8  Unjen  300,000, 
in  einet  empfünbigen  ÜRafrele  500,000  unb  in  einem  20 
9>fimb  febweren  Jtabliau  fogat  übet  3  SDciU.  ©et  gewählt. 
Aeußttt  ©efcbletttitbeile  feblen  ben  grfeben,  autb  gibt  ei 


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5«  e«$aofe. 


)\g\vzeo  u 


y  Google 


Flache  4 

Sroitter  unter  tönen,  benn  bei  gampreten  unb  einigen  .Rar« 
pfea  bat  man  SRildj  unb  9?ogen  jugleidj  gefunben,  unb  einige 

rten  gebaren  lebenbige  Junge.  2>te  ©attung  SSBalle, 
unter  welche  ber  SBalfifdj  (f.  b.),  ginnftfdj,  $ottfifdj,  @in» 
p.'rnfifdj,  D elpbin  (f-  b..),  Sdjwertfifd)  unb  ba3  fogenannte 
^eerfdjwein  geboren,  bringen  lebenbige  Junge  jur  2Belt, 
.  :ren  aber  nidjt  unter  bie  gifct;«,  fonbern  unter  bie  Saug; 
'.Statt  ba  fie  itjre  Jungen  füugen ,  burdj  gungen  atbmen 
unb  rotbeS  warmes  S3lut  haben,  bennodj  würben  fte  lange 

an  gifdjgefcbledjt  gejäblt.  SBegen  ber  großen  SJermetj» 
:ung  unb  wegen  ihres  fdjnellen  3ßadj§tbum3  ifl  ber  sJiu(jcn 
gifdje  für  bie  ÜJZenfdjen  febr  groß.  9Han  gebraucht  »Ott 
:nen  OTeS,  ton  bem  einen  vorjugSweife  biefeö,  vom  am 
rem  jene*.  £aö  glei»dj  fall  aller  gifdje  ifl  eßbar,  von  nur 
renigen  ifl  e§  giftig  unb  für  viele  5B6lfer  bie  einzige  ober 
:od>  bie  Hauptnahrung.  2>aö  fräftigflc  gleifdj  haben  bie  See« 
vä)t,  unb  tiefe  finb  getrodnet,  geräuchert,  eingefaljen  ober 
Tjarinirt  ein  widjtiger  j£>anbel$arttfel,  finb  aber  bann  fdjwer 
eTtoultdj.  grifdjgefangene ,  ganj  einfad)  gefottene  unb  ohne 
Staffelei  bereitete  gifebe  finb  am  gefünbeften.  2>odj  wirft 
;u  bäufiger  ©enuß  namentlich  großer  unb  fetter  gifebe  ober 
öldjer,  bie  au$  fdjlammigen  unb  trüben  ©ewüjfern  hm- 
men,  nachteilig  auf  bie  ©efunbbeit,  verfdjleimt  ben  .fförper, 
crfdjiafft  bie  Skrbauungäwer^cuge  unb  erzeugt  nicht  feiten 
.Äranfijeiten.  JBefonber5  hüte  man  fTcf>  vor  bem  ©etiuffe 
franfer  gifdje.  Sehr  viele  gifdjarten  finb  befonberd  im 
Zemmer  gewiffen  Jtranfljeiten  unterworfen;  bie  CadjSforeU 
len  l.  JB.  unb  ©olbfifdje  betommen  ben  Xuäfafe,  anbete  bie 
-Poaen;  viele  jjaben  Säufe,  unb  33 raffen,  Karpfen,  Halt, 
:J?on)augen  unb  viele  Seefifdje  finb  vom  gaben;  ober  SJanb* 
«rurme  geplagt,  ber  oft  beim  Sieben  nicht  ganj  getebtet 
wirb  unb  narfp  ber  Meinung  mancher  Otrjte  im  menfdjlidjen 
.Körper  fortwädjfi.  SRatbfam  ijl  e$  jebenfauS,  bie  (Singeweibe 

ifcJje  ganj  wegzuwerfen,  benn  wenige  gifdje  finb  von 

nein  ganj  frei.   X)er  fo  beliebte  Gaviar  ifl  ber  eingcfaU 

Sogen  ber  ^aufenö  unb  Storö.  2Cuö  Sdjuppcn,  ©raten 
no  (Engeweiben  wirb  ein  guter  Seim  bereiter ;  bie  Käufern 
t-f«  wirb  al3  güuterungämittel  unb  feiner  Seim  gebraucht. 

~ifd>baute  febrieb  man  im  '.'Uterthuine  unb  Viele  5B6lfer« 
:  ten  gebraueben  fte  noch  jefet  ,u  9>ufc,  .Kleibern  unb 
tergt,  fowie  bie  ©raten  jur  geuerung,  ju  Nabeln,  Spi&en 
an  IPfeilen  unb  SBurffpießen  u.  f.  w.;  bte  Samoieben  jlani; 
pfea  bie  ©raten  Hein  unb  baefen  fie  unter  baS  JBrot,  audj 
,:nießen  biefe  gefrorene  gifdje  unaufget(jaut  alö  Littel  ge* 
a  ben  Sdjarbod. 

ÜRerfwürbig  finb  bie  großen  SBanberungen ,  bie  einige 
T'dje  jur  gaidj^eit  antreten,  wo  j.  S3.  ber  gadjö  in  gro* 
■  ai  ©paaren  au$  bem  ÜSeere  in  bte  gtüffe  femmt  uttb 
\r  gering  viele  taufenb  SWeilen  weit  auä  einem  Weere  in$ 
.-.Dere  wanbert.  Ginige  gif(f>e  erreichen  ein  fet»r  f>obe*  ZU 
:«  onb  man  bat  20«>iif)rigc  .Karpfen  unb  £edjte  gefunben. 
3ijn  foQ  bei  ben  gifdjen  bie  Jahre  nacb  ben  JSingen  ber 
SüigratSwirbel  eben  fo  genau  beftimmen  fonnen,  alö  bei 

©Aumen  nacf>  ben  3a^reöringen.  Die  meiflen  giftfje 
Serben  außer  bem  ffiaffer  balb;  vtele  haben  aber  ein  feljr 
«W  Sdeti/  trauen  fogar  nadj  bem  einfrieren  wieber  auf, 
•m&  Martfm,  gerbte  unb  Jtaraufcben  ftanen  in  Qtu  gc= 
weh,  fobaf  ffe  auf  bem  ©audje  liegen,  im  SBinter  weit 
9erftbj<ft  werben.  3ur  weiten  SJerjenbung  tobter  gifdje 
in  ber  b,eifen  Jabredjeit  b.at  man  in  neuerer  3«it  baö  eim 


V  Fischotter 

paefen  in  Äohjcnpulver  alS  vonügüd)eS  Crrbaltunqfimittct 
empfohlen.  SBancbe  gifdje  oerlaffen  freiwillig  ba5  SSaffer, 
3.  23.  ber  21  al  (f.  b.) ,  unb  in  Öuiana  gibt  eä  gifebe,  weldbe 
oft  eine  ganje  9lad)t  binbureb  in  großen  3ügen  ju  Sanbe 
einem  anbern  SBaffer  juwanbem,  wenn  ihr  bisheriges  aus- 
gerroefnet  ifl. 

Um  ju  ieber  3eit  frifcfje  gifdje  ju  b^aben,  f>ält  unb  füfe 
tert  man  fie  in  deichen  unb  fogenannten  ^altern,  bie  fte= 
ten  ßuffuß  von  frifdjem  23  äff  er  ijaben  muffen.  2(uf  berglei« 
d)tn  gtfebbültet  wanbten  bie  alten  Ovömer  oft  ungeheure 
Summen  unb  leiteten  burd)  fünfilidje,  viele  Steilen  lange 
handle  fogar  2ßeerwaffer  in  biefelben,  um  immer  frifdjc 
<5eeftfd>e  effen  ju  f6nnen.  Sei  ihren  ©aflercien  war  ed 
Sitte,  ben  ©äffen  bie  gifdje,  welche  auf  bie  Xafel  fommen 
follten,  in  großen  ©efäßen  vorder  (ebenbig  ju  jeigen  unb 
fte  unmittelbar  au$  bem  23  äff  er  ju  fdiiachten  unb  &u  fteben, 
wo  bann  bie  gifdje  aurf>  ftetö  am  wolilfd.jmccfenbfien  finb. 
Um  bie  gifdje  in  Steigen  unb  Faltern  redjt  fett  ju  madjen, 
erfanb  im  vorigen  Jahrb.  ein  (Jnglänber  bad  SBerfdjneiben 
ober  Jtaffeiren  ber  gifebe,  fcoeb  t>at  fidj  biefe-3  Littel,  ob- 
wol  viel  baruber  gefdjrieben  worben  ifl,  ald  nicht  fchr  vor> 
tlieilhaft  bewährt,  ©efangen  werben  bie  gifdje  gew6b.nlid) 
in  SRe^en  ober  mit  Ingeln  (f.  Sngelfifdjerei);  große 
gifdje  tobtet  man  audj  wol  im  SBaffer  mit  Spießen,  4|>ar< 
punen  ober  glintenfdjüffen.  Die  Gbincfen  ridjten  jum  gifdj- 
fange  einen  Sdjwimmvogel,  ben  dorm or an  (f.  b.)  unb  bie 
Sdjmeben  bie  SiSente  ober  Saudjergand  (f.  b.)  ab,  welche 
Siegel  in  biefer  Jagb  eine  große  gertigfeit  befj^en  unb  felbfl 
feijr  große  gifdje  angreifen,  wobei  fte  ftdj  gegen  fei tig  un> 
terflügcn.  dhcmals  war  biefe  Zxt  beö  gifd?fang§  audj  im 
übrigen  (Europa  feijr  gebräuchlich. 

yJüan  tfjeilt  bte  gifdje  naturwiffenfdjaftlidj  in  ©räten< 
fifdje  unb  Änorpelfifdje  ein.  £>k  Untern  jerfallen  in 
f ol che  mit  unb  in  anbete  ohne  Äiemenbecfel.  SBon  ben 
©ratenftfdjen  haben  einige  feine  Saudjfloffen,  bie  übrigen 
werben  na  ch  ber  Stellung  ber  S3audj  1  unb  SSruflfloffcn  ein* 
getlicilt.  Gine  befonberä  intereffante  Gigent^ümlidjfeit  jeigen 
bie  elettrifdjen  gifdje  (f.  Zal,  9?odje,  eleftr.).  —  gt» 
fdje,  bad  Sternbilb,  f.  Äbierfreis. 

iisclifrrintj  (ber),  ba«  golbene  Siegel  bed  ?)apfle8, 
womit  in  feiner  ©egenwart  bie  JBreven  (f.  b.)  in  ronjem 
SBadjä  geftegelt  werben.  Z<a$  Siegel  geigt  ben  Xpoflef 
^errufi  m  einem  gifdjerfabn  mit  auägeworftntm  9?e|}  unb 
entfjalt  ben  9Jamen  be$  ?)apfle«.  »ei  bem  Sobe  eines  ?>ap* 
fie«  wirb  ber  gifdjerring  jerbrodjen,  unb  beffen  Nachfolger 
erhalt  von  ber  Stabt  Sfom  einen  neuen. 

iisd] otter  (bie).  Diefeö  2 hier,  beffen  geS  eine«  un* 
ferer  f ofibarflen  ^eljwerfe  liefert,  woijnt  ourdj  ganj  (Suropa, 
ba$  n6tbl.  Äfien  unb  9lorbamerifa  in  auigefebwemmten 
Uferlöchern  an  glüffen,  Seen  unb  Seidjen  unb  lebt  meifl 
von  gifchen.  Sie  gifdjotter  wirb  etwa  2  g.  lang  unb 
1  g.  ho*,  hat  einen  platten  Jtopf,  eine  breite,  mit  flarfen 
Sßart haaren  befehle  Sdjnau»,  tur^c  £>bren,  f leine  'Äugen, 
furjen,  tiefen  ^>alö,  furje  guße,  beren  Beb««  mit  Sdjwimm« 
bAuten  verfeben  finb,  einen  platt  gebrüeften,  1  g.  langen 
Schwang  unb  ein  glänjenb  faflanienbrauned  geQ,  welche? 
tbeily  mit  weichen  (eibenartigen,  tbeilö  mit  langen  flarfen 

raren  fo  bidjt  befe^t  ifl,  baß  fein  23 an  er  einbringen  fann, 
lange  ba*  Sbjer  lebenbig  ift   2Begcn  feiner  Sdjtateit 


Fiscus  4 

unb  Dauerhaftigkeit  wirb  ein  folebel  geu"  oft  mit  15—20 
analem  befahlt.  2Ran  benufct  tie  fcbönflen  Jtbeile  btffel» 
ben  ju  Verbrämungen,  macht  au?  ben  ^aaten  ber  übrigen 
fiüte,  bie  noeb  fetter  unb  feboner  all  bie  Gafiorbüte  fein 
foü"en,  unb  aul  ben  fhirfen  ©cb  »an  paaren  9>infel  (giftr)» 
pinfel).  ßei  ber  ©efrdßigfcit,  ©cbnelligfeit  im  ©cbwim* 


wen  unb  großen  gertigftit  im  gifebfangen  ftnb  bie  gifd). 
ottern ,  jumal  in  Seiten,  fcblimrae  ©djie,  ba  fie  im  SBin« 
ter  bie  gfifebe  fogar  unter  bem  Gife  bervorbolen,  unb  nur 
in  bec  größten  92otb  ju  anberer  Siabrung,  wie  SBaffcrt 
mdufen,  gröfeben  unb  bergl.,  ibre  3uf(uebt  nebmen.  Do  fie 
febr  menfebenfebeu  finb  unb  fieb  in  bewohnten  ©egenben 
nur  feiten  am  Sage  feben  Iaffen,  fo  »erben  fte  meiftenS  in 
gangeifen  unb  Ttcfcm  gefangen,  feltener  gefeboffen.  Xucb 
finb  fie  febr  wilb  unb  beißig ,  boeb  Iaffen  ftch  bie  Sungen, 
beren  bal  SBeibebcn  im  Zerit  jwei  bil  fünf  gebiert,  febr 
leiebt  jdbmen  unb  fogar  jum  gifebfange  abriebten.  Dal 
gleifcb  ber  gifebotter  b«*  «nen  öligten,  unangenebmen 
©efebmaef.  9lo<b  foftbarer  all  bal  geö  ber  gemeinen 
gifebotter  i|t  bal  ber  See  et  ter,  welche  in  SJtorbame« 
rifa  unb  SHorbafien  gefunben  wirb.  Sin  woblerbalteuel 
aanj  ffbwarje«  ©eeottetfeü"  wirb  mit  150  bid  200  Sbalern 
bejablt. 

iioaifs,  ein  tat.  ©ort,  welchel  urfprungltdt»  JCorb,  bann 
©elbfaffe  bebeutet,  nennt  man  bal  ©taatloermigen  ober  bie 
lanbtSberrlicbe  .Raffe,  in  welcbe  bie  fammtlicben  Ginfünfte 
bei  etaai?  fließen,  gjton  betraebtet  ben  gileul  all  eine 
moralifebe  ^erfon  unb  gefleht  itjm  all  folebet  mancherlei 
9?  echte  *u.  Die  £>abfucbt  bei  gileul  ifl  f»rücb»örtlicb  ge* 
worben  unb  berfelbe  bot  fieb  bunb  bal  Drücfenbe  feiner  $ri> 
»ilegicn  oft  febr  »erbaft  gemacht  Stach  rem.  Skcbte  fallen 
bem  gileul  triebt  nur  alle  fjerrenlofe  ©aien,  aufgefunbene 
©cbdfce,  wenigftcnl  tbeilweife,  erblofe  Berlaffenfcbaften,  8e» 

Sate,  welche  Unwürbigen  bimeriafTen  ftnb,  unb  ein  gtoßer 
Jbeil  ber  ©trafgelber  ju,  fonbern  er  bat  au*  ein  Siecht, 
in  »ielen  gdBen  bie  ©ürer  Derer  einjujieben  (ju  confilci« 
ren),  welche  gegen  gewtfle  ©efefce  bei  Staat!  »erfloßen; 
ferner  ftch*  ihm  ein  »Pfanbrecbt  an  bem  Vermögen  feiner 
Äaffenbcamten,  fowie  an  bem  Vermögen  aller  Derer,  welche 
mit  2Cbaaben  rütffrdnbig  ftnb,  mit  ihm  Gontracte  abftbüe» 
ßen  u.  f.  w.,  ju.  Slur  milbrducblicb  bot  man  tiefe  Siechte 
juweilen  auch  auf  bal  $ri»at»ermögen  bei  Sitgenten,  ber 


Stegentin  unb  bei  Sbronfbtger!  auiget tbnt  feurige«  Sag* 
ffnb  mebre  biefer  Siechte,  auf  welche  au*  oft  bie  3nbaber 
ber  obem  ©ericbtSbatftit  2tnf»rucb  machen,  außer  ©ebraueb 
gefommen.  3ur  SBabrntbmung  feiner  ©ereebrfame  pflegt 
ber  giltul  einen  Anwalt,  gilcal  genannt,  angufieHen,  roeW 
e^er  in  feinem  «Hamen  entweber  all  Äldger  ober  all  ©tflag» 
ter  »or  ©eriebt  trfcbetnf.  Sro&  ber  auffaöenben  »egunfti« 
gungen,  »eiche  bal  rim.  fRecbt  bem  gileul  angebeiben  ließ, 
galt  botb,  um  bal  Drücfenbe  beffelben  einigermaßen  au  mit 
bern,  ber  ©runbfafe,  baß  bei  ©treitigfeiten  ber  Untertbanen 
mit  bem  giltul  in  jwttfetbaften  gdflen  immer  gegen  ben 
gileul  in  erfennen  fei,  »elcbel  5>rinrip  überall,  wo  bal 
rdm.  Stecht  noeb  in  »oller Äraft  b [fte in,  au*  beutigelSagl 
jur  Xnwenbung  fommen  muß.  jDft  befieOen  auch  einzelne 
Kollegien  unb  ßebörberf  jur  SBeforgung  ihrer  finanziellen 
'Ängelegenbeiten,  SJeirrtibung  ber  ©»ortein  u.  f.  w.  einen 
befonbern  giicaL  3n  einer  anbem  föebeutung  fommt  bie» 
[er  Xulbrue?  in  ben  Ednbern  »or,  wo  ber  Xnflageptocef? 
gilt  (f.  Xnf(age),  inbem  man  biet  Denjenigen  bamit  be« 
jetebnet,  welcher  im  Kamen  bei  ©taatl  bie  «Jerbretber  »or 
©eriebt  anjutlagen  bot. 

/tölfln  werben  wibcrnatürlicbe,  »eraltete  Öffnungen  gt. 
nannt,  bureb  weld)e  fitb  glüfftgfeiten  aul  irgenb  einer  ^Mfe 
ober  irgenb  einem  Äulfübrunglgange  bei  JJ6r»erl  in  eine 
anbere $&b(e  beffelben  ober  nach  oußen  ergießen;  fifluldfe 
©efebwüre  folebe,  welche  bie  ©epalt  einel  engen,  tiefen, 
mehr  ober  weniger  gefrümmten  .Ranall  fabtn  unb  bureb 
eine  FranFbafte  SBef<r>affenr)eit  ber  weichen  SEb«fc  »ber  ber 
jtnoeben  ober  auch  bureb  bie  ©egenwart  einel  fremben  ^cr. 
»erl  unterhalten  werben.  Der  giflelTanal  bat  eine  nach  au* 
|cn  münbenbe  Öffnung,  welche  in  ber  Siegel  febr  eng,  oft 
faum  bemerfbar  unb  »on  hartem  Sidnbern  umgeben  i^. 
Durch  bie  in  bem  ganjen  Jtanale  unb  ben  nabegelegenen 
Äbetlen  in  gewiffem  ©rabe  fortbauembe  Sntjünbung  »er« 
wanbelt  ftch  ber  ganje  innere  Ubergug  beffelben  aQmdlig  ent> 
weber  in  ein  fcbletmbautartigcl  ©ewebe  ober  »erbdrtet,  unb 
es  bilben  fto>  bann  in  ber  Umgebung  ber  gifleln  mehr  ober 
weniger  graulichweiße,  biete  unb  borte  2Raffen,  in  welchem 
gaUe  bie  Teilung  ber  giftet  ihre  großen  ©cibwierigleiten  bat, 
&  gibt  eine  SRenge  befonberer  Xrten  »on  gijlein ,  bie  balb 
nach  bem  A6r»ertbeile,  an  welchem  fie  »orfommen,  halb 
nao>  ber  aul  ihren  Öffnungen  b«t»ortretenben  glüffigfcit  be. 
nannt  werben,  fo  ».83.  ahränenfifleln,  ©aDenffftcln ,  Äotb» 
fifleln,  2Rafibarmfrjhln,  Urinftfleln  u.  f.  w.  OTc  gtjleln 
fonnen  febr  gefdhrlicb  werben  unb  finb  febwer  ju  heilen,  er« 
fobem  baber  fletl  bie  JBebanblung  einel  gefchieften  unb  forej» 
fdltigen  3trjtcl  unb  bürfen  ja  nicht  bei  ihrer  (Jntftebung, 
»crnachldffigt  werben. 

itretfrne  h«ßtn  biejenigen  ©terne,  welche  gegen  ein- 
anber  fortwdhrenb  biefelbe  ©teHunet  am  ^immtl  behaltcn. 
©ie  bewegen  ftch  gemeinfchaftltch  täglich  »on  SD.  nach  SB. 
ringl  um  bie  Srbe  herum,  geben  alfo  im  ID.  auf,  b.  b- 
treten  über  ben  ©eficbtlrrttl,  unb  gehen  im  SB.  unter,  b.  b- 
finfen  unter  ben  ©eftcbtSfreil.  Die  girfterne  ftnb  jwar  nur 
bei  9tacbtl  am  $immel  fidrtbar,  flehen  jeboch  auob  roäb» 
renb  bei  «£agd  an  bemfelben:  nur  bal  ju  belle  Cicht  ber 
©onne  »erhinbert,  baß  fie  gefehen  werben,  inbem  el  biefeU 
ben  überfhahlt.  3Cu$  bemfelben  ©runbe  (ann  auch  ein« 
2ftxnbi  beB  leu<fetenbt  glömme  bei  SCage  faum  noch  wab» 


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Fixsterne 


Fixsterne 


genommen  wtrben.  IBti  totalen  Sonnenfinfterniffen  erfc^ei» 
nen  iuroeilcn  tic  ^cU£cud?t«nbficn  girllcrnc  am  #immel 
(f.  gmßerniffe)  unb  burcb  eine  lange  9iöbre,  welche  tie 
2c:mcnjitabl<n  größtenteils  abhält,  baS  Äuge  ju  treffen, 
Ena  man  täglich  bie  Sterne  bei  beHem  Sonnenfcbein  er» 
baden,  äöcfanntiicb  bat  man  entbedt,  baß  bie  Bewegung 
bei  #imtnelä  mit  ben  (Sternen,  foroie  ber  Sonne  um  bie 
(hbt  nur  febtinbar  fei  unb  baß  Heb  oielmebj  bie  Erbe  um  ibre 
eigne  Äcbfe  unb  um  bie  Sonne  Ijerumbercege.  (S.  Erbe 
unbfHanetenfpflem.)  ^)ient ach  erfdmnt  auch  bie  Sonne 
itt  ein  girftem  (f.  Sonne),  unb  umgefeljrt  ifl  eS  wabr= 
dKtnlicb,  baß  bie  girfleme  fämmtlicb  Sonnen  finb,  welche, 
sie  bie  uafere,  wabrfebeinürb  auch  ibre  Planeten  haben ,  bie 
um  fie  jtch  b«umbtrotgen.  Die  girfierne  finb  alfo  2BeIt; 
förper,  »reiche  an  ©röße  ber  Sonne  nicht  nur  nabeflebcn, 
lonbern  fie  roafcrfcbeinlicb  noch  weit  übertreffen.  Um  fo  ver; 
ifunberung§roürbiger  erfebeint  nun  ber  Umftanb,  baß  roir 
trtbet  mit  bloßen  Äugen  noch  auch  mit  ben  ftärfflen  8Jer= 
wößerungSgläfern  einen  Durctjmeffer  biefer  gewaltigen  Stbt> 
:a  w4brjunej)men  vermögen,  wäbrenb  bie  am  £immcl  fid)t= 
>aren  Planeten,  roelebe  an  ©röße  ber  Erbe  nabefieben,  alS 
;'.cine  Scheiben  burcb  baS  Fernrohr  gefeben  werben.  Der 
*runb  fann  fein  anberer  als  bie  außerorbentlidje  Entfernung 
.'<r  Jtrfrerne  fein,  weil  auch  ber  größte  .Äörper  bei  juneb» 
:ienber  Entfernung  enblicb  verfebrombenb  flein  wirb.  ftür 
.ine  unermeßlich  große  Entfernung  ber  girflerne  fpriebt  aueb 
noch  ber  Umffanb,  baß  man  an  ihnen  feine  Spur  einer 
•d-einboTen  iBewegung  wahrnimmt,  welche  bie  golge  ber  in 

rer  großen  JBabn  um  bie  Sonne  fich  fortbereegenben  Erbe 
.  :rc.  Sowie  nämlid)  auf  einer  ganbftraße  von  einem  frJbncü*; 
:.:'abTenben  Sagen  auS  bie  rechts  unb  linfS  flebenbcn 
Säume  ihre  Stelle  ju  veränbern  febeinen,  fo  müßten  auch 
:ie  Jtrflerne,  wie  eS  febeint,  ibre  Stelle  oeränbern,  »renn 
cie  Erbe  wirtlich  mit  einer  ©efebroinbigfeit  oon  mebr  alS  4  SR. 
in  ber  Setunbe  einen  23eg  von  131  SRiCL  371.  im  SBelten» 
:aume  jurücf legte.  So  große  SDiube  man  ftcb  aber  auch  gege* 
ben  hat,  fo  bat  man  toep  auch  nicht  bie  gcringjle  SJeränberung 
:n  ber  Stellung  ber  girflerne  ju  erfennen  vermocht,  roelebe 
tött  ber  JBeroegung  ber  Erbe  in  ihrer  JBabn  ftcb  ableiten  ließe 
irab  ftcb  baber,  roeil  biefe  ^Bewegung  felbft  außer  allem  3roci= 
•el  ifi,  ju  ber  Ännabme  genötbtgt  gefeben,  baß  bie  girfterne 
ifl  fo  unermeßlidjer  Entfernung  oon  ber  Erbe  fidj  beftnben, 
Mß  aegen  biefe  ber  gan$e  Durcbmeffer  ber  Erbbabn  von 
41  Äifl.  SWeilcn  eine  rerfebroinbenb  f leine  ©röße  fei.  3jt 
:teS  ber  Jall,  fo  roerben  roir  eine  SJerrücfung  ber  girflerne 
xibrenb  eineö  3abrrt  (Sonnenumlaufs  ber  Erbe^  ebenfo 
trenig  roahrnehmen ,  nie  etwa  bie  83errücfung  um  einen  3oll 
ine  SBeränberung  in  ber  Stellung  jroeier  S3erge  bervor= 
«ringt,  roelebe  tneljre  SOf eilen  roeit  von  un$  entfernt  finb. 
£it  Stirbtigfeit  ber  eben  angebellten  {Betrachtung  wirb 
Matth  bie  Erfahrung  betätigt,  baß  alle  in  meßbaren  Ent> 
•emungen  von  ber  Erbe  flebenben  ^)immeiöförper,  wie  j.  S5. 
-':«  Sonnt  (ber  einjige  girflern,  bei  bem  bie«  ber  gall  tfi> 
wt  ber  Erbe  ibre  Stellung  gegen  bie  übrigen  Sterne  ftcht= 
•t<b  in  Saufe  beö  3abred  veränbern,  roelebe  Erfcbeinung  bie 
biliare  berfclben  beißt.  2>ic  Parallaxe  ber  Sonne 
bringt  t6  mit  fich,  baß  bie  Sonne  täglich  mit  anbern  gir= 
ierurn  auf:  unb  mit  anbern  untergebt  £arau§,  baß  «bie 
^ufferne  fämmtlicb  feine  fiebtbare  §)araHare  Reiben,  folgt, 

fMtttr'Sm.'Be.  IL 


weit  bie  ®röße  be§  ErbbabnburchmefferS  befannt  ijl,  baß  ber 
nächfte  girflem  mehr  alt*  8  SMUtonen  St.  entfernt  fein  muffe. 

SBären  bit  girflerne  nicht  fo  beU  leuchtenbe,  gleich 
ber  Sonne  fhrablenbe  Aorper,  fo  würbe  man  fie  roeaen  ber 
aQ)Ugroßen  Entfernung  gar  nicht  [eben.  Diefes  Sicht  btr 
girjieme  jeigt  aber  manntebfaehe  ä3erfchiebenbeittn  forool  bin« 
fichtlid)  ber  Starte  ctlä  binftchtlid)  btr  garbe.  2>ie  garbe 
einiger  girllerne  ifl  rtin  weiß,  anbetet  bldulich  unb  nod?  an» 
bertr  rätblich.  Die  verfebiebene  Eichtftarfe  wirb  falfcblicb  ort: 
febiebene  ©r6ße  genannt  unb  man  unterfcheibet  auf  biefe 
SBJtife  bie  girftene  in  Stetnt  trfler,  jroeiter,  britter  bis  aä)= 
ter  ©roße ,  oon  benen  bie  fünfter  bii  achter  ©röße  nur  von 
febr  guten  Äugen  bei  gang  beiterm  •Gimmel  noch  wabrge« 
nomraen  werben.  Eine  Unmaffe  von  Sternen  entbedt  man 
aber  noch  bureb  gernrobre.  £)iefe  legten  fieinflen  Sterne 
beißen  teleffooifdje  unb  man  unterfcheibet  noch  Sterne  ber 
neunten  unb  jebnten  £)rbnung.  SWit  bloßen  Äugen  feben 
wir  wtiße  Sitae  am  £>immel  unb  namentlich  einen  großen, 
weißen  Streif,  bie  3)a(cbfrraße;  burch  Seleffope  l6fen  fich 
biefe  9lebe(maffen  in  unenblicb  viele  {(eine  girfterne  auf  unb 
neue  iRebelmajten  erfebeinen ,  welche  auf^ulifen  unfere  heften 
gemrehre  )U  febwach  finb.  Die  Eintbeiluna  in  Sterne  otr> 
fchiebener  ©r6pe  ifl  übrigen» ,  wie  oon  felbfl  einleuchtet,  nur 
febr  oberflächlich,  ba  bie  Sicbtflärfe  auf  ein  beftimmteä,  von 
ber  Eigentbümlichfeit  bee>  ©eftcbtS  iebeS  einzelnen  S)eobacb< 
ter»  unabhängiges  SRaß  bis  ieht  uiebt  bat  jurücfgefübrt  wer- 
ben tonnen,  ^erfwürbig  ifl  ferner,  baß  roir  oon  mebren 
Sternen  mit  ©eroißbeit  wiffen ,  baß  fie  fowol  ben  ©lanj  alS 
bie  $arbe  in  längerer  ober  türurer  £eit  oeranbern.  So 
j.  f&.  war  btr  SitiuS,  ber  größte  unb  fchonjie  aller  gb 
(lerne,  einfl  rotb,  roährenb  er  iefet  ein  blenbenb  roeißeS Sicht 
bat,  unb  oon  ben  beiben  Sternen  Qaftor  unb  9>ollur  war 
einfl  jener  größer  als  biefer,  roährenb  iefet  bad  umgefebrte 
SBerbaltniß  flattftnbtt.  Einige  Sterne  jeigen  eine  regelmi; 
ßige,  in  furjer  Seit  jurüctgtlegte  unb  regelmäßig  wieberfeb* 
rtnbe  $eriobe  in  ber  SBeränberung  ibreS  SichtS;  fo  g.  fB. 
hat  btr  Sttrn  Älgol  im  ^>trftuS  eine  9>eru>bt  oon  2*  1 2a« 
gen,  in  welcher  er  oon  ber  jroeiten  jur  vttrten  £)rbnung 
ubergebt.  3u  3titen  bat  man  neue  Sterne  entbeeft,  bie 
balb  wieber  verfebroanbrn.  girflerne  ber  erfien  ©roßt  hat 
man  14  gejählt,  ber  jroeiten  Elaffe  70,  btr  britttn  gegen 
300.  Seiweitem  größer  ifl  bie  Änjabl  ber  Sterne  in  ben 
folgenben  Glaffen,  unb  in  ben  trfltn  fechS  (Staffen  rechnet 
man  jtifammtn  gtgtn  ÖOOO  girflernc.  Die  ©efammt^abl 
aller  Sterne  ifl  wahrhaft  unjäblig,  inbtm  bti  immtr  wei< 
tergebenber  83erbefferung  ber  3nffrumcntc  auch  immer  gtö' 
ßere  Tiengen  vor  bem  Äugt  btS  ^Beobachters  aufgehen. 
sJlach  ben  bis  jefet  gemachten  ^Beobachtungen  fann  man  etwa 
70,000  Sterne  erftet  btS  £ebnttr  ©röße  annehmen.  Daß 
man  aber  bie  ©efammtjabl  ber  $rrfterne  als  wahrhaft  un> 
enblicb  annehmen  fann,  ficht  man  fdron  barauS,  baß  Sptr- 
fcbel  allein  im  IDrion  auf  einem  deinen  Streifen  über  50,<XX) 
fteine  girfterne  jäbUe,  fobaß,  wenn  fie  überall  ebenfo  bidit 
am  Gimmel  flänben,  68  Wliü.  girfterne  ju  rechnen  waren. 

Die  fcbönflen  ber  einzelnen  Sterne  haben  eigne  SRamtn, 
bie  auS  ben  älteflen  Seiten  flammen ,  alle  aber  finb  ber  grös 
fjern  Ubcrftcbtlicbfeit  wegen  in  ©tupven  jufammengefaßt 
worben,  benen  man  einzelne  Kamen  gegeben  bat  unb  welche 
Stentbiiber  (f.  b.)  bfipert.   Äui  ben  Äbflänben  ber  gir= 


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firme  »oneinanber,  welche  unferm  *uge  unverinberlieb  er» 
feinen,  fann  man  feinen  ©d;luß  auf  ib«  wabren  <5ntfer« 
nungen  machen,  tvet(  von  jn>ei fibetnbar  nabe  nebeneinanber 
ftebenben  girjiernen  ber  eine  noch  weit  hinter  bem  anbem 
flehen  fann.  2luS  SBergleicbung  bet  Beobachtungen  verftbie» 
bener  3abtbunberte  bal  fich  aber  ergeben,  baff  bie  gegenfei* 
tigen  Entfernungen  ber  girfterne  nictit  völlig  unveränberlicb 
finb,  »orau*  folgt,  baß  bie  girfterne  boch  eine  eigne  JBewe» 
gung  haben,  welche  wir  aber  wegen  ber  großen  Entfernung 
nid/t  leicht  wahrnehmen  fönnen.  2tm  merfrvürbigften  finb  in 
biefer  ü'....  .:ng  bie  Do pp elflerne,  ©o  nennt  man  bie 
febr  nabe  beiemanber  ftebenben  (Sterne,  beren  man  etwa 
6000  aufgefunben  bat  unb  von  benen  viele  bie  merfwürbige 
Cigentbümiicbteit  zeigen,  baß  fie  nicht  nur  jufammen  im 
SBeltenraume  fortrüefen,  fonbem  fich  au*  ber  eine  um  ben 
anbern,  bei  einigen  in  für 3 cm,  bei  anbern  in  Ungern  $e* 
rtoben  herumbewegt.  Die  größte  Wenge  biefer  Doppelfterne 
bat  man  in  ber  SKäbe  ber  SÖiilcblrraße  gefunben,  unb  au* 
breifache  unb  vierfache  ©ferne  finb  entbteft  worben. 

iliiL-ljö  ober  Sein.  DaS  SBaterlanb  tiefe?  nü&licben 
©emäcbfeS  ift  rpohrfthcinlicb  ber  Orient.  2Ran  unterfebeibet 
bauptfdcblich  zwei  Tfrten,  nämlich  ben  Drefcb*  ober 
©chließlein,  beffen  ©amenfapfeln  nur  febwer  auffpringen 
unb  beren  ©ame  beSbalb  auSgebrofcben  werben  muff,  unb 
ben  .Klang*  ober  ©pringletn,  beffen  ©amenfapfeln  leicht' 
unb  mit  Jtnijtern,  wenn  fie  febr  troeftn  finb,  oft  febon  auf 
ben  Selbem  auffpringen.  Die  erflere  Art  bat  einen  hoben, 
wenig  afriaen  ©tengel,  bunf elblaue  ©töten  unb  etwas  frum» 
me,  efliptifebe,  jufammengcbrücfre,  bunf  elbraune  ©amen;  bie 
weite  bagegen  hat  niebngere,  iftige  ©tengel,  heilere  bim» 
melblaueSJlüten,  größere,  langer  gefKelte  Jtapfeln  unb  regel* 
mafiige,  (eberbraune  ©amen.  Der  Beinbau  wirb  in  vielen 
Wegenben  im  ©roßen  unb  mit  vielem  gleiße  unb  großer  Auf* 
m evf feimfeit  betrieben,  weil  von  ber  richtigen  unb  jwecfmäfji» 
gen  Scheint lung  beS  S3oben6  unb  beS  ©ewäcbfeS  bie  größere 
©üte  unb  getnbeit  bei  mißlichen  JBafieS  abbAngt.  SRannichfal* 
tig  finb  bie  Arbeiten,  um  aus  ben  geemtefen  pflanzen  ben 
giaebs  }u  bereiten,  äuerft  befreit  man  biefelben  von  ben  ©a« 
mtnfapfeln,  intern  man  fie  über  Jtämmc  jiebt,  woburdj  jene 
abgeritten  werben;  man  nennt  biefe  Söorarbeit  baS  Süffeln, 
hierauf  folgt  baS  Sföften  ober  Stötten,  welches  jum 
jjwecf  bat,  ben  qjflanjenleimfloff,  ber  bie  «aflfafern  unter 
fleh,  mit  bem  innern  Steile  beS  ©tengelS  unb  mit  ber  Ober* 
baut  bejfelben  verbinbet,  aufzulöfen  unb  babureb  bie  SSren« 
nunc)  ber  gafern  unter  füb  unb  von  anbern  Reiten  bervor* 
zubringen.  £>aju  bient  »omebmlicb  geuebtigfeit;  man  legt 
Deshalb  ben  glacbS  entweber  eine  3eit  lang  in  flebenbe  SBaf* 
fer,  Reiche  ober  ©ruhen  ober  breitet  tbn  auf  bem  ©oben 
ber  Selber  auS  unb  läßt  ifbau  unb  »fegen  auf  ihn  einwir» 
fen.  hierauf  wirb  berglachS  getroefnet  ober  geharrt,  um 
ihn  leichter  brechen  ju  fönneri.  Die«  gefebiebt  jum  Äbeil 
mittels  einer  einfachen  ÜRafcbine,  jum  Sbeil  bureb  ©cblagen 
mit  einem  waljenmnben  £oljfrücfe  ober  bureb  $ocbmüblen, 
unb  jwar  beSbalb,  um  bie  ^oljt^eile  ber  ©tengel  leichter  hin« 
wegbringen  ju  fönnen,  welches  enblich  binch  baS  ©djwin* 
gen,  baS  man  mit  einer  Sltafcbine,  bie  ©chwinge  genannt, 
errichtet,  ziemlich  wBfommen  bewirft  wirb.  ©0  ift  ber 
glachS  für  ben  $anbe(  gewöbnlicb  zubereitet ,  bort)  pflegt  man 
ihn  juweilen  noch  ju  hecheln,  wobureb  alle  grobem  JEbeile 


unb  verwirrten  Safem  unter  bem  9lamen  SBerg  abgefon» 
bert  werben.  3nSgemein  aber  ift  baS  Becheln  erft  eine  Sor> 
arbeit  )um  ©pinnen.  Der  Seinfamen  enthält  viel  fettes 
CK,  baS  man  burch  ÄuSpreffm  gewinnt  unb  baS  fowol  als 
ein  gelinbeS  9>urgürmittel,  als  auch  ju  vielen  teebnifchen 
äweden  angewenbet  wirb.  Die  ausgepreßten  ©amenfcbalen 
werben  in  gewiffe  formen  gebracht  unb  finb  unter  bem  9ta> 
men  ü  einfach  en  ein  gutes  SBiebfutter.  Die  geinfamenab. 
foebungen  finb  febr  fchtetmig  unb  werbm  häufig  alS  einbüL 
lenbe  Wittel,  unb  bie  gepuderten  ©amen  gu  erweichenben 
unb  fchmergjltQenben  f6reiumfchlctgen  angewenbet  3um  ©a» 
men  wirb  oefonberS  ber  aus  iKußlanb  fommmbe  rigaer  Sein 
benu^t,  ber  fich  burch  Keife  auszeichnet  —  Uber  bie  »et* 
tere  Xnwenbung  tcS  jlachfeS  f.  Äeinwanb  unb  3»irn. 

^logae  ifl  bie  bis  20  tlUen  lange  unb  halb  fo  breite, 
meifl  aus  einem  ©tüd  wottenen  äeucheS  beftebenbe  gabne, 
welche  bie  ©chiffe  aufgujieben  pflegen,  um  als  Seichen  ber 
Station,  welcher  fie  angehören,  fowie  überhaupt  als  ©ig» 
na(  (f.b.)  .u:  bienen.  3h"  gewöhnliche  ©teile  hat  bieglagge 
hinten  auf  bem  SJerbecf  am  glaggenjlocfe  neben  ber  großen 
ßateme.  Sei  ben  ÄriegSfd;iffen  baben  nur  bie  hohem  jDfji» 
jiere  baS  Siecbt,  eine  eigne  glagge  ju  fühten,  unb  ber  Ort, 
wo  biefe  aufgefjecft  wirb,  bezeichnet  ihren  Siang.  Der  2fbmiral 
ifl  ber  ©njige,  ber  feine  glagge  auf  bem  großm  SRaffe  fubrt. 
Die  hebern  SDffijiere  heißen  wegen  ihres  SBorreehtS,  eine 
glagge  führen  ju  bürfen,  glaggenoffi»iere.  Der  Äunft» 
auSbrucf  für  baS  ^ufjieben  ber  glagge  ift  Äufbiffen,  für 
baS  $crunterlaffen  ©treteben.   DaS  (Streichen  ber  glagge 
iji  bie  größte  Cbrenbe,jeugung,  welche  ein  ©chiff  bem  an» 
bern  erweijl;  fön.  «Schiffe  aber  fheieben  vor  SWiemanb,  benn 
ein  JtriegSfcbiff,  welches,  namentlich  wübrenb  eines  ©eege^ 
fechtS,  feine  glagge  fheicht,  ergibt  fich-   Sine  geringere  Gh« 
renbe&cugung  ifi  bie,  baß  ein  SRatrofe  bie  glagge  betm  58er» 
überfahren  beS  ©chiffS  in  bm  Xrm  nimmt.    Die  Scatio» 
nalflagae  trägt  bei  jeher  Nation  anbere  garbm  unb  TR>> 
jeichen.  Die  Signalflaggen,  welche  am  £>intertheile  auf* 
gebogen  werben ,  zeichnen  ftch  namentlich  burch  bie  garbe  auS. 
©0  wirb  eine  blaue  glagge  aufgefteeft,  um  bie  SKatrofen 
vor  ber  Abfahrt  vom  Sanbe  nach  bem  ©chiffe  zu  rufen. 
DaS  Seichen  jum  «credit  gibt  bei  ben  <£nglänbern  eine  rt>* 
tbe,  bei  ben  gratnofen  eine  Dreifarbige,  bei  ben  ©panient  eine 
blaue,  bei  ben  9cieberlänbern  eine  orangegelbe  glagge.  Die 
griebenSflagge  ifl -bei  aQen  Nationen  weiß,  bie  Cor* 
farenflagge  roth  ober  fchwa«.  ©chiffe,  auf  benen  eine  an> 
fledenbe  Äranfheit  berrfd)t,  muffen  bitS  burd;  eine  febwarje 
glagge  am  Sorbermafle  anjeigtn. 

ilamintjo  (ber)  beißt  ein  in  Xfrifa,  ©übamerifa  unb 
an  ben  Jlüflm  beS  mitteQänb.  SReerS  lebenber  großer  unb 
febr  feböner  ©umpfvoget  (St  ift  an  ©effalt  bem  ©Storche 
ähnlich,  b«t  aber  einen  (dngem  $>al$  unb  längere  mit 
©diroimmbäutm  verfeh>ene  güße,  wirb  über  6  g.  hoch)  unb 
Zeichnet  fich  burch  fein  ganz  purpurrotes  ©efteber  unb  fei* 
nen  fonberbaren  Schnabel  aus.  Der  (entere  ift  in  ber 
Wutt  plötzlich  fo  herabgebogen,  baß  er  einen  förmlichen 
SBinfel  bilbet,  unb  ber  SBoael  bcShalh,  wenn  er  faufen  ober 
treffen  Witt,  ben  Jtopf  verfehrt  haltm  muß,  um  ben  Ober, 
frbnabe!  gebraueben  zu  tonnen,  wie  bie  beigegebene  2Cbbil> 
bung  geigt  Sem  (Sefieber  ifl  tm  rrften  3abre  weißgrau  mit 
braun  en  glttfen  urtermifebt,  im  jweitm  fletfthfarben  ^  »irt 


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Flandern 


Flanell 


von  ta  an  immer  burtflcr,  bis  cd  im  eierten  3afcrc  bie  ei» 
qentlicbe  Purpurfarbe  ereilt.  Die  Scbroungfebern  allein  n>tr> 
ten  febroarj,  ber  Schnabel  gelb  unb  an  bec  topilje  ebenfalls 
febwarj,  unb  bie  äöeine  toty.  <Sr  näbrt  ft'ch  vj>n  gifdjen  unb 


Safferinftften,  lebt  in  großen  Sterben  unb  fommt  juroeilen 
bi$  an  ben  Styein.  3m  gluge  bilbet  er  ein  regelmäßige» 
itrtuj,  wobei  er  £al$  unb  güße  auSftrecft.  Da  er  roecien  feü 
na  langen  SBeine  nicht  füjenb  brüten  fann,  fo  baut  er  für)  im 
cumpfe  ober  an  feilten  SBafferftcllen  auS  (Schlamm  ein  fe; 
^eiförmiges  9lefi,  welches  2  ^-  über  baS  SBaffcv  hervorragt, 
:mb  laßt  beim  JBrütcn  bie  JBeme  an  ben  Seiten  berunterbün* 
un,  fobaf  er  gleichkam  auf  bem  SJlcfle  reitet,  (sein  Sleif$ 
roirb  gegejfitn,  bie  gebern  bienen  als  Schmucf,  unb  3unge 
unb  ©ehirn  tiefes  Sögels  galt  ben  alten  Römern  unb  &xif- 
ixn  als  geeferbiffen.  ÜRan  fennt  bis  jefet  nur  biefen  rotten 
glumingo,  untertrieb  aber  ftur)er  mehre  Xrten,  we$u  ber  er; 
reühnte  garbenwechfcl  beffelben  Skranlaffung  gegeben  r)ar. 

Jlavitvn  (bie  ©raffchaft)  ifi  ein  ganj  flaues ,  woblbe= 
roafferteS,  frudjtbareS ,  trefflich  angebautes,  fabrifenreieheS 
Saab  cm  ben  Ufern  ber  9lorbfce  unb  reicht  vom  gluf5cr>en 
V«,  baS  fi(f>  bei  ©ravelineS  in  bie  See  münbet,  bis  ju  ber 
untern  Gcbelbe.  3m  S.  reicht  eä  bis  ju  ben  Stabten 
Donop,  Doornict  unb  ©rammont  Die  ©röße  belauft  ftcr) 
auf  227  oSR.,  auf  benen  (eine  ausgezeichnet  fiarte  Sevöl; 
lenmg)  2  SKilL  SRcnfchen  leben.  2ll*S  eine«  befonbern  Un> 
beS  twrb  ei  juerft  im  9.  3at)rr).  erwähnt,  wo  Äaifcr  .Karl 
ber  Jtabtr  fernem  Schwie^erfohne  SBalbuin  853  bie  ©raf» 
idpaften  fflanbern  unb  BrtoiS  fd>enfte.  3m  12.  3'abr:?.  fam 
bie  ©raffchaft  #ennegau  noch  hinju  unb  eine  lange  9?eir>e 
nr ©rnfen  auS  bem  iwufe  jenes  JBalbuin'S  befaß  tiefe  brei 
fofftaffat,  bis  ber  SRannSfiamm  biefeS  jjaufe*  1383  er- 
fe%  t)it  erbtodjter  Margarethe  vermählte  fid)  mit  beut 
$c&0g  ?>hilipp  bem  Jtüb nen  von  SSurgunb  unb  brachte  bar 
tanb  bitft&  machtige  &au$  auch  in  ben  JBefifc  von  %  'Ais 
bof eun  1477  in  her  mannlichen  Sinie  mit  Jtarl  bem  Jtühnen 


erlofch,  ?am  baS  8anb  hurch  bie  ßcrmahlung  ber  burgunb. 
(Srbtochter  SRarta  mit  SRarimilian  von  £jftreidi  an  biefeS 
£»auS  unb  blieb  bei  bemfelben  bis  jur  Äronnieberlegung 
•Äaifer  Jtarl  V.  1550,  worauf  J.  mit  ben  übrigen  6fhr. 
SRieberlanben  an  (Spanien  überging.  3n  ben  nun  folgen» 
ben  .Kriegen  jwifehen  (Spanien  unb  ben  Stieberlanben  unb 
jroifdjen  Spanien  unb  granfreict)  tarnen  einzelne  Stücfe  an 
Jtanfrcicb  unb  an  bie  Slieberlanbe,  fobafi  man  nun  baS 
franj.,  baS  fpan.  unb  baS  holl.  unterfchieb.  3ene$  ge» 
hört  noch  ju  granfreid)  unb  jwar  iefct  jum  Departement 
hu  SRorb;  baS  rjod.  ifi  ju  ber  prouinj  Seelanb  gefchla* 
gen;  baS  fpan.  nahm  ben  größten  Äfjcil  ein  unb  ifi  ie^t 
ein  5?h ei  1  beS  itönigretchS  S3elgien.  63  wirb  in  2Beß  *  unb 
©frflanbern  getheilt.  SBeftflanbern,  59  a2R.  grofj  mit 
610,000  @inw.,  if},  bis  auf  einige  9Moor=  unb  ipaibege> 
genben,  fehr  fruchtbar,  reidj  an  ©etreibe,  JDbjt,  ^»opfen, 
$lad)l  unb  dtinboieh,  oor  lüUm  aber  reich  an  Sahnten  in 
£einwanb  unb  öpt&en.  Die  {»auptflabt  if!  örügge;  au: 
fer  tt>c  ftnb  JDjlenbe  unb  ^urneS  burch  Seehanbel, 
©pern  unb  Äortrwf  (Sourtrap)  burch  Sabrifen  wichtig. 
Oftflanbern  hat  bei  einer ©röfje  von  54  unb  einer 
(Sinwohner&ahl  t>on  745,000  einen  noch  fruchtbarem  IBoben 
unb  ifi  burch  bie  Scheibe,  bie  ijier  bie  2pS  linfS  unb  bie 
Denber  rechts  aufnimmt,  nicht  nur  für  ben  Sanbbau  unb 
SQiefenwachS  gut  bewdffert,  fonbern  auch  für  ben  ipanbel 
[ehr  wohl  gelegen.  Der  gabriffletp  if!  bter  noch  größer  alS 
in  ffiefiflanbern ,  unb  £einwanb,  JSaumwoQen^euche,  Pa= 
pier,  Spigen,  Tapeten,  Seberwaaren  werben  f>ier  in  Spenge 
unb  von  oorjüglidber  ©üte  gefertigt.  Die  ^»auptflabt  tf! 
Gent.  Xuch  ftnb  bie  Stätte  £)ubenarbe,  Denber« 
monbe,  "AI oft  unb  So! er en  wegen  ihrer  gabrifen  wichtig. 

Die  (Sin wohner,  her  ÜRehrjahl  nach  SBaüonen ,  finb  bem 
fatholifchen  ©lauben  jugethan  unb  fprechen  einen  Dialeft, 
baS  glämifdie,  baS  vom  Deutzen  fetjr  abweicht,  bagegen 
bem  4?oUäntifchen  naher  fieht.  es  ftnb  fleißige  üeute  unb 
baher  im  ©anjen  wohlhabenb.  DaS  gan^e  g.  if!  wie  ein 
großer,  wohlangebautec  ©arten,  es  ifi  mit  einer  SRenge 
blühenber  Stätte  unb  wohlgebauter  $äufer  überfaet  unb 
bietet  eine  angenehme  Xbwcchfetung  von  reichen  ©etreibefeU 
bern,  üppigen  SBiefen  unb  freunblichen  ©arten  bar.  Der  Spm-- 
bei  if!  bebeutenb  unb  wirb  tlicüs  burd)  bie  Sage  am  Meere, 
theilS  burch  fchiffbare  glüfjfe ,  theilS  burch  mehre  Äanäle  fehr 
geförbert.  Der  Jpauptfig  beS  £)anbelS  if!  baS  reiche  ©ent, 
baS  burch  bie  felbfi  für  Seefdiiffe  ju  befahrenbe  Scheibe  unb 
burch  mehre  Jianäle  mit  ber  See  in  SSerbinbung  fleljt. 

Flanell  ober  gloneil  nennt  man  ein  leidjtes,  tuct)ar* 
tigeS,  aber  nur  fehr  wenig  ober  gar  nicht  gewalfteS  unb 
ungefchoveneS  ^eudj  oon  oerfchiebener  geiubcit  unb  IBreite, 
glatt,  gepreßt,  geföpert,  gebrueft  ober  gefhreift,  baS  ge= 
wohnlich  ganj  auS  SchafrooQe,  oft  aber  auch  jur  ipalfte 
auS  SBaumwolle  gewebt  unb  ju  jutter,  Jpemben,  Satfen 
unb  bergl.  verbraucht  wirb,  grüher  tarnen  bie  frhönflen 
unb  feinfien  glaneUc  auS  ^lanbern,  englanb  unb  9corb^ 
franfreich,  jefjt  werben  fie  aber  in  Greußen,  {Böhmen,  Mäh1 
ren,  $ej[en,  ^anover  unb  namentlich  in  ben  fichf.  gahri' 
ten  von  gleicher  ©üte  gefertigt.  Die  feinden  g Um  eile  ftnb 
getöpert,  t>et§ert  ©cfunbheitSflaneße,  unb  ^emben,  Siefen 
unb  bergl.  auS  folgen  3eu<hcn  halten  bie  ^>aut  f!e(S  rein 


Flanken 

unb  rrocfen  nnb  fmb  «in  erprobte*  gfabetunajmittel  bei 

©icfct,  8tbe4tmati*mu5  unb  dbnlic&en  Jforanfbeiten. 

J;lankm,  fo  »iel  atö  Seiten,  beißen  bei  einem  aufge* 
{teilten  £eere  bie  (Jnben  bet  beiben  glügel,  weldje  xu  um« 
geben  unb  fo  bem  #eere  in  ben  Stücten  ju  fommen,  eine 
ber  Hauptaufgaben  bet  &rieg*funft  iß.  3ebe*  f>eer  muß 
batjer  feine  glanfen  miglicbft  ju  becfen  finden,  b.  b.  bemfefc 
ben  eine  folcbe  Stellung  ju  geben  bemußt  fein,  baß  ber 
geinb  burcb  Stoffe,  ©een,  tSiorafte,  SBälber  unb  bergt,  ge. 
binbert  ift,  bie  glanfen  ju  umgeben.  —  ©ei  ben  gelungen 
beißen  glanfen  bie  Linien  ber  SBefefhgungSwerfe,  welcbe  an* 
bern  SBerfen  feitwctrt*  »ur  SBertbeibigung  bienen,  inbem  ton 
ibnen  au*  biefe  beftricpen  (befcboffen)  werben  fönnen.  — 
glanfeur*  ober  glanqueur«,  »länfler  Reißen  Siel' 
terabt&eilungen,  reelle  einjeln  berumjtreifen,  um  ben  geinb 
ju  beobachten  unb  ju  beunruhigen. 

/ia8ct|frt}ug  ober  (gtiecfc.)  $olpfpafi  ifl  ber  Siame 
eine?  metbamfo>en  SBerfjeugS,  welcbe*  baju  bient,  große 

Saften  mit  einem  »erbcUtniß» 
mäßig  geringen  Hufwanbe  oon 
Triften  in  bie  $&l>e  ju  beben, 
befTen  (frftnbung  man  bem  bc« 
rüfjmten  gried).  Ültatbemattfer 
2Crcbimebe«  (f.  b.)  jufcr)reibt. 
Der  gemeine  glafcbenjug  be» 
ftebt  au*  jwei  gaffungen  ober 
glafcpai ,  rote  bie  BbbÜbung  I 
»igt,  von  benen  bie  obere  feft, 
bie  untere  baaegen  beweglicb 
ifl.  3ebe  gaffung  ift  jufam» 
mengefefct  aus  »wei,  genährt, 
li<b  eifemen  ©ebtenen,  jwifeben 
benen  fieb  jwei,  brei  ober  mebre 
Stollen  umbrefjen,  burtt)  beren 
SfKittelpunft  frarfe  exferne  Heb« 
fen  geben,  bie  in  Sägern  in» 
nerbalb  ber  ©Lienen  fitb  be» 
roegen.  £>ie  Stollen  finb  in 
ibrem  Umfange  etwa«  einge« 
fenft,  um  ein  ©eil  bequem 
aufne&men  ju  f6nnen.  £)ie* 
©eil  ift  nun  um  bie  Köllen 
beiber  glafeben  folgenbermaßen 
gefcblungen.  Die  ©Lienen  je* 
ber  glafebe  ge&en  in  einen  ftar= 
fen  eifernen  £afen  au*;  an 
bem  ^>afen  be*  oberjien  gla» 
febenjug*  ift  ba*  ©eil  befeftigt, 
ift  bann  erfi  um  bie  oberfte 
Stolle  ber  untern  glafebe,  bann 
um  bie  unterfte  Stolle  ber  ober» 
ften  glafebe,  ferner  um  bie 
»weite  Stolle  ber  untern,  nacb« 
per  wieber  um  bie  »weite  Stoib 
ber  obern  glafebe,  unb  fo  fort 
bi3  jur  legten  StoUe  ber  obern 
glafebe  gefebtungen.  ©egen 
ba«  @nbe  K  biefe*  ©eil*  wirft 
nun  bie  bebenbe  Ärafi,  wÄb» 


renb  an  bem  #afen  ber  untern  glafebe  Wi  ,*u  bebenb« 
Saft  befeftigt  ift.  Die  Stollen  fmb  ton  abnebmenber  @r6ße, 
bamit  bie  nebeneinanber  ge&enben  ©riefe  be*  ©eil?,  obne 
fieb  aneinanber  ju  reiben,  neben  einanber  liegen  formen. 
SDtan  bat  aueb  glafebenjüge,  wo  bie  Stollen  nterpt  überrin« 
anber,  fonbern  nebeneinanber  liegen,  in  weltfern  gallt  bil 
Stollen  oon  gleieber  ©röße  fein  tonnen.  3e  großer  bie  *n. 
jabl  ber  Stoüen  ift,  beflo  geringer  brauest  bie  Jtraft  im  SSer« 
pdltniß  jur  Saft  ju  fein,  weil  nacr)  ben  ©efefcen  ber  SDtecha. 
nif  bie  Äraft  nur  umSBenige*  größer  al*  bie  Eafi,  biwbirt 
burd>  bie  Hnjabl  berStoUen,  ju  fein  brautet.  3Die5tnwen» 
bung  be*  glafcbenjug*  ift  aber  befeferdnft  burcb  bie  Steibung 
bei  ©eil*  an  ben  Stollen  unb  burcb  ben  Umftanb,  baß  bet 
ju  t-ielen  Stollen  ba*  ©eil  leicht  in  Verwirrung  geritb-  ©er 
»potenjflafc^enjug  unterfebeibet  ftcb  »on  bem  gemeinen 
babureb,  baß,  wie  bie  Äbbilbung  U  jeigt,  iebe  Stolfe  einjeln 


5fg.  n 


■ 


für  ftcb  ift  unb  an  jeber  an  »wet  oon  ibrem  SDrittelmmfte 
auögebenben  unb  um  tiefen  beweglicben  ©ebierren  ein  ^»afen 
angebracht  ift.  Zm  £afen  ber  unterften  Stolle  bangt  bie  ßafl 
unb  um  tiefe  Stolle  febungt  ftcb  ein  ©eil,  ro eiche i  bet  A  be- 
feftigt ift;  ba«  anbere  Cnbe  biefeS  ©eil*  ift  an  bem  #afm 
ber  »weiten  Stolle  befeftiat.  um  welcbe*  fieb  ein  »weite*  bei 


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B  mb  m  bem  Aalen  bet  brittcn  9foHc  befefrigte«  Seit 
fiüngt,  unb  fo  gc|t  cä  fort  W«  jur  lebten  Stolle  V,  reelle 
rtabali  befeftigt  ift  unb  über  welche  baS  lefete  ©eil  fo  ge» 
fetogen  ifl,  wie  bte  Hbbtlbung  jeigt,  baf  bei  K  bte  he» 
betbe  .Kraft  angebracht  waten  fann. 

/hmnem  (3fobn),  einet  bei  berübmtejten  engl,  ©ilbbauer 
unb  m««,  ««*  4«  «>orf     ®«fllflnt>  1755  8*- 


trat  et  an  ber  fön.  Efabemie  ju  8onbon  lange  3eit  ftcb  un« 
tttridbrn  hatte,  btgab  et  ftet)  1787  na*  Stalten,  wo  et 
■Mi  bte  Sufmerffamfeit  bet  ÄunfroerftibjMgen  auf  ft<h  jogj 
1794  febrte  er  nach  Sonbon  jurücf  unb  fänb  bort  1810  eine 
Irrfhflung  als  $rofeffor  bei  bet  fon.  Äfabemie.  <&t  ftarb  in 
Sosben  am  9.  Dee.  1826.  Ttm  befanntejten  liaben  ir>n  feine 
tartffe  ju  ben  2Berfen  ber  liebtet  Aomer,  Dante  unb  $fcb9= 
W  gemacht,  welche  balb  in  granfreieb  unb  Deutfchlanb 
niigeftwben  unb  mit  großem  ©eifall  aufgenommen  wur« 
tat.  3u  feinen  f<b6nfien  ©ilbbauerwerfen  gehört  baS  Denf» 
aa!  beS  2orb  SRanSftelb,  welches  einen  ftfeenben  ©reis  bar» 
teilt,  ja  feinen  Seiten  ©ercebtigfeit  unb  Erbarmen,  im 
fcatagtunbe  ben  5£ob.  2BaS  Umriffe  betrifft,  fo  bat 
o  (nad)  ©itbe)  „in  ben  ©egenftänben  auS  ben  griech.  fno* 
:tru  ben  ©efebmaef  antifer  Safengemdlbe  unb  SBaSrelicfd 
r-abjuabmen  getrachtet,  in  ben  DarfieEungen  auS  Dante 
bte  Dem  ©eijle  berfelben  fo  paffenbe  Ginfalt  ber 


"3" 


flfcrjem  werben  bieienigen  ©eftanbtbeile  beS  tbierifeben 
t-tperS  genannt,  bte  au«  emer  SRenge  bütmer  unb  bennoch 
fäetf  eiafhfeber,  in  eine  flädjenartige  Ausbreitung  Bereinig* 
frfan  »on  gldnjenbem,  beinahe  filberwetfem  Anfebcn 
\<täm  unb  jur  tbeilweifen  Umhüllung ,  wie  au  *  jur  SSefe* 
?mg  bet  SKuSfeln  bienen,  mabrenb  eine  Anfammlung  fol* 
-atMon  in  einen  runbliajen  ©trang  ©ebne  b«flt.  Durch 
t  Öerntirtluna;  bet  glecbfen  unb  ©ebnen  fiet>en  bie  2Ru6> 
fo*  Bit  ben  Änocben  unb  Änorpeln  bei  JWrperS  in  83er* 
unb  ©ebnen  entbalten  feine  «Retten  unb 


ftnb  bt*balb  unempfütblicb.  2Wt  ben  f^eifefefafertt  bet  SJcuS« 
fein  finb  fie  fo  genau  »erbunben,  ba|  fit  gleicbfam  in  bie» 
felben  überjugehen  febeinen,  wo  fte  ftch  aber  über  Jtnocben 
bewegen,  mit  ©cbleimbeuteln  »erfeben,  bie  baju  bienen,  ibre 
©ewegung  ju  erleichtern. 

/Ifdjtf,  bet  Stome  eined  AautauSfcblageS,  ber  in  ©rup. 
pen  »on  tieinen,  mit  einer  wafferigen  geuebtigfeit  angefuU» 
ten,  auf  unregelmäßigen  rotben  ÄautfteHen  eng  beifammen« 
fiebenben  Slawen  jum  ©orfebem  lommt,  »rennen  unb 
Surfen  »erurfaebt,  ftch  burch  SBeiterfriecben  t?on  ben  9?än» 
betn  au$  »erbreitet,  »abrenb  er  »on  ber  2Kitte  auS  beto 
unb  entweber  mit  ^tbfebieferung  ber  überbaut  ober  ©d>u»» 
uen:  unb  Sorfenbilbung  enbet,  guroeilen  aber  auch  jur  Qnb 
flebung  in  bie  Äiefe  freffenber  ©efebwüre  S3eranlaffung  gibt. 
Die  Slecbten  befaüen  bie  »erfcbiebenflen  %§nlt  beJ  JtiryetÄ, 
jebotb  nie  bie  ganje  jDberfIdtt>e  beffelben  auf  einmal,  »et« 
febroinben  unb  febren  wieber,  wea)fe(n  aueb  mit  anbem 
.HraitKjcttcn  ab.  3e  nacb  bem  Gbaraftcv,  ben  jte  im  Skr» 
laufe  ibrer  »eiligen  ^uäbilbung  annebmen,  unterfebeibet  man 
»iele  befonbere  2Crten  berfelben.  Die  fcblimmfte  ifl  bie  fref* 
fenbe  Slecbte,  unter  beren  meiftenS  bünnern  unb  triebt 
lange  fejtfl&enben  JBorfen  fortw^brenbe  Säuerung  unb  f^neD 
in  bie  JEiefe  gebenbe  3erfi6rung  Patt  b«t.  Die  Änlage 
ju  gleiten  i(l  in  gewiffen  gamitien  erbltct)  unb  wirb  im 
OTgemeinen  baupger  bei  altern  al8  bei  jüngern  $erfo- 
nen  beobachtet,  wtewol  fte  unter  ben  ibre  ©ntjlebung  be< 
günfligenben  Umflänben  fein  Zltn  »erfebonen.  Dagegen 
»flanjen  fte  ffcb  nidjt  burdb  Xn|!ecfung  fort.  ttber$aupt 
ftnb  bie  glecbtcn  immer  eine  mit  innern  ©tirungen  jufam» 
menbangenbe  Äranfbeit  unb  werben  bureb  ben  Aufenthalt 
in  feuebten,  fum»figen,  febr  falten  ober  febr  warmen  ©e> 
genben,  bureb  ben  anbaltenben  ©enuß  febr  fetter,  febr  faU 
jiget,  un»etbaulicbtr,  mebliger  ©seifen,  fowie  geifliger  ©e» 
tranfe  jum  Ausbruche  gebraebt  ober  »erfcblimmert.  Zn  fub 
ftnb  gleiten  fein  oefatjrlicheS  Übel,  fonbern  milbem,  ja 
»erbüten  unb  b«(«n  fogar  mand)e  anbere  bebeutenbere  Jtranf* 
beit,  f innen  aber  fretlicb  aueb  SBafferfucbt  unb  3tbjebrung 
jur  golge  baben.  3n§befonberc  ifl  inbeß  ihr  fcbneüed  3u* 
rücTtreten  nacb  innen  ju  furebten,  weil  mitunter  bie  be> 
benfliebften  äufäae  barauf  folgen,  wie  ».  SB.  ©djlagfluf, 
tBlinbbeit,  Sdbmungen,  J^urjatbmigfeit,  £ungenfcbwinbfucbt 
u.  f.  w.  3u§  biefem  ©runbe  ifl  »or  ihrer  unoorftebtigtn 
Vertreibung  burch  Xnmenbung  bloS  äuperer  SRittel  m*t 
genug  ju  warnen.  3n  ber  St egel  trfobem  fte  eine  0ebanb« 
lung  mit  dupern  unb,  innern  Mitteln  jugleut,  unb  foQen 
fte  für  bie  Dauer  befeirigt  wetben,  Wr.\i\\]  eine  gdnjlicbe  tn* 
berung  ber  bisherigen  8eben8weife,  beä  9ßobnorte&,  ja  feibfl 
ber  JSefcbdftigungSart,  unter  alten  Umftdnben  aber  eine  an* 
gemeffene,  mehr  farge  als  nahrhafte  Diät  mit  SSermeibuna, 
»on©dure  erjeugenben,  fetten,  un»erbauli<fcen  ©»eifen,  get* 
fügen  unb  überbaupt  erbiftenben  ©etrdnfen,  grofe  IReinltd)- 
fett,  ©aber  u.  f.  w. 

J keilten  ober  Sicherten  ftnb  febr  un»ou?ommene,  blu* 
tenlofe,  audbauernbe  ©ewdcbfe,  welche  ffch  auf  bem  @rbbo< 
ben,  auf  ©tetnen,  gfetfen,  SWauern,  planten,  ©dumen  halb 
aU  eine  bröcflidic,  fleien«,  fchu»»en »  obet  tinbenartige  ©ub= 
fianj  ausbreiten,  baß)  in  einet  »erfebieben  gelappten,  Watt« 
artigen  ober  dfttgen  unb  faferigen  Sorm  etwas  »on  ibrer 
Unterlage  erbeben.  3bnen  fehlt  noch  baS  ben  Wttn  ©e» 


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Fleekfleber  5 

»icbfen  eigentbümliche  (Stirn  unb  fie  fabelt  metji  ftfrmujige, 
graue,  braune  ober  gelbe  unb  r6tblicbe  girbung.  Obgleich 
jtcb  auf  vielen  glecbten  ftfeüfTeU  ober  napffärmige,  oberwul» 
ftige  unb  fiffenfärmige ,  mit  .Kornerfcbliuchen  verfehene  gruebt» 
lager  entwickln,  fo  vermehren  fte  ficb  bog  noch  häufiger 
burd)  ein  nacfte*  Jteimpulver,  baS  aus  t»on  ihnen  m*  lo6« 
trennenben  3ellcf>ert  befielt.  Die  #auptbebingung  ibreä 
SBacbStbumS  ifl  bie  geuebtigfeit,  unb  obgleich  fte  über  bie 

nt  (Jrbe  oerbrettet  vorfommen,  finben  fie  f»cb  bod)  mehr 
en  fältern  äenen  unb  ben  &6bem  ©egenben  unb  ^te^ 
hm  it)ce  Währung  allein  auä  bem  Dunflfreife,  ba  fie  feine 
wahren  SBurjeln  b.aben.  Dennoch  werben  fte,  wenn  fie 
häufig  auf  ben  Siinben  ber  Stimme  unb  tffle,  befonberS 
ber  jDbflbäume,  vorfommen,  biefen  fcbiblicb,  inbem  fte  bie 
9liffe  eine  lange  3eit  htnburcb  in  fic^  behalten.  3^r9lu|en 
für  ben  ^»auS^alt  ber  9latur  ifl  febr  grop,  inbem  fte  nicr)t 
nur  ben  unwirtbbarjlen  »oben,  felbjl  bie  ©ramtfelfen  jur 
Aufnahme  unb  Smibrung  höherer  ©ewiebfe  vorbereiten, 
fonbem  auch  vielen  Zhircm  jur  Slahrung  bienen;  aber  bie 
jjabj  berer,  bie  ber  SRenfcb  benufct,  ifl  nur  gering.  Die 
größern  unb  auSaebifbetem  gleiten  enthalten  einen  nabrbaf* 
ten  ©toff ,  ber  [ich  mit  ber  rhierifchen  ©aBerte  vergleichen 
läßt,  außerbem  ©chteim  unb  etwao"  4?arJ/  ftnb  aber  immer 
bitter  unb  werben  nur  in  (Segenben,  bie  ganj  arm  an9lab- 
,  rungSmitteln  ftnb,  gegeffen.  Die  unter  bem  Sternen  3*» 
länbifche*  9Roo«  befamtte  feböne  gleite  ifl  bie  wich« 
tigfte  unb  t>at  mit  Stecht  bie  übrigen,  bie  fte  an  SBBirf* 
famfeit  übertrifft,  au8  bem  mebiemifeben  ©ebrauebe  »er« 
bringt.  Durch,  Abbrühen  befreit  man  fie  von  ihrer  iBitter» 
feit  unb  fie  bietet  fo,  namentlich  für  IBruflfranfe,  eine 
nahrhafte,  leicht  »erbauliche  ©peife.  Die  Dr  feilte  bient 
*um  JJfothfirben,  unb  auch  noch,  einige  anbere  Hrten  ent« 
galten  ffaroeitorfe. 

/Uckficbrr,  ein  gieber,  ba$  feinen  92amen  von  ben 
«einen,  bunfetrorb  gefärbten,  globflicben  ibnlichen  unb  $e* 
teebien  genannten  glecfen  bat,  bie  ficb  mit  bem  Eintritte 
ber  erflen  gieberbewegungen  auf  ber  #aut  jeigen,  ficb  nicht 
tvegbrücfen  laffen,  nicht  über  bie  £aut  ergaben  ftnb,  eine 
mcijienö  runbe  ©eftalt  haben,  nur  feiten  in  unregelmäßige 
größere  SÄiler  unb  Striemen  übergeben,  binfiebtlicb  ihrer 
©röße  von  ber  eines  SiabelfopfeS  bis  ju  ber  einer  8infe  ab» 
wccbfeln  unb  in  fleinen  SJlutauSrretungen  in  ber  £aut  bes 
fteben,  bie  »on  vtrfcbiebenen  Urfacben  herrühren  f6nnen. 
DaS  glecffieber  fommt  nur  fct>r  feiten  in  manchen  Spibe» 
mien  vor  unb  gebart  ftetS  gu  ben  ernflern  Äranfbeiten. 

/Ifdmnaue  ifl  ber  gemcinfcbaftlidje  SRame  einer  gro» 
ßen  Xnjabl  verfebiebenartigee  nächtlicher,  häßlicher  Xbiere 
mit  großem,  »eitern  SJlaul  unb  fleinen,  lebhaften  tfugen. 
Die  meiften  haben  tthnlicbfeit  mit  ben  ©pifemiufen,  um 
terfebeiben  ficb  aber  »on  benfelben  bauptfieblich  burd)  eine 
Sivifchen  ben  geben  unb  j$üßen  jeber  ©ette  liegenbe,  bis  uir 
©cbn>anjfpi|e  gebenbe  bünne,  fettige  ^>aut,  mittel  roelcber  fie 
fliegen  ober  »ielmebr  flottern  (fiebern,  baber  ber  9lame  gleber; 
tnau6)  tinnen.  3^re  JBeroegungen  babei  ftnb  rafcb,  gewanbt 
unb  fieber,  fobaß  fie  felbfi  geblenbet  in  ben  engfien  Räumen 
an  feinen  feften  Aorper  anßoßen,  roedroegen  man  bei  bie< 
fen  gieren  eine  ungeroAImlid;  t;6t>cre ,  baS  ©efiebt  tum  Xbeil 
erfefefnbe  Äuäbilbung  unb  Cntroicfelung  be«  ©efüblnnn*,  ju« 
mal  in  ber  Wafen»  unb  Obtbaut,  angenommen  hat.  <Ra<b 


i  Fledermaus 

ber  ©eftalt  ber  £>bren,  berufe  unb  bes  JtopfeS  überbauet 

pflegt  man  bie  einjelnen  glebermauJarten  »u  unterfebeiben. 
Die  bjmptfiücblicbfien  SBerfcbtebenb.eiten  im  JBau  ha  jtopfe* 
ftnb  auf  beifolgenber  Vbbilbung  angegeben.    Die  in  ben 


JDbren  bemerfbaren  febeinbar  jmeiten  Obren  ftnb  JD&rbecfel, 
mittels  roelcber  ba«  Sbter  bie  eigentlichen  gr6ßern  )D|>ren  be^ 
liebig  öffnen  unb  perfcbließen  rann.    Die  garbe  ber  mei= 
fien  glebermiufe  ifl  grau=  ober  fcbroarjbraun.  Die  europ. 
glebermdufe,  beren  e$  feljr  viele  Xrten  geben  mag,  ba 
man  allein  in  Deurfcfalanb  16  verfebiebene  jubit ,  ftnb  im 
©anjen  unfcbäblicbe  Zbicre,  freffen  aber  gern  geräucherte 
(Fßroaaren,  ftnb  (aber  ben  SRaucbfammern  febr  aefdt>tlic^ 
unb  vertilgen  viele  läflige  3nfeften.  3n  3nbien  näbren  ftet) 
einige  glebermauSarten  von  grütbten  unb  in  Ämerifa  von 
©lut.   Unfere  tnlänbifcben  glebermäufe  fcblafen  ben  SBinter 
über,  wobei  fie  fieb  meifl  paarroeife,  verfefcrt  unb  in  ihre 
glugbaut  eingewitfelt  mit  ihren  JtraOen  aufb&ngen.  S3et 
tvarmel  Sßitterung  erwacben  fte.   8aufen  fönnen  -fje  gar 
niebt,  aber  auf  rauhen  glichen  bebenb  ftettem.   3CHe  glc* 
bermäufe  hoben  einen  mehr  ober  minber  roiberlicben  ©eruäb 
unb  ftnb  fehr  beißige  £bicre.   Die  befanntejle  Ärt  ifl  bic 
gemeine  ober  ©pecfflebermau«,  tveldje  eiförmige  JDb« 
ren  von  ber  ginge  ihres  JtopfeS  hat  unb  ein  3>mge8  ge^ 
biert,  welche«  fie,  an  ber  g$rufl  bingenb,  lange  3eir  mit 
fich  berumtrigt.   Slicbfl  ihr  finb  bie  merfroürbigflen  Tlrtcn ; 
bie  3mergflebermau$,  bie  ehva  jtvei  3oU  lang  whb 
unb  in  ganj  Suropa  ^u  |>aufe  ifl;  ba*  Cangohr,  beren 
ßhren  länger  al*  ber  ganje  Jtirper  finb  unb  bie  fleh  eben« 
fall«  in  Europa  nicht  feiten  fmbet;  bie  £ufeifennafe, 
mit  langen,  getrennten  übten  ohne  rbrenbecfel  unb  einer1 
bufeifenförmigen  ^autroulfl  auf  ber  SRafe;  bie  S3lattnafe,tf 
mit  jufammengeroachfenen  £b"n  unb  ^>autblittern  auf  ber* 
9<afe.   Die  beiben  latent  'Arten  leben  ut  fairen  unb  gemä  «f 
ßigten  ©egenben.  3u  ben  größten  glebermauSarten  gebürtj 
ber  nachflehenb  abgebilbrte  Siampor  in  ©übamerrfa  vom 
ber  ®»6ße  einer  Saube,  roeuter  ben  fchlafenben  58enf*ctif 
unb  Stbtcren  «lut  au*faugt.    Die  Öunbe,  bie  er  babei 


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Fledermaus  55  Fleisch 


aucbt,  iji  fehr  Rein,  gebt  nie  burd>  bie  4?aut  Ijinburi^  unb 


fachte  bureb  Sauden  erjeugt,  wie  »on  ©Aropftopfen,  tropft 


aber  nach  bem  SSegfliegen  fceä  SEbiereS  noch  lange  fort  unb 
jiebt  baber  häufig  jDbnmadjttn  unb  anbere  gefährliche  3u; 
fade  nach  fiel).  sTocb  größer,  aber  aanj  unfcbablicb  ift  ber 
nacbffebenb  abgebilbete  fliegenbe  £  u  n  b  ober  Jtalong, 
wcld;er  bie  ©r&ße  eintö  (HcbbomdjenS  erreicht  unb  mit 
ausgebreiteten  glugbduten  5  g.  mißt,  err  ift  febwarjbraun, 
bat  weite  IDbrcn,  nährt  ftcf?  von  grüebten,  (ebt  in  großen 
Schwärmen  auf  ben  ©unbainfeln,  auf  3«»«  unb  (Sumatra 
unb  wirb  khu\u\  gejagt,  ba  bie  Eingeborenen  fein  glctfcb 
bem  beS  gclbbuimS  an  äSoblgefcbmacf  gleidpfieHeit. 


/Iftecl)  bezeichnet  im  Allgemeinen  bie  SBcicbtbeile,  fheng 
lammmm  aber  nur  bie  «Wuöfeln  beS  menfeblicben  ober  tbie» 
M'cbni  JWrperS,  bie,  wie  befannt,  aus  einer  boppelten  Art 
mb  Jafern,  ben  eigentlichen  gleifcbfafcrn  unb  ben  ©ebnen» 
.  befteben.  JDie  eigentlichen  gleifcbfafern  haben  eine 
gliche  gärbung,  finb  weieb,  reijbar  unb  empfinblicb, 
lw  fUmfien  berfelben,  bie  man  mit  bloßen  Äugen  unten 
(fetal  fann,  finb  bünne,  cplinbrifcbt,  b^bburebfubtige  gä» 
5a,  beten  jeber  auS  einer  ffieibe  »on  Jtügelcben  beflcbt  unb 
mehre  ju  fleinern  SJünbeln  oerbunben  finb,  bie  fich 
ju  großem  iöünbeln  unb  enbiieb  $u  einem  SJtuSfel 
m.  2)aS  glcifch  ber  Sbicre  ifi  etneS  ber  gewöhn» 
SfabrungSmittel  beS  SJtenfcben  unb  »mar  baSjenige, 
ben  meijicn  asiebererfab.  gewahrt,  mithin  baS  naijr» 
pon  allen.  SEbatfacbe  ift  eS,  baß  SJtenfcben ,  bie  fich 
:r  an  gleifchfojt  b«lttn,  im  Allgemeinen  fräftiger  finb, 
JÄ  fbitb«,  bie  mehr  oon  «Pflanjenfoft  leben.  AuSfcbließlicbet 
ab»  auch  nur  all jureichlicher  ®enuß  beS  gleifcbeS  begrün» 
£*t  aber  eine  Anlage  ju  Jtranfheitcn,  bie  man  fehr  gewöhn» 
ä^b«  böfen  ©aften  ableitet,  außerbem  wollen  SRancbe 
omm^ftpu  einen  nachteiligen  Einfluß  auf  baS  ©emütb 
beb  Wrwffrrn  beobachtet  baben.  Jöefcbaffenbett  unb  3ubt» 


reitung  beS  gleifcbeS  tommen  übrigens  bei  JBeurtbeilung  fei- 
ner 3reecfmäßigfeit  als  Nahrungsmittel  fehr  in  Jöctracbt. 
Sticht  baS  gleifch  oon  allen  Sbtcren  eignet  fieb  «um  Stab-  ' 
rungSmittel.  Am  fehmaefhafteften  unb  juträglichjien  ift  im 
Allgemeinen  baS  ber  jungen  Ztyitxt,  welche  fich  t>on  $flan» 
jen  nähren,  wäbrenb  baS  fleifchfreffcnber  meiftenS  einen 
wibrigen,  ranjigen  Öefdpmacf  hat  unb  jum  ®enuffe  untaug; 
lieh  ift.  3«  weißer  baS  gleifch,  wie  j.  SB.  baS  ber  #ühner, 
Truthühner,  gafanen  u.  f.  w.,  befto  weniger  teijenb  ift  cS. 
Jüngere  JEhiere  b^ben  ein  weicheres,  wäfferigereS,  minber 
nahrhaftes  gleifch  al5  alte  abirre,  bagegen  ift  baS  fehr  alter 
Xtytxt  wieber  ju  jähe  unb  5U  fchwer  auflöSlich,  um  ein 
bienlicbeS  Nahrungsmittel  abzugeben.  getteS  gleifdj  verlangt 
eine  fehr  fräftige  jöerbauung,  außerbem  erregt  eS  aHerijanb 
SRagenbefcbwerben  SEbiere,  bie  viel  SBewcgung  baben,  gt» 
ben  ein  faftigereS,  gefünbereS  gleifch  al§  folcbe,  bie  in  Stühe 
leben,  inbeß  fann  baffclbe  burch  \u  »<cl<  ^Bewegung  hart 
unb  fchwer  »erbaulich  werben.  Abgefebcn  baoon  übt  baS 
gutter,  welches  bie  ähicre  erhalten,  einen  wefentlicben  Ein» 
fluß  auf  bie  SBefcbaffenbeit  unb  äuträglicbfeit  ihres  gleifch« 8 
aus.  Das  oon  franfen  ober  gefallenen  Sbieren  ift  alS  Stab-- 
rungSmittel  gefahrlich,  ia  Uw  baS  ftarf  getriebener  SEbifvc 


Flemming  C 

nicht  jutraglich.  ©erducbertcS  ffleifcb  bat  rezente  eigen« 
f duften  unb  t|t  wegen  ber  ädbigfeit,  SErocfenheü  unb  3u« 
fammenfebrumpfung  fein«  gafern  weit  minbet  nahrhaft  al« 
bat  frifebe,  ebenfo  ba«  $öfclfleifcb.  —  SBilbe«  gleifcb 
nennt  man  .bie  auffebießenben  unb  ft<^  übet  bie  Stäche  ber 
gefunben  Steile  erbebenben  gleifcbwaricben  in  gewäbnlid; 
icblecbt  eiternben  ffiunbett 

SUrnmmg  (*paul)/  b'r  Dichter,  würbe  am  17.  SDct. 
1609  ju  #artenftein  im  SBoigtlanbe  geboren.  €r  war  ber 
©obn  eine«  luthenfcben  |>rebigerS,  ber  ihm  felbft  bie  erjre 
<5riiebung  gab,  unb  ihn  bann  bie  gürftcnfcbule  j«  SRttßen 
unb  fpater  bie  Unioerfttat  2eip»g  befugen  lief,  $ier  wib« 
mete  er  ftch  bem  •orubium  ber  SRebicin.  Durch  bie  Drang« 
fale  beS  bretßigjdbrigen  Kriegs  fab  fid>  g.  icbotf)  in  feinen 
©tubien  fo  geflört,  baß  er,  »on  33egierbe  nach  ffiiffen  unb 
Abenteuern  jugleidj  gerrieben,  ftcb  1633  an  £erjog  grieb« 
rieb  »on  4>ol|retn  mit  ber  ©ifte  um  eine  ©teile  im  ©efolge 
ber  ©efanbtfdbaften  wenbete,  welche  biefer  an  ben  3ar  »on 
Wußtanb  unb  ben  Schab  von  f)etf[en  fenbete.  Unter  man* 
derlei  S3efcbwerben  unb  UnglücfSfdllen  machte  §.  Steifen 
nach  SRoöfau  unb  Sfpaban  mit.  Sei  feiner  JKücffchr  oer-- 
lobte  er  ffch  in  Ste»al  mit  ber  Socbter  eine«  angefebenen 
.Kaufmanns,  erwarb  1640  in  Sepben  bie  mebicinifebe  Doctor« 
würbe  unb  fam  balb  barauf  nach  Hamburg,  wo  er  ftd>  alS 
praftifeber  Xrjt  nieberlaffen  unb  »ermäßen  wollte,  als  ihn 
am  2.  Xyr.  1640  ber  JEob  ereilte.  <&tft  jwei  3ahre  fpdter 
erfebienen  feine  ©ebiebte  unter  bem  SEitel:  „©eiftlicbe  unb 
weltliche  ^oemata",  welche  ihm  als  einem  ber  ausgezeichnet» 
flen  teutfeben  Siebter  fetner  jjeit  einen  bleibenben  Waebrubm 
»erfebafft  haben.  ©o  ift  er  unter  Hnberm  auch  S3erfajTer 
be«  nech  jeßt  in  ben  protefiantifebeu  ©efangbücbern  beftnbli« 
eben  herrlichen  giebrt:  „3n  allen  meinen  SEhaten  u.  f.  w." 
(Sin  SEbeil  feiner  ©ebiebte  ift  ber  ©ebilberung  feiner  Steife« 
abenteuer  gewibmet  unb  alle  »eiebnen  ftd>  burcr)  JBegeifterung 
unb  tiefe  ©innigfeit  au«,  eine  2lu«wabl  berfelben  iß  in 
Ceipiig  1820  erfebienen. 

JMcunj  (Bnbre'  |>ercule  be),  «Pfemiermtnifier  SubwigXV. 
unbßarbinal,  warb  ju  8obe»e  in  Äangueboc  1653  geboren. 
(St  fiubtrte  bei  ben  3«fuiten  unb  im  Kollegium  £arcourt 
»u  sjjari«,  unb  würbe,  naebbem  er  1667  in  ben  geifrlicben 
©tanb  getreten  war,  Äanonifu«  ju  SRontpellier  unb  Doctor 
ber  Sorbonne.  Da  er  ftcb  ebenfo  febr  tureb  ein  angenehme« 
Äußere,  alS  burd;  einen  ftbarfen  gebilbeten  SSerftanb  au&« 
jeidjnete,  fo  fanb  er  balb  JSeifaH  bei  £ofe  unb  würbe 
Beichtvater  erfl  ber  .Königin,  bann  auch  be«  König«.  Die» 
fer  ernannte  ihn  16lJ8  jutn  SBifchof  »on  gteju«  unb  nach« 
her  jum  ßrjieher  beö  UaupbinS,  nachmaligen  Jt6nig«  £ub» 
wig  XV.  «Rad;  bem  £obe  Subwig  XIV.  führte  ber  ^>er« 
jog  »on  Orleans  bie  Sfegentfdjaft,  beflen  ©unfl  %.  jidj 
ebenfo  febr  ju  erwerben  wujjte,  wie  »orher  bie  be«  Jl6nigä. 
1726  würbe  %  Garbinal  unb  balb  nachher  machte  ihn  ber 
1723  jur  Regierung  gefommene  Subwig  XV.  ju  feinem 
erfien  SHintffer.  SRit  ungewöhnlicher  Jtlugbeit  unb  Araft 
leitete  ber  ©rei«  bi«  gegen  fein  90.  3abr  bie  Xngetegenbei« 
ten  granfrtich«.  Sr  fuebte  bemfelben  bie  Segnungen  be« 
^rieben«  ju  »erfchajfen  unb  hob  auf  alle  SSeife  ben  S33ol)(« 
ftanb  be«  S3olfe«.  Dennoch  fonnte  er  ben  Xu«brucb  be« 
Krieg«  17,33  mit  Karl  \1  unb  bem  beutftben  SJeidje  we« 
gen  ber  »oln.  Äönig«wahl  nicht  »erbinbern,  aber  er  batte 


>  t  libusfii  r 

fo  jwecfmdfjig  für  bie  XuSrüßung  ber  franj.  J(rieg«mad;t 
geforgt,  baß  ber  .Krieg  jum  Stumme  granheich«  enbtte  unb 
1736  gotbringen  an  grantretdj  fitL  ein  großer  »olitifeber 
gel)  1er  $.'«  bagegen  war  e«,  baß  er  granfrei ch  naa>  bem 
Sobe  Jtarl  VI.  tn  ben  für  baffelbe  fo  unglüeflich  enbenben 
6ftr.  Srbfolgefrieg  oerwidelte.  Öt  erlebte  jeboeb  ba«  traurige 
&ibe  be«  .Krieg«  nicht,  ba  er  am  29.  San.  1743  ju  Sff» 
hei  $ari«  Harb.  Gr  felbft  war  einfach,  anfprucb«lo«  unb 
uneigennü^ig  unb  fein  Sob  würbe  baher  mit  0?ect)t  aUge« 
Mivin  vCituLicn. 

/libufititT  ober  SBoucanier  h«fß  «ne  ©efellfchaft  »on 
Freibeutern,  welche  fieb  im  17.  3abrh-  auf  ber  3nfel  <5t-= 
ehrifioph  m  ben  2tntillen  unb  nachber  auf  ber  <S5<t?iltjfr6ten* 
infiel  hei  ct.- Domingo  aufhielten,   cie  beflanben  au«  jum 
Sheil  »ertriebenen ,  jum  Speil  freiwillig  au«gewanberten 
granjofen,  ju  benen  fieb  fpater  auch  biele  Gnglanber  ge» 
feilten,  unb  führten  ein  wilbe«  ttbtn,  inbem  fie  obne 
SBeiber  in  »6Qiger  ©ütergemeinfehaft  je  jwei  jufammen 
lebten  unb  nur  auf  Zaubereien  unb  »orjüalich  auf  bie 
3agb  her  wilben  ©tiere  ausgingen,  bie  auf  ©t.« Domingo 
hterbenwetfe  lebten.  Da«  gleifch  biefer  Sbiere  biente  ihnen  ge« 
röflet  jur  Nahrung  unb  bie  ^örncr  unb  $dute  »erfaufttn  fie 
an  bie  (Seefahrer.  &on  tiefen  (Stieren  erhielten  fie  ben  9lamen 
IBoucanier.  Stachbem  fie  1630  »on  <5t.«(§hriffoph  bertrie« 
ben  worben  waren,  unb  nachbem  bie  (Spanier  »erfuebt  hot- 
ten, bie  ©tiere  auf  @t.«  Domingo  au§*urotten,  um  bie 
Soucanier  tu  zwingen/  in  einer  (Kolonie  fieb  nieberjulaffen, 
würben  biefe,  um  ihr  wilbe«  Sehen  nicht  aufgeben  tu  v.n-J 
fen,  ju  ben  furchtbaren  ©ceraubem,  al«  welche  ftt  unter 
bem  Warnen  ber  glibufh'er  (».  b.  engl,  fljboat,  b.  ^.  Kein« 
Sacht)  berüchtigt  würben.    3bre  Unternehmungen  waren 
namentlich  gegen  bie  fpan.  ©djiffe  gerichtet,  welche  mit  ben 
©cbd&en  Ämerifa«  beloben  nach  ©uropa  fegelten.   €>ie  jeid?» 
neten  fuh  butch  unglaubliche  SEapferfett  au«,  inbem  fte  bar- 
auf  ausgingen,  bie  ®cbiffe,  welche  fie  angriffen,  ju  entern, 
unb  fo  tm  Kampfe  «Wann  gegen  ÜRann  ju  befiegen.  JBalt» 
war  ihr  Warne  baS  ©ebrecren  aller  fpan.  ©eefahrer,  unb 
nicht  feiten  ergab  fieb  ein  fpan.  Schiff  fdjon  beim  bloßen 
Xnblicfe  be«  gefürchteten  geinbe«.    ©ie  felbft  ergaben  ftc$ 
niemals  unb  Tprengtcn  ftcb  lieber  mit  ihrem  cd?iffe  in  bie 
Cuft.  Sine  Seit  lang  würben  fie  »on  Snglanb  unb  ftrant; 
reich  hegünfiiat  unb  nun  lanbeten  fte  fogar  an  ben  amerif 
Jtüflen,  um  bie  fpan.  ©tdbte  ju  plünbern.  3eber  gab,  roaf 
er  erbeutet,  tyuwü  unb  fdnuut  mit  aufgehobener  ^>anb,  baj 
er  nicht«  für  firh  jurüdbcbalten.  Der  ^eineib  würbe  mi 
Berbannung  auf  eine  wüfie  3nfe(  bejhaft.  Dann  würbe  bi 
fBcute  gleichmäßig  »ertheilt,  nur  wer  fich  »or}ug«wcife  auä 
gezeichnet,  erhielt  mehr  al«  bie  Xnbern  unb  bie  SBerwunt* 
ten  erhielten  ihren  ^Intheil  nach  ber  S3ebeutung  ber  ci 
baltcncn  Sßunben.    Den  Xntbeil  ber  ©cfaOenen  erhielte 
bie  SSerwanbtcn  unb  Sreunbe  berfelben  ober  er  n>utl 
ben  Ärmen  unb  Kirchen  jugewenbet;  benn  bei  aller  2öiit 
beit  hotten  biefe  ©eerduber  boch  eine  gewiffe  Zelicjiofit. 
unb  bereiteten  ftcb  *u  ieber  wichtigen  Unternehmung  e  i  n 
©ebet  »or.    ©eit  163ö  »erwtigerten  bie  Gnglanber  un 
Sranjofen  ben  gubufhern  ihren  fernem  ©chu^;  e«  geliir 
ben  ©paniern,  bie  Angriffe  ber  Slibufiicr  gegen  bie  4>af« 
»on  (Shtle  unb  |)eru  ju  »ereiteln  unb  ihnen  bebeutenbe  S3« 
lufle  jujufügen.  ShteSRacht  würbe  babur*  gefcb»ücf;t,  ut 


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Flieder  5 

ba  aucb,  bü«  Ätna  unb  ttjrc  gtbenSart  fU  immer  mehr  »er« 
minbatai,  fo  fafeett  fte  ftch  entließ  genötigt,  (Ich  an ju bauen 
unb  $r  jügcHofrä-  Seben  aufjugeben.  58  btlbete n  {ich  au8 
Üjnai  bie  franj.  Slteberlaffungen  auf  ber  wefH.  Seite  von 
St  Domingo. 

/liförr,  #ollunber,  Scbi&bifeniftber  9came  eineS 
betonten  embeimifeben  23aum5,  ber  fict>  überall  in  feueren 
Bilbem,  an  gltifTen  unb  Gräben  oorfinbet,  unb  fid>  burch 
föne  gdblicbweißen,  fiarf  buftenben  unb  betäubenben,  fla= 
dxn,  großen  JBlütenbofben ,  unb  fpäter  burch  feine  auf 
jirrpurrotben  Stielen  fiebenben  fchwarjen  SJceren  weithin 
fattlicb  macht.  Gr  ficht  bei  ben  Sanbleuten  in  großem 
Jnfc&en,  fobaß  in  mannen  ©egenben  bie  JRebe  htrrfcbt: 
,Bor  bem  |>oQunberftraudb.e  muß  man  ben  f>ut  abnehmen". 
£ieJ  rübrt  oon  feiner  großen  sJcufcbarfeit  ber,  weil  man 
itben  Übet!  gebrauchen  fann,  unb  er  nicht  feiten  bie  ganje  . 
ipetbefe  ber  ganbleute  ausmacht.  Die  frifeben  JBlätter  legt 
aas  auf  ©efcbwülfte  unb  ©cfcbroürc.  2T:c  JBlüten  ftnb  al$ 
Xbetaafouf  fehweißtreibenb  unb  werben  auch  ju  troefenen 
cab  naffen  erroeiebenben  Umfcblägen  mit  iRufecn  gebraust, 
catch  bäufig,  unter  Cricrfucben  gebarten,  genoffen.  9Bit  ben 
Stcren  bereitet  man  woblfcbmecfenbe,  erwärmenbe  Suppen 
sti  locbt  fte  ju  bem  befannten  gliebermuS  ober  Scbib* 
Hfafaft  ein.  Siefer  ift  febweiß»  unb  barntreibenb.  Die 
:unge  unb  friföe  9?inbe,  welche  einen  wibrigen  Geruch,  unb 
Sefonacf  hat,  würbe  fonft  auch  alö  Hrjnei  gebraucht,  unb 
TTtrft  breebenerregenb  unb  abfübrenb ;  fie  unb  bie  SBlätter  be- 
irrten bei  unoorfiebtiger  innerlicher  2tnwenbung  fogar  JBetäu« 
bog,  Schroinbel  unb  anbere  gefährliche  3ufälle.  Da8  faxte 
unb  fefte  #olj  alter  Stämme  bient  ju  flcinett  #oljnägeln, 
Tinnen  DrecbSterwaaren  unb  bergl.  DaS  ÜJlarf  ber  jungen 
Schwinge  unb  3weige  benufcen  arme  Seute  ju  Bampen« 
testen.  3n  mehren  ©egenben  nennt  man  auch  &en  2ilaS 
fber  bie  Springe,  einen  mit  blaurot  blieben  ober  weißen 
öunoifhäußen  frangenben  unb  berjf6rmige  23  Li  »er  tragen« 
•"m  Sftaua),  $ollunber  ober  ^lieber. 

SlitQt  nennt  man  im  2fUgemeinfn  jcbeS  Snfeft,  weis 
(bei  jroei  burebftchrige,  geaberte  unb  ungefaltete  gl  ü  gel  unb 
e«a  triftigen  JRüffel  ober  Sauger  bat.  6$  gibt  fer>r  »tele 
3nat  tiefer  3nfeften,  fte  ftnb  aber  gTißtentbeiia  nicht  genau 
uwerfuebt  unb  georbnet,  ba  e$  bei  ber  Kleinheit  ber  SJhiere 
fehwerig  ifi,  aue  Unterschiebe  an  ihnen  aufjufinben.  Öxnu 
901  Irten  t)at  man  nach  fltabe  in  bie  %ugen  fallenben  tön 
wrfithen  Äennjeicben,  nach  cct  Nahrung,  welche  fie  oor« 
Mtoflfe  fachen,  ober  nach  JDrten,  wo  fie  ftch  am  liebften 
«fWten,  gewiffe  ©einamen  gegeben,  wie  Stubens,  2fl>> 
"ittt»,  Jleifcb«,  Schmeiß*,  aa$>,  Äotb;,  JBlumeiu, 
etch»  unb  9>ferbefliege  ober  SBremfe.  Die  Stubenfliege 
I  B  ber  naebfiebenben  2tbbilbung  bargefietlt,  wie  fie  burch 
w  fatf  MrgrijjenibeS  ÜJJihoffop  erfcheint.  JDabei  ifi  ein 
<*4  Bdrfer  t>ergr6ßerte5  Jliegenauge ,  an  welchem  man  beut: 
jjft  >ie  (Helen  Facetten  ficht,  ftieje  Sbiere,  welche  ben 
>N|en  fo  feljr  plagen,  ftnb  felbfl  oon  Ungejtefer  h  einige - 
JMe  bellen  glecfe  in  ber  Äbbilbung  ftnb  SRilben, 
w^e  ftch  auf  bem  Jtörper  ber  Stiege  aufhalten  unb  gegen 
Nänfentmal  fleiner  als  biefe  ftnb.  —  Die  fliegen  nabren 
«ft  oon  glufftgfeiten  unb  fußen  Stoffen,  legen  ©er 

Mtfe  jlett  an  Orte,  wo  bie  auSfriechenben  SRaben  gleich 


I  Fliege 

Nahrung  ftnben,  unb  einige  gebären  auch  Ubenbige  $ta> 
ben.  2tHe  fliegen  oermehren  fich  unglaublich  fiarf  unb 
fchnell,  befonberS  bei  warmer  unb  etwa«  feuchter  SBJitterung, 
unb  eine  einjige  glcifchfliege  foQ  gegen  20,000  §ier  im  8eibe 


haben,  bie  ftch  fct>on  nach  20  unb  einigen  Sagen  in  leben« 
bige  fliegen  oerwanbeln.  Die  meiften  fliegen  leben  aber 
nicht  ein  3a hr,  bie  SBeibcben  fterben,  fobalb  fte  Gier  gelegt 
haben,  unb  anbere,  wie  bie  f »genannte  Eintagsfliege,  leben 
nur  einen  5£ag.  Dad  3)?erfwurbigfte  an  ben  fliegen  finb 
bie  Xugen,  bie  im  SSerbdlmiß  jum  Jtopfe  fehr  groß  ftnb. 
SBenn  man  fte  burch  baS  5Bergroßerung8gla8  beobachtet,  fo 
ficht  man,  baß  fie  au8  lauter  fechsfeiu'gen  gtdcfjen  (Sacet= 
ten)  beliehen,  beren  eine  jebe  wieber  gteiebfam  ein  Vuge  für 
ftcb  bifret  unb  woburch  bag  ganje  'Äuge  bie  Eigenfchaft  er> 
hält,  nach  aHtn  Seiten  ju  feben,  ohne  baß  bie  fliege  ben 
Jtopf  ju  wenben  braucht.  Solcher  fleinen  glichen  wiu  man 
in  einem  $ttegenauge  über  4000  gejdblt  haben.  3um  gltes 
gengefchteebte  werben  auch  bie  Würfen  (f.  b.)  ober  fogenann» 
ten  Scbnafen  gerechnet.  Um  Stiegen  au$  Sßohnungen  ju  »er< 
treiben,  hat  man  oerfebi ebene  SRittel,  al§:  3Rilch  mit  Pfeffer 
abgefocht,  SabacKlauge  mit  jponig  ober  ähnlichen  (üßen  Sa= 
d?en  oermifchf ,  SJogelleim ,  giiegenfehwamm  in  heißer  Wilch 
aufgebrüht,  unb  oiele  anbere.  —  Unter  bem  Flamen  btt  fpa« 


Fliegen  58  Fliegenpilz 


nifcben  Stiege  ober  Gantbariben  fft  eine  glänjenb 
grüne  Jtäferart  befannt,  bie  in  ben  warmem  Eänbern  <?u» 
ropaS,  am  häuft'aftcn  in  Spanien  gefunben  wirb.  2Ran  ftn« 
bet  iebocfj  biefe  Jtäfer  au*  in  Deutfcblanb,  wo  fte  manche? 
3abr  im  2Rai,  3un.  unb  3ul.  fer>c  jablreich  auf  gigufters, 
•feotlunbers  unb  (Jfcbenbäumen  fi(jen.  JBcfanntlidj  liefern  fte 
etn  febr  gute»  Sugpfkficr,  ju  weitem  Befjufe  fte  in  ben 
genannten  SRonaten  elngefammelt,  bureb.  SRaucb,  unb  $ifee 
gelobtet,  an  ber  £uft  gerroefnet  unb  in  wob  (verfehl  offenen 
©efäßen  aufbewahrt  werben.  Üftan  legt  fte  gepulvert  unb 
mit  b^^igcn  Subflanjen  vermifdjt  auf  bie  £aut,  boa>  ifl 
jebem  9tidjtarjte  ju  ratben,  begleichen  3ugpflaflec  ftd;  nie 
felbfl  tu  bereiten,  weil  eine  ju  große  -Quantität  biefe  §  glie* 

fienpuiverS  auf  ben  Äörpet  höcbfr  nacbtheilig  einwirft  unb 
d?on  ben  falten  Branb  jur  golge  gehabt  bat.  (Eine  noch 
größere  83orfid;t  iß  nötfjig,  wenn  man  bie  fpan.  fliege  in« 
nerltcb  braucht,  benn  bi er  tann  eine  ju  flarfe  DoftS  fogar 
töbtiieb  werben.  Unter  allen  Spieren  foll  ber  3gel  baS  ein» 
»ige  fein,  welche*  bie  fpan.  gltegen  ohne  Stacbtbeil  verjeljrt; 
fte  foDen  fogar  eine  feiner  fciebltngSfpeifen  fein. 

ilicgnt  (baS)  beS  Sögels  ift  gleicbfam  ein  Scbwim» 
nten  (f.  b.)  brjfelben  in  ber  Stift,  welkes  ihm  ollein  ba= 
bureb  möglich  wirb,  baß  er  in  feinen  glügeln  eine  gegen 
fein  eigned  ©erpicht  febr  bebeutenbe  ©tärfe  befifct.  Der  So* 
gel  breitet  beim  fliegen  bie  glügel  auS  unb  brürft  bie  ßuft 
btirrb  ben  gtügelfcblag  unter  ftdb  jufammen.  Der  ganje 
Bau  beS  Sögels  ifl  übrigens  von  einer  Befchaffcnbeit,  welche 
bie  {Bewegung  in  ber  ßuft  ebenfo  febr  begunfrigt,  wie 
ber  Bau  beS  gifcheS  baS  Schwimmen  erleichtert.  Seit  ben 
ältefien  Seiten  haben  für)  viele  SKenfcben  mit  glätten  unb 
SBerfuchen,  ju  fliegen,  befchäftigt,  ebne  baß  eS  jemals  einem 
vollfommen  gelungen  wäre.  Die  grteeb.  SRptbe  erzählt,  baß 
DäbaluS  (f. b.)  unb  fein  Sohn  3faruS  mit  fünfilieben 
glügeln  geflogen  wären,  unb  auch  aus  fpätern  Seiten  gibt 
eS  Sagen,  wonach  wenigflenS  Sflafcbinen,  welche  mit  glü* 
geln  flogen,  bergejtcllt  worben  wären,  aber  allen  biefen  Sa« 
gen  fehlt  bie  gerichtliche  Beglaubigung.  Unter  ben  glug» 
mafchinen,  bie  man  in  neuerer  Seit  erfunben,  bat  nur 
bie  beS  Ubrmad>er8  Degen  in  SBien  in  einigen  SBerfucben 
einigermaßen  BebeutenbeS  geteiflet.  Diefelbe  befleht  auS  gros 
ßen  glügeln  von  Siobr  unb  Rapier  unb  einem  Luftballon. 
3brcr  tfnwenbung  im  ©roßen  fleht  entgegen,  baß  fle  an 
benfelben  SJtängeln  leibet,  wie  alle  SuftballonS  (f. b.), 
nämlich  nicht  beliebig  regiert  werben  fann.  DaS  fliegen 
beS  aflenfehen  finbet  überhaupt  bie  größten  Schwierigfetten 
barin,  baß  erfienä  ber  SRenfch  viel  febwerer  als  bie  ßuft  ijl 
unb  baß  er  jweitenS  eine  gegen  fein  eignes  ©ewitbt  fct>r  ge* 
ringe  Äraft  ber  Hrrne  unb  Beine  bejtfct. 

^lirgmbf  Jisc\)t  machen  eine  befonbere,  in  allen  ©e* 
genben  Der  warmen  ^immelSfhiche  vorfommenbe  gifdbgat» 
tung  aus,  welche  einige  Staturforfcher  mit  ben  glebermäufen 
unter  ben  Säugetieren  verglichen  haben,  weil  biefetben,  wie 
eS  fcheint,  mit  ihren  langen  unb  breiten  Bruftfloffen  einige 
3eit  in  ber  ßuft  Rattern  rönnen.  Stach  neuern  Beobachten» 
gen  bienen  ihnen  aber  biefe  Stoffen  nicht  fowol  jum  glat* 
tern,  fonbern  nur  um  fie  einige  3tit  unb  auf  größere  Strecfen 
teichfam  in  ber  ßuft  ju  tragen,  wenn  fie  für),  wie  auch  ans 
ere  gifche  thun,  auS  bem  SBaffer  emporaefchneQt  haben. 
£>tt  Äörper  tiefer  S biete  iß  waljtg,  ber  jtopf  fantig  unb 


in  beiben  jtiefem  ihres  fleinen  3Raute«  beftnben  fid}  Keine 
fpi^ige  unb  auf  bem  Schlunbfnocben  ppafrerförmige  3ähne. 
Sie  fyabtn  große  Äugen,  eine  große  Schwimmblafe  unb 
eine  gabelige  Schwanjfloffe.  Der  aemeinfie  gifch  im  3J?it= 
t einteere  unb  im  rothen  Üßeere  ift  ber  flieg enbe 
ring,  ber  eine  ©r6ße  von  l1/*  g.  erreicht  unb  ein  noch 
beffereS,  fettere«  gleifch  als  ber  gewöhnliche  gering  hat  Cr 
hat  lange  Bauchfloffen,  bie  weit  hinten  noch  über  bieSRttte 
beS  Bauches  hinaus  flehen,  wie  bie  Xbbilbung  jetgt.  2Cuf 


bem  JKücfcn  ifl  er  blau,  bie  Seiten  unb  ber  Bauet)  fhtb 
filberig,  bie  gloffen  graublau.  Daß  fein  Springen  fein 
Stiegen  ober  flattern  fei,  fleht  man  febon  barauS,  baß  er 
fleh  m  ber  ßuft  gar  nicht,  weber  beliebig  nieberfenfen,  noch 
in  ber  {Richtung  beftimmen  fann,  benn  nicht  feiten  Fommt 
eS  bot,  baß  biefe  gifche  auf  bie  Schiffe  ober  baS  Ufer  i}ix. 
abfallen. 

/litgennil},  gliegenfehwamm.  Diefer  fchöne,  aber 
fehr  giftige  $ilj  ftnbet  ftch  im  ^erbfle  fafl  in  allen  ©egenben, 


welche  SRabelwälber  unb  {>aibeboben  haben.  3tmg  ift  et 
eiförmig,  inbem  er  aanj  von  einer  weißen,  fleifchigen  SfrülU 
umfchlojten  ifl  Bei  feiner  fchneHen  Cntwicfelung  jenretgt 
biefe  ^üae,  ein  XbeU  bleibt  am  ©runbe  be*  Strunfs  fte 


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Flosse 


63 


Flotte 


ollejebtt  BBerfe  finb  ins  Deuffd)e  überfeM  worben.  ©ne 
©efammtauSgabe  feinet  SBerfc  ifl  in  12  JBänben  (L?j.  1810)' 

/(ässr  nennt  man  auS  ber  Länge  nach  nebenetnanber 
gefegten  unb  mit  flarfen  jähen  Stutbcn  unb  eifemen  Jtlam» 
oera  an  barüber  gelegte  ßuerbalfen  befefligten  JBaumjlam» 
r.a  verfertigte  gafirjeuge,  welche  man  baut,  um  auf  glüf= 
nn  auS  b"lJTt^en  m  boljarme  ©egenben  ju  fdjaffen. 
Srtcbe  gieße  haben  nach  ber  58 rette  beS  ©tromS,  für  ben 
fte  befrimmt  finb,  eine  üerfebiebene  Sänge  unb  JBreite  unb 
iuf  bem  9ib«ine,  auf  welchem  »iel  Scbiffbaubolj  nach  $eU 
icnb  geflößt  wirb,  fiebt  man  glöße,  bie  500  unb  900  g. 
!jng  unb  90  bis  über  100  g.  breit  finb,  unb  auf  benen 
:li  Äaumflämme  oft  fünffach  übereinanber  liegen,  fobaß  fie 

9  g.  tief  im  SBaffer  geben.  Sie  »erben  .£>ollänber* 
* !  6 f  c  genannt,  auS  fleinern  flögen  erbaut,  bie  t>om  Z>btt* 
:.-t:n,  Scccfar,  Hain  unb  »on  ber  Höfel  fommen  unb  »cm 
?il?telgebirge,  bem  Scbwarjwalbe  unb  ben  SBalbungcn  jus 
niebft  ber  Höfel  baS  ajolj  jufammenfübren,  baben  an  ben 
Otiten  «nebre  Anhänge  ober  fleinere  gieße  (Jtniee),  bic  fte 
immer  flott  falttn  unb  am  ötranben  binbern  unb  an  ie» 
ben  Cnbe  etwa  20  JRubcr,  womit  fie  gelcnFt  werben,  Ulm* 
pafl  wirb  ein  foldjeS  gloß  noch  t>on  16—20  Wachen  bc» 
v  fitet,  bie  ibm  bie  nötigen  Hnfer,  SEaue  unb  ©eile  nach» 

;cn  unb  oon  einem  gloßfübrer  ober  (Steuermann  biri- 
qrrt,  ber  t>on  einem  erhöhten  Si(je  in  ber  Hittc  beS  glos 
<:i  baS  3ei<ben  gibt,  ob  rechts  ober  linfS  gerubert  werben 
'':IL  Han  fann  fid;  einen  ungefähren  JBcgriff  eon  ber 
©röf«  eined  folgen  -JpoÜänberfloßeS  machen ,  wenn  man  weiß, 
faß  jur  JBemannung  beffeiben  5—700  Hcnfcben  erfobert 
rrerben,  baß  man  auf  ibm  12 — 1!>  Aülten  für  bie  Hann1 
•iaft,  eine  bequeme  Sofjnung  für  ben  gloßfübrer,  eine 
Äücbe,  ein  5Buf*hau5,  Hagajine  für  bie  Lebensmittel-,  a>ieb» 
ftälle  tu  f.  w.  Rnbet  unb  baß  bie  SfbeinfcbiffabrtS&erwattung 
bd  ber  SBerjotlung  beS  gloßeS,  was  nach  bem  Gubifinbalt 
cci'cbic&t,  für  Hannfdjaft,  Lebensmittel,  2tnfer  unb  fonflige 
^«itbi'cbaften  allein  6000  6fr.  in  abjug  bringt,  bie  nicht 
rerjoUt  werben.  Sefct  finb  fo  große  glöße,  beren  eines  oft 
:  <  — 400,000  rbein.  ©utben  bis  nad)  #oUanb  foflete, 
mehr  fcf>r  gebräuchlich.  Die  Jpoljflößerei  umfaßt  nicht 
Uifl  JSau:  unb  JBrennbolj,  fonbern  überhaupt  iebe Tlrt 
i-erf»  unb  9?ut>boU. 

TLucb  aus  ben  SBalbungen  ton  Heitlingen,  SEbüringcn, 

\n,  gu^ba,  SBalbecf,  Manöver,  JBraunfcbweig  unb  an» 

l  benachbarten  Länbern  wirb  auf  ber  Söerra,  gulba, 
l  frj  unb  2tUcr  unb  anbern  5?cbenflüffen  ber  SEBcfcr  eine  große 

->^e  rr>f)e3  unb  bearbeitetes  ^>olj,  beffen  iuSfubrwertb 
auf  meljre  HiUionen  Z^cdtt  ftd)  beläuft,  nad)  ber  2Be» 

-nb  auf  biefer  nacb  Jöremcn  geflößt  Äud;  ber  ^oljban^ 
er  @(be  auS  JBobmen  unb  ber  fädjf.  £d)iv<\\  nach 
^öuburg  ijl  oon  SBicbtigfeit,  beim  gnglanb,  $oUanb  unb 

•  i  fr  eich  bcjiebi'n  oon  bier  fiel  Schiffbau  *  unb  anbereS 
?ly,  3tab;  unb  gaßljolj  geljt  vorjüglid)  nad;  @pas 
^^rtugal,  3talien,  granfreieb  unb  juweilen  felbfl  bis 

i  toeflinbten.    3m  übrigen  S>eutfd)lanb  ifl  bie  Qolfr 

■  i-.ii  nur  unbebeutenb  unb  befd)ränft  ftd;  meijl  nur  auf 
i>olj,  welebeS  in  ben  großem  glüffen  auf  fleinen  glö' 
?n  f9rtgefd>afft ,  ober  wenn  ber  gluß  für  glöße  ju  fdjmal 
iff,  fb>eittoeife  in  baS  SBaffcr  geworfen  wirb,  unb  fo  einjeln 


nad;  bem  Drte  feiner  SBcfiimmung  fdjwimmt.  Damit  eS 
fid)  unterwegs  nidjt  flemmt,  auf  baS  Ufer  legt  ober  gepob» 
len  wirb,  finb  längs  beS  gluffeS  ober  gloßgrabenS  Leute 
angeffeQt,  bie  baraufXcbJ  baben.  DaS  9fed;f,  SqqI$  )u  fli» 
ßen,  gebört  unter  bie  Siegalien  (fön.  SBorred>te)  unb  muß 
oon  ^rioatperfonen  beim  gürf!en  naefrgefuebt  werben.  Die 
glöße  finb  eine  febr  alte  Srfinbung,  ba  ber  Sffienfd;  notb* 
wenbig  febr  balb  auf  biefeS  naturlicbjle  gabrjeug  fallen 
mußte;  fo  j.  S3.  fdiließt  ©alomo  (I.  Sud)  ber  Röntge,  S5.  5) 
mit  bem  Könige  t>on  SpruS  einen  Vertrag  ab,  nad;  weU 
cbem  ibm  ber  Lefetere  Sebents  unb  Sannenbolj  t>om  Liba> 
non  ans  Heer  bringen,  biet  in  glöße  legen  unb  weiter 
febaffen  (äffen  foH  (Sinfad;  jufammengefügte  S5alfen  ober 
eigen tlt'd;  glößböben,  an  beren  6nben  große  mit  Luft  ge« 
füllte  v5d>läud;e  befefügt  finb,  bamit  baS  gieß  über  bem 
SBaffer  bleibt,  gebraueben  ned)  jebt  bie  Araber  auf  bem  <Sü* 
ptyat  jur  gortfebaffung  ibrer  SBaaren,  unb  b^ben  fie  biefe 
verbanbelt,  fo  oerfaufen  fie  aud;  bie  glöße,  ba  mit  glößen 
nie  frromaufwärtS  gefahren  werben  fann,  ober  bod)  eine  ju 
große  Henfcbenjabl  jur  gortfd;affung  berfelben  erfoberheb 
wäre.  3n  6b'na  Pnbet  man  ganje  Dörfer  auf  glößen  »on 
IBambuSrieb  erbaut,'  bie  auf  ben  großen  glüffen  febmimmen. 
Uber  amerif.  glöße  mit  Dampfmafcbinen  toergL  Dampf. 

/löte  (ital.  flauto)  nennt  man  befanntlid;  ein  gewöbns 
lid;  böljerneS,  ctjlinberförmigeS  JBlaSinftrument,  welcpeS  we> 
gen  feines  fanften,  lieblichen  unb  babei  bod;  burchbrinaenben 
SoneS  febr  beliebt  ifl,  beim  93lafen  quer  vor  ben  Hunb 
genommen  wirb  unb  beSbalb  aud;  ben  befonbern  Flamen 
Querflöte  führt.  3n|rrumente,  bie  unferer  gtöte,  Klarinette 
unb  jDboe  ähnlich  waren,  hotten  fd;on  bie  2Clten  unb  bn 
bienten  fid)  berfelben  bei  jDpfern,  ©afhnählern  unb  Leichen» 
begängniffen ;  fie  tannten  aber  ihre  Srfinber  nidpt,  nennen 
alS  foldje  mehre  ©ötter  unb  ©öttinnen,  wie  ben  OfiriS, 
bie  ^)aQaS,  bie  JEerpfichore  unb  ben  $an  unb  führen  als 
(Jrfinber  ber  £iuerflöte  auch  einen  altpbrpgtfcben  Äönig  HU 
baS  auf.  XUeS  biefeS  beweift,  baß  bie  Grrfmbung  biefer 
2Crt  3nfrrumente  febr  alt  fein  muß.  OTacbbem  bie  glöte 
lange  Seit  außer  (gebrauch  gefommen  war,  waren  bie  Deufe 
fchen  bie  C&rflen,  bie  biefeS  Snfirument  »ieber  bericorfudjten, 
unb  bie  Snglänbcr  nennen  bie  Querflöte  baber  bie  beutfebe 
glöte.  Die'  erflen  glöten  hotten  feine  klappen  unb  befram 
ben  nur  auS  Ginem  Stücf.  Die  feitbem  febr  oerbefferte 
glöte  hat  gegenwärtig  folgenbe  ßinrichtung:  3m  oberften 
ober  Hunbftücf  finbet  fich  baS  Hunbloch,  burch  welches  ge< 
Wafen  wirb,  unb  oben  bie  3>fropffcbraube,  burch  welche  ein 
pfropf  »on  Jtorf  über  bem  Hunbtocbe  gefleHt  werben 
fann,  um  bie  Feinheit  ber  Stimmung  für  oerfchiebene  Hit» 
teljlücfe  h«rju|teüen.  Dann  folgt  baS  obere  Hitteljlücf  mit 
brei  Löchern  für  bie  ginger  ber  linfen  ;!panb,  unb  baS  un» 
tere  Hittelflücf  mit  brei  Löchern  für  bie  ginger  ber  rechten 
4>anb.  gnblich  finb  am  guße  jwei  illappen  für  bie  Zcnt 
es  unb  dis  angebracht  3n  iekjug  auf  ben  Umfang  ber 
3öne  bar  man  oerfchiebene  glöten,  unter  anbern  bie  fege« 
nannte  $)tcf elflöte,  welche  eine  Dctaue  höher  afS  bie  gewöhn* 
liehe  glöte  ifl.  DaS  gewöhnliche  Haterial  ju  glöten  ifl  S3ucb> 
baumholj,  außerbem  auch  -^orn,  ©Ifenbetn  unb  felbfl  ©laS. 

Iloltt  heißt  iebe  größere  ober  fleinere  Änjahl  won  Schif» 
fen,  welche  unter  ben  IBefeblen  (SineS  ÄnführeS  flehen.  3e 
nach  bem  3wecfe,  für  welchen  eine  glotte  auSgerüflet  wirb, 


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Flüe 


64 


Flüsse 


untcrföcibct  man  ÄttegSi  unb  £anbel§Potten.  Cine  JtriegS» 
flotte  muß  wenigPenS  18  JtriegSfchiffe  enthalten;  hat  fie  be> 
ren  weniger,  fo  heißt  fte  eine  glotille.  £anbelS;  ober 
5tauffab.rteifIotten  fegein  gewöhnlich  im  ©efette  von  einigen 
ÄriegSfchiffen,  bie  ju  ihrer  Bebecfung  bienen.  Die  arößte, 
ober  auch  unglücflicbpe  aller  jemals  auSgerüPeten  -Kriegs- 
flotten tft  bie  berühmte  fpan.  unüberwinbliche  glotte  ober 
Brmaba  (f.  b.). 

ilüt  (KifolauS  t>on  ber),  fpäter  23  ruber  Glau  6  ge= 
nannt,  würbe  1417  ©acbfeln,  einem  Dorfe  im  fehweij. 
Ganton  Unterwalben,  geboren.  <gr  tfl  ebenfo  berühmt  burd) 
ferne  WechtfchafFenheit  unb  grömmigfeit,  welche  ben  $app 
GUmenS  X.  bemog,  ü)n  1671  heilig  ju  frechen,  als 
burch  bte  SBcrbienffe,  weJdje  er  fidrj>  um  fem  SBaterlanb 
erwarb.  Orr  bewirtfyföaftete  früher  mit  feinen  ttltem  unb 
nachher  mit  feinen  Ainbern,  beren  er  10  harte,  ein  ©ut 
in  feinem  ©eburtSborfe,  3n  mehren  AriegS zügen,  bte  er 
mitmachte,  erwarb  er  ftch  burch  JEapf  erfeit  unb  3Kenfcf>e 
liebfeit  bie  Ächtung  feiner  SanbSteute,  unb  als  biefe  ihn 
jum  8anbrathe  beS  GantonS  beriefen,  zeichnete  er  fich  burd) 
feerpanb  unb  8?ecr>tfcr>offen^cU  aus.  ÜBan  trug  ihm  fpä» 
ter  bie  Stelle  eines  SanbammanS  an,  aber  er  fcblug  fte 
ctuS  unb  jog  eS  »or,  imdifcem  er  aQen  ^fliehten  eines 
Staatsbürgers  genug  gethan,  baS  befebauliebe,  jurüefgezogene 
ßeben  emeS  CtnpcblerS  ju  führen,  Gr  befprach  fiep  mit 
feinem  2Scibc  unb  begab  fich  in  eine  Cin6be  in  ber  Kähe 
von  Sachfeln.  Spitt  Übte  er  in  ber  tiefften  Ginfamfett  mit 
©ebet  unb  füllen  Betrachtungen  befdiäftigt.  <JS  bief;,  er 
genieße  gar  feine  irbifche  Speife,  fonbem  nur  monatlich  ein« 
mal  baS  2tbenbmabl.  Xber  wer  SErofl  unb  8?ath  notbig 
(arte,  fuc^te  unb  fanb  BeibeS  bei  bem  weifen  ©reife,  ber 
allgemeine  Verehrung  genoß  unb  in  bem  a,anjen  fcanbe  in 
bem  SRufe  ber  J^eiligfeit  flanb.  Die  febwetjer.  Sibgenoffen 
hatten  fich  1481  ju  ©tanj  in  Unterwalben  ju  einer  Sag: 
fafjung  »erfammelt,  aber  eS  (errfc^te  Uneinigfett  unb  SÖHSs 
trauen  unter  ihnen.  Die  einen  glaubten  fich  von  ben  TLn> 
bem  bei  SEbeilunq  ber  bei  Alanen  von  ben  Burgunbern  ge- 
machten Beute  ubcroortheilt  unb  man  ftrirt,  ob  greiburg 
unb  Solothurn  in  ben  23 unb  aufzunehmen  waren,  welches 
bte  großen  Stdbte  oerlangten,  bte  f! einem  Giantone  verweis 
gerten.  So  erbittert  waren  bie  ©emütber,  baß  bie  fchmeis' 
zer.  ©bgenoftenfehaft  in  ©efalir  ftanb,  pch  aufjul6fcn  unb 
bie  fchwer  errungene  Freiheit  ^reis  ju  geben.  Da  tritt 
plöhjicr)  ber  fromme  Glaus  in  bie  SBerfammluna.  Der  Stuf 
fetner  Äeiligfeit,  feine  Gbrfurcbt  gebiefenbe  ©ejtalt  unb  vor 
2füem  bie  fr  affigen,  WtiSheitSooflen  SBorte,  bie  er  rebete, 
bewirften  alSbalb  eine  23erföbnuug,  welche  baS  in  ber  ®e= 
febiebte  ber  Schweiz  hochwichtige  ©runbgefefc:  „DaS  SJrr* 
fommniß  ju  Stanz"  am  22.  Dcc.  1481  unb  bie  Aufnahme 
t>on  greiburg  unb  Solotburn  in  ben  Sdjweizerbunb  jur  golge 
hatte.  So  würbe  Glaus  ber  Detter  feines  SJaferlanbcS  in 
ber  fchlimmften  ©efahr  unb  nachbem  er  noch  manches  mit 
fich  felbfl  entzweite  ©emüth  mit  ©ort  unb  fich  felbfl  oerföhnt 
hatte,  flarb  er,  oon  allen  ©bgenoflen  betrauert,  am  22.  SJfai 
1487.   ©an)  Unterwalben  geleitete  feine  l'cicbe  ju  ©rabe. 

ilüsse  ftnb  bie  fletnern  ober  großem  ©erinne,  welche 
ftch  auf  ber  (Frboberflädic  gebietet  haben  unb  in  benen  baS 
auS  Quellen  |h6menbe  unb  auS  ber  Ztmofphäre  fich  nie« 
berfd;lagenbe  SBaffer  fich  («mmelt  unb  aßmalig  htm  ÜReere 


jufließt.  3^ren  Urfprung  haben  bie  ftlüffe  alfo  thei(S  auS 
Ben  flueCen,  theilS  auS  9?egen,  (Schnee  u.  f.  w.;  aber 
wenn  man  berüeffichtiat,  baß  bie  £UteHen  felbfl  erft  tut* 
baS  auS  ber  Xtmofphare  pdj  nicberfchlagenbe  iSaffer  entfttt 
hen,  fo  bleibt  bie  2ltmofpt)äre  allein  alS  Gr^eugerin  ber 
bluffe  übrig.  (S3gL  Quellen.)  DaS  in  Dampfform  un< 
fichtbat  in  ber  Suft  enthaltene  SBaffer  hat  aber  feinen  Ur« 
fprung  wieber  bon  bem  Sßaffer  ber  &rbe,  welches  fortwätj- 
renbf  je  großer  bte  ^>i^e  ip,  bePo  fchneDet  in  Dampfform 
in  bte  guft  fich  erhebt.  Um  gewalttgPen  ip  bie  JBerbunftung 
beS  SffiafferS  naturlich  an  ber  JOberpäche  beS  SSeerS,  unb 
fo  fehen  wir,  wie  aCeS  SEBaffer  ber  Crbe  in  einem  fortwar 
renben  Kreislauf  begriffen  ift ,  beffen  einen  wichtigen  2hei( 
bie  glüffe  ausmachen.  2fuf  biefe  SBeife  wirb  auch  begreif- 
lich, warum  baS  SReer,  in  welches  fo  unjdhlige  glüjfe  fich 
ergießen,  boch  niemals  überlauft.  @n  recht  auffailenbcS 
SSetfpiel  gewahrt  in  biefer  Begehung  baS  fafpifche  3Reer. 
3n  biefeS  ergießen  ftch  bie  SBolga,  einer  ber  größten  Str6me 
ber  @rbe,  unb  noch  mehre  anbere  bebeutenbe  Slüffe  fchon 
feit  Sahrtaufenben,  unb  bennoch  (tetjt  biefeS  SEteer,  welches 
feinen  abpufj  in  bte  übrigen  SReere  hat,  fogar  niebriger  als 
baS  fchwar^e  SReer,  beffen  SäSaffer  burch  baS  SKarmorrnecr 
in  baS  EERittelmeer  Prömcn.  Söic  groß  muß  bie  Skrbun 
Pung  fein,  um  aUcS  2Ba|Jer  wieber  abzuführen,  was  h'" 
jufammenfommt! 

Der  ©runb,  warum  baS  SBafter  pießt,  ip  feine  Schwere 
unb  feine  Beweglichfett.  GS  geht  pctS  oon  ben  hö> 
hern  Drtcn  in  bie  tiefer  gelegenen,  unb  biefer  UmPanb 
bebtngt  ben  Sauf  ber  $lüffe  in  feinen  uielfachen  SQinbungen. 
3eber  näher  nach  f«'nen  iluellen  gelegene  JDrt  tineS  gluth 
liegt  baher  nothwenbig  höher  als  jeber  näher  nach  feiner 
2Rünbung  (b.  h.  nach  feinem  Auspuffe  in  einen  anbem 
gluß  ober  in  baS  SReer)  ^u  liegenbe.  2tuS  ben  &ueUen 
rinnen  burch  ©erinne  jundchp  Bäche  jufammen  unb 
biefe,  inbem  pe  bte  tiefer  gelegenen  Orte  auffuchen,  oerein 

(ien  pch  ut  einem  bluffe.    ;»i:ich  mehre  $lüffc  vereinigen 
ich  wieber  nach  unb  nach  an  noch  tiefer  gelegenen  Orten 
unb  bilben  fo  einen  großem  $(uß,  welcher  ein  Strom  heipt 
Gewöhnlich,  bodj  nicht  überall,  wirb  bergluß,  welcher  oon 
Anfang  an  größer  als  alle  mit  ihm  noch  }ufammenfommen 
ben^jlüfje  ip,  als  Derjenige  betrachtet,  ber  bie  anbem 
pch  aufnimmt;  unb  oon  ben  JQueHen  bis  jur  SKünb: 
führt  er  baher  bcnfelben  Kamen,  währenb  bte  übrigen  Jlüth 
ben  ihren  »erlieren,  fowie  pe  pch  mit  ihm  Bereinigen.  Äom 
men  zwei  ziemlich  gleich  große  glüf[e  jufammcu,  fo  erb.. 
Zuweilen  ber  auS  ihnen  entfiehenbe  gluß  einen  neuen  9?«.: 
men;  fo  *.  B.  gibt  eS  feine  eigne  ffieferqucüe,  fonbern 
2Serra  unb  gulbe  »erbinben  pch  unb  hrißen  bann  Befcr. 
Der  Jluß,  welcher  feinen  Kamen  bis  im  IPfütibwg  U\ 
SDfcer  behält,  h«ßt  p«  ^)auptfluß,  bie  in  ihn  ficr  ergi< 
ßenben  pnb  bie  Kebenflüffe.  Ährilt  pch  ber  glt^,  S 
bilbet  er  Ärme,  welche  3nfeln  etnfchließen.   Die  ©8tn 
um  einen  Jg)auptPuß  unb  beffen  Kebenpüffe  beißt  eti 
glußgebiet.   glüfje,  welche  in  ber  Kähe  ber  Äüpe»*cnt 
fprmgen,  wie  biefeS  auf  allen  3nfeln  ber  gall  ip, 
feine  bebeutenbe  ©räße  erfangen  unb  beiden  Äü Pen fl| 
3n  ben  ©ebirgen  liegen  oft  Quellen,  welche  ihr 
nach  oerfchiebenen  Flußgebieten  entfenben,  febr  nahe  bj 
men.  @o  j.  B.  entfleht  auS  bem  gichtelfee  ber  3Ratr 
<her  pch  in  ben  Sibein  ergießt  unb  bie  Kab,  welch« 


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Florenz  Hl  Florenz 

GommU  bie  SRaSfcn  oerfammcln,  unb  ber  Domplafc,  auf  160  offentlicbe  JBilbfaulen,  6  Säulen  unb  2  CbeliSten. 

b«m  bit  Denffaule  bcS  ^eiligen  3anobtuS  fic&t.  DaS  berrlicbfie  aller  Jöaurcerfe  ifl  bei  »on  Ärnolfo  bi  £apo 

9.  bat  gegen  10,000  $aufer  unb  über  93,000  ginn?.,  gegen  baS  <5nbe  brt  13.  3abrb.  begonnene,  aber  erfl  150 

lTOJtirtrjen,  89£lifier,  12  .öofpitdler,  10  Springbrunnen,  Sabre  fpiter  »oßfornmen  aufgeführte,  nacbftebenb  abgebil« 


wmmma 


bete  Dom  (Santa  Sftaria  bei  giorc.  Qx  ifl  500  g.  lang 
:nb  gegen  400  J.  botb-  ßberwdrtS  ifl  feine  3ußenfeite  mit 
t<Wrjem  unb  roeigem  SDIarmor  föadjbretartig  befteibet 
mtanf)  fein  großartige«  Xnfeben  noeb  erfco&t  roirb.  Die 
iaift&flen  ffiilbbaucrarbeitcn  in  Marmor  unb  in  5D?ofatf  ffo 
1»  wer  ben  Sbüren;  ber  gußbobm  ifl  mit  oerfebtebenm 
Qmorarten  muftoifcb  ausgelegt  DaS  Ijödjfie  SJftifterflücf 
I  Baufunfi  ifl  nadb  beS  großen  SO?tcf>eI  tfngelo  3*ugniffe 
IBfenbafte  Jtuppel,  reciebe  SBrunellefd»'  gebaut  bat  unb 
com  gußboben  bis  jum  Jtbürmcijen,  in  welcbeS  fie 
398  g.  mißt.  3u  biefem  Sbürmcben  füb,rt  eine 
ton  520  ©rufen.  SJeim  eintritt  in  bie  JrJrc&e  erblicfl 
baS  Cilbniß  beS  berübmten  ^DicrjttrS  ©ante  (f.b.),  an 
nettben  aueb  noo>  ein  oor  ber  Jtmfee  liegender  Stein  erinnert, 


welken  baS  SBolf  Saffo  bi  Dante  (Dante*«  Stein)  nennt, 
»eil  er  auf  bemfelben  oft  auSgerubt  baben  foO.  9?eben  bem 
Dome  fleb.  t  abgefonbert  ber  ®locfentburm,  ber  gleichfalls  bunt 
mit  SRarmor  befteibet  ifl  unb  9lifcr> en  mit  öortrefflicben  ÜJtor= 
morgruppen  bat.  SBor  bem  Dome  liegt  ferner  eine  pratbroolle 
STauflapeQe  bcS  b.  üjobanneS,  fie  ijt  aebteefig,  bie  Spüren 
finb  auS  <5rj  gegoffen  unb  fleöen  bibliftbe  ©efebiebten  bar. 
W\ä)tl  "Ängelo  Tagte  eon  biefen  SEbüren,  fie  feien  mertb.,  bie 
Pforten  btS  $arabiefe$  ju  jieren.  Der  gußboben  tiefet 
.Kapelle  jeigt  in  eingelegter  Xrbeit  bie  giguren  beS  5Ebier= 
freifeS.  Die  strebe  Santa  SRaria  9looeQa  bot  pracbfooDe 
©laSmalereten.  3n  ber  Jtreujfircbe  finb  bie  ©rabmaler  eielet 
berübmten  Italiener,  beS  großen  JtünftlerS  3)?icbel  Änaelo 
(f.  b.),  bcS  ©efcbicbrföretberS  2R  a  c  <b  t  a  » e  1 1  i  (f.  b.),  beS  Di<b» 


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Florenz 


63 


Florian 


ter«  «retino,  beS  Äftronomen  ©altlei  (f.  b.)  u.  %  ©Irkpfaltt 
fc^r  fdjcm  iß  bie  .Kirche  bell'  Ännuiniata  mit  herrlichen  ©c- 
mdlben  unb  ©tatuen.  SBettbvoüe  ©emdlbe  bot  bie  Jltrdx 
©an  SKarco,  unb  burd)  ihre  ©auart  zeichnet  ftcb  bie  Jtttdje 
bi  ©anto  ©pirito  (beS  b.  ©eifleS)  auS.  3«t  bet  Jtitc^c 
©an  gorenjo  ift  bie  berühmte  ^rinAenfapeue,  bie  nad) 
2Rid)el  Engelo'S  äeidjnungen  ausgeführt  unb  mit  acht  ©ta» 
tuen  von  bemfelben  gefchmütf  t  ijl.  #ier  ift  baS  örabmai  beS 
3uliu8  von  SRebtci  mit  ben  ©tatuen  beS  SEageS  unb  ber 
Stacht  unb  bei  goren)  von  ÜRebici  mit  ben  ©tatuen  ber  2JJur= 
genrofbe  unb  ber  Bbenbbdmmerung.  Einige  fleine  (Bange  füb» 
ren  in  bie  SBcgr^bnipfapeHe  ber  ÜJlebiceer,  bie  ebenfo  foll» 
bar  als  febön  gebaut,  aber  nicht  voHenbet  ift.  ©ie  ifi  runb, 
iiire  SBdnbe  »erben  von  sjMlaftern  getragen,  mit  vergolbeten 
Änipfen  auS  ©rem je  unb  mit  f oftbaren  Steinen  etngcfafjt. 
^>iec  (leben  bie  ©arfophage  ber  SJlebiceer  auS  orientalifdum 
$orptwr,  über  benen  von  Gbelft  einen  gtänjenbe  JtontaS» 
fronen  angebraebt  finb.  Äotoffale  ©tatuen  von  ©tonje  fte» 
ben  in  ben  Stiften.  91  od)  eine  große  Xniapl.  ber  l>cer  nid)t 
genannten  florentin.  Äirdjen  jeiebnen  fid)  bura)  tortrejflicbe 
©ilbroerfe  unb  Malereien  auS. 

Unter  bin  $aläjicn  gewährt  ber  fdEjon  erwähnte  alte  ^pus 
lafl  ben  grofiartigften  Änblicf.  Gr  nimmt  bie  gante  nörbL 
©eite  ber  ^iaAja  bet  ©ranbuca  ein.  3n  feinem  Gingange 
flehen  bie  ÜRarmorjlatuen  beS  #ercu(eS  oon  ©anbineüT  unb 
beS  Davib  von  SJiicbel  angelo.  Der  ^alajl  ber  Staats» 
coUegien,  welcher  bie  berühmte  Üflagliabecdiifcbe  ©ibliotbef, 
mehre  .Runftfammlungen,  baS  Archiv,  bie  ©d)a(jfammer 
u.  f.  iv.  enthält,  ber  i\?laft  «pitti,  feit  GoSmuS  I.  bie  be> 
ftinbige  SBobnung  ber  ©rojjberjogc,  finb,  namentlid)  ber 
legte,  von  herrlicher  ©auart.  3n  bem  $alafte  $itti  befinbet 
fub  in  acht  Sälen  bie  bcrübmte  ©ilbcrgaleric.  ©d)one  unb 
reiebaefebmüdte  ^rioatpaläfle  fittb  bie  Gafa  SRiccarbi,  fonft 
«Kebtci,  bie  (Safa  Gorfini,  bie  (Safa  2ütoüiti,  bie  Gafa  ©e» 
rini,  bte  Safa  Siuccellai,  bie  Gafa  ©trojAi  unb  viele  anbere. 
2tud)  baS  £auS  beS  SWicbel  'Ängelo  unb  beS  ttmerigo  ©eS> 
pucci,  von  bem  Hmerifa  (f.  b.)  ben  Slamen  bat,  »erben 
noeb  gezeigt. 

Süoti  ben  Jtunfifammlungen  ift  am  tvertf)VoII|len  bie 
grofSbcrjogliche  ober  SWebiccifche  ©alerie  im  ?>alafte  ber 
©taatScoUegien,  in  welker  ftdt>  bie  berühmte  2Rebi<eifd)e 
©enuS,  berühmte  ©emälbe  von  Siyan  unb  ftafaet,  bie 
©ruppe  ber  Stiobe  unb  unjdblige  anbere  unterbliebe  ÄunfU 
werfe  beftnben.  Sieben  biefer  behaupten  aber  aud)  bie  ©e> 
mälbefammlung  im  $alafte  $itti  unb  baS  in  ber  Sti&e  bef» 
fclben  befinblicbe  SWufeum  einen  bebeutenben  Slang.  3n  bem 
ledern  befinben  ftd)  in  40  ©älen  Naturalien,  pbpftfa* 
lifche  3nftrumente  unb  vortreff liehe  anatomifebe  2Bad)S* 
Präparate.  Die  Hfabemie  ber  bilbenben  Aünfte  bat  werth« 
voUe  ©ammlungeu  unb  äeiebnen»,  SKaler:  unb  ©ilbbauer= 
fcbuleu.  ©emerfenSrvcrtb  fmb  ferner  bie  8orenjifa>e  ©iblio» 
tbef  mit  l'JO/KX)  ©anben  unb  4000  ^anbfebriften,  bie  «Kar» 
toUifcbe  ©ibtiotbe?  mit  40,000  ©äntca  unb  fd)6nen  .Rupfer» 
flicben,  bie  SWagliabectbifcbe  mit  9(1,000  ©inben  unb  3000 
^anbfebriften.  Die  alte  1443  gefiiftcte  Unioerfitdt  bat  über 
1000  ©tubirenbe.  SJon  ben  gelehrten  ©efellfd>aften  ju  g.  i^ 
am  berübmteflen  bie  2lccabemia  givrentina  ober  GruSca, 
»eld>e  1582  geftiftet  rvurbe.  ©ie  bat  ben  ämeef.  bie  itat. 
©pracbe  ju  reinigen  unb  auSjubilben,  baber  in  ihrem  83er: 
fammlungSfaale  ©nmbole  angebracht  finb,  roclcfae,  »ic  ihr 


9came  (ernse«,  Äfeten),  auf  baS  ©onbern  ber  £5mer  von 
ber  ©preu  beuten,  eine  großartige  9Bohltbäti,qfcitSan|lalt 
ift  baS  {»ofpital  ©anta  SRaria:9luova  für  700  itranfe. 
2)?erfivürbig  ift  bie  graternit*  beOa  SJfiferitorbia  (©rüber* 
fchaft  beS  CnbarmenS),  reetebe  1200  SRitglieber  bot,  f<bon 
1420  in  $ifa  unb  eaichtet  würbe,  unb  ben  3roed  hat, 
3ebem  ohne  Unterfchieb  beS  ©laubenS,  bem  ein  pleblidieS 
Unglücf  jufiöpt,  ju  Jöülfe  ju  fommen.  Äuf  ben  Sdiall  ib= 
rer  ©locfe  eilen  bie  fDeitgUeber  Aufammen,  ©ie  haben  unter 
fid)  geringe  ©elohnungen  auSgefe|t,  bürfen  aber  von  feinem 
'Xnbem  met)t  als  einen  Xrunf  SBaffer  annehmen. 

g.  bat  viele  fdjöne  ©pajieraünge,  unter  benen  ber©ar* 
ten  ©oboli  bura)  ©<b&nbelt  ftd)  auSjeicb.net;  Jlunfl  unb 
Statur  verherrlichen  ihn.  ^>ier  ifi  eine  berühmte  gemalte 
©rotte  mit  vier  ©tatuen  von  SJeidjel  2tngelo.  Da  bie  3ta.- 
liener  ftd)  wenig  in  ihren  Käufern  aufhalten,  fonbem,  wie 
fte  auf  ben  ©tragen  unb  plagen,  unter  ben  fallen  unb 
©orb6fen  arbeiten,  fo  aud;  ju  it)rem  Vergnügen  öffentlidje 
83erfamm(ungSorte  fudjen,  fo  ift  g.  reich  an  überaus  an: 
genebmen  unb  billigen  Jiaffeebüufern.  äBabrenb  beS  Gar* 
nevalS  (f.  gaflnadjit)  gibt  eS  in  g.  fed)S,  fonft  nur  jwei 
öffentliche  Äbeater.  —  g.  jeiebnet  fid;  vor  vielen  ital.  ©fdbten 
burd)  ©ewerbtbettigfeit  auS.  Gr  werben  bi»  viele  wollene 
unb  feibene  SBaaren  oerfertigt  unb  febr  bebeutenb  ifi  bie  ''ii.ru 
jahl  unb  Sbdtigfeit  ber  t)ter  ftd)  aufbaltcnben  Äünfiier.  Gi: 
genthümlid)  ifi  bie  fogenannte  florentiner  Xrbeit,  eine 
mufi'oifcbe  ^unft,  bei  ber  burd)  äufammenfegung  oon  GbcU 
fleinen  unb  SWarmorftüdcn  ©emdlbe  unb  bie  Statur  felbfl 
nachgeahmt  werben.  Der  florentiner  8a rf  ijl  eine  bochs 
rothe  garbe,  weld>e  ein  granjiSfaner  au  g.  erfanb  unb  bie 
nod)  jc^t  in  g>,  aufjerbem  aber  aud)  tn  Slürnberg,  SBien, 
©erlin  unb  an  anbern  £)rten  verfertigt  wirb.  —  3n  ber  reiben* 
ben  Umgebung  von  g.  befinbet  ftd)  baS  8u(lfa>lop  ^ratolino 
mit  einer  rieftgen  ©ilbfäule  beS  ©otteS  Kpennin.  Diefclbe 
ifi  in  fifeenber  ©teCung  von  Slauerfleinen  aufgeführt  unb 
brüeft  ein  Ungeheuer,  baS  einen  äBafferjlrabl  in  ein  ©eefeu 
fpeit  ©ie  ift  hohl  unb  entb&t  in  ihrem  itopfe  ein  3tm* 
nur,  in  rcelchem  bie  genfler  bie  Eugen  ber  ©ilbfäule  finb. 

Florian  (3ean  gierte  GlariS  be),  ein  berühmter,  burd?  Zn= 
mutb  unb  gefäüige  8eid)tigfcit  ausgezeichneter  frattj.  ©d)rift> 
ft eller,  würbe  geb.  ben  6.  SRar}  1755  auf  bem  Schiene 
glorian  in  ber  Stähe  von  b'Xnbuje  in  ben  Stiebercevennen. 
6t  loibmete  ftd;  juerjl  bem  ©ilitairftanbe  unb  batte  bereits 
eine  GScabron  erhalten,  als  er  burd)  bie  Siebe  ju  einer 
Dame,  we(d)e  er  nad)  bem  ffiillen  feines  VSaterS  unb  feiner 
geringen  jUermogendumjlänbe  wegen  nicht  ehelichen  burfte, 
bewogen  würbe,  feine  ©tellung  aufzugeben  unb  in  bie  Dienfie 
beS  £>erjog8  oon  ^entbiäire  au  treten,  bei  bem  er  fd)on  au) 
Änabc  ^agenbienfle  getban  parte,  ©on  nun  an  trat  er  als 
Dichter  auf  unb  würbe  1788  9J?itg(ttb  ber  fran;.  Efabetnie. 
Sabrenb  ber  fran».  Sievolution  würbe  er  verbaftet,  inbem 
man  ihn,  wie  alle  abeltgen,  beS  SrijlorratiSmuS  für  verbarg« 
tig  hielt,  unb  er  würbe  rpahrfcheinlich  auf  baS  ©d)afot  ge- 
fuhrt  worben  fein,  wenn  itjtr  nicht  ber  ©turj  S?obeSpierre'S 
gerettet  hätte.   Gr  überlebte  aber  ben  Sag  feiner  ©efreutne^ 
nur  14  Sage,  inbem  er  am  13.  ©ept.  1794  ju  ©ceaur  ftart», 
g.  hat  einen  großen  Sheit  feiner  Grjäbtungen,  roclche  in  poe» 
njidjer  ^rofa  aefebriehen  fmb,  bem  ©panifd)en  nachgehilber, 
alS  Üuftfptelbic&ter  bat  er  fldj  auSgeAeidjnet.  unb  faf* 


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Fliegenschnäpper 


59 


Floh 


(äffen  ffcb  leitt)t  jährnen  unb  geben  in  ben  3immern  oute 
Fliegenfänger  ab.  3n  Efrifa  unb  Italien  gibt  eä  einige  fe^r 
fcbon  gefärbte  gtiegenfcbnäpper. 


btn,  ber  anbere  in  ©eftalt  unregelmäßiger  weifet  glocfen 
Um  ftbinrotben  #ute  bangen.   Der  2>trunf  eines  aus» 
ßeiwoMenen  gliegenpiljeS  ift  4—6  3.  lang,  weiß,  fajt  ganj 
juweilen  nur  in  ber  SRitfe  etreaS  ^jotjl,  unb  nach 
oitm  perbieft.   6r  trägt  einen  gero6lbten,  gegen  bie  2J?itte 
i  ttoaS  wflacbten  ober  eertieften  fiut  unb  etwas  unter 
feiner  Spifc«  einen  rjiuriaert^  unregelmäßig  jerriffenen  JRing. 
Zu  fleifcbige  #ut  ift  auf  femer  JDberfeite  fcb6n  rotb  gefärbt, 
frnbcf  fk^  aber  auch,  wiewol  feiten,  weiß.   Die  Unterfeite 
mit  weisen  spiättcben,  bie  »om  2tnbeftung$punfte  beS 
StnmfS  aud  gegen  ben  JRanb  bin  ffrablenformig  (leben, 
wrfe^n.  ©er  gliegenpilj  ifl  nicht  leitet  mit  eßbaren  $itjen 
w  »eroecbfeln,  benn  ber  Äaiferling,  ber  einen  gleichfalls 
aefbrorben  Aut  b«t,  befifet  einen  Diafigelben  ©trunf  unb 
ter^eitben  ylättcben  auf  ber  Unterfeite  beS  4>ut8;  beim 
gliegeirpilj  fmb  biefe  JKbeile  rein  weif}.    35er  fogenannte 
8b«ptgnon  formte  mit  ber  weißbütigen  Xbdnberung  beS 
JjSegtnpiljeS  »erwecbfelt  werben,  allein  er  unterfebeibet  fieb 
::*t  babureb,  bafi  bte  9>lättcben  auf  ber  Unterfeite  beS  £ut6 
Mafwfenrotb  fmb,  fpäter  rot'bbraun  unb  enblicb  cboeolaben» 
braun  »erben,  bie  beS  gliegenpiljeö  hingegen  ieberjeit  rein 
B<if  erfebeinen.   Die  «EBirfungen,  bie  btefer  ©tftcilj  bureb 
frinen  0enu|  hervorbringt,  fmb  nicht  immer  gleich;  boer) 
tb  fiele  SÖergiftungSfüfle  begannt,  bie  ben  5Eob  nach  fleh 
5«30L  Die  SBergifteten  befommen  Grfcl ,  erbrechen ,  Ängft, 
..:hfn  enolieb  m  2Babnfinn  mit  heftigem  3ittern  ber  35iu5» 
feto,  ober  in  ©etäubung  unb  SJewufjtlofigfeit,  bis  ber£ob 
ibren  8eiben  ein  Crnbe  macht.   9licbt  immer  entfielen  bef» 
Sajmcrun  im  Untcrleibc  ober  Darmgrimmen,  aber 
mi  eine  3ufammenjief>ung  beS  ©cblunbeS,  wobureb  oft 
:rbrccben  oerbinbert  wirb.   2(IS  ©egenmittel  finb  an* 
'-ng4  breebenerregenbe  Dinge,  Äifeeln  beS  ©cblunbeS  mittels 
icber,  fpäter  auch  abfübrenbe  Jtlpfiiere,  anjuwenben,. 
n  bie  {Reffe  beS  yitjeS  auS  bem  Äörper  ju  entfernen  j 
:.t  bienen  @ffig  unb  in  Söaffer  aufgelojteS  Jtocbfalj;  bei 
'Ti^en  Sdjmerjcn  fcbleimige  SRittel,  j.  23.  9?ei$«  unb  .£>«» 
ftyeim;  roenn  Unrube,  Söabnfinn  ober  JBetäubung 
den  finb,  ableitenbe  Dinge,  Senfteig  unb  JBlafen» 
:a.  Docb  fann  eine  falfcbe  unb  unjeitige  Enwenbung, 
ijnbert  beS  £fiigS,  fcbäblitb.  werben,  bcSr^alb  ift  immer 
-  Irjt  fo  fcbneli  al§  megtitb  berbeijurufen.    Die  Ä'amt* 
cn  genießen  entraeber  frifebe  ober  getroefnete  §liegeiv 
tr  ober  bereiten  barauä  ein  ©etrdnf,  um  fid>  ju  berau» 
L   Der  3uftanb,  in  ben  fie  geratben,  ift  5EoUfübnt>eit 
:  Babnfinn,  ber  fie  jebe  ©efabr  wrackten  lift,  bi$  fte 
(inen  fefiert  Schlaf  verfallen,  auä  bem  fie  mit  aufgebun» 
fitbte,  Aopffcbmerj  unb  ©djwicbe  ber  ©lieber  er» 
Die  Änwenbuna  bed  gliegehpilieS  al3  2Cr^nei  ifl 
unb  nicht  gehörig  fcftgcftcUt. 

inscljnäppfr  finb  fleine  Bogel,  bie  ftt^  nur  «on 
'fften  ndl;ren  unb  jum  Sangen  berfelben  einen  eigens 
ftarfen,  binten  breiten,  an  ber  ©pifee  etwaJ 
•immten  Sdmabel  baben.  SRan  untcrfd?eibet  »iele  Ärten: 
:anbfüegenfcb.tiäpper,  ben  fc^warjriicfigen  (f.  b.  2tb« 
■top,  fieinen,  jweifarbigen  unb  ben  aeflecften.  Die 
:'-Hfy'«rbe  beö  ©efieberS  i|t  bei  ben  meifien  grau.  Die 

qenf<b,nappet  gehören  unter  bie  @ingo6ge(,  leben  im  ten  9fob,  wie  man  ibn  burdj  ein  gutes  SRifroffop  erblicft 
«wc  bureb  ganj  Deurfcblanb  in  ©arten  unb  SBdlbcm,    —  ©ne  Xrt  ^anjenttfer  i|J  btr  fogenamite  Ctbflob,  eine 

8  * 


J\o\l  (ba)  gebort  in  bie  (Haffe  ber  ungeflügelten  Snfef* 
ten  unb  ifl  nur  in  einer  ©attung  »orbanben,  aus  roeltber 
bie  befanntefh  Tin  ber  fogenannte  gemeine  8tob  ift  Die» 
fer  nAbrt  fiep  pon  SSlut,  faugt  biefcS  auS  bem  SRenfcben 
mittels  feines  boppelten  ®augruffelS ,  ben  er  in  bte  ®cbweifj* 
locbcr  ber  £>aut  bohrt,  hält  fidj  aueb  bei  gewiffen  Sbieren 
öuf  unb  quält  befonberS  hinter  unb  junge  Äunte.  Igt  wirb 
niept  älter  olS  ein  3at)r  unb  entfielt,  wie  SSanebe  glauben, 
an  unreinlicben  JDrten ,  in  feuebtem  ©taub  ober  Si ebnebt  ton 
felbjl.  DieS  ifl  jebo$  FeineSwegS  erwiefen,  wol  aber  legt 
taS  Sßeibcben  gern  an  folcbe  jDrte  feine  Gier  unb  auS  bie» 
fen  frieeben  juerfl  fleine  weiße  SRabeu,  bie  fieb  in  $uppen 
unb  biet  auf  erft  in  gl6t>e  oerwanbeln,  foba^  iwifcben  einer 
teben  Berwanblung  etwa  12 — 14  Sage  verftreieben.  2m 
Sierbaltnifj  m  feiner  Jt6rpergr6ße  ift  ber  glob  emeS  ber 
ftdrfften  altere,  feine  SKuSfetfraft  ift  augerorbentlicb,  er 
fpringt  lOOmal  fo  weit  als  er  lang  ift,  unb  jietjjt  eine  üafl 
öümal  febwerer  als  er  felbft.  2(uS  ben  Jßetten  fann  man 
ibn  fefjr  leietjt  oertrei ben,  wenn  man  flott  ber  Srrobfäcfe, 
worin  er  fittj  febr  gern  aufbält,  SRatrajen  ton  troefenent 
SBalbmooS  gebraucht,  bon  wclcbem  er  ein  abgefagter  geinb 
ift  Dura)  JSeiniicbfeit  in  ben  SBobnungen  wirb  übrigens 
feine  Bermebrung  am  befien  oerbinbert.  Quribt  fann  man 
bor  $l6ben  bewahren,  wenn  man  jroifchcn  bie  Deefe  ibreä 
SagerS  von  3eit  )u  3eit  etwas  frtfeben  <3t.=JC'merfchnupf> 
tabaef  (heut  9lacpfolgenbe  Xbbilbung  jeigt  einen  oergrof er» 


PKW 


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Flor  M  Florenz 


Heine,  r6tt)lich » fchworje  gßege  mit  ganj  fyarten  glügclbccfcn 
unb  ©pringfüfjen,  welche  in  ©Arten  unb  gelbem  baburd), 
baß  fie  bic  ©aat  unb  ?>flanjenfamenfeime,  fo»ie  bie  iun» 
gen  jPflan^en  überhaupt  unb  befonberS  von  Äobl  unb  9iü= 
Ben  im  gtubiabr  bei  troefener  SBitterung  abfrißt,  fe^r  fchib» 
lief?  wirb.  2ÖS  ein  gutes  ©egenmittel  fdjlägt  man  vor,  ben 
©amen  vor  bem  XuSfien  in  SNiftlafe,  ©eifenwaffer,  S3aum> 
ober  Terpentinöl,  in  ©chwefelblumenwaffer  unb  ähnlichen 
fingen  etnjuwetchen ,  unb  fpdter  bie  vJ)fIanjenbeete  mit  2BeU 
benafebe  ober  einer  aubern  bittern  ttfdjenart  ju  befheuen. 

Slot  nennt  man  ein  btinneS  ©eroebe  mit  merflid)  weit 
vonetnanber  abflcbenben  gaben.  Üttan  fertigt  ben  glor  von 
verfefciebenen  Stoffen,  Sarben  unb  Lüftern,  auS  ©etbe, 
•  Seinen  unb  fljaumroolle,  glatt,  gefireift  unb  gemuftert,  ge= 
ftieft,  weif}  unb  febwarj,  unb  gibt  hiernach  ben  oerfcfjiebenen 
glorforten  verfchiebene  tarnen.  Den  roeifjen,  ganj  burd;= 
fichtigen,  glatten  gier  nennt  man  ^D?iId)fIor ,  ben  fcpwarjen 
Trauerflor,  ben  roeifjen  unb  bunten  $ufeflor,  ben  geblümten 
auch  gterbamafi.  Euch  fertigt  man  glor  in  JBanbform 
(glorbanc),  rooju  man  in  ber  Siegel  ©eibe  nimmt,  unb 
in  gorm  Bon  Tüddern  (glorlucher)  in  allen  @r6fjen,  gar; 
ben  unb  5Ruftern.  Die  befien  gior^euge  fommen  aus  granf* 
reich,  auS  ben  Weberlanben  unb  aus  ben  iüricher,  berliner 
unb  breSbncr  gabrifen.  Die  Seibe,  woraus  man  glorjeuge 
fertigt,  mufj  fetjr  weich  unb  jart  fein,  befonberS  bei  ben  glor* 
tuchern,  unb  man  nennt  folc&e  Jart*  Seibe  bcSbatb  vorjugSs 
weife  glorfeibe  ober  auch  gloretfeibe.  (S3ergl.  Seibe.) 

flora  war  bei  ben  Körnern  bie  ©öttin  ber  JSlumen 
(lat  flores)  unb  SJlutcn.  Sie  war  eine  SHpmphe,  ocr= 
mahlte  fich  mit  bem  3eph»r,  bem  SBeftwinbe,  unb  erbttlt 
t>on  itjm  baS  ganje  ©lumenreidj  juin  S3rautgefd;en!.  Die 
Aünfiler  bilbeten  fie  als  ein  fcboneS  aJtdbcben  mit  einem 
JBlumenfranje  auf  bem  Äopfc.   JDft  trügt  fie  ein  #om  beS 


ÜberfluffeS  ober  ein  ©efdfj  mit  SMumen  unb  einen  JBlumen» 
gürtel  wie  in  ber  borfte^enben  Äbbitbung.    3ht  i«  ffhten 


rourbe  Pom  28.  Xpr.  bis  jum  L  SRat  bat  geft  ber  Rio» 
ralien  gefeiert,  wobei  man  füb  mit  ßlumen  fdjmüdtc, 
Singe  unb  <5böte  aufführte  unb  von  ben  Sbilen  (Frbfen  unb 
Bohnen  unter  baS  SJolf  auSgetbeilt  würben.  Die  ©rie. 
eften  nannten  fte  übloriS.  —  gl ora  beißt  hiernach  auch  bie 
©efammtmaffe  aller  in  einem  fcanbe  ober  einer  ©egenb  wilb.- 
watbfenben  spflan jen  unb  man  fpridjt  baber  von  einer  fdebf., 
einet  leipziger,  breSbner  glora  u.  f.  w. 

Slotmet,  ein  glattes  Seibenjeug,  bem  eine  befonbere 
Appretur  ertbeilt  wirb,  fobafj  cS  einen  ausgezeichneten  ®lanj 
erbalt.  SRan  oerfertigte  ben  glorence  juerft  m  gloren»,  woj 
ber  er  aueb  feinen  Stamen  hat,  machte  ibn  aber  in  granf- 
reieb  balb  riacb  unb  jefct  liefern  auch  verfebtebene  gabrifen 
StalienS,  ber  Schweis  unb  DeutfchlanbS  biefeS  3cud?  oon 
oorjuglidier  Qualität  Die  febroerften,-  bicbtcjten  (Sorten 
glorence  nennt  man  Doppelf lorence,  bie  leichtern  glo- 
rence fcblecbtbm  unb  bte  (eiebteften,  rodebe  man  bloS  ju 
Unterfutter  benu^t,  {»albflorence.  Die  befien  @or^ 
ten  ber  Doppelflorcnce  beifjen  aud)  SRarceline  unb  bie 
fd)6n(ien  febwar^en  3<ud;e  biefer  Xrt  liefert  nod>  inrmec 
glorenj. 

floxttt}  (im  3talienifcr)en  Krenxe),  bie  ^>au»t«  unb 
S?eficeti.}flabt  beS  ©rofjt)eriogt^umS  ToScana  unb  eine  ber 
febenffen  unb  metfwürbigften  ©tetbte  ber  Grbc.   (Sie  liegt 
tn  einem  fjerrlicfyen  Tbalc  am  2t"rno ,  roeldjer  mitten  bureb 
bie  ®tabt  gebt  unb  oon  bter  an  fduffbar  ift.  DaS  Jtlima 
ift  fortrodb,renb  milb  unb  febön  unb  aud)  bie  JCunft  bot 
burdb  eine  Stenge  prachtvoller  itirc^en  unb  ^Jaldfic  mit 
berühmten  ©emdlben  unb  IBilbroerfen  jur  Cerhenlicbung 
biefer  ©tabt  beigetragen,  welche  baber  mit  9ttä)t  ben  $&tu 
namen  Ia  bella,  b.  b.  bie  @chone,  ben  man  ihr  gege^ 
ben  h<Jt,  »erbient   g.  war  überbieS  bon  jeher  als  ^fte^ 
gerin  ber  ffiiffenfchaften  unb  Äünfie  berühmt,  ©nfi  herrfeb- 
ten  hi«t  bie  reichen,  mdchtigen,  als  SJeforberer  ber  Äünfte 
unb  2Biffenfchaftcn  hoch  berühmten  2)?ebiceer  (f.  b.).  9U- 
btn  feinen  hf^tidien  ^>al<Sflen  unb  Äirchen  bat  jeboeb 
auch  eine  grofje  2Renge  fcblechter  unb  fchmujiger  ^dufer  in 
engen  unb  ftnflcm  ©ttafien.  2fm  fd>6nften  ift  Sic  SRtttc 
ber  ©tobt,  namentlich  baS  mit  £luabern  eingefaßte  Ufer 
beS  Xrno.   Die  ©tabt  bat  beinahe  vier  <5tunben  im  Um 
fange  unb  breitet  (ich  an  beiben  Ufern  beS  Xrno  cirfelffrmig 
auS.   Sie  ift  mit  dauern  unb  Tbünncn  umgeben  unb  bat 
flehen  Thore,  unter  benen  bie  $orta  ©an  ©aQo  von  auö 
gejeichneter  JBauart  ift.    Unter  ben  vier  önlcfen  über  ben 
Xrno  ift  ber  $onte  bella  ©anta  Trintt«  bie  febönfie,  brreti 
mittelfter  83oaen  eine  ©pannung  von  90  g.  bat    Zuf  Cbr 
ftehen  vier  ©taruen,  welche  bic  Jahreszeiten  vorjteQen.  S3or 
ben  17  öffentlichen  $(d|en  ift  bie  ^iaj^a  bei  ©ranbuca  bei 
fchinfte.   Qx  liegt  vor  bem  sJ)aiajjo  tjccdjio  (bem  alten 
Mm  ober  grofjherjocjlichen  ?>alafte)  unb  wirb  auf  ber  anbc r 
Seite  von  emem  Säulengange,  ber  8oggi«,  begrenzt,  tr 
beffen  fallen  bie  bcrrlicbRen  Silbwerfe  ber  berübmteflcr 
OJeifter  flehen.  9Jtitten  auf  bem  $lafce  fleht  bic  9»eiterfratui 
{JoömuS  L  foloffal  in  (Bronje  gearbeitet  unb  baneben  eti 
iörunnen  mit  einer  foloffalen  Statue  beS  Sleptun.  9iicb 
weniger  f<*dn  ift  bie  9>iajja  beü'  Ännunjiata  vor  bet  <ftircr> 
gleichen  9tamenS  mit  jroei  febönen  Springbrunnen  unb  t>c 
iKeiterflatue  gerbinanb  L,  unb  bie  yia^ja  bi  Santa  <Sroc< 
nach  ber  heiligen  Äreujfrr*e  genannt,  wo  fich  wdh«nb  t>« 


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Flüsse 


65 


Flüsse 


MyWdt  ter  Donau  gehört.  —  3«  btn  SNünbungcn  btr 
gxo^a  in  ba«  ÜKeer  ficb  crgttßenben  glüffe  tritt  eine  mit 
bnffbbe  unb  glut  (f.  b.)  jufammenbängenbe  Orrfcheimma, 
iiii,  toüäjt  oft  weit  in3  Sanb  hinein  noch  nicrFlid;  ifl.  3u» 
wäa  wirb  bec  gluß,  befonber«  bureb  bobe  gluten,  geflauet 
(aufgehalten),  ober  fogar  ein  9tücfwärt«gehen  feine«  SBaffer« 
eetalaft.  SBeil  fid)  biefe«  bann  wäbrenb  einer  gewiffen 
dett  niefroärt«  fortpflanjt,  fo  fanri  im  gluffe  weiter  oben 
m$  bobe«  ©affer  CgCur;  fein,  roenn  im  SReere  bie  ebbe 
bereits  roieber  begonnen  bat. 

SRon  fann  ficb  wunbern,  warum  e«  nicht  öfter  ber  gaü  ifl, 
rieb  bie  SJaffer  ber  ©ebirge  in  großen  ©ebirgSfeffeln  fam« 
nie  vielmehr  ba«  SBaffer  überall  'einen  ^uSroeg  au« 
tt»  mächtigen  Gebirgen  gefunben  bat.    'aber  man  bebenfe, 
vdi  ein  ungeheure«  ©ewtebt  eine  SÖaffermajfe  b,aben  müßte, 
oelde  einen  JBergfeffel  erfüllte,  fo  wirb  man  begreifen ,  wie 
iicjelfen,  welche  bem  SSaffer  ben  2Beg  abfperrten,  fpringen 
mußten,  um  ihm  einen  Durchweg  ju  öfpien ;  unb  fommt  auch 
:nfana«  nur  eine  geringe  »üuanttTit  bureb,  fo  brängt  ba« 
i  boeb  mit  fold)er  ©ewalt  nach ,  baß  nach  unb  nach  ein 
-xtt  breitered  glußbett  entffebt.    (Spuren  berartiger  Durch» 
-st  tcr  glüffe  bureb  gelfengegenbcn  fieht  man  noch  (ehr 
.,  j.  S.  bei  $itna  an  ber  dlbc.   2lußcrbem,  baß  bie 
7  -ne  bei  JBilbuna.  ihre«  JBette«  burd?  ba«  fBefJhreben  be« 
Bkjjcri  bie  tiefftgelegenen  Orte  aufjufueben  befiimmt  wer: 
bei,  bat  auch  bie  JBefchaffenbeit  be«  JBoben«  ©nfluß  auf  bie 
unb  gönn  be«  Seite«.  3wifcben  Seifen  werben  bie  glüffe 
i;  sufammengepreßt,  welche  ftcr>  balb  nachher  im  lodern 
"te  breit  auSbehncn.   3fl  ba«  eine  Ufer  mtnbcr  fclfig  a'.» 
i'a*  «genäberflebenbe,  fo  fpült  ber  gluß  Sanb  an  jenem  Ufer 
■b,  fefet  ti  an  biefem  an  unb  oeränbert  auf  biefe  SBeife  all« 
—i  feinen  Sauf.  Sange  Seit  fann  ein  gluß  burd;  ein  natüp 
tei  a^inbernip,  welche«  er  nid)t  ju  bewältigen  im  Stande 
in  leinem  Saufe  befiimmt  werben;  ein  bureb  fiarfe  Segen-- 
u'K  febneüe«  Übauwetter  herbeigeführte«  mächtige«  Hnfcbwcl« 
i  ertön!:  tbm  aber  plöfelich  bie  JCraft,  ba«  $inbemiß  ju  bc« 
,"i  unb  fein  Sauf  nimmt  nun  eine  ganj  anbere  flfichtung 
-*  er  früher  hatte.  SBegfcbmemmungen  unb  Bnfcbwemmun« 
;  ünb  nicht  feiten.   Die  Enfcbweflungcn  ber  Ströme  fin» 
Lvö&nlicb  in  böberm  ober  geringerm  ©rabe  jährlich,  flatf, 
orj»  bei  Schnee  in  ben  ©ebirgen  fcbmiljt,  ober  in  ben  heißen 
Äliwten  jur  3eit  be6  5Regen5,  welche  bort  bie  ©teile  bei 
rö  oertrilt  (f.  Sabreß^eiten  unb  Stegen);  unb  wie 
■nb  burd?  ben  JRegen  bte  SDtadjt  be3  Strome«  geweigert 
muß,  baoon  gibt  bei  SRifjifippi  ein  fi3eifpicl,  wcU 
unweit  »Jtatdjej  bei  niebrigem  SSiafferfianbe  nur  eine 
bei  bobem  Sßafferflanbe .  bagegen  6  fW.  breit  ifl. 
große  2Baffermaf[en  jwifeben  engen  gelfen  ^inburei}' 
jt,  fo  befdjleunigen  fie  ihre  ©efchwinbiafeit  Der 
icut  wirb  8  SJÄ.  cor  feiner  SJiunbung  Awifdjen  gctftn 
umengebrängt,  baß  er  auf  einer  ©treefe  t>on  4üOttU 
Sreite  oon  noch  niebt  15.  g.  bat;  er  nimmt  babec 
ne  fo  reißenbe  Öefdjwinbigfcit  an,  baß  S3lei  unb 
1  wie  Jtort  auf  ibm  febwimmen  unb  baß  feine  Stange 
ibn  einjubringen  oermag.    ©leicbfaQS  fetjr  bebeutenb 
*!«  €kromfdjneHe  be«  'Äma^oncnfluiJtS,  welche  bet  $unto 
«■  Oberhalb  berfelben  rfl  ber  ©trom  250  Sadjter 
',  worauf  er  bi«  auf  25  Sachter  jufammengebrüngt 
b  unb  fidj  mit  unglaublicher  Schnelle  bureb  ben  $aß 

t>Oanr..S<:  II. 


ftürjt.  Die  ©^efchwinbigfeit  ber  ^auptflüffe  wirb  aud)  burd) 
bie  in  fie  munbenben  9cebenflüffe  befcbleunigt,  wenn  fie 
nicht  jugletcb  an  ^Breite  uinehmen.  Buweilcn  hat  man  bcob» 
achtet,  baß,  wenn  ein  Nebenfluß  frarf  angefchwolllen  war, 
ber  ^auptfluß  bie  gefammte  ^Baffermaffe  beffelben  nicht 
mit  fortzuführen  oermochte  unb  baß  in  golge  hiervon  ba« 
cinfrrömenbe  ©affer  bei  9lebenfluffed  im  SSette  be«  ^jaupt» 
fluffe«  jum  a'i'vil  fhromaufwdrt«  floß.  Solche«  würbe  ;.  £3. 
mehrmal«  bei  ber  Sfhone,  ba,  wo  fie  bie  Hxvt  aufnimmt, 
beobachtet.  'Um  meiflen  wirb  bie  ©efebwinbigfeit  eine« 
^luffe«  burch  bie  ^unehmenbe  Senfung  feine«  Sette«  fo 
jiimnir,  welche  ba«  ©c fälle  bc:nt.  2Kan  fagt,  ein  gluß 
habe  auf  1000  g.  einen  guß  ©efälle,  »oenn  ber  erjle  gemef: 
fene  guß  biefer  Sänge  um  einen  guß  l)6her  al«  tcr  Ufcte 
liegt;  boch  fommt  e«  vor,  baß  ein  gluß  von  ftärferem  ©e: 
falle  langfamer,  al«  einer  von  fcbivacberem  fließt.  (Sin  foU 
che«  SJerbaltniß  finbet  j.  JB.  awifeben  bem  9tb.tm  unb  bei 
Donau  flatt.  Der  ©runb  iji,  baß  bie  ©efd)winbigfeit  ber 
glüjTe,  wie  fd;on  im  Bongen  enthalten  ifl,  nicht  burdj  ba« 
©efälle  allein,  fonbern  auch  burd)  bie  33efcbaffenbeit  feiner 
Ufer  unb  burd)  bie  gjeücbtigfeit  feiner  9lebenflüffe  befiimmt 
wirb.  S3ei  fehr  fcbneU  (irömcnccn  glüffen  hat  man  bie  Sbt- 
merfung  gemacht,  baß  ba«  ©affer  in  ber  SDlitte  hob«  fl*b<( 
al«  an  ben  Ufern,  wibrenb  bei  langfam  fließenbcn  unb  bei 
ber  SRünbung  ber  glüffe  in  ba«  iKeer  ba«  Umgefebrte  \iau- 
finbet.  Zm  aefchwinbeflen  fließen  bie  fleinen,  pch  meifl  nur 
nach  £Regenguffen  unb  beim  ^ bauen  ber  Schnee«  unb  6i«. 
maffen  bilbenben  JBäche  in  ben  ©ebirgen,  welche  bann  auch 
oft  große  83erbcerungen  anrichten,  weil  bei  ihrer  ©efcbwin= 
bigfeit  auch  ih"  ®<walt  fetjr  bebeutenb  i(l.  3Kan  nennt  fte 
SBilbbäche,  Sturjbache,  ©ießbetche,  9taufd;bacbe. 
Unter  ben  grißern  glüffen  finb  bie  fdjnelljlen  bie  Donau, 
ber  Sign«,  ber  3nbu«  unb  ber Xmajonenfluß.  Der  legtcre 
foU  7Vi  g.  in  ber  Secunbe  mittlere  ©efehwinbigfeit  hoben. 

SBirb  ba«  ©efälle  eine«  gluffe«  pli^lid)  fcljr  groß,  fo 
baß  ba«  SBafJcr  auf  weniae  giiß  Entfernung  um  bebeutenbe 
£wben  berabfinfen  muß,  fo  entfleht  ein  2Bafferf all  (f.  b.) 
ober  ein  Äataraft.  Wicht  feiten  flürjt  ba«  SBaffet  in 
einem  JBogen  berab,  fobufj  man  unter  bem  wie  au«  einer 
Winne  mit  großer  ©ewalt  ficb  ergießenben  gluffe  buw«gä 
gehen  fann.  Da«  SSaffer  fällt  bann  natürlich  mit  unge: 
peurer  ©ewalt  unter  fürchterlichem  0et6fe,  inbem  e«  febäumt 
unb  um  fich  fprißt.  ÄUe  biefe  €?rfcbeinungen  werben  um 
fo  großartiger,  von  je  größerer  ^>6t)e  unb  in  je  größerer 
"SJlenae  ba«  SSaffer  h«"bfommt. 

Die  Wenge  be«  22Baff/er«,  welche  alle  glüffe  ber  €rbe 
jährlich  in«  Wcer  ergießen,  i>at  man  nach  einer  ungefähren 
{Berechnung  auf  455  @ub.:sJ)t.  angenommen.  Die  aßdffer-- 
mengen  bei  ^»auptflüffe  finb  ungefähr  im  SBerbültniß  mit 
ihren  glußgebieten  unb  biefe  finb  in  geograpbifeben  ^uabrat« 
meilen  etwa  folgenbe: 

Xmajontn«  (üangel  ...  20       {oirt  ....  2 

fluf  ...  88       SBelga.  ...  So       «arannc  .  .  l*h 

HM  ....  7t'/,    m  Si'h     f>o  l'!x 

Scrtns.fhom  .  62        Cmcaat .  .  .  25'/,     Zitat  nicht 
SJeifftftppi .  .  5S1/,     Xustna  ...   6  gan)  •  •  •  Vi 

C6t  6t       £on  6       «Donau  .  .  .  14'/, 

3cmfci  ...  47        S3(idjfe!.  .  .   S1/,     8tticin  über  .  3'„ 
8<na  ....  35',     Dam.  ...   l'A     IBcftr beinah  t 
3Cmur.  .  .  .  93%     Zajo  ....    1       (Site  beinah* 
■ficanj'do  .  S3'/,     @eint ....   1       Ober  ....  2 

0 


Flösse  C 

oo  inteteffant  ti  iß,  wie  bie  #6ben  bet  JBetge,  fo  bte 
Sängen  bet  Jlüffe  miteinanbet  »,u  vergleichen,  fo  tfl  tiefe« 
boeb,  betweitem  föroieriget  als  jencö,  weil  wegen  ber  vielen 
unb  jum  SJbeil  no<^>  lange  nicht  mit  bet  etfobetlictyen  Q6c- 

AM  ERIKA. 


B  Flüsse 

nauigfeit  etfofföten  Stimmungen  bei  gtüffe  bte  Angaben 
übet  itjte  Sange  fet?r  »etfcbjcben  auffallen  muffen.  3m  All- 
gemeinen bat  Xmerifa  bie  groften  unb  Iangflen  Ströme, 
benen  ieteef)  bie  von  Xfien  nicht  feb.t  naebjeljen.  TLm  un> 

EUROPA. 


2tnbere  Angaben  naefe 
geogwpfjifdjcn  9Reilen  finb 
folgenbe : 

Zmajoncnfhom  800 

fr  na  700 

SRiffifippi  ...  600 
SJana.  i  tft  ■  Hang  600 

Dbt  570 

BSolga  570 

m  550 

$cana.»be   .  .  .  450 

Senifei  415 

SRabwa  ....  400 
Supbrat  ....  400 

Donau  880 

Drincfo   .  .  .  .  370 

Oangc*  850 

6in»  820 

Ural  260 

Varagua?  .  .  .  250 
xranettco.  •  •  •  240 
Dfdjibon  ....  220 
Enieprr  ....  210 
GScntgat  ....  200 

Stbcin  170 

CSobanetp  .  .  .  170 

2ajo  160 

(Sambia  ....  150 
Quabiarta  .  .  .  150 
JCrifdjna  ....  140 

Eucro  140 

Rio  Colorabo  .  180 
fterbubba ....  180 
2a  flata  ....  120 
SDcaabaUna  ...  120 

<Sbto  120 

Cciie  115 

«ave  ......  H2 

JD»fna  110 

Sapt!  100 

Wbonc  100 

Stiefel  ....  loo 

©eine   90 

f)o   85 

Ober   84 

Sffiefei   70 

3bemre   45 


AFRIKA 


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Flusspferd 


l*r*utenbftet  fräb  bie  gluffe  Suropa*.  3n  ber  vorfleben« 
ben  abbübung  finb  bie  glüffc  im  Stabdltniß  tf>rcr  ginge 
unb  sod)  bot  vier  großen  €rbtyeilen  jufammengefient,  wo» 
bei  jefcod)  511  beatmen  ifl,  baß  bie  SScrbdltnifle  nur  fet?c 
ungefähr  unb  allgemein  ,j,u  nehmen  finb;  fo  ifl  nach  anbern 
Angaben  nicht  ber  3emfri,  fonbern  bie  fcena  ber  Idngfte 
giuß  aftens,  fobaß  ber-3«nifei  erff  auf  ben  Dbi  folgen 
roürbe  unb  bie  Ober  ifl  rcatjrföeinlicb  furjer  al&  ber  tyo 
unb  bie  Seine. 

Ginige  glüffe  verlieren  ftd)  in  bie  (Srbe  ober  in  Seifen 
unb  f omaien  juweilen  an  einem  entferntem  Orte  wieber  jum 
Borfcbein.  So  ber  Stmavo  unterhalb  Siume,  ber  nacb« 
ber  au  3  fteben  Öffnungen  wieber  bermfemmt.  3n  9?or> 
wegen  verfebwanb  ber  glufj  ©aule  1344  vl6tjlid)  in  bie 
Grbe,  aber  na*  wenigen  Sagen  brach  er  mit  folcber  ©e» 
ir alt  trieb  er  bervor,  baß  et  ben  größten  Schaben  anrichtete, 
©egen  50  ©auernb6fe  unb  mebre  JCirdjen  würben  weage* 
febroemmt  unb  250  ORenfcben  büßten  baS  geben  ein.  gafl 
nod)  merfwürbiger  ifl  bieö,  baß  nicht  nur  {[eine,  bie  foge* 
nannten  ©tevpenflüffe,  fonbem  auch  verfd)tebene  fefjr 
bebeutenbe  glüffe  im  Sanbe  vetfiegen.  gaHe  ber  2Crt  finbet 
man  befonberö  in  Xfrifa.  SDer  jDrangerivier  ifl  im  <5om* 
rner,  naebbem  et  bureb  bie  flattert  öfeaenoüfle  angefcbweUt 
trorben,  fo  groß,  baß  er  felbfl  ÄriegSfcbiffe  trägt;  wie  er 
nd)  aber  ber  Äüffe  nähert ,  wirb  er  f  eicht  er  unb  im  SBinter 
oerfieat  et  ganj  im  ©anbe,  naebbem  er  eine  Streife  von 
150  vüt.  burd)laufen  ifl  unb  viele  große  glüffe  aufgenom» 
men  r)at  —  £ie  Söirbel  unb  (Strubel  in  ben  »toffen 
entfielen  bureb  .fcinbemiffe,  an  benen  fid)  bas  2Baffer  floßt, 
ober  bureb  ba8  Sufammenforamen  jweier  ffluffe,  bereu  SBaf* 
frr  mit  ©ewalt  gegeneinanber  ftrömen. 

Daä  SBaffer  ber  Stoffe  unterfd)etbet  fid)  bekanntlich  von 
bem  ber  SReere  bureb  feine  Süßigfeit,  b.  b-  burd)  ben  SRan-. 
gel  «n  ©aljen.  2)aS  reinfie  SBaffer  tjaben  bie  ((einen 
©acbe  in  ben  ©ebirgen,  weld)e  baS  flare  GueQwaffee  über 
Selfengrunb  führen.  3n  ben  ebenen  nebwen  bie  glitffe  von 


ihren  Ufern  unb  von  bem  ©oben  @rbtbtUe  auf  unb  werben 
nod)  überbie§  bureb  tbierifche  unb  fPflanjent&eile  verunrei* 
nigt,  baber  finb  hier  bie  Stoffe  in  ber  Kegel  trübe,  um  fo 
mehr,  je  feblammiger  ihre  SSetten  finb  unb  je  reißenber  ba« 
SBaffer  fiefc  in  ibnen  bewegt  ©oft  reinfie  SBaffer  foKen  ber 
3nbuS  unb  bie  Strjemfe  führen.  JDurd)  ben  (Schlamm,  wel> 
eben  ber  9lil  mit  fid)  fiibrt  unb  ben  er  bei  feinen  über* 
febroemmungen  über  einen  großen  9$eil  von  ttgvpten  ab« 
fe^t,  wirb  bie  große  Sruchtbarleit  biefeS  fcanbe«  bebingt. 
Dureb  bie  verfdbiebenen  fBeimiftbungen  erbalten  bie  gto'ffe 
verfd)iebene  Sorben,  unb  man  erfennt  oft  noeb  auf  wette 
Strecken  Ijin  baS  SBaffer  eines  Stoffes  an  feiner  Sarbe, 
naebbem  er  fieb  bereits  in  einen  anbem  Stoß  ober  in  bat 
SReer  ergoffen  l)at  SBie  e3  fähige  unb  warme  JQueDen 
aibt,  fo  finbet  man  auch  fähige  unb  warme  2?dcbe^  fte  ver» 
Seren  aber  tiefe  ©genfd)aften  halb  bureb  bie  Bereinigung 
mit  anbern  Jöädben.  SStele  Slüffe  führen,  wenn  auch  nur 
in  fefjt  geringer  SRenge,  ©olbförner  unb  ©olbflaub  ht  ib* 
rem  ®anbe  mit  ftcb,  welcbeS  ©olb  man  aus  ibnen  burd) 
fogenannte  Seifen  ju  gewinnen  fud)t.  @benfo  finbet  man 
in  einigen  Stoffen  CflinbtenS  unb  Sraftlien«  diamanten; 
auf  anbern,  j. SB.  auf  bem  Sigrid,  fd)wimmt  oft  in  bebeu* 
tenber  SRenge  ein  brennbare*  wbm. 

gßie  bie  ganje  9latur,  fo  waren  aueb  bie  pfiffe  ber  al« 
ten  ©riechen  unb  fRömer  von©öttern,  ben  glußgittern, 
belebt.  €5ie  futjrten  bie  Warnen  ber  jpüffe  felbfl,  galten  für 
SiJbne  beS  SDfeanoä  (f.  b.)  unb  würben  gerne  Im  lieb  mit 
einem  ©djilfrranje,  einem  Kuber  ober  güDborn  neben  einer 
Urne,  au«  ber  fid)  ein  Strom  ergießt,  abgebildet  — 
Sluß  nennt  man  in  ber  Gbcmte  unb  in  ben  ©ewerben, 
weld)e  biefelbe  in  Xnwenbuna  bringen,  baS  ©cbmeljen  ber 
Grje,  fowie  eine  faljtge  S3rimifd)ung ,  Sufd)lag,  burd)  weld)e 
baä  ©cbmeljen  ber  @rje  beforbert  wirb. 

Slüßßy  fttb  (ba§),  ein  große*,  im  förmliches  unb  plum- 
ved  Shier,  lebt  je^t  nur  nod)  in  einer  einigen  2frt  am 


Foe  I 

(Senegal,  3airt,  (Sambia,  bem  obern  9?il  unb  an  anbern 

iproßen  glüffen  be«  fübl.  unb  mittlem  Xfrifa,  mürbe  aber 
onft  meit  häufiger  unb  in  allen  ©egenben  am  9iil  aefun« 
ben,  we«balb  eS  auch  ba«  Stilpferb  beißt.  Den  Kamen 
>J>ferb  fyat  e«  oon  feinem,  bem  SBiebem  eines  $>fetbe«  einiger» 
maßen  ähnlichen  ©efcbrei  befommen.  <5«  bat  einen  febr 
großen  Äopf,  einen  weiten  Stachen  mit  oier  ©cbncibejäbnen 
oben  unb  oiet  unten  unb  jwei  großen  (fcfjäbnen,  bie  ba«  Grl» 
fenbein  an  SBeiße  unb  #arte  ubertreffen  unb  oft  eine  Sänge 
t>on  26  3.  erreichen.  Bugen  unb  ßbren  finb  f (ein ,  bie 
Beine  furj  unb  btd,  unb  jebe«  mit  oier  tiefen,  bufartigen 
3eben  befei&t.  Der  unförmliche  Jtörper  ifi  mit  wenigen  grau» 
febwarjeu  paaren  bewarfen,  wirb  an  13  —  17  g.  lang, 
7  g.  boeb  unb  wiegt  oft  über  3000  $fb.  Bor  3eiten  muf 
e«  mehre  3rten  glußpferbe  gegeben  baben,  benn  in  Stalten, 
gnglanb,  granfreieb  unb  Deutfcblanb  finbet  man  in  •Ralf» 
lagern  u.  f.  w.  Änocben  oon  weit  Reinem  glußpferben,  als 
ba«  afrifan.  ift.  Diefe«  nährt  ftdr)  oon  2BafferpfIanjen  unb 
©erreib«,  oerbeert  oft  in  beerben  jur  SRatt»tj«tt  große  ©e> 
treibefelber  unb  fcbläft  ben  größten  Stbeil  be«  Sage«  im 
©cbilf  ober  im  SJaffer  an  fetebten  gtußfteUcn.  Da«  SBeib* 
eben  wirft  jährlich  ein  3unge«.  Srofc  feiner  Plumpheit 
läuft  unb  febmimmt  e«  fcbneO,  ift  febeu,  gebt  aber  gereut 
wütbenb  auf  bie  9Jcmfcben  lo«,  unb  bie  3agb  auf  biefe 
Äbtere  ift  eine  ber  gefäbrliebften.  ©ie  qcfäiebt  meift  mit 
$arpunen,  ba  glintenfugeln  oon  ber  ftarfen  Jg>aut  abprallen 
unb  nuT  in  bie  weisen  abeile  einbringen.  Dennoch  ift 
biefe  3agb  wegra  itjr«r  guten  Ausbeute  eine  .ßauptbefcbäf» 
tigung  ber  Hfrtfaner,  unb  in  Sttubien  bitten  bte  glußpferb« 
jäget  eine  eigne  BolfSclaffe.  gleifcb  unb  gett  be«  glußpfet» 
be«  wirb  gegeffen,  bie  3unge  fou*  geräuchert  feljr  wobl» 
febmeefenb  fem  unb  au«  ber  £>aut  werben  mancherlei  ©e» 
tätbfebaften,  unter  anbern  ^eitfeben,  gefebnitten. 

Joi  (Daniel),  betBerfaffer  be«  beliebten,  in  alle  €>pra» 
eben  überfefcten  Dtobinfon  örufoe,  welcher  (oonügtieb  beutfeb 
oon  Campe  bearbeitet)  wol  ba«  btliebtefte  fiefebueb  ber  Äin» 


S  Folter 

bei  geworben  ift,  würbe  1663  in  Bonbon  geboren.  Siefen 
oerfäitbenen  bürgerlichen  Befähigungen  trieb  er  oon  fernem 
21.  3abrc  an  bie  ©ebriftftellerei,  gettetb  aber  fo  in  bie  po» 
Iitifäen  ^arteiftreitigfeiten  binein ,  baß  er  ju  ©efängm'fj  unb 
BuSfieUung  am  Oranger  oerurtbeilt  würbe.  &r  behielt  ieboeb 
feinen  guten  SRutb  unb  febrieb  eine  ^»pmne  auf  ben  Oranger. 
Cr  ftarb  in  8onbon  1731.  ©ein  Stobinfon  ift  bie  ©efcbicbc* 
eine«  SRanne«,  ber  in  bie  weite  SBelt  gebt,  Schiffbruch  lei- 
tet, auf  eine  roufte  3nfe(  nicht*  al«  ba«  naefte  geben  ret- 
tet ,  baber  nun  gezwungen  ift,  Tille?,  wa«  ba«  Beben  an» 
genehm  unb  bequem  macht,  fieh  aus  ben  bürftigen  ÜRitttln 
felbft  b^ufteQm,  bie  Statut  unb  ülufall  ihm  barbieten,  unb 
ber  entlieh  ein  Schirr  finbet,  ba«  ihn  in  bie^eimat  jurucB- 
fübrt  2tnbere  ähnliche  gtjäblungen  ftnb  oon  tbm  felbft  unb 
oon  Hnbern  bem  Stobinfon  naa)gebilbet  worbm,  aber  mit 
weniger  ©lucf. 

SoWt  (oon  bem  (at.  folium,  Blatt)  nennt  man  bunne 
gefälaaene  SDtetauplätteben ,  ober  Blättchen  oon  buntem  9a* 
pter,  ©ei  ben  5  euch  unb  bergt.,  welche  ben  Orb  elffeinen  unb  bem 
©lafe  untergelegt  werben,  umgarbe  unb  ©lanj  ju  erb&ben. 
Stamentlicb  bebtenen  ftcb  bie  3uwelierer  ber  ©olbs,  ©ilber= 
unb  .Rupferfolie.  Die  ©laSftüffe  erhalten  burtb  bie  gölte 
eine  täufdbenbe  ^bnlfäfeit  mit  ben  Sbelfteinen.  ©tanniol 
ober  3innfolie  wirb  gum  Belegen  bed  ©piegelgtafe*  ge> 
braucht.  Die  goltenfchläger  fieUen  biegolie  her,  inbeni 
fie  ba«  bünne  2fl  et  all  blech  auf  SRarmorplatten  mit  breiten 
Lämmern  fälagen  unb  ihm  oerfebiebene  gärbungen  geben. 
Wan  oerfertigt  au«  ber  golie  auch  Blumen,  golieblu» 
men.  Da  burch  bie  golie  bem  jtnpftatl  immer  ein  täufäen - 
ber,  ihm  nicht  eigentbümlicher  Schein  gegeben  wirb,  fo  »er. 
fleht  man  figürlich  unter  golie  jeben  frembartigen  Beifall,  irr- 
bureb  ber  SBertb  be«  ©egenftanbe«  nur  fäeinbar  erhöbt  wirb. 

Holter,  in  ber  iuriftifäen  Sprache  gleicbbebeutenb  mit 
2ortur,  harter,  peinlicher  grage ,  ift  ein  früher  häufig  an» 
gewenbeteö  SDhttel,  oon  Demjenigen,  welcher  fieb  eine«  Jpaupt» 
oerbrechen«  bringenb  oerbäcbtig  gemacht  hat,  ba«  oerweigertc 
©eftänbniß  burch  Erregung  'forderlicher  Schmcrjen  tu  er» 
preffen.  JDbmol  bie  beutfebe  Weich«gefe^gebung,  befonber^ 
bie  peinliche  ©ericbtSorbnung  Äaifer  Äarl  V.  im  16.  Sabrb., 
bie  Änwenbung  ber  göltet  gefefelicb  anerfannte,  fo  blieben 
hoch  bie  oerfebtebenen  2trten  berfelben ,  beren  23erf  jeuge  unb 
©rabe  ebenfo  unbeftimmt  al«  bie  Dauer  berfelben.  Die 
$rari«  befäränfte  jeboeb  biefe  auf  hodiffens  eine  ©tunbe 
unb  unterfäieb  je  nach  ber  ©röße  ber  jQualen  unb  ber  Be« 
fcbaffenbcit  ber  ftufenweife  anjuwenbenben  9»arterwerf*eu^e 
brei  ©rabe  ber  golter.  3uerft  wenbete  man  gewöhnlich  btc 
Daumftöcfe  ober  Daumfchrauben  an,  fobann,  wenn  ber  Än* 
gefchulbiate  bierbureb  ju  feinem  beftimmten  unb  ausreichen» 
ben  ©ejiänbntß  gebracht  werben  fonnte,  bie  fojjenannten 
©chnüren  unb  mblfä,  wenn  et  noch  immet  leugnete,  ali 
britten  unb  lefttm  ©rab  bie  leitet  nebft  fpan.  ©tiefein; 
hoch  würben  biefe  ©rabe  auch  noch  burch  anbere  fOtattern 
unb  befonbet«  ber  britte  nicht  feiten  burch  Xnwenbung  oon 
geuer  gefteigert  Die  Daumftöcfe  beftanben  in  eittem 
3nftrumente,  weute«  bie  Daumen  be«  »erbreeber«  jwifeben 
iwti  ei ngef erbten  SBetaUplatten  fefibielt  unb  babureb,  baf 
biefe  oermittelft  einet  ©apraube  jufammengepreßt  würben, 
bie  h«ftig|tm  ©chmetjen  oerurfachte.   Bei  ben  Schnüren 

.  -  -  ..„W  _       W  _  ^       '^V  .f  #       Ali  ah  ^       a  h      C\  *  _  W  -  |A      *  ■  H  W  ■ t  fi.  A  >  ■       jfc  m  mmm  jt  %m  MM  »%*  ftk 

HPNvVv    V»»    ^•kr  44 v4l«    44»4  **«f"%liW4>l4    441*4/  Q     P  MV»ll%i4/4r4#     Wil  v 


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Folter  4 

ibrr  un  büiraeS  .ftanf «  ober  $aarfeil  mehrmals  am  bie  Xrme 
a^jmgm.  JDiefeS  Seil  würbe  nun  von  jwei  fiMtrtntfyttn 
*j<  uno  bergejogen.  JScim  briften  ®rabe  cnbücb  banb  man 
bdja  ^einigenben  an  eine  Setter,    hierauf  würben  bie 
.•  nrmtijrtö  jufammengejogenen  apdnbe  bcffelben  mit  #ülfe 
eines  Kloben«  o trf « brt  über  ben  Kopf  hinaufgezogen ,  oft 
tut  noch  fcbnxre  fteineme  ®ewicbte  an  bie  güfje  gelängt 
L-ns  Wefdben  fo  lange  vermehrt,  als  ti  bie  Starre  ber  "Blüh 
fda  anb  Sehnen  bei  Unglücf liefen  erlaubte.   Dabei  brachte 
nun  qftrehr.lid)  noch  bie  fogenannten  fpan.  (Stiefeln  in  Tbl* 
nxabnng,  b.  b-  eiferne  Schienen,  bie  an  ben  SBaben  ange« 
legt  unb  burch.  Schrauben  über  brn  Schienbeinen  jufamj 
angepreßt  würben.    Unter  bem  Sfucfcn  beS  ©emarterten 
!jj  eine  Solle  mit  Stapeln,  ber  gefpiefte  #afe  genannt. 
3ucb  tourbe  wot  ber  Seibenbe  mit  einem  SBünbel  Kerjcn 
uster  ber  JBruft  gebrannt,  wobei  bie  Kerjen  fo  gehalten 
irurben,  baß  fte  eine  fpüje  glamme  bilbeten.   £cn  golter» 
finalen  war  e$  jur  «Pflicht  gemacht,  bie  einzelnen  ©artern 
p  Sermebrimg  beS  Schmer jeS  langfam  unb  nach  unb  nach 
ii  2nroenbung  ju  bringen,  auch  von  3eit  ju  3ett  btm  ®e* 
renigten  »iebet  Suft  ju  (offen  unb  bann  mit  neuer  Kraft 
•ben,  auf  bie  Schrauben  ju  flopfen  u.  f.  ». 
Btnn  ber  Xngefcbulbigte  bie  golter,  ohne  ju  befennen, 
ibaflanben  hatte,  fo  würbe  er  ohne  SBeitereS  freigefproeben, 
nrojcaen  aber  auch  ein  burch  bie  golter  erpreßtes  ®effdnbniß 
»-tSBemrtheilung  hinreichte,  wenn  eS  jwet  ober  mehre  Sage 
na$  erlittener  göltet  von  bem  Verbrecher  außerhalb  ber 
^attttlammer  vor  ©criebt  als  wahr  beftdtigt  würbe  unb 
überhaupt  baS  ©eprdge  ber  ffiabrfcbeinlichfeit  an  [ich  trug. 
Seitab  aber  ber  3ngefcbulbigte  JEhatfacben,  bie  erwiefen 
roaren,  ober  wiberrief  er  fpettet  fein  bei  ber  golter  ab= 
gelegtes  ©eftdnbniß,  fo  fonnte  bie  golter  erneuert  unb  ge» 
Wgat  werben.  —  SBie  ungerecht,  unjuldnglicb  unb  wiber» 
fwäg  biefeS  barbarifche  SRirtel  ju  ©rforfchung  ber  SB8afjrt>eit 
ergibt  ftch  fchon  barauS,  baß  bie  golter,  obwol  fie  nicht 
Strafe  betrachtet  würbe,  hoch  bie  graufamfte  aller  Stra* 
i  mar,  folglich  ber  Unglücflicbe,  btr  nach  berfelben  frei» 
+<n  würbe,  fcfjulbloS,  unb  ber,  welcher  ingoige  ber« 
leÖw  »mtrtbeilt  würbe,  wegen  ein  unb  beffelbcn  Serbre= 
ztai  hoppelt  gefhaft  würbe.    Sticht  baS  JBewußtfein  bet 
2<buWofigfeit,  nicht  bie  $artndcfigfeit  eines  oerftoef ten  ©es 
wty,  nur  eine  ungewöhnliche  ©eifteS-  unb  ÜJcervenftdrfe 
vermochte  ti,  bie  j&ualen  ber  gelter  ju  überfieben.  Schul; 

c  unb  Unfchulbige  bekannten  baher  auf  ber  golttrbanf 
2fflei,  »a$  man  von  ihnen  verlangte,  unb  befcbulbigten  fkh 
_'t  Brrbrecben ,  bie  fie  gar  nicht  begangen,  greubtg  boten 
■i  t>era  Kichtfch werte  ihren  «Jtacfen  bar,  um  bem  jehnfachen 
Isbt  ber  golter  ju  entgehen.  SBernunft  unb  SRenfchlichfeit 
tobm  fie  baher  auch  f<h»n  größtentheilö  im  Saufe  beö  vori= 
•a  3»hrh.  auS  bem  ©erieb  (Verfahren  «erbannt. 

Sathflehenbe  2(bbilbung  fr  eilt  einige  ber  ©arterwerfjeuge 
•:,  »eiche  bie  Gngldnber  auf  ben  eroberten  Schiffen  ber 
('»genannten  unüberwinblicben  glotte  (f.  Xrmabal 
■■■iix  x)te  Spanier  hatten  ndmlicb  in  ihrem  SiegeStau> 
ben  (fngldnbem  fchon  im  83orau5  bie  auSgefucbtejfen 
*«ten  jugebaebt  unb  ftch  beStjalb  mit  goltcrwcrfjeugen 
•~  irt  reichlich  »erfehen.   Tlbbilb.  A  fteQt  einen  Daumftocf 
^  btr  oben  befebriebenen  2£rt  oor,  Jlbbilb.  B  ein  eiferne?, 
J"W*w  mit  febarfen  Spitzen  perfcheneö  4>ald^anb  oon 

Schwere,  Tftbtlb.  C  ein  unter  bem  Stamen  „£>ti 


P  Fonk 

Ähbecfer«  aothtet"  beranntei  Warterinffrumenr.  J)ura)  bi« 
oberfte  Öffnung  beffelben  ftetfte  man  ben  Aopf,  burcp  bie 


heiben  mittlem  bie  Xrme  unb  burch  bie  untere  bie  güfje  be* 
ju  ©arternben,  worauf  bie  ganje  ©afchine  bureb  Stricte 
Aufarnmengeiogen  unb  fo  ber  AArper  in  bie  fthmerjbaftefte 
Sage  gebracht  unb  barin  erhalten  würbe. 

/onto,  öffentliche,  ba6  Vermögen,  welches  in  ben 
Sfaatäfaffen  auS  fdmmtltchen  Sinnahmen  )ufammenfüe^t 
unb  au«  bem  bie  XuSgaben  beffritten  werben.  3n  $nglanb 
heißen  fo  bie  2fbgahen,  welche  jur  SSerjinfung  ber  Staats« 
fchulb  fceftimmt  finb.  Sonft  war  jebe  StaatSfcpulb  auf  einen 
beftimmten  gonbS  angewiesen,  1786  würben  aber  alle  gonbS 
ju  ben  confolibtrten  (b.  h-  befefttgten,  vereinigten)  gonbS 
oereinigt,  auS  benen  alle  3infen  ber  StaatSfchulb,  bie  fdHi» 
gen  Kapitale,  bie  6  i  vi  Iii  fte  (f.  b.),  alle  ^enfionen,  ©ehalte 
u.  f.  ro.  befahlt  werben.   (S3ergl.  StaatSpapicrc.j 

Sank  (tytttx  Tfntcn) ,  ift  befannt  geworben  burch  ein« 
1817  gegen  ihn  eingeleitete  Griminalunterfuchung  wegen  an< 
geblicher  drmorbung  beS  Kaufmanns  Gönen  auS  Grcfelb. 
g.  war  Kaufmann  in  Köln  unb  hatte  ftch  1615  mit  bem 
^pothefer  Schröber  in  (Srefelb  )ur  {Betreibung  eines  ®e< 
fchdftö  in  Branntwein  unb  Siqueuren  vereinigt.  Sdpröbtr  uber> 
nahm  bie  gabrication  unb  g-  ben  S3erfauf.  (Is  würbe  viel  bei 
biefem  ®efchäfre  gewonnen,  boä)  entftanben  halb  Uneinigfeiten 
unter  ben  SEbeilncbmern  unb  Schröber  fanbte  am  1.  iRov.  1816 
ben  jungen  6önen  nach  Köln,  um  bie  (Bücher  g.'S  einjufeben. 
liefet  fanb  nun  jwar  g.'S  ©nnabme  mit  ber  «Prima  ftota 
unb  ben  {Belegen  überemfiimmenb,  allein  g.  weigerte  fieb, 
ihm  feine  Hauptbücher  vorzulegen.   Daburcb  unb  bureb  bie 


Fonk  f 

Ginftöfterungen  be*  gonffcbenSucbbätter«,  £abnenbetn, 
vermehrte  ftcb  Conen'«  SRiStrauen.  Gr  erlaubte  ftcb  mtbre 
beftige  Äußerungen  gegen  g.,  unb  tiefet  brach  ganj  mit  ibm 
ab.  Am  9.  9iov.  erfebien  inbef  ©ebriber  fclbfl  in  .Rom 
unb  bi«tt  nott)  an  bemfelben  Scacbmittage  in  ©egrawart 
Conen'«  unb  .frabnenbein'«  eine  Gonferenj  im  gonffeben 
ÄauCe,  welche  bi«  8  Uhr  Abenb«  bauecte  unb  worin  man 
pd)  fo  jiemlicb.  verffönbigte,  inbeß  auf  ben  folgenben  «Kor* 
gen  eine  anberroeite  Unterrebung  fejtfefcte,  um  fite  ©acbe 
ganj  ins  Keine  ju  bringen.  £abnenbein  ging  mit  ©ebri« 
ber  unb  Gönen  in  ibr  ©affyauS  unb  aß  mit  ibnen  »u 
Abenb.  Um  10  Übt  verließ  er  fte,  G6nen  begleitete  tjjn 
noeb  bis  in  bie  SRitte  be«  Altmarfte«  unb  ging  in  ber  JRicb» 
tung  jum  ©afifyaufe  jurücf;  allein  er  fet>rte  in  baffelbe  niebt 
wieber  unb  war  fpurlo«  verfcbw,unben.  AHe  Stacbforfcbun» 
gen  ttacb  ibm  blieben  frud)tlo«.  3ur  Unterfu<bung  ber  jwi« 
feben  ©ebröbet  unb  g.  obwaltenben  JDifferenjen  würbe  auf 
Antrag  @cbr6ber'4  ein  ©ebieb«gericbt  niebergefebt  G«  et» 
gab  ftcb  nun,  baß  niebt  ©cbr6ber  an  g.,  fonbern  vielmehr 
biefer  noeb  an  Jenen  goberungen  böbe.  Am  19.  SDec.  1816 
(40  Sage  nacb  feinem  SJerfcbroinben)  war  ber  geiebnam  66« 
nen'8  13  ©tunben  unterbalb  Ä6ln  im  Sfbein  gefunben  wer- 
ben. 3"  feiner  bis  auf  bie  aufgeriffenen  .Knöpfe  feine« 
StocfcS  unverfehrten  JUeibung  fanb  ftcb  noeb  f«n«  golbene 
Ubr,  bagegen  vermißte  man  fein  Äafcbenbucb.  Außet  be* 
beutenben  Verlegungen  am  Äopfe  wollte  man  aueb  am 
.f>alfe  nacb  ber  ©ruft  ju  ©puren  ber  Grwürgung  bemerft 
baben.  SDie  ©ericbtaarjte  etflÄrten,  baß  Gönen  ermorbet 
worben  unb  bie  SBunbe  an  ber  Stint  wol  »on  einem 
©cblage  mit  einem  febarffantigen  SBerfjeuge  (etwa  bem 
JRücfen  eine«  fogcnannnten  IBanbmeffer«  ber  gaßbinber)  ber» 
rubren  möge.  ^Dagegen  fpracb  ftcb  ber  9>rofeffor  Dr.  SBat» 
tbct  in  SSarbucg  babin  au«,  baß  ;}u  ber  Annahme  von 
Verlegungen  am  lebenben  .Körper  ferne  Anzeigen  vorhan» 
ben,  auch  bürfte  ju  berüefitebtigen  fein,  berß  ber  bureb 
ben  GiSgang  fortgetriebene  itörper  fetir  (eiebt  erji  im  ©affer 
feine  SBunben  emsfangen  haben  fönnte.  Auf  ben  mebrmal« 
abgewiefenen,  aber  enblicb  für  jtattbaft  angenommenen  An» 
trag  be«  ©cneralprocurator«  bon  ©anbt  würben  g.,  gegen 
weichen  oetetts  im  yuüucum  tKroacpttcje  tseruepte  oeroreitct 
waren,  unb  beffenÄüfer,  Gbrijtian  ijamacber,  welchen  man 
wegen  eine«  anbern  Grceffe«  febon  längere  3eit  im  policei» 
lieben  ©ercabrfam  hotte,  in  Anftagejlanb  verfemt  unb  ber» 
baftet  JDurcb  oerfebtebene  «Kittel  fachte  man  angeblicb  au« 
^amacber,  welken  man  für  einen  5Kttwt(Ter  ber  Xtet  anfab, 
ein  ©eftänbniß  berauSjubringen ,  wa§  berfelbe  aueb  babin 
ablegte,  baß  g.  mit  feiner  Scibülfe  G6nen  ermorbet  fyaibt. 
%.  leugnete  bagegen  unb  $amacber  wiberrief  f»iter  fein  ©e» 
jtanbmß,  fein  »ruber  aber,  ber  nad)  feinet  Au«fage  bebülf» 
lieb  gewefen  fein  foHte,  ben  Seicbnam  in«  ©affer  ju  wer» 
fen,  leugnete  feint  fi3eibülfe  ganjlicb  unb  ftarb  im  SBabn» 
finn.  Am  23.  3un  1818  würbe  bon  bem  ^rei«gericbte  in 
Srier  auf  Anflage  gegen  ^amacber  ertannt,  g.  unb  ^>ab» 
nenbein,  weldjen  man  ebenfall«  mit  in  bie  Unterfucbung  »er» 
roicfelt  b<>«e,  würben  aber  freigefproeben.  »alb  aber  würbe 
g.  von  9leuem  eingebogen,  aQetn  von  bem  AnNagefenat  in 
Jl6ln  ebenfaUS  freigefproeben,  Aamacber  aber  am  31.  Ott. 
1820  oon  ben  Afftfen  in  Äner  ju  lßjabriger  3wang«> 
arbeit  verurteilt.  Ücacbbem  g.  enblicb  <"n  3.  9lov.  1820 
jum  brirten  SRal«  eingejogen  worben  war,  würbe  et  am 


>  Fontcvrand 

9.  3un.  1822  uon  bem  ©efebwortnengeriebt  ju  Äriet  mit 
einer  9Jcebrbett  von  jwei  ©timmen  für  fcbulbig  erfl&rt  ©e» 
gen  biefe«  (Srfenntniß  wanbte  er  ,war  ba«  Äeebtömitttl  ber 
Gaffation  ein;  allein  ba  baffelbe  ber  gorm  nacb  febletlo« 
war,  fo  würbe  er  »om  8?eoifion«bofe  ju  SJerlin  abgewiefen. 
©agegen  fpracb  ibn,  wie  aueb  fiamacbern,  eine  fön.  Gabi» 
neföorbre  eom  10.  Aug.  1823  frei,  weil  ber  Äbotbefianb 
nirfit  erwiefen  fei.  g.  erhielt  bierauf  eine  Anftcuung  ju  ©oeb 
bei  Gleoe,  wo  et  1781  geboren  worben  war,  unb  parb  b<u 
felbjl  am  9.  Aug.  1832. 


Fontanelle  wirb  eine  funfilicb  oerurfaebte  unb  bureb 
ba«  Ginlegen  üon  Grbfen  unb  dergleichen  abjtcbtlicb  in  Gtte» 
rung  gefegte  unb  unterhaltene  SBunbe  genannt,  bie  man 
anlegt,  um  bei  brobenben  ober  febon  »orbanbenen  &x<mh 
beitSjuftanben  innerer  eblerer  Äbeile  be«  Jtirpcr«  eine  beil» 
fame  Ableitung  nacb  ber  äufern  Oberfläcbe  beffelben  gu 
macben,  fo  j.  SB.  bei  langwiertgen  Gntjünbungen ,  Giterung 
ober  Serfcbwdrung  in  ben  Eungen,  in  bet  ©cbleimbaut  be« 
Aeblfopf«  unb  ber  fcuftrö&re,  bei  bartnäefigen  Augenent^ün* 
bungen  u.  f.  w.  3e  nacb  bem  gefäbrbeten  Gingeweibe  wäblt 
man  jur  Anlegung  einet  gontaneOe  mfebiebene  ©teilen  bea 
Äirpcr«,  immer  aber  gern  folebe,  wo  viel  3cÜjloff  unter 
ber  Sbaut  liegt  unb  bie  ©egenwart  einer  SBunbe  am  wenig» 
flen  beldfrigen  fann,  fo  5.  iß.  an  ber  äußern  ©eite  beö 
Oberarm«,  an  ber  innern  be«  ©cbenfel«,  an  ben  SBabcn, 
an  ber  Srufl  gwifeben  jwei  JRtppen  u.  f.  w.  £)ie  gontaneQe 
muß  ein»  ober  jweimal  tdglicb,  je  nad.it eni  fie  mehr  ober 
weniger  flarf  eitert,  verbunden  unb  immer  gebirtg  rein  ge» 
^alttn  werben.  SBirb  bie  Giterung  ju  bccrailuiicb,  fo  muf» 
fen  einen  ober  iwei  Sage  binbureb  bie  Grbfen  weagelaffcn 
werben;  bittet  ftcb,  wie  bie«  juro eilen  bei  ftarfer  Gtterung 
ber  gaQ  ifl,  im  Umfange  ber  £1  einen  SBunbe  fogenannted 
wilbe«  gleifcb,  fo  wirb  bie  Gntfemung  beffelben  bureb  Agm 
mit  ^)6Qenfletn  notbwenbig;  magert  enblicb  ber  XbeU,  an 
welchem  fld>  bie  gontaneQe  befinbet,  ab,  fo  ift  c«  ba«  Sefle, 
biefe  in  einer  anbern  Äorpergegenb  anjulegen;  nie  barf  man 
aber  eine  gontaneöe  febnefi  jubeilen  laffcn.  —  gontanelle 
nennt  man  aueb  bie  häutigen  3wifcbenraume,  welcbe  bei  bem 
ungeborenen  unb  neugeborenen  £inbe  in  ben  ©egenben  be§ 
©cbäbel«  üorbanben  ft'nb,  wo  ftcb  fpäter  nacb  »oHenbetct 
SJerfnöcbtrung  bie  SBinfel  ber  Änocben  ffnben. 

/tmteDraul»,  fo  viel  wie  Gbralbäbrunnen,  wat  eint 
berubmte  Abtei  in  einem  Z^ait  an  ben  ©renjen  »on  ?>oitou 
unb  Anjou  in  granfreier),  welcbe  von  Wobcrt  von  Arbriffcl 
geftiftet  würbe.  ■  SDiefer,  um  1047  geboren,  %attt  ftcl> 
bureb  «in  fhtnge«  geben  unb  bureb  eifrige  fBußprebigten  m 
ben  5Kuf  ber  ^eiligfeit  gefegt.  Gr  )og  mit  großem  Anfeben 
in  granfreieb  umber  unb  fucr)te  namentlicb  gefallene  ÜRab* 
eben  unb  lajterbafte  grauen  jur  Sugenb  xurürf^uführen. 
3n  S3egleitung  einer  großen  SRenge  von  itun  oefebrtcr  SRän* 
net  unb  SBetber  fam  et  in  ba«  £Kti  von  g.  unb  fdWir  \ 
bier  feine  Kütten  auf.  greiwilltge  ©aben  fegten  ibn  fralb 
in  ©tanb,  ber  unter  feinem  Ginfluß  ftebenben  ©efefffebaft 
eine  fefie  Ginricbtung  ju  geben.  £)ie  grauen  unb  SRanner 
würben  boneinanber  gefebieben.  ©er  Orben  von  g.,  tote 
fieb  biefe  JcloftergefeUfcbaft  nannte,  würbe  vom  Zapfte  be* 
fiätigt  unb  breitete  ftcb  balb  über  granfreieb,  unb  felb^  nad> 
©panien  au«.  Sttcbt  wenig  mochte  jum  Anfeben  beffelben 
ber  Umflanb  beitragen,  baß  Arbriffel  fogar  bie  Jtonigin 


uigmzeo 


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Batate  bewog,  fn  ben  JDrben  ju  treten  unb  bie  ftrengen 
SBifungtn,  welche  berfelbe  auflegte,  au  übernehmen,  weil 
f«  ibtm  frühem  ©emabl  »erloffen  hatte,  um  fid)  mit  bera 
Jtimge  ^bilip»  L  »Ort  granfrcicb.  ju  »ermäßen.  Äurj  00t 
totem  3,ot t  ubertrug  Brbriffel  bte  Öberaufficbt  über  ben 
grau  unb  fefcte  für  aQe  golge  feß,  baß  ftetS 
äiK  Jtau  ©enerol  bei  DrbenS  fein  foHte.  25te  itbtifjtnnen 
rrn  g.  waren  meifi  anS  febr  oornebmem  ©efeblecbt  unb 
Bctben  unmittelbar  unter  bem  tapfre.  ÄS  nach  SKilberung 
:a  ftrengen  Kegel  bei  Cr  ben? ,  welche  fid)  ber  bei  b.  SSene» 
::::  analog ,  im  14.  3ahrb.  Unorbnungen  in  ben  Jtläftem  ein» 
jeriffen  waren,  verlor  ber  JDrben  an  Enfeben,  beftanb  aber 
iocb  bis  §ur  fron}.  Steoolution,  wo  er  aufgehoben  würbe. 

fovült ,  ber  wegen  feines  angenehmen  unb  feinen  ®e> 
icbnucH  tciiebfefic  glußfwb,  gebart  in  bie  (Staffe  ber  Kaub. 
i:±c,  »eil  er  fieb.  ton  Keinem  giften,  SBürmern  unb  3n- 
fefttit  näbrt  2)ie  gemeine  Seich»  ober  {Bachforelle  bat 
com  cunfel  olwengrün  gefärbten  Kiefen  mit  bunfelbraunen 
mitten  gierten,  ift  an  ben  leiten  gelb  mit  frönen  rot  den, 
graublau  eingefaßten  glecfen  unb  auf  bem  Bauche  weiß  unb 
um  ben  föwarjen  Hugenftem  eine  rotlje  (Rnfaffung. 
"it  gewöhnliche  fcänge  ber  gorelle  ift  1  g.  unb  ihre  ©cbwere 
etat  V*  $funb,  febwerer  als  b6cbßenS  3  ?>funb  wirb  fie 
sie.  6ie  fommt  auf  ber  ganjen  ffrbe  »or,  liebt  aber  wx> 
,ujS»tife  flare  unb  falte  ©ebirgSwajfer  mit  ÄteS«  unb 
Steragrunb,  febwimmt  frfmell  unb  gewanbt  unb  macht  oft 
xrofe  Sprünge  nach  ben  über  bem  äöaffer  binfcbit>cbenben 
Safefta.  Rubere  Xrten  (inb  bie  ©olbforelle  unb  bte 
iiiifii  ober  Seeforelle.  Sn  Seieben  laffen  fub  bie  go» 
«Um  nur  unter  günftigen  Umfidnben  bitten.  SRan  fängt 
-.  mit  f>amen,  Sieufen  unb  Ingeln.  BuS  bem  SBaffer  ge« 
brjtfet,  perben  fie  bau),  wenn  man  fie  triebt  gleich  wieber 
in  mfdjeS  SBaffer  bringt.  3m  Sun.  iß  ir>t  gleifch  am  febmaef» 
baftefien  unb  man  »übt  bie  (leinen  Bachforellen  allen  übri> 
?en  bot.  ©ie  muffen  balb  nach  bem  $erauSnebmen  auS 
im  SBaffer  »erjebrt  werben,  weil  ihr  angenebmer  ©efebmaef 
f«b  balb  »ediert 

iorm.   £aS  ttußere,  bie  ©eftalt  eines  ©egenflanbeS 
ai  tJegenfabe  gegen  beffen  ShmereS,  ben  Sn^alt  3eber 
Mturlicbe  ©egenßanb  bot  feine  eigenrbümlicrie  gönn,  eine 
?cna,  bie  fid;  ber  3nbalt  felbft  gibt,  bie  alfo  notbwen» 
m  ift.  3n  biefer  SBeife  ift  bie  ©eßalt  ber  srtjterc  unb 
'P^injen  unb  bie  frr>ftaHintfcr>e  Bilbung  ber  Mineralien  mit 
-in  3m)alte  *ufammenbängenb.   SBillf  ürlicb  bagegen  ift 
M«Böna  aller  Dinge,  welche  SBenfcbenwerf  finb.  3nbem  ber 
Rtnfü)  bie  ©egenßanbe  ber  Statur  »erarbeitet,  läßt  er  ibnen 
»a)t  u)re  eigentümliche  germ,  fonbern  gibt  ibnen  eine  an> 
■t't  bureb  feine  SBidtur  beftimmte.   Da  biefe  gorm  mehr 
**  »eniger  öon  bem  »elieben  beS  einzelnen  abfangt,  fo  ift 
jufallig.  gormloS  ift  im  ©runbe  nid)t8,  abereSfann 
J  fein,  baft  bie  urfprüngütbc  gorm  oerwifd)t  ober  üben 
-~«t  nid>t  in  bie  2lugen  faflenb  Ift. —  gor m eil  ift,  waS 
''tn  bat.   Die  gönnen  beS  gefeQigen  geben?  finb  bie  ber= 
:jinfi<ben  Urten,  fid)  in  gewiffen  JüerbaltnitTen  ju  beneb« 
ber  f6rmtid)e  SOlenf*  beobachtet  fie,  aber  man  pflegt 
;:.kn  fo  )U  nennen,  welcber  biefe  Beobacbtung  aufläßige 
>  not,  unb  fo,  baß  jenegormen  ju  etwas  nur  ttufkr* 
*nn  berabfinfen  unb  nio>t  wabre  Äußerungen  feines  3n» 
-mi  finb  —  SotmaliSmuS  ifl  baS  bloße,  ben  3nba« 


r>emad)läfTtgenbe  ©erücffid)tigen  ber  gorm,  —  9Ran  »etßebt 
ferner  inJtünften  unb  ©e werben  unter  gormen  aud>  SBerf; 
xeuge,  welche  inwenbig  bobl  finb  unb  baburd),  baß  fie  eine 
weiche  ober  ftüffige,  noch  ber  erftarrenbe  SRaterie  in  fid;  auf- 
nehmen, biefer  eine  beftimmte  wiöfürli(be  gorm,  erth eilen. 

/ormtl  beif  t  ieber  feft  eingeführte  ZuSbrucf  jur  Bejeicb» 
nung  eines  gewiffen  ©inneS  1.5.  JÖ.  2lbenbmablöformcl,  Sauf» 
formel,  GribeSformel  u.  f.  w.),  t»her  namentlid)  in  ber  Wia- 
tbematif  bie  aQgemeinße  (algebraifcbe)  XuSbrucfSweife  einer 
mat&ematifeben  ffijabrbeit,  welcbe  fid>  auf  ben  einjelnen  gall 
anwenben  läßt,  wenn  man  ftatt  ber  allgemeinen  bie  be» 
fonbern  für  ben  einzelnen  gall  geltenben  iSJcrtlje  in  fie  fefct 
nnb  baS  in  ir)r  angezeigte  WecbnungSoerfabren  auSfübrt.  — 
gormalien  ober  gormalitdten  werben  bte  Xußerlid): 
feiten  genannt,  welche  ju  beobachten  finb,  um  eine  $anb> 
lung  recbtSfräftig  ju  machen.  ©0  ift  g.  fÖ.  nöthig,  baß  ein 
JCeftament  »on  Beugen  unterfchrieben  fei  u.  f.  w.  Diefelben 
finb  tbeilS  gefefelidj  feftgefteUt,  tbeilS  burch  ben  ©ebrauch 
eingeführt.  —  ©ich  gormalifiren  h«ßt  fith  miSfäUig  über 
etwas  Äußern,  eS  übel  nehmen. 

foxBt  nennt  man  jebe  mit  8aub»  ober  9labelbolj  (gorft» 
bäume,  f.  ©au m)  bewaebfene  gläche  SanbeS,  welche  nach  ben 
Kegeln,  bie  Erfahrung  unb  SBiffenfcbaft  an  bie  $anb  geben, 
benu|t  unb  gepflegt  wirb.  Diefe  8?egeln  lehren  bie  gorft« 
wiffenfehäften,  welche  auf  eignen  ©chulen  (gorftafa« 
kernten)  »orgetragen  werben  unb  im  gorftwefen  jur 
oenbung  fommen.    Xußer  9hth«  unb  ffirennholj  liefern 


bie  gorften  auch  Sichel*  unb  Buchmaft,  ©rafung,  ^arj, 
Saub,  Pohlen  u.  f.  w.  SRan  unterfebeibet  in  JBeuig  auf 
bie  JBenu^ung  Jg>od>>,  SRittel»  unb  SRieberwalb.  3n  bem 
erftern  läßt  man  baS  Aolj  feine  natürliche  ©räße  ooBfom: 
men  erlangen  unb  erßrebt  ben  XnwachS  neuen  $oljeS  burch 
©amen;  bei  bem  Stieberwalbe  wirb  Nachwuchs  burch  baS 
2(u§f<blagen  ber  ©töcfe  unb  SBurjetn  gewonnen.  3n  bem 
9Rirte(wa(be  wirb  fowol  burch  Befamung  als  burch  XuS: 
fchlag  Nachwuchs  erftrebt.  —  3Da8  gor ftr echt  umfaßt 
fämmttiche  9?ecbte,  welche  in  «nfebung  ber  gorften  ftattfinben, 
unb  bie  [ich  auS  ber  9latur  ber  ©ache  ober  ber  ©ewobnheit 
ergeben,  ober  enblich  in  ben  befonbem  gorßorbnungen 
unb  ben  allgemeinen  fcanbeSgefefeen  auSgefprochen  finb.  2Me 
gorften  finb  entweber  ©taatS-.  (lanbeSberrliebe  JBannforften) 
ober  q>ri»atwarbungen,  unb  bie  »echte  an  benfelben  entfprin» 
gen  entweber  auS  ber  ganbeSbobeit  (gorßregal)  ober  auS 
bem  Sigentbume,  welches  lefetere  auch  bem  ^rioatmanne 
ju  fleht.  ÄuS  ber  ganbeSbobeit  (ber  Legalität  ober  forfllichen 
Jg)en[icbfeit)  fließt  baS  8?e<bt  ber  ©efebgebung  unb  Dben 
auffiebt  über  fämmtliche  gorften ,  vermöge  reffen  ber  SanbeSs 
hen  gorßorbnungen  geben,  gorftbebiente  unb  gorßämter  ein-, 
feben,  eine  peefmäßige  »emirrbfehaftung  fämmtlicber  SBal« 
bungen  oorfchreiben  barf  unb  bie  nätbige  gorßpolicei  w 
»erwalten  r>at.  2(hS  bem  <5igentbume  ber  ©albungen  fließt 
baS  {Recht,  jbol*  ju  fäßen,  welches  inbeß  an  beftimmte  forft. 
polieeiliche  Sorfchriften  gebunben  ift,  bamit  feine  $ol}«er> 
wüflungen  ftattfinben  unb  in  golge  berfelben  ^oljmangel 
enrßehe.  SBerfchieben  baoon  ift  baS  »eholjungSrecht, 
welches  eine  JDienftbarf eit  (f.  b.)  ift,  »erm6ge  weither 
3emanb  baS  Stecht  hat,  in  ber  Salbung  eines  Hnbem  $olj 
8U  h<tuen.  3n  ber  Siegel  ift  baS  #oljbauen  aber  bloS  auf 
baS  eigne  »ebürfnift  beS  »erechrtgten  befebränft.  Cine  wio>« 


uigiiizeu 


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Forster  (Joh.  Relnh.)  1 

tige  ©albnu|ung  tfl  ferner  bie  SRaftung  unb  Cicbellefe. 
DaS  Stecht  baju  ift  gleichfalls  als  bloge  golge  beS  SBaO» 
«gentium*  ju  betrachten.  3nbeffen  wirb  folcbeS  t>on  ben 
gorftbtrren  häufig  balb  als  Servitut  auf  immer,  balb  au* 
burch  bloße  »ertrage  auf  einjelne  Sabre  überlaffen.  3u  ben 
geringem  SBalbnufcungen  gehört  baS  Stecht  auf  bie  SBinb» 
brüche,  b.  i.  auf  bie  vom  2Binbe  abgebrochenen  3tfie,  baS 
Stecht,  grüne5  Saub  jur  gütterung  ober  bürre«  jur  Dün> 
gung  ju  fammeln,  baS  »efenreiferfchneiben,  ^arjfammeln, 
baS  $ecb:  unb  Äoblenbrennen  u.  f.  w.  ©ehr  mtn  ift 
inbeß  bie  grage,  ob  bie  Sagbgerec&tigfeit  (f.  3agb) 
ein  Ausfluß  beS  CigentbumS  ober  ber  SanbcSbobeit  ift.  3«be 
XSerlefcung  ber  beflebenben  gorfrrecbte  i|t  ein  gorflfreiHl, 
roetcbec  com  Staate  bejhaft  werben  muß. 

foreltt  (3ob.  9fetnf>oIb),  berühmt  als  9taturfotfcbet  unb 
Begleiter  600 f 'S  (f.  b.)  bei  beffen  jwetter  Keife  um  bie 
erbe,  würbe  am  22.  Dec.  1729  in  Dirfcbau,  »0  fein  S3a* 
ter  JBürgermeifter  war,  geboren,  g.  wuchs  bei  ber  Jtranf* 
liebfeit  feines  SkterS  ohne  befonber«  forgfalrig  geleitete  Cr« 
jiebung  auf;  naebbem  er  ein  3abr  bie  ©cbule  in  9Rarien> 
roerber  befugt  hatte,  font  er  im  15.  3abre  na*  »erlin  auf 
baS  joacbimStbaler  ©omnaftum,  wo  er  ftcb  »orjugSweife 
auf  bie  Crlernung  ber  neuern  Sprachen  legte.  Stach  bem 
SBiUen  beS  SBaterS  foOte  tr  in  $aUe  bie  Stechte  (lubtrenj 
er  wä()(te  aber  bie  SKbeologie,  »orjüglicb  weil  er  babei 
©prachfhtbien  treiben  tonnte.  Sftit  24  Sohren  würbe  et 
»Prebiger  in  Staffenbuben  bei  Danjig,  t>err>etratbrte  fub  unb 
fam  baburrb  bei  einem  Reinen  ©ehalte  in  eine  fehr  miölifbe 
Sage;  baju  fam,  baß  er  jum  getftlichen  Amte  feinen  JBe» 
ruf  batte.  Cr  trieb  feine  AmrSgefcbdfte  nur  als  Sieben» 
faejie,  ftubirte  bagegen  SJtotrjcmatif ,  Sänber*  unb  öölfer« 
funbe  unb  neue  Sprachen.  Siaturfunbe  fing  er  erfl  an  ju 
treiben,  naebbem  fein  ältefter  Jtnabe,  ©eorgg.  (f.  b.),  groß« 
SSißbegierbe  J«gt«,  bie  Kamen  ber  Staturgegenftanbe  ju  et» 
fahren.  Die  »efanntfebaft  mit  bem  ruff.  Steftbeuten  in 
Danjig  eerfebaffte  ihm  bie  Auffoberung  »on  ©eiten  ber  ruff. 
Regierung,  bie  ©egenb  um  ©aratow  unb  an  ber  Söolga, 
wo  .Katharina  IL  frembe  Coloniften  aufgenommen  hatte  unb 
noeb  nubre  anftebeut  woQte,  ju  unterfueben  unb  barüber 
SBericbt  ju  erftatten.  Gr  entletigte  ftcb  biefeS  Auftrags  in 
Begleitung  feines  ©ebnes  unb  befam  nun  ben  flJeft&J,  cm 
©efefehueb  für  bie  Golonijten  auszuarbeiten;  ba  er  aber  trofe 
allen  SRüben  für  biefe  Arbeit  feine  fBelobnung  unb  für  fein 
tnjwifcben  aufgegebenes  $rebigtamt  feine  Cntfcbäbigung  er«, 
bielt,  fo  entfcbloß  er  fub,  in  Cnglanb  fein  ©lücf  ju  »erfu« 
eben  unb  reifte  mit  feinem  ©ebne  ©eorg  babjn  ab.  £ier 
nährte  er  ftcb  anfangs  »om  Berfaufe  ber  aus  Stußlan^  mit« 
gebraebten  ©eltenbetten  unb  vom  überfegen,  würbe  bann 
Eebrer  an  ber  Xfabemie  in  SBarrington ,  wohin  er  feine  $a» 
raitie  naebfommen  lief.  Vber  balb  gab  er  bie  ©teQe  wieber 
auf,  lebte  nun  in  gonbon  febr  Mrgltd),  bis  fr  ben  Äntrag 
befam,  ben  öapitain  Goof  auf  feiner  jweiten  Äeife  um  bie 
6rbe  ju  begleiten.  Cr  willigte  mit  Vergnügen  ein,  nabm 
feinen  17j<lbrigen  ©eorg  mit,  febiffte  fi*  «m  11.  3uL  1772 
in  fHomoutb.  ein  unb  nach  brei  Saferen,  am  30.  3u(. 
1775,  flieg  er  in  Cnalanb  wieber  anS  ganb.  3r*t  wollte 
er  eine  ffiefebretbung  feiner  Steife  befannt  machen,  aber  ber 
SRinißer  oerbot  eS  tbm,  weil  eS  gegen  ben  mit  ihm  gefcblof« 
fenen  »ertrag  fei.   g.  glaubte  baS  Verbot  babunb  ju  um» 


I    Förster  (Job.  Adam  Georg) 

geben,  baß  er  feinen  ©obn  bie  JBefrbreibung  auffegen  He§; 
aber  er  büßte  babureb  bie  Seiofynung  ein,  welche  ihm  «ort 
ber  engl,  Regierung  jugejubert  worben  war.  Äußerbem  er» 
litt  er  noch  anbere  Jtränfungen  in  Cnglanb,  bie  fein  febr 
reijbare«  ©emütb  oerftimmten  unb  ihn  ju  b«ftig<n  Äuge» 
rungen  »eranlaßten,  bie  ihm  viele  geinbt  machten.  Cr 
mußte  in  ben  naebfien  3«hr«n  mit  feiner  gamilie  in  großer 
Xrmuth  febmaebten  unb  würbe  entlieh  ©chulben  halber  fo* 
gar  tnS  ©efängniß  gefegt.  Daß  ihn  bie  Unioerfität  JDrforb 
jum  2>octor  ber  {Rechte  machte,  fonnte  feine  Sage  nicht 
»erbeffern;  enblich  rettete  ihn  gnebrieb  ber  ®roße,  ber  auf 
ü)n  aufmerffam  geworben  war  unb  ihn  1780  als  ^)rofeffor 
ber  Siaturwiffenfchaften  na&§aUc  berief,  wo  er  bis  an  fei» 
nen  am  9.  25ee.  1793  erfolgten  Sob  blieb.  J£>itr  nüfcte  et 
weniger  burch  feine  fonft  fet)r  anjiehenben  Sorlefungen,  als 
butcb  tfberfegungen  ber  neueflen  S?eifebefchreibungen  unb 
Ausarbeitung  fehr  frbagbarer  naturwifferrfchaftlicher  unb  eth- 
nographischer Sffierfe.  Cr  würbe  jum  ©octor  ber  ^>r>tlofo-» 
pbte  unb  SKebicin  ernannt,  erhielt  ben  SEitel  eines  ©eheim» 
rathS  unb  bie  meiften  gelehrten  ©tfeUfchaften  CuropaS  nab« 
men  ihn  jumSRitgliebe  auf.  Aber  feine  oft  unüberlegte  $ef» 
tigfeit,  feine  ©erabheit  jogen  ihm  manche  SBerbrießttcbfettcri 
ju,  unb  ba  er  nie^auS  ju  halten  »erftanb,  auch  baS€picl 
Ieibenfchaftlich  liebte,  fo  hatte  er  oft  mit  SJahnmgSforgen  ju 
fampfen  unb  fam  nie  auS  feinen  ©chulben  berauS.  83on 
biefer  ©cbattenftite  abgefehen,  war  fein  ßharafter  »on  einer 
feltenen  S3ieberttit  unb  ©urmütbigfeit;  hatte  er  3«nanb 
burch  fein  polternbeS  SBefen  beleibtgt,  fo  ruhte  er  nicht  eher, 
bis  er  ihn  terföhnt  hatte.  Cr  ließ  gern  frembem  Söerbtenfie 
©ereebtigfeit  wiberfahren,  fchmeichelte  aber  nie,  war  offen 
unb  t>on  einer  unerfcbütttrlicb  frohen  Saune. 

Jorßttr  (3ob.  3tbam  ©eorg),  ber  dlteffe  ©obn  be«  be* 
rühmten  9?eifenben  8?etnholb  g.  (f.  b.),  würbe  am  26. 
9iot>.  1754  in  9iaffenbuben  bei  Danjig  geboren.  Cr  jeigte 
balb  üorjüglidbe  ißegierbe  jum  Semen  unb  auSgejeicbnete  JA» 
higfetten  unb  gab  burch  feine  Siebe  jur  9taturfunbe  feinem 
JBater  bie  erfte  SJeranlaffung ,  ftcb  felbfi  mit  biefer  ©tffem 
fchaft  vertraut  ju  machen.  Der  Jtnabe  war  ber  uujerttenn» 
liehe  ©efährte  beS  SkterS  in  ter  ©tubirjtube  wie  auf  ber 
3agb.  3n  feinem  elften  Jahre  begleitete  er  benfelben  auf 
beffen  Keife  in  Sfußtanb.  «Racbbem  er  nach  ber  Kücfferjr 
in  Petersburg  unter  ber  Seitung  beS  83aterS  feine  ©tubien 
fortgefeßt  hatte,  ging  er  mit  tiefem  1766  nach  Cnglanb. 
3m  folgenden  3«hrt  nahm  ber  Kaufmann  gewinä  in  Son^ 
bon  ben  13iährigen  Jtnaben,  ber  Deutfcb,  Cnglifch,  gran^ 
jöfifch  unb  JKufftfcb  eerftanb,  in  fein  Comptoir;  ba  ober 
tiefe  SebenSart  feiner  ©cfunbbett  nachteilig  würbe,  fo  nabnx 
ihn  ter  SBater,  ber  inbcjfen  ^rofeffor  tn  SBarrington  gewor 
ben  war,  mit  borthin.  3n  ben  3abren  1772—75  begleitete 
er  feinen  SJater  auf  brffen  Steife  um  bie  Crbe  unb  erwarb  fid? 
währenb  berfelben  bie  befonbere  Siebe  GoofS,  eine«  fonfl 
fehr  rauhen  ©eemannS;  nach  ihrer  9tücf|<hr  übertrug  tbm 
ber  SSater  bie  ÄuSarbeitung  ber  Stetfebefchreibung. .  Z>it  be« 
ftantigen  ©eltoerlegenhciten  beS  SiaterS  nötbigten  ben  taleu  t 
ooQen  ©obn,  febon  früh  feinen  eignen  Unterhalt  ju  fueben  ; 
er  reiffe  beShalh  na*  f)aris,  wo  er  ben  WaturforKb«  23 "  f 
fon  (f.b.)  fennen  lernte,  bann  nach  ^oHaitb  unb  roolltc 
oon  ba  nach  Sierlin  gehen,  als  er  ton  bem  Sanbgr<fen  »on 
Reffen  ben  Antrag  erhielt,  eine  9>rofeffur  ler  S?aturfunt>e 


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tn  tet  Eftrt«af abtmt«  in  Äaffel  anjuner)men.   -frier  «rbet» 
tctt  r  von  1778—84,  wo  er  einem  Stufe  ber  Äaiferin 
li^oiiu  n.  nacb  SBilna  al«  ^profeffor  ber  SRaturfunbe 
feilte.  Dort  crofftiete  für)  ibm  eine  neue  Ku«fic$t  ju  einet 
Sefe  um  bie  Ctbe.  Äatbarina  rooQte  eine  folci)e  (frpebition 
NKfljiaues,  bie-  g.  al«  £iifroriograph  begleiten  foUfe,  aber 
(er  $Ian  jerfötug  ficb  wegen  fce§  2tu6brud)$  beS  Surfen« 
tag«.  Da  er  feine  9rofefjur  bereits  aufgegeben  fyattt,  ging 
ftp^neXmt  nach,  ©ötttngen,  reo  er  ficr)  al«  ©cbriftfteller 
W&ftigte,  Ml  ü)n  ber  «Kurfurft  »on  2Rainj  fu  feinem  S3i» 
i:iett)tfar  ernannte.    <Sr  blatte  ficb  inbeffen  mit  einer  JEocfc» 
te  M  berühmten  Xltertb^mSforfdber«,  ^>ofratr)d  #evne  in 
geringen,  terbeirotbet  unb  ftanb  feinem  neuen  Xmte  in 
äSänj  «on  1788 —92  mit  HuSjetcbnung  »or.   2K8  in  bie» 
fem  3»&re  ber  franj.  ©enerd  ßuftine  SRainj  eingenommen 
■'-'■■'■>  i«9*e  ficb  g.  pl6fettd?  ganj  »erinbert.  Der  fonft  fo 
Mr.  feinem  8anbe«r)errn  ganj  ergebene  2Rann  trat  jefct  al« 
Ärpublifantr  auf;  er  mar  einer  ber&rften,  bie  einen  3<ifo» 
iinrrtlub  bübeten,  ber  fic&  mit  bem  <5lub  in  f>ari§  in  S3er« 
biscizrtg  fefcte.   SJalb  barauf  fdt>icfte  man  it;n  al«  Äbgeorb» 
neten  rtacb  $ari«,  um  ben  9tationalcon»ent  ju  erjueben, 
2?jiiu  ber  franj.  JR  epublif  einjuoerleiben.  3n  ?>ari«  farj  er  in 
in  Stobe  bie  ©reuel  ber  Revolution  unb  erfannte  feinen  gro« 
ia  3rrü)um.   ©eine  ebte  ©eele  war  baburcr)  tief  nieberge» 
tagt;  er  war  an  ftd>  felbft  ine  geworben;  baju  fam,  ba{j 
Ot  freufen,  al«  8Rainj  »on  ibnen  wieber  eingenommen 
wirrt«,  feine  JBiicber  unb  ^>anbfcr)riften  in  JBefajIag  nahmen. 
Gr  übergab  bafcer  feine  grau  unb  Äinber  feinem  greunbe, 
tan  gtgationSratbe  £uber,  wollte,  ba  alle  feine  ^offnun» 
gen  unb  XuSficbten  buro>  feine  eigne  Unflugbeit  »ereiteli 
«rm,  nad)  JDftinbien  gehen  unb  ftubirte,  um  fia)  oor* 
jubtreittn,  bie  morgenlanb.  Spraken.   2Cbcr  ber  »ielfacbe 
Summer  blatte  feine  fcebenSfraft  jerftört;  er  ftarb  in  9)a» 
ri  an  11.  3an.  1794,  beflagt  »on  3fllen,  bie  ir)m,  bem 
!:tb«nS»urbigen  unb  geifheiefem  Spanne,  nar)egefianben  bot- 
to.   6eine  „{Reife  um  bie  SBelt",  fowie  feine  fleinen 
2<triftm,  »or  allen  feine  „anfkbten  »om  SRieberrbein,  »on 
Srabant,  glanbem,  4j>oHanb,  dnglanb  unb  granfreieb" 
tibra  ibm  einen  er)ren»oUen  5>lafe  in  ber  beutfeben  gitera» 
t-trf<bafft 

/ortuna  nannten  bie  alten  Siärner  bie  ©Min,  bie  ba« 
r&tf  unb  UngUicf  ber  SRenfcben  leitete.    ©ie  gaben  ir>r 
«rfa)iebene  auf  bie  Saunen,  ben  SBecbfel  unb  bie  »erging» 
Weit  be$  ©lütf§  beutenbe  Attribute.    2>ie  genferin  be« 
cii&ialt  bejeidmet  ein  JRuber,  bie  gulle  ber  ©uter,  bie 
k  p  fpenben  »ermag,  beutet  ein  güühcrn  an,  ba«  roflenbe 
--■  ben  SBe^fel  unb  bie  glücbtigfeit  beä  ©lücfs,  MeSttti 
bie  ®röf  e  ber  4?errf*aft.   ßuweilen  fmb  ibr  bie  Zu* 
^a»e*ttijben,  benn  ba«  ©lud  ift  blinb.    ©ie  tragt  einen 
^tityumlicben,  ^)oloö  (3;r;urmfrone)  genannten  Jtopftpu(|. 
*•  griea).  D)id;ter  ^>efiob  nennt  fie  eine  Socfeter  be«  Öf  ea» 
M I  (f.  b.)  nnb  ^Pinbar  be»eidbnet  fie  al§  ©eftwefter  ber  ba8 
^4«IWsbeT  9Renfcr>en  fptrmenben  §)arjen  (f.b.).  3(>« 
-  ^rrug  ging  »on  ©rietfeenlanb  au«.   3u  9tom  t)atte  fit 
"  '•(  Zonpel;  feiet  fjatte  fte  ftctj  aucr),  nadr)  ber  ©age, 


wolle.  JBalb  b.efft  ff«  SBonnefpenberin,  ba»  Urheberin  be« 
©enb«,  jebenfaQ«  ift  fie  launenbaft  unb  juweilen  fogar  fa>a. 
benfrob.  25ie  J»6met  bilbeten  be«balb  bie  gortuna  nie  geftü. 


i:icoB  fU  bie  game  Seit  burclflogen  batte,  enblicr)  auf 
^an  »ilfltinifcr>en  -£ugel  niebergelaffen  unb  ibre  glugel  ab» 
W  «U  3«<«>en,  baf  fte  für  immer  in  9Iom  wobnen 


gelt,  ©ie  blatte  inSrie^enlanb,  wo  man  fieSCp  ^e  nannte, 
unb  in  Stalien  metjre  berubmte  äempel.  3u  Xntium  erteilte 
u)re  Silbfaule  Crafel  (SBeiffagungen)  burcfi  £uwinFen  ober 
buro>  Soofe.  3n  $ranefle  wibmetert  fidE?  »orjugSweife  grauen 
iforem  Dien(re. 

forum  t)ief  bei  ben  Wörnern  jebet  ?)ta|,  wo  £ffentlidt> 
Warft  unb  ©ericr)t  gehalten  würbe.  8?om  hatte  jur  3eit 
feiner  griften  2tu«beb,nung  17  folajer  $1%,  unter  wela>en 
ftd>  ba«  fogenannte  grof  e  ober  r6mif4>e  gorum,  wo  fia> 
feit  bem  ©runber  SJomulu«  ber  rimif^e  ©enat  unb  ba« 
Soft  bei  allen  wichtigen  Serbanblungen  m  »erfammeln 
pflegten,  bura)  $racr)t  unb  Umfang  auszeichnete.  6«  war 
biefe«  gorum  ein  runber  $>lafc  am  gufje  be«  capitolini» 
fdben  £>ügel«  (f.  9?om),  ring«  von  bebeeften  ©ängen  unb 
ftufenformigen  eTb&bungen  jum  ©,^tn  umgeben  unb  mit 
einer  großen  SRenge  ©tatuen  »erjiert,  unter  welken  ficb 
vornehmlich  bie  »ergolbeten  ©tatuen  ber  12  oberften  ©6t> 
ter  üuSieichneten.  Se^t  heipt  biefer  ^la^  ber  £)^fen> 
plad  (Campo  vaeeino),  unb  »on  bem  einft  wtltberut)m« 
ten  r6mifc^en  gorum  fie^t  man  jeftt  nur  noer)  Srummer, 
wie  bie  umfieb.enbe  2tnficf)t  beffelben  jeigt.  ^)ier  unb  ba 
ift  ber  wüfte,  unebene  unb  febmujige  ^ptaft  mit  SBdumen 
bepffanrt,  unb  an  SB oeben tagen  halten  hier  eine  Wenge 
mit  {Büffeln  unb  £>cbfen  bekannter  SBagen  mit  ©trob, 
^>eu,  8eben«mitteln  unb  bergl.  belaben.  —  S5ei  un«  be» 
beutet  gorum  in  ber  ©eriebtafpraebe  no$  bie  ©ericbtSftelle, 
welche  ffreitige  JR  echt  Ställe  ju  entfebeiben  bat,  barnt  auch;  bie 
ritbterlio)e  ©ebörbe,  ben  ©ericbtsftanb  unb  bie  ©eriebt«. 
barfeit,  unb  man  fagt:  „Die«  gebort  vor  mein  gorum"  für: 


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fwitf  ßvfepb),  ^xrjog  von  ©tränte,  ber  berühmte 
qWiccuninifter  9lapoleon'*,  rt>urbe  cm  29.  SRai  1763  j« 
Saafd  geboren.  Sc  »42Tb  1792  im  Anfange  ber  fran;. 
ffflwfation  $ um  5Df ttglteb«  be*  9lationalconoent*  geroablt  unb 
tat  ffl  ben  3af  obinerelub.  .§ter  mochte  ei  für)  halb  bemerf» 
kr  unb  würbe  mit  roicbtigen  ©efrbdften  beauftragt.  3m 
Ccnwnt  ftimmte  er  für  bot  Stob  be*  Jt&mgS;  ober  obgleich 
et  M  im  Allgemeinen  ber  fcrrfcbenben  Partei  anfdjloß, 
ncbbe  bureb  ein  ©vftem  be*  ©cbrccfcn*  einen  belfern  3u= 
gab  b/rbeifubren  wollte,  fo  jeigte  er  hoch  eine  ©elbfldm 
bigreit,  welche  ihn  ben  Äkfchulbigungen  ber  ^Parteien  au*» 
fe(te.  SRan  blatte  ihn  jum  $)rafibenten  be*  Safobincr» 
rfsM  gewählt;  aber  RobeSpterre ,  ber  mit  unerhörter  ©rau-. 
fraÜt  herrfebte  unb  beSmegen  von  g.  angegriffen  wor-. 
ba  war,  Ragte  it>n  ber  Hinneigung  ju  ben  Briftofraten 
jn  nnb  g.  würbe  au*  bem  dlub  geflogen,  hiermit  wäre 
fem  Berberben  entfobieben  gewefen,  aber  RobeSpierre  felbft 
würbe  gefrurjt.  ©ne  gemäßigtere  Partei  fam  jur  .öerr» 
ftbaft  unb  biefe  verhaftete  g.  1795,  weil  er  bie  Swaß; 
rtje«  be*  ©cbrcefenfvflem*  wieber  in  Änwenbung  ju  brirts 
gm  rirn).  Die  balb  nach her  auSgefprocbene  allgemeine  Umnt- 
pt  gab  ihm  feine  Freiheit  wieber.  Unter  bem  Dircctorium 
trabe  %.  1798  ©offebafter  bei  ber  cifiulpinifcben  Republi! 
m*  1799  $oliceiminifler  ber  Republif  gTanfreieb.  3CI*  fot 
in  jeiebnete  er  fub  bureb  ©ewanbtbeit,  Sbätiafeit,  gefrig» 
frt  unb  SButr)  au«,  unb  unter  ben  febroierigften  SJerbält; 
niftn  mußte  et  ben  Angriffen  aller  Parteien  ©iberftanb  ju 
leijlcn.  SRachbem  Bonaparte  befonber*  bureb  g.'*  SRitwir; 
big  tjonful  geworben  war,  behielt  g.  feine  Stellung  alö 
WwnninifleT.  Da  er  jeboeb  aueb  JBenaparte  gegenüber 
feine  ©elbflänbigfeit  ber  politischen  ©efinnung  ju  behaupten 
muffe,  fo  verfurbtt  tiefer  fict>  feiner  ju  entlebigen,  erfuhr 
cber  balb,  baß  et  ben  Flügen  SRann  nicht  entbehren  fönne. 
fr  mußte  ihm  ba*  nur  jwei  3«bre  einem  Xnbern  überge* 
bae  JRtniflerium  wieber  ertbeilen  unb  wiljrenb  nun  Rapo= 
Inn  bm  Jtampf  im  ÄuSlanbe  leitete,  erhielt  g.  mit  Jtraft 
Ni  Stube  im  innern  granfreich.  SBegen  feiner  ©elbflans 
tijfeit  fiel  er  inbeß  nocbmal*  beim  Jtaifer  in  Ungnabe, 
Berte  mwiefen,  aber  balb  wieber  jurüefberufen.  9iaeb» 
bem  Napoleon  1814  abgebanft  hurte,  jog  ftch  g.  von  ber 
cfrrttlirten  JEbdtigfett  iurücf  unb  hütete  ftch  vor  unflugen 
Berbmbungen ;  al*  jeboeb  Napoleon  jurüeff ehrte ,  nahm  er 
euf  bie  B^ebnung,  feine  Rücffc&r  gefebebe  im  ©noerjldnb» 
nitfe  mit  jbfrreicb  unb  Snglanb,  ba8  ^oliceiminifierium  wie; 
'er  an.  Cr  rietr)  jeboeb  fortwabrenb  ju  perför/nenben  SWafj. 
"jeln,  bewog  enblich  nach  ber  verlornen  ©cblacbt  bei  8Ba* 
W«o  ben  Jtaifer  jur  Xbbanfung,  trat  an  bie  ©pifte  ber 
ftpeeng,  leitete  bie  Unterhanblungen  mit  ben  »erbünbe; 
tm  Richten  unb  bef6rberte  bie  Äbrcife  9lapoleon'6.  8ub« 
wwXVin.  ernannte  ibn  ebenfalu?  ju  feinem  ^oliceiminifler; 
^balb  nahm  %.  feine  tSrttlaffung,  weil  ex  feine  ©ttflung 
»t)t  mit  ber  gewohnten  ©elbfiänbigfeit  ju  behaupten  per« 
<ne)fc,  unb  ging  al§  ©efanbter  an  ben  faebf.  ^yof,  bid 
M16  baS  (Sefeft  erlaffen  würbe,  baä  2tHe,  welche  für  ben 

tnbmig  XVI.  geftimmt  unb  von  Napoleon  nach  feiner 
Wflt>r  von  (?lba  Ämter  übernommen  hatten,  aud  granh 
«4  verbannte  unb  ihrer  ©üter  für  verluflig  crfldrtc.  %. 
W*in  Deutfchlanb  unb  lebte  hier  mit  feiner  gamilie  btS 
1«  fernem  am  26.  Dec  1820  in  SErieft  erfolgten  J£obf. 


Fox 

ioularöfl,  goula«  beiden  au$  Dfttnbien  unb  (Sbina 
formnenbe  Sücber,  weiche  gewöhnlich  auf  rotbera  unb  brau« 
nem  ©runbe  mit  werfen,  gelben  obet  bunfetn  SRußem  be« 
ttueft  ftnb.  Sie  (ommen  in  *Pa<Jen  von  fitben  ©tuet  unb 
werben  bcfonberS  ju  SEofdxntücherrt  gebraucht,  ©eibene  ffou« 
(arbS  werben  je^t  aueb  in  (Snglanb,  granf reich,  Deutfcb' 
tonb,  befonberä  tn  Slberfelb,  verfertigt  Xucb  gibt  ti  einen 
<5eibenfloff,  ber  goularbS  beift,  befonber«  ju  Damen fleitern 
verarbeitet  wirb  unb  baffelbe  ©ewefe,  wie  bie  eigen tlichen 
geularbo  hat. 

Sonqxu  (^eint.  Aug.,  greihtrt  be  la  Motte),  ein  aui» 
gezeichneter  ©eneral  gnebrieb  beJ  ©rcfjen,  geb.  im  £aag 
1698.  (5r  trat  unter  bem  ^>erjog  Eropolb  von  Änbalt» 
Dcffau  in  prettfj.  Ü^tütairbtenfie  unb  erwarb  fieb  bie  freunb* 
fcbaftliche  Suneicjung  be3  Jlronprinjen  griebrieb  von  DttufcR, 
SBegen  Sjci«h«Di$fnt<n  mit  bem  J£)eriog  von  JDcffau  ging 
er  aber  nachher  tn  febweb.  Dienfte.  Dvcr;  al6  griebrich  Ü. 
ben  Ähron  befhegen  hatte,  rief  er  g.  juruef  unb  gab  ihm 
ein  ncuerricbtett5  Regiment.  3m  ftebeniäbrigen  Äriege 
jetcfjncte  ftch  S-  flS  ©entrallteutenant  au«,  hatte  aber  baS 
Unglücf,  mit  10,000  Wt.  von  einem  bebeuttnb  fldrfern  6ftr. 

teere  unter  Soubon  überfallen  unb  nach  grofjem  Serlufte  an 
obten  gefangen  ju  werben.  Cr  blieb,  weil  er  jebe*  Än» 
erbieten,  in  iflr.  Dienfie  ju  treten,  abfchlug,  bi«  ju  Abs 
febluß  be«  griebenS  gefangen,  trat  bann  »lebet  in  »reuß. 
Dtenjle  unb  ftarb  1774. 

fonqui  (griebr.,  greifen  be  la  SRottc),  ber  Cnfel  be5 
Borigen,  ein  auJgejeicbneter  ©cbriftfleller,  geb.  ju  Sran= 
benbura  1777.  &  verließ  bie  anfänglich  ergriffene  militaü 
rifebe  Eaufbahn,  um  frei  aß  Didfjter  »u  leben.  SlacbbcT 
rief  ihn  ber  greibeit6frieg  wieber  ju  ben  SBaffen  unb  er  würbe 
im  preujj.  Acere  Hauptmann.  Doch  mußte  er  balb  wegen 
feiner  f^wic^licben  ©efunbbett  um  feinen  Abfcbieb  natb= 
fueben,  btn  er  mit  ber  Srnennung  jum  Stöajor  erhielt 
©eine  dtvmane  au*  vaterldnbifcher  unb  norbffeber  Borjeit 
wichnen  fieb  bureb  ben  ©eifl  alter  SlirtertbümlichFea,  bureb 
rHeblicbfeit,  Anmutb  unb  Reinheit  au$.  SBor^üglicb  beliebt 
finb  fein  „3aubcrring";  „Die  gahrten  SEbiobolfS"  u.  a., 
befonber3  auch  „Unbine",  ein  rei$enbe$  3aubermdrc^en.  Xucb 
feine  1831  geflorbene  ©emablin,  Jlaroline  geb.  von  JBrieff, 
iß  als  RomanfcbrifTfleDerin  mit  ©lud  aufgetreten. 

Svt  (Qbatl.  Same*),  einer  ber  auSgejeicbnetften  engL 
Staatsmänner  unb  liebenSwürbigflen  SRenfcben,  von  bem 
ein  engl,  ©cbriftlieller  fagte:  „er  war  geboren,  um  geliebt 
ju  werben",  war  ber  jweitt  ©obn  be*  Corb  ^>ouanb  unb 
am  24.  3an.  1748  geboren.  Äuf  ben  gelehrten  ©cbulen  ju 
gßeflminfter  unb  (gton  unb  naebber  auf  ber  Univerfttdt  £)p 
forb  jeiebnete  fieb  g.  bureb  Jtcnntniffe  unb  ©ewanbtbeit  au*, 
bocb  ließ  er  fkb  aueb  ju  ben  leicbrfmnigften  Äu*fcl?weifun. 
gen  hinreißen,  g.  macfye  naeb  SJeenbigung  feiner  ©tubien 
eine  Reife  bUTCo  bie  fiauptflaaten  be*  geftlanbe«,  bie  nicht 
wenig  beitrug,  feine  SBeltfenntniß  unb  »ugleicb  feine  SBelt* 
lufi  ju  vermehiren.  äwanjig  3abre  alt,  febrte  er  nacb  eng« 
lanb  juruel  unb  trat  al*  SJertreter  be*  glecfen*  SRUbburff 
in  ba*  Parlament.  Änfang*  war  er  ein  Änbdnger  ba  5Rk 
nißer,  bie  ib^m  bafür  verfebiebene  Ämter  übertrugen,  ©eine 
3eit  tbeilte  fnrj  in  Ärbeit  unb  in  Berfolgung  ber  au*fct»et-. 
fenbflen  ßergnugungen;  ba*  ©viel  befonber*  liebte  er  lei« 


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Fox 

benfc&afcticb.  Sem  onfebnlicbeS  JBermogen  war  in  furjet 
Seit  turch^cbra±t  unb  ubtrbieS  brücfte  ihn  (ine  ungeheure 
Scbulbenlafl,  fobaß  et  (ich  ben  |>änben  feinet  ©(dubtger  nut 
baburcb  ju  entjieben  »ermochte,  baß  et  ben  (Srebit,  ben  ihm 
feine  Stellung  als  Staatsmann  oerfcbaffte,  benufcte.  Aber 
1774  trat  et  pl&fclicb  im  Parlament  als  ©egner  bet  SDlini» 
jttt  auf  unb  bie  ndchfle  golge  toat,  baß  man  ihm  feine  Am» 
tet  nahm.  @t  geriet^  baburcb  jwar  nod)  mehr  in  bie  pein* 
licbften  ©elboerlegenbeiten,  abet  anflatt  fieb  bureb  biefe  niebet» 
brüefen  ju  (äffen,  fanb  et  eielmebr  in  ihnen  einen  Spora, 
jtcb  auf  baS  Jträftigfle  emporjuarbeiten  unb  mit  bem  unge» 
theiltefien  <5tn|le  nun  ganj  ben  boebften  3ntereffen  feine«  58a» 
terlanbeS  ju  toibmen.  <St  griff  in  »etbinbung  mit  anbetn 
auSgejeic&neten  Staatsmännern  bie  STOinifter  wegen  bet  Unge» 
reebtigteit  an,  mit  welcher  bie  engl.  Kolonien  in  SRorbamenfa 
bebanbelt  würben.  flSalb  ftanb  et  an  Berfianb  unb  jßerebt» 
famfeit  a(S  ber  Cfrffe  an  bet  ©pifce  feinet  Partei;  1782  muß* 
ten  bie  SRinijlet  oon  ihren  Stetten  abtteten  unb  g.  felbfl 
würbe  SJcmifiet,  legte  ietccb  balb  biefeS  Amt  wtebet  niebet, 
»eil  et  mit  feinen  GoHegen  nicht  ooQfommen  ubereinfiimmte, 
fpätet  übernahm  et  abet  nochmals  bie  Stelle  eines  StaatSfe» 
cretairS.  Die  Angelegenheiten  bet  ojltnb.  Gompagnielanbet 
waten  bisset  ganj  in  ben  4?änben  bet  SWitgliebet  bet  ofhnb. 
©efeOfcbaft  gewefen  unb  oon  ihnen  nut  ju  ihrem  9>rt»at* 
oortbeil,  abet  ju  befto  größerm  SWacbtheil  bet  ofhnb.  Unter- 
tbanen  öerwaltet  worben.  g.  wollte  fie  unter  ben  (Einfluß 
bet  btit. Regierung  bringen;  boeb  ben  mächtigen SRitgliebera 
ienet  ©efeflfehaft  gelang  eS,  ben  Jt&nig  für  ihre  Anficht  ju 
gewinnen,  unb  g.  erhielt,  wie  baS  ganje  SRinifierium,  1783 
feine  (Jntlaffung.  9>itt  (f.  b.)  würbe  SRmifrer  unb  g.  fämpfre 
unabldfitg  gegen  tiefen ,  bet  ibm  aUjugeneigt  jum  Äriege 
unb  jut  ©nmifebung  in  bie  eutop.  Angelegenheit  fchien,  in* 
bem  et  felb|i  jutn  gruben  unb  jut  äurücfbaltung  riett).  Set« 
gebenS  fuä)te  man  g.  butd)  ©elb  unb  Ehrenbezeugungen 
auf  bieSette  bet  ÜBiniftet  ju  bringen;  er  blieb  unbeftecbltdb 
unb  mehrmals  gelang  tS  ihm  auch,  ben  Ausbruch  beS  Jtriegä 
ju  eerhinbern.  «r  machte,  um  fiep  oon  ben  politifchen  Ääm* 
>fen,  bie  er  hn  Parlament  ju  beftehen  hotte,  ju  erholen, 
mit  feiner  nachmaligen  ©emahlin,  einet  SWiftriß  Armfreab, 
eine  Steife  nach  granfreieb,  ber  Schwei)  unb  Italien.  9loä) 
mehr  jog  et  |tch  oon  öffentlichen  Angelegenheiten  jurüc? ,  als 
er  nach  bet  fcbrecfltcbcn  Sßenbung  bet  franj.  {Resolution, 
alS3«fobiner(f.b.)  »etbäcbtigt  wutbe,  weil  et  tietb,  ohne 
Fernblickes  (Eingreifen,  granfreieb  feinem  Schicffale  ju  über« 
laffen.  Qt  mußte  beShalb  harte  £ränfungen  erfahren,  unb 
auf  bem  fcanbe,  wo  et  feit  1797  einen  großen  SEbeil  feinet 
3eit  jubraebte,  begann  et  ein  biftorifcbeS  SBert,  beffen  1808 
erfchienene«  SBruchflücf  (Scfchichte  be«  erflen  2hei(S  ber  ^>crr* 
febaft  Salob  IL)  ein  ßeugnif  feine«  fcharffinnigen  ©eifleö 
ifr.  ftacb  «piff«  Zobe  1806  trat  S.  nochmals  als  Staats« 
ferretait  an  feine  Stelle.  Sein  eifrigfteS  Streben  ging  fo> 
gleich  auf  £  er  fie  düng  eines  allgemeinen  griebenS,  ber  abet 
wegen  ber  SBerwicfelnng  bet  3eitoerbdlrai(fe  nicht  ju  Stanbe 
fommen  fonnte.  Sein  le^teS  üisert  war  eine  ^xtnblung, 
bie  ebenfo  fehr  feinem  ^erjen  wie  feinem  ßerfianbe  ^tjre 
machte :  et  bewog  baS  Parlament,  bie  Abjihaffung  beS  Sfla> 
oenhanbelS  ju  erfldren.  g.  flarb  am  13.  Sept  1806.  Seine 
greunbe  enichteten  ihm  1816  eine  »ilbfdule,  ttnb  1818 
würbe  ihm  ein  JDenfmal  in  bet  SBejbninjterabtei  §u  ton* 
bon  errichtet. 


Fracht 

icn)  (3Rar.  Sebafüon),  ein  tapferer  ©eneral  SRapoleon's, 
geboren  1775  ju  ^>am.  SRachbem  et  ftch  in  ben  SteoolutionS* 
firiegen  ausgezeichnet  batte,  würbe  et  Artitleriechef  unb  biente 
als  folget  gegen  Snglanb  unb  £>ftrei<h-  1200  AttiQe> 
riften  fehiefte  ihn  Napoleon  1807  nach  ber  Zürtei,  um  ben 
Sultan  gegen  bie  Sngldnber  ju  unterftufeen.  3m  fb(a)enben 
3ahre  biente  er  als  ©eneral  in  Spanien,  unb  blieb  hier  bis 
jur  Äbfefeung  Scapoleon'S,  nachbem  et  1812  ben  Überbefebl 
übet  baS  ftan).  $eer  in  Spanien  übernommen  hatte.  «Roch 
in  ber  Schlacht  bei  SBaterloo  tdmpfte  et  füt  ötapolecn. 
yiach-tem  t ic  S3ourbonS  nach  S^anheich  jurüiaef clirt  waren, 
trat  er  als  35eputirter  in  bei  jweiten  Jlammei  auf,  wo 
et  ftch  buttb  gteifinnigfeit  auSjetcbnete,  gro^e  Scebnertalente 
entwicfelte  unb  ftch  bie  aDgemeinjle  Achtung  unb  Anerfen» 
nung  ju  erwerben  wußte.  Die  Angabl  feiner  greunbe  war 
fo  groß,  baß,  a(S  nach  feinem  ju  $ariS  1825  erfolgten 
Sobe  ut  einem  Denfmale  für  ihn  unb  jur  Unterflü^una 
feiner  gamilie  ©elbbeitrdge  gefammelt  würben,  binnen  bret 
SDtonaten  über  900,000  grancS  jufammenfamen.  AuS  fei» 
nem  Slacblaffe  würben  intereffante  ©a)riften  übet  bie  SRapo* 
leon'fche  seit  herausgegeben. 

/rad)t  tfl  eine  Sabung  oon  Gütern ,  welche  einem  gul?t> 
mann  obet  Schiffet  (graebtf ahrer)  gegen  einen  bebunge. 
nen  Sohn,  welcher  ebenfalls  «rocht  genannt  wirb,  über 
geben  wirb,  um  fie  binnen  einet  befhmmten  3eit  unb  an 
einem  beflimmten  jDrte,  unoerle^t  abjuliefern.  3«  bem 
grachtbriefe,  welcher  bem  graebtfahrer  offen  mitgegeben 
wirb,  bamit  et  ftch  frwol  untetwegS  als  am  £)tte  feinet 
25eflimmung  bamit  auSwetfen  f6nne,  ifi enthalten:  betSRame 
beS  AbfenberS,  beS  SmpfdngerS  unb  beS  gracbtfahrerS ,  tc 
ten  SSohnorte,  ber  naa)  bem  (M  cum  cht  ober  bet  H  n  ja  hl  bet 
Stücfe  bebungene  8ohn,  unb  wie  oiel  bem  grachtfabrer  tu 
wa  im  SBorauS  barauf  oom  Abfenber  bejahst  worben  iß,  wie 
viel  et  alfo  oom  Gmpfdnger  noch  ju  fobetn  habe,  bie  S-Öiün •-. 
forte,  in  welcher  er  auSjujahlen,  ber  Sennin,  bis  ju  toeU 
ehern  bieSBaaren  abjuliefern,  baS  S3erjeichniß  berfelben  nacf> 
ben  einjelnen  ^aefen  (graa>tftücfen,  GolliS)  mit  Angabe 
ber  Art,  wie  fte  gepaeft  unb  gejeichnet  finb,  baS  ©en>ict>t 
ber  ©ütet,  ber  JDrt  unb  bet  S£ag,  an  welchem  fte  gelabert 
worben.  Aua)  bie  oom  graebtfabrer  ausgelegten  3iue  unb 
bergt  muffen  oom  (Empfänger  ber  SBaaren  wiebererflattet 
werben.  Seber  graebtbrief  muß  oom  Abfenber  eigenhünbi^ 
untertrieben  fein.  Der  grachtfahret  fann,  wenn  ihm  bic 
bebungene  graa)t  nicht  auSgejahlt  wirb,  ftch  ttä)üxa)  an  bic 
SBaaren  halten;  bafür  ifi  er  aber  auch  oerpflichtet,  alle  oben 
angegebenen  Sebingungen  ju  erfüllen  unb  nur  UnglucfS' 
fätte,  beren  Unabwenbbarfeit  et  naehweifen  !ann,  begrttnben 
ein  Stecht  auf  ^achfidit.  Sftan  unterfcheibet  g  an  je  unb  balb  < 
gracht,  je  nachbem  ber  grachtfabrer  ganje  obet  halbe  8a> 
bung  an  ben  ihm  anvertrauten  ©ütera  inBejug  auf  feiner 
grachtroagen  obet  fein  Schiff  hat.  ©ne  fcabung,  bte  auf 
bem  Kucfwege  mitgenommen  wirb,  heißt  Stüeffrac&t  — 
JBefonbere  Maßregeln  ftnb  noch  bei  ben  Schiffern  nfttbicj 
welche  gewöhnlich  oiel  bebeutenbere  Sabungen  als  bie  gubr 
leute  haben  unb  auf  ihren  weiten  SBegen  nach  oerfchiebenei 
Staaten  lammen,  in  benen  fte  wegen  bet  3öue  ftch 
weifen  haben,  Auf  allen  glüffen,  welche  eine  gute 
fabrts»  unb  3oQorbnung  höben,  muß  ber  Schiffer  ein 
nifeß  mitnehmen.   ftiefeS  enthalt  ben  Inhalt  Ü 


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Fra  Dfavolo 

ifcm  rrfkilter  gratbtbriefe ,  ben  tarnen  unb  SBohnorf  be3 
e<tiffcigentf)ümer3,  ben  Warnen,  bie  SEragbarfeit  unb  bie 
£L\yt  beS  ©c^iff 5,  bie  beglaubigenbe  unb  befrutigenbe  VLn= 
trrfdjrift  beS  ©cbifferS,  her  für  bie  Stitbtigfeit  verantwortlich 
ü  JDirfcS  SRaniftfr  wirb  am  2anbungSorte  von  ben  ©ebif» 
•brr<>  unb  3oÜb tarnten  mit  ber  fabung  verglichen  unb 
rrfljriqt.  3m  ©eebanbel  crfeAlt  ber  ©cbtffer  einen  bretfacb 
;utyft<nten  graebtbrief,  meldtet  (Sonnoff ement  genannt 
Dfib.  UberbieS  muß  ber  ©eefebiffer  einen  gtaebteontraet, 
Sfliffement,  ßertapartie  haben,  b.  b.  ben  fcbriftlicben 
ttnüüct,  rotlcber  befagt,  auf  wie  lange  ober  auf  weltbe 
Reife  baS  ©ebiff  ober  ein  JEbeil  beffelben,  um  weltben  9Äteft>* 
jiiti  (gracht,  SR o Ii*)  Werbungen  werben  fei.  25er  Schiffs» 
(jpitain  muß  auf  feiner  Sfeife  ein  genaues ,  burch  3eugniffe 
beglaubigtet  Beqcicbnifj  über  aü"e  (&retgmffe,  welche  ib.m 
oabrotb  feiner  Steife  jugeftogen,  fuhren,  auS  bem  ber  2ßeg, 
bm  er  genommen,  wo  er  anaelanbet,  foroie  ob  er  bie  no» 
Aigen  jJ6ue  entrichtet  habt,  b ervorgebt.  9Qo  et  anlanbet, 
mttjj  ber  Capitain  (in  einem  äafen  feiner  Nation  von  ber 
Ebngteit,  in  einem  fremben  £afen  von  bem  Gonful  ferner 
Saturn)  fein  ©efdiaftSregifter  viftren  unb  fich  bie  nötigen 
övu^niffe  über  Aufenthalt  u.  f.  w.  geben  laffen. 

/ra  IDiaDoltf  (b.  h-  ©ruber  Steufel),  ein  berüchtigter 
itaL  Sauber,  tytf  eigentlich  5D?ict>.  ^ojja,  follte  ein  ©trumpf» 
rrxfcr  toerben,  lief  aber  »regen  frblecbter  ©treiebe  bavon  unb 
geriet»)  unter  Sfiuber,  beren  ©efcll  unb  fpätcr  Hauptmann 
er  würbe.  3m  Jtriege  1799  jwifeben  SReapel  unb  ftranf» 
rtia)  natim  er  für  ieneS  Partei,  erhielt  wegen  feine«  frühem 
SebenS  SSegnabigung  unb  biente  als  JDberft.  Wacbbcm  er 
langt  burch  3nfurgentenbanben,  bie  er  befehligte,  ben  gran» 
äffen  großen  Schaben  jugefügt,  fiel  er,  von  einem  SSaucr 
terratben,  enblieb  in  ihre  ^»Änbe  unb  würbe  1806  ju  Weapd 
-..-'ubangt.  ©ein  Warne  ifi  burch  bte  an  t>eitern  ÜJÄelobien 
rna)e  Auber'fche  jDper  „gra  Diavolo"  allgemeiner  befannt 
gswtttn. 

iranc,  eine  in  granfreieb  feit  1795  eingeführte  9?ecrj> 
rungimünje,  etwaS  beffer  als  bie  ehemaligen  givrcS,  inbem 
etva  52  auf  bie  feine  c&ln.  SRarf  gehen,  hiernach  ift  ein 
frone  fo  oiet  wie  6  ©r.  l'Vu  $f.  <5ont>.:©clb  =  23'/« 
Äreuier  Gonv.  =  27»/u  Jtreuj.  24  ©ulbenfuß  =  8'/u  ©gr. 
Sin  granc  hat  100  Centime*.  An  ben  beurfeb^franj.  ©ren» 
icn  rechnet  man  640  grancS  =  297  ©ulb.  im  24  ©ulben» 

f  Xit  5,  2,  1,  '/»  unb  V»  grancSfiücfe  firtb  ton  ©iU 
t«,  bie  20  unb  40  grancSftücfe  von  ©oib.—  £)ie  ©Awei» 

;rfranf en  ober  äcbrtbi&ner,  feit  1799  in  ber  ©cbweij 
csjefubri,  ftnb  eine  Silbermünje,  welche  10  Skfeen  ober 
100  Sappen  t>at  3hr2Bertb  ifl  9  ©r.  2"/«  3>f.  Gonö.»©clb. 

fnmthe  (Äug.  #erm.),  war  ber  ©obn  bei  JJomfpn» 
%.  ju  gübcef  unb  würbe  am  23.  3Kdrj  1663  ju  gübeef 
Sieren.  Hl$  ©chüter  auf  bem  ©omnafium  ju  ©otha  jeieb» 
we  er  fkh  fo  auö,  baf  er  febon  im  14.  3ahre  für  bie  Uni» 
Mifitat  hinlänglich  vorbereitet  war,  unb  nachbetn  er  fich  in 
^*int,  Jtiei  unb  2eipjig  bem  ©tubium  ber  Rheologie  ge< 
'siwt  hatte,  tytlt  er  al*  Shioatbocent  in  Beipjig  mtt  gro» 
Beifall  Sorlefungen.  %ber  bie  Theologen  feinbeten  ihn 
ai.  bag  er  1690  feine  ©teQung  bei  ber  Univerjttät  auf» 
tan  eine  t>rebigerftefle  in  Arfurt  anjunebmen.  ©eine 
st  a)ri|ilicben ,  vom  ©eifte  ber  ßiebe  unb  grömmigfeit  be» 
faHm  Äanjeltortrige  fanben  fo  allgemeine  SEbeilnabme, 


felbft  Bei  ben  Äatholifen,  baß  ber  Äurfürfl  von  SRainj, 
weither  bamatö  ^err  von  Grfurt  war,  bie  fatholifche  See» 
liaion  burch  %  gefäbrbct  glaubte  unb  ihm  bahn  fchon  im 
nathflen  Sabre  nach  feinem  Xmtäanfritte  ben  S3cfchl  jufom« 
mm  lief,  binnen  24  ©tunben  bie  ©tabt  ju  vrrlaffen.  %. 
folgte  einem  Stufe  nach  4?aUe  hum  ^rofeffor  bei  ber  baftgen 
Untverfttüt  unb  würbe  fpater  ?)afioc  an  ber  Jtirche  ber  Bor« 
ftabt  Qttaufya  vor  $aQe.   Son  nun  an  war  ber  ©egen 


©otte6  auf  eine  wahrhaft  wunberbare  2Beife  mit  g.,  beffen 
eifrig jleä  ©treten  bafjin  ging,  bem  wahren  2Bof)le  ber  3Rm» 
fchen  auf  bie  uneigennühigfte  unb  grofartigftt  Zvt  ju  bienen. 
Cr  würbe  ber  ©tifter  ber  berühmten,  weit  auSgebebnten 
g.'fthtn  Stiftungen,  einer  ©chul«  unb  CrjiehungSanftalt  in 
ber  SBorjlabt  Glaucha,  gefle«  Vertrauen  auf  ©Ott  gab  ihm 
ben  SRutf),  mit  ben  geringfien  Mitteln  an  bie  Ausführung 
feines  grofen  $lan6  ju  gehen  unb  ihn  mit  unerfchütterli» 
eher  S3ehaTTlichfeit  ju  Cnbe  ju  führen.  SDie  ganje  Qnter* 
ridjtSanffalt  befknb  anfangs  nur  in  ihm,  bem  Scbrer  unb 
einigen  armen  ©cpulem,  bie  er  unterrichtete  unb  unferftü&te. 
Salb  aber  fanben  fiel)  SRenfchcn,  welchen  eS  greube  machte, 
baS  fegenSrriche  Unternehmen  ju  unterjrnfeeti.  3m  %  1695 
würbe  baS  ©pmnafium  gegrünbet,  welches  nodb  ieQt  unter 
bem  Warnen  beS  ^äbagogiumS  bejleht,  unb  lr)98  "Würbe 
ber  ©runb  }um  SSaifenljaufe  gelegt.  Bon  allen  ©eifen 
lamen  ©elbbeiträge,  bie  withtigfte  ©tüfee  für  baS  Unterneb = 
men  würben  aber  gewiffe  Arjneimittel,  )u  welchen  ein  Che» 
nrifer  auf  bem  ©terbebette  g.  bie  ffieeepte  mitaetheilt  hatte 
unb  bie  fo  allgemeine  Abnahme  fanben,  baß  |te  ber  ©tif« 
rung  ehemals  jährlich  30—40,000  Ählr.  einbrachten.  Äußer 
einer  eignen  Xpotbefe  ergreifen  bie  $.T<b<n  ©tiftungen  auch 
eine  eigne  öuebhanbtung.  Alle  biefe  ©tiftungen  befbrhen  noch 
{cht  in  ihrer  ganjen  AuSbehnung  unb  haben  noch  manche 
Erweiterung  unb  Berbefferung  erfahren.  9cacbbcm  fich  ihre 
Cinfünfte  verminbert  haben,  ftnb  fie  bureb  bie  ©taatSfaffe 
unterftüht  worben.  ©ie  beliehen  gegenwärtig  auS  einer  tit* 
jiehungsanftalt  für  SBaifett  (Jtnaben  tmb  IRdbchen),  mit 
welcher  eine  CryehungSanfialt  für  ünohen  verbunben  ift, 
bte  eint  geringe  $enfton  bejahten,  einem  ©mnnafium,  einet 


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Franken 


IS  Frankfurt  am  Main 


JBürgerfAute,  tiner  JReaIfd>ute,  einer  greif  Aule  Unb  bern 
»JJäbagogium,  welA«»  eine  (£Tjiehung»anjiait  unb  ein  @pm> 
naftum  für  ©ohne  bemittelter  Altern  ijt.  SBiAtige  SEbtile 
ber  g.'fAw  Stiftungen  ftnb  noA  bie  Ganfiein'fA«  JBibelan» 
ftalt  (f.  (Sanft ein)  unb  bie  ÜRifjtonäanflalt  für  ßjlinbien. 
Da»  ganje  ©ebäube  bietet  einen  impofanten  2fnblicf  bar 
unb  bat  bie  herrliche,  gang  ben  freubigen  ©laubenSmutb,  fei» 
ntä  Stifter»  auSforecbenbe  3nfArift  (3«fata8  40,  31.): 
„Die  auf  ben  fmn  frarren,  Wegen  neat  Jtraft,  baj  ft« 
auffahren  mit  gii^cln,  tote  bie  Äbict". 

Der  <JMafe  vor  bem  SBaifenbaufe  ifl  ber  granfen»pla| 
genannt  worben.  g.  flarb  am  8.  3un.  1727.  6t  war  ein 
Stenn  voll  ber  wahrflen,  tbätigflen  grömmigfeit,  ber  nur 
für  fein  göttliAe»  SBerC ,  feinen  JBcruf  als  ^rebiger  unb  Uni» 
»erfitatSlebrer  unb  für  bie  2BiffenfAaften  lebte,  bie  er  mit 
fAäfcbaren  SSerfen  oereiAerte.  Gr  war  ft>  fefl  unb  bebarr» 
lieb,  wie  milb,  o  oller  greunbliAfeit  unb  in  feinen  Sitten 
ebe(  unb  unbefangen.  Den  würbigflen  SAmucf  haben  feit 
1828  bie  g.'fAen  Stiftungen  in  ber  bronzenen  IBilbfdule 
g.'ä  erhärten,  rcetAe  von  bem  berühmten  JBifbfjauer  JKauA 
gearbeitet  unb  vor  bem  $äbagogium  am  Crnbe  ber  Straße, 
welAe  bie  StiftungSgcbäube  bilben,  aufgerichtet  toorben  iß. 

/ranken  (bie)  waren  urfprüngliA  eine  JBerbinbnng  mef)» 
ret  beutfeber  Bölf  erraffen,  bie  jrotfehen  bem  Kbein,  ber 
ßlbe  unb  bem  SJcain  wohnten,  jur  äScrtbeibigung  ihrer  Un« 
abbängigfett  gegen  bie  Körner.  3bt  SHarne  erfAeint  juerji 
um5  3abr  240.  Die  baju  gebörenben  Stämme  waren  bie 
tiberusfer,  Gbauccr,  ©ruftcrer,  .Ratten,  Salier,  fRipua-- 
rier  u.  X  Sie  benufcten  ben  SBerfaQ  be»  rem.  KeiA»/ 
um  ben  9?bein  au  überfArciten.  SBurben  fte  auA  am 
fang»  wieber  juruef geworfen,  fo  hatten  fie  boA  @aQien 
(gtanfreiA)  &u  lieb  gewonnen,  um  niAt  wieberjufommcn, 
unb  rücften  cnblicb  m  KorbgaÜien  immer  weiter  naA  $a» 
ri»  ju  vor.  Sie  waren  tapfere  SKänner,  voQ  glü^enber 
greibeitSltebe.  2fl5  im  Anfange  beS  4.  3abrb.  einfl  .Ron* 
ftantin  ber  ©rojje  fie  jurücfgcfAlagen  unb  bie  ©efangenen 
»um  .Kampfe  mit  wilben  Äbieren  verurtbeilt  hatte,  nahmen 
fub  biefc  lieber  felbfl  ba»  geben,  weil  ihnen  ber  ©ebanfe 
unerträglich  war,  tag  fie  mit  ihrem  Sobe  ben  verbauten 
{Römern  jum  ©Aaufpicl  bienen  fönten.  2TIS  ber  .{mnnenfönig 
Attila  451  in  ©aOicn  einbraA/  flanben  bie  granfen  in  SJer« 
ein  mit  allen  jßölfern,  bie  ©aQien  bewohnten,  gegen  ben 
gewaltigen  Krieger  auf  unb  fochten  tapfer  in  ber  SA^At 
auf  J?en  catalaunifcben  gelbern.  Sie  würben  bamal»  oon 
äöiugen  regiert,  bereu  gamilie  man  bie  Sierowinger  nennt, 
weil  ihr  Stammvater  SKeroig  ober  Sleroveu»  geheißen  ha* 
ben  foB.  3n  ber  SJeibe  biefer  .Könige  ragte  burA  Jtraft  unb 
ÖroberungSgeijl  ßlobroig  hereor,  ber  von  482—511  re» 
gierte  unb  fiA  burA  ©ewalt  uub  C tfl  jum  Jperrn  bei  gröfj» 
ten  JKbctlS  granfreiA»  maAte.  Die  weitere  ©«febiebte  ber» 
felbea  ftebe  unter  granfreiA. —  Die  Slorgenlänber  nennen 
alle  dbrifiliAen  Europäer  granfen.  Diefeiben  ftnb  in  ben 
großem  mohammeban.  Stäbten  auf  beflimmte  Stabtviertel 
eingefAränfr. 

Frankfurt  am  iitain,  ber  3abl  ber  Einwohner  naA 
bie  »weite,  in  politifAer  JBebcutung  bie  erfte  ber  vier  freien 
Stübte  DeutfAlanbä,  liegt  auf  bem  reAten  SWainufer  in 
einer  metfi  flachen,  fanbigen,  aber  treffliA  angebauten  ©e» 
genb.   9laä>  9i.  erblicft  man  bie  {Berge  ber  jpöbe  ober 


bei  STaunuS  unb  im  S.  bie  be6  Dbenwalbeä  in  ber  $nt< 
fernung  einiger  Steilen.    Die  Einwohnerzahl  beläuft  fieb 
auf  52,000,  unter  benen  bie  metfien  ber  lutberifAen,  2500 
ber  reformirten,  6000  ber  fatbolifAen  AirAe  angehören. 
3uben,  beren  SieAte  feit  einigen  3a^ren  bebeutenb  erroei» 
tert  worben  ftnb,  gibt  ti  mehr  alä  6000.   3m  ©anien  tfl 
g.  niAt  fAön  gebaut.   Die  Straßen  ftnb  unregelmäßig  unb 
metfi  niAt  breit,  unb  neben  febr  anfehnliAtn  ©ebäuben  gibt 
ti  viele  fleine  unb  alte.   DoA  bat  e3  fiA  in  neuerer  Bett 
febr  verfAönert,  unb  befontert  ift  vor  ben  Slboren  oiel  ge» 
baut  worben,  feitbem  bie  Stabt  aufgehört  bat,  gefhmg  ju 
fein.   Statt  ber  ehemaligen  (BäUe  unb  ©räben  tfl  fie  mit 
fAönen  ©ärten  unb  Spaziergängen  umgeben,    über  ben 
2Rain  führt  eine  breite  fletnerne  Jörücfe  naA  ber  SBorflatt 
Sad^fenbaufen,  auf  welAe  von  jener  ©nwobnerjabl  5000 
tommen.  Die  größte  ©iAtigfeit  erhält  g.  burA  feinen  apan» 
bei  unb  Söerfehr ,  ber  burA  bie  iwet  blübenben  Steffen  febr  bc> 
förbert  wirb.  Die  rcichtigfien  ^anbelSgegenßänbe  ftnb:  franj, 
unb  JRheinweine,  SBoOe,  beutfAe,  franj.,  helfet.,  Italien, 
uub  engl,  gabrifwaaren,  Solonialwaaren  unb  Heber;  außer: 
bem  werben  febr  wiAtige  SöeAj'cU  unb  SpcbitionSgefAäfte 
getrieben.   Die  gabrifen  ftnb  niAt  au*gejeiAnet ,  boä)  gibt 
e5  beren  mehre,  oorjügliA  für  SAnupftabacf.  S^emal3 
war  g.  ber  Äauptfi^  be5  beutfAen  £3uAbanbel3,  wa5  je^t 
Seipjig  ijl.   g.  l;at  7  fianb»  unb  7  SBajfertbore.   Unter  ben 
Straßen  jeiAnen  fiA  bie  3cil,  bie  meijt  gerate,  breit  unb 
mit  fAönen  ©ebäuben  gegiert  tfl,  bie  große  ©alluS»,  btt 
SAnurj,  bie  Sanbgaffe,  bie  neue  Jträm  unb  bie  neue 
SRain;er|traße  au5;  unter  ben  $lä^en:  ber  ^arabcplafe, 
ber  Koßmarlt,  ber  $lofe  am  Körner  unb  ber  am  8iebfraucn> 
berge.  Die  merlwürbigflen  ©ebäube  ftnb:  ber  Körner  ober 
baS  KatbfjauS,  in  welkem  fonfl  bie  3Bahl  beS  röm.  Stau 
ferä  berathen  reurte,  ein  alteä,  ehrwürbigeS  ©ebäube.  Jptcr 
ift  ber  Äaiferfaal,  gefAmücft  mit  ben  Jöilbern  färnrntlichcx 
Äaifer,  unb  ba3  Sßabljimmer,  geliert  mit  »Purpurtapeten 
unb  wunberliA  verfAnörfelten  ©olbleiflen;  ber  Sthum«  unb 
JEarifAe  »Palafl,  jefet  ber  SBerfammlungöort  ber  SJunbrioer» 
fammlung,  1740  erbaut;  ber  Saalbof,  einfl  ein  Keftbenj» 
fAloß  farolingifAer  Jtatfer,  jefet  jum  SpeiAer  benu^t;  bie 
SJörfe;  ba8  #au§  jum  £Braunfel§,  audb  ju  Kaufmanns» 
gefAäften  bejitmmt;  ba5  ehemalige  3eugbau5,  je^t  ju  Äauf» 
gewölben  etngeriAtet;  ber  Dom  ober  bie  SBartiwlomäifircbt, 
tm  altbeutfAen  Srpl  gebaut,  mit  bem  ©rabmale  be<  beut« 
fAen  JtaiferS  ©untrer;  auA  tfl  hier  bie  ehemalige  SSablfet» 
peQe  ober  ba$  Sonclaoe,  wo  bie  feierliche  SBabl  ber  Aaifer 
voüjogen  würbe.  %n  wiffenfAaftlicben  2(n|lalten  unb  Gamm» 
lungen  tfl  g.  reich-   Qi  gehören  bahin:  bie  au»  100,OCK 
Bänben  befiebenbe  Stabt»  unb  Katbsbibliothel,  für  bie  fei 
1825  ein  neues  ©ebäube  errichtet  worben  tfl  5  ein  febr  qu 
eingerichtete^  ©vmnaftum  im  ehemaligen  ffiarfüßerflofrcr 
eine  SBürgcrfAule;  mehre  {ßolfdfAulen,  ju  benen  auch  ein 
SonntagSfAule  ju  reAnen  tfl;  ein  Saubfrummeninfritut; 
©etebrtenoerein  für  beutfAe  SpraAe;  bie  Senfenbcrg'fche  n 
turforfAcnbe  ©efeQfAaft,  gu  ber  1817  gegrünbeten  Senfer» 
berg'fAm  Stiftung  gehörig,  bie  auA  etn  mcbicinifAe*  unt 
anatomifAeS  3nfhtut,  ein  J^ofpttal  unb  einen  botantfeber 
©arten  enthält  unb  ein  eigne»  große»  ©ebäube  für  ihr 
Sammlungen  beftfet;  mehre  öffentliche  iBibliothefen  unb  ©c 
lehrten  vereine;  ba»  Stäbelf Ae  Äunfrinjlitut;  ber  febr  roertb 
volle  »ntifenfaal  im  £eAmamt'fa)en  ^aufe;  baS  SÄufeun 


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Ansicht  "von  Frankfurt . 


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•  * 

'.  * 
t. 


Digitized  by  Google 


Fränkische  Kreis 

mit  mehren  febr  guttn  Sammlungen  u.  f.  w.  fluch  an 
®objthdtigfctt«anfta!ten  fehlt  e«  nicht;  babin  gebären  auf  er 
ttm  fertfenberg'fcben  £ofpita(e  bie  fett  1809  eingerichtete  2fr» 


Franklin 

mencommiffion ,  ba«  große  #ofpital  gum  h-  (Seift,  ba«  all« 
gemeine  ffiaifenhau«,  ba«  neue  SBaifenbauS,  ba«  äierfor. 
gung«bau«  für  r)ülf«bebürftige  alte  8eute,  mehre  $ofpitdler 


unb  ¥»rfparftiftunaen.  Unter  ben  9>rtoatgebduben  barf  ba« 
©ötbe'fcbe  .£mu8  nttr)t  überfeben  werben,  in  welkem  ber  grojje 
Dichter  1749  geboren  würbe. 

Bon  ber  Stabt  g.  muffen  wir  ba«  ©ebiet  untrrfdjeibm, 
ba«  einen  gtdcbcnraum  »on  4%  □5R.  enthalt,  mit  60,000 
aRenfdben,  bie  Stabtbewobner  ctngeftrploffcn.  Der  fehr  gut 
bebaute  ©oben  bringt  »onugSweife  ©emüfe,  2Bein  unb  JDbjl 
benwr;  bodj  muffen  für  bie  Bebürfntffe  ber  Stabt  noch  öiele 
KetenSmittel  »on  au5rodrt«  herbeigeholt  werben. 

g.  war  fdjon  feit  1?54  freie  SfeichSftabt,  würbe  aber 
turcb,  SRapoIeon  ju  einem  ©rofjberiogtbum  g.  gemacht  unb 
surften  *Prtma«  Staxl  »on  Dalberg  (f.  b.)  über» 
geben.    Stach  bem  Sturze  SRapoleon'«  würbe  e«  wiebet 
freie  ««*8ßabt  unb  hat  feit  1816  eine  neue  tferfaffunej. 
2a  ber  Spi&e  ber  Regierung  fteben  brei  ©ewalten:  bet 
4c|cteebenbe  Äorper,  ber  Senat  unb  ber  fianbifebe  Bürger* 
^ifa>uft.   Der  erftere  befteht  au«  20  t>on  unb  au«  bem 
«Ott  gewählten  SJJdnnern,  au«  20  SRitgliebcrn  bc«  fidn» 
tote  BürgerauSfchuffc«  unb  45  au5  ber  chri|llichcn  Bür« 
gaftafi  gewählten  sperfonen.   Die  auSübenbe  SRacbt  liegt 
o  ben ganten  bc«  Senat«,  ber  au«  42  2Rttglietern  bcfret>t, 
tenn  brtttcr  Xt)t'd  au«  bem  Stanbe  ber  angefebenflen  £anb» 
■WO ;  aewdhlt  wirb.   Die  SBat>t  ber  beiben  Bürgermcifter 
m  jibrlicb  erneuert   Der  ftdnbifche  Bürgerau«fcfm§  ent* 
W  60  2Hitglieber.   Die  StaatSeintünfte  belaufen  fty  un» 
«rf  760,000  ©utben.  Auf  ber  BunbeSoerfammlung 
Wt  §.  mit  ben  bret  übrigen  freien  Stdbten  $ine  Stimme 
««*  fabrt  anter  ihnen  ben  SUorftfc.   Die  Stabt  hält  700 


SR.  Sclbatcn  unb  hat  475  2».  al«  BunbeScontingent  ju 
ftellen.  3n  neuefter  ßeit  ift  g.  bem  »on  $reufen  ausge- 
gangenen 3oHoereine  beigetreten. 

/ränkieetje  ÄrruJ  (ber),  einer  ber  10  itreife  be«  ehe» 
maligen  beutfdjen  Reich«,  ju  welchem  bie  .froehftifte  ©am« 
berg,  SBürjburg,  Cichfidbt,  bie  gürftenthümer  Xnfpach,  Bai. 
reuth,  Hohenlohe,  ba«  Deutfchmeiftertbum  2Jlcrgentbeim, 
bie  «fürfteten  ©raffchaften  ^enneberg  unb  Schwarzenberg, 
bie  ©raffchaften  dafteH,  Ekrtbeim,  Sfetnecf ,  Erbach,  fiim« 
bürg,  bie  £trrfchaften  Sein«beim,  .Saufen,  Specffelb  unb 
bie  KeicbCftdbte  Dürnberg,  Rothenburg  an  ber  Sauber, 
Scr)weiiffurt,  SBeißenburg  unb  SBinb«$eira  gehörten.  Cx 
hatte  490  DÜR.  mit  1,500,000  Cinw. 

/ranklin  (Benjamin),  ber  Srftnber  be«  Bfifcableiter*, 
ber  Befreier  Storbamerifa«,  würbe  am  17.  San.  1706  ju  Bo> 
fiem  in  SRorbamerifa  geboren.  Cr  war  ber  Sohn  eine«  armen 
Seifenfieber«  unb  lernte  bie  Buchbrucferei.  Seine  SRufje« 
fiimben  benufete  er,  um  bie  wenigen  ihm  }ugdngtfä)en  Bü» 
«her  ju  ftubiren.  2J?i t  £>ülfe  mehrer  greunbe  gelang  e«  ihm, 
1728  in  ^pbilütjetybta  eme  eigne  Drucferei  gu  errichten.  <St 
gab  eine  äeitung  unb  einen  idhrlichen  Simanach  t>ttau&, 
welche  feinen  9tamen  halb  befatmt  machten,  wdhrenb  ein 
$ar>ierbanbe(  feine  Berm6genöumfidnbe  cerbefferte.  Gr  legte 
1731  bie  erfte  öffentliche  Bibliothrf  3fmerifa«  an,  unb  grun« 
bete  1738  tn  -Philabelpbia  bie  erfte  ^>ü(f«»  unb  Berfiche> 
rung«gefeQfcbaft  gegen  Branbfcbdben.  Durch  feine  Unter- 
fuchungett  über  ba«  SBefen  ber  Qrleftricitdt,  bie  ihn  unter 


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Franklin  $ 

«nberm  auf  bl«  C&ftnbung  be«  S3li$abMtert  (CSU*)  füpt» 
tat,  machte  fia>  g.  in  ber  ganjen  aebilbeten  SBelt  berühmt, 
unb  empfing  tum  allen  Otiten  bit  ©ewetfe  bet  ebten»oU|len 
Itnerfennung.  2)ie  engl,  ffiegierung  machte  tbn  jum  ©ene« 
ralpoftnuifler  aller  engl.samerifan.  ßolonten,  wettet  @ttHe 


Ii  icpc  Dtoeuttnccrt  «inrunnen  »erounoen  war.  xjennoer; 
trat  g.  bei  ben  otreitigfeiten,  welche  jwifeben  'Ämerifa  unb 
Gnglanb  eintraten  unb  benen  enblicb  ametifa  feine  greifet 
»erbanfte,  auf  bie  Seite  feine«  gefrdnftcn  SBaterlanbe«. 
Sttit  9Butb  unb  ©egeifierung  fpracb  et  in  Üonbon  für  bie 
3ntereffen  bcffelben,  unb  verlor  baher  feine  ©teile  al«  ©c^ 
neratpoftmeifler.  5fl«  beoouatäcbtigter  ©efonbter  begab  et 
fieb  1776  nach  $Pari«  unb  unterbanbelte  mit  bem  franj. 
J&ofe  über  bie  Xnerfertnung  ber  SBereinigten  norbameritan. 
greifbaren,  welche  et  1778  bewirfte.  Cr  war  e«  auch,  bet 
1783  mit  ben  engl.  ©efcbäftSfübrern  ju  ^>aris  bie  erjien 
grieben«unterbanb(ungen  unterzeichnete,  weiche  bie  Unab» 
bängigfeit  9torbamenfa«  fieberten.  £)ie  ftanj.  2flabemie 
nabm  g.  M  SDlitglieb  auf  unb  bet  berühmte  b'XIembert 
begrüßte  tbn  in  btrfelben  mit  bem  pronfenben,  abet  wab» 
ttn  »etfe: 

„öi  tntxit  htm  ^fawwt  ben  Bh'J,  t<8  JU^anntn  bat  eseepttr." 
Sei  feiner  Siücffebr  in«  SBaterlanb  würbe  g.  mit  begeifterter 
Siebe  unb  Berehrung  empfangen  unb  neetj  in  feinem  79. 
3abre  jum  ^räftbenten  bei  (Songreffe«  in  $ennfol»anien  er* 
wählt.  Tat  bie  Slacbricbt  »on  feinem  am  17.  Äpr.  1790  in 
9>&itobtfpr)ia  erfolgten  SEobe  nach  granfreieb  fam,  legte  bie 
9cational»trfammlung  in  ^)ari»  eine  breitägige  SEtauet  um 
ihn  an.  g.  war  etn  SWann  »on  ben  einfaebffen  unb  lie» 
ben«würbigflen  Sitten,  »on  ben  flrengften  ©runbfäfcen,  »on 
bem  flarflen  SJerflanbe.  St  war  unermüblicb  tbätig,  unbe* 
ftecblicb  reefetfebaffen  unb  lehrte  biefe  SEuaenben  unb  feine 
fcblicbre  8eben«wei«beit  in  bem  SRufrer  etne«  »oir*bucr/eS: 
„Sprüchworter  be«  alten  .^einrieb,  ober  bie  SBei«beit  be* 
guten  Sficbatb",  welche«  1757  in  $bilabelpbia  erfebien.  Sei« 
nen  anfprucbälofen  unb  frommen  Sinn  brueft  auch  bie 
©rabfebnft  au«,  bie  er  fieb  felbfl  fester  „frier  liegt  ber8eib 
Benjamin  granfu'n'«,  eine«  Sucbbrucfer*  (gleich  bem  JDecfel 
eine«  alten  «Suche«,  au«  welchem  bet  3nbatt  berau*gcnom. 


I  Frankreich 

raen  unb  bet  feinet  Snfebrift  unb  Bergolbung  beraubt  ffr), 
eine  ©peift  für  bie  SBürmer;  boeb  wirb  ba«  SBerf  felbfl 
nicht  »erloren  fein,  fonbern  (roie  er  glaubt)  bermaleinfi  et» 
febeinen  in  einet  neuen  febflnern  3u«gabe,  burebgefeben  unb 
»erbejfert  »on  bem  JBerfajTer." 

/rankrfidj  Cba«  .Königreich)  umfaßt  gegenwärtig  unge. 
fibt  10,000  auf  welcben  übet  32  2)liDL  SSenfcbcn 

wohnen.   £er  S3oben  iß  »on  mehren  ©ebitgen  burtbjo» 
aen,  unb  ba,  wo  biefe  aufboren,  mcijt  {ȟgellanb.  ^ur<b 
feine  8age  an  »iet  Speeren:  bem  atlant,  bem  Äanat,  bet 
Scorbfee  unb  bem  mitteOdnb.  2Reere,  ift  e«  ebenfo  jum  See* 
banbel  geeignet,  al$  bureb  feine  Xngren$ung  an  <2Epa« 
nien,  Italien,  bie  Scbweij,  £)eutfcb(anb  unb  S3elaien  jur 
Shcilna^me  an  bem  allgemeinen  europ.  Sölferverfcbr  be* 
fhmmt.   9caturlicbe  Jjafen  bieten  bie  Äüfien  g.'S  in  «Wenge 
bar,  »orjüglicb  bie  9iorb»eff rufte  be«  atlant.  SWeere«.  ffie» 
raerfen«wertbe  SBufen  finb:  ber  biöcasifcbe  fBufen  in  ©a«< 
togne,  bie  S3ai  »on  SRorbiban,  ©t.»83rieur,  25ouarrtenej 
unb  Jamale  in  bet  Bretagne  unb  »ot  aQen  bet  220  SR. 
große  ©olf  be  Eion«  (86wenbufen)  im  SWittelmeere,  JDie  Äü» 
ften  finb  mtift  flacb  unb  fanbig  unb  nut  ba  fclfig,  »o  fte 
tiefet  in  ba«  Üttecr  hineinragen,  alfo  in  ber  Provence,  93te» 
tagne  unb  9cormanbie.   £>it  £)auptgebirge  finb  im  ba« 
ber  geben  oueb  bie  meifren  gluijc  naä)  vi.  ober  SB.  23cn 
Spanien  wirb  e«  burd)  bie  bob<  Äette  ber  ^prenäen  gc« 
trennt,  beten  hochfie  Spi^e,  SSalaberta  (gegen  11,000  $.), 
auf  fpan.  ©ebiete  liegt;  abet  aueb  bie  ju  %.  gebörenben 
Spieen:  bet  fJRontperbu,  93ignemale,  f>k  bu  SIhbi,  Qan'u 
gou  fieigen  jum  Sbeil  bi«  )u  10,500  %.  ifinan  unb  bilben 
Die  teijenbffen  SEbdler,  unter  benen  ba5  Gampanertbal,  in 
»elcbem  bet  JBabtort  JBagnere«  liegt,  ba«  berübmtefte  ift 
Xm  guße  ber  ^»renden  liegt  ein  weinreiche«  £ügcllant. 
«Daran  fcbließt  ftcb  jundebfi  in  norböftl.  Siicbtung  ba«  8o- 
)ere«©ebirge  »on  mäßiger  £6he,  »on  welchem  jroei{>aupt* 
bergreiben  ausgeben:  im  97orbwefien  ba«  ©ebirae  »on  7Lu- 
»ergne,  meift  au«  ausgebrannten  Sulfanen  beftebenb,  t>on 
benen  ber  Gsantal,  SKont  b'or  unb  ^u»  be  2>6me  eine  $>6i)e 
»on  4500  —  5700  g-  erreieben;  nacb  9corbofien  ba«  Qe= 
»ennen^ebirge  mit  SJergen  »on  4 — 6000  g.,  ba«  nörbL  in 
bie  Göre  b'ot  ausläuft,  wo  ber  feurige  SSurgunberroeirt 
wich  fr.   Die«  reijcnbe  ^ügeOanb  gebt,  noch  weiter  nacii 
92.,  tn  ben  Xrgonner»  unb  Brbenncrwalb  über;  jwei  nie=- 
brige  ©ebirge,  bie  bura)  ba«  glufjtbal  ber  SRaa«  getrennt 
werben  unb  bi«  in  93elgien  binemragen.   $üon  tiefem  CMc  . 
birg«fpjleme  ganj  getrennt  finb  bie  hoben  Aetten  ber  Zip  tri . 
bie  wie  eine  pofyt  SWauet  jwifeben  Statten  unb  g.  ftch 
ergeben  unb  bie  glufjgebiete  ber  JKhone  unb  be«  $o  t>on 
einanbet  trennen.   SKebre  3weige  biefer  2tlpen  lagern  ftd; 
über  ba«  füböfil.  g.  bi«  an  bie  Ufer  bet  dtyone  unb  be€ 
©tnferfee«,  wo  ba«  3uragebirge  ftdj»  anfcblieft,  ba*  länge 
ber  ©renje  Jg>el»etiett«  binfrreiebt  unb  beffen  bi«hP«  ©P»fee 
ber  Steculet,  eine  ^>6t)e  »on  5200  g.  bat.   2Bo  ber  3urc 
aufbort,  beginnt  ba« ©ebirge  berSBogefen,  welche«  beri  gar 
tenreichen  ^faß  »on  gothringen  trennt  unb  nirbt.  in  ber 
j^onner«berg  übergebt.   Unbebeutenber  finb  bie  ffiergreiberr 
welche  ba«  norbwejll.  g.  burchjieben  unb  jum  Ähetl  weit. 
Sbenen  einfließen.   Wertwürbig  iff  ba«  weite  fiaiberartl 
(len  Lande»)  im  ©übweften  läng«  bet  Äüfle  jwifchen  bei 
äKuncungen  oer  tjwronne  uno  oe*  aoout,  wo  nur  wtnic^ 


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Frankreich 


Frankreich 


Soften  wohnen  unb  tiefe  auf  Soften  Steljen  ben  tiefen 
Saab  burebfebreiten.  ©anj  eigenthümlid;  iß  auch  bie  fi5t» 
f4wfat$«t  tet  ©au,  einer  ganj  mit  glatten  Steinen  be« 
btfcn  gbene  an  ben  SRünbungen  ber  {Rhone. 

fcitgntcbtbarfeit  g.'S  fcangt  großenteils  von  feiner  vor» 
$iia,!ia)en  ©eroafferung  ab.   Die  ©aronne,  8oire  flnb  ©eine 
Mm  mit  ihrem  ganzen  glußgebiete  hierher,  bie  Simone 
<rr?|?tcntbeilS-  unb  ber  9tyein  unb  bie  ©treibe  nur  bem  Hei« 
RmtSEbeile  nad).  3u  bem  glußgebiete  ber  ©aronne,  bie  auf 
ben  ftyrenäen  im  SM  2£rran  auf  fpan.  ©ebiete  entfpringt, 
^km  bie  glüfje  Xrricge,  SEarn,  fiot  unbDorbogne,  bie  fie 
ittyi,  unb  ber  ©erS,  ben  fie  linfS  aufnimmt.  Jßon  ber  9Rün> 
biuij  tcr  Dorbogne  nimmt  fie  ben  SRamen  ©ironbe  an,  unb 
fat  burd;  ben  großen  Subfanal  (Canal  de  Languedoc), 
Ut  bei  fcouloufe  anfängt,  mit  bem  See  ft-bau,  einem  f tet- 
nm  SReerbufen  beS  mitteflinb.  SReerS,  in  83erbinbung.  iRocb 
iß  baS  glußgebiet  ber  goire,  bie  auf  ben  Öevennen 
«lfpringt  unb  rechts  bie  SRievre  unb  SRapenne  (mit  bem 
fcrr  unb  ber  Sarthe),  linfS  benBQier,  goiret,  <5ber,  Snbre, 
tfe  Bienne  unb  Score  nantoife  aufnimmt,  unb  wie  bie  ©a* 
mm  inj  atlant.  3Reer  gebt.  Die  Seine,  bie  baS  britte  grofj e 
siupgcbtet  ausmacht,  entfpringt  auf  ber  66 te  b'or  unb  bringt 
redjr*  bie  Xube,  SRame  unb  JDife,  linfS  bie  SJonne  unb 
(bat  mit  unb  münbet  in  ben  Aanal.   Die  S?bone,  welche 
t::s  nad;  ihrem  BuSßufle  auS  bem  ©enferfee  in  g.  eintritt, 
rapfängt  rechts  ben  Ein,  bie  Saone,  Ärbecbe  unb  ben  ©arb, 
ILtJS  fcie3fere,  Dröme  unb  Durance,  bitbet  bei  ifjrcr  SRün» 
fang  ein  Delta,  bie  ßamargue,  unb  fließt  ins  mtfteüänb. 
SJter.  DaS  glußgebiet  beS  iKr>eiti§  gebort  nur  bem  flcinern 
:.-.:;c  nach  >,u  g.   ©  fetbft  berührt  eS  nur  lang«  beS  ©» 
faf ;  aber  fetne  Scebenflüffe  3H  unb  bie  oon  ben  SBogefen 
fcmmenbe  2Rofel  mit  ber  SReurtbc  gehören  ganj  ober  größten» 
tbeilS  ju  g.  Die  ÜRaaS  (la  Meusej,  bie  an  ber  66  te  b'or  ent* 
fsringt,  fann  aud;  alS  Nebenfluß  beS  S7r)ein§  betrachtet  werben, 
ta  tr>re  SRünbungen  fleh  mit  benen  bes  SibctnS  vermifeben. 
Super  biefen  #auptflüffcn  bat  g.  viele  Äiißenflüffe,  von 
betten  ber  Xtour,  bie  ßbarentc,  bie  Score  niortoife,  bie 
Bilaine  mit  ber  3ße  in  baS  atlant.  See  er,  bie  £>rne  unb 
<3omme  in  ben  Aanal,  bie  Scheibe  in  bie  Storbfee,  unb  ber 
Sur,  btrVrgen§,  ber  $erault  unb  bie'äube  trtö  mitteflänb. 
HReer  gehen.   Der  innere  Ctrfehr  wirb  bureb  bie  Aandle, 
welche  bie  glußgebiete  miteinanter  in  JQerbinbung  fefeen,  fer)r 
befirbert.  Die  Scheibe  unb  Seine  werben  burd)  ben  Äanal 

St.»£luentin,  ber  jum  SEbeil  untcrirtifcb  iß,  verbun* 
ben;  bie  Seine  unb  Sotre  burd;  ben  Aanal  oon  DrleanS  unb 
ceti  oon  SSriare;  bie  üoire  unb  9ibone  bureb  ben  Aanal  bu 
bittre;  bie  Seine  unb  bie  Styone  burd;  ben  Aanat  be  JBour» 
ber  auS  ber  SJonne  in  bie  Saone  gel;t;  bie  Saone 

ber  DoubS  mit  ber  30  unb  bem  Sfbeine  burd?  ben 
l:na(  be6  DoubS;  von  bem  Sübfanal  ifi  fdwn  gefprodjen 
itben. 

Die  8uft  tt&  n6rbl.  unb  mittlem  g.'S  ift  wie  im  nirbL 
unb  fubl.  Deutfcplanb;  boa)  iß  ber  SBinter  weniger  lang 
tanerab  unb  fheng  als  bei  un«.  DaS  fübL  g.  bat  ein  ben. 
ti&S  Afima,  wo  bie  feinem  £>bßfortent  bie  ©ranate,  bie 
-t.  bie  JDlive  unb  ber  fuße  Sein  trefflid)  gebeihen,  opne 
e«  ^i^e  brudenb  würbe,  weil  bie  nape  See  bie  JJuft 
^fi^ft.   9lur  wt|en  tytt  »uweilen  ber  SRißral  unb  bie 
S-fe,  jener  auS  SRorbweß,  btefer  auS  ft.,  jwei  heftige  unb 
9tDxtfQom>.>Ca.  IL 


rau&e  SBinbe.   ©ei  ber  glüdTidjen  8age  g.'S  fann  e«  nidjt 
fehlen,  baß  eS  eine  3Renge  (Jrjeugniffe  hervorbringt.  Dben« 
an  fleht  ber  23 ein,  ber  tm  größten  $beile  beS  ganbeS,  am 
meifien  aber  in  ben  fübl.  ©egenben  wdchß,  befonberS  in  bem 
#ügellanb  im  glu^gebiete  ber  ©aronne,  ber  8?bone  unb  felbß 
ber  obern  Seine.   2Bir  nennen  unter  ben  trefflichen  SBein> 
forten  nur  bie  ©orbeaurweine,  ben  feurigen  unb  fußen  liünel 
unb  ben  grontignan  in  Sangueboc,  bm  gebiegenen  föurgun» 
ber  unb  ben  braufenben  Shamvagner.   (fbenfo  bat  eS  einen 
Überfluß  an  JDbß  jeber  ©attung,  baS  nicht  nur  frifcb  ver> 
braucht,  fonbern  auch  eingemacht  ober  getrodnet  ins  2uS* 
lanb  geführt  wirb.   3n  ben  n6rbL  ©egenben  werbm  viel 
glachS  unb  ^opfen,  in  ben  mittlem  viel  Kunfelrubm  gebaut. 
Tin  SRetaQen  tfl  g.  im  Mgemetnen  nicht  febr  nid?;  am 
meißm  noch  wirb  ©fen  im  3ura,  tn  ben  JÜogefen,  in  ben 
Gcoennen  unb  Ärbennen  gewonnen;  baaegen  i|t  e«  reich  an 
glintenßeinen,  Salpeter  unb  Sal§.   Die  SSiehmcht  iß  nicht 
ausgezeichnet;  bie  ff  erbe  unb  ftinber  ft'nb  meift  fcblecbt,  bie 
Biegen  unb  Schafe  aber  in  manchen  ©egenben  ocrebelt. 
Setbe  wirb  in  ben  fübl.  ©egenben  febr  viel  erzeugt  unb  bie 
Außen  liefern  viele  gifche  unb  Äußern.   Unter  ben  9catur» 
erjeugniffen,  bie  g.  ausführt,  flehen  SBBein  unb  £)l  obman. 
Die  gabrifen  ftnb  in  g.  auSgejeicbnet.   Die  wicbtigßen 
ft'nb  bie,  welche  Seiben«  unb  »aumwoUenwaaren,  Suche, 
SBaffen,  ©alanteriearbeiten ,   SKobewaaren ,  Uhren,  ?)a» 
pier,  forjeOan,  SEapeten  unb  Cßmjen  liefern.    5Rit  al» 
(en  biefen  unb  anbern  äBaaren  wirb  ein  ausgebreiteter 
^anbel  bis  in  bie  rntferateßen  (Srbtbeile  getrieben.  Un* 
ter  ben  Seeßäbten  zeichnen  fleh  befonberS  auS:  1)  an  ber 
9lorbfee  Duntirchen;  2)  am  Aanal:  Dieppe,  fiaorc  unb 
St>OTalo;  3)  am  atlant.  SReere:  8'JDrimt,  «RanteS,  la8io> 
chelle,  Jöorbeaur  unb  Sanonne;  4)  am  mitteQänb.  SReere: 
Gette,  9RarfeiQe  unb  Soulon.   3m  3nnern  ba gegen  treiben 
ben  p&rfjten  SJerfehr:  faris,  8von,  CrleanS,  Strasburg, 
Souloufe,  öeaucaire,  wo  bie  berühmten  SReffen,  Montpellier, 
Äbbeviße  unb  XmienS.   2Rit  Snglanb  geht  ber  febr  ßarfe 
Sierfehr  meiß  über  GalaiS,  jum  Sheil  auch  über  Soutogne 
unb  bie  anbern  £>afen  beS  AanalS.   Der  $anbc(  wirb  be» 
fonberS  burd;  bie  pranj.  Kolonien  begünßigt.  Die  außereurop. 
©eft^ungen  g.'S  flnb:  ßavenne  (1300  D3R.  unb  22,000 
Stnw.);  bie  Antillen:  Martinique,  ©uabeloupe,  Deflrabe, 
ÜRarie  ©alante  unb  fce«  SainteS  (54  D9R.  unb  222,000 
&nw.);  bie  Snfel  S3ourbon  (112  D2R.  unb  75,000  @nw.)  j 
in  Üßinbien  baS  ©ebiet  von  $ onbieberv ,  Aartfal  unb3Rabe, 
Somptoire  ju  ^amaon  unb  (Sbanbernagor,  ^)anbelSlogen  ju 
f  atna,  6af|tmbajar,  SBalafore,  Dacca,  Surate  unb  Stuthvta 
(29Q2R.,  100,000  ©nw.).  «Igier  (f.  b.)  wirb  auf  5000 
□SR.  mit  1,800,000  ©nm.  gerechnet. 

Die  granjofen  flnb  ein  gemifchteS  S5olf;  benn  mit  ben 
alten  ©alliern  haben  fleh  im  Saufe  ber  Seiten  Italiener,  mehre 
beutfebe  Stämme  (granfen,  ©otben  unb  JSurgunber  ),  iRor« 
mdnncr  u.  21.  vermengt.  3hre  Sprache,  eine  ber  auSgebiU 
betßen,  gilt  in  gatuGruropa  als  Spraye  beriefe,  berDi» 
plomatif  unb  als  SRittel  ber  S3crßanbigung  ber  ©ebitbeten 
aQer  Stationen.  Der  gemeine  SRann  fpricht  in  einigen  f  ro- 
oinjen  granfreichS  ein  verborbeneS  granjöftfch,  baS  fatois. 
'Äud;  iß  ber  Dialeft  in  Sangueboc  unb  Provence  etwa«  ab» 
roeichenb.  3m  ©faß  wirb  noch  viel  Deutfd)  gerebet.  Die 
©nwobner  ber  ^Bretagne  ft'nb  Stachfommen  ber  umS  3.  450 


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Frankreich 

ans  ©tglanb  etngewanberten  Seiten  unb  nennen  fleh  »te. 
ton«  ob«  »repjarb«,  unb  in  ben  hörenden  »oobnen  nocb 
SRaebfornmen  bet  alten  (Spanier,  tue  Sa«ren,  bie  tote  jene 
eine  agentbümlicbe  Sprache  haben.  3n  ben  $>prenien  ftn» 
ben  fiep  nocb  »tele  jjigamer  trab  eine  entartete  Gattung 
SRenfcben,  bie  fogenannten Gagott  (f.  Jtretin«.)  3nben  frab 
überall  im  Sanbe  »erbreitet.  Die  3Rebr§abl  ber  granjof™ 
fütb  Jtatboliren;  bie  ©>angelifcben  btlben  ungefdbr  ben  fte* 
benten  JEbeil  ber  JBeoölferung,  boeb  bertfeht  allgemeine 
©lauben«freibeit,  unb  aOe  ^ranjofen  haben,  welchem  ©lau. 
ben  fte  auch  angelten,  gleiche  bürgerliche  {Rechte.  SBiffen« 
febaften  unb  Jtünfte  werben  nicht  nur  febr  gefehlt,  fonbern 
würben  auch  oon  jeber  mit  großem  ©folge  betrieben,  unb 
namentlich  in  ben  gtoturwiffenfcbaftcn,  ber  «Katbemotif, 
ber  SRebicin  unb  Gbtturgie  unb  ber  ©efebtebte  f)abtn  ftch  bi« 
gtanjofen  ausgezeichnet,  wäbrenb  fte  in  ben  ffcreng  philo* 
fop^ifdjen  ffijtffenfdjaften  ben  Deutfcben  bebeuttnb  nachgeben. 
3n  ber  $oefte  unb  SRalerei  haben  fte  mebr  al«  in  ber  JBilb* 
bauerfunfi  unb  m  ber  ernten  5Dtuftf  geleiflet.  Der  Um 
terriebt  ifi  im  allgemeinen  noeb  fehlest  eingerichtet;  befon. 
ber«  fch^  eS  an  JBolfSfcbulen,  fobaß  nur  ber  Reinere  S£beil 
ber  Ämter  au«  ben  untern  ©tanben  Unterricht  erhält.  Doch 
ftnb  in  neuerer  Seit  ©chatte  jur  fBermebrung  unb  ©erbef* 
ferung  biefee  ©cbulen  nach  bem  2Ruflet  ber  beutfeben  ge* 
ttjart.  Unioerfttäten ,  toie  bie  beutfeben  eingerichtet,  haben 
'bie  granjofen  nicht,  wol  aber  eine  JBebörbe,  Unioerfttdt  gc* 
nannt,  an  beten  ©pifee  ein  ©rofrneifter  fleht,  welche  bie 
Äufftcbt  über  bie  hohem  wtffcnfcbaftlicben  Entfalten,  fowie 
über  bie  mittlem  unb  ntebern  (Schulen  fuhrt.  9htr  bie  2Ri» 
utair»,  Sngenieur«,  ©cbiffahrtS;,  »ergwerfS*  unb  fcbier* 
aejneifcbulen  fleht»  nicht  unter  biefer  {Beerbe,  ßur  2tuSbil« 
bung  ber  jungen  geute,  bie  fiep  ben  SBiffenfcbaften  wibmen, 
e«  flfabemien  für  befummle  3wecfe;  fo  ftnb  mebicini* 
©cbulen  in$>ari«,  SRontpellier  unb  Strasburg;  {Recht«« 
üt$ari«,  Gaen,  {Renne«,  $oitier*,  Dijon,  ©renoble, 
urg,  2tir  unb  Xouloufe.  "Um  auSgejeicbnetften  ftnb 
itunjl*  unb  ©ewerbefchulen  unb  bie  2Rilitair»,  BrtiÜerie» 
unb  Snaenieuranfialten. 

g.  iß  eine  eingefebränfte  SRonarcbie.  ©ie  wirb  oon  ei» 
nemJtönige,  jefct  gubwig  %>t>iltpp  (f.  b.),  au«  bemijaufe 
jDrlean«,  regiert,  ber  burch  bie  Charte,  bte  ÄubwigXVIH. 
gegeben,  unb  bie  nachmal«,  bei  ber  Berufung  be«  je^igen 
Äonig«,  einige  Äbdnberungen  erfahren  bat,  eingefebranft  ifr. 
3u  ben  Prärogativen  ber  Jtrone  gehören:  Ernennung  ber  $air« 
auf  EebenSjeit,  Gntfcbliefiung  über  Jtriea  unb  gneben,  Xb» 
fcbliejjung  oon  Verträgen  mit  anbern  uRdchitn,  8Bab(  ber 
SWtnifler,  ©tbeilung  oon  Stottern  unb  Söürben  unb  ba« 
«Recht  ber  Segnabigung.  Die  Gioillifle  be«  JtönigS  belüuft  fleh 
auf  12  3RUI.  gram«.  ©  bot  bte  au«übenbe  ©ewalt;  bie 
gefefegebenbe  bagegen  tbeilt  er  mit  ben  beiben  Jtammern,  bie 
er  jufammenberufen  unb  entlaffen  tann.  Die  erfie  Jtammer, 
bie  ber  «pair«,  befieht  au«  mehr  al&  200  äRitgliebetn;  bie 
jweite  Äammer,  bie  ber  Deöutirten,  bie  jwifchen  260—300 
äRitgtieber  ft&blt,  iß  bie  eigentliche  Vertreterin  be«  SBolf«. 
Die  Deputirten  werben  auf  fünf  3aprt  oon  ben  SBablcoHe» 
aien  ber  einzelnen  Departement«  ernannt;  hoch  ftnb  nur  bte 
höchfi  »efieuerten  unb  fomit  bie  SBohlhabtnbern  wählbar. 
3ebe  ber  Äammem  bat  ba«  £Recbt,  ©efeftoorfchldge  ju  ma« 
eben,  bte  fluni  ©efe&e  werben,  wenn  fte  oon  beiben  Äam« 
mern  unb  oom  Jt6nige  genehmigt  ftnb.   ©n  ^auptoonetht 


Frankreich 

bet  Jtammern  ifl  bie  ©ewiHigung  ber  ©teuer«.  Der  Äonig 
ernennt  jwar  bie  äRimfter,  aber  bie  {Behauptung  ihm 
(en  hingt  hauptfdehlich  oon  ihrer  ©ntgteit  mit  ber  SRajori« 
tat  (SRehr^ahO  ber  Deputtrtenfammet  ab.    Durch  bie  3u-- 
liu«reoolution  würbe  bie  ©ouoerainetdt  be«  SolB  beut« 
lieh  außgefproeben,  burch  ©efe^e  jeboeb  einaefchrdnft;  baf* 
felbe  ifl  mit  ber  treffe  gefchehen,  bie  burch  T«ne  Steoolutien 
für  frei  erflärt,  burch  fpdtere  ©efe^e  aber  wieber  einigerma- 
fen  befcbrdnft  würbe.    Die  @taat«febulb  betrug  1833: 
4,423^78,700  gr.  Die  ©taat«einfünfte  belaufen  ftch  auf 
ungefähr  1,131,000,000  gr.  grub«  führte  ber  Zbtwtxbt  ben 
Äitel  „Dauphin"  unb  ber  altejle  iBruber  be«  A6nt'g«  hi<ö 
„üRonft'eur";  beibeSitel  ftnb,  feit  bie  altere  fünie  btr  ©cur; 
bon«  oom  JKhrone  au«gefchtoffen  worben,  aufgehoben.  Cbenfo 
hat  man  ba«  ©ombol  ber  S3ourbon«,  bie  Silie  unb  bie  weife 
gähne,  überall  abgefchafft  unb  bie  SRationalfarbcn  bei  Äeoolu« 
tion«^eit  unb  be«  Jtaifertbum«,  {Roth,  SBeip,  I83lau,  ftnb  wie« 
ber  eingeführt  worben.  Da«  ©taatöftegel  ifi  ein  ©chilb,  auf 
welchem  ein  offene«  SJucb.  mit  ber  Snfcbrift  „La  chatte  de 
1830"  liegt  unb  über  bem  eine  gefchloffene  Jtrone  mit  ©ceo« 
ter  unb  £anb  ber  ©ereebttgfeit  angebracht  ifi,  nxibrenb  bie 
Unterfchrift:  „Soui«  $hiupP  I.,  itontg  ber  granjofen"  lau- 
tet Än  unbeweglichen  ©ütern  gehören  ber  Jtrone  feit  btr 
Suliu«rtoolution:  bet  8ou»re,  bie  SEuilerien,  ba«  (Slifte-JBours 
bon,  bie  ©cblöffer,  Jpaufer  u.  f.  w.  oon  »erfaille«,  ©t= 
Cloub,  ©t.s©ermatn  en  Saoe,  6omptegne,  gontatnebleau, 
«Pau  unb  SReubon,  bie  «Porjellanmanufactur  oon  @cort§, 
bie  ©obelinSfabrif  unb  bie  9Ranufacturen  oon  ©eauoai«,  ba? 
©ehölj  »on  »oulogne  unb  JBincenne«  unb  ber  2Balb  oon 
©enart.  Ttud)  bie  Ä ofibarf eitert,  Jtunftfchä^e,  'Älterthümcr  unfc 
JBibliotbefen  ber  (ön.  ^alafte  gehören  »um  ©tha|}  ber  Jtrone. 

fBor  ber  (Reoolution  oon  1798  war  ganj  g.  anfangs 
m  17,  nachher  in  34  jProüinjen  getheilt  unb  feit  1790  tfi 
e«  mit  Snbegriff  ber  3nfel  ßorftca  in  86  Departements  gc= 
fchieben.  Die  einjelnen  Departement«  werben  oon  ^retfecte- 
oerwaltet.  3tbe«  berfelben  entljalt  brei  ober  oin  "Ärrcntii 
fement«  mit  Unterpräfecten,  weiche  wieber  in  dantoit«  un: 
©emeinben,  beibe  unter  ©djultheißen  ober  2Raire«,  verfallen 
Die  bebeutenbflen  ber  oielen  reiebbeoölferten  ©tdbte  g.'«  »ml 
nach  ben  86  Departement«  folgenbe.  3m  Dep.  ©eine 
bie  £auptftabt  g.'«,  «Pari«  (f.  b.),  eine  ber  widbtigfn; 
©tdbte  ber  SBelt;  bte  Xbtei  ©t^Deni«  (f.  b.).  3» 
Dep.  «Pa«  be  Galai«:  ba«  fabrifreiebe  Xrra«  mit  2?,<*> 
©nw.,  ber  ©ebur«ort  9tobe«pierre'«  (f.  b.);  ÜBoulogn 
mit  20,000  (Sinw.;  CEalai«  (f.b.)  unb  ba«  buretj  feti 
©ehnupftabaef  befannte  ©t.s!Dmer  mit  20,000  @inw. 
9iorb* Departement:  bie  ffarf  befeftigte  ^»anbelSfio 
gille  mit  80,(XX)  ©nw.;  bte  gefhmg  Sambrap  (f.b.);  \ 
^afenflabt  Dünfirchen  mit  25,000,  bie  gefhtna  IBaU 
aenne«  mit  21,000  ©nw.,  »atiftfabrifen  unb  ©teinfi) 
lengruben.  3m  Dep.  2t töne:  ba«  fabrif reiche  ©t. ;£lu( 
tin  mit  18,000  ©nw.  3m  Dep.  Hrbennen:  bte  f 
aen  aharleoiUe  mit  8000,  unb  ©eban  mit  12,000 
3m  Dep.  ber  9Raa«:  bie  gefhmg  Scrbun  mit  l'J/ 
©nw.,  befannt  burch  ben  5Bertrag  bafelbfi  843.  3m 
ber  »fofel:  ba«  flarf  befeftigte  alterthümltche  Vttti 
43,000  ©nw.,  an  ber  3Rof<l,  mit  ben  Srümmern  einer 
ten  röm.  25k«fferleitung.  3m  SRcurthesDepartemei 
9cancp  an  ber  SReurthe,  eine  jum  2heil  wunb(rfdr)6n 
baute  ©tabt  ht  einet  «ijenben  ©egenb  mit  30,000,  unb 


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i 


Frankreich 


Frankreich 


nrofflt  mt  12,000  Q'wrc.  unb  reichen  ffobriFtn  (Mannt 
tmSl  im  groben  t>oti  1801).  3m  Dep.  9? ieberrbein: 
rrf  rätjl  beutfcbe  ©tratJbutg  (f.b.).  3m  Dtp.  äDber» 
rhin:  ta«  gewerbtbärige  9R ü  t? [ ^ au fen  (f.  b.).  3m  De». 
r.nüb«:  fJejantjon  am  Doubfl,  eine  Sejhmg  mit  32,000 
■hl,  vielen  wiffenfebaftlieben  Xnfialten,  ftarfem  £anbel 
int  töibrnben  gabrifen,  befonberi  Don  Uhren.  3m  Dep. 
3ur<:  Dole  mit  10,000  ©nw.  3m  Dep.  ©omme:  bie 
::ir -Öjuptflabt  ber  ^icarbie,  2fmten$  (f.  b.);  baä  burct> 
2u4f4trifen  bebeutenbe  TÜbmfäe  mit  19,000  ©nw.,  bie  nie 
eroberte  ftejtung  gerönne  unb  bae"  fefte  ©chloj?  #am.  3m  Dep. 
£iff:ÜBeaucaiä  (f.  b.).  3m  Dep.  ©eine  unb  {Dife: 83er* 
faille5(f.b.).  3m  Dep.  ©eine  unb9Äarne:  gontainebleau 
a  in  Seine ,  mit  7000  ©nro.,  in  beffen  9Jdbe  ein  fön.  ßufb 
folc-S  Hegt,  roetcbeS  Sranj  I.  tu  bauen  anfing  unb  #eitt» 
ritb  IV.,  tubroig  XIV.  unb  XV.  »ollenbeten.  3n  bemfel* 
ben  bieft  fic^  tyapft  $iuS  VII.  »on  1809—14  auf;  auch 
mterjetcbnete  biet  am  11.  2f»r.  1814  Napoleon  bie  Zt):on- 
ntrfagunc.  3m  Dep.  SRarne:  Gbjifon8,  eine  ffefhmg  mit 
13,000  firm).,  betufjmt  butcb,  bie  ©cbjacht  auf  ben  catalau* 
nifcben  JeJbent  451;  <S»emap  mit  5000  ©nro.,  »elr^eö  ben 
nnflen  Gfynnpagner  »erfenbet,  unb  ffibetm&  (f.  b.).  3m 
Je».  Dbermarne:  ßbaumont  mit  7000  ©nw.,  befannt 
bar*,  ben  1814  jroifehen  ßflrrich,  Sfußlanb  unb  Greußen 
:!\tfa)loffenen  ©ertrag.  3m  Dep.  Xube:  JIropeS,  fonfl 
•wuptfiabt  bet  Gibampagne,  mit  26,000  ©nro.,  flarfem 
ffidabanbel  unb  ©aumroollenfabrifen.  3m  Dep.  bei  Co« 
gefeit:  Dorntet«?  (a  Zuteile  (f.  b.),  bet  ©eburtSort  bet 
Jungfrau  oon  Drleanö,  unb  ßpinal  mit  8000  ©nw.  3m 
Ztf.  Obers ©aone:  Befoul  mit  5500  ©nw.  3m  Dep. 
9onne:  Xurerre  mit  13,000  Cum.  3m  Dep.  Gote  b'ßi: 
b«i  gutgebaute  Dijon  mit  25,000  ©nro.,  welche  tiefe  %a* 
brifen  betreiben,  b^t  rine  Unirerfttiit,  eine  ©ocietdt  bet 
ftlewtor,  ber  Äimfre  unb  SBijfenfdbaften.  Unter  feinen  8 
•Sinken  jeidmet  ftcb  bie  9cotre  Same  alt*  ein3  bet  fdfronfien 
SütJifiben  ©auwerfe  au8.  3n  ber  Umgegenb  »on  ©ecrume 
mit  10,000  ©nw.,  in  bemfel6en  Dep.,  wacbjen  bie  beften 
Bwaraterweine.  3m  Dep.  ©aone  unb  Soire:  öbalonS 
an  »anal  bu  Gcntre  unb  an  ber  ©aone,  mit  11,000  ©nw., 
Mfafttm  #anbel  unb  fjabrifen.  3m  Dep.  Xtn:  ©ourg 
™  »reffe  mit  8500  ©nw.  3m  Dep.  3f  if  e:  ©renoble  an 
terSfere,  etnft  Äauptfiabt  betDaupbjnf,  mit  24,000  ©nw., 
*t  eine  ftarfe  öcjtung  gegen  ©arbinien,  bat  Debets  unb 
!«n$fa&m1en  unb  banbelt  mit  ?iqueuren  unb  #anbfcbuben; 

I  ferner  eine  2ffabcmie,  eine  mebianifcfte,  eine  S?ec^t5sf 
"^ficbnen:,  eine  Hebammen  -  unb  eine  Xrtifleriefebule,  ein 
5fl«n«r  unb  eine  öffentliche  ffiibltotbef  mit  60,000  S3dn; 
^JBapatb  (f.  b.)  würbe  tytt  geboten  unb  liegt  bjer  be^ 

auc^  ift  ibm  1820  eine  ©tatue  erricbtet  »orben. 
wjw,  am  ItnfenSiboneufet,  mit  14,000  ein»,  unb  jabl* 
JJO  ffabrifen.   3m  £>ep.  Dberalpen:  ©ap  mit  7000 

3m  2>cp.  9liebetalpen:  Signe  mit  4000  ßinw. 
3«  tkp.  SBat:  3!ou(on  (f.  b.).  3m  2)ep.  JRbone: 
2«(f.b.).    3m  2>ep.  Drome:  öalence  mit  12,000 

3m  JDep.  3Jrbcrbe:  ?)ri»a«  mit  4000 <Süm>.  3m 
^fianclufe:  Äoignon  (f. b.).  3m  Dep.  Stbone* 
•Jwungen:  OTarfeille  (f.  b.),  eine  bet  blubenbfren 
"yt.?;  3frlrt  mit  22,000  Ginto.  unb  »ielen  tont.  2CU 
ttrP*tm;  Statalcon  an  bet  Sbone  mit  10,000  ©nro. 


S3on  bto  f&$rt  eine  Äettenbtucfe  nae^  ©eaucatre  (f.  b.) 
im  JDep.  ©arb;  9lime«  (f.b.)  m  bemfelben  ©ep.  3m 
Dtp.  Öojite:  9Renbe  mit  5500  ©uro.  3m  3Dep.  6an^ 
tal:  SunHac  mit  10f000  ©nro.  3m  Dep.  IDbet»8oire: 
8e  fhip  en  Cel<m  mtt  15,000  ©n»v  einet  Äatbebrate  mit 
einem  rounbertbitigen  SJeattenbilbe  unb  röidjtigen  ©pigen- 
manufactuten.  3m  Dep.  8oite:  ©tiffitienne  (f.b.), 
eine  bet  roicbtigjfen gabrifftdbte.  3m  J5ep.  $up  be2)ome: 
Glermont  gettanb  mit  30,000  ©nw.,  bie  alte  ^auptfrabt 
bet  Xuöetgne.  3n  ber  Sorftabt  befinbet  ftc^  bie  oerjirinerrtbe 
GueCe  Saint* Elpre.  J)ie  ©tabt  Im  eine  Äfabemie,  teiebe 
gabrifen  unb  lebbaften  £aubel;  tm  3«  1095  »urbe  bjer 
eine  Äitcfienoerfammlung  gebalten,  auf  roeld>et  bet  erfte 
Jtreujjug  geprebigt  unb  oetabrebet  tourbe.  3m  JDep.  .^e: 
rault:  9Rontpeltier  (f.  b.);  CEette  mit  10,000  ©nro., 
bafi  ßatfen  ^anbel  mit  SSein  unb  ©ubfrue^ten  treibt,  unb 
jBejietft  mit  16,000  ©nro.,  am  Äanal  von  ?angueboc. 
3m  2)ep.  Äube:  Cfartaffonne  an  ber  Äube,  mit  18,000 
©nro.,  Debets,  Stoßen:  unb  ©eifenfabrifen,  unb  bad  alte 
9?atbonne  mit  10,000  ©nro.,  röm.  Eltertfyumetn  unb  einem 
berrlicben  3)ome.  3m  33ep.  £)jt:f>or enden:  bie  Ueflung 
9>erptgtum  mit  16,000  ©nro.,  bat  ©eibenbau  unb  feit  1814 
JCafämirjiegen.  3m  JDep.  Xtticge:  foiy  mit  5000  ©nro. 
3m3>ep. £)beti?)ptenaen:  S&rbeö  mit  8000©nro.  3m 
25ep.  9lieber*9>9renden:  ©anonne  (f.b.).  3m  S>ep. 
©itonbe:  ©orbeaut  (f.b.).  3m  Sep.  Laiben:  Dar 
am  2ftout,  mit  4500  ©nro.,  betülimt  butd)  feine  roarmen 
»iber.  3m  35ep.  3toepton:  SJiliefrancbe  mit  10,000 
©nro.  3m  Dep.  Zatn:  2tlbp  (oon  bem  bie  Ätbigenfet 
(f.  b.)  ben  9lamen)  mit  12,000  ©nro.  unb  mebren  Sabril 
fen,  unb  Qaftxei  mit  16,om©nw.  3m  Dep.  3!atn  unb 
©atonne:  SRontauban  mit  25,000  ©nro.,  ^at  eine  $aeul; 
tdt  ber  refbtmitten  Geologie,  Üucbs  unb  ©eibenfabrifcn, 
flarfen  SBembanbel  unb  einen  alten  Dom.  3m  Dep.  JDber; 
©atonne:  bie  alte  «öauptftabt  ?angueboei,  Xouloufe  (f.  b.). 
3m  Dep.  ©et 6:  3tucb  (fpt.  Xüfcfi)  mit  10,000  ©nro.  3m 
Dep.  ?ot:  dabor«  tmt  12,000  ©nro.  3m  Dep.  Sot  unb 
©atonne:  Harn  mit  12,000  ©nro.  unb  berühmten  Segel 
tue^fabtilen.  3m  Dep.  Sottije:  aufle  mit  8000  ©nw. 
3m  Dep.  Dotbogne:  $erigueur  mit  9000 ©nw.,  befannt 
bute^  Wcbbübner-  unb  JErüjfelpajreten.  3m  Dep.  6ba» 
tente:  ttngoult'tne  mit  15,<joo  ©nro.,  ^ulpeu,  9>apiet; 
unb  SB  ollfabrifen  unb  9liebetlagen  »on  Söein  unb  SJtannt- 
roein,  unb  ba6  bureb  feinen  ©ranntroein  berühmte  (Sognac 
(f.  b.).  3m  Dep.  Untet*@l)arente:  bie  beiben  mde^tigen 
©täbte  ?a  »orbeile  mit  12,000  ©nro.,  bie  ftarfe  geflung, 
roelcbe  bis  1628  ber  ©tufepunft  ber  «Hugenotten  war,  eine 
ftarfen  ^anbel  treibenbe  .^afenftabt,  unb  Äodjefort  mit 
15,000  ©nro.,  gletcbfallS  befe|tigt,  mit  einem  trefflieben 
ÄriegSbafcn,  großen  ©eemagajinen  unb  SSerften.  3m  Dep. 
5öenbe*e:  ©ourbon  Benbie  mit  3000  ©nro.  3m  Dep. 
9lieber*8oite:  Spante«  (f.  b.).  3m  Dep.  «Kotbiban: 
8'Drient  mit  14,000  ©nw.,  eine  ber  fd»6nfien  Stabte 
liegt  am  9J?eere  unb  b«t  einen  trefflichen  Äriegäbafen;  eS 
treibt  namentlich  nach  £>ftinbten  >j>anbel.  3m  Dep.  JJis 
niJterre:  bie  befeftigte  ©eeflabt  SBrejt  mit  30,000  ©nw., 
an  einer  ©ai,  bat  ein  großes  ©eeatfenal,  ptadjtvolle  fiuais, 
eine  ©cefabrerfcbule  unb  tteibt  ftatfen  gifc^fang,  namentlich 
oonSarbeflen.  3m  XStp.  3He  unböilaine:  Sfenne«,  bie 


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Frankreich 


84 


Frankreich 


alte  -|>auptftabt  ber  Brrtague  mit  30,000  Gin».,  bat  bt* 
beutenbe  roiffenfcbaftlicbe  Anftalten,  fceinwanbfabrifen  unb 
SSJad^Sblctc^f n ;  ©t.s2Ralo  (f.b.)  3m  Dep.  9forbfü* 
flen:  ©t.sBrieur  mit  10,000  Gin».  3m  Dep.  2Ran* 
cpe:  Gberbourg  mit  17,000  (Sin».,  eine  wichtige  ©eejiabt, 
weil  fie  ben  einjigen  befejtigten  #afen  (mit  einem  '/i  SR.  lans 
gen  Damme)  am  banale  bat  3m  De?.  GalvaboS:  Garn 
an  ber  «Drne,  mit  40,000  Gin».,  ifl  eine  reiche  ^abrif  s  unb 
#anbcl$|labt  unb  bat  unter  antern  »iffenfcbaftlicpen  Anfiab 
ten  eine  Afabemie  mit  brei  gacultdten.  3m  Dep.  (gute: 
Gvreur  mit  10,000  Sin».  3m  Dep.  9*ieber;©eine: 
9touen(f.  b.);  #avre  be  ©race,  eine  befeftigte  ©eeflabt  an 
ber  SRünbung  ber  ©eine,  mit  30,000  Gin».,  von  »o  au3 
Kampfs  unb  ^acfetboote  nacb  allen  2Beltgegenben  ausgeben, 
unbDteppe,  gleichfalls  eine  ©eeftabt  mit  20,000  Gin»,  unb 
»abtreiben  gabrifen.  3m  Dep.  SDrne:  Alcnron  mit  14,000 
Sin»,  unb  vielen  gabrifen.  3m  Dep.  2» a penne:  2aval 
mit  10,000  Sin»,  unb  verfebjebenen  gabrifen.  3m  Dep. 
SDfapenne  unb  fcoire:  AngerS  mit  30000  Gin».,  bat  em 
gclfenfcbloß,  große  ©chieferbruebe  unb  Slfineralauellen.  3m 
Dep.  ©artbe:  8e  SWanö  mit  20.000  Gin».,  bat  glaggen= 
tuetj»,  Rapier;  unb  23atbötucbfabrtfen.  3m  Dep.  Gure  unb 
ßotr:  GbartreJ  mit  15,000  Gin»,  unb  einer  frönen Äatpes 
brale.  3m  Dep.  Sottet:  JDrleanS  mit  40,000  Gin».,  an 
ber  2otre,  über  »elcbe  eine  föSne  Brücfe  fübrt.  Die  uns 
vottenbete  perrlicbe  Äatbebrale  jcicb.net  fieb  unter  ben  52 
Äircben  ber  ©tabt  auö.  Diefelbe  bat  me&re  »iffenfcbaft> 
liebe  Anftalten,  wichtige  ©eibenfabrifen  unb  ift  berubmt 
burcp  bie  Belagerung,  in  ber  fie  burcp  3eanne  b'Ärc 
(f.  b.)  1429  bereit  »urbe.  Gin  Dcnfmal  erinnert  an  bie 
3ungfrau  von  SDrleanö.  3m  Dep.  Soir  unb  Cber:  SBloi« 
mit  15,000  Gin».,  einer  langen  Brücfe  über  bie  ?oire,  an* 
febnlicpen  gabrifen  unb  -öunbel  mit  SBolle  unb  SBcin,  unb 
S3enbome  am  8oir,  mit  7500  Gin»,  unb  großen  .f>antfdm!>= 
fabrifen.  3m  Dep.  3nbre  unb  Soire:  SEouri  mit  23,000 
Gin».,  liegt  in  einer  berrlit^ert  fruchtbaren  ©eaenbf  bem 
©arten  von  granfreieb.  ©ie  ijl  ber  ©ü>  eined  Grjbifcbofö, 
ifl  febon  gebaut,  bat  namentlich  eine  febone  Äatbebrale  unb 
eine  berrltebe  Brücfe  über  bie  goire;  auch  ifl  fie  reiet)  an 
»iffenfcbaftlicben  Anftalten.  3m  Dep.  beiber  ©evreS: 
9tiort  mit  15,000  Gin».,  gabrifen  unb  Bleigruben.  3m 
Dep.  SBienne:  ^poitierS,  einfi  $auptflabt  von  ^ottou,  mit 
22,000  Gin».,  bat  eine  jurifrifebe  Afabemie  unb  anbere  »if» 
fenfcbaftlicbe  Anftalten,  celtifepe  3Cltertbümcr  unb  gebirt  ju 
ben  dltcften  ©tdbten  beS  Sieicb«.  3ra  Dep.  Snbre:  Gba; 
teaurour  mit  11,000  Gin».  3m  Dep.  Greufe:  ©ueret  mit 
4000  Gin».  3m  Dep.  Allier:  SDloulin«  mit  14,000 
Gin».,  ©tab>  unb  SNefferfabrifen.  3m  Dep.  £>ber:33ienne: 
SimogeS  mit  2fi/)00  Gin».,  bat  onfebnlicbe  ©ebdube,  unter 
benen  ftcb  bie  Äatbebrale  auö^ctebnet ;  auep  bat  fie  eine  '2t  fa; 
bemie,  ein  ©eminar,  eine  üBibliotbef  u.  f.  ».,  fo»ie  au^ge: 
breiteten  4>anbel  unb  berübmie  ^ferberennen.  3m  £)ep. 
9lt2vre:  Slever«  mit  16,000  Gin».,  bßt  gapence;  unb 
GmaiHefabrifen  unb  eine  febfne  Äatbebrale.  2£uf  ber  3nfel 
Gorfica  (f.b.),  welcbe  etn  eigneö  Departement  biftet,  bie 
£auptftabt  3f  jaccio  (f.  b.).  Die  tarnen  ber  alten  17  ©ro^ 
<provinjen  »aren:  3§le  be  grance;  9>icarbie  5  Gbampagne  mit 
Jörie;  Sponnai*  mit  IBourbonnai«,  Äuvergne  unb  3«arc$e; 
Bourgogne;  Daupbtnc;  Provence  mit  Crange,  Xvignon  unb 
SSenaifftn;  Cangueboc  mit  goir  unb  Kounillon;  ©upenne 


unb©o*cogne  mitSHmopn,  ©aintonge,  fi5eamu.  f. ».;  Dr» 
leannaiö  mit  SRaine,  ^era)e,  Xouraine,  3Cnjou,  $oitou,  Senp 
unb  9(ivernai«;  ©retagne;  9?ormanbie;  glanbern,  ^enne« 
gau  u.  f.  ».;  granebe  Gomte*;  Sotbringen;  Glfag;  Gorfica. 

Das  £anb,  roelcbeS  »ir  jefet  g.  nennen,  b»e0  im  Älter» 
tbume ©allien  unb  würbe  in  vierteile  getbeilt:  baö  ecl» 
tifebe  ©allien  nahm  ben  norbwejtL  ibcii  ^wifepen  ber 
©aronne,  ©eine  unb  bem  SOTeere  ein;  baS  belg.  ©allien 
umfaßte  ben  norb6(iL  Xhtil  }»ifcben  ber  ©eine  unb  bem 
Sibeine;  baS  narbonenfifebe  ©allien  war  ber  fütöfil. 
Sbeil  jwifeben  ben  Gevennen,  ben  ©eealpen  unb  bem  mit» 
tclldnb.  Speere,  unb  Aquitanien  i?ic»?  enbl.  ber  fubwefil., 
2»ifd)en  ber  ©aronne  unb  ben  Brenden  liegenbe  i£beii. 
Nah:  befannt  würbe  baft  8anb  erjl  feit  Gäfar'd  (f.b.)  ^eit, 
ber  bitr  i»ifcben  59  unb  49  v.  Gbr.  rom.  ©tattbalter  »ar. 
©d»n  bunbert  3ab"  »or  ibm  batten  bie  Körner  ba6  narbonen» 
ftfebe  ©allien  erobert;  er  aber  maebte  ganj  ©allien  jur  r6m. 
$rovin),  bie  ed  unter  ben  rom.  Äaifcrn  blieb.  3nnerpalb  400 
3abren  ge»6bnten  fiep  bie  ©aQier  nach  unb  naep  an  r6m. 
$errfcbaft,  ©pracbe,  ©itte,  Sieligion  unbdultur.  Tih  burcp 
ben Änfloß  ber  aftat.  ^»orben,  ber  Hunnen,  374  n. Gbr.  bie 
große  SBölf erwanberung  (f.  b.)  begann,  würbe  aua)  ©al» 
lien  von  ber  allgemeinen  ^Bewegung  berubrt.  Die  beutfeben 
S3ö(fer  brdngten  fup  nacb  323.  Die  Söejigotben  nabmen  baä 
Sanb  j»ifd)cn  ber  Soire  unb  ben  ^prenaen  ein;  bie  Sur» 
gunber  befc^tert  ben  9!aum  jwifefeen  ber  3ii>ont  unb  bem 
3ura;  bie  granfen  (von  benen  fpdter  ba8  ganje  2anb  ben 
tarnen  erbielt)  bemdebtigten  ftcb  beö  nötbl.  g.V,  unb  von 
Gngtanb  auf»  festen  bie  Briten  über  unb  ließen  fiep  im 
norbwefiliebfien  2beite,  in  ber  iegiaen  Bretagne,  nieber,  fo« 
baß  bie  Stömcr  nur  ein  fleine§  ©tuet  in  ber  2Rttte  ©al« 
lten§  behielten.  BergebenS  branaen  bie  »itben  ^junnen  un» 
ter  Attila  (f.b.)  über  ben  Stbein  in©aQien  ein.  Die  ver» 
einigten  S36lfcr  maßen  ftcb  mit  ü)nen  in  ber  blutigen  ©cplacbt 
bei  6bölon3  an  ber  fföame  unb  jwangen  fte  451  »um  Äücf» 
juae.  Gine  große  Um»anb(ung  erhielt  ©aDien  oureb  ben 
maebttgen  Gröberer,  ben  granfenfönig  Globmig  (f.b.)  au* 
bem  Jt6nig§gefcb(ecbte  ber  SRerovinger,  weuber  von  482—511 
regierte  unb  babureb,  baß  er  ben  St&mtm  ibre  lefetc  83«* 
ftöung  in  ©allien  nabm,  bie  Alemannen  am  JKbein  befiegte, 
bie  SBefigotben  unb  Burgunber  einfcbrdnfte  unb  bie  anbern 
frdnf.  ©tdmme  am  SRieberrbein  ftcb  unterwarf,  ber  Stiftet 
be$  großen  granfenreiebd  würbe,  ©o  rob  bie  granfen  aueb 
bamalö  »aren,  fo  »urben  fte  boeb  nacb  unb  naebbureb  bie 
cbrifllicbe  Religion,  welcbe  Globwig  496  annabm,  geftttetet 
gemacht.  92act)  G(ob»ig'd  Sobe  verfiel  bie  9Juut :  ber  frdnfL 
^i^nige,  benn  feine  ©6l>ne  jerfplitterten  biefelben  burtbXbeU 
(ungen,  noeb  mehr  aber  babureb,  baß  fie  ihren  .Kriegern 

©tuefe  8anbe3  mr  Benutsuna  überaabert  Daburdb  wuebft 
ba5  Anfeben  biefer  f6n.  Eeute  (SeubeS),  bie  balb  ba&  Gtb* 
rcdjt  auf  bie  ibnen  überlaffcnen  Sdnbereten  anfpracben.  Be= 
fonberd  mdebtig  aber  »urben  bie  Anführer  ber  geubed,  bie 
SRajoreS  DomuS,  beren  Anfeben  balb  baS  ber  Stivigt 
überfhablte.  DaS  Öfeicb  jerfiel  in  breideeiepe:  Au^rafien 
an  ber2Jcaa§  unb  bem  9?beine,  92euftrien  im  norbroejU.  g. 
an  beiben©eiten  ber  ©eine,  unb  Burgunbien,  ben  fubofiL 
Sbeil ;  balb  »urben  aber  bie  beiben  lefctern  vereintat,  fp» 
baß  nur  noeb  bie  beiben  großen  9?eicbe  9ceuflrien  unb  Auflra* 
ften  übrigblieben,  beren  jebe*  einen  befonbern  SRajor  Dornum 
Ijatte.  Unter  ben  mächtigen  SJeaiored  Domud  jeiepnete  uefa 


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Frankreich 

$i9\n  von  £eriflal  fo  <iu5,  baß  er  alleiniger  9Rajor 
£omuS  würbe  unb  ber  Äönig  neben  ihm  in  ben  ©chatten 
trat  9tocb  höher  (lieg  baS  Änfeben  feine?  «ohne»  Äarl 
Öjrtell,  ber  ficb  jum  ^erjog  oon  SReuflrien  machte,  bie 
ärdoer,  welche  732  unter  ihrem  Äbalifcn  abborrabman 
über  bie  Brenden  gekommen  waren,  in  einer  großen  c  . 3  bt 
bei  JJourS  beilegte,  unb  nach  beS  febwacben  ÄönigS  $obe  bem* 
jettai  uier  Safere  lang  Feinen  SRadnolger  gab,  inbem  er  ofene 
fjn.  Site!  bie  Siegierung  allein  führte.   2US  itart  SOfartell 
741  geworben  war,  traten  feine  ©öbne,  Äarlmann  in 
Lujrrafien  unb  ?>ipin  ber  Äurjc  in  itteufrrien  an  feine 
Stelle,    (gif  3al)te  regierte  f)ipin  alS  SKajor  DomuS,  bann 
befcblof)  er,  naebbtm  Äarlmann  9?iöncf>  geworben  war,  auch 
tat  ton.  SHatnen  ju  fuhren.   9Rit  XJorwi|fen  beS  Q)apfted 
i'itJtc  er  fren  legten  merovingifeben  Äönig  6b  Üb eridj  HL 
inj  Älofler  unb  err)ob  fitfe  unb  fein  #au3  762  auf  ben 
2bron.    SJon  ihm  flammt  bie  JDpnaflie  ber  Äato» 
linger,  bie  in  g.  bis  987  regiert  bat.   Stach  ^ipin'S  SEobe, 
7tV3#  befrieg  Äatl  ber  ©rofje  ben  JEferon,  ein  SRann, 
batt$  beffen  geijlige  Äraft  unb  weltliche  SJcadjt  bie  3ufunft 
(ruropaS  befitmmt  würbe.  er  maebte  bem  Songobarbenrcicbe 
vjnbe  unb  »ereinigte  eJ  mit  bem  feinigen,  bejwang  naefe 
.ihrigem  Äricge  bie  unbänbigen  ©achfen,  hehnte  fein 
.ia>  biä  an  ben  ebro,  bic  eiber,  bic  JKaab  unb  bie  &i: 
ber  au5,  »erbanb  bie  oerfebiebenartigen  Golfer  ;u  einem 
(Samen,  erneuerte  bie  Sßürbe  eines  röm.  ÄaiferS  unb  maebte 
Künfte  unb  2ßiffcnfd;aften  in  feinem  Sfcicbe  feeimifeb.  (25. 
.Rat»  beröJtofie.)   ZU  et  814  ftatb,  fanf  bie  SRaebt  bet 
.Karolinger  jufebens  bureb  bie  Schwäche  feine?  SohneS  Sub* 
ig  beSgrommen  unb  bie  Uneinigfeiten  ber  Söhne  Sub« 
wig  I  unter  ficb  unb  mit  bem  ÜSater.   2lud)  nad>  bem  £obe 
tluowig'e»,  840,  würbe  ber  SJruberfrieg  fortgefefct,  bis  ber 
öertrag  von  SUerbun  843  jebem  ber  brei  Siruber  ein  eignet 
öefi^tbum  feflfe&te.   Deutfcblanb,  Italien  unb  g.  würben 
neinanber  getrennt,  baS  große  fränf.  flicieb  löfle  ficb  auf 
unb  bie  ©efcfeicbie  g.'S  alS  cineS  abgefonberten  ÄönigreicbS 
mt  mit  ienem  Vertrage  von  SSerbun. 
£urd)  jenen  »ertrag  fiel  g.  Äarl  bem  .Rabjen,  843 
—77,  |u,  einem  ruhmlosen  Äönige,  beffen  SWacfet  im  3n< 
cm  befto  mefer  verfiel ,  ie  mehr  er  nach  Erweiterung  beö 
.  S)i  jrrebte.   Gr  rip  bie  $rooence,  halb  Sotbringcn,  ju> 
it  fogar  Italien  unb  bie  Äaifenoürbe  an  ficb,  unb  boeb 
iupte  er  feinen  großen  S3afaQen  eine  Urfunbe  auSflellen, 
ceren  Zaubereien  unb  2tmt*fieIIen  »om  SJater  auf  ben 
:i  erben  füllten,  wobureb  bie  ©ewalt  beö  Jlönigs  Pom 
.len  feiner  ©rejjcn  ganj  abhängig  gemadjt  würbe.  iJu- 
.iA  bauten  tiefe  fefle  S3urgen,  angeblich  jum  Sd)u(}  ge» 
:  tie  'Unfälle  ber  Tormänner,  bie  um  biefe  3fit  ibrt  2tn» 
it  ge^cn  bie  .Rufie  ju  machen  anfingen,  ctg ent lieb  aber 
^rofc<  gegen  ben  Äönig.    Unter  Äarl  oerbreitete  ficb 
..i  tie  frari3-  Sprache  über  ganj  g.,  bie  man  bisher  nur 
'  ^cuftrien,  im  roejll.  Sbeiie,  gerebet  hatte,  weil  man 
:  ihrer  bei  ^>cfe  unb  in  ben  öffentlichen  S3erbanb(ungen 
.nte.  Siori;er  hatte  man  ficb  meifl  ber  beutfdjen  ©pradje 

ne  Äraft  unb  Änfeben  regierten  nad)  Äarl  bem  Staty 
^^Htt  @obn  unb  jroei  Qattl  3>a  riefen  bie  franj.  ©ro: 
f.en,  in  ber  Hoffnung,  beffer  regiert  ju  werben,  ben  Äaroj 
L:ager  Äarl  ben  Dtcfen,  ber  Äömg  in  £)eutfcblanb  unb 
ein  Urenfel  Uubwig'ö  be$  grommen  war,  auf  ben  ftanj. 


Frankreich 

2R)xon.  <5o  würbe  noch  einmal  bie  äerrfebaft  SUttl'i  bti 
©rofjen  m  ibtet  ganzen  2»u$bebnung  ^ergeftettt.  Kbet  bie 
3eit  bet  Regierung  btefeJ  Jt6nigJ  war  etne  böcbft  unglücf* 
liebe.  Sr  war  obne  Siegententugenben,  ohne  ©eiftefifraft, 
vielleicht  auch  ohne  ben  äQiQcn,  feine  galtet  glücfiicb  ui 
machen;  baju  Famen  bie  Setheetungtn  bet  frort j.  Äüften 
burrf)  bie  Tormänner,  bie  bis  sJ>ariä  oorbrangen.  3»  £)eutfct)> 
Ianb  feilte  man  Äarl  887  ab;  ing.  gefeberf)  btes  jwat  nicht, 
aber  man  fragte  nicht  mebjr  nad)  iljm.  iöjtrgunb  (f.  b.) 
trennte  ficb  oon  g.  unb  al$  Äarl  bet  3>ide  888  flarb,  übers 
trugen  bie  franj.  ©rofjen  bem  ©rafen  oon  $ari$  £)bo  ober 
dubo  bie  Ätone;  boeb  f ehrten  fte  nachher  jum  Äarolingi: 
feben  Äaufe  jurücT  unb  erfannten  Äarl  ben  einfältigen 
ali  Äonig  an,  beffen  S3einame  ^in(anglid)  feine  jDbnmacbt 
bejeiebnet  2>it  SRormdnner  festen  ibre  Einfalle  fort,  bii 
Äarl,  um  Mube  pot  ihnen  iu  baten,  ben  triegerifd;cn 
^duptling  betfelben,  {Rollo,  jumSibam  annahm  unb  ihm 
bte  ÜRormanbie  als  itbn  übergab.  6benfo  elenb  war  bie 
Regierung  beS©obneS,  beS@nFelS  unb  beS  UrenFelS  Äarl'*. 
£)a$  febwacb.  e  ÄdnigSbauö  ber  Äatolinget  würbe  nur  gebuU 
bet,  aber  bie  SRacbt  lag  allein  in  ben  jpdnben  bet  mächtigen 
SJaf allen.  2(16  abet  987  Äatl  beS  einfältigen  Urenfel,  üub, 
wig  V.  obet  bet  gaule,  flatb,  gelang  eS  $ugo  (Sa* 
pet,  bem  mächtigen  ©rafen  Pon  ^)ariS,  ficb  jum  Äönige 
ju  erbeben. 

©o  ging  ba§  ©efcblcdpt  Äatl'S  beS  ©tofjen  987  in  g. 
unter  unb  baS  £>auS  bet  Gapetinget,  ton  welchem 
noch  beute  bie  Äonige  pon  gtantreieb,  ©panien  unb  ytea= 
uel  abdämmen,  beflieg  ben  franj.  Sti)ton.  Anfangs  befferte 
fich  babureb  bie  Sage  g.'S  wenig ;  bic  SBafaHen  waren  mdcf)> 
tiger  als  bet  Äönig,  ben  fte  alS  ihres  ©leteben  betrachteten; 
3'eber  fuebte  nut  feinen  Ginflufi  \u  vermehren,  unbefümmert 
um  baS  SBohl  beS  föolfeS,  nach  welchem  9liemanb  fragte. 
91  och  oerwidelter  würben  bie  äkrbältmffc,  als  ber  {)ertog 
ber  'Dcormanbie ,  2ßilhelm  ber  eroberet,  englanbS  ft<b 
bemächtigte  unb  biefer  fran).  üafaU  nun  machtiget  als  fein 
ÜchnSherr  würbe.  £)ie  Qapeting.  Äönige  gingen  jundchfi 
barauf  aus,  bie  9Racbt  ber  Übermut ljigen  ©tofjen  ^u  bte* 
eben,  einen  gtofjen  Schritt  bi«rut  that  2ubwig  \L  ber 
DicFe  (fl.  1137),  beffen  weifer  äßiniflet,  ©uget,  2lbt  »or» 
St. Denis,  bem  Äintge  rictb,  ben  Seibeigenen  auf  ben  Un. 
©ütern  bie  greibeit  ju  geben  unb  ben  ©tdbten  Vorrechte  ju 
ertbcilen,  woburd)  baS  F6n.  2(nfeben  bebeutenb  gewann  unb 
bie  SSafaflen  genöthigt  würben,  ihren  Unterthanen  ähnliche 
greibeiten  ju  bewilligen.  Defto  mehr  tetlot  g.  unter  bef* 
fen  ©ohne  Subwig  VII.,  bet  einen  nachtheiligen  Ärcuj» 
jug  unternahm  unb  fich  unflugerweife  oon  feinet  gtau  Qlto* 
nora,  bet  S3eft^erin  oon  ©upenne,  fchieb,  bie  nun  ben  mächti- 
gen franj.  SJafaHen,  ^einrieb  gjlantagenet,  Jjjetjog  bon  2tniou, 
SRaine  unb  9lormanbie,  beiratbete,  welcher  Äönig  oon  eng* 
»anb  würbe.  DaS  Streben  bet  franj.  Äönige,  bie fBeft&un< 
gen  bet  englänter  in  g.  an  fich  ju  reißen,  führte  lange  3tit 
pinbutd)  bartndcFige  Äriege  f) erbet;  njerft  unter  Philipp  IL 
Äuaufr,  1180—1223,  welcher  3RietbStruppen  einführte, 
bie  englänbet  in  einet  großen  ©cblacbt  bei  JBooineä  1214 
befiegte  unb  mehre  engl  ^rooinjen  in  g.  an  fich  riß.  £)a* 
gegen  wütbeten  et  unb  fein  Sohn  Subwig  VI1L  gegen  tbre 
eignen  Untertbanen,  inbem  fte  aus  falfchem  SeeltgtonSeifet 
bie  pon  bem  Eircblicben  ©lauben  abweidbenben  2llbigenfet 
im  fübl.  g.  mit  ©raufamf eit  oerf olgten.   einen  großen  gort: 


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Frankreich  § 

fchrirt  mochte  We  !6n.  SRacbt  unter  Philipp  IV.  bem 
Schönen,  1285—1314,  ber  mit  fraftiger  $anb  ben  Xrt. 
mogungen  beS  'Äbclä  wie  ber  ©eiftlicbfeit  entgegentrat  unb 
bat  ffiurgerjtanb  begjut|rigte,  beffen  2tbgeorbnete  er  a!3  brir= 
ten  *5tanb  ju  ben  Reichstagen  juließ. 

«Kit  feinen  brei  ©öbnen  jlarb  1328  ber  .öauptftamm 
ber  Gapetinger  aus  unb  bie  Nebenlinie,  bal  4>aui  ©a» 
(oll,  1328—1689,  besieg  mit  9>t>i Ii f>p  VL  ben  MMR. 
Sogleich,  erneuerten  ftch  n>iebec  bte  .Kampfe  mit  (Jnglanb, 
benn  ber  itönig  biefel  fcanbel,  (Jbuarb  III,  war  ein  Sohn 
btr  Softer  fbilipp'l  bei  Schönen  unb  machte  all  foleber 
Jinfprüdje  auf  ben  franj.  Ztycon.  Diefe  Jtriege  waren  für 
%.  febr  unbeilbringenb.  3n  ben  großen  Schlachten  bei  Green 
1346,  bei  «Raupertuil  1356,  wo  Jtönig  3obann  von  g., 
$bt«>P'*  Sohn,  fogar  in  engl,  ©efangenfehaft  gerteth,  fant 
bie  »lüte  ber  ftanj.  Rittcrfcbaft,  wabrenb  feefe  Vollauf« 
wieglet  ftch  gegen  ben  Kegenten,  bei  jWnigl  Johann  Uta 
ften  ©ohn,  erhoben,  unb  unbejablte  Solbatenhaufen  (bte 
SRalanbrinen  ober  Jtamerabfchaften)  bal  Sanb  »tunbernb 
burebiogen.  Unter  SobamV«  Sohn,  Jtarl  V,  bem  2öei. 
fen,  1364—80,  würbe  bie  Sage  bei  ganbei  in  jeber  93«* 
uebung  verbeffert,  befonbert  burch  ben  frieglerfabrnen  Son» 
netable  ©ertranb  bu  ©ueSclirt,  ber  ben  Cngldnbern  ihre 
(froberunaeit  wiebet  abnahm.  Defto  tiefer  fanf  bal  Reit» 
unter  Äarl  VI.,  1380—1422,  ber  all  Äinb  ben  STbron 
besieg  unb  unter  welchem  bie  3>arteifampfe  ber  Käufer  SJur« 
gunb  unb  jDrteanl  entbrannten,  bte  Sngldnber  nach  ihrem 
großen  Siege  bei  Äjincourt  (1415)  ben  größten  Sbcii  g.'l 
einnabmen  unb  felbfi  bie  Jtonigm  Sfabeau  ihren  eignen 
Sohn,  ben  Dauphin  (Thronerben)  Äarl,  verließ  unb  fW) 
ben  (frtgldnbem  anfchiofj.  Der  fchmdhlicbe  Vertrag  von 
Dropes  (1420)  foOte  R.  an  bal  engl.  Jtdniglbaul  brtn* 
gen.  Da  rettete  bte  (hfcfreimmg  ber  Jungfrau  von  Dr» 
teanl  (f.3eanne  b'«rc)  1429  ben  bebrdngten  Jtarf  Vit; 
bie  ©ngtdnber  verloren  ihre  SBefiftungcrt  in  ff.  bil  auf  (Sa* 
lail,  unb  bic  JÄube  nad)  außen  erlaubte  bem  feb lauen  8 u  b  • 
wig  XI.,  1461—83,  auf  (Erweiterung  ber  ton.  ©ewalt  ju 
benfen.  SBie  W^VP  ©<höne,  nur  in  größerm  SNafj; 
flabe,  weil  bie  Seiten  ihm  günfKger  unb  feine  Ärglift  groger 
war,  brüefte  er  bie  großen  VafaÖen  ju  untertbdnigen  Die> 
nern  herab,  inbem  er  abmechfelnb  ©ewalt  ober  £ift  anwen» 
bete  unb  bal  SBolf  mehr  hob,  fobaß  er  all  ber  eigentliche 
Sßiebrrberficllct  ber  (6n.  ©ewalt  ju  betracijten  tf^.  JBei  J?arl 
bei  Jtübnen,  ^»erjogs  von  Stargunb,  Sobe  riß  er  einige 
burgunb.  ?)ro»injcn  an  ftcb  unb  hinterließ  &  fo  rräftig,  baß 
feine  Nachfolger  im  ©tanbe  waren ,  an  droberunaen  tn  3ta« 
lien  ju  benfen.  SRIt  feinem  ©obne  Jtarl  VIU.  flarb  bte 
Äaupttinie  ber  «aloil  aul  unb  bie  Kegierung  ging  mit 
fttbwig  XII.  auf  bal  ^>aul  jDrleanl,  einer  ©eitenlinie 
ber  Baloil,  über. 

granj  I.  (f.b.),  1515—47,  ber  3eitaenoffe  bei  gro* 
ßen  Jtaiferl  Äarl  V.,  mußte  biefem  in  ber  »Bewerbung  um 
bie  beutfebe  Äafferfrone  naebfleben,  bafjer  bie©ferfucbt  jwU 
(eben  IBeiben,  turch  welche  vier  Jtrtege  hervorgerufen  wur< 
ben,  bie  im  ®anjen  jum  Kao)tb.eil  Ä.'l  enbeten.  Dagegen 
erfreute  fieb  biefel,  naebbem  bie  Jtrtege  mit  dnglanb  erio» 
feben  unb  bie  le^te  engl.  JBeßfeuna  in  bie  $eftung  (Sa* 
bril,  erobert  war,  ber  8hn)e  im  sinnern  unb  bte  (6n.  ®e» 
walt  würbe  unumfeferanft.  %ber  fc^on  unter  ben  Kegierun> 
gen  bei  folgenben  JS6nigl,  ^einrieb a,  1547—59,  um> 


B  Frankreich 

fehter  btei  ©o|ne,  franj  H.,  Ä«rr  Et  tmb  Aein. 
riä)  ffl^  1559-89,  würbe  Wt  imtete  3ftn)e  bureb  bte  Ber« 
folgungen  b«  ÄnbAnget  ber  reformirte«  8eb.re,  ber  &u$c- 
netten ,  geft6rt.  SBabrenb  bal  ^HtuS  ©uife  an  ber  <§ptt>c 
ber  fathPlifcben  Partei  flanb,  würben  bie  Augenottm  von 
bem  4>aufe  öonbe*  vertreten.  Kadjbem  ber  £of  unter  Jtarl IX. 
btei  KeligionSfriege  gegen  bie  Hugenotten  gefatyrt  t)attc, 
Obne  fie  n  er  nicht  cn  w  fönnen,  würbe  auf  'Änftiften  bet  Ai^ni^ 
gtn  Butter,  ber  ntcbtlwurbigen  itat^arina  von  !Kebici,  bte 
vrmorbung  fammtlicber  Hugenotten  in  ber  blutigen  jBarfyolc' 
mÄulnatbt  1572  (f.  S3iutt)ocr>$ett)  befebloffen  unb  jum 
%\)til  ausgeführt.  Die  ©träfe  für  biefe  ®reuetn)at 
v>icl;aliriote  Unruhen ,  in  welche  ba8  8anb  burd.)  bie  f)artciun' 
gen  ber  ®ro^<n  gejrörjt  würbe.  Die  ©irten  verfielen  ju' 
febeul,  «änfefuebt  verbrdngte  allen  ©inn  für  moraltfcbi 
®r6ßej  bie  gamilie  ber  ©uifen  fhebte  nach  ^tHftafl 
unb  bte  betben  KeltgtonSparteien  fAmpften  gegenetnanber 
all  bie  Verwirrung  ihren  tjodjflen  ©rab  erreicht  hatte,  wurti 
fieinriö)  HI.  von  einem  fanatifehen  2RJnche  buro)  einet 
SRefferfhd)  ermorbet. 

Wa  Heinrich  III.  ging  bie  Kegteruna  ^um  Hau^' 
«Jourben  über.  Der  treffltd>e  H«inri<h  Iv.  (f.  b.),  158« 
—1610,  bejrieg  ben  JKfnvn;  boch  Mmpfjte  gegen  ihn,  bc; 
ehemaligen  H"8fn"tten,  bie  von  ben  ©pamern  unterftüt't 
fatholifd>e  Partei  fo  lanae,  bil  et  ftcb  mit  bem  Zapfte  au* 
fobnte  unb  halb  mit  Sift,  t)atb  mit  ©eroalt  ^aril  einnahm 
<?f  heilte  bann,  von  bem  watfern  ©uttn,  feinem  SKinifier 
unttrfru|t;  bie  SBunben  bei  i*anbel  burch  weife  ©efe&c 
burch  treffliche  «erwaltung  ber  fjtncnjen  unb  burch  S5c!e 
bung  ber  ©ewerbe  unb  bei  4jwnM*-  Dal  fchinffe  Denf 
mal  aber  fefete  er  [ich  1598  burch  bal  &\a  von  Kantet 
bureb  welche!  er  ben  Hus«totten  gleiche  Rechte  mit  ben  Äa 
tholifen  ftcherte.  ©eine  (frmorburtg  burch  KavaiHac  macht 
fetner  glücf liehen  Regierung  ein  dnbe,  bie  ben  granjofe! 
um  fo  fegenlreicher  erfchien,  ba  bie  folgenbe  feintl  ©ohne 
8ubw  XIII.,  1610—43,  öberaul  nachtheiltg  war.  Di 
aanje  Verwaltung  würbe  burch  feine  ÜRutter,  Sraria  vo 
SRebici,  welche  vier  Sabjre  rang  bie  Kegentfchaft  fütjrti 
jum  Kachtheil  bei  Reich!  verdnbert.  TClt  Bubroig  bie  9J« 
gierung  felbfl  übernahm,  würbe  eS  noch  fehlimmer;  jroa 
verfammelte  er,  jum  lebten  9tale  bil  jur  Revolution,  bi 
ReichSfiönbe  1614,  aber  ohne  baß  etwa!  ©utel  bewirf 
würbe.  6r  ließ  ftch  von  ©ünjTlingen  leiten  ^  beren  einer  bc 
anbern  ftünte,  bil  enblia)  ber  febtaue  Garbinal,  Qvcioq  vo 
Richelieu  (f.b.),  ben  9>(a|  behauptete,  1624—42.  © 
groß  auch  ber  SBerftanb  biefel  SRannel  war,  fo  fehlte  iht 
boch  bie  (Jrfenntniß,  baß  nur  burch  bie  2Bahl  offener  un 
rechtlicher  «Rittet  bal  ©lücf  ber  ©taaten  wie  einjelner  SWct 
fchen  gef6rbert  werben  fdnne.  Qi  gelang  ihm,  bie  fön.  © 
walt  unabhängig  \u  machen ;  bie  ©roßen  würben  burch 
richtunaen  felbfl  folcr/er,  bie  fich  gegen  Richelieu  verfcbworei 
gebemüthigt  unb  eingefchüchtert,  bie  ReicbSfranbt  allel  Cii 
Puffe!  beraubt  unb  nicht  mehr  verfammelt,  unb  bie  9>arii 
.  mente,  bie  unter  ben  lefetvorhergebenben  Regierungen  ftch  ' 
bie  Verwaltung  gemifcht  hotten,  in  ihre  ©ebranfen  jurfit 
gewiefen.  Um  bal  §aat  jDjtrei*  iu  fehrodehen,  ließ  ft 
Richelieu  wctbwnb  bei  breißtgidhrigen  JtriegS  mit©cf;roebi 
unb  ben"  anbern  ©egnern  bei  Äaiferl  in  öerbtnbung  et 
unb  feitbem  erfühnte  pch  in  aUen  Angelegenheiten  2)eutfd 
lanb!  mitjufprechen. 


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£imj  Kicbelicu'S  iRacbfolger,  9Ra$arin  (f. b.)  würbe 
nibrab  ber  ^inberiAbrigfeit  gubwig  XIV.  (f.  b.),  1643 
—1715,  bit  Strwirrung  noch  großer.   d»ar  woflttn  ber 
•Jtoüw  unb  bie  .Königin  SRuttcr,  Änna  von  £|trcicb, 
:a  Sdjre  fflicbtlieu'S  fortregieren ;  ba  ibnen  aber  biefcß 
Sund  Sejftesüberleqenbcit  fehlte  p  fo  erhoben  fid)  mehre 
'5rc§«,  ber  j>rinj  von  Gonbe  an  ber  Spifce,  bilbettn  eint 
miifrrige  flartti,  bie  gronbe  (f.  b.),  unb  beunruhigten 
l  jtbn  3abr<  lang,   Selbfi  in  ben  Straßen  von  $ari6 
■arte  Slut  vergolten.   Dennoch,  behauptete  ficf>  SRajarin 
:  j  an  feinen  3ob  1661,  wo  er  g.  innerlich  beruhigt  unb 
va  aufen  gefürchtet,  bem  jungen,  ehrgeizigen,  bcrn'cbuicbti; 
ja,  alanjliebenben  Äönige  joirüdflitß,  ber  mit  göttlichem 
flf&f  tüchtige  3Ränner  ju  Aufführung  feiner  9-Mäne  aufjufinben 
Mrfttb.  Der  große  2Rtnifier  Golbert  orbnete  bie  ginanjtu, 
fcfc  bit  ©ewerbe  unb  ben  #anbel,  unb  wußte  babureb  bie 
canraen  berbeijufeberffen,  bie  ber  Äönig  ;u  Ausführung 
bjttarr  Sauten,  eine«  gldnjenbcn  Jpofjtaats  unb  feiner 
jtrujt  btburfte,  wäbrenb  ber  Jtriegöminifter  gouvvid  bie 
iriaj.  $cere  furchtbar  machte.   fluch  Ju'mfte  unb  äßifferu 
jwkn  bobtn  fid)  unter  mächtiger  öegünftigung  brt  Jfcö« 
sr?i.   Äber  tbeilS  hafte  bae  unfittliche  geben  be*  itönig* 
fflf  ba  BerfaU  btr  Sittlichkeit  ber  granjofen  ben  nacbtbeu 
#ta  ginjiuß,  tbeilö  erfeböpften  bie  fünf  Kriege,  weicht 
»ig  mit  Spanien ,  ben  SRieberlanben,  (Jnglanb,  Deuifd): 
unb  jDjheich  führte,  bie  Juane  bed  ganbcS,  unb  cnb-- 
•;rrutben  nach  ßolbert'8  Jtobe  (1683)  bie  ginanjen  in 
83erfaQ.   jjwar  vergrößerte  gubwig  ftin  ganb  tureb 
leiner  .Kriege,  aber  in  bem  legten  berfelben,  bem  fpan. 
€ifrf^tfritge,  1701 — 13,  gerictb  tr  in  folchc  sJiotl> ,  baß 
"reit  war,  alle  Eroberungen  herau§jugcben,  wenn  man 
i  ben  ^rieben  hatte  bewilligen  wellen,  unb  nur  hurch 
u  glüefliche  Scrdnbcrung  ber  Umfiänbe  gelang  eS  ihm, 
mdjt  nur  aud  btr  JBerlegcnbeit  ju  befreien ,  fonbern  fo« 
[  mntn  Cnfel  Philipp  von  flnjou  auf  ben  fpan.  Sbron 
ut  bringen  unb  bie  franj.  (Brenden  u:  erweitern,  dennoch 
tateäef  er  baS  Äcicb  in  einem  erschöpften  äuftanbe:  ber 
innere  ffiobljianb  war  Cabin,  bit  Untertbancn  feufjten  unter 
taft  btr  Abgaben  unb  ber  2ßiUf  ür  ber  SJeamten ,  iebe 
esur  wn  greibeit  unb  SJollövertretung  war  verfebwunben 
•  bit  StaatSfdjulb      einer  foldjen  Jpöhe  geftiegen ,  baß 
■-  ibrer  Crlcbigung  wenig  Jpoffnung  war.   Daju  tarn,  baß 
tubtrig  turch  bie  Aufbebimg'  bcö  Gbictö  von  Nantes  (1685), 
±>er  ihn  fein  äSeicbtvater  unb  bie  ÜRaujuife  von  äRain 
oen  verleitet  hatten,  unb  burch  bie  Verfolgung  ber  iHefor- 
«ina  eitle  Saufenb  fleißiger  gamilicn  }ur  Xu^wanberung 
Sin  hotte.   Jpanbel  unb  SBanbel  waren  inö  Stocfen 
t,  unb  bic  fran}.  Seemacht  war  1692  burch  bie  (Sng- 
auf  lange  3eit  jerftört  werten. 

XIV.  Urenfel,  gubwig  XV.,  17 15  — 1774, 
bie  Hoffnungen,  bie  man  (ich  von  feiner  öut- 
gemacht  hatte.   i)ic  erften  acht  Jahre  führte  ber 
von  Drlcans  bie  JRegcntfchaft ,  beffen  unverfchämte 
Weit  bic  franj.  Sitten  noch  mehr  vergiftete.  @3 
beffer  werben  ju  wollen,  nacht  cm  ber  Aönig  bie  Btu 
felbft  übernommen  f^atte  unb  ber  Siegent  in  benu 
geftorben  war.    .Such  ließ  bie  SBabl  bei  fteb= 
gleurp  (f.  b.)  jum  erften  SMinifier ,  welche  Stelle 
17  3at>re  lang  behauptete,  ©ute8  t)offcn.  gubwig 
imfang§  ftreng » fittlich  unb  glüeflich,  bid  er  verleitet 


V  Frankrelcli 

würbe,  fid)  eine  SRatrrefte  ju  nehmen.  Hon  ba  an  verfanf 
er  nicht  nur  in  große  Unfirtlichfeit,  fonbem  cerü>t  auch  aU 
(en  Öefchmai  an  ben  Kegierong6gefdt>äften,  bie  er  feinem 
SRinifter  allein  überlief.  9tad)b<m  mehre  2Raitreffen  nach- 
etnanber  ben  febwachen  Jtönig  geleitet  hatten,  bemächtigte 
fid)  feiner  bie  fcWaue  9JJarquifc  be  ^ompabour,  bic  ihn  von 
1744  bi«  an  ihren  iKob  19  3ahre  lang  beherrfchte.  9cad>* 
bem  Sf.  fid?  ohne  9toth  in  ben  öffr.  (frbfolgefrieg ,  1740— 
48,  gemifcht  unb  t>ier  jwar  }u  i'anbe  viele  SUertbeile,  jur 
See  aber  namhafte  SSerluftt  erlitten  hotte,  trat  eö  im  ?frtc- 
ben  von  flachen  ohne  Sanbeftgewinn  jurücf .  3Me  gortfehritte, 
welche  bie  gran^ofen  theiiä  in  ßftinbien,  noch  mehr  aber  in 
morbamerita  am  £oren)0,  jDt)io  unb  SRiffifippi  machten,  »er* 
wicfelten  fie  fieben  Jahre  fpater,  1765—62,  in  einen  fieben- 
fährigen  Seefrieg  mit  ßnglanb,  ber  ibnen  bebeutenbe  $Ber< 
lulle,  namentlich  ben  von  Ganaba  in  itmerifa,  im  ^rieben 
von  iontainebleau  1763  jujogen.  3u  berfelben  3eit  ließ  fid) 
£ubwig  auf  SSetrieb  ber  f)ompabour  in  ben  Siebenjährigen 
Jtrieg,  1756 — 63,  in  2>eutfcblanb  ein.  Subwig  oerbanb 
fidi  mit  fciftreich ,  auf  beffen  ©acht  $.  unter  ben  frühem  Sit- 
gierungen  eiferfüchtig  gewefen  war,  gegen  grtebrich  ben  @roe 
|en,  ber  ben  gran^ofen  mehre  empfin bliche  9cieberlagen  bei« 
bradte.  Zugleich  würbe  bie  Sehulbenla^  in<  Ungeheure  ver« 
mehrt.  %.  ging  mit  JKiefcnfchntten  feinem  SerfaQe  entgegen. 
Da»  Seifpiel  teS  Jpcfeö  witfte  nacbtbeilig  auf  bie  Sitten, 
unb  bie  Religion,  welche  allein  beren  Serfall  hätte  auf  hau 
ten  fönnm,  würbe  burch  bie  Schriften  SSoltaire'6,  £ibe* 
rot'ö,  b'2tlemberfd,  JKouffeau'6  u.'iL.  herabgezogen.  (Jnblid) 
fiarb  ber  allgemein  verachtete  gubwig  XV.  1774  unb  bin= 
terließ  feinem  Gnfel,  gubwig  XVL,  eine  Schulbenlaft  ton 
4000  SRiC.  «ivrrt. 

So  reblich  auch  ber  SBttlc  beö  jungen  JtönigS  war,  fo 
war  boch  bem  gefunfenen  Staate  nicht  burch  gelinbe  9RitteJ, 
fonbem  nur  burch  «ine  gänzliche  Umdnbemng  ber  beftebeiu 
ten  SSerfaffung  ju  helfen;  benn  bie  brüctenben  Abgaben  (a« 
fteten  nur  auf  bem  Üolh ,  währenb  ber  hohe  %btl  unb  bie 
Öeiftlichfeit  frei  bavoa  waren.  VSk  einträglichen  Stellen 
würben  nur  ben  bevorrechteten  gamiiien  übertragen  ober  an 
ben  SReifibietenben  verlauft;  bie  Abgaben  waren  ju  folcher 
^>öhe  geftiegen ,  baß  fie  nicht  mehr  gefteigert  werben  tonnten. 
2)a6  gemeine  jßolt  war  leicbrfmnig  unb  ftttenloö  unb  tonnte 
von  unruhigen  Äöpfen  leicht  ju  Unorbnungen  gemiäbraudpt 
werben,  wahrenb  fid)  im  SRittelfianbe,  wo  bie  größte  Ö3Ü= 
bung  ju  ftnben  war,  burch  baS  SBeifpiel  ber  iRorbamerirancr, 
an  beren  Softreißung  von  cjnglant  g.  lebhaften  "Änrheil  ge> 
nommen  harte,  3been  von  bürgerlicher  greibeit  unb  (Bleich^ 
hett  oerbreitet  hatten.  $oUnfche  SchriftfteUer  trugen  nicht 
wenig  ba)U  bei,  biefe  3teen  }U  verbreiten  unb  bie  ©abrang 
in  ben  ©emuthern  ju  vermehren.  Hit  ®ro#m  warm  (a#er> 
haft,  unb  man  hotte  fid)  unter  gubwig  XV.  gewöhnt,  bie 
tön.  SBürbe  ju  verachten.  So  einfach  ouch  eubwig  XVL 
felbft  war,  fo  bauerte  boch  bie  Serfchwcnbung  bei  &ofe  fort, 
weturd)  bit  Schuibtnlaft  noch  vermehrt  würbe.  2Dai  Solf 
fing  an  ju  murren,  allgemein  fehnte  man  [ich  nach  fjper 
Skränberung  ber  Dinge  unb  ber  gmangminißer  war  nicht 
mehr  im  ©taube,  3fatt)  ju  fchaffen.  3n  biefer  9loth  muri 
bm,  feit  163  Jahren  jum  erften  ÜRal ,  bie  «Rotabtln  1787 
verfammelt.  £a  fie  aber  eine  allgemeine  ©runbfteuer  ver< 
warfen,  bie  allein  hätte  retten  tonnen,  fo  bienten  fie  nur 
baju,  bie  ©ebrechen  be6  QtAati  noch  mehr  aufjubetfen. 


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Frankreich 

Da§  Serlangen  nach  iBerufung  her  9teicb*ftanb€,  bie  fett 
,  1614  nicht  verfammelt  gemefen  waren,  würbe  nun  immer 
größer.  Stocb  wiberfianb  bet  König;  ba  ober  ba«  Paria* 
ment  ftch  weigerte,  bie  »erlangten  neuen  ©teuera  ju  geneb» 
nrigen  unb  femer  ber  fcbneU  oufeinanber  folgenben  SRmifter 
Reifen  fonnte,  fo  fügte  fu&  enblicb  ber  König  auf  ben  fRatf; 
be«  2Jtinijter«  9tecfer  in  beren  83erfammlung. 

Xm  5.  SJtai  1789  verfammelten  ft*  bie  9teicb«jianbe  in 
SBerfaiöe«.  Durch  ben  SBefcbluß,  ben  ber  britte  ©tanb 
burthfefcte,  baß  nach  Jt^pfen  geftimmt  werben  follte,  würbe 
ba«  Übergewicht  beffelben  über  bie  ©ciftlicbfeit  unb  bei  »bei 
entfehieben,  befonber«  ba  ber  größere  ZW  ber  erflern  ju 
bem  JBürgerftanbe  übertrat  SBergeben«  befahl  ber  König, 
baß  nach  ©tänben  gefh'mmt  werben  unb  baß  jeber  ©tanb 
fieb  befonber«  verfammeln  foHte.  Euf  ©raf  SJtirabeau'«  SBor* 
fcblag  erflirte  ber  britte  ©tanb,  er  werbe  nicht  geboreben, 
unb  ba  nun  auch  mehre  vorn  2Cbe(,  ber  iperjoa,  von  jDrleait* 
an  ber©pi($e,  übertraten,  erfldrte  ftch  ber  britte  ©tanb  jur 
Siationalverfammlung  am  17.  Sun.  1789,  unb  ber 
erfebroefene  König  gab  na<$>.  SJtit  rafeber,  feefer  £anb  riß 
biefe  Stationalverfammlung  ba«  alte,  morfebe  ©ebaube  ber 
bi^erigen  fBerfaffung  ein;  waren  cd  aud>  SJtiSbrdudic,  bie 
maru  angriff  unb  verwarf,  fo  war  boeb  bie  ftürmifebe  Eile, 
mit  ber  man  verfuhr,  nicht  weife.  Die  Station  jerftel  nun 
in  jwei  Parteien;  bie  eine  fuebte  mögliebfi  viel  vom  Xlten 
erhalten  (bie  Xriflofraten),  bie  anbere,  bie  greunbe  ber 
Revolution,  alle«  Xlte  über  ben  Raufen  ju  werfen.  Der 
König  jog  20,000  9R.  in  ber  Sldbe  »on  Sparte  jufammen, 
vielleicht  nur,  um  ben  Ausbruch  von  Unruhen  ju  perbin* 
bem,  befcbleunigte  aber  benfelben  eben  babureh.  Ein  fürchters 
lieber  Hufftanb  brach  in  Pari«  Joe«,  bie  jum  ©taat«gefdngniß 
benufcte  fBafiitle  würbe  erobert  unb  gefcbletft  unb  ber  .Ron ig 
genötigt,  bie  Gruppen  ju  entfernen.  E«  würbe  eine  9la> 
tionalgarbe  unter  Safapette  errichtet  Die  Entfernung  ber 
©olbaten  beruhigte  enblich  ba«  SJolf,  unb  ber  iBefuch,  ben 
ber  König  am  17.  3ul.  auf  bem  8tatbb<*ufe  in  Pari«  ab» 
ftattete,  fchien  SJolf  unb  ^>of  au§geföbnt  jju  haben.  Doch 
ber  (Seift  ber  SBiberfefclichfert,  be«  gegenfeit  igen  Siistrauertä, 
be«  ^)a(fed  ber  untern  ©tdnbe  gegen  bie  \i$tm  war  einmal 
aufgeregt  unb  lief  ftdt>  nicht  bannen,  unb  bie  Unorbnung 
breitete  u'cb  über  ganj  au«.  Die  SBefanntmacbung  ber 
SRenfchen«  unb  IBurgerrecbte  burch  bie  Stationalverfammlung 
lief  fiel  ©ute«  hoffen;  aber  bie  übelverfianbenen  SBorte: 
©leiebbeit  unb  Freiheit  unb  bie  ^Bemühungen  be«  übelgeftmi» 
ten  $erjog«  von  Drlean«  vermehrten  bie  Verwirrung.  Die« 
fer  unb  anbere  ©öäwitlige  erregten  einen  neuen,  noch  ge* 
fdbrlicbem  Sumult  am  6.  unb  6.  £>ct  1789.  3wei  be» 
waffnete  Raufen  jogen  nach  BerfaiQeS,  begingen  SJtorbtbaten 
unb  jwangen  bie  fön.  Familie,  ihren  Sßobnfife  in  ?>artS  ju 
nehmen,  wohin  bie  Statwnalverfammlung  balb  folgte.  Der 
hier  anfangt  betrntente  gute  ©etfi  oerfchlimmerte  {ich  balb 
wieber.  Die  eralthrten  Steuerer  erhielten  nach  »nb  «ach  ba« 
Übergewicht;  fie  bilbeten  ben  berüchtigten  Safobmerclub.  mc 
mit  ber  ©eburt  jitfammenhangenben  üßoneebte,  auch  ber  Xbel, 
würben  aufgehoben,  bem  JSJmg  bei  ber  ©efefegebung  nur 
eine  befchrdnft  oerneinenbe  ©rtmme  (ba3  JBeto)  vergönnt, 
bie  ^irchengüter  unb  ein  grofer  2l)eil  ber  itronbomainen 
würben  eingebogen  unb,  ba  eS  an  ©elb  fehlte,  eine  unge» 
heure  SJtenge  von  ^fapiergelb,  bie  Äfftgnaten,  bk  fvdterhin 
allen  SBerth  verloren,  gefebaffen.   Diefen  Verfügungen  folgte 


Frankreich 

bie  Hufhebung  aller  geglichen  Stiftungen  unb  Jtlofter,  ber 
Parlamente,  bie  Einführung  ber  ©efchwornengerichte,  bie 
Emancivation  ber  3uben,  bie  »bfchaffung  aller  Xitel  unb 
ffiapven,  bie  ©ntt)eilung  bc5  SReichS  tn  83  Departements, 
ber  JBefcbluj},  baf  747  ju  wahlenbe  Deputirte  bie  9tattonal> 
repräfentation  bilben  foHten  u.  f.  w.  SBenn  auch  biefe  Sc; 
fcblüffe  jum  üttjetl  »ebenfen  erregten,  fo  fchien  boch  ba« 
©unbe§fe(t,  baS  man  am  3<»hrrttag  ber  3er(iorung  ber  fBa-. 
ftille,  am  14.  3ul.  1790,  auf  bem  CDtarSfelbe  in  |>ari«  mit 
allgemeiner  föegeijterung  feierte,  eine  SBerfihnung  ber  oer« 
fchiebenen  ^arteten  herbeigeführt  ju  hoben.  2lber  fchneU  jet= 
ging  ber  feböne  Ära  um;  bie  2tri|tcfratcn  fonnten  bie  „gute 
alte  3eit"  nicht  verfebmersen  unb  bachten  auf  SBieberberffrli 
lung  berfelben,  viele  ©eijtliche  weigerten  jtch,  bie  neue  Set> 
faffung  ui  befchwören,  unb  auf  ber  anbern  ©eite  ruhten  bie 
greunbe  ber  Revolution  nicht,  bie  IBanbe  be8  ©ehorfami  im» 
mer  mehr  m  I6fen  unb  ben  ^Döbel  gegen  bie  ©efe^e  auf- 
wiegeln, ©chon  waren  ber  ©raf  von  XrtoiS,  nachmaliger 
Äonig  Jtarl  X  unb  anbere  ©lieber  be«  fön.  J^aufe«  au« 
g.  geflohen;  ihnen  folgten  balb  viel«  (Sbelleute  unb  ©eijtlicbe 
(Emigranten),  unb  ber  Aönig  erfannte,  a(«  ber  ^öbel  ihm 
bie  ©pajierfahrt  nach  ©t.-6loub  am  18.  Bpr.  1791  wehrte, 
baß  er  nur  noch  ein  ©efangener  fei.  Diefer  peinlichen  Sage 
woQte  er  ftch  burch  bie  glucht  enhichen.  3n  ber  Stach«  vom 
20. 3ul.  reifte  er  mit  feiner  gamilie  heimlich  nach  SRontmebp 
ab,  würbe  aber  unterweg«  in  Sarenne«  erfannt  unb  na* 
Pari«  jurüefgefuhrt.  Stur  fein  Jöruber,  ©raf  von  Provence, 
war  entfommen.  Die  Stevolution  nahm  inbeffen  einen  immer 
gefdhrlichern  fyaxattn  an.  3war  ftiftete  8afapette  au«  ber 
Partei  ber  ©emdfjigten  ben  ßlub  ber  geuillant«,  aber  bagegen 
erhob  ftch  ou«  ber  SKitte  ber  3afobiner  ber  Elub  ber  ßorfe- 
lier«,  theil«  au«  £3  ö  fori  cht  er  n,  wie  SHtarat  unb  9?obe«picrre, 
theil«  au«  eraltirten  9tepublifanern  beßehenb.  Der  pöbel, 
burch  biefe  Partei  aufgeregt,  fing  an  ju  h«nfchen  unb  bei 
Stame  ©an«culotte  (Dhnehofcn)  würbe  ein  Ehrenname. 

Um  30.  ©ept.  1791  ging  nach  SBoBenbung  ber  neuen 
Serfaffung  bie  erfte  (confriturrenbe)  Stationatverfammlung 
au«einanber  unb  am  folgenben  Sage  trat  bie  gefefegebenbt 
SSerfammlung  jufammen.  Durch  bte  Stdnfe  ber  3afobinei 
waren  grögtentheil«  republifanifch  geftnnte,  überfpannte  Äöpfe, 
jum  JEbcil  JBöfcwichter ,  bie  nur  jur  Vergrößerang  bev  Ser> 
wirrung  beitragen  wollten,  gewählt  worbm,  unb  fogleid 
er^ob  pch  ber  parteienfampf.  Die  SBerfammlung  ber  Emi 
grirten  unter  bem  ©rafen  von  Xrtoi«  in  Noblen)  unb  bi< 
»emühungen  berfelben,  bie  europ.  5Jtä*te  ju  einem  ihrteg« 
gegen  %.  ju  vermögm,  gaben  ben  Seinben  bc«  .König«  einer 
jßorwanb,  bie  abfuhren  beffelben  *u  verbdchtig.en  unb  ba< 
Äönigthum  verhaßt  ju  machen.  Die  einftujjreicbftett  ©tel 
ten  in  Pari«  würben  mit  3afobinern  befe^t,  bie  SJtnjcju 
be«  König«  herobgewürbigt,  unb  ba  er  ftch  weigerte,  bie  (Sc 
fe(jc  gegen  bie  2fu«gewanberten  unb  gegm  bie  ben  Eib  vcm\-; 
gernben  Priefier  ju  beftätigen,  brach  am  20.  3un.  1792  ci 
'Äufftanb  au«.  Da«  JBolf  brang  in  ba«  ©chloß  ber  SEuifcrier 
beleibigte  ben  König  unb  bie  Königin,  unb  wenig  feMr. 
baß  fie  von  bem  rafenben  Raufen  ermorbet  würben. :  SBo 
nun  an  war  jebe  0a>eu  vor  ber  SDtaieftat  be«  Königt^um 
verfchwunben,  unb  ba  um  biefe  Seit  ber  Krieg  be«  beatfebe 
Kaiferö  unb  be«  König«  von  Preußen  gegen  $.  au$gefptocbe 
unb  ein  preuß.  Spitt  unter  bem  ^erjoge  von  SBrauitfe^tvet 
in  gothringen  eingefallen  war,  fo  vermehrte  ftch 


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Frankreich  89 


Frankreich 


gegen  ben  Jtönig,  ben  man  mit  tiefer:  Seinben  einverftanben 
Raubte,  immer  mehr.  Saut  erhoben  fia)  Stimmen,  bie  feine 
Kztyunj  »erlangten.  Ttm  10.  SM  1792  fiel  entlieh  ber 
ccfrlda.  S3on  ben  wütbenbfien  Safobinern  geleitet,  fturmte 
rer  ylbü  ben  Suilerien  ju.  Die  fön.  gamifie,  vom2Rorbe 
behobt,  begab  fich  in  bie  SRationalverfammlung  unb  würbe 
äfjngen  in  ben  £empeltburm  abgeführt.  Sie  83erfamnv 
Lag  fprach  bie  Ebfefeung  bei  Äönigi  au«,  verorbnete 
tu  iufammenberufung  eine«  ScationalconventS ,  ber  im  9la« 
,ntn  bei  „fouveraüten  SBolfi"  regieren  foQte,  unb  alle  9Ri« 
n$erfUllen '  würben  mit  3afobinern  befefct.  Sie  $&bel* 
:arf^aft  mit  allen  ihren  ©ebreefniffen  brach  berein;  auf 
■C-nton'S  {Betrieb  würben  bom  2.  bis  5.  (Sept.  |>au&fu» 
:  -ngen  nach  ben  Äriflofraten  Debatten.  6i  wütbete  in  $a> 
rd  eine  {Rotte,  ärger  ali  bie  wubeflen  JBeftien;  nid?t  eimein, 
firttni  maffenweife  würbe  gemorbet.  Än  5000  SRenfcben 
fcmen  um. 

2tm  21.  ©ept.  1792  verfammelte  fieb  ber  9totionalcons 
wru,  ber  grojJentbeilS  auS  bofen  ober  übermannten  SRenfcben 
«ftanb.  g.  würbe  jur  {Republif  erflärt  unb  ÄUeS,  maS  an  baS 

"igthum  erinnerte,  jerftort.  ißon  jenem  Sage  an  rechnete 
nraa  roabrenb  ber  {Republif  bie  3abre,  bis  Napoleon  1806 
hefe  äotret^nung  aufhob.  Vergeben«  Ratten  erft  2afapette, 
•.iterbin  Dumouriej  an  ber  ©pifee  ihrer  £eere  bie  Röbels 
leirfcbaft  befampfen  wollen ;  bie  ©olbaten  empörten  für) 
-tun  fte  unb  jwangen  fie  jur  gtucf>t.  Gbenfo  oergeblicb 
waren  bie  Xnfhengungen  ber  preuß.  unb  6ftr.  4>eerej  jene 
hatten  in  ber  Champagne  bem  Ginftuffe  ber  Witterung  unters 
legen ,  tiefe  waren  bei  SemappeS  am  6. 9cov.  1792  gefdiia- 
gcn  worben.  3m  Gonoent  erbob  fiep  »wifepen  ber  wütben-- 
ben  Partei  bei  StrgeS  unb  ber  gemäßigtem  ©ironbe  ein 
.  eftiget  Jtampf ,  ber  mit  ber  SRieberlage  ber  (entern  enbete. 
Ter  gefangene  Äönig  würbe  von  bem  Gonvenfe  jum  Jfcobe 
Mnrrt^eitt  unb  am  21.  3<m.  1793  buteb  bie  ©uiCotine 
enthauptet.  S8on  nun  an  wütbete  ber  Gonvent  nicht  allein 
gegen  alle  greunbe  bei  .König«  unb  ber  ßrbnung,  fonbern 
uueb  gegen  bie  Seffern  feiner  eignen  SRitglieber.  SKobeäs 
cierrt  trat  an  bie  ©pifce  bei  2Bob[fabrtSau«fcbuffe5,  ber  bie 
l  ?''er  bejeiebnete,  welche  ba«  {Revolutionstribunal  unter  ber 

..uotine  fallen  lieg.  25er  ©ebreefen  regierte  ba«  unglücfj 
•che  fiatt  eine«  gutgefinnten ,  wenn  auch  febwacben 
\i  t)atte  e«  einen  Raufen  blutgieriger  JBöfewicbter  ju 
öerrfc&ern.  erhalten,  vor  benen  2111  e  gitterten,  ©elbft  ber 
Qotumt  fab  fich  gezwungen,  bem  SötQen  bc«  Röbels  unb 
taut  ^»aupter  ju  gehorchen.  SBer  biefen  juwibet  war  ober 
gefährlich  bünfte,  würbe  jum  Üobe  oerurt heilt.  Die« 
3djutfal  traf  namentlich  bie  SRit^lieber  ber  ©ironbe  (f.  b .); 

-c  Sßcnige  retteten  fich  burch  bte  fcbleunigfle  flucht.  Die 
3uH  bei  Röbels  gegen  bie  vermeintlichen  JtöniaSfreunbe 
trsibe  burch  ben  Jlrteg  ber  oerbünbeten  SÄachte  noch  erhöht, 
usi  biefcr  gab  ben  J^äuptcrn  ber  {Revolution  einen  S3or; 

.:ib,  ba5  SUolf  gegen  bie  fogenannten  geinte  ber  greibeit 

ä  jur  Äaferei  ju  entflammen.   Diefe  entwicfelte  im  S3olfe 

ie  ungeheure  Äraft,  welche  ben  #eeren  ber  gran^ofen, 
ifblecht  fie  auch  auSfaben,  ben  ©ieg  verfebaffte;  fowol 
gegen  bie  gremben  al«  bie  gurcht  vor  ber  ©uillo* 
:  :ie  trieb  bie  franj.  Sugenb  ju  ungewöhnlicher  2Cnflrcn- 
üuna  unb  Sapferfeit. 

Cit  ergen  grfolge  ber  franj.  SBajfen  waten  glanjenb.  Die 

BGBct-  Coto  .itt.  n. 


allgemeine  JBegeifferting,  bie  neue  Ärt,  Ärieg  ju  führen,  ohne 
©epaef,  ogtte  IWagajtne,  unter  Anführung  begeifterter  ©e* 
nerale,  hatte  ihnen  überall  ben  ©ieg  errungen,  ©avooen 
unb  Siijja,  ©peier,  SBorrnS,  SKainj  unb  granffurt,  ganj 
{Belgien  würben  befe^t  unb  bie  Sbfireicber  jurüefgeworfen. 
3war  wanbte  fich  @nbe  be6  SabreS  1792  ba5  Jtrieg«: 
glücf.  Dumourieg  war  ju  ben  £>fheichern  übergegangen, 
ber  £)beranfübrrr  berfelben,  |>rtn}  von  Coburg,  fiegte  bei 
Älbenhoven,  Sieerwinben  unb  8öwen,  unb  JBelg^ien  febien 
für  g.  verloren.  2iud)  bie  Greußen  rücften  wieber  über 
hen  »Ktjein  vor,  nahmen  Wiaxn^  ein  unb  fiegten  bei  ^)ir> 
mafen«,  wal^renb  bie  <5ngldnber  fich  mit  £oHanb,  ütufu 
lanb,  ©panien,  ©arbinien,  iReapel,  Portugal,  tftreid) 
unb  Greußen  gegen  g.  verbanben  unb  biefer  großen  Goa* 
lition  mit  ©elb  be^ülflich  waren,  fobaf  ei  febien,  ali 
muffe  g.  burch  bie  ftijabl  feiner  geinte  erbrüeft  wer* 
ben.  Eber  febon  gegen  Gnbe  bei  3ahre8  1793  jeigte  fich 
g.  aufö  97eue  ftegreich.  Dad  S3ol(  würbe  in  9J?affe  auf' 
geboten,  ben  ©eneralen,  wenn  {ie  fich  hefiegen  ließen, 
ber  SEob  gebrobt,  ganj  g.  febien  nur  &n  £ager  ;u  fein, 
alle  £anbjtrafjen  waren  mit  htrheietlenben  ©olbaten  be= 
beeft,  unb  plöglia)  fab  man  bie  franj.  £eere  überall  wieber 
fiegreich  auftreten,  ©ie  brangten  bte  «erbünbeten  bis  an 
ben  Wl; ein  gurtet ,  befe^ten  Belgien  wieber  unb  eroberten 
unter  9>icbegru  fogar  ^jollanb.  Diefe  {Rettung  war  um  fo 
unerwarteter  unb  wunberbarer,  ba  fich  jugicich  ein  {Bürger; 
frieg  erbob.  Die  Ginwolpner  ber  SBenble  erhoben  fich, 
von  ben  (übetleuten  unb  ber  ©eiflUchfeit  aufgeregt,  für  ba5 
^önigthum  unb  führten  mehre  3abre  einen  l;arrnacfigen 
Jtampf  gegen  bie  ©ewaltbaber  in  ?>arii.  3ugleicb  ftanben 
bie  ©tabte  im  ©üben:  SRarfeiQe,  Soulon,  8von  unbfi3or< 
teanr,  auf  unb  verweigerten  ben  Jafobincrn  ben  ©elicr. 
fam.  Dennoch  übenvanben  bie  ©chrecfen«männer  in  ya-- 
riS  aQe  tiefe  ©ehwterigfeiten  unb  Gefahren,  bie  ©egner 
ber  {Revolution  würben,  ba  fogar  bie  ©uiQotine  ju  (ang> 
fam  morbete,  fcharenweife  jufammengefeboffen  ober  ertranft. 
9Rit  eifrrner  ©trenge  regierte  {RobeSpierre  an  ber  ©pi(je 
bei  2Öoblfahrt8au8fchuffe«;  felbft  SRdnner  feiner  eignen  3>ar> 
tet  wagten  taum  einen  reifen  SBiberfpruch ;  XBei  jrtterte  vor 
bem  ©ewaltigen. 

{Robeäpierre  th eilte  anfangs  feine  ©ewalt  mit  Dan. 
ton  (f.  b.)  unb  würbe  von  SRarat,  ßollot  b'^>erboi§, 
St.: Suff  /  ßouthon  unb  äöiHaub  be  fBarennei  unterfiü^t. 
Sticht  jufrieben,  in  $arii  ieten  burch  JReidjthum,  Gtel= 
finn,  ©eburt  ober  ©elebrfam!eit  ausgezeichneten  9Rann 
als  einen  SBerbächtigen  ju  verfolgen  unb  burch  bie  ©uib 
lotine  aui  bem  SBege  ju  fchaffen,  fanbte  er  auch  Gorm 
miffarien  in  bie  ^rovingen  unb  errichtete  bort  ben  pari: 
fem  ähnliche  XuSfcbüffe.  9Rit  {Recht  würbe  hoher  feine  {Re> 
gierung  mit  bem  9? amen  beS  SerroriSmuS  (©chreefen ö; 
regierung)  bejeichnet.  Unter  ben  in  ?>ariä  Jg)ingeopferten  be» 
fanben  fich  bie  Königin  SRarie  Xntotnette  (16.  Set. 
1793)  unb  bie  fonftc  Glifabetb,  ©cbmefier  gubwig  XVI. 
(10.  SRai  1794).  ©n blich  fingen  bie  ©ewaltbaber  an,  ge; 
gen  fich  fcftfi  Su  wüthen.  3uer(l  würbe  ber  fchänbliche  Z<v- 
leanS,  ber  fich  ben  tarnen  ßgalite  (b.  h.  ©(eichheit)  gege^ 
ben  h^tte  unb  ben  felbfl  feine  ehemaligen  greunbe  veroch- 
teten,  r)tnaeric!r>tet  (9.  SRov.  1793).  Dann  fam  bie  {Reihe 
an  mehre  GorbelierS,  bie  ben  SSBüt^cnbfien  wegen  gem&ßig^ 


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Frankreich 


Frankreich 


ter  ©eftnnungen  verbdcbtig  geworben  waren;  unter  ibnen  war 
Danton,  naa)bem  3Rarat  bereits  unter  bem  9Reffer  ber  <5bar* 
totte  Gorbap  (f.  b.)  gefallen  war.  Äünfie  unb  SBiffen» 
fcbaften  würben  in  jener  3eit  titelt  nur  »erachtet,  fonbern 
feibft  verfolgt,  bie  cbrifUicbe  {Religion  würbe  abgerafft  unb 
bagegen  ber  Vernunft  ein  SEempel  geweifjt,  ein  neuer  ita* 
lenber  eingeführt,  unb  ganj  offen  erfldrt,  baß  alle  Einige 
fallen  füllten.  aCQein  je  mebr  aanj  g.  vor  {Robeöpierre  pt» 
terte,  beflo  gef5r)rlict>cr  würbe  feine  Sage;  benn  felbfl  ferne 
greunbe  waren  r>or  bem  SEprannen  niebt  mebr  fuber.  %m 
27.  3ul.  1794  würbe  er  bureb  SaHien  unb  jöiüaub  be  Sa» 
renne«  geffürjt  unb  mit  mebren  feiner  ©ebülfen  jur  ©uiUo« 
tine  gefubrt. 

SJon  nun  an  fj&rte  bie  Sd)recfenSregierung  auf.  Die 
©uiüotine  würbe  auf  bie  Seite  gebraut,  natbbem  nur  noer) 
wenige  SBifewiebter  unter  ihr  geblutet  hatten;  bie  ©iron* 
biften  würben  jurücf  gerufen,  ber  ©otteSbienjl  wieber  erlaubt, 
einige  SJerfucbe  ber  Safobiner,  bie  Jperrfcbaft  wieber  au  er» 
langen,  mit  ©ewalt  jurüefgewiefen  unb  bie  5Benbe*e  enblüö 
beruhigt.  2Cn  bie  Stelle  be«  Gonvent«  traten  nun  am  26. 
©ct.  1795  ein  Starb  von  500,  ein  SRatt)  ber  Xlten  von 
250  unb  fünf  Direetoren. 

SRacb  bem  Sturje  ber  3afobinerberrfcbaft  batte  man 
ftcb  aueb  mit  bem  Scbicffale  ber  fön.  Ainber ,  bie,  getrennt 
voneinanber,  noeb  im  ©efdngnifie  faßen,  befcbdftigt.  Der 
ffeine  Daupbin  »«  aber  bureb  bie  fcblecbte  ©ebanblung, 
bie  er  erfabren,  bereit«  fo  au  ©runbc  gerichtet ,  baß  er  niebt 
mebr  gerettet  werben  tonnte.  (Sr  ftarb  am  8.  3un.  1795. 
Seine  Scbwefler  bagegen  würbe  gegen  tinige  ©efangene  an 
bie  öjtr.  {Regierung  ausgeliefert.  3»  neuejter  3eit  tjl  ein 
gewiffer  SRauenboif,  ber  lange  im  $reußifcpen  al«  Ubr> 
•  raacber  lebte,  mit  ber  SBebauptung  aufgetreten,  baß  er 
ber  Sobn  Subwig  XVX  fei,  aber  mit  feinen  Hnfprucpen 
überall  al«  fcbwacbtdpftger  SWenfer)  abgewiefen  werten. 

3nbeffen  batte  tt)etl8  ba«  JtriegSglücI  ber  granjofen,  tbeils 
bie  Uneinigfeit  unter  ben  commanbirenben  ©eneralen  ber 
SJerbünbeten,  tbeil«  enblicb  bie  gdnAlitpe  JBeranberung  ber  Sage 
%'t  bei  ben  friegfübrenben  SRdcbten  ben  SSJunfcb  nacr)  finu 
ben  erzeugt  3uer|l  trat  ber  ©roßberjog  von2£o«eana  jurücf; 
bann  fcblofien  Greußen  (5.  Äpr.  1795),  fieffen  unb  Spa* 
men  mit»,  ben  grieben  vonfflafeL  9tur  bie ©ftreieber 
unb  bie  fubbeutfeben  gürften  festen  ben  Jtrieg  mit  abwecb» 
felnbem  ©lüde  fort.  Siegte  auch  ber  6jh.  ©eneral  ßlair» 
fait  1795  in  SSelgten ,  unb  trieb  au  *  ber  Junge  GtaberAOg 
Jtarl  1797  bie  ©enerate  Sourban  unb  SRoreau,  bie  in 
Deutfcblanb  eingefallen  waren,  wieber  über  ben  {Rbein  ju» 
rücf,  fo  waren  boeb  in  Italien  bie  granjofen  unter  bem 

Ein  ©eneral  Napoleon  JBonaparte  entfebieben  fteg* 
.  tiefer  eroberte  bureb  eine  {Reibe  von  ©efeajten  ©ber> 
:n  unb  jwang  ©fireieb  ju  bem  nacbtbeiligen  Sri  eben 
von  ßampo  gormio  am  17.  ©et  1797.  bureb  welcben 
©Iheicb  fein  Xnrecbt  auf  SBelajen  unb  feine  ital.  SSefüjung en 
aufgab  unb  bafür  bie  ehemalige  {Republif  fBenebig  unb  Dal« 
matien  erbielt.  SRur  ba«  beutfebe  SReitfc  blieb  noeb  unau«» 
geformt  mit  g.  Um  aueb  hier  bie  {Rube  bcrftufreOen,  trat 
ein  Qpngref  in9ta|tabt  jufammen,  beffen  Unter^anb» 
hingen  ftcb  aber  bureb  Sdmlb  ber  franj.  {Regierung  in  bie 
84nge  jogen.  Äucb  ber  Seefrieg  mit  gnglanb  wdbrte  fort, 
jum  grofen  Slacbtbeil  g.'«,  bad  ben  größten  Sljeit  feiner 
ßolomen  verlor  unb  mebre  SRieberlagen  jur  See  erlitt. 


3m  3nnern  g.'S  botten  jwar  bie  fcbeufm'c&en  ^tnrit^* 
tungen  aufgeb6rt,  bennotb  fehlte  »iel  an  ber  SJerubigung 
beS  ganbe«.  9locb  einmal  loberte  ber  »ürgerfrieg  in  ber 
SBenbe'e  unb  inSretagne  (f.  ßbouanerie)  auf  unb  würbe 
nur  mit  3Rübe  unterbrüeft;  bie  3afobiner  fowot  al8  bie 
8?opalifien  ma'djten  neue  Serfcbwirungen ;  baS  in  ber  S?e= 
volution  angefertigte  $apiergelb,  bie  Xfftgnaten,  batte  aOcn 
Sßertb  verloren  unb  viele  5£aufenbe  von  gamüien  waren  b«-- 
bureb  um  h)r  58erm4gen  gefommen.  Der  «Ran'onalbanfrott 
war  entfebieben ;  aber  ber  Staat  würbe  bureb  benfelben  geret- 
tet. ©a$  ^apiergelb  verfebwanb  unb  bie  SBranbfcbafeungen, 
welebe  SSonaparte  in  Stallen  erpreßt  Mte,  braebten  wiebei 
Kingenbe  3Rünje  nacb  %.  Einige  {Rube  tebrte  jurürf  bureb  bic 
Deportation  mebrer  unrubiger  Äöpfe;  aber  bagegen  verloren 
bie  SDirectoren  bureb  eine  f erraffe,  bureb  SBiQtur  unb  Uno. 
reebtigfeiten  bejeiebnete  Regierung  bie  Xcbtung  be§  83oltc? 
2Ran  ertannte,  e?  !6nne  fo  niebt  bleiben.  Die  neue  S$cr= 
faffung  batte  ju  viele  SRdngel,  bie  immer  fldrfer  bervortra: 
ten  unb  bad  Streben  fu-b  mit  neuen  {Republiten  jti 
umgeben  —  (^»ollanb  war  m  eine  bataoifcbe,  ber  größte 
J'iicii  ©bcritaltenS  in  eine  cUalpinif$e  unb  ©enua  in 
eine  ligurifebe  {Republif  verwanbelt  worben)  —  mußte  frü 
ber  ober  fpdter  mit  ben  benachbarten  2Räcbten  neue  Streitig 
feiten  erzeugen.  Daju  famen  bie  ©ewalttbdtigfeiten,  weicht 
bie  Directoren  rütfficbtlioö  gegen  fleinere  Staaten  fteb  er 
laubten.  Unter  niebtigen  SBorwdnben  beradebtigten  frb  bi 
gramofen  !Rom6  unb  be«  ÄrrcbenftaatS ,  entfübrten  bei 
3>apft  yhi-i  VI.  nacb  SBalence  in  g.  unb  erritbteten  ein 
römtfebe  {Republif.  Die  Sebwei}  würbe  befcM  unb  ii 
eine  ungetbeilte  h  e  l  u  e  t  i  feb  e  fR  e  p  u  b  1 1  f  verwanbelt.  6nb 
lieb  würbe  fogar  Neapel  befefct  unb  b««  eine  »artt)eni 
peifebe  {Republif  emgefübrt,  unb  ba  bie  gdnber  be8  r 
nigd  von  Sarbinien  unb  btf  ©roßberjogs  von  SoScana 
{Reibe  bei  eroberten  £dnber  unterbrachen,  be  macht  igten  fi 
bie  gramofen  obne  weitern  ©runb  aueb  biefer  S3en|ungcr 
9Ran  erfannte,  baß  g.  ben  grieben  von  ßarapo  gormio  nu 
gefcbloffen  b«tte,  öm  unter  bem  Scbufce  be«  grieben«  nec 
mebr  an  ftcb  au  reißen. 

Sdbrenb  ftdt)  ein  fron»,  e&eer  an  ben  äüften  be«  Aanal 
fammelte  enb  eine  glotte  bereit  war,  ei  nacb  ßnglanb  übei 
jufefeen,  verließ  JBonaparte  unerwartet  (m  3Rat  1798)  m 
einer  jablreidben  glotte  unb  einem  auSqefucbten  |>eere  ben  eö 
fest  von  SCoulon,  bemdebtigte  [ich  ber  3nfel  5Ralta  unb  (anbt 
in  Hgppten,  unter  bem  JBormanbe,  bie  SRamlufen  ju  b 
triegen.  S3ielleid)t  lag  ber  ?)(an ,  von  ba  au«  bie  gerrfebe: 
ber  Gngldnber  in  ©ftinbien  ju  jerft6ren,  ber  gewagten  Ut 
ternebmung  »um  ©runbe.  3war  )erf)6rte  ber  engl.  Xbmir 
SRelfon  nad)  ber  gelungenen  Sanbung  ber  granxofen  bie  fran 
glotte  am  t  2fug.  1798  in  ber  großen  Seefcblatfrt  b 
2Cbutir;  boep  maebte  Napoleon  große  gortfebritte  inttgW' 
unb  bemdebtigte  ftcb  na<b  bem  Siege  bei  ben  $9ram 
ben  über  bie  URamlufcn  ber  ^>auptf!abt  ifairo.  Daaep 
febeiterte  1799  fein  Berfueb,  bie  geffung  St.«3ean  b'«  c 
inSprien  einjunebmen;  fet>t  gefchwädH  tebrte  er  nacb  ttgr? 
ten  jurüef. 

Snbeffen  patte (gnglanb  eine  xweite  Soalttion  geg 
g.  au  Stanbe  gebracht.  {Rnßlanb,  ©fite ich  unb  ein  grof 
Sbeil  von  Deutfcblanb  vereinigten  fieb  ju  Ttnfange  be«  3c 
re«  1799  au  einem  neuen  Jtriege,  aufgebraebt  über  We  ru 
ftcbt§lofen  ©ewaltfheicbe  g.'«.  SJdbrenb  beffen  batte  ber  Sc 


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Frankreich 


91 


Frankreich 


preß  in  Sfajfabt  fortgebouert,  aber  »bne  einen  grieben  ber.- 
beijufubren,  bet  aud)  unter  ben  iety'gen  Untfrdnben  nicht  ju 
erwarten  war.  Ära  8.  3pr.  1799  würbe  er  von  Seiten 
DeutfchlanbS  für  aufgelöft  erflart. 

Der  'Änfana  be*  JtriegS  war  für  bie  SBerbünbetcn  gün> 
ffig.   6rjberjog  Äarl  trieb  Sourban  über  ben  Sfbein  jurücf 
unb  @eneral  Ärao  trieb  bie  granjofen  in  Cbcritalicn  vor 
fid)  ber.   äugleicb  würbe  9leapel  von  ber  franj.  4?enfdbaft 
theiW  burd)  baö  Bonüden  ber  £)fheid)er,  (beiß  burd)  einen 
Xufftanb  ber  Galabreien  befreit.   6benfo  febneü"  fanf  bie  rem. 
&epubli?  jufarmnen,  unb  naebbem  bie  »ereinigten  Staffen  um 
ter  Suworojf  unb  bie  rfiveicbcr  unter  Ära»  bie  Schlacht 
bei  91  ov t  am  15.  2fug.  1799  gewonnen  hüten,  befaßen  bie 
Krämpfen  in  Stalien  nur  nod)  bie  geflung  ©enua.  Xber 
ein  Sieg,  ben  SRaffcnu  am  25.  (Sept.  bei  Zürich  über  bie 
Muffen  gewann  unb  ba$  SWiSglücfen  einer  Seeerpebirion  ber 
Muffen  unb  Cnglanber  gegen  jpoüanb  maditen  bem  ruff. 
Äarfer,  ?>aul,  üble  £aune;  er  "rief  fein  ijeet  jurüd1  unb 
trennte  ftd)  von  ber  Goalition.   3ugleid)  erfebien  Bonaparte, 
an*  Ägypten  jurücfgeeilt ,  in  g.  am  9.  ©et.   dx  wußte, 
baß  man  mit  ber  Regierung  ber  Dircctoren  unjufrieben  war, 
vertief!  fein  J^eer  in  ttgppten  (ba$  fpaterbin,  am  30.  2fug. 
1801,  nad)  etner  großen  9<ieberlage  eureb  bie  (Sngtänber  ju 
caprtuliren  genotbigt  würbe),  (anbete  in  greju*,  eilte  nach 
f)ari4,  iaate ,  nid)t  olme  petfönlicbe  ©efafyr,  am  9.  unb  10. 
9loo.  bie  Berfammlungen  ber  beiben  JRitbe  auSeinanber  unb 
bob  We  Directorialregterung  auf.   @r  führte  eine  neue  Ber= 
faffung  ein:  einen  GhrbaltungSfenat,  ein  Tribunal  (baä  aber 
fpaterbin  aufgeboben  würbe),  ein  gefefcgebenbed  GorpS  unb 
brei  Cwnfuln.   3nbem  er  fid)  jum  erjten  Gionfut  erfldrte,  bc* 
midjtigte  er  fich  ber  Regierung  unb  bie  Öiepublif  f>orte  bu= 
burd)  faettfd)  auf.   Bon  nun  an  befam  ber  .Krieg  eine  ans 
bere  SBenbung.   SBabrenb  er  ben  ©eneral  ÜRorcau  nach. 
Dcurfcbjanb  fcbicTte,  jog  er  felbfi  1800  febnefl  über  ben  gros 
den  Bembarb  nad)  Stalten,  gewann  am  14.  3un.  bie  große 
Sd)(aä) t  bei  SKarengo  unb  gewann  burd)  biefen  Sd)la§ 
rberitalicn  wieber.    Diefet  unb  ber  Sieg  SRoreau'8  bet 
£obentinben  in  Baiem  über  Crrjberjog'  Sodann  am 
3.  Dec.  entfd)ieb  über  ba$  Schicffal  be&  ÄriegS.   DaS  ras 
febe  Beibringen  Bonaparte'8  unb  SRoreau'S  gegett  SBien 
bewogen  ben  JJaifer  granj  für  äBfheid)  unb  ba$  beutfd)e 
Seid)  ben  grieben  von  8uneville  am  9.  gebr.  1801 
>u  unterjeidjnen ,  burd)  welchen  g.  auf  er  bem  ©ebiete  jwi= 
vbot  bem  $o  unb  ber  (Stfd)  ba8  #erjogtbum  STOobena  unb 
M  ©rofjberjogtbum  $o8cana  gewann  unb  bie  Reibet.,  eis» 
alfhsfcjbt,  (igurifd)e  unb  batav.  JRepublif  betätigt  würbe. 
ZÜaS  linfe  3?brinufer  blieb  bei  g. ,  ber  £er$og  von  ÜRobena 
twnbe  burd)  ben  Sretögau,  ber  ©rofjbjrjog  von  Soöcana 
titäf  ©aljburg  entfd)tlbigt.   <3o  r)atte  g.  abermals  an  Um= 
frag  unb  Änfetjen  gewonnen  unb  überließ  bem  jerriffenen 
Iwffcblanb  bie  &it|d)äbigung  ber  beraubten  Surften.  Gn& 
laA  fab,  bie  Koalition  jerfiort;  jwar  r)attc  eS  SNalta  unb 
Sjppten  erobert;  bennod)  r)ielt  e5  für  geraden ,  mit  g.  ben 
trieben  von  VmtenS  am  27.  2ttärj  1802  ju  fd)lie|en, 
no4  weld)cm  el  bie  mciflen  ber  eroberten  franj.  unb  tyoQanb. 
fetonien  unb  ÜRalta,  le^terefi  an  ben  ÜRaltef ererben,  ju< 
eM|Mcben  verfprad). 

Bonaparte  ging  nun  batauf  au3,  g.  jum  mdd)rig= 
(fett  Staate  in  (Suropa  unb  ftd)  jum  ^errn  beffelben  ju 


madjen.  Bor  2Cu*em  würbe  bie  JDrbrrung  im  fReiaje  wfe> 
berber0e|teIIt,  bie  Parteien  würben  befd)wic$tigt,  einBerfud), 
ben  eine  üjm  feinblid)e  Partei  maä)te,  Bonaparte  in  ?)a* 
ri«  burd)  eine  .£>6nenmafa)ine  ju  ermorben,  würbe  benufet, 
ftd)  vieler  ibm  gefdbrüd)er  5Dtenfd)en  ju  entlebigen.  Gt  fQt)rte 
ben  fartjolifcben  ©otteSbienfl  wieber  ein,  orbnete  bie  farbo» 
lifd)e  Äird)e,  freHte  ben  alten  Äalenber  wieber  t)h,  forgte 
für  errid)tung  von  ©djulen,  lieg  (Straßen,  ©rücfen,  Äa» 
näle  anlegen,  bef6rberte  i55iffenfd)aftcn  unb  Äünfle,  Hefer. 
bau,  ©erwerbe  unb  Äanbel,  unterbräche  aber  aud)  bie  greir 
beit  ber  treffe,  fd)ärfte  bie  $olicei  unb  führte  ein  aUeä  Ber» 
trauen  »erflörenbe*  ©pionfijftem  ein.  Um  einen  neuen  2fbel 
»u  fd>ffen,  erriebtete  er  bie  (Sbrenlegion.  <5in  neue8©efe^ 
bud),  ber  Code  Napoleon,  orbnete  bie  8?ed)tSpf!ege.  6ben« 
fb  wifllurlid),  wie  et  fn  g.  fdpaltete,  verfug  er  aud)  mit 
ben  benachbarten,  ibm  burd)  ben  luneviDfer  grieben  preis» 
gegebenen  fidnbern.  5£oSeana  mad)te  er  ju  einem  Äonig* 
reid)e  Äetrurien  unb  übergab  e$  bem  4>erjoge  von  ^arma, 
beffen  canb  er  unter  franj.  Berwaltung  nabm.  Die  Be» 
ft^ungen  be8  ÄdnigS  von  ©arbinien  auf  bem  gefllanbe  wur« 
ben  ju  g.  cjefdplagen ,  bie  ciöalpinifcbe  Republif  erbielt  ben 
tarnen  ber  ital.,  er  felbfi  aber  mad)te  ftd)  jum  ?)rajtb«nten 
berfelben,  unb  ^elvetien  wie  Aoüanb  erbieJten  neueßerfaf» 
fungen.  OTe  btefe  8änber  blieben  enrweber  von  franj.  2rup< 
pen  befefit,  bie  fte  ernähren  mußten,  ober  ftanben  bod)  un> 
ter  franj.  ©influffe.  Darauf  ließ  Bonaparte  ftd)  am  3.  2tug. 
1802  jum  Gonful  auf  Sebengjeit  ernennen  unb  orbnete  btc 
Berfaffung  fo,  baß  alle  ©ewalt  in  feine  4»dnbe  gelegt 
würbe.  (Bergl.  Bonaparte.) 

&  war  vorauftjufeben,  baß  ber  griebe  nid)t  lange  bef}e> 
t)tn  würbe.  Unmöglich  tonnten  bie  europ.  SRdcbte  Bona« 
parte'8  wiHrurlid)e8  Betragen  rubig  mfötnt  fte  erfannten, 
baß  er  immer  weitet  greifen  würbe.  3m  3Sai  1803  brach 
bet  Atieg  mit  ßnglanb  au$;  Beranlaffung  gab  bie  2Bei> 
gcrung  ^tglanbd,  bie  3nfel  ußalta  berauö^ugeoen,  unb  ber 
berrifebe  Zon,  ben  Bonaparte  ftd)  gegen  ^nglanb  anmaßte. 
Der  Berbruß  über  bie  SBegnabme  ber  franj.,  auf  bet  See 
befinblid)en  ^panbelöfcbiffe  burd)  bie  Snglanber  befiimmte  ihn, 
eine  glotte  unb  ein  {teer  an  ber  Äüfie  be6  Kanals  ju  fam- 
mein  unb  burd)  ©eneral  SRortier  Manöver  befe^en  ju  laffert. 
Steue  Berfd)wdrungen  gegen  Bonaparte  hotten  jur  golge,  baß 
bcrfclbe  ftd)  1804  al8  Napoleon  L  jum  Jtuifer  von  g.  erf  Ii« 
ren  lief  unb  fid)  im  folgenben  3abte  jum  Äönig  von  Stalten 
(.Rftnigreid)  würbe  übt  bie  bisherige  ital  Stepublit  genannt) 
aufwarf.  Sein  3t;ci>hn,  Gugcn  BeauharnaiS  (f.  b.) 
würbe  jum  Biccfönig  von  Stalten  ernannt  Sd)neQ  folg* 
ten  nod)  anbere  Bergebungen  an  Berwanbte  SJlapoleon'6 
unb  Umgefialtungen  bet  von  g.  abhängigen  Einher.  Daft 
jg>crjogthum  6ucca  würbe  feinem  Schwager  Bacciocd)t  oerlie. 
pen,  bet  aud)  ba8  ^»etjogt^um  $iombtno  baju  erbielt;  bie 
ligurifdhe  Süepubtif  würbe  aufgclöfl  unb  ju  g.  gejd)lagen 
unb  bie  batav.  behielt  jwat  ihren  Siamen,  betam  aber,  in« 
bem  fte  einen  JRatbSpenfionair  al8  £>betl)aupt  erhielt,  eine 
monard)ifd)e  Berfaffung. 

2(Qe  tiefe  Sd)ritte  führten  bie  btttte  Koalition  t)er5d. 
Gnglanb,  Sd)weben,  fltußlanb  unb  £>frreid)  vereinigten  fid) 
gegen  Napoleon  1805.  3bet  tafd)  warf  fid)  triefet  auf  ba*  bis 
Ulm  votgerüefte  ofh.  ^eer,  jwang  h'«  om  17.  jDct  einen 
großen  Sbeil  beffeiben  unter  ©eneral  SRact  jur  &pitufetion, 


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Frankreich  9 

befefcte  SBttn  unb  erfocht  übet  ba«  ruff.  unb  6fh.  #eer 
ben  großen  ©ieg  bet  Aufierlife  (f.  b.)  am  2. Dec,  bet  ben 
Äaifcr  granj  ftum  grieben  oon  -r r e b b u v 3  am  26.  See. 
notbigte,  bureb  welchen  er  auf  ©enebig,  bai  mit  bem  £6« 
nigreiä)  Stauen  oereinigt  würbe,  auf  SKirol,  ba5.  an  ©atern 
fiel  unb  auf  feine  ©efifeungen  in  Schwaben,  bie  an©aiern, 
Sßürtembcrg  unb  ©aben  abgetreten  würben,  oerjidjten  mußte. 
@u  belohnte  SRapoleon  feine  greunbe  mit  frembem  ©ute; 
benn  S3aiern,  SSürtemberg  unb  Sabm  waren  mit  ihm  im 
©unbc;  jened  würbe jum  Aurfürftentbum ,  biefe  beiben  ju 
.Königreichen  umgefebaffen.  Ojheich  erhielt  fär  aflt  ©erlufte  nur 
©aljburg,  wogegen  bem  ehemaligen  ©roßberjog  von  2o& 
cana  SBurjburg  gegeben  würbe.  Dem  ehemaligen  £erjog 
oon  9Jlobena,  ber  ben  ©reiSgau  an  S3aben  verlor,  würbe 
eine  dntfebäbigung  oerbeißen,  ©eitbem  gingen  bie  oon  g. 
abhängigen  Sdnber  in  fohneUcm  SBecbfel  oon  Jjjanb  ut  £>anb, 
wie  baS  ©elteben  bed  franj.  ^errfeberä  gebot.  Da8  ©lücf 
SRapoleon'S  würbe  nur  bureb  einen  Schlag  getrübt;  ber  engl. 
Abmiral  helfen  oernicbiete  bie  oereinigte  fpan.  unb  franj. 
glotte  in  ber  ©eefcblacbt  bei  SErafalgar  am  21.  Ort. 
1605.  Auf  ben  Sieben  oon  ?)re8burg  folgten  fcbnell  neue 
©eränberungen.  3unäcbft  würbe  bem  .Könige  oon  Neapel 
ber  Jtriea  erflärt,  weil  et  imStoo.  1805  bie  Sanbung  eine* 
engl  «ruff.  Spax-S  erlaubt  habe.  Sofept)  ©onaparte,  Wo» 
poleon'S  ©ruber,  würbe  nach  Neapel  gefebteft,  eroberte  e8, 
ohne  großen  SBiberfianb  ju  finben,  bie  .ßauptftabt  würbe 
befefct  unb  Napoleon  ernannte  feinen  Stoiber  am  30.  SWai 
1806  ntm  .König  beiber  ©icilien.  3wt  ©elobnung  ber 
franj.  ©enerale  würben,  meifl  in  Oberitalien,  eine  2Renge 
erjogtbümer  creirt,  Napoleon'}  ©cbwager,  ber  *J>rinj  oon 
orgbefe,  würbe  jum  Surften  oon  ©uaftatta,  fein  ©ruber, 
SoutS  ©onaoarte,  jum  .König  oon  J&oQanb,  fein  Schwager, 
Joachim  üRurat,  jum  #erjog  oon  ©era  ernannt.  Am  12. 
3ul.  1806  ftiftete  Napoleon  ben  JRbetnbunb  (f.  b.),  in» 
bem  er  fieb  mit  16  meift  fübbeutfeben  Surften  ju  gegenfei* 
tiger  .KriegSbülfe  oerbanb.  Gr  felbfi  nannte  fia)  ?>rotector 
be5  ©unbri;  bie  .Kräfte  biefeS  ZbtM  oon  Deutfcblanb 
ftanben  ihm  nun  ju  ©ebote. 

Oftreicb  war  für  ben  Augenblicf  gelahmt,  aber  Greußen, 
bureb  oiclfälttge  Jjreuloftgfeittn  WapoIeon'S  aufgebracht,  »er» 
einigte  fia)  mit  8iußlanb,  ffnalanb,  Schweben  unb  ©aebfen 
unb  fünbigte  im  $erbft  1806  ben  Jtrieg  an.  Sfo>db,  waten 
bie  Stoffen  nicht  angelangt.  SRapoleon  warf  fieb  mit  übet» 
maebt  auf  bie  Greußen  unb  ©artfen,  je rfpr engte  ihr  «fpeer 
am  14.  Ort.  in  ben  schlachten  oon  3ena  unb  Auer« 
ftäb t,  gewann  fa)neH  bie  m elften  preuß.  gefiungen,  ächtete 
ben  $erjog  oon  ©raunfebweig  unb  ben  Sanbgrafen  oon  #ef» 
fen,  beren  fcänber  et  für  gute©cute  erflärte,  befefcte  ©erlin 
unb  führte  fein  #eer  fcbnell  nach  9>olen,  baft  auf  feinen  Stuf 
gegen  bie  preuß.  ^errfebaft  aufjtanb.  (jrfchreeft  fcbloffen  fld> 
bie  Reinem  beutfeben  gürfien  an  ben  Sfheinbunb  an  unb 
©achfen  wat  glüeflieb,  in  fJofen  mit  g.  einen  grieben  feblie» 
ßen  ju  bürfen.  Die  blutige  ©dbjaebt  bei  Colau  am  7. 
unb  8.  gebt.  1807  gegen  bie  Kuffen  blieb  jwat  unentfebie* 
ben,  bagegen  erlitt  nach  bem  gaQe  oon  Danjig  bad  ruff. 
£>eer  am  14.  3un.  bei  grieblanb  eine  fo  entfehiebene 
9lieberlage,  baß  Jtaifer  2lleranber  ben  grieben  anbot,  bet 
am  7.  3uL  mit  Wußlanb  unb  am  9.  3uL  mit  Greußen  in 
KU  fit  m  ©tanbe  fam  unb  biefem  «eiebe  bie  tyXfh  feinet 
gänbet  foftete.  yolen  würbe  untet  bem  Kamen  eine«  4?er* 


t  Frankreich 

jogthumö  fflorfc^au  bem  jum  Ä6nig  erhobenen  Äurfürften 
oon  ©aa)fen  geaeben ;  bie  bem  Ä6nige  oon  Greußen  geraub- 
ten 8dnber  nebff  ©raunfebweig  unb  Reffen  würben  ju  einem 
Ä5nigreiche  SBeftfalen  oeteiniat,  baS  9lapoleon*6  ©rubet 
Scrome  erhielt  unb  ber  Uberreft  oon  Greußen  mit  fo  febwe- 
ren  ÄriegSfieucrn  belegt  unb  bureb  bie  unter  nichtigen  ©or* 
wdnben  jurücfgelaffenen  franj.  ©efa|ungen  fo  auftgefogen, 
baß  ber  niebergebrüefte  ©taat  fuh  faum  erhalten  ju  formen 
febien.  Sugleicb  benu^te  ber  ©teget  feine  ttbetmeubt,  um 
eine  XcbtSerflarung  gegen  ba«  noch  unbejwungene  Cfnglanb 
ju  fcbleubern.  Durch  feine  Decrete  oon  ©erltn  am  21.  <Rou 
1806  unb  oon  ÜRailanb  am  17.  See.  1807  würben  bie  brit. 
3nfeln  in  ©locfabejuflanb,  alle  engl.  SBaaren  auf  bemgeft? 
lanbe  für  oerfaüen  erfldrt  unb  jeher  ©erfehr  mit  «Snglanb 
bem  ganjen  übrigen  (Europa  ftreng  verbeten. 

Der  näcbfie  Tingriff  SRapoteon'9  galt  bet  porenäifcben 
J^albinfeL  Unter  bem  ©orwanbe,  baß  Portugal  feine  ^»afen 
ben  engl  ©ebiffen  nicht  oerfcbloffen  habe,  ließ  er  ba8  8anb 
bureb  ein  franj.  Acer  unter  3unot  bcfe&cn.  sJ!achbem  bie 
ton.  gamilie  nach  ©raftlten  unter  Segel  gegangen  wat,  hielt 
3unot  am  1.  Dec.  1807  feinen  Ginjug  in  giffabon,  unb 
Ütapoleon  erflarte:  bal  ^>auä  ©raganja  h^hc  aufgehört  übet 
Portugal  ju  regieren.  3u  gleichet  3cit  würbe  ohne  allen 
©runb  bat  Äonigreicb  J>etrurien  weggenommen.-  Dann 
folgte  bet  Angriff  auf  ©panien.  Napoleon  benu&te  ben 
3wiefpalt,  ber  hier  jwifeben  bem  febwacben  .Könige,  Jtarl  IV., 
unb  beffen  ©ohne  gerbinanb  ausgebrochen  war,  um  ftcf> 
mehrer  fpan.  geftungen  ju  bemächtigen.  Cin  Äufftanb,  ber 
fieb  im  ÜRärj  1808  in  Xranjuej  erhoben  ha««/  «n&  bie 
barauf  erfolgte  2lhbanfung  be8  Äönigä  ju  ©unften  gerti- 
nanb  VII.  bunte  ihm  ferner  jum  ©orwanbe,  ein  franj. 
ibeer  in  SRabrib  einrüefen  ju  laffen.  Dann  locfte  er  beibe 
einige,  ©atet  unb  ©ohn,  nach  ©aoonne,  bewoa  biet  je- 
nen, ihm  feine  {Rechte  auf  ben  fpan.  2h ren  ju  übertragen 
ben  jungen  Äinig  aber,  bie  angemaßte  &rone  nieberjulegen, 
wied  ©eiben  einen  Aufenthalt  in  granfreieb  an  unb  bt* 
ftimmte  feinen  ©rubet  3ofepb  5um  it6nig  oon  ©panien; 
Neapel  gab  et  feinem  ©chwager  3oacbim  SRurat  unb  baö 
©roßherjogthum  ©erg  bem  ältefien  ©ohne  be«  Ä6nia8  oon 
^)oUanb.  Die  fpan.  Kation,  tief  empört  übet  biefe  ©cbänt 
lieh  feit,  erhob  ürh  gegen  ben  Ginbringling,  fämpfte  mathig 
aeaen  bte  nach  ©panien  getieften  franj.  $eere  unb  erhielt 
Ivjter  oon  ßnalanb  Unterlüöuna  S?ünf  ^abre  lana  währte 
ein  blutiget  Ärieg  unb  ©panien  würbe  bai  ©rab  ber 
granjofen  unb  ihrer  ©erbünbeten;  jugleicb  würbe  Portugal 
bureb  ein  engL  4>eer  unter  SQScUington  oon  ben  granjojen 
noeb  im  3-  1808  befreit  3n  bet  porenätfeben  ^alhtnfel 
erblich  Kapoleon'S  ©tuefsftem  juetft. 

©alb  nach  bem  Anfange  beS  JtriegS  in  ©panien  fing 
£>ffreicb  an  fieb  gu  ruften.  war  oon  g.  ju  tief  gefrault 
worben  unb  hatte  &u  febwere  ©erlufte  erlitten,  um  nicht  je-- 
ben  geeigneten  3eitpunft  jur  SBieberaufnahme  beft  Artear- 
ju  Benutjcn.  Zm  15.  Apr.  1809  würbe  bet  Jtrieg  crflan 
unb  |ugleia)  erhoben  fieb  bie  treuen  Siroler  gegen  bie  Bair. 
unb  franj.  3wingberrfcbaft.  Aber  auch  bie*maf  wat  9Jarc- 
leon  wichet  bet  ©ieget  (f.  £)  fit  eich)  unb  jroang  ben  Stau 
fet  jum  grieben  oon  SBien  (14.  Ort.  1809),  in  welcQem  t'fi- 
teieb  wiebet  febwere  Opfer  bringen  mußte.  &  trat  mehr 
alS  ben  fünften  Steil  feiner  ffieft^ungen  ab:  ©aljbura,  ben 
L^nnrre[5.  ccid  icniac  j^ontureiiD   funnen.  einen  ^Lorn  Den 

,  .. .       ,     TP    O  — —  —      ...  ^  .  "  • "     ff  •  —      .  .  V.  .  ,  .  w* .     w^.^ ...       w  w  .. 


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Frankreich 


93 


Frankreich 


JtrMfirn,  Datmatien  unb  SBefrgaliaien.  .©nen  &$eil  er; 
fcieltßaitm,  ein  «Stücf  JKufjlunc,  baS  halb  gejwungen,  olfo 
nur  lau ,  gegen  rflreid?  mitgefoebten  batte,  SBeflgalijten 
«arte  ju  SBarfdjau  gefdjlagen ,  baS  Jtinigreid;  3uprien  aber 
»urbe  inbeffen  für  franj.  JRedmung  »erwaltet  unb  SJirol 
ta  bair.  $errfa)aft  wteber  unterworfen.  —  SBdbrenb  tiefe« 
JCriegö  aar  eine  neue  ©ewalttbat  gefcrjefjen.  9lapoleon'$ 
Bcrbilrnif}  jum  $apfl  $iu$  VII.  war  feit  einiger  3eit  im« 
mtr  gefpannter  geworben,  »eil  biefer  fieb,  weigerte,  in  bie 
Jlnfoberungen  3<neS,  bie  tbeilS  ben  Äircbenflaat,  tbeilS  baS 
Äinbenregtment  betrafen,  einzugeben.  überbieS  moobt*  ber 
Jtmbenfiaat  btm  franj.  Jtaifer,  ber  augerbem  über  ganj 
3talien  gebot,  im  SBege  fein.  Tfat  2.  gebr.  1808  Heß  et 
So«  plo&licb  befe^en,  ebenfo  anbere  Stdbte  beS  Äircben; 
tfaatj,  unb  »ereinigte  roiUfürltet)  einen  Zl)til  beffelben  mit 
rem  Äfaigreicb«  Stalten.  Ttm  17.  SRai  1809  würbe  ber 
übrige  Sbcil  beS  JlircbenflaatS  bem  franj.  9?eid;e  einoerleibt 
unb  Ä9m  jur  jweifen  fiauptftabt  beffelben  ernannt,  geier« 
li<&  protefh'rte  ber  9>apfl  bagegen  unb  fpracb  über  Stopoleon 
r :r. »annfluef)  auS;  bafur  lief  ir)n  biefer  beS  9cacbtS  überfaU 
Im  (6.  3uL)  unb  naa)  granfreieb  fchleppcn,  wo  er  unter 
Xurn^t  gefleflt  würbe,  tiefer  fSSititix  folgten  in  raföem 
&mae  anbere  ©ewaltfd)ritte.  gubwig ,  JWnig  von  £oUanb, 
war,  »eil  er  ben  SBerfebr  feine*  SBolfeS  mit  Cnglanb  ntcr)t 
jsnj  batte  binbern  f innen  unb  wollen,  mit  Napoleon  jers 
fattea,  3m  San.  1810  fn)icfte  biefer  beSbalb  ein  fran$. 
pm  naa)  ^oHunb,  baS  mtt  fran3-  äollbebienten  bie  Äüfie 
bjfeftf» ,  unb  jwang  feinen  ©ruber  jur  Abtretung  ber  bolldnb. 
fflftte  unb  ber  fübt.  ^rooinjen.  Da  balb  barauf  neue  2rup* 
m  emrücften  unb  Subwig  ftdj  ber  SBillfür  feines  IBruberö 
STfiSgegeben  fab,  entfagte  er  am  1.  3ul.  1810  ber  Stegic- 
runa  unb  >F)oUanb  würbe  bem  franj.  Äaiftneicbe  einoerleibt. 

bi  gefdjab  am  11.  9lo».  mit  bem  SBalliferlanbe ,  beS* 
Partien  am  13.  Drc.  mit  bem  norbweftl.  Deutfd)[anb,  wo; 
tarq  Hamburg,  öremen,  Cübecf,  Clbenburg,  Sauenburg 
uao  anbere  Difhicte  Deutfcblanb  enrjogen  würben. 

Seit  bem  grieben  »on  2ilfit  war  anfangs  baS  SBerneb- 
mm  jurifer)  en  Stujjlanb  unb  granfreid)  gut  gewefen ;  Tllrran* 
tcr  bitte  nid)t  nur  auf  einem  Gongreffe  in  Arfurt  1808 
tfleon  »erfproeben,  ben  Sierfebr  mit  Snglunb  abjubredben, 
'rnbern  aud)  g.  in  feinem  Äriege  gegen  i^fheid)  1809  ein 
£>ulf8t>eerr  gefleHL   Tiber  tbeilS  mochte  baS  eigenmächtige 
Berfabrrn  9lapoleon'8  ben  ruff.  Äaifer  empiren,  tbeilS  war 
rj  niebt  gefonnen,  langer  jum  ©cbjaben  feineS  Steierl  ben 
^aatod  mit  Gnglanb  ju  »erbieten.    Darüber  entfianb  eine 
i|3enfein'ge  ffiitterfeit,  bie  enblic^  1812  einen  #rieg  b^bei* 
^rte,  ber  Seapoleon'fl  ÜRacbt  xuerfl  erfebütterte  unb  enbliel) 
(am  @(urj  b«tbeifubrte.   ©abrenb  Kujjlanb  nur  ©cbwe^ 
>ea  unb  Cnglanb  »u  SunbeSgenoffen  r>atte,  fe^te  SJlapolcon 
W  ganje  übrige  Curopa,  Ddnemarf  unb  bie  2ürfei  allein 
«Benommen,  gegen  Öfuglanb  in  Jöewegung;  felbfl  ba8  ge= 
■iwnbelte  Greußen  unb  JÖjlreicb,  mußten  -pülfStruppen  gej 
tra.  2>a$  ungebeure,  auä  fafl  600,000  Äriegern  be^ebenbe 
pu,  mit  jebem  ärirgäbebürfnifi  nid) li6  »erfeben,  bxad)  im 
Jan.  1612  in  JRußlanb  ein,  anfange!  mit  gldnjenbem  (5n 
fegt,   Die  ©cblacbt  bei  «molenSf  (am  17.  unb  18. 
j«?.)  würbe  gewonnen;  bie  nod)  blutigere  an  berSWoö* 
V»a  (am  7.  ©ept)  fonnte  bie  granjofen  nidjt  aufhalten, 
WÄojfau  »onubringen.  Tiber  bier  war  bie  ©renje  gtfetft; 
furd^bare  ©ranb  oon  2Ro6fau  (f.b.)  unb  tie  SBeige-- 


rung  Xleranber'« ,  grieben  ju  fd)lie5en,  nötigten  Napoleon 
im  £>ct  jur  SJiücffefjr-  Tiber  [Aon  war  e6  ju  fpdt.  Da$  ge 
fcbwddjte  #rer  würbe  r>on  einem  felbfl  für  Scufjlanb  fhengen 
©inter  überfallen;  ber  jünger  nabm  überbanb,  bie  Siuffen 
brdngten  unb  bei  bem  Übergange  über  bie  Seree>  jina  (f.b.) 
würbe  bie  9lieber(age  PoUenbet.  0lur  wenige  2 nimmer  be6  gros 
ßen  -öttrS  eneiebten  im  traurigjlen  äuflanbe  bie  beutfdje  ©renje. 

Diefe  9cieberlage  würbe  oon  bem  unterbrächen  (Europa 
mit  greube  »ernorrrmen.  Greußen  erfannte  juer(l,  baß  bie 
3eit  gefommen  fei,  fiel)  gegen  g.'S  Drtpotiämud  »u  erbeben. 
£ia§  preuf .  SGolf  flanb  jomig  auf,  ben  Jtampf  für  bie  Sit-. 
freiung  von  ben  franj.  Aetten  ju  unternebmen  unb  fdjlop  ficr> 
an  9luß(anb  an ;  Stedlenburg  unb  Hamburg  folgten  ju  nach  |1 . 
3war  batte  Napoleon  1813  ein  neues"  £ecr  gefummelt  unb 
fdjfug  baS  ruff.  unb  preuß.  bei ©rofg6rfd>en  unbSü^en 
am  v.  SRai  unb  bei  &  au  gen  am  20.  unb  21.  SRai,  aber 
ber  SSaffenfrillftanb  »om  4.  3un.  bis  17.  Ttug.  gewdbrte 
3ett  ju  umfaffenbern  Kuflungen.  Hamburg  fiel  jwar  wie-. 
ber  in  bie  rdd)cnben  ^»anbe  ber  granjofen,  aber  ber  SBunb 
gegen  g.  erhielt  bureb  ben  Seitritt  £flreid)S  unb  ©cbmc 
benS  bebeutenbe  £3erftarfung.  Die  ©iege  ber  jBerbünbe^ 
ten  bei  @roßi93eeren  am  23.  2tug.,  an  ber  Aafebad) 
am  26.  Tfug.,  bei  (Sülm  am  30.  Xug.  unb  bei  Dennc 
Mit  am  6.  Sept.  ließen  ben  SSerlufl  ber  ^d)Iacbt  bei 
DreSben  am  26.  unb  27.  Tfug.  unb  ben  gall  be5  eblen 
Sloreau  (f.b.)  oerfebmerjen  unb  bie fBölf erfd)lad)t  bei 
£eip$ig  am  16.,  18.  unb  19.  Ott.  machte  enblich  ber 
granjofenberrfd>aft  ein  ©nbe.  Äuo>  öaiern  trat  nun  jum 
Sunbe  unb  geigte  in  bem  Steffen  bei  .fjanetu  am  29.  bis 
31.  £>ct.,  bap  eS  ihm  (rmft  fcamit  fei.  ©djneU  folgten 
aueb  bie  übrigen  gürflen  beS  nun  aufgel6flen  KbeinbunbeS 
unb  bie  nod;  »on  granjofen  befe|ten  geflungen  ergaben  fid> 
nadj  unb  nad>.  @in  prruß.  ^eer  unter  S3ülow  befreite 
baS  fd)wer  gebrüefte  <^oQanb,  baS  nun  mit  jBegeiflerung 
toi  -fjuuä  £)ranien  jurüefrief.  Spanien  gab  Siapoteon  jefcjr 
felbfl  auf  unb  rief  fein  $cex  turuef. 

Snbeffen  botte  Napoleon  ein  neurt  ^eer  geworben  unb 
wollte  fidb  wenigflenS  in  granfreid)  behaupten  .fpier  rücf= 
ten  bie  ßerbünbeten  im  San.  1814  an  mehren  fünften  ein. 
Die  Siege  bei  la  Siotbiere  am  1.  gebr.,  bei  Saon  am 
9.ÜRdrj  unb  bei  ÄrciS  für  2ube  am  20.  unb  21.  «Kdrj 
fübrten  fte  bis  por  $ari0.  SJergebenS  fdmpfte  9lapoleou  mit 
gewohnter  Umftcbt  gegen  bie  übermdebtigen  Sd)aren  Sd)wars 
jenberg'S  unb  JBlüdier'S.  DaS  treffen  bei  $arid  am  30. 
9Rdrj  jwang  bie  ^auptflabtjur  Kapitulation  unb  bie  Sie; 
ger  hielten  bafelbfl  am  31.  SRdr)  ihren  Crinjug.  Napoleon 
unter)eid)nete  in  gontainebleau  feine  Sntfegung,  würbe  nadp 
eiba  »erwiefen,  Subwig  XVÜI.  (f.  b.)  beflieg  ben  S^ron 
feiner  83dter  unb  fd>(of  am  30.  ©ai  mit  ben  Serbünbeten 
ben  erflen  pjjrifer  grieben,  ber  g.  feine  ©rrnjen  »on 
1792  mit  einigen  (Gebietserweiterungen  ließ.  Subwig  gab  g. 
eine  neue  S3erfaffung,  bie  Charte,  bie  eine  burd)  einef)airS:  • 
unb  eine  Depunrtenfammer  befcbrdnfte  9Ronard)ie  fefrfegte, 
unb  nach  unb  nadj.fdjien  bie  Crbnung  jurüeffebren  ju  woU 
(en,  a(S  bie  2Siebererfd>einung  9lapoleon'S  pliglid)  bte  S3ers 
wirrung  erneuerte. 

SBuhvenb  bie  «Diemarden  auf  bem  (Songreffe  in  fEBten 
»erfammelt  waren,  um  bie  europ.  Tfngclegenbeiten  ju  orb- 
nen,  »erließ  SRapoleon  am  26.  gebr.  1815  bie  3nfel  eiba, 
lanbete  am  1.  SRdrj  bei  Günnes  in  granfreid;  unb  rüdte, 


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Frankreich 


94      Französische  Kunst  etc. 


ba  ber  3ulauf  ber  alten  Xnbängft  fid>  ton  Zage  ju  Zage 
mebrte,  fcbnetl  aufwärts  oor,  oon  wo  bereinig,  oon  bem 
^>cere  oerlaffen,  fla)  naa)  ©ent  gefluchtet  batte.  £>b  nun 
aleicb  Stgpoleon  ben  Sftäcbten  (Europas  feine  Neigung  jum 
^rieben  oerftebem  ließ,  fo  befc&loffen  boeb  Großbritannien, 
SRußlanb,  Greußen,  ßftreieb  unb  bie  übrigen  beutfeben 
dürften  ben  Jtrieg,  ber  im  3un.  in  ffielgien  |icb  erneuerte. 
Seim  erjlen  3ufammentreffen  war  Napoleon  ftegreieb;  et 
gewann  am  16.  3un.  bte  ©djlarfjt  bei  Sign 9  unb  baS 
treffen  bei  GuatrebraS,  würbe  aber  am  18.  3un.  bei 
S3elle2Uliance  (SÄont  ©t.=3ean)  burcb  Wellington  unb 
©Iücber  fo  entjebieben  geflogen,  baß  er  bei  bem  SJor* 
rüclen  ber  Söerbünbeten  bis  $ariä,  wo  fte  am  7.  3uL  u)= 
ren  (Einjug  gelten,  ft'cb  jum  jweiten  SDlale  jut  Stöeberlegung 
ber  Ärone  entfebloß.  Cr  flob  nacb  S?oct>cfort  unb  gab  fiep 
am  14.  3ul.  in  bie  .&änbc  ber  ßngldnber,  bie  ihn  nacb  ber 
3nfel  ©t.; ^elena  führten,  wo  er  bie"  an  feinen  im  3Rai 
1821  erfolgten  Stob  in  ©efangenfebaft  blieb.  Eubwtg  XVHI. 
febrte  am  8.  3ul.  nacb  ?)ariö  juruef  unb  febtoß  am  20. 
SWoo.- 1815  ben  jweiten  parifer  ^rieben,  ber  jwar  %. 
feine  Iefetc  iBegrenjung,  mit  geringen  2fu6 nahmen,  ließ, 
ibm  aber  eine  febwere  Kontribution  auflegte,  bte  JBefeb.ung 
eines  Xbätä  beS  EanbeS  burcb  frembe  Struppen,  auf  bret 
bis  fünf  3abre  fejtfe&te  unb  bie  gamüie  9?apoleon'S  auS  S. 
oerbannte. 

©0  febr  fieb  aueb  Eubwig  XVÜI.  bemübte,  bie  tiefen 
SBunben  ju  Reiten ,  fo  war  eS  ü)m  fcoctj  niebt  m&glicb, 
bie  gegenetnanber  ftreitenben  3ntereffen  ber  Parteien  ju  oer* 
einigen.  Sßd&renb  bie  alte  bourbonifebe  £ofpartei  ben  bor 
1789  ftattgefunbenen  3uftanb  wieberbrrjujleßen  fieb  bemübte, 
baebten  2tnbcre  auf  bie  SBieberberftellung  ber  Siepublif ,  unb 
noeb  2£nbere  feinten  fieb  nacb  ber  ffionaparttfeben  .£>crrfcr)aft 
iuruef  unb  warfen  iyren  ©lief  auf  ben  jungen  Napoleon, 
ber  am  (aif.  $ofe  '»  2B'*n  erjogen  würbe.  SÖtit  fcemTfnSs 
lanbe  würbe  ber  triebe  aufregt  erbalten ;  nur  mit  Spanien 
begann  1823  ein  ärieg,  ber  binnen  fecb$  Monaten  Äönig 
Setbinanb  VIT.  aus  ben  »ödnben  ber  bemofratifcb  geftnnten 
GorteS  befreite.  Eubwig  Jarb  am  16.  ©ept.  1824. 

«Sem  53 ruber  Äarl  X.  (f.  b.),  einfl  ©raf  oon  2frtoi3, 
jetgte  fcalb  eine  fo  entfebiebene  Sorliebe  für  bie  Sefuiten  unb 
ben  ÄleruS  überbaupt,  fowie  eine  flete  Neigung,  bie  fin. 
©ewalt  ju  erweitem  unb  freiftnnige  Äußerungen  ju  untere 
brüefen,  mitbin  bie  treffe  ju  befcbrdnfen,  baß  er  bie  Siebe 
feiner  Untertanen  oerlor.  2TIS  er  enblict)  1830  baS  bem 
SBotfe  oerbaßte  SRinifterium  ?)olignac  (f.  b.)  einfette  unb 
biefeS  am  25.  3ul.  fedjs  ber  Qfyxttt  entgegenlaufenbe  fin. 
SDrbonnanjcn  erließ,  bracb  ber  Unwille  auS.  JDiefe  jweitc 
franj.  Uceoolution  00m  27.— 30.  3uL  fojtete  Äarl  X. 
ben  Stbron;  er  würbe  mit  feiner  Familie  oon  ber  Regierung 
auSgefa)loffen,  mußte  %.  oerlaffen  unb  an  fetner  ©teile  würbe 
ber  «öerjog  oon  DrleanS,  9HJlipp  Eubwig,  jum  Äinig 
gewdblt  ÄarlX.  unb  fein  ©obn,  ber^erjog  von  Xngou* 
Urne,  tyxütn  ju  ©unflen  beS  jungen  £  einrieb,  «£erjogS  oon 
©orbeaur,  ber  Ärone  entfagt;  baber  bilbete  ß<b  rine  gartet 
in  welcbe  biefen  ^rinjen  all  ^einrieb  V.  pt  Äinig 
wünfa>te,  wdbrenb  eine  anbere  gartet  ben  ©obn  9?apoleon'S 
als  ^errfebet  anjutrfennen  bereit  war  (welcbe  Partei  jeboct) 
burcb  ben  Stob  beS  ^erjogS  oon  K ei «b jlabt  (f.b.)  auf* 
bitte  gu  eriftiren),  unb  enblicb  eine  britte  bie  £Republt! 
reünfebte.  2>ie  oertriebene  AonigSfamilie  ging  junddifl  nacb 


©nglanb  unb  bon  ba  nacb  f)rag,  welcbeS  fte  jeboeb.  in  neue' 
fter  3eit  aueb  wieber  oerlaffen  bat. 

-  Strog  ber  9>arteiungen  in  %.  ifl  eS  Eubwig  ^bülpp  geltm* 
gen,  bie  Äube  ju  erbalten,  weil  er  ben  großen  9Rittel(ianb  auf 
feiner  ©eite  bat,  ber  am  febnlicbjlen  Scube  wünfebt  3»ar 
erfebien  bie  -&erjogin  oon  ©erri  (f.  b.),  bie  SOcutter  be6 
^)rinjen  ^einrieb,  in  ben  weftl.  |)rooinjen,  um  biefe  gegen 
bie  beftefjenbe  Reqierung  au^uwiegeln;  fte  würbe  aber  am  7» 
9hv.  1832  ju  Nantes  oerbaftet  unb  einige  Seit  gefangen 
gehalten.  X>tn  SRinijtern  Jtarl  X.  würbe  ber  ?>roceß  ge* 
madjt  unb  am  21. 35ec.  1831  würben  oier  berfclben,  barun> 
ter  ^)o(ignac,  jum  bürge^ieben  Stöbe  unb  ju  lebenSldnglicber 
(Einferferung  oerurtkilt  unb  auf  bie  ffeflung  $<xm  gebraebt. 
8ubwig  ^btlipp  lebnte  bie  belg.  ÄonigSfrone,  bie  man  ihm 
für  feinen  ©cht  antrug,  ab,  unterfiügte  aber  bie  {Belgier  ge: 
gen  -fjollanb  (f.  ^Belgien),  wobureb  er  an  Selgien  eine 

Segen  freunblicbgefinnte  si?acbt  gewann,  ©ei  ben  Unru> 
en  im  jCircbenjiaate  befegten  bie  granjofen  2tncona,  unb 
Algier  (f.b.),  weltbeö  fdjon  unter  Jtarl  X.  erobert  rcor= 
ben  war ,  würbe  behauptet  unb  bte  SJJaebt  g.'S  in  2£frif a  be- 
fefiigt.  T)\t  republtfanifebe  Partei  bewirfte  1834  Untube» 
in  |>ariS,  £pon,  ©t-&tienne,  SRarfride  unb  an  anbern 
jDrten,  bte  jeboeb  unterbrüeft  würben,  unb  bte  m6rberifcben 
Angriffe,  bie  ju  »erfebi ebenen  SBalen  gegen  baS  £tben  be5 
£önigS  unternommen  würben,  bienten  nur  baju,  ü)n  in  ber 
Siebe  unb  2Cd}tung  ber  S3effergeftnnten  ju  befeßigen.  3n 
bte  fpan.  Xngelegenbriten  (f.  Spanien.)  bat  fiep  %.  nur 
auf  inbirecte  SQerfe  gemifrbt.  Eubwig  Philipp  bat  fid)  burcb 
fein  flaatSflugeS  ©enehmen  bie  Kcbtung  unb  Ynerfermung 
aueb  ber  jenigen  Sßädjte  erworben,  bie  feine  {Berufung  3  um 
Äonig  anfangs  nicfjt  billigten.  (©.  Eubwig  ^tjilipp.) 

irran3oei9ciic  Äunßt,  Citeratur  unb  Uitöecrtecbaft. 
SBon  ber  Aunfl  unb  bem  SEBiffen  ber  dltejien  ©nreobner 
beS  SanbeS  jenfeit  beS  9?fjeind  baben  wir  nur  wenige,  uru 
bejiimmte  ?Racbrid)ten.  Die  ©allier  waren  celtifeben  Ur- 
fprungS  unb  nur  ibre  9>riefterfafre,  bie  Druiben  (f.b.), 
febeint  einige  wiffenfcbaftlicbe  Jtenntniffe  gebabt  ju  baben, 
fowie  ber  ©efang  auSfcbließlicbeS  Sigentbum  ber  t>etltg  geacb- 
teten  33arben  (f.b.)  war.  9tacbbem  3uliuS  Gafar  baä 
Eanb  ben  fllömem  unterworfen  batte,  würbe  oon  biefen  tbeilS 
burcb  ©ewalt  ber  Staffen,  tbeilS  burcb  ben  bewdltigenben 
(Einfluß  biberer  dultur  alles  altnationale  Eeben  ber  ©aOicr 
fo  o6Qig  oerniebtet,  baß  niebt  allein  Jtunft  unb  ffiiffenfcbaft 
berfelben  fpurloS  oerloren  ging,  fonbern  fogar  bie  einbeimi- 
febe  ©pradje  ber  lat.  weichen  mußte.  £ie  S(6mer  überrag- 
ten an  ©Übung  fo  bod)  alle  übrigen  öotfer  tbrer  Seit, 
baß  felbjl,  naebbem  biefen  ber  ©ieg  über  bie  entarteten  unb 
oerweicblicbten  Kimer  gelungen  war,  noa)  eine  gerjttge 
SRacbt  beS  8J6mertbum6  bejlanb,  welche  in  ber  allgemeinen 
Verbreitung  ber  r6m.  ©pracb,c  fieb  dußerte.  Scacbbem  baber 
ber  600jdbrigen  ^errfebaft  ber  fRomer  in  ©aWen  burcb  ger= 
man.  $B6lferfcbaften  etn  @nbe  gemalt  worben  war,  blieb 
bennoeb  bie  lat.  ©pracbe  allein  bie  gebrducblicbe  Scbrift- 
fpracbe  unb  alS  UmgangSfpracbe  bilbete  fieb  eine  5Rifcbfpracbc 
tbeilS  celtifeben,  tbeilS  tat,  tbeilS  german.  UrfprungS,  tat 
{Romanjo,  welcbe  erfl  im  Eaufe  fpdtercr  3abrbunberte,  naä)bem 
mit  ber  ©pracbe  ein  rigentbümlicber  SBolfSgeifi  ftcb  gebilbet 
batte  unb  naebbem  ber  SRebrjabl  bie  lat  ©pracbe  fremb  ge 
worben,  ju  2fbfaffung  oon  ©ebriften  benubt  würbe,  ©ie  neue 


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Französische  Kernst,  Literatur  95 


and  Wissenschaft 


Sprache  geengte  infonber^eit  burch  feie  ©etfllicben  unb  Difytc r 
jitr  .£errfebaft;  jene  mußten  ficb  berfelbcn  bebienen,  um  brat 
cemeinen  Pfanne  ocrftänblicb  ju  bleiben,  bie  fr,  weil  fie  oon 
fcrmfttten  ©eifte  befreit  fangen,  beffen  felhfigefcbaffeneS  <3e- 
toanb  baS  Womanjo  war.  3n  biefera  felb|i  Ratten  fid)  von 
Infang  jmei  in  ihrem  Gbarafter  wefratlid)  oerfebirbene  Dia? 
leite  auSgebilbet,  bie  langte  d'oe  (baoon  noch  jetst  bie  9>ro; 
rät}  8angueboc  ben  tarnen)  unb  bie  langae  d'oui,  beibe 
benannt  nach  bra  SB  orten  oc  (aud))  unb  od,  welche  in  ib* 
neu  anftr  beutfct)rS  „3a"  auSbrucfen.  JDie  Inngue  d'oe 
mnbe  im  fubL,  bie  langne  d'oui  im  norbl.  Sranfreicb,  welche 
beibe  bit  Soire  trennt,  gesprochen.  3rae,  naebbem  im  12. 
3at>rb.  Sfaimonb  be  St.  ©illeS,  ©raf  oon  $ro»ence ,  einen 
großen  Xtytxl  SübfranfreicbS  unter  feine  |)errfrbaft  oereU 
ntat,  auch  bie  prooenjalifcbe  Sprache  genannt,  jeidjnete 
:i  turö  Speiche,  JReicbtbum  an  SSocalen  unb  Sßobllaut 
atS,  wdbrrab  bie  Inngue  d'oui  hart,  voller  2i"bfün|ungcu 
:. :frrünglid>  lateinifrber  SBorte  war  unb  barum  an  215ob> 
laut  jener  weit  naehftanb.  Schon  in  ben  frubefien  3ei= 
toi  (arte  ficb  baS  fübL.  fjfranfreid)  in  ftolge  feines?  mtlbcn 
.tiima*  unb  fetner  2age  am  mttteUdnb.  SDceere,  welcbe  es  mit 
^rieaVn  unb  JRimcm  in  Sßerbinbung  braebte,  burd)  höhere 
Silbung  vor  bem  nörbl.  Sranf  reich  auSgejeicbnet,  unb  fo 
1  ti  natürlich,  baß  im  fübl.  firanfreieb  juer|t  $oefte  unb 
ü?uiif  frdblid)  emporblüt)ten.  SongleurS  (f.  b.)  befuebten 
bie  ^Jfr  ber  ©roßen,  unb  bie  „fröhliche  Äunjt",  fo  hieß  bie 
f  jefte,  würbe  oon  nttrrlichra  Sdngern  geübt,  oon  ben  be= 
"ümtmUroubabourS  (f.  b.).  33etm  23eginn  ber  Äreu$}üge 
ßal  bie  prooenjalifcbe  ^oefte  in  fräftigfler  JBlüte,  unb  baS 
Tege  feben,  roeldjefi  jene  beroorriefen,  mar  ihr  nur  förberj 
Ttbec  fdjon  in  ber  SRitte  beS  14.  3abrb.  oerflummte 
bie  ftitlid)e  Äunjt  ber  SroubabourS,  benn  mit  bem  £aufe 
Injon  in  Sübfranfreicb  erhielt  bie  langue  d'oui  über  bie  fang» 
unb  flangootle  langue  d'oe  bie  JDberberrfrbaft,  bie  nod)  übrV 
m  UroubaborrrS  gingen  nach  bem  fpracfj  =  unb  ft'nnoer 
raubten  Italien  unb  Spanien,  unb  bie  fdjine  prooenjali= 
fie  Spradje  erhielt  ftd)  nur  nod;  als  S)rooinjialbialeft  (Pä- 
hl 2Runbe  beS  SBolfS. 

DaS  norbfranj.  Siomanjo,  auS  bem  ftd)  baS  beu< 
5Tan}6ftfd>  gebtlbet,  rourbe  jurrft  »on  ben  911  einges 
oantattn  SRormannen  aK  25d)riftfprad>e  auögebilbet.  SRors 
mannen  waren  bie  dltejlen  norbfran).  ©cbriftfleller,  von 
renrn  bie  dltejlen  JRitterromane  berühren.    £»urd)  bie  nad) 
":rbfranfreid)  fommenben  Sroubabourö  mürbe  bie  Siebe 
•Tiefte  nod>  mefjr  angeregt,  unb  fo  finben  mir  hier  balb 
im  <u)nlid)e  Did)terfd)ule  m  ben  2rou»ere6.  JRttter, 
trafen  unb  Äönige  gehörten  ben  Srom>ire6  an,  unter  be* 
vnZbioauIt,  ©raf  »on  Gbampagne  unb  JC5nig  von  9la- 
»oto,  einer  ber  berübmtejien.    9?eben  ibnen  traten  bie 
Obliers  mit  (Srjäblungen  unb  3J?drcben  (gnbliaur)  auf, 
^Sft  tbjttlj  in  Skrfen,  r&ettt  in  f)rofa  gefebrieben  waren. 
£t  Literatur  be«  13.  3abrb.  ift  reid)  an  Dichtungen  au& 
"«  brei  genannten  ©attungen.    Daju  famen  nod)  ©iu 
tagtmetlbe,  aUegorifcbe  unb  fatirifct)e  ©ebiebte.   Spinner  ge> 
Mit  bei  fram.  JReinede  ber  $ud)ö  (f.  b.)  unb  tS  ifl 
P$tyaft,  ob  ba«  beutfebe  ober  baS  franj.  9Ber(  älteren 
HotngS  fei     2(m  berübmteflen  würbe  ber  fogenannte 
jwyn  oon  ber  JRofe",  ein  alIegorifä)ea  Sebrgebidjt  über  bie 
Auf  ju  lieben.    9Jiet>re  auSgejeitbnete  Siebter  braebte  ba6 
14.  3«Vb.  t)crtw,  unter  üjnen  JDlibier  ©affelin  aud  bem 


Stbale  fijire  (Van  de  Yirp),  ber  frobliebe  IBeinliebet  fang, 
welcbe  nad>  jenem  Sbale  ben  Flamen  Vau  de  Viru  erfjiclten, 
woraud  fpdter  VnudeTille  würbe. 

3m  14.  Sabril,  nahm  in  ftr'anfrctd)  aueb  bie  bramati» 
fcfje  ^)oefie  unb  bie  ©cbaufptelfunfl  ihren  Anfang,  unb  jwar 
entfianben  beibe  auS  ben  »arflettirngen  bibliftber  ©eftbkbtrn 
unb  Segenben,  bie  anfangs  oon  rücffebrrnben  pilgern  unter 
bem  Scbu^e  ber  ©eifrlid)feit  angefleQt  würben;  ba^wifeben 
würben  wol  aueb  weltliche  hoffen  jum  Zbt il  fattriftfjcn  3n* 
baltS  aufgeführt.  Gnblidi  trat  um  ben  Anfang  beS  15.  Sabtb. 
eine  @efellfd)aft  Bon  pilgern  in  DariS  bleibenb  »ur  Xuffüb» 
mng  fogenannter  SRpjierien  jufammen,  welcbe  ftep  bie  $)af> 
fionSbrüberfct>aft  nannte.  7tu6  biefer  ging  bann  eine 
anbere  ©rfeOfd>aft  beroor,  welcbe  weltliche  hoffen  (fogenannte 
Bottises)  aufführte  unb  ftd)  „bie  Äinber  ohne  Sorgen" 
nannte.  3br  9Rutbwiße  gab  aber  mit  ber  3eit  ju  manchem 
^rgernif  Skranlaffung,  woburd)  enblicb  1612  tbre  Äuflöfung 
herbeigeführt  würbe.  Die  ^ajftonSbruberfcbaft,  welche  ftd> 
mit  ihren  5)?r)fierien  nicht  mehr  ju  hatten  oermochte,  oerpad)> 
tete  ihr  ^rbilegium  1552  an  eine  ©efeUfrbaft,  welche  ftd) 
Äuerfl  ben  Statnen  ber  „Äom6btanten"  gab,  unb  auS  bet 
nachher  baS  thäatre  f'ranrnis  ficb  bilbete.  mit  einer  neuen 
2Ctt  oon  Schaufpieten,  ben  fogenannten  SKorali täten, 
aOegorifct)  moralifrbra  Stücfen,  trat  eine  neue  ©efrllfcbaft 
ber  „Schreiber  ber  SBajoche"  auf.  2>ie  Solche  war  eine 
©efeilfdjaft  oonSuftyperfonen,  weldje  baS  ^>noilegium  hafte, 
öffentliche  §efie  unb  ßeremonien  ju  orbnen.  «Küfer  ben 
3?f orali täten  brachte  bie  ©efeUfcbaft  auch  fogenannte  $ai 
raben,  welche  ficb  ben  regelmäßigen  Puftfpielen  näherten. 
Ttuch  ben  Schreibern  ber  »ajoebe  würbe  1545  bie  örlaub- 
nip  ju  fpielen  genommen,  weil  fie  ju  jügelloö  muth willig 
gewefen  waren. 

3n  einer  burd)  Äiarbeit  unb  6infad)heit  freh  fd)on  in 
fbren  Anfangen  oorthetlhaft  auSjeicbnenben  ^)rofa  würben 
ebenfaQS  im  13.  unb  14.  3abrb.  bie  erften  ©efchichtSwerfe 
unb  SOremoiren  (Erinnerungen  an  SclbfierlebteS)  geichrieben. 
SBährenb  bie  Sprad>e  ber  f)oefte  a(tertbümlid)  blteb,  richtete 
fid)  bie  $rofa  ßreng  nacb  ber  münblicben  Siebe  unb  war 
batjer  bem  Sotfe  »erfldnblicber,  fobaf?  fogar  urfprünglid)  in 
SBerfen  gefebriebrae  Sfitterromane  in  )>rofa  überfegt  würben, 
um  ihnen  größere  Verbreitung  tu  berfa>affen.  Unter  ben 
9Remoirenfd)reibern  jelchneten  fid)  3ean  be  3oinoiüe  (utn 
1250)  unb  Philipp  t*  SomineS  (um  14äü)  auf  baSSor: 
theilbaftefie  auö. 

SRuftf  unb  SRalerei  würben  oon  einzelnen  Äönigen  mit 
befonberer  Vorliebe  gepflegt  So  würbe  unter  Philipp  bem 
Schönen  1313  ein  Sweater  gebaut,  auf  welchem  $eenradr» 
d)en  mit  SRuftt  aufgeführt  würben  unb  XarlV.  war  ein 
großer  greunb  ber  u  fif  unb  ber  Walerei.  XuS  feiner  S*it 
beftgen  wir  noeb  ^reScogemdlbe,  gewirfte  2apeten  unb  mit 
Walcrcien  gefebmüdte  ^panbfcbriftrn.  9eocb  früher  unter 
Subwtg  VII.  blühte  bie  ©laSmalerei.  Äart  VII.  ließ  ber 
3 Oranna  b'Xrc,  bem  9Rdba)en  oon  DrleanS,  1458  auf  bet 
Jörücfe  ju  SDrleanS  etn  bronzenes  Denfmal  fegen. 

(Bisher  hatte  füb  bie  franj.  Sprache  unb  .fünft  ohne 
merfltcben  (Süßeren  Ginfluß  auS  fid)  felbfl  emporgearbeitet, 
als  in  %xan 1 1.  ^1515  bis  1547)  ein  JMnig  jur  Regierung 
fam,  ber  alle  9RttteI  in  Jöewegung  fegte,  Äunjl  unb  ffiifi 
fenfehaft  in  Sranfrei$  burd)  Einführung  beS  ©roßra  aller 
Seiten  unb  SJlfer  mächtig  ju  f6rbern,  unb  bem  bie  gran« 


Französische  Kunst,  IJteratnr  96 


und  Wissenschaft 


jofen  mit  JRecbt  ben  fd>6nen  SRamen  find  fßattxi  ber  Sßif»  GlafTicitdt  nur  einigermaßen  tfnfpruch  macbrubcn  ©c^riftflel« 

fenfchaften  gegeben  ^abtn.   Der  berühmte  SWaler  Jieonarbo  Irr  allein  gebraust  werben  bürfen.   Die  befte  golge,  nxldt>e 

ba  SBtnct  (f.  b.)  unb  anbere  ital.  SReijier  mürben  oon  ein  Snftitut,  mit  bie  franj.  Bfabemie,  hatte,  mar  bie  fort* 

granj  na*  *J)ari«  grjogen  unb  franj.  fWaler  von  i f Mim  aei  mdbrenbe  JRitbamg  auf  ba«  ©tubium  ber  THten,  auf  bie  (i c£> 

bilbet;  für  9Ruftf  mürbe  eine  eigene  Kapelle  errichtet,  bie  in  ber  %tyxt  alle  fernere  ©Übung  allein  grünten  tonnte,  benn 

ebenfalls  ©elegenbeit  erhielt,  nach  ital.  3Rujtern  fid)  ju  biU  bie  SBelt  mußte  erfi  in  ben  SBieberbefifc  fchon  einmal  errun» 

ben.    2fcn  bebeutenbfttn  mar  aber  ber  (Sinfluß  ber  grieth-  gener  öilbung  gelangt  fein,  ehe  ein  magrer  gortfchrift  nicht 

unb  rim.  ©cbrifrfieller,  melcbe  unter  granj  eifrig  jtubirt  blo«  be«  nationalen,  fonbern  aagemein  menfchlicben  ©eifleö 

unb  bemunbert  mürben.    Die8  hatte  ben  nachteiligen  <5in-  gcfcbehcn  formte. 

fluß,  baß  bie  bisherige  Originalität  atlmdlig  »erloren  ging,         Da?  Reitalter  Pubmtg  XIV.,  1643 — 1715,  mirb  ba:- 

ja  fogar  in  SBerachmng  gerietb  unb  bafur  ein  ©treben  golbene  jkitalter  ber  franj.  Literatur  genannt,  unb  allerbing« 

auffam,  bie  9Ru|ter  ber  Hlten  nachjuabmen  unb  ihnen  hat  e«  ihm  nitht  an  ausgezeichneten  ©cbriftfiellern  gefehlt, 

gleiche  9Berfe  an  bie  Seite  ju  feben,  melcbe«  bei  ber  billig  unb  ber  glanjfüchtige  unb  ehrgeijige  Äinig  lieg  feinem  dJlu 

uerdnberten  ©inne«j  unb  Denfungöart  nicbt  möglich  mar.  nifter  ßolbert  freie  .£>anb  in  ber  retcblicfifien  Unterfiüfcung 

ßlement  2Rarot,  be«  Jtonig*  Äammerbiener,  jetdjnete  fich.  ber  SBiffrnfchaften  unb  Äünfte.   Die  „Xfabemie  ber  3n» 

al«  Dichter  »or  allen  übrigen  au«.  SSiele  »ornehme  $erfo*  fdbriften  unb  ftt)6nen  SBiffenfthaften"  mürbe  1663 

nen  am  £ofe  be«  funflltebenben  granj,  fogar  feine  ®tb>e*  gegiftet  unb  bie  fonigl.  ,/Xfabemie  ber  SBiffenfthaften" 

tter  ^Margarethe  »on  83a loi«,  befcbaftigten  ftcb  eifrig  1666.  Diefe  betten  Snfh'tute,  namentlich  ba«  leitete ,  haben 

mit  S>oefte.  Die  neue  tuch  grieci).  unb  r&m.  Butlern  gebfc  fiel)  große  SBerbienfte  unb  beben  Wuhm  ermorben.  Äußer 

tete  eRtcbtung,  ber  fogenannte  GlaffitUmu«.  machte  ftcb  in  ihnen  mürbe  noch  eine Xtabemie  ber  SRalerei  unb  IBitbhauer« 

ber  Dicrjterfc^ule  be«  „franj.  ©iebengejttrn*"  geltenb,  fünft  (1664)  gegrünbet,  e«  mürbe  eine  ©tertrmarte,  ein  bo> 

an  beffen  ©pt(}e  JRonfarb  (um  1550)  ftanb.    Die  Stech*  tanifeber  ©arten,  ein  ^emifc^fö Laboratorium  angelegt,  franj. 

obmungsfuebt  ging  fo  meit,  baß  fctbfl  bie  ©prathe  mit  lat.  unb  fetbfi  auslanbiföe  ©elehrte  unb  Äünfller  mürben  mit 

unb  grirch.  fiBorten  unb  Siebemenbungen  erfüllt  mürbe.  wrfthwenberifchcr  greigebigfeit  untrrfiü^t.    einen  mächtigen 

SJortb.eilbaft  jeieb^nete  ftdj  SRaleJ^erbeö  burt^  reine,  eins  2tuffct)roung  nab,m  trog  ben  geffeln,  meltbe  tf)r  bie  franj. 

fat^e  unb  gemanbte  ©pract;e  au6.    Der  mibigjte,  fernigfle  Xfabemie  anlegte,  bie  bramatifdt)e  ^oefte.  Die  Kamen  CSor» 

unb  menn  au$  oft  auSfc^rceifenbe,  boef)  gebtegene  ©atinfer  neille,  Kacine,  SWoliire  (f.  b.)  firtb  unfierblicb;.  2tucf^ 

JKabelai«  (%  1553)  gebort  biefer  $eriobe  an.  Das  2bea=  bie  Oper,  beren  2beatet  jur  Wnigl.  Ztabtmxt  ber^fuftf  er* 

tet  mürbe  binrcl)  3obelle  nac^  bem  SUufter  ber  ©rieben  b^oben  mürbe,  bilbete  fief^  großartiger  au3.  Unter  ben  Scbrifts 

umgeflaltet,  melc^eS  ben  Erfolg  t)atte,  bajj  nun  fünfllettf^  fleDern  gldnjten  außer  ben  genannten  ber  lieben6mürbige  3-  be 

georbnete,  ein  in  ftc*>  gegliebertes  ©anje  bilbenbe  ©tücfe  auf  ßafontaine,  1621—1695,  in  gabeln,  ber  torrette  Kit. 

bie  jöüt)ne  famen,  jugletcb,  aber  autr>  alle  bramatiföe  JCunft  ©oileau  Defipre'aur,  1663—1711,  im  Bebjgefci^t,  ber 

bürde)  bie  fjpdter  nott)  immer  firenger  beabfiebtigte  Kadiab;  mi^ige  ©tarron,  1598 — 1660,  im  fomifct)rn  Stoman,  ber 

mung  be«  Älten  in  bie  engen  ©renken  eingefd>lofTen  mürbe,  mürbeooUe  S3offuet,  1627 — 1704,  ber  glämenbe  Sltcbier, 

melt$«  erfl  in  neuefter  Seit  b.aben  burt^bro^en  merben  f6n*  1632—1710,  ber  prop^etifc^e  ©aurin,  1677—1730,  in 

nen.   <S«  feblt  bem  16.  3abrb.  nidjt  an  mebren  auSgejeic^»  Äanjelreben  unb  bie  berühmten  grauen  am  $ofe  Submig  XIV. 

neten  .fpifiortfern  (be  Stbou,  »e»a  unb  üielen  Änbern)  (SWarquife  be  ©eugne",  Kinon  be  8entlo*  u.  31.)  in  geijtrei; 

unb  fogar  mit  mi(fenfcftaftlic!t)en  &eb.rbucl)ern  mürbe  ein  erfreu»  dt)en  unb  eleganten  SBrirfm.   Unter  ben  SBerfajfcm  ber  ©r» 

lieber  Anfang  gemalt.   3ean  Soufin  (um  1580)  mar  ber  tabjungen,  meiere  ©egenfjdnbe  ber  alten  («efdjicbte  mit  mo= 


Die  neu  eingefc^lagene  {Richtung  ber  franj.  Biteratur  ge"ne"Ion(f.  b.)  in  feinem  „Selemacr/'  auö.  gafi  alle  gelber 

mürbe  ftd)ergefleUt  burcp  bie  1635  oon  bem  mdtr)tigen  ber  ffiiffenföaft  mürben  eifrig  bebaut,  namentlich  für  ü»a^ 

SRichclieu  (f.  b.)  unter  Ä6nig  SubrcigXIII.  gejliftete  franj.  tljematif  unb  9iarurmiffenfcibaft  geftbat)  »ie(.   3n  ben  £un= 

Äfabemie.       ift  fc&roer  ju  fagen,  oo  biefeS  großartige  3ns  flen  jeit^neten  fiel)^>ouffin,  Glaubt  Sorrain,  SRJgnarb, 

fittut  mehr  naebthriiig  ober  mebr  förbcrlid»  auf  bie  2tutb:U  i'efueur,  Sebrun,  »um  211  eil  fdbor«  et)e  Submig  XIV.  ten 

bung  be§  franj.  ©eijte«  gemirft  habe.    <2$  bat  ndmlicb  bie  J£hron  beftieg,  al«  SRaler,  fiullp.  Sameau  au?  SRufifer 

©eftimmung,  franj.  ©prat^e,  Dict>tfunjl  unb  jBerebtfamfeit  au6. 

ju  bearbeiten  unb  in  allen  hierauf  f;cb  bejiebenben  Gn'ebei:         Der  atigemeine  (Sharafter  bed  18.  D:abrb.,  mclmeS  mit 

#    nungen  ben  oberfjen  ©efchmacKriiter  abjugebtn.  9Ritglieber  ber  blutigen  Ummdljung  aller  bejiebenben  83erbdltni(fe  en» 

ber  Äfabemie  foUten  bie  erflen  ©tbriftfieüer  granfreiebt?  mer»  bete,  unb  ba«  febr  mit  Unrecht  ba«  „pbitofopbiftr/e  3al>r^ 

ben  unb  biefen  foDte  ein  anjldnbiger  Sabrgebalt  9Ruße  ju  bmtbert"  genannt  rourbe,  mar  ba«  Streben,  Religion,  ©tttlichfeit, 

literarifcl)en  S3efdc)dftigungen  geben.    Der  ylacbtbeil  biefer  5tir$e  unb  ©taat  ju  untergraben.   Den  Zon  gab  ber  gdnj- 

Gnnrichtung  mar,  baß  bie  «fabemie  feine«mege«  in  ihrer  litt)  in  ©ittenloftgfeit  t>erfunfene  franj.  ^of  an.  Öeijrrcicb'e 

9Jtitte  (let«  bie  aufigejeichnetflen  Ä6pfe  aufnahm,  fonbern  ©thriftfleller,  mie  öoltaire,  3.  3.  wouffeau,  SRon* 

eine  pebantifche  {Richtung  »erfolgte,  gegen  alle«  freier  jtch  Sie*  te«quieu  (f.  b.)  mürben  um  fo  gcfdbrlicher,  mit  je  grflßerm 

genbe  ben  SBernichtungöfrieg  führte  unb  im  ©treben  nach  ©cbarffinne  fjfe  im  ©inne  jener  .«Richtung  febrieben.  Der 

einer  dlafftcitdt,  bte  ftch  auf  eine  biebft  einfeitige  2(itffaf[ung  menfehliche  SQerfianb  triumphirte  über  bie  göttliche  S5ernunft. 

ber  ©riechen  grunbete,  einen  geijiigen  De«potiömu«  aueubte.  Die  fchmujigen  fRomane  Ure'bitlon«,  bte  meieblichen  Qt: 

Die  Äfabemie  beforgt  bie  Äu«gabc  eine«  franj.  8erifon«,  jdhlungen  glotianö,  bie  frechen  SBibfpiele  ©re^eourt« 

roelthc«  alle  biejenigen  SBorte  enthdlt,  bie  von  einem  auf  »ernithteten  »oHenb«  jebe«  ©efübl  für  eine  frdftige  ©ittlith- 


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Französische  Kunst  etc.  Sf 


Fraifi  voti  A«tlsl 


frif.  ja  jerflorten  ben  ©tauben  an  eine  fo!$e.  3n  ben 
kru&mtefien  SBerfen  gehörte  »artMtemp'ö  Reifen  be9 
jungen  XnadjarftS  bur<h  ®ricd)cn(anb",  welches  eine  ©cbil» 
tromg  ®rirä)enIanbo'  in  (einet  fünften  SBlfite  entbdlt. 
3n  btefer  Seit  beS  obfiegenben  23erftanbeS  matten  bie  83er» 
fa^rotf[enf$aften,  w&fycmt  echte  gjhilofopbie  gdnjlich  bar» 
metertag,  glänjenbe  gortfdbritte.  £ie  2Ratbcmatifrr  £a» 
«ringe,  SRonge,  Salanbe,  imb  fpdter  Segenbre, 
?4croir,8aplace  (elfteren  Unerhörte«;  gaooifier,  gour» 
cre?,  JBerthollet,  ©auffure,  Ampere  gebirten  ju  ben 
giften  Stoturforfcbem,  unb  rt  würbe  ju  weit  führen,  audb 
mir  einige  ber  in  ben  übrigen  3weigen  ber  SBiffrnfchaften 
saiaaoqinften  ©elebrten  anjufübren.  3-  3.  SJouffeau 
ari  ©lud  (f.  b.)  Ratten  mächtigen  Ginfluj?  auf  bie  franj. 
5?uftf  unb  bie  auszeichneten  Gomponiftcn  ®titxx>, 
??ebut,  iBopelbieu,  Sfouarb  gehören  wenigfrenö  jum 
Sbril  beml8. 3ahrb.  an.  3n  neuerer  3eit  haben  #erolb, 
Scltup,  Buber  btn  JRubm  ber  franj.  2J?ufif  befejrigt. 
H  Bernet,  ©reuje  unb  fpdter  $a&ib, .  ® frarb, 
Segnaulb,  ©irobet,  #orace  83ernet,  ©Keffer,  9?o» 
it:t,  JJelacroir  finb  ausgezeichnete  SDfaler. 

ffranfrcich  borte  bureh  bte  formelle  EuSbilbung  feiner 
3?raÄe  unb  burch  jene  roirflic^e  miffenfcbaftliche  ©rofie  »or 
dm  übriaen  gebilbeten  586lfern  einen  foldjcn  83orrang  feit 
:utroi3  XJV.  erworben,  bajj  fein  ©nflufj  auf  biefclben  immer 
cri^rt  würbe.  25ie  franj.  ©prache  würbe  an  allen  #6fen  unb 
'ja  raff  allen  ©ebilbeten  gefprodjen,  bie  SRoben  unb  SRobean» 
i  dsten  granfreidjS  gingen  oon  5>artS  über  Europa.  Um  fo  ge» 
wiltiger  erfcbütterte  bie  franj.  ^Resolution ,  ba$  CrnbergcbnijJ 

:k.  üfcerbilbung,  äße  83ölfer;  aber  wdbrenb  bie  geiftig  reg* 
ffntjten  unter  biefen  julefet  burct)  bie  ©türme  ber  3ett  jum  ©e* 
f  eigener  Ärarft  gelangten,  unb-  balb  burct)  eine  tiefere  unb 

^mäßigere  Eulbilbunq  aller  geifiiaen  Mehrungen  granfreicf) 
iwit  wrauöeilten ,  hatte  biefeS  bie  fd)werftcn  Ädmpfe  burä)ju* 
~  :±<n.  2)ie  3?ct>olution  erfl  unb  bann  bie  Äriege  ÜRapo; 
\mt  liefen  ti  nur  einfeitig  ficb  weiter  entwicfeln.  3n  jener 
fomtj  ftch  nur  bie  33erebtfamfeit  ber  83olfSrribune  auSbilben, 
unb  unter  Napoleon  matten  bie  mit  bem  Äriege  jitfammen» 

jfnben  SBifTenfcbaften  gewaltige  gortfcbrirte.   2>och  ging 
:a)  in  granrreier)  au8  all  ben  ©türmen  enblich  ein  jugenblidj! 
«Sfuner  ©eifl  alifeitig  beroor.  Die  geffeln  ber  Hfabemie  wur* 
■•m  jerfrot&en,  unb  wenn  auch  bie  mobeme  Literatur  granf» 

i>?,  welche  (Ter)  al8  romantifebe  ©cf)ule  gegen  bie  alte 

iffifeje  geltenb  gemalt  bat,  im  Allgemeinen,  ftattwabr» 
•rei  ju  fein  unb  bamit  bie  ©efefee  ber  waljren  ©d)6nl?eit 
:i  H  aujjubilben,  einer  jügeUofen  SBiafür  anbeimgefaU 
ift,  fo  ijl  bw§  bie  SR^glicbfeit  jum  Strefflicb,fien  unb  jum 
SWbtefe«  felbfl  in  feinen  Xnfdngen  »or^anben.  5Cu*ge» 
«4«t  ftnb  ber  noefi.  ber  claffifcben ©djule anljangenbe  X>t* 
int,  ber  S3oir§bi(bfer  ©Oranger,  ber  tief  religiofeSa* 

-tine,  ba8  ^aupt  be«  5Romantu?muS ,  SBtctor  -j^ugo 
(«Wirt  aW  bramatifc^er  Dtebter  auÄgejeicb.net),  Sß&xfyd 
SRerp.    ©ben  fo  beruebtigt  al«  berühmt  finb  bie 
**xm  aomanföriftfieüer  iöaljac,  Sule«  3anin,  unb 
«{W®.  ©anb.   DieSBerfe  ßb.ateaubrianb'8  (f. b.) 
H5*«  fia)  burdb;  Jßerebtfamfeit  auft;  ber  TQjbi  tarnen» 
5  bat  ben  SJerfudb,  gemalt,  bie  repolurionnairen  Sbeen 
W  «nen  granfreit^S  mit  bem  ÄatboliciömuJ  ju  Pereinen, 
Unternehmen,  wie  grofe«  Äuffeben  tt  aur^  erregte, 

•*e««cro..efr  n. 


tx>4  öm  innern  ®iberfpru$e  verfallen  muff.  Su^gejek^* 
nete  ^ijrortfer  ber  neuem  3ett  fmb  ©fgur.  ©uuot, 
2bicrS,  unb  bie  2J?emoirenliteratur  tft  faf{  erbrurfertb.  Da* 
grofartigjle  3ntereffe  gewdb,ren  bie  in  ©ejug  9?apoIeon'<  er. 
fcb.ienenen  fOeemoiren.  Der  aröfjte  9?aturfor[d)er,  ßuoier 
(f.  b.),  ber  gewalrigfle  öffentliche  Äebner,  SÄirabeau  (f.  b.) 
unb  Diele  au$gejeic$nete  SRatbematifer  ber  neuem  Seit  geb$« 
ren  Sranfreiet)  an.  SDluftt  unb  SDtoleret  fmb  »on  trefflichen 
(föon  eben  erWdhntm)  SReifiem  geübt  unb  bur$  allgemeine 
Zbeilna^me  geforbert  worben.  5??an  bat  entliefe,  auch  m 
granfreid)  beutle  2iteratut  att)ten  gelernt,  piele  überfefeun« 
gen  fceutfefeer  SBerfe  ftnb  eri'rfeirne n ;  bat  ©rubrum  ber  beut* 
feben  ©pradje  ift  allgemeiner  geworben  unb  rt  ftnb  fogar 
(aber  nur  fcr)rr>acr>(i<r>e)  3nfdnge  gemarkt  worben,  brutfe^e 
9>bilofop^ie  auf  franj.  Stoben  ju  »erpflanjeru 

ZrarQ  oon  Affifi,  ober  ber  f).  granjiSfuS,  ber  ©tifrer 
be8  granji§fanerorben6  (f.  JBettelmondje),  geb.  1182  in 
einer  angefebenen  ÄaufmannSfamilie  ju  Xfftft  im  .Äircberu 
floate,  wibmete  ftctp  juerfl  ber  ^anblung  unb  empfahl  ficfe 
porjüglich  burefj  feinen  gewanbten  Umgang  mit  ben  gran» 
jofen,  beren  ©prac^e  er  febr  fcbnell  fpreeben  (ernte,  ©ein 
Sjater  hat  ibm  beiwegen  auch  erfl  ben  Kamen  granj  beige« 
(egt,  ba  er  eigentlich  Sodann  S3ernarbont  b^ief.  2Bat 
auch  feine  3ugenb  nicht  fem  von  weltlichen  greubm,  fo  foU 
er  boch  auch  febon  in  btefer  Seit  bureb  milbt  ©inneSart  ftch 
audgejeichnet  hoben.  3m  19.  Sabre  nab.m  er  an  einem  riet* 
nen  Ärieae  jwifdjen  Afftft  unb  Perugia  Jtbeil,  gerietb  in 
©efangenfehaft,  unb  baö  Ungemaa),  ba$  er  bei  btefer  ©e(e» 
genheit  ju  tragen  i)Me,  gab  ibm  juerfl  eine  fcfcwärmerifcb» 
religiöfe  Dichtung,  eine  Jtranfbeit,  in  weicher  er  wunber* 
bare  Traume  fat>  unb  Stimmen  be<  Rimmels  t-emabm, 
poQenbete  feine  Umwanblung  unb  er  fuchte  nun  in  ber  ein* 
famfett  unter  inbrünfligen  ©ebeten  unb  &afteiungen  btn  Um* 
gang  mit  (Engeln  unb  ^»eiligen,  gut  Htmt  unb  £ranft 
brate  er  arenjenlofeS  SRttteiben,  batte  aber  oft  mit  ben 
loaenben  SBerfuchungm  beS  JB6fm  ju  fdmpfen.  3n  feine* 
83aterfiabt  hielt  man  ihn  anfangs  für  »ab n finnig,  unb  fem 
eigner  23a ter  fagte  ftefe  pon  ibm  lod,  weil  ibm  g.  Bücher  ge* 
nommen  unb  perfauft  hotte,  um  ©e(b  jum  JBau  einer  Jtirchc 
ju  ^abcn.  JBalb  aber  perfdjafften  freiwtüig  gewählte  Xrmuth, 
«Demutb  unb  gr6mmigfeit  g.  baS  Xnfeljen  eine«  apetügen 
unb  milbe  ©penben  jur  SBiebetberfiellung  mehr«  Streben. 
Sfteben  einer  berfelben  ju  ^Dortiuncuia  Perlcbte  er  in  einer 
^>ütte  jwei3abre  in  ftiller  äurücfgejogenheit,  btJ  ibn  ploftlich 
bie  SBorte  8uc.  9,  3.  au*  feiner  einfamfeit  h«Portrieben. 
SRit  einer  J?utte  befleibet,  an  bie  eine  Jtopfbebecfung  ton 
jugefpifeter  ©eftalt  (capuccio,  Äapuje  —  ba&er  (Sapuct* 
ner)  angenäht  war,  wie  fte  bie  giriert  in  Stallen  bei  rau* 
her  SBitteruna  gebrauchten ,  unb  mit  einem  ©trief  umgürtet, 
trat  er  aüj  »u|prebiger  auf.  JDe$  g.  fleine  $ütte  *u  Von 
tiuneula  würbe  fpdter,  nachbem  feine  ßrbenSregel  (beren 
Anhänger  fich  fratres  minores,  b.  i.  geringere  .ober  niebri* 
aere  JBrüber,  nannten)  »on  ^>oncriu5  IIL  1223  bie  papfr» 
liehe  »eftdtigung  erhaltm  hotte,  ba«  «Drutterflofier  ©ieler  tau» 
fenb  Jtttftrl  Stalien«,  granfreich*  unb  ©panien«;  felbjl 
grauen  würben  jur  Crgreifung  feiner  8eben5art  nach  bem  iöet» 
fpiele  ber  b-  ßlara  (f.b.)  fortgerifien.  ©ne  britte9?egel  gab 
et  ben  büg enben  SBelrleutm  betberiet  ©efcblechtS,  wobura)  et 


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Franz  von  Paula  i 

ben  Orben  ber  SSertiarier  grünbete,  g.  verfucbte  fogar  ben 
Sultan  von  fBabplon  ju  tefchmt  unb  erbot  p*,  um  bie 
SSabrbeit  be«  ebripiicben  ©lauben«  ju  beugen,  einen  bren» 
nenben  ©Weiterlaufen  tu  bePeigen.  Zbtt  ber  ©ultan  gab 
bie«  nicht  ju  unb  entlief  ihn  ehrenvoll.  SRac^^cr  jog  pcb 
g.  auf  einen  SBerg  in  ben  Äpenninen  jurücf.  #'er  foll  ihm 
GbriPu«  unter  ber  ©ePalt  eine«  gefreujigten  ©erapb«  et* 
febienen  fein;  au*  foH  U>m  gegen  ba«  @nbe  feines  geben« 
(Sl^rtflud  feine  SBunben  o^ne  fchmerjbafte  (?mppnbung  ein» 
gebrüeft  ^aben.  SBegen  jener  (Srfcbeinung  gab  man  if>m  ben 
Seinamen  ©erapbicu«  unb  feinem  Orben  ben  be«  ferapb:-. 
f^en.  Xm  4.  JDct.  1226  erfolgte  fein  2  ob  in  einer  Aircfje 
*u  Hptp;  na$  einet  fpatmi  gegenbe  foQen  fogar  Stbiere  gern 
bei  ihm  verweilt'  unb  auf  feine  Reben  gelaunt  b^aben. 

/roit)  von  »Paula,  fo  genannt  von  feiner  ©eburt«pabt 
im  Äömgreicb  Neapel,  war  ber  ©tifter  be«  JDrbrn«  ber 
fWinimen  unb  würbe  febon  bei  fetner  ©eburt  1416  bem 
b.  granjißfu«  von  2lfftp  gewibmet.  {Bereits  im  13.  3abre 
ging  er  in  ba«  graruiSfanerflofier  tu  ©t.=3J?arcu«  in  Gala» 
brien  unb  »eignete  fu^>  in  ber  Seoba*tung  ber  £>rben«regel 
vor  allen  SRöncben  au«,  ja  er  jog  [ich  entlieh  fogar  in  eine 
fiöble  jurüdf,  wo  ber  ©tein  fein  jßett  unb  bie  Jtrautet  unb 
SBurjeln  be«  SBalbe«  feine  Rabruttg  waren.  Der  junge  gin« 
fiebler  erregte  Buffeben,  fanb  Nachahmer  unb  naebbem  er  mit 
biefen  eine  3«t  lang  ein  befcbaulicbe«  geben  geführt  hatte, 
gab  er  ben  bringenben  {Birten  ber  ©nwobner  von  $aterno 
na*  unb  betog  mit  feiner  ©efeBfcbafi  ein  von  biefen  ihn 
erbaute«  .ftloper,  wo  er  viele  SBunber  verrichtete.  3m  % 
1482  fachte  ber  franfe  .Äönig  gubwig  XI.  von  granfreieb 
feine  4>ülfc^  aber  feinen  wieberbotten  ©nlabungen  gab  er 
nur  auf  brtngenbe«  Anmahnen  be«  »Pappe«  ©ebör.  <?r  würbe 
in  granfreieb  auf  ba«  ehrenvolle  empfangen;  ber  ÄÖnig 
felbp  ging  ihm  entgegen  unb  warf  fleh  vor  ihm  nieber. 
Sonnte  au*  g.  bie  ©efunbbeit  be«  Jtönig«  nicht  wieberber* 
PeUen,  fo  ma*te  er  ihn  boch  gefaxter  jum  Sobe.  9coeb  mehr 
würbe  er  von  gubwig'«  Racbfolger,  Sari  VIII.,  geehrt,  ber 
ibn  jum  falben  feine«  ©ohne«  machte  unb  pcb  felbfl  in 
Staatsangelegenheiten  feine«  Ratbefl  bebiente.  g.  parb  in 
granfreich  im  Jtloper  ju  $)le(p«  le«  SEour«  1507  unb  würbe 
.  vom  $avjt  geo  X.  1519  unter  bie  ^eiligen  verfefct.  —  Der 
neue  von  ibmgepipete  unb  von  ben  Zapften  ©irtu«  IV.  unb 
3nno<enj  Vitt  1474  unb  1492  betätigte  JDrbrn  nannte  pcb 
am  Uebften  ben  SDrben  ber  minbepen  ©rüber  («Winimen), 
»eil  fte  an  prenger  (Sntbaltfamfeit  bie  granjiSfaner  («Kino* 
ren,  b.  b.  ©eringere)  noch  ju  übertreffen  fugten.  Räch  bem 
SBiUen  tt>rc*  Stifter«  foate  ibr  geben  ein  unaufb6rli*e«,  nur 
in  fcfcweren  Äranfbtit«fdOen  unterbrochene«,  gaflen  fein.  Stur 
»rot,  Dl  unb  JBaffer  ju  geniegen  waren  ibnen  verfiatter, 
feine  2Ril^.  unb  gleifcfcfpeifen.  Die  föwarje  Äutte  burften  fte 
weber  bei  Sage  no*  bet  91a *t  ablegen;  bie  blofe  Srbe  war 
ibj  Kurbette,  unb  wegen  be«  paupgen  ©ebete«  war  i^nen 
au*  bejldnbige«  ©h'Ilftbweigen  jur  ?>flitbt  gemalt  SRut 
m  granfreitp  unb  ©panien  erbielt  ber  ßrben  »ebeutung. 

/ron3  von  ©ale«,  tin  ©prifling  ber  ©rafen  von 
©ale«  in  ©avopen,  würbe  1567  geboren,  jeiebnete  (üb 
bur^  ©laubenöeifer  au«  unb  friftete  ben  9?onnenorben  von 
ber  $cimfu$ung  unferer  lieben  grau.  97 a*  bem  3Biaen 
feine«  5Bater«  vertauf(pte  er  ba«  anfang«  erwablte  ©tu» 
bium  ber  Sbeologie  mit  bem  ber  WecbtSwiffenfcbaft,  behielt 


8   Franz  I.  (Kaiser  v.  Ostreich) 

aber  fo  große  gtebe  jur  Geologie,  baß  er  na*  ju  ^abua 
erlangter  jurifKfo>cr  Dottorwüroe  eine  einträgliche  ©teße 
au8f*lug  unb  ba«  2lmt  eine«  ©eelenforger«  al«  ^ropfl 
unb  balb  barauf  al«  Diafonu«  ju  ©enf  vorjog.  Der  Bi. 
fcpof  von  Xnnecp  übertrug  ibm  bie  vom  $erjog  von  S  a- 
vopen  gewünfe^te  S3elebrung  ber  ipm  feit  1594  unterwor* 
fenen  reformirten  einwob.net  von  Qfyablai«  unb  von  brei 
baju  gel>6rigen  Äntern  jut  fatljoltfcben  Religion,  unb  trofe 
ber  Jftneigung  ber  Reformirten  würben  burc$  it>n  mefrr  ald 
72,000  in  ben  ®$oo«  ber  fatr) olif*en  Jlircpe  jurücfgefübrt. 
Cr  würbe  bafür  Coabjutor  be«  SBifcpof«,  1602  bejfen  «Ra*-. 
folger  unb  na$  feinem  1622  ju  gpon  erfolgten  Sobe  1665 
unter  bie  ^eiligen  verfemt. 

Iran)  L  (©teppan),  röm.>beutftper  Äaifer  von  1745 — 
1765,  geb.  1708,  war  bet  dltefle  ©o&n  be«  £erjog«  geo^ 
polb  von  got^ringen.  9iad)bcm  er  1723  nach  SBten  ge* 
fommen  unb  mit  bem  fcblef.  ^erjogt^um  Sefc^en  belehnt 
warben  war,  würbe  er  bur*  ben  grieben  ju  SBien  1735 
beflimmt,  got^ringen  an  ben  ehemaligen  Äinig  von  |)olen, 
©taniSlau«  geScjin«fi,  unb  nacb  beffen  3lbleben  für  immer 
an  granfreieb  abzutreten,  wofür  ihm  ba«  ©roffterjogtbum 
SEoScana  »ufaHen  foQte,  wenn  ber  regierenbe  ©rofjberjog  3o^ 
bann  ©afto,  berge^te  au«  ber  berühmten  gamilic  ber  3Re  = 
biteer  (f.b.),  geftorben  fein  würbe,  welcbergaH  1737  ein» 
trat.  (Sr  vermablte  ftci>  1736  mit  fWaria  Xberefia,  ber 
Rechter  unb  Gr bm  ÄarlVL,  bie  ihn  1740  nacb  bemSobe 
ihre«  SJater«  jum  SDtitregenten  aOer  öfh*.  Grbldnber  ertlärte 
unb  nach  bem  Sobe  Jtatfer  itarl  VfL  feine  SBahl  jum  beut 
feben  Äaifer  bewirfte.  2118  foleber  würbe  er  1745  ju  granf ^ 
'furt  oefrint.  Die  S?egierung«gef*afte  ber  €rblanbe  würben 
von  Maria  Sherefta  allein  geführt,  unb  g.  war  nur  bemüht, 
ben  innern  SBohljlanb  i&jheicb«,  ©ewerbe,  Jvünflc  unb  3öif= 
fenf*aften  ju  heben ,  in  welcher  S3ejiehung  er  ft*  grofe  Ser< 
bienfle  erwarb.  (Sr  ftarb  ju  3nn«brud  am  18.  äug.  1765. 

/ranji  (3ofephÄarO,  Äaifer  von  £>jrreicb,  vorher  al« 
granj  II.  bt«  1806  r6m.»beutfcber  Äaifer,  geb.  am  12.  gebr. 
1768,  war  ber  ©obn  unb  Nachfolger  itaifer  geopolb  IL, 
bamaligen  ©ro^erjog«  von  SoScana,  bet  ihm  in  glorenj 
bie  erpe  griiebung  ertheilen  ließ.  3m  20.  3ab«  trat  g.  un« 
tet  feinem  faif.  jDheim,  Sofepb  II.,  in«  öffentliche  geben  ein, 
begleitete  benfelben  auf  bem  gelbjuge  gegen  bie  Surfen, 
führte  1789  mit  bem  JBcipanc-c  be«  gelbmarfchaO  gaubon 
ben  Oberbefehl  über  ba«  .beer,  übernahm  1790  na*  bem 
Sobe  3ofeph  tt  bie  SSerwaltung  ber  »egierungSgefcbdpe, 
bi«  fein  Sater  in  SBien  erfebien,  folgte  bcmfelben  am  l. 
ÜSdr)  1792  jundcbP  in  ben  opr.  grbPaaten  unb  würbe 
bann  am  6.  3un.  jum  SLMq  von  Ungarn,  am  14.  3ul> 
jum  röm.  Aaifer  unb  am  5.  2(ug.  jum  jtönig  von  Ä6h-  ; 
men  gefrönt  g.  übernahm  fo  viele  Äronen  unter  fcbwie>  i 
rigen  Umpdnben,  benn  noch  waren  bie  bur*  3ofeph  H.  über  ^ 
eilte  Reformen  entpanbenen  9Hi?t?erbaltni|Je  im  3nnern  triebt  l 
völlig  wieber  ausgeglichen,  unb  f*on  am  20.  3pr.  ,1792  I 
hatte,  granfreieb  an  £>preicb  b«n  Jlritg  erflÄrt  3n  brei  bla» 
tigtn  JCriegen,  von  1792—97,  1799  —  1802  unb  1805  . 
fonnte  g.  bem  verzweifelten  SRutbe  ber  Gruppen  bet  fronj. 
Republif  unb  bem  mit  einer  neuen  gelbbcrmfunP  auftreten*  J 
ben  fBonaparte  auch  mit  bem  auSbauembPen  perfönlicben  ' 
Offne  unb  «Ruthe,  mit  großen  wohlgerüPeten  ^eeren  unb 
tapfern,  nur  letber  wenig  tinverpanbenen  SBunbeSgenoffen 


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Franz  I.  (Kaiser  v.  Ostreich)   99    Franz  I.  (König  v.  Frankr.) 


bftt  Sieg  nidjt  abgewinnen  unb  mufjte  fernere  gr ieb e n sb ebi n -. 
gütigen  ringeben.  3m  beutfdjen  Wcidje  t?attc  wäbrenb  biefer 
Jtritge  beräwiefpalt  ber  rinjelnen,  aHju  felbftanbig  gegenein» 
aber geworbenen  ^Staaten  immer  mebr  »ugenommen  unb  3la- 
jideon  »Ufte  ibn  noob  ju  Beratern ;  g.  füllte  jefcon  1804 
Den  beutfeben  .Raiferttpron  wanten,  unb  nut  bet  eianenJtraft 
«rmrarnb,  erfldrte  er  ftd?  (am  11.  Xug.  unb  7.  JDee.  1804) 
jum  (Srbfaifer  t»on  jDfhreic^  unb  legte  nun  nad?  ©rrtebtung 
MiÄbeinbunbeS  (f.  b.)  bureb  Napoleon  bie  beutfic  £ai» 


'^*e  am  6.  Äug.  1806  nieber.   i?ftrcid)  batte  für)  von 
"  Zchxrx  ju  erboten  unb  blieb  baber  mabrenb  beSÄrie* 
-  neutral ,  ben  Greußen  unb  9?u£lanb  1806  unb  1807 
nfreieb  führten;  allein  barum  »arg.  ntc^t  minbet 
["Wjtftn,  nochmals  für  bte  alte  STrbnung  unb  Üegittmität, 
tt  unb  JBefifetbum  in  ben  Äampf  ju  treten.  3m 
gammelte  er  baju  bie  Äraft;  e*  erfolgte  1808  bie  er» 


riebtuna  ber  ißr.  8unbwebt ,  unb  als  Spaniens  bebarrltdjet 
©iberftanb  bie  SJeacbt  granfreicbS  tbeilte,  erfldrte  er  bemfel« 
ben  im  aRdrj  1809  ben  Ärieg  unb  rief  feine  Untertbanen 
unb  alle  Deutfcbe  ju  ben  2ß äffen.  Allein  aueb  birtmal  wa= 
ren  alle -Änfhengungen  oergebend  unb  obgleich  bei  XSpern 
unb  Gelingen  (f.  b.)  ber  geinb,  bem  au*  9?ufj!anb  fi* 
nun  onfcMofj,  befiegt  würbe,  mufjte  %.  im  £)ct.  ben  trieben 
»on  SBien  eingeben,  ber  öftreid)  feine  feften  ©renjen  unb 
bamit  bie  Sicherheit  unb  freie  JBenubung  feiner  ihm  bleiben» 
ben  JBefujungen  foftete.  £)ie  83erbaltmffe  nitbigten  $.  fo* 
aar,  1810  in  bie  SGcrmählung  5JJapolecn'§  mit  feiner  dlteften 
Tochter  SRarie  ßuife  ju  willigen,  fowie  1812  ein  JBünbnifj 
gegen  Sfoßlanb  mit  ihm  einzugehen.  9?achbcm  aber  bie  §ran= 
jefen,  oerfolgt  »on  ben  Muffen  unb  f)reiifien,  auS  9?uplanb 
al§  glüdjtlmge  jurücffebrten,  fchim  [ich  fcftreicb  bie  ©elegen» 
beit  jutn  fiebern  6rfa^  aller  Cerlufte  barjubteten.  2>ocb 
erft  naebbem  SRapoleon  bie  angetragene  griebenSoermittelung 
abgewiefen  hatte,  fcblefj  ber  unterbeffen  brei  fcblagfertige 
•Öeere  jufammengejogen,  im  -Äug.  1813  [ich  JRufilanb  unb 
Greußen  an,  wohnte  perfönlicb  bem  gelbjuge  von  1813 — 14 
bei  unb  theilte  bm  Kubm,  £eutfcblünb§  unb  <5uropaS  CJhre 
unb  Freiheit  gerettet  ju  boben.  3n  ben  betten  parifer  gric» 
ben  erwarb  «Bei  SBerlorrne  unb  mebr  nod)  wieber  unb 
fteHte  bie  6ftr.  SRonardjie  grifer  als  je  unb  als  ein  ju= 
fammcnbdngenbeS  ©anjeS  b",  fobafj  fcfrreid?  eine  entfebei* 
benbe  Stimme  in  ben  europ.  Angelegenheiten  gefiebert  iff. 
2Me  f$neQe  Unterbrucfung  ber  Unruben  in  ©aoopen,  9iea> 
pel  unb  julcfct  im  Äira)en{laate  bewies  b>nrricbenb  ben 
ftetS  entfebtebenen  SBiHen  beS  JtaiferS,  baS  JBeftebenbe  ^u 
febirmen,  fowie  anbererfeitS  jbftreicbS  Verhalten  rcäbrenb 
beS  ruff.^türf.  JlriegS  oon  1828  unb  1829,  baß  er  bei  fei» 
ner  brobenben  93cetntrdcbtigung  beS  neuen  europ.  Staaten» 
foftemS  gleicbgültig  fei  9lie  bot  i^m  aueb  unter  ben  bruefenb» 
ften  .Serbdltntffen  baS  Vertrauen  unb  bie  Siebe  feiner  Un* 
tertbanen  gefehlt,  »on  benen  3 eher  perfemlicb  ju  ihm  getan» 
gen  fonnte  unb  mit  benen  er  (ich  gern  im  gemütbiicben 
ÜEone  beS  SBoIfeS  unterhielt,  ©er  raf$  wieber  aufblübenbe 
Söoblftanb  feiner  Sfeiche,  ber  ©ebuö,  welcher  ben  Jtünjten 
unb  SBiffenfohaften  unb  befonberS  ber  ©ewerbtbätigfeit  ju 
Sbeil  warb,  vielfältige  Serbefferungen  in  ber  ©efe^gebung 
unb  SrecbtSpffege  unb  eineÜSenge  gemeinnü^iger  Xnorbnun» 
gen  unb  ilnftalten  finb  oorjüglicb  bejeiebnenb  für  bie  lange 
Regierung  beS  JtaiferS  ber,  als  er  nach  Furjcm  Jtran> 
fenlager  am  L  ÜRdrj  1835  »erfebieb,  wie  feiten  ein  gürft 
von  feinem  SSolte  betrauert  würbe.  %.  war  viermal  oer» 
mäblt,  julcfet  1816  mit  ber  ibn  überlebenben  Caroline  Hu- 
aufte,  einer  geborenen  9>rin}efftn  oon  Si iiiern,  bie  ben  Xbenb 
feines  gebenS  würbig  »erfebinem  t>a(f. 


i"rart}  t,  geb.  1494,  Jt6nig  oon  Srantrrid)  1515  — 
1547,  ben  bie  Jranjofen  „SBater  ber  SSiffenfcbaftat"  ge« 
nannt,  war  ein  ebenfo  ritterlicher  a(S  fluger  Ä6nig,  ber 
Äünfie  unb  SBiffenfrbaften  in  granfreieb  einführte,  aber  buref) 
feine  (froberun^Sfucbt,  Sreulofigfeit  unb  @itten(oftgfeit  aueb 
oieleS  Unglücf  über  fein  Sanb  brachte.  Qx  war  ber  ©chwie» 
gerfobn  beS  J?6nigS  gubwig  XII.,  bem  er  auf  bem  Sbrone 
folgte.  sJ?adj  feiner  Sbronbefteigung  griff  er  alSbalb  ^2ailanb 
an,  auf  welches  er  'Äiifpritcbe  maebte,  unb  gewann  eS,  nach» 
bem  er  bie  Scbweijer  bei  STOarignano  gefcblagen.  Qr  fuefite  fi^ 

ir 


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Franz  I.  (König  v.  Frankr.)   lOO  Franz  (Grasen.  v.aieckL-Schw.) 

(T>.>'.<.   K,,»4,  Kam  trt'iSm  mif  hott  (5ff\t«»!i»i'n  imh  hur/fi       (fnrf    Auf   #i«»r    ST? »tIV    hiirA   StrrtnpMtA    Mnn  (Rhuihm  m*»*. 


ben  JScfiö  burd?  bett  grieben  mit  bcn  ©cbweigem  unb  bureb 
ben  mit  Äönig  Äarl  »on  Spanien  (nachher  Jiaifer  ÄatI  V.) 
tu  SRojjon  1516  gtfötoffcnen  SBergleieb  gu  fiebern-  ©päter 
Semarb  er  ftcb  mit  Aar!  gugleicb  um  bie  SBabl  gum  beut» 
fciien  Äaifer,  meiere  aber  tro(j  anfebnlicber  ©elboerfcbroen» 
bungen,  mit  benen  er  ftcb  in  ©unjl  fetten  wollte,  nicht  auf 
tyn,  fonbern  auf  Jtarl  V.  fiel.  83on  nun  an  lag  er  fajl 
ununterbrochen  im  Kriege  mit  bem  -Äaifer.  £>a&  ©Iticf 
fdjwanfte  groifd)en  JBeiben,  als  g.  1525  cor  $a»ia  gefcbla» 
gen  unb  foaar  gefangen  mürbe.  Gr  mußte,  um  im  folgern 
ben  Sab«  feine  gretyeit  mieber  gu  erlangen,  barte  JriebenS» 
bebingungen  eingeben,  bie  er  jebod)  nicht  hielt.  ßbgleid) 
immer  gulefct  im  Stacbtbeil,  fanb  %.  bodj  aud;  immer  wie« 
ber  neue  fBeranlaffungen  gur  SBieberaufnafjme  beS  AriegS. 
©o  würbe  1541  bie  Srmorbung  eines  frang.  ©efanbten  gu 
SDtoilanb  unb  1540  ber  Umfiartb  Sorwanb  gum  Jlriege,  baß 


£ar(  auf  einer  Steife  bureb  grartfretcr)  »on  Spanien  nado 
ben  SRieberlanben,  in  ©efabr,  &on  $.  gefangen  ju  werben, 
terfproeben  hatte,  einem  ber  Sehne  g.  L  SRailanb  alS  gefcn 
ju  geben,  nacbmalS  aber  feinen  eignen  Sohn  Philipp  ba* 
mit  belehnt  hatte,  g.  gog  ausgejei ebnete  Äünftier  unb  ÄunnS 
fdbdjje  (j-  Seonarbo  ba  »tnci  unb  JBenttenuto  Gel* 
(ini  (f.b.),  namentlich  aus  Stallen,  nach  granfreieb,  lieg 
berrlicbe  {Bauten  ausführen,  legte  oiele  Schulen  an  unb  be> 
günftigte  bie  Xnlage  von  SRanufacturen.  -Gr  begann  bie 
Sammlung  ber  parifer  fBibltotbel  unb  jtiftete  baä  fön.  QcU 
Iegium:  befonberS  baS  ©tubium  ber  griceb.  unb  röm.  ©d)rift» 
freHer  fam  unter  ihm  in  Aufnahme.  Dabei  t>tc:t  er  einen 
glangenben  4>ofjtaat,  ber  (ich  balb  bureb  freAe  ©ittenlofig= 
feit  auSgeidbnete,  weil  ber  .König  felbfi  fieb  gügellofen  %u$* 
fefeweifungen  überließ.  @n  ßpfer  berfelben  ftarb  er  1547. 
©ein  biet  abgebilbete«  ©rabmal  aus  weißem  SKarmor  in 


ber  Äircbe  gu  ©t.s Denis,  ein  berrlicbeS  SKonument,  fieQt 
ben  Aonig  unb  feine  ©emabltn  im  Xugenblide  beS  jg'mi 
fdjeibenö  bar  unb  i|t  mit  ben  JBilbfdulen  ber  »ier  ©jange» 
liftcn  gefdjmücft. 

/ ran}  (Sriebricb),  ©roßbergog  t>on  SRecflenburgsSc&we« 
rin'  »on  1785—1837,  geb.  am  10.  Dee.  1756,  folgte 
feinem  ©beim  griebrieb  als  äergog  unb  nabm  am  9.  Sun. 
1815  bie  großbergogltcbe  SBurbe  an.  @r  würbe  in  ber 
©ebroeig  im  $aufe  feiner  Altern,  bie  [ich  feit  1766  ba> 
fel&fl  aufhielten,  ergogen  unb  fam  1771  an  ben  #of  fei* 
neS  £>b«tm8,  um  ftd?  in  ©taatSgefcbdften  gu  unterrichten. 
SJiet  3abre  nadtfer  »ermdblte  er  pcb  mit  ber  (1808  gefror* 
benen)  ^ringeffin  fcuife  oon  ©aebfen  * ©ottja  s  Siota  unb 


machte  in  it>ret  {Begleitung  bis  gutn  Antritte  feiner  Regie 
rung  »erfc&iebene  Steifen.  ©r  war  mit  Crfolg  bemübt,  bie 
»erpfdnbeten  ttmter  eingulofen  unb  bit  Romainen  Äu  »er^ 
grögem.  3u  lefeterm  3wecfe  würben  »on  1788—96  i%li* 
30,000  Ktblr.  »erwenbet,  weld>e  bie  Stepubltt  ÄoUanb  für 
ein  S?egiment  SRecflenburger  gab,  baS  tbr  überlaffen  würbe. 
«Kit  ber  ©tabt  iRoftocf  würbe  ber  ©rreit,  ben  biefe  mit  ber 
{Regierung  über  flabtifebe  SBorredjte  fübrte,  bureb  Skrgleicb 
beigelegt  unb  bie  wdbrenb  beffen  nad)  SSü&ow  verlegte  Uni 
»erfitat  fam  1789  natb  Äofloef  gurücf.  g.  eerbielt  ftd? 
wdbrenb  ber  frang.  Arieae  neutral,  als  aber  1805  Staffen 
unb  ©cbweben  bureb  ^Kedlenburg  naeb  $ano»ec  gegbgen 
waren,  brauchte  Napoleon  ben  {ßorwanb  mlc^tcr  9leurra> 
litit,  um  baS  8anb  in  *Befö  gu  nehmen.  Crp  nacb  bau 


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Franz  IV.  (Her  zog:  v.Mode  na)  1' 

«neben  von  2iifit  erhielt  g.  fein  Canb  uirucf.  Gr  war 
ber  rrfft  beutle  gürtf,  ber  bei  ber  Grbebung  Deutfcb. 
totbfi  gegen  granfreic^  1813  vom  Slbeinbunbe  fieb  loöfagte. 
cfin  60iät)rige€  SfegierungSjubiläum  feierte  g.  1825,  bei 
Khfcet  ©elegenbeit  ftcb  bie  Siebe  feiner  Untertanen  auf 
^nnia)|aa>e  2Betfe  ausfpraef;.    Gr  ftarb  ju  gubwigSIuß  am 


i.  JSfebr.  1837  tn  golge  eines  gungenfchJagS.  Verwaltung 
onb  BteH8yffcftt  »ctbanfen  ibm  große,  mit  weifet  SBorftcftt 
crajrfttbrtt  Verbefftrungen.  ©roße  SBecbtcnfle  hat  et  ftd> 
am  #ebung  be$  JBauernfianbeS  erworben  unb  in  tiefet  ©e* 
Hebung  in  feinern  Sanbe  ein  Vorbitb  wahrer  Humanität  ges 
geben,  (»gl.  SR  ecJ lenburg.) 

iran)  IV.  Qofepb  «Karl  XmbroftuS  Stanislaus),  re= 

grabet  £tr$oa,  »on  Sftobena  feit  1815,  bet  Sohn  bei 
iherjogs  gerbittanb  »on  j&flreidb;  unb  bet  Sottet  unb  Gr* 
ton  bei  ÄerjogS  Aercule*  III.,  beS  gelten  auS  bem  betübm- 
:ea  $auft  bet  Gfle ,  geb.  am  6.  Cet.  1779.   Dem  £erjog 
$er(ultä  III.  war  SRobena  1796  bureb  bie  granjofen  ent* 
Riffen  (f.  «Kobena)  unb  ibm  1801  unb  1803  bie  öfft. 
?;nbfa)aft  JBreiSgau  unb  bie  ganb»ogtei  Crtenau  als  Gnt« 
Neigung  gegeben  werben,  bie  et  1803  furj  »or  feinem 
Jett  feinem  Schwieg  erf ohne  abgetreten  hatte.    Durch  ben 
Wikinger  grieben  1805  »erlor  biefet  abet  bie  genannten 
jungen  unb  g.  erbte  1800  eon  feinem  Vatet  nur  bie 
lafpruo)e,  bie  erft  1815  »erwirfliebt  würben,  als  ibn  bie 
2ilu||acte  beS  wiener  GongreffeS  als  $er;og  »on  SRobena, 
«JBO  unb  SJtiranbola  einfette.  Seine  Sefujungtn  würben 
1*9  noch  burefe  bit  oon  feiner  SRutter  ererbten  ^erjogttjüs 
*  Sofia  unb  Garrara  vermehrt,  fobafj  fit  gegenwärtig 
;  JR.  umfaffen.   Daburd;,  baß  er  ben  tarnen'  Gfle  an= 
Mjjjwurbt  g.  bet  Stiftet  eines  neuen  3weigcö  biefeS  ©fc 
-•tajÄ  Seine  Sicgietung  ift  butd)  innere  Unruhen  mehr* 
*H  jejfört  »orben,  welche  ihren  ©runb  barin  haben,  baß 
Je  rcähjenb  bet  ftanj.  ^errfebaft  eingefogenen  greibeitäs 
*J*bura)  SBJiebereinfübrung  veralteter  Ginricbtungen  nies 
tapfctüden  bemüht  mar.    Gt  führte  gleich  beim  Antritte 
Regierung  bie  3efuiten  wieber  ein  unb  übergab  ihnen 
««ftjKhung  bei  3ugtnb,  übernahm  1821  felbft  bie  gti* 
**%  bet  geheimen  kolket  in  Stalten  unb  gab  1823  ein 


1  Frauen 

Auferfi  fhengeS  Genfutgefet}.  Namentlich  in  SRobena  unb 
im  JÜrchenfiaate  hatten  bie  geheimen  ©efeOfcbaftcn,  »eiche 
gegen  bie  bt(leb.enbe  3«ff»litterung  3ta(ienS  gerichtet  waren, 
fi*  am  weiteren  auSgebebnt,  als  1827  g.  allen  Denen  8$er> 
jeibung  »erfpracb,  bie  ihre  itbeilnabme  an  ben  geheimen  ©e> 
fcllfchaften  felbft  anzeigen  wütben.  GS  melbeten  fid)  Wiehre 
unb  würben  begnabigt,  »äbrenb  Anbete  verhaftet  unb  be« 
flraft  würben.  Die  golge  war  eine  Gtbitterung  ber  @emü< 
tbcr,  weube  1831  in  einen  Äufflanb  ausbrach,  bei  bem  bex 
£erjog  am  4.  gebr.  jur  gludjt  nach  SRantua  genöfbigt 
würbe.  Gr  begab  fid?,  naebbem  et  »on  Söicenja  aus  gegen 
alle  Verfügungen  ber  in  Sttobena  angefefeten  Regierung  pro« 
tefrirt  batte,  nach  Sien  unb  febrte  »on  ba  mit  Aßt.  &rup« 
pen  jurüd,  bie  am  9.  SRdrj  Sxobena  befehlen.  Die  Gm« 
pörer  wutben  in  Unterfucbung  gebogen,  einige  jum  Sobe, 
bie  Sßebr^abl  )ut  Ginferferung  bei  ben  3efuiten  »erurtbeilt. 
Die  3uben  im  allgemeinen  traf  wegen  ihres  jßenebmenS 
beim  Vuffianbe  ein  potteS  SooS,  inbem  ibnen  alle  feit  1795 
aufgehobenen  SBebrucfungen  aufs  Neue  auferlegt  würben. 
9leue  Unterfucbungen  wegen  Berfcbwirungen  würben  1832 
angefüllt  unb  ibc  {Refultat  waren  neue  Einrichtungen. 

Svan}tn  ober  gtanfen  ifl  bet  Name  bet  aus  JBaum. 
wolle,  3wirn/  Solle,  Seite,  ©olb  ober  Silber  nach  ben 
»erfebiebenßen  äRufiern  gearbeiteten  Sorten,  beren  man  ftcb 
als  ^ufe  jur  ©efeftung  ber  Äleiber,  SReubleS,  JCircbenornate, 
Sorb&nge  unb  bergt,  bebient.  Sie  befielen  ftetd  auS  einem 
Saum  obet  einet  JCette,  »on  weichet  mehr  ober  wenig» 
lange  gäben,  bie  oft  noch  »ielfad)  Verfehlungen,  theilS  ju. 
fammengebrebt,  unaufgefchnitten  (Grepinen,  GrepineS), 
tbeilS  aufgtfd?nitten  unb  ungebrebt  (gefchnittene  gtan» 
*en)  ftnb.  SKit  bet  Verfertigung  ber  gfranjen  btfcbdftigen 
neb  bie  $ofamentitet.  3m  ©togtn  »erben  bie  leinenen, 
baumwollenen,  wollenen  unb  feibenen  granjen  nut  im  fädpf. 
Grigebitge  gefertigt,  unb  gabriren  füt  edbte  unb  uneebte 
©olb.  unb  ©ilberfranjen  gibt  tS  in  Slurnberg,  gürtb, 
SBien,  geipjig  u.  a.  £). 

Jrautn  (bie),  bet  in  ber  gebitbetetn  Sprache  eingeführte 
KuSbruct  füt  baS  SBeib,  baS  febone,  baS  fchwacbe  ©efoblecht. 
Schönheit  unb  Schwache,  bie  man  ben  grauen  gew6bnlicb 
alS  bie  am  allgemeinen  ihr  SBefen  auSbrücfenben  Gtgen. 
fchaften  beilegt,  bejeichnen  baffelbe  nur  febx  unbefKmmt  unb 
uim  Xijül  unrichtig.  SBefiebt  bie  Schönheit  in  Üiebreij, 
Bartbeit,  fanfter  diunbung  ber  gormen,  fo  iß  fte  aUerbingS 
ein  »onüglicbeS  Gigentbum  ber  grauen,  aber  im  runfilerü 
[eben  Sinne  ifi  bet  Wann  fo  feb6n  wie  baS  SBeib,  iebeS  in 
feinet  Xrt,  fobap,  wenn  auf  Gbenmafj  ber  ©lieber,  S3efrimmt> 
heit  unb  JBoDenbung  beS  ÄuSbrudS  gefehen  wirb,  ber  SWann 
fogar  fchäner  a(S  baS  fßeib  ifr.  ähnlich  terbäit  eS  fid;  mit 
ber  Schwäche.  DaS  2Beib  fann  niebt  fo  große  Saßen  tra« 
gen  wie  ber  SRann,  würbe  im  3weifampf  mit  ibm  ftets 
erliegen,  aber  eS  ifl  auSbauetnbtt,  erträgt  gtbulbiger  ben 
Schmer)  unb  ifl  fo  auf  bie  Dauer  (lärfer  olS  ber  SJlann, 
währenb  es  biefer  für  ben  a'ugenblicf  i|i  SBaS  in  leiblicher 
S3e^icbung  gilt,  baS  beftarigt  fieb  auch  in  ^>inftd;t  auf  ben 
@ci|T.  Dte  SSorjüge  ber  2lnmutb,  3artheit,  ahnungeV 
»oHtn  Seelenhafrigfeit,  2Rifigfeit,  ©ebulb,  ©anftmuth, 
Schamhaftigfeit  ftnb  ben  grauen  eigen,  wogegen  fte  an 
Kerfianb,  SBiOenSfraft,  JSühnbtit  ben  *Wannern  natbfleben. 
Diefe  Sotjüge  jebeS  ©efcblecbtS  fütb  ei,  welche  baS  anbete 


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Frauenlob  1 

an  ihm  liebt.  Die  »orjüge  ber  grauen  ftnb  fimmtlicb 
.frillerer  unb  jarterer  Ärt,  als  bie  beS  ÜRanneS,  baber  ge» 
bort  eine  höhere  ÄuSbilbung  beS  gei|h'gen  S3ewußtfemS  ba» 
ju,  um  fte  gu  würbigen  unb  anjuerfennen.  83ei  Volfcrn, 
wo  bie  tobe  Äraft  »orberrfcbt,  finb  babet  bie  Stauen  wenig 
geartet,  nur  ein  ©egenftanb  ftnnlic^er  3uneigung  beSSWam 
neS,  übrigens  beSpottfcb  bebanbelt,  welche«  fle  »erm&ge  ib» 
teS  fanften  ßborafterS  bulben.  #ier  finbet  baber  au*  Viel- 
weiberei Patt.  3e  gebilbeter  bagegen  bie  Völfn  ftnb,  bejfo 
hoher  u-iun  bie  grauen  in  3l*tung.  Daher  finben  wir 
aucb  bei  ben  boAgebilberen  ©rieben  unb  8?6mern  bie  grauen 
in  großer  Verehrung.  gjfon  bat  tiefen  Vclfcrn  »orgewor» 
fen,  baß  fte  ibren  grauen  wenig  gretbeit  im  äußern  Seben 
gematteten,  fte  nidjt  ju  ©aflmdblnn  jogen,  überhaupt  nur 
bei  gewifjen  feierlichen  ©elegenbeiten  fte  6ffentlicb  erfcr)einen 
liegen;  aber  bie  Sugenben  be6  SBeibeS  gebären  noch  ie(jt, 
wie  bamalS,  ber  gamilte  an.  DaS  eble  SBeib  begehrt  bie 
j&ffentlidbfeit  nicht,  unb  ber  ©rieche  geftanb  frei  feiner  ©at* 
tin  bie  fierrfebafi  im  £aufe,  fogar  über  il>n  felbfi  ju. 
SEbemiftofleS ,  ber  große  Ätbener,  fagte  einft  feberjenb,  fein 
fleiner  Anabe  bebende  bie  SBelt:  benn  ©riecbenianb  befe^Ce 
ben  wcltbeberrfcbenben  Werfern,  Htbcn  ©riecbenlanb,  er  ben 
Ebenem,  fein  SBeib  ihm  unb  fein©obn  ber  ÜJlutter.  Von 
ben  tapfem  ©partanern  ijl  es  befannt,  wie  fte  »on  ibren 
Seibern,  bie  fie  über  2dle8  verebbten,  fleh  bebenden  ließen, 
unb  tiefe  rübmten  (ich :  „Sir  ftnb  eS  wertb,  SRdnner  \u  be* 
berrfeben,  benn  wir  allein  bringen  SJtänner  jur  SBelt/'  3m 
Berbälmip  ber  ©rieben  unb  Horner  ut  ibren  grauen  finben 
wir  jeboeb  weber  bie  ftbwdrmerifcbe  Verehrung,  wehte  im 
«Kittelalter  auffam.  noch  bie  juvorfommenbe  Xufmerffamfeit 
(©alanterie),  wcl^e  jc^t  gegen  bie  grauen  beobachtet  wirb. 
Da«  Gbriftentbum,  bie  Sieligion  ber  ßiebe,  mußte  eine  t» 
erfennung  ber  fanften  SSugenben  beS  SBetbeS  jur  golge  b«« 
ben,  bie  ficb  in  einer  3«t,  wo  bie  äußerlichen  2eben6»er» 
bältniffe  jum  Zt)tH  noeb  bureb  bie  ruhe.  Äraft  befhmmt 
würben,  unb  nur  im  Familienleben  unb  namentlich  in  ben 
grauen  baS  Sbeal  ber  cbriiiiicfcen  Sugenben  ftcb  verwirft 
liebte,  bis  jur  ©cbwirmerei  fieigerte.  (»gl.  Riebe.)  SBä> 
renb  Vielweiberei  nur  ein  3eicben  unBollrommener  Cmtwicfe» 
lung  beS  geifh'gen  8ebenS  in  einem  Volte  ifi,  ftnb  bie  ein* 
«ein  »orfommenben  Urfcbeinungen,  wo  Sßeibn  bie  Stalle  ber 
Männer  übernebmen  (f.  Ätna  jo  nen)  unb  wo  eS  ©itte  ift, 
baß  ein  SBeib  ftcb  mehre  «Wannet  halt,  nur  3ricben  ber 
Verfunfenbeit  unb  Vnberbtbeit  ber  ©ittlicbfeit.  Da«  gefetere 
foQ  in  SEibet  unb  JButan  »orfommen.  ©olcbe  Verbaltniffe 
finb  burcbauS  gegen  baS  innerfle  SBefen  beS  SBeibeS  unb 
eine  golge  ber  SJficbfSmürbigteit  ber  ÜRanner. 

S raiten lob  (^einrieb:,  war  ein  gefeierter  SR  e  iß  er  > 
fanger  (f.  b.),  ber  gegen  baS  <£nbe  beS  13.  3abrh.  lebte 
unb  jenen  ©brennaraen  erbielt,  weil  feine  ©ebiebte  ju  $reiS 
unb  8ob  ber  grauen  gefungen  waren.  Dafür  fotlen  ibn 
aber  a u *  bie  grauen  mit  foteber  ©unft  gelohnt  baben ,  baß 
0c,  als  er  geworben  war,  feine  Seicbe  ju  ©rabe  trugen 
unb  fein  ©rab  mit  Sbränen  unb  SBcinfpenben  netten,  ©onfi 
beißt  er  auch  Jgjetnricb  »on  SRiffen  (Weißen)  ober  ber 
junge  SRißner,  unb  Ginige  tx^Un,  baß  er  Doctor  ber 
Sbcologie  unb  Domberr  in  Sßainj  gewefen  fei. 

I raitenoomimT  ober  alter  SBetberfommer  nennt 
man  bie  weißen  gÄben,  welche  im  Jg>erbfie  an  bie  ©egen- 


Fraunhofer 

flänbe  im  greien  ftcb  anbdngen  unb  »om  ©inbe  fortgetubrt 
bie  Suft  burebsieben.  ÜRon  rannte  lange  thre  fnt^ebung 
niebt;  fte  ftnb  aber  baS  ©efpinnfl  ber  fuegenben  ©ommn« 
fpinne.  Diefe  ifi  ein  fleineS  3nfeft,  nur  twn  ber  ©r6ßc 
eines  StabelfnopfeS,  mit  acht  im  Areife  liegenben  Xugen  auf 
bem  länglicben  Vorbntbeile  unb  einem  runblicben  mit  ein» 
jelnen  paaren  befe^ten,  gldn^enb  fcbwirjlicb  braunen  4>in« 
tertbeile.  Die  bon  btefem  tletnen  Sbiere  gefponnenen  gaben 
werben  »om  SBtnbe  jufammengewirrt  unb  fo  in  großem 
ÜRaffen  fortgeführt. 

iriiumu rrci nt  93aren  auch  ßetS  in  3eiten  ber  aUgemei« 
nen  Sebrangniß  bie  grauen,  foweit  eS  ©itte  unb  JtTaft  gef}at> 
tete,  bemübt,  biefelbe  ju  milbem,  fo  bilbeten  fieb  boeb  *uerfi 
rcäfjrenb  beS  fBefreiungSfriegeS  1813  unb  nach  bemfelben 
förmliche  grauenvereine  jur  Unterlrüfcung ,  Pflege  unb  Vns 
forgung  ber  oerwunbeten  Arieger  ober  ber  oon  ben  ©efal> 
lenen  b'ntotofT*™n  ffiitwen  unb  ffiatfen.  Slacbber  baben 
dbnlicbe  grauenbülfSt>ereine  allgemeinere  3wecfe  »erfolgt,  j.  85. 
©orge  für  bülfäbebürftige  2lrme  überhaupt,  ST}iebung  ber 
SBaifen  unb  »erwabrlojin  &  in  ber,  Jtletnfinber  faulen 
(f.  b.),  ©uppenanflalten  (f.  b.),  unb  bergl.  XheilS  finb 
bie  grauen  felbfltbitig  eingefebritten,  tbeilS  baben  fte  nur  bureb 
S3eifleuer  »on  ©elb  ober  ©elbeSwertb  wobltbitig  gewirft. 
@o  ifi  namentlich  icfct  an  vielen  fDxttn  ©itte,  baß  bie  grauen 
weibliche  $anbarbcitcn  aQer  'Art  öffentlich  jum  Verfauf  auS> 
fieOen  ober  »nloofen  unb  baß  ber  (Ertrag  bann  ju  einem 
befrimmten  n>obltt)Atigen  3wecfe  »erwenbet  wirb.  Die  erflen 
grauent>ereine  entflanben  in  5£rier  unb  S5nlin,  gürfKnnen 
unb  ^rinjeffinnen  fianben  an  ihrer  ©pifee;  aber  fie  baben 
ftcb  balb  über  ganj  Deutfchlanb  »erbreitet  unb  unfaglicb  ' 
»tcl  ©uteS  getriftet,  inbem  fte  juglcich  ein  fcböneS  iBeifpiel  . 
von  bem  milben  unb  iuglcicb  emflen  ©inne  ber  beutfehen 
grauen  ablegen. 

/raunljofrT  (3of.  »on),  einer  ber  grißten  Dprifer,  wcl. 
eher  ftcb  um  bie  Verbefferung  ber  gernr6bre  unb  2Jrifrc» 
ffope  unterbliebe  Verbienfte  erworben  bot,  wurb«  am  6. 
5J?(jr.i  1787  )u  ©Traubing  in  fiatern  geboren  unb  war  bn 
©ohn  eines  armen  ©laferS.  ©eine  erjiehung  blieb  faji 
gan*  »ernachlifftgt.  <5r  würbe  ber  gehrltng  eines  ©piegel»  v 
madperS  unb  ©laSfcbleiferS  in  SDcuncben  unb  hotte  faum  | 
nothbürftia  (efen  unb  fehreiben  gelernt,  als  er  burtb  ei> 
nen  UnglucfSfaQ  bie  SRittel  in  bte  e&aittc  befam,  bie  »n> 
fdumten  Äenntniffe  nacbjubolen.  DaS  ^>auS  feines  Seht»  ^ 
herrn  fiel  ndmiieh  1801  ein,  g.  würbe  babei  »erfebütttt  v 
unb  erhielt  nach  fetner  Rettung  »om  jtonige  gRanmtlian 
Sofeph  ein  ©efebenf  »on  18  Dufaten.  Diefe  benu^tc 
er,  um  ftcb  eine  freiere  Stellung  unb  einige  Snfrrnmente 
anpfebaffen.  Der  ©ebeimratb.  U^fchneiber  rerf*affte  ihm 
eintge  JBücber,  auS  benen  er  (tcb  felbfl  mit  Knfrrengung 
aller  feiner  Ärafte  belehrte.  1806  »erfchafftt  ihm  berfelbe 
©inner  eine  ÄnfteQung  als  Dptifer,  unb  fo  würbe  tmter 
g.'S  Eeitung  1807  in  »erbinbung  mit  Ufefcbneibtr  unb 
;Kcicbcnbacb  baS  fo  berühmt  geworbene  Snjrttut  jur  f>er» 
fiellung  optifcher  3njrrumente  ju  fBenebietbeum  errichtet, 
welches  1819  nach  SRüncben  »erlegt  worben  ifi.  Xu|n 
burch  feine  oon  ebenfo  großer  ©elebrfamfeit  als  ©efcbicflub» 
feit  jeugenben  Gntbecfungen  unb  grftnbungen  im  ©cWete 
ber  JDptif,  bot  ftcb  g.  oudb  ein  großes  Verbienfi  baburth 
erworben,  baß  er  bie  ^>erfleHung  beS  ju  ben  feinem  opti> 


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Fregatte 


103 


Freiberg 


ftfcn  3nffrumenten  uncnibebrlicfcn  glint«  unb  ßtonrnglafe« 
eritbttfte,  mld)t$  man  vorbei  mit  grcfien  Jtoften  unb  bod? 
■i:  in  gcn?ünfd)ter  SioIIfommenbett  aud  &tglanb  belogen 
bottc  8t  nwtbe  1823  Gonftrvator  btö  pbpfifalifcben  6a= 
teteti  bei  baii.  OTabemie,  ftaib  ober  fc^on  am  7.  Sunt 
1826.  ÜJtan  fefcte  ibm  einen  ©tabftein  mit  bei  pielfagen» 
tat  SWjfbrift:  „Approximavit  «idera"  (b.  b.  «€t  näherte 
üt  Sejtirne")  unb  in  feinet  Bafetftabt  (Straubing  nannte 
m  bie  Straße,  auf  »eldjei  bad  #aud  fiefjt,  in  bem  et 
::h>rtn  würbe,  nad)  ibm,  unb  {teilte  biefem  i?aufe  gegen» 
Mt  feine  fiüfte  auf. 


/rtgatte  ift  ein  tetdjt  gebaute«  AriegSfdjiff  mit  brei 
SWaften,  fleinet  als  ein  fcintenfdjtff  (f.b.),  bem  ed  übri» 
gend  dbnlicb  ift,  mit  wenig»  ald  60  Äanonen.  Sie  2tb> 
bilbung  fleUt  eine  gregatte  mit  vom  Sßtnbe  gefcbweHten  @e> 
geln  bat.  —  3tutb  etne  Ärt  Aauffabtet  (f.  b.),  weldje 
vermöge  t^tet  Sauart  fdmetlet  unb  leistet  ald  bie  getvötm- 
lidjen  Aauffabtet  fegein,  wirb  ffiegatte  genannt.  —  gte» 
gaton  ift  bei  9Jame  eined  fpan.  unb  venertan.  gabr.jeuged 
von  mittler  ©r6|je,  mit  vteredfigem  ^)intertbeiic,  beffen  man 
ftd)  befonbetd  ju  Xblabung  bei  ©alteren  unb  jutn  Übet: 
fegen  von  Gruppen  bebient. 


frribfrg,  ©rabt  im  er^gebitgifeben  Areife  bed  A6nig» 
">4l6ad)ftn,  mit  12,000  Ginn>.,  ift  butd)  feinen  JBetgbau 

tue  beiaroiffenfcbaftlicben  2£nftaltcn  berühmt.  Cd  liegt 
^Sfaibaqj,  rvelebet  ftd?  in  bie  eine  '/»  ©tunbe  pon  bei 
&k  entfernte  freiberget  SRulbe  ergießt  3bten  Urfprung  ge* 
-Sabe  bei  12,  3abtb-  vetbanft  bie  ©tabt  bemlöergbau, 
*£b  biet  eine  rtidje  Hudbeute  fanb.  ^Bergleute  vom  £arj 
• '  biet  bie  elften  Silberbeigwerfe  angelegt  ^aben.  3n 
itJ  fdften  Blüte  ftanb  $.  tor  bem  breifjigiabtigen  .Kriege, 
■MI  32,000  Cin».  bötte.  Die  b»«f»9<  i"7^  giftete 
{ r;;!abemie  fyat  beriibmte  Bebtet  unb  ftbt  wertbvoHe 
*fcrinigen,  namentlicb  bad  audgejeidjnerjte  unb  voUftdm 
tyfe  Cbelfletncabinet  fiuropad.  CHne  befhmmte  2(njabl 
Sl»  Kihibcra  wirb  b«er  unentgtlblid)  unterrichtet,  unb 


aud  ben  entfernteren  ©egenben ,  fogat  au»  ©übame= 
rifa  tommen  Zöglinge,  rvcldje  ben  JBergbau  praftifd)  unb 
rciffenfebaftltd)  erlernen  rvoQen.  Die  ^auptbergfdjule  ift 
eine  JBorbereitungdanftalt  ber  2ffabtmie.  Änbere  ©cbulam 
galten  finb  bad  ©pmnaftum,  bad  ©cbullcbrerfcminar  unb 
bie  ©onntagd  i  unb  Aanbtverterfebule.  Die  Domfircbe, 
vrelcbc  ein  in  bpjantinifeber  83auart  errichtetes  portal,  bie 
golbene  Pforte  genannt,  bat,  entbdlt  bie  vom  4?erjog 
rieb  bem  gtommen  (ft.  1541)  erbaute  SegrdbnifjfapeÜe  ber 
»roteftantifdjen  fdd?f.  gürften,  bis  jutn  legten  berfelben,  3o= 
bann  ©eorg  IV.,  bei  1694  ftatb.  Sföan  finbet  bier  aueb 
ein  fd)öned  Denfmal  bed  Äurfürfttn  9»otig  (f.  bj,  mU 
dje6  benfelben  in  einet  (ebenftgrofjen  alabaftemen  »ilbfdule 
barjteUt.    ^»iftorifcb  merfroürbtg  ift  fernet  bad  $aut  bed 


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Freibrief  104    Freiburg:  (Stadt  u.  Canton) 


berücbtiaten  $rinjenrduberS  J?unj  bon  £  auffangen  (f.b.), 
fowie  em  fleinerneS  Ären*  bor  bem  Statbbaufe,  welches  ben 
Ort  bejcidmet,  wo  berfelbe  bingericr/tet  würbe;  bie  Sfüffung, 
welefce  Jturfürft  S)?ori(j  in  ber  Sdjlacbt  bei  ©ieberSbaufen  1553 
trug  unb  treibe  neben  teffen  Denfmal  im  Dome  (lebt/  bie  83e» 
gribnißfteae  beS  berühmten  SRaturforftberS  253 e rn er  (f.  b.)  in 
einem  Jtreuyiange  beä  DernS  u.  TL  iuSgejeicbnete  ©ebäube 
finb  auf  er  bem  'Dome  bie  ^eteröfirdie  mit  bem  aber  200  g. 
boben  .frabnentburra,  bie  3a!obäfircbe,  wabrfebeintieb  fo  alt  wie 
bie  «Statt,  bie  SJhfolaiEtrdje,  bec  ^reubenftetn ,  rprldjer  efje» 
ma(S  baS  Sfefibenjfcblojj  war,  jefct  ein  SRagajin  ift,  baS  9?atb> 
bauS,  baS  ÄaufbauS  unb  anbete.  g.  ifl  ber  Süj  ber  ©ber» 
bergbebfirben  ©acbfenS:  beS  JDberbergamtS,  beS  JBergfcb&bpen» 
(iub.15  unb  beS  CbcrtjüttcnamteS.  Der  SSerabau  in  ber  ®e> 
genb  bon  g.  ifl  febr  bebeutenb.  3n  faft  200  ©ruben 
arbeiten  gegen  500  {Bergleute;  berühmt  finb  bie  (Stuben: 
#immeWfurjt,  »efebert»@lücf,  bie  alte  Hoffnung  ©otteS 
u.  f.  w.  Die  ©rube  £immelSfürfl  lieferte  t>on  1769—1818 
allein  2176  Gtr.  Silber  unb  bie  gefammte  KuSbeute  beä 
freiberger  SJergbauS  foU  feit  feiner  Gntilebung  bie  1825  (640 
3abre)  82,000  Gtr.  feine*  ©i(ber  ober  240  9RiH.  ST&tr. 
betragen.  2fuf5er  bem  Sergbau  bieten  mehre  gabrifen  unb 
SRanufaeturen  von  (eoner  ©olb»  unb  ©ilberwaaren,  JBlet» 
weif},  Sic  [glitte,  Sdirot,  Sptfeen,  Sintern  u.  f.  m.  \v\d)> 
tige  Sftabrungäjroeige.  Die  Umgegenb  bon  g.  ifl  fat)(  unb 
bufler,  welcher  Änblicf  noer)  butdj  bie  »ielen  jum  fBergbau 
gehörigen,  jum  St;  eil  febr  grogartigen  2Berfe  erb  übt  wirb. 
Bu  biefen  gebort  baS Hmalgamirwer?  (f.  Xmalgama), 
nacb  welchem  bie  Grjc  auf  bem  mit  ber  ÜRulbe  berbunbe» 
nen  Äurprinjenfanale  geführt  werben.  3n  ber  9tabe  beä 
ttmalgamirwerfS  ifl  eine  SKoTcr)ine ,  welche  ÄÄbne  mit 
60— <90  Str.  er j  beloben ,  40  g.  t;oct)  auS  ber  sÄulbe  in 
ben  Äanal  bebt. 

/reibrief  nannte  man  bie  tlrfunte,  tun*  meiere  ein 
beulfcber  leibeigener  feine  grribtit  befam.  ÖS  mußte  bafur 
in  ber  Stege!  eine  beflimmte  «Summe  ©clbeä  (ftaßgelb)  be> 

Jablt  »erben,  beffen  ©röße  fidj  nad)  ben  Seibynfcn  unb 
[eibbienften  richtete,  welcbe  ber  8eibben  burA  bie  grolaf» 
fung  verlor.  —  eine  anbere  2£rt  von  Freibriefen  ober 
8icenjen  entflanb  in  Folge  beä  Sonapartifchen  GantinentaU 
foflemS  unb  ber  von  Gnglanb  auSgefcenben  JfranbelSbefcbrdn» 
rungen.  Gä  würben  burd?  fSe  XuSnabmen  bon  ber  aUgemet« 
nen  $anbelSf»erre  bewilligt  Gnglanb  ertbeilte  fle  juerjl  jur 
Ginfubrung  fremben  ©etreibeä,  fpäter  unter  ber  »ebingung, 
baß  engl  gabrifate  auSgefübrt  würben,  granfrddj  gab  fte, 
um  ÄrtegSbeburfniffe  ju  trotten.  9?ußlanb  unb  ©cbweben 
folgten  ebenfalls  nacb  unb  eä  jeigte  ferf?  bureb  bie  Sftotbwen« 
bigfeit  biefer  Umgebungämittel  bie  3wecWoftgreit  brt  ganjen 
aontinenta(f9flemä  (f.b.). 

irdburg  in  ber  Scfjrceij ,  Statt  unb  Santon.  Diefei 
grenjt  gegen  D.  unb  91.  an  ben  Ganton  Sern,  gegen  2B. 
unb  <S.  an  ben  neufebateter  «See  unb  ben  Ganton  SBaabt  unb 
bat  auf  26  na»,  gegen  90,000  ginw.  Gr  ifl  im  Horben 

Jacb,  wirb  aber  gegen  «Süben  gebirgig,  wo  bie  bödifle  Serg» 
>i(;c,  ber  2RolefTon,  eine  ^öljc  cor»  über  6000  g.  eneidjt. 
Die  wenig  betriebfamen  Giniuofjner  finb,  mit  Vuänabme  be« 
rer  in  ©ejirf  Kurten,  ber  fatbolifeben  8?e(igion  »ugetban 
unb  fp reetjen  griffen tbeilä  ein  oerborbcnel  gfranjcfifcb ,  abec 


öueb  beutfeb,  beffen  fw>  torjugäweife  bie  RemerungSbebtr» 
ben  bebtenen.  Das  Sanb  ifl  fruebtbar ,  boeb  blübt  ber  2tn» 
bau  weniger  all  bie  Biebjudjt.  3n  ben  ©ebhrgen  wirb  tief« 
am  meiflen  gepflegt  unb  fjict  gewinnt  man  ben  beflen 
<S-cbwei)erräfe,  ben  fogenannten  ©rieferfdfe.  $.  würbe  mit 
©olotbum  1481  («ergl.  $(üe)  in  ben  ©cbweijerbunb  aufge> 
nommen.  Gä  maetjt  einen  Xbeii  beft  ücfctlanbeä  au*  unb  ge* 
birte  früher  mit  biefem  erjl  ju  ^ocfjburgunb,  bann  jum 
beurfiben  9?etd?e  unb  flanb  eine  Seit  lang  unter  ben  ^>erjogen 
ton  3ibringen,  beren  einer  bie  «Stubt  %.  1179  erbaute.  <Spä» 
ter  jlanb  fte  unter  ben  ©rafen  bon  &abäburg,  von  benen  fle 
1450  an  bie  fierjoge  »on  «Sabooen  ram,  bie  fieb  jeboeb  1477 
ihrer  Strebte  über  $.  begaben.  —  Die  ^auptftatt  %.  im  Ud)U 
lanbe  an  ber  ©aane,  vocldie  mitten  burob  ben  ganjen  Gan- 
ton gebt,  liegt  tbcilS  auf  einem  ©anbfleinbügel ,  thcilä  am 
2lbbange  beffelben,  ttjeilä  enblicb  an  ber  bebeutenben  S3eu* 
gung  ber  «Saane,  über  bie  bret  gcrröbnlicbe  Srücfen  führen. 
Die  ©aane  bat  weit  boneinanber  abflebenbe  fleile  Ufer,  auf 
beren  einem  bie  <5tnbt  liegt,  )u  welcber  man  früh,  er  oon 
Sern  auä  nur  auf  febr  fchroieriaen  Umwegen  fommen  fonnte. 
Ginc  großartige  itettenbruefe  ift  in  neuerer  Seit  ausgeführt 
worben  unb  \t%t  iefet  bie  gegenüberliegenben  gelfen  in  bireetc 
Serbinbung.  DaS  am  Stanbe  eines  XbgrunbeS  faft  in  ber 
Suft  fchrcebenbe  Surgeltbor  ifl  in  gelfen  genauen,  unb  ber 
fogenannte  conrt  chemia  ifl  eine  Strafe,  beren  $aufer 
ald  Da*  baS  $flafter  einer  rj6l;ec  gelegenen  ©trajje  haben. 
SRerfwürbig  finb  baS  StatbbauS,  ehemals  baS  ©oblofj  ta 
^»erjoge  bon  Sil) ringen,  bie  9li(olaSfircbe  mit  einem  256  g. 
hohen  Zfyurmt,  bem  beAflen  in  ber  Statt,  unb  eine  große 
öinbe,  welcbe  auf  bem  SWarf totale  (lebt  unb  bon  Denen 
gepflanzt  würbe,  bie  auS  ber  «Scbjacfjt  bei  5J?urtcn  (f.b.) 
1476  jurüeff  ehrten.  SRan  r)nt  fte  bereits  mit  Säulen  flu  gen 
muffen.  S3on  ben  8000  Ginwolmern  fprechen  bie  im  untern 
Äbeile  ber  (Stabt  wobnenben  Deutfd),  wabrenb  in  ber  obem 
©tabt  gran}6fifcb  gefprorhen  wirb.  %.  bat  außer  mehren 
itlöflem  unb  anbem  ©tbulen  aud)  ein  Seminar  unb  GoQe* 
aium  ber  3<futten,  waS  namentlicf»  flarf  von  gramofen  be» 
fucfjt  wirb.   3n  ber  5cdbe  bon  %.  liegt  bie  1)itr  abgebilbetc 


Ginftebelei  5J?agbalena,  eine  400  g.  lange,  200  g.  über  ber 
©aane  in  eine  gelfenwanb  gehauene  JQ9t)U. 


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Freibnrg  (Im  Breisgan)  -     10«      Freiburg:  (im  Hreisgau) 


irnlutrg  im  flSreiSgau  (f.  b.),  ber  ©ift  ber  JRegie»  genb  bti  Bä)voattm[bti  an  bem  ffMAm  ftrelforn.  35« 
rung  be8  obenljein.  JtrctfeS  im  ©rofüjeriogtyum  ©oben  mit  bier  abgebilbete  9Rünffer  ber  ©tobt  mit  tintm  613  %.  be>« 
14,000  Ginro.,  liegt  in  einer  [ebenen  unb  fruchtbaren  ®e<    ben  Charme  jeiebnet  ftct>  bureb  feine  fa)6ne  gotbifebe  üönaüi: 

r=  ■  =  =  n 


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Freicorps  l< 

auS.  6t  foll  bei  Erbauung  ber  (Stobt  um  bie  Mitte  beä 
12.  3ut?rb.  begonnen  unb  1272  gröptcntbcilä  vollenbet 
roorben  fein,  ©eit  1827  beftnbet  fid>  hier  ein  2anbeSerj> 
bistbum,  unter  bem  bie  IBiStbümer  Mainj,  gulba,  9?otben- 
burg  unb  Himburg  flehen.  Die  1456  gefliftete  HlberfcJJubr 
oigSuniverfität ;  rvelcbe  1832  eine  neue  ßinrtditung  erhielt, 
bat  eine  jabireicbe  JBibliotbef  unb  etwa  500  ©tubirenbe. 
ES  beffnben  fieb  ferner  in  $.  ein  ©t>mnaftum  unb  mehre 
rtabrifen,  namentlich  in  Seber. 

irrirorpo  würben  namentlich  im  Itfeten  Äriege  bie  auS 
allen  ^Truppengattungen  jufammengefegten  apeerabtfjeilungen 
genannt,  welche  unter  eignen  DbcroefeSlSljabern  flanben  unb 
bcjhmmt  waren,  weite  unb  gefährliche  ©tretfjüge  mit  ©ebnet» 
ügfeit  in  bie  von  ben  gemben  befehlen  ©egenben  auSju* 
fubren.  3bre  fübnen  Enfübrer  griebr.  SBilrjelm,  £erjog  von 
Sraunfcbweig  (f.  JBraunfebweig),  8üfcow(f.  b.),  D6rn» 
berg  u.  TL  haben  ftch  unvergeßliche  tarnen  erworben. 

frät  Hauern  finb  folebe,  roelcbe  für  itjre  $erfon  frei  unb 
nur  vermöge  it>reS  ©utS  gnviflen  Mafien  unterworfen  ftnb. 
-Der  Unterfcbicb  jwifeben  freien  unb  unfreien  Sauern  bat  in 
Deutfeblanb  von  ben  frübeflen  Reiten  an  befianben,  bie  fort- 
gefebrittene  Eivilifation  fennt  benfelben  aber  niebt  mebr,  in» 
bem  bie  8eibeigenfcbaft  in  allen  beutfeben  üänbern  ganj  aufs 
geboben  ober,  roo  bie?  noeb  niebt  ber  Sali  fein  fällte,  febr  ver» 
minbert  ifl.  (Äiergl.  Eblöfung,  ffiauernflanb,  Dienfl» 
barfeit.) 

Sttit  ötaötc  nennt  man  folebe  St  Abte,  roelcbe  feinem 
ÜanbeSberrn  unterworfen  finb,   fonbern  ibr  eignes  JRcgU 
ment  baben.    3m  beutfeben  Mittelalter  entflanben  viele 
folebe  ©Übte ;  fie  waren  jwar  von  ber  2Eerritorialbobeit  frei, 
allein  bem  Steicbe  unterworfen  unb  biegen  behalt  aud) 
itfeicb&fläbte,  unb  wenn  fie  t>on  allen  Steuern  befreit 
waren,  freie  SteichSfläbte.    Hußer  ihnen  gab  eS  auS 
ben  rem.  Reiten  jlammenbe  eigentliche  freie  ©tobte,  welche 
aueb  bem  Äaifer  unb  Steicbe  nicht  untertban  waren,  aber 
biefe  greibett  aufgeben  mußten,  fowie  baS  beutfebe  Sceieh  an 
innerer  Macht  junabm.   Mit  bem  2£ufbtüben  ber  Jtünfle 
unb  bewerbe,  welche  bloS  in  ben  ©täbten  getrieben  rout> 
ben,  wuchs  ber  Sfeichtbum  unb  bie  Macht  ber  freien ©täbte 
bebeutenb  unb  fie  benutzten  beibe,  um  von  ben  beutfeben  Stau 
fern  immer  mebr  Freiheiten  unb  Privilegien  ju  erlangen.  Sur 
Erhaltung  unb  SBefefligung  ihrer  Macht  unb  jur  JBefirberung 
teS  £anbei5  ftifteten  fie  mächtige  XJerbinbungen,  bie  $anfa 
(f.  b.)  1241  unb  ben  2Junb  bet  rbeinifeben  ©täbte  1246, 
unter  Deren  ©cbul<c  bie  Babl  ber  StetcbSfläbte  bis  auf  51  am 
scucbS.    Mit  ben  «räuberten  ;$eitverbälmiffen  unb  ber  wach» 
:en  Macht  ber  lianöe&berren ,  mit  Einführung  ber  flehen« 
im  £eere  unb  großem  Silbung  auch  außerhalb  ber  Stähle 
:;fen  biefelben  von  ihrer  apöbe  immer  mehr  berab,  bis  fie 
fnblid)  bureb  ben  SkiebSbeputationSbauvtfrhluji  (1803)  ihrer 
Freiheit  beraubt  unb  jum  graten  Äbeile  oerfebiebenen  2an> 
ebenen  unterworfen  würben.   DaS  nod>  übriggebliebene 
JujSburg  würbe  1805  unb  «Rimberg  l«00  SBaiern  einoer^ 
Iribt,  granffurt  fain  in  bemfelben  Sahre  an  ben  gürjien 
^rimaS,  unb  Hamburg,  Bremen  unb  t!übccf  würben  1810 
w»  Slapoleon  mit  bem  franj.  Jlfeiferretcbe  uerfcbmoljen. 
-Tara)  ben  wiener  ßongref  würben  inbeg  granffurt,  fBr»« 
nen,  Hamburg  unb  ilübecf  (f. b.)  alS  freie  ©tibte  wie. 


•f  Freiheit 

berf>ergeHetft  unb  ffe  traten  als  folebe  am  8.  3un.  1815 
bem  beutfeben  £unbe  bei.  Derfelbe  Kongreß  machte  oueb 
Jtrafau  (f. b.)  )u  einer  freien  ©tabt,  fieberte  ibr  völlige 
Neutralität  gu  unb  jieUte  fie  unter  ben  ©ebuö  9?ujjlanb8, 
DjrretcljS  unb  Greußens. 

/reigeißt,  aud)  wol  greibenfer,  iji  ju  unterftieiben 
t»on  freier  ©eip.  2>er  ®eijl  ijl  feinem  SBefcn  natb  frei, 
aber  ber  tboriebte  unb  fünbige  Menfcb  gibt  feinen  freien  ©eijt 
in  bie  Änecbtfcbaft  unter  3rrth.um  unb  ©innltd;feit.  JDie 
tbrifiliche  ÜJJeligion,  als  eine  [Religion  ber  Söabrbeit,  welche 
ben  Menfcben  als  Äinb  ©otteS  anerfennt,  befreit  ben  ©eifl 
beS  gläubigen  Menfcben  auS  3rrtbum  unb  ©ünbe.  Sber  fie 
verlangt  aud),  baß  ber  Eigenwille  unb  bie  ©elbfrfucbt  ge; 
gen  ben  gottlichen  SBiQen  aufgegeben  werben.  £cr  finnlicbe 
Menfd)  meint  aber  tböriditer  iBcife  in  feinem  Eigenwillen 
feine  Freiheit  ,^u  beftgen,  unb  biefe  falfcbe  Freiheit  ijl  eS, 
an  welcher  ber  greigeifl  feftbdlt.  Er  nimmt  alfo  bie 
djriftiichc  Sieligion  unb  ben  ©Ott,  ben  fie  lehrt,  niebt  an, 
beißt  baber  aueb  3(tbeifl  (©otteSleugner)  unb  eS  gilt  von 
ihm,  was  bie  ©ebrift  fagt:  „2)ie  Thoren  fpreeben  in  ihren 
^erjen,  eS  ifl  fein  ©Ott.  (SJgL  2>eiSmuS.) 

J'reiliofrn  ifl  ein  auper  ber  Soluinie  liegenber  ^afen, 
in  welchen  ©cbijfe  aller  Nationen  frei  unb  ohne  3otl  ein» 
laufen  unb  ihre  gabungen  nieberlegen  fennen,  welche  fee- 
wärtä  wieber,  ohne  Abgaben  ju  jablen,  ausgeführt  werben, 
©olebe  £äfen  ftnb  ein  wichtiges  S}ef6rberungSmittel  beS  eb an- 
bei* unb  jugleicb  für  bie  £)rte,  welche  fie  befi^en,  eine  vor; 
jüglidpe  iducUe  beS  SBoblflanbeS. 

/rtit|eit  ifl  bet  äuftanb  ber  Unabljangigfeit  von  frem: 
ben  Einwirfungen  unb  ber  Möglicbfeit  ber  ©elbjlbefiim: 
mung.  9licbt  bloS  ber  Menfcb,  fonbern  auch  bic  Spiere 
finb  biefer  greibeit  fäljig,  infofern  fie  fid?  willfürlicb  btttu 
gen  fönnen.  Man  nennt  baber  biefe  Freiheit  bie  tbieri» 
febe  unb  unterfebeibet  fie  von  ber  menfeblicben  ober  bu< 
manen  Freiheit,  weichet  allein  ber  Menfcb  als  vernünftig 
geS  SBefcn  tbeilljaftig  werben  fann.  Die  biirnane  greibeit 
jfl  boppelter  Statur,  infofern  man  fieb  ben  Menfcben  bloS 
als  fittlicheS  SBefen,  ohne  JBerbinbung  mit  ber  Außenwelt 
obet  im  SBerbdltniß  >u  biefer  benft  Die  aftcre  nennt  man 
bie  innere,  fittlicbe  ober  moralifebe,  bie  jweite  bie 
äupevc,  rechtliche  ober  juribifebe  greibeit.  Die  innere 
Freiheit  (Freiheit  beS  SBidenS)  heftet  ber  Menfcb,  aueb  wenn 
ihm  bie  üu§ere  fehlt.  3hr  emsiger  geinb  finb  bie  tbierifeben 
SCriebe  unb  bie  Tmnlid>en  ©elufte,  welche  ber  Menfcb  bureb 
feine  äLScrmum  unb  Moralitat  befiegen  foll.  Dh  er  baju 
fletS  im  Staube  fei,  ijl  eine  fdjwer  ju  beantwortenbe  Frage. 
Sie  ©efd)ichte  liefert  unS  einzelne  erhebenbe  Sieifpiele  ber 
bewahrten  Willensfreiheit,  trofe  alleS  äußern  üwangcS,  bie 
tägliche  Erfahrung  (ehrt  aber  aueb,  bap  nur  wenige  Men= 
fdieii  folcben  Sorbilbern  nacbiufommen  im  ©tanbe  finb  unb 
baß  bie  innere  Freiheit  im  Äampfe  mit  wibetfrreitenbtn 
äußern  SUerhältniffen  unb  niebern  ieibenfebaften  häufig  un> 
ter liegt.  Mit  mehr  -25e|ttmmtbcit  läßt  fieb  von  ber  äußern, 
ber  t  erb  Hieben  Freiheit  fpreeben.  ©ie  ifl  bie  Sefugniß 
unb  bureb  ben  ©taatSoerbanb  geftcherte  Mäglicbfeit,  im  $ßer> 
febr  mit  anbern  Menfcben,  ber  eignen  SBillenSbeflimmung 
ju  folgen,  oorauSgefe^t,  baß  biefer  SBiQe  ber  wahrhaft  ver- 
nünftige unb  barum  allgemein  gültige  ifl.    Dtefe  greibeit 


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Frelheltebaum  tOS  Freimaurer 


ijl  im  ©njelnen  burct)  bie  ©efefte  befiimmt,  welche  bie  all* 
gemeinen  Anfichten  über  bie  öemünftigfcit  be$  HBiUenS  au«* 
brücfen.  Sdjranfen  finb  biefe  ©efefee  nur  für  bie  unwahre 
greiheit,  welche  an  ber  Stelle  beS  allgemeinen  ben  befon» 
bern,  burd;  triebe,  ©elüfte  unb  fceibenfcbaften  bejiimmten 
SSiUen  geltenb  madjen  min.  Diefe  ©tränten  jerflören 
nicht,  fonbern  fiebern  bie  greiheit.  SJlit  ber  fortfcbreitenben 
JBilbunä  bet  STOenfeben  muß  bie  (Srfenntniß  beS  vernünfti» 
gen  SBtflen«,  b.  b.  ber  greiheit  fich  entwickeln,  muffen  folg« 
lieb  bie  timeinen  Sefh'mmungen  biefer  greiheit,  bie  ©cfefce, 
fid)  vervoUfommnen.  SBo  bie  ©efefce  hinter  bet  fortfchreiten. 
ben  jßifbung  eine«  SBolfeS  jurucf geblieben,  wirb  fid)  bah  er 
ein  «Kampf  um  bie  greiheit  ergeben,  greiheit  im  geifiigen 
(JDenf*,  ©laubenS»  unb  $rcßfreibeit)  unb  materiel- 
len ($anbc(S*  unb  Qcroerbfrcibctt)  gjerfebr  i(i  eine 
goberung  ber  SSernunft,  beren  Berwirfltcbung  ober  Slidjt* 
erfüBung  inbeß  in  einem  einzelnen  galle  nad)  ben  gegebe: 
nen  SJerhaltniffen  gu  beurteilen  iß.  Wü  ber  greiheit  wirb 
häufig  auch  bie  ©leicb,b,  cit  jufammen  genannt  unb  „grei* 
heit  unb  ©leicbbeit"  war  baS  oft  miSverflanbene  gofungS* 
wort  ber  erffen  franj.  {Resolution.  Grine  abfolute  Gleichheit 
gibt  cS  nicht,  wol  aber  ifi  eine  relative  möglich.  Sie  be* 
Hebt  barin,  baß  jebet  Staatsbürger  in  ben  ©efefcen  bie 
ffiefitmmungen  feines  SBiUenS  bat.  @ne  ganj  anbere  33c-- 
beutung  bat  baS  SBort  greil}eit  in  ber  SKehrbeit,  gret* 
betten,  welches  fo  viel  beißt  als  Ausnahmen  von  bem  ©e= 
fege,  ober  83orrecbte.  (S.  Privilegien.) 

_f reiiicitöbfium  nennt  man  einen  Saum,  welcher  als 
Spmbol  ber  greiheit  aufgepflanzt  wirb.  3)iefe  (Sitte  ver= 
banlt  ber  erffen  fron j.  {Revolution  ihren  Urfprung  unb  ber 
erfte  greibeitsbaum  würbe  von  ben  3afobinern  in  9>ariS 
aufgepflanzt.  ÜRan  umtanjte  ir>n  unb  begrüßte  bie  neue 
fogenannte  greiheit  mit  3ubel  unb  ©efang.  SRan  fcpmücfte 
bie  greibeitSbaume  juweilen  aud;  mit  einer  rotb.cn  SRüfce, 
bie  ebenfalls  von  ben  Säfobinern  aufgebracht  werben  war 
unb  bie  greibeitS*  ober  3al obinermüfce  beefj.  Die 
greibeitSbaume  fielen  infcep  balb  wieber  unb  nach  ihnen  aDU 
mälig  auch  bie  errungene  febeinbare  greiheit.  Sie  erflanben 
inbefj  in  ber  3utireooluttort  i>on  1830  wieber.  £ie  Sitte, 
greifjeitSbäume  ju  pflanzen,  fam  aud)  in  ben  fcanbern  auf, 
welche  bie  franj.  £Revolutton8heere  betraten  unb  aud)  in  neue« 
fterßeit,  nad)  ber  franj.  3ulirevolution ,  fehlte  eS  in  2>eutfcr)j 
(anb,  namentlich  in  SRbeinbaiern,  nicht  an  greibeitSbaumen, 
welche  bauficj  jum  3ticben,  baß  man  mit  benSSebörben  nicht 
aufrieben  fei  ober  ä3efebwerben  vorzubringen  habe,  aufge? 
pPanjt  würben  unb  bie  beSwegen  auch  wol  SJefcbwerbes 
bäume  genannt  werben.  Sie  würben  überall  auf  SBefcbl 
ber  ßbrigfeit  umgehauen. 

f  rrimaurer  nennen  fich  bie  3Rttgliebtr  einer  bureb  fafi 
aQe  riviliflrten  Staaten  ber  Grrbe  »erbreiteten  ©efeUfcbaft, 
welche  firtliche  JBereblung  ihrer  SÄitglieber,  gegenfeitige  ^>ütfe 
unb  ©efelligfeit  mit  auSfdpluf  jebeö  ©tanbeS*  unb  83er- 
mogenöunterfchiebcä  jum  3wecf  hat.  tarnen  unb  Urfprung 
cerbanft  bie  greimaurerei  ben  ©augefeßfehaften,  bie  fdjon 
im  rftm.  2flterthume  fidj  bilbeten,  unb  welche  auch  in  ben 
erften  d}riflli(hen  deichen  beflanben,  bie  aud  bem  großen 
3?6merrticbe  nad)  befTen  Berfall  htrbwflingen.  SDie  2Rit-- 
glteber  biefer  ©efellfd;aften  waren  wirflidje  »auleute,  welche 
bie  fijaufunfl  alä  ein  ©ebeimnijj  unter  fiö)  bewahrten  unb 


ba  fle  fid;  üb<r  bie  cutlraenfien  Sanber  verbreiteten,  fich  metfl 
unter  bem  Schule  ber  ©efet}(  ßonftituttonen  gaben,  in  tc 
nen  auch  religiife,  ftttliche  unb  gefeQige  3wecfe  auSgefprocben 
waren.  3h»  tt^xtn  fleibeten  fit  fpmbolifcb  ein,  um  ft< 
bem  Uneingeweihten  unterflänblicb  m  machen,  wobei  fie  tie 
(finfleibung  auS  Überlieferungen  fruberer,  namentlich  ägppt- 
unb  gried).  ©eheimlehren  (f.  SWpfrerien)  entlehnten.  $tcr» 
burdb  bat  man  fich  fpäter  ju  ber  ÜRuthmafung  verleiten 
laffen,  bie  greimauret  leiteten  tyren  Urfprung  von  ben  f>  p » 
thagoraern  (f.b.)  ober  gar  von  ber  ägppt.  $rie|lerfa^c 
ab,  unb  t)at  ebenfo  wie  bet  biefen  auch  bet  jenen  eine  ver- 
borgene riefe  23ei5beit  gefuebt,  intern  man  S3ieleS  ben  er« 
wählten  Symbolen  unterfebob,  wat«  urfprünglid}  gar  nicht  in 
iijnen  lag.  3n  fpätem  3rtten  mit  juntbmenber  JBilbuna  b6vt c 
bai>  SSauwefen,  ber  eigentliche  3n>ecf  ber  93augefeQfd;aften, 
auf,  ein  ©eheimnig  ju  fein,  unb  in  ben  ®efellja)aften  fetbfi 
trat  mebr  ber  allgemein  ftttliche  unb  gcfellige  %wt&  hervor. 
So  fam  e6,  baß  tn  Q ngtanb,  wo  fit  fiep  am  längfien  erhalten, 
aQmalig  immer  mehr  Sfttrbtbaufünjiler  in  bie  ©efeQfcr>aften 
aufgenommen  würben,  welche  ben  tarnen  angenommene 
ÜKaurer  erhielten,  unb  baß,  naobbem  ber  frühere  3>md  ganj 
aufgehört  batte ,  feit  1717  eine  völlige  Umgefrattuncj  mit 
ben  noch  beffehenben  ©efeßfchaften  vorgenommen  würbe. 
£a3  Sauen  unb  alle  auf  baffelbe  jtd)  be^tebenben  ÄuSbrücf c 
ber  ©efeUfcbaft  würben  nur  nod)  in  figurlicher  A3  eben  turnt 
für  bie  gefeUigen  unb  fitt lieben  3wecfe  ber  ©efellfchaft  ge- 
braucht, welche  oben  angegeben  würben.  Die  Gonftitu 
tion  beu  jDrbenS  würbe  t)iernacb  umgeänbert,  unb  mit 
biefer  neuen  Sierfajfung  gewann  ber  Sierein  balb  bie 
große  XuSbebnung,  welche  er  gegenwartig  bat  3n  ben 
meiflen  Staaten  würbe  ber  Ausbreitung  be»  £)rben3  fein 
jpinbemiß  in  ben  SSJeg  gelegt,  weil  man  ben  ebeln  3n>ed 
beffelben  anerfannte,  unb  weil  eS  einer  ber  $auptartifel 
feiner  S3erfaffung  war,  baß  fich  bie  fDHtglicber  in  ihren 
3ufammenfünften  nicht  auf  po(itifd?e  Meinungen  einladen, 
fonbern  ben  befle&enben  ©efe^en  unb  Regierungen  Achtung 
unb  Ehrerbietung  beweifen  feilten.  3ebe  einzelne  Jrei 
maurergefeUfchaft  wirb,  fowie  ber  £)rt  ihrer  ßufammenfunft, 
eine  Soge  genannt,  unb  ficht  unter  ber  Seitung  cineö  von 
ihr  gewählten  3Reifter6  vom  Stuhl-  Das  Webeimnig: 
volle  be3  JDrbenä  ifl  von  {Bielen,  theilS  böSwiUigen,  theilö 
fchwarmerifchen  SJtenfcben  benufet  worben,  um  bem  JDrbcn 
frembe  3wecfe  unterjufebieben ,  Betrügereien  unter  bem  2>ecf  -. 
mantel  beffelben  vorzunehmen,  ober  fich  baS  Anfchen  ju 
geben,  im  SJefuj  wichtiger,  bie  tieffle  SBciöbett  entbaltenber 
©eheimlehren  ju  fein.  Slamentlicp  hat  man  fich  auf  bü 
alten  ©efeUfcbaften  jurüclbejogcn,  unb  höh^e  ©rabe  au)  bie 
gewöhnlichen  (ber  Sebrlinge,  ©efeUcn  unb  SDIeifier),  in 
welche  nacheinanber  bie  SRttglieber  eingeweiht  werben,  erfon 
nen,  in  benen  eine  höhere  SüciSheit  mttgctheilt  werben  foütc. 
%Ran  unterfdjieb  fo  von  ber  neuengl.  3ohanni6maurc 
rei  eine  fchottifdje,  als  bie  höhe»,  unb  Fam  namentlich 
in  granfreich  ju  einer  ungemeffenen  2lnjahl  von  ©raben. 
welche,  wenn  fte  nicht  eine  Spielerei  waren,  boeb  jur  S3cr 
bunfelung  beS  fchönen  einfachen  3weo?eS  ber  ÜJtourcrbrüber- 
fthaft  bienten.  Sa  fid)  biefer  3wccl  burd>  bie"  gortbilbung 
ber  aanjen  menfehlichm  ©efeUfcbaft  gegenwartig  aUgcmeine 
Anerrennung  erworben  t)ot,  fobaß  ihn  leber  ©evilbete,  aud) 
ohne  gretmaurer  ju  fein,  erflrebt,  fo  verliert  bie  greimau-. 
rerei  immer  mebr  an  S3cbeutung,  unb  jebem  wahren  £rei» 


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Frei§tötte 


IM 


Frett 


maurer  tonn  fcfbft  nichts  mefjr  am  -öerjen  liegen,  als  tag 

feie  Berairflicbung  ieneS  äwecfS  aufbore,  ©acb/t  tiner  ein» 

itlnen  ©tfeQfcbaft  ju  fein,  unb  jitr  ©acht  ter  ganzen 
üRenfcbbeit  werbe. 

/  rriötätte ,  3fpl,  nannte  man  einen  Ort,  wohin  [tcb  ter 
ßerbreeper  ftüi^tert  burfte,  um  vor  ter  ©träfe  fieber  ju  fein. 
Solche  Drte  erfannte  febon  baS  grieeb.  unb  röm.  Eltertbum 
an.  tfudb  bei  ben  3uben  flnbcn  mir  fte,  inbem  SDtofeS  ben 
3fraeliten  fecpS  ©tätten  nannte,  mopin  fiep  unvorfäfclicbe 
ÜXorber  flüchten  tonnten.  Sei  ben  Alten  maren  biefelben 
getptffe  peilige  #aine,  SEempel  unb  anbere  ben  ©öttern  ges 
raupte  ßrte  unb  SBopnungen  »neuerlicher  Perfonen.  (JBergL 
$aufania&.)  3n  Per  fpätern  3eif  beS  GbrifrentbumS 
surfet  bei  Äl6ftern  unb  Äit^en  bc8  HfblrerJbt  bttgtltat 
unb  fefbft  ber  weltliche  Sichler  burfte  feine  ßetfolguna.  nicht 
bÜ  in  baS  .öeiligtbum  biefer  jDrte  erfhecTen.  25ic  >pdpfte 
ccbntm  baS  Äfplrcdpt  immer  weiter  aus,  unb  wenn  eS  gleich 
n  ben  roben  Seiten  ber  ©eroalt  manchem  unfcpulbig  SSerfolg* 
im  ©cbulj  gerodbrte,  fo  würbe  e$  buch  aueb  von  wirf  lieben 
Verbrechern  oft  gemiSbraucbt.  GS  ift  baher  in  neuern  3e<5 
rm  febr  eingefepranft  ober  ganj  aufgehoben  werben.  Uli 
eine  Art  Afplreefet  fann  baS  bureb.  bie  franj.  unb  engl,  ©es 
lefcgebung  fefigefe&te  #auSrecbt  (f. b.)  betrachtet  werben. 

irrmöe  im  rechtlichen  ©tnne  ftnb  Perfontn,  welche  ftet) 
;n  einem  Sanbe,  in  welchem  fie  nicht  geboren  ftnb,  vor» 
.  .agebenb  aufhalten.   tStan  fefet  fie  ben  @inpeimifd)en 
entgegen,  welche  entweber  in  bem  Sanbe  felbft  geboren  ftnb 
obec  boct;  baS  ^Bürgerrecht  barin  erworben  haben.   Den  3n* 
begriff  berjenigen  Siechte,  welche  bem  Ginbeimifcben  vor  bem 
nrembtn  aufleben,  nennt  man  baS  3nbigenat.   Siocb  beutü 
gai  2agtS  werben  in  manchen  gänbern,  j.  S5.  in  China 
unb  3apan,  bie  gremben  alS  geinbe  beS  ©taatS  angefehen. 
?.adj  in  Deutfcblanb  war  in  fruhern  Reiten  bie  ©efeggebung 
.jegen  bie  gremben  weit  ftrenger  als  gegen  bie  Ginbeimifcben. 
5Ü  mußten  biefen  bei  Goncurfen  naepftehen,  waren  nicht 
.'äbig,  fonnten  feinen  ©runbbeftfc  erwerben  unb  nach  eh 
mgen  goealreebten  felbft  nicht  einmal  ein  gültiges  3eugniß 
biegen.    Diefe  garten  ftnb  inbeß  mit  forrfebreitenber  JÖiU 
tung  aus  unferet  ©efefcgebung  verfebwunben,  namentlich 
rat  bie  beutfehe  JöunbeSacte  ben  Unterthanen  ber  23un» 
laattn  baS  Stecht  gu,  auch  außerhalb  beS  ©taatS,  in 
;:d?em  fie  ihren  wefentlichen  Söobnfuj  hoben,  ©runbeigen: 
m  ju  erwerben;  fie  muffen  aber  auch,  wie  ficr)  von  felbft 
r.<ht,  bann  biefelben  Saften  unb  Ttba,abtn  tragen,  welche 
Ginbeimifcbtn  obliegen.   Stur  in  JBejug  auf  flnftel- 
"g  int  ©taatSbienfte  unb  3ulaffung  ,jur  juriftifchen  PrariS 
A  bie  gremben  rneifi  noch  ben  Ginbeimifcben  nachge= 
:,  wentgftenS  werben  fie  ^c\uft<j  nur  unter  her  JBcbtn» 
:.tj  jugelaffen,  bajj  fte  iur»or  baS  Snbiaenat  ober  baS 
-  ^erreebt  beS  <Staati  erwerben.   2fucb  r)aben  bei  ber  Gr» 
Werbung  bei  JBürgerrechtS  in  einzelnen  ©tobten  bie  grem> 
".  in  ber  Siegel  mehr  ju  bewblen  als  bie  Ginheimifchcn. 
•  i  Jotge  beS  UnterfchiebS  jmifchen  Ginheimtfchen  unb  grem» 
••<a  $  taö  2Bilbfang5recht  anjufehen,  welches  bem 
:cn  oon  ber  ?)falj  nach  altem,  bureb  faif.  Privilegien 
beftfegtein  ^erfommen  nicht  nur  in  ben  eignen  pf&Aifchen 
£uriMbcn,  fonbern  auch  in  mehren  benachbarten  SJhtinlans 
tat  jufam  unb  welches  barin  beftanb,  baß  aTJe  herrenlofe 
i'eute,  roelche  fid)  3ahr  unb  Sag  in  jener  ©egenb  aufpieU 


ten,  als  fiBilbfdnge  in  Tfnfprucb  genommen  unb  ntr  Gnt= 
richtung  beS  fogenannten  gahrgulbenS  unb  ju  alle  ittm  ans 
gehalten  würben,  rooju  anbere  Seibeigene  verpflichtet  waren, 
hierher  gehört  auch  baS  fogenannte  £>eimfa([{>  ober 
grembltngSrecbt,  »ermige  beffen  ftcb  BergiScuS  bie  iBer: 
laffcnfchaft,  welche  ein  im  Sanbe  oerftorbener  grember  bei 
fiep  hatte,  mit  XuSfchluf;  aller  Vertrags  =  ,  XefiamentS;  unb 
Snteftaterhen  jueignete.  GS  beftanb  am  (ängften  in  granf» 
reich,  wo  cS  erft  bureb  bie  S?ationaberfammtung  am  6.  Ving. 
1790  aufgehoben  würbe.  SSäbrcnb  in  granfreiep  in  golge 
ber  S?evolution  bulbfamere  unb  humanere  ©efinnungen  ge= 
gen  bie  gremben  »orherrfchenb  würben,  fo  eeranlafte  biefelbe 
1793  in  Gnglanb  ein  ©efe(},  welches  ber  entgegen  gefegten 
ÄentenA  hulbigt,  bie  fogenannte  grembenbitL  ©ie  warb 
in  Sorfchtag  gebracht,  weit  man  ben  Ginffuß  franj.  Gmifs 
faire  furrfnete.  9cacb  ihr  würbe  jeber  ^uSlänbcr  bei  fetner 
^tnfunft  in  Gnglanb  tiner  forgfiltigen  Unterfuchung  unterwor- 
fen, mußte  ftcb  einen  ©icberbeitSpafj  löfen  unb  Fonnte  auf 
ieben  2trgwopn  bm  fortgewiefen  werben.  $>it\e  [entere  Sit* 
fjimmung  ift  inbeß  bei  ber  SKobification  biefer  ffiiü  1814 
weggefallen  unb  e6  herrfchen  gegenwärtig  in  Gnglanb  febr  to= 
lerante  ^rineipien  in  IBtjug  auf  grembe  unb  felbft  auf  glücpt« 
linge  aus  anbem  ©taaten.  t)it  vollen  SKechte  eines  Ginge» 
borenen  tonnen  grembe  jeboeb  nur  bureb  auSbrucftiche  fot* 
fttmmung  tti  Parlaments  erhalten,  ©egenwdrtig  finb  in 
golge  ber  politifchen  Unterfucbungen  unb  ber  vielen  in  golge 
berfelben  unjidt  ftch  h«umtreibenbtn  glücbjlinge  in  ben  met< 
ften  ©taaten  bie  paßverorbnutigen  (f.  Paß)  fo  ftreng  ge» 
hanbhabt  woiben,  baß  babureb  bem  Aufenthalte  unb  bem 
Steifen  ber  gremben  große  ©cbwierigfeiten  in  ben  SEßeg  ge» 
legt  werben. 

^rfßfomaltrti,  SRalerei  al  freico  (b.  h-  SRalerei  aufs 
grifebe)  wirb  tine  Xxt  von  SRalerei  genannt,  bei  welcher 
äUafferfarben  auf  frifchen  9R6rtet  aufgetragen  werben  unb 
bereu  man  fieb  jur  Söerfcbonerung  von  ©ebduben  bebient. 
2>te  größte  ©ehwierigfeit  bei  biefer  2frt  ju  malen,  liegt  in 
bem  Umftanbe,  baß  ber  Jtalf  nur  fo  lange  brauchbar  ift, 
als  er  noch  feucht  ift.  SDaber  muß  ber  SJtaler  mit  großer 
©efebwinbigfeit  unb  »efJimmtheit ,  ju  SJerfe  gehen.  Gr 
entwirft  vorher  auf  einem  fogenannten  Garton  bie  Umrifjf« 
ber  barjufteltenben  ©eftalten,  fowie  bie  erfoberlichen  ©chatti« 
rungen,  mifebt  auch  vorher  bte-nithiaen  garben  unb  (dßt 
bann  nur  einen  fo  großen  JEbeil  ber  SJtauer  mit  einem  ©e^ 
mifch  von  Äalf  unb  ©anb  bewerfen,  als  er  in  einem  Sage 
fertig  ju  malen  benft.  Die  Umriffe  beS  GartonS  werben  von 
biefem  fchneK  auf  bie  2Rauer  übertragen  unb  mit  ben  garben 
wirb  baS  ©emdlbe  ausgeführt.  £a  bie  Sßauer  feucht  ift,  > 
fo  nimmt  fte  bie  garben  fchneU  an  unb  auf;  ein  Stachbet* 
fen  mit  bem  pinfel  unb  eine  feine  Ausführung  ftnb  baher 
niebt  möglich.  Die  greStomaleret  erfobert  bie  größte  ©icher« 
bett  unb  Kühnheit  in  ber  {»anbpabung  beS  pinfelS,  unb 
bie  größten  SWeifter  («Stichel  Bnaelo,  Stafael  u.  2f.)  haben 
ftch  baher  mit  ihr  beschäftigt,  obgleich  fie  an  Xnmuth  unb 
3artheit  ber  Ölmalerei  weit  nachfteht  unb  ihre  eigenthüm» 
liehe  erhabene  Schönheit  nur  bei  Betrachtung  auS  gewifjfer 
gerne  hervortritt 

i'nlt ,  gretteben  ober  itaninebenwiefet  ift  tin 
fleincS  marberdbnflcheS  Staubthier,  welche«  urfprünglich  in 
'Äfrifa  vorfommt,  gewöhnlich  von  weißgelbltcher  garbe  ift 


Fieuclenpferd 


HO 


Friaul 


unb  mit  bem  ©cbwanje  ciiu  gange  oon  ungefaßt  l'/t  g. 
bat.  ©eine  Äugen  ftnö  trüb  unb  baben  tintn  blaßrotben 
©djein;  im  3orne  ried)t  ei  flart  nad)  Jöifam.  <5S  ift  ein 
natürlicher  geinb  ber  Kanineben,  auf  weld)e  eS  3agb  mad)t. 
211S  ftcb  babtr  tu  ©panien  bie  Kanind)en  fo  vermehrt  bnt» 


unb  burd)  feine  ©d)ilberung  aufmerffam  auf  f!e  maebte 
©eitbem  werben  fte  t>on  ben  ©eefabrtrn  oft  befudjt.  £i> 
größte  ift  SBamao,  bie  wiebtigfte  aber  burtb  ibren  Stotel? 
mit  ben  Europäern  Song a  ober  Songatabu.  ©oft  Klint* 
biefer  glücflicben  3nfelgruppen  ift  ungemein  angenebm,  ebn 


ten,  baß  fte  Idfiig  würben,  fübrte  man  baS  grettd)en  ein,    jebe  ©pur  oon  hinter,  aber  au*  olme  fyfr,  ber#immf 

n,  inbem  man  e$    meift  beitrr,  regnig  nur  bei  ©türmen.   JDie  JSdume  eerlie 


unb  feitbem  ijl  e&  aud)  ju  un3  gefommen, 
jur  3agb  auf  Äanincben  abgerichtet  bot.   SRan  begt  e3  in 


eignen  warmgebaltenen  ©tdllen  unb  füttert  e»  mit  Semmel, 
SBrot,  Kleien  unb  fD?tfcf>,  roabrenb  eä  ftcb  in  ber  SSBilbbeit 
von  fleineu  ©dugetbieren,  Sögeln,  @iern  unb  bergl.  ndbrt. 
3n  granfreEd)  rtduet  man  baS  grettd}en  aud)  xum  "Kuh 
nebmetj  ber  83ogelnefter  ab.  6$  ift  gelcbrig,  aber  feinem 
Herrn  wenig  treu,  wirb  letebt  jornig  unb  beißt  bann  wü» 
tbenb  um  fid).  3m  greien  ftnb  feine  Söewegungen  fcbnell 
unb  munter,  im  ©tall  bagegen  fdjldft  ed  nur  ober  frißt. 


ren  ibr  gaub  nie.  5""nSwune(n,  SSrorfrücbte,  iJutferroSjr 
sJ)ifang»,  ©ago*  unb  anbereSjdume  wad)fen  Her  in  SJtenge 
unb  oon  Spieren  fünbet  man  ©cbweine,  £unbe  (beibe  äli 
4>ciuätt)ie«),  Watten,  SJampore,  $apagaien,  SEropifuegcl 
au6  bereit  bunten  gebern  bie  ©nwobner  funftlicben  ©dmiu; 
bereiten,  allerlei  ©eeoogcl,  aud)  £übner  unb  Sauben.  "21t 
gil'djan  unb  ©$ilbfrcl:n  $  greßer  Sdcbtbum. 

SDte  Eingeborenen  geboren  jum  SJfalaicnjtamme.  6i 
ftnb  braun,  bie  ffieiber  gewöbnlid)  bcUcr  als  bie  SWdnmc 
bie  £>aare  werben  furj  abgefd)nitten  unb  braun  ober  orang 
gefärbt,  ©ie  tragen  wenige  Kleiber,  bie  fte  au§  ben  Ja 
fern  be8  $apiermaulbeerbaum$  rcd)t  gefebiett  bereiten.  2t 
Aauptfd)muc?  ber  fKdnner  bejlebt  im  SEdtooiren  (f.  b. 
jüie  SBeiber  fcbmücfen  ftcb  mit  ^»alSbanbern  oon  Ane 
eben,  3dbnen,  ©d)necfen  ober  'Parabieädpfeln,  ober  flcdc 
ftd)  9iobrftdb(i)en  ober  Jtnocben  in  bie  £>bridppd)en,  ti 
ÜRdbcben  aud)  wob!  woblried)enbe  ©turnen  ine"  $aar.  2it\ 
barmlofcn  3nbtaner  finb  milb  unb  freunblid),  gutmütig  un 
gajrfrei,  »erabfd)euen  jebe  SBerleumbung ,  bitten  ben  2id 
jtabl  für  Unred)t,  unb  jwifd)en  Altern  unb  Ainbern  finbi 
eine  innige  giebe  ftatt.  3b«  Religion  ift  b«bnifd).  © 
oerebren  mebre  ©ötter,  benen  fte  Opfer  oon  g)am6wur»cli 
grüd)ten  unb  ©cbweinefleifcb  oor  bie  Tempel  fefeen.  üSci 
fd)enopfer  finben  nur  nod)  ftatt  bei  ber  Aranfbeit  eint 


Häuptlings,  wenn  alle  anbere  abergldubifd)e  Q5ebrdud)e,-  ib 
3abrlicb  wirft  eä  bei  un§  jweimal  5-9  3unge,  welcbe  bie    ?.e^I,b  feblfcblagen.   ©eit  1826  bab«  bie  ßnj 

erflen  14  Sage  blinb  ftnb.  —  grettiren  beißt  bie  mit    Lanber  auf  ^L^1^  iut  »«bre.tung  be8  Gbr 

bem  gretteben  angejleUte  Äanincbenjagb.   «Kan  binbet  bem    Ptnt|i>u,n4  angelegt   »te  SBobnungen  ftnb  langltd)jruni 


grettd)en  eine  flehte  ©d)elle  an  ben  ^>a(§  unb  läßt  eS  in  ben 
XM.;u  ber  Jtanind)en  geben,  weld)e  voller  Xngfr  oor  ibm 
fltejicn  unb  in  »orgelegten  SRefeen  gefangen  werben. 

/rmöenpfnö  beißt  ein  fefllid)  gefdjmücfteJ  SRoß,  wel» 
d)e5  bei  ber  JBeerbigungSfeier  febr  oornebmer  ?)erfbnen  im 
Srauer^uge  geführt  ober  »on  einem  gldnjenb  gerüfteten  9Jit= 
ter  geritten  wirb.  3bm  jur  ©eite  wirb  baä  fd)warj  U> 
bangene  Srauerpferb  gefübrt  ober  oon  einem  Kitter  in 
fd)warjer  Siüflung  geritten. 

/reunöerhaftstnsfln  (bie)  ober  ber  $onga«2rd)ipel 
finb  eine  auftral.  Snfelgruppe  im  9cD.  Pon  Sßeufeelanb 
unb  befieben  in  einer  ©ruppe  oon  ungefäbr  150  3ns 
fein  unb  3nfeld)en,  bie  tbeilS  pulfamfcben  UrfprungS  finb, 
tbeilS  ibr  £afcin  ben  ÄoraUentbiercben  oerbanfen.  3ene 
erbeben  fid)  felftg  in  bem  SSeere,  biefe  bagegen  [u\\>  ganj 
ffad),  baben  in  ber  SWitte  oft  einen  fleinen  ©ee  unb  ftnb 
»on  Jtorallenrifen  umgeben,  an  benen  fid)  ba3  Wlctx  mit 
Öewalt  brid)t,  fobaß  bie  ©d)iffe  nur  wenige  enge  unb 
gefibrlid)e  J)urd)wege  ftnben.  25ie  3nfeln  liegen  von  Won 
ben  nad)  ©üben,  unb  bie  n6rblid)fre  ift  oon  ber  füblicb» 
ften  60—65  beurfebe  SReilen  entfernt,  ©ie  würben  1643 
»on  bem  ipoüanber  ÄaSman  entbetft,  aber  nad)malS  nid)t 


unb  fyabm  ein  weit  bt?untcrbängenbe6  S)ad)  von  Wtmu 
ober  3ucferrobr.  35ie  eine  ©eite  ift  offen  unb  mit  Sic 
bdngen  oerfeben.  3Die  Ortfd)aften  fiebert  meift  an  ber  Stü\i 
wemgftend  nid)t  weit  oon  berfelben.  Stt  ^>auSratb  befiel 
nur  au$  ÄotoSfcbalen ,  irbenen  ©efaßen,  niebrigen  ©tül 
len  unb  einigen  ÖBerf)eugen.  £ad  J^auptgewerbe  ber  3> 
fulaner  ift  ber  "iCcf erbau,  ben  fte  mit  großem  gleiße  betreibe 
Äud)  ©drtnerei  ift  ibnen  nid)t  fremb;  »or  jeber  ^>ütte  b 
finbet  ftcb  (in  freier  $la^,  ber  mit  woblnecbenben  IBlume 
bepflanjt  gifeberei  wirb  mit  Ingeln  ober  mit  große 
Steden  gefellfd)aftlid)  betrieben,  gür  ben  gaß  beä  Äriegt 
baben  fte  S3ogen,  »Pfeile,  SSurffpieße  unb  Jteulen,  aud)  ra 
2trt  oon  geftungen,  b.  i.  $läfce,  umgeben  mit  bid)ten  fflol) 
wdnben,  SSdOen  unb  ©rdben. 


Ibine  t 


/riaul  würbe  ba&jenige  ganb  genannt,  weld)e* 
ben  gorjer  JCreiS  in  3nprten  unb  bie  Delegation  ttbine 
lombarb.-.oenet.  Jt6nigreid)  bilbet,  alfo  ein^u  Oftreicb  geh 
rcnbeS,  tyälb  beutfd)ed,  iwib  ital.  Sanb  ift.  gruber  war  eS  c 
Jber^ogtbum  unb  würbe  im  6.,  7.  unb  8.  3abrb-  »on  lombat 
Surften  regiert,  bie  von  bem  .Könige  ber  fcongobarben  abbi 
gen.  Stacbbem  Karl  ber  ©roße  baS  Songobarbenreid)  aufg^eli 
patte,  oergab  er  ba$  fierjogtbum  alS  ein  oon  ibm  abban; 
ged  geben.  £)ieö  blieb  eS,  bis  Kaifer  JTonrabll.  1023  b* 


»ttber  befud)t,  bt§  €oof  (f.  b.)  1773  fte  »ieber  auffanb    ganb  bem  ^arriard)en  oon  Xqttileja  febenfte.  Diefer  bebi' 


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Friede  1 

:■  bES  1420/  wo  fiel)  bie  SBenetianer  beffelbcn  bemächtigten, 
Ht  c5  bis  jum  Untergange  ihrer  dtepublif  behaupteten. 

/riföe  ift  fowol  ber  bem  Kriege  entgegenftebenbc  3«» 
::nt  freunbfcbaftlicben  SScrfebrS  unb  gegenfettiger  'Äncrfeits 
;  t-er  Söffet  unb  Staaten  untercinanber,  alS  nament« 
Mt  SBertrag,  bureb  «eichen  nach  »Drangegangenem  Kriege 
::n  berarttger  3uftanb  begrünbet  unb  bergcjtetU  wirb.  Der 
Jritte  wirb  eingeleitet,  wenn  entweber  ber  Sieger  ihn  onbie» 
:?er  wenn  berJBefiegte  ir>n  naebfuebt;  jumeilen  wirb  bep 
~ucb  bureb  Ermattung  beiber  friegfübrenben  SJidcbtc  ober 
^nh  ein  neuerwachteS,  beibe  gleich  betreff  enbe»  3ntere|7e  ein* 
::t.  9?iebt  feiten  übernimmt  eine  britte  Wacht  im  Einoer* 
kniffe  junäcbft  mit  einer  ber  ftreitenben  SJJacbtc ,  ober  weit 
eigne*  Sntereffe  bureb  ben  Krieg  gefäijrbet  ift,  bie  SUermit-- 
-  ]  be$  gricbenS,  inbem  fie  !Bcrg[etdis»orfcb[age  macht,  ober 
-?  bietet  eine  britte  9Jcacbt  ihre  guten  2>ienfte  an,  inbem  fie 
All  3ufammenfunft  ber  ©efanbten  beiber  ÜWacfcte  unter  SSor» 
:d  ifareo  eignen  ©efanbten  »eranlaßt.    Sinb  bie  Sierhdlfc 
nfle  ber  friegfübrenben  Staaten  febr  »erwicfelt,  fo  finb  oft 
I  rorliufige  XJerabrebungen  ju  treffen  über  bie  £8ebingun> 
unter  benen  ein  griebe  eingeleitet  werben  renne,  über 
Drt  her  äufammenfunft  ber  ©efanbten,  über  bie  2frt, 
ic  ai  empfangen,  über  goberungen,  bie  unbebingt  ut 
:cirjbren,  e^e  ton  Unterbanblungcn  bie  SRebe  fein  fann 
ttoQ  bergL   Derartige  »orldufia,e  Sierabrebungen  unb  äßebins 
n  werben  grie benSpraliminarien  unb  ^rdlb 
minairbebingungen  genannt.    Um  ben  Kriegs  juftanb 
•  tr  ju  beenben,  wirb  oft  junaebft  über  bie  -ßauptbebingun» 
|tn  ein  griebe  gcfebloffen  —  ^Prdliminarfriebe  —  befs 
n  2?ibingungen  nachher  in  einem  jweiten  —  23efiniti»s 
''riebe  —  beftätigt  unb  in  SBejug  auf  alle  Einseinbetten 
;  Jr^efütjrt  werben.    2>aS  griebenSinftrument,  über 
tS  bie  ©efanbten  beiber  JEbette  übcretngefommcn  finb, 
wirb  bis  ju  einer  feftgefe&tcn  grift  bem  Surften  beS  SanbeS 
vorgelegt,  »on  biefem  beftätigt,  ratificirt.  unb  julefet  bec 
Gegenpartei  übergeben. 

/rifömefurßt  ift  bie  ntcr)t  ganj  richtige  überfefcung  beS 
:   Principe  de  la  Pju,  welchen  SJianuel  be  @oboo, 
V>erjog  »on  Xlrubia,  führte.   25iefer  war  1775  §u  ffiabajoj 
Spanien  geboren,  ber  Sohn  eineö  armen  EbclmannS  unb 
:  M  ohne  ©elb  unb  ebne  anbere  (Empfehlungen,  alS  eine 
Sine,  hohe  GJrjlalt  unb  liebenSwürbigeS  Sencbmen  nach  SWoj 
Ertb.  ^)ierlebte  er  anfangs  »on  ber  ©unft  eines  ©aftwirtbS, 
n  fein  gewanbteS  benehmen  gefiel ;  naebbem  eS  ihm  aber 
..::igen  war,  1787  Xufnabme  in  bie  2etbgarbe  beS  K6nigS 
i  finben,  fanb  er  Gelegenheit,  bem  Konig  unb  ber  Königin 
rngefleUt  ju  werben  unb  gewann  JÖeibe  fo  fehr  ju  feinen 
r.üen,  baß  er  binnen  wenigen  fahren  aße  JRechte  eine«  ges 
■nni  ©ünfilingS  einnahm  unb  aller  9J?ac^t  unb  @b"  genop, 
i  ber  Spaniens  Ä6nig  ihn  nur  befleiben  fonnte.  Schon 
"  '1  war  er  ©cneralabjutant  ber  fieibgarbe  unb  ©ro^freuj 
Crbenä  Äarl  III.,  1792  ©enerallieutenant ,  #erjog  oon 
a,  ÜÄajor  ber  Seibgarbe,  erffet  SRinifter  unb  Witter  beS 
3  tom  goleene n  SJlief .   Slachbem  er  1795  bengrieben 
i  Hxwnhtid)  abgefchloffen,  ernannte  ihn  ber  Ä6nig  jum 
c>en  erfter  ßlaffe  unb  fchenfte  ihm  baS  gürflenthum  be 
weltbeS  jdbrlich  50,000  Raffer  eintrug.  Sein  ©lücf 
würbe  1707  noch  mehr  burcr)  bie  SBermdhlung  mit  SRaria 
^brrrtla  wn  SJourbon    einer  (Soufine  beS  ÄönigS,  befe» 


I  Friedensgerichte 

ftigt.  Schon  oorher  foll  er  jeboch  mit  ber  Xcdftn  t'mi 
jDffijierS,  9?amen8  2ubo,  fich  bc-intlicr)  »ermcthlt  fyabm,  biei 
felbe  aber  unter  bem  Süorwanbe,  baf  eS  ber  2Bunfct>  beS 
Ä6nigS  fei,  jum  SJücftrirt  bewogen  h^beru  SRacf/bcm  lb28 
bie  (Gemahlin  ©oboij'S  geftorben,  erneuerte  bie2ubo,  welche 
jur  ©rdfin  Gaftello  giet  ernannt  worben  war,  ihre  alten  "Kn- 
fprüche  unb  würbe  oon  ©obop  alS  ©emablin  6ffentlid)  an« 
erfannt.  JDer  griebenSfürft  ^errfrr)te  unter  Äarl  IV.  in  Spa* 
nien  mit  unumfcf>rdnfter  ©ewalt;  er  hotte  mit  ber  franj. 
Siepublif  1796  etn  engeS  SJünbniß  gefchloffen,  befehligte 
1801  bie  Brmee  gegen  Portugal,  war  1804  jum  ©enera« 
liffimuS  ber  fpan.ranb:  unb  Seemacht  ernannt  worben  unb 
hatte  enblicr)  1807  burcr)  ein  f6n.  beeret  ben  Sitel  ®urch; 
In ucht  unb  unbefd)rdnfte  fflfacht  im  ganjen  Königreiche  er; 
halten.  Sein  Sturj  war  inbefi  mit  feinem  Steigen  nahe  hers 
beigerüeft.  6r  war  innerlich  Napoleon  abgeneigt,  obfdt)on  et 
äußerlich  ihm  fchmeicf^elte,  unb  1806  begann  er  bie  S3ewaff* 
nung  ber  fpan.  Nation,  angeblich  jum  Sebufe  gegen  bie 
Sfaubftaaten,  in  SBabrbett  aber  gegen  ben  frarQ.  Jtaifer.  55ies 
fer  aber  hatte  ihn  burdjblicft  unb  mact)te  ben  tylan,  mit  ben 
S3ourbon6  ben  nichtigen  -£>erjog  pon  Älcubia  ju  jtürjen. 
(S.  Spanien.)  2)aiu  fam,  baß  ©obor),  obfd>on  er 
manche  gute  Einrichtungen  traf  unb  namentlicr)  bem  alljiu 
großen  (Sinfluffe  ber  ©etfilicbfeit  entgegenarbeitete,  bem  fpan. 
SJolfe  im  halten  ©rabe  öerhaft  war,  unb  baß  baffelbe 
eine  ^ofpartei  begünfligte,  welche  ben  Thronfolger  gerbinanb 
(f.  gerbinanb  VII.)  auf  ihrer  Seite  hatte.  3war  würben 
bie  Äbftcbtcn  biefer  Partei  entbeeft,  gerbinanb  felbft  gefam 
gen  gefegt,  aber  bie  Siebe  beS  JBolfeS,  welche  ben  $rin3eti 
fch,ü(jte,  oermocr)te  ben  griebenSfürfien  felbft,  ber  Sermittler 
jur  S3erf6hnung  jwifeben  SJater  unb  Sohn  ju  werben.  9ta« 
poIeon'S  ^>eere  umfhtcften  Spanien  unb  ©obov>,  ber  »ergej 
benS  gehofft  hotte,  burc^  Unterwürfigfeit  bie  ©unft  9tapo= 
leon'S  wieberjugewinnen,  rietb  ber  fon.  gamilie,  ba  er  ZU 
leS  »erloren  glaubte,  jur  glud)t  nach  Tfmerif«.  2)a  brach, 
in  Hranjuej,  wo  ber  £of  fich  aufhielt .  am  18.  Wtir^  1808 
eine  9tet>olution  auS,  hei  welcher  ber  gürft  in  bie  $anbe  beS 
wüthenben  SSolfS  gerieth,  welches  ihn  umgebradjt  hdtte, 
wenn  ihn  nicht  gerbinanb  gerettet  unb  ber  &6nig  erfldrt 
r)<$tte,  baß  über  ben  ©ünftling  ©evicr)t  gehalten  werben  folle. 
25 och  bie  nun  folgenbe  (Sinmifchung  Stapoleon'S  hewirfte 
feine  Befreiung,  aber  auch  bie  Entthronung  ber  fflourbonS 
(f.  gerbinanb  ?Jt  unb  Spanien)  unb  ben  SBerluft  al* 
ler  ©üter  unb  (Sinfünfte  beS  griebenSfürfien.  ©obop  ging 
mit  feinem  £6nige  nact)  granfreirt)  unb  genoß  bie  wbe 
feiner  heben  ©inner  bis  ;u  berrn  Tobe.  Spater  ging  er 
nadb  JRom,  faufte  fict)  eine  4?enfcbaft  unb  lebte  unter 
bem  2itel  eineS  gürften  oon  ?)afferano.  Er  begab  fit$ 
1830  wiebet  nact)  $)ariS  unb  hat  SRemoiren  feines  8ebenS, 
baS  fo  reich  an  Gegebenheiten  ift,  fytxaufytQtbtn ,  in  wel: 
eben  er  in  einem  weit  günftigern  Sichte  erfchrint,  alS  in  bem, 
in  weIcb.eS  ?)arteihaß  unb  bie  Ungunft  beS  SBoIfeS  ihn  ge? 
fegt  hotten.  S)?an  hotte  ihm,  ber  ftetS  als  treuer  Liener 
feineS  ^>erm  erfchien,  naebgefagt,  baß  er  mit  bem  $»lane 
umgegangen  fei,  baS  |)auS  ber  SourbonS  in  Spanien  ju 
ftürjen,  um  fict)  felbft  bie  Ärone  anjumoßen. 

/rtr&mßgfricr)te  finb  3nftitute,  welche  ju  miglichft 
frieblicher  unb  uuparteiifcher  Schlichtung  oon  OfecbtöbAnbeln 
ober  jur  93efhafung  von  Sergehen  unb  Verbrechen  einge« 


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Friedenskuss  U 

führt  ftnb.  ©ie  befielen  bauptfdcblicb  in  granfretcb  unb 
(Engfanb,  welchem  ledern  fte  tbre  (Jntflebung  »erbanfeu,  in 
beiben  gdnbern  aber  mit  ganj  »ergebenen  3wecfen.  3« 
(Englanb  ftnb  fte  au8  ben  alten  conservatorea  pacia  (grie* 
benSerbaltern),  welcbe  im  tarnen  beä  Ä6nig8  bte  äffentlicbe 
Wube  unb  ©idbetbeit  aufregt  erbalten  mußten,  berttorgegan» 
gen.  (Ebuarb  HL  gab  ibnen  juerft  ben  SRamen  jaaücea 
ofpea.ee  (gri eben 8 rieb ter).  ©ie  beben  in ßriminalfacben 
bie  83oruntcrfud)uit4  ju  fuhren  unb  erfennen  in  bürgerlichen 
JRecbtSfrretttgfetten  tn  erjier  3njranj.  3n  granfreieb,  wo  fte 
burd)  bie  Sfeoolution  »on  1789  beröorgerufen  würben,  er* 
ftreeft  ftd)  it>rc  Gompetem  bauptfdcblicb  auf  ßieilfrreittgfei» 
ten  unb  §war  auf  perf6nficbe  goberungen  bi*  100  granet, 
auf  ©efifeftreitigfeiten ,  2trrefle  unb  geringere  ©eleibigungen. 
©paterbin  würbe  ibnen  aueb  bie  Unterfucbung  ber  ^oltcei* 
Übertretungen  unb  bie  Seitung  ber  SBormunbfcbaften  übers 
tragen  unb  it>re  ©efugniffe  bi8  babm  erweitert,  baß  Fein 
SUcbtSfhcit  ejjer  »on  einem  anbern  ©eriebte  angenommen 
würbe,  aI3  bi8  »or  bem  griebcnSricbter  (jage  de  paix)  ein 
©üteoerfuä)  gemaebt  worben  war.  Da8  Snftitut  ber  grie» 
bcnSgcricbte,  welebeS  bei  einer  einfachen  ©efefcgebung  unb 
bei  allgemeiner  Verbreitung  ber  SfecbtSfemtimffe,  fobaß 
Scanner  au»  bem  SBolfe  au  griebenörtebtem  gewdblt  wer» 
ben  (innen,  fefyr  bei!  ja  m  wirfen  unb  jur  jBerminberung 
unb  2tbrurjung  ber  ^rc*ei[e  »iel  beitragen  (ann,  ging 
unter  ber  franj.  JDberberrftbaft  au$  in  mebre  beutfd)e  8dn» 
ber  Uber,  ©egenwdrtig  begebt  e8  nur  noa)  in  ben  preuß. 
unb  bair.  JRbemldnbern,  boeb  bat  man  baffelbe  in  neuefter 
3eit  wieber  bin  unb  ba  ins  geben  tu  rufen  gefugt.  83er* 
Rieben  »on  ibnen,  boa>  mit  dbnlicber  SCenbenj  finb  bie 
©ebi eb8g eriebte  (f. b.),  welcbe  neuerlich  in  Greußen  ein» 
geführt  worben  ftnb. 

^riflimökußS  (ber)  t>ief  bei  ben  erflen  griffen  bte 
©itte,  nacb  bem  gemeinfamen  ©ebete  unb  vor  ber  (Som* 
munion  ftcb  jur  ©euiäjnung  gegenfeitiger  ©ruberliebe  unb 
83trf6bnlicbfeit  »u  fuffen.  3eigte  auet)  bie  ©ebeutung  bie» 
fer  ©itte  ba8  ßbrifrentbum  »on  einer  feiner  febönften  ©ei» 
ten,  fo  mußte  fte  boeb  balb  eingeteilt  werben,  ba  ffe  in  ari* 
fern  ßerfammlungen  Unorbnung  berbetfübrte.  Der  SD|rer* 
grüß  in  ber  grieeb.  Äirefce  unb  ber  griebenSfuß  in  ben  ©rü* 
bergemeinen  »or  unb  naeb  bem  2fl>enbmable  ftnb  ttberWetb* 
fei  tiefet  ©itte, 

■frie&ricl)  Li  au9  bem  ^>aufe  ber  £obenfiaufen,  mit 
bem  ©einamen  Stotbbart  ober  (ital.)  ©arbaroffa,  war 
einer  ber  bebeutenbflen  rom.  beutfeben  Äaifer  unb  regierte 
1152—90.  (Er  würbe  geb.  1121  al8  ein  ©obn  #erjog  grieb» 
rieb  be$  (Einäugigen  oon  ©cbwaben  unb  würbe  atd  Äaifer 
ber  SRacbfolger  feine«  jDbeime  üonrab  III.  (Er  war  »on 
großer,  erhabener  ©eflalt,  batte  blonbe  goefen  unb  einen 
rotblicbgelben  Äinnbart.  3m  Sietcbe  fuebte  er  mit  Jtraft 
ben  gruben  berjufießen  unb  ju  crbaUen:  er  t>etf6t>rtte  bie 
ftreitenben  ©roßen,  »erfolgte  bie  Sfaubrttter  unb  jerfWrte 
ibre  ©argen.  2118  8e&n$berr  »on  iDberitalien  fuebte  er  aueb 
biet  grieben  ju  fKften,  ber  aber  bureb  ben  tiberrautb  ein* 
»einer  mdebtiger  ©tdbte,  namentlicb  2Railanb8,  immer  wie* 
ber  geflört  würbe.  3weimal  beftegte  er  biefe  ©tabt  unb 
lie§  fte  enblicb.  1162  »6Dig  jerfiören.  Da  aber  feine  ©tatt» 
balter  in  Stalien  ftcJ»  manebe  ©ebrüefungen  erlaubten,  fo 
»ereinigten  ftcb  bie  lombarbifcben  (f.  Sombarbei)  ©tibte 

♦  • 


I  Friedrich  I.  (deutsch.  Kaiser) 

In  einen  engen  ©unb  unter  bem  ©ebufce  bc8  ^opfred 
2t  ic  raub  er  III.,  bet  ben  Äatfer  1168  in  ben  ©amt  gett>an 
parte.  9Sailattb  würbe  wieber  aufgebaut  unb  fogar  eine 
mäcbtige  gefhtng,  Blefianbria,  bemJJaifer  xum  Srofc  erbaut. 
Diefcr  hatte  fRom  erobert  unb  ben  ftapfi  2t(eranber  terttte* 
ben,  ale«  eine  peflartige  Äranftjeit  im  beutfeben  ^>eere  fo 
arge  83en»üflungen  anrichtete,  ba§  er  eilig  naefc  J>eutfcr>» 
lanb  jurücffebren  mujjte.  3war  fam  er  nochmals  mit  Jg>ee« 
te8macbt  nad>  Stalien  jurücf,  aber  bie  8ombarben,  SKailanb 
an  ber  ©pifee,  feplugen  1176  bei  Segnano  ben  Jtaifer  in  et» 
ner  blutigen  ©cblacbt.  hierauf  fam  %.  mit  bem  impfte  tn 
©enebig  lufammen  unb  f6bnte  ftcb  mit  tbm  au8,  unb  im 
fonfianjer  grieben  1183  betätigte  %.  bie  felbjlanbige  Betfaf» 
fung  ber  lombarbifcben  ©tdbte,  wogegen  biefe  ibn  al8  jDocr* 
lebnSberrn  anerfannten.  Der  legte  3ug  nacb  Stalien  war 
»oriüglicb  barum  fo  unglucflicb  ausgefallen,  weil  8.  t>on 
bem  mdiptigften  beutfeben  gürften  ^einrieb  bem  86wen,  Äer* 
jeg  »on  ©aiern  unb  ©aebfen,  pl6glieb  im  Stieb  gelaffen 
worben  war.  2(18  baber  g.  nach  Deuffcblanb  juräcfgefebrt 
war,  foberte  er  ibn  »or  einen  KeicbStag  unb  fpracb,  al§  er 
niebt  erfebien,  bie  2lcbt  über  ibn  au8,  intern  er  ibn  aller 
geben  unb  Seicb8murben  »erluftig  erftdrte  unb  feine  S&nber 
an  anbere  gürflen  »ergab,  ^»einrieb  fab  ftcb  nacb  tapferer 
©egenwebr  1182  bureb  ein  faif.  ^>eer  fo  bart  bebrdncjt,  baf 
er  ben  Jtaifer  ju  (Erfurt  um  SSerjeibung  bat  Ott  mürbe 
»on  g.  gndbig  aufgenommen  unb  bebtelt  feine  ©tblanber 
©raunfebweig  unb  Lüneburg. 

9cocb  einen  3ug  maebte  g.  nacb  Italien,  aber  bie^mal 
in  grieben.  Die  ital.  ©tdbte  begrüßten  ibn  mit  lautem  3u* 
bei  unb  in  SRailanb  »ermdblte  g.  feinen  ©obn  ^einrieb 
mit  Jtonflantia,  ber  (Erbin  »on  Neapel  nnb  ©teilten 
(f.b.).  Die  9la(prid>t,  baß  Serufalem,  welcbe«  »on  ben 
(Ibriften  (f.  Jtreugxuge)  erobert  worben  war,  wieberum  in 
bie  ^>dnbe  ber  Ungläubigen  gefallen  fei,  bewirfte/  baf  man 
ftä)  in  allen  Gbriflenlanben  ju  einem  neuen  gewaltigen  Strcu-y 
utge  rüPete,  bem  ftcb  g.  1188  mit  einem  £ecre  »on  150,000 
2».  anfä)lo0,  6r  fam  nacb  mehren  ftegreieben  Stampfen 
mit  ben  ©rieeben,  beren  .iuiiüt  im  dinoerfidnbniß  mit  ben 
Ungldubigen  flanb,  unb  mit  biefen  felbfl  bis  nacb  ©prieu. 
$ter  aber  fanb  1190  ber  greife  $elb  ben  JEob  in  ben 
2ßellen  bed  JlalpfabnuS  bei  ©eleucia,  al8  et  mit  feinem 
JKoffe  bureb  ben  gutß  febwimmen  wollte,  2tucb  baö  ^>eer 
ber  Ave  umfahr  er  nahm  ein  trauriges  @nbe,  inbem  c§  gto» 
ßentbeit8  »or  2(ntiocbia  burä)  Jtranfbeiten  aufgerieben  rourbe, 
unb  be8  itaifer8  »weiter  ©ol^n,  griebrieb,  welcber  ben  Ober* 
f>efet)l  übernommen  borte,  ftarb  »or  2£ffon.  Die  9?acr?rid>t 
»on  btS  großen  Jtaifer»  Xobe  »erbrettete  Trauer  unb  oebree? 
über  gang  (Europa,  benn  niebt  nur  battc  man  bie  (Eroberung 
SerufatemS  »on  ibm  gebofft,  fonbern  man  fürebtete  aueb  in 
(Europa  felbfl  ben  ©rueb  be8  grieben8,  ben  g.  mit  getoatti« 
ger  .Kraft  begrünbet  batte.  g.  war  ein  greunb  ber  Äünfle 
unb  SDBifienfcbaften  unb  befaß  felbfi  ungemeine  ^enntniffe,  ba« 
bei  war  er  »on  aufrichtiger  grommigfeit.  Da8  2tnbenre9  an 
tt)n  bat  ftcb  ntd?t  nur  in  ©efcbicbtSbucbern ,  fonbem  aueb  in 
SJotfdfagtn  fortgepflanjt  ©o  beißt  e8,  er  ft^e  noa)  in  ben 
Krümmern  ber  ©urg  Äpffbaufen  in  Düringen,  für  baS 
SBobl  Deutfcbtanb8  wacbenb;  fein  langer,  rotber©art  roaebfe 
um  ben  jtetnernen  :J:üb  »or  ibm,  unb  erfl  mit  bem  dntt 
Deutfajlanbe  werbe  er  jur  8tube  fommen.  3118  Äaifer  folgte 
auf  g,  fein  ©obn  ^einrieb  VI  (f.  b.). 


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Friedrich  H.  (deutscher  Kais.)  ± 

/rifjirict)  IL,  mit  brm  S3einamcn  ber  4bübenftaufe, 

(in  9nUl  gricbricb  L,  war  rim.  bcutfcher  Äaifer  1215— 
1250  unt»  ftanb  feinem  ©roßvater  an  ^»eltenftnn  unb  Äübit: 
bcit  nicht  nad),  wabrenb  et  ibn  an  greifinnigfeit  unb  bracht 
feines  AofeS  nocb  übertraf.  C?r  war,  geb.  1194,  ber  ©obn 
£einric9  VL  unb  ber  Jtonftanria  von  ©kitten  unb  baber 
iudf  (Jrbe  »on  SReapel  unb  ©teilten.  2Babrenb  feiner  .fterr« 
fcfyaft  borte  g.  forrroäbrenb  ju  ftimpfen.  Die  *Pdp|le  far>ert 
itjr  Äeicb  in  Sttittelitalien  von  beiben  ©eiten  burd)  bie  ge» 
rraltige  $Jlaä>t  ber  #obenftaufen  eingeengt,  betrachteten  ba< 
^a  g.  fortwahrenb  mit  argwöbnifchen  Süden  unb  benufc« 
:<n  jebe  ©elegenljcit,  feine  9RocJ>t  ju  fchmacben.  Die  rei* 
eben  ©täbte ,  bie  I^errfc^füc^tigen  ©roßen  unb  bie  köpfte  be» 
gegneren  ftch  in  bem  ©Ircben  naeb  einer  ©etbftanbigfeif, 
müdft  ber  Jtaifer,  um  allen  feinen  Untertanen  gleiche  ©e* 
u^tfanie  unb  feiner  eignen  SBürbe  tfnfehen  ju  verfebaffen, 
?u  überoinben  fuebte.  Daju  fam,  baß  g.  bie  SBorurtr)eile 
(einet  3eit  wenig  achtete  unb  burd)  fein  Benehmen  nietjt  fei» 
ten  gegen  bie  religi6fe  unb  ft'ttlicfje  Denfrveife  feiner  Unter« 
(Janen  verfließ,  ©ein  Sätet  hatte  ihn  febon  alS  jweijah» 
rigeS  Jtinb  jum  röm.  Jt6nige  frönen  (äffen;  aber  als  J^etn» 
rid)  balb  barauf  flarb ,  mahlte  bie  eine  Partei  bet  beutfeben 
durften,  welche  ben  «^obenftaufen  feinblicb  gefmnt  war,  ßtto 
ron  Sraunfcbweig ,  bie  anbere  $bj(ipp  von  Schwaben.  2Sa> 
rntb  biefe  miteinanber  Fdmpften,  würbe  g.  unter  bet  8$or« 
munbj<r)aft  beS  »PapfteS  Snnccenj  IIL  in  Statten  erjogen 
unb  übernahm  1209  bie  Regierung  feines  mütterlichen  Grb» 
tljeilS.  3nbeß  war  Philipp  von  JDtto  ton  SBittelSbacb,  er* 
febujaen  unb  Dtto  bem  Zapfte  miSfälttg  geworben.  Die« 
kt  berief  baber  g.  auf  ben  Äaifertbron.  (rv  erfchien 
U12  in  Deutfcblanb.  XQe  Anhänger  bet  £obenftaufen 
eilten  ju  ibm,  ;Dtto  wutbe  beftegt  unb  1215  wutbe  g.  ju 
3acben ,  1220  ju  S? om  gefrönt 

Die  erfie  fteranlaffung  jum  ©treit  mit  bem  Zapfte 
gab  ber  Umftanb,  baß  g.  roteberholt  unb  julcßt  noch  bei  fei» 
na  Jtaiferfronung  ju  Sfom  einen  .Rreunug  jur  Eroberung 
JerufalemS,  welches  noch  immer  in  ben  4>dnben  ber  Ungläu« 
Hgen  war,  gelobt  hatte.   Unruhen  in  Statten  btnberten  ihn 
an  bet  XuSfuhrung  unb  er  mußte  wieberholt  vom  Zapfte 
2uffd)ub  »erlangen,   gnblid)  1227  fchijfte  fteb  g.  ein,  um 
nach  *Paldfiina  ju  gehen,  aber  von  einer  Äranfheit  befallen, 
Mb  et  fteb  febon  nach  brei  Sagen  jur  Stüdfebr  gezwungen. 
Ter  9)apft  ©regor  IX.  meinte,  bie  .Jtranfheit  fei  nur  vorge* 
'tüfct,  um  baS  beißerfermte  Unternehmen  wieber  ju  vereiteln, 
:  fpracb  ben  Sann  gegen  g.  auS.   SDtefer  woQte  beweu 
i,  baß  cd  ihm  @rnfi  geroefen,  unb  ging  gleich  im  folgen« 
m  Sar)re  nach  ^aläfnna.    £>a  er  aber  ben  93ann  vot 
ier  äbreife  nicht  gelöjl  \)alte,  fo  erflärte  nun  bet  9>apft 
i  Unternehmen  für  unheilig  unb  ootteSldflcrlid) ,  machte 
SBannflucb  im  SDiorgenlanbe  befaunt  unb  ttjat  felbjl 
■en  ©nfaU  in      Srblanbe.   SDiefcr  war  inbeß  in  feinem 
'trrnet)men  glücflicb.    &  fer)loß  mit  bem  ©ultan  von 
^grtrn,  »elcher  bad  gelobte  £anb  inne  hatte,  einen  SEBaf» 
'«nfBBjianb  auf  jehn  Sahre.    Strufalem  unb  bie  übrigen 
beiägen  JDtte ,  foroie  ba8  £anb  jwifeben  ihnen  unb  bie  wich« 
1  •)«  6eefldbte  ©ibon  unb  ÄpruS  würben  an  bie  Thrillen 
abgebeten,  unb       welcher  bie  Solanta,  eine  Sochtet  be5 
-ÄonigS  3obann  von  Serufalem,  geheiratet  t>dtte ,  fefcte  fich 
frAf  bie  Jtrone  von  3erufalem  auf,  ba  bed  SöanneS  wegen 
WDxt  i  (Jets.  >  Eet.  II. 


1    Frledr.  Willi.  (Kurf.  T.BrandJ 

fein  *Prief!cr  vot  u)m  9Reffe  lefen  unb  ihn  frönen  wollte, 
eilig  fehrte  er  nun  nach  Statten  gurücf  unb  beroog  ben 
$apji  1230  ^rieben  ju  fchließen  unb  ben  Bann  aufzuheben. 
3u  neuem  Jtampfe  mußte  aber  %.  nach  £eutfch(anb  eilen. 

ort  hotte  et  feinen  €>obn,  ^einrieb,  jum  SSetwefet  beft 
Weichs  befieHt,  unb  tiefet,  verblenbet  unb  »erführt,  empörte 
fich  8/gtn  feinen  SSater.  Heinrich  würbe  gefangen  unb  nach 
Spulten  in  ein  ©efüngniß  geführt,  wo  et  nach  flehen  3ahten 
ftarb.  9Rit  9red)t  würbe  ti  g.  jum  jßorwurf  gemacht,  baß 
et  gleich  nach  ©efangennehmung  feines  ©obncS  in  SBormS 
feine  S3ermdh(ung  mit  her  engl.  $rinjefftn  SfabeUa  mit 
unerhörter  bracht  beging. 

3n  SWainj  hieU  g.  1235  einen  großen  9f eich« tag,  auf 
welchem  bet  Sanbfriebe  burd)  fcbriftlicbe  ©efe^e  befeftigl 
wutbe,  unb  wenbete  ffd)  barauf  gegen  bie  (ombarbifchea 
ötäbte,  welch«  fortwührenb  ihm  hinderlich  in  ben  SSeg  g» 
treten  waren.  (St  eroberte  mehre  ©täbte  unb  beftegte  bi» 
SRailänber,  welche  gut  9cachgiebigfeit  bereit  waten.  Vber  & 
foberte  unbebingte  «Stgebung  unb  erbitterte  baburet)  feint 
geinbe  nur  ttod)  mehr.  3>apft  ©regot  IX.  unterste  tief* 
unb  that  ben  Jtaifet  oon  Beuern  in  »en  Sann,  ©ein  aHex» 
bittgiJ  nicht  tabeDofeft  Sehen  würbe  auf  bat  ^»ärtefle  gerügt, 
bet  <Schu^,  welchen  et  ben  ©ara^nen  angebeihen  ließ,  bii 
ftch  als  treue  unb  fleißige  Untertbanen  im  ficil.  {Reicht  an* 
acfiebelt  hotten,  würbe  aH  S3eweifi  feiner  Hinneigung  jum 
SJiohammebaniSmuä  angeführt  SnnocenjIV.,  bet  als  |)ap(J 
nach  ©rtaotIX.  folgte,  früher  ein  greunb  würbe  fein 
gefdhrlichftet  geinb.  Qt  hefidtigte  ben  Sann,  floh/  um  ba 
SRacht  g.'S  ftch  ju  tntjiehen,  1244  nach  &9»n  unb  fprach 
hier ,  obfehon  her  Äan^Ier  SEbabäuS  »on  ©uejja  ben  Äaiftt 
glänjenb  »ertheibtgte,  nochmals  in  einet  feierlichen  Kirchen» 
»etfammlung  ben  Sannfluch  übet  g.  au6.  3n  £)eutfchlanb 
brachte  et  eS  jutSBohJ  tineS  ©egenfönigS,  ^einrieb  Sf  a?p  e 
(f. b.)  »on  Thüringen,  unb  als  tiefer  febon  im  folgenben 
Sabre  ftarb,  etneS  anbern,  ÖBilbelm  »on  ^oHanb.  Die  5ßer» 
wirrung  in  Deutfchlanb  mit  allen  ©chrcefen  beS  gaufhechtS 
flieg  aufS  ^)cch|le.  llinm  bet  härteren  ©chlage  erfuhr  g, 
alS  et  felbft  »on  ben  Sombarben  beftegt  würbe  unb  fein  na» 
türlicher  ©orpn,  Gnjio ,  ben  er  jum  Jtönige  »on  ©arbinira 
er  Hart  hotte,  tn  bie  i>änbc  ber  JBolognefer  fiel,  bie  ihn  in 
ewiger  ©efangenfebaft  hielten.  9lod)  mußte  g.  erleben,  baß 
mehre  feiner  nact>ficn  greunbe  ihn  »errettherifeh  verließen,  ja 
ihm  fogar  nach  bem  Sehen  flanben.  OTiebergebeugt  »on  fo 
vielen  GchidfalSfchlagen  ftarb  g.  1250  in  ben  Xrmen  feiner 
geliebten  Slanca,  ©rafin  »on  Sancia,  ber  SRutter  Waiu 
jteb'S,  welcher  fpdter  Jtönig  »on  ©icilien  würbe.  Xuf  bem 
Aaifertbron  folgte  ihm  fein  ^weiter  toobn,  Sonrab,  aber  feine 
zahlreichen  iRachfommen  ftarhen  alle  eines  frühen,  bie  mei» 
jten  etneS  unnatürlichen  SobeS.  g.  felbft  war  bet  febönfte, 
liehenSwürbigfte,  geifheichfte  gürft,  ein  greunb  allcS  ©djö. 
nen,  felbft  Dichter  unb  ©cfcriftfteüer,  ein  mächtiger  gelbherr, 
ein  flüger  ©efe^gebet  unb  bod)  »on  fo  Sielen  gehaßt  unb 
»erfolgt,  baß  et  mit  aQen  feinen  hohen  SSotgügen  bet  3<it 
erlag,  bie  et  nicht  befonnen  fortzuführen,  fonotm  übereilt 
&u  teformiren  unternommen  hotte. 

Jfcfcfcrict  tDüljelm,  »on  1640—1688  Jturfürfl  »on 
»ranbtnburg,  bet  „große  Äurfürft"  genannt,  geb.  1620, 
ift  ber  Segrünbtr  ber  Wacht  Greußens,  welcbeS  fein  6ofcn, 


I 


Friedr.  Willi.  (Kurf.  v.  Brand.)  U4  Friedrich  I.(Kuni^  v.Prenssen) 


griebrich  I.  (f.  b.),  gum  Äonigreiche  erhob.  AIS  er  »ut  Sit« 
gierung  lam,  war  ber  breißigiährige  .Krieg  noch  nicht  beenbet, 
er  naf)m  aber  eine  fo  ftlb|fdnbige  Stellung  btn  fheitenben 
Parteien  gegenüber  ein,  baß  er  bie  Jlaji  beS  ÄriegeS  von  fei» 
nen  {Bedungen  immer  mehr  abwitjte.  Unter  fortwa>enben 
kämpfen  mit  $olen,  ffranfreich,  ©Sweben  (f.  Greußen) 
erlangte  er  von  3>o(en  bie  Abtretung  Greußens  als  fouveraia 
ned  Ijerjogthum,  welches  er  früher  nur  als  Seljn  von^olen 
befeffen  hatte,  fchlug  11,000  Schweben  mit  nur  5000  3».  in 
ber  benfwürbigen  Schlacht  bei  gefjrbeUtn  (1675),  unb  nahm 
Scbwebifa>$Qmmern  ein,  welches  er  aber  wieber  anSchwe* 
ben  ^eraudgeben  mußte.  @r  mürbe  norfj  beiaeitem  ©röße» 
red  geleiftet  haben,  menn  ihn  nicht  £}(heid?,  U9c(cf)eS  auf 
feine  waebfenbe  ÜRacbt  eiferfüchttg  mar,  immer  im  Stich 
gelaffen  hatte.  6t  erfüllte  treulieb  feine  Pflichten  als  beut» 
feber  Surft,  fanbte  bem  JCaifer  mehrmals  $ülfstruppen  gegen 
bie  Surfen,  unb  flanb  ihm  im  .Kriege  gegen  granfreief) 
bei.  Sefonbere  Berbtenfte  erwarb  er  fith  um  bie  innere 
Verwaltung  feineS  Uanbcd.  JDie  Romainen  guter,  weldje 
bis  babin  von  ^Beamten  eigennüfcig  unb  fcblecbt  oermaltet 
werben  waren,  mürben  verpachtet  unb  baburd)  bad  Staats» 


eütfommen  vermehrt-  Aeferbau,  ©artenbau  unb  JBiehjucht, 
bie  @runb(agen  beS  8Jolfsrcid;tbumS  mürben  eifrig  befor> 
bert,  bie  $auptfiabt  JBerlin  erhielt  vielfache  SBerfthonenutJ 
gen,  in  Duisburg  mürbe  1655  eine  Univerjttüt  geftiftet, 
unb  um  ben  £anbel  ju  heben,  fogar  ein  &erfucf>  gemacht, 
eine  Stieberlaffung  in  Afrifa  ju  hegrünben,  waS  jeboch  fehU 
fchlug.  Qroßen  politifdjen  Sc&arfblitf  jeigte  ber  Äurfürft, 
intern  er  ben  unflug  unb  graufam  auS  granfreieb  uertrie-- 
benen  ^rotejlanten  (f.  Hugenotten)  in  feinem  Sanbe  «run 
Zufluchtsort  barbot.  »iefelben  geborten  ju  ben  flctßigfrtu 
unb  gefdiicfteften  JBewobnern  granfreicbS,  baS  ftcb  Damals 
burd;  Söctriebfamfett  vor  allen  übrigen  Staaten  auszeichnete. 
3n  ba§  Keine  ©ebiet  g.'S  famen  gegen  20,000  jener 
Ausgetriebenen,  unb  brachten  franj.  Äunjrfleiß  unb  ® cf et» t et : 
lidifcit  mit  in  baS  neue  SBaterlanb.  £iurcb  alle  biefe  5Kaß« 
regeln  brachte  es  %.  bahin,  baß  er  bei  feinem  Sobe,  ber 
tu  $ot$bam  am  29.  2(pr.  1688  erfolgte,  feinem  öobne  ein 
blübenbeö  Sanb,  einen  Scbafc  von  650,000  aijlr.  unb  ein 
in  ben  SBaffen  geübtes  £eer  ton  28,000  SS.  hinterließ. 
Seinem  Anbenfen  mürbe  1700  in  JBerlin  eine  Statue  tv 
richtet,  welche  bie  nacbfle^enbe  Abbilbung  jeigt. 


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/ntöricr)  JL  von  1701  — 1713  £6mg  ton  Greußen, 
vorher  als  $.  11t  Äurfürfl  von  »ranbenburg,  geb.  ju  Jto» 
nigSberg  1657,  benufete  baS  politifebe  Xnfeben,  in  melc&eS 
fein  »ater,  ber  große  Äurfürft  griebrieb  SBitljelm  (f.  b.), 
neb  bei  ben  europ.  ©rofjmac&ten  ju  fefeen  gemußt  blatte,  um 
bie  ÄintgSfrone,  nach  fein  Sljrgeij  (hebte,  ju  erlangen. 
5Bal)renb  ber  legten  gebenSja^re  feine«  fBaterS  geriet!)  er  mit 
frtner  Stiefmutter  in  3mi|iigf eiten ,  bie  ben  großen  Jtorfür« 
Iren  fo  erzürnten   baß  er  Sillens  mar,      ganj  ju  enter« 


ben,  unb  bureb  feine  SRtnifter  fieb  nur  fo  »dt  umfKmmci 
ließ,  baß  er  bie  Nachfolge  in  ber  Äurmürbe,  bie  adrige: 
von  ihm  befeffenen  Sdnber  bagegen  feinen  jungem  <56f>nc 
vermachte.  9iacb  btS  Äurfürflen  Zobt  erfldrte  aber  ff.  t»a 
Seftament  für  ungültig,  übernahm  bie  ungeteilte  Jbmfd>n 
unb  gab  feinen  jörübern  Apanagen.  (St  vtrftWte  ba«  jg>C( 
unb  |tanb  £iftreicb  gegen  Jranfreidi  unb  g^egen  bie  Surfen  bc 
fomie  er  gleich  nach  Antritt  feiner  Stegterung  bem  f>vinae 
SBilbelm  von  IDranien  ff.  SB il beim  III.)  0000  9t.  ju  fe 


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Friedr.  Willi. I.  (Kön.v.  Preuss.)  115  Friedrich  II.  (König v. Preuss.) 


item  3oQe  nach  (Snglanb  gegeben  hatte.  £>er  Umftanb,  bog  ber 
Äuifürff  ton  .öano»er  König  »on  (Snglanb  unb  bet  Äurfürjl 
ton  Sacbfen  König  pon  $olen  geworben  war,  mochte  mit 
::;u  beinaßen,  fr  *u  beftimmen,  mit  ßinwiHigung  ÖftreiribS, 
f :n  n  bafuc  rücffianbige  £ülf$gelber  erließ  unb  fernere  .foülfe 
:tt%adj,  am  18.  3<m.  1701  ju  Königsberg  fiqS  unb  feiner 
i&mablin,  Sophie  Gbarlotte,  bie  KönigSfrone  aufjufefcen. 
Zm  3ag  »or  ber  Krönung  ftiftete  er  ben  fcbwarjen  VINeror» 
ttn,  nccb  jefct  ber  erfie  preuß.  ßrben.  2(11  c  europ.  SJtäcbtc, 
mit  XnSnabme  gfctnfreicbS,  JJJolenS,  bcö  beutfcben  JDrbenS 
ujib  beS^apfteS,  ernannten  bie  preuß.  KönigSwürbe  an.  Ob» 
glria)  man  g.  mit  Siecht  ben  SJorrourf  übertriebener  $racb> 
liebe  gemacht  bat,  woburtjb  er  vieles  Öelb  unnüfc  »erfebwen» 
bete,  fo  erliielt  er  boeb  feinem  8anbe  unter  fehr  bebenflidjen 
Umftinben  ben  grieben,  roäbrenb  feine  Qtcxt  au&wÄrtS  mit 
Stibm  fämpften.  Qt  unterftüfcte  ST"ftreicb  auch  im  fpan. 
Crbfolgefriege  mit  26,000  3R.  Sur  Vergrößerung  feU 
nrf  fleinen  Staats  trug  er  bei,  inbem  er  mehre  bebeutenbe 
Bedungen  an  fieb  faufte,  alte  Änfprüdie  geltenb  machte, 
unb  ddh  ben  gürftentbümern  9?eufqSate(  unb  CongueoiHe 
1707  vjm  Stegenten  gemäht  würbe,  ©eine  9)racbtlube  er* 
btrit  namentlich  burd>  feine  hoebgebilbete  jweite  ©emablin, 
Sopbie  ßbarlotte,  eine  banoo.  ^rinjeffin,  ber  ju  Sbren 
ßlWTiottenburg  gebaut  würbe,  eine  auf  Kunft  unb  2Biffen> 
f*aft  gerichtete  SBenbung  unb  trug  fo  fegenSreiche  §rücbte. 
6r  grünbete  1694  bie  Ünioerfttdt  &aHe ,  ftiftete  ju  Jöcrlin 
1699  bie  ßilbr)auer:  unb  SRaleralabemie  unb  1705  bat 
Cl'erappeflationSgeridjt.  Cr  ftarb  am  25.  gebr.  1713.  3bm 
folgte 

irirttrid)  tDülKlm  L,  König  »on  Greußen  wm  1713 
—1740.  Cr  mar  1688  geboren  unb  bilbete  fieb  am  Sfroft 
fernes  (SroßoaterS,  beS  Kurfürfien  $u  4>ano&er,  nach  beffen 
Srifoiel  )u  einem  überaus  ftrengen,  bie  ©ercebtigfeit  über 
IlleS  fefcenben,  babei  fparfamen,  religiöfen  unb  tugenbbaften 
ffürfren,  @r  nahm  fogleicb  naä)  feiner  SEbronbeftetgung  <£x-. 
•raiungSmaf regeln  oor  unb  änbette  im  Verlauf  feiner  Siegte» 
rang  baS  gefammte  ginanj-  unb  3uftijwefen.  g.  rourbc 
noeb  ;ur  Sbeilnabme  am  norb.  Kriege  genötbigt,  von  bem 
«4>  fein  Sater  fern  gehalten  hatte,  unb  machte  in  golge 
beffelben  Snoerbungen  in  Bommern.  (©.  Greußen.)  £)ai 
sniiß.  äeer  roud>6  unter  ir)m  bis  ju  70,000  SR.  an  unb  jeich= 
nete  ffa>  fcureb  große  unb  fraftige  Seute,  benen  ber  König 
crmlieb  nacbftelien  lieg,  unb  Geübtheit  in  ben  Staffen 
•-'s  SRagbeburg,  Stettin,  SQefet  unb  ÜRemcl  rourben  ju 
frihmgen  gemacht;  baö  berliner  ßabettenhauö ,  ba$  pot?= 
^nter  9Batfenhau5,  bat  Collegiaru  medico-chirargicam, 
•»  (ibarite  unb  bafi  ginbelhauS  ju  JBerlin  rourben  gegrün> 
t«;  Xu<«Mnberer  au§  Salzburg  unb  ^olen  fanben  Xuf< 
"  ■  unb  burch  bie  eifeme  (Strenge  be3  ÄönigS  fam  eine 
Ctinung  in  alle  Sefdpafte,  n>eld)e  man  vorher  faum  für 
Belieb  gehalten  hatte.  SJon  ber  ©rrenge  unb  ^eftigfeit 
^  JtonigS,  roelchc  oft  in  ^>arte  unb  3äb}orn  ausartete, 
tote  namentlich  bie  ton.  Familie  ju  leiben.  SBäbrenb  %. 
-inig  Tüti  unterftü|te,  beffen  <Rüfe(id)feit  für  fein  ganb  er 
'»Pf,  batte  er  für  jtünfle  unb  SB3iffenfchaften  feinen  ©inn, 
beinahe  w&ren  bie  berliner  3tabemie  unb  bie  Unioerfttä-- 
{«  mu  ihm  aufgelöft  roorben.  fflei  feinem  &obe,  am  31. 
1740,  hinterließ  er  einen  ©cbat}  non  9  5RiU.  analer. 


/rifdrid)  IL,  ber  @roße  unb  (Sinjige,  König  ton 
Greußen  1740—86,  ber  JBegrünber  be*  Änfehen«,  »elcbe« 
Greußen  ju  einer  ber  großen  SRächte  guropaä  erhoben  bat, 
ber  flügfte  unb  geroaltigfte  gelbherr  im  Kriege,  ber  roeifefte 
unb  gerechtefte  Surft  im  ^rieben,  ein  Rreunb  unb  Kenner 
ber  Söiffenfcbaften  unb  Künfte,  roarb  am  24.  San.  1712 
als  britrer  öoljn  griebrid)  Wilhelm  L  ju  {Berlin  geboren. 


Da  feine  beiben  altern  JBrüber  febon  in  ber  3'ugenb  flac- 
hen, fo  marb  er  frühzeitig  Kronprinj.  2)urd)  eine  fhenge, 
aber  forgfiltige  Grjiebung  gingen  bie  rauhen,  ftrengen  Zu- 
genben  feines  S3aterS  auf  ihn  über,  aber  fo,  baß  fein  eig; 
ner  lebenbiger  ®ei(l  fie  nidjt  als  »orurtheile  unb  geffelrt 
bulbete,  fonbern  ju  ben  glinjenbften  eigenfdjaften  eines  ge= 
wältigen  GbaraftcrS  »errcanbelte.  Der  SSater  bemäntelte  ben 
Knaben  mit  einer  ©rrenge,  bie  an  ©raufamfeit  grenjte, 

15* 


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Friedrich  EL  t 

ober  ffatt  ben  lugenblict)en  ©eiff  g.'8  ju  unterbrücfen,  lehrte 
ihn  biefe  ©trenge  nur  gehorchen,  um  einft  würbig  fcmfctjtn 

Ja  fönnen.  2>te  eigne  Steigung  beftimmte  tr>n  für  bie  ©if» 
enfcbaften,  ber  SBille  feines  BaterS  für  ben  Jtriegerjtanbj 
beibe  Sriebe  bitbeten  ben  gewaltigen  ^errfeber  eines  Keinen 
ganbeS,  gegen  welchen  ganj  Europa  bie  2Baffen  führte  unb 
unterlag,  ben  feine  äeitgtnoffen  nur  ben  Aon  ig  nannten. 
JDte  ßrjiehung  beS  .Äronprinjen  würbe  ton  bem  ©enerat 
©rufen  von  gtnrenfrein  unb  bem  STOajor  von  ÄafFflein  ge» 
fettet.  JDie  granjefen  würben  bamalS  mit  Stecht  wie  in  ber 
$oliti! ,  Jb  auch  in  SSiffenfchaften  unb  .Jtünften  für  ba8 
erfte  SBolf  Europas  anerfannt;  wir  Deutzen  befaßen  noch 
feine  Siteratur,  welche  ber  franj.  an  bie  Seite  gefietlt 
werben  tonnte.  Aein  SSunber,  baß  bie  Grrjteber  g.'S  bie* 
fem  eine  franj,  ©ilbung  gaben,  tag  biefer  eine  Borliebe  für 
bie  franj.  Sprache  unb  Bilbung,  ber  er  feine  CTjiebung 
terbanfte,  behielt,  g.  liebte  bieglote  unb  bie  "JDoefie;  folebe 
fünfte  waren  aber  feinem  friegerifch  gefinnten  Bater  ein 
©reuet  unb  er  lieg  ben  ihm  mißfälligen  Jüngling  bie  ganje 
Jödrte  feiner  eifernen  ©runbfdfce  empfmben.  „grifj  tft  etn 
JQuerpfeifer  unb  «Poet,  er  macht  ftcb  nichts  auS  ben  @oU 
baten  unb  wirb  mir  meine  ganje  Xrbeit  terberben!"  fo  lau» 
tete  baS  Unheil  beä  SBaterd.  £>erfe(be  ging  fogar  mit  bem 
«Plane  um,  g.  ju  ©unften  feines  jungem  BruberS,  SBittjelm 
Äugufr,  ton  ber  JK&ronfofge  äu&jufcptief en ;  g.  war  bafür 
feinem  Bater  mit  wenig  8tebe  jugethan,  mit  inniger  Siebe 
bagegen  t)ing  er  an  feiner  SButter.  Sie  harte  Bebanblung, 
bie  Ärdnfungen,  bie  er  erfuhr,  brauten  it)n  enblieh  jubem 
terjweifclttn  Gntfötuffe,  Bnltn  heimlich  ju  terlaffen  unb 
ju  feinem  mütterlichen  £f}cim  ©eorg  II.  ton  Snglanb  ju 
entfliehen.  SDe«  «prinjen  greunbe,  ber  gieutenant  ton  Jtatt 
unb  ber  nochmalige  gelbmarfcbaU  £eitb,  waren  SWitwiffer. 
3fber  g.  würbe  eingeholt  unb  1730  nach  ber  gefhtng  jfcü» 
ftrtn  in  ftrenge  #aft  gebracht.  ©er  Äinig  war  empört;  er 
far>  in  feinem  Sehne  nur  ben  25eferteur  unb  ging  in  feinem 
Sorne  fo  weit,  baf  er  g.  bureb  ein  .Kriegsgericht  jum  JEobe 
oerurtfjeilen  wollte.  9lur  ber  Berwenbung  beS  faif.  4>ofe8 
unb  beS  JWnig*  ton  «Polen  gelang  e«,  ben  «P  ringen  ju  refr 
fett  JCettr)  hatte  fleh  burd)  glucbt  gerettet,  aber  Satt  mußte 
ben3orn  be«Jlonig«  büßen,  g.  erfuhr  bie  fcbrecflicbfie,  berj» 
jerreigenblle  ©träfe.  Söor  ben  genftern  feine«  ©efdngnifTcS 
würbe  ein  Schaff ot  errichtet  unb  er  mußte  [eben,  wie  fein 
greunb,  fein  Webling  baffelbe  befrteg  unb  wie  bat  $aupt 
itatt'8  für  i^n  fiel  9lod>  ein  3ahr  würbe  ber  «Prinj  im 
©efängniffe  gehalten  unb  fein  Bater  lief  ihm  ben  Antrag 
machen:  er  möge  reifen,  ftubiren,  thun,  waS  er  wolle,  wenn 
er  ber  Thronfolge  entfage.  g.'S  Antwort  war:  „<?r  nehme 
ben  Borfcblag  an,  wenn  ber  A6nig  erfldre,  baß  er  nicht 
fein  ®ohn  fet."  9lun  war  nie  mehr  ton  JEbronentfagung 
bie  Sttbt,  benn  bem  fhreng  fittltchen  Ä6nige  war  eheliche 
Sreue  cht  uncerle^ichc»  $etligtbum.  Che  g.  an  ben  Aof 
lurüeff ehrte,  arbeitete  er  noch  eine  3eit  fang  ai'3  jüng^er 
jlriegSrath  bei  ber  JJomainenfammer  ju  Aüfhin.  Kach  bem 
5Biaen  feine*  Bater«  mußte  er  fleb  1733  mit  Clifabetb  Sr)ri« 
fime,  einer  gMnjeffm  ton  IBraunfchweigsSetern,  termah» 
Icn,  welche  er  niemals  liebte,  aber  ftetS  mit  Hochachtung 
behanbelte.  fßü  ju  feiner  SEhronbefleigung  lebte  er  in  ber 
Keinen  ©tabt  8?bein8berg  im  WegierungSbejirfe  ?)ot8bam 
oan»  ben  ©ifTenfcbaften.  &  jog  einen  großen  SEbeil  ber 
berühmteflen  ©elehrten  feiner  3eit  in  feine  «Rdhe  unb  franb 


S        (Koni»  toh  Prcnssen) 

mit  entern,  namentlich  mit  bem  ton  ihm  bewunberten  Bo(< 
taire  (f.  b.)  in  jöriefwecbfel. 

SRachbera  g.  1740  bie  Slegierung  mtgetrefen,  benu^M 
er  fogleich  bie  burd)  ben  Tob  bc«  JCaifer«  Jtarl  VI.  fierr 
barbietenbe  ©clegenheit,  bie  alten  Änfprücbe  feine?  ^>au*> 
fe8  auf  mehre  fchlcf.  £er)ogthümer  geltenb  ju  machen,  meU 
du'5  bie  (Erwerbung  ©dblejtenS,  aber  auch  lange  bauernbe 
Jtriege  (f.  Greußen)  jur  golge  hatte,  in  benen  g.  feint 
großartigen  gelbherrntalente  unb  feine  fluge  9>olttiE  auf  bai 
©lanjenbfte  bewies.  Qx  felbfl  fehte  fid?  aDen  ©efabrrn 
unb  ©trapajen  beS  JtriegeS  au8,  fobaß  ihn  bie  ©olbaten 
nicht  nur  fürchteten,  fonbern  auch  al8  Ärieg«gtfährten  lieb* 
ten;  er  hieß  fpetter  bei  ihnen  nur  ber  alte  grie).  @tf  grie« 
benSjabre  »wtfehen  bem  jweiten  unb  britten  (bem  fteben* 
jährigen)  fchlef.  Xriege  brachte  g.  theilS  im  Umgange  mit 
ben  SBtffenfcbaften,  theilS  mit  Drganifation  feines  ^>eer«, 
Erbnung  ber  ginanjen,  Berbefferung  ber  ©efetjgebung  unb 
allfeitiger  fBefirbaung  beS  SSBohl^anbeS  feine«  weiche«  ju. 
9hch  bem  fiebenjdhrtgen  Jtriege  (f.  b.)  war  ba«  Sonb 
febe  erfch6pftf  aber  g.  h^lf  überall  fchneU:  er  ließ  ©tdbte 
unb  SDirfer  aufbauen,  bie  im  Ariege  jerftört  worben,  gab 
©etreibe  au8  feinen  SWagajinen,  theilte  ?)ferbe  an  bie  »er» 
armten  Sanbleute  auS,  erließ  ben  verarmten  ^rottnjen  auf 
gewiffe  3ritm  aQe  Abgaben,  legte  Jtandle  an,  errichtete  go* 
brifen  unb  iKanufacturen  unb  grünbete  1764  bie  berlinn 
SBanf.  25ie  Siebe  unb  Berehmng  feiner  Untertbanen  unb 
ba«  (fmporblühen  feine«  ganbe«  waren  fem  Sohn.  Stur  Die 
Einrichtung  ber  Äccife  nadp  franj.  dufter  (1766)  fanb  SXiS- 
biUigung,  fowie  man  ihm  auch  bieSheitung  ^olen«,  «telcbe 
1772  in  Petersburg  terabrebet  würbe,  jum  Borwurfe  ge- 
macht hat,  aber  mit  Unrecht,  ba  bei  ber  Unmöglichfeit,  ba« 
in  ftch  ftlbft  gerrtffene  $olen  in  feiner  ©elbfianbigfeit  gegen 
Kußlanb  ju  erhalten,  jene  Teilung  ba«  ein jige  «Wittel  ronr, 
um  nicht  »Polens  ganje  5Wacht  m  bte  {>dnbe  Ofußlanb« 
fallen  ju  (äffen  unb  nicht  mit  ftufjlanb  in  einen  Jtrieg  »er* 
wicfelt  ju  werben,  ber  im  günfhgfien  gaQe  boch  ba«  eben  erfz 
wteber  aufgeblühte  Sanb  neuen  jDrangfalen  auSgefefet  haben 
würbe.  £urch  bie  erfle  £betlung  dolens  erhielt  g.  ganj 
9>olnifch« «Preußen  unb  einen  SEI; eil  ton  ©roßpolen.  Son 
nun  an  würbe  «Preußen  in  £>fh  unb  SBcfrpreußen  einge« 
theilt,  in  IWarienwerber  eine  JtrieaS»  unb  Domainenfammer 
eingerichtet  unb  ©rauben)  gur  geffung  gemacht.  2? och  mixt 
g.  1776  faft  noch  einmal  in  £rieg  terwicfelt  worben,  in» 
bem  er  an  bem  bair.  6rbfolgehiege  (f.  Batern  unb  {fürs 
(lenbunb,  beutfeher)  Sheil  nahm,  ber  je  hoch,  noch  ehe  e* 
ju  einer  entfdpeibenben  ©chlacht  fam.  burch  ben  Beitritt  ber 
JCaiferin  ton  JRußlanb,  Katharina  II.,  auf  Greußen«  ©ett« 
beenbet  würbe.  £er  Ic^te  große  2fcr  ber  fcbarfjichtigen  f>o* 
litif  g.'«  war  bie  (Errichtung  be«  beutfehen  gürßenbun» 
be«  ([  b.).  griebrich  ber  einzige  flarb  am  17.  sag.  1786 
auf  fernem  ©chloffe  ©auöfouci  bei  ^otSbam,  feinem  Sieb* 
lingSaufenthalte.  Beim  Antritte  feiner  Regierung  war  fein 
JReicb  nur  2190  □«».  groß,  auf  benen  2,240,000  SRenfcben 
lebten,  bei  feinem  £obe  hinterließ  er  3515  mit  mct>t 
als  6,000,000  Cinw.  unb  ein  4>eer,  welches  ton  70,000  out 
200,000  «Wann  angewaebfen  war.  JDer  ©(ftaft  hatte  übet 
70  «Ria.  Sblr.,  baS  Sanb  blühte  in  Qewerbflciß  unb  2Bcfcu 
fianb,  JCünftm  unb  SQiffenfchaften.  ©eine  großartige,  freng 
rechtliche  unb  nenn  aua)  im  ©eifie  feiner. Seit  frtifimtiqc. 
boa)  reltgiöfe  DenfungSart,  fowie  fein  fdjarfer  Berflanb  fpte* 


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Frledr.wnii.II.  (K5n.  Y.Preuss.)  HI  Frledr.  Wllb.  m.  (K8n.  v.  Prens.) 


eben  fid)  in  feinen  ©Triften  au«,  bie  »ufammen  24  Sänbe 
ausmachen  unb  urfprünglich  franj.  getrieben,  fpdter  aber 
in3  JDeutfcbe  übertragen  worben  ftnb.  Da»  preufj.  Stall 
hängt  noch  mit  SSerehrung  unb  Siebe  an  bem  ©ebdcbtni|fe 
tti  großen  JWnig«,  ber  bei  aller  ©trenge  bocb  ein  wahrer 
SBater  brffelbert  war,  unb  taufenb  Anefboten  au5  feinem  tri* 
cbm  geben  gehen  t>on  Stfunb  ju  2Runb  unb  ftnb  in  S3u* 
cbern  aefammelt  ©in  SBeifpiel  feiner  ©erecbtigfeitSliebe,  est  er 
auch  feiner  übereilten  #eftigfeit  gibt  ber  befannte  »Pretest 
be«  SRüHetf  Arnolb  (f.b.). 

/rif&ridl  tDtlljdm  DL,  JWnig  btm  Greußen,  1786—97, 
bet  Sfeaebfolger  griebrieb  be«  ©ro|en,  geb.  1744,  war  ein 
©obn  fceö  ^rtnjcn  Auguft  SBiüpelm,  be§  ©ruber«  griebrieb  II. 
<&r  gab  ftcr>  mannen  Auöfcbweifungen  tjin,  bie  ihn  febon.  al« 
j{:onprinj  bem  Jtönige  miSfdllig  matten,  unb  fpdter  eine 
£errf$aft  eigcnnü&jger  ©ünfUtnge,  bie  Anhäufung  einer 
odjulbenlaft  »on  18  SCRiQ.  3$tr.  unb  eine  Stenge  von  33e» 
brüefungen  Aur  golge  hatte,  bie  ba« Stalf  febwer  empfanb ,  be* 
fonber*  ba  jte  auch  auf  geijlige  Angelegenheiten  fieb  erftredf ten. 
25er  Jtinig  felbff  würbe  von  feinen  Vertrauten  betrogen  unb 
ccmiibraudjt.  21ud;  nach  außen  »erlor  Greußen  ben  mach« 
eigen  Einfluß,  ben  e«  burd;  griebrieb  ben  (Brosen  erlangt 
borte,  »enigjten«  jum  X^eil,  obfebon  wichtige  Erwerbungen 
gemäbt  würben.  (©.  preufj en.)  Da«  größte  SJerbienjT, 
rrelcbe«  %.  h«tte,  war,  baf  er  ben  fran*.  Ginflup  aufhob  unb 
ein  allgemeine«  Sanbrecht  einführte,  auch  mehre  einzelne  nüfc* 
liebe  Crärubtungen  traf.  Cht  jiarb  am  16.  9Zo».  1797. 

fritbrici)  tDiihflm  ffl.,  regierenber  JCönig  »on  Greußen 
feit  1797,  ber  attefte  ©ohn  grtebrieb  SBilbelm  IL,  geb.  ben 
3.  Aug.  1770,  würbe  anfangt  »on  feinem  ©ro&objim,  grieb* 


rieb  IL,  unb  feiner  2)?utter,  einer  ^rinjefjtn  t»on  Reffen» 
:Sarnnlaot,  nachher  »om  ©rafen  Abolf  »on  jBrübl  erjogen. 

jcdjntte  fitfo  febon  al«  Jtronprin^  burd)  religi6fen  ©inn, 
Cftarahcrfcfligfeit  unb  perforieren  SKuth  au«,  unb  »ermatte 


fid)  1793  mit  Suife,  ^rinjefftn  »on  5Recflenburg«©treli$, 
einer  ebenfo  fcb&nen  als  geifheieben  unb  lieben«würbigen  grau. 
«Diefe  SJerbinbung  war  nicht  burch  ®taat«flugbeit,  fonbern 
bureb  bie  reinjte  unb  aufridbtigfk  perfänlicbe  Zuneigung  unb 
^odjachtung  gelüftet  worben,  unb  würbe  ba«  äfcuficr  cu 
ner  glüctlicben  (Sbe.  Die  naebberige  .Königin  würbe  t>on  ib* 
rem  Stalte  ebenfo  fehr  »erebrt,  ja  angebetet,  al«  oon  ihrem 
©emabt  geliebt.  ©leid)  nadp  bem  Antritte  ber  Regierung 
feb äffte  griebrieb  SBilbelm  bie  2tti&bräud)c  ab,  bie  fieb  unter 
feint«  SBater«  Regierung  eingefebtieben  Ratten,  unb  tob  bie 
ba«  £anb  brüdenben  Verfügungen  auf.  £)ic  Schulbenleif}, 
welche  er  mit  ber  Regierung  übernommen  hatte,  fuebte  ex 
burd;  bie  weifejie  ©parfamfett  ju  erleichtern.  2>er  beginn 
feiner  Regierung  war  nur  glüdlid;  unb  im  Anfange  btefe« 
3eil)rf)unbertS  hatte  Greußen  eine  ©röfje  erreicht,  )U  ber  ti 
bi«  babin  noeb  nie  emporgefhegen  war.  Aber  nun  brachen 
bie  JCrtege  au«,  trelcbc  grenjenlofe«  Unglücf  aueb  über  ba« 
preufj.  Volf,  wie  über  gan)  Deutfdjlanb  brachten,  unb  bie 
namentlich  burd)  bie  »on  Napoleon  febtau  heroorgebrad)tt 
Uneinigfeit  ber  fceutfeben  Staaten  untereinanber  herbeigefübrt 
würben.  3war  warf  ficb  Greußen  ben  Anmafungen  be« 
überall  ftegenben  ^aifer«  ber  granjufen,  nur  mit  ©aebfen 
berbünbet,  1806  entgegen,  aber  ba«  preuf.  $ecr  war 
hinter  ber  neuen,  burch  Napoleon'«  ©enie  gefdpaffenen  Kriegs» 
fünft  ju  weit  jurüifgeblieben ,  ba«  ©lue!  unb  ber  ©ei(l 
ÜJiapoleon'S  imponirte  ben  SBefeblöbabem  feiner  ©egner  fo 
fehr,  ba|  bie  entfajiebcnflen  9tieberlagen,  S3enau>  ber  wich« 
tigflen  gelungen  bie  golge  biefe«  Xrieg«  waren  unb  im 
grieben  ju  5Eil|it  1807  g.  bie  befk  Np  feine«  8anbe« 
einbüßte.  Sogar  Serlin  fiel  in  geinbe«  ^anb  unb  g. 
mufte  fleh  naep  Stemel  jurücf jieben.  Um  fo  fräftiger  war 
aber  fpater  bie  SBiebererhebung  |)reu|enS.  Der  burd)  ben 
fctneQen  SEob  feiner  geliebten  ©emahtin  (am  19.  3ul.  1810), 
bie  ihm  burd;  alle  Sßedifel  feines  ©ebicffal«  treu  gefolgt 
war  unb  ihn  bei  aßen  Seiben,  bie  er  über  ben  gall  bei 
©röfje  Greußen«  erlitten,  mit  freubiger,  mutbiger  Hoffnung 
auf  eine  befjere  Sufunft  getr6fiet  hatte,  noch  tiefer  gebeugte 
Jtönig  warf  ficb  per  trau  enöuoll  in  bie  Arme  feine«  treuen 
Stalte«,  welche«  ©ut  unb  ÖMut  an  bie  Abrodtjung  be«  au«* 
(dnbifchen  3ocheä  fefete.  SJiit  einer  Aufopferung,  einer  So* 
be«oeracbtung,  bie  wenige  IBeifpiele  in  ber  ©efebichte  h^t, 
ging  Greußen«  3ugenb  in  ben  .Krieg  gegen  granfreieb,  ba 
1813  ausbrach,  unb  ber,  naebbem  auch  j&fheich  bem  JBünb« 
niffe  jwifdjen  3?ußlanb  unb  Greußen  beigetreten  war,  ben 
©tur)  SRapoleon'«  )ur  golge  hotte.  (©.  Greußen  unb 
Deutfcblanb.)  g.  felbfi  ging  in  biefem  .Kriege  feinem 
Stalte  mit  Sewcifen  ber  Aufopferung,  be«  SRuttje«  unb  ber 
Au«bauer  ooran.  <St  fe|te  füb  mehrmal«  felbfi  ber  ©efahr  ber 
©chlacht  au«,  namentlich  am  30.  Aug.  1813  in  ber  öcfelacbi 
bei  Jtulm,  unb  am  25.  2Rar)  1814  bei  Jere;  Gbampenoife, 
Durch  bie  fBerhanblungen  auf  bem  wiener  Songreg  erhielt 
fheufjen  Gntfchdbigungen  für  bie  im  tiljtter  grieben  erlittenen 
SJerlufte  unb  hat  feitbem  eine  würbeooQe  ©teile  in  ber  Reihe 
ber  großen  SRäcbte  Suropa«  eingenommen,  welche  e$  wenü 
ger  feinem  gldchenraume  al«  feiner  geifhgen  ©roße  berbanft 
g.  iff  una bläffig  bemüht  gewefen,  burch  ©orge  für  Jtirdje 
unb  ©chule,  burd)  ©ebut}  unb  g6rberung  ber  Jtünfte  unb 
SBiffenfehaften ,  burd;  eifrige  S3eförberung  be«  ©ewerbfleiße« 
fein  Volt  ju  heben,  ©elbfl  wdhrcnb  ber  fchweren  Sciter 
be«  .Krieg«  arbeitete  et  nach  biefem  äwetft  hin,  unb  fein 


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Frh^lr.n  ilüCKronpr.  v.  Preuss.)  1 

öcharfblitf  ließ  ihm  trautet  SRdnner  ftnben,  welche  fein« 
»dttttichen  Kbföten  mit  Älughett  unb  Weblichfeit  auäfüb> 
ten.  ©chon  1809  würbe  bie  fettbem  fo  r)errli(^  rnworge* 
LLüfjte  unb  mit  fön.  greigebigfeit  auSgeftattete  Untoerfttdt  $u 
ßerltn  gegrünbet,  bie  Unioerfitdt  granffurt  würbe  1810 
nach  JBresiau  ocrlegt  unb  erhielt  eine  neue  jritgrmdfk  Situ 
richtung,  bte  Unroerfttdt  /Bonn  würbe  1818  geftiftet.  $err= 
tiefte  Sauwerfe  würben  in  {Berlin  unb  an  anbern  Orten 
aufgeführt,  bie  SBaterlanbSöertheibiger  ehrenootl  belohnt  unb 
ba*  ©chulwefen  tureb,  baä  ganje  .K6ntgreirf)  fo  oortrefftid) 
eingerichtet  (namentlich  auch  für  ©ewerbfchulen  geforgt),  baff 
baffelbe  ein  2J?u(ier  für  bte  gebilbetfren  Nationen  ber  @tbe 
geworben  ift.  2£ucr)  an  ber  ajerbefferung  ber  Sfet^tSpflege 
unb  ber  Verwaltung  würbe  unabldffig  gearbeitet,  eine  vor- 
treffliche ©tdbteorbnung  unb  beratbenbe  Canbftdnbe  würben 
in  ben  $ro»injen  eingeführt.  ©egenSreich  für  ben  größten 
2r)ei(  ton  Deutfchlanb  ift  ber  von  3>reufkn  ausgegangene 
3olt»erbanb  (f.  b.)  geworben.  3n  fct)wterigen Reiten  erhielt 
g.  burch  SRdfjtgung,  löefonnerü)eit  unb  Jeftigfeit  ben  gries 
ben  auf  bie  er)tenooIIfte  2£rt,  um  fein  8anb  alle  2Buns 
ben,  bie  ihm  bte  £rieg£jabre  gefct/lagen,  wrgeffen  ju  ma« 
eben.  <So  lieht  je(jt  all  ber  geliebte  Sater  feine?  Öolfel 
ba,  bal  turet)  feines  jtinigS  ^Bemühungen  ftch  ben  iJfubm 
erworben  f>at,  an  ber  ©ptfee  europ.  Äilbung  ju  flehen,  unb 
bal  ju  feiner  Regierung  ein  in  ber  ©egenwart  feltencS  SSers 
trauen  hat,  weil  el  bie  Offenheit  unb  Sleblichreit  berfelben 
Fcnnt.  9.  hat  füft  1824  in  morganatifcher  dhe  mit  ber 
®rdftn  Vugufie  ton  «ßarracl)  oer bunten,  welche  ben  Site! 
einer  ftürfhn  ton  Siegnifc  unb  ®rdftn  oon  .bohenjollern  er- 
halten  unb  ftcb  bureft  bte  auSgejetehneten  ©genfehaften  ih- 
res @eifieS  unb  £erjenl  bte  Xkretjrung  aller  ihrer  Umge= 
bungen  erworben  hat. 

Jrtftiricl)  tDilljclm,  Äronpriru  ton  Greußen,  geb.  am 
15.  £>ct.  1795,  erhielt  feine  erjte  Crjiehung  unter  ben  2(u: 


gen  feiner  herrlichen  HJcutter,  ber  Äonigin  fiuife(f.  grieb; 
rieh  IBilhelm  III.).  «Rachbem  er  ftcr)  alle  nötigen  äennt: 


8  Friedrieh  VI.  (König  v.Mneiu. 

niffe  erworben,  unterrichteten  ihn  bte  tortrefftichfien  un 
berühmtefien  £tr)rer  in  ben  SfecfttS--,  ©taatl*  unb  «D?i! 
tairwiffenfehaften,  unb  bie  auSgejeiehnetften  Äünftler  »ec! 
ten  in  ihm  bte  Siebe  tut  Äunß  unb  bilbeten  feinen  & 
fehmaef.  2>en  €mft  bei  SebettS  lernte  bet  ^hinj  m  t>« 
fchweren  Äriegljeiten  rennen,  bte  über  Greußen  fameru  ti 
machte  bie  Selbjüge  ton  1813—15  mit  unb  unternah) 
bann  öerftftiebene  Weifen  mit  regem  ©inn  für  alles  ©chö: 
unb  2repcr)e,  theill  ine  Bullat»,  Cr>«ifd  in  bie  Vtovh 
jen  feines  SBaterlanbel ,  um  fieb  mit  allen  SB erhalt niffe 
berfelben  auf!  genauefte  beFannt  ju  machen.  Qx  tormdbl 
ftch  1823  mit  Clifabeth  ?ubo»J?a,  ber  Softer  bei  Jtonijj 
9)(arimiJtan  ton  JBairm.  2W  SKifglieb  bei  ©taatSratbe 
unb  tommanbirenber  ©eneral  in  Bommern  ifl  er  auf  ba 
eifrigfle  mit  bem  SBofjle  bei  einfr  ton  ihm  ju  beherrfche: 
ben  Meiches  befchdftigt,  inbem  er  mit  unabldffigem  %kii 
ben  anfhengenbften  Arbeiten  ftch  unterjieht.  öon  feint 
Siebe  jur  itunfi  gibt  ein  fchöneS  Seifptel  ber  unter  feim 
Reitling  unb  auf  feine  Jtoften  in  alter  spracht  unb  ^ertlid 
feit  wieberhergefteQte  ©ig  ber  -fjocbmeiflcr  bei  beutfdbe 
SCrbcnS,  ber  Hochburg  ja  3Raricnburg,  welche  bereite*  bei 
gänj'.tchen  Verfalle  naht  gefommen  war.  <Sr  zeichnet  fit 
tm  perfonücben  Umgange  burch  Sebcnbigfeit  unb  (Seift  au 
unb  eine  STOertge  geiftreicher  33rmerfungen  unb  S3eifr>ic 
fchlagenben  2Bi?e5  jtnb  oon  u)m  m  ben  3?? unb  bei  Bolfi 
übergegangen. 

^rieliriri)  VI.,  regiertnber  Äonig  ton  ©dnemarf,  muri 
geb.  am  28. 3an.  1768  unb  warb  1784,  weil  fein  SBater,  <5t>r 
fttart  VII.,  gemüthlfranf  war,  SRitrrgent  bii  1808,  wo 
feinem  SJater  all  Äönig  folgte.  Unter  ben  fcr}wierigften  2Je 


hdltnifjen,  in  welche  feit  bem  Ausbruch  ber  franj.  Äeoolutij 
alle  Staaten  oerwicfelt  würben,  hat  ftch  S-  burch  $reiftnni} 
feit,  Weblichfeit  unb  gefligfeit,  burch  Einführung  ber  weif 
flen  Snfiitutionen,  unablaffige  ^Bemühungen,  ben  triebe 
aufrecht  )u  erhalten  unb  ben  SBoblftanb  feine!  canbee)  3 
f6rbern,  bie  Siebe  feiner  Unterthanen  unb  bie  Jfnerfennuncj  b< 
Äuölanbel  erworben.  SBil  1801  gelang  eö  ihm,  ben  gnebe 
ju  erhalten,  oon  ba  an  aber  würbe  er  befonberl  burch  ©n«; 
lanb,  welche«  auf  JDdnemarfl  Seemacht  eiferfüchtig  wo: 


Dy  Google 


Frledr.  Aug.  I.  (König  v.  Wachs.)  119  Friedr. Aug.  II.  (König  v.  Sachs.) 


in  ben  Krieg  berwicfelt,  ber  für  ihn  feit  1807  eine  traute 
SBenbung  nahm.  (©.  JDdnemarf.)  ©en  fett  1814  wie* 
ber  eingetretenen  3u|lanb  bei  Srietens  bat  3.  jur  SBicber* 
Teilung  beS  SJoblflanbeä  feineS  Stoße*,  ju  Crbnung  ber 
jrrrürteten  $tnongen  unb  ju  SBiebereinric^tung  einet  ©et« 
maifit  benu&t  ßu  ben  fegenSreicben  einriebtungen  ß.'S  ges 
biren:  Aufhebung  ber  geibeigenfebaft  ber  Sauern,  ibfehaf* 
nag  bei  Sflaotnbanbclö,  Berbefferung  beS  SolfSunterrichtS, 
br§  Wrricbt5we fenS  unb  bei  ÄcferbaueS,  Strbnung  bcö  Korn* 
tat eis,  Qtnorbnung  beratbenber  9>rooin$ial|ldnbe  unb  gefefc* 
liebe  fBeßimmung  ber  fJrefjfreibeit  fJerfönlicbe  S3eleibtguru 
gen  bat  nie  geriet,  im  (Befühl,  baß  bie  SDlaieildt  beS 
fconigS  über  benfelben  flehen  muffe,  unb  als  ein  bin.  23 u 
tatet  in  einem  fremben  Sanbe  wegen  ju  freier  Sieben  jur 
''•u-rbenfebaft  gejogen  würbe,  äußerte  „ßr  hat  geglaubt, 
er  wäre  \u  .paufe!"  %.  hatte  acht  Kmber,  oon  benen  nur 
noch  jn>et  2öcbte r  (eben.  2l>ronfolger  ift  ßbrifttan  griebrier), 
örubetffobn  SbrifKan  VII. 

inrönet)  3CugU9t  I.,  erft  Kurfurfi,  bann  König  von 
cadhfen  1763—1827,  geb.  am  23.  See.  1750  in  Bresben, 
vor  ber  alterte  Sohn  beS  Kurfürften  griebrieb  Sbrifhan. 
t>a  er  bei  feinrS  ÖaterS  2obe  erfl  13  Sabre  alt  war,  fo 
führte  fem  ßbetm  ia»er  ruxb  bis  1768  bie  SJormunbfcbaft 
aber  Lfm  unb  war  jugleich  Xbmintfrrator  beS  ganbeS.  g. 
tear  ein  gürft  t»on  ber  ftreng  tugenbhaftejlen  ©ejinnung,  ber 
mit  uruxbänberlicber  Seüigfeit  vor  Zütxn  nach  bem  Piubrnc 
Der  EJerecbtigfeit  fhebte,  bah  er  ihm  feine  Untertanen  auch) 
mit  Stecht  ben  Seinamen  „beS  ©cremten"  gaben.  Er 
liebte  ungeprüfte  Neuerungen  nicht,  weil  er  an  traurigen 
iBeifpielen  fab,  welche  fehl  im  me  Solgen  biefelben  nach  fich 
'  .  en;  baber  fuebte  er  baS  Xlte  in  Alraft  unb  2fnfebcn  ;u 
erhalten  unb  machte  nur  folche  neue  Einrichtungen  unb  ©tifs 
tungen,  beren  beilfamer  Erfolg  fich  mit  töcwijjbcit  vorauSf/cs 
ben  Heß.    Namentlich  hoben  fidtj  unter  ihm  ber  Sbcrgbau, 
baS  gorfrwefen,  ber  #anbel,  baS  gabrif-  unb  SNanufactur-- 
rrefen  ©aebfenS  unb  fianbbau  unb  S3icl?;uct>t;  bie  2cbäfc; 
reien  ©aebfenS  »eiebneten  fich  cor  allen  übrigen  au£.  &t: 
Umgebung  unb  EJerecbtigfeitSpflege  erhielten  wefentliebc  83er= 
befferungen.   Er  nahm  am  bair.  Erbfolgefriegc  unb  nachher 
an  beutfeben  girfienbunbe  2beil  unb  fdjtug  bie  ihm  1791 
ablieft  angetragene  poln.  KönigSfrone  auS.  'Hin  Äricgc  gegen 
;...:nf reich  nahm  er  anfangt  nur  ald  beutfrher  Keichsiianb 
Jhfil,  alS  aber  ba5  beutfepe  Neicb  aufgel6ft  roorben  ivar, 
::::rigte  er  fich  mit  Greußen  ju  bem  Äriege  geg^en  granfs 
±,  avlcbcr  ben  unglücFlicbjien  2(uSgang  bureb  bie  Schlachi 
•.ictt  3ena  unb  2uier|ldbt  nahm.    £a  für  ben  Äugen: 
1  ^reugenS  potitifeber  Einfluß  bureb  biefen  Ärieg  Vernich 
trt  war,  fo  mürbe  efi  g.'6  Pflicht,  jur  Erhaltung  fetneö 
ganbeS  mit  Jranfreich  Stieben  »u  fchliefkn  unb  mit 
meglidjii  großem  S3ortbei(  ber  neuen  @efialtung  ber  £inge 
-  an-,ufchliepen.    25er  griebe  mit  Napoleon  fam  am  11. 
Tre.  is<)»)  j,u  Stanbe  unb  %.  trat  hierauf  bem  SRhftn: 
tafee  bei  unb  nahm  ben  2itel  eines  Äönig?  oon  <Sachfen 
Noch  ndber  rourbe  fein  3ntereffe  mit  bem  granfreichs 
-trhatpft,  alS  er  im  ^rieben  oon  Stil  fit  1807  baS  ^)ersog-- 
tfcum  Skrfchau  erhielt   Tili  ber  Ärieg  gegen  ftfheicb  18«) 
aaÄ»b,  füllte  er  nur  ben  pfliehtgcmdfjen  Jruppenanthetl, 
«ber,  ba  er  fich  in  DreSben  »or  feinblichen  UberfdU 
i«ht  fiefter  hielt,  nach  gTanffurt  am  9Jtain.    Äuch  im 


Kriege  mit  fRufüanb  1812  flellte  er  fein  Kontingent.  3n 
bem  allgemeinen  Kriege  1813  hielt  er  fein  Napoleon  gege- 
benes äftort,  thetlS  tr-eil  er  einmal  eingegangene  SUerfpre- 
chungen  nicht  brechen  rooQte,  theilS  gejroungen,  n>ei(  Napo: 
leon  ©aehfen  befe^t  hielt  unb  ihn  fogar  felbfi  bureb  bn>; 
henbe  Ginlabungen  nach  Bresben  in  feine  Nabe  gejogen  hatte. 
dt  begleitete  Napoleon  nach  Seipjjig  unb  mürbe  Pom  Kaifet 
Xleranber  oon  Nufjlanb  nach  Einnahme  ber  ©tabt  bureb 
bie  SSerbünbeten  jum  Kriegsgefangenen  erfldrt.  Er  lebte  nun 
erfl  in  Sfriebricböfelbe  bei  33erlin,  bann  in  ^rcöburg,  oon 
roo  er  an  ben  S3erhanblunaen  beS  rotener  EongrefjeS  Slbeil 
nahm  unb  entlieh  bie  9(ücraahe  eines  2beil6  feines  2anbe6 
(f.  ©achfen)  ermirfte.  ©eine  Slurffehr  nach  iDreSben  in 
bie  Xrme  eineS  ihn  boeboerebrenben  fßolttS  am  7. 3un.  1815 
feierte  er  burch  Stiftung  beS  EioilorbenS  für  S3erbienft  unb 
2 reue.  Er  fuebte  bie  SBunben,  welche  ber  Krieg  feinem 
Sanbe  gefcblagen,  ju  heilen  unb  fab  baffelbe  unter  feinem 
weifen  ©cepter  neu  emporbluhen.  Er  feierte  1818  fein  5üjdh; 
rigeS  dtegierungSjubildum,  1819  fein  Ehejubiläum  mit  Süfa- 
rie  'Amalie,  9)rtn)efftn  von  3weibru(fen,  bie  ihm  nur  eine 
2  o  cht  er,  bie  $rin  jeffin  Üttarie  Qtugufle,  geboren  hotte,  unb 
Harb  in  treiben  am  5.  9^ai  1827.  Ein  würbigeS  £)enf; 
mal  ift  baS  in  Seipjig  erbaute  unb  am  3.  Äug.  (feinem 
Namenstage)  183(j  feinem  Änbenfen  feierlich  geweihte  Unb 
berfitdtSgcbdube,  welches  ben  Nomen  Xugujieum  führt  3n 
2)reSben  foli  ihm  ju  Ehren  eine  Jöilbiauie  errichtet  werben. 

^rifirrirt)  Cfugust  II.,  regierenber  König  von  ©aebfen, 
geb.  am  18.  3Rai  1797,  ift  ber  dltefte  ©ohn  beS  ^rinjen 
SNarimitian,  beS  jungem  SruberS  beS  KdnigS  'Anton 
(f.  b.)  unb  ber  er(len  Oemahltn  beffelben,  einer  ?)rinjeffin 
pon  4>«nna.   3)er  ?hrinj  erhielt  feine  erfle  Erziehung  unter 


ben  Äugen  feiner  Starter,  bie  ihm  aber  fchon  im  7.  3abre 
burch  ben  2ob  entriffen  würbe,  unb  nachher  jufammen  mit 
feinen  JBrübern  ElemenS  unb  Johann  von  einer  ÄuSwabi 
auSgejeichnetir  gehrer.  1809  unb  1813  mufite  er,  burch,  baö 
KriegSunglücf  gejmungen,  mit  ber  Un.  gamilie  DreSben 
Perlaffen,  unb  hielt  fiep  baS  erfle  9ÄaI  in  Äeipjig  unb  granf; 


Friedrich  I.  (Kon.  v.Wfirtemb.)  120    Friedr.  (F.  v.  Bf  oh.-Hechinjrcii) 


furt  a.  SDt.,  ba$  jwette  SJtal  in  $rag  auf.  Darauf  begab  ei 
fich  nad)  bem  SBillen  feine«  fön.  C'beimS  1815  mit  fei; 
nem  ©ruber  (Siemens  nad)  bem  6ftr.  Hauptquartier,  tarn 
mit  bemfetben  nad)  $ari*  unb  hielt  ftch  biet  unb  fpater 
in  tfarföruhe,  ©turtgart  unb  fBtünchen  längere  3eit  auf. 
Staa)  Drrtben  jurürfgefebrt,  befdjäftigte  fid>  ber  ^Prinj  eifrig 
mit  allen  ©tubien,  bie  geeignet  fdjienen,  »um  würbigen  Ste* 
genten  vorbereiten,  öffentliche  2bdtigfeit  gewann  er  feit 
1818,  roo  er  (Generalmajor  mürbe  unb  feit  er  von  1819  an 
ben  ©ifcungen  beS  Öebetmcnratby  beiwohnte.  Drei  3abre 
fpdter  rourbe  er  <5r>ef  einer  3nfanteriebrigabe  unb  wirtliches 
SJtitglieb  beS  (Sebeimenrathö.  ©eine  Vorliebe  für  bie  fcb> 
nrn  Äünfle  bewog  ihn  1824  ju  einer  Steife  über  ^Belgien 
unb  ^»ollanb  nad)  $ari$  unb  1828  naa)  3talien,  unb  fort» 
mdbrenb  bewies  er  biefelbe  burd)  bie  Unterftüfcungen,  bie  er 
einheimtfdjen  Äünfilern  aufliegen  lief  unb  burd)  Anlegung 
einet  trefflichen  Kupferfhd)fanvmlung.  (Sine  nod)  grofere 
SBirffamfeit  erhielt  er  im  3abre  1830  bei  ©rlegenheit  ber 
©olföaufjldnbe,  bie,  angeregt  burd)  bie  bamal«  über  ganj 
Suropa  ftch  vetbteitenbe  unjufriebene  ©timmung  unb  eine 
SJtenge  in  ©aä)fen  nod)  beftebenbe  veraltete  Cinriehtungen 
■■um  SBorwanb  nebmenb,  Seipjig  unb  DreSben  beunruhigten, 
tfr  hatte  für)  »uvot  ben  £>berf>efet)I  über  ba$  gefammte 
lach  f.  SBilitait  übernommen,  alö  bie  Unruhen  ausbrachen. 
SJtit  bem  feinen  SBahlfptuche:  Vertrauen  erwecft  Vertrauen! 
trat  er  in  bie  Stifte  be$  lach  f.  jöolfe«,  auf  beffen  Üreue  baS 
färlif.  gürftenbauS  bauen  Fonnte,  unb  als  König  Tinton  ihn 
am  13.  ©ept.  ju  feinem  SJtitregenten  ernannte,  roobl  füf>» 
lenb,  baß  fein  ©reifenarm  ju  fcbroach  wdre,  allein  ba8  2Berl 
einer  jeitgemdßen  Umbilbung  ©adjfen«  ju  bewerffreHigen, 
begrüßte  ibn  baS  SSolf  mit  lautem  3ubel.  3>rinj  SJtanmi* 
(ian,  ber  ebelmütbige  SSater,  hatte  ju  ©unflen  feines  ©oh* 
ncS  auf  bie  SEhtonfolge  tJeTjicfjtet,  unb  alle  SJttSftimmuna 
beS  SJolfe«  muß te  ber  freubigfhn  Hoffnung  auf  bie  3ufunft 
weichen,  als  es  eine  fo  aufopfembe  35ereitwiöia,feit  bei  fei» 
nen  Sürßen  erbliefte,  welche  Hoffnung  ihre  nachfie  erfüf« 
lung  in  ber  balb  barauf  ertheilten  neuen  XJerfaffung  beS 
Königreich*  fanb.  (©.  ©aehfen.)  9tacf>  einer  breijahrigen 
finberlofen  @he  mit  ber  erjhCTjogin  Karoline  von  £>efrreich, 
welche  1832  burch  ben  Sob  getrennt  würbe,  vermählte  [ich 
g.  1833  mit  SDtaria,  einer  ©cpwefter  beS  regierenben  Kö» 
nigJ  »on  SJaicrn.  Stach  bem  am  6.  3uni  1836  erfolgten 
J&tnfcheibea  beS  Königs  Tinton  beflieg  ff.  ben  fach  f.  #bron. 
Durch  SBJort  unb  S£h«t  bezeugte  er,  baß  feine  einzig  auf 
baS  SBefie  beö  SJaterlanbeä  feit  Übernahme  ber  SDtitregent» 
fchaft  gerichtete  StegierungSweife  auch  als  König  »on  ihm 
beibehalten  werben  würbe,  unb  einen  ber  fdjönften  SJeroeife, 
wie  fefjr  er  wünfa)e,  baß  inniges  Vertrauen  jwifcben  Siegen» 
ten  unb  ßolf  in  ©achfen  immer  mehr  benfcbenb  werben 
möge,  gab  er  burch  Xnorbnung  öffentlicher  Tlubicnjen,  in 
welchen  es  bem  geringften  Untertban  vergönnt  ift,  Jßittert 
unb  SSefchwerben  feinem  gütigen  Monarchen  vorzutragen. 

/rieörifl)  L  (ffiifhelm  ÄarO,  ber  erf!e  Äinig  bon  2Bür» 
temberg,  ein  wiUenSfraftiger  fluger  8?egent,  ber  1797  SBür» 
temberg  al«  ein  ^erjogthum  »on  153  o$R.  mit  600,000 
6inw.  übernahm  unb  1816  als  ein  Königreich  von  360 
□  «W.  mit  l'/t  2Riö.  ©nw.  jurücRieß.  geb.  1754  ju 
Treptow  in  ^interpommem,  war  ber  ©obn  beS  £er}og$ 
grubrich  Qugen  unb  ber  ©ophie  Dorothea,  einer  Softer 


bcs  Slarfgrafen  von  ©ranbenburg » ©d;webt  Anfangs  in 
preuß.  KriegSbienfUn,  flieg  er  bis  jum  ©eneralmajor 
unb  würbe  bann  ©enerallieutenant  unb  ©eneralgouberneur 
bon  tu  ff.  Sinnlanb.  5!adi  1787  hielt  er  {ich  einige  3eit  in 
ber  (Begenb  ton  Saufanne  auf,  fpater,  nachbem  fem  SBoter 
1795  jur  Stegierung  grfommen  war,  ju  Vnfpach,  SBien, 
Sonbon.  Nachbem  et  bie  Stegierung  angetreten,  ging  ct 
fortwährrnb  auf  93efefttgung  unb  Vergrößerung  feine*  flei» 
nen  Staates  auS,  1803  würbe  et  Kurfürfl  unb  feit  1805 
febtoß  er  fi*  mit  feiner  $olitif  an  Napoleon  an.  (Sx  war 
tn  feinem  9BiHen  ficts  entfetteten ,  fuebte  alle  feine  äanb; 
lungen  mit  tön.  ©lanj  ju  umgeben  unb  fhrebte  borjüglich 
nach  öerechtigfeit.  2Bo  er  baS  @ute  erfannte,  fefete  er  cS 
als  feinen  eignen  SBiUen  ohne  dußern  Tintrieb  burch.  ©° 
gab  er  1806  baS  Sceligion$ebict,  roelcheS  ben  brei  chriflli- 
dim  SteligionSparteien  gleiche  Stechte  fiebert.  2lm  1.  3an. 
1806  nahm  er  ben  JtönigStitel  an.  Stach  ber  Schlacht  bei 
£eip}ig  unterhanbelte  er  mit  ben  gegen  Stapoleon  t>erbünbc< 
ten  SJtdchten  unb  erhielt  für  feinen  3utritt  bie  3uftcherung, 
baß  man,  ohne  fein  83efüjtbum  ftu  fchmälern,  ihn  als  unab« 
hängigen  König  anerfennen  werbe,  &  ftarb  am  30.  £ct 
1816,  befchdftigt,  feinem  Sanbe  eine  ben 3eitbebürfniffen  am 
gemefjene  SSerfaffung  ju  geben.  Grr  war  jweimal  vermählt  • 
feit  1780  mit  ber  1787  verflorbenen  ^rinieffin  Tlugufie  Ka> 
roline  grieberife  8uife  von  S3raunfchweigs3Bo(fenbuttel  unb 
feit  1797  mit  ber  1828  »erworbenen  engl.  ^rinjefT«  6har= 
lotte  Xugufie  SJtathilbt, 

Jrit&rifl)  (^ermann  Otto),  regierenber  gürfl  »on  ^o> 
htnjoQtmi^echingen,  g«b.  am  22.  3uU  1776  ju  Stamur, 


folgte  feinem  Söater  ^ermann  grictrid>  Dtto  am  2.  91  m 
1810.  Gi  erhielt  feine  erfle  Ziehung  in  Äedjingen,  be.cia 
ftch  bann  auf  bie  KarlSfchule  nach  (Stuttgart  unb  fhibiri 
auf  mehren  Univerfttäten ,  jule^t  in  Bübingen  unb  SBür 
bürg.  Stachbem  er  einige  3cit  bei  bem  Steichöhofrotl)  i 
SBien  gearbeitet  unb  nachbem  fein  Sater  1798  bie  fliegt 
rung  angetreten  hatte,  begab  ftch  ber  9>rinj  nacb  ^echinge 
juruef  unb  »ermdhltt  fich  1800  mit  ber  ?)rtnjeffin  ^aulür 
ber  5£ocbter  bei  legten  ^>erjog5  $etet  von  ßurlanb  un 


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Friedr.  Willi.  (Knrpr.T.Hessen)  121 


Friesel 


Sagau.  9<ach  ber  Stiftung  beS  SKf>cinbunbc&  biente  et  im 
$ctre  9?apoteon's  mit  Auszeichnung,  unb  feit  et  burch  ge» 
ben  unb  SBiffenfchaft  würbtg  vorbereitet  bie  {Regierung  an« 
getreten,  bat  er  burch  oäterlidje  Verwaltung  feines  Staa> 
ttS  bie  voQfte  Siebe  unb  baS  offenfte  Vertrauen  feinet 
Untertanen  ftd?  erworben.  2£Uc  3weige  ber  Verwaltung 
unb  ber  ÄecbtSpflege  ftnb  von  ihm  ben  iBebürfniffen  ber 
.,;:t  gemäß  mit  3BeiSc)eit  umgeftaltet,  unb  baS  Unterrichts; 
»rfen  ifl  mit  befonberer  Borliebe  unb  Sorgfalt  eingerieba 
trt  rootben.  £er  Surft  tbeilt  feine  Seit  in  bie  JBcfcbäf» 
tigung  mit  bem  SSchlc  feiner  Untertanen/  inbem  er  bie 
cberfte  Leitung  aUet  ©efebafte  felbjl  ausübt  unb  für  3ebcn, 
t  er  ihn  um  Äatb,  unb  $ulfe  anfpriebt,  jugänglidj  ift,  unb 
in  ben  Umgang  mit  ben  Siffenfcrjaften,  ju  benen  il;n  Sa» 
lest  unb  ©ilbung  r)in^iet)en. 

/rif&ridi  tpilliflm,  Jturprinj  unb  SRitregent  bon#ef« 
im,  geb.  in  Qahau  ben  20.  Aug.  1802,  ber  einige  noch 
i.btnbe  6otm  beS  tegierenben  Äurfürflen  äBilhelmlt,  fht> 
tirte  tn  Harburg  unb  Seidig,  unb  lebte  bann  theilS  in 
Bonn,  tbeilS  in  gulba  in  ber  Stäbe  feiner  SKuttet  Augufle, 
:  Sdjirefler  beS  Jt6nigS  von  ^reußen,  welche  ftd;  r>on  ib» 
:  :rt  ©emahl  getrennt  hatte,  ©ei  ben  Unruhen,  bie  1830  im 
•iUinarjientbum  Reffen  ausgebrochen  waren,  trug  er  wefent« 
tto)  gut  fierfleuung  ber  fRube  bei.  SRactj  bem  Swiefpalte, 
tcr  jroifcbtn  bem  Jturfurjtcn  2S  i  1 1>  e  t  m  (f.  b.)  unb  ben 
beif.  Stanben  eingetreten  war  unb  in  golge  welcher  jener 
Äaffel  verlaffen  hatte,  würbe  ber  iiurprinj  von  feinem  Va= 
t«  am  30.  Sept.  1831  »um  ÜJlitrc^entca  trflärt  unb  ihm 
bil  alleinige  Leitung  ber  Regierung  ubertragen,  big  ber  Jlur= 
fürft  felbjt  bltibenb  nach.  Äaffel  juruefgefebrt  fein  würbe. 
Tt:  f>rmj  blatte  ftd)  ju  Sulba  in  morganatifeber  Q\)t  mit 
err  geriebenen  $rau  beö  prtuß.  fiieutcnantS  JJctjmann  bet» 
bunben,  welche  jur  ©räfin  von  Schaumburg  ernannt  würbe, 
unb  beren  Ainber  benfelben  tarnen  führen  foUctt.  I)icfe 
Sjerebelicbung  würbe  von  ber  nacb.  Äaffel  jurüergefchrten 
URuttet  beS  ^)rinjen  anfangs  nicht  gebilligt  unb  anerfannt. 
. ;  erturd)  würbe  bie  Stimmung  beS  VolfcS  gegen  ben  ^rin» 
y.n  ungünfliger  unb  fleigertc  fich  bis  jur  Erbitterung,  als 
man  am  7.  SDec.  1831  ju  SDtilitairgewalt  griff,  um  eine 
•.iblrticbe  Verfammlung  von  fijürgern  au$cinanbcrjufPrcn* 
bie  fich.  vorgenommen,  ber  Aurftirfltn  bei  ihrer  StüJs 
:  auä  bem  Sweater  einen  SJeweiS  ihrer  Verehrung  ju 
£er  Äurprinj  Ijat  fich  fpäter  mit  feinet  SDlutter 
ia&geftynt  (3.  apeffens Äaffel.) 

friee  h«»ßt  ein  flarfeS  grobes  SSoflenjeucb,  welches  nur 
rag  gefdjlagen  unb  leid)t  gcwalft,  auf  ber  JDberfeite  mit 
um  paaren  befefct  i|l   (?ä  wirb  in  jjeutfdjlanb  »on  vor» 

-  ;a>et  ©üte  in  JBerlin  verfertigt,  bie  feinffen  Sorten  fom* 

jeboeb  auS  Englanb.    SJean  bebient  fid)  bejfelben  ju 

-  .oebeeftn,  Settbecfen  unb  groben  Äleibutigöfiücfen.  — 
•ntj  cber  S3orte  nennt  nun  ferner  in  ber  SÜaufunfl  ben 

üem  aifjeil  beS  ÖebälfcS  einer  Säule  (f.  b.),  fowic 
•  fcbnwlen  unb  langen  Streif  an  bem  obern  Steile  eineS 
.v-rametS. 

irire  (3af.  ^riebr.),  geheimer  «^ofrath  unb  ^)rofcfjot 
C'b/pfil  unb  SWatbematif  ju  %cna,  hat  fid)  als  ^hilofoeh 
beftnna  gemacht,    ©r  würbe  1773  ju  Skrbv  in  ber  preufl. 
$mb%  Sad)fen  geboren  unb  in  ber  Sdbulc  ber  bortigen 
BttbeirCcno  «etj.  IL 


Srübergemcine  flogen.  Gr  fhtbirte  nact)matS  in  Seipgig 
unb  3ena,  an  welcher  ledern  Unwerfttit  er  feit  1801  S3or> 
lefungen  hielt,  bis  er  1803  auf  Keifen  ging  unb  180G  Ä* 
tum  Stufe  jum  ?)rofe|fot  ber  ^bilofopbte  natx)  ^eibtlberg 
folgte.  25odj  fetjrte  et  1816  als  $roftfjor  ber  |>t)ilofo»hie 
nach  3ena  lurücT.  Gine  von  ihm  bei  bem  berüchtigten  geile 
auf  ber  SSBartbutg  (f.  b.)  gehaltene,  manche  unoorftcbjigc 
unb  aufregenbe  Stellen  enthaltenbe  Siebe  brachte  ihm  man« 
cberlei  a>erbriefj[ichfciten.  (SS  würbe  ihm  )uerfl  bie  2Cu3* 
Übung  feiner  Amtspflichten  unterfagt,  unb  1824  nahm  man 
ihm  baS  philofophifche  cebramt  gänzlich  ab  unb  ließ  ihm  nur 
baS  ber  ^bpfif  unb  SRathematif.  Sn  feinen  zahlreichen  phi* 
lofcphifchen  Schriften  flüfet  ftcr)  §.  auf  bie  jCant'fcfae  yi)\> 
lofoph»*  (f-  &.),  meiere  er  fortiubilben  unb  auS*ubilben  be» 
muht  war.  2>et  3n?ecf  ber  ^bilofophie  ifl  nach  ihm  nicht 
fowol  (Srweitetung  beS  2BiffenS,  fonbern  vitlmeht  Äuffla» 
rung  beS  ©laubenS,  welcher  gleichermaßen  vom  Aberglauben 
wie  vom  Unglauben  rein  ju  erhalten  ifl. 

Sxiisd,  bet  SHame  eines  ÄautauSfcbfagS,  bei  feiten  fit 
für)  allein  erfebeint,  befio  häufiger  ba gegen  ftd)  )U  ben  vet» 
fchicbenattigflen  Äranfhcitcn  unb  bem  SBochenbette  gefeilt 
unb  in  bem  Ausbruche  von  fleinern  ober  gröfjern  hirfeforn. 
ähnlichen  S3ldScben  auf  bet  ^aut  beflebt,  bie  burebftchtig 
ober  milchweiß  unb  guweilen  mit  einem  rotten  Saume  um> 
gehen  finb.  3e  nach  ber  verfchiebenartigen  äöefcbaffcnhcit 
biefet  23lä»d?cn  erhalt  ber  Driefel  noch  hefonbere  SBeinamen. 
So  lange  bie  JÖlüudicn  noch  mit  einer  wafferheQen  ^üffTg> 
feit  gefüllt  finb,  wirb  et  JtrpflaUfriefel;  fehimmert 
ein  rother  ©runb  unb  Saum  burch,  rether  Driefel;  neh» 
men  fte  an  Umfang  ju  unb  fließen  wol  gar  ineinanber, 
Jölafenfriefel;  wirb  it>r  Snhalt  trübe,  milchig,  perlfar» 
big,  weißer,  milchfatbiget  griefel;  nimmt  er  aber 
ein  gelbliches,  eiterartiges  Anfeben  an,  e  iter  artig  er  S  tie- 
fe l  genannt.  £)ie  verfctjtetenen  Arten  beS  Driefels  flelltn  fich 
fletS  in  ^Begleitung  reiflicher,  tiechenbet  Schweiße  ein,  bil. 
ben  fich  tafd?  verfchwinben  aber  auch  oft  ebenfo  fehnefl 
mit  geringer  ober  gar  nicht  wabriunebmenber  Abfdjuppung 
ber  £  herhait t  unb  wieberholen  fich  ftuweilen.  JDft  gehen  bem 
Ausbruche  berfelben  SrufJb ef lemmu ng ,  Aurjathmigf eit,  Sgt: p 
Hopfen,  jDhnmadbten,  Streben,  Sucfungen,  Staubfein  unb 
Auebetn  in  ben  gingern,  Süden  unb  große  €mpftnblicbfeit 
bet  ^?aut  votauS,  bie  jwar  mit  bem  Cfrfcheinen  beS  AuS> 
fd)IagS  nach  ml  äffen  pflegen,  mit  bem  plo^lichen  Sfücf  (ritte 
beffelben  aber  oft  in  erhöhtem  ©rabe  wieberfehttn.  SLMe 
Sntjlel;ung  ber  verfebiebenen  fritfelartigen  AuSfd»läge  wirb 
burch  Bartbett  unb  Schwäche  bet  ganjen  Ä5rperconjritution, 
namentlich  burch  große  Sfeijbarfeit  bet  äußetn  ipaut  begün> 
fügt  unb  herbeigeführt  burch  }u  toarmeS  Verhalten  von 
Aranfen  unb  2ßöchn  er  innen,  SRiSb  rauch  erhi^enber  unb 
hauptfdehlich  fchweifitreibenber  Arzneien  unb  ©etränfe,  ju> 
mal  wenn  gletch^eittg  feuchte  unb  tyü$t  ober  auch  febt  ver* 
änber(id>e  asitterung  herrfcht.  3jl  ber  Driefel  nur  £olge  ju 
warmen  Verhaltens  unb  tritt  et  tut  fich  fiUein  auf,  fo  hat 
et  wenig  ju  bebeuten ;  aefeQt  et  fich  tevoeb  ju  anbern  Äranf» 
heiten  ober  befällt  et  äSocbnerinnen,  fo  barf  er  nicht  als  leicht 
betrachtet  werben,  weil  fehr  häufig  dlervenleiben  unb  nicht 
feiten  p(6b1icbe  SEobeSfäde  auf  ihn  folgen.  Auch  bleibt  bie 
$aut  manchmal  noch  lange  3eU  nach  feinem  Xkrfcbwinbcri 


Fliesen 


1*2 


Fronleichnamsfest 


fei»  empfmblicb  gegen  äußere  ffinbriefe  ober  fcbtwttt  wol 

/ritten  0>ie)  waren  «in  germanifcbe«  Bolf,  »eld)el  nm 
bie  3eit  »on  <Sf>riflt  ©eburt  ben  Körnern  bei  ibren  ©nfdUen 
tnS  nörbL  Deutfcbtanb  befannt  würbe,  ©ie  wohnten  jwt» 
fcben  ben  SKunbungen  be«  Kbetn*  unb  ber  fficfer,  alfo  in 
ben  jefjigen  Kieberlanben,  JDfffrieolanb  unb  jölbenburg,  wo 
man  nod)  in  einjelnen  ©egenben  i&re  9!ad)fommen  finbet. 
©ie  würben  ben  Wörnern  jinebar,  riffen  ftd)  aber  um  ba* 
3abr  27,  burd)  bie  #abfud)t  ber  Börner  erbittert,  ton 
biefer  unwürbigen  SBerbinbung  lo$  unb  bangten  biejeni» 
gen Körner,  bie  ben  3in8  eintrieben,  auf.  3war  jogen  bie 
Kömer  jur  Unterwerfung  berbet,  aber  fte  würben  auft 
bem  ganbe  gejagt  <So  würben  bie  griefen  frei;  nad)  20 
Satiren  traten  fie  aber  fdjon  roieber  mit  ben  Kömern  in 
SBerbinbung  unb  liegen  ftd)  oon  ibnen  ©efefee  unb  Dbrigfeit 

8 eben.  Äber  aud)  biefe  2Cbt>änatgfeit  febeint  niebt  lange  ge» 
auert  ju  haben;  benn  fte  erscheinen  nachmaß  roieber  als 
ein  freies  83olf,  obgleich  bie  ©efebiebte  ibrer  in  ben  folgen» 
ben  3abrbunberten  roenig  erwdbnt.  Crrjl  im  8.  3ar>rij.  tra» 
ten  fie  roieber  im  Jtriege  mit  bem  franf.  fKajor  2>omu5 
»pioin  oon  .ßeriffatt  (f.  granfretcb)  auf.  Damals  war 
Kabbob  ibrjtönig,  ju  welchem  fromme  ©eiffltcbe  aud  ©ng* 
(anb  tarnen,  ben  griefen  baS  ßbriffentt)um  ju  »rebigen.  Der 
berifymtcffe  berfelben  war  ber  beilige  SBiuibrorb,  ber  »war 
tiele  griefen  für  baS  Gbriffentbum  gewann,  aber  ben  Kab* 
bob  jur  Saufe  nicht  bewegen  tonnte.  Kad)  Kabbob'«  Sobe 
würbe  fein  ©o&n  f)o»po  oon  Äarl  «Kartell,  $ipin'S  ©ohne, 
beftegt,  ber  bie  heiligen  ^»atne  ber  bribnifeben  griefen  »er* 
wüffete.  2(ud)  ber  2Cpoffel  ber  Deutfeben,  ber  t) eilige  23  o> 
nifaciuS,  befugte  bie  Briefen  mehrmals,  (et)rte  unb  taufte, 
würbe  aber  enblict)  754  oon  ihnen  erfragen.  (Segen  Jtarl 
ben  ©roßen  ffanben  fie  ben  ©aebfen  im  Äriege  bei.  Kad)» 
bem  aber  Jtarl  tr>x  Sanb  oerwtiffet  hatte,  fd)loffen  fie  785 
grieben  mit  ifjm  unb  blieben  fettbem  rubig.  Sie  behielten 
ibre  eigenen  ©efe^e  unb  erbteiten  jub  bis  in«  15.  3abrb. 
unab^ngig.  Qrft  1492  erhielten  fie  einen  $errn  an  Hlbrecbt 
oon  ©acbjen,  ber  bit  tnnern  ©treitigfeiten  bcnu&te,  aber 
nur  £>fffrit$lanb  behaupten  fonnte.  SBefffrieSlanb  bagegen 
fcbloß  fict)  an  bie  boü.  ^rooinjen  an.  Da§  offfrief.  JpauS 
ffarb  1690  aus  unb  baS  8anb  fiel  nun  an  Greußen,  ba* 
e8  1807  burd)  ben  tttfiter  grieben  wieber  terlor.  Seit  1814 
ijl  tS  ein  2$eit  bei  itöntgretd)«  ^»anooer. 

/riet  nennt  man  im  ^rocefi  bie  3eifbefiimmungen,  an 
rsclcbe  bie  SJornahme  gewiffer  ^anbtungen  gebunben  i|l 
(fntbitt  eine  fo(d)e 3eirbefhmmung  einen  be^immtenSEag 
jur  SQornabme  einer  gerid)tlid)en  ^anbtung,  fo  nennt  man 
Tie  SEagfabjrt  (2er min,  ter minus  i;  ifl  bted  aber  nid)t  ber 
XaQ  unb  fann  alfo  bie  $anbtung  innerb^ib  bed  ganjen  oer» 
jtatteten  Seitrauml  vorgenommen  werben,  fo  nennt  man 
biefe  3ritbefrimmung  etnegrift  (dilatio,  spatium).  ©olebe 
griften  ftnb.  entweber  gefeftlid)  benimmt  (brbnungäfrl« 
jten,  dilatione«  legales),  ober  fte  werben  in  jebemeinjet» 
nen  %aUt  vom  Kicbter  angefegt  (judicialea),  ober  fte  entfit» 
ben  burd)  ttbereinfunft  ber  ^arteten  (conventionalea).  £ie» 
jenigen  griffen,  weld)e  obne  83erfügung  be8  Kicbter*  julau» 
fen  beginnen  unb  or)ne  Ungeborfam§btfd)ulbigung  oon  ©ei» 
ten  bed  ©egnerd  einen  unwteberbringlid)en  JBerluft  nad)  ftd) 
lieben,  bei§en  9lotbfrifien  (fatelia).   ©old)e  ftotbfriften 


ftnb  ber  jeljntdgtge  3eiiraum,  unterhalb  beffen  ein  Ked)t^> 
mittel  gegen  ein  <frfenntnt@  einjuwenben  ift  (bad  decendiam 
ober  Xppellationfifatale),  unb  bie  {BeweiSfrift.  2Bie  bie  6i> 
tationen,  fo  ftnb  aud)  bie  griffen  unb  SKermine  entwebei 
bilatorifcbe  ober  peremtorifd)e,  ienad)bem  auö  ber 
Kid)tbead)tung  berfelben  in  JBejug  auf  bie  fheitige  ©ad)e 
felbff  ein  md)t  wieber  gut  ju  mad)enbex  9tad)tt)etl  entffebt 
ober  nid)t  Sine  gemetnrcd)t(id)e  bilatorifcbe  griff  umfaßt 
in  ber  Kegel  einen  3eitraum  oon  14  Sagen  unb  erff  bie 
trifte  griff  iff  eine  peremtorifd)e,  weld)e  fonad)  bret  bilato» 
rifd)e  in  ftd)  fd)liefjt  2)a  baä  fäcbf.  Kecb.t  nur  peremtori» 
fdje  griffen  fennt,  fo  umfafft  bie  fogenannte  fad) f.  grtft 
einen  3titraum  oon  fed)3  Sßod)en  unb  bret  Sagen,  meierte 
lefetere  oon  ben  Sagen  ber  (Stationen  t)errüc)ren,  bie  nidjt 
mitgejäblt  werben  unb  alfo  bem(Sitirten  nod)  )u@ute  hm-. 
men  muffen.  Jtann  eine  gartet  bie  it)r  obtiegenbe  ^>anb= 
lung  in  ber  fejlgcfefeten  3eit  nidjt  oornebmen,  fo  ntufj  fie 
um  Verlängerung  bes  3eitraum;i,  um  &rffrec!ung  be§  Ser> 
min5  (prorogatio  termini)  ober  (Srweiterung  ber  griff  (di- 
latio «patii,  aud)  dilatio  fcbled)tweg)  nad)fud)cn.  darüber 
gelten  folgenbe  ©runbfäge:  Sine  Kott)friff  fann  in  ber  Ke= 
gel  nie  oerlingert  werben,  felbff  wenn  beibe  »Parteien 
ubereinffimmen:  bod)  laßt  ftd)  ibr.cn  bad  Ked)t,  auf  bie 
Sßotbfrift  gänjltd)  m  oer»d)ten  ober  fte  ju  oerfür jen,  nid)t 
abfpred)en.  Tille  übrigen  griffen  (önnen  auf  einfeitigeS,  mit 
aenügenben  ©rünben  unterffu^teS  2tnfud)cn  ber  ^arteten  oer: 
langert  werben.  Sie  aufä  Keue  jugeffanbene  griff  läuft, 
wenn  ber  Kid)ter  ihren  Anfang  nid)t  befonbcrS  beffimmt  bat, 
Dorn  (Jnbe  ber  oorigen  an.  &  iff  baber  ratt)fam,  ben  Kid)= 
ter  um  balbmöglid)ffe  Grtbeilung  ber  Kefolution  anzugeben 
unb  im  Sorauä  gegen  ein  obfcbläolicbeS  2)erret  Zppellarion 
einzulegen,  j ebenfalls  aber  bie  Ssomabme  ber  obltegenben 
^anblung  möglicbff  ju  befd)leunigen. 

/roljn  nennt  man  einen  ©ericbtlbiener  nteberer  2(rt,  we! 
cber  namentltd)  für  @inriet)ung  unb  23ewac)runa  bentmfhei= 
d)enben  ©efinbelS  ober  geringerer  S3crbrcd) er  ju  forgen  bat. 

/rimöf  war  ber  9lame  einer  1648 — 54  beffebenben  »par: 
tei,  bie  ftd)  in  granfreid)  bilbete,  nad)bem STOa jarin  (f.  b.) 
1643  erff  er  SDliniffer  geworben  war,  um  biefen  unb  bie  t'bn 
unterflü (j enbc  % cfv vUi  }u  ffurjen.  SRajarin  li arte  ftd)  beim 
S3olfe  burd)  brücfenbe  Auflagen,  bei  ben  Söornet)men  bureb 
fein  ©Idd  o erbaßt  gemacht,  unb  fo  fam  (riebt  eine  Sier 
etnigung  ju  ©tanbe,  weiche  Äufffänbc  in  mehren  »Pro vi-: 
jen  oeranlaßte,  aber  bod)  im  ©anjen  wegen  ber  ©elbfrfucfc! 
tt)rer  oomet)mffen  SRitglieber  erfolglos  blieb.  Den  Kamen 
leitet  man  oon  Fronde*  (©cbleubern)  ab,  weil  sBacboumont 
ein  wegen  feine*  SSi^eä  bamal*  befannter  Wann ,  oon  btr 
3fcu)ängern  ber  Partei  fagte,  fte  alicben  ben  Äinbem,  weld?« 
fid)  mit  ©cbleubern  angriffen,  fobalb  ein  »Policeibeamter  er 
febiene,  fcbneU  baoon  liefen,  aber  fogleid)  wieber  bo  waren 
wenn  jener  ben  Kücfen  gewanbt  büetc. 

/ronletcljnatnefret,  abaeleitet  oon  gron,  b.  f.  ^>err 
unb  getdjnam,  b.  L  8eib,  iff  in  ber  tatt)olifd)en  ittrebe  tc 
prÄdjtigffe  geff  jur  geter  ber  ©egenwart  beö  üeibei  6briff 
tm  Hltarfacrament,  inbem  bie  Äoffie  a»  ber  8eib  be*  Qua 
(gron(eid)nam)  oere^rt  wirb.  Der  Yapft  Urban  IV.  verore 
nete  ei  1264,  um  ber  ju  gleicher  3eit  entffanbenen  Scbre  ooi 
ber  wirflid)en  Sienoanbtung  bed  S3rote*  im  b.  Xbenbmniii  ti 
ben 2eib  ßb^riffi  eine  ffärfere  ffieglaubigung  ju  geben.  Da«  ge| 


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Fronte  123  Froecb 


i'dbft  jrnbet  ben  JDotmerStag  na<b  bem  JErimtatiSfefre  flott 
Xn  i fem  roirb  bie  geweibte  £ofh'e  außerhalb  ber  Jthrd^e  als  ein 
©cgenßanb  göttltcber  SBerebruna  unter  glänjcnbcr  unb  feiet* 
lieber  9>roce|fion,  we[a)et  gürten  unb  ©rofie  mit  unbtbti» 
tem  Raupte  beiwobnen,  berumgetrogen;  baS  öolf  fingt  bie 
porgefebriebenen  Litaneien  unb  erhält  ben  prieftertieben  Se» 
aen.  iJcaebber  werben  in  ben  meiften  fatbotiftben  ßänbem 
SBolfSbdufligungen  gehalten.  SDie  ^roteftanten  oerwerfen 
ta5  gronleidjnamäfefr,  weil  fie  bie  SScrrponblung  beS  Sro» 
teS  nur  in  geijtiger  Sebeutung  onnebmen. 

/rontf  (von  bem  tat.  frons,  Stirn)  ift  überhaupt  bie 
ßorberfeite,  j.  S.  eines  ©ebaubcS  (bie  Seite,  wo  ber 
■fraupteingang  ift),  ober  eines  in  Scbladjtorbnung  gefreuten 
£eerS  (bie  Seite,  n>elä>e  gegen  ben  geinb  gewenbet  ift).  — 
fronte  macben  auf  etroaS  beif^t  taber  gegen  ctwaS  bieSBor» 
c erfeite  febren.  —  grontifpice  b«|t  ber  in  bie  Äugen 
faüenbe  SCbeil  ber  Sßorberfeite,  j.  S.  ber  mittlere  Siorfprung 
eines  ©ebäubeS,  wela)er  geroöbnlia)  ein  ©iebelbacb  bat,  baS 
Titelblatt  ober  SEitelfupfer  eineS  Sud)eS  u.  f.  w. 

/rtfßcb  ifl  eine  über  bie  aanjc  (?rbe  verbreitete  ftamilie 
bei  'Ämpbibien,  bie  ftct>  im  tfugemetnen  burd)  einen  platten 
Äcpf  mit  abgerunbeter  Scbnauje  unb  breitem  SJfaule  auS» 
•,eid?net,  ber  unmittelbar  an  bemfurjen,  platten  ober  ge»6w» 
ten  Stumpfe  ffet.  2Me  Spciut  ift  nur  an  wenigen  Stellen  \c\i- 
geteaebfen,  läpt  fta)  baber  auf  Hofen  unb  bat  geroibnlicb  viele 
JJrüfenbödfer,  aus  benen  bei  einigen  2(rten  eine  febarfe  unb 
ölige  S^üffigfett  bringt.  83on  ben  vier  ungleich  langen  Söeis 
nen  b«ben  gewöhnlich  bie  rurjern  vorbern  vier,  bie  langem 
wintern  fünf  3«b«i-  SDie  beiben  febwammigen  Hungen  jiebt 
ber  Srofcb  jufammen,  wenn  er  fich  auf  bem  ©runbe  beS 
BaferS  bepnbet  unb  bebnt  fie  an  ber  Cberflädie  beffelben 
auS.  SDie  2Rannd)en  b^ben  eine  laute  Stimme,  welche  bei 
«inigen  ein  &uafen,  bei  anbern  ein  Srummen,  pfeifen, 


untern  ber  befben  anbern  nnb  Ht  burebffebtig.  25aS  Wann, 
eben  befruchtet  bie  fd)leimigen  eicrfä)nüre,  welche  baS  ffieib» 
eben  im  SBaffer  von  ftd)  gibt  unb  auS  benen  nach,  einiger 
Seit  bie  fogenannten  Kaulquappen  tntfteben.  JDiefe  ba> 
ben  mit  ben  grifeben  gar  feine  Äbnlicbfeit,  inbem  fie  ferne 
güfje,  bafur  aber  einen  langen  fleißigen  Schwan},  einen 
fleinen  bemartiaen  Schnabel  unb  grunfen  an  ben  Seiten 
beS  KopfeS  haben.  Sftaeb  unb  naa)  treten  erff  bie  $rofa> 
gliebmaßen  b«au5,  ber  Schnabel  fallt  ab  unb  ber  Schwan j 
oerfebwinbet.  Die  Kaulquappe  nabrt  fich  von  SBaffierpfian» 
gen,  ber  auSgebilbete  $rofcb  nur  von  gieren,  namentlicb 
von  3nfeften.  3m  SBinter  liegen  in  ben  fältern  ©egenben 
bie  $r6fcbe  erftarrt  im  Schlamm  ober  unter  ber  Crbe.  Sie 
baben  ein  fetjr  jäbeS  geben,  inbem  fie  niebt  allein  lange 
Seit  ebne  Nahrung  jubringen  f innen ,  fonbern  oueb  burd) 
ben  Sierlufl  einzelner  ©lieber  nid)t  getobtet  werben,  ßu 
ben  %rö\d)tn  gebärt  oud)  bie  Kröte  (f.  b.),  welcbe  mebt 
wie  bie  eigentlichen  gröfd)e  hüpfen,  fonbern  entweber  nur 
febr  furg  fpringen  ober  langfam  frieeben  fann. 

£>ie  gewöbnlicbften,  bei  unS  vorfommenben  eigen t lieben 
Srofcbgattunaen  finb:  ber  8aubfrof<b,  ber  gemeine  araue 
ober  braune  grofeb  unb  ber  grüne  ober  eßbare  SBaffer* 
frofa).  SD«  gaubfrofeb  jeiebnet  fta)  burch  ben  eigentümlichen 
Sau  feiner  $üße  auS.  Ort  bat  nämlia)  an  ben  3cb£rt  ®aI« 
len,  welcbe  fta)  an  bie  ©egenftänbe  fef!  anlegen  unb  naebber 


fo  )ufammen)ieben,  baß  fie  unter  fieb  eine  Keine  luftleere 
fialbfugel  bilben.  3tuf  biefe  Seife  baften  ftd>  bie  3eben  wie 
flehte  ScbröpfMpfcben  fejl  an  bie  ©egenfldnbe  an,  unb  ber 
gaubfrofeb  fann  an  glatten  ©egenjldnben  emporflettern.  Cr 
bält  fieb  aueb  meifl  auf  jB3äumen,  ^eefen  u.  f.  w.  auf,  um 
|ier  mit  großer  ©efa)icflicbfeit  fliegen,  Spinnen  unb  bergL 
ju  fangen.  &  bat  bübfebe,  muntere,  leidet  bewegliche  Zu- 

Sen,  etne  Iebboft  grüne  garbe  unb  bünne  Seine.  SRament» 
ia)  bie  bintem  Seine  finb  bünn  unb  lang.   9tan  pflegt 
ibn  in  ©läftrn  ju  bitten,  um  it)n  als  SBetterpropbeten  ju 


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Frost 


124 


Fuchs 


benufeen,  b«  et,  wie  alle  gtofcbe,  febt  empfmblicb  furSBet» 
terwänberungen  ijl.  6t  fieigt  in  feinem  ©lafe,  baS  man 
unten  mit  feuchtem  STOoof«  belegt,  unb  in  wetcbeS  man  eine 
{leine  fceiter  ju  (teilen  pflegt,  um  fo  btyet,  ie  beffcr  baS 
SBetter  wirb.  —  25et  eßbare  grofcb  lebt  meifi  im  Sßaffer, 
bat  eine  grüne  garbe  mit  fdjwarjbraunen  glecfen  unb  brel 
gelbe  8änaenftreifen  über  ben  ÖJücfen,  ber  ©aucb  i|l  weif 
ober  oelblicr).  (5r  wirb  befonberS  in  gtanfreicfe  unb  Italien 
gegeben.  3n  Italien  wirb  er  ganj  »erfpeiß  unb  ba$u  förmlich 
aemäilet.  ©cwobnlicb  genießt  man  aber  nur  bte  beulen. 
SRan  fängt  biefe  grofdje  mit  Ingeln  überkamen,  aud>  beS 
SRacbtS  mit  ber  #anb,  inbem  man  am  Ufer  gacfeln  ober 
©trobwifebe  anjünbet,  beren  £ubt  fie  febarenweife  beworlocft, 

/  roet  €ft  berjenige  Stemperarurjujlanb  ber  atmofpbäri. 
feben  guft,  bei  wettern  grfiarren  beS  SBaffcrS  gu  ©8 
ftattfinbet,  bei  welkem  alfo  ber  S^ermometer  unter  0°  (®t* 
frierpunft)  ftebt.  Huf  glüjfen  unb  auf  bem  SReere  tritt  ju» 
weilen  bte  Gtfcbeinuna  beS  grofibampfeS  auf,  einer  bieten, 
übet  bem  SBaffer  fäjwebenben  Stebelfcbicbt,  welche  entfielt, 
wenn  baS  SBaffet  eine  um  etwa  12°  f;öt)ere  Temperatur  alS 
bie  8uft  bat  unb  fich.  bemgemäß  eine  große  5>?enge  SBafferS 
in  25un|t  »erwanbelt,  welken  bie  £uft  niebt  ju  «ermüden 
unb  babureb  unflcbtfcar  &u  machen  eermag.  JDet  gtojl» 
nebel  auf  bem  feflrn  SJanbe  bat  einen  äbnticben  Utfprung. 
2>a  bei  ber  SSermifcbung  einiger  ©tojfe  Aälte  erwugt  wirb, 
fo  bebient  man  fich.  foleber  «Dlifrfjungen,  gr oft mif jungen, 
juweilen,  um  eine  fünffache  .Kälte  ju  erjeugen,  unb  im 
©ommer  j.  33.  SBaffer  in  ©S  ju  »erwanbeln.  3u  ben 
wirffamfien  grofhnifebungen  gehören  folgenbe:  günf  2' i; eile 
©fauberfalj  mit  vier  feilen  »etbünnter  ©cbwefelfäure  (in 
welcher  11  ©ewidjtStbeile  SBaffer  gegen  10  &beile  83itrioU 
61);  —  500  STbeile  ©cbwefelfäure,  mit  333  feilen  5Baf> 
fer  »erbünnt,  unb  1040  Steile  ©lauberfalj;  —  brei  S£r>eUe 
©lauberfalj  mit  jwei  Steilen  »erbünnter  Salpeterfäure  (in 
ber  ein  SEbeil  2Baffer  gegen  jwet  Steile  rauebenber  ©äure); 
—  ein  5Ebet(  ©ebnee  unb  ein  Zt)til  tterbünnte  ©cbwefeU 
fäure  u.  a.  Sei  ber  julefct  erwähnten  Sttifdnmg  j.  JB.  gebt 
ber  SEbermometer  t>on  —  5°  auf  —  41°  ffieaumur  berab. 
(BgL  Crfrieren.) 

j*nd]3  (ber)  gebärt  jur  ©attung  ber  äunbe,  wie  man 
fogleieb  auS  ber  ftlmlidjfctt  beibet  Spiere  ffebt  Qx  erreicht 
ohne  ben  ©cbwanj  eine  Sdnge  »on  2  g.  unb  wirb  etwas 
über  1  g.  hoch.  t)tx  ©cbwanj  (SRutbe)  tjl  mit  langen  $aa* 
Ttn  befefct,  bot  eine  weife  ©pifce  unb  i(i  übet  1  g.  lang. 
2tm  ©cbwanje,  ungefähr  1'/»  3oH  unter  ber  SBurjel  befin» 
bet  ftdi  eine  JDrüfe,  welche  eine  flarfrieebenbt,  geronnene 
glüfjigfeit  enthält  unb  bie  SBiole  heißt.  5Der  übrigens 
biefe  unb  breite  Äopf  enbet  in  eine  fpifcige  ©ebnauje  unb 
ifl  mit  aeraben,  fptfejgen  £>bren  befe^t.  Sie  garbe  bed 
9>elje§  «fr  am  jbberletbe  rotb»  ober  gelbbraun,  an  ©tirn, 
©tfeultern  unb  ^»intertbeile  fmb  weiße  £aare  unter  bie  totb* 
btaunen  gemengt,  Sippen,  JBacfen  unb  Jteble  unb  weiß, 
güfje  unb  jDbrenfpiöen  bunfel,  fi3rufl  unb  Sau*  beim 
SBeibcben  weißlieb,  beim  SR^nncben  afebgrau.  2Der  gud)d 
bat  ein  bem  ^)unb€gebeH  äbnlicbe§,  t>eifere§  ©ebeQ  ober 
©ebeul,  welcbe*  er  befonberS  bei  großer  Ädlte  bi«n  läßt 
unb  ba5  bei  9Bettert>erdnberung  bem  (Scbreien  beS  $faueS 
Äbnelt.  Tlcm  bat  üjn  in  ber  ganzen  alten  SBelt  unb  aueb 
in  Xmcrifa,  am  jablretcbjlen  in  n6rbL  ©egenben  gefimbtn, 


fobafl  et  ju  ben  am  weiteren  »erbreiteten  Jlbieren  gebart. 
(ix  lebt  in  ^cbicn,  guebftbauen,  bie  et  entwebet  felbfl 
baut  obet'ttn  Dacbfen  abjagt,  welcbe  er  buttft  8i(l  ju  ent« 
fernen  weiß.  (Sin  guebäbau  iufteot  au«  einet  Stenge  von 
©dngen  OKcbrcn),  bie  jüb  unteteinanbet  freuten  unb  in 
Äammem  unb  Äeffel  fübren,  bat  oft  einen  Umfang  oon  50 
unb  eine  Tiefe  von  3—6  g.  Der  gucr>8  ijl  ein*  bet  gt* 
frdßigjlen  SRaubtt>tere  unb  ma<pt  namentlicb  auf  gebewulj 


unb  Reine  ©äugetbiere  3agb,  boeb  genießt  er  aucbßbfl  unb 
(Beeren,  am  liebfien  Seinbeeren,  ©ebr  ju  flatten  fommt 
ibm  feine  Eifl,  bie  fprücbwirtlicb  geworben  ift.  Gr  jiellt 
fidb  j.  JB.  tobt  unb  bleibt,  obne  fieb  ju  tübten,  fo  langt 
liegen,  bis  ein  »abe  obet  eine  Jttabe  ftcf>  auf  ibn  feftt,  bann 
aber  fpringt  er  fcbneU  auf  unb  ber  SBogel  i|l  feine  S3eute. 
SRan  erjüblt  unjdblige  ttneftoten  toon  feinet  ©cbiaui-.-: 
9licbt  nur  feinet  ©cbdblicbfeit  wegen,  fonbern  nament- 
Itd)  audj  um  fein  gell  gu  ettongen,  wirb  ber  gud;S  ton 
ben  3agern  (tar!  »erfolgt  Scan  fängt  ibn  th e iis  in  gaQen 
tl)eiLö  fließt  man  ibn.  2)te  SacbSbunbe  werben  abgerieb 
tet,  ben  gucb§  aus  feinem  S5aue  gu  treiben..  3n  (Snglant 
finb  bte  gucb«b«^n  mit  3agbbunben  beliebt  unb  in  2)eutfd> 
lanb  war  früber  baS  gucbSpreCen  gebräudjlicb.  »ornebm« 
ßerren,  welcbe  Sagben  bitten,  ließen  gücbfe  unb  anbercs 
tieineS  SBilb  (ebenbtg  einfangen  unb  biefe  würben  bann  it 
ringS  eingefcbloffenen  £Rdumen  freigelaffen,  mit  auSge 
fpannten  SEücbern  aufgefangen  unb  bureb  fcbneüeö  Änjiebei 
berfelben  emporgefcbleubert.  Die«  gefebab  fo  lange,  al8  ma: 
»ergnügen  baran  fanb  ober  bis  bie  Spiere  getdbtet  obe 
jum  Saufen  unfähig  geworben  waren.  2>aS  geU  bet  it 
©ommer  gefangenen  gücbfe  wirb  nur  »on  ben  ^utmacbeT 
jut  JBereitung  beS  gilje«  gtfauft,  baS  geQ  bet  tm  SBinte 
gefangenen  bagegen  gibt  em  fojibareS  ?)eljwerf.  3n  be 
»erfcbiebenen  4>tmmelS|rricben  »eränbert  ber  gucbS  bie  gart 
feines  $eljeS.  SOTan  ftnbet  febwar^e,  blaue,  graue,  eifenfai 
bige,  filbergraue,  weiße  gücbfe,  weiße  mit  febwarjem  Jtop' 
ober  febwarjer  ©cbwanjfpiöe,  freuiweiS  gesteifte,  totbeu.  f.  xi 
2>ie  febwanen  gucbSpelje  finb  am  feltenflen  unb  foftbarfici 
weil  fte  befonberS  langes,  glänjeubeS  unb  feines  Qaax  rj» 
ben;  man  jxnbet  febwarje  gücbfe  auf  ©püjbcrgen,  ©rinlan 
gapplanb  u.  f.  w.  SBranbfücbfe  beißen  bte  gücbfe,  bete 
?)eljwerf  bunfelbraun  unb  mit  weißen  paaren  gemengt  ij 
wdbrenb  bie  gew6bn(tcben  rotbe  gücbfe  genannt  roerbei 
JDie  Äreujfücbfe  b«ben  übet  ben  itopf  unb  Wücfen  eint 


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Fage  r~*  125      Fühl-  oder  fcinnpflanzeii 


fcb»ar*en  ©trieb  unb  einen  antarn  über  fclt  Schultern  unb 

yorberläufe.  ÜJJan  fmbet  auch  rouje  gücbfe  mit  gelbem 
Äreuje.  3«  ben  spolargegenben  lebt  ber  im  Sommer  grau« 
Kaue,  im  Sinter  mej&e  SteiafucbS.  3n  ben  norbL  ©e» 
genben  wirb  baS  gleifcb  beS  gudjfeS  auch  gegeffen,  bei  und 
füttern  bie  Säger  bannt  mit  bit  mt  gitcJhSiagV  abgertebjeten 
apunbe.  —  2luf  Unäerfttäten,  ;ift  gufci  ein  Stubenten» 
auibrud,  welcher  bie  im  e#en  3*bre  ö/ubirenben  be^eid* 
net.  3m  erfien  ^albjubr.  beifren  fte  gjaffe  gudjfc,  im 
jroeiten  ©ran  bfüfbfe  -r-.  Stftbf«  \)(t^tn  auch  alle  brau» 
nen,  bräunlichen  unb  rotblitben  ^Pferbe  mit. Hiebt  fchmar^em 
Schweife,  währet«)  bie. mit  f^warjem  Schweife,  Braune 
btijen.  (S.  Dferfc)      <.  •. i 

/ugt  »ft  ein  StonffficJ,  wetrJbrt  hon  mehren  Stimmen  vor« 
Strogen  wirb,  unb"  bem  ein  $auptfa&  aW  S^emd  ju  ©runbe 
uejt,  ben  bie  «erfebiebtnen  Stimmen  mamtfr^fadp)  inemanber 
rcrfijlungen  unb  mit  weiften,  bem  ©eifre  beS  ©atrjen  an» 
:ntn  Bbänberiingcn  wteberbolen,  (oben)  etfl  mit  'bem 
ffe  ein  3?ubepunft  eintritt'.  9lad)  ber  Ttnjabl  ber  in» 
cinanber  eerfcblungenen  Stinrntot  rhettt"'  man  bie  gugen  ht 
«fei»,  brei»,  vier»  unb  mcbr|timmige,  urib' gugen,  in  benen 
jwei  brei  ober  f ier  £aupffa]|äe::Porfömmen,  beifitn  £»op* 
pd fugen,  brei»  unb  werfache  fugen.  &ie  jjuge  brüeff 
m  müftfariftfter  SBetTe  bie  ttflcreirrtymtnUftg11  SJfefircr  mit  ©e» 
irsjljrung  beS  eigentümlichen  GbarafterS  eine»  3cben  auS. 

■fuggtr,  ein  berühmtes  febwäb.  gürften»  unb  ©rafen* 
gefdtfeebt,  früher  eine  Äaiifmaim&familie,  wcldie  fu*  uner» 
mepliebe  Sfeicbtbümcr  unb  grofje  Süerbienjle  um  Deutfcblanb 
erwarb.   2>er  Stammvater  roar  3obanneS  g.,  ein  23eber 
in  bem  Dorfe  ©raben  ober  ©Iggingen,  in  ber  9tdt)c  von 
ÄugSburg,  beffen  Sohn,  ber  gleichfalls  SobanneS  hiejj,  burdb 
.fcmratb.  t.370  baS  ©ürgerredit  in  JlugSburg  erhielt  unb  einen 
teinwanbbanbel  anlegte.   Crr  legte  ben  ©nmb  au  bem  fpä» 
tern  Äeicbtbume  feiner  gamilie.   Seine  Gnfel  lieben  febon 
an  ben  Äaifer  SDtarimilian  bebettfenbe  ottrnmm  unb  war» 
ten  von  bemfelben  in  ben  2lbttftanb  erhoben;  ja  alS  einer 
rerfelben  150.1  in  Stirol  jtarb,  wo  er  baS  prachtvolle  Sd)loß 
puggerau  gebaut,  begleitete  ber  Jfrifer  in  eigner  fetfou 
feine  Seiche.   SRod?  tjoljcr  flieg  baS  Öefcbfecbt,  alS  Äaifer 
itarl  V.  bei  einem  gugger  ju  KugSburg  wäbrenb  beS  SieicbS» 
tageä  1530  mobnte  unb  iKaimunb  unb  Litton  g.  in  ben 
trafen»  unb  ^annerffenb  erbob,  ir>nert  bie  ©raffdjaft  Jtirdj« 
rerg  unb  bie  ^errfebaft  2öei§enbom,  weld>e  fdjon  früher 
:n  bie  gamilie  »erpfänbet  werben  ,waren,  erb»  unb  eigen» 
:  .imlid>  übergab  unb  ilmeu  fogar  fürftlicbe  ©ereebtfame  oer» 
'■<b.(  £afür  waren  fte  aud>  bem  Jtaifer  banfbar  unb  un» 
utjtcn  ibn,  als  er  einen  gelbjug  gegen  Algier  unternabm; 
M  aU  er  »on  bemfelben  jurücffebrenb  wieber  bei  ^tnton  g. 
in  XugSburg  wohnte,  foll  biefer  ben  Äamin  mit  3immetbolj  ge» 
bdjt  unb  baffclbe  mit  einer... ©ebu^oerfebuibung  be»  Äau 
icrl  ongejünbet  b«ben.   2)k  g.  erhielten  fogar  baS  9?ecbf, 
ne  unb  füberne  SWünjen  $u  fcblagen,  baS  fie  terfebie» 
.ne  3RaIe  ausübten.   Ungfadjtet  fie  ab«  fo.oornebme  A^er» 
rtn  aeworben,  gaben  fie  bodj  ben  bem  fte  all'  ihr 

®U«  »erbanften,  nidu  auf,  fonber«,|ud)ten  ben  gräflidjen 
(Ka|  ibre»  J^aufei  »ielmebr  jbarin,  baß  fie  Aünfle  unb 
c:ifcbaften  auf  bad  greifinnigfjö  unb  J)fcicblidj|le  unter» 
mten,  b«rli*e  AunfifaniBtlungetf  anlegten,  bie  3tfuiten, 
90äj€  bu  ben  Jtatboüfen  bamalS  für  ben  gelebrtejten  unb 


ber  9ttmfd?beit  nu^lidiften  jDrben  galten,  nad)  Zugtöurg 
jogen,  ihnen  ein  (SoQegium,  Äirche  unb  ®dbule  unb  tieleS 
©elb  febenf ten,  pracbteoUe  Sauten  unternahmen  u.  f.  w. 
ein  bleibenbeS  ßeugniß  ihrer  menfebenfreunblidpen  ©efinnung 
iß  bie  fogenannte  guggeret,  ein  eigner  ©rabttbeil  ;u  2(ugö> 
bürg,  mtt  befonbern  uRauem  unb  Thoren  umgeben,  ber 
aus  Jpaufern  begebt,  welche  bie  gugger  bauten  unb  um  ge» 
ringen  Bind  an  arme  S3ürger  permtetbeten.  <So  hod?  ftaii» 
ben  bie  g.  in  ßhren ,  baß  bie  dlteften  unb  pornebmften  ga> 
milien  fitt>  geehrt  fühlten,  in  SSerwanbtftbaftSwerbaltniffe  mit 
ihnen  ju  treten  unb  ba^  bie  wiebtigfien  Ämter  in  ber  freien 
Statt  XugSburg  unb  tm  {Reiche  ihnen  anvertraut  würben. 
3br  Sieichthum  würbe  weltberühmt/  unb  a(S  Aaifer  Jtarl 
einfl  ifx  $ariS  ben  fön.  <5d;afc  fat),  fagte  er:  „jju  2lugS» 
bürg  ifl  ein  Seinweber,  ber  rann  baS  ÄQeS  mit  eignem  ©olbe 
begabten."  2)ie  g.  hoben  ftcr>  im  Saufe  ber  3eit  in  viele 
Sinten  getbeilt,  oon  benen  mehre  bereits  auSgeftorben  finb, 
aber  alle  fchreiben  fid>  „©rafen  gugger  »ort  Jfirchberg  unb 
SBeißenhorn."  ©raf  Änfelm  9Raria  g.  »on  ©abenhaufen 
würbe  1803  Pon  Jtaifer  granj  IL  nebft  feiner  ÜRacbfommen» 
fchaft  in  ben  9?eicbSfürfien|ianb  erhoben,  fobaf  flets  ber 
ftltcjTe  biefen  Sitel  führt,  unb  feine  Sefifeungen  würben  jum 
9?eicbSfürfienthum  S3abenbaufen  gemacht.  S)affe(be  umfagt 
7  würbe  1806  mebiatijtrt  unb  mit  ©aiern  »er» 

eint.  «Die  gefammten  gräflichen  unb  fürfilichen  gugger'fchen 
{Bedungen  betragen  gegenwärtig  jufammert  21  mit 
40,000  einw. 

/üljl-  ober  0tnnpflan3m  pflegt  man  vornehmlich  einige 
Jfrten  ber  ©attung  Mimosa  ju  nennen,  beren  Slätter  bei  ©e» 
rührung  ober  (5rfcbütterung  jtch  bewegen  unb  eine  anbere 
Stellung  unb  Sage  annehmen.  3>ie  meiflen  ©ewächfe  gei< 
gen  eine  ©eränberung  ihrer  ©tattrichtung  bei  bem  9Bechfe( 
ber  XageSuiten,  an ffallenb er  gewöhnlich  bie  mit  gefiebert  ju< 
fammengefe^ten  ©lauern.  3Ran  pflegt  biefe  3u|länbe  baS 
Schlafen  unb  2Bad>en  ber  ©ewächfe  vx  nennen  unb  ©egen« 
wart  ober  SRangel  beS  (Sonnenlichts  ifl  ber  vorjüglichfie  äu< 
$ere  ©eweggrunb  baju.  3)ie  in  £)fHnbten  beimifebe  ¥>a> 
ternoftererbfe,  beren  befannte  febönrethe,  mit  einem 
fdjroarjen  glecfen  bezeichnete  ©amen  ju  (Schmucffachcn  »er» 
wenbet  werben,  breitet  nach  Sonnenaufgang  ihre  gieberblätt» 
eben  aus,  legt  fte  wabrenb  beS  Wittags  mit  ihren  £>ber< 
flächen  aneinanber,  breitet  fie  am  Siadjmittag  wieber  auS 
unb  legt  fte  gegen  2lbenb  mit  ihren  Unterflächen  )ufammen, 
in  welcher  Stellung  fte  wäbreub  ber  3?a*t  perbleiben.  Der 
freifenbe  Süfflee  ©engaienS  jeigt  im  bellen  Sonnen* 
lichte  eine  anhaltenbe,  fichtbare  ©ewegung  Heiner  Seiten« 
blättchen  am  i>auptblatte.  Sinige  ©ewächfe  nun,  bei  benen 
biefe  9ieijbarfeit  fet>r  gefteigert  ift,  werben  fogar  für  anbere 
Steifte,  befonberS  ©erühtung,  empfänglich,  boeb  gehören  alle 
in  biefer  ©ejiehung  bis  jefet  befannt  geworbenen  ju  ben  ga» 
milien  ber  Eroferaceen  (Sonnenthau) ,  Craliben  (Sauerflee) 
unb  ben  bülfenfrücbtigen,  unb  bie  größte  Sebenbigfeit  ber©e» 
wegung  finbet  fleh  befonberS  bei  mehren  Ärten  ber  legtern. 
SDie  ©onnenthauarten,  porjüglich  einige  afrifan.,  frümmen 
ihre  ©lätter,  bie  auf  ber  £>berfiäcbe  mit  gefärbten,  feulen» 
formigen  Drü  fett  haaren  befe^t  finb,  wenn  fie  oon  3nfeften 
ober  anbern  fefien  Jiörpcrn  berührt  werben,  fobap  fie  bie 
fuh  fhäubenben  unb  beShalb  fich  bewegenben  3uf«?tfn  nur 
um  fo  feiler  halten.   Die  Senuftfliegenfalte,  bie  ©e» 


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F  u  Hon 


Furniere 


feiltet  SRutter  Kb^a  in  ber  (Stunbe  bei  ©eburt  beigejton» 
ben  Ratten. 

/ultan  ({Robert),  ein  Scorbamerifaner,  bet  (jfrfinber  be$ 
2>amv>bcict3,  geb.  1767,  bei  €>ob,n  unbemittelter  Altern  in 
^ennfolvanicn ,  (am  xu  einem  ©olbfcbmibt  in  «philatelyhia 
in  biedre  unb  begab  ftrfj  tjernacfj ,  von  einem  @6nner  mt> 
terjrüfct,  nach  Bonbon,  um  fid>  in  bei  Malerei  ju  »ervoH* 
fommnen.  Da  er  jebceb  bie  Hoffnung  aufgab,  in  tiefet 
Jtunfi  Äu6gejeid?nete8  ju  leifien,  beifügte  ei  fid)  »or$ug$* 
weife  mit  bet  3Re$anif.   Jöefetnnt  würbe  et  juerjt  burd?  ein 


Panorama,  wtlcbed  er,  aufgefobert  ton  einem  »ornebmem 
Canb«manne,  in  $ari«  berfHlJte.  (5r  bielt  fid)  langete  3eit 
in  $ari$  auf  unb  machte  mebte  nüfcliehe  Srftnbungen  in 
bet  5J2ecbanif,  3.  23.  eine  Stuhle  jum  Sttarmorfägtn  unb 
9>oIittn,  einen  Äalm,  mit  bem  man  untei  bet  JDbcrfläc^e 
beS  SkfferS  fd^tftert  unb  ft'eb  nach,  @efaQen  wiebet  empor» 
beben  fonnte,  unb  anbere;  unfleiblid)  rourbe  et  aber  burd) 
bie  Grftnbung  beä  Dampf  bootS.  (©.  Dampf.)  Die  erften 
83erfu<be  mit  bemfelben  auf  bet  ©eine  maebten  jeboeb  wenig 
Suffeben  unb  ebenfo  wenig  fanb  %.  in  (Jnglanb  große  S&eil» 
nabme  unb  Unterßüfcung.  Der  ©runb  moebte  jum  Sheil 
barin  liegen,  bog  febon  vor  %.  t>on  mehren  Snbem  ähnliche 
Sjerfudje  forvol  in  granfreieb  atä  in  Cnglanb  gemad)t,  allein 
roegen  SWangelljafttgreit  bet  Grrfütbung  aufgegeben  worben 
waren.  %.  ging  nun  naeb  Siorbamerifa  jurücf  unb  biet 
rourbe  1807  unter  feinet  gtitung  baß  erfle  Dampfboot  }U 
yieunorf  gebaut.  Um  ü)n  gu  betobnen,  gab  ihm  ber  Con» 
gretl  ba$  Privilegium ,  auf  allen  gtifem  gluflen  2lmerifa3 
bie  Dampffcbiffabtt  allein  betreiben  ju  bürfen.  aber  %.  batte 
ein  ju  geringe«  Vermögen  unb  feine  neue  (Srfinbung  noch. 


ju  wenig  SJerttauen  beim  publicum,  alÄ  bafi  er  von  biefem 
Privilegium,  au*  bem  et  bei  einiget  Unterfju^ung  SRiOionen 
bätte  jiebtn  f  Annen,  hätte  ©ebraueb  madjen  tonnen.  3u- 
letjt  befähigte  ihn  bie  (Stbauung  eines  großen  DampftriegS* 
fdjiffö.  Daffelbe  beftanb  aus  jwet  langen,  miteinanber  »er: 
bunbenen  (Booten,  nvifchen  benen  bie  9Bafd)ine  arbeitete, 
unb  würbe  auf  itoften  be$  6ongrefJe6  erbaut.  (5r  fiarb 
1815.  wenige  5£age  vor  bei  Sollenbung  btcfeS  SBerfeS  in 
tiefjter  2tmutb  unb  mit  ^interlaffung  einer  großen  ©djui- 
btnlaji.  Der  Gongref  bat  1829  ben  Äinbern  g.'S ,  um  bie 
Berbbenlie  ibre«  SBater*  ju  tbren,  5000  DeHarS  mit  ben 
Sinfen  feit  1815  gefdjenft. 

Furien,  bie  JKacbe»  unb  ©rrafgottinnen  bei  JRAmer, 
wclcbe  bei  ben  ©rieben  Grinntjen  biegen.  ©ie  finb  bie 
Unentrinnbaren,  welcbe  ben  Scbulbigett,  namentlich  ben 
SReiueitigen  unb  Berwanbtenmirber,  »erfolgen,  peinigen, 
angftigen,  alfo  eigentlich  ba&  perfonificirte  ©ewiffen.  5Öor; 
jugSmeife  werben  btei  genannt:  Xlefto,  SEiftpfwne  unbSKt» 
gära.  Sie  waren  Siebter  ber  9?ad)t  unb  bet  Unterwelt, 
»on  fd)eußlicbet  ©eftalt,  mit  fdjrecfhaften  3ügen,  ©drangen 
ffatt  bet  $aate,  ^pau^nen,  auSgetecf tet  3unge,  tag  fdjwarje 
©ewanb  mit  ©d) langen  gegürtet}  tl;rem  J^alfe  enttrApfelt 


©tut,  b«$  fie  jebem  ©liebe  beS  JBerbredjer«  entfogeru  ©i 
hatten  heilige  jDrte,  an  benen  man  fie  unter  tiefem  ©cfnve 
gen  mit  JDpfem  cr)rtc.  Dureb  ©riftung  Ui  2lreopag  (f.  b. 
meinten  bie  Ätbener,  fei  iljr  3orn  befanftigt,  unb  fie  nann 
ten  btefelben  baber  (rumeniben,  b.  b.  bie  Sßerfcbnte: 
ffieblwollenben.  X»  foldjc  fteflte  fie  audb  fpatet  bie  2CUc 
»erfcb6nenbe  Jlunff  bar,  fdjone  Jungfrauen  mit  erbabenen 
ernfiem  2lntlig,  einen  Dold;,  eine  gaefel  unb  bergL  in  be 
^anb  ttagenb. 

/umirre  werben  bie  bünnen  IBlätter  »on  hartem  un 
ftbonem  4>o(}e  genannt,  beten  fid)  bie  5£ifcblet  jum  S3cli 
gen,  guinietin,  unb  einlegen  ber  SRAbel  bebienen.  £>: 


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Fürst  ii 

feinen,  ßarf  verwacbfenen ,  geflammten' ober  fonfl  fcbon  ge» 
;cidmefen  #oljarten  fommen  thetl*  überhaupt  nicht  in  gro» 
jjen  ©tiefen  vor,  tfyetlS  finb  pe  febr  foflbar  unb  man  würbe 
r aber  größere  'arbeiten  in  ihnen  auszuführen  feiten  im  ©tanbe 
fein,  »enn  man  nicht  bie  Kunft  be*  gumieren*  anwenbete. 
•Riebt  aUein  aber  ber  Koftbarfeit  wegen,  fonbern  auch  um 
humme  gläcben  belegen  ju  I6nnen,  muffen  bie  gumiere  febr 
Dünn  gefebnitten  werben.  2Jlan  bat  baher  eigne  gurnier» 
fa>netberaa feinen  unb  in  neuerer  3eit  e*  fo  weit  ge» 
bracht,  baß  man  au*  einer  joHbicfen  SBobte  20 —  28  gur» 
mere- febneibet.  SDiefe  SOlafchinen  finb  ganj  wie  bie  ©ige* 
niüblen  (f.  b.)  jum  ©ebneiben  ber  IBreter  eingerichtet,  nur 
baß  an  ibnen  aöe  Stbeüe  forgfältiger  unb  feiner  ausgeführt 
unb  jufammengefefct  finb.  .Kleinere  gumiere  werben  au$ 
mit  einer  Hxt  großen  $obel*  gewonnen,  bod)  fann  man  auf 
ikfe  Seife  nur  oftlofeS  £o(j  bebanbeln,  welche*  feine  fd?6» 
nen  gumiere  liefert.  2Xucf>  bat  man  breite  SReffer  ange» 
irenbet,  welche  von  einem  um  fü$  felbji  brebenben  £ol$» 
cplinber  gumiere  febneiben.  2Me  festen  beiben  SJerfabrungäar» 
ten  haben  ben  SBortbeil,  baß  bei  ibnen  fein  SSerfuft  bureb 
©igefpärte  entftebt,  ftnben  aber  in  ber  Bnwenbung  ©cbwte» 
n^teiten.  jDa*  Schneiben  ber  gumiere  mit  ber  ©aae  au* 
freier  #anb  ifl  nur  SRothbebetf,  weil  babei  nur  flarfe  gur» 
niere  mit  großem  SBerlufl  an  ©ägefpänen  gewonnen  wer« 
ben.  Künftlicbe  ober  SJlaffefurntere  werben  au*  einer 
üfifebung  von  feinen  ©ägcfpäbncn,  gebranntem  Kalf  unb 
Stirn  bereitet,  25icfe  werben  jufammengefnetet,  ftarf  gepreßt, 
getroefnet  unb  jerfägt.  2>urcf?  bie  %xt  ber  9Jlengung  fann 
man  feböne  3eichnungen  beriterien  unb  fte  finb  uberbie*  Hx-. 
ter  unb  weniger  bem  ©nfluffc  ber  geud>tigfeit  au*gefe.fct,  al* 
bie  gewib,nlicben  £oljfurntere.  Die  gurntere  werben  aufge» 
leimt  unb  nachher  pdirt 

jfunt  beiße  fo  viel  wie  ber  ßorberfle,  ber  <?rjle.  ©ei 
ben  alten  iBeutfchen  nannte  man  fo  bieienigen  Beamten, 
welche  in  grieben*jetten  an  ber  ©pifee  be*  Bolfe*  jianben 
unb  über  bajfelbe  Stecht  fpratben;  in  Ärieggjeiten  würben? 
fie  $  er*  Age  genannt  unb  vom  JBolfe  gewählt;  fpäterbin 
aber  erhielt  ba*  SBort  gürfl  eine  allgemeinere  ©ebeutung; 
unb  man  bezeichnete  bamit  jebe*  ©taatSobtrbauvt  2>ie 
Sranfen,  w«kr>e  fub  über  bie  übrigen  beutfeben  83&(ferftdmme 
erhoben,  nannten  ihr  Staatsoberhaupt  König  unb  biefer 
ernannte  fich  $ergige  ju  feinen  Heerführern  unb  ©ra* 
fen  uix  Verwaltung  ber  StechtSpftege.  25er  Slam«  gürfl 
tarn  fowol  als  JBejetcbnung  be§  König*  wie  aueb  al*  SBc- 
nrnnung  für  bie  ©roßen  be*  Sletch*  vor.  Stach  biefer  3eit 
aurbe  bä*  SBort  gürfl  aber  ein  bef  unterer  Eni  töntet,  ben 
derjenige  erhielt,  welcher  ber  Släcbfte  nach  bem  Könige  war 
oab  «ob  biefem  ba*  Siecht  empfangen  hatte,  ju  ©mebt  iu 
fya  unb  ben  #eerbann  aufjubieten.  2>iefe*  Stecht  würbe 
•riterbin  erblich,  fowie  überhaupt  unter  ben  beutfeben  £ai» 
!m  bie  gürflen  bie  ©cbwätbe  ber  Stacbfolger  Karr*  be* 
Ircfm  jur  thwetterung  ihrer  SKacbt  ju  benuften  wußten,  bis 
fk  mbßcb  al*  unabhängige  «anbeöherren  baftanben.  S5aher 
beißen  ie^t  alle  regierenben  .^dupter  gürflen  unb  man  uns 
ivTfchieb  febon  früher  weltliche  unb  geifiliche  gürften  unb  un» 
;et  biefen  wieber  mancherlei  2tbfiufungen,  alö:  Äerjögc, 
'Jtarl»,  f>falj;  unb  ganbgrafen ,  auch  gefürjtete  ©rafen.  Sie 
bilbeta  unter  einem  gemeinfebaftlicben  SDberbaupte,  ba5  ffe 

Bab««acnc.«ecr.  u. 


9  Fürstenschulen 

felbft  wählten,  ba«  beutfebe  9feicb.  2Mefe*  SBablrecht 
ging  inbeß  halb  in  bie  $änbe  einiger  SQenigen  über  unb 
bie  Übrigen  mußten  ihre  3ufKmmung  geben.  £aber  entffanb 
ber  9tame  Jturfürfjen,  welche*  bie  jur  SBahl  (Äur)  be« 
rechtigten  gürften  bezeichnet.  3h"  SBürbe  ftel  aber  mit  bem 
beutfeben  Sfeicbe  jufammen  unb  nur  ber  %ütfl  »on  Reffen» 
Äaffel  hft  biefen  Äitcl  noch  beibehalten.  J5urcb  bie  beut* 
febe  S3unbeöacte  finb  »tele  fleinere  SfeichSflänbe  mebiatifirt 
worben,  boch  haben  fte  bie  Siechte  ber  (Sbenbürtigfeit  bthat« 
ren  unb  ifi  ihnen  ber  Sitel  „Erlaucht"  beigelegt  worben. 
£>er  «Flame  gürft  ifl  in  neuejier  3eit,  nach  Napoleon'«  83or» 
gange,  t>duficj  auch  ^  Wo$tx  ßh^ntttet  einjelnen  f)erfpnen 
beigelegt  worben.  S3iS  auf  9>eter  ben  ©roßen,  welcher  fttb 
juerfl Üaifer  nannte,  gießen  bie fi3er)errfcr)ec JRußlanbä  ©roß» 
fürften,  je^t  führen  bie  Jtinber  unb  ©efchwifler  be6  ruff. 
Äaifcr*  biefen  WM, 

/üretenbfrg  ijl  ein  feit  1806  mebiatiftrtrt  beutfebe* 
gurfienthum  mit  39  □  2R.  unb  84,000  ginw.,  welche«  jer« 
ftücfett  in  öaben,  SBürtemberg  unb  $ohen}oUem  m*> 
ben  gürflen  von  gürfienberg  gehört.  3hr  ©tammoater  foQ 
Sgon  (um  670)  geheißen  haben,  eon  welchem  fte  noch  ben 
5Bornamen  führen,  unb  ^einrichl  erbaute  im  13.  3abrb. 
©chloß  unb  ©täbtehen  gürfienberg  in  ©chwaben,  ton  wel» 
cbem  bte  gamilie  ben  ©efcblecbtSnamen  erhielt.  3m'  16. 
3abrb-  t heilte  fte  fich  tn  bie  ältere  tifeingthaler  einte, 
unb  bte  jüngere  beiligenberger,  welche  ledere  1664 
in  ben  9leicb*furß;enftonb  erhoben  würbe  unb  1713  auöflarb. 
Der  gürflentitet  ging  nun  auf  bie  ftgingtbalcr  £htie  über, 
welche  fidb  wieber  in  bie  1744  audgeflorbene  mdßfir ebner 
unb  in  bte  ftuhtinger  ftnie  theilten.  2tu*  biefer  gingen 
enbtidh  ber»or  bie  ältere  fürfll  ginie,  welche  1804  er» 
tofeb,  bie  feitbem  regierenbe  fogenannte  bair.  ©ubfibial« 
linie  unb  bie  lanbgräfliebe  gamilie.  ©tanbe*berr  ifl 
feit  1804  ber  gürft  .Karl  @gon,  geb.  1796.  ber  tn  £o> 
nauefebingen  reftbirt  unb  600,000  ©Ib.  jährliche  ginfünfte 
hat.  S)a*  J&aupt  ber  feit  1755  (anbgräflieben  gamilie  ifi 
feit  1828  griebrieb  «Karl  3oh-  9lep.  dgon,  6fhr.  ©ebeim» 
rath  unb  DberceremonienmeiPer. 

/üralenbunö  (ber  beutfebe)  würbe  am  23.  3uL  1785 
}u  Berlin  oon  Greußen,  ©achfen  unb  ^anover  aegrünbet, 
um  mit  vereinter  Stacht  bie  S3ergrößerung*p(äne  £)ftrcich*  »u 
vereiteln.  3ofeph  II.  verfolgte  nämlich  mit  erneutem  (iifer 
ben  ?)lan,  SSaiern  (f.  b.)  nach  bem  grtofehen  be*  furbatr. 
3Hann5flamme*  mit  bem  Xobe  ÜJtarimilian  3ofepb'*  mit 
iDflreich  ju  vereinigen.  2tücin  ber  präfumtive  3,'hronerbe  be* 
ttnbertofen  Karl  Sü^cobor,  ber  £erjog  von  3wethrücfen,  rief 
griebrieb  II.  Beiftanb  an,  welcher  barauf  ben  fegenannten 
gürflenbunb  <fiiftetey  bem  fpäter  noeb  viele  beutfebe  gürflen 
beitraten  unb  weltt/er  Sofepb  von  ber  SSerfotgung  fetner 
$läne  jurücfhielt. 

iürßtmiJcljulnt  h««ß*n  bie  brei  au$  eingejo^cnen  Jtlo» 
ftergütern  unb  in  ehemaligen  Äloflergcbäubcn  vom  Jturfürflen 
ÜJlorife  von  ©achfen  1543  geflifteten  ffrjichung*  >  unb  wif: 
fenfehaftlicben  Uttterricht^anfutlten  ju  ^»forta,  OTcißen  unb 
©rimma.  (5ine  große  fcnjabl  Knaben  unb  Jünglinge  werben 
in  ihnen  theil*  unentgeltlich,  tbeit*  für  ein  geringe*  Äoflgelb 
erjogen  unb  erhatten  eine  wtffenfcbafrliche  «otbilbung,  bte 


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Füselicre 


130 


fid)  namentlich  in  SJeiiehung  auf  clafftfc^e  Sprachen  burd) 
©rünbliehfeit  unb  öoOftdnbigfett  von  jeher  oortbeilhaf*  au«» 
e^etd^net  bat.   grüner  war  bie-  einrichtung  btefer  ©thulcn 
eng  ftofterlicb;  bie  Si+üicr  wohnten  in  Sellen  ju  juxten 
er  vieren  beieinanber  unb  ben  Altern  war  bie  83eaufjtcb» 


ihre 


ob 

rigung  ber  jungem  überladen.  Saraus  fyattt  [ich  ein  $  e n« 
na  Ii  5m  u«  (f.  t.)  gebilbet,  ber  mit  ben  (grjiebungggrunb» 
fdt»en  neuerer  3ett  in  SBiberfprucb  ftanb  unb  tine  Umbik 
bung  nötbig  machte.  Sie  gellen  finb  gegenwärtig  abge» 
febafft,  bie  Schüler  wohnen  in  größerer  '.V.nabl  in  geraum  i» 
gen  Bimmern  jufammen  unb  werben  oon  jungem  Eebrern 
(doUaboratoren)  beaufpebtigt.  Auch  ber  8ebrplan  l)at  ».eit» 
gemdße  Umdnberungen  erfahren.  Sie  größte  unb  berübm» 
te|ie  gürftenfcbule  ijt  bie  ©cbulpforte,  ebemal*  ein  Qu 
ßercicnfcrficfter,  in  einer  reijenben  ©egent»,  eine  ©tunbe  von 
Naumburg  an  ber  ©aale,  einzeln  gelegen,  ©ie  ^atte  an» 
fang5  100,  nachher  150  3öglingc  3«ber  turfdehf.  ©tabt 
llanb  ba«  Siecht  ber  JBefefeung  einer  Anjahl  von  greiftellen 
iv.,  unb  einige  abelige  gamilien  Ratten  ein  gleiches  SJorrecbt. 
(Gegenwärtig  finb  bie©cbüler  in  jwölfäimmer  oertr>«ift,  von 
benen  je  jwei  unter  ber  AufjtcM  eine«  jwifchen  ihnen  eine 
eigene  ©tube  bewobnenben  GoUaborator«  flehen,  unb  fcblafen 
in  fexb«  ©cblaffdlen.  Sa«  gebrerperfonal  befielt  au«  einem 
Siector,  fiebert  «profefforen,  einem  Stanjlerjrer,  einem  SRufifleb» 
rer  unb  einem  Bebrer  im  Zeichnen  unb  Schreiben.  Sa«  Siech* 
nungSwefen  wirb  oon  einem  eignen  Sientmeifier  gefübrt. 
©ne  JBibliothef  von  etwa  5000  Sdnben  fleht  gehrern  unb 
Schülern  jum  ©ebraueb  frei.  Sie  Pforte  bat  1808  einen 
verbefferten  gebrplan  erhalten  unb  ifl  feit  1815  preußifeb.— 
Sie  gürflenfcbule  ju  SM  ei  ßc  n  führt  ben  tarnen  Afranum, 
weil  fte  e^emal*  ein  ber  QcK.  Afra  geweifte*  Älofler  war. 
©ie  bat  120  Stellen  unb  barunter  20  Jtoftfletlen,  acht  $ro. 
fejforen,  einen  Scbreiblebrer,  einen  9Buftflebrer  unb  einen 
JEanjlebrer,  eine  anfcbnlicbe  öibliothef,  unb  ifl  feit  1812 
neu  eingerichtet  —  Sie  noch,  jpdter  erjl  umgefialtete  gür» 
ftenfcbule  ju  ©rimma  an  ber  SRulbe,  baber  SRolbanum 
genannt,  befanb  fleh  urfprünglicb  in  «Dierfeburg.  Sann 
würbe  ihr  1550  ba*  ehemalige  Augufhner*ereimten»Alofier 
au  ®rimma  übergeben,  welche«  in  neuefler  3eit  einet  9ieu« 
bau«  beburfle,  ber  1828  eingeweibt  würbe,  ©ie  bat  85 
©teHen,  tbeilSgret«,  tbeil«  Äoflflellen,  fünf  «Profeffortn  unb 
mebre  Unterfebrer,  unb  eine  S3ibIiorr>ef  von  mehr  al«  4000 
JBdnben.  Sie  3<>ht  ber  Schüler  ifl  auf  ben  gürftenfcbulen 
nicht  befebrdnft,  inbem  nad)  eingeholter  fönigf.  (Sriaubnip 
auch  folcb«,  bie  nicht  friftungSmößige  ©teilen  haben  unb 
Crtraueer  genannt  werben,  am  Unterrichte  SEbetl  nehmen 
bürfen.  —  3u  ben  gürflenfcbulen  reebnet  man  auch  bie 
Ijennebergföe  8anbe«fcbule  ju  ©ch  leufingen,  welche  1577 
gefh'ftet  würbe  unb  jiuweilen  auch  bie  oon  bem  ©efcblecbte 
JlBibJeben  1554  ge(tiftete  Äloflerfcbule  ju  {Roßleben  im 
preuß.  9iegierung«bejtrl  «Kerfeburg,  wegen  ihrer  ben  gür= 

fl  A|«  C(4\  |ff  AM       jL  t»  (*  I  f  /4\  AM  " 


/ädtlirre  ober  gü filiere  finb  feilte  gußfolbaten,  welche 
in  mehren  beeren  eigne  fBataiHone  bitten,  ©o  geboren  j.  23. 
in  Greußen  ju  jebem  gelbregimente  jwei  JBataiüone  5Ku«. 
tetiere  (f.  b.)  unb  ein  Bataillon  güfeliew.  S«r  SRame 
fommt  oon  bem  franj.  ftuil,  b.  i.  glinte,  ba^er  auch  bie 
SEobcSflrafe  be§  ffrfcbießenS  güfeltren  ober  güfiliren 
genannt  wirb. 


SüiBbalf  wirb  biejenige  Xxt  oon  JBabern  genannt,  bei 
welcher  nur  bie  güfje  bis  an  ober  über  bie  SBaben  in  eine  gtüf> 
ftgfcit  gebracht  unb  10—15  ÜRinuten  barin  erbalten  werben. 
3u  ibrer  Xnwenbung  bebient  man  ft*  befonberer  gußbabfati= 
eben  ober  SSdnnchen,  welche  bie  paffenbe  $&\)t  haben.  Sie 
gufjbaber  werben  ju  manntebfac^en  4?eiljwe£f<n  benu^t  unb 
Irijtcn  oft,  felbfl  bei  bebenf lieben  3ufdUen/  wefentlicbt  unb 
fcbneöe  ^ülfe.  3n  ber  aReljrjabl  ber  gäHe  beabfichtigt  man  bei 
bem  ©ebrauebe  berfelben  eine  fräftige  Ableitung  beä  S5!ut$  oon 
Äopf  unb  S3ru(l,  wie  j.  a.  bei  S3lutanbrang  nach  biefen  SCcx. 
pergegenben,  baoon  abhängigen  Jlopffcbmerjcn ,  S3cftcmmung 
unb  Jfurjatbmigfeit,  einem  t rohen t en  Sungenblutjlurje,  S3ru(l- 
främpfen  u.  f.  w^j  oft  »erorbnet  man  pe  aueb  meb.r  ihrer 
rein  ortlicben  SBirrungen  halber,  wie  j.  fB.  um  unterbrüefte 
guf^fcbwetße  wieber  hervorzurufen,  eine  örtliche  ©cbwac^e  in 
ben  güßen  \u  heben  ober  um  &ufjere  gußfebdben,  ©efebwüre 
unb  bergl  jur  Teilung  )u  bringen.  Sie  SBirfungen  ber 
gu^bdber  riebten  (t4>  bauptfdcblich  nach  t>o«  verriebenen 
iBarmegrabe  ber  baju  angewenbeten  glüfitgfeiten  unb  ben 
befonbern  &genfchaften  ber  in  biefen  glüfjigfetten  aufgelöflen 
©ubflanjen.  Sie  febr  (alten  unb  fchr  beifen  gufbdber 
fommen,  wenngleich  ihre  erfle  ©nwirfung  eine  grabe  entge» 

□efefete  i(l,  barin  überein,  baß  fte  einen  gewaltigen  @in= 
f  auf  bie  ^aut  ber  güße  machen,  einen  vermehrten  3u= 
flufi  von  fi3(ut  nach  ihr  verurfachen  unb  halb  eine  reichlichere 
Xudbünflung  berfelben  hetvorrufen.  Namentlich  gilt  baä 
Severe  von  ben  heißen  gußbdbern ,  »umal  wenn  ihre  ohne- 
hin reijenbe  tjinwirfung  noch  Durch  äufafc  ebenfattö  enegen= 
ber  arjneilicher  ©ubflanjen,  wie  j.  ©.  bcS  gepulverten  ©enf: 
famenS,  mehrer  ©alje  unb  ©duren  gefleigert  wirb. 

/uöawaBcljm  (ba8)  iji  feit  ber  diteflen  3eit  im  Orient 
eine  #6flicbfctt$be«igung  ber  ©afrfreunbfchaft,  bie  ber^>au6« 
nat er  entweber  felbfl  bem  ©afle  erweiß,  um  ihm  feine  Qx-. 
gebenheit  ,ju  bezeigen,  ober  fte  ihm  burch  ©flaven  erweifen 
laßt.  Sa  bei  ber  @infe^ung  beS  h-  ttbenbmahld  3<fud  bie< 
felbe  ^)anb!ung  an  feinen  Büngern  voQjog,  um  fte  vor  Qu 
genbünfel  unb  ©elbfiüberbebung  ju  warnen  unb  auf  Se> 
muth  hinunr eifert,  fo  würbe  biefe  ftnnbilbliche  {>anblung 
ber  Semuth  von  btn  erften  (ihriflen  unb  jwar  vor  bem  ®e= 
nuffe  beä  h.  "J(benbmabl§  nachgeahmt.  3n  ber  fatholifchen 
unb  griech.  Äirche  unb  in  ben  evangelifchen  SBrübergemeinen 
ftnbet  fte  noch  «nt  grünen  Sonnerfltage  flatt  Ser  »J)apfl,  bie 
SBifcböfe  unb  felbfl  aefrönte  $dupter  roafeben  an  biefem  Sage 
jwcif  2frmen  bie  guße  unb  bebienen  fte  altbann  bei  X-M  c. 

iuotogr  h«ßen  auf  ben  Schiffen  bie  höljeraen  ©efdße,; 
welche  jur  Aufbewahrung  ber  glüfftgfeiten  bienen.  3n  bcej 
Äanbeldfprache  nennt  man  guflage  jebeS  Material,  wel* 
Qti  gur  Sinpacfung  von  itaufmanntgütern  benufit  wirb.  Sa 
SBort  h^ngt  gufammen  mit  guflv,  womit  bie  Jtaufleut 
alle«  ©cbabhafte  unb  9tufclofe  an  ber  SBaare  beuichnen 
welche«  vom  gBertbe  ber  fflaare  in  Abrechnung  (guflv 
ober  guflartchnung)  (ommt 


G. 


_>äa  (tat  TeUas)  ift  bie  uralte  griech.  ©öttin,  al«  welch 
bie  €rbe  vorgepeBt  »urbe,   Sie  «Korbe  erjdblt  von  ihr,  fi 


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131 


fei  <w*  fitr)  felbfl  ober  bem  6 Mo«  (f.  b.)  entflanben,  habe 
bm  Urane«  (£immel)  geboren  unb  mit  tiefem  bann  bie 
Üttanen  (f.  b.)  gejeugt.  Sa  Urano«  aber  feine  Äinber 
inj  3rmere  ber  Erbe  verfließ,  fo  regte  fte®.  jut  Empörung 
auf,  unb  ben  «Rrono«  an  ber  ©pifce,  bemächtigten  fich  bie* 
fetten  ber  ©eltberrfchaft.  Buch  al«  biefer  fpdter  burch  3eu« 
(f.  äupiter)  wieber  entthront  würbe,  foH  ©.  mit  ihrem 
Äanje  »eiflanb  geleiflet  haben. 

<£abfln  »erben  alle  in  ben  verfcbiebenflen  ©ebrauä) 
fommenbe  SBerfjeuge  genannt,  welche  au«  jwei  ©pifcen, 
Xrntcn  ober  3infen  befteben,  bie  in  einem  ©ttel  mit  einan* 
ber  vereinigt  ftnb.  'äm  gebrduebltcbflen  ftnb  bei  uns  bie 
Ttfd)*  ober  Eßgabeln,  beren  man  fttr)  ju  größerer  Kein: 
liebfett  ftatt  ber  Ringer  bebient,  um  bie  ©peifen  jum  SRunbe 
ju  fähren.  Ser  ©ebrauä)  berfelben  ifl,  fo  febr  er  auch  ge» 
jgenwartig  allgemein  geroorben,  boer)  nur  er  fr  feit  ben  legten 
2abrr)unberten  befannt  trüber  bebiente  man  für)  beim  t?f- 
fen,  wie  noch  jefct  viele  öälfer  tbun,  nur  ber  Singer,  ober 
be«  SReffer«  allein.  ju  Enbe  be«  16. 3abrb-  »ar  bie 
Tcar>rfct>ctnli<r>  in  3talien  juerfl  gebrauchte  Eßgabel  an  bem 
feingebilbeten  franj.  ^>ofe  eine  neue  Einführung,  welche  aber 
von  ba  über  ba«  ganje  gebilbete  Europa  fich  ausbreitete. 
Änfang5  hielt  man  bie  ©abel  für  einen  überflüffigen  guruc--. 
artifel,  unb  in  vielen  JUöfiern  mar  bisher  ber  ©ebraueh  ber« 
ulben  auSbrücflich  unterfagt.  3n  Spanien  gibt  eS  noch 
gegenwärtig  ©egenben,  in  benen  man  fich,  rote  bie«  auch 
in  ber  Twfei  gefebieht,  fpifeer  4? eichen  ftart  ber  ©abeln 
^ebiertt   Sie  Shinefen  haben  jierlicb  gearbeitete  ©riffel  von 

&al)rif!f  Äelb  ©orte«,  einer  ber  fteben  Erzengel,  welche 
nach  tübifeber  SöolfSfage  ben  Stroit  ©otfe«  umfteben.  Er 
gilt  bei  ben  3uben  a(«  ber  TobeSengel,  fonft  heißt  er  auch 
fcer  §ürft  be«  geuer«,  beherrscht  ben  Sonner  unb  treibt  bie 
fruchte  jur  Steife.  Cr  fotl  auf  ben  JBefehl  Sebovab'«  ben 
Simpel  angejünbet  haben,  bevor  bie«  burch  bie  Jtrieger  be« 
: Icbut abnejar  gefebab.  Sie  JBibel  nennt  ihn  al«  ben  En* 
ul,  welcher  ben  Traum  beS  Propheten  Saniel  au«(egte  (Sa* 
uitC  8,  96),  unb  bte  Erfcbeinung  beS  SReffiaS  »eiffagte,  ber 
*em  äaeharia«  bie  ©eburt  be«  3obannc«  unb  ber  5J?aria„ 
rxe  ©eburt  3efu«  be«  SReffia«  verfünbete.  Sie  SRobam* 
mebaner  verehren  ihn  at«  einen  ber  vier  bodjbegnabigten 
5ngd,  »eiche  bie  SRathfcbiüffe  ©otte5  aufzeichnen,  unb  al« 
5«,  burch  beffeti  Eingebung  ^DIx>t;ammeb  ben  Jtoran  erhielt. 


©ärjnm  wirb  bie  eigentümliche  3trt  be«  Hthemholen« 
qenarmt,  bei  welcher  auf  eine,  manchmal  auch  jwet  unb  brel 
Urfere  unb  langer  onbaltenbe  Einatmungen  eine  ebenfo 
ftarfe  XuSatbmung  folgt,  ber  fDtonb  un»iUrurlich  weiter  al« 
seroihnlicr)  geöffnet,  auch  meijien«  ein  burch  bie  Bewegung 
ber  Swft  mtfiebenbe«  ©crdufct)  vernommen  wirb.    E«  tritt 


<0>är)nirt0  ifr  eine  merfwürbige  Umwanblung  (chemt* 
fcher  9>rceeß),  welche  organifche  (b.  b-  9>flanjen*  uhb  Thier») 
Ä&rper  bei  angemeffener  SEemperatur  in  «erbinbung  mit 
SBaffer  unb  jum  &beil  unter  Ginflug  ber  8uft,  ohne  be« 
fbnbere«  3uthun  erleiben.  9Ran  unterfcheibet  bie  getfiige, 
bie  faure  unb  bie  faule  ©ahruna,.  SSti  ber  getfligen 
©dhrung  fdjeibet  fich  tbctl«  an  ber  DberpAche  ber  gdbren* 
ben  S^lüffigfett,  theil«  auf  bem  S5oben  beS  ©efdge«  ein  et« 
genthümlicher  ©toff:  ©dhrungSfioff,  Äefe  ober  ger« 
ment  au«.  Sie  #efe  tfl  froefen  eine  bräunliche,  homar» 
tig  burchfeheinenbe,  fefie,  j  et  och  leicht  }erbrecbliche  unb  jer* 
retbliche  SDJaffe  ohne  ©efehmaef,  welche  bei  chemifcher  3erle» 

Sung  fich  at«  eine  3ufammenfet5ung  »on  Äohlenffoff ,  SBaffer* 
off,  ©auerfioff  unb  ©tief floff  erweiff.  3um  Eintritte  ber  gel» 
(Ttgen  ©dhrung  tft  erfoberlicb,  baf  gdhrungSfdhiger  3ucfer 
ober  ©tdrfemehl  in  einer  wenigflcnS  noch  einmal  fo  großen 
Üuantitdt  Söaffer  enthalten  tfl;  baf  eine  organifche,  ftief. 
floffhaltige  ©ubflanj,  frifche  J^efc,  gerraent  (frifcheä  Eiweiß, 
frifcher  Ädfe,  gefault«  SReblteig,  ^>aufenblafel6fung  u.  bgl.) 
tn  ber  glüffigfctt  in  geringer  3Renge  oorhanben  tfl;  baß 
cnblich  bie  glüfftqfeit  eine  Temperatur  eon  7  bi«  18°  SR. 
hat.  Ser  Suftjutritt  ifl  nur  beim  Anfange  ber  ©dhrung 
n6tf>ig,  fpdter  ijt  er  hinberfitt).  Sie  geiflige  ©dhrung  wirb 
»erhinbert  burch  SSJeingeifl,  »ehr  noch  burch  «Rofhfalj,  ©enf» 
pulter  unb  befonber«  dtherifche«  ©enfil.  Sie  burch  geU 
ftige  ©dhrung  gewonnenen  glüffigfeiten  werben  im  2lÜge- 
meinen  ©eine  genannt,  boeb  heißen  fo  »orjugSweife  bte 
au«  Trauben  gewonnenen  glüffigf eiten ,  wdbrenb  ©etreibc 
fbitr,  ^)onig  üReth ,  tf<:  E^ber  u.  f.  w.  geben.  Sie  bei 
biefer  Ewhrung  aufrretenben  Erfcheinungenftnbfolgenbe:  Ser 
in  ber  glüfftgreit  enthaltene  3ucfer  wirb  in  Äohlenfdure,  bie 
unter  ^ufbraufen  mit  tifchenbem  ©erdufche  entweicht,  unb 
SBeingeifl  jerfefet,  wöbet  bie  Temperatur  fletgt,  bie-glüfftgf eit 
fich  trübt  unb  .tpefc  auSfchetbet.  Sie«  bauert  fo  lange  fort, 
bi«  aller  .-iu.fer  urlegt  ifl;  bann  lagert  fich  bie  jpefe  ab,  bie 
glüfftgfeit  »irb  Kar  unb  hat  ben  fußen  ©efehmaef  verloren 
unb  bagegen  »einigen  ©efehmaef  unb  ©eruch  angenommen. 
Ser  flecbenbe,  pricmnbe  ©efehmaef  ber  neuen  SSeate  rührt 
von  ber  noch  tn  ber  glüffigfeit  jurücfgebliebenen  JtoMcu* 
fdure  her,  unb  t>ält  man  bie  Jtoblenfdure  burch  Äbfchlie* 
ßung  be«  gdhrenben  Seine«  ab,  ju  entweichen,  fo  erhält 
man  bte  flarf  Äohlenfdure  haltigen  mufftrenben  ffieine, 
Champagner.  (©.  Ehampagne.) 

Unter  f aurer  ©dhrung  »erfleht  man  bie  unter  gewiffen 
Sebingungen  eintretenbe  Umwanblung  be«  SSetngetfteS  in 
Effigfdure.  2tlle  SBeingri|l  enthattenben  glüfTigfetten  »er» 
ben  burch  biefe  ©dhrung  (eigentlich  eine  langfame  SSerbren« 
nung  be«  ©eingeiflc«),  in  Effig  verwanbeit.  Sie  Bebin: 
gungen,  unter  benen  fe  eintritt,  ftnb,  baß  wdfferige,  wein» 
aeiflhaltige  glüffigf eiten,  5.®.  SBein,  ©ier  u.  bgl.,  in  83er* 
htnbung  mit  jiicfftoffhaltigen  organifchen  ©ubflanien  (^>efe, 


tn  ttnb  nadt)  bem  Schlafe  ingoige  »onErmübung  unb  au«  Jtleber,  fertigem  Effig,  Efftgmutter,  SBetntreflcr,  JtartoffeU 
üangroe'tle  ein,  entfleht  aber  auch  fcfyn  unter  bem  Ein:    fcfcau-n,  ©pahnen)  etner  Temperatur  von  20°  bi«  30°  9?. 


ftuffe  be«  bloßen  ©ebanfen«  an  bajfelbe  unb  burch  bie  Ein 
rütrfung  beS  »eifpiel«.  3n  Äranfheiten  ifl  e«  juweifen  ein 
tetenf liehe«  Seieben,  fo  j.  JB.  bei  flarfen  (Blutungen  u. bgl. 
Sie  Xnfccfung  be«  ©dbnen«  beruht  nur  auf  ber  unmittel-- 

ber  SfRenfchen.   Ebenfo  flecfen  auch 


L'jiren  lRacbabmunaf>rurht 
a3tfa«n  unb  ffifinen  ein 


tn  befonber«  baju  vorgerichteten  ©efdßen  au«aefcfet  werben. 

SRachbem  bie  organifchen  iförper  bie  weingeiftige  unb  faure 
©dhrung  burebgemaebt,  gehen  fie  jule^t  in  bie  faule  ©db< 
rung,  gdulntß  über.  3nbeß  erleibcn  viele  Körper  auch  bie 
faule  ©abrang,  verfaulen,  ohne  vorher  eine  anbere  ©dhrung«» 
ftufe  burchgemacht  ju  haben.   SBaffer,  SBdrme  (in  feht  ge» 

17  * 


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Galant  13 

ringem  ©rabe)  unb  «uftuifritt  finb  Bebtngungen.  6«  tnU 
widern  ficb  bei  berfelben  Jtob.tenfÄurt,  Jtoblenroafferjtoff,  £9« 
brotbionfdure,  Bmmoniaf,  »eiche  mit  übelriecbenben  organi» 
fcben  ©toffen  »ermengt,  einen  febt  wiberlicben  ©erucb  «rjeu* 
gen.  Die  dtoSentwicfcIung  bauert  fort,  bi«  julefet  eine  mc- 
berbaltige  Urbe  übrig  bleibt.  Um  bie  Ä6rp<r  »or  gäulnif  ju 
fcbüfcen,  entfernt  man  bie  8uft  »on  ü)nen,  trocfnet  fie  au«, 
bringt  fte  in  bie  .Kälte  ober  bemäntelt  fte  mit  Äobte,  ©alj 
u.  f.  f.  SRan  y>acft  j.  S5.  gifaje,  Sereberl  u.  bgL,  um  fie  ju 
»erfötcfen  ober  längere  3eit  aufjuberoabren,  in  Jtoblenpuloer, 
ftleifcb  unb  gifdje  (geringe  j.  23.)  falrt  man  ein  ober  rducbert 
fie.  "Änatomifcbe  Präparate  werben  in  ©einseift  aufbewahrt. 
£a  wirffamjte  Stoff  ju  Ttbbaltung  ber  gaulniß  ift  Äreo» 
fot  (f.  b.j.  ttuch  ber  ©leftricität  t>at  man  ftcb  au  Ehmen* 
bung  ber  gäulniß  bebient.  3ft  nur  wenig  SBaffer  »orban» 
ben  unb  bie  8uft  fafl  ganj  abgefcbloffen,  fo  erfolgt  nicht 
gäulniß,  fonbern  Berwefung  ber  fltcfjtoffbaltigen  organi» 
fcben  Ä6rper.  ^)flanjenf6rper  »crwanbeln  ficb  tra  ©$00« 
bertjrbe,  roo  bießuft  auägefcbloffen  iß,  in  bituminöfe,  »er* 
fteinerte  $6ljer,  5Torf,  grbbarj  u.  f.  ro.  JDrgantfcbe  ©toffe, 
bie  leinen  ©ticf|toff  enthalten,  wie4?ol},  jerfaCen  objuübel» 
riedjenbe  ®afe  ju  enrwicfeln,  burcb  ßuft  unb  geucbtigfeit, 
melier  gftoceß  ba«  Bermobetn  ijt.  Wlan  bat  außer  ben 
erahnten  aucb  nod)  anbere  Hrten  bet  ©äbrung  unterfthiei 
ben,  namentlich  bie  fcb  le  im  ige  ©abrung.  Unter  biefer  per» 
ffebt  man  bie  eigentümliche  Beränberung,  welche  SSeine, 
iucferige  glüffigfeiten  u.  f.  w.  erleiben,  inbem  fie  bicf  unb 
fdbleimtg  jäh  werben,  ©ie  gebt  oft  ber  faulen  XSäbrung 
»orau«,  wirb  eingeleitet  burcb  3ufa|j  einer  Qtbfotbung  von 
gereinigten  S3iert>efcn  ober  Äleber  unb  abgebalten  burcr) 
Älaun,  geringe  «Menge  einer  ftarfcn  SRineralfäure  unb  be* 
fonber«  burct)  ©erbeftofftöfung. 

©darrt  (franj.)  tft  im  Allgemeinen  fo  »iel  wie  artig, 
fein,  unb  wirb  befonber«  auf  ba«  Benehmen  bejogen,  auf  bef* 
fen  äußerliche  ©Idtte  unb  ©ewanbtbeit.  2)a  (ich  bie  9Rännet 
eine«  artigen  Benehmen«  gegen  grauen  befleißigen,  fo  wirb 
mit  ©alanterie  aucb  überbaust  ba«  Berbältniß  be«  ge> 
fettig  gebUbeten  SKanne«  ju  ben  grauen  bezeichnet,  icfcoct) 
mit  bet  4?inbeutung  auf  °'e  &cert>eit  ber  Auf ern  Sonnen 
unb  auf  bie  verborgene  eigentliche  Äriebfebet  berfelben,  bie 
©innlict/feit.  SRicbt  feiten  wirb  ©alanterie  al«  Gu»b«mt«» 
mu«  für  gemeine  ©innlicbfeit  gebraust,  fobaß  eine  galante 
grau  für  eine  lieber! i< $«  grau  gebraucht  wirb,  unb  unter 
galanten  Aranfbeiten  bie  bureh  gemeine'  fluSfcbweii 
fungen  in  ber  Siebe  ficb  erjeugenben  JtTanfbeiten  gemeint  fmb. 

€?alfcrm  flnb  ©eefchiffe,  welcbe  burcb  SRuber  in  Be« 
»egung  gefegt  werben  unb  130 — 140  g.  lang,  16 — 
■  20  g.  breit  finb.  ©ie  haben  auf  jeher  Seite  2b  «über, 
von  benen  jebe«  burcb  fünf  9cuberfnecbte,  welche  ©alee* 
tenfflaoen  beißen,  in  Bewegung  gefegt  werben.  2>iefe9iu> 
berfneebte  ftfcen  innerhalb  beö  S3orb«  (©cbiffdtanbe«)  auf 
SRuberbdnfen.  Suret)  ba«  ganje  gabr^eug  gebt  in  ber  SERitte 
ein  bebeeftet  ©ang,  welker  baju  bient,  ba«  ©rpdet  ber 
3cbiff«bemannung  ju  bewabren  unb  auf  bem  bie  Xuffeber 
bin  unb  bergen,  um  baS  Slubern  »u  rcguliren  unb  bie 
©flauen  &u  beaufftebtigen.  £ai  mit  einem  langen  ©d)na> 
bei  »erfebene  Borbertbeil  be*  ©ebiff«  bat  ein  »erbeef  für 
bie  ©olbaten,  unter  welcbem  einige  größere  unb  mebre  flei» 
nere  ©efebü^e  flehen.  2>ie  Sajüte  be«  Sanitain«  befinbet  fiel) 


2  Cealenas 

im  fiintertfceil.  SDie  ©aleeren  baben  jwei  niebrige  SRaflea 
mit  breietfigen  (fogenanrtten  lateimfeben)  ©egeln.  ©ie  eig* 
nen  jtcb  oorjüglicb  jum  gabren  swifeben  Äli»»en  unb  Un» 


riefen,  weniger  für  bie  offene  ©ee,  weil  fie  fein  BerbecF 
haben,  ©aleeren  »on  geringerer  ©r6ße,  mit  nur  16  —  20 
9?ubcm  auf  jeber  ©eite,  werben  ©aleoten,  ©alioten 
ober  Aalbgaleeren  genannt.  93ei  ihnen  bat  iebe«9iubcr 
nur  einen  iKuberfnecbt,  ber  jugleic^  ©olbat  unb  mit  einer 
SRuSfete  bewaffnet  tft.  9Ran  bebient  ficb  ib*«  befonber«  im 
Jtriege.  2)ie  jum  Sombarbement  »on  ©eeBldften  befiimmten 
unb  eingeriebteten  beißen  fiSombarbiergalioten.  @r6ßer 
a(«  bie  sen>6r>nlici)en  ©aleeren,  übrigen«  ebenfo  eingerichtet, 
finb  bie  ©aleaffen.   ©ie  finb  fidrfer  mit  ©efebüfe  befet-t, 
baben  brei2»affen,  30  ?)aar  iRuber  auf  jeber  ©eite,  ungefähr 
1000  2fe.  Bemannung  unb  finb  170  g.  lang,  30—34  g. 
breit,  ©eitbem  bie  ©egelfdjiffe  »erbeffert  worben,  pnb  bie 
©aleeren  aUmdlig  abgefommen,  wd^renb  fte  im  13.  3abrb 
bie  einjigen  ©ebiffe  waren,  beren  man  ficb  im  ©eefriege  \>c 
biente.  »ie  JRuberarbeit  iff  eine  ber  fcfawerffen  unb  bdrteflen 
Arbeiten,  bie  e«  gibt,  baber  bat  man  ju  ©aleerenff(at>en  nur 
Verbrecher  genommen,  unb  bie  ©a  leeren  arbeit  iff  in  ben 
gdnbern,  welche  noeb  ©aleeren  baben,  bie  febwerfte  ©traft 
nach  ber  5Eobe«(rrafe.  £>ie  ©aleerenfflaoen  werben,  bmnit  fte 
nic^t  burcr)  bie  glucht  ficb  ber  ©träfe  entjiebet»,  an  .Retten 
gelegt,  bie  geringfle  Vergebung  wirb  mit  barter  EeibeSfhafi 
geabnbet  unb  eine  ©elb|toerfiummelung,  weiche  \um  9?u> 
bern  unfdbig  mac^t,  jiebt  JTobeäfrrafe  naä)  ftcb.  ©i«  »erben 
überbie«  beim  Antritt  ber  ©träfe  gtbranbmarft,  wenn  bie 
©träfe  auf  gebenSjeit  au«gef»rocben  i|i,  für  bürgerlich  tobt 
erfldrt  unb  befommen  einen  langen  dt  od  jtrr  Befleibung. 
2Cudb  werben  ibnen  bie  4>aare  »om  Jtoefe  glatt  weggefebnit» 
ten.   ©eitbem  bie  ©aleeren  abgefommen,  perwenbet  man 
bie  ©aleerenfflaoen  ju  fchweren  #afen*  unb  geffungäarbeiten 
u.  bgl.  Äuct)  nennt  man  in  granfreieb  bie  ui  Ärbeiten  für 
ba«  ©eewefen  befh'mmten  großen  ©ebdube  ©aleeren,  in  be> 
nin  ociDubnltct)  v?5vi[ctr£ntcIiJt)€n  cirbnten. 

©alhtu«  war  ein  berübmter  grieeb.  2frjt,  bet  131  n. 
Sbr.  ju  $ergamu«  in  Jttetnaffm  geboren  würbe.  (St  machte, 
febon  jum  irrte  gebilbet,  Weifen  nach  ben  bamaligen  ©i^en 
ber  ©elebrfamfeit,  namenflicb  nach  2lleranbricn  in  Ägppten, 
bielt  ficb  bann  einige  3eit  in  feiner  Baterffabt  auf  unb  be» 
gab  ficb  enblicb  161  in  golge  eine«  gu  ^ergamu«  entflarv. 
benen  ttufrubr«  nach  9Iom.  Jgjier  machte  er  ftcb  balbbirrcb 
feine  Jtunff  berübmt  unb  f?ifit  «ffentlicbe  Borlefungen  übn 
Vnatomie;  bet  9ieib  feinet  Jtunfigenoffen  rerwicrelte  t|jn 
aber  fo  in  ©treitigfeiten,  baf  er  ftcb  genötigt  fab,  grabe 
al«  ju  Horn  «ine  anfietfenbe  Jtranfbett  aufgebrochen  war, 


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■ 


Ctaleone  1 

:ucb  ©riecbenlanb  ju  geben,  hierauf  Hieb  et  auf  Keifen, 
bis  ihn  bic  Äaifer  3Rarc  2Turel  unb  Buciu«  SBeru«  nach 
Xquileja  beriefen.  9lacbber  ging  er  aB  Ceibarjt  tcö  (iafar 
ßoramobu«  nach  9?om.  Äurj  »pt  feinem  SEobe  um  200  n. 
ßbr.  febrte  et  nacb,  $Pergamu«  jurücf.  ©.  hielt  ff cf>  von 
dien  frucbtlofen  SSbeorien  in  fetner  SBiffenfcbaft  fern  unb 
nahm  nur  (Stfabrung  unb  »Beobachtung  ju  Seiterinnen. 
2cine  ©elehrfamfeit  legte  et  in  einer  großen  Spenge  »on 
Ibbanblungen  nieber,  bie  in  griech.  ©pracbe  gefebrieberc  finb 
unb  Pon  boten  einäheil  uns  erhalten,  ein  großer  Äbeil  ober 
p  erloren  gegangen  if!.  ©.unb  #  i  p  p  o  f  r  o  t  e  «  (f.  b.)  werben 
ili  bie  Äeprdfentanten  bei  alten  ^>ei(funbe  angeführt. 

©aleonc  ober  Qalione  beißen  bie  jefct  nicht  mehr  ge-. 
brducplicbcn  großen  ÄricgSfcfjiffc,  mit  brei  SJlaflen  unb  brei 
bi«  vier  ßerbeefen,  beren  fidj  bie  Spanier  »orjugSweife  be< 


biesten,  unb  aus  benen  bie  fogenannte  ©ilberflotte  be* 
•unb,  welche  idbrlicb  von  (Suropa  nacb  Bmerifa  ging,  um 
bnr  bie  au6  ben  JBergwerfen  gewonnenen  ocbäb_e  unb  an« 
bete  fofibarc  #anbel«artifel  ux  boten.  3m  »eitern  ©imie 
nannte  man  auch  jebe«  jmtfeben  Kmerifa  unb  (Suropa  fe» 
5<lnbe  ©ebiff  ©afeone,  unb  ©alionifl  bieß  i*b«  auf  bie* 
*en  ©ebiffen  feinen  £anbel  betreibende  Kaufmann. 

©altrie  ober  ©atlerie  beißt  in  ber  »Baurun  jt  jebe* 
3ianntT,  welches  eine  wenigflen«  breimal  größere  Sänge  als 
Stritt  bat  (Solche  gangartige  ©emücbcr  bienen  rbeitö  jur 
Skrbuibung  »erfc&itbener  3tmmcrabthetlungen,  theil«  werben 
üe  angelegt,  um  Jtunflgegenfldnbe,  namentlich  ©emdlbe 
barm  aufjuftellen,  »oju  $utiäd)ft  ber  Umftanb  SBeranlafTung 
gegeben  baben  mag,  baß  berarrige  Sfäume  in  ber  Siegel  nur 
w  bs  Borberwanb  mit  genflern  »trieben  finb  unb  biefe  ba> 
ber  ein  für  ©emdlbe  »ortbeilbafte«  Sicht  auf  bie  nahe  gegen« 
überjlebenbe  Stüdwanb  werfen.  3Ran  bat  bann  im  Äügemei* 


3  Oalgen 

nen  ©alerie  jebe  ©emdlbefammlung  genannt,  bie  ©emdlbe 
motten  in  gangartigen  ßimmem  aufgehellt  fein  ober  nicht, 
•oolcbe  ©emdtbefammtungen  gewdbren,  wenn  fte  gute  unb 
»tele  mit  ©efebmaef  unb  Äenntniß  georbnete  unb  aufgehellte 
Äunflwerfe  befifcen,  nicht  allein  einen  hoben  Äunjlgenuß,  fon* 
bern  bienen  aueb  »orjügltch  bem  Äünßler  unb  Jtunflfreunbe 
5um  frucbtreicben  ©tubium;  et  fiebt  bie  auSgejetcbnctflen 
3Uu|zer  »or  ftcb,  lernt  bie  SSotlfommenbeiten  bet  »erfebiebe» 
nen  ©cbulen  beurfbeilen  unb  fcbdfcen  unb  fann  intereffante 
«Beobachtungen  über  ba«  gortfebreiten  ber  Äunfl,  über  ben 
weajfelnben  ©efebmaef  ber  »erfebieberien  Reiten  u.  f.  w.  ma* 
eben,  ©ebon  bie  Hlten  legten  ©emdlbegalerien  an,  unb  na« 
mentlicb  waren  fte  ein  ©egenflanb  be«  8uru«  bei  ben  röm. 
©roßen.  S?om,  «Reapel,  $ari«,  DreSben,  SKüncbtn,  3Sien 
unb  «Berlin  baben  gegenwdrtig  bie  auägejeid) netflen  ©emdlbe- 
galerien, welche  jum  %1) eil  ©taatSeigentbum  unb  bem  gebiU 
beten  publicum  geöffnet  ftnb.  5Ran  bat  ©alerie  aueb  in  noeb 
au§gebebnterer  JBebeutung  gebraucht,  inbem  man  nicht  nut 
©ammlimgen  ton  Jtupfetfhcben ,  fonbern  auch  befebreibenbe 
naturwiffenfcbaftlicbe  unb  biflorifcbe  SBerfe  ©alerien  beti« 
telt  hat. 

©atam  leitet  man  ntebt  unwabrf^einTtcb;  »on  bem  ii> 
Idnb.  w@agl"  («Baum,  2Cfi  ober  ©ipfeQ  ab  unb  »erfleht 
barunter  ein  ©erüfl,  ober  aueb  nur  einen  fenfreebt  ßebenben 
9>fabl  mit  einem  Öuerljolje,  an  welchem  SKiffetbater  Per* 
mtttelfl  eines  um  ben  #al$  gefchlungenen  ©triefe«  oom  öttu 
Ux  aufgehangen  (gehenft)  werben.  2Ean  unterfebeibet  tt)rer 
Sauart  nach  breterlei'  3Trten  Pon  ©algen.  ©inb  fte  perma» 
nent  unb  ju  biefem  3weefe  unten  am  gufle  mit  einer  (5tn= 
friebigung  »on  2Rauerwer!  unb  Pfeilern  »erfeben,  wie  man 
fte  am  bdufigßen  in  ber  9ldbe  ber  ©tdbte  antrifft,  fo  nennt 
man  fte  £oc&geucbte;  25orfgalgen,  wenn  fle  nur 
au«  brei  gemauerten  ©dulcn  ober  ebenfo  »iel  boljernen  ^fo= 
flen  befleben,  unb  »erjleht  enblid)  unter  Änie»  ober  ©o>ne Iis 
galgen  folebe  ©algen,  bie  »on  einem  eimigen,  mit  einem 
5(rme  »erfel;enen  Pfahle  gebilbet  werben.  &er  ©ebraue^  ber 
©algen  utr  »oUjiebung  ber  Sobeöflrafe  ifl  febr  alt  unb  fam 
bei  ben  Sfraeliten  fc^on  in  ben  dlteflen  3eiten  »or.  3n  6iu 
ropa  trat  bie  ©träfe  beö  ©alaen«  an  bie  ©ttUe  ber  Äreujis 
gung,  welche  ÄonRantin  beröroge  abfebaffte.  3uc$  9>ri»ats 
perfonen  burften  in  frühern  3eiten  auf  ihren  Territorien  ©al* 
gen  errichten,  iebocJt)  nur  bann,  wenn  fte  »om  ?anbeSherrn 
auäbrücTlich  mit  bem  ,^Blutbann,  ©totf  unb  ©algen"  belehnt 
waren.  SKan  hielt  »on  jeher  bie  Orte,  wo  ©algen  flehen,  für 
»errufen;  bie  ©algen  mußten  baber  fo  weit  »on  ber  ©renje 
entfernt  fein,  baf  ihr  Idngfler  ©chatten  nicht  auf  baS  frembe 
©ebiet  fallen  fonnte.  ©egenwdrtig  nimmt  man  bafür  gej 
wöhnlicb.  einen  2fbflanb  »on  24  eilen  an.  Da  jebe  ffierub5 
rung  be«  ©algena  unb  jebe  ffiefeb.  dftigung  mit  bemfelben  nach 
ben  frühern  gegriffen  anrüchig  machte,  „infanrirte"  —  bah« 
bte  ©ebimpfwörter  „©algenflricf,  ©algenbieb,  ©algetwogel" 
u.  a.  ra.  —  fo  war  baS  Erbauen  unb  felbft  ba$  ÄuSbeffem  ei* 
nrf  ©algen«  mannigfachen  ©olennitdten  unterworfen,  ©o 
mußten  bei  erriebtuna  eine«  ©algen*  bie  SJHtglieber  fdmmts 
lieber  babei  erfoberlicher  ^anbwerfe  M  JDrt«,  bem  bie  (Sr; 
bauung  beffelben  oblag,  ben  Sau  guglricb  anfangen,  unb 
bie«  gefehah  nur  erfl  bann,  wenn  »orper  bet  ©eamte  be« 
Ort«  feiernd)  erfldrt  hatte,  baf  Jriemanben  ber  SJau  infamt> 
wn  folle  unb  hierauf  jituß  bte  erfle  ^anb  an  ben  »au  <je» 


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Oalicicn  12 

legt  fattf.  3n  neuerer  3«t  ijl  bte  SobeSjhafe  beS  £dngenS 
in  bieten  Staaten,  aujjer  in  (jnglanb,  aufgehoben  unl>  hters 
mit  juglcich  baS  tfufbangen  ber  2Riffethdter  im  JBilbniffe  ab* 
gefchafft  worben.  Sie  lefcterwäbnte  ©träfe  tritt  bann  ein, 
wenn  ber  jum  (Strange  SSerurtbeilte  fid)  tu:*  bie  frucfct  ge< 
tettet  M«  ungemein  gebrducr>licr>  i(l  eS  noch,  im  Kriege 
©pione  ju  fangen« 

<&alicim  (baä  .Königreich)  i|1  eine  fpan.,9>rooinj,  welche 
von  ben  3wcigen  ber  cantabrifchen  ©cbirgSfctte  nad;  allen 
©eiten  burdpjogen  wirb,  unb  bat  einen  jjldcbcnraum  von 
74S  Dil  mit  ungefähr  jwei  9K8.  Ginn».  SS  bilbet  ben 
norbwcftlichflen  Zi)til  ber  porenäifdien  #albinfel  unb  wirb 
im  91.  unb  SB.  oom  atlant.  JDceane  bcfpülr,  ber  bj«  eine 
bebeutenbe  2lnjabl  oortrefftictjer  £dfen  bilbet;  im  ©.  machen 
bic  betben  portug.  Prooinien  Gntre  Souro  e  SKinho  unb 
JEraS  öS  Pontes,  im  D.  'Äflurien,  Süallabolib  unb  Eeon  bie 
©renje  ©.'S,  iu  welchem  ber  Wu\\)o  entforingt,  bet  im  un« 
terit  feines  fiaufeS  ©panien  unb  Portugal  ooneiw 

anber  Reibet.  2>aS  Älima  ifi  gefunb,  tu  ben  hodjliegenben 
©egenben  raun,  fonft  überall  milb  unb  feucht,  ©etreibe  ifi: 
$auptprobuct;  £anf  unb  glachS  finb  oon  vortrefflicher 
£Uialitdt;  unter  beit  SBeinen  ijl  ber  oon  3?i»aba»ia  fet)t 
gefcbä$t.  Sa  ber  wejlt.  Äüjlenjlrieh  ©.'S  meift  aus  fruchtba» 
rem  SBJeibelanbe  befielt,  fo  ijl  bie  SBiebjucbt  bebeutenb  unb 
bie  2luSfuhr  von  SJutter  unb  Jtdfe  ntc^t  unbetrdchtlid).  '21  it 
ben  Jtüjlen  bilbet  ber  (cur  ergiebige  $ifd;<  unb  ©arbeOens 
fang  eine  4?auptnahrung$quetle;  bie  ©arbeiten  werben  ge* 
troecnet  unb  nad)  ©übfranfretd)  unb  ber  Eeuante  oerführt. 
Unter  ben  wenigen  gabrifen  finb  nur  bie  Ceinwanbs  unb 
©trumpffabrifen  oon  einiger  2Bid;tigfeit.  £auptjtab{  beS 
ÜanbeS  ifi  ©ans3<>90  be  Gompoftella  mit  25,000  ©nw., 
wo  man  im  25ome  ben  Seiajnam  beS  'ÄpoflelS  3afobuS  beS 
Jüngern  jeigt,  welcher  ber  Schufepatron  oon  ©panien  ijl 
unb  bier  baä  ßbriftentbum  geprebigt  haben  foll.  (©.  ©pa» 
nien.)  Sie  SSewofmer  beSEanbeS  beiden  ©allegoS  unb 
finb  ein  frdftiger,  berber  SKenfa>enfd;lag,  thdtig  unb  arbeiU 
fam,  uiwerbroffen,  gute  ©olbaten  unb  oon  bieberm  Sba» 
rafter.  ©ie  werben  hduftg  mit  ben  ©aScognem  (f.  ©aS* 
cogne)  verglichen,  mit  benen  fie  aud)  in  ber  ©roßfpreche* 
cet  'Äönlidjfcit  haben  follen.  <£in  großer  Shell  wanbert  (wie 
mand/e  anbere  ©ebitgSoölfcr,  j.  JB.  Jliroler,  Äuoergnaten, 
öaoonarben  u.  f.  w.)  alljährlich  auS,  treibt  in  ben  großen 
©täbten  ©panienS  unb  Portugals  baS  .©ewerbe  ber  SBaf* 
ferträger,  JSaglöhner  u.  f.  ro.  unb  jiebj  enblid;  mit  feinen 
Crwerb  wieber  in  bie  £eimat. 

(ftalilfi  (©alileo),  ber  twrjüglichfte  SJegrünbet  ber  neuern 
jheng  wifjenfchaftlichen  Slaturwtffenfcbaften,  war  geb.  1564 
ju  $ifa,  ber  ©olm  eine*  ftorent.  (gbelmanneä,  SJincenjo 
©alUet.  Srejflid)  Vorbereitet,  ging  er  1581  auf  bie  Uni« 
oerfität  ju  ^)ifa  unb  flubirte  bafelbft  Ärjneiwiffenfdjaft 
unb  Xriflotelifdie  ^>^ttofopt>i«.  W:t  fcharfer  SeobacptungS« 
gäbe  oon  ber  9latur  befebenrt,  mit  einem  freien  gebilbtten . 
©eijle,  ber  fid>  »eber  burd>  ©iöoerftdnbniffe  falfdjer  3?eli> ' 
giofltdt  nod;  burch  herf6mmlicbe  ©d/uln>eidheit  befangen  unb 
mt  leiten  lieg,  machte  er  balb  bie  gldnjenbflen  <£ntbecfun< 
gen.  ©o  foll  er  fchon  all  Jüngling  oon  19  3ahren  burd) 
bie  ©djwingungen  einer  oon  ber  Serfe  berabbartgenben 
£ampe  im  £om  ,u  $ifa  auf  bi|  Semerfung  geführt  wor« 
ben  fein,  baß  bie  Schwingungen  eine*  freifchwingenben  Xht 


i  OaUlel 

per8  forftodhrenb  in  gleichenH3eiten  fict)  boUenben,  eine(?nti 
bedung,  auf  welcher  bie  Sebre  oom  ^)enbel  unb  alle  bie 
un$dhligen  'Xnroenbungen  biefeS  wichtigen  3nftrumentc5  bc  = 
ruhen,  didchfl  ben  92aturwiffenfchaften  iog  ihn  am  meifteu 
bie  9)?athematit  an,  unb  fo  große  $ortfd)ritte  machte  er  in 
bieftr  SBiffenfchaft,  baf  er  fchon  1589  ba3  »mt  eine«  SFro» 
fefforä  ber  ^)h9f>t  ju  ^ifa  befleibete.  Um  biefe  3<it  machte 


er  aud>  bie  Cmtbccfung ,  baß  alle  Jt6rper  gleich  fchnell  -fal« 
tert,  welches  auch  ihre  natürliche  »efchaffenheit  fein  ma^ 
Cf.  Sali),  unb  jlellte  oor  einer  großen  9Kenge  oon  3ufd)auern 
biefe  @ntberfung  beftdtigenbe  ^erfudje  an,  welche  um  fo 
größeres  Xuffehen  machte,  ba  fie  mit  ber  tdglichen  (Jrü: 
rung  fcheinbar  im  oolligen  SBiberfpruche  ftanb.    Die  ^r. 
hdngcr  ber  alten  ©elehrfamfeit  oerfolgten  ©.  für  feine  gro»  | 
ßen  Gntbedungen  mit  foldjem  ©fer,  baß  er  fich  genithigt  j 
fah,  feine  ?)rofeffur  fchon  nach  jwet  3ahren  nieberjulegen. 
Qx  fanb  inbeß  fchon  1592  eine  neue  »nftellung  alS  Sthrcr  . 
ber  2Rathematif  )u  f)abua.    9leue  Gntbedungen  oerbreitc= 
ten  feinen  fRuf  balb  über  bie  ganje  gebilbete  SBelt  unb  jo; 
gen  auS  allen  ©egenben  ©chüler  ju  ihm.    Cr  entbeefte  , 
auch  bie  übrigen  ©efege  beS  freien  %a\X$,  ben  proportional:  j 
cirfcl,  nad)  dinigen  auch  ben  Thermometer,  machte  magne: 
tifche  ^Beobachtungen  unb  eonfhruirte  nad)  unbeftimmten  Za> 
gaben  baS  gernrohr  (f.  b.)  in  ber  (Einrichtung,  welche 
noch  jefet  nach  ihm  ben  Warnen  rrdgr.  «Kit  biefem  beobach* 
tete  er  ben  Gimmel  unb  fanb  reiche  ©elegenhcit  ju  ben 
geiffoolltfen  Bemerfungen.  ©r  fah  bie  Unebenheit  ber  SJconb«  ' 
Oberfläche,  entberfte  bie  SWonbe  beS  3upiter  (7.  3an.  1610),  : 
ben  Äing  beS  ©aturn,  bie  gleden  unb  bie  Umbrehung  ber  ' 
©onne  u.  f.  w.    25a  berief  £erjog  6o8muS  II.  1610  ©. 
alS  erjlen  ^rofeffor  ber  SRathemati!  nach  ?)ifa,  mit  ber  ffr^  1 
Uubniß,  fo  oft  er  wolle,  aud;  an  einem  anbern  £>rte  feinen 
SBohnfil  nehmen  ju  bürfen.   ©.  entbeefte  nun,  baß  bte  $la:  ; 
neten  'iKercur  unb  SJenuS  dhnlid;e  gichtwechfel  wie  ber  SUonb  1 
jeigteir;  woraus  auf  baS  Unfehlbarfte  bie  Wichtigfeit  beS  Äopet= 


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Ctallzfen 


135 


Galizlen 


mconifcpen  23cltft;ffemS  (f.  ÄopernicuS)  fid?  ergab.  Sit* 
f jnntiicJ?  (rf>rt  biefeS,  baß  bie  ©onne  fliaftebc,  bie£rbe  wie 
die  übrigen  Planeten  bagegen  fleh  um  bitfelbe  herum  bewege. 
JMefe  gebre  ftanb  febeinoar  im  SBiberfprucbe  mit  bem  Anrufe 
3ofua'*:  „©onne  fleh  ftiU",  Pon  bem  bie  Jöibel  enäblt 
Gor.  X,  12),  unb  tiefen  Umflanb  benutzten  bie  geinbe  ©.*«, 
ibn  ju  Verlegern,  als  ()abe  er  eS  mit  feiner  üebre  anf  Um* 
fiurj  bei  cbrifllicpen  Sleltgion  abgefeben.  &.  mußte  ftcb  in 
•'•vom  »ertbeibigen  unb  julefct  eerfprecben,  weber  in  ©orten 
-:;t>  ©ebriften  feine  2 ihre  weiter  ju  «erbreiten.  £urcb 
(ine  literarifebe  ©treitigfeit  lub  &.  auch  noch  ben  ber  3c; 
'uiten  auf  ftch.  6r  hatte  ein  SBcr!  gefebrieben,  in  bem  brei 
f  erfonen  fpredjenb  auftreten,  oon  benen  bie  eine  bad  alte 
Ttolemdifdje) ,  bie  anbere  baS  neue  (Äopemicanifdje)  ©om 
tcnfpflem  oertbeibigt,  wäbrenb  bie  britte,  ein  einfältiger 
$?enfd>,  ©impltcio,  ba8  Urteil  fprirfjt,  —  unb  begab  ra 
felbft  nacb  Stom,  oem  Zapfte  Urban  Uli.,  ber  ihn  fepr  hoch 
':■■:{,  bie  Crlaubniß  »um  25ruc!  ju  erlangen.  @r  er- 
hielt  fte  unb  1632  erfebien  taS  Such  in  glorenj.  Alle 
^einbe  be3  ©.  fielen  über  baffelbe  her  unb  brauten  aud;  ben 
-apfl  auf  ihre  ©eite,  intern  fte  ihn  beuteten,  ©.  habe  ft'cfj 
über  ihn  felbft,  ber  ben  Srucf  eines  fo  Qefdt)rlicr>m  SBerfeS 
erlaubt,  luftig  aemadit,  tnbem  et  tt)n  tn  ber  |)erfon  be& 
Öünpfirit)  bargejtellt.  ©.  würbe  1633  por  ba*  3nquif> 
:;on*gericbt  naib  iRom  berufen,  mußte  mehre  SKonate  im 
*Mingniß  febmaebten  unb  bann  fnieenb,  bie  £>anb  auf  bad 
Evangelium  gelegt,  bie  Pon  ihm  wiffenfcbaftlid)  erfannte 
unb  bewiefene  SBJat>rf>eit  abfcfjrrören.  Aber  fo  groß  foll  bie 
.wt'fjbett  ber  SBBabrbett  unb  ber  Unwille  über  bie  eben 
auSgefprocpene  Unwahrheit  in  ihm  gewefen  fein,  baß  er  nad> 
fem  ©djwure  ftcb  erbebenb,  mit  bem  guße  aufaeflampft 
unb  gefagt  haben  foll:  „Unb  bod>  bewegt  fte  für/'  (bte 
(rrbe).  ©r  foflte  nod)  auf  unbefiimmte  3eit  im  Äerfer  ber 
onquifirion  bleiben,  erhielt  jebod?  balb  bte  (Jrlaubniß,  im 

^Tidjen  »Palafl  ^u  ©iena  unb  bann  im  Ätrdjfpiel  Arceti 
L  ei  gieren*  ftcb  aufjubalten.  Grr  hörte  im  ©reifenalter  nicht 
auf  ui  forfepen  unb  ju  [innen,  machte  nod)  mehre  großar: 
e  igntbeefungen  unb  fdirieb  jwet  ewig  benf würbige  SBerfe 

tie  {Bewegung.  3ule|t  würbe  er  blinb,  taub,  litt  an 
rlaflofigfeit  unb  ©lieberfcbmer}  unb  flarb  enblicr)  am  8. 

1642,  worauf  er  in  ber  Jtircf>e  ©ta.»  Grote  ju  glorenj 

e|t  würbe,  ©ein  ©rab  fcbmütft  iefct  ein  herrliches 
Ctansat 

ömrjirn.  JDaS  ■Königreich  ©alijien  unb  Sobomerien 
m  ber  JBufowtna,  beffen  gr6ßter  3' heil  feit  1772  fdjon 
■an  JLiifer  t?on  jbfntidj  'all  Jtonig  Pen  Ungarn  unterthan 
%,  bat  einen  glacbeninbalt  pon  1548  QM.  mit  4,560,000 
Sa»,  unb  wirb  im  ©.  pon  ©iebenbürgen  unb  Ungarn,  im 
D.  tob  91.  Born  ruff.  ^olen  unb  Jtrafau,  im  SS.  pon  6fh. 
5a)lefien  begrenjt.  2) er  fübL  Zt>til  tfi  ©ebirgölanb  ber  Jlar* 
patrn,  bie  bin  insgemein  Siernagora  ober  febrearje  {Berge 
beißen  unb  ftcb  an  einigen  ©teilen  bis  ju  etwa  6000  & 
erbeben.  Die  jablreidjen  pon  ihnen  berabfaQenben  glüffe 
roerbat  entweber  burcp  bie  SBeicbfel  (©an  mit  2Bi£(ofa,  £iu> 
rtaiec,  ©ug  u.  a.)  nad;  ber  Dftfee,  ober  (wie.  ber  ^)rutb) 
Curd)  bte  X)onau  nach  bem  fcpwanen  Speere  geführt.  3n 
taffetbe  ergießt  fiep  aud)  ber  jDniefter,  welcher  bie  '^obbara, 
ben  Streb,  ©trp  unb  bie  Somnica  aufnimmt.  ^Der  größte 
ibeil  ©.'S  gebort  bem  norbeurop.  glacblante  an  unb  bat, 


weil  e8  wegen  feiner  nörbl.  Al>bad>ung  bem  S3orpenfd)en  ber 
Korboftwinbe  auSgefe^t  tfl,  ein  frrenge«  Jtlima.  ©er  ©o« 
ben  tfl  »ielfacb  fanbig  unb  moraflig,  boeb  fehlt  eS  feinet 
wegd  an  fruchtbaren  giuren;  namentlicb  liefert  baS  £anb 
im  Offen  Pon  Cemberg  üortrefflicbeS  ©etreibe  in  SRenge:  tS 
gebeiben  $anf ,  SlacpS,  Sabacf,  JHbabarbcr  u.  f.  w.  &nen 
^auptnafrungSiweig  hübet  neben  bem  Acferbau  bie  SJieb* 
tuebt;  bie  ^Dferberace  tfl  in  neuern  Seiten,  namentlicb  in  ber 
iBufowina,  fehr  perebelt  werten;  bad  JKinbvteh  wirb  ju  t>ic; 
len  SEaufenben  außer  Banbed  geführt.  3:t  ben  bichten  2BäI> 
bem  leben  nod?  SSaren  unb  SSolfe,  unb  am  SBug  SBiberco; 
lonien.  Die  bielen  3eicpe  ftttb  fer>c  fifebreieb;  bte  Stetten 
jucht  ifl  bebeutenb.  An  Mineralien  liefert  bag  £anb  oer- 
trefflidjeä  (Sifen,  erwaS  Äupfer  unb  ©ilber;  bie  JBifhilja 
führt  ©olb  mit  ftcb;  in  ben  Jtarpaten  werben  b^uftg  ©reim 
Ölquellen  qefunben.  Gin  befonberS  wichtiges  ^robuet  aber 
ifl  ba8  ©al),  woran  ©.  einen  unerfchöpjltdjcit  Äeicbtbum 
bat.  Die  ©teinfaljwerfe  pon  S3od;nia  unb  SBielic^fa 
(f.  b.)  ftnb  weltberühmt. 

©eit  bem  3abre  1772  bat  baS  8anb  an  SßolfSmcnge 
unb  SBoblftanb  jugenommen;  japtreiebe  beutfc&e  öolontflen 
(etwa  80—  90,000)  bat»en  fid)  angefiebelt  unb  bem  Acfer^ 
baue  Auffcpwung  gegeben.  2)od)  tfl  ber  poln.  unb  ruß» 
niafifd;e  {Bauer  nod>  immer  im  Allgemeinen  unwiffenb  unb 
träge.  £)er  ©ewerbfleiß  ifl  im  ©tetgen,  namentlicb  in  ben 
an  ©ebteftett  grenjenben  Xbeilen,  wo  feit  einiger  ieit  2ein> 
wanb  <  unb  ©aumwollenwaaren  fabrictrt  werben.  £ie 
©fenwerfe  unb  SBad;8ltd)terfabrifen  ftnb  »on  JBebeutung. 

©.  hatte  im  Mittelalter  einbeimifepe  ^erjoge,  unter  benen 
bte  Pon  -öait'cj  (pon  bem  baS  ganje  Sanb  ben  Flamen)  bie  be> 
beutenbflen  waren.  Ungarn  unb  $o(en  ftritten  ftcb.  um  bie 
$errfcbaft  unb  ?)ofen  behauptete  e8  feit  1340.  Doch  fielen 
immer  aufs  9leue  Einfalle  ber  Sataren,  Surfen  unb  £o> 
faden  por.  25aS  jeftige  J?6nigreid>  ©.  warb  1772  in  golge 
ber  erften  poln.  Sfyeilung  aud  bem  Pormaligen  SJotbpreufjctt 
unb  etnem  Shcile  JCleinpolend  gebilbet.  ©eit  1786  gehört 
aueb  bte  {Bufowtna  ju  ©.,  taS  1795  nacb  ber  legten  Sbei= 
lung  nod;  mit  SBefigalijien  unb  Jtr^fau  Pergräßert  warb. 
£>tefe  Icfjtere  ©tabt  tfl  jeboeb  fpäterhin  mit  ihrem  flcinen 
©ebiete  für  unabhängig  erflärt  werten;  fowte  ein  Sheil 
©.'S,  worin  $amo$c  liegt,  bem  ruff.  .Königreiche  $)ofen  ein: 
perleibt  worben  ifl.  £a3  Äöitigreich  ©.  tft  gegenwärtig  in 
19  Äreife  getheilt;  b6dbfle  ®eh6rbe  tfl  bie  Aoffanjlet  in 
SQien,  unter  welcher  bad  SanbeSguberntum  fleht,  taS  in 
ber  $auptflabt  Semberg  feinen  ©tft  fyat,  wo  ftd)  auch  ein 
AppeUarionJgericbt  befinbet.  ©eit  1775  $at  ©.  3>ojlu(at» 
lanbflänbe,  bie  aus  Abgeorbneten  bti  Herren:  unb  SRitter» 
flanteS  unb  ber  ©tübte  beftehen.  Die  Mehrjabl  ber  83e> 
p6lferung  befleht  in  ben  mittlem  unb  ofll.  äreifen,  in  be» 
nen  eine  aus  Siuffifcb  unb  ^olnifcb  gemifebte  Sprache  gere« 
bet  wirb,  aus  fRußniafen  (Slotbreußen)  unb  ^olcn;  in  ben 
Jtarpatengegenben  wohnen  in  ber  ebene  bte  fogenannten 
Majurafen,  im  ©ebirge  bie  ©or allen,  b.  b.  JBergbewoh» 
ntr,  ein  S3olfdflamm,  ber  feine  alte  Origcntbümlicbfeit  unb 
einfache  Seben8weife  bis  auf  ben  heutigen  Sag  bewahrt  unb 
fid;  mit  feinen  92ad>baren  nicht  cermijcfjt.  Manche  ©orallen 
aeben  alliährlich  ins  Sieflanb,  arbeiten  bort  um  Cohn  unb 
rebren  mit  bem  (Erworbenen  wieber  heim.  Alle  wtffen  por» 
trefflich  mit  ber  Art  urnjugeben,  bie  in  ihren  $anben  eine 
furchtbare  SBaffe  bilbet.  ©obann  leben  in  ©.  etwa  90,000 


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«all 


IM 


«all 


Dentfd)«;  mti>i  als  150,000  2ftoftrcencn  (ein  walcrc#fcr)er 
Stamm)  in  ber  »ufowina,  unb  300,000  3ubtn,  bie  überall 
jerfhreut  ftnb.  2Kebr  als  2'/t  SRiGL  in  ©.  befennen  fid?  jur 
unirten  gried).  Jtirdjej  über  100,000  jur  nicht  »unirten, 
500,000  ftnb  Jtatfcoliten.  3n  ber  IBufowina  leben  au*  *pbi< 
(ippowanen,  eine  altgläubige  ©efte  ber  griecb.  -Äird>e.  ©ie  ffe* 
belten  jtdj  bort  an,  weil  fte  in  ihrer  alten  Heimat,  ber  Jtrim, 
intolerant  bebanbelt  würben. 

£ie  widtfigfhn  ©tdbte  in  ©.  auger  gern  b  er g  (f.  b.) 
ftnb:  sprjempfl  am  ©an,  mit  7000  ©nw.j  3arofla»  am 
San,  mtt  10,000  (ginw.,  wicb. tigern  #anbel  unb  einer  be< 
rühmten  SReffe,  auf  ber  oft  binnen  wenigen  Sagen  20,000 
$ferbe  unb  40,000  ©tücf  JRinbmef»  »erfauft  werben ;  @am> 
bor  am  Ztaiefh,  mit  9000  @nm.,  in  beffen  Umgegenb  eine 
'Pfäiser-  ßolonie  fi'cb  befortbcr»  mit  3?babarberbau  bcfdjäftigt; 
S3robp,  eine  befannte  £anbeldftabt  mit  ctroa  24,000  (ginn., 
wovon  brei  Siertfjeile  3Rofaifo$er  {Religion;  SEarnopol  am  ©c- 
retb,  mit  tOjOOOginw.,  unb  bie  Keine  ©tobt  $alicj  am  Dnießr. 

Die  ffiufowina,  b.  b.  IBucbenwalb,  ein  böcfift  frud)tba> 
red  unb  anmutfyiged  ganb,  baö  früher  jur  SRolbau  gehörte, 
bat  nat)e  an  150  ܧt.  unb  270,000  Cinw.  5Die  #aupt-. 
ftabt  SEföernowü},  mit  mein  als  8000  ©nw.,  liegt  unweit 
r-om  sptutb  unb  treibt  ftarfen  ^>anbel. 

©all  (3ob.  3of.),  Doctor  ber  «Rebicin.  geb.  1758  ju 
Siefenbronn  im  ©rofbenogtbume  SJaben,  ffubirte  in  Söien 
bie  Ärjneiwtffenfdr)aft  unb  erwarb  fi$  bur$  feine  ©cr)rifttn 


pbilofopbifcb:mebtcinifcben  Inhalts,  am  mciftm  aber  buvcb 
bie  öon  tt)m  aufgehellte  ©$dbeller)re  einen  ausgebreiteten 
Ruf.  9laa)  btefer  ift  ba6  ©efcirn  ber  £auptftfc  ber  ©eele 
unb  bie  Gigenföaften  ber  ©eele  brucfen  fict)  junt  Übcil  fcbort 
du  perltet)  in  ber  jform  beö  ©cbdbelö  au*,  fobap  man  auö 
ben  (5rbi5buncjen  (Organen),  welche  ber  menfebtiebe  ©cttdbel 
jtigt,  auf  bie  ßigenfdjaften  ber  ©eele  bei  einzelnen  üRenfcben 
fcbließen  fann.  JDiefe  Organe  beä  ©ebintS  ftnb  nach  ihrer 
gegenfeitigen  Sage  in  naebftebenben  Umriffen  nach  ©.'S  unb 
feiner  ©ebu  ler  (namentlich,  bog  Dr.  ©pur^betm)  gebre  an: 
gegeben  unb  bie  3ablett  geben  ben  9?aefamfiö  ju  ben  S3ebeu- 
tungen.  ©.hielt  über  feine  £ebrc  münblicbe  SBortrage  in  oer; 
fd)iebenerr  großem  ©täbten  unb  begab  ftet)  enblief)  nach 
riß,  wo  er  als  praftifeber  2lr$t  lebte,  SBorlefungen  hielt  unb 
ein  grofjeS  mebtcinifcbeö  2Bcrf  herausgab.  @r  ftarb  1828 
auf  feinem  Canbbaufe  ÜRonttouge  bei  ?)ariS.  ©elbfl  anges 
nommen,  baf  (eine  ©chdbeßebre,  namentlich  in  ber  »on 


ihm  angegebenen  ?Cu&fufjTlicfcEcit  unb  SBejiebung  auf  einjdni 
jDrgane,  Sdufcbung  unb  Grbtcrjtung  fei,  fo  ift  fte  boeb  tm> 
mer  »on  biftoriföem  Sntereffe,  unb  ©.  bat  ftcf>  burt^  WX* 
fehifbene  anbere,  namentlich  anatomifdr)e  (Sntbecfungen,  uns 
leugbare  Berbienfte  erworben. 


1.  «tt<  (»ertitbt6rit). 
%.  fJertpflanjuriBitrifb. 
9.  3fba»f4jlcrjen^eit. 

4.  Äntdn(][id)fdt. 

5.  etreitfutbt. 

6.  3nrft4rung«nff. 

7.  SSautuft. 

8.  örronbtmfllJttfr, 

9.  SBerfcblofltribtü. 
10.  CEtflertlitbt. 

11  Wrtubt  am  Eebe. 

19.  SSobtroodcn. 

14.  ßertbruna. 

15.  ^offnunj. 

IG.  iitüt  )um  3beatrn  unb 

btrbarrn 
17.  (»wilfenbafKgrXt. 


18.  SefHgfttt. 

19.  fBtfrimmte  (Stgcnbttt  bet 

ftanbH. 

20.  ecbMiNirffinn. 

21.  ®tifin'  (<iob*n«)  Cinn. 
Ü  €54tt)fiilnn. 

23.  Rarbtntinn. 

24.  6«alfinn. 

25.  Drfcnun^8(inn. 
*6.  3cfrffnn. 

27.  3abl(nfinn. 

28.  Zonftnn. 

29.  C^MMaii 

80.  ed}Qrffinn. 

81.  ffrgrÜDbvogl»,  Clrforf 

finn. 
Si.  Btt. 

SS.  Sarjjäbmunsifinn. 


^Google 


% 


ttallttpfel  1 

©ollcpftl,  ©allen,  finb  boijige,  «tftltynß*«  Hat* 
roücbfe,  »eiche  auf  ben  JBlattcm  mebrer  ©attungen  Gicben, 
befonbrrt  ber  Qnercus  itfeetoria,  burtb  ben  Stier)  bec 
©alirceSpe  ober  GicbcnblaftweSipe  eneugt  werben.  Du« 
fiSeibcbcn  ber  ©allroeäpe  legt  nämlich  m  ein  2  och,  roeldieS 
fic  mit  bem  Entert  an  ihrem  üeibc  [Renten 
Stachel  in  bie  untere  gliche  beS  Gicbenblatt6 
bohrt,  ein  fletneö  Gi  Salb  entlieht  burch  ben 
Zufluß  ber  yflanjenfdftt  ein  runblicber  gru* 
ner  ober  rechlicher  AuSmucbä  an  ber  cer- 
wunbeten  ©teile.  25a«  CS  int  Ämtern  be«  fleU 
nett  Apfel«  fchreilit  auf  unb  bringt  enblicr)  eine 
5?abe  f)tnox,  bie  [ich  »on  bem  febwammigtn ,  mit  bei  Seit 
immer  mehr  oerbdrtenben  Inhalte  be«  ©allapfel«  nährt, 
jicb  enblicr)  »erpuppt  unb  barauf  al«  SBeSpe  bie  £ulle 
burcr>fxift  unb  bar>onfIiegL  Tic  ©aH»e«pe  ifi  et»aS  fleiner 
att  bie  gemeine  Stubenfliege,  hat  einen  braunen  fuglicben 
Hinterleib  unb  eine  fcbvrarj  unb  orangegelb  gefheifte  Jöruft. 
Sie  ©aUdpfel  machen  einen  »iebtigen  .fcanbtlSartifei  au«, 
»eil  fie  wegen  ber  großen  Stenge  be«  in  ibnen  enthaltenen 
©trbeftoffS  cielfacb  benufct  »erben.  SÄan  bebient  ficr)  ibrer 
in  ben  (Seroerben ,  in  ber  Jarberei,  in  ber  ifflv- 
bicin  unb  jur  Bereitung  ber  febwarjen  £inte. 
3m  $anbel  »erben  jwei  Sorten  unter* 
[Rieben:  bie  minber  guten  t)  eilen  (»eigen 
ober  gelben),  au«  benen>  bie  SBeSpe  in  ber 
$egel  ausgeflogen,  unb  bie  »onüglic&ern 
bunflen  (blauen,  grünen  ober  fdjwarjen),  »elcpe  gefam» 
melt  »erben,  ct>e  baS  £bicrcben  in  ibnen  ficr;  entroicfelt.  3n 
fabL  @egenben  finb  bie  ©atläyfel  beffer  al«  in  nörbl.  unb 
man  jirht  baher  bie  auSlanbifdhcn  ben  europ.  vor.  Am  ge* 
fidjtefitn  finb  bie  le&ant.  ©aüapfel  (Änoppem),  welcbe 
Flein,  böcferig,  fefi  unb  fdb»er  finb.  Sdjlecbtere  Sorten 
t^mmen  au«  Ungarn,  JBöbmen  unb  Italien.  SRan  erfennt 
bie  ©nte  be«  ©allapfel«  barauf,  bafj  er  im  SBaffer  febneu* 
ju  fteten«  füllt. 

<8taUtj  eine  »cm  ber  fceber  abgefonberte  bunfelgelbe  unb 
etwa*  jdr)e  glüffigfeit  »on  bitterm  ©efebmaet,  bie  hn  SSaf- 
fer  aufWölid)  ift,  au«  SBaffer,  einer  geringen  SRenge  gelber 
•JJaterie,  ©weif  ,  einer  Art  ^arj  unb  r>erfcbiebenen  Saljen 
rettet)*  unb  in  bie  gebet:  unb  »lafengaHe  unterfebieben  wirb, 
flehe  festere  in  ber  ©allenblafe  enthalten,  eon  bunflerer 
Sorbe,  bicflict)er  unb  bitterer  ift  al«  erftere  unb  »uweilen 
jar  (Sntfift)una  oon  fogenannten  ©all  cnfl  einen  Beranlafs 
fang  gibt,  »ei  ben  Saugetieren  unb  SJÖgeln  ift  bie  ©ade 
Crraflor  unb  fdbdrfer  al«  bei  ben  Amphibien  unb  $ifdben. 
Der  foaenannte  ©allenftoff  ifi  aufjerorbentticr)  bitter,  hat 
erm  fufjlichen  SJcacbgefcbmacf,  einen  eigentbümlidjcn  ©erud) 
Ob  bei  ben  meifien  Silieren  eine  grüne  ober  grungelblicr)e 
Sorbe.  Die  ©olle  ift  ein  wefentlu&e«  83eförberung«mittel 
ber  Bertauung,  inbem  fie  fict)  in  ben  fogenannten  3wölf* 
fegerbarm  ergtej?^  bafelbft  mit  bem  Speifebrei  mifctjt,  jur 
Serroanblung  beffelben  in  Speifefaft  unb  baburtr)  wteber  mit- 
telbar jur  Gmdbrung  be«  Jtörper«  beiträgt.  Sie  erleichtert 
feiner  burtb,  ben  9ieij,  ben  fie  auf  bie  JDarmwanbungen 
au«nbt,  bie  2c)dtigfett  ber  jDarme,  unb  bient  enblicr)  au  et) 
iur  TtufnaJjme  manerjer  unbrauchbaren  Stoffe  au«  bem  Sölute. 
SSirb  bie  Xbfonberung  ber  ©alle  auf  irgend  ehre  2trt  franf: 
»•:»««  <5ow.«8tr.  II. 


IV  Oanenflelier 

baft  teronbert,  fo  nimmt  bie  ©aCe  felbfl  bolb  bie  gori« 
be«  ©rimfpan«  an  unb  wirb  fo  bitter,  baf  fie  bie  3<lbne 
flumpf  maebt,  ober  erteilt  bie  garbe  unb  eonftfletrj  beö  <Sü 
botter«  u.  f.  w.r  fübrt  aber  auc^,  abgrfer)en  bavon,  per* 

Jtbiebene  furjere  ober  längere  3eit  anbaltenbe  ÄianfbeitSjus 
fanbe  b«bei,  »ie©allenfieber,  ©elbfuct)t(f.b.)u.f.tt>. 

©allen  »erben  bie  weichen,  unter  bem  £rucfe  be«  5iu- 
ger«  eine  wellenförmige  Cnrpfinbung  erregenben,  balb  gr6» 
fern,  balb  {(einem,  falten,  unfct)mrr}baften  ©efdbwülfle  ge- 
nannt, welche  bei  ben  f)ferben  an  ge»iffen  ©elenfen,  an 
ben  Scbleimbeuteln  berfelben  ober  an  ben  "Sehnen  t?orfonu  ' 
mm.  9lacb  ber  föerfebiebenbett  üjre«  Sifee«  unb  üjre«  ©ra» 
be«  haben  fte  mancherlei  Benennungen  erhalten,  fo  j.  S3. 
glufjgalle,  Sebnengalle,  Äniegalle,  gerfengalle  u.  f.  w.  Utu 
ter  bem  2u«bru<fe  gl u (ig alle  oerfteht  man  eine  ©all enges 
fd)wulft,  bie  ficr)  an  ben  ©elenfen  ber  btntem  Sebentel, 
feiten  ber  »orbem,  befinbet  unb  bie  2biere  an  ber  freien 
&e»egung  binbtrt.  3u  frühe  unb  übermdfiige  Arbeit,  na« 
mentlict)  ju  früt)ed  ßinfpannm  unb  JDreffiren,  ba«  Älet» 
tem  auf  peinigen  Jöergen,  lang  anbaltenbe«  ©eben  in  ja"* 
ben  unb  tiefen  Sümpfen  geben  jur  Gntficbung  be«  Übel« 
ßeranlaffung.  Übrigen«  finb  il)m  fd>laffe  9>ferbe  mebr  au«« 
gefegt  al«  gute  JRace sterbe.  9>ferbefaufern  biene  bie  S3e« 
merfung,  bafj  fte  ein  *Pferb  niebt  in  Hugenfct)ein  nt^mm 
unmittelbar  naebbem  e«  einen  Searfcb  gemacht  bat,  fonbem 
baffelbe  wenigjien«  einige  Stunben  rn^en  laffen,  benn  fer>r 
oft  perfebwinbm  bie  glufjgalien  nacf>  einer  fiarfen  SSewe» 
gung,  (teilen  ficr)  aber  nach  einer  furjen  Stube  wieber  ein. 
£>a  biefelben  femer  im  Sommer  gewobnlicr)  gr6fer  unb  fldr» 
fer  finb  al«  im  SEBinter,  erfobem  ßinfdufe  jur  jS5inter«jeit 
befonberet  $Borftd>t.  Sebnengallen  finb  nict)t«  Anbere«,  al« 
wibetnatürlicbe  Aust ebnungen  ber  Srbnenfcbeiben  mit  gleicf)* 
xeitiaer  Znfammlung  tympbatifcfcer  geuebtigfeiten  ebenfalls 
in  golge  ju  großer  Xnftrengung.  jDie  jur  ißefeitigung  ber 
,  ©allen  empfoblenen  2Rittel  finb  fejhr  jablreict);  al«  ba« 
fteberfie  ton  ibnen  bat  ficr)  bis  jefet  bie  Anwenbung  be« 
glubenben  (Stfen«  be»dt)rt. 

6aUenficbrr,  eine  b<mptfdct)lict)  auf  fehlerhafter  ©  allen - 
abfonbrrung  beruh enbe  Äranfbeit ,  bie,  wie  alle  $ieber, 
mit  Sr6fieln/  ■'pinj,  ©efubl  oon  Sßattigfeit  u.  f.  ».  be« 
ginnt,  ficb  tnbcfl  bauptfäcrplich  burtb  dufjerfi  heftigen  jtopfs 
febmerj,  Langel  an  Sfjluft,  bittere«  Aufilofjen,  btttem  ©es 
febmaef  hn  SRunbe,  Ubelfeiten,  €rbrecben  galliger  Stoffe, 
Störungen  be«  Stuhlganges,  balb  ßerftopfung,  balb 
Durchfall,  gelblicbe  garbung  ber  >ßaut,  fo»ie  be«  SBei> 
^en  im  Auge,  im  Anfange  oft  noer)  reine,  fpdter  gelb» 
lieb  ober  bräunlich  belegte  3unge,  großen  jDurfi,  befons 
ber«  Verlangen  nacr)  füblmben,  fduerlicben  ©etrdnfen,  bun* 
felgelben  Urin,  JDmcf,  ©cfühl  pon  S3oQfein  unb  Spannung 
in  ber  üeber  unb  JKagengegenb  u.  f.  w.  funb  gibt  2)ie 
Xranfbett  entfebeibet  ficr)  gewöbnlicb  binnen  4 — 14  Sagen 
burch  gallige  Ausleerungen  nach  oben  ober  unten,  Seron; 
berung  be«  Urin«,  reio>licr)e,  oft  febr  ftarf  riedjenbe  unb 
bie  SSdfcbe  gelb  fdrbenbe  Scbweifje,  (Sntwicfelung  eine« 
AuSfcblage«  um  ben  SKunb,  eintritt  eine«  rubigen  Stblas 
fe«,  wobei  bie  3unge  nacr)  unb  nach  rein  wirb,  Gfjluft  unb. 
S3erbauung«fraft  tdglicr)  junehmen  unb  bie  fieberhaften  53r 
wegungen  ficr)  gattft  oerlieren.    £a«  ©aDenfteber  ift  immer 

18 

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Gallerte 


139 


ein«  nicht  unbebeutenbe  Äranfbeit,  bie  jwar  meiflenS  in  Fat» 
jet  3«t  mit  ©enefung  enbet,  mituntct  aber  boct/  auch,  üble 
^acbfranfbeiten  jut  golge  bat,  fo  JB.  guweilen  in  @e* 
birn*  ober  Seberentjünbung  ausartet  unb  bann  leidet  töbtlic^ 
wirb.  Sticht  feiten  fommt  baffelbe  epibemifty  »ot,  bei  uno" 
am  1)i\x{itfttn  in  b«6«i  ©ommetn,  bei  jugleieb  feuchtet  2Bit* 
terung  unb  falten  dächten.  3n  tteißen  Älimatcn  nimmt 
bie  Äranfbeit  oft  einen  furchtbaren  (Ibarafter  an.  2flö  Ur* 
facb>  bei  ©adenffeberS  rjl  ÄHe5  Ul  betrauten,  wa«  bie  2^4* 
tigfeit  bet  8eber  ungewöhnlich  jteigern  unb  bie  fogenannte 
gadige  Anlage  rrjrugen  fann.  35a«  cbolerifche  unb  melan* 
cholifcbeJIcmperament,  bet  längere  Aufenthalt  in  beißen  unb 
jugleieb,  feuchten  8anbfhicpen ,  anbaltenbe  ©ommerbifce,  fort: 
wabrfnbet  ©enuß  einet  aU^u  reichlichen,  erbifcenben  Äoft,  fet» 
ter,  jtarf  genügtet  Slrifcbfpeifen  unb  geiftiger  ©etrdnfe, 
öftere  ©torung  ober  Aufregung  bet  Sbatigfeit  bet  gebet 
butch  ©emütb/sbemegungen,  wie  äom,  Ärger,  mangelbafte 
Xbfonberung  unb  Ausführung  bet  ©öde  begrünben  »orjug«* 
weife  Anlage  ju  ©adenfranfbeiten  unb  fb  auch  ju  bem 


<&alUrte  Bezeichnet  eigentlich  jeben  tbiewfchen  Seim  (f.  b.), 
»oijugäweife  aber  einen  folcpen  leimartigen' Äuöjug,  weichet 
al$  SRabnmgSmittel  benufct  wirb.  SBerfcbiebene  JBejlanbtbeile 
be6  thierifchen  Ä6rper$,  »orjüglicb  Änorprln,  Änocpen  (ba8 
©cweib  beS  $irfebt8),  #aut,  ©ebnen  unb  oiele  anbete  lie* 
fern  ©äderte,  inbem  fte  fich  betmÄocben  mit  SBaffer  ju  ei* 
net  fchleimigen  §lüffiqfe:t  auflöfen,  welche  in  bet  Ä<$lte  ju 
einet  weichen,  elaftifcfcen,  jitternbcn,  burchfichtigen  SRaffe  ge» 
rinnt,  ©cbon  in  bet  gleifctibrübe  iß  im  aufgelojten  3u|ianbc 
©äderte  neben  noch  anbem  tbietifchen  ©toffen  enthalten  unb 
trägt  iur  Stabrbafttgfett  berfelben  bei.  Seiweitem  meht  als 
im  gletfcpe  finbet  fich  ©äderte  in  ben  Änocpen,  welche  tbeilS 
au$  einem  falfbaJtigen  eigentlichen  Änocbenffclett,  tbeilö  auS 
Änorpelmaffe,  welche  jeneS  übetatt  auSfüdt,  belieben.  Sit 
lebtgenannte  SRaffe  fann  man  fut  ftch  bar|ieden,  wenn  man 
bet  einet  Temperatur  oon  ungefähr  109  9t.  bte  Änochen  mit 
ftarfoerbünntet  ©aljftiure  übergießt;  biefe  16fr  bie  falfige 
Änochencrbe  auf  unb  Idßt  bie  Änorpelmaffe  cdS  eine  buret^ 
fdheirrcnbe  5Raffe  oon  bet  ©eflalt  bet  Änochen  jutücf.  25er 
Änorpel  lofl  ftch  burch  Äod)en  im  SBaffet  ju  ©äderte  auf. 
9Ran  gewinnt  auch  bie  ©äderte  aue"  ben  Änochen,  wenn 
man  btefe  in  Keine  ©tücfe  jerlegt  unb  mit  SBaffet  au$focf>t. 
Suweilen  bebient  man  fich  hierbei  be«  3>apinianifd>en 
äopfS  (f.b.)  ober  Digeflor«.  2fuct>  be$  SBafferbampfS  bat 
man  fich  hüm  AuSfocben  bet  Änochen  bebient.  AuS  bet  ges 
wonnenen  ©adertauflofung  bereitet  man  unter  3ufa6  oon 
©ewürj,  ©alj,  ©emüfen  obet  erbfrüebten  nahrhafte  ©ups 
pen.  —  SRan  ftedt  bie  ©adette  burch  2fbbamp^tng  ber  ©afc 
(ertauflöfung  in  ©eflalt  fejter  tafeln  bac  Um  bie  eigentlU 
chen  93out((ons  obet  ©uppentafeln  tu  erhalten,  muft 
man  jeboch  ber  ÄnocftengaUcrte  einen  burch  Äochen  gewon> 
nenen  (Srttact  »on  Jleifch  (am  beflen  Scinbfletfch)  jufefeen, 
burch  welchen  bie  2afeln  erjl  ben  eigerUh«mlichen  gleifchbrüh= 
gefchmaef  erhalten.  (@.  ©elte.) 

<&allicistnu0  wirb  jebe  au$  bet  frartj.  ©ptache  in  eine 
anbere  au^enommene  Stgenthümlichfeit  ber  SSor.tfügung  obet 
©a&bttbung  genannt. 

<6alltmatl)iaß,  ein  3u«brucf  für  SBortunfinn,  Äaubet. 
weifet),  welcher  einet  Änefbote  feinen  Urfprung  »erbanfen 


foU.  Gin  2?auer  VSlatfyiai  nämlich  hatte  wegen  eines  $ah< 
ne*  (lat.  gallas)  einen  ?>roteg,  unb  bet  feine  ©arhe  Bor 
©triebt  fuhtenbe  3lb»ocat,  btt  fich  nach  bem  h^tf^atben 
©ebrauche  ber  lat  ©prache  bebiente,  »trfprach  fich  rnebr< 
mald,  inbem  et  flatt  Gallas  Matthiae  (t>et  Spahn  bti  WtaU 
thia»)  Galü  Matthiaa  (ber  SRattbiaä  be$  ^>ahne«)  fagte, 
voci  ^  benti  ncitut [  t  et)  ctncti  qt o^c  n  Itnjtnn  b. 

®al!omanu  ifl  bie  SButh,  franj.  Centhmen,  franj. 
©prache,  franj.  Sanieren  in  ©eutfcblanb  einzuführen,  ge» 
nannt  wotben,  welche  ihre  Urfache  in  bem  Umfianbe  fanb, 
baß  in  bet  3That  bie  f?ranjofen  eine  3eit  lang  baft  in  gefelliget 
^>inHcht  anögebilbetjle  S3o(f  waren  unb  »ugleich  (ine  große 
politifche  S3ebeutung  gewonnen  hotten.  Q'int  folche  Cotliebe 
für  aUe«  granj&fifcbe  herrfchte  in  2>eutfchlanb  namentlich  ju 
unb  balb  nach  ber  3eit  griebrich'»  beS  ©ro^en,  weichet  felbfl 
ganj  fran).  gebilbet  war;  fte  iff  abgefommen,  jut  lichetli» 
eben  ^arteatur  geworben,  feit  wit  innerlich  unb  äußerlich 
felbjWnbig  geworben,  feit  wit  eine  fcitetatut  bejt^en,  welche 
bet  franj.  ben  SBonang  fhettig  macht  unb  fett  auch  bem 
politifchen  ©nfluffe  granfreichä  burch  bie  SRacht  beutfehet 
©taaten  ba»  ©letebgewicht  gehalten  wirb. 

6atoani  Ollolfio),  ber  berühmte  (Sntbecfer  beä  ©aloa^ 
niSmu«  (f.  b.),  würbe  ju  Bologna  am  9.  ©epL  1737  gebo- 
ten. (Sr  würbe  1702  5>tofeffor  ber  Änatomie  in  Sologna  unb 
befleibete  biefeS  3lmt ,  bis  bie  {Revolution  in  Italien  au8bract>, 
wo  et  fttf)  au$  ©ewiffenhaftigfeit  weigerte,  ber  ciSalpinifcbcn 
Siepubltf  ben  ISBeamtenetb  ju  fchw5ren.  (St  jlatb  in  25urfj 
tigfett  unb  naettbem  er  fchon  einige  3eit  an  erfchlajfung  ber 
©ei|le5fraft  gelitten  battt,  1798.  3ur  ^ntbeefung  bc$  ©al^ 
»aniSmuS  fam  et  burch  einen  3uf«>ll,  als  er  JrÄfche  »cr= 
legt  hatte  unb  bei  ber  Berührung  mit  ÜRetaden  cigenthum: 
liehe  3ucfungen  ftch  ieigten.  Kufcrbem  hat  er  ftch  noch  manch« 
SJcrbtenfte  um  Anatomie  unb  9>b»fiologie  erworben. 

<&aloanifimuö,  SBoltaiamu«,  gal»anifch<  ober 
ooltafcbe  (Sief tricitit,  ©ewihrungSeleftticitdt, 
ift  bet  9lame  bet  Sleftricitdt,  welche  burch  JBetührung  oet= 
fchiebenattiget  Ä6tpet  miteinanbet  etjeugt  witb,  unb  von 
einem  jum  anbern  burch  bargebotene  Leitung  (gew6h«li* 
SRetadbrähte)  überfhömt.  ©egenftanbe,  welche  in  biefe  toi-. 
tung  (bie  Äette,  bet  ©ttom)  obet  in  beffen  Slahe  gebraebt 
wetben,  erfahren  oerfebtebene,  »um  Sheil  hi<hP  merfmürbige 
SBirfungen.  ©aloani  unb  SÖolta(f.  b.)  waren  bie  Gn: 
beefer  einiger  ber  merfwürbigften  (grfcheinungen  ,bet  iBetüb-- 
rungäeleftrtcitat  unb  biefelbe  ijl  bähet  nach  ihnen  benannt 
werben,  ©aloani  bemetfte  1790  burch  einen  3ufaü\  bafj 
an  ben  ©chenfeln  eincö  getöbteten  grofeheä  merfmürbige 
aJJuSfeljufammenjiehungen  (lattfinben,  wenn  man  bie  a»u$« 
fein  mit  einem,  bie  baju  gehörigen  Heroen  mit  einem  an> 
bem  fWetade  berührt  unb  betbe  SRetade  untereinonber  t»er= 
binbet.  Xuch  anbere  apiete  laffen  (ich  ju  ähnlichen  Cetfu' 
chen  benufeen,  boch  behalten  bie  Spiere  mit  falten  IBlute, 
wie  grefebe,  Äröten,  Schlangen,  gifche,  länger  erregbar* 
feit,  a«  warmblutige  Sbiere. 

übet  bie  Urfache  biefer  (Jrfcheinung  wai  man  anfana*  fi 
Ungeroiffen,  e«  jeigte  fich  i«bocr),  baff  jie  ©eftricitiit  fet,  a| 
man  bie  adgemetnere  ©emerfung  machte,  baf  jebetmai,  m<. 
jwei  9RetaIle  miteinanbet  in  »erübtung  gebracht  unb  nadbhl 
getrennt  werben,  biefelben  entgegengefefite  eieftricitit  jeigei 
2Ran  hat  fernet  nachgeroiefen,  baß  bie  biet  erjeugte  eieftric 


Ctaivanlgmus  t39  OalTanlsmus 


tit  (junä*fi  btc  pofitioc)  von  bem  einen  SRetaü"  na*  bem 
anbetn  uberffrömt,  wenn  eine  leitenbe  Berbinbung  jwif*en 
betten  bergejiellt  ift,  b.  b.  beibe  buttb  einen  Dtabt  verbunben 
ftnb,  fobaß  glei*fam  ein  Äreiölouf  ber  Cleftricität  ftattftnbet. 
Qinin  jeben  na*  biefem  ^rineip  bergcftellten  Apparat  nennt 
man  eine  galvanif*e  Rette.    (Sin  febr  einfacher  berars 
figer  Apparat  ift  in  ber  na*ftebetiben  2lbbilbung  bargeftetlt. 
3n  bem  Olafe  befinbet  fi*  ftar?  mit  SEBaffer  verbunnte 
S*wefelfäure,  unb  man  tau*t  in  biefelbe  eine  3inf platte  Z 
unb  eine  Rupferplatte  C.    »ringt  man  fobann  beibe  2D?e« 
jf%      tallplatten  mit  ihren  obern  Gnben  (außerhalb 
<^TjTlr^>  ber  gltiffigfeit)  in  Scrätyninj ,  ober  Hellt  bie 
-J  SBetbinbung  jwif*en  beiben  mit  4?ülfe  von 
B  Drähten,  bie  an  bie  platten  angelotbet  ftnb 
H|  unb  miteinanber  in  JBerübrung  gebracht  nur: 
I^^^Hh  ben,  ber,  fo  ftrömt  bie  (pofttive)  Gleftricität 
|^9H  fogleicb  vom  3ml  in  bic  Säurt,  von  biefer 
na*  bem  Rupfet  unb  com  .Rupfet  triebet 
na*  bem  Bin!/  wie  biefe«  bur*  ben  übet  ber  flbbilbung 
irebenben  $feil  angebeutet  trieb,  unb  biefe  (Strömung  bauert 
fert,  fo  lange  bie  SSerbinbung  bergefieHt  (bie  Äette  ge= 
i*loffen)  bleibt.    Der  mit  bem  3int  verbunbene  Draht, 
in  melden  bie  Gleftricttät  uberjhämt,  wirb  ber  negative, 
ter  mit  bem  Rupfer  verbunbene  bagegen,  »eil  von  ibm  bie 
(rleftricität  auSfrrfmt,  ber  pofitive  Draht  genannt.  Sinb 
fie  *föetaü.platten  bei  biefem  Apparate  febr  groß,  fo  fann 
man  bo*  f*on  bebeutenbe  SBirfungen  bamit  hervorbringen, 
cäbrenb  anbere  <£rf*einungen  bebeutenbet  »erben,  wenn 
man  ben  gebrauchten  Apparat  fo  vergrößert,  baß  man  mehre 
"f  lattenpaate  trieber  untereinanber  verbinbet. 

Solch  eine  jufammengefebje  Rette  [teilte  juerfl  SSolta 
ber  unb  biefelbe  heißt  bähet  na*  ihrem  Grrftnber  unb 
na*  ihrer  tx$tn  äußern  fjorm:  vol tofd>e  (Säule,  wol 

Iau*  galvanif*e  Säule.  Die  nebenftebenbe  ftu 
gut  fiedt  ben  Apparat  vor,  bet  auS  Scheiben 
von  3inf,  Tupfer  unb  gilj,  Such  ober  9>appe, 
welche  lefetern  angefeuchtet  ftnb,  jufammenge: 
fefct  ift  Diefe  Scheiben  ftnb  *wif*en  jwet 
biefe  Aoljftücfe  gelegt,  werben  feitwärtS  von 
©laSfläben  jufammengebalten  unb  liegen  in 
ber  JDrbnung,  baß  juerft  eine  3infplatte  Z, 
r  bann  eine  Rupferplatte  C,  bann  eine  gil^ 
,  platte  W  u.  f.  f.  nach  ber  JDrbnung  Z,  C,  W, 
julefct  enblich  eine  Rupferplatte  fommt.  SOiit 
irtem  <5nb<  (9>ole)  bet  Säule  muß  man  SRetaUbräbte  in 
SJerbmbung  fefeen  f6rmen,  bei  beren '  3ufammenführung 
ttc  Rette  gefchloffen  ift.  Spat  man  mehrt  voltafcbe  Säu» 
fo  fann  man  au*  biefe  unteteinanbet  wiebet  ju  einet 
toltaf*en  ©atterie  verbinben,  mbem  man  bie  lefjte  platte 
ttr  einen  Säule  mit  ber  erften  platte  einet  jweiten  Säule 
B.  f.  f.  in  metaQif*e  SSerbinbung  (bur*  Drähte)  fefct. 
Die  Säulen  hoben  ben  übelftanb,  baß  fie  nur  fo  lange 
coirtfarn  bleiben,  alt)  bie  3u*>  ober  $appf*eiben  feucht 
Tab;  bähet  wanbelte  SJolta  bie  Säule  in  einen  SEafs 
ftnappatat  um,  welcher  au8  einer  tfnjabl  Waffen  be« 
fleht,  in  benen  ft*  verbunnte  Säure  befinbet,  unb  von  be-. 
nen  in  jete  eine  3in!>  unb  eine  Rupferplatte  getaucht  ift. 
Tie  3infplatte  ber  einen  SEaffe  fteht  mit  bet  Rupferplatte 
ter  nä*ften  in  Jöetbinbung  u.  f.  f.,  unb  bie  lefcte  Rupfer« 


platte  fann  mit  ber  legten  3infplatte  but*  Dtähte  in  let« 
tenbe  »etbinbung  gefegt  werben,  wobut*  bie  Rette  gef*lof» 
fen  wirb,  ©anj  ähnli*,  nur  no*  einfa*et,  ftnb  bie  Stög » 
Apparate.  T  ift,  wie  bie  na*ftebenbe  gigut  jeigt,  etn 
Raffen  von  ^>oli,  inwenbig  mit  ©la«  aufgelegt,  bet  mehte 
gä*et  enthält.  •  Dut*  eine  Stange  AB  von  troefnem  ^olje 


ftnb  bie  SßetaUplatten  PP  jufammengehalten,  wel*e  aDe  ju» 
glei*  in  hen  Rafien  T  etngefenft  unb  aui  bemfelben  ber» 
ausgehoben  werben  fönnen,  unb  we(*e  fo  georbnet  ftnb, 
baß  beim  ®nfenfen  in  iebe  3eQe  eine  3inf  =  unb  eine  Rupfen 
platte  fommt,  unb  baß  immer  bie  3infplatte  bet  einen  3*ße 
mit  bet  Rupferplatte  ber  nä*ften  verbunben  iß. 

Sei  ber  ooitaf*en  Säule  treten,  wenn  au*  minbet 
lebhaft,  auf  ähnli*e  äBeife  Sun  fen  auf,  xoit  hei  einet 
(Slefm[irmaf*ine,  nämli*  in  bem  Äugenblicfe  bet  S*lie> 
ßung  bet  Rette,  b.  b-  wenn  man  bie  entgegengefe^ten  9>oIe 
berfelben  mittelfl  eine«  Drabteä  verbinbet.  ffiefeftigt  man 
an  baö  (Snbe  be3  DrahteS  ein  bünneS  2JcetaUbtätt*en,  fo 
verbrennt  baffelbe  im  Xugenblicfe  ber  S*ließung,  S3efon> 
bert  wtrtfam  ftnb  an  c'ie  Settungöbrähte  angebra*te  Roh* 
lenfpi(}en  jur  ($r)eugung  be8  Junten«.  Sei  bem  großen 
Apparate  bed  fön.  Snftituts  »u  Sonbon,  wel*et  aud  2000 
viet)iUigen  fMattenpaaren  hefteht,  mußten  bie  Rohlcnfpi^en 
bi§  ju  etwa  %  3oÜ  genähert  werben,  bann  trat  bie  $euer? 
erf*einung  auf  unb  man  fonnte  fte  nun  bis  ju  vier  3olI 
voneinanbet  entfernen;  eä  fpielte  &wif*en  ihnen  ein  unun* 
tcrhro*enet  £i*tfrtora.  Detfelhe  hatte  eine  fo  gewaltige 
$ige,  baß  Diamant  unb  ©rapbit  baria  in  Dampf  fi* 
auflöfte,  ^latina  f*neU  f*molj,  Sapphit,  Guarj  u.  a. 
in  gluß  gerietben.  Sinb  bie  metaUifcben  Cberflä*en  eine« 
galvanif*en  Apparats,  wel*e  mit  ber  $iüffigtett  jugleid) 
tn  Serbinbung  fommen,  fet>r  groß,  fo  gerät b  ber  Serbin» 
bungöbtaht  (et*t  in  ©lubjuftanb  unb  erhält  fi*  barin  ju> 
weilen  mehre  Stunben  lang.  3u  ben  merfwurbigften  SBir» 
hingen  beä  ©alvani6mu<  gehören  bie  *emif*en,  in  bem 
bur*  benfelhen  *emif*e  SSerbinbungcn  aufgelöft  unb  anbere 
hergeftettt  werben,  gübrt  man  j.  58.  Dräbte  (eine«  ebhn 
3RetaHe«),  wel*e  mit  ben  $olen  einet  Säule  in  Serbin* 
bung  ftehen,  in  ein  mit  SBaffet  gefülltes  ©efä|,  fobaß  ihre 
@nben  nicht  weit  voneinanbet  abgeben,  fo  entftehen  al^balb 
99lä«*en,  wel*e  an  bem  einen  Drahte  Sßafferftoffga«,  an 
bem  anbem  Sauerftoffga*  ftnb  5  baö  ffiaffer  wirb-  nämli* 
in  biefe  feine  beiben  Seftanbtbetle  gerlegt.  Kuf  ben  lebenbi» 
gen  Rorper  hat  ber  ©alvanidmuö  eigentbümli*e  2ßirf un^cn, 


Gama  l 

welche  matt  f> b 9f t o (ogtf c  nennt  gaf?  icbcS  Crcjan  be« 
tbierifcpen  8eibe3  erteibet  (ine  eißenttjümlidje  galoanifcbe 
flceijunq.  ©ringt  man  heterogene  SRetaue,  j.  ö.  3inf* 
unb  Äupferplattcn,  mit  bet  äunge  in  »erübrung,  fobafi 
bie  eine  auf.,  bie  anbere  unter  ber  3unge  liegt  unb  beibe 
mit  ben  Sidnbetn  jufamraenftofäen,  fo  nimmt  man  (in(n  ei» 
gentbümlicben  rctbcrltdjcn  &c  :  mabr.  SBirb  an  ben 
einen  SSinfel  be«  Buge«  ein  Stürf  3inf  unb  an  bie  innere 
gippenflacbe  eine  ©ilbermunje  gebraut,  fo  gewagt  man  im 
Hugenblicfe,  wo  beibe  Stalle  ftcb  berubren,  ein  blifcabnli* 
öjti  ßeucbten  im  berührten  2luge.  Sine  »oltafcbe  ©äule 
ertbeilt  beftige  ©cfjläge  ober  Grfajutterungen,  wenn  man 
ibre  entgjsgengefefeten  $ole  jugleicb  mit  feuchten  gingern  be» 
rührt.  URan  bot  ben  ©aloaniSmu«  wegen  feincS  mächtigen 
Ginfluffcä  auf  ben  menfa)licben  Äirper  oielfacb  al«  Heilmit- 
tel anjuwenben  oerfuebt,  obne  jcbod>  bi«  jefct  ju  beftim* 
menben  »efultaten  in  «cjug  auf  feine  4>eilftüft  gefommen 
}u  fein. 

(&ama  (83a«co  be),  geb.  1450  ju  ©ine«  in  Portugal, 
entbeefte  ben  Seeweg  naä>  IDftinbien,  inbem  er  juerft  bie 
©übfpifce  Xfrifa«,  ba«  Gap  ber  guten  Hoffnung,  umfuhr, 
unb  machte  auf  biefe  SBeife  eine  unfehlbare  &ueUe  be«  .ßan* 
bei«  zugänglicher,  ju  ber  man  frufcer  nur  mit  unfagltcben 
©cbwterigfeiten  ju  Sanbe  mitten  bureb  bie  roben  ä>6lfec 
2Cften^  gelangen  fonnte.  ©djon  früber  hatte  {Bartolomeo 
Diaj  (f.  b.)  biefen  23eg  betreten;  unb  05.  betrog  ben  Jtö> 
ntg  »on  Portugal,  Gmanuel  ben  ©lucflicben,  if?m  vier  Schiffe 
mtt  160  9Rann  Seeleuten  unb  So  [baten  ju  geben,  um  ben 
ftibnen  SBerfucb, ,  ;u  SBafjer  nacb  3nbien  ju  gelangen,  weu 
ter  ju  »erfolgen.  2fai  9. 3uL  1497  würbe  bte  Gntbecfung«* 
reife  angetreten  unb  am  20.  9lo».  fegelte  @.  um  ba«  Gap 
ber  guten  Hoffnung.  Gr  (anbete  bei  Sfiojambtque  unb  bei 
SRombaja,  beibe  an  ber  srfrfüfic  Bftifa«,  würbe  aber  feinbi 
lid>  bebanbelt.  greunblicber  nabm  ibn  ber  Jt6nig  »on  bem 
nabegelegenen  ÜRelinbe  auf,  oon  wo  au*  er  bur$  ben  inb. 
iDcean  nacb  ber  Äufie  SRalabar  (ber  Sßefifüfle  Sorbettn* 
bien«)  gelangte  unb  bei  bem  in  einer  oon  4?inbu«  bewobnten 
©tabt  Jtalfutta  berrfcfyenben  3amorin  (b.  |.  Jt6nig  ber 
nige)  freunblube  Bufnabme  fanb,  welcbe  mo&ammebanifc&e 
Äaufleute,  bie  nacb  Jtalfutta  banbelten,  jmar  auf  einige 
3eit  ftorten,  ©.  jeboeb  balb  wieber  b«iuflellen  mujjte.  3Rit 
»riefen  beS  äamorin  an  ben  Jtönig  Gmanuel  feinte  @.  nacb 
Portugal  juruef  unb  lief  nacb  «'"f*  Bbwefenbeit  von  jwei 
3abren  unb  jwei  SRonaten  im  £afen  oon  fciffabon  wieber 
ein,  aber  »on  feiner  ftcb  mit  eingefcbijften  SRannfdjaft 
waren  nur  no<b  55  übrig.  &.  begab  fjcb  junicpfl  in 
ein  Jtlojier,  unb  erft  naa)bem  er  hiev  eine  »Boche  im 
Gebet  jugebraajt,  bielt  er  unter  allgemeinem  Jubel  fei« 
nen  Gin$ug  in  bie  ©tabt  unb  erfebien  »or  bem  Äonige. 
®.  erhielt  ben  SEitel  eineS  Zorn  unb  ben  eines  Xbnü> 
ralS  ber  cflt.  Speere  unb  fpäter  nod)  bie  SBürbe  eined 
®rafen  von  Cibigueira,  cm  Sbeil  brt  JRetcbJroappm« 
würbe  in  fein  ©efcblec&Mwappen  gefegt,  i(>m  ein  3abrge» 
balt  oon  3000  Zuraten  benimmt  unb  ibm  baö  «orrc<*t 
gegeben,  bei  jeber  Steife  nacb  3nbien  200,000  GrufaboS  auf 
eignen  9cugen  einzulegen.  X6nig  Smanuel  fenbete  nun 
1500  'pebro  Vloare}  (Sabal  mit  13  ©ebifen  nacb  üfrbien, 
um  bie  Cntbecfungen  jum  SBortbeil  ber  i)ortugiefen  fieber 
ju  jfeQen.  ©cb^on  nac^  einem       c  f ehrte  Gabrai,  jwar  mit 


LO  Gang  es 

Steicjbtbämern  betaben  unb  t>on  manchem  Erfolge  gefront, 
ober  obne  feinen  3wccf  wegen  »tclfacber  Sfeinbfeltgfeiten,  bie 
ibm  .entgegengetreten  wären,  ö6Etig  erreiebt  gu  baben,  nacb 
^ortugat  »uruef .  hierauf  würbe  1502  Saico  be  03.  jum 
^weiten  SOlal,  bieSmal  aber  mit  einer  Jtott«  oon  20  Scbif- 
fen,  nacb  3nbien  gefchief t.  Gr  machte  bin  mebre  Groberun* 
gen,  fchiofi  mit  r er f*i ebenen  einbeimif<ben  Surften  oortbeil* 
bafte  Bertrage  unb  bemütljigte  fernblieb  gefinnte  Surften,  na» 
mentlicb  auch  ben  3amorin  oon  Jtatf utta,  ber  fieb  fett  feiner 
legten  Xnwefcnfeett  feinbfelig  benommen  hatte.  3n  einer 
Seefchtacht  gegen  29  oon  temfeiben  au6gerü(iete  ©ebiffe 
madite  er  reiche  {Beute.  3n  Äocbim  errichtete  er  eine  por» 
tug.  gactotei  unb  mit  ©cbä&en  reieb  bclaben  febrte  er  1503 
nacb  Portugal  jurüct  unb  bielt  in  8ijfabon  einen  feierlichen 
Ginjug.  3>ranj  be  Xlmeiba  unb  21  [fem?  be  Ttlbuquerque 
(f.b.)  befefiigten  bie  portug.  9?cacbt  noch  mebr  in  jDftinbten ; 
enbiief)  a'otx  würbe  1524  Baöco  be  ©.  jum  britten  Scale 
mit  14  ©ebiffen  »on  Gmanuel**  9lacbfolger,  bem  Jt6nig  3o» 
bann  III.,  obgefctjicft  unb  jum  CUefönig  oon  Snbicn  er» 
nannt  9cur  brei  Monate  oerwaltete  er  aber  biefe*  2t  mt; 
mitten  unter  ©iegen  über  bie  Gingeborenen  fiarb  er  am  24. 
2>ee.  1524  ju  ®oa,  welcbe«  bie  ^auptßabt  ber  portug.  iöe» 
jungen  in  JDftiitbien  werben  foOte. 

<&ange« ,  einer  ber  gr&gten  unb  tnerftoürbigften  SlüfTe 
ber  Grbe  (oergt.  welcher  feine  ÜucHen  auf  ben  un» 

gebeuern  ^>6ben  tti  ^imaiAiiagebirgeS  hat,  unb  au6  bet 
Beteinigung  ber  beiben  fleinern  glüije  öagbiratbi  unb  2£la» 
!ananba,  bie  bei  ©rinagar  (©erinagur)  jufammenfommen, 
entftebt,  anfangt  fübL,  bann  immer  mebr  in  öftt.  Kicbtung 
im  Horben  »on  4>inbo|ian  jh6mt  unb  fieb  enblicb,  bureb 
unjäbligt  gjlunbungen  in  ben  bengal  9»ee»bUfen  etgie^t 
Diefe  SKünbungen  »erjweigen  ftcb  fo  unb  werben  babureb 
fo  Hein,  bag  nur  ber  weftl.  bei  Jtaltutta,  ber  $ugtp  unb 
ber  6ftt.  mit  SeefchifFcn  befahren  werben  f innen.  Sammt 
liebe  SKünbungen  bilben  ba«  ®ange«»Delta  (f.  Delta;, 
welcbe3  bie  3nbier  ©unberbunb  nennen.  3n  ibm  fetjt 
ftcb  aller  Schlamm  ab,  rc eichen  ber  grege  Strom  mit  ftdf> 
fübrt;'  ber  Sßoben  ift  oon  unjabligen  natürlichen  Jtanälen 
burchfebnitten,  unter  benen  man  acht  Hauptarme  Ui  ©angeö 
unterfebeibet;  bidite  äBalbungen  bebeefen  bie  Ufer,  weiebe 
»on  wilben  Spieren,  namentlich  »on  bent  großen  bengaL 
Siger,  aber  nur  »on  wenigen,  in  fieter  SobeSgefa^r  fcbtve 
benben,  SRenfcbcn  bewohnt  werben.  Zufer  ben  retgenben 
ahieren  ftnb  bie  peftartigen  Dünfie,  welcbe  bie  btifie  ©orme 
aufregt,  nerhecrenb.  Unter  ben  »telcn  SRebenftüffen  be§ 
©anged  ifi  ber  Suramputer,  eigentlich  fSrabmapu» 
tra,  am  merewurbigften,  ber  auf  bat  ©ebneegebirgen  bet 
cbjnef.  ©renje  entfprtngt  unb  (üb  für*  »or  feiner  SXunbung 
erft  mit  bem  oftlicbfien  Strome  beö  ©angeä  »erbinbet.  83 e 
beutenb  finb  aueb  bie  5RebenfIüffe  Sefta,  Gofi,  ©unbuF, 
©ojra  unb  Dfdbumna.  2^ b mich  wie  bet  91  il  (f.  b.)  wirb 
ber  ©angeeV  ungemein  fegenftreieb  für  bie  um  ihn  liegen  ben 
©egenben  burü)  bie  iabrlia)  regelmäßig  eintretenben  Über» 
febwemmungen,  bie  »on  bcm@cbmeljcn  brt©cbneeö  im  ^)i» 
maUpagebirge  unb  »on  bem  wäijrenb  ber  fRegenjeit  t)etab> 
fattenben  Sßaffer  erjeugt  werben.  Der  Strom  erreicht  bei 
benfelben  oberbalb  beä  Delta«  eine  SBafferböbe  »on  über 
30  g.  Da«  8anb  wirb  bureb  biefe  UbeTfcbwemmungen  nid>t 
nur  fruchtbar  gemacht,  fenbem  auch  in  feiner  ©eftalt  tici . 


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Gangllengystcin  14 

ta*  »eranbert ;  Strecfeii  »erben  »eggeriffen  unb  anbete  an* 
<fff$»emirrt,  unb  ber  Strom  felbjt  oeranbert  fein  nur  in 
loefercS  (Srbteicb  gegrabenes  Bett.  2>aS  SBaffer  beS  ©an. 
geS  foQ  iid)  buwb  angenehmen  ©efdjBiacf  unb  baburä)  ouä< 
»eignen,  baß  «$  04  l«tt8e  °&ne  iu  »«betben.  SS 
\ft  uberbieS  wie  bet  gani«  gluß  ein  ©egenffanb  religiöfer 
Belehrung  bei  allen  #inbu3  unb  macht  baber  einen  wichti* 
gen  #anbel$arti!el  in  Snbien  au*.  ffiafcbungm  im  ©an» 
0«  werben  für  \)t\U  unb  fegenbringenb  für  biefed  unb  ie« 
BCf  geben  gehalten,  J?r<m?e  fucfjen  burct)  fte  ©enefung  $u 
ertangen  unb  eS  ijx  namentlich  fftr  ba*  ^>til  ber  Sterben-- 
bcn  widrig,  baß  fte  ton  bem  b"%n  «Baffer  genießen 
ober  in  ben  gluten  beS  ©angeS  baben,  ct>c  jie  ben  ©eiji 
anheben.  25ie  'Äfct;c  ber  lobten  wirb  jum  #eile  berfelben 
in  ben  Strom  gefhreut  SBallfabrten,  ju  bencn  ficb  oft 
eine  ungebeure  2J?enfchenmenge  jufammcnfmbct,  welche-  nei 
benbei  aud)  nocb  JpanbelSjwecfc  haben,  werben  nach  ben 
SJNrnbungen  beS  ^eiligen  Stromes  ju  unternommen.  Utn 
jdblige  3?agoben  flehen  baber  an  ben  Ufern  bc3  ©angeS 
unb  namenttieb  bettig  gehalten  ftnb  bic  Sßaafatjrte orte  #urbi 
war,  XOahabab  unb  JSenareS  (f.  b.). 

<e5anglienst)9tfm  b'tßt  ein  befonberer  JEIjetl  beS  Nerven« 
fnjlemS,  ber  »orjugSweife  bie  ber  Grtjalttmg  bc3  Jlorperli» 
eben,  bet  (frnahrung  bienenben,  in  bcn  eittgeweibebobten 
befüibticben  unb  bem  (Sinfluffe  ber  Seele  entjogenen  *b«ile 
unb  Organe  beS  .ÄörperS  mit  9terv>enfabcn  eerforgt  unb  fiel) 
fowol  bureb  feinen  Sau,  aß  au<b  bureb  feine  ganje  Bnorb« 
nung,  8age  unb  Bertheilung  »on  ben  mit  bem  ©ebrai  unb 
gjücfenmarf  in  unmittelbarer  Berbinbung  flebenben  92ett>en 
unterfebeibet.  DaS  ©anglicnfvftcm  nimmt,  im  ©egenfafc«  ju 
bem  ©ebitn  unb  Stücfenmarf  unb  ben  ju  biefen  geborigen 
9?eran,  bie  ©nbrücfe  ber  Äußenmelt  ebne  JBeroußtfein  auf, 
fleht  übrigens  mit  allen  StücfenmarES  •  unb  Sinneöneroen  in 
Berbinbung,  »ermittelt  babureb  unb  bureb  feine  eigne  Ber» 

iroeigung  eine  3Renge  fogenannter  Sympathien  unb  jeidmet 
ich  binf«d?tlid)  feiner  anatomifeben  ©genfd>afteii  h*uptfÄcb« 
lieb  bureb  eine  große  Enjabl  »on  fogenannten  9cert>enfnoten 
(©anglien)  aus,  bie  t>on  oben  nadb  unten  \u  beiben 
Seiten  ber  Sßirbelfäule  in  einet  geroiffen  JDrbnung  auftin* 
anbei  folgen  unb  ben  SRerten  gewiffermaßen  als  Bereinig 
qungSpunfte  bienen. 

©ans,  eine  ausgebreitete  gamilie  bet  Schwimmvogel, 
tie  ficb  burtb  geraben,  jiarfen,  breiten  unb  mit  tveittjer  £>fer» 
Uut  bsbtduu  S4>»akl,  breiur,  fleiföift"  unb  am  ^aniK  8es 
utatet  Bunge,  lurje,  jiarf«,  jitmlicb  weit  nach  hinten  gt> 
jtcOte  güße  mit  einet  ganzen  Schrotmmbaut  unb  einet  freien 
Atnterjebe  unb  bureb  toacfelnben  ©ang  auöjeichnct.  3u  biefet 
Emilie  gehört  bie  eigentliche  ©an§,  bie  SaucherganS,  bic 
(znte  (f.  b.),  bie  fttberganö  (f.  b.)  unb  bet  Scbwan 
•  i.  b.).  Die  eigentliche  ©anö  bat  einen  jiimlich  großen  Schna< 
bei,  beffen  Scbnetben  mit  fegelfirmigen  3abnen  befett  finb, 
nnb  'hat  einen  aefchieftern  ©ang,  al«  bie  meiflen  Böget  biefet 
SamUte.  —  «Die  »ilbe  gemeine  ©ans  iß  «in  Bugoogei 
unb  bie  beerben,  welche  im  SBinter  nach  Süben  jiehen,  biU 
bm  im  S'uge  jufammtn  ein  Dreitcf  ober  einen  Fintel. 
Ston  ihr  fiamnit  unfete  gemeine  £au$gan8.  Sie  erreicht  eine 
ginge  «on  brei  gu§,  bat  einen  orangegetben  Schnabel  mit 
wtWdfa  Spifee,  fleifchrothe,  gelbüche,  gefc^u»pte  gu§e,  gtau* 
btaunen  obet  afchgrautn  Äopf,  Kacfen,  Jtebje  unb  Übet» 


t  Gans 

rufen,  afchgrauen  Untertucren  unb  Scbulterfebern,  grauroei« 
gen  IBauch  unb  Schman),  jener  mit  braunen  Slccfen,  unb 
bunfelbraune,  nach  ber  Spi^e  }u  fchroarje  Sebroungfebem. 
25a*  SBeibdpen  jeidmet  ftch  bureb  einen  ctroa*  hellem  $all 
au&  unb  ift  Flein  er  als  ba*  SRännchen  (ber  ©an  f  er  ich). 
Sie  bauet  ihr  ÜReß  in  ©ras,  Schilf  u.  bgl.  unb  legt  idht* 
lidj  4 — 8  fcbmujig  grünltcbmeige  (Ret,  bie  fte  in  tuet  SBo* 
eben  ausbrütet.  £Me  Sebtm  bet  roilben  ©anS  ftnb  bauetf 
haftet  aLö  bie  bet  jatimen,  baS  gieifd?  ifl  dhnlid),  aber  %i(?er. 
—  Die  gemeine  $au6gan*  rotrb  wegen  ihrer  gebern 


unb  wegen  ihreS  gteifcheS  unb  getteS  gehalten.  5Wan  treibt  bie 
©anfe  in  beerben  auf  bie  SSJeibe  unb  erhalt  fie  im  Stalle  mit 
©er|le,  £afcr,  gehaeften  Äartoffeln,  SJüben  unb  bergL  Um 
aber  bie  ©anfe  teebt  fett  ju  machen  unb  befonberS  um  ju  be* 
wirfen,  bag  txt  eine  große  8eber  befommen,  wenbet  man  eer* 
fchiebene  SRdjtungSarten  an.  Huf  befonbece  SBeife  werben 
biejenigen  ©anfe  gemapet,  eon  benen  man  bic  JBruft 
tum  Stauchern  benu^en  will  —  2Me  SttngetganS  hat 
fchwarjen  Schnabel,  güpe,  Äopf,  ^alS  unb  JDberbruft  unb 
um  ben  grögern  Sheil  beS  ^alfeS  einen  Sting;  ber  8eib  ifl 


graubraun,  ber  2£fter  wetg,  bie  Decffebern  ber  glügel  finb 
fchwiirjlich,  weiß  geabert,  berSdjwanj  ijl  fthwarj  mit  wei« 
fien  gtecten.  Sie  fommt  im  SBinter  auS  ben  nötbl.  ©egen« 
ben,  wo  ihr«  eigentliche  Äeimat  ijl,  juweilen  nach  2Rittet= 
europa.  9Ran  erjdhH«  fc$tx  t>on  ü)r,  fowte  »on  ber  Stotb* 
ganS  bie  gabel,  baß  fi«  «uS  ben  JBemictcmufcheln  entflanbe, 
welche  an  ber  SReereSfujle  mit  thten  gebem  an  3»eigen 


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Ganymcd 


143 


Garden 


bdngen  bleiben.  —  Die  ©aatganS  bat  einen  fetwarjen 
©cjmabel  mit  pomeranjenfarbenem  Öuerbanbe,  rotbe  guße, 
bunfelrotbgrauen  Jtopf  unb  #alS,  b,eagrauen  UnterbalS  unb 
Unterleib,  fcbroarjgrauen  jDbcrrücfen,  bunfclbraunen  ©cbwanj, 
etwas  über  benfelben  eorragenbe  Brägel,  bunf  elgrüne  ©dbwani» 
ftbern  unb  fommt  in  großen  ©cbaren  au*  ben  n&rbl.  ©e» 
genben  n«<b  aRitteleuropa.  @ie  tft  äußerjt  fcbeu  unb  laßt 
jtcb  bafcer  föwer  fließen.  —  3Die  StotbganS  tyrt  »ei« 
ßen-Kopf,  Äe^le,  iRütfen,  »aueb  unb  ©reiß ,  fcbwarie  glü* 
gel  unb  @cbwanj,  braunroten  BorberbalS  unb  SBruft.  @te 
lebt  im  nirW.  2tften.  —  Die  ©cfcneeganS  bat  einen 
orangefarbenen  ©cbnabel,  gelbliche  «Stirn,  rottje  §üße  unb 
iß  übrigen«  weif,  nur  baß  bie  ©cbwungfebern  jur  Hälfte 
fcbroarj  finb.  ©ie  Übt  im  Korben  »on  flften  unb  Ämerifa 
unb  man  erjctylt  als  ffleweiS  ibrer  Dummbett,  baß  fte  bie 
»eroobner  jener  ©egenben  auf  folgenbe  Brt  fangen.  €in 
ÜRann  in  weißem  $elje  gebt  unter  fte,  bann  machen  Un- 
tere in  einiger  ßntfernung  8ärm  unb  ber  weißgefleibete 
ÜRann  gebt  nun  ben  ©dnfen  »oran,  welche  ibm  folgen  unb 
ftch,  unter  ent  SRefe  ober  eine  $ütte  führen  laffen. 

(Stonrjincö,  nach  ber  grieeb.  ©age  ein  ferner  Änabe, 
ber  auf  bem  IBerge  3ba  bei  JJroja  bie  ©chefe  hütete,  »on 
3u»tter  erbltcft  unb  in  ©eftalt  eine«  Ablers  entführt 


©eitbem  erebcnjte  er  bem  Bater  ber  ©6tter  unb  2Renfcben 


ben  SReftarbecber  beim  ©6ttermable.  Die  Jtunft  bat  ibn 
häufig  jum  ©egenftanbe  ber  Darfttllung  grnommen,  am  öf« 
terfien,  wie  er  »om  2ß>ler  «um  Gimmel  aufgeführt  wirb. 

Garantie,  fo  biet  al«  S3ürgftb>ft  (f.  b.)  ober  @cj 
wdbrleifrung.  SBenn  trgenb  welches  BerrragSöerbdltnfß  jwi* 
feben  $erfonen  ober  Parteien  eingegangen  wirb  unb  eine 
britte  leiftet  ©arantie,  fo  beißt  biefeS,  fte  haftet  mit  ihrem 
eignen  Bcrmögen  für  «rfüllung  beS  BertrageS,  inbem  fte 
entweber  bie  fdumige  gartet  jur  BertractSerfülIung  anhält 
ober,  fall«  biefelbe  außer  0tanb  iji,  baS  Berfprecben  »u  lei» 
flen,  jtatt  ihrer  bie  BeTbinblicbfeit  loft.  Äm  bduffajfen  iff 


t>on  ©arantie  einer  britten  9Racbt  bei  griebenSfcbtüffen  bie 
{Rebe,  wo  fte  bann  eine  Berpflichtung  iß,  bieSRacbt,  weiche 
bie  gfriebenSbebingungen  nicht  erfüllt,  mit  ber  anbern 
tei  gemeinfebaftlieh  ju  Erfüllung  betfelbm  anjubalten. 

te?arl>aöee,  ital.  La^o  di  Garda,  einer  ber  großen  «Seen 
JDberitafienS,  welken  bie  alten  SRomer  Benacus  nannten, 
im  lombarb.  =  »enet.  Königreiche,  ba,  wo  bie  ©ouoernemcntS 
9Railanb  unb  Benebig  jufammenftoßen.  ÜRit  feiner  Sübfpifce 
reicht  er  nach,  Sirol  bmein.  Sr  iji  8  SR.  lang  unb  1—3  2R. 
breit,  nimmt  bie  aus  SEirol  fommenbe  ©orca  Jie&ft  mebren 
anbern  Keinen  glüßcben  auf  unb  esgießt  an  ber  ©übfpihe 
fein  SBaffer  bureb  ben  3Rincio  in  ben  $o.  3n  ber  SRitte 
ber  JDftfüfte  beS  ©eeS  liegt  ber  SRarftflecfen  ©arba.  SRacb 
Berona  unb  SRantua  bin  wirb  ba«  2anb  flacb,  wabrenb 
fonft  ber  <5ee  ring«  bon  ben  an  bie  Ttlpen  \\d)  anfcfiliei 
ßenben  ©ebirgen  umgeben  ift  3n  ibm  liegt  bie  liebliche 
3nfel  ©irmione.  Dte  ©ebiffabrt  auf  bem  ©ee  wirb  bur$ 
bie  4)eriobifcben  SBtntc,  welche  auf  ibm  benrfc^en  unb  oon 
benen  ber  ©ower  »on  SRitternacbt  bi§  5Wittaa  au«  SR,  ter 
jDra  »on  SRittag  bi«  3(benb«  au«  ©.  roeljt,  febr  begünftigt. 
©egenrodrtig  wirb  ber  ©ee  aueb  regefmaßig  mit  Dampfboo^ 

ten  befahren. 

f       ,  . 

Garvert,  b,  l>.  SBacb^en,  Reißen  urfurünglicb  biejenig^en 
fif beulen  2nicpen,  welche  ftundcbft  )ur  »ebectung  be«  Sur: 
ften  bienen;  in  neuerer  3eit  tfl  bie  ©arbe  eine  Äbtbeilung  be« 
flebenben  «^eere«,  in  welche  nur  entweber  bureb  Sapferfeit 
ober,  wa«  ^urtgrr,  burt^  Äirperftdrfe  unb  ®r6ße  au«ge» 
jeic^nete  8eut<  aufgenommen  unb  mit  befonberer  ©orgfalt 
auögeflattet  werben.  @o>on  in  ben  dlteften  3eiten  bielten 
fieb,  bie  Surften  8eibroac$en,  mei|l  aber  in  geringer  Änjabl, 
nur  oon  bem  unermeßlia)  reiben  unb  pracbtliebenben  f)erfer= 
I6nig  Serres  wirb  erjdblt,  baß  er  mit  einer  ©arbe  oon  i2j000 
Kettern  unb  10,000  gußfriegem  in  ben  Ärieg  gegen  ©rie» 
c^enlanb  über  ben  <£>eüeSpont  ging.  Die  ?eibnx>cben  ber  rim. 
Äaifer  (bie  ^)rdtorianer)  finb  bureb,  ibre  Anmaßungen  be; 
tübmt,  inbem  fie  auf  bie  Befe&una  be«  S^ronS  einen  gro- 
fen<SinfIuß  gewannen,  ben  neuen  Jvarfer,  t>on  bem  fie  burtb^ 
reiche  ©efefeenfe  beßoeben  würben,  ausriefen,  ja  fog«r  bie 
^errfcb,aft  an  ben  SReiftbietenbtn  »erfauften  unb  Äarfet  enu 
tbronten,  bie  ibnen  ju  wenig  freigebig  fa)ienen.  3m  SRit; 
telalter  famen  bei  ben  Surften  bie  mit  ^eOebarben  bem.vi 
neten  Trabanten  auf,  welche,  weil  fte  großentbetl«  a(S  ©dfbner 
in  ber  @cb,weij  geworben  würben  unb  weil  ibre  Äletbung  nn 
förüngfieb  fo>wetj<rifcc)  war,  aueb  ©o>weijer  bießen.  Der  gldn- 
jenbe  frartj.  ^of  ging  anbern  ^pdfen  auch  in  ber  ©nricbTtung 
»ablrei<$er  unb  pracc)n>olI  auSgeftatteter  ©arben  ooran.  ©ie 
bilbeten  feit  Bubwig  XIV.  ba«  fogenannte  „tintglicb>  -£>öu?", 
welches  auS  ©arbeS  bu  SorpS,  ©enSbarme«,  Gbeoeaurlc- 
gerS,  abeligen  2RouSqueriren,  ber  ©{bweijergarbe  unb  ben 
franj.  ©arben  beftanb.  jBerübmt  war  fpdter  aud)  bie  „potis 
bamer  ©arbe"  be«  ÄinigS  griebrieb  SBilbelm  I.  »on  f>mißen, 
welcbe  auS  febr  großen  beuten  beftanb,  bie  ber  Äc-nig  au« 
allen  ©egenben  jufammenjubringen  fucl)te  unb  für  bie  et 
eine  große  Borliebe  begte.  Die  gtJßte  »erübmtbeit  bat 
9tapoleon'S  ©arbe,  namentlich  bie  „alte  ©arbe"  erlangt,  ben 
Kubm  unüberwinblicber  SEapferfeit.  3n  fte  würben  nur  be* 
wdbrte  Jtrieger  aufgenommen,  ©ie  beftanb,  al«  Sonfular? 
garbe,  anfangs  nur  auS  brei  SBataiaonen  gußfolbaten  unb 
jwei  ©cbwabronen  gu  $ferbc.   ©pdter  jdblte  bie  gejammte 


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Garderobe 


143 


Garrick 


Sorbe  68  ©ataiftonS,  31  (SScabronS  unb  80  ©efcbüfee. 
Seit  ber  SulhiSrevolutton  gibt  et  in  ber  fram.  Xrmee  feint 
(Sarben  mebr,  bagegen  aber  in  aßen  übrigen  <peeren,  wo  fit 
»um  ZbtH  auS  angeworbenen  ©tbwcijerreaimentern  befieben. 
faxt  jablreicbfte  ©arte  ifl  bie  ruff. ;  fit  befteht  auS  ben  Sttxn* 
trappen  ber  ruff.  2rmee  unb  jdr; It  gegenwdrtig  42,000  2Jt. 

<e3arörrobc  beißt  fcwol  bec  ?>Ia&,  an  welkem  Stich 
tL-ngSftücfe  aufbewahrt  »erben,  als  bie  ©efammthett  aller 
JtleibungSfrücfe,  weldbe  eine  $erfon  befifct  Surften,  SEbea* 
terbiTtetoren  u.  a.  *f erfonen,  welche  eine  große  SRenge  Jtlet» 
tungSftücfe  Raiten  muffen,  pflegen  eigene  ©arberobierS, 
Suffeber  nnb  tfuffeberinnen  über  bie  ©arberobe,  ju  Raiten. 

<$artt  brjeichnet  urfprünglicb  eine  S3erfcbiingung  von 
gäben,  in  rpeltfieS  ftcb  ©egenftdnbe,  j.  53.  Spiere  »erwicfeln 
rönnen  (baber  umgarnen),  fobaß  fie  feftgerjalten  »erben. 
Ttan  nennt  baber  bie  Stefce  ber  Sager  unb  Sifcber,  bie 
wirbt  faefformig  Jtnb,  ©arne.  ©orjüglich  »erben  aber  bie 
langen  gdten  ©ante  genannt,  in  »eltbe  $flac$S,  SBoHt, 
öanf ,  SBcrg  unb  bie  «ßaare  ber  angorifeben  3iege  gewonnen 
rrrrben.  £»aö  julefct  genannte  ©arn  beißt  jtamelgam,  bie 
entern  Leinengarn,  SBoUrngarn  u.  f.  w.  2)iefe  ©arne  ntx-. 
ttn  fdmmtlich  jur  SBeberei  gebraucht,  unb  ba  bie  ©üte  beS 
©twtbeS  größtenteils  \>on  ber  geinbtit  beö  ©arnä  abbangt, 
\'o  bat  man,  um  tiefe  (nacb  Stummem)  ju  btftimmen,  eigne 
©arnwaagen  erfunben.  3m  Ellgememen  ifl  namltd)  baS 
©arn  bejto  feiner,  »je  geringer  fein  ©ermtht  bti  glcichbltü 
btnber  Bdnge  ift  JDie  ©ame  »erben  jum  Sbeil  gebleut 
(f.  ©leichen),  ebe  fie  ju  ©eweben  uerwenbet  »erben,  wo* 
bei  man  fie  auf  dbnlithe  SBeife  wie  bie  3tuebe  btbantelt. 
£a$  baumwollene  unb  wollene  ©arn  t\iv.it  au*  bann  noch 
tiefen  ÜJtamtn,  »enn  mebre  ftaten  jufammtngebrebt  finb, 
trdbrenb  fo  jubcteittteS  leinene^  ©am  3»im  beifit. 

(Parntßon  beißt  bie  ©efammtbeit  ber  jur  ©efafcung  tU 
ner  ©tabt  ober  Jeftung  geb6rigen  Gruppen.  SDian  unters 
febeibet  ©arnifon*  unb  gelbbienft,  inbem  jener  alle 
Pflichten  bcS  ÄriegcS  in  fich  fcbließt,  welche  bei  Hufentbalt 
in  S'ffaiWt  unb  "überhaupt  in  ben  ©tanbquartieren  wdbs 
renb  bef)  JriebenS  tjorfommen,  tiefer  bagegen  bie  JDbltegens 
:en  rodbrenb  tirreS  gtltjugcS  in  ftcb  begreift. 

<e?amitur  iji  bie  ©efammtbeit  aller  3itvatben,  welche 
-m  @(bmucfe  eines  ©egenflanbeS  bienen.   2Me  »efentlicbm 
erüefe  beS  ©tgtnflanbeS  gebören  baber  nidj)t  jur  ©amitur, 
:.  ©.  niebt  Bauf  unb  ©^loß  eine«  ©emebreS,  wol  aber 
iBt  übrigen  SRetaüjtütfe  an  bemfelben.    ©arniren  beißt 
©efefctn  mit  3teratben,  j.  ©.  ber  Äleiber  mit  ©pifcen, 
Ämb  u.  f.  »• ,  ber  jum  Äuftraaen  auf  bie  Safel  bereiteten 
:n  mit  ©lumcn,  ©aefroert  u.  bergl.,  ber  *))retiofen 
:  Sbelfteirim  u.  f.  w.    25ie  gen?6bnlicben,  auf  beiben 
edlen  auögefebmeiftcn  Srefftn  »erben  »orjugönjeife  ©ar* 
niturarbeit  genannt 

<farrtck  (2>auib),  ber  berübmteffe  engl.  «Stbaiifpif 
.  war  ber  ©otyn  eines  au5  ber  Stormanbie  ftammen-' 
a  engl.  öapitainS  unb  »urbe  am  20.  gebr.  1716  in  eis 
in  Scb?nfe  ju  -£ereSforb  in  ßnglanb  geboren,  »o  fTcb. 
rein  SJater  auf  S&erbung  befanb.    Qr  geigte  frübjeitig  9?eis 
utff  unb  2(nlage  jum  ©cbaufpieler.    Stotb  niebt  12  3abte 
:t,  trat  er  mit  einigen  feiner  9JIitf(f>üIct  in  einem  Suftfpiel 
iuf.  Sein  SJater  braute  ir>n  naebbet  ju  einem  reitben  tifytim 


nacb  flffabon,  ber  ein  SB8einb<Jnbler  »ar,  aber  bie  ©eftbaffe. 
benen  er  fitb  ^ier  xu  unterjieben  batte,  gefielen  ©^  fo  wenig, 
baß  er  febon  nacb  einem  3abre  jurücf fctjrrc  unb  nun  ben 
SGBiffenfcbaften  unter  geitung  be*  naebber  .botbbcrübmten  ©e> 
lebrten  ©am.  Sobnfon  ftcb  »ibmete ,  »elcb«  .ibn  1737 
naa)  ?onbon  begleitete,  wo  er  ftcb  bem  ©tubium  ber  JRecbt«* 
»iffenfebaften  wibmen  wollte.  <ix  t>erwecbfe!te  biefeö  ©tui 
bium  balb  mit  bem  ber  äRatbematif  unb  Sogif  unb  legte 
Jpdter  mit  feinem  ©ruber  jufammen  einen  SSeinbanbel  an. 
Aber  öueb  biefe«  ©efcbdft  gab  er  auf;  um  ftcb  enblicb  berjes 
nigen  Xunft  ju  wibmen,  ju  welker  ibn  angeborene«  Xalent  aU 
lern  befrimmte.  (5r  trat  juerft  1741  bei  einer  wanbemben  ©cbau* 
fpielergtft Ufcbaft  ju  SpSwkb  unter  bem  angenommenen  92a* 
men  gpbbal  auf  unb  gewann  gleich  bei  feinen  erften  J)arfteU 
lunaen  ungeteilten  ©eifalL  Stocb  in  bemfelben  3abre  trat  er 
junacbfi  auf  einem  ber  fleinern  &beater  in  Bonbon  in  ©baf j 
fpeart'8  JRicbarb  IH.  auf  unb  fanb  fo  ungemeffenen  ©eifaB, 
baf  tiefet  Xrauerfpiel  17  9Ra(  bintereinanber  gegeben  würbe. 
Stirn  war  fein  9?uf  begrünbet.  6r  fpielte  abwecbfelnb  in  -Jon* 
bon  unb  Dublin,  unb  untemabm  an  beiben  Orten  in  ber 
golge  eigene  21; eatei -unternebm unge n.  Qx  braebte  bie  Scbitu» 
fpielfunfl  ju  einer  ^6tie,  bie  fie  bis  babin  nacb  nie  erreiebt 
batte,  inbem  er  bie  ©cbaufpieler  unteniebtete,  2)ea>raHonen, 
SOfufif  unb  2an*,  t>erooUfommnete  unb  namentlich  baS  enaL 
JJufrfpiel  Bon  ben  Unfittlicbfeiten  reinigte,  von  benen  eS  früs 
ber  erfüllt  war.  Sinem  fo  auSgejeicbneten  9)tanne  tonnte  eS 
niebt  an  Steibem  fehlen,  benen  eS  juweilen  gelang,  auf  furje 
3eit  bie  große  ©affc  gegen  ifjn  aufzureihen.  (SS  würben  ibm 
jweimal  eon  ber  wütbenben  SWenge  jDecorationen  unb 
br(S  im  2beater  jrrflort  unb  bie  genfler  eingeworfm.  T>cx 
le|te  berartige  SJorfaU  bewog  ibn,  1763  mit  feiner  grau  (bei 
berühmten  Zdnjerin  SBioletti)  eine  }weijdbrige  Steife  nacb  3ta< 
lien,  Sranfreicb  unb  £eutfeb(anb  tu  matben,  bie  einem 
2riumpb$uge  glieb.  Starb  feiner  Stneffebr  trat  er  wieber  in 
Bonbon  auf  unb  »erließ  erft  1776  bie  ©übne.  <&x  lebte  bie 
lefete  3fit  feines  8ebenS  auf  feinem  fcanbfifce  bei  Bonbon  unb 
ftarb  bafelbff  am  20.  San.  1779.  SRan  beerbigte  ibn  mit  gro* 
ßen  geierlicbf titen  in  ber  SSBeffminfierabtei,  nabe  bei  bem  bort 
errichteten  ©enfmale  ©baffpeare'S.  —  ©.  war  niebt  nur 
©cbaufpieler,  [entern  aueb  Siebter,  er  febrieb  mebre  58ufmen= 
ftücfe,  dnberte  anbere  nacb  ben  ©ebürfniffen  beS  2beaterS 
um,  febrieb  fiele  Prologe,  poetifebe  Gpifteln  unb  anbere  ©e* 
biebte.  2C13  ©cbaufpieler  batte  er  bie  große  SBirf  ung ,  bie  fein 
©pitl  beroorbraebte ,  ber  außrrorbcntltcben  'Otaturwaljrbeit  ju 
»erbanfen ,  bie  er  auf  baS  SJortbeilliaftcjtc  t-on  ber  »trfebrobes 
nen  SDcanier  unterfebitb,  in  »elcber  ftcb  bie  meiften  ©cbaufpie» 
ler  bewegten.  2Me  Beibenf cbaften,  welche  er  barjujlellen  batte, 
brüefte  er  fo  oollffdnbig  aus,  baß  man  fagen  tonnte,  jebeS 
©lieb  an  itjm  jeigte  ftq  turebbrungen  unb  beberrfebt  pon  ben» 
fetben.  ©efonberS  feine  ©eftdjtSjuge  batte  er  wunberbar  in 
ber  ©ewalt.  Oft  fpielte  er  mebre  Stollen  in  bemfelben 
©tücfe  unb  war  in  jeber  ein  völlig  Unterer.  Wtan  er^äblt 
t>on  ibm  mebre  Äneftoten,  welche  bie  ©otlenbung  feiner 
tWimif  bewrifen.  31S  g.  ©.  ber  berüfjmte  gielbing  (f.  b.) 
gejlorben  war,  wünfehte  man  ju  ber  Xuögabe  feiner  SBerfe 
fein  Portrait,  fanb  aber  feine  «bbilbung  beffelben.  ©.  be« 
gab  ftcb  ju  feinem  Jnreunbe,  bem  berubmten  9Raler  «öo* 
aartb  (f.  b.),'  büßte  fieb  in  einen  SJtantel,  nabm  bie  ^b9* 
ftognomie  gielbing'S  an  nnb  »infte  t'bm,  ber  gielbing'S 
©eifr  ju  feben  glaubte,  ibn  ju  malen.   „Gi(e  mtc^  ju  malen'' 


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Clanen  1' 

txrf  er  ü)m  ja.  $ogartb  geborgte  unb  fo  wwbe  1««  ge> 
wünfd)te  febr  abnlid)e  Portrait  erbalten. 

©artm  nennt  man  icbeS  auf  trgtnb  eint  ffietfe  um* 
grenjte,  fünfHid)  angebaute  8anbftüa\  »eld)ei  bie  »eftinu 
rnung  bat,  entweber  bnrd)  ben  ertrag  «n  öaumfrücbten, 
burd)  3ud)t  eblet  föaumarten  (fBau  rag  arten),  bnrd)  <tu 
trag  an  ©emüfe  (©emüfegarten,  Jtüd)engarten) 
«Rufcen  ju  gewahren,  ober  baa  nur  jum  »rrgnügen  bienen 
foH  (8uftgaTten),  inbtm  eä  ba9  Auge  burd)  ben  AnWic! 
fcpdner  ©ewdtbfe,  namentiid)»lumen  (»lumengarten)  er« 
gofct,  fcbattige  »aumgdnge  liefert,  romantifd)e  Anfid)ten  unb 
Ausfielen  barbietet  u.  f.  w.  3«  Allgemeinen  tonnte  man 
alfo  bie®drten  in  Stub1  unb  fcufigdrten  abheilen,  unb  jwi« 
fdjen  beiben  würben  nod)  bie  Z\)\  er  gärten  fteben,  n>e(d>e 
jum  Aufentbalte  meiflene  feltener  Spiere,  bie  einer  bcfon» 
btrn  Pflege  bebürfen,  bienen;  bod)  »erben  febr  bdufig  eer* 
febiebene  Arten  tum  ©Juten  miteinanber  »erbunben.  Die 
.  ©drtnerei  bejiebt  ftd)  auf  bte  Anlage  ocn  ©drren ,  bie  Pflege 
bcr  ©ewacbfe,  tbr«  gortpftctn jung ,  SSereblüng  u.  f.  n>.  unb 
wirb,  fobalb  ei  bei.  ber  Anlage  eines  ©arten  5  auf  Schön; 
beit  ber  Partien,  3ucbt  eblcr  ©cwdcbfe  unb  Anorbnung  ber» 
felben  ju  einem  bem  Auge  wobltt)uenben  ©anjen  anfommt, 
Htr  ©artenfunft.  man  bat  lange  gezweifelt,  ob  in 
SBahrbeit  oon  einer  feinen  ©artenfunjt  bte  Webe  fein  tonne, 
weld)e  neben  Sträterei,  STtuftf,  SJilbnerei  genannt  »erben 
bürfe.  Doa)  fcbeint  bie  2R6gü<bfeit  berfelbeu  entfa)iebra, 
fobalb  man  unter  Äunjl  jebe  9lad)abraung  ber  Statur  «er» 
fteljt,  weiche  vor  biefer  felbjl  bieö  »orau9  bat,  baß  cm  be< 
ftimmter  geifliger  Snhait  abfiebtlid)  auegebrütft  ift  Die 
©artenfunft  fann  als  Jtunft  feinen  anbern  ämtd  haben, 
alä  auf  eine  abnitebe  Sßeife,  wie  biefeä  burd)  fd)one  ©egen» 
ben  »on  felbjl  geliebt,  abficbtlidi  bte  Seele  beS  3$efd)auer$ 
manniebfad)  ju  bewegen,  alfo  biefelbe  in  beitere  ober  trübe 
Stimmung  ju  oerfefcen.  Am  ndcbften  fiebt  hiernach  bie 
©artenfunfl  ber  JJanbfcbaftSmalerei  unb  bot  öor  biefer  noch 
beu  &<"£ug,  baß  fte  Dasjenige  wirflid)  au&fübrt,  wo« 
in  ber  2Raleret  nur  burd)  3cid)nung  unb  Rar  ben  angeben* 
tet  ju  werben  oermag,  wdbrenb  bte  $>bantafU  in  it>r  bnrd) 
ßoealttdt  unb  itlima  auf  eine  SBeife  befd)ränft  ift,  wie  in 
ber  SRalerei  nid)t  ber  Sali  ifl  Sc&on  bte  Alten  Hatten 
Suftgdrteu,  aber  erft  in  neuerer  3eit  ift  bie  ©artenfunfl 
über  ihren  eben  au$gcfprod)enen  cd)t  fün(iterifd)en  Bwetf  jum 
S3eroufjtfein  aefommen.  grüner  befd)ränfte  man  ftd)  barauf, 
in  ben  Euftgdrten  einen  angenehmen  Aufenthaltsort  ju 
fd)affen.  SS  würben  etwa  feltene  unb  fd)6ne  ©ewdd)fe  ge» 
jogen,  fd)attige  äBaumpldtje,  Springbrunnen,  gifebteiepe, 
»abebdufer  u.  bal.  angelegt  Spdter  fam  bte  fooenannte 
franj.  ©artenfun|t  auf,  in  toeld)er  bie  SRatur  gdntbd)  unter 
bte  Äerrfd-aft  beS  orbneitben  S3erjianbcS  ge|teHt  unb 
ber  {»auptjwecf  eine  SKegelmdfigfeit  würbe,  welcber  ftd)  bie 
frei  auf(hebenbe  9?arur  fügen  raupte.  2fm  weiteflen  gingen 
in  biefer  fid)  mehr  ber  »aurunß  anfd)ließenben  9iid)tuiig 
bte^oQdnber.  Die  regelmäßigen,  nad)  mathemettifeben  5igu* 
ren  angelegten  Blumenbeete ,  bie  geraben  ^edfengdnge  unb 
SBaumpflanjungen,  weld)e  forafaltig  nad)  mamiid)fa(ben  §or= 
mtn  befd)nitten  würben,  bie  Iteinernen  unb  boljcnten  gigu; 
ren,  welche  als  3"rben  ber  ©dnge  aufgefteQt  würben  u.  f.  w. 
gehören  biefem  ©efd)macf  an.  3n  tfttglanb  nabm  man  ju» 
Itjl  eine  ber  wabten  Äunft  ftd)  anndb^erribe  Sitd)tung,  tn» 


A  Oascogne 

beut  man  auf  9?ad)abmung  ber  Eanbfcbaft  ausging  unb  bte 
<Rad)abnmng  bar  cngL  $ar(«  (f.  b.)  «igt,  bap  man  aacb 
in  bem  übrigen  turopa  ben  bobrn  Sorjug  biefer  »obren 
©arten tu nft  anertanrrt  bat,  obgleid)  man  and)  if'wc  t heil 3 
burd)  Uberlabung  mit  Sempein,  DbeliSfen,  ^praatiben, 
JRninen  u.  bal.  bot  wahren  Scbönbeitfift'nn  oielfad)  beleU 
bigt#  tbeilS  baburd)  ben  (Sbarafter  bcr  Jtunfi  aufgeboben 
bat,  ba§  man  ftd)  begnügt  bat,  natürliche  SBalbungen, 
S3erggegenben  u.  bat.  burd)  einige  ©dnge  unb  eine  Umfrie» 
bigung  jttm  ©arten  urnjuwanbeln.  —  Die  JCunftgdrt* 
neret  bat  t&  namentlich  mit  ber  SJereblung  ber  $ffan£en 
unb  mit  "ber  3ud)t  auStdnbifcber  ©ewddjfe  ju  thun,  unb  um 
biefe  m6glid)  ju  mad)en,  mugte  man  bte  einflüffe  be*  Jtfr 
maS  unb  ber  SBitterung  abjubalten  unb  ein  ben  ^ftanjen 
angcmeffencS  itlima  f ünfttich  berjufiellen  fudjen ,  ju  weld)cm 
3wecfe  man  Xreib^dufer  erbaute.    Tim  wettefien  ftnb, 
von  ihrem  riemiia)  gleicbmdgtgen  Seefltma  begünfHgt,  in 
ber  Äun^gd'rtnerei  bte  ä^olldnber  unb  Sngldnber.  Gincn 
»i{fenfcbaft(id)en  3wetf  verfolgt  bie  ^unfigdrtneret  in  ben 
botanifd)en  ©arten,  welche  gegenwärtig  bei  allen  Unu 
verftrrtten  jur  Jöenubung  bei  SSorlefungen  unb  überhaupt 
gur  Belehrung  angelegt  finb.    3ur  ServoQfommnung  ber 
©Innerei  haben  namentlid)  bie  ©artenbauoereinc  »iet 
beigetragen,  weiche  tljetis  aus  SRitgliebern  beliehen,  bie  felbfr 
erfahrene  ©ärmer  ftnb,   theil^  burd)  auSgefe^te  greife 
$Berfud)en  unb  SDcittbetüaigen  Seranlaffung  geben.  3u  bie> 
fen  ©efellfcbaften  gebiren  bie  engt  HcnticulturiU  soderj  (feit 
1805),  bie  f<bot.  Calttdonian  h«rticulttiral  sodety  (1809) ,  bie 
fton}.  Socktö*  d'horticuUnre  (feit  1827)  unb  ha«  Insülut 
iorticiil  (fett  1839),  ber  pomologifd)e  Serein  in  Zltcnburg 
(feit  1810),  bie  berliner  ©artenbaugefeUfcbaft  (feit  1822), 
ber  fBerein  glota  ju  Drrtben  (feit  1828),  bie  ©artenbaugt= 
fellfcbaft  in  $rauenborf  in  £3aiern  u.  a.,  w eiche  meifienä 
3(>tfcbriften  berauben ,  bie  le^te  j.  fQ.  bie  „2(Qgenteini 
beutfebe  ©artenjeirung'',  auch  Ausfüllungen  feltener,  neuci 
unb  befonbert  »orjüglieb  gejogener  9Jj!anjen  »eranfta^ten. 

(fascogne  ^ctßt  eine  Sanbfebaft  im  fübweflf.  granfr«ti| 
jwifd)en  ben  irrenden,  ber  ©aronne  unb  bem  Speere,  bte  bii 
jur  erfien  franj.  Revolution  einen  Xbeil  beS  ©eneralgomoerne? 
ment«  ©uoenne  au8mad)te.  Diefe  ^roeinj  beftebt  in  Ü)ren 
fübl.  ©rrid)e  au«  ©ebirgelanb  ber  f)prenden,  wo  öiebsuebt 
SBatb  t  unb  ©erghau  ^auptgcwerbejwctge  ber  Ginwobnet  finb 
ber  ganje  übrige  ^hcil  ift  ein  auegecchue»  Rlacblaub  unb  un 
ter  bem  tarnen  ber  ^aiben  ober  2anbe$  betannt,  bte 
größten  abetle  mit  5«abclbolj  ober  .^aibefraut  bebedt  finb  un 
»iele  große  2eid)e  unb  9Rordfie  haben.  3n  ben  ftmbe*  ifl  bi 
&ev6lfrrung  febr  bünn;  bie  einzelnen  ääobuutigen  liegen  bdu 
fig  einjeln  unb  febr  weit  »onemanber  entfernt.  Die  ©atkogne 
ftnb  wegen  ihre©  ftoljen  (iharaftere  unb  ihrer  2apfer?eit,  nid' 
mmber  jebod)  burd)  (Siteifeit,  2tuffd)tteiberei  unb  gtnvrUe 
b6d)fi  erg6feltd)e  Prahlerei  niebt  nur  ingranfreieb,  fonbmi  t 
c\m\  (Suropa  fprüd)wörtud)  geworben,  3ebe  Xuffd)ruibcri 
wirb  ©afconabe  genannt.    Sie  flammen  jum  iXbeii  oc 


unabbdngi^  unb  lebten  feitbem  unter  tbren  eignen  Surften  tsti 
©rafen,  btS  enblid)  ©.  bem  |>er}ogtbume  Aquitanien  einx>ci 
lewt  warp,  mtt  oem  ee  ipater  an  ote  Jvrone  sranmun  neu 


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Gase 


145 


Gase 


©Od«  ßnb  Suftorten,  toeld^e  fid)  von  ben  Ddmpftn 
(f.  Dampf)  baburd)  unterfd)eibtn,  bafi  fit  ftd)  nur  burd) 
einen  aufltrorbentlid)  (tarfen  Drutf  unb  burd)  einen  unge* 
mein  hoben  Adltegrab  in  tropfbare  glüffi^fftten  vcrwanbeln 
laffen.  ©dbrtnb  ©äffet  befanntlid)  bet  einer  #ifce  von 
bO"  SfL  ftebet,  b.  b.  {uftform  annimmt  (f.  Dampf)/  würben 
tiejmitten  tropfbaren  gltrfftgf eiten ,  auS  benen  ©afe  entflts 
beu,  fcpon  bei  fo  nitbrigen  Temperaturen  fteben,  wie  fte  webet 
natürlich  oorfommrn,  nod)  burd)  Äunfl  erjeugt  werben  fön; 
nen.  Die  unS  umgebenbe  Luft  ifl  ein  ©emifch  verfchi ebener 
©afe  unb  ©affcrbampfeS,  unb  wie  biefer  bei  einer  plöfclieben 
Sofublung  in  ©eftalt  von  Sropfen  (JKegen)  niebcrfdllt,  fo 
irürben  aud)  bie  ©aSarten  fict>  in  tropfbarer  ©efialt  auS  ibr 
nirberfc^lagen,  wenn  bie  Crfdltung  jemals  bis  ju  bem  erfo= 
terlicben  ©rabe  berabgtben  femnte.  Dag  aber  bie  ©afe  aud) 
bie  gdbigfeit  «"  fi*  tMflen,  in  tropfbarflüffige  unb  fogar 
ftftt  ÄÄrper  übtrjugeben,  ficht  man  barauS,  bafl  fit  ft'cf» 
rächt  nur  mit  glüffigfeiten  unb  feflen  Airpcrn,  fonbern  fo; 
gar  unttreinanber  ju  fejlen  Äörpcrn  unb  tropfbaren  gtüffiö- 
feiten  »erbinben;  fo  j-  33.  geben  2Bafferfioffga$  unb  Sauer* 
frcffgaS  jwei  ©afe,  bie  man  für  fiel)  bis  jefet  noch  burd)  feU 
ntn  aud)  nod)  fo  ftarfen  Drucf  r)at  umwanbeln  fonnen,  ju» 
fammen  SB  äff  er  (f.  b.). 

Scan  gewinnt  bte  ©afe  auf  ebemifebem  ©ege  auS  iljren 
XJerbinbungen  in  feflen  unb  flüffigeu  Äorpem,  unb  um  fie  bei 
ber  entflebung  jugleich  aufjufangen  unb  aufzubewahren,  bc: 
tient  man  fid)  emeS  fogenannten  ©aSentbtnbungS;  ober 
©aSentwicf  lung&apparateS.  3n  einem  geeigneten 
©efdjje  wirb  biejemge  3«rfe(jung  vorgenommen,  bei  welcher 
ta5  ®aB  fid)  bittet ;  bamit  baffclbe  aber  nicht  ohne  ©eitc> 
rcS  in  bte  Luft  entweicht  unb  tn  biefer  ftd)  ausbreite,  muß 
jfnrt  ©efdf»  ringsum  vtrftblojftn  fein  unb  nur  eine  einige 
iVünbung  ^abrn.  Diefe  ift  mit  einer  9?6brt  (Leitungsrohre, 
bei  Reinem  Apparaten  gewöhnlich  von  ©taS),  verbunben, 
wtldft  fcblangenförmig  gebogen  unb  mit  bem  einen  Cnbe  in 
bic  Öffnung  beS  <£ntbtutung$gefdfjeS  befefligt  ift,  mit  ber 
jnbem  in  ein  offenes  ©efäjj  (©anne)  reicht,  in  roclcbem 
fid)  SBafif«  (Spemvaffer)  beftnbtt.  3rgtnb  cm  flcincreS  Öe= 
fd§,  i-  SJ.  eine  ©laSglocfe,  ein  Gvlinber  ober  eine 
febe  (fRecipient)  wirb  nun  gleichfalls"  mit  ©affer  gefüllt, 
fammt  biffem  in  ber  ©anne  über  bem  offenen  6nbe  ber  LeU 
:jng*r6bre  umgejrürjt  unb  in  biefer  Lage  auf  geeignete  ©eife 
reiefrigt.  Da*  ©affer  wirb  bann  in  bem  JReciptenten  nid)t 
erabfallen.  So  wie  ftd)  abet  ©aS  im  CfntbinbungSgefäfie 
rntwicfelt,  gebt  tS  burd)  bie  2ettung9r6brt  bi8  unter  ben  JRe; 
dpienten  unb  fletgt  bi«  in  bem  ©affer  in  ©eflalt  »on  JBlafen 
nrrpoT.  Diefe  Sölafen  folgen  immer  fcbnellet  aufeinanbtt.  je 
irfer  bic  ©adbilbung  oor  fid)  gebt,  unb  fammeln  fid)  über 
Da«  €ptrm>afftr  im  JKccipienten,  biö  fte  enblid)  alle§  ©affer 
aa*  biefem  entfernt  unb  tr)n  ganj  mit  ©aä  erfüllt  baben,  ober 
:ts  fid)  fein  ©ai  mebr  entbinbet. 

3wti  ber  intereff;>nteflen  unb  wicbtigilen  ©afe  finb  bai 
cauerfioffga«  unb  baS  ©afferftoffgaö.  Stnt« 
-ud)t  einen  <pauptbcfianbtbeil  nicht  nur  btr  Suft,  fonbern 
ubabaupt  ber  meifien  natürlich  oorfomtuiiiben  @ubfiau)en  aud 
_nb  jebfr  SöerbrennungS=  unb  8ebenSproceß  ifl  nichts  ÄnbereS 
ulJ  ein  SUerbinben  mit  SauerfioffgaS ,  b.  b-  ohne  baffdbe  fanu 
n«ber  hgenb  ein  ©efd)6pf  leben,  noch  irgenb  eine  ©ubflanj 
entbrennen.  Da«  SBafferfioffgaS  bagegen  ift  felbfl  oerbrennlitb 
KMAeTfCjcns  >(tr.  II. 


unb  »erbinbet  fid)  mit  ©auerf!offga$  ju  ©affer,  b.  t).  allrt 
©affer  ifl  niebtd  weiter,  al6  t  erbrannt  ei  ©affer^offgaS.  Gin 
©emifd)  aus  beiben  ©aSarten  verpufft,  entjünbet ,  mit  grojjer 
©ewalt,  inbem  tine  f leine  SJfenqe  ©afTtr  entfleht;  lapi  man 
ti  aber  au$  einer  engen  SRünbung  fhomen  unb  entjünbet  c5 
vor  berfelben.  fo  gibt  ti  bie  febdrffre  Stamme,  bie  wir  ju  er« 
jeugen  vermögen,  welcher  feine  @ubjian)  ^u  wiberflebtn  ver> 
mag  unb  bit  fogar  unttr  ©afftr  fortbrennt.  Da6  ©afferfloff^ 
gad  fyit  überbieS  bie  Sig^entbumlichfeit,  bag  ti  viel  leichter 
alft  atmofphdrifd)e  Suft  ifl.  hierauf  beruht  bic  intertffante 
Xnwenbung  beffelben  jur  ^»erflellung  ber  Luftballone; 
(f.  b).  Den  Umftanb ,  bafj  baö  ©afferfioffgod  bureb  Lianna* 
febwamm  entjünbet  wirb,  bat  $rof.  Do  bete  iiier  gut  ^crfleU 
lung  feine*  %  e  u  e  r  j  e  u  g  8  (f.  b.)  benugt.  {Bei  bem  foges 
nannten  eleftrifchen  geuerjeuge  wirb  ©afferfloffgaS  burd) 
ben  cleftrifthen  gunfen  entjünbet.  Äußer  bem  ©afferftoff- 
gafe  gibt  eS  nod)  mehre  anbere  ©afe,  welche  brennbar  finb, 
unter  benen  baS  Jtoblenwaffetfloffgaö  baS  wid)tigfie 
ifl,  weil  man  tS  wegen  feiner  (gigcntbümlidjfeit,  mit  l;eU= 
leuebtenber  Stamme  ju  verbrennen,  gu  einer  bet  nüfelicbflen 
Grfinbungen,  ndmlid)  jut  ©aSbtltucbtung,  benuejt  bat. 

DaS  ÄobtenwafferfloffgaS  ift  eine  S3erbinbung  von  ©af> 
ferftoffgaS  unb  Aohlcnfloff ,  unb  je  nad)bem  tS  einen  gröpern 
ober  f leinern  Xntbtil  beS  ledern  enthalt,  unterfebeibet  man 
jwei  2(rten  beffelben:  äoblenwafferfioffgaS  im  Sllattmum 
(b.  i).  mit  bem  größten  XntbeÜ  von  Äobtcnftoff,  auch  blbiU 
benbeS  ©aS  genannt)  unb  JtoblenwafferftoffgaS  im  Mini- 
mum (b.  b.  mit  bem  fleinflen  Znt^eil  von  .Kohtenflnff ,  aud> 
Sumpfgas  ober  ©rubengaS  genannt,  weit  es  ftd)  in  rüm- 
pfen ober  ©teinf obtengruben  erjeugt).  Ttan  fanu  baS  Kob> 
ItnwafferfloffqaS  burd)  Söerfoblung  aller  tbierifchen  unb  aU 
ler  $fianjenftoff*  erhalten,  boch  bebient  man  Jch  jur  Streu 
tung  beffelben  mit  S3ortfaetl  entweber  ber  Steinfoble  unb 
»war  ber  ©chwarjfoble,  ober  nimmt  jlatt  berftlbtn  ^arj, 
Xhttr,       gttt  u.  bgl. 

Dit  Steint ohlcn  «erben  in  tiferne  cplinberf6nnigt  ©efdge 
(Retorten)  getban,  aus  bentn  eine  Leitungsrohre  baS  ©aS 
abführt,  uut>  bie  übrigens  burcbauS  luftbid)t  verfchlofftn  wer: 
ben.  Die  Retorten  werben  einem  heftigen  geuer  ausgefegt 
unb  fo  wie  fie  in  ©luü)  geratbrn,  entrvicfelt  fid)  baS  ©a5, 
jugleid)  bilbet  ftd)  aber  aud)  2heer,  ammoniafalifa)eS  ©affer 
(jundc^fl  in  Dampfform)  unb  febweflige  Sdure.  DJachtcm 
fid)  aQeS  ©aS  tntwicftlt  hat,  bleiben  in  btr  Stetorte  verfohlte 
Steinfohlen  (JtoafS)  jurücf,  bie  tin  vortrtfflicbtS  ^etjungS« 
material  geben,  ©itt  man  baS  Leuchtgas  aus  £)(,  Zbter  unb 
berat,  gewinnen,  fo  wirb  bit  Kttorte  mit  ÄoafS  obtr  j&\e$tU 
flüefen  gefüllt  unb  erbiet,  bis  fte  ju  glühtn  beginnt,  roab-- 
rtnb  baS  £t  langfam  barauf  tropft.  Dabei  wirb  tS  tn 
Dampf  umgewandelt  unb  jen'elit  ftcb  an  ben  i) eifjen  Slddjen 
btt  äiegelftucfe  u.  f.  w.  in  ©aS.  DaS  auS  ibl  getvonnene 
StuchtgaS  heftet  eine  größere  Leucbtfraft  unb  ifl  rtintr  unb 
geruchloftr  atS  baS  auS  ©teinfoblen  gewonnene,  ifl  aber 
aud)  foflbarer.  IBet  bem  Steinfohltngaft  finb  verfebie^ 
btne  8jorrid)tungrn  nötbig,  um  eS  ju  reinigen,  boch  bebient 
man  fid)  beffelben,  feiner  minbern  Äoflbarreit  wegen,  vor* 
jugSweife  bei  gröpern  ©aSbeleucbtungSanflalten. 

(Sin  vollfldnbiger  Apparat  jur  ©aSbeleucbtung  ifl  in  nad): 
flehenbtr  Äbbilbung  bargtflcüt,  ber  Ubtrficht  wegen  abet  nur 
ben  weftntlichfltn  Shtilen  nach.    0  (ItUt  ben  IDfen  vor, 

19 


Gase 


146 


Gase 


in  welkem  feie  mit  ©teinfobten  gefüllte  Retorte  R  Hegt 
H  ifj  ber  £eijraum,  um  bte  Retorte  in  ©tut  ju  bringen. 
3uS  ber  Retorte  füfert  bte  fieitungßribre  C  jundd&jl  in  eine 


SJortoge  A.  3n  ber  Regel  ftnb  mebre  Retorten  öorbanben, 
bie  auf  biefelbe  äBeife  rote  H  mit  bei  SJorlage  A  in  Serbin* 
bung  fielen.    Die  Rtyre  C  getjt  bann  aus  ber  Vorlage 


wieber  in  »crfcbiebenc  Reinigung$gefdj»e ,  in  benen  bie  fremb* 
artigen,  bem  (Safe  beigemengten  Stoffe  abaefä)ieben  werben. 
Die  (Sinricbtung  ber  Reinigung$a»»arate  ift  jiemlicb  complü 
rirt.  -IV an  bebient  ft'cf)  jur  Reinigung  »orjuglitb,  ber  Äalf; 
iui;cb,  einer  glufftßf ett ,  reelle  man  «Ii alt,  nenn  man  ge* 
lofdjtcu  Äalf  mit  bem  25fa$en  ©ewiebt  SEÖaffer  oetbunnt. 
3Iud)  läßt  man  baß  Gas"  fcuref)  feuchten  Äatf,  ber  auf 
»ergebenen  Sieben  liegt,  burebfheieben,  wie  b»«  bargefielit 
ift,  roetebe  2frt  mehre  ÄJunüge  namentlich  ba  bat,  wo  in  ber 
9?ähe  ber  ©aSapparate  ntebt  l;inlanglicb  SBaffer  oorbanben 
unb  n>o  e$  febroierig  ijr,  bie  febr  übelriechende  benufete  Äalfs 
milch  wegjufcbaffen.  B  fletlt  ben  ReinigungSapparat  bar. 
2£u$  B  gept  enblicb  bie  2eitung6r&bre  C  in  ben  ©afometer  S 
unb  au3  biefem  wirb  baS  ©a$  bureb  bie  R6bre  C,  weldje 
mit  einem  £abnc  K  »erfcbjießbar  ift,  nacb  bem  SDrte,  wo  eö 


oerbrennt,  geführt.  Der  ©afometer  beliebt  au«  jwet  aro= 
fien  ©efdfjen,  von  benen  baS  eine  etwa«  größere  mit  2öaf» 
fer  gefüllt  m,  wdbrenb  ba$  Heinere  umgefebrt  in  jene*  Qti 
ftürjt  ijr  unb  an  einer  JCette  bangt ,  welche  über  Roden  gebt 
unb  enblicb  mit  bem  ©ewiebte  s  ba$  innere  ©efdf»  fo  weit 
im  ©leicbgewicfct  erhält,  baß  baffetbe  nur  um  SBenigeo"  febree- 
rer  Ali  ba$  ©ewiebt  ift  unb  leicht  t>on  bem  unter  ihm  ft'ch 
fammelnben  ©afe  geboben  werben  fann.  Die  Sortlettung  beö 
©afe$  nacb  ben  »erfcbJebenen  IDrten,  wo  t$  au$  feinen  £>ff; 
nungen  ftromt  unb  oerbrannt  wirb,  gefebiebt  tureb  metallene 
Robren.  ©owie  nun  ber  ©afometerbecfel  allmdlig  herab: 
ftnft,  treibt  er  baS  ©aS  in  bie  Ribren  unb  e8  fWmt  enblirb 
auS  ben  Öffnungen  berfelben  mit  ©ewalt  aui.  2ßiU  man 
ba8  ©a$  abfebließen,  fo  braucht  man  nur  ben  <$abn  K  $u 
fließen.   SJon  ber  ©rojjartigfeit,  in  welcber  bie  ©adappa= 


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Gastein 


149 


Baufreiheit 


täte  aufgeführt  werben,  fönnen  bie  oorftebenben  Äbbilbun* 
gtn  einen  begriff  geben.  A  (redt  einen  IDfen  mit  00  JRe; 
torten  jut  ©ewtnnung  beS  ©afeS,  unb  B  einen  ©a$= 
iräuterungSapparat  bar. 

jDte  ©aSbeleucbtung  ift  in  ihrer  Änroenbung  im  ©rofjen 
eine  brutfebe  (Srfinbung,  inbem  ein  ©eutfeber,  9camenS 
©injet,  bet  in  (Snglanb  fid)  TL  ©infor  nannte,  bie  ©aS; 
unb  Jtoafgefeafcboft  in  Honbon  ftiftete,  bann  audb  in  granf: 
rrio)  bie  erfle  ©aScompagnie  errichtete  unb  1830  ftarb.  3n 
ßnglanb  würbe  bie  erfle  ©a8ftrafjenbeleu$tung  1810  ju  2on= 
bon  eingeführt;  gleich  jettig  fleüte  aber  auep  ber  $rofeffor 
Sampatiue»  in  Sfretbcrg  in  ©adjfen  JöeleucbJungSoerfucbe  in 
gr&fienn  SRajjftäbe  an. 

&astein,  ein  romcmtifcbcS  Tllpentbal  im  ©aljburgifeben, 
roelcbe«  beinahe  3000  %.  über  bem  SReereSfpieget  liegt  unb 
bureb  feine  ©otb»,  Silbers  unb  ffileibergwerfe,  burcp  feine 
<3cb6nbeit,  twrjüglicb  aber  bureb  feine  warmen  &ueDen  hu 
rübmt  ift,  welche  febon  in  ben-<tlteften  Seiten  als  Äeitquel» 
len  benufet  würben..  £>iefc  ßuetlen  entfpringen  in  bem  viel 
bober  gelegenen  ©Üb  hohe,  einer  f leinen  JDrtfcbaft,  wo  fte 
mit  einet  Temperatur  von  37 — 38° 8?.  ausfließen,  unb  »er« 
ben  tbeilS  hier,  naebbem  man  fie  bis  ju  etwa  28°  3?.  bat 
erfalten  laffert ,  tbeiß  (feit  1830)  in  bem  jwei  ©tunben  enfc 
femten  unb  tiefet  tiegenben  SRarftflecfen  ijof >®  aftein  jum 
Baten  benufet,  wob.  in  baS  ©affer  burch  fÄ obren  geleitet  wirb 
unb  je  nach  ber  ©itterung  mit  einer  Temperatur  von  27 
—33°  ».  in  bie  bottigen  Jöabehaufer  einfWmt.  5Da3  ©af* 
f«  biefet  £Uteuen  jeic^net  ftcb  bura)  feine  bobe  Temperatur 
unb  bureb  vorzügliche  Feinheit  auS,  unterfebeibet  ftcb  aber 
tureb  feine  cbemifchen  fBefianbrbeile  faß  gat  nicht  vom  rei* 
nen  £tueu*wa|fer.  SRan  meinte  fonft,  bap  e*  langfamer  «l« 
anbete«  »arme«  ©affer  erfalte,  welkes  fid^>  jeboeb  nicht  als 
richtig  beftatigt  bat  ©eine  ßeiltraft  bei  allen  Äranfbeiten, 
benen  eine  ©ebrodeburtg  beS  SebenSproceffeS  im  gangen  Or« 
ganiSmuS  ober  in  einzelnen  Tb, eilen  ju  ©runbe  liegt,  t|t 


bureb  ben  Grfofg  fo  erwiefen,  bap  jährlich  eine  SRenge  8ei* 
benber  nacb  ©.  reifen ,  um  t>ier  neue  SebenSfraft  ju  fachen. 
©.  gehört  überbieS  ju  ben  fa)6nften  SBabeorren,  unb  man 
ftnbet  bafelbft  auä)  ©tlegenbett  »ur  Elpenmolfencur,  fowie 
baS  warme  ©affer  ber  Öuetlen  felbff  auch  innerlich  enge* 
wenbet  wirb.  3m  Serlaufe  von  24  ©tunben  fefet  baS  ©af= 
fer  in  ben  Vertiefungen  einen  febängrünen,  bätinen  unb  von 
verfebiebenen  3 nfufionöt biereben  belebten  Überzug,  baS  fogci 
nannte  JBabemooS  ab,  welches  auch  au|er  ber  $8abe= 
jeit  bei  ©unten  unb  ©efebwüren  gebraucht  wirb.  £a8 
©ilbbab  liegt  in  einet  engen,  biebft  fomantifeben  SBerri- 
fa)lucbt  an  etnem  febönen,  270  hoben  ©afferfatle,  boefe  i(? 
bie  2 uff  hier  weniger  angenebm,  als  in  £>ef,  welches  in 
einem  febonen,  offenen,  eon  reijenben  Älpen  umfcbloffenen 
Tbate  liegt  unb  auf  baS  Sequemfie  eingerichtet  ift.  Unter 
ben  Sergen  jeiebnet  fieb  ber  unmittelbar  bei  $of  liegenbe 
7800  Jf.  höh«  ©amSfarfogel  auS. 

<PaBtfrfil)fU  ift  bie  patriarcbalifcbe  Tugenb,  naeb  wel« 
eher  bie  jrembeti  gafilich  aufgenommen  unb  gefebübj  werben 
unb  welche  namentlich  hei  SSolfern  gefunben  wirb,  unter  bc 
nen  ein  iegelma§iger  unb  häufiger  ÜBerFehr  mit  gremben 
nicht  ftattftnbet.  ®inb  in  einem  SBolfe  bie  gamilien  noch 
in  größerer  2lbgef*iebenbett  von  einanber,  getrennt  bureb 
unwegfame,  gefahrvolle  ©egenben,  in  bie  ftch  wenige 
9?eifenbe  verirren,  fommt  noch  feiten  ein  grember,  von 
©ifjbegierbe  getrieben,  ober  in  #anbelSintereffen  in  baS 
8anb,  fo  lehrt  tbeilS  bie  SRenfcbenliehe  ben  jDbbaebloftn  gaft» 
lieb  aufnehmen,  theilS  labet  baju  bie  iBegierbe  ein,  auS  fer* 
nen  ©egenben  »on  ihm  Jtunbe  einjujieben.  Die  ©afrfretbeit 
bei  teretmelt  unb  einfam  lebenben  SKenfchen  ift  fo  natürlich, 
ba§  wir  fie  nicht  nur  bei  ben  gepriefenen  unb  bewunberten 
jB6lfern  beS  BltertbumS,  fonbern  hei  aßen  »6lfern  finben, 
welche  nur  einigermaßen  gu  griffigen  3ntereffen  erwaebt 
ftnb.  3n  jenem  Wtertbume  lebte  bie  ©aftfreihett  auch  »w* 
tn  einer  3eit  fort,  wo  bie  B6lfer  fjon  eine  ©eifteSbil* 


Gasthäuser 

buitg  erreicht  Ratten,  welche  mit  «echt  noch  jefct  ein  ©e» 
genftont  unferer  {Bewunberung  ifl.  Die«  war  nur  biiburcb 
möglich,  baß  jene  SBölfer  06IÜ9  »ereinjelt  baflanben  unb  ein 
großartiger  Berfebr,  wie  gegenwärtig ,  noch  feineSweg«  flart* 
fanb.  Unter  unfern  SJerbdltniffen  ifl  bte  ©aftfreitjeit  nur 
in  fefjr  befchronftem  SRaße  möglich.  Der  gremben  ftnb  ju 
viele,  at«  baß  e«  auch  nur  möglich,  wäre,  alle  frei  tu  be* 
wirthen,  unb  aua)  ba«  Sntereffe  an  ben  grwnben  felbfl  ifl 
bura)  ben  aßfeitig  erleichterten  unb  belebten  Berfebr  febr  her» 
abgefegt.  Am  att«gebilbetflen  ifl  noch  bie  ©aßfreibeit  bei 
Den  söetennem  Des  moijammecannajen  wiauoene.  sosopurjuti 
ifl  noch  eine  ber  ^eiligficn  Pflichten  bei  ihnen  unb  ber  See« 
febr  in  ihren  gänbern  auch  noch  beiweitem  ntinber  lebenbig 
all  bei  un«.  Doch  finb  aua)  hier  jum  SEbeil  ©nrid)tun» 
gen  getroffen,  welche  bie  Ausübung  ber  ©aflfreiheit  au« 
bem  ©eboofe  ber  gamilie  herau«fe{}en  unb  babura)  bei  bem 
immer  fa)on  ju  großen  3ubrange  ber  gremben  erleichtert  ba« 
ben.  (SJergl.  £arat>anferat«).  {Bei  ben  Arabern  ifl  bie 
©aflfreibeit  noch  je$t  fo  fettig ,  baß  felbfl  ber  Sc  int,  fpriebt 
er  bie  ©aflfreibeit  an,  nichts  ju  furchten  hat»  fo  lange  et 
unter  bem  Dache  feine«  SBirth«  weilt  unb  baß  mit  bem 
gremben  alle  {ßefiötbümer,  fo  lange  er  weilt,  brüberliä)  ge« 
t  heilt  werben.  $at  ber  SBirth  felbfl  nicht  mehr  ju  (eben,  fo 
geht  er  mit  feinem  ©afle  jum  ndchflen  Machbar  unb  ftnbet 
hier  ebenfo  freunblitfcc  Aufrahme,  al«  er  gewahrte.  (Bei  et. 
nigen  rohen  »ölfern  geht  bie  ©aflfreiheit  fogar  fo  weit, 
baß  fie  fia)  glüeflich  fühlen,  wenn  ber  ©afl  ihre  grauen  al« 
feine  eignen  bebanbelt. 

'üu$  ber  ©aflfreibeit  entfleht  »on  fefbfl  bie©aflfreunb* 
fchaft,  wenn  ©afl  unb  SBirth  SBoblwotlen  jueinanber  ge* 
Winnen,  unb  bie  @a  jtgefa)enfe  beim  Abfa)ieb  ftnb  Set* 
ä)en  biefe«  SBohlwoUeit«  unb  foQen  baju  bienen,  auch  noch 
in  ber  gerne  ftch  be«  genoffenen  Umgang«  ju  erinnern.  ga« 
milien  ttattn  fo,  namentlich  im  grierb.  Alterthum,  einanber 
naher  unb  fchloffen  greunbfcbaftSbünbniffe,  bte  »on  5Bater 
auf  ©ohn  erbten.  Da  pflegte  man  wol  einen  {Ring  ju 
brechen  unb  bem  febeibenben  ©afle  bie  eine  £älfte  mitzuge- 
ben, bamit,  wenn  rinfl  fpiter  ein  ©ohn  ber  einen  gamü 
lie  bie  anbere  auffuebte,  er  an  ber  mitgebrachten  ^älfte 
be«  Siinge«  al«  ©afrfreunb  erfannt  werbe.  Der  oberfle 
@ott  ber  ©riechen,  3eu«,  fchü|te  felbfl  ba«  heilige  ©afl« 
recht  unb  erhielt  baher  ben  {Beinamen  be«  ©afllicben  (Je« 
nio«).  Die  ÜR»ü)e  erjagte,  baß  juweilen  ©Otter  felbfl  in 
menfchlicher  ©eflalt  bie  ©aflfreibeit  ber  2Renfa)en  in  Anfpruä) 
nahmen  unb  ©egen  bem  ®afllia>en,  Unfeaen  bem  Ungafh 
liä)en  fenbeten.  ©ne  eigne  ©nrid)rung  bei  ben  ©riechen 
war  ba«  3nfntut  ber  ©afrfreunbe,  welche  »on  einzelnen 
©rdbten  ernannt  würben,  ©ola)  ein  ©afrfreunb  (?>roreno8) 
würbe  vom  ®taatt  in  einer  fremben  ©tabt  ernannt  unb  er« 
hielt  bafür  mancherlei  ^rioilegien  unb  ©>ren,  um,  wie  etwa 
bei  un<  bte  Gonfuln,  bie  {Bürger  be«  ©taat«  in  ber  grembe 
ju  befa)üfcen. 

ÖOStljäiWfr  werben  im  ungemeinen  alle  Käufer  ge* 
nannt,  in  benen  man  ©peifen  unb  ©ettanfe  taufen  unb 
genießen  fann,  tn«befonbere  aoer  biejenigen,  welche  bie  obrig« 
reitlia)e  ©laubniß  haben*  grembt  für  ©etb  ju  beherbergen 
unb  u)nen  Aufenthalt  tu  geradhren.  Dura)  ben  legten  Um: 
franb  unterfcheiben  fta)  bte  ©aflhdufer  wn  ben  Äaffeehiu» 
fern,  »ierhaufern,  iBJeinhdufern,  ©peifehaufern  unb  ©ä)en* 


Ceastmühler 

len,  welche  feinen  gremben  iibtt  Stacht  behatten  burfert. 
Auf  bemSanbe  Reißen  bte  ©aflhdufer  oorjug«wetfe  SBirth«  = 
h<(ufer,  wdbrenb  fta)  bie  großem  in  ben  ©tdbten^otelS, 
^6fe  (®ajlh6fe)  nennen  unb  fleh  bureb  ©chilber  bemerflid) 
machen,  auf  benen  ber  9lame  eine«  gürflen,  £>rt«,  8anbe5, 
Xtytxt  u.  f.  w.  angegeben  ifl.  Die  beflcingerichteten  ©afl- 
haufer  ftnbet  man  tn  Deutfa)lanb,  in  ber  ©cbweij,  in  ©ig« 
lanb  unb  granfreich.  3n  ben  meiflen  beutfehen  Sdnbern  tfl 
bie  für  bie  9ceifenben  febt  »ortheilhafte  ©itte  eingeführt, 
baß  bie  SBirthe  obrigfeitlia)  bewilligte  Saren  ha&en  müffen, 
über  welche  fie  ihre  goberungen  nicht  flellen  bürfen. 

<5a8tmäb,lfr  gehörten  »on  jeher  tu  ben  8ieblmg«oer* 
gnügungen  gefelliger  «Kenfchen  unb  pnben  fto)  fefbfx  bei 
ben  untultiotrteflen  SB6lfern.    Die  Art  unb  SBeife,  toie 
fie  bei  ben  oerfchiebenen  Woltern  gehalten  werben,  gibt 
einen  {Beweis  ab  von  ber  ©tlturfhife,  auf  welcher  biefelben 
flehen  unb  »on  ihrem  6h«wfter.    Den  irbifchen  ©enuß  ju 
»ergeifHgen ,  baS  ÜJlahl  burch  freunbfchaftliche«  ©efpräq, 
burch  ©efana,  SRuftf,  wol  atta)  burch  ben  Anblicf  fünfl« 
lerifcher  Darflellungen  ju  würben,  finb  bie  ßweefe,  we(d>e 
©aflmcthler  erfüllen  follen.    Die  griech.  Stahle  zeichneten 
fid?  burch  ^citerfeit  unb  rei^enbe  Anorbnung  aus,  bie  r6m. 
tn  ber  frühem  3eit  bura>  ©nfachhett,  in  ber  fpatem  burefe 
öerfchwenbung  unb  eine  Üppigfeit,  »on  ber  man  jefet  fall 
feinen  {Begriff  mehr  hat-    Die  ©riechen  fcbniücften  bei  it>= 
ren  ©aflmdhlem  ^>aupt  unb  {Becher,  fowie  ben  ©aal  mir 
{Blumen,  namentlich  mit  Siofen;  ©efang  unb  heitere  Q<u- 
fprdaje,  oft  übe»'  bie  bdefeften  geifh'gen  3ntereffen,  gingen 
»on  2Runb  ju  SKunbe.  ©ei  ben  Körnern  famen  bie  üppi 
gen  ©afhnähler  auf,  a(S  bura>  bie  großen  ©oberungen  in 
Aften  ungeheure  ©crjäfje  ftch  bei  ihnen,  namentlich  in  rb* 
rer  ^>auptflabt,  häuften.   Sergeben«  furfjtc  man  burch  ®e* 
im  ber  einreißenden  ©chwelaerei  tu  fleuem.   Alle  f)rot>tn> 
jen  mußten  geeferbiffen  nach  Korn  fehiefen.  ©eefifche,  Pfauen 
unb  bgl.  waren  beliebte  ©peifen,  baneben  famen  aber  auch 
©erichte  vor,  benen  nur  bte  Jtoflbarfeit  SBerth  gab.  gür 
ungeheuere  ©ummen  faufte  man  ©ingoögel,  um  fic  u>te 
©chnepfen  auftufegen,  bereitete  ©peifen  au«  9lachrigallen« 
tungen,  löfle  foflbare  perlen  in  SBein  auf  unb  bgL  3Cn« 
fang«  tränt  man  in  {Rom  nur  ital.  SBeine,  bie  mit  SBAfftr 
verbünnt  würben,  unb  bie  griech.  SBeine  würben  auf 
ben  Sifcben  ber  (Reichen  nur  gefoflet;  fpciter  führte  man 
tiefe  in  folcher  SRenge  ein,  baß  fie  felbfl  an  ba«  S3olf  au<> 
geseilt  würben.  Um  fie  noch  föfllicher  ju  machen,  mifebte 
man  fie  mit  wohlriechenben  ©fenjen.    ©n  alte«  ®e\<b 
«erbot  ben  grauen  bei  2obe«flrafe,  SBein  ju  rrinfen,  aber 
Aitern anh  achtete  beffelbm,  unb  auch  bie  griech.  Sitte,  bie 
grauen  ju  ben  au«fchweifenbm  ©aflmahlera  nicht  junilaffen, 
hielten  bte  {Römer  nicht.    Da«  ©aflmabl  beflanb  au«  btei 
2Cbtheilungen,  bem  SBoreffen,  bei  welchem  nur  ©peifen  ge* 
reicht  würben,  bie  ben  Appetit  reiften,  bem  .paupteffen, 
welche«  au«  oielen  ©dngen  beflanb,  unb  ber  SRatbCoft  t>on 
grüchten  unb  ^oniggebaefenem.   S3ci  ber  3Rab($eit  Tag  man 
auf  ?)olflem  um  JKifche  berum.    ©eroöhnlich  waren  btei 
$olfler  um  einen  X\\d),  unb  auf  jebem  ^olfier  lagen  btei 
ober  oier  §)erfonen.    Die  gelabenen  ©äfle  brachten  betutt. 
noch  ungelabene  {Begleiter  (©chatten  genannt)  mit,  unb 
überbie«  fanben  ftch  aua)  noch  ©a)marofeer  (5)araftten)  ein, 
welche  burch  ©paße  ftch  angenehm  ju  machen  fuebten,  IBor 


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Gastrisch 


149 


Gauchos 


bet  Kadett  wufcfc  man  ftcb,  legte  bie  gujjbefleibung  ab 
■I  jog  ein  eigne«  ©ewanb  an.  gut  bie  JBefotgung  ber 
ixil  unb  bie  Verlegung  ber  ©peifen  waren  eigne  Dienet 
angefiellt  unb  bamit  ba«  JErinfen  regelmäßig  gepflegt  werbe, 
»urbe  ein  eigner  Siorflefjer  be«  ä^rinfen«  erwdblt.  liefet 
sefftmmte  bie  ©efe&e  be«  SErinfen*  unb  bie  J£oafle.  Da« 
cp<:fejhnroet  war  mit  »lumen  bcfheut,  aud)  bie  ©dfte 
btrcinjien  ftd)  unb  reoblriecbenbe  effenjen  würben  bureb 
Sitjren  uberall  t)'m  oerbreitet  unb  bie  ©Äffe  bamit  be* 
fcraigt  Sdnjer,  ©labiatoren,  9)offenreif}er,  ©dngec  er« 
aifeten  rodbrenb  be«  ©table«  bureb  t^re  Jtunfle.  ©0  au«» 
Klaffen  bie  ©affmdbler  ber  alten  auch  waten,  fp  war 
ü)te  Xnorbnung  ftet«  butcb  ben  Scbönbeitsfinn  gere* 
actt  SBit  bem  Untergänge  be«  9t6mertbum«  oetfcbwanb 
tiefet  unb  bie  ©aftmabje  ber  über  (Europa  einbterbenben 
ungebildeten  SJdlfet  jeiebneten  ftd)  nur  butcb  SJ6üetei  au«. 
Üfc  Kaffen  oon  ©peifen  unb  unmdfjige«  SErinfen  waten 
bie  {Kiuptfadbe.  Siefen  Gbarafter  behielten  bie  ©afhnäbler 
:-i  im  Mittelalter  unb  erfl  mit  ber  juetfi  am  ftanj.  £>ofe 
jufft-mmenben  Verfeinerung  ber  ©itten  fam  wieber  Biet» 
Gdjfeit  in  bie  gemeinfamen  9Rable.  SDie  mobammebanifeben 
ÜilUx  enrbalten  ftd)  be«  SBein«  unb  finb  baber  in  S3ejug 
auf  b«J  Srinfen  mäfig ,  beflo  unmäßiger  aber  aud)  in  ie> 
ber  ibnta  erlaubten  »efrtebigung  bet  ©innlicbfeit.  Die 
üjmrftn  jetebnen  fich  bei  ihren  ©aflmäblern  butcb  bie  un» 
Slaubltä)e  ©enge  unb  9Wannid)faltigfeit  ber  ©peifen  au«, 
ab«  ibr  pebanttfd)e«  SBefen  läßt  fic  ju  fetner  wabren  Jg>eU 
terfett  warnen. 

(6aßtri3ci)  bebeutet  fo  eiel  al«:  wa«  fieb  auf  ben  9Ha» 
«n  bejitbt,  oon  bem  gried).  SBorte  Güster,  bet  SWagen, 
iSaucb.  —  ©afltifcbe«  gieber  bejeid)net  eine  fteoer» 
bafte  Jtranfbeit  mit  oorroaltenbem  Seiben  be«  SRagen«  unb 
£arafana(«,  ba«  wieber  oon 'Änfammlung  gafirifeber  Unrtu 
nigletten  abbängt.  —  ©afttifd)e  Unreinigf eiten  wer» 
ben  Infammlungen  im  STOagen  unb  im  obern  Xtyilt  be« 
£armfanal5  genannt,  welcbe  bie  XSetbauung  erfebweren  unb 
ba*  Äügemeinbeftnben  ji6ren,  bi«  fie,  oft  bureb  gewaltfame 
2nffrengungen  ber  SRatur,  fortgefebafft  werben.  Detgletcben 
Xttfammlungen  befteben  tbeil«  au«  gjücfftänben  unoerbauter 
ÄabrungSmtttel  unb  anberer  unoerbaulicber  ©toffe,  tbeil5 
w$  ben  erjeugniffen  einer  nur  unooHfommen  t>on  flatten  ge* 
imben  »etbauung,  tbeil«  au«  ben  franfbaft  otränberten 
Earmfäften  fewft,  bie  fieb  mit  bem  ÜBagtn»  unb  Darm» 
abalte  uermifeben.  Diefe  oerfa)iebene  JBefcbaffenbeit  ber  ga* 
ürtfajen  Unreinigfeiten  bebingt  wieber  eine  tJerfcbiebenbeit 
ftanfbaften  3ufäu"t,  bie  in  gewiffen  gemeinfebafttieben 
Meinungen  übereintommen  unb  welche  in  ihrer  ©efammt» 
W  mit  ber  »enennung  „aafrrifcber  3uftanb"  bejeieb» 
M  »erben.  Derartige  (Srfcbeinungen  finb  jl  93.  bie  meift 
:erminberte,  juweilen  aber  auch  franfbaft  gejteigette  Gfjluft, 
•n  »ibernatürltcbe,  franfbaft  »eranberte  ©efrbmaef ,  ber  »et» 
üiebettartige  iBeleg  ber  äunge^  bie  manniebfarben  gmpfin» 
im  Unterleibe  unb  ibr  Berbältnifj  ju  ben  genoffenen 
£?eifen  unb  ©ettanfen,  bie  etwa  oorbanbenen  2tu«leerun» 
buta)  Crbrecben  unb  ©tubtgang  unb  bie  Jöefcbaffenbeit 
0  baburd)  ent]etrten  ©toffe. 

6au  hicj?  bei  ben  alten  german.  5B6lferfcbaftni  eine 
,  weiebe  ftcb  auf  ©ericbUwefen  unb  Ärieg«» 
Cifat  erja*b^  i*  ®v  bafj  ba«  üanb  ber©ueoen 


in  100  ©aue  getbeilt  war,  au«  beten  jebent  jäbtlicb  1000 
Ärieger  an«jogen.  Uli  bie  gtanfen  ©aUten  eroberten,  tbeil* 
ten  fic  auch  biefe«  in  ©aue.  33ei  ben  Deutfdjcn  hielten 
bie  ©augrafen  in  ben  ehuelnen  ©auen  im  tarnen  be« 
Jtaifer«  ©augetiebt  ober  ©aubing.  J)ie  Gintbeilunjj 
Deutfcblanb«  tn  ©auen  fommt  notb  in  ben  3eiten  ber  faebfc 
[eben  unb  falifeben  Äatfer  oor;  feit  bem  (Snbe  bcö  Vi.  Sabtb- 
tft  fie  aber  aUtnälig  «etfdjnuinbcn.  ©augraf  ober  ©ogtaf 
biefi  bei  ben  alten  ©aebfen  ein  oon  meßten  Crtfobaften  in 
Abwefenbeit  be«  otbentltchen  Stiebtet«  erwdblter  Siebter, 
weichet  übet  Diebe  unb  JRduber  entfebieb,  bie  bei  ber  SEbat 
ergriffen  wotbtn  waren,  unb  beffen  Slicbteramt  babet  nur 
»orübergebenb  war.  einige  ©egenben  fübten  noeb  jefet  ben 
Stamm  ber  ©auen,  wie  93rei«gau,  SRbehtgau,  ^>ennegau  unb 
anbere,  unb  in  Sliebetfaebfen  gibt  e«  noeb  ©obgraffebaften, 
welcbe  eigne,  ben  Ämtern  untttgeotbnete  JBorfleber  baben. 
©obgtafen  wetben  bafelbfi  aueb  bte  Äuffeber  über  bie 
2tderrnecbtc  auf  ben  gr6fiern  $acbtgütem  genannt. 

(r$aucl|06  (bie)  macben  einen  2iieii  bet  S3etoobnet  ber  wei» 
ten  Cbenen  ©ubamerifa«,  welcbe  ben  tarnen  ber 9ampa« 
(f.  b.)  fahret! ,  au«.  Die  S3ewobner  ber  »Pampa«,  jufammen 
borbfien«  brei  Millionen,  begehen  au«  jioei  gan)  »crfctjietoe» 
nen  ©tdmmen,  ben  alten,  rotben  Urbcwobnetn  ndmlicb, 
ober  3nbianern,  von  welcbcn  wenigfien«  bie  nicht  jum 
(Sbrifientbume  »efebrten  mit  ben  JBefennern  biefer  Religion 
oftmal«  blutigen  ©tteit  führen,  unb  ben  Xbfommlinaen 
ber  eingewanberten  ©panier,  welcbe  bie  ©tdbte  oerlaffen 
unb  fiep  auf  ba«  platte  Sanb  begeben  baben,  wo  fie  ftcb 
faft  au«fcblieflicb  mit  SSiehjucbt  befcbdftigen.  Diefe  Septem 
finb  bie  ©auebo«,  welcbe  ftcb  bureb  ibte  eigentbüm^ 
liebe  Seben«weife,  ©itten  unb  ©ebtduebe  von  allen  übri» 
gen  fpanifeben  jtreolen  auffaHenb  unterfebeiben.  De«  ©au- 
dio  SBobnung  tft  metftentbeil«  ein  in  ber  weiten  ebene 
etnfam  liegenbe«,  au«  erbmauem  befiebenbe«  £au«,  ba« 
nut  ein  einjige«  gtofit«  3tmmer  bilbet,  gewobnlicb  mit 
Siobr  gebeeft  unb  oft  bermafjen  mit  wibetlicben  Snfeften 
angefüOt  ifi,  bafj  bie  gamilie  im  ©ommer,  in  Deelen  ge» 
bullt,  unter  freiem  ^»immel  fcbldft.  S3om  Tinbau  be«  üaru 
be«  ifl,  mit  ÄuSnabme  etwa  einiaer  £luabratrutben  urbar 
gemaebten  S3oben«,  in  welcbem  SRelonen  ober  betgleicben 
gritebte  gejogen  werben,  feine  ©pur  »orbanben.  etwa« 
00m  SBobnbaufe  entfernt  befinbet  ftcb  gewöhnlich,  ber  @or> 
ral,  b.  b-  ti»  fr  eist  unb  er,  von  einem  erb  walle  um» 
fcbloffenet  glecf  Sanbe«,  in  welcbem  ju  gewiffen  3citen  be« 
3abte8  ba«  öieb  eingefcbloffen  witb;  aufjetbem  i|l  überall 
nur  einobe.  Der  ©auebo,  von  aQem  cioilifirten  Seben 
entfernt  unb  nur  feiten  einmal  mit  jemanb  Unterm,  al« 
feine«  ©leieben  in  fi3etübtung  fommenb,  dbnelt  in  feinem 
ganzen  SBefen  unb  iöe nehmen  feine«weg«  einem  eutopder; 
boeb  bat  et  »on  feinen  ©tammodtem,  ben  ©paniern,  bie 
©pracbe,  ben  ©tolj  unb  ben  ungebdnbtgten  9Rutb  ber 
entbcefer  %mcrifa«  beibehalten,  er  fennt  al«  .pirt  feinen 
£uru«  unb  feine  Sequemlicbfeit  be«  cioilifirttn  «ben«,  unb 
ifl  jugletcb  ber  (bdtigfte  unb  lebenbigfie,  wie  ber  rrägfte 
attet  Sfenfeben.  er  Idfjt  e«  ftcb  niebt  oeibrtefjcn ,  ganj< 
Sage  lang  einem  ©traufe,  au  Iben  >Pferbe  ober  Jaguar 
naajjujagen,  bat  er  abet  einmal  auf  feinem  ^ferbefopfge^ 
rippe,  ba«  ibm  bie  ©teQe  eine«  ©tu^le«  oertritt,  $lafc  ge» 
nommen .  fciinn  tlt  ntct)£&  HttUtPfltUP  ■   tbn  mm  ztiifticncti 


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Gauchos 


IM 


Gauchos 


»u  bewegen,  ©ein  #auptgefcbaft  i(l  bie  Abwartung  unb 
lüeforgung  btr  SJiebbeerben ;  fte  geben  h)m  SRilch,  SButter, 
Aife,  gletfcb,  worin  nebfl  äöranntwein  ober  $araguaotbee, 
feine  ganje  9Jabrung  befielt;  benn  S3rot  bot  er  nid^t,  »eil 
er  fem  ©ctreibe  baut,  ©emüfe  erficht  er  für  Äubfutter, 
unb  @alj  befommt  SDfancber  fein  geben  lang  nicht  ju  feben. 

Der  Sieirf>tljum  bei  $ampa8 SBewobnerS  beliebt  allein 
m  S3iebb.eerben,  beren  ©efammtjabl  (waS  wilb  umber- 
febwarmt,  nic^t  mitgerechnet)  man  auf  mebr  als  12  SDtiH. 
©tüd  Srnboieb,  3  SWitl.  9>ferbe  unb  eine  beträchtliche  An« 
jabj  Scbafe  oeranfcblagt;  eine  Annahme,  bie  niebt  ju  hoch 
fchetnt,  wenn  man  bebenft,  baß  allem  bie  Snglanber  in 
bem  einzigen  3abjre  1832  nicht  weniger  als  877,000  SRinbS» 
baute  unb  über  2,000,000  ©tücf  £6rner  auS  bem  einjigen 
Äafen  JBuenoS  AoreS  ausgeführt  ba&*n,  unb  baß  auch  in 
SBonteoibeo  ein  auSaebebnter  #anbel  mit  ben  genannten  Ar» 
tiftln  ftottfmbet.  ©njelne  begüterte  ©auchoS  galten  £eer> 


ben  wn  30  bis  70,000  ©tücf  SBieb,  unb  bat  manchem 
berfetben  »ugebirenbe  SBeibelanb  bat  einen  grißern  Umfang, 
als  manches  beutfebe  ober  itaL  gtitflentfjum. 
•  3ebe  auS  mehren  taufenb  @tücf  beßebenbe  geerbt  wirb 
in  Abtbcilungcn'gefonbett,  überweise  $ione$  ober  Un» 
terbirten  bie  Aufliebt  fuhren;  biefe  {leben  unter  einem  <5a« 
tapaj  ober  Cbcrbirten,  bem  baS  ©anje  untergeben  tft 
<2r  wohnt  in  ber  SÄitte  beS  ibm  angewiefenen  3BeibebU 
flrictS  unb  bat  in  ber  Stabe  feiner  SBoinmng  einen  gropen 
(Sorrat,  in  welchem  jährlich  einmal  bie  ganje  $rerbe  jufam* 
mengetrieben  wirb,  bamit  er  fte  bem  SBeftfcer  oorfübren  fann. 
2nie  ©auchoS  finb,  bis  auf  ben  legten  Hirtenjungen,  oon 
ber  frübeflen  3ugenb  an  immerwäbrenb  ju  $ferbe,  weS> 
balb  it>rc  23einc  inSgemein  febwaeb  unb  fnunm  finb,  fobaß 
ein  ©ang  ju  guß,  ber  übrigens  für  entwürbigenb  gilt, 
ibntn  in  ber  2>t  befcbwerlicb  fallt.  Die  Seit  oertreibt 
fich  ber  @aua)o  entweber  mit  ©uitarrenfpielen  unb  bem 


©efange  attfpaniföer  Sieber,  bie  ftet)  bureb  Strabition  bei 
ibnen  erhalten  haben,  ober  mit  bem  einfangen  wilber  $ferbe, 
mit  ber  fcigerjagb  (eS  werben  jährlich  mebr  als  2000  Tigerfelle 
ausgeführt),  ober  enblicb  mit  bem  Äartenfpiele,  baS  er  leU 
benfcbaftlieb  litbtj  benn  trifft  J.  Jö.  ein  ©auebo  unterwegs 
einige  ftlneS  ©leiten,  fo  fobert  er  fte  ju  einer  Partie  auf, 
bangt  ben  üaim»  feines  $>fcrbe$  über  ben  Arm,  jiebt  fein 
«Keffer  beroot  unb  fieeft  tS  biebt  neben  ftcb  in  bie  grbe, 
ieben  Augenblid  bereit,  ben  ©egner,  falls  er  unreblicb  fpie> 
len  füllte,  ju  burebbobren.  harten  tragt  3ebcr  ftets  bei 
ftcb,  unb  niebt  feiten  oerfpielt  <Siner  binnen  wenigen  ©tun« 
ben  feine  gange  ^>abe,  obne  jeboeb  ftcbtbar  in  üble  gaune 
ju  geratben,  SBte  bie  meiden  roben  8361  f  er  jtnb  auch  bie 
©aucboS  außerorbentlicb  gajrfrei,  empfangen  jeben  gremben 
aufS  äuoorfommenbfie  unb  tbcilen  unoerbreffen  Monate 
lang  oon  Dem  mit,  waS  fte  beji&en.  9He  bat  ftcb  ein 
©auebo  fo  tief  betabgewürbigt,  einem  Anbern©elb  ju  neb» 
nun,  allein  ber  (oefenben  SSerfuebung,  feinem  SRacbbar  ein 
bübfcbeS  {Roß  ju  fteblen,  fann  er  feiten  wiberfteben,  unb 
wenn  er  bereits  bunberte  von  $ferben  felbjt  befäße.  Diefe 
spferbcbtebfjüble  geben  oft  ju  ben  Wuttgften  Auftritten  S3er» 
anlaffung.   ©onjl  leben  fte  miteinanber  im  ^rieben,  abet 


in  häufigen  gehben  mit  ben  3nbiancrn,  welche  oftmals  ihre 
2Bobmmgett  uberfaUtn,  aöe  mamtltcben  ©auchoS  ermorben, 
unb  bie  SSciber  als  S3cutc  h>nwegführen.  3«  ber  neueften 
3cit  ftnb  ieboch  biefe  gebtot  feltencr  geworben. 

Außer  bem  £olcbe  unb  bem  ^euergercebre  bat  ber  ©auche 
jwei  in  feiner  geübten  ^anb  furchtbare  JBaffen,  ben  2a^o 
unb  bie  S3otaS.  £)er  £ac-o  ober  bie  öcbXmge  befielt  auS 
einem  ftiemengeflccbte  von  ungegerbter  ^>aut,  an  befftn 
Snbe  ein  eiferner  9iing  befefligt  tfl,  burch  welchen  eine  £einc 
läuft.  Der  Sletfer  nimmt  bie  (Schlinge  in  bie  rechte  $anb, 
unb  läßt  baS  «seil,  naebbem  er  bie  Schlinge  nach  einem 
©egenflanbe,  ben  er  fafi  nie  oerfehlt,  geworfen  tat.-'aQmä: 
lig  nach.  Der  SolaS  ober  kugeln  gibt  eS  jtoei  Arten. 
Die  erftere  beftebt  aus  brei  fleinen  IBeuteln  oon  to&tm  Sex 
ber,  welche  im  SBaffer  erweicht  unb  bann  mit  ©anb  ge^ 
füllt  werben.  Naebbem  man  fie  Ih  ber  Sonne  getxocfnet 
hat,  werben  biefe  fiSeutcl  ober  Jtugeln  fieinhart  unb  galten 
gewöhnlich  ein  $aar  3oQ  im  Durcbmeffer.  An  bie  Jtu- 
geln  werben  brei  $uß  lange  Stiemen  getnüpft,  beren  Snbcn 
burch  einen  .Knoten  miteinanber  oerbunben  werben.  Der  SKei- 
ter  faßt  eint  Öiola  in  biej^anb,  fchwingt  bie  bei  ben  anbern 
mit  aller  Äraft  über  bem  Jtopfe  unb  (aßt  fte  bann  leb. 


Gaukler 


151 


Gaumen 


Sie  meieren  kamt  in  beftänbig  freifenter  ©ewegung  ben 
(beqcnfianl? ,  welken  ber  Gaucho  jum  diele  genommen,  unb 
febhngen  fiefr  um  8eib  ob«  ©eine  beffelben  fo  fefl,  bafi  ber> 
fclbe  ju  ©oben  flürjt  unb  feine  ©eute  wirb.  3Die  jroeite 
Ixt  bec  JBola»  beftebt  auJ  einem  einigen,  mit  JBlei  au$» 
eegoffenen  Äkutel,  ber  in  Ähnlicher  SBetfe  gefdjleubert  wirb. 
£te  ©aud)oö  befennen  fieb.  jroar  jmn  Gbridcnthum,  boeb 
qlauben  bie  meiden  ba«  4?*'1  itjrer  Seele  febon  gerettet,  wenn 
ihre  ©ebeine  in  geweihte  6rbe  fommen,  roelcbrt  ju  bewerfe 
fteUigen  bie  ^eilige  Pflicht  ber  4>interlaffenen  ig. 

Viufur  ben  Birten  lebt  in  ben  ^amvaö  nodb  ein  (Schlag 
Senfeben,  benen  fclbft  bie  leichte  Arbeit  be-3  Bie&bütenS 
;u  liftig  ifl  unb  bie  ein  reined  Söagabonbenleben  fuhren. 
Sie  fteblen  Uferte  unb  Verfaufen  biefelben  meifi  nach  SJra« 
filien.  TLn  gebenSmitteln  fehlt  e6  nicht,  weil  bie  roilben  Jbeer* 
ien  jablreicb  ftnb.  ÜRebr  üB  einmal  haben  biefe  Üflenfdjen 
(ogar  SBetber  auä  ber  Jpauptftabt  JBueneS  2£i>reö  geraubt. 

Crnuhlrr  (3ongleurt)  ijt  bie  gewöhnliche  ©ejeichnung  aller 
rerjenigen  Jtünftler,  roeldpe  »ur  örg&^ung  eine*  jufdjauenben 
'Publicum«  groben  (Äunjiftucfe)  berounbernötvert&er  ©efebief.- 


lidblm  ober  ungewöhnlicher  Aorperitärre  ablegen.  ©ie  (tnb  ju 
unterfteibea  von  ben  £afd>enfpielern,  welche  rounberbare  Siöir* 
tunge»  burd;  einfache  fKirtel,  bie  fie  gefebitft  ju  verbergen  wif» 


fen,  hervorbringen,  fobafj  ihre  ©efehtef  licbfett  mehr  im  SEöufcben 
beruht,  wibrenb  ber  wirf  liehe  ©auf (er  eine  ungemeine  @e« 
wanbt&ett,  ©elenfigfett,  ©efcbicfiicbfeit  unb  Äraft  in  allen 
©liebern  heften  mu§.  ©oeb  nehmen  bie  ©auf ler  nicht  feiten 
auch  ju  a^fdjenfpielerf ünften  ihre  j-Juflucbt.  3u  ben  befannte» 
fren  ©auflerfunftdücferi  gehören  bie  oerfchiebenen  ©alanetr* 
Übungen  fowol  ber  febwerften  al3  ber  leicbtcden  ©egenftJnbe, 
baS  ©eiltanjen,  ba5  Äugelfpiel,  ba8  SÖerfen  von  Seffern  im 
Areife,  baS  cbjnefifcbe  ©ttoc&enfviel  u.  f.  ro.  Tim  berüt/mtefUn 
ftnb  von  jeher  bie  inbtfcben  ©auf (er  gewefen,  unb  in  ber  Xbat 
(elften  fie  fo  #u£erorbent(i$e$,  bafi  berßufebauer  faum  feinen 
Äugen  ju  trauen  wagt,  überbieä  oerbinben  ftcb  mit  ben  Äunft» 
[Kiefen  ber  ©aufler  in  3nbien  abergtäubifche  XJorfteUungen. 
Sion  einem  ber  berubmteften  inb.  ©aufler,  bem  ©rabmtnen 
©cbcfbal,  berichtet  ein  glaubwtirbiger  2fugenjeuge,  er  habe 
benfelben  fretfct/ivebenb  in  einer  ©teuung  gefeben,  wie  vorfte 
henbe  Äbbilbung  jeigt.  Äuf  einer  S3anf  ging  ein  Sambuirc-hr 
in  bie  $6be,  an  welches  ber  ©auf (er  ein  jufammengebrebteS 
©au 'Jen feil  befeftigt  hatte,  unb  nachbem  er  fidi  fünf  SRinu« 
ten  unter  einer  £ccfe  vorbereitet,  erfebien  er  febroebenb,  nur 
bie  ipanb  auf  ba$  gell  gelegt,  unb  blieb  behaglich  eine  halbe 
©tunbe  (ang  in  biefer  Stellung.  —  3ongleur§  biegen 
im  ?Ji ittelaller  bie  3n|humenti|ten,  rocld;e  bie  Xrouba» 
bour8  (f.  b.)  begleiteten  unb  bie  naebb«  ju  ^o|fenrei^ern 
würben,  in  bem  jte  mit  Weberben  bie  abgefungenen  Sieber  be* 
gleiteten,  ©ie  jogen  in  ©efeHfcbaften  berum  unb  genoffen 
mancherlei  S3orrecbte. 

@aumm  beißt  bie  obere  horizontal  gelegene  SBanb  ber 
iWunbhölile,  bie  vorn  unb  an  ben  Seiten  burd)  bie  3ahne 
unb  bie  ju  ihnen  gehörigen  3ahnf<5cher  ber  obern  Äinnlabe, 
hinten  bureb  ben  fogenannten  ©aumenvorbang,  baS  ©au; 
menfegel,  begrenjt  rotrb,  eine  am  bintern  6nbe  ber  9Runb* 
hohle  yerpenbiculdr  berabba*ngenbe,  häutige,  bewegliche  ©chei.- 
beroanb,  welche  ben  Gingang  in  bie  Äadbenboble  jum  Üheil 
verfcblieft.  ©iefe  obere  borijontale  Sßanbung  ber  3J?unb» 
b6b(e  wirb  burd)  bie  Bereinigung  ber  ©aumen:  unb  jDber: 
fieferfnodjen  ber  einen  ©ette  mit  benen  ber  entaegengefeftten 

Sebilbet,  unb  weil  fie  fonatr)  bauptfäd)li($  au6  jfcnocbenmajfe 
efteht,  }ur  Unterfd>eibung  von  ihrem  häutigen  Knbange, 
bem  ©aumenfegel  ober  weichen  ©aumen,  ju  weilen  auch  bar> 
ter  ©aumen  genannt  tiefer  harte  ©aumen  nun  ift  v6dig 
unbeweglich,  unb  von  ber  ©cbjrimbaut,  welche  bte  ganje 
SIRunbbohle  auSfleibet,  bier  jebod)  von  anberer  SSefdjaffen^ 
heit,  mehr  faferig  unb  lichter  gefärbt  ift,  überlegen.  Gr 
hat  einigen  Äntbeil  am  föet'cbmacf  unb  roefentlirjpen  Ginfluji 
auf  bie  JBilbung  einzelner  ©uebftaben  unb  SSorter,  fotoie 
er  rool  auch  bei  allen  aus  bem  SRunbe  fommenben  26nen 
überhaupt  alt  SJefonanjboben  bient.  Suroeilen  fommt  in 
golge  eine«  gebiert  ber  erften  ffiilbung  bie  Bereinigung  bei 
Anocben  brt  barten  ©aumen«  nur  ^um  Sbeil  ober  gar 
nicht  ju  ©tanbe,  unb  rt  ftnbet  bann  bie  meiflend  gleicbjeU 
tig  mit  ber  ^»afenfd)arte  (f.  b.)  vorfommenbe,  unter  bem 
Flamen  beS  SBolföradjeug  befannte  Iffieibilbung  flatt,  bei 
welcher  bie  SKunbs  unb  9cafenb6ble  unmittelbar  ineinanber 
übergeben.  Äucü  entfleben  juweilcn  in  golge  von  ©cr)ugi 
unb  anbern  SBunben,  fowie  burd)  ©efebtvürc,  welche  bie 
ÄnoebenmafTe  angreifen  unb  jerfl6ren  (namentlich  friphiliti- 
fd)e),  roibernatürlicbe  Öffnungen  in  bem  ©aumengeroölbe. 
^af;  eine  foldje  rvibernatürlid;e  £>ffnung  mit  wefentücben 


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Gaze 

Unbequcmlichfeiten  unb  Wacbtbcilen  »erbunben  fein  müffc, 
»crflebt  fuft  »on  felbfl.  SBeil  nämlich  ritt  großer  Äbei'.  ber 
rcn  ben  Hungen  ausgetriebenen  Suft  burch  bie  Mde  im 
©aumengewilbe  ^eroottritt,  f6nnen  Sperfonen,  bie  an  bem 
erwähnten  ©ebrecrjen  leiben,  feine  Raren  unb  gut  »erflänbs 
Itcben  Sine  hervorbringen,  unb  überbieS  wirb  [:cb  ein  Jhcit 
ber  9iabrung3mittel  burch,  biefe  £>ffnung  einen  2Beg  in  bie 
9lafenbib,(e  bahnen.  Um  birfen  Übelfldnben  abjubelfen,  bringt 
man  einen  fünftlicben  (Baumen  an,  ber  gewifmlich  au8 
einer  großen,  jur  SBerfcbließung  ber  in  bem  ©aumen  befinbs 
liefen  Öffnung  beflimmten  platte  »on  Piatina,  ©olb  ober 
©Über  begebt,  bie  mit  #ülfe  eines  finnreieben  SWecbaniSmu« 
feflgebalten  wirb. 

<$a}f,  ein  »on  bem  glor  (f.  b.)  nur  burch  bie  bebeu» 
tenbere  ©färfe  unb  ben  grißern  ttbflanb  ber  gaben  unters 
fcfcjebeneS  3eud>.  Die  Entfernung  ber  (Sinfcblagfäben  »on 
ben  Jtettcnfäben  bilbet  »icrerfige  nefcfirmige  Eugen.  Tic 
©aje  wirb  in  »erfebiebenen  SJluflern  unb  garben  auS  ©eite, 
SSaumrooHe  unb  ginnen  gemalt,  auch  t>at  man  gemifdjte 
©aje.  ©ne  befonbere  ©attung  ijl  ber  .Krepp  (f.  b.).  Die 
f<b&nflen  feibenen  ©ajen,  namentlich  auch  ©ajetudjee, 
fommen  auS  ben  franj.  gabrifen.  SJorjtiglicb  febon  ifi  auch 
bie  ital.  ©aje  au§  SSailanb,  glorenj,  JBologna,  unb  auch 
ou5  ßflinbien  unb  Gbina  wirb  feibene  ©aje  nach  Europa 
eingeführt-  Die  oflinb.  bat  meifl  golbene  unb  ftiberne  SBlu» 
men,  bie  c^inef.  ifi  meifi  bunt  gebrmft. 

(Schälk  ifi  bie  ©efommtbett  aller  »u  einem  ©ebäube 
geborigen  Saiten,  namentlich  ber  Dachftubl,  auf  welchem 
bie  3»cgel  u.  f.  w.,  mit  benen  ba§  Dach  gebeeft  ifi,  ruhen. 
3n£befonbcre  nennt  man  ©ebdlf  aber  auch  bae*  auf  beu 
©dulen  rubenbe  £auptgeftm«,  weicht«  au6  bem  Unterbauen 
ober  2lrebitra»,  bem  grieä  unb  bem  Äranj  befielt  unb  welche« 
etroa  ein  SBierrbeil  fo  bo#  als  bie  ©dulen  ift.  (©.  ©äule.) 

<&fber&f  beißt  jebe  Stellung  unb  ^Bewegung  be«  Jtir* 
per«  unb  feiner  einjelnen  Sbeile,  welche  einen  geroiffen  ©e» 
mütb«s  ober  ©eelenjujlanb  auSbrücft.  S3on  felbfl  äußern 
ft$  ©inneneinbrürfe,  welche  unmittelbar  auf  ben  Airoer 
roirfen,  in  gewijfen  Bewegungen  unb  ©tcQungen,  bie  ents 
weber  bie  junaebft  getroffenen  Übfile  felbfl  ober  anbere 
2beile,  welche  mit  ben  getroffenen  in  »ejiebung  flehen,  an» 
nebmen.  ©o  j.  SB.  nimmt  man  unwitlfürlicb  bie  .öanb  »or 
ba«  2luge,  wenn  aHjugreHe«  Sicht  auf  baffetbe  failt,  jiebt 
ben  geflogenen  guß  empor  u.  f.  w.  Änbere  ©eberben  finb 
mebr  »on  ber  geifligen  Sbdtigfeit  abhängig  unb  wdbrenb  bie 
rein  firperlid)  u'nnlt<b<n  ©eberben  mebr  ober  weniger  aud) 
ben  SEbiwfn  eijjen  finb,  fommen  biefe  aBein  bem  Sfeenfdjen 
ju.  »Jinige  biefer  feelenbaften  ©eberben  (wie  ba«  3ufams 
raenfcblageti  ber  £dnbe  alt  Seifall6bejeugung,  baö  Dürfen 
mit  bem  Äopfe,  namenttid)  mit  ben  Äugen  al«  JBejabung, 
fca*  ©Rütteln  be«  AaupteJ  jum  3«io>en  ber  »ernemung) 
feb einen  fo  febr  natürliche  2(udbrurfe  ju  fein,  baf  man  fie 
bei  allen  Siilfern  wiebeifinbit,  anbere  bdngen  (wie  bie  ©ej 
grußung^fbrmen  ber  »erfdjiebenen  S36lfer>  mit  bem  WoiH-. 
cbarafter  jufammen,  noct)  anbere  finb  rein  conoentioned 
(burtt)  Übereinfunft,  5.  S3.  (5rfennungSjeid>en  geheimer  ©e» 
fcllfcbaften,  religiifer  ©eften  u.  bgl.),  unb  nod)  anbere 
enblicb  finb  "Äusbrürfe  ber  3nbioibualttit  (j.  JB.  bie  über 
bie  «ruft  gefreujten  Zxmt  9la»oleon'J,  bie  auf  bem  dürfen 
rubenben  Ärme  ©iä>e'*  u.  f.  w.).  JBegen  be«  innigen  3u» 


Oettern 

fammenhangei,  in  welchem  alle  ©eberben,  mit  2fu8nal)me 
ber  rein  conbenttonellen,  mit  ber  geifligen  unb  firperlichen, 
bleibenben  ober  vorubergehenben  Stimmung  be5  wnfdhcn 
flehen,  ifi  ba8  ©tubium  berfelben,  butd)  welche«  jenem  3«* 
fammenhonge  nachgeforfcht  wirb,  hichfl  tntereffant,  unb 
wirb  namentlich  in  ber  ©chaufpielfunfl  »on  hob«  SBicbtiq; 
feit,  weil  hier  ber  3ufchauer  burch  bie  ©eberben  be«  Äün ft : 
l«rt  auf  ben  geifligen  unb  förderlichen  3uflanb,  welchen 
berfelbe  barflellt,  fchließen  muß.  3e  ewiliftrter  ber  3Renfd> 
ifi,  beflo  mehr  legt  er  für  gewihnltch  bie  natürlichen  ®e- 
berben  ab  unb  nimmt  bie  burch  ben  fogenannten  guten 
£on  beflimmten  allgemein  gültigen  unb  nur  conventto: 
neu  ort  ©eberben  an.  9lur  im  3uflanbe  leibenfehaftlicher  Gr- 
regtheit  wirb  bie  burch  bie  äußerliche  JBiicung  angetbanc 
geffel  gefprengt  unb  ber  SRenfch  überldßt  ftdc)  frei  ben  neu 
türlichen  ©eberben.  2>ahrr  ifi  ein  aUjulebhafte«  ©ebertxm-- 
piel  nicht  anfldnbig,  benn  bie  ©efelltgfeit  föbert,  baf  n>tr 
m  Umgang  mit  Atibern  unfere  £eibenfchaft,  S ritte,  (&& 
'üble  ju  bejdhmen  unb  ju  oerbergen  wiffen,  bamit  fte  nicht 
lirenb  einwirken.  Zxn  mannichfachflen  beweglich  von  alten 
Xheilfn  be«  menfehlichen  Äirper«  ifi  ba«  ©ejtcht,  bah«  f«<h 
auch  in  biefem  bie  meiflen  ©eberben  barflederu.  Sorjug«» 
weife  nennt  man  bie  im  ©eficht  auftretenben  ©eberben 
Lienen.  3ugleich  finb  bie  Lienen  bie  feelenooQflen  uns 
ter  allen  ©eberben,  weil  ba«  ©efiebt  ber  oollenbenie  3Cu«s 
brurf  ber  ©Seele  ifi.  9la4  bem  ©eftchte  brüefen  ftd)  bie 
meiflen  ©eberben  in  ben  leicbt  unb  mannigfach  beweglichen 
^dnben  unb  Xrmen  au§.  vRan  theilt  bie  ©eberben  auch 
nach  bem  Umflanbe  ein,  baß  einige  fid)  im  rubenben,  ans 
bere  im  bewegten  Äirper  barflellen,  inbem  man  jene  al« 
Zttituben,  ©tettungen,  biefe  al«  ©efliculationen  be-- 
jeichnet.  Da  bie  ©eberben  2Cuöbrürfe  be«  in  ber  ©Seele 
SJorgcbfnben  pnb,  fo  rebet  man  »on  einer  ©eberbens 
fpracbe,  unb  man  fann  fagen.  baß  fte  bie  unmittelbatfle 
©pradje  fei,  benn  wenn  baö  $erj  noch  feine  «Borte,  feine 
(Smpfmbungen  lautwerben  ju  laffen ,  gefunben  hat,  brüefen 
ftd?  biefelben  fAon  ungefueöt  in  ben  ©eberben  M  ®enfdbc:i 
au«.  Die  ©eftchtSfprache  hat  man,  namentlich  infofem  fie 
alö  SBifTcnfcbaft  ober  JCunfl  ^ubirt  unb  getrieben  wirb,  9Xis 
mif  (f.  b.)  genannt,  fowiebie  Äunfl,  auch  obneSBorte  burch 
©eberben  ©eelenjufldnbe  ju  fchilbern,  9>antomimtf  (f. 
Pantomimen)  h«|t- 

Sebent  ober  Warfen  finb  ein  »on  ben  alten  Werfern 
abflammenber  S3olfSflamm,  welcher  noch  an  ber  alten ,  oon 
äoroafler  (f.b.)  geflifteten,  in  bem  h eilig tn JBuche  7,3enb^ 
Äoefla"  niebergelegten  9leligion  feilbdlt.  ©te  wohnen  in  ber 
perf.  ^rovinj  German  unb  in  ber  inb.  $ro»inj  ©ujurate. 
Den  tarnen  ©ebern,  ber  „Ungläubige"  bebeutet,  haben 
ihnen  bie  ÜRobamnubaner  gegeben,  welche  fte  heftig  werfe» i- 
gen.  ©ie  felbfl  nennen  ftch  Sehbin,  b.  h.  „Rechts  ober 
©utgläubige".  y*xt  Religion  ifi  geueranbetung,  inbem  it). 
nen  baS  Sicht,  geuer,  al«  CueU  alle«  ©uten  erfdiei nt  unb 
fte  bie  ©ottheit  felbfl  in  bem  heiligen  geuer  anbeten,  ba« 
in  eignen  Sempein  gepflegt  wirb.  Zucb  bie  Planeten  eh 
ren  fte  al«  mächtige  ©eifler.  Die  ©ebern  firib  »on  mittlerer 
©riße,  eb(em2Bucb$  unb  regelmäßiger  ©eftchtSbilbung.  Sine 
gebogene  9iafe,  <>n  fleiner  SÖlunb,  fchwarje,  lebhafte  Xugcn 
unb  ein  fdjwaner,  forgfdltig  gepflegter  JBart  finb  h)re  ö>a. 
rafteriflifdhen  etgenthümlichfeiten.   Die  grauen  jetchnen  fidi 


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Gebet 

bcfonbttS  fcurch  «Schönheit  auä.  3bt  SBefen  i|l  frcunblicb, 
unb  fanft,  auch  fmb  fic  roobltbdrig  unb  rcblicb,  <5ie  befcbäf» 
tigen  fich  toorjüglidj  mit  aderbau  unb  #anbel,  finb  treffe 
litt«  ©chiffSjirnmerleute  unb  erwerben  nidit  feiten  ein  bebau 
tenbeS  SÖermögen.  SKcrf  würbig  ift  ihre  Sitte,  bie  Stötten 
auf  ben  ©egrdbnißpldfeen  offen  bin^ufleHen  unb  fo  ber 
Sitterung  unb  benj  SBilbe  preis  jugeben.  Der  unreine  Cctd>- 
nun  foQ  bie  reine  6rbe  nid)t  bcfleden. 

9(b<t/  (Erhebung  be-3  £erjenä  in  Xnbacbt  ju  ©Ott, 
tri  öerj  mag  fein  ©efübl  nun  in  2Borten  auSfpredjen  (lau= 

.i  ©ebet;,  ober  e$  mag  feine  ÜBorte  für  baffelbe  finben 

ftummeS  ©ebet),  welches  Untere  ftetS  ber  gaü"  fein  roirb, 
nenn  bie  JBewegung  beS  ©emüt&S  aUuimdcbtig  iß.  Der 
:!u§en  gefebriebener  unb  gebruefter  ©ebete  ift  fein  anbetet 
iß  ber,  biiy  bem  Crange  beS  ©cfürjl6  SBorte  bargeboten 
«erben ,  wenn  e$  felbft  ju  mächtig  aufgeregt  ift,  um  in  fid) 
:iefelben  ju  finben.  3u  gleichem  3wecre  pflegt  man  Aran* 
Ten,  befonberS  <3terbenben,  wol  au*  oorjubeten.  DaS  #etj 
ftnbet  eine  {Beruhigung  in  bem  2Borte,  wenn  es  feine  tief' 
ften  ©cfübjc  auSjubrücfen  vermag,  #ierin  liegt  ein  Zhcil 
ber  befetigenben  Äraft  bei  ©ebetS;  am  fräftigfien  wirft  aber 
baS  ©ebet  auf  ben  QRenfcfcen  bureb  baS  mit  bemfe(ben  in 
unumftößlieher  ©ewißbeit  wachwerbenbe  ©efübl,  baß,  wie 
wenig  ber  enbltdjc  Verfbnb  eud)  bie  ©egenwart  ©otteS 
inne  wirb,  boch  ber  fiebenbe,  weife,  mächtige  Vater  e$ 
tjt,  ber  alle  unfere  ©chicffale  lenft  unb  jebeS  geib  wie  iebe 
jreube  »u  unferm  wahren  fBeften,  als  Littel  gu  unferer 
cteifligen  Crruetjung,  jur  ffiottäbnlicbfeit  und  fenbet.  Der 
iDfenfcb  foD  beten  m  allen  Sagen  feine  &  geben«,  benn  er  flct>t 
ftett  in  bet  $anb  ©otteS,  unb  ber  gute  unb  frommt  SfJtenfd) 
wirb  beten,  weil  er  nichts  Roheres,  fein  reineres,  itjn  felbjt 
bo&er  e^renbrt  Vergnügen  fennt,  aB  ben  fteten  Umgang 
mit  ®ott  DeS  frommen  SRenfdjen  ganjeS  geben  ift  ©es 
bet,  infofern  ihn  ber  ©ebanfe  ©otteS  niemals  oerlaßt;  aW 
fein  Streben  ift,  baß  er  in  ©ott  unb  ©Ott  in  ihm  lebe.  Q?S 
gibt  feine  Religion  ebne  ©ebet ,  benn  baburtt)  allein  bat  ber 
Genfer)  {Religion,  bafj  er  in  2Baf>rt)eit  göttlichen  ©ef<*lecbtS 
unb  ihm  baber  ber  Umgang  mit  ©ott  fjöcbfteS  JBebürfniß  ift. 
Äfc$t  Ctenb  unb  ©cbwadje  füllen  ben  tüchtigen  2Renfcf)en 
jum  ©ebet,  fonbem  baS  ©efübl  feiner  eignen  bellen 
ÜSürbe,  welcbeö  er  im  Umgange  mit  ©Ott  ftnbet  unb 
ohne  baö  er  nichts  ift.  SBie  bie  cbriftliche  Sieligion  bie  fRu 
Itgion  ber  SBabrbeit  ift,  fo  bat  fie  auch  juerjt  baS  redite 
unb  wahre  ©ebet  gelehrt.  ,,©o  itjt  in  meinem  tarnen  betet, 
n  extet  ihr  @rhörung  finben",  leb«  GbjriftuS,  b.  h.  fo  ihr 
als  ©ot)n  tum  Vater,  als  ©eift  jum  ©eifie  rebet.  DaS 
•9ebet  bei  SftunbeS,  wenn  nicht  baS  Sptri  babei  ift,  bot 

ar  feinen  JSBertb.,  ift  überhaupt  nur  fduünbar  ©ebet,  benn 
nur  baS  Jg>crj  fann  beten.  £)a$  cbrijtlichc  ©ebet  barf  fer= 
ner  ni(t)t  mit  Xngft  gefebeben,  fonbem  cS  muß  eine  freie 
Hebung  be3  «^crjenS  fein,  benn  ©ett  will  nidjt  Jlnecbte, 

:n6ern  Äinber;  ein  finblicbeä  ^>erj  aber  fennt  feine  Pflicht, 
bie  ei  au5  Surdjt  tbut,  fonbem  ber  ©runb  all  feines  {»an: 
teort  ift  bie  Siebe.  Daher  oerwirft  bie  djriftlicfje  Jtircfje  bie 
»mg^lic^en  ©ebetsübungen,  welche  nichtebrifiliche  936(fer, 
3 üben  unb  S?obarmnebaner,  nach  bengebren  iijrcr  JHeligion 
regeunÄfjig  abhatten  muffen.  3)a3  ©ebet  bat  feine  Straft 
nai)  aufen,  fonbem  feine  SRadbt  ift  rein  innerlich,  baber 


OeblAse 

fcfyafft  eS  feine  Äußerliche  ©ereebtigfeit  »ot  ©ott,  fonbern 
macht  in  ber  S3mft  beS  5D?cnfchen  nur  baS  ©efübl  ber  ibn 
aufnebmenben  ©nabe  ©otteS  lebenbig. 

(&f b läßt  finb  im  Allgemeinen  Vorrichtungen,  um  £uft« 
arten  mit  meb.r  ober  weniger  ©ewalt  }um  2(uSftr&men  au« 
einer  £R6bre  (Düfe  ober  Deupe)  ju  bringen.  2)er3wecf 
berfelben  ift  ftetS,  einen  lebhaften  xierbrennungSproceß  ;u 
bewerfjtelligen.  S3ei  ben  ©ebüifen,  beren  fieb  oorjugSweife 
bie  <g)uttenleute  bei  ben  ©cbmeljarbeiten  im  ©rofjen  bebie^ 
nen,  wirb  ftetS  atmofp(Kirifd)e  guft  (SSinb)  in  ein  bereits 
brennenbeS  geuer  geblafen,  unb  bie  SBirfung  tiefer  guft  be; 
ru&t  auf  bem  in  ibr  entljaltenen  ©auerftoffgafe,  welches, 
inbem  ei  reichlich,  jugefubrt  wirb,  eine  lebhafte  Verbrennung 
bewirft.  (Sgl.  ©aS).  £tS  einfaebfte  t erartige  ©eblafe 
tfi  ber  befannte  Sölafebalg,  beffen  man  firf?  tm  füttert- 
wefen,  wegen  feineS  fortwaprenb  nur  ftoßweife  fommen^ 
ben  9BinbeS,  feiten  bebient,  ber  aber  namentlich  in  Scbmicbc; 
werfftdtten  allgemein  angewenbet  wirb.  <&x  be fteht  auS  }wet 
jugefpitjten  Brettern,  welche  vom  in  bie  £)ufe  ausgeben 
unb  von  benen  fieb  baS  eine  in  einem  Gbarnier  bewegt. 
Übrigens  finb  beibe  SBreter  burrh  ein  weites  geber  oerburu 
ben,  fo  bafj  man  fie  ooneinanber  entfernen  unb  einanber 
nähern  fann.  @nblicb  befmbet  fich  in  bem  einen  Sret  ein 
nad^  3nnen  fieb  6ffnenbeS  Älapoenoentil.  (©.  öentil.) 
©perrt  man  nun  bie  Sreter  ooneinanber,  fo  würbe  imSn» 
nem  bcS  äSalgeS  ein  leerer  Kaum  mtfteben,  wenn  nicht 
alSbalb  burch,  ben  atmofpbdrifcben  Drucf  (f.  DunßfreiS) 
guft  burd)  baS  Ventil  eingetrieben  würbe.  Nähert  man 
hierauf  bie  IBreter  wieber  einanber,  fo  wirb  ber  SBinb  burd? 
bie  £üfe  ausgetrieben.  Sftan  f?at  jroei-  unb  breifadje  Jöla; 
febdlge,  beren  man  fich  ber  ununterbrochenem  SSirfung  roe; 
gen  bebient.  —  Sei  ben  b6l}ernen  @d(gen  ober  S3alg: 
gebldfen  finb  ein  hölzerner  Äaften  unb  ein  in  biefem  be- 
finblicheS  Sret  fo  mit  einanber  oerbunben,  baß  bureb  bie  23  c = 
wegung  beS  einen  ober  bei  anbern  bie  üuft  beS  Äaftenä  auS: 
getrieben  wirb.  Die  atmofpt)drifd}e  guft  wirb  ebenfalls  buret) 
ein  nach  3nnen  fich  öffnenbeS  Ventil  eingelaffen.  —  (Sine 
abweichenbe  (Einrichtung  haben  bie  boljernen  jtaftenges 
bldfe  unb  bie  eifernen  (Solinbergebldfr.  S3ei  biefen 
wirb  bie  guft  auS  einem  Äaftcn  ober  Golinber,  in  ben  fie 
burd;  eine  Öeitenoffhung  tritt,  mittels  eines  auf;  unb  nie- 
bergebenben  JtolbenS  ausgetrieben,  ©ebt  nämlich  ber  Aolben 
luftbiebt  herab,  fo  treibt  er  bie  guft  oor  fich  ber,  bie  fich 
nun  burd)  eine  Äöbre  ergießt,  bis  fie  jur  Düfe  auSfirömt. 
SJcan  überfiebt  leicht,  wie  (ich  ein  foidjcr  Ii  über  auch  mit 
boppelter  SBirfung  einrichten  Idßt.  3ft  nämlich  baS  obere 
Grube  beffelben  ebenfalls  oerfcbloffen,  fobaß  bureb  ben  Decfel 
nur  bie  Äolbenftange  luftbiebt  binburchgeht ,  fo  muß  ber 
Aolben  beim  Aufftetgen  bie  guft  wieber  oor  fich  her  unb  in 
ein  oben  angebrachtes  Süobx  treiben.  —  DaS  »aaberfehe 
©e bldfe  i|t  ebenfo  eingerichtet,  wie  ber  unter  ©aS  (f.  b.) 
befchriebene  ©aforneter,  nur  baß  ftatt  beS  SafjerftoffgafeS  aU 
mofpbdrifche  guft  ein-  unb  austritt.  —  (Stne  leid)t  benu; 
ftellenbe  Ginrichtung  bat  baS  Zonurngebldfe,  baS  aber 
wenig  SBinb  mit  geringer  Äraft  gibt.  @S  beruht  im  XDgemei: 
nen  barauf,  baß  Sonnen,  welche  in  wen  big  eine  ©cheibe> 
wanb  haben,  bie  auf  ber  einen  Seite  niqft  gang  bis  jur 
SBanb  reicht,  fo  aufgehdngt  werben,  baß  fie  ftd;  um  eine 


153 


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1&4 


Gebort 


mitten  bureh  ihre  ganje  Sänge  gebenbe  *W  bin  imb  her 
bewegen.  JDie  Sonne  wirb  jur  #dlfte  mit  SBaffer  angefüllt, 
unb  inbem  biefeS  bei  ber  Bewegung  ber  Sonne  bin»  unb 

»gebt,  treibt  eS  bie  fctft  »or  für)  her.    Stoffenbe  Bentile 
b  angebracht,  um  bie  ?uft  »ot  bem  SBaffer  auSjutoffen 
unb  Gintec  bemfetten  einiulaffen.  —  DaS  SBaffertrom* 
melg  ebldfe  bejtcht  in  einer  langen  £Röbre,  in  treibe  oben 
SBaffer  einfdllt.   3n  ber  3?öbre  finb  Öffnungen  angebracht, 
bureb  welche  8uft  bringt  unb  fiä)  mit  bem  berabfaQenben 
SBaffer  oermengt,  mit  bem  fte  bann  in  einem  Äaften  (bie 
SrommeO  auf  ein  Bret  ober  einen  Stein  fällt,  hierbei 
trennt  ftcb  aber  Suft  unb  SBaffer,  jene  tritt  über  biefe*  unb 
wirb  bureb  baffelbe,  inbem  eS  ficr)  anbduft  unb  ablduft,  burch 
eine  «obre  aufgetrieben.  —  Ähnlich  ift  baS  »on  -t>cnfct>et 
erfunbene  Äett  eng  ebldfe.   über  ein  9?ab  gebt  eine  Äette 
obne  Gnbe,  welche  in  regelmäßigen  Äbffänben  Älappen 
bat.    Äuf  ber  einen  ©eite  ber  in  eiförmiger  Knie  b*wb* 
bdngenben  Äette  ift  eine  weite,  »on  eifernen  G»ltnbern  gt» 
bilbete,  nach  ber  gorm  ber  Äettentinie  getrimmte  JR6r)tc, 
fcureb  welche  bie  Äette  mit  ben  .Klappen  fo  binburebgebt, 
bafj  bie  Älappen  genau  bie  $öblung  ber  8löbre  auSfuU 
len.  3ugleicb  ergießt  ftcb  SBaffer  in  bie  Scöbre,  fdü"t  auf 
bie  erfte  Ä läppe,  brudrt  tiefe  herab,  fdHt  bann  auf  bie 
jweite  .Klappe,  trieft  aueb  tiefe  herab  u.  f.  f.,  fo  baß,  wie 
man  überfiel,  in  ber  9l6bre  tbeilS  SBaffer,  tbeil*  «uft 
enthalten  ift,  benn  wie  ba*  SBaffer  auf  eine  Älappe  trieft, 
nimmt  biefelbe  unter  fich  eine  Guantitdt  guft  mit  berab. 
Unter  ber  flt&tjre  ift  ein  ©efdß,  in  bem  fid)  SBaffer  unb 
£uft  fonbem  unb  au*  bem  biefe  turrb  jene*  aufgetrieben 
wirb.  —  Bon  bemfe(ben  Crftnber  tft  entlief)  bat  SBaffer' 
fdulengebläfe.  ©ei  biefem  flet>t  eine  Sceibe  »on  gußetfer* 
nen  Gfllinbern  fibereinanber,  welche  bureb  »oben  unb  Ben* 
tile  fo  »oneinanber  geftr)ieben  finb,  baß  ba*  von  oben  ein« 
lauf enbe  SBaffer  nicht  turef)  alle  jugleicb  binbureh  fann,  fotu 
tern  inbem  e*  au*  bem  1.,  3.,  5.  Gelinter  in  ben  2., 
4.,  6.  tritt,  iene  leer  macht,  wobei  8uft  in  fie  tritt,  unb 
aus  biefen  bureb.  geeignete  Öffnungen  bie  Shtft  austreibt, 
welche  nach  ber  gemeinschaftlichen  Duft  gebt.   Äße  ©ebldfe, 
mit  7t  i:  I  nah  nie  ber  jule|t  genannten,  leiten  an  bem  Übel: 
ftanbe,  baß  ber  SBinb  nur  jtoßweife  auSfhömt.    Um  einen 
anbaltenben  SJuftfhom  ju  erbalten,  werben  baber  gewöhnlich 
eigene  Borrichtungen,  fegenannte  Siegulatoren,  angebracht, 
©ie  finb  ©efdß  e,  in  benen  ftcb  bie  oerttebtete  üuft  aud  ben 
»erfebiebenen  Äbtbeilungen  eines  ©ebläfeS  fammelL  —  Da 
man  mit  bereit*  erwdrmter  ©ebldfeluft  eine  beftimmte  Guarn 
titdt  <£rj  ober  SDletaC  mit  geringem  Äufwanb  an  geuerungS* 
material  febmeljen  fann,  alS  wenn  man  fich.  SBinbeS  »on 
gewöhnlicher  Temperatur  bebient,  fo  bat  man  bdufrg  aud) 
©ebldfe  mit  erbitter  8uft  angewentet 

©tu  jweite  Äbtbeilung  ber  ©ebldfe  ift  biejenige,  bei  be* 
nen  man  nur  beabfichtigt,  burch  einen  rhtftfrrom  erae  glömme 
auf  einen  gewiffen  9>unft  ju  concentriren,  um  fo  eine  cner* 
gtftbere  SBtrfung  berfelben  ju  erbalten.  3u  biefen  geb6rt  ju» 
"näcbfi  ba5  S6tbrobr,  welches  entweber  mit  bem  SRunbe 
ober,  wie  beim  ©laSblafetifcr)  ber  gaü  ijl,  turch  Sdlge  ge« 
blafen  wirb.  68  beftebt  in  einfaebfrer  Sinricbtung  in  einem 
gebogenen,  trichterförmig  julaufenben  JRehre.  i)aä  weite 
enbe  nimmt  man  in  ben  IDcunb,  ba6  bünne  bdlt  man  oor 
eine  ffieingeift:  ober  Öllampenffamme  unb  bldff  fo  anbal» 

iftlD  Utlu  QLtlffoniafil £1  fllft  fflnflllm  .  tTlDfm  mfltT  nltffft  Dtf 


Tttbem  holt.  2Cucb  bat  man  ©ebldfe,  bei  benen  ein  9ün)s 
robr  bureb  SBetngeifis  ober  SBafferbampf  ge blafen  wirb.  Tu 
glufftgfeit  beftnbet  jtet)  in  einer  Äugel,  bie  in  ein  ttttdk 
ausgebt  unb  über  einer  flamme  hänat;  fowie  bie  gliffictfett 
inS  .Kochen  geräth ,  ftremt  fie  a(S  23ampf  bureb  taö  Kol: 
unb  bldft  gegen  eine  oor  bemfelben  fiebenbe  Sampe.  Sine 
febr  fdbarfe  glömme  erhält  man,  wenn  man  bureb,  ein  @e> 
bldft  (welche«  bie  Einrichtung  eine«  ©afometert  h«*<n  fcut», 
f.  ©a«)  ©auerftoffgaS  geaen  eine  glamme  bldff. 

X)ie  britte  6 1 äffe  t>on  ©ebldfen  bilben  biejenigen,  bei  be: 
nen  bie  au«|homenbe  Suftart  felbfl  entjinbet  wirb.  3« 
biefen  gehören  biejenigen  ©ebldfe,  wo  auS  einem  ©aforntter 
©auer^offga«,  auS  einem  anbem  SBafferfioffgaS  in  eme  gt« 
meimcbaftiicbe  Dife  fhömen,  »or  welcher  baS  ©adgemtftb 
mit  gewaltiger  -Diw  verbrennt  9toeh  wfrffamer  nnb  an 
SBirffamfeit  jebe  anbere  glamme  ubertreffenb,  tfl  ein  ©e« 
bldfe,  welche*  ein  bereite  in  gehörige«  SSerbdltnifj  gebrachte? 
©emenge  »on  SBafferftoffgaS  unb  ©auerffoffga«  au*fhömen 
Idßt  Qt  h«ßt  nach  feinem  erftnber  taS  «Rewmanfehe 
©ebldfe.  (BgL  ©aS.) 

Gebote  (bie  jehn)  würben  (nach  SRßfeS  n,  20  ff.}  bem 
Propheten  !Dcofe*  auf  bem  Serge  ©inai  für  ba*  jübit'd ; 
Bolf  im  erfien  Jahre  teS  7XuS;ugtS  aus  ^aopten  gcgeb:n 
Der  ginger  ©orte*  febrieb  biefe  ©ebote  auf  (jwei)  STafeln, 
bie  2Hofes  mit  vom  Berge  brachte,  {u  beffen  gu^en  bei 
Bolf  feiner  wartete,  ©ie  umfaffen  tie  $auptlebren  tci 
Nieral,  tedj  fo,  baf  fie  für)  auf  bie  SBerfe  mehr  als  au) 
bie  ©effnnung  berieben.  Die  cbrifilicbe  {Religion,  wt'.C. . 
fich  »on  ber  jibifeben  eben  babureb  unterfebeibet,  baf; 
Heiligung  be*  4?erjenS  fobert,  aus  ber  ffch  bie  guten  SBerfe 
ergeben  foQen,  nicht  wie  bie  jubifebe  Religion  mit  ber 
Äußerungen  ber  Siechtfcbaffenheit  fich  begnügt,"  hat  ba hei  bii 
©ebote  »war  aufgenommen  unb  anerfannt,  bach  fo,  baß  ti 
bloße  Befolgung  berfelben  noch  feinen  2tnfpru<b  auf  bi 
göttliche  ©nabe  gibt,  »ielmebr  foD  bie  Haltung  ber  yr 
©ebote  nur  Äußerung  beS  böchflen  cbriftlicben  ©eoo»,  8ieb 
gegen  ©oft  unb  ben  SRdcbften  fem.  TRU  (Erweiterungen  be 
©ebote  turch  t5r>riftuö  (SBartb.  5.)  beriehen  fich  barauf,  bai 
bie  ©efinnung  h<ilig  fei,  bann  werben  bie  Äußerungen  ttt 
felben  ben  ©eboten  entfpreeben,  ja  ber  fromme  SWenfc 
wirb  noch  weit  mehr  tbun,  als  bie  SBorte  ber  jehn  ©ebet 
auSfprechen. 

©eburt,  Rieberfunft,  ßntbinbuna  bejeic^net  b 
Berrichtung  beS  weiblichen  ÜRenfcben  ober  ähiere«,  burt 
welche  ein  Äinb  ob«  ein  SungeS  jur  SBelt  gebracht  wirl 
Die.  ©eburt  erfolgt,  wie  jebe  anbere  Berrichtung  be«  tbicr 
fchen  ÄörperS,  nach  gewiffen  ©efe^en  unb  Bebingunge; 
unb  fie  verläuft  rcgclwibrig  ober  gar  nicht,  wenn  eine  ot 
mehre  biefer Bebingungen  unerfüllt  bleiben,  ©oll  fte  ung 
flört  »on  'Statten  gehen ,  fo  muß  bie  ©ebmanaerfebafi  gluc 
lieh  »erlaufen  fein  unb  ihr  naturgemäßes  ffnbe  erreicht  b' 
ben,  bie  ©ebdrenbe  im  Allgemeinen  fich  wohlbefinbtn  u 
örtlich  gut  gebilbet  fein;  ferner  baS  Jtinb  nebfi  ben  ju  tbj 
gehörigen  Anhangen,  ben  ©hduten  unb  bem  SRutterfucrv 
bie  bisher  tu  feiner  Cr  Haltung  gebient  hoben,  fo  bef<r)aff< 
fein,  wie  fte  fein  foOen,  unb  »on  ©eiten  ber  ©ebdrenbe 
fowie  ber  $ilfe  leiflenben  ^erfoTten  baS  rechte  Benehmt 
beobachtet  werben.  DaS  ^auptgeburtSorgan  beS  weiblich 
ÄörperS  ifl  bie  ©ebdrmutter  ober  ber  grucbtbalter.  Sief 


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Geburt 


IM 


Ctejbmt 


Crgan,  »elcbe«  bie  grudjt  nebfl  ollen  ju  tyr  gebörigen©e» 
bitten  mfbält,  jitbt  ftd)  wäljrenb  beS  ©ebärenS  faljweife, 
t.  b.  mit  längere  ober  für jere  jjeit  anbaltenben  Raufen  ju» 
famtsea  unb  treiM  burd)  bieft  3ufammenjiebungen ,  bcnen 
man  wegen  beS  mit  ttjnen  otrbunbenen  ©cbmerjeS  ben  9la» 
nitn  ffiefjen  beigelegt  b«t,  bie  grucht  unb  tyre  Anhänge 
ans.  Die  (?rfd)etmtngm,  wefd)e  etne  regelmäßig  verlauf  enbe 
Setvrt  barbieret,  finb  nun  folgenbe:  3u£nbeber  vitrjigftm 
3cfciivangerfcbaft$rood)e  wirb  bie  ©djwangere  unruhig ,  hagt 
übet  SJangigf 'eit ,  ©djauer,  ©d)mer$en  im  Umcrleibc  unb  öf» 
tan  ©rang  jum  Urinlaffen,  ober  fte  empfinbet  eine  aUge« 
neint  Unbebagltcbfeit,  ob,ne  ein  beflimmteS  Setben  angeben 
ju  förmen,  biä  fid)  ber  erwäbnte  ÜnterleibSfdbmcrj  einfteHf. 
Tiefe  ©d)merjen,  welebe  (Jrfigebärenbe  gewöbnlid)  alS  ©d)neU 
ben  betreiben,  febren  wieber  unb  werben  nad)  unb  nad) 
immer  heftiger.    DieS  finb  bie  fogenannten  oorberfagenben 
Beben,  b.  %  folebe,  welche  bem  SSetbe  ben  Anfang  ber©e» 
burt  anfünbigen  follcn,  haben  von  £cbammen  unb  gemei« 
nert  Stuten  ben  tarnen  Kupfer  ober  Jtneiper  erhalten  unb 
füllen  {üb  oft  fd)on  8  ober  14  Sage  vor  bem  eigentlichen 
Segtan  ber  ©eburt  ein.   Sfnbeffen  werben  bie  3ufammeni 
unjungen  ber  ©ebärmutter  immer  fräftiger,  anbaltcnber  unb 
luiftger  unb  beißen,  weil  fte  bie  nötige  Vorbereitung  ju 
Um  eigentlichen  ©ebären  bewirf  en,  vorberettenbe  ©eben. 
2a  mit  ibnen  verbunbene  ©d)merj  erfheeft  fid)  von  bem 
Jcretne  unb  ber  ßenbengegent  auS  nad)  bem  ©eboofe  unb 
ben  ©djenfeln.  Die  ©chwangerc  roirb  immer  äugft  lieber  unb 
unrubtaer,  treibt  ftd)  im  Limmer  umher  (fte  trefft),  cr- 
triebt  |ta)  u.  f.  n>.   gßaljrenb  beffen  öffnet  fid)  ber  SHutter: 
munb,  bie  öüjäute  mit  bem  in  ibnen  enthaltenen  grucht-- 
»affer  roerben  bureb  benftlben  in  ©efialt  einer  ^>a(b(ugel 
! eworgebrängt  (bie  SJlafc  fiellt  fid))  unb  entlieh  fo  ange> 
nt,  baß  fte  ju  jetretßen  broben  (bie  SMafe  ifl  fpring* 
'irtig)>  gleichzeitig  gebt  mit  einer  größern  ober  geringem 
i^eiigt  ©tbletmeS  etwas  JBlut  ab  (eS  jetdnuf).  hierauf 
l  ber  fogenannte  ©afferfprung ,  inbem  burd)  bie  im* 
am  liarfer  werbenben  SZBetjen  bie  ©b^ute  jeniffen  werben 
CaS  Srucbtroaffer  abfließt.    9?acr>  bem  Äbftuffe  beS 
? ^twafferS  tritt  für  einige  3eit  Stube  ein.   jöalb  aber  be- 
bten bie  ©eben  von  Beuern  unb  ftnb  jefct  nod)  fräftiger, 
rabauernber  unb  rjdufiger  als  bisher.   Die  2lnfrrengung  für 
Gcbärenbe  roirb  nun  fo  ftarf ,  baß  fte  niebt  mebr  ju 
n  vermag,  jumal  ein  unroiberfteblicber  Drang  fte  nö> 
t>igt,  bie  ©eben  burd)  gewattfameS  Drücfen  unb  ^reffen 
-4  unten  in  ir)rer  ©irffamfeit  ju  unterftütjen.  Sie  gittert 
j=i  ganzen  Jtörper,  febwifct  über  unb  über,  betommt  über* 
Wttpt  ein  erbifcteS  Anfcbcn  unb  einen  fturmifd;ern  $ulS» 
vSiig.   aWittlcrroeile  tritt  ber  Äinbeä!opf  au£  feinen  biöheri: 
im  füllen,  ben  ©bauten,  roelcbe  fid;  jurücfjtcben,  hervor, 
vtä)  ben  SDluttermunb  unb  rüdt,  tnbem  er  fid)  gemiffer= 
:«n  burd)  bie  JBecfenböble  brebt,  bem  JBccfenauSgange 
anut  naber.    2lm  SSecfenauSgange  angelangt,  finb  et  er 
tuen  SBiterfianb,  ber  nur  burd)  bie  frdfttgften  Seben 
•ttreunben  roerben  fann,  roäbrenb  roeld)er  ber  Sdjmerj 
•  höcfcftcn  ©rab  eneiebt.   3fl  ber  *Äopf  geboren,  fo  folgt 
['JM  furje  unb  bebaglidje  JRube,  roäbrenb  rocl*er  bie  &t- 
u  fid;  etroaS  roiebet  erbolt.  IBalb  jebod)  jiebt  fid;  bie 
Gebärmutter  abermals  jufammtn  unb  treibt  nun  aud)  ben 
Afcptr  bedÄinbeä  auö,  beffen  ©eburt  inbeß  weniger  Jtraft» 


aufwanb  t>on  Seiten  ber  ©ebdrenben  trfobert,  al*  bie  bc* 
Jtopfe*.  jßefinbet  fid)  nod)  ein  »weites  Jtinb  in  ber  ©e* 
bärmutter,  fo  beginnt  nad)  einer  furjen  ^)aufe  bie  ©eburtS* 
arbeit  roieber,  roie  jur  ©eburt  bti  erfien  J£inbe§,  nur  baß 
fid)  bei  bem  »netten  Jttnbe  geroöbnüd)  feine  Slafe  fiellt 
unb  fein  äüaffer  abgebt  9lad)  bem  Austritte  bti  JCinbed 
an  bie  Xußenroelt  rubt  bie  ©ebärmutter  einige  3eit,  bann 
aber  treten  roieber  üufammenjitbungen  ein  unb  beroirfen 
nicht  nur,  baß  ftd)  jefet  nad)  ÄuSfloßung  beö  Äinbe«  ba5 
jDrgan  beträchtlich  oerfteinert,  fonbem  auch,  baß  ftd)  ber 
nod)  in  ihm  befinblidje  SJJutterfucben  löft.  SBcil  aber  burd) 
ba$  8öfen  beS  3Jlutterfud?en§  bie  innere  ©ebärmutterober* 
flädic  oerrounbet  wirb,  beginnt  nun SMut  in  größerer  ober  ge> 
ringerer  ÜRenge  auszufließen.  3nbeß  laßt  biefe  Jölutung  balb 
nad)  unb  bie  ftd?  fottwährenb  jufammcnjichenbe  ©ebarmut» 
ter  entlebigt  ftd)  nun  aud)  be$  bis  je^t  ^urüdgebfiebenen 
2Jfuttrrtud)enS,  ,fo»ie  ber  Eihäute,  bie  gemeinfa)aftlid)  burd) 
bie  Benennung  9ia d)g  eburt  bezeichnet  werben.  9lad)  bem 
Abgänge  ber  Nachgeburt  nimmt  bar«  Sßodjen bette,  alö  bie 
legte  ©eburtSperiobe,  feinen  Anfang.  Diefe«  tjat  tjauptfäd)* 
lieb  bie  Aufgabe ,  Da 8,  wad  etwa  von  ben  ©ebilben  beS 
@ie$  in  bem  gruditbalter  nod)  jurüdgeblieben  fein  Eönnte, 
»oUenbS  ju  entfernen,  biefen  ftlbft  aber  aumaltg  ju  bem 
äuftanbe  jurücfjuführcn,  in  welrbem  er  ftd)  vor  ber  (&t* 
fruchtung  befanb.  ©oU  biefeS  gelingen,  fo  barf  bie  wobU 
uenbe  Stube,  welche  in  ber  Siegel  auf  bie  Austreibung  beS 
inbeS  unb  ber  Nachgeburt  ju  folgen  pflegt,  gar  nid)t  ober 
wenigftenS  nicht  oft  unb  ju  anbaltenb  unterbrod)en  wer* 
ben,  wie  bieS  bei  3B eibern,  wcldje  fdion  oft  ober  frbr  fdjneU 
geboren  haben,  burd)  fernere,  meift  fehr  fcbmerjhafte  3u* 
fammenjiebungen  ber  ©ebärmutter  gefebiebt,  welche  9cad)> 
weben  genannt  werben;  außerbem  muß  bie  apaut  thätiger 
werben  als  bisher,  namentlich  bie  trjfen  5 — 7  Sage  nad) 
ber  ttuSfioßung  beS  JttnbeS  mebr  alS  gewöbnlid)  fd)wi^en 
unb  jugleid)  in  ben  IBruften  SDIild)  abgefonbert  werben. 

Der  eben  befd)riebene  ift  ber  naturgemäße  Hergang  ber 
©eburt.  Snbeß  bietet  fte,  abgefeben  von  ben  jablreicfjen 
Siegel wibrigf eilen,  bie  fte  erfchweren  ober  ohne  bie  DajwU 
febenfunft  fünft(id)(r  $ülfe  aud)  wol  ganj  unmöglich  ma> 
d)en  fönnen,  nod)  einige  S3erfd)iebenbeiten  bar,  bie  nod)  in« 
nerbalb  ber  ©renjen  ber  ©efunbbett  liegen.  Dergleicben 
Slerfcbiebenbeiten  werben  unter  Xnberm  burd)  bie  oerfd)i(btn* 
artigen  Ji  in  besteigen  befttmmt,  bie  jebod)  fämmtlid),  wenn 
fte  bie  ©eburt  nidht  grabegu  regelwibrig  machen  foUen,  fletS 
fo  befd)affen  fein  müffen,  baß  baS  £inb  ber  Sänge  nad)  in 
ber  (Gebärmutter  liegt.  Der  am  gewöhn  lieb  (ten  oorauSgel)enbe 
Sbeil  beS  JtinbeSförperS  ifl  ber  JSopf ,  unb  »war  baS  Sbin* 
terhaupt,  allein  nicht  nur  fann  tiefer  in  oerfd)iebenen  ©fei» 
lungen  m  Sage  fommen,  wie  j.  SS.  mit  bem  ©cbeitel, 
bem  ©e)td)te  voraus,  fonbem  baS  Jtinb  wirb  oft  aud;  mit 
bem  ^intern  ober  mit  ben  $üfen  guerff  geboren.  Die  Ur> 
fachen,  welche  bie  ©eburt  regelwibrig  mad>en  fönnen,  ftnb 
bauptfäd)lid)  97ege(wibrigfeiten  ber  vorausgegangenen  ©cbwan» 
gerfebaft,  SRiSbilbung  ober  abweiebenbe  jßefebaffenbeit  ber 
bei  ber  ©eburt  vorjdglid)  mtfwirfenben  SEtjetle  beS  Jtör> 
perS  u.  f.  w.  3e  nad)  ber  3eit,  in  weube  bie  ©eburt  beS 
itinbeS  fällt,  unterfcheibet  man  )U  frübjeittge,  jeitige 
unb  verfpätete  ©eburten.  Äommt  bie  ©eburt  burd) 
bie  Siaturfröfte  allein  ju  ©tanbe,  fo  nennt  man  fie  eine 

20* 


f  Google 


S 


Geburt 

natürliche.  3>tefe  fann  wiebet  leidet  ob«  fd>wet ,  fc^neU 
ober  langfam  »on  Statten  geben,  »et  erftgcbdrenben  gebt 
f{e  in  bet  Sieget  langfamer  unb  mit  größern  ©cbwierigfetten 
vor  ud),  al«  bei  folcben,  bie  fcbon  öfter  geboren  boben. 
Äann  bie  ©eburt  nur  unter  Beißanb  eine«  @eburt«hel* 
fet«  (f.  b.)  ju  ©tanbe  fommen,  fo  beißt  bie  ©eburt  eint 
wlbetnatütlicbe  ober  fünftlidie.  3um  Stoffe  aQer 
©cbroangem  fei  auöbrücflicb  bemerft,  baß  unter  50  (gnu 
binbungen  faum  eine  fernere  ecrfommt,  unb  unter  tau* 
fenb,  nac^  fiebern  {Berechnungen,  nur  eine  ben  JKob  unmit* 
telbar  herbeiführt,  enblidb,  baß  grabe  bie  ©eburtßbütfe  tu 
benjenigen  3weigen  ber  #eilrunft  gehört,  welche  bie  meifte 
3utterftcbt  auf  £ülfe  in  regdwibrigen  gallen  gewähren. 

©eburt  in  rechtlicher  Schiebung.  $)ie  Bortbeile 
ebelicbgeborener,  b.  h-  in  »ollgültiger  6h*  «jeugtet  JCinber 
beftehen  bauptfäcblich  barin,  baß  fte  fowol  ihren  Batet  al« 
ttjrc  iWuiter  »ot  auen  anoern  xserwanoten  oerieioen  oeer« 
ben,  außerbem  auch  bie  @tanbe«»orrecbte,  welche  nicht  rein 
perfönlicc)  finb,  mit  ihren  Altern  theilen,  j.  S3.  ben  Abel 
(f.  b.);  uneheliche  Ainber  bagegen  finb  nach  ben  ©runbfd^en 
be«  beutfehen  S?ecbt«  »on  ber  (Erbfolge  in  bie  »äterliche  83er* 
laffenfcbaft  gdnjlict)  au«gefcbloffen  unb  beerben  nur  ihre  2Rut» 
tcr.  ©ie  gehörten  feiner familie  an  unb  mürben,  weil  ber 
.König  ihr  natürlicher  Bormunb  war,  in  biefer  Begebung 
BaterfteHe  bei  ihnen  »ertrat  unb  fte  fogar  beerbte,  £6* 
ntg«finber  genannt.  Außerbem  waren  bie  unehelichen 
Jtinber  in  frühem  3eiten  wegen  beS  ihnen  anflebenben  ®e* 
burtömafeB  wn  bem  Ctntnrte  in  öffentliche  Ämter  unb 
SBürben  au«gefcblofjen,  burften  nicht  einmal  in  3ünfte  auf« 
genommen  werben  u.  f.  w.  unb  hatten  in  tiefen  Jöejiebum 
gen  gleiches  ©ehicffal  mit  ben  unehrlichen  Äinbern, 
b.  h-  ben  Ämtern  foleber  Altern,  welche  ein  nach  ben  Be* 
griffen  früherer  Sabrbunberte  »erunebrenbe«  ©ewerbe  trie* 
ben.  Äße  biete  Borurtbeile  ftnb  jefct  größtenteils  befeitigt 
unb  wol  in  feinem  cioiliftrten  ®taatt  wfrb  heut  y.i  Sage 
3emanb  burch  feine  ©eburt  »on  (Erlangung  öffentlicherem» 
ter  unb  von  bem  Eintritte  in  3ünfte  mehr  au«gefchloffen. 
Uneheliche  Jtinber  werben  übrigens  nach  bem  Warnen  it)re$ 
Bater«,  unb  nur,  wenn  biefer  nicht  ju  ermitteln  ifl,  nach 
bem  gamiliennamen  ihrer  «Wülfer  getauft.  —  SBenn  »on 
mehren  ©efebmiftern  eine;  ober  mehre  nicht  »on  einem  unb 
bemfelben  noch  lebenben  unb  ehelich  »erbunbenen  Altempaare 
abftammen,  fonbem  »on  einem  Stbeile  be«  lefetem  bem  an» 
bern  bei  ber  Betbeiratbung  »ugebtaebt  worben  ftnb,  fo  nennt 
man  tiefe  gebrachten  Stmbtx  im  Berbältniß  ju  ihrem 
jetzigen  neuen  Bater  ober  SRutter  halbbürtige,  ©tieffinber, 
unb  umgefehrt  ihre  jefcjgen  Altem  (Stiefvater,  Stiefmutter, 
oenen  man  in  ber  ©»räche  be«  gewöhnlichen  geben«  ben 
rechten  Bater,  bie  rechte  ÜRuttee  entgegenfefef.  ©olche  ju* 
gebrachte  JCinber  beißen,  im  ©egenfatj  ju  ihren  »oQbürtigen 
(b.  h-  »on  einem  unb  bemfelben  Alternpaare  abftammenben) 
©efchmtftern  halbbürtige,  #alb«  ober  ©tiefgefebwifter.  Wach 
ben  ftrengen  ©nmbfä&en  be6  röm.  Stecht«,  fowie  auch  nach 
einigen  neuem  ©efefcgebungen  haben  halbbürtige  Jtinber 
unb  Berwanbte,  fo  lange  »oHbürtige  noch  »orhanben  finb, 
gar  fein  gefcfeticbeS  Erbrecht  an  bie  Berlaffenfchaft  ihrer 
©tiefaltern  ober  Berwanbten.  Wach  bm  mtlbtrn  ©runb» 
fÄtjen  mehrer  neuerer  ©efe^gebungen  ift  in  manchen  ©taa* 
ten,  j.  JB.  in  ©achfen,  ben  halbbürtigen  ©efebmiftern  ein 
mit  ben  »ottbürtigen  gleichseitig  auSjuubenbe«  Erbrecht,  je» 


Cjledächtriiss 

boch  nur  ein  befebränfte« ,  geftattet.  ©ie  erhalten  nämlich 
bie  J^älfte  be«  auf  jene  fonunenben  €tbtbeil«. 


<5fburt0t)tlfet,  (ftanj.  Accouchear)  nennt  man  ei- 
nen Arjt,  ber  fiep  »orjugSweife  bem  Berufe  wibmet,  ben 
Stauen  bei  regelwibrigen  ober  auch  nur  fchmetea  Cm. 
binbungen  $ütfc  ju  leifien.  Sin  ©eburtöbelfer,  ber  feinem 
mit  fo  großer  Berantwortlicbfert  »erbunbenen  Berufe  ooll-. 
fommen  genügen  wia,  muß  nicht  nur  ade  bie  jtenntniffe 
beft^en,  beren  ieber  '«ürjt  bebarf,  fonbem  auch  namentlich 
unb  ganj  befonberS  bie  »efebaffenheit  beä  weiblichen  Stcx> 

!)txi  unb  feiner  ihm  eigenthümlichm  Berricbtungen  im 
chwanaem  unb  nichtfehwangern  3ujtanbe  u.  f.  w.  fennen. 
Dem  Bebürfniffe  yraftifchcr  2tu$bilbung,  welcbeö  bet  (>>. 
burtöhelfer  »or  Xtttm  nöthig  hat,  ift  gegenwärtig  burch  bie 
fogenannten  ßntbinbungSfchulen  abgeholfen,  beren  cd  in 
ben  UmoerfitdtSftäbien,  ja  faft  in  allen  größem  ©täbten  be$ 
3n»  unb  2lu§lanbe§  gibt. 

<8>rträfl)tn»0  ift  ba«  Bermögen,  BorfleDungen,  BSorte, 
änbien  unb  bergl.  in  ber©eele  feftjuhalten,  fobaß  man  bie^ 
felben  nach  Belieben  ins  Bewußtfein  rufen  fann.  2>a«  <&u 
bächtniß  ift  alfo  (Erinnerung,  aber  fo,  baß  ber  ©egenftanb 
nicht  nur  im  Allgemeinen  unb  in  unbeftimmten  Umtiffen, 
fonbem  nach  allen  feinen  Sheilen  auf  ba$  Bcftimmtefte  «or 
ber  ©eele  fleht.  Um  ein  gute«,  b.  h-  ©eeleneinbrücf«  feft» 
haltenbe«  unb  nie  »erfagenbeä  ©ebdchtniß  ju  befib/n,  tfl  nö; 
thig,  baß  man  überhaupt  ben  ©ebanfeninhalt  feine«  (Seiftet 
ftet«  lufammenhalte  unb  überfehe,  b.  h.  bog  man  befon- 
nen  fei.  2>et  befonnene  SWenfch  befinnt  fith  leicht,  »elcbes 
felb(l  bet  Äuöbrucf  für  „et  hat  ein  gute«  ©ebaCbtnig"  ift 
£)et  )etftreute  SRenfcb  iß  unbefonnen  unb  ohne  ©ebdefttnif; 
dXan  untetfeheibet  ba«  ©ebdchtniß  häufig  nach  ben  ©egen 
ftdnben,  auf  bie  e«  [ich  bezieht ,  unb  fpneht  in  biefer  JBeiit 
hung  »on  einem  Warnen»,  3ablen*,  SDttgebd<f>tnrg 
»on  einem  ©ebdchtniß  für  SEbatfachen  (©achgebdc^tnif 
u.  f.  w.,  unb  aHerbing«  fommt  e«  »or,  baß  biefelbe  ftarföt 
ein  au«gejeichnete6  ©ebdchtniß  j.  B.  für  Athatfachen  unl 
ein  fehr  fchlechte«  für  3ablen  hat.  Wiemal«  aber  werben  eir 
gute«  Wamengebdcbmiß  unb  ein  fcbUchte«  3ahlengebdct>t 
niß  »ereinigt  fein.  $erfonen  »on  lebhafter  (?inbtlbung«fraf 
werben  nämlich  Borftellungen  fehr  leicht  in  ber  ©eele  be 
halten,  wogegen  anbete,  bei  benen  bie  BerftanbeStbätigfci 
»orjugSweife  auSgebitbet  ift,  ein  beffere«  ©ebdchtnig  fu 
abftracte  ©egenftdnbe  haben.  Srharfadbcn  finb  ©egenilänb 
ber  BorjleOung,  3ahlm  unb  Warnen  bagegen  beS  sibfltactei 
Berftanbe«.  3ur  Bilbung  eine«  guten  ©ebdebmiffeg  fin 
fchon  in  ber  3ugenb  gepflegte  Übungen  ba«  befte  ^Drittel 
£>er  iugenbltcbc  ©eift  i|t  nämlich  burch  bie  Weubwt,  bie  ol 
le«  ihm  tjntgccjenfommcnbe  für  benfelben  hat,  am  meiffc 
gur  3erfheutheit  geneigt,  unb  burch  bie  © ebd ch  tn  iß  ä  bu  n 
gen,  ba«  fogenannte  Xu«wenbig(ernen  ober  fKemo 
riren,  wirb  berfelbe  nicht  aOein  mtt  nüfelichen  JSenntniffc 
erfüllt,  fonbem  überbie«  *ur  Befohnenbeit  geführt,  oljn 
welche  e§  fein  ©ebdchtniß  gibt.  2>ie  Alten  hatten  eine  eig:i 
©ebdchtnigfunft,  welche  fte  SRnemonif  nannten  unb" 


eine  Belehrung  über  bie  mannigfaltigen  Äunffgriffe  enfbtcl 
welche  man  anwenben  fann,  um  SSorte,  9?ebcn,  9lame 
unb  bergl.  mit  geiebtigftit  ju  memoriren.  2)ahin  ger>c: 
j.  B.,  baß  man  eine  8?ebe  leichter  memorirt,  wenn  ma 
bie  einielnen  abril«  berfelben  »orjugöweife  fta)  raetft  un 


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Ctedanken  Ii 

oitUeirtt  biefe  mit  geläufigen  SBorfieUungen ,  bie  übrigens  gc» 
otn  bot  yi  memorrrenben  (Megenftanb  cjanj  frembarttg  fein 
rennen,  combinirt,  etwa  mit  bat  Sbctlen  beS  menfeb liehen 
JMcpcrg.  3m  Allgemeinen  befiehl  bie  SRnemonit  in  btt 
Jtunfi,  BorfteHungen  unb  abftracte  ©ebanfen  fo  ju  »erbitte 
bat,  bafj  bie  einen  an  bie  anbern  erinnern  unb  jene  mitbin 
biefe  bereorrufen  helfen.  Die  befte  Seit  jiim  SJlemortren  tft 
ber  bergen,  roei(  beS  9RorgenJ  ber  Seele  noch  wenig 
©egerrfiänbe  entgegengetreten  finb,  welche  eine  3erftreuung 
bärten  per  an  [äffen  rönnen,  ber  ©eijl  alfo  gefammelt  ift.  Auch 
ift  baS  überfefen  bei  bem  ©ebaebtniffe  ©injuprägenben  bor 
Schlafengehen  ju  empfehlen,  weil  im  Schlafe  bie  Seele 
fich  mit  ben  legten  unb  lebbafteften,  ©nbrücfen  ju  befebäf- 
tigen  pflegt.  2öabre  ©ebanfen  haften  in  bem  (Seifte,  ohne 
baf  man  fic  memoriren  fann,  weil  fie  nicht  etwas  Aufge- 
nommenes, fonbern  oom  ©eifie  felbft  ©efcbaffeneS  finb; 
fte  finb  ein  ewige*,  unoerdnberliebeS  (Sigentbum  beS  ©eifteS, 
trelcbeS  er,  einmal  gewonnen,  niebt  wieber  oerlieren  fann. 
Die  befte  Siegel  $um  SRemoriren  ift  folglich  bie,  baß  man 
ba$  attfmenbig  ju  Cernenbe  erfl  ju  o  erflehen  fuebe,  bann 
befujt  man  es  als  ©ebanfe  unb  fann,  wenn  auch  bie  Jorm, 
boch  ben  Inhalt  beffelben  nie  oergeffen.  Am  leicbteflen,  ja 
ganj  oon  felbjl  werben  baber  SBorte  behalten,  bie  einen  Öe= 
tanfen  auf  bie  angemeffenfre,  ooHfommenjte  SBeife  au6* 
brüefen,  j.  23.  eütjelne  öerfe.  DaS  nur  bem  ©cbäcbtmj? 
(Eingeprägte  oerfebwinbet  atlmälig  aus  ber  Seele,  wenn  es 
nicht  von  3eit  ju  3eit  wieber  beroorgerufen  wirb,  auch  bei 
oöOiger  ©efuttbbeit  beS  ©eifteS.  SBie  alle  geijligen  K3er< 
mögen,  wirb  auch  ba*  ©cbadjtnifj  im  Alter  unb  in  heftigen 
Äranfbeiten  fdiwacb,  ja  oerfebwinbet  oft  ganj,  juweilen 
nur  auf  gewiffe  3eit,  juweilen  für  immer.  Am  ©ebäcbtnifj 
fclbfi  fann  man  brei  äb^tigfeiten  unterfebeiben :  baS  Auf' 
f  äffen,  welcbeS  frbneU  ober  langfam  gefcbet>cn  fann;  baS 
gehalten,  welche*  ft'dj  auf  längere  ober  fürjere  3cit 
erfhedft,  ftarf  ober  febwadj  ift,  unb  endlich  baS  2Bic» 
bergeben  beS  Eingeprägten,  welches  leicht  ober  febwer  gc 
febiebt  unb  bierburd)  ein  treues  ober  untreues  ©ebäcbtnifj 
bebingt. 

<?c&anhm,  bie  Äefultate  beS  Denf  enö  (f.  b.)  machen  in 
ipr«  (jkfantmibeit  ben  3»balt  unferS  IBewufitfeinS  aus.  Die 
©ebanfen  unterfdjeiben  fid)  oon  ben  finnlicben  ©egenftänben 
baburch,  baft  fit  nitbt  wie  biefe  oergängtieb,  hinfällig  unb 
burd)  3«it  unb  Staunt  befebtantt,  fonbern  im  ©egentbeii 
ewig/  unoeränberlicb.  unb  fchrantenloS  finb.  3n  ber  8Belt 
beS  ©ebanfenö  gebt  bem  Sföenfcben,  ber  Sinnenwelt  gegen; 
über,  ein  ewiges  JReicb  auf,  in  bem  eS  nicht  5Eob  unb  SBer 
berben  gibt  Der  geringfügigfte  wie  ber  erbabenfle  ©ebanfe 
tragen  baS  2Rcrf pichen  ber  (ihotgfeit;  ebenfo  febr  §.  £3.  ber 
nutbematifebe  ©runbfafc,  „bafj  jtoei  Dinge  gleich  finb,  wenn 
bsbe  bemfelbcn  brüten  gleichen",  wie  ber  ©runbfafe  ber  wab> 
ttt  {Religion,  ,^>afj  eS  nur  einen  ©ott  gibt".  Daber  flücb« 
tet  ftcb  auch  ber  üJJcnfch  aus  ben  febmetjlicben  Saufd)ungen 

M  ilfiip  ifl  in  bie  innere  SEBelt  beS  ©ebanfenS,  beren 

©ebiete  {Religion  unb  *PbUofopbte  finb.  Auf  tiefen 
tn  trfebeinen  zugleich  ©ebanfenwelt  unb  Sinnenwelt 
nubt  mehr  im  feinblt^en  ©cgenfage,  benn  bie  £e^re  ber 
Stffcgion:  bafj  ein  weifer,  liebenber  Sater  AQeS  fcharft  unb 
naa)  feinem  äöiücn  allmächtig  lenft,  wie  bie  S3orauSfe^ung 
oer  ^hilofopbie,  bafj  nur  baS  ewig  Vernünftige  5Babrbeit 


I  Gefängnis* 

unb  äüirfricbfeit  habe,  barum  alle  ^infdßigfeit  unb  VümoUt 
fommenbeit  nur  ein  (eerer  Schein  fei,  bureb  ben  man  )ur 
SBabrbeit  bringen  müffe,  erbeben  eine  wie  bie  anbere  bie 
Sinnenwelt  feibft  )ur  @wigfeit  beS  ©ebanfeni.  Solches 
iBewufjtfein  ift  ber  ^friebe,  ben  bie  {Religion,  bie  SerubU 
gung,  weube  bie  ^b'^fopbie  in  ben  Drangfalen  febafft,  in 
rcclcbc  bie  Unoottfommenbeit  ber  Aufjenwelt  baS  ÜlRenfcben« 
ber)  oerfegt.  —  ©ebanfenloi  ifl  ber  SRerrfd),  welcher, 
ohne  in  fieb  einen  gefammelten  Scbag  beS  S3ewufjtfeinS  mi 
tragen ,  nur  ber  Stnnenwelt  unb  nur  bem  Augenblicfe  lebt. 
9!ictit  feiten  wirb  ber  gebanfenlofe  SJienfch  burch  einen  red:  t 
empftnblicben  Schmer^,  ben  ibm  bie  Außenwelt  bereitet, 
burch  einen  grofjen  ßerlufi  an  irbifchen  ©utern  jur  äöefiiu 
nung,  enbltch  jum  SSewußtfein  gebracht  unb  fo  in  bii  SQelt 
beS  ©ebanfenS  eingeführt 

(Bcfängniös  (Äerfer),  ift  im  Allgemeinen  jeber  »ur 
^Beraubung  ber  pcrfonlichen  ^reibeit  befitmmte  Du.  Der 
Staat  bebient  ftcb  ber  ©efängniffe  tbeilS  als  SicberungS« 
mittels  gegen  baS  (int weichen  foidier  ^erfonen,  bie  ftcb  we> 
gen  beS  SSerbacbtS,  ein  Verbrechen  begangen  ju  haben,  in 
Unterfucbung  befinben  (SSerwabrungSgefängnijTe),  tbeilS  als 
wirflieben  Strafmittels  für  überführte  jBerbred?er  (Srrafgefäng« 
niffe).  9>erfonen,  welche  nur  ber  gegen  fte  eingeleiteten  Un» 
terfuebung  wegen  in  $aft  finb,  werben  in  ber  Siegel  nur 
foweit  beS  ©ebraucbS  ihrer  Freiheit  beraubt,  als  uötliig 
ift,  ihr  Entfornmen  ju  binbern.  9Ran  erlaubt  ihnen  ge- 
wcbnlich  bie  Ißabl  ihrer  äöefdjäfttgung  unb  vergönnt  ihnen 
feibft  ©enüffe,  bie  fie  fieb  auS  eignen  Mitteln  ju  ncrfdiaf- 
fen  vermögen,  geftattet  wol  auch  ben  3u tritt  oon  greunben 
unb  SSerwanbten  in  baS  ©efdngnifi.  Die  2Rafjregeln  gegen 
fte  werben  nur  gefebärft,  wenn  man  fürebtet,  fte  möditen 
SRittel  jur  glucht  in  bie  £änbe  befommen,  ober  wenn  man 
fte  }um  ©efiänbnifl  ber  aus  ber  Untcrfuchung  offenbar  ftcb 
ergebenden  Scbulb  bringen  wiQ.  AnberS  oerhält  es  ftcb 
mit  ben  ©efängniffen,  beren  fid)  ber  Staat  ^ur  Siollflrecfung 
wirflieber  Strafe  (greibettSftrafe)  an  SSerbrecbern,  bie  nacb 
oorbergegangencr  Unterfuchung  für  fcbulbig  befunden  wor-- 
ben,  bebient.  ÜRan  unterfcbeidet  insgemein  brei  ©rabe  foW 
(ber  ©efängnipftrafe.  Der  erfte  ift  gefiungSbaugefan; 
genfebaft,  in  ben  neuern  ©efefegebungen  auch  Letten: 
^rafe  ober  fet)werer  Äerfer  (f.  geftung)  genannt. 
Diefer  Strafe  gleich  fommt  in  einigen  Staaten  bie  ©a 
leerenftrafe  (f.  ©aleeren).  ©twaS  minber  jheng,  je« 
hoch  in  gleichem  ©rabe,  wie  geftungsbau,  infamirettb,  ift  bie 
3uchtbau»ftrafe,  bie  gegenwärtig  befonberS  in  Dcutfch= 
(anb  febr  gebräuchlich  ift.  Sie  wirb  auf  oerfebieben  lange 
Seit,  bid  ju  lebenSlänglicber  Sinferferung,  nacb  ber  ©efähr^ 
liebfeit  ber  Verbrecher  unb  nacb  ber  ©rofje  ihrer  Vcrgetpum 
gen  juerfannt.  Auch  gibt  eS  gewöhnlicb  mehre  ©rabe,  bie 
ftcb  tbeilä  burch  bie  fhengere  »ewaebung,  j.  JB.  burch  An-, 
fchiiefjung  in  ben  ©efängniffen,  Anlegung  oon  Letten  u.  f.  w., 
tbeilS  burch  bie  SSerfchiebenbcit  ber  oon  ben  3ücbtlingcn  ju 
oerriebtenben  3wangSarbeit  ooneinanber  unterfebeiben.  3n 
einigen  Staaten  werben  bie  3ücbt!inge  nod.)  überbem  gleich 
beim  erften  eintritt  ins  3"fbtbauö  mit  einer  förperlicben  3ütb- 
tigung (ffliOf ommen)  belegt,  in  mebren  Staaten  mit  berfelben 
fogar  aud?  noeb  nacb  Abbüfjung  ber  Strafjeit  beim  Austritt 
(Abfchieb)  auS  bem  3uchthaufe  entlaffen.  Die  geringjte  ber 
greibeitSfhafen  nennt  man  ©efdngnift,  gefängliche 


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Ctef&ntrnlsä 

$aft  fcblecbthm.  Diefe  (Strafe  bat  nkfy,  wie  bie  corher* 
genannten,  bat  Berlujl  odet  bürgerlicfjen  Ehrenrechte  jur 
abfoluten  golge  unb  wirb  baber  nur  bei  geringem  Serge* 
bungen  in  Anwenbung  gebracht  22 an  unterfebetbet  tu« 
irrnfeben  ben  ©ericbtSgefängniffen  einjelner  jDrte  unb  ben 
ganbeSgefängniffen.  3u  ber  Einrichtung  ber  leiuern  faben 
ftrb  in  neuerer  3rit  mebre  Staaten  bura>  bie  Ubervölferung 
ber  äuebtbäufer  unb  bie  Erfahrung  peranlaßt,  baß  bie 
2Rebr*abl  ber  ju  tiefen  »erurtbeilten  burch  bie  unfreiwillige 
gjermtfebung  mit  bem  Auswurfe  ber  Sienfdjbeit  tiefe  An» 
fialten  nicht  feiten  noch  entfttteter  Perlaffen,  ol*  fte  tiefet» 
ben  betraten.  Die  allgemeinen  ganbeSgefdngniffe  haben  cor 
ben  einjeuten  ©ericbtSgefängniffen  (bie  unter  befonbern  SRa* 
nun,  als:  iöürgergeborfam,  StocfbauS,  Sarcer,  Scbulb» 
tburm  u.  f.  w.  Porrommen)  bauptfäcblicb  Da*  porau*,  baß 
fie  nicht  fo  fojrfpielig  wie  tiefe  finb  unb  baß  e*  in  ihnen 
möglich  wirb,  bie  ©efangenen  flrenger  ju  beobaebten  unb 
fie  na di  SBerbdltniß  ihrer  förperlicben  unb  geiftigen  Kräfte 
tu  einer  jwecfmdßigen  Arbeit  anjubalten.  Eine  befannte 
(Sattung  ber  teiditem  @efdngniß|rrafe  iß  bie  (mit  geftung*- 
bau  mebt  ju  perwecbfelnbe)  geflung*|irafe  ober  §e* 
ftung«arreß.  (S.  geftung.)  Auch  bebient  man  fich  ber 
gelungen  jur  Aufbewahrung  von  Kriegsgefangenen.  Eni* 
fpringen  au*  bem  ©efdngmß  4: ebt  engere  >paft  nach  fich 
unb  wirb  in  Suchtbäufem  auch  noch,  burch  Scbldge  befiraft. 

Die  ©efdngniffe  ftnb  wahrscheinlich  fo  alt  wie  bie  Staa* 
ten.  SBenigftenS  lägt  fich  ein  georbneter  Staat  nicht  ebne  biefe 
Littel  jur  SJeßrafung  ber  Verbrecher  benfen.  Die  dlteflen 
©efdngniffe  iraSRorgenlanbe  waren  wafferleere Eifternen. 
3n  Athen  gab  eS  49  ©efdngniffe,  unb  unter  biefen  ein* 
auf  bem  üRarfte  für  jablungSunfdbtge  Scbulbner.  3n  3t  0  m 
erbauete  ber  Konig  AncuS  SRarciuS  baS  erfte  ©efängniß 
unb  jwar  gleichfalls*  für  ©cbulbner.  DaS  Aauptgefängniß 
in  {Rom  würbe  nach  feinem  Erbauer,  bem  Kinig  SeroiuS 
SuIIiuS,  „Tullianuru"  genannt  SBon  ibm  unb  ber  barbae 
rtfeben  fl3eb>nblung  ber  ©efangenen  m  bemfelben  entwirft 
ber  ©efefeiebrfebreiber  SaBuft  eine  traurige  ©ebilberung. 
Überhaupt  rannte  ba*  niditcbrilliicbe  Alterthum  feine  lic- 
benbe  Serge  für  bie  ©efangenen,  Den  milben  gebren  ber 
(häßlichen  {Religion  perbanften  biefe  bie  erße  Erleichterung 
ihre«  bis  bahin  fcbrecflicben  goofeS,  was  felbft  ein  fatirifeber 
geinb  be*  Ebrißentbum*,  ber  ©rieche  gucian,  nicht  in  Ab* 
rebe  ßeUt  Er  erjdblt  un*,  wie  bie  Clin  freu  ihre  gefange* 
nen  ©laubenSgenoffen  befuebten,  trößeten,  mit  ihnen  bete* 
ten  unb  felbß  bei  ihnen  im  ©efdngniffe  fcbliefen.  3n  ben 
dmßlicben  ©emeinben  ber  erßen  3abrbunberte  nach  abriflu^ 
hatten  bie  Dtafoncn  unb  Diafoniffinnen  neben  ber  Sorge 
für  Arme  unb  Kranfe  auch  bie  ^flicht ,  für  baS  Seelenheil 
ber  ©efangenen  Sorge  ju  tragen.  Die  barbarifche  {Rauheit 
be*  2Rittelalter*  perlteß  iebod)  biefen  fegenSreicben  $fab  ber 
cbrijiiidjen  giebe.  3n  biefer  3eit  ndmltcb  benu|te  man  ge< 
wöhnlich  bie  unterirbifchen  {Räume  ber  Surgen,  bieJBurg* 
«erließe,  ju  ©efängniffen.  Sie  tarnen  befonberi  in  Deutfch* 
lanb  »or  unb  gehörten  »u  ben  graufamßen  unb  nachthei> 
ligflen  für  bie  ©efunbheit,  beren  bie  ©efebiebte  gebentt 
Gtnen  nicht  beffern  {Ruf  haben  bie  fogenannten  SSletfam* 
mern  in  SSenebig  wegen  ber  im  Sommer  barin  berrfebenben 
unauSjiehlicheti  fyikt.  (S.  Senebig.)  Auch  bie  ©efdng* 
niffe  ber  3nquijtrton  ftnb  berüchtigt  ©n*  ber  berühmteflen 
©efdngniffe  war  bie  gleich  bntti  erflen  Ausbruch  ber  franj. 


{Rewolution  ton  ber  JBolfäwutb  jerfidrte  SB a fülle  (f.  b.) 
tu  9aril.  3n  gonbon(f.  b.)  hat  man  gan je SBejirfe  bie* 
fer  Kiefenfrabt  ben  ©efangenen  eingeräumt.  3n  bem  Sereicbe 
ber  großen  Scbulbgefängntffe  Äingßbench  genießen  bie  Scbalb* 
gefangenen  große  geetbeiten;  fie  wühlen  ftet)  Sltorfteher  unb 
dichter  au*  ihrer  SRitte,  haben  ihre  Vergnügung**  unb 
Serfantmlung*pld^e  u.  f.  w.  Die  ©efdngniffe  in  Qbina 
rühmt  man  wegen  ber  in  ihnen  obwaltenben  Sorge  für 
bie  ©efunbheit  ber  ©efangenen.  Die  ©efdngniffe  bübert 
bort  meifien*  große  SSiereae,  wo  bie  ©efangenen  in  be* 
fonbem  Sellen  wohnen  unb  bie  Srlaubniß  hohen,  juwei* 
len  unter  ben  Augen  ihrer  Auffeher  in  einem  geräumigen 
$ofe  foajieren  ju  gehen.  9Ran  ifi  barüber  tn  äwetfel, 
welcher  eurep.  Qtaat  «terfl  ein  3ucbtyau*  gehabt  habe. 
(Sinti  ber  dlteflen  iß  ba*  ju  Sur?  tn  Crnalanb,  wel* 
che*  wabrfcbeinlicb  fchon  im  3ah«  1589  bejtanb.  Auf 
bem  gefllanbe  begegnen  wir  biefen  Anflalten  juerft  in  ben 
SRiebetlanben.  3n  Amflerbam  würbe  1595  ein  3ucbtbau$ 
für  SRdnner  unb  im  folgenben  :3abrc  ein*  für  2Betb*»er» 
fönen  gebaut.  3n  Deutfchlanb  fanben  fie  jwar  erfl  im 
üaufe  be*  17.  3abrb.  Eingang,  teeb  wählte  man  ta felbfi 
febon  gegen  bie  Wlittt  be*  vorigen  3abrb-  e'n'8e  00  3u(bt» 
häufer.  Ein*  ber  befieingerichteten  ift  ba*  oon  ber  Jtaiferin 
SKaria  Xberefia  in  ©ent  erbaute.  —  3n  Europa  war  e*  bem 
eblen  SRenfchenfreunbe  3obn  ^>owarb  (geb.  1727  ju  (Slapton 
in  Esglanb,  gefr.  1790)  poroehalten,  burch  bie  unertnüb* 
licbfle  Sorge  für  Erleichterung  be*  Schicffal*  ber  ©efange-- 
nen  (welche*  er  au*  eigner  Erfahrung  al*  Kriegsgefangener 
in  Sranfreidi,  fowie  auf  feinen  fpdtern  Steifen  burch  gan3 
Europa  grünblich  fennen  gelernt  hatte)  ba*  Augenmert  be* 
engl.  Parlament*  auf  biefe*  bi*  bahin  febr  oemachldfftgte 
©ebiet  be*  Staatsrecht*  ju  lenfen.  S3on  biefer  Seit  an 
tarnen  bie  wefentlichfien  SBerbefTerungen  be*  ©efdngnißwefen* 
auf,  welche  flcb  nach  unb  nach  von  Englanb  au*  in  alle 
cioiliftrten  Staaten  mit  mehr  ober  minber  glüefliebem  Crr- 
folge  »erbreiteten.  Am  weiteren  ftnb  in  biefer  SBeiiehung 
bie  norbamerif.  greiflaaten  »orgefchrirten.  Schon  im  Sabre 
1776  hilbete  füb  in  $bi(abel>bia  eine  ©efeUfchaft  \n  »et» 
befferung  be*  ©efdngnißwefen*,  beren  JBemühungen  t>on 
bem  fchonflen  Erfolge  geWnt  werben  finb.  3wei  Spfleme 
finb  e*  hauprfdehlich, /Welche  man  gegenwdrtig  bei  ber  ©e» 
fdngnißbauart  unb  ber  ©efangenjucht  in  ben  norbamerif. 
SOereinSftaatcn  befolgt  Der  $auptgTunbfa4  be*  juerfr  in 
Sceuoorf  aufgefommenen  unb  oon  ba  au*  in  vielen  anbern 
Stätten  ÜRorbamerira*  perbreiteten  Spfiew*  beliebt  tonn, 
baß  man  bie  ©efangenen  bei  Stacht  «oneinanber  trennt  unb 
fte  in  einzelnen  3eHenreihen  oerwahrt,  welche  eine  oen  biefen 
weit  abftebenbc  fiarfe  3Rauer  umfchließt  9Ran  bezeichnet  biefe 
Jöauatr  al*  Schachtelplan  unb  nennt  jene  3eUenreir>en 
„bie  innere  Schachtel''  unb  bie  biefe  umgebenbe  3Äau« 
„bie  üußere  Schachtel."  «ei  3age  Idßt  man  bie  (£)r- 
fangenen  gemeinfehaftlich  arbeiten  unb  effen,  wobei  jeb 
eine  fhenge  mtlttamfcbe  3ucb t  unb  ein  PoQfommene*  Set): 
gen  ber  Sträflinge  unabir erlief?  gehanfcbabt  wirb.  iRatr) 
anbem  Spfleme,  welche*  juerjl  in  Dhilabelpbia  aufTam,  o 
wegen  ber  bamit  perbunbenen  größem  jtofh'piciigfeit 
(eine  fo  bebeutenbe  Ausbreitung  gefunben  bat,  treibt 
bie  Strenge  gegen  bie  Sträflinge  unb  beren  Abfperr 
poneinanber  noch  weiter,  inbem  man  nicht  allein  bei  SR, 
fonbem  auch  bei  Sage  jebm  ©efangenen  einfam  in  f< 


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ftcfänffuiss 

Seile  fid)  felbß  überläßt.  Äußer  bem  toutlofen  ©efangen* 
härter  nabt  fidj  ibm  fein  menfd?Iicf?cS  SBeftn,  unb  eine  83e* 
fdüfrigung  wirb  ibm  nur  als  Jöelolmung  geftattet.  3<be 
tiefer  3eüen  bat  übrigen*  einen  befonbem  Meinen  #of,  in 
irelcbem  btr  (gefangene  Euft  f(r>6pfen  fann.  2üenn  man  er* 
trägt,  wie  groß  ber  eon  ber  9?atur  in  bie  fi3ruft  jebty  Wen* 
(eben  gelegte  Srieb  nad)  ©efelligtcit  unb  öefcbäftigung  tjr, 
fo  muß  man  gefteben,  baß  taum  eine  größere  unb  rotrffa* 
mett  Strafe  erbarfjt  »erben  tann.  23  od?  futprt  fie  ebenbrt« 
halb  bei  lebhaften  Slaturen  (riebt  jum  Sßabnft'nn  unb  ift 


Gefecht 

fdjon  aus  tiefem  ©runbe  nur  mit  groger  SBorficbt  unb  nur 
bei  febroeren  unb  ganj  bemoralifrrten  Verbrechern  in  Änwen» 
bung  ju  bringen.  $6cb(t  beilfam  roirb  {te  aber  baburd),  baß 
burrf)  bie  ununterbrochene  ©nfamfrit  aueb  ba$  oerroorfenfte 
©emutb  jur  ©elbftbetracbtung  unb  bierburcr)  jur  ©elbfier- 
Eenntniß,  folglid?  gu  moralifiber  ©elbftbefferung  gejwnngen 
roirb  unb  baß  bie  Scrbredber  in  ber  Xrbeit  ijroft  unb  (Srbolung 
ftnben.  —  3"  Cnglanb  ift  einJ  ber  heften  ©efdngniffe  baS 
bicr  abgebilbete  JBefferungSbaud  ÜDJUbant  bei  gonbon.  CrS  ift 
FreiSförmig  gebaut;  ber  Siorfteber  t>at  feine  SEBcbnung  im 


3Rittelpunfte  unb  bie  ooneinanber  getrennten  JBcbältniife  ber 
(Befangenen  im  Äreife  um  ftcb  her.  Dtefe  fretlicb  fet>r  foft* 
fpteltge  unb  ungefähr  600  (Sträflinge  entfjaltenbe  2Cnftalt 
;eicbnet  ftcb  befonberS  bureb  eine  müfterbafte,  auf  religtäfc 
iucJjt  unb  vveefmaßige  SBefcbäftigung  gerichtete  ffieauffjcbtü 
gang  ber  befangenen  auS,  welche  in  klaffen  abgeheilt  ftnb 
unb  nur  bei  9tadjt  abgefperrt  werben.  $ür  noeb  »orjüglidjer 
aiü  eine  in  neuerer  3rit  »ielfacb  Cunter  anbern  in  ©enf,  in 
Sonneburg  bei  Äüfhin  unb  ju  3nfterburg  in  Dftpreußen) 
bj  Znroenbung  gefommene  Sauart  ber  ©efängniffe,  welche 
uater  bem  9tamen  be§  ©trablenplane$  befannt  ift. 

55er  größte  92ad>tr>etl,  ber  immer  ned?  an  allen  unfern 
fhtngen  ©efängnißanfialten  haftet ,  ift  bie  golge  ber  3nfa> 
nrie,  wetd>e  an  3ebem  baftet,  ber  einmal  aI3  Sträfling  in 
einem  3ucbtbaufe  gewefen.  Sebermann  «riebt  einem  folgen 
ani,  ftiemanb  mag  ihn  in  Dienfte  nehmen,  unb  fo  muß 
ber  Unglücflicbe  nicht  feiten  feinen  notbbürftigen  gebenSun* 
terbalt  ftcb  roieber  auf  verbotene  SBeife  fueben.  <Si  ift  ber 
JaÜ  oorgefommen,  baß  ein  foldjer  Berjtoßener  ein  neues 
ikrbrecben  beging,  um  nur  roieber  im  3u*tbaufe  einen ßu< 
djttort  ju  ftnben.  3roar  roirb  gegenwärtig  faft  allent* 
Iba  auf  bie  moralifebe  ©efferung  ber  3üd;tlinge  mit  gro» 


ßem  gleiße  bingeroirft,  aber  jur  gänjlid>en  JBefeirigung  be* 
gegen  ebemalige  (Sträflinge  noch  berrftfeenben  SBorurtbeil* 
ftrib  immerbin  nod)  befonbere  üJlaßregeln  nötr>ig.  Die  jroecl» 
mäßigjte  bürfte  bie  fein,  baß  ©efeflfdjaften  fcon  »obren 
SRenfcbenfreunben  ftcb  jum  3wetf  macben,  ebemuligen  3ü<b> 
lingen  ©elegenbeit  ju  recbtlidjem  @rwerb  ju  geben  unb  ju 
bem  tbatfäcbltcben  ffiewrife  ber  gefebebenen  fBeflerung.  Ber« 
eine  mit  berarttgem  3n>crfe  b^ben  ftcb  aueb/tn  mebren  beut* 
feben  Sänbern  gebitbet,  unb  namendid)  ijt  ein  foldjer  im 
gaufe  biefe«  SabreS  in  Sadjfen  ju  ©tanbe  gefemmen.  — 
©ne  befonbere  TLrt  niebtinfamirenber  ©efängnißftrafe  tfl  bie* 
jenige,  weldje  ©läubiger  über  ftjrc  ©cbulbner  «erhangen 
f innen,  entroeber  bis  fte  bejab»  tjcben  ober  auf  aereiffe  ge» 
fefclicb  beftimmte  3eit.  ©oldjen  ©efangenen  rann  fetne 
3roang6arbeit  auferlegt  werben. 

(ffffdjt  ift  bie  allgemeine  Sejeidjnung  jebe«  ÄampfeS 
ftreitenber  Parteien,  bei  bem  ftcb  biefelben  t6btlicber  SHJflffen 
gegeneinanber  bebienen.  Sejtebt  iebe  ber  ftrritenben  ^)ar» 
teien  nur  in  Ciner  ^erfon,  fo  ift  ba«  ©efrebt  3wei?ämpf 
(f.  b.).  3n  anerfannt  rtdjtmäßiger  SBcife  fommen  ©efedblc 
nur  im  Jtriege  »or.   9)?an  unterfebeibet  tytx  bie  ®efed;te  fo* 


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OefÜhl  Ii 

wol  natb  bet  ©tdrfe  ber  ffreitenben  ^arteten,  al«  nach  btt 
SBaffe,  mit  b«  fte  geführt  werben,  ein  ©efeftt,  weifte« 
nur  t>on  SBcnigen  bi§  ju  einigen  #unberten  auf  betten 
©eiten  geführt  wirb,  b«$t  ein  ©ftarmüb.el;  finb  übet 
500  bi«  10,000  im  Aampfe,  fo  gibt  e«  eine  Affaire  ober 
ein  ©efeftt  im  engern  SBortfinn;  finb  enblift  bie  fdm> 
pfenben  Parteien  noft  fidrfrr,  fo  wirb  baS  ©efeftt  jut 
©ftlaebt.  Die  Infanterie  bebient  fift  im  ©efedjte  nur 
be«  ©ebießgewebre«,  tbeil«  jum  ©ftießen,  tbeil«  mit  bem 
Saponnet,  unb  nur  au8nabm«weife  be«  Seitengewehr«. 
Da«  geuern  gefftiebt  beim  Jtampfe  in  Steibe  unb  ©lieb, 
böftfien«  au«  einer  Entfernung  *>on  300  ©ebritt  unb  entwe* 
ber  in  ganjen  Abtbeilungen  ober  einzeln  im  J^ecfenfeuer. 
Seim  Süirailliren  (f.  b.)  wirb  au*  au«  gr6ßem  Entfer« 
nungen  gefftoffen.  SBaoonnettangriffe  pflegen  in  ber  Sie» 
gel  tn  Eolonne  gemalt  *u  werben,  tbeil«  mit  gelabenem, 
tbeil«  mit  unaelabenem  ©ewebr.  Die  Gavalene,  weifte 
ihre  Angriffe  febr  rafft  macht,  wirb  von  ber  Infanterie  wo 
miglifb  bis  ju  einer  Entfernung  oon  40  g.  tytaxiütlafttn, 
ef>e  biefe  feuert.  3n  biefem  gau"e  fann  fte  einer  energifdjen 
SBirfung  gewiß  fein.  Eaoalerieangriffe  pflegen  feiten  gegen 
bie  gronte  be§  geinbe«  gerietet  ju  fein,  gewibnlift  fuftt  bie 
Gaoalerie  ben  geinb  in  bie  glanfen  ju  faffen.  {Beim  An« 
griff  fefct  fift  bie  Kelterei  in  ©alopp  unb  etwa  100  ©ftritt 
»ot  bem  getnbe  in  (Saniere,  ©egen  ßuane'«  be«  geinbe« 
werben  bie  Angriffe  in  ©cbwabronen  gemaftt,  fobofj  eine 
ber  anbern  folgt,  unb  iebe  Dorn  getnbe  abgewiefene  ©ftwa* 
bcon  fift  l)  int  er  ben  »ouücfenben  wieber  formin.  Die  6a» 
e  alerte  bebient  fift  t>orjug«weife  be«  ©dbel«  obn  ber  fcanje, 
boeb  bot  ft<  auft  Sarabiner  unb  ^iftolen,  bie  beim  jiBldn* 
fern  in  Anwenbung  tommen.  ©lanfern  heifjt  ba«  Sirailli* 
rtn  ber  leisten  ßaoalerie,  wobei  biefe,  ie  jwei  unb  jwei 
SJlann  gegen  ben  geinb  oereinjelt  anrüeft  unb  ihn  beunru» 
bjgt.  Die  fftwere  ßat>alerie  fuftt  ben  geinb  befonberS 
burft  ben  Angriff  in  gefftloffenen  Sieiben  ju  werfen.  Die 
2frtiHerteangriffe  fdnnen  wegen  be«  weitreiftenben  ©efftüfce« 
ffton  au«  einer  Entfernung  oon  1500—1800  ©ftritt  begon* 
nen  werben.  ©ew6bn(icb  laßt  aber  bie  Artillerie  ben  geinb 
auf  1200  ©ebritt  bewnfommen,  erje  fte  ju  feuern  beginnt. 
E«  ift  Siegel,  bie  ©efftü&e  m6alift|i  oerbeeft  unb  obne  bie 
aflunitionSwagen  aufjufrellen.  JCommt  ber  geinb  naber  al« 
600  ©ftritt,  fo  wirb  mit  Äartdtfften  gegen  ihn  gesoffen. 
Die  Artillerie  erdffnet  in  ber  Siegel  bie  ©ftlaftt  unb  liebt 
in  tiner  Entfernung  oon  30  bi*  80  ©ftritt  »or  ber  ginie. 
Da«  ©efftüt^  wirb  nicht  bto«  in  ber  ganten  Angriffslinie 
»ertbeilt,  fonbern  namentlich  auft  jur  ä3e|e&ung  einjelner 
wifttiger  fünfte  benufct,  namentlift  folfter,  twn  btnen  au« 
bie  {Bewegungen  be«  geinbe«  beobachtet  unb  beberrfftt  wer« 
ben  (innen.  SSenn  ba«  ©efftü(}  verloren  gegeben  werben 
muß,  baten  bie  ArttHeriffen  ba«  gabejeug  mitjunebmen, 
unb  wenn  noch  3tit  baju  i(i,  ba«  ©efftüfi  burft  SStrnageln 
unbrauftbar  ju  maften. 

©ffui)l  bejeiftnet  junaftfl  benjenigen  ©inn,  bur(b  wel» 
ften  wir  @egen(idnbe,  bie  in  unmittelbare  JBerubrung  mit 
unferm  Ä6rper  (ommtn,  }u  unterffteiben  »ermogtn,  unb 
war  ob  fie  raub  ober  glatt,  weift  ober  bort,  warm  ober 
alt  unb  bngl.  finb,  unb  in  JBejug  auf  bie  ©eftalt.  S33db^ 
renb  bie  übngen  ©inne  be«  SRenfften  unb  ebenfo  auft  ber 
Spiere,  auf  efnjelne  Drgane  befftrinft  ftnb,  breitet  fift  ba« 


MI  Gefühl 

©efobl  übet  ben  ganjen  Ä6rper  au«,  tnbem  ft*  «Rewenfi 
ben  bi«  an  bie  £  bcrfldfte  be«  £6rper«  oer^weigen.  Am  leb-, 
bafttiten  aber  tft  ba«  ©efübl  an  btn  ©pi^en  ber  ginger 
unb  3eben ,  unb  man  bejeiftnet  bie  ginget  baber  auft  ald 
ben  oor^ügliftfien  ©t^  biefe«  ©inne«,  ben  man  auft  Saft« 
finn,  ©etaft  nennt.  SBie  bie  übrigen  ©inne  ifi  auft  ba« 
©efübl  mancherlei  Sdufftungen  au«gefe|;t.  @o  bangt  ti 
namentlift  ganj  oon  ber  eigenen  SBdrme  be«  3l6rper«  ab, 
ob  ein  anberer  ©egenftanb  warm  ober  falt  erffteint  6r> 
faltet  man  g.  05.  bie  eine  $anb,  etwa  inbem  man  fie  in 
©<bnee  fterft,  erwärmt  jugleift  bie  anbere  unb  tauftt  bann 
beibe  £dnbe  in  baffelbe  laue  SBajfer,  fo  wirb  biefe«  an  bei 
erfalteten  $anb  warm,  an  ber  erwärmten  fühl  ffteinen. 
Eine  anbere  ©efübl«tdufftung  erfdbrt  man,  wenn  ber  SRifc 
telftnger  über  ben  äeigeftnger  gelegt  wirb  unb  bann  jwb 
feben  beiben  gingerfpifetn  ein  Äugclften  bin»  unb  bngewdljt 
wirb;  man  nimmt  in  biefem  gatle  mit  bem  ©efübl  beutlift 
jwei  Äugeln  wabr,  obgleift  nur  eine  vorbanben  ifi  Suweiltn 
tritt  in  einzelnen  ©liebem,  j.  JB.  in  ben  gingern,  eine  t>oU 
lige  ©efübllofigteit  oorubergebenb  auf,  man  fagt,  ba§ 
©lieb  ftetbe  ab.  Ü)ian  fann  biefe  Erffteinung  burft  Unteü 
binbung  be«  ginaer«  b^orrufen.  fBefannt  tft,  baß  erfro« 
rtne  ©lieber  gefublto«  werben. 

3n  t>6r>erer  IBebeutung  bezeichnet  man  mit  bem  SSorte 
©efübl  bie  ©efammtbeit  aOer  in«  JBewufjtfein  ttetenben  Er* 
regungen,  biefelben  m6gen  nun  «on  ben  ©innen  ausgeben, 
ober  ganj  innerlifter  9tatur  fein,  fowie  bie  ErregungSfdbig 
feit  felbft.    9iur  ber  Sßenfft,  al«  bewußte«  SBefcn,  triebt 
aber  bie  JK-icre ,  baben  in  biefer  83e}iebung  ©efübl.  ©ebt 
bdufig  wetben  ©efübl  unb  Empftnbung  gleicbbebeutenb  y> 
brauftt,  borb  ftnb  Empfinbungen  tigentltft  nur  biejenigtn 
Enegunaen,  weifte  .noft  unflat  eor  bem  iBcwußtfein  fmb. 
3n  ©efubl  unb  Empftnbung  oerbdlt  ftft  bet  ©ei fr  niftt 
felbfhbdtig ,  wit  im  ©ebanfen,  fonbern  leibenb.    Die  aei 
fübloollen  2Renfften,  bie  fogenannten  febönen  ©eelen,  bei 
weiften  ba«  ©cfüblötcben  fo  oorberrfftt,  baß  gegen  baffelbe 
ber  SJerfianb  jurüeftritt,  ftnb  baber  mebr  ober  weniaet  wtl« 
lenlo«  unb  untbdtig,  obgleift  fie  burft  dußere  Einbrucfe  unb 
burft  SBorgdnge  in  ihrem  Innern  auf  ba«  lebbafte|te  erregt 
werben.    Die  Empfinbungen  unb  ©efüble  pnb  t  bei  Ii  an* 
genehm  (greube,  &ufi,  i: eiterfeit,  £>offnung),  tbeil«  un: 
angenebm  (Siran er,  ©ftmerj,  fBetrubniß,  gurebt),  ienaebs 
bem  fie  ba«  Serlangen  erzeugen,  in  ihnen  )u  oerbanen  obet 
ihnen  ;u  entfliebm.   Da  bie  ©ebilbe  ber  Äunfi  unb  bie  ber 
SRatur  am  mdftttgfien  burft  bie  ©inne  auf  ben  ©tifi  »vir 
fen  unb  jwar  angenebm,  wenn  fie  fftin  finb,  fo  fpricbi  man 
befonber«  viel  oon  bem  ©efübl  für  ba«  ©ftine  unb  Erhabene 
unb  maftt  bamit  ba«  ©efübl  jum  JRiftter  übet  Statut >  unb 
Äunftgcgcnfldnte,  woju  e«  aQerbing«  geeignetet  ift,  al« 
jum  ©ftäpfer  berfelben,  weil  e«,  wie  bemerft  würbe,  fift 
niftt  banbelnb ,  fonbern  leibenb  ocrbdlt.   Da  bem  äRenfften 
enbltft  ba«  ©tttengefe^  vom  ©ftöpfer  felbft  in  bie  JCruft 
gefftritben  ifi,  fo  l;at  bcrfclbe  ein  febr  feine«  ©efübl  für 
ba«  ©ute  fowol,  wie  für  ba$  3ö6fe  (bie  ©timme  be«  ©c- 
wiffen«^,  wclftcä  man  bas  moraliffte  ©efübl  nennt  Ob» 
ffton  bie  Empftnbung  nur  baburft  jum  ©efübl  wirb,  baf 
fte  in  ba«  ©ewußtfein  tritt,  fo  ifi  biefe«  im  ©efübl  bod? 
feine«weg«  fo  flar  unb  allfeitig  befitmmt,  wie  bieö  beim 
©ebanfen  ber  gall  ift,  unb  baber  fommt  e«,  baß  tv 
©efübl  ftet«  na«  Sotten  fuftt,  obne  fift  »öffig  au* 


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Gegenfftesler 


161 


Geheimschrift 


fpredun  ju  tonnen.  9?icht  feiten  wirb  bie  Sprache  bat; et 
angeflogf,  baß  fie  ju  atra  fei,  um  bie  Sülle  beS  ©efühlS 
ausbrechen.  3n  ber  abat  ifl  auch  bet  SWenfcb  um  fo  roe= 
ntger  tm  Stanbe  ju  fprechen,  je  mdebtiger  ba$  ©efübl  in 
u)m  aufgeregt  ift.  SDet  ©runb  Ii  cc^  er  aber  bar  in,  baß  baS 
0enibl  baburch  nicht  aufgehoben  wirb,  baß  eS  in  2Borte 
gjfjft  wirb  unb  baß  bei  mächtiger  Aufregung  ber  SRenfcb 
;u  wenig  feinen  ©erftanb  ju  fammeln  vermag,  um  bie 
geeigneten  SBorte  ju  futhen.  25er  wahre  Dieter  iß 
bei  beoerjugtt  SJlenfch,  bei  welchem  ©efübl  unb  ©er» 
fruit  gleich  mächtig  ftnb,  fobaß  er  aussprechen  »er-- 
mag,  irofür  ber  gero&hn  liehe  SJcenfcb  vergebens  nach.  22or= 
Im  fuebt 

6fgfnfDö0lfT  ober  (griedr).),  Entipoben,  Reißen  bie* 
irrigen  ©eroohner  ber  Grbe,  welche  fo  gegenemanber  leben, 
Ujj  fte  aufredet  fler>«it>  bie  Süße  einanber  entgegenfehren. 
Ii  nimlic^  Grbe  eine  Augel  ober  wenigflenS  ein  fugeU 
firmiger  £6rper  unb  bie  aufrechte  «Stellung  biejenige  ifl,  bei 
Beuger  bie  Süße  nach  bem  2Rittelpunfte  ber  Grbe  äuge* 
lehrt  ftnb,  fo  fmbet  man  offenbar  bie  ©egenb,  in  Welcher 
bie  ©egenfüßler  ber  ©ewobner  irgenb  eineS  DrteS  ber  Grbe 
»ebnen,  wenn  man  fieb  von  bem  genannten  Crte  aus  eine 
grübe  iinie  nach  bem  SJlittelpunfte  ber  Grbe  gejogen  unb 
uber  tiefen  foweit  hinaus  verlängert  vor|Mt,  bis  fie  wie; 
berum  über  bie  Cbetfldcbe  ber  Grbe  benjcrtritr.  SRan  fann 
tiefes  auch  auSbrücfrn,  baß  alle  biejenigen  ©ewobner  ber 
€roe  ©egenfüßler  aegeneinanber  finb,  n>e(d>e  SDrtc  bewob-- 
nen,  bie  an  bem  Gnbvunfte  beffelben  25urcbmefjcr$  (£ia; 
meter)  ber  grbe  ober  bie  biamrtral  gegenüberliegen.  2Senn 
mm  weiß,  wie  bie  geographifche  gange  (f.  b.)  unb  ©reite 
einrt  JDrtrS  ber  Grbe  bejlimmt  wirb,  fo  begreift  man  leicht, 
taj»  bie  geographifeben  ©reiten  ber  ©egenfüßler  bicfelbcn  ftnb, 
aber  bie  eine  fübl.,  bie  anbete  nötbl.  i|t,  wdhrenb  bie  Hiu 
fljiium  1809  verfchieben  finb.  ^)ierauö  folgt  ferner,  baß  bie 
SaireSjeiten  ber  ©egenfüpler  entgcgengcfcljt  finb,  ttc  einen 
SStrtter  hoben,  wdbrenb  bei  ben  anbern  Sommer  tjerrfefet, 
unb  baß  ibre  UagcSjciten  um  12  Stunben  vonetnanber  ab 
-.i'iten,  fotaß  unfere  ©egenfüpler  Wittag  haben,  wenn  bei 
nri  SRitternacht  ifl.  Die  tfcbjre  von  ben  ©egcnfüßlern  hingt 
-fi3mtigfle  mit  ber  von  ber  jtugelgcflalt  ber  Grbe  (f.  b.) 

nnmen  unb  fanb,  wie  tiefe ,  anfangs  großen  Sßiber-- 

i;  man  meinte,  bie  SKenfchen,  welche  bie  Süße  umge= 
J*rt  wie  wir  halten,  müßten  notbwenbia  ton  ber  Grbe  ab; 
fjfl«;  aber  man  überfah,  baß  baS  ©efffc  ber  Schwere, 
i  ben  SRcnfchen  an  bie  Grbe  fcffelt,  nichts  KntereS  ift, 
&  bie  Hn^iebung,  welche  ber  SKittelpunft  bet  Grbe  gegen 
«!t  ©egerrfldnbe  auf  ber  Cberfldche  berfelben  ausübt,  gegen 
Mtyn  ti  mithin  fein  Cben  unb  Unten  gibt,  intern"  er 
aQen  «Seiten  bjn  t>6Uia  gleichmäßig  wirft.  SKan  hielt 
rt)rt  oon  ben  ©egeufuplern  wie  bie  oon  bet  Äugelge= 
lätt  ber  Grbe  unb  r»on'  beren  JBewegung  anfangs  für  fefees 
^4,  unb  im  8.  Sahrh  würben  fogat  »on  Seiten  bet 
*r^e  alle  Anhänger  biefer  rein  naturwijfenfchaftlichen  8ebre 

bem  Jöann  belegt.  2Jon  ben  ©egenfußlern  ju  untetfchei= 
ben  finb  bie  ©eaenwohner.  ÜRan  nennt  fo  tiejenigen 
^fcnft^ra,  beten  SBofmorte  gleiche  geographifche  2dnge,  abet 
^gegeagefefcte  SSteite  haben,  b.  h.  bie  unter  bemfelben  9Rcs 
Ktt«feen8.i8<r.  IL 


rtbtan  liegen,  aber  fo,  baß  ber  eine  fo  weit  oom  9f orbpol 
al«  ber  anbere  t>om  ©übpole  entfernt  tfl.  JDie  ^egenwoh» 
ner  haben  jugleich  «Wittag,  wdbrtnb  bie  3ahre8jeiten  bei 
ihnen  entgegengefe^t  ftnb.  Stein  nennt  entlieh  9ceben woh- 
ner tiejenigen,  welche  tiefe Ibe  nirbl.  ober  fübl.  ©reite  ha- 
bin, beren  geogr.  Sdnge  aber  um  180°  »erfchieben  ifl.  ©ie 
wohnen  mithin  auf  berjelbett  .<palbFugel  ber  Grbe  in  gleicher 

Gntfernung  com  $o(e,  fobaß  eine 
burch  bie  Grbe  jwifeben  beiben  ge= 
legte  gerate  Minie  burch  bie  Grbare 
geht.  Slebenftehenbe  3eichnung  gibt 
bie  ©egenfüßler.  ©egenwohner  unb 
Slebenwo^ner  für  einen  JDrt  0  an. 
©egenfüßler  haben  oerfchiebenc 
STleribiane  unb  oerfchiebene  ^araU 
lelf reife,  ©egenwohner  berrfels 
ben  3)Ieribian  unb  berfchiebene  9>a* 
rallellreife,  9lebenwohnet  ver-- 
fchiebrne  SReribiane  unb  benfelben  $)arallelfrei«. 

<?cl]cimscJ)rift  (grierh.  itrpptographie)  heifit  jebe 
Schrift,  welche  fo  eingerichtet  ifl,  baß  fie  nur  ber  Xbfenbet 
unb  ber  Gmpfänger  }u  lefen  oermigen.  hierbei  ifl  immer  bor* 
ausgefegt,  baß  ber  Gmpfdnger  ba$  Littel  fennt,  burch  wel» 
cheS  bie  ©eheimfehrift  lesbar  wirb.  DiefcS  Littel  heißt  ber 
Schlüffel,  unb  nicht  nur  bie  $)erfon  wirb,  fheng  g enorm 
nun,  eine  ©eheimfehrrft,  welcher  2irt  fie  auch  fein  mag,  ju 
entrdthfeln  vermögen,  an  welche  biefelbe  gerichtet  ifl,  fonbern 
überhaupt  |ebe,  bte  ben  Schlüffel  fennt.  (Bei  einigen  Xrten  ber 
©eheimfehrift  ifl  ber  Schlüffel  fo  befannt,  baß  ihn  3eber  be» 
fl^t,  ber  im  Sefüj  gewiffer  Jlenntniffc  ifl.  So  j.  fB.  ftnb  mit 
fnmpathetifchcr älintc  gefa)riebene  ©riefe  2fUen  lesbar,  welche 
bietenigen  Wittel  fennen,  burch  welche  bie  unftchtbare  Schrift 
fichtbar  gemacht  werben  fann,  unb  biefe SHittel  ftnb  in  vielen 
iß ürhem  angegeben.  (S.  Sinte.)  Zu?  tem  ?i'ltertl>ume  wirb 
ein  ©eifpiel  oon  einer  ©eheimfehrift  erjähU,  welche  mehr 
ben  Slamen  einer  geheimen,  verborgenen  Schrift  verbient 
GS  würbe  ndmlich  einem  Sflaben  baS  Haupthaar  abgefchnit« 
ten,  ihm  mit  unverlöfchltcben  äügen  auf  bie  <^aut  gefchrie* 
ben  unb  fobann  ber  Sflaoe,  ber  felbfl  nid)t  wußte,  wa4 
mit  ihm  vorgegangen,  nachbem  ihm  ba8  £aar  wieber  ge- 
wachfen,  an  ben  C>rt  feiner  ©eflimmung  gefeinett,  mit 
bem  ©efehl,  er  foHe  fich  bort  von  einer  beflimmten  $er> 
fon  baS  Äaar  abfeheeren  (äffen.  £a5  2(bfcheeren  ber  ^jaare 
ivar  ber  Schlüffel  {U  biefer  Schrift.  Später  hat  man  eine 
©eheimfehrift  fo  IjcrjuflcIIen  gefugt,  baß  man  [ich  als 
Schlüffel  eines  eigentümlich  auSgefchnittenen  ©lattS  ^a* 
pier  bebiente,  wela)eS^  auf  einen  völlig  bebeutungSloS  flirn 
genben  ©rief  gelegt,  nur  bie  bebeutungSvollen  SB  orte  f)tt» 
vortreten  ließ.  2uch  hat  man  fich  mit  bem  "Gorrefpons 
benten  über  ein  gebrucfteS  ©ud>  vereinigt  unb  bann  bie 
SBorte  auS  bemfelben  bezeichnet  (j.  ©.  burch  3ah{en). 
S)ie  bequemfle  unb  ftcherfle  ©eheimfehrift,  welche  unenb« 
lieh  viele  S3erdrtberungen  erlaubt,  ifl  bie  fogenannte  Chif- 
fre quam-  (jQuabratfchrift)  Ober  Chiffre  indechüfrablo  (uns 
entzifferbare  Schrift).  3Ran  bebient  fiel)  bei  berfelben 
nachfleh enber  £afe(,  beren  Ginrichtung  leicht  ju  überfe> 
hen  tfl. 

21 


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Geheimschrift 


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©je  TM,  tote  man  ftcb  biefee  Safel  bebient,  ift  folgenbe. 
ÜRan  tomtnt  mit  bem  ßorrefponbenten  übet  ein  SBort  ober 
einen  ©ah,  überein ,  meldet  bec  ©cblüffel  ift.  Dtefer  ©chlüf» 
fei  fann  leicht  im  ©ebdcbjnifj  behalten  werben,  or)ne  jemals 

tefchrieben  ju  fein,  tr  Fann  felbft  tin  wißrurlich  gebilbeteS 
Bort  fein  unb  fo  oft  man  will,  njd>  ein«  otrabrtbeten  SKe» 
gel  gewechfelt  werben.  9ieljmen  wir  an,  btr  ©chlüffel  fei 
„8aut".  8BoÜ*ten  wir  nun  ben  ©a(j  treiben:  „glitte,  TU* 
Iti  ift  entbeeft",  fo  fuefcen  »ir  erft  ben  erjten  ©uchftaben  be* 
©djlüffelS,  alfo  1/  in  bet  oberften  SSuchflabenreibe,  bann 
ben  etilen  JBuchftaben  be5  ju  fchreibenben  ©afeeS  in  ber  er» 
fien  Söcrticalretye,  f,  unb  febreiben  benjenigen  S3uchftaben, 
•  reo  bie  oon  jenem  1  oertical  berabgebenbe  unb  bie  oon  biefem 
f  auö  borijontal  gehenbe  SKctbc  ftefa  treffen ,  nämlich  r.  ^>itr* 
auf  »erfabrt  man  ebenfo  mit  btm  jroeiten  JBuchflaben  « 
bei  Scbtuijelä  unb  bem  jweiten  SSucbflaben  bei  ©afceö  I, 
wobei  man  tu  erhält,  ©o  gebt  ti  fort,  inbrm  man  mit  bem 
©cblüffel  immer  oon  vorn  anfingt,  nachbem  man  ftdt>  ber 
«njelnen  ßJucbftoben  beffelben  bebient  bot,  b.  h.  man  fuefat 
bie  auft  je  jwei  ber  hier  übereinanber  ftebenben  SBucbflaben 
fi*  ergtbenben  SJudjifaben  auf: 


man  bie  S$ueh|taben  in  eine  ftigut  (ben  <3*tüflfet>,  wie 
folgt,  fchreibt  unb  nun  bie  einjelnen  Jöucb(laben  naef)  ben 
fie  umgebenbtn  Sinien  ber  gigur 
unb  ber  nur  tut*  $un!te  angebeu: 
teten  ©teile  bejcid;nct.  SOIan  fann 
in  bem  ©cblüffel  jebe  beliebige  »«% 
btnfolge  ber  £3ucbftaben  anroenben. 
9laa>  unferm  ©djlüffel  nü&me  ber 
obige  ©aö  folgenbe  ©eflalt  an: 
h««ll«a    ist  entdeckt 


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Unfer  ©afe  würbe  folgenbe  ©eflalt  erhalten:  rmdytf 
rewfn  eda  igeeiwTu.  jDffenbar  wirb  bie  Entzifferung 
um  fo  fehwieriger,  je  lünger  ber  ©cblüffel  ift.  —  ©ne  wol 
nur  als  Spielerei  gebrauchte  ©ebeimfebrift  ift  bie,  baf 


2Ran  fann  bie  ©ebeimfdjriften  baburo>  noa>  unlefttCrber 
machen,  baß  man  bie  einjelnen  SBorte  nicht  trennt  unb  btc 
gereichen  weglaßt,  auch  gleichgültige  deichen  untermifebt. 
Eine  öffentlich  gebrauchte  unb  bennoeft  nicht  tu  entrdtbfelnbe 
©chrift  ift  bie  ber  Selegraphen  (f.  b.). 

fefhm  ifl  ein  SDlittel  ber  gortbewegung  für  bt  ei  entgort 
organtfeben  ®efch6pfe,  welche  tvillfürlicbe  {Bewegung  unb 
gupe  baben.  Der  ÜRenfch  unb  bie  agiere  ftnb  an  bie  Crbe 
nur  burch  bie  ©chwere  gebunben;  biefe  iß  bet  «Snrab, 
au4  welchem  fte  fich  nid)t  nach  SBidfür  oon  ber  rbcrflad 
ber  Srbe  nennen  f6mten,  auf  ber  fte  ruhen,  fo  lange  ihr 
Jtörper  binreichenb  unterftü^t  ifl,  unb  fallen,  b.  h.  fftb  un> 
willfürlich  bewegen,  fobalb  eine  binreichenbe  Unterflu&ung 
be«  .Rorotrti  nicht  flattfinbet.    ©eim  stehen  bienen  jur 


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Gehen 


163 


Gehfflr 


Untcrfrü&ung  bte  grüße,  unb  ber  Acrpcr  tft  in  9?  übe,  im 
©leicbgewicbt;  beim  ©eben  rcirb  aber  tiefe  Unterjlüfcung  jum 
2b«I  aufgehoben,  inbem  fcet  eine  gu§  emporgejogen  unb 
mltid)  ber  Aörper  auS  btt  ©IcicbgewicbtSfictlung  (burd) 
Beiwirtfneigen)  gebracht  wirb.    Der  Aörper  beginnt  fo» 
cl«A  $u  fallen,  aber  ber  wieberaufgefegte  guß  hält  ihn  im 
|jQ  auf,  eS  tritt  wieber  ©leiebgewicht  ein,  welches  abwecb« 
fflnb  roieber  aufgehoben  unb  wieberbcrgefleQt  wirb,  fo  lange 
tit  Bewegung  beS  (Bebend  währt.  S3eim  ©eben  wirb  folg. 
Li  eine  roilifürlicf?e  Bewegung  erreicht  burd;  ©cnutjung 
ber  auS  ber  »Schwere  beS  AfirperS  bei  manaelnber  Ijin» 
reicbeiroer  Unterflüfcung  ftcb  ergebenben  unwillfurlicben  33e= 
»egtina..    Da$  Saufen  ifi  nur  ein  fcbnelleS  ©eben,  bei 
ceiiern  fieb  ber  Aörper  fo  darf  überlegt,  baß  baS  wecb« 
ftlnbe  ipeben  unb  Buffefcen  ber  güße  aufs  feijneUflc  gefebeben 
muf ,  »renn  ber  Aörper  nicht  fallen  fotl.    Um  bie  JBewe» 
giuig  aufjubalten,  muß  baS  ©leiebgewicht  beö  AörperS  ber: 
gefallt  roerben,  b.  h-  ber  Aörper  muß  roieber  jurüdgebogen 
trerbm,  fobaß  ibm  bie  fhllflebenben  giißc  binreiebenbe  Un» 
terftÜBung  ju  geben  vermögen.    9latb  langerm  Saufen  bot 
tet  Jtorper  eine  unwiafürlicbe  ©efebwinbigfeit  erlangt,  welche 
fo  groß  fein  fann,  baß  bie  Araft  ber  SWenfcben  nicht  hin: 
reicht,  bei  ber  Annahme  ber  ©leicbgewicbtSlTellung  fie  \n 
beilegen,  baber  fommt  ei,  baß  man  tn  einem  fdmellen  Saufe 
fich  nicht  wiUfürlicb  aufjubalten  unb   augenblicklich,  unn 
Sieben  ju  bringen  vermag.    Sine  ganj  anbere  Ärt  ber  Säu 
Regung  alS  baS  ©eben  tft  baS  Jpüpfen  unb  (Springen. 
Set  bitfem  nämlich  wirb  bie  Schwere  auf  Eugenblide  burch 
bie  ©uifelfraft  in  einem  Stoße  gegen  ben  S3obcn  ubcr= 
rrunben,  ber  Aörper  trennt  fiel)  ganj  von  bem  ©oben;  ba 
aber  bie  Schwere  obne  Hufbören  fortwirft,  bie  Stoßfraft, 
wtttbe  ben  Aörper  emportreibt,  aber  nur  augenblicflich  wirft, 
fo  rmb  bie  burch  bie  le(jte  erlangte  ©efcbwtnbigfeit  in  f irr- 
jer  3ert  von  ber  itjr  entgegenwirfenben  Araft  ber  «Schwere 
aufgehoben  unb  ber  Jtorper  fallt  unwiHfürlich  wieber  herab. 
Billfurlitbe  unb  unwillkürliche  ^Bewegungen  werben  beim 
Springen  in  SBecbfelwirfung  gefegt.    Daö  kriechen  enb« 
lieh  unterfeJheibet  fid)  vom  ©eben  babureb,  baß  bei  ihm  bie 
im  Soden  auftretenbe  unwiafürlicbe  JBewegung  gar  nicht  in 
2Inn«enbung  fommt,  fonbern  ber  Aörper  fortwabtenb  in  einer 
Sietcbgewicbt&fieUung  bleibt  unb  nur  bie  ©lieber  benu|t 
werben,  um  burch  Anflügen  an  ©egcnflänbe  beS  SJobenS 
bm  Jtörper  fortjufebieben.   Der  SWenfch  ifi  baS  einzige  ©e= 
-  jpf,  welches  fletS  auf  jwei  ftüßen  aufrecht  gebt;  bie  Xrme 
:  "::ben,  welche  ben  SBorberfüßcn  ber  SEbiere  entfpreeben, 
ecciljren  habet  niemals  ben  JBoben  unb  bienen  beim  @e* 
fcn  nur,  um  bat*  ©leiebgewicht  beS  AörperS  ju  erhalten. 
£ie4  äußert  fich  in  bem  fogenannten  Scblenfern.  DctS 
c:cben  unb  ©eben  beS  SDienfcbcn  ift  viel  febwieriger,  alS 
iH  her  mebrfüßigen  SEbiere,  weil  eS  febwerer  ift,  einen 
Jtirper  auf  jwei  ©rügen  unb  auf  einer  Stügc  im  ©leich* 
genocebt  ju  erbalten,  alt)  auf  mehren.    Seim  Stehen  unb 
leben  beS  SRenfcben  finbet  ein  fortwabrenbeS  ©alanciren 
l«tt,  ber  Aörper  ifi  niemals  in  fo  unrciafürlieber  SJuhe, 
M  hitft«  febon  beim  Stehen  auf  vier  güßen,  noch  mehr 
ab«  beim  Siegen  flattfinbet.    Der  ÜRenfcb  ifi  baber  aud> 
b«4  einjige  ©efchöpf,  welche*  baS  Stehen  unb  ©eben  fünfls 
A  unb  mübfelig  lernen  muß.    ©irb  ber  9Renfd)  alt,  fo 
beugl  f;cb  fein  Ä6rper  nach  vorn  über,  babei  wirb  er  fteifer 


unb  Ptrfiett  an  ©ewanbtbeit  unb  Sebenbigfeit;  bie  golge 
ift,  baß  baö  Stehen  unb  Wehen  noch  febwieriger  wirb  unb 
ber  SRenfd)  cnbli$,  um  nicht  auf  bie  Zxmt  fid)  frühen  ju 
muffen  unb  noch  einen  moglicbfi  aufrechten  ©ang  ju  bebat- 
ten ,  ju  Ärücfen  greifen  muß.  JBei  Änwenbung  einer  ArücJe 
bat  ber  Jtorper  brei,  bei  Xnwenbung  jweier  aber  oicr  Un> 
terftü^ungSpunfte,  burch  welche  bie  $erfieHung  ber  ©teieb: 
gcividjtäfteUung  erleichtert  wirb. 

(Gehirn  wirb  baS  weiche,  marfige  £)rgan  genannt,  wet  - 
d)eS  in  ber  Schabe! höhle,  umgeben  von  brei  »herein an-- 
berliegenben  £äuten,  liegt  unb  als  SJJittelpunft  beS  ge< 
fammten  9Jcrocnfn(iem3  betrachtet  werben  muß.  Daffelbe 
befiebt  auS  mehren  2t htb eilungen :  bem  großen  ©eh im,  bem 
Keinen  ©ehirn  unb  bem  verlängerten  SWarfe,  welches 
Untere  in  baS  diücfenmarf  übergeht.  Die  Waffe,  auS  weU 
eher  baS  ©ehirn  befiel) t,  Ußt  beutlich  jwei  voneinanbet 
verfchiebene  Sub(!anjen  unterfebeiben ,  eine  weiche,  fd)wam= 
mige,  graue  (Subflanj,  bie  fogenannte  JRinbenfubflanj,  welche 
baS  große  unb  fleine  Gehirn  umhüllt,  aber  auch  in  ihrem 
Snnem  vorfommt  unb  eine  feilere,  biebtere,  weiße  <Sub(tanj, 
bie  5Dtarff»b|ian^.  DaS  große  unb  fleine  ©ehirn  ftnb  bei 
bem  SOIenfchen  im  Sjergletd)  ju  ben  Shicrcn  vorjugSweife 
entwicfelt.  Unter  ben  Schieren  t)at  ber  burch  Jttugbeit  fid; 
auSjeichnenbe  Slefant  baS  größte  ©ehirn.  —  SBährenb  beS 
SebenS  ifi  baS  ©ehirn  in  einer  fielen  {Bewegung,  bie  mit 
bem  Ttthembolen  in  SSerbinbung  fleht  unb  houptfachlid;  von 
bem  @tn>  unb  3CuSflr6men  beS  SBlutS  abhängt.  DaS 
©ehirn  ifi  baS  £>rgan  ber  (Seele,  ohne  beffen  a:hatigfeit 
weber  ein  Denfen  unb  (Smpftnben,  noch  irgenb  eine  2Sil= 
lenSäußerüng  ober  irgenb  eine  wiQfürliche  Bewegung  ftatt. 
finben  fann.  ©roße  ober  plö^lid)  eintretenbe  Verlegungen, 
vorzüglich  Drucf  unb  Srfchütterung  beffelben  hemmen  feine 
Äbäticjfeit,  fobaß  baS  jßewußtfein  getrübt  ober  aufgehoben 
wirb,  währenb  jeber  anbere  Zi)tU  beS  AörperS  bebeutenb 
verlegt,  ja  feiner  3erflörung  nahe  gebraut  ober  auch  völlig 
jerftört  werben  fann,  ohne  baß  baS  ©ehirn  in  feinen  ge*  . 
funbbeitSgemäßen  ShätigfeitSaußerungen  beeinträchtigt  er.- 
fcheint.  Wian  t>at  fich  vielfach  bemüht,  für  bie  verfchieben. 
artigen  Äußerungen  ber  Seelenthätigfeit  einzelne  jDrgantheile 
beS  Gehirns  aufjuftnben,  man  bot  fich  vielfach  barüber  ge-. 
firitten,  welcher  Xktil  bei  ©ehirnS  ber  eigentliche  <Sig  ber 
Seele  fei;  aber  aOe  heran  igen  Unterfuchungen  ftnb  bis  jegt 
erfolglos  geblieben.  Der  befannte  ©all  ff.  b.)  ifi  fogar  fo 
weit  gegangen,  von  ber  äußern  $orm  beS  ScbäbelS  tn  ber 
falfchen  SBorauSfegung,  baß  biefelbe  fletS  ein  Xbbilb  ber 
r herfläche  unb  Sntwicfelung  beS  ©ehirnS  fei,  auf  bie  ei: 
aentbümlichen  ©eifleSanlagen  unb  Seibenfchaften  eineS  jeben 
aftenfchen  fcbließen  ju  wollen.  DaS  ©ehirn  fann,  wie  aOe 
anbern  Sheile  unb  fingeweibe  beS  lebenben  AörperS,  auf 
mannichfaltige  SBeife  f ranf Ijaft  ergriffen  werben ;  eS  fann  fich 
entjünben,  vereitern,  verhärten,  ftufammenfebrumpfen,  erweU 
eben ,  in  feinen  £ öhlen  fich  SSa^er  anfammeln  laffen ;  eS  fann 
burch  SSerwunbung,  £luetfchunq,  Drucf,  Grfcbütterung  u.  f.  w. 
leiben,  2ClIeS  Störungen,  bie  fich  burch  eigentümliche,  nicht 
immer  leicht  erf cnnbare  AranfheitSerfcheinungen,  namentlich 
©tifleSf  ranf  bei  ten  (f.  b.)  ebarafterifiren. 

©rhör,  ber  Sinn,  burch  welchen  ber  SRenfch  unb  bie 
Xtj'xtn  ben  Schöll  wahrnehmen,  b.  b-  ein  fdjneHeS,  ber  Suft 

21* 


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Gehör  i< 

unb  allen  anbem  umgebenben  Dingen  fid>  mittbeilenbeS 
©Owingen  ob«  Grbeben  ber  fcballenben  Jtirper.  (©.  ©<b  all.) 
Da«  Organ  btS  ©ebörS  ift  ba«  £>br  (f.  b.).  3n  ben  falten 
SPolargegenben  foD  man  triel  weitet  ju  bören  im  ©tanbe  fein, 
aiä  in  unfern  unb  in  ben. »armen  ©egenben,  weldjeS  feinen 
(Mruub  wol  in  ber  Stiüe  bat,  welcbe  in  ienen  ©egenben 
berrfebt  unb  in  ber  man  nod)  baS  CCetnfte  ©eräufd)  ju  unter» 
ftbeiben  »ermag.  3«  b*b«  man  fid)  bagegen  in  bie  8uft  er» 
bebt,  befto  fcbrcäcber  wirb,  wie  bie  Stimme,  fo  auch  baS  ©e» 
b6r,  weld)e8  unftreitig  eine  golge  ber  mit  ber  Jg>6fjc  juneb« 
meuben  Dünne  berguft  ift.  3n  einem  JRaume,  ber  nur  nod) 
febt  wenig  £uft  enthält,  j.  JB.  unter  ber  ©lotfe  ber  2uft» 
pumpe  tf.  b.)  uernimmt  man  gar  feinen  ©ebau*  meljr.  Sttan 

{etgt  biefeS,  inbem  man  unter  ber  ©lode  ber  fiuffpumpe  ein 
ibnrerF  fd;lagen  lägt.  'Auf  er  bem  JÖraufen  unb  Clingen, 
»vc Ute  febr  bAuftae  @rfd)einungen  finb  unb  namentlicb  in  »er» 
fd>iebenen  Dbrenrranfb.eiten  auftreten,  fommen  aud)  nod)  an* 
bere  Qrrfcbeinungen  t>or,  welche  beweifen,  baß  baS  ©et)6r 
wie  baS  ©efic&t  (f.  b.)  maneberlei  Xäufcbungen  auSgefefct  ift, 
inbem  eS  Stöne  wahrnimmt,  bie  feinen  äußerlicben  Urfprung 
baben.  &  fommt  niebt  feiten  cor,  baß  man  gewiffe  Dinge, 
fogar  SBorte  unb  ©äfce  ju  boren  meint,  welcbe  in  ber  Sl»at 
ni<bt  laut  geworben.  63  ift  bieS  niebt  mebr  ju  bewunbern, 
alS  baß  juweilen  3Renfd)en  bei  völlig  gefunben  ©innen, 
wenn  f;c  ihren  ©eift  mit  großer  Ttnftrengung  unöerwanbt 
auf  einen  beftimmten  ©egenfianb  gerietet  erhalten,  für  bie 
lautefien  Stint  eine  3ett  lang  alle  dmpftnbung  verloren 
baben.  DaS  ©eb6r  ift  entlief?  mancherlei  Belüftungen 
babureb  auSgefefct,  baß  eS  bie  ©egenb,  auS  weiter  ber 
©cbaU  fommt,  niebf  mit  großer  ©d)ärfe  su  unterfebeiben 
»ermag,  befonberS  wenn  berjenige  Äorper  (gewöbnlid)  bie 
8ufr),  weldjer  ben  ©cbaU  fortpflanjt,  benfelben  nid)t  in 
geraber  ginie  jum  £>b"  ju  bringen  »ermag.  2Cuf  ber  Säufd)» 
barfeit  beS  ©eb6r&berubt  großenteils  bieÄunft  ber  SB  aud)» 
\ et ti er  ff-  b.).  Der  »öUtge  Langel  bei  ©ebörS  ift  £aub» 
beit,  eine  JCranfbcit,  bie  entweber  er  fr  f  sätet  fid)  auSgebil» 
bet  bot,  ober  angeboren  ift.  Die  angeborene  SEaubbeit  ift 
gewibnlid)  mit  ©tummfetn  »erbunben,  weil  bet  Staube 
bie  ibm  oorgefproebenen  Zint  niebt  nacbjubilben  oermag. 
(©.  X aubftum me>.  Dafür,  bap  ©tummfein niebt SEaub* 
beit  gut  notbwenbigen  SJorauSfefcnng  bat,  geben  bie  gifdpe 
ein  iBeifpiel,  welcbe  boren  unb  babei  ftumm  finb.  #örten 
fie  niebt,  fo  fönnte  man  niebt  *.  IB.  Äarpfcn  abridjten,  auf 
ben  ©d)all  einer  ©locfe  jur  gutterung  fid)  ju  »erfammeln. 
Äbtilweifer  Langel  beS  ©ebörftnneS  ift  ©cbwerbörigfeit. 
Um  baS  ©ebör  *u  febärfen,  bat  man  auf  3n|trumente  ge» 
fonnen,  welche  bem  Obre  biefelben  Dienfte  leiften  foOen, 
wie  bem  Xuge  bie  SBriue,  ebne  baß  man  e5  iebodj  ju  ei« 
net  ben  {Brillen  an  2Braud)barfeit  einigermaßen  entfpred;en> 
ben  €rfinbung  ju  brinaen  »ermoebt  bat.  (©.  Äörrobr.) 
jjaubbeit  unb  ©cbwerborigfeit  finb  oft  »on  merfwür» 
bigen  Crfcbeinungen  begleitet,  ©o  ift  e5  eine  befannte  Sbat« 
faebe,  baß  namentlicb  SRufifoerjldnbige,  wenn  fte  fpäterbin 
aud;  baä  ©cbör  faft  ganj  verlieren,  boefe  noeb  eine  lebhafte 
unb  genaue  @mpftnbung  für  SRufif  behalten.  &  gibt  febr 
fd)werb6rigc  ^Derfonen ,  welcbe  ju  bören  t»erm6gen,  wenn  etn 
anbaltenbeä  ftarfeä  ©erdufcb  ibr  @er>6c  trifft,  unb  jwar 
nid)t,fowol  biefeS  ©erdufcb,  fonbern  Stint,  welcbe  neben 
bemfelben  laut  werben,  §.  IB.  bie  ©timmen  ©preebenber 
beim  ©eraffel  eine«  Sagen«,  bei  bem  Wirbeln  einer  Srom> 


i  Oeier 

mel  unb  bergL  SRan  bat  aud>  Salle  beobaebtet,  wo  t>6Kia 
taube  «Kenfdjen  eine  baS  ©ebör  erfefeenb«  «rapfinblicfafeu 
in  ber  £er$grube  befaßen. 

<8)ritr  ift  eine  nur  in  ber  alten  äBelt  befannte  Qattung 
bet  Siauboogel,  welcbe  fieb  bureb  einen  fiarfen,  tiefen  ©tbna« 
bei  au8jeicb.net,  bet  an  bet  ©pifee  baFiq  unb  $ufammeagC' 
brüeft  ift.  7(n  ber  SBurjel  bed  ©ebnabetö  fteben  bie  9?afen* 
lodjer.  Die  3unge  i|t  an  ber  ©pifce  gehalten,  Stopf  unb 
$at$  ffnb  mit  wenigen  Slaumenfebern  befe^t  unb  bet  {>al$ 
unten  mit  einem  Jttagen  von  langen  $ebern  ober  glaumert 
umgeben.  3br  %lü$  iit  langfam,  in  einer  ©cbnecfenlinie  ge- 
frümmt;  fie  erbeben  fieb  aber  bii  in  bie  Ijöcbfren  Legionen. 
Die  Sieltet  bauen  fie  auf  unjugdnglicben  gelfen.  Dortbin 
tragen  fie  in  bem  Ärocfe  ibren  3ungen  Scabrung  ju.  Sie  tau- 
ben tcbenbige  3£i::<re,  geben  aber  au*  bem  Xafe  nadb  unb 
werben  bierbutet)  namentlid)  in  beißen  gänbetn  nü(jiicb,  wo 
obne  fie  bie  8uft  von  ben  tobten  iJbtcren  oervefiet  werben 
wütbe.  Det  gemeine  obet  gtaue  ©eiet  bat  einen  bldulU 
eben  übet  bie  $d(fte  naeften  §M  unb  4pintetfopf.  Der 
weiche  glaum  auf  bet  naeften  ^>aut  ift  afebfarben,  oorn  am 
^)atfe  aber  bunfelbraun.  SSangen  unb  2(ugenfreife  finb  buit? 
feibraun.  Hm  .Ijpinterfopfe  finb  bie  glaumfebern  aufgetiebtet 
unb  bie  Idngetn  am  £aife  bilben  nacb  ber  IBruft  ut  einen 
beügrauen  berif5rmigen  Jtragen.  gwei  lange  graue  geberb-.'i- 
fd»el  jieren  bie  ©cbultern.  <5r  bat  ferner  einen  4  3oH  langen 
fcbwärjlicben,  mit  einer  bunfelbkuen  SBacb^baut  befe^ten 
©cbnabel,  fleifcbfarbene  JBeine  mit  febwarjen  Jtlauen,  grau» 
braunen  Oberleib  unb  etwas  bcUere  JBruJt,  jöaucb  unb  ©eben» 
fei,  febwarje,  licbtgvau  gerdnberte  ©cb»vungfebern  unb  grau» 
braunen  ©cbwanj.  Da§  -  SBetbdpen  jeiebnet  fieb  oon  bem 
SKdnncben  bureb  bunflere  garbe  unb  bebeutenbere  ©r6ße 
au§.  &n audgewaebfener ©eier  bat  eine glügelmeite  \>on  cd-: 
guß  unb  mißt  von  bet  ©ebnabetfpifee  bis  jum  ©cbwam» 
enbe  3  guß  6  BpQ.  9tut  feiten  fommt  biefet  Staub» 
»ogel  nacb  Deutfcblanb;  feine  ^eiraat  finb  bie  boben  ®e> 
birge  im  ©üben  ©uropaS  unb  2lftenS.  Qt  ift  trdg,  trau» 
rig  unb  ungefebteft  unb  er  läßt,  wenn  et  fid)  collgefreffen, 
ben  Sftmfcben  fo  nabe  fommen,  baß  man  ibn  erfcblagen  fann. 

StwaS  fleiner  als  ber  gemeine  ift  ber  nacbjiebenb  ab» 
gebilbete  ägppt.  ©eier,  aud)  ber  fd)mujige  'Äa*»o* 
gel  genannt.  <£x  bat  nur  eine  glügelmeite  »on  5*/»  g. 
unb  feine  größte  Sänge  beträgt  2  g.  ©ein  3  äoü  lang« 
©cbnabel  ift  febwarft  mit  gelber  SBac&äbaut.  ©o  lange  et 
jung  ift,  bot  er  eine  braune  garbe,  fpätet  werben  bie 
äRanndben  weiß  mit  fd)warjen  ©a)wungfebern.  Gr  bot 
naefte  gelbe  Sßangen  unb  naefte  gelbe  .Reble,  gefbreijte 
AalS»  unb  itopffebern,  einen  fegeiformigen,  abaejtumpften 
©cbwanj,  unb  wenn  er  vubr,  reia>eu  bie  glugel  etwas 
über  baS  €nbe  beS  ©d;wanjeS  binauS.  Qx  ift  febr  beiß- 
bungrig  unb  nüftt  in  ben  beißen  ©egenben  ber  alten 
2Belt,  wo  er  febr  betuftg  »orfommt,  wefentüd)  bureb  bie- 
fen  feinen  $eißbunger,  inbem  er  baS  Hai  vermehrt,  libei 
bieS  frißt  et  Xmpbioien,  Snfeften  unb  SBürmer.  igt  tourbc 
wegen  feiner  Scü^ticbfeit  oon  ben  alten  ^gpptern  febr  boeb 
geebrt  unb  ftebt  audt>  ieöt  nod;  bei  ben  SRobammebanetn 
in  großem  3tnfeben. 

3u  einer  anbern  ©attung,  benVaSDögeln,  welcbe  fid) 
burd)  an  ber  Äuppe  gewölbten,  an  ber  @pu>e  bofenförmi» 
gen  unb  aufammengebrueften  ©cbnabel,  bura)  gleifcbroatjen 


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am  (fnbe  ber  ©ad^S^aut  unb  rinnenfirmige,  an  ber  Seite  ge» 
figte  jjunge  auszeichnen,  gefjört  ber  nadjjiebenb  abgebilbete 
Qreifgcier  oberßonbor,  ber  auf  ben  Enben  in  @ub> 
Omenta  gefunben  wirb,  dt  ifi  etwa  4,  bicbftenS  5  %.  boeb 
Onb  b-t  eine  glügeltveite  von  10  fr  Seine  Seine  follen 
fo  büf  wie  baS  ^anbgelent  eines  SRannee.  fein,  (Sr  {zeigt 
unter  allen  XJögeln  am  bäcbflen  in  bie  8üfte.  £a§  2Rannct)en 


bot  auf  bem  Aopfe  einen  fnorpeligen  2fu6tr>udj5  unb  an  ben 
untern  Äiefem  eine  fehl  äffe  gefaltete  {Mut.  23er  £al5  unb 
bie  Aopfgegenb  ftnb  fahl  unb  bie  runjelige  Qaut  ijf  nur  mit 
wenigen  bunnen  paaren  befegt,  unb  wte  ber  Jtamm  bläu. 
Itdt>rott>.  <Sr  bat  ferner  naefte  offene  Obren,  einen  weifen 
©cbnabel  unb  ein  apaisbanb  von  weisen  weifen  Sebent. 
£ie  gatbe  beS  5Känndjen5  ift  febwarj  unb  bie  grflfjten 


•  .s 


Geier 

Dedfebem  ber  SJlügel  am  äußern  üE&etle  finb  »elf.  DaS 
SBeibcben  ift  Pon  bunfelbriunlicb«  garbe.  Die  mit  ©cbup> 
pen  befefcten  Beine  ftnb  blaugrau.  ©ie  fallen  felbft  größere 
abbitte  an,  welche  fU  mit  ttjren  Älauen  pcrwunbtn,  bis  fit 
ermattet  brnfhirjen. 


©(einfand  in  Xmerifa  porfommenb,  an  ©cjTalt  unb 
©r6ße  aber  bem  äg^pt.  ©eier  gleidjenb,  ift  ber  Urubu, 
ber  auch,  in  2£merifa  ftet)  auf  btefelbe  2Beifc,  rote  jener  in 
Starrten,  nüfjlict)  macht,  inbem  er  alle  tfrten  »on  Unreinig« 
feiten  Derart,  ©ein  ganjer  Äörper  i(l  glinjenb  fcpwarj 
unb  ber  Äopf  ganj  naeft.  Gr  ift  fetjr  wenig  ftfjeu,  fobaß 
man  ir>n  felbft  in  ben  ©tdbten  antrifft.  SKan  finbet  ihn 
in  allen  »armen  ©egenben  'itmcrifaS.  Ort  riecht  unange* 
nehm  nach,  SDtcfcbuS  unb  noch  übler,  wenn  er  2to§  gefrefs 
fen  bat. 

5lid}t  piel  fleiner  als  ber  Gonbor  ift  ber  ßdmmergeier 
ober  gemeine  Bartgeier,  »reicher  poqüglicp  auf  ben  tu-- 
top.  Xlpen  lebt,  (rr  b,at  einen  anfangt  aeroben,  bann  auf: 
wart*  gebogenen  unb  an  ber  ©pifee  faftnfbimi$tn  ©ct)na« 
bet,  feine  9tafenl6cber  ftnb  mit  nach  oorn  gerichteten  Borfien 
bebeeft,  unb  unter  bem  Unterfchnabet  bot  er  einen  Bart 
von  Borfien.  (fr  uiebnet  fiep  ferner  burcp  einen  bittjtbes 
fieberten  Äopf  unb  ifurje,  bis  an  bie  3eb>n  befteberte  Beine 
au«.  DaS  2Ca$  Perjebrt  er  nur,  wenn  er  fein  frifcbeS 
Jleifct)  befommen  fann.  Der  gdmmcrgeier  erreicht  eine 
8dnge  ton  4  %  unb  eine  Jrugelmeite  pon  9—10  % 
Der  Schnabel  unb  bie  fpi|igen  9teigel  ftnb  bornfarben,  bie 
flSacbSbaut  unb  bie  3eben  graublau.  Der  Jtopf  ift  weiß 
unb  Pom  bintern  (jnbe  beS  Schnabels  bureb  bic  Äugen 
aeljt  ein  febwarjec  Streif;  ber  Bart  ift  febwarj;  ber  $al$ 
hinten  weiß,  t>orn  fdmtuvggelb ,  unb  bie  Bruft  tretat  etnen 


Oelber 

Jtranj  von  gelblicr)weißen  gebern  mit  ftbwarjen  glecfen. 
Die  Decffcbern  ber  Sflügel,  bie  gebern  ber  ©cbultem,  beS 
SiücfenS  unb  ber  Beine  finb  febwarj  mit  weißen  ©haften 
unb  einem  wetßgelben  ©cbaftfleef  an  ber  ©ptfce,  wdbrenb 
bie  ©cbroanjfebem  unb  bie  ©cbwungfebern  ftlbergrau  mit 
fcfrwarjen  ©tbdften  finb.  Qx  greift  lebenbige  altere  aUer 
2Crt  an,  foll  mitunter  fogar  .Ritiber  rauben  unb  fuebt  ber 
griffen  SSbtere  baburdj  4>err  werben ,  baß  er  fte  <  nacb 
gelfenwänben  bjnbrängt,  bis  fie  oon  benfelben  r)erabfrurjen. 

(?rt8fln  ftnb  folebe  f)erfonen,  welche  bei  ©ertragen  mit 
bem  grinbe  biefem  übergeben  werben,  bamit  tr  burä)  bie 
*  Gewalt,  welche  er  über  biefelben  bat,  wegen  Erfüllung  ber 
•i^feftgcfejjten  Bebingungen  ftet)  für  gefiebert  halte.  Hucb.  nimmt 
ber  ©ieger  ©eifeln  auS  ben  Bewobnern  eines  unterworfe« 
nen  ©taateS,  um  feine  $errfcbaft  fieper  ju  ftellen.  ©egen« 
wartig  ifl  bieS  in  ben  europ.  ©taaten  nidbt  mebr  üblid),  in 
ben  altern  äciten  war  aber  bic  ©itte,  ©eifeln  ju  ftellen, 
allgemein.  2Ran  naf)m  als  ©eifeln  gewöhnlich  bit  naebften 
Jfnoerwanbten  ber  ^)errfcl>er  ober  fonft  ^erfonen  auS  ben 
pornebmflen  gamilien  ber  Öegenpartei.  Söurben  bie  feftge* 
fetjten  Bebingungen  nicht  erfüllt,  fo  ftanb  bem  (Segnet 
Siecht  unb  SRacbt  ju,  bie  ibm  übergebenen  ©eifeln,  wie  er 
wollte,  &u  bcbanbeln  unb  fte  fogar  beS  Ü ebene  ju  berauben. 

(Weiser  ober  ©epfer  (ber  große)  auf  3$lanb,  eje^irt 
ju  ben  merfroürbiglten  unb  grof artigften  9?aturerfcbeinungen, 
roclcbe  bie  @rbe  barbietet,  unb  befiehl  in  einem  Ungeheuern, 
pon  ber  9iatur  felbft  gebilbeten  Springbrunnen,  ber  in  ge> 
miffen  3eiträumen  ft'ebenbbeif  eS  SBaffer  tburmboc^  gtn  Jg)im; 
mel  fcbleubert.  £>erfelbe  liegt  nebft  mehren  ibm  at)nlicben, 
aber  fleinern  ©pringbrunnen  ungefähr  pier  teilen  Pon  bem 
Drte  ©falbolt  in  einer  bergigen  ©egenb.  2Cuf  einem  gegen 
3(X)  5-  hohen  .&ügel  ficht  man  ein  etwa  50  g.  im  Dur* 
meffer  b^ltenbeS  Becfen,  in  welchem  fid>  ftebenbeS  JBJaffer 
in  fortwabrenber  Bewegung  befinbet  unb  Dampfroolfen  au§; 
fenbet.  SBon  3eit  p  Seit  bort  man  unterirbifcheS  ®et6fe, 
in  immer  fepnederer  §olge  laffen  [ich  einzelne  Jl räche,  wie 
heftige  Äanonenfcbldge,  boren  unb  halb  erbeben  ftdp  einzelne 
SBafferfäulen.  Die  erften  haben  nur  eine  ^>6tje  oon  etwa 
15—20  5.,  aber  bie  folgenben  erreichen  nicht  feiten  eine 
Äpehc  Pon  100  unb  mehr  $u@.  GS  ift  ein  unbefcbreiblich 
erhabener  ^ablief.  Dampfwolfen  unb  Schaum  hüUert  ba 
emporfpritjenbe  SBafferfdule,  bic  fieb  nach  oben  in  oerfchie: 
bene  Ärme  garbenförmig  theilt,  ein;  bureb  baS  ©onnentich: 
unb  buret)  Sßinbe,  welche  baS  SBaffer  unb  bie  Dami 
fen  mit  ©ewalt  fortführen,  wirb  bie  Grfcbeinung  noeJt)  er- 
hobt. Die  ©ewalt,  mit  ber  baS  SEBaffer  emporfturjt,  baS  un: 
terirbifebe  ©ebröbne  unb  baS  Bvaufcn  beS  wieber  berabftür^ 
jenben  SBafferS  erfebüttern  bic  Seele  beS  BefebauerS.  <Wach 
bem  legten  heftigften  Ausbruche  ftnft  baS  SBaffer  im  Bafftn 
in  einer  10  5.  weiten,  in  bie  Stefe  fübrenben  Sfebre  herab, 
fobafi  biefe  felbft  oft  bis  ju  fiO  Siefe  fiebtbar  wirb.  2tfl.- 
milig  fteigt  baS  SBaffer  wieber  empor,  baS  Bafftn  füllt  fUb 
wieber  unb  nach  einiger  Seit  erfolgen  neue  Ausbrüche 
SBirft  man  Steine  in  baS  fflaffer,  fo  erfolgt  alSbalb  ein 
heftiges  2fufbraufen  unb  bei  ben  Ausbrüchen  werten 
©teine  mit  bem  ©affer  emporgefcfcleubert.  Unter  ten 
fen  jQuellen,  welcbe  ben  großen  ober  alten  ©ctfer  u 
ben,  jetchnet  ftd>  namentlich  ber  neue  ©eifer  auS,  ber 
nicht  minber  große  SBafferfiulen  emporfcbleubert,  wie  bet 


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Geiser 


Geiseebiagen 


alte  Qtifcr.  Cr$  ifl  gtwiß,  baß  biefe  merhoürbigen  ßueHen  bampf,  ber  ftcfj  in  unterirbifcben  Sfrbtytn  anfammett,  ifl 

mit  bot  übrigen  »ulfanifcben  erfdjeinungtn  bei  Snftt  im  e$  bW  w>a^rfd>einttt^,  btr,  nacbbem  et  eine  ©pannfraft 

innigen  äufammenbange  flehen.    3>a«  unterirbifcbe  feuer  errticbt  bat,  bie  fich  mit  ©eroalt  S3ar>n  bricht ,  baö  SBaffer 

qrJti&nen  bie  gro^c  £iQe,  unb  btt  jurücfgefyaltene  23a||ct»  ju  fo  bttradjtlicijcr  §tyt  tmporfchjeubert. 


^fidSrlungrn  fommen  fcbon  bei  ben  5B5lfem  be§  Älter» 
liumS  nicht  nur  als  Strafe  wegen  begangener  Verbrechen, 
wo  Seiten  ber  Obrigfeit  angeorbnet,  »or,  fonbern  auch,  ald 
rtlijU'öfe  #anblung.    SJei  ben  Hebräern  roar  bie  ©eißelung 
MM  oon  ÜRofeS  »erorbnetc  ©träfe,  roeldje  nidjt  unebrlicb 
oac^te,*  bei  ben  Römern  bagegen  galt  bie  ©etßelffrafe  für  ent» 
$ttnb,  unb  rem.  SSutger  burften  baber  nicbt  mit  berfelben 
•  i.qt  »erben.  Dieftlbe  ©eijteSridjtung ,  welcbe  in  ber  cbrijb 
■  i  tn  Äircbe  bie  .Äloftergelübbe  unb  ba6  Mafien  einführte, 
machte  auch  bie  ©cifjelungcn  $u  einer  gotteSbienftlicbcn  $anb* 
Iwj.  SRan  glaubte  nämlich  bie  £errfd>aft  bt§  göttlichen  ©ei« 
unb  btt  SBeftegung  btä  glcifcbes  am  befien  bewerfflellü 
9«  ut  fönnen,  intern  man  gegen  bie  ftnnlicbe  9latur  auf 
fife  anrjmpfte.  S>ie  ©eißclungtn  aefcbaben  überbieS  in 
"ncrung  ber  ©cbmer5en,  roelcbe  (5r>rijlu$  unb  bie  Xpoftel, 
»on  ihren  Verfolgern  gegeißelt  moroen  roaren,  für  baft 
»BRlxngefcblecbt  ertragen  bitten,   ©owol  in  ben  Älöftem 
: -s  bei  ben  Eaien  fam  bie  ©elbftgeißelung  al§  Siußübung 
unb  ftieg  immer  mehr  im  Änfeljen,  je  allgemeiner  bie 
fcttyt  nurbc.  baß  ©ott  um  Roleber  ©elbfrpeintgung  willen 
to»  ©unber  feine  ©ünben  »ergebe.   9Jtan  rechnete,  baß 
3O0O  Qtifelbiebe  unb  ba«  Abfingen  »on  30  $pfalmen  fo 
r:d  ott  ©n  3<»br  33uß«  gelten.   ©et  beilige  $oppo,  um 
l'^O,  brachte  bureb  tägliche,  breimal  wieberbolte  ©eißelun» 
unter  Hbfmgung  »on  ^falmen,  eine  30üiäbrige  jöuße 


I 


ju  ©tanbe.  SBfan  geißelte  ftcb.  mit  Kutten,  ©triefen,  8\k- 
men,  bie  oft  noeb  mit  Jtnoten  ober  ©tacbeln  »erfeben  roa- 
ren, ja  fogar  mit  Letten.  ßubwig  XI.,  Jtönig  »on  %xaah 
reich,  trug  ftets  eine  tlfenbeinent  SJücbfe  bei  ftcb,  bie  eine 
©eißel  »on  fünf  .Rettcbcn  enthielt,  mit  ber  fein  SBeicbtocu 
ter  itjn  geigein  mußte.  'Ähnliche  JBücbfen  machte  tr  tarnen 
unb  «erreit  an  feinem  $ofe  jum  ©efebenf.  £ie  ©elbfb 
geißelungen  waren  im  ll.Säbrb.  befonbert  »on  9>etru*  2>a= 
mian,  Garbtnalbifcbof  »on  Ofiia,  angelegentlich  ermpfoblen 
roorben,  unb  balb  tnttte  man  eine  eigne  Siegel  (£i$ci»(in), 
nacb  ber  jene  Selbftpeinigung  ooüjogen  würbe.  3m  13. 
3afyrb.  artete  bie  ©itte  ber  ©eifjelung  in  eine  2trt  allgemei- 
nen SBabnfinnS  au8.  Q$  entftanben  juerft  in  Stalten,  balb 
aber  audj  in  granfretch,  )Deutfd)Ianb,  SJöbmen,  9>o!en,  von 
©eißlerprebigern  jufammengebraebte  ©efellfcljaften,  roeldjt  ftcb 
©eifielbrubcr,  Flagellanten,  auch  Regler  unb  Sc tt gier 
nannttn  unb  feinen  anbem  3roecf  fjatten,  alä  unter  fort« 
wabjrenber  ©clbltjücbrigung,  Äbftngung  »on  JBußpfalmen 
unb  Ttnrufung  ber  göttlichen  jßarmberjigfeit  büfenb  »on  Ott 
ju  Ort  ju  jtehen.  'KU  ©tifter  biefer  glagellanten  wirb  ber 
Cinftebler  JKaintr  in  ^etugia  um  12«iO  angegtbtn.  ©e» 
wobnlicb  trugen  bie  ©eifjlcr  baä  Jg)aupt  »erbuüt,  ben  Ober« 
förpet  ab«  völlig  entblößt,  um  btn  naeften  Äörptr  mit  ber 
©eißel  bis  aufö  ©lut  jerfleifcbcn  ju  fönnen.  25a«  Umb«* 
jte^tn  in  großen  »anben  gab  ju  brüefenben  JBetteltitn  unb 


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«eist  168 

XuSfcbweifungen  aUtx  Art  »eranlafTun«.;  W«  ffntWößung 
beS  Waat  überbieS  war  fo  anflögig ,  baß,  obfcbon  bfe 
©eißelbrübet  im  Botfe  unglaublichen  Anbang  gewannen, 
bie  Surften  imb  fcie  t)ot>e  ©ejfllicbfeit  bo*  balb  burdj cmS 
gegen  fte  fich  erflärten  unb  enblicb  ju  ©ewaltmaßregefa 
griffen,  um  bem  überbanb  genommenen  Unwefen  *u  fleuem. 
»ei  ben  JBegbarbtn  in  Deutfcblanb  unb  franPreidb  unb 
ben  Jtreuibrubtrn  welche  namentlich  in  Xbüringen  ibi 
SBefen  trieben,  fefcte  ftch  baS  Unwefen  b«  Flagellanten 
bi6  in8  15.  3abrb.  fort-  3n  ©angelaufen  würben  1414 
auf  einmal  91  Äranbrütet  t  er  trat:  tu,  unb  bie  Jtrr$en> 
verfammlung  ju  Äojtni«  (1414  —  18)  erlieg  bie  frreng* 
flen  RJerorbnungen  gegen  bie  Weiter.  SRacb  tiefet  3«t 
fam  baS  ©eifieln  im  Allgemeinen  immer  mehr  ab;  bie 
gran|i$fantrmöncbe  in  ftranfreich  behielten  eS  noa)  am  lang* 

(frfißt  ifl  nach  ber  gewöhnlichen  5ßorfleu"ung  ein  felbjl* 
bewußtes,  nicht  leibliches  SBefen,  welches  tat; er  webet  an 
ber  Bergänglichfett  noch  an  ber  4?infäOigfeit  bei  Ampers 
»heil  hat.  AHeS,  waS  bem©eifte  angehört,  hat  baSSRerf* 
mal  ber  gwigfeit  unb  Unvergänglicbfeit,  woburch  eS  fich 
vor  bem  hinfälligen  unb  vergänglichen  .Körperlichen  auS* 
zeichnet  ,  unb  man  unterfcheibet  in  oiefer  JBeiiehung  ein  [Reich 
oeS  ©eifleS  ober  beS  SebenS  von  bem  Weiche  beS  Jtörperli* 
then,  bem  Weiche  beS  SobeS.  SJon  bem  SBefen  beS  ©eifleS 
fowol  alS  von  bem  wahren  SJerhältniffe  beS  ©einigen  jutn 
.Körperlichen  gibt  bie  djriftlicbe  [Religion  bie  fch6nfie  unb 
ftarfle  SöorfieÜung ,  tnbem  fte  ©ott  etnen  ©tijt  nennt,  ber 
bem  3Renfci>en  von  feinem  ©eifie  mitgeteilt  bat  unb  ber 
überbieS  ber  Schöpfer  unb  ßrrbalter  von  AHem  ifl.  hieraus 
cht  hervor,  baß  e$  bem  SBefen  nach  nicht  verfebiebene  ©ei* 
ter  gibt,  fonbern  vielmehr  ber  ©eifl  feinem  SBefen  nach  ein* 

!ig  ifl;  ferner  baß  Alles,  waS  tfl,  auch  baS  Äörptrliebe, 
etn  Dafein  von  bem  ©eifie  hat,  oh"«  welchen  eS  JltchtS  Et. 
©ott  fchuf  bie  SBelt  au$  bem  Vichts.  <5S  ftnbet  alfo  fem 
Unterfchieb  ber  Art  jwifeb/en  ©eifl  unb  Äörper  flau,  baß 
ber  Jtörper  etwas  AnbereS  als  ber  ©eifl  unb  boch  auch  ^u 
waS  wäre  So  er  nicht  ©eifl  ifl,  iß  er  vielmehr  baS  »61* 
(ig  Nichtige.  Daher  fagt  btefBibel,  baß  Diejenigen,  welche 
fleifchlid)  finb,  b.  h-  gegen  ben  ©eifl  für  ben  Jtörper  leben, 
bem  Söerberben  verfallen,  Jtinber  beS  JEobeS  ftnb.  Der 
Äörper  beS  SRenfcben  tfl  bie  irbifche  (Srfcbeinung  feines  ©ei» 
fteS;  wenn  aber  bet  .Äörper  ftirbt ,  fo  bort  bamit  nur  bi« 
trbifche  Grfcbeinung  beS  ©eifleS  auf,  nicht  er  felbjt.  Seht 
aber  ber  ©eifl,  fo  muß  er  auch  erfebeinen,  unb  biefe  SBie* 
bererfcheinung  beS  ©eifleS  bejeichnet  bie  b.  ©ebrift,  inbem 
fte  fagt,  baß  er,  angetban  mit  einem  verflärten  Jtörper,  auf* 
erflehen  werbt  Der  ©eifl  beS  SRenfcben  unterfcheibet  fuh 
nicht  bem  SBefen,  fonbern  ber  gorm  nach  »»n  bem  gittli» 
then  ©eifie.  Stner  ifl  unvoHforamen  in  unenblichet  (Snt* 
witfelung  begriffen,  biefer  tfl  vottfommen;  aber  bie  QnU 
witfelung  beS  SRenfthengeifleS  ifl,  baf  er  jur  ©ortahnlichfeit 
fommt.  raher  wirb  auch  «IS  höcbfter  SebenSjwect  beS  SRen* 
fa>en  auSgefcrochen,  baß  ber  ©eifl  ©otteS  in  ihm  lebenbig 
werbe.  3n  tiefem  Serhaltniffe  »um  ÜRenfchen  wirb  ©ott 
als  ber  heilige  ©eifl,  unb  bte  Äufgabe  beS  SRenfchen, 
ben  göttlichen  ©eiff  in  fttb  aufjunehmen,  als  bie  aufgäbe 
ber  Heiligung  bejeichnet. 


Geisterergclieliiangeii 


Öd0trm:0cf)fmun0fn,  ©efoenf ererfchetnunge«, 
SBBahrnehmnngen,  welche  fich  «uS  natürlichen  Urfachen  nicht 
erfldren  (äffen,  unb  bie  man  bähet  oon  ber  ©egenwart  einer 
Qlaffe  (ebenbiger  SBefen  ableitet,  welche  nicht  frbifeber 
9latur  ftnb.  Diefe  ©efoenfler  ober  ©eiflet  finb  naa) 
bem  veralteten  S3olfSgtauben  thetlS  bife,  tbeiis  gute  unb  in 
ßejug  auf  ibren  Urfprung,  eotmeber  bie  ©eelen  »erflorbe. 
ner  sRenfchen  ober  urfprüngltch  überirbifche  ©efa>i»fe,  miif 
chrijllichen  Segriffen  SEeufel  ober  ©ngcl.  Um  {üb  überhaupt 
wahrnehmbar  m  machen,  muffen  btefe  SBefen  etnen  €cbein 
von  &6rper(i<hfe.it  annehmen,  ohne  aber  in  SBirflidbfeit  fdr. 
»erlich  werben  ju  fennen,  weil  fte  in  biefem  $aUt  gan} 
aufhören  würben,  ©efpenfter  ju  fein.  DaS  ©efpenfhjcbe, 
©rauenhafte  befleht  in  bem  unftaren  3wifcbenjuflanbe  )»i> 
fchen  Jtorperlichfett  unb  Unförperlichfeit.  3eweniger  Jtennt> 
niffe  ber  9Renfcb  von  ber  ihn  umgebenben  SRatur  unb  ben 
©efe^en  h«t,  nach  welchen  bie  öeranberungen  in  berfelbtn 
erfolgen,  beflo  >mehr  SBahmehmungen  wirb  er  machen,  bertn 
Urfachen  er  fich  f^bfl  nicht  anzugeben  vermag,  ^»ierju  fommt, 
baß  ein  ungebilbeter  SQerflanb  baS  Sehen  ber  nicht  mit  einem 
irbifeben  Selbe  behafteten  ©eifler  nur  als  eine  mehr  ober 
weniger  plumpe  Nachahmung  beS  irbifeben  SebenS  ui  bc> 
greifen  vermag.  S3efonberS  in  aufgeregten  ©emüthSfrimmw: 
gen,  a(S  Surit  vor  einem  nahenben  Übel,  (Schmer)  übet 
erlittene  SSerlufle,  böfeS  ©ewiffen  unb  bergleichen  wirb  ber 
ungebilbete  aRenfch  ©elegenheit  fuchen,  feine  mangelbtf' 
ten  fBegriffe  vom  ©eiflerleben  mit  ihm  unerflärlicben  &• 
fcheinungen  ju  combiniren.  Sei  ungcbtlbeten  Golfern  tft 
ber  ©laube  an  ©eiflererfcheinungen,  welcher  fut  meii 
auf  SBahmehmungen  ter  beiben  höhern  ©itme:  ©efiett 
unb  ©ebör,  bekehr,  förmlich  fpflematifch  auSgebilbet,  fomol 
in  S3ejug  auf  bie  geheimen  S3ebeutungen  gewiffer  Crfcbct: 
nungen,  als  auf  bie  ©eiflerwelt  in  ihrem  vermeuttiieben 
Dafein  felbfl.  fyttan  fchließt  fich  bann  ferner  bet  aber» 
glaube  an,  baß  eS  SRenfchen  geben  fönne,  welche  entwebei 
eine  SJiacht  Aber  bie  ©eurer  erlangen,  obet  mit  ihnen  burefy 
S^ertrag  in  SL> e r f e h r  treten.  (€>.  3aubetet  unb  Qtic;. 
9Rit  3unahme  ber  S3ilbung  hat  ber  Aberglaube  auch  in 
fBejug  auf  ©eiflererfcheinungen  abgenommen.  Derb  bat 
man  $u  Vertreibung  beffelben  jum  Sbcil  $u  bem  ganjlicb 
falfchen  SRittel  feine  Bufludjt  genommen,  baß  man  bureb 
einen  falfchen  SSerflanbeSfrhluß  ju  beweifen  gefucht  bat  e^ 
fönne  ©eiflererfcheinungen  barum  nicht  gtben,  weit  eS  un» 
möglich  fei,  baß  etwas  wahrhaft  UnförperlicheS  ben  Scbein 
ber  .ftörptrlichfeit  habe.  3n  bem  Umflanbe,  baß  biefeS  bem 
noch  allerbingS  ber  %aU  ifl,  hat  bet  'Aberglaube  eine  noa) 
unverfteate  £lueQe  behalten.  &  ifl  nämlich  gewiß,  baf 
wir  ©eftalten  ju  feben,  Stint  ju  hbren  vermögen,  nelcbi 
feine  SBirflichfeit  haben  unb  hoch  für  ben  fte  ©abrnehrrun 
ben  ben  voUfommenften  Schein  bet  SBirflichfeit  beftfeen 
güt  folche  (Srffhcintinqen  wirb  man  vergebens  nach  eines? 
äußerlichen  ©runbe  fuchen  unb  c§  ifl  fogar  gewiß,  baß  bte> 
felben  jum  £bcil  von  Sorherbebeutung  ffit  unf«  eignes 
Sehen  ftnb.  Aber  tiefe  ^rfchetnungen  finb  (Irfcheinungea 
unferS  eignen  ©eifleS.  jBefanntlich  tft  bet  3nfammrnban^ 
beS  ©eifleS  mit  bet  Außenwelt  bureb  bie  Nerven  vermittelt, 
fobaß  bie  Dinge  außer  unS  bie  Sinne  treffen  unb  biefe  i8e> 
tübrung  bureb  bie  SRtrven  auf  eine  noch  unbefatmte  SBeif« 
bem  ©eifie  mitaetbeilt  wirb.   9Ran  fann  iebe  ©inneSi 

.  an"' 


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Geisteskrankheiten  1 

tttbmnitg  a(5  (in  eigentümliche«  (Erbeben  tcr  Heroen  be» 
jeicbneB.  Sin  folcbeä  fann  aber  n  i  et- 1  ollem  oon  außen  er» 
regt  »erben,  welche«  aüerbing«  ba»  ©ewöbnliche,  fon* 
bent  buö)  burd)  gsitlen«fraft  ober  in  einem  franfbaften 
äirftotbe  irawiQtürlia>,  eintreten.  Saber  nun  fommt  c«, 
tofj  SRenfcben  im  ^ufianDe  ber  itranfbeit  ober  unnatürlicher 
Srrtgtytit  Crfcbemuneicn  wahrnehmen,  welche  für  fte  ben 
Sebent  ber  SBirflicbfett  haben ,  weil  fte  ba«  »on  innen  er« 
{tagte  Crbeben  ihrer  Heroen  nicht  t>on  bemjenigen  ju  uns 
ttrfcdtiben  »ermögen,  welche«  bie  golge  »on  außen  fonu 
mtrtber  (Sinbrücfe  ift.  Solche  Grrfcbeinungen  ftnb  bann  aU 
(trbingi  bebeutungSuoH,  weil  fteXnjeicben  eine«  ungewölm» 
bdjn,  franf haften  3uftanbe«  ftnb.  3n  bie  Stoffe  biefer 
Cn'ditiimngen  geboren  bie,  welche  gieberfranfe  wabrjunebmen 
cflfjcn,  aber  fönnett  auch  eintreten,  wo  nod>  feine  an- 
trat 2tnjeidjen  eines  frattf riaftea  3u|tanbe«  »orbanben  ftnb. 
Sin  neuer  Wergtoube  an  ©efpenftererfebeinungen  ifl  in 
itmeiler  3eit  in  golge  ber  merhoürbigen  Grrfcbeinungen  ent» 
fanben,  welche  ber  Somnambuli«mu«  (f.  b.)  barbietet; 
brtfelbe  bat  feine  4?auptftüfee  eben  barin  gefunben,  bajj  ci 
a&ertingä  ©eifiererfebeinungen  ber  angeführten  Zxt  gibt, 
twlcbe  mehr  als  nur  eingebtlbet  ftnb  unb  niä)t  auf  ©innen» 
uufdjung  beruhen. 

SWbere  Jtenntniß  ber  Statur  lehrt,  baß  es  eine  SKenge 
ron  @rfd)etnungen  gibt,  welche  namentlich  ba«  tfuge  fo  ju 
tiufcben  vermögen,  baß  t§  an  einem  geroiffen  Orte  bie  ®e» 
gmwart  wn  Jtörpern  »orauSfefet,  welche  in  ber  Tbat  niä)t 
ert'fttren  (oergL  j.  85.  %at&  SHorgana  unb  Euftfpie* 
gelungen),  unb  barau«  bot  ficf>  bie  Äurtfl,  fotdje  Qx-. 
febetnungen  beroorjurufen,  gebilbet,  welche  früher  häufig  jum 
Setruge  gemisbraudit  würbe,  gegenwärtig  aber  meift  nur 
noa)  jum  ©egenflanbe  ber  Unterhaltung  bient.  2>iefe  Äuttjl 
1  bie  -natürliche  3»agie  (f.  b.)  unb  bie  mit  $ülfe  ber« 
ul&tn  hervorgerufenen  (Srfcheinungen  werben  g>banta8» 
magorien  genannt. 

,  6fi0tf0kr(mkl)fitmJL  Seelenfranfbe-iten,  ®e» 
oütbSfranfbetten,  Seelenjiörungen  nennt  man 
Webe  franf  hafte  3u|ränbe,  in  benen  ber  uRenfd)  feiner  mo« 
»lifc&en  greibeit,  b.  b-  feiner  Selbftbefh'mmung,  bleibenb 
»ber  in  immer  roieberfebrenben  XnfäHen  beraubt  ift;  baber 
nerbm  folcbe  Äranfe  wol  auch  Unfreie  genannt  5Ber» 
tiefte  nennt  fte  ba5  »olf  unb  jwar  mit  freebt,  benn  eben 
citurcb,  baß  bie  einjelneit  Seelenfräfte  untereinanber  Oers 
rieft  »orben  ftnb,  ift  bie  Harmonie  be«  Seelenlebens  aufs 
g*obcn  unb  bie  Seelenfranfbeit  bebingt.  £>ie  83eranlaffuns 
P  jur  (Sntjiebung  oon  ©eifteöfranfbetten  f 6nnen  fowol  »on 
■  Jtirper  als  oon  bem  geifjigen  SEBefen  be«  SWenfcben 
:ögebert ,  in  ben  meiflen  gällen  wirfen  jebod)  betberlei  2ln 
to  »on  Urfadjen  ^ufammen,  um  fte  b«behufübren.  25er 
Manb,  baß  ©etfle§franfbeiten  am  ^duftgften  m  bem  XI» 
js  «on  25—35  unb  oon  50—60  3abren  jum  XuSbrucbe 
"»wen,  bürfte  w  bem  ©djluffe  berechtigen,  baß  biefe 
2üer$1rufen  eine  befonbere  Anlage  ju  ©eelenjlörungen  be* 
^ünbtn;  binfidjtlidj  be5  ©efcblecbtS  fdbeint  e6,  aW  wenn  im 
£M*[d)mtt  mebr  2Ranner  als  grauen,  biefe  aber  gewählt* 
früher  unb  jwar  oorjugSweife  jur  3ett  ber  ©efchlechtSs 
"tnncftlurtg  unb  bei1  bem  <£rlctfdjen  ber  3«U3ung8fdhig« 
W  getfleSfranf  würben.    5Bon  ben  Temperamenten 

&ü*t=Z«w>.'ltT-  TL 


9  Geisteskrankheiten 

(f.  b.)  ftnb  ba$  melonä)olifche  unb  cbolemche  <3eelen^6» 
rangen  mehr  aufgefegt  als  ba5  fanguinifche  unb  pf>Ieg> 
matifche,  unb  jwar  geht,  wenn  e*  jum  wirtlichen  (5r» 
franfen  fommt,  ba§  melancholifche  3!empcrameut  gewöhn» 
lieh  in  ÜRelantholte,  ba3  cbolerifcbe  in  Äobfud;t,*ba5  fan» 
guinifche  in  SBarjnftntt  unb  Starrheit,  baä  pbtcsntatifcbe  in, 
»löbftnn  über,  gerner  legt  eine  fehlerhafte  (Sruehung,  na« 
mentlicb  eine  »orfchneUe,  einfeitige  ober  oberflächliche  "iluöbih 
bung  be«  ©eifteä  oft  febr  früh  fchon  ben  JEeim  »u  ©eifte«= 
franfheiten.  Daffelbe  tbun  getbenfehaften  unb  SJa(terhaftig= 
feit,  namentlich  folche  Safter,  welche  jugleid?  ben  Körper  m* 
rütten,  wie  Srunffucht  unb  SBoHuft.  Zud)  bie  Xrt  bed  ©e: 
werbet  unb  ber  gewöhnlichen  JSefdjdftigung  erjeugt  guweilen 
eine  beutlidj  wahrnehmbare  Hinneigung  ju  <5celenflörungen. 
@o  beobachtet  man  eine  folcbe  Hinneigung  häufig  bei  anhal? 
tenb  ff|enben,  beftdnbig  über  einem  unb  bemfelben,  viel» 
leicht  nicht  einmal  gu  entrdtbfelnben  ©egenflanb  grübelnben, 
über  ihre  Gräfte  unb  mit  Xbbrechung  beS  Schlafe«  arbei» 
tenben  Stubengelehrten;  ferner  bei  foldjen,  bie  nicht  feiten 
heftigen  ©emütbSbewegungen  in  golge  »löblichen  ©lücfo 
wechfel«  au«gefe|t  ftnb,  wie  äaufleute,  Speculanten,  3Bu: 
cherer  u.  f.  w.;  bei  ßeuten,  bie  oft  au«  ihrer  eignen-  9>er« 
fönlichfeit  heraustreten  muffen,  wie  Sdhaufpieler;  unter  ge» 
wiffen  Um^änben  auch  bei  denjenigen,  bie  irgenb  eine  »e» 
febäftigung  ohne  innern  SSeruf,  nur  nothgebrungen,  ohne 
Talent  unb  ohne  bie  baju  nöthigen  Äcnntniffe  treiben;  bei 
Soldpen,  bie  ftch  anhaltenb  ber  Sonne  unb  bemgeuer  au«» 
fefeen  müffen,  wie  Äüttenleüte,  SJdcfer,  Jtöcbe,  ®injer, 
Schnitter,  Schieferbecfer  u.  f.  w. ;  enblich  i|l  bie  Enlage  ju 
©etfte«franfheiten  nicht  feiten  ererbt  unb  oerrätb'ftcb  bann 
fchon  in  ber  JCintbeit  burch  neroöfe  itörperconfn'tution  unb 
große  ©eneigtbeit  ju  frampfhaften  3ufaDen.  Jtranfbafte  3u» 
jtdnbe  be«  Jtörper«,  welche  Seelenftörungen  bwkeijufübrrn 
oermögen,  ftnb  namentlich  itopfoerle^ungen,  alle  Jcranfbet* 
ten  be«  ©ehirn«,  alle  bebeutenbe  Störungen  be«  Slutum» 
lauf«  unb  baoon  abhängiger  häufiger  S3tutanbrang  nach  bem 
Jlopfe,  UnterleibSftocfungen,  Unterbrücfung  be«  |>dmorrhoi» 
bal»  ober  StöonatSfluffe«,  Unterbrücfung  mancher  Qautaufr 
fchldge,  9?eroenfteber,  langwierige  9?er»errfranfheiten,  JBcrgtf» 
tungen  u.  f.  w.  31$  befonbere  Xrten  oon  ©eifie«jerrüttung ,  bie 
jebod;  mannichfaltiger  Schattirungen  fähig  ftnb,  unterfd;eiben 
wir  gewöhnlich:  bte  9Iarrt>ett,  bie  Tollheit,  ben  ffiahnftnn, 
beit  SBlöbftnn,  bie  SBiUeiilofigfeit  unb  bie  2Welandjolie.  2>a« 
bei  barf  man  jeboch  nicht  )u  ftreng  fcheiben  wollen,  benn  alle 
biefe  3u|tänbe  greifen  auf  mannigfache  Xrt  mehr  ober  weniger 
ineittanber  über.  25ie  Starrheit  aibt  fieb  burch  ein  unru» 
hige«,  jwecflofe«  Umherrreiben,  »errehrte«  ^anbeln  in  golge 
von  oerfehrtem  ©enfen,  falfdje  ßinbilbungen  »on  8?eich» 
thum,  .änfehen  unb  SBebeutung,  fixt  3been  ober  aud?  un> 
aufhörlichen  SBechfel  ber  3beet.,  unfteten,  jerfheuten,  juwet» 
Ien  flechenbcn  »lief,  oeränberliche  unb  jerrüttete  @eftcht«> 
)üge,  fßemachldfftgung  be«  Xnrage«  ober  geefenhaften  unb 
phantaflifchen  Änpu^  51t  erfennen  Sie  tetufcht  leicht  unter 
bem  Sd;etne  förperlicher  unb  felbfi  geifliger  ©efunbhett,  fo 
lange  gewiffe  3becn  nid?t  berührt  werben,  utib  hat  ihren 
(?ttt|lehung«grunb  am  häuftgffen  m  geiftijer  ttberfpattnung. 
Tic  Tollheit  ober  Tob fu cht  charafteriftrt  ftch  bauptfä*= 
(ich  burch  einen  blinben,  jwecflofen  3erßörung«trteb,  ber  ftch 
gewöhnlich  anfatl«weife  äußert  unb  mit  bumpfem  ^inbrüten 

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Geistlich  und  geistig  IV 

abjuwechfeln  »ßegt:  3n  bem  anfalle  fetbfl  brüllen  unb 
fernen  bie  ÄranFtn ,  beten  ©eßcbj  glüht,  beren  Äugen  wilb 
umherroHen,  wüthen  gegen  BDeS,  waS  ihnen  »orfommt  unb 
jinb  wegen  bei  wäbjrenb  bei  T^rorüSmuS  ungemein  »ermehr* 
ten  SRuSSelfraft  in  bet  Siegel  nur  mit  £ülfe  »on  befonbern 
Sortierungen  (3*»angS»eße,  3wangSßuhl  unb  bergt.)  ju 
bänbigen.  Diefe  2frt  »on  ©eelenßörung  befaßt  am  gewöhn* 
licbßen  2Mnner  »on  djolerifchem  Temperament  unb  »on  ro» 
bußer,  »oQfaftiger  Äprperconßitution.  Det  Söab  nfinn, 
bie  Serjücftl>eit,  ßfßafe,  baS  3Cu  ß  cv  i  i  *  fein  iß  ein 
fortgefefcteS  wacheS  Träumen,  ein  glücffeligeS  Beben  in  einet 
»on  ber  eignen  ^hantaße  geßhaffenen,  »on  ber  SBirflichfeit 
unabhängigen  23elt.  {Bei  biefem  ©eelenleibtn  jeigt  lieh  ber 
SBiße  mehr  ober  weniger  ober  auch,  gätulich  bem  ©nfluffe 
ber  SBernunft  entjogen  unb  nur  oon  @efüb(en  abhängig. 
Die  5Ber§ü<ftbeit  fommt  bei  ^erfonen  fanguinifehen  Sem» 

SeramentS  unb  lebhaften  ©eißeS  »or  unb  wirb  am  tjauftgs 
en  burch,  eine  fd?rodrtnmfcr> » mr^fiifd^e  JBilbung  herbeige» 
führt,  über  ben  SSlöbfinn  f.  »lobe.  Die  ©chtu  ober 
SBilltnlofigfeit  beßeht  in  gänjltchem  Langel  an  ©clbfl* 
beßimmung,  wobei  roeber  baS  Unheil  noch  auch  bie  ZtjtiU 
nähme  an  ©djmetj  unb  Büß  fehlen.  £inft'cbtlich  ibtet  du» 
ftin  SKerfmale  fte&t  biefe  Ztt  t>on  ©eelenßötung  mitten 
tnne  jwifchen  SSlöbßnn  unb  Melancholie.  Die  Neigung 
mannet  Sföenfchcn,  fiefo  in  eitlem  immer  »on  äußern  3ufäU 
ligfeiten  lieber  btßimmen  ju  laffen,  als  »on  bem  eignen 
(Sntfcbluffe,  mag  »ol  untet  mannen  Umßänben,  jur  wtrfli* 
cJben  JtranFheit  ausarten.  Die  Melancholie  gibt  fitb  als 
trübe,  »erfchloffcne,  in  fieb  felbß  eerfunfene  ©emüthSßinu 
mung  bei  »öOiget  ©leichgültigfeit  gegen  bie  Außenwelt  unb 
oon  -Jett  ju  Seit  erfolgcnben  Ausbrüchen  von  Älagcn  unb 
SJerjwtißung  nebß  f>ang  jum  ©etbßmorbe  ju  erfennen. 
oie  beruht  meiß  auf  förderlichen  Urfacr)en  unb  namentlich 
in  einer  franfhafUn  Steigerung  bei  melancholifchen  Zem^e< 
tamentS,  begleitet  »on  gehörtem  Umlaufe  beS  SSlutS  m 
Unterleibe  unb  fiebetleiben 

4$ri£tlirb  unb  gtißig  wirb  bem  neuern  ©»rachgt» 
brause  gemäß  fo  unterfdjieben,  baß  jenes  nur  ein  äußerli» 
che; ,  tiefes  ein  innerliches  «»erhäitniß  jum  ©eiße  bejeiebnet. 
SBorjugSweife  bebient  man  ftcb  jeboch  beS  SßorteS  geißlich 
in  religi6fer  Jöejiebung,  roo  e$  bann  oft  mit  firchlich  gleich 
bebtutenb.iß,  fo  baß  ÄßeS,  waS  »ut  Religion  in  einem 
äußerlichen  JBerhältniffe  ficht,  gcißiicb  genannt  roirb,  j.  2$. 
geißlicbe  $erfonen,  geijtticbe  ©erichte,  geiflliche  lieber,  ©ü» 
eher,  ©üter,  geiftüche  «Kufif,  Jtleibung  u.  bergl.  ©eijlig 
bagegen  iß  VUeS,  bem  ber  ©eifl  inroohnt  Manches,  wie 
man  ft'ebt,  tann  geifttich  fein,  ohne  geiflig  ju  fein,  unb 
fehr  SBteleS  i(l  getfrig,  ohne  geiftlich  ju  fein,  j.  jö.  aOe 
»ah»  f)oefie,  jeber  Sülenfch.  —  ©eijtlicher  Sorbehalt 
würbe,  ganj  ber  Jöcbeutung  beS  SB  ort  es  gemäß,  ein  preitu 
9 er  $un?t  genannt,  übet  bin  bie  ftreitenben  Parteien,  Sin- 
tholifen  unb  $rotejiantcn ,  im  augSburger  ^rieben  1555 
nicht  einig  werben  tonnten.  Die  $rotefianten  nämlich  »er« 
langten,  e$  foDe  auo>  ben  geifllichen  ©tdnben  (6rjbifch6fen, 
83ifch6fen,  ?>rälaten,  ©tiftSherren)  freiflehen,  jut  proteftan* 
tifchen  Kirche  überzutreten;  wogegen  bie  itatholifen  »erlang: 
ten.  baß  ber  tibertritt  ben  Berlufl  beS  XmteS  unb  bet 
SBürbe  nach  fich  jiehen  foOte.  Die  ©ntfeheibung  burch  ben 
tönt.  Ä6nig  gerbinanb  ging  enblich  bahm-  baß  in  folchem 


I         Geistlich  und  geistig 

SfaUe  Zmt  unb  ßinfünfte  aHetbingS,  ßhren  unb  SSürbe  b<u 
gegen  nicht  »erloren  gehen  foUten.  Diefe  (Sntfcheibung  fam 
nur  in  ben  Bdnbern,  welche  unter  protefiantifchen  durften 
flanben,  niebt  in Xnwenbung. —  ©eiftlichfeithätman 
benjenigen  @tanb  genannt  {  welcher  fleh  bem  Dienfle  bet 
Jtirche  wibmet   Gr  trat  bet  ben  ^hriflen  an  bie  (Stelle  ber 
rieft  er  (f.  b.)  bei  ben  Reiben,  welche  ben  Sempelbieml  »er» 
walteten  unb  unter  beren  jDbhut  baS  ganje  religi6fe  unb  oft 
auch  baS  oolitifche  Beben  ftanb.  @S  liegt  bem  ©einliefe«  alle 
Sorge  für  ben  religi6fen  3"jianb  ber  ©emeinbe  ob,  fie  foQen 
bie  Religion  lehren,  bie  religiöfen  ©ebrduche  üben,  ermahnen, 
jurJBuße  auffobern,  triften  in  benüeiben  beS  8ebenS,  inbem 
fte  baS  ■'ber;  von  ben  e üblichen  Dingen  ab  auf  bie  ewigen  wem 
ben,  baS  ©otroertrauen  jtdrfen  unb  ben  fünbigen  SÄenfaVn  bei 
©nabe  ©orteS  »ergewiffern,  wenn  er  fein  |)erj  rrumüthig 
©Ott  juwenbet    Um  biefeS  XUeS  auf  würbtge  Sßeife  tlun 
ju  formen,  iß  nicht  allein  eine  hohe  religiöfe  Jöiituna,  eine 
unnfehütteriiehe  Sr6mmigfeit,   fonbern  übetbieS  auch  eine 
ungewöhnliche  JBilbung  beS  SöerftanbeS  unb  bet  JBerebt» 
famfeit  nöthig,  welche  in  ben  @tanb  fe^en,  Sweifel  ju  wu 
berlegen  unb  »erhärtete  «^erjen  ?.u  rühren.    Der  ©etftliche, 
welcher  biefe  (Sigenfchaft,  bte  fem  Seruf  netbig  macht,  bt* 
figt,  übt  aber  auch  über  feine  Umgebung  eine  ungemeine 
geiftige  ©ewalt  aul,  welche  er  benu^en  fann,  unenbltd)  »iel 
©uteS  ju  wirfen.    Dief«  ^ertfehaft  ber  ©eifflichfeit  wirb 
um  fo  größer  fein,  je  mehr  biefe  burch  geiftige  JBÜbung  übet 
ihre  3eitaenoffen  fich  erhebt,  unb  wie  bte  Religion  alle  Se« 
henSoerhaltniffe  beS  SKenfchen  burchjieht,  fo  wirb  auch  tu 
£errfchaft  bet  ©eiftlichfeit  über  atte  8ebenS»erbältniffe  ftcb 
um  fo  meht  ausbreiten,  jemehr  jeneS  ber  Sali  ifi.  SBerfen 
wir  einen  ©lief  auf  bie  ©efchichte,  fo  ftnben  wir,  baß  ftd) 
ein  eignet  Stanb  ber  ©cifilichfeit  unter  ben  6h«ßen  fchon 
in  ben  erfien  Sfcbrhunberten  bet  Äirche  au^ubilben  begann. 
3war  hatte  anfangs  Seber  baS  d?ecr)t,  in  ber  ©rmetnbc  ju 
föredjen,  unb  bie  »on  ben  flpofteln  cingefefeten  SBorgefe^teti 
hatten  nur  mit  ber  äußerlichen  SSerwaltung  ber  ©emeinbe 
ju  thun,  unb  übet  bie  SReirü)eit  ber  chriftlichen  8ehte  in  ben 
felben  ju  wacben;  aber  halb  gewannen  Oon  felbß  bie  geifüg 
unb  religiös  ©ebilbetßen  ben  gtößten  Einfluß,  unb  bie  Bot* 
fteherfchaft  ber  ©emeinben  würbe  am  liebfien  il;rer  Üeitung 
anvertraut.    Um  baS  (sin [bleichen  falfdjer,  auS  «Schwär* 
merei  ober  ©innlichfeit  fommenber  ober  bem  .peibenthum 
entlehntet  Behren  ju  »erhintem,  machte  eS  fiih  auch  balb 
jiöthig,  für  bte  einmal  erwählten  geißlieben  SJorgefefeten  baS 
aUeintge  Stecht  beS  öffentlichen  Behrens  tn  »nfpru*  ju  nth* 
men,  unb  bamtt  biefelben  fich  bem  heiligen  $3erufe  ungeßört 
hingeben  fonnten,  war  eS  fehen  eine  apoßolifcbe  S>erorbnung, 
baß  bie  ©emeinben  für  ihren  BebenSbebarf  bie  ©orgt  über: 
nahmen.   Jochbein  bie  chrißlichc  Religion  an  bie  ©teile  bet 
alten  heibnifchen  ©taatSreligion  beS  weltbeherrfchenbm  St^ 
merreichS  getreten  war,  ging  baS  Etlichen  ber  heibnifeher. 
^riefter  auf  bie  dniftiiche  ©ciftiicbfeit  über.    Da  man  baS 
geißige  SBohl  über  baS  »eltliche  fe&te,  fo  gewann  bie  ©eiß» 
lichfeit  auch  auf  bie  höchßen  »eltlichen  Ängelegenhettm  gro- 
ßen (Sinßuß  unb  tiefet  nahm  ju ,  je  weitet  baS  übrißeitthuin 
fich  »ttbreitete.  Die  chrißriebe  ©eißlichfeit  würbe  recht  etgertts 
lieh  bie  ßrjieherin  bet  SJölfer;  fte  »ttbreitete  bie  Sfeligiert, 
milbette  bte  ©itten,  wachte  übet  ^anbhabung  bet  &v 
rechtigfeit,  ermahnte  aber  auch  jugleieft  jnr  chriftlichen 
©anftmuth  unb  8Mtt}  bie  gürßen  würben  angehalan,  »ä> 


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Geiz 


171 


Gelbes  Fieber 


ter  $m  Untertbanrn  ju  fem,  bie  Unferthanen  »um  Fmb* 
litt)en  Seborfam  gegen  bie  ton  (Sott  eingefefcte  SDbrigfett  er« 
mabttt.    tiberbie*  fanben  bie  SBiffenfcbaften  bei  ber  ©eifb 
fir?irVrr  Aufnabme  unb  Pflege.     9Äit  Um*$t  bat  man 
alle  b««  angebeutcteu  uuiterbliaV.t  Sttctbienfte ,  welcbe  f:cb 
bie  ©n'ftlicbfeit  im  SWittelalter  um  ba*  2Nenfcbengefcb(ccbt 
erworben  bat,  bduftg  »ergeffen,  inbem  man  nur  bie  Sföi** 
haucbe  vor  Augen  gehabt  bat,  welche  allerbing*  auch 
fsttfanben,  al*  eine  fo  grcfje  Ötemalt  in  bie  £anbe  ber 
(Wjtticbfeit  gefommen  nur,  unb  welcbe  enbltcb,  nacb; 
rem  fit  aUju  febr  um  ftcb  gegriffen  Ratten ,  bie  iRcf ormation 
berbeifübrten.    Die  prote|rantifcbe  Äircbe  erfennt  ba*  pries 
ftrrlicbe  Anfeben ,  welche*  auf  bie  fatbotifcb«  ©eifilidjfeit  au* 
beitnifeben  Seiten  übergegangen  war,  nicht  an.    Die  Oictfi- 
lirbfeit  ifi  nadj  proteftantifebrm  £ebrbegriff  nicfH  SJfittler  jwi* 
fdjen  ©Ott  unb  SKenfa)en,  unb  e*  gibt  feinen  innern  Unter; 
fä)ieb  jwifeben  Äleru*  unb  8aten(f.  b.),  fobap"  etwa  bie 
©fijtlicben  ©Ott   ndber  ftdnben  al*  bie  9<irbta,ei|rlicbcn. 
3ebet  ß^rift  foH  ftcb  unb  fein  8eben  ©Ott  f/eittgen^  unb 
bureb  bie  gortlicbe  ©nabe  wirb  fein  £erj  geheiligt,  niebt  aber 
bureb  bie  Sßeibe  jum  ©eiftlicben.    Diefc  2ßeibe  (jbrbination) 
brjirbt  ftcb  bahrr  nur  barauf,  bajj  ber  Öeiftlicbe  feine  ges 
fammte  Übätigfeit  auch  aufieriicb  bem  Dienjte  ©ottc*  wib: 
met  unb  ba£  er,  welker  ber  ©emeinbe  jum  üebrer  unb  -äior- 
btlb  btenen  foll,  ganj  befonber*  oerfpriebt,  feinen  Sebent 
roanbel  fo  onjuriebten,  wie  e*  übrigen*  jtbem  Gibrifien  ebeiu 
fowol  al*  i'bm  gejiemt.   Al*  eine  mi*oerjlanbene  grimmig; 
fett,  »riebe  nur  }u  Mrmctblicben  SJerfucbungen  jur  ©ünbe 
fübre,  ftebt  e*  femer  bie  protejiantifebe  Äircbe  an,  bag  bie 
fatbolifcbe  ©eiftltcbfeit  fieb  ber  <&bt  entbdlt  (f.  G öl i bat), 
unb  wie  fie  in  ben  ©eiftlicben  überbauet  feine  SJcittler  unb 
2tr lioertreter  ©otte*  erblicft,  erfennt  fie  aueb  fein  geifhiebe* 
Dberbaupt  an,  wie  bie  fatbolifcbe  Äircbc  ein  fotc^eS  im 
Zapfte  bat,  bejfen  ßntfebeibungen  qleid)  göttlichen  Au&fprü; 
eben  ju  aebten  wdren.   Der  ©eifl  ©orte*  foll  bie  ©eiftlicben 
wie  bie  ©emeinben  burebbringen  unb  beberrfeben,  unb  baf 
.!>r  ©eifl  nie  fefjle,  ift  einer  ber  ^6cf^ften  auf  einen  Au*; 
•ururb  ßbrifti  gegrünbeten  ©lauben*artifel  ber  cbrijtlicbcn 
Vligton.    Äutp  bie*  mißbilligt  entließ  bie  proteflantifct)e 
fxr^t,  bag  bie  fatbolifebe  ©etfllitbfeit  in  iBefifc  fo  großer 
v  aet  unb  weltlid&er  SKacbt  gefommen  ift,  benn  niä>t  in 
':fffn  fei  bie  geijtlicbe  2Burbe  ju  furben,  nod>  f«en  fie  jur 
.rriebtung  ber  ben  ©cijilieben  obliegenben  ©efcbdfte  f6rber= 
6,  fonbem  hierbei  rielmebr  binberltcb.  —  Üßenn  aueb  bie 
preteflantifcbe  Äirebc  in  biefen  8ebrmeinungen  iRecbt  bat,  fo 
•u'§  boeb  anbererfeit*  aueb  anerfannt  werben,  ba§  ber  fc= 
rri*rciebe  Ginflug,  ben  bie  ©eiftlicbfeit  auf  bie  Gniebung 
Sa  B6lfer  gebabt  bat,  niemal*  bdtte  ftattftnben  ifonnen, 
ran  ntebt  bie  ©eifrlicbfeit  in  ben  deiten  ber  SRobeit  aueb 
rhu  berartige  dupere  ©ewalt  unb  SBürbe  erlangt  bdtte, 
rie  biefe*  ber  gall  gewefen  i^.   (öergl.  ^<<ratt$tf')  — 
.«  cbriltlicbe  ©eften,  wie  Üßennoniten  unb  Q.ud; 
r  (f.  b.),  baben  ber  ©eijlltebfeit  ganj  entbebren  ju  f6n* 


geglaubt,  boeb  bat  ftcb  fpdter  aueb  bei  ibnen  eine 
«Hieben  ©tanbe*,  wenn  aueb  unter  anberm  9iamen, 
•uJgebilbet. 

<effij  ift  ba*  8a(ler,  welcbe*  in  einer  bi*  jur  Abgötterei 
iebenben  guft  am  Jöefüje  oon  ©elb  unb  ©elbe*wcrtb  bu 


ftebt,  bie  mit  einet  peinlieben  Sorge  um  bie  6n)aKung  bet 
geliebten  ©ütet  beliebt.  Der  ©eijtge  opfert  feinem  ©öfttn, 
bem  ©olbe,  Alle*,  bie  «Stimme  feine*  ©ewiffen*  wirb  oon 
ihm  überhört,  ja  bie  eigne  Sfube,  alle  fBequemlicbfctt  unb 
S3ebaglicbfeit  be*  geben«  gum  Dpfet  gebraebt.  ©eij  unter« 
febetbet  ftcb  von  ^»abfuebt  babureb,  bap  jener  ben  Seft^, 
biefer  ben  ©rwerb  mit  Seibenfcbaft  liebt.  Der  ©eijige  flagt 
über  tfrmutb,  bamit  SRiemanb  auf  ben  Einfall  fomme,  ihn 
in  feinem  83eftfe  ju  ftören  unb  ju  Ausgaben  ju  veranlagen, 
ber  Äabfürbtige  führt  gleiche  Jtlage,  weil  er  wirf  lieb  nie« 
mal*  genug,  aueb  feine  $reube  am  Erworbenen  t)at,  fon- 
bem immer  mebr  begebet,  ©ehr  bduftg  jinb  jebodf)  ©eij 
unb  Jpabfucf)t  oerbunben. 

<?t kroße  wirb  eine  Saite  be*  ©aucbfeöä  genannt,  welcbe 
au*  jwei  platten  beftebt,  beren  febc  furjer,  bittterec  JKanb 
fwb  an  ben  £enbenwirbeln  fe(tfe|t,  wdbrenb  ibr  wrberer, 
febr  au*gebel;nter,  wellenförmiger  unb  gefalteter  Stanb  bem 
Dünnbarme,  für  ben  er  gugleicb  eine  dufere  -pülle  bilbet, 
jur  IBefcftiguna  bient.  Bwifcben  ben  beiben  platten  be*  ©es 
fröfe*  liegt  lodere*,  mit  Jett  oerfebene*  Brllgewebe  unb  in 
biefem  beffnben  ftcb  9>ul*abern,  »lutabern  unb  ©augabern 
mit  ben  ju  ü)nen  gehörigen  Drüfen  unb  Nerven. 

<&t\b(S  JUbtti  febwarje*  Erbrechen,  auet)  amu 
rifanifeber  SEppbu*  genannt,  bejeidmet  ein  eigentbüm- 
liebe*  giebet  galliger,  nacb  Änbern  nerioofer  Art,  ba*  bei 
uns  nicht,  befto  öfter  bagegen  in  ben  äüfiengegenben 
ber  norbamerifanifeben  greijtaaten,  auf  ben  Snfeln  SBeff* 
inbien*  unb  guweilen  auch  in  ben  fübl.  Sdnbern  (Suropa*, 
namentlicb  an  ben  Äüflen  ©panien*  unb  Stalien*  »orfommt 
unb  hau»t  räch  lieb  bureb  flimalifcbe  (Sinflüfff ,  befonber*  eine 
febr  beipe  unb  gugleicb  feuchte  Atmofpbare  unb  bie  Au** 
bünflungen  eine*  fumpfigen  83oben*  ober  faulenber  ©toffe 

Sifugt,  aber  aueb  bureb  Anftecfung  wettet  perbreitet  wirb, 
o  milb  unb  gutartig  bie  Äranfbeit  öfters  »erläuft,  fo  bö*: 
artig  unb  mirberifcb  wirb  fie  unter  gewiffen  Um(tdnben. 
48 e weife  baoon  liefern  bie  furchtbaren  &pibcmten,  bie  noeb 
in  neuerer  Beit  au  ben  öfilicben  AAflen  9(orbamerifa*  unb 
©panien*  gehäuft  haben.  Da*  gelbe  Sieber  jetebnet  ftcb, 
wie  ade  SRcrtoenfteber,  bureb  eine  große  SPcannicbfaltigfeit  unb 
Serdnberlicbfeit  bet  einzelnen  Äranfbeit*erfcbeinunqen  au*, 
von  benen  bie  gelbe  Jdrbung  betraut  (r>on  bet  bie  5Cranf« 
beit  ben  3Jameu  bat)  unb  ba*  febwane  Erb  rechen  noch  ju 
ben  befldnbigjlen  gebören.  6*  gibt  faft  fein  Crgan,  tn*be* 
fonbere  fein  (Singeweibe  be*  Äörper*,  welcbe*  nirt)t  in  ben 
föereieb  bet  Ätanfbett  gewgen  würbe.  SBon  ben  5öerwüffun» 
gen,  welcbe  ba*  gelbe  gieber  feit  feinem  erjlen  ßrfebeinen 
Cnbe  be*  15.  3fl$t$.  bi*  auf  unfere  3"ten  unter  bem  SWen* 
fcbengefcblecbt  angeriebtet  bat,  mag  man  ftcb  eine 83orftetlung 
machen,  wenn  man  bebenft,  baß  bi*  jum  Sabre  1820 
naci  emer  ungefdbren  ffieretbnung  274  (Sptbemien  beffeU 
ben  jtattgefunben  haben.  Unter  benen  bet  neueren  3eit  wa> 
ten  befonber*  bie  mörberifeb,  welcbe  in  ben  Sabren  1798, 
1804  unb  1821  in  ©panien  berrfebten.  3m  letztgenannten 
3abre  flarben  aüein  in  JBarcelona  übet  20,000  SRenfcben, 
in  Zortofa  noeb  cor  Ablauf  eine*  2Ronat*  )toei  Dtittbeile 
ber  JÖeoölferung.  3n  gleicbcm  SRafje  wütbete  bie  Ärartfbett 
in  ben  »ereinigten  ©taatert  Slorbamerifa*,  befonbet*  ju  9leui 
9orf  unb  ^biiatelphia. 

22* 


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Oelbgucht  m  OeM 


CMbsuclit  wirb  eine  balb  mit  Siebet  v crbunbene  unb 
bann  gewöhnlich  tafch  oerlaufenbe,  balb  füberlofe,  bann 
«bet  auch  »iel  Idnger  bauernbt  Jtranffjeit  genannt,  beten 
auffaHenbjleS  Jtennjeichen  gelbe  gdrbuna  bet  #aut  in  ihrer 
gamen  Ausbreitung  übet  ben  .Körper  ift.  Diefe  franffjafte 
Veranberung  bet  natürlichen  .©auffärbe  bietet  fe^r  »erfchie» 
bene  ©tabe  bat  unb  wechfelt  »om  liefen  Zitronengelb 
bis  jum  Ubergange  in  baS  ©rün  liehe  unb  Schroarjgrune. 
Xufiet  bet  £>üut  erfdjeint  aurf)  baS  23ei»1e  im  Äuge  gelb 
gefärbt  unb  jroat  oft  juerft;  ferner  nehmen  juroeilen  manche 
2(bfonberung6fdfte  beSJtörpetS,  rote  ber  Schweiß,  berSpcU 
djel  u.  f.  n>.,  eine  gelbe  garbe  an,  ja  in  feltenen  gdllen 
Fommt  eS  wol  vor,  baß  bie  hänfen  alle  ©egenjldnbe  gelb 
feben.  Ha  biefet  gelben  gdrbung  ber  4?aut  nun  gefeQen 
\id)  mancherlei  (Störungen  ber  ÄJerbauung,  bie  von  bem 
unjureichenberi  ober  gan^ief?  mangelnben  ©rguffe  ber  ©alle 
in  ben  2)armfanal  abbangen.  weht  feiten  fubrt  bie  @e(b> 
fudjt  geberfranfheiten  »erfepiebenet  Ätt  uttb  beren  Siadjübel, 
fehleehte  SScrbauung  unb  €tnibrung  herbei.  23ie  ©efbfucbt 
entfielt  am  hdufigflen  auS  einet  auf  langete  3eit  geftörten 
Abfonberung  unb  Ausführung  ber  ©alle,  in  golge  von  (§r\U 
jünbung  bergeber,  Entartung  beS  ©ewebeS  berfelben,  SQers 
ftopfung  bet  ©aflenginge  burch  ©allenfleine  u.  f.  n>.;  nach 
nieberbrüefenben  ©emütfjSbewegungen,  äorn,  Arger  unb 
betgl.  Sejteht  bie  ©elbfucht  fdwn  fetjr  lange,  ijl  fie  oft 
üben  roiebergefchrt,  finb  ilir  anbere  UntetleibSfranfheiten 
vorausgegangen,  fo  ijl  fie  immet  eine  mehr  obet  roeniget 
bebenfliclje  Ätanfheit 

(&flö  ifl  baS  allgemeine  Verkehrsmittel,  nact)  nettem 
bet  SBetth  aller  ©utet,  »reiche  alö  .fpanbelöattifel  au6  einet 
»fpanb  in  bie  anbete  geben  f6nnen,  gefctjdljt  toirb.  Gbc  eS 
ein  folcbeS  Wittel  gab,  fonnte  ber  Sp anbei  nur  Häufet) banbel 
fein ;  vo'aS  bet  Eint  ui  viel  hatte,  gab  et  bem  Anbern  füt  ein 
©ut,  welcb>ö  biefet  in  Überfluß  befaß,  ihm  felbfl  aber  fehlte. 
9loct>  jefet  gibt  eS  Völfer,  »eiche  fein  ©elb  fennen, 
unb  bie  bähet  forool  untereinanber,  alö  auch  mit  anbern 
Völfern  nur  2aufcr>hanbel  treiben  fötmen.  23al)er  nehmen 
eurojpdtfcr)e  Schiffer,  welcb>  ©üter  au8  fianbern  ungebilbeter 
Völler  ausfuhren  wollen,  Spielereien  von  ©laS,  unechte 
perlen,  ©löcfct)cn,  Sranntroein,  Uabacf,  Schießgewehre 
u.  bergt,  onfiatt  beS  ©elbeS  mit,  um  bamit  ihre  Crinfaufe  ju 
machen.  23er  große  Vorjug,  ben  baS  ©elb  hat,  ijl  ber, 
baß  eS  jebe  SQaare,  gegen  bie  man  ^u  taufchen  geneigt  wdTe, 
erfefct  unb  bähet  bie  roirflictje  $erbeifchaffung  berfelben  von 
«Seiten  be$-&dufer$  überftüffig  macht.  <5rft  naef)  ber  Qx: 
.  finbung  beS  ©elbeS  ifl  ein  lebhafter  $anbel  möglich  unb  ifl 
eS  möglich  baburch,  baß  man  ein  gewiffeS  9Drobuct  ber  9la; 
tur  ober  Äunjl  in  9Renge  unb  in  möglicbfter  ©üte  feerflcltt, 
jum  Vefiö  alter  anbern  ©ütet  ju  gelangen,  bie  man  [ich 
nicht  felbfl  ju  erjeugen  toermag,  bie  aber  öebftrfniß  unb 
Söunfct);  angenehm  unb  behaglich  ju  leben,  ntHbig  machen. 
€rfl  mit  bem  Dafein  beS  ©elbe«  ifl  bie  3R6glichfeit  t>or> 
hanben,  ein  mujbareö  Sermctgen  ju  beft^en,  unb  baburch  hat 
baS  ©elb  einen  großen  Ginfluß  auf  bie  moralifche  3u£bi(; 
bung  ber  Si6lfer  gehabt,  fo  fehr  eS  auch  anbererfeitS  3U  3Riö; 
brauch  beS  Vermögend  SSeranlaffung  gegeben  hat.  X>ai  ©elb, 
welches  wir  befifcen  unb  roelcheS  auet)  fchon  bie  ©riechen 
unb  Kimer  hatten,  ijl  geprägtes  SRetaa,  b,  h-  SRetaUflücfe, 
von  einet  gerotffen  ©röße  unb  gorm,  bie  mit  befontern, 


feinen  3Bertt>  anjetgenben,  Beiden  oerfeben  finb.  2?a6  SSetall 
empfiehlt  fi$  3um  ®t\ic  baburch,  baß  eS  baS  unveranter» 
lichfie,  am  roenigflen  bem  SBerberben  ausgefegte  Staturprobuct 
ifl,  baß  eS  toegen  feinet  ©djönbeit  unb  9lu^lichteit  feben  an 
ftcf>  febr  gefugt  ifl  unb  baburch  einen  beben  SBrrth  hat, 
unb  baß  eS  [ich  leicht  in  fleinern  @tücfen  bequem  bearbeiten 
Idßt.   2>aS  Rapier  gelb  (f.  b.)  ifl  eigentlich  nur  eine  00m 
(Staat  auSgefreQte  Scpulbbetfchreibung,  welche  ben  ©laubiger 
fo  oft  roechfelt,  alö  eS  r>on  einet  -baut  in  frie  anbete  geht 
JBci  einigen  fOilfetn  vertteten  Steine,  SRufcheln,  ©tücfcben 
gepreßten  Ceberö  u.  betgf.  baS  ©elb  als  iuSgleichungSmit» 
tel.    3u  bem  Sletatlgelbe  oertoenbet  man  außer  Xupfet 
öorjugSvoeife  nur  tble  SJletaCe,  alö  ©olb  unb  ©ilbet  unb 
in  neuerer  3eit  in  Stußlanb  aucl)  ^latina,  roelche  ftch  ju 
biefem  3n>ecfe  burch  Cfjre  ©cb6nhett,  Seltenheit  unb  Unwr» 
dnberlichfeit  empfehlen.  £aS  ©ilbetgelb  ijl  baSjenige,  auf  roel* 
cheS  bie  übrigen  ©elbforten  fo  belogen  roerben,  baß  man  bie* 
felben  felbjl  roiebet  als  ^anbelSgegenflanb  behänbelt,  fobaß 
ihr  SÖertf.)  gegen  Silbergelb  (ich  anbert  unb  balb  mehr,  balb 
roeniget  übet  obet  unter  bem  geroihnlichen  SBerthe  (Egio) 
bafür  befahlt  roirb.   3ebeS  ©elbftücf  hat  1)  einen  befnmm« 
ten  innent  9Retallroerth ,  2)  einen  9Berth,  ber  burch  ^  Sötern 
beitung  ju  bem  SRetallroerthe  fommt  unb  bet  jundehft  bureb 
bie  $>ragfejlrn  eerur facht  roirb,  unb  3)  einen  ^cominalrotnb 
(9lennroerth).  £n  Staat  allein  hat  baS  JKcct)t,  ©elb  ju  fcbu> 
gen,  et  gatantirt  aber  auch  benäBerth  befiel  ben.  Durch  bie 
Verausgabung  beflimmt  bet  Staat  ben  9cominalroerth  beS 
©elbeS.   3)1  tiefer  ju  hoch  gegen  bert  SRetaHroerth,  fo  roirb 
eS  ftch  Abt*'  furj  obet  lang  ereignen,  baß  baö  ©elb  im  ikr 
feht  nicht  nach  biefem  SBertbe  angenommen  roirb,  unb  ba 
hieraus  erroachfenbe  SSerlujl  roirb  auf  ben  Staat  felbfl  ju> 
tücffallen.  2)ahet  roirb  nur  im  dußerfltn  9lotf>falle  oon  ben 
{Regierungen  ©elb  ju  einem  3(ominalroerthe  ausgegeben,  bei 
bebeutenb  t)5^er  als  ber  SJlctallroerth ,  mit  Ginfcbluß  ber  fyxäg' 
foften ,  iff.  9lur  bie  f (einem  ©elbforten  pflegt  man  gero&hn' 
lieh  üb**  *>tm  roirflicbeti  Söertbe  aufzugeben,  roetl  fie  nut 
jut  (Erleichterung  beS  SJerfehrS,  jur  Ausgleichung,  ati 
Seheibemünje  (f.  ©unje)  bienen  foßen.  Sie  gelten  ta 
het  in  bet  Siegel  nut  innerhalb  beS  SanbeS,  in  bem  fie  gc. 
ptdgt  roerben,  unb  größere  Zahlungen  roerben  in  biefen  ©elb^ 
forten  in  ber  Sieget  nicht  entrichtet,   ^rioarperfonen  f6nnc: 
baS  »om  Staate  ausgegebene  ©elb ,  roenn  fein  Slominalroert! 
mit  feinem  SRetaHroertbe  nahe  iibereinfiimmt,  nicht  nachma 
chen,  weil  fte  an  ben  ^rägungSfo|len  ju  üiel  verlieren 
ben,  jebe  i^achmachung  »on  ©elbforten  ijl  baher  geroibnlid 
auch  «ine  ©eiooerfdlfcbung,  inbem  baö  nachgemachte  ©eil 
einen  ju  geringen  ÜRetaUwerth  hat.    23a  nun  burch  foleb 
*Ucrfälfd)ungen  bem  Vertrauen,  welches  baS  publicum  au 
bie  Slegierung  haben  muß,  oon  ber  baS  ©elb  juerft  aai 
geben  roirb,  (Eintrag  gefebieht,  außerbem,  baß  burch  if£! 
felche  Verfalfchung  ein  förmlicher  ©etnig  gegen  ben  Gr! 
pfdnget  beS  falfdjcn ©elbeS  geübt  roirb,  fo  beliehen  in  oHei 
Staaten  fehr  jltenge  ©efe^e  gegen  ©clbv'crfdlfcbung 
münjerei).  2?och  bürfen  ^rioatperfonen  felbßgeprdgteö  ®«li 
welches  aber  mit  bem  öffentlichen  ©elbe  feine v'Ähnlicbfeii  !■ 
ben  barf,  unter  Vorroiffen  beS  GmpfdngerS  ausgeben.   23  ie 
gefcfjieht  juroeilen  in  großen  «abrifen  u.  f.  f.  ber  Jöe 
lichfeit  wegen,  obet  um  fidj  gegen  ^Betrug  »on  Seiten  bi 
Untergebenen  ficherjujlellen.    5c8et  folcheö  ©etb  auögegebc: 
muß  eS  auch  »vieber  annehmen. 


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Feldern  tf 

Aridem,  tmc  ?roöin$  beS '.ÄomgreieljS  .fcoßaiib,  mit 
9+  \J3R.,  315,000  @nw.  unb  bet  ipauptflabt  Hrnbeim, 
wirb  ton  bem  ßuptfrrfee,  ber  <Prooinj  SDberpffel,  SBeft» 
falen,  ben  prtuf.  SSbeiti^rooinjen,  ben  gtawinjert  SRorbi 
brabont,  JpoHanb  unb  Utrecht  begrenjt.  Der  JBobert  ifl 
tiefliegenb,  flach,  theilS  frucbtbareS  ^arfcblanb,  theilS  üRoor, 
ibeilS  ©anb,  ber  bisweilen  in  niebtigen  £ugeln  aufge» 
fciuft  ifl.  Der  Rhein,  bie  SJlaaS,  3Baal  unb  S)fjel,  fo. 
vie  meb re  «Kanäle  gerodeten  reiche  JBemäfferung.  Die  $>ro» 
Dinj  gebort  ju  ben  ärmften  jpottanbS,  inbem  au  fjer  Sein* 
irunbweberei  nur  geringe  gabriftbätigfeit  unter  ben  Gin* 
vobnern  berrfebt.  GbemalS  war  ©eitern  ein  felbjtänbigcS 
erjogthum  unb  hatte  j,ur  Jpauptflatt  baS  jefct  preufj. 
elbetn  im  RegietungSbejirl  Duffelborf,  eine  ©tabt  mit 
'ixt  Cr:n  w.  unb  nidit  unbebeutenben  .^abrifen.  DaS  Sur> 
füntbum  ©elbern  tarn  1061,  nach  bem  SEobe  beS  legten  gür* 
jlm,  tiurcb  bejTen  Socbter  an  £>tto  »on  Slaffau  unb  mürbe 
1079  jur  ©raffebaft  unb  1339  jum  £erjogtbum  erb  oben. 
Qraf  Xrnolb  »on  ßgmont,  ber  Selbem  1415  geerbt  hatte, 
eerfaufte  eS  1471  an  Jtarl  ben  .Kühnen  oon  93urgunb. 
Karl  V.  blieb  bei  ben  nachher  auSgebroebenen  ©freitigfeiten 
im  gjeftj}  beS  fcanbeS.  Sei  ber  nieberl.  Resolution  (f.  5üie- 
b  erlaube)  tttnntt  fieb  baS  J^erjogthum  in  baS  bollänb. 
unb  fpan.  ©eitern.  S3on  biefem  fam  ein  Sbeil  mit  bec 
jöauptfiabt  Selbem  bureb  bm  utreebter  ^rieben  1713  an 
Greußen.  DaS  ganje  Jper^ogtbuni  würbe  in  {folge  bei  ba» 
feiet  unb  luneoillet  grtctenS  franjäfifeb,  fam  aber  1814 
wiebet  an  bie  Slieberlanbe  unb  Greußen. 

(rÄrl/e,  bet  franj.  91ame  bet  ©allerte(f.  b.),  bejeieb* 
net  ootjugSweife  bie  auS  ^flanjenfäften  gewonnene  ©allcrte. 
ßinige  gruebtfäfte  braurben  nur  mit  jäueffr  ;t.ufammcngefocbt 
unb  bis  ju  einem  gewiffen  ©rabe  abgebampft  ju  werben  unb 
erfiarren  bann  beim  (Halten  ton  felbji  ju  einer  gallcrtartu 
;nt  ÜJfaffe;  anbete  muffen,  um  ©ele'c  ,ju  geben,  ber  tbicri; 
icben  ©allerte  jugefrtjt  werben,  roelcber  fie  bann  einen  eigen= 
thümlicben  ©efebmaef  ettbeilen.  Buch  fann  man  firb  nncö 
3ufab/*  »on  ©aßerrfäurr,  einet  in  neuerer  3eit  in  K>ftfd)tCi 
trnen  ^flanjen  entbeeften  ©iure,  jur  {Bereitung  von  ©ctc'e 
bt'bienen. 

(Geleit  nannte  man  im  SMiftelalter  bie  gcroaffnetc  58e» 
Leitung,  welche  ftch  Rcifenbe,  befonberö  Jtauflcuie,  bie  fut 

•  ibren  SJeifen,  roo  fie  oft  viele  ©ütet  mit  ftd?  führten, 
jegm  tauberifebe  2DifdIle  niebt  felbfl  ju  fchiinen  üermoebten, 

q  ben  8anbe8bftten  obet  »on  freien  3?eicl?äjidbten ,  aueb 
reol  uon  einjelnen  Gittern,  jum  <3ebu(je  gegen  bie  Staub-. 
rittet  erbaten  unb  oft  jiemlicb  tfjeucr  bejahten  mußten.  3n 
taM  3eiten  mar  eä  namlicb  ein,  wenn  auch  bureb  lanbe§s 
berrltcbe  unb  faiferlicbe  ©efege  »erboteneö,  toeb  feineämegö 
für  ebientübrig  gehaltenes  ©efcbdft  bet  einjelnen,  auf  ibten 
Sargen  b<»uf«n^n  Kittet  (SRaubrittcr),  bie  ganb  -.  unb  £ccr= 
'*:tafjen  ju  belagern  unb  bie  JKeifenten  ju  slünbern,  aueb 
trel,  wenn  ft'cb  ein  gute*  C6fegelb  erroarten  lief?,  fie  felbfl 
ihren  {Bürgen  als  ©efangene  abjufübren.  Slun  ifl 
'9vm  gegenrodrtig  folcbeJ  ©eleit  in  ben  gebitbeten  Staaten 
rotbet  nothig  noeb  üblich,  inbeffen  erheben  bennoeb  manche 
Regierungen  noeb  jefct  eon  ben  Keifenben  unter  bem  9tas 
mm  ©eleit  eine  abgäbe,  weil  für  bie  Sicberbeit  ber  £anb? 
rrrogen  anberweit  <3otge  getragen  itf.  — •  ©eleit^btief 
:*ennt  man  eine  Utfunbe,  tn  welcber  3«Tnanbem  bie  Urlaub« 


3  '  kellert 

ntff  gegeben  wirb,  ein  ©ebiet  unangefochten  ju  butebreifen, 
obet  an  einem  £)rte  mit  petfinlicbet  greihett  ju  erfebeinen. 
Qin  biefem  fefjr  nah«  oerwanbtet  SBegtiff  ifl:  ficbere5  ©  t- 
leit  (salma  condoctus),  worunter  man  bie  (anbeäbertlicbe 
obet  ticbtetlicbe  3uficbetung  »etjlebt,  fraft  welcbet  3«man. 
bem,  bet  bem  ©efege  naef^  toetr/aftet  werben  bürfte,  ©icber» 
beit  feinet  $erfon  garantirt  wirb,  ^auftg  wirb  eS  infol« 
benten  SBecbfelfcbulbnem  bewilligt,  wenn  fte  nidit  unter  bie 
mutwilligen  SanfroteurS  get;6ren,  um  fich  mit  ihren  ©lau- 
bigem )U  ücrgleicben. 

(Gelenkt  werben  an  b«"  menfcblicbm  obet  thierifeben 
Körper  biejenigen  JBerbinbungen  bet  einzelnen  Jtnocben  unter« 
etnanbet  genannt,  welche  bie  Seweglicbfeit  ber  fei  ben  beb  in« 
gen.  Die  ©elenft  unterfebeiben  ffcb  fowol  burdb  bie  3rt 
unb  ben  ©rab  ihrer  Seweglidtfeit  al§  auch  bureb  ihre  gri> 
fere  ober  geringere  gefligtett  voneinanber.  SBo  gwei  4tno-- 
eben  in  einem  ©elenf  jufammenfommen ,  ifl  ihre  Dberfldcbe 
mit  .Knorpel  überjogen  unb  betbe  Knochen  werben  bureb 
eine  fel;nige  ^>aut  uifammengebalten.  Diefelbe  bilbet  einen 
pollfommen  gefebt offenen,  bie  fogc nannte  ©elenffchmterc  ent> 
baltenben  ©acf.  luf  biefe  SBeife  gefebie^t  bie  {Bewegung  bet 
Änodien  gegeneinanbet  leicht  unb  ohne  bemerflicbe  Reibung. 
AünftlicbeS,  falfcheä,  wib ernatürli cb c $  ©elenf 
wirb  eine  nicht  naturgemäße  Bewegungen  geflattenbe  &et> 
binbung  »on  Jtnocben  genannt;  fie  entfiebt,  wenn  bie23rurh-- 
enben  eineä  ^erbrochenen  JCnocbenS  fieb  nidit  wiebet  fefl  mit: 
einanbet  petbinben,  fonbem  aufeinanber  beweglich  bleiben, 
obet  bei  SBerrenfungen ,  j.  iß.  wenn  ber  Äoöf  eine§  Äno> 
cbenS  aus  beripobj«  ober  SSertiefung  eine*  anbem,  in  welche 
et  naturgemäß  eingelenft  ifl,  heroorrritt,  nicht  wiebet  babin 
jurüefgebracht  (nach  bem  gewibn lieben  äuSbmcfe:  eingerirfn 
tet)  wirb  unb  fieb  nun  in  bie  benachbarten  2Beicbtbeile  ein- 
fentt  obet  an  einet  anbem  Stelle  bet  tnöcbernen  jDbetfläcbc 
anlagert.  1  . 

ßellert  (ßbriflian  gürebtegott),  ber  fromme  gieberbiebter, 
bet  gemüthliche  gab elerjähl er,  wat  bet  <3obn  eines  armen 
9>rebigetS  in  bem  fleinen  Stäbtchcn  Hainichen  bei  ^tfiberg 
im  faebf.  Srjgebirge  unb  würbe  bafelbfx  am  4.  Sul.  1715  ge» 
boren.  Slacbbem  er  ftcb  einige  Jahre  auf  ber  $ürfienfcbule  gu 
SReifjm  ttorbenitet,  bejog  er  1734  bie  Unioerfität  2eipjtg, 
um  fieb  bem  Stubium  ber  Rheologie  ju  wibmen.  dt  bewarb 
fieb  fPatec  um  'e'nc  öffentliche  Xnfletlung,  weil  et 

feine  ©efunbhcit  für  ju  fchwäcblicb  hielt,  um  bie  ©efebäfte  tu 
neS  ÄmteS  gemiffenbaft  erfüHm  ju  f6nncn.  Gr  wutbe  17*39 
Stjieher  jweiet  junget  SbeQeute  in  bet  i^äbe  von  DreSben 
unb  bereitete  bann  ben  ©ohn  feiner  <5cbwefler  jur  Uniber= 
fitat  vor,  mit  weldiem  et  1741  wiebet  nadi  Ceip^ig  fam. 
Jpiet  trat  et  juerfl  1742  als  ©rbriftjtellcr  auf,  inbem  et 
JBeittäge  ju  einer  ton  ©chwabe  b«<m6gegtc*nen  3«itfcbrift- 
„iBcluftigungen  beS  SBerflanbeS  unb  SEBiieS"  lieferte.  9lacb^ 
bet  gab  et  mit  mehren  $reunben  bie  „iBtemifcben  Beiträge" 
beranS.  ©eine  erften  Arbeiten  waren  ootjüglieb  gabeln  unb 
Zählungen,  welche  bureb  bie  leichte,  oerflänblicb  einfadu- 
©pracbe,  ben  treffenben  unb  botb  niemals  »erlefeenbm  SBifc, 
bie  gutmüthige  ©ebolfheit,  welche  ihnen  eigen  ftnb,  halb 
jßeifaQ  fanben  unb  Xufmerffarrtfeit  enegten.  3m  3-  1745 
würbe  ©.  bureb  .Bertheibigung  einer  lateinifdjen  Xb^anblung 
Sehrer  an  ber  leipziger  Unioerfität,  unb  1751  erhielt  er  ben 
Stitel  eine*  aujjerorbentlicben  ^rofeffbrS  ber  5)hilofopbie.  Gr 


Geliert 


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Gelübde 


bielt  alft  folcber  »orlefungen  über  A|tbetif,  JRbetörif,  $ä« 
bagogif  utib  SRoral,  in  roefc&e  eine  große  Anjabl  »on  3u» 
b&rern  flrftmte,  bie  ibn  jebocb  nur  mit  einem  bocbft  unbe» 
beutenben  ©tbaft  belobnt  würben.  ©»äter  würbe  tbm  eine 
orbentlicbe  «Profeffur  angetragen,  bie  er  aber  auSfcblug,  weit 
er  rbeil*  wirflieb  franf  war,  tbeiß  »on  einer  fo  melancbo» 
lif(fcen  Stimmung  fia>  beberrfcben  lieg,  baß  er  feinen  3u« 
flanb  für  nocr)  fcblimmer  bielt,  aW  er  war.  Sticht  balb  ifl 
ein  Dichter  fo  in  ben  «Nunb  bei  »olfe*  übergegangen  unb 
in  bo*  $erj  bejfelben  eingebrungen,  wie  ©.    ©eine  ecfct 


religiifen  Weber,  wenn  fte  aud)  ber  Jtraft  älterer  «Äircben» 
gefänge  entbehren,  nehmen  in  ben  cbrifilicben  ©efangbüebern 
bie  würbigfie  «Stelle  ein,  unb  feine  (Jrjäbtungen  gefallen 
bem  Äinbe  wie  bem  Spanne,  benn  neben  ber  grißten  @in> 
fadbr)ett  enthalten  fte  bie  ecbtefte  8ebenSweiSl>eit.  Die  ©eUerf: 
feben  SBerfe  nehmen  ftd)  wie  bie  fließenbfte  f)rofa  au6;  man 
wunbert  [üb,  wie  fo  leicht  unb  ungezwungen  ber  Keim  [ich 
finbet,  ohne  baß  ein  mäcbtiger  ©djmung  ber  fBegeifkrung 
fubtbar  ifL  SJtoct)  mehr  mußte  man  ©.  liebgewinnen,  wenn 
man  ihn  »erfönltch  fennen  lernte.    Die  reinffe  ©ittliebfeit 
»eignete  $n  wäbrenb  feine«  gamen  8eben8  auS,  bie  fcerj» 
lichte  ©utmütbigfeit  ließ  ibn  Au*eS  aufopfern,  um  bem 
«$ulfsbebürftigen  beijufteben.    ©eine  f)erf6nlicbfeit  war  fo 
angenehm  wie  fein  ganjeS  SSefen.    <Sr  nab^m  ibm  ges 
fpenbeteS  Cob  mit  einer  fafi  jungfräulichen  S3efcbeibenh.eit 
auf,  war  aber  ftetS  bereit,  baS  ©ute  an  Anbern  anjuer» 
rennen,    yn  war  nie  oerDeirattjet.   <ute  «anert  eunung ,  oie 
man  feinen  ©ebriften  unb  feinem  (übarafter  joUte,  brüefte 
tief?  bei  »ielen  Gelegenheiten  aud.  SBefonberä  feine  ©cbü» 
ler  fingen  an  ihm  mit  unbegrenzter  SJerebrung.  ©raf 
SDforib  »on  Brübl,  einer  feiner  ©cbüler,  lief  tbm  eine 
tfbrücbe  ^enjton  von  150  Itblrn.  jufommen,  ebne  fieb  al5 
ben  ©eber  ;u  erfennen  ju  geben.   SBornebme  ^erfonen  fueb» 
ten  ibn  auf,  um  feine  Befanntfcbaft  ju  macben.  «Jtomg 
Sriebricb  beröroße,  ber  ibn  bei  fetner  Anwefenbeit  in  8eq>» 
itfl  &u  ftcb  fommen  ließ,  faUtc  über  ibn  bat)  Unheil:  „et 
Jet  ber  »ernünftigfle  aller  beutfeben  ©elebrten".    Au<&  bte 
9>rinjtn  Jtarl  unb  ^einrieb  »on  Greußen  fuebten  ibn 
auf  unb  ber  ftefctere  maebte  tbm  ein  Keit»ferb  jutn  ©e* 


rl  3u  ben  rübrenbfttn  Beweifen  btr  Siebe,  bie  ©. 
allen  feinen  jjeitgenoffen  genoß,  gtbört  ber,  baß 
ein  Sauer  ibm  ein  Juber  2Brenm)olj  »or  bie  Stbüre  fubr, 
weil  ibm  ©.'«  gabeln  fo  febr  gefallen  bitten.  @.  fanb 
nacb  »ielen  langwierigen  Reiben  am  13.  Det,  1769  einen 
fanften  Sob. 

<$tlül)I>e  ftnb  fetertic^e  Berfiw jungen,  gewöbnlicb,  bet 
©ottböt  getban.   ©o  ftnbifc^  unö  gegenwärtig  bie  »orflel* 
lung  erfebeint,  ©Ott  burä)  jöetft>reä)ungen  ju  Erfüllung  eis 
ner  iöitte  }u  bewegen,  fo  nabe  liegt  biefelbe  boä)  bem  wr* 
niger  gebilbeten  «Kenfdhen,  weleber  fieb  bie  ©ottbeit  nur  al* 
ein  mutige«  menfc^enibnlicb,eö  SBefen  »orflellt,  ba«  menfcb|: 
lieble  iöeburfniffe  unb  menfcblic^e  gtrube  an  bargebratb. ten 
©oben  bat.    SBie  bie  D»fer,  fo  ftnben  wir  auep  bie  ©e« 
lübbe  bei  fafi  aUen  betbnifeben  SWlfern.    3lber  aueb  in  ba5 
Gbrijtentbum  8in«  bie@itte,  bei  gewiffen  ©elegenbeiten  ©e* 
lübbe  ju  u)un,  über,  jeboeb,  mit  ber  hohem,  ©Ott  würtü 
gern  »ebeutung,  baß  bie  ©elübbe  nicht  fowol  um  ©otte? 
wiüen,  aW  um  bee»  ^Renfcben  willen  getban  würben.  Sbeild 
war  e*  bie  Danfbarfeit,  bie  bad  Sebürfniß  ftcb  ju  äußern 
hatte,  tbeilä  ging  ber  SJienfcb  bei  ©efabren,  in  Xngjl  unb 
9ion)  in  ftä)  unb  nahm  fta)  »or,  fein  fernere*  Sieben,  fein 
«ermögen  ganj  ober  jum  Ztyil  fünftigbt'n  religiäfen  3wecfen 
ju  wibmen,  nu$t  fowol  um  ©Ott  bamit  einen  JDtettjt  *u 
erweifen,  als  um  feinet  eignen  ©eelenbeileS  willen.  SDfit 
biefer  ebrifilieben  ©efinnung  würbe  aber  freilicb  bie  fmbtfcf): 
beibnifd)e  bet  Xblegung  »on  ©elübben  bäuftg  »erwett)felt. 
2>te  ebrifilieben  ©elübbe  f6raten  uch  nicht  auf  Opfer,  fom 
bern  einjig  auf  Darlegung  cb:ift;icher  ©eftnnung  bejieben: 
SBaHfabrten  ju  ihun,  eine  Kirche  ju  bauen,  einen  Itheil 
feineS  SJermigenS  ber  Äir<f>e  ju  febenfen,  2trme  ju  fpeifen, 
ju  gewiffen  Beiten  Üicu  unb  Sußübungen  »oijunebmcn 
unb  bergleicb^en.    (Sine  befonbere  Xrt  ber  ©elübbe  macben 
bie  Ä loflerg elübbe  auS.   ©ie  brüefen  im  Allgemeinen 
ben  Gntfdjtuß  au§:  aQen  greuben  ber  SBelt  für  immer  esti 
fagen  unb  nur  ber  ^Betrachtung  unb  Anbetung  ©otteS  fein 
fernered  Seben  wibmen  ju  wouen.    Da  man  ben  Umgang 
mit  bem  anbern  ©efä)lea)te,  9Jetd)tbümer  unb  JBefolgunj 
tes  @igenwi(len§  ^tr  bie  gräßten  weltlichen  greuben  bielt» 
fo  begogen  ftcb.  bie  Atofiergelübbe  namentlich  auf  jene  brei 
fünfte  unb  beflanben  in  bem  ©elübbe  ber  Äeufebbm,  bet 
Xrmutb  unb  be6  unbebingten  ©eborfamd  gegen  bie  £>rb*n6* 
regeln  unb  bie  »efeble  ber  «orgefe^ten.    ©injelne  äDrbra 
haben  noch  befonbere  ©elübbe,  j.  JB.  bie  äartbäufer  ba«  Cef 
©chircyem- ,  manebe  anbete  bat  ber  Jtranfenpflege  u.  f.  m 
Die  geblieben  Witterorben  batten  neben  ben  Äloftergelübben 
noeb  bas  bei  «stampfe?  gegen  bie  Ungläubigen.    Dae«  ©e» 
lübbe  ber  Arntutb  hatte  oerfa)iebene  ©rabe.    3m  "Ällgfinei: 
nen  bürfen  nämlich,  wenn  auch  nicht  bie  einzelnen  f>erfo* 
nen,  «eiche  in  ba«  Älofter  geben,  felbfl,  boep  bte  Jtl6ficr 
Gigentbum  heften.   9tan  nennt  aber  hohe  Armutb,  wenn 
ein  Aiofter  nur  fo  tnet  liegenbe  ©ränbe  baben  barf ,  aU  e* 
ju  feiner  (Srbaltung  bebarf;  böbere  Armuth,  wenn  bat  Sic- 
jler  nur  beweglicbeö  (Sigentbum  (Sücber,  ©peifen,  ©etränfe 
u.  f.  ».),  unb  h6cb|le  ilrmutb,  wenn  ei  gar  fein,  weber 
bewegliches  noeb   unbewegliche?»  Gigenihutn  befüjen  burfte. 
Die  erfie  Art  ber  Armun)  geboten  unter  anbern  «Jtanne« 
Itter  unb  Augufhner,  bie  jweite  Dominifaner,  bte  le$te 
granjiSfaner,  befonberS  6a»uriner.  9lur  bie  außerorbentli* 


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Gemein 


IIS 


Gemeinde 


Arn  JHoftergelübbe  fönnen  nach,  ben  Stegtin  bec  fatbolifcben 
Äirrhe  erkfjfen  »erben,  föon  ben  ©elübben  bet  ßaien  finbet 
jrDoA  Craüaffung  (Rispen fation)  Part,  todt>  nur  bureb 

inftrijcfiicbr  äBewilligimg  ber  Jtirrbe.  9?amentltcr)  gilt  biea 
fr«  oon  ben  öffentlichen  r>or  ber  Äircf»e  abgelegten  Se* 
lubbea;  wogegen  bie  einfachen  ©einet  e,  weiche  ber  genfer) 
nur  m  (Sott  unb  fieb  felbft  tx>uty  mehr  ber  ©cwiffenSpflicbt 
üniaffen  bleiben.  (Sin  ©elübbe  fann  nur  aufgehoben  wet; 
bai  tureb  ben  Sßillen  be«  #errfcbenben  über  ben  SJeberrfcbj 
im,  wenn  ba«  ©elübbe  be«  gestern  bem  SBiUen  be«  Grfiern 
tnijegenroirfen  würbe;  beim  SBorbanbcnfcin  einer  geiftigen 
ober  pbpfifeben  Unmöglichfeit,  unb  burrf)  üeränbcrte  Uber; 
jcuauna,,  im  8aH  fiel)  Der,  weicher  ba«  ©elübbe  getban, 
Lber;tugt  bat,  baß  vielmehr  bie  Unterlaffung  ber  Erfüllung 
Cc*  ©elübbe«  Pflicht  fei.  Die  Äircbenobern  b.aben  ba« 
Stobt,  ©elübbe  ju  löfen,  aber  »on  fünf  ©elübben  fann  nur 
ber  $apft  bi«penfiren,  nämlich:  1)  oom  ©elübbe  eroiger 
Xrufshheit;  i?)  vom  ©elübbe,  in  einen  geifllicben  Crben  tre- 
cen  ju  wollen;  3)  »on  ber  SBallfabrt  naa)  Stom;  4)  »on 
ter  ffiaHfabrt  nach  San:3«go  b«  (Sompofiella  (f.  b.); 
9 1  oen  einem  Äreuyuge.  —  Die  prote fiantifdtje  Jtircbe  über* 
lipt  bie  ©elübbe  gänzlich  bem  ©ewiffrn  ihrer  öefenner, 
»eil  fu  auf  bie  grommigfeit  nur  al«  ©efinnunq  bringt  unb 
glaubt,  baß  ade  ^anblungen  nur  turrb  bie  fromme  ©es 
furauaa,  mit  welcher  fie  getban  werben,  nicht  aber  an  fieb 
gottgefällig  firib.  Daher  fann  man  nach  ben  ©runbbegrirjen 
tcr  protejtantifcben  Äinbe  auch  eigentlich,  nicht  .£>anbtungen 
geloben,  fonbern  einjig  ©eftnnungen,  fobaß  c«  nur  (Sin  war); 
teä  ©elübbe  gibt:  mit  allen  Gräften  ber  ©ottibnlicbfeit 
naAjrreben  ju  wollen.  SBer  biefe«  ©elübbe  hält,  unb  baf* 
felbe  legt  jtber  ßbrift  am  2fltar  ab,  ber  wirb  aud)  ber  gött« 
liefen  ©nabe  tbcilbaftig. 

(Srmrin  fann  entwtber  fo  v>iel  wie  niebrig  bebeuten,  unb 
Um  ftet>t  ihm  „ebel"  entgegen  (weil  ba«  (Ible  feltener  ift 
als  ort  Uneble,  fo  beißt  biefe«  ba«  ©emeine),  ober  mit  all« 
3 tm ein  glctcbbcbeutenb  fein.  3n  lefcfer  SBebeutung  fpricht 
man  j.  SB.  t»on  einem  gemeinen  OTenfcbem>erftanbe  u.  f.  w. 
Data  gemeinem  Siechte  »erfiebt  man  eorjuaSwcife  ba« 
•  nifebe  9fecbt  (f.  b.),  infoftrn  e«  ba«  in  Deutfcblanb 
gemein  geltenbe  Siecht  ift. 

6fmrml>e,  ©emeinbeit,  Commune,  bie  gefeHfcbaft* 
4«  Bereinigung  mehret  gamilien  ju  einem  fortbauernben 
itinfcbaftlitben  unb  »om  Staate  gebilligten  $aupt}wecfe. 
"  rfer  befiehl  im  Allgemeinen  in  ber  (Erreichung  ber  SBcr* 
Seilt,  welch«  ba«  gefellige  unb  jwar  örtliche  3ufammenleben 
.enfehen  bietet.   3e  nachbem  biefe  SJortbeile  religiöfer 
irbtfeber  Ärt  finb,  unterfcheibet  man  fircbliebe  unb 
ältliche  ©emeinben,  welche  wieberum  in  8anbs  ober 
isrfi  unb  etabtgemtinben  verfallen.   Der  ffiegriff  fircbli; 
(Vi  ©emeinfehaft  tji  erft  mit  bem  GbriffrrUhume  gtforamert. 
ÖfJL  Sircbe.) 
Ariegerifch,  wie  unfere  Xltwrbern  waren,  ift  auch  bet 
"  i  Urfpruna  ber  beutfehen  ©emeinbewrfafCungen.  SBie  jene 
;3cb.lacr)t  jufammengejtanben  unb  gefampft  hatten,  fie« 
fie  frei)  auch  gemetnfcbaftlicb  nachher  im  grieben  nes 
anbrr  an.    Die  gemeinfchaftlich  überftanbenen  ©efah« 
:«  W  Ärieae*,  bie  xHebe  )U  ib«m  hnmatlitr)en  £erbe 
«I  fco«  SBeburfniS,  ihre  freie  Heimat  rxreinigt  »ot  frems 
bei  Gröberem  ju  fct)ü(5tn,  fchlo^  ein  enge6  »anb  um  bie 


2apfem  unb  ihre  gamilien.  Daher  baß  echt  beutfehe  ©präch^ 
»ort:  „3lUe  für  ©nen  unb  ©ner  für  2We."  Die«  fpricrjt 
fich  Ii aupt farblich  auch  in  jener  fogenannten  ©efammt: 
bürgfehaft  aut>,  bie  wir  fc^on  bei  ben  SKitgliebem  her  iU 
tepen  beutfehen  ©emeinben  ftnben.  Diefe,  in  bergolge  mehr 
unb  mehr  au*gehtlbete,  jeboc!)  Idngft  wieber  »erioren  geqan= 
gene  JBerbruberung  verpflichtete  j.  S5.  bie  einjelnen  2Rit= 
glieber  einer  ©emeinte,  bie  UnfchulD  eined  Xngeflagten  auß 
ihrer  Witte  mit  biefem  zugleich  }u  hefchw6ren  (eibeöhelfer), 
wenn  fie  t>on  feiner  ©chulblofigteit  überjeugt  waren,  Ghenfo 
trugen  fie  bie  bem  ßinjelnen  auferlegte  ©elbbufe  gemehv 
fchafriid),  wenn  beffen  $Üerm6gen  baju  nicht  hinreichte.  3u 
©runbung  einer  ©emetnbe  wat  bie  SJereinigung  »cm  gebn  %a> 
milien  erfot>erlid>.  Eben  beäbalfc  nannte  man  folche  ©emein: 
ben  Decanien  (3ehntfcbaften)  unb  beren  Corftrher  Deca: 
nuö.  Sehn  foleber  Decamen  hilbeten  jufammen  eine  dtm 
tene  (^unbertfct>aft)  unter  einem  ßentenariu«,  mehre  (Sem 
tenen  einen  ©au  (f.  b.),  beffen  oberfter  Seichter  ©augraf 
genannt  würbe.  Obgleich  bie  alten  Deutfcben  ihre  SBohnftfte 
innerhalb  ihre«  ©aueS  nicht  feiten  veranterten  unb  biefe 
gan^e  republifantfehe  (Einrichtung  ber  ©enteinbe  mit  ber  bi= 
hern  AuSbilbung  t>ti  ®taate<lebend  wieber  oerfchwanb  unb 
eben  teebalb  bie  mebrften  ber  je^igen  ©emeinben  weit  fpa- 
tem  Urfprungi  ftnb,  fo  gibt  ed  boct)  je^t  noch  einzelne  Dorf; 
gemeinten,  welche  erwet&lich  f(t)on  ju  ben  Seiten  Äaifer 
&axV$  M  ©ropen  heftanben.  3a ,  oon  mehren  Statten 
(befonberö  am  Schein  unb  an  ber  Donau)  läßt  [ich  nach; 
weifen,  baß  fie  febon  bamalS  erifrirten,  wo  bie  Stomer  noch 
in  jenen  ©egenben  herrichten.  3etoch  fdQt  bie  eigentliche 
AuSbilbung  ber  beutfehen  Stabtgemeinben  in  eine  weit  fpi; 
tere  3tit,  aW  bie  ber  Dorfgemetnben.  Sie  entftanben  ba* 
bureb,  baß  nach  unb  nach  unh  jwar  juerft  bureb  bie  $ri: 
»Uegien  ber  Äirch«,  einzelne  2anbee>fireaen  etneö  ©aued  ber 
©ewalt  bed  ©augrafen  enUogen  (gefreit)  würben.  Die 
SBewobner  folchec  gefreiter  Territorien  umfchloffen  ihre  2üoh- 
nungen  mit  einer  gemeinfchaftlich en  Stauer  unb  hilbeten  für), 
ba  fte  ben  ©augerichten  nicht  unterworfen  waren,  ihr  eigne« 
felhffänbige«  ©emeinbrreebt.  Diefe«  würbe  SBeichbilbrecht 
genannt,  »a«  man  »on  ^SSaich  ober  weih",  fo  viel  al«  ge« 
heiligt,  unb  ,^BiüV'  ableitet  Die  »cwohner  ber  etabte 
pflegten  näntlich  bie  Silber  ihrer  ^eiligen  an  ben  ©renken 
ihreö  Stab  tgehiet«  aufruft  eilen.  Unter  bie  ältrffen  aefebrte« 
benen  2Beichbiltörecr;te  gehören  »orjüglich  ba«  ftra«burger 
unb  ba«  magbeburger,  bte  halb  nach  ber  üDtitte  be«  13. 
3abtb-  bie  ©efialt  erhielten,  in  welcher  fie  auf  unfere  3eu 
ten  gefommen  ftnb. 

Die  Siechte,  welche  eine  ©emetnbe  al«  eine  Pom  Staate 
anerf annte  Corporation  hat  unb  unter  jDheraufftcht  unb  Oft* 
nebmigung  ber  Staatäregierung  au«übt,  ftnb  im  fBefentlt« 
eben  folgenbe:  Su  (Errichtung  einer  ©emeinbe  müfjen  von 
trigften«  t>r ei  ^erfonen  iufammen treten,  toeb  fann  fie  nach; 
ber  auch  bureb  Sine  ^erfon  fortgefe^t  werben.  Sine  ©e< 
meinte  bleibt  biefeibe,  wenn  auch  ihre  9citglieber  fttfi  vre- 
äntern.  Damit  in  ©emeinbeangelegenheiten  ein  gültiger,  b.  h. 
alle  SJtitglieber  ber  ©emeinbe  binbenber  ©efcftluß  gefaßt 
»erben  fonne,  ifl  nöthig,  baf  alle  ftimmfdhigen  ©emeinbe; 
mitglieber  gehörig  juf ammenberufen  werben,  unb  wenigftenfi 

giei  Drittheile  berfefben  erfebernen,  unter  welchen  bann  bie 
timmenmehrheit  entfrbeibet.  Die«  ift  jet och  nur  bann  unb 
nur  in  Xtejug  auf  folche  Angelegenheiten  ber  gall ,  »eiche 


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Gemeinde  1 

dne  ©emeinbe  fetbfl  beforgt.  ©te  hat  ndmlia)  ba«  JRecftt, 
tftre  ©efcftdfte  ganj  ober  auch  tbeilweife  beflimmten  5Borfte» 
ftem  ju  übertragen.  Dtefe  S3or^er;er  »erben  in  ber  SRegel 
au«  ben  ©emeinbemitgliebern  gerollt,  bebürfen  jeboeft  groß* 
trntfteil«  ber  obrigfeitltcften  SBeftdtigung  urtb  feigen  in  356rs 
fern  gew6ftnlicft  9ü$ter,  Dorffcftuljen  u.  f.  w.,  in 
©tdbten  »ürgermei  jler,  eRatftSfterren  u.  f.  w.  ©ie 
muffen  —  inwefonbere  wenn  fie  mit  Verwaltung  ber  ©e« 
meinbegüter  beauftragt  werben —  eine  bintdnglicfte  Gau; 
tion  (f.  b.)  t>or  Antritt  ihre«  2lmte«  leiflen,  t>on  u)ren  ©efcftdfs 
ten  ber  ©emeinbe  SRecftnung  ablegen  unb  bleiben  benfelben  fürt 
ihre  $anblungen  berantwortlicft.  (Sine  ©emeinbe  f ann  übri* 
gen«,  roie  jebe  einjelne  $erfon  »w  ©taate,  Vermögen  er* 
werben  unb  fteft  gegen  Znttxt  v  er  hi  ablieft  maä)en;  fie  bat 
alfo  j.  JB.  ba«  Steebr,  ©elber  aufzunehmen  unb  au«juleiften, 
©runbfluefe  anjufaufen  unb  folche  ju  öerdußern.  Euch  barf 
fie  ein  befonbre«  ©emeinbeftegel  führen  unb  genießt  außer; 
bem  noeft  borjug«weife,  rrie  iWinberjdbrige,  bie  9tecftt«woftls 
(hat  ber  SBiebereinfefcung  in  ben  borigen  ©tanb,  b.  b.  fie 
hat  ba«  Recht,  in  gewtffen,  bura)  bie  ©rfefee  beflimmten 

filtert  bie  »oßftdnbtge  •  SBieberfterftellung  eine«  nach  ber 
Strenge  be«  Siecht«  »rrloren  gegangenen  ©efugniffe«  wirber 
ju  erlangen.  Grit  lieft  ifl  jebe«  URitglieb  berfelben  »erftunben, 
bie  eftrendmter  ju  übernehmen,  unb  bie  »erfönlicben  ober 
»ecumairen  2afien  ber  ©emeinbe  tragen  ju  Reifen,  roenn 
ti  ntc^t  einen  befonbern,  rechtlich  begrünbeten  «efreiung«* 
grunb  nacbjuweifen  oermag.  Die  ©emeinbe  übt  ihre  JRecftte 
unter  bem  ©eftufce  unb  ber  ßberaufftcftt  ber  ©taat«regie* 
rung  au«,  boeft  bebarf  e«  nicr>t  in  aßen,  fonbern  nur  in 
gewtffen,  befember«  wichtigen  gdHen  ber  Einholung  ei« 
ner  aitfbrücflicften  ©rneftmigung.  Da«  Vermögen  einer 
©emeinbe  muß,  e«  beliebe  nun  au«  beweglichen  ober  unfte* 
weglicften  ©ütern  (©runbflücfen)  flet«  jum  Vortfteile  fdmmt* 
lieber  ©emeinbemitgtieber  benufct  unb  eerwenbet  »erben. 
Die«  fann  auf  boeseltem  SBege  gefächert.  (Sntweber  ge< 
ftattet  man  fdmmtlicftm  ©emetnbealtebern  einen  gleicftmdfU 
gen  Gebrauch  am  ©emeinbebermogen,  wie  5.  JB.  an  Ärc* 
eften,  Äircbftofen,  ©thulen,  £utungen,  SEBeibepldfeen,  Ttm 
gern  unb  8ebben,  ©emeinbeftotmngen,  SEBegen,  ©rücfen, 
fBrumten,  ©een,  SRüftlen,  ©eftmteben,  SBrauftdufern  u.  f. w., 
ober  man  »ertftetlt  bie  ??rucftte  be«  ©emeinbeoermigen«,  über* 
bauet  ba«  jdbrlicbe  ©nfommen  au«  bemfefben  gleicbmdßig 
unter  bie  einjelnen  SRitglieber.  Die«  ifl  gero&ftnlia)  ber  gall 
bei  6a»italien,  Stoc&tgelbern,  W«*  unb  ©artengrunbftucfen, 
£)bjl»flan jungen  unb  bergl.  liefern  gilt  gleia),  wenn  je> 
neS  Ginfommen  für  ©emeinbe jwede,  j.  ».  «i  <Srleid)tes 
rung  ber  ©emeinbelaflen  (b.  b.  Abgaben  ober  Sbienflleiflun» 
gen)  für  bie  ©emeinbe ,  »el^e  »ort  aUen  SJcitgliebem  berfel« 
ben  »erftdttnißmdfig  ju  tragen  finb,  wie  j.  ©.  bie  S3eitrdge 
ju  (Srftaltung  ber  nöthigen  beamteten,  ferner  »u  Abtragung 
ber  ©emeinbefdjulben,  ju  erric^tung  unb  SBerbefferung  bet 
Äird^ert  unb  ©tftulen  u.  f.  ».  wroenbet  wirb.  Die  <h* 
faftrung  r^t  geleftrt,  baß  ba8  ©efammteiaentftum  einer  ©e* 
meinbe,  wenn  e8  bem  ©ebrauä>e  jebeö  etnjelnen  9Ritgliebe8 
berfelben  geöffnet  roirb,  nitftt  nur  oft  ju  ben  grfißten  ©trei* 
tigfeiten  »eranlafjfung  gibt,  fonbern  awr)  ge»6ftnlicft  nieftt 
fo  ©ortbeilftaft  »erroaltet  wirb  unb  eben  MtyAb  ni*t  fo 
reitftlitften  (Srtrag  g<»dftrt,  al8  e*  feiner  9?atur  naü)  uers 
moeftte^  bafter  bie  ©»rüä)w6rter:  „©emein  i^  feiten 
ein",  „©efammt  ©ut  berbammt  ©ut".  Die«  er« 


S  Gemeinde 

regte,  ba  ber  gefanrmte  9?ationalmor;Ifranb  wefentlte^  auf  ber 
jwecfmdßigen  IBenufeung  unb  Serbefferung  be«  ©runbeigen= 
tftum«  beruht,  fc^on  bor  me&r  al«  bunbert  3aftren  bie  Auf* 
merffamfeit  ber  ©taatöregterungen.  3undtftfl  war  e*  dng; 
tanb,  reci*c 3  fteft  von  ben  fiaatäwirtftfcftaftlifjben  92aa)thetlen 
einer  folgen  ffienufeung  ber  ©emeinbegrunbfrarfe  iberjeugte, 
unb  eben  beSftalb  beren  SJertfteilung  unter  bie  etnjelnen 
9lu^ungSbered>tigten  gemattete.  Snalanb«  SBeifeiele  folgte 
in  Deutf^Ianb  juerjl  griebrid)  ber  ©roße.  Gr  fe^te  balb 
naä>  iBeenbiauna  be«  fitbenjdftrigen  Kriege«  in  allen  Sbei* 
len  feine«  ffleiefte«  Gommiffarien  ein,  welä)e  unter  jieter 
jDberauffic^t  ber  ft6cft(ien  ?anbe6«6ollegien  eine  jwecfmdßi.qe 
83ertbeilung  ber  ©e/n einleiten  (b.  ft.  be«  .©runbeigem 
tftum«,  welcfte«  bie  i^itglieber  einer  ©emeinbe  unter  tieft 
ober  mit  iftrem  ©ut«fterrn  jufammen  ober  enbli<$  in  ©e; 
meinftftaft  mit  anbern  ©emeinben  jugleicft  befi^en  unb  be= 
wirtftfe^aften)  naeft  9?eä)t  unb  JBilltgfeit  »oüjieften  foUten. 
SRit  biefen  ©emeinfteitetfteilungen  würbe  fpdter  bie  feftr  jeit-. 
gemdße  Hbl6fung  »erf(ftiebener  ©emeinbebienfle  »erbunben, 
woftin  ftau»tfdcftH(&  bie  Äufftebung  ber  groftnbienfle  geftört. 
(©.  «blofung.) 

©emeinbebier  nennt  man  eine  beftimmte  3RengejBier, 
welcfte«  in  maneften  Dorfgemeinben  ein  neu  antretenber  $auS= 
wirtft  ben  dltern  ©emeinbemitgliebern  feftenfen  muß.  Hu$  t>cr-- 
fleftt  man  barunter  ba«  S3ter,  welcfte«  »on  ben  «Dlitgliebern  tu 
ner  ©emeinbe  bei  einer  befonbern  ©rtegenfteit  gemeinföaftlicft 
getrunfen  unb  au«  ber  ©emeinbefafjfe  bejaftlt  wirb.  — 
©emeinber^ammer.  3n  maneften  D6rfern  ifl  e«  ge- 
brducftlkft,  bie  ©emeinbemitgtieber  babureft  tur  Serfammlung 
au  rufen,  baß  man  an  bie  ^auStftüre  berfelben  mit  einem 
befonbern  Jpammer  flopft,  welcher  eben  be«fta(b  ©emeinbe^ 
Jammer  fteißt  —  ©emeinbeftau«ifl  eigentlich  jebe«  ber 
©emeinbe  geftönge  ©ebdube,  boeft  bejeieftnet  man  mit  bieu 
fem  ÄuSbrucfe  gewotinlicft  ba«  ^>au§,  in  welcftem  bie  ©^ 
meinbeberfammlungen  geftalten  werben.  Denfelben  Kamen 
führen  in  ber  {Regel  aueft  bie  nir  SSofynung  armer  unb 
franfer  ©emeinbeglieber  auf  Jtoficn  ber  ganzen  ©emeinbe 
eingerichteten  ©ebaube  unb  SEBoftnungen. —  ©emeinbe hir : 
i(!  ber  Spin,  welcfter  ba«  JBieft  ber  ganjen  ©emeinbe  hüten 
muß,  wofür  er  bon  ben  ©emeinbemitgliebern  gewiftnlicft 
naeft  S3erftd(tniß  ber  ©runbfiücfe,  welcfte  fie  beft^en  (feltner 
naeft  ter  2Renge  be«  »iefte«,  welcfte«  fie  1)alttn),  bejaftU 
wirb.  —  ©emewibeocft«  ober  „fBuHe"  ifl  ein  äuehtoeft«, 
welcfter  bon  ber  ©emeinbe  gememfeftafttteft  gehalten  unb 
nach  «ner  gewiffen  {Reihenfolge  henuin  wirb. 

Unter  ©emeinbeorbnungen  berfleftt  man  ben  3n» 
begriff  ber  IBeflimmungen  über  Jbie  ©emeinbeoerfaffung, 
über  bie  Verwaltung  unb  Änwenbung  be«  ©emeinbebermi« 
gen«,  fowie  über  bie  83ertheilung  ber  ©emeinbelaflen  un* 
ter  bie  einjelnen  2Ritgtieber,  überhaupt  bie  innere  Drgani= 
fation  ber  ©emeinbe.  3u  biefer  lefetem  geftirt  unter  Xn 
berm  bie  gefljleaung  ber  JBebingungen,  unter  welchen  Sfc 
manb  ba«  ©emeinbereeftt  (b.  ft.  ftö*  Sftdjt,  in  eine  ©e 
meinbe  at«  SRitglieb  eintreten  ju  burfen)  erwerben  unb  bef 
felben  »erluflig  werben  fann  u.  f.  w.  3«  D6rftra  Knncr 
in  ber  9tegel  nur  Diejenigen  ©emeinbemitglieber  fein  ob«: 
werben,  welcfte  ein  im  JBejirfe  ber  Dorfmarf  gelegene; 
ffiauergut  ober  bduerliche«  ©ut  befifcen  unb  baffelfte  lanb 
wirthfcftafrlicft  bewirtftfeftaften,  alfo  Werbau  unb  öier>ju* 
treiben.  SRan  fann  bah«  i-  »•  We  SRittergutebeftler,  tyrt 


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Gemeinde  179  Oemeingeffilil 


cigri,  Cc&uHefcret,  #äuSlet,  fowie  bte  ©täbter,  welche  jum 
ßcrgnüjm  auf  bem  ganbe  wohnen,  aud)  wenn  fte  Sauet* 
guter  befifcen,  nicht  als  wirfliebe  ©emeinbemitgliebet  anfe&en, 
irenn  fie  baS  ©emeinbettebj  nid)t  auf  eine  btfonbere ,  recfctS» 
gültige  Seife  erworben  fcaben,  j.  ©.  burd?  befonbere  2 am 
Mgefefce  ober  Verträge,  Verjährung  ober  #erfommen.  Sur 
tti  SJerfaffung  tet  2anbgemeinben  unb  beren  Bereinigung 
in  grögere  ÄreiSgememben  ifl  in  Deutfcblanb  burcr)  ein  Jon. 
crcig.  etitt  oom  30.  3un.  1812  bet  erjle  techritt  gefetebert. 
tiefem  JBeifpiele  folgten  juerft  SSaicrn,  bann  SBürtemberg, 
hi  ©roßbfrjogtbum  Reffen  unb  anbete  beutfebe  Qt&attn. 

Sine  bcfonterS  wichtige  (Sattung  ber  Öcmcinbcorbnuru 
aar  fmb  tie  ©tdbteorbnungen,  welche  in  ber  neueflen 
Seit  ein  nichtiger  ©egenflanb  ber  Gefe&gebungen  geworben 
fab.  SBabrenb  nämlich  bie  Dorfgemeinben  im  Mittelalter  un« 
trt  bie  ffiotmäßtgf  eit  bei  Don  ihnen  urfprünglicb.  jum  S ebufce 
gegen  räuberifebe  einfalle  herbeigerufenen  freien  Abels  ge» 
utbtn  waren,  batte  fieb  in  benStäbten  gleichzeitig  etne 
nia)t  weniger  brüdenbe  Ari|lofratie  ber  ©emeinbeoerfaf» 
fuug  auSgebilbet.    Die  "Ämter  unb  SBürben  ber  Stabträ= 
t)i  waren  erblich  geworben.    Diefe  Ratten  fid),  ba  bie 
SuatSregierungen  in  jenen  Seiten  fid)  wenig  um  bie  Ver* 
wtfrung  ber  Stäbte  flimmerten,  eine  unabhängige  Stellung 
ju  ben  Bürgern  angemaßt,  unb  .oerwalteten  baS  ©emeinbe; 
wrmögm  großtentbcili»  ganj  nad)  eignem  ©utbünfen,  weil 
jte  oon  ihm  Verwaltung  feine  Rechnung  abjulegen  brauchten, 
daneben  übten  bie  Bürger  unter  ftcb  wiebet  einen  allen 
Äuffcbmuna.  ber  Snbuflrie  läbmenben  unb  biet  unb  ba  noch 
gegenwärtig  fortbeflebenben  jjunftjwang  aus.    Den  erfreu 
nichtigen  Schritt  ju  Verbeflerung  beS  ftabttfehen  ©emeinbe; 
nefmj  in  Deutfcblanb  tt)at  ber  jeut  regierenbe  Jtönig  oon 
freuen,  Jriebricr)  2öilb.elm  III.,  im  3ab\e  1808  burd)  eins 
fibruna  einer  allgemeinen  Stäbteorbnung  in  feinen  <Staa-. 
im.  Der  3wecf  biefeS  in  ber  golge  oielfad)  oeränberten 
tnb  befonberS  bureb  bie  „Steoibirte  Stäbteorbnung" 
w  17.  SRärj  1S31  oerbciTcvten  ©efefejS  ging,  wie  tm 
fingange  beffelben  auSbrücflicb  gefagt  ifl,  babtn,  „ben  (Stabs 
m  felbfiänbtgere  unb  befferc  Vcrfaffung  ju  geben,  in 
•t  Sürgergrmeinbe  einen  fejten  VereinigungSpunft  ju  bil» 
•i,  it>r  eine  tbätige  einwirfung  auf  bie  Verwaltung  beS 
".finroefenS  beizulegen  unb  bureb  biefe  &r)eilnabmc  ©es 
"(':nn  ju  erroeefen  unb  ju  erhalten."    Die  wefentliebflcn 
Äcflirmnungen  ber  preuß.  Stäbteorbnung,  wie  fte  jefet  ifl, 
'"■b  »elgenbe:  DaS  Bürgerrecht  befähigt  cor  2tüem  jur  felb* 
)«n  £beilnabme  an  ben  ©emeinbewabjen  unb  ifl  von 
-igen  nacbjufuehen,  welebe  fläbtifdjed  ©runbeigenthum 
H&n  ober  ein  flebenbeJ  ©eroerbe  in  ber  Statt  treiben. 
«r%n  SSertb  baö  ©runbeigenthum  bierju  haben  unb  wel» 
-  "(Srtrag  baS  ©eroerbe  jährlich  gewähren  muf,  um  ju  (iv-. 
ig  be3  ^Bürgerrechts  ben  barum  2lnfudjenben  ju  befäbis 
ndjtet  ftch  nach  ber  ©roße  ber  einzelnen  Stäbte  unb 
rt  tureb  bie  befonbern,  bei  ihnen  geltenben  Sa^ungen  (8os 
tatutc)  beflimmt.  ^Daneben  ijl  jeboeb  ben  Stabtgemeinben 
;";jnnt,  in  einzelnen  gäQen  oon  biefen  JBebingungen  ab)Us 
1  unb  befonberS  würbigen,  tüchtigen  SDlannern,  auch 
f«  biefen  SBebtngungen  nitfct  ©enüge  leijlen  f innen,  ba§ 
-■ifrrectt  ju  ertbetlen,  ohne  baß  eä  ber  äujhmmung  bet 
^tgterung  bebatf.    ^Dem  SRagifhate  bleibt  bie  au$für)tenbt 
-  ratice;  ©ewalt  in  bet  <5tabt  unb  bet  baju  gehörigen  Um: 


gebung.  2Me  Stabtgemeinbe  wirb  butcb  befonbere,  von  beut 
wahlberechtigten  2bei(e  ibtet  SRitgliebet  erwählte  Vertreter 
repräfentirt,  welche  ben  tarnen  Stabtoerorbn  ete  fubten. 
Die  ijabl  berfelben  richtet  für)  theil*  nach  bem  Umfang. ber 
ihnen  obliegenben  ©efchäfte,  theitd  nach  bet  ©röfe  bet 
Stäbte,  unb  wirb  gleichfalls  butdb  baä  gocalflatut  fe(lge|lellt 
■Sit  StabtPetorbneten  wählen  ben  SRagiffrat/  welcher  au* 
einem  JBütgetmeiflet  ober  Cberbürgermeifler  unb  brei  ober 
webten,  tbttlS  befolbeten,  theili  unbefolbtten  SRitgliebetn  bt* 
fleht.  Der  9J?agifrrat  wirb  auf  12  3abte  unb  nur  auS  be- 
fonbern ©tünben  unb  unter  iuflimmung  bet  {Regierung  auf 
&eben6)ett  erwählt.  Übrigend  ifl  ber  SRagiftrat  in  wichtigem 
Angelegenheiten  an  bie  Buflimmung  ber  Stabtverorbneten 
gebunben,  welche  überbaust  bie  Verwaltung  bei  fläbtifeben 
©emeinbeoerm&genS  jeberjeit  controliren.  Die  preuß.  reot« 
bitte  Stäbteorbnung  ifl  bet  neuen  fön.  fächf.  allgemeinen' 
©täbteorbnung  oom  2.  gebr.  1832  im  SBefentlicben  ju  ©tunbe 
gelegt  werben.  Doch  ifl  bie  leitete  weit  augführltchcr  be» 
arbeitet  unb  weicht  befonbetS  barin  oon  jener  ab,  baß  nad) 
tr)t  nut  ben  ^Bürgern  bie  Erwerbung  ftäbtifcher  ©runbfrücfe 
unb  bie , Betreibung  bürgerlicher  ©ewerbe  geflattet  wirb. 
Xufjerbem  ifl  ju  Stlangung  be£  ffiürgerrechtö  erfoberlid), 
baß  man  feinen  wefentlitben  SSobnfi^  im  iBeürfe  ber  Stabt 
bat.  ferner  ifl  bad  SBabtlrectjt  in  bet  fächf.  tetäbteorbnung 
a(8  ein  bürgerliches  @hrenrecbt  bezeichnet.  Auch  fmb  nad)  ir)r 
bie  JBürgermeifler  immer,  bie  übrigen  SDlagiflratSperfoncn 
»um  Sbeil  auf  BebenS^eit  ju  wählen,  enblid)  befleht  in 
ben  größern  fächf.  Stäbten  außer  bem  SRagiflrat  unb  bem 
(Sollegtum  bet  ©tabtoetotbnettn  noch  ein  fogenanntet  fBüt? 
gerauSfchuß,  welcher  oon  ben  Stabtoerorbneten  in  be> 
fonberS  wichtigen  gälten  jur  SJeratbung  ju  rieben  ifl.  $ter* 
ber  gehört  j.  £3.  bie  Erwerbung  unb  Veräußerung  gro> 
ßer,  bet  ©emeinbe  gehöriger  ©runbflücfc,  bie  Aufnahme  eis 
neS  neuen  DarlelmS,  bie  Erhebung  neuer  ftäbtifcher  Abgaben 
unb  betgl.  5öie  in  Greußen  unb  ©achfen,  fo  fmb  aud)  in 
anbem  Staaten  DeutfchlanbS,  j.  SB.  in  äöatem,  SBürtents 
berg,  Reffen  unb  Saben,  in  ber  neuern  Bett  Stäbteorb« 
nungen  gegeben  worben.  Die  bet  legtgenannten  brei  ^itaa-. 
ten  weichen  oon  ber  preuß.  unb  fächf.  hauptfächlich  barin 
ab,  baß  nad)  ihnen  ba§  Bürgerrecht  febonbureb  bie  ©eburt, 
oerbunben  mit  einem  ben  geben$untert)a(t  ftebemben  Sermö* 
gcn§bcfH}e ,  erworben  wirb.  Die  großber}.  tjefj-  ©emeinbe: 
orbnung  nähert  fich  in  manchen  Begebungen  ben  in  Stanfs 
reich  üblichen  ©emeinbeoerfaffungen.  £ietr)er  gehört  j.  JB., 
baß  nad)  berfelben  bem  auS  einem  auf  3eit  ju  wählenbcn 
unbefolbeten  S3ürgermet(ler  unb  einigen  jBeigeorbneten  befle- 
henben  fSlagijlrate  ein  fogenanntet  ©emeinbetatt)  an  bie 
Seite  geft eilt  ijl,  welcher  auS  9—30  Sttitgliebern  begeben 
unb  aüiäbrlid)  nut  einmal  jufammentrefen  foQ,  um  bie 
bem  9Ragifltate  übetlaffene  Verwaltung  beS  ©emeinbeoers 
mögenS  ju  conttoliten.  Aud)  muß  wenigflenS  ein  Drittbeil 
ber  2Ritgliebet  biefeS  ©emetnbetan)S  wi  bet  3ab(  ber  böcbfls 
befleuetten  Bürger  gewählt  werben. 

ffffflffff fl!ffwl|1 1  SebenSgefät)!,  bewiebnet  bie  auf  ins 
nere  3uflänbe  beS  lebenben  JtörperS  fich  bejiehenben  Qm-. 
oftnbungen  im  ©egenfage  ju  ben  burch  Außere  einbtücfe 
r>eroorgerufenrn.  Dem  ©emeinaefür)le  geböten  y  99.  an  baS 
©efübl  oon  ©tfunb|>ett  unb  Ätanfbeit ,  oon  üeichtigf eit  unb 

23 


Gemmen 


198 


Gemse 


Scbwere,  innerer  SBärme  unb  £altt,  junges  unb  Dürft 
u.  f.  w.  gerner  »ermittelt  baS  ©emeingeftibl  bie  mannicb« 
faltigen  (Smpfinbungen,  welche  im  hänfen  3uftanbe  in 

jlörpertbeilen  eintreten,  »on  bercn  Dafein  ber  öoUfomraen 
gcfunbe  SWcnfcb  gar  feine  (Smpfinbung  bat. 

©fmnttn  bejeitbnet  im  Allgemeinen  olle  (Jbelfleine,  tor» 
jüglicb  aber  foldjc,  in  weldje  ©cflattcn  ober  Sdjriftjüge  ein» 
cefdjnitten  flnb  unb  beren  man  fid)  ju  2fu3fd)mücfung  fofb 
barer  ©efifie  unb  ©eritbe,  fowie  ju  9iingflcincn  bebient. 
©ine  auSge«td)nete  alte  ©emmc  flellt  nadjflebcnbe  ZWiU 
fcung  bar.  (Sic  jeigt  ben  weltberühmten  tflcranb  er  (f. b.); 


bie  5Bibbrrberncr  ju  beiben  (Seiten  beuten  auf  Supiter  2fm= 
mon  (f.  Jupiter),  bc(Tcn  Sohn  ju  fein  Eleranbcr  ftd? 
rühmte.  Gbelftcinc,  auf  benen  bie  giguren  halb  erhaben  ber= 
ausgearbeitet  finb,  werben  (Jameen  genannt,  Scbon  bie  al» 
ten  ©rieeben  unb  {Romer  bcfafjen  bie  Äunfr,  ©enrmen  unb 
Gamcen  IjerjufleHen,  in  hohem  Örabe.  3u  erftern  würben  eor; 
3ugSweife  tfmctiwfle,  .^pajintbe,  Karneole,  Achate  genom= 
men.  3u  btn  Gameen  nahm  man  auger  ben  angegebenen 
gern  földje  «Steine,  bie  auö  oerfebiebenen  übereinanbcrliea,en: 
ben  ferffbiebenfarbtgen  Sd)id)ten  beftanben,  unb  arbeitete 
bann  bie  giguren  fo  au§,  baf5  fic  au8  ber  obigen  Sdjidjt 
beflanben,  wAljrenb  ber  Örunb  bureb  bie  untere  Schiebt 
gebilbet  würbe.  Serartige  «Steine  finb  ber  £)m?r  unb 
Snrbonor.  3Ran  bar,  ba  biefe  (Steine  feiten  finb,  aueb  falfdje 
ßameen  gemacht.  (Sammlungen  fon  gefcbnitteiren  Steinen 
(Gameen,  ©emmen)  mürben  fdwn  im  fllterrhumc  angelegt 
unb  fuhren  noch  icjjt  ben  ÜJlamen  35 af tyliotbcf cn.  Die 
retdbflen  berarttgen  Sammlungen  finb  gegenwärtig  in  SBien, 
^ariS,  Petersburg,  im  #aag,  in  glorenj  unb  9leapcl. 
"Üflan  hat  bie  febonften  gefebnittenen  Steine  tbcilS  burd) 
Äupfcrjiidje  befannt  gemacht,  tbeilS  burd)  flbgüffc  unb  2fb* 
brnefe,  nnb  bor  namentlich  aurb  «Sammlungen  von  Ub> 
bvücfen  Daftyliothefen  genannt.  (S.  haften.)  • 


Gbtmt  (bie)  ifl  ein  jur  ©attung  ber  antflept  ccKY 
gtS,  auf  ben  t>or)cn  ©tbirgen  in  ber  Srbweij,  Saeoeen, 
Salzburg,  &trc4,  Barnten,  Ärain,  Steiermar!  u.  f.  w. 

in  fleincn  beerben  lebenbeS  Ubier,  ba$  fich,  wie  alle  Xn= 
tilopen,  burd)  jierlid)e-©efialt,  ©ewanbtbeit  unb  SJebtnbig: 
feit  auSjeidmct  unb  etwa«  gröfjer  als  bie  gemeine  3iege  ijt. 
Die  ©cmfe  bat  6— io  3oU  lange  gerate  unb  bann  fd)nell 
nad)  hinten  bafenförmig  umgebogene  Konter,  hinter  jebem 
Öhre  bat  fle  einen  Sacf  unter  ber  $aut,  weld)er  nad;  außen 
nur  eine  Heine  fcffnung  bat  unb  eine  troefene  ^>ör>le  bilbet. 
Die  großen  'Äugen  ber  ©emfe  finb  lebhaft  unb  etwaä  roth- 
lid)  gefärbt j  ber  Schwan  j  ifl  nur  brei3oH  lang.  Der  Sau 
ber  »eine  tfl  gan$  jum  klettern  auf  ben  gelfen  eingerichtet, 
bie  ^interbeine  finb,  wie  bei  allen  Spieren,  welche  grofje 
Sprunge  mad)cn,  langer  alS  bie  XJorberbeine  unb  bie  Äufe 
finb  jiemlid)  lang  auSgebiblt  unb  fct>arf  jugefpitjt  DaS 
geü  ber  ©emfe  ifl  braun,  auf  bem  SSaud)  unb  an  ber 
Jteble  mcißlid),  auf  bem  Scbwan^e  febwar^,  unb  r>on  ben 
Dbren  bis  jur  9lafe  gebt  ein  weiper  Strerf.    ?m  SBinter 
werben  bie  $aare  ,r*it  .grauen  untermifdjt.    DaS  fd;eue, 
fletS  mit  gefpi(jten  jDfjrcn  aufborebenbe  Sbicr  jeiebnet  fid) 
burd)  fcbarfeS  ©ebir,  ©efid;t  unb  ©erud)  auS  unb  gibt  im 
Xugenblicfe  ber  ©efabjr  einen  pfeifenben  Xori  t>on  fid).  2Ror= 
genS  unb  tfbenbS  geben  bie  ©emfen  b.eerbenwcife  auf  bie 
Söeibe,  inbem  fic  im  Sommer  bie  gewürjreidjen  ilpenfriu: 
ter,  3meige  unb  JtnoSpen,  im  SBititer  SSalbgraS,  glecbten 
unb  5WooS  jur  Wahrung  fueben.    Sm  2Rai  bringt  tic 
©cmfe  ein,  aud)  jwei  3unge  jur  SBelt.  Sm  3)?agen  ber 
©emfe  finbet  man  eine  runbe  fe|1e  9Raffe,  »on  ber  ©ref;e 
einer  SJaUnuff,  welche  auS  ben  gafern  ber  ©emSwurj  Knt 
ber  JBircnwurj  befielt  unb  Öemfenfugel  ober  europth' 
fd)er  JBeioar  genannt  wirb.    9J?an  fdprieb  ihr  ebemaB 
große  £eilfräfte  ju  unb  »erorbnete  fte  alS  2lrjneimittel.  Die 
jungen  ©emfen  bflben  ein  feljr  woljlfcbmecfenbeS  gleif* 
DaS  gell  wirb  ju  einem  lieber  »erarbeitet,  weld)eS  fid)  bureb 
Starfe,  Dauerl)aftigfeit  unb  Sammctweicbe  aussei 
Saig  unb  ©ebarme  werben  wie  bie  ton  Schafen  unb  3ic 
gen  benufct.    Die  A6rner  nimmt  man  ^u  ©riffen  an 
Stocfen;  bie  SKilcb  ähnelt  ber  3icgenmildj  unb  ba«  S5!i: 
ber  ©emfe  foll  btÜf^m«  ©irfungen  gegen  Sdiminbel  un: 
anbere  Äranfl)eiten  boben,  baber  es  bie  ©emfenjiger  frifd 


auS  ben  SSunben  rrinfen.    üSan  macht  aui  i>u  fai^ 

mit  ber  ^urf*büd>fe  3agb  unb  fd;ieft  fte  gew&bnlicr)  r>cm 


Goögle 


Oemüse 


U9 


Ooinfitli 


»nfianbe  au6.    2(ucb        man  SEreibjagbtn  ouf  Öemfen.  felbfi  »rrpflanjeu.    SBenn  fie  abtt  triftig  gebeten  fotltn, 

2>ie  feflenannten  ©emfenioget  machen  bie  3«gb  fltgen  fo  erfbbern  ffe  eine  urwuSgefefeJe  ©caufftebttgung  unb  Pflege, 

bie  flüchtigen  agiere  betJüpen  jum  (Seroerbe.  (?8  ifr  b«e  ge*  wohin  baS  34ten,  ©cgicfjen,  föeb^icfen  u.  f.  w.  geb6rt. 

fd/^fttbfle,  ober  aad>  bie  intereffatttefte  3agb.  ©eroö^nlic^  be«  SWon  rennet  m  ben  ©emüfearten  folgenbe  3>flanjen,  »on 

9?j*t3  gebt  ber  ©cmfenjäger  au«,  um  bce"  SttorgenS  ouf  benen  bie  wtdjrigften  unb  intereffanteßen  unter  eignen  2fo 

ten  SBetbeptäfcen  einjulreffen ,  gerüjtet  mit  einem  ©facbcl«  tifeln  bebanbelt  ftnb:    tfrtifcbocfe,  ©atate,  ©lumcnfobl, 

faef,  ©cbtef?gerocbr  unb  ©cbiefjbebatf,  einet  Ärt,  ©ebub»  ©ohne,  ©orerfcb,  ©raunfobl,  ©rweoli,  ©nmttcnf  reffe, 

ttfen  mit  ©tacbeln,  langen  ©eilen,  um  fteile  gelfen  et«  Gatbone,  Gholotte,  ßbampignon,  <5iä)orie,  <5nbi»ie,  drbfe, 

Bimmen  obet  fieb  »on  tönen  bttobfaffen  ju  tonnen.    (5t  ßrbbirne,  Grbfaftanie,  ßrbmanbel,  (Srbnuß,  Senkel,  ©ar= 

febwebt  tnfrcter8eben«gefabt;  in  fübnen  Sprüngen,  gewag«  tenampfer,  ©artenfreffe,  ©urfe,  .jpaferwurjcl ,  £opfenfeiin-. 

tem  Älettem  geht  ti  »on  geß  ju  gelS,  an  jähen  3(bgrün>  eben,  Äaffeewicfe,  Äartoffel,  Äerbel,  .Knoblauch,  Äobltabi, 

ben  »orbei,  übet  fte  hinweg,  unb  nicht  feiten  fleht  ber  »er»  Äoblrübe,  Äopffobl,  Ärauöfobl  (SMrjTng,  SBelfcbfraut), 

»egene  Säger  ben  Stücfwcg  abgeschnitten,  et  fann  nicht  Äümmel,  Äürbiß,  JJiebeSapfel,  $infe,  26ffe|fraut,  SKeerfoljI, 

hinauf,  mo  et  b«nmterfam  unb  »or  ibm  liegt  ein 'Äbgrünb.  SReerretttg,  SJlelbe,  5R6hre,  $>afrinar\  9)rterftlic,  »Porre, 

£aju  fommt,  baf}  bie  furebtfame  ©emfe  in  bet  ÄobeJangft  SPortulacf,  ScabieScben,  Scapunjel,  fertig,  SJbabarber ,  «<u 

SRurbbefommt  unb  wenn  fie  feinen  XuSweg  finbet,  wol  auf  pontifa,  JRübe  (SWairübe,  rothe  fftübt,  ötünfelrube),  ©olat, 

ben3ag«r  jufpringt  unb  tr>rt  fo  in  benXbgrunb  binabftürjt.  ©aucrampfer,  ©Anittfobl,  ©cbnittlaudj,  ©corjonerc,  ©el* 


Xuf  bem  (Sa»  ber  guten  Hoffnung  unb  auf  ben  ©ebtt« 
gen  beS  tnnern  Äfrifa  ftnbet  man  eine  Antilope,-  bie  auch 
©emSbocf  genannt  wirb,  bie  ftdj  oft  bureb  brei  guß  lange, 
bünrte  unb  getabe  4?omet  auszeichnet.  Sic  erreicht  bie  ©roße 
eines  $irfcbc$  unb  bat  einen  langen  fehwarjlieben  ©cbwanj. 
3bre  garbe  ift  afebgrau,  ber  Äopf  ift  weiß  unb  febroari 
gegittert  Äuf  bem  SYucfen  unb  an  jeber  Seite  ifr  ein  bum 
feibrauner  ©tteif  unb  ebenfo  gefärbte  gierten  finb  auf  ben 
©cbultero  unb  ©rbenfeln.  JDic  ^>aare  be5  ffiücfgratbS  ftnb 
nach,  bem  SRacfen  geriebtet. 

©fntüsf  nennt  man  ade  biejentgen  ^flanjen.  rodele 
theiK  gntn,  tbeilS  getroefnet  al8  Nahrungsmittel  für  9tten= 
feben  eerbrauebt  unb  ju  biefem  3n>fcfe  in  gelbem  unb  ©ar* 
ten  geigen  tterben.  3>ie  ©emafegdrten  müffen  fo  gelegen 
fein,  baß  fte  bur*  ©etniube  obet  JBdume  »ot  ben  falten 
iRorbttwiben  gefiebert  ftnb,  müffen  r>or  bem  dinbrueb  ber 
fcbiere  burtf)  Ünuctunungrn  gefebuljt  werben  unb  bürfen  feine 


lerte,  ©pargel,  6»argelerbfe,  ©pinat,  Sripmabam,  äuefer^ 
tourjel,  3t»tebel.  grifd>  fönnen  bie  ©entüfe  nur  in  gewiffen 
3abted)citen  gertoffen  werben  unb  man  pfjfegt  btefelben  ba« 
ber  befonbeirä  für  ben  SBinter  ennoeber  im  getroefneten  3u* 
flanbe  aufjubewabren,  ober  inbem  man  fie  tn  ©ruben  ober 
in  ©eroolben  fo  einlegt,  baß  fie  in  einem  möglicbft  frifeben 
3uftanbe  fieb  erhalten. 

t 

(gemiitl)  beutebnet  ba3  gerammte  geiflige  Dafein  be§ 
SWenfcbcn  awf  feinet  erften  @nti»icfeluiig6fiufe,  fobag  bet 
ungtbilbete  SKenfeb  ebenfo  febt  wie  bet  ©ebilbete  mit  ©e^ 
mütb  begabt  ifl,  ja  oft  mebt  als  biefet,  weil  bie  Öiibung 
oft  einfettig  iß  unb  in  biefem  #all<  bie  Unbefangenbeit  bed 
©eijie§  »erloren  gebt,  »eld)e  bem  ungebilbeten,  obet  unoer« 
borbenen  ÜRenfcben  eigen  ift.  2)a$  Bctboltnif  be«  ©eifreS 
gegen  ben  Äörper  briieft  fieb  in  *bet  drtegbarfeit  bc§  ©e« 
mutb«  t>ureb  ©inneneinbrüefe  au«,  »elebe  fieb  junäcbfl  in 
ben  @mpftnbungen  unb  ®ef üblen  -(f.  b.)  Äupert.  2Der 
bocbfl4nrmtgen  ©en?4cbfe  etxÜHtlten,  fotlen  überbaupt  fo  fon*    tiiebtige  SWenfcb  wirb  weber  an  franfljafter  SJtnirtelung 

unb  gmpftnbacbfeit  noch  an  Verhärtung  be8  ©emutbft  Itu 
ben,  er  Pebt  gleicb  fem  »on  weicblicber  ©utmütbigfeit,  wie 
6on  ^jartberjtgfeit.  3tne  ift  golge  einer  ju  leisten  (Srregj 
batfeit,  biefe  einer  ju  febweren,  unb  beibe  Wnnen  jut  nw« 
ralifeben  ©cblecbtigfeit  aifäartem  £»aö  Oernutt)  aber  erregt 
fieb  <md)  fetbfl  unb  wirft  ouf  ben  A6tpet  juruef  in  ben 
Effecten  (f.  b.)  unb  Seibenfebaften  (f.  b.).  2>ie  Sei* 
benfebaften  machen  ben  ©eifl^ber  ©innlicbfeit  untertban  unb 
bringen  ben  SWenfdjen,  fobalb  fie  fieb  feinet  bauernb  b^ 
mächtigen,  »um  ßofler  (f.b.)  unb  unter  ba«  ittyct  berab. 
@in  foufter  SJtenfd?  wirb  aueb  ftets  ein  »erborbeneä  ©ematb 
haben.  Xber  bie  »erfebiebenen  ßaflet  wirfen  »erfebieben  auf 
baS  ©emütb;  ber  ©etj  ma$t  ifartfytxm,  er  ertöbtet  baä 
©emütb;  bie  2öoQuft  macht  baS  ©emutb  rocicblieb,  fcblaff 
unb  jugletcb  unrein;  bie  $runffucht  im  Äugenblicft  ber  Xuf: 
regung  b^bft  reubat,  naebbtt  aber  matt.  £a8  ©emütb 
bat  bei  ben  meiften  9J?enfcben  eine  butefy  ftüberc  ©cbicffale 
berbeigefithrte  eigentbümlicbe  ©timmung,  fobaß  e5  mehr  ju 
ongenebmen  ßrmpfinbungen  (Äeitetfett)  obet  meht  ju  un« 
ongenebmtn  (Betrübtheit)  gmetgt  ifl  3ene  ©timmung  ar« 
tet  leicht  in  Settbtftnn,  btefe  tn  Srübftnn  unb  SD?utI>Ioftg* 
^amtt'tle  fta)  femer  fräftig  entwicfeln"  f 6mten ,  entwebet  tü  fett  au«,  ©tbon  bie  Ältm  erfanntm  als  am  jrlüeliidjften 
nen  t^tK  ber  #flarrjen  <nt6|iebm  ober  bie  jungen  S^anjen    unb  bem  weifen  SDranne  am  würbigfien  eine  ©emutbSart 

.23* 


nig  al6  tn6gttd)  liegen.  JBefonberS  »ortbeilbaft  ift  eine  ets 
»a«  nacb^  SÄittag  ftd^  gelinb  fenfenbe  8age.  »er  geetg« 
net^e  ©oben  für  ©emufegorten  ifi  fanbiger  8rbm  ober  ein  ber 
ftbnNrrjen  ^flan^nerbe  ähnlicber  ©oben,  ©dhlecbtet  "©oben 
mufj  burc§  Xuffübmng  guter  erhärten  unb  ©itngung  »erbefjert 
ünb  mooriger  ©oben  furch  Anlegung  »on  ©raben  ber  übers 
Hüftgen  geuebtigfeit  beraubt  werben.  3um  ©cgießen  ber 
f  flanjen  nimmt  man  SBaffet,  welche*  längete  äeit  in  ber 
Sufi  unb  ber  ©onne  aeftanben  hat,  glußwaffet  ^ober  ©ra» 
tenwaffer.  ffieftnbel  fkb  fein  geeignetes  SBaffet  tn  bet  Scähe 
fceS  ®arten§,  fo  legt  man  ßifternen  obet  Äufen  an,  in  be« 
nen  ftcJ>  ba8  JRegenwaffer  fammelt  unb  in  benen  ba$  fp<Jtet 
in  ©ebraueb  ju  nebtnenbe  CueUwaffer  aufbewahrt  wirb. 
25k  ©emüfegJrtcn  werben  forgfältig  umgegraben  unb  oft  ifi 
&  »Mi  Slufeen,  befonbet*  um  beffere  (Stbe  au8  ber  SEiefe 
iterau^ubolen,  bis  m  gr6fjem  liefen  \r.  graben,  welche  TLx- 
brit  Äaiolen  ober  wigolen  genannt  wirb.  Ttugerbem  erfo« 
tert  M<  JDüngung  (f.  25ünger  unb  Düngemittel)  ber 
Sirttn  eine  »orjüglicbe  ©orgfalr.  35ie  metflen  ©emüfe 
tmbm  bureb  ©amen  erjeugt.  Sladhbem  aber  bie  iungen 
yflanjcben  eine  gewiffe  ©tofje  erlangt  haben,  muß  man, 


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Gendarmen  1€ 

welcbe  ebenfo  weit  »om  eeicbrfinn  wie  vom  JÜnibfran  tat» 
fernt  ift,  t>.  b-  welcbe  überhaupt  8ufl  unb  Unluft,  greube 
unb  ©cbmerj  gleic^mafig  ju  ertragen  »erjlebt 

Öenöannm  b«ßt  gegenwärtig  «««  *rt  SÄüi|,  welcbe 
fat  mebren  ©taaten  eingeführt  ift  unb  btn  3werf  bat,  auf 
JBeobadjtung  ber  poljretlicben  SJerorbnungen  Sicht  us  haben, 
»olicfiiicb«  2Raß regeln  in  TtuSfübrung  ut  bringen,  fowie  im 
allgemeinen  für  öffentliche  9?ube  unb  ©idjerbeit  ju  wacben. 
3n  Greußen  fler>«n  bie  8a nb»@en barmen  in  ©ejug  auf 
ü)re  Dten|tocrrid;tungen  unter  ber  Si»ilbeb6rbe.  ©te  bitben 
at&t  SBrigaben  unb  jteben  unter  ber  JDberaufjicbt  eine*  @e* 
netalS.  ©ie  ftnb  Daffelbe,  was  j.  S3.  in  4?anot*r  bie 
8anbbragoner  ftnb.  Sie  preuf.  2(rmee»©enbarmen 
ben  ©eneralen  unb  fl3rigabecommanbeurS  als  berittene 
nnanjenjugetbeilt  3m  .Kriege  follen  bie  2frmee»@en» 
barmen  auf  JBeobacbtung  ber  ©rbnung  unter  ben  ©otbaten 
außer  bem  Dienfte  feben.  Die  ©renj*  ©enbarmen 
ftnb  ben  3ou"amtern  jugetbeilt,  um  bei  Sewacbung  ber 
©rcnge  gegen  SontrebanbierS  bebülflid)  ju  fein.  —  Die  in 
ber  erften  franj.  Sfeoolution  organifirten  ©enbarmen  ftanben 
wttyrenb  eine«  treffen«  ^inter  ber  gronte,  um  bie  glüe&ti. 
gen  unb  jßerfprengten  »teber  in  8tetbe  unb  ©lieb  jurütfju» 
treiben.  Q$  würben  unter  biefeS  GorpS  nur  gebiente  unb 
auSgejeicbnete  Krieger  aufgenommen;  jte  ftanben  in  großem 
Xnfeben  unb  hatten  bie  auSgebebnteften  JBollmac&ten.  Der 
Käme  ©enbarmen,  eigentlich;  Geas  d'annes,  b.  b-  SBaffen* 
leute,  frommt  aus  febjr  früher  Seit.  Kamentlidb  biegen  fo 
bie  8?itter,  welc&e  ben  Jtern  ber  franj.  Keiterei  im  15. 3abrb- 
ausmalten.  3ebet  von  biefen  Kittern  tjattc  einen  Änappen, 
einen  ^agen  unb  brei  Xrmbrufrfcbu&en.  Später  bilbeten  bie 
©enbarmen  in  |franfreic&  bis  jur  {Resolution  unb  in  9>reu« 
ßen  bi$  1806  einen  tifttil  ber  fc&weren  Saoalerie.  - 

Genealogie,  b.  b-  ©efcbtecbtsfunbe,  ift  eine4?ülfs» 
wifjenfc&aft  ber  ©efcbicbte,  roelcbe  bie  HbfiammungS »  unb 
SBerroanbrfcbaftSoerbiitmiffe  »ornebmer  ©efc&lecbter  (gamilien) 
befonberS  fürftlitber,  $um  ©egenftanbe  bot.  Diefelbe  ift  »on 
3ntereffe  unb  SBidbtigfett,  weil  auS  ber  Berwanbtfc&aft 
Hnfprücfce  abgeleitet  werben,  um  weldje  c5  nidit  feiten 
ju  ben  blutigfien  Jtrtegen  gefommen  ift  unb  um  welcbe 
eS  unter  weniger  9Kacbtigen  ju  ©treitigfeiten  fommt,  welcbe 
nur  bei  genauer  .Renntniß  ber  ©enealogie  nach  ben  be» 
flebenben  ©efefcen  entfcfcieben  werben  fonnen.  Der  Sin* 
ftelne  bat  überbieS  nod>  ein  befonbereS  Sntereffe,  bie  tarnen 
unb  wic&tigften  8ebenS»erbalmiffe  feiner  SBorfabren  ju  fen» 
nen,  befonberS  wenn  biefe  Gaste  »on  &t)xt  unb  Serbienften 
waren.  @in  befonbere«  2tnfeben  bot  bie  ©enealogie  burd) 
ben  Umflanb  erlangt,  baß  im  «Kirtelalter  uerfdjiebene  ©tif» 
jungen  gemalt  würben,  beren  ©ewinnung  ober  S3cuy  oon 
einer  gewiffen  %n>abl  abeliger  SSorfabren  (Xbnen,  f.  t.>  ab> 
gängig  war,  baß  gewiffe  ^tmter  nur  an  ©oitbe  ausgegeben 
unb  gewiffe  Sorrecbte  nur  ©olcben  jugefianben  würben,  bie 
eine  beftiramte  ijaljl  oon  Xbnen  auftuweifen  oermod)ten  unb 
bergt.  Die  ©enealogie  würbe  aber  ftpon  im  boben  2Tltertbume 
gepflegt.«  <S&  ifi  betannt,  wie  fhreng  bie  3uben  auf  'Äbffam* 
mung  btelten,  unb  bei  btn  ©rieben  unb  Slömern  fannten 
bie  oprnebmen  ©efcblecbter  bie  Steibe  i&rer  ßorfabren  auf 
baS  ©enauefie.  3u  aQen  3<iten  war  man  bemüht,  biefe 
S?eibe  bei  ttorfalpren  fo  weit  alS  möglid;  jurücfjufübren,  fo- 
baß  bie  3uben  bt«  auf  Äbam  jurucfgmgen,  bie  ©riedjen  aber 


IO  Oeneral 

bis  ju  ben  Heroen  (f.  b.)  unb  »on  biefen  bis  gu  ben  ©ct. 
tem.  3m  Mittelalter  war  man  in  dljntirtpcr  Sßeife  bemüdf. 
bie  2lbflammung  ber  ©efcblecbter  im  röm.  Xitertbum  nacb^ 
guweifen.  Die  äitefre  |>erfon,  bis  ju  welcber  man  oon 
©obn  auf  S3ater  bie  SSoraltern  jurüi jufütjren  oermag,  wirb 
ber  ©tammoater,  Urabn,  «bnberr  beS  ©efdjlecbtS 
genannt.  Die  Äbnen  werben  entweber  oom  2£bnberrn  in 
aeraber  Stnie  abwdrts  geidblt,  inbem  man  bie  9lad>» 
ifommen  aufführt,  ober  aufwärts,  inbem  man  oon  bem 
lebten  ©»roß  beS  ©efcbiecbtS  an  bie  SBorfabren  bis 
jum  Bbnberrn  nambaft  maebt.-  Die  9latbfommen  (lat  pa- 
steri),  wie  bie  Vorfahren  (lat  majores)  fübren  bis  )um  fit« 
benten  ©liebe  befonbere  lat.  Flamen,  namlid;  jene  b<i> 
fen:  filius  (©obn),  nepos  ((Snfei),  pronepos  (Urenfel),  ab- 
nepos  (Ururenfel),  atnepo»,  trinepos,  protrinepos;  biefe: 
pter  (SJater),  avus  (©roßtwter),  proaTns  (Urgroßvater), 
abavas  (Ururgroßoater),  atavas,  tritaTus,  protrilaToa.  Dil 
Xbfiammung  wirb  ftetS  nur  nach  ben  mannltdjen  jßorfab* 
ren  fortgefübrt,  fowol  für  grauen  als  far  ÜRdnner.  SBemt 
aber  ein  SSorfabr  mebre  ©6bne  bot,  welcbe  ibrerfeitS  wie» 
ber  ©6bne  unb  @nfel  binterlaffen,  fo  entfielen  neben  ber 
$au»tlinie,  welcbe  ftcb  immer  in  ben  älteflen  Söhnen  fort» 
fegt,  bie  ©eitenlinien,  ndmlicb  im  Sjcrtjdttnifj  gegen  bie 
^auptlinte,  fobaß  bie  ©eitenoerwanbten  (lat  mmtuäm) 
niebt  ooneinanber,  fonbern  nur  »on  bemfelben  Stammvater 
abfiammen.  Die  Entfernung  ber  SSerwanbtfcbaft  wirb  nad; 
©raben  befümmt  ©eiten»erwanbte  gibt  eS  fowol  »on 
mütterlicher,  als  oon  »dterlicber  ©eite,  jene  beißen  Sog  na» 
ten  (©piQmagen),  biefe  Ägnaten  (©cbwertmagen).  (S3gL 
»erwanbtf^aft.)  Die  ©enealogie  eines  befümmten  ©e. 
fcblecbteS  wirb  in  einer  genealogifcpen  Tabelle  (©tamm» 
tafcl)  angegeben,  welche  je  nacb  bem  3 werfe,  für  ben  ftc 
befiimmt  ift,  »erfebieben  eingerichtet  ijt.  Die  gewöbnlicbfre 
Sinricbtung  ifi  bie,  baß  ber  ©tammoatet  ju  oberfi  gefegt 
unb  unter  biefem  bie  9cad)fommen  nach  ber  Entfernung  in 
ber  3bftammung,  fobaß  immer  ©obn  auf  SBater  fommt, 
unb  gleid;  entfernte  ©eitenoerwanbte  auf  berfelben  Sorijon« 
tallinte  nebeneinanber  fielen,  ^dufxg  gibt  man  ber  ©tarmm 
tafcl  aber  aueb  bie  ©ejlalt  eines  JBaumeS,  ber  feine  3weigc 
unb  92ebenjweige  ausbreitet  Tin  ber  SBurjel  biefeS  ©tamm» 
baumeS  ftebt  bann  ber  9came  beS  ©tamnwaters,  an  ben 
4»aupb  unb  Stebeniften  flehen  bie  Kamen  ber  Scatbfommen 
na*  ibver  Tlbflammung,  unb  ben  Kamen  ber  9Rinner 
werben  gew6bnlid;  bie  ttjrer  grauen  jur  ©eite  gefleQt,  aud) 
wirb  ben  einjelnen  Kamen  ©eburtS«  unb  ©terbejabr  ber 
?)erfonen,  welcbe  fte  bejeiermen,  beigeftftt. 

(fcnaal  bebeutet  urfprünglicb  „allgemein";  baber  un* 
terfebeibet  man  j.  S3.  ©eneraltarten,  welcbe  ein  £anb  nur 
nacb  feinen  großen  Umriffen  mit  ben  »orjüglicbften  iDrten  tax-- 
fieUt,  oon  ©pecialfarten,  auf  benen  fo  weit  als  mAglicb  auf 
Sinjelbeiten  Siürfftcbt  genommen  ift.  Siran  fpvidjt  ferner 
»on  einem  ©eneralbai  (f.  b.),  ©eneralbe«ol(m&cr)> 
(igten  u.  f.  f.  3n  gewibnlicber  fi3ebeutung  bejeiebnet  aber 
©eneral  einen  Offizier  rjöcbften  KangeS,  einen  gelbbetm, 
unb  ©eneraliffimuS  ober  ©eneral  en  6b<f  einen  jbber» 
felbberrn.  £>ft  wirb  ©eneral  mit  anbent  militairifrf>en  Ti- 
teln »erbunben,  n)ei(S  um  ben  9tang  }u  bejeiebnen  (wie 
©eneralmajor,  ©enerallteutenant,  ©eneralfelb» 
jeugmeifier,  ©eneralfelbmarfcball  u.  f.  w.),  tt>eilS 


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Oeneralbass  181 


€tenf 


um  bot  SBirfung*rrei&  an jug eben  (rote  DitufionSge» 
neral,  Brigabegenerat,  ©en eralq uar tietm eifter 
u.  f.  f.)-  3"  bat  oerfcbiebenen  Staaten  ift  bie  JBenennung 
ber  oberfien  Offnere  nach  ihren  SBürben  unb  SBirfungS» 
freifen  oerfcbieben  bejrtmmt.  AHe  ben  SDberfelbberm  umge« 
benben  JDfftjiere  unb  IBeamten,  welche  mit  jenem  JBera. 
tbung  pflegen,  unter  feiner  Aufficbt  bie  83erwaftung  betj&fo* 
norme  bei  $eere*  führen,  ben  wiffenfcbaftlicben  JEbetl  ber 
ÄrieflSfübrung  (bie  Ausarbeitung  ber  SJcarfcblinien,  Schlacht; 
plane  unb  bergt.)  beforgen,  machen  jufammen  ben  (Ben es 
ralft ab  auS.  —  Die  2Bürbe  beS  ©entralS,  foroie  bie  ihm 
untergebene  ÄeewSabtbeilung,  werben  ©eneralat  genannt. 
Auch  ganbeSbcjirfe  mit  militairifcber  ßerfaffung  ertjalten  bie» 
fen  tarnen.  —  JDrbenßgenerale,  geiftlicbe  ©ene* 
r ale  beigen  bie  oornebmften  SBorjteber  oerfcbi  ebener  geiflli 
dber  ßrben,  j.  SS.  ber  Sefuiten. 

^JtfTtrralbaßö  bezeichnet  b&ufta  ben  gangen  wiflenfdjafk 
liefen  Sbeil  ber  Sföufif,  ba8  Stubium  ber  Harmonie,  wo* 
mit  fieb  namentlich,  3cber  befebäftigen  muß,  ber  felbft  STOuftf» 
fiücfe  jufammenfehen  ober  compontren  wiÜ.  eigentlich  aber 
tfl  ©eneralbaj?  eine  jBaßfiifnme,  beren  sJcotcn  mit  oerfdjicbe- 
nen  3al)!en  unb  3 eichen,  Signaturen  genannt,  wfeben  ftnb, 
welche  bie  ju  ben  einzelnen  9loten  zu  fpielenben  Harmonien 
angeben.  Der  ©eneralbaß  roirb  auf  einem  2£afteninfhu* 
ment  (Drari,  Glaoicr)  fo  gefpielt,  baß  bie  linfe  #anb  bie 
rinjelnen  iSapnoten,  bie  rechte  bie  burch  bie  Signatur  vor: 
getriebenen  Harmonien  anfcblagt.  Um  ben  ©eneralbaß 
v ertragen  ju  tonnen ,  muß  man  bie  genauejten  muftf alifcbeu 
Jtcnntntffe  beftfcen. 

6mfralpäd)trr  nannte  man  in  granfreieb.  eine  ©efeU* 
l'cbaft  von  Specutonten,  an  welche  bie  Regierung  bie  ja^r* 
liehen  ©irftinfte  oerfebiebener  inbirecten  Steuern  unb  Abga= 
ben  perpachtete.  Der  fijegrünber  biefer,  fpäter  bem  franj. 
Oolfe  fehr  nerbaßt  geworbenen,  Ginricbtung  roar  granj  L, 
reicher  im  3ahre  1546  ba$  Saljmonopol  oerpaebtete,  wo* 
;u  in  ber  golge  noch  mehre  anbere  fön.  Gefälle,  roie  baS 
iabacfSmonopot,  ber  ©ngangSjoU  oon  f)ari$,  ber  ©olb= 
anb  Silberftempel  u.  a.  m.  gefcblagen  rourben.  Die  ®e> 
rteralpäcbter  gewannen  bei  biefen  Pachtungen  ungeheure  ©um 
men,  welche  unnötbigerweife  ben  Staats faffen  entzogen  wur= 
bes.  Um  biefem  übelflanbe  abzuhelfen,  oerpachtete  Sullo 
OWriftrr  unter  ^einrieb  IV.)  1599  jene  3oDe  auf  bem  SBege 
ber  öffentlichen  Verweigerung ,  wobureb  ber  9cufccn,  welchen 
bie  Regierung  aus  ihnen  jog,  bebeutenb  oermehrt  rourbe.  3m 
3ahtt  1728  rourben  unter  ber  Regierung  8ubroig  XV.  bie 
bisher  ein jefnen  Pachtungen  unter  bem  tarnen  „ferme 
oende"  vereinigt  unb  oon  feebs  ju  fecbS  3abren  an  eine 
fBefeÜfdjaft  von  60  «Ritgliebern  verpachtet.  Diefe  ©efell* 
febaft  hatte  roieber  eine  2Renge  von  Unterbeamten  in  ihrem 
Dienfte  unb  bilbete  halb  ein  eigne«  ginanjcollegium,  roel* 
a)e$  fieb  in  eilf  oerfchiebene  Deputationen  ttjeilte.  Die*  roar 
ber  Stanb  ber  Dinge  bis  jum  3ahre  1789,  in  welchem  ber 
Srtrag  tat  3ouoerpacbtungen  etwas  mehr  als  180  SKill. 
tmti  (etwa  46  2Jliü\  ihü.)  betrug.  Die  ©equemlicbfeit, 
mit  welcher  bie  ©eneralpächter  bie  größten  Summen  er* 
warben,  ber  üppige  SuruS,  mit  welchem  fie  btefelben  Oer» 
ptaften,  bie  Ungerecbttgfcit,  mit  welcher  bie  Stellen  ber 
©eneralpadjtcr  oergeben  würben  unb  bie  -tprannifebe  Strenge, 
mit  ber  bie  Abgaben  oon  btn  Steuerpflichtigen  beigetrieben 


rourben,  bitten  f$on  längff  ben  lebbafteflen  Unroiam,  ja 
&aß  bcS  franj.  Colfd  erregt  unb  waren  eine  ber  nachften 
Seranlaffungen  ber  franj.  SIeoofution.  Do6  unpotttifche 
3nfittut  rourbe  aufgelöft  unb  bie  SMrjafjI  ber  ©eneralpich« 
ter  fiel  gleich  beim  erflen  fieginn  ber  franj.  8?eoo(ution  als 
Opfer  ber  «oftCmutb. 

©riirttf  ober ©enitblafce  ift  ein  fa^endhnltche^  fl?aubi 
thier,  welches  ftä)  oom  Sap  ber  guten  Hoffnung  bis  ins 
fübl.  granf reich  finbet,  wo  eS  in  ber  SJiatje  oon  Quellen 


u.  f.  w.  ftcb  aufhalt.  Die  ©enette  frißt  Waufe,  Ratten 
unb  ©efluget  unb  roirb  in  manchen  ©egenben  jum  ^»au6: 
ttiiere  geiabmt.  Sie  hat  einen  ©ehwerrij  fo  lang  rote  ber 
gange  korper  unb  in  ber  9cabe  beS  AfterS  eine  ©rube,  in 
welcher  einzelne  Drufen  eine  fparfame,  aber  febr  mcrPlich 
riech enbe  geuchtigfeit  abfonbern.  Der  graue,  fchwart  ober 
braun  gefteefte  »alg  gibt  ein  ausgezeichnetes  peljwerf  Der 
weiße  Schwanz  l;at  9 — 11  fchwarze  Ringe  unb  ber  Äopf 
weiße  glecfe. 

Öenf  (franj.  G^nJre),  Stobt  unb  Gairton  in  ber  Sc^roeU. 
Der  Ganton  bittet  bie  fübweftL  Spifee  ber  Schweiz  unb  roirb 
oom  SBaabtlanbe,  granfreich  unb  Saoopen  begrenjt.  Gr  roirb 
oon  ber  aus  bem  ©enferfee  ftcb  ergiejjenben,  öftl.  bie  Hvot 
aufuebmenben  Rbone  burc^fcbnitten,  liegt  jroiftf)en  bem  3ui 
ragebirge  im  9c.  unb  ben  Alpen  im  S.,  unb  bat  burchauS  uru 
ebenen  Soben.  Das  ganje  ©ebiet  umfaßt  nur  4'  *  Q$R., 
auf  benen  56,000  üftenfebc-n  wohnen,  oon  benen  j*  jur  re= 
formirten  Ätrcr>e  gehören  unb  bte  gröptentbeilS  frang.  fpree 

Sen.  Acf erbau,  iuiebjucbt,  Sifcberei  unb  ffleinbau  ftnb  bie 
auptnabrung6)weige,  üb  erb  ic5  gibt  es  aber  auch  viele  am 
fehnliche  gabrifen  oon  Uhren,  9)?etaUwaaren,  3f neben,  ^)ü« 
ten,  8eber  u.  f.  ro.  Der  ©enferfee  Hegt  nur  bem  ftein- 
fjen  2hcile  nacb  im  genfer  ©ebiete.  Gr  umfaßt  einen  gld« 
d>enraum  oon  II1/»  bilbet  einen  großen  Sogen  unb 

feine  größte  «reite  beträgt  l7«2R.,  feine  Sange  10  2Jc.  Db; 
gleidb  er  gegen  1150  g.  über  ber  9ReereSflacbe  liegt,  friert  er 
boch  niemals  ju  unb  enthält  oiele  gifebe,  namentlich  r}aä)6f 
foretten.  Seine  grißte  Siefe  ift  950  g.  Seine  Ufer  finb 
burd)  tr)re  Schönheit  berühmt,  am  fcbönfien  ift  ba«  n6rbl. 
trefflich  angebaute  Ufer  mit  zahlreichen  JDrtfcbaften,  welche 
häufig  befucht  werben  unb  welche  burch  bie  ben  See  befah* 
renben  Dampffchtffe  fehr  an  üebbaftigf eit  geroinnen.  Die  SSer* 
faffung  beS  in  fechS  Serirfe  getbeilten  GantonS  ©.  oon  1814 
befiimmt  allgemeine  ©Ieicbhrit  oor  bem  ©efetje,  erfennt  bie 
^reßfreiheit  an  unb  gibt  jebem  Surger,  ber  25  3abre  alt  ift 
unb  20  S<hwei)erfrancö  jährliche  birecte  Abgaben  zahlt,  9Bab> 
recht  (Sin  Reprdfentantenrath  oon  276  SWttgliebem  unb  ein 
Staats rath  oon  29  Witgliebern,  unter  benen  oier  Spnbici, 
haben  ber  erftere  bie  gefe^gebenbe,  ber  (entere  bie  ooüzie- 
henbe  ©ewalt.  DaS  «unbeSconringent  bei  GantonS  beträgt 


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Genius  1! 

880  SR.  im»  22,000  gr.  ©elbbeitrag.  —  Die  £<uwrftobt  ©., 
mit  26,000  ©nw.,  liegt  in  einer  berrlid)en  öegenb  am  2CuS* 
tritt  bet  JRbone  auS  bem  ©enferfee.  Die  brei  Steile,  in 
welche  bie  @tabt  burch  ben  gluip  ^erlegt  wirb,  fiehcn  burch 
jwci  ÄJrütfen  in  SJcrbinbung.  Das  weitläufige  JRatbbauS, 
bie  im  altbeutfchen  Styl  erbaute  9>eterötircbe,  bar«  grojk 
Äornmagajin,  baS  SchaufpielbauS  jinb  anfrljnlic^e  ©cbaube. 
Die  alten  weitläufigen  gcfhmgSwerfe  haben  ihren  3wecf 
»erloren.  Die  Unwerfttät  ju  ©.  mürbe  1368  gefh'ftet,  1538 
burch  ßaloin  unb  25eja  erneuert.  3u  ihr  geboren  eine  ©tem* 
warte,  ein  naturhiflorifcheS  SRufeum,  ein  pbnfifalifcbeS  Gas 
binet,  eine  ©ibliothef  u.  f.  f.  ©ebenSwerth  ift  baS  nach 
bem  2Rufter  beS  Strafbaufcö  ju  SWeuuorf  errichtete  3frbeil3j 
unb  äBefferungSbauS.  Die  bebeutenbfien  $Iäfce  in  ©.  ftnb 
ber  Sftolarb,  r!e  83ourg  be  gour  unb  bet  <2r.*9>eterS»Ia&. 
®.  jeiefmet  fidj>  burch  regen-  Sinn  feinet  JBewobncr  für 
Äunjt  unb  SBtffenfthaft,  fowie  burch  ©ewerbtbdtigfeit  auS. 
2fm  fldrfften  wirb  bic  »erfertigung  ber  Bijouterien  unb 
Uhren  betrieben,  foba|5  gegenwärtig  noch  gegen  3<XM)  Hr-. 
beiter  (früher  gegen  60(xi)  mit  Uhrmachern  be/thäftigt  finbv 
—  ©.  gehörte  tm  5.  3abrb.  ju  öurgunb,  fam  bann  an 
bie  granfen  unb  unter  Äaifer  Äenrab  II.  jum  beutfehen 
3*ctdbe.  Die  ©rafen  von  ©.,  welche  feit  bem  9.  3abrb. 
oorfommen,  wiberfefcten  fielt)  ben  Äaifern  unb  biefe  leg* 
ten  ihr  jDberherriicbfeitSrecht  in  bie  £änbe  bet?  auS  ben  dl* 
teilen  3«iten  in  ©.  refibirenben  jEBifd^ofö.  Die  ffiifcbofe 
unb  bie  ©rafen,  beren  {Redete  unb  SJeftfeungen  enblidb  an 
Saoonen  übergingen,  fänwften  lange  um  bie  Cberberrfchaft. 
Die  ©tabt  ©.  erhielt  unter  bem  5ötfc^of  ihre  Unabbdngigfeit 
unb  erlangte  »om  Äaifer  ©igtSmunb  ©ejldtigung  ihrer  Wetzte. 
«Kit  Söem  unb  gretburg  trat  ©.  1478  in  S3unbnifl  jur 
Sicherung  gegen  @<wor>en  unb  auch,  oom  83ifo)of  machte  eS 
ftdr>  1533  buret)  Xnnabme  ber  Sieformation  unabhängig. 
SatMMpen  machte  1602  noch,  einen  8$erfud),  fid)  ber  ©tabt 
ju  bemächtigen,  mußte  jebo*  Ki03  feinen  Änfprüchen  auf 
©.  f&rmlich  entfagen,  unb  ©.  mürbe  im  JBünbniffc  mit 
S3ern  unb  3ürtth  als  jugewanbter  SDrt  ber  ftbweU.  ©bgc* 
noffenföaft  geregnet.  9Ni£bräHcbe,  bie  ftch  in  SWenge  in 
bie  veraltete  ÄJerfaffung  ©.'6  eingefcblicf>en  Ratten,  brach, * 
ten  im  18.  Sabrh.  Unjufrtebenbett  unb  $arteiungett  her* 
»or,  welche  17S7  u:  einem  Ausbruche  famen,  ber  jwar  na* 
mentlich  burch  ben  ßmflu^  granfreich6  ju  ©unfien  ber  al* 
ten  Syerfaffung  entfehieben  würbe,  aber  feine  S5erubigung 
ber  ©cmütber  jur  golge  hatte.  ©.  nahm  2lnthcil  an  ber 
rewolutionnairtn  Aufregung  granfreichS;  1798  befe^ten 
franj.  Snwipen  bie  @tabt,  unb  halb  barauf  wnrfce  ©.  bem 
frattj.  9tt'\d)t  einverleibt.  S5ei  biefem  blieb  e*  b\i  1813, 
wo  e§  fi<f>  an  bie  23erbünbcten  gegen  granfreid>  ergab,  unb 
feit  1814  hilbet  tS  einen  ßanton  ber  Cibgenoffenfd>aft. 

<6tniu6  war  na(r>  bem  ©lauben  ber  alten  S?6mer  ein 
ühertnenfd;lic^e5  IBefen,  welche^  einen  SJtenfchen  bureb,  baS 
geben  begleiten  unb  in  innigem  3ufammet*bang  mit  bem 
geifttgen  Daüin  beffelben  fteben  foHte.  Seber  SRenfch  hatte 
nach  tiefer  SSorfreOung  feinen  eigenen  ©eniuS.  Diefer  ©e« 
niu5  würbe  oon  bem  ®ater  ber  ®6tter  unb  2R enfdjen ,  bem 
Supitet,  abgeleitet  unb  baher  bem©«niu8  SooialiS  gottliche 
SJerebumg  erwiefen.  Die  grauen  leiteten  ihren  6tWWttft 
oon  berSuno  ab  unb  hatten  baher  3unonen,  wie  bie  2«dn« 
ner  ©tnien.    ©pdter  würbe  ©eniuS  mit  Dämon  (f.  b.) 


2       Genoveva  (die  Heilige) 

gleid?bebeutenb  genommen.  S&an  fpric&t  nicht  nur  »on  ©e= 
nien  ber  SRenfcben,  fonbern  braucht  ba§  SBort  in  jebet  ffie= 
jlcbung  als  gleicbbebeutenb  mit  ®d)u^gcifl.  Da  man  bie 
außerorbentlichen  8ei|lungen  einjelner  geijtüoHer  SEHärmerft* 
burch  überirbifchen  ©nfluf,  burch  JBetftanb  eincä  ©eniu5 
ertlärte,  fo  entjlanb  ba§  5Bort  ©enie  mit  feiner  etgen= 
thümlichen  SBebeutung.  ÜRan  bejeichnet  nämlic^  mit  @e  = 
nie,  ©enialität  bie  Äraft  be3  ©etfrrt,  alle! 
jelne  in  feinem  wahren  3ufammenhange  mit  bem  ©an= 
jen  (bem  3fUgcmeinen)  aufjufaffen.  Da  ba«  ©njelne  aber 
nur  burch  feinen  3ufammenhang  mit  bem  ©anjen  feine 
wahre  IBebeutung  erhält,  bureb  benfelben  ben  ihm  fonf 
anhaftenben  ©cheiu  ber  3ufäUigFcit  »erliert  unb  als  tüchtig 
in  feiner  2lrt,  ol9  vollenbct  erfcheint,  fo  wirb  ber  mit©ente 
begabte  ©eijt  nicht  nur  bie  ©egenjtänbe  felbji  nach  ihrer 
tiefen  JBebeutfamfeit  erfaffen ,  fonbern  es  werben  awb  alle 
feine  gerungen  baS  ©epräge  ber  Siollenbung  tragen.  Der 
mit  ©enie  begabte  fflienfeh  wirb  häufig  Um  «n  ©enie, 
richtiger  ein  genialer  2Kenfd)  genannt.  «Solche  SRenfchen 
ftnb  eS,  welche  bie  3«it/  in  ber  ft'e  wirfen,  am  mäcfatigfien 
fiebern,  inbem  fie  entweber  febreibenb  unb  fprethenb,  eine 
richtige  erfennrniß  ber  Dinge,  ber  3eit»erhältnijTe,  ber  b«: 
jtehenben  ßebenebebingungen  r-erbreiten  unb  baburch  ihren 
3eitgenojTen  ein  3)ewufjtfem  über  ihre  ©egenwart  bis  in  bie 
tiefjfen  Herzensangelegenheiten  »erfc^affen,  auf  welchem  eine 
neue  Gntwicfelungäjiufe  beS  geijligen  DafeinS  erwaebfen 
fann;  ober  b<mb«lnb,  bie  JBebürfniffe  ber  ©egenwart  bt 
friebigen  unb  biefe  bem  erhabenen  3«le  näher  bringen,  mU 
ö)t&  bie  große  SDienge  nur  ahnet  unb  bem  fie  in  einem  bun- 
fein  Drange  zugetrieben  wirb.  3can  ^>auf  nennt  baS  ©enie 
bat>er  febin  unb  richtig:  ben  SBecfer  ber  fchlafenbcn  Sabr* 
hunberte.  Die  SD?erfjeid)en'fceS  wahren  ©enieS  pnb  dfui)t, 
JBefonnenheit,  <2id>erhctt ;  aber  feineSwegä  bloße  S5ehenbig-- 
feit  beS  ©eiffeS ,  geifireiche  ©nfälle,  ©ebanfenblitje,  anges 
borene  ©efehieflichteit  für  gereiff*  fieiftungen.  Die  lefete  ijl 
baS  ©gentbümlicbe  bcS  5£alentS  (f.  b.).  2tm  wenigfien 
»erbient  ben  9?amen  beS  ©cntcS  baS  fahrige  SSefen,  wel= 
cheS  über  bie  wtcf)ttg|ien  3ntereffen  beö  ©eifteS,  über  ©itte 
unb  Sieligion  abfpriebt  wnb  fici>  geltenb  ju  machen  fud?t, 
inbem  eS  biefelben  ocrlefet;  weil  es  aber  febeinbar  eine  f5U 
ajerheit  in  ftCb  felbfl  jeigt,  welche  ähnlich  ber  (Sicherheit  ift, 
mit  ber  ba§  wahre  ©enie  bte^haten  beS,S93eltgetfleS  oerr;.-. 
tet,  fo  wirb  es  juweilen  mit  ©enie  »erwechfelt.  Snbem  aber 
berartige  2Renfcf;cn  in  ihrer  Unfittlichfeit,  wie  eS  nicht  an- 
berS  fommen  fann,  ju  ©runbe  geben,  fo  gibt  man  ihnen 
ben  SÜeh  ber  oerborbenen  ©enieß.  DaS  wahre  ©c- 
nie  wirb  burch  {ich  niemals  verborben.  jtünfller,  Dichter, 
$bilcfophen  un^  Staatsmänner  finb  eS  namentlich,  welche 
beS*  ©enieS  bebürfen ,  weil  ihre  Stiftungen  im  Sntereffe  be§ 
OTgemeinen  gefd?ehen  müjfen,  wenn  fie  überhaupt  beben* 
tenb  fein  foHen, 

©rnoöfüa  (bie  ^eilige),  geb.  423  in  bet  Stöbe  von 
9>ariS,  war  ein  frommes  SKäbcben,  welche  oor  bemlBifchof 
von  ^ariS  baS  ©elübbe  ewiger  Sungfräulichfeit  ablegte,  211& 
ber  ^unnenfürfl  Attila  (f.  b.)  verheerenb  einbrach  unb  bic 
©nwohncr  oon  ?)ari5  für  geben,  ©gentbum  unb  greiheit 
jitterten,  »erfünbete  bie  3ungfrau  ungefiärte  ©ich«rbeit, 
wenn  man  fieb  in  eifrigem  ©ebet  an  ©oft  wenbe.  Shrc 
Söerheijjung  ging  in  (Erfüllung,  benn  Attila  fam  nicht  nach 


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Oent 


1*3 


Gentleman 


fuxii  unb  würbe  451  gefdjlaqen.  9?cd>  I;6f><c  Farn  fic  in 
tm  8fuf  ber  #eiligfcit,  «I*  fte  M  f*ncr  ÄungerSnotb  auf 
ber  ©rme  t»n  Stabt  gu  Stabt  fuhr  unb  mit  12  Schiffen 
mit  JEorn  belabtn  l>eimfcJ?rte,  welches  fie  an  bic  £arbenb«n 
mtbeilte.  3br  geben  war  nur  ber  Sugcnb  unb  ßntfagung 
«räibmet.  Sion  ihrem  fö. — 50.  3ahrc  gene-ft  fie  nur  Ger« 
frtnbret  nnb  erfr  fpater  auch  etwa*  giftfe  imb  SRild).  Sie 
ärb  um  500.  25er  3.  3an.  wirb  al*  ihr  Sterbetag  in 
ter  fa^olifdjen  Jtircbe  gefeiert.  Acnig  Glcbwig  baute  eine 
rrff  J809  abgetragene  Capelle,  in  ber  ihre  ©ebeine  auf» 
irowbrt  würben.  —  ©ne  nnbere  ^eilige  biefe*  9ta* 
mens  fpU  bic  Tochter  eine«  #erwg*  von  JBrabant  ge= 
ifefen  fein  unb  warb  um  731  mit  bem  9>falyrarcn  Sieg» 
\m  rermäbtt,  weldjer  auf  bem  Grcnjfcbloffe  fiobenfims 
nrm  im  Srierfcfcen  refibirte.  2>er  Graf  jog  in*  "gelb  rot* 
ba  bie  ©arajenen  unb  lieft  feine  Gemahlin,  welche  be; 
reit*  febwanger  war,  auf  feinem  Schlöffe  jurücf.  9lun 
xiMe  ber  SJcgt  Gelo  G.  au  »erfuhren,  al*  er  aber  mit  fei* 
nm  Xmtagen  jtiriicfgewiefen  würbe,  befdjlef?  er,  für  fein 
i!$nr$  geben  beforgt  unb  um  ftcb  ju  rädjen,  bie  Gräftn  ju 
t'ftberben.  TLIS  fie  baher  eine*  Jtnabcn  genefen  war;  mef; 
frte  er  feinem  £errn,  fein  53eib  fei  ihm  untreu  gewefen. 
£cr  erjumte  ganbgraf  crtheiltc  at*balb  JSefcbl ,  SWutter  unb 
Xinb  ;n  tobten.  2>ie  JRncchte  aber,  benen  bic  fflelltfcbung 
ber  Strafe  aufgetragen  war,  liejien  G.  mit  bem  Säugling 
im  Balbt  emwmmen.  #icr*  ernährte  fic  min  lieh  unb  ba* 
Äinb  mübjant  »oft  SSJurjcln  unb  von  ber  SÄilch  einer  Stelj» 


ful),  bie  fich  ju  ihnen  gefunben.  9<ad>  fünf  langen  3ab-. 
ren  enNid)  fanö  0*.  örlflfung  au*  ihrer  ??ofb.  (?*  traf  fidv 
nämlid),  bajj  Graf  Sicgfrieb  in  bem  SBalbe  jagte  unb  jus 
fällig  fein  SScib  unb  feinen  Sohn  fonb.  Gr  erfannte  ©.'* 
Unfcrtulb,  Golo  würbe  entlarvt  unb  auf  äJcfcbl  be*  ©ra= 
fen  von  vier  wilben  Stieren  jerrifTcn.  2ln  ber  Stelle,  we* 
er  feine  Gemahlin  wiebergefunben  hatte,  lieg  ber  Graf  eine 
JtayeQe  errichten,  welche  fpäter  ßrauenfirche  genannt  würbe 
unb  von  ber  noch  jefct  krümmer  $u  feben  finb.  £ie  Ge» 
febid>te  ber  heiligen  G.  ift  in  einem  ber  heften  beutfdjen 
Soldbücher  befchrieben,  unb  auch  *on  neuern  Dicr)tebn  (na= 
mentltd;  t>on  &  Zitd)  bearbeitet  werben. 

(?cnt  (Gand)  {fl  bie  4>au»tflabt  unb  ber  Sü>  be? 
©oirocrncur*  ber  belg.  »Prcwinj  £>frflanbcm  mit  82,0(30 
(Jinw.,  welche  am  (jinflufj  ber  $?y*,  Sicore  unb  SKore  in 
bie  Scheibe  liegt  unb  burd)  einen  Jtanal  mit  SSrügge  unb 
5?(lenbe  wbunben  ijt.  2Me  Sfabt  wirb  von  \  vielen  Jtana^ 
len  burdifdmitten,  welche  :>f»  Jnfeln  bilben,  bie  bureb  85 
©rürfen  untercinanber  in  SJerbinbung  gefegt  finb.  Unter 
ben  fielen  auSgcjcidmcten  Gebauben  ftnb  r)tn>orjubebcn : 
ber  ^rinjenbof,  welcher  ehemal*  bie  fficft'benj  ber  fpak 
Statthalter  war  unb  in  weldicm  1500  ber  nachmalige  Äaifer 
Äarl  V.  geboren  würbe,  ber  &om  mit  au*gcjcidmcten  Ge; 
malben,  bie  auf  naebftebenber  3lbbilbung  jtt  fclicnbc  WUttte» 
li*fird>e  mit  jwei  unvollcnbetcn  Slhürmcn,  ba*  Sfathhau*,  ba* 
ait^eater  unb  ba*  vor  ber  Stabt  liegenbe  3uchfbau*.  Unter 


*$tm  wiffenfcbaftlidjeu  'Änftaften  jeiebnet  fi(l>  bie  1810  ge-- 
Uniöerfitat  au*.  Q.  i(l  ferner  brrSife  eine*  JSifcfjof*, 

eine*  $<mbel*gericbt*  unb  einer  ^>anbel*fammer.  3ahlreidje 
n,  befonber*  inSSaumwoHenwaaren,  geiirwanb,  buchen, 
,  Sieber  u.  f.  w.  begrünten  ben  l)veid>thum  ber  Stabt, 

-:t  friibn,  ehe  'Antwerpen  fich  mädjtig  emporljeb,  nod;  bd 
'  nter  rcar.  —  'tili  fidj  ©.  gegen  Äaifer  Äarl  V.  em» 
-tte,  würbe  e*  1540  faxt  gejuditigt  unb  »erlor  Wid;j 


rige  Privilegien;  <mcb  würbe,  um  e*  in  Uimmn'trfuireir 
erbalten,  eine  ßitabelle  angelegt,  'tfueb  fernerhin  fpteltt 
in  ber  Qcfcbid)te  ber  ^iebcrPanbc  (f.  t.)  eine  wtrhtig;r 
Welle.  Um  24.  2>ec.  1814  würbe  ja  G.  ber  grübe  xwr> 
feben  Cnglanb  unb  bm  norbamerif.  greipaaten  abgefcr)loffen. 

(L^rntlfmart  unb  in  ber  SD?cr;rjahl  ©entlemen  ijl  ber 
Sircl,*bcn  man  in(5nglanb  jebem  tarnte  von  gutem  Soue 


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Gleima 


184 


Genua 


b.  b-  wetd)tr  bte  23  Übung,  baS  ©fjrgefüfjL  tmb  brn  Anfhmb 
bat,  bic  in  ben  oonubmem  Gtrfeln  berrfdjen,  beilegt.  55er 
wab/re  ©enlleman  tft  weit  entfernt,  ein  Danbp,  b.  b.  cra 
©tufcer  (f.  b.)  ju  fein,  mit  bem  et  bah  fr  niebt  ju  »ct* 
wetbfeln  ift.  —  @entrr>  brißt  ber  gefammte  niebere  2CbeI 
CnglanbÄ. 

©mua  (itat.  Genom),  £üuptflabt  beS  ju  Sarbi» 
nien  gehörigen  #eru>gtbumS  gleiten  SJlamenS,  an  einem 
naa)  ü)r  benannten  2Reerbufen.  beS  mittellänb.  SReereS,  ge* 
wäbrt  namentlid)  von  ber  OReereSfeite  einen  belieben  "2tn- 
blicf.  jOie  ©tabt  liegt  birf>t  am  Speere,  in  einem  #alb> 
f reife  ton  beinahe  2000  Älaftern  Sänge  unb  erbebt  [ich 
ampbitbeatralifcb  auf  mehren  ^ügeln ;  pei  gemaltige  Sja> 
fenbämme  (ÜRolo)  reiben  ins  SSeer  btnetn,  unb  ein  bober 
Seurbttburm  jeigt  ben  ©cbtffern  bei  SRacbtS  ben  2ßeg  nacb 
bem  äafen.  23iS  ju  einem  Umfreife  von  vier  ©tunben  ift 
bie  ©tabt  mit  geflungSwerfen  umgeben.  Die  ©trafen  finfc, 
mit  Aufnahme  breier:  ber  Straße  Salbi,  ber  Strata 
nuova  unb  ©traba  nooiffima,  eng,  winflieb  unb  fteil, 
fobaß  man  fidj  weniger  ber  Jtutfcben  unb  ^ferbe  als  ber 
Sanften  bebient.  25te  flad)en  Fächer  ber  $äufer  ftnb, 
wie  aud)  anbcrroärtS  in  Italien,  mit  SJlumen  unb  Oran- 
genbäumen befefjt  ®.'S  ^aldfle  gelten  für  bie  prächtige 
jten  in  Statten  unb  ftnb  jum  Jlbetl  fettr  geräumig.  25te 
^Cu^enfette  mancher  unter  ihnen  ift  mit  grcScomalerci,  jum 
Sbeil  ton  ausgezeichneten  SReiflern,  gefcbmücft,  bie  fid) 
unter  bem  I;crrhd>en  Jtlima  3abrliunbcrtt  lang  erhalten 
bat  ®Ianj  unb  JjPrunFfucbt  fdjemen  ieboeb  im  Allgemeinen 
ben  ©enuefern  bei  ihren  JBauwerfen  mehr  gegolten  ju  ba» 
ben  als  großartige  Einfachheit.  3e|t  {leben  bie  meijren  $a« 
lafte  perobet  ba.  3m  weltberühmten  ^alafte  ber  55oria 
(f.  b.)  wäd;ft  auf  bem  $ofe  ©raS.  Die®emälbe,  SBergol» 
bungen,  ArabeSfen,  »oll  ©taub,  Kotten  unb  Schmus  jet» 
gtn  jugleid)  ©.'6  vormaligen  ©(an)  unb  rote  tief  eS  b«ab= 
aefunfen  ift.  Unter  ben  qDaläfien  ftnb  ber  55ura j jo ,  (Sarrego, 
©pinola,  Doria,  S3albi,  JBrignole  bie  bebeutenbflenj  im 
alten  ^klaffe  ber  55ogen  hält  ieftt  ber  Senat  feine  ©tfcun« 
gen.  Unter  ben  Kirchen  gebort  bie  be§  Ijett.  8orenj,  mit 
bem  befannten  Äbenbmablgefäße ,  bas,  ber  Sage  infolge, 
»on  ber  Königin  non  Saba  bem  .König  Salomo  qcfcrienf £ 
worben  fein  foD,  ju  ben  febonften  Äatbebralen  StalienS. 
X5on  ben  jablreieben  SBoblfbätigfeitSanftalten  (ann  baS  ?)a« 
nuanatores#ofpttal  700  jtranfe  aufnehmen,  unb  baS  3RU 
fitairfranfenbauS  nicht  weniger  al§  1000.  25aS  6arlo=gelice; 
Theater  ift  näcbft  bem  ©au  <  Carlo  in  SReapel  unb  Deila 
Scala  in  SRailanb  baS  größte  in  Statten.  5>ie  23örfc  ift 
ein  ^raebtgebäube  unb  mar  bie  erfie  in  Europa  gegrünbete. 
©.  bot  ein  UnioerfttätSgebäube,  baS  ganj  einem  oriental. 
?)alafte  gleicht;  bie  $6rfale  ftnb  mit  ©emälben  au$gejeid> 
netcr  genuef.  Stifter  gefcbmücft,  bod)  fleht  tiefe  rotffen- 
ffbaft liebe  Jtnftalt  feineSwtgS  in  SSlüte;  bagegen  ift  bie 
2Rarine >  unb  SlawgationSfdmle  ftarf  befucht,  unb  auch  bie 
Xfabemie  ber  SEonfunfle  bat  »abjreid)e  Scbülcr.  —  SRedj 
tfi  ber  Sag no  (f.  b.)  )u  erwähnen,  ber  fta)  in  bem  alten 
2(rfenale  beftnbet.  55a,  wo  bie  ©aleeren  auSgeruflet  nur« 
ben,  welche  ben  83enetianera  bie  ^errfebaft  über  baS  2)icer 
jrreitig  maebten,  raffeln  im  19.  3cn?tb.  700  S3erbrecber  mit 
ih«n  Letten. 

©.  bot       no^  J»if4>«  80—90,000  Cinro.,  bte  ftcb 


bureb  JCunftliebe,  greiftnmgfeit  unb  Siebe  ju  ben  SBiffen- 
febaften  vor  ber  SRebrjabl  ber  übrigen  Stalten«  au5ieub' 
nett;  bie  im  2fGgem einen  febonen  grauen  reuffen  ben  U)nen 
eigentbümlicben  weißen  Schleier,  SReuaro  genannt,  ber 
©efiebt,  ©(bultern  unb  Arme  nur  leicht  bebeeft,  wäh> 
renb  ber  ©ba)ietgdnge  auf  ben  weit  ins  3Retr  bmauSra^ 
genben  Jbafenbammen,  auf  ben  langen  £uaid,  bem  Acqua 
c erbe  u.  f.  m.  mit  fo  oieler  ©ra^ie  ju  tragen,  wie  bie  ©pa* 
nierinnen  ihre  fDtantiua.  ©.  tfi  ein  greirjafen  unb  bat  ncap 
immer  bebeutenben  ^>anbel,  befonbert  nad)  ber  £eoante; 
eS  laufen  jährlich  pifeben  2—3000  Sdiiffe  in  ben  $reU 
bafen  ein,  bte  tbeiis  frembe  SBaaren  bringen,  theil?  bie 
$robucte  ber  Umgegenb,  Sein,  Clwen,  geigen  u.  f.  »., 
tbeiiS  3>robutte  genuef.  0c werbt bdtigfeit  ausfuhren,  welche 
bie  bebeutenben  Seiben  -  unb  ©ammtfabriten  liefern.  Audi 
golbburdiwirfte  Stoffe,  ©olbfebmiebtarbeiten,  ^arfumeriea, 
fünfHirbe  ßlumen  u.  f.  w.  werben  in  großer  Anjahl  oerfertigt. 

9hrt  wenige  ©tdbte  ftnb  fo  febr  ben  Saunen  beg  ©a)i(t> 
falS  untemorfen  gewefen  als  ©. ,  biefe  uralte  ©tabt  ba 
Sigurer,  welche  im  Mittelalter  mit  9ted)t  ben  Sein  amen 
ber  flogen  (la  superba)  erhielt.     Schon  im  Rotiert  2Uter> 
tbume  eine  blübenbe  ^anbeiS|labt,  würbe  fie  oon  ben  Jtar> 
tbagern,  bie  twn  ihr  benaditheiliat  ju  werben  fürchteten, 
währenb  beS  jweiten  punifd)en  ÄriegeS  ganjlicb  )erfl6rt, 
wegen  ihrer  portbeilhaften  ^»anbcISlage  jeboch  t>on  ben 
mern  wieber  aufgebaut,  unter  beren  ©ebufee  fie  wud)$, 
gebieb  unb  reidj  warb,  bis  fie,  als  baS  abenbl&nbifcbe  9\ei* 
jertrümtnert  unb  eine  ©eute  ber  einflürmenben  S3arbaren 
würbe,  ben  jebeSmaligen  $erren  DberitalienS  lüftet,  itarl 
ber  ©roße  nahm  fie  enblicb  ben  fcongobarben  ab.  AHmalig 
hob  fie  fieb  wieber,  aber  nur,  um  in  ber  SRitte  beS  10. 
Sabf b-  ton  ben  Arabern  beinahe  ebenfo  wie  früher  von « ben 
JCartbagern  ihrem  gönjlidien  JHuin  nahe  gebraebt  ju  werben 
55ur<b  bie  ätyätigteit  unb  Umfielt  feiner  JBewobner  blübtt 
aber  ©.  nochmals  empor,  fobaß  eS  von  ben  beutfeben  SLcU 
fern,  ben  bamaliaen  Cberberren  StalienS,  unabhängig  würbe 
unb  eine  eigne  SKepublif  (1099)  grabe  ju  berfelben  ^eit  . 
bete,  als  bie  &rcu&jüge  Abenblanb  unb  ÜRorgenlanb  in  ©c 
wegung  unb  in  einen  fo  regen  SBerferpr  brauten,  wie  bie  SBelt 
ihn  feit  3ährbunberten  nitbt  gefeben  batte.    J)ie  ©enuefer 
würben,  gleidj  Sknetianern  unb  $ifanern,  reieb  bureb  bic 
©djiffabrt  nad)  bem  jDriente,  wohin  fte  bit  JCreuriabrer  auf 
ihren  $abr&rugrn  führten;  fie  trieben  S?t)eberei  tm  ganjen 
Wittelmeere;  allmalig  fam  ber  größte  Sbeil  beS  levant. 
£>anbclS  in  ihre  apänbe  unb  fte  würben  fo  mächtig  unb 
nid),  baß  fte  nid)t  nur  auf  bem  ital  gefllanbe  £anbfd)af> 
ten  wie  9Jlontfcrrat ,  9li$$a,  einen  Xt)tü  ber  Sprooer 
SD?onaco  eroberten  unb  behaupteten,  fonbern  aud)  3nfcln, 
wie  Clba  unb  2Ralta,  felbfl  üorfica,  ©arbinien  unb  ©r 
rafuS  felbfl  ©icilien  be«"e^ten,  glürflid)e  Jtriege  gegen  ilm 
9iebenbublerin  $ifa  führten  unb  im  13.  3Jbrb.  iJlicberlai' 
fungen  am  fd)war^en  unb  aforoftben  SReere  grünben  fo: 
ten,  wo  Äaffa  ober  geobofia  it)r  ^)aupt|iapelp(ag  u 
55amalS,  als  ©.  Soll;  unb  ^anbelsfreibeit  im  bpjant::: 
3feid)e  batte,  als  eine  ber  äiorftäbte  JtonflantinopelS,  $i 
ihm  abgetreten  werben  war  unb  fein  ©efeß  bort  galt,  o 
eS  ben  SSeltbanbel  jwifchen  Orient  unb  JDccibent  venmt 
telte,  als  feine  glagac  baS  mittellänb.  unb  fd)war}e  SReer 
beberrfebte  unb  genueufebe  ^»anbelScomptoire  in  allen  ^äfen 
bfe  bebeutenbflen  ©efebäfte  madjten,  bamalS  flanb  rt  au" 


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Geographie  m 

bem  t)M)fttii  ©ipfel  feinet  Wtaä)L  Hbtt  fdjon  begann  bei 
SiafoO;  beim  ein  mit  Idngern  ober  runern  Unterbrechungen 
mehr  als  100  3abre  bauernber  .Krieg  (oon  1250—1381), 
ben  eS  mit  Benebig  um  bie  Cberberrfchafi  beg  SReereS  führte, 
iittoäcbfe  feine  SRacbt:  bie  Streitigfeiten  pifd>en  ©uelfen 
unb  ©bibeüinen,  welche  3talieit  3abrbunberte  long  »errüt* 
teten,  tpttm  aud)  auf  ©.  nachteiligen  einflug.  JDbgletcb 
®.  ben  lange«  Äampf  gegen  bie  83enetianer  beftanb,  ohne 
ui  unterliegen  unb  fogar  bie  blüt)enbe  3nfel  eppern  eroberte, 
fo  warb  eS  bod)  burcp  bie  freien  ^(nfirengungen  unb  Serben 
alundlig  febwäcber,  unb  c»  mußte  ibm  baljer  um  fo  etn= 
pfmblicber  fein,  bag  cS  feit  bei  SRitte  be3  15.  3at>rlj.  feine 
SBefujungcn  am  febwarjen  unb  afowfcben  SRccre  an  bie  S£ür» 
im  oerlor.  äugleieb  erlof<t>cn  aud)  bie  bisherigen  Privilegien 
im  bpjantin.  Sieübe,  baS  um  biefclbe  Seit  eine  Jöeute  jener 
Xfiaten  warb,  unb  ju  Cnbe  beä  15.  3ai)rb.  warb  ber  ©et. 
weg  nacr)  JCjiinbicn  gefunben,  wobureb,  ber  SScltbanbel, 
beffen  Vermittler  bieder  bie  Italiener  gewefen  waren,  in 
bie  #anbe  ber  ^ortugiefen  fam.  flmerifa  warb  entbeeft  unb 
lenhc  bie  ©liefe  ton  ganj  Europa  auf  fieb;  ber  #anbel 
nad;  ber  unruhigen  Jeoante  warb  immer  (cbwäcbcr.  3u  alle« 
fem  famen  nun  noch  pifeben  ben  großen  gamilien  ber 
ctabt  bie  innern  Srrettigfeiten  um  bie  ^enfebaft,  fo» 
baß  e*  an  einigfeit  fehlte ,  bie  buch  allein  ü)2acr>t  gibt, 
liefen  äwiefpalt  beiluden  bie  gremben;  ©.  roarb  ein 
Spielbatt  in  ben  $änben  granfreieb»  unb  ber  SRaHAib 
ber ,  benen  eS  gubwig  XI.  als  Beben  ju  übertragen  wagen 
Durfte.  SStan  eS  auch  bureb  ben  grogen  flnbrcaS  SDoria 
ff.  b.)  1528  wieber  frei  unb  feine  alte  SUcrfaffuug  roieber» 
bergefreflt  würbe,  fo  gewann  cS  boer)  nie  fein  früheres  2ln» 
leben  wieber.  es  trat  in  ber  peiten  £älffe  beS  18.  3abrb- 
üca  an  grantreieb,  für  ©elb  ab.  'ÄlS  bie  Struppen  ber 
frjnj.  JReaublit  jid;  ©.  näherten,  erhob  fieb  bie  bemofrati» 

i  Partei  gegen  bie  Briftofraten  unb  warb  oon  ben  gran» 

en  unterftüljt;  bie  Sierfaffung  warb  bemofratifeb  unb  0. 
n  Jpauptjtabt  ber  ligurifc^en  l'iepublif  erflärt.  eine  *3ctt 
ang  »on  ben  £>jireic&ern ,  1799,  befe(jt,  nach  ber  Schlacht 
.::  SRarcngo  wieber  twrtaffen,  warb  e&  1804  granf  reich 

rcrleibt,  1814  oon  ben  englänbern  befefet  unb  bureb 
tn  wiener  gongreg  bem  .Ronige  oon  Sarbinicn  jugefpro» 

it.  £et  freie  äranfit  bura)  bie  farbin.  Staaten,  ber  grei» 
unb  ein  Debatten  oon  repräfentatioer  Regierung  finb 
ilberrefte  ber  alten  Unabbdngigfeit,  welcher  ©.  ©lanj, 

:d}tt)um  unb  SRacbt  oerbanfte. 

C?fö»;rapl]ic  (bie),  auch  erbfunbe  ober  erbbefd)rei» 
ug  genannt,  ift  birjeniae  2ßiffenfd)aft,  welche  fict)  mit 
i  tlbetung  befi  gegenwärtigen  3ujlanbeö  unferS  Planeten 
ift  igt.   SRan  lann  aber  bie  (Erb*  unter  mebrfacf>em  @e* 
■üunft«  betrad)ten.  25aö  SJerb^ltnig  ber  ©rbe  ju  anbern 
.t!orptm,  iljre  Stellung  unb  JÖewegung  im  Sonncnfp-- 
lerne,  üjre  ©eftalt  unb  ©rige  fc&ilbert  bie  matbematifa)e 
ter  fl^ronomifebe  ©eograpbie.  2)ie  pbvfifcbe  Srbfunbe 
i  betrautet  bie  grbe  lebiglid)  a(d  einen  Äörper  für  fid), 
vii  ibren  natürlichen  eigenfttjaften.   Sie  banbelt  über  S3er» 
ig  oon  5Zßafj"er  unb  2anb  auf  ber  erbobeifldcbe,  nimmt 
<:  üeffbel)t  auf  bie  S3efd)ajfenbeit  beö  innern  JBaueö  bet 
<£tb«,  befebreibt  bie  Dbcrpdcb^e  bc«  fejlen  2anbeS,  ba3 
Üicet,  bie  Seen  unb  glüffe,  etbbeben  unb  SJulfane,  ben 

Jȟbfr>Sono.t?cr.  II. 


&  Geographie 

uns  umgebenben  SDunftfreiS  unb  beffen  eigentbümlicbfeiten, 
alfo  Stegen,  Sct)nee,  SBinb,  Slemperatur,  Ältma  u.  f.  w. 
SDie  Guirurgeograpbie  ftel;t  bie  £rbe  an  alß  SÜJobu» 
plafe  benfenber  ©efcr)opfef  unb  gibt  eine  Säuberung  ber 
geiftigen  ßebenSdugerungen ,  wie  biefelben  unter  ben  einjeU 
nen  ^Renfcbenjtdmmen  tjeroortreten  •>  fie  befebreibt  bie  ein« 
jelncn  5B6lrer  nad)  Sprache,  Gulturflufen,  Religionen,  S?e» 
gierung,  S?ationald)arafter  unb  S3olf«tbümlid)feit  überhaupt, 
nad;  bem  Stanbpunfte,  welken  fie  in  3Biffenf$aft  unb 
Äunfl,  in  latibwirtbfcbaftticber,  gewerblicher  unb  commerciel» 
Ter  symfät  einnehmen.  SDie  politifebe  ©eograpbie  bon» 
belt  oon  ben  einzelnen  Staatdoerbdnben,  in  welchen  bie 
Siölfer  leben,  »on  ben  IBeburfniffen  unb  Ginfün^en  ber 
Staaten,  oon  ben  Snfhtuten,  mittels  beren  fie  bie  Qered)» 
tigleit  im  Snnern  hanbhaben  unb  bie  Se(b|ldnbigfeit  nad) 
äugen  fehlen,  oon  ©renken,  gldcheninlialt,  fi3eo6lferung, 
erwerbfi»  unb  Slabrungöpeigen  berfelben,  »on  Stdbten, 
abminifiratioen  ßintheilungen  unb  bergl.  SDer  politifebe  3u*  i 
flanb  ber  einjeluen  Staaten  aber  in  oerfchiebenen  3eitcn 
oerfebieben  unb  bie  politifche  ©eographie  beelialb  häufigen 
R}eranberungen  außgrfcfjt.  Stiele  3weige  ber  allgemeinen 
erbfunbe  werben  felbjtdnbig  befchrieben;  fo  gibt  es  }.  Sä. 
eine  )oologifd)e  Geographie,  bie  fid)  mit  ber  geographi* 
fchen  SJcrthetlung  ber  leoenben  SQefen,  eine  »Pftanjengeo* 
graphie,  welche  fid)  mit  jener  ber  Sieget  ab  iiten  befc^df» 
tigt  u.  f.  f. 

Unfere  Crbe,  bie  wir  Jeftt  beinahe  ihrer  ganjen  SDber» 
flache  nad)  fennen,  ift  erji  allmdlig  unb  im  gortgange  ber 
Seiten  belannt  geworben.  Sm  heben  '^itertbume  fanb  jclbft 
pifchen  S36[fern,  bie  etnanber  nahe  wohnten,  nur  geringer 
Xierfebr  (iatt;  fie  lebten  nie  ift  abgefd)loffen  für  fid)  unb  tat 
men  mit  anbern  Siolfern  nur  feiten  unb  bann  gewöhnlich 
in  fernbliebe  SJerübrung.  Unb  fo  ift  ti  noch  jefet  bei  wiU 
ben  unb  unrioiliftrten  SÜölfern.  Grft  alö  bei  fortfehreitenbet 
entwirf elung  ^anbel  etitjtanb,  als  bie  Äüflenbewohner  fid) 
auf  ba§  SReer  wagten,  traten  mele.gdnber  au$  bem  SDun» 
fei  hervor.  So  erhalten  wir  burd?  bie  ^honuier  bie  erj!e 
£unbe  oon, ben  i)Iorbfüften  "Ufriiai  unb  oon  Spanien;  fie 
fegelten  nach  ^Britannien,  um  oon  bort  3mn,  unb  noch 
weiter  ifilieb,  um  oon  ben  ©efiabett  ber  Slorbfee  ober  be* 
baltifcben  SReered  ben  im  Kltertbum  fo  hochgefchdgten  S3ern> 
(lein  ju  holen.  SDie  2 üben  rannten,  wie  wir  auö  ber  S3U 
bei  fchen,  Sabplon,  SRebien,  Werften,  Xffprien,  einen Stheil 
Arabiens  unb  ^gopten  fer)r  genau,  unb  noch  oon  einigen 
anbern  Siölfern  Äftens  hatten  fie  ebenfalls  äunbe,  wdhrenb 
bie  Sibfunbe  ber  ©riechen  }U  ^omer'd  Seiten  nur  eine  feijr 
befehrdnfte  war.  erft  einige  3ahrhunberte  fpdter,  als  bie 
©riechen  in  3talien,  am  fchwarjen  Üfteere,  auf  Sicilicn  unb 
anbern  3nfeln  beS  mitten.  Qnm  Solonien  grünbeten,  erwei- 
terte fid>  ihr  ©lief,  unb  fdbon  £erobot  (f.t.),  welcher  ber 
{Bater  wie  ber  ©efchicht»,  fo  auch  ber  erbfunbe  t|1 ,  fennt  bie 
von  ©riechenlanb  n6rblich  liegenben  Sdnber  bis  über  Ungarn 
hinaus,  Stalicn,  {Britannien,  einen  SJbcil  von  ©aOien,  baS 
europ.  S?ug(anb,  Siorberafien ,  ^gppten,  unb  oon  bem  bis 
auf  ben  heutigen  SEag  noch  fo  wenig  befannten  2lfrifa  gibt 
er  oortreffliche  Slachridjten.  SDurd;  baS  hunbeltreibcnbe  Siolf 
ber  Äarthager  unb  in  golge  oon  2üeranber'S  eroberungS» 
lügen  warb  bie  erbfunbe  feljr  erweitert;  ^ptheaö,  ein 
©rieche.  auS  SRarfeiUe,  fegelte  bereits  über  Sd)ott(anb  hin< 


Geographie 

aus  nadj  SEIjutc ,  b.  \\  bis  an  bie  Äüften  SRorwegenS.  3m 
britten  3abtb-  vot  unfeter  3eitrechnung  waren  fol<betge|talt 
eine  ÜRenge  erbfunblicher  9lad)ttd)ten  ben  ©riechen  befannt 
geworben,  unb  biefe  in  roiffenfd>aftti<t>er  SBeife  jufammen» 
jufieQen,  unternahm  um  270  ein  ©rieche,  Eratoftf>eneS,  bei 
als  JBibliot&efar  in  Xleranbrien  lebte,  alfo  in  bem  £aupt* 
|tapelpla|e  ber  bamaligen  SEBelt.  Er  90b  bet  Erbfunbe  eine 
matbematifebe  ©runblagt.  ES  fehlte  feitbem  nicht  an  geo» 
grapbifeben  gebrbücbem  in  83erfen  unb  in  $rofa.  Unter  bie* 
fen  le^tern  jeiebnen  füh  befonberS  bie  SBerfe  beS  ©ttabo, 
9)omponiu$  SRela  unb  bie  gtograpbifcben  SJücher  in  beS 
altern  ?>lintuö  3nbegriff  ber  Katurwiffenfchaften  au*.  3m 
2.  3abrb.  nach  Ebrifto,  um  160,  jut  3eit  beS  $to(e* 
maus,  bem  bie  Erbfunbe  viel  verbanft,  waten  bereits  bei* 
nahe  ganj  Europa,  ber  größte  SC^eif  ÄfienS  unb  baS  nörb» 
lid)e  Äjten  mebr  ober  weniger  befannt  unb  auf  Sanbfar» 
ten  verjeiebnet.  Wit  bem  3.  3a&tb-  beginnt  ieneS  Änftür» 
men  ber  ^Barbaren  gegen  baS  röm.  SBeltreicb,  welches  man 
gewöhnlich  bie  Sölf erwanberung  (f.  b.)  ju  nennen  pflegt. 
Stint  tauten  eine  3Renge  neuer,  bisher  noch  nicht  genann-- 
tet  SBölfer«  unb  Sdnbernamen  auf,  beren  Jtunbe  bis  auf 
unS  gefommen  ift,  wenn  febon  in  jener  3c it  ber  Unruhe 
unb  Stoib  an  wiffenfcbaftlicbe  ©ebanblung  ber  Erbfunbe 
nicht  ju  benfen  war. 

3m  frühem  SJtittetalter  trifteten  ber  Etbfunbe  befonberS 
wei  SBölfer  wichtige  Dienfte,  bie  9tormannen  nämlich,  welche 
im  9.  3af>rt>.  3S(anb  unb  etwas  fparcr  ©rönlanb  unb  ei* 
nen  2b. eil  beS  oftlirfjcn  Xmttifa  entbeeften,  im  SRorben,  bie 
«raber  im  ©üben.  Die  flawifcben  5Bölfer  jtnb  jum  SEbeil 
buref)  bie  Deutfcben,  unb  bie  im  Stotbtn  unb  jDfien  von 
Aonftantinopel  wobnenben  bureb  bie  JBöjantiner  befannt 
geworben.  Durch  bie  Jtreuijüge  feit  bem  Enbe  beS  11. 
3afjrfjunbertS  würben  SJtorgenlanb  unb  Xbenblanb  einanbet 
naber  gebraut,  bie  ital.  £afenftäbte,  namentlich  ©enua, 
<pifa  unb  SJenebig,  trieben  auSgebebnten  £anbel  im  JDrient, 
Europäer  reiften  bis  tief  ins  6jt(.  2lficn  (j.  SJ.  aRarco  $olo) 
unb  überall  war  baS  fijefheben  rege,  frembe  Sdnber  fen  nen 
ju  lernen  unb  neue  $anbe(Swege  aufjufuchen.  Seit  bem 
Anfange  beS  15.  3abrb.  befubren  ^ortugiefen  bie  SBeftfüfte 
BfrtfaS,  bie  Ejoren  waren  fcf)on  früher  befannt  geworben, 
SRabera  warb  entbceft,  baS  gefurcht ete  Eap  SJojabor  um; 
fegelt,  ber  Senegal  unb  @umea  würben  btfueht;  enbiicb 
verlor  1498  auch  baS  Vorgebirge  ber  guten  $offnung  feine 
©ebreefen  unb  SBaSco  be  ©ama  (f.  b.)  fuhr  nach  Cftinbien. 
Die  Erfolge  ber  9>ortugiefen  regten  bie  Stacpeiferung  unb 
ben  UnternebmungSgeifi  anberer  Golfer  an,  namentlich  ber 
©panier.  211S  »efebisbaber  fpan.  ©ebiffe  entbeefte  ber  ©e» 
nuefe6brißoforo6olorabo(f.b^i492;Kmerifa,  unb  febon 
1521  umfegelte  ber  $ortugiefe  SÜtagellan  (f.b.)  gleichfalls 
auf  fpan.  ©Riffen  bie  Erbe.  Die  »riten  befugten  bie  D\V- 
füjlen  9torbamerifaS,  bie  ©panier  liefen  fiep  in  SJterico  unb 
in  ©übamerifa  nieber,  Europäer  fuhren  nach  &em  inb.  TU* 
cpipel,  nach  ^bma  unb  3apan,  man  entwarf  2Beltfarten, 
bet  SBeltbanbel  befam  eine  anbere  Dichtung,  bem  SEhatfrif* 
tigen  warb  ein  unermeßliches  Selb  geöffnet  unb  an  fielen 
£)rten  in  (Suropa  bitbeten  fleh  ^»anbelSgefeUfchaften.  9Bä> 
renb  hoQünb.  ©eefal)rer  SReuboUanb  ftnben,  bringen  im  3n> 
fange  beS  17.  3abrb.  Muffen  ju  8anbe  bis  £amtfchatfa. 
Giujelne  3ufeln  im  großen  £>cean  werben  aufgefunben,  bie 
neuen  Cntbecfungen  In  unijab.ligen  SSerfen  befannt  gemacht. 


6  Geologie 

^unberttaufenbe  wanbem  nach  unb  nach  auS  (Suropa  in  bie 
neue  SBelt  unb  bie  ©chiffabrt  BerttoDfommnet  pdf)  immer 
mehr.  Die  Snfeln  in  bem  bisher  nur  tbeilweife  erforfebten 
großen  jDceane  ijwifchen  Ttmerifa  unb  Xften  würben  feit 
JBougainmQe  (1769)  unb  ßoof  (f.  b.)  h^uftg  bet'udjt,  unb 
in  rafcher  golge  bringt  feit  bem  fübnen  ©chotten  SRungo 
$)arf  ein  Sfeifenber  nach  bem  anbern  ins  3nnere  Äfrifa?, 
unb  fo  wenig  wie  twr  biefen  @egenben ,  in  benen  eine  fenf < 
rechte  ©onne  @ier  im  ©anbe  gabr  focht,  iß  ber  SRenfa)  vor 
bem  ewigen  Sife  an  ben  $olarl&nbern  jurüefgebebt.  (©. 
SRorbpolerpebitionen.)  Diefem  fuhnen UnternehmungS= 
geifle  haben  wir  eS  ju  banfen,  baf  gegenwartig  bet  b«= 
weitem  größte  £hei(  ber  (Srbe  unS  befannt  ift.  9tur  ein 
jelne  (Segenben  2{tenS  unb  XmetifaS,  baS  3nnete  VfrifaS 
unb  9ceubolIanbS  ftnb  unS  biSjegt  noch  verborgen  geblieben. 
Die  SBerüoUfommnung  ber  pbpftfeben  unb  matbematifefeen 
©eogtapfjie  ijl  mit  bet  Erweiterung  unferer  Äenntniffe  in 
»Pb«fit,  9tatutgefchi<bte,  ©ternfunbe  unb  SKanu. 
matif  (f.  b.)  ^tanb  in  Sganb  gegangen.  Die  intereffanten 
S3emerfungen,  ju  benen  man  auf  biefe  SBeife  über  bie  Sk 
febaffenheit  unb  bie  SJerbültniffe  beS  (SrbförperS  gefommen 
ift,  ftnb  unter  Erbe  unb  ©eologie  (f.b.)  angeführt. 

itbgefeben  von  bem  hohen  (Senuffe,  welchen  baS  ©tu; 
bium  bet  Ctbfunbe  jebem  benfenben  SKenfcben  gewahrt,  ift 
bie  SJefanntfehaft  mit  betfelben  nicht  nur  bem  ©eletjrten, 
bem  ©eefahrer  u.  f.  w;  unentbebrlich ,  fonbetn  ifi  na; 
men  [lieh  auch  für  ben  .Kaufmann,  ben  ©olbaten,  ©ewerb; 
treiben  ben  unb  3<ben,  bet  ben  Slicf  nicht  bloS  auf  feinen 
unmittelbaren  Umgebungen  haften  laßt,  »om  größten  3n; 
tereffe.  Xn  ^ülfSmitteln  jum  erlernen  fehlt  eS  nicht,  wir 
haben  Steife«  unb  jDrtSbtfchteibungen  in  SRenge,  reichhaltige 
Jftanb«  unb  vortreffliche  Sehrbücher  ().  S3.  von  3eune,  von 
ötaumer,  SSolget  u.  f.  w.),  enblich  ©loben  unb  tan*. 
fatten(f.  b.),  welche  baS  ©tubium  ungemein  etleicbtetn. 

(fftologit  bezeichnet  ht  bet  aUgememjlen  93ebeutung  bic 
Sehre  von  ber  pbofifcb««  ©efchaffenbeit  ber  (Srbt,  von  ih- 
rem Urfprunge  unb  ben  Sieränberungen  berfelben  fowol  im 
3nnern  als  an  ber  ©berfläche.  3"bem  bie  pbvfifche  SBe^ 
fchaffenbeit  ber  (Srbe  aber  bet  ©egenftanb  ber  pbpfifchen 
©eographie  (f.b.)  ifi,  wirb  biefelbe  nur  infofern  al$®<; 
genfianb  bet  ©eologie  be^anbelt,  als  man  auS  berfelben  auf 
Urfprung  unb  »erdnbtrung  ber  (Srbe  fließt.  (Snbßch  h«l 
man  von  ber  ©eologie  auch  noch  bie  JBefcbreibung  bei 
©truetur  ber  6rbe  unb  ber  digentbümlichfeiten  ihrer  tvr 
febiebenen  jßefranbtheile  abgefchieben  unb  tiefer  SBiffenfcbafi 
ben  Flamen  ©eognofie  gegeben.  Da^er  bleibt  im  engem 
©inne  beS  SBortS  für  bie  ©eologie  nur  bie  Sehte  »Mt  be» 
Utfptunge  unb  ben  Setdnberungen  ber  Erbe  übrig,  welch' 
ftch  auf  bie  ©eognofie  unb  phpftfeeje  ©eographie,  a!6  auf 
ihre  nothwenbigften  ^ülfSwiffenfcpaften,  früfet  —  Die  SCiefe 
bis  ;u  weichet  wit  bieEtbe  ftnnen,  vetglichen  mit  ben 
Dutchmeffet  beS  ErbförperS,  böchfl  unbebeutenb,  ja  wem 
man  als  bie  eigentliche  Oberfläche  ber  Erbe  biejenige  gldct« 
annimmt,  welche  bet  ©piegel  beS  SReettS  bilbet,  fo  rennet 
wit  von  bet  Etbrinbe  eigentlich  faß  gar  nichts,  fonbern  mr 
bie  übet  jene  £>berfläcb?  emporragenben  Erbebunaen,  bem 
mit  wenigen  Ausnahmen  iß  man  burch  Setgwerfe  nur  btt 
ju  einet  Siefe  gelangt,  welche  bet  $öhe  beS  SDcteteSfpiegeh 
gleichfommt.   SSiefetcS  Einbringen  hmbert  fchon  baS  SBafTci 


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Geologie 


18V 


Geologie 


welches  ton  bor  Cberfläcbe  in  bic  Tiefe  b«abfinft.  SBebenft 
man,  taf  bte  Entfernung  befi  «WittelpunfteS  der  Erbe  von 
tw  Cbtrflätbe  berfelben  860  SReilen  beträgt  unb  baß  bie 
Söcfeftfn  Bern;  beren  3nbof*  wir  ungefaßt  fennen,  nur 
cm»  20,000$.  bocb.  finb,  fo  mufj  man  befennen,  baß  mir, 
genau  genommen,  von  bem  tigentlieben  Snbalte  ber  Erbe  gar 
r.iiii  »iffen.  «Wachen  wir  inbeß  einen  ©cbluß  oon  bem  un6 
SMarotten  auf  ba$  urtbefannte  ©anje  unb  (teilen  wir  unS 
ttr,  baß  bie  Erbe  mitten  »oneinanber  gefebnitten  wäre,  fo 
mtrbe  jttb  jeigen ,  baß  biefelbe  auJ  einer  d?eit)e  von  üb  crcin • 
inberliegenben  ©ebitbten  jufammengefefct  ift.  3ebe  tiefer 
öebiebten  bc|l«bt  aus  einer  eignen  Ärt  ©eftein,  unb  nähere 
Jöcrracbtung  lebrt,  baß  bitfe  ©efleinarten  in  einer  bcjtimmten 
Sabenfolge  aufeinanber  liegen,  fobaß,  wo  roir  aueb  in  bie 
(frbe  einbringen  mögen,  im  allgemeinen  biefelbe  golge  fieb 
jcittcrboit.  Einjtlne  ©lieber  formen  aflerbingS  fehlen,  in  ei« 
nigra  Segenben  liegen  ©efteine  ju  oberfi,  welche  on  cnbem 
irren  erp  in  beträcbtlicber  Tiefe  gefunben  werben,  aber  feU 
ten  fommt  eS  »or,  baß  an  einem  JDrtc  gcroiffe  ©ebirgSarten 
über  anbern  liegen,  unter  benen  man  fie  fonjt  ju  fünben 
rrrcbnt  ift.  die  einzelnen  gelSlager  liegen  entweber  bori* 
umtal  ober  finb  mulbenförmig  gebogen,  ober  haben  gegen 
ben  $orijont  eine  Steigung,  welcbe  baö  gallen  berfelben 
«enannt  wirb.  die  SHicbtung,  in  welcber  ftcb  einzelne  Sager 
in  SSejug  auf  trpre  Sänge  erftreefen,  wirb  nach  ben  SBeltge* 
unUn  befttmmt  unb  baS  ©tr  ei  eben  genannt.  die  Oer« 
iebiebmen  ©ebirgäarten  jerfaOen  nacb  ibrem  atlgemeinften 
J:\iraffrr  in  jwei  Elaffen.  Einige  jeigen  nämlid)  beutlicbe 
Spuren,  bog  bei  ibrer  Entftebung  bie  £ige  einen  mädni- 
gen  Einfluß  gehabt  bat,  anbere  fä)einen  einem  foltben  Ein» 
Hüffe  nicht  auSgtfefct  gewefen  ju  fein.  3ene  werben  t>u!fa* 
ni>a)e  ©ebirgSarten  genannt,  unb  bie  niebtrutfanifeben  pflegt 
nun  in  pier  Elaffen  ju  unterfebeiben ,  nämlich:  ©ebirgSar» 
ten  ber  rrften  gormation  (öilbung)  ober  UrgebirgSarten ; 
UierganaSgebirgSarten;  ©ebirg8arten  ber  jweiten  gormation 
fbo  gw(jgebirge;  angefebwemmte  ober  ©eifengebtrge ,  ter» 
übt  geWarten.  (83ergl.  JBerge.) 

riefe  EintbeÜung  ift  jeboeb  in  neuerer  3ctt  infofern  be- 
erten »orben,  alS  man  namentlicb  »on  ben  UrgcbirgSar» 
B  mit  triftigen  ©rünben  behauptet  bat,  baß  aueb  ftc  bem 
Satt  ibren  Urfprung  uerbanften,  alfo  ju  ben  »ulfanifcben 
StMigJartm  ju  reebnen  feien.  2fu6  ber  regelmäßigen  ©ebieb» 
tag  ber  ©ebirgSarten  unb  aus  ben  SJerfieinerungen 
b.),  bie  fieJb  in  ibnen  »orfinben,  bot  man  gefcbloffen, 
jjk  auS  bem  «Baffer  niebergefdjlagen  waren,  welcbeS 
«itrnati  bie  ganje  Erbe  ober  bocb  große,  jefct  fefteS  fcanb 
c,  Zfytile  berfelben  bebeeftc.    <3o  richtig  unftreitig 
t  c  Ännabme  für  gemijfe  ©ebirg^arten ,  namentlicb  für  bie 
"irni  Formationen  iff/  fo  gingen  bocb  diejenigen  ju  weit, 
reiche  alle,  fclbft  bie  Urgebirgöarten  unb  ben  JSafalt  alä  einen 
^uberfcblag  auS  bem  SBaffer  betraebteten.    25er  berübmte 
^ologe  SB  er  n  er  (f.  b.)  ftebt  an  ber  ©pifee  derer,  welcbe 
<■  IBtlbung  ber  Erbe  ober  vielmebr  nur  ber  Erbrinbe  ein.- 
i  iui  bem  SBaffer  ableiten,  unb  weloje  nacb  bem  SJJee* 
■  ■  ;,~ttc  SReptun,  Keptuniften  genannt  werben.  %ntn 
^tnnber  fteben  bie  S3u(!anifien,  welcbe  ibren  tarnen 
m  Sruergott  Sultan  unb  ibren  erften  S3ertreter  in  bem 
£ngttaber  Button  b^ben.    Dicfe  finb  gegen  SBerner  ber 
Meinung,  (afj  bie  Erbe  urfprünglicb  in  einem  glübenben 


Suffanbe  fieb  befunben  babe,  aus  bem  fie  aQmälig  in  ben 
jegigen  übergegangen  fei  unb  in  welcbem  einfj  bie  @ebirg6* 
arten,  namentlich  bie  ctlteften,  aufgelofl (gefebmohen)  waren, 
bis  fie  beim  aümätigen  Erfalten  bie  ie^tge  ©eftalt  annab; 
men.  Ed  ftbeint  gegenwartig  ausgemacht  tu  fein,  bafj  ba£ 
geuer  unb  baS  SBaffer  gleich  großen  mächtigen  Einfluß  auf 
bie  Xuftbilbung  unb  Um b Übung  ber  Erbe  gehabt  habe,  unb 
überhaupt  barf  man  niemals  eine  ber  Urfacben ,  welcbe  S.?er= 
änberungen  in  ber  Erbmaffe  unb  Erboberfläche  bebingen, 
al§  allein  wirfenb  betrachten.  XQe  bie  un^bligen  Urfacben, 
welcbe  norb  gegenwärtig  auf  bie  Erboberfläche  peränbernb 
einwirf en,  finb  oon  jeiier  (bat ig  gewefen  unb  jwar  aQer> 
bing$  ebemale»  in  großartigerer  Zxt,  al$  \t§t,  wo  ftcb  ein 
©leicbgewicbtSjuftanb  aQmälig  bcrgeftellt  bat. 

über  bad  innere  ber  Erbe  wiffen  wir,  wie  febon  gefagt 
würbe,  gar  niebtt  aue»  Xnfcbauung  unb  Erfahrung,  unb~ 
wir  fonnen  nur  einige  unftebere  ©eblüffe  aue<  unfern  anber; 
weitigen  pbpfifalifeben  ^enntniffen  auf  baffelbe  madicn.  Ets 
nige  beben  angenommen,  bie  2)icbtigfeit  unb  mitbin  bie 
gefligfeit  ber  Erbfcbicbten  müffe  um  fo  mebr  junebmen,  je 
näher  man  bem  SRittelpunft  ber  Erbe  fommt.  Sttan  weiß, 
baß  bie  Suft  mit  ber  ^)6he  an  dichte  (f.  dun ft frei s) 
abnimmt,  unb  bot  hieraus  berechnet,  baß  in  einer  Siefc 
toon  jebn  SReilen  unter  ber  Erboberftäcbe  bie  Suft  (etwa  in 
einem  fo  tief  eingegrabenen  ©cbadjte)  febon  fo  biebt  fein 
müßte,  baß  ©olb  auf  ihr  febwämme.  dem  ficht  aber  bie 
in  einer  gewiffen  5£iefe  beS  ErbtorperS  tyxxfätnU ,  3nb's 
hunterte  lang  fieb  »60ig  gleichbieibenbe  Temperatur  entge; 
gen  (f.  Erbe),  bie,  wenn  man  tiefer  einbringt,  nacb  gt* 
wiffen  ©efefeen  noeb  junimmt,  au$  benen  man,  tforauige« 
fegt,  baß  bie  3unabme  bis  jum  Sßtttelpunfte  biefelbe  fei, 
berechnet  \>at,  baß  in  tiefem  Wittelpunfte  eine  ungeheure 
£tge  h^rrfeben  müffe.  SBäre  bieS  nun  ber  galt,  fo  müßte 
fie  auSbebnenb  auf  ihre  Umgebung  wirfen  unb  biefer  eine 
©pannfraft  ertbeilen,  »ermoge  ber  fie  aueb  bei  minberer 
dichte  bem  druefe  ber  barauf  lafjenben  ©ebirg§f*ichten, 
bed  SBafferS  unb  ber  £uft  wiberfteben  f6nnte,  was  jeben: 
falls  hinreicht,  bie  Anficht  von  ber  junebmenben  dichte  be 
beutenb  ju  befebränfen. 

2ius  bem  eben  angeführten  Umftanbe  ber  mit  ber  Tiefe 
junebmenben  cigentbütnlichcn  SBärme  beS  ErbforperS  $at 
man  auf  bie  urfprünglicbe  Entjlehung  ber  Erbe  felbft  )ti 
fcbließen  gefudjt.  Einige  baben  bie  «Weinung  auSgefprocbcn, 
bie  Erbe  fei  ehemals  etn  dornet  gewefen  unb  fei  nur  all: 
mälig  erft  in  einen  «Planeten  umgewanbclt  werben;  2t n  = 
bere  haben  fie  für  ein  ©tücf  eines  Kometen  gehalten,  baS 
abgeflogen,  als  ein  folcher  mit  ber  ©onne  jufammengefloßen 
fei;  nocr>  Bnbere  b^ben  bie  Erbe  felbfi  ebemaW  eine  ©onne 
fein  (äffen,  bie  atlmälig  ausgebrannt  unb  fo  jum  «Planeten 
geworben  fei,  ober  baben  fie  für  ein  von  ber  ©onne  abge; 
flogeneS  ©tüd  erflärt.  Unter  allen  berartigen  ©pielen  ber 
Einbilbungöfraft  bat  einigen  wiffenfebafttieben  $a(t  nur  bie 
«Weinung,  baß  bie  Erbe  urfprünglicb  ein  großer  «Weteor- 
ftein  ober  (in  ©ebilbe  foleber  ©teine  fei.  «Wan  bat  nämlich 
befanntlicb  in  neuerer  3eit  bie  nicht  mebr  (wie  früher  gefebab) 
}u  leugnenbe  S3eobacbtung  gemalt,  baß  jurp eilen  glübenbe 
©teine  auf  bie  Erbe  fallen,  roelche  höchft  rcabrfcbeinlicb  nicht 
innerhalb  unferer  Tftmofpbäre  gebilbet,  fonbem  aus  bem 
aucltraumt  gefommen  finb.  Xußerbem  ift  eS  gewiß,  baß  bie 

24* 


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Geologie  ti 

©rbe  ehemals  in  einem  meb«  ob«  weniger  flüfflgen  Suflanb 
ficb  befunden  t)abt  unb  bie  SBcfct>(ifferit>eit  bet  UrgebirgJarten 
beutet  barauf  bin,  baß  biefer  gtufftgfcitgjuflanb  wol  mebr 
ein  ©efdmioljenfein  fcurrf?  53i^e,  al«  eine  Auftöfung  in  «Baffer 
aewefen  fein  möge.  2)ie  e'tftbeinungen,  weldje  bie  Meteor* 
jteine  (f.  b.)  begleiten,  fcbeinen  uberbie«  ju  beweifen,  baß 
ftcb  biefe  «Waffen  felbfl  erfl  au«  luftförmigen  Anhäufungen 
bilbeten.  Au«  alle  biefem  fann  man  mit  einiger  SBabr» 
fdbeinlid)fett  SBermu  jungen  über  ben  Urforung  unb  bie  erfle 
»Übung  be«  erbförper«  faffen,  aber  aucp  nur  (SinigeS 
mit  ©ewißbeit  in  biefer  »ejtebung  auSfvrecben  ju  wollen, 
ift  eben  fo  unflug  al«  vermeffen.  Die  ältejlen  überliefe» 
rungen  über  ben  Urfvrung  ber  erbe  finb  bie  in  ben  Welt» 
gionSbucbem  ber  frubeflcn  SJolfer,  unb  unter  ihnen  jeidjnet 
pd)  burd)  einfaebbeit  unb  würbige  S3or|lelIungen  vom  SBe» 
fen  Ootted  bie  ber  »ibel  au«.  3nbem  wir  nacb  ben  müb« 
famfien  wiffenfcbaftltcben  Unterfucbungen  immer  barauf  ju» 
rüdfommen,  ju  befennen,  baß  wir  von  jenen  «anfänglichen 
fingen  nicbtS  wiffen,  werben  wir  aueb  immer  jum  ©lau« 
ben  an  bie  (!r^(>lung  ber  »ibel  gewiefen,  baß  ©ott  bureb 
feinen  aUmäd)tigen  Rillen  bie  6rbe  wie  bie  ganje  SQelt 
au5  bem  s)l. :  :.  bervorgerufen  habe,  unb  baß  fpätcr  großar» 
tige  SBeränberungen  auf  ber  (Srbobtrflädjc  vorgegangen  finb, 
namentlicb  Uber|q>wemmungen  (bie  ©ünbflut),  w«id?e  bie 
bamal«  lebenben  ©efd)ö»fe  umbradjten  unb  begruben. 

Daß  nämlid)  biefe«  getjte  ber  gatt*  gewefen  fein  muffe, 
bafur  fvreeben  eine  febr  große  Anjabl  ber  intereffantefien 
»eobacbjungcn.  Widt)t  allein  ftnben  wir  ©echtere ,  fonbern 
aueb  alle  anbern  &biergattungen  niebt  einzeln,  fonbern  in 
Staffen  in  ben  ©ebirgßfcbicbten  aufgebäuft,  jum  Zi)tH  in 
•Stein  verwanbelt,  jum  $beil  in  einem  bem  83ermobern 
abnlicben  3uftanbe.  Aud)  im  Sife  ber  «polargegenben  bat 
man  nod)  gange,  mit&aut  unb  paaren  woblerbaltene  agiere 
gefunben.  2Cu3  bem  Umftanbe,  baß  ©eetbtere  in  bebeuten» 
ben  #öben  fta)  ftnben,  föließt  man,  baß  firf?  einfl  ba« 
«Wecr,  roeldjeö  allein  fte  bort  abgefegt  haben  fann,  bt«  w 
jenen  bebeutenben  i>5hen  erhoben  baben  muffe,  wenn  nitbt 
eine  fvätere  erbebung  jener  ©ebirgölagen  burd)  vulfanifcbe 
Jträfte  flattgefunben  bat.  gür  bie  großartigen  SSeränberun» 
aen,  welcbe  t>tebei  tbeil«  al«  golge,  tbeil«  al«  Urfacbe  bie 
rlimutifdje  »efebaffenbeit  ber  Crboberfläcbe  erlitten  baben 
muß,  jeugt  bie  »eobatbtung,  baß  man  in  ©egenben,  welcbe 
]c;>t  gemäßigte«  ober  felbfl  falte«  .Klima  f)abtn,  Üblere  ftn» 
bet,  welcbe  nur  in  einem  beißen  Jtlima  baben  leben  f innen. 
JDiefe  Steint  finb  jum  X'miI  gänjltcb  verfebitben  von  ben 
jefct  lebenben  Sbiergattungen,  jum  Übet!  rieftge  Abarten 
nod)  lebenber  ©efcbovfe,  unb  man  fiebt  bierau*.  wie  einfl 
eine  anbere  atyerwelt  bie  erbe  bevölferte,  ebe  jene  großen 
Revolutionen  eintraten.  3n  ben  Urgebirgen  ftnben  fid>  feine 
überrefle  weber  einer  «pflanjen*  nod)  einer  fcbierwelt,  unb 
e«  muffen  alfo  jene  ©cbirg«arten  febon  beflanben  baben,  ebe 
e«  «Pflanjen  ober  fcbiere  auf  ber  (Srbe  gab,  ober  biefe  ba= 
ben  üt  ben  Urgebirgen  wegen  be«  »ulfanifeben  Urfprung« 
berfelben,  alfo  wegen  ber  gewaltigen  4) ige  be«  glübenb 
flüffigen  ©eflein«,  nidjt  fid?  ehalten  fonnen.  (Bergl.  83er« 
fleinerungen-) 

Jp6cbfl  mtereffant  ifl  eine  ndbere  »etratbtung  berjenigen 
(Srfcbe'mungen,  weldje  oon  einer  nod?  fortwilbrenb  erjfolgen» 
ben  Umanberung  ber  £rboberfI4d)c  jeugen.  Sic  großartigen 
Sierdnberungen,  weltb«  bie  Bulfant  unb  ßrbbeben  erjeugen, 


i  Geologie 

fowte  btejenigen,  weldje  ba«  9Reer  mit  feinen  Xbfyülungen 
unb  Anfcbwemmungen,  feine«  glühen,  3)urcbbrudjen  u.  f.  n>. 
hervorbringt  unb  welche  bie  glüffe  »eranlaffen,  f innen  btrr 
ubergangen  werben,  ba  in  eignen  2trtifeln  (f.  »ulfane, 
drbbeben,  SOleer,  glüffej  von  ihnen  bie  Siebe  ift. 
jDaß  im  Allgemeinen  bie  »ilbung  von  ©eflein  noeb  gegen> 
wartig  »or  ftd)  gebt,  beweifen,  um  nur  ba«  SRerrwürbtgfle 
äu  erwäbnen,  bie  jablreidjen  »eobaebrungen ,  wo  man  leben* 
bige  Ztyuxt  in  gelfen  eingefcbloffen  gefunben  bat.  SRamentltcb 
bat  man  lebenbe  Jtr6ten  in  ^armorbl6cfen,  ©anbfleinen 
unb  anbern  ©feinen  gefunben,  in  fo  engen  Räumen,  baß 
fte  ftd?  faum  bewegen  fonnten  unb  »on  allem  äutrttt  ber 
äußern  Hüft  völlig  abgefdp (offen,  oft  in  febr  bebeutenber 
Strfe  unter  ber  Srboberfläcbc;  aun)  einen  JCieb«  fanb  man 
in  einem  ÜRarmorblocfe,  be«g(eicben  SSärmer  unb  ©ala< 
manber  in  einem  JCreibeberge.  Stimmt  man  aud)  an,  baß 
biefe  JE&iere  ein  febr  gäbe«  unb  lange«  geben  baben,  fo  ift 
boeb  flar,  baß  bie  »ilbung  ber  gelfen  bier  in  »erbälmiß* 
mäßig  febr  furjen  3<tträumen  erfolgt  fein  müffe.  —  Slictjt 
minber  große  SBerbeerungen,  al«  burdj  ba«  «IReer,  werben  in 
einigen  ©egenben,  namentlicb  in  Hfrifa,  bureb  ben  ©an& 
bervorgebraebt,  ber  bier  ftcb  über  ungebeuve  £änberftrecfen 
(bie  SBüflen)  au«bebnt  unb  vom  SBinbe  in  großen  Waffen 
fortgefübrt  wirb.  2)iefer  ©anb  »erfebüttet  oft  ganje  £)rt= 
febaften  fo,  baß  feine  ©»ur  mebr  von  tbnen  ju  feben  ff, 
ober  nur  einzelne  ©»igen  noeb  beeoorragen.  3eugniß  legen 
in  biefer  »ejiebung  namentlicb  bie  alten  »auwerfe  ttgpp« 
ten«  ab,  nacb  welchem  Sanbe  ber  afrif.  ©anb  anbringt, 
©o  }.  ».  flecft  jegt  ber  alte  Sempel  von  Sieben  in  ttymp-- 
ten  20  g.  tief  im  ©anbe.  Aucb  in  Europa  bat  man  al?n> 
liebe  @rfd)etnungen  beobachtet,  eine  eanbfrcecfe  bei  ©3t.> 
$aul  be  tcon  in  Ütieberbretagne  ifl  fo  in' ©anb  vergraben, 
baß  an  mannen  ©teilen  nur  nod;  ©cbornfleine  unb  Sburrn- 
fvifeen  vorragen.  —  25a«  »tlb  eine«  ununterbroebenen  @d?af; 
fen«  jeigen  bie  Äorallenfelfen,  welcbe  bie  a»abre»oren 
(f.  Äor allen),  namentlicb  in  ber  ©übfee,  in  unglaubli« 
cber  «Wenge  nuffübren.  ^ier  gibt-  e*  eine  «Wenge  von  3» 
felgruvven,  weldje  aUein  ber  Arbeit  biefer  fletnen  Äbterc 
ibr  2Dafein  verbanfen. 

»ebeutenbe  Sierbeerungen  werben,  befanntlicb  burd?  bie 
ei«felber  unb  ©letfeber  (f.  b.)  bervorgebraebt,  n>elet>c 
fid)  in  nörblidjen  unb  in  gebirgigen  ©egenben  ftnben  unb 
bie  nitbt  nur  juweilen,  wie  bie  8a w inen  (f.  b.)  von  beu 
#öben  in  bie  niebriger  gelegenen  Orte  berabfhirun,  fon» 
bern  überbie«  aueb  ein  langfame«  »orrüefen  «tgen,  b«i 
welcbem  fte  große  gelfenmaffen  mit  ungeheurer  ©ewalt  »or 
fid)  bertreiben,  »eim  £erab|rurjen  von  großen  ^>öben  »it. 
fen  biefe  ©«maffen  juweilen  ebenfo  »erbeerenb  burtb  ben 
ungebeuer  beftigen  ©türm,  ben  fie  erregen,  weil  ffe  im 
©turj  bie  8uft  vor  ftcb  bertreiben,  at«  inbem  fte  "bie  ntebem 
©egenben  »erfdjüttcn.  eine  verwanbte  Crfcbeinung  tritt  na» 
mentlicb  in  3«(anb  auf.  $itx  werben  bie  boeb  mit  ©ebne, 
unb  ©«  bebeeften  »erge  von  bem  unterirbtfehen  geuet  ofi 
»lögltcb  fo  erwärmt,  baß  aller  ©d;nee  binnen  wenigen  ©tun 
ben  auf  ben  #6ben  fcbmiljt  unb  fid)  nun  in  vtrwüftenber 
SBafferflutben  in  bie  »baier  ftürjt  —  Aud)  »ergftürjt 
veränbern  oft  größere  ©tretfen  8anbe«.  Sie  treten  in  golg, 
von  Wtffen  auf,  bie  in  überbanaenben  gel«ma(Ten  entwebei 
entliehen  ober  febon  vorbanben  finb  unb  bureb  in  ibnen  -fid 
bilbenbe«  ei«  weiter  auöeinanber  getrieben  werben,  oft  aw<3 


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Geometrie 


189   Georg"  (Grossh.v.!tIcckl.-&trcl.) 


in  goIa,e  einer  Verwitterung  ober  aulfpüblung  per  ju  un»    men  auSgebilbet  worben,  biefe  ift  eine  erfmbung  ber  «Beuern. 

(fint*  ber  fcferecfltchften  berarri*    ©ewöbnltcb  wirb  bie  niebere  ober  eiementargeometrie  fpn* 


terfi  Jiegenben  gellmaffen. 

gen  ereigniffe  begab  ftch  1806,  wo  ein  1000  g.  langer 
imb  600  g.  treuer  SEbeil  bei  Sloßbergeo'  berabjlürjte  unb 
484  SRenfcben  ba8  geben  raubte. 

2tuffaUenber,  als  bie  julefet  erwähnten  erfebeinungen, 
iß  e8,  baß  juweiten  in  flachen  (Segenben  plofcticb  größere 
gantfhrecfen  einfinfen.  fBor  foleb  einer  einfenhmg  tritt  oft 
ein  Aufblähen  beS  33oben8  ein,  worauf  baS  Canb  entweber 


thetifch  vorgetragen,  b.  b.  bie  ©egenftänbe  berfelbcn  werben, 
bie  einfachen  juerjt,  einjeln  für  Tt.1j  betrachtet,  urtb  bei  ben 

Sfammengefefctern  werben  bie  Üetjren,  welche  man  au8  ber 
etraebtung  ber  einfachem  gewonnen,  in  Xnwenbung  ge-- 
bracht  Sei  ber  anatpttfehen  lötet  höbe  (analgtifcbe  ©eo« 
metrie)  geht  man  von  allgemeinen  ^Betrachtungen  ~au&  unb 
fommt  auf  bie  einfachem  jade  babureb,  baß  man  in  bie  , 


eileicbmäßig  r>crabgeljt,  ober  tnbem  eS  berftet,  übereinanber»    für  bie  allgemeinen  gälle  gefunbenen  ^uöbrücfe  bie  nötigen 

»efh'mmungen  bringt.  Huf  biefe  SBeife  wirb  in  ber  anaiv« 
tifchen  ©eometrie  bie  niebere  ©eometrie  jugleicb  mit  ber  hö* 
hern  behanbelt.  Die  fpnttjetifc^e  SRetbobe  ift  leichter,  bie 
analptifche  voWommener  unb  wiffenfchaftlicher.  ein  unüber* 
troffeneS  SBert  über  eiementargeometrie  ift  un8  au«  bem 
griech.  ttltrrtbume  von  euflibeä  (f.  b.)  überliefert  worben. 
'■ffußerbem  beft^err  wir  au8  bem  Ältertbume  noch  geometrifche 
SBerfe  von  2lrcbimebe8  (f.  b.),  Xpolloniud  von  *Perga, 
200  v.  Öhr.,  u.  Ä.  Später  haben  ftcb  befonber«  bie  Araber 
weniger  um  görberung,  all  um  Erhaltung  ber  geomerrifchen 
Kenntniffe  Serbien jie  erworben.  Kepler  unb  ßartefiu« 
(f.  b.)  hoben  Hulgejeicbnetel  geleiftet  unb  feit  Newton 
unb  geibnife  (f.  b.)  iß,  wie  aOe  mathematifchen  SBif» 
fenfehaften,  fo  auch  bie  ©eometrie,  mächtig  vorgefebritten. 
(Bergt.  SRatbematif.) 

<6forg  (StitterSänets),  einer  ber  angefehenfien  unb  hu 
rühmtefien  heiligen  ber  fatholifchen  unb  griech-  .Kirche, 
foä  ein  chriftlicber  fappaboeifc^er  ^rinj  gewefen  fein,  weis 
eher  unter  bem  r6m.  Kaifer  Dioeletian  ben  SRartorertob 
fiarb.  einft  foll  er  einen  ginbwurm  ober  Drachen  erlegt 
haben,  welcher  im  Segriff  war,  eine  5)rinjefjtn,  9tamen$ 
Z\a,  ju  vcrfcblmgen.  Daher  wirb  er  gewöhnlich  abgebilber, 
wie  er  in  voller  JRürtung  auf  einem  weißen  Stoffe  über  ei» 
nen  Dramen  wegreitet,  ben  er  mit  bem  Speer  burchbobrt. 
3n  biefem  Jöilbe  aber  erblicfte  man  im  Mittelalter  bie  finn* 
bilblicbe  DarfreHung  be8.  JKriumpbä  be8  ßhrifientbum8  über 
ba§  £eibentbum.  SDian  glaubte  überbieS,  baß  ber  heilige 
©.  fernen  «Streitern  auf  wunberbare  SBeife  SSeißanb  leifte 
unb  «rjäblre  manche  gegenbe  oon  feinen  SBunbern.  Daher 
wählten  ihn  verfebiebene  Stcicbc  unb  Stitterfcbaften  jum  Scfjuß-- 
parron.  (So  namentlich  ©enua  unb  Gmglanb,  unb  ba$ 
jöilb  beS  Svitterä  St.-.©.  nimmt  ba8  ^>crjfcr>itb  be5  3B«p* 
pen8  be§  ruff.  KaiferreicbS  ein.  Die  ©eorgengefell» 
febaft,  welche  au8  frdnf.  Stiftern  jutn  Jtamyfe  gegm  bie 
Ungläubigen  im  14.  3ab*&-  jufammentrat,  loereinigte  ftch 
foäter  mit  ber  ritterlichm  ©efeDfchaft  beS  ©eorgenfehil* 
bei,  welche  ftch  <"  Schwaben  gebilbet  hatte  unb  bie  na$* 
her  ben  fchwdb.  Sunb  (f.  Schwaben)  oeranlaßte. 


jtürjt.  Äuch  Serge  finb  auf  ähnliche  SBeife  untergegangen. 
3u  ben  merfwürbigften  berartigen  ©rbfillen  gehört  ber, 
rrelcher  neb  1801  bei  Xrpino  im  9ieapotitanifchen  ereignete, 
©ei  biefem  bob  füf>  ber  »oben  erfl  10—15  Klaftern  unb 
fanf  bann  unter  bonnerafmlichem  ©etofe  \)'mab.  Dabei 
n?arb  unter  Enberm  ein  gaubhauö  fo  &6Üig  oon  ber  Grbe 
oerfchlungen,  baß  oon  ben  t>6dbffen  iöciumen  in  feiner  9Wbe 
nicht  einmal  bie  ©ipfel  mehr  ju  fehen  waren.  'JCurfi  oer< 
febiebme  Snfeln'  finb  auf  ähnliche  SBeife  ohne  Spur  eine« 
©rbbebenS  ober  oulfanifchen  Bu$bruch§  untergegangm. 

%u$  ben  wenigen  hier  angegebenen  JBcifpielen  geht  fchon 
hinlänglich  heroor,  wie  noch  gegenwärtig  gewaltige  Kräfte 
in  SBinfamfeit  finb ,  bie  jufammen  aQe  bie  großartigen  SScr» 
änberangen  hervorgebracht  h«t»en  mögen,  als  beren  9fe» 
fultat  bie  Crbe  in  ihrer  gegenwärtigen  ©efialt  bafteht,  unb 
bebentt  man,  baß  fchon  feit  vielen  3«brtaufenben  vor  bem 
Anfang  unferer  ©efcfjichte  biefe  Kräfte  in  JEhätigfeit  ge* 
wefen  finb,  fo  bat  man  vielleicht  gar  nicht  nöthig,  }ur 
Annahme  plöfelicb-  eingetretener  SBeränberungen ,  bie  auf  ein» 
mal  ben  ganjm  erbbaU  betroffen  härten,  feine  Suffuc^t  ju 


<f  eometrie  (b.  f).  erbmeffung)  nennt  man  benjenigen 
3:heit  ber  9Rathematif  (f.  b.),  welcher  bie  räumlichen 
©rößen  betrachtet,  nämlich  Körper,  glächen  unb  Linien. 
Sic  wirb  eingetheilt  in  reine  unb  angewanbte  ©eo> 
netrie.  Die  erflerc  enthält  bie  gebre  von  ben  räumlichen 
©rößen  o&ne  Äücfftcht  auf  beren  tfnwenbung,  von  welcher 
bie  angewanbte  ©eometrie  hantelt.  Die  ganboermeffung  ifl 
eine  ber  junädjfl  liegenben  Xnwenbungen  unb  bödut  wahr» 
fcheinlicr)  biejenige,  welche  bie  erfien  entbedungen  auf  bem 
©ebiete  ber  ©rößenlehre  veranlaßte,  batjer  bie  ganje  SBtf» 
fenfebaft  »on  ihr  ben  ««amen  erhatten  bat.  3Ran  febreibt 
ge»6^nlid>  bie  erfinbung  ber  ©eometrie  ben  ^tgpptem  ju, 
»eich«  bureb  bie  jährlichen  Uberfrhwemmungen  bei  9K«  ju 
reieberbolten  S3ermeffungen  genöthigt  waren.  Ttuä)  bie  QbaU 
biet  unb  Snbier  werben  all  erftnter  ber  ©eometrie  genannt 
imb  bie  »eranlaffung  war  bei  ihnen  biefelbe,  wie  bei  ben 
ttgoptern,  bertn  ber  Cr up brat  hat  ähnliche  Uberfchwemmun' 
9m  wie  ber  9HL  (S.  glüffe.)  —  Die  reine  ©eometrie 
wirb  eingetheilt  in  bie  niebere  unb  bie  höhere.  3ene 


©forg  (griebr.  Kart  3*>fepb),  regierenber  ©roßherjog 
Von9)?ecflenburgsStreli|,  geb.  am  12.  Äug.  1779,  folgte 


banbett  »on  ber  geraben  Sinie,  bem  SBinfet,  bem  Kreife,  1816  feinem  SJater,  Karl  griebrich  gubwig,  unb  ifl  feit  1817 

ben  feraWinigen  Jiguren,  ben  Körpern  mit  ebenen  glächen,  mit  «Dtorie,  Mgfftn  »on  Reffen  »Kaffel,  vermählt-  ©r 

ber  Kugel,  bem  ßpiinbcr  unb  bem  Kegel;  währenb  bie  hi--  erhielt  feine  erfie  erjiehung  unter  ber  Xufjtcbt  feiner  ©roß* 

her«  ©eometrie  bie  ginien  oon  einfacher  unb  boppelter  Krüra»  mutter,  ber  ganbgräfin  von  fieffen  *  Darmftabf.  Später 

muna  (j.  S.  bie  Schraubenlinie),  bi«  trummen  glärhen  unb  begab  er  fkt)  auf  bie  Univerfttat  Sfoflocf  unb  nacb  ©erlin. 

bie  Körper,  welche  von  frummen  glächen  eingefcbloffen  wer*  «Rachbem  er  ftch  hinauf  biö  1804  )wei  3abre  in  3t«. 

ben,  behanbelt   3n  »ejug  auf  bie  SBeife  ber  S3<hanbumg  lim  aufgehalten,  ging  er  nach  $ari3,  um  Unterhanblun» 

unterfchtitet  man  jwei  «Kethoben:  bi«  fpnthetifche  unb  aen  wegen  JBeitritt  ü«ecflenburg§  jum  «heinbunbe  atuu» 

bie  «nalntifcbe.    3en«  ip  fchon  oon  ben  Ältra  voafom*  fnüpfen.  3t»cb  auf  bemCongreß  juSBien  war  er  jum»e* 


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Georg  (Fürst  v.  Schaumlb^IJppe)  1 

ften  feines  JBaterlanbeS  ttwtig.  Bugerbem,  baß®.  bie  Reibet» 
genfchaft  in  SWecflenburg'Streul}  aufgehoben,  bat er  fl«h  noch  be* 
fonbere  »erbienfte  um  «erbefferung  beS  ©cpulwefenS  erworben. 


Ö>forg  ttHU)flm,  regierenber  ffürfl  ju  ©chaumburg« 
Sippe,  geb.  ben  20.  £ee.  1784,  folgte  feinem  äiater,  bem 
®rafen  9>biltpp  (Srnft,  fd)on  1787  junSchfr  unter  ber  SBor» 
munbfcfcaft  feiner  SRutter,  einer  ^rinjeffin  »on  Reffen» 
^^itipp5t^al.   2Rit  Übernahme,  ber  Regierung  1807,  nahm 


er  zugleich  in  golge  feines  *Öettrittt>  jum  Äljeinbunbe  bie 
fürftL  2Bürbe  an.  ©eitbem  war  er  unabtäfftg  für  bad  2Bohl 
feines  fcanbeS  bemüht,  fd>affte  balb  nach  feinem  SlegierungS» 
antritt  bie  legten  Uberreffe  ber  8eibetgenfdr)aft  ab,  gab  feinem 
ganbe  1816  eine  jeitgemafje  neue  XJerfaffung  unb  übernahm 


O  Oeorfffen 

balb  barauf  äße  fianbesfcbulben  auf  feine  Äammerfajje.  3m 
3.  1813  fagte  er  fieb  »om  Svhfinhunt-c  (od  unb  trat  im  3n- 
tereffe  ©eutfchlanbS  ju  ben  »erbünbeten  SRachten  über.  ©eit 
1816  ift  er  mit  ber  Shrtnjeffm  3ba  »on  SBalbecf  vermählt. 

<&tötg  fifinricl)  (§rtebrich),  regierenber  gürft  ju  2BaU 
be<f,  geb.  am  20.  ©ept.  1769,  etn  ©obn  beS  1813  »er« 
Torbenen  Surften  ®eorg,  feit  1823  »ermab.lt  mit  ber  9)rinjef* 
(in  6mma  von  ÄnhaltsJBemburg: ©chaumburg.  Jöalfc*  nach 
feinem  Regierungsantritt  gab  er,  um  feinen  Untertfeanen,  na- 
mentlicb  ben  untern  klaffen,  Erleichterung  in  JBrjiehung  ber 
auf  ihnen  (iegenben  ia\un  »u  »erraffen,  unb  jur  Xkreinfa- 
ebung  ber  Rechtspflege  unb  ber  SJermaltung,  fernem  ©taate 
eine  neue  SSerfaffung,  bei  rvelcber  er  jeboeb  nur  fein  eignes 


SJiaigfeitös  unb  Rechtsgefühl  au  Raffte  gelogen  hatte  unb  bie 
baber  bei  ber  bevorrechtigten  Slaffe  feiner  Uiiterthanen  folgen 
SBtberfprud)  fanb,  baß  ft'eb  ber  Surft  genötbigt  fab,  mit  ben 
©tdnben  1616  einen  &mbeS»ertrag  ju  fchliefen,  burch  wel* 
d)en  bie  frühem  wohlgemeinten  SJerorbnungen  aufgehoben 
würben  unb  ber  feitbem  als  ®runbgefefc  betrachtet  wirb. 

(e?forrjim,  biefeS  am  ©übabhange  beS  ÄaufafuS  Ii c 

?enbe  Sanb  wirb  »on  ben  Ruffen  prüften  ober  @ru- 
inien,  »on  ben  Werfern  unb  Surfen  ®urgifian  genormt. 
Set  Altern  cinbetmifebert  ©cbriftftellern  ftnbet  man  bie  fhro* 
»injen  Äad)  etien,  Äarnjli,  3m trete  unb  ©urieX  unter  ber 
®efammtbenennung  3berien  ober  Swericn  begriffen.  Da* 
ruff.  ®.  im  engern  Sinne  hatte  bis  vor  wenigen  fahren, 
ehe  noch  baS  »ormalS  jum  ^)afcha!if  SSfcpilbir  geborenbc 
täf ttfc^ ^ ©eorgierr  (»on  240  DSOl.  mit  70,000  ©hw.) 
«rofjtentbeilS  mit  bemfelben  vereinigt  worben  war,  einen 
Flächeninhalt  »on  etwa  830  GÜtt.  mit  400,000  6inw.  <&. 
hat  einen  fruchtbaren  S3oben,  mit  Ausnahme  ber  ungefuiu 
ben  Siefrbätcr  unb  rauben  SJergbihen,  ein  r)err[ic&cS  Jtlima 
unb  h«tere  Suft.  Schon  im  gebr.  blühen  SRanbeln,  ®ra* 
naten  im  SDiai .  ©pargel  unb  SBein  wachfen  wilb.  tfür  bie 
SBereblung  tiefe«  Untern  $robuctS  r>at  Rujjlanb  viel  gc- 
than;  benn  eS  fanbte  SBinjer  unb  836ttcber  hin.  lief  bie 
heften  Rebenforten  anpflanzen  unb  ®laSbütfen  anlegen. 
3eht  ift  in  &.  ber  SBSeinbau  bereits  »on  bober  ©ich 


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Oeorginea 


191 


Oepard 


tigieit;  ©efreibe,  SteiS,  SJaumwoüe,  #anf  unb  £lacf)3  au 
beiben  vortrefflich;  auf  ben  üppigen  ÜBeiben  unb  SSiefen 
ndbren  ftcfr  $fcrbe,  bte  beit  perf.  ähnlich  ftnb,  unb  ein  auS» 
gejetcbneter  Slinboiebftamm ;  bie  ©d;afe  mit  gettfcbwänjen 
tragen  feine  2BoHe.  £ic  (Sinrcobner  ftnb  trag  unb  baber 
ünb  bie  gjemübungen  8?uf}lanb3,  befonberS  tm  Ktfetbaue 
Die  nötigen  SJerßefferungen  einzuführen,  meifr  fruchtlos  ge= 
iscfen,  obwol  bte  hiev  angeftcbelten  Europäer,  namentlich 
bie  jablreiAcn  bcutfcbcti  CSoConijrcn ,  baS  hefte  IBetfptel  ge* 
ben.  Die  S3ev6lferung  bejlebt,  außer  Hrmeniern,  Verfem, 
Surfomanen,  ©riechen,  Stuffen  unb  3uben,  bet  großen 
i^ebrjabl  nach  auS  ©eorgiern,  einem  SJolfe  mit  burdjauS 
eigentbümlteber  ©pradje.  ©ie  geb&ren  ju  ben  fcz>6nficn 
iRenfcben  ber  (Jrbe;  it>re  SBeiber  (leben  ben  Sirfaffierinnen 
(f.  (Sir f äfften)  nicht  nad),  nur  haben  fie  einen  etwaS 
bunfletn  Stint.  Der  ©eorgier  ift  im  ungemeinen  tüdifd), 
fanlicb,  trunf  liebenb ,  babei  aber  gaftfrei  unb  tapfer,  ©eit 
370  fanb  baS  Gbrifientbum  Cringang  im  £anbe;  je&t 
berrfdjt  bte  ortbobor  gried;.  Äircbe,  bereu  ©berbaupt  ein  &u 
tbolifoS  ift. 

@.  rjat  eine  alte  (35 1 frfliebte  unb  eine  Kationalltteratur, 
bie  fan  3»ittetalter  in  Suite  flanb.  3m  3abte  1414  »er» 
einigte  ber  3ar  Äleranber  I.  ganj  ©.  unter  feinem  @cep> 
.er;  ba  ober  nad)  feinem  JEobe  baS  Sveid;  unter  feine  brei 
Söhne  cjetbeitt  warb,  fo  fan(  bie  2Rad)t  beffelben  burd;  im 
nere  Jttuge  unb  bie  «Sinmifcbung  grember ,  benn  balb  warb 
©.  ein  jjanfapfel  jwifeben  SSürfen  unb  Werfern.  SBabrenb 
ber  eroigen  Unruhen  unb  Bcrrüttungcn  warb  eS  großenteils 
»ut  SBüfre;  häufig  erbtieft  man  noch  ie&t  JKuinen  vormalS 
blühenber  ©täbte.  Sin  ©tücf  für  baS  ganb  war  eS,  baß 
3ar  £erafliuS  von  Äartbli  unb  Jtacbetten  1783  bie  Dber* 
berrfebafit  ber  SJufJen  anerfannte;  im  näcbfien  Sab"  folgt« 
ber  3at  ton  Smirete  bem  gegebenen  Scifpiele  unb  1801 
würbe  ®.  bem  rufT-  Seiche  förmlich  einverleibt.  Die  be> 
beutenbßen  ©täbte  in  ©.  ftnb  JEifliS  an  bem  unterhalb  bet 
Stabt  fdjiffbaren  .Rur,  bei  ben  Cinwobncrn  SpbiliSfalafi, 
b.  i  SBarmfiabt,  genannt,  bie  #auprfiabt,  mit  40,000  ginn»., 
bie  einen  (Wen  3n>ifchenhanbel  mit  ©uropa  unb  $erfien 
treiben;  fie  ift  ber  ©i&  eines  georgifeben  Patriarchen  unb 
eine«  armenifdpen  CrjbifcbofS  unb  bat  ju  Säbern  benuftte 
Tanne  .Duellen.  3n  ber  Kafje  liegen  am  .Rur  bie  feit  1819 
angelegten  beutfdjen  Gofonien  9ceu:$iftiS,  2£tetanbcrdfjof, 
OTarfenfelb,  <j)eterSborf,  eiifabeibtbal,  Äatbarinenfelb,  En* 
nenfelb  unb  ^elenenöborf.  SBidpftg  i(l  femer  bafi  befefKgte 
jroetpot  mit  12,000  Cinro.,  in  beffen  9ldl>e  ungeheure 
tien  einet  »ormalS  fet>r  glänjenben  ©tabt  liegen.  Die 
Äouptfiabt  bed  »otmaltgen  SEürf ifd)  •■  ©eorgien  ifl  21Tal» 
mit  12,000  Cin».  nnb  bet  berühmten  SWoftbee  beS 
Sultan  2fd)tnct,  auö  beren  SSibliottjef  mebre  bunbert  bet 
tcjibatflen  ^anbfebriften  nad?  Petersburg  gebracht  würben. 

Georginen  ftnb  aus  SRepco  (iammenbe  perennirenbe 
©ewadjfe,  welche  im  ©pdtfommet  unb  im  ^erbfie  mit  ihren 
grogen  oerfebiebenfarbigen  JBIumen  unfere  ©arten  fchmücfen. 
CFawmiQeS  nannte  biefe  ©ewacbSgattung  DahlU;  ba  aber 
betritt  eine  anbere  ©attung  biefen  Kamen  führte,  fo  gab 
it>t  SBiUbenow  ben  5Ramen  Georgin«.  2)iefe  ©attung  gehört 
in  bie  gamilie  bet  jufammenaefefet»  blutigen  ©ewdcbfe,  bei 
Cenen  bie  Slume  aufi  einet  ÜJlenge  einzelner  SSluten  befleht, 
jleicbfam  ein  JCötbtben  mit  eitlen  JBlutdjen  \%    Die  au« 


gen  amfflanbe  fhabten förmig  ausgebreiteten,  t>erf<bieben  gc« 
färbten  JBldttet  einer  einfachen  ©eotgine  finb  eben  fowol 
öolljiänbige  einzelne  iBlüten,  als  eS  bte  ftnb,  welche  in  bet 
Seilte  als  fleine  gelbe  S?6f>rd?en  mit  einem  fünfteiligen 
©aume  fjd)  torfinben.  SBenn  burd)  Qultur  unb  üppig« 
feit  beS  SBachSthumS  bte  innern  Slütdjen  ftdj  gleidjfallS  m 
folchc  breitere  blattartige  umänbem,  als  bie  dufiern  ftnb, 
fo  tntfleh cn  bie  prächtigen  gefüllten  ©eorginen,  bie  aber  UU 
nen  ©amen  tragen,  ©o  groß  aud)  bie  2Rannid>faltigftit 
bet  gärbung  ijl,  in  weldjer  bie  fBlumtn  erfdjeinen,  benn 
man  fennt  gegen  1000  2banberungen  Dorn  reinfien  SSeip 
bis  ju  gelb,  fd)arlacb,  Farmin,  bunte!  purpurroth,  braun 
u.  f.  ».,  fo  hat  man  boeb  bisie(jt  noch  nidjt  eigentlid) 
blaue,  febwarje  ober  grüne  931üten  erjogen.  Da  bie  aus 
bünbelartig  »eretnigten  itnollen  beflehenbe  SBurxel  unfere 
SEBinter  im  freien  Canbe  nicht  ertragen  fann,  fo  nimmt 
man  fie  im  ^>erb(le  auS  bem  Jßoben,  legt  fie  in  troefenen 
©anb  unb  bewahrt  fie  am  heften  in  luftigen  .Rettern  auf. 
Die  SSermebrung  bereits  vorbanbener  Xbanberungen  ge= 
fchiebt  burdj  bie  ähtilung  ber  Knollen,  beren  jeber  ju  einer 
felbftanbigen  ^flanje  wirb.  9leue  ibanberungen  werben 
erzeugt,  wenn  man  ben  Slütenftaub  »erfebiebenet  831umen 
auf  bie  Karben  anberer  bringt,  was  man  am  beffen  mittels 
eines  3>infel8  tbuti  fann;  man  nennt  bieS  Verfahren  baS 
Areujen.  Der  baburd)  entftebenbe  ©ame  gibt  in  ben  ge> 
wöhnli<ben  gällen  Pflanzen,  bie  bmfMjilitb  tfjrer  SSlumen 
t>on  ben  Elterlichen  oerfchieben  ftnb.  dufter  ben  bereits  ge» 
nannten  beiben  Birten  bet  Sermehrung  unb  gortpflanjung 
perfährt  man  aud;  noch  auf  bie  SBeife,  beifj  man  von  ben 
AnoHen,  bie  mit  ju  »ielen  Äeimen  »erfehen  finb,  ein  ftei* 
neS  ©tücfcben  mit  bem  Jteime  weg»  ober  auSfcbneibet. 
Pflanzt  man  baS  9Beggefd)nittene  in  X6pfe  ober  SJcifl- 
beete,  fo  erhält  man  fcbncll  Vermehrung.  C? ablief)  fann 
man  ftcf;  auch  beS  Pfropfens  bebienen,  tnbem  man  junge 
Sweige,  bevor  fie  noch  inwenbig  hohl  werben,  fo  abfcbjtei: 
bet,  bafj  fie  einen  con  ber  3?inbe  beS  XfieS  ober©tammeS, 
auf  bem  fie  fallen,  gehüteten  f leinen  Juji  erhalten.  Dar: 
auf  fchneibet  man  ein  paffenbeS  ©tücf  von  einem  jungen 
unb  gefunben  JCnoQen  loS,  paßt  bte  ©dmittfücben  aufein> 
anbet  unb  umwicfelt  fie  mit  einem  fchwacben  wollenen  %a-. 
ben.  hierauf  fegt  man  fie  fo  in  26pfe,  baß  bie  ©cbnitt= 
wunbe  einen  3oQ  unb  barüber  unter  bie  (^rt Oberfläche  ju 
flehen  fommt.  DiefeS  SerfahrenS  bebient  man  fid;  befon-. 
ber  3  bei  feiten  cn  2Cbänberungen,  wo  bie  Sßurjel  auS  weni= 
gen  Jtnoüen  befielt  unb  bod)  eine  pielfalttge  Vermehrung 
gewünfeht  wirb. 

Grparö,  ein  jum  ÄabfngefcbUcht  geh6renbeS  JKaubthier, 
welches  befonberS  in  Äfrifa  am  ©enegal  unb  m  Dftinbien 
gefunben  wirb,  unb  etwas  fleiner  a(S  ber  Seoparb  (f.  b.) 
tft.  @r  hat  ein  fd)6neS  r>eQfalbef3  gell,  welches  auf  bem 
Wücfen  unb  an  ben  ©eiten  mit  f (einen  regelmäßigen  runben 
fchwarjen  glecfen  gezeichnet  ift.  Der  Äopf  ifl  Plein  unb  com 
SRunbe  bis  jum  vorbern  Tfugenwinfel  erftreeft  ft'd;  ein  Sf6r« 
miger  fchwar jer  ©trieb,  ^m  $ a Ife  bat  bet  ©eparb  eine  2f rt 
von  SRdhne,  baS  vfpaar  am  hauche  ifit  lang  unb  jottig  unb 
bet  lange  ©cbwan^  ifl  wie  bet  Äirper  mit  febwarjen  Sieden, 
am  ©übe  aber  mit  fchwarjen  fingen  gezeichnet.  Der  @. 
ifl  unter  ben  wilben  jtafeenartrn  am  wenigflen  fdjeu  unb 
boshaft  unb  Idjjt  fieb  baher  leicht  jdhmen.   Wtan  richtet  ihn 


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Geraae 


192 


Geranien 


jur  3agb  ab.  ©er  Säger  nimmt  ibn,  ben  Stopf  mit  einte  töflt,  fiürjt  fid)  ber  ©e»arb  mit  einem  gewaltigen  Sprunge 
Äapoe  beteeft,  binter  fiel  auf  bat?  9ferb(  unb  fowie  et  ibm  auf  feine  23eute,  bie  er  feiten  verfehlt.  Sein  gell  ifi  eui 
in  ber  9Ube  be8  SSilbeS  bie  Äapoe  abnimmt  unb  ihn  loSs    gefdjdfcter  Jjjanbels'artifel. 


©trabe  ifl  bie  ©efammtbeit  gewiffer ,  burcr)  ©efetj  unb 
f>erfommen  befHmmter  beweglicher  Sachen,  vpeldie,  wenn 
fte  fieb,  in  bem  ©ebrauebe  unb  ©ewabrfam  einer  grau  be* 
ftnben,  nur  wieber  oon  einer  grau  geerbt  werben  f Annen. 
SBorjiigiid)  werben  biejenigen  Sachen,  welche  jur  weiblichen 
58efleibung  unb  jum  grauenfehmurf  geb&ren,  forpie  eine 
SRenae  anberer,  jum  etgentlicben  $auda,cratbe  geborte  &t- 
genffönbe  bieber  geregnet.  5)? an  unteefebeibet  SBitroen» 
gerabe  unb  SRiftelg  erabe;  erflcre  befleht  aui  ben  be* 
wegliefen  ©aeben,  weldje  eine  SEBitwe  nad)  ibrrt  ©t)eman> 
ne«  Stöbe  au3  bem  9lad)Iaffe  beffelben  auSfcbliefjlicb  für  ftet) 
behalten  barf.  Die  jur  ©erabe  gelingen  ©eaenfianbe  wer« 
ben  ber  äBitwe  bei  {Berechnung  be$  auf  fte  fommenben 
@rbrbei(d  niebt  angereebnet.  Unter  9?  iftef  gerab  e  vex-. 
(lebt  man  biejemge,  welcbe  nach,  bem  SEobe  einer  grau  be; 
renSRiftet,  b.  t).  bie-naebfte  weibliche  Berwanbte  ber  33er» 
ftorbenen,  erbt,  ©ie  ijl  »on  geringerm  Umfange  oW  bie 
SBitwengerabe  unb  wirb  baber  auch,  im  ©cgenfafce  ber  2Bif» 
wen*  ober  »ollen  ©erabe,  b«lbe ©erabe  genannt,  ©eiftliche 
baben  aB  Seute,  bie  nid)t  waffenfähig  ftnb  unb  baber 


feinen  SEbeil  am  ^eergeratb  (f.  b.)  baben,  gleiche  JRec^lc 
wie  grauenSoerfonen  auf  ©erabeerbfebaften.  Um  bad  2Cb= 
treten  ber  ©erabe  an  entferntere  SSerwanbte  ju  t>erm«i= 
ben,  würben  befonberä  unter  €begatten  fogenannte  ©era 
befaufe  gebrau djiieb;  fte  ftnb  in  ber  Siegel  ©d)einf&ufc 
25a  namlid)  ©cbenfungen  unter  <5t)cgatfen  im  Xflgememeri 
oerboten  ftnb,  fo  »fJegen  bie  ßheroeib« ,  um  ibren  2Rdnncm 
ben  fl3efitj  ber  ©erabe  auf  ben  £obc8faU  ju  fiebern,  bicfelb. 
für  einen  in  ber  JReget  fet)r  geringen  Preis  fdjon  bei  Sebjet 
ten  an  ibre  @bemanner  ju  oerfaufen  unb  bebalten  fteb  btr 
JBefiö  unb  ©ebraueb  ber  ©erabe  bie"  ju  tbrem  SEobe  babc 
«or.  Umgefebrt  geben  bie  (Sbemanner  folebe  ©djeinfauf. 
über  baä  #eergeratbe  mit,  ibren  Ehefrauen  ein.  2)ie  ©erat 
finb  bureb.  bie  neuern  ©efefegebungen  faft  überall  aufgebt« 
ben  worben. 

! 

crem  im,  eine  ^flanjengattung,  mit  ber  tinnc  trfi 
Pelargonien  unb  Probien  oereinigte.  SOiefe  brei  arterrretebe: 
©attungen  unb  noeb  jwei  fleinere  machen  jufanrmen  bie  fta 
milie  ber  ©eraniaeeen  au8.  <5$  finbÄrauter  ober  Qnrau 


Gerartl 


193 


Gerhard 


djer  mit  meiftentbeifS  ftarf «  unb  oft  jugleid)  moblricdbenbcn 
2MÄttent  unb  t>erfd>i«bcn  gefärbten  unb  gefhüteten  Jölüten, , 
welcfce,  ut  ©ebirmen  vereinigt,  auf  langen  ©rieten  freien.  Sie 
Serbreiömg  bei  ©eraniaeeen  auf  ber 6tbe  in  fchr  ungleich. 
Die  eigentlichen  ©eranien  unb  bie  Probien  madjfen  baupti 
facblid)  in  (Suropa,  Korbafien  unb  dcorbafrifa,  bie  9>elargo» 
ttien  bagegen  am  SJorgebirge  ber  guten  Hoffnung,  Surd)  bie 
Qültut  haben  ftd?  fcfjr  viele,  jum  eil  prächtige  Äbdnbcrttnj 
gen,  namentlid)  unter  ben  Pelargonien,  erzeugt  unb  biefe 
mrrben  bauftg  jur  gierte  in  unfern  (Marten  angepflanzt  lim 
befannteffen  aber  finb  baS  Stofenfraut  ober  Stofengeranium 
unb  baS  SRuSf atenf raut.  Sie  von  ben  23otanifern  ange* 
nommenen  9lamen:  Gcranium,  Jtraniefcfcbnabel ; 
Pelargonium ,  ©tordjfdmabel;  Erodiuin,  ^Kcibcr- 
fcbnabel,  bejtcben  ftd)  auf  bie  gorm  ber  Jrüdjte, 
meuie  in  ihrer  SBereinigung ,  benn  eS  freheti 
beren  fünf  beifammen,  mit  bem  ©ebnabcl  etncS 
©umpfvogelS  jtcmlicbe  Äbnltcbfeit  b^aben.  Sie 
grüebte  von  Geraninm  graiaam,  von  benen  nc- 
benftyenb  eine  abgebilbet  ift,  unb  von  Gera- 
niam eiconiam,  melcbe  beibe  JCrten  in  ©übeu> 
ropa  alS  einjährige  ©emdebfe  vorfommen,  haben 
febr  lange,  fdjnabelartige  Anhänge,  welche  in 
feuchtet  8uft  ftd)  auSbebnen  unb  in  troefener  ftcb  fpiralförs 
mig  jufammenToUen.  fflfan  benufct  fte  beSbalb  ju  Seucbitg» 
feiiS*  unb  SBitterungSanseigern.  (©,  Pogrom  et  er.) 

(e?rrar&  (gtienne  SWaurice,  ®raf)/  SRarfcball  unb  $air 
von  Sfranfreid),  warb  geb.  1773.  SRacbbem  er  febon  mebre 
gelbiüge  mitgemacht,  jeiebnete  er  ftd)  burd)  Unerf4)rocfenbeit 
als  Ebjutant  SJemabotte'S  in  SBtcn  auö.  Siefer  mar  bei 
einem  Sfufflanbe  in  gebenSgefabr  geratben  unb  rourbe  von 
®.  gerettet.  3n  ber  ©cblacbt  bet  Hufterltfc  (f.  b.)  gab 
®.  «eroeife  beS  gr&fjten  SRutb.eS  unb  marb  ferner  venvuru 
bet.  XI«  Crigabegeneral  machte  er  b^auf  verfdjiebene  $tlb: 
jüge  mit  unb  jeiebnete  ftd)  befonberS  beim  JKucfjuge  beS 
franj.  ^«ereS  auS  Stufilanb  1812  auS,  inbem  er  ben  ver* 
folgenben  $t'mt)  aufjubalten  bemübt  mar.  3n  ber  ©cblacbt 
bei  ©aufcen  1813  mar  er  eS,  ber  ben  ©ieg  auf  bie  ©eite 
ter  granjofen  brad)te,  unb  in  ben  für  biefe  fo  unglüdlu 
den  <5cc)lad)ten  an  ber  Äafcbad)  unb  bei  2eipjig  trug  er 

.nvolle  SBunben  bavon.  ©ei  SRontereau  errang  er  be* 
■  utenbe  SBortbeile  über  bie  SJerbünbeten.  SJon  Napoleon 
uarb  ©.  1816  jum  9>air  von  franfreid)  ernannt  unb  mit 
c<m  Gommanbo  beS  SJtofelbecrS  beauftragt.  DtocbmalS 
umpfte  er  ftegreid)  in  ber  ©d)lad)t  bei  ?ign»,  mürbe  aber 

cer  ©cblacbt  bei  SBaterloo  burd)  eine  Äuget  in  bie 
Sruft  getroffen.  <Sr  lief}  ftd)  in  SourS  b«l«n  unb  ging 
rann  riad)  ^ariS,  mufite  fid)  jebod)  naebher  auf  einige  3eit 
-?  ÄuSlanb  begeben.    ©r  ging  nad)  JBrüffel,  mo  er  fid) 

rmdblte.  Son  1817  an  lebte  er  auf  feinem  üanbgutc 
m  Separtcmmt  bet  jDife  unb  mürbe  me^re  9Ral  jum  Se; 
rutirten  gemdblt.  Surd)  einen  glintcnfAuf»  fam  er  1824 
mf  bet  Sagb  um  fein  linfeS  Äuge,  Södbrenb  ber  SuliuSs 
:  rolution  ubemab.m  ®.  mit  ?afap«tte  unb  bem  «öer.mg  vor» 
(irjoifeul  bie  Rettung  beS  ©taats,  bis  Subroig  5>biu»P  «rfi 
>Ee'td)Sverroefcr,  bann  Äönig  geworben  mar.  Sarauf  mürbe 
rt  ÜRarfdjaa,  ^)atr  unb  ^riegSminifter,  bod)  gab  et  biefe 
otcütmg  balb  freiwittig  auf,  ba  aud)  fem  red)teS  Äuge  litt. 

fflit>fr«Cicno.»Str.  U. 


ftt  übemabm  1831  Den  JDberbefefal  übet  baS  ^eet,  metcbeS 
ben  Befgiern  gegen  ^oUanb  ju  ^)ü(fe  gefebuft  mürbe  unb 
enmang  1832  bie  «dumung  bet  ©tabeUe  von  Äntmerpen. 
(©.  Öelgten.) 

©eretljtiakftt  ift  bie  SEugenb,  Sebem  feinffieebt  miber^ 
fabren  ju  (offen,  nabe  vetwanbt  mit  ber Ötecbtfc^affenj 
beit,  meltbe  in  ber  ^eiligbalrung  Seffen,  maS  «ea)t 
ift,  tn  febem  SebenSverbdltniffe  beftebt  Set  ©taat,  xotU 
cbet  ©efefee  gibt  unb  bie  ffleobatbtung  berfelben  beaufffcb,tigt, 
erfüllt  bann  am  meijten  feinen  3mecr,  menn  er  3ebem  feiti 
8Jed)t  miberfabren  idft,  b.  b-  ©ereebtigfeit  übt,  unb  bie®e* 
red)tigfeit  ijl  baber  eine  Sugenb,  beren  Übung  vomebmlid) 
aßen  Serun  obliegt,  melcbe  fm  9camet»  beS  ©taatS  ju  ba«: 
beln  beauftragt  finb:  ben  ©efe^gebern,  ben  Siebtem  unb  ben 
Keaterenben.  —  ©ereebtigfeit  bejeid>net  aber  auch  ben 
3uftanb  ber  8?ecb,tSgemdfjbeit,  unb  in  biefem  ©inne  mirb  j.  IB. 
in  ber  ÄJibel  von  ber  ©ereebtigfeit  beS  3Renfd)en  vor  ©ort 
gefproct)en,  ju  meieret  bet  2Renfd)  niemals  auS  eigner  SRacbt 
gelangen  fann,  meil  et  bot  ©otteS  beiligem  Ängeftcbt  ftetS 
alS  ©ünbet  erfc^eint,  fonbern  einjig*  burd)  bie  freie  ©nabe 
©otteS,  mejtbe  er  burd)  lebenbigen  ©lauben,  Heiligung  bet 
©efinnung,  ©ebet  unb  fBuße  erfangt. 

©erlxurö  (?)aiil),  geb.  1606  iu  ©rdfenbainieben  in 
©ad)fen,  mürbe  1651  tropft  ju  aRittenmalbe  im  öram 
benburgifeben  unb  1057  SiafonuS  an  bet  Kicolaifircbe  ju 


JBerlin.  ©tanbbafteS  ftefifjaltcn  am  fttengen  gutbertEjum 
betvog  u)n,  einige  vom  Äurfurften  erlaffene,  bie  Sieltgton 
betreffertbe  ©biete  nicht  anzunehmen,  unb  beSbalb  mürbe  er 
1666  feines  ÄmteS  entfe^t  unb  beS  SanbeS  vetmtefen.  <St 
fanb  eine  freunbliebe  Äufnabme  bei  bem  $erjog  dbriftian 
von  ©ad)fen>SKerfebutg,  bet  ibm  fütS  (Srfte  eine  ^enfion 
gab  unb  ibn  1669  jum  ÄnbibiafonuS  gu  Sübben  in  bet 
Wieberlauff^  ernannte.  Qicx  blieb  ©.,  würbe  naebmalS Tbtx- 
paftor  unb  ffatb  1675.  'Paul  ©.  hat  bie  herrltcbften  Jitt, 
cbenlieber  gefebrieben,  melcbe  noch  jefet  in  aOen  proteftanti* 

25 


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Gerichte  1! 

fchen  .Kirchen  gefunden  werben,  ©eine  Siebet  athmen  baS 
feftefte  ©ortoertrauen,  bie  innigfie  grömmigfeit  unb  ftnb  ba» 
bei  ooü*er  Jttoft  unb  geben.  Eeiber  hat  man  geglaubt,  fte 
burä)  JBerbefferunaen  «itaemÄß  erhalten  ju  müffen,  unb  fo 
flehen  in  ben  meinen  ©efangbücbern  bie  ©.'fchen  Bieber  auf 
eine  SBeife  oerftümmelt,  baß  ein  großer  3  b  eil  it>rer  VX* 
fprünglichen  Schönheiten  nict>t  wieber  ju  crfennen  ift.  SBon 
bem  herrlichen  Siebe  „fBefiebl  bu  beine  SBege"  wirb  erjafrlt, 
baß  eS  @.  gebietet  habe,  als  er  nach  femer  Verbannung 
eben  ftch  ganj  oerlaffen  unb  bem  (Slenb  preisgegeben  fah- 

(Berichte,  »on  Stiften,  b.  h«  Stechtfprecbcn,  ftnb  ootn 
(Staate  mit  •panbt)abung  ber  {Rechtspflege  beauftragte  Sßc-. 
beuten.  Z>k  $auptbebinqung,  an  roelcbe  bie  (Triften)  eineS 
jeben  ©taateS  unjertrennlich  gefnüpft  ift,  befielt  barin ,  baß 
innerhalb  ber  ©renjen  beffclben  Stiemanbem  geftattet  wirb, 
fein  wirflicheS  ober  oermrintltcheS  Stecht  fto}  felbft  au  »er» 
febaffen.  Ausnahmen  hiervon  finben  in  außerorbentlichen 
gälten  (f.  9lotb.recbt)  unb  infofern  ftatt,  atS  fie  pom 
©taate  bureb  auSbrucfliche  ©efefce  ertaubt  worben  ftnb. 
(öat.  $fdnbung.)  £ierau$  folgt  jugleich,  baß  alle  ©es 
riehtSbatfett,  b.  b-  bte  ffiefugniß  jur  Ausübung  ber  ScechtS* 
pflege,  ein  unoerdußerlicr)eS  JRecbt  beS  Staatsoberhauptes  ifi 
unb  entweber  oon  biefem  felbft,  ober  bureb,  befonbere  oon 
ihm  b.ierju  beauftragte  «Behörden  ausgeübt  werben  muß. 
SBenn  baber  noch  beutjutage  eine  erbliche,  bem  ©runb 
unb  ©oben  anbdngenbe  (9>atrimonials)©ericht$barfeit 
oorfommt,  fo  beper)t  biefelbe  nur  bureh  bie  ftiUfcövoeigenbe 
©enebmigung  (Gonnioenj)  unb  unter  ber  fortwährenden  SObers 
auffielt  beS  ©taatSoberbauptS,  welches  jtetS  ba«  9?ecr)t  t)at, 
fte  aufjubeben.  3n  fafl  aßen  ©taaten,  in  benen  $)atrimo* 
nial=©rrichtSbarfeit  befielt,  ift  in  neuerer  Seit  bie  Aufhebung 
berfetben  in  Anregung  gefommen  unb  eS  ift  gewiß,  baß  baS 
ganje  ©erichtSwefen  bureh  Goncentrirung  in  ber  feflen,  un« 
parteiischen  ^>anb  beS  ©taatS  »eretnfaebt  werben  unb  fomit 
an  (gleichmäßiger  Ausübung  gewinnen  muß.  SRan  theitt 
übrigens  bie  ©erichtSbarfeit  nach,  ber  ©röße  ihres  UmfangS 
in  etne  befc^rdnfte  (limirirte)  unb  unbefchrdnfte ;  in  eine  aütu 
nige  unb  gemeinfehaftliche,  welche  ledere  oon  SDiebren  jufants 
men  ausgeübt  wirb;  enblicb  in  eine  ordentliche  unb  außer* 
ordentliche.  35iefe  fyat  nur  für  befonbere  friU  flatt  unb  wirb 
von  ber  {Regierung  felbft  übertragen,  ©ie  r^eißt  beSfyalb 
auch  commiffarifc^e  ©erichtSbarfeit.  —  &ie  ©erichte  werben 
na<9  ber  S3erfcbiebenr>ett  unb  bem  Umfange  ber  ihnen  t>om 
<Btcntt  übertragenen  gunetionen  in  geiftltche  unb  weltliche, 
fowie  in  Gioil;  unb  ßriminals  unb  in  £)ben  unb  Unter: 
geriete  eingeteilt  2Me  erften  beiben  (Staffen  bebürfen  fei« 
ner  ©rfldrung.  Gioilcjerichte  nennt  man  fowol  biejenu 
gen,  welchen  bie  JBeftdttgung  (Konfirmation)  ber  jwifeben 
«prioatperfonen  oerr)anbelten  nicr)t  ftreitigen  SfechtSgefchafte 
obliegt  (ooluntaire  ober  freiwillige  ©erichtSbarfeit  ausüben), 
aiS  auch  biejenigen  ©ericbje,  weldje  ftcb  mit  ber  Leitung, 
Gntfd)cttunq  unb  SoUfhecfung  ber  ^mifcbm  ben  Parteien 
ftreitigen  Siebte  befdt)äftigen  (contentt6fe  ober  fheitige  ©es 
ricf)tSbarf eit  b,anb^aben).  (Sine  eigne  'Art  ber  Gim(geri$te 
ftnt  bie  griebenSgeric^te  (f.  b.).  2>a  bie  @ntfc|eibung 
jtreitiger  9cecb.tSfragen  nieb.t  fetten  wegen  Dunfetfjeit  ober 

tdn5lttb,er  ermangelung  fpetieller  ©efe<je  auf  einer  Weo>tS* 
berjeugung  beS  &i$terS,  Auslegung  unb  3(nwenbung  ber 
©efefce  unb  8iecb/tSgrunbf<S&e  beruht,  atfo  r)4ufig  mit  großen 


»4  Gerichte 

©cbTDierigfeiten  berbunben  tft  unb  3wetfel  bagegen  geftattet, 
fo  b,at  man  fd)on  in  frübern  3abrb,unberten  ben  ?>ärteien 
erlaubt,  tbre  ^rocejfe  nac&  ber  erjten  Gntfcbetbung  entwe^ 
bet  bemfelben  ober  oueb  einem  anbern  b^bfnt  0ericb,te  jur 
nochmaligen  Sntföeibung  «orjutegen.  ©eric^te  ber  leutem  3it 
nennt  man,  im  ©egenfa^e  gegen  bie  erftern,  äDbergericb,  te. 
3tucl)  füllten  fte  in  mannen  Sdnbern  wegen  ber  an  ße  ein« 
gemenbeten  Berufung  ben  Stamen  TfppellationS*,  £)ber* 
appettationSgertt^te,  ober  ©erid)te  jweiter,  britter 
Snftanj.    9tao>  ber  beutfa>en  IBunbeSatte  follen  in  jebem 
beutfeb^en  i93unbeSftaate  brei  folcber  Snftanjen  ftattfütben, 
b.     ben  Parteien  erlaubt  fein,  ibre  ^roceffe  brei  einanter 
untergeorbneten  unb  mit  ritterlicher  ©ewalt  t>om  Staate 
befteibeten  S3e^6rben  }ur  6ntfcb.eibung  oorjutegen.   £aS  in 
britter  Sn^anj  eingetplt«  ßrfenntniß  (Uttel,  ©entenj)  enti 
föeibet,  roenn  »on  i^m  feine  iöerufung  an  eine  noeb,  b^ere 
SJe&irbe  geftattet  wirb,  beftniti».  25aS  mut&wiaige  unb  un« 
gegrünbete  (frwole)  Äppclliren  an  eine  ^6bere  Snfianj  wirb 
m  mannen  ©taaten  betraft  unb  in  geringfügigen  8?edbt$fa: 
d)en  (b.  i.  9>roceffen,  beren  ©rreitobject  eine  fleme,  gefe^lidb 
feftgeftellte  ©umme  niet)t  überfc^reitet)  entweber  gar  nic^t, 
ober  bocf>  nur  befc^ranft  jugelaffen.    3n  Greußen  ift  bie 
hccfcfte  3nftan$  für  (Sioilfac^en  baS  gebeime  jbbertrunmat  in 
JBerlin,  in  ©adbfen  feit  1834  baS  ßberappellattonSgericbt 
ju  2>reSben.    3n  ©acb.fen  unb  einigen  anbern  Staaten 
2>utfcr)lanbS  ift  übrigens  ben  Untergerict»ten  nad)gclaffen,  bie 
Xtttn,  wenn  fie  niebj  felbft  entfe^eiben  wollen,  an  befonberS 
bierju  beftellte  ©prucr)  Kollegien  jum  „Söerfpruct)  Sied)tenS" 
su  oerfc^ieffn,  b.  ^.  ein  Crrfenntniß  oon  benfelben  einjubo; 
len.   ©obalb  ein  £)bergericr)t  in  einer  ©ae&e  al$  jroeite 
ober  britte  3nfianj  entfebieben  l;at,  febteft  eS  bie  Äcten  an 
bie  erfte  Snfcmj,  b.  i.  baS  Unteraericbt,  oor  welkem  fcer 
?)roceß  geführt  worben  ift,  jurüer.   liefern  liegt  nun  ob, 
für  »oUftrccfung  beS  UrtetS  ju  forgen,  fobalb  eS  reebttfrdf- 
tig  geworben  ijt.  ^ierju  ift  ein  sebntdgiger  3eitraum  erfo= 
berlicb,.    3(t  baS  betreffende  Urtel  wd^renb  beffelben  oon 
feiner  SRee^töfraft  bur$  dinwenbung  eines  gefeglic^  ertaub- 
ten SicdjtSmittclS  niebt  entbunben  worben,  fo  müffen  ficJ? 
feinem  ÄuSfprucb.  bie  Parteien  unbedingt  untenoerfen. 

2Die  Grtminalgericbte  befcbdftigen  fic$  mit  bet  Um 
terfud&ung  unb  öeftrafung  ber  SJerbred)er.  ?luo>  fte  wcr= 
ben  in  Unters  unb  jDbergericbJe  eingeteilt.  Sie  lefctem 
nennt  man  auc^  ^alS>  ober  peinliche  ©cridbte,  früher 
aueb  ÄinigSbann,  bie  JDberac^t,  bie  graiß,  baS  3entge= 
riebt,  baS  2Raleftjtecbt.  SJor  ben  Untergericbten  bürfen 
nur  fteinere  Vergebungen  (in  ber  Sieget  fol$e,  für  roelc&e 
bie  ©efe&e  nur  eine  furje  ©efdngntßfhafe  feftgefefct  bas 
ben)  unterfuefet  unb  beren  2$dter  jur  ©träfe  gebogen  »er» 
ben.  3Die  wegen,  größerer  $öerbrcc$en  einjuleitenben  Qximu 
natunterfueb^ungen  müffen  an  bie  oorgefefcten  SDbergericbtc 
|ur  Sortftedung  abgegeben  werben.  x)a&  geric^ttic^e  83er; 
fahren  in  ßrimtnalfac^en  geliebt  entweber  in  ber  gönn  bei 
3fnflageproceffe8  ober  beS  Unterfuct)ungSproceffcS.  2)a6  SBe; 
fen  beS  erftern  befielt  im  Allgemeinen  barin,  baß  ber  (Sri 
minatricr)ter  rtiebt  oon  AmtSwegen,  fonbern  nur  auf  ein« 
münbtict)  ober  fcr)riftlict)  bei  ibm  angebrachte  Älage  bie  Un 
terfud)ung  einleitet,  dagegen  bat  bei  8lio>ter  nach  bem  Un 
terfuchungSproceffe  oon  ÄmtSwegen  unb  ohne  »oraingigi 
2tnflage  bie  (Sruninalunterfuchung  ju  beginnen,  fobalb  c 
oon  ber  «Begehung  eine«  SöerbrechenS  gtaubwürbige  Aenntnif 


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Gerichte  195 


Gerichte 


erhalten  bat.  Aua)  liegt  ihm  ob ,  fowol  bie  Verbad)t$grünbe, 
n>elä)e  ber  juc  Unterfudmng  gezogene  Verbrecher  gegen  fid) 
hat,  ale»  alle  bie  Sftilbe runges  unb  ©ntfcbulbigungögrimbe, 
welä)e  für  benfelben  jpreeben,  mit  gleicht  ©orgfält  aufju* 
ü:chfn.  (Vcrgl.  Criminalrecbt  unb  Gefcbroorencn; 
geriefcte.) 

©erid)t$flanb  (forum)  nennt  man  ba8  ©eriebt, 
oor  welchem  3emanb  in  einer  bejKmmten  ©ad)e  fliegt  ju 
nebmen  bat  ober  nehmen  barf.    SRan  tbeilt  ibn  jupörs 
rerft  in  einen  unwillfurlicben  unb  natürlichen,  je  na<bbem 
man  in  einer  SlecbtSangelegenbeit  fieb  an  ein  brjtimmteö  ©es 
riebt  roenben  muß,  ober  ftd)  an  jebe$  beliebige  Gericht  wem 
ben  barf.   Da«  Se&tere  ift  in  ber  Kegel  bei  aßen  .fpanblum 
gen  ber  freiwilligen  ©eridjttbarfeit  gemattet,  j.  ©.  bei  Sie: 
Cognitionen,  SEeftamentenieberlegungen ,  GontractSconftrmaj 
tionen  u.  tgl.  m.    Die  wicbtigfle  (Stntbeilung  bco"  unwill* 
fürltc^en  ober  notbwenbigen  ©ericbte'ftanbea  ift  bie  in  ben 
allgemeinen,  bem  in  ber  Siegel  3eber  unterworfen  ifl 
(t)ierr>er  gebort  befonbert  ba$  ©eric$t  beä  £>rte6,  an' welchem 
man  geboren  ift  unb  wo  man  feinen  SBobnfig  bat)  unb  ben 
cremten  ober  prioilegirten.  ©inen prtPÜegirten  ©erid)t8; 
fianb  genießt  man  entweber  wegen  gcfefclicber  Vorjüge,  bie 
man  perfönlid)  bat,  ober  wegen  emer  befonbern  ßigenfa)aft  ber 
vS.idje,  bie  man  t»or  ©eriebt  ju  perbanbeln  bat.   6ine6  fot 
eben  perf&nhcbeii  Vorjugsreä)t$  erfreuen  ftdt)  außer  ben  ÜRifc 
gliefcem  be$  regierenben  «fpaufeö,  bie  ©cfanbten  (f.  b.) 
frember  3J?dä)te,  ferner  in  ben  meiflen  ©taaten  bie  b»ffä= 
bifjen  (f.  Jöof)  unb  fcbrtftfdffigen  (f.  b.)$erfonen,  bie 
©etfilieben  unb  böbem  {Beamten.  Unter  bie  restlichen  Anges 
legenbeiten,  welche  nad)  ben  meiflen  beutfeben  ©efe&gebun* 
gen,  ujrer  befonbern  Statur  wegen  /  bem  allgemeinen  ©eriebte 
ftanbe  entjogen  werben,  gebären  unter  Anberm  bie  &btfc 
eben,  bie  gcroibnlid)  oon  ben  ßonftflorien  (geiftlicben  ©e 
rieften)  erörtert  unb  entfebjeben  werben,    übrigens  gilt  in 
Gh?ilfad)en  im  Allgemeinen  bie  Siegel,  baß  Sctemanb  feiner 
orbentlicien  Cbrigfcit,  b.  t).  feinem  competenten  ©eriebte, 
entzogen  werben  barf.   3n  Griminalfacben  bat  aber  jeber 
Siebter,  wenigstens  jeber  inldnbifcbe,  ba$  Stecht  unb  bie 
'pfficbt  auf  ftd),  jeben  Verbrecher,  beffen  er  in  feinem  ©eriebte"« 
ieyxte  habhaft  werben  (ann,  jur  Untrrfucbung  ju  jieben  unb 
nötigenfalls  ;u  oerbaften.  Damit  ein  ©eriebt  feine  gunetio: 
nen  mit  ber  erfoberücben  fflhffamfeit  oerfeben  fann,  ifl 
oor  Allem  nötbig,  baß  bie  $crfonen ,  beren  gleichzeitige  ©e; 
gerrwart  ju  «fperjteöung  eineö  Pollftdnbigen  ©eriebts'  gefefctid) 
erfoberlicb  ift,  an  öericbtSftelle,  b.  b-  an  bem  £rtc ,  roo 
baS  ©eriebt  feine  ©i&ungen  bdlt,  beifammen  ft'nb.  3fl  bieS 
ter  gaU,  fo  fagt  man:  bie  ©erid)tebanf  ifl  geborig 
befe|t.    9lad)  gemeinem  Sickte  muß  jcbe$  ©criebt  wc; 
nigjlenS  au§  jwei  ^Perfonen  befleben.   Diefe  ftnb  ber  9?icr)s 
ter  unb  ber  ©eria)t$fcbreiber  (ÄctuariuS).   Der  Siebter  hat 
tai  ©an^e  $u  leiten  unb  baö  Urtel  ju  f»recbcn.  Die  Pflicht 
brt  ©erid>t$fcbreibcr3  ifl ,  31  lleö ,  was"  »or  ©eria)t  ttertjanbett 
roixh ,  nieberjufd>reiben  unb  in  bie  Acten  ju  bringen.  3fl 
:or  3liä)ter  unb  ber  ÄctuariuS  in  ©ner  ?)erfon  oereinigt, 
reic  bieS  bei  fleinern  ^)atrimonialgericbten  oft  ber  gall  i|T, 
fo  «erlanqt  man  in  oielen  ?dnbern,  j.  SS.  in  ©aebfen,  noch 
l«ic  Anwefenbeit  »on  ©eria)t6beififeern  ober  fogenann: 
:cn  ©tbop pen.   Aua)  wirb  beren  ^injujiebung  nicht  fei; 
ten  ftir  befonberS  wid)tige  Sdlle  porgefebrieben,  j.  33.  bei 


wiebttgen  ßriminalunterfucbungen.  Der  äBorfleber  beö  ©ej  ' 
ricbtS,  ber  Sfrcbter,  beißt,  wenn  biefeö  ein  fön.  Untergericht 
irr,  in  mand)en  ©egenben  Amtmann,  ©erid)tdamtmann,. bei 
ben  $atrimonia(gericbten  ber  ©tdbte  gercöbnlich  ©tabts 
riebter,  außerbem  ©eria)tSbirector,  ©erid)t$bais 
ter  ober  ©ericbtäoerwalter,  im  ©egenfa^e  ju  bem 
©eriebtöberrn,  b.  i.  bem  ©gentbumer  beg  be'treffenben 
9)atrimonia(gericbtS.  Die  Sorfteber  ber  obern  unb  bod)ßen 
©eriebte  führen  gew6bnlicb  ben  2itel  $rdftbenten,  unb  bie 
unter  ibnen  jlebenben  ©eriebtöfebreiber  ben  2itel  ©eeretaire. 
Die  übrigen  bei  einem  ©eriebt  angeflellten  ^erfonen  beißen 
nach  ben  ibnen  obliegenben  ©efcbdften  ©ericbtdCanjli: 
jlen,  Gopiflen,  ©ertcbtSboten,  ©ericbtSbiener,  ©e» 
ricbtSfrobne  u.  f.  w.  —  ©eridjtßfolge  nennt  man 
bie  Dienfle ,  welche  in  polieeilicben  unb  yeinlid)en  Rallen  ju 
Auffucbung,  ArTetirung,  £Bewacbung  unb  ÜranSoortirung  ber 
Sanbfheicber  unb  S3erbrecber  auf  Verlangen  fceo  Slid)terS 
pon  ben  ©erid)t6untertbanen  geleiflet  werben  muffen.  Auch 
nennt  man  bie  leerem  felbft  bie  ©ericbtöfolge,  infofern  fie 
eben  bie  erwähnten  Dienfle  Perricbten. 

©euebtägebraueb  ober  ©ericbtSbraud)  heipen 
bie  reebtlicben  ©runbfä^e,  weld)e  ein  ©eria)t  angenom: 
men  bat  unb  mit  <3onfequen}  befolgt.  Der  ©erid)td: 
brauch  ifl  ein  formeller,  infofern  er  [ich  auf  ba6  ges 
riebtiiehe  SBrrfabren  bejiebt,  ein  materieller,  wenn  er 
Cnnfluß  auf  bie  Sntfrbeibung  felbfl  bat.  (Sin  ©eriebt  barf 
unb  foK  fogar  in  ber  Siegel  ben  einmal  angenommenen  ©e> 
ricbt&braucb  fo  lange  beobachten,  biö  berfelbe  nid>t  bureb 
auäbrucf liebe  ©efe^e  abgefebafft  wirb,  ©erichtsbanbeis- 
bücber  ober  ©erid)töbanbel8örotof olle  finb  bie  IBus 
eher,  in  wcltbe  bie  Pom  ©eria)t  conftrmirten  Skrtrdge  ber 
^rioatperfonen ,  bie  oon  ibm  ertbeilten  donfenfe,  j.  50.  bie 
Einwilligung  3U  Aufnahme  bopotbefarifeber  &cbulben,  fers 
ner  bie  an  ©ericbtöflede  Pon  9>ripatperfonen  geleifleten  Quit- 
tungen unb  S^erjicbte  u.  f.  w.  eingetragen  werben,  ©es 
rid)t$foflen  ober  ©eriebtögebubren (3ubicialien) ftnb 
bie  bureb  Verfügungen  unb  fterbanblungrn  eine$  ©ertcr^ti 
erwaebfenen  Äofien.  (Sin  ©erid)t  bot  baS  Slecr)t,  ferne 
äoflen  oon  bem  3ab(ungdpflicbtigen,  wenn  fie  fonfl  ba8  y. 
fefelicbe  9)iaß  niebt  überfd)reiten,  im  äBeigerungäfalle  fofort 
burä)  Anwenbung  erecutioifeber  äwangemaßregeln ,  j.  SÖ. 
burd)  AuSpfdnbung,  bei  zutreiben.  ©ericbtSnu^ungen 
nennt  man  bie  pecuniairen  83ortbei(e,  rcelebe  mit  bem  »e- 
ft|e  einer  ©ericbtSbarfeit  oerbunben  finb.  ^ierber  gebftrt  5.  Sö. 
bai  Sleä)t  be$  ©erieht&lierrn ,  bie  ©trafgelber  pon  feinen 
©ericbtSuntertbanen  für  fid)  ei nju riehen.  Unter  ©ericbtS; 
orbnung  perflebt  man  benjenigen  Sbeil  ber  ©efe^gebung 
eines  ©taatee ,  welcher  bie  bei  jDrganifation  ber  ©erid)te  unb 
bie  bei  bem  gerichtlichen  Verfahren  ju  beobaebtenben  Vor: 
fehriften  enthalt,  gälfchiich,  wiewol  nicht  feiten,  wirb  bieä 
2Bort  gleicbbebeutenb  mit  ^)roteßorbnung  (f.  b.)  ge» 
braucht.  G  er  i  cb  t  e  fpr  eng  c  I  ober  Öe  ri  cht  ?  bewirf  ifl 
ber  örtliche  Umfang  ber  ©enebtebarfeit.  Da6  ©eria)t  barf 
ihn  eigenmächtig  nicht  uberfebreiten  unb  muß  beffen  Ver- 
legung oon  einem  anbern  ©eriebte  bei  Vermeibung  eignet 
Verantwortlicbfeit  feiner  jDberbeb6rbe  anzeigen.  SBill  ein 
©eria)t  auf  einem  fremben  ©ericbtSberirfe  etwa«  Polljieben, 
fo  muß  eä  ben  dichter  be§  ledern  bierju  in  Anfprud)  neh= 
men  (reguiriren).    ©eritbtStage  nennt  man  bie  Sage, 

25* 


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an  welken  bic  ©erlebte  ihre  Sifeungm  halten.  £>ocf>  fommt 
tiefe  {Benennung  in  ber  Sieget  nur  bei  fleinern  Matrimonial 
gerieten  »or,  wett&e  bei  bem  geringem  Umfange  ihrer  ©e* 
födfte  mir  »on  3eit  ju  Seit  einmal  ©jungen  halten.  — 
öerid)tiict)e  ?trjnctf  untc  ift  trr  SEbeil  fcer  Ärmeifuntf, 
welken  ber  {Richter  erlernen  muß,  um  in  »orfommenben 
gällen  einen  richtigen  Sunt  beriet  entwerfen  ju  tonnen,  u  8S. 
über  bie  SMbtlicbfeit  ber  an  einem  &i(b>am  entbeeften  SBun* 
ben.  9tun  pflegen  gwar,  befonber«  in  großem  Gerieten, 
hierzu  gewöhnlich,  eigne  ©  erict/tödrste  verpflichtet  ju  wer» 
ben,  allein  roenn  biefe  nicht  gleich  ju  tyaben  ftnb  unb  ©ei 
fahr  im  Berjuge  ift,  fo  ift  c«  nötbtg,  baß  ber  {Richter  be* 
ren  vsteue  etnigermapen  oertreten  rann. 

C?«  würbe  bereit«  bemerft,  baß  bie  ©eriebte  fü$  eigentlich; 
nur  mit  bem 9tr$tfprec$ en  ju  befeb^ftigen  haben.  3n  tiefe» 
©ejiebung  bilben  fte  bie  britte  ber  brei  Staatsgewalten ;  biefe 
ftnb  ndmlicb  bie  {Regierung«gewalt,  gefefcgebenbe  ©ewatt  unb 
bie  rtc^terltd^e  ©ewalt.  Dte  erflere  btefer  ©ewalten,  aud)  bie 
»oUjiebenbe  genannt,  bat  jwar  ba«  au&fd)iie [liiere  Kecbt, 
neue  ©efefee  ju  beantragen  unb  bie  Berfaffung  ber  ©erichte  s,u 
orbnen,  ffe  barf  aber  nie  eigenmächtig  in  ben  ©ang  geriet« 
'   lieber  Berbanblungen  eingreifen,  fo  lange  biefe  ndb  m  ben 

friedlichen  ©renken  bewegen,  Sie  führt  baber  jwar  bie 
ortwdbrenbe  SDberaufftcht  Darüber,  baß  bie  ©eriebte  bie  ifj; 
nen  obliegenben  Functionen  gehörig  erfüllen,  aber  fte  bat 
burct>au«  fein  {Recht,  ftd>  in  bie  gffcfemdßigen  QEntföeibun* 
gen  ({RecbtSfprüc&e)  ber  ©erichte  ju  mifeben.  Bor  ben  3u= 
fttjminifter  geboren  bie  klagen  wegen  verweigerter  ober  »er« 
nactldfjTgter  Sufrij,  aber  feine«weg«  fommt  ihm  bie  Xbdn* 
berung  ober  Betätigung  gerichtlicher  Urtel  ju.  Erlaubt  ftcb 
bie  {Regierung  begleichen  willfürlicbe  (Singriffe  in  bie  ©e* 
richtSoerfafTung,  fo  nennt  man  bie*  GabinetSjuflij.  Sie  tfl 
flet«  ein  Äennjeieben  be«potifcher  S?egierung*formen.  ©n 
wefeutliche«  SRittel  ju  £erjlellung  ber  erfoberlicben  Unab» 
bdngigfeit  ber  richterlichen  ©ewalt  beffebt  barin,  baß  ber 
{Regierung  nicht  gejtattet  wirb,  bie  einmal  »on  ibr  angeftell; 
ten  ©ertcbtSbeamten  wiOrurlici)  wieber  abjufefeen.  2Ran 
nennt  bie«  mit  einem  fehlest  tat.  SBorte  bie  3namo»ibt* 
litdVber  Stkbter,  welche  in  ben  meijten  ciotliftrten  Staaten 
Europa«  eingeführt  ifl.  Di  ffe  Selbfldnbigfeit  ber  ©eridbte 
ifl  fchon  beSbalb  fehr  notbwenbig,  weil  btefe  auch  über  bie 
ton  ben  Unterthanen  gegen  bie  Regierung  felbfl  im  aefefclis 
eben  SBege  erhobenen  Älagen,  fowte  über  bie  Strafbarfeit 
ber  »on  ben  Unterthanen  gegen  bie  Regierung  begangenen 
Berbredjen  ju  entfebeiben  haben.  —  lüic  gerichtlichen  QnU 
fcheibungen  ftnb  auf  bie  beftebenben  ©efefce  ju  grünben. 
Bon  tiefen  objugeben  if}  bem  Seichter  in  feinem  $aQe  ae* 
flattet,  auch  bann  nicht,  wenn  bie  Beftimmungen  ber  ©e* 
fefee  nur  Formalitäten  betreffen  ober  feiner  inbieibuetlen  über« 
jeugung  wiberfprechen.  STbut  H  ber  {Richter  bennoch,  fo 
maßt  er  fieb  eine  ihm  ganj  frembe  gefe|gebenbe  ©ewalt  an 
unb  bleibt  für  bie  überfebreitung  feiner  ©renjen  oerantworfc 
lieh.  3n  ßnglanb  unb  granfreich  ftnb  ju  Prüfung  unb 
Berwerfuna  ber  gerichtlichen  Cntfcheibungen  in  biefer  Be« 
jiehung  befonbere  Behörben  eingefe|t.  ®ie  führen  in  Jranf» 
reic^  ben  «Raraen  öaffationShofe.  3n  Dcutfchlanb  hat  man 
bafur  bie  fogenannten  9(ichtia,feit3flagen,  mittelö  welcher  ben 
Unterthanen  erlaubt  wirb,  bie  Befchwerben  gegen  eine  ge> 
richtliche  Cmfcheibung  »or  einer  hob«"  Bebörbe  anjubnn» 


gen.  —  Gbenfo  frreng  wie  t>on  ber  gefeftgebenben  foQte  et> 
gentlich  bie  richterliche  ©ewalt  auch  »on  ber  ooQriebenben 
ober  9feaierung*8 ewalt  gefchieben  fein,  wie  bie«  auch  in 
granfreich  unb  Cnglanb  grißtenthei»  ber  gaff.  ift.  ®o 
werben  v  B.  in  biefen  Staaten  bie  (Sriminalurtel  nie  »on 
bem  ©encht,  welche«  f!e  gegeben  hat,  fonbern  ffets  »on  be> 
[entern  !Regierung«beamten  »oQfrrecft,  welche  in  granfrti* 
Aronanwalte,  in  Cnglanb  ©i?eriffs  Reißen.  3n  jDeutfcblanb 
bagegen  ftnb  bie  ©erldbte  gräßtentbetl«  auch  mit  erecutioer 
©ewalt  beflcit et,  jeboch  faft  burchaangtg  mit  ber  Befchrän- 
fung,  baß  in  wichtigem  Griminalfauen  bie  Straferfenntniffc 
nicht  ohne  »oraangtge  beooUmachrigenbe  Berorbnung  ber 
{Regierung  »on  ben  ©eriebten  ooUjoaen  werben  büefen. 

2öa5  entlich  bie  @taatS>  ober  »olferrechtlichen  ©renken 
ber  ©ericbt«barfeit,  alfo  ba«  Berhältniß  ber  ©eriebte  ver-- 
fchiebener  Qtaattn  ^ueinanber  betrifft,  fo  gilt  hierüber, 
wenn  bie  ©taaten  nicht  unter  fieb  biefe«  Berbaitniß  burch 
befonbere  Bertrdge  ge»rbnet  unb  fefigefttllt  hahm,  im  "201= 
gemeinen  bie  {Regel,  baß  fein  ©ericht  im  2tu«(anbc  irgenb 
eine  ©ewalt  auszuüben  befugt  ifl.  hiernach  iß  ein  inlanbi-- 
fche«  ©ericht  nicht  »erbunben,  bie  entfeheibungen  au«wärtn 
ger  ©eriebte  anjuerf ernten  ober  ben  Berorbnungen  berfelben 
golge  ju  leiften.  2Me  in  6i»ilfachen  gegen  Snglänbex  »on 
auölanbifchen  ©erichten  gegebenen  (Sntfcbeibungen  werben  in 
(eitglanb  »on  ben  Beh6rben  nur  bann  »oQ^retft,  wenn  bie5 
ohne  eingriffe  in  ba«  ©runbeigentbum  unb  ohne  Beraubung 
ber  perfonlicben  Freiheit  bc«  Berurtbeilten  gefchehen  fann. 
3n  granfreich  futbet  bie  BoQjiehung  eine«  im  Xu«lanbe  gt- 
fprochenen  Urtel«  gegen  einen  granjofen  nur  nach  »org&ngi 
ger  {Re»ifton  be«  ganjen  VcMeffrJ  flatt.  25a«  Berhaltnif 
oer  latotigeriajtsoarreu  oer  oeur|com  Staaten  |owoi  unter; 
einanbex,  a(«  gegen  ba«  Xu«(anb,  ift,  ba  wir  hierüber  bis 
jefet  noch  feine  auSreicbenbe  allgemeine  ©efe^gebung  hoben, 
febwanfenb.  3n  driminalfachen  hat  jjebec  Staat  ba«  {Recht 
unb  bie  Berbinblicbf eit,  bie  in  feinem  ©ebiet  begangenen 
Berbrecben,  fowol  an  3nlänbern  al«  an  2lu«lAnbem,  ju  h 
fhrafen ,  ob  nach  ben  inlänbifeben  ®efe|m  ober  nach  ben  ©e> 
fe^en  be«  ganbe«,  bem  ber  Berbrecber  angehört,  ifl  winfurlich. 
SDcan  wählt  gewöhnlich  bie  in  ber  Aeünat  be«  Berbrecber^ 
geltenbm  ©efe((e  nur  bann,  wenn  fte  milber  ftnb,  al«  bie 
tnldnbifcben.  (gbenfo  hat  jeher  Staat  ba«  Stecht,  feine  Un- 
tertanen, bie  im  Xu«lanbe  ein  Berbrechen  begangen  t)aben, 
nach  ihr«  {Rücffehr  jur  Unterfuthung  unb  Strafe  ju  jie^en, 
benn  burch  ba«  bloße  Berweilen  un  2(u«lanbe  fy&tt  man 
nicht  auf,  Staatsbürger  feiner  ^»eirnat  gu  bleiben.  SBirb  ein 
Berbrecher  flüchtig,  fo  fann  etn  auswärtiger  Staat,  unter 
beffen  Scbu|  er  ftcb  begeben,  jur  Auslieferung  beffelbcn 
rechtlich  nicht  gejwungen  -werben.  J)ie  beutfeben  BunbeS^ 
flaaten  liefern  ftch  jufolge  befonberer  übereinfunft  bie  Ber= 
breeber  gegmfeitig  au«.  2>ie«  ift  auch  um  fo  nctbwenbigtT, 
al«  in  Runen  Staaten  ba«  Austreten  in  ein  frembe«  Staats- 
gebiet mit  wenig  Schwierigfeiten  »erbunben  ift,  unb  bc. 
her,  wenn  jene  Bereinigung  nicht  frattfäntc,  bo«  flroflcfc 
Beriefen  ber  Qrimmolgefe^e  in  Deutfchlanb  febr  begänfligt 
fein  würbe.  Uberhaupt  ifl  bie  Crrbattnng  unb  Berbeffcrung 
ber  ftttlicben  Drbnung  ber  qcmeinfdjaftltct>e  3wecf  aller  citi- 
liftrtm  Staaten,  ber  nur  bann  erreicht  werben  fann,  wenn 
Berbrecher  nhrgenb  mehr  eine  gretftatte  für  ihre  Scbanbtbr 
ten  finben. 


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Oermain  199  Geruch 


<S*rmom  (®raf  ©aint«),  einer  be»  gewanbtefien  S$e* 
trügt:,  bie  rt  jemals  gegeben  hat.  Qt  war  ein  SRann  tum 
bem  feinfien  benehmen,  von  ber  graten  ©ewanbtbeit,  Poll 
ber  raanmcbfaltigjten  Jtenntniffe  unb  b^tte  ein  fer>r  empfeb» 
lenbeS  Außere.  Dabei  erzählte  er  aber  »on  [ich  felbfl  bie  wun» 
berbarflen  Dinge,  bie  fo  obgefömacfi  waren,  baß  man  ibm 
rrahrfcbemUcb  nirgenb  (Blauben  gefebenft  hätte,  wenn  @. 
nicht  auf  eine  bocbjt  gemanbte  SBeife  [ich  bureb.  83enufeung  ber 
fdjwacben  Seiten  berjenigen  ^erfonen ,  mit  beneu  er  e3  eben 
ju  thun  hatte,  Bertrauai  gu  »erfebaffen  gewußt  bitte,  Wicht 
nur  rühmte  er  [ich  in  ©efitj  großer  aldjijmijlifcber  J&nnt« 
niffe  £u  fein,  (jbelfleine  machen  unb  bie  jäufunft  twberfa* 
gen  gu  tonnen,  fonbern  er  etgdbtte  auch,  baß  er  fclbft  350 
3abre  alt  fei,  ftcb  wicberbolt  in  3nbien  aufgebalten,  bort 
jebeime  ©eiöbeit  geholt  tjabe,  unb  einen  ÜebenStbee  be* 
n§e,  welcber  bie  Sugenb  wiebergebe.  3u  ben  Talenten, 
bie  ©.  wirf  Ii  d)  befaß,  geborte  ein  meiflerbaftc»  Sßiolina 
fpieL  Äud?  febrieb  er  etwas  DicrirteS  jugteieb  mit  beiben 
^änben  auf  gwei  Sogen  Rapier,  unb  bte  gleicblautenbcn 
cebrifren  waren  aud>  in  ber  #anbfcbrift  niebt  gu  unterfdm» 
ben.  Gr  fübrte  ein  berumjiebenbeS  Sieben,  inbem  er  fitt) 
an  ben  »erfdjtebenjien  £>rten  unter  »erfdjiebenen  Warnen 
Äpmar,  9Rarqui$  be  SBetmar,  ©raf  SEgarogp,  (Sbeoalier 
Scboning,  ©raf  ©oltifoff  u.  f.  w.)  auffielt  unb  fieb  tneti 
fteuS  in  ben  böebfien  <5trf ein ,  ja  felbjl  an  mebren  #öfen 
Zutritt  gu  prrfc&affen  wußte.  Wtan  bat  nie  erfahren  fön» 
nen,  wann  unb  wo  er  eigentlich,  geboren  wotben  fei  Söabr» 
fcbetnlicb  war  tr  ein  ^ortugiefe.  Gl  trat  guertl  1770  ju 
$aril  in  ben  oornebmfien  ©tfeÜTebaften  auf,  bielt  ftcb 
bie  lebte  3<it  feines  geben}  beim  fcanbgrafen  Aar!  t>on  Reffen 
auf,  unb  jtarb  1795  wol  über  80  3abre  alt. 

<?fnrtantais  (ödfar),  einer  ber  ebelften  SRenfcben  unb 
auSgejeicbnetflen  gelbberren  8?om$,'welcbet  bureb  fein«  ©t*g* 
über  bte  alten  beutfeben  SJÖlferfebaften  (bie  ©ermatten)  fieb 
hoben  9fubm  unb  ben  ffieinamen  ©ermanicuä  erwarb.  (St 
war,  geb.  15  ».  Öhr.,  ein  Sohn  beS  ßlaubiuS  DrufuS 
Wero  unb  ber  Antonia,  einer  Stiebte  be8  Augufhti,  unb 
würbe  von  feinem  Cbcim  SEiberiuS  aboptirt.   A13  SEiberiuS 
;ur  Sfegierung  tarn,  rerfurbte  ein  Xbeil  be§  #eer3,  bei  wcl» 
bem  bet  junge  Gdfar  mebt  in  ©unjt  (tanb  als  SiberiuS, 
ibn  gu  bewegen,  ftcb  ber  4?errf<baft  gu  bemaebtigen;  aber 
<iäfar  ging  auf  biefe  $länc  nict)t  ein,  fonbern  führte  fein 
ieer  gegen  bie  SRarfen,  eine  germanifdje  Cölferfcbaft.  Qt 
•rfiegte  fe,  fowie  in  ben  fotgenben  3abren  bie  Äatten  unb 
:  cruäfer.   Stm  (5ege|re8,  bem  ®d)wiegert)ater  be3  ^)crs 
n:an  (f.  b.)  ftanb  er  gegen  feinen  ©cbwiegerfobn  bei  unb 
rjbm  bei  biefer  ©elegenbeit  .^erman'S  ©cmablin,  Zhuh 
letba,  gefangen,    ©ferfücbtig  auf  ben  jieggeWntcn  Gdfar, 
rief  iiibcriuS  benfelbcn  mit  erbeucbelter  Siebe  jurücf  unb  bc= 
•  :'Jigte  tym  bie  ®bre  be&  5Eriumpb§.   Äber  aud;  in  SRom 
-rar  ibm  ber  giebling  be8  Sßolfeä  wie  ber  Jtrieger  ein  £ont 
in  2tuge  unb  fo  febtefte  SKiberiuS  ©.  nacb  ben  morgenlcinb. 
^rotin^cn  be5  großen  JRömcrreicbS,  inbem  er  ibn  jum  £bcr= 
vefebl&baber  beä  gangen  IDrientS  ernannte.  .Raum  im  3Ror; 
^rtUmbt  angefommen,  erfranfte  ©.  unb  ftarb  19  n.  Q\)t. 
ööcbj  wabrfcbeinlicb  war  er  »ergiftet,  entweber  auf  beim» 
lieben  Sefebl  beä  SiberiuS  ober  codi  ibm  ju  ©efaQen. 

^frmaniömfn  beißen  biejenigen  ©gentbümlicbfeitcn, 
;urcb  welebe  fieb  bie  beutfet)«  ©pracbe  in  ÄuSbrücfen  unb 


SBenbungen  öon  anbfln  ©praeben  unterfebeibet  unb  in  be» 
nen  ftcb  baber  am  meiften  ber  Qfyaxalta  ber  beutfeben  ©pratbe 
au&brucft.  Söfim  übertragen  au$  ber  beutfeben  in  eine  an-- 
bere  ©pracbe  muß  man  ftcb  wol  bäten,  biefe  (Eigentum« 
liebfeiten  in  ber  fremben  ©pracbe  nacbgubtlben. 

6fT0tf  (bie)  tfl  eine  ber  nüfclicbfien  ©etr eibearten,  in* 
bem  bie  ©amenfruc&te  berfelben  jur  Bereitung  ber  ©raupen, 
'be«  IBiere«,  jum  JBiebfutter,  jum  Jörob  u.  f.  w.  »erwenbet 
werben f  unb  aueb  ba«  ©trol)  ein  gute«  Siebfuftet  gibt, 
©ie  wirb  gewibnlicb  nur  alJ  ©ommerfrutbt,  feltner  auet) 
al«  SSBinterfrucbt  (f.  ©e treibe)  angebaut  unb  »erlangt  »um 
guten  ©ebeiben  flet«  einen  fetten  unb  febmeren  ©oben.  XJon 
ben  anbern  ©etreibearten  unterfebeibet  fieb  bie  ©erfte  buret) 
il)ren  furjen  ©tengel  unb  bie  langen  ©rannen  an  ben 
ren.  65  gibt  eine  große  «Wenge  »erfebiebener  ©erfienarten, 
welctje  man  tbeil«  nad)  ber  3eit  ber  3(u5faat  in  Sommer* 
unb  SBintergerfie,  tbeit«  uacb  ber  ©roße  unb  ©eflatt  ber 
Äorner,  t^eile»  enblid)  nacb  ber  j&bj  ber  Kdbm,  in  benen 
bieölüten  jleben,  in  jweijeilige,  »ierjeiliae,  fecb>  ober  »iel* 
jeilige  unterfebeibet.  Die  gute  ©erfle  erfennt  man  an  niebt 
aHjugropen,  aber  febr  oollen  Äirnero,  gldnjenber  garbe 
unb  weißem,  feflftfeenbem  Wlttye. 

($rruct)  begeiebnet  fowol  bie  riechbaren  Seflanbtbeile  eines 
JtörperS,  ald  ben  ©erueböftnn.  Da*  jDrgan  beS  leejtem  ifl 
bie  9lafe  (f.  b.)  mit  ibrer  fcbleimbdutigen  Xuöfteibung  unb 
ben  in  biefer  ftcb  oerbreiterfben  ©erueböneroen.  Dieienigen 
abeileben,  welebe  ein  rieebenber  Äirper  »on  aüen  fünften 
feiner  S?berflacr>e  auSfh6men  läßt  ober  bie  ibm  bureb  bie  fßu 
»egung  ber  8uft  entriffen  werben,  eerbreiten  fi<b  tri  biefer, 
unb  werben  bureb  bat  (Jinatbmen  in  bie  Wafe  unb  hier 
mit  ber  ©(feleimbaut  in  SJerübrung  gebraebt,  wo  fie  bann 
bet  ©erucbSner»  in  feiner  gangen  Ausbreitung  emppnbet. 
Dringen  bie  rieebenben  tytiläjm  bureb  bie  beftältbig  offen: 
flebenben  9iafenlöcber  aueb  »on  felb|i  em,  obne  baß  e*  baju 
erfl  be§  ßinatbmen«  bebarf  (we$b<rib,  mm  w\v  un8  ejnfm 
üblen  ©erudje  entgieben  woDen,  wir  bie  Stofe  ginglicb  «er» 
fcbließen  muffen;,  fo  gelangen  fte  bo<b  «rfl  bureb  bie  mit 
bem  ©natbmen  oerbunbene  ^Bewegung  ber  Suft  in  bas 
innere  unb  namentlicb  in  ben  obern  Übet!  ber  Wafcnböblc, 
wo  fieb  oorgugftweife  ber  ©eruebsneroe  ausbreitet.  Die  Ser: 
riebtung  be8  dfiecbenS  wirb  bei  bem  üRenfcben  auf  mannieb» 
facbe  Art  bureb  bie  ©truetur  beS  ©erucbSorganeS,  bet  ftofe, 
erleicbtert  unb  begiinfiigt  <?rwdbnung  »erbienen  in  biefer 
ffiegiebung  bie  b»b«  ©teile,  welebe  bie  9tofe  an  bem  menfef»» 
lieben  Äorpcr  einnimmt,  bie  borijontale  Unb  nacb  unten 
gebenbe  9?id)tung  ibrer  Öffnungen ,  bte  f norpelige  IBefcbaffen» 
beit  unb  ffieweglicbfeit  ber  9eafenflügel  u.  f.  w.  Der  ©c; 
rud)  ifl  jeboeb  ber  unvoUtommenfie  ©inn  be5  JDtenfcben, 
wdbrcnb  ibn  bic  %f)\txt  in  beiweitem  b^benn  ©rabe  U-. 
ft|en.  3Renf<ben,  bie  in  einem  toben  Gulturguftanbe  (eben 
unb  ftcb  mebr  bet  ibnen  gu  ©ebote  jtebenben  naturlicben 
^)ülf5mitte(  bebienen  muffen',  geiebnen  ftcb  butcb  febarfen  ©c 
tueb  auS;  fo  g.  S.  bie  Sieget,  welche  im  ©tanbe  finb, 
butib  ben  ©etueb  ut  uirterfebeiben,  ob  ein  SRenfcb,  ber  fieb 
ibnen  nähert,  ein  xBeißet  obet  ein  Weger  ifr.  Der  ©eruebt" 
ftnn  bient  oorgüglicb  gut  Crfotfcbung.bet  ffigcnfdjaften  ber 
£uft,  bie  wir  atbmen,  unb  bet  Wabrungtmtttel,  bie  un$ 
bargeboten  werben.  An  bat»  SSunberbare  grengenbe  Dienfie 
leiftet  ber  ©erueb  ben  S£i>tcrcn,  fo  j.  ß$.  bem  ^»unbe,  ber 


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Gesandte  1! 

burdj  ihn  tm  ©tanbe  tfi,  feinen  Qtxm,  von  bem  «  t>ieU 
leicht  SReilen  weit  hinweggebracht  worben  ift,  beffen  28of>» 
nung  ober  ihm  jugebörige  verlorene  ©egenftcmbe  n>iebec  auf« 
jupnben.  Die  JBrauchbarfeit  beS  äunbeS  jur  3agb  beruht 
auf  bet  ©chärfe  feines  @eruct)S.  auch  foUen.  iure!)  btn 
©eruch  geleitet,  bie  ßugvögel  fkiä  narih  ben  nämlichen  SDr* 
ten,  bie  fte  früher  bewohnten,  jurütf  fliegen  u.  f.  w.  SSiele 
fc&iere  ftnben  nur  mit  pfiffe  threS  feinen  ©eruct)$  biejeni» 
gen  SlahrungSmittet  auf,  bie  ihnen  jufagen,  unb  werben 
anberwfeitS  allein  burcb,  it)n  vor  ©iften  gewarnt.  Der  ©e= 
rucbi-finrt  i(t  mannen  franfhaften  5B«anberungen  unterwor» 
fen.  ©elfen  fehlt  er  in  golge  urfprünglicher  SBilbungSfehler. 
gortwctyrenbe  JReijuna  ber  SRafenfchleimhaut,  ©eföwüre 
berfelben,  franfbafte  jjufMnbe  ted  ©ehimS  f6nnen  völligen 
SJerluft  beS  ©erucr)SftnneS  jur  golge  haben.  SBihrenb  ei* 
neS  heftigen  (Schnupfens  fchwinbet  er  ebenfalls  für  einige 
3«t,  fehrt  aber  nad)  bem  Aufhören  beffelben  jurücf.  SBJi* 
bernatürltch  gefletaert  «fchemt  er  bagegen  juwetlen  bei  ner* 
ecnfd  .v.:.:  .  i  Unionen  unb  folchen,  bie  an  einer  franfhaf* 
ten  Erregung  beS  ©ehirnS  leiben.  Mitunter  machen  nur 
beflimmte  ©erücbe  einen  unangenehmen  ßinbruef  auf  ber« 
gleiten  SRenfchen.  20l$u  jlarfe  ©erürfjc,  namentlich  wenn 
fte  anhaltenb  eingefogen  werben  (j.  25.  von  gilien),  jieben 
äopffchmerj,  JDhnmacbt,  ja  wol  gar  Stob  nach  f»*,  bah« 
man  fiel)  hüten  foH,  ftarfricchenbe  ©eaenftanbe  in  ben  3im» 
mem  ju  leiten,  ©ine  franft)afte  Umftimmung  beS  ©erucbS- 
i'imtc»,  Vermöge  beren  angenehme  ober  unangenehme  @e< 
rA.bc,  bie  nicht  vort)anben  ftnb,  wahrgenommen  ober  auch 
wibrige  ©erüche  abficr/tltcr)  aufgefucht  »erben,  beobachtet 
man  fafi  auSfchliefjlich  bei  Iwpoctjonbrifchen  unb  hvfarifchen 
^erfonen.  JBiSweilen  foUen  SRenfdjen,  bie  an  (Spilepfte  lei» 
ben,  turj  vor  bem  Anfalle  Teilchen  ju  riechen  glauben, 
ober  ftch  im  ©egentheil  über  einen  Übeln,  unangenehmen 
©eruch  befragen.  Die  (Sintheilung  b«  ©eruche  riedmiber 
©egenjldnbe  in  angenehme  unb  unangenehme  (ftinfenbe)  ift 
fe()r  unbeflimmt,  weil  e$  eigentlich  reinen  an  ftch  fcf>lccfotctt 
©eruch  gibt,  benn  ieber  aU$u  ftarfe  @erucb  wirb  unangenehm, 
wogegen  auch  t>6c^fl  übelriechenbe  Jtörp«,  in  fehr  Keinen 
Dofeit  anaewenbet,  einen  angenehmen  ©eruch  erjeugen. 
jjwifchen  ©eruch  unb  ©efehmaef  berrfebj  eine  ähnliche  SBer» 
wanbtfchaft,  wie  jwifchen  ©eftefct  unb  ©ehör,  fobafj  bie 
SBabrnebmungen  beiber  Sinne  ^duft0  miteinanb«  verwed> 
feit  werben.  (SJergl.  ©inne.) 

(6cöanMe  werben  bie  bevollmächtigten  ©efch<SftSführ« 
genannt,  welche  von  ben  (Regierungen  an  frembe  $öfe  bei 
einjelnen  ©eleaenheiten  (außerorbentliche)  ob«  für  bejtdnbtg 
(orbentliche)  abgeorbnet  wnben,  um  bort  baS  83efte  beS  vas 
terldnbifchen  ©taatS  wahrjunehmen.  Die  befldnbigen  ©es 
fanbten  ftnb  erit  feit  ©nbe  be6  16.  Jahrb.  ©itte  geworben, 
feitbem  ein  ununterbrochener,  lebhafter  SJerfehr  jwtfchen  ben 
gebilbeten  5B6lfern  (Suropaä  jlattfinbet.  3»an  unterfcheibet 
brei  »erfcbwbene  Glaffen  ber  ©efanbten.  Den  eorncbmften 
Stang  haben  bie  ^(mbaffabeurS,  ben  gwetten  bie  Unters 
,nuntien  beö  ^>apfleö,  bie  fintiose:'  ober  bevollmächtigten 
5Jcini(ler,  ben  britten  enblich  bie  fltefibenten,  refibhenbe 
SRinijler,  Charge  d'affaires.  D«  Xitel  (grcellenj  Fommt 
eigentlich  nur  ben  Xmbaffabeurg  ju,  boch  «halten  ihn  in 
ber  UmganaSfprache  auch  bie  ©efanbten  jweiten  Sange«. 
Der  ©efanbte  oertritt  im  fremben  2anbe  fein  jßaterlanb  unb 


9  Oesandfe 

hat  ta§  3fnfcbf rt  beffelben  aufrecht  ju  l;ai:nt.  Durch  tiefe 
SDbliegenheit  wirb  ber  ©efanbte  eine  geheiligte  ^erfon,  w* 
ehern  alle  bie  Ächtung  unb  Ehrerbietung  bejeigt  wirb,  bie 
man  »or  bem  <2>taatt  h<»t,  b«  ihn  abgefchitft,  unb  jebe  S5e- 
leibiaung  eine«  ©efanbten  wirb  aufgenommen  al$  ber  gan- 
gen watton  angethan.  Sin  Ämbaffabeur  wirb  oon  bem  @ou: 
»erain,  an  welchen  er  gefchitft  tfl,  felbjl  feierlich  empfan= 
gen.  Die  wenigllenS  ehemals  bi«b«  gebräuchlichen  geierlich= 
feiten  ftnb  folgenbe.  Tin  bem  feftgefefcten  Sage  wirb  ber  ©cj 
fanbte  von  einem  ^ofbeamten  m  einem  mit  fechS  $ferten 
befpannten  ©taatSwagen  abgeholt,  hierauf  folgt  ber  gleich^ 
faüS  mit  fecf)3  ^ferben  bekannte  leere  ©taaWwagen  beS  ©e^ 
fanbten.  Die  ?)ferbe  be«  ©efanbten  ftnb  nach  einem  ben 
ZmhaffabeurS  gufommenben  SJorrechte  mit  gioccht,  ©taatä: 
quaften ,  gegiert,  herauf  folgen  bie  SEBagen  mit  bem  (Befolge 
beS  ©efanbten.  Der  gurfl  empfingt  ben  ©efanbten  im  Äu-- 
bienjfaale  unter  bem  Thronhimmel  mit  hebeeftem  Raupte ,  auf 
feiner  rechten  ©eite  flehen  bie  ^)rinjen,'auf  fein«  linren  feine 
SRinijier,  ju  beiben  ©eiten  im  ©aale  bie  fremben  ©efanbten 
tmb  ber  $of.  Stach  aefchehener  JBegröf ung  nimmt  ber  2lm: 
baffabeur  auf  einem  ©effel,  bem  Sthrone  gegenüber,  ^)Ia6 
unb  fpricht  mit  bebeeftem  Raupte  eine  feierliche  Siebe,  inbem 
er  fein  Srebitio  (fi3eg(aubigungSfchreiben)  übergibt,  auf  welche 
ber  gürjt  antwortet.  Darauf  begibt  ftch  b«  ©efanbte  nach 
breimaligem  Berneigen  mit  entblößtem  Raupte  rüerwart«  au« 
bem  ©aale.  2J?inber  feierlich,  aber  auch  bureh  Sceaeln  ber 
(Stifette  auf  baS  genauere  befrimmt,  ftnb  bie  übrigen  »efuebe, 
welche  ber  ©efanbte  theil»  ju  machen,  theilS  anjunehmen  bat 
©efanbte  beS  jweiten  SiangeS  w«bfn  oom  ©ouwrain,  an 
ben  fie  gefebjeft  ftnb,  mit  .weniger  geierltchfeiten  ohne  ©e; 
genwart  bed  ^ofeS  empfangen,  unb  ©efanbte  bc£  brtt: 
ten  (RangeS  melben  fleh  nur  bei  ben  üßiniftern  beS  gürten 
unb  werben  biefem  gelegentlich  borgefrellt.  Die  (Itifette 
fchreibt  ebenfo  flreng  baS  »enebmen  ber  ©efanbten  gegeneins 
anber  cor,  weil  eS  barauf  anfommt,  baß  fein  ©efanbter  tu 
neS  ©taatS  ber  Sßürbe  beffelben  gegen  einen  anbern  etwas 
vergebe,  ©o  gibt  bei  ©taatsbefueben  ber  ©efanbte  beS  erfien 
SlangeS  nur  ©efanbten  von  gleichem  (Range  bie  rechte  #anb 
tu  f.  w.  3uwcilen  Kühh  mehre  fleinere  ©taaten  (um  bie 
Soften  ;,u  fparen)  gufammen  Q inert  ©efanbten  an  einem 
größern  >g>ofe  unb  arößere  ©taaten  h<*bcn  ©inen  ©efanbten 
für  mehre  l leine  $ofe.  Daburch,  baß  b«  ©efanbte  eine* 
©taateS  angenommen  unb  empfangen  wirb,  erfennt  ein©oiu 
v«ain  bie  ©ouverainetdt  beS  anbern  an.  9?ur  von  "SR .ich- 
ten,  mit  benen  ber  ©taat  in  griebe  unb  greunbfd)aft  lebt, 
w«ben  ©efanbte  angenommen,  bat)«  reifl  vor  Ausbruch 
eines  JtriegeS  ber  ©efanbte  iebeSmal  ab,  unb  eben  ceShaib 
werben  ©efanbte'  \u  griebenSuntorhanblunaen  wdhrenb  bei 
ÄriegeS  nur  von  einem  baju  beauftragten  aRinifler  beS  gürs 
flen,  nie  aber  von  biefem  felbfl,  mit  öffentlichen  (ShTenbe* 
geugungen  empfangen. 

Die  befidnbigen  ©efanbten  haben  nicht  öDeüt  alle  B«: 
hanblungen  ihres  .^ofeS  mit  bem  fremben  ;u  leiten,  fonbern 
auch  im  TfUgemeinen  baS  S3efle  ihrer  SanbSleute  m  allen 
fällen  wahrzunehmen;  fte  hoben  mit  ihrer  Autorität  für  bie* 

felben  ftch  2"  verwenben,  wenn  ihnen  ein  Unrecht  im  frem: 
>en  fanbc  angethan  wirb,  fte  höben  fte  mit  (Rath  ju  ttnt» 
fluten,  vu  empfehlen  u.  f.  w.  3fußerorbent(iche  ©efanbti 
werben  ju  befonbern  SBerhanblunaen  unb  bei  Gelegenheit  t>on 
jsamutenereigntuen  an  rremoe  «pofe  geiajtcci,  ju  »euetVMe* 


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Gesang 


199 


beschichte 


jeugungen,  S^Iücrtounfchungen  u.  f.  f.  Äußer  bem  fcbon 
erwähnten  Sfccbte  ber  Un»erlefclicbfeit  unb  ben  ßbrenred)ten 
haben  ©efanbte  aurf)  noch  ba§  S?frf>t  ber  grlerritorialttit, 
nach  welchem  fte  unb  ihr  ©efblge  ber  Roheit  unb  SDbrigfeit 
beS  oefcbicften  ^ofeS  nicht  unterworfen  ftnb,  b.  h.  überaß 
fo  behanbelt  »erben,  oIS  befcmben  fte  firf>  im  ©ebiete  ibreS 
eignen  ©ouoerainS.  Der  ©efanbte  übt  felbft  über  fein  ©es 
folge  bte  birrgetlicbe  ©ericbtsbarfeit  auS;  bei  Verbrechen, 
toclche  »on  SJcitgliebern  beS  ©efolgrS  »erübt  werben,  neb- 
men  bie  ©efanbten  oft  baS  {Recht  in  ftnfprucb,  ben  Söer» 
brechet  nacb  feiner  ^eimat  jur  ©eftrafung  ju  fdn'cfen.  "Und) 
oon  allen,  bie  9>erfo"  treffenben,  Abgaben  ifi  ber  ©efanbte 
fm  fremben  ?anbe  befreit  unb  bat  fiberbieS  baS  Stecht,  SSaa* 
rrn  au«  ber  .£>eimat  ju  feinem  ©ebrauet)  uncerjollt  eirmt: 
rubren,  wenigflen-3  bis  ju  einem  gewiffen  ©rabe.  DaS  ©e* 
folge  beS  ©efanbten  bat  tbeilS  ben  3wecf,  ir)m  bei  feinen 
©efödften  bebülflicb  ju  fein,  tbeilS  bient  eS  jur  erbobung 
beS  ©lameS  ber  ©efanbtfcbaft.  Die  wiebtiafle  ©teile  bettet* 
bet  ber  ©efanbtfdjaftSfecretatr,  welcher  alle  ©rhriften 
abjufaffen,  buo  Tagebuch  ju  führen  unb  baS  Ärdn'»  in  SDrb; 
nung  )u  erbat ten  bat,  auch  in  nötbigen  Stillen  ben  ©es 
fanbten  feibfl  vertritt.  Äußer  ihm  ftnb  guweilen  aua)  noch. 
©efanbtfchaftSrdthe  jurSfjeilung  berÄrbeit  beigegeben. 
Die  ©efanbtfcbaftScawaltere  haben  »onügltch  nur 
Gbrenbienjte  ju  leijtett.  3m»eilen  führen  bie  Ämbaffabeure 
rool  aud>  Sbtlfnaben  bei  fiel),  unb  ehemals  roaren  fte  ton 
©arben  begleitet,  bie  jefet  jeboeb  auf  einen  ©cbweijer  be* 
ftJbränft  fmb,  ber  als  Eburwdchter  bient.  Tin  $öfe  »on 
anberm  £Religion$befenntniß  nehmen  bie  ©efanbten  meiflenS 
einen  eignen  @eifllid)en  mit. 

<?fSang  ifl  bie  ju  SRuflf  geworbene  mcnfd)liche  SRebc. 
Zit  .Jtunft*bat  noch  fein  3nfhument  ju  erftnben  Dermocbt, 
welches  an  SBilbfamfeit  unb  ©cclenbaftigfeit  bte  menfcblicbe 
Äehl«  übertrifft,  unb  rote  ber  ©efang  bie  erfie  unb  natür> 
licbfle  SRuftf  ifl,  fo  ifl  er  au<h  bie  febonfte  unb  ergreifenbfle. 
Der  ©cfang  bat  jugleicb  vor  ber  Snflrumentalmuftf  ben 
großen  SSorjug,  baß  er  bie  ©efüble  jugleicb  in  £6ncn  unb 
Sorten  auSföricbt,  baber  bie  unmittelbare  (?m»finbung  ber 
SRufif  bureb  ben  ©inn  ber  SSorte  unb  biefer  burch  jene 
erfldrt  wirb.  SRufif  unb  SJortfinn  muffen  einonber  aber 
genau  entfpreeb.cn,  wenn  ber  ©efang  feinen  äweef  niefct 
eerfeblen  fofi,  namlid>  jugleid)  ber  oollflänbigflc  Äu&brud? 
ba  (jmpftnbung  ju  fein,  unb  biefe  felbfl  am  mäcbtigflcn  im 
i>6rer  ^u  erregen.  3n  fetner  böct>|lca  ÄuSbilbung  ifl  ber 
©efang  bramanfd),  wie  in  bcrJDper,  wo  alle  geibcnfdjaffen 
tmb  ©efübl«  im  ©efange  laut  werben.  Den  bocbjlen  ©cj 
genjlanb  bat  jeboeb  ber  re(igi6fe  ©efang,  ben  man  als  mad)< 

:i  ®rregung3mittel  jur  Änbacbt  feit  bcn  altcflen  3citcn 
beim  ©ottrtbienfle  eingeführt  bat.  (Sammlungen  religi6fer 
tteber  5um  ©ingen  werben  ©efanabücber  genannt,  ©ie 
f.nb  »orjüglid?  bei  ber  proteftantifc|en  jftrdje  in  ©ebraud) 
gefommen,  wo  bie  ©emeinbe  am  ©efange  Sbetl  nimmt. 
butJba  felbfl  gab  baS  erfle  beutfd^e  ©efangoud)  IjerauJ,  unb 

rem  finb  fajl  in  allen  großem  ©emeinbett  eigne  ©efan^ 
büd)rr  öffentlich  eingeführt  worben  unb  mit  ber  fortfebret» 
tenben  Jöilbung  neue  ©efanabücber  an  bie  ©teile  ber  alten 
getreten. 

C&tsdjfnh  ifl  ieber  ©egenflanb,  bet  einer  f)erfon  »on 
einer  anbern  ju  <5igent^um  übergeben  wirb,  welcbe  bietjer 


im  rechtmäßigen  ISBeftö  beffelben  war  unb  jur  Abtretung 
feine  S3crpflid;tung  batte.  —  ©efdbenf  beißt  oorjugSweife 
bie  Unterflüfcung  an  ©elb  ober  3ebrung  unb  Verberge, 
wefebe  gewtffe  J£)anbwcrfe  ben  wanbernben  ©efellen  ibrer 
3unft  bei  beren  Änfunft  in  einer  ©tabt  ertbeilen.  ^anbs 
werfe,  welebe  fold>e  ©eftbenfe  ertbeilen,  Reißen  gefd)enfte. 

<5f0cl)icl)lt,  ^)iflorie,  ifl  in  oHgememfler  JBebeutung 
erja^lung  »on  IBegebenljeiten.  bie  alö  gefebebene  »orgetra» 
gen  werben.  5ßon  ber  ©cfdjid^te  im  engern  ©inne  aber 
»erlangt  man,  baß  bie  in  ibr  erjal)lten  ©egebenbeiten  nid;t 
bloS  fdjeinbar,  fonbern  wirflicb  gefdjebene  ftnb,  unb  ba  nur 
baS  jßebeutenbe  unb  2ßtd;tige  be$  'ÄufbewahrenS  wertb  ifl, 
fo  »erlangt  man  ferner,  baß  nur  btcfeä  in  bie  ©efdjicbje, 
aber  aueb  mit  m6glid)(l  größter  SßoHflänbigfeit,  aufgenoms 
men  werbe.  Daburcb,  baß  ber  ©efcbid)tfcbreiber  in  ieber 
ber  beiben  angegebenen  Schiebungen  wiffen  muß,  waft  bl- 
florifcb  fei,  wirb  bie  ©efebtebte  felbfl  jum  ©egenflanbe  einer 
2Biftenfd>aft,  ber  ©efcbid>t*forfcbung.  Der,  welcber 
©efebitbte  febreibt,  muß  aber  außer  ber  angegebenen  SBif> 
fenfebaft  and)  nod;  bie  Aunfl  beft|en,  ba§  als  bißo: 
rifd>  ©rforfebte  auf  eine  bem  3wecfe  entf»redjenbe  SSeife  in 
mftgltcbjler  JBoQenbuna  fcbriftlid»  eorjutragen;  er  muß  im 
©eftft  ber  ©efcbicbtfdjreibef unfl  fein.  Die  ©efebiebte 
^at,  wie  angegeben  würbe,  ba8  ©efd;ebene  jum  ©egen» 
ftanbe,  man  überfiebt  aber  leidet,  baß  e8  wefentlicb  »crfd>ie« 
bene  Ärten  beS  ©efcbeb.en3,  b.  b.  ber  jeitlic&en  SBerinberung 
gebe.  85etracbten  wir  j.  ©.  bie  ^flame,  fo  f innen  wir 
»on  bem  Äugcnblicfe,  wo  fte  aB©amenforn  in  ben  ©cbooS 
ber  Grrbe  gelegt  wirb,  bii  ju  bem  Äugenblicf,  wo  fte  ab« 
flirbt,  einen  befh'mmtert  ©ang  ibrer  jettlicben  jßerdnberung 
erfennen,  welcher  ba*  Grigentbümlidje  bat,  baß  er  bei  ieber 
9)flanje,  inSbefonbere  bet  jeber  9)flanje  berfelben  Gattung, 
fich  wieberholt;  ti  ifl  ber  ©ang,  welken  bie  ©ntwirfelung 
ber  ?)flanje  nimmt.  2tHe3  Natürliche  hat  einen  ähnlichen 
©ang  feineö  dntflehenS,  feiner  ^erau^bilbung  unb  enblid) 
feine«  5Bergeben§,  welcher  alS  etn  »on  beffen  wefentlidjer 
Söefcbaffenheit  abbdnaigeS  ©efe§  erfebeint.  ©ogar  bie  jufaHU 
gen  Sreigniffe,  welche  ba$  SlatürlicJbe  in  feinem  £3i(bung5> 
gange  treffen,  ey  forbern  ober  hemmen  ober  »erberben,  wir» 
Ifen  bod)  nacb  beflimmten  ©efe^en,  welche  ju  erfunben 
bie  ©ad>e  be3  92aturforfcber$  ifl.  Zud)  ber  SRenfch  bat  »on 
feiner  ©eburt  bis  jum  Sobe  einen  ahnlichen  ©ang  ber  (Snt= 
wicfelung,  a\$  jeitlicbed  unb  zugleich  natürliches  SBefcn.  üla 
ben  bem  natürlichen  Dafein,  welches  ben  Slaturgefegen 
unterworfen  ifl,  befüjt  ber  ÜRenfch  aber,  unb  jwar  »on  at* 
len  2Befcn  allein  nur  ber  SKenfd?,  ein  höheres,  ben  SRatun 
gefc(äcn  nicht  mehr  unterworfenes,  ein  geifligeS  Dafein. 
DiefeS  geizige  Dafein  »eranbert  ftcf>  auch,  aber  nicht  nach 
un»eranberlichen  ©efegen,  welche  ftch  einförmig  an  jebem 
^jnbioibuum  wieberholen.  Der  natürliche  SRenfci?  wirb  noch 
jefji  geboren,  wäcb(l,  jeugt  feines  ©leichen  unb  flirbt  enb> 
lieh t  wie  eS  »or  3abrhunberten  fdion  gefdjaf).  Der  geiflige 
3Renfch  bagegen  ifl  je&t  ein  »öDig  anberer,  eriS  »or  3abr» 
hunberten,  ja  jeber  einzelne  ©enfeh  erlebt  in  feinem  geifti* 
gen  Dafein  SSeranberungen,  welche  »on  feinem  notbwenbU 
gen  ©efege  abbangen,  bie  nur  ihm,  bem  beflimmten  @nu 
»einen,  eigenthümltd)  ftnb.  Der  natürliche  SRenfcb  wirb  he« 
(timmt  burch  bte  SRarurgefefte,  ber  geiflige  SKenfcb  beflimmt 
ftch  Sttbft,  er  hat  Sil  len,  er  ifl  frei.    Die  Äußerung 


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Geschichte  » 

be*  2BiHen8  unb  btt  gteibeii  i(l  bte  Sbat,  unb  e*  gibt 
babet  neben  bet  ©efebiebte  be*  natütlicbtn  Dafein*,  welebe 
©egenftanb  bet  9tarurwiffenfcbaft  ift,  eine  ©efebiebte  bet 
Sbaten  bet  SDtenfcben,  »elcbe  ba«  SDterfmal  bet  greibeit 
bat,  wie  iene  ba*  2Rerfmal  bet  Slotbwenbigfeit.  SRut  biefe 
©efebiebte  ber  Skaten  be*  SDtenfcben  »itb  »otjug*Weife  @e» 
febiebte  genannt,  unb  babet  tjl  bet  SRenfcp  bat  einjige 
jcitlicbe  StBefen,  welebe*  ©efebiebte  hat,  fowie  et  ba*  einjige 
geijhge,  freie,  wotlenbe  2Befen  ift. 

*  ©*  ift  ba*  eigentbümlicbe  be«  ©eifrefi,  baß  et  feinem 
SBefen  nacb  nut  einet  ift  (f.  @e ift)  unb  boeb  eine  2Rebt» 

Sabl  oon  CrfebeinungSweifen  bat,  in  benen  et  in  »etfebiebenet 
ußerlicbet  Ausbreitung  auftritt;  man  fo  riebt  ebenfo  mit 
Sfecbt  vom  ©eift  bei  Snbwibuum*,  bet  jamilie,  be*  Bot 
ta,  wie  »om  ©eifte  be*  ganjen  2Renfcbengefcbleebt*;  unb 
\t  naebbem  man  bie  eine  obet  bie  anbete  biefet  ©rfebeinungS» 
weifen  be*  ©eifte«  auffaßt,  bat  man  ©efebiebte  be*  einjet» 
nen  3nbibibuum«,  gamiliengefcbicbte,  BolfSgefcbtcbte  unb 
©efebiebte  be*  SRenfcbengefcblecbtS  obet  Uni&erfalgefcbicbte. 
Am  großartigem  unb  erbabenften  tritt  offenbat  bie  jeitlicbe 
©eftaltung  be«  ©eifte«,  wie  et  fidj  burä)  Sbat  unb  SBiHen 
offenbart,  in  bet  Unioerfalgefcbicbte  auf.  Wlan  fann  abet 
fetnet  aueb  ben  ©eift  auf  einjelnen  ©ebieten  feine*  ©afein* 
betrachten,  unb  fo  erbält  man  ©efebiebte  bet  Sttligion,  ba 
Jlunft,  bet  SÖiffenfcbaft,  welebe  man  jufammen  alä  Gultur» 
gefebiebte  begreift,  inbem  e*  ftcb  in  tiefen  ©ebieten  fämmt* 
lieb  um  innere  Slijatm  be*  ©ewußtfein«  banbelt,  niebt  um 
dußerlicbe  Zi>attn,  welebe  in  bet  SBeltgefcbicbte,  obet  fpe* 
ciellet  bet  politifeben  ©efebiebte,  vorgetragen  werben. 

Betracbten,  wit  ndbet  bie  Aufgabe  bet  ©efdbicbtSfot» 
febung,  fo  j  er  fällt  biefelbe  in  eine  breifacbe.  Sunicbft  ift 
jufammenjutragen,  wa*  au*  »ergangenen  3eiten  überliefert 
werben,  bann  ift  Dasjenige  auSjufonbern,  wa*  wirflieb  ge* 
febeben  ift,  b.  b.  bie  SBabvbrit  unb  Stiebtigfeit  be*  überlie« 
ftrten  ju  prüfen,  unb  enblicb  ift  von  bem  al*  tiebtig  Be» 
funbenen  wieberum  nut  DaS  al*  bifrorifcb  auSjufprecben, 
wa*  wabtbaft  bebeutenb  ift,  b.  b-  wa*  wirflieb  eine  Sbat 
be*  in  feinet  gebenbiafeit  banuftcUenben  ©eifte*  ift.  Um 
nun  auf  würbige  SBeife  ba*  Öefcbdft  ber  ©efcbicbtSforfcbung 
ju  führen  unb  jeter  bet  btei  Aufgaben  ©enüge  ju  (eiften, 
muß,  wie  man  alSbalb  einfielt ,  bet  ©cfcbicbtsforfcber  eet« 
febiebene  Jtenntniffe  unb  ffiiffenfebaften  befüjen,  ehe  et  an 
feine  gtoße  Aufgabe  gebt.  ©ä)on  bie  tlueQen  bet  ©efdbicbte 
finb  böcbft  manmebfaltig,  unb  um  fie  nut  erft  aufftnben  unb 
benufeen  ju  t6nnen,  ftnb  eine  SRenge  »on  Borfenntniffen  er= 
fobetlicb.  Stiebt  nut  Altere  ©efcbicbtSbücber  unb  anbete  fdbrift» 
liebe  SBnft  müffen  burebftubirt  werben,  welebe*  auSgebrei» 
tete  unb  genaue  ©praebfennrniß  erfobert,  fonbern  aud)  bie 
flbenefie  vetgangenetßeiten,  weld)e  von  bem  griffigen  geben 
in  benfelben  Äunbe  geben  unb  ;um  Sbetl  an  bijtotifcbe  Sbat» 
färben  erinnern:  Denf male  (f.b.),  SRünjen  (9tumi«« 
matif,  f. b.),  Stoppen  (#eralbif,  f.  b.),  Snfcbriften 
(f.b.),  Altettbümet  (f.b.).  £6cbft  wichtig  ift  bie  .Rennt» 
niß  bet  ttrfunben  unb  bet  (Regeln,  nacb  benen  bie  Scbfbett 
betfelben  ju  prüfen  (Diplomatif,  f.  Diplom).  Da* 
«Stubium  bet  ©etfe  au*  frübetn  3«ten  witb  ftet*  nufelo* 
bleiben,  wenn  man  niajt  bie  Jtenntnifi  eon  ben  »erfebtebes 
nen  Bettteebnungen  befibt,  beren  fieb  nähere  836lfet  unb  ihre 
©cbriftfteUet  bebient  baben,  unb  welebe  in  bet  Cbronologie 
(f.  3  e  i  t  f  u  n  b  e)  gelehrt  werben.  AI*  eine  bet  witfctigften  bipo» 


ri feben  £ülf*wiffenfebaften  ifl  noch  bie  ©eogtapbie  (f.  b.) 
ju  etwabnen,  unb  }wat  namentlicb  bie  polittfebe  ©eogtapbie 
bet  tterfebiebenen  3abtbunberte,  bemt  erft  biefe  oerfebafft  ei» 
nen  Üb  erb  lief  übet  ben  ©cbauplag,  auf  wel6em  ftd;  bie 
a  baten  ber  Setgangenbeit  ereignet  b»ben.  Um  bie  6ulrur= 
gefebiebte  unb  bie  ©efebiebte  bet  einjelnen  SBiffenfcbaften 
»u  erforfeben,  ift  überbie*  noeb  eine  genaue  Jtenntniß  ber 
SSiffenfcbaft  unb  Jlunft,  fowie  bet  JReligion  nötbig,  wotan 
ftcb  bie  bet  «Wptbologie  (f.  b.)  anfcblteft.  Statt  fiebt, 
wie  bet  ©efebicbtdforfebet  eine  SRenge  »on  SSotfenntniffen 
beftfeen  mufl ,  bie  nut  feb"t  feiten  bei  ginent  IKenfcbm  t)etri= 
nigt  ju  fem  pflegen.  Unb  bennoeb  befähigen  aQe  biefe  83or^ 
fenntniffe  noa)  nta)t  jum  aufigejeiebneten  ©efebicbtSforftbet, 
biefet  muß  noa)  ba*  angebotene  Salent  beft^en,  bat  wabr> 
baft  ffiebeutenbe,  aueb  wenn  e*  febeinbat  noa)  fo  unbebeu> 
tenb  unb  »etbotgen  wdre,  mit  feinem  JEafte  b««u*jufin» 
ben;  ba*  minbet  93ebeutenbe,  wie  breit  e*  ftcb  au<b  ntacben 
m6ge,  in  feinet  Sticbtigfeit  ju  etfennen,  unb  enblicb  aQe 
Wteinjelten  ©liebet  gletcbfam  unb  aQe  einjelnen  Matt» 
gungra  al*  batmonifebe*,  wobl  ftcb  jufammenfügenbeö  ©an» 
je*  uberfebauen. 

Der  autgejeiebnete  ©efebiebtfebteibet  witb  ftet*  bertenige 
fein,  welcbet  in  einfacbet,  ungefuebter  ©pracbe,  obne  tyartn> 
liebfeit  unb  Borurtbeil,  bie  tyatm  btt  Betgangenbeit  nacb 

Stern  dufetn  unb  innetn  3ufammenbange  barfteUt.  JDiefe* 
cfrbäft  whrb  abet  babureb  febwierig,  baß  Biele*  jugleicb 
gefebiebt,  abet  nuftt  jugleicb  befebritben  werbtn  fann,  unb 
baß  Stancbe*  im  innigflen  3ufammenbange  ftebt,  wa«  bureb 
3eit  unb  jbrtlicbfeit  getrennt  ift.  3m  AOgemeinen  pflegt 
man  bie  ©efebiebte  ie  nacb  ben  großartigen  (5ntwicfeluna?= 
ffufen,  bie  in  bet  batjuftellenbcn  §rfcbeinung  be*  ©«ifttä 
ju  untetfebeiben  ftnb,  in  $etioben  (größere 3eitabfebnitte) 
ju  jerlegen,  unb  jebe  biefet  ?>erioben  fut  fio>  ju  betjanbeln. 
^at  man  nun  einjelne  Bolfet  unb  fReicbe  biftorifcb  ju  be» 
banbeln,  fo  fließen  fieb  bie  gleicbjeitigen  Greigniffe  ndber 
aneinanbet  unb  man  wirb  jwecfmdßta  eine  DarfteUung 
wdl;len  (bie  ebronologifebe  obet  annaliftifcbe),  welche  obne 
©prünge  unb  Unterbrtcbung  benfelben  ©ang  wie  bie  barju= 
fteüenbe  3eit  Pon  3abt  ju  3abr,  eon  3abrbunbert  ju  Sabr, 
bunbert  nimmt  3n  ber  SSeltgcfcbtcble  würbe  eine  berartige 
DarfteHung  ju  »telen  Berwecbfelungen  Beranlaffung  aeben 
unb  niebt*  weniger  al*  überfiebtlicb  fein.  3Ran  pflegt  ba» 
bet  bitt  in  ben  einjelnen  $erioben  bie  »erfebtebenen  »Met 
btfonbet*  ju  betraa)ten  unb  wo  fie  in  JBerübrung  tttten 
unb  etwa  am  Schluß  bet  einjelnen  *Perioben  auf  ben  aev 
ftigen  3ufammenbang  bet  »erfebiebenen  B6lfet  einzugeben. 
Diefe  DarfteIIung*weife  ift  bie  etbnograpbifcbe.  gut 
Tabellen  empfteblt  fub  bie  fpncbtontftifcbe  «Dtctbcbe, 
nacb  bet  ba*  ©leicbjeitige  in  ebronologifcber  golge  tooraetta- 
gen  witb.  eine  ©efebiebte  enblicb,  welebe  auf  ben  innern: 
3ufammenbang  bet  Begebenbeiten  eingebt  unb  biefe  nacb 
ibttm  Berbdltniffe  »on  Urfaa)e  ju  SSirfung  barfieHt,  wirb 
ptagmatifcb  genannt. 

©ebr  miSlicb  ifl  berjenige  ©tanbpunft,  welker  in  bet 
©efebiebte  eine  gebterin  bet  2Rotal  fuebt.  geibet  ffl  bet» 
felbe  baufia  beim  ecbuluntenicbt  in  bet  ©efebiebte  QtxoäW 
worben.  ©o  gewiß  e«  ift,  baß  ein  weifet,  mdcbftgcr  unt 
gerettet  ©ort  bie  ©ebicffale  ber  B6lfet  wie  bei  Cimclnc.n 
lenft  unb  baß  batum  bie  ©efebiebte  felbfl  eine  äDffenbatunc! 
btt  gittltcben  SBet*beit  unb  ©ereebtigfrit  mW,  fo  ifl  boeb, 


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Geschlecht 


201 


Geschütze 


biefe  Offenbarung  mit  mmfölicfc  befdjrdnffem  Berftanbe 
nad)»eifen  w  »ollen,  ein  Unternehmen,  weld?c3  ffets  eber 
u:r  ©otttflafterung  a(S  »ur  »abren  grömmtgfctt  führen 
rorrb,  um  fo  mtbr,  je  entfernter  ber-menfcblicbe  ©eijt  in  fei* 
ner  Sntwiefelung  t>on  bem  ewig  oollfommenen  göttlichen 
(Seifte  (lebt.  Der  tieffinnigfte  $bilofopb  ftnnt  am  genaue* 
ften  bie  Äraft,  aber  aud)  bie  Grtuv Arbe  be«  menfebtieben  ©ei* 
fttf,  er  weiß  fict>  baber  aud)  ba  ju  befebeiben,  »o  er  niebt 
bunbjttbTtngen  oermag;  aber  ber  ungebilbete  Üftenfcb,  wel« 
(bei  ftcb  übernimmt,  ben  ©ort  in  ber  SBeltgefcbicbte  fefcen 
ju  wollen,  »irb,  »eil  er  niebt  feinen  eignen  f  leinen  ©eifl, 
wa  bem  er  allein  eine  (noch  baju  fehr  mangelbafte)  Bor= 
ßtUung  t>at,  in  berfelben  finbet,  an  ber  ©egenwart  be*  ©ei» 
fitä,  überbauet  an  ©ort  ju  oerjweifeln  in  ©efabr  geratben. 
^»ödbfl  oeroerfUcb  ifi  e*  enblid),  ein  Urtbeil  über  bie  mora» 
Ufa>e2Bürbe  ber  2Renfcben ,  »eld&e  al*  bebeutenb  in  ber  ©e* 
ftbiebte  auftreten,'  ju  fallen.  Solebe*  Urtbeil  fommt  bem 
3»enfcb«n  niebt  ju,  ber  nicht  in  ber  Jöritfi  eines  anbem 
CJenfcben  ju  (efen  oermag,  tuöhrenb  botfc,  »a*  in  biefet 
r.:cbt ,  allein  ben  moralifeben  SSerrb  ober  Unwerty  be» 
ftimmt,  unb  muß  baber  allein  Sem  überlaffen  bleiben, 
bem  baö  innere  bei  9Renf$en  burebfic^tiger  al*  biefem 

Ö5eßchlccl]t  ifi  bie  eigentbümltebe  »efdjaffenbeit,  bureb 
weldje  ein  otganifcfeeS  ©efen  in  ben  ©tanb  gefefct  ift,  ui  Cr» 
jeugung  feinet  ©leieben  beijutragen.  Da*  ©efcblecbt  iß  ent* 
»eöer  mann  lieb:  erjeugenb,  "befruebtenb,  ober  »ei  blieb. • 
enwfangenb,  gebäre nb.  Diefer  ©egenfafe  finbet  fieb  in  ber 
ganzen  organifeben,  b.  f).  ber  Stbier*  unb  $flan jenweit,  unb 
bureb  benfelben  ftnb  bie  SBefen  berfelben  in  ben  ©tanb  ge> 
vm,  fid)  fetbftdnbig  fort  juofla  nun.  Die  ©ttwicfelung  bie« 
fe*  ©egenfafceS  ift  um  fo  ooUftonbiger,  bie  SBerfcbiebenbeit 
ber  ©eufcjecbter  um  fo  febdrfer  beroortretenb,  je  oollfomme* 
ner  überhaupt  ein  SBefen  ift.  {Bei  bem  SRenfcben,  bem  eoH* 
fermnenften  ©efdjopfe  ber  Statur,  tritt  baber  Oer  ©efdtlecbr** 
unterfct)ieb  am  ftarrllen  beroor,  im  ©egenfafe  oon  ÜRann  unb 
Seib.  Zm  wenigften  au*gebilbet  ifi  berfetbe  in  bej  f)flan* 
umottt,  »o  bie  9efcblea>tStbeile  gewöbnlid)  an  bemfel* 
ben  3nbioibuum,  ja  in  eine  Suite  vereinigt  austreten.  Da* 
gegen  tfl  aber  bie  gorrpftanjung  bei  ben  auf  niebriger  Or* 
$anifation*fhife  ftebenben  ®efcb6pfen  berjeniae  3»ecf  be«  Da* 
lern«,  welcher  al«  ber  alle  übrigen  oöllig  ubenoiegenbe  &er* 
»orbitt,  w*ifcrenb  bei  ben  beb  er  organifuten  ©efeböpfen,  am 
mriflen  aber  beim  Stenfcben,  anbere  2eben«jwecfe  überrote* 
geab  werben,  fobaß  ber  SRenfd)  fogar  jur  jperrfct)aft  über 
ben  ©efcbteebt*trieb  gelangt.  Da*  mdnnlicbe  ©efcblecbt 
MV  ci  gefonbert  oom  »«blieben  auftritt,  jei<bnet  fttb  im  »a* 
gemeinen  bureb  JCraft  unb  ©röfje  oor  bem  weiblichen  au$, 
twbrenb  biefc*  bie  Sorjüge  größerer  Sanftheit  unb  weiche» 
rer  gönnen  bat  Cin  entforeebenber  ©egenfaft  tritt  beim 
ÜRenfdjen  au*  in  geiftiger  IBejiebung  auf.  (©.  grauen.) 
Scn  biefer  Kegel  gibt  e8  feto*  Zui nahmen,  nament* 
lia>  Vffegen  bei  ben  9?aubodge(n  bie  SBtibdjetx  ftärfer  unb 
groger  als  bie  3Ranncben  ju  fein.  —  SDtan  bebient  firf) 
be«  ©orteS  ©efcblecbt  ferner  auch  gleicbbebeuttnb  mit 
TLxt,  «attung,  j.  ».  SRenfcbengefcblecbt,  bie  ©efcbletfj^ 
icr^ber  Pflanzenwelt  u.  f.  f.,  ober  mit  ©tamm,  ga» 
wtlt«/,j.  B.  obeßge  ®efct;le(i)ter ,  ober  enblta>  mit  ©e* 
S5ttter-«CTi>.,eix.  II. 


neration  für  bie  ©efammtbeit  aller  ju  einer  gewiffen  3«t 
lebenben  SDrenfcbcn. 

<eBcscl)ntacK  bejeict)net  fo»ol  bie  fcl)mecfbaren  Cigen* 
febaften  eine«  SixpetS,  al«  ben  ©inn,  termoge  beffen  »ir 
tiefe  @igenfct)aften  roabrnebmen.  Daö  roefentlicbe  jDrgan  bei 
©efcbmacfSftnnJ  tfl  bie  3unge  (f.  b.).  3tu|er  berfelben 
^at  noct)  ba8  ganje  3nnere  ber  ÜJlunbbibfe,  fotote  felbft 
ber  ©cblunb  einigen  Äntbeil  an  ber  empftnbung,  bie  »tr 
©efebmaef  nennen.  SBa«  ben  9?ufeen  be«  ©efebmaef^finne« 
betrifft,  fo  bient  er  in  ©rmeinfebaft  mit  bem  @erucr)Sftnne 
baju,  über  bie  3utr<Jglicbfett  ber  ©Beifen  unb  ©errdnfe  )u 
urtbeilen,  »orau6gefe^t,  baf  beibe  ©tnne  nur  ber  «Stimme 
ber  SRatur  folgen.  Der  ©efd&raacfsfmn  jlebt  in  inniger  S)e* 
jtebung  ju  bem  SRagen,  ü ber b a not  ju  ber  SBerbauung. 
©eine  äEBamungen  oerbienen  baber  IBeac^tung.  3n  ber  Sie* 
gel  »erbaut  man  febr  fcblftbt,  wa8  man  mit  SBiberwillen 
nimmt,  ja  meiflen*  wirb  fold>eö  burcf>  (Srbrecben  balb  »iebrr 
ausgeworfen.  Die  meiften  ÜerbauungSjlörungen  babr n  SH?i; 
beneiden  gegen  bie  grroäbnltcben  9eabrungSmtttel  unb  man* 
nitbfaltige  äßerftimmungen  be6  ©efcb^macwftnneS  in  ibrem 
©efolge.  Dies  be»eifen  ber  bittere,  fabe,  faljige,  faure, 
faulige,  efelbafte  ©efcb,macf,  »elcber  bie  Äranf besten  be* 
SJtagen*  unb  be*  Darmfanal*  begleitet.  Die  SGBieberfebr 
be*  natürlichen  ©efebmaef 3  (unbigt  in  ber  Siegel  bie  SQte* 
berberftellung  ber  ©efunbbeit  an.  Der  ©efcbmacfSfinn  ent* 
»iefett  fieb  nur  langfam  unb  bebarf  öfterer  Übung,  ja  ei* 
ner  »irflid>en  ßrjiebung.  Daber  }  rieb  neu  fiel)  8eute,  bie 
ftcb  bei  Jöeforgung  tr>rcr  {Beruf*gefc$dfte  feiner  oft  bebienen 
muffen,  »ie  JC6tbe,  SEBcinbanbler,  Defiiflateure,  ßbemifer 
u.  f.  ».  burd)  eine  grope  getnbeit  be«  ©efcbmacfSftnn*  au*, 
©ie  fct)metfcn  Unterfcbtebe  berau*,  bie  fein  Änberer  wabr* 
nimmt  (&mt  befannte  ©acbe  ift,  baß  ber  ©rfc$macf  im 
erfien  5(inbe*alter  trog  ber  beträcbtiicben  Sntwufelung  feine* 
Organ*,  ber  3unge,  boct)  feb.r  unoollfommen  ifl.  3u  fei* 
ner  oollfldnbtgen  ÄuSbitbung  gelangt  er  erfl  mit  bem  reifen 
Viter,  ja  fd)eint  im  ©reifenalter  mdjt ,  »ie  bie  anbern  ©inne, 
an  ©ct)drfe  ab*,  fonbern  eber  tujunebmen.  Dagegen  »irb 
er  burtt)  t>duftgen  ©enuß  ftarfer  geiftiger  ©errdnfe,  fowie 
lept  retjencer ,  iteirr  gerourjter  opei)en  arge|tumpri. 

(e3edc))üt>e  nennt  man  gum  Unterfcbiebe  oon  ben  fleü 
nern©e»ebren  (f.  b.)  bie  großen  Angriff* *  unb  Bertbeibi* 
gungSwaffen,  beren  man  fief  im Jtriege  oebient.  3m  3llter* 


tbwne  bebte nte  man  ftet)  großer  SBurf >  unb  ©tofmafcbjnen, 
oorjüglid)  nur  gegen  befeftigte  jDrte,  um  bie  Sxauem  nie* 
berjwoerfen  ober  um  buret)  geworfene  JBalfen ,  ©teine,  glü* 
benbc  Äugeln  u.  bgl.  JBerwufhmgen  unter  ben  geinben  an* 
jurit^ten.  (©.  ÄriegSmafd>inen.)  9tact)  (Sinfubrung  be* 
^uloer*  in  ben  AriegSgebraud)  »arf  man  mit  <pu(fe  beffel* 
ben  au*  großen  r6brenf6rmigen  ©tücfen  fleinerne  unb  eiferne 
Äugeln.  Xnfdngfia)  bebiente  man  fieb  aueb  biefer  ©efebüfee 
nur  in  gelungen  unb  gegen  biefelben  unb  oerfertigte  fie  ju 
biefem  3»ecfe  oon  unaebeurer  ©r6ße  unb  ©cbwere;  fpdter 
aber  nabtn  man  biefelben  mit  in  ba*  gelb  unb  mad)te  fie 
oon  geringerer  ©rife  unb  mogiid)frer  Seid)ti()feit,  um  fi'c 
bequem  tran*portirrn  )u  fönnen.  ©egenwdrtig  bilben  bie 
iBebienung  unb  ben  ©ebraud)  biefer  SBaffen  eine  eigne 
Truppengattung,  bie  Ärtilterie  (f.  b.).  Änfdnglid)  feftte 
bie  ©efebu^e  au*  «fernen  ©tdben  jufammen,  »eldje 

26 


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Geschütze  % 

»on  eifernen  Sieifen  jufammengebalten  würben,  boä)  tarn 
man  balb  barauf,  bie  ©efcbit&e  entweber  au«  Hifen  ober  au« 
fogenamttem  ©tücfgut,  einet  STOetaUmifchung  »on  100 
Steilen  tupfet  unb  10  Zueilen  3inn,  ju  gießen.  ©ewöf)n= 
lieb  gießt  man  ba«  ©efchüfc  mafß»,  fobaß  bie  röhrenförmige 
£ör;tung  (bie  ©eele)  erß  ausgebohrt  wirb.  Ungewöhnlich 
große  ©efcbü&e  finb  unter  «nbern  jwei  Äanonen  ber  Sar* 
banellenfchlöjyer,  treibe  800  Dfb.  fcbroere  ßeinerne  Äugeln 
fließen;  ba«  14  g.  lange  ©efcöüfe,  welche*  bie  granjofen 
»on  ©brenbrrttßein  nact)  2Retj  gebraut  haben,  oa$  330 
(irr.  wiegt  unb  eine  Äugel  »on  141  $fb.  fließt;  jwei 
große  SRörfcr,  bie  Napoleon  jur  ©efchießung  »on  Gabir 
gießen  ließ,  meldte  ©ontben  wn  192  9>fb.  werfen  füllten 
unb  bie  gegenwärtig  »ot  bem  3eughaufe  ju  ©erlin  flehen, 
©efamtt  bat  fich  in  neuerer  3eit  ber  tptet  abgebilbete  große 
SRörfer  gemalt,  ber  bei  ber  ©eföießung  bet  Gitabelle  »on 


Antwerpen  gebraust  würbe.  Serfel&e  wog  14,000  $fb. 
unb  fd)oß  etne  ©ombe  »on  1000  $fb.  ©ewicht. 

Sie  ©efchufee  würben  früher  eingeteilt  in  Äarthaunen, 
gelbfrhlangen  unb  Äammcrgefchfitje.  Sic  Äarttjaunen 
fchofien  Äugeln  »on  5—48  $fb.  unb  wogen  19— G4  Gtr. 
SDlan  wenbet  jefct  nur  noch  halbe  Äarthaunen  al«  geßung«: 
unb  ©elagerung$gefct)üt}  an.  Sie  gegenwärtig  ganj  außer 
©ebrauet)  gefommenen  gelbfchlangen  jeicr)neten  ftd^  burch 
ihre  Sänge  au«  unb  trugen  bie  Äugeln  in  fer>r  bebeutenbe 
Entfernungen;  fo  foB  eine,  bie  fogenamtte  Diablesse,  ü)re 
Äugel  brei  «Weilen  weit  fortgetragen  haben.  3e  nach  ber 
©roße  unb  Einrichtung  unterföieb  man  Practica,  Safili«; 
fen,  Serpentinen  u.  f.  w.  hierher  gehört  auch  ber  Saite 
unb  ba«  galconet.  Sie  Äammerßücfe  hatten  auf  bem 
©oben,  eine  engere  3t obre,  in  welche  bie  JJabung  fam  unb 
welche  bie  Äamtner  hieß-,  Sföan  bebiente  fich  berfelben  na* 
mentlict)  jum  SBerfen  fteinemer  Äugeln.  3u  ihnen  gehören 
bie  ÜRörfer  unb  ©öller. 

Sie  noch  je^t  gebräuchlichen  ©efchüfce  finb  Äanonen, 
£  a  u  b  i  g  e  n  unb  5ft  ö  r  f  e  r.  Sie  beiben  Ie|tem  Gattungen 
werben  al«  $ffiurfgefcbü$e  bejeichnet,  weil  fie  bie  Labung  in 
fldrfer  gefrümmter  Sink  al«  bie  Äanonen  forttragen.  Üftan 
rheilt  bie  ©efct)ü&e  auch  ein  in  gelb  *,  geßung«»  unb  ©ela* 
gerungögefebufee,  unb  beßimmt  ihre  ©roße  entweber  nact) 
bem  Surchmeffer  ihrer  ©eele,  bem  Äaliber,  ober  nach 
bem  ©ewichte  ber  Äugeln,  für  welche  fie  beßimmt  ftnb. 
3u  ben  gelbgefct)ü&en  rennet  man  bie  4s.  6*,  8s  unb 
12  »funbigen  Äanonen,  unb  bie  1:  unb  lOöfünbigeo,  4'/»*, 


%  beschütze 

5'/»:  unb  8jöt[tgen  ^jaubifeen.  Sie  größten  ber  erwähnten 
Äanonen  unb  #aubifcen  heißen  fchwere  gelbgefchifce.  2CUe 
noch  fchwerern  ©efd)ufee  unb  bie  Dörfer  gehören  jum  Tie- 
fiunaä^  unb  ©elagerungögefchüi.  Sie  Einführung 
bet  ©efchüge  beim  gelbbienß  war  erß  möglich,  nachbem 
man  für  eine  bequeme  2(ufßellung  berfelben  geforgt  t)attt. 
9Jian  bebient  fich  hierju  bet  fcaffeten,  auf  benen  ba$  ©e; 
fchüfe  mit  jwei  auf  beiben  ©eiten  fiehenben  ikpfert  ruh:, 
um  welche  e§  bewegt  unb  fo  in  jebe  beliebige  ©telumjj  ge- 
bracht  werben  fann. 

Sie  Äanonen  haben  gegenwärtig  im  allgemeinen  «ine 
Sänge  »on  16— 18  Äugelburthmeffern  unb  wiegen  ber  3»6lf- 
»funbet  14  —  16  Gtr.,  bet  ©echSöfunber  6  —  8  <Str.  S>ie 
ganje  Äanone  nimmt  in  ihrer  ©tärte  »en  hinten  nad)  vorn 
ab  unb  witb  äußerlich  in  brei  aheile  geseilt:  bo*  Söoberu 
fiuef,  welche«  in  einen  Änauf,  ber  Staube,  ausgebt;  baS 
SDcitteljrucf  mit  ben  jwei  3a»fen,  ©chiibjapfen,  auf  benen 
bie  Äanone  in  ben  Pfannen  bet  Safete  liegt  unb  mit  gwei 
oberwartä  fiehenben  £anbhaben,  wegen  ber  fonfi  gebrauch 
eben  ©eßalt  Sel»h<ne  genannt;  bat-  lange  gelb,  bad  vor: 
berfie  langfle  unb  bürm|te  ©tücf ,  »ora  mit  einer  Serfldrfung, 
bem  halben  obet  ganzen  ©chipfo»f.  Sie  £affete  bet  Äa- 
none befieht  auS  jwei  ^foflen,  welche  burch  mehre  £Uier^öU 
jet  »erbunben  finb,  jwifchen  benen  ba$  9tohr  liegt  unb 
welche  auf  jwei  Stäbern  flehen.  3m  hinterfien  Cuerbotj  iß 
ein  8o4,  mit  ^ulfe  beffen  bie  2affetc,  wenn  bie  Äanone  wet; 
tet  befotbett  werben  foll,  an  einen  jweiräbrigen  SBagen,  ben 
3>rofewagen,  gehängt  wirb,  auf  bem  ein  Äajren  mit  2abun^ 
gen  obet  ßartouchen  (Patronen)  fleht.  Sie  gefiungSfanonen 
finb  jum  2heil  anbet«  aufgeteilt.  Sa«  goSfeuem  ber  Äa^ 
nonen  geflieht  butch  bac?  am  <5nbe  bet  ©eele  »on  außen 
eingebohrte  3ünb(och  gewöhnlich  mittel«  einer  £unte  ober 
mit  einem  gewöhnlichen  ©ewchrfchloffe,  3n  neuerer  Seit 
hat  man  wol  auch  ein  mit  ÄnaUpulvet  gefüllte«  ©d>laaröbt: 
d>en  aufgefegt  unb  burch  einen  £ammerfd)lag  bie  Äanone 
gelöft.  3fl  betm©chuß  bie  Äanone  fo  geflellt,  baß  ftcij  bie 
©eele  berfelben  genau  in  horizontaler  Dichtung  befmbet ,  fb 
hat  man  einen  Äernfct)uß;  würbe  bagegen  in  ber  «£>c»ri. 
jomalebene  über  ben  hinterften  unb  »orberßen  grie*  oiftrt 
unb  fo  bie  ©tettung  ber  Äanone  beßimmr,  einen  Söifir- 
fd)uß,  unb  enbücb  einen  SJogenfchuß,  wenn  bie  Scan- 
bung  ber  Äanone  über  bie  <&orijontalebene  fo  gehoben  würbe, 
baß  bie  Äugel  einen  Sogen  in  ihrer  ©ahn  betreibt.  25  er 
$rellfd)uß  ober  JRicochetfchuß  finbet  beim  ©ogenfebuffe 
ßatt,  fobalb  bie  Äugel  ben  ©oben  trifft  unb  bann  noc?  eine 
©treefe  weit  in  cm  seinen  ©ätjen  fortgeht,  ©eim  Skoll- 
fchuß  ftnb  biefe  ©a«e  febr  niebrifl. 

Sie  ^aubi^e  iß  furjer  unb  weiter  al«  bie  Äanone. 
an  bebient  fich  ihrer,  um  ©ranaten,  ©ranbfugeln  unb 
Äartätfchen  ju  werfen.  Sie  äußerliche  6intheilung  ber^otu 
bt^e  iß  biefelbe,  wie  bei  ben  Äanonen.  3nwenbig  unter* 
fcheibet  man  ben  glug  ober  bie  ©eele,  burch  weiche  bte 
©ranate  herausfliegt;  ba«  Sag  er,  ben  2bci(,  in  bem  bie 
©ranate  ober  Äugel  im  3ußanbe  be«  ©elabenfcin«  ftcr)  i\- 
finbet;  bie  Äammer,  ben  Sbeil,  welcher  ba«  9>ulr>er,  bte 
gabung,  enthält,  unb  ber  8ioß,  ba«  ben  ©oben  bilbenbe 
2Retalißu<f.  ©ewöhnlich  beträgt  bie  Sänge  be«  glug«  bie 
eine«  SRannSarm«;  länger  ftnb  bie  ruß.  |>aubttjen,  bte  fbt 
genannten  (Sinhörner. 

Ser  SRörfer  iß  gewöhnlich  nur  etwa  breiraal  fo  lang, 

■ 

I 


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Geschwindigkeit 


J5©3  &e§chwindscliref]bckunst 


tdS  weit  unb  wirb  dujierltcb,  auch  ebenfo,  wie  bie  Äanone 
eingeteilt,  nur  baß  bie  fogtnannten  ftebenben  Dörfer  bte 
^cöiit^apfen  nicht  am  SDcittelftücf ,  fonbern  am  flSobenffücf 
haben.  3riwcntig  unterfcbeibct  man  bie  Sammer,  in  weld>t 
bte  g-abuna,  unb  ben  Sing,  in  weisen  bie  Sombe  fommt. 
2Dic  gewöhnlichen  9Ä6r[er  finb  gen?6f>nlid>  7*#  10  =,  25* 
unb  öOpfünbig,  fobafi  ihre  Sombrn  ungefähr  noo)  einmal 
fo  inel  wiegen,  als  bie  3ablen  angeben.  £>ie  ©teinmor* 
fer  pflegen  einen  ©urchmeffer  beel  glugeö  von  13  £oH  gu 
haben  unb  »erben  gum  SBBerfen  t>on  steinen  ober  Äartat* 
fcften  gebraust  £>ie  £anbmorfer  ober  ßoeb6rner  b& 
ben  nur  3'/i  3oÜ"  2>urchmeffer  unb  werben  gum  äBerfen  »on 
panbgranaten  gebraust  ©tatt  ber  Saffete  haben  bie  Wlbu 
fer  gut  Unterlage  groei  niebrige,  ßarfe  SBdnbe  ober  einen 
t6lgernen  Älofc.  £>ie  gufjmorfer  haben  an  ihrem  untern 
2beil  eine  angegoffene  metallene  platte,  welche  bie  ©teile 
Saffette  »ertritt  unb  gegen  reelle  fie  in  einem  SBinfel 
con  6ü — 70°  geneigt  finb.  SRan  bebient  ftcb  ihrer  nur  feU 
im,  weil  ihre  «Stellung  unoeränberSidj  iß.  über  2>ampfgej 
fd>ü$  f.  Sampf. 

^fscljroinöigkcit  iji  berStaum,  welcher  oon  einem  bu 
roegten  Ä6rper  in  einer  gereiften  3eit  gurücTgelegt  wirb. 
®ew6fjntid)  nimmt  man  etne  ©eeunbe  atö  benjenigen  3eifc 
cbfcr)nitt  an,  für  welchen  man  bie  ©efcr)roinbigfeit  beftimmt 
(gante  Ä6nper  bewegen  ftch.  mit  gleichbleibenber  ©efebwin* 
bicjfctt,  t>.  b.  fie  legen  in  jeber  folgenben  ©eeunbe  eben  fo 
v>icl  guf»  3urucf,  wie  in  ber  oorljergeljenben,  anbere  haben 
eine  ungleichförmige  ©efehwinbigfeit  unb  gwar  eine  gleich* 
ma{Hg  bcf«r>Ieunigte ,  wenn  bie  ©efehwinbigfeit  nach  einem 

äffen  Qrfefce  junimmt.  Stuf  biefe  äßeife  bewegen  fidt) 
5.  S$.  äße  fatlenben  Jt&rper.  (@.  Sali.)  <S3  ift  intereffant, 
b:e  Angaben  »erfcr)iebener  ©efchminbigfeiten  gu  bergleicben. 

3n  einer  ©eeunbe  legen  gurücf: 
Slüffe  t>on  mittlerer  ©efehwinbigfeit     .   .    3—4  gup. 

ißinbe  *»n  mäßiger  ©tdrfe  

o:r6me  W>n  größter  ©efehwinbigfeit.   .  . 

diu  ©cblirtfcijulildufcr  

Gin  englifcbed  JKennpfrrb  über  .... 

•Stürme     .  i  

Irin-  fchneller  Kampfwagen  

Gin  SBintbunb  •  • 

Sin  Äbler  

liine  Brieftaube  etwa  

2>ie  heftigßen  Drfane  

Xht  ©djaH  in  ber  2uft  

(rin  9>nnft  ber  <Srboberfla<$e  unter  bem 

Ötquatoc  (in  golgt  ber  Äcfcfenbtehung  ber 

<&*)  

Qmt  24pfünbige  Äanonenfugel  .... 
X>tt  SXittelpunft  ber  ßrbe  auf  ber  «ahn 

um  bie  ©onne  94825  * 

Z>&*  Äie^t    40000  beutfdK 

«Keilen. 

©o  alle  SorfleHung  überfebreitenb  bie  ©efct^roinbigleit 
be«  ftftt«  aueb  iß,  fo  wirb  fie  bo$  nod)  »on  berjentgen 
ubedwffni,  mit  reeller  ftr^  Clefrriatdt  unb  aRagnetiSmu« 
fortpllanien.  SKan  ^at  für  biefe  @ef4)»inbigfeit  noc^  fein 
SWafl  gefunben. 


10 

3 

12 

t 

36 

41 

3 

50 

t 

50l/i 

3 

78 

S 

95 

* 

100 

* 

120 

a 

1022 

1431l/t 
2300 


<8eflcty»in&0cr)rf tbe hunat ,  ©cfcnellfc&reiberunft, 
fRebejeitbenfunß  ober  ©tenograpH«  «ft  bie  Äunft, 
ebenfo  fcbneU  ju  febteiben,  alö  ein  Kebner  ;u  fpredjen  »er« 
mag,  unb  babei  boer)  eine  »or  SRifioerftanb  fic^ernbe  k>tuU 
liebteit  ber  ©ebriftjüge  ju  meinen.  Jöei  unferer  gemöbnlic^en 
©c^rift  tfl  ein  fo  f($neUe«  ©treiben  ni$t  m5glit^  unb  »it 
febr  fidt>  an  3«t  erfparen  taffe,  wenn  man  fu$  einfacherer 
©t^riftjei(§en  bebient,  fann  man  im  ÄCgemeinen  leitbt  übers 
feben.  €«  bat  g.  JB.  jebe  gewöhnliche  jDrucffeite  im  35urc$i 
febnirt  120  n,  auf  einem  fcruefbogen  Bon  16  ©eiten  ßeben 
mithin  19l>0  n,  jebeÄ  n  in  ber  gemi&nlic&en  ©chrift  befielt 
oud  fünf  ©trieben;  um  ade  n  eine*  ffiogenJ  ju  febreiben, 
muß  man  folglich  9600  ©triefte  machen.  Schreibt  man 
nun  aber  baS  n  mit  einem  ©triche,  fo  braucht  man  ßatt 
beffen  nur  1920  ©triche,  unb  man  erfpart  folglich  an 
biefem  einen  Bucbflaben  auf  bem  Sogen  7680  ©triche, 
b.  b.  bie  Xrbeit  faß  einer  balben  ©runbe.  Bti  ber  ©e« 
fehwinbfehrift  geht  man  gunachft  barauf  au«:  bie  ©uchßaben 
mit  ben  mögücbß  einfachen  3eich<n  audgubrüclen  unb  iu> 
gleich  biefe  3eicr>ert  fo  gu  mahlen,  baf  fie  fieb  mit  ber  groß« 
ten  Seichtigfeit  unteretnanber  in  S3erbinbung  fegen  laffen, 
bamit  man  feine  bebeutungftlofen  SUerbinbungöfrriche  ju  ma> 
chen  nöthig  hat*  Sin  fehr  bebeutenbed  Littel,  3eit  gu  fpa< 
ren,  ift  aber  auch  noch  bad  Xbfür^tj  aller  berienigen  ößorte, 
welche  in  ber  Sprache  fehr  bduft'g  oorfommen,  g.  fß.  ber 
2Crtif ei ,  S3inbeworte  unb  bergl.,  fowie  auch  ttr  häufig  auf: 
tretenben  Cnbfplben  unb  gewiffer  S3orfthlagfplben.  1&6  ift 
ftar,  baß  bie  ©efeftminbfebrift  ber  ©prache,  welche  in  ihr 
gefchrieben  werben  foll,  angepaßt  fein  muf,  weil  in,  ben 
b<rfcbiebenen  ©prägen  anbere  SJuchßaben  am  hdufigßcn 
vorfommen  unb  am  ofterßen  in  Üerbinbung  mit  anbern 
(Snbfplben  unb  2fnhangSfplben  auftreten  u.  f.  w. ;  baber  Idpt 
ftch  bie  für  eine  ©prache  angenommene  ©cftnellfcbrift  nicht 
ohne  2ßeitere»  bei  einer  anbern  ©prache  anwenben.  Sur 
bie  beutfehe  ©prache  hat  namentlich  ©abeföbtrger ,  auf  wif« 
fenfchaftliche  Unterfuchungen  geßügt,  eine  ©efehwinbfehrift 
gefchaffen,  welche  fdhon  bielfacpe  ^nwenbung  gefunben  \>at. 
Sei  berfelben  finb  bie  einfaebften  geraben  unb  gebogenen 
©rrich«  —  |  /V  (  )  ^w  gu  ©runbe  gelegt  unb 
au«  i&nen  folgenbeS  aiphabet  hcrgefteBt  worben: 


ae, 


b,    e,     ti  ob.  ep,  f, 
— ,  /. 
\,   m,    n,  ng,    o,  6, 


<ru, 
j 


ü,  au,  au,  eu,    t,  w, 


f<h,  fp, 


9/ 

c, 
/ 


Pf/ 


4 


£a6  gufammengefeftriebene  Alphabet  $at  folgenbeS  Ttnfctjen: 
4t4po*r^*&~M>**&f&rif'-  Sßtim  Schreiben  foll  man 

ftch  M»fatt  bet  SRnt«  "n*  Sfber  guter  »leiftifte  unb  fein 
linirten  Rapier«  bebienen.  25ie  ©efehwinbfehrift  ift  leichter 
unb  fÄneller  gu  febreiben,  al«  gu  lefen,  unb  man  mufj  ftch 
»ortrfl  an  ßorfchriften  im  2efen  berfelben  üben,  ehe  man 

26* 


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Geschworenengericht  Zi 

baron  ge^t,  fte  fthreiben  gu  lernen.  Die  @efch»inl>fchreihe* 
fünft  bat  m  befonberS  in  ben  «Staaten  nothig  gemalt,  in 
benen  bura)  confh'tutionneQe  Einrichtungen  baS  moglicbfl  ge* 
naue  Stufgeicbnen  öffentlicher  Sieben  n6tbtg  geworben  tfh 
unb  hot  baher  auefe  guerft  in  Crnglanb  ftch  auSgebilbet.  £)od) 
hatten  auch  febon  bte  Werner  eine  Kit  von  Stenographie. 

(gfßfbtuormmjgfricljt  ober  3urv(von  bem  lat.  jurare, 
b.  h-  fcbw6ren),  ein  ©triebt,  welche«  auS  einer  beftimmten 
Xngahl  unbefcholtener,  auS  bem  »olfe  gewagter  SRdnner 
Li c ficht,  bie  gu  entfebeiben  haben,  ob  Semanb  eines  ihm  an« 
geföulbigten  »erbrecbenS  für  fcbulbig  ober  nichtfcfaulbig  gu 
achten  fei.  Die  SRitglieber  eines  folgen  ©ertchtS  fuhren 
ben  Warnen  „©efebworene",  »eil  fte  vor  Antritt  it>re« 
richterlichen  Erntet?  burch  einen  feierlichen  gib  geloben  muffen, 
nut  nach  ihrer  innigen  unb  war>rr>aften  übergeugung  ent« 
Reiben  gu  wollen,  ©chon  in  ber  dlteften  ©efebtefate  Deutfcb. 
lanbS  ftnben  (ich  (Spuren  von,  ben  heutigen  ©efchworenen* 
gerieten  nicht  unähnlichen,  ©erichten  vor.  3n  jenen  3eiten 
ndmlieb  fprachen  fich  bie  eingelnen  ©emeinben  felbfl  ib.r  Stecht, 
unabhängig  von  ihrem  «Staatsoberhäupter  unb  »er  eine* 
»erbrechenS  befchulbigt  war,  würbe  nur  bann  freigefprochen, 
»enn  gehn  ober  gw6lf  ©emeinbemitglteber  ihre  Überzeugung 
von  ber  Unfchulb  beS  Ängeflagten  vermittels  eines  gtbeS  be» 
frdftigten  (gibeShelfer).  ©efebworenengerichte  fommen  gegen» 
wdrtig  nut  in  gnglanb,  granfreich,  ben  norbamerif.  greiftaa» 
ten  unb  einigen  äheilen  2>eutfchlanbS  vor,  in  weisen  bie 
frang.  ©efefcgebung  eingeführt  würbe  unb  fleh  erhalten  bot. 
3>ie  ©runbguge  aller  ©efehworenengerichte  jtnb  im  SBcfent» 
liehen  folgenbe:  Um  gu  verhüten,  baß  etwa  ein  ©tanbeS* 
intereffe  bie  ©efchworenen  für  ober  gegen  ben  Bngeftagten 
einnehme  unb  fte  gu  einer  ^arteilicbfeit  verleite,  muffen  fte 
mit  bemfelben  von  moglicbfl  gleichem  ©tanbe  fein.  Diefe 
fchon  in  ben  urdltejten  beutfehen  ©emeinbeverfaffungen  fheng 
beobachtete  gbenbürtigfeit  g»ifchen  dichter  unb  feeflagten 
ifl  auch  in  bem  $auptgrunbgefefee  gnglanbS,  ber  Magna 
charta  vom  Sabre  1215,  in  ben  SBorten:  „9ciemanb  werbe 
verhaftet,  noch  aus  bem  Sefuje  feiner  ©üter,  ©ebräuebe  unb 
Freiheiten  gefegt,  noch  be8  8ebenS  beraubt,  als  burch  baS 
Urtheil  feines  ©(eichen"  flar  unb  beutlich  auSaefpro* 
6en  worben.  9lur  wo,  wie  in  ben  norbamerif. Sreijtaaten, 
alle  ©chranfen  gwifchen  ben  einulnen  ©tdnben  gefallen  finb, 
gilt  eS  gleich,  auS  welcher  »olfSclaffe  bie  ©efchworenen  ge* 
wählt  werben.  3n  gnglanb  haben  nur  bie  f)atrS  beS  SieichS 
baS  »orrecht  einer  befonbtm  3urp.  KUe  übrigen  Untertha» 
nen  flehen  vor  ein  unb  berfelben  3urp ;  JDaffetbe  ifl  auch  in 
granfreieb  ber  gali.  SBaS  nun  bie  SBahl  ber  ©efchworenen 
anlangt,  fo  fann  biefe  nicht  wohl  anberS  als  burch  bie  58er« 
mittelung  eines  Staatsbeamten  votlgogen  werben.  g$  muß  je* 
boeb  bem  Jttager,  »ie  bem  SBeflagten,  bamit  fte  nicht  gu  fürch- 
ten brauchen,  perfdnlicbe  geinte  gu  Richtern  gu  hohen,  frei* 
flehen,  bie  von  bem  »eamten  erwählten  ©efchworenen,  welche 
fte  für  parteitfrh  halten,  wieber  gu  oerwerfen.  <Sinb  nun 
bie  ©efchworenen  gufammengetreten,  fo  muffen  alle  proceffua« 
lifchen  »erhanblungen,  g.  fe.  äeugeneerbore,  Berborungen 
beS  Xngeflagten,  »erthetbigung  betreiben  u.  f.  w.  vor  ihren 
Xugen  unb  münblich  gefebehen;  benn  fte  fpreeben  ihr  »fcfaul» 
big"  ober  „unfchulbig"  nur  nach  rein  menfchltch  per» 
fdnlicfaer  Überzeugung  auS,  welche  ftd)  auf  lebenbige  Xn» 
fchauung,  nicht  auf  Beten,  9>rotofolle  unb  eine  funflliche 


4  Geschworenengericht 

fBeweiStbeorie  grünbet    3hr  Unheil  felbft  ifl  baS  Refuttat 
beS  moralifchen  ©efammteinbruefs ,  welchen  bie  uberwtegenbe 
©tdrfe  tfcr  öerbachtS»  ober  CnÖaffungSgrunbe,  welchen  bie 
|>erfönlichfeit  beS  Xngefcbulbtgten,  verglichen  mit  feinem  »er» 
brechen,  auf  ihr  ©emüth  gemacht  b«t.    3hr  XuSfpruch  ifl 
fein  auf  juribifebe  25ahrh«t  ^egrünbeter  Sficfaterfpruch, 
fonbern  ber  XuSbrucf  ihrer  inbwtbueDen  Meinung,  ein 
wirflicheS  Urtheil,  baS  barum,  weil  bie  ©efchworenen  im 
Warnen  ihres  gangen,  mit  richterlicher  ©ewalt  bef leiteten, 
BolfeS  gu  ©ericht  ff?en,   ©efegeSfraft  hat.    eben  beS» 
halb  aber  bürfen  bie  ©efchworenen  feine  (RechtSgelehrten 
fein,  wol  aber  mujl  ber  vorftgenbe  9)rdftbent  3urtft  fein, 
bamit  webtr  bei  ben  proceffualifrben,  noch  bei  ben  be> 
rathenben  $Berhanblungen  eine  gefegliche  Siorfchrift  verfemt 
ober  oerabfäumt  werbe.  2uS  bemfelben  ©ninbe  fmb  fie  fei» 
ner  <StoatSbehorbe  Srechenfchaft  gu  geben  febuibig  über  bie 
©rünbe  ihrer  Gntfcbeibung,  bie  unbebingt  als  bie  eingig 
wahre  unb  richtige  betrachtet  »erben  mufj  unb  bureh» 
auS  feiner  0?evifton  unterliegt.    «Sie  finb  nur  ©ort  unb 
ihrem  ©ewiffen  verantwortlich.    Tim  furjlen  unb  beutlich» 
flen  geht  baS  ffiefen  unb  bie  JDrganifation  ber  ©efebroo» 
renengerichte,  wie  (ie  fein  feilen,  auS  ber  SJorfcbrift  hervor, 
welche  in  grenfreidj  ben  ©efchworenen  iebeSmal  vor  23c 
ginn  ihrer  Berfammlungen  vorgelegen  werben  muf  unb  mit 
großen  fi3ucbflaben  in  ihren  BerfammlungSfdlen  angefchla» 
aen  ifl.   ©ie  tautet:  „2>aS  ©efeft  verlangt  von  ben  ©e« 
fch»orenen  feine  Stechenfchaft  über  bie  SRittel,  woburrh  fte 
fidh  übeneugt  hohen,  eS  fehreibt  ihnen  auch  nicht  bie  Siegel 
vor,  nach  welcher  fte  vorgüglicb  einen  JBeweiS  für  genüg  ent 
unb  voQßänbig  gu  holten  hoben;  eS  gebietet  ihnen  blcS, 
in  ber  <StiHe  mit  aller  (Sammlung  beS  ©emüthS  feibft  gu 
erf orfchen  unb  ihr  ©ewiffen  aufrtebtig  gu  fragen,  »eichen 
eint mc?  bie  gegen  ben  Xngefchulbigten  vorgebrachten  93c> 
weife  unb  beffen  «JertheibigungSmittel  auf  »hren  ©eifl  ge. 
macht  hoben.  DaS  ©efeft  fagt  ihnen  nicht,  jebe  a^arfacbe, 
bie  burch  fo  ober  fo  viel  Beugen  unb  auS  fo  unb  fo  fiel 
Xngeichen  befleht,  foHt  ihr  für  unzulänglich  halten,  baS  ©e» 
feg  thut  nur  bie  eingige  grage  an  fte,  welche  aQe  ihre  ^>fiich» 
ten  umfa§t:  Jp  a  b t  ihr  eine  innige  Überzeugung?"  — 
Dafür  müffen  aber  auch  *"f  ber  anbern  ©ette  bte  ©renjen 
ber  richterlichen  ©ewalt  einer  3urv  fo  eng  unb  fhreng  als 
m6glicb  gegogen  fein.    £>it  ©efchworenen  hoben  burtbauS 
nur  bie  einfache  Sraae:  3fl  ber  Xngeflagte  fchulbia  ober 
bricht?  mit  3a  ober  Kein  gu  beantworten.  |>iergu  m{l  gmar 
erfoberlkh,  gu  »iffen,  pb  bie  bemfelben  vom  Änfldget  bei» 
gemeffene  Xhat  überhaupt  ein  »erbrechen  ifl  ober  nicht; 
allein  bie  ©efchworenen  hohen  nicht  gu  beflimmen,  unter 
welche  ©attung  von  »erbrechen  fie  gehöre,  welche  (Strafe 
nach  bem  ©efeft  über  ben  Ängeftagten  unb  für  febuibig 
SBefunbenen  gu  verhängen  unb  wie  biefelbe  an  ihm  ju  voll, 
giehen  fei.   iQabm  fte  ihr  ©ebutbig  (mSgefprotben ,   fo  iß 
eS  ©ache  ber  voDgiehenben  ober  JRegierungSgeroalt,  bie 
©träfe  gu  ernteffen  unb  an  bem  ©chulbigen  gu  voUftrecfen. 
Um  aber  bie  ©efcbworenwgericfate  gang  unabhängig  gu  erhab 
ten,  ifl  eS  nötfaig,  baß  bte  «ttitglieber  tiefer  ©eridjte  fein« 
»ergütung  erhalten  unb  baß,  wenn  nicht  bei  febem  Siecht' 
faO,  hoch  weniejflenS  von  3eit  gu  Seit  neue  SRitglieter  an 
bie  ©teile  ber  bisherigen  treten. 

3n  Cnglanb,  wo  bie  ©efchworenengerichte  am  frühe-, 
flen  eingeführt  worben,  befteht  neben  ber  eigentlichen  U* 


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«esc hworenensericlit        205  Ctegcliworeiieiigerlclit 


tbeiWiurv  auch  eine  Xnfrageiurv,  unb  jwor  bie  erftere  unter 
bem  Wanten  petir  Jury  (Äleinjurv),  tiefe  unter  bem  Stamen 
prand  Jurr  (©roßjurt)).  Da  ndmlicb  fdjcn  bet  Änfragc^u-- 
ftanb  an  fidj,  auch  tot  ber  RJerurtbeilung  ober  BoSfprei 
cbung,  oft  mit  großen  Stachtbeilen  verbunben  iß,  fo  roirb 
in  (gnglanb  juoirberft  bie  grage  burcb  bie  3urv  entfcbicben, 
cb  binldnglicber  ©runb  jur  Anfluge  unb  Griminalunterfu= 
cbung  gegen  einen  SDtenfcben  vorbanben  fei,  ber  in  ben  SBer« 
tacfjt  geraden  ift,  ein  SBerbrecben  begangen  ju  haben.  9t ur 
trfi,  roenn  bie  Änflagejur»  hierüber  jum  9tacbtbeile  beS 
Xngefebulbigten  fid?  erfldrt  bat,  fommt  tiefer  vor  bie  Ur> 
:lietl$jurt> ,  welche  barüber,  ob  berfelbe  baS  fragliebe  SBerbre« 
ibcn  wirf  lieb  begangen  bat  ober  nicht,  entfebeibet.  3cber,  ber 
•ünbig  ift  unb  10  $f.  St.  (unaefdbr  70  Sblr.)  auS 
feinem  ©runbeigentbum  ober  20  *$>(.  St.  auS  einem  <5rbe 
caebt  jährliche  Äeoenuen  bat,  (ann  ©efebworener  werben, 
mit  ÄuSnabme  aller  befolbeten  SfegierungSbcamten,  fowie 
bei  ©eifilicben,  ber  2fboocaten,  ber  ttr^te  unb  gleifcber. 
Die  giften  ber  SBa^lbaren  »erben  in  iebem  Aircbfpicle  fron 
ben  Äüftern  unb  Hrmenauffebern  \ai)xliä)  neu  entworfen  unb 
t  rci  SEBotben  (ang  öffentlich  (in  ber  Siegel  an  ben  Jtircbtbu- 
ren)  ausgehängt.  3u  <5nbe  jebeS  Septembers  muß  ber  grie= 
bcnSricbter  beä  JDrtS  biefe  giften  forgfdlrig  prüfen  unb  be= 
richtigen.  3ft  bieS  gefebeben  unb  baS  SJerjcicbniß  alter 
£3dblbaren  in  alpbabetifcbcr  jDrbnung  in  ein  bau«  benimm» 
teS  fBucJb  eingetragen  worben,  fo  wühlt  ber  Sheriff  bie  ©es 
fd>worenen  unb  jroar  t>6d)flen§  72,  minbeftenS  48.  SBon  bie> 
fen  barf  ber  2£ngeflagte,  obne  einen  ©runb  angeben  ju  müf* 
fen,  36,  wenn  er  beS  $ocbverratbS  befcbulbigt  worben  ift, 
außerbem  aber  nur  20  verwerfen.  2BiH  er  no<b  mebre  ver* 
irerfen,  fo  muß  er  ftcb  auf  gcfcfelicbe  ©rünbe  berufen.  apier» 
ber  gebort,  baß  er  Sliemanbem,  ber  mit  ihm  in  ein  unb 
bemfelben  ober  benachbarten  SZBobnorte  lebt,  als  ©efcbworei 
nett  anjuerfennen  braucht.  SBirb  bterburc^  bie  3abl  ber  ©e> 
fcfjnjorenen  ju  (lein,  fo  werben  fofort  neue  gewählt,  bie  ber 
Xngefcbulbigte  jeboeb  in  bemfetben  üRaße,  wie  bie  erpern, 
verwerfen  barf.  grembe  haben  baS  Stecht,  ju  oerlangen, 
baß  bie  £dlfte  ber  ©efebworenen  auS  gremben  gerodblt  werbe. 
2inb  nun  jrcilf  ju  SMitgliebern  ber  3urv  be|tdrigt,  fo  be* 
binnen,  nach  frorgängiger  SBereibigung  berfetben,  bie  #aupt» 
rbantlungen.  Der  Alägcr  tragt  nun  baS  SBerbrechen  mit 
l&Cfl  Sftebenumfiünben  fror,  fteUt  bie  Änfebulbigungö.icugen 
Wt,  gibt  an,  roelcbe  llmftänbe  er  bur*  fie  beroeifen  nn'.l 
unb  bort  fie  felbfl  ob,  naebbem  fie  )uoor  oereibet  roori 
ben  finb.  2tucb  ber  Skrtbeibiger  be$  Xngefcbulbigten  legt 
biefal  3eugen  gragen  oor,  um  ibre  HuSfagen  ju  fcbroäcben, 
unb  bort  bann  bte  Siertbeibigung^jeugen  ab,  roelcbe  bie 

m  beS  Jtlägerö  ebenfalls  beantworten  muffen.  9? ad) 
Scenbigung  ber  SBerbanblungcn  t>ä(t  ber  yüftbent  einen 
furjen  Vortrag,  in  welchem  er  ben  JBegriff  bed  fragrieben 
Serbrecbend  auäeinanberfei^t,  ba*  «Jrgebniß  ber  3eugenaut5« 
..gen  ^ufammenfaßt  unb  bie  wiebtigften  Ähatfacben,  bie  fo> 

für  ali  gegen  ben  Ängefctjulbigtcn  fprechen,  ben  ©e> 
febroorenen  inä  ©etäcbrniß  jurüefruft.  Dtefe  werben  wdb» 
renb  ber  ganzen  Sjerbanblung  in  ftrengem  ©ewabrfam  gehaU 
ren  unb  92iemanb  wirb  ju  ihnen  gelaffen,  auch  wenn  biefe 
.ängn  als  einen  ganzen  Sag  bauern  follte.  Sie  muffen  in 
itjrera  Beratbung^immer  fo  lange  bleiben,  bii  alle  jwölf 
<5iner  Äeinung  über  bat?  Schulbig  ober  Unfcbulbig  finb. 
Der  ^rdfibent  barf  —  unb  bierin  muffen  wir  eine  be> 


benftiebe  Tfbroeicbung  fron  ben  oben  mitgetbeilten  aUatmtu 
nen  ©runbfd&en  erfennen  —  bem  Xußfprucfae  ber  ©efchwort» 
nen  feine  gefefelicb  erfoberliche  -iuftimmung  verweigern  unb 
fie  gu  einer  neuen  äöeratbung  auffobem,  wenn  ihr  Urthal 
feiner  9Reinung  total  wiberfpriebt.  '2tud?  bat  er  baS  Stecht, 
fie  auf  allgemeine  iuriftifebe  ©runbfd^e  aufmertfam  ju  ma> 
eben.  £>\t  ©efdjworenengcricbte  finb  übrigens  in  Gnglanb, 
wo  fie  an  bie  Stelle  ber  ©otteSgerid/te  (f.  b.)  traten, 
auch  auf  ßieilproceffe  angewenbet  worben,  obwol  nur  jur 
geftfiellung  einzelner  bähet  in  grage  (ommenber  Sbatfacben. 
gür  GrimmalfdUe  würben  bureb  bte  ©efebworenengeriebfe  im 
£aufe  ber  üeit  alle  übrigen  ©eriebte  oerbranat. 

£>l(  bis  gur  erften  franj.  S?roolutton  beftebenben  Straf; 
gefetje  waren  febr  hart  unb  ihre  4?anbbabung  will? ürlich  unb 
leichtfinnig.  2fm  3.  Sept.  1791  würben  bie  ©efebworenenge« 
richte  burch  ben  einmüthigen  jßefebtuß  beiJ  SRationalconoentS 
für  gang  gr  an  (reich  eingeführt.  9tacb  bem  9Jtnfter  ber  engl, 
würbe  auch  in  granrreieb  eine  hoppelte  3 uro,  nämlich  eine 
Znflagejurp  (jury  d'accasalion)  unb  eine  Urtljei[§iuirD  (jnry) 
eingerichtet.  £)ocb  würbe  bie  erfiere  febon  im  3^b«  18tv» 
wieber  abgefchafft,  unb  auch  bie  (egtere  mußte  ftcb  vielfache, 
mit  ber  eigentlichen  Statur  ber  ©efebworenengeriebte  nicht 
wobl  vereinbare  Umdnberungen  gefallen  laffen,  burd)  welche 
fie  aflmdlig  immer  mehr  unter  Pen  Einfluß  ber  Pfegierung 
(am.  ©ahlfähig  finb  bie  300  fiidiff  befeuerten  Einwohner 
eined  Departements,  außerbem  ber  ©elcbrtenftanb,  Jtauf: 
leute,  fowie  alle  Seamte,  bie  4O00granc«  ober  mehr  Jahr« 
lieben  ©ehalt  haben,  jeboeb  mit  KuSnabme  ber  SPtinifler, 
^rdfecten,  Stichler  unb  Staatsanwälte.  2£uS  ber  Sijte  ber 
5ZBablfdhigen  werben  »on  bem  $rdferten  60  ju  SJtitgliebern 
einer  3urg  erwdhlt.  S3on  biefen  60  jheiebt  ber  fön.  Sßorfles 
her  beS  ©erichtS  (ber  3lffifenprdfibent)  24.  JMe  8iffe  ber  no* 
übrigbteibenben  36  wirb  bem  2fn(ldger  (b.  i.  in  granfreief} 
ber  Staatsanwalt)  fofort,  bem  Vngefcbulbigten  aber  erft  24 
Stunben  oor  (Eröffnung  ber  gerichtlichen  SBerbanblungcn, 
mitgctheilt.  3lm  SÜage  beS  ©erubtS  werben  bie  Stamcn  bie-. 
fer  36  in  eine  Urne  geworfen,  cjinjeln  unb  nach  bem  in- 
falle  beS  EoofeS  werben  nun  bie  Stamen  herausgenommen. 
Sobalb  ein  9?ame  gebogen  ift,  hat  ber  2(ngef(aate  unb  nach 
ihm  ber  Tlnfldger  baS  Stecht/  ben  betreff enben  ©efebworenen 
ju  oerwerfen,  obne  babei  befonbere  ©rünbe  angeben  ju 
muffen,  boch  bürfen  oon  beiben  Parteien  im  ©anjen  nur 
24  ©efebmorene  verworfen  werben.  Sinb  alfo  bereits  24 
Stamen  gebogen  unb  noeb  (einer  angenommen  worben,  fo 
bilben  bie  12,  beren  ÜRamen  noeb  in  ber  Urne  ftnb,  weil 
fie  (einer  Verwerfung  mehr  auSgefefet  finb,  bie  3urnr  auch 
wenn  ber  Ungefragte  beroeifen  (önnte,  baß  grabe  biefe  12 
|)erfonen  feine  erflärtcn  geinbe  jinb.  3u  biefen  12  ©e^ 
febworenen  (ommen  nun  nesb  fünf  Sticbter,  ber  StaatS: 
anwalt  unb  ber  ©ericbtSfcbreiber.  Me  jufammen  bilben 
ben  "Jlffifenhof.  Die  SBerbanblungcn  beginnen  bamit,  baß 
ber  ©erichtSfchreiber  bie  Anfrage  frorlieft.  Dann  folgt  baS 
SBerbör  beS  Ungefragten  unb  bie  SBernebmung  ber  3eugen 
unter  Seitung  beS  ^räftbenten.  hieran  fcbließt  ftcb  baS 
9>laibiren  (b.  b.  baS  münblicbe  Verfahren)  beS  StaatSam 
waltS  unb  beS  SBertheibigerS.  3(1  bieS  gefcbloffen,  fo  faßt 
ber  ^rdftbent  bie  Stefultate  aQer  ftattgehabten  SBerbanblun- 
gcn in  einer  Stehe  &ufammen  unb  legt  ben  ©efebworenen 
geeignete  gragen  $ur  {Beantwortung  vor.  Sin  großer  übeh 
ftanb  ifi,  baß  bie  SOerbanblungen  in  granfreid?  lange  bauern 


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Geschwulst 


2oe 


Gesellschaft 


unb  b«  bie  ©efcpworenen  nod)  jebec  ©ifcung  nach  ^Ktufe  ge» 
ben  bürfen,  fo  iß  ßets  bie  ÜRöglicbfeit  uorpanben,  auf 
ihre  Uberjeugung  einjuwirfen.  <Sxjt  wenn  bie  Untersuchung 
ü6Hig  gefct)loffen  iß,  werten  bie  ©eßbworenen  in*  JBera« 
tbungSjtmmrr  eingeführt  unb  biefeS  ßreng  bewacht.  SRur 
ber  Afiuenprößbent  h«t  baS  Kecbt,  3emanben  ju  ibncn  ju 
laßen.  Unter  ihnen  entfcheibet  bie  abfolute  ©timmenmebt» 
beit,  atfo  ßeben  gegen  fünf.  3ß  jebocb  bie  ©timmenmebt« 
beit  nicbt  größer  als  bie  eben  angegebene,  fo  geben  bie  er» 
»db.nten  fünf  fori.  Wiener  if>re  ©timmen  gleichfalls  ab  unb 
bierburet)  ber  ©act)e  ben  AuSfcplag. 

Der  franj.  3urp  gt«t<bt  ber  fct)ot.  ©trafproeeß  infofern, 
als  aueb  in  biefem  bie  AnKagcjurr)  wieber  abgtfcbaßt  wor* 
ben  ijl  unb  bie  Serbreeben  gleichfalls  von  ©taatSwtgen 
unterfutbt  werben.  3n  ihren  übrigen  (Einrichtungen  nüb«rn 
ßct)  bie  febot.  ©efebworenengerichte  mehr  ben  engt,  welchen 
aun)  bie  norbamerif.  ganj  äbnlicb  ßnb.  3m  Königreich 
ber  9cieberlanbe  ßnb  bte  ©efebworenengerichte  iebt  wiebet 
aufgehoben,  bagegen  befleben  ße  mit  einer  ber  franj.  3urp 
fajl  gleiten  Serfaflung  noch,  in  ben  preuß.  {Rt)«nprobinjen, 
fowie  in  Sibeinbaiern  unb  in  9?heinr)effen. 

Cr i :<:\  wulßt  wirb  im  Allgemeinen  iebe  baS  natürliche 
9Jtaß  unb  S3er|>dltni0  überfebrettenbe  UmfangöDcrgrößerung 
trgenb  etneS  Ztyttti  ober  einer  ©egenb  beS  ÄörprrS  genannt. 
Sie  ©efct)wülße  haben  fer>r  »erfct)tebene  GntßehungSgrünbe, 
bieten  alte  nur  möglichen  befannten  formen  bar,  fommen 
ebenfo  gut  an  ber  Äußern  ßberßdct)e  alS  im  3nnern  beS 
ÄörperS  bor,  fiub  halb  gan*  feft,  halb  weieb  unb  ela* 
(lifo),  enthalten  nur  glüfßgfeitcn,  ober  finb  auet)  auS  fe< 
ßen  unb  ßüfßgen  ©ubßanjen  jugleicb  jufammengefe&t.  ®e* 


wifife  ©efcbwütfte  feb  einen  nur  in  beßiramten  SDrganen  tnU 
flehen  ju  fönnen.  3n  ber  SBehrjabJ  ber  gdUe  finb  ße  nur 
eine  einzelne  (Erfcbeinung  einer  allgemeinen  ober  örtlichen 
Äranfhett. 

(fi>f8cl)wiir  wirb  eine  langfam  entßanbene  Trennung  beS 
SüfammenbanqeS  in  einem  Steile  beS  ÄörperS  genannt, 
welche  unter  AuSßuf  »on  (Sirer  ober  jauche  auftritt.  Siefer 
AuSßuß  wirb  buret)  «ne  örtliche  ober  allgemeine  Urfacbe  unter* 
halten,  unb  fo  lange  biefe  nicht  befritigt  worben  iß,  bauert 
ba§  ©eßbwür  fort,  breitet  ßch  immer  weiter  auS  ober  fommt 
nach  einer  »orüberget)enben  Teilung  wieber  jum  Sorfcbein. 
Sie  letztgenannten  SRerfmale  bebingen  ben  wefentlichen  Un* 
terfchieb  jwifrben  SBunbe  unb  ©efebwür.  Sie  Urfachen  ber 
©efchwüre  finb  tt)eilS  innerlich, '  t^eiW  Äußerlich,  unb  in  ei* 
nigen  ffdtlen  iß  nur  ein  einzelner  5t&rpertr>eil  franffjaft  ergrtf» 
fen,  in  anbern  ber  ganje  Äörper.  3e  nath  ihr«  ©efct)affenbett 
üben  bie  ©efchwüre  einen  mehr  ober  weniger  bebeutenben  eins 
ßuß  auf  baS  AUgemeinbeßnben  au5.  3ß  J.  ©.  bie  Abfonberung 
beS  (Sitert  beträchtlich  unb  biefer  fcblecbt,  fo  wirb  nicht  nur 
burch  ben  anhaltenben  ©dfte»ertuß,  fonbem  auch  buret)  bie 
Aufnahme  beS  fchlechten  SiterS  in  bie  attgemeine  ©dftemaffe 
ein  aflgemeiner  ©chwacheju|ianb  unb  enblich  SJerbcrbnig  ber 
ganjen  ©dftemaffe  herbeigeführt.  Unter  manchen  Umftdn; 
ben  werben  ©efchwüre  aber  auch  }u  wohltbdtigen  XbleU 
tungöorganen,  tnfofern  ber  ÄranfbeitSreij  ober  ÄranfbeitS« 
ftoff  {ich  oon  innem  eblern  €ingeweiben  nach  «bnen  hinwirft. 
(Sgl.  jfontanelle.)  ©efchwüre  in  ber  £aut  unb  in 
Äeifchigen  2beilen  heilen  leichter,  wie  folche  in  flechfigrn 
ober  brüfigen  jDrganen;  Snochengefcbwüre  finb  immer  fet)t 


iefig.    3e  dtret  ein  ©efebwür  ift,  um  fo  Cangwaerigec 
in  ber  Sieget  bie  Teilung;  je  unreiner  baffelbe  ift,  je 
»ecf iger  fein  ©runb ,  je  aufgeworfener  unb  harter  fein  Stanb, 
je  f cb [echter  bie  in  bemfelben  abgefonberte  Slüffigfeit,  je  tie= 
fer  e&  einbringt,  je  beträchtlicher  überhaupt  bie  ^erftirnngen 
finb,  bie  t&  bereit«  angerichtet  hat»  um  fo  febwieriger  ift  bfa 
»ei  jungen  ^erfonen  h«Ien  bie  ©efchwüre  Ui«h^ 


ter  al«  bei  alten,  on  in  tjubem  ©rabe  gefch wachten,  ©ehe 
rin  ©efebwür  in  .Deining  über,  fo  verliert  e6  juerß  fein  un- 
reines Anfehen  unb  ber  Siter  wiTb  gutartig,  barm  bitten 
ßd)  ffleifcbrcdr^cöen,  biefe  werben  nach  unb  nach  M*«,  i«5 
hen  fuh  jufammen  unb  bebeefen  fich  enblich  mit  einem  feü 
nen  ^dutchen,  worauf  bann  bolIenbS  Sernarbung  eintritt. 
3«  nach  ben  ben  ©efchwüren  jum  ©runbe  liegenben  Urfachen 
unterfcheibet  man  oenerifebe,  fforbutifche,  (tropfe,  gich« 
tifche  u.  f.  w.  ©efchwüre. 

<?cefltßd)aft  beifit  jebe  83<reinigung  ber  5D?enfehen  ju 
einem  beßimmten  äweefe.  SHan  fann  bie  ©efeUfchaften  un« 
terfebeiben  in  natürliche,  welche  [tcb  ton  felbß  bilben  unb 
benen  bah  er  ber  Sweet,  um  beffen  willen  ße  ba  ßnb,  nicht 
»on  Anfang  an  im  JBewugtfein  ju  fein  pßegt,  unb  in  wilt 
f urltcfie,  bie  burch  ttheretnfunft  ju  (Erreichung  eines  vor 
Errichtung  bet  ©efeQfehaft  gewußten  unb  auSgefprochenen 
äwecfeS  jufammentreten.  3u  ber  erßen  Art  »on  ©efellfchaf- 
ten  gehört  bie  gamilie,  ber  auS  biefet  erwaepfenbe  (Stamm. 
baS  IBolf ,  ber  ©taat.  Sie  ©efellfchaßen  ber  ^weiten  (Jkfjc 
ju  benen  unter  anbem  ActiengefeUfcpaften,  ©efeUßbaßen  vs 
gemeinfaraen  Vergnügungen  u.  f.  w.  gehören,  unterfebeib™ 
ßch  »on  benen  ber  erßen  infonberheit  baburch,  baß  ße  ßeti 
auf  einem  Sertrage  (f.  b.)  beruhen.  9Ran  muf  ßa>  wc 
hüten,  bei  ber  (Beurtheilung  ber  natürlichen  ©efeQfcbaft  ei 
neS  3?aßßabeS  ßct)  ju  bebienen,  welcher  nur  für  wiufüri: 
©efeüfchaßen  gültig  iß,  berm  jene  beruhen  auf  ben  erfte: 
unb  tiefßen  8eben8bebürfnißen  beS  SKcnfdjen,  fönnen  bat>e 
auch  Auf  feine  SBeife  weber  aufgehoben  noch  nach  £3e!tebei 
umgeßaltet  werben,  wie  biefe*  bei  ben  wiHfürlicben  ©efeU 
febaften  aUerbingS  ber  %aU  iß.  — •  Sieft  leiten  »heilt  mai 
nach  bem  fBerb&tniße,  welches  ße  gegen  bie  t)6cbfrc  un 
wicbtigße  ber  natürlichen  ©efellfchaften,  gegen  ben  €>taa; 
einnehmen,  in  erlaubte  (pribUegirte)  unb  verbotene  enr 
£a  ndmlicb  ber  ©taat  eine  alle  innerhalb  eines  gewiße 
fBejirfeS  «ufammenlebenbt  Wenfchen  in  ßch  befaßenbe  W. 
fellfchaft  iß,  berert  Bwett  ber  böehße  unb  wicbtigße  i 
(f.  ©taat),  unb  in  ber  gleich  b6ct>ftc  Stacht  concer 
trirt  iß,  fo  fann  berfelbe  nur  biejenigen  wiQfürlicben  ©tfel 
febaften  innerhalb  beS  »on  ihm  umfaßten  SSejirfeS  beßebe 
laßen,  welche  in  ihren  3wecfen  feinen  eignen  3weefen  nid 
juwiber  ßnb  unb  welche  ßch  einer  foleben  eeauf jtchtigung  ui 
terwerfen,  baß  bie  3J?acr)t  ber  ©efeQfcbaft,  welche  um  fo  gr 
ßer  iß,  je  größer  bie  Anjapt  unb  ber  dinßuß  ihrer  9Ritgü 
ber  iß,  niemals  gegen  baS  2Bot)l  beS  ©taatS  benuftt  roeTbt 
fann.  Ser  ©taat  hat  baher  baS  Äecbt,  »on  jeber  ßdp  bi 
benben  wiHfürlicben  ©efeQfcha^  bie  Angab«  beS  3wecf*  ui 
ber  Littel ,  welche  ju  (Erreichung  beffclben  in  Shötigfctt  gefe 
werben  follen,  ju  »erlangen  unb  ße  nur  bann  m  bulte 
wenn  er  iJwecf  unb  SKittetn  feine  {Billigung  gibt.  3<be  wi 
fürliche  ©efeUßbaft  pßegt  jur  9?achricht  für  ihre  S&itglietxr  i 
ren  3wecf  unb  bie  SRittel,  burch  weiche  berfelbe  erreicht  m< 
ben  foU,  in  einer  ©chrift  anjugeben,  welche  baS  ©ta« 


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Gesetze  2 

ober  bie  Statuten  bet  ©efeUfcpaft  beißt.  3>iefe  ©tatuttn 
muffen  ber  ©taat«regterung  jur  Prüfung  unb  ©enepmigung 
vorgelegt  werben.  &rpält  bie  (SefeOfd^aft  tiefe  (Genehmigung, 
fo  ift  fte  erlaubt,  unb  privilegirt  bann,  wenn  ihr  ge» 
reiffe  SBorrecpte  eingeräumt  »erben,  »eil  fit  al«  bera3»ecfe 
be«  ©taate«  forbtrltcp  anerfannt  werben  ijt.  3ebe  opne  ©e> 
ntpmigung  btr  ©taatSrtgierung  htflepenbe  ©efellfcpaft  ift  et» 
gentltd?  eine  verbotene,  boep  pflegt  man  al«  wiche  ge» 
»obnlicb  nur  bie  von  ber  Stegterung  auSbrücflicp  unterfagten 
Stfellfcbaften  ju  btjeiepnen.  Um  ftcb  bet  «Kacpt  be«  ©taat« 
nt  anheben,  pflegen  verbotene  ©efetlfchaften  entmeber  über« 
paust  ihre  (Triften ^ ,  ober  boep  ibren  wahren  3wecf  unb  bie 
reinlich  von  ihnen  in  apätigfeit  gefegten  Littel  geheim  ju 
halten  unb  Reißen  in  biefem  galle  geheime  ©efellfcpaf» 
ten.  (Sine  ertaubte  ©efeOfchaft  fann  fepon  barum,  weil  fte 
bie  Äegierung  jum  9Jcit»iffer  pat,  eigentlich  niemals  eine  gfc 
beime  ©efellfcpaft  fein,  inbef»  bejeicb.net  man  al«  folcr>e  hoeb 
iebe  ©efenfepaft,  welche  tfjre  innere  ©nrieptung  ben  Äugen 
be«  arofern  publicum«  entjiept,  j.  «3.  bie  ©cfetlfcbaft  bet 
";  :im  aurer  ff.  t.i.  3n  frühem  Reiten  war  hie  Stacht  bei 
etaat«  minbet  bejh'mmt  unb  würbe  weniger  bem  3mecfc  be« 
Staats  gemäfj  angewendet ,  baber  pflegten  fiep  auep  bie  ©e» 
»ellfcpaften  unabhängiger  gegen  ben  ©taat  ju  ftellen,  ja 
übernahmen  juweilen  einen  »peil  bet  bet  ©taat«regierung  ei» 
gentltd)  jufiebenben,  aber  von  ihr  vernaepläfftgten  «Obliegen« 
beiten,  wie  j.  A3,  bie  fitmt,  bie  3ncjuifition  (f.  b.) 
unb  anbere.  öffentliche  unb  geheime  ©efeUfthaften  gab  rt 
fepon  in  bem  frübefien  Wtertpume,  mit  tpeil«  politifcben, 
tbeil«  religiofen,  tpeil«  rein  gefelligen,  tpeil«  laufmdnnifcben 
3ntereffen.  SBäprenb  in  neuerer  Seit  nur  biejeniaen  ©efell» 
febaften,  welche  fiaatSwibtige  Swecfe  »erfolgen,  (ich  geheim 
;u  halten  pflegen,  mufjten  tn  ftnftern  unb  bebrdngten 3eiten 
oft  ©tfeflfcpaften,  »eiche  bie  ebeljlen  3n>ecfe  patten,  unbe» 
tarnt  ju  bleiben  fuepen.  ©o  bat  *.  S3.  bie  chriflüche  Äircbe 
anfänglich,  um  fiep  ben  SBcrfolgungen  ber  Reihen  ju  entjie» 
ben,  nur  au«  geheimen  ©cfeUidjaften  befjanben.  2>er  letjtt 
©run&  aller,  fo»ol  ber  natürlichen  al«  ber  »iUfürlichen  ©e* 
feüKhaften,  tft  ber  bem  aJlcnfcpcn  angeborene  Srieb  ber  @e» 
felligfett.  2>tr  SWenfcp  fühlt  (ich  wahrhaft  »ohl  nur  im  Um« 
gange  mit  feine«  ©leicpen,  nicht  allein  »eil  er  in  ber  Skr« 
tinbung  mit  Xnbern  eine  Quelle  finnlicher  unb  griffiger 
Sreuben  finbet,  fonbern  auch  »eil  er  burch  bie  SJerbinbimg 
mit  anbrrn  vernünftigen  SBefen  j\u  bemfelben  3»ecfe  feine 
eigne  Jfcraft  vervielfältigt.  Stur  vernünftige  SBefen  vermo» 
c-tn  fieb  »u  (Streichung  eine«  wiCfürlich  gewählten  3»ecf* 


€>tßft3t  fünb  allgemeine  iöeftiramungen ,  nach  benen  et* 
twt*  gefchehen  mufj  ober  gefchehen  foO.  Sßie  man  bie  &v 
faarmtpeit  alle«  Etffen,  »a«  £>afein  hat,  in  Slatur  (Jt6rpers 
weit)  unb  ©eift  (©eiftemelt)  Äu  theüen  pflegt,  fo  fpricht 
man  auch  von  iRaturgefefecn  unb  ®efe^en  bes  ©eifte«.  £)ct 
©eift  ift  frei,  bie  Katar  nicht,  unb  fo  tommt  es,  bafi  ber 
©eift  ©efefte  t?at,  benen  er  gehorchen  fotl,  bie  9?atur  aber 
wicht,  baten  fit  gehorchen  mufj.  ©S  ift  aber  «uch  noch 
ber  Unterfchttb,  baß  bie  ©efefcc  he*  ©eifteä  von  btm  ©eifte 
t^nt  ftlbft  gegeben ,  wührenb  bie  ©efe^e  ber  9catur  ihm  von 
einem  Inbem ,  nämlich  vom  ©chopfet  ber  Statur,  gegeben 
ftnb.  a5er®eift  beftimmt  fich  in  feinen  ©efefeen  felbft,  b.  p. 
ifl  in  ber  Kreibeit:  bie  Statur  »irb  von  einem  anbern  bbt 


¥9  Oesetze 

hern  be(rinrmt,  b.  h-  »ft  in  bet  S?oth»cnbigfeit.  ©ofem 
ber  ÜUcm'cb  ein  natürliche«  SBefen  ift,  ift  auet)  et  in  bet 
9toth»cnbigfeit,  ben  9laturgefe^en  unterworfen;  fofern  ber» 
felbe  aber  ein  geiftige«  SSefen  ift,  ift  er  in  ber  Freiheit  unb 
bie  ©efefce,  bie  er  fich  gibt,  finb  felbft  nur  3eugnig  von 
feinet  greiheit.  2>ie  9laturgefehe  burch  emftcjc  9taturbe« 
obachtung  unb  fünf/tüche  Unterfuchungen  ju  entbeefen  unb 
in  ihrem  3ufammen»irfen  fennen  ;u  lernen,  ift  bie  Aufgabe 
ber  9taturforfcher.  JBon  biefen  ©efefcen  machen  bann 
bie  Äedjnifer  infofern  Änwenbung,  al»  fie  bie  nach  ip"n 
©efe^en  thätiae  Statur  unb  ihre  in  tiefer  &bärigfeit  für) 
äufjernben  Äräfte  jum  SJeften  ber  SRenfchen  leiten.  —  2Dit 
©efe^e  be«  ©ei|te8  ftnb  tbeil«  Stegein  be«  ^anbeln«,  welche 
fiep  ber  einzelne  SRenfcp  gibt  (ÜRoralgefefte,  f.  3Roral)  ent» 
»tber  in  jebem  einjtlnen  galle  ober  ein»  für  allemal,  ©  runb» 
fdfee  (f.  b),  theilS  ein  für  allemal  auSgefprocpene  JBtftim» 
mungtn  für  tint  ©tfeUfcpaft  von  3Jfenfct>cn ,  »eiche  al$  vtr» 
nünftig  unb  bem  3»ecfe  btr  ©efeUfchaft  erfpriefjlich  von  ber 
©efammtheit  anerfannt  »erben  unb  baher  jebem  einjel» 
nen  SRitgliebe  in  feinen  $anblungen  al«  SBorfchrift  bienen 
feilen.  SBie  ber  ©taat  fowol  bem  3»ecf  al«  bem  Umfange 
nach  bie  böchfte  unb  vornehmfie  ©efeafepaft  ift,  fo  ftnb  auch 
bie  ©taatSgefefee  bie  wichtigften  berartigen  ©efefec,  unb  ju 
ipnen  flehen  bie  ©efefee  anberer  ©efclifchaften  ganj  in  bem» 
felben  Skrhältnifft,  in  welchem  alle  übrigen  ©efeQfchaften 
(f.  ©efeUfchaft)  gegen  ben  ©taat  flehen.  £>ie  ©efefje  eine« 
©taat«  machen  in  ihrer  ©efammtheit  ba«  in  einem  ©taate 
geltenbe  Stecht  (f.  b.)  au«.  2Bie  ber  ©taat  au«  bem  SJolfe 
fich  bilbet,  inbem  biefe«  }um  Semuftfein  über  ftch  felbft 
fommt,  fo  envachfen  bie  ©efelje  au«  ben  ©itten  be«  &olt«. 
Sange,  ehe  ein  ©efefe  ertannt  unb  auSgcfprocpen  »irb,  hat 
e«  gewöhnlich  fchon  al«©itte  beftanben,  unb  nur  bieienigen 
©efe^e,  »elcpe  ftcb  auf  3ufäQigfeiten  begehen,  entfiepen  au« 
ber  äBiUtür  ber  SRegierenben,  ).  IB.  über  2CbfptrrunaSmafi> 
regeln  bei  einer  brohenben  Seuche  trab  bergl.  iBefonber« 
im  Älterthume,  »o  noch  einfache  SJerhältniffe  im  geben  ber 
jßölfer  beflanben,  ftnben  wir  häufig  ©efe^geber,  »eiche 
entweber  nach  2Billfür  feflflellten,  »a«  al«  Siecht  gelten 
feilte,  ober  burch  tiefe  <£rfenntmfi  be«  (SbarafterS  unb  ber 
©itten  ihre«  Solte«  fich  leiten  ließen.  SBährenb  ©efehge» 
fcungen  ber  legten  3trt  flet«  ftcb  jum  ©egen  ber  JBälfer  er» 
halten  haben,  haben  biejenigen,  »eiche  ihre  .Quelle  in  ber 
SBiltfür  hatten,  niemal«  lange  ftch  erhalten  tdnnen.  3n 
neuerer  3 e it  (ommen  ähnliche  €rfcheinunaen ,  »ie  bie  ber 
alten  ©efefjgeber  (J)rafon,  ©olon,  fcprurg,  f.  b.)  nicht 
mehr  vor,  »eil  in  allen  civilifrrten  ®taattn  ein  bereit«  burch 
©efene  begrünbeter  S?e6t«^uflanb  vorhanbtn  ift,  ber  nur 
naep  Umftanben  abgeänbert  »erben  fann.  ©ehr  fälfchlicp 
hat  man  juweilen  ben  fegen  an  n  ten  pofitivtn,  b.  h.  in 
tintm  <Staatt  »rrflich  beflehenben  unb  geltenben,  ©efefcen, 
bie  ©efe^e  bet  ßemunft  gegenübergeftellt,  al«  wären  biefe 
etwa«  Xnberc«  al«  jene,  ba  hoch  vielmehr  bie  pofitivtn  ®e» 
fcöe  felbft,  »tnn  fte  »ahrhaft  btm  »olf«geiite  entfprechen, 
nicht  JBefchränfitngcn  btr  wahren  greiheit,  fonbern  vielmehr 
bie  2Cu«fprücpe  biefe«  vernünftigen  ©eifte«  felbft  enthalten, 
alfo  fBejeugungcn  feiner  Srccibeit  ftnb.  (fügt.  9latur recht.) 
3m  ©taate  felbft  hat  man  bie  brei  ©ewalten,  mit  benen 
berfelbe  auftritt,  nämlich  bie  regierenbt,  bie  reeptfpre« 
epenbe  unb  bie  gefe^gebenbe  unterfepieben ,  unb  auf 
bem  Ötrhättniffe,  tn  »elcptr  biefe  brei  ©ewatten  gegenein* 


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Gesicht 

anber  flehen,  btrubtn  größttntbtil«  bit  »trfcbitbenm 
formen.  (©.  Staat.) 


^eeicfit,  btt  ©inn  bt«  ©eben«,  ber  SBabruehmung  be« 
»on  ben  ©egenfldnben  au*gfbenben  ober  »on  ihnen  jurücf* 

Ewfenen  Eichte«,  ifl  berjenige  Sinn,  welcher  ben  SRem 
n  auf  bie  manntcbfaltigfte  unb  intercffantefie  SBeife,  fo* 
bi«  auf  bie  weitejlen  Entfernungen  mit  ben  ©egenftdn> 
ben,  welche  ü)n  auf  ber  Erbe,  ja  im  SBeltraum  umgeben, 
in  Söerbinbung  fefct.  Unfer  @efi$t  reicht,  wie  wir  au«  ber 
Erfcbrinung  ber  girflerne  entnehmen,  bi«  in  unermeßliche 
fernen.  iieucbtenbe  ©egenfldnbe  bleiben  fo  lange  fühlbar,  al« 
ihxt  fcicbtfldrft  in  äierbdltniß  mit  ihrer  Entfernung  ficht.  Die 
Organe  Ix«  ©efiebt«  ftnb  befanntlicb  bie  Bugen  (f.  b.).  2)a« 
©«ficht  urtterfebeibet  nicht  nur  bie  »erfchiebenen  tfd)tfidrfen, 
bi«  ^erab  jum  gdnjlichen  Langel  be«  Cicbt«  (bem  ©Ratten) 
unb  bie  »ergebenen  garbrn,  fonbern  bient  auch,  bie  ©röße 
ber  ©tgenfldnbe  ju  erfennen,  wenn  bie  Entfernung  befannt 
ifl  unb  bie  Entfernung,  wenn  man  bie  wirßicbe  ©röße 
(ennt.  Die  febeinbare  ©röße  eine«  gefebenen  ©egenflam 
beS  nimmt  nämlich  ab,  je  größer  bie  Entfernung  beffelben 
ifl.  $enft  man  ftd)  »on  bem  hochf/mi  ünb  ebenfo  von  bem 
niebrigften  fünfte  eine«  ©egenflanbe«  gerabe  Linien  nad) 
bem  'Äuge  eine«  Beobachter«  gebogen,  fo  htijj;  ber  SBinfcl, 
ben  tiefe  beiben  SHnien  imteinanjber  machen,  ber  ®e* 
ficbtöwinf  el,  ber  ©ebwin(el,  ober,  ba  von  feiner 
®röße  bie  ®röße  be«  aefehenen  ©egenflanbe«  für  ben  *Beob* 
achter  abbdngt,  bie  fege  in  bare  ©röße  be«  ©egenflanbe«. 
Eine  furje  Überlegung  wigt,  baß  bcrfelbe  ©egenflanb  unter 
beflo  fleinerm  ®e|lcbt«winrel  erföeinen  muß,  je  weiter  entfernt 
er  ifl.  unb  baß  »on  jwei  ©egenfldnben,  welche  bem  Buge 
»ermöge  be«  ©eficbtSwinfel«  gleich,  groß  erföchten,  ber  ent* 
ferntefte  ber  größte  ifl.  SWit  ber  Entfernung  nimmt  auch 
bie  £>eut!icbfett  ber  ©egenfldnbe  ab,  weil  bie  vsebwinfel, 
unter  benen  bie .  ( leinflen  Steile  be«  ©egenflanbe«  erfebeinen, 
admdlig  ju  (lein  werben,  um  noch  2ßabrnebmung  ju  ge* 
flatten.  Eint  dbnlicbc  Unbeutlicbreit  tritt  aber  auch  etn, 
wenn  ein  ©egenflanb  bem  Buge  allju  nah  gerieft  wirb,  unb 
bierau«  ergibt  fieb  für  jebe«  Buge  eine  beftimmte  Entfet» 
nung,  in  welker  e«  bie  ©egenfldnbe  am  beutlicbften  wabr< 
nimmt.  SMefe  fogenannte  ©t Zweite  ober  SBeite  be« 
beutlicben  ©eben«  ift  fafl  für  jebe«  Buge  eine  anbere, 
boeb  liegt  fit  bei  einem  gejunben  Buge  in  ber  Regel  jwi» 
feben  12—20  äo'J.  9J?c nfeben ,  weiche  nur  folebe  ©tgen« 
fldnbe  wabrjuntbmtn  vermögen,  bie  febr  nahe  btt  ihren 
Bugen  fleh  bejtnben,  beißen  Jturjficbtige,  mdbrenb  SSScit» 
fiebtige  folebe  ftnb,  btt  nur  entferntere  ©egenfldnbe  beut* 
[ich  feben.  Beibt  helfen  fleh  bureb  »rillt n  (f.  b.).  JDb» 
gleich  ber  SRtnfcb  im  ©tanbe  ift,  btt  ©egenfldnbe  in  ftbr 
»erfchiebenen  Entfernungen  ju  erfennen,  fo  muß  bod)  ba« 
Buge  Rd)  gteiebfam  für  jebe  Entfernung  befonber«  anpaffen, 
abjuftiren.  #abtn  wir  $.  B.  längere  3<it  unfer  Buge  auf 
eintn  nahen  ©egenflanb  gerichtet  unb  wenbtn  e«  bann  fcbnell 
auf  einen  entferntem,  fo  »ergeben  einige  Bugenblicfe,  ehe 
btr  tntfernte  ©egenflanb  beutlieb  weggenommen  wirb. 

#öcbfl  merfwürbig  ifl  ber  Umflanb,  baß  jeher  SWenfcb 
in  jtbtm  feiner  Bugen  einen  f)un(t  bat,  auf  welchem  er 
»ölltg  blinb  ifl.  2Ran  fann  ftcb  hiervon  überzeugen,  wenn 
man  auf  ein  Blatt  weißen  Rapiere«  eint  reihe  Oblate  (tat 
unb  in  etwa  2'/i  3oH  Entfernung  recht«  »on  berfelben  tin 


Gesicht 

unqe/ähr  8*/»  BoU  hebej  Such  auf  ba«  Javier  fledt.  it$t 
man  bann  ben  Jto»f  mit  ber  9lafe  auf  ba«  S3ud),  fd)litft 
ba«  rechte  Buge  unb  blieft  mit  bem  linlen  Buge  fcharf  am 
Söu che  i;crab,  fo  gewahrt  man  jugleid)  bie  feitwdrt«  liegenbe 
weiße  gldcbe  be«  Rapier«,  aber  bie  jDblate  nicht,  weiche 
grabeju  »erfcbwunbtn  ifl.  ©it  (ommt  al«balb  jum  SSor- 
fchcm,  wenn  man  ba«  Buge  etwa«  au«  btr  angegebenen 
©tellung  »errüefr. 

£>er  ©inn  be*  ©eftebt«  ifl,  wie  ber  febdrfftc  unb  am 
weitefltn  reichenbe  ©inn  be«  SRenfdjen ,  auch  berjenige,  xoü* 
eher  ben  meinen  Sdufd)ungen  unb  Sehlern  ausgefegt  ifl. 
Bußer  bem  ©taar  (f.  b.)  unb  ber  angegebenen  Äurjfidj- 
rigfrit  unb  SBeitfirttigfeit  gehören  ju  btn  Bugenfehlem  ba« 
Sagfehen  unb  ba«  9tad>tfeben.  3tnt«,  autb  $aa)t: 
bltnbhttt  obtr  ^>ür)nerb(tnbr)ett  genannt,  dnßert  ftcb 
baburd),  baß  ba«  Buge  nur  im  bellen  ©onnenlicbtt  fleht, 
für  fchwadje«  8id)t  aber  »öttig  unempfmblid),  blinb  iß,  unb 
Fommt  befonber«  in  gewifftn  gdnbern,  j.  JB.  Ehina,  JBra= 
filien,  febr  bduftg  »or.  JBei  btm  9lad)t f ebe n  ober  bet 
Sagblinbbeit  fann  ba«  Bugt  ba«  belle  ©onnemubt 
nicht  ertragen  unb  ficht  bafür  bei  fchrenchem  Sichte  btffer, 
al«  tin  gewöhnliche«  Buge.  £)te  Empfinblicbfeit  be«  BugeS 
für  ba«  giebt  geht  juweilen  bi«  jur  8id)tfcheu,  bei  web 
eher  ba«  Buge  fafl  gar  (tin  Sicht  ertragen  »ermag.  SBlcn ■ 
benbweiße  ©egenfldnbe  bringen  tm  Buge  einen  fchmer.br" 
ten  yi'cij  hervor,  ber  fogar  ent)ünb(id)  werben  fann.  Eine 
bieber  gehörige  Erfd)einung  ifl  bie  in  btn  |)olargegenben 
bdufig  »orfommenbe  ©chnetblinbhtit. 

rev  SRtnfd;  hat  \ wei  miteinanber  in  ihrem  Sau  genau 
übereinflimmenbt  Bugen,  unb  fleht  mit  tiefen  beiben  Bugen 
bit  ©tgtnfldnbt  nicht  boooelt,  fonbtrn  tinfad),  wtil  Gin» 
brüeft,  wtldje  entfereebenbe  fünfte  btiber  Bugen  jugleid; 
treffen ,  nur  tinmal  wahrgenommen  werben.  {Bringen  wir 
aber  bie  Bugen  au«  berjenigen  Sage,  welche  ihnen  bie  Sta- 
tur gegeben,  fo  treffen  bie  »on  btmftlbtn  ©egenflanbe  au«: 
aebenben  gicbtflrahlen  nicht  beibe  Bugtn  in  entf»red)enbeji 
Äbeilen  unb  wir  feben  baher  beim  ©d)ielen  bie  ©tgen 
fldnbe  bovpelt.  3fl  jeboeb  ba«  ©chielen  burd)  9latut  obtt 
©ewohnheit  bleibenb  geworben,  fo  fleht  man  nur  ei: 
weil  in  biefem  galie  tin  Bugt  ober  beibe  Bugen  fo 
gelmdßig  »erdnbtrt  ftnb,  baß  bei  tintr  febiefen  ©t 
bie  in  fBt^ug  auf  ba«  ©eben  in  beiben  Bugen  einanber 
fpreebenben  fünfte  gleichjeitige  Einbrücfe  erfahren.  CM 
hduftg  ifl  ba«  ©chielen  .nur  eint  üble  Bngewobnbett  unl 
man  fann  e«  bann  abgtwöbntn,  wenn  man  ba«  febtelenb 
Buge  mit  tiner  Jtapfel  bebeeft  hdlt,  in  welcher  fld)  nu 
tint  fleine  Öffnung  beftnbet,  bie  fo  angebracht  fein  tnuf 
baß,  wenn  man  feben  will,  ba«  fchielcnbc  Bugt  in  bie  n< 
turgtmdßt  ©ttUung  gtnöthigt  wirb.  —  Ein  mtrfwürbigr 
nicht  feiten  »orubergebenb  »orfommenber  gehler  t>a 
4>albftbtn,  jebenfatt«  ein  franfhafter  3uflanb  bet  9le 
»en,  bei  welchem  immer  bie  tine  Hälfte  btr  angebliche 
©egenfldnbe  »erfchwinbet.  S>och  (ommt  Bbnttcbrä  au 
bleibenb  in  golge  theilweifer  Sdhmung  her  5lc(^aut  »or.  - 
J)em  Umflanbe,  baß  man  in  einem  rranfbaft  aufgertgt« 
obtr  gtfchwdchten  3uflanbe  ©egenfldnbe,  lebenbige  fowol  a 
leblofe,  ja  bit  ©tbilbt  tiner  »ÖUia  jügeltofen  ^bantafte  tr>ab 
nehmen  (ann,  ohne  baß  foltbe  trgenb  ein  außerltcJbe*  3D< 
fein  haben,  ja  ot)ne  baß  ein  ©egenflanb  »orbanben  ift,  b 
nur  für  etwa«  Bnbere«  angefeben  würbe,  ifl  ein  gro£ 


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ogle 


3$eil  be*  Aberglauben*  on  ©eiffererfcbeinungen  (f.b.) 
jujufcbreiben. 

ff*  gibt  $erfonen,  welche  übrigen*  gom  gefunbe  Augen 
jaben,  ober  gewiffe  garben  nicht  ju  unterfebeiben  »ermogen. 
Da*  merfwürbigfre  JBeifpiel  in  biefer  SJejiebung  erjäblt  bet 
berühmte  engl.  9?aturfotf^«  ©rewfier  »on  einem  Schub» 
n hiebet  in  Gumberlanb,  welcher  nur  wet ß  unb  fit war j  rannte, 
intern  er  aud>  nicht  eine  ftarbe  »u  ertennen  »ermoebte. 
3n  ÄranfbeitSjufiänben  ereignen  fieb  noch  befonber*  auf* 
fällige  Crfebeinungen.  So  foH  eS  bei  einer  5>eft  »orgefommen 
fein,,  baß  bie  fftfronften  bie  ©egenfidnbe  mit  Regenbogen* 
färben  erblidften.  ffin  alter  ÜÄann  fat>  eine  3eit  lang  alle 
©egenftänb«  trumm  unb  nach  einer  Seite  bängenb.  gaft 
unglaublich  aber  unb  bis  jeftt  uncrFuirt  ftnb  bie  gäQc  von 
'perforien,  bei  benen  vom  .frinburebfeben  bureb  eine  ©rille 
bie  ©läfrr  nejcb  einiger  Bett  mit  tiefen  {Riffen  {erfragt  unb 
erbünbet  waren,  unb  jwat  im  Umfange  be*  Äugenftern*. 
—  €*  gibt  noch  eine  große  Änjabl  t>on  Augenfeblern  unb 
©eficbt*täüfcbungen ,  welche  bin  nicht  metter  erwähnt  werben 
tonnen.  Xu*  bem  Angeführten  roirb  hinlänglich  beteorgeben, 
wie  febt  man  gegen  bie  ffrfebeinungen  be*  Auge*  mi** 
trautfd)  ju  fein  Urfacbe  habe  unb  wie  große  Sorgfalt  man 
bei  bei  »ebanblung  eine*  fo  fetjr  ju  JRegelwibrigfeiten  geneig« 
ten  Sinnenwertjeug*  anroenben  muffe.  Sefonber*  nadlet» 
lig  fann  bem  Äuge  ein  fchneHer  Söecbfel  jwifeben  ginfiernip 
unb  Siebt  werben.  Derfelbe  fann  oiüige*  ßrblinben  jur 
golgt  haben,  oefonber*  wenn*ftch  baSÄuge  obnebte*  in  et* 
nein  geregten  3uftanbe  beftnbeL  Da*  Buge  muß  fid)  näm* 
lieb  für  jebe  berrfebenbe  CtchtflÄrfe  befonber*  einrichten.  £om» 
men  mir  au*  ber  Xageibede  in  einen  buntein  {Raum,  fo 
werben  mir  anfang*  (einen  ©egenfianb  ju  unterfebeiben  »er* 
mögen;  aHmäi.g  aber  mirb  ba*  Äuge  mieber  ju  feben  be» 
ginnen,  treten  mir  bagegen  au*  ber  Duntelbeit  in  ein 
hiUcrlcucbtet«*  3intraer,  fo  werben  mir  eine  jäcit  lang  fo 
geblenbet  fein,  baß  bie  Augen  febmerjen  unb  (einen  Segen« 
ftanb  beutlicb  au  unterfebeiben  »ermögen,  meil  fte  (ein  Idn* 
gere*  Jbinblicien  aushalten.  Dabei  ift  e*  j.  fi5.  aud) 
nacfcrbeilig,  ba*  S3ett  fo  au  (teilen,  baß  beim  erwachen  fo* 
gleich  ba*  »olle  Sonnenlicht  auf  bie  Äugen  füllt,  ober  baß 
man  bes>  Stacht*  »om  SRonbe  befebienen  mirb.  ^ettleucbtenb« 
£*mpen  pflegt  man,  um  bie  SMenbung  ju  »ermeiben.  mit 
©firmen  ju  »erftben.  Doch  ftnb  bie  völlig  unburcbftcbti» 
gen  Schirme,  »eldje  gewöhnlich  Stubirlampen  haben,  raebt 
übäbiieb  al*  nü&lieb.  &itt  mirb  nämlich  ein  (leiner  {Raum 
vor  bar  8ampe  febr  fiarf  erleuchtet,  ber  übrige  Stbeil  be* 
Bimmer*  aber  bunfel  geiaffen,  unb  ba*Äuge  erleibet  ebenfo 

ftarfe  &d)twecbfel,  al*  man  e*  »on  bem  erleuchtete» 
{Raunte  weg«  unb  mieber  babin  *urücf»»etibet. 

^tfiicl)tSßd)i«fr),  eine  ber  gualoollfien  Äranfbeiten, 
roeu^e  ben  {Kenfcben  brimfueben  tonnen,  beftebt  in  einem 
febr  beftigen ,  febneibenben  ober  reißenben  unb  bobrenben, 
IUI  Ulli  felbft  elcfmfcben  Schlägen  ähnlichen  Ccbmeijc, 
bei  meiji  nur  eine  Seite  be*  ©efuibt*,  unb  jwar  entmeber 
©egenb  »or  bem  Obre  ober  bie  unter  bem  TCuge  bt*  »u 
9}afenjlugel  befdüt.  2)ie  Jtrantyeit  erfebetnt  tn  ehuä* 
''ifillen,  bie  mit  toflUia  febmerjenfreien  3»ifthfnJe,ten 
ein,  in  ber  Kegel  plogtict)  eintreten,  ebenfo  »lö&licb, 
aufboten,  (eicht  buteb.  ®emütb*bewegungen,  Spre^ 
Conti  'in.  IL 


eben,  Sad)en,  Aauen,  9Hefen,  fomie  burrh  Srutf  unb  S3e* 
rübrung  ber  befallenen  Steile  heworgerufen  werben  unb  »on 
»erfebjebener  Dauer  ftnb,  tnbem  fie  bi*mei(en  nur  eine  2RU 
nute,  bi*meilen  aber  auch  eine  Viertel:  unb  halbe  et  unb« 
unb  länger  anhalten.  SBabrenb  eine*  folgen  Anfalle*  ift 
ba*  ©eftcht  rotb  unb  aufgetrieben,  eiruelne  3ntli$mu*(eln 
littern  unb  jutfen,  ber  $ui*  wirb  befchleunigt,  hart,  ju.- 
fammengejogen,  ungleich,  unorbentlich.  ©eroölntlich  enbet 
ber  XnfaU  unter  reichlichem  Äbffuffe  »on  2brdnen  ober  (St* 
guß  eine*  bünnen  Schleime*  au*  ber  üftafe,  oft  mit  bem 
©efüble,  al*  wenn  in  ben  ©eftcht*ner»en  etwa*  gerriffen 
worben  wäre.  ÜReiften*  ift  bie  JTran(heit  rheumatifchen  ober 
gichtifeben  Urfprung*,  juweilen  »on  Stocfungen  im  Unters 
leibe  ober  »on  Stirungen  be*  2ßonat*fluffe*  u.  f.  w.  ab; 
hängig ;  oft  aber  auch  reine*  9ter»enleiben,  tmmer  (ehr  bort* 
näcfig  unb  fchwer  au  beilen.  SQtrb  ba*  Übel  nicht  gehoben, 
[o  entfleht  nach  unb  nach  ein  unheilbare*  3ittern  unb  luden 
tn  ben  ©eftcht*mu*(eln  ober  auch  mol  Wbmung  berfelben, 
unb  enblich  werben  auch  bie  ©eifle*(räfte  angegriffen. 

6fsrnw  nennt  man  in  ber  »aufunfl  jebe  ffinfaffung 
am  obem  ober  untern  S£bei(e  einer  SSanb  ober  an  einer 
äbffnung  be*  ©ebäube«.  Daffelbe  entfianb  au«  ben  »alten« 
ober  Steinreiben,  welche  über  biejenige  SBanb  eine*  ©ebäu* 
be*  hervorragen,  an  welcher  ba*  SBaffer  »on  bem  Dache 
abläuft  unb  bie  baber  fomol  al*  3ierath  al*  jum  Schufte 
ber  SBanb  gegen  ba*  berablaufenbe  aß  off  er  benufct  würben. 
SDa*  ©eftm*  barf  nia)t  unterbrochen  werben  unb  erhält  ge* 
w&bnlieh  eine  Xu*labung,  welche  ein  imib  ober  jwei  Drittel 
feinet  Ä6be  beträgt.  Da*  Aaupt*  ober  Dachgefim* 
bilbet  ben  oberiien  &beU  be*  ©ebäube*  unb  ben  Äranj  be* 
©ebäKeS;  man  gibt  ihm  ben  18.— 20.  STbett  ter  ßöije  be* 
ganjen  ©ebäube*.  Die  einzelnen  Stocfwer(e  werben  burch 
ba*  ©urtgeftm*  getrennt,  welche*  12 — 18  3oB  <&ohe  hat. 
3uwei(en  werben  an  ben  SBänben  ber  äimtner  ©eftmfe  an» 

rn)t,  melche  ben  16.— 18.  Sheil  ber  ffianbbobe  iebtn-, 
bem  ftußboben  faßt  man  bie  2iUr.be  mit  gußgtfim* 
fen  ein.  ©elänber  erhalten  juweilen  eine  ©cbecfnng,  welche 
öruftgefimä  betfit.  2fuct>  genfier,  5Ebüren,  itamine 
werben  mit  ©eftmfen  eingefaßt,  welche  oberwärt*  eine  ÄJe« 
bectung  bilben,  bie  SBerbachung  genannt  wirb.  2(He  ©e» 
fünfe  ftnb  au*  mehren  ©liebern  jufammengefefrt,  welche  fo 
aeoebnet  unb  in  »erbältniß  gefeftt  fein  muffen,  baß  fte  tu* 
fammen  ein  febeneö  ©ante  barfieUen. 

Gesinde,  ein  alte*  beutfd>e*  SBort,  welche*  man 
nicht  ohne  SlBabrfcbemlicbfeit  »on  fen  ben  ableitet,  nennt 
man  alle  biejeniaen  ?)erfonen,  welch«  Änbern  für  8obn 
unb  iuft  bäu*liche  ©efchäfte  unb  wirthfchaftliche  Diente 
»errichten  (itoftgelb).  —  Unter  ©efinbeorbnungen 
»erfteht  man  bie  lanbe*herrlichen  ©efefte,  burch  melche  in 
etn;elnen  beutfeben  Staaten  ba*  S3erhä(tniß  be*  ©eftnbe*  ju 
feiner  Dienfthtnfthoft/  a(fb  bie  gegenfeitigen  JBefugnijfe  unb 
SBerbinblichfeiten  feftgefteüt,  überhaupt  ba*  ganje  ©eftnbewefen 
in  polieeilicher  dfuefftebt  georbnet  wirb.  Die  (Eingebung  unb 
Vbfchließung  be*  Dienfi»ertrag5  ift  in  ber  Kegel  an  feine 
befonbern  Formalitäten  gebunben/  vielmehr  ift  ein  folcbex 
Sertrag  fofort  gültig  unb  für  betbe  Sbeile  (für  bie  ^)err* 
febaft  wie  für  ba*  ©eftnbe)  »erbinblich,  fobalb  fte  [ich  übet 
»  «.       ,u  4»^n  »^N-  i» 


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Gesinde  2 

Manen  imb  über  bic  ©röße  be«  Dienftlohne«  bereinigt  ha« 
ben.  Sfttbcffen  finbet  in  bcn  meiften  ©egenben  Deutfch* 
lanb«  ber  ©ebraucb  ftatt,  baß  gum  3«a>en  be«  gefchloffe* 
nen  »ertrag«  ba«  (Bcfütbe  wn  feinet  gufünftigen  Dienfl» 
herrfcbaft  em  Stücf  ©elb  (9» ttthflelb,  #anbgelb, 
Draufgelb,  SKie t  h vi  r  o fcb  e  n  )  erbalt,  welche^  aber  in 
ber  Sieget  teine«wegS  al«  ein  arheit  be«  Dienftlohne«  felbft 
«i  betrachten  ift.  Die  Jg>crrfd>aft  ocrliert  übrigen«  ba« 
SRiethgelb,  wenn  fie  fich  obne  gefefeliche  ©rünbe  weigert, 
ba«  »on  ibr  gemietbete  ©cfinbc  gur  gehörigen  Xngiehegeit 
angunebmen,  unb  ift  bieSfaQ«  noch  außerbem  gur  Schab* 
[o«baltung  be«  ©efinbe«  verpflichtet.  Sßito  ein  Dienft« 
böte  front  unb  gwar  ebne  feine  eigne  grobe  Stoföuibuna, 
fo  muß  ihm  feine  Dienftherrfchaft  alKfi  bei  gänglicber  Dienft« 
unfA.uqPetr  8obn  unb  9cabrung  wdhrenb  btr  jtranfheit  in» 
nerhalo  ber  Dienftgeit  verabreichen  unb  für  feine  Stopfte« 
gung  forgen.  Der  ©runb  biefer  Öorfcbrift  ift,  baß  ba« 
©efinbe,  ba  e«  feine  gange  3eit  unb  ade  feine  Kräfte  bem 
Dienfte  ber  ^errfebaft  wibmet,  gewiffermaßen  al«  SDWtglieb 
b£$  £aufe«  gu  betrachten  ift  unb  in  biefem  Sinne  mit  gur 
Jfamitie  be«  Dicnftberrn  gebe«.  Grfcauft  ba«  ©eftnbe  im 
Dienfte,  b.  h.  biet  burch  »erfcbulbung  bet  $errfcbaft,  fo 
muß  biefe  bie  ßurf  offen  allein  tragen  unb  fann  in  einseinen 
fällen  noch  überbte«  \u  einer  brfonbern  JBergütung  unb 
ücbablo«haltung  verpflichtet  fein,  eine  mißige  förpeTlicbe 
3ücbtigung  be«  unger)orfamen  ©eftnbe«  fleht  gwar  ber  £err» 
febaft  gu,  artet  aber  bie  ©träfe  in  gefefcroibrige  unb  ber 
©efunbbeit  nachtheilrge  $TOi«hanblungen  au«,  fo  macht  fich 
bie  $errfcbaft  babureb  fetbft  ftraffaUig.  Hnberntheil«  ift  ba* 
©efinbe  verbunben,  jeben  burch  feine Berfchutbiing  bergen* 
febaft  verurfaebten  Schaben  biefer  gu  erfefcen  unb  wirb,  wenn 
e«  ftch  eine«  Diebftahl*  gegen  feine  #errfcbaft  fdpulbtg  macht, 
in  einigen  Staaten  harter  beftraft  al«  ber  gewöhnliche  Dieb. 
Die  Dauer  bet  Dienftjeit  richtet  fich,  roenn  bei  ©ingebung 
beb  Dienftvertrag«  baruber  nicht«  feftgrftfet  werben  ift,  nach 
ben  Borfcbriften  ber  ©eftnbeorbnungen  ober  nach  btn  burch 
bie  ©ewohnheit  an  eingehen  Drten  eingeführten  Xn>  unb 
Äbgitbegeiten.  Verlängerung  bet  Dienftgeit  fefet  ßet«  bie 
cotgöngige  (ftiOfchmeigenbe  ober  au«briicfttche)  Genehmigung 
von  Seiten  be«  ©eftnbe«  fowol  al«  bet  $errfcbaft  vorau«. 
üRacbl  bie  Dienftherrfchaft  banfrott,  fo  genießt  ba«  ©eftnbe 
loegen  feine«  rücfftünbigen  Sohne«  in  ber  Kegel  ein  bebeu« 
tenbe«  JBorgug«recbt  vor  allen  übrigen  ©laubigem.  Stach 
Telauf  bet  Dienftgeit  muß  bie  Dienftherrfchaft  bem  ©efinbe 
auf  beffen  »erlangen  ein  3eugniß  übet  fein  fittlicbc«  unb 
fonftige«  «erhalten  au«fteUen.  Da«  ©eftnbe  muß  biefe« 
Beugniß  bei  feiner  anberroeiten  SBermirtbung  gu  feiner  fctgU 
timation  vorgeigen,  wenn  e«  fich  «bet  gum  erften  Wlkt 
uermietbet,  ein  obrigfeittiebe«  Xtteftat  über  fein  bisherige« 
fflohloerhalten  beibringen.  —  ©efijtbemÄflet  ftnb  3>et» 
•  fönen,  welche,  fich  unter  lanbe«herrlicher,  befonber«  baiu  ein* 
jubclenbtr  ©enehmigung  bamit  btfehäftigen,  bem  ©efinbe 
ein  bienftlicbe«  Unterfommen  gegen  eine  Vergütung  gu  «er« 
feheffen.  Die  Erfahrung  hat  gegeigt,  ba$  bie  ©efinbemtb 
felei  nieht  ben  »ortheilhafteflen  einfluß  auf  bie  Sirtlichftit 
f  t«  ©efinbe«  hat.  Gben  bc«halb  ift  fie  in  mehren  beutfehen 
Staaten  in  neuerer  3rtt  gangUch  oerboten  worben.  Da 
bienftlofej  ©eftnbe  eine  gefar^rüe^e  fi3ürbe  ber  ©emein» 
bin  ift  unb  befonber«  in  großen  Srobten  wefentlich  jur  aU= 
gemeinen  Strttnverf*lecb5fiuti4  beitragt,  fo  ift  e«  eine  nn<h» 


O  Gessner 

tige  ^ flicht  ber  poticeilichen  S3eh6rbm,  über  alle«  btenftlofe 
©efinbe  eine  ftrenge  ununterbrochene  Vufjtcht  gu  führen  unb 
nötigenfalls  für  bie  gortfehaffung  beffelben  gu  forgen.  3n 
mehren  Stübten  Deutfchlanb«  finb  befonbere  iöclu>vhn  ut 
JBeauffia>tigitng  ber  SBerforguna  be«  ©efinbe«  niebera.efe£t, 
bie  man  ©efinbe«  ober  auch  Dienfthoten > ^mter  nanu.  — 
©efinbegwang  ift  bie  rechtliche  C5efugniß  be«  ©utthtmt, 
bie  äinbet  feinet  Untctthanen  gu  »wingen,  baß  ße  gegen 
einen  beftimmten,  gewohnlich  färglicben  Sohn  bei  ittm  in 
Dienfte  treten.  Da«  gufolge  biefe«  3wange«  bei.  bem  fflut$» 
berm  bienenbe  ©eftnbe  nennt  man  ebenbe«halb  iJ  tr  o  :i  a  - 
gefinbe.  SBo  ber  ©efinbegwang  noch  vorfommt,  ift  er 
ein  Uberreft  bet  mittelalterlichen  £örigteit  ober  «eibeigetrfchflft. 

Qfdpanschaftrri  ober  60 mi täte  haßtn  bte^rootngen 
be«  Königreich«  Ungarn  unb  be«  gu  bemfelben  gehörigen 
Sanbe«  in  Siebenbürgen,  Slawonien  unb  Kroatien  mit  2u:-.>. 
nähme  ber  SRilitairgrtngen.  Hn  ber  Spi|e  jeber  ©efpan» 
fa)aft  fieht  ein  oberfter  ©raf,  Dbergefpan  genannt  (ober 
in  beffen  Hbwefenheit  ein  2fbminiftrator),  welcher  in  12  ®t> 
fpanfehaften  erblich  ift,  iu  ben  übrigen  00m  Könige  anannt 
wirb  ober  mit  einem  ber  boben  iNeichöiimter  ober  mit  ber 
SBürbe  eine«  Sifchof«  verbunben  ift.  Dem  jDbagefpan 
gur  Seite  flehen  ein  SBieegefpan,  ein  ©eneralprocurator 
(Steuereinnehmer),  ein  SRotar,  mehre  obere  unb  ebenfo  viele 
untere  Stuhlrichter,  ßomitat«affefforen  u.  a.  m.  Der  Cfo 
aefpan  bringt  gu  biefen  SteQcn  bvei  au«  bem  in  ber  ®t 
fpanfehaft  angefeffenen  UM  in  Xiorfchlag,  au«  benen  btr 
3ft>el  wählt.  3ebe  ©efpanfehaft  gerfällt  in  gwei  ober  mehre 
Diftricte  ober  »egirfe.  (SJgL  Ungarn.) 

<8>mntr  (Solomon),  geb.  gu3üria>  1730,  hat  ftd?  Eh 
wol  al«  Dichter  wie  al«  sftaler  befannt  gemacht.  Xuf  ba 
Schule  in  3urich  geigte  er  wenige  Anlagen,  fobaß  man  ihm 
nur  [ehr  geringe  SJerftanbeSfraft  gutraute;  boeh  b^Uc  er  bat- 
hier  Serfaumte  balb  nach,  uachbem  et  einem  gebtlbeten 
©eijtlichen  gu  Grgiehung  unb  Unterricht  übergeben  wörber: 
war.  Sein  SSatcr,  ein  angefet)ener  ©uchhcinbler,  wollte, 
baß  fein  Sohn  bemfelben  Jtteruf  ftch  wibmen  follte  unt 
fdiicfte  ihn  gu  biefem  3 werfe  1749  nach  »erlitt.  Der  jung« 
©.  gab  jeboch  ben  &uchhanbel  auf  unb  ba  ihm  bfmgufMgi 
bie  Elterlichen  Unterftttfeungen  »orrntbalten  würben,  fo  furftt 
er  ftch  burch  ganbfchaftöntalerri  gu  erhalten.  Schern:  früh, 
hatte  er  (irb  auefa  mit  ber  ^oefte  befcha"ftigt,  unb  nachten 
er  in  feine  SBaterftabt  gurüefgefehrt  war,  erfchienen  Mm  ihn 
1751  bie  erften  ©ebichte.  @.  hat  fftf)  »orgüglich  mit  tfc»>lli 
fcher  ^>oefte  (Schdfergebichten)  befchdftigt  unb  fich  burth  rin 
höchft  garte  unb  anmutige  Sprache  ausgezeichnet,  ©ine  Uta 
fehung  feiner  ©ebichte  in«  Sfrangöftfche  erregte  in  Stanfreic 
ungemeine«  Xuffeben,  unb  t>on  t>ter  au«  oerbreitete  fich  &.' 
«Ruf  über  ©uropa.  Spdter  gab  ®.  bie  $oefie  auf,  inbem  • 
fich  «Urin  mit  SanbfchaftJmalrrri  befchdfrigte,  in  welche:  < 
Xu«gejeicbnete«  leiftete.  Mi  ÜJfairr  wie  a(«  Dichter  grid 
nete  fta)  ©•  burch  (>ne  innige  9taturempftnbung  an«,  t>n 
bat  er  e<  in  ber  ÜRalrrei  gu  b6t>«r«T  Sodenbung  als  in  t 
Dichtfunft  gebracht  ©r  führte  ein  ftifle«  glürf'licbe*  gam 
lienleben  unb  würbe  oon  feinen  SKithfirgern  fo  geehrt,  tx 
fie  ihn  in  ben  97atb  aufnahmen,  al«  er  famn  ha«  gefn 
mäßige  Hilter  erreicht  hatte,  unb  ihm  nach  feinem  17S7  e 
folgten  2obe  ein  Denfmal  auf  einer  #romena&t  an  t 
t'tmmat  errichteten 


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Oegtändnls* 


211 


Getreide 


(Bkstänönies,  im  iuriftifcben  Sinne  bat  Gtngefletxn 
einer  jrrerrigen  Sbatfatbe.  j)ie  IBebingungen ,  unter  welken 
ein  ©^fJünCnig  rec$?tlid>e  SBirfungen  nach  fict)  jiebt,  ftiib  fo 
rote  bieft  felbft  verschieben,  je  nacktem  ein  ©efhinbnifi  in  bür« 
gcrlicben  JRecbtSfireitigfetten  über  SRein  unb  £ein  (in  Civil» 
prxeffm)  ober  im  ßriminalproteffe,  b.  b.  in  einer  Unter* 
fuchung,  ob  unb  wiefern  eine  ^>anb(ung  ben  beflebenben 
6rrafaefe(jen  eineÄ  Staats  jurotberläuft,  gegeben  worben 
fft  3m  Givilproceffe  iß  baj  ©eftantniß  bei  5  3ugefiänbniß 
£effen,  ober  audj  nur  eine*  XrjeÜeS  von  f>em,  was  brr 
Segner  fobert.  ©er  eine  an  fid?  rechtsgültige  goberung 
jugtfteljf ,  wirb  ju  bereu  Keifhmg  oecurtheitt.  Jpierju  ifi  je» 
boch  erfobettieb,  baß  baS  ©eftäubniß  bem  in  ber  Sache  ent» 
febtibenben  Kicker  vottfommene  juribifche  ©ewißbeit  gebe. 
£ie$  ift  ber  gaü,  wenn  es  vor  bem  competenten  iKi"ci>ter 
von  Cinem,  ber  bie  SJabrbeit  wußte,  mit  bem  SBiBen  fte 

Ju  faejen  abgelegt  worben  ifL  Gin  außergerichtliches"  ©e» 
:änbntß  btbarf  ju  feiner  tollen  ©ültigfcit  nod)  ber  SBeftätt» 
gung  vor  ©crirbt,  ober  im  SeugnungSfalle  ber  JBejtätigung 
:urd>  gerid)tiid?  ab jubörenbe  gültige  3eugen,  ber  ertlichen  S5t> 
färtung  bei  ©egnerS  u  f.  ro.  3m  (Jriminalproteffe  ift  ©eftänb» 
niß  bie  örflärung  einer  wegen  eines  ikrbred>en3  jur  Unter« 
-:hung  gezogenen  »Perfon,  baß  ffe  ba3  ibrSdjulb  gegebene 
Skrbraben  ganj  ober  tbeilweife  roirf(id)  begangen  habe, 
lua)  ein  foldjcS  ©ejlänbniß  muß,  foll  e5  ©ewißbeit  geben, 
frei  unb  unumwunben  vor  ©eriebt  unb  in  ber  21  bucht,  bie 
iffiabrheit  ju  jagen,  auSgefprocben  werben;  cS  barf  a(fo  mit 
feinem  bereit*  auf  anberm  SBege  alS  wat)r  erforfdjteit  Um* 
flanbe,  auch  wenn  biefer  nur  eine  SHebenfacbe  beträfe,  im 
2öiberfprucbe  fiebcn.  Sei  nücbem  reicht  baS  ©efiänbniß 
allein  noch  leine$weg8  jur  SJerurtbeilung  unb  SBeftra« 
fung  beS  ©efrehenben  bin.  £ier$u  ifi  unbebingt  nötbig, 
baß  baS  Berbredjen  felbjl  bureb  anbere  JBcweife  alS  bte 
•XuSfagen  bei  -Xngcfcbulbtgten  in  bie  erfoberlicbe  redjtlidie 
iSetoißbeit  gefegt  (ber  objective  St^atbefianb  conftatirt)  wor* 
ben  fei  stur  wenn  hiermit  bie  HuSfagen  beS  -Ängefchulj 
bieten  im  (finflange  fielen  unb  wenn  ftcb  auS  benfelben  &u» 
gleich  mit  ©ewißbeit  ergibt,  baß  er  baS  ihm  Schult  gege- 
bene Berbrecben  wirflieb  bat  begehen  wollen  unb  e6  mit 
bem  ßewußrfein,  babureb  ben  ©trafgcfeqen  juwiberjurjan* 
beln,  begangen  hat,  barf  ben  Jngcfcbulbigteit  bie  volle 
Strafe  treffen,  weldje  in  bem  von  ihm  verlebten  ©eferje 
ausgebrochen  ift.  Snbeffen  pflegt  man  e8  berfletnern  SUer» 
Rehungen  gewöhnlich  nicht  fo  genau  ju  nehmen  unb  ift  fo» 
gar  juweilen  genötigt,  in  gola,e  bringenben  SJcrbachteS  gu 
strafen,  stimmt  ber  -Hngefcbulbtgte  fein  früheres  ©efiänbniß 
in  ber  golge  wieber  jurücf,  fo  wirb  ber  2Biberruf  beffclben 
rur  bann  unb  infoweit  beadjtet,  otä  er  burd)  wirfliebe, 
b.  b-  »om  JRidbter  bereits  als  waljr  erfannte  a;b.atfad)en  un= 
trrfKiftt  unb  wab.rfdjcinlicr;  gemadjt  wirb.  (5in  nitbt  voll* 
gültige*,  j.  S3.  außergerichtliches  ©efidnbniß  gibt  im  (Srirai* 
-.'.preceffe  nur  einen  58erbadjtSgrunb. 

<6f0unöh.fit  ifi  berjenige  3uftanb  be8  3J?enfchen,  in  weU 
cbern  aOe  feine  jDrgane  naturgemäß  auSgebilbet  ftnb  unb 
bie  ihnen  eigentümlichen  gunetionen,  fowol  bie  unwillfür» 
lieben  als  bie  wiQfürlicben,  regelmäßig  unb  ohne  Xnftrcn: 
gung  verrieten.  3ebe8  Xbwcidjrn  von  tiefem  3ufianbe  ift 
Äranfbot    hiernach  gäbe  es  nur  fe^r  wenige  burd^auS 


gefunbe  5}?enfchen;  benn  bie  ©liebcrung  bei  ©cenfeben  ifi 
fo  unenblid)  munnichfaitig  unb  bie  gunetionen  ber  Organe 
{Tnb  jum  Xbeil  fo  (eirbt  ftörbar,  baß  ber  SSenfcb  nur  feiten 
in  bem  3uftanbe  voUfommener  ©cfuntbeit  ftcb  beftnbeL 
2>ocb  pflegen  wir  ftrine  IDltSbilbungen  (}.  ©.  bohlt  3ä|)ne), 
fowie  gennge  unb  fcbuell  vorüberge^enbe  Störungen  (5.  89. 
ber  Skrbauung)  nicht  für  Jtranfbeit  ju  rechnen  unb  halten 
uns  fo  lange  für  gefunb,  als  turch  bie  erwähnten  9){iSbiU 
bungen  ober  Störungen  baS  ©emeitigefübl  nicht  unangenehm 
erregt  wirb.  2)er  aßertb  ber  ©efunbbeit  ifi  um  fo  größer, 
ba  von  bem  förderlichen  Söohlbefinben,  beffen  wir  nur  im 
gefunben  3u(ianb<  tfj eilhaft  finb,  baS  geifiige  in  engfier  Kb- 
hä n gigfeit  fiebt.  £aber  ftnb  wir  ängfrlid)  bemüht,  aus  jei 
bem  franfen  3ufianbe  wieber  in  ben  ber  ©efunbbeit  jurücf: 
jufetjren  unb  werben  auch  bafür  ju  forgen  fueben,  baß  bic 
©efunbbeit,  ber  wir  uns  erfreuen,  nicht  in  jCranfbeit  üben 
gebe.  £  er  aar  nicht  um  bie  (Jrbultung  feiner  ©efunbbeit 
beforgte  Sienfcb  mutzet  ftcb  leicht  ju  biet  ju  unb  wirb  turch 
überbietung  feiner  Ära  fte,  befonberS  wenn  er  fieb  von  (eb> 
haften  Neigungen  unb  Seibenfcbaften  beherrfdjen  läßt,  leicht 
feinen  Äärpcr  franf  ober  boeb  jur  erfranfung  geneigt  ma» 
eben,  unb  oft  muß  er  ben  geiebtfinn  feiner  Sugenb  m  fpä* 
tern  Jahren  fcbmerjlid)  büßen.  Sbenfo  naditbeilig  fann 
aber  auch  eine  falfcb  angebrachte  unb  all.ju  ängftlicbe  «Sorg* 
fa(t  für  bie  ©efunbbeit  werben,  abgefeben  bavon,  baß  fieb 
ber  ÜJienfcr?  turch  biefelbe  um  bte  Sufi  am  Ücben  unb 
um  ben  ©enuß  brffelben  bringt,  ©o  ifi  es  unter  aQcn  Jöe- 
bingungen  tböricht  unb  fchibltch ,  im  gefunben  3ufianbe  29t» 
bicamente  (j.  83.  f)urgirmittel)  ju  nehmen  ober  Dperatio- 
nen  (wie  Zberlajfen,  Schröpfen  u.  tgl.)  mit  ftcb  vorutneb» 
men,  um  möglichen  ÄrantheitSfällen  vorjubeugen.  £urd> 
ein  terartigeS  Verfahren  macht  man  ftcb  gefUffentlicb  franf 
ober  macht  hoch  ben  Äörper,  inbem  man  ihn  fcbwädjt,  für 
Äranfheit  empfänglicher,  alS  ohnebteS  ber  gall  fein  würbe, 
ebenfalls  Schwächung  beS  Äörperö  wirb  burch  ju  ängfii 
liehe  Sorgfalt  herbeigeführt.  SBer  ftcb  all  ju  warm  hält,  fann 
fich  am  leicht e|len  erf alten,  wer  aQju  peinlich  in  ber  SBahl 
ber  @peifen  ift,  wirb  am  (eichtefien  ftcb  ben  Wagen  verber« 
ben.  Um  feint  ©efunbbeit  ju  bewahren,  muß  man,  fo  viel 
als  möglich,  naturgemäß  leben,  in  i cbern  ©enuffe  mäßig 
fein,  Orbnung  halten  im  Sffen  unb  Srinfen,  SBachen  unb 
(Schlafen,  unb  vor  2fllem  auf  Keinlichfeit  tebaebt  fein.  Sin 
hinlänglicher,  aber  nicht  ju  langer  SdMaf  in  ben  Stun= 
ben,  in  weldjen  bie  9iatur  felbft  u  bemfelben  einlabet,  ein» 
fache,  nicht  aQju  rei^enbe  Speifen  unb  ©etränfe,  frifche 
üuft ,  83eberrfcf)una  ber  £eibenfcba  ten  unb  S3ewabrung  einet 
fchulblofen  unb  heitern  ©emüthS  finb  bit  heften  SicherungS: 
mittet  ber  ©cfunbheit. 

<&ct ff iöf  betfjen  in  ber  allgemeinfien  SBortbebeutung  aDc 
in  ber  üanbmirtbfcbaft  angebauten  ^flanjen,  bit  Äörner  in 
%t)xtn,  JKiSpen  ober  apülfen  tragen,  unb  bie  jur  Nahrung 
für  bie  SKenfchen  fowol,  als  für  bie  £auStbiere  benutzt  wer- 
ben, alfo:  Sfoggen  (Äorn),  SBei^en,  ©erjie,  $a\cc,  J5infel, 
$aibeforn,  Srbfen,  Siefen,  Sobnen  unb  liinfen.  3m  en« 
gern  Sinne  redjnet  man  jeboch  bie  ^ülfenfrücbte  nicht  jum 
©etreibe.  83on  ben  wenigfreu  ©etreibcarten  fennt  man  bie 
urfprünglichc  ^timat,  inbem  fte  turch  bie  Gultur  auf  ahn« 
liebe  SBeife  umgebtlbet  »orten  ftnb,  wie  bie 5  mit  ben  $auS> 


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Getreide 


212 


OewilhrleMuiiff 


tbiertn  ber  fall  ift.   Da  bie  von  ihnen  gelieferten  frü*te,  aufgekaufte  Oetreibemaffe.    SBeil  nämlich  bie  Mebrjabl  bec 

welche  a,(ei*fall«  ©etreibe  genannt  werben,  ba«  .spauvtnah'  Canbbebauer  unter  allen  ßjebingungen  ba«  betreibe  ja 

rungSmittcl  ber  SRcnfdben  unb  #au«tbiere  au«ma*en,  fo  verfaufen  genötigt  ifl,  fo  werben  bur*  ba«  Ausfuhr* 

btlben  biefe  9)flan}en  ben  #auvtgegenftanb  be«  ganbbaue«  »erbot  nur  bie  ©etreibevreife  berabgebrüeft,  e«  wirb  ver* 

unb  auf  bem  jur  ernabrung  btnreicbenben  Anbau  berfelben  fdbwenberif*  mit  bem  wohlfeilen  ©«treibe  umgegangen  unb 


beruht  oorutgltcb  bie  SBoblfabrt  ber  gebilbeten  SSolfer.  9)ian 
tbeilt  baS  ©«treibe  in  SBinttrgetreibe,  welche^  im  £erbft, 
unb  in  ©ommergetreibe,  welches  im  grubiahr  au«ge* 
feiet  wirb,  Jtorn  unb  SBeijen  pflegt  al«  Partei  ober  glat« 
te«,  ©erfte  unb  #afer  als  weiche«  ober  raube«  ©etreibt 
bezeichnet  ju  werben,  Alle  ©ttreibefrü*te  beftebew  in  Jt6r« 
nern,  bo*  nennt  man  Äorn  vorjügli*  ba«  am  weiften  al« 
9cabrung«mittel  aebrau*te  ©etreibe,  j.  ©.  in  Deutf*lanb 
ben  Koggen,  in  granfrei*  unb  (Snglanb  ben  SBeijen.  Die 
©üte  be«  ©etreibe«  erfennt  man  an  ber  iKcinheit  beffelben 
von  3Äutterforn  unb  SBranbförnern,  an  bet  Dünnheit  ber 
Schale  unb  bem  sSk bireich tbum  be«  Snbalr«.  e«  muß  reif 
unb  troefen  fein  unb  beim  äerbeigen  nicht  fi*  breit  bnitfen, 
fonbern  jerf»ringen.  Alle  ©etreibeförner  befielen  au«  ©liu 
ten  ober  Jtleber,  bem  fraftigften  Nahrungsmittel,  bem  etwa« 
minber  nahrhaften  ©tirfemehl  unb  au«  einer  f*(eimtgen, 
fugen  ©ubftunj,  welche  ba«  ©etreibe  befonber«  jur  ©ab» 
rung  gefebieft  ma*t.  Die  Jfeülfen  belieben  au«  gaferpoff 
unb  werben  von  bem  ©etreibe  bei  {Bereitung  be«  SRcble« 
at«  Jtleie  abgerieben.  Diefe  JBeftanbfbeile  ftnb  in  ben  ver> 
f*iebenen  ©etreibearten  in  verf*iebenen  Berbalmiffen  ent= 
halten.  Dur*  bie  Düngung  wirb  biefe«  SBerbältnig  au* 
bei  berfelben  ©etrtibeforte  vtränbert.  »on  großem  einflug 
auf  ba«  @ebe*en  be«  ©etreibe«  ift  bie  ffiitterung;  bei  naf« 
fer  unb  faltet  SBitteruna  bleiben  bie  Börner  flein,  geben 
wenige«  unb  überbie«  wafTeria.eS  3Rcf>t ,  aber  viel  JUeie;  bei 
aflju  beiger  ©itterung  wirb  bie  $ulfe  gu  ftarf  auSgetrecfnet 
unb  lagt  fi*  na*ber  beim  SRtfhlen  nicht  wohl  vom  9)?eble 
ftbeiben,  welchem  fie  einen  unangenehmen  $Beigef*matf  er< 
tbeilt.  Sei  'Aufbewahrung  ber  Jtörner  mup  man  barauf  fe* 
ben,  bag  biefe  mögtidbft  troefen  liegen,  weil  fie  fonft  Uiibt 
verberben.  3e  langer  ba« ©etreibe  hegt,  btfto  troefener  wirb 
e«  unb  befto  mehr  a»ebl  gewinnt  man  von  einem  befttmm. 
ten  «Wage. 

Da  ba«  SBobl  ber  SßötPcr  fo  febr  babon  abhängt,  bog 
©etreibe  in  binrcicf;enber  SRenge  »orbanben  ift,  fo  hat  man 
vielfa*  baran  gebaefat,  bem  £anbel  mit  ©etreibe  eine 
für  ba«  allgemeine  ©efte  nü(jli*e  Stiftung  ju  geben.  3n 

ben  weiften  ganbern  haben  bie  Regierungen  bie  einfuhr  be«  ^  ^  (  }  ^  JU  fut#mv,  ^  ber  ß 
©etre.beS  begunft.gt,  ber  Ausfuhr  aber  gew.ffe  £mberntffe  ^«  biefe  Sorte  unb  teilten  fie  ben  übrigen 
tgffU&<£  *£X    itim  L'  -auf  ber^aJber  ©eufen  a 

auch  einjelne  ©taaten,  wie  Cnglanb  feit  1815,  wo  im  ^ar» 
lament  bie  befannte  Äornbill  burchging,  unb  in  neuefter 
Bek  auch  ^>oUanb  nicht  bie  XuSfubr,  fonbern  rieimelir  bie 
ffinfuljr  »on  ©etreibe  ju  befebränfen  aefuebt,  bamit  bur* 
biefelbe  ber  inlanbifcbe  ©etreibebau  mtbt  gebrüeft  werben 
unb  bag  fie  nur  bann  eintreten  fann,  wenn  bie  im  ganbe 
erzeugten  SBorr.Hbc  niebt  ausreichen  unb  in  folge  beffen 
eine  a^eurung  ju  befürchten  ficht.   Die  Wittel  ju  QxxtU 


für  bie  folge  bem  ganbmann  bie  Suft  genommen,  gre* 
gen  fleig  auf  ben  wenig  lobnenben  Erwerb  ju  wenben. 
Um  Xbeurung^en  oorjubeugen,  ftnb  in  vielen  Staaten 
äornmagagme  angelegt  worben,  welch«  neben  man» 
chen  9(achtbei(en  boeb  au*  fct>r  nü^licb  werben  fönnen.  3n 
tiefen  wirb  nämlich  in  wohlfeilen  Seiten  ©etreibe  oufgefauft, 
wel*e«  man  bi«  ju  einer  S£l)eurung  jurüefbehält,  bann 
abtr,  ohne  ©ewinn  ju  fuchen,  oerfauft.  ©ehr  nüfelicb  hoben 
ff*  in  Seiten  ber  9cotb  bie  Äornoereine  gemacht,  wie 
beren  namentlich  jwei  ju  (glherfelb  unb  ju  granffurt  a.  9Ä. 
1816  unb  1817  fich  bilbeten.    Der  elberfelber  Jlonwetein 
faufte  .Rem  im  XuSlanbe  auf  unb  oerfaufte  ba«  JBrot  im  ■ 
lanbe  ju  ermagigten  greifen,  babei  würben  no*  10,000  IKblr. 
gewonnen,  wel*e  man  ju  Errichtung  eine«  Äranfenhaufe« 
verwenbete.    Der  franffurter  Sjerein  würbe  ebne  faufmdm 
nifche  ©veculation  nur  al«  ©acbe  ber  Wenfchenliebe  betrie» 
ben,  inbem  ba«  gu  h^hcri  greifen  in  ber  Umgegenb  aufge* 
faufte  Äorn  «,u  IBrob  oerbaefen  unb  billig  an  bie  Hrmen 
abgelaffen  würbe.    ©ew6l)nlid)  bewahrt  man  ba«  ©etreibe 
auf  troefenen  öcben ,  wo  e«  in  Raufen  aufgef*uttet  unb 
burch  häufige«  Umwenbeii  vor  bem  Sierberben  gefchü^t  wirb. 
Do  biefe  Hxt  ber  Aufbewahrung  foftfpielig  ift,  fo  hat 
man  in  neuerer  3eit  ftatt  ber  JBöben  bie  Äornfeller 
ober  ©ilo«  empfohlen  unb  au*  6fter,  aber  ni*t  im« 
mer  mit  ©lucf,  «moenbung  von  benfelben  gemacht.  SStan 
legt  eine  etwa  14  f.  tiefe  ©ruhe  an,  füttert  biefelbt  mit 
©trob        «nv  füllt  fie  mit  ©etreibe;  obenauf  wirb  fo» 
bann  wieber  eine  ©froh»  unb  eine  ©rbf*i*t  gebra*t. 
3n  fol*en  Seilern  bM  fi*  ba«  ©etreibe,  wenn  e«  re*t 
wohl  au«getrotfnet  eingefüllt  würbe,  mehre  Sah«  lang, 
ohne  ju  verberben. 

(&fUBm  nannten  nis  bie  verbünbeten  nictcrianb.  (See: 
leute,  we(*e  fi*  ber  (Einführung  ber  Sfnquifition  wibtifc.-' 
ten  unb  in  biefer  {Beziehung  15fi5  eine  S3ittf*rift  ber  von 
©vanien  au«  eingefe|ten  9ieaenrin  Margaretha  überreichten. 
AI«  bie  Siegentin  bei  Dur*lefung  ber  ©*rift  einige  Grs 
f*üttemng  verrieth,  ftüfterte  ihr  ber  ^rcSftbent  bei  öinanj- 
rathe«  bie  SBorte  ju:  w©ie  brau*e  ft*  vor  tiefem  Raufen 

einige  ber  S3erbunbe= 
i  XbenbS 
adgewein 

angenommen  würbe.  Die  JBerhünbeten  f leiteten  fich  al« 
JBettclm6n*e  unb  trugen  am  &atfe  eine  SKünje,  welche 
auf  ber  einen  ©eite  ba«  S3iXt  be«  Ä6nig«  jeigte,  mit  ber 
Umf*rift:  ,,3n  Allem  treu  bem  .Könige",  auf  ber  an= 
bern  einen  von  gwei  ^dnben  gehaltenen  IBettelfocf  unb  bie 
SBorte:  ,^Bi«  jum  »ettelfacf.'y  ©vöter  htegen  TLüt  ©eu= 
fen,  wel*e  vom  ^)apftthum  unb  vom  Könige  abfielen. 
Die  auSgewanberten  9cieberlanber,  weiche  bie  ©panier  mit 
Aa»erf*tffen  beunruhigten,  biegen SReergcufen  oberffiaf^ 

aber  tTberjeugt,  bag  f"8<ufen. 
für  bie  SBohlfahrt  ber  föolfer  am  beften  geforgt  ift,  wenn  ©fwäljrlfiatung.  28er  eine  ©a*e  ober  ein  Se*t  ari  er- 
bet ©etreibebanbel  fi*  felhft  überlaffen  bleibt.    SBerbote  nen  Anbern  veraugert,  mug  biefem  bafär  einftehen,  bäf  jene 
oer  ausfuhr  vermehren  remesweg«  oie  tn  einem  canoe  <öa*e  ober  jene«  öte*t  oemfeioen  nt*t  au«  einein.  vor  oer 


*ung  biefe«  3wecf«  ftnb  verf*iebene  SRale  geanbert  wor« 
ben.   3m  Allgemeinen  hat  mgn  ft* 


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Gtewand 


213 


iDmraqjmg  ftotfgetjabfert  recbflirben  ©ntnbe  entwäbrl,  b.  b. 
t>on  einem  Dritten  auf  bem  SBege  Siechten«  trieb«  ttttriffen 
werbe,  fowie  auch,  baß  bie  Sacht  bei  btr  Überlieferung  nid>t 
einen  geheimen  Schaben  bat,  beT  ihren  Sßcrtb  btrabfe&t. 

fi*rr»anJi  Reißen  fonwl  bie  großem  unb  weitern  Jtlei* 
^ngSjhuft,  .al«  auch  allt  gewebten  oeuebe,  au«  benen  jene 
nerfertig*  wetten,  befonber«  bie  wotttnen.  Daher  nennt 
9ian  in  grfißem  .£>anbilSfläbten  ©ewanbbäuftt  folebe 
Scbäube,  in  benen  wollene  ieudje,  namentlich  iSucbe,  wob' 
renb  btr  STfärfte  unb  Neffen  jum  SJerfauf  au«geftellt  wer: 
:a.  —  D>ie  SDZafer  unb  SBilbbauer  müffen,  fobalb  fie  bc- 
ßeibefe  ©eftalten  barjuilellen  ^aben,  betontem  gleiß  auf  bie 
Qewänber  wenben,  intern  fieb  in  ber  Art,  wie  biefelben 
ua)  legen  unb  fallen,  in.  ben  galten,  forool  bic  Art  be«  3«u» 
i;s  unb  bie  JBefefligungoart  beffelben,  al«  vorzüglich  auch 
sie  gormtn  unb  Stellungen  be«  Körper«  fieb  au«brücfen. 
Da«  gefetere  ifl  befonber«  bei  ben  weiten  JUetbungöjrücfeti 
:er  gaH,  wäbrenb  bie  iefeigen  engen  fOlobeflcibcr  mit  ih- 
ren gemachten  galten  immer  nur  bie  #anb  be«  Sdjneiber« 
retratben,  nidit  aber  bie  gönnen  beä  .Körper«,  welcher  fie 
trägt ,  unb  eben  be« b atb  völlig  unmalerifcb  finb. 

Crrorlrr  iß  urfprünglirb  jebe«  3nfrrumtnt,  mit  bem 
man  fieb  webrt,  baber  fo  viel  al«  Sßebr  ober  SBaffe;  vor» 
(uqlicb  nennt  man  aber  ©emebre  bie  flcinern  Ängriff«waffen, 
u:m  Unterfdbjeb  oon  btn  ©efcbüfceii  (f.  b.),  ben  großem, 
anb  enblicb  bezeichnet  man  mit  biefem  AuSbrucf  im  engften 
Sinne  bie  Schieß  gewehrt  ober  bic  gl  inten,  unb  unrerfttjeibet 
von  ü)ntn  bie  blanfen  SBafftn  (ftbarfen  2Bdffen,  Sei« 
tengewebre).  Dtt  (Gewehre  be«  Üfttlitair«  finb  tb/tl«  Schieß* 
gewebre,  ti>til«  Seitengewehre,  jene  werben  auch  JD berge« 
roehre,  biefe  il n t  e rg  e w e h t e  genannt.  Da  bie  ©ewerjrt  in 
großer  2>fenge  jur  Bewaffnung  ber  Sfrttxt  gebraucht  wer* 
ben,  f©  vtrfertigt  man  biefelben  vorjugöweife  in  gabrrfen. 
Einige  gabrifen  fertigen  nur  Schießgewehre,  anbete  nut 
blanfe  SBaffen  unb  noch  anbete  beibe  Arten  von  (Bewehren. 
Du  £auptbcf?anfct  heilt  eine«  S<bie§gewef)r$  finb  folaenbe: 
Der  ^eljemt  Schaft  bknt  jum  3ufammenba(t  aller  übrigen 
Sbeile  unb  befleht  ou§  SSeißbucben«,  Ahorn«  ober  9luß* 
rautnbott,.  Er  tfl  unten  rotbtnförmig  juatfebnitten ,  um  beim 
Schießen  ba«  ©ewebr  fefl  unb  ftcher  an  bie  rechte  JBacfe 
legen  ju  finnen.  Da«  eiferne  JKohr  ober  ber  üauf  ifl  oben 
offen,  unten  bunfc  bie  Scbwan^cbraube  verfcbloffen,  welche 
mit  einem  länglichen  gortfaft  verfeben  ift,  burd)  ben  ba« 
Stobt  an  ben  Schaft  befeftigt  wirb.  SRabe  am  ©oben  be; 
frofcrt  fub  auf  ber  reckten  Seite  be«  JÄotjrö  eine  Öffnung, 
ra«  3unbIocb,  bureb  wtlcbe«  ba«  Abfcbießm  be«  ©ewehr« 
aei'chiebt.  Da«  S(f)loß  be*  ©ewehr«  ifl  ber  }ufammenge> 
ÜEte^e  JEbeil  unb  wirb  rerfd)teben  bergcftcllt.  'Hm  gewöhn« 
licbften  ift  noch  bal  Schloß  mit  gpiUm  unb  Pfanne,  föei 
tiefem  liegt  neben  bem  3ünb!oA  eint  f leint  Pfanne,  auf 
welche  btr  «Pfannenbecfel  bnreh  eine  Springfeber  angebrüeft 
wirb.  Diefet  ^fannenbetfel  t>at  einen  fenfreebt  in  bt«  ^>6ht 
gtbtnbtn  ftähltmen  gorrfa|  unb  hinter  ihm  jkbt  ber  ^>"ahn, 
mtl^tt  oben  jwifcbtn  jwei  platten  eingefchraubt  einen  glin« 
teafbin  trägt  unb  unterwärt«  mit  einer  nach  innen  liegen« 
ben  flarfen  gebtr  in  SBerbinbung  fleht,  bureb  bie  er  mit  ©e* 
»alt  gtgtn  ben  $>fannenbe<fcl  gefcbleubert  wirb,  wenn  bie  ge> 
ber  ocrhei  angefpannt  unb  bann  bie  Hemmung  aufgehoben 
worben,  butcb,  bit  fit  für  gtm6hnlicb  jurikfgebalten  wirb. 


Da«  Aufbeben  biefer  Hemmung  geflieht  burch  Drucf  an  tint 
Bunge,  welche  in  btr  ©egenb  be«  Scfelojfed  unterhalb  am 
©«wehr«  liegt.  Sine  anbete  Einrichtung  hat  bo«  ttft  in  bit» 
ftm 3abrf)»mbtrt  erfunbent  ?)ercuffion«fc^loß.  (0. ^Dt?« 
cuffion.)  Xn  bic  Stelle  be«  auf  bie  Pfanne  aufgefcbüttt< 
ttn  »Puloer«  tritt  tytt  eine  eigcntbümlicbe  diemifcbe  9)iifcbung, 
welch«  bie  (Jigenfcbaft  bat,  burch  tmen  Schlag  jur  (fntjüni 
bung  gebracht  )u  werben.  Tim  gebräucblicbflen  ift  je^t  fob 
genbe  Einrichtung:  Statt  ber  Pfanne  unb  be«  Pfannen« 
becfel«  ift  ein  in  ben  Sauf  mänbenber  Stand  angebracht,, 
welcher  äußerlich  >••  tinem  ftgelförmigen  Keinen  Rapfen  au«* 
geht,  unb  ber  bant  nurform  igt  5)  ahn  bat  vom  tine  Sertie* 
fung,  weicht  beim  9tieberfcblagen  über  jenen  3apftn  paßt 
Auf  ben  letjtern  wirb  nun  ein  3ünbhütd>en  aufgefegt,  wel* 
che«  au«  bünnem  Jtupferble cb  befleht  unb  inwenbig  tint 
fltine  Quantität  ber  JtnaUmifcbnng  enthält.  Sowie  ber 
Rümmer  auf  bo«  .^iitcfien  fchlägt,  geht  ber  Schuß  lo«. 
Diefe  Art  twn  Schloffer  h^hen  manebe  Borthtilt,  nament* 
(ich,  baß  fit  fe Itencr  tiner  Rtparatur  bebürfen,  baß  faft  nit 
ein  Schuß  »trfagt  unb  baß  bit  9läffe  feinen  nadnheiligen 
Einfluß  bat.  Dagegen  finb  fie  im  Allgemeinen  weniger  fiefctr 
al«  bit  gtwöbnücbtn  Schaffet,  unb  ebfehon  man  »trfchie* 
btnt  Sichcri)ett«oorfehriingen  erfunbtn  hat,  fo  bat  ftcf>  boch 
noch  ftit,c  allgemeine  Einführung  »erfebafft.  Der  Sabeftocf, 
ein  bit  fiängt  be«  JHohrcS  etwa«  i'ibtrrreffenbtr  tiftrntt  ober 
boljaner  Stedf ,  bitnt,  bie  Jjabung  in  ba«  9?ohr  fefljuflo- 
ßtn,  unb  bot  feint  Stellt,  wtnn  er  nicht  in  ©ebrauci)  ifr, 
i  unterhalb  be«  Lohres  im  Schaft.  Dtr  ©efcblag  ober  bie 
©amitur  be«  Gewehr«  befleht  au«  otrfchiebenen  5Wefjing= 
(lüden  unb  {Ringen,  um  ba«  iKofer  an  ben  Schaft  &u  hol' 
ttn;  einem  gebogenen  Stücf,  weldbt«  über  bie  3unge  geht, 
um  tiefe  ju  fiebern,  bamit  ba«  ©ewtht  nicht  burcfi  tint 
ju  fällige  JBtrührung  loägebrücft  werte,  enblid)  einer  platte, 
weicht  ben  untevflen  S^ttl  be«  Kolben  bebeeft.  3u  btefen 
Xhtiltn  tommt  bei  ben  mtiflen  ©twthren  für  ba«  SJiilitair  , 
noch  ein  S5a gönnet  (f.  b.). 

9Jcan  unterfebeitet  verfd?teb<ne  Arten  ber  geutrgewthte. 
Die  Öüchfe  hat  einen  gezogenen,  b.  h-  Üiwenbig  gerieften 
üauf,  unb  unterfcheibet  pdf  babureb  von  btr  glattläuftges 
glinte.  Diefe  trat  bei  btn  Solbaten  an  bie  Sude  btr 
alten  fd^wcrfäHigen  iDcufifete  (f.  b.).  Die  3agtf!inten 
ieichntn  fieb  burd)  Stichtigftit  au«  unb  finb  häufig  nur  halb* 
gefd>äftet,  b.  h-  ber  b°«i«n«  Schaft  geht  nut  bi«  gegen  bie 
ÜRitte  be«  Äobjr«.  »ti  btn  Dopptlflinttn,  weld)t  jut 
3agb  febr  beliebt  finb,  liegen  jwei  iHotjre  neben einanber, 
unb  jebe«  8?ohr  hat  tin  eigne«  Schieß  mit  einer  tigntn 
3ungt.  Die  öjir.  Sdjüfeen  haben  Doppelflinten  mit  einem 
alatün  unb  einem  gejogenen  Sioifxt  ubertirtanber  unb  finb 
fo  eingerichtet,  baß  man  ben  Sauf,  ttxkber  abgefeuert  wer-- 
ben  foQ,  btKiufbrtben  fann.  s3ioch  anbtr«  finb  bit  DopptU 
bücb fen  ber  tiroler  ©emfenjäger  eingerichtet,  inbem  hier  in 
erntm  PaTftn  gtjogtnen  8auft  jwti  Sdhüffe  ubereinanbet  ge* 
labtn  werben ,  jebtr  Schuß  aber  burch  tin  eignes  Schloß 
abgefeuert  wirb.  Uber  Karabiner  unb  Spiflolcn  f.  t.  Art. 
Wlan  hat  tine  SAtttge  btrfdn'tbtntr  Erffnbtmgtn  beim  gtuer» 
gewthr  gemacht,  welche  tbeilS  )U  größtrer  Sicherung  gegen 
©efahr,  thell«  ju  größerer  Ctat«r)barfett  jum  Schiffen  bie» 
ntn  foGen,  unb  hat  ei  meine  außtrorbtntlicb  fünfilicbe  ber* 
artige  3nfrrumente  bcrgefteUt.  3u  btn  febarfen  SBaffen 
geboren  nußtr  ben  Seitengewehren  (Degen-  Säbtl,  ^aBafd;) 


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Gewerbe  9 

aurf?  Dolche,  ^ifen,  ganzen,  £> eil ebarbe n,  Tartifanen  U.  f.  w. 
SRan  unterfebeibet  Hiebwaffen,  welche  gum  ©djlagcn  bie« 
not,  febwer  unb  febarf  ftnb,  unb  ©tofiw  äffen,  welche 
ioid.it  unb  fpifeia,  ftnb. 

3n  bot  ©erntet fabrifen  werben  bie  eingelnen  SEbeite 
ber  ©cbiefjgewebre  befonber*  gefertigt  unb  fpater  erft  gu« 
fammengefeijt.  DaS  @if«n,  aus  bem  bie  JSobrc  gearbeitet 
werben  Tollen,  wirb  auf  Hammerwerfen  in  platten,  fHatf» 
nen  genannt,  gefcblagen;  au*  biefen  macht  ber  Robrfcbmieb 
öiöbren;  biefe  muffen  noeb  gerietet,  gebohrt,  gefebliffen, 
polirt  unb  mit  ©ebwangfebrauben  oerfeben  werben.  V...o 
eingelnen  Steile  beS  ©ewebrÄ  werben  bureb  ben  Crquipeur 
gufammengefefct.  ©benfo  werben  auch  bie  fctVarfen  ©ewebre 
erjl  in  ibren  einjelnen  arbeiten  befonber«  oerfertigt  unb  ber< 
nach  Aufammengefefet.  3eber  grifjere  (Staat  bat  feine  eig« 
nen  ©ewebrfabriten.  Die  ©ewebrfabrifen  ju  üüttid?  follen 
allein  jährlich  6000  Sagbflinten,  27,000  ©olbatengeroebre 
unb  2000  ^iftolen  liefern.  3u  ben  ilteften  unb  großen 
©ewebrfabrifen  25eutfcblanbä  geboren  bie  in  Subt,  welche 
ebemaß  jährlich  gegen  60,000  Rob«  lieferten.  BuSge« 
geiebnete  Seitengewehre  liefern  bie  gabrifen  gu  (Solingen 
unb  Remfcbeib,  bie  gegen  600  ©ebroertfegtr,  welcbe  Älin» 

fen  arbeiten,  befcbäftigen.  Dama$ cenerflingen  (f.  Dama«» 
ui)  werben  in  SRatlanb  gearbeitet,  unb  bit  beflen  fpan. 
Degenflingen  fommen  aus  Stolebo. 

Qbtatrbt,  im  weiteren  Sinne  «De  RabrungSgweige, 
beren  Betreibung  (befebränft  ober  unbefebränft)  in  einem 
(Staate  gejtattet  tft  unb  perf6nlicbe,  griffige  unb  törperlicbe 
abatigfett  oorauSfefct.  (Japitaliften,  bie  von  ibren  Kenten 
leben,  gehören  baber  niebt  unter  bie  gewerbtreibenben  Glaffen. 
Unter  bürgerlichen  (Bewerben  oerfhbt  man  inSbefon* 
bere  biejenigen  ©ewerbe,  welche  innerhalb  ber  ©tibte  nur 
oon  beren  bürgern  betrieben  werben  burfen.  j&te  oorgüg* 
liebfien  ©attungen  berfclben  ftnb :  bie  $anb(ung,  bie  £>anb: 
werfe,  bie  Bierbrauerei,  berBierfebanf,  ber  SBeinfcbanf  unb 
bie  ©afhoirtbfebaft.  3"  frübern  3eiten  betrachtete  man  nämlich 
ben  Betrieb  ber  ©ewerbe  aß  ein  au8fcbließticbe$  Borrecbt 
ber  ©täbte,  3n  neuern  Seiten  tjt  jeboeb  bie  ©ewerbtbätigf  eit 
attmiltg  aueb  auf  b  a 6  ganb  au*gebebnt  worben ;  b od?  wirb, 
mit  Ausnahme  berjenigen  Staaten,  in  weichen  o6Uige  ©e> 
werbfreibeit  betrfebt,  bie  jläbtifcbe  Betreibung  ber  ©ewerbe 
noch  immer  vor  ber  auf  bem  Sanbc  oon  ben  Regierungen 
begünjtigt.  So  begegnet  man  inSbefonbere  febr  häufig  bem 
ftrengtn  Berbote,  baß  bie  auf  bem  8anbe  etabtirten  9>ro* 
fefftomften  niebt  für  bie  Bebürfniffe  ber  ©tabte  arbeiten 
bürfen.  Sine  hiermit  in  Berbinbuna  ftebenbt,  niebt  minbet 
brttcfenbe  geffel  ber  ©ewerbtbatigfett  tft  ber  3unftgwang. 
(©.  Sunftwefen.)  —  3n  üb  er  tragen«  Bebeutung  nennt 
man  ©ewerbe  jebe  2(rt  (aueb  unerlaubte)  Befestigung, 
welche  3emanb  beS  ©ewinn*  wegen  gu  treiben  pflegt 

Gcwerbstfurr ,  eine  lanbe&berrlicbe  TOaaU,  welcbe  oon 
bem  Reinerträge  ber  ©ewerbe  (im  wt  tieften  Sinne,  alfo 
g.  B.  aueb  bon  bem  ©ehalte  ber  ©taattbiener,  oon  prüft i- 
cirenben  ©elebrten,  B.  oon  2(boocaten  unb  Iii jten  u.  f.  w.) 
entriebtet  wirb.  Du  Beobachtung  be»  $auptgrunbfafce« 
ber  Staat Swirtbfcbaft  «lehre,  baß  alle  Abgaben  unter  bie 
Steuerpflichtigen  gleichmäßig  oertbeilt  unb  nur  oon  bem 
nacb  Äbgug  ber  notbwenbiaen  r}tben*bebürfniffe  noch  übrig, 
bleibenben  ©ewinne  ber  eingelnen  Staatsbürger  entriebtet 


4  Gewicht 

werben  feilen,  tft  »orgüglicb  bei  Erhebung  ber  ©ewerbfieuet 
eine  febr  febwierige  Aufgabe,  weil  baä  retne  dinf ommen  bei 
©ewerbSbetriebcö  in  ben  meiften  gällen  febwanfenb  unb  per. 
änberlicb  ifl  unb  oon  bem  ©ewerbtreibenben  gew6bnlia)  oer» 
beimlicbt  wirb,  eben  beSbalb  aber  febwer  unb  nie  mit  ooO. 
fommener  ©ewtfbett  erfannt  werben  fann.    Äucb  ifl  ba8 
gewaltfame  (Sinbrtngen  ber  ©taatöregierungen  in  bie  htnern 
©ewerbSoerbdlrniffe  ber  Untertbanen  ein  febr  oerbaßfeS  unb 
eben  bei  halb  oft  gefährliches  Wittel  gu  Srjielung  einer  aleicb* 
mdgigen  Befteuerung  ber  ©ewerbtreibenben.     SBir  finben 
taher  in  ben  wenigften  8änbern  eine  reine  ©ewrrbffeucr, 
unb  wo  fte  oorfommt,  grwäbnlicb  nur  unter  febr  mitten 
©efefcten.    ©o  betrigt  j.  B.  in  Grnglanb,  wie  unermeßlich 
audb  ber  ©ewerbSberrieb  in  biefem  Öanbe  tft,  bie  ©ewetS 
{teuer  boeb  noch  niebt  einmal  gan}  ben  funfjigfien  Sbeil, 
nämlicb  etwa  eine  Million  f\.  cf,  in  Rußlanb  bagegen 
ben  elften  tytil  M  jährlichen  ©taatäeinfommeni.  9lan  bat 
baber,  um  jenen  übelftanb  gu  oermeiben,  ein  anbereä  üSit. 
tel  gu  Befteuerung  ber  ©ewerbe  ergriffen.   £)t'e5  ijt  bie  fo» 
genannte  ^otentfteuer.    £a5  SQefen  berfelben  befielt  barin, 
baf  fte  nur  für  bie  oon  ber  Regierung  gu  ertbetlenbe 
Befugnif ,  ein  ©ewerbe  betreiben  gu  burfen,  oon  ben  bar> 
um  Xnfucbenben  erhoben  wirb,    ©ie  ift  am  confequentejien 
in  granfreieb  burebgefübrt,  wo  Seber,  ber  einen  3nbufrrie» 
ober  £anbe(§gweig  betreiben  wiQ,  hierzu  ein  befonbtred  Ta< 
tent  löfen  muß,  welche^  ihn  gum  Betriebe  bei  gewählten 
©efchdftS  im  gangen  Umfange  be6  ©taatd  berechtigt.  Sin 
foldher  |)atentirter  hat  tugUicb  ba«  Sletbt,  aOe  beliebigen 
©ewerbe  gteiebgeitig  gu  betreiben,  infofem  er  ben  &arif  bn 
^)6chftbefteuerten  im  gangen  ©taate  entrichtet.    Diefer  Sa» 
rtf  ift  nämlicb  in  ben  etngelnen  JDrtfcbaften  nach  beren  ©rö§e 
unb  ©ewerbttbätigfeit  in  oerfchiebene  «Haffen  getheilt.  ti>n> 
lieb  ber  frang.  $)atentfteuer  ift  bie  Sinricbtung  ber  ©ewerb« 
fieuer  in  Greußen.   3m  £6nigreicb  ©achfen  ift  bie  ©ewerb> 
(teuer  feit  bem  3abre  1834  mit  ber  ^erfonalfteuer  oerbun« 
ben  worben.    2)ie  ^pöhe  ber  eingelnen  Beiträge  wirb  biet 
nach  einem  in  bem  ©efefce  au*gejprochenen  2Kagftabe  unb 
unter  Seitung  unb  Oberaufficbt  ber  Regierung  oon  ben  ein. 
gelnen  Gommunen  felbft  für  tbre  (teuer?  fit  cht  igen  iRitglitber 
feftgefteHt  unb  aTJiär>rltd>  reoibirt.  —  3ft  bie  ©ewerbfieuer 
auf  eingelne  RabrungSgweige:  auf^>anbe(,  SRanufactur  unb 
gabrifen,  ©efebafte  unb  ^janbwerfe  befcbrdnft,  fo  führt  fte 
auch  wol  ben  befonbern  SJtomen  3nbuprie»  ober  21  r. 
beitöfieuer. 

«Sftoicbt  (tai)  eine«  Ä6rper«  ift  bteienige  Äraft,  mit 
welcher  berfelbe  auf  eine  Unterlage  brüeft.  Rieht  aOe  £ör> 
per  nämlich  brüefen  bei  übrigene*  gleichem  Umfange  mit  ber. 
felben  itraft  auf  ihre  Unterlagen,  unb  einige  ftnb  baber 

Sewicbtiger  aß  untere.  SRan  fagt  oon  bem  gewiebtigern 
Wrper,  ba§  er  mehr  SWaffe  enthalte,  ober  eine  gr6ßere 
Dichte  beftfte.  £aben  aber  gwei  oerfchiebene  Ä6rper  ober 
gwet  oerfchiebene  ©tücfe  beffelben  JWrperf  (g.  B.  Blei) 
gleiche  Dichte,  fo  ift  berjenige  unter  ihnen  ber  gewichtigere, 
welcher  ben  größten  Raum  einnimmt  Um  baS  ©ewiebt  ei» 
ne6  Jt6rper§  gu  beftimmen,  mu§  man  ihn  mit  einem  an* 
bern  Ä6rper,  beffen  ©ewiebt  man  aß  einbeit  annimmt, 
oergleichen.  Aat  man  g.  B.  ein  ©tuet  difen,  welcbed  man 
bei  ber  ©ewichtäbeftimmung  gu  ©runbe  legt,  unb  nennt  bie> 
fe«  Sin  $>funb,  fo  fagt  man  oon  einem  anbern  Äorptr,  j. ». 


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Gewicht                  215  Gewicht 

einem  <5tü&  83lei,  wel*e*  ein  ebfnfo  große*  ©ewi*t  ftat,  3»o*efergewi*t  am  23  $fb.  leipziger  .^nbeWgewitfrt)  =  12 
wie  bra  jenem  glei*e  Stücfe  (Jifeit,  baß  e*  bret  $funb  ©e»  Unjen,  auf  1  Unje  =  8  2>ra*men,  auf  1  2)ra*me  =  3 
wi*t  babe,  £>a*  Seftimmen  bei  @croi*t*  bci»it  wigen  ©crupel ,  auf  1  (Setup tl  =  20  ©ran,  fobaß  alfo  5760 
unb  wirb  mit  bet  Sage  (f.  b.)  vorgenommen.  3n  ben  ©ran  auf  1  fommeu.  ©olb,  Silber  unb  guwelen 
ctrf*iebenen  Jiänbern  unb  ©egenben  tyxt  man  al*  Einheit  werben  na*  befonbern  ©ernteten  gemäßen,  ©olb  unb  Sit- 
te* ®ewi*t*  vtrf*iebene©ewi*r*gr6pen  angenommen,  wel*e  ber  bere*net  man  na*  föln.  «Warfgerot*t  unb  rennet  auf 
fcibft©ewi*te  genannt  werben  unb  bei  benen  e*  glei*güL  1  SRarf  —  8  Urnen,  auf  eine  Unje  =  2  8otb.,  auf  1 
tig  ift,  ton  we(*em  SHateriale  fie  verfertigt  werben,  wenn  gott)  ==  4  £luent*en,  auf  1  &uent*en  =  4  Pfennige, 
fie  nur  ber  angenommenen  Wroge  entfpre*en  j  bo*  ma*t  25en  ©olbge&alt  beftimmt  man  na*  SRarf ,  Karat  unb  ©ran, 
man  fie  fiet*  au*  einem  SRaterial,  wel*e*  nicht  Iei*t  ber  ben  Silbergetjatt  na*  SRarf ,  £otb  unb  ©ran.  hierbei  re*» 
Beranberung  ober  SBef*abigung  auSgefefct  ift,  gewöbnli*  net  man  auf  1  3Rarf  =  16  fiot^  ober  =  24  Äarat,  ober 
au3  SRctaB  ober  Stein.  '4u*  in  betreiben  ©egenb  bat  =  238  ©ran,  auf  1  So*  =  1'/«  Jtarat  ober  6  ©ran, 
man  oerfefciebene  ©ewi*te,  von  benen  man  jebod?  ftet*  wtffen  auf  1  ©ran  ==  3  ©ran.  «jbelfteine  unb  "Perlen  re*net  man 
muß,  wie  vielmal  jebe*  Reinere  in  jebem  gr6ßern  enthalten  entweber  na*  Karat  unb©rdn,  fobaß  1  Karat  =  4  ©ran, 
fei.  2)a  febr  tnefe  im  £anbel  vorfommenbe  ©egenftanbe  ober  na*  gamen,  */*/  %  V«,  '/*»  unb  %  Karat  g* 
na*  bem  ©ewi*t  oerlauft  werben ,  fo  ift  es  f*on  au*  bie»  f ommen  ungefähr  71  itarat  auf  1  üetf>  fölnif*. 
fem  ©runbe  von  großer  2Bi*tigfeit,  ju  reiffeit,  in  weU  SDa*  ©ewi*t,  von  we(*em  bieder  gefpro*en  würbe, 
tfcm  SecljaltnijTe  bie  verf*iebenen  @ewi*te  ber  oerf*iebei  fceißt  ba*  abfolute  ©ewi*t  Xußerbem  fpri*t  man  aber 
ntn  ©egenben  jueinanber  fteben.  3n  na*ftet)cnber  Za*  no*  von  einem  fpecifif*en  ©ewi*te  ber  »erf*iebe- 
bttle  finb  bie  ©ewi*te  einiger  bebeutenben  Staaten  unb  nen  Körper,  unb  biefe*  bot  vor  ienem  ben  großen  Star; 
Statte  jufammengeftetlt.  Die  Bahlen  re*t*  vom  Komma  gug,  baß  e*  an  feine  wiüturli*e  3nnabme  verf*iebener 
in  ten  jjaljlenangaben  finb  ©etimalbrutfce.  (S.  Detimal«  £)rte  gefnüpft  ift.  2)a  namli*  verf*iebene  Körper  bei 
re*nung.)  g(ei*em  JRauminbalte  (gleichem  Umfange)  nur  bann  ttr-. 
<S*  ma*en  100  $funb  leipziger  ©ewi*t:  f*iebene*  ©ewi*t  befnjen,  wenn  ibre  Di*ttgfeit  oerf*ieben 

amfterbamer  *>funb   94,64  ift,  fo  fielen  offenbar  unter  ber  SorauSfefcung  glei*en 

aug&burger,  f*wcre                           t      95, 20  •Rauminhalts    ihre  ©ewi*te  mit  ber  £>i*tigfeit  terfel- 

berliner                                        i     100,01  ben  in  g(ei*em  S3erb.a(tniffe.   9)fan  nimmt  nun  allgemein 

braunfa)weiger                                 %     100,03  baS  SB  affer  al*  benjenigen  Jt6rper  an,  mit  bem  alle  übri< 

bremer                                 .      j      93,73  gen  Jtörper  vergli*en  werben  unb  jwar  ba«  voUtg  reine  be« 

bdnif*e                                      »      93,62  ftiUirte  SBaffer,  unb  nennt  bie-jobj,  wel*e  angibt,  um  wie 

franffurter,  lei*te                            »      99,91  oielmal  ein  anberer  JSörper  bi*ter  ali  ?E3affer  fei  (wel*e 

fTanffurter,  f*»ere                           »      92,51  au*  nur  ein  fiJrutb,  fein  fann,  wenn  ber  anbere  Ji6r-- 

franjofi*e  Kilogramme«     ....      »      46,74  per  minber  bi*t  al«  SSaffer  i|t),  ober  wa*  Daffelbe  ift,  um 

bamburaer                                     .      96,52  wie  oielmal  mehr  ein  gewiffer  Jtörper  wiegt,  alft  eine  ibm 

ban6oerf*e                                    «      95,47  an  SRaumin&alt  glei*e  JÖuantitat  SBaffer:  ba*  fpecifif*e 

lonboner  Trois                               »     125,28  ©ewi*t  jene*  Äorpcrt.    9tur  bie  luftförmigen  Jt6rper 

lonboner  nroir  «In  yuuH  ©erei*t  .   .      «     103,08  xoerben  gereöiinüdj  ni*t  mit  253 affer,  fonbern  mit  ber  at< 

mailinber,  lei*te                             »     142,96  mofpbarif*en  8uft  »ergli*en.        baben  nun  bie  auflge; 

mailanber,  f*reerc                            *      61,27  jei*nerften  9taturforf*er  fi*  bamit  bef*aftigt,  bie  fpetifif*e 

min*ner                                      »      &%30  @ewi*te  oerf*iebener  Ä6rper  auf  ba$  genauefte  ju  beftim« 

münfterf*e     .   .   .  .   r  .   .   .      »      98,11  men.   2)ie  Krt,  wie  hierbei  verfaljren  wirb,  ift  im  ZBge« 

nürnberger  (alt)                               *      91,60  meinen  unter  2)i*tigfeit  ber  Körper  (f.  b.)  angegeben. 

tuff«f*<                                         »     114,30  2)a  bur*  bie  ffiarme  bie  Di*tigfeit  ber  JTvrper  oerdnbert 

turiner                                            126,68  wirb,  fo  muß  man  bei  genauem  Seftimmungen  be«  fueeifü 

wiener                                               »       83,47  f*en  ©ewi*t$  auf  bie  Temperatur  JR ucf|id>t  nehmen,  we(*e 

reärtembergif*e    .   .   .   .   ^  .   .      j     100,29  bie  Jtörper  reährenb  ber  Unterfu*ung  haben.   2Beiß  man 

9Ran  re*net  im  ^anbelS»  ober  Äramergewi*t  auf  nun,  wie  groß  ba«  fpeciftf*e  ©ewi*t  irgenb  eine*  Körper? 

I  Gentnet  mm  5  Stein  unb  auf  jeben  Stein  =  22  $funb,  (Stoffe*)  ip,  j.  JB.  bei  «ieiä  =  ll,  unb  fennt  ba*  ab« 

i'ubaf  1  öentner  =  110  $funb  twt.    2>a*  $funb  bot  32  fotute  ©ewi*t  oon  einem  Gubiffufi  SBaffer,  fo  fann  man 

£on),  ba*  gotb  4  £uent*en,  bai  £luent*en  4  «Pfennig*  bjerau*  fogtei*  bere*nen,  o^ne  no*  irgenb  eine  SBägung 

unb  ber  Pfennig  2  l)ettergewi*te.   ^a*  $leif*ergewi4>t  tft  vomebmen  ju  muffen,  wieoiel  1  (Subiffuß  S3tci  (namli* 

•1wa*  f*werer,  fobaß  102  5)funb  3leif*ergewi*t  =  110  llmal  fo  viel)  ober  au*  iebe  anbere  Quantität  JBlei  wiege 

Pfunb  (1  Seutncr)  ^anbe«gewi*t  geben.   C*  geben  ferner  G5  wiegt  aber  ein  öubtffuß  2Baffer 

114  f)füub  JBerggewi*t  unt>  be*glei*en  IIS  »Pfunb  Stabi»  in  batnf*em           ?-Saß  unb  @ewi*t  53,93  *Pfb. 

3c»i*t  =  1  ßentner  ^anbel*gen)i*t,  1  SBage  Gifcn  Ijat  bairif*em             *            •      44,31  « 

44  ffunb  unb  1  ö*tffäpfunb  3  Gentner.    2>a*  ?)funb  braunf*weigif*em         =       ■  49,08 

»i*t  b.at  9728,95  i)olIanb.  2(&  ober  8035^66  »  l>ano»erf*em                •        *      50,84  . 

preußif*em  «     «        >      66,04  , 

7t»otk>efergewi*t  l;at  eine  befonbere  Cintbeilung.  «  fd*fif*em             =            •  48,22 

W«!  rt*net  namli*  auf  l  »pfb.  (ju  24  Ceti? ;  30  >pfb.  »  wurtemberaiübem      ^     -.       *      50,21  - 


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Gewisse» 


216 


Gewitter 


2>ie  «emttniß  beS  fpeerfifcpen  ©ewi*«  ift  um  fo  wicb* 
ttger,  ba  fiep  mit  ber  cpemifcben  Seränberung  ber  Aitptt 
auch  ihr  fpeeiftfcbeS  («wicht  änbett  unb  man  fann  baper 
j.  JB.  beim  3Beingetji  au«  ber  ©roße  feines  fpeetfifcpen  ®e* 
wicptS  entnehmen,  wieoiel  vPrecent  ©affer  er  enthält.  9Ran 
bot  nämlich  ein  für  aOetnal  beobachtet,  tat!  ber  abfolute 
SBeingeift  bei  einer  Temperatur  oon  16°  9?.  0,791  fpeci» 
ftfcbeS  ©eroicpt  habe  unb  baß  bunp  jeben  3ufa(j  von  SBaffer 
fcaö  fpeciftfcbe  ©erpicht  beS  2BeingeifteS  erpobt  wirb.  SBirb 
baper  wäfferiger  äBeingeift  für  abfoluten  »erfauft,  fo  wirb 
man  bie  gälfcpung  augenblicflicp  burcp  Prüfung  beS  fpecifü 
fegen  ©ewicptS  gewagr.  CS  wirb  oon  Snterejfe  fein,  bie 
fpecififcge«  ©ewicpte  oon  einigen  ber  am  gäufigften  oorfom» 
menben  ©toffe  ju  wergleicben. 


Hrfenif  .  .  . 
©ernflein  .  . 
JBlet  .  .  . 
JButter  .  .  . 
Diamant  .  . 
CFl6  .  .  .  . 
(Sifett  .  .  . 
geberparj  .  . 
©laS  .  .  . 
©olb  .  .  . 
©ppS    .    .  . 

Sarje    .    .  . 
olj: 

2tborn  .  . 
XtlaS  .  . 
SSirfe  1 
{Birnbaum  I 
iBrafiliengolj 
©ucpe  .  . 
»urbaum  . 
GocoS  .  . 
ßpprejfe .  . 
öbenbolj  . 
(Siebe,  «Stein»  1,1 
(Siege,  ©ouu 
mer») 
6rle  .  .  . 
Gute  .  . 
Qix>t     .  ... 


©pceififdjc« 
©croicbt. 
5,7 

I,  08 

II,  3 
0.9 
3,5 
0,9 
7,7 
0,99 
2—3 
19 
2 

0,7-2,5 


0,9 
14 
0,9 

M 

0,9 
1,3 
1,3 
0,6 
1,2 


Äiefer  t 
Eercpe  i 
fcinbe    .  . 
SRabagonp  . 
Sllußbaum  . 
pappet,  ge» 
meine .  . 
Pflaumen 


0,8 
0,8 
0,9 
0,7 
0,2 

0,9 

0,8 
1,0 
0,6 

0,4 

0,8 


Ulme  .  ,  . 
SBeibe   .  . », 

(Durch  Xxodrun  »er* 
liert  ba* 
faft   bie  ^ilfte 
feint«  fpftif5fd)m 
©cwübM. 

Jiampher  ... 
Kobalt  .... 
Jtocbfalj  .  .  . 
ÄobU,  natürliche 
ipoljfoble  .  .  . 
Jlreibe  .... 
Tupfer  .... 
Stiefel   .   .   .  . 

öle  

$>bo8pgor  .  .  . 
'Platin  .  .  .  . 
^orjediin  .  .  . 
Saucfftlbcr  .  . 
Salpeter  .  .  . 
©  ä  u  r  e  n : 
SMaufäure,  waf« 
ferfrei  .  .  . 
©alpeterfäure, 

concentrirt  . 
©aljfäure,  com 
eintritt   .  . 
iscproeyeijaure, 
concentrirt  . 
©cpwefel  .   .  . 
«Silber  .   .   .  . 
Saig    .   .   .  . 
SBacbS  .   .   .  . 
2öi$mut&  .   .  . 
Bin!     .   .   .  . 
3inn 


epteififf^e« 
eSeunajL 
0,9 
0,9 


0,98 

7,5 

2,3 

1,2-1,5 

0,1-1,5 

2,7 

8,6 

8,8 

0,8—  1,5 
L8 

17,3  —  22 
13,6 


0,7 
1,6 

2 

2 

10,5 
0,9 
0,9 
9,6 
7 

7,3 

3ucfer  ....  1,6 
r(fc  iji  6efannt,'baß  oDe  biejenigen  ©toffe,  welcpe  leiep. 
ter  al«  ffiaffer  finb,  auf  birfem  fcpwimmen  (f.  b.),  »dg» 
renb  btt  fdjwercn  unttrfinfen. 

©ftPtßöm  ift  bie  jebem  SRenfcpen  oon  ©ort  eingege* 
bene  ©timme,  welcpe  igm  fagt,  ob  feine  ,f>anblungen  gut 
ober  b&fe  finb;  man  fann  e$  mit  Siecpt  eine  ©timme  ©ot« 


Ut  in  ber  83rufl  be«  9Jlenfcben  nennen,  beren  ßefife  bem 
SKenfcpen  bejeugt,  ba,§  er  in  ber  Spat  göttlichen  ©efcblecptS 
fei.    £ad  ©eioiffen  i)at  feinen  ©i$  im  ©efupl  beS  Wau 
fepen,  benn  e«  gep6rt  nicht  eine  gewifje  JBilbung  be§  SJer« 
ftanbeS  ba^u,  um  baS  ©emiffen  rennen  unb  r erflehen  ;:i 
lernen.    2)er  unt>er|ianbig(le  «Kenfeh  hat  fo  gut  ein  ®e. 
roiijcn  wie  ber  oerfranbigfte.  «Riemanb  fann  fid)  befepweren. 
baß  fein  ©ewiffen  ipn  irregeleitet  habe,  benn  ba5  ©ewiffen 
felbji  ift  unfehlbar,  nur  bag  häufig  «riebe  unb  geibenfepaf« 
ten  im  äRenfcpcn  fo  mä^rij  fjnb,  baß  er  über  ihren  unge.- 
flümen  JJobtrungen  bie  ©thnme  feines  ©eroiffenft  überhört. 
£)a§  ©emiffen  läßt  fup  betduben,  es  Idft  fiep  burcp  Eaftcr 
cinfepläfem,  aber  ti  fommt  auep  frett  bie  3eit,  »o  ed  er» 
maept  SBdprenb  ein  gutes  ©emiffen  ben  ^{enfepen  bei 
jeher  guten  ^anblung,  bie  er  fput,  mit  einem  ©efuht  ber  S3e< 
friebigung,  ja  ber  ©eligfeit  belohnt,  quält  ipn  ein  bäfee"  ©e* 
wif  fen,  welches  ipn  beim  {Begeben  ber  böfen  Spat  fepon  mit 
einem  Bittern  unb  3agtn  befällt,  rtaep  per  Spat  mit  einer 
freien  Unruhe,  einem  Unfrieben,  emer  ©eelenqual  (©emif: 
fenSangft,  ©ewiffenSbiffe),  welcpe  er  pergcbenS  ju 
«erheimlicben  unb  ui  perfepeuchen  fuept  unb  bie  nicht  feiten 
felbfi  bie  oerfioefteften  fBofewicbter  jum  freiwilligen  ©ejiänPs 
niß  ihrer  ©cpulb  bringt.    S3on  einem  2Renfcpen,  ber  fiep 
2RancpeS  erlaubt,  waS  fiep  mit  Ihengen  Gegriffen  oon  Stu* 
genb  niept  oereinigen  läßt,  fagt  man  nicht  aanj  rieptig,  baß  er 
ein  weites  ©ewiffen  habe.  9Bie  baS  ©ewiffen  emgefcpleu 
fert  werben  f ann,  fo  fann  eine  peinliepe,  am  Gnbe  alle  Sbat-. 
traft  oemieptenbe ^Ingfllicbfeit  (©ewiffenSfcrupel)  an  bie 
©teDe  beS  reepten  ©ewiffenS  gefegt  werben,  welche  Jtranfbaf; 
tigfeit  bann  fegr  mit  Unrecht  alS  befonberS  jarteS  ©ewiffen 
gerühmt  wirb.  —  ©ewiffen Sfacpen  nennt  man  alle  gu- 
ten  £>anblungen,  ju  benen  man  nicht  gefcijlicb  angehalten  net' 
ben  fann,  oon  benen  unS  aber  baS  ©ewiffen  fagt,  baß  man 
fie  als  tugenbhafter  SKenfcp  ju  oollfüpren  pabe;  ferner  aber 
auch  aQe  Salle,  beren  Keiptmäßigfeit  ober  Unrecbtmäßigfeit 
nicht  auf  eine  allgemein  gültige  ÜQeife  feftgefepj  werben  fann, 
weil  eS  bei  benfelben  auf  bte  befonbern  93erbdltnifTe  ber 
«JJerfon,  welcpe  fie  betreffen,  anfommt  unb  beren  ©ewiffen 
mitpin  bie  (Jntfcpeibuna  &u|iebt.  —  ©ewiffenSjwang 
ift  ber  unrechtlicbe  3uffanb,  in  wclcpem  3cmanb  gen6tpigt 
wirb,  anberS,  als  feinem  ©ewiffen  gemäß,  ju  banbeln. 
jDemfelben  fiept  gegenüber  bie  ©ewiffenSfretpeit,  wel< 
d)eS  ©ort  oft  auep  gleichbebeutenb  mit  ^Religionsfreiheit 
(f.  {Religion)  gebrauept  wirb.  —  ©ewiffenSPertr e» 
tung  nennt  man  in  fRecptSfheitigfeiten  ben  beweis,  we(* 
(pen  3tmanb  ju  führen  unternimmt,  um  eine  Xgatfacbc 
barjutpun,  wegen  welcper  ihm  pon  ber  ©egenpartei  ber 
<£ib  jugefepoben  worben  ift.    ©elingt  ipm  ber  »ewetS,  fo 
ift  er  beS  @ibeS  überhoben,  im  ©egentheil  ift  er  gendthtflt, 
entweber  ben  Gib  ju  leiflen  ober  fein  Unrecht  einjugefiehen. 
—  ©ewiffenSehe  nennt  man  eine  Cpe,  bie  jwar  ohne 
dußert  gormen,  aber  boefc  mit  ber  gegenfeitigen  83erpflict>- 
tung  eingegangen  wirb,  bie  £eiligbaltung  ber  C^c  als  ®e» 
wiffenSfacpe  in  betraepten. 

®ftpittfr  ifl  bie  großartige  eleftrifcpe  Srfct)einuncj  In  ber 
2ftmof»pdre,  bei  welcper  ber  JBlifc  (f.  b.)  erfcpeint,  ber 
£onner  (f.  b.)  ftet)  pdren  läßt  unb  {Regen  perabfrür^t. 
2>ie  ©ewitter  finb  am  aroßartigffen  unb  furd^terlicpffen  m 
ben  ©egenben  ber  beißen  3one,  am  feltenfien  im  popen  9?ors 


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bm  unb  fa)emen  in  ben  S>olargegenben  ganj  ju  fehlen,  in» 
brm  fte  bafelbft  burdt)  bie  9lorb lichter  (f.  b.)  rrfe^t  im» 
ben.  3n  ben  gemdgigten  3onen  treten  fte  im  ©ommer  triel 
.iur'i;a  als  im  SBinter  auf.  SRerfwürbig  ifi  bie  GrtoeU 
rrung,  bag  bie  ©emitter  juweilert  mehre  ülage  hinter  ei  nan; 
b«  ju  berfelben  ©tunbe  an  bemfelben  iDrte  ftch  witberho* 
Icn.  Ginige  3eit  »ot  XuSbruct)  etneel  OcwitterS  pflegt  in  ber 
lmfyt>&te  eine  eigentümliche  brücfenbe  ©<hmere  $u  r>ett» 
fftn,  welche  nach  Cntlabung  beS  ©ewittetS  »trfchwinbet 
2ie  ®enritterwolfen  nehmen  oft  einen  eignen  3ug/  bem  beS 
•  -'ier.ben  SBinbed  entgegen,  unb  auS  ben  wollen  felbfi 
o.-int  n<h  ein  SBin'o,  bet  oftbon  grogtt $eftigfeit  ift  (Qe  = 
»ttterfiurm),  jueTgtegen.  3n ©ebirgSgegenben  galten  fidt) 
tie  Senritter  oft  lange  an  bemfelben  jDrte  auf.  intern  bie 
imtliegenben,  in  bie  SBolfen  tagenben  Serge  jie  abhalten, 
nieberjujieben.  3n  vielen  ©egenben  ^errfdjt  ber  ©laube, 
baf  eS  fünfte,  namentlich  Berge,  aber  auch  gluffe  u.  f.  w. 
gtbe,  Aber  welche  bie  ©ewitter  gar  nicht,  ober  nur,  wenn 
S<  wn  bebeutenber  |>efrtgfeit  finb,  hinwegfönnen.  ©olcbe 
Erte  ©erben  SBetterfdjeiben  genannt,  ©ei  einem  fefjr 
ruhen  unb  heftigen  ©en>itter  fotl  man  biejenigen  BorftchtSs 
nugregetn  beobachten,  welche  nothig  finb,  bamit  ber  l^erobi 
fabrertfce  Blüj  md)t  angejogen  »erbe.  2Jian  fott  an  fei« 
item  Körper  nicht  allju  »ieluReralt  tragen,  fich  tn  ber  9Ritte 
c<S  3immerS  galten,  ftarfen  3ug  oermeiben  u.  f.  ro.  Be* 
mtt  man  fid)  im  freien,  fo  foll  man  fich  nicht  un* 
fr  Bdume  jieflen,  bie  3>ferbe  nicht  antreiben,  bag  fte 
"d)»ifcen,  unb  »erat  man  fich.  bei  einem  febr  heftigen  ©e^ 
vitter  fiebern  will,  ftatt  nach  einem  entfernten  äDbbacb  ju 
aufen,  lieber  platt  auf  bie  (Srbe,  am  beflen  in  einen  ®ra* 

i  -  »*         f*  Jh      I  1  1  in 

•*»,  |kd  legen. 

<&fmof)nl]fit0nrt]t,  baS  bureb  bie  @en>ebnr>eit  bei  einem 
öolfe  eingeführte  Stecht,  welches  burdj  bie  folgerest  fort» 
Uferte  Beobachtung  ©efefccSfraft  erlangt  hat,  b.  b-  für  XHe 
■■crbinbtnb  geworben  ift  JDaS  Gewohnheitsrecht  bient  jur 
frgdnjung  ber  oon  bem  ©taatSobethaupte  auSbrüdlicb  ge< 
«ebenen  ©efefee.  £>et  nun  im  «Staate  auger  ber  eigenS  ba» 
mt  beauftragten  öffentlichen  @e»alt  ÜRiemanb  baS  {Recht 
tat,  ©riefet-  ju  geben  ober  benen  gleich  geltenbe  {Rechte  ein« 
üfubren,  fo  bebarf  baS  ©ewohnheitSrecbt,  infofern  feine 
rarfrebung  eine  TtuSnabme  »on  biefer  {Regel  macht,  bet 
:  -ühweigenben  ©enehmigung  ber  ©taatSregterung.  CS  Oer» 
•rbt  fdb  von  felbfl,  bag  ein  ©emehnheitSrecht  nur  infomeit 
füitig  fein  unb  bleiben  fann,  al6  ei  einem  befiehenben  po> 
:t  ©efe^e  nicht  wiberfpricht.  Urfpninglich  mar  aüeä 
Recht  btt  Bölfer  ©emohnheittrecht.  Crfl  in  bet  entmidt. 
bog  be§  ßolfslebenä  fommt  c-3  bahin,  bag  baö  ©eroohm 

irttcht  alt  pofitioeö  Stecht  burch  ©efefce  auögefprochen 
«ht.  Begenrodttig,  nachbem  bie  ©efeftgebungen  fich  »oQfonu 
~tntx  auSgebtlbet  hoben,  befchrdnfen  jtch  bie  ©eroohn» 
i-its rechte  fafi  nur  noch  auf  &ie  ©ejlaltung  irtlicber  (Sin-. 
Hungen  tmb  auf  bie  fi3eabochtung  gemiffer  formen.  Sßer 
ibnejen*  |u  ©attbuung  feines  JRecbtS  fid?  auf  ein  @e< 
rc<i:nt)«ttäred)t  beruft,  mug  bie  eriflen*  unb  ©ültigfeit  bef> 
ioen  erroeifen.   Äu*  hierburtb  unterfd>eiben  fich  bie  ©e» 

'.-••.'neitSrcdne  roefentlid)  von  ben  gefebriebenen  ober  im 
fäbrrrlwhm  8?echtiflefeften,  »eiche  allgemein  befannt  unb 

:  r  rannt  finb. 


(ftftbälbt  nennt  man  in  ber  fBaufunfi  febe,  aus  ein« 
telnen  fetlf6rmigen  Steinen  gufammengefefete,  eine  g<= 
frümmte  flache  bilbenbe,  jDecfe  übet  einem  oon  SRauent 
eingefchloffenen  Staume.  3ebe5  ©emälbe  muf  fo  einge» 
richtet  fein,  bag  bet  S)rucf,  »eichen  bie  ©teine  oermog; 
ibrer  ©<h»ete  auftüben,  fid?  nach  ben  ©eiten  gu  fort: 
pflanzt  unb  mithin  von  bem  9Rauer»tr(  jgetragen  »irb, 
auf  bem  ba§  @nbe  bed  ©emölbeä  aufliegt,  »iefes  SDiauet« 
»er!  h"£t  SBiberlager  ober,  »enn  ti  meht  atö  ©nem 
©e»6(be  ;ur  Unterlage  bient,  »Pfeiler.  9Ran  hat  oer> 
fchiebene  3rten  oon  ©emolben:  einfache  unb  tufammenge« 
fe|te,  welche  man  nach  ber  Xrt,  in  weichet  fte  fich  Sum- 
men, ndher  unterfcheibet  3u  ben  einfachen  ©ew6lben 
gehört  ba§  Scnnengew6lbe,  welches  bie  halbe:  jDbeti 
flache  eine$  ßplüibcrS  ober  einer  SBalge  barfieQt;  baö  Au. 
gelgewilbe,  baä  bie  ©ejlalt  einer  halben  Äugclflcicbe 
hat.  £>a$  leitete  beifit  autt)  Xuppet  unb  witb  juwei« 
len  oben  mit  einet  jbffnung  »erfehen,  ober  e«  witb  eine 
fogenannte  fiaterne  eingewdlbt,  bamit  ba$  Sicht  einfallen 
fann.  3u  ben  jufammengefegten  ®c»ilben  geboren  unter 
anbern  ba$  Areu^gemdlbe,  welches  au»  gwei  fich  febnei« 
benben  Tonnengewölben  befleht;  ba6  JCfofieraewd Ibe, 
ebenfalls  auS  jwet  fidp  fchneibenben  Tonnengewölben  infam» 
mengefc^t,  bie  aber  in  oerrieften  {Rinnen  jufammenftojjen ; 
baS  ©piegelgewilbe,  baS  oben  in  eine  ebene  $ldcpe 
ausgeht,  »ei  bet  £)icfe  ber  ©ewölbe  mag  man  batauf 
JKucfncbt  nehmen,  welchen  Drucf  fte  auSguhalten  haben;  ge> 
wohnlich  macht  man  fte  fo  viel  3oQ  tief,  a(S  ü)te  SBeite  in 
gufjen  bctrdgt. 

(&f»ür5f  h«g«i  oerfchiebene  ^Panjentheile,  welche  fich 
bureb  fiarfen,  angenehmen  ©eruch  unb  fcharfen  ©efebmaef 
auSgeichnen  unb  benu^t  werben,  ben  ©peifen  einen  bebem 
SSohigefcbmacf  gu  erebeiten.  Sie  (ommen  theilS  auS  ben 
wdrmern  ©egenben  (wie  3immt,  ©ewürjnelfen,  3Raci6blü« 
ten,  SKaciSnuffe,  Pfeffer  u.  a.  m.),  theilS  wachfen  fte  bei 
unS  (j.  B.  XntS,  gencbel,  Aümmel,  Aorianber  u.  a.). 
Th  meifien  ©ewürge  enthalten  ein  dtherifcheS  j&l,  welches 
ihnen  ihren  SBerth  gibt,  unb  bei  ihrer  SBehanblung  mug 
man  bähet  batauf  bebaebt  fein,  bag  fich  t>»«f«ö  £>l  niebt 
»erflüchtige. 

<8>ramr3tn0tlrt  obet  3»  o  Inf  Pen  (bie)  finb  eine  ofiinb. 
Snfelgruppe  AWifcpen  ben  grogen  3nfeln  SelebeS  unb  9leu» 
guinea.  3u  ihnen  gehören  eine  groge  ?itu,aiii  gum  S£bet(  feht 
fleiner  unb  unbewohnter  Snfetn,  weltbe  auch  in  brei  Hei» 
nere  ©ruppen  gefchieben  werben:  bie  eigentlichen  ÜRoluffen 
im  31.,  bte  Xmboinen  in  ber  y^itte  unb  bie  SBanba* 
in  fein  ün  @.  Äße  biefe  3nfeln  finb  bulfanifch,  mit  hohtn 
Bergen  bebeeft,  bie  gum  3heil  Bulfane  finb,  unb  ooU  anberet 
2Rerfwürbigfeiten,  bie,  fowie  bie  hduftgen  (gtbbeben,  von 
unteritbifchem  geuer  jeugen.  T>ai  Alima  ifl  milb,  abet  m- 
gefunb. ,  2>ie  Thdlct  finb  gum  Theil  fruchtbar  unb  bieten 
teigenbe  ©egenben  bat.  ^ier  wachfen  bet  ©agobaum,  bet 
SRuSfatenbaum  unb  ber  ©ewürjndgleinbaum ,  welche  bie 
.©ewürjinfeln  fo  wichtig  für  ben  Jpanbel  machen  unb  ihnen 
ben  tarnen  »erfebafft  haben.  Xugerbem  finben  fich  auf  ben 
SRoluftcn  oerfebiebene  ausgezeichnete  ^>olgarten,  Aaffee,  3ucfer, 
Büffel,  ©cbweine,  Aaninchen,  ©dnfe  u.  f.  f.    2tutb  ?>et« 

f  #tt   y_  AykjM    AitVM  rtttrt  *M  ^^Nl  i*    VW1         1  Jfcfi  S  M         **fj»f  t*     finh  ..L.i,_ 

•  VI»  IVVtWII       »  •  V  ^  •  >  • »  v   >  •        4*w  *  V     I V  l  V*/ K  \  W  1 1 H  4  ^3'»*V»tl     |%liV     *4  •  I  %  \r\  Wll 


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Gewürznelken 


S18 


Gibraltar 


eigentlichen  SRoluffen:  Dfcbilolo,  SEemate,  SSibor,  Batdjian, 
SRatcbian,  ßbp;  unter  bm  Ämboinen:  Geram,  Amboina  unb 
Buru;  unter  ben  Banbainfeln:  Santa,  Sieira,  S£tmor, 
@oenong«Api  unb  anbete.  JDbcrberren  ber  9Roluffen  finb 
gegenwärtig  bie  £otldnbei,  welche  ftc  im  Anfange  be«  17. 
3abrb.  ben  $ortugitfen  entriffen.  Diefe  batten  fte  1511  ent> 
beeft.  Die  Sewobner  ftnb  tbeil«  ÜRalapen,  tbei(6  mehre 
negerartige  ©tdmme.  Auch  ßr^inefm,  Sapaner  unb  Araber 
fmben  ftcb  biet,  bie  lefetern  waren  febon  t>or  ben  <5uropdern 
pier,  unb  bie  gefamrate  Beoölferung  ift  tbeil«  mobammebas 
nifdjer ,  theil«  f?eibnifd?er  Religion,  boeb  bat  ba«  ßbrijlens 
tbum  in  neuern  Seiten  bebeutenbe  gortfebritte  gemacht. 

Öft»ür3nflkm  ober  ©  ewürjndgletn,  ein  befannte« 
©ewürj,  welche«  befonber«  oon  ben  ©ewürjinfeln  (f.  b.), 
aber  auch  von  ben  3nfeln  Bourbon  unb  3«le  be  grance  unb 
von  Gapenne  Kommt,  unb  in  ben  Blütenfnoöpen  be«  ©e> 
würjnelfenbaum«  beflebt.  Diefer  (Eugen«)  gehört  ju  ben 
mprtbenartigen  ©ewdcbfen,  bat  «in«"  *~ 5  5-  boben 
©tamm  unb  eine  feböne  ppramibenförmige  Ärone.  dt  trdgt 
immergrüne  Blätter,  welche  Ahn  liefet  t  mit  ben  Sorberbldfc 
tern  haben,  oerfebrt  eiförmig  finb  unb  an  langen  ©Helen 
einanber  gegenüberfleben.    Die  Blüten  fommen  im  2Rat 


an  ben  ©nben  ber  3»oeige  jum  SBorfcbein,  finb  frifcb  oon 
rofenrotber  Sorbe  unb  werben  eingefammelt,  ehe  fte  fieb  er* 
febtiefkn,  worauf  man  fie  im  Slaucb  troefnet  unb  julefet  an 
bie  (Sonne  bringt.  Die  ©ewürjnäglein  finb  ungefähr  '/» 3oIl 
lang,  unten  etwa«  fchmdler,  oben  oierfpaltig  mit  einem  runs 
ben  Änöpfcben,  welche«  leidjt  abfällt,  ©ie  finb  febwarj» 
braun  unb  im  Bruche  nach  ber  SDlitte  ju  rotbbraun.  £ie 
guten  muffen  ooü\  runblicb,  fchwer,  leicht  jerbrecblicb  fein, 


beim  ©tofen  im  SRörfer  glänjenb  werben  unb  beim  Drud 
eine  ölige  geuebttgfett  geben.  Diefe  ölige  geuebtigfeit  gibt 
ba«  helfen  öl,  welches  in  Snbien  unb  ^ollanb  bereitet 
wirb,  eine  gelbe  glüfftgfeit  »on  febarfem  ©erueb  unb  ©t 
febmaef  ifl  unb  große  ©cpärfe  befifet,  wegen  welcher  man  ci 
als  Littel  gegen  Sahnfcbmerjen  anwenbef,  inbem  ein  JEropfen 
auf  {Baumwolle  gegeben  unb  in  ben  boblen  3abn  gebraut 
wirb,  Die  reifen  grüebte  be«  ©ewüranelfenbaume«  ftnb  tit 
SRutternelfen,  eicbelgrope  gnubte  mit  bunfelbrauner  bün» 
ner  Schale  unb  hartem,  febwarjetn,  glänjenbem  Sern,  wel« 
äjer  lieblichen  ©efehmaef,  aber  weniger  .Kraft  al«  bie  SHäg: 
lein  beftfet.  JtöntgSnelf  en  finb  ungewöhnliche  Blütenge* 
rodehfe  oon  ber  ©eftalt  einer  fleinen  Abre 

(c3iaur  (Äiafir,  Sfcbauer),  ein  Kirf.  SBort,  fo  viel  wie 
Ungläubiger,  mit  welchem  bie  Surfen  alle  9lid)tmobarm 
mebaner  bejeiebnen. 

Gibraltar  ifl  ba«  berühmte,  1400  g.  über  bie  WIk 
reSfläcbe  fitb  erbebenbe  SBoraebirge,  welcbe«  bie  weftl.  Uferte 
be«  mittetlanb.  SDleere«,  bte  ©trage  Don  ©.,  beherrfcK 
bie  ©übfpifee  ©panien«  bilbet,  unb  auf  bem  bie  unüben 
winblicbe  unb  widrige  gejrung  liegt,  welo>e  (gnglanb,  rrc-5 
ber  angejrrengtejlen  Bemühungen  ©panien«  unb  granfreid*, 
behauptet  bat.  Die  ©riechen  unb  Körner  nannten  tie 
©trage  tum  ©.  bie  ©dulen  be«  ^»ercule«.  Denn 
bierher  foQte  ^ercule«  (f.  b.)  auf  feinen  SBanberungen  Witt 
gebrungen  fein  unb  auf  beiben  hier  fid)  netyernben  dUfka 
al«  3eugen  feiner  ©egenwart  mächtige  ©dulen  eniebtet  ha- 
ben. Der  Seifen  eon  ©.,  ber  ftcb  on  Horben  na*  @ü= 
ben  in  einer  Sange  von  Vk  teilen  bei  einer  Breite  oon  fei: 
ner  Siertelßunbe  erfheeft  unb  mit  bem  gefilanbe  nur  bunt 
einen  fcbmalen  Eanbfrreiftn  jufammenbdngt,  biep  bei  ben 
Alten  Jtalpe  unb  an  feinem  gttfie  lag  eine  ©tabt  ^>era-- 
flea,  welcbe  bie  Araber  714  unter  ihrem  gelbberm  San: 
eroberten,  al«  fte,  pon  Afrifa  fommenb,  an  bem  gelten 
lanbeten,  ben  fte  ihrem  gelbbenn  ju  (f brert  ©ebel  al  3s- 
rif,  b.  h-  SEarif«felfen,  nannten,  worau«  fpdter  ®.  em 
ftanb.  Die  3Rauren  legten  auf  ber  fcanbfeite  be«  MBÜ 
ein  (Sailen  an,  welche«  jum  2£r>etl  noeb  fleht.  Wacfcbem 
1462  Äcmtg  ^einrieb  IV.  ben  Arabern  ©.  abgenommen  hotte, 
blieb  baffelbe  in  ben  Ädnben  ber  ©panier  bi«  1704.  Die 
geflungSwerfe  ftnb  gröfitentbeil«  in  ben  gelfen 
jtaifer  Äarl  V.  lief  bie  Befefligungen  bureb  einen 
fchen  Ingenieur  auf  europ.  SBeifc  einrichten.  9iod>  me 
tbaten  bie  engldnber,  naebbem  fte  1704  im  fpan.  Erbfolge 
friege  ftcb  in  Beftfe  ber  geflung  gefefet  hotten.  Berge 
ben«  »erfuebten  nod)  in  bemfelben  Söhre  bie  ©panier  bh 
gßtebereroberung  unb  ebenfo  frucbtlo«  1727  unb  1779;  fi« 
faben  fid?  genötbigt,  im  SSertrage  oon  ©eoiDa,  1729,_unl 
nacbhtr  im  grieben  oon  1783  ben  (erngldnbern  ben 
«on  ©.  förmlich  abzutreten.  Auch  gegen  eine  Summe  »o? 
2  SJlilJ.  ?>f.  ©t.,  welche  ©panien  bot,  gab  (Enalanb  Mi 
geflung  nicht  heraus  unb  ben  ©paniern  blieb  i 
al«  bureb  bte  ge(lung«linien  oon  ©t.»9?odb  unb  Atgcjira! 
©.  ganj  oom  Sanbe  auSjufcbliefjen.  Die  ©tabt  ©.  lie: 
wefllicb  oom  geifert  an  einer  Bai,  jdblt  etwa  16,000  ©ntr 
unb  treibt  bebeutenben  Jg)anbel,  namentlicb  ©chmuggelban 
bei  nach  ©panien.  ©.  wirb  niept  allein  bureb'  feine  fetjtg 
Sage  unb  bureb  bie  SBerf e  bei  Gngldnber  jum  feflefien  ?hraf? 
Europa«,  fonbern  namentlicb  auch  noch  burd)  benT 


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Gicht 


319 


Olcht 


tajj  in  b«t  ffttftn  feCfeft  eine  ©üßwafferqutHt  fu&  ftnbet, 
oucf;  bat  oon  bem  gelfen  berabficf ernte  {Regen  >  unb  S^au> 
nvfer  rrinfbar  ift,  unb  auf  bem  gelfen  fieb  nocb  binreicbenbt 


©rbe  finbet,  um  Siebfutter  unb  grut&tbäumt  ju  liefern 
Xu$  leben  auf  biefem  gelfen  »Übe  Äffen,  bie  man  fonfl 
nirgtnb  in  (Suropa  finbet. 


 ,  <S»irfjt  ifl  eine  mit  fehlerhafter  5Bcfcr>afferir>eit  ber  ganjrn 

Oaptonaffe  bt$  JlärperS,  fcblecbter  SBerbauung,  namentlich 
cwtrfrefffrwerben  unb  mit  Hbfonberung  eine*  in  feinen  Se* 
FWbtW«  franfbaft  »tränbertcn  Unn5  wefcntlid)  »erbun» 
tat  Jtranfbeit,  bie  ftcb  in  ibrer  äußern  (?rfcbeinung  baupt» 
burcb  retfjenbe  unb  fiecbenbe  ©cbmcrjen  in  ben  ©e> 
tauen  b«  ©liebmaßen,  fpäter  (nacb  Äbfefcung  einer  borten 
n»oa)enibnIicben  SDeafT«  in  biefelben)  wol  aucb  burcb  ©teil 
Wrt  ober  gar  Sierfriippelung  berfelben  ju  erfennen  gibt, 
»kwm  gewibnlicb"  längere  jjeit  SJcrbauungSftorungen  »er: 
P*«er  Xtt  vorausgegangen  ftnb,  beginnt  bie  Jtranfbeit 
VW  mnft  im  grübiabre  bamit,  baß  ber  Grfranfenbe  plöl}» 
P»«b  SRitternacbt  »on  einem  heftigen  ©cbmerje  in  bem 
mmh  tiner  3«b«  »ber  eine«  ginger«  gewecft  unb  jugleicb 
»•«Sieber  befallen  wirb,  weicht*  mit  bem  ©cbmerje  nu» 
wU)  föneU  ficr)  fieigernb  nacb  einer  Dauer  »on  24  ©tun* 
unter  bem  ©ntritte  eine«  allgemeinen  ©cbwcißeS  mit 
Wieitigem  «Nacblaffen  ber  ©cbmerjen  enbet,  wobei  jeboeb 
W  befallene  ©elenf  anfdjroitlt  unb  rotb  unb  glän^enb  wirb. 
Rfftr  Sieber*  unb  ©cbmerjanfälle  wieberbolcn  fieb  ge* 
JJWMl  7—14  bintereinanbtr,  in  ber  Kegel  einen  Sag  um 
y  anbern,  bis  aumälig  ©cbmerj  unb  Bnfcbwellung  beS 
'jnfftnen  ©elenfS  fieb  »erminbern,  bie  £aut  beffelben  ;u 
juweilen  aucb  abjufcbilfern  beginnt  unb  ber  ab* 
Mnbe  Urin  einen  »eigen  ober  rotben  ffiobenfab.  maebt. 
**  m  außerorbentlicb  feltenen  gälten  fommt  ber  Üttenfeb 
■»  «lern  tinjigtn  folgen  Anfalle  ba»on,  meijlen«  febren 
•««Wen  alljährlich  ju  beflimmten  äeiten  wieber.  Die  be» 
NUm«  ©tienfe  verlieren  nacb  unb  nacb  ba«  glänjtnbrotbe 
welches  fit  wäbrenb  ber  erften  Anfälle  ber  Jtranf« 
Wibottn,  werben  bagegen  häufig  ^urc^  Ablagerung 


tiner  fnoebenbarten  ÜRaffe  in  ihre  Schutt  mebr  ober  weniger 
»erunftaltet,  fteif  unb  unbeweglich,  ober  e»  bilben  fieb  aucb 
außerhalb  ber  ©elcnfe  fogenannte  ©icbtfnoten.  #aftct  ber 
©icbtfcbmerj  in  ben  ©clenfen  be8  gußeö,  fo  wirb  bie  Jtranf» 
beit  ^Pobagra  genannt,  ifl  aber  im  ©elenf  ber  Jpanb  ber 
©i(j  beffelben,  fo  beißt  fte  dbtragra,  ifl  baS  Jtnie  befal« 
len,  ©onagra  u.  f.  w.  Sebent" lieber  unb  qualvoller  ju« 
gleicb  ifl  bie  Jtranfbeit,  wenn  bie  Jtnocbctt  bc3  JtopfS  (Jtopf» 
giebt),  bad  JRücfgratb ,  biegenben,  bicJtreuj»  unb  ^üftge* 
genb  ber  ©ifc  ber  mit  ihr  »erbunbenen  ©cbmerjen  werben  ober 
biefe,  obne  fich  irgenbwo  ftftjufefccn,  äfter  ir)re  ©teile  wecb» 
fein  (berum)iebenbe,  unregelmäßige  ©iebt).  Jtann 
bie  ©iebt  nicht  ju  ibrer  regelmäßigen  2lu§bilbung  gelangen, 
fo  uerfieeft  ftcb  biefelbe  oft  hinter  anbere  üranfbeit^ufianbe 
unb  wirb  bann  oerlarote  (Mi du  genannt.  Irine  bcfon< 
bere  'Änlage  jur  ©iebt  wirb  ererbt  ober  aucb  erworben ,  tnt« 
wicfclt  ftcb  aber  in  beiberlei  gällen  nur  auänabmäroeife  vor 
bem  Seginn  beö  mittlem  SebenSalterS.  AUju  reicblicbe,  ju 
nahrhafte  unb  retjenbe  Jleft  bei  fifeenber  ^eben$weife  unb 
gleicbjeitigen,  übermäßigen  ©eiftcSanftrcngungcn,  namentlich 
öfterer  ©enuß  fäuerlicber,  junger  SBeine  ober  foleber  iJtab» 
rungSmittel,  bie  jur  ©äureerjeugung  S3eran(affung  geben, 
aber  aucb  Xu6fcbweifungen,  alle  mit  brüefenber  Tlrmutb  ge> 
w6bnlicb  »erbunbenen  Entbehrungen  u.  f.  w.  begunftigen 
ibre  Sntflebung.  SKänner  »on  30 — GO  3abren  unb  ftari 
fem,  »oüfaftigem  Jt6rperbau  ftnb  ihr  am  mrifien  auf« 

{efe^t.    Sebrobt  bie  ©iebt  aucb  nidit  unmittelbar  ba$ 
t n,  fo  gebärt  fie  bodj  ju  ben  langwierigen  unb  febwer  b«l» 
baren  Jtranf beiten ,  ja  fann  burcb  ibre  Neigung,  nacb  in1 
nern  Xbeilen  jurücfjutretcn,  f dm  eil  gefabriid)  werben,  wenn 
fte  »erwabrlofl  wirb.    Die  wirffamflen  SierbütungSmittel 

28* 


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Giebel 


220 


Gift 


bei  tfuöbrucr/S  fcer  ©id t  ftnb  eine  möglichfl  einfache  Äoft, 
überhaupt  SÄdßiafett  in  allen  ©enüffcn,  bjnldnglich  warme, 
jebod)  bie  #aut  nicht  überreijenbe  unb  »erjdrtelnbe  JBefteU 
bung,  »uweilen  auch  rool  SBeränberung  bei  aBobnorfl  unb 

ber  »efchdftigung. 

(&ifbfl  ober  gronton  nennt  man  an  einem  ©cbaube 
einen  SEbeil  feiner  ©eitenwdnbe.  ehe  nämlich  ein  regelmd» 
-  ßigcl  ©ebdube  bal  Darb  erhalt,  befielt  baffelbe  gewöhnlich 
äußerlich  aul  »ier  gleich  hoben  dauern,  »on  benen  je  jwei 
gegenüberftebenbe  gleich  lang  finb.  SBirb  nun  bal  ^au8 
bebecft,  fo  fann  man  entweber  ein  fiatyi  Dach  auflegen, 
ober  man  tarnt  an  jebe  SDtauer  eine  geneigte  gliche  anlegen  — 
in  beiben  galten  bat  bal  £aul  feinen  ®iebel  —  ober  enblich, 
man  tann  nur  »on  jwei  gegenüberftebenben  (gen>öbnli<b  ben 
langem)  dauern  berartige  geneigte  flachen  in  bie  £öbe  füj>» 
ren,  unb  bie  beiben  anbern  (furwrn)  SRauern  fenfrecbt  in 
bie  #öbe  verengern.  Diefe  gewöhnlich  Dreiecfe  barfUDem 
ben  Xierldngerungen  Reißen  bte  ©iebel  bei  £aufel.  3fl 
bal  Dach  nicht  flach  jugefpifet,  fonbern  gewölbt,  fo  ereilt 
auch  ber  ©iebel  eine  gerunbete  ©eftalt.  ©ewöbnlich  wirb 
bie  ©iebelfeite  eines  ©ebaubel  nicht  jur  gronte  (f.  b.)  bef» 
fetten  gemacht;  boch  fitibet  man  befonberl  in  ben  alten 
mittelalterlichen  Statten  »iele  ©ebiube,  welche  fo  gefteQt 
finb,  baß  bie  ©iebel  bie  Sorberfeiten  bilben.  Oft  fmb  bann 
biefe  ©iebel  noch  »ielfacb  »erjiert  unb  gehen  über  bal  Dach 
binaul,  fobaß  fte  biefel  fafi  ganj  »erbergen.  Die  ©rieben 
unbJRömer  brachten  entweber  gar  feine  ober  nur  fehr  nie» 
brige  ©iebel  an,  wogegen  in  ber  gotbifeben  SSaufunfl  fer>t 
hohe  unb  fpifce  ©iebel  üblich  waren,  fronton«  beißen  auch 
bie  niebrigen  breieefigen  iibttbaut,  welche  man  juweilen  jur 
SSerjierung  ber  genfter  unb  SEbüren  über  biefen  anbringt. 

(ßift  nennt  man  iebe  ©ubffanj,  welche,  mit  bem  le» 
benben  menf$li$en  ober  tbierifchen  JCirper  innerlich  ober 
äußerlich  in  ffierübrung  gebraut,  bie  ©efunbbeit  flört  ober 
auch  bal  8eben  »ötlig  cerniebtet,  ohne  baß  jeboeh  eine  me: 
e^anifebe  Ginwirfung  wahrnehmbar  tfh  Si  gibt  fein  ©ift, 
welche!  in  jeber  ©abe,  in  ieber  SBerbinbung ,  tn  jebem  2faüe 
unb  für  jebel  lebenbe  ©efcb,6pf  burchaul  töbtlich  wirft 
Die  größere  ober  geringere  ©cbäblicbfeit  ber  giftigen  ©ub« 
ftanj  hangt  etnerfeitl  »on  ihrer  ^Befc^affenl>eit  Unb  bem 
©rabe  ihrer  SSertbeilung  unb  Xuflöfung,  anbererfeitl  »on 
bem  Älter,  bem  ©efunbbeitljuftanbe ,  ber  ©ewohnheit  unb 
eigentümlichen  ßonfiiturion  bei  fie  aufnehmenben  ÄÄr» 
perl  ab.  SBal  bem  erwaebfenen  SRcnfcben  ©ewürj  ift, 
tann  bem  Ätnbe  jum  ©ifte  werben,  ei  ift  eine  aQge* 
mein  befannte  2  bat  färbe,  baß  »tele  [ehr  heftig  wirtenbe 
©ubftamen,  wie  j.  S$.  £>pium,  IBlaufäure,  SRielmurj, 
auecffilberfubltmat  u.  f.  w.  in  feta  fleinen  ©aben  unb  in 
ber  #anb  bei  HrjteS  oft  ju  ben  wobltbätigfien  3trjneien 
werben,  wdbrenb  fte  in  größern  ©aben  unb  auf  ben  gefun* 
ben  !Stenfchen  al8  ©ifte  wirfen.  Serner  ift  befannt,  bag 
Dinge,  bte  auf  ben  SRenfcben  feine  giftigen  SBirfungen 
dufjern,  gewijfe  Stbiere  |D  töbten  »erm6gen,  fo  j.  Sß.  ber 
3ucfer  Stauben  unb  ©nten,  bie  f>eterfilie  ?)apüg,eien,  #ol* 
lunberbeeren  bie  .f>ühncr ,  ber  Pfeffer  bie  ©chweme;  enblich 
baß  gewiffe  9>flan}en  nur  gewiffen  2bi«en  gefährlich  ftnb, 
fo  j.  i8.  ber  SBafferfchierling,  ber  auf  Äuhe,  anbere  SX^iere 
unb  «Sie rtfchen  bie  gtftigßen  ffiirfungen  dußert,  wdhr"ib 
er  »on  gerben,  ®c^afen  unb  3iegen  ohne  aßen  9Jach= 


thett  gefreffen  wirb,  femer  ber  ber  ©efunbheit  be«  SRenfchen 
fo  gefährliche  ©ame  be«  SEaumeUolo)«,  ben  bie  Sögel  ebne 
ben  minbeflen  ©traben  »erjehren  u.  f.  w.  Xbgefeben  bo» 
»on,  wiffen  wir,  bafi  fleh  ber  Jtör»er  nach  unb  nach  felbft 
an  jtarfe  ©ifte.  gewohnen  tann,  fobaß  fte  für  ü)n  gewijfer= 
maßen  aufhören,  ©ifte  ju  fein,  »elege  baju  tiefern  ter 
Sabacf  unb  ba«  IDeium.  3e  nach  bem  9caturreiche,  aus 
welchem  bte  ©ifte  Rammen,  unterfcheibet  man  mineraiifcb.% 
»egetabilifche  (^flanjengifte)  unb  animalifche  ober  tbierifepe. 
3wecfmdßiger  feheint  e«  jeboch,  fte  nach  3trt  ibrer  SBtrf - 
famfeit  einteilen.  Demgemäß  unterfcheibet  man  nun  rei= 
genbe  ©ifte,  narfotifebe  ober  betaubrnbe,  fcharf  narfotifche 
unb  feutifche,  ober  feicbe,  welche  in  bem  lebenbrn  Äirper 
einen  3uflanb  »on  gdulniß  erjeugen.  9teijenbe  ©ifte 
nennt  man  folehe,  welche  bieöewebe,  mit  benen  .fte  in  iöe^ 
rühmng  fommen,  reijen,  entjünben  ober  aerfreffen.  3m  2fU: 
gemeinen  fmb  ihre  SEBirfungen  heftiger  unb  furchtbarer  als 
bie  aller  anbern  ©tfte.  Der  größte  ihrii  ber  ©iuren,  bie 
Älfalien,  STOrtaHfalje ,  eine  9)?enge  »egetabilifcher  ©ub^anjen, 
au«  bem  2hierretche  bie  fjoanifchen  »liegen,  gewijfe  gifebe 
u.  f.  w.  gehören  in  biefe  6laffe  »on  ©iften.  J)te  ©rfebri 
nungen,  welche  fte  hervorzubringen  »flegen,  finb  fotaenbe: 
JBalb  nach  ihrem  ©enuffe  entfleht  im  SKunbe,  auf  ber  3unge, 
im  ©cblunbe,  in  ber  ©jwiferöhre,  tm  SRagen  unb  Dannfancle 
ein  ©efübl  »on  S3rennen  unb  3ufammenjtehen  mit  außer- 
ert  entlieh  er  Srocfcnbcit,  d  (teilen  fieb  heftige,  rrißenbe  unb 
flechenbe  ©chmerjen  im  Unterleibe,  bauvtfdöit'ch  aber  in  ber 
ÜPJagengegenb,  ein,  ©chluchjen,  ttbelteiten,  fcbmfrjbaftee?  unb 
bartndaige«  Erbrechen,  blutige  ©tuhlaudleerungen,  unlöfch 
barer  Dürft,  öntflellung  bei  mit  foltern,  fiebrigem  ©dhweißr 
fieb  bebectenben  & t ficht ö  bei  eifiger  -Kalte  ober  juweilen  auch 
großer  <ßt&e  bei  ganjen  übrigen  ^ör»erl,  f (einer,  trampf 
hafter,  l)duftgcr ,  oft  taum  ju  fühlenber  $ul§fchlag,  he 
fchleunigtel ,  fchwerel  3Cthmen,  außerorbentlicheS  ?0?otttgf eird 
gefi'thl,  fcbrecfliche  Sonoulftonen,  iöeftnnungllojtgfeit ,  enb 
lieh  ber  Sob.  Serben  reijenbe  ©ifte  dußerlitb  beigebracht, 
fo  wirfen  fte  örtlich  dfeenb  ein  unb  bringen  an  ber  Sin: 
»erletbltnglfielle  alle  Srfchetnungen  eine!  fi3ranbfchabenS  ber- 
»or,  nachbem  fte  aber  aufgefogen  unb  in  ben  allgememen 
Äreillauf  gebracht  worben  ftnb,  3ufd0e,  bie  ein  Ergriffen 
fein  bei  axagenl,  bei  Darmfanall,  ber  Urinblafe,  be*  -per 
jenl,  ber  Hungen,  bei  ©ehön  ober  anberer  02er»en»«rtim 
anzeigen,  ©inb  fU  burch  tSinfpri^ung  in  bte  JBiutabcr- 
in  ben  »turftrom  unmittelbar  gebracht  worben,  fo  jeigrn 
ftch  in  ber  Kegel  unmittelbare  xBirfungen  auf  bie  8ungrn, 
bal  ^en  ober  bal  9ler»enf9flem.  —  Narfotifche  ©ifte 
ftnb  folehe,  meicbe  jundebft  auf  bal  9?er»enf»fiem  unb  na= 
mentlich  auf  bal  ©eh im  wirfen  unb  fafi  immer,  tone  f  - 
audh  in  benÄörper  gefommen  ftnb,  nachflehenbe  ©om»torr.f, 
wenigftenl  einige  »on  ihnen,  herbeiführen:  eine  Xrt  wn 
Staumet  unb  ©chlaftrunfenheit  mit  ©tbwere  bei  Äopfeg, 
©chroinbel,  ©etäubung  unb  ©chlaffucbt,  tofcfüchtigel  ober 
auch  fröhliche!  3rrereben,  junehmenbe  ©chmerjen  mit  Wäg; 
lichem  Schreien,  3ucfungen,  ©chwdche  ober  gar  Mbtmtng 
ber  ©lieber,  »erjüglicb  ber  untern  ©liebmaßen,  erweitmrnu 
ober  Verengerung  ber  Pupille,  »erminberte  (jmpftnbUcbftt: 
ber  ©inncöorgane,  Sfel,  erbrechen,  »erdnbetier  fniit* 
fchtag  u.  f.  w.  Die  narfotifchen  ©ifte  flammen  grö" 
tbeill  aul  bem  ^flanjenreiche.  (23gL  ©iftpflanje 
Die  ßlaffe  ber  narfotifch  =fcharfen  ©ifte  umfaßt 


Giftpflanzen  $ 

panjen  ffbr  t>erfd>iebfner  2trf.  diefe  ©ifte  bewürfen  nicht 
alle  bie  riiirniicben  3ufdClc.  Ginigt  «Ott  ihnen  rufen  ner» 
petye  &ri'4ciniingen  bcrt>or,  fcte  pl6bjie$  aufhören,  um  fieb 
«m'ae  Seit  nadjber  wieber  etnjuflcUen.  dergleichen  finb  eine 
auffaSenbe  Unrube,  Äußerungen  einrS  fröhlichen  SBabnfinn«, 
iuefungen  ber  üßuöfeln  be§  ©efidjt«,  ber  Äinnlaben  unb 
Siiebmaßen,  nid)t  feiten  (Erweiterung  ober  SJerengerung  ber 
Pupillen,  Scbmerjen  in  üerfcfjiebenrn  feilen  bei  UnterleU 
be$,  6fct,  bartndefige«  Erbrechen,  vermehrte  Stubjauölees 
nrngen  u.  f.  w.  Qtnbere  bewtrfen  flatt  ber  betriebenen 
Unrube  eine  Xrt  SJaufcb  mit  großer  Scbwdcbe,  gittern  unb 
Stumpffinn  obne  Neigung  ju  breeben.  —  3n  bie  vierte  (Stoffe, 
ju  ben  feptifeben  ober  gdulniß  erregenben  ©iften 
cebiren  ba«  Scbwcfelwaffcrjloffgafi,  ba«  ®a«,  welcbe«  ftc^ 
m  ben  (Jloafen  cntwicfclt,  überbauet  in  gdulniß  übergegan» 
Cime  Stoffe,  ba«  ©ift  ber  25ipcr,  ber  üörillcnfcblüngr,  Älap; 
i.-rfcbtangc ,  ba$  3Kil.$branb=  unb  SButbgift  ber  Ubier  c,  ba« 
Surjlgift  u.  f.  ip.  3^re  SBirf  ungen  cbaraf  terifiren  fi#  baupt-- 
fieblicb  burch  allgemeine  Scbwdcbe  mit  6ftern  Ohnmächten 
unb  Gntmifc^ung  ber  ©dftemaffe  obne  (Störung  be«  33e» 
rau&tfein«.  —  Stiegt  alle  ©ifte  finb  befannt.  <S«  »erben 
immer  neue  entberft,  'unb  bie  JBereitung«art  maneber  ifl  a!8 
%bnmni(j  bewahrt  roorben,  j.  33.  ber  einjl  fo  gefürchteten 
3qua  tofana  (f.  b.). —  ©e^engtft  nennt  man  ein  bem 
Sifte  entgegerrwirf  enbe«  Xrjnetmittel ,  b.  *&.  eine  Subjtanj, 
roelcbe  ein  mit  bem  tbierifeben  £6rper  in  83erül>rung  gefom= 
menei  ®ift  fchneU  wegfebafft,  einhüllt,  abflumpft  ober  nie» 
terfcbläat,  überhaupt  weniger  grfdfjrlid)  ober  ganj  unfebdb: 
lieb  mögt,  dod)  foHen  ©egengifte  in  ber  Siegel  nidbt  fclbft 
wieber  jlarfe  ®ifte  für  ben  Ä&rper  fein,  bamit  fie  nicht 
letcnSgefdbrlicbe  ober  gar  töbtlicbe  SBirfungen  dußern.  Sie 
muffen  baber  obne  allen  >Jtaa)t&eil  felbfl  in  großen  ®ca 
ben  gereicht  werben  finnen  unb  fiel)  nicht  nur  in  püffiger, 
fonbetn  aud)  in  fe(ler  gorm  wirffam  jeigen.  9lur  in  %tb 
ba,  wo  man  fein,  anbereö  ®egengift  jur  <6anb  bat  ober 
fennt,  muß  nau  sRcttcl  anwenben,  bie  felbft  roieber  ®ifte 
pb.  grübet  baben  bie  ttqte  fid)  bemübt,  ein  allgemeines 
Öegengift  aufjuftnben,  b.  i>.  ein  Littel,  welche«  bie  Straft 
tffitra  foK,  alle  ©ifte  unfcbdblicb  $u  machen;  allein  bei  ben 
ft  febr  verfebiebenen ,  ja  ftcr)  grabeju  rntgegengefe&ten  &■ 
gfrtfebjaftcn  ber  einjelnen  ®ifte  bürfte  fieb)  fd>rorr(icr>  jemals 
ein  fold^rt  Unioerfalmittel  entbeefen  lajfen.  3n  neuerer  3eit 
i;an  bie  ©eife  alö  ein  fafi  allgemeine*  ©egengift  cm^ 
J'f^len  unb  nidjt  mit  Unrecht,  ba  fte  gegen  alle  ^Vietaii- 
«ujlofungen,  alle  ©duren,  ja  felbfl  gegen  mebre  t-egetabiti^ 
fcV  ©ifte  bic  bellen  25ienjte  triftet.  2)ie  ©egengifte ,  beren 
am  ji^  jroecfmdßig  in  XJergiftungöfdllen  bebtent,  finb  bet 
tat  emjetnen  ©iften  angegeben.  —  Um  bem  unoorfia)tigen, 
kmt  bem  tterbredjerifcfcen  ?D?iöbraucb,e  beö  ©ifteö  oor^ubeu; 
werben  in  ben  meiden  Sdnbern  biejenigen  $)erfonen, 
l<fte  oon  ©eruföroegen  mit  ©iften  ^u  tbun  baben,  wie 
bie  Äpotbefer,  befonberS  in  ^)flidf)t  genommen  unb 
■^m triefen,  nur  an  oerfidnbige  unb  binldnglicb,  befannte 
terftnen  ©ift  ju  verabreichen. 

95>iftpflan3fn  nennt  man  biejenigen  ©ewd<$fe,  bie  tnU 
"rter  ht  allen  ober  in  einzelnen  itjrer  Übeile  «Stoffe  ent^ 
tialteu,  weltjje  alß  ©ifte  (f.  b.)  wirfen.    25ie  ^flanjen, 
ya  ben  betdubenben  ©iften  geb6ren,  »eiebnen  ficr> 
mftften«  burtl»  eine  matte,  büjlere  unb  fd)mujige  gdrbung  be* 


-ML 


1  Giftpflanzen 

£aubeÄ  unb  ber  SMumrn  au«,  unb  finb  nic^t  feiten  mit 
fiebrigen  paaren  überjogen.  3u  biefer  Xbt^eilung  ber  ©ift» 
pflanzen  atb6ren  ber  Üaumelloirb  (eine  ©raöart),  bie  bin« 
blättrige  Einbeere,  ber  (Sibenbaum  ober  2aru«,  ber  gemeine 
ober  fc&roarje  9ia^tfc^arten,  ber  Stechapfel,  ba«  S3ilfenfraüt, 
ber  «Sumpfriebnrojl,  ber  ©iftlatticb,  ber  SRorjn,  »ela)er  ba« 
jDpium  liefert,  ber  Airfcbjorber,  bie  bittere  9Ranbel  u.  a.  — 
die  fcQarfe  ©ifte  entr>a(tenben  $flan)en  ^ben  in  ibrem 
'Xußern  nitfjt«,  wa«  fie  oon  anbern  ©e»dct)fen  unterfcr;ifbe, 
fie  laffen  fio)  nur  erfennen  burefc  einen  auffallenb  f Warfen, 
fiec&enben  ober  brennenben  ©efcr)macf,  ber  fte  leicht  burd) 
Äaucn  febr  fleiner  Portionen  verrdtb.  ■Vierter  gel) ort:  ber 
geflecfte  Xron,  ba«  @umpffd;langenfraut,  ber  weiße  unb 
fdjjwarje  ©erraer,  bie  |)erbji^eitlofe,  bie  gemeine  9larcijTe, 
bie  «f)afelmurj ,  ba«  JDftertujei ,  ba«  ©eibelbafl  ober  ber  JteU 
Icrbal«,  bie  torberbap^ne ,  ber  ©abebaum,  bie  2(rten  ber 
SBolfämilcb,  bie  (Srbfcbcibc  ober  ba«  Saubrot,  ba«  ©nabem 
fraut,  bie  Saunrube  ober  3aunrebe,  ba«  Scfjiufraut,  bie 
Xrten  be«  ^abnenfuße«  ober  ber  SBiefenranunfeln,  ber  2(bo> 
ni«,  bie  bufcb  -  unb  baljnenfußifjnlic^e  Anemone,  bie  Xrten 
ber  Äüct)cnfct>ellf,  bie  Xrten  ber  Sßalbrebe,  bie  Sumpfbots 
terblume,  bie  Ärten  ber  9cie«»urj,  ber  SRauerpfejfer,  unb 
unter  ben  auS(dnbif$en  ©ewdcf>fen:  bie  6fel«aurf e ,  bie  3a* 
läppe,  ber  ©ummiguttbaum,  bie  föwarje  »recr)nuß,  ber 
5Rand>eniQebaum,  ber  ©teptanöritterfporn  unb  einige  anbere. 
—  die  betdubenben  ©ifrpfJanjen  unterfct)eiben  ftdt)  du» 
p<rlicc)  nid>t  oon  anbern  ©ewdcbfen.  3«  ibnen  red)net 
man:  ba«  Xollfraut  ober  bie  SoUfirföe,  aueft  Sic  Haben  na 
genannt,  viele  Birten  au«  ber  {famtlie  ber  Scbirm-  ober 
3)oIbengewdcc)fe,  a»:  bie  ri^rige  unb  fafranfaftige  Sieben» 
bolbe,  ben  SBürljrid}  ober  SBafferfd&ierling,  bie  ©artengleiße 
ober  ben  ©artenfebjerling ,  ben  eigentlichen  ober  geflecfte n 
Schierling,  bie  gelb  ober  blau  blübenben  Xrtrn  be«  @ifen» 
ober  ©turm^ut«,  ben  gemeinen  fBobnenbaum  ober  ©olbre* 
gen,  bie  bunte  Äronerrwicfe,  ben  purpurrotben  gingerb,  ut;  von 
au«ldnbifo>en  ©ewdcbfen:  bie  SKeerjwtebel,  ben  SababiU» 
ober  Ungejiefergermer,  ben  SDteanber,  ben  mprtenbldtterigen 
©erberftraueb ,  ben  Ard^enaugen»  unb  3gnatiu«bobnenbaum 
unb  ben  £orfe[«f6merfrraud>.  —  die  braftifc&en  ©tft« 
pflanzen,  welche  heftige  durchfalle  ober  bduftge«  (Erbre» 
eben  erregen,  werben  gew6bnlicb  )u  ben  fef>arfen  ©iften  ge« 
reebnet.  >0ierfeer  geboren:  ba«  au«bauernbe  JBingelfraut,  ba« 
©auebbeil,  ber  J^unbwürger  ober  ba«  Scblangrnwurjfraut, 
ber  gemeine  Ärcu y-  ober  Sßegborn,  ber  ?>urgirlein  ober^hir» 
girflacb«  unb  einige  au«Idnbifcbe  ©ewdcbfe.  —  Unter  ben 
jaMreicben  Zrten  ber  Sc^wdmme  ober  ?)ilje  finben  fieb) 
oerbdltnißmdßig  nur  wentg  giftige;  eine  große  Xiuabl  ber; 
felben  ifl  eßbar  unb  ber  betweitem  gr6ßrre  Ügbeil  ifl  Weber 
fdjäti(icf)  nod)  für  ben  .pau«balt  be«  SRenfcben  oon  9hu^en. 
die  giftig flen  Xrten  in  deutfcblanb  finb:  ber  fliegen» 
fct;wamm,  ber  fnollige  SEBuIflbldtterfc^wamm ,  ber  rftt&Iicbe. 
unb  ber  rofenfarbene  JBldtterfcbwamm,  ber  giftige  ^irfcp» 
ling,  ber  Schmefelfopf,  ber  Speiteufel,  ber  gufanrmenjiei 
benbe  unb  riffige  iBldtterfcbwamm ;  ferner  ber  $erenpilj  obet 
büjlerfarbtge  Socberfcbwdmm,  ber  neuerbing«  entbeate  febv 
giftige  SatanSpilj  unb  bie  flinfenbe  ©iebts  ober  ©ifrmor» 
cbei.  —  Xußer  ben  oben  genannten  Giftpflanzen  gibt  tt  * 
noeb  mehre  auotänttfebe ,  bie  jwar  bie  furd)terlicbflen  unb 
am  fcbneüflen  tibtenben  ©ifte  liefern,  bie  aber  noeb  niebt 
hinretebrnb  befannt  finb.    die  oorjuglic^flen  ©iftgewdchft 


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Giganten 

fn»  in  befonbetn  Xrtifeln  ndber  txfc^riebeiu  Bgt.  „©antrat* 
Ilc^e  ©iftgewdchfe  DeutfcblanbS,  naturgetreu  bargefteUt  unb 
allgemein  faßlid)  betrieben  von  ©buarb  SBintfer"  (2.  XufL, 
Up*.  1835),  mit  100  Äupfertafeln,  auf  welc&en  110  ©ift« 
pfknjen  unb  ©iftpilje  »ollfidnbig  unb  mit  3ftglieberungen 
einjetner  2beiie  bargefteUt  ftnb. 

©tganlfrt  waren  nacb  ber  griet^.  aJtpt^e  JRiefcn ,  welcr/e 
bie  ©da  (f.  b.)  gebar,  um  im  Äampfe  gegen  bie  ©öfter  btn 
Untergang  ber  Titanen  (f.  b.)  }u  rdcben.  «Sie  wollten  ben 
©itj  ber  ©öfter  ftürmen,  welker  nacr)  bem  BolfSglauben 
über  bem  ehernen  Himmelsgewölbe  mar,  unb  um  ihn  }u 
erreichen,  türmten  fie  bie  ©ebirge  £>fla,  $elion,  Deta  über» 
rinonber.  Bon  biefer  Höbe  fcbjeuberten  fie  Setfen  unb 
geuerbrdnbe  nacb  bem  £>lpmp.  25er  Jtampf  ber  ©öfter 
unb  ©iganten  tft  in  befonbern,  ©igantomacfcien  ge* 
nannten  ©ebidfrten  im  aiterthum  mehrfach  befungen  roorben. 
Die  ©öfter  fiegten  in  biefem  Äampfe.  Snjeln  unb  Berge 
würben  auf  bie  ©iganten  gefturjt,  unter  benen  fie  begra» 
ben  liegen  unb  nur  t>on  $tit  ju  Seit  in  geuerauSbrücben 
(Bulfanen)  irjr  geben  unb  ihre  ungejähmte  SButü  ju  erfen* 
nen  geben.  Starb  anbern  9Rptt)en  finb  fie  im  JKartaruS 
emgefohtoffen;  auctj  wirb  erjdt)U,  baS  ©efcbrei  beS  (SfelS  beS 
©ilen  (f.  b.)  ober  JEriton  (ein  2Reergott),  auf  feinem 
@<t)reffen  cinjagenbcn  Hörne  blafenb,  habe  bie  SEttanen  in 
bie  glucbt  gejagt. 

©tmptl  ift  ein  fperlingartiger,  jur  ©attung  ber  Äern» 
beißer  gereimter  Bogel,  ber  für)  burct)  einen  ftarf gewölbten 

unb  fhunpfen  ©d)nabel  auS* 
jeicrjnet.  ©ehr  befannt  ift  ber 
nebenftefcenb  abgebilbete  ge; 
meine  ©impel,  Blutftnf 
ober  Dompfaff,  ber  etwas 
größer  unb  biefer  alS  ein  Sper- 
ling ift.  Gr  bat  ein  fct)war» 
jeS  Ääppcbf n  unb  iß  oben  afefa; 
grau,  unten  baS  Sföänncben 
mennigrot b,  baS  2Beibcbcn  rothgrau.  (Er  Idßt  ftet)  leict)t 
fangen  unb  abrichten,  lernt  SBorte  nad)fprechen  unb  SÜtelo^ 
bien  pfeifen,  unb  wirb  ba&er  feijr  gern  im  Bauer  gehalten. 
2Ran  fmbet  ihn  faß  in  gary  Suropa  in  allen  nict)t  ju  hoch, 
gelegenen  ©ebirgSwdlbern, 

Ginseng,  ©tnjing,  ©enfing  unb  mebre  ähnliche 
SRamen  führt  eine  SBurjel  unb  bie  ©tammpflanje  berfelben, 
welche  in  eine  gamilie  gebort,  beren  Arten  im  äußern  2tn» 
feben  mit  unfern  Schirm»  ober  Dolbengewdcbfen  viel  3tt)n* 
liebes  haben.  $6  wiebft  biefe  $flarue  fowol  in  ber  ctpinef. 
Äatarti  unb  in  Japan ,  als  auch  in  SHorbaraerifa  wilb.  Da 
bie  ©infengwurjel  fd)on  feit  alten  Seiten  bei  ben  Gbinc-fen 
fowol  a(8  Arzneimittel  bei  oerfchiebenen  Steroenleiben  unb 
jur  ©tdrfung  naefc)  XuSfcbweifiingen,  als  auch,  um  ben  ©e* 
fcblecbtS  trieb  ju  erregen  ober  ju  erhöben,  in  großem  Jtnfe» 
^en  unb  in  fo  hohem  greife  ftanb,  baß  fie  mit  ©olb  auf> 
gewogen  würbe,  fo  führten  bie  Europäer  mit  biefer  $flange, 
als  man  fie  au<b  in  Amerifa  aufgefunbtn  hatte,  einen  fer)r 
einträglichen  Hanbel  nacb  Ubina.  SJtoct)  ift  man  nicht  ge» 
börig  von  ben  SBirfungen  unb  Higenfchaften  biefer  SSurjel 
unterrichtet,  waS  großenteils  feinen  ©runb  barin  hat,  baß 
jweierlei  SBurjeln  mit  einem  febr  gleidblautenben  tarnen  im 
$anbel  öorfommen.    2>ieS  ift  nämlich  bie  genannte  unb 


Giraffe 

bie  <Rmffng<  ober  Stinftwutjel.  Setjtere  tjat  mit  ber  3utfer> 
wurjel,  bte  bei  unS  häufig  gebaut  wirb,  febr  große  #t)ru 
liebfeit.  9Ran  bat  in  (Shina  jwei  oerfebiebene  ©orten  Pen 
©infeng,  bie  eine  auS  3apan  unb  bie  anbere  auS  Jtorcr, 
von  benen  bie  Untere  am  meiften  gefcbdtjt  wirb.  £)er  (burd) 
3ubereitung)  befre  ©infeng  gleicht  an  garbe  unb  Durchficht 
tigfeit  bem  Sernftein. 

©iraffe  (bie)  ift  eins  ber  merfwürbigften  ©dugtbiere, 
ausgezeichnet  burd)  ©röße  unb  ©eftalt.  GS  erreicht  eine 
äöbe  von  16  —  18  §.  unb  ift  alfo  baS  größte  Sbiei  ber 
drbe.  Dabei  flehen  alle  feine  einzelnen  ©lieber  m  einan> 
ber  in  einem  böcbft  ungewöbnlicben  Berhdltniffe.  Die  Sor< 
berbeine  ftnb  bebeutenb  länger  a(S  bie  Hinterbeine  unb  ber 
Seib  ber  ©iraffc  ger)C  nacb  hinten  abfebuffig  herab.  Dabei 
^at  ber  Stumpf  nur  eine  8dnge  ton  6—7  %.  unb  ebenfo 
lang  ift  ber  fcblanf  auffteigenbe  $alS.  S3efonberS  merfwür« 


big  ftnb  bie  $örner  ber  ©iraffe.  ©ie  ftefren  übet  ber 
(Stirn,  finb  fegeiförmig  unb  mit  einer  £aut  überwogen.  Bor 
biefen  Römern  fteljt  ein  £öfer  ober  ein  Drittes  J»wn,  welches 
biefer  unb  fürjer  als  bie  beiben  anbern  ift.  DaS  ©eibeben 
bat  nur  bie  jwei  ^intern  Börner  unb  biefe  finb  bei  beiben 
(Befcblecbtern  oben  etwas  jurüefgebogen  unb  an  ber  <Spi£e 
mit  einer  Art  von  Knopfe  Derfeben.  Diefe  Hörner  faQen 
niemals  ab,  begeben  auS  einer  poröfen  £nochenmaffc  unb 
bilben  gleichfam  eine  gortfetjung  beS  ©Jabels.  Der  Jtopf 
ift  tiein,  bie  Oberlippe  hängt  über  bem  Unterfiefer  berab 
unb  bie  weißen  £>h«ri  finb  jiemlicb  groß.  Befonberel  febön 
finb  bie  Augen  ber  ©irafe,  welche  groß  unb  febwar*  finb 
unb  einen  fanften  XuSbruo?  haben.  Die  3unge  ift  febwar) 
unb  ungewöhnlich  lang.  Born  Jtopf  bis  jum  StücTen  er> 
ftreeft  ftet)  eine  furje  fct)waae  SJtäljnc.  Der  nicht  lange 
©cbwanj  ge^t  in  emen  ©üfchel  fc^warjer  Haare  auS.  ©^ 


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Giro  fcj 

t er  bebeurenben  gange  bcr  ©eine  erscheinen  tief«  f*wa*. 
©runbfarbc  beS  frönen  gelteS  ber  ©iraffe  ifl  weif  unb 
auf  bemfetben  befinben  tut  not«  bei  einanber  große,  faft 
»ieretftge  glecfe  »ort  bunfler  garbe.  ©eim  ©eben  hebt  baS 
Üb;  er  t>ic  regten  unb  ebertfo  bie  (inten  güge  jugteieb,  unb 
wenn  eS  fteb  nieberlegen  will,  fnieet  eS  erfl  auf  bie  ©or» 
berbeine,  wie  baS  JtameeL  Um  ben  Äopf  jur  <£rbe  bringen 
ju  tonnen,  muß  e§  bie  ©orberbeine  weit  auSeinanber  fprei* 
jeit  Die  Wiraffe  nährt  ftcb  von  ©tattern  unb  jungen  Äfrchen, 
bie  fte  mit  ihrer  langen  3unge  getieft  abjupflucfen  weif. 
Sie  ifl  febr  leicht  ju  jdbmen,  weil  fie  ton  9latur  ein  fet/t 
fanfteS  SBefen  bat  SKan  finbet  biefe  SEbiere  im  öfll.  unb 
fübL  Afrtfa  in  Reinen  {Rubeln  §ufammenlebcnb  unb  macht 
3agb  auf  fte,  weit  ihr  Reifer)  von  febr  angenehmem  ©c- 
febmatf  ifl.  —  Die  ©iraffe  war  fdbon  ben  Alten  befannt. 
Die  Römer  nannten  fie  JCameloparbel,  weit  fte  an 
ftefialt  bem  Jtameet  unb  bureb  bie  garbung  beS  geltS 
bem  $antber  ähnelt ,  unb  brauten  beren  öfter  jur  ©olfS« 
belufligung  nad)  8?om.  3m  15.  3abrh.  fom  eine  ©iraffe 
an  ben  #erjog  »on  SRebici  in  gtorenj,  im  16.  eine  nach 
.ftonftanrtnopel.  ©eit  biefer  3«it  war  in  Europa  biefeS 
merfwürbige  SEbier  gar  nicht  gefeben  worben  unb  eS  machte 
baber  ungemeines  Auffeben,  alö  1826  eine  tebenbe  ©iraffe 
nach  ?)ariS  gebracht  würbe.  3t&J  befinben  ftä)  in  Sonbon, 
naebbem  früher  einige  berfelben  geflorben ,  mehre  ©troffen 
in  ben  fogenonnten  joologifcben  ©arten. 

Ätra  (fpr.  Dfcbiro),  ein  faufminnifcr)eö ,  urfprüngfich 
i tat  SBort,  teutfeb :  .Äretölauf,  ifl  bie  Übertragung  be§  du 
gentbumS  an  einem  2Bechfel  (f.  b.)  auf  einen  Dritten, 
welche  burd)  eine  fürte  feb  riftliche  ©emerfung  auf  bem  Slüden 
bcS  SBecbfelS  bewerlftelligt  nnb  eben  bttyalb  aud)  3nbof» 
fernen t  genannt  wirb.  Derjenige,  welcher  auf  folebe  SSeife 
einen  SBecbfet  auf  einen  Anbern  übertragt,  beipt  ber  ©i* 
rant  ober  Snboffant,  Der,  auf  wetzen  er  übertrat 
gen  wirb,  ber  3nboffat  ober  ©irat,  ©iriren  enblid) 
ober  i nt> offiren  bejeiebnet  bie  .foanblung  fetbfl,  burch 
welcbe  man  ein  ©tro  bewerffleQigt  Sin  »oUfldnbigeS,  b.  b. 
ein  folebe*  ©tro,  burd)  welche«  ber  Snboffat  rechtmäßiger 
eigentbürner  beS  an  ibn  airirten  SBeehfelS  wirb,  muß  außer 
ber  ©enennung  beS  3nbofjaten  unb  ber  Unterfcbrift  t-e&  ®U 
ranten  ben  Auäbrutf  ber  Übertragung  fetbfl,  fowie  JDrt  unb 
3eit  berfelben  enthalten.  Amt)  wirb  babei  in  ber  Siegel  bie 
Urfacbe  ber  Übertragung  fürjtieh  bemerft.  3ur  ©eranfcbaulu 
ch  .mg  biene  baS  ©ebema :  „gür  mid)  an  jperrn  N.  N.  ober 
Uiicn  £>rbre.  SBertr)  empfangen.  Seipjig  ben  27.  3<muar 
1837.  A — Durcb  ben  3ufa|:  „6ber  beffen  JDrbre" 
tnrb  ber  N.  N.  —  bieS  ifl  ber  Snboffat  —  bered&tigt,  ben 
fe!a>eTgeflatt  an  it)n  girirten  SBJeebfet  wieber  an  einen  Drit« 
ten  weiter  |u  ghriren,  wa$  überhaupt  bis  ju  "Ablauf  be« 
3echfel6  fortgefeßt  werben  fann.  Durdi  bie  SSortc :  „Sßerfh 
empfangen"  befennt  ber  A— z  (bie*  ifl  ber  ©tränt) ,  ba|  er 
eim  bem  N.  N.  berettd  bie  im  SBecbfet  fetbfl  auSgebructte 
Summe  in  SBertb,  atfo  v  ©.  burd)  SBaaren,  ermatten  habe, 
^iufig  ober  werben  bie  ©iri  weit  lurjer,  nümlicb  bureb  bie 
bloße  Unterfcbrift  beS  ©tränten,  abgefaßt,  fobaß  bem  3n< 
t  cfTaten  bie  Ausfüllung  beS  ©iro  überlaffen  bleibt  3ßan 
nennt  trief  ein  ©iro  in  bUnco.  21n  raebren  SDrten,  j.  ©. 
übCT«n,  wo  bie  lebuger  SBecbfeforbnung  giU,  ftnb  berglei= 
eben  ©iri  oerboten,  übrigen«  ifl  nia)t  n6tbig,  baßba«  ©irofta) 


3  «lag 

auf  bie  gan^e  ©umme  be«  SBea)fett  erfhetfe,  fonbern  man 
fann  au*  einen  Sbeil  berfetben  gfriren.  &n  uneigentliches 
©iro  ifl  ba5  fogenannte  ©iro  |um  3ncaffo,  wobura) 
nämli*  ber  ©irat  m*t  (£igentt)ümer  beS  ffiecbfelä  wirb, 
fonbern  nur  ben  Auftrag  von  bem  Giranten  erhält ,  für  bie* 
fen  ben  ©efrag  beS  SBecbfelS  einjucafffren.  ©n  SBecbfet, 
auf  welchem  bereits  ein  ober  mehre  ©iri  liehen,  beißt  nacb 
ber  taufmünnifa)en  XuSbrucrSwcife:  ein  gemachtes  3>a* 
pier,  bagegen  ein  SBecbfet  ebne  ©iro:  ein  SBeö)fel 
»on  ber  4>anb. 

(Sirondidtm  b^ieß  in  ber  fran).  Steootution  1792  unb 
1793  eine  Partei  gemäßigter  SIepubltfaner  in  ber  SRationaloer* 
fammtung,  an  beren  ®pi$e  3}fänner  auS  bem  Departement 
©ironbe  (lanben,  namentlict)  ©uabet,  ein  auSgejeicbneter 
JKebner.  ©ie  hatten  befonberS  mit  ber  fogenannten  ©erg» 
Partei  in  ber  9lationa[oerfamm(ung  ju  fampfen,  ber  ge> 
genüber  fte  bie  Partei  beS  Uhal5  genannt  würben, 
weit  fte  auf  ben  niebern  ©ünfen  faßen.  Hn  ber  <3piQe  ber 
©ergpartei  flanben  bie  wütbenben  «epublifaner  Danton, - 
JRobeöpierre,  2Rarat  (f.  b.).  SRamentli*  bie  beiben 
Seiten  waren  eS,  welche  bie  ©ironbiflen  1793  oor  ba3 
9leoo(ution$tribunat  unb  t>on  ba  auf  bie  ©uiUotine  brao> 
ten.  ©uabet  würbe  1794  }u  ©orbeaur  Eingerichtet. 

Planta  ifl  ein  auS  15  ©emeinben  Oeflebenber  (Santon 
ber  febweij.  Gibgcnoffenfcbaft,  weteber  einen  Jldcb^enraum 
»on  21  unb  28,000,  großtentbeilS  proteflantifc&e, 

<5inw.  bat,  »on  ber  8intb  bur(r)floffen  wirb  unb  xwifeben  ben 
(Santonrn  St.;©allen,  ©c^wpj,  Uri  unb  ©raubunbtrn  liegt 
Die  Sinti)  fleht  mit  bem  SBaltenfla'bterfee  urib  bureb  einen 
Kanal  mit  bem  3üri$erfee  in  ©erbinbung.  Der  ^aupt^ 
nabrungSjweig  ifl  bie  9?mboiebjucbt  Der  ©cbabjtegerfdfe 
wirb  weithin  ausgeführt  DaS  Sanb  ifl  reich  an  «r$net* 
pfjiahjen  unb  gewurjigen  Ärdutern,  fowie  an  treff tiefem 
bbfle.  Auf  brei  Seiten  erbeben  ft#  bobe  Atpenjüge,  jum 
X\)tü  mit  ewigem  ©ebnee  bebeclt  Die  b6tt)flen  ©pt^en 
finb  ber  11,000  g.  bo^e  D6bi,  ber  10,400  $.  bobe  Äiflen» 
berg,  ber  geg^en  10,000  bobe  ^auSflocf  unb  ber  nicht  »ie( 
Reinere  ©c^eibenberg.  —  Der^auptort  ©taruS  ober  ©ta» 
riö  bat  nur  40(X)  Sinw.  -nier  »erfammett  ficb)  jährlich  einmal 
unter  bem  ©orftfc  beS  Sanbamman  bie  fanbeSgemetnbe,  in 
beren  £dnben  bie  bic^^e  ©ewalt  liegt,  wdbrrnb  bie  Sfegie* 
rungSgefcbdfte  burer)  einen  ©emeinberatb  beforgt  werben. 
An  ber  SanbeSgemeinbe  nimmt  jeber  felbfldnbige  über  16 
3ahr  alte,  unb  weber  btdbfjfnnige  noä)  ehrlofe  £anbmann 
2hcil.  Der  «lanton  »abtt  idr/rlid)  3616  grantS  jur  ?anbe«s 
faffe  unb  fleltt  482  9R.  jum  ©unbretyrre  ber  fc^weij.  ©b* 
genoffen. 

€»laö  (ba6)  ijl  ein  auS  Äiefeterbe,  feuerbeflinbigen  AI» 
Folien  unb  3Retaltor»ben  jufammengefe|ter  Äirper,  ber  nid)t 
in  ber  9latur  »orfommt,  fonbern  nur  burd)  Äunft  bergeflellt 
wirb,  unt  .gehört  ju  ben  fd)6nflen  unb  nüfelitbflen  lerftn* 
bungen.  ©eine  große  ©rauebbarfett  beruht  namentlich  auf 
feiner  Durebftebngfeit,  auf  feiner  UnaufT6SlicbFett  unb  auf 
bem  Umflanbe,  baß  eS  ftd)  in  alte  miglieben  ©eflatten  brtru 
gen  I4ßt  SBegen  feiner  Durehftchtigfeit  »erwenbet  man  baS 
©taS  ju  genflerfcbeiben,  ju  Laternen  unb  ju  optifhen  3n< 
fhumenten.  (©.  Sinfen.)  ©eine  Unaufl68licbFeit  empfiehlt 
eS  ju  ©efdßen,  in  benen  glüffigfetten  aufbewahrt  werben, 
betm  eS  gibt  nur  einen  einzigen  ©toff,  bie  gtußfdure,  ber 


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Glas 


224 


Glas 


e«  angreift.  Man  rann  bte  fdxJrfftcn  ©duren,  j.  S3.  ©cr)wrs 
felfdure,  3abre  lang  in  gläfernen  ©efdßen  flehen  lajfen, 
ohne  baß  ftrf)  auct)  nur  eine  ©pur  oon  ÄuflÖfimg  be«  &>ia- 

bemerfen  ließe.  Der  dvfinber  biefe«  nützlichen  Stoffe» 
ift  nicht  befannt,  oielmehr  finbrn  wir  frfjon  in  ben  dlteften 
3eiten  ©puren  oon  Sefanntfcr)aft  mit  bem  ©tafe.  3eboct> 
wirb  oon  ben  Elten  biefe  (Srfinbung  allgemein  ben  $$6nu 
jiern,  bem  betriebfamften  #anbel«oolfe  im  2f(tertijume,  ut* 
gefcr)rieben  unb  man  erzählt  in  biefer  S5ejtet)ung  eine  artige 
©ef$icr)te.  SS  foQen  ndmlict)  pt)6nt}ifd^e  Seeleute  in  einer 
fanbtgen  ©egenb  ©i;rien«  gelanbet  fein,  unb  aI6  fit  auf 
bem  £anbe  feine  ©teine  fanben,  um  v.t  öereitung  u> 
rer  ©peifen  einen  paffenben  #erb  jufammenjujletlen ,  r)dt* 
ten  fie  Oon  U)rer  ©dji|f«labung  einige  große  ©tücfe  ©als 
peter  gebolt  unb  jwifepen  tiefen  ba«  geuer  angemaßt. 
Da  wäre  nun  ein  SbeÜ  be«  ©alpeter«  gefcfcmoljen,  hatte 
fict)  mit  2tfer)e  unb  ©anb  oerbunben  unb  »dre  ju  ©la« 
erfrarrt,  ba«  bie  ^bönijier  nad)  bem  (Srlöfchen  beS  geuer« 
fanben.  hierauf  famen  fte  bann  balb  in  ben  ©efifc  ber 
©lalbereitungöf  unft ,  welche  bie  ttgopter  fpdtcr  noer)  mehr 
oeroollfommneten.  Um  bte  3<tt  oon  G&riftt  ©eburt  »urbe 
aucr)  in  Italien  ©lad  verfertigt.  Dodj  »aren  bie  Xlten 
weit  entfernt f  baß  fie  ba«  ©la«  in  foldt)cr  9?einr)eit  r)er* 
gejteHt  unb  in  fo  mannigfaltigen  formen  oerarbeitet  hät- 
ten roie  wir.  Die  größere  2fu«bilbung  ber  ®la«bereitung 
fdtlt  nur  erfl  in  bie  legten  brei  ober  oier  3a^rb,unberte. 
grub«  bebiente  man  fieb,  befonber«  ju  genffern  be«  ©lafe« 
nur  biebft  feiten.  Statt  beffen  nahm  man  burtr)fcr)einenbe« 
•jnorn,  ©idtter  be«  Marienglafe« ,  geölte«  Rapier  u.  bgt. 
Die  reiben  {Römer  brachten  rool  aucr)  bitnngefcr)liffene  Hd)aU 
ober  Marmorplatten  an.  Uli  bie  ©laöfenfter  enblicr)  auf* 
(amen,  fannte  man  lange  Seit  nur  bietleinen  eefigen  ©la«* 
platten,  welche  in  33le!  gefaßt  rourben  unb  geroöbnlicr)  in 
ber  Mitte  biefer  al«  an  ben  JRdnbem  roaren.  Man  ftnbet 
fplcr>e  genfter  noch  in  alten  ©ebduben.  SJtocr)  im  3ar)re 
1458  rühmte  ein  ©c&riftfteUer  al«  bie  t)ö$fie  $Hracr)t,  baß 
in  SEBien  bie  meifien  #dufer  @la«fenfter  Ijdtten,  unb  noct)  oiel 
fpdter  fam  man  erft  barauf,  ©piegelgla«  in  Safein  ju  gie* 
ßen.  gr£tt)er  b,atte  man  faft  gar  ferne  ©laSfpirgel,  fonbern 
nur  Metallfpiegel.  (©.  ©pieget.)  3n  neuerer  3cit  t>at 
fict)  befonber«  ©nglanb  burrt)  große  gortfdjritte  in  ber  ©Ia8* 
maa)erfun(l  au«grjeid)net.  /öeritbmt  iftba«  engl,  glint* 
gla«  unb  bat  Grorons  ober  Äronglä«,  meiere  insbe; 
fonbere  j-u  ^erffeflung  Optiker  Snfirumente  benu^t  »erben. 
3feboe^  tfr  man  je^t  m  ieutfcbjanb  in  ber  ©Ia8macr)erfunft 
too  nia>t  roeiter,  boer)  ebenfo  »eit  roie  in  (Snglanb.  3n 
iB6r)men  unb  ©cr)[efien  wirb  auigejeieftneteö  ©la«  oerfertigt 
unb  ju  iBenebictbeurn  in  JBaiern  rnar^t  man  auSgejeie^ne« 
te«  glintgla«  unb  ÄronglaÄ. 

Die  Äereitung  brf  ©fafe«  rotrb  in  ben  ©iaSbütteo 
eorgenommen.  Die  oorjüglic^tlen  ju  berfelben  erfoberlid^en 
©erdtbfcb,aften  finb:  ein  eigen«  eingerichteter  jDfen,  bie 
Sct>meljtiegel  ober  ©Iaöb.dfen,  oie  eifernen  iölafero^ren  ober 
pfeifen  unb  oerfct)iebene  SBertyuge,  »eler)e  jnm  gormen 
be*  ©lafe«  gebraucht  roerben.  Die  Öfen  ftnb  tbeil«  oier» 
eefig,  tbeil*  runb  unb  muffen  inroenbig  mit  einem  ungemein 
feuerfeiten  SRateriSl  auögerieibet  fein,  benn  fie  baben  eine 
•£>i(3e  bis  §u  8000°  auSjubalten  unb  roerben  geroofjnlicr)  über 
ein  3<u)r  or)na  Unterbrecbung  getjeijt.  Xua)  bie  ©djmelj* 
idfen  »erben  auö  feuerbeftdnbigem  2tt>one  bereitet;  fte  fcaben 


ungefdr)r  eine  (SDfe  in  ber  Siefe  unb  im  Durct)meffer.  JJ« 
Ofen  bat  Jbffnungen,  an  benen  bie  Arbeiter  ibre  ©efcr)dftc 
vornehmen,  bte  fogenannten  3i~rbeit6(öct)er.    9<acr)bem  V.t 
•!Ödfen  biö  jum  SBetßgluben  erbiet  worben,  »erben  biejertt. 
gen  Materialien,  »elqe  baö  ©laö  geben,  in  fie  aetbdn  unb 
Kommen  im  SSerlauf  oon  etwa  20  ©tunben  oollfommen  in 
gluß.   Diefe  Materialien  muffen,  er)e  fie  in  bie  £dfen  fr 
men,  gereinigt  unb  gepuloert  fein,  unb  »erben  juroeilm 
f et) d a  oorber  einem  bol;en  .fjtfeegrabe  audgefefet,  um  eint 
größere  Steinigung  ju  bewirf en,  »elcr)e  Borarbtit  ba8  gri: 
ten  r)eißt.    "iöeim  ©dr)mel)en  in  ben  £dfen  famme.ln 
noer)  eine  Menge  Unreinigf eiten ,  »ie  ©$aum,  auf  ber  flu 
ßenben  Maffe,  »e(cr)e  mit  eifernen  Söfeln  abgefeböpft  »c 
ben  unb  ©laägalle  beißen.  Diefe  ©ladgaüe  »hrb  jui 
berlötben,  aWgluß  (f.  glüffe),  jum©<$meljen  ftrenei 
ger  Metade,  unter  bie  ©lafur  (f.  b.),  in  ber  &ieba 
runbe  u.  f.  ».  gebraucht  Die  Bereitung  beS  Safeig  I  a 
rotltyS  befonber*  xu  genfterfcb,eiben  benufet  »irb,  gefeb 
auf  )»ei  »efentlict;  oerfct)iebene  Xrten,  al§  Monbgi 
unb  all  23  ai jenglaS.    Die  Bereitung  be5  Monbglan 
ift  bie  dltere.    Der  Arbeiter  tautr)t  bie  pfeife,  »ele^e  oben 
einen  fernen  ©riff  unb  unten  einen  fegeiförmigen  2fr 
bat,  mit  bem  untern  (Snbe  in  bie  ©laömaffe  unb  gibt  bem 
auSgcbobenen  Steile  ber  jdben  Maffe  burcr)  Wollen  «rf  ei- 
ner glatten  metallenen  Safel  eine  regclmdßige  ©efialt.  (gtg.  I.) 
hierauf  fefet  er  baö  obere  Gnbe  be«  »laferobre*  an  ben 
Munb  unb  bldft  bie  Maffe  jit  einer  birnförmigen  fdlv: 
auf  (gig.  2),  unb  nacfjbcm  biefe  eine  binldnglicb,e  ©r. 
erlangt  t)dt ,  »irb  fie  oor  eine  größere  Öffnung  bed 
gebracht.    Der  Arbeiter  ftebt  jum  ©tbu^e  gegen  bie  -V 
bintcr  einem  ©rmducr,  auf  bem  bie  pfeife  aufliegt.  Si 
brebt  bie  pfeife  ftb,nell  um  (gig.  3)  unb  i>icrburcr> , 
»ie  buret)  bie  ^>i^e  Vti  SDfen«  nimmt  bie  Silafe  e 
unten  »eitere,  fa|t  fcb<ibenförmige  ©eftalt  an.  3n  ber  SD!it:e 
biefer  freidförmtgen  £öobenfldct)e  ift  bai  ©lad  am  biet' 
unb  b'cr  feftt  nun  ein  j»eiter  Arbeiter  ba$  fogcnaimte  Jbi 
eifert  an,  »eldjeö  oorber  erbiet  unb  mit  bem  untern  fc; 
in  tie  ©laömaffe  getauebt  roorben  i|l  (gig.  4).    Die  ^J- 
mit  bem  obern  6nbe  ber  Jölafe  »irb  nun  abgefprengt, 
fo  erbaltcne  ©laSform  aber  mit  bem  $«fteifen  »teber  w 
bie  oorenodbnte  Öffnung  beö  ST-fenö  gebracht  unb  in  jcbncll 
brebenbe  Se»egung  gefefet  (gig.  5).   ©ie  breitet  ftcr)  tmmer 
»eiter  au«  unb  gibt  enblicr)  eine  große  Scheibe,  »elcr)e  burcr)- 
gdngig  ;umiicr»  biefelbe  Ditfe  bat  unb  nur  in  ber  Mitte  etwa» 
jtdrfer  ift.    Diefe  »irb  in  ber  9Zdbe  be«  mit  bem  ©efcmch 
ofen  geroöbnltct)  in  Sierbinbung  fiebenben,  et»aö  weniger  I 
ßen  ÄÜ^lofen«,  auf  ein  Sager  oon  brißer  3ffct;e  gelegt,  t 
4j>efteifen  abgefprengt  unb  nun  enblicr)  bie©ct)eibe  mit  kl- 
eine* gabelförmigen  3nftrument$  in  ben  jtüblofen  gebraeb.. 
©anj  allmdlig,  oft  2Boct)en  lang,  fitylt  bierbie  ©lapfcb.eibe  ai 
»irb  bann  berauögenommen  unb  mit  Entfernung  be«  mittlem 
ju  biefen  Ubeil«,  in  j»ei  balbmonbförmige  ©tücfen  jerfd)nittfr: 
Die  Siercituncj  be«  SBaljenglafe«  erfldrt  fic^  au* 
gig.  fi.    Mit  vjpulfe  ber  pfeife  »irb  juerft  eine  Idnglicbc 
SÖIafe  (gig.  7)  geblafen,  biefe  bann  unten  geöffnet  (gig.  8 1 
ju  einer  gioefertförmigrn  ©eftalt  erweitert  (gtg.  9),  ber  Wn$c 
nacr)  aufgefcr)nitten  (gig.  10),  in  ©eftalt  einer  SBalje  . 
bradt)t  (gig.  11^  unb  enblicr)  auf  einer  metallenen  Stafd 
ausgebreitet  (gig.  12),  »o  fie  fie^  balb  burcr)  ü)re  eigne 
Schwere  jur  2afel  formt. 


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225 


S«3.  3. 


DaS  ^>  t>  ^  [  3 1  a  6 ,  b.  b.  baSjenigc  ©laS,  weichet  ju  aU 
im  Xtten  «on  ©efafien  »erarbeitet  wirb ,  erfobert  bei  ber 
Erarbeitung  wegen  bec  großen  SWannicbfalttgfett  ber  ®e* 
;a(länbe  eine  lange  Übung  unb  bie  .Senntnifj  vieler  Äunfb 
griffe.  @rc\(jtenu}etlS  wirb  eS  geblafen,  bod)  gießt  man  eä 
iscb  in  formen,  unb  fann  ibm  auf  biefe  SBeife  ba$  Tin-. 
it*9tn  gefcbUffenen  ©lafeS  ertbcilen.  3"  ben  feinem  ©la§= 
•Mten  nimmt  man  worjuglicb  -ÄrpftallglaS ,  weldieS  [ich 
burd^  Ärinbeit,  SBeifie  unb  Durcbficrjtigfett  auszeichnet,  ei: 
stn  3ufafc  bon  Jölei  bat  unb  baber  febwerer  unb  weicher 
i»  Tafelglas  ift. 

Da*  Spiegelglas  muß  befonberS  rein  unb  weiß  fein, 
inb  «heb  entweber  wie  bas  Tafelglas  bereitet  ober  gegoffen. 
DieftSfiKefen  gefeiiebt  auf  bem  umfiebenb  abgebi(beten  TLp-. 
>urate.  2Ran  fiebt  eine  glatte  metallene  platte,  auf  welcher 
er  ®u§  vorgenommen  werben  foll.  SRetaUene  Eeijren  ju  bei« 
en  Gerten  bienen,  um  baS  herabfliegen  bcS  glübenben  ©lafeS 
,u  Wt^inbera.  3bre  ^>6r)e  bejiimmt  bte  Dicfe  ber  ju  gießen* 

Bitter  «So»,  »et*  rx 


«iß-  «- 


•  ¥4 


8>'a-  *. 


rlfl  X 


#9-  6- 


ben  ©laSfcbeibe;  auf  ibnen  rubt  bie  fftoUt,  weldbe  über  baS 
glübenbe  ©lad  bingefübrt  wirb.  2fud>  erfennt  man  ben  Zb- 
wifeber,  ein  mit  ßeinroanb  umroicfelteS  Stücf  ,ßolj,  mit 
bem  bie  ©iefjptotte  von  »Staub  gereinigt  »irb.  an  einem 
(niebt  abaebilbeten)  -flrabn  hängt  ber  ©iefjbafen  mit  ber  glt'u 
benben  äJlaffe,  man  ftebt  bie  Ärme  ju  beiben  Seiten  beä 
Hafens,  mit  beren  <§ulfe  biefer  aQmälig  auSgegoffen  wer: 
ben  fann,  worauf  bte  Stottt  bie  SRaffe  ausbreitet,  ebnet 
unb  naebbem  fte  über  bie  game  SEafel  weggelaufen,  enb-- 
Ii*  in  ben  vorn  flebenben  »oer  fällt.  Die  Spiegelplatten 
werben  ebenfalls  in  ben  Äüblofen  jur  allmäligen  flbfub« 
hing  gebracht. 

SBenn  baS  ©las  triebt  aÜmAu'g,  fonbern  fdjneu"  abge» 
fühlt  wirb,  fo  erhalt  eS  eine  ungemeine  Spribtgfett,  wcid;e 
eS  jum  ©ebeaueb  untauglich  ma"*t.  2tuf  biefer  Erfahrung 
berubt  bie  {Bereitung  ber  ©(aStropfen  (©laStbränen 
ober  Springgldfer).  8a(jt  man  namlia)  »on  ber  flüfitgen 
«Waffe  einen  Stopfen  in  lalteS  Saffer  fallen,  fo  irftortt 

29 


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Glas 


226 


Glas 


berfelbe  fogleicr)  ju  einem  ovalen  Äftrper  mit  langem  bün«  man  ben  tiefen  Zhc'ti  ffepfett  unb  abfchleifen,  ebne  baf  (in 
nen  ©ebwan*.  23ri*t  man  nachher  tiefen  ab,  fo  jerfpringt  foldjeS  3erfpringen  eintritt.  2>ie  IB o (o g nefer ft a f cf^en 
ber  ganje  ©laStropfen  in  feinen  ©taub.    tDa^egen  fann    ober  ©pringfolben  jtnb  jiemh'cb  biete  ©ladfla^dba)fti, 


welche  auf  gewöhnliche  Art  geblafen,  bann  aber  fcbneD  ab> 
gefühlt  werben.  SRan  fann  fte  von  außen  fölagen,  ohne 
baß  fte  icrfprinaen,  aber  ein  Keines  ©anbfirneben  ober  noch 
befler  ein  ©tuefeben  Jeuerftem  (welcher  ferjt  fdbarfe  Äanten 
bot),  bad  in  (je  hineingeworfen  wirb,  jerfprengt  fic  äugen» 
bticflich  in  ©tücfen.  <?irbi6t  man  ein  foldjed  guSfcbcben  auf 
gtübenben  Noblen  unb  lagt  e§  bann  langfam  abfüllen, 
fo  bat  ed  feine  rounberbare  digenfebaft  verloren. 

2)urch  3ufab.  metatlif*er  ©ubftonjen  fann  man  bem  ©lafe 
»erfebiebene,  jum  JEbeil  fet)r  fchöne,  garben  ertbeilen.  £ier; 
auf  berubt  bie  ^erfhtlung  ber  fogenanaten  ©ladfluffe, 
von  benen  man  bie  hatten  ju  unechten  (SbelfUinen,  bie  tcei> 
eben  unb  lei*tfluffigen  ju  Äbbrücfen  gefebnittener  Steine,  fo; 
genannten  ©ladpaften,  verwenbet.  3u  ben  falföen <$M> 
Iteinen  nimmt  man  als  ©runblage  ein  befonberd  belle«, 
reines  unb  borte*  Jtr^fraÜglad,  bad  nach  feinem  (frfinber 
©trag  genannt  wirb.  Sie  meiften  unb  f*onften  ©lad» 
flüffe  fommen  aud  83enebig  unb  aud  SEurnau  in  Böhmen. 
Huf  ber  Äunjl,  bad  ©lad  ju  färben,  berubt  aueb  bie  ©lad» 
mntcrei,  genauer  ©ladfcbmel jmalerei,  beren  Äunffc 
werfe  fieb  bureb  einen  ©(an)  unb  eine  garbenpraett  aud» 
^eiebnen,  bie  in  feiner  anbern  Art  ton  Malerei  ju  erreichen 
ift,  weit  bei  ben  Jfunftwttfen  ber  ©ladmalerei  bad  SEaged* 
liebt  felbft  cur*  bad  ©emdlbe  binbur*:eu*tcr.  £>iefetbe 
war  befonberd  im  Mittelalter  audgebilbet,  na*ber  aber  fafl 
ganj  untergegangen.  3n  neuefter  3eit  ift  biefe  Äunft  ieboer) 
wieber  aufgenommen  unb  $u  großer  SBoltfommenbeit  ge» 
braebt  rcorben,  fobaf  fte  nur  in  wenigen  ©tücfen  ber  alten 
©ladmalerei  noeb  nod>ftef;t. 

SBefanntlicb  $ei*net  ff*  bad  ©lad  bur*  @pr6bigfcit 
aud,  foba§  ed  febr  leiebt  fpringt.  jDad  ©ebneiben  bei 
©tafed  gefebiebt  tarier,  intern  man  mit  einer  £emantfpt$e 
eintraw  unb  bann  baS  ©lad  bricht ;  ed  fpringt  bann  ftetd 
ba,  wo  ber  ©emant  eingefebnitten  hatte.  Dennoch,  ift  bad 


©(ad  au*  aufjerorbentü*  elaftif*.  SDfan  bemerft  feine 
arofe  (Slafricität  befonberd  an  bünnen  ©lalfäben ,  biefe  laf 
fett  ff*  biegen  unb  fpringen,  lodgelajfen,  fietd  wieber  in 
ihre  vorige  Sage  juriief.  ÜDa  bad  ©lad  im  glübenben 
franbe  außerorbentlicb  jähe  ifi,  fo  fann  man  cd  fogar  ju 
langen  ununterbroebenen  gaben  fpinnen,  unb  aud  tiefem 
gefponnenen  ©lafe  bann  oerfebi ebene  ©ewebe  fertigen. 

SD? an  brauebt  bad  ©lad  nur  einer  ftarfen  Jgi^t  audju> 
fernen ,  um  cd  wteber  glühenb  unb  weich  ju  machen,  unfc 
man  fann  biefed  um  fo  leichter,  ba  bad  ©lad  bie  §iße  nur 
febr  langfam  forrpftanjt,  man  baher  ein  nur  wenige  3c-H 
langed  ©täcf  ©lad,  23.  eine  ©Iadr6bre,  no*  an  beiten 
Gnben  mit  ben  bloßen  Ringern  hatten  fann,  wabrenb  e$ 
in  ber  Mitte  glüht.  Scamentlicb  in  ber  ^huftf  unb  tSbemie 
macht  man  von  tiefem  Mittel,  bad  ©lad  ju  bearbeiten,  @c= 
brau*,  j.  jB.  bei  ber  Anfertigung  ber  {Barometer  (f.  b.) 
unb  äbermometer  (f.  b>),  um  ffl&bren  in  berfebi ebenen 
SBinfeln  ju  biegen  u.  f.  w.  £abei  bebient  man  ft*  )tn 
^»ervor bringung  ber  n5tbigen  ^»ifee  bed  Sött>ro^rS ,  burd- 
bad  gegen  eine  £llampe  gebtafen  wirb,  ober  aueb  eined  fc» 
genannten  ©tüSbtafetif*eS,  bei  welcbem  bad  Slafen  bed 
götbrobrd  tur*  einen  JBtafebata  gefebiebt.  (©.  ©ebläft.. 

Um  fertigen  ®ta§geratbf*aften  eine  gefcbmacfooHe  ©e> 
ftalt  ju  geben  unb  allerlei  Serjierungen  t'beitä  in  erbabrner, 
tbeild  in  vertiefter  Arbeit  anzubringen,  bebient  man  ftcb  bei 
itunfi  bed  ©ladfcbteifend.  £ad  oor}ügli*fte  SBerfjeu^ 
bed  @(adf*leiferd  ift  ber  SScrftif*  ober  bie  ©ladfAlei' 
mühte.  £ur*  !Rab  unb  ©*nure  wirb  äbttti*  wie  betn 
©pinnrabe  eine  ©pinbel  in  brebenbe  Söewcgung  gefegt,  auf 
wet*e  eiferne  unb  fupferne  JKäbcr  oon  manni*fa*  t>erf*:. 
bener  ©eftatt  unb  ©röße  aufgefeboben  werben,  iöeim  febnet^ 
(en  Umbrcben  greifen  bie  9}db*en  bad  ©lad  an,  »cIj 
*c5,  naebbem  jene  mit  ©cbmirgel  unb  S3aum6l  beffrieben 
worben  finb,  gegen  fie  gehalten  wirb,  balb  gegen  ben  \äpr 


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Glasgow 


229 


Glasgow 


fen  Stonb,  balb  gegen  bie  flache  Seite.  2Da$  ®la4  wirb 
Sterbet  matt  unb  rtrujj  baber  noch  mit  bleiernen  unb  jinner» 
nen  ÄJbern,  welche  man  mit  feuchtem  Grippel,  3innafcbe 
ober  fl3im$|iein  befireic&t,  poltet  werben.  Um  Zeichnungen 
auf  M  ©JaS  ju  bringen,  fann  man  fid;  auch  bei  gili^ 
(iure  bebienen. 

6100000),  bie  oolfreicbfie  Statt  SdwttlanbS,  mit  über 
200,000  Sinn».,  ifi  eine  ber  fcbönjten  Stäbte  guropaS, 
liegt  an  ber  SRünbung  beö  gluijeä  (iiptc ,  ttjeilö  in  ber 
(Rene  am  redeten  Ufer,  tbcilö  auf.  ben  'Änböben  am  linfen, 


in  einer  fcfjönen  ©egenb.  £%Ieicb  bie  Stabt  febon  fehr 
alt  ifi,  bat  ftc  boeb  breite,  regelmäßige  Strafen  unb  feböne 
9>(äfee.  'äud)  wirb  fie  bunt  eine  Spenge  prachtvoller  @e= 
bäube  gegiert  Unter  ben  öffentlichen  ©eoäuben  jeiebnet  ftcb 
namentlich  ber  alte  herrliche  ©om  aus,  ferner  ba8  Univen 
fitätSgebäube  mit  einer  300  g.  langen  öorberfeite,  baä  Stabt; 
bau«,  ba8  SSÖrfengebäube,  baS  ©efängnif»  unb  verfdnebene 
anbere.  über  ben  Glnbc  gehen  von  ber  Stabt  aus  vier 
äörücfen,  beren  eine,  bie  alte,  ober  StocfweUbrücr'e,  auf  ber 
nacbflcbenben  Hbbilbung  ju  fetjen  ifi.  Sie  ifi  415  g.  lang 
unb  bat  eine  gabrbabn  von  34  g.  Söreite.    9iocb  fdjöner 


ifi  bie  1833  umgebaute  neue  SJrücf  e ,  welche  560  g.  lang 
wb  60  g.  breit  ifi.  Öffentliche  £enfmalc  ftnb  eine  fcböne 
efctne  Seiterflatue  ffiilbelm  III.,  ein  142  g.  bober  Ehe» 
Wf,  bem  Hnbcnfen  9celfon'S  gewibmet,  bie  Statue  beö 
1808  in  Spanien  gefallenen  ©enerals'  SJioore,  vor  ber 
temfird)«  auf  einer  hoben  Säule  baS  foloffale  JBilbnip  te3 
IN.  Reformators  Anor  unb  brei  Statuen  bei  in  ber 
fcbe  von  ©.  geborenen  3-  SBatt,  ber  ftcb  burdi  5BervoU= 
tammung  ber  Dampfmafcbinen  unjierblicbe  SJerbienfle  er« 
»«ben  bat.  Sie  bebeutenbfien  öffentlichen  2£nfialten  ftnb: 
bie  oon  Aönig  3aFoh  IL  1450  geftiftete  Univerfität,  welche 
CfOO  Stubirenbe  jäblt;  baS  ^unter'fche  SRufeum  mit  ei> 
ler  aufi^ejeiebneten  Sammlung  oon  anatomifd>en  ^rapara-- 
*fn,  Stunden  unb  ©emälben  unb  mit  einer  anfebnlicben  SJi» 
Mtotbef;  bie  trefflich  auSgcrüflete  Sternwarte;  ber  reiche  bo* 
t-niid)«  ©arten;  ein  ©omnaftum;  eine  JEaubflummenanflalt ; 
tine  llabemie  für  SWaler  unb  Aupferfiecbcr ;  mehre  gelehrte 
©efeüffyften,  namentlich  bie  ältefle  ©efeUfcbaft  für  3nbu= 


fhie  unb  $anbel  in  Großbritannien.  ©.  ifi  eine  ber  gröfj» 
ten  ^»anbelöfiäbte,  fleht  befonberS  mit  Ämerifa  unb  Djtin-. 
bien  tm  S3erfet>r  unb  wirb  )um  {»anbei  burch  feine  Sage  au> 
fjerorbentlicb  begünfügt.  CS  fommen  bei  ©.  brei  Aanälc  ;iu 
fammen.  Durch  ben  Aanal  von  SDconElanb  begeht  bie  Stabt 
ben  nötbigen  Aoblenbebarf  für  mehr  als  300  iCampfmafcbi-- 
nen,  unb  burd)  ben  Aanal  oon  Hnbroffan  ftebt  ftc  mit 
bem  jpafen  tiefe»  ÖrtS  in  Berbinbung.  2tm  widjtigflen  ifi 
aber  ber  prächtige  gortb»  unb  ßlvbef anal,  welcher  bie  9iorb= 
fee  mit  ber  irifeben  See  oerbinbet  unb  ©.  mit  jwei  9Kee= 
ren,  fowie  mit  bem  am  gortbbufen  liegenben  Gbinburg  oer> 
einigt.  ©.  liegt  nicht  unmittelbar  an  biefem  Aanale,  (on= 
bern  fleht  mit  ihm  burch  einen  %  9W.  langen  SRebenfanal 
in  SSerbinbung.  gür  größere  Seefchiffe,  welche  nicht  bis  ©. 
fommen  tonnen,  ifi  ber  Äafen  $ort  ©.  eingerichtet  3n 
©.  würbe  1810  baS  erfie  i)ampffcbiff  gebaut  unb  feit  1828 
ifi  in  ber  Stabt  Gasbeleuchtung  eingeführt.  SBäbvcnb  bie 
Stabt  in  ber  W\tu  beS  18.  3^brh.  ber  oorjüglicfrjtc  europ. 

29» 


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Olasnr 

TOarftplafc  für  ben  amerif.  SEabacf  war,  bat  fte  iefct  Wt  et» 
giebigfte  ßnetle  beS  SBoblftanbeS  in  jablreicben  gcibrifen 
»on  geinwanb,  IBardjent,  ©aje,  SEeppicben,  ©bawlS,  ©eife, 
©fenwaaren,  ©teingut,  ©lad,  ri-emtfcben  «Probucten,  »or« 
lüglicb  ober  «on  JöaumwoUcnwaaren.  @S  foüen  in  tiefen 
gabrtfen  an  130,000  SRenfcben  JBefcbaftigung  ftnben,  ob* 
fdwn  faß  alle  mit  £ülfe  »on  Dampfmafd;men  betrieben 
werben. 

Glasur  ift  ber  glasartige  bünne  ttberjug,  weleber  5K6pfers 
gefdjirren  erteilt  wirb,  um  ifcnen  ©lanj  ju  erteilen  unb 
|te  für  bie  in  irrten  entbattenen  glüffigfetten  ttnburd)bring» 
lieb  ju  macben,  weldje  ftcb  ohne  bie  ©lafur  in  fte  wie  in 
einen  ©cbwamm  einjieben  würben.  Die  gewöbnlicbe  SE&pfer» 
glafur,  IBleiglafur,  befielt  auS  SBleigldtte  unb  gefdjlemmtem 
&bon  ober  aueb  8ebm,  wirb  auf  bie  ©efdnrre  geftrieben 
unb  in  ber  $ifee  »erglaft.  Da  nun  bie  JBIeigldtte  giftig 
ift,  fo  f6nnen  bie  £6pfergefd)irre  einen  ber  ©efunbbeit  nacb» 
tbeiltgen  Einfluß  auf  bie  in  ibnen  beretteten  ©peifen  haben, 
wenn  niebt  auf  bie  {Bereitung  unb  ttuftragung  ber  Stopfer* 
glafur  bie  gehörige  (Sorgfalt  »erwenbet  roirb.  (*s  muß  fo-- 
wol  baS  nötige  SQcrbaltnip  jwifa>cn  ben  bie  ©lafur  geben: 
ben  S3eftanbtbetlen  (fünf  ©emicbtStbcUe  fein  gemahlene  ©lütte 
auf  brei  ©ewiajtStbeile  magern,  geflammten  Stbon)  ge* 
wählt,  cH  aueb  eine  geherige  geuerung  beim  SSerglafen  am 
geroenbet  werben.  9Jfan  bat  auch  »erfa)tebene  ©lafuren  »or* 
gefcblagen,  welche  gar  (eine  JBleiglatte  enthalten,  fte  werben 
jebod)  nur  feiten  angewenbet,  weit  biefelben  tfcetlS  bureb  bie 
größere  geuerung,  welcbe  fte  erfobera,  ju  tbeuer  finb,  ttjeilft 
bei  ber  ^Bereitung  unb  Äuftragung  Jtenntniffe  unb  Äunfl» 
griffe  »orauSfefcen,  welche  bie  SEopfer  feiten  befifcen.  Xm  mtu 
ften  empfiebtt  fiel:  bie  SBafferglaSglafur,  welche  feiner 
b&bcrn  4>i|e  bebarf  alS  bie  JBleiglafur.  3m  ungemeinen 
!ann  man  :ur  ©lafur  alle  leicbtftüffigen  Mineralien  nehmen, 
welche  leicht  »erglafen,  unb  mehre  berfelben  geben  i>erfrfüc- 
bene  garben;  fo  gibt  j.  JB.  Jtupferafcbe  eine  grüne,  SWagne; 
fiumorob  eine  braune,  ©malte  eine  blaue,  «Kennige  eine 
gelbe  ©lafur. 

(JMaüris  ift  bie  &auftg  bei  eintrete  nbem  SEbauwetter  flattftn* 
benbe  Chrfdbeinung,  baß  ftcb  berSBoben  mit  einer  glatten  ©S» 
rinbe  übersieht,  weidje  beim  ©eben  böcbft  unbequem  unb  fo» 
gar  gefdbrltd}  ift.  DaS  SBaffer,  welche?  aus  ber  über  ben  ®t> 
frierpunft  erwärmten  Suft  berabfdOt,  erftarrt  auf  bem  noeb 
faltern  SBoben  ju  ©S,  ober  ber  fdjon  angefdjmoljene  ©ebnee 
auf  bem  JBoben  gefriert  wieber  bureb  neu  eingetretene  Äalte. 

glaubt  ift  eine  Uberjeugung  »on  ber  2Babr&eit,  welche 
weber  auf  ©inneSwabrnebmung,  noch  auf  »erftanbeSfdilüf; 
fen,  fonbern  einjig  auf  unmittelbarem  ©efüble  berubt  Die 
hödiftc  unb  »oHenbetfte  ÜBahrbcit  ift  bie,  welcbe  bie  SReliaion 
lehrt,  unb  biefe  9Babrr)ett  ift  ebenfo  febr  über  baS  ©ebiet  ber 
©inneSwabrnebmungen  erhaben,  als  für  SierftanbeSfcblüffe 
unjuganglid).  Daher  ift  bie  {Religion  redjt  eigenrlid)  baS 
©ebiet  unb  ber  ©egenftanb  beS  ©laubenS.  3eneS  unmitteU 
bare  ©efübi,  welches  jur  'annähme  ber  SBabrbeit  im  ©lau: 
ben  treibt,  ift  boebfte  ©etigteit,  ndmlidj  bie  ooOfommenfte 
Äefrtebigung  unferer  bi*ften  geiftigen  iBebürfniffe  burä) 
baS  in  ber  gottlicben  Offenbarung  ©ebotene;  —  baber  baS 
©prüebwort:  „25er  ©laube  mad?t  feiig"  eine  febr  tiefe,  baS 
innerfte-SBefen  beS  ©laubenS  auSbrücfenbe  JBtheurung  bat. 
DiefeS  ©efübl  begleitet  ben  ©lauben  ftetS,  wie  eS  ihn  tx> 


OlelGhgrewicbt 

t,  «nb  bo  fidt>  baffelbe  berSRenfcb  niebt  auS  eigner  SBiU^ 
für  geben  (ann,  fonbern  eS  ganj  twn  feibft  in  ihm  aufgebt, 
fowie  er  bie  gättlidx  Offenbarung  mit  einem  beS  SrofteS 
unb  ber  göttlicben  (irleucbtung  bebürftigen  Jg)er}en  aufnimmt, 
fo  wirb  beffen  (?rjeugung  im  ÜRenfdben  alS  etne  freie  Xfya: 
ber  g6ttlicben  ©nabe  bejeiebnet,  beren  theiiijaft  ju  werben 
ber  ä)?enfch  IBufje  tbun  unb  beten  müffe.  —  ©laube  wirb 
in  rek'gwfer  JBejiebung  aud;  Dasjenige  genannt,  waS  ge- 
glaubt wirb,  alfo  ber  gefammte  3nbalt  ber  g6ttiid>en  Offcm 
barung ,  ber  »on  ber  Jtircbe  in  gewiffen  ©laubenSartifeln 
)ufammengefa@t  unb  auSgefprochen  ift,  unb  ben  alle  2>ie-- 
lenigen  in  it;rcm  ©laubenSbetenntniffe  anerfennen, 
welche  bei  ber  Konfirmation  in  bie  cbriftlicbe  ©emeinfebofi 
aufgenommen  werben.  3n  ber  fatbolifcben  Jtirdbe  rnüffen 
bie  ^riefter  bei  ber  Übernahme  ihres  2lmtS,  fowie  2>te 
ienigen,  welcbe  »on  einer  anbern  SteligionSpartei  jur  ta 
tboltfcben  Atrdje  übertreten,  einen  eignen  ©laubenSeir 
leiften,  weuber  fid>  namentlich  auch  auf  bie  Vnerfennuna 
ber  Roheit  unb  $Raä)t  beS  ^apfteS  begebt. 

(Slaubrr  (3ob  JRub.),  ein  berühmter  ßbemiter,  meld)« 
1668  in  Xmfterbam  ftarb.  dt  war  »on  ©eburt  ein  Deut 
fdjer,  unb  fein  Siame  b,at  ftd)  befonberS  in  bem  »on  ihm 
butd?  Mall  aufgefunbenen  ©lauberfalj  (fcbwefelfaurc* 
9latron)  erbalten,  welchem  er  feibft  ben  ÜRamen  s«I  mim 
bile  (b.  b-  baS  wunberbare  ©alj)  gab.  Wtan  finbet  bitfei 
©alj  aud)  in  ber  9iatur,  bereitet  eS  aber  gr6fjtentbei(ö  fünft: 
lid).  @S  wirb  als  tfbführungSmittel  gebraust,  ift  aus 
9tatron,  ©d;wefelfdure  unb  Sßaffer  }ufammcngefeQt  unb 
frpftaQi|irt  in  großen  w a ffe rb eilen,  plattgebrüd*ten  feibSfeiti 
gen  ©Aulen  »on  bitterm,  faltigem,  füblenbem  ©efebmaef 
3n  troefener  Euft  »erwittert  eS  leidjt,  bilbet  ein  weißes  ^pul: 
»er  unb  beißt  verfallenes  fcbwefelfaureS  Patron. 

Ulrichen  (bie  brei)  ft'nb  bie  iBurgruinen  in  ber  9>labc 
beS  Dorfes  fflanberSIeben  im  preuß.  ÄegierungSbejirf 
faxt,  beren  eine  baS  ©tammfd>(oß  ber  ©rafen  »on  ©(rieben 
ift,  welches  ©efcblecbt  febon  Idngfi  auSgcftorben.  SBon  btefer. 
©rafen  ift  befonberS  einer  befannt,  weldjer  &rnft  ober  2ut 
wig  »on  ©leieben  genannt  wirb  unb  ber  in  *aldftina  in 
türf.  ©efangenfebaft  geraden,  »on  ber  Tochter  beS  ©ultan^, 
bie  tt>rt  liebte,  aber  gerettet  worben  fein  foU,  unter  ber  Sß< 
btngung,  baß  er  fie  als  fein  iBeib  mit  fieb  beimfübre.  Der 
©raf  war  uton  »ermdblt,  aber  bie  ©ebnfud)t  nacb  ber 
Heimat  unb  bie  Siebe  ber  jungen  Sürfin  »ermoebten  ibn. 
auf  beren  JBittcn  unb  $ldne  einzugeben.    @ie  flohen  unt 
langen  glüeflieb  in  Sienebig  an.  $ter  erfubr  ber  ©raf  w>n 
©leichin,  baß  feine  ©emabtin  noeb  lebe  unb  fehnfücbtia  1 
ner  harre.    (St  ging  naä)  9?om,  trug  bem  Zapfte  fc:V. 
©njicffal  »or  unb  erhielt,  nad>bem  bie  rörf.  ^rinjefiln  Ql  . 
ftin  geworben,  bie  (irlaubniß,  jwei  grauen  haben  gu  Wir« 
fen.   9cun  eilte  er  ju  feiner  erften  ©emablin,  btt  ibn  unt 
feine  fBefreierin  liebevoll  aufnahm  unb  mit  ber  (entern  v. 
ungeftirter  Gintracbt  lebte.   Gin  Denfftein  beS  ©rafen,  ber 
ihn  mit  feinen  beiben  grauen  jetgt,  ift  jefet  im  Dornt  §u 
Arfurt  unb  war  früher  in  bem  ehemaligen  Senebicttnerflo: 
fter  auf  bem  ^eterSberge  bafelbft  aufgeflellt. 

<£lfich,0rwicl)t  bejeiebnet  ben  Buftanb,  in  bem  Jtrafte 
fo  gegencinanfer  wirfen,  baß  eS  ju  feiner  SBtrfung  fommr. 
weber  einer  folchen,  welche  jebc  biefer  Jtrüffe  für  fteb,  nod) 
weldie  alle  jufamnwi  hertiorhringen  würhen,  wen«  i 


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Gleirfmisg 

übet  alle  utfammen  in  bemfelben  Sijme,  b.  triebt  einanber 
entgegen  wirften.  3  u mich  fr  bebient  man  ftep  *>t$  2luöbrucfö 
von  rem  jUfrt>altnijj,  in  wetd;em  eine  tiaft  unb  eine  biefe  Saft 
ju  bewältigen  angeroenbete  .Straft  flehen,  So  lange  8aft  unb 
Äroft  im  ©leicbgetoid)t  lieben,  eermag  biefe  jene  nicht  gu 
bewältigen.  2tn  ber  SBage  wirb  bie  Araft  burd)  ba»  ®t= 
triebt  erlebt  unb  ei  ft'nbet  ©letchgetoicht  bafjer  fhrtt,  wenn 
■:ebcr  bie  Saß  (bei  gu  wiegenbe  Aörper;  baS  ©etoiebt  in 
n<  $obe  bringt,  nod)  wenn  biefeS  jene  emporbebt.  Der 
Sagebalfen  geigt  bura)  tjorijontale  Sage  tiefen  3u|tanb  be* 
•••ei*geivid;tä  an.  Da  iebe  Ära  ff,  wenn  fte  ihre  SZßirfung 
ju  äußern  oermag,  Bewegung  gurgolgt  bat,  fo  wirb  burd? 
caS'  ©leicbgeroicbt  jebe  JBewegung  aufgehoben.  —  üJJidjt  nur 
tm  f Drpethajen  Dingen  fagt  man ,  baß  fie  im  ©letchgewicht 
feien,  fonbern  aud)  oon  getfiigen,  unb  man  fprid)t  fo  j.  S. 
con  einem  ©letdbgewtcht  ber  europ.  Staaten,  wel* 
<bü  jicb  auf  bie  bur*  bie  gänbermaffe  bebingte  SRacht 
Oer  einzelnen  europ.  Staaten  befiel) t.  Um  Suropa,  wel« 
4ci  ftbon  in  fBegiehung  auf  Umgrenzung,  ebenfo  aber 
oud)  btnjid)t(td)  ber  SilbungSftufe  ein  ©angeS  auSmadbt, 
Nr  gritben  ju  fiebern  mußte  fid?  unter  ben  mäduigfien 
Staaten  baS  S3ejrreben  auSbilben,  feinem  Staate  ein 
Uberfdjreittn  berienigen  &\ -engen  in  HuSbehnung  feiner  üJcad)t 
;u  gejiatten,  burdi  welche  er  eine  bem  ©angen  brobenbe 
Stellung  einnehmen  würbe,  ober  burch  weiche  er  gu  tu 
item  Sinflujfe  fäme,  ber  nicht  burd)  ben  bet  übrigen  europ. 
otaaten  aufgewogen  werben  tonnte.  Seit  bem  15.  3abrb. 
iji  riefer  ©rfrjnfe  an  bie  .SperfteHung  unb  @r(?a(tung  eine» 
terartigen  ©leidigewicbts  ber  9Bad)t  )wifd)en  ben  größern 
Staaten  guropaS,  an  welche  fid?  bie  fleinern  anfcpließen, 
fofern  fte  nicht,  wie  bie  Schwei  g  (f.  b.)  eine  burcpauS  neu= 
träte  Stellung  einnehmen,  wenn  aud?  nicht  ber  ©runb  gu 
£ntffrf)ung  oon  Streitigfeiten,  boch  bei  entjlanbenen  Unru» 
ben  häufig  SBeranlaffung  gu  @inmifd?ungen  geworben,  welche 
•um  3roe<f  hatten,  fcbneUer  ben  grieben  herbeizuführen  unb 
ben  Bugumächncjen  gu  bemütbigen,  oft  aber  nur  gur  SBer^ 
iängerung  beS  JCampfeS  unb  gu  gr6ßern  SJerwicfelungen  7Ln- 
U§  gaben.  Napoleon  hob  burdi  bie  Verorderung  gränf= 
u\d)S  ba»  ©IcidjgeividH  SuropaS  völlig  auf,  bod)  würbe 
1814  wieberbergefrellt,  unb  bie  forgfältige  Sewacpung 
bleiben,  oerbunben  mit  bem  $rincip,  fid;  in  frembe  -ödm 
nicht  eingumifeben ,  t>at  bis  tiefen  Xugenblid  unter  »ie» 
srobenben  3eitumjiänben  glücflid)  ben  grieben  erhalten. 

£lftrf)niso  wirb  eine  Grrgählung  genannt,  in  weither 
Mi  ßrrhältniffe  gefdjilbert  werben,  nicht  um  biefer  felbjl 
,  fonbern  um  gur  Seiehrung  unb  8ierbeutlid)una  am 
gewohnlich  f)6f>erer  öerbältniffe,  gu  bienen.  Jßefon« 
r  bat  fid)  GhrifluS  jur  {Belehrung  feiner  Schüler  unb 
ioift  ber  ©leichniffe  bebient,  unb  bie  Evangelien  ent= 
eine  Sammlung  ber  t)eirlid>flen  ©Ieidjniffe,  in  benen 
■abenften  gebjen  auf  bie  oer|tanblidj|le  unb  angenehmfre 
Siife  oorgetraqen  finb.    Daä  ©leidmifj  ift   ein  weitet 
ebnter  äitrgieid).    So  ifl  *.  JB.  ein  SBergleicb  ba8 
Sort,  welches  6briflue5  fagt:  „3*  bin  baS  JBrot  be§  £fc 
krt$*,  ein  ©leicbnijj  bagegen  bie  erjdhlung  oon  ben  Ärbei« 
tem  im  ©einberge. 

&ltub,ung  iß  ein  matt>ematifd>er  Äusbrucf ,  burd?  weU 
eben  eine  unbefannte  ©roße  in  ihtem  Verbaltniffc  gu  an< 
t«n  QMfen  benimmt  wirb ,  fobaß ,  wenn  man  biefe  ledern 


Oletscber 

fennt,  aud)  bie  er  fie  gegeben  ifl  ober  berechnet  werben  fann. 
SBirb  g.  £3.  bie  Aufgabe  gefleQt,  eS  foll  ein  S3erm6gen  oon 
15,000  5Ef?lr.  unter  gwei  f)erfonen  (A  unb  B)  fo  getheilt  wer« 
ben,  baß  ber  Eine  (B)  breimal  fo  oiel  als  ber  Xnbere  (A;  wet 
niger  27  SEhlr.  erhalte,  fo  ift  nur  bie  grage,  wie  oiel  einer 
CA)  erhalt,  benn  bann  wiffen  wir  auch,  n?te  oiel  berXnbere 
(B)  befommt,  ba  DaS,  was  Seite  gufammen  erhalten,  15,000 
Sblr.  betragt  kennen  wir,  waS  A  erhält,  x,  fo  foll  B 
belommen  3  x — 27;  JBeibe  gufammen  aber  befommen  15,000 
&htt,  alfo  ijl  x  +  3  x  —  27=15,000.  ^ierauS  ergibt 
ftd)  bann  halb,  baß  x  =  =  3756»/»  «hlr.  be= 

tragt,  baß  alfo  A  biefe  Summe'  B  aber,  1124'/«  ablr.  er- 
l)ält.  Derartige  leicht  gu  (6fenbe  Aufgaben  heißen  ©letchun: 
gen  beS  erflen  ©rabeS,  weil  in  ihnen  bie  unbefannte 
©r6ße  (x)  nur  in  ber  erflen  $oteng  (f.  b.)  oorfommt. 
öei  quabratifchen  ©Eichungen  f ommt  x  in  ber  groeiten ,  bei 
eubifchen  in  ber  britten  unb  bei  biquabratifd)en  in  ber  vier 
ten  $oteng  vor. 

<5Uim  (3oh.  SBilh-  8ubw.),  geb.  1719  gu  CrmSleben 
im  ehemaligen  gürftentbum  ^>alberf!abt ,  ein  befannter  unb 
gu  feiner  3eit  fchr  beliebter  beutfdjer  Dichter,  ber  gugleicp 
wegen  feines  biebern  ShorafterS  unb  feiner  treuen  7tn(?ang(id): 
feit  in  ber  $reunbfd;aft  oon  ben  bejlen  ©eiflern  unter  feinen 
Bettgenoffen  geachtet,  geliebt  unb  mit  bem  gutraulichen  9?amen 
beS  öa  t  er  ©leim  geehrt  würbe.  9tacb  bem  SEobe  feines  8k: 
terS  würbe  ©.,  ber  in  SBernigerobe  auf  ber  Schule  war,  oon 
einigen  röchln? cHenben  gamilicn  unterftütjt,  fobaß  er  feine 
Stubien,  obfehon  unter  mancherlei  brüefenben  Entbehrungen, 
hier  unb  nachher  auf  ber  Unioerfttät  £aOe  fortfetjen  fonnte. 
CFr  fam  hierauf  alS  .pau?  lein  er  nach  l^otSbam ,  WO  ihn  ber 
^ring  SBilhclm,  Sohn  beS  SRarfgrafen  gu  fi3ranbenburg> 
Schwebt,  fennen  lernte  unb  ihn  a(S  Secretair  in  feine 
Dienfle  nahm.  JBei  biefem  blieb  er,  bis  berfelbe  1744  oor 
$rag  fiel.  S3ei  bem  dürften  Eeopolb  oon  Deffau  (bem 
alten  Deffauer),  einem  befanntlich  fehr  ^efrigen  SWanne,  IjkU 
ti  ©.,  ber  bei  ihm  Secretair  geworben  war,  nicht  lange 
auS.  (St  ging  nach  23er: in  unb  blieb  hier  bis  1747,  wo 
er  bie  Stelle  eineS  DomfecretairS  gu  ^jalberfiabt  erhielt 
Sfritx  lebte  er  unoerf?eirathet  bis  an  feinen  3Eob.  ©ine  geifb 
reiche  Richte  führte  feine  2ßirtbfd?aft  unb  ber  theilS  perfön-. 
liehe,  theilS  briefliche  Umgang  mit  fafi  aQeu  auSgcgcich: 
neten  SchriftfteQern  feiner  3eit  erheiterte  @.'S  le|te  «beu§» 
geit.  3wei  3<»h"  w>r  feinem  SEobe,  ber  1803  erfolgte,  eri 
blinbete  ©.,  bod?  nahm  er  nicbtSbefroweniger  an  allen  ben 
mertwürbigen  SQeltbegebenheiten  fetner  3eit  ben  (ebhafteßen 
SCntbdl  Unter  feinen  ©ebidjten  geichnen  fid)  oorgüglich  feine 
„J(riegS(ieber"  auS,  in  benen  er  ben  ßharafter  eineS  preuß. 
©renabierS  angenommen  hat.  Äud?  feine  gabeln  unb  feberg: 
haften  Sieber  fanben  großen  Sei  fall'. 

<&letßcl)fr  finb  Anhäufungen  oon  Sdjnee,  welche  fich 
in  ben  hödjfien  ^hälern  über  bie  Schneelinie  emporragen^ 
ber  ©ebirge  bilben,  fid)  oberwärtS  mit  einer  Jtrufte  oon 
halb  in  6iS  umgewanbeltem  Schnee  übergießen,  jährlich 
an  ©r6ße  junebmen  unb  fo  auch  in  bie  tiefern  Shäler  hin« 
abbrängen,  bis  enblid)  in  biefen  ihr  jährliches  SSorfchreiten 
burd)  bie  SRenge  beS  im  Sommer  aufth^uenben  Schnees 
aufgewogen  wirb.  DaS  £erabgleiten  ber  ©letfeher  wirb  bt* 
fonberS  baburcp  begünfligt,  baß  berSobtn  ber  Shäler,  auf 
bem  fie  aufliegen,  burcp  biefe  Decfe  gefchüftt,  nicht  gefriert 


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Gletscher  21 

fenbern  »ielmebr  gegen  bie  Temperatur  brt  Schnee«  fo 
»»arm  ift,  baß  ber  ©letfcher  unten  tbaut,  intern  fich  juglcicb 
alle*  an  ber  Oberfläche  beffelben  gebtlbete  SBaffer  bureb  ;>! t f] e 
unb  ©palten  noch  unten  jief>t.  JDa«  SJorfchreiten  ift  oft 
febt  bebeutenb.  So  rüdte  ber  ©letfcher  »on  Xu  an  jwifchen 
SJIartinacb  unb  bem  ebaniounptbal  1818  binnen  einem  3ab« 
um  120  g.  cor.  JBei  biefem  SBorrüden  bränaen  bie  ®let» 
feber  (rrbe  unb  ©erölle  »or  ftcb  her,  welche  fich  -u  einem 
ben  Stanb  be«  ©letfcberS  bitbenben  JDamme  auftürmen  unb 
SRorainen,  ©anbeden,  ©uferberge  beiden.  Die  Ölet; 
fcher  haben  ftet«,  namentlich  in  ibrert  niebrtger  gelegenen  fei- 
len, eine  Spenge  großer  Sprünge,  welche  bb  auf  ben  ©runb 
herabgeben.  Dieselben  werben  befonber«  bann  bem  2Banbe» 
rer  gefährlich,  wenn  fie  oberflächlich  »om  SBinbe  mit  Schnee 
überweht  finb.  Die  Spalten  pflegen  um  fo  häufiger  ju  fein, 
je  abhängiger  bie  Dberftäcbe  be«  ©letfcher«  ift.  Sie  finb  juroei-- 
len  gegen  10  g.  breit,  an  ben  Siänbem  berfelben  ift  ba«  ei« 
von  fcpoiter  meergrüner  garbe,  aber  in  bet  Tiefe  bunfelblau. 
Diefe  SKiffe  entfteben  bei  ruberer  Temperatur  unter  gewalti» 
gern  Ärachen-  Da«  ei«  bet  ©letfcber  beftebt  au«  tornartigen 
Stücfen  »on  einigen  üoU  im  Durcbmeffer,  welche  locfer  in» 
einanbec  gefügt  finb ,  aber  boef)  wie  ©elenf e  ineinanber  baf= 
ten,  fobog  fie  nur  bureb  3erfcbiagen  herausgebracht  werben 
f innen.  Stur  an  ben  Kanten  »on  abhält  aen ,  Spalten  unb 
bcrgl.  bilbet  fich  harte«  ei«,  weif  f)icr  gewöhnlich  Schnee» 
wafjer  abfliegt  unb  jum  Tbeil  gefriert  So  wie  ba«  üicht 
in  »erfchiebenen  Dichtungen  gegen  ben  gefrorenen  Schnee 
ber  ©letfcher  fcheint,  »eigen  fieb  bie  manniebfaebften  garben* 
erfcheinungen,  grün,  blau,  roth,  gelb,  weiß,  in  allen  9iuan* 
cen.  Da«  gefcbmoljene,  bureb  bie  Spalten  berabrinnenbe 
Schneewaffer  fammelt  fiel)  ju  größern  Stengen  unb  ffnbet 
entlieh  einen  XuSweg,  intern  e«  in  ©eftalt  »on  Tieinen  JBä* 
eben  an  ben  tiefgelegenen  unb  abhängigen  Stellen  hervor» 
riefelt.  SKeift  hat  ba«  ffiaffer  hier  ba«  umgebenbe  ©8  hi« 
ut  einer  gewiffen  flöhe  au«gefpült,  fobaß  eine  Höhle  tnU 
fleht.  Diefe  »erftopft  fich  im  SBinter  großtentheil«  ober  ganj, 
aber  in  ber  warmen  3ahre«jeit  nimmt  ba«  SBaffer  ju  urtb 
bricht  ftcb  mit  ©ewalt  Sahn,  fobaß  bie  ei«gewölbe  juwei» 
len  eirte  Höhe  oon  loog.  unb  eine  faft  ebenfo  große  Tiefe 
haben.  Da«  2Baffer  ber  ©letfcherbäche  ift  blaulich -.weiß 
unb  behält  biefc  garbe  oft  mehre  SDtcilen  weit,  bi«  anbere 
SBäche  ihr  SBaffer  mit  bem  au«  bem  ©letfcher  fommen* 
ben  oereinigt  haben.  2tu«  ben  ©lerfeberbäcben  nehmen  ei» 
ntge  ber  bebeutenbfien  glüffe  Europa«  ihren  Urfprung,  na» 
menrlich  auch  ber  Sfbetrt. 

©ne  febr  merfwürfcige  erfcheinung  finb  bie  ©letfcher» 
gebläfe.  Die  im  Snnern  be«  ©letfcher«  xwifeben  bem 
lodern  Schnee,  au«  welchem  fich  berfelbe  ursprünglich  bil» 
bet,  eingefchloffene  Suft  wirb  nämlich  bureh  bie  Saft  beß 
©letfcher«,  welche  immer  junimmt,  unter  ber  fe(ten  Schale 
bebeutenb  gufammengepreßt,  unb  fowie  ta ber  ein  9tiß  in 
ber  @idbecfe  entftebt,  bläft  bie  Suft  heftig  beraug  unb  fuhrt 
jugleich  eine  SSenge  ftetner  eistheiiehen  mit  ftch,  welche  ber 
ganjen  ©rfcheinuna  ba§  Hnfehen  eine«  Scbneegcft6berä  er» 
theilen.  —  £ie  jDberfjäche  ber  ©letfehee  ift  oft  mit  einzelnen 
Stetnbl6cfen  befäet,  bie  au«  umliegenben  i)öben  berabgeroQt 
finb.  äu  weilen  bitten  biefe  Stein  blöde  auch  reihenartig  ge» 
orbnete  $üge(  (©uferlinten),  inbem  fie  au«  berfelben 
®egenb  herabrollenb  jiemtich  in  berfelben  Entfernung  auch 
aur  9tuhe  tommtn.    Unter  biefen  Sttinmaffen  pflegt  ba« 


O  CJIiedscIiwamm 

ei«,  »eil  bie  Sonne  nicht  unmittelbar  gegen  baffelbe  »tr* 
ren  (ann,  im  Sommer  nicht  ju  thauen  unb  ju  uerlaufen, 
unb  fo  tommt  e«,  baß  unter ,  ihnen  oft  noch  (in  eiörüden 
ober  eine  ei«p»ramibe  von  20'  unb  mehr  %.  ftcb  über  bie 
©letfcberoberfläche  erhebt.  Sinb  jeboeh  bie  Steine  oereinjelt 
unb  minber  groß,  fo  nehmen  fie  bureb  bie  Sonnenwärme 
eine  hohe  Temperatur  an,  fcbme($en  ba«  ei«  unter  fieb  unb 
finfen  allmälig  immer  tiefer  in  bie  ©letfcher  ein.  So  enfe 
flehen  runbliche  l'pchcr,  welche' fich  mit  SBaffer  füllen.  — 
6«  fommt  nicht  feiten  oor,  baß  SDlenfchen  in  ben  ©letfehern 
oerunglüden.  Oft  fommen  bie  Seichen  biefer  Unglüdlirben 
nad)  einer  langen  Steihe  oon  Jahren  wieber  jum  S3orfd>cin, 
inbem  iie  ba«  herverbrechenbe  SBaffer  mit  fich  führt.  3b' 
Wehm  ift  bann  in  ber  Siegel  fo  frifch  erhalten,  a(«  ob  fie 
erft  oor  wenigen  Tagen  um«  Sehen  gefommen  wären.  £>it 
größten  Verheerungen  richten  jeboeh  bie  ©letfcher  an,  wenn 
fte  in  tiefer  gelegene  Tbäler  h«obftürjen.  (SJgl.  ©eolo^ 
gie.)  So  fturjte  am  27.  Dec.  1819  bie  Spifce  be«S5Jeig; 
horngfetfeher«  in  ber  Schwei)  au«  einer  £6hc  von  9000  ff. 
auf  ba«  Xtorf  JRanta  herab.  VI«  bie  et«maffe  juerft  auf 
ben  untern  TbeÜ  be«  ©letfcher«  auffchlua,  gab  e«  im  JÖun* 
Fein  einen  hellen  Sichtfchein.  2>a«  iDorf  8?anba  würbe  jer» 
ftört,  weniger  bureb  bie  Sjerfchüttung,  al«  burch  ben  unae» 
heuren  Sturmwinb,  welchen  bie  falienbe  SRaffe  erregte,  tn» 
bem  fie  bie  Suft  im  galt  oor  fich  feertrieb.  I)icfer  Sturm» 
winb  riß  bie  ftärtfien  Säume  au«  unb  rüdte  üRüblfteine 
mehre  Älaftem  w.eit  fort.  Der  herabgeftürjte  Schutt  bebedte 
einen  ftaum  »on  etwa  2,400,000  Gubif fuß,  im  ©urebfehnitt 
150  g.  ho*. 

J>a«  über  bie  ©letfcher  JBericbtete  gilt  nicht  nur  oon 
ben  in  ber  Schwei}  unter  biefem  Sttamen  berannten  Ci«j 
maffen,  f entern  auch  von  ben  in  anbem  Hochgebirgen  auf: 
tretenben  gleichartigen  Schneegebilben.  Sie  fuhren  ieborJh 
in  ben  »erfchiebenen  ©egenben  befonbere  Stamen.  So  hei» 
ßen  fie  j.  äö.  in  3*lanb  Söfull«,  in  ©raubünbten  S3a  = 
ber,  in  Tirol  gern  er,  in  Salzburg  unb  Jtärnten  JCee«. 
SBon  ber  beenge  unb  ©röße  biefer  ©letfcher  (ann  man  fta) 
eine  ungefähre  SBorfietlung  machen,  wenn  man  beten tr, 
baß  bie  ®Jetfcber  in  ber  S<h»eij,  in  Tirol,  ^iemont  unb 
Saoooen  jufammen  eine  gläche  Schneefelb  »on  70  D2)r. 
geben  würben.  3n  ber  Schweif  gibt  e«  ©letfcher,  welche 
über  brei  9R.  lang  unb  '/»  3»-  breit  finb.  SKan  ftnbet 
auch  ©letfcher  in  Höhlen  unter  ber  erbe,  welche . niemal« 
aufthauen,  j.  JB.  bei  Dbelifc  in  ben  .Karpaten  unb  hei 
JBeaume  in  granfreich. 

<e?liföscr|watnm,  weiße  Äniegefchwulft,  bejeichnet 
ein  meift  fchmcrjhafte«  unb  gewöhnlich  langwierige«,  tobtlicf) 
enbenbe«  Seiben  be«  Äniegelenf«,  beffen  entwidelung  h<uipt.- 
fächlich  bureb  bie  Sfrofelfudjt  unb  ba«  fogenamrte  Steißen 
(öfter  wieberfehrenbe  9theumati«men  ober  auch  wol  ©iebt) 
hegünftigt  wirb,  öfter  mag  e«  fich  nach  einwirfung  oon 
Urfacben,  welche  ba«  genannte  ©elenf  unmittelbar  betreffen, 
abhüben,  fo  <.  JB.  nach  Sierwunbungen,  eontufionen 
(Stoß  ober  Schlag),  übertriebenen  2£n|trengungen  u.  f.  w. 
be«  Jtniegelenf«.  Die  jtranPheit  beginnt  in  ber  Stegel  mit 
einem  ©efüble  »on  Steifigfeit  im  ©elenf,  ba«  aßmalig  in 
Schmerj  übergeht.  Diefer  3uftanb  bauert  mit  abwecfafeln^ 
ber  JBefferung  unb  S3erfrhlimmerung  oft  lange  dett,  bi« 
enblith  bie  Sthmerjen  bauernb  junehmen  unb  ba«  ©elenf 


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«Ummer  231 


Glocken 


önjuföwellen  beginnt.  Sie  ©efcbroulft  tft  in  manchen  fal- 
len rfaftifcb,  fcbrcappenb,  in  anbem  fo  bort,  baß  fie  bem 
JDrucfe  fa(i  gar  nicht  nachgibt,  Sie  nimmt  immer  mehr 
ju  unb  tn  bemfelben  Cerbaltniffe  wirb  ber  Unterfcbenfel,  ae* 
gen  ben  £)berfcf)enfel  gebogen,  baS  ©eben  wirb  enbltd)  »Ol* 
lig  unmöglich.  Die  <paut  bcö  angefebwottenen  ©elenfS  er: 
leitet  eine  außerorbentlicbe  Hnfpannung  unb  brfommt  ein 
glinjenb » weißes,  fpäter  ein  bläuliches  flnfe&en.  Sie  ®e* 
fimuirt  briebt  enblicb  an  einzelnen  «Stellen  auf  unb  ergießt 
einen  bfinnen,  mit  faftgen  Sieden  öermifchtm  Eiter.  Unten 
i'udjt  man  fie  bureb  bte  ftd)  abweebfefnb  febließenben  unb 
»ieber  auf  brechenden  Öffnungen,  fo  ftnbet  man  bie  ju  bem 
©elenf  gehörigen  Sbeile  mebrfa<$  entartet  unb  jerftirt.  Sie 
Ärifte  beS  jtranfen  finfen  meiflenS  fcbnell;  er  »erfaßt  in 
fiiUidjenbeS  §ieber  unb  gibt,  wenn  baS  franfe  ©lieb  nicht 
noa)  ju  rechter  3«it  burcp  bte  Imputation  (f.  b.)  entfernt 
wirb,  unter  erfeböpfenben  Schweifen  unb  Surebfdllen  ben 
©eift  auf. 

ftlhntner  ifl  ein  ©emengtfjeil  »ieler  gegarten,  als  beS 
©ranit,  ©neuö,  vsienit,  ©u'mmtrfcbiefer  unb  anberer,  unb 
jeichnet  jiefa  im  ungemeinen  baburd;  auS,  baß  er  ftd)  in 
bunne  burchfiebtige  iölätter  fpaltcn  lagt.  9Ran  finbet  ihn 
faft  in  allen  ©egenben  unb  &on  ben  manniebfadjften  Sarben. 
Tn  in  großen  tafeln  uorfommenben,  ausgezeichnet  burebs 
fiebrigen  ©timmer,  auch  grauenglaS  genannt,  benutzt  man 
in  Sibirien  unb  $eru  ju  genfierfcheiben  unb  braucht  ibn 
überbieS  ju  Saternen,  jDbiectiogldfern  in  SBergrößerungSs 
glafem,  (SompaßbäuScben  u.  bgl.,  roeil  er  minber  fpribe  ald 
@laS  i(l —  Ser  ©limmerfebiefer  iji  eine  gewöhnlich 
in  Utgebirgen  ©orfommenbe  ©ebirgSart  von  fdjieferigem,  tbeilS 
getabem,  tbeild  gebogenem  ©«füge,  welche  auS  Guar*  unb 
©lirnmer  jufammengefebj  ifr.  3Ran  benujjt  ben  bünnfebiefe» 
rigen  jum  Sacbbecfen,  ben  bieffebieferigen  ju  23  au  (leinen. 

6üjbiJ0,  b.  f>.  Äugel,  nennt  man  »orjugSweife  jebe 
Jtugel,  weld)e  jur  bilblidjen  SarfteHung  ber  Erbe  ober  ber 
fajeinbaren  4>immelSfugel  bient.  2Cuf  bem  ErbglobuS  finb 
bie  Umgrenjungen  beS  EanbeS  unb  ber  bebeutenbem  3nfeln, 
bie  Drte  ber  ©täbte,  bie  ^auptftüffe  unb  ©ebirgSjüge,  ju* 
weilen  auch  bie  politifeben  ©renjen  ber  einjelnen  Staaten 
angegeben,  unb  man  überjiebt  bie  Sage  biefer  Drte  auf  eine 
Nr  Jßirf lieb, feit  jiemlicb  nahe  fommenbe  SBeife,  weil  bie  Erbe 
m  SSirflichfeit  eine  fugeläbnlicbe  ©effalt  bat  2uf  ber  £im= 
mtlSfugel  finb  in  Abnltdjer  SBeife  bie  Sterne  nadp  irrten  ge* 
cenftirigen  Stellungen  angegeben,  unb  man  fann  fieb  mit 
$ülft  beS  £immelSglobuS  am  wtrflicben  4j>tmmel  juredbtftn* 
ten,  wtnn  man  ftcb  als  S3eobad)ter  im  5Rittelpunft  ber  Stu* 
gel  jiebenb  üorfiellt.  SBäbrenb  namlid)  ber  ©lobuS  bie  Sterne 
üifbee  Xußenfeit«  einer  Äuget  jeigt,  erfcheinen  imi  bie  wirf» 
%n  Sterne  auf  ber  innem,  bobten  gliche  ber  fruchtbar  un8 
wnjebenben  j£)immel8fugeL  3n  ber  Kegel  ftnb  bie  einjelnen 
Stenn  bureb  Jöilber  in  ©ruppen  gufammengrfaßt,  bie  ihren 
tarnen  entfpreeben.  (S.  Sterne.)  2fuf  beiben  ^rten  ton 
Sloben  muffen  bie  oon  ben  Xfhonomen  unb  ©eograpjien  an= 
«nommenen Cinien  Berjeicbnet  fein,  nimlicb  bie  9Rittag$  = 
reife,  bie  f>  arallelf  reife,  ber  Äquator,  bie  Sßen> 
befteife,  bie  S)olarfreife  (f.  b.)  unb  bie  Qrfliptil 
(f.  Sonne).  SaS  ©efieO  beS  Ölobuö  pflegt  fo  eingerichtet 
in  »trten,  baf  ti  ,;ur  {Belehrung  über  bie  aftronomtfehen 
ßerbdltniffe  ber  Qxbt  bient,  wie  biefelben  in  ber  pfjpfifcben 


©eograpbte  »orgetragen  »erben.  Sie  Jtugel  felbfl  bat  in 
ber  ©egenb  ber  $ole  jroei  Stifte,  welche  als  2lchfe  bienen 
unb  in  einem  Äreife  »on  SKeffing  in  8agem  ryben,  fo^ 
bafl  [ich  bie  äugel  innerhalb  bed  $cefftngfreife6  frei  umbre» 
ben  fann.  See  SRefftn^freiä  fclbfl  nimmt  in  jeber  Stellung 
ber  Jtugel  bie  Stelle  eineä  ,2Reribianä  ein  unb  ifr  in  ©rabe 
eingeteilt.  STtit  ihm  rubt  nun  ber  ©lobud  in  bem  eu 
gentltc^en  ©efleQ,  einem  auf  brei  ober  »ier  güfjen  flebenben 
Jtranj,  ber  ben  ^jorijiMu  oorfteHt  unb  auf  bem  bie  ÄSim= 
melSgegenben ,  bie  Entfernung  je  jroeier  in  90  ©rabe  getbcilt, 
bie  ipimmeBjeichen,  bie  jtr<6lf  9Ronate  unb  bie  SRonatStage 
»erjeiebnet  ftnb.  2tm  9corbpol  pflegt  noch  ein  mefjtngener 
King  an  ben  SReribianbogen  bef eftigt  ju  fein,  fobafj  ein 
tjon  bem  3apfen  be§  9corbpol*  auSgeb^enber  3eig«  bei  ein« 
malig'er  Umbrebung  ber  Jiugci  ben  ganjen  Umfang  jene?  in 
24af)eile  gett>eilttn  Stunbenf reife«  burcblAuft.  —  2Ran 
bat  febr  oerfebiebene  'Ärtcn  &on  ©loben  angefertigt  unb  ©lo> 
ben  von  febr  oerfebi ebener  ©röjje.  Einige  finb  fo  grof  ge« 
macr^t  roorben,  bafj  man  in  fie  hineingehen  unb  nun  bie 
Sterne  oon  innen  beobachten  fonnte,  inbem  biefelben  bureb 
Öffnungen  bargeflellt  waren,  welche  ton  außen  ßiebt  ein« 
ließen.  2(ucb  t>at  man  in  neuerer  Seit  Erbgloben  oerfertigt, 
auf  benen  bie  Sergboben  erhaben  bargefjellt  finb. 

©Iockm  ftnb  bie  fco^len,  in  ber  Kegel  metallenen  ©efiße, 
welche  frei  aufgehangen  unb  angefcblagen  einen  ftangrei« 
eben,  weitbinfa)allenben  Son  geben.  97?an  bat  fie  t>on 
febr  öerfchiebener  ©riße,  gibt  ieboch  ben  fleinern  ben  9las 
men  Spellen  ober  klingeln.  Sa§  2(nfcb(agen  ber 
©locfen  gefebieht  entweber  mittels  eines  Aanrmerd  »on  außen 
ober  häufiger  bureb  einen  im  3nnem  ber  ©locfe  beweg(id) 
herab  hängen  ben,  oerbältnißmäßig  fchweren  Klöppel.  Entwe» 
ber  wirb  beim  Sauten  bte  ganje  ©locfe  in  {Bewegung  gefefet, 
ober  nur  (namentlich  bei  großen  ©locfen)  ber  Jtloppel.  3E>r 
borjüglicbfter  ©ebraueb  ift  gegenwärtig  ber  firchlicbe,  inbem, 
wie  befannt,  Anfang  unb  Schluß  beS  ©otteSbienfteS  burd) 
©eldute  mit  ben  auf  ben  Jtirchtbürnien  in  hölzernen  ©erü« 
f!en  (@lacf enfinblenj  bepnblicben  ©locfen  angezeigt  unb 
aueb  anbete  religi6fe  ^>anb(ungen4  j.  IB.  Segräbniffe,  t>on 
©locfengeldut  begleitet  werben.  Xber  auch  ju  weltlichen 
3wecfen  werben  bie  Jtircbenglocfen  t>erwenbet:  man  fcbligt 
an  fte,  um  bie  Stunbencintbeilung  beS  SageS  ju  bejeid;-- 
nen,  ruft  bureb  fcbneQereS,  ungewöbnlicheS  'Änfcplagen  baS 
SJolf  gufammen,  wenn  eine  SeuerSbrunfi  ausgebrochen,  unb 
fobert  im  Sturmgeläut  alle  Umwohner  jur  Kettuna  in  bro< 
Ijenber  ©efabr  auf,  ober  wol  auch,  um  im  2(ufftanbe  bie 
SBaffen  *u  ergreifen;  man  begrüßt  enblicf)  mit  ©eläut 
bebe  tytt(<omn  bei  beren  feierlichem  Einutg.  SaS  fcb6ne 
Sieb  Scbider'S  an  bie  ©locfe  fnüpft  an  bie  S3efd)rei< 
bung  ber  iBerfertigung  ber  ©locfe  bie  gemüthuoüe  iBetracb: 
tung  ihrer  oielfacpen  'Xnwenbung,  welche  fletS  XuSbrucf  beS 
SBebS  ober  SBoblS  ber  SRenfcben  iff.  —  Eine  3«t  l«ng 
glaubte  man  bureb  ©locfengeliut  bie  ©ewitter  ableiten  ober 
unfebäblicb  machen  ,u  fönnen. 

Sie  ©locfen  ftnb  erft  im  7.  unb  8.  3abrb.  nach  unb 
nach  bei  ben  ebrifilieben  J{ird)en  in  ©ebraueb  gefommen 
unb  anbere  {Religionen,  namentlich  bie  mobammebanifebe, 
b  et  ben  fie  niemals  angenommen.  Sie  SRobammebaner  be= 
bienen  ftcb  noch  jefet,  wie  früher  auch  bie  Gbnften,  um  bie 
©liubigen  ju  religt6fen  ^anblungen  aufjufobern,  beS 


I 


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Glocken 


232 


Glocken 


fdjlagenS  an  SSreter  ober  beS  2lu8ruf$  öon  SEbürmen.  Äuf 
ähnliche  SBeife,  fowie  bureb  arompetenfcfcaU ,  tiefen  aaö)  bie 
3uben  ebemalö  jum  Stempel.  Die  fleinern  ©toefen  waren 
febon  im  2tltertbume  befannt  unb  bienten  au*  ju  religtö» 
fen  ©ebräueben.  3u  Siola  in  (lampanien  foücn  bie  Air* 
cr)englocfen  juerft  »om  JBifcbof  ^aulinuö  im  4.  3abrb.  ein» 
geführt  worben  fein,  unb  baber  führt  bie  ©toefe  nod>  im 
Uateinifc&en  bie  tarnen  campann  unb  nola.  SDlan  führte  halb 
©loden  ju  oerfebiebenen  SSeftimmungen  ein:  JBctglocfcu, 
geierabenbglocfen,  ©terbeglocf  en,  ©turmglocf en, 
öranbglocfen,©cbanbglocfen,@bre  na  locfen  u.  bgl. 

Sieicbe  Airchen  fugten  fiefe  halb  butd)  befonberä  foftbare 
©locfen  auöjujeichnen ,  entroeber  inbem  fie  folcbe  ganj  ober 
»um  SEbeil  eDlem  9R«wU,  ober  inbem  fie  biefelben  in 
befonberer  ©röße  anfertigen  ließen.  3n  Deutfcblanb  iji  bie 
größte  ©locfe  ju  iffiien  auf  ber  ©tepbanSfircbe,  welche  mit 


.Klöppel  unb  aDem  fonjh'gen  3ubebör  51+  dtr.  wiegt.  fluch 
bie  ©locfe  im  Dom  ju  Arfurt  ijl  berühmt.  ©ie  wiegt  276 
QU.,  würbe  1497  gegoffen  unb  trat  an  bie  ©teile  ber  bei 
einem  SSranbe  gefchmol^enen  nod?  weit  fcrjwewn  ©ufanna. 
Durch  große  ©locfen  jeicbnet  fich  vor  allen  übrigen  getnbern 
Siußlanb  aug.  3m  .Kreml,  bem  alten  Kefibenjfcbloffe  ber 
3aren,  beftnbet  fieb  eine  JHiefenglocfe,  welche  gegen  430,000 
'Pfb.  wiegen  foll  unb  eine  $5be  »on  mehr  uld  :'i  5.  hat. 
©ie  foll  1653  unter  bem  3ar  flleriö  gegoffen  worben  fein, 
ift  aber  nie  in  ©ebrauch  gefommen,  weil  ba$  über  ihr  er: 
richtete  ©ebäube  in  JjBraub  gerietb  unb  babei  bie  ©locfe  ei: 
nen  bebeutenben  Öitf;  erhielt.  92aa)  ihr  ift  bie  größte 
©locfe  ber  biec  abgebilbete  JBolfboi  (b.  (1.  bie  ©roße),  welche 
auf  bem  größten  äburme  aflosfauS,  bem  3roan  SBeltfi, 
l;ängt,  1UU0  (Irr.  wiegt  unb  1819  gegoffen  würbe. 


II  ^ 


2fu&  narbfolgeuber  3ufammenftellung  erfiebt  man  bie 
©rößcncerbältniffe  einiger  ber  größten  ©locfen.  Die  flcinfte 
unter  ihnen,  ber  $boma3  ju  SDrforb,  wiegt  150  <3rr.  Die 
große  ©locfe  ju  $e=fing  ift  oon  Sifen,  125,000  $fb.  febmer, 
14 '/i  g.  bwb  unb  foll  1403  gegoffen  worben  fein.  Die 
Jorm  berfelben  ift  allen  chinef.  ©locfen  eigentümlich. 

Die  Verfertigung  ber  ©locfen  gefebiebt  buref)  bie 
©locfengießer,  inbem  fie  formen  Silben  unb  in  biefe 
ba$  bureb  #ifee  flüffig  gemachte  STOetall,  bie  ©locfen  = 
fpeife,  gießen.  2tn  ber  ©locfenform,  welche  »or  bem  ©ieß.- 
ofen  in  ber  fogenannten  Dammgrube  bereitet  wirb,  unter» 
febeibet  man  .Kern,  Dicftc  unb  SKantel.    Der  Aern 


fteüt  genau  ben  imicrn  JRaum  ber  ju  bilbenben  ©locfe  ba 
unb  wirb  auä  SRauerwerf  aufgeführt,  mit  ?ebm  überftr: 
d>en  unb  wohl  geglättet.  Xuf  biefen  fommt  bann  bie  tiefte 
welche  ganj  bie  ©eftalt  ber  ©locfe  felbft  hat  unb  über  bief 
ber  SRantel,  ber  auch  au6  gebm  beficht,  burch  etferne  JBän 
ber  gut  befefrigt  wirb  unb  oben  mit  einem  ©icflocfj 
«erfehen  ift.  Jpierauf  bringt  man  unter  ber  ©locfenfon 
ein  geuer  an,  welches  biefelbe  wohl  aufitroefnet,  hebt  tc 
SDcantel  ab,  fernlägt  bie  Diefte  tom  Acrn  herunter  unb  brin.3 
ben  SRantel  wieber  genau  an  feine  frühere  ©teile.  9?u 
ift  ber  {Raum  jroifcben  SOfantcl  unb  Äern,  welchen  ba 
©locfenmctall  einnehmen  foll,  leer.    Die  SWetaHmaffe  wirb 


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Olockcn 


233 


Gluck 


im  ©ießofen  aefdjmoljen  unb  bleibt  in  ber^Hfce,  bi«  fteben  tet  unb  nad)  bem  (Matten  bie  fertige  ©toefe  au«  ber  Damm« 
jum  ©ießen  geeigneten  glüfngfeitSgrab  erlangt  hat  Dann  grub«  emporgewtutben.  —  SRan  unterfer/eibet  an  ber  ©locfe 
wirb  ber  Dfen  abgeflogen,  ba«  EffetaH  in  bte  gorm  geleU    vier  Steile,  ndraltcr)  ben  untern  ^Artejlen  at>eil,  an  wel» 


d?en  ber  .Kappel  anfdjlägt  unb  welcher  ber  Äranj  ober 
Schlag  beißt,  barüber  bie  © cf? m c i-f  u  n g ,  bie  allmälig  an 
Starte  abnimmt  unb  auf  ber  bic  £aubc  mit  ben  $tn-- 
!dn  ftfct.  Zu  ben  ledern  wirb  bie  ©locfe  aufgehängt.  Der 
feulenfärmige  Jtläppel  hängt  inwenbig  mittels  eine«  9tie» 
men«  an  bem  £ängeeifen  genau  in  ber  Sötitte.  £ie 
©röße  ber  ©locfe  beflimmt  bie  Stärfe,  unb  bie  gorm  ber» 
felben  bic  Zicfe  bed  Zonv.  SebT  häufig  bringt  man  ;u 
einem  ©eläut  mehre  ©locfen  jufammen,  welche  man  bann 
fo  rodeten  muß,  baß  ihre  Zone  oon  gleichmäßiger  Stärfe 
finb  unb.  einen  Yccorb  geben.  Die  eifernen  ©locfert  ,a,eicr>- 
nen  ficr)  bunt)  einen  bumpfcrn£on  au«.—  3ur  ©locfen» 
fpeife  (ober  ©locf  engut)  nimmt  man  Sinn  unb  atupfer 
in  »erfct>iebenen  Serhältnilfen,  miföt  rool  auch  Stcfi 
fing,  3«nf,  8Bi«muth  ober  Silber  bei.  —  3um  religiäfen  ©e» 
brause  werben  bte  ©locfen  noch  jefet  »umeilen  burch  bie 
©locfentauff  feierlich  eingeweiht.  3n  fatbolifdurr  ßänbern 
läutet  man  juweilen  in  ber  fogenannten  (rillen  SSocbe  (vor 
Aftern)  mit  boljernen  ©locfen,  um  auch  in  biefer  JSeyc= 
bung  jeben  ^runr  ju  vermeiben.  Da  bie  ©locfen  fefjt  f ofl= 
fpieüct.  finb,  fo  hat  man  SJerfuche  gemacht,  fte  burch  anbere 
auf  ahnliche  SBeife  tfncnbe  3n[trumente  ju  erjefcen.  So 
bat  man  v  83.  im  Dorfe  Serno  im  Xnhaltfcheii  ein  Stahl' 
fräbegelaut  h«9e|Mt,  welches  etwa  nur  ben  neunten 
fo  viel  als  eine  mittelmäßige  ©locfe  foftet.  <£«  be» 
;ubt  aus  brei  Stablfräbcn,  welche  burch  ein  ©erriebe  ange» 
klagen  werben  unb  bie  ben  reinflen  Dreiftang  geben.  Diefe 
i:t  ©elaute  foüen  in  92orbamerifa  gebräuchlicher  fein, 
©locfen  fpiele  finb  eine  £Reif>e  nach  ihrem  Stone  georb; 
©locfen,  welche  »on  Lämmern  angefchlagen  werben 
Hb  mitteld  beren  auf  biefe  Sßeife  jufammenbängenbe  9J?u= 
'"-htücfe  vorgetragen  werben  finnen.  Die  4?ämmer  werben 
nrmeber  burch  eine  SJaljc  in  »Bewegung  gefefet  unb  bann 
ii  ba«  ©locfenfpiel  nur  auf  gewiffe  SWctobien  eingerichtet, 
uref}  ein  iafrenwerf,  wie  beim  Gtaoier,  nur  grißer. 
n'xif  biefe  Mafien  wirb,  weil  fle  naturlich  fchwer  beweg» 

p  finb,  mit  ber  gauft  gefchlagen  unb  tiefe  jum  Schüfe 
nrit  geber  bebeeft.   Da«  ©locfenfpiel  felbjr,  fowie  für  baf» 
;efefete  SJluftfftücfe  werben  (Sarrillon,  ber  ©locfen» 
ptetoe  (Sampanift  genannt.   SKan  finbet-bie  ©locfenfpiele, 
namentlich  in  9corbfranf  reich  unb  in  ben  SfJieberlanben ,  oft 

:  ben  großen  Schlaguhren  auf  SEhürmen  in  SSerbinbunct 

Silber  <Soitt.i8tt.  II 


gefegt.  SEehr  al«  jefet  würbe  im  SDlirtelalter  bie  Jtunfl  be« 
Spielen«  auf  biefen  gewaltigen  Snftrumenten  geübt,  Jtlei» 
nere  ©locfenfpiele  hat  man  in  SBanbubren,  tn  bet  JDra,el 
ai6  Scegifter  (Gpmbel)  unb  in  ber  Janirfcbarenmufif.  4>tcr 
finb  bie  ©löcfchen  an  ein  ©efleQ  befeftigt,  welche«  mit  ber 
linfen  .^anb  gehalten  wirb,  wäbrenb  bie  rechte  mit  einem 
oben  von  üeber  umwunbenen  Stäbchen  bie  ©locfen  anfchJdgt 

t*Mn3ßf ,  ein  bem  £areinifcf)en  entlehnter  2fuSbrucf,  he  igt 
eine  erflärenbe  JBemerfung,  ©loffator  ein  (Frflärer,  ©lof« 
farium  eine  Sammlung  von  ©(offen.  Sor^ügticr)  hieben 
©lofTen  biejenigen  jBemerfun^en,  welche  bie  älte|ten  beruhm= 
ten  3urifien  im  12.  unb  13.  3abrb-  ju  bem  Corpus 
juris  (f.  b.)  machten,  unb  welche  (beiß  jwifchen  bie 
Seilen  (glossae  intcrlincArcs),  theil§  an  ben  SRanb  (gloss^e 
marginales)  gefchrieben  würben  unb  in  fo  große«  2tnfet>en 
famen,  baß  nur  biejenigen  Stücfe  be«  r6m.  Stecht«  für  gül» 
tig  gehalten  werben,  welche  mit  ©(offen  oerfehm  (gloffirt) 
finb.  2(ud)  fpätere  Wecbte-bücbcr  jlnb  in  ähnlicher  SBetfe 
gloffirt  worben.  —  ©loffe  ober  Variation  bejeichnet 
enblicr)  eine  ?(rt  fünf!(icher  ©ebichte,  in  benen  ein  2hema, 
b.  b.  einige  inhaltreiche  Serfe  (Reiten)  weitläufiger  um» 
fehrieben  werben.  Da«  Äliema  wirb  übet  bie  ©loffe  ge-- 
fchrieben  unb  biefe  felbfl  hat  fo  ütel  Xbtheilungen  (Strophen) 
mit  j  i  er  lieben  9?eim»erfchlingungen ,  ol§  ba«  -Jbema  jBerfe 
hat,  unb  jebe  biefer  Xbtheilungen  enbet  mit  einem  5Berfe  be« 
Sthemei«.  Diefe  ©(offen  finb  juerfl  in  ber  fpan.  unb  por» 
tug.  ^oefie  aufgefommen  unb  von  ba  burch  bie  ©ebrü» 
ber  Schlegel  in  bie  beutfehe  Dichtfunft  eingeführt  worben. 

GiucK  (ßbriftoph  t>on),  ber  berühmte  Qomponifr,  würbe 
1714  ju  SSeibenwangen  in  ber  Dberpfalj  geboren,  jeiebnete 
fieb  früh,  nachbem  er  in  ^>rag  ÜRuftf  ftubirt  hatte,  auf 
mehren  pnfhumenten  au«,  ging  nachher  nach  Italien  unb 
führte  hier  in  SRailanb  unb  Senebig  1742  feine  erfien  Dpern 
auf.  Gr  begab  fiel)  1745  nach  Snglanb  unb  legte  bafelbft 
ben  ©runb  m  ber  fpäter  oon  ihm  bemrrften  Umgeftaltung  ber 
Oper,  iföahrenb  nämlich  bisher  bie  einzelnen  ©efangftücfe 
in  ber  JDper  nur  nebeneinanber  gefteQt  ju  werben  pflegten, 
fobaß  in  bramatifchcr  ©niehung  nur  ein  locferer  ^ufarn» 
menhang  flattfanb,  ging  ©.,  nachbem  er  fiel)  in  SBien  nie» 
bergelaffen  hatte,  in  feinen  Gompofttonen  barauf  au«,  3)fufif 
unb  3)ert  ber  Oper  al«  ein  lebenbige«  ©an^e«  barjufreQen. 

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(Blühen  , 

Grft  Dierbtird)  erhielt  bte  Oper  bramatifcfre  öebeutttng.  Da« 
gewaltigfle  Huffeben  machte  ©.'«  „3pbigenia",  welche  et 
1774  )u  $ari«  aufführte,  nacbbem  er  bie  großen  ©cbwie* 
tigfeiten,  bie  man  biefer  Aufführung  entgegenfe&te ,  burcb 
bie  Unterftüijung  ber  .Königin  2Rarie  Hntoinette,  feinet  ehe» 
maligen  Schülerin,  befiegt  hatte.  3n  jwei  3abren  würbe 
bie  Dper  170  ÜJtal  gegeben.  Cbenfo  große«  unb  »erbiente« 
Äuffeben  machten  bie  Dpern  „2£lcefte",  „Hrmiba",  „3pbu 
genia  in  Sauri«",  „©dw  unb  9tarciffuö",  unübertroffene 
SReifterwerfe.  3n  jranfreicb  entfpann  ftch  ein  heftiger  ©tteit 
für  unb  wiber  ©.,  ber  balb  nach  feiner  S?ücffebr  nach  SBien 
1787  ftarb.  gubroig  XVL  ließ  ©/«  IBüfte,  in  SRarmor 
gearbeitet,  im  ßperntbeater  auffteUen. 

<3>lül)frt  nennt  man  ben  3uf!anb  be«  8eud)ten«  ebne 
gflamme,  in  welchen  burcb  (Srhifeung.  folche  Aörprr  fommen, 
bie  nicht  febon  bei  einem  aliju  niebrtgen  SSctrmegrab  fcbmeU 
jen  ober  ("ich  verflüchtigen.  Die  flamme  felbft  ift  jeboeb 
nicht«  tfnbcrc«,  als  glüfctenbe«  ©a«,  bas  [ich  au«  bem  »er> 
brennenben  Äörptr  rntwicfelt.  ÜRan  unterfcheibet  oerfebte: 
bene  Grabe  br«  öu'zhens ,  je  mehr  nämlich  bie  <£>tfee  juntmmi, 
beflo  beller  leuchtet  ber  Ä6rper  »om  bunffen  bi«  jum  bel= 
len  {Rotbglüben  unb  enblich  bis  jum  SBeißglüben.  ÜRan 
hat  in  neuerer  Seit  bie  Gntbecfung  gemacht,  baß  fid)  feinet 
$latinabrabt  in  SBetngeiftbdmpfen  fehr  lange  glübenb  er> 
Vit,  bi«  ndmftch  aller  SBeingeift  aßmdlig  »erbunftet  ift. 
hierauf  bat  ber  berühmte  engl.  $>bpfifer  ©at>9  (f.  b.)  eine 
artige  Srifinbung  aegrünbet,  ba«  @lübldmpci)en.  <£«  he» 
fleht  in  einer  gewöhnlichen  @piritu«Iampe ,  um  beren  Docht 
ein  feinet  5>latinabrabt  (oefet  in  Schraubenlinien  gewunben 
ift,  fobaß  er  etwa«  über  ben  Docht  hinausragt.  SRanjün: 
bet  ben  Docht  erft  an,  Htt  ihn  aber  alöbalb  wieber  au«, 
unb  nach  wenigen  XugenblicTen  beginnt  bet  Docht  ju  glühen. 


Olühwarm 

S3l<Sff  man  gegen  benfelben,  fo  wtlifcbt  er  j»ar  einige  ttu> 
genblicfe,  beginnt  aber  balb  «riebet  ju  glühen.  Um  ihn  asfc 
gul6fd)en,  muß  man  ihn  bebetfen,  fobaß  bie  8uft  feinen  3u< 

tritt  finber.           ©lübenbe  Äugeln  »erben  bti  »Belage: 

rangen  oon  ffeftungen  aus  ©efcbüfcen  gefehofjen,  nament: 
lieb  um  ©ebaube,  ?)ul»ermagajine  u.  bgl.  in  ©ranb  y-> 
fteefen.  SRan  macht  bie  Äugeln  auf  einem  S?ofl  ober  in  eu 
nem  SBinbofen  rothglühenb  unb  labet  fte  in  bie  lanonen, 
naebbem  man  auf  ba«  $uloet  eine  Sage  naffen  #cue«  ge.- 
fefct  bat. 

<&!ii!irpurm  (ber)  ober  bat?  3of)anni§roürmcben  ijl 
ba«  einige  3nfeft  mDeutfchlanb,  welche«  jur  3eit  bet  9k-. 


gattung  ein  pboSpborifcbe«  Sicht  oon  ftch  gi&t  unb  in  war» 
men  unb  füllen  Xbenben,  in  ©eftalt  fehönteuebtenber  un- 
ten balb  herumfliegt,  halb  auf  ©ebüfeben  tu  bgl.  binfriecbi. 


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Glyptothek 


235 


Glyptothek 


$dnncben  unb  SBeibcben  ftnb  fehr  »erfebieben ,  jene  ftnb  mit 
§Iügc(n  unb  Slügelbecfen  »erfehen,  biefe  nid>t.  Da«  SBetb? 
eben  tfl  »eit  großer  alS  ba«  9Jcdnncben  unb  errricbt  eine 
ginge  von  '/«  3olL  6«  befielet  au«  10  Kingen  unb  einem 
iörujrfcbilbe ,  hinter  ba«  e«  ben  jtopf  jurucfjieljen  fann. 
Sie  fabenformigen  Süblhorner  befielen  aus  1 1  ©licbern. 
Sie  brei  legten  ißaucbringe  ftnb  e«,  vorlebe  ba«  bläuliche 
2i$t  enrfenben,  ba«  aud)  einige  SBdrme  verbreiten  foü.  Gine 
in  jmei  Sdcfcben  enthaltene  gelbliche  ©ubjlan}  erzeugt  ba« 
fiffrt,  unb  bringt  man  jene  unter  SBaffer,  fo  leuchten  jle  juj 
■teilen  nod)  jroei  2age  lang.  Warf)  ber  JBegattung«jcit  unb 
mit  bem  2obe  be«  2biercbcn«  bort  ba«  £euc^ten  auf.  '21  ueb 
tie  Gier  unb  Sarvcn  foUrn  leuchten.  Außerhalb  Guropa« 
gibt  e«  noch  mehre  ähnliche,  jum  2bcil  noch  beitveitem 
tfirfer  leucbtenbe.  Zt)ind)tn.  *So  fmbet  man  j.  S).  in  <2üb; 
:nerira  einen  Ädfer,  ber  fo  ftarf  im  ginjlern  leuchtet,  baß 
bie  Gingeborrnrn  feiner  al«  Suterne  bebienen.  Um  bc; 
rubmteflen  i|t  ber  vorflebenb  abgebilbete  furinantferje  Sater: 
nrntriger.  Die  ©tirn  biefe«  3nfcft<  verlängert  ft'cb  $u  eU 
ner  bornartigen,  hebten  ©lafe,  roclcbe  oliv  enge!  b  mit  rotben 
erreifen  unb  fünften  ijl.  Gr  erreicht  eine  Öriße  oon  fünf 
Sei  Der  gelbe  Jöruftfchilb  unb  Hinterleib  haben  braun: 
:;:be  gledea  unb  «Streifen,  bie  Cberflügel  finb  bocbgelb  mit 
:t'en  unb  »eidlichen  glecfen,  bie  d^hlicben  nur  heller  ge: 


fdrbten  Unterflügel  haben  am  Gnbe  einen  großen,  gelben 
braunrotb  eingefaßten  Xugenflccf.  Die  Jölafe  am  Äopf  foü 
ein  fo  jiarfe«  üiebt  perbreiten,  baß  man  bei  bemfelben  ju 
lefen  oermag,  unb  bie  ©ingeborene»  fieb  berfelben  voUfommen 
ebenfo,  roie  mir  ber  Saternen  uns  bebienen.  9Kit  bem  2obe 
foli  ba«  Ücucbtcn  aufboren.  9?cucrc  JBeobacbter  wollen  je; 
bod)  »on  biefem  fruchten  nichts  bemerft  haben.  Süieüridbt 
leuchten  auch  biefe  Snfefteu  nur  jur  28cgattung«jcit ,  roorau* 
fieb  bann  bie  83crfd;icbenbcit  ber  32acbvichten  leicht  erfldrte. 

(&h)ptötl)fk  ijl  ein  prachtvolle«  ffiauroetf  genannt  roor; 
ben,  welche«  im  Auftrag  beä  jc£t  regierenben  Jlönigä  tut» 
roig  oon  Skiern  oon  bem  £berbaurotb  oon  &Un\H  in  ben 
3abrcn  1816—90  ausgeführt  roorben  ijl,  um  jur  EufjleU 
lung  au«gejeicbneter  älterer  unb  neuerer  äöilbroerfe  ju  bies 
nen.  Die  £aiq>tfronte  be«  in  ber  naebficbenben  tfbbilbung 
bargeflelltcn  ©ebdube«  ift  nach  Sübtoeft  gerichtet.  3n  ber 
üRittc  (teilt  fieb  eine  oon  12  iontfeben  Säulen  getragene 
SJorljalle  bar  unb  in  ben  juici  niebrigern  glügeln,  welche 
fieb  an  jene  anfd,>licßen ,  finb  fecb«  9cifd)cn  dußerlid)  ange* 
bradjt  mit  ben  coloffalen  Statuen  ber  Stcpräfentanten  ber 
bilbenben  Äunfl:  .£epbdjlo«,  >})rometbeu«,  Dabalo«,  $b> 


bia«,  "Perifle«  unb  apabrian.    Da«  ganje  @jbäube  ijl  im 


.Quabrat  gebaut 


ber      tte  einen  £>of  ein- 


filif§t,  unb  enthdlt  12  prachtvolle  Säle,  in  benen  SJcei» 
Powerte  ber  JBilbbauerfunjl,  nad)  gefdjichtlicher  Sieibenfolge 
georbnrt,  aufgeteilt  finb.  SBie  jeb<$  ber  »erfchiebenen  Seit» 
i '([  einen  eigentbümlicben  ßhorafter  in  feinen  Jtunflroerfen 
JKjfpricht,  fo  ftnb  auch  bie  fie  enthaltcnben  ©älc  in  ihrer 
Cauart  biefrm  <5h<»rafter  gemdjj  ausgeführt.  2Ran  finbet 
Iii«  Agopr.  Dentmdler  emi  bem  Anfange  ber  bilbenben 
Äunft,  anbere  ÖU8  ber  3eit  ber  fchönflen  »lüte  unter  ben 
wusben,  auä  ber  ^)triobe  be5  83erfinfenS  bei  ben  Körnern 


unb  enbltcb  au«  ber  neueren  3eit,  roo  bieÄunfl  roieber  einen 
großartigen  "äuffebroung  genommen  hat-  einige  ©die  ber 
©foptotbef  finb  mit  herrlichen  greäcoo,emälben  von  bem  au8» 
gezeichneten  SSaler  ßorneliuS  gcfcbmücft,  übrigen«  finb  aUe 
äßänbc  mit  Sturfmarmor  auSgcf leibet,  bic  gujjboben  mit 
Sttarmorplaften  belegt  unb  bie  geroolbten  Decfen  mit  rtU 
djer  Stucfatur  vertiert.  Die  genjier  finb  h^lbrunb  unb  lie* 
gen  hoch,  fobaß  bie  ^Beleuchtung  ber  aufgehellten  Äunjl-- 
febäfee  von  oben  erfolgt.  —  Der  SName  ©Ipptot^ef  ijl  »on 

30* 


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Gnade 


236 


Gnomen 


bem  grie*.  SBorte  ©lopU?,  bie  Jtunfi,  in  (Stein  unb 
fBlttaü  ju  arbeiten,  gebilbet.  (Sbenbaf;er  &at  bie  SBef*rei« 
bung  gef*nittener  ©reine  ben  Kamen  ©Ipptograptjie. 

Änaöf  ijl  bie  SJergebung  ber  ©träfe,  welAe  2>er,  bem 
t8  iiifcnunf,  tiefe  511  ertheilm,  auS  freier  SBiHensbeftim« 
mung  bem  83erbre*er  ober  ©ünber  jufommen  lägt,  unb 
allgemeiner  bie  ©ewctyrung  eine*  ©uteS,  wel*eS  ber  Qm* 
pfinger  ni*t  »erbient.  Äuf  (Jrben  üben  vornebmli*  J)ieje> 
nigen,  weisen  baS  9fe*t  über  geben  unb  5£ob  jufommt, 
bie  ©nabe  (f.  ©egnabigung),  alfo  Surften  unb  Jtönige. 
3m  #immel,  b.  b\  im  Seiche  beS  ©eifteS,  fann  aber  nur 
©ott  bie  ©ünben  «ergeben  unb  alfo  ©nabe  üben.  2>a  vor 
bem  ^eiligen  ©orte  alle  5Kenf*en  gere*tigfeitSlofe  ©ünber 
finb  unb  auf  9ti*tS  gegen  ©ott  Xnfprü*e  ju  machen  ba» 
ben,  no*  SBerbienfte  befifeen,  fo  ift  2fDleS/  wa3  bem  SDlen* 
f*en  t>on  ©ott  ju  5£beil  roirb,  ein  ©ef*enf  göttlich  er 
©nabe,  am  meiften  aber  bie  (frlöfung  unb  ©eligfeit,  wel*e 
©ott  bur*  3efuS  G&riftuS  bem  2Renf*en  ju  S£r)eif  werben 
läßt.  3n  ber  Äraft  beS  9ftenf*en  liegt  nur,  fi*  ju  be» 
(heben,  ber  g&ttli*en  ©nabe  babur*  fi*  roürbiger  ju  ma» 
Äen,  baf?  er  burefr  9teue  über  feine  ©ünben,  bur*  ©ebet 
ju  ©ort  unb  bur*  ernftli*eS  JBeftreben  na*  Heiligung  eine 
gottgefällige  ©eftnnung  bartbutj  aber  obglei*  ©ott  na* 
[einer  S8armf>erjigfeit  feinen  reuigen  ©ünber  jurüefweift,  fo 
tft  bo*  bie  Xufna&me  beffelben  in  feine  ©nabe  eine  freie 
2bjit,  ©nabenwabj,  ©otte«. 

(&nfiö  ober  ©neu 8  tft  eine  ju  ben  UrgebirgSarten 
(f.  JBerge)  gehörige  ©ebirgSart,  wel*e  auS  fteibfpatb, 
ßuarj  unb  ©Ummer  balb  gröber,  balb  feiner  fiiefrig  JU* 
fammengefefct  tft.  SKan  ftnbet  in  ii;m  namentli*  viele  Wu 
neralien  unb  benufct  ihn  fetbft  als  au$gejei*neten  JBauftein. 
6r  bilbxt  fünft  anf*wettenbe  ©ebirge  ebne  f*roffe  2lbbänge 
unb  ebne  (teile  Seifen. 

t&ncißcnßu  (Äug.  9teib&arb,  ©raf  von),  preufj.  ©ene> 
ralfelbmarf*afl,  würbe  ju  ©*ilbau  im  preufj.  {Regierung^ 
bejirf  SRerfeburg  1760  geboren,  wo  fein  SJater  al6  öjtr. 
Hauptmann  im  2Binterquartiere  (tanb.  Söei  feinem  ©rofjoa* 
ter,  2lrtillerieoberft  in  2Bürjburg,  erhielt  ©.  feine  erfte  Gr-. 
jiet)ung  unb  (tubirte  bann  auf  ber  Unioerfttdt  su  Arfurt. 
6r  ging  hierauf  als  Eteutenant  mit  anfpadfr -.  baireutbif*en 
Struppen  na*  Xmerifa,  f ehrte  aber,  ba  balb  ftriebe  gc-- 
f*lojfm  würbe,  f*on  im  brirten  3<>bre  1783  wieber  uirucf 
unb  trat  na*  einigen  3abren  in  preufj.  2>ienfte.  3nt  Z<a'w 
1806  würbe  er  Sutajor  unb  1807  dommanbant  von  JEoU 
berg.  .vjter  jei*nete  er  fi*  bur*  Umft*t  unb  .Vhitb  bei 
3öertbeibigung  ber  gefiung  auf  baS  uortbeiibaftefte  auS, 
würbe  £>brijt  unb  nadjfcer  Gl)ef  bc&  3ngenieurcorpS  unb  er* 
hielt  bie  3nfpection  ber  preufj.  Leitungen.  Gr  nahm  jebo* 
.  feine  <£nt(affung  auS  bem  Stilitairbienft  unb  arbeitete  als 
geheimer  ©taat^ratr),  inbem  er  y.i  geheimen  ©enbungen  an  MX* 
f*iebene  ^»6fe  perwenbet  würbe,  bid  1813,  jvo  er  ald  &c- 
neralmajor  unb  ©eneralquartiermeifter  in  ba$  93(ü*er'f*e 
Qorpi  trat,  na*  bem  2BaffenftiQftanb  übef  be$  ©enerad 
ftabed  würbe  unb  mit  33lü*er,  befonbcrS  in  ben  ©*tadu 
ten  an  ber  JEa^ba*  unb  bei  Ceipjig,  fi*  auszeichnete.  9ta* 
bem  grieben  ju  %>artd  würbe  ©.  jum  ©eneral  ber  3nfam 
terie  ernannt,  in  ben  ©rafenftanb  erb  oben  unb  erhielt  bie 
(5rlaubnifj,  fi*  eine  Domaine  ton  10,000  a^Ir.  jdbrü*er 
(Sinfünftc  au$}uw<lr;len.   3m  3abre  1815  würbe  bie  ©*la*t 


bei  SBaterloo  oorjügli*  bur*  ©.'S  umft*tige  SUafregeln 
entf*ieben,  unb  ber  £6nig  von  $reufien  f*mü(fte  ihn  mit 
berfelben  £)eeoration  beS  f*warjen  2(blerorbenS ,  wel*e  man 
in  9tapolcon'S  erbeutetem  SBagen  fanb.   SBeim  Äbf*(up  beS 


griebenä  ju  ?)ariö  war  er  al8  preuf.  9)tiniftcr  t^tig.  3ur 
J£>erftellung  feiner  ©efunbt)eit  nahm  ©.  1816  feinen  'üb 
f*ieb  unb  lebte  tbeilS  in  ben  böfym.  JBäbern,  tbeiiä  auf  fei- 
nen ©ütern.  ©*on  1818  {am  er  icbo*  wieber  in  öffent- 
li*e  ^bätigfeit,  inbem  er  jum  ©ouoerneur  PonfiSerlin  unb 
batb  barauf  »um  geibmarf*aU  ernannt  würbe.  2flö  bie  3f  e= 
Polution  in  ^)olen  auSgcbro*en  war,  würbe  ihm  ber  Ober- 
befehl über  bie  Pier  preuf.  XrmeecorpS  ber  öfil.  ^roptn^en 
$reu@enS  ertbeilt.  3n  XuSübung  ber  ihm  hier  obliegenben 
^)flt*ten  ergriff  ib.n  bie  Cholera  unb  er  (tarb  1831  m  s1\- 
fen.  ©.  jei*nete  fi*  als  gelbberr  bur*  ©*arfblicr,  JBe. 
fonnenbeit,  Muhe  in  ben  entf*eibenbften  unb  gcf^rli*ften 
Äugenblicfen,  S3eftimmtbeit  unb  Jtraft,  als  ^ripatmonn 
bur*  liebenSwürbige  iöef*eibcnbett,-  ©ewanbtbeit  unb  'iln- 
mutl)  im  Umgange  auS. 

Önomm  (SDtebrja^l  Pon  ber  ©nom)  feigen  bie  fabele 
b.aften  2Befen,  wet*e  bie  ^fjantafie  als  fBeljerrf*et  unb 
2Biü*ter  ber  ©*ä^e  im  Stinern  ber  tJrbe  erf*affen  tat. 
ÖeiDÖbnli*  (teilt  man  fte  als  fleine  bäfjti*e  9»änn*en  oor, 
bie  jebo*  juweilen  au*)  eine  f*6nere  ©eftalt  annehme;- 
fönnen.    2Jte  weiblichen  ©nomen,  ©nomiben  genannt, 
folicti  aber  urfprüngli*  f*ön  fein.   £)iefe  Ort:  ober  Skrg 
geiltet  bienen  bem  9Renfcr)en  tbeilS  freiwillig,  tbcilS  burd 
mä*tige  Zauberformeln  gezwungen,  ftnb  aber  au*  leieb: 
jum  Zorn  ^u  reijen  unb  bann  tüctif*  unb  boSbaft  Die 
größte  JBerubmtbeit  bat  bur*  bie  man*erlci  von  ihm  geben 
ben  ©agen  ber  ©nom  beS  ÜRiefengebirgeS,  fKübt  ,nht  (f.  b 
erlangt.  —  ©nomen  ODtebrjabJ  von  bie  ©nom«)  finb 
furje  ©innfprü*e,  gebren  ber  feebenSflug^eit,  ber  ©tttlicbi 
feit  u.  bgl.  entbaltenb,  an  benen  befonberS  bie  $oefie  t>eS 
morgen!änbif*en  Ältert^umS  rei*  war.    ©ol*e  ©nomen 


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Cioa  2J 

entfalten  unter  anbtrn  bie  Sprühe  ©alomorn«,  bie  $dlfte 
be*  8ucpe«  Sira*,  unb  au*  ba«  «Reue  Steflament,  j.  S3. 
bie  IBergprebigt  im  <gr>angelium  SDUtlj.,  dop.  5.  flu*  bei 
ben  ©rieepen  tarnen  jeitig  bie  ©nomen  auf;  bie  Seipen  bet 
fogenannten  fieben  «ffieifen  beflanben  in  nichts  Bnberm  al* 
in  foulen  furjen  Sprüepen. 

600,  SBitla  nopa  be  ©oa,  ijl  bie  ^auptjlabt  aller 
portug.  SJefujungen  in  Snbien.  (Sie  liegt  an  ber  SSeflfüjte 
^inbofianS  auf  einer  3nfel  an  ber  «Dlunbung  be*  «JRan» 
Nitro,  ber  eon  ben  ©ateS»  ober  ©paut*gebirgen  berabfommt 
unb  tn  mehren  Ermen  in  ben  SBufen  Pon  ©.  ft*  ergiejjt. 
Sie  ©tabt  Ijat  etwa  20,000  ein».,  gum  grö§ten  SEbeile 
rücftijen;  ber  ^>afen  ifl  gut,  ber  ^anbel  no*  immer  pon 
i  .tcutung.  2>er  erjbifaof  pon  ©.  futjrt  ben  fcitel  eine« 
Primas  Pon  JDjlinbien.  25a«  »ormal«  fo  po*berüpmte 
;  :  =  fiei)t  iejjt  fajl  ganj  uerobet  ba;  nur  ber  ?Uva:c  ,  bie 
berrliAen  Jtirdpen  unb  ber  grofje  «palajl,  wel*er  epemal*  ber 

•lifttion  gehörte,  mapnen  no*  an  ben  frühem  ©lanj 
biefer  ©labt,  beren  ganje  @nroopnerf*aft  au«  ein  «paar 
tüufmb  *ri1lli*en  #tnbu*  unb  wenigen  «JRdn*en  unb 
'.hv.ru»  befielt;  benn  wdprenb  ber  pdufigen  Ariege  ber«por» 
fugiefen  mit  ben  SBriten  unb  ^toUinbern  litt  @.  fel>r,  viele 
!8ctw>pner  jogen  ji*  au*  in  golge  von  Meuchen  au«  ber 
oubt  fort  unb  «Reu«©.,  wenige  ©tunben  »on  211U®. 
entfernt  Uegenb,  blupte  auf. 

fcofo  (ba«)  wirb  ber  Ädntg  ober  bie  Sonne  ber  SRetaUe 
genannt,  weil  e«  ft*  bur*  fein  btrr(i*e«  '2lnfet)en,  feine  Un» 
ainbtrlicpfeit,  feine  S*were  unb  feine  Äoflbarfeit  al«  ba« 
ebelile  SKetafl  au«jei*net.  «JRan  finbet  baffelbe  fajl  nur  gebie« 
gen  unb  juroeilen  anbern  SKetatten,  al«  Jtupfer,  SJlet  unb 
"Silber  beigemtf*t.  6«  ijl  oon  pocpgelber  garbe  unb  jtarfem 
i^aDglanj,  n?ei*er  at«  Silber,  wenig  elajtif*  unb  f.t::-- 
5e.1t,  unb  ift  unter  aQen  Metallen  ba«  bepnbarfle,  inbem  e« 
n<p  jowol  ju  ben  bünnften ,  arünli*  bur*f*einenben  SBlärt= 
d?en  ftplagen,  al«  in  bie  feinften  £>rdt)te  ausgeben  Idfjt.  Die 
SJerjolber  wenben  ©olbbldtt*en  an,  welche  eine  JMcfe  Pon 
nur  '»«Sinie  paben,  unb  ein  ©ran  ©olb  gibt  eine  «platte 
m  75  D3olI  unb  einen  2>rat)t  Pon  600  g.  TLm 
»eiteften  wirb  bie  HuSbeljnung  be«  ©olbe«  bei  ben  Iponer 
Zreffen  getrieben.  «JRan  pat  bere*net,  bafj  pier  ba«  ©olb 
ju  einer  £>ünne  Pon  1 ja  bi«  Vwoaw  parifer  Sinien 
gebraut  wirb.    Da«  ©olb  ifl  beinahe  19V»  mal  fo  f*wer 

ffiajfer,  f*milit  nur  erjl  in  ber  SSeifjgliippi&e  unb  nimmt 
tonn  eine  meergrüne  garbe  an.   «Rur  in  ber  jlarfjlen  £i|se, 

'.Dir  perporjubringen  permdgen,  nämli*  im  äörennpunfte 
(et  Srennglafer  unb  fi3rennfpiege(  (f.  JBrenngla«),  por 
fcem  ©auerjtoffgeblüfe  (f.  ©  e  b  l  ä  f e )  unb  im  geuer  ber  jlarfjlen 
üoita'ftpen  »atterien  (f.  ©alpani«mu«)  perbrennt  ba« 
©olb  jum  5Jt)eil  ju  purpunotbem  Jtalf  unb  perflüArigt  jtep. 
£a«  ®olb  wirb  buref»  feine  Saure  angegriffen.  «Rur  ba« 
Sinig«waffer,  welcpe*  pon  biefer  <5igenf*aft  ben  «Ramen 
b*t  unb  au«  einem  2hcil  mdpig  verbünnter  ©alpeterfdure 
H  jvoei  bi«  brei  Sailen  Saljfaure  beflebt,  lojl  ba«  ©olb 
tslfornmen  auf,  unb  an  ber  SJolIltänbigfeit  biefer  Xufl6fung 
«tont  man  bie  «Reinheit  be«  ©olbe*.  Tin  ber  Suft  unb 
fdbft  im  reinen  Sauerfloffga«  bleibt  ba«  ©olb  bei  ieber 
Xempetatur  unperanbert,  au*  in  ber  geu*tigfeit  Perliert 
«  fernen  ©lang  triebt.  2>ur*  befonbere  tpemif*e  «proceffe 
wff«  ^  jeboÄ  mepre  jBerbinbungen  be«  ©olbe«  mit  Sauer« 


V  Oold 

ffoff  (JDrpbation*jlufen)  perjleflen.    JBringt  man  ©olborpb 
mit  Äiefelglaö  in  glüpenben  gluß,  fo  »erbinbet  ft*  ein  «ei. 
ner  Är>eit  be*  ©olbe«  mit  bem  ©lafe  unb  ertpeilt  bemfel. 
ben  eine  rubinrotbe  garbe.  —  ÜRan  finbet  ba«  ©olb  in 
©ängen  unb  eingefprengt  in  Altern  unb  jungern  ©ebirg«ari 
ten,  in  glüffen  unb  im  aufgef*wemmten  ganbe.  ßuweilen 
ifl  e«  bäum»,  neft«,  moo««  ober  braptfirmig,  oft  in  fo  flei» 
nen  £bei(*en,  baß  man  e«  nur  bur*  fün|l(i*e  93et)anb> 
lung  aufftnbet,  namentli*  bur*  bie  fogenannten  SBdf*en. 
©ewipnli*  werben  bie  ©olbene  erfl  gepo*t  unb  oberfld*» 
Ii*  gereinigt,  bann  mit  aueeffilber  angerieben,  wobei  ft* 
©olb  unb  ßuecfftlber  oerbinben.   hierauf  wirb  ba«  ßueef» 
filber  in  ber  ^iße  Perbampft  unb  ba*  jurücfbleibenbe  ©olb 
jufammengeftpmoljen.    fi3ei  bem  ©olbtr-af*en  f*wemmt 
man  ben  ni*t  golb^altigen  Sanb  pou  bem  f*war«n  golb» 
baltigen  ab,  au«  wel*em  lefetern  bann  mit  ßuecfftlber  ba« 
©olb  gewonnen  wirb;  fol*e  Ttnflaltert  werben  au*  ©o(b< 
feifenwerfe  genannt.  —  £>a«  ©olb  war  f*on  in  ben  dl» 
tejten  Reiten  befannt  unb  f*pn  ju  Solon'S  3eit  prdgte  man 
©olbmünun.  »ergeben«  baben  ft*  bie  2Cl*pmiflen  bemttpt, 
©olb  fünjili*  yj  bereiten.  (S.  Äl*emie.)  2Ran  benu^t  ba« 
©olb  tljeil«  juSRünien,  tb^eil«  ju  S*mutffa*en,  tbeil«  jum 
SBergolben.   Xu«  ©olb  unb  3mn  gewinnt  man  eine  f*6ne 
purpurrote  garbe  gur  «Porzellanmalerei,  ©olbpurpur, 
6afjtu«'f*e«  ©olbpuber  ober  mineralif*er  «Purpur  genannt. 
3lu*  in  ber  Hrjneifunbe  wirb  ba*  ©olb  angewendet,  be» 
fonber*  gef*ab  bie«  früber,  wo  man  in  bem  ©olbe  alle 
BoHfommenpeiten  eine«  «Raturf6rper«  pereintgt  glaubte  unb 
baber  au«  bemfelben  eine  Unioerfalmebicin  ober  ein  geben*» 
erbaltungSmittel  perjlellen  ju  f6nnen  glaubte.    «JRan  unter» 
f*eibet  tm  ^»anbel  blaffe«,  rjocfjgelbeö  unb  ganj  reine*,  fo» 
genannte*  3ungferngolb.    25a*  meifle  ©olb  wirb  in  Süb* 
atnerifa  unb  in  Xfrtfa  gewonnen.   3n  @uropa  ftnb  bie  er» 
giebigflen  ©ruben  in  Siebenbürgen  unb  Ungarn.   3u*  am 
Ural  pat  man  Ptel  ©olb  gefttnben.    9Ran  re*net,  baß  auf 
ber  ganjen  (?rbe  jd^rli*  ungefdpr  150,000  ÜRarf  ©olb  ge» 
Wonnen  werben.    £a  ba*  ganj  reine  ©o!b  alUu  wei*  ijl 
unb  fi*  baber  (ei*t  abnugen  würbe,  fo  perarbeitet  man 
nur  fol*e«  ©olb,  bem  ein  2lnrteil  Silber  ober  .Rupfer  ju« 
gefegt  ijl,  ober,  wie  man  e«  nennt,  legirte«  ©olb.  £ie 
Begirung  be«  ©olbe«  mit  Silber  p eigt  weiße,  bie  mit  Jtupfer 
ro*e  unb  bie  mit  beiben  «JRetallen  gcmif*te  .Havati- 
rung,  unb  ba«  2kriidimi«S  ber  Segirung  wirb  na*  itarat 
ober  ©rdn  angegeben.  (S.  ©ewi*t.;    ^»ierna*  beifjt 
j.  f3.  12faratige*  ©olb  fol*e«,  wel*e*  auf  24  Jtccol  12 
JCarat  ©olb,  alfo  '/»  9m  entpdlt,  inbem  man  ben  ©ertt) 
be«  jur  gegirung  angewenbeten  SRetalle«  ni*t  in  2fnf*Iag 
bringt.  Da*  gew6fonli*fle,  ober  nur  bei  meler  Übung  fi*ere 
«JRittel,  ben  SBertb  eine*  bargebotenett  Stürf«  ©olb  ju  ent» 
beefen,  ifl  ber  «Probirflein.    «JRan  tjat  itdmli*  perf*iebene 
«Probirnabeln  pon  befannter  3ufontmenfe^ung  unb  bur* 
8Jerglei*ung  be«  <Stri*e«,  we(*en  auf  bem  «Probirflein  ein 
Stucf  ©olb  gibt,  mit  bem  ©tri*  ber  «probirnabeln  beftimmt 
man  bie  Äaratirung.    3u  genauem  Unterfu*ungen  werben 
weit  f*wierigerc,  aber  au*  fi*rcrc  jßerfaprungäarten  ange« 
wenbet.  —  JDie  Bereitung  be«  bünnen  jölattgolbe*  (fowic 
be«  S3(attft(ber«)  gef*ie()t  bur*  ben  ©olbf*(dger.  Da« 
©olb  wirb  erfl  in  feinen  SDrabt  au«gejogen,  bann  in  fleine 
©tiefe  jerf*nitten  unb  nun  mit  einem  f*weren  flachen 
Jammer  auf  einer  «Karmorplatte,  erjl  jwif*en  «Pergament» 


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Golden! 

blättern,  bann  jwifcben  ben  fogenannten  ©olbftpt&ger* 
b  I  u  t  cb  e  n  in  immer  bünnere  IBldttc^cn  ausschlagen.  3Die 
Qolbfcb'lagerba'utcben  finb  bte  getrodneten  ooerflen  Jpäutdjen 
ber  SünbSbJrme.  —  DU  ©olbarbeiter  ftellen  au*  ©olb, 
©Uber  unb  Gbelfieinm  funfheicb  gearbeitete  ©cbmudfacben 
aller  «rt  her.  ' 

QMboni  f GarloX  ein  befannter  itaf.  öübnenbichter,  beffen 
Stücfe  aud)  inS  Deutfcbe  übertragen  worben  ftnb  unb  jura 
ab"l  noch  aufgeführt  traten,  warb  1707  juBenebig  gebo* 
ten.  Gr.  hatte  von  Sugenb  auf  unwiberfreblttbe  9teigung  §ur 
bramatifeben  foefte  unb  mürbe  in  jener  noch  mehr  babureb 
befturtt,  bog  fein  Bater  ein  Heines  ©efeUfcbaftStbeater  er* 
richtete,  auf  bem  ber  junge  ©.  meijlenS  in  SRdbcbenrotlcn 
auftrat.  Gr  foßte  nach  bem  SBtUen  feiner  Altern  SJfebü 
cin  ftubiren,  unb  ba  er  für  biefe  SEBiffenfcbaft  feine  giebe 
gewinnen  tonnte,  bie  8?ecbtSwiffrnfcbaften.  Durch  lodere 
©treiebe  unb  Unvorftcbtigfeit  braute  er  eS  aber  babin,  baß 
er  auS  ^avia ,  n>o  er  eine  greiftelle  im  jpdpfxl.  Kollegium 
erbalten  t>attc,  verwiefen  rourbe.  Gr  trieb  fid>  einige  Seit 
herum,  bi*  er  1729  eine  Stnjteüung  in  geitre  fanb.  4>ier 
würbe  ein  giebbabertbeater  errichtet,  bem  ©.  mit  großem 
Gifer  vorfhinb;  er  fchrieb  ein  9)aar  ünfifpiele,  bie  ebenfo 
großen  JBeifaB,  wie  fein  gewanbteS  ©piel  fanben.  9iacb 
bem  SBiKen  feines  BaterS  begab  ftd>  ©.  ju  biefem,  ber 
aber  balb  ftarb  unb  feine  gamilie  in  brüdenben  BermögenS» 
umftänben  Unterließ.  ©.  fuebte  nun  in  Staubig  emftlicb. 
als  9?ed)tSgelebrter  jßefebaftigung,  warb  jebo<b  bureb  feinen 
Seicbtfinn  in  eine  SWenge  von  Berlegenbetten  gefiürjt,  auS 
benen  er  fieb  nur  burch  Gntfemung  retten  tonnte.  9faä> 
bem  er  mehre  3abw  jum  &b«U  mit  berurajieb«nben  ©cbau; 
fpielertruppen,  welche  feine  Stücfe  aufführten,  ein  unfiiileS" 
unb  wüfteS  geben  geführt  hatte,  beiratbete  er  enblicb  1736 
unb  ließ  ftd>  in  Benebig  nieber.  Bon  nun  an  fchrieb  er 
bieienigen  Gbarafter>  unb  ©ittenftüde,  ju  we(d)en  er  baS 
größte  Salent  hatte  unb  benen  er  feinen  JXubm  verbanft. 
©elbmangel  fefcte  ihn  1741  normale"  in  bie  SWotfjwenbig« 
feit,  Benebtg  ju  verlaffen  unb  ein  unftäteö  geben  in  füb» 
ren,  bis  er  bie  Direction  beS  Sbeaterd  ju  Stimmt  über* 
nabm,  bie  ihn  auf  einige  Seit  in  beffere  Umftänbe  brachte. 
9lachher  griff  er  auf  einige  3«t  nochmals  ju  ben  ©efebäften 
eines  Xboocaten,  würbe  aber  balb  wieber  von  ihnen  abae* 
jogen.  Gr  lehrte  nach  Beliebig  jurüd  unb  fchrieb  mit  ©lud 
unb  großem  Steiß  für  baS  Sbeater,  bereicherte  ben  Director 
beffelben,  blieb  aber  felbjr  arm.  Durch  bie  Verausgabe  fei» 
ner  SBerfe  verbefferten  fiep  feine  Umftanbe.  Gr  fam  1758 
nach  tyatma  unb  170 1  nach  *ariS,  fanb  mit  mehren  feiner 
©tüde  großen  Seifatt  unb  würbe  gector  unb  2ef>rer  ber 
ital.  (Sprache  bei  ben  SEöcbtern  gubwig  XV.  Doch  würbe 
ihm  auch  biefe  Stellung  turn)  ben  5£ob  ber  Daupbine,  fei. 
ner  ©ömterin,  verfümmert,  bis  ihm  enblicb  nach  einigen 
3ahten  eine  $enfion  von  3600  givreS  jugeftebert  würbe. 
Siefen  ©ehalt  verlor  er  bei  Ausbruch  ber  Revolution,  unb 
alS  ihm  ber  SRationaleonvent  1793  benfelben  für  bie  Solge 
bewilligte  unb  befahl,  baß  ihm  ber  S?üdftanb  ausgezahlt 
werbe,  (ag  er  im  ©terben,  unb  nur  feine  SBitwe  genoß 
noch  bie  grüct>te  beS  neuen  ©lüd«.   ©.  hat  baS  SJerbienji, 


Golkonda 

fannte  man  nur  SRaSfenftüde  unb  ertemporirte  (att8  bem 
©tegreif  gefpro<r)ene)  Äom6bien,  welche  nur  ju  auS>gelaffe* 
nen  @päßen  unb  hoffen  ©elegenheit  gaben,  aber  fein  poe* 
tifcheS  unb  eine  jufammenba'ngenbe  ^anblung  barfteUenbeS 


ber  neuen  itom6bie  juerft  in  3talien  JBahn  gebrochen  ju 
haben  unb  bie  »ielen  ^»inberniffe,  bie  man  ihm  en 
(teilte,  burch  fein  Äaltnt  beft'egt  ju  haben,  grub«  i 


(&oli>6mttb  (£)(i«er)  war  als  ber  @ohn  eines  armen 
8anbprebigert  1729  in  Srtanb  geboren.  Gr  feilte  anfangs 
.Kaufmann  werben,  erhielt  ieboch  naibmatd  burch  Sierwanbte 
hinreichenbe  UnterftiMjung ,  um  in  Dublin  ju  ftubiren.  Gr 
entwich  r»on  hier,  um  fleh  ber  Strenge  feines  SehrerS  ju 
entwerten,  f ehrte  aber,  burch  9<otr>  getrieben  unb  burch  Ber» 
mittelung  feines  SruberS  wieber  gurüd.  Gr  feilte  ftch  bem 
geiftlitpen  ©tanbe  wibmen,  hatte  bieriu  aber  wenig  Stet« 
gung,  unb  eS  war  ihm  baher  felbft  erwünfeht,  baß  ber  Si- 
fchof  wegen  feiner  3ugenb  ihm  bie  SBcibe  jum  ©eiftlicben 
verweigerte.  Gin  Berfuch,  nach  Xmerifa  ju  gehen,  mtd* 
alürfte  unb  1752  ging  er  nach  Gbinburg,  um  SRebicin 
ftubiren,  unb  von  ba  nach  Sepben,  wo  er  ftch  mit  bem 
©tubium  ber  Gbemie  befchaftiate.  Gr  gerietb  in  fchledjte 
©efeUfchaft  unb  Berlufte.im  ©piet  brachten  ihn  ju  bem 
Gntfchluß,  ju  $uß  eine  äBanberung  burch  Guropa  an* 
jutreten.  Gr  burchjog  Slanbern,  einen  Zbcü  von  £curfd> 
lanb  unb  granfreid),  unb  fam  enblicb  nach  ber  ©ebroeij. 
Durch  glitenfpiel  unb  DiSputiren  foH  er  ftch  f«n«n  ttn* 
terbalt  erworben  haben.  Äurje  3eit  war  er  »egleitet  ei» 
neS  reichen  jungen  GnguwbcrS,  blieb  bann  einige  Hat  in 
$abua,  würbe  hier  Doctor  ber  SRebicin  unb  febrte  entlief) 
1756  nach  Gnglanb  jurüd.  ^u'er  lebte  er  unter  brüdenben 
©elboerhaltniffen  als  $rioatlebrer,  al*  ©ehilfe  eines  2fpo* 
theferö  unb  enblicb  felbflcinbig  alS  Xrjt  unb  ©d>riftjfeUer. 
Scachbem  er  unter  mecbfelnben  ©tüdSumfidnben  fid:  fd>on 
als  ©cbriftfietler  einen  bebeutenben  Wuf  erworben  hatte, 
würbe  er  jum  9>rofeffor  ber  ©efchichte  an  ber  engl.  ÜRalen 
afabemie  ernannt.  Gr  machte  1770  eine  Sfeife  nach  9>ari3 
unb  ftarb  fchon  1774.  Unter  feinen  »ahlreicben  ffierfen,  bie 
ade  von  feinem  gewanbten  ©eifte,  feinem  lebenbigen  unb 
jarten  ©efühl  unb  feiner  febonen  unb  anmutl  .  r.  Darfiel- 
lungSgabe  Aeugen,  jeichnet  ftd)  befonberS  fein  „canbprebiacr 
von  äSJafeftelb"  auS,  ber  in  aHe  ©pradjen  gebilbeter  BoU 
fer  überfe|t  ift.  Xußerbem  fchrieb  er  hifforifche  unb  ffatt* 
ftifche  aöerfe,  ®ebid)te  unb  »ühnenftüde,  bie  mit  vielem 
äöcifaU  aufgenommen  würben. 

(Ewlkortita-  3nSgemein  pflegte  man  früher  ben  im  De* 
fan,  b.  h-  1,1  bem  fübl.  von  bem  Sluffe  Sterbubbah  liegen- 
ben  Äheile  Jg>inboflanS  befindlichen  ©taat  beS  9lijara,  btr 
von  ben  »riteit  abhängig  ifl  unb  etwa  4500  D«W.  mit 
10  9Jf:U.  Ginw.  behe'nfcht,  baS  Königreich  ©olfonba  ju 
nennen.  3n  ber  neuern  icit  nennt  man  biefeS  Saab  gc* 
wohnlich  naa)  bem  tarnen  ber  ^auptflabt  baS  Königreich 
^pberabab.  Unweit  von  biefer  ledern  liegt  ©.,  baS  »or* 
malS  J^auptflaM  beS  ben  mittlem  X\)tU  beS  Defan  umfaf* 
fenben  Königreichs  Selingana  war.  ©ie  liegt  auf  einem 
Serge,  unb  ihre  ftarfen  gcjrungSrvcrfe  fütb  in  ber  ©efchichte 

tinboffanS  hochberühmt,  ^vn  bient  baS  $ort  ju  einem 
taatSgefängnijfe.  Diamantgruben  hat  jtvar  ©.  in  feinen 
Umgebungen  gar  nicht,  eS  werben  aber  im  bortiaen  gort 
bie  tn  bcrllmgegcnb  gefunbenen  Diamanten  gefchliffen,  unb 
bie  ©tabt  ift  baher  gUichfam  ber  ©tapelpia^  für  biefe  fofl* 


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«•Adel 


23» 


Oöpel 


(Stunifi  ifl  ein  Flein*«  gafjrjeug,  btfftn  man  ficf>  auf  tient;  f crAUgSnoeife  btifen  aber  ©onbefrt  bie  gahrjeuge ,  bit 
glüffes,  Xanaltn  unb  Seen,  namentlich  bei  Stifrpartien ,  bt«    auf  ben  jtandlen  SJenebigS  allgemein  in  ©ebrasd)  finb. 


25iefe  gabrjeuge  baben  gew6b,nlicb  eine  ginge  von  32  g., 
eine  jßreife  con  4  g.  unb  geringe  SEiefe.  Die  glitte  in 
ber  Störte  ber  ©onbel  ifl  mit  febwarjem  3tucbe  ubcrfcbla> 
jjjtfl  unb  b.at  an  ben  (Seiten  genjler.  3m  äJorbertbeil  ifl 
cm  (Hfen  angebracht,  um  beim  'Än|tofjen  Sefcrtabigung  ju 
Otiten.  Damit  fein  UuruS  in  'Äudflattung  ber  ©onbeln 
•trieben  werben  fonne,  mufjten  nacb  einem  alten  ©efefce 
©onbeln  fdjwarj  angefrrieben  fein,  waä  fieb  aueb 
:  ?i  noeb  erhalten  bat;  nur  ber  Doge  (f.  b.)  unb  bie  frtm* 
ten  ©efanbten  burften  fieb  ebtmaß  bunter  ©onbeln  bebie» 
neu  Durcb  bie ,  febwarje  garbe  erbatten  bie  ©onbeln  ein 
n<:aucbolif<be$  3nfebtn.  3ebt  berfelbcn  wirb  von  jwei 
ßonbolitrtn  geführt. 

<?öprl  ober  SBinbe  beigt  «me  tinfacbe  üttafebine,  beren 
aan  fia)  rote  ber  $afpt(,  mit  welcber  fie  aueb  grofe 
ifcnlicbfeit  bat,  bebient,  um  fcbwtre  gajlen  mit  einem  per» 
•j.tnifjmafig  geringen  Äufwanb  oon  Gräften  in  {Bewegung 
i"  fefcen.    Die  einfadjlle  'Art  be§  ©6pelS  befielt  in  einem 

•uifdrmigen,  fenfreaStflebenben  Jöalftn,  wtlcber  oben  unb 
na  mit  Japfen  »erfeben  ijl,  bie  ftcb  in  gagern  umbreben 
-nö  ber  ungcfäbr  in  ber  fWitte  mit  einigen  in  borijontaler 
i-$t  wn  ibm  auSgebenben  2trmen  oerfeben  ifl.  Um  bie 
i"ljc  wirb  nun  ein  Seil  beteiligt,  an  befielt  anbcrm  (Jnbe 
f><  jo  bewegenbc  gaft  angebracht  wirb.  Diefe  wirb  mitbin 
r^i,  fowte  man  bureb  Umbreijung  mittels  ber  Hrme  baS 
seil  auf  bie  2Saljt  aufwicfclt.    Die  ^fpel  ifl  ganj  wie 

®Jyd  eingeriebtet,  nur  baß  bei  jener  bie  2Balje  niebt 
it  (lebt,  foubern  in  tjoriäontaler  Sage  fieb  befinbet. 
V'  Sirtfamfeit  »on  ^afpel  unb  ©6pcl  beruht  auf  ben 

^■w  bei  ^>ebel5  (f.  b.)  unb  bit  manniebfoeben  ©e> 
toelcbe  beibe  2J?afcbinen  erbatten,  utiterfebetben  fi<b 
:ltfl  ^  bie  2lrt  unb  2Beife,  wie  bie  Jtraft  angebraebt 
iwrb.  sSinb  bit  ju  bewegenben  Sofien  fet;r  febwer,  fo  ocr> 


fiebt  man  bit  2BaUe  wol  aueb  nur  mit  einem  ober  mit 
jwei  langern  unb  flarfern  ttrmen,  an  n?elct>e  man  ein  ober 
mebre  Sterbe  fpannt,  unb  bat  auf  bieftffikift  einen  "Pfer^ 
beg6pel.  »eim  2Safferg6pel  wirb  baS  fliefjenbt  3Baf* 
ftr,  beim  SBinbgöpel  ber  SBinb  al$  beroegenbe  Juaft 
benufct.  Die  £afpel,  welcbe  mit  £ülfc  tintS  gjjabnttn  9ta= 
be$  umgebrebt  wirb,  t^ci^t  Slabbafpel,  «bpinbtlrab 
ob«  Spillrab.  Sinbflatt  btjfen  nur  jwei  fenfreebt  bureb 
bie  SBal^e  gebenbt  Stäbe  angebraebt,  fo  bat  man  tine 
Äreujbafpel,  tnblicb  eine  #ornbafptl,  wenn  bie  3a> 
pfen,  um  bie  fieb  bie  2QeQt  brebt,  in  Aurbein  ausgeben, 
mit  £ülfe  beren  bie  Umbrebung  gefebiebt.  £itrb«  ge* 
b6rt  aueb  bie  nebtnfltbtnb  abgebilbete 
©angfpillt,  beren  man  ftcb  auf 
Scbinen  unb  ©erften  bebient.  Sie 
befteb t  aud  einer  Spinbel',  bie  auf  bem 
Decft  M  ©ebi|f3  fe|l(ltbt,  jicb  aber 
um  ihre  'Äcbfe  breben  lajit  mittel»  lan- 
gtr  Jeebel,  bit  in  bit  oberwärtd  an-- 
gebraebten  Söcber  gtjlecft  werben.  Um 
ben  mittlem  Xbtil  winbet  fieb  ba5  Sau,  an  bem  Der  'luv- 
te; bangt,  unb  unttn  finb  in  3abnt  tinfpringtnbt  $attn 
angebracht,  weicht  baS  3urücfgtbfn  ber  ©pinbtl  »trbinbern. 

Cine  btfonbere  2frt  bierbtr  cjfb^ä«  ®cfll 
febinen  ifl  bad  nebenflebenb  abgebilbett 
Srttrab,  ein  großes  Siab  mit  breitem 
Stanbe,  an  welcbem  innerhalb  ober  ,;u. 
weilen  aueb  äufierlicb  Stufen  angebraebt 
finb,  febajj,  wenn  ein  SHenfcb  ober  ein 
&bi«  in  biefem  JRabe  auf  ben  Stufen 
fortfebreitet,  baS  9fab  unter  ibm  ftcb  umbrebt.  Dit  'Äcbft 
tt-j  Siabil  bilbet  bit  SBelle,  um  weldx  ba$  Stil  fieb  auf> 
winbet.  Solcbt  Sretraber  aber  ffinnen  aueb  jum  iöetriebe 
pon  SRafcbinen  benufet  werben,  wtlcbc  fie  bann  in  äbnlicbet 


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Goslar 


240 


GötUe 


SBeife,  wie  baS  SBafferrab  bie  «Kühlen,  in  Bewegung 
fefeen.  (SBergl.  Tretmühle.) 

(Soslar,  eine  ehemalige  freie  JReichSjlabt  an  bet  ©ofe, 
am  guße  beS  #arje8,  unb  jmar  einft  bie  Melle  unb  mäch* 
tigfle,  welche  um  920  gegrunbet  würbe  unb  öftere  bet  ©i& 
beS  beutföen  ÄaiferS  unb  verriebener  JReichSverfammlun* 
gen  war.  ©ie  verlor  1801  itjre  SReicböfreibeit  unb  würbe 
1807  bem  .Königreich  SBejlfalen,  bann  1815  bem  Äö* 
nigreiche  #anover  jugetheilt.  Gegenwärtig  geirrt  @.  jur 
hanöv.  Sanbbroftei  ^Ilbesheim ,  bat  6000  <£inw.  unb  ge* 
währt  burch  feine  altettbümlidje  Bauart  einen  finflern  "äm 
blicf.  2>er  gotbifcfte  Dom  auS  bem  11.  3aW>.  ifl  1820 
bis  auf  eine  .Kapelle  abgetragen  worben,  in  welker  ver> 
fchiebene  'Älterthümcr  aufbewahrt  werben.  3n  ber  ©tephanS» 
firche  fteht  man  ben  ttltar  beS  ©öljen  Jtrobo,  welcben  bie 
alten  Saufen  »«ehrten.  @r  beflebt  auS  fünf  SRetallplat* 
ten.  3n  ber  9?at>c  ber  ©tabt  liegt  ber  SfammelSberg, 
in  welchem  fcbon  feit  700  Sahren  Bergbau  betrieben-  wirb 
unb  ber  namentlich  Blei,  ©lätte,  ©cbwefel  unb  .Rupfer, 
auch  etwas  ©olb  unb  ©ilber  liefert.  Die  Bergwerfe  ge^ 
hören  theilS  #anover,  theilS  Braunfchweig,  unb  in  ©.  ifl 
ein  gemeinfchaftlicheS  Bergamt.  25aS  Blei  wirb  in  meh» 
ren  großen  Jübrifen  theilS  $u  {RoUenblei,  ti)ctts  ju  ©d>rot 
verarbeitet.  'Äußerbem  jtnb  in  ber  lUäbc  von  ®.  fehr  bebeu» 
tenbe  ©cbjeferbrüehe ,  auS  b eisen  beinahe  aller  25acbfcbiefer  in 
ganj  91orbbeutfd>lanb  bejogen  wirb.  ®.  hat  bebeutenbe 
Bierbrauereien,  in  benen  bie  befannte  ©ofe  gebrauet  wirb, 
SEa&etens,  Sebers  unb  ©eifenfabrifen ,  Sirriolftebereien  unb 
4?anbel  mit  ©etreibe,  t:,  Branntwein  unb  SBoHe. 

@otl)ct,  bie  AauiM  :  unb  {Refibenjflabt  beS  #erjogthumS 
©achfen •- ©otba  (f.  ©achfen>£oburg*®otha)  mit  etwa 
13,000  ©nw.,  ift  im  Allgemeinen  recht  gut  gebaut,  liegt  in 
einer  reijenben  ©egenb  an  ber  Seine,  auf  ber  großen  £eerftraße 
jwifeben  Seipjig  unb  grantfurt  unb  ift  ein  feht  gewerbfamer 
Ort,  beffen  gabrifation  in  sporjellan,  SEabacf,  «Bolle  Sein« 
wanb,  Baumwolle,  geuerfprifeen,  muftfaiifftcn  unb  ebirurgi» 
fchen  Snftrumenten  beträchtlich  ift.  Auch  ber  £anbel  ifl  nicht 
unwichtig;  bie  Bebens  =  unb  geuervtrftcberunjjSanftalt  macht 
auSgebebnte  ©efchäfte  unb  ber  ©ewerbeverem  wirft  vor« 
theilhaft  auf  bie  3nbuftrie.  SSBobltbätige  Snfhtute  unb  An» 
flalttn  für  3Biffenfchaft  unb  Jfcunft  hat  ©•  weit  mehr,  al« 
irgenb  eine  anbere  ©tabt  von  ähnlicher  ©röße.  25aS  ©omna* 
ftum  ifl  vortrefflich,  baS  ©chullebrerfeminarium  baS  ältefte 
in  Deutfchlanb;  bie  ©ewerbS«  unb  äanbeisfcbule  fleht  in 
wobwerbientem  Stufe,  auch  eine  SWilttairfcbule  ifl  vorban« 
ben.  3n  bem  auf  einem  Berge  ft'cb  erhebenben  ©chloffe 
griebenftein  finb  eine  SRenge,  bem  publicum  jugänq« 
lieber,  wiffenfcbaftlicher  ©chäfce  vorbanben,  j.  B.  eine  150,000 
Bänbe  ftarfe  Bibliotbef,  ein  «Wünj«,  ein  Äunfl*  unb  ein 
9caturalirncabinet,  eine  2Cntifenfammlung ,  ©ammlung  php' 
fifalifcher  3nflrumente,  ein  orientalifcheS  ÜÄufeum,  »iele  31U 
terthümet  u.  f.  w.  Unfern  ber  ©tabt  auf  bem  ©eeberge 
liegt  bie  t>on  #erjog  (Srrnfl  II.  erbaute  ©temwarte,  welche 
bureh  bie  Beobachtungen  unb  gelehrten  Arbeiten  ber  ^>er» 
ren  oon  3ach  unb  »on  £inbenau  fo  berühmt  geworben  ift. 

<6citl)akanal,  ber  großartigjte  unb  fünjUiehfle  SBaffer» 
weg  ber  ffanbinao.  ^albinfel.  2>ie  ©othaelf  (®f  htift 
©trom)  tritt  bei  SBenerSborg  aud  bem  SÖenerfee  unb  theilt 
ftch  bann,  eine  f leine  ©treefe  oberhalb  ihrer  SRünbung,  in 


jwei  2frme,  bon  benen  ber  fübltchfle,  al*  ber  bebeutenbere, 
ben  tarnen  @6thaelf  behält  jDiefe  ©othaelf  ergießt  ft'cb. 
etwa  eine  ©tunbe  unterhalb  ber  bebeutenben  #anbel8flabt 
©ötbaborg  ober  ©othenburg  in3  Äattegat.  Warb  ihrem 
XuSflufie  au§  bem  äBenerfee  flrämt  bie  ©äthaelf,  bie  im 
©anjen  einen  etwa  130  ©tunben  (anaen  Sauf  hat,  über 
fleile  gelfen  unb  bilbet  eine  Xnjahl  gefährlicher  SBafferfäDe 
unb  ©tromfchneHen.  Um  biefe  unb  namentlich  bie  SBaffer« 
fälle  »on  Sronhätta  ju  umgehen,  warb  fchon  im  3-  1793 
ber  SroOhättafanal  begonnen,  1800  wQenbet  unb  nun 
wollte  man  auch  anbere  Aanalftrecfen  graben.  Doch  unter« 
blieB  biefed  oielbefprochene  ^>roiect  bii  nach  bem  aQgemei» 
nen  europ.  grieben  1815.  25er  enblich  bcenbete  ©6thafanal, 
ber  ©ehweben  tn  feiner  ganjen  Breite  »on  ©öthaborg 
bis  ©öberföping  unb  felbfl  bii  ©tocfholm  burchjieht,  t>eri 
binbet  eine  Xnjahl  bebeutenber  Binnenfeen  unb  oerfchafft 
bem  Sanbe  eine  ununterbrochene  SBBafferflraße  oon  mehr  als 
80  beutfehen  9R.  Sänge.-  &  beginnt  bei  ©iötörp  am  bftU  Ufer 
beS  SBenerfee«,  führt  »on  biefem  auö,  fleinerc@een  lur  Äa. 
naltinie  benu^enb,  in  ber  SRichtung  von  SBeflen  nach  SDflen 
gum  SBetterfee  bei  Aarlöbora  unb  von  biefem  au$  wieber  mit 
Benufeung  einiger  fleinen  ©een  bis  ju  feiner  SRünbung  in 
einen  Bufen  ber  Dflfee  bei  ©6berföping.  !Con  hi«  ob  fann 
man  jur  ©ee  in  wenigen  ©tunben  bis  ju  bem  1819  »OH* 
enbeten  Äanale  von  ©öbertelge  fahren,  ber  feitterfettS  eine 
bequemere  unb  füttere  Qommunication  mit  bem  Sftfarfet 
unb  ©tocfholm  eröf^et,  alS  ber  gew6h«li^«  sBeg  jur  ©ce.  — 
25er  ®6thafanal  hat  überall  mehr  SEBaffer,  alS  nithig  ifl, 
weshalb  an  manchen  ©teilen  eintrittSfchleufcn  angelegt  »er« 
ben  mußten,  um  bie  übcrfüüung  ju  verhinbetn.  er  i)ct 
im  ©anjen  72  grißere  unb  fleinere  ©chleufcn,  29  SBafia. 
leitungen  unb  24  Uberfälle,  welche  baS  überflüfilge  SBaffcr 
ableiten,  4  ©chiffoboefen ,  29  Becfen  jur  Aufnahme  ber 
©chiffe  an  ben  verfcfeUbenen  Äanalflationen,  unb  an  ben 
2Rünbungen  5  fichere  $äfcn.  25ie  eigentliche  iCanallängc 
von  ©j6törp  bis  jur  SDflfee  betragt  17  fchweb.  (faff  25 \, 
beutfehe)  SW.  unb  10,800  Cücn,  wovon  mehr  «IS  8 
fdjweb.  «W.  auf  ben  Äanal  unb  9  2».  auf  bie  ©eewege 
fommen.  25er  Äanal  ifl  überaQ  wenigflenS  10  tief,  am 
Boben  hat  er  45  %.  Breite,  bie  beS  SBajferfpicgetS  ifl  ver= 
fchieben;  jum  größten  Stheile  warb  er  in  ©ranitfei[en  ge/ 
fprengt.  25iefeS  bewunbernSwürbige  SSerf,  baS  fett  btm 
3ahre  1832  in  feiner  gamen  Sänge  butch  25ampffchiffe  be* 
fahren  wirb,  warb  auf  »ctien  unb  burch  äufchüffe  ber 
©tänbe  erbauet  unb  foflete  etwas  über  9  SBliü*.  JThlt.;  bo* 
berechnen  bie  3ntereffenten  bie  Äoflen  wegen  unbejahlter 
3infen  ju  12,lt)0,00ü  SEhlr.  ,  ^ 


fchen,  warb 


(föthe  (3oh-  SBolfgang),  ber  größte  25ichter  ber 

ben  28.  Xug.  1 749  ju  granffurt  am  5Dfam 
boren,  ©ein  Bater  hatte  ben  2ttel  eines  faif.  JRath«,  b< 
fleibetc  aber  fein  öffentliches  Ämt  in  feiner  Baterflai^jgb 
war  ein  ernfler,  flrenger,  etwas  pebantifcher  SRartdl'  ba 
ftch  bie  (Srjiehung  feines  ©ohneS  jur  wichtigflen  Znawegei& 
heit  machte.  Gr  ließ  ben  aufgeweeften  Anabcn  fit  jebtM 
Dichtung,  welche  er  einfehtug,  gewähren,  fobalb  «  ruf 
bemerfte,  baß  jener  in  Serfolgung  berfelben  ju  einet'  % 
brettung  unb  Bermehrung  feiner  Bilbung  gelangte.  "JT 
hielt  er  ftreng  barauf,  baß  baS  Angefangene  nicht 
wiebet  fallen  gelaffen  würbe,  bis  eS  ju  einem  gewifjirrt 


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Utfthe 


241  Oöthe 


fultate  gelangt  war.  ®.'S  Butter  Rammte  auS  einem 
rornebmen  buraerlicben  ©efd)led;te  ?pranffuttS.  3br  Skter, 
3ob.  SBolfg.  JSertor,  toar  ©tbultbriß  »er  freien  9Jeict>ö; 
(labt  unb  fte  felbfl  jeidmete  fidj  burd>  rtnirbeootlcn  21n- 
fomb,  'Änmutb,  ©eifl  unb  &ilbung  aus,  mit  weldjen  Vor; 
tfgen  fte  alle  ljugenben  einer  tüchtigen ,  uiwerjdrtelten  ©e» 
fmnung  »erbanb.  Von  fold)en  Altern  unb  einigen  $ttoat> 
lebrem  erhielt  ber  junge  ©.  feine  Grjiebung ,  biö  er  baS  tni; 
trrlicbe  $auS  oerließ,  unb  um  fo  mehr  fonnten  jene  ade 
Sorgfalt  auf  ihn  »erwenben,  alS  fte  im  ©eftfc  eines  binrei* 
*mben  VermigenS  waren  unb  außer  ihm  unb  einer  2o$; 
tec  Cornelia,  feine  Äinber  am  Sehen  bereiten.  9ctrr  fune 
i<it  befugte  ©.  eine  öffentliche  ©djule.  SBie  »ielfeitig  beS 
Stuben  erfle  BÜbung  fdjon  begann  unb  rcie  felbjldnbig  er 
ca$  Angelernte  alS  fein  Gigentijum  ju  bcbanbeln  ftrebte,  tri 
üf[)t  man  auS  ber  Ärt,  roeldje  er  felbfl  wdblte,  um  ftd>  in 
Den  »erfc&iebenen  ©pracben  ju  üben.    Gr  fct>riet>  ndmlicb 


2fvt  9loman,  in  welcbem  fiebert  an  »erfcf)iebene  £)rte 
wrtheilte  ©ffcb»»ifrer  in  ©riefen,  jeher  in  einer  anbern 
Zpracbe  fdjreibenb,  ftcf>  unterbieten/-  ©einen  ©efd)matf 
fur_  ©etndlbe  ju  bilben.  fatte  ©.  frübjeitig  ©elegenbeit. 
5<in  Sater  war  ein  üiebbaber  »on  ©emdlben,  unb  bei  ber 
Öefe&ung  granffurtS  bureb  bie  granjofen,  1759,  fam  ein 
'■n;.  ©raf  im  ©&tbr'fcbcn  #aufe  inS  JChtartier,  weldjcr  bie 
mgefebenjien  3fla!er  ber  ©tabt  »ielfacb  befdjdftigte.  Der  jebttJ 

:ig<  Änabe  interefftrte  fta)  eifrig  für  biefeS  fünfllerifcbe 
treiben  im  $aufe  feines  VaterS  unb  fegte  fogar  ben  SJtas 

:t  einen  Xuffafc  bor,  in  bem  12  Silber,  bie  ©efebiebte 
3ofe»b'S  barfieUe nb ,  befebrieben  waren.  Ginige  fanben  auefj 
trmflid)  foleben  äöeifall ,  baß  fte  auSgcfübrt  würben.  Von 
bem  bebeutenbflen  Ginfluß  auf  ©.'6  inneres  Beben  mar  feine 
erfte  Sugenbliebc  ju  einem  Sfödbeben,  ©reteben,  au§  nieberm 

anbe,  aber  »cm  ben  liebenSroürbigflen  Sftaturanlagett.  Die 
Ptebe  bemdebtigte  fid)  mit  aller  ©tut  unb  ©d>wdrmerei  bee» 
lAidbrigen  3ünglingS;  bod)  rodete  if)re  JBlütenjcit  nur  we* 
rrige  ftot^en,  benn  ©.'S  Altern  wußten  baS  SiebeSoerbdlt* 
rrifl  baß)  aufjubeben.  ©.  »erfiel  in  eine  Jtranfbtit  unb  nad&; 

Bitter  »60119.1  (er  n. 


ber  in  eine  fdjwermütbige  ©timmung,  »on  ber  er  fid)  nur 
langfam  erboltc.  Den  Kamen  unb  bie  SiebenSnutrbigfeit 
biefer  erften  ©eliebten  bat  jebod)  ©.  in  feinem  ,,$aufr"  »cr> 
ewtgt  9bcb  im  dlterlicben  ^)aufe  machte  ©.  bie  erfien  2(n» 
fdnge  bti  jurtftifcb'en  ©tubium«  unter  Anleitung  feines  S8a» 
terö.  unb  17fi5  begab  er  ftd)  mit  Gmpfeblungen  wobl  au6i 
gerüjlet  auf  bie  Uniberfitdt  2eißjig,  um  ftcb  nad)  bemlBillen 
feineS  SkterS  jum  KecbtSgelebrten  auSjubilben.  3bn  felbfl 
aber  trieb  eS,  ftcb  ium  Siebter  unb  <3ct)rfftfleller  ju 
bilben,  um  fo  mebr,  ba  er  ftcb  fd)on  feit  feiner  frfibeften  3ugenb 
in  »oetifdjett  Arbeiten  oerfuebt  liatte,  welcbe  mit  Söoblwollen 
unb  Beifall  aufgenommen  werben  waren.  3n  ßeiöjig  fanb 
et  an  ber  rroefenen  SSeife,  mie  bie  9?ccbtSn?i|fenfebaften  unb 
bie  9>r)itofopr>ie  bamalS  bebanbett  würben,  wenig  ©efdjmacf. 
9Rit  mebr  Gifer  befutbte  er  ©eüert'fl  SJorlefungen  unb  ge» 
wann  namentlich,  bureb  bie  frbriftfießcrifcf)cn  Übungen,  welcbe 
biefer  ©tubhenbe  unter  feiner  Leitung  bomebmen  ließ;  boct> 
fonnte  weber  baä  tretchmütbige  Sßefen  ©ellert'S,  nocr>  ba8 
Idcberlidj  fteifpebantifcb. e  ©ottfcb.eb'6  bem  jungen  Siebter  eine 
entfebiebene  Sttcbtung  geben.  3n  einer  ©efellfc^aft  aufge> 
roedter  greunbe  unb  im  Girfcl  gebilbeter  gamilien  bilbete 
ftcb.  ©•  felbfidnbiger  aud,  würbe  jebotf»  in  biefer  ©elbfldm 
bigfeit  jn  manebem  tibermutb  beranlaßt  unb  gerietb  in  eine 
ungeregelte  Sebenäroeife,  bie  non  traurigen  Solgen  für  ihn 
würbe,  ©eine  erfle  55rucffcf>rift,  welcbe  anonom  in  Seipjtg 
1767  erfebien,  war  ein  ©»ottgebiebt  auf  ein  moralifcb:dftbe* 
ttfcb  5  wetcbltc^eö  Drama  „Sföebon"  »om  ?)rofe(7or  GlobiuS. 
©.'6  Äunflftnn  würbe  »ortbeilbaft  auSgebilbet  burd)  $ri»at» 
flunben,  bie  er  bei  bem  rühmlich  berannten  2??aier  £>fer 
nahm  unb  burd?  baä  ©tubium  ber  Schriften  9Bincfelmann'6 
unb  8efftng'6.  Gine  fcbnell  »orübergebenbe  Siebelei  mit  ei; 
ner  bübfeben  SBirtbStocbter  oeranlaßte  ©.  ju  bem  bramati* 
fd)en  Webiebt  „Die  Saune  beS  Verliebten",  weldbed  nebfl  ben 
„SRitfdjulbigen"  bie  einjtgen  bebeutenben  poetifc^en  SBerfe 
finb,  weld)e  ber  Vernichtung  entgingen,  ju  ber  ©.  nad;: 
maW  alle  feine  poetifdjen  Arbeiten  auS  ber  leipziger  3ett  »er* 
bammte.  ©.  nahm  in  Seipjig  auc^  ©elegenbeit,  ftd>  in  ber 
Äupfer flecbfunfl  git  »erfuc^en,  unb  mir  befitu-n  no$  jvoet 
rabhte  SSldtter  »on  ibm  au8  jener  3eit.  S5ei  biefen  Ärbei» 
ten  nahm  er  ftcb  jebodj  nicht  liinldn^licf)  »or  ben  frtiät-Ü. 
eJben  Dünflen  in  2tcbt,  welche  ftc^  beim  tytn  in  Äupfer 
entwideln,  unb  btefe  trugen,  fowie  feine  unregelmdßige  £e< 
benSweife  baju  bei,  baß  er  fld)  eine  Ärdnfltdjfeit  jujog, 
weldje  enblid)  bie  gefdbrlidjjle  SBenbung  nabm.  Gr  erroaebte 
eine6  9?ad>t§  mit  einem  SlutjluT),  unb  nur  burd;  bie  forglicbfle 
dnt(id>e  öehanblung  entging  er  bem  SEobe ;  aber  nod)  frdnf > 
lieb  febrte  er  1768  in  ba$  VaterbauS  jurud.  GS  bauerte 
lange,  eb<  bie  Äraft  ber  3ugenb  über  feinen  leibenben  3u* 
flanb  ben  »&(ligen  ©ieg  ba»ontrug.  9JIit  bem  Äorper  litt 
aud)  ber  ©eifl,  unb  eine  eigne  m9flifd>'f$wdrmerifcbe  Scie^i 
tung  bemdebtigte  ftc$  beffelben.  SBon  bem  wobltbdttgflen  Gnu 
fluß  würbe  ©.  aber  ber  Xufentbalt  in  ©traSburg  unb  in 
beffen  reiwnben  Umgebungen,  wobin  et  fid)  ju  Seenbigung 
feiner  juri(lifd)en  ©tubien  begeben  batte,  fobalb  fein  Äörperj 
juflanb  e$  erlaubte.  Gin  $ri»atlebrer  bereitete  i'bn  bier  fo 
tücbtig  »or,  baß  er  1771  bie  SBürbe  eineS  DoctorS  ber 
9iecbtSwiffenfd)aften  erlangen  fonnte.  übrigens  befc^dftigte 
fid>  ©.  mebr  mit  mebicinifd>en,  naturrpiffenfcbaftlic^en  unb 
fd)6nwiffenfc^aftlid)ert  ©tubien,  aW  mit  3unSprubenj.  G* 


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Wftete  fia)  ein  Ärei«  geißreieber  greunbe,  weldbe  ein  ieite* 
re«  unb  geißig  regfame«  Srben  führten.  3n  ©tra«burg 
lernte  ®.  £  erb  er  (f.  b.)  f  ernten,  ber  auf  ü)n  oon  btm 
gewaltigßen  (Einfluß  war,  inbem  beffen  großartige  Huffajfung 
ber  SSelt  unb  ber  $oefie  ihm  eine  bt«ber  nicht  gerannte  Se» 
ben«anfcbauung  eröffnete.  ©.  erfuhr,  baß  ber  Dichter  nicht 
nur  ber  begabte  SKenfch  fei,  ber  feine  (Empfinbungen  fcbön 
au«juf>rechen  wiffe,  fonbern  baß  bie  ^oefie  bat  beilige  Qu 
gentbum  be«  Bolf«,  ja  be«  «Wcnfehengefchlecbt«  fei.  Der 
größte  Dichter  (Englanb«,  ©baffpeare  (f.  b.),  beffen 
fiBerfe  ©.  ebenfall«  juerß  in  ©traäbura,  fennen  lernte, 
würbe  ihm  mit  feiner  alle  SebenSoerhdltntffe  burchbringen* 
ben  ?)oefie  ein  leuchtenbe«  Öorbilb.  3fbee  auch  ba«  «perj 
be«  jungen  Dichtere;  fanb  ©elegenbrit  jur  Bilbung  in  ber 
Siebe  ju  einem  ebenfo  anmutigen  all  geißooßen  SRdbcben, 
ber  Sochter  eine«  Sanbprebiger«  in  ber  9*dbe  oon  ©tra«: 
bürg.  3n  ber  trübßen  ©timmung  »erließ  ®.  ben  JDrt,  bei 
ibm  fo  oielfacb  tbeuer  geworben  war. 

Stach  granffurt  jurucfgefebrt,  eröffnete  fich  füt  ©.  balb 
ein  neuer  Ätei«  geißreieber  greunbe,  ber  burcb  bie  Zl>t\U 
nähme  an  feinen  Uterarifcben  löeßrebungen  ibm  oielfach  för» 
bcrltct)  war  unb  in  bem  ftch  erfabrene,  oerßdnbige  ÜJtdnner 
befanben,  welche  ©.  in  ba«  literarifcbe  Sehen  einjupbren 
fdbig  waren.  3"  biefen  gehörten  namentlich  üSterf  in  »arm: 
ßabt  unb  bie  ©ruber  ©cbloßrr.  beren  einet  ©.'«  ©cbwe* 
ßer,  Cornelia,  jur  ©attin  wählte.  ©.  gab  neb  in  bie« 

!er  3c it  gan)  bem  Sehen  in  ber  Statut  bin,  er  war  faft 
Uti  auf  Kernen  Steifen  in  ber  Umgegenb  begriffen,  übte 
fia)  be«  SBinter«  fleißig  im  ©chlittfchublaufen,  be«  ©om* 
met«  im  Weiten.  Stach  bem  SBunfcbe  feine«  JBater«  mußte 
er  fich  iebocf)  na  et)  SBefclar  begeben,  um  ftcb  beim  bortigen 
3teicb8fammergericht  in  ber  juriflifeben  $rari«  ju  üben.  ^)ier 
fanb  er  in  bem  jahlretcben  ©efanbtfchafWperfonal  einen  beb 
ternÄreiö  junger  Seute,  in  welkem  er  eine  angenebme  ©teU 
lung  einnahm,  aber  wenig  SWuße  ju  fcbriftßellerifcher  Sf)<Stia< 
fett  fanb.  Durd)  SJterf  aufgefobert,  nahm  ©.  an  ben  „granr? 
furter  gelebrten  tfnjeigen"  SffjetI,  für  welken  er  mit  oft  lei* 
benfchaftlicher  Aufregung  fritifebe  JBeitrdge  tieferte.  SBiebrrum 
in  jranffurt  machte  ftd^  ©.,  befonber«  burä)  feine  ©chweßer 
jur  enblichen  Ausführung  angeregt,  an  ben  ,,©6ö  oon  SJer* 
liebingen"  (1773),  mit  beffen  (Entwurf  er  fich  febon  fett 
Sabren  befrpdftigt  hatte.  (Eine  balb  barauf  unternommene 
jweite  Bearbeitung  wUrbe  auf  SJterf«  Setrieb  in  Drucf  ge* 
geben  unb  jwar,  ba  fich  (ein  JBucbbdnbler  gefunben  batte,  auf 
Äoßen  ber  beiben  greunbe.  Da«  ©tücf  machte  große«  2Cuffes 
ben;  aber  noch  entfehiebener  würbe  ber  Stubm  be«  Siebter« 
nadj  Grfcbeinung  feine«  „SBertber".  ©.  batte  in  SGBefelar  gu 
ber  Verlobten  eine«  ^teunbe«  eine  idrtücfje  3uneigung  oe- 
faßt,  oon  welcher  er  ftdh  nur  fcc)wer  lo«}umacben  t>ermocb.te, 
unb  welche  in  ibm  fogar  ben  ©ebanfen  an  ©elbfhnorb  rege 
gemacht  batte.  Salb  na$  feinem  Abgänge  oon  SBe^Iar  er< 
fuhr  ©.,  baß  ein  junger  $offnung«ooller  2J?anrt,  3erufa:cm, 
weil  er  ber  Siebe  jur  ©attin  eine«  ffreunbe«  titcSjt  .&err  ]ü 
werben  oermoebt,  fid)  erfc^offen  l\\bc.  ©o  fanb  ©.  ©elegen: 
beit ,  inbem  er  biefe  traurige  Segebenbeit  jum  ©egenfiante 
einet  Grjdblung  machte,  bie£Uialen  ber  Siebe,  bie  er  felbfl 
fo  f$mer$li$  turcfjempfunben,  au«jufprecb.en.  2>et  berühmt 
geworbene  jDic&ter  würbe  nun  »on  allen  ©eiten  aufgebt 
unb  wo  er  h infam,  mit  großer  3uoorfommenbett  aufgenom^ 
mert.   Qx  machte  bie  ndb«re  »efanntfe^aft  3acobf«,  ^etn» 


2  GötUe 

fe'«,  Saoater'«,  »afebow'l,  ÄIopfbcT«,  unb  namenttt'c^ 
be«  Srbprinjen  »on  SSBeimar,  Äarl  Äugufl,  ber,  balb  nact>- 
bem  er  al«  £erjog  mr  9?egierung  gelangt  war,  ©.  1775 
an  feinen  #of  berief. 

SBeimar  würbe  balb  ber  SWttelpunft  be«  böc^jlen  geifK- 
gen  Seben«  oon  2)eutfdjlanb ,  mbem  bie  auSgetetdbnetftert 
©eifter  unb  »orjuglidjften  ©cbriftfteller  tbeil«  für  immer  nac^ 
SBeimar  gejogen  würben,  tbeil«  auf  fürjere  ober  längere 
3eit  in  ben  anjiebenbflen  Umgebungen  woblwollenbe  Äufs 
na^me  fanben.  2foialia,  bie  ^erjogin  SRutter,  eine  geiftta 
bocb,gebilbete,  für  alle«  ©roße  unb  ©cc)öne  leibenfd>aftli<§ 
begetjierte  gurfiin,  war  bie  ©eele  be«  Greife«  auegejeieb;* 
neter  SRdnner,  welche  fte  um  flc$  »erfammelte.  @cc>cn 
au«  (ruberer  3eit  waren  SBielanb,  al«  (?ni*ber  be«  nun* 
mebrigen  'Öerjog«,  unb  ber  befannte  «Wärcb/fnerjdtjlet  $Jlu= 
fdu«  in  äBeimar;  balb  nacb  @.  Farn  ^erber  unb  enbs 
Heb  auch  ©cbiUer  babtn.  ©.  trat  in  bie  freunbf<$aft* 
HMm  Söcrbdltniffe  mit  bem  jungen  ^erjog  unb  ert>ob 
ftep  balb  nic^t  nur  turd?  feine  Zbetlnabme  an  ber  ©taat«* 
regierung,  fonbern  aueb.  bureb  fein  aufgeweefte«  SBefen  in 
©eher)  unb  Grnfr,  flet«  mit  ©ewanbtbett  unb  Einmuth  ben 
regten  Zon  angebenb,  ju  bem  erftett  fla^e  unter  ben 
au«ge$eichneten  ufrdnnern  SBeimar«.  Alle  liebten  unb  ehrten 
ben  jungen  genialen  SRann;  felbft  SEBielanb,  ben  ©.  früher 
öffentlich  angegriffen  hatte,  fhömte  in  Siebe  unb  •aätfea 
über.  j)er  ^erjog  ernannte  ©.  1776  jum  geheimen  Sega^ 
tion«rath,  1779  jum  wirflichen  geheimen  S?ath  unb  17«J 
jumÄammerprdfibenten,  inbem  er  ihn  jugleich  m  benXbel-- 
ftanb  erhob.  Die  greunbe  fürchteten,  ©.  möchte,  ben  ©taarS= 
gefchdften  unterliegenb,  für  bie  $oefte  wenigften«  auf  Sabre  »cr= 
loren  fein;  biefer  aber  fanb  noch  SRuße  unb  .peiterfeit  be« 
©eitle«,  ade$efle  ju  orbnen  unb  mit  feinen  9oeften  ?u  Ver- 
herrlichen, einem  Siebhabertheater  oorjufleben,  auf  biefem  felbft 
bie  bebeutenbßen  Stollen  ju  übernehmen  unb  babei  noch  an 
größern  SBerfen  fortjuarbeiten.  3m  ©ommet  1786  reiße 
©.  über  £arl«bab  nach  Stalien,  wohin  ihn  fchon  Idngft 
eine  faß  bi«  jur  Äranfyaftigfeit  ftch  ßeigembe  ©ehnfucht 
jog  unb  auf  biefer  Steife,  auf  welcher  er  in  ben  feßgflen 
Äunftgenüjfen  fchwelgte,  brachte  er  ein  $aat  feiner  bewlich: 
ften  »ichtwerfe:  Iphigenie  auf  2auri«"  unb  „Gjjmont" 
jur  S3oQenbung  unb  arbeitete  am  „2affo",  welche«  SBetf, 
fowte  „gauß"  balb  nach  feiner  Stücffehr  au«  Stalien  erfchien. 

9ceue  geißige  3nterefien  jogen  ©.  nach  f<nwt  Stucffcf^v 
au«  Stalien  an.  Qx  machte  ftch  mit  ber  Äanffcben  ^t>flos 
fopbie  befannt  unb  befchdftigte  fich  noch  lebhafter  ol«  früber 
nur  ben  ^Raturwiffenfcbaftcn,  befonber«  mit  ber  Sarbenlebte, 
bie  burch  ihn  eine  oöllig  neue  Bearbeitung  erfuhr.  Tüti  be? 
beutenbßen  für  feine  fernere  Xu«bi(bung  al«  Dichter  wutt* 
aber  bie  Sefanntfchaft  mit  ©chiHer,  »on  bem  et  ßch  ijßfo-r 
abgeßoßen  gefühlt  batte.  ©chiuer  unb  @.  waren  bunfc  Via 
turanlage,  »Übung  unb  dußere  SBerbdtlrniffe  ftwei  oöCig  fer« 
fchiebene  unb  boeb  beibe  große  Slaturen.  9tur  in  bea  #ch: 
ten,  wahren  Äunßgebilben  begegneten  fich  Seibe  unb  bie 
Jtunß  war  e«  auch,  bie  au«  ihnen  bie  tnnigßen  (5Pteur.be 
machte.  SBdhrenb  ndmlich  ©.  mit  bem  ©cbarfoUtfc  bei 
©enie«  ben  wahren  tiefen  ©ebanteninhatt  ber  reinen  unvn 
borbenen  9latur  in  aßen  ihren  ©ebilben  anfebaute,  barur. 
ein  eifriger  Serehrer  ber  Statur  war  unb  e«  für  bie  Vufjgäbr 
be«  Dichter«  erfannt  hatte,  ba«  Statürliche  fo  nachjubirben, 
baß  e«  al«  Ätröbrucf  feinet  innerßen  ©eele  erfreute,  olfo 


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Gölhc  2 

(jlcid^fam  bie  Statut  in  ihrer  eignen  SJerElarung  banujlellen  5 
meinte  Stiller,  ber  Dichter  fri  eS,  welcher  bem  ©cbanfen 
eine  2Bnfltd)feit  ju  geben  habe,  bie  höher  alS  bie  gemeine 
fiirtilicb,  wahrnehmbare  Statur  fei.  liefet  Unterfd)ieb  ift  fo 
aaSatbrürft  worben,  baß  man  0.  einen  objectioen,  Schüler 
einen  fttbjectiven  Dieter  genannt  bat.  2J?an  ficht  aber  leicht 
ein,  toi«  über  ba»  Äunftgebilbe  fclbft  im  ©runbe  beibe  Dicb= 
trr  D&Dig  einig  finb:  nämlich  baß  c£  geißig  »crflirtc  SZSirflit^^ 
feit  fei  ©.  lernte  ©filier,  ber  burd)  feine  S3ermitteluna,  in 
3eaa  alS  ^Profeffor  angeftellt  worben  war,  jufällig  näher 
tnttttn  unb  lieben,  unb  JBeibe  blieben  biß  ju  'Cchiller'S  2obe, 
6a  ®.  auf  baS  mdd)tigftc  ergriff,  im  vertraulicbften  Sbeens 
anjtaufd)  bie  wabrften  5""nbe.  ©.  ging  1790  nod)  einmal 
rjtfi  Stalten,  übernahm  nad)  feiner  JKucft'chr  bie  £  beriet; 
tong  einer  für  äBcimar  gewonnenen  SchaufpielergefeUfchaft, 
begleitete  1792  ben  £erjog  auf  feinem  S'lbjug  in  bie  Q$am> 
pagne  unb  roar  im  ndcbjtcn  3abre  3eugc  ber  Belagerung 
Nil  SRatu.  hierauf  würbe  ein  fcfwn  früber  begonnene» 
Berf :  „SBilbelm  SDteifter'S  «ebriahre"  ju  Cnbe  geführt  unb  in 
(blem  ffiettflreit  mit  Schiller  entftanben  mehre  herrlid)c  Bai; 
laben.  ®.  unterftüfctc  Schiller  vielfad)  bei  ber  Verausgabe 
feiner  Seitfd)rift:  „Die  .fjoren"  unb  von  1798  an  gab  er 
fdbfl  im  SJerein  mit  einigen  Äunflfreunben  eine  3citfc^rift : 
„Sit  ffropvlacn"  heraus,  Anficht en  über  bie  Statur  alS 
©egenftanb  für  ben  Äünfiler  entbaltenb. 

®.  b,atte  fid)  von  ben  großen  Söeltbegebentyeiten,  welche 
feit  1792  über  ßuropa  beremgeftürjt  waren,  in  feinem  2f>un 
uib  treiben  als?  dichter  wenig  beftimmen  laffen;  bie  ^ars 
trien  waren  mit  ifyren  entgegengefc^ten Meinungen  allju  aufge- 
regt, als  baß  ftd)  eine  S3erf6hnung  burd)  baS  befonnene  SBort 
bei  genialen  D>id)ter3  fjoffen  ließ,  unb  einige  fd)wache  S$crfud)e, 
a  biefem  Sinne  unternommen,  waren  febtgefd)lagen.  Aber  im 
3ommer  1806  würbe  ©.  auf  einige  3eir  mit  ©ewalt,  wcj 
vAfftttil  von  außen,  burd)  baS  Unglücf  beS  ÄriegeS  bes 
rührt,  SBeimar  würbe  nad)  ber  Schlad)t  bei  3cna  von 
ben  Jnmjofen  befefct,  unb  obfd)on  man  ©.  felbft  mit  AuS= 
;ricbnung  bebanbelte,  fo  blatte  er  bod)  baS  Unglücf  feiner 
toben  ®6nner  unb  beS  SBaterlanbeS  fcbmerjlid)  ju  empfin» 
im  Die  fd)6nen  SJerbältniffe  in  SBeimar  waren  auf  lange 
deit  geflört.  Um  fo  mehr  gemahnte  eS  it)n,  in  bem  eignen 
■Öaufe  ftd)  eine  behagliche  unb  liebevolle  Umgebung  ju 
fwfcm  unb  barum  vermählte  er  ftd)  1806  mit  einer  ihm 
Uagt  innig  jugetbanen  unb  bewährten  greunbin,  einer  ges 
horeneti  SiulpiuS.  Seine  näd)|te  bebeutenbe  ?eiflung  alS 
ttöftn  war  ber  JRoman  „Die  2Bablverwanbtfd>aften"  (1809). 
£$on  glaubte  man,  ba  in  mehren  3abren  fein  neueS  poe: 
««tte«  SBerf  ©.'*  erfd)ien,  biefer  habe  ftd),  allerbingS  fd)on 
teab,  wm  ber  spoefte  abgewenbet,  als  1818  fein  „Söeft= 
tyfiQer  JDwan"  erfd)ien  unb  man  ben  großen  Sänger  auf  tu 
nem  oanj  neuen  Selbe  mit  einer  utwerwüftlid)en  gebenSfrü 
Meju^  bewegen  fab.  ®.  war  1809  aud)  au6  bem  Staate 
tintfte  getreten,  war  abet  1815  wieber  jum  erjlen  ©taatöi 
■tnnjter  ernannt  worben.  (5r  lebte  nod)  eine  9?eibe  von 
3abren,  von  ben  beften  unb  gr6ßten  9Renfd)en  feinet  JBa- 
totaabrt  unb  ganj  6uropa3  verehrt,  in  ruhiger,  bebagltd)er 
*WW«it,  mit  Ehrbnung  unb  Verausgabe  fetner  gefammten 
Schriften  unb  Ausarbeitung  neuer  2ßer!c  befd)äftigt.  Sein 
Ittft«  großes  Sßerf  war  ber  »weite  Übeil  beS  „gauft",  ben 
«  feiner  «Ration  als  ^errlic^flc«  fiJermäd)tniß  hinterließ. 


3  «otbe 

Selbfl  eine  gefährliche  Äranfbeit  überflanb  er  nod)  glüdiicb, 
aber  ber  2ob  feines  einjigen  SobnfS  traf  ihn  alS  emen  bet 
bärteflen  Sd)idfalSfd)läge.  ®r  ftarb,  heitern  unb  flaren 
©eifteS  bis  jum  legten  2lttgenblicfe,  am  SRittage  beS  22. 
SJlärj  1832. 

2\jS  großartigfie  unb  in  feinem  ^wetten,  nod>  nid)t  ge= 
nug  gewürbigten  Sheile  licrrltt^  ,u  Gnbe  geführte  SSerf  ©.'S 
tfl  fein  „gaufl"  (f.  b.),  bod)  ifl  eS  uid)t"  baSjenige  gewefen, 
weld)e§  gleid)  bei  feinem  erften  @rfd)einen  bie  größte  2beiU 
nabme  erregte,  weil  eS  jum  äierfrdnbniß  einen  febr  l)od)ge-- 
bilbeten  Sinn  verlangt.  Großer  war  bie  SBirfurtg  beS  ,,©6^ 
von  SJerlidjingen"  unb  beS  „SBertl^eir".  3n  jenem  tritt 
beutfd;e  SRanneSfraft  in  ber  imponirenbjten  Sßürbe  auf,  in 
biefem  bie  fentimcntalc  Jiebe  eineS  geiftvollen  3üngling§, 
welche  tt>n  in  bie  traurigflen  25erirrungen,  aller  Äraft  be» 
raubenb,  babinreißt.  £3cibe  SBerfe  batten  unjdhlige  \K,v±. 
abmungen  jur  Solge,  weiche,  wie  fd)led)t  fte  aud)  größten« 
tljeilS  waren,  bod)  burd)  ben  im  publicum  einmal  rege  ges 
worbenen  ©efd)macf  viele  2t)eilnatnne  fanben.  @S  gibt  nur 
wenige  Arten  ber  $>oefte,  in  benen  ftd)  ©.  nid)t  verfud)t 
unb  meb,r  ober  weniger  feine  5Äeiflerfd)aft  beroäbrt  Ijätte. 
Seine  btitern,  leidjten  ßiebeSlieber,  feine  Ijerrlidjen  SJalla; 
ben,  in  benen  er  mit  Schiller  in  ehrenvollen 2ßettftreit  trat, 
ft'nb  in  ihrer  Art  ebenfo  vortrefflich, ,  wie  „Saffo"  unb  „Spb*5 
genie",  in  benen  obne  allen  tbeatralifchen  ^>omp  in  ber  ein= 
fad)  erbabenjlen  JRebe  bie  tiefiten  ©ebanfen  niebergelegt  finb. 
SaS  ibvüifdje  @ebid)t  „«^ermann  unb  Dorothea"  ift  weit 
entfernt  von  ber  ©efdjwdfcigfeit  unb  2Beid)lid)feit,  weld)e 
fonfi  biefer  poetifrben  ©attung  eigen  tu  fein  pflegt,  unb  hat 
babei  bod)  etne  3arti)eit  unb  3nnigfeit,  welche  eS  ju  einem 
unerreichbaren  2)?u|ter  für  alle  Reiten  binilellen  werben.  Seine 
Söelt»  unb  5ebenSanftd)t  l)at  ©.  in  feinem  Woman  „2Bil- 
hclm  OTeifler'S  8eljrjab,re"  entfaltet,  in  weldjem  W/aataSt 
unb  SJerftanb  ftd)  vereinigen,  um  ebenfo  wahre  alS  hoch- 
poetifche  ©eflalten  in  ben  verfebiebenften  S3erbdltniffen  bar^ 
jujtellcn.  2)ie  „2Bal)lverwanbtfd)aften"  flellen  bie  traurigen 
folgen  bar,  welche  auS  unft'ttlidjen,  wenn  aud)  nod)  fo 
fchr  burd)  fd)6ne  ©efühle  fd)einbar  verebelten  unb  von  aU 
lern  Sd)mu}  ber  ©emeinl;eit  freigebaltenen  SJerbältniffen 
entfpringen.  3fn  biefen,  wie  an  ben  meijlen  feiner  fcljönflen 
Schöpfungen,  mußte  @.  bie  betrübenbe  6rfaf;rung  mad)en, 
baß  fte  vielfach  gänjlid)  miSverjlanben  würben  unb  man 
bie  83erirrungen ,  weld)c  er  in  ihren  verberblicben  folgen 
barftellte,  felbfl  für  rei^enb,  entfd)ulbigenSwertb,  ja  wol  für 
3eid)en  einer  fd)6ngebtlbeten  Seele  Ijielt ,  unb  baß  beim 
jufolge  woblmeinenbe  ober  bornirte  Sittenprebiger  nicht  biefe 
verfebrte  Auffaffung,  fonbern  ben  miSoerjlanbenen  2)id)ter 
tabelten.  Auf  biefe  SBeife  bilbete  ftd)  neben  bem  Äreife  von 
eifrigen  Sierebjrem  ®.'Sf  welche  freilief)  jum  STbeil  bie  ge*- 
ringfte  Ginftcht  in  ben  eigentlichen,  wahrhaft  ftttlid)en  2Berth 
ber  äBerfe  beS  großen  25id)terS  hat,  eine  gartet,  bie  auf 
baS  htftigfle,  ungered)teffe  unb  tljörichtfie  ©.  angriff.  2)ie 
anmuthigfte  unb  reblicbje  Darlegung  feiner  geiftigen  Gnt* 
widelung  in  feinem  an  Erfahrungen  unb  Beobachtungen  rei» 
d)en  Ceben  gibt  ber  2)id)ter  felbjl  in  „AuS  meinem  geben. 
SBahrheit  unb  Dichtung".  Um  ftd)  ein  vottfldnbigeS  S3ilb 
ber  vielfeitigen  SEhatigfeit  ©.'S  ju  verfd)affen,  muß  man  mit 
feinen  Eeifhingen  als  Dichter  aud)  noch  feine  »cflrebungen 
auf  bem  ©ebtete  ber  SWaturwiffenfd)aft  in  Betrachtung  jiea 


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Ciiothon 


244 


Gothen 


ben.  ©t  flaute  bie  Natur  mit  bem  2(uge  beS  genialen 
SJtenfcfeen  an,  welcfeeS  in  bet  Natur  nichts  anberrS  als  tine 
öoHjidnbige  Offenbarung  beS  OeiflcS  ablieft.  SJrfonberS 
mar  e$  bie  garbenlcfere,  treibe  it>n  angelegentlich  befefedftigte 
unb  bie  burefe  ihn  eine  neue  ©eftaltung  gewann,  welche 
gwar  bie  (treng  raatfeematifefee  fluffaffung ,  bie  burtf)  Newton 
eingeleitet  morben  war,  nicht  ganglicfe  gu  »erbrdngen  »er» 
mochte,  aber  hoch,  in  Srinnerung  braute .  baß  folCbe  2Cufs 
faffuna,  immer  nut  eine  einfeitige  fei.  —  SMan  bat  häufig 
baS  ©lücf  ©.'S  gepriefen,  welches  ibn  fein  ganjeä  Sieben 
lang  in  JBcrbdltniffen  erhielt,  bie  ihm  bie  freiefh  ÄuSbilbung 
feines  Öcifteö  gematteten,  aber  man  muß  noch,  feingufefcen, 
baß  er  feiefeS  ©lücf  auch  »etbiente.  (Sitten  Keinem  ©eijt 
mürben  grabe  tiefe  glücflicfeeri  Betfedltniffe  mehr  abgezogen 
afö  angefpornt  haben.  ©.'S  Schriften  ftnb  wclfach  gum 
©egenftanb  ber  Erläuterung  unb  gu  2(:tfnüpfung  aflbetifcfeer 
unb  pfeilofopfeifcber  ©cbanfen  gewählt  worben,  feine  ©ebiefete 
r)at  man  tn  SJRufif  gefegt,  bie  fdt)6nflert  (Situationen  in  fei« 
nen  Sßerfrn  unb  ifen  felbff  in  Silbern  vielfach  hargefteüt. 
©.'S  äußere  (Srfcbeinung  mar  fo  fdt)in ,  wie  bie  feine*  ©el- 
ftes;  man  toergttet)  feine  berrlie^ert  ©eficfetSgüge  unb  feinen 
männlich  kräftigen  Äörper  mit  ben  Darftellungen  beS  ttpols 
Ion  unb  in  fpdtern  Saferen  mit  benen  beS  3eu6,  mie  fie 
uns  baS  grieefe.  Eltertfeum  uberliefert  bat.  DaS  feerrlicfefte 
Denfmal,  welcfeeS  ©.  gefefct  morben,  ifi  JMtfvptyM  mit 
einem  Äinbe"  ton  Bettina  von  2Crntm ,  bie  finnigfren  Siebe Ss 
briefe  eines  jungen  geijtoollen  SRdbcfeenS  an  ben  fcfeon  greU 
fenben  Dichter,  mit  bem  Jjcuer  ber  3ugenb  ünb  ber  Stein* 
beit  eines  jiinbeSbergenS  gefeferieben.  3n  feinen  legten  Ce« 
benSjabren  bot  ©.  fetbjl  noefe  eine  ÄuSgabe  feiner  fämmtlü 
efeen  SBerfe  »eranfraltet,  meiere  fpdter  auS  feinem  wob> 
georbneten  Nacfelajfe  noefe  verbollftdnbigt  morben  ftnb.  Sine 
neue  XuSgabe  ifl  unter  ber  treffe.  Sein  ffiriefwecfefel  mit 
©cbitler,  Belter  u.  ber  gleichfalls  butefe  ben  Drucf  Oer» 
uff  entliefet  morben  ifl,  entfedlt  feoefeft  intereffante  23cmerFun= 
gen  unb  Eufflärungen  über  feine  fcferiftftrllerifche  SEfedtigfeir. 
3u  ben  leferreicfeften  unb  merfwürbigften  ©ebriften  in  biefer 
SBejiefeung  gehören  aber  unter  antern  3-  galf'S  „©ötfee  auS 
näherm  persönlichen  Umgänge  bargcfieUt",  unb  Gcfermann'S 
„©efpräcfee  mit  ©ötfee".  (Sine  Sufammenflellung  ber  ©ötfee'* 
fefeen  ©tfertfien  unb  ber  auf  biefeloen  ftefe  begiefeenben  ©chrifs 
ttn,  Äupferfticfee  unb  muftfalifefern  Gompofitionen  gibt 
Döring'«  „©ötfee'S  geben". 

tiwtljm  (bie),  einet  bet  mäcfetigften  altbeutfcfeen  83öl* 
fcrftdmme,  treten  guetj:  215  n.  ßfer.  in  ber  ©efebiefete  be* 
beutenb  auf,  trugen  nacfemalS  gum  Umfhirg  ber  rem. 
SRacfet  bei  unb  feerrfefeten  in  ftranFrcich  (©allien),  ©pas 
,  nien  unb  Italien,  eigne  ©efefeiefetfefereiber  ber  ©otfeen  auS 
fpä  tcrer  Seit  führen  ben  Urfprung  ifereS  UolfS  auf  bie  ffan- 
btnaoifcbe  £albinfel  gurücf  unb  noefe  gegenwärtig  gibt  eö 
in  ©efeweben  ein  SBeftgotfelanb  unb  ein  £>|rgotfelanb.  83on 
hier  auS  feilen  bie  Gothen  in  brei  gafergeugen  nach  ben 
SJtünbungen  ber  SBeicfefel  fiefe  übergefiebelt  haben.  Den 
üftamen  ber  Söejls  unb  Oßgotfecn  follen  fie  fcfeon  auS 
ihren  urfprünglicfeen  ©i^en  in  ©fanbinaoirn  mitgebracht  fea- 
ben ,  unb  ta  baS  britte  bet  errodfenten  ©efeiffe  auf  bet  über« 
fafett  juruef geblieben,  fo  foU  bie  9Rannfcfeaft  bejjelben  unb 
bie  naefeber  auS  ibr  ermaefefenbe  Nation  ben  tarnen  ber 
©epiben,  b.  b.  3auberer,  erhalten  haben.    3m  Anfange 


bet  grifft.  3eitrecbnung  werben  ©otfeen  1»  ben  ©egenben 
um  bte  untere  SBeicfefel  gefunben,  unb  von  biet  brachen  fte 
nachher  auf  unb  manberten  faft  überall  ftegtettr)  unb  bie 
Siöiferjldmme,  auf  melcfee  fte  fließen,  mit  fiefe  eerbinbenb 
unb  fortreifienb,  nad)  bem  feferoarjen  SReere  ju.    ©ie  rour; 
ben  ju  einet  gtoßen  unb  roeitbin  fetrrfefeenben  836lferfcfeaft, 
unb  halb  brachen  fte  unter  ihrem  Äönigc  Änima  in  bte  rom. 
9rot>injen  oerfeeerenb  ein  unb  feferitten  über  ben  2>niefh 
unb  bie  Donau.  Vergebens  fuefete  ber  rem.  Jtaifet  DeciuS 
fie  mit  SBaffengemalt  gurücf jutreiben ;  et  mürbe  gefcfelagen 
unb  fam  entliefe  felbft  in  einer  ©cfelatfet  (2dl)  gegen  bie 
©otfeen  um  unb  fein  Nachfolget  fafe  fiefe  gu  ben  fcfeimpflicfe: 
ften  SriebenSbebingungen  aegmungen.  @S  mürbe  ben  ©otfeen 
ein  jdbrlicbet  Tribut  gugejtcbert.    Um.  rceitcflen  befente  ftcb 
bie  SRatfet  ber  ©otfeen  im  4.  3aferfe.  unter  ihrem  Jtinige 
Ärmananct)  ober  $ermanricfe  auS,  beffen  Sroberungen  fid> 
von  bem  fefemargen  Speere  unb  ber  Donau  über  bie  Döl- 
bau, SBalacfeei,  Ungarn,  f)olen  unb  Greußen,  bis  an  bie 
£>|tfee  erfheeften.    Die  ©otfeen  waren  ber  eirjie  beurfefee 
SJolfSflamm,  weichet  bie  tferiftlitfee  JReiigion  annabm  unb 
ber  S3ifcfeof  UlfilaS  bet  in  ffahren  wofenenben  ÜKöfogotben 
überfe|te  um  360  baS  Neue  Üeftament  in  bie  gotfe.  ©prachr 
unb  erfanb  gugleicfe  bie  erfle  beutfefee  ©efertibfeferift.  Die 
beiben  -paustt heile  bet  ©otfeen,  bie  Cftgothen  ober  ©teu 
tfeunaet  unb  bie  Sßejtgotfeen  ober  Sferrminger  würben  oon 
ocvfcoictenen  Ä6nigSgefcfeledfetern  befeerrfcht,  nämlich  jene  oon 
ben  Ämalern,  biefe  Don  ben  ©alten.    2CIS  gegen  Cntte 
beS  4.  3ahrh.  bie  .pttnnen  (f.  b.)  mit  unwtbetfrefelicfeer 
©ewalt  gegen  bie  Dftgotfeen  anfturmten  unb  biefe  wieber  bie 
2Bejtgotfeen  brdngten,  fefeieften  bie  Ic^tcrn  eine  üBotfcfeaft  an 
ben  Äaifer  S3a(enS  nach  Äonflantinopel  mit  ber  äöitte  um 
3(ufnafeme  jenfeit  ber  Donau,  welche  man  gewähren  mußte 
©ic  würben  aber  »on  ben  t&m.  ©tattfealtern  bebrüeft  un? 
rdefeten  ftefe  mit  ben  SBaffen.  Äaifer  äJalenS  geg  ihnc:; 
entgegen,  würbe  beftegt  unb  Fam  felbfi  um.    2Rit  SRübc 
gelang  eS  feinem  Nacfefolger  2feeeboftuS,  bie  empörten  ©otben 
gu  fcfewdcfeeit  unb  gu  berufeigen,  intern  er  ifenrn  üferacien 
einräumte.   Die  Dflgotfeen,  welcfee  .'iSü  an  ber  Donau  eine 
große  Nicberlage  erlitten  hatten,  gingen  tfeeilS  nach  Älein 
offen #  tfefilS  fcfeloffen  fte  ffefe  ben  .punnen  an.    Ttuft  neue 
erhoben  ficfe  bie  Sßeffgotben  unter  iferem  großen  Ä6nige  Älc: 
rieh,    ©riecfeenlanb  würbe  uerfeeert  unb  geplünbert  410 
{Rom  erobert.  (©.  klarier).)   Nacfe  bem  früfeen  Stöbe  TLla 
rieh'S  warb  beffen  ©cbwager  Ätfeaulf  Ä6nig,  welcher  bie 
©cfeweiler  beS  r6m.  ÄaiferS  .ponoriuS  feeiratfeele  unb  bann 
naefe  ©allien  unb  ©panien  gog.  431er  grünbeten  et  unb  fein 
Nachfolger  2BalIia  baS  große  weftgotfe.  Neicfe,  beffen 
^)aupt|labt  2ouIoufe  war' unb  beffen  legtet  Äönig  Äobericb 
711  gegen  bie  auS  Xfrifa  einaebrungenen  Araber  jieL  — 
Nacfe  bem  Sobe  beS  ^unnenfonigS  Attila  (f.  b.)  waren 
bie  JDftg  otfeen  wietcr  unabfedngig  geworben  unb  erhielten 
SBöfenfüje  in  ?)annonien  unb  ©laroonien  unb  3abrgelber  »en 
Äonflantinopel.    Nacfebem  aber  baS  wefrrim.  Neicfe  *7( 
burefe  Dboafer  gefallen  unb  biefer  fiefe  gum  Ä6nig  »ort  3ta 
Iien  gemacht  hatte,  reigte  ber  ofhom.  Äaifet  3eiio  ben  Äü 
nig  bet  ßftgotfeen,  2feeoboricfe,  nacfe  Stätten  gu  gtchr. 
Dtefer  fliftetc  ein  neues  oflgotfe.  Äeicfe,  gu  welcfeem  auch 
bebeutenb«  Sfeeile  DeutfcfelanbS  gehörten,  unb  würbe  4.» 
gu  SJaoenna  als  Äönig  »on  3talien  jefrönt.  2h«>boncb 
beftfeufete  nach  Ärdften  Äünfle  unb  ffljiffenfcfeaften»  futfete 


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«Ott 


245 


Oötter 


ben  Werbon  unb  ©ewerbfletp  ju  fielen  unb  bureb  weife  @e* 
fefce  unb  ©nrichtunaen  bem  neuen  <3taate  längere  Dauer 
ut  fiebern.  Sennoch  hielt  ftcb  berfelbe,  nach  ifieobcrich'ö 
lobe,  526,  nur  noch  furje  3eit  unb  erlag  533  ben  beeren 
bei  ofjröm.  Äaiferreich«. 

<r?ott,  baS  übermenfchlicbe,  völlig  manaellofe,  ewig  le- 
be nb  ige  Siefen,  welches  bureb  feinen  aflmdchtigen  SBiüen  m 
unenblicher  SBei«beit  bie  SBelt  unb  ben  SRenfcben  föafft  unb 
erbdlt,  unb  ba«  fich  bem  SRenfcben,  bem  e«  von  feinem  eignen 
SBefen  gegeben,  au«  freier  ©nahe  mittbetlt,  ftcb  ü>m  offene 
bort  unb  babureb  benfelben  fetner  eignen  SJoUf  ommenb.  eit  unb 
©eligfeit  nähet  bringt.  Sie  wahre  Stetig  ton  ift  ti, 
welche  biejenige  gebre  vom  göttlichen  SBefen  entbdlt,  welche 
©Ott  felbft  in  feiner  Offenbarung  bem  9Renfcben  von  ftcb  mit* 
getbeüt  bat.  ©ott  ift  iundcbft  ©cböpfer  unb  erhaltet  ber 
SBelt  unb  be«  üRenfcbcngefcblecht«,  unb  jwar  33cibe«  au«  eii 
geriet  freier  SBillen«beftimmung,  alfo  aus  üiebe,  unb  wirb  in 
biefet  ffleuebuna  ber  Sater  bet  SRenfcben  genannt  ©eine 
unergtünblicbe  ifiebe  beftimmt  ibn  aber  aue$,  jundchft  bie 
SRenfchen  al«  SBefen,  welche  über  ihren  eignen  3uftanb  85cj 
roufjtfetn  baben,  nicht  in  ber  83ereinjelung,  m  weiset  fte 
bem  3rrtbum,  ber  ©ünbe  unb  bem  2obe  verfallen,  weil 
fte  ein  eigne«  ©cbeinleben  gegen  ba«  allein  ewig  wabte  8e< 
ben  in  ©ott  ergreifen,  beharren  ju  laffenf  fonbern  inbem  et 
felbft  fid)  berabldgt,  fte  ju  fieb  heraufjuueben.  fte  vom  3rr* 
tbum,  ©ünbe  unb  2 ob  ju  erretten,  unb  fo  ifl  er  bet  Qu 
I6fer  be«  SRenfchengefchleebt«,  al«  welker  wir  ihn  in  bet 
9>erfon  3efu  ßbrifti  verehren,  3n  ben  brgnabigten  2Ren* 
fchen,  ben  Gbrifien,  lebt  er  nun  fortan,  wie  fte  tn  ihm,  in* 
bem  ber  Grift  be«  SRenfchen  feine«  göttlichen  Urfprung«  ftch 
bcwufjt  unb  baburth  geheiligt  wirb,  unb  fo  ift  er  ber  r)ets 
lige  ©eift,  unb  bie^Kenfcr)en  felbfi  erbeben  ftcb  jur  ©e* 
meinfebaft  beteiligen.  Siefe  ber  cbri|tlichen  {Religion 
angehörige  8ebre  t>on  ber  Sreieintgfeit  ©orte«  (f.  Drei)  ifl 
cielfacb  miSverfianbrn  unb  in  golge  biefer  SRtSverftdnbniffe 
beftritten  worben,  obfehon  fte  allem  geeignet  ift,  eine  wür* 
bige  SBorftellung  vom  SBefen  ©orte«  ju  geben. 

Da«  Safein  eine«-  ©orte«  anjunebmen ,  bringt  ben  SRen* 
fchen  nicht  Wo«  bie  überjeugenbe  Äraft  ber  Offenbarung,  fon* 
bern  ift  eine  unabweisbare  goberung  ber  Sßernunft,  bte  ficb 
felbft  bei  bem  ungebilbetften  SRenfchen  geltenb  macht.  Sie 
StorfteHungen  t>ön  ©ott  fömten  unvollfommen,  finbifcb,  ja 
falfcr)  fein,  aber  fte  ftnben  ficb  bei  allen  auch  noch  fo  rohen 
SJölfetn.  9cur  wenige,  nicht  auf  einer  niebrigen  Gulturftufe 
ftebenbe,  fonbern  bureb.  vtebifebe  ßafter  jur  2l«erbeit  herunter 
gefommene  ©tdntme  bat  man  entbeert,  bei  benen  fit^ -feine 
<£»ur  oon  einem  ©lauten  an  ©ott  vorfanb,  fowte  e«  einj 
jetne  in  Sunben  unb  8aftern  untergegangene  Subioibuen  gibt, 
welche  ficb  jur  $8efcf)n>icbtigung  ihre«  empörten  ©ewiffen« 
überreben  motten,  e«  gebe  feinen  ©ott,  benn  fie  füllen, 
tafj  ein  ©ott,  mit  beffen  Ännabme  ficb  ber  SJegriff  bet 
©erec^tigfeit  oerbinbet,  nur  ein  fürchterlicher  fhafenber  SJidhs 
ter  für  fie  fein  f6nne,  fo  lange  fie  in  iljrcn  ©ünben  »ers 
harren,  ©olc^e  SKenfefien  bat  man  fltbeijten  genannt. 
S3mrunft  unb  Offenbarung  lehren,  bafj  e«  nur  (Sinen  ©ott 
yebe-,  aber  bie  ftnnlicbe  Sorffedung  hat  bei  vielen  SJolfern, 
äu  benen  ba«  iiebt  ber  Offenbarung  noch  nid»t  gebrungen 
ift,  jur  Annahme  mehrer  ©öfter  verleitet,  welche  Annahme 
?oI»tbei«mu«,  JBielgitterei,  genannt  wirb,  ffiialjrc 


{ßernunft  unb  Sieligion  lehren  ferner,  bafj  ©ott  ein  SBefen 
fein  müfje,  welche«  über  bie  ftcfctbare  SBelt  ergaben  fei,  fo 
bajj  biefe  nur  bureb  feinen  SBiQen  ba  fei,  ohne  ihn  aber  alt-. 
balb  in  SZicbtS  verfinfen  müfjte;  bennoc^  hat  bie  ungebilbete 
9)bantafte  SBelt  unb  ©ott  häufig  alfo  vermengt,  tan  man 
bat  göttliche  SBefen  mit  bet  SBelt,  b.  b.  bet  SMelbeit  bet 
einzelnen  Singe,  für  gleicbbebeutenb  genommen  bat,  welche 
Stiftung  al«  $anthei«mu«  bezeichnet  wirb.  25er  nienfcb- 
liebe  SSerftanb  hat  ficr)  bei  ber  unbebingten  Jobetung  ber 
Qernunft  )ur  Annahme  ©otte«  nicht  begnügt,  fonbern  hat 
ba«  Safein  beffelben  ftcb,  &u  beweifen  gefuebt,  welche«  nur 
bann  )um  nicht  felbft  gotte«ldfterli$en  Unternehmen  wirb, 
wenn  von  ber  gröfjern  ober  geringem  SBolIftdnbigfeit  eine« 
folgen  iSeweife«  ber  ©laube  an  ©ott  nict)t  abhängig  ge- 
macht wirb.  Senn  ber  mcnfcbliAe  befcbrdnfte  S3erftanb  wirb 
niemal«  ba«  unenblicbe  SBefen  ©otte«  völlig  ju  begreifen  im 
©tanbe  fein  unb  baf>er  jeber  berartige  SJewei«  nur  unvolls 
ftdnbig  au«fallen  f innen. 

<&ötter  unb  ©ött  er  lehre.  Sie  SJorfteBungen,  in 
welcbe  bie  fDrenfcben  ihre  religiöfen  ©efühle  unb  ©ebanfen 
cinf leiben,  ftnb  ein  cbaraftenftifche«  3ei^(n  be«  Qulturju« 
ftanbe«,  in  welchem  fte  ftcb  befinben.  2(m  meifien  gilt  bie- 
fe» von  Sölfern,  welche  ihre  {Religion  nicht  einer  unmittet* 
baren  göttlichen  Offenbarung  ju  verbanfen  haben,  bei  be= 
neu  bet  h^rrfchenbe  S3olf«gcift  allein  e§  ift,  ber  ficb  in  ben 
Sagen  von  ben  ©öttern  unb  in  ber  ©cr>ilberung  berfelben 
ausbricht.  23ährenb  bie  göttliche  Offenbarung,  wie  fie  ftcb 
unter  ben  Suben  au«  ben  dltefien  Seiten  erhalten  bat/  ftet« 
nur  ba«  Safein  @ine«  ©otte«  gelehrt  unb  jebc  biefe«  böcbfte 
SBefen  verförpernbe  unb  babureb  jum  SWenfchen  tierabue« 
henbe  Siorftellung  abgewehrt  bot,  pflegen  alle  {Religionen, 
bie  ba«  SBerf  ber  menfchlie^en  ^hantafie  finb,  mehre  unb  wer« 
febiebene  ©ötter  ju  lehren  unb  bilblicb  bar}u|tellen,  weil  bet 
Serftanb  be«  SRenfcben  ju  fchwacb  ift,  bie  entgegengefegten, 
fcheinbar  einanber  manniebfaeb  entgegenfhebenben  &rfcheinun> 

f\tn  in  ber  finnlicben  unb  ftttlicben  SBelt  auf  dtxn  böchfte«  SBe« 
en  ju  beuchen.  Gr«  ift  eine  naheliegenbe  unb  geläufige  S5or* 
flcüung,  ba§  fich  ba«  SRenfchengefchlecbt  in  beit  einjelnen 
SJölfern  auf  dbnlidje  SBeife  au«  einem  ber  2hicrhcit  faft 
aleichf!ehenben  ^uftanbe  ju  immer  größerer  geifüger  SJolls 
rommenheit  entwickele,  wie  wir  biefe«  bei  jebem  einzelnen 
SRenfcben  wahrnehmen.  Sie  fo  unenblicb  verfchiebenen  SUöU 
fer  ber  ©egenwart,  von  bem  tbjerifeben  geuetlänber  bi«  jum 
feingebilbeten  Europäer,  fcheinen  für  jene  S3orfteüung  3eug> 
ntf?  abzulegen.  Sierfolgen  wir  aber  ben  ©trom  ber  ©e-- 
fchichte  bis  hinauf  ju  feinen  in  eine  nebelhafte  gerne  ficb 
verlierenben  Ouellen,  fo  treffen  wir  fchon  in  Seiten,  welche 
über  unfere  Seitrechnung  bhtauSliegen,  ein  geifiige«  Safein 
ber  SBÖlfer  an,  welche«  jwar  von  bem  unfern  ganj  ver« 
fchieben  ift,  aber  feine«weg«  in  aDen  ^Beziehungen  bet  Jtinb« 
r)eit  ober  gat  ber  2i?ierheit  fich  annähert.  SBtt  ftnben  bei 
ben  Snbem  unb  Gbinefen,  bie,  fo  wenig  guverläffig  auch 
ihre  eignen  Angaben  übet  ihr  2fltcr  fein  mögen,  boch  gewiß 
ben  ftuheften  Seiten  angehören,  eine  Salbung,  welche  aua> 
nicht  im  entfemtejten  auf  einen  ben  aftif.  unb  ametil 
wilben  Sölferfchaften  ähnlichen  Suflanb  hin  weift,  fonbern 
vielmehr  für  ein  völlig  au«geoiU>ete«,  ja  in  feinet  SBeife 
vollenbete«  geiftiae«  Safein  fpricht.  Sie  religiöfen  83orfteU 
lungen  biefer  SJölfer  ftnb  baber  auch  fetne«weg«  fo  finbifch 


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Götter 


246 


Götter 


unb  töricht,  wie  biejenigen  bet  fogenannten  rotlben  Böller, 
beim  nicht  allein  fabelt  fte  eine  große  AuSbilbung  unb  eine 
alle  8ebenS»er&iltniffe  burebbringenbe  unb  geftaltenbe  Straft, 
fonbern  in  ben  jablreidsen  heiligen  ©ücbcni  bet  3nticr  fm> 
ben  fia)  auch  eine  große  Antafil  oen  Anfcbauungen  unb  8eb» 
rtn,  welche  mit  ben  eifcabenften  ÄuSfprücbtn  beS  Gbrijienj 
tbumS  übereinflimmen.  #ietj}u  fommt  noch,  baß  man  ge» 
wiffe  "Ku^crltdjfctten  bet  cbriftlicben  Religion  in  ber  inbifeben 
wieberjufinben  geglaubt  bat,  unb  auS  biefen  ©rünben  fca> 
ben  ftcb  Siele  bewogen  gefunben,  anjunebmen:  bie  inbU 
fche  unb  anbete  matte  bcitnifdje  Religionen  befidnfcen  jutn 
Äbeil  au§  ben  legten  Rejten  einet  urfprünglict)  »on  ©ort 
bem  ÜRenfcben  (oiclleidjt  bei  bet  ©tböpfung)  mitgeteilten 
Offenbarung,  welche  atlmdlig,  inbem  baS  Reicb  bet  ©ünbe 
ftcb  ausbreitete,  immer  tiefet  unter  m  endliche  ©orftetlun» 
gen  oerfanf,  bis  fte  burü)  2)?ofe3  unb  (St)riftuS  erneuert  würbe. 

teuere  gorfdjungett  übet  baS  ganje  geiftige  Dafein  fo- 
wol ,  als  "befonberS  übet  bie  Religion  beS  inb.  83olf  eS ,  jei» 
gen  mit  ffieftimmtbeit,  baß  biefeS  feine  ©Übung  unb  befon» 
berä  bie  einzelnen  ©oUfommenljeiten  feinet  Religion  einet 
tiefen  ^aturfenntniß  ju  »erbanfen  habe,  welcfce  burdj 
ein  finniges,  ftefe  bet  ungefterteften  ©ettaebtung  mit  ©elbjt* 
aufopferung  bingebenbeS  SBefen  um  fo  leichter  erreicht  würbe, 
a(3  in  golae  bet  wabrfcbeinlicb  febon  in  ben  früheften  3«i* 
ten  auS  (?roberungS$ügen  tntftanbenen  Jtajienehnbeilung,  bet 
geiftig  aufgeweeftefk  Xübcil  beS  ©olfS  in  völliger  SRuße  unb 
iRangelloftgfeit  babtniebte  unb  bie  gewonnenen  Jtenntniffe 
unentwegt  von  {Batet  auf  ©otyn  fortpflanze.  DaS  ganje 
beibnifebe  Altertum  bei  Snbiern,  geifern,  Agpptern,  ©rie» 
eben  unb  Römern  beruht  auf  einet  Staturanfchauung,  »reiche 
nicht  nur  beim  äußerlichen  liehen  geblieben,  fonbern  jum  Sbeit 
febt  tief  in  baS  3nnere  bet  Ratur  eingebrungen  wat.  Die 
ursprüngliche  CueUe  biefeS  ^)eibentbumS  wutbc  abee  bei  ben 
©rteeben  felbft  uergeffen  unb  fo  bilbete  ftcb  bei  biefem  Sßolfe, 
welches  ben  regften  ©inn  für  ©ebönbeit  hatte,  auS  ben  un« 
förmlichen  ©eftalten  bet  alten  Raturreligion  eine  nut  butcb 
bie  ©efefee  bet  Schönheit  befiimmte  ^bantajtettligion,  in  bet 
fieb  bet  altertümliche  Urfptung  unb  ©ejicbungen  auf  Ra« 
turweiSbeit  fa(l  gae  nicht  mehr  erfennen  (äffen.  Die  Ratut 
tft  bie  erfte  unb  »oü"fi<tnbia,|le,  wenn  auch  bunfle  ßfenba* 
tung  ©otteS  unb  baher  wttb  eine  »oturtbeilSfteie,  ftdb>  un» 
befangen  bingebenbe  Anfdjauung  bet  üJatur  auch  ju  S3or> 
fteü*ungen  über  baS  göttliche  SBefen  führen  muffen,  welche 
ben  böbern  Crfenntmffen  nicht  ganj  unangemejfen  finb,  bie 
auS  einet  Offenbarung  entfpringen,  in  ber  ©Ott  als  ©ei|i 
jum  SSenfcben  getebet  bat.  äste  tieffinnig  abet  bie  Ra« 
tutanfefaauung  bet  al taftat.  SBöifcr  war,  ebenfo  ungebilbet 
war  it>re  $b<»ntafte,  unb  bab_cr  finben  wit  neben  teinen  unb 
würbigen  reliaiöfen  getjren  bie  aQerrobefien,  gefcbmacflofeften 
unb  fd)mujigjten  Borfietlungen.  Dhne  näher  auf  ©cur; 
tbeilung  beS  SnhaltS  bet  oerfchiebenen  ©örterlebren  ein 51t-- 
qehen ,  wollen  wir  biefelben,  wie  fte  ben  bifiorifcb  wichtig; 
ften  SBölfem  eigentt)ümlicb  gewefen  unb  jum  Äbeil  noch 
finb,  in  einer  furgen  überftebt  barfiellen. 

Die  in  ben  heiligen  ©ücbern  bet  3nbtet,  ben  SBebaS, 
enthaltene  Religion  jeigt  beutliche  Spuren  einet  aUmälig 
gefebebenen  VuSbilbung,  unb  eS  haben  ftcb  in  3nbten  felbft 
tm  Eaufe  ber  3«tt  perfcb.iebene  religiöfe  ©eften  b«"uSge. 
fleüt,  welche  jeboch  burdb  gewiffe  gemeinfehaftliche  ©runb* 
porfteflungen  jufammengeb^alten  werben.  JDberflet  unb  erßer 


©oft  fp  allen  JBra^ma(f.  b.),  ber  ©rofje,  ber  Beud&tenbe, 
urfprünglicb  unter  bem  ©ilbe  ber  ©omte  oerebrt  ober  biefe 
felbft  oorfieQenb.  Derfelbc  wirb  aber  batm  auch  als  erfte 
Offenbarung  bei  göttlichen  UrwefenS  unb  alS  Schöpfer  ber 
SBelt  mit  Stira  unb  SBifcbnu  {ufammengefteUt,  unb  es 
gibt  )wet  oerfdbiebene  ©eften:  bie  ©i  wat  ten,  welche  x>ox-. 
jügtieb  ben  ©iwa,  unb  bie  SBifcbnuiten,  welche  »orjüa.- 
licb  ben  SBifcbnu  oetebten.  ©tjmbole  beS  ©iwa,  be§  35c 
leberS,  beS  3etfi6terS  unb  beS  geuerS  (tnb  ein  mit  ber  ©ptfcc 
aufwärts  gefebrteS  (bie  $(amme  ootftellenbeS)  Dreiccf  (A  >, 
fowte  bie  ©efrhlechtSglieber,  welche  bie  3eugungStraft  rer 
finn liehen,  ©^mbole  beS  SBifcbnu,  beS  ©rbalterfl  unb 
Durc^brinaerS,  {tnb  baS  3eidben  beS  SBafferS,  ein  um(v: 
wanbteS  Dreied  (y)  unb  bte  (auf  bem  SBaffer  fchwim. 
menbe)  SotoSblume.  Die  ©ernannt  beS  ©iwa  ijt  Äali, 
bie  3 fit,  bie  XlleS  jerftörenbe,  bie  ©emahtin  beS  SBifcbnu 
bagegen  ©rt,  bie  ©lücffeligfeit,  ober  Caf  fchmi,  bie  ©cb6n; 
hett.  (ES  gibt  einen  weiten  iRptbenfreiS,  welcher  oon  ben 
jebn  ©erforperungen  beS  SBifcbnu  in  3$ier>  ober  SRenfcben« 
geftalt  erjäblt.  Vtne  fotehe  ift  auch  bie  in  ben  ©ubbha 
(f.  b.),  ben  'Stifter  beS  ©ubb^iSmuS.  2Cuf?et  biefen  brei 
ober  Ren  @ott  bei  ten,  welche  jufammen  alS  Srimurtt,  b.  t). 
ber  Dreibaupftge,  bargefteHt  warben,  fommen  in  ber  inb. 
Religion  noch  eine  UruabJ  niebrigee  ©ottbeiten  oor,  oon 
benen  bie  mannichfaltigften  ©agen,  tbeiis  flnnreicbe,  tbeilS 
wiberliche  Ausgeburten  einer  jugeOofen  unb  ungebilbeten 
^Obantafte  entbaltenb,  berichtet  werben.  —  Die  Abbilbun; 
gen,  welche  ftcb  auf  religiöfe  ©egenftanbe  hejiehen,  entheb ; 
ren  aller  ©cbönbett  unb  finb  jum  Sbeil  obfcön  unb  wiber; 
wartig.  9lacbfieb"ibc  2fbbilbungcn  ber  brei  inbifeben  $aupt; 
gottbetten  ftcHen  biefelben  mit  ihren  Attributen  bar.  ©  r  a  b  m  a 
bat  oier  Jtopfe  unb  oier  Arme,  feine  ^>&nbe  halten  ein 
Statt  beS  bctligen  ©ucbeS,  ein  ©efaß  beS  heiligen  ©ange*-. 


B  r  a  I  m  0. 


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«utter  24«  Götter 


roofftrt,  welches  ju  relfgi6fen  SBofchungen  unb  beim  C 
teSbienjte  gebraucht  wirb,  einen  Stofenfranj,  beffen  fleh 


SB  f  f  dj  n  u. 

3nbier  wie  bie  Äatbolifen  beim  Webet  bebienen,  unb  ei« 
nett  Siffel,  mit  bem  baS  SBeihroaffer  auägegoffen  wirb. 


©  i  »  a. 


»  SBifcfenu  f>d(t  eint  SBurffeheibe  (G&afra),  eine  Schnede 
(Ghanf),  eine  Jteu(e  (©abha)  unb  einen  JtofoSbaum  Ofabha) 
ober  eine  SotoSblume.  Siwa  cnbiich  t>at  brei  Äugen,  mit 
benen  er  in  bie  Vergangenheit,  ©egenwart  unb  Sufunft 
blieft;  er  hält  einen  nach  oben  gerichteten  ©reijae?  (Sinn» 
bilb  teS  geuerS)  unb  einen  Strang.  £)ie  intifche  {Religion 
le^rt  Unjterbli$feit  ber  Seele  unb  zugleich  Scelenroanbe= 
rung,  inbem  fleh  beim  SEobe  bie  'Seck  t>om  Seite  rren> 
nen  unb  in  einen  anbeut  Seib  ubergehen  fo'J.  SDie  &cu 
ter  werben  burch  ©ebete,  SBafchungen,  jÖpfcr,  SBaBfar/r« 
ten  unb  befonbcrS  burch  fBüfjungen  (ogl.  Safir  unb 
©omnofopbifren)  geehrt,  ©er  JBubbhiSmuS  fobert  nor 
oHcm  Xnbern  gute  SBerfe,  ©ittenreintjeit  unb  fromme  ©eftn: 
nung.  daneben  empfiehlt  er  bie  Ghelofigfeit  unb  oerbietet 
ein  lebenbeS  SBefen  ju  töbten.  (S.  äöubbha.)  Sie  SRelU 
gion  ber  2)fchainaö  ober  Dfchiniten  unb  bie  ber  toi  Mi  * 
ober  todiüler  jmb  erß  fpäter,  jene  etwa  500  to.  (Styr., 
tiefe  um  1500  n.  Uhr.  entftanben  unb  zeichnen  fid?  burch 
Steinhett  ber  Sehre  aus.  SDie  uralte  tnb.  {Religion  (oergl. 
3nbien)  hat  jid;  bis  auf  unfere  Sage  trog  ber  ®emü« 
bungen,  fowol  oon  Seiten  ber  ÜSohammcbaner  als  ber 
Ghnften,  fte  *u  »erbringen,  erholten,  namentlich  barum, 
weit  ihr,  wie  [eben  bemerft,  tiefe  SRarurfenntnhJe  ju  ©runbe 
liegen,  in  beren  Scfifj  bie  $riejrerfafre  ber  flJrahmanen  fid) 
wemgjtenS  noch  ftum  iJficil  beftnbet  unb  bie  oon  tiefen  oou 
jeher  benufet  würben,  um  fid;  unb  h)ren  Sehren  beim  SJolfe 
ein  unerfchütterliched  2(nfet)en  ju  oerfchaffen. 

X>tm  Urfprunge  nach  ebenfalls  auf  Sßaturanfchauung 
beruht  auch  «H*  perf.  Seligion.  2>ie  ©eflirne  unb 
namentlich  bie  Sonne  nebfi  ben  planeren  waren  bie  frühe: 
ften  ©egenflitrbe  reltgi&fer  Verehrung.  9iachmalS  aber  würbe 
auf  biefe  religi&fe  ©runblage  oon  bem  weifen  3  o  r  o a fl er  (f.  b.) 
in  ben  r)eiltgen  Suchern  be$3enb»Hoe(la  eine  Sehre  auf* 
gebaut,  welche  offenbar  ben  ^auptjwec?  hft,  jur  fittlidhen 
2fuSbilbung  beS  SRenfchen  beizutragen  unb  unabhängiger 
oon  einer  im  $intergrunbe  liegenben  SJaturwetSbeit  ifi.  25aS 
©ute  unb  baS  S35fe  wirb  als  aufrretenb  in  Sicht  unb  gin> 
jternifj  bargefhUt  unb  in  ben  SRotben  ber  Werfer  ber  Äampf 
beiber  principe  mit  einanber  gefcbilbert,  welcher  mit  bem 
entliehen  Siege  beS  ©ufert  enbet.  Sin  unenblicbeS  Urwefen, 
Serwane  Bferene,  erzeugt  ben  £>rmujb,  baS  «prineip 
beS  Sicht*  unb  beS  ©uten,  unb  ben  Ehr i man,  baS  ^rintip 
ber  ffinfternijj  unb  beS  »&fen.  3«  einem  3eitraume  oon 
12,000  3<>h»n  geflieht  ber  Äampf  ber  betten  entgegenge* 
festen  principe  unb  werben  vier  oerfchiebene  gleichlange  $j)e» 
rioben  unterfchiebetu  3uerfl  herrfcht  ©rmujb  allein,  bann 
beginnt  Shriman  mächtig  ju  werben,  fleht  bem  £>rmujt 
gleich,  gewinnt  fogar  bie  Übermacht  unb  wirb  entlieh  oon 
biefem  unb  burch  feine  eigne  2lrgli(l  überwunben  unb  felbft 
wieber  gereinigt.  Die  Schöpfungen  beS  £)rmujb  finb  bie  alle» 
ftchtbaren  JMngen  eignen  jerwerS,  bie  Sbeen  ober  Seu 
len  berfelben.  Xhriman  fcfjafft  bagegen  bie  £ewS,  £ä> 
monen  ober  SBefen  ber  ginfternip,  unb  (teilt  feine  Scbö: 
pfung  ber  ^inflernip  ber  Sichtwelt  beS  £>rmu}b  entgegen. 
2Mefer  hat  bie  (5rbe  unb  baS  ^imme(Sgew6lbe  gefdjaffen. 
©er  ©ipfcl  beS  JBergeS  2(lborbfch  reicht  empor  bis  »um 
Urlicht  unb  tft  ber  SSohnft^  beS  Crmu.jb.  SBon  ihm  fuhrt 
bie  Srucfe  Sfcbinewab  nach  bem  $immelSgemolbe  S)o> 
robman  unb  über  biefe  fl3rüc?e  gehen  bie  Seelen  ber  front* 
men  Wmfdien  in  ben  Gimmel  ein,  wdhrent  bie  ter  fcbtea> 


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Götter 


248 


Oötter 


ten  von  ifor  b>rab  in  ben2tbgrunb  Dufaf  jrürjen,  wo  ^ 
riman  ^au(l.  Die  fed^S  Planeten  würben  al«  8mfd;a«> 
panb«  »ereb>t,  bie  bem  JDrmujb  am  ndcbßen  (hbenben 
gicbtgeifrer.  ÜRitbra  b«eß  ber  ©eift,  weiset  bie  von  JDr« 
mujb  fommenben  gerwer«  ju  benÄirpem  leitet,  welche  fie 
beleben  foHen.  3m  Urflier,  ben  äDrmujb  erjeugt,  waren 
bie  Aeime  ber  ganjen  Äirperwelt  niebergelegt.  Äbriman 
bereitete  tbm  ben  Untergang;  aber  au«  feiner  regten  ©cbul» 
ter  ging  jtajomort«,  ber  Urmenfcb,  unb  au«  ber  linfen 
©cbulter  bie  ©tierfeele  ©ofeberun  bervor,  welche  bie  ganje 
lebenbige  Schöpfung  erjeugte  unb  ben  Aaiomort«  tibtete. 
Dod;  jeugfen  ftcb.  au«  biefem  «Wefcbja  unb  9Refd;iane, 
fra-3  erjte  nod;  unffbulbigc  ÜRenfchenpaar,  welcbe«  burcb  3ty> 
riman  jur  ©ünbe  »erloeft  würbe.  2Cu"e  Bilfer  ber  &:be 
flammen  von  biefen  ©eiben  ab  unb  ibnen  fenbete  jDrmujb, 
um  fte  ju  erretten,  ba«  Siebtgefefe  be«  3oroafter,  welkes  ftc 
jur  Steinbeit  unb  einigen  ©eligfeit  fubrt.  (Sinfi,  furj  vor 
iflblauf  ber  12,000  3ab",  wx  bem  ©turje  be«  SKeic^eS  be« 
ttbriman,  fenbet  jDrmujb  ben  ^roptjeten  ©oliofeb,  wel» 
cber  alle  ßebenben  jum  Ketdje  be«  Drmujb  befebrt  unb  bie 
SEobten  auferweeft.  (SBergl.  ©ebern.) 

3u  ben  am  »ollftdnbigfien  auSgebilbefcn  Scaturreligio» 
nen  gebärt  bie  ©itterlebre  ber  alten  tfgppter.  3b"  ®it» 
ter  waren  ftnnbilblidpe  DarfreHungen  ber  ©efHrne(f.  #gpp> 
ten)  unb  ber  nad;  ber  ^Bewegung  ber  ,§immel§firper  georb» 
neten  3eiteintbeilung,  unb  bie  religiifen  £anblungen,  welcbe 
in  ben  Stempeln  vorgenommen  würben,  fowie  bie  2Jh;tben, 
waren  ©»mbole  naturwiffenfebaftlicber  &batfad;en,  gewiffet 
#immel8begebem)etten  u.  bgl.  Da  bie  ^rieflerfafte  ben  tu 
gentltcben  ©inn  ber  getyre  gebeim  ^ielt,  fo  »erfebwanb  ber» 
felbe  allmdlig  ganj  au«  bem  JBewußtfein  be«  SSolfS,  unb 
wabrfdjeinlicb  verlor  fid;  auch  bei  ben  einft  fenntnißreieben 
3Prte|tern  mit  ber  Seit  ber  wiffenfcbaftlid;e  ©inn,  fobaßt  bie 
dgtjct.  Religion  unb  bie  beiligen  ©ebtduebe  ibre  urfprüng» 
lidje  SBebeutuna  »ittig  verloren,  unb  nun  um  fo  abgefdbmacf» 
ter  unb  finnlofer  erfebetnen  mußten,  jemebr  man  fidE>  ÜJfübe 
gab,  fte  dußerlicb  genau  in  ber  überlieferten  ©effalt  ju  er» 
palten,  ebne  ju  bulben,  baß  ftatt  be«  entfebwunbenen  ein 
neuer  ©ebanfe  in  fte  r>inetndetegt  würbe,  wie  biefe«  bei  ben 
©rieetjen gefebab-  (Bgl.  ttgpptcn,  3pi«,  Hnubi«,  3fi«, 
SDfirt«.) 

Die  ©ejiebung  ber  grteeb.  unb  r im.  ©6 tt er  jur  9?a» 
tur  war  nur  febr  oberflächlich,  obgleiob  unleugbar  vorbanben. 
Durch  ben  freien  gried;.  ©eift  ift  bie  altafiat.  ©itterweit  viU 
lig  umgeftaltet  worben,  fobaß  faum  noeb  einr  3tbnlid;feit  ju 
erfennen  tjl.  Dodj  motten  fidj  bie  altertbümlicben,  auf 
naturwiffenfdjaftlitber  ©runblage  berubenben  SKptben  unb 
(Zeremonien  wabrfcbtmlicb  noä>  in  ben  2Rpfierien  (f.  b.) 

berfelben  niebt  mebr 
auch  p  ben  SRi» 

MM  uv»,  ...w».  ~.»,v  .y.v  -       Jdtter  mtt  ben  gried;. 

'  in  ttbereinfKmmung  brauten  unb  bie  gried;.  ©itterfagen  auf 
tbre  (Sötter  übertrugen.  Daber  haben  bie  meiften  biefer  ©5u 
ter  einen  gried;.  unb  einen  lat.  tarnen.  Die  iffentlicb  c«r-- 
ebrte  gried;.  ©itterweit  »erbanfte  it>r  Dafein  tjotjüglid;  ben 
großen  Didjtem  |)omer  unb  £eftob  (f.  b.).  Dtefe  \)aU 
ten  bie  ©itter  wte  erbabene,  burtb  ©ebinbeit,  Jtraft  unb 
TOacbt  auSgejeidmete  ÜRenfcben  gefd;ilbert,  weld;e  mit  biefen 
fetbft  in  tbeil*  freunblicben,  tbeil«  feinbltd;en  SBerfebr  traten 
unb  an  ibren  ©d;idfalen  ben  lebbaftejlen  Xntbcil  nabmtn. 


Den  ©ereebfen  fegnen  bie  ©itter,  ben  ^reuler  berfolgen  fie, 
aber  fte  b^ben  aud;  fclbfl  menfd;(icbe  ©cbwäcben  unb  ttu 
benfebaften.  ©ie  treten  fogar  in  StebeSoerbiltniffe  mit  ben 
©terb(id;en.  ©o  würben  bie  $eroen  (f>  b.)  gejeugt,  von 
benen  bie  »ornebmßen  ©efcblecbter  ber  ©riedben  unb  Slimer 
ihren  Urfprung  ableiteten.  Die  SRgtbologte  ber  ©rieeben 
unb  Winter  erjdb't  nid;t  nur  bie  ©agen  »on  ben  JBerbdlt; 
niffen  ber  ©itter  unter  einanber  unb  ju  ben  ©terblid;(n, 
fonbem  aud;  bie  ©agen  von  ben  Sbaten  unb  ©cbidfalen 
ber  ^eroen  unb  itjrer  erften  Stacbfommett.  Die  $oeten 
febmudten  biefe  ©agen  weitläufig  au«.  Qi  fommen  aud; 
©aßen  cor,  welcbe  barauf  binbeuten,  baß  bie  9)frfonen  einjl 
berubmter  unb  toetbienter  9)?cnfd;en,  wenn  aud;  nid;t  tum 
©tauben  an  gewiffe  ©itter,  Sierantaffung  gegeben  Ijabrrt, 
bod;  mit  biefen  in  ber  $olge  für  gleicbbebeutenb  genommen 
worben  ftnb.  SKan  fprad;  »on  ©eburt«orten  ber  ©itter,  ia 
fogar  von  folgert  jDrten,  wo  ©itter  geworben  unb  begraben 
fein  foQten.  Die  ©itter  fpeiflen  Vmbrofta  unb  tranfen  9leftar, 
trugen,  wenig(!en«  jum  %t)til,  Jtleiber  unb  golbene,  mit 
©d;nellfraft  befeelte,  ©d;ube;  fte  aenoffen  beö  ©d;lafe«, 
wenn  fte  beffelben  aud;  nid;t  beburfttg  waren,  ladjten, 
fd>rieen  aud;  wol  vor  ©djmerj,  ermübeten  ftd;  unb  febwu« 
ren  bejm  ©tpr,  bem  gluffe  ber  Untenreit.  Die  iltejtcn 
©ottbeiten  ftnb  ©da  (bie  Grrbe)  unb  Urano«  (ber  $tm> 
mel),  we(d;e  bie  Sitanen,  Sptlopen  unb  5o cfoton  = 
cbeiren  (4>unbertarmige)  erjeugen.  Bora  SJater  wrftoßen 
entpiren  fte  ftcb  unter  bem  2ttanen  Ärono«  (3eit),  ber 
mit  feiner  ©dbwefter  JRbea  bie  itroniber.  jeugt,  bie  ber 
S3ater  alle  gleid;  naty  ber  ©eburt  oerfd;lingt.  3eu«  nur 
wirb  burd;  bie  Si(i  t>er  9tr)ea  gerettet  unb  mtt  ihm  aud;  bie 
anbern  Jtroniben;  biefe  bemdebrigten  ftd;  nun  ber  #errf<baff 
Ärono«  foU  nad;  rim.  ©age  al«  ©aturnu«  in  bie  @e* 
genb,  wo  nacbmal«  SRom  gegrünbet  würbe,  ju  bem  gleid» 
fall«  gittlid;  verebten  Jtintge  3«nu«  gefommen  fein.  3u> 
piter  ober  Bett«  beißt  SJater  ber  ©itter  unb  2Renfd;en, 
feine  ©emablin  ift  3uno  ober  ^ere;  SReptun  ober  9>o-- 
feibon  i(l  ber  Sfrtrx  t)ti  SWeere«;  ?)luto  ober  HibeS  §vn> 
feber  ber  Unterwelt.  Qx  beißt  aud;  5)lutu8,  al«  ©eber  be« 
OfetdbtfjumS ,  unb  feine  ©emablin  i(t  ^roferptna  ober 
?)erfepbone.  Äpollo,  ?)bibu8,  Jbelio«,  lenft  ben  ©onnen» 
wagen;  Diana  ober  ttrtemi«  ip  bie  ©ittin  ber  3agb; 
ÜRtnerva,  %>aUai,  Ätbene,  bie  jungfrdulicbe  ©ittin  ber 
SBei«beit;  9Rar«  oberere«  ber  ©ort  be«  Ariege«;  SSenu« 
ober  Xpbrobite  bie  ©ittin  ber  ©ebinbeit;  Bulcanu«  ober 
£epbdjto«  ber  ©oft  be«  $euer«  unb  ber  bilbenben  £ünfle  | 
2Berturiu«  ober  kernte«  ©efebu^er  ber  ÄauPeute,  aueb 
ber  Diebe;  Befta  ober  #eflia  ©d;ü<}erin  be«  bdu«licben 
©lud«;  33acd;u8  ober  Dionnfo«  ©penber  be«  SBcinä 
unb  ber  $reube;  Gere«  ober  Demeter  bie  ©ittin  be«  gelt: 
bau«.  ZUt  bi«ber  genannten  werben  ju  ben  obern  ©Ott > 
betten  gerechnet.  Die  niebern  ©ottbeiten  würben  tbeilä 
al«  Diener,  tbeil«  al«  {Begleiter  ber  obern  ©itter  oorgefiellt, 
tbeil«  aud;  al«  unabbdngige,  aber  weniger  allgemein  vereinte 
gittlicbe  9Befen.  3u  ibnen  gebirten:  Aurora  ober  6o«  (bie 
SRorgenritbe),  8urla  ober  Selene  (STOottb,  oft  mit  Diana 
gleicbbebeutenb),  3ri«  (ber  Siegenbogen),  £eto  ober  Üa= 
tona  (bie  «Kutter  ber  Diana  unb  be«  HpoOo),  Hmor  ober 
Cro«  (ber  8iebe«gort),  SJellona  (bie  Ärieg«gitttn),  4>ebe 
(welcbe  ben  «Jceftar  crebenjte),  ÄSfulap  ober  3t«flepicä 
(ber  ©ott  ber  ttrjte),  Sri«  (bie  ©ittin  ber  3»ierrad;t), 


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Ctötter 


249 


Oötter 


iionmiü  ober  che  (tue  ©lücfigcttin),  JEfjemiä  ober 
£ife  (bte  ©ereebttgfett) ,  91  e  m  e  f  i  §  (bie  SBergettcrin) ,  $  l  o  r  a 
(bie  Siu meng 6t tin),  gama  (bas  Gerücht;,  bie  SReer» 
giftet  (Dfeano«,  3>ontoS,  Slereuö,  Sortis,  9>roteuS,  Sri* 
•?n,  ©cpDa,  bie  Sirenen  u.  a.),  bie  fcanbgötter  ($an, 
Jaunen,  ©ilenen,  £erminu§,  glora,  3>riapu$  u.  a.),  bie 
Sinbe  unter  ber  Jperrfcbaft  beS  ttotuS,  bte  gurien  ober 
Jrittmjen  (bie  Racbegöttinnen),  bie  Ratten  (bie  ©ebteffafö« 
(Mimen),  bie  .poren  (Seitgott innen),  bie  @r «uteri  ober 
liraritinnen  (£ulbgöttinnen) ,  bie  SRufcn  (©ötttnnen  ber 
Äünfie)  u.  a.  2tn  bie  ©ötter  reiben  ftcf)  bie  Jperoen:  $er» 
ituS,  »eQeropbon  (f.  $egafu«),  #ercule8,  SErjefeu«, 
Ä  Argonauten,  bie  troianifef)en  $elben  (f.  SEroja), 
PtometbeuS  u.  a.  —  'älle  einzelnen  Setter  unb  .peroen 
beS  röm.«grircb.  TfltcrthumS,  bie  einigermaßen  wichtig  fmb, 
.  iben  befonbere  ÄrttEel  unb  in  biefen  ftnbet  man  bie  cor* 
•  hehlten  Stilen  ber  grieeb.  ©itterlebre.   3>ie  grieef).  Jtunjt 

.:t?err lichte  biefe  ©ötter;  prachtvolle  Stempel  mürben  ge» 
baut  unb  herrliche  ©tatuen  ber  Gitter  aufaefteHt.  Die 
V:cfie,  welche  btefelben  ju  ©ebilben  ber  Schönheit  umges 
galtet  hatte,  würbe  jeboeb  auef)  nebjl  ber  mächtig  empor- 
biür)enben  $bilofopbie  Ur fache  be§  SBerfaU«  be6  ©lauben* 
im  bie  ©ötter.  SÖäfjrenb  nämlich  bie  $f)ilofopf)ie  richtigere 
3oeen  über  bas  wahre  Siefen  ber  Gottheit  oerbreitete,  fuhr 
bie  fot\it  fort,  bie  ©ötter  jmar  mit  allen  Sorjügen,  aber 
auef)  mit  allen  Schwächen  ber  ÜJIenfcbcn  auSjufiatten,  unb 
bic  ber  SBiflfür  ber  (nicht  mehr  in  religiöfem  Knfet)en  flc= 
fcenben)  25icr)ter  preisgegebenen  ©ötter  gerieten  immer 
met)r  bei  ©riechen  unb  Römern  in  2Ri8acf)tung.  33alt> 
Raubten  bte  ©cbilbetcn  gar  nicht  mehr  an  fte,  befon« 
ttri  ba  auet)  bie  SRrjflericn  nicht  würbigere  S3orfteü"ungen 
über  bte  ©itter  mitrbetlten.  StbeibS  roenbeten  fte  ftcr)  ber 
Tbitofopbie  ju,  tbetis  aucr;  anbern  Religionen,  wie  benn  na: 
^entlieh  fca-3  3ubentbum  unb  fpäter  oorjüglicb  ba8  <Shrif!en> 
tbum  »tele  Anhänger  unter  ihnen  gewann.  £>ai  offenbarte 
oeieben  oon  ber  Sierachtung,  in  welcher  bie  öffentliche  Reit» 
$ion  »erfunfen  war,  trat  barin  auf,  baß  man  nicht  nur 
rrirftief)  ausgezeichnete  85erftorbene ,  wie  ben  RomuluS  un^ 
er  bem  tarnen  J&uirinuS,  Hierunter,  Gäfar  unb  ÄuaufiuS, 
•onbem  aucr)  bie  fcblecfjtcn  iflacbfolger  Xleranber'S  be«  ©roßen 
unb  fpäter  bie  fcblccbteflen  unter  ben  ftttenlofen  rim.  Jui 
ern  noch  bei  gebjeiten  in  bie  Reibe  ber  ©ötter  aufnahm, 
bet  Äaifer  Galtgula  lieg  fogar  fein  $>ferb  in  baS  yüu 

rrcoOegtum  aufnehmen.    Solche  ©ötter  tjielten  ftcf)  jwar 
lange,  fonbern  waren  balb  wieber  oergeffen,  aber  bie 
Reibung  ber  Religion  blieb  biefelbe.   9toct)  oiel  fcbneUee 

.:rce  biefeS  ^)eibenthum  ber  ftcb  allmälig  auöbreitenben 
:  illliet)en  Religion  erlegen  fein,  wenn  nicht  bie  gajierhaf: 

ta  unter  ben  2Renfd)en  bemfelben  geneigt  geblieben  rodren, 
»eil  fte  in  ben  r-aftern  ber  r)cibnifcr)cn  ©ötter  eine  Ttxt 

Mi  Sefebeinigung  für  it)re  eigne  ©ct)lechtigfeit  fatiben,  unb 
triebt  bie  Jtltigften  unter  ben  Reiben  im  JBeftfc  einer 
;:ofopbie  gewefen  waren,  mit  beren  #ülfe  fte  iebe  8te(u 

:on  entbehren  ju  t innen  glaubten,  inbem  fie  2tHe8  für  S3c» 
;tug  gelten,  worin  fieb  ein  mehr  a($  nKnfd)lict)c&  2Biffen 
übet  bai  ffiefen  ber©ottbeit  auöfpract). 

iSährenb  ber  Gang,  ben  bie  ©efcbicr)tc  beS  fDtenfcben» 
e(t)t*  genommen,  Unfern  ©lief  auf  biejentgen  SJölfer 

cnfte,  beren  ©ötterleljre  wir  Weber  betrachtet  traben,  i|l  ti  ba» 
astUw.-Cono  «Cer.  11. 


gegen  meb.r  baterldnbifcbe*  3nteteffe,  butcb  welches  wir  un* 
aufgefobert  fühlen.,  nott)  bie  ©Ötter  in  Setraebf  ju  jieben, 
welche  einft  von  unfern  beitmifeben  Uroatern  oereljrt  würben. 

Unter  ber  norbif(f)en  TOpthologie  verfteht  man  ju> 
ndcfjft  bie  ©ötterler)re  berjenigen  aerman.  SJölferfcbaften, 
welche  bie  SQorfabren  ber  ie&igen  ©fanbinaoier  unb  3'iiän« 
ber  waren.  3ebocb  fommen  aQe  german.  8Jölferfd)aften  in 
ihrer  Götterlchre  überein,  unb  cd  erhielten  nur  in  ben  »er 
fdriebenen  £iale!ten  ber  oerfebiebenen  beutfd)en  (Stämme  bte 
g?a men  ber  ©ötter  oerfebiebene  SuSfpradpe,  auch  würben  in 
anbem  Gegenben  anbere  Gottheiten  oorjugdweife  verehrt,  unb 
jeber  beutfobe  ©tamm  mochte  bie  uralten  Sagen  in  befon 
berer  ©eftalt  heften,  obgleich  biefelben  Qinm  Urfprung  bit- 
ten. t)it  münt liebe  Überlieferung,  welche  bie  ©öttcrlehre 
fortpflanzte,  mußte  notbwenbtg  mannicbfaltige  Umgeftaitttn. 
gen  berfelben  }ur  golge  b^ben.  Erinnerungen  an  bte  alten 
©ötter  beft&en  bie  german.  SBölfer  noch  in  »erfchiebenen  Orts- 
namen unb  in  ben  tarnen  ber  SBochentage,  welche  oon  ben 
Gittern,  benen  fie  gewibmet  waren,  benannt  worben  finb. 
2)er  Sonntag  war  ber  Sonne,  ber  Montag  bem  üftonbe  ge^ 
wibmet.  £)ingtag  heißt  im  Qrnglifcben  Sueöbap,  von  bem 
©otte  Sluiäfo.  35 en  SJJittwocl;  nennen  bie  cjngläriber  noch 
SSebneSbar),  b.  h.  SBobandtag.  35en  35onnetätag  nennt  bat 
gemeine  S3o(t  in  3)eutfd;lanb  noch  gegenwärtig  3bur$tig 
unb  in  @ng(anb  beißt  er  ÄburSbap,  welche  tarnen  ben  Sag 
beS  Sbor  bezeichnen.  Der  Göttin  greia  war  ber  Freitag 
gewibmet. 

Such  ba-3  german.  .peibentbum  beruhte  urfprünglid)  auf 
einer  9taturbetrad)tung,  bte  aber  roher  war,  als  biejenige, 
welche  ber  inb.  Religion  }u  ©runbe  lag.  £ne  altgerman. 
Götterlebre  trägt  baS  Gepräge  ber  wilben  norbifchen  SSelt, 
welche  bie  german.  Sölferfdpaften  in  ihren  SiSobnftfecn  um< 
gab.  SJor  Sieginn  ber  iefeigen  SBelt  gab  ti  nacr)  ben  alU 
german.  Sagen  eine  fübL  iicr)twelt,  9CRu5pellhctm,  unb 
eine  nörbl.  hiebet  weit,  92ift  t>  eim ;  ein  Ttbgrunb  lag  ;wt> 
feben  beiben  SBelten,  ba,  wo  bie  tetjige  Schöpfung  fleht. 
Hui  ber  9eorbwelt  fhömte  ein  falter  Strom,  ber  tn  bem 
Xbgrunbe  ald  Q\i  ftcf)  ablagerte  unb  ihn  fo  erfüllte;  aus 
ber  Subweit  famen  geuerfunfen  geflogen  unb  bie  #ifee  ber 
Sübwelt  erjeugte  auS  bem  Sife  ber  9torbwelt  ben  Riefen 
£)mir  unb  bie  ib«  nä^renbe  ituf)  "Äubumbla.  3enet 
jeugte  au«  ft*  felbff  bie  Reifriefen,  ba§  ©efdjlecbt  ber 
^>rimtr>urfen,  biefe  lecfte  an  bereiften  Salzfteinen  unb 
bilbete  fo  ben  Suri,  beffen  ©ol>n  JBor  war.  SRit  ber 
Riefentocf)ter  öelfla  z«ugte  Cor  bie  (alö  ©ötter  wehrten; 
Söhne  öbin,  SJili  unb  2Be,  wetdje  ben  Riefen  $mir 
erfchlugen.  3n  feinem  Stute  ertranf  ba6  ©efct)led)t  ber 
4>rimtburfen  bi5  auf  einen  (Sntel  ©mir'*,  welcher  mit  feu 
nem  2Beibe  entrann  unb  ein  neue«  ^>rimtburfengefchlecht 
jeugte.  Zui  bem  HUifdje  be$  ©mir  machten  bie  ©öbne 
S3or'$  bie  fugelrunbe  <5rbe,  au4  feinen  ©ebeinen  %tU 
fen,  auS  feinem  ©cbäbet  ben  Gimmel,  au5  feinem  SJlute 
bie  ©ewäffer  ber  €h:be.  35ie  geuerfunfen,  welche  au* 
ber  ©übwelt  b«rübergefIogen,  erhielten  bejKmmte  ©teilen 
unb  fo  entfianben  bte  ©efiirne.  bitten  in  ber  Sßelt 
erbauten  fteb.  bie  Äfen,  b.  t).  ©itter,  «Sgarb  jur 
S33ot)nung.  83on  ber  bewohnbaren  (?rbe,  ber  SRittelbefcfH: 
gung,  tWibgarb,  würben  bie  Riefen  burcr)  SSerfcrjanjun^ 
gen  abgehalten,  welche  au*  Dmir'3  Äugenbrauen  gemacht 


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CJotter 


250 


Götter 


würben.  3m  Snnern  ber  erbe,  beut  ftleifdje  »Dmir'a,  ent. 
ftanben  bie  -Xlfen,  benen  bie  ©6tter  SJerfhmb  unb  ©e$ 
ftalt  gleich  SKenfcben  gaben.  66  gibt  bunfle  2flfen,  weldje 
ba§  Jiitbt  beS  Sage«  freuen  unb  ba&et  mit  -ftnotueb.  btffel» 
ben  in  bie  ßrbe  fieb  »erbergen,  unb  gicbtalfen,  welche  im 
britten  #immel  BibbUin  (SBeitblauer)  Ubtn.  üb«  btm 
Tit'cri reifte  in  ber  fcuftwelt  SSinbbeim  Rauften  bie  ben 
Stfenfcben  freunblid)  gefinnten  83anen,  weldje  mit  benXfen 
erft  in  ©trett,  fpatet  aber  in  grieben  lebten.  %m  ©tranbe 
beSSTOeere«  ftanben  jwtiJBdume,  3fc  «Jfcbe)  unb  Gmbla 
(<£xk),  benen  gab  Dbin  2ttb,em,  ,§omr  Geif!  unb  gobur 
gute  garben ,  unb  olfo  würbe  baS  erfte  SDtenfcbenpaar.  Gin 
großer  2Beltbaum,  ©gbrafil,  flebt  übet  bem  Jörunnen  bet 
Urjeit,  beffen  brei  SBuneln  fieb  ausbreiten  bis  ju  ben  ®öt» 
tern,  ben  Kiefen  unb  i>el  ($6u"e),  beffen  ©ipfel  übet  bie 
Aimmel  emporragt,  beffen  ämeige  fieb  über  bie  23elt  et» 
ffreefen.  'än  ber  einen  äBurjel  liegt  ÜWimir'S  JBrunnen 
ber  aiSeifhcit,  an  ber  anbern  bie  -Quelle,  wo  fieb  ber  9?atb 
ber  ©öfter  t-crfammelt.  Die  dornen:  Urb,  SBerbanbi  unb 
©fulb",  JBergangenfyeit,  ©egenwart  unb  äufunft,  ßcigen 


•i 


Ii:  liil 


WM 


Gönne. 

©öftern  ber  alten  Deutfcben ,  2COt>ater  unb  JBater  ber  <3ce» 
Ietv  genannt,  war  ber  ©obn  Söor'3,  ßbin.  ©o  nannten 
ib.n  bie  granfen,  wÄbrenb  er  bei  ben  Sadbfen  2B ob  an,  bei 
ben  ©otben  ©oben  bief.  (5r  blatte  ein  acbtbeinigeä,  niim 
mer  ra|lenbe§  9ioß,  ©leipnir,  unb  ein  immer  mit  gün* 
(ligem  2Binbe  fegelnbe§  ©ebiff,  ©fibblabnir.  3m  $tU 
benfaale  SBalballa  in  @lab$b«im,  wo  ©bin  roo^nt, 
f.:  mm  ein  fieb  um  ihn  bie  gefaQenen  gelben,  welche  bie 
SBalf  prien  (fcobtenwäblerinnen)  tom  ©djladjtfelbe  führen. 


ouJ  biefet  CueHe  empor  unb  bienen  ben  ©ftttern.  Die 
SEotbtet  bet  Kiefen  91  ott  (9la$t)  jeugte  mit  bem  Zfen 
D  ellin  gut  (Dämmerung)  ben  Da  gut  (Sag).  ©bin  gab 
bet  Butter  bai  3to$  fl!  cifma  t?ne,  welcbeö  fdjaumenb  ben 
SRorgentbau  erzeugt,  unb  bem  ©oljne  baS  iKof?  ©  1  a n j  •- 
mäbne,  weifte»  £uft  unb  (?rbe  mit  ©tan}  erfüllt.  (Stn 
SFfann,  SMunbilfari,  Ijatte  jwei  feböne  hinter,  bie  JtoaV. 
tet  nennt  er  ©ol  (©onne),  ben  ©obn  9Rani  (SRonb)  unb 
von  ben  übet  folcjbe  SBermejfenbeit  erzürnten  Wittern  werben 
biefe  an  ben  $tmrael  gefefet.  ©o(  muß  mit  ben  $cngfien  3:1= 
»erbrennet  unb  gtüfcwad?  ben  ©onnenwagen  fahren,  9Rani 
ba§  ©efrirn  be$  9)fonbe3  leiten;  ©onne  unb  SOTonb  werben 
auä  ben  gunlen  ber  ©übwelt  gebilbet.  Ser  bet  ©onne 
jleb^t  bet  ©cbjlb  ©»alin  (Äübltt),  wenn  biefet  tin|t  berab-- 
falit,  i(t  bad  Snbe  bet  SBelt  ba,  welcbe  in  Jener  aufgebt. 
Die  S3ilbet,  welcbe  ftcb  bie  alten  Deutfcben  von  ©onne  unb 
SDlonb  machten,  jeigen  »on  ienet  nur  ben  entblöpten  Cber^ 
fitpet,  wä^rtnb  ber  SDlonb,  in  Jtleibet  gefüllt,  in  ganjet 
Sfigut  etfe^eint.  Die  JDb.ren  ber  Sbiorbaut,  welche  ibn  be» 
betft,  tagen  über  fein  ^>aupt  empor.  Der  größte  unter  ben 


TO  o  n  b. 

^ier  fampfen  bie  Äelben,  aber  ibre  SBunben  beilen  balb  wie 
ber  unb  bann  fpeifen  unb  trinfen  ftc  mit  äDbin.  SBrr  nid?f 
tapfer  fimpfenb  auf  bem  ©cblac^rfelbe  fiel-,  fam  rtae$  bem 
Äobe  in  bie  ewige  9tacbt  9Jiflbeim8,  unb  baber  fugten  bie 
gelben  ben  JEob  in  ber  ©db.lacbf.  Son  feinem  SRamtn  l«-- 
ten  ftcb  no*  »iele  !Drf6benennungen  ab,  wie  ber  äDbemr  .  ' 
in  Reffen  unb  Stoben,  bet  ©ubenSbetg  unb  Dbenbtrg  bei 
griljlar  in  Reffen,  ber  JDbenfee  auf  Jünen  unb  nnbere 
Die  Ängelfacbfen  bitbeten  ibn  als  einen  gebarnifebten  »Kann 


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Ctötter  251  ©otter 


Götter  2 

in  ber  Siebten  mit  tintm  breiten  ©chlachtfcbwert,  in  ber 
ßirtfcn  mit  einem  ©cbilbe,  auf  welkem  bet  JDonnerteil  ab* 
gebilbet  ifl.  ©bin  ifl  einäugig,  benn  baS  anbete  2£uge  fefetc 
et  jum  flfanbe  für  einen  JEtunf  auS  SDlimir'S  SBeiSbeitS* 
brunnen.  2Bie  beS  ÄriegeS,  fo  ifl  et  auch  bei  SBeiSheit 
unb  beS  ©efangeS  ©Ott.  SJfit  JDbin  oft  verwecbfelt  i|i 
SKuiSfo  obet  SCeut,  bet  ©Ott  bet  ©etedbtigfeit  bet  alten 
SDeutfcben,  von  welkem  biefe  felbfl,  als  intern  ©tammvater, 
ben  9tamen  boten.  (5t  foK  nach  eigentümlichen  ©agen 
nuS  bet  (5rbe  entfproffen  fein  unb  einen  ©obn,  SR  ann,  ge* 
jeugt  haben.  £>er  Dienstag,  bet  ihm  getoibmet  war,  beißt 
(\v.&.  r-.iKjstua,  b.  b-  ©ericptStag.  (?r  würbe  vorgefietlt  als 
ein  ehrwurbtger  ©reis  mit  langem  ©art,  in  S£t>terfcae  ge» 
bünt  unb  einen  ©cepter  ttagenb.  -  Der  Donnergott  SEh  or 
war  ein  ©ol>n  Dbin'S  mit  bet  (5rbe  (3orb),  ein  gewaltiger 
.Stampfer  gegen  bie  Kiefen,  mit  benen  bie  3fen  in,  fortwähren* 
bem  .Kampfe  tagen  unb  beten  ©enealogie  unb  JEbatigfeit  von 
ben  getman.  Solferfcbaften  in  ebenfo  mannigfaltigen  ©agen 
abgerjanbelt  würbe,  wie  biefeS  mit  ben  Xfen  bet  gfaQ  war. 
Die  2tfen  finb  bie  guten,  freunblicben  ©Ortzeiten,  bie  fRit> 
fcn  bie  böfen,  fernblieben,  unb  beibe  fieben  in  vielfeitigem 
SSerfebr  miteinanbet.  abot  fämpft  mit  bet  SRibgatbfcblange, 
erfcblagt  fie  am  <5nbe  bet  SEBelt,  flirbt  abet  felbfl  in  golge 
tr>ve5  ©iftS.  ©eine  ©öbne  jtnb  3Wutb  unb  ©tarfe,  feine 
SBaffe  ifl  bet  Rammet  SRiolnir,  bet  3trmalmer.  <5r  rei» 
nigt  bie  8uft  (als  ©ewitter)  unb  Umt-t  gegen  Tffr,  beför* 
btrt  bie  gruchtbartett  unb  verhinbert  bie  «gjungerSnotb.  (5t 
hatte  im  3>empel  feinen  ©tubl  neben  bem  jDbtn'S  unb  ttug 
als  3cicben  feinet  äertfebaft  einen  ©ceptet.  —  grepr  unb 
grepa  waren  ©ruber  unb  ©cbwefler  unb  beibe  ©öttet  bet 
Siebe ,  Jtinbet  beS  Cbin.  Die  fiiebenben  fielen  *u  grepa, 
bie  fanft  unb  hulbvoü*  ifl.  ©ie  felbfl  vergtejjt  golbene  34b3 
ten  um  Dbbur,  ibten  ©emabl,  bet  fte  verlaften  bot  unb  ben 
fte  vergebens  untet  allen  Siötfern  fuebt.  3u  ihr  fommt  bie 
#alfte  bet  Ghrfcblagenen  nach  ihrer  83urg  golfnvangr  (Boll» 
anget.)  grepr  baufl  in  Blfbcim,  gibt  Siegen  unb  ©on* 
nenfdiein  unb  reitet  auf  einem  6ber  mit  golbenen  JBorflen. 
Ullur,  bet  SJogenfcb üfce  unb  ©cbritrfcbublaufer,  würbe  beim 
3weifampf  angetufen  unb  bei  feinem  Slamcn  würbe  gefebwo* 
ren.  JBallbur  bewohnt  SJreibablif  (2Beitglanj).  <5t  ifl 
bet  be)le  unb  weifefle  untet  ben  3(fen,  voller  löerebffamfcit 
unb  von  weithin  fhablenber  Schönheit.  fiofi'S  8i|l  verbirbt  ihn 
unb  ©öttet  unbSRenfcben  beftauetn  feinen  Stob,  fieimbatt 
ifl  bet  ©ötterwaebter,  bet  ba6  ©raS  unb  bie  2Boue  waebfen 
bört,  bei  Rächt  fo  gut  wie  bei  Sage  ficht -unb  »eniget 
©eblaf  a(S  ein  SBogel  bebatf.  dt  lebt  in  bet  #immelSbutg, 
»o  bet  Regenbogen,  bie  ©6rteibiücfe  JBiftofl,  Aimmel 
unb  ©tbe  »etbinbet.  JDtt  febroeigenbe  ©ott  SBibat  m  nacb 
Äb.ot  bet  flatfjle  untet  ben  Äfen.  Sbunn  ifl  bie  ©6ttin, 
welche  ben  ©6ttcrn  bie  Äpfel  bei  Unfletblicbfeit  reicht.  SBtagi, 
ibt  ©ema^J,  ifl  bet  ©Ott  bet  Diebtfunfl  (Stagut)  unb 
bet  fflerebrfamfeit.  Äpt,  fo  fubn  al$  weife,  lenft  ben  ©ieg 
in  bet  ©cblacbt.  £no|j,  betgtepa  ZoQttr,  ifl  auSgejeicb: 
net  butdj  ©ebinbeit,  ©iofn  bewegt  ben  ©inn  jut  8tebe, 
8ofn  (Siebe)  fübtt  bie  fiiebenben  »ufammen,  ffiat  riebt 
ben  JKeineib,  |>lpn  wa&rt  in  ©efabt,  ©na  ifl  bie  ©6t* 
terbotin  u.  f.  w.  ©ncr  bet  wicbtigflen  Ttfen  ifl  bet  febon 
mebtmalS  etwdbnte  8ofi,  baS  geuet.  Qx  ifl  febön,  abet 
binterliilig,  f(ug,  febabenftob,  SJetbetben  btingenb,  dbnlicfo 
bem  Glcment,  ba8  in  ibm  »otgefleHt  ifl.  ©eine  2ttgtifl  bot 


2  Gottesgerichte 

et  t»on  bem  ©enu^  bed  battweibtannten  ^>etjen«  eine«  bo-- 
fen  SBeibeS.  S3on  ihm  flammten  bie  Ungeb^euet,  welche,  fc 
fagte  bie  SBeiffagung,  einfl  ben  Xfen  oerbetbtieb  werben 
follten:  bie  fiel(^6Ue),  bie ÜRtbgatbSfcbJangt  unb  ba 
SBolf  genttt.  Die  ©öfter  banbigen  mit  ©ewalt  bie  Un. 
gebeuet  unb  ben  8ofi  felbfl  bet  in  feinen  SJanben  fieb 
winbenb  nut  noeb  al6  (5tbbeben  fidb  bemettbat  tnaebt.  Äbtr 
am  Snbe  bet  Sage  werten  EoK  unb  genrt't  frei,  juglei* 
brechen  bie  Riefen  berein,  ©urtur  Fommt  mit  »erbeerenbtr 
glamme  au§  bet  ©ubwelt,  bie  fi3rücfe  S3ifrofl  jcrbrictir, 
ein  SBolf  oerfcblingt  bie  ©onne,  ein  anbetet  ben  9Rent<, 
ba*  SReet,  bie  (5tbe,  bet  SBeltbaum  »ettroefnet.  3luS  bie* 
fet  SBetnichtung  geb,t  jeboeb  eine  »oHfornmenere  2Belt 
t>or,  in  ber  aueb  bie  3(fen  wiebet  httrfdjenb  auftreten  unb 
neue  SBenfcben  leben. 

©ottea&itnßt  ijl  iebe  Sejcigung  eineä  ©ott  ergebenen  unb 
©ott  liebenben  ©emütb>  £a  bet  wa^te  Gbtifl  fein  ganjeä 
geben,  wie  fein  ungetbeilteß  {>erj  ©ott  wibmen  foll,  fo  muf 
eigentlich  fein  ganjrt  2>afein  eine  fiete  Übung  bed  ©otte$: 
bienfleä  fein,  ©och  »erfleht  man  »orjugSweife  untet  ©ottti. 
bienfl  nut  bitjenigen  hu$ etlichen  £anblungen,  welche  eine 
©ott  woblgefällige  ©eftnnung  auSbrücfen.  SOlan  mu§  fith 
hüten,  mit  bem  SSorte  ©otteSbicnfl  ben  beibnifeben  Segriflf 
»u  vetbinben,  als  ob  buret)  Ausübung  itgenb  einet  ^»anblung 
©ott  ein  wirtlicher  £ienfl  getman  werbe,  benn  nicht  bebatf« 
wie  bie  £>eiben  meinten,  ©ott  be$  SRenfchen,  fonbem  allein 
bet  SRenfcb  ©otte§,  unb  bet  gtomme  bient  niebt  ©ort,  fon* 
bern  nur  feinem  eignen  wahren  iBeflen.  SRan  unterfebeibet 
öffentlichen  unb  ?>ri»atgotte8bienfl,  inbem  man  um 
ter  jenem  bie  gemeinfebafrlicben  religiöfen  Übungen  ber  9Ren= 
feben ,  unter  biefem  jebe  t>on  bem  dinjelnen  abgefonbert  ober 
mit  feiner  nacbflen  Umgebung  gepflegte  fflejeigung  religiöfer 
©efinnung  t1  erfleht 

<S>oUr6fritdf.  3n  ben  3eiten  beä  gauflrechtS  (f.  b.) 
würben  alle  ©treitigfeiten  nur  einigermaßen  miebtiger  tyat-- 
teien  burch  gebbe  (f.  b.),  nicht,  wie  jefet,  burd)  geriebt* 
liehe  SBerhanblungen  entfehieben.  Um  nun  nicht  alle  unb 
jebe  ©icberbeit  ber  $erfon  unb  beä  (5igentt)umS  in  einem 
ununterbrochenen  unb  vielfach  oerwidelten  ÄritgSjuftantc 
völlig  verlöten  gehen  ju  laffen,  beflrebte  man  ptp  burch 
ben  (Einfluß  ber  Jtirche,  wenigflenS  für  gewiffc  »Perfonen, 
ßrte,  ©adjen  unb  für  gewifTe  3«iten  einen  3ufl«nb  ber 
©icberbeit,  fobaß  nicht  trgenb  eine  ©ewaltthat  ausgeübt 
werten  burfte,  b«rt<ei$ufübren,  weither  ber  ©ofteSfrtebe 
hieß.  Die  ©eifitieben,  von  benen  biefe  S3eflrebungen  aus* 
Clingen,  würben  in  ihnen  burch  ©tfa«  ber  gürften  untere 
jtü(5t.  äßet  fhrengen,  ewigen  unb  irbifeben  ©trafen  würbe 
ber  ©ofteSfriebe  anbcfoblen,  unb  mußte  an  allen  Sefttagen, 
in  ber  XboentS*  unb  faflenjeit,  in  ben  t)eiligen  Magert  Frei- 
tag, ©onnabenb  unb  ©onntag  jeber  SBoc^e,  unb  fletS  gegen 
?)riefler  unb  grauen,  jum  ^aerbau  gehörigen  f)erfonen  unb 
©egenfldnben,  Äircben,  Alöfler  unb  Äapeuen  gehalten  wer: 
ben.  25er  ©ofteSfriebe  würbe  guerft  burch  einen  JBifcbof  im 
11.  ^ahrh.  in  Aquitanien  auf  ©runb  eines  SöriefeS,  »el* 
eben  berfelbe  vom  Gimmel  erhalten  ;u  haben  behauptete, 
unb  noch  in  bemfelben  Sahthunbert  fafl  in  allen  cbriflUcben 
Sdnbem  eingeführt. 

©tjtt«gfricl)tf,  ©otteSurtheile  ober  JDrbalien, 
von  bem  altbeutfcben  «Borte  Crbel,  b.  h-  Urtbel,  waren 


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Gottesgerichte  253       Oottfried  von  Bouillon 


trjema!«  gebräuchliche  ©criebte,  in  benen  man  ben  {Bewei«, 
ob  ber  eines  ÜÜerbrcdjcnä  Hngeflagte  febulbig  oter  nicbtfcbul« 
big  fei,  cer  ©ottheit  anbeimfiellte,  ingäflen,  wo  menfcblicbe 
Jtiujbcit  jur  Eirforfchung  ber  SBabrbeit  nicht  au«reicbte. 
Sffiart  fefcte  btn  Tlngeflagtcn  einer  wirflieben  ober  »ermeintli« 
eben  Sefabr  au«  m  bent  ©lauben,  baß  tcr  gerechte  unb 
liebcnbe  ©ort  bem  Unfcbulbigen  in  feiner  Motb  beifteben, 
ben  Verbrecher  aber  berberben  (äffen  werbe.  Sehr  häufig 
murb«  bem  3nf lager  unb  bem  Hngeflagteo  bie  Entfcbeibung, 
iNlcber  »on  JBeiben  Siecht  habe,  bureh  ben  3weifampf 
übertaffen.  Scr  3weifampf  würbe  in  biefem  gatle  ge. 
nebtlicb  angeorbnet  unb  bor  bem  weltlichen  »achter  abgehak 
ten;  ber  erliegenbe  Sbeil  rourbe  für  febulbig  erachtet.  2Bar 
ein  eiujetner  2tnf  läger  nicht  borbanben,  fo  foberte  rool  ber 
Seflagte  öffentlich  3eben  jum  3weifampfe  auf,  ber  e8  na- 
gea  wollte,  an  feiner  ©ereebfigfrit  ju  »roeifeln,  um  im 
Äampfe  mit  ihm  feine  Unfcbulb  barjutbun.  {Bei  fampfun* 
fi&igtn  ^erfonen,  namentlich  bei  Leibern,  lieg  rool  auch 
ta?Öericbt  einen  2f»fruf  ergeben,  ob  ftch  ein  Streiter  für  bie 
Unfcbulb  berfelben  jum  Äampf  mit  bem  Kläger  fteßen  wollte. 
$anb  fich,  fein  foleber  .Kämpfer,  fo  bewie«  fchon  tiefe*  bie 
Schult  ber  2fngeflagten.  Sei  ben  ©otte«gerichten  im  fhren« 
gern  SBortflnne  rourbe  jeboch  nicht,  roie  bei  ben  3»ei» 
lämpfen,  ber  Äörperfraft  unb  Jtapferfeit  be«  flngeflag« 
tfn  cinljinfluß  gcflattet.  Söcr  ber  SBafferpro be  warf  man 
ben  Xngellagten  gewöhnlich  in  ©egenroart  eines  $>ricfler« 
mit  gebunbenen  Ärmen  unb  {Beinen  in  ein  tiefe«  SBaffer 
('Trohe  be«  falten  SBaffer«)  unb  etfldrte  ihn  für  febulbig, 
wenn  er  unterfanf.  5Bon  4?eren  glaubte  man,  baß  fie  leich= 
ter  aß  SBaffet  wären,  ober  bureh  bie  £ülfe  be«  Teufel« 
fsbwannnen,  unb  berurtbeilte  fte  baber,  roenn  fie,  in«  SBaffer 
seroerfen,  nicht  unterfanfen.  ©et  ber  $robe  be«  Reißen 
ffiaffert  mußte  ber  {Beflagtc  feine  tfrme,  ohne  oerlefet  ju 
roercen,  in  beiße«  SBaffer  taueben  fönnen.  {Bei  ber  geuer* 
probe  muffte  ber  Hngef  tagte  ein  glühenbe«  Eifen  in  bie 
&mb  nehmen,  über  glübenbe  ^flugfcbaare  ober  glübenbe 
■Sehlen  hinweggehen,  ober  angetban  mit  einem  in  SBacbS 
getauchten  jpembe  jwifeben  brennenben  $oljftößen  binburä> 
gtben.  Der  geweihte  {Biffen  würbe  bem  SJerbäcbtigen 
PM  einem  f>riejter  gereicht  unb  man  glaubte,  ein  ©chulbis 
$n  »erbe  benfelben  nicht  beruntcrjufcblucfen  vermögen  ober 
wn  bem  ©cnuß  beffelben  erfranfen.  Sie  $)robe  be«  bei* 
Hgc»  3benbmabl«  beruhte  auf  bem  ©lauben,  baß  ber 
Scbulbige  am  ©enuffie  ber  geweihten  £ofrie  fterben  muffe. 
Seim  ©,cb eingeben  mußte  Scr,  welcher  eine«  Mortc« 
utbäcbtig  war,  bie  $anb  ber  fceicbe  be«  Ermorbcten  faffen, 
W»  Cabrrecbt  bie  SBunbe  be«  Ermorbetcn  berühren 
Ob  aar  febulbig,  wenn  {Blut  ;u  fließen  begann  ober  bie 
ifl<b.e  fonfl  ein  ungewöhnliche«  %tiä)tn  gab.  gieren  pflegte 
oan  auch  ju  wiegen  unb  *u  rjcrurtbeilen,  wenn  fie  ju 
't;*t  gefunben  würben,  äwtfchcn  Jtlägcr  unb  Scflagtcn 
fjebte  man  auch  ben  Schulbtgen  burcr)  baS  Äreuj geeicht 
W  mtbetfen.  SOJan  flclltc  ©eibe  unter  ein  .Hra;;  unb  ließ 
P  bie  Xrme  freujweife  ausftreefen;  wer  juerjt  bie  ^)änbe 
fwe«  ließ,  war  febulbig.  Äucb  ließ  man  fie  SBürfel  au« 
t'.ntm  Ctutel  jiehen,  t>on  benen  ber  eine  mit  einem  Jtreuj 
«}eit>net  war  unb  bie  Unfcbulb  rmiicigte. 
,  flWeuh  man  aud)  bei  »crcbriflitcbert  uttb  noch  jel<t  bei 
nßücben  5U6lfern  @otte«gericbte  finbet,  fo  tarnen  folebe 
5«P  Dsmehmlich  im  äßittelalter  in  ©ebraueb,  fo  lange  man 


noch  feine  t>oufommcner  auSgebtlbeten  ßriminalgefe^gebungen 
hatte.  Sine  mi«berflanbene  grömmigfeit  lag  benfelben  jum 
©runbe  unb  man  fiefjt  leicht  ein,  wie  burch  biefelben  ba« 
geben  eine«  unfcljulbig  Xngeflagten  einem  gefibrlicben  3u* 
fall  preisgegeben  würbe  unb  febr  leicht  auch  fich  {Betrug 
eirrmifeben  fonnte,  um  ben  ©cbulbigen  ju  erretten,  ben  Un= 
fchulbigen  ju  berberben.  3nbeß  Idßt  ftcb  nicht  leugnen,  baß 
wol  auch  bie  ©otte«gerichte  in  einzelnen  gillen  ihren  3wecf 
erfüllen  mochten,  inbem  ba«  JBeroußtfein  ber  Unfcbulb  bem 
ifdun  eine  ungeroöhnliche  Jtraft  gibt  unb  ebenfo  ba« 
v juptfein  ber  Schult  bie  geifiige  unb  babureb  auch  bie 
fcrperlic^e  Äraft  be«  SRijTethater«  nernichtet.  ©chon  im 
Mittelalter  faben  ieboch  bie  aufgeflärtern  Äatfer,  foroie 
mehre  Zapfte  bie  9BiberfInnigfeit  ber  ©otteSgerichte  ein  unb 
erließen  roieberbolt  flrenge  SJerorbnungen  gegen  biefelben.  2Tber 
erft  mit  ber  gunebmenben  fi3ilbung  rourben  fie  im  14.  unb 
15.  Jahrb.  feitcner.  fommen  jeboch  noch  bi«  ins  18.  3al)th. 
hinein  bor.  Xn  bie  Stelle  ber  ©orteSgerrcbte  würbe  burch 
ba«  fatuMtifche  Stecht  ber  9teinigung«eib  gefegt,  boch  tarn 
burch,  bie  allgemeine  Einführung  be«  röm.  Siecht«  in  ber 
golter(f.  b.)  ein  ©ertcbtSoerfabren  auf,  welche«  ba«  menfcb> 
liebe  ©efühl  nicht  weniger  al«  bie  ©otteSgcrtcbte  empört. 

6oltcoUiotcnmcj  ober  {Blasphemie,  bie  verächtliche 
^crabwürbiauna  ber  ©ottheit,  i(l,  ba  ©ott  bermöge  feiner 
SBürbe  buraj  iWcnfcben  nicht  beleibigt  »erben  fann,  nicht 
al«  ein  eigentliche«  SBcrbredjen,  fonbern  al«  eine  gemein« 
fcbäblidje,  SJeligiojttat  unb  Sittlicbfeit  untergrabenbe  ^»anb: 
(ung  }u  betrachten  unb  eben  beShalb  nur  au«  policeilicben 
JKücffidbten ,  b.  h-  »m  Sntereffe  be«  allgemeinen  (Staats* 
roohl«,  ju  befhafen.  2)ie  ©träfe  felbft  fann  unb  muß  in 
bem  ©rabe  fernerer  fein,  \t  gefährlicher  ber  ©nfluß  ijl, 
welchen  eine  {»crabfefeung  be«  ^eitigflen  auf  bie  ©runbpfei; 
ler  ber  jtaatlichen  S?ccht«orbnung :  auf  Steligiofttdt  unb  Sitt ■■ 
lichfeit,  b,at  ober  haben  fann.  Man  tbeiit  bie  ©ottesidfte» 
rung  in  eine  unmittelbare,  welche  burch  Schmähungen 
ber  ©ottheit  felbß,  in  ihren  brei  $erfonen  nach  chrtftli- 
chein  Sehrbegrtffe  begangen  wirb,  inbem  man  biefelbe  burdb 
2(bleugnung  ihr  jutommenber  ober  burch  Beilegung  ihr 
nicht  jufommenter,  entwürbigenber  Gigenfchaften  herabfe|t, 
unb  in  eine  mittelbare,  bie  ftch  in  Schmähungen  an> 
berer  ©egenfiänbe  religiöfer  Verehrung  funb  gibt.  3u  bic< 
fen  gehören  nach  ben  £ebrfdgcn  ber  fatboltfcben  Äircije 
außer  ben  Engeln  unb  ber  Mutter  Gottes  bie  fdmmtlicbcn 
^eiligen;  bei  ben  $rotef)anten  bie  {Bibel,  ba«  Evangelium 
unb  bie  ©acramente.  Sie  ©orte«ldfierung  rourbe  in  frü- 
hem Seiten,  weil  man  in  ihr  eine  wirf  liehe  {Belctbigung  be« 
böcbften  2öefen«  erbliche,  fehr  ftreng  unb  »war  gewöhnlich 
mit  bem  Äobe  befiraft.  Sie  Mofaifchen  ©efeße  (3.  {Buch 
SRof.,  Cap.  24,  JB.  16)  befehlen,  baß  3eber,  „welker  be« 
£>errn  Slamen  läfiert"  unb  »war  ber  grembling,  wie  ber 
Einbeimifchc,  gepeinigt  werben  foQ.  Sa«  Sujlinianifche  Stecht, 
bie  beutfeben  9?eich«gefe^e  be«  16.  pabrb.  unb  bie  altern 
fach  f.  (Sriminalgefe^e  wollen  bie  unmittelbare  ©otteSläfterung 
gleichfaD«  mit  bem  ZoU  befiraft  wiffen.  ©egenwärtig  tu 
gnügt  man  fich  faf!  curdjgängig  mit  grciljcits^  (©efäng. 
niß>  ober  3uchth4u«0  ©trafen. 

örnl l tVirii  von  6outlidn,  ber  Eroberer  3<ntfalem«,  war 
geboren  in  ber  Mitte  be«  11.  3abrb.  unb  folgte  feinem 
JDbeim  ©ottfrieb  bem  JBucf liehen,  #crjog  oon  SRicberloth» 


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Gotthard  (Sanct-) 


254 


Gotthard  (Sanct-) 


ringen,  1076  als  £erjog  von  Bouillon.  (Fr  hatte  fich  fcbon 
bureb  •  $elbentbaten  tm  .Kampfe  für  Jtaifer  ^einrieb  IV. 
berühmt  gemalt,  als  er  jum  Anführer  ber  Jtreujritter  ge* 
wählt  würbe,  welche  1096  ben  erfien  Jtreujjug  (f.  b.) 
jur  (Eroberung  be$  ^eiligen  SanbeS  machten.  Orr  jwang  ben 
Jtaifer  ju  .Ronftantinopel  jum  fBeiftanbe,  gerietb  aber  burch 
bie  Sreuloftgfeit  beffelben  mit  feinem  Jpcerc  bei  ber  {Belage« 
rung  von  Antiochien,  ber  £auptftabt  Syriens,  in  große 
9cotb.  £ocb  bureb  ba«  Auffmben  ber  heiligen  ganje  (am 
geblicr)  berfelben.  mit  welcher  ßfrriftuS  am  JKreuje  verwun« 
bet  worben  war)  würben  bie  Äreujfabrer  aufs"  9ceue  fo  von 
SDfutb  befeelt,  baß  fte  einen  glanjenben  Sieg  über  bie  Un< 
glaubigen  bavonrrugen.  ?cun  würbe  3«ntfalem  belagert  unb 
nach  fünf  2Bocben,  am  19. 3uli  1099,  erobert.  ©.  jeiebnete  fieb 
hierbei  auf  ba«  vortbeilbaftejte  auS.  SBergebenä  bemühte  er  ftch 
jeboch,  ber  SButb,  mit  welcher  bie  Gröberer  bie  Ungläubigen 
niebermefeelten,  Scbranfen  ju  fefcen;  70,000  5Kufelmanner 
würben  burch  ba$  (Schwert  umgebracht  unb  bie  3uben  in  ib> 
rer  Synagoge  verbrannt.  JDarauf  würbe  @.  einmütbig  jum 
Äönig  von  Serufalem  ernannt,  aber  ber  fromme  Streiter 
wollte  an  bem  £>rt,  wo  fein  (Srl6fer  bie  2)ornenfrone  ges 
tragen  hatte,  feine  irbifebe  Jtrone  tragen,  unb  begnügte  |tcb 
mit  bem  JEitel  eine*  SBcrtbcibigerS  unb  SJaronS  be8  heiligen 
©rabe*.  9?ur  ein  3abr  wÄbrte  jeboch  feine  milbe  unb  weife 
Regierung  unb  fchon  14  SEage  nach  ber  Eroberung  3«nts 
falemS  ruefte  ber  Sultan  von  Ägypten  mit  einem  großen 
.§eerc  racbebürflenb  heran.    <&t  würbe  in  ber  «Schlacht 


bei  ASfalon  auf  ba$  £aupt  gcfcblagen.  AW  hierauf  bi« 
üreujfabrer  größtenteils  in  ihre  #eimat  fich  jurüefbegaben, 
blieb  ©.  mit  einem  nur  fchr  f leinen  £eere  in  3erufalem  ju> 
rücf.  Qx  fefcte  nun  einen  yarriarchen  ein,  friftete  jwei  £om> 
eapitel  unb  erbaute  im  Xbate  3ofapfrat  ein  Jtlofler.  2J?it 
bem  (Entwurf  weifer  ©efefce  befchifrigt,  flarb  er  fchon  am 
18.  3uli  1100.  Cr  würbe  neben  bem  ©rabe  beS  (frloferS 
auf  bem  6alvarienbera,e  beffattet.  3hm  bot  ber  berühmt* 
ital.  Siebter  SEaffo  in  feinem  „JBefreiten  3erufalem"  ein 
unvergängliches  Denfmal  gefefct. 

(&Ottl)arö  fSanct:),  ifl  ber  Sfame  beSjemgen  JjfteilS 
ber  Alpen,  welcher  ben  ßanron  Uri  von  bem  (Janton  &ef= 
fino  fefreibet.  Die  boebfien  fünfte  biefe*  ©ebirgeS  ftnb  baS 
SRuttborn  ober  fifebiora,  9800  g.,  ber  gibia  9730  g.,  bei 
gieubo  8586  g.  ho*  unb  ber  eigentliche  Sanct  ■■  ©ottbarbS? 
paß,  welcher  eine  .£6he  von  6650  g.  erreicht,  über  bie» 
fc5  ©ebirge,  in  welchem  fich  bie  reijenbften  unb  bureb  ro* 
mantifche  SBilbbeit  erbabenften,  aber  auch  bie  febauerüch. 
jlen  ©egenben  finben,  i(t  1820—30  eine  ber  fcbönjlen  ©erj* 
(fraßen  gelegt  worben.  Der  2ßeg  über  ben  St.  ■■  ©ottbarb 
würbe  fchon  in  ben  älteßen  3«iten  angelegt,  auch  verfebeb 
bene  Wale  verbeffert,  unb  gab  bie  fürjetfe  Äierbinbung 
jwifeben  JDeutfdilanb  unb  Stalten.  Socb  war  berfelbe  mit 
fo  vielen  ©efahren  verfnüpft,  baß  man  ihn  fehr  gem  ver. 
mieb,  feit  bie  Straßen  über  ben  Simpion,  S3ernharb 
unb  ©p lügen  (f.  b.)  angelegt  worben  waren.    Seit  2üu 


legung  ber  ©ottbarbsfhaße  hat  ftch  jum  SBortbeil  für  ben 
(Santon  Uri  bie  3abl  ber  Weifenben  roieber  außerorbentlicb 
vermehrt,  j^iefc  Straße  jiebt  fieb  in  einer  gange  von  22 
fchweijer  Stunben  quer  burch  bit  Alpenfette  von  gluelen 
am  ßierwalbfiäbterfce  bis  JBeDenj  (JBeUinjona) ,  in  welcher 
©egenb  fte  mit  ber  Jöernbarbinftraße  jufammenfäDt.  Auf 


ber  n6rbl.  Seite  geht  fte  12'/«  Stunben  lang  bureb  bai 
Ähal  ber  JReuß,  nselche,  fowie  ber  Sihein,  bie  Styone  unb 
ber  Äeffin  auf  bem  St.»©ottbarb  entfpring^t.  3n  einer  ber 
wilbeflen  ©egenben  geht  bie  Straße  über  bie  frier  abgebilbett 
fogenannte  SeufelSbrücfe.  ÜRan  gelangt  ju  biefer  burch 
bie  Schöllinen,  eine  IV»  Stunben  lange  unb  fcbauerlicbc 


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I 


Güttingen  2 

gtlfentfuft,  bureb  welcbe  bie  föeug  füb  jlürjt.  Die  TSbbiU 
curia,  jfiejt  jroei  ©rüden,  nämlidj  bie  o(te  unb  bie  neue 
Ztuftlibtüdt ,  welche  (entere  einen  Sogen  von  55  g. 
im  ijunbmeffer  bilbet  unb  in  bet  Sftitte  95  g.  über  bie 
iSjffcrfläcbt  ber  JRtufj  ergaben  iji.  Die  ©trage  jiebt  fich 
auf  ungeheuren  dauern,  ticfjt  neben  bem  100  g.  Folien 
©offcrfoU  ber  97cu0.  S3atb  nachher  gelangt  man  ju  bem 
Urftttr*  ober  Urnerlocfc,  einem  200  j.  langen,  8 — 9 
toten  unb  8  J.  breiten  Durchgang  burefy  einen  Qranitfel» 
fett  Äuf  bem  bocbflen  fünfte  ber  ©trage  lag  früher  ein 
1618  erbautes  Gapucinerflofler,  befTen  Sttöncbe,  wie  bie  im 
Mpital  beS  ©t.söernbarb  (f.  b.)  bie  S3cwirtbung  ber 
Ktifenben  unb  bie  3?ettung  SJerunglücfter  fidi  jur  Pflicht 
cua)ten.  3«  bem  StcoolutionSfriege  ift  baS  Älofter  jer» 
üett  »erben  unb  baffelbe  rcirb  gegenwärtig  nur  mangels 
baft  bureb  ein  im  Sommer  bewohnte?  SEBirtbSbauS  erfefet. 
2uf  ber  ital.  ©eile  liegt  baS  Val  di  Trcmola,  b.  b.  Zlä 
ccbrtcfeiiS,  ber  gefäbrlicbjte  *£i;cil  ber  ©tragt/  weil  er 
läufig  btn  ßavinen  auSgefefet  ifi. 

Böttingen,  bie  J&auptflabt  beS  gleichnamigen  gürflen* 
t.  'itnS,  »eübe  jum  .Königreich  £anover  gebört  unb  in  ber 
Sinbbroftti  ^)ilbc»l)cim  liegt,  in  einem  fruchtbaren  SEbale  an 
t«  fo)ijflwren  Seine.  Durtb  bie  ©tabt  gebt  ein  Äanal, 
cic  neue  Seine  genannt.  2Cm  befannteflen  ifi  ©.  bureb 
r«H  von  ©eorg  IL,  .König  von  Gnglanb  unb  Manöver, 
jeftifttte  ttnb  1737  tingtwtibte  Univerfität,  welker  ein  fcfjö* 
neis  ©ebäuce  gewibmet  ijl  unb  bie  eine  1816  voUenbete  ©tern» 
matte  befugt,  ©ie  jäblt  gegenwärtig  ungefähr  800  ©tubis 
rmbe,  bat  eine  fi3ibliotbel  von  mehr  als  300,000  SBänben 
unb  ausgezeichnete  ©ammlungcn.  jju  ben  übrigen  JöilbungS» 
Jiijtalten  gebort  eine  1785  gejitftete  auSgtieicbnttt  3nbiiflrie= 
fault  unb  ein  ©pmnaftum.  fl3erut>mt  ijl  bie  1751  errieb» 
nb  1770  ^wertmäßiger  eingerichtete  f6n.  ©ocietät  bet 
Stifenfcbaften.  Die  ©tabt  jäbtt  ungefähr  11,000  ©inw., 
»riebe  befonbers  SEucbfabrifatton,  ©erberei ,  SBolIenwcberei 
u.  f.  w.  betreiben.  ©tarf  ifi  auef;  ber  $anbel  mit  Ccinwanb 
unb  ÜRertwürflen.  Die  ©tabt,  namentlich  bie  Univerfität, 
t  manche  nachteilige  golgen  von  bem  1831  bier  jlattgcj 
babten  'Äufjlanbe  erlitten.  (3.  opanover.) 

Q^UBrrjfb  (3ob.  Gbriflopb),  &tb.  1700  in  ber  9Mbe  von 
Sbere}  in  Greußen,  bejog  in  einem  Älter  von  14  3<»b«n 
tic  Univerfität  Königsberg  unb  fam  1724  nacb  8eip» 
; wo  er  anfangs  als  $au$lebrcr  lebte,  halb  aber  mit 
Blud  als  afabemifeber  8ebrer  auftrat  unb  SBeförberung  fanb, 
•i  er  1734  orbentlidjer  $rofeffor  ber  9>bilofopbie  würbe, 
rat  f?ct>  unleugbare  SJerbienfte  um  bie  XuSbilbung  ber 
'  ien  Literatur  erworben,  inbem  er  als  ÜJfujler  baS  ©tu; 
t  ber  alten  ©cbriftfleller  unb  ber  granjofen  enijpfabl 
snb  gegen  manche  ©efcfunacfloftgfcit  fräftig  ju  gelbe  jog. 
fc^lug  er  felbji  eine  b<J4(i  einfeitige  JÄic^tung  ein  unb 
.te  tiefe  mit  ber  fdjwerfäliigften  5)cbanterie  unb  läcbers 
m  ^oebmutb,  foba§  ihm,  naebbem  er  einige  3«it  ben 
errfeber  im  ©ebietc  beS  guten  ©efc^macfS  gefpielt,  bie 
jungt  triftig  auffhebenbe  bcutfcf)e  Literatur  über  ben  Äopf 
towifi.  Igt  fclbfl  war  in  feinen  ©tbriften  b">^(r  fcbwerfäU 
'■■},  obne  alle  ^?oepe  unb  langweiligmütt;tern,  unb  um  fo 
itbter  würbe  eS  feinen  ©egnem,  ibn  in  ber  'Ächtung  beS 
l'uMieums  b«tabjufeöen,  fobafj  fein  9?ame  fajl  fprücbwirti 
i  jur  Sejetcr^nung  eincS  botf)müthigen  unb  gefcfmwcflofen 


&  Gouverneur 

^Debanten  geworben  tfl  ©eine  ©attin,  bie  Softer  beS 
lixu  poln.  teibarjteS  Sulmus,  mit  ber  er  fidt)  1735  wrmä&lt 
harte,  war  eine  auSgejeiebnet  gebilbete,  ja  gelehrte  grau 
unb  febrieh  an}iebenber  als  ihr  Scann,  ©ie  ftarb  1762 
unb  balb  barauf,  1766,  auch  ihr  ©emabj. 

<&öt3C  (ein)  ifi  jeber  irbifefee  ©egenjlanb,  bem  btr  2Rtnf4» 
eine  SBtrtbrung  joHt,  »ie  er  fit  nur  gtgtn  ben  wahren 
©Ott  hegen  foll.  Die  (jtibnifeben  SJilfer  fnüpfen  ir>re  religi6« 
fen  Smpfinbungen  an  ftnnlicbe  ©egenflänbe,  weil  fie  noch'  ju 
wenig  gebilbeten  ©eifteS  ftnb,  um  fich  bie  ©ottbeit  anbers  als 
im  S3ilbe  vorteilen  ju  Finnen.  3t  ungebilbeter  tin  SBolf  nod) 
tfl,  btfto  robtr  finb  bit  S3ilbtr,  bie  ©5fetn,  unttr  btntn  eS 
[ich  baS  ©ottlich, e  vorließt,  unb  eS  gibt  baber  fo  oerfebieben» 
artige  ©ofetn,  als  eS  Sulturftuftn  gibt.  2Ran  f)at  btn  fdbtug: 
licbjten  2£bbilbungen  göttliche  Verehrung  ftwiefen  unb  wenn 
man  wiche  auch  noch  bei  SQolfern  finbtt,  welche  bereits  einen 
gereiften  ©rab  ton  S3ilbung  erlangt  haben,  fo  tfl  bei  ©runb 
nur  barin  ju  fucr)en,  baß  tiefe: heu  an  btn  überlieferten  Äei* 
ligtbümern  um  fo  fefier  ju  bongen  pflegen,  ouS  je  alterer  3eit 
btefelben  flammen.  Die  fcbonficn  unb  ebelfien  ©o^enbilbtr 
finb  bit  DarfltHungtn  ber  ©rietJjen  tton  ihren  ©ittern,  welche 
wir  nod?  j ein  alS  bie  »orjüglitbflen  8ei(hingen  ber  bilbenben 
^unfl  in  SRufeen  aufbewahren.  Der  freie  gticeb.  ©eifi 
machte  fich  von  allen  alterthümlichen  SBorfleHungen  loS  unb 
währenb  würbigere  2(nfichten  über  baS  9Befen  ber  ©ottheit 
burd;  bie  tieffinnigen  ytjilofopljen  ©rietbenlanbS  fid;  uerbrei» 
teten,  würben  bie  alten,  baS  ©6ttlid;e  menftblicb  barfleQen: 
btn  SorfltUungen  ©egenflänbe  ber  Äunft,  wttdbe  tS  wagtn 
burfte,  biefelben  nacb  ben  ©efegen  ber  ©di6iU)eit  abweiebenb 
vom  'Ältertbümlicben  bar}ufleUen.  9c ur  bei  ©riechen  unb 
Sfömem  finben  wir  febone  ©o^enbilbcr,  alle  übrigen  ^ett>nb 
(dien  SBälfer  haben  nur  SRiSgeflalten  verehrt.  S*on  bie 
2??ofatfche  97cligion  t)ob  ben  ©öhcnbienfl  bureb  baS  S3erbot 
auf,  fich  ein  iöilb  von  ©Ott  ju  machen,  noc^  mehr  aber 
bie  djrifliidjc  {Religion  bureb  bie  in  ihr  enthaltenen  würbis 
gen  SorfleQungen  vom  SBefen  btr  ©ottbeit.  Der  cbriflliche 
S3ilberbienfl  ifi  »war  burefj  bie  mangelhafte  IBilbung  ber  S3e> 
fenner  beS  (§bn|tenthum$  oft  faft  in  ©6|enbitnfl  ausgeartet, 
bit  Religion  aber,  welche  Ielitt,  ©ort  wobne  nicht  in  2em= 
peln  von  ÜJlenfcbenbänben  gtmaebt  unb  ©ott  fei  ein  ©eifl 
unb  wolle  in  ©tifl  unb  Sßahrtjcit  angebetet  fein,  hat  foU 
cbeS  tDIiöverflänbnip  nie  gebilligt.  9licpt  minber  atS  bie  Tin- 
betung  tintS  SSilbtS  von  J^olj  ober  ©tein  ifi  es  ©6|en- 
bitnfl,  wenn  btr  Sftenfd;  fem  Ä)erj  alfo  an  irtirche  Dinge, 
wie  an  Ghre,  ©e(b  ober  an  einen  anbem  3Renfc$en,  hängt, 
bag  er  im  Dienfle  für  biefe,  feine  ©6|en,  bie  ©orge  für 
fein  Seelenheil  vergifjt,  ja  wot  gar  gegen  fein  ©ewiffen  r>on> 
belt,  um  feinen  ©5feen  ju  froh  tun.  Solcher  nod?  jefst  hau» 
ftg  genug  gepflegte  ©6^enbien^  ifi  bie  voüflänbigfle  ©ünbe, 
währenb  ber  beS  Reiben  mtifltnS  nur  ÜEborbttt  unb  f>ü^f8= 
bebürftigfeit  nacb  göttlicber  Offenbarung  anzeigt  (SBgl.  ab» 
gotterei,  S3tlberbien(l  unb  ©otter.) 

©ouDerneur,  fo  viel  wie  Siegitrenbtr,  ßeitenber ,  ijl  ein 
Site!,  ber  namentlich  ben  militatrtfeben  Befehlshabern  in 
ffeftungtn,  in  maneben  Sänbern  aud}  Denen  trtbcilt'whb, 
welchen  bie  oberfle  Seitung  einer  9)rovüt),  bie  bann  ©ou- 
vtrntmtnt  heifit,  anvtrtraut  tfl.  Steht  nur  bit  9Ri(i> 
ta treinr ich tung  unter  feinem  Skfel;l,  fo  \)t\$t  er  Sßilitair 
gouoerneur,  bagegen ßivilgou verneur,  wenn  bit@> 


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Grab  (das  heilige) 


2&6 


Grab  (das  heilige) 


mlbebörben  unter  feiner  £bc  rauf  ficht  flehen.  ^äuffg  werben 
aud)  bie  gurret  junger  ^erfonen  vomebmen  ©tanbeS  ©ou» 
oerne uro  genannt.  SMefelben  hoben  bie  3Cuffict)t  über  Grs 
jieljung  unb  Unterriebt  ber  ibnen  anvertrauten  3ünglinge. 
(yrnfpredumb  ijl  ber  Zücl  ©ouvernante,  ben  man  ge> 
bitbeten  Stauen  gibt,  welche  fid?  bie  Erjiebung  ber  weiblü 
djen  3ugenb  jur  gebenSaufgabe  machen  unb  baber  in  bie 

t'dufer  vornehmer  unb  reicher  Ceute  aufgenommen  werben, 
inen  niebrtgem  Slang  nehmen  bie  fogenannten  öonnen 
ein,  welche  in  ber  Siegel  weniger  bie  Pflichten  einer  Srjie» 
berin  als  einer  SBärterin  ,ju  erfüllen  unb  baber  weniger 
Äenntniffe  n6tt>ig  baben.  3n  ber  franj.  ©djweij  gibt  e8 
eigne  Qhrjiebungeanftalten,  in  welken  iKäbrbcn  ju  bem 
{Berufe  ber  Jöonnen  unb  ©ouvernanten  vorbereitet  werben. 

©rab  (baS  ^eilige)  wirb  urfprünglid)  bie  ©ruft  gts 
nannt,  in  weldjer  3«fu3,  na  ebb  cm  er  vom  jtreu^e  abjiu 
nommen  worben,  beigefe&t  würbe.  SSefanntUcr)  war  e$  3os 
fepb  wen  Ärimatbia,  „ein  ehrbarer  ^atböberr,  weiter  aud) 
auf  baS  9?eieb  ©otteS  wartete",  ber  e&  wagte,  ben  9>ilatuS 
um  ben  üeidmam  beS  ©efreujigten  ju  bitten,  Sachtem  er 
bie  Grlaubntß  ermatten,  nabm  er  ben  geiebnam  vom  .Rreuje, 
wicfelte  U)n  m  eine  Seinwanb  unb  legte  rr)n  in  fein  eignes 
neues  ©rab,  baS  er  hatte  in  einen  Seifen  bauen  lajfen. 
SSor  bie  SEbüre  beS  ©rabeS  wiljfe  er  einen  großen  Stein. 
£)a6  ©rab  lag  in  einem  ©arten.  Siacbbem  baS  ßbrijlen* 
tbum  vom  JCaifer  Jtonjlantin  bem  ©roßen  jur  ©taatSreli» 
gion  beS  großen  r&m.  SBeltreidjS  erboben  worben  war,  wur« 
ben  bie  Orte,  an  benen  GbnfluS  für  ba$  $til  ber  aWcnfcr)? 
beit  gelitten  batte,  alßbalb  ©egenjidnbe  religi6fer  SJerebrung. 
^e(ena,  bie  Butter  beö  genannten  ÄaiferS,  erbaute  über 
biefen  Drten  im  4.  3<»b*b-.  SLxxd)t,  bie  r>Uc  abgcbil* 
bete  Jtircbe  b e ö  b.  ©rabeS,  welche  feitbem  von  WiU 
lionen  übrigen  befuebt  worben  ijt  unb  nod;  [eöt  von  unjäb,. 
ligen  Änbdcbtigen  aufgefuebt  wirb.  (SSergt.  (Salvarien! 
berg.)  Sei  ber  Eroberung  3irufaleme»  burd>  bie  ©arajej 
nen  würbe  biefe  Aird;e  jerjl6rt,  nadwialS  aber  Wiebeler* 


9leue  in  S3efi&  ber  ©tabt  gefefct  unb  in  berfelben  M  bu 
pauptet,  aber  bie  £eiligtbümer  ber  ßbriften  finb  gefront 
worben,  tbeilS  weil  bie  ÜRobammebaner  fcibft  3efum  al8  ei» 
nen  ^Propbeten  anerfennen,  tr>eild  weit  fie  von  bem  3oD, 
welcben  alle  iucf>  3"ufalem  waßfafjrtenben  cbrifHicben  $ila,er 
jablcn  muffen,  einen  niefit  unbebeutenben  ©ewinn  jieben.  3m 
3abre  1809  brannte  bie  Jtuppel  ber  Äotunba,  unter  wel- 
cher baS  !;.  ©rab  fi<f>  befmbet,  ab,  würbe  aber  batb  wieber: 
berge|leQt,  unb  a!ä  1834  ein  S^cil  ber  Kirche  bureb  ein 
Erbbeben  ierjt6rt  worben  war,  ertheilte  ber  jefeige  JBeberr« 
feber  3ecufa(em3,  3brabim  9>afd;a,  bie  Erlaubniß,  benfelbcn 
wieberb erjuflellen.  25eräBoben,  auf  welchem  baS  große  ©e« 
biube  |1cbt,  ijl  ungleich,  weit  man  ben  b.  jDrt  nicht  bat 
verleben  wollen,  unb  e$  umfaßt  baffetbe  niept  nur  baS  ©rab, 
fonbem  aueb  ben  Ealvarienberg,  ber  fidj  um  etwa  18 
über  ben  95oben  ber  Aircbc  erbebt  20aS  ganje  ©ebäube 
bejlebt  eigen tlicb  au3  brei  Aircben,  ber  eigentlichen  Kirche 
be5  b-  ©rabeS,  ber  Galvarienfirc^e.  unb  ber  Äreujerfin= 
bunggfirebe.  £>it  grieob.  ßbrijlen  b^ben  baS  ©cb:ff  ber 
Jttrd;c  innc,  boeb  finb  ben  rom.=fatbolifd>en  unb  ben  foptü 
fdjen  unb  abvffinifcben  ßbrifien  eigne  Capellen  eingeräumt 
worben.  £ie  Einrichtung  ber  ittrobe  beö  b.  ©rabeS  wirb 
bureb  ben  nacbflebcnben  ©runbrip  berfelben  beutlict)  werben. 


gefieüt,  al'5  bie  ßljriflen  in  ben  Äreu^ügen  3erufalem  wie» 
bererobert  bitten.   3war  t)afan  bann  bie  Surfen  fieb  auf§ 


2lm  Eingänge  in  bie  Jcircbe  muß  man  an  eine  türf.  SSteobe 
eine  Abgabe  begabten ;  bie  türf.  äolleinnebmer  bobtn  baä 
mit  4  bejeictjnete  ©emaob  inne.  3n  ber  9ld&e  be5 
Eingangs  bejeiebnet  eine  SPlarmorplatte  (bei  3)  ben 
9>la(j,  wo  ber  Ceicbnam  teS  ^jeilanbö  gefalbt  unb  in 
bie  geinwanb  gebullt  würbe,  hierauf  fommt  man 
linfö  in  bie  große  unten  abaebilbete  9?otunba,  bureb 
beren  Äuppel  ba«  8id>t  einfallt.  3n  ber  SKitte  ftct>t 
frei  baS  b.  ©rab,  baS  auS  einem  rotblicben,  feinfor^ 
nigen  ©teine  bejlebt.  2>a§  3nnere  ber  ©ruft  i|l 
mit  5J?armor  unb  mit  bimmelblauer  <5eibe  betleibet. 
9Ran  jeigt  aud)  eine  jleinerne  ffafel,  auf  weldjer  ta 
geicbnam  bcS  ^)eilanb5  gelegen  biben  foll.  übet  bem 
©rabe  bangen  21  große  ftlberne,  immer  brennenbc, 
gampen,  unb  ein  ^riejlcr  fprengt  auf  bie  nabenben 
©liubigen  au3  einem  filbernen  ©efäße  aBeibroaffer 
2fuf  bem  untenjlebenben  ©runbriß  bejeiebnet  1  ben 
£>rt  beS  b-  ©rabe6,  2  eine  f leine,  ben  foptifepen  unb 
abpffinifeben  (Ibriften  gebirige  Äapelle;  6,  7  unb  10 
finb  Äreujgange,  8  tjl  baS  ©ebiff  ber  flirre.  Sil- 
ber b-  Helena  geweibte  Äirdje  bei  9  ifl  ber  JDrt,  hm 
bicfelbc  baS  Areuj  ßbrijli  in  einer  Gtfrerne,  bie  M 
nod)  jeigt,  gefunben  haben  foll.  9lad>  bem  datoarien 
berge  bei  5  fubren  21  Stufen  empor.  Warmorfdulen  ftöbtn 
bie  2>ecfe  unb  trennen  jwei  2fbtbeilungtn ,  von  benen  bic 


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Gracchus 


25V 


Grad 


eine  ben  ©tiefen,"  bie  onbm  ben  Jtat^oTif en  gebirt  Qin 
goeb  in  bem  gelfen  vor  bem  grien).  TUtax  ift  mit  einem  fil* 
bemen  Äantc  eingefaßt  unb  bejeiebnet  bie  (Stelle,  wo  ba« 
Amij  gejtanbett  bat.  Der  grieeb.  «tltar  wirb  oon  50  immer 
brranenben  gampen  beleuchtet.  3n  ber  Stühe  bat  ber  gelfen 
einen  tief  binabaebenben  ©palt,  ber  bei  bem  (frbbeben,  wel« 
che«  nach  ßbripi  Jtreujigung  erfolgte,  entftanben  fein  foEL 
Sei  11  ift  eine  Jtapefle  ber  ÄatMifen.  überbie«  finb  in 
ter  Jtirr^e  eine  SRenge  einzelner  jjeUen  angebracht,  in  be« 
nea  pcb  SRoncbe  aufzuhalten  pflegen.  Äuger  ben  ermähn» 
ten  jeigt  man  an  oerfchiebenen  ©teilen  im  3nnern  ber  Kirche 
noch  mancherlei  heilige  Orte  unb  ©egenfianbe,  j.  JB.  eine 
marmorne  Saute,  an  welcher  ßbriftu«  gegeißelt  worben;  bie 
Stelle,  wo  <§b"fiu$  ber  ÜRagbalena  erfebienen;  bie  iV ge- 
nannte Säule  ber  Schmach,  auf  bie  3«fu«  ftch  bat  fefeen 
muffen,  ali  man  ihm  bie  SDornenfrone  auffegte.  —  JDa  bie 
Seife  nach  »Paldftina  mit  vielen  SPlühfelig^feiten  unb  ©efab* 
ten  oertnüpft  ift,  unb  befonber«  bura)  bte  türf.  #errfcbaft 
in  $aldffina  ungemein  erfebwert  wirb,  fo  fam  fchon  im  15. 
3ahrh-  «in  reicher  JBürger,  nachmals  JBürgermeifier  ju  ©ür» 
ftj  in  ber  gauftfc,  ©eorg  emena)  (1422  —  1507),  auf 
ben  ©ebanfen,  in  einer  9cacbbilbung  ber  b-  Orte,  biefe 
ben  fibtiten  ju  orrfmnlicben.  Derfelbe  reifte  jwetmal,  1465 
unb  1476,  nach  3<rufa(em,  nahm  alle  SJfafjc  genau  nach 
ben  borligen  Angaben  unb  führte  nun  bei  ®orli&,  mit  @r» 
luubniß  be«  tBifcbof«  oon  Reifen ,  feinen  »Plan  au«.  Q'mt 
i leine  Ährehe,  jum  h-  £reu},  unb  bie  9tacr)ahmung  be«  h- 
©rabeJ  felbjt  finb  bie  wicbtigften  ©egenftünbe ;  bie  C?ntfer* 
nungen  ber  h-  Orte  finb  gehörig  nach  Schritten  abgemeffen 
unb  biefe  Drte  felbft  auf  oerfebiebene  SBeife  bejeichnet.  ©e* 
amwärtig  erfct)eint  bie  gange  Anlage  atd  eine  (leinliche  unb 
ärmliche  Spielerei,  aber  man  muß  ben  frommen  ®inn  be« 
onjiere«  anerrennen. 

©racelju»  (Siberiu«  ©emprontu«  unb  ffaju«),  jroet  au«, 
gezeichnete  JR&mer  au«  einem  ber  ebelften  ©efcblecbter  ber 
wm.  Sepublif .  3h«  SRutter ,  bie  burch,  tbre  grauentugens 
ben  berühmte  Gornelia,  eine  2Eod)ter  be«  ältern  ©tipio,  er* 

a"yn  S6hne,  in  henen  fie  ihren  fünften  Scbmucf  unb 
erbliche,  auf  ba«  forgfdltigfie.  Sibcriu«  Semproniu«, 
ihr  neun  3ahre  älter  al«  fein  53 ruber,  hatte  ftch  alt 
Jtrieaet  bereits  vorteilhaft  auögejeicbnet  unb  oerfebiebene 
^ct)jt  ehrenootle  StaatSümter  befleibet,  al«  er,  ergriffen  ton 
ter  «Roth,  in  welcher  bie  drmere  S3oIf«claffe  fchmachtete, 
unb  um  ber  Stttenloftgf eit  »u  fteuern,  welche  bie  golge  je« 
ner  Stoib  war  unb  bem  Staate  felbft  83erberben  brohte, 
W  um  bie  ©teile  eine«  IBotfStribun«  bewarb.  SRit  biefer 
ffiurbe  war  Unoerlefclichfeit  ber  »Perfon  oerbunben  unb  fo 
tarnt«  tt  ©.  wagen,  nachbem  er  jene  133  o.  <5br.  erlangt 
hatte,  bie  Erneuerung  eine«  alten  ©ergebenen  ©efefce«  in  SJor; 
MMlB  bringen,  nach  welchem  fein  SJurger  9tom«  mehr  al* 
WO  Wer  oon  bem  ©emetnlanbe  ttt  Staat«  heften  foQte. 
Vergeben«  wanbten  bie  Weichen  unb  SJornebmen  alle  Sttit: 
tri  an,  um  bie  Äbfiehten  ©.'«  ju  hintertreiben j  mit  SRuth, 
Äraft  unb  Älugheit  wußte  biefer  alle  ^inbemiffe  ju  hefte* 
gen*,  t-oS  ©efeh  ging  burth-  heftiger  würben  bie 

Somebmen  burch  einen  neuen  ©efehoorfthlag  ©.'«  erbittert, 
^<h  rotlchem  bat  SoK  ©elh  jur  Änfchaffung  Oon  Xcferge: 
Käthen  erhalten  foOtt.   Qt  bilbete  fich  «ine  jtarfe  Partei  ge* 


oen  ©.  unb  al*  beffen  SCribunat  abgelaufen  war  unb  «t 
fich  auch  ffa  *a»  ndthffe  3ahr  wieber  um  bafjelbe  bewarb, 
fam  e»  ju  einem  Auflauf,  bei  welchem  er  mit  300  feiner 
Xnbdnger  erfchlagen  warb.  2Der  Anführer  ber  angreifenben 
»Partei,  ©eipio  SRafica,  oon  bem  Senate  ju  8?om  felbft  be* 
günftigt,  entging  ber  ©träfe.  3n  bie  gugtapfen  feine«  löru» 
ber«  trat  GajuS  ©.,  al«  er  123  o.  Qt>r.  iribun  geworben 
war.  Gr  fchlug  eine  Xngabt  oon  ©efe|en  oor,  welche 
fdmmtlicb  ben  Bmecf  hatten,  gegen  ba«  3ntere|fe  ber  83or* 
nehmen  bie  ärmer n  S3olf«claffen  ju  heben.  (Jr  ging  noch 
oiel  weiter  al«  fein  IBruber,  unb  ba  feine  Jöorfcbldge  jum 
Sh*il  »on  wirtlich  gefährlicher  3fr t  für  ba«  JBefieben  be« 
Staat«  waren,  auch  unfluge  unb  unrebliche  PJolBaufwiegler, 
burch  ber  ©racchen  JBeifptel  ermuntert,  eine  $6bclherrfchaft 
herbeüuführen  beftrebt  waren,  fo  oerliefen  bie  ebeljien  unb 
weifrften  9%6mer,  welche  auf  ber  ©eite  be«  dltern  ©.  ge> 
ftanben  hatten,  ben  jüngern,  ob  fchon  biefer  an  gtdnjenben 
Gigenfchaften,  befonber«  an  JBerebtfamfeit,  jenen  noch  ü^er* 
traf.  £>a«  S3ol(  hatte  auch  l22  ten  @.  jum  Zribun  er« 
wdblt,  aber  im  brieten  Sahre  rourbe  er  nicht  gewählt.  QU 
ner  oon  ber  »Partei  ©.'«  tübtete  oon  ungefähr  einen  Victor, 
unh  ber  Gonful  Opimiu«,  ein  eifriger  ©egner  ber  Sioltti 
partei,  benufcte  fogleich  bie  Öe  legen  hei  t,  bie  SKornebmen  unb 
beren  Änhdnger  gegen  bie  greunbe  be«  ®.  gu  bewaffnen. 
SDlit  3000  röm.  iBurgern  würbe  t5aju«  ©.  felbft  umgebracht 
unb  ber  Gonful  Opimiu«  errichtet«  ber  (gtntraty  einen  Tempel. 

<ß>tdb  ift  «in  9taß,  welche«  nur  burch  fein  Serhältniß 
ju  bem  oon  ihm  oemeffenen  ©anjen  beftimmt  ift.  ©o  ).  SB. 
tbeilt  man  jeben  itreiSumfang,  berfelbe  mag  f lein  ober  groß 
fein,  in  360  £heile,  nennt  jeben  folcben  360.  SEbeil  be« 
5trei«umfang«  einen  ©rab  unb  beftimmt  bie  ©r6|e  jrbe« 
Kreisbogen«  nach  biefen  ©raben.  &a  bie  SBinfel  am  2Jfit= 
telpunfte  eine«  Äreife«  pth  ebenfo  ber  ©rofje  nach  oerhalten, 
wie  bie  )wifcben  ihren  Schenfeln  tiegenben  Sogen  be«  Aret* 
fe«,  fo  pflegt  man  auch  bie  SBinfel  nach  ©raben  ju  meffen 
unb  jagt  i.  S3.,  ber  rechte  SBinfel  h>be  90°,  weil  jwei  am 
3Rittelpunfte  eine«  Jtreife«  fich  recbtroinflig  fchneibenbe  ii- 
nien  oter  rechte  SBinfel  bilben,  welchen  oter  gleich«  Steile 
be«  gangen  Ärei«umfang« ,  alfo  jeber  =  "74  =  90  ©rab, 
entfprechen.  —  ©rabe  werben  ferner  auch  bei  oerfchiebenen 
pbvftfalifcben  3nftrumenten  nach  anbern,  nur  auf  Ueberein- 
funft  beriu)enben  ©runbfdhen  beftimmt.  7t  m  gebräuchlich' 
jlen  finb  bie  ©rabe  be«  2!b«nnometer«.  >^ier  nämlich  bes 
ftimmt  man  ben  ?>unft,  bei  welchem  ba«  Ouecffilber  he« 
Thermometer«  (f.  b.)  im  ftebenben SBaffer  unb  ben,  bei 
welchem  e«  im  fchmeljenben  Sife  fteht,  unb  theiir  ben  Ob* 
ftanb  gwifchen  beiben  fünften,  ben  foaenannten  gunbas 
mentalabftanb,  in  80  ©rab  nach  Reaumur  ober  in  100 
©rab  nach  (Selftu«  u.  f.  w.  3eber  80.  Zbtü  be«  Sunba« 
mentalabftanb«,  welcher  bei  oerfchiebenen  3nfhument«n  fehr 
oerfchiebene  Sängen  haben  fann,  heift  «in  ©rab  Stcaumur. 
—  2J?an  pflegt  bi«  ©rab«  fo  ju  bezeichnen,  baß  man  eine 
fleine  9tu0  ret^t«.oben  neben  bie  3iffer,  welche  bie  Hnjabl 
ber  ©rabe  angibt,  feftt,  alfo j.  SS.  oicr  ©rab  werben  ge* 
fchrieben  4°.  3  et  er  ©rab  be«  .Streife«  wirb  in  60  SSi  nuten 
('),  jebe  SDtinute  in  60  Sccunbcn  ("),  jebe  ©ecunbe  in 
60  2ertien("0  eingetheilt. 

föefanntlich  ftettt  man  fu*  bie  Grbe,  um  DrWbefKm.- 


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Granit  2< 

fort  unb  fie  tonnten  nur  in  gewiflen  gefegt*  beftimmten 
gdllen  berfelben  verluftig  werben.  Sie  ftanben  eigentlich 
nur  unter  bem  JC6nige,  benn  fein  ivt-iuidn-r  Sficbttr  tonnte 
jte  ohne  auetr i'jcf l:.ct3c  fön.  Bevollmdcbttgung  jur  Weint: 
frfiaft  hieben.  3m  Stange  flanben  fit  jwifeben  ben  i'Ot-m 
'ptdlaten  unb  ben  S£itulabo§,  b.  h.  ben  mit  Sitein  (wie 
«£>erj6ge,  @raf:n)  verfebenen  boben  Abeligen.  Ser  Jtinig 
erteilte  ihnen  bie  Grlaubnijj,  in  feiner  ©egenwart  bat  fyauvt 
ju  bebeefen.  jtaifrr  Jtarl  Y.  befrtmmte  näher  bie  Gbrenrecfjte 
bet  ©ranbe*,  bc*  würben  tiefe  atlmdlig  tut  ei  bie  ^olitif 
ber  foan.  Äinige  ju  einem  wn  ber  Ärone  burebau«  abhän; 
gigen  #ofabeL  SRan  tmterföieb  brei  Glaffen  bet  ©ranbe*, 
bie  erjte  erhielt  vom  £6nig  bie  Grlaubniß,  fid)  ju  bebeefen, 
ebe  fie  ifcn  angerebet,  bie  jweite,  nadjbem  fie  if>n  angerebet, 
aber  e&e  er  geantwortet,  unb  bie  britte,  naebbem  er  geant: 
»ortet,  ©rage  dr;nlid)e  Gbrenvorredjte,  j.  85.  ber  Sitel 
GrceHem,  waren  enbticb  ber  überrefl  ber  ebemaligen  ©rojje. 
Sofcpb  Napoleon  fd^affte  al*  Jtönig  Bon  Spanien  bie  ©ram 
be*  ab,  birfelben  würben  aber  von  gerbinanb  YII.  wteber  in 
ü)re  JRecbte  eingefefct  unb  nacb,  brm  Ksiaiuto  real  von  1834 
würben  bie  SJtitglieber  ber  erflen  Glafft  ber  (Sorte*,  bie  3>ros 
cere«,  au*  u)nen  erwdblt.  (S.  Spanien.) 

(Kranit,  eine  au*  gelbfpatb{  ßuarj  unb  ©Ummer  be= 
flebenbe,  ,u  btn  Urgtbirgen  gebirige  gelSart,  fommt  in  febr 
vielen  ©egenben,  in  Seutfdjlanb  namentlicb  im  Sc&warjjj 
walbe,  £arj,  gidjtelgebirge,  Crjgebirge,  Stiefengebirge,  m 
tf n  Alpen  u.  f.  w.  vor  unb  bilbet  fdjroffe  Berge  mit  fptfcen 
unb  (aeftgen  ©tpfeln.  Sie  SRajfe  be«  ©eftein*  jei$net  ftcb 
fcutd)  ungemeine  gefligfeit  du«  unb  nimmt  eine  febr  fcbÖne 
Politur  an.  Gr  gibt  einen  »ortrejTIidjen  Bauflein  unb  wirb 
audj  feit  ben  dlteflen  3eiten  ju  Bilbbauerarbrit  unb  in  au*s 
aerodblten  Stücfen  jur  $erflellung  von  lif*  platten,  Sofen, 
JHetbfcbalen  u.  bgl.  benufct.  Borjftglid)  benugt  man  ib,n 
aud)  jum  Straßenbau.  G*  gibt  febr  verfdjiebene  Arten, 
bie  ftcb  burd*  größere  ober  geringere  geinbeit  be*  Jörn*  uns 
terfebetben.  Ser  bebeutenbfle  ÄntrjeÜ  be«  ©ranit«  ifl  gelb* 
fpatb.    Sin  eigentümliche«  Änfet)en  bietet  ber  Schrift* 

Jrantt  bar,  ber  fim  in  Sibirien  unb  Scbltfen  ftnbet  unb 
;i  welkem  unauögebilbete  ßuarjfrpftalle  einjeln  ober  in 
gleicblaufenben  Knien  im  gelbfpatb  liegen. 

<&vm  nennt  man  gtro6bnli($  alle  Xrten  von  ©emädfr-. 
fen,  weldbe  bie  SSiefen  beberfen  unb  unter  benen  ein  groger 
Sbeil  allerbing«  wirflidje  ©räfer  finb.  3u  biefer  ?)Panjtns 
familie,  lat.  Gramineae,  get?6rt  eine  gro^e  TCmaht  meifi  febr 
nu^barer  ©canichfe,  namentli(b  alle  ©etretbearten,  ba* 
3ucfenobr,  »erfdjiebene  ©ewurj*  unb  gutterfriuter  unb 
»kle  anbere.  3m  Allgemeinen  jeiebnen  fkb  bie  ©rdfer  burdj> 
runbe,  gttpöfjnlicb  tjol^le  Stengel  unb  ^>alme  au*,  weltbe 
einzelne  JCnoten  im  ben,  bureb,  bie  fie  in  ©elenfe  getbeilt 
werben,  ferner  burdj  fdbmale,  lange,  unten  febeibenformige 
Blatter,  unb  buref»  Sfiäpen  ober  tsren,  in  benen  bte 
Samentorner  enthalten  finb.  Qi  gibt  nur  eine  fcbdbltdje 
©ra&art,  ben  5E au me Holet)  (f.  b.).  3Die  ©rÄfer  fommen 
auf  ber  ganjen  Srbe  vor  unb  biiben  ben  gwanjigjlen  Sb^il 
aller  befannten  ©eroidjfe. 

<e3raemürhe  (bie)  ifl  ber  SRame,  ber  txrfcbiebenen  Arten 
»on  Singvögeln  gegeben  wirb,  m eiche  man  jum  .iheil  tb* 
ve?  angenebmen  ©efangeS  wegen  im  Bimmer  b^t.  Sie  ge< 
meine  ©taßmücfe,  auch,  SBalbfdnger,  SRatbtfÄnger, 


D  Oraubtindten 

Syottvogel,  Jg>c <f enfebwifter,  £ornreicb,  u.  f.  ro. 
genannt,  hat  einen  afcbjrauen  rberleib  unb  weipdjen  Uru 
tetleib.  Sa*  SBeibcben  ifl  etwa*  fleinet  al*  bat  9)Idnn(t)en 
unb  b«t  feine  fo  fcb6ne  weifje  Äe^le  wie  bieft«.  SKan  fjru 
bet  biefen  SSoael  in  ganj  Seutftblanb.  <Sx  fjält  fieb  in 
niebrigem  ©ebufcb  unb  im  ©rafe  auf  unb  jtefif  im  Sinter 
in  wärmere  ©egenben.  <£r  bat  einen  bübfeben  ©tfang  unb 
lagt  ftcb  leidit  jAbmen.  Sie  gefebmä^ige  ©ta*mudfe, 
au*  SDlüllerdben,  JllappergraSmu tf e ,  SBei^fcbl» 
eben  u.  f.  19.  genannt,  ifl  etwa*  ((einer  al*  bie  oortge  unb 
oben  rotbgrau,  übrigen*  ihr  aber  febr  &mikb.  Sie  bat  ei» 
nen  febr  leifen  aber  langen  ©efang,  fcält  ftcb  in^eefen,  am 
liebjlen  in  bet  92ät>e  bemobntet  Orte  auf,  ifl  aber  weniger 
leidbt  gu  ;  '.  men,  al*  bie  gemeine  ©raömüde.  Seitenet  ifl 
bie  gefpetbette  obet  fpan.  ©ta*mäcfe,  aud?  großer 
gliegenfreffer,  große  äSeißfeble  genannt.  Sie  gleicbt 
an  garbe  bem  Sperber,  an  ©r6ße  ber  ©olcammer.  Sie 
wirb  im  Sauer  gehalten  unb  ihr  ©efang  foEt  ^ weilen  bem 
bet  >Jia*tiaaU  ahn  ein.  Sie  gtaue,  welfdjc  obet  weife 
©raSmäefe,  Spottvogel,  bat  einen  tötblidjgtauen  jDbets 
leib,  weifen  Sau*,  graubraune glügel  unb  einen  eben  fol-- 
a)en  Sdbwang,  fingt  am  fdbönfien  unter  ben  ©raSmücfen 
unb  bilbet  ftcb  na*  ber  9lacbtigaQ,  wenn  fie  in  ber  9Übe 
berfelben  hängt.  Sie  fdjwar jf öpf i ge  ©ra*mü(fe  ober 
ber  3R6ncb  bot  auf  bem  Scbeitel  einen  runben  glecf,  ber 
beim  SRanncben  febwarg,  beim  SBeibdpen  braun  ifl.  Set 
Obertbeil  i|t  bunfelgrau,  ber  Untertheil  bcllgrau.  Sabei 
bat  et  einen  bunfelbiaunen  Sdbwanj  unb  Scbwanjfebern, 
braunblaue  Beine  unb  einem  ebenfo  gefärbten  Sdbnabel. 
«Dlan  ftnbet  ibn  febt  b^uffg  in  Sanbboljefn.  6r  jeidjnet 
ftcb  bureb  feinen  angenebmen  ©efang  au«  unb  wirb  baber 
febr  häufig  im  Limmer  gebaren. 

^raubünMrn  obet  Bänbten,  na*  Bem  ber  gr*gte 
Ganton  ber  febwri).  (Sibgenoffenfcbaft,  bet  von  ben  Gantonen 
St.: ©allen,  ©laruS,  Uri  unb  Sefftno  begtenjt  wirt  unb 
dberbie*  an  giedjtenflein,  bie  Sombarbei  unb  2irol  jl6ßr, 
entbiet  auf  121  □9R.  102.000  ©nw.,  von  benen  ber  größte 
2b"l  bie  tomaniüte ,  ein  Heineret  bie  tcurf*e  unb  ber  fieinüe 
bie  ital.  Sptacbe  tebet  unb  von  benen  ungefaßt  jwei  Srittel 
^roteflanten,  bie  übrigen  Äatbolifen  finb.  Sa*  8anb  wirb  eon 
ben  mdcbtigften  Alpenfetten  butcbjogtn.  3m  S.  rieben  ftdj 
bie  rbatifeben  Alpen  bin,  von  benen  fi*  mehre  Arme  na* 
W.  erjlrecfen.  3wif(Vn  biefen  ©ebtrgen  finb  beniicbe  2bä- 
(et,  von  sabiret*en  glüffen  bewdffert.  ^iet  entfielt  bet 
9t  he  in  au*  bem  äufammenflufi  be*  Borber?  unb  ^inttr> 
tbein*,  bet  3nn,  wtldjet  au*  bem  Silfetfee  fommt,  unb 
bureb  ba«  flarf  bevölferte  Gngabintbal  fließt,  bte  8anquart, 
ber  ©lenner,  welche  in  ben  :H'h ein  fi*  ergießen,  ünb  t\"tf*;e : 
bene  anbere.  Sie  bö*ften,  über  10,000  g.  heben  Berg: 
fpifcen  finb  ba*  2)lofd)elborn,  bet  33 er u batbin,  bet  Bogels 
betg,  ber  Splügen,  unb  nidjt  viel  nitbriger  finb  bie  Berge 
£>ro,  Septimer,  Slaloia  u.  a.  Sie  $atut  be*  £anbe* 
bringt  e*  mit  n*,  baf  bie  verfcbiebenartigflen  jtlimate  in 
ben  verfebietenen  ©egenben  biefe*  8anbe*  berrfd)en.  Bon 
Bergen,  bie  in  ewigem  tfife  flauen,  fleigt  man  btrab  in 
üppige  Sbdler,  in  benen  man  ba*  berrücbfte  SDbfl  unb  ben 
vortrefflicbflen  ©ein  ftnbet  S»an  ftefjt  in  ®.  Vörttefflicbe* 
Stinbvieb,  benn  bie  S8ieb5u*t  ifl  eine  .pauptbeföifrigung  ber 
(Sinmobner;  in  ben  raubern  ©egenben  Raufen  Bdte,  ffl6lfe 

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unb  Üudsff ,  unb  auf  ben  Älpen  macbt  man  auf  ©emfen 
Saab.  2>er  etnft  bter  b*ufenbe  ©teinbotf  ift  auSgeftorben. 
ÄuSben  ©ebirgen  werben  SRüblfteine,  Äalf,  SRarmor,  Tito; 
baßer,  ©teinfoblen,  JBtei,  3inf  unb  Csifen  gewonnen;  aueb 
gibt  d  bter  SRineraloueUen.  Äußer  mit  Biebjutbt  unb 
rümbbau  befcbaftigm  ficf)  bie  SJewobner  aueb  mit  -yanbel 
jnb  ©ewerben.  Siel«  treten  in  frembe  JtriegSbienfte,  unb 
eine  nt^t  unbebeutenb«  Änjabl  lebt  in  Cruropa  jerftreut  ali 
[»genannte  ©cbroeyerbdcferj  boo>  lehren  fie  gern  mit  bem 
Sraerb  in  bie  ^ximat  jurucf. 

3u  ber  iRimer  3etten  machte  ©.  einen  Sheil  ber  Pro» 
oütj  JKljdtia  auö  unb  baoon  baben  noo}  jefct  bie  rbdtifcben 
Upen  unb  baS  alte  ertloß  StbdjinS  am  92b. ein /  oberhalb 
(ftur,  m  einet  wilbromantifcben  ©egenb,  ben  Stamen.  ©pds 
tnfam  e«  bureb  ben  Vertrag  pon  Sierbun,  843  (f.  jCeutfcb* 
Unb),  ju  ©eutfdblanb.  SRtt  ber  Seit  verarmten  ber  vorder 
mächtige  Äbel  unb  bie  .Jtlö'jter,  unb  bie  ©emeinben,  welcbe 
boburtb  Freiheiten  gewannen ,  traten  in  brei  JBünbe  jufanu 
nun,  ben  obern  ober  grauen  S3unb  (1424),  ben  ©otteSbauS» 
bimb  (1425)  unb  benSJunb  ber  äebngerio^te  (1434),  welcbe 
M  1471  Bereinigten,  ficf>  fpater  aiä  jugewanbter  !Drt  an 
bie  febwei}.  ©bgenoffenfcbaft  anfcbloffen  unb  enblicb  1799 
10  eigner  ßanton  aufgenommen  würben.  ©.  bat  gegen: 
nwrrig  eine  1814  eingeführte  unb  1820  Perbefferte  bemofra» 
tii'cfcc  Berfaffung.  din  großer  fÄatb  t>on  65  SRitgliebern 
bittet  in  SBerwaltungös  unb  lanbeSpolicetlicben  Ängelegenb«; 
ten  bie  oberfte  JBebörbe,  wdbrenb  bie  eigentlichen  JRegie* 
runaSangtlegenbeiten  bem  jdbrltcb  erneuerten  f  leinen  JRatbe, 
ber  auS  bret  SRitgliebern  befielt,  überlaffen  ftnb.  2>er  Garu 
ton  fUQC  jum  ©unbeSbeer  1600  SR.  unb  bejablt  12,000 
Stand,  ffioeb,  jefct  wirb  tr  in  bie  brei  ©ünbe  eingeteilt,  oon 
tcnm  ber  graue  SJunb  artt,  ber  ©otte$bau$bunb  10'/*  unb  ber 
3ebngerict)tenbunb  fieben  #ocbgericbte  (Prooinjen)  entt,alt. 
-Dif  $auptftabt  be$  ganjen  GantonS  unb  bed  ©otteSbauS» 
bunbeS  tft  Gfcur  (romanifcb  ßoira)  mit  3400  Sinw.,  in  eU 
nein  fernen  Stbale,  an  bem  Sluffe  Plcffur,  welken  handle 
■ -:i  bie  ©tobt  leiten  unb  ber  balb  barauf  in  ben  von  hier 
an  für  f Leine  ©ebiffe  fahrbaren  JR^eirt  münbet.  6f>ur  ift 
ber  ®to  eine*  iöifcf^ofö ,  eines  pfyilofoyfyifcrjen  GollegiumS, 
einer  6fonomifcben  unb  einer  iBergbaugefeUfcbaft.  Unter 
ben  ©ebduben  »eiebnen  ücö  bie  alte  2)omfircbe  unb  bie  ta= 
}u  gehörige  Eompropttet,  bie  reformirte  Jtitcbe  ©t-sSRarrin 
trab  bie  proteflantiftf?«  Gantonöfdjule  auS.  Übur  leitet  fei» 
nen  Urfprung  ru>d)  aus  ber  9{6merjeit  ab  unb  enthalt  noo) 
tüerbleibfel  ber  Skufunfl  au»  jener  3<it.  —  3 um  grauen 
Jßtmbe  getiJrt  ber  *8unbe«ort  3lanj  mit  500  Cinw.;  ba« 
Dorf  3)ifentid  mit  einet  SJenectcttnerabtei ,  beren  bebeu» 
tenbe  literarifc^e  ©cbä^e  1799  oon  ben  gtan^ofen  jetfl6rt 
tourben,  unb  ber  92ieber(ageert  X^uftS,  wo  fid>  bie  <5rras 
§m  über  ben  ©prägen  unb  ben  Söern^wrbin  tbeiien.  3m 
3<bngerio>tenbunb  liegen  ber  5Drt  jDaooS  unb  baä  ©tdbti 
4«a  äRaienfelb  am  Äbein.  ö^ör,  3lanj  unb  2Raienfeß> 
jinb  bie  einzigen  ötdbce  in  ©. 

mtttmptn  nennt  man  eine  beliebte  ©peife,  welche  au« 
ben  Jtomem  be«  SBeijenS,  beJ  2)in!eW  unb  ber  ©erfte  ge. 
tonnen  »irb,  inbem  auf  eigenen  ©raupenmütilen  bie  ^>ülfe 
^»n  bm  JWmern  abgetrennt  wirb.  SfRan  unterfo^eibet  bie 
feina  fdjmecfenben  SBeijengraupe  von  ber  minber  wob.l> 
Wmetfenben  ©erflengraupe,  unb  überbie«  petfo>iebene  Xrten 


Crray  (Johanna) 

nach  ber  ©r(fje  ber  A6rner.  S3on  ber  gröbern  ©raupe  ift 
nur  bie  äufjerfte  ©o>ale  abgenommen,  wogegen  bie  Perl- 
graupe regelmdßiger  abgerunbete,  reinere  unb  fleinere  Äirner 
tjat.  2)ie  ©raupe  wirb  in  vielen  ©egenben  in  groger  SRenge 
fabricirt  unb  im  .<pantc(  weit  »erfübrt.  3n  £>eutfd)lanb 
liefern  fie  namentlio^  Scürnberg,  Ulm,  SBien  unb  granffurt 
am  9Rain.  'Äuo^  ba8  beim  Sereiten  ber  ©raupe  Wpeim 
genbe  wirb  al6  ©raupenfiprung  terfauft  unb  »erfpeijt. 

©raoitation  ober  allgemeine  <3$mere  bejeid^net 
bie  adgemetne  Xnjietjung,  welche  alle  9taturf6rper  nach 
9)taf5gabe  i^rer  SKaffe  unb  ir>rer  Entfernungen  »oneinanber, 
namentlich  bie  Seltf6q>er  gegeneinanber  ausüben.  2>er  9Us 
turforfo>er  Newton  (f.  b.)  war  ti,  wettbet  bie  ©efe^e  auf 
b<«5  genauere  beflimmte,  nao>  benen  biefe  2(nveb.ung*fraft 
wirft,  auS  feinen  (Sntbecfungen  bie  wi$rigfien Äefultate  für 
bie  drfldrung  ber  Bewegung  ber  ^immelSfirper  ableitete, 
unb  babur$  ntebt  nur  ber  $ffronomie,  fonbern  aOen  9<a-- 
turwiffenfcb,aften  eine  neue  feitbera  »erfolgte  9ricb;tung  gab. 
2Ran  erjdblt  bie  Änefbote,  ba&  Newton  bureb,  ben  galt  et 
neS  Äpfel f-  auf  bie  $rage  geleitet  worben  fei,  warum  nid^t 
aueb  ber  9Ronb,  dbnlid)  wie  ber  Äpfel,  oom  i)imme(  auf 
bie  Crbe  fiele,  benn  ba|  biefe  auf  ben  SRonb  wirfen  müßte, 
wußte  man  bereite  #  weil  ber  SRonb  in  feinem  Saufe  bureb. 
bie  erbe  beftimmt  wirb.  Newton  bat  nun  bewiefen  unb 
beregnet,  baß  niefit  allein  ber  SRonb  um  bie  Erbe,  fonbern 
aueb  bie  Planeten  um  bie  ©onne  beS^alb  ftcij  in  freiSd^n: 
liefen  S3ab.nen  bewegen,  weil  fie  l)  urfprunglidt)  eine  gc-- 
waltige  ©toßfraft  erbauen  unb  2)  pon  ben  im  SRittelpunft 
ibrer  S3a&n  liegenben  großem  Jt6rpern  angejogen  werben. 
(©.  Sali  ber  ÄÄrper.)  Äuo>  aufeinanber  wirfen  aber 
bie  Planeten  permige  ber  allgemeinen  ©ct)mere,  unb  hier- 
aus erftdren  ftcb  gewiffe  oon  ben  Äfhonomen  beobaebttte 
©t6rungen  in  i^rem  £aufe  auf  baö  ©enauefie.  Die  allge* 
meinen  ©efefee  ber  ©rattitation  ftnb:  1)  baß  bie  Äfrper  auf 
einanber  im  graben  SJer&dltniffe  i^rer  SRaffen  wirfen,  b.  &. 
ein  Ä6rper  A  wirb  von  }wei  anbern,  B  unb  C  welcbe 
gleicbweit  pon  A  abfteben,  aber  von  benen  B  noo>  einmal  fo 
piel  «Waffe  alö  C  bat,  in  bem  Ber&dlrniffe  anaejogen,  baß 
B  noeb  einmal  fo  ftarf  aW  C  wirft;  2)  baß  bte  Äfirper  im 
umgefebrten  S3erbaltniß  ber  &uabrate  ihrer  Entfernungen 
einanber  anjiepen,  b.  wenn  in  bem  angegebenen  äBeifpiel 
B  ebenfo  Piel  SRaffe  aU  C  bat,  aber  B  notb  einmal  foweit 
als  C  pon  A  entfernt  ift,  fo  wirft  C  mit  piermal  fo  großer 
Äraft,  als  B  gegen  A,  unb  ein  JWrper  E,  ber  breimal  fo 
weit  als  C  oon  A  abftdnbe,  mit  C  aber  aueb  gleiche  SRaffe 
bdtte,  würbe  nur  '/»  ber  Ätaft  gegen  A  ausüben,  we(o>e  C 
ausübt.  —  Äucb  ©rfebeinungen,  weld&e  auf  ber  Erbe  felbft 
porfommen,  erfldren  ftcb  au5  ber  Änjiebuna,  mv-:*o  bie 
^»immelsWrper  gegen  bie  drbe  ausüben,  5.  S3.  Ebbe  unb 
glut(f.  b.).  (8gL  ÄnjtebungSfraft.) 

(6rar)  (3obonna),  eine  bureb  ihr  trauriges  ©cbicffal  be> 
rühmt  geworbene  .Königin  pon  Englanb,  würbe  1537  ge: 
boren  unb  war  eine  Urenfelin  ^einrieb  VII.  ©ie  jeiebnete 
ftcb  bureb  ®cb6nbeit,  SEugenb,  fanfteS  unb  anfprucblofeS  2Je« 
Ten  unb  außerorbentlicbe,  fogat  gelebrte  ©Übung  aus  unb 
bat  nie  bie  ebrgeijigen  pldne  gebegt  ober  begünftigt,  ju  wel- 
chen ihr  Stame  gemiSbraucbt  würbe,  ©ie  borte  ftcb  nämlicb 
mit  bem  t'orb  ©uilforb  oermctblt  unb  biefer  war  ber  ©ojm 
be4  unter  bem  fc&ipacben  Äonig  Cbuarb  VI.  aDmdcbtigen 


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Gregor  VII.  2 

fogleicb  mit  ben  ftrengflen  Verboten  gegen  Simonie  unb 
*i>rieflerebe  auf;  3<ben,  ber  feinen  jßerboten  jumiberbanbelte, 
traf  ber  SBannflucb.  SBalb  barauf  würbe  bic  3nveftitur, 
b.  i).  bic  Sefleitung  eine«  ©eijtlicben  mit  einem  'Kmte  von 


einem  Seitlichen  (fraien),  bei  S3ann,  forool  ben  ©ciftlicijcn 
fie  anzunehmen,  als  ben  Baien  fie  ju  ert  heilen,  verboten, 
©abureb  mürbe  bie  äöefefcung  aller  geifflicben  Erntet  vom 
>J>apfte  abhängig.  ©.  tbat  alöbalb  fünf  Söifdjöfc  unb  mehre 
faif.  Stürbe,  bie  [ich  beS  StabrecbenS  ber  Simonie  fcbulbig 
qemaebt,  in  ben  Sann.  Jtaifec  £e  in  rief)  IV.  (f.  b.)  aber 
rummette  f t d;  um  tiefe  Bnorbnungen  nidjt,  behielt  bie  ge» 
bannten  9tatr)e  in  feinen  £)ien|ren  unb  fcbütjte  bie  S3ifdjofc 
in  ihren  Ämtern.  S3alb  aber  mußte  ber  Aaifer  bie  ©eroalt 
ber  Jtircbe  auf  baS  fcbmerjlicbfre  empfmben.  @.  V1J.  lub 
ihn  1076  »ur  Staantroortung  vor  eine  Snnotc  na*  .JKom, 
unb  als  {»einrieb,  biernad»  auf  einer  (gpnobe  ju  2Borm8 
ben  9>apjr  für  abgefegt  erfldren  ließ,  fpracb  tiefer  über  ihn 
ben  SBannflud)  auS,  inbem  er  ju  gleich  alle  U n t er t hauen  beö 
Jtaiferö  vom  ©be  ber  £reue  unb  Untertbanenpflicbt  loä- 
fprarb.  ©ogleicb  erhoben  fid?  aQe  öffentlichen  unb  betmli« 
eften  ©egner  bei  AaiferS;  ja  bie  beutfeben  Sürßen,  meiere 
fiel)  ju  Appenheim  »erfummelt  beuten,  faßten  fogar  ben 
Sefcbiufj,  baß,  um  bie  Kube  unb  ßrbnung  im  Sfetcbe  ben 
»uftetlen,  ein  neuer  Aaifer  gewählt  werben  feilte,  {»einrieb, 
fab  fid)  nun  gezwungen,  allen  Robmmgen  ©.'8  nad^uge- 
bi n ,  ja  er  ging,  nur  von  feiner  ©emablin  unb  einem  treuen 
Diener  begleitet,  im  SBinter  über  bie  Xlpen  unb  erfdnen 
vor  bem  tapfre  als  SJüßenber  unb  ©ittenber.  ©.  mar 
auf  bem  Scbjoffe  Gtanoffa,  unb  hier  mürbe  {»einrieb  enb« 
lieb,,  in  ein  härenes  ©eroanb  gef leibet,  mit  naeften  Süßen, 
naebbem  er  brei  Sage  lang  im  {»ofe  beS  <5dj»loffe5  geharrt 
hatte,  vor  ben  sPapft  gelaffen  unb  vom  S3anne  loSgefpro* 
eben.  3n  Deutfcblanb  mürbe  inbeß  ber{»erjog  SRubolf  von 
Sdjwaben  jum  JCaifer  gewählt.  Q-i  fam  ju  einem  Kampfe 
um  bie  iDberherrfdiaft,  rceleben  ©.  benufete,  fein  Slnfeben 
immer  fefler  ju  begrünben.  ßr  erflärte  fid)  nacb  langem 
Säubern  enblicb  für  Stubolf,  worauf  {jeinrieb  1080  in 
Staren  ein  <3onctl  verfammelte,  auf  bem  ©.  nocbmalS  ab» 


4  Gregor  XVI. 

gefegt  unb  ber  im  Sann  lebenbe  Gtjbifdbof  von  JRavenna, 
alS  (Siemen!  III,  jum  $ap|i  errodblt  mürbe.  2Da8  ©lue! 
mürbe  {»einrieb  günftiger,  ber  ©egenfaifer  beilegt  unb  65. 
felbfl  brei  3«b^  in  ber  (jngelSburg  belagert.  Stöbert  ©uiS; 
carb ,  ber  {»er  jog  von  Hpulien ,  befreite  enblicb  ©.,  aber  bic 
Stömer  felbfl  empörten  fid»  gegen  ihn  unb  et  begab  fieb 
r\ad)  ©alemo,  wo  er  1085  jiarb. 

Gregor  XVI.,  feit  bem  2.  gebr.  1831  regierenber  $apft, 
hieß  vor  feiner  Erhebung  auf  ben  päpffL  Stuhl  SNawo 
(iapellari  unb  mürbe  am  18.  oept.  1765  ju  SSeQuno, 
im  ©ebiete  von  Staubig,  geboren.  2115  (iamaltulenfennöndt 
jeigte  er  in  feinen  Schriften  für  ^ufrecbtbaltung  ber  ©röße 
unb  ÜJ?ad)t  be«  ^apfltbumS  eine  ausgebreitete  unb  grünt; 
liebe  ©elebrfamteit.  Che  fam  1795  naeb  Siom  unb  mürbe 
hier  ©eneral  procura  tor,  fpdtcr  ©eneralvicar  feines  jDrbcnl. 
sPa pft  8eo  XII.  ernannte  if»n  jum  sJ?rä f cc te n  ber  $ ro p  ag an t a 
(roelcbe  bie  Sefebrung  ber  Reiben  unb  bie  BuSrottuna,  ber 
JieLvcrci  in  ber  cbriftüdicn  Jlirche  jum  3wecf  bat)  unb  er» 
b,ob  i^n  1825  »um  (Sarbinal.  ^papfl  $iu8  VIII.  fiarb  im 
9lov.  1830,  unb  von  ben  im  ßonclave  verfammelten  (San 
tinälen  warb  dapeüari  jum  $apft  erwählt,  alS  welcher  er 
ben  Kamen  ©.  jum  Änbenfen  an  ©.  XVV  ben  ©tiftet  ber 
9>ropaganba,  annahm.  £>ie  Untertbanen  te3  JUircbenflaats 
waren  jeboeb  ungufrieben,  baß  ein  nirbt  im  Jtirc^endaat 
geborener  2R6ncb  ju  ber  beben  SBürbe  gelangt  mar,  unb  efi 
entftanben  an  mebren  äDrten,  fogar  in  9?om  felbf!,  Unruben, 
melcbe  bureb  bic  oflr.  SBafen  nicht  völlig  unterbrüeft  wür- 
ben. ©.  erließ  1832  eine  85uDe,  meiere  bureb  Änbrobung 
bcs  Sannes  einen  ruhigem  äuflanb  l^crbcijufübren  beab- 


fid;tigtc  2Da  er  ben  SBunfd)  nadj  Steuerungen  unb  Ber^ 
befferunejen  im  Staats  =  unb  NSJolfileben  von  ber  um  ftctj 
areifenben  Ttufflärnng  ableitete,  fo  fuebte  ©.  biefe  bureb  S3e 
fcbrdnrung  beS  Unterridjts  ju  hemmen.  Kiebt  nur  in  Stix- 
ebenftaat  trat  ber  *Papfr  bem  ftcb  in  allen  fidnbern  regenben 
©eifl  be«  UnfriebenS  entgegen;  er  erließ  1832  ein  JtreiS- 
febreiben  an  alle  Sifcbofe,  in  bem  er  ftcb  auf  baft  frdfr 
tigfle  über  ben  Langel  an  (ihr furcht  vor  ber  itirebe,  bic 
verberblicben  Jrücüte  eines  fcbamlefen  SBiffcn*  unb  einer 


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Sregorlosfegt 


265 


GretnagTccn 


iinbffcbtittRen  3ügeHofjgfeit  auSfyrad),  unb  gum  8;eft  halfen 
am  aiftrtbümlicben ,  umt  Xbwebren  jeber  Neuerung  auffo« 
bert  3n  bemfelben  ©eiftc  bitte  ©.  fdjon  früher  ben  poln. 
ßifcbifm  empfehlen,  ben  ©ehorfam  ju  prebigen,  unb  er« 
fiüne  fteft  fpäter  gegen  bie  überall  mit  einem  wenig  ©utcä 
oeiffagenben S3etfaU  aufgenommenen  Schriften  SamennaiS* 
(f.  b.)  in  einem  JlreiSfdpreiben  an  bie  SSifcfjcfe.  (Sgl.  Stix» 
cjenftaat.) 

©rfflariu oftßt  ift  ein  veraltetes,  iefet  nur  neef)  in  rt?e> 
rrlgen  ©egenben  Dcutfcblanbs  auf  bem  8anbe  unter  bem 
Samen  ©regoriuS fingen  gebräucblidpea  geft,  bei  wel» 
a)an  bie  ©djuljugenb  mit  Jtrctnj^en  unb  gübneben  ge> 
febnriteft  unter  Leitung  beS  SebrerS  von  #auS  ju  #auS  jin» 
genb  liebt  unb  junjeilen  mit  ©aefwerf  erfreut  wirb,  rcä> 
ttnb  ber  8ef>rer  eine  ©elbgabe  erhält,  ehemals  gingen  bie 
Äinber  »erf  leibet,  als  Sager,  girren,  IBergleute  u.  bgt. 
onb  fagten  ©prüfte  ber,  bie  ju  tyren  Wollen  paßten,  <?S 
ßeHte  fogar  ein  .Knabe  ben  S3ifd;of  vor  unb  jwei  anbere 
ünaben  machten  feine  Aaplane;  man  jog  in  bie  .Kirche 
unb  ber  fleine  ©ifefjof  b»elt  eine  einjrubirte  Siebe.  25aS 
8<(t  würbe  828  vom  $upft  ©regor  IV.  ju  ©fjren  beS 
Softes  ©regor  L  gcfiiftet,  weldjer  »u  5Hom  bie  erften  ©ing. 
faulen  eingerichtet  blatte,  würbe  um  ßftem  gefeiert  unb 
trat  an  bie  ©teile  ber  9)anatbenien,  eines  greubenfefteS, 
twldjeS  von  ben  r)eibnifd>en  ©rieben  unb  Körnern  gefeiert 
rooibtn  war  unb  von  bem  fid>  ©puren  bis  tief  in  bie  d;rtjb 
lia)e  3eit  erhalten  batten. 

©reifen  waren  nad)  ber  gabeTIefjre  ber  ©rieben  eine 
trunbtrbare,  bem  JBaccfjuS  beilige  &r;i<rart,  »eldje  im  fer» 
nen  3nbien  r)aufen  follte.    ©ie  bitten  ben  Äopf  unb  bie 
glügel  eine«  Ablers,  ben  8eib,  bie  güjje  unb  bie  .Klauen 
ibmtn,  einen  Jtantm  von  ftifdtfloffen  imb  yferbeohren. 


Bru|t  unb  JRücfen  waren  mit  «erfcfjieben  gefärbten  Gebern 
<?t.  £ic  $bantafie  ber  Didier  fdbmücfte  biefe  Spiere 
jtboa)  fef>r  «erfdneben  auS,  nur  würben  fte  ftetS  alS  eine 
iufammmfe^ung  »on  2öwe  unb  Bbler  bargeftelli.  CS  würbe 
Jbnen  eine  aufjerorbentlidje  ©tärfe  jugefebrieben.  2tuS  bem 
®olbe  ber  ©ebirge  baut  ber  ©reif  fein  9ieft,  unb  mit  eifer» 
&tb(utom.iitt  IL 


fücr)tiger  SEapferfeit  bewadjt  er  baffefoe.  3Cudr>  in  ba*  €anb 
ber  |>9perboreer  jenfett  ber  Brenden  unb  Xlpen,  bis  ju 
benen  bie  geograpbifeben  Jtenntniffe  ber  ilteften  ©rieben 
reiften,  würben  bie  golbbewadbenben  ©reifen  verlegt  unb 
frier  fönten  fte  mit  bem  »olf  ber  einäugigen  Ärimafpen, 
wetebe  auf  ben  ©ebirgen  ©rje  gruben  unb  fd;mtebeten,  im 
fteten  Kriege  (eben.  Die  gried;.  Stätte  Hbbera  unb  £eo0 
batten  ben  ©reif  »um  ©vmbol.  9ioc&  gegenwärtig  Fommt 
berfelbe  in  ber  4>eralbif  alS  ©pmbol  ber  Hufmerffamfeit 
unb  SBeiSbeit  vor.- 

©rfnabierf  b«<?  urfprunglid)  bie  Smppengattung, 
welcfre  mit  bem  SBerfen  ber  ©ranaten  (f.  b.)  aus  ber 


£anb  beauftragt  war.  3R<m  nahm  unter  fie  eine  ÄuS« 
wabl  alter,  gebienter  ©olbaten  auf,  weil  man  befonbere  Urw 
erfa)rocfenbett  ju  ihrem  gefdbrltcben  £)ifn|l<  für  nötbtg  l)ic!t, 
unb  erteilte  ihnen  bemgema^  einen  erbeten  ©olb.  ©egen« 
wdrtig  i(i  baS  SBerfen  ber  ©ranaten  auS  ber  >£>anb  in  allen 
beeren  abgefommen,  aber  ber  9tame  ©renabiere  bot  fief)  nod) 
in  fafjt  allen  Armeen  erlpalten  unb  bient  als  XuSjetdmung 
für  einzelne  Äbtbeilungen.  SSeün  ruff.  unb  preu^.  «^eere 
fieben  bie  ©renabierregimenter  }wifd)en  ben  ©arben  unb 
ber  £inieninfanterie,  unb  bei  ben  Sranjofen  Ijeipcn  bie  ©oU 
baten  ber  erften  (lompagnie  jebeS  S3ataidonS  ©renabiere. 
GbentalS  jeid;neten  fid&  bie  ©renabiere  burd)  eine  eigne 
äopfbebeefung,  ©renabiermu^en,  auS,  bie  entweber 
auS  Särenfcil  (wie  noo>  jefct  bei  ber  franj.  ?frmee  unb  ben 
fädsf.  ©arben)  ober  auS  Sud)  mit  93led)  befd)lagen  beftanb. 
Die  vorftebenbe  Stbbilbung  jeigt  einen  alten  mit  ©ranate 
unb  Bunte  unb  einen  neuen  mit  ber  SRuSfete  bewaffneten 
•fron*,  ©renabier. 

Grrtnagretn  ober  ©raitnepgreen  ift  ein  Ort  in 
©cb,ottlanb  öbnroeit  ber  engl  ©renje,  welcber  baburce)  be* 
fannt  geworben  ift,  ba§  noeb  bis  in  bie  neuefte  Seit  füb  ba> 
felbft  t'ieie  ^aare  ebelid;  terbinben  laffen,  welche  wegen  man« 
gelnber  Einwilligung  ber  Altern  ober  auS  anbern  ©riinben 
nadb  ben  engl  ©efegen  niebt  getraut  werben  burfen.  9Jadj 
fdiot.  ©efegen  wirb  nämlid}  bie  Qi) e  nur  alS  bürgerlicher  23er-- 
trag  betrachtet,  unb  eS  genügt  ux  einer  reebtlid;  gültigen 

34 


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Griechenland  266 


Griechenland 


(&tt,  baß  rin  gtiebcnSric&ter  ba«  licbenbe  ?>aar  jufammen* 
gibt,  weld)e«  nur  ju  befeuern  bat,  baße«  lebig  unb  nidbt 
in  einem  ©rabe  »erwanbt  fei,  bei  bem  bie  ©efefce  bie  ebe» 
liä)e  JUerbinbung  perbieten.  SBeber  Aufgebot  noa)  ©inmilli» 
gung  ber  Ottern,  nod)  eine  fircblicbe  4?anblung  f"»b  bei  ei» 
ner  folgen  JErauung  nötbjg.  3n  ©,  war  bi«  1827  ein 
©robfebmieb  griebenörtebter  unb  fe^r  bereit,  &)tn  ju  fcbließen, 
woburd)  er  ftcb  eine  bebeutenbe  ©nnabme  eerfebaffte.  3Ran 
rennet,  baß  ebemal«  jö:>r(icb  im  Durd)fcbnitt  65  <£&en  in 
©.  gefcbloffen  würben,  unb  jebe  braute  bem  griebenJricbier 
15  ©itineen  ein.  3"  Solge  neuerer  engl,  ©efefce  gegen  alle 
beimlicbe  XJerebelidmngen,  bie  mit  Verbannung  befrraft  wer« 
ben,  fommett  folebe  CSljen  in  ©.  nid)t  oft  mebr  oor. 

<?rifd]ni!an&  (ba«  alte)  i(l  bie  SBiege  ber  europ.  ©tl» 
bung  unb  als  fold)e  unter  allen  Sdnbcrn  be«  'Ältcrrtntniö 
fca§  wiebtigfie  unb  intereffantefir.  "21  Ue  .fünfte  unb  2Dtffcn  - 
febaften,  weld)e  unfer  2eben  &erfd)6nem  unb  »ergeifligen, 
Rammen  au«  ©.  Die  bcrübmten  ©egenben  unb  ©tabte 
biefeS  ganbe«  werben  noeb  jc|t  oon  ben  ©c&riftfiellern  al» 
ler  Stationen,  gepriefen,  feine  Dic&ter  unb  3)bilofopben  noa) 
jefct  al«  SRufler  unb  S3ef6rberer  wabrer  SJilbung  eifrig  gelefen 
unb  bie  großen  SRdnner  feiner  ©efebiebte  al«  £elbenoorbil» 
ber  gefeiert  Die  ©öfterere  be«  beibnifeben  ©.'«  tjl  jwar 
bureb  bie  fiegreiebe  Religion  ber  SBabrbeit  oerbrdngt  wor» 
ben,  aber  |te  ift  fo  fer)r  eine  ©eböpfung  be«  reinften  unb 
lebbaftejten  ©efübl«  für  ba«  ©ä)ine,  baß  fte  bie  ^eute  in 
ben  Did)tcrwerfen  aller  europ.  «Rationen  fortgelebt  fyat  5Bie 
eS  jebem  ©ebilbeten  mit  Stecht  jur  ©ä)anbe  geregnet  wer* 
ben  würbe,  wenn  er  feine  Äennrttiß  feiner  leiblicben  #eimat 
bdtte,  fo  muß  er  au*  über  ©.,  bie  griftige  £riraat,  ftd) 
Äenntniß  -u  perfäjaffen  fuefcen. 

@.  würbe  anfangt  pon  mebren  Keinen  83olf«fidmmen 
bewobnt,  welcbe  erft  nad)  unb  nacb  $u  ©inem  SBolfe  jufam» 
wenfcbmol$en.  SJolf  unb  2anb  «-Helten  bann  nacb  Vir: 
febjebenen  oon  jenen  einzelnen  ©tdmmen  verfebiebene  9?amen. 
3m  Allgemeinen  nannte  ftd)  ba«  öolf  felbjt  ba«  83olf 
ber  £eflenen  unb  fein  2anb  «ßella«,  wdbrenb  e«  na» 
mentlid)  oon  ben  3iomern  ©riechen  unb  ba«  8anb  ©. 
(lat.  Graeci  unb  Crnocia)  genannt  würbe,  SRrfcbbem  bie  9Ü» 
mer  ©.  unteriod)t  batten,  nannten  fte  e«  Xc$aja.  Die  ©rie» 
$en  bauten  ftcb  frbon  in  frü&en  3abrbunberten  aueb  in  an* 
bern  ©egenben  an,  namentlich  in  Unteritalien  unb  an  ber 
fleinaftat.  jtüjic,  unb  folebe  ©egenben  würben  bann-  aueb 
©.,  Unteritalieu  ©roßgrietbenlanb,  bie  fleinaftat  Jtüfie  ba« 
aftat  ©.  genannt 

Da«  eigentliche  ©.  ober  .£>eHa«  würbe  im  9?.  oon  2Ra» 
cebonien  unb  SHprien  begrenjt,  übrigen«  aber  t>om  mittels 
Idnb.  Speere  tmgeben  unb  enthielt  etnen  Sldcbenraum  ton 
ungefdbr  1800  □?!».,  fobaß  a  alfo  bebeutenb  gr'Jßer  al« 
ba«  jebjge  Äönigrcicb  ©.  war.  Der  6ftl.  St^eil  beS 
mitteUdnb.  SWeere«  bieß  ba«  dgdifebe,  ba  weffl.  ba«  »nifebe 
Sieer.  Die  au^gebebnten  Äuflenfrricr)«,  großer  al«  bei  irs 
genb  einem  Sanbe  oon  gleitbem  ^Idcbenraume,  haben  viel 
baju  beigetragen,  bie  ©rieben  frübj'itifl  in  Cerfebr  mit  aru 
bern  öölfem  ju  bringen.  Der  unterfie  Sbril  biefeS  iaru 
bc«,  je^t  bie  ^albinfel  ÜRorea  genannt,  büß  ebemaW  bet 
^eloponne«.  Darüber  lag  ba«  eigentliche  ^eliaS,  mU 
rtjefl  noeb  Don  9torbgriecbenlanb  abgefebieben  würbe. 
Äußerbem  geb6rten  ju  ©.  noeb  bie  pielm  }u  brib«n  ©eiten 


be8  ^efllattbe«  lieaenben  3nfeln.  Der  Deloponne*  b<Jngt  m« 
burtb  bie  fcbmaleganbenge  »onÄorintb,  ben  3(lb«nu«,  mit 
£ella$  jufammen  unb  würbe  oon  bemfelben  wejit  bureb  ben 
forintbifeben,  6fil.  bureb  ben  faronifo>en  «Keerbufen  getrennt 
Die  «Kitte  biefer  ^albinfel  nabm  ba«  Piel  befungene  Zrfa-- 
bien  ein,  baö  reieb  an  belieben  5Jiebweiben  unb  boben 
Sergen  ift.  3n  ihn  lag  aRegalopoli«,  bie  pon  ®pa* 
minonbaä  (f.  b.)  erbauete  ^»auprftabt;  SRantmea,  bei 
ber  (SrpaminonbaS  ben  Sob  in  ber  ©d&lacbt  fanb,  unb  ©tptru 
pbalu«  an  bem  bureb  bie  frpmpbalibifcben  2i6gel  befann- 
ten  <3ee.  Die  Vrfabier  waren  ein  an  alter  ©Ute  unb  £reu< 
fe(ibaltcnbeö  ^irtenoolf  unb  traten  bdufig  aW  ©ölblinge  bei 
anbern  grieeb.  SB6lferftbaften  in  AriegSbienfte.  —  Der  un» 
tcrfle  2b*il  bed  ^eloponne«  war  ßacebamon  ober  ia- 
fonia  mit  ber  weltberübmten  ^*auptflabt  ©parta,  baö  man, 
fo  lange  bie  alte  Jtraft  br$  ©taat«  beflanb,  obne  SRauem 
ließ,  weil  man  meinte,  bie  be(!en  SRauern  ber  ©tabt  wdren 
bie  tapfer  n  ©partaner.  (©.  ©parta.)  3u  i^m  geb6rte 
ba«  unterjoä)te  ^»elo«,  »on  welcbem  alle  ©flauen  brr  ©par» 
taner  ^e loten  bteßen.  —  Xud>  bie  mefil.  gelegene  £anb» 
fi^aft  2Reffenia  würbe  fpdter  Pon  ben  ©partanern  er» 
obert  «öter  lag  ba«  uon  ßpaminonba«  angelegte  3Reffene 
unb  SRetbone,  ba«  noeb  jc;-c  berühmte  SRobon.  "Km 
ionifeben  SJceere  lag  ferner  aueb  61 1«  mit  ber  $auptftabt 
^)ifa  unb  bem  bureb  bie  olpmpifeben  ©picle  berübm> 
ten  SDlpmpia  (f.  b.).  3(m  dgdifeben  5Reere  jog  ftcb 
bie"  Sanbfdjaft  2C Ct)a  ja, '  früber  3onia  genannt,  but  mit 
jw6lf  ©tdbten.  "  'Äucb  bie  ©ebiete  »on  ©iepon  unb  Mo-. 
rintb  würben  ju  Äcbaja  gereebnet  ©iepon  unb  Jto» 
rintb  (f.  b.)  waren  bureb  üppigfeit  unb  fReicbtbum  berübmt 
3wift^en  bem  argolifebra  unb  faronifdben  9Reerbufen  lag  enb> 
Ucb  bie  $albinfel  2trgoli«  mit  bem  alten  3Rpcene,  bem 
ebemaligen  jEBobnft'6  be«  Agamemnon}  9cemea,  wo  ^>er« 
cule«  ben  Siwen  tibtete  unb  bie  nemeifeben  ©piele  gefeiert 
würben;  8  er  na,  befannt  bureb  bie  lerneifdje  ©erlange  unb 
enblicb  ber  £auptftabt  Ärgo«  mit  einem  berübmten  2em» 
pel  ber  Äere.  (©.  3uno.)  über  bie  Sanbenge  3(ib»mt«, 
auf  nwlojer  bie  i|lbmifcben  ©piele  gefeiert  würben,  gelangte 
man  oon  jtorintb  au«  nacb  bem  eigentlichen  #ellaS ,  jeßt 
fioabien  genannt  —  Die  berübmte^e  Eanbfcbaft  oon  $t\la$ 
war  bie  <palbinfel  Attifa  am  faronifeben  ÖReerbufen,  mit 
ber  ^»auptfiabt  Xtben  (f.  b.).  ©ie  war  nur  ungefdbr  40 
□ÜR.  groß  unb  lief  in  ba«  Vorgebirge  ©unium  au«,  «^ier 
lagen  ber  bureb  feinen  ÜRarmor  berübmte  äöerg  $entelifu« 
unb  ber  treff lieben  >^onig  liefembe  ^pmettu« ;  ba«  8anb  nwc 
trieb  SDlioen,  SEBein,  >0onig  unb  Setgen.  %t\$tn  nacb 
Xtben  bringen,  war  fprücbw6rtlicb  fo  oiel,  wie  einen  üropfen 
in«  9Reer  gießen.  Äußer  Ätben  ftnb  berübmt  bie  Orte 
ßleufi«  mit  bem  Tempel  ber  Gere«  unb  ben  eleuftniföen 
ÜRpflerien;  ferner  2Raratbon,  wo  bie  6erübmte  ©cblacbt 
geftblagen  würbe,  unb  ©leuft«  gegenüber  bie  3nfel  ©alas 
mi«,  wo  2bentijlofle«  fifgte.  Da«  flehte  8anb  SKega* 
ri«  mit  ber  ^»auptfiabt  SRegara  war  ben  Ätbeturn  »er» 
baßt  Die  Santfcbaft  Siotta  enthielt  oiele  in  ber  (Sr 
febiebto  merfwurbige SDrte,  wie  3(uli«,  ty\at&&,  Seuftra, 
Äoronea,  (ibdrenca  unb  Anbere.  ©eine öewobner  roa» 
wn  aber  bei  ben  Ätbenern  niebt  fer>r  beliebt;  biefe  matbtert 
ibnen  ben  öorwurf,  baß  fte  woblgemdflete,  aber  einfdlcige 
ÜRenfcfccn  wdren.  ©ie  rebeten  oon  böotifcbcn  ©cbweinen. 
Die  ^ouptjlabt  2 beben,  ba«  ftebentbortge,  foflte  fo^o»  »on 


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I 


Griechenland  2 

Jtabrmt«  erbaut  »orten  fein.  3n  ßiotien  lagen  aud)  ttr 
l entfernten  Cueilen  .Oippcf rette  unb  Aganippe  am  Serge  <f)f> 
lipon,  rreirber  bem  Bacdju«,  bem  Apoll  unb  ben  Stufen 
heilig  war,  Sethe  unb  SJmemofpne,  fomie  Dtrce,  nach  weU 
cjer  $  in  bar  (f.  b.)  genannt  wirb.  sp  ^  o  c  i  ö  am  ©ebirge 
ßeta,  auf  »eifern  fid)  $rrcule«  oerbrannte  unb  mit  bem 
Jtferge  *}>arnaffuS,  reeller  bem  Apollo  heilig  mar  unb  an  weis 
<ftem  bie  begeifternbe  Guelle  Jtaftaßa  lag,  enthielt  ba«  heilig* 
Delphi  mit  bem  reich  befd)enften  Sempel  be«  Xpotlo  unb 
tem  berühmten  Drafel  ^Pptibo  5  Sbermopplä,  wo  bie  Am« 
pbiftoonen  (f.  b.)  jufammenfamen. —  Die  übrigen  2anb* 
«haften  be«  eigentlichen  vfjella«  waren:  Doris,  gofri« 
mit  ben  Sth'rmopplen,  bei  welchen  2eoniba«  fiel;  Ato; 
lien  mit  ber  StabtÄalobon  (woh«r  ber  falpbomfd)e  ©ber), 
unb  Äfarnanien,  *u  wettern  ba«  Borgebirge  Actium 
üMxtt,  bei  meinem  Auguflu«  ftegte,  fowie  bie  3nfel  im» 
fabia  mit  bem  Vorgebirge  2eufate,  von  welken  ?iebe«; 
franfe  nach  bem  Betfpiel  ber  Sappho  (f.  b.)  in«  ÜReer 
fangen.  —  3n  ÜRorbgriechenlanb  lagen  bie  beiben  Wnber 
2beffalten  unb  ßpteu«;  jene«  batte  bie  ©renjgebirge 
$elion,  SDRa  unb  $>inbu«.  Da«  2bal  2"empe  roirb  nod) 
1 1- :- 1  wegen  fetner  Schönheit  gepriefen.  £i|torifd)  merfwüra 
big  jtnb  bie  theplifäjen  Stdbte  2amia,  Solfo«  (f.  %x* 
ppnauten),  fybatfalwl ,  roo  ßdfat  über  ^ornpeju« 
3n  epiru«  befanb  fid)  baÄ  dltejte  JDrafel  be« 
3eu5  in  D ob o na.  $ier  lagen  aud)  bie  fabelhaften  SJlüffe 
Aceton  unb  Äocptu«. 

Die  beiben  größten  ber  ju  ©.  gestrigen  3nfe(n  ftnb 
ßuboa,  jefct  SRegroponte  genannt,  unb  Jtreta,  welche« 
je«  Äanbia  r>ci§t.  Guböa  mar  burd)  eine  Brücfe  mit  bem 
AffJlanbe  in  SBerbtnbung  gefegt.  6«  lief  norbl.  in  ba«  Bor« 
ftebhrge  Artemtfium  au«.  Auf  Jtreta  lagen  bie  befannten 
Öcrge  Diftdu«  unb  3ba.  3u  ber  Snfelgruppe  ber  6pfla» 
t en  gehört  ba«  bem  Bacchu«  geroeibte  ylaro«;  ba6  burd) 
feinen  SRarmor  berühmte  $aroS;  Delo«,  roo  Apoüon 
unb  Diana  geboren  mürben.  Die  wid)tigjten  unter  ben 
©oorabrn  rraren  Samo«,  rinfr  Pon  *Polpfrate«  be* 
bertfebt:  Jto«,  bie  Baterjtabt  be«  SWaler«  2fpeüc6  unb  be« 
flrue«  |>ippofrate« ;  Scpobu«  «rtt  bem  großen  Äolof.  3m 
n-n  2Rcere  lag  ba«  gehcimnißoolle  Samotbracff  be* 
rühmt  burd)  feine  SKpfterten ;  ferner  ba«  an  feinen  Sung» 
frauen  reiche  2e«bo«,  wo  Alcau«  unb  Sappbo  geboren 
»raten ;  Gbio«  mit  h«rlid)cm  SJBein,  Salami«,  ^tgina 
unb  (Spttjera.  3m  ionif$en  Speere  i ffc  ^epbalonta  ju 
enrdtinen,  roelc^e  et>emalö  ju  ber  fleinen  3nfel  Straft», 
tem  {Reiche  beä  Ulvffee^,  geriorte,  foivie  Äorcpra,  jeftt 
Xctfu,  roo  nacb^  Horner  bie  "J)bäafen  tktujlen. 

25ie  frür>e|le  ©efchtcr)te  ©.'8  ift  burc^au5  in  Sagen  ges 
tüQL.  Gine  folcbc  Sage  leitete  aQe  gnecr).  Stämme  oon 
einem  Stammvater  ab.  hex  SJienfdjcnbilbner  ^roinet^euS 
ff,  b.)  fotl  ber  Sater  beö  25eufalion (f.  b.)  gercefen  fein, 
irffm  Sobn  gellen  bann  ben  ftolud,  2Uorue  unb  Sutbue» 
•fugte.  J)eS  ledern  S6^ne  i>u$tx\  2td>äug  unb  3oru  Bon 
btefen  9lantcn  .mürben  bie  grietb,.  Stimme  ber  ttolier, 
Porter,  TLtfyatx  unb  3onter  abgeleitet.  35ie  Sage  er* 
;äMt  aber  auch  pon  fremben  ©inroanberungen.  Gefropö 
O.Ät^en)  unb  £anau£  (f.  2)anaiben)  folten  auö  ttgpps 
ten,  Äabmuö,  ber  ©runber  Sb«benö,  au$  4Pbonijien,  Ve- 
leps  au 3  9pbien  eingewanbert  fein.  Die  erßen  gemeinfehaftj 


9  Griechenland 

liefen  Unternehmungen  ber  ©riechen  ftnb  ber  3ug  ber  2(rgo> 
nauten  (f.  b.)  unb  fpdrer  ber  trojanifche  Ärieg.  (S.  2  x  o  \  a.) 
2)ie  eigentliche  griech-  ©efchichte  beginnt  mit  bem  3uge  ber 
Dotier  um  1100  ».  G.i)t.,  welcher,  pon  anbern  SJolfSroanbe; 
rungen  veranlagt,  mit  ben  S36l(enpanberunaen  ;u  pergleis 
dien  t|!,  burch  bie  auf  ben  2tummern  bei  aiterciuim-S  bie 
jefeigen  europ.  ÖÄHer  ftd)  erhoben  h<">cn.  Die  Heerführer 
ber  Dorter  rühmten  ftd),  Scachfommen  be«  Jöerculeä  ju  fein 
unb  mürben  baher|>eraf  üben  genannt.  Sie  brangen,  von 
'Athen  burd}  ben  -öelbentob  beö  Äubrue»  perfcheucht,  bi3  in 
ben  ^eloponneä,  in  welchen  fie  ftd)  theilten.  Diefe  SJ6lfer; 
jüge  würben  bie  Beranlaffung,  baß  fid)  juerfl  ©ried)en  an 
ber  fleinafiat.  Äu|le  unb  auf  ben  3nfeln  anbauten.  2tuf 
biefe  SSeife  würben  auch  bie  ionifchen  Stdbte  in  Ateinaften 
gegrünbet,  unter  benen  SKilet  bie  wichtigfie  war  unb  welche 
balb  ju  einer  Blüte  unb  Bilbung  ftd)  erhoben,  welcher  wir 
bie  erfien  gried).  Dichter,  ©efd)ichtfd)reiber  unb  ^btCofo- 
phtn  perbanfen.  £omer,  ^erobot,  Z^alti  (f.  b.) 
waren  3onier.  Bei  ben  dlte|ien  ©riechen  war  bie  Staats* 
perfaffung  überall  ein  &6nigtbum,  we(d)ed  fid)  au«  bem 
parriarchaiifchen  Bufianbe  gcbtlbet  hatte.  3n  ber  Solge  aber 
(hebten  aQe  gried).  Staaten  nad)  einer  mehr  ober  weniger 
freien  BoIf6berrfd)aft,  welche  nur  auf  wenige  3ah«  tyn 
unb  ba  geftürjt  unb  jur  ^errfchaft  eineö  (Sinjelnen  umge= 
wanbelt  werben  fonnte.  Shtr  in  Sparta  erhielten  fid)  ä6* 
ntge  aue«  bem  Stamme  ber  ^erafliben,  bod)  waren  biefel: 
ben  burd)  bie  (Einrichtungen  be«  ?pfurg  (f.  b.)  feht  be? 
fd)rdnft  unb  mit  bem  Xtaigthum  eine  mehr  republifanifche 
5Regierung«form  gemifd)t  worben.  Cinjelne,  welche  ftd)  ju 
Xlleinherrfchern  machten,  nad)bem  bie  urfprünglid)en  A3: 
nigSfamilien  auägefiorben  waren,  würben  Sprannen  genannt, 
unb  obgleich  fie  jum  Xbeil  vortreffliche  ÜRdnner  waren,  fo 
haßte  man  bod)  allgemein  ihre  ^errfd)aft  unb  fud)te  biefelbe 
auf  jebe  SBeife  ju  ftünen.  Dicfer  Sinn  nad)  %xtix)tit,  weU 
d)er  bie  ©riechen  d)aralterifirt  unb  ber  alä  ber  innere  Srieb 
ju  aflem  ©rofen  unb  Schönen,  wo«  fie  geleiflet,  ju  be» 
trachten  iß,  war  jebod)  mit  ber  tnnigf!en  %nhdng(id)feit  an 
bie  odterltd)e  Sitte  unb  an  bie  au«  berfelben  gcfloffene  ©es 
fefcgebung  gefnüpft.  Daher  ftnben  wir  auch  in  jener  3rit, 
wo  ftd)  bie  republifanifd)e  SJegierungSform  auöjubilben  be* 
aann,  weife  ©efe^geber,  wie  Solon  (f.  b.)  in  Athen  unb 
epfurg  in  Sparta  auftreten,  welchen  auf  eine  bewun* 
bernSwürbige  SBeife  Xnerfennung  unb  ©ehorfam  geleis 
ftet  würbe.  Athen  unb  Sparta  nahmen  unter  ben  (leinen 
gried).  Staaten,  befonber«  nacht em  bie  fleinafiat  ©riechen 
ihre  Setbftdnbigfeit  Perloren  hatten,  balb  ben  erfien  9tang 
ein;  jene«,  intern  e«  ftd)  burd)  rege«  Solfäteben,  große 
Dichter,  9>hÜofophen  unb  Äunfiler  auöjetchnete,  biefe«,  in* 
bem  ihm  bie  2apferfeit  feiner  Bürger  TRui)xn  unb  ©influfj 
perfd)affte ,  unb  ihbem  eö  ben  übrigen  Staaten  jur  Ttbfchafs 
fung  ber  Xprannen  behülflich  war.  So  war  ba«  Überge- 
wicht Athens  mehr  intedectueller,  ba«  von  Sparta  mehr  po> 
litifd)er  Ärt,  bi«  nad)  ben  ?)erfer(riegen  Äthen  jur  See  ein 
ebenfo  große«  politifd)e«  Übergewicht  erlangte,  al«  Sparta 
ju  Üanbe  behauptete,  unb  enblicb  bie  Giferfud)t  heiter  Staa- 
ten gegeneinanber  be«  ganjen  ©.'«  Berberben  nad)  ftd)  jog. 

3u  einer  innigem  Berbinbung  ber  gried).  Staaten  un= 
tereinanber  trug  nicht  allein  Berwanbtfd)aft  ber  Sitten,  ber 
Sprache  unb  ber  Religion  bei,  fonbern  biefelbe  würbe  aud) 


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Griechenland  268  Griechenland 


nocp  fortmdbtenb  unterhalten  burtp  bie  Empbtftponen 
(f.  b.),  bie  gemeinfcpaftlicpen  £>rafel  (f.  b.)  unb  bie  gefl» 
flpiele,  befonberS  bie  olpmpifdjen  ©ptele.  (©.  Dlpms 
pta.)  Überbie5  fingen  bie  grierp.  (Staaten  aucb,  fcpon  turcp 
ben  Umflanb  auf  ba«  inmgfte  gufammen,  baß  fte  gegen 
ihre  gemeinfcpaftlicpen  getnbe  ft*  äJeiflant  leiften  mußten. 
2>abet  famen  bie  fleinern  ju  ben  großern  in  ein  Abhängig; 
frit«oerpdltniß,  welche*  nut  babunp  ntc^t  ju  einer  pßlligen 
Unterwerfung  würbe,  baß  bie  mäcp  tigern  Staaten  felbß  mit 
©iferfuept  übereinanber  matten  unb  balb  bem  Fleinern  Staate 
©cpufe  gemährten,  wenn  ein  gr6f?erer  feiner  Freiheit  aQju 
nape  ju  treten  freien. 

2>ie  erflenÄriege  bet  ©parta  ner,  naeptem  tiefen  hr- 
furg  um  888  P.  6b,r.  jene  ©efefte  gegeben ,  burd)  welcpe  fit 
ju  einem  Seife  von  gelben  gemacht  würben,  waren  bie  mit 
9J?eflenien.  Ungerecht igf fiten,  melcbe  pon  betben  ©eiten  an- 
gefallen waren,  oeranlaßten  ben  erfren  meffrnifcpen  Ärieg 
(743— 724).  iOie  SReffenier  würben  gefcplagen,  ?anb  unb 
©tibte  oerwüflet.  Sie  »twen  fid)  in  bie  ffiergfefte  Strome 
jurücf  unb  1)\tx  opferte  ariflobemu«,  ber  £6nig  eon  SWrffe* 
nien,  feine  eigne  SEotpter,  um  einem  £>ra!elfprucp  gu  genüs 
gen  unb  feinen  Jtriegern  neuen  2Run)  einguflößen.  2Cber 
entließ  »ergrocifelte  «ri|tobemu$  felbft  an  ber  Wertung  be« 
fBaterlanbrS ;  er  tibtete  fiep  felbft  auf  bem  ©rabe  feinet 
Softer  unb  bie  Spartaner  nahmen  3thome  ein.  £ic  ÜRefs 
fenier  flehen  gum  SEpeil  unb  bie  3urütfbleibenben  mußten 
ben  Siegern  geloben,  ihnen  jährlich  bie  -pälfte  ber  fruchte 
ibreJ  t'anbeS  übergeben  gu  mellen.  20«  in  ÜJcelfemen  ein 
neues  ©efcpletpt  perangewaepfen  mar,  würbe  von  biefem  ein 
SJerfurf)  gemacht,  bem  SJaterlanbe  bie  Verlorene  Freiheit 
wieber  gu  erobern  unb  fo  entftanb  ber  gweite  meffeniftpe 
Jtrirg  (685 — 668).  £>ie  SReffenier  bitten  an  ibrer  Spü}e 
ben  Xri|tomene6,  ber,  au6  Fon.  ffamilie  entjproffen,  eis 
ner  ber  größten  gelben  war,  oon  benen  bie  gritep.  ©efepiepte 
ergabt.  2tud>  würben  fie  »on  mehren  gried).  5B6lferfcpaften 
vnterfrüfct  unb  fo  gelang  ei  ipnen,  bie  Spartaner  gu  ftpla* 
gen  unb  fo  gu  bemütbigen,  baß  ba«  ftolge  ©parta,  einem 
lörafelfprud)  golge  letßenb,  pon  Ätr)er»  einen  £eerfüprer  fid) 
erbat.  Öiefleicpt  gum  ©pott  fepieften  bie  Athener  ben  hin- 
Fenben  Sprtaue".  Aber  obfepon  tiefer  bisher  nur  als  gemei- 
ner ©olbat  gebient  hatte,  fo  wußte  er  bod)  turd)  begeifternbe 
©ef*Jnge,  bie  er  gebieptet,  ben  SRutp  ber  ©partaner  fo  ju 
entflammen,  baß  fte  bie  SWeffenier  ftplugen,  welcpe  fiep  nun 
in  bie  ffiergfejle  3ra  gurücFgogtn,  #ter  foUen  fie  fid)  gepn 
3<u)te  gehalten  haben  unb  fogar  in  fiegreiepen  2tu^faUen 
mehrmale  big  auf  ba$  fpart.  ©ebiet  oorgebrungen  fein.  33ei 
einem  folgen  warb  XrifiomeneS  gefangen  unb  oon  ben  ©pars 
ran ern  in  einen  Jfbgrunb  gefrürjt ;  aber  wie  burd)  ein  SBuns 
ber  entfam  er  unb  würbe  oiel!eta)t  nocp  ben  ©teg  errungen 
haben,  menn  nicht  3ra  enblicp  turd)  Sierratr)  gefallen  Ware. 
2tri(!emene6  bahnte  fid)  mit  ben  SBafjfen  ben  Sßea  na$  %u 
fabien  unb  hier  empfing  ihn  ba*  S3elf  mit  JBrgeijterung  unb 
wellte  ihm  unb  bem  JRefie  be6  meffen.  >^eer5  in  einem 
überfalle  ©parta'3  ©eiflanb  leijien ;  aber  bet  jtinig  bet  TLx* 
(abier  würbe  jum  Serräther.  2)ie  Xrfabier  (leimaten  ihn 
unb  frbafften  bie  jtöniaiwürbe  ab;  Vrifbmeneo*  aber  ging 
nad)  8tbobu3  unb  enblid)  nad>  ©arbe3,  wo  er  (färb.  2)ie 
SReilcnier  fchifften  jum  Sbeil  nad)  ©icilien,  wo  fte  bie  nod) 
jejjt  nad)  ihnen  genannte  ©tabt  2Reffene  (üßefftna)  bewohn- 
ten,  ©parta  war  nun  bet  mdd)ttgfle  ©taat  in  ©. 


3n  Xt^en  wat  feit  beS  ÄobruS  Xobe  bet  Jtiniginame 
ahgefAafft  m orten,  unb  eS  herrfebten  erft  Ieben$langlid>e, 
bann  uhnjährige,  enblid)  jährige  %rd)onten;  trafen  gab 
übermaßig  jhenge  ©efe^e,  weld)e  balb  burd)  milbere  oon 
©olon  (594)  erfe^t  würben.  (©.  3t t ben.)  £>iefe  ©efefte 
blieben  tn  itraft,  obfd)on  fid)  $iftfhatu*  gegen  ben  2ßiiien 
bed  ©olon  (560)  gum  Sprannen  Pon  Xtyen  mad)te.  3wet< 
mal  mußte  aber  pfifhatu«  piepen,  unb  erjl  pon  540  an 
reaiette  et  in  grieben,  ali  ein  weifer  fllegrnt,  Xcferbau, 
Xunfte  unb  SBiffenfcpaften  forbernb.  ©eine  ©6bne  ^ippta« 
unb  £ippard)  regierten  in  bem  ©eifte  ihre6  Saterd;  aber 
bei  einem  gefle  würbe  |>ippard),  ber  einen  Xtpener  unb 
beffen  ©d)we|rer  beleibigt,  ermortet  unb  .f)ippiaö  würbe  Pin 
3abre  nad)ber  (510)  pon  einer  matptig  geworbenen  Partei 
gejwungen,  Xtpen  ju  perlaffen.  ßr  ging  jum  perf.  ©tatt« 
paltet  (Satrapen)  nad)  ©arbeS  unb  regte  bie  Werfer  jura 
Kriege  gegen  Xtpen  an.  SJergebeni  fud)ten  bie  ©partaner 
in  3Ctben  eine  neue  Xueinberrfcpaft  gu  begrünben,  btefe*  er» 
hielt  burd)  ÄiifHjeneS  bemofratifd)e  ©taatSfotm. 

Die  tleinaftat.  ©ried)en,  feit  ßpmS  unter  bet  -perrfrbaft 
ober  bod)  unter  bem  Ginflnü  ber  Werfer  flehcnt,  machten 
503  einen  Serfud),  fiep  gu  befreien  unb  würben  babei  doo 
ben  europ.  ©rieipen  unterflüfet.  3£ber  bie  Werfer  firgten, 
unterwarfen  fid)  bie  fleinafiat.  ©tabte,  unb  ber  f)erferWnig 
Dariuö  baepte  auf  Süiptigung  ber  europ.  ©Heepen.  @r 
fd)tdte  ©efanbte,  welcpe  al6  3eid)en  ber  Unterwerfung  Crbe 
unb  SBaffer  foberten;  bie  Ätbener  warfen  fte  fn  ©runnen 
unb  ©ruben,  ba  fönnten  fte  JBeibeö  fid)  bolen.  JDiefe*  würbe 
bie  SSeranlaffung  gu  ben  perf.  Kriegen,  welcpe  alle  ÄnoSpen 
gried).  2ebeni  gur  fd)6njten  ©lüte  geitigten.  ©er  perf. 
©atrap  SBarboniuö  foUte  ©.  unterjodben,  aber  feine  glottt 
fd)eiterte  unb  fein  Sanbbeet  würbe  in  SCpracien  gefcplagen. 
9?un  Famen  2>atid  unb  Xrtap9erne6  mit  einem  großen  -peerc 
unb  mit  Jtetten  für  bie  ©efangenen.  ©ie  brangen  b\6  Zu 
tifa  unb  hier,  auf  bem  Selbe  oon  SRarathon,  würbe  490  bic 
ewig  brnfwürbige  ©d)(ad)t  gefd)lagen,  in  weither  ter  Xthe» 
ner  SDfiltiabei  mit  10,000  ©rieepen  100,000  Werfer  auf  ba« 
»ollfommenfle  befiegte.  3Eerre8,  ber  al8  |)erferfonig  bern 
Dariui  gefolgt  war,  fam,  um  bie  erlittene  ©tpmad)  gu  rä 
epen,  mit  einem  urtgebeuren  ^eere,  wie  gried).  ©tpripfießet 
ergdblen,  »on  5  SJliD.,  unb  einer  mtScptigen  glotte.  Sieben 
'  Sage  unb  Oiatfue  marfepirte  ta«  ?antbeer  über  bie  örücfe, 
bie  über  ben  .pellefpont  gefcplagen  worben  war.  ©ie  ©rie* 
eben  hatten  fta)  gwar  gum  gemeinfamen  SBiberfranbe  gegen 
ben  mddjrtgen  Seinb  Pereinigt,  aber  JBiele  fteflten  ferne 
3J?annfd)aft,  weil  fie  bie  JRadje  ber  Werfer  fürepteten.  GS 
würben  10,000  Wt.  bett  Werfern  entgegengefebieft,  um  fte 
an  ben  ©renjgebirgen  aufzuhalten,  aber  fie  febrten  gurücf, 
weil  fte  fid)  für  gu  fcpwad)  hielten.  9lur  ber  Spartaner- 
fönig  CeontbaS  blieb  bei  Ubermoppla*  mit  300  Spartanern 
unb  4000  anbern  ©rietben,  um  nitpt  bie  ©cpmad)  bei  Stücf; 
gugö  gu  erleben.  Qin  »errdtberifeper ©rieepe  füprte  bieder: 
fer  auf  einem  ©ebirgipfabe  gum  2peil  bem  8eonibaS  in  ben 
JRücfen,  tiefer  entließ  bie  JBunbeögenoffen  unb  flarb  mit  1400 
9J?.  ben  .jjelbentob,  obfepon  ibm  Jerreö  geben,  greibeit,  ja 
ein  Äönigreid)  perfprodjen,  wenn  er  fid)  ergebe.  2fber  auch 
20,000  Werfer  waren  gefallen.  Säti  Xrtemiftum  war  ber  perf. 
flotte  ein  treffen  geliefert  worben,  welieö  fid)  nitpt  gum 
SJortbeil  ber  Werfer  entfepieb.  Den  Ätpenern  patte  ba« 
Drafel  fRcttung  perbeißen,  wenn  fte  fiep  hinter  p^lgernen 


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Griechenland  21 

2Rauem  pertbeibigten;  ba«  brütete  2hemi|lofle« ,  ber  bie 
Xtbenet  fe$on  vorher  ju  Errichtung  einer  glotte  Peranlaßt 
hatte,  anf  bie  ©chiffe.  SDfan  gab  bit  ©tabt  blof  unb 
brachte  Xllrt  auf  bie  ©chiffe.  Shemijlofle«  führte  burcb 
Sifl  bei  ©alami«  (480)  eine  Seefchlacbi  berbei,  weil  ftcb  bie 
Spartaner  unb  alle  9>eloponneftet  au«  gurcbt  jurücfueben 
wollten  unb  fcblug  bie  Werfer  fo  »6Hig,  baß  auch  ba«  Sanb* 
beet  bei  Reifet,  fowie  t^re  glotte  floh-  Serie«  mußte  in 
bei  ©le  bei  gluckt  auf  einem  Schifferfabn  übet  ben  Sptüiv- 
pont  fliehen.  9tur  fDtorboniu«  blieb  mit  30,000  Reifem  in 
SÄacebonien,  boeb  würben  auch  biefe  479  bei  Wat&i  gdnjs 
lieb  gefcblagen  unb  SRarboniu«  felbfl  getibtet.  Der  Sief! 
bei  perf.  giotte  würbe  an  bemfelben  Sage  beim  SBorgebtrge 
©rtfate  vernichtet.  9lun  barste  man  auch  an  ^Befreiung  bei 
jftat.  ©riechen.  Die  Sieget  von  9>latda,  bei  Spartaner; 
finia,  tyiufania«  unb  bei  Hthenet  Xrijlibe«  (f.  b.),  befebj 
ligten  bie  giotte.  ©ie  waren  glücfttcJt) ,  aber  $aufania«  ließ 
ftet)  »on  perf.  ©elbe  befielen  unb  ttrifMbe«  allein  erhielt 
ten  £  berbefebl,  unb  2Ctfjen  babureb  unb  bui$  ben  Umflanb, 
baß  ju  Xtljen  bie  von  allen  ©rieben  jum  Äriege  gegen  bie 
Werfet  beigefteuerten  ©elber  niebergelegt  würben,  ein  Enfes 
ben,  welcbe«  bie  (Siferfucbt  ber  ©partaner  reijte.  ©ie  wußs 
ten  ben  Stifter  von  'Äthern*  £  hermacht,  Shemiftof le« ,  fo  ju 
serbdebtigen,  baß  ihn  bie  Ätbener  Perbannten.  Gr  mußte 
ju  ben  geifern  pieken,  würbe  biet  ehteneou"  aufgenommen, 
gab  ftcb,  aber,  um  nicht  gegen  fein  SJaterlanb  fdmpfen  ju 
müflen,  fttbfl  ben  Sob.  Der  Jtrieg  gegen  bie  Werfer  bauerte 
fort  unb  am  (Suromebon  fcblug  Gimon,  bei  ©obn  be«  9KiU 
tiabe«,  biefelben  in  einet  gldnjenben  Doppelfchlacbt  ju  Sanb 
unb  ju  SBaffei.  2ltben  bereicherte  ftc^  buret)  feine  ©iege, 
unb  ben  Sunbe«a.enoffen  war  ei  bequem,  flatt  ©ebiffe  unb 
5Kannfcr)aft  fünfttgbin  nut  ©elb  an  Htfjen  ju  geben.  Da* 
tureb  aber  mürben  fie  aömdlig  ben  Athenern  jmSbat  unb 
bie  ©ferfuebt  ber  ©partanet  würbe  gefleigett;  boeb  fonnten 
biefe  noch,  nicht  gegen  Htben  auftreten.  Sei  einem  ©ebbe* 
ben  (469)  waren  20,000  «Kenten  in  Safebdmon  umgefont; 
men;  bie  #eloten  benufcten  bie  Verwirrung  ju  einem  2Cuf= 
ftanbe,  bem  ftcb  bie  SReffeniet  anfebloffen,  unb  fo  mußte 
©parta  ben  britten  meffen.  Jtrieg  fdmpfen.  ©efcblagen  jog- 
gen ffch  bie  Empörer  nach  ber  öergfefle  Sthome.  Die  2ltbe; 
net  tarnen  ben  ©partanern  ju  £ülfe,  aber  ©parta  fe^iefte 
fie  jurücf.  £atutcb  würbe  bie  ©pannung  jwifeben  Ätben 
unb  ©parta  noch  grißer.  2ttben  Verbannte  fogar  ben  für 
©parto  fpteebenben  Gimon  unb  nahm  bie  Flüchtlinge  au« 
»fcome  auf,  naebbem  biefe«  bie  ©partanet  (459)  erobert 
hatten. 

3n  3fthen  öerfc^affte  ftc^  bei  betebte  unb  fluge  ?)etis 
IIe5(f.  b.)  eine  ©ewalt,  welche  et  benu^te,  ben  ^6cf>flen 
©lam.  abet  aud^  ba«  S3erbetbcn  Ät^en«  ^erbeijufübren. 
2>et  Jtrieg  mit  ben  Reifem  wahrte  noc^  fort ;  Ätben  febidte 
ben  Ägpptern,  welcbe  ftc^  gegen  bie  perf.  £errfc$aft  tmp6rt 
batten,  fahlft.  £)ie  Xtbener  waren  anfang«  firgreieb,  abet 
bet  Jtrieg  nahm  einen  un^lucflicbrn  2(u«gang.  9cun  ent: 
fpannen  fü&  ©tteitigfeiten  tn  ©.  felbfl,  ju  benen  3wifiigj 
feiten  jwifc^en  3ftben  unb  Äorintt  bie  SBeranlaffung  gaben. 
35a  grtßte  S^eil  be«  ^eloponne«  wat  feinbltcb  gegen  Ätbcn 
gefftrot  unb  mit  ©parta  oetbinbet.  Ergo«  wat  ben  Ht^e* 
nein  au«  diferfuebt  gegen  ©parta  geneigt  unb  2beben,  ei* 
ferffitbhg  auf  Ätben,  ^elt  e«  mit  ben  ©partanern.  6«  fte* 
len  mebre  Jtdmpfe  ber  Parteien  »ot,  obne  baß  e«  no*  ju 


f 


9  driechenland 

einem  bebeutenbetn  Äriege-fam.  Gimon  betebete/  au«  ber 
JBerbannung  jurücf gerufen,  norb  einmal  bie  ©necken  jum 
Stiege  gegen  bie  Werfer,  ba«  be|te  üRtttel,  (Sinigfeit  ju  be* 
wirfen.  Gr  beft'egte  bie  Reifet  ju  SBaffer  unb  ju  8anbe  an 
bet  pbönij.  Jtufte  unb  febloß  mit  bem  Ä6nig  Xrtaterte« 
(449)  einen  gloneicben  ^rieben,  bet  abet  nut  pon  einigen 
©cbriftflelletn  erwdbnt  witb.   iBalb  barauf  fiatb  er. 

25a«  3«taltet  be«  ^txiiUS,  um  444,  iji  ba«  gldnjenbtfe 
be«  grieeb.,  namentlicb  be«  atbenienf.  ?eben«.  2)ie  größten 
Jöilbbauer,  wie  »Pbibia«(f.  b.),  Siebter,  wie  ©opfcode« 
(f.  b.)r  4>bi(ofop(ien,  wie  Xnaragota«,  bie  ©opbijlen 
(f.  b.),  narbber  ©ofrate«(f.  b.),  Ärjte,  wie  |)ippos 
ftate«  (f.  b.),  ©efc()icbtfcbieibei,  wie  Stbucpbibe«  (f.  b.), 
lebten  in  bemfelben;  bet  ^anbel  blübte,  bie  ©riechen  be> 
berrfebten  bie  ihr  £anb  umgebenben  SReere,  auSldnbifcbe 
Nationen  febief  ten  ©efanbtt  unb  ©efebenfe,  in  Ätben  ^errfebte 
bet  tippiglte  £uru«,  pracbtoolle  ©ebdube,  benlio>e  Statuen 
würben  errichtet.  Xber  auch  bie  ©ittenperberbniß  nahm 
überbanb,  foaar  fpartan.  ^>eetfübtet  ließen  ftcb  oon  perf. 
unb  atben.  ©elbe  befieeben  unb  ^erifle«  butfte  wagen,  fo 
petwenbete«  ©elb  öffentlich  in  Änrecbnung  ju  bringen,  ©eijb 
triebe  grauen,  wie  Xfpafia  (f.  b.),  trugen  baju  bei,  ben 
Sttii  be«  gefellfcbaftlicben  Ceben«  ju  erbeben,  aber  aueb  bai 
ju,  bie  eble  ©itteneinfalt,  welcbe  ba«  febönfle  ©lücf  im  ga-- 
milienleben  fuebte,  ju  petberben.  ©o  weit  fant  e«,  baß 
fogat  bie  ebelfJen  ©chtiftfiellet  ftcb  nicht  freuten,  bie  gefefcj 
mäßige  Siehe  be«  2Ranne«  jum  SBeihe  al«  einem  eblen  >Wen= 
feben  wenig  jiemenb  unb  bie  Gtjeugung  oon  Äinbern  nut 
al«  eine  $flicbt  gegen  ben  Staat  ju  bejeiebnen.  dagegen 
hielt  man  e«  für  eblet,  bie  Siebe  ferner  5tnaben  unb  3ün^.- 
linge  ju  fueben,  unb  biefet  Umgang  artete  oft  genug  in  bie 
fchmachooUjie  Unftttlicbfeit  au«.  Gine  3wipigfeit  jwifchen 
Jtorinth  unb  bet  von  ü)t  gegrünbeten  ©tabt  Äorcpra,  gab 
enblitb  SBeianlaffung  jum  völligen  3(u«brucb  be«  Jtrieg«  bet 
grieeb.  ©taaten  untetetnanber,  in  welchem  Äthen  unbüparta 
an  bet  ©pifee  bet  Parteien  fianben.  Unwillig  übet  ben  Uber- 
mutb  bet  Athener  fianben  bie  meißen  freien  gtieeb.  ©taaten 
auf  ©eite  bei  ©partanet;  abet  Xthtn  wai  an  Steicbtbum, 
©eemaebt  unb  Jtricg«funfJ  feinen  ©egnern  überlegen,  liefet 
peloponnef.  Jtrieg  wahrte  mit  einigen  Unterbrechungen  unb 
fehl  wecbfelnbem  Jtrieg«glücf  Pon  431 — 404  unb  enbete 
mit  bet  Pilligen  Kiebetlage  Xtbcn«.  Die  ©partanet  macb^ 
ten  roteb erholte  einfalle  in  Xttifa,  unb  bie  Athener  plün; 
betten  bagegen  an  ben  lacebdmon.  Jtüflcn.  Sine  furchtbare 
«Pcft  wüttjete  430  in  Ätben.  »ergeblich  bat  Althen  um  grie- 
ben.  3(u<$  |)erifleö  würbe  429  »on  bet  ?)ep  bingetafft. 
'21  n  feine  Stelle  trat  Jtieon,  früher  ein  ©erbet,  ein  unoen 
fcbdmter,  prablerifrber  Schreier,  bet  butcb  Aufregung  niebtt; 
get  Seibenfehaften  tn  bet  5Bolf«gunfl  jicb  erhielt.  Dagegen 
erhielten  bie  ©partanet  einen  ebenfo  Flügen  al«  tapfero 
ge [therm  in  ihrem  Jtinige  fBrafibaö,  ber  al«  Sefreier  ©.'« 
pon  bem  ©flaoenjoebe  bet  Xtbcner  auftrat.  Die  au?ge- 
jeiebneten  atben.  gelbberren  Demo'fibene«  unb  92itta« 
würben  bennoeb  einen  ben  Xt^enern  Portbeilbaften  Stieben 
enwungen  haben,  wenn  nicht  Jtieon  ben  grieben  perhinbert 
hatte,  ben  ©parta  wieberholt  naebfuebte.  Jöci  Xmphipolt« 
(423)  fielen  Jtieon  unb  JBraftba«  in  einet  für  ©parta  fteg; 
reichen  Schlacht.  9iun  enblicb  fam  e«  (422)  ju  einem  grir* 
ben  jwifchen  ©parta  unb  Xthen,  bet  ÄUe«  in  ben  frühem 
3ufhnb  wichet  einfeften  foÜte,  abet  bie  übrigen  grieeb.  ©taa* 


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Griechenland 


2YO 


Griechenland 


ten  erfannten  benfelben  nißt  an  unb  ElcibtabeS,  ber  burß 
feine  ©ß&nbeit  unb  ©ewanbtbeit,  fowie  burß  feinen  üben 
mutb  unb  fein  ©luef  berühmte  Etbener,  bewirfte  ben  SBie» 
berauSbruß  ber  geinbfeligfeiten  gegen  ©parta.  Elcibiabe« 
betebete  415  bie  Etbener  miß  jur  Cinmifßung  in  bie  poli» 
tifßcn  Engelegenbciten  ©kilienS  unb  biet  erlitten  bie  2£tt>cs 
ner,  naßbem  ben  ©ictliern  eine  fpartan.  glotte  au  £ülfe 
gefommcn  war,  eine  bet  blutiaften  9tfeberlagen.  ElcibtabeS 
war  fßon  au  Enfang  biefeS  ÄriegeS  »on  ©icilien  Aurucfbes 
rufen  tootben,  um  jtß  wegen  eine«  greoelS  gegen  £eiligj 
tbumcr  jut  Sleße nfcbaft  au  fteüen ,  ben  et  im  trunrenen  Über« 
mutb  begangen.  @t  flob  ju  ben  ©partaneru  unb  führte  biefe 
fiegtetß  gegen  fein  eigne!  Skterlanb.  2Cber  aucb  in  ©parta 
maßte  ftcfy  ElaMabeS  burß  feine  ©ittcnlofigfeit  geinbe  unb 
man  wollte  ibn  beimliß  tobten  laffen.  Eber  et  flob  &u 
ben  Werfern  unb  unterbanbelte  oon  biet  auS  mit  SCt^en,  baS 
fiß  in  großer  9iotb  befanb,  ben  jum  Jlobe  Serurtbeilten 
webet  aufnahm  unb  ibn  fogar  jum  gelbberrn  maßte.  6r 
rettete  Etben  burß  Söemißtung  bet  peloponnef.  glotte  bei 
'  Cfp)ifuS(  410.  ©parta  bat  mm  um  grieben,  aber  bU  fßon 
wieber  übermütbigen  ©ieget  oerweigerten  ibn.  3n  Elcibia^ 
beS  Ebwefenbeit  würbe  aber  bie  aßen,  glotte  gefßlagen  unb 
im  Unwillen  jenet  oom  Softe  entfefct.  £>er  fpartan.  gelb* 
beer  2ofanber  fertigt  405  normal«  bie  atben.  glotte,  fobaß 
oon  180  ©Riffen  nut  aebt  entfommen,  batauf  wirb  Etben 
ju  Sanb  unb  SEBaffer  belagett  unb  muß  fiß  enbliß  404 
auf  bie  fßmaßoollen  SJebingungen  ergeben:  bie  Söefeftis 
gungSwerfe  nieberjureißen ,  alle  ©ßtffe  bis  auf  jwölf  auS= 
juliefern,  bie  auswärtigen  »eft  (jungen  aufjugeben  unb  fymv 
tan.  ©taatSoerfaffung  anjunebmen. 

Sion  ben  ©partanern  würbe  in  Erben  bie  {Regierung 
30  SRdnnern  ubergeben,  benen  eine  fpartan.  jöefafcung  unb 
3000  bewaffnete  Etbener  ju  Dienften  ftanben.  Untcrflüßt 
oon  biefet  SWaßt ,  wutbeten  bie  30  Üorannen  gegen  cüe  be* 
moftatifß  unb  patTiotifß  geftnnten  Bürger  EtbenS,  weiße 
rbeilS  jum  Sobe,  tbeilS  jur  Serbanmmg  oerurtbeilt  würben. 
I>ie  Biufür,  mit  ber  aber  ©parta  gegen  alle  unter  feis 
nem  Ginflufi  ftebenben  grieß.  ©tdbte  verrühr,  machte  balb 
ibre  alten  SÜcrbünbeten  eiferfußtigunb  £ beben,  ErgoS  unb 
SRrgara  nahmen  bie  oerwiefenen  Eibener  auf.  25er  Etbc« 
ner  Übwfobul  fteQt  fidr>  an  bie  ©pifce  ber  Skrtriebenen,  bie 
Dreißig  ftnb  ju  fßwaß,  SÖiberfranb  au  leiten  unb  muffen 
Etben  oerlaffen.  9laß  einer  furjrn  3wifcbenregterung  »on 
jehn  gleichfalls  fpattan.  gefinnten  ^änncvn  gelang  ti  enb« 
lieb  (403),  begunftigt  butcb,  äwiftigfeiten,  bie  untet  ben 
©pattanern  felbft  ausgebrochen  waren,  in  2Ctben  wiebet  eine 
bemofratifdt>e  JBerfaffung  bwjuftellen,  welche  jebod)  ))&üfiQ 
in  eine  9>6belberrfcbaft  ausartete,  bie  3ltbcn  bem  Untergänge 
immer  ndbet  btaebte. 

©parta  b<|tt<  ntcf>t  nut  mebte  grietb.  ©taaten,  fonbern 
aucb  ben  ?)erferf6nig  gegen  fid)  aufgebraßt.  3n  feinem 
großen  £6nige  SgefflauS  U.,  einem  f leinen  unb  labmen, 
aber  f lugen  unb  tapfem  tWanne,  erhielt  eS  iebodt)  einen  fu\v 
reiben  gelbberrn,  bet  bie  Werfet  in  Xften  felbft  angriff, 
wieberbolt  fc^fug  unb  fogar  mit  bem  fübnen  ^)lanc  umging, 
ben  ^erferWnig  ju  enttbronen.  ^erftfebeö  ©elb  braßte  je» 
boeb  mebre  gneeb.  ©taaten  in  bie  SBaffcn  gegen  ©parta, 
unb  als  fyfanber  394  in  S36otien  befiegt  unb  getibtet  wor; 
ben,  ftanb  faft  ganj  ©.  gegen  ©parta  auf.  EgeftlauS  mu§te 
auS  Efien  nacb  ©.  jurucffebten.    ®t  fiegte  bei  Äotonea 


unb  befeftte  natbbet  Äorintb.  Snbef  wutt«  Äonon,  ein 
nacb  bet  ©cbladbt  von  EegoSpotamoS  niebt  in  feine  SJutct» 
ftabt  jurücfgefebrter  3ltbener,  Änfubret  bet  perf.  glotte,  bu 
fiegte  bie  ©partaner  in  einer  ©eefcblaßt,  plunberte  bie  Aiu 
flen  oon  Safonien  unb  baute  mit  perf.  Selbe  Erben  neue 
SRauem.  Durcb  ben  ©partaner  TlntalcibaS  würben  nun 
griebenSunterbanblungen  mit  bem  $erfctf6nige  angefnü^ft 
unb  auf  feinen  ^Betrieb  Äonon,  bet  als  atben.  (yefanbtet 
fam,  in  Werften  get6btet.  ©S  ifam  387  «n  griebe  jwiftben 
Werften  unb  ©parta  »u  ©tanbe,  welcher  untet  beibet  ©taa» 
ten  x  bi;ur  bie  fleinafiat.  ©rieeben  ben  f)etfetn  unterwarf, 
2Ctben  befcbvjnftc  unb  bie  greibeit  ber  übrigen  grieeb.  ©ta<v 
ten  fieberte. 

Qpatta  fubr  fort,  ben  grieeb.  ©taaten  feine  tibermaebt 
empfenben  ju  laffen.  ©o  milchte  eS  fieb  aucb  in  bie  Engt; 
legenbeiten  ZbebenS,  inbem  eS  ber  ariftofratifeben  3>artei 
über  bie  bemofratifebe  ben  ©ieg  oerfebaffte  unb  bie  Jtabmea, 
bie  $3urg  oon  !£beben,  befe^te.  Eber  bie  entflohenen  ©emoj 
traten,  an  beten  ©pifce  ?)elopiba8  ftanb,  famen  butcb  £ift 
unb  .^ülfe  ber  Ebener  wiebet  in  Öefi|  Sb«benS.  En)en 
fdmpfte  fiegteieb  gegen  ©parta,  abet  blieben  ging  batauf 
auS,  fid)  jum  einflupreitbften  ©taate  @.'S  ju  mad)en.  ©parta 
unb  Etjjen  machten  einen  oon  ben  Werfern  oermittetten  gries 
ben.  rie  2  bebau  er  unter  (JpaminonbaS  (f.  b.)  frfijugen 
bei  Ceuftra  371  bie  ©partaner.  Die  Etbener  blieben  neu* 
tral,  abet  ber  9>eloponne6  trat  gegen  ©parta  auf.  $clo-. 
pibaS  unb  GpaminonbaS  führten  ein  tt>cb.  ^>eer  nad)  bem 
9>eloponneS,  ba  famen  Etben,  Jtorintb  unb  anbere  grieeb. 
©taaten  enblid)  ben  ©partanern  au  ^>ulfe  unb  jwangrn  bie 
Sthebaner  Aum  97üdAug.  £er£ricg  würbe  matt  fortgeführt^ 
auch  ein  iBunbnif  ^erftenS  mit  2i>tben  war  oon  wertig 
(rinfluö  geblieben,  bie  Erfabiet  ftrebten  nach  bet  Dberfeem 
fchaft  im  ?)eloponneS;  5>elopibaS  war  in  einer  fiegreiebfn 
©chlacht  gegen  ben  £orannen  $berd  in  2beffalien  gefallen. 
Nochmals  fam  GpaminonbaS  mit  einem  großen  ^>eere  nacb 
bem  $eloponneS;  En)en  eilt  ©parta  au  «pülfe  unb  dpami: 
nonbaS  ftegt  unb  fdHt  bei  ÜRantinea  363;  55er  ^erferfonig 
wia  ben  grieben  oermitteln,  bie  ©partaner  foOen  aJceffe* 
nien  freigeben,  ba  maßt  fid)  ber  alte  &6nig  EgefilauS  nod): 
malS  nad)  Egppten  ;um  $erferfriege  auf,  fßidgt  bie  s?i.. 
fer,  ftirbt  aber  auf  ber  SKücfreife  361. 

X>it  ©treitigfeiten  ber  grieeb.  ©taaten  unteTeinanbct 
bauerten  fort;  bie  grogern  ©taaten  fußten  ftß  in  JöefiB 
ber  Dbcrberrfßaft  au  fehen,  waren  aber  burß  bie  langen 
itriege  gefßwdßt  unb  in  fiß  nißt  einig;  bie  fleinern  fud>> 
ten  ftd>  oon  ben  großem  unabhängig  au  maßen,  riefe 
fücnvirrungen  benutzte  ber  fßlaue  iMji;ipp/  <JWnig  oon  5Ra» 
cebonien,  fiß  einen  Ginfluß  in  bie  grieß.  Engelegenhtiten 
au  ocrfßaffen,  gegen  ben  ber  grieß.  97ebncr  Semofthc» 
neS  (f.  b.)  mit  feiner  hinteißenben  iBerebtfamfeit  oergebtid) 
ben  v.Vu;!)  bet  Etbener  aufrief,  ©ie  maßten  nur  fßwacbe 
SJcrfußc,  bie  EuSbrettung  ber  ÜRacbt  ^biliv'P'ä  au  Ijemmcn, 
unb  ließen  ftß  eabliß  burß  beftoßene  9?ebnet  jum  93ünN 
niß  mit  ihm  berebeu.  Philipp  weiß  alk  grieß.  ©taaten 
au  hintetgehtn,  oetheert  ^Ijocis,  angebliß  aempelrdubcrei 
rdßenb,  maßt  ErgoS,  2Hcffcnien  unb  Erfabien  unabh&ii* 
gig  oon  ©parta  unb  nimmt  SBefiQ  oon  atben.  fBunbei* 
jtabten.  9cun  enbliß  ergreift  Etben ,  oon  25emoftbencS  he- 
geiftert,  mit  92aßbrucf  bie  SBaffcn.  EIS  $biü'pp  in  ©.  Ion« 
bet,  treten  mehr«  gtieß.  ©taaten  auf-  ©eiten  EtbenS  unb 


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Griechenland  211  Griechenland 


audj  Sftt&n»  «on  DemoflbeneS  jum  Beitritt  bewogen. 
•Jn  ber  Schlacht  von  Gbaronea  werben  aber  bie  verbünbeten 

Sriafai  gefcblagen,  ber  junge  Aleranber  (f.  b.)  tbut  feine 
cnlm  glanjenben  ajjaffenttiaten  unb  ®.'S  Untergang  war  ent; 
id)i<iai,  als  337  ^pt>i(tpp  bei  einer  allgemeinen  SSerfammlung 
C«  ®riecfren  ju  itorintb  jum  Sbcrfelbberrn  bcrfelben  gegen 
^nfien  ernannt  würbe.    3»ar  flarb  Philipp  W»n  imfol; 
gcnbm  3ahre,  aber  Aleranber  ber  ©roge,  ber  ihm  folgte, 
'trifte  balb  burch  ©eiffe  unb  SBaffcngeroalt  bn-3  Anfebcn  fei= 
nö  ßatert  bei  ben  Griechen  auf  fich  überzutragen.  Auf 
tü$  ©eruebt  feines  SobeS,  baS  fiel)  verbreitete,  alS  er  bc. 
föifttgt  war,  im  Horben  feine  2)?acr)t  ju  befeftigen,  erhoben 
n  bte  ©riechen,  um  ihre  greibeit  normal»  ju  behaupten, 
iiier  Aleranber  jeigte  balb  burdj  bie  3erfrörung  SbebcnS, 
frei  ber  nur  baS  Jpauö  beS  großen  Dichters  ^inbar  ver* 
«front  nmrbe,  baß  er  noch  lebe,  um  ©.  ju  beberrfeben. 
<9.'S  ®efcbicbte  unb  ©cbicffalc  waren  von  nun  an  mit  bc= 
tun  SRacebonienS  verbunben.  Kacb  2Cteraciber'ö  Sobe  ftrebte 
d  Dergeblicb  wieberbolt  11  ad;  Rreibeit;  eS  würbe  ein  ©piels 
baü  ber  $olitif  verfebiebener  Eroberer,  bie  balb  eS  ju  uns 
Krioflfren,  balb  mit  bem  ©Cheine  eS  ui  befreien  auftraten. 
3"  2tn)en  fam  auf  biefe  SÖeife  (307)  Demetrius  «PotiorccteS 
;ur  .^enfebaft,  welcher  bie  bemofratifebe  Skrfaffung  Athens 
reenigflenS  jum  SbeÜ  wiebcrberfteHte.    Kur  nod)  einmal 
l'djien  ber  ©cifl  beS  alten  ©riccbentbumS  wieber  ju  erwa= 
eben,  «18  nämlich  bie  nochmals  vereinigten  ©riechen  ('279) 
ben  ceüifcben  Sfaubborben,  welche  unter  jSBrcnnuS  vcrfjeei 
wib  einbrachen,  belbenmütbigen  SBiberftanb  Ictftetcrt.  ©. 
märe  vietteiebt  noch  ju  retten  gewefen,  wenn  jwifdjen  ben 
Sfaatcnoereinen  beS  aebdifeben  unb  ätolifeben  JBunbeS, 
bt«  fto)  um  ba«  dnbe  beS  3.  3abrb.  v.  (5t>r.  bilbeten,  nid)t 
l:beunglücflidje(?iferfud}t  ausgebrochen  wäre,  welche  fru» 
ber  Sparta  unb  Athen  gegeneinanber  trieb.  Aud)  bie  einjelnen 
Staaten,  namentlid)  ©parta,  fonnten  bie  (Erinnerung  an 
b[e  alte  Wacht  nicht  vergeffen,  unb  fo  arbeiteten  bie  griech. 
Staaten  fortw&brenb  au  ihrem  gemeinfcr)aftlicben  SJerberben. 
C«  SRacebonier  unb  fpdter  bie  Kömer  würben  von  ben 
Parteien  ju$ülfe  gerufen,  unb  biefe  gleich  fcblimmen  SBun» 
biogenoffcn  ber  ©riechen  bitten  leiber  auch  biefelben  Abficbten 
f  bic  Unterjochung  berfelbcn.  SUergebenS  rourbe  in  ©parta 
«in  Serfucr)  gemacht,  bie  alten  Sitten  unb  ©efefee  roieber 
1  Äraft  ju  bringen,  umfonft  erhoben  |m)  an  ber  ©piße 
b«4  od)äifa)en  SBunbe»  au8gejeid)nete  gelbb.erren,  wie  tfratuS 
oiojon  unb  ?>b'[op6men  au8  SWegalopoliS;  ütom  wu^te 
b  ben  Untergang,  ben  eS  bem  macebon.  {Reitze  bereitete, 
;      binabjufiürjen.    Die  ©riedjen  r>atfen  ben  St6mern 
cebonier  in  ber  ©djladjt  bei  Ävnodfeßljale,  196  v.  6bt  » 
un,  aber  ei  war  faft  nur  ©port,  al8  ber  ©ieger  Z. 
-  5!aminiu3  bei  ben  i^bmifdjen  ©pielen  bie  Freiheit  ©.'$ 
:  ifcen  lieg.    £>iefe3  fublte  balb  bie  r6m.  geffeln  unb 
m  e8  ben  geinben  9Jom8  bciflanb,  raubte  SRom,  inbem  e* 
BW  befiegte,  ©.  ben  legten  Schein  von  gretyeif.   2)er  dtos 
b«  Sunb  rourbe  189,  ber  adjäifcbe  146  0.  ßbr.  vernichtet. 
Jn  bidem  3abre  eroberte  unb  jerflorte  SWummiu*  Äorintb/ 
inö  ©.  warb  unter  bem  Kamen  Bcbaja  röm.  ?>rovinj. 
^  ®4l>renb  ba4  übrige  ©.  unter  ber  r&m.  ^)errfcbaft  fo  in 
■  ©ejiebung  berabfanf,  bag  bie  ©riechen  wegen  ifjret 
\b«it  unb  ©ittcnloft'gfeit  in  JRom  fprüchrodrtltd?  rourben, 
'«wuptete  nur  «tben  einen  tiberreft  ber  frühem  ©r6ge, 
»utbe  von  ben  Wörnern,  welche  fleh  griedj.  ©ilbung  in 


23tffenfcl)aft  unb  Äünfl  ju  eigen  ju  machen  fhebren,  viel> 
fach  begünjtigt  unb  erhielt  noch  bi$  in  bat  3.  Safjr^.  n 
Gt)r-  benSfubm,  Pflegerin  be8  griech.  ©eifle«  ju  fein.  Äber 
rro^  ber  Pflege  unb  Aufmunterung,  welche  bie  belfern  StaU 
fer  unb  reiche  Privatleute  ber  £un|i  unb  S!}iffcnfchaft  enge» 
beiben  liegen,  fanfen  beibe  bod;  immer  tiefer  unb  es  trat 
(ein  ©rieche  mehr  auf,  beffen  92ame  benen  eines  yiatcn 
ober  spbibiaS  an  bie  ©eite  gefefet  ju  werben  oerbiente.  9ciö)t 
ba8  gefrbatten  an  bem  alten  ©eifle,  fonbern  nur  bie  ©it> 
tenloflgfctt  ©.'5,  weldje  in  bem  ^eibenrhum  eine  JBefibö'ni* 
gung  fanb,  war  ber  ©runb,  bag  ftch  i)itt  bie  beibnifc(>e  JRe» 
ligion  am  langften  erhielt,  obfehon  ju  Athen  unb  jforintb 
ber  Apoflel  Paulus  felbfl  baS  (jhriftenthum  geprebigt  hatte. 
Stachbem  fieb  aber  biefeS  als  ©taatSreligion  beä  r6m.  S?eich5 
hefe|!igt  hatte,  würbe  admälig  baS  ^>eibenrhum  auch  in  ©. 
ausgerottet;  hoch  blieben  j.  Sö.  bie  SRainotten  (bie  97ad;> 
fommen  ber  alten  ©partaner)  noch  bis  in  baS  9.  3abth. 
ben  alten  ©ittern  gugetban.  Schon  im  3.  3abrh.  n.  Gbr. 
war  ®.  burch  (Einfalle  ber  ©othen  verheert  worben;  noch 
mehr  aber  litt  eS  gegen  Anfang  beS  5.  3aMi.;  als  Ala* 
rieh  (f.  b.)  e$  venvuflefe.  5Bon  gr6germ  dinflug  auf  bie 
völlige  Umgeßattung  ©.'S  waren  bie  ©lawenfcrnvärme,  welche 
feit  ber  SÄitte  t>tf  6.  3ahr^.,  befonberS  aber  in  ber  2liitte 
beS  8.  3aljrh-  einbrachen,  grogentheilS  fefle  SBohnfifte  in 
ben  entvölferten  ©egenben  nahmen  unb  ftch  aQmälig  mit 
ber  alten  S3evÖ(ferung  vermifchten,  befonberS  nachbem  fie 
im  9. 3abjrb-  jum  (Jhrijlenthum  befehrt  wbrben  waren.  jDb* 
gleich  Araber,  ^Bulgaren,  Normannen  nacheinanber  über 
©.  herfielen,  fo  begann  biefeS,  von  feiner  vortbetlbafren 
geogr.  Sage  begünftigt,  fich  hoch  wieber,  a(S  SheU  beS  bv» 
}ant.  »Heid)S,  ju  heben  unb  mer)re  ©tdbte  trieben  einen  btü* 
henben  ^>anbel.  Die  Äreuuüge  würben  aber  SBtranlaffung, 
bag  fich,  bie  granfen  beS  ^eloponneS,  welcher  febon  ben 
Kamen  Wloxta  erhalten  hatte  unb  eines  SbeilS  von  £eflas 
(givabien)  bemdcfjtigten.  Die  3nfeln  beS  griech.  Archipels 
tarnen  im  13.  Sahrh.  grogentheilS  unter  bie  ^errfebaft  ber 
SSenetianer.  Alfmdiig  festen  fich  bie  dürfen  tn  S3ef(|  von 
©.,  befonberS  nachbem  fte  (1453)  bem  bvjant.  Weiche  ein 
(Jnbe  gemacht  hatten,  unb  nur  auf  furje  3eit  'am  ber 
grügte  %i)t\l  ®.'S  unter  bie  .£>errfcbaft  ber  SJenetianer. 

Kur  burch  brei  Umftänbe  würbe  eS  möglich,  bag  nicht 
jebe  ©pur  beS  griech.  CebenS  unter  ber  ^errfchaft  ber  bar» 
barifchen  Surfen  verloren  ging.  5JJit  bem  wdrmften  ©lau: 
benSeifer  hingen  ndmlich  bie  ©riechen  an  ber  griecb.ifatbo< 
Itfcheti  Religion,  von  welcher  bei  Ausübung  beS  ©otteSbicn» 
fteS  bie  griech.  ©pracbe  feflgehalten  würbe,  unb  bie  gried>. 
©eifrlicbteit  übte  um  fo  mehr  ©ewalt  über  baS  SBolt  au 5, 
als  biefeS  auch  in  £?e<btSftreitigfeiten,  menigftenS  fo  weit 
biefe  Angelegenheiten  ber  ©riechen  untereinanber  betrafen, 
von  ber  ©eijtlicbfeit  abhing,  ba  eS  bei  ben  weltlichen 
türf.  Seichtem  als  gebornen  Seinben  unb  Unterbrücfern 
fein  Stecht  gefunben  hätte.  Der  »weite  Umftanb  war  bte 
gänjliche  SZierfcf)ict>enr>eit  beS  S3oIfSchara(terS  ber  Xürfen 
von  bem  ber  ©riechen,  unb  bie  $artnäcfigfeit,  mit  we(< 
cber  bie  Surfen  an  bem  ihren  feftbielten.  Die  Surfen  ver> 
achteten  bie  ©riechen  fchon  auS  religiöfen  Scücfftcbten,  aber 
aueb,  weil  fte  biefelben  für  ftttenloS  unb  betrügerifeih  biel» 
ten,  woju  fte  aKerbingS  nicht  ohne  ©runb  waren,  benn  ein 
JQolf,  welches  burch  fittfiebe  Sntwürbigung  untergegangen 
unb  feit  3abrbunberten  aud  einer  Änechtfdjaft  in  bie  anbere 


gegangen  Wrtt,  mußte  notbwenbig  tief  gefunfen  fein.  35et 
Dritte  Umflanb,  welket  eine  einfüge  2ßiebergcburt  ©.'$  mög» 
Ii di  mochte,  mar  ber,  baß  fieb  in®,  felbfl  einjelne ©tdmme 
nnb  eine  grofe  ?in |äbl  all  Jtfepbten  (b.  b-  Stdubcr)  leben» 
ber  ©rieben  tn  greibett  »on  bem  türf.  Socbe  erhielt«,  aueb 
bie  grieeb.  Snfeln,  wenn  fte  aua)  Tribut  jat)(en  mußten, 
boeb  fletS  einen  ©ebimmer  »on  greibeit  bettelten.  BfleS 
biefcS  «er  eine  golge  bet  Srdgbeit  unb  ber  8tegierung«»er» 
faffung  ber  Surfen,  welche  ftcb  begnügten,  SJortbetle  auS 
ben  eroberten  fidnbern  gu  gießen,  wie  fie  ftcb  am  ndcbften 
barboten,  aber  niemals  barauf  bebaut  «aren,  baS  eroberte 
8anb  in  «eifriger  SSe^tebung  ftcb  ju  eigen  ju  machen,  unb 
in  ihrem  ©taate  ein  tn  allen  ©niembeiten,  als  in  feinen 
lebenbigen  jDrganen,  auftretenbeS  ©anjeS  barjuftellen.  £ie 
betriebfamen,  fleißigen  ©rieben  gogen  aümdlig  allen  {»an* 
bei  unb  bamit  alle  auS  bemfelben  fltcßenben  Steicbtbumer  an 
ftcb,  «dbrenb  bie  Surfen  in  Srdgbeit  blieben.  Slcamentlicb 
matten  in  biefer  Ätyiebung  bie  3nfetn  große  gortfebritte. 
Gin  ©treben  nacb.  Freiheit,  roelcbeö  ieboeb  balb  wieber  um 
terbrüeft  würbe,  regte  fieb  juerft  in  ben  .Kriegen,  welche 
1768  unb  1788  bie  Stoffen  mit  ber  Sürfei  führten.  Die 
Stoffen  unb  fpdtet  bie  granjofen  (als  SRapoleon  mit  ben 
Surfen  -Krieg  führte;  fugten  bie  ©rieben  immer  in  Bufre» 
gung  ju  erhalten,  weit  fie  »on  benfelben  eine  mdebtige 
4?ülr'e  gegen  bie  Surfen  hofften,  wenn  e«  ju  einem  ent» 
febeibenben  .Kampfe  mit  biefen  fdme.  SDlebr  aber  als  biefe 
t»on  außen  fommenben  SRabnungen  an  biegreibeit  bewirfte 
bie  wieber  gunebmenbe  ©Übung  ber  ©riechen,  eine  golge 
beS  ßerfehr«  mit  ber  europ.  SBclr,  in  ben  tbre  $anbel§< 
ibdtigfett  fie  braute.  <J«  würben  an  »erfefctebenen  Orten 
heimlich,  weit  bie  Sürfen  e«  ntebt  gewarteten,  ©ebulen  er« 
riebtet,  unb  unter  ben  ©rieeben  felbft  ftanben  wiffenftbaft* 
lieb  gebilbete  dünner  aß  ©tbriftfreDer  auf,  man  fuebte  baS 
alte  ©.  in  feinen  unflerblicben  ©ebriftwerfen  auf  unb  immer 
SKebre  begeijlerten  ftcb  an  biefen  jum  betforfhbenben  .Kampfe 
für  bie  JBefreiung  eines  fo  berrlicben  SJaterlanbeS  auS  jweU 
taufenbjdbrigcr  ©ebmaeb  unb  J?necbtfd)aft- 

SRatbbem  bereits  bei  allen  eblern  ©rieben  ber  ©ebanfe 
an  bie  Befreiung  »on  bem  türf.  3oüje  lebenbig  geworben 
war,  trat  juerft  ber  bureb  ©enialttdt  unb  wiffenfcbaftlicbe  93iU 
bung  gleicb  auSgejeicbnete  JtonflantinoS  SRigaS  mit  bem  fub* 
nen  platte  auf,  unter  bem  Kamen  $etatria  eine  gebeime 
SBerbinbung  ju  ftiften,  mit  bem  3«ecfe,  ©.  t»on  ber  türf. 
$errfcbaft  ju  befreien.  SBdbrenb  er  in  biefer  ^fbftcbt  mit 
einer  großen  2tmabl  gebildeter  ©rieeben,  fowic  einflußreicher 
grember  in  fehriftliche  Serbinbung  trat,  fuebte  er  auf  ba« 
griech.  Jßolf  bureb  begeiferte  gieber  in  ber  SJolfSfpracbe  ju 
«irfen,  in  benen  er  Siebe  jum  83aterlanbe,  ©ebnfuebt  nacb 
greibeit  unb  Aaß  gegen  bie  Sprannen  mit  aller  .Kraft  bin« 
reißenber  $oejte  auSfpracb.  3«ar  würbe  {Riga«  1798  »on 
ben  Surfen  auf  öftr.  ©ebtet  gefangen  unb  in  JBelgrab  bin» 
gerietet,  aber  bie  4>etairia,  beren  «Kitglieber  8?igaS  niebt 
oerratben  batte,  gewann  bureb  ben  Sob  biefeS  ^cdrrprerS 
ber  greif) cit  nur  an  flSegeijlerung  für  bie  greibeit.  3war 
mußten  bie  ^Dldne  berfelben  noeb  unausgeführt  bleiben,  be» 
fonberS  weit  man  noa)  niebt  auf  bie  große  SRaffe  beö  t>6(> 
(ig  ungebilbeten  grieeb.  S3olfS  reebnen  tonnte,  aber  naebbem 
bureb  Seitumfldnbe  beaünfiigt  unb  bureb  bie  Sbdtigfeit  bet 
gebilbeten  ©rieeben  gef6rbert,  auch  bei  ben  gemeinen  ©rie* 
eben  fittlicbe'  JCraft  unb  SBaterlanb^liebe  einen  böbern  TLuU 


febwung  genomniiir  borten,  befcbdftigte  |ieb  eine  neue  $e> 
tairia  angelegentlicb  mit  SefreiungSpldnen.    £ur*  3eitt>ers 
bdftniffe,  befonberS  bureb  beo  Um)tanb,  baß  TUx  ?)afcba  oon 
Santna  mit  ber  Pforte  in  offenen  Äampf  getreten  war, 
würbe  bet  Sufflajtb  ber  ©rieeben  eber  berbeigefubrt,  als  ur» 
fprünglicb  in  beü  ^(dnen  bet  ^etairia  lag.    Set  Xufßanb 
begann  1821  nacb  bem  plftglicben  Sobe  beS  jpofpobarS  ba 
SSalacbei,  inbem  Sbeobor  äBlabimireSfo  in  ber  SBalacbei 
baS  ganboolf  ?,u  ben  SBaffert  rief,  um  bie  türf.  £errfcbaft 
abjufebütteln  unb  Xleranber  Spfilanti«,  ter  bisher  tn  ruff. 
£>ienfien  geflanben  batte,  in  ber  ÜRolbau  an  bie  ©pifee  bet 
Unjufriebenen  trat  unb  »on  Soffo  au«  bie  ©rieeben jum 
greibeitSfampfe  aufrief.   ÜRan  batte  auf  Unterjrüfeung  8?ui» 
lanbS  gereebnet;  biefeS  aber  erfldrte  iffentlicb  feine  SRiSbtl. 
ligung  beS  unternommenen  ZufßanbeS,  unb  ba  überbicS 
SBlabimireSfo  m«br  feinen  eignen  jßortbeil  all  bie  ©acbe 
ber  greibeit  in  ben  Äugen  batte,  bie  in  bet  (Site  aufgtraff. 
ten  fleinen  $eere  obne  militairifebe  jOiSciplin  waren  unb, 
jum  Sbeil  niebt  obne  ©pftlantiS  ©eftulb,  bie  getbeilte 
©treitmaebt  ber  ^etairiften  aueb  an  ben  n&tbigjten  JlriegS» 
unb  SebenSbebürfniffen  SJeangel  litt,  fo  nahm  btr  Xufjlanb 
ein  beflagenSmertbeS  (5nbe.  SBlabimireSfo  trat  mit  ben  wo. 
ladv  S3ojaren  in  Unterbanblung  unb  rücfte  mit  feinen  Srup« 
pen  gegen  bie  ^etairiften,  bie  tt>n  aber  gefangen  nahmen 
unb  -u  Sergowijt  hinrichten  ließen,   ©cgen  gpftfanti*  aber 
rücfte  nun  bie  jjpauptmacbt  ber  Surfen  unter  bem  $afcba 
bon  SEBibbin  an,  unb  am  19.  Sunt  1821  fam  eS  beim 
Äloflet  Dragefdhan  ju  einer  blutigen  ©cblaebt,  in  weleber, 
ungeachtet  belbenmütbiger  ©egenwehr  oon  ©eiten  ber  4?e» 
tairiflen,  biefe  »on  bem  ihnen  an  3abl  beiweitem  über, 
legenen  geinbe  t6llig  gefcblagen  unb  entweber  nieberge» 
macht  würben  ober  fieb  gerffreuten.   Qin  ähnliches  ©ebicf« 
fal  hart«  bet  ttufjianb  in  ber  SRolbau.    ?)pfilanti5,  ber 
felbfl  an  ber  ©cblaebt  niebt  Sbeil  genommen,  fab  ftcb  balb 
barauf  genötbigt ,  bie  ©renje  be«  öftr.  JlaiferflaatS  ju  über» 
febreiten.    JDie  5Ber>6rbcrt  bchanbelten  ihn  als  ©taatSgefan» 
genen  unb  hielten  ihn  als  foleben  anfangs  auf  bem  ungar. 
gelfenfcbtoffe  SRunfatfcb ,  bann  in  bet  gefttmg  Shereftenfiabt 
in  engem  S3erwabrfam  bis  jum  Sahre  1827,  in  roelcbem 
et  freiaelaffen  warb,  aber  balb  naebber  fiarb. 

SSabrenb  fo  im  nörbl.  Sheile  beS  türf.  Sfeic&S  bie  (©aebe 
ber  Freiheit  hoffnungslos  verloren  war,  feböpften  bie  Steunbc 
berfelben  im  eigentlichen  ©.  neue  Hoffnungen.  £>urcb  baS  an» 
fdnglicbe  3aubern  ber  Pforte,  gegen  bie  |>etairipen  in  ben  gür» 
fienthümern  frdftige  Maßregeln  iu  ergreifen,  gewannen  bie 
©rieeben  Vertrauen  gu  ft*  felbfl  unb  traten  namentlich  im 
SMoponneS  immer  mutbiger  auf.  ©ebon  »orher,  im  SKonat 
gebr.,  harten  fie  eS  gewagt,  bem  auSbrücf lieben  SBer&ore  bet 
Surfen  juwiber,  bewaffnet  ju  geben,  worüber  eS  in))atra9 
»u  Unruhen  fam,  welebe  als  baS  SBorfpiel  ienet  langen 
Steihe  »on  blutigen  dreigniffen  betraebtet  werben  fdnnen,  bti 
«bn  3abre  lang  obne  wefentliebe  Unterbrechung  aufetnanb« 
folgten.  2>enn  alle  ©emüther  «aren  gereijt  unb  gefpannt, 
unb  bie  ©ährung  nahm  noch  ju,  alS  man  unmittelbar  nach, 
her,  im  Saufe  beS  SJedrj,  bie  9iacbricbt  oon  bem  2Cufftranbi 
in  ber  SKolbau  unb  SBaladbei  erhielt.  3n  »ielen  Stabfc 
unb  2anbgemeinben  bewaffneten  fieb  bie  ©rieeben,  berrr 
SJhitb  babureb,  baß  ber  cjrjbtfcbof  »on  $attaS  fub  ifftnt 
lieb  für  ihre  ©aebe  erfldrte,  eine  bebeutenbe  moralifct>e  Jtrafi 
erbielt.  »ie  türf.  »efafjung  würbe  au«  mehren  feilen  9>tüfeei; 


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Griechenland  2 

DertTtdxa  unb  baß>  ftanb  aanj  5Rorea  in  SBaffen.  Schon 
im  Äpr.  trat  ju  Jtaldmata  in  SRefTenien  bie  erfte  griecb.  9(iv 
dona/mfammutng  jufammen,  um  bte  Leitung  ber  gefamm» 
tat  Jfogclegenbeiten  ju  übernehmen.   9(acbbcm  bte  ©riechen 
einige  glänunbe  ■  Siege  über  bie  Surfen  erfochten  Ratten, 
trorb  ber  Gongreß  ton  Jtalamata  nach,  bem  Ülofler  Äaltejji 
rerttgt  unb  ?>eter  3RauromichaliS  jum  ?iräfibenten  ernannt. 
3njwifcbcn  hatten  auch  bie  ihre?  ÜReichtbumS,  ihrer  tljati* 
gen,  im  Scebienße  vortrefflich  geübten  SBcoölfcrung  imb  ily. 
ra  jahlreichen  SRarine  wegen  fo  wichtigen  3nfeln,  unter  be» 
ntn  #pbra,  Spejiia  unb  $fara  a(S  bie  wicbrigfleii  erlitte-, 
nen,  (ich  ber  Sache  ihrer  SanbSleutc  angefchloffen  unb  eine 
gierte  auSgefanbt,  bie  ben  Surfen  unberechenbaren  Scha* 
cen  jufügte.    SSubrcnb  bie  nörbl.  ^rooinjen  Sheffalien, 
Warnanien  unb  Atolien,  weil  fic  hart  an  ber  türf.  ©renje 
lagen,  noch  ruhig  bleiben  mußten,  fleHten  bie  öjil.  9>rooin* 
ftn  9bocid ,  Cootien,  Attifa  jablreicbe  ^>cerhaufen  in* 
jelb  unb  oertrieben  bie  Surfen  auS  Shcbcn  unb  Athen.  3n 
tiefer  lefctern  Stabt  hielten  fid)  jeöoch  bie  Sürfen  in  ber 
GitabeHe  AfropoliS.    AIS  bie  Nachricht  »on  bem  günfligen 
Erfolge  ber  3nfurgenten  nach  Äonftanfinopel  gelangte  unb 
man  hier  ju  berfelben  3eit  eine  SJerfcbwörung  entbeefte,  be= 
ren  $lan  war,  bie  glotte  unb  baS  Arfenal  in  S5ranb  ju 
tfetfen  unb  ben  Sultan  ju  ermorben,  fc(jtc  baS  58olf  feiner 
Sun)  gegen  bie  ßbrijien  feine  Scbranfen  mehr  unb  richtete 
unter  ihnen  ein  furchtbares  Jölutbab  an.   3n  ptelen  anbern 
ctäbten  wart»  baö  23eifpiel  ber  ^»auptflabt  nachgeahmt, 
in  Smorna,  Abrianopel,  Salonicbi,  unb  mehr  als 
HOOO  ©riedjen  würben  binnen  brei  ÜRonaten  ennorbet. 
£a  bie  türf.  {Regierung  biefe  ©reuet  ungetfraft  bulbete,  fo 
entftanb  jwifchen  ber  Pforte  unb  ben  dmfiüchen  ÜRäcbtcn, 
namentlich  mit  {Rußlanb,  eine  Spannung,  welche  baburch, 
caß  ruff.  |>anbelöfahrjeuge  oon  Seiten  ber  Surfen  allerlei  läfti» 
gen  SBefchränfungen  unterworfen  würben  unb  burch  anberc  Uns 
wftati  beinahe  ju  einem  förmlichen  JBruch  jwifchen  beiben 
©ächten  führten.   Den  ©riechen  brachten  biefe  SierhaltnifTe 
übrigen«  fchon  infofern  duften,  als  bie  fforte  fich  genötbigt 
'i!),  ben  größten  Sh«il  ih"'  Streitmacht  im  Sterben  auf* 
juftellen,  weil  bort,  im  gall  eine«  Kriege«  mit  {Rußlanb, 
W  ©efapr  am  größten  war.   Daburä)  würbe  eS  ben  Srid 
i  möglich,  ft<&  freiet  ju  regen,  unb  ihr  SBertrauen  auf 

•  re  eigne  Jtraft  wuchs,  alS  ihre  glotte  über  bie  türf.  bei 

vlene  einen  Sieg  ba»ongetragen  hatte,  in  golge  be(fen 
Xioiien  unb  Afarnanien  fiep  ber  grieeb.  Sache  anfchloffen. 
bie  Sulioten  regten  fich;  boch  behielten  im  9lor» 
:  bie  Sürfen  im  Allgemeinen  bie  SDberhanb,  wdhjrenb  fic 
J  ber  SRirte  biefeS  3at>reS  in  2Rorea,  wohin  Aleranber 
Atlantis'  fflruber,  Demetrius,  fich  begeben  hatte,  nur 
wa)  neun  fefie  <pia(se  befaßen,  pon  benen  halb  barauf  mehre, 
^«entlieh  Sripolijja,  von  ben  ©riechen  genommen  würben, 
üabrenb  biefen  fold>ergeftalt  baS  ÄriegSglücf  im  "MUgemei» 
-i  jiemlich  flünfüg  war,  bcfdpäftigte  fich  «•«  (JpibauroS 

•  Mmmeltcr  Üongreg  mit  bem  dntwurfe  einer  SJerfaffung 
g»  ©,  welche  unter  bem  Sitel:  „DrganifcheS  ©efe(j  für 
#<ilaS"  im  Änfange  beS  3<>b"S  1822  befannt  gemacht 
routbe.  3um  ^räfibenten  würbe  SWauroforbatoS  ernannt, 
untl  ™«n  »drb  Äorinth  auf  einige  3eit  Si^  ber  {Regierung. 

SM  öanj   Europa  folgte  man  ben  JtrtegSereigniffen 
"■A      gefpanntefien  Äufmerffamfeit,  unb  baS  SBiebererwa* 
S5iftfr.CcriD.«8<j.  lt. 


3  -  Griechenland 

chen  beS  UnabhangigfeitSfinnS  in  einem  etnft  fo  eblcn  unb 
großfinnigen  SBolfe,  welches  feit  3ahrhunberten  unter  bem 
Drucf  ajiat.  Eroberer  faum  ein  fiebenSjeichen  t>on  für)  ge= 
geben  hotte,  warb  von  allen  Seiten  mit  (autem  3ube(  be« 
grüßt.  Die  {Regierungen  ober,  burcp  gleichzeitige  JRev>olu-- 
tionen  im  wefil.  Europa  bebenflich  geworben,  miSbiQigten 
ben  'Äufftanb  ber  ©riechen  unb  «erjagten  biefen  nicht  nur 
ihre  Unterfiütäung,  fonbern  traten  ihnen  felbft  hemmenb  unb 
hinbernb  entgegen,  namentlich  <£ng(anb  auf  ben  ion.  3nfe(n. 
Doch  auS  aQen  ednbern  eilten  Jreunbe  ber  r)ellcn.  Sache 
nach  ©.,  um  baffelbe  mit  {Rath  unb  Shat  }u  unterflügen, 
unb  (war  in  fo  großer  Vfnjahl,  baß  biefe  ^ifiii hellen en 
(b.  h»  ©riechenfreunbe)  eigne  SruppencorpS  bilbeten,  bie  in 
ber  golge  wichtige  Dienfle  geleiflet  unb  jum  Sheil  ihr  Sehen 
für  bie  greiheit  ®.'S  geopfert  haben.  3u  ben  angefeljenften 
©riechen^teunben  gehörten  ber  beutfehe  ©elehrte  Shierfch,  ber 
genfer  Sanfter  G^narb,  bem  bie  ©riechen  große  Summen 
oerbanfen,  unb  ber  große  engl.  Dichter  ßorb  Spron.  3n 
Deutfchlanb  unb  ber  Schweif,  in  granf reich  unb  in  @ng< 
(anb  würben  SBereine  jur  Unterftü^ung  ber  ©riechen  gebiU 
bet,  bie  halb  eine  große  2tuSbet>nung  gewannen;  in  Sonbon 
fam  für  fte  eine  Anleihe  oon  800,000  $f.  St.  ju  Stanbe 
unb  oon  allen  Seiten  r>cr  fanbte  man  ben  ^ülfSbcbürftigen 
©elb  unb  SBaffen  gu.  Diefc  außerorbentlic^e  Sheilnahme 
würbe  jeboch  einigermaßen  burch  bie  Sreulofigfeiten,  welche 
bie  ©riechen  fich  mehrfach  gegen  bie  Sürfen  ju  Schulben 
fommen  ließen,  fowie  burch  bie  Uneinigfeiten  gefchwächt, 
welche  unter  ben  Oberhäuptern  ber  .^ellenen  ausbrachen. 
Diefe  gerieten  enblich  untereinanber  tn  Jlampf,  lieferten 
fich  gegenfeitig  Schlachten  unb  oergeubeten  auf  biefe  Sßeife 
nu^loS  ihre  bellen  jtrdfte.  Der  ju  Serena  oerfammelte 
Kongreß  erfldrte  in  golae  biefer  faft  r>offnuncjdlofen  Sage 
auSbrücflid),  baß  ©.  nicht  in  bie  {Reihe  felbftdnbiger  Staa> 
ten  gehöre.  Der  Ärieg  war  injwifchen  mit  wed)felnbem 
©lücr,  aber  meifl  ju  ©unften  ber  Smaun  geführt  worben. 
Da  »erlangte  bie  Pforte  »on  bem  »icefönig^  pon  Agppten, 
SRohammeb  "KU,  JBeiflanb  unb  biefer  fanbte  feinen  jum  ^pafn)a 
pon  SRorea  ernannten  Sohn  3brahim  mit  einer  bebeutenben 
gtotte  unb  22,000  5R.  Sanbtruppen  nach  ©•  ab.  Der  türf. 
Abmiral  (ber  Jt apuban  ^afcha)  oerbanb  fich  mit  bem  ägppt. 
©efchwaber,  nachbem  er  bie  3nfe(  $fara  gdnjlich  perwüflet 
hatte.  3m  gebr.  1825  (anbeten  ägppt.  Sruppcn  bei  ftRobon, 
nahmen  3taoartno  ein  unb  baufeten  furchtbar  in  ÜRorea; 
SBeflgriechenlanb  warb  »on  Älbanefen  unb  Arabern  auSge* 
ptünbert  unb  2Riffolunghi  Pon  9?ebfchib  ^afcha  mit  30,000  2R. 
belagert.  9?acb  helbenmüthigem  SBiberfranbe  warb  biefe  ge> 
flung  am  22.  Apr.  1826  eingenommen  unb  ginjlich  jerftört. 

Die  Sache  ber  ©riechen  fchien  jef?t  ohne  {Rettung  oer> 
(oren.  Da  trat  im  entfeheibenben  Augenblicfe  eine  für  ffe 
günftige,  ponüliemanb  porhergifehene,  SBenbung  ein.  (?ng« 
lanb,  baS  fich  früher  bem  Aufftanbe  fo  abgeneigt  ge» 
geigt  hatte,  nahm  in  Sejug  auf  benfelben  grabe  jegt  ein 
ganj  anbereS  Spflem  an.  3n  {Rußlanb  nämlich  war  $tai> 
fec  Aleranber  geworben  unb  9?ifolauS  hatte  ben  Shron  be- 
frieden. Die  Unruhen,  welche  ftch  halb  nach  beffen  {Regier 
rung  ereignet  hatten,  jeugten  pon  einer  ©ahrung  in 
ben  ©emüttjern,  welche  ßnglanb  befürchten  ließ,  {Rußlmtb 
möge  fich  vielleicht  peranlaßt  fühlen,  bie  Spmpathie  feiner 
Untertanen  mit  ben  ©rieef) cn,  als  beffen  {ReligionSöer» 


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€ärieehenland  914  Griechen!*««! 


»anbten,  ju  feinem  ort  heile  ju  benufcen.  Daher  roarb 
ber  Jperjog  oon  SBellington  im  gebt.  1626  nach  Petersburg 
gefebieft ,  um  mit  bem  ruff.  Sabinet  über  bie  grte^.  2tngele» 
genluiten  ju  untcrbanbeln,  unb  frfjcn  am  4.  ?lpr.  unterjeieb» 
neten  beibe  SJJädjte  ein  ^retofoll,  in  welchem  gefaßt  warb, 
bafj  önglanb  ben  Jtaifer  oon  SKußlanb  um  feine  SÜermitte- 
(ung  in  ber  griceb.  Angelegenheit  erfuebt  habe  unb  baß  man 
über eingef cm men  fei,  ©.  foQe  fortan  einen  ber  Pforte  jinä= 
Pflichtigen  Staat  bitten ,  ber  [ich  vollfiänbiger  ©erotf|en«* 
unb  #anbel$freibeit  ju  erfreuen  beben  werbe,  beffen  dürften 
aber  ftetö  bie  Pforte  ernennen  foHe.  DiefeS  ^rotofoQ  warb 
ben  brei  anbern  europ.  Großmächten  uigefanbt  unb  oon 
granfreieb  auch  angenommen,  roäbrenb  ibfrrricb  unb  $reu< 
ßen  alle  Sbeilnabme  ablehnten.  3n  ©■  felbjl  hatten  jefet 
bie  Störten  unb  Jtgopter  fajl  überall  bie  £>berbanb  behalten, 
ba  bie  unfelige  Uneinigfeit  unter  ben  (kriechen  ihnen  leichtes 
Spiel  gab,  bis  enblicb  toiebtr  mehr  ©rbnung  in  bai  ©an je 
gebracht  würbe,  als  1827  £orb  Gocbrane  jum  JDberbefeblSböber 
ber  griech.  SJiarine  unb  ©raf  Antonio  JtapobitfriaS  (f.  b.) 
am  14.  Hpr.  auf  fteben  Sabre  jum  ©ouoerneur  btS  griech. 
i^reiftaatä  ernannt  warb.  Dennoch  ging  im  3um  'Ätben 
an  bie  geinbe  oerloren,  ganj  Slorbgriecbenlanb  mar  in  ihrer 
©eroalt  unb  ÜRorea  warb  oon  ben  ttgpptem,  bie  ftrtS  neue 
Verhärtungen  erhielten,  nach  allen  Dichtungen  burebjogen, 
ohne  baß  [ich  irgeubroo  erfolgreicher  unb  fräftiger  Sßiber- 
flanb  gezeigt  hätte.  3n  bW«  bccblten  JBebrängniß  tarn 
abermals  &ülfe.  Die  brei  2)f ächte  nämlich  hatten  baS  oben 
ermähnte  fJrotofoll  ber  Pforte  jur  Annahme  mitgeteilt.  Wi 
baffelbe  oon  ihr  jurüefgewiefen  mürbe  unb  fte  auSbrücflicb 
erflärte,  fich  auf  SJorfcpläge  folcher  TLtt  burdjauS  nicht  ein= 
(äffen  ju  tonnen,  warb  am  6.  3uli  1827  oon  fnglanb, 
Siußlanb  unb  granfreieb  ber  lonboner  SJertrag  unterzeichnet, 
bem  ©.  eS  ju  Derbanten  hat,  ba§  e§  felbjtänbig  unb  in  bie 
iSeihc  ber  unabhängigen  europ.  Staaten  eingeführt  roarb, 
benn  in  bem  Vertrage  mar  auSgefprocben,  baß  bie  dächte, 
faHS  ton  Seiten  ber  SHorte  ju  bem  $rotorolle  nicht  binnen 
fürjefter  griff  eine  jäufthnmung  erfolge,  mit  ®.  in  unmits 
telbaren  Söetfebr  treten  unb  burch  ihre  Klotten  einen  3Baffen> 
fliUfianb  jwifeben  ben  jlreitenben  Parteien  ui  crjroingen  fueben 
wollten;  auch  füllten  feine  neuen  ägppt  Struppen  ben  griech. 
83 oben  fernerhin  betreten  unb  Sbrabim'S  glotte  entmeber 
nach  ben  Darbanellen  ober  juruef  nacb  Eleranbria  fegein. 
Sbrabtm  w eigene  fidj  entfebieben,  feine  im  4?afen  oon  9ta» 
oarino  liegenbe  glotte  jurücfjufcnben.  Da  fam  eS  jwifeben 
berfelben  unb  ber  »ereinigten  Seemacht  ber  brei  dächte  am 
20.  ßct.  18^7  ju  ber  berühmten  Seefcblacbt  oon  91aoa» 
rino,  in  weldjer  bie  ganje  türf.  flotte  vernichtet  mürbe. 

So  febr  nun  auch  ein  folcber  Sierluft  bie  Pforte  fchmerjen 
mußte,  fo  menig  Wacbgiebigfett  jeigte  fte;  bie  SBorftellungen 
ber  brei  Gabinete  mürben  nacb  roie  oor  unbeachtet  gelajfen,  unb 
3brahim  ließ  ganje  Schiffs labungen  griech-  befangenen  nacb 
ttgppten  in  bieSflaoeret  abführen.  Da  enblid)  brachen  bie 
Öefanbten  oon  tlnglanb,  JRußlanb  unb  ftranfreieb  aQe  83en 
binbung  mit  ben  SEürten  ab  unb  oerließen  im  Dec-  1827 
Jtonjtantinopel.  3m  näxhfien  3an.  (anbete  ber  jum  9>rä» 
ftbenten  oon  ®.  ernannte  ®raf  itapobiftriaS  ju  9{apoli  bi 
9?omania  unb  erhielt  gleich  nachher  au«  ben  £anben  ber  ju 
2gina  oerfammelten  ^eaierungScommiffion  bie  voll'jiebenbe 
bemalt.  Sein  Jpauptbeftreben  ging  bahin,  in  bat  jerrüttete 
StaaKmefen  Orbnung  ju  bringen.   Daher  roarb  ba5  ^an» 


bellenion  als  h^chfic  ihm  jur  Seite  ftebenbe  ©taatöbeheabe 
eingefe^t;  er  bemühte  fich,  tin  europ.  biSciplinirttf  $eer  ju 
febaffen,  ben  ßrebit         ju  begrunben  unb  oon  ben  brei 

dächten  Weib  ju  erhalten.    Durch  (?rmarb'S  SSermittelung 
ließen  fich  benn  auch  9?ußlanb  unb  granfreid)  beroegea,  je? 
beS  monatlich  eine  Million  granc»  ju  geben,  unb  fo  mar 
eS  möglich,  rocnigficnS  bie  allcrnothmenbigftcn  (Bebürfmfe 
einigermaßen  ju  befriebigen.  9c och  immer  fianb  Jbrahim 
fcha  in  ^Rorea  unb  leiftete  ben  vielfachen  2(uffoberungen  ber 
ÜJcädjte,  nach  "Üavpten  jurüetjuf ehren,  erft  bann  gclge,  *li 
im  Xug.  1828  Öeneral  f.Wnfon  mit  14,<)00  ^ranjofen  ben 
©ried>en  ju  .£>ülfe  tarn,  mehre  fefte  plähe  einnahm  unb  3bra- 
him  jum  Xbjuge  jmang.   Üon  ben  fiaiij.  Gruppen  follten 
OOOO  9Ä.  fo  lange  jurücf bleiben,  bis  bie  griech.  äujläntc 
mehr  Se|ligfeir  gemonnen  haben  mürben.   Zugleich  nahmen 
bie  brei  dächte  ben  ^eloponneS  unb  bie  3nfeln  unter  iije« 
©arantie  unb  eS  begannen  Unterhanblungen  über  bie  (Sren. 
jeu  beS  Staats.   9cun  marb  eS  auch  möglich,  einige  Scbu: 
len  ui  grünben,  m eiche  balb  auf  bie  in  ben  langen  .Krie- 
gen oermilberte  Jugenb  einen  roohlthätigen  (Einfluß  äußert 
ten.   3n  ber  SRitte  beS  Lahres  1829  trat  bie  9)ationaloer< 
fammlung  ju  2(rgoS  {ufammen  unb  fe^tc  an  bie  Stelle  beS 
bisherigen  ^anheüenion  einen  Senat.   Um  biefelbe  3tit  aber 
begann  febon  hier  unb  ba  eine  große  Unjufriebenheit  mit  ba 
S3crroaltung  beS  $räfu)enten  fich     äußern,  bem  man  ^>etrfch> 
fucht  unb  SJiHfür  oormarf.     21m  14.  Sept.  1829  warb 
jrotfeben  Sfußlanb  unb  ber  Pforte  ber  griebe  ju  Abrianoptl 
gefcbloffen  unb  in  bemfelben  ertlätte  bie  lefetere,  burch  ben 
Drang  ber  Umftänbe  baju  gejmungen,  ihren  beitritt  jum 
lonboner  Vertrage.    3m  Anfange  beS  3ahreS  1830  marb 
bann  weiter  beliebt,  baß  ©.  ein  gänjlicb  tributfreier  unb 
burdiauS  unabhängiger  Staat  unter  einem  eignen  SRonor; 
chen  fein  follte.    Die  Stxont  roarb  bem  ^rinjen  Seopolb 
oon  Saebfemitoburg  angetragen  unb  oon  biefem  auch  be.- 
bingungSroeife  angenommen ;  balb  aber,  au)  er  in  ben  @reru> 
befhmmungen,  melche  für  ©.  nachtheilig  waren,  feine  Wo- 
änberung  ermirten  tonnte,  roieber  aufgegeben.    Die  ftablrei« 
chen  ©egner  beS  bisherigen  ^räftbenten  griffen  ihn,  ber  &U 
IcrbingS  vielfache  93l6ßen  gab,  feitbem  um  fo  heftiger  unb 
fcbonun^Slofer  an;  bie  republifanifche  Partei  in  9Worea  unb 
bie  SRamoten  erregten  Unruhen  gegen  ihn.   Die  Srb^hung 
unb  gemaltfame  Seitreibung  ber  Abgaben  oermehrten  ben 
Unmillen  unb  erregten  überall  9Xi£oergnügen,  jumal  ba  bie 
9tachricht  oon  ben  inbaltfcbroercii  Qreigniffen  im  übrigen 
Europa,  namentlich  oon  ber  fratij.  3nlireoolution,  alle.Gk- 
müther  aufs  äußerfie  gefpannt  hielten.    Daju  fam  eine 
brücfenbe  ©elbnotb,  melche  roeber  ertjobete  B6ue,  noeb  bie 
@elbfenbungen  beS  iMiilbellenen  (rnnarb  ju  heben  oermoeb: 
ten.   31uch  mit  ber  Ärt  unb  SScife,  mic  JtapobijhiaS  bie 
Rechtspflege  ausüben  ließ,  roar  3<bermann  unjufriebcn; 
nicht  minber  mit  ber  geringen  {Beachtung,  melche  er  gegen 
bie  Shmicipalfreiheiten  geigte,  bie  boa)  felbfl  oon  ben  Xüt-. 
ten  refpectirt  roorben  waren.    Die  große  SRafJe  beS  Seit» 
hegte  gegen  bie  {Regierung  beS  ^räfibenten  enrfebiebene  geir 
febgfeit  unb  namentlich  Tagten  fich  bie  Snfeln  Stobra  unb 
^)fara,  beren  83eifpicl  mehre  anbere  folgten,  oon  berfelben 
gänjlich  loS.    Daffelbe  tfyatta  auch  bie  fräftigen  SRatnoten, 
melche  ein  $eer  gegen  JtapobifhiaS  inS  gelb  fteQten,  rpä: 
renb  fich  J"  berfelben  3eit  auch  bie  rumeliot  Gruppen  gl 
gen  ihn  emoorten,  ber  ^bmiral  SRiauliS  mit  hobriot.  g. 


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Oriechenland  315  Griechenland 


fen  gegen  bie  ftlotiße  ber  Regierung  f impfte  unb  fooar  28 
feiner  eignen  gabrjeuge  bei  $oroS  perbrannte,  überall 
berrfebte  Verwirrung,  atS  am  9.  ©ct.  ber  ^räfibenf,  ba  er 
eben  jur  .Kirche  geben  wollte,  oon  Äonjtantin  unb  ffieora 
2»juromicbaliä,  beren  gamilie  er  aufs  bitterfte  gefränft 
unb  beleibigt  t>atte ,  ermorbet  warb.  9?acf>  biefem  murigen 
greigniffe  waren  bit  3ufeln  geneigt,  fieb  mit  bem  Senate, 
ber  ju  SRauplia  feinen  Sife,  unb  gleftb  nach  bes  »Präfibentcn 
lobe  beffen  Vrubet  Augufhn ,  SEbtobor  Jfolof  otroniS  unb 
itolettti  )u  SRitgliebem  einer  proviforifdwn  Regierung  er* 
narrat  batte,  tvieber  auöjuf6bnen  unb  SRauroforbatoS  unb 
ÜRiauliS  traten  t>on  Seite  ber  4>obrioten  in  biefer  £inficbt 
bie  geeigneten  Schritte.  Aber  eS  tarn  ju  (einer  Verföbnung, 
ba  btc  Regierung  ganj  in  ber  roiüfuriicben  Seife  beS  $ra» 
ftbenten  fortbanbelte.  9?un  cntflanb  SJütgerfrieg ;  bie  fBe* 
rechnet  ber  3nfeln,  bie  SRainoten  unb  8JumeJtoten  branden 
auf  eine  oon  jebem  ungebubrlicben  (Jinfluffe  unabbängige 
neue  9lationa(oerfamm(ung  unb  auf  gntwerfung  einer  bie 
Äecbte  jebeS  <£in&elnen  fuberftellenbcn  VerfaffunaSurfunbe. 
'Auf  alleS  DaS  erflärte  bie  Regierung  beS  Augujlin  .Kapo* 
bijfriaS  fia)  nicht  einlaffen  ju  tonnen,  unb  eS  tarn  baber 
nochmals  ju  blutigen  ftebben,  wäbrenb  bie  Rumelioten  eine 
eigene  SRationaloetfammlung  wählten  unb  AtgoS  befeuert. 

Da  langte  jut  reebten  3eit  ein  sProtofoll  ber  dächte  00m 
7.  ÜRärj  1832  an,  worin  ben  ©tieeben  angezeigt  warb, 
baß  ber  $tinj  JDtto  (f.  b.)  oon  JBaiem  ju  it)ttm  Sou» 
oerain  ernannt  worben  fei;  eine  SJcacbticbt,  bie  oon  ben 
Rumelioten  mit  bober  greube,  von  ber  .Kapobifhianifcben 
Partei  bagegen  mit  tiefer  SJttrübniß  oemommen  warb,  Au« 
gujiin  JtapobiftriaS  gab  unmittelbar  nadibcr  feine  (futlaffung 
unb  fcfciffte  fwb  naa>  «Rorfu  ein.  '2t ber  noch  langete  Seit 
bauerten  bie  geljben  unb  Uneinigfeiten,  welche  metjl  bureb 
bie  JJapobijlrianet  unb  ihren  einjlußteicbffrn  Anhänger  Äo* 
lofottoniS  tntftanben,  namentlicb  im  ^eloponneS  fort.  Die 
brei  SRädjte  hatten  inbeffen  beflimmt,  bafi  bis  jur  VoQjäb« 
rigfeit  beS  ÄönigS  Otto,  welcbe  am  1.  3uni  1835  eintrat, 
eine  Regentfcbaft  bie  Leitung  ber  grieeb.  StaatSangelegen» 
beiten  übernehmen  follte.  Diefe,  auS  bem  Giraten  von  2t r* 
tnannSperg  (f.  b.),  bem  Dberfien  oon  £cibegger  unb  bem 
StaatSratb  oon  Abel  befichenb,  warb  im  C  er.  ernannt  unb 
in  Demfetbcn  2Ronat  langte  eine  grieeb.  Deputation,  mit  Wum- 
liS  an  ber  Spige,  in  ^uneben  au  unb  leiftetc  bem  .König 
ben  #ulbigung8eib.  3m  Anfange  beS  December,  nadjbcm 
bejiimmt  worben  war,  baß  ein  (SorpS  bair.  Struppen  nach 
©.  abgeben  follte  unb  eine  in  brei  «Serien  jablbare  Anleihe 
oon  60  ÜRill.  grancö  oon  Seiten  ber  brei  iRäcbte  garan« 
rirt  worben  war,  reifie  ber  junge  .König  oon  München  ab, 
[anbete  ju  Cnbe  San.  1833  auf  grieeb.  ©oben  unb  tytlt 
m  &  gebr.  in  Rauplia  feinen  feietlicben  (Sinzig. 

Die  Regen  tfebaft,  welcbe  bem  jungen  .Könige  ju  Seite 
flanb,  tyartc  eine  febwierige  Aufgabe  ju  löfen.  Sie  foUtc  ein 
von  mehr  alö  jebnjäbrigcm  Kriege  erfcböpfteS,  jum  großen 
Zt)iil  gänzlich  oerwüfteteä,  oon  erbitterten,  einanber  bis  auf 
ben  Xot>  befämpfenben  Parteien  jerrütteted  Sanb  beruhigen, 
taS  Amt  ber  Vermittlerin  unb  Serfobnehn  übernehmen  unb 
ben  SBobUlanb  lieben.  Sie  bat  oon  Anfang  an  ^inbetniffe 
gefunben,  bat  mit  ben  manniebfaebfien  Scbwiengteiten  ju 
fämpfen  unb  JKücfftcbten  nacb  allen  Seiten  ju  nehmen  gehabt 
Daß  SHSgriffe  unb  $eb(er  in  2ßenge  begangen  worben  ftnb, 


wirb  oon  oielen  Seiten  bebauptet,  fann  aber  nidjt  befremben, 
wenn  man  bebenft,  baß  es  Audlänber  waren,  benen  bie 
Leitung  ber  grieeb.  Angelegenheiten  anvertraut  würbe,  baß 
fie  baber  mit  oielen  innrrn  Serbältniffen  unmöglid;  genau 
befannt  fein  ?onnten.  Daber  ifl  bie  Verwaltung  be«  ©ra* 
fen  Armannöperg  l^dufia  febr  ftbarf  getabelt  worben;  fo 
viel  aber  ift  gewtß  unb  rann  oon  feiner  Seite  geleugnet  wer> 
ben,  baß  unter  feiner  Verwaltung  £  anbei  unb  Acf  erbau  ftd) 
gehoben  haben,  Sanbfhraßen  ju  bauen  angefangen,  Kolonien 
oon  ßbioten  unb  ?)farioten  im  8anbe  gegrünbet  würben;  ferner 
warb  baä  äRunjwefen  neu  regulirt,  eine  <Sen6barmerie  errieb« 
tet,  für  bie  Sdjulen  SRanebeS  getban,  eine  regelmäßige  9ßot 
flenoerbinbung  im  3nnern  unb  mit  bem  AuSlanbe  organU 
fht,  ber  Verfua)  jur  Errichtung  einer  S3anf  gemacht,  für 
bie  Aufbewahrung  ber  Altertümer  geforgt ,  bie  gan)  im  Ar« 
gen  liegenbe  JKecht«pfIege  georbnet  unb  ein  regelmäßiger 
biplomatifcber  Verfebr  mit  ben  europ.  dächten  unterhalten. 
Dant  ifl  ber  9fcgentfd?aft  für  ihre  Verwaltung  aber  oon 
(einer  Seite  b«  geworben,  unb  ©raf  ArmannSpera  b«t  im 
Anfange  be8  Sabte*  1837  ®.  oerlajfen.  3m  3apte  1836 
maebte  Äönig  Dtto,  welcber  bereits  im  5R4rj  1834  ben 
©runbflein  ju  feinem  9iefiben}fcbloffe  in  Athen,  baS  je^t 
$auptjtabt  ift,  gelegt  hatte,  eine  Keife  bureb  Deutfcb« 
lanb,  vermählte  fidb  mit  einer  olbenburg.  »Prinjeffirt  unb 
felirte  bann  nacb  ®.  jurücf ,  begleitet  oon  bem  als  Abge« 
orbneten  jur  bair.  Stänbeoerfammlung  befannten  ^>errn 
oon  SJubharbt  (f.  b.),  ber  ihm  fortan  als  Scatbgeber  jur 
Seite  fieben  wirb  unb  bem  baS  aQerbingS  febwierige  ®t* 
febaft  überlaffen  bleibt,  bie  verf ergebenen ,  ®.  noch  immer 
tbeitenben  Sntereffen  }u  beliebigen  unb  auSjugleicben,  bie 
Rübe  bauernb  ju  begrünben  unb  bie  Verfaffung  ju  cnt< 
werfen,  welcbe  ein  großer  3: heil  ber  ©riechen  alS  ben 
Scblußflein  beS  neuen  StaatSgebäubeS  anjtebt 

Solcbergeftalt  ift  nun  wenigstens  ein  Zk)cil  beS  alten  ©.'S, 
naebbem  eS  länger  als  300  3ahre  unter  bem  SMaoenjocbe 
von  Gröberem  gefeufot,  welcbe  nicht  einmal  bie  Religion  mit 
ihm  gemein  haben,  ein  felbftänbigtS  .Königreich  geworben. 
DaS  neue  ©.  befiehl  auS  bem  oormaligen  türt.  ^afcbaltf 
SWorea,  bem  Sanbfcbaf  gioabien,  ber  Snffl  (SgriboS  (€u» 
böa ),  einem  Xbeile  oon  JtarliOi  unb  gepanto ,  ben  Jtpflaben 
unb  mrbren  Sporaben,  jufammen  etwa  800  □'SU.  mit  etwa 
700,000  £inw.,  bie  firh  meiflenS  jur  grieeb.  Kirdie  befennen. 
Qi  .5 erfällt  geograpbifeb  in  brei  Aaupttbeile:  baS  a(te{>eUaS 
nämlid)  ober  gtoabien,  SRorea  ober  ben  ?)eloponne5  unb  bie 
Snfeln.  DaS  ganje  Sanb  bot  ein  milbeS,  beitcteS  Klima, 
ift  gumeijt  fruchtbar  unb  bat  großen  $roburtenreirbtbtrm,  ber 
ihm  bei  forafältigem  Anbaue  einen  bebeutenben  $anbe(  fiebern 
würbe,  ftlb|i  wenn  feine  Sage  j,u  einem  folchen  weniger  ge> 
eignet  träte.  3m  Süben,  befonberS  in  Attifa,  gebetbt  ber 
jÖlbaunt  vortrefflich ;  ber  £wmg  ifl  fepon  feit  ben  Reiten  beS 
Alterthumä  berühmt,  bie  Rofinen  unb  Jtorinthen  liefern  ei. 
nen  nicht  unwirbtigen  AuSfubrarttfel  unb  bie  SBoile  wirb 
gefucht  fein,  wenn  bie  Schaf  herben  erft  mehr  oerebelt  ftnb. 
Auch  ©etreibe,  S5aumwoUe,  Sabacf  unb  Sübfrücbte  ftnb 
vorttcffiid).  3m  Allgemeinen  ift  baS  Sanb  gebirgig,  erbebt 
fich  aber  nicht  einmal  im  XapgetuS  in  9Rorea  bis  jur  Sdjnee: 
grenje.  Die  wiebtigften  Ströme  ftnb  ber  ASpropotamoS  im 
9t,  ber  Siufta  (AtpbeuS)  unb  ber  Sri  (CurotaS)  im  Süben. 
Die  ©ebirge  enthalten  eifen,  Jölei,  Bin!,  £luecfftlber,  SLo-- 


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Griechische  liirchc  27ß  Griechische  liirehe 


halt,  Jtupfer,  (Stein:  unb  SJraunfohlen  unb  werben,  fobolb 
bet  Sergbau,  htm  Plane  ber  {Regierung  zufolge,  cvfl  fcpwungj 
pafter  betrieben  roerben  fann,  reichen  Grrrag,  befonbere  an 
Gifen  unb  SBlei,  liefern.  —  ©egemvärtig  ift  ©.  in  jerjn  >Jcos 
tnen  ober  greife  geseilt,  an  beten  ©pi|e  ein  Dcomarcb  fleht; 
bie  Scomen  verfallen  in  Gparcfuen  ober  JBejirfe  (mit  einem 
Gparcfccn)  unb  biefe  in  Demoi,  ©emeinben,  (mit  einem  De» 
mogeronten.)  #auptftabt  unb  Sfeftben»  i(t  2£ t tj cn  (f.  b.). 
Di«  dornen  fmb:  ÄrgoliS  mit  ber  ipauptfrabt  SRauplia; 
Acbaja  unb  GliS,  wo  PatraS;  SDceffenien,  wo  Arfa* 
bia;  ArFabien,  wo  Sripolijja;  BaFonien,  wo  SRifha; 
AFarnanien  unb  Atolien,  wo  ÜBracpori;  BocriS  unb 
PhotiS,  wo  Salona;  Attifa  unb  £36otien,  wo  Athen; 
SJlegroponte  unb  bie  ÄpFlaben.  Guben  ober  9legro> 
ponte  ifl  burch  ben  GuripuS  vom  gefilanbc  getrennt,  etwa 
60  groß,  ungemein  fruchtbar  unb  r;at  etwa  60,000 
Ginn?.  Die  Snfcl  Pfara  ober  Spfara,  welche  [tep  im  £öc 
freiungSfampfe  fo  hdbenmütpig  bewies,  ifl  in  ber  ©ewalt 
ber  Surfen  geblieben;  ©pra  bagegen  mit  ber  blübenben 
^anbelSftabt  äermopoliS  gehört  ju  ©.  2fuf  bem  gefilanbe 
liegen  bie  meijten  ©tdbte  im  ehemaligen  $eHa$;  am  \v\d). 
tigfien  unb  velfreicbfien  ftnb:  Siauplia,  mit  10,000  Ginn?.; 
Sripofyja  mit  5000,  SDtobon  in  SKcfjenien  mit  7000  unb 
Äoron  mit  5000  Gin». 

4&rtrcr)isri)e  ober  0rtecr)tßct)-katt)olisci)r  unb  apodttf- 
Ü6d)r  irr I)c  beißt  bie  vonüglicp  in  ©riecpenlanb  unb  Wußa 
lanb  herrfepenbe  chrifrliche  Jtircpe,  welche  an  ben  altcbriftli» 
eben  Dogmen  feiltiäit,  bie  nach  ber  allgemeinen  Anerfen» 
nung  beS  Gbrifrcnttiumä  im  rem.  Jtaiferthum  burch  metjrc 
Äircpenverfammlungcn  feftgefefct  würben  unb  im  5.  3ahrh. 
eine  eigentümliche  AuSbilbung  erhielten,  in  beren  $olge 
bie  grieeb.  von  ber  röm.=  fatholifcben  JÜrcbe  fiep  trennte. 
3u  ihr  gehörten  bis  inS  7.  3ejt?rb.  EfiiUgrien,  baS  tu 
gentlicpe  ©riecpenlanb  nebfl  ben  grieep.  Snfetn,  ©prien 
mit  Palaftina,  Arabien,  Ägppten  unb  oiele  chrifrliche  @e* 
meinben  in  SRefopotamien  unb  Werften,  ©päter  erfl  Fa« 
wen  flawifche  Silfesfcpaften,  unter  ihnen  bie  Muffen,  baju, 
micpbem  faß  aO«  Provinjen  in  Apen  unb  Afrifa  aümä: 
tig  burcp  bie  5Robammebaner  entriffen  worben  waren. 
Die  Trennung  ber  grieep.  Jürcpe  von  ber  röm.  würbe  be= 
hingt  burcp  ben  Unterfcpieb  beS  SKorgentonbeS  von  bem 
Abenblanbe  in  ©irren  unb  ©praepe,  befonberS  begünfhat 
aber  burch  bie  politifcpe  Trennung  beö  r6m.  SBeltreicba  tn 
baS  morgenUmbifche  unb  abenblänbifebe  Sicicp.  Gä  maep» 
ten  nun  namlicp  beibe  ©tibte.  Jtonftanrinopel  unb  Korn, 
gleiche  Anfprüebe  barauf,  für  bie  etflen  ©tAbte  ber  SBelt 
ju  gelten,  unb  gleichermaßen  machten  bie  geifxlicben  jDber* 
bäupter  in  Korn  unb  Aonfiantinopel  Vnfprua)e  auf  ben  tt* 
fien  Rang  unter  ben  JBifcpofen  ber  Gbriftenfjeit.  Anfänglich 
fteQten  fiep  ben  Anmaßungen  bei  röm.  SStfebofS  bie  $a* 
trtarepen  von  ^onftantinopel,  Xleranbrien,  Tmtiocbien  unb 
3erufalem  nur  aemeinfepafttiep  entgegen,,  balb  aber  oerfe^ers 
ten  bie  beiben  ftrepliepen  Parteien  emanber  gegenfeitig  unb 
bie  Sifcpöfe  berfdben  fanben  Unterflü^ung  m  ben  Re- 
gierungen ihrer  üänber.  Der  iBifcpof  ju  Jtonflantinopel 
war  auf  jwei  itirchenoerfammlunaen,  ju  itonftantinopel  381. 
unb  ju  Gbalcefcon  451,  al$  gmetter  jöifcpof  ber  Ghriftenbeit 
neben  bem  röm.  anerfannt  worben.  SBegen  einiger  fchein» 
baren  Abweichungen  »on  ben  3Bt|hmmungen  btr  Ätrchen« 


perfammlung  )U  (Sh<Ucebon  fpraep  ber  röm.  IBifcpof  gelir  II. 
484  über  bie  Patriarchen  gu  ^onfiantinopel  unb  Aleranbrien 
ben  53ann  auS.    9tun  war  bie  Trennung  beiber  itirepen 
entfepieben,  obfepon  wieberholte  XJerfudjc  gemacht  würben, 
fte  wieber  ju  oeteinigen.    Der  föilberfheit  (f.  Silber» 
bienft)  bei  ben  ©riechen,  bog  (Jölibat  bei  ten  £a reinem 
unb  eine  Wenge  abweichenber  ©lauben^artifcl,  machten  tie 
©paltung  immer  größer.    SBcrgebenä  bemühten  fiep  felbfr' 
mehre  gricch.  Jtaifer  um  bie  Jbülfe  be$  AbenblanbeS  gegen 
bie  immer  brängenber  anjiürmenben  Surfen  ju  erhalten,  bie 
^irchengcmctnfchaft  mit  Aufgebung  ber  Gigentbümliebfcitcn 
ber  gried).  .Hu\be  h^ujlellen.    Ta-S  grteeb.  Aaiferreich  fiel 
enblich,  vcrlaffen  von  ben  abenbtänbifcben  Gbriflen,  unter  bie 
ftegenbe  Wacht  ber  Surfen.    Unter  ber  türf.  Dbrrherrfcfonfi 
beobachtete  bie  grieeb.  .Hiu'.u'  jwar  gewiffermapen  ihre  ©dt 
ftänbigfeit  unb  mit  ihr  bie  ber  Nation,  aber  ein  großer  Übel: 
ftanb  war  bie  SBerfAuflicbfeit  ber  geijllichen  ©teilen.  3n 
Ungarn,  ©iebenbürgen  unb  Polen  würben  bie  gricch.  ®e- 
meinben  wir  Au§föbnung  mit  ber  röm.  Jlircbe  bewogen  unb 
hießen  nun  unirte  ©riechen.   Sur  junge  ©riechen  würbe 
vom  fuiti  ©regor  XIIL  ein  GoQeaium  ju  diom  1666 
ftiftet.   Auch  bie  Protejiantcn  machten  Sierfucpe,  ihren  Au- 
flebten Gin.vmg  bei  ben  ©riechen  -u;  verfchaffen.    Der  y.v 
triard)  Gpnllud  SufariS  würbe  in  $olge  ber  Galoinifcbcn 
{Richtung,  bie  er  in  feinem  ©lauben6befennrnif|e  auöfpracp, 
entfe^t  unb  enblich  fogar  1638  getobtet.  3n  Wo$fau  würbe 
1587  ber  Sifcpof  ipiob  uim  felbftiünbigen  Patriarchen  er. 
nannt.   6inen  feffen  Jbaltpunft  erhielt  bie  grieeb.  Jttrcbc 
burch  bad  ©lauben^bucp,  welches  ber  SBetropolit  in  Jtiew, 
PetruS  SM egilas .  verfaßte  unb  bad  1643  burch  bie  Unter 
fchriften  ber  Patriarchen  von  Jtonflantinopel ,  Aleranbria, 
Antiochia,  3erufalcm  unb  anbercr  angefebener  ©eiftlicben 
(um  allgemein  gültigen  ©laubenSbefenntniß  ber  grieeb.  Jtircpe 
würbe.    3n  Sfußlanb  würben  von  bem  Jtaifer  Peter  bem 
©roßen  verfchiebene  Airchcnvcrbefferungen  burebaefe^t,  tnbem 
er  an  bie  ©teile  eine«  obcrflen  Patriarchen  über  Kußlanb 
1721  bie  heilige  ©pnobe  ju  SRoSfau  fepte  unb  (ich  felbft  jum 
©rbu^herrn  ber  Jtircbe  erflärte.  Die  gricch-  -Rircbe  nimmt  al$ 
Quellen  ber  ©laubenSlehre  bie  bcilige  ©ebrift  unb  bie  Säe 
fcplüffe  ber  flehen  öfumenifchen  (b.  b.  allgemeinen)  Goncilicn 
ju  9iicaa  325,  Jtonflantinopel  381,  Gpbefuä  431,  GbaUebon 
451,  Äonjlantinopel  553,  680,  unb  ÜRicda  787  unb  mebre 
Jtirchcnvater  an.  ©ie  erfennt  überhaupt  bie  UnfcblbarFcir  ba 
in  einer  ©pnobe  repräfentirten  Jiircbe  an,  fowie  eine  M 
©pnobe  auch  baS  9fed?t  hat,  ben  JBann  aussprechen.  Dage- 
gen  verwirft  fte  bie  SBorftellung  eines  fiebtbaren  ©tetlotrrretcr:- 
Gbrifh'  auf  Grben,  unb  ber  oberfte  Patriarch  nimmt  baber 
bei  ben  ©riechen  FeineSwcgS  bie  ©teile  ein,  welche  ber  Papfi 
in  ber  rom.=fatbolifcpen  Jtirche  behauptet.  Die  JbauptunteT» 
fchiebe  ber  morgtnlänbifchen  von  ber  abenblanbifaien  Jtircpe 
ftnb  folgenbe:  Der  heilige  ©eifi  geht  nicht,  wie  ber  Papfi 
lehrt,  vom  Sater  unb  ©ohn,  fonbern  allein  von  bem  Söa 
ter  auS;  bie  Apofrpphcn  ftnb  ben  Fanonifchen  JSüchern  ber 
S3ibe(  nicht  gleich juach ten;  cS  cXbt  Fein  gegfeuer,  Feine  über 
vcrbienfilicpen  guten  fficrFe,  Feinen  Ablaß  im  ©inne  bei 
JtatpoliFen;  jeber  Priefter  Fann  bie  Sirmung  ertbeilcn;  bei 
ber  Saufe  werben  bie  Jtinbcr  breimal  ganj  untergetaucht; 
baS  Abenbmabl  wirb  in  beiberler  ©eflalt  auSgetheilt  unt 
jwar  fo,  baß  ben  £aien  ein  JBrocFen  ungefäuerten  ©rotes 
tn  einem  Söffet  voll  mit  SBaffer  gemifchten  ©eines  über 


y  Google' 


Griechische  Kirche 


271   fi  riech .  Sprache  u.  Literatur 


bem  "21  tat  ober  einen  Wartucbe  gereift  wirb,  nur  ©etß* 
liebe  rrinfen  auS  bem  Jtelcpe;  bas  'Äbenbmabl  wirb  auch 
•Ätnbern  gereicht-*  bü  nUbern  ©eißlieben  bürfen  beiratben, 
ober  mir  eine  SJungfrau  unb  nur  einmal  in  ihrem  geben, 
baber  fte  att  ffiitwer  gewöhnlich  üt  bat  9Röncb§ßanb  tre* 
ten;  Säten  bürfen  feine  vierte  Ehe. eingeben;  Ebefcbeibungen 
finb  gemattet;  nur  gemalte  Silber  Qbrifli  unb  ber  ^eiligen 
bürfen  verehrt  werben,  feine  ergaben  gearbeiteten  SSilbwerfe; 
bie  fclung  wirb  als  Heilmittel  bei  Aranfbeiten  angewenbet 
u.  m.  a.  Streng  iß  baS  Spaden  ber  ©riechen,  bei  bem  nur 
ter  @cnuß  von  grüebten,  Kräutern,  JBrot  unb  fiMnn  geßat« 
Ter  ift.  Sie  faßen  ÜRittwochS  unb  greitagS  in  jeber  Söoebe, 
nicht  SonnabenbS,  nie  bie  Jtatbolifcn.   liberbieS  ftnb  ga= 
ßenjeiten:  bie  großen  gaßen  wäljrenb  ber  40  Sage  cor 
Cftem;  baS  üJfuttergotteSfaßen,  vom  1.  — 15.  2fug.;  baS 
Sooft  el » $PetcrSfaßen  nach  SrinitatiS;  baS  Hpoftcl  Philipps« 
En  vom  15.  SRov.  bis  24.  Dec;  enblicb  bie  Sage  ber 
•ftreujerljöbung  unb  ber  Enthauptung  3obanniS.  Die  ©riechen 
baben  bie  hoben  geß«  unb  geiertage  (f.  b.)  ber  übrigen 
(ibriften.  Gigentbümlicb  finb  ihnen  nur  baS  geß  ber  28  af 
ferroei  r>e,  welches  am  6.  3an.  gefeiert  wirb  jur  Erinnerung 
an  bie  Saufe  3*fu  im  3orban,  unb  ber  ortboborc  Sonn= 
tag  jur  Ehre  ber  griech.  Jtircbe.    SBci  ber  Sßafferweibe 
wirb  eine  jbffnung  in  bas  Eis  beS  nächfien  gluffeS  gemacht 
unb  mit  grünen  9iabelbolj$weigcn  gcfchmücfr,  mit  .^eiligen« 
bilbern  umßeQt  u.  f.  w.    3n  feierlichem  äuge  fommt  bie 
©eißtichteit  mit  ber  ©emeinbe  ju  bem  IDrte,  baS  SSajTer, 
welches  bureh  bie  Öffnung  ßrömt,  wirb  geweiht,  (teilt  nun 
ben  3orban  vor  unb  wirb  für  bcfonberS  wunberbar  wirffam 
gehalten.  3Rit  ihm  befprengt  ber  vornebmße  ber  anwefem 
©eißlieben  baS  83olf,  man  füllt  glafcben  unb  anbere 
©efdße  mit  biefem  SBaffer  unb  taucht  Ämter  in  ihm  unter. 
äm  orthoboren  Sonntage  werben  bie  üüefchübjr,  Prälaten 
unb  SWärtprer  ber  Kirche  gepriefen  unb  bie  Äefcer  verflucht. 
Äreuje,  Reliquien,  ©räber  finb  ben  ©riechen  fehr  heilig 
unb  jte  bebienen  ftch,  wie  bie  Äarbolifen,  ber  3eidjen  beS 
jtreujeS  unb  ber  Anrufung  ber  ^»eiligen.    3a  in  ber  23er: 
eb/rung  ber  ^eiligen  gehen  fie  faß  noch  weiter  alS  iene.  3n 
et  Jiirche  bulben  fte  feine  Snjrrumcntalmufif,  fonbem  nur 
©efang,  auch  haben  fte  feine  Sifcpläfce.    Die  üReffe  macht 
Jbaupttbeil  beS  öffentlichen  ©otteSbitnßeS  auS,  es  wer« 
cen  ©djriftßellen  vorgelefen,  beigleichen  Segenben  von  .ypei- 
:-.gen  unb  ©ebete,  Sprüche  unb  ©laubenöbefenntniffe  bcr= 
gefagt,  bie  ber  $riefier  ober  Siturg  anßimmt,  bie  ©emeinbe 
.er  ju  Snbe  fprtcbt.   S3ei  ben  Siuffen  wirb  juweilen  auch 
orebigt.    J?ird)enfprachc  ift  bei  ben  eigentlichen  ©riechen 
_6  alte  ©rieebifeb,  in  welchem  baS  neue  Seßament  gefchriej 
ben  unb  in  welches  baS  alte  Seßament  überfein  iß;  bei  ben 
utffen  unb  anbern  flaw.  5üclCerfct>cjftcn  bie  altflawifcbe  unb 
ben  ©eorgiern  bie  altgeorgifcbe  Sprache.  ES  wirb  eine  h  ö  « 
bere  (a^cbiereiS)  unb  eine  niebere  ©eißlicbfeit  unterfchie= 
cen.   Bu  jener  gehören  bie  "Patriarchen,  Metropoliten,  Gr\; 
■  '"djife  unb  löifdjöfe;  biefe  beßeht  tbeilS  auS  23eltgeifilicben, 
tbeilS  aus  Jtloßergeißlicben.  Die  höhere  ©eißlichfett  lebt  im 
cbelofen  Stanbe  unb  geht  auS  ber  jtloßergeißlicbfeit  (ben 
Mönchen,  ÜJionachi)  tyrvox,  welche  auch  bie  febwarje  ©eiß: 
tichfeit  genannt  wirb  unb  auS  gemeinen  JBrübern,  prbinhrs 
ten  SRönchen  ($ierobiafonen  ober  Jbieromonad)tj,  frieren 
(^igumenen)  unb  ttbten  (Ärchimanbriten)  beßeht.  Die  SBelt» 
geißliebfeit  ober  wei§e  ©eißlichfeit  beßeht  au8  giturgen, 


SSorßehern,  Sängern,  $opo*  (Unter«)  Diafonen  unb  Dia« 
fönen,  unb  aus  Grießem,  ^>open  unb  sPretopopen.  Die 
SKönchSflößer  unb  bie  wenigen  9eonnenflößer  haben  alle  bie 
Kegel  be£  heil.  Safitiuf  (f.  b.).  3war  gibt  es  noch  Q*> 
genwarrig  Patriarchen  von  Äonßantinopel,  Vleranbrien,  Zn* 
tioepien  unb  3erufalem,  aber  bie  brei  le^tgenannten  haben 
nur  noch  fehr  Keine  ©etneinben.  Der  ofumentfehe  $a« 
triarcr)  von  Jtonßantinopel  hat  auf  ber  Spnobe,  bie  au§ 
ben  vomehmßen  ©eiftlichen  beßeht,  ben  Siorft^  unb  in  fei« 
nen  £>dnben  lag  ehemals  auch  ein  großer  Sbeil  ber  weltli« 
chen  ©erichtSbarfeit  über  bie  ©riechen,  bie  im  türf.  {Reiche  $er< 
ßreut  lebten.  © egen wartig  iß  bie  (entere  im  neuen  Königreiche 
©riechenlanb  natürlich  in  bie  .pinbe  ber  weltlichen  Regierung 
übergegangen.  Auch  auS  ber  griech.  Äirche  haben  [ich,  wie 
auS  ber  tat  ein.,  mehre  Sehen  au6gefd)ieben,  welche  als 
fefeerifch  betrachtet  werben.  Die  orthoboren  (rechtgläubig 
gen)  ©riechen  nennen  [ich,  im  ©egenfaü  gegen  bie  Sefti* 
rer:  «Kelchiten  (b.  b.  königliche).  Die  KoSfolnifen 
(b.  h-  SchiSmatifer,  Seftirer)  nennen  [ich  felbß  Altgläubige 
(Statowerji)  ober  AuSerwählte  (33branifi)  unb  haben  ftcr> 
um  1666  gebilbet,  als  ber  ftatriardb  9iifon  in  Sfufiianb  mehre 
SJerbefferungen  burefafefete.  Sie  würben  anfangs  fehr  ver« 
folgt,  erhielten  aber  nachmals  burcr)  bie  Äatferin  Jfatha« 
rina  II.  ^Religionsfreiheit.  3u  ihnen  gehören  ein  groger  Sbeil 
ber  Bewohner  Sibiriens  unb  bie  Jtofacfcn.  Die  ^hilipj 
ponen,  ein  3weig  ber  SioSfolnifen,  von  ihrem  Stifter, 
Philipp  ^)aßofwi4t  (gegen  Enbe  beä  17.  3ahrh  )  genannt, 
haben  feine  $opcn.  Sie  gingen  vom  Aloßer  ^ornor  im 
©ouoernement  Elonej  auS  unb  würben  anfangt!  fo  hart 
verfolgt,  ba§  ße  ihre  (e(}te  Rettung  mehrmals  jur  Selbß« 
Verbrennung  nahmen.  Um  1700  retteten  für)  viele  Philippen 
nen  nach  bem  poln.  llit bauen  unb  ein  Shcil  berfelben  in 
baS  jc^ige  nipreu pen.  Sie  (eben  tjier  in  großer  Unwiffenheit, 
ohne  Schulen,  aber  als  arbeitfame,  fleißige  Unterthanen, 
thun  feine  Jtriegäbienße,  leißen  feinen  Eib,  halten  bie  &>t 
für  fein  Sacramcnt  unb  haben  feine  f>ricßer.  Statt  biefer 
iß  in  jeber  ©emeine  ein  X Ire )lcr  (Starif),  ber  ftd)  feit  feiner 
Saufe  ßarfer  ©erränfe  enthalten  haben  muß  unb  welcher 
bie  ©efcfiäfre  eines  ©eißlicben  verwaltet,  aber  feine  Xbfolu« 
riem  ertheilt,  bie  fte  nur  von  ©ort  ju  erhalten  glauben. 
Sie  f ernten  weber  Srauung,  noch  Konfirmation,  noch  $tr> 
metung.  Die  Ductjoborgp  nehmen  nur  bie  Evangelien 
als  ©laubenSqueQe  an,  haben  weber  Äircben  noch  ^riefter, 
(eißen  feinen  Gib  unb  feine  Jtriegdbienße  unb  erfennen  bie 
Dreieinigfeit  nicht  an.  ES  gibt  enblicr)  noch  unpovifebe 
Siußen  ober  fogenannte  ruff.  3uben  im  ©ouvernement  TLx* 
djangel  unb  ÄatbarinoSlaw,  welche  feine  Saufe,  feine  Äirche, 
feine  $rießer  haben,  unb  weber  EhrißuS  noch  bie  ^»eiligen 
verehren. 

Grteri)i0cr)e  öpraclic  und  f iteraiur.  S3on  allen  Spra« 
chen  beS  AlterthumS  iß  bie  griechiftpe  ndchß  ber  lateinifchen 
bie  wichtigße,  unb  wirb  wie  biefe  gegenwärtig  auf  allen  gc< 
lehrten  Schulen  gelehrt,  weil  man  von  ber  Überzeugung  aus- 
gebt,  baß  jeber  höh"  gebilbete  3Renfch  biejenige  Sprache 
rennen  foUe,  in  welcher  bie  SReißerwerte  in  9oeße  unb 
$rofa  gefchrieben  finb,  bie  aQer  golge&tit  für  immer  als  un« 
übertreffliche  SOtußer  bienen  werben.  SBährenb  bie  (ar. 
Sprache  ihre  SBichtigfeit  bem  großen  politifchen  Einßufj  ber 
Römer  ju  verbanfen  hat,  inbem  tiefe  ßc  mit  ihren  SBaffen 


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Orlecfc.  Sprache  n.  Literatur  % 

unb  Siegen  über  ben  gangen  früher  berannten  GtbftdS  tru* 
gen,  fobaß  noch,  nadjbem  lanaft  bie  Sfömerberrfcbaft  ihr 
(Jnbc  erreicht  i>atte ,  «SU  wiffenfcbaftlicben  Schriften  in  bie. 
fet  SBeltfpracbt  v erfaßt  würben,  bat  ftcb  bic  grieeb.  ©ptacbe 
bureb  ibte  etgtnrbümlicbe  iöcböntjcit  unb  bic  Bortrcfflicbfeit 
bei  in  tt>r  gefebrieberten,  out*  bet  IBlütejeit  ©riechen tanbS 
fcCbfl  frammenben  33erfe  ©eltung  tterfebafft.  Cot  btr  tat. 
unb  allen  neuem  ©pracben  jetebnet  (Üb  bic  griedjtfdje  burd) 
einen  ungemeinen  Sceteptbum  an  gormen  unb  an  SBörtern 
unb  bureb  33tlbfamfeit  au«,  fobaß  fepon  bic  Börner  unb 
ebenfo  auch  alle  neuern  SUöIfer  faft  fretd,  wo  eS  barauf  an* 
(am,  neue  9iamen  für  neue  ©egenftönbe  ju  etftnben,  jut 
qiied).  Sprache  ihre  iJufludjt  nahmen.  %uf  biefe  SBeife 
jtnb  utfprünglicb  giied).  ©orte  in  unjabliger  SSenge  in  bie 
neuern  opradjen,  befonberä  «JtunftauSbrucfe  in  fünften 
unb  SBtfTenfdiaften,  übergegangen.  Cr  ine  anbete  Qrigentbüm» 
licbfeit  bet  grieeb.  Sprache  ift  bie,  baß  eS  mehre  bebeutenb 
ooneinanber  abmeiefienbe  Dialcfte  (ÜRunbarten)  in  ihr  gibt, 
von  benen  wäbrenb  ber  febönften  SMütejeit  bet  grieeb.  SuU 
tut  feinet  al6  alleinige  ©a)riftfpracbe  galt.  Diefe  Dialifte 
berubten  urfprÜBglicb  auf  bet  Söetfcbiebenbeit  ber  grieeb. 
Stimme,  benen  fte  angehörten,  würben  aber  fpäter  fo  in 
bie  ©ebriftfpraebe  aufgenommen,  baß  geroiffe  Dichtungen 
oorjägUcb  in  gewiffen  Dialeften  »erfaßt  würben,  nämlicb 
in  benen,  welche  ihrem  Gbaraftrr  am  angemeffenften  febie* 
neu.  (hfi  in  fpäterer  3rit,  alä  TL  t  ben  ftcb  en  riebt  eben  alä 
ÜJcittelpunft  bei  grieeb-  MUH  butcb  ©cbriftfleflet,  wie 
Jtfcbnluö,  SopbofleS,  (JuripibeS,  BriffopbantS,  2bucpbii 
beS,  lenopbon,  $latcn,  DemoftbcneS  unb  Xnbere  ber« 
potgettan  hatte,  würbe  ber  attifepe  Dialeft  allmäiig 
gemeine  ©ebriftfpraebe.  ftlter  als  ber  attifche  waren  ber 
weiche  tonif ct)e  Dialeft,  welcher  in  ben  ionifeben  spflanj» 
ftäbten  Jlleinaften*  unb  auf  ben  Snfeln  brt  Ttrcbipeis  ge> 
fproeben  würbe  unb  in  bera  bie  ältejlen  Dichtungen  pon 
ä^omer,  #eftob,  fowie  bie  profaifdjen  ©trfe  von  jperobot 
unb  ^ippofrate*  gefdjrieben  worben;  ferner  ber  barte  bo« 
tifebe  Dialeft,  beffen  fieb  alle  $eloponneftet,  Doris  unb 
bie  borifetjen  (jolonien  in  Statten  unb  ©icilien  bebienten, 
unb  in  bem  namentlich  bie  ©efänge  von  $inbar,  Sbeofrit, 
jöion  unb  SRofdwS  gebiebtet  finb;  cnblicb  ber  äolifcbeDia* 
Iclt,  ber  mit  Äuinabme  von  Xftifa,  «TOegara  unb  Doris  in 
ganj  ©riecbenlanb  oberhalb  beS  3ftbmu$  gerebtt  würbe  unb  in 
welchem  bie  ©ebiebte  bes  Alfüos  unb  ber  ©appbo  gefebrieben 
waten.  3n  ben  fpätern  Seiten,  nachbem  ©riecbenlanb  feine 
politifcbe  ©röße  verloren  hatte,  grieeb-  ©Übung  aber  auf 
baS  röm.  SBelrrcicr)  überging,  würbe  bie  grieeb-  ©pradje  in 
atrifchem  Dialeft  jur  «Sprache  ber  ©ebilbcten ,  namentlich  in 
9tom  unb  in  XUranbria,  boch  wich  allmäiig  biefeS  hier  ge* 
fproebene  unb  gefebriebene  ©riechifdb  t>on  bemjenigen  metf» 
heb  ab,  welcbeS  bie  großen  Dicbter,  ^^ilofo^en,  Siebner 
unb  ©efcbtcbtfcbieibet  Ätben*  gefebtieben  batten,  unb  man 
unterfdneb  bah  er  jwifeben  bem  ed)t  atttfehen  unb  bem  ge< 
mein  griecbtföen  ober  h«Heni|cben  Dialeft.  Xriftoteirt, 
$o(Dbiu»,  ^lutarcb,  Suctan  unb  Xnbere  bebienten  ftcb  biefer, 
ber  echt  attifeben  jum  Sbctl  [ehr  nahe  fommenben  ©dwift- 
fpradje.  Slacb  einer  alten  ©age  foU  Äabmu*  (f.  b.)  bie 
löucbftabenfcbrirt  juerft  au«  $bomgtcn  nach  ©riechenlanb  ge> 
braebt  baben,  unb  obfebon  e5  gewiß  ift,  baß  mebre  jBud)» 
ftaben  erft  fpdtern  UrfprungS  finb  unb  bie  gegenwärtig  notb 
(jebrÄutbttcben  grieeb-  jBuebftaben  mit  ben  pböntjifcben  in 


&   Orleeü.  Sprache  u,  IJteratur 

ihrer  @eßa(t  wenig  Xhnlichfeit  barbietm,  fo  gibt  e6  bocf> 
auch  mebre  ©puren,  welche  für  bie  angegebene  l&jtanrmuncj 
ber  grieeb.  ©chreftfpracben  fpred>en ,  name ntlicb  bie  X i) nli d> t 
feit  ber  92amen  ber  grieeb.  ©uebfiaben  mit  benen  ber  sPbö  = 
nijier.  Sie  ©rteeben  foÜen  inbeß  erft  um  bie  SJtitte  bee* 
6.  3<ibrb.  r>.  Öhr.  angefangen  baben  §u  fchrriben.  2Cnfing- 
lieb  fdjrieb  man,  wie  bic  ^>t>6nijier  unb  bie  btefen  nerwanbten 
3uben,  »cm  ber  fechten  gur  üinfen,  fpäter  bebiente  man 
ftcb  ber  JBufrropbcbonfcbrtft,  b.  b-  einer  "Schrift,  welche  ab> 
wecbfelnb  von  linH  nach  rechts  unb  von  rechts  naa)  linfS 
ging,  unb  enblicb  fam  bie  noa>  jeßt  gebräuchliche  Schrift 
Pon  linf*  nach  rechts  auf. 

23 ie  bei  allen  urfprünglicben  Golfern,  fo  bilbete  füb 
auch  bei  ben  ©riechen  bie  $oefte  früher  auS  als  bie  $rofa. 
©ebon  in  ben  älteften  Seiten  gab  eS  Sänger,  berat  &e. 
biebte  fieb  von  SRunb  )U  ^Dcunbe  fortpflanzten  unb  oon  be* 
ren  wunberbarer  ©efangeSFraft  in  fpätern  Seiten  mancherlei 
fabeln  erzählt  würben.  SDrit  ber  ©abe  beS  ©efangeS  »er« 
banben  ft<  bie  Jtunjr  bet  SRufiC.  (©.  Zmpbion,  £>x» 
pbeuS.)  Der  ältejle  grieeb.  Siebtet,  beffen  wahrhaft  un 
fiet bliebe  ©efänge  uns  aufbewahrt  worben,  ift  4j>omcr 
(f.  b.),  welcber  ben  9iubm  ber  grieeb.  gelben  fang,  bie 
jur  (Eroberung  StrojaS  ausgesogen  waren.  3n  ber  ürt  ber 
bomerifchen  ©efänge  würben  in  ber  %ol$t  eine  groge  Ttn^abt 
epifcher  ©ebichtc  oerfaßt,  welche  bie  ^ielbenthaten  ber  alte: 
ften  ©riechen,  namentlich  bie  :£baten  ber  ^eroen,  jum  05c 
genftanb  batten.  Den  größten  JRuhm  nach  jpomet  hatte  bei 
ben  ©riechen  ^efiob  (f.  b.).  Die  Sßerfe  biefer  Dichter 
würben  nicht  niebergefebrieben,  fonbern  einjelne  <Känncv 
machten  ein  (Bewerbe  barauS,  bie  auftwenbig  gelernten  &c 
bichtc  bem  SJolfe  porjutragen;  man  nannte  ftc  Stbapfo ben. 
CSrfi  fpäter  würben  bie  ©efdnge  forgfaltig  gefammelt  unb  in 
ber  Ärt  sufammengejreUt,  wie  wir  fje  noeq  gegenwärtig  be- 
fi&en.  SJäbrenb  ber  Seit,  wo  in  ben  fleinen  grieeb-  ©tatv 
ten  bie  alte  Ä6nig$berrfebaft  in  bie  republifanifebc  SJerfaf- 
fung  überging  unb  fieb  t>itx  unb  ba  auf  furje  Seit  Spranz 
nen  ber  Obergewalt  bemächtigten,  bilbete  ftcb  bie  lorifebe 
9)eefie  aud.  Die  einen  'Anfänge  ber  $>bilofopbie  waren 
futje  finnreiebe  ©prütbe,  ©nomen  genannt,  in  benen  8c» 
benSflugheit  unb  ©ittengefe^e  niebcrgclegt  waren,  unb  Mb 
tet  würben  größere  philofopbifcbe  Üehrgebicbte  verfaßt.  £)\t 
gabeln  üfop'ö  (f.  b.)  gehören  ju  ben  älteften  unb  anfpre; 
chcnbfteu  Cehrgebicbten.  Unter  ben  Iprifcben  Did?tern  finb 
namentlia)  ber  Xtbemenfer  3:»rtäuS,  welcber  bie  Spartanot 
im  jweiten  meffenifeben  Äriege  anfübrte  (f.  ©riechen lau  c 
'Arion,  AlcäuS  unb  Sappho,  2lnafrcon  (f.  b.)  ju  tx. 
wdbnen.  Die  fogenannten  fteben  Seifen  ©titcbcnlanb*  wer- 
ben  als  bie  erften  ^b'lofopben  betrachtet.  Doeb  berbient 
biefen  9tamen  nur  «balcö  (f.  b.),  bic  übrigen  waren  ftaat^ 
unb  lebenöfluge  ÜRanner,  bie  ibte  Erfahrungen  unb  gebend . 
regeln  in  ©nomen  auSfpracben.  Äud)  ber  ©efeftgeber  ©o  = 
Ion  (f.  b.)  würbe  \u  ben  fteben  SBeifen  gereebnet.  5Bcn 
Thaies  an  würbe  bie  sPbilofopbic  felbflänbia  unter  ben  (Brie, 
eben  weiter  gebilbet,  unb  wibttnb  ftcb  bie  ÜHacbfolgcr  be* 
ahalc«,  bie  iontfebe  ©cbule  (Xnartmeneft,  J^eraflit, 
Scucipp,  Dcmofrit,  'AnaragoraS  unb  Anbete)  bemub> 
ten,  bie  SWannicbfaltigfeit  ber  9?atut  unb  bie  in  biefet 
»or  fid)  gebenben  Sierdnberungen  auf  bie  einfacbflen  9>ri: 
eipe  jurücfjufübren,  entflanbcn  in  ben  grieeb.  ©täbten  Un- 
teritalienS  jwei  anbere  iRicfjtungen,  welä>e  mebt  auf  ffrfaf- 


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Ct riech.  Sprache  U.  Literatur   9V9   «riech.  Sprache  n.  Li  te  r  atar 


fung  beS  AUS  im  ©ebanfen  ausgingen,  nämlich  bie  $9* 
tbagoraer  unb  bie  tjleaten.  3u  ben  (entern  gehörten  na- 
mentlicb  ^armenibeS  unb  3eno,  rodele  ju  beweifen  futf»: 
ten,  baß  bit  ©eroegung,  roelche  wir  wahrnehmen ,  fowie 
bie  SÜdbtit  unb  ÜRannicbfaltigfeit  ber  Dinge  nur  Schein 
wären,  feine  Sßabrhcit  bitten.  (Stiftet  ber  ^ptbagorätfeben 
Schule,  welche  in  ber  3abl  baS  eigentliche  SBefen  ber  Dinge 
fuebte,  war  ber  rütbfelbafte  "Pn  tb  a  g  oras  (f.  b.).  3ur  Bat 
beS  $erifleS  würbe  Athen  ber  £auptft&  aller  ariect).  83iU 
bung,  unb  namentlich  auch  ber  ^pbilofopbie.  Die  ©opr>U 
fren  breiteten  als  öffentliche  Sebrer  bie  JBilbung  in  großem 
Jtreifen  au*,  machten  aber  ungleich  bie  altväterliche  Sitte, 
auf  welcher  bie  Familien »  unb  StaatSeinricbtungen  ©rie» 
cbenlanbS  beruheten,  wanfenb.  Wichte  war  ihnen  ut  bei: ig, 
tas  fte  nicht  bureb  bie  Äunft  trugerifcher  {Reben  anzugreifen 
unb  berabjufehen  gewußt  hätten,  ohne  baß  fte  etwaS  $6t)t: 
rt$  unb  äJeffercs  an  bie  Stelle  gefegt  hatten.  Sie  rühmten 
fich,  burch  fcheinbare  unb  überjeugenbe  ©rünbe  AüeS ,  wa& 
man  wollte,  als  SJecbt  ober  als  Unrecht,  wahr  ober  faifch  bar« 
tbun  ju  fönnen  unb  machten  auf  biefe  SBeife  bie  jügeäofefU 
"ißilitur  unb  ben  fchmählichftcn  ©goiSmuS  jum  Vrtncip  alles 
.ÖanbelnS.  Die  3eit  beS  Sittenverfalls  war  zugleich  bie  glanj- 
veüfle  iJtit  griech.  SSilbung,  welches  nicht  golge  eine-3  blo« 
ßen  3ufall3  war.  3nbcm  nämlich  fünfte  unb  SBiffenfcbaften, 
ein  fcböneS  3eiä)en  für  bie  großartige  gortbilbung  beS  Wen» 
fcbengefcblecbtS,  emporblühten,  mußte  ein  SÖoltSleben  erliegen, 
welche*  in  einer  frühem  $ntroicfelungö(tufe  ber  Httenfcbheit 
wurzelte.  f>erifle6,  ehr  Schüler  griech.  ^hilofopf^ie,  ein 
turcbauS  ebler  SRenfct),  ber  aber  nationale  äSorurrbeile  we« 
nig  achtete,  ein  greunb  ber  Äünfie,  wenbete  bie  JRcichthü-- 
mer,  welche  nach  Athen  (hörnten,  feit  bicfeS  bie  Werfer  bc> 
fiegt  unb  bie  fleinern  griech.  Staaten  großenteils  fich  jinS« 
ppichtig  gemacht  hatte,  an,  um  burch  bie  auSgejeicbnetften 
23aufünfiler,  S3ilbner  unb  SDtaler  Athen  jur  berrlicbjien 
Stabt  ju  machen.  Die  großen  JErauerfpielbicbter  Sopbo- 
fleS  unb  CuripibeS  (f.  b.)  waren  würbige  Nachfolger  bes 
vor  ihnen  (cbenben  AfcbpluS  (f.  b.);  Arift  opbaneS  (f.  b.), 
ba  wi&igfle  üuftfpielbichter  aller  3eiten,  wagte  bie  größten 
Wanner  feiner  Bett  auf  ber  Sühne  bem  ©elacbter  ber  Athe« 
ner  preiszugeben;  ber  Aftronom  Weton  befiimmte  bie  l'änge 
itB  3ab"&  mit  bewunberungsmürtiger  ©enauigfeit  nach  ge« 
nauen  Beobachtungen  beS  Sonnenlaufs ;  neben  vPerifleS,  bem 
Unübertrefflichen,  glänzten  Siebner,  wie  CpjiaS,  'Antiphon 
u.  a.;  5£hucnbibes  (f.  b.)  bilbete  fich  »"  Etilen  zu  bem  gro? 
ßcn  ©efehichtfehreiber ,  als  welchen  er  füf)  nachmals  unfterb« 
iia>  machte,  wie  t>or  ihm  ber  3  cm  i  er  jperobot  (f.  b.)  unb 
balb  nach  ihm  ber  berebte  Athener  Jenopbon  (f.  b.);  ber 
?Raler  $olpgnotuS  war  ber  ©rfle,  ber  Bewegung  unb  Üeben 
in  ©eficbter  unb  ©efhiltcn  brachte,  bie  giguren  auf  feinen 
'^emctlben  fo  anorbnete,  baß  fte  ein  barmomfcbeS  ®anje  bar.- 
•eilten  unb  bie  ©ewänber  nach  leichtem,  freiem  Jaltenwurf 
srbttetej  ^orrhafiuS  unb  3euriS  wetteiferten  in  ihren  he> 
.ahmten  @emä(ben  um  ben  ^reis  ber  Schönheit  unb  häuf« 
tta  <?bren  unb  9f eicht btim er,  fobaß  jener  im  übermüthtgen 
Jtünjtlerjrolj  fich  für  einen  9lad)fommen  bei  "Apollo  ausgab, 
tiefer  julefct  feine  (demälbe  oerfchenfte,  „weil  9liemanb  im 
Stanbe  fei,  fie  w  bejahten".  J5er  SReifel  Ixt  ^htbia« 
(f.  b.)  fcjmf  2Rei|terwerfe,-  welche  noch  jtfct  für  unübertroffen 
aelten,  unb  Alfamenes  war  bes  »Phibias  mehr  unwürdiger 
Nebenbuhler.    <Bäht«tb  ba  *peft,  bie  im  Saufe  bts  pelo* 


ponnef.  Krieges  ju  Athen  wütbete,  erwarb  fich  ber  gro§e 
Arzt  i)ippofrates  (f.  b.)  unfter bliche  Skrbienfe.  3bm 
eerbanb  bie  SUbicin  ihre  erfie  wi|Jenfcbafr)icbe  Söegrünbung. 
Unter  ben  oben  erwähnten  Sophien,  wtlche  burch  atte 
gried).  üänber  fich  ausbreiteten,  «zeichneten  lieh  Dorn  et?  ml  ich 
|>rotagorai,  (Uorgia*,  ^pippias  unb  ?>robifiis  aus.  Segen 
fte  trat  mit  9lachbrucf  ber  tugenbhafte  ®o  trat  et)  ff.  b.) 
auf,  welcher  emfig  bemüht  war,  aus  ber  ^altungslofigfett, 
m  welche  burch  bte  Sophien  bat)  ganj«  ft'trlicbe  sehen  hin« 
gerilTtn  würbe,  baburch  ju  retten,  baß  er  barauf  brang,  m 
Allem  bas  wahrhaft  (Bure  unb  <öd)6ne  aufjufuchen.  Die 
ausgejeichnetittn  ©eitler  bilbeten  ftd)  im  Umgänge  mit  ©•» 
frateS  unb  fuctjten,  angeregt  t>cm  bem  weifen  febrn,  jeOer 
in  feiner  'Art,  baS  börf>|te  @ut  ju  befrimmen,  iubem  fie 
Zugleich  zahlreiche  unb  berühmte  spbt£ofopb<nfcbulen  gifteten. 
Der  Athener  Antijthenes  würbe  Stiftirr  ba  Öpnifer  (f.  b.), 
welche  in  ber  JBebürfnißloftgfeit  baS  h^chfie  ©lücf  fuebtea 
unb  burch  Diogenes  (f.  b.)  am  berühmteren  ober  wet 
mehr  berüchttgtffen  würben;  bagegen  frrehtc  ber  feine  SBelt» 
mann  Ariffipp  aus  Sirene,  Stiftet  ber  eprenaifchen  Schule, 
nach  leibenfchaftlofem  gtbensgenuß  in  allen  Serbätrniffen 
bes  wanbelbaren  ©efehiefs,  ohne  Schmerz  über  Verlorene* 
unb  Sebnfucht  nach  Unerreichbarem,  ba»)  fich  barbietenbc 
Angenehme  behaglich  genießenb;  ^prrho  aus  $tit)  lehrte, 
baß  nur  bie  Sugenb  äöerth  habe,  aXet>  fBiffen  aber  eitler 
SBahn  fei,  unb  noch  weiter  alt)  er  feJbjl  m  ber  »efämpfung 
aües  SBiffen*  ging  fein  ®eaoffe  Sinwn  aus  ^bliusv  9m 
flibei  aus  Wegara  fam  mit  Lebensgefahr  nach  Athen,  um 
ben  Sofratet)  ju  bbren  (benn  bei  2obet)jtrafe  was  ben  ffe 
wohnern  oon  9cegara  ber  (Eintritt  nach  Athert  unterfagt),  unb 
giftete  nach  bet)  SoCratet)  gewaltfamem  Sobe  bie  megarifebe 
Schule  in  feiner  JBaterftabt,  beren  Anbüngei  ben  Sa|,  baß 
e8  nur  Sin  ©utes  gäbe,  mit  fopbifHfcher  ©ewanbtheit  gegen 
alle  anbere  {Richtungen  ber  ^hiiofophie  hartnaefig  oerthei« 
bigten  unb  hoher  auch  bie  Srreitfüchtigen  (<5rifjif er)  genannt 
würben.  Ithnliche  »itchtung  hotten  bit  oon  si>bäton  aus 
Glii  gefiiftete  elifche  unb  bie  ton  SRenebemuf  aus  (Jretrui 
geftiftete  eretrifebe  Schule.  Der  größte  Schüler  bet)  Sofrcu 
tet)  war  aber  $laton  (f.  b.),  burch  weichen  ber  größte  gort» 
fchritt  ber  wiffenfchaftlichen  ^hilofopbie  begrünbet  würbe. 
Den  höchflen  ©ipfelpunf r  erreichte  enblicb  bie  griech.  ^Pht^fo5 
pbit  in  'Ari  ito  teles  (f.  b.),  bem  großen  litbwr  bet)  f3elt> 
erobererS  Aleranber.  Die  burch  beibe  gtctfe  »prnlofophen  ge> 
ebenen  Ä ichrmigen  pflanzten  fich  burch  bie  folgenben  3abr= 
unberte,  ja  bis  tief  ins  SRütelolter,  unter  mancherlei  t>er» 
änberter  ©eftalt  fort  Die  Anhänger  bes  f>lattn  hießen 
Af abemif  a,  bie  bet)  Arifiot eles  $eti  pa tetif  er.  Vach  bat  Vttupla* 
tontter,  welche  im  3.  3abrh.  n.  Qtjr.  ju  AUranbria  m  Aot»» 
ttn  {ich  bilbeten,  unb  beren  Jgtauyter  ^lotinus,  $o& 
phuriui  unb  3amblid;u6  waren,  ftnb  als  Nachfolger  bet 
^taton  zu  betrachten,  obfehon  fte  bet  alten  ^bti^fophi«  mit 
chrifilichen  3been  eine  moftifche  Siefe  gahm ,  welche  trieb t  im 
(Beijfc  bes  fMaton  lag.  (Sine  nicht  oitt  gerinejere  Ausbreitung 
als  bie  afabemifebt  unb  peripatetrfche  Schuht  gewarnten  bie 
DontJptfur(f.  b.)  auS  Attita  gefhfteee  epifuriifche,  unb  bie 
oon  3eno  auS  Sppern  gefhftere  @*ute  ber  St oif  er  (f.  b.). 

Athen  war  burch  ben  pelcwomtefi  itrieg  um  feine  oott* 
tifche  Äraft  gebracht  warben  unb  ging  feinem  jßaberben  mit 
fchneUtn  Schritten  entgegen.  Der  ausgezeichnete  9t ebner 
^fchineS  fianb  im  Softe  bei  geiaht*  feines  BaterlanbeS, 


P 


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«riech.  Sprache  u.  Literatur  3QO 


Gries 


$btlipp'6  fori  SRaeebonien,  unb  ber  noch  größere  9i ebner 
Sem  öftren  et  (f.  b.)  oermoebte  mebt  X$en  ju  retten. 
Bon  "Ät^en  ging  atunilig  ber  8?ubm,  2Rittelpunft  bar  «Übung 
ju  fein,  aaf  aieranbrta  (f.  b.)  in  ttgppten  über.  3n  ben 
©cpulen  ux  Bleranbria,  JRbobuS  unb  ^ergamufi  machten  bte 
matbemartfeben  SBiffenfdjaftcn,  namentlich  bie  Äftronomie, 
groge  gortfebritte.  <?uflibc8,  Ärtbimebe«  (f.  b.)  unb 
Cratoftbene«  jtnb  »or*ug«weife  ju  nennen.  Ser  gefctere  maebte 
ftcb,  fowie  #ipparcb,  befonbert  bureb  matbematifebe  S3c» 
gtünbung  ber  ©eograpbie  »erbient.  ^tolemdu«  (f.  b.) 
würbe  auf  eine  Sietbc  von.  3abtbunberten  gelter  ber  2t(rro* 
nomie.  3n  Sltgriecbenlanb  finb  in  ber  Seit  be*  BerfallS 
beffelben  ber  ©efebiebtfebreiber  $olpbiu*  (f.  b.)  unb  bte 
3bpllenbicbter  Sljeofrit,  3Rofcpu§  unb  fl3ion  erfreu  liebe  dt* 
febeinungen.  Strato  (geb.  60  t>.  &,:.)  auS  Jtappabocien 
macbU  grope  Keifen  unb  febrieb  auJgejeicbnete  geograpbi» 
febe  SBerfe.  Unter  ben  nocf>  ©patern  baben  nur-  ber  geifb 
rtiebe  ©cbriftßeHer  gucian  (f.  b.),  ber  ©efdjicbtSfcbreiber 
Sio  Gafftu«  (geb.  150  n.  ßbr.),  ber  2Crjt  ©alenu«  (f.  b.), 
ber  oielfcbreibenbe  ^lutartb  (f.  b.)  unb  wenige  Ttnbere  blei« 
benben  Wubm  ftcb  erworben.  Sie  (biftorifeben)  grieeb.  ©ebrift* 
fUUer,  »on  400  n.  Gbr.  bi*  jum  Untergänge  beS  ofrröm. 
SReicbS,  werben  unter  ben  Kamen  t>er  »p'jan  tiner  (f.  b.) 
jufammengefaßt. 


genben.bec  europ.  Surf  ei  manniebfaltig  abweiebenben  Sia: 
Jeft  -  auf  beflimmte,  allgemein  gültige  «egeln  junic? tufübren. 
SaS  größte  lerifalifebe  Unternebmen  war  baS  äßorttrbud, 
reckt  sä  ber  $atriarcb  in  Äonftantinopel,  ©reg  onus,  unter 
nabm  unb  bis  jum  ^weiten  goliobanbe  fortlegte.  3nmitt<n 
feiner  gdebrten  unb  »efbtenfilicben  Arbeit  würbe  ber  grieeb. 
^atnoreb  in  Äontfantinopei  oon  ben  Surfen  eTmorbet  Die 
auSgejeidmetiien  SJerbienite  um  neugrieeb.,  fowie  aueb  um 
altgriecp.  ©pracbe  unb  Literatur  bat  ftcb  ber  ©riedbe  Storni 
erworben,  welcber  an  ber  geijtigen  Befreiung  feinet  S3au*r- 
lanbeS  raftloS  arbeitete,  wabrenb  butcb  ben  blutigen  Äritej 
bie  erfien  S3lüten  ber  aufwarbenben  grieeb.  ßuto«  in  Sri«: 
cbenlanb  felbft  wieber  unterzugehen  brobten.  äBefonberS  bat 
fieb  unter  ben  SRcugriccben  bie  poetifebe  Siteratur.  triftig  em» 
porgeboben;  fo  anerfennungSwurbig  aber  aueb  bie  patrtoti» 
ftben  ©efetebte  beS  im  lärtifel  ©rtecbenlanb  narb  feiner 
politifeben  Sbätigfeit  erwdbnten  JRigaS  unb  bie  jierlicfcHt 
JJiebeSliebcr  von  GhriftopuloS  ftnb,  fowie  bie  fBefhebungen 
vieler  Steuern,  »aterlänbifdjen  ©inn  in  aQen  ©attungen  bei 
$oe[te  auSjubrücfen  unb  ju  forbern,  bureb  überfefcungen 
auStönbifcber  SReifterwerfe  ben  ©rieeben  europ.  Guttut  jtr- 
gdnglicb  ju  macben;  fo  werben  boeb  ben  Vxui  ber  $oeftc 
noeb  lange  bie  sratntiaft  poetifeben  9tationa((ieber  ba?pnn; 
gen,  welcbe  ftcb  grojentbeilt  noeb  aud  ben  oorbergebenten 


S3i5  jur  (Sroberuna  ^onfiantinopelS  bureb  bie  Surfen    3abrbunberten  im  SRunbe  bei  Söolfs  erbalten  boben  unb 


batte  fieb  unter  ben  ©ebilbeteh  bie  alte  griec^.  ©pracbe  in 
jiemtitber  JHcinbeit  erhalten,  wibtenb  ber  gemeine  S3oIf5-. 
bialeft  bureb  bie  »ielen  gremben,  rcelebe  bureb  bie  Gmbrüdje 
beutfeber  unb  flawifeber  Süölferfcbaften,  fowie  naebb«  in  golge 
ber  Jtreuijüge  nach  ©riecbenlanb  famen,  ftcb  feben  bebeu> 
tenb  umgejlalttt,  mit  fremben  SB  orten  oermifcb.t  unb  oiet 
r>on  ber  urfpninglicben  ocbönbeit  unb  bem  frübem  JKeirb; 
thum,  JUang  unb  gormen  oerloren  hatte.  2Cl$  bte  Surfen 
Herren  ©rietbenlanbä  würben,  jloben  bie  gebilbeten  ©ries 
eben  tbeil«  inä  'Äbenblanb,  tbeiß  würben  fte  ermorbet,  tr>eU9 
S>iener  ber  neuen  Jperrfcbaft.  @o  fam  eS,  baf  baß»  baä 
alte  ©nediifcb  gan^  aufborte  eine  lebenbe  ®pracbe  ju  fein. 
2Cud)  ber  gemeine  Sialeft  würbe  noeb  mchr  unter  ber  türf. 
^errfebaft  umgeflaltet  unb  würbe  ftcb  »ieöeidbt  gdnjlicb  oer-. 
loren  baben,  wenn  niä)t  mit  ber  SReligion  aueb  eine  Crtn» 
nerung  an  bie  alte  ganbeäfpracbe  ftcb  erbalten  bitte.  £>ie 
öebriften  bed  Xlten  unb  Keuen  Sefiamentö  unb  ber  Jtir$en* 
catcr  befaß  bat  SBolf  in  altgrtccb.  Sprache  unb  formte  fo 


bie  ber  beurfebe  Siebter  SStib.  ÜJtüaer  jum  SD  eil  in  einer 
trefflieben  Überfegung  wiebergegeben  bat.  Sie  {Regierung  be§ 
neuen  grieeb.  ■ftönigreiapä  ift  bis  ie|t  eifrig  bemübt  gewefen. 
bie  SBilbuna  ju  forbern.  Sie  3ournale,  welcbe  in  ©rie- 
cbenlanb  felbft  erfebeinen,  finb  leiber  6fter  im  9)arteiinterejft 
alt  in  bem  beö  ganzen  jBaterlanbeö  t bätig  gewefen;  aber 
bie  Anlegung  von  ©cbulen,  Unaunfi täten,  bie  Srricbtung 
»on  Bucbbrucfereien,  Bibliotbefen  u.  f.  w.  muß  enbtidb)  bte 
fegen$reicbjien  grüebte  tragen. 

Crricrliisrlics  ftutt  war  ein  Material,  beffen  S3erei< 
tungSart  man  gegenwärtig  nicht  mebt  fennt,  welebee  aber 
mebre  3«brbunberte  oor  erftnbung  .be*  €cbiefpul»er6  im 
jtriege  ju  grof em  ©ebreefen  unb  ©(haben  ber  geinbe  angt^ 
wenbet  würbe,  einmal  entjünbet,  brannte  eS  mit  unzähm- 
barer ^eftigfeit  fort,  fogar  unter  bem  Staffier,  wie  er;dM; 
wirb.  @d  würbe  in  belagerte  ©tdbte,  auf  ©dbiffe  u.  f.  w. 
in  ©eftalt  brennenber  Älumpen  au§  SBurfmafa)inen  gefcbleu- 
bert,  ober  in  frufitger  ©efialt  von  ben  SRauem  ben 


wenigflenä  bte  eigne  ©pracbe  noeb  einigermaßen  in  3ufam»    »elagerern  auf  bie  Ä6pfe  gefebüttet  ober  mit  einer  *t 

»on  ©priften  ben  geinben  entgegengefcbleubert.  See  ©rieebe 
3onarad  ÄaUinifoe*  foQ  bte  äufammenfegung  biefeS  fSta* 
ttxiali  von  ben  ©aragenen  erfabren  baben, 

05 rie 3  $eifjt  gemablened  ©etreibe,  ba$  hinfiditiid»  bei 
geinbeit  mitteninne  ^mifeben  TIM  unb  ©rüfee  fiebt,  welcbe 
Untere  aber  aueb  ^auftg  ©rieS  genannt  wirb.  Set  befie 
©eijengrie«  wirb  in  jDberöfireicb  bereitet  unb  fommt  al* 
SEßienergrieS  in  ben  $anbe(.  '^uct>  auÜKeiS  wirb  ©riev 
bereitet.  SBirb  ber  SBeijengriel  nocbmalS  gemäßen,  fo  er: 
bilt  man  bas  ©rieSmebf,  ivelcbeS  ftcb  bureb. feine  gcin> 
beit  cor  allem  anbern  Wehl  auäjeicbnct.  Sic  ©ru(e  iji 
©erfiengrug«,  Sucbwei}engrü(|e  ober  ^afergritge, 

(5ric9,  £arngrie*,  öarnfanb  finb  gleich  beben» 
tenbe  {Benennungen  für  eine  änfammlung  oon  f  leinen  weift; 
ltcf>en  ober  r 6 tb lieben  hörnern  im  Urhte,  bie  meiden«  ebne 


menbang  mit  bet  be«  alten  ©riecbenlanb« 
fpätcrhm  bei  bem  junebmenben  3Boblfianbe  ber  ©rieeben,  auf 
»etrieb  gebilbeter  SKÄnner,  tbeilä  aud  ibrem  eignen  Siolfe, 
t^eil«  auS  fremben  ebriftlicben  SJölfem,  grieeb.  ©cbulen  in 
»erfebiebenen  ©egenben  bet  europ.  Surfet  gefhftet  würben, 
fubrte  man,  um  jugleic^  ben  eingefajlummerten  ^>elbengeiji 
be*  grieeb.  JBolfS  wteber  ju  erweefen,  bie  altgrtccb.  oebrift- 
fleQer  ein,  lebrte  fte  »erjrchen  unb  würbigen.  Sie  neugrie« 
Qifät  ©praaje  jeiebnet  (tcb  »on  ber  altariecb.  namentlicb  ba» 
burdi  aut,  baß  fte  aUe  eigentbümlicbfeiten  bet  mobern cn 
©pracben  (£inbeit$artife(,  £ulfdt>rrbcn  u.  f.  w.)  angenommen 
unb  bagegen  ben  gormenretebtbum,  welcber  bie  alte  grieeb. 
©pracbe  auSjeicbnete,  abgelegt  bat.  €6  ftnb  feit  ber  aRitte 
beS  vorigen  3abrbunbert3  eme  grofe  2i'n  \,M  oon  ©praa)» 
lebren  unb  2B6rterbücbera  ber  neugrieeb.  ©praepe  erfeptenen, 
welaje  ben  3wecf  oerfolgen,  biefen  in  ben  oerfa)iebenen  ©e» 


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£81  Grind 


«rille 

edjmroifn  ober  boch  nur  unter  geringem  ©rennen  mit  bem 
Urine  zugleich  abgeben  unb  al«  bie  frü^eflcn  SBorboten  bei 
Crntfiebung  »on  $arnfteinen  betrachtet  »erben  muffen,  ob; 
ü[eitr)  es  girr  Xuöbtlbung  ber  teurem  nicht  immer  fommt. 
Öbemtfcben  Unterfucbungrn  .zufolge  foQen  bie  »etfjlicben  JWr* 
ner  au«  pbospborfaurrn,  bie  röt  blieben  battfgen  au«  bann 
fauren  ober  fteinfauren  @aljen  belieben.  Die  SBilbung  von 
•Öamgrie«  bangt  jundebft  immer  von  einer  wibcrnatürlicben 
SRifcbungSveränberung  be«  Urins  ab,  biefe  aber  roieoer  »on 
bem  6ftern  ©enufie  mancher  2rinfwaffer,  mancher  S3iere 
unb  2ßeine,  be«  jtafeft,  Sbee«,  gu  vielen  gleifcbe«,  von  ei- 
ner fifcenben  2eoen«weife  u.  f.  ro.  9Hcbt  feiten  beruht  bie 
Gntfiebuna  von  «fjarnarie«  unb  .parnfteinen  auf  erblicher 
Änlage.  3n  Sropenldnbern  ifl  biefe  Äranfbeit  roenig  ober 
gar  nicht  befannt;  überhaupt  ift  fte  in  einigen  Sdnbern  unb 
Öegettben  (g.  iö.  in  #ollanb  unb  granfretcö)  häufiger  alö 
in  anbem.  Weichliche«  Ärinfen,  befonber«  »dfferiger  0«* 
trdnfe,  ifi  jur  Verhütung  ber  (fntftcbung  ton  $arngrieS 
gang  befonber«  gu  empfehlen,  ebenfo  längere  3*it  fortgefe|te« 
löaben  in  lauroarmem  Gaffer,  aüSfchliefilicber  ober  vorgug«« 
roeifer  ©enufj  von  ^flangrnfofl  mit  möglicher  Skrmeibung. 
geiftiger  ©etrdnfe  u.  f.  ro.  (öergl.  ©teinf ranfbeit) 

(Frille  ober  ©rolle  ift  ein  3nfeft  mit  borftenförmigen, 
langen  unb  vielgliebrtgen  güblbörncrn,  »elcbt  in  «Spifcen 
ausgehen.  JDte  Hinterbeine  berfelben  finb  gum  ®prmgen 
eingerichtet.  TLn  bem  innern  Stanbe  ber  glügelbecfen  hoben 
biefe  3$iercben  eine  häutige  ©teile,  oermöge  bereu  fte  bureb 
2tnemanberreiben  einen  SEon,  ba«  eigentümliche  3trpen,  her* 
vorbringen.  7ha  befannt efien  ift  bie  ^>au «grille  ober  ba« 
£>eimcben,  ba«  ungefähr  einen 3od  lang  wirb,  fehr  lange 
Hinterbeine  unb  weifibraune  garbe  bot.  Sie  glügel  hoben 
einen  fpi(jia?n  fchmalen  Jortfar)  unb  finb  langer  alö  bie 
Decfen.  SÖcan  finbet  biefe  Sbtercben  in  ben  Käufern  an 
mannen  Crten ,  roo  fte  ficb  bureb  fortroabrenbe«  Zirpen  unb 
bureb  grofje  ©efräfdgfeit  verratben.  ©röfier  al«  bie  ebener: 
rodbnte  ifl  bie  g  elbgrill  e.  Sie  »ei  ebnet  ficb  burch  (inen  gro> 
fcen-Äopf,  gldnjenb  febroarge  garbe,  unten  rottje  apint  erleben: 
?el  unb  fürgere  glügel  au«,  lebt  in  (Jrbbeblen  auf  fonnigen 
Sergroiefen  unb  nährt  ficb  von  anbern  3nfeften.  —  @ebr 
fchablicb  ift  bie  SKaulrourf «grille  ober  ber  Crbfreb«, 


ber  in  ffiiefen  unb  Beiern  lebt  unb  bie  2Burgeln  ber  ©ewaebfe 
abfrißt .  Tin  ber  ©ruft  hat  biefe«  3nfeft  eine  hatte  »Schale, 
roahrtnb  ber  $interleib  »eich  ift.  eigentümlich  finb  bie 
gegahtrten,  breiten,  banbförmigen  SBorberbeine.  Die  Decfen 
oerhergen  bie  glügel  nur  gur  £dlfte,  »eiche  nur  halb  fo 
tang  «Ii  breit  finb.  ©ie  graben  ficb  ©änae  in  bie  @rbe 
unb  legen  200  unb  mehr  Gier.  Da  fte  ben  jpferbemift  fehr 
lieben,  fo  pflegt  man,  um  fte  audgurotten,  in  ben  ©arten 
unb  auf  ben  gelbem  ©ruhen,  mit  fJftrbemift  gefüllt,  angus 
S?ttb«r  ■  Öw»e. .  8rr.  Ii. 


legen.  3n  biefe  gieben  ficb  im  SBinter  bie  2)caul»urf6gril 
(en  unb  fönnen  bann  im  grübjabre  gerottet  »erben. 

Qbririb  begeiebnet  eine  Äranfbeit  her  «£>aut,  von  »rieber 
ftet)  gwei  #auptarten  unterfcheiben  laffen,  ber  Äopfgrinb 
ndmlich,  ber  ben  behaarten  Sbeil  be«  ÄopfS  ju  befallen 
pflegt,  unb  ber  ©efi(bt«grinb.  9?acbbem  ein  ©efühl 
von  Slucfen,  ©pannung  unb  -blfyt  in  bem  behaarten  Aopf* 
tbeile,  ferner  äopffcbmra,  Anfcb»eUung  unb  ©chmen« 
haftigfett  ber  am  ^»intertopfe  unb  4>alfe  gelegenen  Dru» 
fen  vorausgegangen  ftnb,  beginnt  ber  .Äopfgrinb  felbfl 
baimt,  baß  balgartige,  erbfenförmige ,  juefenbe  ?>ufteln 
ober  f leine  jßlattern  »um  SJorfcbein  fommen,  bie  halb 
berften  unb  bann  eine  fiebrige,  übelriecbrnbe  glüffigftit  m 
gießen,  »eldbe  in  eine  Ärufte  gerinnt,  ^bierju  gefeilt  ficV 
fehr  halb  ein  boebft  Idftige«  9Iebenübe(,  bie  t£nt»icfelung  von 
Sdufen  in  großer  3)cenge.  Seiben  bie  flehten  Äranfen  —  benn 
vorjüglicb  Äinber  (Tnb  e«,  bie  von  bem  Äopfgrhtbe  befallen 
»erben  —  an  ©frofeln  ober  an  ber  fogenannten  engl.  Äranfj 
beity  ober  haben  fte  gar  von  ben  Altern  ober  ber  Ämme  Ve* 
nerifche«  ©ift  überfommen,  fo  »trb  ber  ©rinb  noch  bös- 
artiger unb  jerfUrt  nicht  nur  bie  >£>aut  unb  bie  ^aare 
fammt  ihren  angefchwoüenen  3»ieheln,  fonbern  greift  enblid) 
auch  bie  Seinhaut  ber  jtnochen  unb  biefe  felbfl  an.  Diefe 
TLxt  ©rinb  wirb  ber  b6fe  ober  ber  Crbgrtnb  genannt 
©ine  ganj  befonbere  Anlage,  von  ihm  befaflen  }u  »erben, 
geiaen  vollfaftige,  vrrfchleimte,  ffrofulöfe  jtinber  mit  tiefen 
fi3aud)en,  »a«  gum  Sheil  a,u«  bem  in  bem  £inbr«altrr  ver« 
mehrten  triebe  ber  ®dfte  nach  bem  Aopfe  erfldrlich  ift. 
Die  entftehung  be«  JtopfgrinbrS  »irb  vorzüglich  begünfligt 
bureb  ju  »arme«  Verhalten  be«  Äopf«,  Unreinlicbfeit,  be> 
fonber«  bei  bichtem  ^»aanoucbfe,  öftere  Äopffch»eipe  unb 
viele«  Unqcjirfer,  burch  eine  ui  reichliche,  ju  nahrhafte 
unb  ju  fette  Äoft,  gu  geringe  |>autau«bünftung  unb  Jöarn« 
abfonberung,  Unterbrücrung  anberer  burch  längere  Dauer 
bem  JCörper  bereit«  )ur  ©e»ohnheit  geworbener  ILy&ltt* 
rangen,  fo  j.  S8.  bureb  Unterbrucfung  von  3lu«flüffen  au« 
ber  9lafe,  ben  Dbren,  von  feit  langer  Seit  beftebenben 
Äopf»,  ich feb  obergupfch»eifen,  enbltch  burch  Übertragung 
eine«  eignen  2lnftrcfung«ftoff«.  Der  tfopfgrinb  ift  immer 
ein  langwierige«,  oft  3abre  lang  bauernbe«,  mehr  läftij 
ge«  al«  gefdhTlidbe«  8eiben.  £t iifam  »irb  er  juroeilen  für 
vollfaftige,  mit  einer  feinen  unb  garten  <fya ut  begabte,  übri- 
gen« gefunbe  Äinber,  »enn  er  barntdefige  Tfugertentjunbuna 
gen,  auSflüffe  au«  ben  Ohren  u.  f.  ».  hebt;  aber  bie  faft 
allgemein  oerbreitete  Meinung,  al«  fei  ber  Jtopfgrinb  ein 
3etcben  von  ©efunbheit,  ift  burdbau«  irrig.  Wicht  feiten 
»iberftebt  er  bartndefig  jeber  drjtiichen  JÖcbanblung,  bie  er 
etwa  jur  3ett  ber  beginnenben  ©efcblecbt«reife  von  felbfl 
verfch»inbet.  ?)lö^licbe  Unterbrücfung  beffelben  hat  oft  bie 
gefdbrlicbften  golgen.  —  Der  ©eficht«grinb  (her  2Rilcb; 
fchorf,  9Rilchgrinb,  Xnfprung,  Bierjiger,  greifam,  bie 
SÄilchborfe),  bie  jweite  ^auptart  be«  ©rinbe«,  ift  eben» 
fad«  ein  langwieriger,  anfteefenber  .£>autau«f$!ag,  ber  tn 
ber  {Regel  nur  JCinber  befallt  unb  au«  f leinen,  auf  rothen, 
leicht  entjünbeten  .£>autfteUen  an  ben  Sßangen,  ber  ©tirne 
unb  ben  Schlafen  ficb  gruppenweife  erhebenben  tüfteln 
beßeht.  roelche  htefen,  nach  einigen  Zagen  aufbrechen  unb 
eine  gäbe  glufitgteit  von  ficb  geben,  bie  $u  einem  ®ct)orf 


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Grönland  3* 

oerbortet.  Diefer  ÄuSfeblag  oerbreitet  fid)  juweiten  über  bm 
graten  £heil  beS  XntlifeeS.  ©ei  großer  'Ausbreitung  be* 
4u$fd)lageS  wirb  baS  Sucfen  fo  beträchtlich ,  tof?  cö  ben 
©d)laf  ftort,  bie  e&iufr  minbert,  bie  BJerbauung  febwärfu 
unb  bie  £r<ifte  berimterbringt.  Dennod)  enbet  bie  Äranf* 
bei:  faft  immer  mit  ©efunbbeit,  räbem  nad)  einer  turjern 
ober  i  in  gern  Dauer  berfelben  bie  £3orfen  abfallen,  ohne  baß 
ein  neuer  ÄuSbrurf)  erfolgt  ober  auch  nur  Farben  gurüct* 
bleiben.  9cur  in  augerorbentlieh  feltrnen  ftällen  entrwdelt  fid) 
ein  föleicfcnbeä  Sieber  welche*  unter  beftanbiger  3unabme 
ber  Abmagerung  unb  unter  nicht  ju  ftopfenben  Durchfallen 
uxm  Zobe  führt,  iiia  ererbter  Anlage  nimmt  ber  3Ri(d)* 
grinb  mitunter  eine  biSartigcre  ©eftalt  an,  gleist  mehr  einer 
wirf  liefen  gleebte  unb  fceift  bann  r  du  big  er  Xnfpruug. 
3m  Allgemeinen  ijt  jebod)  bie  «Dcilchborfe  eine  leiste  Äranl* 
heu,  bie  gumeüen  nad)  bem  Öntw6bnen  ober  nach  bera 
Durcb>rucbe  ber  erfren  Sdbne  r>on  felbft  aufbort  unb  am 
baufigften  in  ©emeinfd)aft  mit  ©frofelfutfet  beobachtet  wirb. 
3CI8  ndcbfte  SBeranlaffung  ju  ihrer  ©ntfiebung  bcfcbulbtgt 
man  ebenfalls  einen  befonbern  ÄnflecfunaSftoff,  ju  alte  unb 
bkfe  «Rutters  ober  Ammenmil<$,  überfutterung  unb  BlleS, 
waS  ben  Äinbern  edute  machen  fann. 

©rönlani,  baS  ben  norb6jiliebften  Äbeil  ÄmerifaS  Kfc 
tenbe  $olarlanb,  warb  etwa  100  3abre  fpdter  als  3Slanb, 
enrwebet  im  3abre  932  ober  982,  oon  ben  9Jorrnannen 
entberft.  3»it  (grif  Scauba  (bem  Sorben),  einem  3$lanber, 
bei  fid)  980  bort  niebertieß,  beginnt  bie  eigentliche.  GolonU 
fmtng.  2>ie  Enfiebler  wählten  ihre  SBobnfibc  an  ber  2Beft> 
tüfte,  wo  baS  Ätima  war  ftreng,  aber  nicht  unerträglich  ift 
uab  wo  fie  auf  ergiebigen  gifebfang  hoffen  burfteu,  hatten 
©d)afe  unb  ^ornoiet)  unb  trieben  mit  ben  wenigen  ©d)if> 
fen,  welche  oon  3eit  »u  3eit  Q.  befudtfen,  SEaufcbbanbel. 
Die  Seife  bortbin,  obwol  man  heutzutage  von  ber  9?orb» 
fpüje  ©cbottianbS  bis  mm  Gap  garewcQ,  bem  füblicbften 
fünfte  ©.'8,  bei  günftigem  SJinbe  in  etwa  6—8  Sagen 
fabrt,  bauerte  in  jenen  3eiten,  »o  bie  ©cbiffabrtSr'unbe  noch 
auf  einer  niebrigern  ©rufe  fianb,  immer  fct>r  lange  unb 
galt  für  fcöibft  gefabrooß.  Sßte  gering  ber  Berfebr  @.'S 
mit  guropa  »ar,  beweift  bie  2ha Mache,  bog  man  baS  Ab-, 
leben  beS  grontänb.  SiifcbofS,  ber  1383  geftorben  war,  erff 
fed)S  3»bre  fpater  in  Siorwegen  erfuhr«  ®.  galt  für  eine 
Siegion  ber  äSunbcr,  Von  welcher  bie  abcntcuerlicbjien  ga- 
beln cr^irjit  würben,  Sticht  lange  nad)  ber  6olonifirung 
fändet  ber  norweg.  Jtcmig.  £>laf  Srogoefon  mehre  ^riefrer 
nad)  bem  neuentbedten  Banbe,  welche  bort  baS  ßbriftentbum 
mit  entfdjiebenem  (Jrfolge  prebigten.  &>  würben  Jlirdjen 
unb-  fogar  einige  .hiöfter  gebauet,  unb  man  tbeilte  baS  ganb 
in  jwet  SBejirfe,  ben  weftl.  unb  ben  6fll.  Diefer  6fH.  83e» 
jirf  lag  jeboeb  nixr)t,  wie  man  lange  geglaubt  bat,  auf  ber 
SOflfufb  ©,'§,  ber  Snfel  3«lanb  gegenüber,  fonbern,  wie 
gegenwärtig  erwiefen  ift,  ebenfalls  auf  ber  SBefirufre. 
3m  3abre  L386  erRarte  bie  Jtonigin  «Wargaretbe,  weld;e 
bie  -krönen  ber  bret  ffanbinao.  eSeirfje  auf  ihrem  Raupte 
oereinigte,  bie  ©rinlänber  für  ir>re  Untertbanen.  »rfl  jum 
Anfange  beS  15. 3abrb.  lebten  bann  bie  Coloniffen  in  9?ube 
unb  gtieben,  obwol  bie  furchtbare  ?pi%  welche  in  ber  9»irte 
btö  l+.  3ahrh.  unter  bem  Warnen  beS  febwar^en  SobtS 
ganj  (Suropa  oerbeerenb  burdjjog,  auch  nadb  ®.  brang  unb 
bi«t  »iele  SRenfd;en  f>inraffte.   Äaum  batte  fid?  bie  Kolonie 


(2  Grönland 

oon  tiefem  ©rfilagc  einigermaßen  roiober  erhoben,  als  1418 
eine  wabrfchemüd)  oon  einem  frtef.  gürften  angefäbrtt 
gierte  (anbete  unb  XQe*  mit  Reiter  unb  ©chmert  oerwüjiete. 
@eitbem  bad)te  in  bem  burd;  neu«  Unruber»  ierrürteten 
®fanbtnaoten  Wiemanb  mehr  an  (M.  ■  es  blieb  Dergeffen,  bis 
im  3abre  1576  ber  engl.  @eefabrer  'Rrobifber  es  wieber 
auffanb.  hierauf  fanbten  bann  aud)  bie  Dänen  wieber 
<5cbiffe  bortbin,  um  ju  erfahren,  waS  auS  ben  alten  92it> 
berlafjfungen  geworben  fei.  XOein  biefelben  waren  oerf<bwun> 
ben,  unb  oon  ben  190  Ortfcbaften,  bie  noch  ju  Xnfana 
beS  15.  3obrb>  in  ®.  oorbanben  gewefen  fein  feilen,  fanb 
man  feine  Spuren,  lifo  blieb  &.  unbead>rtt,  bis  im  3abre 
1721  ein  norweg.  $rebiger,  3obann  <?gebe,  in  ber  lobii> 
eben  Vbfid)t,  bi«  beibmfeben  5öemohricr  tm  (Stjriflentrjum  ;u 
unterrid)ten,  mit  feiner  $amilie  borin>in  fegelte,  bie  9rieber= 
laffung  iSoobSbaab  (OotteS  Hoffnung)  gränbete,  mit  Dane-- 
mar!  unb  Norwegen  einen  ^anbelSoertebr  anfnüpfte  unb 
15  3ahre  im  Saab«  blieb.  3hm  folgten  mehre  Xnftebler: 
1742  warb  bie  Kiebcrlaffung  greberifSbaab,  1775  Sulia» 
nenbaab  angelegt  ©djon  1733  unb  1758  batten  fromme 
Aerrnbuter  yieuhermbut  unb  SicbtenfelS  gegründet.  Die 
Danen  erMren  ganj  ®.  für  ibve  Söeftöung  unb  tt>re  Tin* 
fprücbe  beftreitet  Sliemanb. 

Bis  oor  nitbt  gar  langer  Seit  war  man  ber  ffleinun;. 
(9.  fei  eine  grofje  ^>albtnfel,  bie  fid)  ohne  Unterbred>ung 
oon  etwa  597t°  norbl.  fBreite  bis  gum  ^Oole  erfrrede.  Se^t 
weig  man,  bafj  eS  auS  einer  Knjabl  groger  unb  Heiner  3n» 
fein  beftebt,  oon  benen  bie  meiften  nur  burd)  ewiges  (fri 
mtteinanber  in  JBerbinbung  fletpett.  S5iS  jum  83"  nirbl. 
SBreite  ift  @.,  weld^eS  com  |)olarmeere,  bem  S3afftnSnteeT(, 
ber  ftmeafier*  unb  DaoiSflrafe  umgeben  ift,  auf  ber  9Beji> 
fufle  berannt;  bie  Oftfüffe  nur  .WS  76°;  bie  Worbmeftgrenje 
iff  nicht  £U  beftimmen.  <5S  ift  etwa  300  TL  lang,  eine 
8?egion  ewiger  SRebcl  unb  furchtbarer  ©türme;  gewaltige 
©lerfeber,  bte  ffct>  unfern  beritüfte  erbeben,  Trieben  an  vie> 
len  ©teilen  bis  ins  5Weer  bntab;  eine  ©ebirgSfette,  bie  ben 
berannten  5Eb«t  burd?jiebt,  fott  fid)  in  ben  fogenannten 
Airfdjgeweiben  bis  ju  nabe  an  8000  %.  über  bie  SHeereS» 
fiäriie  erbeben.  DaS  Jliima,  nur  im  fubwefil.  abheile  ci> 
nigermaßen  erträglich,  ift  in  bem  faft  gar  nicht  berannten 
Snnern  unb  an  ber  jDjlfufh  furchtbar  falt;  an.  biefer  le^tan 
fteigt  felbfr  (Snbe  3un.  baS  hunberttbetlige  Thermometer  fei- 
ten über  12  ©rab.  Unterm  70°  iBreite  bauert  bie  langfie 
SRacht  febon  ad)t  SBocbcn,  ftc  wirb  aber  bura)  ben  SRonh, 
ben  ©lanj  beS  ©cbnccS  unb  bie  SRorbliciiter  einicjermaflen 
erbellt.  &n  ganb  mit  folgern  Jtlima  Jann  unmöglich  9?eid>> 
tbum  an  9)robucten  haben;  auf  bem  nörbl.  Zf)tilt  ber  SSSeü 
unb  an  ber  gangen  Cftfüfte  fteht  man  nur  fpärlid)  SRoc? 
unb  bi«  unb  ba  einen  {Beeren  tragenben  ©trauch ;  im  füb!. 
«heil«  *>er  SBefifüfte  erreichen  3wcrgbirfen,  drlen  unb  SBcu 
ben  eine  .f>fhe  oon  faum  18  3oU.  Xn  gefchüftten  ©teilen 
gebeiben  emteje  ©emüfeartcn,  namentlich  wüben  unb  Mcty; 
auch  ift  £afer,  ben  man  ju  bauen  oerfudjte,  einigemal  reif 
geworben.  Die  bebeutenbfien  Xfyitrt  ftnb:  ?)olarhafen,  Äenn-- 
tbicre,  weige  Ȁren,  guebfe,  bie  fcbafebareS  ^eljwerf  ite* 
fern;  an  ben  Äüfien  leben  jabllofc  ©cbwärme  oon  SBaiTe: 
oögeln,  bie  wegen  ihrer  ftebern  gefeba^t  werben,  unb  ©et' 
bunbe;  DOS  SRcer  i|l  reich  an  SSalfifchen,  Karwaltn,  $i 
ringen,  ©todufeben  u.  f.  w.  2tuf  ber  oor  ber  Äfflfürl 
liegenben  3nfel  DiSfo  ftnb  ergiebige  ©teinfobUnlager  gefun« 


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«roschen  283    Großbritannien  und  Irland 


den  worben;  in  ®.  fcibfi  f ommen  ÄrvjtaHe ,  SSropffrein,  ÄS« 
beft  u.  f.  w.  »er.  Saß  hier  auch  vulfanifche  .Kräfte  thdtig 
ftnb,  beweifen,  abgefehen  »ort  dem  Ausbruche  eineS  feuer» 
fpeienben  JBergeS,  rottet  1783  ft'cb  durch  biegte  ©letfeber: 
mallen  Jhift  machte,  auch  baS  Borhanbenfein  breite.  wara 
men  flueUen  und  Dielen  «Schwefeis. 

Sie  Bewohner,  beten  ©efammtjahl  auf  21,000  ange- 
geben witb,  ftnb  mit  Ausnahme  bet  wenigen  Europäer, 
ireld)«  hier  leben,  CSfiraoS  (f.  b.).  23 tele  (SSfimoS  wob= 
nen  in  ber  3^atpe  bet  bin.  ftiebetlaffungen,  Sogen  genannt, 
beten  etwa  20  vorbanben  fein  mögen.  «Sie  befielen  meh* 
rcut^cilS  auS  bet  SBohnung  beä  »Pfarrers,  ber  Girrte,  einu 
gen  gactoreigebduben  unb  etwa  40 — 5U  fürten  bet  <5s!i= 
mo3.  Sie  bdn.  Regierung  hat  &.,  welches  einen  gläd?en^ 
inbatt  von  mehr  als  20,000  dSR.  einnimmt,  in  jwei  Sßt- 
jirfe  geseilt,  baS  SRorbinfpcctorat  unb  da*  ©übinfpeetorat. 
3n  tiefem  lefetern  liegen  3ulianenhaab ,  bie  btbeutenbftc 
^iieöertaffung,  mit  1000—120«)  (£inw.;  ^olflcnborg,  feit 
1834  mit  einet  öffentlichen  Bibliothef}  fobann  bie  von 
gereut) utern  gegründeten  äbrtfchaften:  Ktd;renfclst ,  Gettenau, 
bie  fublichfic,  unter  etwa  60'/«°  Breite,  unb  9leuj)ermhut ; 
im  Slorbinfpectorate  ift  Upcrnawif  unter  72%'  bie  nötb» 
li*jfc  SRiet-crlaffung.  Sie  bän.  Beamten  fitib  jugleicb  Äauf= 
leute;  etwaige  Streitigfeiten  unter  ben  SSfimoS  werben 
ftetS  von  ben  SDttffionarcn  geflüchtet. 

Sie  gr&nldnb.  ©ewdffcr  wetben  alljährlich  von 
cben  «Schiffen  auS  (turopa,  beö  SSJalfifcV=  unb  JKobbenfangS 
wegen,  brfudjt.  Set  iKiefc  beS  ÜKeerS,  nachbem  et  in  ben 
f  üblichem  Breiten  aüju  ftatf  verfolgt  worben  ift,  batfich  nach 
ben  $olargegenben  hinaufgezogen  unb  ift  hier  immer  noch 
fo  vJti!rei*(  baß  im  Sommer  1830  bie  STOannfchaft  eines 
bamburger  «Schiffes  fünf  Söalfifche  unb  4(XX)  «Secbunbe'er; 
legte.  Sie  #auptauSfubr  ©.'S  beftebt  in  S&alftfd)«  unb 
SeehunbStbran ,  gifebbein,  Barten,  92arwalb&rnern ,  ©per« 
maceti,  Siberbunen,  Seebunböfellen  unb  ^eljwerf;  im  (San* 
jen  für  einige  b.unberttaufenb  Sblr.;  bie  (Einfuhr  europ. 
SBaoren  betragt  bagegen  faum  bie  Wülfte  ieneS  2i$ertheS. 

tfrosrhfn  ift  bet  Käme  einet  fleinen  ©ilbcrmünjc,  »on 
bet  man  gewöhnlich  24  auf  ben  Sbalet  unb  16  auf  ben 
(Bulben  rechnet;  boer)  ftnbcn  bicroon  viele  Abweichungen 
ftart.  3n  Greußen  werben  jefjt  ©ilbergrofdjen  gefcb lagen, 
deren  30  auf  ben  preuß.  £l)aler  gehen.  3n  mehren  fleinen 
deutschen  gdnbcm  werben  bie  fogenannten  leisten  ©ro  = 
t'cben  geprägt,  welche  etwa S  gelinget  als  bie  fddjf.  ©tofehen 
finb.  Ser  ©ulden  wirb  in  "Polen  ju  30  ©rofdjen  gerech« 
net,  welche  aber  »on  Äupfer  ftnb. 

<&ro0ö-öccrm  ift  ein  Sorf  im  potSbamer  SRegierungS« 
bejirf  in  bet  preuß.  »prooinj  JBranbenburg,  bei  welchem  am 
^3.  Äug.  1813  jwifc^en  ben  granjofen  unb  ben  gegen  fie 
cerbünbeten  2Bdc^ten  eine  Seftlacfet  gefcblagen  würbe,  welche 
bie  an  SRannfcfcaft  überlegenen  granjofen  »trloren,  inbem 
(Ü  30  Jtanonen  unb  9000  3J?.  an  lobten,  SJerwunbeten 
unb  Sefangencn  citibüptett  unb  jum  Siücfjuge  gejwungen 
würben.  Ser  franj.  Cbergeneral  war  Eubinpt,  toeldjcm 
bie  ©enerale  XJictor,  JHegnier  unb  ©ertranb  juroeite  ftam 
ben  unb  mit  ben  granjofen  waren  bair.,  würtemberg.,  barm» 
fiäbf.  unb  fädjf.  Äruppen  »ereinigt.  Stn  JDberbefebl  über 
baj  auS  "Preußen,  {Kuffen  unb  Schweben  be(leb.enbe  £eer 


führte  ber  Jtronpn'nj  von  Schweden  und  unter  ilrni  bie  We 
nerale  SJotoinow,  SBinjingerobe,  €iernitfa>ef,  JEauertftten, 
©ülo w ,  fiorfreU  unb  'Ändere.  @cf>ort  waten  bie  gra n 5 ofen 
bü  ©.,  unaefdbr  jwei  SÄ.  von  Jöerlin,  welche*  einjunelu 
men  bie  'Äbfrcbt  betfetben  war,  vorgebtungen,  al§  es  ju 
bem  entfebtibenben  todjlaqe  tarn.  Sie  SBitterung  war  fo 
regnig,  dafj  balb  fein  wewebr  meljt  abqefcboffen  werben 
tonnte  unb  ber  Aampf  mit  bem  Äolben  unb  bem  ©aoon» 
net  geführt  wetben  mußte.  JBefonberä  jeiehnete  ficb  iSRü« 
low  au$.  Bum  Änbenfen  an  ben  btnfwürbigen  «Bieg  bot 
ton  itonig  von  Greußen  auf  bem  Scblad^rfeide  einen  18 
hoben  «fernen  CbclisJen  errichten  laffen,  beffen  <5pi^e  bad 
eiferue  ilreu j  jitrt. 

<6roBebritannitn  und  3rlanb.  Sie  Sereinigung  bet 
beiben  brit.  3nfcln  ya  Anfang  brö  19.  3abrb.  unter  bem 
Flamen  be6  »ereinigten  ÄönigreidjS  (atütrd  kin^dom)  war 
ein  «Sreignig,  beffen  golgen  ftd)  nict>t  fogleid)  errtwicfeln 
tonnten,  ba  ber  jerrüttete  gefeUfc&aftlitije  3u|tanb,  in 
welken  3rlanb  (f.  b.)  »erfunfen  war,  eine  Umwanb» 
lung  foberte,  bie  in  einet  fturmif$en  Bett  unb  von  ben 
politifdfcen  ©runbfdften  unb  Qorurtbeilen  beT  berrfo*»enben 
Partei  in  «Snglanb  (f.  b.)  fich  nicht  erwarten  ließ.  Sie 
Stldnber  Ratten  mit  ber  Aufopferung  eine«  eignen  $Par* 
lament*  fieb  nur  bureb  bie  Hoffnung  verf6bnt,  baß  bie 
Äatb.olifen,  bie  brei  Stfertel  »er  föevAlferuno  von  3r* 
lanb  bilden,  bie  Siecht  Gleichheit  mit  ben  )ur  Staa  töfirerje 
ficü  Sefennenben  erlangen  würben,  welche  ihnen  feit  1793 
nur  mit  wesentlichen  9)efd)r(Snfungen  ju  2r?eil  geworben  war; 
aber  noch  eine  lange  3c ir  foUie  »ergeben,  ehe  man  anfing, 
bie  alte  <Sct>uIb  be8  Unrechts  ju  tilgen.  3m  Snnern  ruht* 
gor,  war  baS  brit.  {Reich  ben  großen  Anftrengungen  mehr 
gewaebfen,  welche  ber  jtampf  gegen  granfteic>3  Uoermacht 
noch  (oftete.  Sie  Briten  hatten,  wahrend  fie  in  Europa 
mit  »erhdltnißmdßig  geringen  ©treitfrdften  fdmpften,  feit 
17«J9  ihre  SRacht  tn  Dftinbten  (f.  b.)  unermeßlich 
ausgedehnt  unb  verfolgten  in  ben  erfreu  3abrrn  beS 
19.  Sahrh.  mit  ©lücf  ben  $(an,  bie  ganje  inb.  -öaibinfel 
ihrer  .perrfchaft  ju  unterwerfen.  92acp  bem  grirben  von 
JhmeotUe  (gebr.  I801J  flanben  fie  allein  auf  bem  Äampf« 
plafce  gegen  granfreich-  3hre  ©ewaltthdtigfeiten  gegen  bie 
«Schiffahrt  ber  neutralen  <Stacdtn  »eranlaßten  ben  norb.  - 
S3unb  jwifchen  .^ußlanb,  Sanrmarf,  «Schweben  unb  v~Prcu= 
ßen,  )ur  93efchü^ung  ber  fechte  ber  Neutralen,  ben  aber 
$aul  I.  3,'od  aufldfte,  ohne  baß  ber  <£jauptgegenftanb  beS 
«Bereits  entfehieben  würbe.  Sie  verdnberten  Skrbdltniffe 
auf  bem  europ.  geftlanbe,  bie  einer  neuen  Verbindung  gt  = 
gen  granFrrich  fieb  entgegenftellten,  unb  bie  SolfSfrimmung 
tn  Gnglanb  führten  1801  ju  Unterhandlungen  mit  granf-- 
reich  unb  im  SJcdrj  1802  würbe  ber  griebe  ju  ÄmienS  ge- 
fd) ieffen,  bet  granf reich  bie  »erlotenen  ßolonien  juruefgab 
unb  ben  Briten  »on  ihren  Eroberungen  nur  bie  fpan.  §\v 
fei  Trinidad  unb  ben  holländ.  Viiubcii  von  deplon  jufprach. 
Sie  Unjufriebenh'it  beS  brit.  SüolfS  mit  ben  griebenSbebins 
gunaen  unb  neue  3wifte  )wifcr)en  granf reich  unb  ©.,  welche 
durch  bie  »on  ben  Briten  »erweigerte  SRdumung  ber  3nfel 
SRalta  »ermehrt  würben,  entjünbeten  inbefTen  im  ÜRdr»1803 
einen  neuen  Arieg.  SS  gelang  endlich  18üd  ben  brit.  üRacht-- 
habern,  an  deren  2  p  ii*e  "Pitt  nun  wieber  ff  and,  einen  neuen 


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Großbritannien  und  Irland 

SBunb  j  reif  eben  fifheicb  unb  ffiufjlanb  ju  fhften,  ber  aber 
burch  SJtapoleon'S  @tege  bei  Ulm  unb  2£ufferltö  aufgel6ft 
warb,  ebe  au§  ibm  ein  allgemeiner  Jtrieg  auf  bem  gejHanbe 
hervorgehen  tonnte ,  wdbrenb  bie  Griten  bureb  ben  Sieg 
bei  JJrafalgar  gegen  bie  franj.  unb  fpan.  (Seemacht  (f.  91  tU 
fon)  ü)re  SReerherrfchaft  oon  SReuem  befejrigten.  ©.  nahm 
an  bem  Jlrfege  i>reu{ien«  unb  Sfujjlanb«  gegen  Sranfrricf) 
(1806 — 7)  nur  geringen  Äntbeil,  unb  erft  nach  ber  (h6ff* 
nung  bet  Unterhanblungen  ju  Silftt  erfrbien  eine  brit.  glbtte 
in  ber  Cftfee,  rceicbc  ftrf)  nun  gegen  Ddncmarf  wenbete, 
einen  2beii  von  Kopenhagen  verbrannte  unb  bie  bin.  ©efeiffe 
nach  Snglanb  führte,  kräftig  untrrfht&ten  bie  SBriten  feit 
1808  bie  ^ortugitfen  unb  ©panier  burch  ©efb,  SriegSüor 
ritbe  unb  #ülf«oolfer  aegen  granfreieb,  eroberten  mehre 
fran}.  Solonien  in  SBejtinbien  unb  ben  graten  Zbei(  ber 
ton.  Unfein ,  aber  an  bem  großen  Äampfe  Dfhekb«  •  gegen 
granfreieb  (1809)  nahmen  fte  nur  bureh  ben  Seejug-  (jegen 
SBalriberen  Xntbeil,  ber  unrühmlich  enbigtr.  Die  ©emutb«» 
franfheit  be«  Äönig«  führte  1811  jur  ßinfefcung  einer  9te* 
gentfebaft,  welche  ba«  Parlament  bem  Prinzen  »on  SBale« 
ubertrug.  SBdhrenb  bie  Sriten  auf  ber  pprnt.  $albinfel 
tapfer  unb  oft  glüdlidb  gegen  granfreia)  f impften,  erweefte 
ber  1812  au«gebto$ene  Ärieg  gegen  Stüfjlanb  bie  Hoffnung, 
ben  3wecf  ihrer  Xnfhrengüngen  gegen  granfreieb«  übermalt 
ju  erreichen;  aber  fte  nahmen  an  bem  neuen  33unbe,  ber 
fab  1813  auf  bem  geftlanbe  bitbete,  nur  burch  £ülf«gelber 
roirffamen  XntbeU.  2>r  gleichzeitig  burrb  £anbel«eiferfueht 
enty'mbete  Ärieg  gegen  bie  Vereinigten  Staaten  von  SRorbs 
amerifa,  welcher  ber  brit.  Seemacht  empftnblicbe  Veriujte 
jujog  unb  bureb  bie  Verbrennung  »on  SBafbington  einen 
buntein  glecf  auf  ben  JCrieg«rubm  ber  Griten  warf,  hinberte 
ni<r>t  bie  Hnftrertgungen  auf  bem  geftlanbe,  unb  wäbrenb  bie 
Verbünbetrrr  über  ben  Schein  gegen  '"Paris  jegen,  orangen 
bte  firiten  unter  SBeflington  in  granfreieb  ein  unb  fcbloffen 
&  ben  gemeinfebaftlicben  Sieben,  in  welchem  fte  granfreieb 
narb  ber  SSTiebeTberjiellung  be«  $aufe«  JBourbon  fa(l  ade 
Kolonien  jurüefgaben  unb  nur  ba«  Vorgebirge  ber  guten 
Hoffnung,  einige  bell.  (Solomen  in  Xmerifa,  bte  3nfel  äwalta 
unb  bie  Schuäberrfcbaft  über  bte  ion.  Snfeln  erhielten;  aber 
ju  gteieber  3eit  »er|ratf  ren  fte  burd)  bie  Eroberung  ber  gan« 

§n  3nfe(  ßeplon  ihre  "»Wacht  in  Äjten,  bie  in  ben  närbften 
obren  fo  fefcr  erroeitert  rourbe,  baß  ba«  brit.  Weich  auf 
ber  inb.  -palbinfel  bi«  an  ben  3nbu«  unb  bte  ©renjen  ZU 
bet«  reichte ,  unb  ohne  bie  S3e»ÖIferung  ber  $3unbe«ftaaten 
gegen  80  SBill.  Einwohner  jählte.  Warb  bem  Siege  bei 
;  SBaterloo,  ben  bie  Vriten  nur  burrb  bie  triftige  unter: 
ftübung  te3  preujj.  -öeereS  erf  impften,  ergab  fieb,  ihnen  92a; 
poleon,  im  Vertrauen  auf  brit.  @ro^muth,  im  3u(.  1815. 
dt  ffarb  al£  brit.  befangener  auf  ©t.;^)e(ena.  'Äurib  mit 
Xmerifa  hatte  ®.  1814  ju  ©ent  ^rieben  geftbtofTen.  (55 
trat  aui  bem  langen  .Kampfe  mit  einer  ®rbu(benlaft,  rceicbc 
mehr  a(6  bie  ®umme  oierjigjibrigrr  dinfünfte  betrug. 

^aefa  bem  ^rieben  rourbe  ©parfamfeit  im  <Staat6hauj« 
halte  unb  eine  frieblirbe  ^olitif  gegen  ta$  Tfuslanb  Örunb.- 
faß  ber  Verwaltung,  um  ben  Sßohtfianb  tri  Volts  roieber* 
berjufleQen.  Dennorb  entjlanb,  fobalb  bte  übrigen  europ. 
Staaten  roieber  an  bem  SBeltbanbel  2Cntr)rtt  nahmen  unb 
auch  im  Ämtern  berfelben  alle  ©eroerb^jweige  einen  trdfti; 
gen  Xuffrbmung  na^nnen,  eine  ©toefung  in  bem  brit.  ©ej 
nxrbbetrtebe,  voelcbe  bie  ßabrifarbeiter  in  grope  Sörbritigniffe 


4    Crrossbritannlen  und  Irland 

berfefete.  2Äi6 ernten  fieigerten  bie  9?oth,  unb  bte  fDtdrt: 
gel  be5  ®ejreuerung6fp|!erm1  traten  gretl  beroor,  als  bie 
1816  »on  brm  Parlament  gegen  bie  Äbfirbten  ber  Regie* 
rung  burebg^efe^te  Aufhebung  ber  ©nfommenfteuer  bie  rafl 
faß  au^frblie^enb  auf  bie  arbeitenbe  83oIf6c(affe  unb  ben 
Verbrauch  ber  erfreu  ?ebenJbebürfniffe  legte.  3n  mehren 
gabrifbejirfen  (Snglanb*  entflanben  im  3abre  1819  brohenbe 
Unruhen,  vorlebe  oon  ben  Äabicaien  (ben  heftigem  £nbin* 
gern  ber  politifrben  Partei,  bie  fehen  lange  auf  eine  oerbefjrrte 
Hinricbtung  ber  ^arlarnrntSvoablen  gebrungen  hatte),  »ur 
Aufregung  bet?  SßolfJ  benubt  warb.  G6  würben  Jöerfamm: 
lungtn  gehalten,  bie  fo  weit  gingen,  9J?irglieber  für  ein 
neues  Parlament  ju  wdblen,  unb  tn  SRanebejirr  fam  t* 
gefährlichen  ^Bewegungen,  gegen  welche  bie  Regierung  bie 
Sikffengewalt  mit  einer  Strenge  anwenbtte,  bte  ihr  ben 
Vorwurf  einer  Verlegung  ber  gefeilteren  formen  ,utwg. 
3>iefe  Aufregung  bewog  bie  50la<btbaber,  beren  Seele  ba; 
malö  ßafilereagh  (f.  2onbonberrp)  n>ar,  bem  Parlament 
1819  einige  auferorbentltcbe  9Jcapregeln  oorjufrblagcn,  welche 
auf  fünf  3ahre  all  gefefclicbe  Verfügungen  angenommen 
würben,  tjvimlidv  93af|enübungen  unb  felb|l  ber  Sieftt}  oon 
SBaffen  würben  »erboten,  bie  greibeit  VolfSoerfammlungen 
ut  halten  warb  Sefcbränfungett  untenoorfeit,  bie  biefcS  alte 
Recht  ber  Jöriten  faft  aufhoben,  auf  f leine  glugfehriften  be: 
brütfenbe  3eitungö(lempel  gelegt,  bie  Strafbrofcung  gegen 
Sebmähfcbriften  unb  bie  Verbreitung  aufrübrifeber  Schriften 
gefebärft  unb  ba5  bffommlicbe  gerichtliche  Veqahren  bei  ge- 
ringem Vergehungen  burch  Aufhebung  einiger  fcbüfcenben  ge> 
fe^licben  gormen  befchleunigt.  Die  ©efahren  aber,  bie  we^ 
niger  au6  einem  reoolutionnairrn  ©ährungSftoffe  al3  aui 
bem  brürfenben  SWangel  hervorgegangen  waren,  oerfebwan: 
ben,  al*  bie  Äbgabenla(l  etwas  erletctjtfrt  unb  bureb  »er-- 
mehrten  2tbfa(j  ber  SRanufacturwaaren  in  baö  ^u^lanb,  bt 
fonberl  nach  bem  fpan.  Xmerifa,  bie  ?age  ber  gabrifarbei 
ter  oerbeffert  warb.  3fl8  nach  bem  2obe  ©eorg  III.  fein 
Sohn©eorgIV.  im  3ahre  1820  ben  Zi>nn  bejtiegen  hatte, 
fam  feine  oon  ihm  gerrennt  lebenbe  ©emablin  nach  Gnglanb 
jurücf,  um  ihre  Siechte  all  Äinigin  in  Änfpruch  \u  nehmen, 
unb  ÜJliSgriffe  unb  Ceibenfchaftlichfeit  auf  herben  Seiten  fü(p 
ten  }u  bem  ^rgerniffe  einer  öffentlichen  Änflage  ber  5tinigin, 
burth  welche  alle  Siuefficbten  gegen  fürfll.  unb  graurnebte 
fcbmählicb  oerlegt  würben  unb  bte  Un^ufriebenen  rinen  neuen 
Vereinigungöpunft  erhielten.  Die  Volteftimmung  würbe  fo 
lebhaft  aufgeregt,  baß  bte  Sföinifjer  bie  flnflage  fallen  liefen. 
Der  ptöfcliche  2ob  berÄ6nigin  (1821)  l6fle  bte  Verwicfrlung. 

traten  aber  immer  mehr  bie  3eicben  einer  3errüttung  in 
ben  innern  Verl;ältniffen  be«  Staat«  beroor.  Die  große  2Raffe 
be«  Volf«  war  in  ben  brit.  Snfeln  au«  allem  flntbeil  an  bem 
©ruitbeigenthume  oerbringt  worben.   Diefe«  nwr  bureh  bie 
JSegünfligung,  bie  ba*  engl,  ©efeg  bei  ber  Vererbung  te« 
©runbeigenthum«  bem  ilteflen  Sohne  gewibrt,  unb  befonberr 
burch  ben  Drucf  ber  ÄriegSlajten  in  oerhiltniymißig  fehr 
nig?  .panbe  gefommen.  (5«  gibt  in  Gnglanb,  aujjer  ber  ©eiü: 
licpfeit  unb  ben  ©emeinben,  welche  (ich      ungefihr  10/ 
gefchlofjene  ©üter  tbeilen,  nur  2n/x»  ©runbeigenthu 
unb  fajl  gar  feinen  felbftanbigeii  JBauernflanb,  fonbem  in 
3eitpahter,  beren  ein  einziger  reicher  ©runbberr  mebr 
5U0  bat;  boeb  bat  man   in  neuern  3eiten  bem  U 
burch  Ginführung  langer  Pachtungen  entgegengewitft,  t 
beren  Vorteilen  ntan  ftch  in  9tieberfchottlanb  fo  fehr  übet: 


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1 


Großbritannien  und  Irland 

jeugt  bat,  baf  e*  bort  faß  gar  feine  Pachtungen  auf  Äütu 
bi.qung  gärt.  3n  Schottlanb  (f.  b.)  war  ba*  urfprünglirb 
gemeinfcpaftliche  Befujthum  ber  Stamrngenoffen  fett  ber  Auf« 
bebung  trt  alten  ölanoerfaffung  (1748)  immer  mebr  auf  ba* 
£aupt  be*  Stamme*  übergegangen,  in  3tlanb  aber  trat  ba* 
SJciöoerhältnifj  noch  auffaflrnber  hervor,  ba  man  im  16.  unb 
17.  3abrh.  bie  burch  j)rucf  unb  2reulofigfeit  rneaten  Auf* 
frinbe  mit  ber  Berbrängung  ber  alten  Befujer  befrraft  unb 
ifir  ©runbeigenthum  unter  einige  engl.  garnilien  oertheilt 
^satte.  9Ran  mufte  bort  felbft  &itpachtern  ba6  Stimmrecht 
bei  ben  Parlaments  wählen  geben,  um  2Bab  Iber  echtigte  JU 
fmberu  3n  (Snglanb  unb  3rtanb  erhob  überbie*  bie  ©eijb 
udt>Fcit  ber  bifd)6flicben  Äircbe  ben  3ebnten  oon  bem  Erträge 
faft  alle«  ©runbeigenthum*.  Bei  biefem  5Jli*oerhdItni|fe 
brachte  ba*  Surfen  ber  ©etreibepreife  unb  ber  erb6bte  ©elfc 
rrcrtb,  ben  bie  1820  aufgehobene  Befchrdnfung  ber  Baar; 
jatjlung  ber  Banfen  bewirft  hatte,  bie  3cirpaehter  in  Gng* 
lanb  unb  Srlanb  bem  Berberben  nahe,  ba  fie  nicht  mehr  im 
Stanbe  waren,  ibre  $arbtbebingungen  ju  erfüllen.  3n3r* 
lanb  entjlanb  nach  einer  3Jci*ernte  .£>ungerSnoth.  3m  fchot. 
■pocblanbe  oertrieben  mehre  ©runbljerren  im  3ahre  1820 
viele  Urberoohner  au*  ihren  SBobnfib.en,  um  bett  Beben  al* 
Sdjaftriften  ju  benufeen.  2Me  Sage  ber  Acferbauer  er  werfte 
lebhafte  Beforgniffe,  aber  ba*  Übergeroicht  ber  ©runbljerren 
war  ju  machtig,  alä  baf?  man  in  einer  gerechten  Brrtbeilung 
teT  Abgaben  bte  Abhülfe  teö  ttbelö  gefuebt  hätte;  9tiemanb 
wagte  ei,  ba*  nahe  liegenbe  Littel,  eine  .perabfefcung  beS 
vPachtjinfe*  in  SSerbiÜfnip  ju  bem  erhöhten  ©elbwertbe,  oors 
«lUfeblagen,  fonbern  inbem  man  burch  6infubvj6lle  auf  frembe 
3ufuht  bie  ©etreibepreife  hinauftrieb,  roaljte  man  bie  2a|t 
auf  ben  jweiten  -paupttheii  ber  Bolfömafje,  bie  gabrifarbeü 
ter,  bie  ba*  Brot  tbeurer  befahlen  mußten,  bamit  bie  Ach- 
ter ihre  3infen  bejahten  fonntrn,  unb  nur  einige  ©runb: 
berren  festen  freiwillig  ben  ?)achr$m*  herab.  35ie  Bebrdngj 
:  :ijc  ber  ^achter  würben  burch  biefe  ÜWittel  erleichtert;  aber 
in  3rlanb,  wo  bie  Anbauer  be*  vielfach,  geseilten  Beben* 
ben  graten  Z\)til  ber  Bolfömajfe  bilben,  bauerte  bie  9Jotr> 
fort;  immer  roar  eine  ober  bie  anbere  ©egenb  ber  3nfel  in 
Aufftanb  unb  rohe  Banbrn  führten  einen  blutigen  Ärieg  ge; 
gen  ©runbherren,  äwifrbenpacbter  unb  griebenörichter. 

SMhrenb  bie  Brttrn  mit  ihren  innem  Angelegenheiten 
befebdfrigt  waren,  brachen  in  mehren  Sänbcrn  (Suropa*  neue 
Äufjtanbe  au?  unb  bie  dächte  be*  gejtlanbe*  verabrebeten 
Maßregeln,  um  biefe  Bewegungen  ju  unterbrüefen.  2>ie 
brit  ^Regierung  leugnete  im  Allgemeinen  ba*  von  anbern 
l'täcbtrn  behauptete  Siecht,  fieb  in  bie  innem  Angelegenheit 
:rn  felbftänbiger  Staaten  einjumifeben  unb  blieb  parteilos ; 
nur  an  ben  Bewegungen  in  Portugal  (f.  b.)  nahm  fie 
1826  burch  ein  *pülf*beer  einen  nähern  Antbril,  um  bie 
neue  Berfaffung  ju  fchüfcen,  unb  jur  Beruhigung  Q5r t e  = 
ehenlanb*  (f.  b.)  fehlofj  fie  am  6.  3ul.  1827  mit  §ranr= 
reich  unb  Äuplanb  einen  Bertrag,  in  golge  beffen  bie  Be^ 
uciung  ISriechenlanbö  enblicb  herbeigeführt  würbe.  25ie  Bris 
ten  fdhtoffen  mit  ben  öon  ber  fpan.  £errfehaft  abgefallenen 
fübamerif.  Staaten,  bren  Unabhdngigfeit  fie  1825  firmlich 
anerfannten,  Berträge  unb  Bünbni)fe,  bie  ben  brit.  ^ans 
rel  unb  ben  Söelwcrfebr  überhaupt  erweiterten  unb  ihnen 
einen  oorberrfebenben  Ginflug  auf  bie  Bcrbältniffe  jener 
Staaten  gaben,  ©leichifttig  entjtanb  eine  wefentliche  ä5ers 
änberung  in  bem  brit.  -panbclofpftem,  inbem  bie  alten  jhen« 


S   Grossbritonnlen  and  Irland 

gen  ©efe^e  gegen  ben  £anbel  ber  Auitinbrr  nach  ben  brit. 
3nfeln  bureb  bie  Aufhebung  mehrer  brüefenber  Abgaben  ge= 
milbert  würben  unb  ber  crfle  Schritt  )u  einer  allgemeinen 
-fpanbelö  frei  bei  t  gefebab.  Bergebend  aber  fuebte  Ganning 
(f.  b.),  ber  biefe  wohlth<$tigen  Umwapblungen  leitete,  burcp 
eine  im  Weifte  ber  i>anbeiefreibeit  entworfene  ÜD?ilberung  ber 
©efehe  über  bie  ©etreibeetnfuhr  bte  8age  ber  Jabrifaroeiter 
ftchergufieden.  3roar  gefrbah  ÜRancbeS  jur  Abhülfe  einiger 
anerfannten  2Rangel  ber  Berwaltung,  woju  befonberi  bie 
fett  1822  burdh  ^)eel  (f.  b.)  begonnene  Beretnfachung  einis 
ger  2b eile  ber  Strafgefeggebung  gehörte;  aber  immer  lauter 
würbe  bae*  Berlangen  nach  einer  grünblichen  Tilgung  alter 
SRiöbrduche,  welchem  bie  1828  unter  bem  £erjog  von  SB  eh 
lington  (f.  b.)  an  ba6  9?uber  gefommenen  3orie6  um  fo 
weniger  ju  wiberfiehen  oermochten,  je  mehr  ti  ihrer  Ver- 
waltung gleirb  anfangt  an  Äraft  unb  Einheit  gebräch.  2>ro; 
henb  foberten  bie  Äatholifen  tn  3rlanb,  bie  in  ber  bureb 
D'Sonnell  (f.  b.)  geleiteten,  über  bie  ganjeSnfel  jerfheuj 
ten  fatholifchen  Affociation  entffbloffene  SBortführer  trotten« 
hie  lancje  verweigerte  Siecbt^leicbbrit.  X>it  2orie$  fahen  fieb 
bunt)  biefe  Bewegungen  ju  3uge(fc5nbniffen  gebrdngt.  3)ic 
alten  ©efefje,  welche  bie  3u(ajfung  ju  Staat*  =  unb  We- 
meinbedmtern  an  einen  ©laubenäeib  banben  (f.  (Snglanb), 
würben  1828  aufgehoben,  unb  1829  gelang  eS  Wellington 
unb  ?>eel,  gegen  ben  23iber|tanb  ber  flarren  ÜorteJ,  ben 
Äatbolifen  in  ©.  unb  3rlanb  ba*  volle  Staat*bürgerrecht 
unb  bie  Aufhebung  aller  politifchen  Befebrdnfungen ,  burch 
welche  fie  noch  oon  mehren  Staatädmtern  unb  oon  bem 
Parlament  auSgefcbloffen  waren,  ju  oerfchaffen. 

©nblich  warb  auch  bie  feit  einem  halben  3ahrhunbert  fo 
oft  erfolglo*  oerlangte  Berbejferung  ber  alten  2Sahlgefe(K  im 
Unterhaufe  in  Antrag  gebracht,  welche  bie  Zorie*  vergebens 
ju  »erhinbern  fuebten.  Al$  nun  183(>  SBilhelm  IV.  ben 
Zbron  befriegen  hatte,  würbe  ba*  Berlangen  nach  Berbeffes 
rungen  ber  Berfaffung  unb  Berwaltung  immer  lauter,  unb 
bie  großen  Bewegungen  auf  bem  europ.  geftlanbe  blieben 
auf  ben  brit.  3 n fein  nicht  ohne  (Sinflup.  SSie  in  3rlanb  warb 
in  Snglanb  bie  Bolf*maffe  aufgeregt  unb  ber  $öbel  oerübte 
©ewalttbdtigfeiten,  bie  ba*  Sigenthum  bebrohten;  befonber*  . 
enegien  bie  BranbfHftungen  in  ber  ©raffchaft  Äent  grofje 
Beforgniffe.  ©raf  ©rep  trat  1830  an  bie  Spifce  ber  Ber* 
waltung,  bie  au*  ben  emflufjreiehften  ©liebern  ber  Sßhigpar» 
tri  befranb,  welche  (Srfparung  in  allen  3weigen  be*  Staat*: 
bau*halt*  unb  Berbefferung  ber  Sßahlformen  al*  ba*  erfle  3iel 
ihrer  Begebungen  anfünbtgten.  2)ie  Hauptmängel  be*  alten, 
im  Saufe  ber  Seit  burch  eingefchlichene  unb  beharrlich  gefchücjte 
9»i*brduche  bem  urfprünglichen  ©eifle  ber  Berfaffung  ent» 
frembeten  Sßahlfpfiem*  befianben  barin,  baß  bie  Bertheilung 
ber  r»58  ÜKitglieber  be*  Unterhaufe*,  oon  welchen  513  oon 
Snglanb  unb  SBale*,  45  in  Schott  lanb  unb  1U0  in  3rlanb 
gewählt  würben,  fowoi  in  «pinftrbt  auf  ba*  Berhdltnifi  ber 
Beoolferung  ber  Öraffchaften  unb  ber  Stätte,  al*  auch  JUf 
ba*  ©runbeigenthum  fehr  ungleich  roar.  Urfprünglirb  ruhte 
ba*  Stimmrecht  bei  ben  ^arlamentöwablen  auf  bem  ©runb^ 
eigertthum.  3eber  ^reifaffe,  ber  oon  feinem  Sohn  einen 
jährlichen  (Ertrag  oon  40  Schillingen  jog,  fonnte  an  ben 
SÖahlen  Sbeil  nehmen.  2)ie  ^abi  ber  Wähler  aber  war  in 
ben  ©raffchaften,  beren  jebe  jwei  Abgeorbnete  in  ba*  Un» 
terhau*  fchirfte,  fehr  oerfchieben  unb  in  einigen  ba*  ©runb« 
eigenthum  einzelner  gamilien  fo  anfehnlich,  baß  fie  allein  eu 


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Gfrossbrltannien  und  Irland  3S6    ttrossbrltannlen  und  Irland 


nen  unb  oft  beibe  Abgeorbneten  ernannten  unb  fo  war  e* 
allmdlig  bnbtn  gefommen,  baß  etwa  1J/XM»  Perfonen  bie 
.jödlfte  aller  Abgeorbneten  für  Gnglanb  unb  SBaleö  wdhlten. 
^oct)  greller  erfchien  ba*  «WiSo«rt>3imiß  in  Schottlanb,  n>o 
bie  30  Abgeorbneten  btr  ©raffchaften  von  ungefdhr  2770 
©runbbefujern  gerodet  Winten,  da  (wer  nur  bie  »venu-,;!» 
unmittelbaren  Ccbnleute  ber  Ärone  ftimmberechtig^t  waren, 
unb  überdies  formte  bei  bem  SU  e  rhu  je  von  ©utem  baß 
Stimmrecht  von  bem  wirflicben  ÖJejuje  be*  8anbeigentbum* 
getrennt  »erben.  JDie  Abgeorbneten  ber  .f>auptjtdbte>  ber 
provinjen  Gnglanb*  unb  ber  mit  (tibtifeber  greibeit  begab* 
ten  ~  rte  (liorou^ho)  waren  urfprüngltch  bie  Vertreter  der 
gewerblichen  Sntereffen,  unb  in  frühem  3(itcn  roar  e*  ein 
«(cht  ifj  ÄönigS,  pe  in  ba*  Parlament  ju  berufen.  Stiele 
biefer  jDrte  aber  verloren  burch  9?t<^tgebraucr)  ihr  wetht, 
ba*  fie  al*  eine  foflfpielige  fiaft  betrachteten,  wogegen 
fclbjt  viele  verfallene  unb  veröbete  jDrte  (rollen  borooghs) 
fortbauernb  berufen  würben,  Selbfl  in  mehren  großem 
Stdbten  war  bie  3abl  ber  2Bdblcr  febr  gering  unb  biefe 
SBcniaen  ftanben  unter  bem  öinfluffe  einzelner  ariflo* 
fratifcoer  gamilien,  fobaß  jwölf  Jamilien  allein  übet  100 
Süje  im  Parlament  ju  verfugen  hatten.  SWebre  große,  erfi 
in  neuern  3eiten  burch  ©ewerbfamfeit  emporgefommene 
@tdbt(  mit  mehr  al*  1 oo/mio  Einwohnern,  wie  ÜÄanthcjlcr, 
8ecb*,  IBirmingbam ,  unb  viele  mit  10 — 40,ooo  Einwohnern 
waren  ohne  allen  Äntbeil  an  ber  JReprdfentation.  SÖcit  ben 
wenigen,  von  unabbängigen  Gablern  befristen  Parlamentes 
(teilen  würbe  gewöhnlich,  trog  aller  Verbote,  ein  fcbmdb* 
lieber  $anbel  getrieben,  unb  wenn  folche  ©efe&wibrigfeiten 
entbedt  würben,  fanben  fie  leicht  «Schüfe  bei  ber  berrfeben-- 
ben  Arißofratie,  welche  ÜRi*brducbe  nicht  gern  antaflen  ließ, 
bie  ihr  einen  Überwiegenben  Einfluß  auf  bic  Verwaltung 
fieberten.  Daher  ber  heftige  SBtberjlanb  ber  Sorvpartet 
gegen  bie  Parlamcntsrcform ,  bie  aber  enblich  nach  einigen 
Vcrdnbcrutigen  be*  urfprüuglichcn  Entwurfs  burch  bie  Joe: 
barrlicbfeit  ber  neuen  SJhchtbaber  unb  bie  unrrfchütterliche 
Haltung  ber  «Mehrheit  be*  Unterbaufr*  am  7.  3un.  1832 
al-j  StaatSgefeh  vertünbigt  würbe,  welchem  balb  abmiete 
SBablgcfege  für  Schottlanb  unb  3rlanb  folgten.  2)iefe  große 
fWaßrrgel  brachte  bie  Ba&len  mebr  al*  früher  in  bie  £anbe 
ber  2Jfttt(lclaffe  be*  Solf*,  inbem  fie  bie  3ab(  ber  tarier 
vermehrte,  ben  veröbeten  Ehrten  ihr  SBablrccbt  nahm  unb 
e*  ben  großem,  nicht  vertretenen  Stdbten  verlieh,  bie  JReprds 
fentation  ber  größern  ©raffchaften  verftdrfte  unb  bie  frühere 
Ungleichheit  ber  Sßablbetechtigimg  in  ben  Redeten  aufhob. 

£a*  nach  bem  neuen  SBablgcfctje  ernannte  Parlament 
warb  im  gebr.  1833  eröffnet,  unb  wichtige  Angelegenheiten 
nahmen  feine  Ubdtigfeit  in  Anfprucb.  25er  Freibrief  bet 
ojlinb.  £anbel*gefcllfcbaft  (f.  Dflinbien),  ber  im  3ahre 
1814  mit  einigen  Jöcfchrdiuungrn  ihre*  Aüeinhanbel*  war 
erneuert  worben,  erlofcr)  im  3abre  1S34  unb  ba*  Parlament 
entfehieb,  baß  ber  Sbccbanbcl  mit  Ebina  nicht  mehr  SRono; 
pol  ber  £anbel6gefcllfchaft  fein,  fonbern  allen  SBriten  freige- 
geben werben  follte  unb  au*  allen  #dfen  ofhvdrt*  von  bem 
Öorgebirge  ber  guten  £c>ffnuncj  2hee  nach  ben  brit.  3nfeln 
eingeführt  werben  bürfte.  25ie  £errfchaft  ber  ^anbeleiges 
fellfchaft  in  Sfhnbicn  aber  fotl  unter  ber  Dberauf fid^c  ber 
brit.  Regierung  biö  !  S;">4  fortbauem,  unb  follte  ihr  bann  bie 
Verwaltung  be6  oflinb.  ©chietS  genommen  werben,  fo  finb 
bie  ttetieninbaber  berechtigt,  bie  AuSjahlung  ihre*  Qapitalö 


gu  fobern  ober  bie  Divibenbe  noch  20  3ahre  lang  von  btr 
Regierung  ju  brjicben,  bie  nach  Ablauf  jener  3<it  bie  Kernt 
ablöfen  fann.    Glicht  minber  wichtig  war  für  bat  brit.  üf: 
lonialfvflem  bie  bebingte  Sreilaffung  ber  9legerfflaven  in  ben 
amerif.  Kolonien,  eine  nothwenbige  $o(ge  ber  fett  1307  von 
bem  Parlament  entfebiebenen  Abschaffung  M  9<egtrhanbelS, 
welche  bie  brit.  Regierung  feitbem  cur*  Unterhandlungen  u 
einer  allgemeinen  europ.  ÜJfaßregel  ju  machen  bemüht  rhu. 
vJca:h  bem  im  3un.  1Ö33  gegebenen  ©efefee  erhielten  vom 
1.  Aug.  1834  an  alle  ©flaven  in  SBeftinbten  ihre  Sreibeit 
unb  ben  Gigentbümern  ber  Pflanzungen  warb  eine  ©ef: 
entfehdbigung  von  20  SKilL  Pf.  ©t.  bewilligt.  ©rÖBtrt 
vschwiertgfeiten  begleiteten  bie  Aufgabe,  ben  jerritttrten  iu- 
ftanb  3r(anb§  ju  heilen,  wo  c£  immer  mehr  hervortrat 
bie  (Smancipation  ber  Äatholifen  aliein  bie  Söurjel  M  Übt!;, 
an  welchem  bat  2anb  litt,  nicht  hatte  ausrotten  fönnrn. 
Äatholifen  unb  Proteflanten  verweigerten  bie  3ehnten,  und 
bie  Aufhebung  ber  Union  awifeben  ©.  unb  3rlant»  würbe 
ton  einer  Partei  verlangt,  ber  jD'donnell  bie  Unterflüfcuna, 
feine*  mdchtigen  Ginfluffe*  lieh,  mn  wenigflcn*  bie  At 
gerechter  S)efchwerben  gu  erlangen.    9latb  ber  Abficht  ett 
Regierung  foüte  ber  3chnten  tn  eine  ©runbfleuer  verwan- 
belt  unb  bie  3ahl  ber  SJifch6fe  verminbert  werben ;  al*  aber 
bie  SWotbwenbigfeit  einer  eingreifenben  Äicrdnberung  bet  firch- 
licben  aierbdltniffe  3tlanb*  immer  mehr  bm>ortrat,  entßanc 
über  bie  SJerwenbung  bc3  für  bie  23eburfni|Je  ber  protefl 
tifchen  -Rivche  überflüfftgen  Äirchengut*  \u  allgemeinen  £; 
bungljwecfen  ein  3wiffpalt  unter  ben  3Rinißern,  welch 
AuSfcbcibung  einiger  SRitglieber  ber  Verwaltung  im  3un. 
1834  uir  Svlge  hatte,  wobureb  ba*  lüRiniftcrium  bebeutens 
gefebmaebt  würbe.    3m  ndchilen  Neonat  legte  auch  t* 
©rep  ba*  JRuber  nieber,  ba*  8orb  ÜRelbourne  erhielt,  bflt 
aber  bei  ben  fortbauernben  Verhanbiungen  über  bie  AngrU- 
genbeiten  ber  irldnb.  JUrche  ben  beftigflen  SQiberflanb  ber 
Zorie*  erfuhr,  welche  bie  3ntcreffen  be*  Proteßantienv.;; 
gegen  bie  SRinifier  aufzuregen  fliehten.  Cngcnnübige  IBewej 
grunbe  leiteten  ihre  Schritte,  ba  bie  mdchngen  ©runbherren 
tn  3rlanb  wie  in  (^nglanb  in  ben  reich  begabten  Äircben 
pfrünben  eine  S3erforgung  für  ihre  jungem  Söhne  ftnbtn. 
(S§  gelang  bem  Ginfluffe  biefer  Partei,  im  ÜRov.  1834,  c  . 
yjfinifter  ;u  verbrdngen  unb  e*  warb  eine  neue,  au* 
gen  unb  gemäßigten  £orie*  gemifefate  Verwaltung  gebildet 
an  beren  Spifee  Peel  unb  SBellington  fianben,  bie 
gleich  nach  ber  Eröffnung  be*  Parlament*  im  gebr.  1 8 
entfthloffene  ©egner  fanb,  unb  al*  bie  SRebrhcit  be*  Unter 
häufe*  ben  ©runbfah  angenommen  hatte,  ber  bem  Patla 
mente  ba*  Verfugungsrecbt  über  ba*  Äircbengut  jufpracb 
legten  bie  Xoric*  ihre  Stellen  nieber,  unb  im  siRai  etM  l 
ber  .Honig  ein  neue*  2Rinijlerium  unter  gerb  Üßelbounir  i 
Sorb  3obn  SRuffeU.    X>ie  Regierung,  durch  bie  Sfabicalen 
verfldrft,  aing  auf  bem  SBege  ber  «(formen  fort  unb  eirr 
ihrer  ndch(ten  wichtigen  Aufgaben  war  bie  XJerbefTerun 
©emeinbeverfafjfung  in  ben  Städten  Sngland*  unb  Sehr, 
lanb*,  um  ben  ^Bürgern  ben  tbdtigen  Antheil  an  ber  Vr- 
waltung  be*  ßdbtifcben  Vermögen* ,  ber  ihnen  im  Saufe  de 
3eit  von  ben  ftch  felbß  ergdn^enben  ©emeinberdtben  wj 
entriffen  worben,  unb  ba*  SBahlrecht  uirücfju geben.  2ro 
bem  SE8iber|][anbe  ber  Üorie*  würbe  ber  ©efefeentwuTf  de 
SWinißer  mit  einigen  Verdnberungen  burchgefefet;  h«ftia« 
aber  entgünbete  fia)  ber  Äampf,  al*  1836  ein  dbnlicbrt  ®e» 


Grossbrltannfen  und  Irland   28t   Großbritannien  and  Irland 


fefe  auch  für  bic  ©tdbte  StloubS  gegeben  »erben  füllte.  2>er 
von  bem  Unterlaufe  angenommene  ©efefcentrourf  würbe  »on 
ber  überreif genben  2Jf  er/rt)eit  bed  DberbaufeS  in  feinen  ©runb* 
fagen  odaig  umgewanbelt,  unb  baö  .pauS  ber  ©emeinen 
rcieS  bte  «erlangten  äJerdnberungen  im  Sun.  1836  jurücf. 
rief«  Ttngelegenbeit  unb  ein  tytin  jur  beffern  Hnorbnung 
ber  3efonten  in  Cnglanb  würben  in  ber  Snjung  im  3abre 
1837  »on  ber  Regierung  wieber  oor  baS  Parlament  gebracht, 
fanben  jeboeb  abermals  im  Dberbaufe  SBiberffant?.  3mmer 
mct>r  trat  nun  ber  längft  vorbereitete  3wiefpalt  jwifeben  bei: 
ben  9Parlament$bäufern  beroor,  ber  bureb  einen  Siergleicb  über 
tiefe  Streitfrage  wot  einftweilen  gefüllt,  aber  nicht  gefcfclicbs 
tet  roerben  tarnt,  unb  ffibon  würben  mefcre  Stimmen  laut,  bte 
baS  Heilmittel  nur  in  einer  Reform  beS  DberljaufeS  fanben. 

TLm  20.  3un.  1837  fiarb  König  2Bilbelm  IV.  unb  ihm 
folgte  auf  bem  Sbrone  t>on  @nglanb  ttleranbrine  -SU  i  c  t  o  = 
ria  (f.b.),  bie  Sotbter  beS  1820  »erftorbenen  HerjogS.  von 
Htatj  welker  ber  vierte  Sohn  Äönia  ©eorg  III.  war.  35er 
rmcbttgfie,  tiefe  Sbronoerdnberung  begleitenbe  Umfianb  ift 
bie  Abtrennung  bei  Königreichs  Manöver  (f.  b.)  von  ber 
Ärone  GnglanbS. 

DaS  Königreich  gnglanb  bat  auf  2400  D!R.  über  13 
3ML  6inw.,  beftanb  in  alten  3eiten  auS  fieben  fleinen  Kö* 
nigreieben  unb  jerfdllt  in  40  ©raffchaften  (SbireS).  3um  Kö» 
ntgreio$  <Sf f ejr  gehören  bie  ©raffchaften  SRibbleffer  unb 
(Sffer.    3n  ber  erflen  liegt  bie  £aupts  unb  Rejtbenjftabt 
Bonbon  (f.  b.),  ferner  Gbelfea,  ein  Dorf  biebt  bei  fionbon, 
mit  32,000  ©nw.,  einem  SRilitairbofpital  für  bie  Snoaliben, 
einem  ^itttairwaifenbaufe,  einer  SBafferfunfl  für  8onbon,  ei* 
nem  botanifeben  ©arten  unb  einer  Änflalt  jur  ©Übung  jun» 
aer  Seeleute.  3n  Gffer  liegt  bie  Stabt  Golcbefier  mit  16,000 
Ginw.  unb  einem  >pafen,  fowie  Haerctcb  mit  14,000  Ginw., 
ein  gierten  mit  einem  Hafen,  auS  bem  regelmäßig  Dampf* 
boote  nad>  Hoilanb  unb  Deutfcblanb  abgeben.    DaS  alte 
Königreich  Kent  bilbet  gegenwärtig  bie  ©raffebaft  Kent. 
3n  biefer  liegt  Ganterbur»  (f.  b.);  baS  buref)  feinen  800 
g.  langen  $afenbamm  unb  feine  SSdber  betannte  Slam*» 
gate  auf  ber  üjnfet  Stanet;  Rochcfter  mit  12,000  Ginw. 
am  bi$  hierher  für  Stnienfchiffe  fahrbaren  gluß  SRebwa»  unb 
mit  ber  Sbemfc  bureb  einen  Kanal  verbunben;  Deptforb  in 
ber  Rdbe  von  Sonbon,  mit  24,000  Ginw.  unb  bebeutenben 
Schiffswerften,  bureb  eine  Häuferrei&e  mit  ©reenwieb 
f.  b.)  verbunben.  Das  alte  Äßnigrctcr)  Suffer  jerfdllt  in 
bie  ©raffchaften  Suffer  unb  Surret;.    3n  jener  liegt 
Gb icbefler  mit  8000  Ginw.,  welches  einen  Hafen  unb  Räfcna* 
tclfabrifen  bat;  JBrigbton,  ein  ftarf  befugter  ©abeort  mit 
einem  ton.  ^alafj;  paftingS  mit  lo,ooo  ©nw.,  tt>o  1066 
bie  Scbladn  gefc^lagcn  rourbe,  trxl(t)e  SEBill)elm  ben  Srobe« 
rer  jum  Äinig  von  Snglanb  machte.    3n  Sunet)  liegen 
Soutjmwrf  unb  Surre»,  beibe  Stabtoiertel  »on  8onbon. 
JDaö  alte  Äönigreid)  SSefrfcr  befTelpt  auS  fteben  (Braffd^afs 
teil.    3n  .jöampfbire  ober  Soutbampton  liegen  S33in= 
Hefter,  ba«  einen  pradhrvollen  Dom  unb  9000  Qxnvo.  ^at; 
Soutbampton,  an  einem  2frme  beS  SBeered,  mit  20/KM) 
®mo.  unb  einem  «pafen,  in  einer  reijenben  ©egenb,  bem 
(Barten  (SnglanW;  ^)ort<moutl)  (f.  b.).  3u  2)orfet  ge* 
tj6ren  mebre  fleinere  Drte;  ju  Deoon  bie  Hafenftabt  ©rt= 
ter  mit  28,000  ©inro.,  einem  großen  Dom  unb  vielen  ga» 
baten;  ^Olpmoutb  (f.  b.),  in  beffen  9?d>e  ber  8ewr;rtburm 
conttttpftoa*  (f.  b.).  3u  Qotnu>a{(  geboten  bie  Sei luj* 


infein  unb  bie  Stabt  ßafmoutb  mit  11,000  &nm.  an  et« 
nem  Hafen,  auS  bem  regelmäßig  ^aefetboote  nad)  Spanien, 
Portugal  unb  Xmerifa  abgeben.  Somerfet  enthält  au|er 
Saunton  mit  9000  Crinvo.  bie  große  HanbelSftabt  öriftol 
am  (Sinfluö  beS  2(von  in  bie  9)iünbung  beS  Seoern. 
bat  über  100,000  ©inro.,  gabrifen  aller  Hrt  unb  reiche 
Äoblenbergroerfe.  Die  erfte  Änlagt;  ber  Stabt  fällt  in  bie 
dltefien  Seiten,  ja  eS  tft  behauptet  werben,  baß  ber  £)rt 
fd)on  400  3at;re  ».  <5t>r.  ©eburt  beftanben  haben  foll.  3m 
11.  3at?rb.  würbe  ju  örifiol  ein  3Rarft  für  ben  Sflaoen« 
banbel  gehalten;  feine  größte  iölüte  Perbanft  eS  aber  bet 
Scbjparma#ung  brt  Xvon  im  Anfang  beS  ooriaen  Safer» 
bunbertS.  dt  bat  oerfebiebene  ausgezeichnete  ©ebaube,  un* 
ter  benen  bie  ©ericbJSballe,  baS  neue  JtaufbauS,  ber  S3ajar 
unb  baS  StatbbauS  ju  nennen.  (Sine  jttöne  Hdngebrücfe 
gebort  ju  ben  SebenStoürbigfeiten  ber  Stabt.  öleiebfaUS 
am  H»on  liegt  in  einer  reijenben  ©egenb  baS  fc$ongebaute 
Sbatb,  mit  flar!  befuc&ten,  ebemalS  fqon  oon  ben  Römern 
benu&ten  beiden  Duellen  unb  38,000  Ginn?.  3n  SSSilt« 
f t>  i  r  e  liegt  SaliSburp  ober  9?e»jS«rum  am  Aoon  mit  10,000 
(iinro.  unb  einem  Dome,  ben  ber  Ijöcbfte  SIburm  in  Sng* 
(anb  jiert;  in  &erfft;tre  Reabing  mit  15,000  (Sinn),  unb 
bebeutenben  gabrifen,  foroie  SBinbfor  an  ber  Sbemfe,  baS 
nur  5000  @inn>.,  aber  mehre  anfebnlieJ^e  ©ebdube,  nament» 
lieb,  ein  tön.  Schloß  hat-  DaS  alte  Königreich  D  ff  angeln 
»erfdUt  in  bie  ©raffchaften  Suffolf,  Rorfolf  unb  (Satm 
oribge.  3u  ber  erflen  gehört  3l>Sroi(6  mit  20,000  (Sinn?., 
einem  Hafen,  Schiffswerften  unb  fiarfem  ©etreibes  unb  IBieb* 
hanbel;  ;u  ber  jroeiten  bie  Pon  60,000  (Sinro.  beoötferte 
Stabt  Ronvicb,  tvelcbe  einen  febönen  Dom  unb  auSgejeicb: 
nete  ©aumroollenroebereien  hat,  foroie  bie  buret)  Seebdbetr 
unb  Hanbel  toichrige  Hafen|Tabt  ?)armoutb  mit  21,000  Ginro. ; 
ju  ber  brttten  enbltch  bie  UniverfttdtSftabt  dambribge  (f.  b.). 
DaS  Königreich  «Rercia  bilben  19  ©raffchaften.  ©louce« 
fter,  in  ber  gleichnamigen  ©raffchaft,  bat  12,000  (Sinro.  unb 
febr  bebeutenbe  Stecfnabelfabrifen.  3n  ber  ©raffebaft  jDr» 
forb  liegt  bie  berühmte  UniverjttdtSftabt  JDrforb  (f.  b.),  in 
©uetingbam,  außer  ber  gleichnamigen  Stabt,  ber  burd) 
feine  Sebulanftalten  berühmte  gierten  Gaton.  3n  ben  ©raf* 
fchaften  Hertforb,  öebforb,  Huntingbon,  ftincoln, 
Rottingham,  Derb»,  Hereforb,5Ronmouth,SBor» 
cefter,  Stafforb,  Seicefler,  Rortbampton,9Barroicf 
liegen  bie  Stdbte  gleichen  RamenS.  Die  Stabt  Rottincjbam 
bat  60,000  ©mv.  unb  bie  roicbtigflen  Strumpffabrifen; 
Derb»  23,000  (Sinro.  unb  ausgezeichnete  Seibenmüblen.  8et« 
cefter  mit  36,000  Ahm  ift  ber  SRittelpunf t  ber  in  ber  ©rafs 
feb^aft  ftart  gepflegten  Strumpfroirferei.  3n  ber  ©raffebaft 
SBarrvicf  liegt  auc^  öirmingbam  (f.  b.).  ©jefier  in  (56 es 
fterf^ite  6«t  20,000  <?inro.,  einen  Hafen,  lebhaften  Han> 
bei  unb  ftarfen  Serfe^r  mit  3rutnb.  3n  ber  Umgegenb  oon 
Stocfport  mit  26,000  Ginro.  ftnb  50,000  ®ebßür>le  in  Zt)i- 
tigfeit.  SRaccleSfielb  mit  24>000  ginn»,  ift  SRittelpunft  bet 
Seibenfabrifation  unb  1>at  übetbieS  bebeutenbe  gabrifen  oon 
SRetallroaaren.  3nSbrops  ober  Salopf6ire  liegt  am  Ser- 
vern ShteroSburr;  mit  22,000  <5inn>.  unb  gabrifen  »on  gla= 
ned  unb  rooDenen  Suchern.  3n  ber  ©raffebaft  Stafforb 
ftnb  60,000  SRenfrben  mit  gabrifation  oon  Steingutroaaren 
befcbdftigt,  beren  «Rittelpunft  öurSlem  mit  12,000  ©nw 
ift.  ^auptftabt  »en  Rutlanbfbire  ift  baS  fteine  Dafbam. 
DaS  Königreich  Rortfaumbetlanb  beftebt  auS  fedjS  ®raf* 


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Grogsbrltannien  und  Irland   2S$   Orossnritannien  und  Irland 


fftaften.  Die  (Statt  #otf  (f.  b.)  in  §)orf f-^ire  gilt  öl« 
bie  i»eite  ©tabt  Gngianbö.  3n  berfelben  ©raffc^aft  liegt 
au*  £ull  mit  50,ooo  (Sin».,  bie  »ifttigße  £anbel$ßabt  im 
n6rbl.  Gnglanb,  welche  befonberS  mit  Hamburg  in  lebbaf; 
tem  Serfebr  flt^t,  fowie  8eebö  mit  90,000  (Sin».,  eine  un* 
gemein  tr>atige  jabrifßabt,  «fwuptfifc  bet  engl.  SEuftfabrifa* 
tion.  3u  D  urb.  am  gep6rt  aufier  btr  (Stobt  gleiten  9cas 
men8  ber  ÜWittclpunft  bei  ©teinf ob.  lenbanbeld :  ©unberlanb 
mit  35,000  Gin».  3n  ber  ©raffc^aft  9tortpumbttlanb 
jeiftnet  ftft  auo1  9te»caßle  mit  50,000  Ginn?.,  »eil  e8  na* 
Vonton  unb  SHoerpool  ben  bebeutenbßen  $anbel«pafen  pat. 
3n  ben  nahegelegenen  ©teinfoblengruben  ftnb  übet  36,000 
SRenfften  befftifttgt  unb  werben  ja&rlift  übet  40  5KtlL  Gtr. 
Äobjen  gewonnen,  föebeutenbe  ©tdbte  in  C  umberlanb 
finb  GarlüHt  mit  20,000  Gin»,  unb  berühmten  t6m.  Xltet» 
tbümern,  unb  SBbitthawn  mit  17,000  Gin»,  an  bet  irifften 
©ee.  Die  Äoblenwerfe  bei  biefet  ©tabt  finb  bie  bebeutenb* 
jlen,  weifte  e$  gibt.  3n  bem  gebirgigen  SBeßmotelanb 
tß  nur  Äenbal  mit  10,090  Gin»,  unb  »erfftiebenen  ftabrifen 
von  Siebeutung.  Steift  an  anfebnliften  unb  gewerbftdtigen 
©tdbten  iß  bagegen  Santafbite.  Xujiet  bem  turft  fei* 
nen  #anbel  naft  SSeßinbien  wifttigen  gancaßet  mit  12,000 
Gin».,  außer  fDtanftcßet  unb  SHoerpool  (f.  b.)  ftnb 
$reßon  mit  30/XM),  SBigan  mit  20,000,  ©olton  mit  28,000, 
SClbbam  mit  32,000,  SBladbutn  mit  27,000,  Stoftbale  mit 
15,000  Gin».,  untet  anberrt  al8  »id)tige  gabrifßdbte,  be« 
fonbert  für  8*aum»olItn»aaten,  ju  nennen. 

3n  bem  burftaue"  gebirgigen  gurflentbume  SB  aleö  leben 
auf  350  □  2».  ungefdbt  800,000  ÜJtenfften.  G«  &eßeit 
aui  ben  ©raffftaften:  glintffcire,  Denbigfpite,  8lans 
wteft,  Gaer naroonf&ire,  2Ret ionetf&ite,  Garbt* 
ganfbire,  $embtoftfbire,  Gaet  mattbenfbite,  ©la* 
motganfbite,  ffireefnod fpir e,  JRabnorfpite  unb 
SRontgomerpfpite.  SBon  ©tdbten  finb  nut  ju  er»4p* 
nen:  $embrofc  mit  5000  Gin».,  »elfte«  t»ie  .pauptßabt 
von  gan*  2Bale§  iß,  unb  an  bem  1000  ©ftijfe  faffenben 
fftonen  SDtilforbfafen  liegt,  »on  bem  aus  lebhafter  .panbel 
getrieben  wirb;  fo»ie  Gaermarften  mit  9000  Gin».,  bet 
£auptott  »on  ©übroale*,  m  »eld>em  »iele  Gifen»  unb 
©eilerwaaren  wtfettigt  »etben;  enblift  ©»anfea  mit  13,000 
Gin»,  unb  einem  >£>afen,  »on  bem  auö  bie  Gtgtbniffe  bet 
Äcr/len«  unb  Gifengtuben  oerfanbt  »etben. 

Da«  Äonigreift  ©ftottlanb  entbdlt  1460  DSD?,  unb 
ungefäbt  2,400,000  Gin».  G«  »itb  in  ba«  Sttieberlanb  unb 
ba«  £oftlanb  obet  in  ©üb»,  Littel:  unb  #oftfftottlanb 
geseilt,  »elfte  jufammen  33  ©raffftaften  obet  ©tewarttie« 
umfafftn.  Die  Dramen  betfelben  finb  in  ©übfftottlanb : 
SRiblotbtan,  SBeßlotpian  obet  Stnlttpgo»,  Gaß; 
lotbian  obet  £abbington,  JBetwtcf  ober  SKerfe, 
»iobbale  obet  JRorburgp,  ©elfir f fbtre,  £»eebbale 
obet  $eeble«f&ire,  Dumfrieö,  Gafb@allo»ap  obet 
Äitfeubbtigbt,  SBeß^ ©allo»ar;  obet  SBigto»n, 
3lptfbite,  8anatf  obet  Glpbtßbale.  Slenfte»,  ©tit* 
ling,  itlactmannanfptte,  Stfe,  Xtnto^,  Dumbat« 
ton  obet  8ennorfbire,  jButefpite;  in ÜRittelfftottlanb: 
Snoetatp  obet  3ltgple  mit  bet  ^albinfel  Äantpre, 
?)ettbfb,ite,  Xngu«  ob«  gotfatfpite,  SWearn«  obet 
Äüifatbtnefbjte,  Xbetbeen,  iBanff,  Gigin  obet 
5Rutta»ft>tie,  9laitn;  in  9lotbf*ottlanb :  Stittetne^, 
Sof»,  Gtomattpfptte,  ©utpttlanb,  Gaitbnef  unb 


bie  DtFnep*.  Gbinbutg  (f.  b.),  bie  £ou»tßabt  wrn 
©ftottlanb,  liegt  in  2Riblotbian;  ebcnbafelbß  ba8  lebhafte 
Ceitb,  mit  27/XM)  Girr».,  nut  eine  Sßiettelßunbe  oon  ebtn 
butg,  beten  «ftafenplafe  e8  bilbet.  3n  £)umfrie<  liegt  bai 
befannte  ©retnagteen  (f.  b.).  Gin^'ge»etbtr;dtige  «Statt 
mit  1S,000  Gin»,  iß  Jtilmatnod  in  Xprftife.  3u  £anar! 
gebött  baö  große  ©la«gow  (f.  b.).  f)ai8(ep  m  Wenfrerc 
"bat  31,000  Gin»,  unb  eine  teid)  beoilfette  Umgebung,  fc: 
»ie  ungemein  tbdtige  S^rifen.  3n  berfelben  ©raffd)aft  lieat 
bie  ^afenßabt  ©reenotf  mit  27,0<X)  Gin»,  unb  inÄtn 
len,  bie  £auptßation  füt  Dampffftiffe.  »ebeutenbe  JNi^ 
maßfabrifen  bat  ©unfetmline  mit  17,000  Gin»,  in  Jifr- 
Gine  gleicbfal»  fein  ge»etbtba*tige  ©tabt  iß  bie  alte 
ben}  bet  fd>ot.  £6nige:  ^)ettr)  mtt  20,000  Girr»,  in  tynti)-- 
fbite;  fernet  Dunbee  mit  32,000  Gin»,  unb  einem  4>afm 
in  Xngu«,  unb  Xberbeen  mit  32,000  Gin»,  in  ber  gieioV 
namigen  ©raffd>aft,  eine  Unioetfttdrt;  unb  bebeutenbe  ^an- 
beldßabt.  Snoetnef,  bie  ^auptßabt  bet  ^od)lanbe,  tdlil: 
15,000  Gin».,  bat  einen  befeßigten  ^afen  unb  ßatfen.pa»: 
bei.  Xu8  ben  ©eeßdbten  ©ftottlanbe  geben  jabriiep  eine 
große  Brückl  oon  ©djiffen  auf  ben  £eting6«  unb  anbere 
auf  ben  SBalfifdtfang. 

Da8  Aetiivirfi*  3rUnb  jüblt  1300  unb  gegen 
7,800,000  Gin».  Die  »iet  ?)tooinjen  beffelben  jerfaUen  rob 
bet  in  32  ©taffdjaftcu.  3n  bet  ^tooinj  Scinßer  liegen 
bie ©raffd)aflen  Dublin,  SStcflo»,  SBerfotb,  itilfen= 
np,  Gatlow  obet  Gatr)er(agr),  Ailbare,  HueenJ: 
countp  ober  ©raffd)aft  ber  it&nigin,  jttngdcoun: 
tp  ober  ©raffftaft  bef  5tonig<,  Gaß:2Jfcatb,  SSefi: 
2»eatb,  Eongfotb,  8out{»;  in  bei  ?>tooinj  Ulftet: 
Gaoan,  SRonagban,  7(tmagb,Down,  Vnttim,  ion= 
bonbettp,  Donegal  obet  Stptconnel,  Sptone,  %tx- 
managp;  in  bet  ^tooin^  ßonnaugbt:  Setttim,  ©lige, 
9Rapö,  Äo8tomraon,.©al»ap;  tnbet?>fownj  SRun 
fter:  Glare.  Sipptr arp,  SBaterfor'b,  8imeri«f,  Äeiir,, 
Gotf.  Die  oolfteicpßen  ©tdbte  ftnb:  Die  |>auptßabt 
Dublin  (f.  b.),  Ailfennp  mit  28,000  Gin».,  Drogfcba  in 
Soutp  mit  20,000  Gin»,  an  bem  nad)  ihr  benannten  Äa- 
nale,  bie  ^afenßdbte  ©al»ap  mit  32,000  Gin».,  »Baterfort 
mit  34,000  Gin»,  unb  bebeutenben  %abn(m,  eimeritf  mit 
70,000  Gin».  Die  weite  ©tabt  in  Srlanb  iß  baS  gut  ^' 
baute  Gorf  mit  115,000  Gin».,  gaplteicpen  Sabtifen  unb 
bebeutenbem  ^anbel,  nebß  einem  au8gejeirpnet  fd]6nen  ^afen. 

Unter  ben  (leinern  3nfeln,  bie  am  jablreitbßen  an  bei 
»eßL  Äüße  GnglanbS  unb  ©ftottlanM  oertpeilt  ftnb,  jeieb 
nen  f;cb  au8:  a)  bie  ©ruppe  bet  meiß  unbewohnten  ©eillr^ 
infein,  bie  berühmten  Smninfeln  obet  Gaffttetiben  ber  7Lb 
ten;  b)  bie  3nfel  SBig^t  (9  □$?.)  an  ber  ©übtuße  Gn: 
lanbö,  mit  einem  milben  ^lirna  unb  ootttefflid)em  ©«treibt; 
c)  bie  ©tuppe  bet  Otcaben  obet  £>rfnep$  (f.  b.);  d)  bie 
©betlanbinfeln  (f.  b.);  e)  bie  ^ebriben  (f.  b.)  an 
bet  SBrßfüße  ©djottlanb« ;  0  bie  Snfeln  Xrtan  unb  ißute  »ot 
bet  SRünbung  be8  (Slpbe;  g)  bie  3nfel  SR  an  (f.  b.)  im  tri: 
fepen  Speere;  h)  bie  3nfe(  2(nglefea  (cor  Seiten  SRona),  burd) 
ben  !Kenap(ana(,  übet  »elften  eine  ^dngebrüde  (f.  f6 rfi den) 
führt,  von  9Bale§  gettennt,  biftt  beroalbet,  mit  reiften 
.Rupferminen  unb  oielen  Dtuibenbenfmalen  au«  berßonrit; 
i)  bie  an  bet  Äüße  bet  JBietagne  tiegenben  notmanmfften 
Snfeln  ©uernfep,  3etfep  (f.  b.),  ©arte  unb  Älber 
nep.  Die  eutop.  Stebenldnbet  be«  brit.  Steift«  finb:  He 


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Ctrosgbritannlen  und  Irland   789    **r<>ssl>rirannim  und  Irland 


bie  Snfeln  an  ber  *&ubfon8b«i,  bie  3nfeln  Steufunblanb,  (mtUJjfiHtm,  unb  er#  m  neuem  3«tten  hat  auch  Wt  onmi. 

«cufcbottianb,  <Sap  »reton,  Sienbraunfcbweig ,  IDber*  unb  tamftbe  Sixty   thdrigen   Änibeil  an  benfelben  genom« 

Untercanaba,  Blbion  unb  bie  ÖkrmubaSinfeln ;  l>)  in  SEB cfl -  wen.  3Me  Ginfinfte  ber  angltcam'fchen  Ätn$f  in  Gna> 

inbien  (f.  b.)  niedre  bcbeutenbe  Golonicn,  unter  «Kleben  tonb  unb  Srlanb  finb  frhr  bebeutenb,  unb  belaufen  fm 

3amaica,  Srinibab  unb  bie  SBabarrwinfcln  bie  wiebtigften  allein  in  Gnglanb  unb  SBaleS  auf  50 -Will.  JEbir.  wogegen 

fhbi  r)  in  ©übamrrifa  ba$  brit.  ©uiana  (f.  b.)  unb  bie  bie  gefammte  fe^ot.  ©eiftlicbfeit  nur  etwa!  aber  300  00 j 

1634  »on  ten  äöriten  befefcten  galflanbSinfeln;  d)  in  tfften  Stylt.  beueht. 

ci«  bebeutenben,  mrift  feit  ber  SWitte  bc3  18.  jabvh.  erwer*        Obgleich  bie  9>fl«g«  ber  SBiffenfchaften  ben  SMten  feto 

benen  SJefujungen  ber  oftinb.  Gompaguie  (f.  jDftinbien),  «tri  »erbanft,  fo  finb  boeb,  bie  hohem  Unterricbtöanftatten 

foritf  unmittelbor  unterworfen«  ©ebietc ,  tlieti&  Scbu^ftaatcn;  noch  nicht  frei  »on  »ielm  9Rangeln  unb  ©«breiten.  3n 

em  gläcbenraum  »on  .00,000  D9W.  unb  bie  3nfel  Ge»lon  Gnglanb  finb  neben  ben  beiben  ölten  reiebbegabten  flnreer» 

ff.  b.);  0  >"  Äfrifa  ©enegambien,  mebre  fünfte  ber  Äufie  f  taten  Drforb  unb  Gombrtbge,  welche  bei  Bielen  überrefren 

©uinea,  bie  3nfel  ©t.^öelena  (f.  b.),  bie  efjcmal«  mittelalterlicher  Umrüstungen  für  eine  aügemetne  wtffenfcbaft» 

franj.  3nfel  Mauritius  (Isla  i!c  Frnncn)  (f.b.),  unb  feit  üdb,e  iöilbuna  bisher  nicht  »olifommen  wtrffam  fein  fonnten, 

1506  ba*  Vorgebirge  ber  guten  Hoffnung  (f.  Gap);  f)  in  in  ber  neueften  3eit  jroet  bobere  Sebranfralten  in  Conbon  »on 

Suftrafien  feit  1787  große  2beile  »on  SReubouanb,  bieSBan--  $>ri»atperfonen  geftifret  worben,  »on  welchen  eine  bieLon- 

tiemen&mfel  unb  anbere  Gilanbe,  jufammen  gegen  7000  nSK.  Aon  Unirereitjr,  befonberS  baju  beftfmmt  war   ben  in  JDr» 

Unter  brit  ©cfjutje  fteb,t  feit  1814  bie  ionifebe  Kepublrf  unb  fbtb  unb  Garabribge  geltenden  SBefcbremhingen  entgegenju» 

trr  brit.  Porb  Cbercommiffar  ift  'Änfubrer  ber  ÄrtegSmacbt  wirfen,  nact)  welchen  nur  Äntxmger  ber  bifcboflicbrn  5trr#e 

unb  $rifibmt  beö  ©enatS.  2fntbett  on  ben  »Stiftungen  fjoben.    J)ie  »ier  febot.  ttnwer* 

2>er  Jöoben  ber  brit.  ^auptiufcln  ift  uberall,  wo  ni6t  fititen,  Cbinburg,  ©toSgoro,  <5t.s3(nbren>S  unb  3fberbeeh 

cümpfe  ober  Gebirge  »orbrrrfcr>rnb  finb,  fru^tbar,  bat?  frben  eine  freiftnnigece,  ber  auf  beuten  ^o^fd)ulen  lt)n> 

Stim  frut&t  unb  bie  ?uft  nebliger  als"  auf  bem  turop.  ??efi-  lid^e  Gmri^tung,  unb  («ben  für  bie  Pflege  ber  SBiffem 

hutbej  aber  ber  SBinter  beivoettem  nic^t  fo  falt  als  in  Wielen  fdjnaften  bebeutenb  geroirft.   Srlanb  hat  nur  eine  ret<b  ou6« 

fütlid^em  ?anbem;  nur  im  fer>ot.  .fio^lanbe  tff  bafl  Älim«  jejiattete  Uninerfttat,  35uMin,  bie  unter  bem  auUf^liefens 

rau^,  bie  üuft  aber  febr  rein.   &i  ben  roitt>tigftcn  6rjeug=  ben  einfluffe  ber  bierrf^enben  <mg(Uanif*en  Jtir^e  ftetjt. 

ni|T(n  ber  3nfeln  geboren  ©etretbe  (borjügli*  in  Gnglanb  Ctne  fe^bere  8er;ranftalt  jur  ffiilbung  ber  trlanb.  Äatb,olifen 

unb  ®<lb,ott[anb)F  trefflidser  ^)o>jfen,  garbefrduter,  Dbfr,  ju  ift  ba$  »on  ber  {Regierung  gegiftete  Kollegium  ju  SKawoottt. 

benu&t,  SJinboief)  in  trefflieb, cn  ÜKacen,  ©tbafe,  forool  2(ut|er  ben  Unioerfttiten  gibt  e«  no<$  eine  große  tÄnjabl  »on 

Merino*  als  feine  langwollige,  $ferbe  »on  trefflichem,  feb,r  Kollegien,  beftmber*  in  (rnglanb.  n>el<t)e  we  JBörbilbung  ju 

embtltem  ©tamme,  »orjuglicb  in  ßnglanb,  gifa)e,  befons  ben  $>ocbfc^ulen  geben,  aber  bjnffctylict)  ber  ter>rr»eife  ben 

ttti  geringe  bei  ben  nör&l.  3nfeln  unb  ?acbfe  tn  ©cbott=  <ibnlicb,en  beutfeb^en  Änfialten  weit  natifteben.   %üt  bie  mei« 

lanb,  Äußern  (an  ber  Äuiie  »on  englanb),  Gifert,  befonber«  flen  3weige  ber  5BBiffenfrt)aftrn  gibt  ti  eigne  Änflalren,  be« 

in  SBale«,  feines  3inn,  befonberö  in  ßornwall  unb  3)e»on>  fonbert  für  bie  3frjneiwiffenftt>aft.    febranfialten  jur  3Bil» 

fbi«,  Äupfer,  üteinfoljlen  unb  ©alj.  bung  »on  ©erieuten  gibt  e*  In  9>ortömoutr)  unb  «Iwmoutb; 

(Snglifc^e  ift  bie  auf  ben  3nfeln  »orberrfc^enbe  eine  »orjüglic^e  jCriegöfc^ule  tff  in  SBootwtct).    gut  bte  S3tU 

3rract)e,  welche,  feit  auch  in  3r(anb  unb  ©cbottlanb  bie  bung  ber  »eamten  ber  oftinb.  Somyagnie  wirb  burd^  b«f 

-;  Aulen  fieb  »ervielfdltigt  baben,  fieb  unter  allen  SSolH;  1806  errichtete  East  India  College  geforgL    Xuf  bie  Stier* 

immer  mebr  »erbreitet.    3n  SBaled  ift  "bie  9iolUt  befferung  ber  5Bolfäfct)ulen  t)at  man  in  Gnglanb  erft  in 

irracbe  einüberreft  ber  alten  brit.,  im  fct>ot.  ^>ocb,lanbe  unb  «euerer  3<it  m«bt  ^ufmerffamfeit,  befonber!  burch  ©infüb» 

<<n  .»jebriben  galifcb,  im  fct)ot  9lieberlanbe  ein  au§  fung  ort  wecr)felfeitigen  Unterrichte  gewenbet,  wogegen  fre 

um  angelfctchf.  entftanbener,  burch  58erfel;r  mit  <5ngldnbern  in  ©chottlanb  fchon  im  17.  Sabfh«  weit  beffrr  emgeriehtet 

tiflfath  »erdnberter  ©ialeft,  in  Srlanb  baS3rifche;  auf  ben  waren  unb  auf  bie  ßoßflbtlbung  wor;ltb<Jttg  wirften.  3n 

iöinfeln  b«rrfcbt  bie  norfifebe  «Runbart,  unb  bie  S3e«  Stlanb  ift  ber  Solteunterrid>t  aat  meiften  jururfgeblieben, 

ftotmer  ber  normon.  3nfeln  fprechen  ein  »erborbeneS  grans  unb  erji  in  ber  neueften  3«t  1fat  tk  Regierung  fi<h  b>mubrf 

-'fifeb.  3n  (Snglanb  unb  3rlanb  ift  bte  licrrfcbcnbe  Äircr)e  benfelben  ju  heben-    GS  gibt  jahlrei«t)e  ©elebrten»errine  al: 

b«  engl.  (f.  b.)f  obgleich  bie  3Jiebr?abl  ber  Srlanber  Jtas  (er  Ärt  auf  ben  brit.  3nfeln,  weich«  f«f  hie  Verbreitung 

'•  '■flifen  finb.    ttueb  in  Gnglanb  gibt  e$  »iele  Äatholifen,  wiffenfehaftlieher  Jtenntniffe  bebeutenb  gewtrft  Robert.  «Eine 

nbert  in  ben  ganbfebaften  gancafter,  $orf,  ©tafforb  unb  wohltbitige  ffrutht  ber  neuern  Seit  finb  bie  jabtrrichfn  Vri« 

'^rttjumberlanb.    3n  ©cbotrlanb  ift  bie  öreSboterianifcbe  »aroereine,  bie  ben  3wecf  baben,  bie  gewerbtreibenbe  Glaffe 

^'  rebe,  welcher  « »00^)00  JBcwotmer  be5  ?anbeö  angehören,  mit  ben  für  ihren  SJenrf  wichtigen  erfebniffen  wiffenfch«ft= 
»»«.Cono  .Sa.  H  37 


Digitizfe<3 


Ctrogsbrltannieii  und  Irland   MO    drossbrltannien  and  Irland 


lieber  fforfchung  befannt ju  machen  unb  fle  im  Allgemeinen 
auf  eine  feiere  geijlige  (Stufe  ju  erbeben. 

3n  Englanb,  unb  fo  auch,  in  3rlanb  unb  ©chottlanb, 
gibt  eS  brei  ©fänbe,  hoher  Xbel  (nobility),  nieberer  Äbet 
(gentrT)  unb  Süraerflanb;  wlewol  nad)  engl.  Offenen  tu 

{entlich  nur  jwei  ©tanbe  beflehen,  ber  Ebel,  unter  welchem 
toS  ber  hofte  %b<l  ober  ber  £errenflanb  »erflanben  wirb, 
unb  bie©emeinen,  ju  wetzen  auef)  ber  niebereXbel  gehört. 
Der  Tfbet  tfl  unter  ben  83riten  nicht  fo  febarf  »on  ben  ubri* 
oen  ©tänben  gerieben,  als  in  anbern  £dnbern,  wo  ihm 
©eburt  unb  Hbnen  Borjüge  geben.  ES  gibt  ntdji  viel  alte 
gatnitira  unter  bem  Abel  unb  ein  großer  2bcil  beffelben  ifi 
auS  bem  IBürgrrflanbe  hervorgegangen.  Die  eigentümliche 
Stellung  beS  engl.  XbelS  beruht  barauf,  baf  bie  iXbelSwürbe 
eines  ©efdblechtS  mit  bem  ©tammgut  immer  nur  auf  ben 
älteften  ©ohn  ober  in  Ermangelung  männlicher  Erben  auf 
bie  dltefle  &x$ter  übergebt,  ober  nach  ©rlöfd)ung  ber  genu 
ben  Sinie  auf  männliche  ober  weibliche  ©eitenoerroanbte. 
SDic  nachgeborenen  ©opne  treten  in  ©ejiehung  auf  ibre 
flaatSbürgerlichrn  SBrr^dltntffe  in  ben  JBürgerftanb  unb  fuh- 
ren baher  auch  ben  urfprünglicr)en  Familiennamen  ibreö  ©e; 
fchlecbJS,  wenn  fte  nicht  einen  befonbern  Sitel  erhalten.  Die 
Sütel  unb  SBürben  beS  hohen  2fbelS  ffnb :  ^erjog,  SJlarquiS, 
©raf(Earl),  Discount  (Vicomte),  Saron,  bie  fdmmtlich  wb 
(.Den)  genannt  »erben.  Der  ©rafentitel  ifi  ber  dltefle  in 
Englanb.  #erjoge  gab  eS  erft  feit  Ebuarb  III.  im  14. 
Sabrh-  unb  fte  gelten  für  bie  erfte  2fbelSmürbe  im  brit. 
Weiche.  Der  Stiel  SKarguiS  entflanb  unter  Sticharb  II., 
SiiSrount  unter  ^einrieb,  VI.  ftruber  war  ber  Sitel  ©aron 
allgemein  unter  bem  hohen  2fbel  unb  jeber  hotte  neben  einem 
hohem  Stange  auch  eine  öaronfr;  fpdtrr  aber  würben  beibe 
Stiel  trennbar.  Der  dltefle  Sohn,  ber  Erbe  ber  2Cbel3* 
würbe,  fuhrt  bei  beS  SaterS  Hebjeiten  ben  eigentlichen  ©cj 
fchlecbtSnamen  be6  Raufet,  fowie  bie  nachgeborenen  ©6bne 
unb  Sichter,  wiewol  er  im  gemeinen  Seben  ?orb  genannt 
wirb.  9lur  wenn  baS  #aupt  ber  gamilie  außer  ber  erflen 
noch  'ine  anbere  ÄbelSmürbe  bat,  t.  83.  ber  #er}og  2Rar- 
quid  ober  XJiScount  ifi,  erhält  ber  Erbe  wdhrenb  bei  5Ba> 
tetS  fcebjeit  biefen  »weiten  Sitel.  3n  ©chottlanb  unb  3tj 
lanb  gibt  eS  biefelben  SÖürben  beS  hohen  tfbelS,  wo  er, 
a(8  beibe  Sdnber  noch  ^Parlamente  befafien,  biefelben  polttis 
feben  Siechte  genoß,  bie  bem  engl,  hohen  Xbel  aufleben, 
©eit  ber  Sieretnigung  beiber  SJeicbe  mit  Englanb  haben  ftcb 
biefe  »erhältnijfe  gednbert.  Den  hohen  JtbelSwürben  folgte 
jundchft  ber  Sittel  JBaronet  unb  Stitter,  welche  *u  bem  me» 
bern  Äbel  gerechnet  werben;  beibe  hoben  bie  ituSjetcttnung, 
baß  fie  baS  SBort  ©ir  vor  ben  Sauf*  unb  ©efcblechtSnä.- 
men,  nicht  aber  bloS  »or  ben  ©efchlechtSnamen  fefcen,  J.S3. 
©ir  SBalter  ©cott,  unb  fte  werben  wol  auch  bloS  mit  bem 
Saufnamen,  j.  Sä.  ©ir  SBalter,  beliehner.  Die  im  3.  1611 
eingeführte  joaronetSwürbe  ifi  nach  bem  Siechte  ber  Erflge; 
burt  erblich.  Der  niebere  Xbel  befieht  übrigens  nach  ber 
ffiebeutung  beS  JSJorteS  im  gemeinen  tfeben  aus  Äüen,  welche 
nicht  »on  gemeinem  ©ewerbe  leben.  3u  bem  S3ürgerfianbe 
gehören  eigentlich  alle  Jfanbrigentbümer,  beren  ©ut  einen  ge* 
wiffen  idhrltcben  Crrrag  gewahrt,  alle  £anbwerfer  unb  Sta» 
gelöhner.  Die  3ahl  ber  mittlem  freien  ©runbeigenthümer 
tfl  wrhdltnißmdßig  gering,  unb  ber  Sanbbefa  brdngt  ftdh 
immer  mehr  in  wenige  £dnbe  jufammen.  3u8  bem  ©tanbe 
ber  ehemaligen  freien  ©runbbefüjer   welche  ihre  ©üter  felb* 


fldnbig  innehatten,  mochten  fte  bar>on  Äriegö?  ober  ^of> 
bienfle  ju  leiflen  hoben,  ftnb  bie  jefcigen  Sfreifaffen  (free- 
kolders)  entfianben;  im  17. 3ah*h-  aber  würben  alle  Dienfie, 
mit  Ausnahme  ber  firct>ltä>en  unb  ber  ^ofbienfle,  abgefchaftt 
2tuS  ben  frohnpfltchtigen  ©utSunterthanen  ftnb  bie  jetsigea 
3in*6auern  (copjhold«rs)  entfianben. 

Die  oberfle  Staatsgewalt  ifi  jwifdjen  bem  Äinig  unb 
bem  Parlament  getheilt.  Die  !on.  ©ewalt  bat  nodb  bie 
3eichen  threS  UrflprungS  auS  ber  attbeutfehen  SolfSoerfaffung. 
Die  Ärone  wirb  »ererbt  nach  bem  Siechte  ber  (Srfrgrburt  auf 
bie  ©6hne  unb  in  beren  Ermangelung  auf  bie  Secbter, 
welche  ben  männlichen  ©eitenverwanbten  beS  legten  itintgS 
»orgehen.  »ei  g^dn^licher  ermangelung'  einer  Slachfornme» 
fchaff  gelangen  bte  ©ettenoerwanbten  beS  legten  5t6nigS  jur 
Zh^onfolge,  wobei  bie  weiblichen  fierwanbten  ber  dltem  i* 
nie. ben  männlichen  ber  jungem  »ergeben,  aber  unter  ©e> 
fchwiflem  fommen  immer  bte  ©6bne  luerff  ;um  Stheon. 
Der  Ä6nig  ifi  mit  bem  18.  3abre  »oll jährig.  Die  Slegentr 
febaft  wdhrenb  ber  ÜJlinberjdhrigfeit  orbnet  ber  Äinig  in  ff> 
nem  2ejlamente  an,  ober  wenn  bieS  nicht  gefcbehe'n  ifi,  fo 
wirb  über  ftr  üom  Parlamente  »erfügt.  Der  Shronerbt 
führt  ben  Sitel  3>rim  »on  SBaleS.  Die  bem  Äcmig  befeiv 
berS  bewilligten  Sinfünfte  hüben  bie  Gioillifle.  Der  jUnia 
ifi  nach  ben  brit.  ©efefeen  unverletzlich  unb  über  perf&nlicbt 
SSerantworttichreit  erhaben;  baher  eS  einer  ber  ©runbfä^e 
beS  brit.  ©taatSrechtS  ifi,  ba§  ber  Ä6nig  fein  Unrecht  tbun 
fann,  unb  bie  SJerantwortlichfeit  ruht  allein  auf  feinen  »er» 
faffungSmdfctgen  Slathgebem,  ben  SKiniflern.  Die  fin.  ©e« 
walt  tfl  vielfach  burch  baS  Parlament  befchrdnft,  baS  feine 
erfle  ©mnblage  fchon  in  ber  3eit  ber  Xngelfachfen  erhielt. 
3m  14.  3ahrb.  würbe  bie  Trennung  ber  ©tdnbe  in  jwri 
•f)dufer,  baS  ^>auS  ber  ßorbS  unb  baS  Unterhaus  ober  ba? 
^)auS  ber  ©emeinen,  ju  einer  bleibenben  Einrichtung.  Die 
hohe  ©eifllichfeit  »ereinigte  ficr)  mit  bem  weltlichen  Herren« 
^anbe,  ben  ÜorbS,  unb  bie  Sfitterfctiaft  mit  ben  ©tdbten. 
DaS  $auS  ber  8orbS  ober  baS  DberbauS  befleht  gegenwdr« 
tig  auS  ben  f6n.  Crimen,  auS  ben  engl.  Erjbifchofen  unb 
»ifch&fen  unb  »ier  irldnb.  ffiifch6fen,  auS  ben  $eer*  (Pnir«j 
beS  »ereinigten  ÄcmigreichS ,  welche  mit  bem  21«  3abre 
»crmige  ihrer  ©eburt  )ur  Sfeichöflanbfchaft  gelangen,  unb 
auS  n>  fchot.  unb  28  trldnb.  2orbS,  welche  auS  bem  hoben 
2fbel  biefer  8dnber  gewählt  werben,  überhaupt  auS  ungefähr 
420  SRitgliebem.  Die  fectot.  PairS  werben  für  jebeS  #ariä> 
ment,  bie  irldnb.  aber  auf  febenSjeit  gewählt.  Die  3ahl  ber 
weltlichen  SorbS  ifi  nicht  befchrdnft  unb  ber  Ä6nig  hat  bot 
Stecht,  fte  ju  jeber  3eit  beliebig  ju  vermehren.  DaS  Unter- 
haus befleht  feit  ber  SfeformbiÜ  »on  1832  auS  658  9Si: 
gliebern  unb  »war  500  Äbgeorbntten  für  Englanb  unb  SBa« 
leS,  53  für  ©chottlanb  unb  105  für  3rlanb.  Die  Xbgr 
orbneten  werben  feit  «tnfang  beS  18.  3obrh-  auf  fteben  3a^re 
gewählt,  ©owol  bie  ©timmbereebtigung  alS  bie  JIBal>If«St>tg 
feit  wirb  burch  beflimmte  (Sinf ünfte  bebingt.  Wichter,  ©eift 
liehe,  gewiffe  Äronbeamten  ober  ^enftonSempfänger  ftnb  nidb: 
wahlfähig,  auch  bie  SJerwaltungSbeamten  ber  ©raffd)aften 
(Sheriffs)  unb  bie  SJorfleber  ber  ©tabtgrmeinbm  (Mnjors 
nicht  in  ihrem  «tmtsberirfe.  Die  2Bablart  ifi  jiemlich  gleich 
in  ©raffchaften  unb  ©tdbten.  Um  SBabltage  bürfen  in  br 
Sldhe  beS  SBahlortS,  im  Umfreife  »on  jwei  5Äeilen,  fehl 
Sruppen  fich  beftnben.  Die  Bewerber  um  bie  aleb  : 
©teile  treten  auf  unb  werben  in  ©egenwart  beS  SBahlbeam; 


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Großbritannien  und  Irland    291    Großbritannien  und  Irland 


ftn  genannt.  Sinb  Nebenbuhler  ba,  fo  wirb  burch  $anb> 
aufbeben  aefiimmt;  boch  fann  jeber  greunb  eine«  SJemerberS 
tinjelne  Xbflimmung  (poU)  fobern,  wenn  jene  ihm  nicht  ge; 
nüdt.  ©raffd>aften  unb  ©täbte  ft'nb  in  SJejtrfe  getbetlt, 
mit  befonbern  $oH»läjäcn,  unb  ber  barf  nur  jwci  Sage 
tauern.  9tacb  bem  vccblufje  be«  9>i>U5  oerfünbigt  ber  2BabU 
tarnte  bo«  Grgebniß  ber  SBahl.  Der  ©eroähltc  ifl  JRepri-- 
fmtant  ber  ©emeitien  be*  oereintgten  Äcmigreicb«  ©.  unb 
3ilanb,  nicht  ber  Abgeorbncte  bcö  bcfonbcrn'Srt«,  für  »eis 
6m  er  feinen  Sifc  bat.  Der  Äcmtg  bat  ba«  5Rect)t,  ba« 
Parlament  $u  berufen,  ju  vertagen  unb  »or  Ablauf  ber  »er= 
fjijunaämapigen  fiebenjetbrigen  Dauer  aufjulofen.  Die  fön. 
Rmtjiet  baben  nic^t  als  folebe  ba«  JRecbt,  im  Parlament  ju 
fi?m,  wenn  fie  nicht  enrroeber  9)air«  pnb  ober  al«  Ttbat* 
erbnete  in  ba«  Unterhaus  gewallt  werben.  3ebeS  TliU 
web  hat  ba«  Stecht,  Sßorfcbldge  ju  machen  unb  alle  SBer* 
ranblungcn  beruhen  auf  einem  Antrage,  ber  gewöhnlich 
eorber oon  demjenigen  angefünbigt  wirb,  ber  ihn  machen 
r !.  SSer  nicht  jugegen  tft,  verliert  im  Unterhaufe  feine 
Stimme,  bie  SKitglieber  beS  CberhaufeS  aber  fönnen  burd) 
BcpoUmithrigte  fhmmen.  Die  £jfentlicbfeit  ber  Parlaments* 
sfrtunblungen  ifl  £erfommen,  nicht  ©efefc.  Die  ©efebäfte 
iti  Parlaments  beflehen  in  einer  umfaffenben  jöorforge  für 
a&e  fflebürfnijfe  be«  Staat«.  Da«  Parlament  fann  @efe|}e 
;  ulm,  veranbern  ober  verbrfTern.  Die  SJerbanblungen 
i  in  bem  einen  ober  bem  anbern  $aufe  anfangen,  nur 
muffen  aUe  ginanjangelegenbieiten  juerft  vor  ba«  Unterhaus 
gebracht  werben.  {Dbn*  äörwiHijjung  beS  Parlament«  Un- 
mn  feine  Steuern  erhoben  werben.  (Sine  jährliche  SJewilli* 
guitg  b<8  .fjaufe«  ber  ©emeinen  ifl  n6tbia,,  um  bie  ?anbs 
unb  Seemacht  in  ber  Stdrf e  ju  erhalten ,  bie  für  jebe«  3abr 
befiimmt  ift,  unb  burch  biefe«  unb  anbere  JRecf)te  beS  Carlas 
ment«  iji  bie  jährliche  Sibung  befjclben  nothwenbig  geworben. 

gilt  als  Siegel,  baß  fein  Stinifler  im  Amte  bleiben  fann, 
bot  nia>t  bie  5wehrheit  im  Parlamente  hat.  Sinb  beibe 
XMufer  be«  Parlament«  über  einen  JBefcfclufj  einig  gewor» 
m,  fo  wirb  btr  ©efefcvorfcblag  ober  bie  SMU  bem  Äönig 
fortlegt,  ber  ihn  entweber  burch  bie  cltberfimmliche  gor» 
mtl:  „35er  Jtänig  will  eS"  genehmigt  ober  mit  ben  2Bor» 
I«!  „Deräänig  wirb  ftch  bebenfen"  ablehnt;  boch  bat  ber 
feit  ber  Revolution  (1688)  von  bem  äJrrroerfitngSs 
«cht  nie  ©ebrauch  gemacht,  weil  bie  Sföütifter,  fo  lange  fie 
Ü«  Mehrheit  haben ,  bie  ber  Regierung  miSfäUigen  JBcfchlüfTe 
•u  oerhüten  wiffen.  •  Da«  ©berbau«  ifl  jugleicb  ber  obcrfle 
Serichtihof  beS  8anbe«,  unb  in  bürgerlichen  ©rreitfachen 
tfttn  an  baffelbe  9iichtigfcit«flagen  gegen  bie  "iluäfprüche 
c«  obern  ©erichte  oon  Snglanb,  ©cpottlanb  unb  ^rlanb. 

ba«  Unterhau«  al«  Änfldger  gegen  ^erfonen,  j.  9). 
Staatsbeamte  auf,  fo  fteht  bem  JDberhaufe  Oie  ©ntfcheibung 
i  unb  es  »erben  babei  alle  gormen  be«  ßriminalproeeffe« 
ritt.    (?ä  fann  aber  auch  jebe«  $au«  im  SÜege  ber 
ubung  jebe  2lrt  von  ©trafen  befdjließen;  nur  muß 
w  foteher  Äefchlug  oon  beiben  Käufern  angenommen  wer» 
unb  bie  üutfimmung  beö  Äönig«  erhalten. 
Sie  ofaerfie  herathenbe  SBet>6rt»e  i|l  ber  geheime  8?ath, 
trr  au«  ben  vom  Jtönig  in  beliebiger  Xnjahl  ernannten 
i'omn  befieht,  boch  oerfammeln  ftcrj  bie  »iRitglieber  nur 
auf  btfonbere  ©nlabung.    3n  ben  meiflen  ©ac|en  i\t  ber 
ne  «Roth  nur  berathenb,  in  ben  Angelegenheiten  btt 


Kolonien  aber  bilbet  er  bie  b&cbje  richterliche  JBehörbe.  Die 
eigentliche  SJegierung  ifj  in  ben  $änben  be«  aabine«  ober 
be«  Üßtmlierium«.  3um  ßabinet  gehiren  gewöhnlich  außer 
anbern  ©eamten  bie  ©taaWfeeretaire  für  ba«  Snnere,  für 
bk  auswärtigen  Angelegenheiten für  ba«  Ärieg««  unb  Gor 
lonialwefen,  unb  ber  Jtanjler  ber  ©cha^fammer  al«  jinanu 
minifler.  Die  3flhl  unb  bie  2Bahl  ber  Witglieber  be«  Qa* 
binet«  ifl  aaetn  oom  Jt6nig  abhängig.  Da«  Ämt  be«  Ober« 
fcbafcmei|ter«  wirb  iefet  »on  fünf  8orb«  oerfehen,  unter  rotl» 
chen  einer,  ber  erfle  8orb  ber  ©cbafcfammer,  ol«  erfrtr  Wu 
nifler  betrachtet  wirb.  Die  ©taat«einnahme  belief  fleh  für 
1836  auf  48,453,000  $f.  ©L  unb  e«  warb  ein  UberfAui 
für  1837  über  bie  Äu«gaben  »on  385,000  |)f.  ©t.  berechnet 
@n  großer  Xheil  ber  Ginnahme  wirb  für  bie  3tnfen  ber 
©taatSfcbulb  oerwenbet,  welche  burch  bie  Äriege  im  18.  unb 
19. 3«hfb.  bü  e'nw  ©umme  »on  mehr  al«  780  ÜRiD.  g)f  @t 
angewachfen  ifl.  Der  beiweitem  größte  $bei(  ber  ©taat«« 
glaubiger  finb  ßriten.  unb  nur  ein  fefjr  Keiner  »heil  ber 
©taat«fchulbfcheine  ift  in  ben  $änben  von  2(u«l£nbern. 

6*  ijl  eine  au«  ber  frühern  3eit  übergegangene  Piae* 
heit  ber  britifchen  öerfaffung,  baß  ein  großer  «heil  ber  5B«r« 
»alrungSangelegenheiten  in  ben  ^>inben  ber  ©emeinben  felbjl 
i(i  unb  bie  ©taat«regierung  weit  weniger  (eitenb  unb  bevor* 
munbenb  eingreift,  al«  in  anbern  Wnbern.  3n  ben  ©raf« 
fchaften  fleht  ber  ©heriff  an  ber  ©»i^e  ber  «erwaltung. 
Gr  leitet  bie  9arlament«wahlen  unb  (aßt  bie  SSefchlüfje  ber 
©erichte  »oDjiehen.  3n  ben  ©täbten  leiten  bie  Angelegen» 
heften  ber  ©emeinbe  ber  SRaoor  unb  bie  ihm  jugeorbneten 
2Ubermen  ober  Steilen.  Die  9>o(iceige»alt  unb  mehre  be 
beutenbe  3weige  ber  Verwaltung  liegen  in  ben  $dnben  ber 
»om  JWnig  ernannten  grieben«richter.  (©.  gricbenSge» 
richte.)  güt  bie  fRecht«pf!ege  beliehen  brei  Oberbeh6rben, 
ba«  jDberlanbgericht  (Conrt  of  common  pleas)  für  bie  Stecht«» 
jhreitigfeiten  ber  Unterthanen  untereinanber,  ba«  Öberhofge» 
rieht  (Court  of  kinj^'s  beneh),  welche«  f|rieben8brüche  unb  grö» 
bere  SSergehunaen  richtet,  unb  ber  gebnäbof  (Conrt  of  «x- 
cheqacr)  für  »n.  Äammer«  unb  8ehn«gefdHe.  3ebeS  bie« 
fei  ©erichte  t>at  einen  £>berrid>ter  unb  brei  Srdthe.  Stehen 
ihnen  befleht  noch  bie  8reich«fanj(ei  (Conrt  of  cbnncerj),  an 
welche  »erfchiebene  9techt«fachen,  j.  JB.  Bormunbfchafrtfa» 
chen,  Goncurfe  u.  f.  ».  auSfchließenb  gewiefen  finb.  Die 
jw6lf  SBitglieber  ber  Dbergerichte  rei(en  jährlich  gweimal 
burch  olle  ©raffchaften,  um  über  peinliche  unb  bürgerliche 
StechtSfachen  ui  entfeheiben.  Gine  Gigenthümlichfeit  ber  brit 
8techt«pflege  finb  bie  ©efebworeneng erichte  (f.  b.). 

Die  brit.  Sanbrnacht  betrügt  über  90,000  worunter 
74,000  9».  gußtolf  finb,  unb  bie  Ausgaben  für  ba«  #eer, 
bie  Artillerie  unb  bie  Seemacht  belaufen  fich  jährlich  auf 
mehr  al«  12  2RiQ.  |)f.  ©t.  Da«  fiehenbe  ^>eer  wirb  bureb 
©erbungen  ergünjt  Die  jDffijierflellen  finb  fäuflicb,  boch 
finb  in  neuern  3eiten  mehre  »of>(tbdrige  iBefchränfungen 
biefe«  ÜRiSbrauch«  eingetreten.  Außer  bem  4?eerc  gibt  e«  in 
bem  brit  Weiche  eine  SRilij,  bie  jur  3eit  be«  Ärieg«  jur 
ißertheibigung  be«  8anbe«  aufgeboten  wirb.  Die  Seemacht 
befleht  au«  557  äriegSfcbiffen  mit  17,000  SRatrofen  unb 
9000  ©eefolbaten.  Die  Darrofen  werben  geworben,  im 
SRothfaQ  aber  auch  hnm  Dienjl  gezwungen.  üSarrofen,  bie 
jum  Dienen  unfähig  geworben  finb,  werben  in  bem  prdd?-- 
tigen  4>ofpital  ju  ©reenwich  (f.  b.)  oerpPegt.   Die  glogge 

37' 


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Orösec 


f;run<i 


bei  per  tintoten  Äonigreicbi  bejlebt  aui  b«t  Äreujcrt,  rotb, 
xoei§  unb  blau. 

.«ein  euro».  8anb  flef>t  auf  einer  fo  boben  ©rufe  ber 
»etriebfamfeit  als  baS  brit  S?eic&.    JDie  wid>ttgfien  3n. 
bufhtejweige  ftnb:  »aMmwoßenfabrifen,  bie  »orjüglid)  in 
(Snglanb  unb  ®4>ottlanb  blühen;  geinwanbmanufactur  in 
3tlanb;  ©oHcnfabriftn  »orjüglicb  in  (Fnglanb,  aber  auch 
in  Stbottlanb;  ©ribenmanufacturen  befonberi  in  dnglanb; 
ffifen»  unb  ©tablwaaren  ton  t>ol>ec  SJortreffli^ftit  in  @na» 
lanb,  »orjügtieb  in  ^^effielb  unb  »irminaböra  unb  in  beti 
©fenwerfen  am  ßarron  in  ©djottlanb;  fiSijoutertewaaren  in 
enalanb;  äöyferwaaren  befonberi  in  bet  engl.  ®raffd)aft 
«Stafforb,  wo  fte  burd)  SBebgwoob  (f.b.>  oerooKfommnet 
mürben ;  »ortreffltc&e  Ärpfiauwaaren  in  gnglanb ;  geberwaa» 
ren  in  gnglanb  Httb  jum  Jttml  in  3d>ottiattb  unb  3rlanb. 
2?cr  brit.  .panbel  ifl  im  ÜJnnent  bei  fcanbei  btrrcb  fein«  v>em» 
mung  befcbrdnft.   3n  feinem  fcanbe  gibt  ei  einen-  fo  bebeu» 
fenben  Umfafe  »on  Siobftoffen  für  ben  innern  Sßerfebt.  2Me 
Ausfuhr  brit.  ©jeugniffe  gebt  na*  allen  gdnbern  bet  2Belt, 
unb  jh  bem  beben  @<bwung ,  bat  bec  $anbel  genommen 
bat,  tragt  »onuglicb  bie  günfiige  Sage  bet  jablrettben  brit 
Qolonten  bei.  3>te  £anbelimarine  wirb  ju  mel>r  ali  24,000 
gabrjeugen  mit  100,000  ©eeleuten  gerechnet  unb  ber  ©e> 
fammtmertb  berfelbra  auf  26  SRiQ.  9>f.  @t.  angefcblagen. 
25ie  Äuifubr  einbeimifdjer  6rjeugni|fe  wirb  auf  50 — 60  mtt. 
$f.  @t.  berechnet,  unb  fomot  bei  bem  einfuhr;  wie  bei  bent 
Buifubtbanbel  ftnb  weit  raebr  brit.  ali  frembe  Schiffe  befebäf* 
tigt.  Unter  ben  ^»anbelSgefeUfcbaften  ifl  bie  ojftnb.  bie  wirb* 
ttgße,  ungeachtet  bet  JBefdjränSungen,  bie  fic  in  neuern  Sei- 
ten erfabren  bat.  Unter  ben  übrigen  £anbeli»  ereinen  ftnb  au3> 
iujeidjnen  bte  (SübfeegefeUfcbaft,  bte  £ubfonibatgefeUfcbaft, 
bie  wefhnb.  unb  afritan.  ©efellfcbafi.    3ur  Belebung  unb 
gorberung  bei  ^)anbetö  tragen  befonberi  au*  bie  Ssanfen 
bei,  betett  ei  außer  ber  großen  lonboner  IBanf  mehre  in 
3rianb  unb  €><bott(anb  gibt,    £?cr  JBtnncnbante!  wirb  fo* 
wol  bureb  »ertrcfflic&e  |)ecrfrrafjcn,  «Ii  bureb  ein  auiae» 
pcpnico  JWnaii»|tem,  >üamwwliFa""  uno  tärtienoapnen  oe» 
fiebert.    .Rein  ianb  bat  fo  viele  unb  fäpöne  Jtandle  ali 
&.  unb  faß  alle  ftnb  2Heifterftucft  ber  ffiafferbaufunjl.  'ÄUe 
5pa uptf anale,  ui  weisen  ber  SSribaewatertanal,  ber  ©ranb» 
Srunf»,  ber  »egentfanal,  ©ranb>3unction»Äanal  geboren, 
ftnb  untereiaanber  oerbunben  unb  fegen  bie  wicftttgflen  £>an* 
bei&iläbtc,  Sonboa,  Süxrpool,  SRano^efler,  öull,  »njlol, 
in  Sßerbinbttttg.    Unter  ben  febot.  Kanälen  tji  ber  calebo» 
nifebe  ber  bebeutenbfie,  »«Idjer  ben  ÜRurrapbufen  an  ber  £)ft» 
füflt  burch  eine  Stabe  oon  Seen  mit  bem  atlant.  ÜReere 
»etbtnbet.  3u  ben  bebeutenb^en  Äanalen  in  Srlanb  gebo"» 
ren  btejenigen,  wcld>e  JDubfi«  mit  bem  £auptflufj  ber  3n> 
fei,  bem  ©bannon,  «erbinben.    Unter  ben  engl  (fitfenbab^* 
nen  iji  bte  grofjartigße  bte  23abn  jwifeben  £n>er?M>t  unb 
Ü»and?e{ler;  eine  neue,  bte  £onbon,  £Birmingbam  unb  Je3rt< 
flol  verbinbet^  ifl  ber  »oDenbung  naJje.    2lud)  in  &t)otU 
lanb  unb  Sfrrfanb  finb  in  neuerer  3«*  niedre  ©fenbabnen 
entworfen  unb  angefangen  worben. 

6rä60(  ifl  eine  relative  €igenfcbaft  ber  Jtdrver,  b.  h. 
eine  folebe,  bie  ihnen  nur  in  SSergleid)  mit  antern  Jtorpem 
iufommt.  Qi  bat  ein  Jtörper  mehr  ©r6fe  (ift  großer)  al* 
ein  anberer,  wenn  er  biefen  an  »auminbatt  übertrifj^.  üRan 
btbient  fi*  beö  2lu8bru«f«  ©r6ße  aber  aud>  in  übertragener 


»ebeutung  (j.  ».  ©rö^e  einer  Äraft,  Seetengrife),  foba§ 
er  trgenb  ein  9Rcf>r,  ba«  einem  ©egenftanbe  ber  JBetrac&tunjj 
mu-  einem  anbern  iufommt,  beliehner,  gn  ber  3Ratbemä» 
tif  ober  ©rößenlebre  unterfdjeibet  man  3ar;lengr6ßen 
unb  flfattmgtö^en.  Jg>ter  ^etft  jebeS  eine  ©r6|je,  wo» 
©röfje  hat ,  ober  wad  aetnefen  werben  rann.  SRan  untcr> 
febeibet  brei  3£rten  t>on  9iaumgr6ßen :  Linien,  ^(acben  im* 
Ä6rver  »on  ben  3al>l«ngro>n  banbelt  bie  »ritbmetif ,  »cn 
ben  9?aumgr5fien  bie  ©eomerrie  unb  jwar  bie  «ongimetrie 
t>on  ben  hinten,  bie  6»tpebometrie  ober  Planimetrie  «on 
ben  ebenen  unb  bie  Stereometrie  von  ben  JteVpem.  X '.: 
9taumgro(]en  unterfebetben  fid>  baburd)  bon  ben  3abjengri< 
f»n,  ba§  tbre  Äbeile  jufammen  ein  jufammenbangenbe«, 
tetig  (b.  b-  ununterbrotben)  fortlaufenbe«  ©anje  bilben, 
tvährenb  bie  3ablengr6^cn  au$  ©njelnen  befteb^t/  bie  um 
tereinanber  nidjt  fietig  jufammenbdngen;  man  nennt  baber 
jene  aud>  fiettge,  )ufammenbdngenbe  ober  (lat)  ton. 
ttnuirlidbe  ©rofen,  biefe  aud>  unflettge,  getrennte 
ober  (lat.)  bUcrete  ©rößen. 

©rübrl  (3ob.  Äonr.)  tjl  b«  9lame  eine«  ©itfcteT«,  ber 
meißenS  über  ©cgenftanbe  bed  büraerltcbtn  unb  bduerlicbcrt 
EcbenS  in  nürnberger  !02unbart  getrieben,  autb  mand}crlci 
lünfllicf)*  medpanifdjc  Arbeiten  »erfertigt  bat  unb  1736  in 
Dürnberg  geboren  würbe,  wo  er  als  glafebner  lebte  unb 
1809  flarb. 

©mnö  ift  ba$  ju  unterft  IBefinblidje  an  irgenb  einem  ©e. 
genfianbe;  fo  namentlich  bei  einem  ©ebdube  bad  ©emduet, 
welcbeS  in  ber  @rbe  aufgefübrt  wirb,  unb  auf  bem  bann 
bie  SBänbe  beö  ©ebäubcö  ruhen,  rhtw  ben  ©runb  würbe 
e*  bem  ©ebdube  <m  ber  Jtitbigen  geftigfett  fehlen.  Sßti  Hn- 
(egung  biefeS  ©runbeä  mu§  Sfücfftcbt  genommen  werben 
auf  bie  Saß,  welche  ber  JBoben  gu  tragen  bat,  unb  auf 
bie  S3efcbaffenbeit  bei  S3oben§.  3fi  tiefer  febr  wetcb  unb 
nadMiebtg,  fo  müffen  ju  feiner  83efejh'gung  au*  befonbere 
fBortebrungen  getroffen  werben,  *.  ©.  9io)le  gelegt,  b.  b- 
Unterlagen  oon  ©tdmmen  ober  SÖchlen.  Scan  macht  bie 
©runbmauern  bii  sur  jDberfldcbe  ber  Qxbt  gewäbnlicb  auf 
jeber  ©eite  einen  halben  guß  fldrfer  aB  bte  Stauern,  welche 
auf  fte  ju  fiefjtn  fommen.  —  »et  ©ewdffern  (SBeeren,  gtü|> 
fen,  (Seen)  ifl  ©runb  ber  »oben,  über  weltbcm  biefelben 
fieben,  fobaß  bie  (gntfernung  be*  ©runbe«  »on  ber  Dber-- 
fldcbe  bei  ©ewdfferi  bie  Siefe  bei  lefetern  befHmmt  — 
IBet  gemuflerten  3eucben  ift  ber  ©runb  ber  nicf)t  erbabene 
SCbeil,  bei  gebruclten  biejenige  gärbang,  auf  welrbe  bie  üh, 
gen  garben  aufgebrueft  worben  ftnb  u.  f.  w.  —  iöei  ©eanil« 
ben unterfebetbet  man  einen  Sorbergrunb,  SRtttelgrunb 
unb  Jg>tntergrunb,  beren  nähere  SSebingungen  auS  bet 
$crf»ecti»e  (f.  b.),  welche  bai  ©emalte  bem  Xugt  bei 
JBefcbaueri  barbieten  muß,  fld>  ergeben,  ©runb  beißt  in 
ber  Malerei  aber  auch  ber  erße  garbenübenug,  welcber  ber 
Setnwanb,  bem  Javier,  £>olj  u.  f.  w.  gegeben  wirb.  Sföan 
nennt  bai  Auftragen  biefei  Überjugi,  fowie  überbaupt  bie 
erflen  SJorarbetten  beim  SRalen  unb  .Supferßecben,  ba« 
©runbtren.  —  ©rünbe  werben  ferner  tieftiegenbe  ©e^ 
gtnben  ber  ©rboberfldcbe  genannt  —  ©runbetgentbum 
ift  im  Allgemeinen  altes  unbeweglirbe  @gentbum,  bai,  wie 
man  fagt,  in  ©rjmb  unb  Söoben  beftebt  ober  barauf  beruht. 
Ta  auf  fo  Ich  cm  haftenbe  3ini  ifi  ©runbjtni,  unb  ber 
ein  ©runbeigentbura  ober  ©runbpücl  Sefigenbe  beißt  bet 


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dranclete  2! 

rttunWett  beffelben,  unb  infefern  t^m  tie  ©cncfotöb^vTcit 
über  Die  Bewohner  tcffeiben  ju ficht,  tote  ©runbobrtg« 
feit  Qrunbjteuet  ift  eine  noch  ©runb  unb  ©gentbum 
ber  Steuerpflichtigen  angeordnete  ©teuer  (f.  b.).  — 
örunb  beißt  enblicb  aua)  jeber  ©ebanfe  in  Bejug  auf  ei» 
rten  «wem,  auf  bem  bie  gßabrljeit  tiefe  0  ledern  beruht, 
tr4tber,bie  golge  hrißt  Der  ©runb  oerhält  ftd^  jur  golge, 
nie  bie  Unarte  gut  SBirfung ;  ©runb  unb  golge  finb  ab  et 
(Sebanfen,  wäbrenb  Urfache  unb  SBirfung  materiell  ju  neg» 
mm  finb;  boch  »erben  ©runb  unb  Urfacbe  oft  gleia)bebeu» 
tenb  gebraucht.  3ebe  S3or>cr)eit  tft  nur  babureb  wahr,  baß  ft'e 
einen  ©runb  bat,  unb  roenn  man  baber  auf  bie  (jrforfebung 
ber  Sabrgeit  «IS  folt^et  auSgerjt,  welches  in  ber  $bilofopbie 
triebt,  fo  fud>t  man  bie  legten  ©rünbe  oon  Dem,  wa« 
nabt  ift,  auf.  fRan  bat  baber  bie  ^ilofophie  auch  Die 
sSif)enfcbaft  oon  ben  legten  ©rünben  genannt.  2Bcr  ju 
Ällem,  wa3  er  unternimmt/  ©rünbe  bat,  nichts  grunbloS 
thut,  unb  wer  bei  311cm,  roa*  ihm  entgegentritt,  bie  ©rünbe 
(eigentlich  -bie  Urfacbe«)  auffuebt,  iß  grünblith,  unb  bie 
©rurtbltd^f cit  tft  baher  im  BUgememen  3etcben  eines  be> 
fonnenen  ©eißeS,  unabiäfiiirte  Bcbingung  aber  für  alleS 
uriffenfebafttiebe  Treiben.  —  ©runbftoffe  voerben  bie 
demente  (f.  b.)  genannt  —  ©runbriß,  f.  2Cufri§. 

©runörie  h«ßt  baS  in  fchiefrigen  glocfen  erfebeinenbe, 
vom  Staffier  burebjogene,  fd)mujige  unb  baber  graue  QU, 
welche*  fia)  bei  einrretenbem  gelinben  groftwetter  auf  bem  Bo> 
ben  fliepertber  ©ewäffer  bilbet,  bann  in  bie  £6  he  fteigt  unb 
auf  ber  jDberftätbe  ber  glüffe  fortfebwimmt,  fobaß  btefe  oft 
mie  mit  einem  geronnenen  Überzüge,  faft  roie  grofchlatcb,  be» 
beeft  erftheinen.  grifft  eö  fefte  Korper,  fo  fegt  eS  ftcb  an  tiefe 
an  unb  erftarrt  bann,  wenn  bie  8uft  nicht  wärmer  wirb, 
*u  fejltrm  ©fe.  Da  baS  6iS  ftetS  leichter  als  SBaffer  ift, 
10  bat  man  lange,  obgleich,  ber  BolfSglaube  längft  oon 
SrunbeiS  fpraeft,  boch  an  ber  aJcäglirtfett  beffelben  gejweU 
feit,  in  «euerer  3«it  fieb  ieboot>  burct>  bitecte  Berfucbe  unb 
^Ireiche  Beobachtungen  oon  bem  SBorhanbenfein  beffelben 
uberjeugt,  auch  ben  ©runb  feiner  »Übung  entbeeft.  DaS 
fBajfre  fann  nämlich  bis  unter  ben  ©Spunft  (f.  <5i3)  er* 
talten,  ebne  in  eiSferm  uberjugeben;  berührt  man  eS  aber 
febann  mit  einem  fpigigen  Körper,  fo  erftarrt  eS  äugen» 
ölitffob.  Jperrftht  nun  eine  Temperatur  oon  einigen  ©rab 
unter  bem  ©efrierpunfte,  fo  erfaltet  baS  SBaffer  an  ber 
Fberfiäche  ber  glüffe,  unb  biefeS  SBaffer  wirb  burd)  bie  Be* 
nxcjung  beS  gließcnö  jitm  Tb«l  nach  bem  Boten  beS  S3af> 
WS  ^erabgetrieben;  hi«  trifft  eS  in  ÜÄenge  oorragenbe  ©pigen, 
an  »etebe  M  fi*  als  CiS  anftgt  unb  einige  3ett  fefthalt,  bi« 
ei  an  Umfang  ft>  jugenommen  r^it,  bof»  fein  Sefireben,  »er» 
möge  feiner  gr6fjern  Ceidjtigfeit  emporjufteigen ,  bie  Ätaft, 
mit  ber  e$  an  ben  ©egenftanben  fefthalt,  übenuiegt  ober  auch 
tiefe  feft^  mit  emportragt,  ©nö  ber  merfroürbigfleit  SBeifpiele 
wn  ber  »ilbung  beJ  '©runbeifeö  ereignete  ftcb  bei  ?)ißau 
<tem  ^afw  oon  Königsberg  am  au^mij  beS  ^rcgeQ  am 

gebr.  1806.  (5S  (amen  nämlich  oor  längerer  Seit  oerlo» 
I(n  gegangene  eifeme  ^>afenrctten  oon  fecbS  Klaftern  Sänge, 
mit  ©runbeiä  überjogen,  an  bie  Oberfläche  btd  ©afferS. 
Serfunrene  gahrjeuge,  gro^e  Steine  u.  f.  ».  pnb  auf  btefe 
Seife  t>om  ©runbetS  emporgehoben  »orben.  3n  ftebenben 
iäafftm  fommt  baS  ©runbeii  niemals  oor,  benn  hier  bringt 
M  «Altere  SBaffer  ber  Dberftäeb«  niemals  bis  jum  ©runbe, 


»  «ryphias 

tnetmehr  nimmt  ^etS  bie  Temperatur  beS  SBafferS  mit  bei 
Tiefe  ju.  3m9Reere  mag  bie  SBÜbung  bei  ©runbcifeS  ba» 
turd)  möglich  merben,  ba§  burch  ben  SBeUenfcblag  baS  obere 
SS3affer  in  bie  Tiefe  getrieben  wirb. 

6runi>ßat}  beißt  Jebet  ©ag,  welefeer  unabänberlich  feft» 
fteht.  US  finb  baher  ©runbfäge  ebenforool  bie  unbejwetfeU 
ten  ©äge,  welche  oerfchiebenen  ©iffenfehaften,  namentlid|>  ber 
föcatbematif,  ju  ©runbe  gelegt  werben,  fobaß  btefe  felbft 
nur  als  3u§>  unb  gortbilbungen  berfelben  crfa)einen;  als 
biejenigen  SebenSregeln  ober  "tföarimen  be*  ^anbetnS,  welche 
ein  fBfenfcb  ftcb  felbft  oorgefchrieben  bat,  um  an  u)nen  un* 
ter  allen  »ebingungen  fcftjuhalten.  Die  legte  Srt  oon 
©runbfägen  ift  eS,  welche  oorjüglicb  einen  feften  unb  feiner 
felbft  bewußten  Ghataftcr  bilben,  unb  ein  ÜRann  oon 
©runbfägen  wirb  baher  häufig  als  glcicbbebeutenb  mit 
einem  juoerläfpgen  3Rann  genommen.  @o  ebrenwertb  ©runb» 
fäge  finb,  welche  ber  ttuSbrucf  unwanbelbar  restlicher  ©e» 
ftnnung  unb  ber  wahren  83ernunft  gemäß  finb,  fo  tb&ricbf, 
ja  lächerlich  !6nnen  ©runbfäge  werben,  wenn  fkb  biefelben 
auf  ^ugerlichfeiten  beriefen  unb  mit  pehantifeftet  ©trengi 
fcftgehalten  werben. 

<$rünrr  IDonncrotag  wirb  ber  Donnerstag  in  ber 
SBocbe  vor  £)ftern  genannt;  ba  er  bem  Qharfreitag  »oran* 
cioi,  fo  wirb  an  thm  feit  bem  (Snbe  beS  7.  3a(>rb.  baS 
©rinnerungSfeft  an  bie  <?infegung  beS  t).  3tbenbmal)l«  be. 
gangen  unb  hiermit  in  fatbolifcbtn  gänbern  noch  bie  Cfere» 
monie  beS  gufwafa>end  (f.  b.)  oerbunben. 

©rünepan.  Kupfergrün  ober  ©pangrün  ift  eine 
grüne  ober  bläuliebe  chemtfebe  &erbinbung  oon  Kupfer, 
©auerfioff  unb  <£fftgfäure,  welche  ald  Sarbeniaterial  oer« 
braucht  wirb.  Doch  nennt  man  im  gemeiner!  geben  alle 
bie  grünen  erbigen  S3erbinbungen  beS  KupferS  mit  ©äure« 
©rünfpan,  welche  an  fupfernen  ober  fupferbaltigeft  ©erä» 
tben  fta)  leicht  bilben  unb  an  benfelben  als  ein  ttberjug  feft* 
ftgen.  Der  ©rünfpan  wirb  im  ©roßen  gewonnen,  intern 
man  erwärmte  Kupferplatten  }wifcben  gährenbe  SBeintrebem 
legt;  fie  überrie^en  ftä>  bann  mit  ber  grünen  erbigen  3Raff& 
»efanntlicf;  ift  ber  ©rünfpan,  fowit. überhaupt  «öe  Berbin» 
bungen  beS  Kupferd  mit  ©äuren,  fe^r  giftig,  unb  man  muß 
baher  beim  ©ebraueb  lupferner  ©efäfje  fehr  oorftchtig  fein. 
(©.  Kupfer.)  Der  meifie  ©rünfpan  wirb  im  fübl.  granf» 
reich  bereitet  unb  fommt  entwehre  in  ©eftalt  oon  9>uloet  ober 
in  langen  »roten  oon  25  f>fb.  unb  mehr  ©ewiebt,  welche 
mit  ebäuten  umgeben  finb,  in  ben  g? anbei.  9Ran  wenbet 
ben  ©rünfpan  (.ehemals  mehr  als  jegt)  als  Jöctje  in  ber 
Färberei  an,  jur  e§erfteUung  oieler  garben  unb  in  ber  2»e» 
ticin..  —  Der  f roftallifttte  ober  beftiltirte  ©rün. 
fpan  ift  neutrales  effigfaureS  Kupferorob.  &  wirb  bei 
Oer  Bereitung  beffelben  gewöhnlicher  ©rünfpan  in  G  füg  o.uf» 
gelift  unb  bann  i rpftalUfirt ;  bort  gibt  eS  auch  noch  eint 
anbere  Bereitungsart.  &  ift  noch  giftiger  als  ber  gewähr 
liebe  ©rünfpan  unb  bilbet  fch6ne  buntelgrüne  KrpjlaUe,  We 
aber  an  b^r  £ufi  etwas  oetwittern.  (grhigt  man  ben  fro» 
Pallifirten  ©rünfpart  an  ber  8uft,  fo  entuinbet  er  ftcb  unb 
brennt  mit  lebhafter  grüner  glamme.  Der-  Sfürfftanb  iß 
braunes  Kupferorob.  SRan  bebtent  beS  beftillirten  roe* 
niger  als  beS  gemeinen  ©runfpanS. 

<^rj)pl)hji3  (2tnbr.),  eigentlich  ©reif,  ift  einer  ber  aus« 
gejeiebnetem  ältetn  beutfehen  Dichter,  welcher  1616  ju  ©roß. 


Unajafebaum 

Jtogau  in  ®^>fefiett  geboren  würbe.  Cr  ^atte  fldc)  btn 
iccbrtftubien  gewibmet  unb  würbe  1636  Beßrer  im  4>aufe 
be«  faif.  $faljgrafen  ©eorg  »on  Sebönborn,  bureb,  ben  et 
iiun  Dieter  gefrönt  unb  mit  tinem  2tbel«biplom  befebenft 
würbe.  JBon  bem  ledern  matten  er  unb  feine  Kacbfom» 
men  jebod)  feinen  ©ehrau*.  ©.  mußte  nach  bem  Äobe 
feine«  ©önner«,  wegen  ©lauben«facben  »erfefcert  unb  ber 
Regierung  »erbädjtigt,  fein  »aterlanb  »erlaffen.  <$t  war 
»ebn  3abre  l*H  o«T  Weifen,  namentlich  in  #oüanb,  febrte 
bann  jurücf,  ließ  fieb  in  grauffebt  nieber  unb  nahm  1650 
natt)  2lblebnung  mehret  Xuffoberungen,  ein  Uni»erfitat«lebri 
ömt  ju  übernehmen,  ba«  Ämt  eines  £anbf»nbicu«  im  gür> 
fientbum  ©logau  an,  welche«  er  mit  Cifer  unb  §leiß  bi« 
1664  »erwaltete,  wo  er  in  ber  SRitte  ber  »erfammelten  8anb» 
flänbe,  »om  Schlage  getroffen,  ftarb.  @.  ifl  ber  Schöpfer 
bei  neuen  beutfeben  Scbaufpicl«.  &  bat  mebre  Trauer» 
fpiele  unb  £u(ifpte(e  gefebrieben,  bie  burdi  würbc»oü"e  Sprache 
unb  bramatifetje  ^Durchführung  fieb  auszeichnen.  Unter  fei» 
nen  übrigen  ©ebiebten  jeiebnen  fieb  »orthetlbaft  feine  Sonette 
auf.  Qi  fpriebt  (ich  in  feinen  Siebern  ein  mitbe«,  inniges, 
etwa«  jur  Schwermutb,  ^mneigenbe*  ©emütb  au«. 

<8>uajakbaum,  auch  granjojen hol j».,  $oef»  ober 
93ccft) olibaum,  Gaajacnm  officinnle Lb.,  ifl  ein  auf  ben 
Antillen  embeimifd;er  fet>r  großer  S5aum,  mit  gabelförmig  ge« 
feilten,  geglieberten  flften  unb  immergrünen  ^Blättern,  bie 
au«  jwei  $aar  ©lättdben  fieberförmig  jufammengefefct  finb. 
$ie  blauen  ölüten  r;aben  bie  ©röße  ber  SJlüten  unfere« 
fauern  Airfcbbaum«  unb  flehen  büfcbelförmig  »ereinigt  an 
ber  Sptfce  ber  jungen  3meige.  2)a«  ©uajafholj  ifi  fo 
febwer,  baß  e«  im  SBaffer  ju  »oben  finft  unb  fo  hart,  baß 
e«  mit  SBortbcil  ju  bauerhaften  ©erätbfebaften,  fogat  ju 
üRörfern  unb  baju  gehörigen  Jtolben,  fowie  ju  Jtegelfugeln 
oerarbeitet  wirb.  ©«  bat  eine  bunfelgrünliche ,  braune  ober 
blaue  garb:  mit  einem  feb wachen  gcttglanje,  fdimect't  reijenb 
bitterlich  unb  riecht  gerieben  ober  angejünbet  angenehm  gc> 
roürjbaft.  ©cfct  man  e«  gerafpelt  bem  Sonnenlicbte"au«, 
fo  färbt  e«  ftcb  grün.  Jparte,  SMcbtigfeit,  (Schwere,  ©e» 
febmad  unb  ©erudj  ereilt  biefe«  £olj,  wie  bie  Slinbe  bef* 
felben,  »on  einem  Aar  je,  ba«  al«  Xrjneimittel  angewenbet 
wirb.  JDiefe«  #arj  fließt  entweber  »on  felbft  au«  ber  Sfinbe, 
ober  man  legt  ber  Sänge  naa)  burebbobrte  Stämme  an  bem 
einen  (5nbe  inl  geucr,  worauf  ba«  #arj  in  reichlicherer 
SRcnae  am  entgegengefefcten  (Snbe  berauäßießt  unb  in  un» 
lergefeftten  JlürbiSfcbalen  (Jtalebaffen)  aufgefangen  wirb.  2tucb 
burch  3u«focbung  ber  #oljfpäbne  mit  SBaffer  unb  Jtochfalj 
ober  burd>  Xuöjuben  mittelft  SBeingeift  fann  man  e«  erhal- 
ten, ©ringt  man  ©uajafbarj  in  gläfemen  ©efäßen  in« 
Sonnenlicht,  fo  wirb  e«  auf  ber  beleuchteten  Seite  grün; 
fnetet  man  aber  gepulverte«  ©uajafbarj  mit  3Reblflci|rer 
ober  mifcfit  man  ©uaiaftinetur  mit  ungefoebter  3JJi(cb,  fo 
entftebt  eine  blaue  $arbe.  @d;on  feit  febr  langer  3eit 
finb  ©uajaffjolj,  dtinbe  unb  Äarj  al«  fcr)weißtreibenbe 
«Kittel,  befonber«  bei  ber  gufrfeudje,  in  anwenbung.  Äurj 
nad?bem  bie  <5ppt)i(i«  jum  crßen  Ttak  auf  $ifpanio(a 
aufgetreten  war,  gelangte  ba«  Sranjofcnboty  von  ba 
1508  nad»  Spanien  unb  würbe  feit  biefer  3eit  al«  ba« 
frdftigße  Littel  gegen  biefe  Jtranfbeit  angefe^en,  bi«  ber 
georbnete  ©ebraud)  be«  öuecfftlber«  jid)  nod;  juoerüffic 
ger  erwie«. 


CJnernsey  und  Jersey 

©umclw  (Dtto  »on),  bet  bcrüb.mte  erftnber  bet8uft-- 
pumpe  (f. b.),  würbe  1602  ju  S^agbeburg  geboren.  Gr 
jtubirte  auf  mehren  Unioerftta'ten  Wecbtöroiffenfdjaft,  2Satt)«: 
matif  unb  9fatur(er)re  unb  würbe  1627  JKathsberr  ju  SSag: 
beburg,  1646  Sürgermeifter  feiner  ßaterflabt  unb  branben.- 
burgifd)er  Statt).  Sie  Grfmbung  brr  Luftpumpe  würbe  un- 
gemein befannt,  al«  ©.  auf  bem  9teicr)«tage  »on  (Kegrnfr 
Burg  1654  »or  bem  Jtaifer  unb  ben  »erfammelten  Surfte 
unb  £rrren  feine  merfwürbigen  !8erfuo)e  angefielit  ba:tc. 
Öa«  meifte  Xuffe^en  erregte  ber  SBerfucr)  mit  ben  fogenann» 
ten  ©uerief  e'fd^en  ober  magbeourger 
^albfugetn.  2)te  ©efialt,  welche  man  ibtteo 
gegenwärtig  bäufig  ju  geben  pflegt,  ifl  bie  nt« 
bmftebenbe.  6«  0nb  jwei  t)oI>le  «öalbfugeln  »on 
Metall,  welche  glattgefdbliffene  unb  etwa«  breite 
SRanber  b,aben,  mit  benen  fie  genau  aneinanoex 
gelegt  werben  fönnen.  3ebe  ^>albfugel  bat  in 
ijer  SDiitte  eine  ^anbbabe  unb  bic  eine  biefer 
|>anbbaben  ff^t  auf  einer  in«  Snnere  ber  $oSf 
fugel  füb.renben  Siöbre,  »on  wela>a  fie  afcgN 
fdjraubt  werben  fann.  6in  |>abn  an  ber  9J6bre  bient  baju, 
na$  belieben  bie  JRöbre  ju  öffnen  ober  ju  fdjliefen.  Sej: 
man  nun  beibe  «^albf ugeln  aufeinanber,  fobaß  fie  jufammm 
eine  Äugel  bilben,  fdpraubt  bie  eine  ^anbbabe  ab  unb  pumys 
mittel«  bet  Luftpumpe  bie  2uft  burcr)  bie  Kö^re  au«  bn 
Äugel,  fa)ließt  bann  ben  ^>abn  unb  fdjraubt  bie  crwäbntf 
^anb^abe  wieber  auf,  fo  gehört  eine  f«t>t  bebeutenbe  ÄmP 
baiu,  ben  äußern  fcuftbrucf,  bureb  welchen  bie  ^aJbf ugeln 
aneinanber  angebrueft  werben,  ju  überwältigen  unb  bie  £alb« 
fugein  »oneinanbet  ju  trennen,  wela>eö  füfjr  leiert  beroer!« 
fielligt  werben  fann,  naebbem  man  burcr)  ben  £ar)n  wie> 
berum  £uft  in  ba«  Snnere  ter  Äugel  gelaffen  ^at.  J)ie 
^albfugeln,  beren  fid)  ©.  bebiente,  Ratten  eine  magbebur: 
ger  @Ue  im  jiDurdjmeffer  unb  fonnten  nur  au«einanber  gr- 
rijfen  werben,  wenn  an  jebe  ^»aubbabe  15  ^ferbc  ancie 
fpannt  würben.  ©.  machte  nodj  mebre  anbere,  namentlicb 
auf  bie  fiebre  »om  Euftbrucf  fidj  be jiebenbe  ßrfinbungen,  ua> 
ter  2fnberm  bie  fogenannten  ©uericfe'fd) en  SÖette: 
männeben.  ©.  legte  168 1  feine  Erntet  nteber  unb  be$xb 
ftd)  ju  feinem  Sobne  nadj  Hamburg,  wo  er  low.,  flait. 

(?urrnenj  unb  3erfc»  bilben  nebß  ben  Seinem  & 
lanben  Älberne»  unbSarf  bie  fogenannten  notmanni» 
feben  3nfeln,  welche  jwar  ber  engl.  Ärone  gebörtn,  aber 
feinen  SBefianbtbeil  ©roßbritannien«  bilben ,  uno  bab^er  aua) 
feine  SRitglieber  tn«  Parlament  fenben,  fonbera  »on  einem 
Statthalter  regiert  werben.  Sie  liegen  wenige  SWeilen  »on  ber 
Äüffe  ber  ?Jormanbie  im  Aanale  unb  erfreuen  fidj  eine«  fo 
milben,  angenehmen  Auma«,  baß  ÜRelonen  unb  Seigen  gut 
fortfommen.  2)er  Jöoben  ifl  überall  fruchtbar;  auf  ben  üppv 
gen  SBiefen  weiben  au«gejeicbnete  Kinboieb*  unb  jabjreicb: 
Scbafbeerben^  an  Stenn :  unb  9)u|r)olj,  fowie  an  ©erreibe| 
fehlt  e«,  bafur  aber  finb  bie  Snfeln  mit  Äpfelbäumen  gleich 
[am  bebeeft.  25er  jDbflwein  »on  3erfeo  gilt  für  ben  bellet 
in  Gruropa  unb  wirb  fiarf  ausgeführt,  ©uemfeo  bat  etwa 
6  D2H.  mit  mehr  al«  20,000  Qvnro.,  »on  benen  etwa  13,000 
auf  bie  -öa u p rfrub t  S  t.  >  $  i  e r  r  e  (Sanct<9>eter)  f ommen.  2 
nebenflei>enbe  Xbtilbung  gibt  eine  31nfia>t  ber  ^auptftt.;:'.  ! 
»on  St.s§)ierre.  3m  ^)intergrunbe  erblitft  man  bie 
^)eter«fircr)e  mit  ihrem  4>auptthurme.  3n  biefer  Jtrrcbj  wirb 


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Guernsey  und  Jersey 


295 


Ctnernsey  und  Jerse 


bei  (SotteSbienfl  in  franj.  unb  in  engt.  <5prad>e  gefeiten.  <5in».,  »en  benen  10,000  in  ber  tvtd^ti'^ert  #anbel8«  unb 
Jtrfep  ifl  ttmai  Heiner,  aber  fldrfer  be»6lfert;  eS  bat  36,000    $ftffcil{taM  ®(- 1 4?c',tr  Itben,  »<W^*  gleich  ben  übrigen  IDrt-. 


''fofta,  ibre  S8lü(e  ben  Kriegen  jwifcfcen  ©ngtanb  unb  9!a>    nubren  anbern  fünften  MungSroerfe  unb  MarincbepotS 
mbanrY »am«»,  al*  bie  SBriten  bier  unb  auf.  anlegten,  bob       ba«  b.Sfjer  unbebeutenbe,  nur  bureb  feine 


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Ctuerrillas  2! 

JCuftem  btfannte  Dorf  »on  %a\)x  ju  3abr,  unb  ift  aud) 
nad)  bem  gtictcti  ÜRittelpunft  cirtcä  auSgebefonten  JpanbetS 
geblieben.  2>ic  83ewobner  ter  normannifcben  3n(e(n  finb 
tfoeilS  brtt.  Hbhmft,  flbeilS  flammen  fie  auS  bet  Stormanbte, 
unb  biefe  lefetem  reben  ein  franj.  ?)atoi§. 

<&utrrilltt0  (bie)  finb  eine  Cigentbümlichfeit  ©panienS, 
welche  {ich  im  Saufe  ber  Kriege  mit  (Spanien  unb  ber  wie» 

beredten  blutigen  {Bürgerkriege  auSgebilbet  bat.  DaS  fpan. 
#eer,  im  16. 3abrb-  ba5  hefte,  war  im  Saufe  her  jabrbun» 
berte  ju  einem  ber  fcfolecbteften  berabgcfunfen.  Qi  gebot  ben 
gremben  feine  Bcbtung  meljr;  ber  ritterliche  ©eift,  »on  wel= 
cbem  befeelt,  eS  einfi  fo  große  Sbaten  vollbracht,  mar  »er» 
febwunben.  3m  Kriege  mit  Napoleon  mürben  baber  bie  (Spa» 
nier,  wenn  fie  eS  wagten,  in  offener  Schlacht  ben  granjofen 
fieb  gegenüber  u:  (teilen,  gcfcblagen.  Die  ptjren.  Jjjalbinfel 
wirb  »on  jablreicben  ©ebirgsfetten  burchjogen,  bie  für  ieben 
mit  bem  Sanbe  unb  ben  fcrtlicbfeiten  niebt  b'nldnglicb  $B«S 
trauten  unjugdnglicb  finb,  bem  Eingeborenen  aber  eine  fiebere 
greiftdtte  gewähren.  #ier  fanben  auch  bie  gefcblagenen  £eer» 
baufen  föttt  3ufiud;t5fidttett  unb  hier  organiftrten  fie  fieb, 
von  ben  ganbleuten  unb  ben  3D?6nehen  unterftüfet,  aufS 
9teue.  5Bon  einem  regelmäßigen  Kriege  tonnte  feine  Siebe  fein; 
jeber  jerfprengte  ^>aufe,  fobalb  er  m  in  <3icberbeit  mußte, 
»dblte  ben  SEapferften  unb  Umficbtigffen  auS  feinen  Steigert 
»um  JBefeblSbaber  unb  führte  nun  ben  Äricg  gegen  ben 
geinb  auf  eigene  $anb  unb  in  einer  eigenen  SBetfe.  Der 
Jpauptjwecf  war,  ben  granjofen  fo  »ielen  Schaben  als  m&g« 
heb  ju  ibun.  Die  ©uerrillaS,  fo  hießen  biefe  Raufen  be> 
waffneter  Spanier,  von  bem  25orte  jruerra,  Jfcrteg,  über» 
fielen  einjelne  DetafcbcmentS ,  fingen  Transporte  unb  De» 
pefeben  auf,  beunruhigten  ben  geinb  auf  allen  (Seiten  unb 
(toben  wie  Spreu  auScinanbcr,  fobalb  fie  auf  überlegene 
Ardfte  (riefen,  um  fieb  halb  aufs  SReue  ju  fammeln.  (58 
gab  fold)er  ©uerriÜaSbanbcn,  befonberS  feit  ber  benfroürbigen 
«Belagerung  »on  @aragoffa,  1808,  eine  große  Änjabl.  5ttcb» 
rcntbeilS  beftanben  fie  aud  50—100  «Wann,  bod)  finb  aud) 
folebe  aufgetreten,  bie  bis  ja  800  SDfann  unb  barüber  fiarf 
waren.  Der  Schabe,  weisen  fie  ben  granjofen  im  gaufe 
beS  fpan.  JtriegeS,  befonberS  feitbem  ihnen  auf  SRomana'S 
SBefebl  3uan  9»artin  Diaj,  gew6bnlicb  ber  Cmpecinabo 
genannt,  eine  jwecfmdßige  Drganifariou  gab  unb  fie  gleich 
fam  mit  Einem  ©eifie  befeelte,  ift  nid)t  ju  bereebnen.  SBon 
beiben  (Seiten  würbe  biefer  Reine  JCneg  mit  unerberter 
©raufamfeit  gefügt.  Uli  bie  Engldnber  in  (Spanien  ein. 
rütften,  fanben  fie  an  ben  ©uerriüaS  bie  treueften  unb  nüfc= 
lichften  RJerbünbeten,  bie  bis  jum  Enbe  beS  JtampfeS  fid) 
ununterbroebeti  tbdtig  bewiefen.  ©ct»on  Damals  jeiebnete  fieb 
unter  anbern  ©uerrillafübrern  ber  fpdterbin  fo  berüchtigt  ge» 
worbene  Pfarrer  «Werino  (f.  b.)  auS.  ÄIS  im  3abrt  4820 
bie  (Sonftiturion  »on  1812  wiebtr  proclamirt  warb  «no  Die 
GorteS  abermals  lufammentraten,  würben  twn  ben  in  ihren 
3ntereffen  gefrdnften  ^nhangera  bcS  unbefcbrdnften  Äonig» 
thumS  unb  ben  fWeftern  in  maneben  ©egenben  ©panitnS 
bie  JBauern  fanatif*  aufgtregt  unb  bilbeten  fogenannte  ropa» 
liftifcbe  unb  apoftolifebe  ©uerrilla«,  bie  für  AerüeUung  ber 
abfoluten  ©ewalt  Jtönig  gerbinanb  VII.  fochten.  Sbnen  rra= 
ten  conftitutionnelle  ©uerriOa«  gegenüber,  bis  im  3.  1823 
hurtb  bie  Dccupation  Spanien*  »on  Seiten  ber  granjofen 
bem  Äampfe  ein  (&ibe  gemadjt  warb.    (Seit  1834  feiert 


►6  Ouiana 

wit  Äbnltcb«  (5rfd>einung«n,  wie  bon  1820  —  23;  ©emc 
ber  „Unerretrbbare",  ift  ein  farliftifcbet  ©uerriBafübrer,  bei 
feine  Sa  die  tnS  ©roße  getrieben  bot.  (Sgl.  (Spanien.) 

©uittna  ober  ©uatjana  btißr  bie  große  8anb|hec?e  im 
norb&frl.  @übamerifa  jmiftbf n  bem  Qfmajonenfhome,  bem  Stio 
negro,  bem  »Drinoco  unb  bem  atlant  jDceane,  beren  äußen 
Idnge  mehr  alS  200  beutfdje  9».  betragt.  DaS  3nnere,  Mb 
che  $  jum  großen  2r>cile  noeb  wenig  erforfd)t  ift,  wirb  »on  N: 
Sierra  «parime  burebjogen.  Dorthin  »erlegte  man  früher  b« 
©olblanb  (f.  Elborabo),  »on  weld)em  fo  »iel  gefabelt  »uttr 
unb  ju  beffen  Äuffucbung  feit  1545  baufta  (Srpebitionen  nb 
ternommen  würben.  Erft  1635  grünbeten  gramofen  bie  ajfa 
SRieberlaffung  in  ©.;  balb  nadjber  ftebelten  fid)  auf  einem 
anbern  fünfte  ber  Äüfle  Gngldnber  an,  benen  fpiter  .£>o:- 
linber  folgten.    0.  bat  überall  flact)e  Äüften  unb  ift  nci 
je^t  jumeift  mit  Urrodlbern  bebeeft,  ober  beftebt  auS  €a> 
»annen  mit  bem  üppigften  «pflanjenwucbfe.   DaS  jtltma  W 
beiß,  feucht  unb  ungefunb.    (Ein  großer  Sljeil  beS  8an^:- 
wirb  allidbrüd)  ju  gewiffen  3abreSjeiten  faft  ganj  unt<: 
SBaffcr  gefegt.    DaS  Üanb  bat       flroP«  *i>n>buetenfüa< : 
alle  (Sübfrüd)te,  befonberS  ©ranatdpfel,  geigen  unb  jimc- 
nien  gebeiben  vortrefflich ,  nid>t  weniger  ÄeiS,  3ucfer  unt 
Kaffee,  welche  bie  <£)auptau6fubr  bilben;  bie  »on  ben  ^' 
luffen  bi«b<T  »erpflamten  ©ewürje  fommen  glricbfaUS  $n' 
fort;  ber  Gacac  wdd)ft  wilb,  S3auille  unb  3nbigo  finb  m 
beimifd);  »ortrrffltd)e  vf)oIjarten  finb  im  Übctfluffe  »oita 
ben;  beSgleid)en  (SocoS,  Bananen,  Bataten,  SJtanicf  mt 
XnanaS ;  aber  auch  an  giftigen  *pflanjen  fet>It  rt  nidjt.  Sien 
3nfeften  unb  Amphibien,  unter  benen  eine  auf  brn  JSi- 
men  lebenbe  Eibedjfenart,  bie  3guana,  für  einen  ied 
gilt,  mimmelt  ©.;  befonberS  jablreict)  finb  bie  Scblana<r 
unb  Ärofobilarten ;  »on  »terfußigen  Zl)ittm  nennen  V.: 
nur  ben  3aguar,  Äuguar,  »iele  Äffenarten  unb  ben  Xgut; 
Diefe  große  geograpbifebe  Sfrpton  ift  unter  fünf  »rrfrf 
9)?dcbte  »ertheilt.   SBaS  jwifeben  ben  glüffen  Gffequebo  unr 
Drinoco  liegt,  geb6rt  jur  colomb.  Stepublif  SBenejufK; 
bilbet  baS  Departement  jDrinoco.   Die  (Stretfe  jwifeben  bt» 
innern  ©fbirge  unb  bem  gluß  Opapoc  n6rbl.  unb  bem  Zmi 
jonenftrome  fübl.,  ift  ein  Stbeil  beS  ÄaifertbumS  JBrafilien. 
Den  Äüftenfanm  jwifcc)en  bem  jDpapoc,  bem  ©ebirge  unr 
bem  ßffeauebo  haben  duropder  inne-,  bebaut  ift  aber  0*4 
biefer  le^tere  nur  an  ber  Äüfte  unb  an  ben  (Stromufer;. 
3m  3nnern  haben  entlaufene  €Ha»en  brei  im  3ab«  I 
»on  ben  (Suropdcrn  oIS  unabbdngig  anerfannte  9tegerrepub:  i 
Fen:  Äufa,  ©arameca  unb  (Sottica  gegrünbet. —  Dar 
brit.  ©.,  ein  etwa  50  3Ä.  langer  Aüfirnftrid)  »om  glnffe 
ßorentpn  bis  norb6fiL  »om  Cffequebo,  hat  etwa  ldojottf 
Ginw.,  unter  tiefen  nur  l.s,CW0  SBeiße,  unb  jerfdOt  m  m 
beiben  ©tattbalterfcbaften  Gffeguebo-Demerara  unb  ffierbu. 
Aauprftabt  nl  ©eorgetown  ober  Stabroef,  eine  blü! 
•ponbclSftabt  mit  etma  10,000  (Jinw.;  9teu  Ämjterbar 
ebenfalls  engL,  iji  in  boUdnb.  ©efdjmacfe  erbaut.  — 
berldnb.  ©.  mit  etwa  70,000  dinw.  bftbe»  ben  [dj 
ften  Sbeil  unb  Ht  »on  ben  iwDdnbern  mebrfacb  mit  5an.i 
len  burebjogen.    Bon  ben  engL  33eft(jungen  mirb  eS  but^ 
ben  Gorentpn,  »on  ben  franj.  burd)  ben  SJfaroni  gc; 
@ift  beS  Statthalters  ift  Paramaribo,  unweit  ber  SRI 
bung  beS  (Surinam,  eine  ber  fcbdnfien  Stdbte  in  ©übaroc 
rifa,  bat  breite  (Straßen,  bie  nut  jDrangen:,  (Jitronen 


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Guillotine 


■lamarinben&dumen  beftfet  (mb;  ber  £afen  mirb  burcb  baS 
gort  Seelanbia  gebetf t,  unb  ber  #anbel  ifi  feljr  beträchtlich.  — 
gran*.  mit  etwa  25  —  30,000  ein».,  liegt  jwtfcpen 
ben  gluffen  2Haroni  unb!Dpapoc;  £au»tftabt  iftGapenne  auf 
einer  3nfel,  mit  etwaS  über  3000  Gm». ;  «6  werben  uon  bier, 
auf  er  anbern  r-anbeSprobucten,  befonberS  ©ewürjnelfrn  unb 
dapetjnepfrjfer  auSgefübrtI 

Guillotine  ift  eine  ÜHafcpine  utm  Jt6pfen  ber  äRiffc- 

battr,  welcbe  in  mehren  ■Staaten  an  bie  stelle  beS  Scharf 
riebterfcpwertS  ober  SBeild  getreten  ifi.   Diefelbe  befielt  aus 

.  :  ©äulen,  bie  oben  mit  einem  Guerbolj  verbunben  ftnb 
itnb  jwifepen  benen  in  gugen  ein  fcbarfeS  unb  fcpwereS  gaQ 
feil  ängt,  »elcpeS  njittelS  eineö  SeileS  heraufgezogen  wer= 
ben  :ann.  2>er  SSerurtbeilte  wirb  auf  ein  IBret  gebunben, 
»elcbeS  oben,  wo  ber  Aopf  pintommt,  einen  ^usfebnitt  bat 
unb  untgefcplagen  werben  fann,  fobaß  ber  Verbrecher  mit 
:  u  Äalfe  gerabe  unter  baS  ©eil  ju  liegen  fommt.  ©owie 
bas  «eil,  welepeS  ba<  JBeil  bait,  natpgelaffen  wirb,  fällt 
tiefe*  perab  unb  fernlägt  ben  Aopf  ab,  ebne  jemals  ju  feh- 
len ober  niept  burjdnubringen,  welches  bem  Scharfrichter  bei 
wmbpabung  einer  freien  ffiajfc  zuweilen  begegnet  unb  bann 
jur  Qual  beS  SBerurtbeilten  Veranlagung  gtbt.  Die  ©uils 
lotine  bat  ipren  Stauten  von  bem  franj.  Ärjte  ©uillo» 
tin,  weldjer  ÜRitglieb  ber  Stationalverfammlung  in  ber 
franj.  Revolution  1789  war  unb  ber  Verfammlung  flott 
ber  bisherigen  qualvollen  #inrirbtungSart  burcb  ben  Strang 
bie  eepfmafebine  »orfrplug.  Sie  mürbe  gewählt  unb  mit 
ihr  mürben  wäbrenb  ber  franj.  Revolution  bie  meifien  ber 
unzähligen  Einrichtungen  ausgeführt,  weupe  bie  ganatifet 
bcr  gretpeit  anorbneten,  um  äße  greunbe  be*  .RönigtbumS 
auSjurotten.  ttuf  bem  ©riuevlafe  ju  ^pariS  ftanb  bie  ©uit» 
lotine,  meleber  wibrenb  ber  Revolution  unzählige  ©cplacbts 
opt'er  iugefd)lep»t  mürben,  ©ie  mürbe  am  25.  Ufpr.  1792 
;ucrft  m  Änwenbung  aebraept.  SWan  hatte  aber,  um  fepneUet 
in  bem  blutigen  ©efebnfte  verfahren  ju  fonnen,  nicht  nur  fefb 
uchenbe  ©uiUotinen,  fonbern  aueb  folebe,  meldte  auf  oierrä» 
berigen  ©erüjten  jtanben,  mit  benen  fte  herumgefahren  wers 
ben  formten,  wanbernbe  ©uiUotinen,  ja  fogar  tragbare, 
meiere  ben  Verurteilten  in  bie  3immer  gebracht  werben  fonn« 
tat  ©uillotin  (geb.  1738,  ge|t.  1814),  ein  ÜRann  von 
üiifiem  unb  woblroollenbem  üharafter,  mar  jeboeb  feines» 
ir-egS  Crfinber  beS  fdjrecf liehen  3nftrumentS,  fonbern  feblug 
tiefes  nur  vor,  um  ben  SJerurtr^eilten  unnütje  hartem  ,ui 
tn'uaren,  unb  verbefferte  bie  febon  früber  befannte  Aöpfma» 
tyme  baburcp,  baß  er  barauf  antrug  (waö  auch  eingeführt 
werben  ifi),  baSSJeil  fo  einzurichten,  baß  feine  ©ebneibe  eine 

'  ;e?e  ginie  bilbete,  bamit  berÄopf  nicht  fowol  abgefioßen, 
als  mit  ber  größten  ©cbnclligfeit  cibgefcbnitten  würbe.  2)ie 
Guillotine  ifi,  außer  in  ben  gänbern,  in  benen  franj.  Stecht 
gilt,  in  neuerer  Seit  aueb  in  Wriecbenlanb  unb  in  ^anooer 
emgefübet  worben.  —  £>ie  A6pfmafcbine  t>atte  man  früber 
n  Statten,  roo  fte  9Rannwa  (Wannaia)  ober  bie  wel>, 

;re  galle  biep.  Acnrabiit  von  Schwaben  (f.  b.) 
wutbi  mit  einer  berartigen  SDtafcbine  Eingerichtet.  3n  6ng» 
i  nic  unb  Sdiottlanb  biefj  bie  jtöpfmafebine  ©ibbet  ober 
Jungfer.   Crine  folebe,  wie  fie  nacbllebenb  abgebilbet  ifl/ 

"b  }.  JB.  bi$  in6  17.  3af)rb.  ju  #alifar,  unb  ber  8orb 
ee«  BejuB  trotte  bad  Kedjt,  jeben  in  bem  gorfle  von 

?;tbn « Gene. » Pfj.  II. 


*W  Guinea 

^arbwtef  ergriffenen  SKifTetfjdter  mittel»  berfeften  ritbten 


nt  laffen.  3n  Deutfd>lanb  mar  feit  bem  14.  3abrb.  tin  ber 
©uillottne  ähnliches  3nfhument,  bie2>iele,  bei  Äinrid^tun- 
gen  in  ©ebraueb.  ©ie  beflanb  aud  einem  ©tücf  tiepenen  QoU 
jeS  mit  einem  feparfen  ©fen.  Itfucp  bie  ^olldnber,  f>olen 
unb  9?uffen  b<»ben  ftbon  früber  Äopfmafcpinen  befeffen. 

(Quinta,  ein  großes  Jtüfienlanb  in  SBefiafrira,  welcpeS 
pd)  im  ©.  von  ©enegambien  bis  jum  6ap  grio  erflrecft, 
mit  unbestimmter  JBegrenjung  im  Snnern.  €S  jerfallt  in 
baS  nörbl  ober  £)ber»@uinta  unb  bas  fübl.  ober  Unter; 
©uinea.  £)ber»©uinea  bat  eine  £dnge  von  etwa  400 
IDletlen,  von  ber  ©ierra  i  geonafüfte  b.iö  jum  Vorgebirge  Ho» 
pej  ©onfaloo,  etwa  2°  fübl.  vom  'Äquator.  2>ie  bor  (hin 
panbelnben  (Europäer  paben  ben  einzelnen  Xbeilen  beritdjie 
verftpiebene  tarnen  gegeben,  ©o  beißt  bie  80  SR.  lange 
©tretfe  von  ber  ©übgreme  ©cnegambienS  bis  jum  Qap  Wt- 
furabo  ©ierra»r}eonafüfte:  bie  bis  jum  dap  Palmas 
SRalaguetta  ober  ^fcfferfüfie,  60  QU.  lang;  jene  bis 
jum  Vorgebirge  ber  brei  ©pi|en  60  SR.,  ßlfenbein»  ober 
Babntüfte;  jene  bis  jum  {Rio  SOotta  ©olbfüfie,  etraa 
75  SR.;  bis  jum  S?io  Sormofa  ©tlaoenf üfte;  bann  fol» 
gen  bie SSentnf üfte  bis  jut JBiafrabai  unb  bie  Äüften  Jtai 
labar  unb  ©abon.  !Dad  Snnere  von  ©.  t{i  nodj  wenig 
befannt,  botb  wiffen  wir,  baß  in  bemfelben  höbe  ©ebirge 
(Sierra  üeona  unb  Äong)  mit  manmebfaepen  Verjweigungen 
oorbönben  ftnb,  auf  benen  eine  große  Xnjabl  wafferreieper 
©trome  ibten  Urfprung  nehmen.  £abirt  gebort  vor  aOen 
ber  fo  viel  befprotpene  ©fepoliba  ober  Seiger  (f.  b.)  auf  ber 
jDffabbaepung;  ferner  ber  Sierra  geona  ober  Öfofelle,  ber 
SRcfurabo,  ber  Änfobra,  ber  9tio  Volta  mit  vielen  SBaffer» 
fallen.  £ et  Senin,  ber  dtun  unb  ber  Äa labar  ftnb  Xrme, 
wdebe  baS  2)elta  beS  9tigerS  bilben.  ©ie  fließen  aUt  in  ben 
SReerbufen  von  ©.  unb  bie  meinen  führen  ©olbfanb  mit 
fup.  Das  2anb  gehört  ju  ben  peißefien  ber^rbe;  ber  beut» 
fepe  3Bunbar&t  3f«t  beobachtete  an  ber  ©olbtufte  eine  ^iije 

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Guinea  298 


Cluise 


von  mehr  als  28°  im  Limmer,  wä&renb  ber Ä&ermometcr  in 
ber  freien  Suft  über  45°  9?eaumur  jeigte.  3u  tiefer  Jjjjifce 
fommt  währenb  mebrer  Monate  beS  Satire*  noch,  eine  grofe 
geucbtigfeit,  bie  baS  Klima  befonberS  für  ben  Guropäer 
bäcbfl  ungefunb  macht,  allein  ben  $)flanjerm>utf>*  ungemein 
begünftigt.  @.  ifl  bie  $eimat  beS  Affenbrotbaums 
(f.  b.).  Gin  großer  SEbeil  beS  SanbeS  ifl  mit  biestern  Ur« 
walbe  bebeeft;  ei  warfen  Dolmen  aller  Art,  Mangobäume, 
Samarinben,  GocoS,  Bananen,  Zitronen,  Orangen,  ©ra; 
natäpfel  u.  f.  w.:  ber  Jturbaril,  bem  bie  Sieger  ein  er» 
frifcbenteS  ©ctrAnf  abzugewinnen  wiffen;  ferner  bie  5Ra* 
laguetta  ober  ber  ©uineapfeffer,  fpanifeper  Pfeffer,  3ng* 
wer,  vortreffliche  Baumwolle,  Snbigo,  2Rabagoni,  Gben= 
bot)  unb  viele  ©ummtarten;  bann  8?etS,  5Dlai8,  mehre  Ur- 
teil von  Durra$  unb  SEabacf;  3ucferrobr  wäcbft  wilb  unb 
baS  ©uineagraS  erreicht  nicht  fetten  eine  £öbe  von  15  g. 
SBälber  unb  SBiefen  wimmeln  gleidjfam  von  Elefanten,  2tf* 
fen,  Öiueüen;  glußpferbe  trifft  man  in  aOen  Strömen,  tu- 
gegen  ift  baS  9lbinoceroS  feiten;  aud)  bie  ©iraffe  gebort 
mehr  3nner>  unb  jDftafrifa  an,  bagegen  gibt  e>5  Panther, 
Scoparben,  ©dbafalS,  Spanen,  3ebraS  unb  Äffen  aller  Art 
in  groger  Wenge,  ebenfo  Antilopen,  wilbe  Schweine,  $>a» 
pagaien  unb  Bienen;  bie  SEermiten  ober  weißen  Ameifcn 
finb  eine  wahre  Sanbpfage  unb  Krofobile  an  ben  SRieberun» 
gen  ber  großen  Ströme  außerorbentlia)  jablreicb.  DaS  wieb- 
tigfie  $robuct  bei  9Jcnieralrei£bS  ifl  ©olb,  baS  eine  bläffere 
garbe  ale>  unfer  europ.  bot.  Die  ©ebirge  AfrifaS  bergen 
fiebert  ich  einen  großen  Keicbtbum  an  et  ein  SDletallen,  ftnb 
aber  nocb  niebt  ausgebeutet  worbeu.  —  £ie  !8croofmer  beS 
SanbeS  ftnb  Sieger,  bie  meifl  Alferbau  treiben:  nur  wenige 
fuhren  eine  Art  Stomabenleben.  Sie  finb  bei  3Rebrjat?l 
naep  beiweitem  niebt  fo  wilb  unb  rob,  als  man  inSgemein 
)u  glauben  pflegt;  an  ber  Jtüfte,  wo  ber  Ginfluß  ber  Qu- 
ropaer  im  Allgemeinen  feineSwegS  wobltbäfig  eingewirft 
bat,  finb  fte  am  verberbteflen.  Die  Staluben  am  9fio 
Slurle}  vergeben  fieb  vortrefflich  auf  ben  Baumwollen*  unb 
3nbigobau  unb  weben  febc  feine  Sucher,  bie  fte  fauber  unb 
gut  su  färben  wiffen.  Cor  ber  <3icrra»2eonafüfle  liegt  bie 
3nfel  ©cberbro;  auf  biefer  unb  bem  gegenübcTliegenben 
gefllanbe  ifl  von  ben  Gnglänbern  eine  freie  Slegercolo» 
nie  angelegt  werben.  3m  3-  1826  lebten  etwa  20,000 
©cbwarje  m  mehr  als  jwälf  Dorfern,  unb  eS  waren  $ofb 
(tragen,  Schuten  unb  ©afrböfc  vorbanben.  Der  #auptort 
ifi  greetown  ober  greiftabt,  auf  bem  gefllanbe ,  am  ©iers 
ra«8eonafhiffe,  mit  etwa  5000  Ginw.,  einem  Jfcbeater,  etnec 
Gaferae  unb  fünf  Schulen.  StegentStown  bat  bereits  mebr 
alS  2000  Ginw.  Dem  von  ben  Briten  gegebenen  Beifpiele 
folgten  bie  Storbamerifaner:  fie  grünbeten  1821  ifU.  »om 
Gap  SRefurabo  ebenfalls  eine  freie  SRegercolonie,  welche  fte 
Siberia  nannten  unb  bie  ebenfalls  von  3abr  ju3abr  brrr= 
lieber  gebeibt.  Unter  ber  großen  Zniaty  von  9?egcrftaaten  in 
©.  ifl  baS  Sleicb  ber  ÄfbantiS  (f.  b.)  am  möcbtigfien.  Auf 
ber  GFlavenrüfte  liegt  baS  maebtige  Wcicb  ^Dabomep,  in 
welchem  bet  fcbjauberbaftefle  Despotismus  berrfebt  SBer  mit 
bem  .König  ju  fpreeben  bat,  barf  ftcb  ihm  nur  frieebenb  na* 
ben;  bie  ju  Sbren  eines  verdorbenen  Monarchen  erriebteten 
Sempel  werben  aus  einem  mit  SSenfcbenblute  angefeuchteten 
Kitte  erbaut  unb  bie  naebgelaffenen  SBeiber  beS  Zobten  muf> 
fen  cinanber  gegenfeit  ig  umbringen  unter  lautem  83eifaOS> 
iubel  be«  83ol?S.  überhaupt  finb  bie  JDabomepS  bie  wilbeflen 


unb  graufamflen  aller  Sieger  unb  bebanbeln  ibre  SJeiber  a'c. 
fcbeultcft.   Die  Aauptflabt  ifl  2tbomep  mit  24,000  Ctn». 
DaS  vormals  maebtige  9?eicp  2Bbiba  ober  3ubab  ifl  !<:.•: 
von  Dabomep  abbängig.  2lm  untern  Saufe  beS  Benins  ober 
Rio  Sformofa,  alfo  tm  Delta  beS  9ligerS,  liegt  baS  «Ret* 
Benin,  beffen  ^errfeber  100,000  2».  inSgdb  ftrHen  fann; 
bie  gleichnamige  <3tabt  bat  etwa  15,000  Ginw.   Dort  reft- 
birt  ber  König,  ber  wie  ein  ©ort  verehrt  wrrb  unb  von 
bem  baS  S3olf  glaubt,  baß  er  gar  feine  9labrung  ju  fich 
nehme.  TLud)  bier  ftnb  SRenfdjenopfer  baufig.  Die  Europäer 
haben  ber  Kuftc  entlang  eine  Angabt  von  ^panbelSlogen  und 
gort*  grgrunbet,  um  gianbeSprobucte  gegen  europ.  (fr^iu 
niffe  etnjutaufeben.  Diefe  (e|tern  befiebert  bauptfaeblia)  aus 
©ebießgewe^ren ,  Pulver,  Äugeln,  gljntenfleinen,  a»effern, 
Gifen,  Biet,  Säbein,  Kattun,  feibenen  Beucben,  rot  bem 
Zucpe,  wollenen  SRügen,  Korallen,  Zabacf,  Äum  un( 
Branntwein,  bie  erflern  aus  Elfenbein,  ©olb  u.  f.  w.,  frü- 
ber  befonberS  auS  ©Raven.  —  Die  ^>auptnieberlaffung  bet 
Gnglänber  ifl  ju  Gape  Goafl  Gaflle  auf  ber  ©olbtufle;  fit 
bat  8000  Ginw.  unb  ifl  <3i(j  beS  ©eneralgouverneurS;  fet 
ner  baS  gort  Änttimaboe  mit  4000  Ginw.  Äucb  beft(en  \u 
bie  3nfel  gernanbo  ^)o  im  ©uineabufen.  —  Die  Stieber 
lanber  beftljen  mepre  gortS  im  ganbe  ber  ÄfbantiS,  mit 
etwa  15,000  Ginw.;  gort  bei  27?itkt  ober  Glmina  ifl  ta* 
wirbtigfle.  Die  Dänen  haben  ebenfalls  einige  Reine  lieber 
lafjungen  an  ber  ©olb:  unb  ©Raoenfüfle,  namentlich  am 
JKioSöolta. —  Unter»©uinea,  ein  Aüflenfhicp  von  ehr»-. 
300  5K.  8änge,  erflrecft  fieb  vom  Gap  Sopej  ©onfalvo  b:s 
tum  Gap  grio  unb  ifl  im  Allgemeinen  nur  ferjr  wenig  b< 
fannt.    DaS  Klima  ifl    einlief)  baffelbe  wie  in  jDber^Ö, 
nur  baß  biefelbett  3ab.rcSjciten  in  ganj  anbere  2»onate  fal 
len.   Con  ben  Verzweigungen  ber  ©ebirge  unb  bem  Saute 
welcben  bie  ©tröme  nehmen,  wiffen  wir  wenig.  Der  Äoanja 
ifl  an  feiner  SWünbung  beinahe  eine  ÜReilc  breit,  ebenfo  ber 
Baire  ober  itongo,  beffen  Zicfe  an  manchen  ©teilen  900  £ 
beträgt;  ber  Kvongo  münbet  am  Gap  Sopej.   Die  ^robued 
beS  Zhier^  unb  'Pflanzenreichs  ftnb  im  Allgemeinen  jene 
von  JDber:©.,  baS  SRtneralreicb.  liefert  außerbem  vortreffii 
cpeS  Gifen.   Die  Bewohner  finb  überaß  Sieger.  Weber- © 
jerfaHt  in  bie  vier  Abtbeilungen:  goango,  Jtongo,  Angola 
unb  Bcnguela,  ifl  jum  Sbeil  unabhängig,  jum  Äpetl  ben 
?)ortugiefen  unterworfen.    Die  wicbttgjten  {Reiche  ftnb; 
Soango  mit  etwa  einer  falben  Million  Ginw.;  $auptftat; 
Banja»8oango  mit  15,000  Ginw.,  wo  nocb  immer  ein.  großer 
©Ravenmarft.    DaS  Königreich  Kongo  jwifeben  Äangc 
unb  Angola;  ^»auptflabt  ©an=©alvabor  ober  Ban^ÄongV 
gut  gebaut,  in  gefunber  Sage,  mit  24,000  Ginw.  Da? 
Weich  ÜRalembe,  unb  anbere.   Der  fübl.  &beil  von  Un 
ter»©.  gebärt  ben  ?>ortugiefen ,  welche  aueb  im  3nnet- 
mebre  ^>anbel8u>gen  baben.   ©ie  tbeilen  ibre  Bedungen  m 
jwei  Sbeile,  nämlicb  in  bie  Königreiche  Angola  unb  Ber. 
guela.   3n  Angola  liegt  bie  ©tabt  ©an:$ao(o  be  8t>or^ 
an  ber  SDlünbung  beS  BengafhomS,  mit  5000  Ginw 
©ifc  beS  ©eneralgouverneurS,  gut  gebaut  unb  bat  einer; 
lebhaften  #anbclSbafen.    Audb  ber  ^>afen  von  ©anigeiir 
be  Benguela  ifl  fehr  befuebt,  bie  ©tabt  liegt  aber  fepr  an 
gefunb  unb  ifl  jugleicb  ein  DeportationSort. 

©ut0f,  eine  berühmte  bwjogl.  gamilie  in  granfreiib 
bereu  Stifter  Glaube  von  ©.,  ber  jmette  ©obn  beeret 


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Ciuitarre  2J 

jogä  Renatus  von  gotbringen,  geb.  1496,  war.  £erfelbe 
mar  mit  Antoinette  »on  Sjourbon,  einer  franj.  %>tinjefitn, 
tvrmjblt,  würbe  1527  £erjog  von  ©.  unb  fiarb  1550  all« 
gemein  bodjgeacbtet  wegen  fetner  Stapfcrfcit  unb  feined  rit« 
uü\ä)tn  ©inneS.  9loeb  ttö^ern  8lubm  errang  aber  fein  ©obn 
granj  &.,  geb.  1M9,  U  SJalafre  (b.  rj.  ber  SBenarbte; 
juknannt,  von  emer  SBunbe  im  ©efiebt,  bie  er  1545  bei 
M  {Belagerung  von  JBoulogne  erhalten  unb  bie  ihm  eine 
ülarbe  jurütfgelaffen.  Qx  war  ein  tapferer  unb  immer  fieg* 
:  :*<r  geibtjerr  im  Äampf  gegen  ben  beutfeben  Äaifer  Jtarl  V.; 
iudi  gegen  bie  (Snglänbcr  unb  gegen  bie  franj.  ^roteflanten 
uiebnete  er  ud>  glorreich  auS.  Die  legtern  hatten  eine 
feerfebwörung  gegen  ibn  gemaebt,  bie  er  jerftörte,  worauf 
ibn  baS  Parlament  mit  bem  Sütel  eine?  SfetterS  beS  M>atcr- 
lanbeS  ebne.  £urd)  feine  ©iege  unb  als  ©cmabl  ber 
ca)a>efler  be3  franj.  ÄönigS  ^einrieb  II.  war  ©.  unter  bie» 
lern  unb  bem  folgenben  Aonige  granj  U.  von  bem  größten 
(Jinftufj  auf  bie  Regierung  Äranfreicbä.  Qx  war  ein  eifri« 
§tr  Jeinb  ber  ^roteflanten  unb  verfolgte  fie  mit  bem  ©ebwert, 
reebura)  granfreieb  in  einen  blutigen  Jöürgerfrieg  venvirfelt 
würbe.  Auf  ber  Seite  ber  ©egner  (lanb  namentlich  ber 
?rinj  ßvnte\  ben  @.  jeboeb  in  ber  für  ilm  ftegreteben 
ca>la<bt  bei  £>rcur  15G2  gefangen  nahm.  25ei  ber  Belage: 
rung  von  CrleanS,  wehteS  bie  ^roteflantcn  inne  Ratten, 
würbe  aber  ber  tapfere  £erjog  iof>3  ctfcr)offcn.  —  Tax  £af| 
«legen  bie  ^roteftanten  erbte  auf  feinen  ©obn  .£>  einrieb, 
^«jog  »on  ©.,  geb.  1550,  fort,  £erfclbe  veranlagte  unb 
leitete  bie  ©^recTen  ber  berüchtigten  parifer  äülutbocbjeit 
(f  b.).  2>odb  flanb  berfelbe  aueb  in  bem  SJufe  großer  Sa« 
PT'cr(eit  unb  tvuvbe  mit  feinem  jDbeim,  bem  Garbinal  von 
^bringen,  1570  ©tifter  ber  r)etligen  fcigue,  einer  Serbin« 
tung,  tpeltbe  als  ihren  3mecf  SJertbcibigung  ber  Sieligion, 
tex  greibeit  beS  ©taatS  unb  beS  Äöntgö  angab,  aber  von 
><nt  $erjog  benufct  würbe,  um  feine  eignen  ehrgeizigen 
•  nc  ju  verfolgen.  &  trat  enblicb  in  offenem  2Biberftanb 
aea,en  bie  Cefeble  beS  ÄönigS  ^einrieb  HL  auf  unb  febrieb 
:  -n  ©efefce  oor.  JMefer  entlebigte  ftet)  beS  gefährlichen 
Cannes,  inbem  er  ibn  bei  ©elegenbeit  beS  SietcbStagS  ju 
Slw'i  1588,  als  er  eben  ba?  fön.  ßabinet  betreten  wollte, 
trmetben  ließ.  Am  folgenben  Sage  mürbe  auch  fein  93ru> 
tet,  ber  Garbinal  gubivig  IL  von  gotbringen,  ermorbet 
£a$  berühmte  ©efcblecbt  ber  ©.  ifl  1G9Ö  mit  3ofepb  £ub* 
vm  Lothringen,  ^>erjog  von  ©.,  eilofdjen. 

<6uitarrt  ifl  ein  ©aiteninftrument,  ungefior  von  ber 
I  einer  großen  SSioltne  mit  fecbS  ©aiten,  bie  mit  ben 
lern  ber  rechten  #anb  geriffen  werben,  wäbrcnb  bie 
-üanb  auf  bem  ©riffbrete  bie  ©aiten  anbrüeft  unb  ba« 
Ural)  eine  größere  OTannicbfaltigreit  ber  Söne  möglieb  maebt. 
Dil  feeb»  ©aiten  ft'ub  auf  bie  £öne  E,  A,  d,  g,  h,  e 
:  :nmt.    SKan  bebient  fieb  biefeS  JnflrumentS  gert»6r)nlit^ 
nui  beim  ©efange  jur  SBegieitung;  eö  haben  aber  einjelne 
^ittuofen  im  ©uitarrenfpiel  eine  große  SBoUfommenbeit  er« 
"iajt  3>ie  fogenannte  ^)ianoforteguitarrc  ifl  mit  einem 
-r  ncnrccr!  verfeben,  welcbeS  bie  ©uiten  wie  bie  Saften  eines 
ÖUbttrt  anfragt,  bat  aber  wenig  SBerbreitung  gefunben. 

Gulbrn  ober  ©ülben  ifi  eine  nod>  jefet  gebrducblicbe 
^ünje,  welcbe  anfangs  von  ©olb  gearbeitet  unb  banacb  bes 
nonnt  »urbe.   ©ie  licifit  aueb  gieren,  oon  glorenj,  wo 


9  G  ünf  her  (F.  t.  S ch  war  z b .-Ii ud. ) 

fie  feit  1252  geprägt  würbe.  2>iefc  alten  Floren  galten 
ungefabr  fo  viel  wie  ein  X)ufaten  unb  batten  auf  ber  einen 
Seite  baä  jßilb  bed  Staufen?  3obannc6,  auf  ber  anbern 
eine  ßtüe.  Tili  fpäfcr  bie  filbernen  fleinen  ©u:ben  auffa« 
men,  welcbe  bie  rbeinifeben  Jturfürflen  feit  1551  prägten, 
nannte  man  jum  Unterfebieb  bie  golbenen  ©olbgulben 
ober  ©olbgulben.  Gegenwärtig  ifl  ber  Skrtb  ber  ©u(> 
ben  febr  oerfebieben.  SBäbrenb  bie  banjiger  ©ulben  nur 
fecbS,  bie  poln.  ju  vier  unb  bie  genfer  gar  nur  ju  jwet 
©rofeben  gereebnet  werben.  b«t  man  noeb  ]efet  alte  lübifcbe 
©ulben  ju  2  Sblr.  21  ©v.  3m  Allgemeinen  ftnb  aber  bie 
in  SDeutfcblanb  gebräuchlichen  ©ulben  tbeilS  nacb  bem 
Smaniiggulbenfuß  ausgeprägt  (b.  b-  cd  geben  20  auf  eine 
feine  SWarf  ©ilber),  tbeil*  nacb  bem  SBierunbjwanjiggulbenfuß 
(24  auf  eine  feine  SRarf  ©ilber).  £)ie  erftern,  bte  foge< 
nannten  Si  eich  ober  GonventionSgulben,  ftnb  üblich 
in  jbfrreicb,  im  Königreich  ©aebfen  unb  in  XugSburg.  Sie 

S>eiten,  bie  fogenannten  rbeinifeben  ©ulben,  in  SBaben, 
atem,  9Iaffau,  SBürtemberg,  SKeiningen,  Darmflabt,  £ilb> 
burgbaufen  unb  anbern  ßrten.  ©ecbS  ©ulben  vom  5öier« 
unbiwanjiggulbenfuß  geben  auf  fünf  vom  3wan}iggutbenfu0. 
S3eibe  Arten  ©ulben  werben  ju  60  Areujem,  ber  Areujet 
tu  vier  Pfennigen  geredjnet.  3n  ©aebfen  rechnet  man  ben 
©ulben  ju  16  ©rofeben,  fobaß  alfo  ein  rbeinifdber  ©ulben 
13'/»  ©rofeben  gilt.  —  <Slod)  bebient  man  ftd>  beS  fogenann* 
ten  meijjnifcben  ©ülbenS  in  ©aebfen  im  3(bgabenwefen 
unb  einigen  anbern  fällen.  9J?an  rechnet  acht  folcher  ®ül. 
ben  auf  fteben  QonventionStbaler. 

©ummi  beißen  im  Allgemeinen  verriebene  au5  S3äu» 
men  auöfließenbe  unb  bann  an  ber  £uft  erbärtenbe  ^flan» 
»enfäfte,  eigentlich  aber  nur  folebe  berartige  Crjeuaniffe,  bie 
fieb  ganj  in  SBaffer,  aber  nicht  in  2Beingeifl  auflöfen.  2>ie» 
ienigen,  welcbe  fieb  tbeilweife  in  2Baffer  unb  tbeilweife  in 
SBetngeift  auflöfen,  werben  ©ummibarje  genannt  3u 
ben  wtrtticben  ©  um  mi  arten  gebärt  baS  gemeine  ober  arab. 
©ummi,  welcbeS  au-5  mehren  Acactenarten  unb  3Rimofen 
in  iDberägppten,  in  ber  libpfeben  23üfte  unb  in  Arabien 
auSfcbwifct.  (56  bilbet  eine  fefte,  fpröbe,  im  reinften  3u-. 
ffanbe  furbloS  burebitebtige  SRaffe  von  mufcbligem  JBrucb. 
Qi  i)at  einen  faben ,  ermaS  füßlieben  ©efehmaef  unb  ifi  auf« 

fielöft  febr  fiebrig,  baher  man  eS  wegen  biefer  feiner  (figen- 
cbaft  in  ben  ©emerben  unb  in  beräKcbicin  vielfad;  anwen« 
bet  —  ©ummtgutt  (eigentlicb  lateinifcb  (rnmmi  gaitM, 
b.  b-  ©ummitropfen)  ifl  ©ummibarj,  welcbeS  von  einem 
JBaume,  Cambogia  jutui,  gewonnen  wirb,  ber  auf  ber  Aüfte 
SRatabar,  in  ©iam,  Gochinchina  unb  auf  ber  3nfel  Ceylon 
wäcbfl.  £affe(be  ifl  gelbrotb,  äußerlicb  bunfter  als  tnwem 
big,  jerbrechlicb  unb  etwa 3  burebftebtig.  &  brennt  am  (Hebt 
mit  weißer,  rußiger,  funfenfprübenber  flamme  unb  hinter^ 
läßt  eine  graue  Afcbe.  SDkn  bebient  fieb  beffelben  als  garbe 
unb  als  Arjnei,  namentlich  jur  Vertreibung  beS  föanb« 
wurmS.  &  bat  giftige  ©igenfebaften  unb  man  barf  eS  ba« 
l)er  nicht  jum  ©elbfärben  von  S3acTn>erf,  3ucfer  ober  @e> 
tränten  anwenben.  —  über  ©ummi  eiafiieum  f.  feber« 
barjbaum;  über  ©ummilacf  f.  t'aef. 

(&üntl]fr  (Sriebrtcb),  tegierenber  gürfl  von  ©ebwarj* 
burg^Kubolflabt,  geb.  am  6.  9tov.  1793,  folgte  feinem 
SBater  am  28.  Apr.  1807.    Die  öormunbfcbaft  übtti 

QU  • 


y  Google 


Günther  (F.  v.  Schwarzb.-Hond.j  300 


normen  bis  1814  feine  SDcutter  Caroline  2uife/  eine  ge; 
borene  $rmgefjm  »on  Reffen  Hornburg ,  unb  ff  in  Dfytim, 
ber  ?)ritij  Äarl  Qüntijer.  Der  junge  gürjl  würbe  ju 
fllubolfrabt  erjagen  unb  fam  1810  auf  eine  fcebranftalt 
nach,  Genf,  auf  welcher  er  jebocb  nur  ein  Sabr  blieb. 
Unter  Leitung  bei  $rinjen  Philipp  oon  Reffen  -  -Wernburg, 
Äffar.  gefomarfcbatnieutenantß,  machte  er  bann  ben  Selbjug 
gegen  ?5 ranfreieb  1813  mit.  St  hielt  fid)  nur  für  je  3eit  in 
i>aris  auf  unb  febrte  nach  Deutfct)lanb  jurücf ,  um  bie  fRt* 
gierungju  übernehmen,  ©r  uermäbltc  j'icb  1810  mit  Hui 
gufte,  ?)rinjefftn  von  2fobalt:Deffau.  <5cbon  bie  9?egent= 
fd^aft  batte  jum  SJortbeil  bes  2anbeß  geroirft  unb  ber  gürfl 
benufcte  feine  freiere  Stellung,  um  noch  mehre  im  ©eifte 
ber  3"t  liegenbe  fegenßreieb/  SJerbefferungen  einzuführen, 
reofür  ibm  bie  allgemeine  SJeretyrung  unb  Siebe  feiner  Um 
tertbanen     2l;eil  würbe.   Gr  gab  1816  eine  lanbjlänbifche 


SJerfafiung,  glieb,  burdb  tibereinfunft  bie  bißb«  beßanbenen 
läjligen  eebnßoerbdltntffe  jum  jtinigreid)  Saufen,  ju  <&aty 
fen * Äoburg  unb  Saufen ©otba  aus,  fcblofj  mit  ^reuften 
einen  »ertrag  roegen  ber  3otlabgaben,  wirfte  ju  ßerminbe* 
rung  ber  Jtrtegßfcbulben ,  gab  eine  alß  trefflicr)  bewdbrte  ©e» 
meinbeorbnung ,  beßgleic^en  ein  bie  ©ero erbee erbältniffe  crt= 
nenbeß  3nnungßgefefc  unb  oerbeflerte  baß  Sjolfßfcbulwefen. 
(Bergl.  et^voar  jburg  =  iKubol  jl  ab  t.) 

(Günther  (Sriebrieb  Äarl),  regierender  gurfl  x>cn  ©djroarj* 
burgiSonberßbaufen  feit  bem  19.  Äug.  1836,  geb.  am  24. 
<5ept.  1801.  Slacbbem  fieb  fein  1837  »erfiorbenrr  öater 
fcfjon  1806  tum  feiner  Gemahlin  getrennt  hatte,  blieb  ber 
9>rinj  bei  femer  9Rutter  SBilbelmtne,  geborenen  ^rinjeffiu 
von  ©cbroarjburg  j  JRuboIfiabt ,  einer  bur$  bie  wrtrefflicb/ri 
©genfebaften  ibrrß  ©eifteß  unb  <^erjen(  unb  burch  JBil= 
bung  gleich  außgejeiebneten  Jrau,  trrldjc  feine  (fijiebung 
leitete  unb  feit  1816  mit  bem  Crimen  in  Tfrnjiabt  lebte. 
Sei  bem  ©reifenalter  unb  ber  Äränflttbfeit  feines  SJaterß 
hatten  fieb  mandje  SDlißbrducbe  einqefcblicben  unb  ba  bat 
Bertrauen,  weld>eß  berfelbe  einem  Unmürbigen  febenfte,  ge: 
mißbraucht  rourbe,  fo  fam  e6  im  Äug.  1835  ju  einer  Äeufje; 


Gurke 

rung  beß  öolfßunwillenß ,  burtb  rorldbe  ber  regterenbe  $ürfi 
bewogen  würbe,  bie  SRegierung  ben  .£>änben  feineß  ©ebne* 
ju  ubergeben,  welcher  baß  »?om  Surften  unb  oom  öolfe  in 
ihn  gefegte  Siertrauen  auf  baß  gldnjenbfie  rechtfertigte.  6t 
bat  feit  feinem  Stegierungßantntt  burd)  eine  9ieü)e  ebenfe 
jeitgemdjier  alß  febön  in  ber  Ärt  ibret  Äbfaffung  ben  bu- 


manen  unb  bocbqebtlbftcn  Weift  beß  Sürßen  brfunbettber  83er 
orbnungen  fic^  bie  Siebe  unb  baß  SBertrauen  feiner  UtUertba; 
nen  ebenfo,  n>ie  bie  Semunberung  aller  Derer  erworben,  ju 
beren  Äenntnijj  biefelben  gelangt  ftnb.  9iachbetn  feine  erfie 
(51; e  mit  einer  $rinjeffin  »on  @(bnjarjburg  =  JRubolftabt  183  < 
bureb  ben  3ob  getrennt  worben  war,  uermäbite  er  fieb  am 
20.  SKai  1835  mit  ber  ^rinaeffm  SKatbilbe  »on  ^)obenu»bf : 
^ringen.  (83ergl.  @^n?arjburgj@onberßb<iufen.) 

(&ltrhf,  lat.  Cd ru inis,  i|l  ber  9lame  eineß  ^flanjenge; 
fcblecbtß,  in  bem  am  wiebtigfren  bie  gemeine  ©urfe,  aueb 
Äuf umer  ober  jtümmerling  genannt,  ift.  £iefelbe 
tft  eine  einjährige  ?)flanje  mit  bleiben  S3luten,  bie  in  ben 
SBintem  ber  iöliUtx  3um  8jorfd>rin  fommen  unb  mit  läng- 
lidjcn  grüd)ten,  roelfo  gleicbfallß  ©urfen  genannt  werben. 
Unter  ben  bei  unß  angebauten  gemeinen  ©urfen  gibt  eß  »er 
föiebenr  Spielarten.  Die  gelbe  ©urfe  b<»t  grütbte  »on 
4— ü  3oÜ  Cänge,  niel^e  juerfl  grün  fmb,  mit  junebmenbe; 
Steife  fieb  aber  immer  mehr  gelb  färben.  £>it  ftrücbte  ber 
meinen  ©urfe  ftnb  anfangß  grünlicbweiß  unb  fangen  erfl  bei 
Überreife  an  gelblich  ju  werben;  fie  ftnb  grAfjer  unb  rcchi 
febmedenber  alß  bie  grünen  ©urfen.  Die  frfi be  grüne 
2  rauhen»  ober  Souquetgurfe  hat  mehr  büfcbelfirmig 
beifammrnft^enbe  ÜBlütetr  unb  $rü<bte,  welche  le|tern  feiten 
über  tuer  3oU  lang  werben  unb  oorjüglicb  }um  Ginmacbcn 
ftcb  eignen.  Entere  ©urfenarten  ftnb  bie  fdjroarje,  bie 
lange  glatte,  bie  Erabagurfe  mit  febt  Keinen,  nur 
}um  (Einmaeben  brauchbaren  Srütbten,  unb  anbere.  6rne  ei- 
genthümlicbe  Xtrt  ift  bie  türf.  ober  @ cb,langengurf e, 
mit  langen,  gebogenen  unb  febr  rauben  Srücbten.  —  Die 


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GustavWasa(König>.Scliwed.)  301  Gustav  Adolf  (Honig  v.  8  chwed.) 


Surf«  tjt,  wenn  fie  gut  gebeihen  foE,  eine  nicht  leitet  ;u 
bebanbelnbe  @artenpflan}e ,  weil  fie  weber  Sciffe,  nod) 
Siiltt,  nod>  auch  große  irocfenbeit  »ertragen  fann.  Sa 
man  fie  gern  fchon  fo  »eitig  al«  m6glicb  im  Sabre  hat 
unb  (ir  ju  tiefer  3eit  au*  am  heften  bejabjt  werben,  fo 
jiebt  man  fie  bäufij?  in  SRiftbeeten.  3m  freien  fönnen  bte 
gurten  erfi  von  SRitte  2Rai  an  gebaut  werben,  n>enn  bie 
23iiterung  nicht  ganj  brfonber«  günfiig  i|t.  Set  ©ante 
wirb  au«  überreif«!  SWtchten,  ben  fogenannten  ©amen: 
gurfen,  wenn  fie  bereit«  gart)  weif  geworben  finb,  genom? 
men  unb  iß  am  heften,  wenn  ei  bereite*  jwei  bis  brei  3abre 
gelegen  bat.  Sie  Würfen  finb  eine  fchr  beliebte,  aber  fei: 
nesrocg«  leicht  ju  oerbauenbe  ©peife  unb  finb  bie  einsäe 
Sartenfrucbr,  welche  gewöhnlich,  nur  unreif  genoffen  wirb.  Sie 
eingemachten  Surfen  ftnb  leichter  ©erbaulich  al«  bie  frifchen, 
»elaV  man  al«  (Salat  mit  ©ffig  unb  &1  genießt.  Sie 
fauren  ober  Saljgurfen  ftnb  mit  Sill  tn  einen  Hopf 
ober  faß  gefebiebtete  unb  mit  ©aljwaffer  übergoffene 
unb  ber  ©abrung  unterworfene  ©urfen.  SDtit  gentbels 
traut  unb  ©erfd)iebenen  ©ewürjen  in  ©al$  eingelegte  ©ur: 
ten  geben  bie  genchelgurf en.  3u  bat  Pfeffer;  <*« 
Gfftggurfeo  nimmf  man  nur  fleine.  etwa  einen  §ins 
ger  lange  ©urfen;  ffe  muffen  eine  grüne  garbe  behalten, 
twltbe  man  ihnen  aber  ja  nicht  burd>  einen  3ufafc  oon  Jtu= 
pfer  ern>eilen  barf,  burd)  ben  bie  ©urfen  »ergiftet  werben, 
inbem  fia)©riinfpan  erjeugt.  3u  ben  ©enfgurfen  nimmt 
man  reife  ober  faft  reife  ©urfen,  welche  gefebält,  ber  ?dngc 
nad*  jerfebnitten  unb  oon  ben  Kernen  befreit,  bann  in  ©alj= 
»affer  gelegt,  abgerrodnet,  mit  trorfenen  ©cnfförnern  mwen* 
big  belegt  unb  enblicb.  mtt  ßfjtg  übergoffen  werben.  Ser 
au«  ben  grünen  ©urfen  ausgepreßte  ©an  ift  al«  brilfam 
gegen  bie  SJungenfchwinbfucht  empfohlen  worben  unb  au« 
ben  ©urfrnfernen  bereitete  man  früher  jum  ©ebraudb  in 
Äranfbaten  eine  füblenbe  SRUd). 

<r>ustctü  ift  ber  9lame  mebrer  Könige  von  Schweben. 
3er  rrfte  unter  ihnen  ift  ber  gewöhnlich  ©ußa»  2Bafa 
genannte,  welcher  fein  gjaterlanb  »on  ber  £errfcbaft  Sine« 
marf«  befreite.  Serfelbe  war  ein  SHacbfomme  ber  alten  fön. 
Emilie,  ein  ©obn  be«  fReichSratb«  Crif  SBafe  »on  ©rip«* 
fabn,  geb.  1496.  &  ging  bereit«  mit  beut  ©ebanfen  an 
bteSefreiuna  ©ebweben«  um,  al«  ibn  ber  miSrrauifcbe  Äö« 
mg  oon  Sanemarf,  (it^rifiian  II.,  mit  noch  fed>8  anbern 
eontebtnen  ©djwebcn  nach  .Kopenhagen  bringen  ließ,  um 
M  feiner  «Perfon  ju  »ergeroiffern.  Aber  1519  entfloh  ©. 
au«  tem  ©efängniifc  unb  tarn,  al«  ßebfenbinbler  »erfleibet, 
nad>  Subecf,  wo  er  offen  auftrat  unb  SJeifaü*  gu  feinem 
öorboben  fanb.  ©r  fefete  nun  ju  ©djiffe  nach,  ©djweben 
über  unb  bielt  ft'di ,  nacb  einem  oergeblidben  SSerfucbe,  bie 
Stia^ung  ber  nod;  ntdit  oon  ben  Sinen  eroberten  gtßung 


Haimar  auf  feine  ©eite  m  bringen,  in  ber  &anbfd>aft 
ttfarlien  auf  unb  bewog  bie  ju  einem  $ejt  oerfammelten 
»auern,  für  it>n  bie  Stoffen  gegen  ben  »erfaßten  bin.  Stb* 
nig  ju  ergreifen.  ©.  fd>uf  ein  ^>eer,  mit  bem  er  fiegte  unb 
rourbe  1521  oon  ben  ©tanben  :um  {ReirbSoerwefer  unb 
1523  utm  Könige  ernannt  9taci;bem  er  auf  biefe  SSBetfe 
^uierluft  bie  Jretbeit  ©ebweben«  begrünbet  ^atte,  fudjte  er 
au<b  auf  geifiige  Befreiung  beffelben  binjuwirfen.  dt  bt> 
■tünfiigte  beimlicb,  ben  $roteftanti«mu«  unb  brüefte  bie  fa= 
tf)olifa>e  ©eiftltd;feit,  unb  naebbem  berei«  mebr  al«  bie  ^alfte 


fetner  Untertanen  m  ber  neuen  Jthrcbe  übergetreten  war, 
befannte  aueb  er  ftdj  offentlicb  iu  berfelben,  unb  bie  aug«-. 
burgifebe  (Sonfeffton  würbe  1530  oon  einem  9cationa(conci: 
lium  al«  ©laubenSregel  angenommen,  ©o  r>atte  ©.,  wie 
er  felbft  fieb  auäbrücfte,  fein  SJeicb  jum  jweiten  «Wal  erobert 
SBie  febr  ibm  feine  Untertbanen  jugetban  waten,  ging  um 
ter  Tlnbetm  aud)  barau«  benw,  baß  1540  unb  1544  burdi 
©efe^e  über,  bie  Erbfolge  feinen  jtinbern  ber  Äbron  ©d>roc 
ben«  geftebert  würbe.  3uf  alle  SBeife  war  ©.  bemübt,  fein 
Saterlanb  ju  beben-  dt  wenbete  KUe«  an ,  um  ba«  Siolf  ju 
bilben,  bie  SBiffenfcbaften  ju  f6rbern,  ben  ^wnbd  unb  bie 
©ewerbe  blübenb  ju  machen  unb  bie  ©efege  ju  oeroollfomnn 
($t  ftarb  1560.  —  9locb  berübmter  b°t  ftrr)  fein  @nfcl 


(ftuötaü  II.  SCiolf  gemadjt,  weldjer  ju  ©todbolm  1594 
geboren  würbe  unb  ein  ©obn  be«  Äömg«  Stati  IX.  war. 
dt  maebte  ©d?weben  iu  einem  gefürtbteten  unb  geachteten 
©taat,  trug  jur  ^Befreiung  be«  protefiantifeben  Seutfd)lanb« 
oon  ben  Ueffeln  bei,  welche  imn  bie  fatbolifeben  'il'achu  auf^ 
julegen  fugten  unb  erwarb  ftd)  bureb  feine  glorreichen 
©iege  unb  feinen  ^elbentob  unterblieben  JSubm.    'Äl«  fein 


SUatex  1611  ftarb,  war  ©.  17  3abre  alt  unb  nacb  bem  ©c- 
feij  nc*  unmünbig,  aber  bie  9ceicb«fiänbe,  welche  bie  ©e 
fahren,  bie  eine  wegentfehaft  bem  Üanbe  unter  ben  brohen» 
ben  Stitumftänben  bringen  fr- mite,  wohl  einfahen,  erflärten 
ben  jungen  ^rinjen  für  oolliabrig  unb  für  ihren  Jlönig. 
Slujjlanb,  ^olen  unb  Sanemarf  lagen  mit  ©ebweben  im 
■Kriege,  ber  junge  .König  bot  Hütt  auf,  um  ben  grieben 
herjuftellen.  Sanemarf  würbe  burch.  eine  SRiaion  Ähaler 
utr  9cüdgabe  aller  Eroberungen  unb  jum  ^rieben  beftimmt. 
2Rit  befto  größerin  9Zad^bru<f  trug  aber  @.  bie  SBaffen  ge< 
gen  Siußlanb  unb  «Polen.  3ene«  würbe  ju  einem  mit  ftar-. 
Ifen  SSerluften  »erbunbenen  grieben,  biefe«  »u  einem  fed>«= 
jährigen  ffiaffenftiUftanb  genöthigt.  din  machtigerer  geinb 
aber  jeigte  ftdj  für  ©ehweben  in  bem  beutfehen  Kaifer  5er- 
binanb  II.,  beffen  Wichten,  wie  fid;  nur  aQju  beutlich  jeigte, 
Ausrottung  be«  «ProteftantiSmu«  unb  für  bie  Solcje  Semüs 
tbigung  auch  t'«  polittfchen  «JSacht  ©ebweben«  war.  3n 
Seutfchlanb  war  ber  breißigjibrige  Jtrieg  (f.  b.)  enU 
brannt;  machtige  unb  flüge  $<lbberren,  jahlreiche  Armeen 
unb  bebeutenbe  ©elbmittel  ftanben  auf  ©eiten  ber  Jtatboli: 


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Gustav  III.  (Koni sv.  Schweden)  302  Ortenberg 


Itn,  bie  $roteffanten  waren  bem  Unterlieae«  nabe.  Da 
machte  ftcb  ©.  auf,  um  bie  Freiheit  be«  ®lauben«befennt> 
niffefi,  bem  et  mit  ganjer  ©eele  in  aufrichtiger  grimmig* 
feit  anfing,  ju  retten  unb  für  fünftige  Seiten  <3<b>eben 
vor  bet  Ctferfucbt  £>fheicb«  ficberjuftellen.  Vor  bem  ©$ei» 
ben  fleUte  er  noch  feine  SEocbter  <Sr>rifltna  (f.  b.)  btn 
JReicböjidnben  al«  Sbronerbin  vor.  Cr  trug  gldnjenbe  ©tege 
m  JDeutfoblanb  baoon,  aber  muß  te  im  .Kampfe  für  bie  ©aclje 
ber  ©lauben*freibeit  am  6.  9lov.  1632  in  ber  ocbkicbt  bei 
güfeen  fein  geben  opfern.  6«  ifl  ungewiß  geblieben,  ob  er 
bureb  bie  feinblicben  Äugeln  ober  bureb  bie  #anb  eine«  ge= 
bungenen  3R6rber«  gefallen  ifl.  ©ein  fitiebnam  würbe  ein* 
balfamirt  unb  nad?  ©cbweben  gebracht,  fein  £>erj  aber  in 
ber  JCtrcbe  ju  9Reucben  beigefefet.  %n  bet  fcanbflraße,  welche 
von  fceipjig  nacb  Cüfcen  fübrt,  liegt  ein  großer  Stein,  ber 
©cbw eben fl ein  genannt;  in  ber  9iäbe  beffelben  war  e«, 
wo  bet  große  JWmg  fiel 

Gudtao  III.,  Äfinig  von  ©cbweben,  1771 — 92  f  geb. 
1746,  war  ein  perfönltcb.  fct)t  liebenSroürbiger,  babei  aber 
cbrgeijiger  Sürfl,  beffen  #auptbcjlrebungen  babin  gerichtet 
waren,  bie  f6n.  ©ewalt,  welcbe  in  Schweben  fct)r  einges 
fcbrdnft  war,  ju  erweitern.  Gr  verfteberte  firfi  nacb  feiner 
SEbronbefteigung  be«  ÜÄÜitatrS  unb  bewirfte  bann  mit  -öülfe 
feiner  Vertrauten  eine  Revolution,  bei  weichet  er  burc§  bie 
bewaffnete  SRacb  t  bie  verfammclten  9leic$Sfldnbe  1772  jwang, 
eine  ibnen  vorgelegte  Serfaffung«urfunbe  anjuerfennen  unb 
ju  befcbw&ren.  jObgleiä)  nun  ©.  bemübt  war,  auf  alle 
SBeife  jut  Jöeglucfung  feine«  JReicb«  beizutragen,  woju  e« 
ibm  ntdt)t  an  Mitteln  feblte,  ba  er  ein  fet>r  gebilbeter  unb 
geiftvoller  SRann  war,  fo  fonnte  ibm  fcoeb  namentlich  brr 
Xbel  nic&t  »ergeben,  baß  er  bie  9Racbt  beffelben  befebrdnft 
batte.  35  te  &etcb«fldnbe  wiberfefeten  ftcb.  ibm  unb  al«  ©. 
ben  Äriegan  Kußlanb  erfldrte,  um  einem  alten  JOunbniffe 
mit  ber  Sürfei  nacbjufommen,  welche  mit  JRuplanb  in  Ärirg 
geratben  war,  fo  bracf>  fogar  in  bem  febweb.  »6cere  eine  Gm= 
pbmng  au«.  Um  ben  2Biberfe(}Iicbfetten  be«  Abel«  ein  (Snbe 
ju  madjen,  lieg  ©.  bie  «jjaupter  bejfelben  gefangen  fefcen 
unb  erzwang  1780  bie  ttnnabme  einer  Urfunbe,  burch  welche 
ba«  fem.  Änfeben  noch  mebr  erweitert  würbe.  ©.  ging  mit 
bem  ?)fane  um ,  bie  {Revolution  in  granf reieb  ju  unterbrüefen 
unb  ba«  Knfeben  be«  Äinig«  Subwig  XVI.  aufrecht  ju  er* 
halten.  3n  biefer  2Cbftc^t  fcbloß  er  einen  Vertrag  mtt  ber 
ruff.  Jtafferin  Katharina  unb  berief  im  3an.  1792  einen 
Reichstag  nach  ©efle.  2Rtbre  vom  bob«t  Xbel  hatten  fieb  Oer* 
febworen,  bm  Jtinig  ju  ermorben,  woburtb.  fie  ben  ttbel  ju 
rddjen  unb  bei  ber  barauf  folgenben  Verwirrung  jur  #er= 
flellung  be«  alten  Hnfebcn«  beffelben  ©elegenbett  ju  finben 
bofften.  3n  ©efle  fam  ber  ^nfcb)lag  niebt  jur  ÄuSfübrung, 
aber  in  Änfarjtrim  (f.  b.)  fanb  fufc,  tm  2R6rber,  burd> 
ben  ©.  1792  fiel. 

&ut  nennt  man  im  XDgemetneit  2>a$,  wo«  feinem 
3mecfe  erttfpriebt,  wabrenb  XUe«,  wa«  bemfelben  nicht  o,^ 
mdfj  ober  entgegen  ijl,  fcblecbt  ober  b6fe  1)ti$,L  3n  »e* 
jug  auf  ba«  geiilige  jtaftin  be«  ÜRenfcben,  b.  b.  m  mora* 
lifct)er  iSebeutung,  bebient  man  ftcb  ber  %u«brücfe  gut  unb 
b&fe  ebenfall«  in  berfelben  SÜJeife,  nur  ba|  man  beftimmter 
ben  Swecf  be«  SRenfc^en  im  Xuge  bat,  ein  vernünftige«, 
qeiflbegabte«  SBefen  )U  fein,  welcbe«  frei  ifl,  b.  b«  bie 
SRacbt  bat,  in  feinen  £anblungen  al«  vernünftige«  SBefen 


ftc^  )u  betbitigen.  ^»iemaeb  fallen  gut,  frei  unb  vernünf; 
tig  in  Sin«  jufammen.  £>it  Religion,  welcbe  in  ©ott 
ben  villig  banbem  unb  mangellofen  ©eifl  anerfennt,  fpridj: 
ben  3wecf  ober  bie  S3eftimmung  be«  2l?enfeben  al«  ©Ott- 
dbnlichfeit  au«,  fobafj  in  ber  hiebften  VoUenbung  (ber  Hei- 
ligung) be«  Wen  [eben  ber  menfcblicbe  SßiQe  mit  bem  gittli 
eben  SBillen  Sin«  wirb,  unb  ba  nneb  folefaer  Vereinigung 
mit  ©ott  jeber  ÜWenfcb  fheben  foll,  fo  nennt  fie  gut,  was 
bem  SBiDen  ©otte«  gemdfj,  bife,  wa«  bemfelben  juwiber  iji. 
2>a«  wabrbaft  %6fe  ifl  £a«,  wa«  ficr)  gegen  ben  SBillen 
©otte«  (ben  wabrbaft  vernünftigen  unb  freien)  auflehnt,  ba: 
ber  bie  Sieligion  ba«  9)rincip  be«  &6fen  in  ber  ^erfon  be? 
Zeufel«,  be«  SSiberfacber«,  be«  »ifen,  be«  flet«  verneinen: 
ben  ©eifle«  barflellt,  beffen  Slaebt  aber  bureb  bie  HJJenfA 
Werbung  ©otte«,  bureb,  bie  Crlofung  gebroeben  (fL  incem 
ba«  SBerf  ber  ©rlifung  eben  jene  Vereinigung  be«  SRenfcben 
mit  ©ort  ifl.  —  3m  gemeinen  ©prarbgebraueb  beteiebnet 
man  mit  gut  3fUe«,  wa«  überhaupt  nü^licb,  firberlich,  an: 
genehm  ifl,  namentlich  beißen  ©üter  alle  S3efü)thümer  N6 
SRenfcben,  unb  wie  biefer  fowol  ewiger  al«  irbifeber  Statur 
ifl,  unterfc^etbet  man  ewige  unb  irbifebe  ©üter. 

Q$utmber0  (Sohann  ober  ^enne),  genannt  ©cm' 
fleifcb^,  ifl  mtt  JRecbt  al«  grftnber  ber  SJuebbr uef  erfunfi 
(f.  b.)  anerfannt  worben.    6r  würbe  um  HOO  ju  3Raiu; 


in  einer  ^atrijierfamilic  geboren,  welche  jwei  ©runbftucf 
©utenberg  unb  ©en«fleifcb,  befaß,  nacb  benen  fie  genan 
würbe.  ©.  muß  fiefj  jeboa)  nie  in  gldnjenben  Vermigen 
umfldnben  befunben  ober  febon  früh  fein  Vermögen  verlort 
haben,  benn  e«  wirb  erjdhlt,  baß  er  von  1424  an  in  ©trag 
bürg  lebte  unb  b>«  1436  mit  mebren  Änbem  einen  öertrl 
einging,  nacb  welchem  er  verfpracb,  benfelben  feine  geheim 
unb  wunberbaren  Äi'mfte  mitjutbeilen  unb  biefclben  )u  i 
rem  grmeinfamen  Vorteile  ani^uwrnben.  S93abrf<^einli 
fehlte  e«  ibm  an  ©eib,  um  feine  $ldne,  welcbe  fieber  fcbi 
auf  bie  ©uebbrueferei  (ich  bejogen,  in  Äuöfübrung  ux  bri 
gen.  6«  ifl  gewiß,  baß  ftcb  ©.  febon  um  1438  beweg 
qer  ©c^riftjeieben  von  ^olj  bebiente.  2)ic  ©<feaf(0>aft  gn 


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Gütergemeinschaft 


303 


Gymnasium 


burA  ben  Sob  etne$  «KttgltebeS,  burA  ben  ®.  fiberbte*  noA  Gfojmnaetum  begeiAnet  gegenwärtig  eine  ©Aul«,  in 

pcrfinlttfj  in  unangrnebme  ©treitigfrtten  errwictelt  würbe,  welAer  JSnaben  unb  3ünglinge  eine  wiffenfAaftliAe  «orbil« 

auwinanbet  unb  ©.  begab  fiA  um  1443  nach  feiner  Sater»  bung  erbauen,  welAe  »onügu'A  ben  äwecf  bat,  biefclben 

jiabt  junitf.  £ier  fanb  et  enbliA  1450  in  bem  ©olbfAmieb  gum  SefuAe  ber  Unioerfttät  »orgubereittn.  3m  grieA.  30« 

3o&.  gu|t  einen  9Rann,  ber  ibm  (Selb  gur  HuSfübrung  fei*  tertbum  aber  Riegen  ©»mnajten  bie  Orte,  an  benen  ft'A  bie 

-  rnbnen  fHäne,  bie  et  mit  bet  größten  »egeiffrrung  unb  männUAe  3ugenb_na<fenb  (grieAifA  ©pmno«,  babet  ber 

£x>i&  erfte  SBerf, 


SiffearrliAfeit  »erfolgte,  »orfApf.  2>a3  erjte  SBerf,"  eine 
Sibel,  fam  gu©tanbe;  aber  rote  fehle  du  e$®.  auA  mit  feü 
nem  ©efdbrtcn  guft  ging,  ijl  tm  Hrtifel  S3u  Abruderf  unfl 
bereit«  gefagt  worben.  guft  braAte  ©.'8  SBerfftatt  an  fiA 
unb  fetfe  mit  feinem  ©Awiegerfobn  Vtta  ©c^öffer  bie 
arbeiten  in  berfelben  fort,  ©n  £Ratr)«r>err  gu  SRainj,  Äon« 
üb  Jjummet ,  fefcte  aber  ©.  in  Staut,  aitöbalb  eine  neue 
Skrfjiatt  für  fiA  ju  erriAten,  au«  welcher  balb  mebre  8$ü* 
<ber  be roorgingen ,  unter  anbern  1457  eine  auSgejeiAnet 
idfbat  Xu*gabe  ber  9>falmen.  ©.  gelangte  »u  boben  Qfytn, 
bie  er  burA  fo  lange  ange|rrengte  2batigfeit  unb  feinen 
ocmberifAen  JBetftanb  rool  »erbtent  1,-attc.  ©eine  Drutferei 
bcjlanb  bii  1465,  er  felbfi  würbe  um  biefe  3eit  m  ben 
Xbelftanb  ertjobert  unb  befAlofj  fein  für  alle  Bufunft  unbe= 
rubrnbar  erfolgreiche«  Beben  am  24.  gebr.  1468.  ©ett 
1831  rft  gu  #erjlellung  eine«  Denfmal«  für  ibn  gefammelt 
werben,  welAe«  »on  bem  berübmten  ©ilbbaucr  Sborwalbs 
auS^efufjrt  unb  im  tfug.  1837  gu  fTOatnj  aufgeriAtet 


6ütrr0fTltfrn0Ct]afl  (Tat.  commnnio  bonorum)  tft  ba« 
jmifAen  Eheleuten  burA  SBerrrag  ober  allgemein  gültige  ®e* 
fe$e  eine«  Drtefi  ober  8anbeö  flattfmbenbe  SJerbaltniß,  naA 
reellem  fie  gegenfettig  an  benjenigen  jBeft'&tbümem  (QUi- 
tern),  bie  tbnen  perfonltA  guaebown,  3fnA«l  ^aben.  Da« 
rbm.  Sttty  wußte  »on  einer  folA«n  ©ÜtergemeinfAaft  niAt«, 
inbem  ba«  SermJgcn  be«  fDtanne«  t>on  bemjenigen  ber  grau 
ftft  als  gefonfcert  betraAtet  würbe,  obfAon  wdbrenb  bet 
dbe  bem  SRanne  bie  9fu&nie|jung  be«  gugebraAten  JBermos 
$ml  ber  grau  guftanb.  6«  waren  fogar  ©Amfungen  bet 
gegarten  unteteinanber ,  fowie  ©ürgfAaften  bet  grau  für 
ben  SRann  »erboten  unb  bie  ©Idubiger  be«  «Kanne«  burften 
f4  mtftt  au«  bem  5Berm6gen  bet  grau  entfAdbigen.  3e* 
benfaM  ging  au«  ber  bobern  ÄuffajTung  ber  @b<  burA  ba« 
<^rif!ent$nm,  rvelAeS  ÜSann  unb  Sueib  aU  -u  dinem  um 
trtnnbaren  ©anjen  in  bet  ®)e  »erbunben  barftellt,  ber  Sät-. 
Srilf  ber  ©ütergemeinfAaft  bfr»or,  obgleiA  f»A  W«f«  ™9™ 
««  tortroiiprenb  tn  Änreenoung  rommenoen  rom.  inerte 
weina»  bei  aüen  «^rtftlid>en  SJilfern  jum  allein  unb  »oU- 
Hhtut  geltenben  SteAt^»erbdltni{fe  erbeben  fonntr.  Son 
bet  ©ütergemeinfAaft  blieben  bie  2ebngüter  ßet6  unb  bie 
ctamtngütet  in  ben  meinen  gdllen  au^qefAloffen;  balb  wet; 
Ära  in  fie  alle  ererbten  nnb  erworbenen  ©fiter  begriffen 
(allgemeine  ©ütergemeinfAaft),  balb  nut  bie  wa> 
trab  ber  (Sbe  erworbenen  (partielle,  b.  b*  tbetlwetfe 
•ntetgemeinfAaft),  balb  tritt  biefelbe  unmittelbar  mit 
Scbjie§ung  ber  (gf>t  ein,  balb  erft  naAbem  biefelbe  3abt 
unb  Zog  beftanben  bat,  balb  enbliA  nut  bann,  wenn  .Hm- 
ber  tt*  berfelben  bet»orgegangen  ftnb.  SRit  bet  ©ütetge» 
mcmfAaft  bdngt  bann  auA  ba$  gegenfeirige  SrbreAt  bet 
Sbeltute  jufammen.  Die  bet  ©ütergemeinfAaft  entgegenjies 
lenbe  Xnorbnung  bet  83erm6gen*angelegenbeiten  ber  cbeleute 
•w*  bem  r6m.  ÄeAt  wirb  Dotalfoflera  (»on  dos,  bie 
m0)  genanm. 


Warnt)  in  aOetlei  SeibeSübungen,  a(8  SJingen,  Saufen,  Situ 
fen  mtt  8anje  unb  SBurffAeibe,  gaujtfampf,  übte.  IBalb 
famen  bier  niAt  nur  bie  Jtnaben  unb  Sünglinge  mit  ben 
bie  BufjtAt  fübrenben  Sebrern  »ufammen,  fonbern  auA  bie 
greunbe  bet  3ugenb  fanben  fiA  ein  unb  befonber«  bie, 
welAe  fiA  angelegen  fein  liefen,  biefelbe  geijKg  }u  enieben, 
namentlich  bie  ftyilofopben  mit  ihren  dltem  unb  jungem 
©Aülern.  Um  ndmliA  im  Ältertbum  ju  ben  b&bern  2Bif« 
fenfAaften  gu  gelangen,  mugte  man  ftA,  ba  rt  feine  »on 
©taatBwegen  angefleUte  8ebrer  gab,  an  einen  aufcjejeiAne. 
ten  9)bifofo»ben  (bie  9>^tlofoprjie  begriff  jugleiA  fajl  alle 
übrigen  23iffenfAaften  in  fiA)  »erfönÜA  anjufAÜef  en  fuAen. 
^uA  tte  Srtiichfeit  biefer  ©pmnaften  wat  gu  folAen  3u« 
fammenfünften  febr  geeignet  Anfang«  ndmlicb  beffanben 
biefelben  gwat  nur  au6  offenen,  einfach  etngegdunten  $ld^en, 
mit  »erfAtebenen  Vbtbeilungen  für  bie  »erfAiebenen  Tfrten  btt 
äampfTpiele,  als  aber  bie  S9ilbung,  bet  SReiAAum  unb  bie 
^Dracbtliebe  bet©rieAen,  namentliA  bet  Athener,  »unabmen, 
wutben  biefe  ^läfee  erfl  mit  fAattenfpenbenben  fBaumen  be» 
pflangt,  bann  mit  Säulengängen  umgeben  unb  enbliA  }u 
praAtooHen,  weitläufigen,  mebre  Äaufenbe  »on  SRenfAen  faf> 
fenben  ©ebduben  umgewanbelt  SfotzmtS  (Wltxtux)  unb 
rafle«  (^ertule«)  waren  bie  ©Au(jgittet  bet  ©»mnaften, 
tbnen  wutben  babet  Xltdte  unb  ©tatuen  erriAtet,  unb  an> 
bere  JBetjierungen  bilbeten  SarfleUungen  berühmter  Felben, 
fowie  ©emdlbe*  unb  93i(bneratbeiten,  welAe  ©egenjldnbe  au$ 
ber  ©efcbiAfe  unb  3R»Aologie  barjlellten.  ©olAft  ®»mna|ten 
gab  eS  in  Ätben  fünf,  untet  ibnen  bie  Jlfabemie  (f.  b.), 
wo  Button,  unb  bad  öpeeum  (f.b.),  wo  ÄrifioteleJ  lehrte. 
Such  biefe  beiben  91amen  ftnb  fpdter  gur  ä^egeiAnung  ge* 
lebrter  iBilbungSanfialten  gebrauAt  worben.  Die  grieA- 
©ymnaften  würben  gur  Jtatfetgett  auch  in  Rom  nachgeahmt. 

»on  ben  Übungen  in  ben  alten  Qomnaften  ift  bie 
©pmnaßif  benannt  worben,  bie  .ftunß  bet  ßeibeSberoe» 
gungen.  ©ie  würbe  bei  ben  ©rieAen  »on  ftübeßet  J(inb< 
bett  an  geübt,  um  bem  &6rper  ©ewanbtbeit,  Araft  unb 
©Arbeit  gu  »erfAaffen,  unb  galt  für  ben  mefentUAften 
Äbeil  ber  (Jrgiebuna.  3eber  freie  2Rann  mußte  in  bet  gpmna* 
ffifAen  Aunft  geübt  fein,  auch  wenn  er  niAt  »orgüaliA 
bem  Jtriegerfianbe  angeboren  wollte:  boA  war  jeber  Bür- 
ger einer  grieA-  ©tabt  auch  S3ertbtibiget  berfelben  unb  ©rret-- 
tet  füt  fte.  Um  ftrcngften  roaren  in  ber  ©omnafhf  bie 
©partanet,  am  meinen  fünfiletifA  auSgebtlbet  bie  Xtbener. 
3n  Qi^tta  würben  auA  bie  SRäbAen  gu  gpmna(rifAtn 
Übungen  angebalten.  9Jicht  jebo A  nut  als  ©egenfianb  ber  Ox* 
gieb^ung  würbe  in  ©rieAenlanb  bie  ©pmnafrif  betraAtet,  fonbern 
eS  gab  auch  ÜRenfAen,  Xtbleten  (f.  b.)  genannt,  welAe 
berfelben  »orgugSroeife  tbt  gange«  geben  wibmeten,  fobaf 
»on  tbnen  biefelbe  a(3  eine  freie  Jtunff  geübt  würbe,  ^iergu 
gaben  &erantajfung  unb  ©elegenbeit  bie  öffentlichen  ©piele, 
gu  benen  bie  ©rieben  an  befhmmten  Seiten  unb  Orten  »on 
nab  unb  fern  gufammenfh6mten.  Spicx  würben  Admpfe  im 
Ringen,  Saufen  u.  f.  w.  angefhQt,  unb  bet  ©ieget  genoß 
ber  gr&fjten  &)tt,  fein  9?amt  würbe  in  gang  QneAenlanb 


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Gymnasium  3C 

genannt  unb  bic  Stabt,  welche  tbn  hervorgebracht,  prieS 
fiep  glütflicb.  Die  Athleten  übten  ßcb  namentlich,  im  gauß« 
fampf  unb  jwar  in  ein«  eignen  'Äbtbeilung  beS  ©pmna« 
ßumS,  «Paldßra  genannt.  DiefeS  ©ort  ijt  iebot^,  befon« 
berS  fpater,  oft  glei<pbebeutenb  mit  ©pmnaßum  gebrauch 
worben.  Da  man  bie  ©pmnaßif  nicbt  allein  als 
eine  «Borübung  »um  JCriegSbienße,  fonbetn  äud)  als  be* 
ßeS  (friiebungSmtttel,  enblicb  alS  wirfliebe  von  ben  Ätble» 
ten  geübte  Jtunß  betrachtete,  fo  unterfebieb  man  bange» 
maß  auep  brei  verfebiebene  Zum  ber  ©pmnaßif:  bie  h\u 
getifepe,  bie  bidtettfdje  (bie  auf  baS  f6rperlid>e  «Boblverbafr 
ten  berechnete),  unb  bie  atblecifcpe.  jjaufen,  «Reiten,  gapren, 
«Ringen,  Springen,  ©ogenfebiegen ,  «EBerfen,  ged)ten  roa* 
ten  ©egenßanbc  ber  triegerifepen  ©pmnaßir'  um  fo  mebr, 
ba  cS  bei  bei  JWegfübrung  ber  tftten  mebr  auf  Jtraft  unb 
©ewanbtbett  be«  einzelnen  anfam,  als  gegenwärtig,  wo 
bie  Schlachten  bureb  bie  «Bewegungen  ber  «Waffen  entfebieben 
»erben,  ric  bidtetifebe  ©vmnaßit  hatte  aueb  noch  33allfpiel, 
JKanj,  SSdber  unb  Salbungen  jum  ©egenßanbe.  über  bie 
«tplerifcpe  ©pmnaßif,  2Ctbletif,  ©pmnif  ober  Hgonißif 
f.  «tpleten. 

3n  bet  cprißlicben  «Belt  fah  man  mebr  barauf,  ben 
©eiß,  als  ben  Jtc-rper  ju  bilben,  unb  fowie  fiep  bie 
SBiffenfcbaften  immer  mebr  auSbilbeten,  fanf  im  gleichen 
3Raß<  bie  SBefcpdfrigung  mit  geibeSübungen.  3ur  Seit  beS 
StiitettbumS  galt  eS  noch  für  bie  beS  freien  2RanneS  am 
meißen  anßdnbige  93i(bung,  in  5panbbabung  ber  SBaf* 
fen  gefebieff  unb  bureb  .Kraft  unb  ©ewanbtbett  auSgejeid)' 
net  ju  fein.  Seit  aber  bie  rittertieben  Übungen  in  felis 
lieben  ©pielen  unb  bet  ©ebtaueb  ber  «Baffen,  um  ßd> 
«Kann  gegen  «Wann  JRecbt  ju  vetftbaffen,  immer  mebr  ab* 
famen,  Die  geber  mäcbtiger  würbe  als  baS  Schwert,  unb 
S6lbnet  an  bie  Stelle  ber  alten  «üolföbewaffnung  traten, 
famen  bie  fieibeSübungen  ab.  Stetten ,  gelten  mft  5pteb* 
unb  Stoßwaffen,  unb  SJanjen  waren  faß  noeb  bie  emjigen 
Äünße,  weltpe  jur  ttuSbilbung  förderlicher  ©ewanbtbeit  be* 
trieben  würben;  aber  au*  fte  waren  fetneSwegS  wefentlicbe 
©egenßdnbe  ber  Urjiebung,  fonbern  würben  nur  von  ben 
SBoWbabenbern  in.  ben  fpdtem  SünglingSjabren  als  ®e» 
genftdnbe  beS  Vergnügens  betrieben.  £ic  SRilitairfcbulen 
unb  bie  Stittcrafabemicn  waren  bie  einjigen  SDrte,  wo  biefe 
fogenannten  ritterlichen  Jtünße  noch  in  ben  GrjiebungSplan 
aufgenommen  waren.  Xuf  ben  Univerßtdttn  erhielten  ßcp 
mit  ben  Quellen  bie  geebtboben.  31(3  aber  bie  SDeutferjen 
bureb  bie  Siege  unb  (grobenmgen  9tapoleon'S  aufgerüttelt 
würben  unb  bureb  hatte  Sdjicqale  erführen  mußten,  baß 
bet  «Kenfcb  jur  Sicpetbeit  feiner  Freiheit  mit  bem  Äopfe 
nicbt  allein  ausreiche,  als  bie  Sölbner  einem  begeißerten 
geinbe  gegenüber  ftcb  als  unbrauchbar  bewiefen  bitten  unb 
enblicb,  jum  Sturj  beS  mdebtigen  übermütigen  ffeinbeS,  bet 
©elebrte  baS  Stubirjimmer,  ber  Sauer  ben  «J)ßug  unb 
bet  5panbwerfer  bie  2Berfßatt  verließ  unb  für  be*  SJater» 
lanbeS  (ihre  unb  greibeit  bie  «Saßen  ergriff,  ba  lernte  man 
bie  »orjüge  eine«  fraftigen,  gewanbten  unb  geübten  8eibe8 
wiebet  fcbdfcen.  SRicbt  allem  wutben  feitbem  bie  83ür« 
ger  beS  Staats  als  bie  einjigen  natürlichen  unb  würbi» 
gen  SSertbeibiger  beffelben  wtebet  anerfannt,  fonbetn  man 
machte  aueb  wiebetbolte  SScrfudie,  in  bie  3ugenberjiebung 
bie  ©prnnaftit  aOgemein  wiebet  einjufübren.  Söon  tseurfeb. 
ianb  ging  biefeS  SJefireben  auS  unb  fanb  aueb  balb  in  an» 


4  Cryps 

bem  europ.  £dnbern  JBeifall.  SBieber^tm  bilbete  ftcb  bti 
«öerfolgung  beS  pdbagogifeben  3wecfS  bie  ©pmnafh'f  fpflt: 
matifcb  auS,  unb  man  nannte  bie  auf  beutfebem  SB o ten 
felbftdnbig  neu  erwaebfene  Jtunft  mit  einem  beutfeben  SBortt : 
Surnfunß  (f.  b.).  Siefe  würbe  jeboeb  aufgeboben,  weil 
ftcb  politifcbe  ©ejlrebungtn  mit  ibr  »eteinigt  bottm,  weldie 
bie  ^Regierungen  nicbt  gutbeißen  fonnten.  SBte  fehr  aber 
baS  SBiebetaufieben  ber  ©prnnaftit  im  ©eifte  ber  im 
liege,  bot  ftcb  baburd)  bargefban,  oaß  ftcb  in  neuefter  3cit 
an  vielen  hörten,  namentlich  in  «Berlin,  Bresben  unb  Sn> 
jig,  neue  3njhtute  gebilbet  haben,  «eiche  bie  gefdbrlicben 
«Rebentenbenjen  mit  bem  anruebig  geworbenen  Warnet;  ber 
Surntunft  abgelegt  unb  nur  an  ber  einfachen  Xufgabe: 
Übungen  jur  gdrbetung-  ber  ©ewanöttjeit,  Jtraft  unb  ®e» 
funbbett  beS  JtörpetS  feftbaltenb  allgemeinen  SeifaU  gefum 
ben  fabm.  es  iß  ju  boffen,  baß  ficb>  dbnh'cbe  gr)nuM# 
febe  3nßitute  na*  unb  nacb  mit  allen  (SrjtebuncjS»  unb 
Sdmtanßalten  t>erbinben  werben,  bamit  man  auf  umfajfente 
3öeife  a^f  benämeef  aller  etjiebung^binarbeite:  baß  ein  ge= 

<&limno0Opr)ißtfrt,  b.  %  naefte  «Seife,  würben  bei  bin 
alten  ©ried)en  bie  im  9{ufe  i- oher  «IBeiSbeit  üebenben  in». 
SBctfcn  genannt.  (SB  ging  bie  Sage,  baß  biefelben  ßtt* 
unbef leibet  gingen,  wabrfebeinlicb  aber  begebt  ßd>  ibr9tamc 
nur  auf  gewtffe  S9ußübungen,  welche  biefelben  mit  entblößtem 
Jt6rper  »ornabmen.  @S  beßanben  ndmltcb  bie  5panbliina.cn 
ber  grdmmigfeit,  burdj  weldje  fi<b  bie  inb.  «JJrießer  in  btn 
Stuf  ber  5peiligfett  festen,  großentbeiö  auS  allen  Ärten  cca 
ßualen  unb  2Rattern,  benen  ße  fiep  unterwarfen.  Sfere 
Selbßwerleugnung  ging  dfterS  fo  weit,  baß  ße  ftcb  t»"« 
qualvollen  «£obe  ausfegten,  j.  Jö.  ßcb  felbß  auf  einem  g±: 
terbaufen  verbrannten.  2tußerbem  führten  ße  ein  nur  bet 
Selbßbetradjtung,  ober  »ielmebr  bem.untbdtigen  «ßerfmfeit 
ift  bie  gBetracptung  ber  «Ratur  gewibmeteS  geben.  2luS  ben 
©pmnofopbißen  ftnb  im  «erlaufe  ber  3eit  wabrfcpeinlicb  tit 
jeftigen  oßinb.  gafirS  (f.  b.)  hervorgegangen.  ,  ,  ...  ^  >. 

<ec>rjps  ober  fcbwefelfaurer  Jtalf  iß  ein  9rtncmf, 
weldjeS  in  verfd)iebenen  2frten  vorfommt,  bie  ßd)  burd>  ibr 
©efüge  von  einanber  unterfebeiben.  Der  fpatbige  ©poS, 
aueb  graueneis,  grauenglaS  ober  SRarienglaS  ge= 
nannt,  ßnbet  ßd)  in  fn;ßaUinifcben  «JRaffen  von  bldtrrigera 
©efüge  obet  in  ©eßält  von  Jtrpßallen,  welcpe  fcbiefgei'cb^ 
bene  Sdulen  bilben.  (rr  Idßt  fiep  leicht  in  bünne  »lütter 
fpalten,  bie  bann  grau  werben,  farblos  burcbßcbttg  ßnb  unb 
einen  ßarfen  «Petlemuttetglan)  btß^en.  2)fan  ßnbet  ibn 
bdußg  in  Sacbfeu,  S3aiern,  $ranfreicb,  ber  Sd;wei)  u.  f.  n>. 
35et  fitnige  ©ppS  iß  betb  unb  von  mebt  bict)tem  @e> 
füge,  weniger  burepfrbeinenb.  Seine  garbe  gebt  vom  Schnee^ 
weißen  inS  SiikbüdH,  ©raue,  »laue  ober  ©elbe.  JMe  Ät» 
ten,  weld>e  am  feinften  unb  retnßtit  ßnb,  werben  X(aba< 
ßer  (f.  b.)  genannt.  £ft  gebt  baS  ©efüge  biefer  ©ppSart 
in  baS  Scpuvpigc,  unb  bann  nennt  man  ben  ©ppS,  wenn 
er  jugleicp  febneeweiß  unb  von  geringem  3ufammenbange 
iß,  ScpaumgppS.  Der  gafetgppS  pot  ein  fafrrigr? 
©efüge  unb  bilbet  einzelne  Stdngel.  Die  ©ofbfcbldget  b^ 
bienen  ßcp  beßelbcn,  naebbem  er  gepulvert  rwrben,  jum 
JBeßreuen  ber  ©olbfcbldgerbdutd?en.  —  Der  reinße  ©ups 
wirb  alS  2(labaßer  ju  Söilbwerfen  u.  bgl.  benu^t.  Die  utt= 
reinem  Sorten  werben  gebrannt,  wie  JKalf,  bann  gemalten 


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305 


x\<  t'o  ole  gebrannter  ®»pö  ober  Sparfalf  in  Um 
£jnttl  gtbracfct.  Der  ©pp«  entpalt  rtdtnlitp  im  natürlichen 
Su^aa^e  fefjc  viel  Safer,  welches  burd)  bat  83 rennen  in 
£ampf  »ttraanbelt  unb  ausgetrieben  wirb.  Der  gebrannte 
@ppe  lifi  fiep  aber  (cht  leitet  im  ® äffet  auf,  unb  intern 
er  fiep  mit  bemfeiben  $u  einem  fegen  Ä6tpet  »erbinbet,  er* 
fwttt  et  alibalb  triebet.  'Äuf  tiefer  (figenfebaft  berufen  (et>c 
eide  ÄnwenbungSarten  be«  ©ppfe«.  3Ran  bebient  ftcibtf»- 
felben  att  SWrtel«,  ju  ©tuef  unb  überhaupt  gum  tlberjuge 
für  Detfen  in  3immern,  audj  jum  'Äu«giefien  ber  gufjbö* 
ben.  ©eftr  brauebbar  ifi  ber  önpä  jum  Äbformen  leblofec 
unb  »ol  auep  belebter  ©egenftdnbe.  Der  in  SBaffer  aufge? 
Mt  ®pp«  wirb  übet  ben  ab  jufortnenben  ©egenfianb  gtgof*. 
In;  er  bringt  in  a&Y  »ertiefungen  ein  unb  ifi  in  futjec 
3tit  erjtorrt.  Stimmt  man  nun  bie  feßgeworbene  «Waffe  ab; 
fa  bat  man  einen  gang  genauen  ffbguj»,  ben  man  wie* 
Ott  ju  neuen  2fbgüffen  benufcen  Fant.  SJerm  {Bereiten 
ber  Stereotypen  j.  83.  wirb  jebe  Seite  eine«  föutp« 
au«  ben  eimeinen  metallenen  Jöucpftaben  jufammenge* 
fefct,  bann  ein  ©ppäabbrucf  in  angegebener  SBrife  ton  ber» 
feto  genommen  unb  in  bie  auf  biefe  letept  unb  fcbnell  ge* 
roonnene  Sonn  geftbmoljene«  2BetaU  gegoffen,  welche«  nach 
tem  gtf arten  eine  platte  gibt,  bie  jumDrucf  benufct  wirb. 
Xua)  von  Sföün jen ,  SBilbwerfen,  »on  Seteben  u.  f.  w.  nimmt 
man  in  äbnlid)er  fBeife  Hbgüffe,  um  fte  wiebex  ju  formen 
w  jiwite  Äbgüffe  (®pp«figuren)  $u  benufcen,  welche  ben 
£iia,inal»erfen  genau  entfpretben.  ©ogat  »on  ben  ©eftep* 
lern  lebenbtt  f)erfon«n  fann  man  ©ppäabgüffe  nebmen. 
Die  Berfertigung  »on  ©pp«ftguren  wirb  befonber«  in  3ta- 
lien,  »öbmen  unb  in  »iclen  ©cgenben  Deutfcblanb«  ftarf 
betrieben.  Die  berumjiepenben  ©pp«fignrenbdnbler, 
Mftk  man  in  ganj  Europa  unb  fogar  In  anbern  SBelttbeü 
Im  finbet,  fommen  faft  alle  au«  8ucca.  3n  ben  ©ebirgen 
von  gutta  befestigen  f£cr>  gegen  2000  2Jtenfd)en  mit  Än» 
ferttgung  fo  lebet  gtguren,  unb  ber  größere  Speit  wanbert 
umbtr.  SWit  ferjr  gutem  ßrfolg  bat  man  fich,  namtntlicjp 
in  (fnglanb  unb  in  ber  ©cpmcij,  be«  ®ppfe«  jum  Düngen, 
wrjugltcp  be*  SSiefenlanbe«  unb  btr  Jtleefelber,  bebient. 


El« 


ijaag  cter  t er #aag,  eigentlich  «'©raoenbage,  fran^ 
'  I»  Haje,  bie  .fpouptftabt  ber  sptopini  ©übbollanb  im 
«imareiepe  ber  Siieberlanbe  unb  9tefibenjftabt  be«  Äonig* 
r«  'Äeberlanbe,  liegt  unfern  »on  ben  Dünen,  roelc&e  picr 
Ne  9torbfee  bilbet,  unb  gebort  ju  ben  wenigen  £>rtfcpaften 
in  'Öodanb,  roo  ber  Jßcben  ttoefen ,  bie  Suft  rein  unb  gefunb, 
M  SBaffer  jiemlicft  gut  ijl.  ©ie  bat  etwa  56,000  @nw. 
Uk  rann  in  «grinftyt  tprer  8auart  für  eine  ber  fünften 
»tobte  in  Europa  gelten.  Die  ©trafen,  unter  benen  fi$ 
ite  ^riajengrat^t  aujjeicj^net,  finb  febr  regelrndfig,  jum  2^eil 
m«t  fafeigen  gebrannten  ©teinen  »ortrefflieb  gepflafiert  unb 
W  reiben  ©etten  mit  äödumen  bepflanjt.  Die  ©orjüglicbften 
finb:  ba*  ^au«,  in  meinem  fwb.  bie  ©eneralfiaa.- 
I«  ber  SRonrntbie  »erfanuneln;  ber  9>ataft  brt  Äinig«; 


M  Ütatybaud;  bie  g»fe.  Jtirtbe  mit  einem  beben  fäitdu 
gen  2hmne;  ber  neäe  Scmpel,  bie  @etreibeb6rfe  unb  mebre 
anbere,  9>ri9atleuten  jugeborertbe  ^alifie.  >|>anbel  unb  ©e* 
werbe  ber  ©tabt  pnb  »on  feiner  bebeutenben  Äuäbebnung; 
bagegen  gibt  e$  »orrrefflidje  Än^alten  unb  Sammlungen  gut 
©efbrberung  ber  2örffenfct>aft«n  unb  Äünfle,  »on  benen  mir 
bie  j&ibliotbef  unb  tas  SRün)cabinet  be6  Mni&ß,  bie  böbere 
Sebranftalt  unb  rarere  gelebrte  ©efeUftbafttn  anfubrtn.  21m 
^alafte  be«  ?>rinjen  SRorii  »on  Sfcujau  befmben  P4>  eine 
Sammlung  »on  ©emdlben,  befonber«  alter  boMnb.  unb 
fldmifdpet  SEReifler ,  ein  (Sabütet  et) tun",  unb  japan.  ^erhvür» 
bigfeiten  unb  manie  anbere  Seltenheiten.  Die  Umgebun* 
gen  bed  «£>aag  finb  auegejeitr^net  anmutbig.  Äuf  ber  einen 
Seite  ber  ©tabt  ifi  ein  jtett  belebter  Äanal,  auf  ber  ans 
bern  ber  fogenannte  33ufcb,  ein  für  .jSoUanb  anfebnli^er 
SBalb,  in  roelrbem  tas  .öauc»  im  'Bu\&>,  ein  (6n.  tfufrfcbioü, 
liegt.  SQiefen  unb  ©arten,  gegiert  mit  anmutbigen  &tnbs 
h a uff nt ,  febmüden  bie  anbern  Seiten  ber  ©tabt.  (Sin  büb« 
frfjer  9Beg  fütrt  nacb  bem  faum  eine  ©tunbe  entfernten 
Sifcbettorfe  ©epepeningen,  befjen  ©eebdber  ftarf  befudbyt 
werben.  3m  ©üboßen  vom  <£>aag  liegt  ba«  Scr)lof  9t o  6* 
wiif,  befannt  burd?  ben  grieben,  welcper  biet  im  3.  KW7 
jwifeben  bem  beutfepen  Jlaifer,  ©panien,  Cfttglanb,  vf>oUanb 
unb  Jranheicp  abgcftploffen  würbe.  3um  Änbenlen  an  ben^ 
felben  ifi  ein  Dbeliäf  errteptet  worben. 

jtjtwre  finb  bie  elafKfcpen,  bünnen,  fabenartigen,  in  gro: 
fer  «Wenge  bitpt  beietnanber  jlebenben  Ä6rper,  welepe  ben 
metflen  ©«iugtbteren  jur  SSebrcfung  entweber  be«  ganzen 
Äirperö  ober  einzelner  Steile  beffelben  bienen.  ©ie  baben, 
wie  bie  9tagel,  bie  (gigenfepaft,  ba0  fte,  namentlid)  wenn 
man  fte  »orber  abgefepnitten,  wieber  warfen  unb  fommen 
»on  febr  »erfepiebener  iange,  ©tirfe  unb  $arbe  vor.  ^tuep 
ipre  gorm  ift  »erftpieben,  infofern  fte  entweber  wollig,,  (oefig, 
fcblicpt  ober  flruppig  ftnb.  Seim  SJtenftpcn  finb  t$  na= 
mentlicb  bec  obere  unb  Wintere  S^eil  be«  Äopi>,  bie  ©e* 
fcblecpt«tpei(e  unb  bie  2Ccf)felt>6r>(en  welcpe  bepaart  ftnb,  unb 
beim  iWann  überbte«  noep  ber  ptntere  Söcii  ber  SBangen, 
ba«  linn  unb  bie  Oberlippe.  Die  ^aare  an  biefen  ^>ci- 
len,  bie  ©artbaare,  unterfepeiben  fic^  »on  ben  4>auptf?aaren 
befonber«  burtfe  gt6|lere  ^ärte  unb  Dufe,  »elcpe*  jebotö 
bauptfdepliep  eine  $o(ge  be«  pduftgen  3tbfcpneiben«  berfelben 
fein  mag.  (©.  JBart.)  3ebe«  «aar  bilbet  einen  »on  ian 
ten  naep  oben  fpi<j  julaufenben  Äoröer,  unb  bat  am  untern 
Zt)t\lt  ein  f leine«  ©aefepen,  ba«  au«  »erfäiebenen  uberein» 
anberliegenben  S3lattä)en  befiept  unb  mit  bem  e«  in  ber  eut 
feflft^t.  ©erraeptet  man  ein  <^auptpaar  mit  «^ülfe  eine« 
ftarf  »ergröfjernben  SDtifroffop«,  fo  erfepeinen  bie  lauter 
beffelben  bunfler  a(«  bie  SDhtte,  unb  man  bat  bierau«  gc« 
fcploffen,  baf  iebe«  ^aar  eine  Ötöbre  bilbe.  Die  etafHcitdt 
ber  'paare  fiept  man  ntebt  allein  barau«,  baß  fte  gebogen 
wteber  in  it)re  »ortge  Sage  )urücffebren  (worauf  bie  Sie; 
nufeung  ber  ftdrfern  Xbietpaare  ju  S3ürflen  berubO,  fonbern 
auet)  au«  bem  Umflanbe,  baß  man  bie  £aare  um  eine  an» 
ftbniicpe  üdnge  anhieben  fann  unb  baf  biefelben  lo«gelaffen 
wieber  aufammenfapren.  Hutp  burcp  bie  geutbtigfeit  »erldns 
gern  fieb  bie  ^aare  önb  »erfürjen  ftep  wieber  betm  Srocfnen, 
weswegen  man  fitp  berfelben  jur  ^erftellung  »on  «ppgro- 
metern  (f.b.)  bebient  pat.  3ebe«  ^aar  bat  einen  blattigen 


igmzea  Dy 


Google 


Haare  3* 

ttberjug,  welcher  e«  auch  nach  bem  »trennen  wm  Äorper 
ober  nach  bem  SEobe  nod)  febt  langte  wr  btm  öerberben 
fiebert.  2Ran  fagt  fogar,  baß  an  Seichen  bie  Haare,  fowie 
bie  SWgel,  noch  längtet  3eit  fortwaebfen  fouen.  SSa«  bie 
Barbe  be«  Haupthaar«  berSRenfcbcn  betrifft,  fo  frabet  man 
im  attgememen  bei  ben  in  wdrmera  Öeaenben  wohnenben 
SKenftben  febwane«,  bei  ben  in  falten  ©egenben  lebenben 
blonbe«  £aar.  Da  ba«  .panptbaar  be«  SRenföen  eine  bet 
fchön|ten  3ierben  beffelben  ift,  welche«,  im  gall  e«  au«fdtlt, 
nur  mangelhaft  burdb  beriefen  unb  ^aartouren  erfefct  wer* 
ben  fann,  fo  ift  e«  rdtbltd),  auf  bie  Pflege  beffelben  forgs 
fdltig  Hebt  ui  haben.  8leinlicbfeit  ift  bie  wicbtigjte  Setin; 
gung  für  baö  ©ebeiben  be«  -paar«,  unb  bicfelbe  wirb  Oorjüg» 
lieh  burd)  bdufige«  Ädmmen  bef6rbert.  $dufüe$,  wol  gar 
tdglich  wieberbolte«  SBafcben  be«  Äopf«  mit  Sßaffer  i|t  nur 
bann  amuratb.cn,  wenn  ba«  Haar  eher  ju  biet  al«  ya  wes 
nig  getttgfeit  fcat.  Reibet  ba« ^aar  an  Srodenheit,  fo  fann 
man  fid)  eine«  unfcbdblichen  £>l«  ober  einfacher  $omabe  bes 
bienen,  um  a  gefchmeibiger  ju  matten.  Der  ^>aarwud)5 
wirb  burd)  hdufige«  Ebfchneiben  bef6rbert,  unb  bei  langen 
paaren  foB  man  alle  3  — 4  SBocben  bie  ©püjen  abfebnei» 
ben,  »eil  bann  bie  #aare  weiter  wad)fen,  welche  im  entge* 
gengefegten  Salle  bdufig  ftcb  fpalten  unb  nach  einiger  3eit 
aulfauen.  grauen  bürfen  ba«  ^auvtbaar  nicht  ju  fe(i  bin* 
ben,  ftcb  feiner  wollenen  ©dnber  beim  Sinben  bebienen, 
muffen  baö  {fett  »orm  ©rhtafengeben  aufjtöfen  u.  f.  w. 
Da«  «Brennen  ber  ^aare  i(l  flet«  nachteilig  unb  barf  we* 
nigflcn«  nur  fetten  unb  nicht  mit  ju  Reifem  ©fen  angewem 
bet  werben.  SBafcben  mit  SEBeinefftg  foß  ba«  $mt  frau« 
machen  unb  ba«  SBach«tbum  beffelben  bef&rbern.  gdtlt  nach 
einer  heftigen  Xranffeeit  ba«  -paar  ftarf  au«,  fo  fann  man 
bem  gdn}lt$en  JBcrlufic  beffelben  baburch  vorbeugen,  baß  man 
ba«  -paar  glatt  abfdjneibet  unb  einige  3eit  lang  bdufig  ab* 
raftren  lagt.  (Sin  bebeutenbe6  gorberungömittel  bes  .£>aar» 
wuebfe«  iß  auch,  ben  Stopf  fo  v'cl  «1$  möglich  bloß  ju  tra* 
gen.  JBefonberS  muß  man  ftd>  »orju  »»armer  .Jtopfbebedung 
buten.  55er  wenig  juoerldfftgen  Sttittel,  ba«  Ausfallen  ber 
Haare  gu  »er^inbern  unb  an  (angeworbenen  «Stellen  neue 
^aare  ju  erjeugen,  finb  fe^r  oiele,  namentlich  ^aben  eers 
fdtiebene  ^aarole  große  3fn»rrifung  erfahren.  3(1  ber  ®runb 
beö  ÄuSfaöen«  ber  ^aare  allgemeine  Äirperfdtwddje,  fo  wirb 
fd>werlid>  irgenb  ein  ortlid)  angewenbeted  SRittel  von  9Bir* 
fung  fein.  3u  ben  unfd)dbli^ften  SRitteln  get)6rt  jeben 
3tbenb  wieberl>olteß  SBafd^en  be«  Jtopfd  mit  gut  getopftem 
»iere  unb  einreiben  ber  Jto&föaut  mit  ÄinbSmarf.  Um 
attju  btüt,  namentlich  rotbc  -paare,  bunfel  ju  fdrben,  bat 
man  gleichfalls  toiele  Littel,  weld)e  jefcoct)  jum  ^bfil  ben 
paaren,  jum  2 heil  aud)  ber  ©efunbbett  überhaupt  nad>* 
tbetlig  ftnb.  ©n  wirffame«  SRittel  ifl,  bie  Haupthaare  tdg» 
(ich  mit  einem  bleiernen  .Ramme  )u  fdmmen,  unb  um  baS 
£(ei  fchneller  aut^iSlict)  ju  machen,  fann  man  ben  Aamm 
mit  &fftg  befeuchten. 

Xxti  £aat  ifi  »on  jeher  al«  eine  große  3ierbe  be«  5C6r= 
perS  betrachtet  worben,  unb  S36lfer,  welche  bem  Haupthaar 
feine  Achtung  fd)enfen,  wie  bie  Zürfen,  bie  baffelbe  fahl 
abfdineibrn,  pflegen  befio  größere  ©orgfalt  auf  bie  Erhaltung 
be«  ©arte*  ju  »erwenben.  »ei  ben  alten  £ebrdern  galt  /rftahl» 
fopf"  für  em  arge«  (Schimpfwort.  Die  alten  »6ffer  trugen 
fimmtlich  baS  .^>aar  lang,  unb  lange«  £aar  galt  für  ba« 
3cid)en  eine«  freien  ÜRanneS,  wdhrenb  man  ben  ©flaoen 


€  H  aar  seil 

ba«  £aat  tun  abfd»nttt.  Xud»  war  ba«  £atrabfchaetbra 
eine  ©träfe  für  »erbreeber.  J>te  ©ried>en  unb  Slomer  toer-- 
fehnttten  ba«  .paar  fpdter  fo  weit,  baß  es  bureb  feine  Wnge 
nicht  unbequem  war.  ©ie  wenoeten  große  ©orgfalt  auf 
ba«  .S räufeln  be«  -paare«  unb  bie  grauen  trugen  lange« 
^aar  in  jierlichen  gled>ten  unb  fe>den.  Äud»  falfc$e«  unb 
gefdrbte«  $aca  würbe  W  biefen  B6lfern  fchon  getragen,  fte 
hatten  grifeuc«,  unb  bei  ben  Wörnern  galt  namentlich  rötiv 
liehe«  Haar  für  eine  torbönbeit.  ©ie  ließen  baher  Haare 
»on  ben  Monben  2)eutfchen  fommen,  unb  bie  reichen  9W» 
merirmrn  brachten  ©olbfiaub  in  ihre  «paare.  Sri  ben  gram 
fen  trugen  t>oqug«wetfe  bie  jum  f6n.  ©efcblecht  ©ehirigen 
lange«  fliegenbe«  $aax,  fpdter  würbe  biefe  Sfcratht  ein  Bor* 
recht  aller  Grbeln.  Die  grauen  haben  fafl  ju  allen  3etten 
unb  bei  allen  S36lfern  lange«  ^>aar  getragen;  bie  9rdnner 
mußten  e«  aber  bäunq  oerfürjen,  weil  e«  U)nen  beim  Ärieg«» 
bienfte  befdjwerlich  (fei.  Xuch  ba«  ßhtiftenthum  würbe  em< 
Seranlafjfung,  baß  bie  langen  -paare  mehr  unb  mehr  abfa< 
men,  benn  man  erblicfte  in  bem  langen  £a«  ein  3eid>en 
weltlicher  ©telfeit.  Die  ©eifllichen  fdtoren  taber  ba«  -p.v. 
3um  Zbeil  ganj  ab  (f.  Sonfur);  aud)  würbe  ba«  Äbf*. 
ren  be«  Ha"Plhaare«  ein  3«id)en  ber  »uße.  Unter  Äönig 
granj  I.  eon  granfreid)  fam  am  franj.  Hof«  M*  2R°be 
auf,  furge«  -paar  ju  tragen,  unb  aß  unter  gubmig  XIIL 
bie  langen  -paare  wkbec  ÜKobe  würben,  fegte  man  tye 
rüden  (f.  b.)  auf,  meld)e,  bi«  jur  b6cbften  Unnatur  an«ge> 
bilbet,  nur  batum  in  gan)  ©rropa  Aufnahme  fanben  unb 
fid)  lange  Seit  erhielten,  weil  fte  bequemer  waren  al«  eigne 
lange  .paare.  3e|t  ftnb  bie  rüden,  bieBöpfe  unb^aar* 
beutet  abgefommen  unb  man  trägt  ba«  -paar  wieber  ein* 
fach,  dhnltch  wie  bie  ©riechen,  nur  baß  e«  im  Kaden,  um 
feter  mobemen  Äleibung  erttfprecbenb,  furj  gefroren  wirb. 

Die  Haare  werben  welfach  angewenbet.  Xu«  ben  9Ken« 
fchenhaaten  macht  man  allerlei  jierluhe  Arbeiten,  Singe, 
Sanber  u.  bgU  unb  fett  fogar  ©emdlbe  au«  benfelben 
fammen.  SJor^üglid)  werben  biefetben  aber  jur  -perfieliu:!-; 
toon  ^erüden,  Haart0l:u':i  (lux  »ebedung  einzelner  fahlen 
©teilen,  ©lafcen,  auf  bem  Aopfe),  Soden,  glechten  u.  bgl. 
gebraucht.  3n  neuerer  3eit  bat  man  bie  -paare  febt  gefchurt 
au«  ©eibe  narbaemad)t.  Die  -t>aare  ber  Shiere,  namentlich 
ber  ©chweine,  ^ferbe,  Slinber,  Ädlber,  3iegen,  »ehe/  H4' 
fen  unb  »iber,  werben  üielfach  wrwenbet:  ;u  Sarffen, 
?)otflan,  gi(3,  ^)tnfeln,  Deden,  3«ud)en,  ^Mtfohten,  5Bios 
linbogen,  ©triden  u.  f.  w.  Haorbeden  ober  Ha<>Ttu,* 
bereitet  man  au«  (ehr  oerfcbicbcncn  Hrten  oon  H<wten,  tbeil« 
mit,  theil«  ohne  einen  3ufa$  von  SSotlen*  ober  «einen' 
garn  ober  ©eibe.  Diefe  ©toffe  finb  bemna(h  aud)  vm  fehr 
oerfchiebener  ©üte  unb  bienen  theil«  ju  Eppichen,  3R*hel< 
überjüaen,  JRcgenntdnteln,  theil«  ju  ^ferbebeden,  |)reßtü- 
chern  'in  ßlflampfen  u.  f.  w.  ÜRebre  flrenge  ÜR6nd)«orben 
haben  bärene  ©ewdnber  al«  £)rben«fletbung. 

^aarseil  nennt  man  ein  leinene«  «anb  ober  eine  «u« 
feibenen  ober  baumwollenen  gdben  bejtebenbe  ®iefe,  »ddv 
burd)  bie  dußere  ipaut  gegogen  wirb,  um  in  ähnlicher  Xrt 
unb  ,}u  bemfelben  3wede  ju  bienen,  wie  bie  gontn» 
nelte  (f.  b.).  3u  ber  Benennung  mag  wol  Sieraniai 
fung  gegeben  haben .  baß  fid)  bie  Älten  ju  gleichem  3»ed 
ber  ^ferbebaare  bebienten.  Der  gUid>fam  unter  einer  fruU 
brüde  burd)gejogene  leinene  Streifen,  ber  bocbfien«  » 


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Habeas  -  Corpus  -  Acte  30» 


Hafer 


un  3eU  breit  fein  Kirf ,  ober  gegen  jreei  guß  lang  fein 
muß,  wirb  burd)  einen  angemefjenen  JBerbanb  befefh'gt.  3ft 
bie  diterung,  eingetreten,  fo  wirb  ber  SBerbanb  täglich  ein* 
h't  öfter  erneuert  unb  bei  ber  jebeämaiigen  ßrneue; 
rang  baS  ben  citernben  SBunbfanal  grabe  au&fullenbe  unb 
au!  tiefem  hervorgezogene  Stücf  beS  leinenen  Streifen  ab» 
au'cfcnttten ,  biefer  aber  nachgezogen  unb  abermals  befefiigt 
Ii  f.  iv.  3e  nach  bem  Sifee  bed  Übels,  gegen  welches  man 
J&aarfeil  anbringt,  wählt  man  verfcbiebene  ©egenben 
M  JunperS  jur  Anlegung.  %m  ^äufigflert  bringt  matt  eS 
im  Sünden  an,  außerbem  aber  auch  an  ber  SSrujl,  in  ber 
gtber*  unb  SRagengegcnb ,  am  Unterleibe,  an  ben  IDber» 
fAtnfem  u.  f.  w.  (SS  finbet  in  einer  großen  Bnjabi,  na» 
iricntlid)  langwieriger,  .ÄranfbeitSzufiänbe  Änwenbung  unb 
iii  mitunter  von  ausgezeichneter  -igmlwirfung.  So  bot  man 
bei  manchen  ©ebirnleibcn  empfohlen;  ganz  vorzüglich 
cber  bei  bartniefigen  Äugen:  unb  SDbrenentjünbungen ,  bei 
auspuffen  nuS  ben  £>bren,  ßungenfchwtnbfucbt  u.  f.  n>. 
jpüufiger  nod;  ijl  feine  Xnroenbung  in  ber  S£^tert>eilfurtfl. 

j^abfttfl-(Eorpu8-^rte  (bie)  tft  eins  ber  wiebtigften 
ufefee  ber  engt.  SBerfnffung.  Sie  würbe  bem  J?onige, 
H.irl  11.,  welcher  biefelben  ^rineipten  ber  ffiififürberrfcbaft  be* 
fplgtf,  welche  feinem  Sater  geben  unb  Shron  gefoflet  bitten, 
m  rem  Parlamente  1T>79  abgebrungen.  3br  nathfter  3wec! 
v  i  SServolIftänbigung  ber  greibeit  ber  Untertanen  unb 
tung  ber  ©inf erferung ,  außer  in  gäUen,  wo  baS 
l-:i'cb  tiefclbe  auSbrittflicb  befiehlt.  Schon  bureb  bie  Magna 
rkäte  unb  bie  ibr  folgenben,  im  Saufe  ber  3«it  ben  ebenfo 
fcfm?atr)en  al§  böswilligen  £errfcbem  abgerungenen  ©runb: 
gefe&e  waren  bie  Siechte  unb  greibeiten  beS  SJolfS  im  voll* 
jten  Umfange  anerfannt;  allein  biefc  ©eferje  waren  Peines» 
rcegS  ftctS  heilig  gehalten,  im  ©egentbeil  febr  häufig  von 
ben  Siegenten,  wenn  ihnen  ein  güiijtiger  SDlonunt  bie  9J?aebt 
baju  oerlieb,  vcrlct-t  werben.  DaS  SJcflreben,  fie  mit 
neuen  Scbu^ircljrcn  ju  umgeben,  war  febr  natürlich.  Die 
5abea35ßor»u3s2(ctc  würbe  tatjer  vorzüglich  baju  benufct, 
um  Slittcl  unb  Söegc  an  bie  £ant  ju  geben,  folcbe  wills 
fürlicbe  Verlegungen  ber  ©efefcc  jmb  eingriffe  in  bie  SJolfS* 
rechte  ju  verhülltem  unb  bie  Scbulbigen  zur  ©träfe  $u  jie» 
frm;  fie  enthält  bie  Strafen  ber  willfürlicben  SUerhaftung 
unb  bezeichnet  bie  dichter,  wctdje  man  anzugeben  bat,  um 
i  ic  greilaffung  ju  erlangen. 

fjabßburg,  urfprünglicb  fo  viel  wie  #abicbt$burg, 
c*i§t  bie  Slammfefie  tc-3  berühmten  #aufe§  ber  Jg> a t>S » 
burger,  welches  mit  Siubolf  von  JgjabSburg  (f.  b.)  auf 
bn  beutfeben  Äaifertbron  gelangte,  mit  JCaifer  Jtarl  VI.  im 
jJbre  1740  im  9JcannSjtamme  auSflarb,  aber  burch  bie  Zod}> 
ter  ticfeS  .RaiferS,  Paria  Stberefia  (f. b.),  im  habSburg» 
ktbringifeben  #aufe  fortbiübte,  unb  noch  gegenwartig  im 
Stfüje  ber  Äaifertrone  jsDfireidpd  unb  ber  ÄonigSfronen  von 
Ungarn  unb  S36t;men  ifl.  Sic  @tammfefie  ^abdburg  ift 
nod)  je^t  in  einigen  überreffen  erhalten  unb  liegt  auf  bem 
Sülytttberge,  am  rechten  Ufer  ber  Xar  im  Ganton  Xargau. 
rpurbe  im  11.  Sabrh-  vom  iBifdjof  2Berner  ju  ©traäs 

•h  erbaut.  3uerft  führte  ben  SRamen  eine!  ©rafen  von 
^äbjbura  äSerner  II.,  welcher  1096  ftarb  unb  alle  £3efife> 
t}ümer  feiner  fchon  vor  ihm  reichbegüterten  gamilie  unter 
\A  vereinigte.  £>ie  3Rad;t  ber  gamilie  vergrößerte  fich  burd; 


(aif.  ©chenfungen  unb  vortheilhafte  ^eircjtben  unb  halb  wur= 
ben  bie  ©rafen  von  Tlbteien,  Sogteien  unb  eerfchiebenen 
©chweijercantonen  ju  JÖefchü^em  gewählt.  Wibrecht  III.,  ein 
Snfel  SBerner  IL,  befaß  auch  in  Schwaben,  im  Xargau  unb 
im  Glfaß  anfehnliche  ©üter,  nannte  ftcb  Sanbgraf  von  £)ber> 
elfaß  unb  erhielt  fürfit.  SBürbe.  OTmälig  hatten  bie  Spabs-- 
baxqtx  ein  Xnfeben  gewonnen,  welches,  oerbunben  mit  ben 
perfonlicben  SSorjügen  fRubolf  IV.  von  $absburg,  bewirfte, 
baß  1273  auf  tiefen  bie  itaifcrwabl  fiel,  beren  tiinfthnmig^ 
(eit  von  ber  allgemeinen  Ächtung,  bie  man  gegen  benfelben 
hegte,  büS  be|le  Seugniß  ablegt 

tjackflu-rt  ober  Ctmbal  ifl  ein  früher  häufiger  a(S  je^t 
gebrauchliches  3nftrument,  welches  aus  einem  viereeftgen 
Mafien  mit  einem  Sfefonanjboben  befteht.  über  bemfeloen 
fint  Draht faiten  gefpannt,  paarweife  ober  breifach,  welche 
von  b6l>ernen  gebrerjten  (Stegen  (Docfen)  «halten  werben. 
JDiefeS  3nftrument  wirb  mit  ^)ülfe  jweier  rleinen  Jammer* 
d>en  ober  jtlövvelchen  von  ^>ol)  gefpielt,  inbem  man  mit 
ben  mit  Sud)  umwunbenen  $nben  berfetben  auf  bie  Gau 
ten  fchlägt  ober  l;acf t.  Grs  hat  einen  raufchenben  Son  unb 
eignet  fich  baber  nicht  übel  ju  jjanjmuftf. 

ijafm  nennt  man  eine  natürliche  ober  fünftlich  ange. 
legte  Einbeugung  am  Ufer  eines  SReereS,  großen  ©ceS  ober 
gluffeS,  in  welcfte  Schiffe  bequem  einfahren  rotinen  unb  in 
ber  fie  vor  Stürmen  unb  feinblichen  Angriffen  ftcher  fint?. 
65  werben  ju  biefem  Bwecfe  Damme  unb  jßeftjh'gungS) 
werfe  angelegt  unb  nach  ber  größern  ober  geringem  Stdrfe 
biefer  lefetern  unterfcheibet  man  ÄriegShäfen  unb  £an« 
bcl^bäfett.  Seuchtthürme  werben  aufgerichtet,  um  bie 
Schiffe  beS  9lacbtS  in  bie Jj?aftn  5U  leiten,  Speicher  jur 
Aufnahme  ber  SBaaren,  SBerfte  jum  Sleubau  unb  jum 
Ausbau  ber  Schiffe  angelegt  u.  f.  w.  3)ie  ^ifen  finb  über* 
bieS  fo  eingerichtet  unb  bewacht,  baß  nur  btejenigen  Schiffe 
ein*  unb  ausfahren  f Annen,  welche  man  paffiren  (äffen 
wiU.  gür  alle  bie  JBortheile,  welche  ben  Schiffen  im  -&a* 
fen  gewährt  werben,  muffen  biefe  eine  gewiffc  Abgabe,  $a»  - 
fen>  ober  Sonnengelber,  entrichten.  92ur  bie  g r e i r) d  = 
fen  (f.  b.)  machen  in  biefer  Se&iehung  eine  XuSnabme. 

ijnfer  (lat  avena)  ift  eine  febr  nü&licbe  ©etreibeart, 
Welche  SliSpen  unb  längliche  &ugefpi$te  Börner  trägt  unb 
vor  ben  anbern  ©etreibearten  fich  befonberS  baburd>  auS< 
jetchnet,  baß  fie  aud)  noch  in  geringem  unb  wenig  bearbei- 
tetem Soben  unb  in  ben  verfebiebenfien  Ältmaten  gut  fort: 
fommt.  Qx  wirb  in  ber  Siegel  nur  a(S  Sommerfrucr/t 
(f.  ©etreibe)  gebaut.  3Ran  braucht  ben  $afer  vorzüglich 
»um  Sftebfutter,  fowol  baS  Stroh  als  bie  &iwer;  nament« 
lid>  geben  bie  (efetern  ausgezeichnetes  ^>ferbefutter.  Vud) 
bereitet  man  auS  bem  Samen  bie  ^»afergrü^e  unb  in  ge* 
treibearmen,  befonberS  in  ©ebirgSgegenben,  nimmt  man  ihn 
auch  jum  S3rot  unb  jum  Bier.    &  gibt  viele  Vrten  beS 

taferS.  Der  getuäbniidte  glatte  weipe  ober  gemeine 
afer  fommt  am  (eichteften  fort  unb  wirb  am  häitfigften 
angebaut,  ©rißer  unb  fldrfer  in  Slattern  unb  hörnern  ifl 
ber  fd)were  engl.  Äafer,  befonberS  für  ©ebirgSgegenben 
geeignet  ber  weiße  frühzeitige  Xuguftbafer,  für  9tiec 
berungen  bagegen  ber  glatte  febwarz^e  Jjbctfer,  beffen  mehi= 
reiche  JCirner  ein  treffliches  ^ferbefutter  geben  unb  von 
febwarzbrauner  garbe  finb.    Der  naefte  {>afer   aud}  ta* 


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Haß 


MS  Hagebutten 


tarifrfitr  ©ruft*,  ©anb»  ober  ©ptnnhöfer  genannt, 
wirb  fdnull  reif  unb  fommt  ziemlich  leicht  fort,  gtbt  aber 
nicht  bebeutenben  Ertrag,  ©eine  narf ten  Jtirner  (ohne  ©ran« 
tun)  eignen  fid)  am  bellen  zur  Bereitung  von  ©rüfee.  §ar> 
neuartige  gebrdngte  JKu'pcn  bilbet  ber  gähnen*,  ©dbel», 
.Ramm«  ober  Stannenfjafer,  auch,  oriental.,  türF.  u.  f.  w. 
Hafer  genannt.  <Jr  gächnet  ftaj  burd)  reichlichen  Ertrag 
au6  unb  wirb  vorzüglich  in  Ungarn  gebaut,  verlangt  aber 
einen  guten  Boben.  Sine  auch  wilb  wachfenbe  Abart  be* 
gemeinen  tafelt  ifl  ber  ©anb«,  9lauh>#  9>ur»,  ©rau» 
ober  ge(lreifte  Barthafer  mit  flarfgegrannten,  biet 
(eiligen,  fdj  wirklichen  Jtcnrnern,  welch«  leicht  auch  unter 
ben  ungünjligflen  Bebingungen  für  ben  ©erreibebau  fort» 
fommt,  aber  fehlest  ifi.  Außer  ben  genannten  gibt  eS  noch 
viele  anbere  mehr  obr-r  weniger  gute  Hafcrartrn.  3u  ihnen 
fommen  noch  eine  gleichfalls  große  Anzahl  wilb  wadjfenber 
Haferarten.  Sin  IdfltgeS  Unfraut  ift  berSBilb»  ober  jlug« 
hafer,  nüfclicber  unb  einen  fer>r  nahrhaften  Beflanbtheil  btf 
Heu«  auSmacbenb  ber  ©olbhafer. 

ijaff,  ein  alte«  SBort  für  SSJleer,  wirb  noch  geqenwär« 
tig  jur  Bezeichnung  breier  großer  SÄeerbufen  ber  £)|tfc*e  ge« 
braucht,  welche  ju  Greußen  gehören.  Da«  furifche  Haff 
tjl  15  9R.  lang  unb  über  4  SW.  breit,  fleht  mit.  bem  SKeere 
burch  eine  fcbmale  SRünbung  in  JUerbinbuug  unb  ijt  von 
bemfelben  Übrigend  burch  bie  nur  etwa  eine  ©tunbe  breite 
furifche  Sftebrung  (b.  h-  9cuberung)  getrennt.  An  ihm  liegt 
bie  Jeflung  Kernel,  unb  in  baffelbe  ergießt  fieh  ber  §luß 
SDIemcl  ober  Siemen  burch  gwet  Arme,  Sfujfe  unb  ©ilgc. 
ähnlich  geflaltet  ifl  bad  fübdcher  gelegene  frifche  {>aff, 
an  beffen  nörblicber  ©pifee,  wo  ber^>regel  in  baffelbe  mün» 
bot,  Äönigöberg  liegt,  währenb  füh  unterhalb'  bie  Slogat 
unb  bie  neue  SBeicbfel  in  baffelbe  ergießen.  Die  frifche  9ieh: 
rung  (Reibet  e§  vom  SReerc  (B  ift  13  2R.  lang  unb  an 
einigen  Orten  gegen  2  3)1.  breit.  Da«  pommerfebe  ober 
Rettin  er  Haif  ifl  7  532.  lang,  währenb  feine  größte  Breite 
3  SR.  betragt.  <Zb  liegt  oberhalb  Stettin,  nimmt  bie  Eber 
auf  unb  wirb  burch  bic  3nfcln  Ufebom  unb  Söoüin  vom 
9Weere  gefchieben,  mit  bem  ei  burch  bie  brei  SDJünbungew 
$eene,  ©wine  unb  Diwenow  in  SJerbinbung  fleht.  Der  ofll. 
SEbeil  beffelben  htißt  ba8  große,  ber  Trefft,  ba8  Heine  Haff- 

fjaft,  lat.  Saptur,  bezeichnet  jebe  Tfrt  von  Q'mhxlt- 
rung  ober  ©efdngnißflrafe.  SJian  unterfcheibet  engere  unb 
wettere  Haft,  je  naehbem  bie  greibeit  be«  Skrbafteten  in  eU 
nen  engern  ober  weitern  9?aum  befchrdnft  ifl.  Stiebt  immer 
nämlich  wirb  berfelbe  in  ba«  eigene  zur  Verhärtung  bejlimmte 
©efängniß  eingefchloffen,  fonbern  oft  nur  burch  2»acbe ,  ober 
gegen  geflellte  Kaution  ober  Bürgfcbaft,  ober  enblich  auf  ge* 
gebene«  Gbrenwort,  auf  |ein3immer,  fein  Hau«,  bie©tabt, 
ba«  ?anb  befchrdnft.  Die  Untern  Arten  von  £aft  fommen 
namentlich  bei  Solchen  in  Anwenbung,  welche  wegen  einer 
gegen  fte  erhobenen  Auflage  in  Unterfnchung  flehen,  ehe  ba« 
Unheil  gefdüt  ijl.  Aiu^erbcm  erhalt  bie  ©träfe  ber  Haft  in 
befonbem  ©tdnben  noch  befonbere  Benennung,  ©o  nennt 
man  auf  Univerfttdten  ben  Drt,  in  welchen  bie  ©tubirenben 
wegen  leichterer  Sergehungen  ringeferfert  werben,  ßarcet 
unb  biefe  2Crt  von  ©rfangnißjrrafe  felbjl  (Sarcerflrafc. 
Beim  SRifitair  h'tßt  bie  Öefdngnißjhafe  unb  baS  ©efangniß 
felbfl  2(rrefl.  DiefeS  Üiort  wirb  jebod»  auch  in  allgemein 
nerer  Bcbeuttmg,  fowie  bie  Äudbrucfe  Befchlag  Siertümi 


meTriuig,  überhau»t  für^^aft,  öerh«ftung  gtbTau*L 
Der  Xrrefl  fann  in  oürgerlichen  WethtSfachen  gegen  ^rrfc: 
nen  (?)erfonalarrefl)  wie  gejen  Sachen  (Stealarrefi) 
erhoben  werben,  unb  tfl  bann  eine  SJerwahrung,  baß  turch 
Entfernung  ber  |>erfon  brt  ©cf>ulbner«  ober  einer 
an  welche  fi$  ber  ©Idubiger  »ur  Befriebigung  feiner  gobe= 
rung  fydlt,  bem  lefctem  bie  SKöglichfeit,  ju  feinem  »echt  uj 
gelangen,  nicht  entjogen  werbe.  Die  Sache  wirb  im 
2frre|l  in  Befchlag  genommen,  bie  $erfon  bei  ©chulbnert 
gefänglich  eingebogen.  Die  ^«fon,  welche  ber  Ärrejl  trifft; 
heißt  %x rejlat,  biejenige,  auf  beren  Äm-egung  ber  Xrreft 
gefchieht,  ber  2frre(lant.  JRichter  unb  Ärrejlant  finb  in 
Bejug  auf  bie  ©ültigfeit  ber  goberung  wegen  brt  Xrreftri 
verantwortlich.  (Bgl.  ©efingniß.) 

^agebuttm,  #ainbutten,  finb  bie  ju  ronj«n  Km-- 
förmigen  grüchten  gereiften  Jtclche  be6  gemeinen  reiften  9?e> 
fenflrauchä  ober  ber  #unb«rofe,  be5  Ävfelrofenflrauch«  unb 
anberer  verwanbter  JKofenarten.    Die  glatten  unb  fablen 

Hagebutten  ber  ^mnb^tofe,  bie  fid>  auf  Äainen,  in  ®<bu-- 
Üben ,  Samten  unb  ähnlichen  Stellen  überall  in  gam  Icut'r 
lanb  finbet,  werben  nid;t  fo  groß,  weniger  flcifdug  vris 
wohlfchmccfenb  a!5  bie  fogenannteu  Kofendpfel  beJ  apfclrc» 
fcnflrauchS.  GS  finb  bic  lc(jtcrn  noch  überbied  von  noAS> 
eher  ©cflalt  unb  mit  ziemlich  langen,  weichen,  borflenani- 
gen  Jtrautflaa)eln  befefet;  fie  werben  fchon  im  Bugujl  »eiifc 
unb  erlangen  eine  fcbmuy'g  »urpurrothe  unb  etwaä  viel«« 
Särbung.  Der  Äpfelrofcnfhauch  finbet  fidj  jwar  an  jlo= 
chen  ©teilen,  wie  bic  £unbSrofe,  aber  weit  feltener  uni 
wirb  fcesljalb,  unb  wegen  ber  größern  ©üte  feiner  Jruc^te, 
in  vielen  ©egenben  in  ©drten,  unb  vouüglich  gern  ;:: 
Jfperfen  unb  iJaunen  angepflanjt,  wo  er  auch  burch  feine ©ta- 
u  . ..;  nühlid)  wirb.  Die  Hagebutten  finben  eine  mehrfache 
Anwenbung,  inbem  man  fte  ju  2Ru3  ober  Brei  focht,  » 
3ucfcr  einmacht,  fte  troefnet  unb  jur  Bereitung  von  Bri 
hen  unb  ©uvpen  aufbewahrt,  ober  auf  verfchtebene  Bei'; 
ju  fühlenben  unb  felbfl  hetlfraftigen  ©etranfen  unb  Gen 
fituren  benu^t.  Allen  biefen  Ben  u  (jungen  muß  aber  tit 
Cntleening  ber  Hagebutten-  von  ben  Hüffen  ober  5rüd)tc5in 
unb  von  ben  biefe  umgebenben  fleinen  Borflen  voranatba 
ÜJlan  fchntibet  fie  auf  unb  entleert  fte  mittel«  Reiner  CiffH 
ober  bergl. ,  wobei  man  wobtttnit,  Ha»prd;uhe  anjuric^ 
benn  bic  Borfldjen  verurfachen  ein  unertrdglidjrt 
unb  felbjl  h«ftig«  ©<hmtrjcn  unb  Cntjünbung,  wenn  ü« 
in  bie  jartere  Spant,  befonberö  in  bie,  welche  fich  jwifd«« 
ben  Singevn  befinbet,  einfielen.  Um  bie  bereit«  entteertm 
H^cbutten  ganj  unb  voliflänbig  us  reinigen,  wirft  man  fn 
in  ©efdßc  mit  Gaffer  unb  rührt  fte  barin  umher,  »obimb 
bie  Borfichen  an  bie  Oberfläche  beä  ÜEBaflert  auffleigen,  rrei- 
iIh  >  man  abgießt  unb  barauf  bie  Hagebutten,  in  bünnen 
Schichten  auf  Söfcbpaptcr  Ober  auf.  Horben  ausaebt: 
entweber  auf  h«ß<"  JÖMi  ober  an  freier  8uft  rwefnet.  S> 
ben  JRofendpfctn,  bie  unter  allen  HÄ>lcoutrenforten  in  of- 
nomifchcr  unb  mebicinifeber  H'nPd>t  <un  vorjüglidrjlen  (W 
muß  man  barauf  achten,  fte  nidit  ju  weich  werben  ui 
fen,  weil  bann  fowol  ba«  Entleeren  all  auch  ba«  ÄJefettrii 
von  ben  äußern  j£rautflacbeln**ebr  fchwer  vorzunehmen  ii- 
©egen  ©pulwürmer  ober  'Ä&fariben  im  Darmfanale  flri' 
ncr  Ainber  finb  bic  unentleerten  Hogcoutrcn  ein  ßolBanfldt 
bie  fleinen  Borfld)en  wirfen  mechamfeb  auf  bie  SBürmcr. 


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cDter  AJicpicr 


Hagedorn 


309 


Hagestolz 


Seita  »echtiwiffenfcholten  jrubirte,  bann  als  $rivatfecretatr 
bei  bin.  ©efanbten  nach  Sonbon  ging  unb  enblicb  1733 
als  ©eerttatr  beS  engl-  Gourt,  einet  JbanbelSgefellfehaft  ju 
Äambutg,  angefüllt  würbe.  Siefe  ©teile  gewährte  ihm 
ein  reichliche*  (rinfemmtn  unb  lief  ihm  noch  ÜRuße  ju  fdnift» 
ftcUerifcbeti  Arbeiten.  3m  ©enuß  bet  Siebe  unb  SJerebtuna 
fein«  3eitgenoffen  fiatb  et  1754.  (Et  frat  baS  ÄJerbienfl, 
einer  ber  (Irften  gewefen  ju  fein,  welche  in  bie  neuere  beutfebe 
$oefte  eine  Stichttgfeit,  ©efäUigfeit  unb  Scarürlichfeit  brach» 
ttn,  bie  ben  Dichtem  ber  vothetgtbenben  ^eriobe  abging. 
3m  f (herzhaften  Siebe  unb  in  ber  Crjählung  von  gabein 
bat  er  (ich  vorjüglich  auSgc^eidniet.  überfcicS  iff  feine  Sprache 
nin  «nb  ber  »etSbau  feiner  ©ebidjte  unrabelhaft.  9iur 
an  fcr)lagenbem  Sffiife  unb  an  bem  ©chwunge  heberer  23e= 
geifierung  gebricht  eS  ihm.  9ioch  1826  ijl  in  &am-. 
bürg  eine  3tu$gabe  feiner  fämmtlicben  SBerfe  in  fünf  lüdn» 
ben  erfebienert. 

tjagel,  ©ehloßen,  ©raupet  bezeichnen  biefelbe  92a« 
turerfebeimmg,  <5iSf6rp«r  (latt  beS  hegend  vom  ^>tm* 
mel  fallen,  unb  unterfcheiben  fieb  nur  burch  bie  ©röße  biefer 
(fiSfürper.  Sie  £agelförner  ober  ©flößen  finb  grö» 
ßer  als  bie  ©taupeln.  3m  3nnem  betfelben  ifl  ftets  ein 
Scbneefern,  wogegen  bie  äußete  #ülle  flateS  unb  but<ft» 
ficbtigtS  <Sii  ift.  Sie  Urfacbe  bet  |>agelbilbung  ifl  bie, 
baß  in  höhern  Legionen  oberhalb  ber  (htoberfläcbe  ftcb  Sit; 
gentropfen  bilben,  welche  währenb  beS  gaUeS  burd)  filtere 
Wegionen  bringen,  innerhalb  beren  fte  ju  ©S  gefrieren. 
Sie  Jg>agelfötnet  unb  ©taupeln  ftnb  baher  in  SBab.rb.eit 
gefrorene  9f  egentropfen,  währenb  bet  ©djnee  [ich  fo  bil» 
bet,  baß  bie  bunfrförmia  in  ber  Suft  enthaltenen  SEBafftr« 
thetlcben  fogleicb  in  ©eftalt  ä'ußerfl  fetner  ©Sfrpftalle  ju» 
fammenfebießen;  baher  ifl  berSdjmee  floefig,  wäbtenb  bie 
©ebloßen  fefl  unb  hart  finb.  Die  ©r6fje  biefer  ©Sföroer 
ift  ungemein  verfebieben;  am  größten  werben  fte,  wenn  wah» 
renb  beS  gaHeS  mebre  #agelfötner  ftch  vereinigen,  aneinan» 
fcerftieten  unb  auf  biefe  SBeife  eine  Xrt  von  Löbtau  bilben. 
Scan  bat  ©flößen  beobachtet,  welche  bie  (Srctsc  einer  ge» 
ballten  gauft  Ratten  unb  nicht  feiten  folcbe  von  ber  ©röße 
ber  Aü^nereier.  3nS  Unglaubliche  geben  Scachrichten,  wie 
bie,  Sag  1802  in  Ungarn  wähtenb  emeS  Hagelwetters  ein 
»iereefiger  SiSflumptn  herabgefallen  fei,  welker  3  §.  lang, 
3  %.  breit  unb  2  $.  hoch  war  unb  ben  acht  Mannet  nicht 
aufjuheben  vermochten.  ?cicbt  weniger  merfwürbig  ift  eS, 
baß  man  ju  weilen  .fragelförner  beobachtet  hat,  welche  fremb» 
artigt -^örpet  eingejchloffen  enthielten,  j.  S3.  ©preu,  Kfche, 
oanb,  Sdjwefelfieö.  ©ewöhnlid)  beejt  man  bie  Meinung,  ber 
^agel  falle  fietä  nur  bei  Sage,  niemalä  beS  Di  acht  ä;  allein 
eine  SSenge  oon  Sieifpieten  beweifen  bie  Utiridjtigfeit  biefer 
Annahme.  £)it  meiften  Hagelwetter  fommen  in  Seutfchlanb 
im  grübiabre  vor,  bie  wentgflen  im  hinter,  wo  fte  iu  ben 
Seltenheiten  gehören,  weil  fte  (ich  «ermöge  ber  atmofphdti* 
fd)en  fiebingungen  im  SBintet  nut  feiten  auSjubilben  oen 
mögen.  3n  manchen  ©egenben  ifl  bet  $a&ti  ungemein  fei* 
ten,  in  antem  wieberum  (ehr  häufig,  weldscs  grdßtentheild 
eine  golge  bet  Sage  folchet  Orte  ift.  Wlan  hat  bie  fi3emet< 
fung  gemacht,  bap  in  ©ebirgggegenben,  in  benen  bie  Stxt» 
tini  »orfommen  unb  wo  Äripfe  häufig  fmb,  bie  fa* 


werter  fehr  feiten  ftnb.  glathen  in  ber  9töhe  ©ebirge 
finb  bem  £agcl  bagegen  fehr  «usgefe^r.  Die  ©egenben 
in  ber  9idhe  bc$  Äquator  tennen  ben  Sja$il  faft  aar  nicht 
unb  auet)  im  hohen  üftorben  ifl  ber  £agel,  wenigjlenS  ber 
großförnige,  feiten.  Dem  Ausbruche  eines  5>acjc(nictter} 
geht  hduftg  ein  eigenthümlicheS  ©erdufch  t>orau5,  baS  theilS 
eine  $otge  bet  anetnanbet  fchlagenben  ßagelförner,  theilS 
bet  jebeJ  ^acjelivettet  btgteitenben  flatftn  fiuftflrdmungen 
fein  mag.  £>te  e^agcl  tritt  gewöhnlich  mit  ©cwtrtern  auf 
unb  jwar  oft  mit  fehr  heftigen.  SSon  anbern  ©ewitterwoff 
fen  unterfcheiben  fleh  hie  .pagelwolfen  burch  gtoße  Sichte 
unb  eine  eigentümliche  Sdrbung  unb  ©eflalt.  @ie  finb  an 
ben  9?dnbern  urjaufl  unb  haben  auf  ber  Oberfläche  gleich* 
fam  XuSwüchfe,  wie  wenn  fte  gefchwoQen  wdren.  25a8 
Hagelwettec  felbfl  tritt  gewöhnlich  nach  timm  heftigen  Dons 
ner  mit  bem  jQtxabfaUtn  fehr  großer  Wegen  tropfen  ein,  be^ 
nen  balb  ©chloßen  folgen,  bie  in  einzelnen,  furj  anhalten» 
ben  ©chauern  fallen.  Durch  bie  biefen  SBolfen  cntßcht  eine 
ungewöhnliche  Dunfelheit;  heftige  SBlifee  wetben  t»on  furcht» 
baten  Donnerfcfeldgen  begleitet.  3e  fldtfet  bet  SBinb  ifl,  mit 
beflo  gtößerer  ©ewalt  fdllt  bet  cönejci  herab.  SBic  gegen  bie 
©ewittet,  fo  h^t  man  auch  gegen  bie  $agelwet(et  ableitet 
angelegt  unb  jwar  auch  eine  Krt  uon  iBligableitem,  weil  man 
ber  ÜKeinung  war,  bie  (Slefrricität  were  wenigflen«  großen» 
theiß  Urfacbe  beg  4>age(d.  Sa  aber  oielnuhr  bie  eieftricttdt, 
welche  in  ben  begleitenbcn  ©ewittern  auftritt,  bie  $o(ge  ber 
Steibung  bet  ©chloßen  an  bet  i'itft  ift,  fo  btwirfen  jene 
Ableitet  »oi,  haß  ber  Jßiits  feinen  ©(haben  anrichtet,  oer» 
hinbern  aber  nicht  bie  Silbung  bet  Äagel*.  SJon  wohlthd» 
tigern  Solgen  ftnb  bie  H^d'^erftcfetungftanflalten 
obet  j)a  aelaffcc uratu en  gewefen.  Siefe  beliehen  ndm» 
(ich  ou3  einet  ungefchloflenen  ©efeüfchaft  »on  ©tunbbefi^ern, 
welche  untereinanber  übereingefommen  ftnb,  ben  einen  ober 
einige  von  ihnen  tteffenben,  burd)  ©achoerfldnbige  tarirten 
^agelfchaben  gcmeinfdja^licp  m  tragen.  Sie  jährlichen  Sei» 
trage  richten  ftd)  bei  biefen  ©efetticbaftcn  nach  c^  ©röße 
beS  gefammten  burch  ^agetroetter  auf  ben  uerftcherten  ©runb» 
ftücfen  angerichteten  ©chabenS,  unb  tiefei  ben  werben  nach 
ber  oerhdlrnißmdßigen  ©röße  jener  ©runbfh'icfe  eertheiit. 
Set  93efchdbigte  erhalt  nach  ^are  @ntfd;dbigung  in  ©elb. 
(Sine  anbere  Xrt  »on  SfraQtlaffKüTanim  ftnb  bie,  bei  benen 
einige  Gapiraliflen  bie  ßntfehäbigungen  gegen  ©njahlung 
eines  gewiffen  jährlichen  S3eitragö,  ber  ftd)  nur  nach  ber 
©röße  unb  Befcbaffenbeit  D«*  i«  Perfichernben  ©runbflücf* 
richtet,  übernehmen.  Sie  erfle  Hofl^afTecuranj  würbe  1797 
ju  9teu»@treliö  errichtet,  ©eit  biefer  3eit  h«btn  fich  noch  »»l« 
anbere,  j.  85.  in  H«n&>"8r  Seipjig,  H^hwpabt,  IBerfin 
unb  an  anbetn  Orten  gebilbet 

fjatjfStoi)  nennt  man  »inen  SRann,  welcher  feine  grau 
nimmt,  obfdwn  er  im  ©tanbe  wdre,  eine  gamilie  gu  er> 
nahten.  Sa  bet  ©runb  unb  bie  Solgt  folchc*  unoetheira» 
theten  Sehend  fehr  oft  ©ittenloftgfeit  iü  unb  t?  bem  ©taate 
baran  liegen  muß,  baß  feine  {Bürget  eine  ftdftige  unb  itu)U 
reiche  9Iachfommenfchaft  hinterlaffen,  fo  finb  bte  Hageftolje 
nicht  allein  in  ber  SJolförneinung  von  jeher  mißachtet,  fon» 
bern  auch  jum  Äheil  von  ben  ©efehen  verfolgt  worben. 
SBei  ben  ©pattanetn  waren  bie  $agefio(jje  ©egenfldnbe  her  • 
heftigflen  Sietachtung,  unb  auch  bie  röm.  ©efefee  fegten  fte 
gegen  anbere  JBürger  be8  ©taatS,  namentlich  «n  SSejug  attf 


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Mahnemann  3 

(frbfibfafeit,  in  Wacbtheil.  Kucb  in  einigen  txutfc^en  2dm 
Sern  gab  eS  ©efe&e  gegen  bie  mutbwiUigen  Gbelofen. 

t]a!incmnnn  («Samuel  Gbriftian  $riebr.),  33octor  bet 
9J?ebicin  unb  J^erjogl.  anhält;  fAtbenfdjer  ^ofratb,  befannt 
alS  Urbeber  eines  neuen  ^eilfpfl<m3,  welches  fehr  viele  ©cgj 
«er,  aber  aucfc  weitverbreitete  Jreunbe  unb  SJcfcnncr  gcfun* 
ben  bat,  ©ob"  eineS  ^orjellanmalerS  gu  SNctficn,  geb. 
ebenbafelbft  am  10.  Epr.  1755,  erhielt  eine  forgfAltige  iit* 
jtebung  unb  bie  erfle  gelehrte  Sdmlbilbung  auf  ber  gürften= 
fcbule  \u  St.  :Äfra,  ftubirte  trob,  feiner  brücfenbcn  äußern 
aSertjdltntfJe  juerft  auf  ber  Unwerfitat  ju  £rip$ig  unb  fpa* 
fer  m  ffiien  SWcbicin.  #ier  würbe  er  bem  Statthalter  von 


Siebenbürgen,  bem  IBaron  »on  $Brücfentba\,  oerannt,  oer 
ibn  ju  feinem  «£au$arjt,  93tbIiott)efar  unb  jDrbner  feinee» 
2Rün$cabinetS  crwAblte  unb  mit  nach,  $ermannftabt  nafym, 
wo  ftcb  ihm  mannidbfacJbe  ©elcgcnhcit  jur  Arjtticben  ^rariö 
barbot.  3nbrfj  f ehrte  er  fehon  nacb  einigen  ^abren  nacr) 
2>eutfoVanb  jurücf,  ging  junäcb|r  nacb  Grfangcn,  befugte 
bort  noch  ein  3abr  long  mebicinifebe  Siorlrfungen ,  erwarb 
fich  ebenbafelbft  1770  bie  mebicinifebe  &octorwürbe  unb  prafs 
tieirte  barauf  als  2frjt  juerft  im  SffanSfelbifcben ,  bann  in 
SDeffau.  9iacr)  einiger  3eit  übernahm  er  jwar  baS  ^bbfifat 
ju  ©ommrrn  bei  SÖiagbrburg,  gab  aber  auS  8RiSmutb  über 
bie  UnjuoerlAffigfeit  ber  #etlfunbe  bie  4rjtli<r)e  3>rariS  faft 
gan$  auf  unb  roibmete  fim  von  nun  an  »orjugSweife  c&emi; 
farn  Stubien  unb  f(t)riftfteBerifcb,en  Arbeiten,  bis  er  fpAter 
in  Seipjig  bei  Überfefcung  eineö  von  bem  GnglAnber  Gullen 
herausgegebenen  SBerfS  über  Ärjneimittellebre  auf  fein  uns 
ter  bem  tarnen  ^omöopatf>te  (f.  b.)  allgemein  befannt 
geworbenes  Softem  ber  £eilfunbe  fam.  3m  Vertrauen  «uf 
bie  wichtigen  (Sntbedungen,  welche  er  gemacht  ju  haben 
glaubte,  rntfcblof)  er  fich,  wieber  jur  Amtlichen  $rariö  unb 
übte  tiefe  feinen  neuen  Xnficbten  gemAß  juerft  in  bem  #eiU 
infiitute  für  SBabnfinnige  ju  ©eorgentbal,  fpater  ju  Staun» 
febwrig,  ÄinigSluttrr,  .£>ambirrg,  nach  feiner  Siücffebr  natt) 
Saebjen  aber  311  Gilenburg  unb  Uorgau.  JBon  Sripjig,  wo» 


9  Ilahnensefeelite 

bin  er  fief)  von  Sorgas  auS  geroenbet  hatte,  eertrieb  ibn  ein 
Siffeript  ber  fach  f.  Regierung,  welches  ihm  bie  Skrabreicfjung 
felbft bereiteter  Ärjncien  Verbot,  infofem  alS  ifym  feiner  Uta 
ficht  nach  baburcrj  bie  Ausübung  feiner  neuen  £eilmctboDe 
unmoglicr)  gemacht  würbe,  unb  fo  nahm  er  benn  bereitwillig 
einen  Stuf  beS  -öerjogS  gerbinanb  gu  2tnbalUÄ6tben  an, 
ber  ihn  gum  Refrath  unb  Wbargt  ernannte,  unb  ging  hn 
Sommer  1821  nacr)  .Röthen,  roo  er  Giuhcimifcbe  unb  Hui- 
roa*rtige  ohne  fernere  üBebinberung  homioparhifch  bet)anteltc 
anb  im  Safere  182<)  fem  2>octorjubiläum  feierte,  bem  feine 
Schüler  eine  ißenrmünje  geroeibt  haben.  Jüielfact)  gepriefen, 
gefchmäht  unb  befebbet  t>at  er  aber  entlieh  in  hohem  Älter 
fein  beutfcf>eS  Söaterlanb  ganj  wrlaffen  unb  lebt  gegenrodrtic; 
ju  $ari£,  wo  er  bureb  eine  befonbere  Crbonnartj  bei  Äo. 
nigö  jur  dr3t(ict)en  |>rariS  berechtigt  worben  ifh  SBwi  ben 
zahlreichen  großem  unb  {leinern  Scbrijfen,  bie  er  im  XJer. 
laufe  fetneö  oielbewegten  Seben§  gef ehr i eben,  finb,  um  fein 
neue§  Softem  ber  ^)eilfunbe  fennen  ju  lernen,  bie  wichtig 
flen  fein  „Crganon  ber  ^eilfunft",  welche«  juerft  1810  er= 
febien;  feine  „Keine  Ärjneimittellebre"  unb  feine  „Gbroni 
jeben  Äranfheiten". 

t)nl)nfnfus0  ober  9? anunfel,  bonbem  lat9tamenni- 

nnnrulus,  ift  eine  ?)fIoniengattung,  welche  in  berfebiebenen  TLx- 
ten,  bie  ft'cb  bureb  ihre  gelbe  {Blüte  fenntlid)  machen,  roi:t 
wAdjft.  Sie  enthalt  eine  Schärfe,  welche  nach  bemSenuf  giftiflt 
Sötrfungeu,  ÜÄagens  unb  IJarmentjünbung  bewirft.  2ÜS  ©c 
gengift  geniefie  man  in  bebeutenber  Wenge  lauci  SBütTtt 
unb  jbl.  JBringt  man  ihn  jerguetfebt  auf  bie  ^>aui,  fo"  rrt: 
flehen  SSlafen  unb  oft  febwer  heilbare,  tiefgehenhe  ©efc^würe 
5Da  biefe  Scbürfe  flüchtiger  9iatur  ift,  fo  »erfebroinben  bic 
giftigen  Gtgenfdjaften  be$  ^ahnenfufieS  nacr)  bem  Stocfnen 
3ucb  bem  Sieh  ift  ber  grüne  £>abnenfuß,  befonbetfi  bii 
Samcnl-chaltcr,  fcbäblicb.  £>tt  afiat.  Hahnenfuß,  bor: 
uigSweifc  St  anunfel  genannt,  wirb  bet  un§  wegen  feiner 
in  ben  berfebiebenften  färben  prangenben  S3lüten  tn  ©Arten 
ejogen.  2>ie  fchfinften  Ärten  Tommen  auS  ^>oIIanb.  <£x 
at  als  SBurjel  f leine  [Angliche  Jl.i ollen,  Pfoten  ober  Ära; 
len  genannt,  bureb  bre  man  ihn  fortpflanzt. 

fjiil)nrmHfrii)tr  waren  fchon  bei  ben  ©riechen  unb' Sic - 
mern  eine  ^olfsbeluftigung  unb  bienen  noch  ie^t  in  beÄ  5cie. 
berlanben  unb  Italien,  vorjitglich  aber  tnGnglanb,  ju  einem 
ßcrgnüaen,  an  welchem  befonberS  ber  gemeine  äoufe  ben 
lebhafteften  Äntbeil  nimmt.  Die  ©ettluft  ber  CngHubtt 
ftnbet'in  biefen  JtAmpfen  ©elegenbeit,  fich  4U  jeigen.  £»ic 
Streitluft  ber  &äbne  ift  befannt,  um  aber  ihre  Äampfbc: 

?|ierbe  unb  ihre  Streitbarfeit  ju  erhöhen,  gibt  man  ben  forg- 
äitig  ausgewählten  {»Ahnen  eine  eigne  Grjiehung  unb  SJor: 
beretrung.   9?fan  fieht  vorjüglicb  barauf,  bafj  bie  Seine  ber 
Ahne  jtarf  unb  mit  langen,  febarfen,  nach  innen  geftbrten 
poren  verfehen  finb;  man  wfebneibet  ihnen  ben  itamm,  bie 
gebern  am  {>alfe,  ben  Sdiwanj,  unb  fpibt  bie  gebem  an 
ben  Slügeln,  bamit  fte  nebjt  ben  Sporen  jur  Serleftuna 
beS  ©egnerS  bienen.    Buweilen  werben  ihnen  auch  noch 
febarfe  unb  lange  eiferne  Sporen  jum  ©efecht  angefchnaUt 
Seher  Kampfbahn  wirb  abgefonbert  aufgefüttert  unb  erhält 
einige  Sage  vor  bem  £&mpffpicl  in  flarfeS  SBier  getaueb 
teS  ©rot  ju  treffen,    ^ogarth,  ber  berühmte  engl,  ©itten 
maier,  ])at  ein  Jahnen  gerecht  bargeftellt,  welcbeS  in  na<b 
ftebenber  Äbbilbung  wiebergegeben  ift  unb  baS  nit^t  «Urin 


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Hahnengefechte 


311 


Hai 


tie  £ähne  in  ihrem  fampfgerecbten  3uf}anbe  jeigt,  fonbem 
übtrbie*  rtid)  an  mifcigen  un?  beifienbcn  Änfpielungen  auf 
jüe  8eibenfebaften  be$  gemeinen  Raufend  ift,  welche  bei 
fc-ldjer  ©elegenbeit  jum  SJorfcbein  fommen.  Q$  wirb  ge» 
wettet,  geflogen,  flefdjim^ft,  gefcbriecn,  geprügelt  unb  auch. 
m  SBetrunfenen  f«t)tt  eS  nicht.  .§pgartb'S  2üi<}  erfrrecft  ficb, 
noch  über  baS  ffiilb  hinauf,  benn  bcr  (Schatten,  welch« 


auf  btn  Äampfplafc:  fallt,  gehört  einem  Jtorbe  an,  ber 
an  bie  2>eefe  binaufgejogen  unb  in  welchem  ein  Wann 
fifet,  weil  er  gewettet,  otjne  feine  SJette  bejahten  ju  fön» 
nen,  eine  ehemals  beim  £abnenfampfe  übliche  Strafe. 
Wlan  errätb  auö  bem  Schatten,  baß  ber  SBerurtbeilte  feine 
Ubr  l)crabba(t,  um  ficb  mit  berfelben  au3  feiner  ©efangen« 
febaft  $u  löfen. 


Ijai  rfl  ber  9teme  einer  ©attung  Seefifcbe,  ju  welker 
gtfräf igflen  unb  größten  JXaubfifdje  geboren.  Sie  brin* 
9«  njeilS  lebenbige  3unge  auf  bie  SBelt,  tljeilS  legen  fie 
®er;  roetebe  fabenformige  gortfäfce  fcaben,  mit  benen  fie  ftdi 
•nfcbßngen.  £ er  Jlörper  tiefer  gifefce  ifl  waljenf&rmig;  an 
tei  6cüe  ^aben  fie  5—7  Jtiemenöffnungen,  unb  ibr  weiter 
beffen  Dberftefer  über  ben  Unterfiefer  vorfiel,  ijl 
mit  emer  großen  Änjabl  fpifcer  3«bne  verfemen,  einige  Hx> 
ien  fcaben  Sprifclöcber  bin t er  ben  Hugen,  fcuvch  welche  fie 
^5  emgrfogene  SBaffer  wieber  entfernen.  Sie  freffen  ade 
;-'tten  unb  lebenbigen  2!t)ierförper,  beren  fie  im  SReere  \>ab* 
-ift  werben  fönnen.    Der  gefährlich  fie  $ai  iS  ber  3Ren« 


fdjenfreffer,  welker  fid?  in  allen  beeren  um  Europa 
fintet.  9tur  in  ber  jDfifee  fintet  man  ihn  feiten.  (5r  ifl 
ber  oberfte  ber  umflebenb  abgebübeten  $aiftfdje.  3uweilcn 
erlangt  berfelbe  eine  Sänge  tum  30  g.,  einen  Umfang  von 
10  %.  unb  ein  ©ewid)t  von  mebr  al«  3000  $f.  Qx  pflegt, 
juweileh  in  Sparen,  bie  Schiffe  ju  verfolgen,  um  Älle« 
ju  verfcbjingeu ,  was  über  JBorb  geworfen  wirb.  fiJefon» 
berd  folgt  er  ben  Sflaoenfebiffen ,  weil  auf  biefen  viele  bcr 
unglücfltcben  Schwaben  flerben  unb  bann  in«  SReer  gewor» 
fen  werben.  Seine  mißliche  ober  vielmehr  gefornte  #aut 
ifl  oben  graubraun,  unten  weiß.  3"  feinem  Wadben  hat  er 
mehre  Sieiben  jwei  '&tt  langer,  fet>r  fcharfer  unb  jum  2l>eil 


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Halü 


312 


beweglit&et  äafcne.  SKan  fingt  bie  £aiftfcb«  mit  nefigen 
■ämtin,  inbem  man  mittel«  eines  großen  HngelbafenS  em 
Stutf  gleifcb  an  eint  Äette  unb  tiefe  an  ein  Sau  befefhgt. 


9li<bt  allein  ift  ibt  gleifcb  genießbar,  fonbem  fic  uA\tf< 
ten  aucb  eine  Beber,  bie  ju  weilen  bcei  Sonnen  2bran  gilt. 
Die  .§aut  beS  3)cenfcfc»enfrefferS,  fowie  anberer  Beten  teS 


#ai$,  fommt,  gew6bnlicf>  unter  bem  SHamen  gifdjbaut 
ober  SeebunbSbaut,  in  ben  4?anbel  unb  wirb  gum  Abreiben 
unb  9>oliren  beS  $o(3<§;  wie  gu  verfcbiebenen  Ääfcr^ner»  unb 
gutteralarbeiten  benufet.  Xudj  bte  gifcbmagen,  meldje  in  Giiitu 
a(S  fcccferbiffen  vergebrt  werben  unb  mit  benen  baber  in  bie» 
feS  2anb  ein  ftarfet  #anbel  getrieben  wirb,  fommen  gröfj* 
tentbeilS  von  ^ififdjen.  83on  fetjr  auffaQenber  ©eftalt  ift 
ber  £ammerbaififd>.  HBäbrcnb  rtämlicr)  fein  8eib  mtt 
bem  ber  anbern  ^aiftfcbe  gang  übereinfiimmt .  breitet  ft<b 
fein  Stopf  gu  beiben  Seiten  gur  ©eftalt  ctncS  unförmigen 
Jammers  au«.  83on  bcmfelben  ift  im  Ertifel  gifdje  eine 
Xbbilbung  gegeben  werben.  Tin  ben  beiben  dnben  beS 
bammerformtgen  JtopfS  fteben  bie  Äugen,  unb  unten  in  bec 
SJlitte  liegt  bet  JRacben.  Der  ^»ammerbai  ift  ebenfalls  fcfjr 
gefräßig,  ftnbet  firf)  faft  in  allen  ÜJleeren  unb  wirb  gegen 
bOO  $fb.  febwer.  bliebt  weniger  merfwürbig  ift  ber  eben» 
falls  gum  ©efdjledjt  bet  fiaifif^e  gebörige  Sägefifcb, 
beffen  Scfonauge  ftcb  febwertförmig  verlängert  unb  auf  bei: 
ben  Seiten  mtt  fpifcen  Änocbcnftacbeln  bewaffnet  ift,  fobaß 
fie  eine  Xrt  Sdge  bilbet  &  ift  mit  biefer  oft  4  g.  lan> 
gen  SBaffe  ein  gefährlicher  geinb  beS  SGBalfifdieS,  bem  er 
gefebieft  ben  SBaueb,  aufgureißen  t>«rfie(jt.  Der  in  ber  SRitfe 
abgebilbete  Ütteer  enget  geiebnet  ftcb/  bureb  breite  Jöruftflof* 
fen  au«  unb  rietet  {id>  tm  2Bäffer  fcauftg  mit  bem  IDber* 
firper  empor,  woburd>  er  vielleicht  SJeranlaffung  gu  ben 
Sagen  von  SReermenfdjen  gegeben  b«t. 

fiattt,  eine  ber  vier  großen  Antillen ,  liegt  unterm  18° 
bis  20°  nörbl.  SSreite  gwtfcben  bem  atlant.  jDeeane  unb  bem 
ÄntiHenmeere,  unb  warb  am  5.  Dee.  1492  «on  Gbtiftopb 
(lolombo  entbeeft,  ber  btefe  Snfel,  bie  erffe  größere,  welche 
ibmgu  ©efiebtefam,  espaflola  ober  4>i  Span  iola  nannte, 
einige  Sab»  fpäter  grünbeten  bie  Spanier  im  fübl.  Steile  bie 
Stabt  San»Domtngo,  ein  Käme,  weldjer  feitbem  gut 
58ejcid;nung  ber  gangen  3nfel  gebraust  würbe,  bis  nad)  ber 
UnabbdngigfeitSerfldrung  bie  urfprtinglicbe  Benennung 
mieber  gu  Cbren  fam.  Die  Spanter,  welcbe,  von  ©olbburft 
unb  ©laubenSfanatiSmu«  getrieben,  ftcb,  liberal!  in  ben  neu» 
entbedten  Cdnbern  bie  größten  ©raufamfeiten  gu  Sdjulben 


fommen  ließen,  verübten  aud;  auf  JbiSpaniola  ©reuel  «IIa 
2lrt  gegen  bie  Urbewobner  ber  3nfel,  bie  Äaraiben,  unti 
wütbeten  bermaßen,  baß  biefelbe  binnen  Jturgem  in  An 
menfcbenleere  SBü|fr  umgewanbelt  war.  ©S  fetjite  an  ia 
nötigen  £änben  gur  Betreibung  beS  JBer^ *  unb  HÜMmMÜ 
unb  eS  würben  baber  afrif.  Sflaven  eingeführt,  bie  jte 
rafcb  vermehren.  706  aber  bie  löergwerfe  »on  SRerieo  un? 
?)eru  eine  reifere  ÄuSbeute  gu  geben  anfingen,  warb  6b 
Domingo  bergeftalt  vernacbläfitgt,  baß  eS  jenen  ftreibeutin 
—  ben  äBoucanieren  (f.  glibujtier)—  gelang,  fi(b  auf to 
SBcftfüfle  fejrgMfe^cn.  granheieb  begünRigtt  biefelben  unb 
braute  eS  enblicb  babin,  baß  ibm  1697  ber  we|W.  SM  bs 
Snfel,  etwa  ein  Drittel  beS  SldtbeninbaltS,  abgerretm  rrurbt. 
Die  frang.  ßolonie,  wel^e  anfangs  unter  bem  ©nflufie  * 
ner  bevorrechteten  ©efeQfcbaft  ftanb,  blühte  balb,  nacWrai 
ber  4?anbet  frei  geworben  war,  fo  berrlicb  auf,  baß  fit  * 
lein  mebr  ?>robucte  in  ben  Jg>anbe!  brachte,  alS  baS  gwjt 
übrige  fpan.  öeftinbien,  unb  1795  trat  Spanien  Im  W» 
Stieben  aud)  ben  bfil  Sbeil  ber  3nfel  an  granfTtio)  ob- 

Salb  nacb.  bem  ÄuSbrucbe  ber  ftanj.  Revolution  |flWj 
nen  bie  Dinge  auf  Jq.  eine  gang  neue  ©eflalt.  S<b«n  ß9i 
geigten  ftcb  Sputen  von  SBibetftanb  gegen  bie  ubermüfygn 
»Pflanger  unb  bie  Ungufriebenbeit  warb  no<b  WM*Pt* 
ber  SRationalconvent,  bet  im  3»ai  1792  ben  9RuIatten  gg» 
SJecbte  eingeräumt  batte,  biefe  auf  SBorftellung  ber  SSfi?<':l 
nod)  in  bemfelben  Sabre  wiebet  gurüefnabm.  Unb  boeb  p» 
ben  bie  5Wulatten  gum  gtoßtn  5£beiCe  jenen  webet  an  Sgj 
tigfeit  noeb  an  geiftiger  ÄitSbilbung  naq.  Daber  fteigerle  p9 
bie  Erbitterung  balb  fo,  baß  Keger  unb  SRularten  ß*  » 
einigten  unb  ben  Jtampf  geaen  granfreieb  unb  bte  S»«! 
ßen  begannen,  ber  mit  ber  völligen  Unabbdngigfcit  PffS* 
fei  enbtgte.  Sd;on  1793  nabmen  bie  3nfurgenten  bte  ©Mtt 
Gap  gran^aiS  unb  fübrten  ben  Jtriea  mit  günfttgem 
folge  fort.  Der  9tationalconvent  fab  ftcb  gegwungen,  1'^ 
fammtlicbe  Keger  in  ben  frang.  Kolonien  für  frei  gu  erllirf  - 
Damit  aber  waren  wieber  bie  weißen  $ffanget  nicht  M» 
ben,  von  benen  viele  ber  ftang.  Wepublif  ben  ig««" 
auffünbiaten  unb  für  bie  topaliftifcbe  Sacbe  baS  ecrojf' 
gogen.   Steue  Unruben  unb  neues  jBlutvergießen  nwr  n 


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Haiti 


313 


Haiti 


Jolge.  ffiäbrenb  tiefer  Berwirrung  gelang  es  Dem  Neger 
Souffaint  l'Duverture,  große  ©ewalt  ju  erlangen;  er 
bedingte  bie  Äbfcpaffung  ber  ©flaverei,  machte  eine  5ßer= 
faiTung  befamit,  ernannte  fiep  auf  SebenSjett  jum  gtattfaU 
\n  ber  jnfel  unb  vermehrte  bie  ©treitfräfte  feiner  Partei. 
Jamals  fanbte  ber  er|te  Gonful  JBonaparte  ben  ©eneral 
Ü«tart  mit  25,000  SB.  nach  ©.»  Domingo,  um  baffelbe 
»ieber  ju  unterwerfen.  Souffaint  I'Csuverture,  wirffam  un* 
terfrü&t  ton  ^tfrion,  DeffalineS  unb  £enri  Grjriflo»^,  leijtete 
längere  3eit  gtücflicben  SBiberfranb,  bis  er,  burd)  Benrath 
mm&,  nach  granfreiä)  abgeführt  warb,  wo  er  1803  frarb. 
SicUcicbt  wäre  eS  ben  granjofen,  wären  fie  milb  unb  ver= 
ftäncig  ju  Söerfe  gegangen,  immer  noch  möglich  gewefen, 
ä.>25omingo  wieber  ju  unterwerfen;  allein  bie  ManjffP 
jxntei  brang  auf  SÖieberberjfellung  ber  ©flaverei,  bie  nicht 
xetr  möglich  war.  2>ie  franj.  Struppen  mußten  [ich  1803 
in  Gap  granraiS  an  bie  Gnglänbcr  ergeben.  Um  NeujahrS» 
ra^e  1804  erflärten  bann  bie  vcrfammelten  SBolfSvertreter  ber 
Neger  unb  SRulatten  ihre  Unabbängigfeit  "vom  Sttutterlanbe. 
©äbrcnb  beS  Krieges  hatte  m  3a! ob  DeffalineS, 
ein  Sieger,  bitrcb  prmifebe  SEapfcrfeit  unb  glühenben  #aß 
gegen  bie  SBeißen  bervorgetban;  ihn  riefen  im  ©ct.  1804 
tit  girier  als  3afob  I.  jum  Kaifer  auS.  Docp  mißbrauchte 
er  feine  ©ewalt  fo  tprannifcp,  baß  man  feiner  balb  über; 
trütiig  würbe;  burd)  eine  von  Herten  angebettelte  Sierfcbwö: 
nmg  wrlor  er  im  Cct.  1806  fein  geben.  Nun  warb  bie 
Leitung  einem  anbern  Sieger,  ^>enri  Gpriftoph,  über« 
tragen,  ber  1767  als  ©flaue  auf  ©renaba,  einer  ber  fleU 
nen  XittiUen,  geboren  war,  febon  früh  KricgSbicnfle  genom» 
men,  fleh  im  norbamerif.  UnabbängigfeitSfriege  ausgezeichnet 
irab  ben  ©rjb  eines  Dberften  erwerben  blatte,  Dicfer  fräf» 
figt  SRann  befanb  fich  feit  1790  auf  »5.  Domingo  unb 
war,  wie  aucr)  früher  in  Norbamerifa,  einer  ber  eifrigjten 
üiertbeibiger  ber  greibeit  gewefen.  3war  lenfte  er  mutbjg 
unb  getranbt  baSÄuber  beS  jungen  ©taatö,  vermochte  aber 
'*t  bie  Gntflcbung  eineS  neuen  JBürgerfricgS  ju  verbin» 
Cm  ©ebon  1806  hatte  jicb  im  ©üben  bie  Äepublif 
b.  ficbtlbet,  an  beren  ©pifcc  Vitien  flanb.  3m  nörbl. 
tteile  würbe  Ghriflopb  im  SJlärj  1811  alS  .^einrieb  I. 
erblichen  .Ronige  ausgerufen.  Gr  fuhr  fort,  mit  .Straft 
:ughcit  ju  berrfeben,  beleibigte  aber  bie  niebt  febwaebe 
:.?ublifanifcr>  gefinnte  Partei,  befonberS  baburch,  baß  er 
9»f«  ©cbäfee  fammelte,  fich  mit  monarebifebem  9>ompe  um» 

ib,  einen  £offtaat  einrichtete,  ber  bem  beS  KaiferS  Napo» 
icn  nachgeahmt  war  unb  einen  £rbcn,  beS  heiligen  $ctn: 
jhftete.  £>a8  von  ihm  befannt  gemachte  ©efepbuer)  ent« 
fi\)x  gute  unb  jweefmäßige  äBe|ltmmungen.  2)ie  miSs 

irgnügten  «Kulattcn  »erfebworen  fieb  gegen  if)n  unb  liefers 
Kji  feine  glotte  an  ^^tion  aus.  GS  entflanb  jwifeben  beiben 
ctattn  ein  Ärieg,  ber  langer  gebauert  baben  würbe,  biitte 
"m  »on  granfreid?  b.er  roieber  ©efabr  gebrobt.  2tlS  1813 
ftem  fiarb,  madjte  Gb.riftopb  ben  SBerfutb,'  bie  ÜHepublif 

t  feinem  Königreiche  ju  vereinigen,  allein  bie  Jöürger  ber» 

ben  betrachteten  ihn  als  einen  blutbürftigcn  SEprannen, 
ien  ^ierre  23oncr  ju  ibrem  ^rätibciitcn  unb  blieben 

^Jnbig.  Ghriftoph,  burch  baS  SRiSlingen  feiner  ?>lane 
'■Gittert,  überall  JRdnfe  unb  Benrath  ahnenb,  würbe  im» 

r  barter  unb  erregte  enblicb  burch  ©raufamfetten  fo  aU* 
^meinen  Unwillen,  baß  feine  vielen  vortrefflichen  Gigenfchaf* 

2üNt»(5oin>.«8tr.  II. 


ten  ganj  in  ben  ^>infergrunb  traten.  2fl8  er  fief)  1820  ge= 
gen  einen  geachteten  £>berfien  Ungercchtigfeiten  ju  ©cpulben 
fommen  ließ,  empörten  fict»  bie  »nippen  am  7.  £W.;  ber 
Ä6nig  fehiefte  feine  geibwatpe  gegen  fie  auS;  auch  biefe  warb 
ihm,  bem  franf  ju  ©anSfouci  SDanieberliegenben ,  abtrünnig. 
GS  war  2CUe§  für  ihn  verloren  unb  in  SSer^tveiflung  erfchoß 
er  fieb  am  8.  £)ct.  1820.  ,3cbn  Sage  foätcr  würben  ber 
ilronprinj  unb  mehre  SKinifter  ermorbet  unb  bie  Unruhen 
bauerten  fort,  bis  ber  gMfibent  Soper  mit  einem  (iarfen 
£>eere  einrüefte,  nachbem  bie  m elften  ©olbaten  Ghrifroph'S 
ftd)  ihm  angefchloffen  hatten,  "bie  Sfube  herftellte  unb  fc^on 
im  SRo».  baS  bisherige  Königreich  mit  ber  9?epublif  verei» 
nigte.  Salb  nachher  gelang  eS  ihm,  auch  ben  feit  1808 
wieber  von  ben  ©pamern  innegehaltenen  ößl.  Tintbeil  ber 
3nfel  feinem  ©taate  einzuverleiben.  3n  bemfelben  Imtte 
nämlicb  eine  Partei  ben  ?>lan  gefaßt,  fich  ber  SRepublif  Go-- 
(ombia  anjufdj ließen,  was  SSoper  ben  Sntereffen  feineS  San» 
beS  juwiber  hielt.  Gr  rücfte  alfo  auch  gegen  biefe  Partei 
mit  bewaffneter  5Üacbt  auS  unb  hielt  als  ©ieger  im  gebr. 
1822  feinen  Ginjug  in  bie  ©tabt  ©.»^Domingo,  ©olcher» 
gcftalt  war  nun  gaiij  A>.  ju  Ginem  ©taate  vereinigt,  ben  fpcU 
terhin  'Sranfrcich  im  Xpr.  1825  gegen  eine  Gntfchdbigung 
von  150  9ÄiU.  Francs  für  bie  vertriebenen  ^flanjer  unb 
einige  4j>anbcl3vortpei(e,  alS  unabhängig  unb  felbftanbig 
anerfannte. 

2)ie  SBerfaffung  ber  Sfepublif  ift  vom  2.  3uni  1816. 
3hr  jufolge  fleht  an  ber  ©pifee  beS  ^taat$  ein  $rdfibent 
auf  fiebenSjeit,  je^t  9>ierre  ffloper,  ein  SKulatte,  geb. 
1785,  ein  fräftiger.  einftcbtSvoller  55?ann;  er  erhalt  jährlich 
75,000  ©Ibn.  »efolbung.  ©i^  ber  Regierung  Ift  9>ort  au 
^rince;  §itx  verfammcln  fich  ©enat  unb  Kcpräfentauten, 
welche  baS  SSolf  vertreten  unb  iährlid;  vom  1.  Tlpril  an  auf 
brei  Sßonate  lang  ©i^ungen  palten.  £er  »Präftbent  barf 
feinen  Nachfolger  bem  ©enate  vorfcblagen,  boch  fann  tiefer 
benfelben  verwerfen;  jeher  GultuS  ijl  erlaubt,  bie  fatholifdbe 
Äircpe  aber  bie  beS  ©taatS;  eS  b«"fcpt  ^reßfreiheit;  über 
Sergehen  richten  ©efebworene;  bem  ©efe^buche  liegt  ber 
Gobe  Napoleon  jum  ©runbe.  X>it  Ginfünfte  ber  Stepublif 
betragen  etwa  15,  bie  ©djulben  150  SRiö.  graneS,  bie 
Xrmee,  ohne  Slationalgarbcn,  45,000  2R.  ©o  fer)en  wir 
benn  auf  $.  einen  wohlgeorbncten  Staat  von  Negern  unb 
SRulatten,  einer  SDienfchenracc,  welcher  man  eine  Beit  lang 
jebe  g^higfeit,  eine  Givilifation  höhern  ©rabeS  erringen  ju 
fönnen,  beharrlich  abgefproehen  hat. 

Die  3nfel  bat  mit  einigen  ju  ihr  gehörenben  Keinen 
3nfeln  1385  glächenintjalt  unb  gewiß  900,000  Ginw., 
fdmmtlicb,  mit  XuSnapme  von  etwa  30,000  2Bcißen,  Neger 
unb  Mulatten.  3m  öjtl.  Sheile  ber  3nfel,  bie  von  mehren 
jum  Sbeii  fchiffbaren  ©trömen  bewijfert  wirb,  erhebt  fich 
baS  6  —  8000  %.  b.ohe  golbreiche  Gibaogcbirge;  fon(l  ijl 
überall  anmuthigeS  ^>ügel(anb  mit  fruchtbaren  SEhalebenen. 
DaS  Klima  ijl  im  3nnern  milb  unb  gefunb,  bagegen  an 
ben  Küjltn  Guropäern  febr  gefährlich.  IDrfane  fitib  feiten 
heftig;  Grbbeben  fommen  häufiger  vor.  Gin  ^auptreieb» 
thum  ber  3nfel  beliebt  in  ben  biebten  SSälbern  von  Gebern, 
Gichen,  gärbeholj,  SÄahagoni  u.  f.  w.  JBcfonbcrS  9Raba» 
goni  bilbet  einen  wichtigen  XuSfubrartifel.  GS  gebeiben  hier 
äße  tropifchen  ^robuete;  jlarf  gebaut  werben  Jöaumwolle, 
3ucfer,  Kaffee  unb  Gacao.   SSon  SRetaHen  finb  befonberS 

40 


1 


Halbmond 


314 


Halle 


®olb,  Silber,  Äutofer  unb  Gifen  »orbanben,  bocb  iß  ber 
JBergbau  unbebeutenb,  ix>atjtent>  ber  Hd erbau  »ort  3a|)t  ju 
Satjr  ftcb  bebt.  Jb-  fterfa Ut  in  abminiftraticer  ipinfidbt  in 
fedjS  Departements:  SBefl,  ©üb,  Brtibonite,  9lorb,  ©üboft, 
Wcrbcfl;  Jpauprftabt  tfi  ^>ort  au  $rincc,  im  2Beficn,  mit 
einem  guten  ipafen,  ungefunbem  Jtltma,  30,000  Ginw., 
mebren  gelehrten  infiniten  unb  Leitungen.  Üc5  GapeS  im 
@.  ifl  alS  #anbelSflabt,  im  9t,  @ap  ipaitien  (früher  Gap 
SrancaiS)  mit  10,000  Ginw.  als  bie  fdjönfre  ©tabt  ber 
3nfel  ju  bemerfen.  3n  btr  Wabe  B*gW  ©anSfouci,  ein 
von  (Sb^jlopb  erbautes  ©iblofj  unb  bie  Gitabellc  geirrt 
auf  einem  Serge,  wo  biefer  «Rönig  einen  Sdiag  »on  10 
SKiCL  gramS  aufbewahrte.  ©.=  Domingo,  bie  Ältefle  ©tabt 
ber  Snfel,  war  ©ig  beS  fpan.  ©tattbalterS,  ift  gut  gebaut 
unb  bat  10,000  Ginw.  3n  ber  Äatbebrale  vuMc'n  bis 
1796  bie  ©ebeine  beS  Golombo  (f.  b.). 

flflUNMHl)  (ber)  wirb  oon  ben  Surfen  als  Berjierung 
überaß,  roo  eS  tbunlicb  ifl,  angebracht,  weil  fie  in  bemfefc 
ben  baS  finnbilblicbe  jäetdjcn  ber  immer  im  SBacbfen  begriffe: 
nen  Warbt  ber  türf.  Jöerrfdjaft  erblicfen.  !Wit  Unrecht  bat 
man  ir)n  jeboct)  für  baS  ÜBappen  beS  türf.  ©taatS  angefe« 
ben.  Gr  ift  ben  JEürfen  ungefähr  Daffelbe,  waS  ben  Gbrü 
ften  alö  2lbjeicben  baS  Äreuj  ifl.  Der  türf.  ©ultan  ©et 


lim  III.  überfebiefte  bem  engl.  Tlbmira!  helfen  nadi  ttjfa 
glorreicbem  ©ieae  bei  Xbufir  (1799)  einen  foflbaren,  mit 
Diamanten  befegten  Jpalbmonb.  liefet  trug  ibn  unb 
nannte  firb  Seitter  beS  falben  5J?onbeS,  wobureb  berSuiua 
bewogen  würbe,  1801  wirf  lieb  einen  JDrben  beS  $albmoiu 
bei  ju  fiiften.  Derfelbe  wirb  aber  nur  an  auSgejeiajnete 
ÄuSlänber  nichtmobammebanifeber  Religion  oergeben,  weil 
ben  SJlobammebanern  bureb  eine  ©teile  beS  Zorans  bei 
fragen  berartiger  äußerer  Gbrenjcicben  verboten  ifl 

fjttlfb  ober  Hleppo  ifl  bie  Jpauptflabt  beS  gleid;ruunt> 
gen  ^afchalif  in  ber  türf.  9>ro»inj  ©orten  in  Ä|1en.  JN* 
^afcbalif  Ijat  auf  4f>l  rjW.  etwa  500,000  Gin».,  tjirt 
vom  CronteS,  ber  jegt  Xaft  ober  Hl  SRaflub  beißt,  bat*; 
jh&mt  unb  ifl  ein  vom  Gebirge  Cibanon  burcbjogeneS  $tä>- 
laut.  Die  ©tabt  am  gluffe  Aotf,  jeidmet  ftcb  eor  «!■• 
len  türf.  ©täbten  bureb  Sfeinlicbfeit  unb  greunblichfeit  Ml 
©ie  liegt  in  einer  fduwcn  unb  fruchtbaren  Gbene,  bat  brei 
beutfebe  SR.  im  Umfange,  über  100,000  Ginw.,  100  SKe 
fdjeen  unb  Pier  cbrifllidje  Jtirdjen.  Der  ton  ben  XtaiMfc 
bem  (Jranfen  genannt)  bewohnte  ©tabttbeil  geidmet  ftcb  ta- 
tbeilbaft  au§.  DaS  ältefle,  fdjon  »on  beS  röm.  Jtoiferi 
Äonftantin  Sfluttcr  angelegte  unb  1218  wieberbergefltütt 
JBauwerf  ftnb  bie  SBafierleitungen  ju        3n  ber  fflirtc 


ber  ©tabt,  auf  einem  Jüügel,  liegt  baS  ©cblo^.  GS  re< 
fibirt  in  ein  ^afeba  von  brei  Sioßfcbweifen,  aud)  ifl 
taffelbe  ber  ©ig  eines  gried?.  ^atriareben ,  eineS  armen. 
JBifdjofS  unb  eineS  maronitifeben  unb  jafobitifd)en  Jlircbcn- 
oorfleberS.  SBidjtig  ift  porjüglicb  als  ^anbelSflabt,  benn 
auS  allen  Äbeilen  beS  aBorgcnlanbeS  fommen  Äarapanen 
mit  reichen  SBaaren  bierber,  weldje  von  bicr  nacb  ben  Sph-. 
fen  beS  mittellänb.  ÜKeereS  geben.  3n  ben  Saften  1822 
unb  1823  bat  £.  ungemein  burd?  Grbbeben  gelitten,  bei 
benen  8(XX)  SRenfrben,  nacb  anbern  9tacbncbten  fogar 
gwei  Drittbeile  ber  gefammten  Ginwo(;nerjabl,  umgeforn» 
men  fein  follen. 

fjnll  ifl  ber  Warne  mebrer  ßrtfebaften ,  in  benen  fid) 
©aljwerfe  befinben.    Hm  bebeutenbjlen  ifl  fdjwüb.  $all, 


eine  ©tabt  im  würtemberg.  Sartfreife,  bie  fiauptflabt  <toi 
CberamtS,  am  Jtod>er,  mit  6700  Ginw.  Gbe««ttw»f 
eine  freie  ffieicbSftabt,  bis  eS  1802  an  gBürtemberg  ftj» 
Jöier  ftnb  juerft  bie  nacb  «br  benannten  filier  ober  fi* 
gefdjlagen  worben.  Unter  ben  Heben  Äircben  ber  CW« 
jeiebnet  Hd)  bie  ÜJlidjaeliSfircbe  auS.  Die  ©aline  Wjj- 
liefert  jabrlid;  95,000  Gentner  ©al».  —  3m  w«*»^ 
Äretfe  in  «trol,  am  3nn,  liegt  bie  ©tabt  $all  mit  WW 
Ginw.,  weld;e  ebenfalls  fefyr  bebeutenbe  ©aljwerfe  bj! 

fiallf,  wegen  ttbnlicbfeit  beS  WamcnS  mit  mcbwn  # 
bern  ©tabten  Jb.  in  ©adjfen,  an  ber  ©aale  ober  » 
2Ragbeburgifer)en  genannt,  ifl  eine  ÄreiS|labt  int  9* 
gierungSbejirr  ÜÄerfeburg  ber  preug.  $ropinj  ^a<b'm/Jzt 
rechten  Ufer  ber  ©aale  mit  ehra  25,000  Ginw.  GS  «P* 


gle 


Halle 


315 


Haller 


njmtlidj  auS  bret  Statten:  £alle,  Glaucha  unb  Steumarfr, 
unb  iji  berühmt  burch  feine  alte  Unwerfttät,  burcb  bie  grande': 
fc&rn  6tiftun<jen  (f.  g  ran  de)  unb  burcb  feine  ergiebigen 
Saljwerfe.  Die  ledern  haben  ber  ©tabt  icbenfaUö  ben  9ta» 
mtn  gegeben,  wie  man  fchon  barauS  ficht,  baß  auch  bie  an: 
um  ähnlich  benannten  Stätte,  wie  #al  1  ff.  b.)  unb  .^allein 
firamrlicb  ©aljwerfe  haben.  .£>.  ift  fehlest  gebaut  unb  in 
Jolge  ber  allgemein  eingeführten  $eijung  mit  Jöraunfoblen 
f*rrtujig,  aber  etnjelne  ©ebaube  zeichnen  fid>  burch  alterlbüm* 
tiefe  fepöne  Sauart  auS.  ZIS  folebe  finb  bie  ÜJtarienfircbe,  ber  in 
ber  SJtabe  berfelben  auf  bem  SBarttpIafc  ftehenbe  rotbe  £burm, 
ber  Dom,  bie  UlricbSfircbe,  bie  SRorifefircbe  unb  baS  Sfath/ 
bauS  ju  nennen.  Die  SRorifcburg  licht  nur  noch  in  9tui> 
tun  ba,  feit  ftc  im  breißigjabrigen  Kriege  jcrfldrt  werben  ift. 
Hin  erfl  vor  wenigen  fahren  »oüenbcteS  fcböneS  Web. inte 
ifl  baS  auf  einer  f leinen  Änböhe  liegenbe  UniüerfitatSgebaube. 
Sit  ©aljwerfe  in  £>.  gehören  tbeilS  ber  Regierung,  tbeilS 
einer  ^rwatgefellfcbaft,  $>fannerfcbaft  genannt.  Die  letztere 
befüjt  jwei  große  ©iebebäufer,  welche  in  ber  ©tabt  auf 
einem  jiemlid?  grof.cn  $lafee,  bie  Stalle  genannt,  liegen, 
ifübrcnb  bie  fön.  (Saline  außerhalb  ber  ©tabt  Hegt.  Die 
Colinen  liefern  jährlich  462,000  (Steffel  ©alj  unb  fönnten 
noch  beiweitem  mehr  geben:  ftc  finb  bie  ergiebigen  in  ganj 
Eeutfcblanb.  3n  ihnen  arbeiten  bie  ^>all oren,  ein  eigen» 
tbümlidjer  wenbifeber  SDtenfcbenfcblag ,  bie  fitb  burch  ©c» 
ftditJbilbung,  Sitten  unb  Äleibung  merf würbig  au$jeia> 
nen  unb  nocl>  im  83eft&  einiger  Privilegien  ftnb,  welche 
aber  fnifeer  t>iel  weiter  auögebebnt  waren,  fobafj  fie  fogar 
cbcmalä  eigne  ©ertcbfSbarfett  harten.  Äußer  mit  ber  ©alj= 
bereifung  befefcafttgen  ftch  bie  Halloren  »orjüglich  mit  JBo» 
oilfang  unb  gtfebfang  unb  finb  atS  auSgejeicbnete  ©cbwim* 
mer  berühmt.  SSiele  geben  atS  ©chwimmlebrer  in  auSwdrs 
tm  JDrte.  Die  Unwerfttät  gu  würbe  oon  griebrieb  I., 
Aonig  Don  Greußen,  1G94  geftiftet,  woju  bie  näcbjte  S5cr* 
emluffung  bie  XuSwanberung  beS  berühmten  StecbtSgelebrten 
StboraafiuS  auS  ßeipjig  war.  Durch  bie  berühmten  2Jlan* 
net,  welche  an  biefer  Unwerfttät  bie  SBiffenfcbaften  lehrten, 
erlangte  biefelbe  eine  hohe  Jöerübmtbeit.  Durch  Napoleon 
würbe  fie  aber  1806  aufgehoben,  unter  ber  weflfäl.  9fegic= 
rung  jwar  wieberbergeftellt,  1813  aber  jum  jweiten  9Kalc 
Pen  Napoleon  aufgelöjt.  2US  aber  balb  nadjber  mit  bem  (Jnbe 
ttr  frani.  aperrfebaft  $.  an  Greußen  jurüdftel,  würbe  bie 
Uniocrjitat  nochmals  wieberbergeftellt  unb  1815  mit  ihr  noch 
b«  im  Äriege  auSeinanbergegangene  wittenberger  Unioerfttdt 
vereinigt  unb  tbr  ber  9lame  „bereinigte  griebridjSunwerfttät 
^aDe»  Wittenberg"  ertheilt  «Kit  ber  Unwerfttät  flehen  »iele 
njjenfcbaftlicbe  SÖilbungSanftalten  in  SJerbinbung.  —  i|t 
m  fchr  alter  Ort,  benn  fchon  5U  Anfange  be«  9.  3abrb. 
ra«b  feiner  Erwähnung  gethan,  unb  981  befam  er  tton  Äai» 
ft:  ßtto  II.  ©tafctreebte.  3m  wcfifdl.  grieben  fam  4).  an 
^reu^en,  »on  bem  t$  nur  währenb  ber  furjen  Dauer  beä 
reich«  SSefifalen,  1806—13,  getrennt  würbe.  Der 
cinft  bluhenbe  Sioblftanb  ber  ©tabt  ift  bureb  ben  brei§tg* 
i*W«n  unb  fiebenjährigen  Äricg  »ernidjtet  worben.  ©e» 
Acnroirtig  ifl  bie  ©tärfefabrtfation  ber  blühenbfie  (SrwerbS» 
jueig.  —  J£>a(le  ober  gewöhnlicher  ^allein  heißt  auch 
eine  ßfabt  in  ©aljburg  an  ber  ©alja,  mit  5000  6inw. 
unb  fthr  bebeutenben  ©abwerfen,  welche  jdbrlicb  gegen 
•U0,000  6tr.  ©alj  liefern.   Hnfebnttcbe  CrwerbägueHen  finb 


aud)  eine  bebeutenbe  SSaum wollen-  unb  eine  grope  ©teef* 
nabelfabrif. 

3^allflüja;  ein  fair.  SBort,  welche«  „?obet  ben  ^errn" 
bebeutet  unb  tn  ben^falmen  häufig  oorfommt,  feines  feier- 
lichen JtlangecJ  wegen  aber  in  ben  überfefeungen  beibehalten 
unb  audj  m  ben  Äirdj engefang  aufgenommen  worben  ift. 
Da  man  eS  als  etneu  ^uöbruef  ber  religiöfen  greube  anfah, 
fo  würbe  t$  feit  bem  15.  3abrb.  in  ber  abenbldnb.  Äircbe 
währenb  ber  gaftenjeit  im  Äird>engefange  weggelaflen  unb 
erfl  am  gefie  ber  2fuferftebung  wieber  ange(limmt.  —  Da5 
große  ^alleluia  nennen  bie  3uben  ben  113. — 117. 
*Pfalm,  tn  benen  bie  befonbern  SBobltbaten  ©ottrf  gegen 
ba*  jübifdje  JBolf  aepriefen  werben,  ©ie  fingen  baffelbe  am 
^affah  *  unb  £aubbuttenfefte  in  ben  ©pnagogen.  Durch.  SBegj 
laffung  einiger  ©teilen  in  ben  genannten  $)falmen  entfleht 
bad  (leine  £aHcluja.  —  Da  ber  Aucfufäflee  ober  JBuch-- 
ampfer  um  bie  Oflerjeit  ju  blühen  pflegt,  fo  bat  man 
biefen  in  manchen  ©egenben  -£>alleluja  genannt. 

^cülfT  (Wibrecht  uon),  welcher  ber  ©roße  jubenannt 
worben,  ift  ein  ald  Dieter  unb  ©elehrter  au^gejeichneter 
unb  um  bie  SBiffcnfcbaften  in  mehr  a(S  einer  föc^iehung  bod>» 
»erbienter  SMann.  (5r  würbe  1708  ju  JBern  im  ©d>oo« 
einer  aUpatrüifchen  gamilie  geboren,  jettihnete  fich  fchon  tn 
feiner  3ugenb  burch  ungemeine  £ernbegierbe  auS  .unb  be- 
fuchte  erfl  bie  Unwerfttät  Bübingen,  bann  gepben,  wo  er . 
t>or[  bem  berühmten  Soerbaaue  tn  ben  mebicinifeben  3Bijfen< 
febaften  unterrichtet  würbe.  ÜRacbbem  er  1726  Doetor  ber 
SDIebicin  geworben,  machte  er  eine  Steife  nach  Sonbon  unb 
^)ari6  unb  trat  mit  ben  auSgcjetchnetfkn  Ärjten  in  perfön* 
liehen  Umgang.  9Zadb>  ber  ©djweij  jurüdgefehrt,  flubirte 
Sq.  )u  S3afe(  unter  bed  berühmten  ^iatbematiferä  3oh-  93er: 
nouiQi  Leitung  bie  höhere  ÜJlathemattf,  unternahm  jur  Aräf» 
tigung  feiner  ©efunbheit  eine  21'lpcti reife,  auf  welcher  er 
^flanjcn  fammelte,  unb  tytlt  jQorlefungen  über  Anatomie. 
Ginc  ausgezeichnete  93efcbreibung  ber  ©cpweijerpflanjen  unb 
ein  berühmtes  gebrgebiebt:  „Die  Älpen"  waren  bie  grud;t 
ber  enpähnten  Älpenreifc.  SJtachbem  ftd)  1?29  in  fetner 
SSaterftabt  als  praftifcher  üxß  niebergelaffen  hatte,  fam  er 
halb  burch  feine  ©elebrfamteit  unb  bie  öffentlichen  borte: 
jungen ;  weldje  er  über  Anatomie  hielt/  in  Stuf;  hoch  waren 
ihm  bte  tton  ihm  1732  herauSaegebenen  „©chweijerifchen 
©ebichte"  in  S3ejug  auf  eine  öffentliche  Xnftellung  mehr 
nachtheilig  als  förberlid).  dt  nahm  baber  1736  einen  Sfuf 
an  bie  neu^eftiftete  Unwerfttät  in  ©öttingen  )um  ^rofeffor 
ber  Änatomle  unb  SSotanit  an.  Sfria  blieb  er  17  3abre  unb 
arbeitete  mit  ungemeinem  gleiß  unb  feltenem  ©cbarfftnn  eine 
große  Xnjabt  botantfeber,  anatomifcher  urib  phpfiologifcher 
JEBerfe  auS,  bie  feinen  Sfuhm  über  bie  ganje  gebilbete  ffielt 
ausbreiteten  unb  ^ur  golae  hatten,  baß  gelehrte  ©efeDfchaf* 
ten  unb  gürflen  tn  Knerfennung  feiner  berbienfle  Wetteifer* 
ten.  äaifer  granj  L  erhob  ihn  mit  feiner  Dkchfommenfcbaft 
1749  in  ben  SteichSabelitanb,  ber  Jtönig  oon  Gnglanb  unb 
£>anover  ernannte  ihn  jum  ©taatSrath,  in  feiner  bater» 
ftabt  Jöern  nahm  man  ihn  in  ben  großen  Starb  au)  2Kit 
glieb  auf.  9tikh  erwarb  ftd;  Q.  in  ©öttingen  befonbere 
SJcrbienfte  burch  thätigen  2fntt>etl  an  ber  ©ttftung  (17öl) 
ber  bortigen  (ön.  ©e|eU[chaft  ber  SBiffenfchaften,  ju  be> 
ten  immerwdhrenbem  Drafibentcn  er  ernannt  würbe.  Set 

40' 


Halle?  3 

ben  hoben  <&ym,  bie  ß«noß,  ma^tt  ihm  in  ©öttingen 
hoch  auch  bie  9)ciSgun|r  unangenehme  3t  unten,  unb  ticä 
war  ber  ©runb,  baß  er  1753  feine  (5nt(ajfung  nahm  unb 
nac^  JBern  jurücffebrte,  reo  man  ihn  jum  Amman  erwählte. 
AIS  foleber  wirft«  er  &Öcbft  fegenSreicr)  unb  war  äuglcicb  «18 
Scbriftjteller  nod;  ebenfo  thÄtig,  wie  früher.  Umgeben  von 
einer  jablreichen  gamilie  jlarb  £>.  gegen  dnbe  beS  3aljreS 
1777.  —  ©ein  Sohn  ©ottlicb  (tinanuel  von  trat 
alS  ©cfcbicbtfcbreiber  auf;  berühmter  aber  würbe  ber  Gnfel 
jRarl  8ubw.  von  geb.  ju  Sern  1768.  Derfelbe  bat 
im  3ntereffe  beS  3CriftotratiSmuö  unb  Jt<ttr)o(ici$muS  mit 
©eijt  unb  Scbarfimn  eine  „Kefjaurarion  (SBieberberftellung) 
ber  StaatSwijfenfcbaften"  getrieben,  unb  ift,  nid>t  ju  fcU 
nem  Startzeit,  aud)  babureb  befannt  geworben,  baß  er  von 
ber  reformirten  jur  fatbolifeihen  Stixfyt  übergetreten  ijf,  bie» 
fen  Sei? vitt  aber  noch  geraum-:  ßeit  geheim  gehalten,  unb 
at£  SDlitglieb  beö  JKatbS  ju  58cm  fogar  nod)  beu  AmtSeib, 
für  Bufrec&tbaltung  ber  proteftantifeben  £er>re  wachen  ju  wofe 
len,  gefebworen  bat.  Qx  hielt  fieb  nach  bem  1821  erfolgten 
öffentlichen  öefenntnijfe  feine*  Übertritt*  abwecbfelnb  in  tyai 
riS  unb  Solotburn  auf  unb  ift  in  ber  legten  Statt  1834 
in  ben  tleinen  SJattj  aufgenommen  werben. 

fallet)  (Ubmunb),  ein  berühmter  ertaL  Katurforfcber, 
geb.  bei  8onbon  1656,  jeiebnete  ftcb  frut;  bureb  matfjes 
matifdje  Äenntniffe  aus  unb  würbe  febon  1676  von  ber 
engl.  Regierung  ju  einer  wiffenfebaftlichen  Senbung  nad) 
ber  3nftl  <£t.^elena  gebraucht,  in  beren  golge  er  ein  ge* 
naucS  SSerjeicbniß  ber  von  ibm  beobachteten  (Sterne  ber 
fübl.  #albfugcl  Verausgab  unb  bamit  feinen  9iuf  begrünbetc. 


»IS  Sccrttair  ber  fön.  ©efellfcbaft  ber  SBiffenfdjafren  j*u 
Conbon  machte  er  verfebiebene  Weifen  nad)  Deutfchlanb, 
granfreid)  unb  Stalien  in  wifTenfdjaftlichcn  3wccfen  unb  eine 
Seereife  von  16«>8 — 1702,  worauf  er  ^refefior  ig  Drforb 
unb  1720  tön.  Äjrronom  bei  ber  Sternwarte  ju  ©reenwieb 
würbe,  alä  welcher  er  1742  fjarb.  Orr  bat  eine  große  Arn 
jabl  wiffenfebaftlicber  C?ntbccfungen  unb  (Jrfmbungen  gemacht 
unb  fieb  bie  größten  SBerbicnjie  burd)  feine  erft  nach  feinem 
£obe  erfebienenen  „Afrronomifcben  $afdn"  erworben,  berten 
bie  Schiffahrt  große  Erleichterungen  verbanh.   Am  befann- 


6  Hals 

teften  ift  fein  Kante  bureb  bie  öntbeefung  geworben,  hi 
ber  Jtomet  von  1682  berfelbe  fei,  welcher  fchon  1456,  1W| 
unb  1607  erfebienen  war.  Unter  24  Äometen  berechnete  b. 
aud)  bie  J8abn  beS  eben  bezeichneten  unb  befrimmte  ferne 
UmlaufSjeit  auf  76  3abre  unb  8  SRonate.  Qx  fagte  K» 
auS,  baß  berfelbe  1769  wieber  erfebeinen  würbe,  »eldic* 
auch  eintraf.  SWan  nannte  ben  febönen  Jiomttc«  naa)  trat 
Kamen  beS  großen  »Pronomen,  unb  berfelbe  $  belanntlicp 
1835  wieber  beobachtet  worben. 

(jalß  nennt  man  Denjenigen  5£bei(  beSÄörperS,  wir,: 
ben  .Stopf  mit  bem  Stumpfe  verbindet,  au§  Änocbe«, 
peln,  SRuSfeln  unbjSBanbern  jufammengefefct,  mit  fchr  cjic; 
ßen  |)ulS:  unb  33lutabern,  einer  Spenge  von  ©augabern. 
Kerven  unb  25n'ifen  verfemen  i(l ,  einen  £&eil  ber  Syniti 
brüfen,  ben  ©djlunb,  ben  »nfang  ber  Speiferör/re,  >o 
Äeblfopf  nebfl  ber  Scbilbbrüfe,  ben  obern  äöeil  ber  fcufc 
röbre  unb  einen  Zt)t'ü  beS  SiücfenmarfS  entfjält  unb  um« 
ber  äußern,  ficUenweife  mit  vielem  3eK*  unb  gettgeweh 
au8gcpo(|]crtcn  ^>aut  noef)  ven  einer  befonbern  fel)nigcn  Um 
buUung  umgeben  wirb.   Qx  bat  eine  länglidw,  mebt  er., 
weniger  abgenmbete,  nacb  bem  'Älter,  ©efcblccbt  u.  f.  >. 
etwa-3  verfebtebene  ©eflalt ,  inbem  er  j.  S5.  nad)  bem  Gin 
trittc  ber  sl^annbarfcit  bei  2)?annern  im  Allgemeinen  tief«, 
fürjer  unb  fo  ju  fagen  eefiger,  bei  grauen  unb  WA 
bagegen  langer,  fcblanfer  unb  bod)  babet  abgerunteter  * 
febeint,  unb  bietet  eine  vorbere  unb  bintere  gläclx  bar.  I 
vorbere  wirb  nad)  vorn  unb  oben  bureb  ben  Umriß  btr  n 
tern  Äinnlabc,  nad)  unten  burd)  baS  Jörufibein  un^ 
ocblüffelbeine  begrenzt,  bie  bintere  in  ibrem  obern  ZW* 
welcher  ber  üWacfen  beißt,  von  bem  ^>interfopfe,  nad?  n» 
ten  von  bem  JRücfen  unb  ben  Schultern,  in  welche  jie  p 
unmerflicb  übergebt.   2ln  ber  vorbern  gliche  unterfdjeibt: 
man  burd)  bie  .öaut  binbureb,  bie  bier  weißer,  jartc; 
weicher  ju  fein  pflegt  al5  an  ber  bintern,  mit  Cuerfur^' 
verfeben  unb  bei  bem  erwad)fenen  Wanne  mit  paaren  bt 
fcljt  ijl,  welche  einen  £beil  beS  J8art«§  ausmachen,  W 
oben  nad)  unten  ^uerft  ba3  3ungenbein,  bann  ben  2.1 
fnorpel,  einen  föeflanbtheil  beS  .Rebif opfS,  ber  bei  Ei- 
nern einen  mehr  ober  weniger  beträchtlichen  eefigen  Set 
fprung,  ben  fogenannten  'ÄbämSapfel,  bilbet,  benSingfne: 
pel,  bie  Suftröbre,  bic  Srhilbbrüfe,  welche  bei  Hrroatt  > 
weiblichen  ©efchlechtS  in  ber  JRegel  von  berrächtiieberrn  ta 
fange  ift  unb  burd)  ihre  Vergrößerung  ju  einem  fwp< 
ausarten  fann,  unb  bic  fogenannte  Äcble,  eine  an  bei 
tem  Örenje  ber  vorbern  gliche  beS  fialfcS  beftntlicbe  25« 
tiefung.   ibie  l)intere  gläcr/e  beS  £al|c$  bietet  nad)  c: 
ber  SRitte  eine  SJertiefting  unb  auf  jeber  Seite  terfelb.- 
nen  SJorfpntng  bar,  ber  bureb  bic  StrecfmuSfcln  bei  i 
gebilbet  wirb.   £ie  ^>aut  i|l  hier  nid;t  fo  weiß  un: 
aber  biefer  als  an  ber  vorbern  glädje,  in  it>rer  otan 
tie  ebenfalls  mit  gurdben  vcrfel)en  unb  wie  bie 
mit  paaren  bebeeft.   Seine  gefligfeit  unb  feinen  ■■ 
banft  ber  ÄalS  bauptfaefalicb  ben  ÄalSwirbeln,  bem  S 
ber  aßirbelfäule,  ber  gleich  einem  Stiele  von  ber  Sn: 
porfleigt  unb  benÄopf  tragt.  —  Unter  i)al3f  rauf  lu 
verjtebt  man  folche,  welche  ihren  wefentltcben  Sil?  in 
einem  ©ebilbe  beS  ^»alfeS  haben.   2?ahin  gehören  m ■■■■ 
lid>  bie  verfebiebenartigen,  mit  bem  Kamen  ©raune 
belegten  ©ntjünbungen  einjclner  Xt)t'\lt  beS  ^>aIfeS,  fo }  s 


319 


Hamann 


ber  SRonbeln,  bcSSriblunbeä  unb  ber  Speiferöhre,  be§  JtetjU 
fopfS,  ber  Suftröbre,  ©efcbwüre  im  Sdjlunbe,  im  Acht» 
topft  unb  in  ber  guftröbre,  welche  Untere  .§al$fcbwinb» 
fucbt  veranlagen,  verfcbiebenartige  ©efäfjvereiterungen  unb 
©efcbtvüljU,  bie  wibernaturlicbe  SJcrgriperung  ber  Schilb« 
brufc,  btt  Äropf,  bie  Schiefheit  bei  gongen  £alfe8,  bie 
flnfcbweUung  ber  verfcbiebenen  in  unb  am  £alfe  gelegenen 
prüfen  u.  f.  W.  ^abfranfbeiten  finb  immer  mehr  ober  we« 
ntger  bebenflich,  oft  lebensgefährlich,  nie  ju  vernachläffigen 
ober  leicht  ju  nehmen. 

IjalsrtSfTt  Hl  ein  eiferner,  in  einet  3Rouer  ober  an  ei« 
tum  Pfahle  (Straf«  ober  Schanbpfahl)  befefrtgter  eiferner 

{Ring,  »Oelber  bem  ju  ber  Strafe  beS  ScbanbpfahleS  ober 
Prangers  verurteilten  Verbrecher  um  ben  ^>al5  gelegt  wirb. 
Eft  Strafe  beS  4?alSelfenS  gehört  ju  ben  befebimpfenben 
Cbrenlfrafen  unb  war  in  frühem  3eitcn  fo  gebräuchlich,  baß 
fafl  in  jebem  ;Drte  an  einem  öffentlichen  $la(se  ein  Schanb* 
rfaW  aufgerichtet  jlanb.  3n  manchen  ©cgenben  fielet  man 
auch  noch  bie  £alSeifen  neben  ber  Z\)üx  beS  ©erid?t§r>aufeS. 
£ie  Strafe  bei  #alSeifen3  ift  jeboch  auS  ben  metften  neuern 
(jriminalgefcfebücbern  verfebwunbeu. 

(j(ilscjcricl)t  (baS  bo^notbpcinliche),  iß  ein  feierlicher  Her, 
iveldjer  ber  Einrichtung  eines  Verbrechers  vorhergeht  unb 
im  2Jefentlicr)en  barin  beftchf,  ba{j  bcmfelben  unter  gewijjen 
Auetliebfeiten  baS  Urtheil  verfünbet  unb  ber  Stab  über  ihn 
gebrochen  wirb.  Der  Verbrecher  mup  fein  Qefränbnij}  vor 
tiefem  ©ericrjtc  wiebevholen,  wiberruft  er  eS  aber,  fo  fann 
tie  Einrichtung  nicht  flattfinben,  unb  cd  ift  ibm  eine  anbcv= 
ireite  SBertbetbiaung  ju  gejiatten.  Die  feierliche  Regung 
biefeS  ©erichtS  tjt  als  eine  leere  Formalität  in  ben  meifkn 
l'anbern  abgefchafft. 

Ijalecjericbtsorimung.  Durch  bie  Errichtung  beS  {Reich*; 
fammergerichtS  im  Sab"  1495,  bei  welchem  bie  SBefchwer: 
ben  über  {RechtSverlefcungen  in  lefeter  3n|fanj  anzubringen 
rvaren,  würbe  ber  traurige  ßuftanb,  in  welchem  f»d>  bie 
.'ffchtspflege  in  Dcutfcblanb,  namentlich  in  ffietreff  peinli» 
er  dachen  befanb,  immer  offenfunbiger,  unb  man  fing  an, 
entflieh  an  eine  Abitcllung  ber  vielen,  ;um  Zt)ül  unglaublichen 
^»brauche  ber  Grimtnaljujhj  ju  benfen.  Allein  obmol  biefer 
Ötgenjtanb  auf  mehren  {Reichstagen  jur  Sprache  fam  unb 
bit  Abfaffung  eines  gleichförmigen  peinlichen  ©efcfebucheS 
«ieberholt  befchloffen  würbe,  fo  tonnten  für)  boch  bie  {Reichs« 
'urjlen  nicht  barüber  einigen.  Mittlerweile  hatte  ein  ebler 
unb  wifjenfchaftlicb  gebilbeter  2Rann  nach  bellen  .Kräften 
einen  Entwurf  ju  einem  Griminalgefefebucbe  auS  eignem  An« 
triebe  ausgearbeitet.  GS  war  bicS  ber  bambergifche  3Rini= 
frt,  Freiherr  von  Schwarzenberg.  DieS  ©efefcbuch  (bie 

ante  Bamborgcnsis)  würbe  auf  feinen  Antrieb  1507 
n  btm  $ocbfrifte  Samberg  unb  1510  auch  in  ben  Sanben 
brt  iWarfgrafen  von  öranbenburg ,  in  beffen  Dienfte  Schwärs 
•inberg  fpäter  getreten  war,  gefefelich  etngeführt.   Die  Ar« 

ccbwarjcnberg'S  würbe  nun  bem  9>rojecte  jum  ©runbe 
^legt,  welche?  auf  verfchiebenen  {Reichstagen  (1521,  1524 
imb  1529)  ohne  {Refultat  vorgelegt  unb  berathen,  enblich 

mit  einigen  SJerbefferungen  auf  bem  {Reichstage  ju 
Osburg,  mit  einiger  Ausnahme  SacbfenS,  welches  böge« 
qen  protejtirte,  1532  als  ein  allgemeines  {ReichSgefefc  ange« 
"prnmen  unb  vom  Äaifer  Äarl  V.  unter  bem  iRamen  ber 
w""Hf!'fTt  ©etiehtSorbnung  ÄarfV.  (Carohnn,  Con- 


stitotio  triminalis  Carolina,  tnr)er  ba§  abgetürjte  Git^t 
C.  C.  C.)  befldtigt.  SBenngleich  biefeS  ©efefebuch  für  bie 
bamaligen  rohen  Seiten,  in  welchen  eine  beifpieQofe  SBer. 
wirrung  ber  JRechtSbegrijfe  Ijerrfdjtc,  eine  gro^e  ÖBohlfböt 
war,  fo  leibet  eS  boch  <m  groger  ^ȟrte  ber  Strafen,  an 
Dunkelheiten  unb  SSiberfprüchen.  ÜRichtSbefioweniger  ifl 
eS  noch  bis  auf  ben  heutigen  Sag  in  ben  meijten,  namenn 
[id>  ben  fleinern  <Btaattn  DcutfchlanbS ,  gültig.  Die  3ets 
tiffenheit  unferS  üöaterlanbeS  bot  biSjefet  baS  3u|!anbefoms 
inen  eines  mit  ben  gortfebritten  ber  (Jivilifation  in  Gin- 
tlang  ftehenben  allgemeinen  beutfehen  Strafgefe^buchS  ver> 
h tnbert  .unb  nur  einzelne  Staaten  erfreuen  heb  jeitgemÄf er 
(Sriminalgefefebücher. 

^aman  war,  wie  im  JBuche  (5flh«  crjat>(t  wirb,  ein 
2Rini(ter  be8  ^erferfönigS  AhoSveruS  jur  3eit  ber  babvloni? 
fchen  ©efangenfehaft,  welcher  «üe  3uben  in  ben  Sanben  beS 
Königs  ju  verberben  fuchtc,  bcfonberS  aber  ben  SRarbachai, 
einen  Suben  ju  Sufa,  beffen  Pflegetochter  6(ther  von  Ahafi; 
veruS  wegen  ihrer  Schönheit  jur  Äönigin  erwählt  worben 
war.  6fth«  &<»t  bei  bem  Äönige  für  ihr  SBolf  unb  brachte 
eS  bahin,  bag  ^>aman  felb(l  an  bemfelben  rjofjen  ©algen  er* 
henft  würbe,  ben  er  für  9Rarbadjai  hatte  aufrichten  laffen. 
Diefer  aber  fam  ju  höh««  Ghren  unb  erlieg  im  tarnen  beS 
ÄöntgS  einen  äöefebl,  weichet  ben3uben  erlaubte,  an  einem 
gewiffen  Sage  ir)re  geinte  }u  töbten.  @S  heifu,  fie  hätten 
75,000  umgebracht.  3um  Anbenfen  an  bie  erwähnte-  SBc. 
gebenheit  fetern  bie  3uben  am  14.  unb  15.  be§  SRonatS 
2fbar  baS  ^amanSf efi  ober  ^urim.  (S3ergL  Äalenber.) 

Hamann  (3ot).  ©eorg),  ber  9RaguS  auS  SRorben, 
wie  er  ftch  felbfl  auf  bem  Stitet  einiger  feiner  Schriften 
nannte,  war  ein  tieffinniger  Schriftfteller,  ber  im  Caufe  fei«  ' 
neS  SebenS,  nicht  gan?  opne  eigne  Schulb,  fclir  wenig  vom 
©lücf  begün|!igt  würbe  unb  baher  in  wibrigen  SJerhiltnijfen 
bie  fchönjte  Äraft  feines  ©eifleS  unbenufet  liegen  laffen  mujjte. 
6r  war  1730  ju  ÄönigSoerg  in  ^reufen  geboren.  Sein 
jßater  war  ein  wofjlhabenbep  löaber,  ber  wünfehte,  fein  Sohn 
möge  fich  ber  SEbeologie  wibmen.  Diefer  glaubte  aber  jur 
Rheologie  nicht  befähigt  ju  fein  unb  befebaftigte  ftch  «nit 
freien  Stubien,  wie  fie  feinem  regen  ©eifie  jufagten.  iRath 
JBeenbigung  ber  UniverfitatSjar)re  hi«lt  ftch  in  verfebiebe* 
nen  gamilien  ald  J^auSlehrer  auf,  lebte  auch  abwecbfelnb 
bei  greunben  unb  befchÄftigte  ftch  tnit  polittfcben  unb  ^>anb= 
lungSwiffenfchaften.  3n  Angelegenheiten  eines  ^anbelShaufe* 
ju  {Riga  ging  er  1756  nach  Gmgtanb,  machte  fchlechte  ©e; 
fcbtifte  unb  fh'irjtc  ftch  mi3  SRiSmuth  in  äerjlreuungen  unb 
AuSfchweifungcn,  auS  benen  ihn  nur  baS  tiefen  ber  fBibel 
rettete.  Gin  tiefrcligiöfer  ©eijl  fam  nun  über  ihn,  ber  ihn 
burch  fein  ganjeS  Ücben  begleitete  unb  ber  ftch  in  feinen 
Schriften  auöfjprach,  welche  in  abgeriffener,  oft  bunfler 
Sprache  tiefe  ©ebanfenblifee  bergen.  Aber  noch  längere  3cit 
mußte  Sq.  fein  unflateS  geben  fortführen,  bis  feine  Stellung 
einigermaßen  Sicherheit  erlangte,  inbem  ihm  1767  ein  flei= 
ner  $o|ten  bei  ber  Atcifebirection  ju  Königsberg  unb  1777 
bie  Stelle  eines  3)acfbofverwa(ter3  übertragen  würbe,  ^reunb« 
liehet  würbe  ihm  baS  ©efebief,  als  ihm  ein  ebler  Unbefann: 
ter  1784  ein  anfehnliebcS  Capital  vermachte,  baS  ihn  in 
Stanb  fe^te,  feine  SteQe  1787  aufjugeben  unb  eine  {Reife 
nach  Deutfcblanb  ju  unternehmen,  auf  welcher  er  1788  ju 
fünfter  ftarb.  Seine  Schriften  würben  lange  verrannt  unb 


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Hamburg 


318 


Hamburg 


erfl  nachbem  bte  auSgejeichnetften  beulten  ©chriftfreHer  wie» 
berljolt  auf  fte  aufmerffam  gemacht  bitten,  burcb  eine  1825 
r-oUenbete  EuSgabc  ber  S3crgcffcn^eit  wicber  entriffen. 

fiamburg,  eine  freie  Statt  unb  bie  grSjjte  ,§anbelS» 
flabt  DeutfcblanbS,  umfafjt  mit  (linfcblufl  be8  EmteS  »er* 
getorf,  wtJ^eS  mit  gübecf  gcmetnfcbaftlieb  beftfet,  ein 
Gebiet  r>on  7  QÄ..  auf  bcm  etwa  150,000  Sttenfcbcn 
in  pei  ©tabten,  einem  gletfen,  47  Dörfern  unb  »er» 
fcbiebmcn  einzelnen  #6fen  wohnen.  Der  gvof-tc  Sbeil  bic» 
feS  »on  #ano»er,  Cauenburg  unb  4?olftein  begremten  @e* 
bietS  (iegt  auf  ber  regten  ©eite  bet  @lbe  unb  beftefjt  auS 
fruchtbarem  SOJarfcblanbe,  srährciiD  baS  Emt  Süfcebüttel  auf 
bem  Unten  Clbufer  fanbigen  S3oben  Isit.  Die  ©tabt 
felbft  liegt  auf  bem  regten  tJlbufer  in  einer  fronen  ebene, 
fca,  wo  ftc^>  bie  Elfler  in  biefelbe  ergießt,  18  5W.  »on  ber 
#)eünbung  ber  Clbe  in  bie  Starbfee.  Drei  ©tunben  oon 
bet  ©tabt  tbeilt  ftch  bie  bis  Hamburg  für  ©cefebiffe  fabr» 
bare  Glbe  in  jwei  Erme,  bie  ©überelbc  unb  bie  9torbcrelbe, 
welche  ftch  wicber  in  »erfebiebene  fleinere  Erme  galten.  Die 
SRorberelbe  gebt  an  ber  ©übfeite  «on  bin  unb  flcfjt 
mit  einer  Spenge  »on  JEanilen,  gleete  genannt,  in  83er» 
binbung,  »on  benen  ber  untere  ©tabttbetl  in  »erfebiebenen 
Sichtungen  turebfehnitten  wirb.    SBabrcnb  bie  »erfebiebenen 


Erme,  welche  bie  ©tabt  bewaffern,  ftch  im  ßberhafen  wt. 
einigen,  bilbet  ber  .£>auptfirom  ber  Sofort  er  ei  be  felbfr  ben 
9(ieberbofen.  3n  jenem  liegen  bie  glujjfcbiffe,  meiert  bie 
Gibt  berabgefommen  fmb,  in  tiefem,  bem  Kummelb. ofen,  bit 
auf  ber  Gibt  beraufgelommenen  ©eefcfciffe.  Die  au*  #ol> 
flcirt  fommenbe  Alfter  bilbet  im  Horben  ber  ©tabt  ein  a,ro= 
f;cj  Jöecfcn,  mit  bem  ein  tteinereS  innerhalb  ber  ©tabt  jit 
fammenbangt.  ©cbjeufenwerfe  unb  SRüblgraben  fefcen  bit 
Elfter  mit  ber  Gibt  in  Berbinbung.  Die  Gibarme  bilben 
mehre  Unfein,  ouf  benen  bie  Eltftabt  Sp.  liegt  unb  rrt'.it 
turch  ©rüden  miteinanber  »erbunben  werben.  Die  5Res; 
flabt  liegt  auf  bem  SBeftufer  ber  Elfler.  3wei  SorjUete, 
norbwejll.  ber  bambtuqer  Sßerg  unb  oft!.  ©t.-.©eorg,  gebeten 
ju  beffen  ehemalige  geflungSwerre  in  anmutige  6p* 
jierginge  umgewanbelt  worben  [int.  S3on  ben  115/D00 
mm.  f>.'S  fmb  14,000  3uben,  4000  Sfeformirte,  3000 
Äatbolifen,  500  ^perrnhutet  unb  SRennoniten,  bie  übriatn 
9>roteflanten.  Die  Eltflabt  hat  enge  unb  frumme  ©äffen, 
beffer  gebaut  ifl  bie  SHeuflabt;  bie  fc$6nflrn  ©tabttheilt  aba 
finb  ber  3ungfernjlieg  an  ber  Elfter,  bie  SSplanabe,  eint 
165  g.  breite  ©trage  mit  »ier  JReihen  Ulmen  in  bctSRittt, 
bic  ©röningerfirafje  unb  bie  EbmiralitdtSftrafje.  ®nt  in 
ihrer  Ert  einjige  Enftalt  ifl  bie  1804  eröffnete,  biet atj 
gebilbete  ä36rfcnbaHe,  ein  ^rtoatunternebmen.   Drei  flref« 


©die  mit  ©aulengangen  im  tjrbaefcbof»  bienen  allen  grem» 
ten,  namentlich  allen  mit  bem  .panbel  in  SJerbinbung  fle* 
henben,  jum  BereinigungSpunfte.  Elle  fit  biefe  interef» 
fanten  unb  wichtigen  fficfarnitmacbungcii  ftnb  hier  angefcbja* 
gen,  bie  wichtigem  äeitfehriften  aller  9lalionen  liegen  auf, 
unb  ebenfo  alle  übrigen  intereffanten  literarifcben  9leuig» 
feiten,  Äupferwerfe  u.  f.  w.  «Wit  biefet  »6rfenbaHe  fleht 
eine  grofe  Drucferti  in  SBcrbinbung,  in  welcher  bie  3eit« 


fa)riften,  welche  bie  SBJrfenhaHe  felbft  herausgibt, 
werben.    !Bon  ben  fünf  ,§au»tfircben  »ft  bie  »?etrifi«be 
dltefle,  bie  «WichacliSfirche  mit  einem  450  g.  hohen  Ähunn»; 
bie  fch6nfte.    EuSgejcichnete  ©ebiube  finb  ferner  baS  vti 
Uuftge.  ©tabthauS,  baS  SlathhauS,  welches  21  ^eta»' 
fBilbfdulen  r6nt  Äaifer  jieren  unb  gegenüber  baS  auf  I 
Doppelpfeilern  ruhenbeSJWengcbiiiibe,  welches  in  b«  W 
flcbenbtn  Ebbilbung  bargeflellt  ift.  Unter  ben  Äp» 


TLAiVJB'ÜIiÜ. 


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Hamburg  319  Hamburg 


fktten  jeicbnet  ftd)  baJ  3of>anneum  au§,  «vtl^cS  1528  ©pmnafium  werben  bie  ©djüler  weiter  bii  jur  Univen 
gegrünbet  würbe,  unb  au-3  einer  bobern  JBürgerfdjule  unb  fitat  vorbereitet  Untere  33ilbung§an(ia[ten  finb  bic  97a: 
einer  ©elebrtcnfdjule  befielt.    2fnf  bem  1613  eröffneten    »igationSfcbule  jur  JBilbung  tüdjtiger  Steuermänner,  bic 


»barmaeeutifdje  gebranffolt,  ba8  ufabemifdje  $anbetScomtoit  btm  16.  3abrb-  ffammenbc  SBrnfenbauS  erjtebt  mebr  aU 

utc  XuSbilbung  junger  Äaufleute,  bie  1830  vom  Söerein  700  Jtinber.  «Riebt  miitber  nutficb  finb  ba5  Säubßumnten* 

Sc  taterlanbifdje«  ©dml»  unb  erjiebungSroefen  geftiftete  mjritut,  bie  JtteinKnbirfcbulen  (2Bartefd>ulen),  ba§  allgemeine 

UnterricbtSanfiatt  für  ©djulgebülfen,  bie  3eidmenfd>ule  ber  JtranfenbauS ,  weld>e3  JÄaum  für  1200  Äranfe  t>at,  ba$ 

•Häübaft  für  Jlunft  unb  nüfclicbe  ©ewerbe,  eine  Hfabemie  SRagbalenenftift  jur  öeffenmg  fittenlofer  SKabcben.  Die  aU> 

ber  jeidmenben  Jtünfte  u.  f.  w.    ©eit  1826  befhbt  ju  £.  gemeine  2(rmenan(iatt  #/S  ift  »ortreffltdj  emgenebtet.  flufjer 

eine  etrrntrarte;  ber  botanifdje  ©arten  bat  einen  großen  il>r  gibt  eS  noeb  ein  BrmenbauS  für  Seefabrcr  unb  anbere 

Seiebn)um  von  fettenen  9>flanjen;  ba*  JR6bing'fd;e  Sttufeum  «erpflegungSanftalten,  in  weld>e  fid;  alte  Seiitc  für  geringe 

tntbilt  fdj6ne  Naturalien,  eine  naturgefd)id;tUd)c  SBibliotbef,  Soften  einfaufen  fönnen.  3um  Empfang  ber  «Ketfenben  fte; 

Äuaferfricbfammlungen  unb  ©erat bfdjaften  au«lanbifd;er  ä$6U  ben  mebre  au$gejeid>net  emgendjtete  ©u|tb6fe  offen,  unter 

fer.  Die  ©tabtbibliotbef  befüjt  viele  fianbfebriften  unb  ibnen  baä  JBaumbauS  mit  einer  berrlicben  «uSpdjt  auf  ben 

feitouDrucfwerfe,  unb  bie  1735  gefrifteteöommerjbibliotbel  4>afen.  ..,.«. 

eine  anfebnlidje  Sammlung  von  ben  Kaufmann  unb  <5ee»  Die  »erfaffung  bc«  greiflaatä  tft  bemofrattfd),  aber  bie 

fabrer  intereffirenben  ©Triften,  fowte  von  £anbf arten.  £.  frty  ber  bevorredjtigten  (ber  erbgefeffenen)  »urger  mmh 

bat  viele  Stiftungen  ju  wobjtbatigen  3wecfen.    Da3  au«  bie  ©efammtia&l  ber  »ewobnet  tff  febr  gering.    Der  ®e. 


.  0 

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Hamburg  32 

not,  in  heften  .fcänben  bie  voUjiebenbe  ©ewalt  liegt,  be* 
(lebt  au*  vier  »ürgermeifrern  unb  24  Siatböberrcn.  83on 
biefen  muffen  bret  SBürgcrmctfler  unb  elf  föatijSberren 
Doctoren  ber  Siechte,  bie  übrigen  Äaufleute  fein.  Sit 
erbgefeffenen  SBürger  rollen  in  iebem  ber  fünf  .Kirch? 
fviele  36  ©ürger,  welche  STOitglieber  be«  ßollegium«  ber 
,§unbertaebtjiger  ober  be«  großen  Auäfcbuffe«  ftnb,  unb 
<mi  benen  wieber  ba«  Kollegium,  ber  Sechziger  gewählt 
wirb.  "  Die  älteften  JBürgcr  be«  letztgenannten  bilben  ba« 
Gollegium  ber  15  Dberalten.  Diefe  unb  bie  SRitglteber  be« 
Statb«  erhalten  S3efolbungen.  Die  von  bem  Sfatbe  vorge* 
jcblagenen  ©efefee  treten  burch  bie  ©efrimmung  ber  ermäbtu 
ten  Kollegien  in  .Kraft.  (Sine  eigne  Gommiffion  von  33ürs 
gern  bat  bie  Verwaltung  ber  einnahmen  unb  Au«gaben 
unb  legt  bem  Slatbe  Sfedjenfdjaft  ab.  3ene  follen  ungefähr 
2  5RiU.  GonventionSgulben  jährlich  betrogen.  Die  fJolicei» 
Verwaltung  wirb  von  »wei  bamit  beauftragten  Senatoren 
verwaltet.  STOit  ber  Rechtspflege  befebäftigen  fiel?  verfebiebene 
©ericbt«b6fe;  bie  tefete  Snftanj  aber  bilbet  bo«  JDberavvella* 
tionSgericbt  ber  beutfeben  freien  Stäbte  ju  8übecf.  bat 
auf  bem  beutfeben  SBunbe  in  bem  engern  Stäche  mit  ben 
übrigen  freien  Stäbten  gemeinfcbattlicb  ©ne,  in  bem  weitem 
Statin-  aber  für  fiel;  allein  (Sine  Stimme.  Cr;  bat  jum  JBun« 
beSbeer  1298  2R.  ju  fUUen.  3um  S3ürgermilitair  gebort 
alle  waffenfähige  SRannfdjaft  von  22—45  3at>ren  unb  bie* 
felbe  beftebt  aui  8  JBataillonen  Infanterie,  1  3ägerbaiaitlon, 
2  ßomrjagnien  Artillerie  unb  1  Scbwabron  Stefter.  '2lupcr= 
bem  bat  &.  noch  eine  eigne  JBefafcung,  welcbe  au«  1  3ns 
fantcriebataiUon,  2  Gomvagnitn  Artillerie  unb  1  ©cbwabron 
«Reiter  beftebt. 

Der  bebeutenbfle  <£twerb«jweig  .&.'«  in  ber  ^>anbe(,  beffen 
gebbaftigfett  man  fchon  barau«  erfleht,  baf  $.  800  ÜRäfler 
nötfjig  bot.  Uber  wirb  ein  großer  £beil  oller  überfeeU 
feben  SBaaren  belogen,  bie  in  'Dforbbeutfcblanb  verbraucht 
werben.  .ftauvtgcgenfranb  ber  Ausfuhr  ifl  bie  Eeinwanb. 
Die  1619  gegrünbete  JBanf  wirft  mächtig  jur  girberung 
be«  £anbel«,  Satt;  £ull,  Bonbon,  Amflerbam,  |>avre  ge> 
b<n  regelmäßig  Damvfboote  ab.  S3on  gabrifen  blühen  be* 
fonber«  bie  SEabacfSfabrifen,  bie  3ucferficbereieu,  bie  SBacb«s 
bleichen,  Segeltucbmanufacturen  unb  SSlecbwaarenfabrifen. 
3n  bem  #afen  von  laufen  jährlich  über  2000  See* 
febiffe  ein  unb  au«.  @8  ifl  in  Wicht,  von  £.  au«  eifert» 
bahnen  nach  ben  wichtigen  $anbe(*>lägen  im  3nnern  von 
sJtorbbeutfeblanb  ju  führen. 

Die  @  ntftebung  £.*«  foU  fchon  in  bie  3eiten  £arr«  be« 
©roßen  fallen.  Um  eine  von  biefem  itaifer  gebaute  SBurg 
unb  eine  .Kirche  follen  fich  aHmältg  immer  mehr  SKenfchen 
cutgefiebelt  haben.  <S«  war  fchon  eine  anfehnliche  Stabt, 
ol«  fie  itaifer  Dtto  IV.  1215  jur  freien  Steicbäftabt  erhob; 
aber  ihr  SSSoljlflanb  würbe  erjt  bebeutenb,  naebbem  bie 
#anfa  (f.  b.),  ju  beren  (?ntjlehung  wefentlich  beitrug, 
mächtig  geworben  war  unb  bem  4?anbel  Freiheit  unb  Sicher: 
hett  verfchofft  hotte,  ©leichjeitig  bilbete  fich  auch  bie  93er> 
faffung  ber  Statt  au«,  welche  bisher  mancherlei  SEBechfeln 
unterworfen  gewefen  war.  Die  reichen  unb  betriebfamen 
SSewohner  ^>.'S  vermehrten  fich  burch  einwanberungen  au« 
Antwerpen,  £iffabon  unb  anbern  £>rten,  wo  Religion«» 
ünb  ^>anbel«befchränfungen  ftattfanben,  währenb  jeitig 
in  betben  IBesiehungen  eine  größere  Sretbeit  weife  gemattete, 
bie  nur  feiten  bura)  ben  ©gennuft  ber  IBürger  unb  ben 


O  Hammerwerke 

gfeligionöeifet  her  ©eijllichfeit  einige  Störungen  irfuhr. 
©roßen  Siortheil  brachte  e«  ber  ©tobt,  baß  fte  vom  brei» 
ßigjährigen  Äriege  nicht  unmittelbar  getroffen  würbe.  3m 
.Kriege  gegen  Sftavoleon  mußte  aber  Ä.  btflo  mehr  leiben 
unb  verlor  fogar  auf  einige  3eit  feine  Selbftänbigfeit. 
Schon  1806  würbe  e«  von  ben  granjofen  befetjt  unb  1810 
bem  franj.  Sieithe  einverleibt.  Die  granjofen  verließen  e« 
1813  unb  al«balb  errichteten  bie  Einwohner  eine  banfeatü 
fche  Begion,  welche  an  bem  Äamvfe  ber  Deutfchen  gegen 
bie  übermütigen  Eroberer  theilnehmen  follte.  Aber  bie  gran> 
jofen  lehrten  noch  in  bemfelben  3oh«  jurüct  unb  ß.  mußte 
nun  für  feine  @Thebung  gegen  ba«  3och  ber  AuSlänber 
fchwere  S3ebrücfungen  unb  ©ewaltthätigfeiten  leiben,  bi«  e« 
enblich  1814  von  ben  Staffen  befet}t  würbe.  Die  alte  Ber* 
faffung  würbe  1815  wieberherge(lellt  unb  ^.  al«  freie 
Stabt  in  ben  beutfeben  S3unb  aufgenommen.  Seitbem  bot 
ftch  $.'«  ^>anbe(  wieber  mächtig  gehoben  unb  am  29.  Sept. 
1828  würbe  bo«  300johrige  3ubelfeji  ber  bürgerfchaftlichen 
JBerbinbung  S?:-$  feierlich  begangen. 

Ijamelrt  i(l  eine  gegenwärtig  jiemlich  unbebeutenbe  Stabt 
an  ber  Hornel  unb  aBefer  im  gürfrenthum  Jtalenbera,  in 
ber  h«n6v.  Sanbbrofiei  Manöver,  mit  etwa  5000  ßinw., 
welche  von  gifcbfang,  Schiffahrt,  gabrifbetrieb  unb  Ader* 
bau  (eben.  Sebeutenb  ift  ber  Sach«fang.  3n  ber  9lähc  ifl 
in  ber  SBefer  ba«  hanteler  2och,  eine  ehemal«  mehr  al« 
jefct  für  bie  Schiffahrt  gefährliche  Stelle.    8i«  1806  war 
.£>.  eine  nicht  unbebeutenbe  gefhing;  in  bem  genannten  3ohre 
nahmen  aber  bie  granjofen  bie  Stabt  in  83efig  unb  jerftörten 
nachher  bie  gefrungäwerfe  gänzlich.        fod  im  8.  3ahrb. 
von  einem  ©rafen  von  Ungern  erbaut  worben  fein.  An= 
fang«  geborte  e«  bem  Abte  von  gulba  unb  1259  fam  e« 
burch  Äauf  an  ben  SSifcbof  von  üßinben.  €«  entftanb  ie- 
bo<h  eine  heftige  gebbe,  welche  enblich  &  on  S3raunfchweig 
brachte.  Au«  bemfelben  3obrhunbert  tfl  bie  merfwürbige 
Sage  vom  bameler  Rattenfänger.    @«  foll  nämlich 
ein  Rattenfänger  ben  £amelcrn  gegen  einen  gewiffen  Sohn 
verfvrochen  haben,  fte  von  allen  Watten  ju  befreien.  Am 
26.  Aug.  1284  »fiff  er  nun  eine  SBeife,  bavon  alle  £\Y.; 
ten  jufammenliefen  unb  ihm  folgten.    Ot  führte  fte  aUt* 
fammt  in  bie  SBefer,  f  ehrte  jurüct  unb  foberte  feinen  fcolm. 
Den  verweigerten  ihm  bie  äöürger,  unb  um  ffch  ju  rächen, 
fam  nun  am  näcbflen  Sonntag,  inbeß  tie  SJürgcr  unb  t^re 
grauen  in  ber  .Kirche  waren,  ber  Pfeifer  unb  blie«  etne  an- 
bete SBeife.   Sogleich  famcu  alle  Jtinber  auS  ben  Käufern 
unb  liefen  ihm  nach,  it»tc  x^orljer  bie  Statten.  Cr  aber  ging 
mit  ihnen  bem  nahegelegenen  Äuppelberg  ju,  ber  teuu 
fich  Anf  unb  ber  Pfeifer  fammt  ben  Jtinbern  fpa)irte  hin- 
ein.  AI«  ftch  ber  S3erg  wieber  fchloß,  blieb  nur  ein  emjt-. 
ge«  Äinb,  ba«  ftch  »erfpätet  hotte,  braußen  unb  enrjäblte 
ben  ^>amelern,  wv  ihre  Äinber  hingefommen  wären.  D>cr 
Stattenfänger  aber,  heißt  e«,  fam  mit  ben  £inbem  in  Sit- 
benbürgen  nun  Sjorfcbein  unb  bilbete  eine  Kolonie.  £)en 
hiftorifchen  ©runb  ber  Sage  hat  man  nicht  erfunben  fv:-. 
nen,  aber  gewiß  iff,  baß  fich  Deutfcbe  in  Siebenbürgert  on= 
geftebelt  haoen.   (S.  Siebenbürgen.) 

^ammerretfrke  ftnb  SBerf flotten,  auf  benen  unter  <Sm. 
wirfung  be«  geuer«  von  großen,  burch  ein  5Saffermüblen= 
roert  in  Bewegung  gefegten  .öämmcrtt  (Sifen,  Stahl,  SUxpftx 
ober  «Keffing  bearbeitet  wirb,  bemgemäf  man  gtfen«, 


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Hämorrhoiden 


9tt 


Hamster 


6tabl«,  Aupfer»  unb  SRefftngbammerwerr'e  unter« 
fanibet,  Se  nacbbem  baS  WetaU  ju  Stangen  unb  Stäben 
c::r  ,li  platten  unb  Siethen  »erarbeitet  wirb,  unterfcheibet 
man  3atn>  ober  Stabbämmer  unb  ©lecbbämmer. 
5bc  baS  9Reta0.  unter  bie  .Jammer  fommt,  wirb  eS  burcb 
(Blühen  gefcbmeibig  gemacht.  £)ic3  gefcbieht  auf  einem 
$erbe,  in  teilen  3läbc  ju  Orrjeugung  eines  ^eftiatn  5$\§u 
grabet  ©ebläfe  angebracht  ftnb.  Die  Lämmer  felbft  finb 
oftmals  gegen  100  ßrr.  ferner. 

fjänwrrljoiönt,  ^ämorrfcoibalfranf beif,  golbene 
..rcr,  ©olbaber,  ein  iebt  fein-  verbreitetet  Übel,  welches 
auf  einer  franfbaften  Anhäufung  »on  jßlut  im  Unterleibe 
mit  Stocfung  unb  Jlnbrang  beffclben  nad)  ten  ©efägcn  bcS 
rcjfibarmS  beruht,  gewöhnlich  aber  auch  mit  einer  fehler« 
taftm  SRifcbung  ber  ganzen  SBlutmaffe  »erbimben  ift.  25icfe 
.fcrcmfttcit  gelangt  nid)t  immer  ju  ihrer  »ollftänbigcn  2luös 
biltung,  fonbern  verharrt  oft  auf  einer  gewiffen  (Jntirtcfes 
lungSffufe,  bie  fieb  burer;  febr  mannicbfaltige  Erfcbeinuitgen 
fLin&gibt,  welche  man  mit  ber  Benennung:  .£>ämorrboi> 
talbefdjwerben  ober  ^pämorrboibaljufätlc  &u  bc» 
jcicbtitn  pflegt,  Dergleichen  ftnb:  Schwere  unb  Schmer} 
n  tet  fjeneen--  unb  Areujgegenb,  ein  ©cfubl  von  SJollfein, 
Sawere  unb  Spannung  im  Unterleibc,  Störungen  ber  rc» 
:3<!migtgm  Seibcäöffnung,  inbem  balb  Durchfall,  balb  unb 
jrear  beiwcitcm  öfter  SSerflopfung  Patt  bat,  mit  Schneiten 
im  2eibe,  Stubljwang,  ©efubl  »on  ©rennen  im  SOTafibarm, 
ivn  3eit  ju  3eit  eintretenben  Jtopffcbmerjen,  fliegenber  .v>it»c 
nad)  btm  ©efiebt,  Scbreinbel,  £)brenfau|en  u.  f.  w.  Diefe 
Suüüe  nehmen  an3abl  unb  4?eftigfcit  ui,  wecbfeln  ju  »er> 
f^iebentn  Seiten  miteinanber  ab,  »crfchltmmcrn  fieb  nament» 
lieb,  bei  «nfcaltcnbem  Sifcen,  nad)  reichlichen  unb  erbitjenben 
&\i&ljetten,  nad)  lange  anbaltenber  SSerfiopftmg  unb  ntebers 
cuitftnbcn  ©cmüthSbemegungen ,  fönnen  fid)  aber  noch  bei 
einer  angemeffen  »eränberten  Cebensweife  unb  unter  jroeef» 
migiget  ärjtlicber  Jöchanblung  verlieren.  ©efebiebt  biet  je* 
teeb  md)t,  fo  jeigen  ftcb  balb  an  ber  äugern  £ffm»»g  be§ 
sKjjt>amiS  ober  aud)  an  ber  innern  ©berfläd)c  beffclben  "Än* 
^ wellungen  ber  JBlutabern,  bie  fogenannteu  ^>ämorrboi> 
tatfnoten,  SWaflf  6rner  ober  3" Jen,  roeldbe  ein  bläu* 
licbeS,  febroärjlidjeS  ober  rötblicbeS  2lnfebcu  haben,  jumeilcn 
-m'cbmellen  unb  oft  beträchtliche  Schmerlen  »erurfacben,  aud) 
rcol  gar  fieb  entjünben  unb  »ereitern.  Diefen  äuftanb  be» 
"!:iet  man  als  blinbe  $ämorrboiben.  Sie  »er> 
nuntrn  fid)  ebenfalls  periobifd),  mcifl  mit  Erleichterung 

etil)  >  unb  geibfebmerjen  unb  beS  ©efüblS  von  Sd)were 
W  Unterleibe.  83erharrt  bie  -Äranfbeit  nicht  bei  btefem 
Stabe,  fo  (teilt  ft'cb  eine  roibernatürlid;  »crmehrte  Äbfonbc* 
njng  »on  ©d)leim  au3  bem  9Ra|ibarme  unb  am  Alfter  ein 

■  eimbämorrboiben),  ober  mit  hemerfbarer  @r> 
leicbterung  ber  allgemeinern  JBefcfanjerbcn  ein  mehr  ober 
weniger  reid;licher  6rgufj  »on  roirflichem  Slute  auS  ben 

ofäjjen  bcS  «WajlbarmS  (©olbaberblutf lug).  Sei» 
krlei  3u(l»inbe  begreift  man  unter  bem  gemeinfchaftlicben 
^Jmen:  fliegenbe  £ämorrhotben,  ©olbaberflug. 
Sinb  bie  blutigen  #ämorrboiben  einmal  in  ©ang  getom« 
mm,  fo  pflegen  |te  meift  ju  geroiffen  3eiten  roieberjus 
\ j^ren  (n>ie  bei  bem  weiblichen  ©efd)lccbt  ber  tKonatös 
fiug)  nnb  »erben  bem  Äörper  balb  ju  einem  JBebürfnifle, 


fobaß  eine  Störung  ober  gänzliche  Untcrbrucfung  berfelben 
burd)  ßvfältung  ber  $üge,  falteS  23aben,  ©emüthSberoegun* 
gen  u.  f.  ro.  oft  bie  nachtheiligfien  Solgen  nad)  fid)  jieht. 
»ei  ältem  iDcannern  unb  foId)en,  beren  Urinroerfjeuge  ge* 
fchwäd)t  ftnb,  wirb  {uroetlen  nicht  ber  9J?afltarm,  fonbern 
bie  Urinblafe  ber  ^>au»tfi^  ber  Jtranfheit,  bie  ^mn  58 la? 
f en b am orr boiten  genannt  wirb.  Unter  folepti.  Umftän* 
ben  wirb  bann  bie  Entleerung  beS  UrinS  febroierig  unb 
febmer jbcift ,  e3  fteOt  ftcb  Abgang  »on  Schleim  unb  Jßlut 
au5  ber  ißlafe  unb  ^)arnröbre  ein —  3 u fälle,  bie  WO  mig- 
lieb  noch  befchroerlicher  unb  peinlicher  ftnb,  als  bie  »u»or 
genannten.  Sorberrfcbenbe  Anlage  jur  ^)ämorrboibaifranf= 
heit  finbet  fid)  beiroeitem  ha uftejer  bei  bem  männlichen  a($ 
bei  bem  weiblichen  ©efcblecbt  unb  tfl  nicht  feiten  ererbt,  6fs 
ter  inbefj  erworben,  "pflegt  fid)  bie  Jtranfhett  gleich  erfl 
im  mittlem  £ebenSalter  ju  entwicfeln,  fo  wirb  ber  ©runb 
ju  ihr  boch  oft  frhon  in  ber  3ugenb  gelegt  burd)  Serweid)' 
lichung  mannichf acher  3rt,  burd;  eine  aUju  reiche,  ju  ftarf 
nährenbe  unb  erbttjenbe  Jtofl,  ju  fpärlicheS  Srinfcn  »ort 
SBaffer  ober  im  ©egentheil  burd)  aUju  häufigen  ©enug  er: 
hi^enber  ©etränfe,  fo  namentlich  fchwerer  ^othweine,  flar* 
f er  93tere,  aud)  ber  warmen  erfchlaffenben  ©etränle,  wie 
beS  £affee$,  ber  ganj  befonber$  als  eine  ber  gewobnlicbfrcTt 
Urfad)en  ber  fo  allgemein  »erbreiteten  ^)ämorrhoibalbefchwers 
ben  erwähnt  werben  mujj,  beS  SheeS,  burd)  fibenbe  £c= 
benSweife  ober  auch  fortwäbrenbeS  Stehen,  wie  bieS  manche 
©ewerbe  erfobern,  burd)  ben  SRiSbraud)  »on  Jttyfh'ren,  er* 
hil.jcnten  (braftifrfien)  21bfubrungömittcln,  beigen  gugbäbern, 
3tterlaj|en  am  j?uge,  überhaupt  aber  burd)  2(UeS,  waS  be« 
fonberS  ben  untern  Xbetl  beS  darmfanalS  fd)wächt.  Sßirb 
bie  .£)ämorrboibalfranfbeit  nid)t  faifrf?  hehanbelt,  namentlich 
in  ihren  »erfebiebenen  EntwicfelungSftufen  gewaltfam  gefrört, 
fo  nimmt  fie  nur  feiten  eine  gefährliche  SBenbung.  21m 
meiden  ifi  iMöfjlicbe  Untcrbrucfung  ber  fliegenben  ^»ämorrhoü 
ben  burd>  Grrfältung  ju  fürchten,  in  welchem  Salle  bie 
Jtranfheit  juweilen  burd)  SMutfchlagflug  tibtlich  enbet.  Eine 
angemeffen  eingerichtete  SebenSwetfe  trägt  am  meiflen  jur 
SRtnberung  ber  ^)ämorrhoibalbefd;werben  bei. 

fjcimctcr  (ber)  i|l  eine  ©attung  ber  SWacjetbtcre,  bie  |id) 
burd)  jwei'lange,  fcharf  jugefpi^te  Sorberjähne,  Langel  ber 
lief ;ähie  unb  breite  iBacfenjäbnc  anzeichnen.  Sic  untern  $Bors 
b ermahne  ber  ^>am|ler  ftnb  meife [förmig,  unb  JBacfenjähne 
haben  fie  unten  unb  oben  auf  jeber  Seite  nur  ^wei.  Sie  ha= 
ben  einen  tiefen  .Kopf  mit  furjer  Schnauze,  eine  gefpaltene 


Oberlippe,  abgerunbete  phren,  Reine  fd)warje  Äugen  unb 
in  ben  S3acfen  eigne  Säcfe  ober  IBadentafchen,  in  welche 
fie  ©etreibeförner  fammeln,  um  btefelben  nad)  ihrem  JBau 
ju  bringen.   Tin  ben  3eben  flehen  lange  Scägel,  mit  benen 


ioogle 


Hanau 


Bland 


fic  fiel?  gefcfjicft  in  bie  Crbe  einzugraben  uerfteben.  Sftr  Seil 
ift  von  oerfebiebener  gärbung,  gewöhnlich  aber  oben  rotI>* 
braun  unb  unten  fcpmam  bie  »eine  finb  weißlieb  unb  an 
bet  (Seite  natb  bem  ipalfc  bin  freien  brei  voeißiiche  glecfen. 
Der  @d}roonj  i|t  furj  unb  faß  ganj  unbehaart.  SRan 
finbet  ben  4?amfter,  ber  oft  Aber  1  g.  lang  whb,  beinahe 
in  allen  ©egenben  Deutftf,lanbj,  foroic  auch  im  fübt.  9?uß? 
(anb  unb  Sibirien,  ©eine  aöobnung  legt  er  fi'cf>  in  ber  <5rbe 
b— 10  g.  tief  unter  ber  jDberfldä)e  an.  Diefelbe  bat  verfebi«« 
bene  Abteilungen,  eine  jum  gewöhnlichen  Aufenthalt,  eine 
jwette  für  ben  Unratb  unb  mehre  anbere  ju  Borratböfammern. 
3n  biefer  Sßobnung  (ebt  er,  auf  er  währe  nb  ber  ^aarunaS« 
Mit,  ganj  allein,  ßroei  Ausgänge  führen  inS  greif,  n>o  er  feine 
Mabrung  fuebt,  bie  auä  HBurjeln,  Kräutern  unb  felbfrücb» 
ttn  beftebt  Thid)  fleinerer  SEbierc  foQ  er  fich  bemächtigen. 
3m  ^erbft  wirb  er  ben  ©etreibefetbern  febr  nach,  theilig,  benn 
in  fernen  ©acfentafifeen  trägt  er  große  SPIaffen  ber  bellen 
Aorner  in  feine  BorratbSfammern.  3ebe  feiner  ffiaefenta« 
(eben  fann  gegen  brei  £otb  faffen  unb  oft  hat  fie  baS  Äbter  fo 
oollgepfropft,  baß  ee»  (ich  nur  mit  Sflübe  fortbewegen  fann. 
JBäbrenb  ber  ftrengen  SBtntermonate  verftopft  ber  #amfter 
feine  SBobnung  unb  verfallt  in  SBinterfcblaf.  3n  ben  ©e» 
genben,  wo  biefe  Spiere  fid? ,  wie  j.  S3.  in  Thüringen,  febr 
häufig  ftnben,  oerfolgt  man  birfelben.  JBefonberS  fudicn  bie 
armen  Stute  im  SBinter  bie  Sebaufungen  bet  $amfter  auf 
unb  graben  bie  BorratbSfammern,  in  benen  fieft  ju  weilen 
gegen  1  <5tt.  JWrner  finben,  auf.  Der  |)elj  bee»  •pamfter* 
jtebt  nidjt  hoch  im  «Berthe.  JBeim  einfangen  ber  äamfier 
muß  man  auf  feinet  -öut  fein,  benn  fie  ftnb  ungemein 
boSbaft  unb  rönnen  mit  ibjrem  fa>arfen  ©ebiß  gefährliche 
Sßunben  beibringen. 

fjanau  tft  gegenwärtig  eine  $rovinj  bee}  Äurfürffen» 
thumS  Reffen  (f.  b.)  unb  war  ebebem  eine  felbftinbige 
©raffchaft,  w eiche  nach  bem  2Cu6fterben  be$  2Rann8ftamme« 
ber  Äeichsgrafen  tvn  £.  an  Reffen  Farn  unb  1803  junt 
gürftentbum  erhoben  würbe,  ytaebbem  bie  granjofen  baS 
Jturfürftentbum  Reffen  in  Beft&  genommen,  tarn  1809 
größtenteils  jum  ©roßbtrjogtbum  granffurt,  bis  cS  1813 
an  £effen:Jf  affel  jurücf gegeben  wurbt.  Die  £auptfiabt 
mit  faft  14,000  <£inm.,  liegt  an  ber  Jtinjig  unb  tft  mit 
bem  Sflain  burch  einen  Jtanal  in  Berbinbung  gefegt.  ©ie 
beftebt  auS  ber  altertümlichen  2C(tflabt  unb  au  6  ber  fchön 
gebauten  SReuftabt,  bat  jab [reiche  gabrifen  unb  fjanbel  mit 
#oljwaaren,  ©emüfe,  Obft  unb  SBetn.  Unmittelbar  bei 
ber  ©tabt  liegt  ein  furfürftl.  ©dbtoß  unb  in  ber  Stöbe  ffob 
bie  furfürftl.  ©ebtöffer  ju  Slumpenbeim  unb  ju  «PbilippSrub. 
Der  Jöabeort  SBilbelmSbab  bat  gleichfalls  ein  ©ebloß  unb 
mancherlei  Anlagen,  unb  fleht  mit  £.  burch  eine  $Cun|rfhaße 
in  Berbinbung.  —  85et  Jg>.  würbe  t>on  Napoleon  am  30. 
Cct.  1813  bie  lefcte  ®<btatt>t  in  Deutfcblanb  gefebtagen. 
Napoleon  eilte  mit  feinem  flüchtigen  $eere  nach  ber  ©cblacbt 
bei  8eipjig  granf reich  )u  unb  bereit*  am  8.  jDct.  war  Saiern 
ber  beut|cpen  ©acbe  beigetreten.  Der  bair.  ©eneral  SBrebe, 
unterftüftt  »on  Öftr.,  wurtemberg.  unb  raff.  Gruppen,  warf 
fid>  ben  granjofen  bei  entgegen,  um  it)n  auftubalten. 
Bon  beiben  Seiten  würbe  mit  großer  Säpferfeit  gefAmpft, 
unb  obgleich  fich  Napoleon  SJabn  bracb,  fo  hatte  er  hoch 
einen  «erluff  oon  15,000  9».  an  Berwunbeten  unb  SEobten 
unb  10,000  2R.  an  ©efangenen,  wdbrenb  bie  »erbunbeten 


nirt  9000  $t  einbüßten.  Die  ©tabt  würbe  anfangs 
von  ben  Baiem  befegt,  nachher  oon  ben  ^anjofen  gcnom> 
men  unb  »ule^t  wieber  oon  ben  Berbünbeten  im  ©türm  er* 
obert,  wobei  ©eneral  SBrebe  felbfl  ftbwtr  »erwunbet  würbe. 

^anb  (bte)  tft  ein  bem  ÜRenfdbtn  eigentümliches  höd>ft 
funftooQei  DTgan,  burch  welcbed  berfelbe  bie  meinen  feinet 
SEbaten  perriebtet,  weil  ti  fl5eweglia)feit,  ©efcbicflicbfeit  unb 
Jtraft  in  fier)  vereinigt.  Bon  ben  jwei  |)dnben  bei  SRerrfcben 
tft  gew6bnlicb  bie  rechte  £anb  bie  fraftooUfle  unb  gefebirf; 
tefte,  welches  wol  niebt  Wo*  eine  golge  ber  gr6fem  ubnng 
iß,  fonbern  ftbon  burch  SRaturantagen  begrün  bet  fein  mag, 
ba  wir  ben  oorjug^roeifen  ©ebrauep  ber  reebten  Aanb  bei 
allen  Bölfern  alter  unb  neuer  3<it  ftnben.  Jtein  Shier  r)at 
^>änbe  unb  nur  oon  bem  Äffen  pflegt  man  }u  fagen,  baß 
er  oier  Sfrhnbc  befi^e,  weil  feine  jum  Alertem  eingerichteten 
Jufe  &r>nttcf>  wie  Ad'nbe  finb;  bodb  ftnb  fie  weit  entfernt 
»on  ber  ©ef^icflicbreit  ber  menfct)licr)en  ^anb.    SBJeil  ber 
SJfenfcb  feine  meiften  SEbaten  mit  ber  #anb  ctrriebtet,  fo 
bat  man  alles  £bun  befjetben  als  Jg>anbeln,  ^anblung 
bejeiajnet.   Die  £anb  tft  aber  überbieä  aueb  baä  ^auptor« 
gan  beS  Raffen«,  2mpacfett6  unb  beS  Saftend  ober  Sühlen?. 
3n  ben  gingerfpi^en  bat  ber  SRenfdj  ba3  feinfte  ©efubl. 
Die  Jpanb  ift  au*  27  Änocben  jufammengefe^t,  welcbe  burd) 
jablreicbe  SMnber  untereinanber  in  Berbinbung  fjeben  unb 
von  19  3Ru5fe(n  in  bie  »erfcbiebenjle  {Bewegung  gefegt  wer 
ben.   SRan  unterfcheibet  an  ber  $anb  bie  gewölbte  SRücfen: 
fldcbe,  ben  Aanbn'icfen  unb  bie  get)6r>lre  innere  SlAdje, 
bie  t> o t> f e  öanb.    Uberbie*  beftebt  bie  §anb  auä  brei 
wefentlidjen  »b«iltn:  ber  ^anbwur^el,  mittele»  beten  fit 
in  ben  Unterarm  eingelenft  ift,  ber  9Rtttelb«nb  ober  bem 
anbtellex  unb  ben  fünf  Singern,  unter  benen  ber 
aumen  ber  ftdrffte  unb  wichtigflc  ift,  weil  er  mit  jebem 
ber  oier  übrigen  ginger  in  mamuebfaebe  IBcrübrung  gebracht 
werben  fann,  auch  hauptfächlicb  bei  allem  gaffen  von  ©c 
genftanben  in  2fnwenbung  gebracht  wirb.    ÜBefentlic^  ttdgt 
tS  jur  ©efcbicflicbfeit  ber  ^»anb  bei,  baß  bie  gingerfpifcen 
auf  ber  innern  ©eite  ba5  fcinft#  ©efübl  b,aben,  weit  \>\tx 
bie  jarteffen  unb  jablrcichften  Steroenfpi^en  ausgeben,  unb 
babei  auf  ber  9?ücffeite  bureb  bie  9cägel  wie  oon  ©cbilbern 
gefcbüfejt  unb  befefttgt  werben,  fobaß  fte  trofe  ibrer  Cmpfint 
liebfeit  boeb  jum  fefieften  Änpacfen  ebenfo  getieft  finb,  ruic 
jur  jarteften  ^Berührung.   Durch  anbaltenbe  aUju  ftbwerc 
Arbeiten  mit  ber  ^>anb  gebt  jeboeb  baS  feine  ©efübl  berfel- 
be ü  allmdlig  verloren,  mbem  bie  Oberhaut  febwiclig  unb 
bomartig  wirb.   3m  3nnern  ber  Qcmb  bemerft  man  burd 
bie  Sage  ber  SKuSfeln  bebingte  manniebfaeb  verfebitbene  Cfr 
b^bungen  unb  gureben  ober  fcinien.    gaft  bei  jebem  einjc 
nen  SDlenfdjen  pflegen  biefe  eine  eigentümliche  Änorbnuu 
unb  ©eftalt  ju  haben,  unb  febon  im  jarteffen  AinbeSaltc 
ftnb  fie  in  ihrer,  fpdter  nur  mebr  bervortretenben  Söeife  vor 
banben.   9Jcan  hat  baber  im  Ältertbum  bie  Meinung  gi: 
hegt,  biefe  äußern  Werfmale  müßten  mit  ber  innern  (g 
gen)  JBefcbaffenbeit  beS  Menfcben,  ja  mit' feinem  ©cbtcffale 
tnffiejiehung  flehen,  unb  fo  hat  fleh  bie  abergtäubifebe  Ai::-  : 
be5  SBeiffagen*  auJ  bem  Änblicf  ber  ^)änbe  gebilbet.  f€ 
Ghiromantie.)   Zud)  für  ben  2frjt  tft  bie  j])anb  ein  »üb- 
riger ©egenftanb  ber  Seobacfjtung ,  inbem  fieb  it>rc  Jtempe 
ratur  unb  gdrbung  nacb  bem  ©efammtbefinben  beS  9ffcn 
jehen  rtdjtet.    2(uf  biefer  JBejiebung  berubt  aueb,  btc 


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Spielereien  (f.  ^Temperament)  bemi|U  Hanabme,  baß 
baS  SSempetament  bcS  2Rcnfd;en  ober  aucb  feint  augenblidf» 
lid)e  ©emütbSoerfaffung  aud  ber  ©cfcbaffenbeit  feiner  £anb, 
namentlich  auö  beren  Temperatur  fiep  ernennen  (äffe.  —  Die 
£anb  wirb  alS  baö  ßrgan  ber  ftbatigfeit  aurf;  ju  fpmbo» 
lijcben  ipanblungen  benufct,  wela)e  nur  jum  'ÄuSbrucf  gei» 
ftiger  5Uerl>ältni||e  bienen.  DiefeS  ift  fo  natürlich,  t  a ü  ber 
Genfer;  beim  Spred?en  fottwäbrenb,  je  itbijaftcr  aufgeregt 
er  iß,  befto  mebr  bie  £anb  auf  bie  mannid)fad/(ie  äBeife 
bewegt.  Die  ©eberbenfpraebe  (f.  ©eberbe)  beruht  großen« 
tbeilö  auf  ipanbbewegungen.  ©ewiffe  ©eberben  baben  eine 
allgemein  angenommene  feierliche  SBürbe  erlangt.  Solche  finb 
baS  .öanbauf  beben,  (jmporheben  ber  Spant  beim  Scpwure, 
bec  Jpanbfcplag  als  Seieben  ber  SBabrbaftigfeit  ber  ©efin* 
nung,  baS  Darreid)en  ber  ipanb  jum  Beieben  bec  SJer» 
föbmmg,  ber  apanbbruef  a(S  Rieben  berjlid)er  äuneigung, 
baS  ipänbe  falten  ald  'Äußerung  ber  grömmigfett,  baS 
auflegen  ber  ipanb  auf  bie&Jruft,  aß  JBctbeucrung,  bie 
Bereinigung  ber  ipänbe  jweier  ^erfonen  jutn  äeiepen 
unauftoSlicber  S3erbinbung.  SJcrträge,  SBetten  u.  bgl.  werben 
gefdjloffen,  inbem  man  ber  ©egenpart  bie  ipanb  gibt  unb 
ein  3euge  bie  ipänbe  burebfeblägt ,  al»  3cicben,  folobe  5Ber» 
einiaung  folle  nidjt  anberS,  benn  bureb  ©eroalt  gebrochen 
werben  fönnen.  Durch  £anbef  latfäjen  gibt  man  feinen 
23eifaü  $u  erfennen.  Die  ipanb,  ber  man  fid?  bemütbig 
unterwirrt,  fußt  man;  beim  Segnen  legt  ber  Segnenbe  bit 
ipanb  auf  ba§  ipaupt  beö  ©efegneten  (£anb  auflegen), 
baß  fo  bie  ipanb  ©otteS  über  ibm  ruhen,  b.  b.  ib'i  befdjüfcen 
möge.  3nbcm  man  bie  .£>anb  auf  einen  ©cgenftanb  legt, 
jeigt  man  femer  an,  baß  man  ibu  für  fein  ©igentbum  erflare 
u.  f.  n>.  DaS  .foanbgelöbniß  ijl  ein  mit  weniger  geier» 
lid)feit  abgelegter"  eib.  25er  Scbwörenbe  gibt  bem  Siebter 
bie  £anb  unb  fpridjt  ibm  babei  bie  Sßorte  nadj:  „So  wahr 
mit  ©Ott  belfe."  —  ipanb  gelb  empfängt  ber  Solbat,  ber 
fi4>  freiwillig  jum  ÄriegSbienft  anwerben  laßt.  Dura)  2ttu 
nabme  beS  ipanbgelbes  verpflichtet  er  fieb  jum  Eintritt  in  ben 
JTu-nft  —  ip  anbfefte  ift  ein  eigenljanbig  febriftlicb  auSge* 
Hellte*  SJcrfprecben,  womit  man  fieb  fatt  ipanbfcblagS  ocrpflid> 

tct.           3)obte  apanb  (m;uius  mortun)  ift  ein  rechtlicher 

Segriff,  einen  JBefujer,  ber  niemals  fterben  fann,  bejeia)s 
nenb,  wie  Jtircben  unb  Stiftungen.  (S.  2£mortt  firen.) 
©efammte  ipanb,  f.  gebnSwefen.  —  JBiele  ©egen» 
ftänbe  werben  burd)  XJorfefcung  beS  SBSorteS  ipanb  al*  folebe 
bejeiebnet,  bie  fieb  bequem,  mit  geiebtigfeit  benufcen  lafjen  (bie 
banblicb  finb,  fid?  leidjt  banbbaben  laffen,  jum  apanb: 
gebraud)  bienen),  j.  Sö.  apanbbud),  £>anbleti(on, 
anbmörfet  unb  tetfebiebene  anbere.  ÖBer  mit  feiner 
änbe  Arbeit  fieb  feinen  gebcngunterbalt  erwirbt,  ift  ein 
anbarbetter,  im  ©egenfa|  gegen  Die,  oon  benen  bie 
batigfeit  beS  Serfianbe*  (beS  Äopfed)  torjugSroeife  in  2ta= 
d>  genommen  wirb.  SÄan  unter febeibet  bie  äpanbarbeiter 
in  foldje,  welcbe  mebr  (unftreiebe,  eine  größere  Übung  unb 
gtrtigfeit  erfobentbe  Arbeiten  oerriebten,  bie  Jbanbwafer 
u.  ^»anbwerf),  unb  folebe,  bie  nur  itörperfraft  \u  ihrer 
Ärbeit  ebne  befonbere  ©efebief  liebfett  not  big  haben,  ^>anb: 
langer. —  SDa  fieb  ber  SRenfcb  beim  Schreiben  ber  4?anb 
uerjugäweifc  bebient  unb  bic  Schrift  oft  bie  apanb  vertre- 
ten muß  (um  etwad  ju  bewirten),  fo  nennt  man  bie  eigens 
tbümlicbe  Scbrift  eine*  SRenfcbtn  b^uffg  feine  ^anb  unb 


1  Handel 

fpricht  ton  outet  unb  fchlecfcter  Jbanb  für  gute  unb  fchlcchte 
Scbrift.  Sie  $anb  ift  baft  Seieben  ber  SRacbt  unb  fo  fagt 
man  4>anb  an  3emanb  legen  für  ihm  ©malt  antbun, 
CtwaS  ober  3emanb  in  feiner  ^»anb  j>abcn  für  in  fei- 
ner IDfadjt  haben  u.  bgl. 

jfjanftti  (ber)  ift  ein  ©ewerbe,  welches  auö  bem  Sin« 
unb  Sierfouf  Pon  ©egenftdnben  irgenb  welcher  £rt  (SSaa» 
ren)  ©ewinn  erflrebt.  Die  ftd?  mit  ibm  SSefaffenben 
werben  ^jänbler  ober  Xaufleute  genannt.  Der  $aa* 
bei  felbjl  wirb  bäuf>8  a[ö  {>anb(ung  bejeichnet  unb  mit 
bemfelben  -SB orte  benennt  man  wol  aun),  aber  ntept  richtig, 
ben  £>rt,  wo  äBaaren  feilgcbaltcn  werben,  ben&aben.  Sfiier 
ibm  angeboriae  Sachen  oerfauft,  ebne  foldjen  fterfauf  wie= 
fc erholt  alS  «rwerbSaueQe  ju  benutzen,  ift  ebenfo  wenig 
^>dnbler,  wie  Derjenige ,  welcher  bie  92atur>  ober  JtuDffs 
Iprobucte  terfauft,  bie  ffrgebniffe  feines  gleißeS  finb.  Der 
festere  liefert  allerbingS  bte  SESaaren  in  ben  4>anbel,  b.  b- 
ber  ^änbler  fauft  fie  ibm  ab,  um  fie  wieber  unb  jwar  w 
b6bern  greifen  ju  oerfaufen,  aber  man  unterfepeibet  tbn  als 
f)robucent  oon  bem  Jtaufmann.  Der  Sjanbd  bat  für 
bie  SRenfcben  junachj!  einen  hoppelten  9hifeen,  welchem  er 
feine  ßntftebung  »erbanft,  unb  um  beffenwiUen  man  bem 
^»dnbler  gern  ben  ©ewinn  gönnt,  welcper  ibm  ju  übeii  wirb, 
inbem  er  für  bie  äBaaren  mebr  fta)  bellen  läßt,  alS  er  felbft 
bejablt.  3unätblr  nämlich  maa)t  ber  Jbartbel  unter  ben  in 
einem  Staate  jufammenlebtnben  SKenfcben  eine  ©ewerbStbds 
tigfeit  möglicb,  burd)  welche  bte  ginjeincn  ju  einer  poQCoom 
menern  ©efritbigung  u)rer  Cebürfniffe,  iu  einem  bobtrn 
£93oblfianbe  unb  aQmdlig  ju  allen  ben  unfebäfebaren  Xior^ü: 
gen  gelangen,  welcbe  baS  geben  gebilbeter  S36lfer  vor  bem 
rohen  iücatur^uftanbe  ber  noch  ber  Sbjcrbctt  natjeftebenben 
SBölfer  auS)eto)nen.  3n  btefer  Sie^iebung  ift  ber  .feanbel 
in  ber  Sbat  bie  SJruttcr  aller  JBilbung.  So  lange  nämlich 
jeher  einzelne  SDtenfcr)  ober  böcbftenS  jebc  einzelne  gamitie 
für  ftd)  felbft  Nahrung,  Jtleibung  unb  waS  fonft  jum  Se< 
ben  erf Oberlid)  iß,  ftd)  bereiten  muß,  finbet  nicht  allein  eine 
S3efchränfung  auf  JBenufcung  ber  in  ber  ndd)ften  Umgebung 
fid)  barbietenben  9taturprobucte  ftatt,  fonbern  überbieS  wirb 
ber  SRenfd),  weil  er  att^u  tielfad)  thätig  fein  muß,  in  fei- 
ner Xrt  oon  aijätigfeit  eS  ju  einiger  fiiotlfommenbeit  ui 
bringen  »ermägen  unb  mit  ben  meinen  feiner  JBebürfniffe 
bei  ber  emfachbeit  ber  9catürlid)fett  fteben  bleiben.  Söer 
baS  SBilb  felbft  jagen  muß,  mit  bem  et  ftd)  nähren  foll, 
bat  leine  Seit,  eS  fünft! ich  jujube reiten,  jumal  wenn  er 
auch  noä)  felbft  feine  Jtieiber  machen  unb  fein  &mb  befiel- 
Un  foU.  Der  erfte  Schritt  ju  SSerbefferung  beS  SuftanbeS 
ift ,  baß  bic  einzelnen  in  bie  Arbeit  fid?  rbetlen,  ein  Vnberer 
bic  Jtieiber  mad)t,  ein  Änbcrer  auf  bie  3aab  gebt,  ein  Xn> 
ber«  baS  gelb  beßeHt,  unb  baß  2tUe  oon  ihren  Srwerbntf: 
fen  ober  erjeugniffen  emanber  mtttbeilen;  3eber  wirb  eS 
bann  in  bem  erwerbjwetge,  auf  ben  et  alle  Äräfte  unb  gleiß 
oerwenbet,  fo  weit  bringen,  baß  er  mebr  gewinnt  M  er 
felbft  braucht,  unb  baß  er  baoon  bem  Knbem  ablaffen  fann 
gegen  fo(d)eS,  waS  wieber  btefer  ju  otel  unb  er  felbft  ju 
wenig  bat.  gebenbtgfeit  aber  fommt  in  biefen  SJerfebr  erft 
bann,  wenn  eS  fid)  2Renfd)en  jur  58efd?äftigung  machen, 
benfelben  ju  vermitteln,  Sebem  DaS  abzunehmen,  waS  er  ju 
oiel  pat  unb  ibm  bagegen  DaS  j umführen,  waS  ibm  fehlt. 


i 


Handel  %\ 

riefe  ftnb  bie  *S)5nbler.  -Der  J&anbel  gebt  aber  Mb  über 
bie  engen  ©renjen  hinaus,  innerhalb  welcher  ba«  Siolf  lebt, 
benn  et  i ft  feinem  SBefen  nach  an  ba8  JBolfSintereffe  nicht 
aebunben.  SBie  bie  einzelnen  SRenfcien  nicht  im  ©tanbe 
ftnb,  alle  ihre  fBebürfnijfe  juglcich  angenehm  unb  reichlich 
ju  beliebigen,  fo  auch  ntdjt  bte  einzelnen  SBölfer,  wenn  mit 
ber  juneljmenben  JBilbung  unb  SBohlhabenbeit  auch  bie  JBe* 
büifniffe  ftch  geweigert  haben.  JDer  $anbel  bringt  tum,  unb 
bieä  ift  fein  jweiter  SJortheil,  bie  JBölfer  bec  gan&en  erbe 
miteinanbet  in  »erbinbung  unb  alle«,  waö  bie  entlegenen 
©egenben  ©efteS  htnwrbringen,  führt  et  »um  ©enuß  für 
Denjenigen  herbei,  bet  begütert  genug  ift,  e$  u*  anjufdbaffen. 
Die  großen  Cntbecfungen  entlegener  eönber  ftnb  faß  fämmtttdb 
nut  tn  .^anbelsintereffen  gemalt  unb  benufct  worben,  wir 
»erbanfen  baher  bem  Aanbel  mittelbat  auch  bie  Huöbilbung 
bet  geogtaphtfehen  unb  naturoifjTenföäftlicbcn  Äennrniffe; 
fowie  t&  and)  ausgebreitete  gdnberftrecfen,  ganje  2ßeltt heile 
gibt,  rottete  ben  £anbel$verbinbungen  mit  ben  gehüteten 
gdnbern  CuropaS  unb  XftenS  ihre  eigne  Grhebung  au«  bem 
Buftanbe  tbierifeber  Siobeit  verbanfen.  JDie  JtJortbeile,  welche 
bet  #anbel  in  btefet  SEÖeifc  gebraut  hat,  ftnb  in  bet  £bat 
unberechenbar.  Um  abet  tu  berjenigen  SJlüte  ju  gelangen, 
w cldbe  et  gegenwartig  erlangt  bar  unb  bureb  bereu  Äuöbtl« 
bung  ihm  allein  feine  großartigen  Seifhingen  möglich  wur« 
ben,  mußten  tut  nach  eigentümliche  »eförberungSmittel 
beffelben  aushüben.  (Sin  foldjeä  ift  ba«  ©elb.  So  lange  bet 
Kaufmann  noch  SBaare  gegen  SBaare  nehmen  unb  geben  muß, 
fann  feine  £hätigfeit  nut  eine  febr  befchtdnfte  fein,  ber  6an» 
bei  i|l  Saufchhanbel  (83arattohanbet).  Urft  mit  bem 
(Selbe  (f.  b.)war  eine  SBaare  etfunben,  bie  3<ber  getn  für 
feine  feilgebotene  SBaare  nimmt,  »eil  et  weif?,  bat?  et  für  je« 
ncö  niemals  in  feinem  SÖefttj  mb  er  beute  eigen  thum  jeberjeit 
jebe  anbete  SBaare  ettangen  fann.  (Sin  jweittS  IBeförbe» 
rungSmittel  be«  £anbeß,  weichet  fich  frühzeitig  heran  &flc[;te, 
ifl  bet  ßrebit  (f.  b.),  bet  nicht  allein  bem  Jaufmann  bie 
«Wittel  in  bie  $anbe  gibt,  größere  ©efchäfte  tu  unternehmen, 
fonbetn  auch  ben  Äbfchluß  ber  ®efcbäfte  feibft  ungemein  er« 
leichtert  unb  tatureb  zugleich  eine  größere  SBoblfeilbeit  bet 
SBaaren  bewirft,  fobaß  et  gleich  vorteilhaft  jür  SJerfdufer 
unb  Ädufet  ifl  2fuf  bem  Grebit  beruht  bann  auch  bie  Crfin» 
bung  bet %n weifungen  unb  SBecftfel  (f.  b.),  welche  bem 
Jbanbel  eine  ganj  neue  vervollfommnete  ©eftalt  gegeben  hat. 
Durch  bie  SServoUfommnung  bet  ScbiffabrtSfunbe,  welche 
mit  bei  äunahme  unferer  aftronomtfeben,  phpfifaltfcben  unb 
mathematifeben  Jtenntniffe  £anb  in  £anb  gegangen  ift,  h«t 
ber  £anbel  an  Ausbreitung  gewonnen.  SBefentlicben  Xior* 
tr)eil  bat  berfclbe  abet  auch  au$  ber  äiervoUfommnung  beS 
gabrtrwefenä,  fowie  ber  JÖcförberungömitrel  für  SBaaren, 
burch  bie  ^erfiellung  von  «Strafen  unb  Jtandlen  unb  aus 
ber  öffentlichen  Sicherheit  in  ben  verfebiebenen  Sdnbem  ge» 
gen  orraf>enraub  unb  unoerfchulbete  UnglücfSfdUe  gewonnen. 
3n  lefcter  Sejiehung  h«ben  befpnber*  auch  bie  äjerficherungfi» 
anftalten  Slierbienpe,  welche  bie  bei  ihnen  na*  ihrem  2Bertb 
bureb  einjahlung  einer  gemiffen  Summe  »erficherte  SJaare 
garantiren,  inbem  fie  ieben  Schaben  erfe^en,  welcher  wdh* 
tenb  be6  äranSport*  ben  ©genthümer  unoerfchulbeterweife 
trifft.  Sie  SJortijeiic  be$  f)anbelS  ftnb,  auch  abgefehen  »on 
feiner  gßirf famfett,  tU  aUgemeine«  »ÜbungSmittel  fo  un» 
cnbli*  jahireid;  unb  groß,  bafj  wir  fte  eben  barum  fafl 
ganj  überfehen,  wie  wir  aueb  bie  Sßunber  ber  Statur  nicht 


4  Kandel 

mehr  erbtitfen,  well  fte  un«  $u  n«t)«  ß«S«n.  2>ei  Ärmfle 
Wann  fleibet  ftcb  bei  un*  in  auSldnbifche  Stoffe  («3aum« 
woQe)  unb  genießt  au$  anbern  iöeittbeilen  eingeführte  9Baa» 
ren  (Jlaffee,  JJabacf).  3«  «ine  ber  nüfclichften  unb  gewöhnlich 
ften  S»elfen,  bie  Äartoffeln,  ift  urfptunglith  auf  bem  ^>an» 
beWwege  bei  un*  eingeführt  roorben.  ©er  -öanbel  ift  bet  föt» 
weift,  baß  in  SBabrheit  ber  Wenfch  ber  htxx  bet  (gtbe  iß. 

Sa  butch  bie  SReere  bie  entlegenften  Sdnber  miteinanbet 
fn  SSerbtnbung  gefegt  ftnb,  fo  ftnb  bie  Seeftdbte  bieten  igen 
fyUtyt,  in  benen  im  ungemeinen  bet  ^>anbel  am  blübenb» 
ften  ift.  3m  3nnern  ber  gdnber  jieht  er  ficb  namentlich  an 
f ol che  t'xtt  hin,  wdebe  eine  günfh'ge  Sage,  entweber  ^um 
IBerfauf  ober  jum  XranSport  ber  SBaaren,  haben.  @tabti 
an  fchtffbaren  glüffen  ieidmm  ftch  in  biefer  »ejiehung  au§. 
Privilegien  unb  Freiheiten,  einzelnen  Stdbten  »orjugSwetfe  et» 
theiit ,  hohen  nach  tiefen ,  befonberS  in  frühem  Reiten,,  ben 
^anbel  hingezogen,  jemals,  a(S  bie  Schiffahrt  noch  tbeild 
wegen  SRangelhaftigfeit  ber  SchiffahrtSfunbe,  theilS  wegen 
Un(i*evheit  bet  3Reere  burch  Seeräuber,  thetlS  enblich  we* 
gen  mangelhafter  geogravhifcher  Jtenntntffer  fich  fafl  nut 
auf  iCüftenfahrt  befchranfte,  mußten  bie  SIBaaren  metft  ja 
Sanbe  »on  einem  Söolfe  jum  anbern  ttanSportirt  werben, 
unb  ba  auch  bie  gdnbee  feine  ftchetn  Strafen  bar  boten,  fo 
(chtoffen  ftch  metft  größere  ©efeUfchaffen  von  .Raufleuten  mit 
ihren  SBaaren  einanber  an  unb  machten  ihre  Steifen  in  ©e» 
meinfehaft,  gewöhnlich  noch  unter  militairifcher  S3ebecfung. 
Cin  folcher  £anbel8jug  würbe  eine  Äarauane  genannt, 
unb  biete  %xt  beS  Jg)anbelS  feibft  A  a  r  a  u  a  n  e  nh  a  n  t  e  I. 
Gr  ging  von  einer  großen  ^>anbe(e>flabt  iur  anbem  unb  bie 
Sichtungen,  welche  hierbei  oerfolgt  würben,  unb  theits  o«n 
ber  gegenfeitigen  £age  biefer  Orte,  theil«  von  ber  fcrtlicht 
feit  ber  ju  burchjiehenben  ©egenben  abhängig  waren ,  wur. 
ben^>anbe(Swege  genannt.  fßHt  biefem  Kamen  hat  man 
inten  auch  bie  Sichtungen  benannt,  welche  bie  im  Stefan» 
bei  bienenben  Schiffe  einschlagen  pflegen.  SReue  ^>anbelS* 
ftraßen  werben  fich  auSbilben,  wenn,  wie  ju  erwarten  )ui:, 
bie  Sifenbahnen  mit  Kampfwagen  in  (Suropa  eine  attßerc 
2(u$behnung  gewinnen  unb  baffelbe  wie  ein  Sfcfe  uberju- 
hen  werben. 

Da  jum  S3erreihen  be8  #anbel§,  befonber«  wenn  ber- 
felhe  in  ferne,  vielleicht  wenig  dufere  Sicherheit  barbie» 
tenbe  ©egenben  unb  auf  foftbare  SBaaren  gerichtet  ifl,  große 
©elbfummen  erf oberlich  ftnb,  fo  vereinigen  fich  f<hc  baufig 
mehre  vermögenbe  Aaufleute  ju  bemfelbcn  3wccfe.  Soid-e 
Vereine  hrifen  {»anbelSgefellfchaften  ober  panbelS» 
tompagnten.  2>ie  ©efeüfchaft  pflegt  Directoren  «nju» 
febeii,  benen  bie  Leitung  ihrer  Angelegenheiten  anvettraut 
wirb.  Die  Sortheile,  welche  burch  ben  gemeinfamen  £v.r, 
bet  envorhen  werben,  pflegen  nach  SRaßgabe  bet  gemachten 
äufebüffe  getheilt  ju  werben:  bie  Privilegien  u.  Sgl.,  welche 
bie  Qompagnie  genießt,  erftreefen  fich  nur  auf  tie  ©cfchäne, 
welche  in  aller  SRitgtieber  3ntereffe  vor  fich  gehen,  unb  für 
bie  Schulben  ber  ©efeüfchaft  haften  alle  SRitglieber  mit 
rem  gefammten  Jjermöaen.  Stille  ©efellicbafter  ffnb  foichc 
welche  ju  bem  ©efellfchafticapital  eine  beflimmte  Smmntc 
jufchießen,  unter  ber  IBebingung,  baf  ihnen  biefe«  ©t.: 
cbenfo  verinterefftrt  werbe,  wie  ben  wirflichen  SRitgtiebem 
ihr  jugeldjoffeneS  ©elb.  3nbem  (ich  biefe  ftillen  ©efellfcbaf: 
ter  bt*  Stecht«,  bei  ber  Seitung  ber  Angelegenheiten  ber  Q»m- 
pagnie  mitjufprechen,  begeben,  übernehmen  fie  auch  ntebt  bie 


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Handel 


Handel 


&rantTPorffl$fett  berfelben,  unb  fönnen  bei  öerlufren  \}bd)* 
fienS  baS  beigcfleuertc  Gapitat  cmbügen.  3u  ten  bebeutenb« 
fkn  Jgwnbel$gefeU|cbaften  gehörten  bie  verfcbiebenen  ojhnb. 
Comvagnien  (f.  £  ftinbien);  ober  auch  alle  bie  neuer; 
tingS  fo  häufig  geworbenen  Actiengefellfcbaften  (f.  Actie) 
jur  £>crfieilung  Don  Gifeti  bahnen,  Kanälen  u.  bgl.  finb  We* 
nigftend  in  gereifter  SBeu'ebung  gerbte  ju  rennen.  $>an-. 
beWgcfellfcbaft  rcirb  jeboeb  auch  bie  3nnung  ober  ber  Vitt» 
ein  «Der  Äauflkute  einer  ©tabt  genannt,  ber  ben  3weef  bat, 
für  alles  Dasjenige  ju  forgen,  waS  im  3ntereffe  beS  ge» 
lammten  ^antelSfianbeS  an  gemeinnüfcigen  Einrichtungen 
ober  Anhalten  (j.  JB.  SBörfe,  SBaarenbaufer  u.  bg(.)  unter, 
nommen  wirb.  (Snblicb  führen  benfelben  tarnen  auch  bie* 
jentgen  ©efellfdjaften,  welche  ben  ©cnujj  gewiffer  $ri»ilei 
gien  ober  SSerbinblicbfeiten  feilen,  von  benen  aber  jeber 
auf  eigne  Jbanb  fein  Öefcbäft  führt  unb  in  bereit  üat)l  jeber 
unter  geroiffen  35ebingungen  eintreten  fann. 

Da  mit  bem  ©ebeiben  beS  £anbel3  baS  SBobl  ber  Staa» 
ten  fo  eng  oerfnüöft  ift,  fo  baben  bie  Regierungen,  feitbem 
tiefetben  bie  (Sorge  für  baS  5Bobl  ber  Staatsbürger  in  ie> 
ber  JBejiebung  ju  wachen  (ich  angelegen  fein  laffen,  auch 
bem  ganbcl  eine  vorjüglicbe  Aufmerffamftit  gewibmet  3m 
Allgemeinen  ift  eS  gewiß,  baß  eS  einem  ganbe  vortbeilbaf« 
ta  £,  wenn  bie  Ausfuhr  beleihen  ßirfer  als  bie  einfuhr 
i'l,  benn  jene  fübrt  ©elb  ein,  biefe  auS,  ja  wenn  ein  allju 
fiispei  2Ri5t>erbaltniß  jwifeben  Cinfubr  unb  Ausfuhr  flatt» 
fmbet,  fo  muß  biefeS  notbwenbig  Verarmung  nur  ftolge  ha= 
ben.  Um  ben  Staat  in  ber  eben  angegebenen  Rücf  ficht  bc= 
unbeilen  ju  fönnen,  baben  bie  Regierungen  Ausfuhr  unb 
Ginfubr  in  ber  fogenannten  #anbelSbtlanj  miteinanber 
ccrglidben.   Diefe  Berechnung  fann  fietS  nur  fefjr  unfieber 
fein,  fo)on  barum,  weil  bie  Regierungen  nie  bie  ©infaufSs 
v reife  ber  SBaaren  in  Grrfabrung  bringen  fönnen,  unb  t.v 
ber  laffen  fich  aud)  alle  auf  fte  gejh'i&ten  Maßregeln  in  ib» 
«n  golgen  niebt  irreng  berechnen.   Die  drfabrung  bat  ba= 
gegen  im  Allgemeinen  ben  SJeweiS  geliefert,  baß  ber  Span-. 
bei  bei  völliger  #anbelSfreibeit  am  meifien  blüht  unb 
am  ebeften  eine  bem  allgemeinen  2Bobl  nu^itcr>e  Richtung 
nimmt.  DieS  liegt  infofern  auch  in  ber  Ratur  ber  Sache, 
a!S  fid)  Ausfuhr  unb  Ginfuhr,  @infauf  unb  Serfauf  von 
ftlbfi  reguliren,  benn  wo  eS  feine  2J?enf<bert  gibt,  welche 
Öelb  erwerben,  ba  gibt  eS  auch  feine  Aäufer,  unb  nach, 
bem  (frwerb  rietet  fich  überhaupt  im  Allgemeinen  ber  83rr= 
trautb.   ©ewiß  ift  eS,  baß  bie  &efcbrünfung  ber  4?anbelS: 
fuibeit  in  SBejug  auf  ginfuf;r  auslanbifdber  gabrifate,  wenig: 
Pens  auf  eine  gewiffe  3cit,  bem  Auffcbroung  ber  inlanbu 
Mm  ©ewerbe  böcblt  vorteilhaft  werben  fann.   3nbeß  (lei» 
gert  fldt>  bei  einem  tbatigert  SeJolfe  grabe  bureb  bie  Goncur* 
t^)  bie  3nbufhrie  am  meinen.    Die  Staaten  baben  nun 
jur  görberung  beS  ^anbelS  unb  jur  Aufbebung  biSber  ftatt; 
gtfunbener  Hemmungen  untcreinanber  mancherlei  SJertrüge 
ätftbicfftn,  fogenannte  ^>a n bei S »er trage.    Um  ten  Jöc; 
türfntffen  beS  »olfeS  abjubelfen  ober  ber  Jöetriebfamfeit  befs 
M>en  einen  böbern  Äuffcbwung  tu  geben,  baben  bie  9te* 
gerungen  juweilen  ^)anbelSpramien,  b.  b-  Äelo^nuns 
8«  an  Diejenigen  ertbeilt,  welche  naebroeifen  fonnten,  baß 
W  gewiffe  Süaaren  in  größern  üuantitüten  entweber  einge» 
ftyrt  ober  ausgeführt  hatten.  £>ocb  b.it  firf)  biefeS  »erfahren 
im  Allgemeinen  nicht  als  jweefmaßig  erwiefen.  gorberlicb/  ja 
jum  ©ebeiben  bes  £anbelS  burcbauS  nothwenbig  ijr  eS,  baß 


her  Staat  ben$anbel  in  »ejug  auf  bie  eigentümlichen ,-Hn 
ihm  fjch  auSbilbenben  RechtSoerhültniffe  in  Schu^  unb  jDb> 
but  nimmt.  Die  für  ben  $anbei  fpecieli  geltenben  Rechts» 
grunbfäfee,  namentlich  auch  bie  bem  $anbel  gejlatteten  XJor» 
rechte,  fowie  bie  in  einem  Staate  geltenben  Qfinfibranfungen 
beffclben,  machen  in  ihrer ©efammtbeit  baS  ^anbelSrerfjt 
auS.  3uwei(en  nennt  man  fo  auch  ba6  einer  $erfon  er« 
thetlte  Recht,  $anbe(  ju  treiben.    Die  ben  $anbel  hetref* 
fenben  Rechtsangelegenheiten  erfobern,  befonberS  in  großen 
^»anbelSßaaten,  eine  fchleunige  Abmachung;  auch  fommt  es 
bei  benfelben  auf  Sachfenntniß  in  83e^ug  auf  bie  ^>anbe(<* 
uerbältniffe  oorjugSweife  an.    Aul  biefen  ©rünben  ftnb  in 
ben  meifien  großem  $anbe(Sfiäbten  eigne  i)anbelSgC' 
richte  eingefegt,  welche,  mit  ben  nötigen  SBoUmachten  »er« 
feben,  alle  auf  ben  i? anbei  bezüglichen  RechtSangelegenhei: 
ten      »erferjen  hoben.  Außer  3uriften  finb  auch  eine  gewiffe 
Anjabl  00 n  Aaufleuten  SBeifiher  biefeS  ©erichts.    Um  fer* 
ner  baS  3ntereffe  beS  Jg>anbelS  im  ©roßen  wahrjunehmen, 
belieben  in  einigen  Staaten  an  verfchiebenen  für  ben  $an* 
bei  wichtigen  &rten  Bereinigungen  oon  Äaufleuten  unter 
bem  9(amen  von  ^anbelSfammern,  ^»anbelScoile» 
gien  ober  (lommer^fammcrn.  Um  enblich  gewiffe,  un* 
ter  Umftänben  gefährliche  SBaaren  ju  beauffichtigen,  baß  auS 
ihnen  nicht  ein  üfcachtheU  für  baS  SJolf  envachfen  f6nne,  ift 
in  allen  gebildeten  Staaten  eine  eigne  jpanbclööolicei 
eingefegt.   Diefelbe  hat  xu  wachen,  baß  auS  ©egenben,  in 
benen  »eiiartiae,  anftecrenbe  i(ranfheiten  herrfchen,  feine 
SBaaren  eingeführt  werben,  baß  Schiffe,  bie  avi  folcben 
©egenben  fommen,  bie  gehörige  Auarantaine  holten,  baß 
mit  leicht  entjünblicben  unb  giftigen  SBaaren  uorftebtig  um* 
gegangen  werbe,  "baß  im  SSudibnnbel  verbotene  Schriften 
nicht  inS  publicum  gebracht  werben  unb  bergteieben.  —  3n 
aUen  RedjtSangelegenbetten,  welche  fich  auf  ben  Jbanbel  be- 
geben, wirb  ben  ^anblungSbüchern  ber  Äaufleute  ein 
befonbereS  3utrauen  gefebenft.  Um  bie  erfobertiche  Drbnung 
im  ©efchdft  ju  erhalten,  müffen  nämlich  verfchiebene  Jöücher 
(f.  Suchhalterei)  geführt  werben,  welche  fich  gegen feirig 
controliren  unb  in  benen  fowol  auS  biefem  ©runbe,  alS 
weil  fte  ununterbrochen  fortgeführt  werben,  Skrfilfcbungen 
nicht  wohl  vorfommen  fönnen.    iRan  legt  ihnen  baber  be» 
fonberS  bei  ©elbffreitigfeiten  unter  Jtauflcuten  einen  hoben 
©rab  von  SeweiSfraft  bei,  wie  folcbe  bie  Red>nungSbücher 
von  $rivat»erfonen  nicht  haben.    Die  ©efege  ber  »erfcbie> 
benen  Staaten  enthalten  jeboeb  in  biefer  Äejiehung  verfchie> 
bene  JBeftimmungen,  unb  vor  AUcm  iß  nöthig,  baß  fich 
folche  @ücbcr  in  ber  vodfommenften  IDrbnung  befmben. 

Der  tüchtige  Kaufmann  bebarf  *u  erfolgreicher  Betreib 
bung  feines  ©efchäftS  einer  nicht  unbebeutenben  9Renge  von 
Äenntniffen ,  welche  tbeilS  allgemeiner  Art  finb,  rbeilS  auf 
einjelne  ^anbelSgegenllänbe  fich  beziehen.  Die  ©efammt« 
heit  aQer  biefer  ^enntniffe  faßt  man  unter  bem  Ramen  ber 
4>anbelSwiffenfcbaft  ^ufammen.  S3ucbhaltung,  SSaa< 
renfunbe,  «Rermtuiß  ber  Wünjforten  unb  ihrer  (iurfe,  ber 
Staat jpapiere,  beS  SIBechfelrechtö ,  ber  Geographie,  ber  Re; 
chenfunft  u.  f.  w.  gehören  ju  biefer  S5Biffenfd;aft.  Da  bet 
gewöhnliche  ©ang,  in  bem  bie  $anblung  erlernt  werben 
muß,  ber  ift,  baß  ber  junge,  jum  ^anbelSflanbe  befh'mmte 
SERenfcb  bei  einem  Jtaufmann  als  l'ebrling  eintreten  unb 
fpjter  alS  (SommiS  in  irgenb  einem  ^»anbelShaufe  ferviren 
(bienen)  muß,  fo  hat  er  wenig  ©elegenheit    fich  anberS 


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Kandel 


Handel 


alS  practifcb  auSjubilben,  unb  eS  ifi  bem  3ufau*  überladen, 
welker  ©efcbäftSjweig  ftcb  ihm  auf  tiefe  SBeife  Borjüglich, 
jut  Grlemung  barbietet.  ÄuS  biefem  ©runbe  bat  man  in 
neuerer  Seit  in  oerfebiebenen  #anbel$(iäbten  eigne  $anbe(S* 
faulen  erriefuci ,  welcbe  bem  3ünglinge  ©elegenbeit  bie« 
ten,  fi cf>  umfafünber  unb  »oUftänbiger  auSjubilben.  £ier 
wirb  er  auch  angebalten,  bisher  oetfäumte  jöorfennrniffe  ftd> 
anzueignen.  Sie  iltefie  berartige  Anfialt  ifi  bie  1767  ju 
Hamburg  gelüftete  £anbelSafabemie.  ©oäter  würben  auch 
ju  gübeef,  Düffelborf,  $ari$,  »erlin,  SJtagbeburg,  Karls* 
ruhe,  Wutha,  fceiojig  unb  an  vielen  antern  Orten  beS  3m 
unb  AuSlanbeS  Jpanbetsfctmlen  erriebtet ,  welche,  wie  fic  oetJ 
btenen,  großen  JBeifaü"  erworben  unb  mtft  wenig  jur  ge* 
genwärtigen  ©tüte  beS  4)anbelS  beigetragen  baben. 

83on  bem  reellen  unb  foliben  tytnbel,  oon  bem  bis« 
tjer  gefproeben  würbe  unb  welcher  wirflieb  SBaaren  ein>  unb 
ausführt,  unterfebeibet  fich  ber  ©cbeinbanbel,  bei  bem 
nur  (Selb*  ober  ©elbeSwertb  aud  einer  f>anb  in  bte  anter e 
gebt,  ohne  baß  eine  bem  Söerfb  entfprecpenbe  SBaare  bafür 
eingetaufebt  wirb,  ©olcber  ©cbeinbanbel  beflebt  mcifl  in 
einem  bloßen  SBetten ,j.  A3,  auf  baS  Steigen  ober  gaüen 
oon  ©taat$»a»ieren ,  Actien  u.  bgL  Auch  an  wirtliche  @e* 
genfiänbe  febiießt  fieb  bet  ©ebeinhanbel  an,  fo  }.  JB.  im  17. 
unb  18.3abrb.  an  ben  JBlumenbanbel.  (®.  Jölume).  9licr)t 
weniger  unfolib  ift  ber  ©cbleicbbanbel,  welcher  im  beim* 
lieben  einführen  foUber  SBaaren  in  ein  8anb  beftebt,  beten 
einfuhr  entweber  gänjlicb  unterfagt,  ober  boeb  mit  einem 
hoben  3>oll  belegt  ift,  weil  aud  ber  Cntbecfung  folcber  €in* 
fuhr  aüemal  ein  unerfefebarer  ©rbate  für  Käufer  ober  Ber« 
fäufer  entftebt.  ©olcr>«t  £wnbel  ift  nberbie«  für  bte  ©itt« 
liebfeit  Derer,  welche  ibn  betreiben,  vorn  nacbtbeiligften  ein. 
flufi,  weil  er  ftetä  ein  Sietrug  gegen  ben  ©taat  unb  ein 
Überoortbeilen  feiner  SRitbürger  ift ,  welcbe  fid?  triebt  bem 
unehrenhaften  ©ewerbe  untergeben  mögen,  unb  weit  enblicb 
an  ben  ©renjen  bureb  ibn  eine  Art  oon  KriegSjuftanb  jwi« 
feben  ben  com  ©taat  angeorbneten  AufiicbtSperfonal  unb 
ben  ©cbleicbbänblern  erhalten  wirb,  ber  fa>on  oft  ju  ben 
entfebticbfien  SBerbrecben  SSeranlaffung  gegeben  bat.  fßon 
©eiten  ber  ©ittlicbteit  ju  oerbammen  ftnb  alle  Sweige  bei 
.§anbet$,  welcbe  ber  fWenfcbbeit  feinen  wabren  9tufeen 
bringen,  fonbern  gereieben  berfelben  jur  (Entwürbigung. 
Der  5} anbei  mit  unü't  fliehen  ©ebrrrten  unb  Silbern,  be> 
fonberS  aber  ber  ©f  laoenbanbel,  ftnb  folebe  in  rief* 
fter  fBebeutung  oeräcbtlicbe  £anbelSjweige.  —  Da  nun 
ber  SBerfauf  im  .Kleinen  unb  (finjelnen  fiele  Seit  foftet, 
welche  ber  ©nfäufer  großer  Staffen  nicht  abwarten  fann, 
fo  boten  fich  jwei  wefentlicb  oerfebiebene  .ftanbelSjweige 
auSgebilbet:  ber  ©roßbanbel  unb  ber  Jtleinbanbel. 
Der  ©roßbänbler  bejiebt  bie  SBaaren  aus  fernen  ©egen* 
ben,  auS  gabrifen  u.  bg(.  unb  oerfauft  fie  an  bie  Klein: 
bdnbler  ober  Jt ramer  auch  noch  in  anfebnlicben  »Partien 5 
biefe  entlieh  üerfaufen  fie  in  beliebig  großen  ^heilen  an 
Diejenigen,  welcbe  fie  MrbTaucben.  3n  melen  ©tdbten  (iebt 
nur  ben  Krämern  frei,  einen  offenen  SBerfaufSlaben  )u  bau 
ten,  unb  bie  Kramer  werben  hiernach  von  ben  Kaufleuten, 
ben  ©roßbdnblern,  unterfebieben.  —  3n  JBejug  auf  ba« 
»anb  ober  ben  ©taat,  in  welcbem  ber  Kaufmann  einbei« 
mtfcb  ifi,  unterfebeibet  man  ben  im  Snnern  beS  üanbe«  be* 
rriebenen  JBinnenbanbel  oon  bem  ^>anbel  in«  Xutlanb; 
femer  ben  ^>anbe(,  welcher  Saaten  einführt,  bie  im  £anbe 


felbff  »erbraucfjt  (confumirt  werben),  benGonfumtton«: 
hanbel  oon  bem  Sranfito»,  b.  b.  Durcbfubr^anbel,  ber 
Sparen  au§  einem  fremben  £anbe  bejiebt,  um  fie  wieber 
in  ein  anbereS  frembeS  8anb  ju  oerfaufen.  JBejtebt  Der^ 
nige,  welcber  bieSSaaren  brauet,  fie  unmittelbar  oon  Dem: 
jenigen,  ber  fie  Ijerjlellt,  fo  tft  ber  ^anbel  birect,  liegt  ba= 
gegen  ber  £anbel  in  ben  Ädnben  oon  30tittel«»erfonen,  fo 
finbet  3wifo>enbanbel  ftatt.  Der  leftte  ergibt  ft(b  »on 
felbjt  unter  £dnbern,  welcbe  ibrer  geograpbiftbtn  2oge  ober 
politifd^er  ajerhättnifTe  wegen  nicht  wol  in  birecter  5oanteb- 
oerbinbung  flehen  tonnen;  iß  aber  unv eilen  auch  ein  turch 
gefe^tiebe  {tanbelSbefcbrdnfunaen  fünftlirb  berbeigefubrter  3u- 
ftanb,  ber  wol  bem  Sanbe,  in  beffen  Äänben  ber  3n>if(bens 
banbet.  liegt,  feiten  aber  ben  ©egenben  SBortbeil  bringt, 
welchen  ein  birecter  -tumbel  verwehrt  ift.  Die  CJnglänber 
baben  Serfucbe  gemacht,  ftcb,  ganj  duropa  ju  Bwifcbem 
bäntlem  aufzubringen,  unb  ben  engl.  (Solomen  ifi  et  butcb 
©efefc  oerboten,  einen  birecten  Jgwnbel  mit  bem  Xullanbe 
w  treiben,  digentbümtiebe  Jlrten  be*  3wtfcbenbanbeu)  ftnb 
ber  Gommifftonelbanbel,  welcher  im  3(nfairf  unb  IBer; 
tauf  oon  ißaaren  in  Kuftrag  unb  auf  {Rechnung  eined  2fn- 
btrn  beliebt,  unb  ber  @»ebition$banbel,  weichet. ftembe 
SEBaaren  ba,  wo  eine  Umoacfuna  berfelben,  |.  JB.  ber  in 
©ebiffen  angefommenen  auf  graa)tfuhrwerf,  ncHbjg,  et  er 
irgenb  ein  anbere*  ©efcbdft  mit  benfefben  oor;unebmen  ift, 
ehe  biefetben  in  bie  ädnbe  be§  eigentlichen  Käufers  getan. 
gen  f innen,  aUe«  9i6tbige  in  Ausführung  bringt.  Sethe 
Unerwähnten  J£)anbelSarten  nehmen  an  etwaigen  »erluften 
ber  Käufer  ober  Certäufer  nicht  Sheil  unb  am  ©ewüm 
nur  infofern,  afS  fie  für  ihre  SRühwaltung  eine  aemiffe 
entfebäbigung  erhalten.  Vcti  oh  anbei  heißt  entlieh  ter 
jenige  Sd  an  bei,  ben  eine  Station  burch  ihre  eignen  Kauf, 
leute  im  ÄuSlanbe  betreibt,  entgegengefeit  bem  *Paffip= 
hanbel,  welcher  im  Sanbe  oon  fremben  Kaufleuten  bettle: 
ben  wirb. 

f}äniifl  (®eorg  griebr.)  war  einet  ber  auSgejetcbnetfien, 
talentooQfien  unb  fleißtgflen  Gomfponifien.  <5x  würbe  lt5S4 
w  SjalU  in  ©achfen  geboren  unb  jetgte  fchon  in  früher  3u 
genb  große  muftfalifebe  Xrjlagen,  obgleich  fem  erfier  ttotet: 
rieht  feineSwegS  auSgejeichnet  war.   @t  lief  fieb  alS  Knabe 
vox  bem  #erjoge  oon  ©achfen» ©eißenfelS  auf  ber  Dtgel 
boren  unb  btefer  bewog  nun  feinen  fßater,  einen  Ktjt,  ber 
ihn  jum  SiecbtSgelebrten  beflimmt  hatte,  ihn  ganj  ber  2Ru 
fit  |u  wibmen.   ©alt  war  er  feinem  £ebrer  in  ^ialle  ent 
roachfen  unb  naditem  er  noch  cirtiae  3eit  in  ^Berlin  Stuft! 
flu  bin  hatte,  begab  er  fich  erft  nach  ^>aQe  jurücf  unb  bann 
nach  f«"«*  JBaterS  JEobe  nach  Hamburg,  wo  er  Director 
beS  OrcheficrS  würbe  unb  faum  20  3<>hre  alt  feint  erften 
jDoer  jur  Aufführung  brachte.   Gr  erfparte  fich  ein  Beine* 
Capital  unb  benugte  eS  ju  einer  Steife  nach  Statten.  4?"T 
machte  er  ungemeines  Aufleben;  oerfebirbene  oon  ihm  com 
ponirre  SBerfe  fanben  ben  lauteften  »eifaH.  Cr  fehrte  na* 
Deutfchlanb  jurücf,  um  bie  ©teile  eine!  JtapcHmeifierS  te 
Kurfürften  oon  J^anooer  anjutreten.  AIS  er  1710  unb  1712 
Keifen  nach  @nglanb  unternahm,  fanb  er  aueb  hier  bie  ber« 
bientc  Anerfennung.     Cr  ließ  fich  bewegen,  ein  Sebeum 
auf  ben  grieben  oon  Utrecht  ju  compomren,  welcber  bem 
KurfüYften  oon  ^anooet  nachtheilig  gewefen  war.    Da  er 
bierbureb  bie  ©unfi  beffelben  oerfcherjt  hatte,  fo*  blieb  et  in 


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1 


(Jfoglattb  unb  bejog  eon  ber  Jl&mgtn  2£nna  einen  3abrge» 

!>)it  Don  200  f>f.  2>er  ehemalige  .Äurfürft  non  $anooet 
uurfcü  ab«  1714  aW  ©eotg  I.  Jtönig  ton  gnglanb.  9c 
cerjieb  grojjmütbig  bem  großen  Jtünftlec  unb  erbpbete  feinen 
©ebalt  fogar  auf  600  $f.  mit  bem  Auftrage,  ben  $rinjef» 
f!nncn  Unterricht  in  ber  SJtufif  411  erteilen.    83cm  3abr  ja 


3abr  flieg  £.'5  9?ubm  burcf)  bie  großartigen  Gfompofttionen, 
wclipe  er  befannt  machte,  befonbert  bureb  feine  £>pern.  83er» 
iltbenS  fuepten  SRebenbubler  ir>n  ju  »erbunfeln.    SWit  S3uo« 
nondni  trat      öffentlich  im  SBettfampf  auf.    ©ie  compo» 
Birten  jufammen  eine  JDpcr,  jeber  einen  Äct,  unb  Ja  gewann 
btn  ffrei5.   <5r  leitete  bie  fön.  'Äfabemie  ber  SRufif,  welche 
auf  bem  .jpapmarfet^heater  auSgejeicbnete  JDyern  möglicbft 
'oWommen  jur  Xuffübmng  brachte.    eine  ©freitigfeit  mit 
mm  Sanger,  roelcber  ber  giebling  beS  'PublicumS  mar 
unb  ben      entließ,  braute  biefen  auf  einige  3<it  um  bie 
Entliehe  Öunft    dx  mußte  enbltch  ba5  4j>apmarfet;2bea» 
ta  aufgeben,  welches  bie  Italiener  in  83efi(j  nahmen.  (Sine 
falge  »erfebiebener  JRranfungen  unb  unoerbienter  3urücf< 
jungen  jerrüttete  #/S  ©eifieS«  unb  körperhafte.  9cacb» 
er  fiep  aber  in  'Äadjen  bureb  ©ebraueb  ber  bortigen 
Sibtt  bergeftellt  hatte,  trat  er  mit  neuer  Äraft  unb  neuem 
tyütf  roieber  auf.  Gr  brachte  mehre  neue  jDpern  auf  bem 
tytattt  ju  Gooentgarben  jur  Aufführung.    (Snblitp  wen« 
Jett  er  jüh  aber  vomJLbwter  ganj  ab  unb  componirte  nun 
Ml  berühmten  Oratorien,  in  benen  er  allen  folgcnben  3eU 
ein  unübertreffliches  SRufier  bleiben  wirb,   ©ein  ,,9Ref» 
„©amfon"  unb  anbere  »erben  noch  jefct  als  bie 
errlicbjien  SRufifwerfe  jur  Huffübrung  gebracht  unb  ftnb 
irtS  oon  ber  gewaltigjicn  SBirfung  auf  bie  3u&örer.  JDb« 
3'«<b      1751  burcp  ben  febwarjen  ©taar  baS  ©efiept 
•"tot,  arbeitete  er  an  feinen  muftfalifchen  ©cböpfungen 
raftloS  fort  bis  furj  vor  feinem  Stöbe,  ber  1759 
''Telgte,    ©ein  Seicbnam  würbe  in  ber  2Beftminfierabtei 


ff  Handschrift 

ju  »onbon  brigefe&t  unb  ihm  bafelbft  ein  fcpöneS  Timh 
mal  errichtet, 

Ajflteckift,  im  iurrfHfdjm  ©inne,  nemrt  man  eine 
fcbriftlicb  auSgefUHre  Urhmbe,  in  welcher  fiep  ber  'ÄuffkUer 
ju  etwaft  betennt  ober  verpflichtet.  Da  baS  SBort  £anb. 
fdjrift  fheng  genommen  nur  bie  6<fcriftjiige  ober  ben  9la« 
tnenSjug  be3  ©cbreiberS  bejeiebnet,  fo  ift  oer  XuSbrucf  Ur= 
funbe,  Document  ober  tocbulboerfcbreibung  alS  bie 
gewöbntidjfte  Htt  tiefet  fcbriftlieben  Serftcperungen  richtiger 
unb  beutlicher.  (Sine  folche  Urfunbe  Vann  wn  bem  XudfreU 
ler  feibft  gefeprieben  ober  btoft  unter fch rieben  fein;  fje  ift 
in  beiben  Rallen  gleich  fcerbinblich.  iBeoor  inbep  ber  Thxtt 
fteHer  jur  £etftung  bed  {Berfprotpenen  gerichtlich  angehalten 
werben  (ann,  ift  et  notbwenbig,  baß  er  feine  Unterfcprift 
oor  ©eriebt  anerfennt  dt  wirb  ihm  }u  biefem  3wetfe  bie 
Urfunbe  in  einem  befonbert  baju  anberaumten  Sermine  jur 
Xnerfennung  ober  eiblicben  Zbteugnung  vorgelegt.  (©.  ©Ifi 
feffion. )  83om  Xugenblirfe  ber  Xnerfennung  an  ift  bie 
Urfunbe  ein  gtmeinfcbaftlicbeS  Beweismittel,  fobaß  auch  ber 
©egner  fie  ju  feinen  ©unften  gebrauchen  fann;  im  Tilge* 
meinen  aber  gilt  bie  Kegel,  baß  eine  Urfunbe  für  ben 
(Schreiber  berfelben  nieptä  beweifen  fann.  S3on  bem  ©eg> 
ner  im  ^roceffe  fann  man  auch  bie  £>erau$gabe  ((Sbition) 
einer  Urfunbe  oerlangen,  wenn  man  fein  Sntereffe  an  ihr 
beweifen  fann.  'Äuf  bie  Sefcpaffenbeit  ber  Urfunbe  fommt 
ed  an,  toai  für  eine  f)roceßart  bei  einftagung  ber  auJ  ihr 
entfpringenben  Serbtnblicbfeit  gewählt  werben  barf.  I?ie 
Formalitäten,  welche  bie  ©efe^e  bei  ietbfaffung  einer  Urfunbe 
tiorfchreiben,  wenn  burcp  fie  eine  fcbneQere  iVocebur  als 
gewöbnlicp  gerechtfertigt  werben  foQ,  ftnb  in  ben  einzelnen 
beurfepen  Sanbem  tcrfdjieben.  Sine  Urfunbe,  welche  ben 
(Jrecutioproceß  julaßt,  nennt  man  ein  «Joannen tum  piaren- 

ti^i«ium,  b.  t.  ein  folche5  Documenta  aus  weltpem  fofort 
2iUti  erhellt ,  wat  jur  jBegrünbung  ber  itlage  unb  jur  SSer > 
iirtpeilung  be»  jßeflagten  erfoberlich  ifi.  3u  ben  am  häufig« 
(ien  oorfommenben  Urfunben  in  prinatrechtlichcr  JBrjiebung 
gehören  bie  ©cpulbterfchreibung'en.  (©.  Darlehn.) 

9Behr  ber  urfprünglicpen  33cbeutung  bti  SSorteS  gemäß 
bejeitpnet  man  mit  apanbfdirift  ober  (lat.)  HÄanufcript 
(auep  (To ber,  9Rebrjab(  Sobicefi)  jebeä  größere  ober  ttei« 
iure  ©ebriftwerf,  wie  ti  von  ber  apanb  beS  erfien  ©eprei» 
berd  ober  eines  2tbfchreiberä  gefommen  ift  3«beä  gebruefte 
SBerf  muß  baber  einft  alS  ^tanbfeprift  ertjh'rt  hoben  unb  vor 
Grrftnbung  ber  JBuchbrucferfunft  erißirten  bie  Sucher  nur 
ali  f>anbfchriften,  Da  bie  fpäter  gefepebenen  SDrn<fe  bie« 
fer  ttütper  nach  jenen  $anbfcbriften  gemacht  ftnb,  ftcfj  bei 
btefer  ©elegenbeit  Drucffebler'  etngefchlichen  haben  f innen, 
enblicp  bie  alten  ^>onbfdjriften  beffelben  SBerf*  |e(bfi  ie  nach 
ber  ©orgfatt  unb  Silbuna  ber  äbfrprciber  mehr  ober  weni* 
ger  voneinanber  abjuweiepen  pflegen,  fo  muffen  forgfdltige 
^eraudgeber  älterer  ©chriftftcüer  fietä  auf  bie  #anbfcbriften 
jurüefgehen  unb  auS  ber  Sergleicpung  ber  w rfepiebenen  ^tanb« 
fchtiften  ben  Ztvt,  b.  b.  bie  urfprunglicpen  SSorte  bcS 
©cpriftfleHerd  mit  möglichfier  Sreue  wieberberjufieilen  fu* 
eben.  (Sin  foltpeS  Verfahren,  unterftufet  burch  genaue  ©pracb* 
unb  ©aebfenntniß,  iß  bcfonberS  bei  ben  in  einer  franben 
©pracb«  geftpriebenen  SBerfen  nötpig.  Zu9  bem  ©efagten 
gebt  jugletch  hervor,  baß  bie  alten  unb  guten  ^anbfcpriften 
für  btt  SBiffenfepaften  einen  großen  SBcrth  hoben ,  inbem  fje 


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Handschuhe 

feine«weg»  bur$  Drucffcbriften  entbebrfic&  gemac&t  werben; 
man  fammelt  fie  in  33ibliotbefen  oft  mit  bebeutenben  JCo» 
ßen.  Sntercffant  unb  namentlich  in  bi|lorifdier  unb  xtä)Üu 
cber  JBejiebung  wichtig  ftnb  enblicb  aud>  alle  biejenigen  &anb» 
fcbriften,  welche  entwebet  »on  berühmten  Bannern  herrühren 
(f.  gaefimile)  ober  JBeflimmungen  über  gefdpicbtlicbe  58er» 
bältntffe  unb  bergt,  entfalten,  äterbei  fommt  e»  Biel  bar* 
auf  an,  ba»  Älter  ber  ^anbfcbnft  au»  bem  Vi nb lief  berfeU 
ben  erfennen  ju  fönnen,  weil  au»brücflicbe  Angaben  ber 
•Jett  ber  tfbfaffung  nit^t  immer  »orbanben  finb,  unb  wo  fie 
fieb  finben,  nur  bann  äurrauen  »erbienen,  wenn  bie  ange* 
gebene  3"t  ber  2lrt  unb  SBeife,  wie  man  bamal»  ©ebriften 
abjufaffen  pflegte ,  entf»ri<bt.  SRan  fiebt  b'«bei  auf  ben 
(Stoff,  beffen  fieb  ber  ©cbjreiber  bebient  bat,  auf  bie  IBe* 
febaffenbett  ber  Stinte,  bie  gorm  ber  S3u<b|taben,  bie  ange» 
brachten  Zb  für  jungen,  bie  Snterpunction  (welcfce  in  fr  übern 
Seiten  ganj  feblte),  bie  Trennung  ber  Sßorte^  bie  (Srintbei« 
lung  in  ßa»itel  (welcbe  ebenfalls  er|t  fpäter  eingefübrt  wut» 
ben)  unb  bergt,  ©efonbere  SBerücfftcbtigung  »erbienen  nod) 
im  SEert  felbft  »ort  ommenbe  Änbeutungen ,  au»  welken  ftcb] 
Beitbeflimmungen  entnebmen  [äffen.  (äigl.  Diplom.)  Die 
•Jttejlen  £anbfcbriften  finb  biejenigen,  welcbe  man  in  ber 
»ieberaufgegrabenen  altital  ©tabt  Äereulanum  (f.  b.) 
gefunben  bat  @ie  geboren  bem  1.  3abtb.  n.  (S^r.  an. 

^onbßcliube  finb  ein  befannre»  ÄleibungSfrürf,  welche«  ge* 
genwärtta  »orjüglicb  jum  ©ebmuef  unb  jum  ©ebufe  ber  #anb 
gegen  Jtälte,  ©onnenfdjein,  Stegen,  ©djmuj  u.  f.  w.  aetra* 
gen  wirb,  che mal 3  aber  »orjug»wetfe  al»  ffiaffcnflüct  ber 
Ärieger  betraebtet  würbe.  Daber  trugen  im  SRittelatter  na* 
mentlicb  nur  bie  bitter  £anbfcbube,  unb  galt  auf  erbem  ba» 
SEragen  berjelben,  infofern  fie  feinen  &beil  ber  {Bewaffnung 
ausmalten,  al»  ein  SJorred)t  ber  Jfömge  unb  ber  b»b«n 
©etßlicbfeit.  Der  #anbfcbub,  würbe  bäufig  aucf>  in  fpmbo* 
lifeber  Sebeutuna  genommen.  7116  Beiden  ber  $erauftfobe: 
rung  jutn  3weifampf  warf  ber  fltitter  bem  ©egner  feinen 
^>anbf(bub  t)in,  Dajfelbe  tt>at  bei  ebrenrübrigen  »efcbulbigun» 
gen  ber  tfngeflagte,  intern  er  3eben  jum  itampf  auffoberte?, 
ber  jene  JBefcbulbigung  für  wabr  halte ;  wer  ben  .feanblcbut) 
aufbob ,  nabm  ben  3weifampf  an.  Hud)  würbe  bie  gebbe 
bureb  Überfenbung  eine«  ^>anbfd)ub§  (baber  gebbebanb* 


febub)  angefünbigt  ©cbenfungen,  g>ri»ilcgien,  SSewilligun* 
gen  von  ©eiten  ber  Surften  (namentlich  jur  Anlegung  einer 
©tabt,  be»  SRünjrecbt»,  ber  SÄarf  tfreibeit)  würben  ftnnbitblic^ 
bureb  Übergebung  »on  einem  ober  »on  ein  ?)aar  #anbfcbu» 
ben  bejlättgt.  (gegenwärtig,  wo  bie  £anbfcbube  einen  ber 
allgemein  gebrauchteren  fiuruSarrifel  ausmalen,  btlben  fie 
einen  bebeutenben  ©egenftanb  bed  Jgwnbel»  unb  ber  gabrtfa» 
tion.  ©ie  werben  tijeil»  »on  #  a  n  t  fch  u  b  m  ach  er  n  ober 
Seutlern,  tt)eil$  in  großen  gabrifen  oerfertigt.  SWan  »er» 
fertigt  fie  au»  8eber,  9>elxmerf,  ©etbe,  SJoHe  ober  JBaum» 
woUe.  2)ie  Deljbanbfcbube  maebt  ber  Äürfdmer,  bie 
feibenen,  wollenen  unb  baumwollenen  werben  nacb  3Crt  ber 
©trumpfe  »erfertigt.  Zm  gebräucbticb(ien  finb  bie  8eber* 
banbfebube,  unb  man  unterfebeibet  biefelben  t'neii-5  nacb 
ber  gorm  in  lange  (welche  einen  JEbeil  be»  ÄrmS  mitbe« 
beefen)  unb  furje,  in  gingerbanbfebube,  gauftb«nb> 
febube  (bei  benen  nur  ber  Daumen  ein  befonbereS,  bie  übri» 
gen  ginger  ein  gemeinfcbaftUcbeä  fi5ebältni§  baben),  foge. 
nannte  S£b««b<>nbfcbube  (wclcbe  nur  bie  SRittelbanb  be» 


Handwerk 

beefen),  Jtfappenbanbfcbube  u.  f.  n.,  tbeiß  na*  R; 
fcblecbt  unb  Hlter  ber  ?)erfonen,  für  welcbe  fie  beftimmt 
finb  (USannSt,  grauen>/  itinberbanbfdiuhc ),  tbeili 
enblicb  nacb  ber  SSefcbaffenbeit  be$  SeberS,  au§  bem  fie  je» 
arbeitet  finb:  SBafcb«  unb  ©lace'banbfcbube.  3«e  ftnt 
auS  fogenanntem  ©dmifcbleber  berettet  unb  laffen  fia)  &c 
quem  wafeben;  bie  beflen  unb  feinjlen  ftnb  au$  (SeraMa 
ober  auö  Dambtrfcbleber;  bie  von  Kcb=  unb  ^)irf*:ctir 
jeidjnen  fieb  bur*  gefHgfeit  auS.  Die  ©lace*banbfcbu!it, 
aueb  glan.^ebcrne,  fjlaftrte,  erlanger  ober  romanifebe  S?cr.: 
febube  genannt,  jetebnen  fieb  burdb  fe^ineö  Bnfeben  M& 
3u  ben  beflen  nimmt  man  bie  gelle  »on  jungen  iämmm 
unb  Biegen,  welcbe  auf  befonbere  (franj.)  SEBeife  jub.-ri.tc. 
geglittet  unb  jum  Xfytil  mit  einem  eignen  girnif  uberjogen 
werben.  Die  fogenannten  bdnifeben  .feanbfebube  werben  gleub» 
faä§  au»  gdmmerfeUen  gemacht  unb  erhalten  ihren  eigen» 
tbümlicben  Öcrucb  unb  tt>re  bräunliche  garbe  bureb  lit 
Kutte  ber  ©obtweibe,  welcbe  bei  ber  Bearbeitung  beS  ü;> 
ber§  angewenbet  wirb.  JBon  ber  geinbett  be§  gebet«  tntb 
ber  ©auberfeit  ber  SJ?afjterei  bangt  ber  SBertb  ber  ^ani. 
febube  ab.  Die  bebeutenbfte  ^anbfebubfabrifation  in  Deuc'cb. 
(anb,  welcbe»  gegenwärtig  feinem  anbern  Sanbe  hierin  run(> 
flebt,  i|l  in  SSien,  ^)rag,  erlangen,  Äaffel,  DreJbett,  JE» 
rol  u.  f.  w.  Die  nacb  fwnj.  Hrt  »erfertigten  werben  aS» 
gemein  für  franj.  £anbfcbube  ausgegeben.  3n  5ßrol  »«■ 
ben  befonber»  fcr>6ne  wafcbleberne  ^anbfebube  »erfertigt  unb 
©on  ben  SEirolern  weitbin  auf  bie  äRdrfte  gerragen.  Unter 
ben  franj.  4)anbfcbuben  ftnb  befonber»  bie  in  »loi»  »erfa» 
tigten  Gnnds  de  Canrpia  ober  de  peaa  de  ponle  (b.  t- 
»on  ^übnerleber,  fie  belieben  aber  au»  jartem  gantmleter) 
berübmt,  »on  benen  man  ein  ^)aar  in  eine  Slupfdjale  'V- 
bringen  fönnen,  3fucb  au»  Stalien  fommen  fct)6ne,  befon« 
ber»  parfumirte  Aanbfcbube.  Die  bdnifeben  ^anbfdniK 
würben  ebemal»  befonber»  in  ber  @egenb  »on  SfantcrJ 
»erfertigt  unb  beigen  baber  autb  ranberfebe  ^>anfcfdiiih- 
werben  aber  geqenwdrtig  befonber»  in  unb  um-Dbenf<f* 
bricht  Äucb^  ©nglanb  liefert  fcfpt  »iete  unb  fcb6ne  8e*n» 
banbfebube,  namentlirb  finb  bie  Jg>ü tj n erleb ettj anbfebube 
»on  £imericf  in  Stlanb  fo  fein,  baß  ein  $aar  bura)  rinen 
gingening  gejogen  werben  fann. 

§an2)werk  beißt  jebe»  ©ewerbe,  welcbe»  ft#  mit  S«r» 
arbeitung  ber  Sftatur;  unb  Äun(T»robucte  jur  jBenuiunj 
be»  SKenfcben  befcbdftigt,  unb  ba»  nacb  gewifTert  berferam' 
ftcb  überlieferten  Kegeln,  bie  fieb  bei  ber  fortwäbrenbert  Sc> 
fcbdftigung  al»  jroeef  mäßig  befidttgt  baben,  geübt  wirb.  £"r* 
ba»  $aften  am  4>"3i'breid;tcn  unterfebeibet  fieb  &fl* 
wert  »on  ber  Jlunji,  welcbe  freier  nad?  Jtenntm(j  imt  i*' 
lent  be»  fte  2£u«übenben  gepflegt  wirb,  obfdjon  aueb  i*« 
Äunjt  etwa»  ^>anb wertmäßige»  anbaftet.  ©efentlicber  u»» 
terfebeibet  fieb  ba»  Jbanbwerf  »on  ber  Äunfl  babunb. ,  w 
e»  mebr  auf  SScfrfcPiguna,  ber  wirflieben  gebenSbebürfn"i{ 
be»  SKenfc&en  ail»gebt,  w'dbrenb  bic  «Jtunfl  ben  »ernwltn« 
ben  3wecf  bat,  niit  ibren  erjeugniffen  bem  SWenfdjcn  turn 

? leidigen  Öenuß  ju  bienett.  J^ierbureb  ifl  niebt  au*S//*  f 5 
en,  baß  niebt  auch  ba»  J^anbwerf  mit  ffnnreicb«  ww? 
gung  getrieben  werben  fonne,  e»  wirb  t>ieimebr  b«  benfrit« 
^>anbwerfer  bem  gebanfenlofen  fiet»  mit  feiner  Xrbctt  W 
?)rei»  abgewinnen;  aber  bie  große  SWaffe  ber  ^onbipcrf« 
ijl  obne  böb«c  jBorbilbung  unb  bdtt  ftcb  on  Da«,  Mi  » 


Hanf 


329 


Hanf 


n«i  hanbgreifiich  beigebracht  wirb,  Sur  ©oldje  i(l  e$  bann 
befonberS  jwecf  mäßig,  ju  reifen  unb  in  fernen  ©tdbten  in 
Arbeit  ju  treten,  benn  »ieleS  görbcrlicbe  unb  ©ute,  was 
cnbeiJtPO  in  baSJjpanbwert  übergegangen,  werben  fie  fo  er« 
Itrnen  unb  befonberS  in  SBerfftatten,  bie  »on  benfen» 
ern  SBdnnern  geleitet  werben,  mißliche  Äenntniffe  einfam» 
mein.  Die  (Erlernung  bcS  J^anbwerfS  gefebtebt  nicht  bureb 
fjrtjefefcten  Unterriebt,  fonbern  bureb  praftifdje  ttbung,  in* 
bem  btm  8ebrling  ober  ßcbrburfcben  tom  fiebrmeifler 
immer  febroicrigere  Arbeiten  übertragen  werben,  fowie  er 
iureb  bie  Übung  $u  größerer  Fertigung  gelangt.  SJlaö) 
einer  gereuffen  JJfetbe  uon  Sohren,  welche  langer  bauert, 
irrnn  ber  gebrling  fein  8ebrgelb  bejablt  bat  unb  wübrenb 
ircldjer  berfelbe  feinen  2obn  empfangt,  wirb  er  freigefpro» 
eben  unb  beißt  nun  ©efelL  Diefer  tritt,  bei  welchem 
«eijier  fuh  i(;m  Gelegenheit  barbietet,  in  Arbeit,  wanbert 
t?on  einem  Crte  311m  anbern  unb  wirb,  naebbem  er  eine  ge« 
rciife  Xn;abf  won  Sabren  in  ber  grembe  fid>  aufgebalten, 
unter  bejtimmten  Äcbingungen,  unter  benen  baS  ber  3n» 
mrng  Porjulegenbe  2J?eifterftücf  baS  2Sefcntlicbfte,  SDleifler. 
£ie  $anb»errc  haben  fieb  al§  SBefchäftigung  freier  SDJcn« 
feben  erfl  im  Mittelalter  auSgcbilbct,  tnbem  man  frü» 
r:r  tie  fierbeifebaffung  Deffcn,  waS  man  lur  SBeauemlicb» 
feit  beS  tebenS  beburfte,  ben  grauen  unb  ©flauen  überlief. 
Auf  ber  AuSbilbung  ber  $anbwrrfe  beruht  größtenteils  bi« 
ältere  SBoblfabrt,  beren  wir  uns  gegenwartig  ju  erfreuen 
fuben,  benn  nicr)t  allein  haben  SRilltonen  pon  2)cenfcben  in 
t tn  £anbrocrfen  eine  ergiebige  unb  acbtungSwertbc  (JrwerbS« 
quelle  jefunben,  fonbern  inbem  Alle  für  Alle  arbeiten  unb 
C'rter  in  feiner  Arbeit  AuSgcjeicbneteS  liefert,  lebt  3ebet 
gleich  billiger  unb  beffer.  DaS  @mporbiül)en  ber  #anb» 
teerte  ifl  wefentlicb  eine  golge  beS  im  SKittelalter  bem 
C&ifh  bcffclben  gemäß  fieb  auSbilbenben  3unftwefenS(f.b.). 
3n  ber  neuern  3eit  finb  bie  &cfd)üftigungen  oerfebiebener 
Jpanbroerfe  wcnigjlenS  t^eilwetfe  pon  gabrifen  unb  9Ranu> 
ücturen  übernommen  worben,  unb  SSidcS,  welches  fonfl 
Wirticbenbinbe  ©tücf  für  <dtücf  arbeiteten,  flcllen  jefct  «Dia» 
üt'intn  maffenweife  b«r.  Durch  biefen  Umjtanb  haben  aller» 
tingS  emjelne  4?anbroerfe  Schaben  gelitten,  inbeß  haben 
ftcb  mit  xuneljmenber  JBilbung  aueb  bie  SJebürfniffe  beS  ■Ken: 
feben  geweigert,  unb  ba3  <Sprüd;mort  wirb  innerhalb  gewifjer 
Qrenjen  flctS  wabr  bleiben,  baß  baS  $anbwerf  einen  gol» 
Untn  »oben  babe._  Deutfcblanb  fleht  an  ber  ©pifce  ber 
■Staaten,  welche  einen  ebrenwertben  unb  woblbabenben 
4»onbwerf5flanb  befi(jen,  unb  t$  ijl  äeieben  eines  febr  man» 
jelfjaften  (Sulturjultanbeö,  wo  bie  ^anbwerfe  noa>  gänjlicfc 
tirniebetliegen  ober  wo  bicfelben  Ijerutitergefommen  pnb. 

^anf  rber)  ifl  eine  in  mehrfacher  ^>tnficb,t  i>bd)\t  wichtige 
rm^licbe  ?>flanie,  welebe  urfprünglicb  in  Werften  unb 
cübafien  einbeimifd)  gewefen  ift,  aber  fdjon  feit  ben  alteften 
Seiten  in  (Suropa  unb  jefct  in  ben  meiflen  gelbbau  treibenben 
^c^tnben  ungebaut  wirb  unb  ftcb  auch  bier  unb  ba  »erwilbert 
f:ntet  Die  beiben  ©efdjleebtcr  laffen  fub  febr  leiebt  unterfdjet» 
tcn;  Ute  mdnnlicben  ^anfpflanjen  baben  tt>re  btoS  ©taub» 
entbaitenben  S3lüten  in  anfefjnlicben,  einfachen  ober 
jutdmmengefefcten  Trauben  fteben.   Die  weiblichen  $ftanjen 
m  biber,  robu|ler  unb  haben  größere  unb  bunflere  JBiät« 
t<r;  bie  unanfebnlichen  ffilüten  ftfeen  gehäuft  in  ben  Achfeln 
Qift«»Qon»  II. 


ber  obern  iBldtter.  Gimtynttäf  erreicht  b«  Äanf  eine  4>&be 
pon  4 — 8       in  gutem  SBoben  wirb  er  aber  noch  höh« 


unb  in  3nbien  ftnbet  fich  ehte  Abart,  S?tefenbanf,  ber 
bis  15  g.  unb  trüber  hoch  wirb.  Die  SBlütcjeit  fällt  in 
Deutfchlanb  in  bie  erfle  ^alfte  beS  Augu|l,  unb  furj  nad) 
berfelben  müffen  bie  mdnnlicben  ^anfpflanjen,  bie  fonfl  t>er> 
weifen  unb  unbrauchbar  werben  würben,  porfichtig,  ohne 
babei  bie  weiblichen  ju  befchdbigen,  au$gejogen  werben 
9)?an  nennt  bie»  ba§  gemein  ober  gümeln,  weil  ber 
männliche  $anf  gemel  genannt  wirb.  Diefer  9iame  rührt 
wahrfcbeinlicb  Pon  bem  rom.  FemelU,  SEBeib  bebeutenb,  h«, 
fowie  ber  9tame  SSafict  ober  S3afte(,  womit  man  ben 
weiblichen  #anf  belegt,  pon  bem  röm.  Mas,  ÜRann,  ab^t- 
leiten  ifl.  Die  Siimer  hielten  ndmlich  bie  ftärfern,  frdfti= 
gern,  fautentragenben  $fkn$en  für  männliche  unb  bie  frhwd« 
ehern  für  weibliche  3nbipibuen.  Stach  bem  gemein  haben 
bie  weiblichen  "Pflanzen  mehr  97aum  unb  breiten  fid),  nod) 
fech9  SBoehen  lang  fortwaebfenb,  au3,  worauf  aud>  fie  ent« 
weber  ausgesogen  ober  am  @runbe  abgefchnitten  werben.  Die 
©ewinnung  ber  ^)anffdben  aus  ben  Stengeln  ftnbet  auf  dtm* 
liehe  SBeife,  wie  bie  be§  glachfeS  (f.  b.)  aus  ben  @tent 
nein  beS  CeinS  ftatt.  Den  meiflen  $anbe(  mit  ^anf  treibt 
SHußlanb,  unb  mehr  alS  bie  ^>dlfte  oon  biefem  äanf  wirb 
über  Petersburg,  ber  übrige  gröftentheilS  über  JRiga  unb 
nur  wenig  über  Slarwa  unb  Archangel  t>erfcbifft.  Uber  9)e> 
terSburg  werben  etwa  jährlich  tm  Durchfchnitt  über  2  MtH. 
$ub,  alfo  über  80  2RiU.  $f.  |>anf  ausgeführt.  9lach  Stuf» 
lanb  erzeugt  befonberS  Polen  unb  Preußen  viel  £>anf.  GS 
ifl  hinreichend  befannt,  ba§  man  auS  bem  ^anfgarn  nicht 
nur  fehr  bauerhafte,  feinere  unb  gröbere  Seuche,  Segeltuch 
u.  bat,  fonbern  auch  ©triefe,  Saue  unb  viele  anbere  @e-- 
genflanbe  Perfertigt.  Die  JBlitter  unb  ©tengelfpiften  hohen 
einen  fo  flarfen,  unangenehmen  unb  betdubenben  ©eruch, 
baß  man,  ohne  Jtopffcbmerjen  ju  befommen,  nicht  lange, 
befonberS  nicht  gegen  Abenb,  in  ber  9läbe  pon  ^anfpflan^ 


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33© 


Hannibal 


jungen  t>er»etlen  fann.  3br  ©efvbmacf  ift  bittet.  Suf  tb« 
ren  CBenuf}  folgen  ähnliche  ffiirfungen,  wie  auf  ben  beS 
Opiums.  3n  ben  rcarmen  unb  beißen  Säubern  befifcen  fte 
cuSgejeidmet  berauftbenbe  gigenfebaften  unb  werben  btSbalb 
im  Oriente  auf  eerfdji ebene  SBeife  unb  bureb  3ufä.<;  von 
(Bewürben  unb  anbern  fingen,  j.  58.  Opium,  SRofcbuS 
unb  bergt.,  jur  Bereitung  beraufebenber  ©etrinfe  tjermens 
bet.  Die  Orientalen  oerfertigen  auch  $iQen  auS  #anf, 
tnbem  fic  bie  Blätter  unb  blübenben  ©pifeen  weiblicber 
$)flanjen  troefnen,  tu  9)ufoer  reiben  unb  ^onig,  Tfrefa* 
nüffe,  ©ewürj,  felbft  OTieSrourj  unb  bergt,  betmifeben.  ©ie 
nennen  biefelben  Sr6r)Ud>Fett3pilIen  unb  »erfcblucfen  fte  fiücf» 
weife.  2lucb  wirb  ber  #anf  für  baS  berühmte  Nrpenthes 
ber  Elten,  ein  bie  Äraurigfett  oerfcbeucbenbeS  .Kraut  unb 
barauS  bereitetes  öetränf,  gelullten.  3n  Snbien  bebient 
man  fieb  feiner  nicht  feiten  als  eines  Hrjneimitteis  unb  in 
Werften  ju  gufjbäbcm ,  um  bie  SRübigF eit  auS  ben  [jen  ut 
wrtreiben.  3n  Europa  werben  vornehm  lieb  nur  bie  grüebte 
öl»  »Samenmilch,  ober  (Smulfionen  bei  entjünblicben  Äranf-- 
r)eiten  angewendet,  boeb  bereiten  bie  £om6opatben  einen 
weingeifligen  HuSjug  beS  .Krauts  gegen  mancherlei  SJleroen* 
leiben.  —  3£uS  ben  grüßten,  bem  fogenannten  $anffa* 
men,  erhält  man  bureb  Schlagen  ober  HuSpreffen  baS 
$anfol,  welcbeS  eine  gelbliche  ober  blafigrüne  Jarbe  bat, 
leicht  troefnet  unb  jum  »rennen,  jur  Bereitung  ber  grünen 
unb  febwarjen  ©eife,  ju  ffiagenfepmiere  unb  wo(  aud;  bei 
bec  Bereitung  von  ©peifen  eerwerrbet  wirb. 

fjänfling,  gemeiner  ober  grauer  £>änf(ing,  Bluu 
bänfling,  aueb  gladj*«  ober  4>anffinf  genannt,  ift 
ein  Mir  Gattung  ber  Stufen  gehöriger  ©ingooael,  ben  man 
baufig  im  Limmer  hält.  Jg>a(ö  unb  Staden  finb  afrbgrau, 
Acble  unb  SorberbalS  weiß,  mit  bräunlichen  glccfcn,  bie 
Unterbrufl  braunrotb,  bie  ©cbwungj  unb  Schwanket  cm 
febwarj.  Beim  2J?änncben  ftnb  ©cbritel,  ©tirn  unb  Brufi 
rctli,  beim  SBeibcben  nußbraun  mit  bunflern  glecfett.  (rS 
fommen  »erfchieben  gefärbte  Spielarten  »or.  XUe  Hänflinge 
aber  werben,  wenn  man  fte  längere  3eit  in  ber  ©efangen; 
fchaft  liält,  aHmälig  grau;  aud)  befommen  bie  in  ber  &c- 
fangenfdjaft  aufgewogenen  niemals  retbe  Siefen.  Sic  (äffen 
ftcb  leicht  lähmen,  lernen  Gelobten  unb  ©efänge  an  ber  er 
SJögel  nachahmen,  auch  einzelne  SBorte  fprechen.  9hir  bie 
fBeanncben  fingen,  unb  man  pflegt  baber  nur  folcr)e  in 
Bauern  ju  halten.  Der  natürlicbe  ©efang  beS  9Äänncr)en$ 
tfl  mannieb. faltig,  laut  unb  angenehm. 

fianacmnttm  (bie)  bilben  auf  ben  ©ebiffen  bie  ©cblafftel» 
len  ber  Swatrofen  unb  ©eefolbaten  unb  befieben  auS  etwa  6 
langen  unb  3  5.  breiten  ©tücfen  toegcltuchs,  vrelcbc  an  ben 
fchmalcn  ©üben  bureb  Ouerbäljer  ober  burd>  Sauenben  be> 
feftigt  ftnb  unb  mittels  biefer  Beteiligung  unter  bem  Berber! 
anejebraebt  werben.  Die  Offfjiere  pflegen  b^ngenbe  »ierectige 
Äorbe  (rotis)  ftatt  ber  Hängematten  ju  r)aben.  Bei  ©ee« 
treffen  wirb  mit  ben  jufammengelegten  Hängematten  auf 
bem  ÜBerbecf  eine  Xrt  tum  Brufrwebr  jum  Schub  gegen  bie 
fernblieben  Äugeln  gebilbet.  $Ran  bebient  ftcb  ber  ^>ange> 
matten  in  wärmern  üänbern,  namentlia)  in  Oft  unb  SSefl» 
inbien,  aud)  auf  bem  fianbe,  inbem  man  fte  an  Baumäfte 
ober  pfähle  befefligt  Sie  ftnb  für  bie  Sffeifenben  bie  be* 
quemjle  Bettftelle,  weil  fte  leicht  gu  tranSportiren  ftnb  unb 
wegen  ibrer  freifebwebenben  ©ttßung  oot  trieebenbem  Unge» 


jiefer  unb  wof  aueb  »or  wilben  SEbieren  fiebern,  ^ie  Her- 
nehmen Oflinbier  bebienen  fich  aueb  einer  Zxt  ^angemartu 
wie  wir  ber  ©änften. 

Hängewerk  nennt  man  in  ber  Baufunf!  jebrt  Sku 
werl  auS  ©alten,  welcbeS  jum  Sbeil  non  oben  getragen 
unb  niebt  bureb  untergefefete  Pfeiler  binreiebenb  unterftu^t  , 
wirb.   Die  flnbäugung  ber  Balten,  tvelche  mit  beiben  Sn> 
ben  aufliegen,  aber  bei  einiger  Sänge,  wenn  fte  weiter  tticH 
unterfingt  wären,  ftcb  beugen  unb  enblicb  breeben  würben,  i 
gefdiiebt  bureb  ^Ȋngeeifen  (eiferne  klammern),  mit  ^1 
nenftean  einer  ober  mehren  fenfrtdbt  herabreiebenben  J^inah 
fäit len  beteiligt  finb.    Die  4>ängefäulcn  werben  in  ibm 
fchivcbenben  ©tellung  bureb  Streben  (n-hiefgclienbe 
fen)  gehalten,  welche  ftcb  gegenetnanber  unb  auf  bie  feit* 
wärtS  angebrachten  Unterlagen  fluten,   ©inb  mehre  ^änjei 
faulen  angebracht ,  fo  (leben  biefc  untereinanber  bureb  borijOtu 
tale  Balten,  ©pannriegel,  in  Slierbtnbung.  Die^ängo 
werfe  unterfebeiben  fieb  oon  ben  ©prengwerf  en,  bei  benca 
bie  Unterflü^ung  ber  Balten  unterroärtS  bura>  Streben  ge> 
febiel :    ©el;r  häufig  werben  beibc  Bauarten  jum  $äncjfi 
unb  ©pre  na  wer  ie  miteinanber  terbunben.  3)tan  wenbtt 
bie  ^»angewerre  befonberö  bei  Brüden,  Diebern  unb  Bebt- 
an,  wo  eS  barauf  anfommt,  eine  Decfe  ton  größerer  taki 
bebnung  ebne  uadi  unten  gebenbe  Uuterftütjung  berjuftc-en. 

(janntbal,  einer  ber  gr6f.tcn  gelbberren,  welche  jcntiU 
gelebt  haben,  bem,  an  ber  ©pifce  cer  punifeben  *D?acbc  • 
benb,  faft  gelungen  wäre,  Stern  um  feine  "Änfprücbe  auf  ti< 
Söeltberrfcbaft  ju  bringen.  (Jr  würbe  ju  Aartbago (f.  t). 
ber  mäcbtigflen  92ebcnbublerin  biS  febon  mäßigen  Scmf, 
247«  r>.  Qt>x.  geboren  unb  im  £ajj  gegen  bie  ffiomtr  i 
feinem  5üater  ^amilfar  BarfaS  erlogen.   Die  ^unier  ma* 
ten  ihn  221  ju  ibrem  Oberfelbberm  in  ^iSpanicn  (bem  al- 
ten Spanien),  wo  er  über  bie  9J6mer  mehre  bebfu; 
©tege  batontrug.  ^tber  er  wollte  feine  feinte  in  ibrer  Äc:« 
mat  angreifen,  um  fte  wo  möglicb  ganj  ju  vemiebten. 
einem  £eere  »on  mehr  a(S  lOn/Wt/SR.  unb  mit  40  eiefama 
maebte  er  fieb  auf  ben  2ßeg  unb  c^ing  über  bie  Älpen,  »riebe 
ringS  ben  Horben  StalienS  umfranjen.    Diefer  eroig  b«!' 
würbige  3ug  gefebab  W  einer  3eit,  in  ber  man  ^>eer(b:J50t 
in  biefen  rtefigen  Öcoirgcn  noeb  gar  niebt  fannte,  in  bft 
alle  Littel  beS  JEranSportS  noeb  b^fl  unüollfommen  rci> 
ten,  ja  in  ber  man  fogar  nur  noeb  bocbjl  unooHfommtnt 
geograpbtfcbe  Äenntnijfe  befaß,  enblidj  mit  einem  $<ere  r-ea 
Sfcenfcbcn,  welebe  wol  an  bie  ^>i|}e  beS  ©übenS,  aber  reu 
neSwegS  an  bie  ©feSfälte  ber  ^oebgebirge  gen>6b"l  nwrtl!' 
über  70,000  SOtenfcben  famen  auf  bem  äuge  um,  unb  teaj 
noeb  fiegte  mit  bem  Wefl  feines  .jpeerS      über  ein  rtat. 
fieer,  baS  unter  bem  Oberbefebl  eineS  berühmten  Jelbberra 
für  bie  greibeit  9iomS  gegen  ibn  fämpfte.  Gin  jireiteS  tm 
Jg>eer  »erniebtete  er  in  einer  jweiten  blutigen  ©iblacbt. 
bem  aueb  noeb  <>n  britteS  S^ur  gcfcblagen  worben,  et;; 
ten  bie  Slömer  in  2tng(l  unb  Beflürjung  ben  gabiuS  Fa 
Dictator,  welcbet  bureb  fein  Säubern  ben  wie  eine  W0^ 
©eiritterwolfe  gegen  9fom  beranjiebenben  §.  aufbiclt  (> 
gabiuS  ßunetator.)  3m  näcbften  3abre  (216)  6w 
fy.  ben  r&m.  ßonfuln  bei  ßannä  eine  furchtbare  lieber.:; 
bei;  ein  #eet  oon  86,000  5W.  würbe  »erniebter.  Docb 
ben      batten  feine  ©iege  allju  viel  gefojlet,  als  ba§  ö 
ben  günfhgflen  2J?oment  jut  (Jinnabme  ffiomS  birtt  beiu 


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Hanover                  33t  Hanover 

Mimen,  Karthago  ließ  feinen  großen  $etb(errn  otyne  5£rup»  einzelne  @t<Jbte  mächtig.  tM  etttere  Segentengefcbicbte  fiut 

penfenbungen,  unb  tiefer  muftte  untbdtig  ju  Gapua  (f.  b.)  mit  ber  oon  ©raunfcbweig  (f.  b.)  »ufammen.  2)ie  bureb 

m  Campamen,  ber  üppigften  ^rooinj  Stalten«,  bleiben,  ffBttbelm,  ben  ©obn  £er*og  GrrnfV«  be«  S3efenner«  (fr.  1646) 

Seine  Krieger  ergaben  {ich  ttu«fcbweifungen  aller  Ttxt,  um  geftiftete  braunfebweig:luneburgifche  Knie  vergrößerte  ibr©c« 

für  bie  ©trapajen  be«  Kriege«  fchablo«  ju  b^ten.  biet,  welche«  urfprunglicb  nur  au«  bem  fubL  2beile.be« 

ttn*  hielt  ftcb  £.  noch  mehre  Sabte  in  Stalien,  aber  gürftentbum«  Süneburg  unb  bem  gürftentbume  Gelle  befianb, 

im  gräbjubre  205  würbe  er  nach  Äartbago  jurücfberus  allmdlig  mit  mehren  anbern  Sanben,  j.  85.  mit  $opa  1572, 

ftn,  benn  biefe«  würbe  oon  bem  berühmten      CSorneliu«  SDiepbolj  1586,  mit  ©rubenbagen  1617,  .Kalenberg  unb  ©öt» 

grioio  bebrobr.        fam  mit  einem  .fjeere,  angefnüpfte  ringen  1634,  ba«  übrige  Lüneburg  1642  unb  1670.  Äue  biefe 

Unrerbanblungen  führten  ju  feinem  3iele,  unb  er  würbe  unb  noch  einige  anbere  SBefujungen  würben  1698  unb  1705 

tum  etilen  «Wal  bei  3ama  gefcblagen.  UMefe  6cblacb t  raubte  burch  ©eorg  Subwig,  ben  <5obn  #eriog  (Srnft  KugujT«, 

20,000  Karthagern  ba«  Heben,  ebenfo  vielen  bie  greibeit  welker  1692  oom  Kaifer  bie  Kurwürbe  erbalten  t>atte,  »er* 

unb  entfebieb  ba«  @cbicffal  Karthago«.    £.  blieb  ncia)  bem  einigt,   ©eorg  Subwig  warb  1714  nach  bem  Sobe  ber  Kö* 

Rieben  in  Karthago,  mußte  aber,  weil  bie  9?ömer  feine  ntginÄnna,  beren  ndcbfler  proteftantifeber  Gtbe  er  war,  auch 

Zulieferung  oerlangten,  fluchtig  werben.   (St  begab  ficb  ju  Xonig  von  ©roßbritanmen,  fobaß  bebe  Sauber  feitbem  123 

Sntiodiuö,  .König  ton  (Serien,  unb  bewog  ihn  nun  Kriege  3abre  lang  ttefclben  S)et)errfdber  t)atten.  SBdbrenb  biefer  3eit 

gegen  km.  SEreulofigfeit  gegen  £.  vereitelte  ben  ©ieg.  Eber*  erwarb  £.  noch  mehre  bebeutenbe  Sanbftricbe:  1715,  naa) 

mal«  wugte  er  fliegen,  um  niebt  feinen  Äobfeinben  überliefert  JBeenbigung  be«  großen  norbifebm  Kriege«,  ©remen  unb 

ju  »erben.  9>rufta«,  .König  oon  JBitbwüen ,  nahm  it>n  auf  Serben,  1731  ba«  Sanb  fabeln,  1753  bie  ©raffebaft  f&tnU 

unb£>.  führte  ein  #eer  fiegreieb  gegen  3Som«  S5unbe«qenoffen  b«m  unb  nach  bem  legten  fratu.  Kriege  SDönabrücf,  $iU 

an.  abgeorbnete  be«  aUgefürcbteten  JRom«  erfebienen  6ei$ru»  be«beim,  jDf!frie6lanb,  ©oölar,  Steppen/  Singen  u.  f.  w. 

fia«,  »erlangten  ben      unb  harten  it>n  oon  bem  febwacben  3n  ben  Sanben,  welche  gegenwärtig  ba«  Königreich  £. 

Kinige  erbalten,  wenn  niebt  £.  bem  Berratb  juoorgefommen  bilben,  entftanben  im  SJcittelalter  febon  «entlieh  früh  eine 

wäre,  irr  töbtete  ficb  felbfl  183  ».  ßbr.  mit  ©ift,  welche«  Xnjabl  von  ©tdbten,  bie  ficb  naä)  unb  natb  }U  hoher  ®ej 

er  flet«  in  einem  Sfrnge  bei  ficb  }u  tragen  pftegte,  beutung  emporhoben  unb  große  9Jcd)te  erwarben.  SSiele  ton 

t()nen  gehörten  ber  |>anfe  an  unb  trieben  einen  ausgebreitet 

f|anoptr  ober^annoüer  (baS  Kömcjretcb)  beftebt,  ak  ten  ^anbel,  befonber«  Süneburg.    SRit  ber  ^>anfe  (f.  b.) 

gefeben  oon  ntebren  fleinern,  getrennt  Itegenben  ©ebietSs  fonf  aueb  ber  Söoblftanb  unb  bie  SRacbt  biefer  ©tdbte, 

tf eilen,  au«  brei  >&auptmaffen:  einer  füt  lieben,  welche  welche  eine  nach  ber  anbern  ihre  9ieieh«unmittelbarfrit  wr» 

tte  Sürfientbümer  ©ötrmgen,  ©rubenhagen  unb  ben  ^jarj  loren  unb  ben  Surften  untertban  würben.    211«  bie  Sit» 

umfaßt  unb  oon  bem  <5aupttbeile  burch  braunfebweig.  ©e*  formation,  balb  nach  Sutbrr'«  Auftreten,  ficb,  auch  in  biefe 

biet  gerrennt  ift;  einer  öjtlicben,  welche  bie  8ürftentt)ümer  ©egenben  oerbreitete,  würbe  bie  Iutt)ertfcr)e Kirche,  ungeachtet 

•£>Übe$beim,  Calenberg,  Lüneburg,  bie  ^erjegtbümer  ©res  «&erjog  «^einrieb  ber  Süngere  alle  feine  SRacht  unb  feinen  ©n* 

men  unb  Serben  mit  bem  Sanbe  fabeln,  bie  ©raffchaften  fluß  auwot,  fle  ju  unterbrüefen,  bennoeb  bureb  bie  S3emü« 

6c»a  unb  2>iepbo'j  begreift,  unb  einer  weftlicben.  2>iefe  bungen  ber  SjtnoQt  Qxnft  be«  JBefenner«  unb  Karl  Suliu* 

hängt  mit  ber  oorigen  burch  «nen  fcbmalen,  nur  brei  berrfebenb.    SSahrenb  be«  breißigjäbrigen  Kriege«,  an  weU 

Stunben  breiten  Sanbfhicb  3ufammen  unb  befieht  au«  bem  ehern  ba«  ?anb  lebhaften  ttntbeil  nahm,  würben  oiele  @trecfen 

gürfienttjumc  0«nabrücf ,  ben  ©raffchaften  Singen  unb  SÖenU  furchtbar  verheert,  hoch  erholte  e«  fleh  ziemlich  fcbnell  wie> 

beim,  bem  .öerjogthume  Aremberg  Beppen  unb  bem  ?ür*  ber  unb  befanb  firb  balb  nachher,  namentlich  unter  ©eorg'8 

ftentbume  ßpfrieSlanb.    £>iefe  fümmtlicben  Sanbe,  welche  Regierung,  in  einem  bochj  gebeihlichen  3uftanbe.  SBefon« 

einen glächeninhalt  oon69ö  □«JK.  einnehmen,  liegen  imoor*  ber«  waren  bie  ginanjen  in  trefflicher  iDrbnung;  Schulben 

maiigrn  nieberfdebf.  unb  roefifdl.  Kreifc,  unb  ihre  föeoölfe«  waren  nicht  oorbanben  unb  um  ben  Xcf erbau  ftanb  e«  fo 

rung  gehört  bem  fauchen  et  er  nieberbeutfeben  Stamme  an,  gut ,  wie  e«  in  einem  Sanbe  nur  ber  Sali  fein  f onnte ,  tn 

«Kleber  bie  fogenannte  plattbeutfcbe,  bureb  SSoblftang,  23eicb*  welchem  ficb  bi«  auf  bie  jüngfte  Seit  brrab  mehr  brücfenbe 

beit  unb  a iiiie  ficb  oor  bem  ^othbeutfehen  oortbeilhaft  au««  Srüntmer  be«  $titbalwefen«  erhalten  haben,  al«  in  ugenb 

ßnenbe  ÜRunbart  rebet;  nur  in  ben  ©täbten  wirb  oon  einem  anbern.    Sin  beträchtlicher  2fce:i  ber  $onb«,  ivcicbe 

gebilbetern  2lieiie  ber  SBeoölferung  hocbbeutTcb  gefpre»  burch  Aufhebung  ber  geifilichen  ©üter  bi«ponibel  geworben, 

4en.  J)icfe  ©egenben  ftnb  ba«  SJaterlanb  ber  Songobarben,  würben  jur  ©runbnng  unb  Dotirüng  oon  UnterrichtäanfiaU 

Ingeln,  »rufterer,  Gheru«fer  unb  anberer  in  ber  alten  ten  oerwenbet,  unter  benen  bie  1737  eingeweihte  Unioer* 

teutfthen  ©efehiebte  berühmter  Sölfer.    SBäbrenb  ber  foge«  fttdt  ju  ©öttingen  befonber«  bemerft '  }U  werben  oerbient. 

nannten  großen  j$ö[ferwanberung  brangen  SSenben  bi«  über  S3i«  bahin  mar  «£>elmftebt  Sanbe«afabemie  gewefen.  tiefer 

ta«  linfeUfer  ber  (Slbe  oor  unb  festen  ficb  befonber«  im  Süs  befriebigenbe  3uftanb  bauerte  inbeffen  nicht  fort,  weil  -p. 

nebutgifchen  feft,  wo  fie1>olaben,  b.  b-  eibanwohner  (Saba,  bureb  feine  SJerbinbung  mit  (Snglanb  in  manche  Kriege  bte« 

b-  i.  Clbe)  hießen.  3m  Saufe  ber  Sabrbunberte  aber  ba*  fer  fJJracbt  oerwicfelt  würbe,  j.  S5.  in  ben  fiebenidbrigen, 

ben  fie  fub  bergeflatt  mit  ben  Deutfcben  oermifcht,  baß  jeht  beffen  üble  golgen  jeboch  balb  »erfebmerjt  würben,  weil  ber 

feine  ®pm  mehr  oon  ihnen  übrig  ift   2Die  jeftt  ba«  König»  flet«  an  Umfang  gewtnnenbe  ^nbel  ber  ©tdbte  Hamburg, 

teith     bilbenben  Sdnber  würben  oon  Karl  bem  ©roßen,  SBremen  unb  Altona  ben  #anoecranern  manche  wichtige 

"I  er  bie  fie  bewohnenben  Saren  befiegte,  erobert.   ®pds  9lahrung«i  unb  ginamquelle  eröffnete,  ©o  befanb  ficb  benn 

t«  mürben  einjeltie  geifi liebe  unb  weltliche  ■  Lienen,  fowie  ba«  Sanb  errrdglicb  bt«  )um  Sabre  1803,  bernt  wtewol  -D. 


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Hanover  332 


Hanorer 


fchon  1793  am  Kriege  gegen  granfreteh  2beil  genommen 
hatte,  fo  blieb  eS  boa)  von  feinblichen  Struppen  verfä)ont, 
bis  eS  1801,  jwar  nur  auf  furje  3eit,  von  ben  Greußen 
befefet  würbe.    2(13  aber  nach  furjem  Sricben  awifcben 
Englanb  unb  granfreich  abermals  Krieg  ausbrach,  rücften 
bie  granjofen,  welche  ben  beutfcben  ©taaten  be3  Königs 
t>on  Großbritannien  feine  Neutralität  jucjefleben  wollten,  un* 
ter  SRortier,  bem  nachmaligen  «frerjoge  »on  Strevifo,  tnS 
2anb  unb  fähigen  bie  «ßanoveraner,  welche  fich  auf  baS 
redete  Elbufcr  utrücfjiehen  unb  im  3ul.  1S03,  nadbbem  fte  alle 
©äffen  unb  KriegSgerdtbfcbaften  bem  Jeinbe  abgeliefert  hat» 
ttn,  auSeinanbergeben  mußten.  3m  3.  1805,  alS  Englanb, 
J&ftreich,  JRußlanb  unb  ©cbweben  eine  Koalition  gegen  9cas 
twleon  geftbloffen  Ratten ,  bofften  bie  #anovcraner  wieber  in 
eine  günfiigere  ?age  »erfefct  ju  werben.    2fber  ber  Kaifer 
Der  JJranjofrn  fiegte  in  ber  ©cblartt  bei  Xufterlig  unb  »"cbloß 
mit  Greußen,  welches  an  bem  IBunbe  gegen  ihn  nicht  2bcil 
genommen  r>atte,  einen  Vertrag,  bemgemdß  ber  ©ieger  für 
Dteufchatct,  Kleve  unb  tfnfpacb  bem  Könige  von  Greußen 
abtrat.    JMefer  nabm  baS  2anb  in  S3eft(}  unb  bebaue 
tete  eS,  bis  er  im  fotgenben  Sabre  mit  Napoleon  in  Krieg 
gerietb,  bie  ©flacht  bei  3ena  verlor,  ben  ttlfttcr  trieben 
fchließen  unb  Jp.  räumen  mußte.    DiefeS  ledere  warb  fos 
bann  tbeilS  pm  neugeschaffenen  Königreiche  SBefrfalen  ge* 
fcblagen,  tbeilS  granf reich,  einverleibt.    SMS  3um  3.  1813, 
wo  bie  ÜRuffen  erfebienen,  blieb  eS  ber  grembberrfchaft  un« 
terworfen.   Sßär)renb  biefer  3eit  ^atte  eS  manche  Drangfale 
ju  erbulben,  erfreute  fich  aber  auch  ber  Einführung  vieler 
jwecfmdßigen  Einrichtungen,  befonberS  in  ber  Rechtspflege 
unb  ber  Verwaltung,  bie  inbeß  tm  3.  1814  fdmmtlia)  wie* 
ber  ben  alten  3n|titutionen  meinen  mußten.    Stach  bec 
©cblacbt  an  ber  ©örbe,  am  10.  ©ept.  1813,  rdumten  bie 
granjofen  baS  2anb,  ber  König  von  ©roßbritannien  trat 
bie  Regierung  wieber  an,  «£.  warb  jum  Königreiche  erbo* 
ben  unb  trat  in  ben  beutfcben  23unb.  2luf  bem  wiener  Eon* 
grefje  würben  ibm  £ilbe8heim,  ©oSlar,  bie  niebere  ©raffchaft 
gingen  unb  ein  ÜEbeil  beS  EichSfclbeS  einverleibt,  wofür  eS  baS 
£auenburgifct)e  abtreten  mußte;  auch  erbielt  Greußen  »nebve 
Erntet  unb  £>lbenburg  einen  Difhict  mit  6000  ©eelen. 

2(18  folchergcfialt  A.  von  ber  grembberrfebaft  befreit  war, 
trat  1814  eine  proviforifche  ©tdnbeverfammlung  jufammen, 
bie  auS  Xbgrorbnetcn  ber  JKitterfcbaft,  ©taatSbienern  unb 
tinigen  jtdbtifcbm  üöeamten  beflanb;  fte  beftbaftigte  fich  nur 
mit  finanjiellen  2fngcl<genbeiten.  Nacbbem  im  3-  1816  ber 
^erjog  Qtbolf  griebrieb  eon  Eambribge  jum  ©cncralfiatthaU 
ter  beS  Königreichs  ernannt  worben  war,  erbielt  «£>• 
eine  jldnbifche  SJerfaffung,  bie  aber  ben  JBebürfniffen  unb 
SBimfch/n  beS  SISolfS  feincSwegS  tntfpracb,  weil  nicht  (e^te« 
reS  in  feiner  ©efammtbeit  oertreten  würbe,  fonbern  nur  bie 
einjelnen  ©tanbe  ihre  2tbgeorbneten  fanbten,  auch  nicht  aUge* 
meine  Snterefjen,  fonbern  ©tanbeSintereffen  oorwiegenb  bei 
rueffichtigt  würben  unb  }war  befonberS  jene  beS  XbelS  unb 
her  Beamten.  3ubem  würbe  baS  ©pflem  jweier  Kammern 
eingeführt.  £3i3  w  franj.  3noafton  hatten  bie  einzelnen 
^rooirtjen  ihre  ©tanbe,  welche  auS  ^rdlaten,  2)eputirten 
ber  JRitterfcbaft  unb  ber  ©tdbte  jufammengefe^t  waren;  jebe 
^rooinj  f)attt  ihr  eignes  SJerwaltungS  s  unb  ginanjfoffem, 
ihre  eignen  Schulben  unb  r>on  ©leichartigfeit  war  feine 
©pur  oorhanben.  Diefe  ^tooinjialfldnbe  traten  1814  wie* 
ber  in  ihre  alten  Stechte  unb  blieben  auch  1819,  wo  ihre 


JDrganifatiort  einige  SerbefTerungen  erfuhr.  Um  bie  aH«i 
metnen  üanbfldnbe  fümmerte  fich  Niemanb,  weil  fie  Iii 
unb  ihre  SJerhanblungen  in  gehetmnigoolleS  Dunfel  hüllten 
unb  nirgenb  »erlautete ,  bag  ihrerfeitS  bie  SBerwaltung  wrs 
etnfacht  »oorben  ober  fon(l  etwas  ^eilbringenbeS  gefcbch<n 
wäre.  JDie  mancherlei  brüefenben,  nicht  mehr  jeitgemdfm 
SciSbrduche  hatten  im  Stalte  eine  büftere  ©timmung  b-::. 
vorgebracht  unb  halb  nach  ber  fran}.  3uliuSreoolution  k> 
ßerte  fia)  baS  SDiiSoergnugcn  über  baS  hftrfch'nbe 
auf  baS  2(Uerunjweibeutigile.  Hiß  im  9<aa)barlanbe  Srauri: 
fchweig  in  §olge  beS  ©eptemberaufruhrS  1830  eine  große  Set-- 
rung  entfianben  war,  theilte  ftch  biefelbe  1831  auch  bem  w 
grenjenben  p.  mit  unb  f am  §uerft  in  ber  ©tabt  £>fierobe  cm 
^)ar;e  jum  ÄuSbrucbe.  iöebeutenber  noch  war  ein  gleirij(iti> 
ger  'iluiftanb  in  ©öttingen,  ber  burch  militairifche  ©ewalt  um 
terbrüeft  würbe.  Die  Erbitterung  war  gegen  baS  herrfa)rnDt 
SOcinijterium  gerichtet  unb  cS  war  eine  JBittfchrift  an  tm 
König  um  Sicrbeffcrung  ber  Serfaffung  abgefaßt  worben. 

i)ie  göttinger  Unruhen  waren  von  wichtigen  fleljjrn 
für  baS  gefannnte  Königreich  begleitet,    ©ettbem  nun-. 
lieh  würben  überall  bie  3uftdnbe  unb  bie  Sage  beS  2<m> 
beS  mit  einer  lebhaftem  Sheilnahme  befprochen  unb  ti 
liefen  auS  allen  ©egenben  Jöittfcbriften,  Stiorfleflunäen, 
Skfchwerben  in  ber  43aupt(!abt  ein,  bie  größere  £tfen:> 
lichfett,  einfachere,  wohlfeilere,  $wecfmÄj}ig.erc  aknwütung, 
freie  treffe  verlangten.   2?er  ?Dcini|ler  fünfter  wutte  an 
12.  ??fbr.  vom  Könige  feincS  ftniteS  entlaffen.  ©er  ^erjpg 
von  Eambribge  würbe  ^um  SJicefönig  ernannt  unb  auf  W 
9.  9J?drj  eine  allgememe  ©tdnbeverfammlung  einberufen. 
Scachbcm  biefe  eröffnet  worben  war,  trat  bie  jweite  Äam; 
mer  febr  freimütbig  auf  unb  foberte  eine  Sftcngc  t0Qa& 
biger  Sierbefferungen,  benen  bie  erfle  Kammer  fict)  jun: 
wiberfefete.    Eine  neue  ©tdnbeverfammlung  trat  am  3n. 
SDJai  1832  ^ufammen.  2)ie  jweite  Kammer  Ijielt  ihreSifun 
gen  öffentlich.  Hm  26.  ©ept.  1833  warb  enbticb  baS  tat 
©taatSgrunbgefeU  für  baS  Königreich  publicirt.  di  ijl  fc<J 
jufolge  jeber  ^anoveraner  ohne  Ausnahme,  alfo  auch  ber  W 
bahin  bevorjugte  TCbcl,  jum  KriegSbienfte  unb  jum  SRittri» 
gen  ber  ©taatslaflen  verpflichtet;  3eber  barf,  nwS  frubre 
nicht  erlaubt  war,  Petitionen  an  ben  König  ober  an  t:i 
©tanbe  fehiefen  unb  ©efehwerbe  führen,  wenn  er 
einrrdchtigt  glaubt;  bie  ©tdbte  wählen  ihre  VRaffäM 
©emeinbebeamten  felbfl  unb  alle  ©emrinben  verwalten  irr 
Vermögen.   'Äuch  fernerhin  bcjteben,  um  bie  3ntereffrI!  " 
^rovinjen  ju  beratben,  ^rovinjiallanbfchaften,  bie  »enis: 
flenS  alle  brei  3ahre  einen  JJanbtag  abhalten.    25ie  &its 
meine  ©tdnbeverfammlung  hat  eine  Dauer  von  f«6S  SWj 
ten  unb  verfammelt  ftch  aUjdhrlich.    Die  Eintunfte  t(* 
ÄrongutS  feilen  jum  äöeflen  b<S  ÜanbeS  venvanbt,  AÜr wo 
Könige  erlaffencn  Verfügungen  von  einem  taoatMWP 
ÜJiinifter  gegengejeiebnet  werben  u.  f.  w.  SBdbrenb  beS  piw 
raumS,  in  welchem  biefe  neue  SJrrfafJung  wirffam  geiwRn 
i\t,  würbe  in      SKehreS  für  baS  Jöefle  beS  ßanbeS  flttto 
obgleich  nicht  ju  leugnen  ift,  baß  mit  berfelben  niebt  aJ") 
SBebürfniffen  beS  SanbeS  abgeholfen  war.  ÄIS  am2ft 
1837  König  SBilhelm  IV.  ge|torben  war,  ging  bieÄwne  p  ? 
auf  btffen  «ruber  Ernjl  »ugufl,  ^erjog  von  ßumc:' 
lanb,  über.  Derfelbe  ift,  geb.  am  5.  3un.  1771,  ein  «f... 
König  ©eorg  III.  von  Englanb,  ber  jüngere  Sruber  fr» 
leßtv'erfrorbenen  Königs  von  Englanb,  fowie  btS  ^<0"J- 


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Hanover  333 


Hanoyer 


von  JEent,  SBotert  bft  jefetregicrenben  JWnighi  »on  ©roß» 
britotmim,  ber  «Sttere  ©ruber  beS  £er*og$  »on  Gambribge, 
Bberigen  $Bi«fSnig4  »on  £ano»er.    Gr  jiubfrte  in  ©ittm« 

om  unb  Übte  bann  inGnglaub,  bvi  er  1813  nach  Seuffcb* 
lanb  fam  unb  hier  bie  ^prinjcfün  Srieberifc  »on  2)?ctflcn: 
burgjStrelth,  bie  SSSitwe  bc6  fhiiqen  Subwig  von  sPreu« 
£en  unb  beS  Surften  »on  ©olmö=Jöraunfel3,  fenncn  lernte 
unb  für)  IS  15  mit  berfelben  »ermdblte.  SÄiötjeUi^fciten  mit 
feiner  SNutter  bewogen  ben  ^crjog,  Gngtanb  ju  »crlaffcn 
onb  feinen  SBobnftü  in  ©erlin  nehmen,  von  wo  er  jeboeb, 
rcäbrcnb  bet  legten  SRcgicrungsjabre  beei  Äönigö  ©eorg  IV. 
naa)  Gnglanb  jurücffebrte  unb  an  ben  $arlamcntö*»erbanbs 
lungen  über  bie  Gmancipation  ber  Äatbolifen  (f.  ©roß« 
btitannten)  lebhaften  Ambcil  nahm.  Gr  trat  al#  ent» 
fiiebencr  Sonj  fowol  bei  biefer  atö  bei  anbern  ©elegenbcU 
tm  auf  unb  genoß  ba(;er  wenig  S3olfögim|t.  AIS  er  &ur 
Cr.ie&ung  fetneS  ©ohne«  einen  ldbjlicben  3ufc^u(5  »om  %xx= 
lammt  »erlangte,  erhielt  er  biefen  unter  ber  Jöcbingung,  baß 
ba  9>rinj  in  Gnglanb  erjogen  werbe.  Ser  £«Ji>3  fehlte 
nun  naa)  Gnglanb  äurücf.  Gr  »erließ  e$,  um  bie  9fegie* 
rang  »on  £.  anjutreten,  welche  ibm  alt>  ndebfien  mdnnli* 
en  ttrben  be*  Ä6nig8  SBilbctm  IV.  juficbt,  wdfcrenb  in 
nglanb  bie  Ärone  auf  ndberjrcbenbe  roeiblicbc  Grbcn  über: 
gebt  (3.  Großbritannien.)  ©o  mar  nun  »on  ber 
langen  SSerbinbung  mit  Gnglanb  frei  unb  wieber  ein  rein 
beutf<$e5  Ä6nigrci<h.  Sie  greube  über  tiefcS  Grcigniß,  baS 
(ehe  folgenreich  werben  f  ann ,  war  groß ;  bod)  würbe  baS  ha« 
«wo.  SBolf  in  bange  Una,ewißb«t  burch  ben  Um|lanb  werfest, 
tag  ber  Äonig  bie  SJegterung  mit  ber  Grfldrung  antrat,  baß 
er  bie  beftebenbe  S3erfafiiing  al$  für  ihn  nicht  »erbinblicb  ans 
etfenne.  Aud>  in  anbern  beutfeben  ©taaten  erregte  biefer 
Schritt  ÜBeforgnijfe,  welche  jum  2r>etl  unter  ben  »erfammeU 
tm  Sanbftdnben  laut  würben.  Snbcß  t?at  ficf>  ber  .König  »on 
£.  bureb,  großmütiges  unb  bcrablafienbcS  äöenebmen  bie  $cx* 
jen  eincS  großen  2beilS  feiner  Untertbanen  bereits  fo  gewon« 
nen,  baß  man  im  Allgemeinen  nur  mit  Vertrauen  unb  #off« 
nana  einer  neuen  ober  abgednberten  Sierfaffung  entgcgeiifiebt. 

SaS  .Königreich  $7  bat  in  bet  beutfeben  ©unbeSoerfamim 
lang  bie  fünfte  ©teile,  gibt  im  Plenum  »ier  Stimmen  ab  unb 
fieltt  jur  SunbeSarmee  ein  Gontingcnt  »on  13,054  SDf.,  wo« 
ton  1865  SW.  JReiterei  unb  1071  Artilleriften  unb  Pioniere; 
feine  StaatSeinnabme  betrdgt  im  2)urcbfcbnitte  etwafl  über 
f»  WM.  Sblr- ;  bie  <5d)ulben  belaufen  Jicf>  auf  meljr  att  5 
Will.  Xt)lr.  ©egrenst  wirb  ti,  ali  tm  Öanje6  betrachtet, 
in  roelcbem  Clbenburg  eingcfc^loffm  liegt,  im  9L  »om  beut* 
fa)en  SKcere,  ba§  in  ^(ifneölanb  eine  tiefe  föu(t)t,  ben  Dok 
m  bilbet,  in  welc&en  bietSmö  münbet,  »on^olftcin,  ^anu 
twg,  2auenburg  unb  SÄecflenburg  =  Schwerin,  im  @.  »on 
beugen,  Äurljcffen  unb  Sippe,  im  SB.  »on  ben  Biebers 
lanben  unb  ber  preufj.  9>ro»inj  SSejtfalen.  55er  ganje  9tor= 
etn  be8  ÄinigrcicbS  gebirt  bem  großen  norbeuro».  gtacf)i 
lante  an,  ba$  am  untern  ßaufe  ber  grofjen  ©tr6me  auä 
frua)tbarem  9)?arfct>lont»e  be(tel)t,  welcf)^  gegen  bcnAnbrang 
ber  gluten  häufig  buref)  2)dmmc  unb  Seiche  gcfd}ü(jt  wors 
tfn  ijl;  ein  großer  2b«l  biefer  ©egenb  befielt  auper  großen 
Mooren,  j.  Jö.  bem  bourtanger  9)eoore  an  ber  hol!.  Örenje, 
tem  SteufelSmoore  im  öremifchtn,  auS  ^>aibelanb,  »on 
rotlaVm  ber  größte  2f)eil  »on  ^»aibefraut,  beerentragenbem 
Qejhduthe  unb  ^abelwalbungcn  bebeeft  wirb.  Der  SJoben 
crjjelbcn  ift  entweber  fanbig  ober  moraftig.  SJefanut  i|l  bie 


lüneburger  ^atbe,  bie  gleich  'm  Horben  ber  braunfehweig- 
@ren5e  beginnt  unb  fieh  bis  in  bie  ÜRdlje  »on  Harburg  er« 
ftreeft.  5Kan  hat  fte  nicht  mit  Unrecht  baö  beutfehe  Arabien 
genannt.  Auch      2K<P»cn  unb  in  Serben  liegen  auägci 
bebnte  ^)aibefhecfen.  ©üblich  »on  biefem  unergiebigen  f anb* 
{Webe  liegt  ein  anberer,  auf  bem  fid)  $ügel  erbeben  unb 
ber,  je  ndber  man  bem  ^arje  fommt,  immer  mehr  unb 
mehr  anfteigt.    6r  ijt  jumeijt  fefjr  fruchtbar,  befonberS  im 
^ÜbeSheimifchen,  Calenberg  unb  ©rubenbagen.  jber  «^arj 
(f.  b.)  felbft  ift  jum  großen  2heile  bano».;  er  liefert  eine 
bebeuienbe  Ausbeute  an  ÜRineralien,  j.  85.  etwas?  ©olb, 
44,000  SD?arf  ©ilber,  ©ifen,  Äupfer,  ©cbwefel,  SBttriol, 
©litte,  äBlei  u.  f.  w.    2)aö  Älima  .^.'5  ijt  im  AllgemetJ 
nen  gemäßigt  ju  nennen;  auf  bem  >^ar^e  ift  cd,  ber^o^en 
Cagc  wegen,  raub  unb  falt;  ber  Jrühlmg  tritt  biet  Immer 
4— -f>  SEBochen  fpatcr  ein,  ale»  im  glachlanbe;  in  ben  Jöais 
ben  herrfcht  im  ©ommer  oft  eine  tvopifcbe  ^)i^e;  bie  SWar 
fchen  finb  ber  feuchten  fünfte  wegen  ungefunb.   ©een  fyat 
nur  wenige;  bie  größten  finb  ber  23ümerfee  unb  ba5 
fogenannte  ftembuber  S)?eer;  le^tereS  an  ber  lippesfchauen* 
bürg,  ©renje.    sf)auptpüfje  finb  bie  (Slbe,  mit  3ee(äe  unb 
Slmenau,  bie  SBefer,  welche  fich  bei  SKünben  auS  bem  3u* 
fammenfluffe  ber  SSerra  unb  Sulba  bilbet,  unb  bie  Aller 
mit  äDfer,  Seine,  SBümme,  Seime,  4>unte  aufnimmt;  bie 
Qrrnä  unb  bie  Siechte.    Q$  finb  »iele  Äandfe  »orbanben, 
bureb  welche  ÜRoore  troefen  gelegt  würben;  einige  anbere  im 
öremifchen  unb  in  DftfrieSlanb  finb  auch  fct>iffbar.    &.  ift 
ein  »orjugSweife  SJieh^ucht  unb  Acferbau  treibenbeS  Sanb; 
e$  hat  ©etretbe  über  ben  S3ebarf,  führt  »iel  SJieh  au8,  bt- 
fonberfi  Äinboieh  unb  ?)ferbe,  bat  in  .fjübeSbeim,  Seftfas 
len  unb  im  güneburgifchen  »ortrefflichen  %laö)$  (bie  ©ants 
fpinnerei,  ^auptgewerbe  auf  bem  platten  Eanbe,  hat  ftch 
wdbre nb  ber  legten  Sahre  febr  »erüoflfommnet),  hat  9feichthum 
an  .£>olj  unb  Jovf  unb  bie  «öaibc  treibt  mit  Suchwcijen 
unb  4i)eibelbeeren  einen  ^>anbel,  ber  ftch  idbrlicb  auf  lOti^OO 
©ulben  belauft.  Äein  beutfchesJ  Sanb  lMt  eine  fo  bebeutenbe 
Lienen jucht  wie  Jp.  Sie  hon6».  ©aljwerfe  finb  febr  ergiebig; 
©teinfobjen  werben  imSeijter,  einem  SBalbgebirge  fübmejtL 
»on  ber  «^auptftabt      im  ©üntel  unb  im  Dfmabrüdifchcn 
gegraben,  ©ehr  wichtige  3nbuftriejweige  finb  bie  Scinwanb. 
unb2abacf6fabrifarion;  aufgeführt  werben  ferner  SSachslichte, 
Seber,  Cichorien,  unb  »on  Gmben  ge^ien  ©chiffe  auf  ben  «£>es 
ringS  unb  SSBalpftbfang.  Ser  ^anbel  ijt  meijt  Sranfito  s  unb 
©pebitionShanbel.  Sie  Schiffahrt  auf  ben  bret  großen  ©tr6* 
men  unb  ber  9torbfee  ift  nicht  unbeträchtlich.    Scn  wich« 
tigften  ©eehanbel  treiben  (Smben  unb  SBeener  in  JDftfrieö* 
lanb,  Papenburg  in  Beppen ;  Lüneburg,  Harburg  unb  ©tabe 
haben  ben  Glbbanbel ;  fobann  werben  »iele  SBaare n  »on  Gelle 
auf.  auf  ber  Aller  unb  »on  <£jano»er  auS  auf  ber  Seine  »er« 
febief t.   An  ber  SBefer  liegt  außer  SJcünben  fein  <panbelSplaQ 
»on  SBebeutung.  —  Sie  SRebrjahl  ber  Ginwobner  befennt 
fich  J«t  lutherifchen  Jtircbe,  etwa  1,300,000;  150.000  finb 
JReformirte,  200,(X10  Äatholifeij  (im  !D6nabrücf ifd>en ,  4>il* 
beeheim  unb  bem  Gich^felbe),  etwa  12,000  3uben  unb  1000 
SRennoniten,  fobaß  bie  ©efammtbe»6lferung  fich  auf  unfles 
fdhr  1,663,000  ©eelen  beliefe.  $ür  SBiffenfchaften  unb  Unter* 
rieht  ift  in  neuern  Seiten  »iel  gethan  worben ;  bie  ©tdnbe  ha* 
ben  bie  Sage  ber  Sanbfcbullebrer  »erbeffert;  bie  ©omnaften  finb, 
gleich  ber  Sanbc6uni»erfttdt,  febr  gut  funbirt  unb  bie  hohen 
©ewerbfcbule  in  Sp.  erfreut  fich  ttneS  »ortheilhaften  Siufeö. 


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Ilanovcr 


SS4 


Ifanover 


DaS  Äonigreicb  bat  nur  ei  tun  Drben,  ben  ©uelfenorben 

in  brei  (Stoffen,  gefliftet  1815,  unb  jerfällt  in  abminifhatioer . 
•£inficbt  in  fecb$  Sanbbrofleien  unb  ben  |wrj.  ^6t^(te  Sie* 
b6rbe  beS  Sanbcö  ifl  ba3  GabinetSminiflertum.  —  Dir  Sanb* 
broflei  |>anooer  begreift  Calenberg,  ein  oon  ben  ©ebirgert 
Deifler,  ©üntel  unb  3bbt  burcb*ogrneS  ^ügellanb,  oon  ber 
Seine  be»äfiert  unb  bie  ©raff^a'ften  £opa  unb  Diepboty, 
wo  bie  SBefer,  abvcecbfelnb  ©anb*,  SRoor*  unb  SRarfcb* 
(anb.    Aus  tiefen  (entern  ©egenben  begeben  fieb  alljährlich 
im  Sommer  oiele  Stute  nad)  £oltonb,  um  bort  bie  äöiefen 
ju  mähen  unb  bie  Grate  ut  beforgeru  ^auptfiabt  brt  San* 
beS  unb  Weftbenj  tey  £6nig3  ift  £anoocr,  an  ber  febiffj 
baren  feine ,  mit  28,000  ein».    ©ie  ifl  tm  Allgemeinen 
nicht  bübfeb  gebaut,  bat  aber  eine  gefunbe  Sage  unb  &er* 
fdUt  in  bie  Altflabt,  in  bie  Calenberger;  unb  bie  Agibirru 
'Jleuflabt.   Die  2BäHe  finb  in  angenehme  Spaziergange  »er» 
wanbelt  wotben;  ber  f&n.  $atafl,  baS  Theater,  ba$  ©tdni 
bebaut?  unb  bad  Arcbio  finb  bie  bemerfenSwertbeflen  ©e* 
bdube.  4>.  ifl  ber  ©ib.  ber  oberflen  83eb6rbrn  M  Sanbe«, 
bat  ein  ©pmnafium,  eine  Üftilitair:  unb  polptedmifcbe  ©cbule, 
eine  ebirurgifebe  Sebronflalt,  j»ei  SJibliotbefen  unb  einen 
jiemlicb   bebeutenben  -gantet.    Dem  'Pbtlofopben  Scibnifc 
\ft  bin  ein  Denfmal  gefegt  unb  jur  (Erinnerung  an 
bie  ©cblacbt  von  SBaterloo  ift  bie  mtt  einer  SBictorta  ge; 
fcbmücfte  102  g.  hohe  SBaterloofdule  ernd^tet  worben. 
tft  ber  ©eburtSort  be$  großen  Aftronomen  ^erfc^el.  3n 
ber  SRdbe  ber  ©tabt  liegt  ^errnbaufen,  mit  einem  fcb&nen 
©arten  unb  berühmten  Springbrunnen.    #iflorifrb  widrig 
ift  Jameln  (f. b.).  3n  ber  ©raffebaft  «£opa  liegt  Nienburg 
an  ber  SBScfer  mit  4-300  einw.,  unb  in  ber  ©raffebaft 
Diepbolj  bie  gleichnamige  ©tabt  mit  1900  (Sinro.   3n  bei* 
ben  ledern  finb  bebeutenbe  ©arnfpinnereien ,  Semwanbwebe* 
rei  unb  ©anfeiuebt.  —  Die  Sanbbroflri  .£ilbe$b<i»n  bil* 
Pet  ben  am  beflen  angebauten  unb  bureb  gruchtbarfeit  aus* 
gejeicbnetflen  Sbeil  be$  Sanbed  unb  umfaßt  bie  gürflrnthümer 
£tlbe6beim ,  ©ottingen,  ©rubenbagen,  baS  ban6o.  (SicbSfiib 
unb  einen  Z\)t'd  ber  ©raffebaft  «jjobenflein  am  .£>arje. 
Siidit  unbebeutenb  ifl  ber  £anbel  mit  glacbS ,  ©arn  unb  jDel. 
^>ilbrtbeim  an  ber  3nnerfle,  mit  14,000  drinw.,  wooon 
ein  Drittbeil  Äatbolifen,  eine  febr  alte,  unregelmäßig  ge* 
baute  ©tabt,  ifl  ©ife  etneS  S)ifd)ofä  unb  bot  viele  wohl; 
tbitige  Anhalten,  jwei  ©pmnaft'en  unb  ein  fatr>oIifcr)eö  ?>rie* 
flerfeminarium.   Der  berühmte  Dom  warb  ftr)on  818  er* 
baut;  in  ihm  roirb  eine  angeblir^e  3rmen faule  (f.  b.) 
aufberoabrt.    ©oölar  unb  ©ittingen  (f.  b.)  im  gleicb* 
namigen  gürflentbume  finb  bemnfenänxrtr;.    3m  gurflen* 
tbume  ©rubenbagen  liegt  (Simbttf  an  ber  3lme  mit  5100 
Cin».,  im  Mittelalter  {»anfeflabt  unb  ibreö  ©ierrt  »egen 
in  gan)  Deutftblanb  berühm,  mit  SBoll;  unb  Sein»anb* 
Weberei.    äDjlerob«  am  £arj  mit  5000  ein».,  bie  einjige 
eigentliche  gabrifibbr  in  ö.,  bat  SBoll*  unb  äöaum>voÜ= 
fpmnernen,  SSebereien,  v^utfabrifen  unb  ©erbereien,  ©e; 
trennt  liegt  bad  Amt  (Slbingerobe  an  ber  &obe.  Auf  brm 
©cbSfelbe  lifgt  Duberflabt  an  ber  ^>able  unb  Jörebme  mit 
4500  ©in».,  Wollwebereien,  ^opfen*  unb  Sabacf^bau. 
Die  ©raffebaft  ^obe.iflein  am  ©itbabbange  bc$  ^arjeS  bat 
©iebjucbt  unb  ßifengruben.    «^iet  liegt  ber  Sleefen  3lefelb 
mit  einem  berubmten  ©pmnaftum.  —  Der  |)atä  ifl  ©e* 
bitgölanb,  reieb  an  SRetallen  unb  #olj;  ^wupitaewerbe  finb 
58iebjud)t  unb  £üttenbetrieb.    Gr  geb6rt  )u  ©rubenbagen, 


bilbet  aber  eine  befonbere  Jöergbauptmannfcbaff ,  beten  Äau^ti 
flabt  Älauötbal,  1750  g.  über  bem  SWeere,  ifl.    ©e  liegt 
am  3ellerbacb,  ifl  ©ife  ber  Jöebirben,  regelmdßig  gebauet, 
bat  8800  6inw.,  ©pmnafium,  gorfb  unb  »ergfcpult,  wir^ 
tiat  ©Übergruben,  Slagel*  unb  Älanffcbmieben.  Anbete 
»ergjUbte  pnb:  3eHerfelb  mit  4100  Cinm.,  in  ber  immit* 
tc [baren  dUhc  oon  jtlau^tbal;  Anbreadberg  mit  bem  ©amfcni« 
febaebte,  einem  ber  tiefjlen  auf  (Srben,  1900  g.  unter  Zagt. 
Der  22,000  g.  lange  rebberger  ©raben  fübrt  auS  bt« 
großen  sDbcrtricbe  oielen  >>üttenwerfcn  ba8  notbiae  SBaffer 
ju. ' —  Die  Sanbbroflet  Lüneburg  entbdlt  meip  fk&rf, 
an  ben  glußufern  fruchtbares  ^aibelanb,  mit  anmutbi^a 
Dafen  unb  »irb  oon  ber  <5lb<  mit  ber  Alanb,  See^e,  31« 
menau,  ©eeoe  unb  oon  ber  SJefer  mit  ber  Aller  bewiiffert; 
bat  $ferbr,  Slinboieh,  »Bienen,  gtfebe  unb  ffiilb.  Süneburj, 
an  ber  fchiff baren  3(mcnau,  eine  alte,  unregelmäßig  gebaute 
©tobt  mit  13,000  Crin».,  bat  eine  JRitterafabrmte,  rin  Srm.- 
nafium  mit  ©ibliothef ,  ein  bebeutenbrt  ©aljmerf,  Suimafc 
nerien  unb  bebeutenben  ©pebitionä*  unb  Xranfitobanbel 
tiljen  an  ber  Slmenau,  mit  3000  €inw.,  batglacbä^  U 
barf:  unb  großen  $ferbebanbr(  unb  war  J&anfeflabt.  Qtllt 
ober  3eIIe  an  ber  gubfe  unb  ber  Alier,  welche  bitr  ftbtifb--r 
wirb,  eine  woblgebauere  ©tabt  mit  10,000  tjin».,  SljK| 
te?  ^berappellationdgericbtS,  bat  ein  ©pmnafium,  eine  SBiMio* 
tbef,  Srrenanjlalt,  SöacbSbleicben,  SJacbölichtfabrifen  uni 
faxten  ©pebitionöbanbel.   Harburg  an  ber  6lbe,  in  welAe 
liier  bie  ©eeoe  fällt,  liegt  «Hamburg  gegenüber,  bat 
(*hm\,  3ucferraffinerien  unb  ©egeltucbfabrifen.  —  Die  SanN 
broflei  ©tabe  ifl  am  Ufer  ber  glüffe  SKarfchlanb,  im  3iu 
nern  jum  2  heil  urbar  gemachte  .^aibe  (GJeefl)  unb  bittet  bra 
nirblicbflen  2heil  be6  SanbeS  jretftbcn  SBtfer  unb  Qlbt.  So 
.jberjogtbume  Sie r ben  liegt  Serben  an  ber  Aller  mit  4<<j0 
Gimo.,  einem  Dom  unb  (pmnafium;  im  .&erjogtljum  8rt: 
men:  ©tabe  an  ber  ©cbvoinge,  bie  erroa  eine  halbe ©runbe 
oon  hier  in  bie  tjlbe  fällt,  mit  5300  6in».,  einem  ©r/tm 
nafium,  ©ebiffahrt  unb  ©ebiffbau.    3um  ^enogtbume  fle* 
b6ren:  baS  alte  Sanb  an  ber  (Stbr,  oon  ©eproinge,  5ß» 
unb  Sübe  burebfioffen,  unb  bad  Sanb  Äel; bingen  an  b« 
©Ibe,  jroifcben  ©a)»inge  unb  JDfle.    3wifcben  ben  2Run» 
bungen  ber  «5lbe  unb  Söefer  liegt  baö  9anb  Aabeln,  «n> 
äDttcrnborf  unb  Altenbritcb,  unb  am  rechten  Ufer  ber  Sf* 
fermünbung  ba*  oon  griefen  bewohnte  Sanb  SBur fien, 
gleieb  bem  vorigen  au$  bem  frucbtbarflen  9Jfarfcblanbt  belle- 
henb.  —  Die  Öewobner  ber  Sanbbroflei  OSn abrief  W 
fchiftigen  ftcb  mit  Äff  erbau,  ©arnfpinnerei  unb  Seinweberr;. 
Aua)  au§  biefer  ©egenb  gehen  alljahrlicb  oiele  rüftigt  •«•» 
ner  nach  ben  ^iebeflanben.   DaS  gürflentbum  Cftnabru^ 
treibt  flarfe  ©ehweiiiejucbt.    jDSnabriicf,  eine  alte  OW« 
an  ber  £afe  mit  12,000  <5in».,  ifl  »ifchofSfie,  W 
fatholifcheö  unb  ein  protcjlantifcbcS  ©pmnaftum  unb  hei 
flarfen  -5)anbel  mit  Such,  Sein»anb,  Sabacf,  Rapier, 
ber,  ©eife  unb  ©ebinfen.   Auf  bem  Sfatbhaufe,  bJ^ 
ßer  bem  Dome  taS  bemerfenSroertbrfle  ©ebaube  ber  <r 
ifl,  warb  am  24.  £>ct.  1048  ber  weflfal.  griebe  pe- 
fen.    Dem  hier  geborenen  berühmten  ©taatSmanne 
fluS  9Je6fer  foll  ein  Denfmal  errietet  »erben.  3"  t1« , 
bem  ©raffebaft  Singen,  einer  holjarmen  ©egenb,  -j  - 
Singen  an  ber  dm«  mit  2200  ein».,  in  ber  ©uf*^ 
^Bentheim  bie  gleichnamige  ©tabt  mit  1800  Ginrc.,  ■ 
^erjogthume  Aremberg* Beppen,  einem  fafl  gan?  «f 


y  Google 


fyibt  unb  SRorajl  beflebenben  ganbe,  in  welcbem  ba« 
beurtanger  SRoor  unb  ber£ämling  liegen,  liegt  SReppen  an 
bei  «|>afe  unb  ®ntS  mit  2600  (£inm.  unb  einem  ©pmnaftum. 
2Me  SRoortolonie  Papenburg  mit  4000  ßinro.  bat  wicbtigen 
Sorfbanbel,  ©Aiffbau,  ©egel*  unb  Sut&fabrifen.  —  Da« 
gürftcntbum  jDßfneftlanb  ober  bie  ganbbroftei  Äuticb, 
mrbilt  im  Snnern  ^aibe  unb  9Jioor,  übrigen«  SJJarfAlanb, 
an  Dollart,  9torbfee,  Gm«  unb  geba.  Die  (ginwobner  te* 
bm  meift  von  &iebju$t,  ©eebanbel,  Äbeberei,  Xcferbau, 
2orf*  unb  3»cgel|i<tnbanbel.  Die  wiebtigern  ©täbte  Oft* 
frieäanbS  auier  Cmben  (f.  b.)  ftnb:  Äuricb,  ©ifc  ber 
fhtomnjialbeborben  mit  3400  Sinw.,  flr^t  burtb.  einen  Ka* 
nal  mit  Grmben  in  Öerbinbung,  hu  ein  ©»mnaftum,  bie 
Crbbegrdbniffe  ber  frief.  Surften  unb  ftorfe  ?>ferbemärfte. 
8eer  an  ber  Cm*  mit  6500  ßinw.,  treibt  ©Aiffbau,  8lbf* 
ivret  unb  ^anbel  mit  ganbrSprobueten.  SBeener  an  ber  (5m* 
mit  2300  Sin».,  iji  £auptplafc  für  ben  oflfrief.  ^ferbebanbel. 
Unter  ben  3nfeln  »or  ber  Küfie  wirb  SRorberne»  wegen  be$ 
tortigen  ©cebabce«  ftarf  befuct)t. 


.  aueb.^anfa  (ein  alte*  beutfdjeS  SBort,  weldjcS 
cmen'SSunb  ju  gegenfeitiger  ©efcbüfcung  bebeutet)  ober  bans 
feattfdjer  ä8uno  war  ein  im  Mittelalter  febr  mächtiger 
Sunt  einer  Änjabl  größtenteils  beutfeb.  er  Jgjanbclöfrtibfe,  wel« 
(ber  ben  allgemeinen  3n>e<f  baue,  ben  .ftanbel  tiefer  (Stätte 
auf  jebe  möglicbe  Ärt  ju  fcbüfcen,  ju  befejtigen  unb  ju  förbern. 
Qi  geborten  jum  SSunbe  jur  3eit  feiner  f)öcbj?cn  SBlüte  folgenbe 
So  ©tabte:  Hnbernacb,  Inflam,  afdberSleben,  JBergm  in 
Norwegen,  S3erlin,  SMclefelb,  33olSroarb  in  grieSlanb,  33rans 
benburg,  S3raun8berg,  SSraunfcbweig ,  äöremen,  33urtebube 
im  ©tifte  Cremen,  Rampen  in  JDber»flel,  Danjig,  Demmin 
in  Bommern,  Dementer,  Dorpat,  Dorrmunb,  Duisburg, 
Gimbecf  am  £arj,  ©Ibing,  Biburg  in  ©elbern,  ©mmerieb 
in  KJe»e,  granffurt  a.  b.  £>.,  ©olnow  in  Bommern,  ©öS» 
lar,  (Söttingen,  ©reifSwalb,  ©röningen,  Jjpalberftabt,  £alle 
an  ber  ©aale,  Hamburg,  Jameln,  fjamm  m  SBejtfalen,  Apa* 
noeer,  .ßarberropf  in  Selbem,  ^»elmflebt,  ,&er»orben  in  SBefl» 
falett,  .pilbeSbeira,  Kiel,  KoeSfelb  in  SRunfter,  Dolberg, 
Köln  am  Sfbein,  Königsberg  in  Greußen,  Krafau  in  $0' 
len,  Kulm  in  Greußen,  gemgo  in  SBcfifalen,  girbeim  im 
gotbringifeben,  gübeef,  Lüneburg,  ÜRagbeburg,  SJHnben  im 
Äan6r*erifo)en ,  2Rün|ter,  Heimwegen  in  ©elbern,  Scorbbeim, 
i«nabrücf,  JDjlerburg  in  ber  Xtmurf,  ^abtrborn,  Cueblin» 
bürg,  0te»al,  Stiga,  Siojtocf ,  Slügenwalbe,  Sturemonbe  in 
©clbern,  ©aljwebel,  ©eebaufen  in  ber  SRarf  föranbenburg, 
Soe^  in  SBefrfalen,  Stabe  in  Cremen,  ©targarb,  ©tauern  in 
grieSlanb,  ©tenbal,  ©tettin,  ©tolpe-,  ©tralfunb,  »born, 
Benlo  in  ©elbern,  tilgen  im  Üiineburgif4)en,  Unna  in  SBejb 
fakn,  SBarberg  in  ©aWben,  fflirben  in  berÄltmarf,  fBo 
feJ,  SSieb«?  auf  ©otblanb,  Sßiömar,  äütpben  unb  3woQ 
In  ©eitern.  —  Die  $anfa  bilbete  fieb  in  golge  ber  Betts 
umftanbe  nur  aQmalig  aui,  fobaf  bie  gro^e  'ÄuSbebnung 
unb  *ö?a*r,  welcbc  fte  nacb  unb  nacb  gewann,  eine  §otge 
bec  3<itumfidnbe,  r.idu  all  eine  bei  ber  erfien  Srridbtung  bei 
Jöunbe«  gebeate  30>fic^t  ju  betratbten  iff.        gab  im  frü« 
bern  SUittelalter  niebt,  wie  jefet,  öffentliche  ©ic^erbeit.  Stur 
mit  ben  ©äffen  in  ber  £anb  burfte  man  firf>  obne  ©efabc 
auf  bic  ^eeriiTa^en  wagen.    SRacbbem  bie  ©täbte  unb  ber 
4>antel  blüb«»b  ju  werben  angefangen  b«tt«t/  mugte  biefer 
Uebei|tanb  befonbert  fubftat  werben,  benn  ber  gantet  fann 


nur  bei  einem  ausgebreiteten  SOerfebr  befielen.  3u  ben  g> 
meinen  Kaubern  gefeilten  fia)  auf  ben  Äeerfrraßen  noc^  b» 
Sfaubritter,  welche  SJegelagerung  ali  ein  eintraglicbe«  unb 
nid)t  unebrenbafteS  ©efebäft  berneben.    Xnfänglicb,  [uebten 
fi<H>  bie  Äaufleute,  welcbe  tt)r  ©efcbdft  nötbigte,  mit  ©ut 
unb  ©elb  uon  Drt  gu  JDrt  gu  reifen,  babureb.  ju  t>e[fetv 
bag  pe  in  größere  ©efellfcfjaften  ftcb,  vereinigten  unb  bewaf^ 
nete  Seute  jur  Cebecfung  mit  ftä)  nabmen;  aueb  traten  be* 
reitS  mebre  ©tibte,  tt>r  gemeinfame*  Sntereffe  im  ©egenfaft 
gegen  ba3  ber  fletS  nur  im  grofjen  ober  fleinen  JEriege  ic. 
benben  9fitter  erfennenb,  ju  Cünbniffen  für  gemeinfebafnu 
eben  ©ebug  jufammen.    Tin  bie  ©teile  ber  eignen  SBewaff« 
nung  trat  bei  ben  reifenben  ^Bürgern  balb  ba$  ©eleit,  weU 
tfjeS  fte  wol  guerft  von  ben  regierenben  Herren  ftlbfl  nacb« 
fuebten  unb  gern  bejablten,  ba$  fte  aber  balb  ju  nebmen 
gefe^licb  genotbigt  würben.   Q6  würbe  ben  öürgern  »erbo- 
ten, fia)  felbjt  ber  2B»iffen  unb  bewaffneter  £eute  w  btbie* 
nen,  unb  balb  foberte  man  »on  tbnen  nur  ba9  ©elb  für 
ba5  ©eleit  ab,  obne  ibnen  bajfelbe  wirtlicb  ju  gewähren 
unb  obne  baß  eS  ben  Königen  unb  Sürßen  gelang,  eine 
öffentlicbe  ©icberbeit  b<r}ujteUen,  wie  fie  folebe  allerbtng§  gu 
begrünten 'eifrig  bemübt  waren.    Sine  noeb  näber  liegenbe 
Urfacbe  jum  erfien  ©ntfleben  ber  ^anfe  waren  aber  bie  be* 
fontern  SJerb^ltniffe  ber  mächtigen  ^anbelöftäbtc,  auS  beren 
Cerbtnbung  biefelbe  b^roorging.  riefe  ©tabte  waren  &am» 
bürg  unb  Üübec!,  welcbe  beibe  it>re  bebeutenbfien  SBaaren« 
fenbungen  au?»  ber  9?orb*  unb  £>ftfee  erbielten,  unb  benen 
baber  oueb  »orjüglid)  an  ber  ©icberbeit  ber  ©cbifFabrt  auf 
biefen  SKeeren  gelegen  fein  mufite.   Äm  Könige  »on  Däne« 
marf  borten  Hamburg  unb  gübeef  ben  gefdbrlicbften  geinb 
unb  mit  ihn:  lagen  fte  verfebiebene  SRale,  namentlia)  %am* 
bürg,  in  offner  gebbe.    3uer|l  traten  1241  bie  genannten 
©tobte  in  ein  ©a)ufe*  unb  5£rufebünbni§  unb  feit  1247,  nacb« 
bem  ftä)  ba3  für  ben  ganbbanbcl  ali  ©tapelplafc  wiebtige  S3raun« 
febmeig  biefem  S3ünbni|Je  angcfa)loffen  inucc,  fann  man  bie 
@ntflebung  ber  ^>anfr  reebnen.    &alb  nämlia)  traten  noeb 
mebre  ©tabte  bei  unb  febon  1260  würbe  ber  erfre  JBunbeS» 
tag  ju  gübeef  gebalten,  ba*  man  al3  ^)aupt  bei  S3unbe$ 
betraebtete.    ipter  war  baS  'ür&.iv  be§  S$unbc6  unb  bicr 
würben  aller  tret  3abte,  um  ^fingflen,  bie  93unbe5t>erfamm> 
lungen  gebalten?  aua)  batte  gübeef  baS  8?ea)t,  augerorbent« 
liebe  JBunbeätage  au§jufcbreiben.  Slocb  mebr  befejtigt  würbe 
ber  febon  blübenbe  herein  burdb  bie  1364  ju  Köln  abge» 
fafte  SunbeSacte.    Der  gange  Sunb  jerfiet  in  »ier  «b» 
tbetlungen  ober  iCluartiere  mit  befonbern  $aupt*  °^(C 
£luartierflibten:  gübeef  war  bie  Cuartierftabt  ber  wen« 
bifeben  unb  überwenbifeben  ©täbte;  Köln  bie  iCLuartierflabt 
ber  marfifeben,  we(ifälifd)en  unb  fleuifcben,  fowie  ber  »ier 
nicberlänb.  ©täbte;  Öraunfcbwcig  bie  £luartier(tabt  ber  fäcbf. 
unb  marfbranbenburg.  ©täbte;  Dangig  enblia)  bie  Quartier« 
flabt  ber  preuf.  unb  lieflänb.  ©täbte.  IBalb  ging  bie  #anfe 
barauf  aud,  nid)t  nur  burd)  ibr  imponirenbeS  "ilnfeben  ©i« 
cberbeit  für  tf>rert  ^>anbel  ju  begrünben,  fonbern  aua)  ben 
^anbel  tmmer  mebr  gänjlia)  in  iljre  ^)änbe  ju  befommen, 
»ortbeilbafte  Verträge  mit  auMänbifa)en  3Räcbten  }u  feblie» 
ßen  unb  wiebtige  Privilegien  ju  erlangen.    DiefeS  gelang 
ibr,  weil  bie  regierenben  #erren  ebenfo  wenig  wie  ber  ge-- 
fammte  Stitterftanb  ein  Sntereffe  am  #anbel  nabmen  unb 
baber,  wenn  fte  au*  bie  waebfenbe  !D?aa)t  ber  ©täbte  niebt 
gern  faben,  boA  felbfi  nidjt  baran  baebten,  it>re  eigne  3ßa4t 


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Hanswurst 

iu  .SSanbelSunternebmungen  ju  benufeen.  ©o  bo*  wueiS 
bie  $Rad)t  ber  #anfe,  baß  fie  gürften  unb  .Königen 
mehr  alS  einmal  ben  .Krieg  erflarte  unb  tfjri  fiegreieb  be» 
ßanb,  baß  fie  mehrmals  Stötten  »on  200  unb  mebt  - 
©cbijfen  auSrüftete,  ein  »ürgermeiftet  »on  2>anjig  erflarte 
bem  Könige  »on  ©chweben  ben  -Krieg.  SDie  ^anfe  be» 
berrfcbte  bie  norbl.  SReere,  legte  Kanäle  an,  haltt  gaeto* 
reien  in  allen  »Übrigen  4>anbelSplafcen  unb  »ier  große 
Gomptoire  ober  SRieberlagen  ju  Sonbon,  Brügge,  9iomogrob 
unb  Bergen.  SDie  äanfa  übte  an  ben  Berfammluna> 
tagen,  ju  benen  bie  ©tabte  abgeorbnete  fenbeten,  au$  eine 
innere  ©ericbtSbarfeit  auS,  welche  ftcb  namentlicb  auf  £an« 
belSangelegenbeiten  bejog.  ©te  b«tte  einen  fleinen  unb  tu 
nen  großen  Bann,  mit  welchem  fie  ©cbulbige  belegte,  »et 
che?  »erbanfen  I>ie0;  ju  ben  gememfamen  fnegcnfajcn 
Unternehmungen  mußten  bie  ©tdbte  ©tbiffe  unb  Stfantu 
fchaft  ober  ©efb  fieUen.  2>ie  £anfe  »trlor  an  SWacbt  unb 
a'nfeben,  al8  fid)  »«  politifcr;ert  SBerbaltnifTe  in  Guropa  all« 
mälig  umgejialteten.  £ie  Sanbfrraßen  würben  ft<ber/%bie 
Öfcgtcrunaen  nahmen  ftd>  bf3  #anbel$  an  unb  entzogen  ibn 
ber  ©ewalt  ber  ©tabtej  überbieS  waren  fie  etferfucbtig  auf 
ben  nichtigen  ©unb  unb  jlrebten  feine  ÜJ?ad>t  *u  brechen. 
Sie  Keinem  ©tabte  faben  ein,  baß  fie  »on  ben  großen 
©eeftäbten  nur  ju  biefer  eignem  SJortbetl  benufet  würben; 
bie  Gntbecfung  »on  Ämerifa  gab  bem  ganjen  #anbel  eine 
neue  un»orhergefehene  Äiebtung.  Die  lefcte  Berfammlung 
würbe  1630  ju  tübecf  gebalten  unb  bitt  erflörten  bte  eins 
»einen  ©tabte  ben  ÄuStritt  auS  bem  Bunbe.  3n  ein  neues 
Bünbniß  traten  jebodj  Hamburg,  ßübetf  unb  Bremen  unb 
bemfclben  trat  Danjig  in  einjelnen  gaüen  bei.  JRocb  iefet 
werben  jene  brei  ©tabte  juwctlen  unter  bem  9lamcn  ber 
ÄanfejUbte  jufammenbegrirTen  unb  1826  bat  ©roßbrp 
tannien,  1628  Greußen  mit  benfelben  einen  $anbel5»  unb 
©cbiffa^rtSöertrag  abgcfcbloffen. 

fianertmret  ifl  eine  fomifche  gigur  beS  altem  beutfcben 
£ufK  unb  ©djaufpielS,  welcbe  mit  ihren  berben  ©»aßen  jur 
Grg&feung  beS  publicum«  niemal«  fehlen  burfte  unb  djren 
tarnen  »on  $an8,  bem  mit  feiner  Siebenbebeutung  allbe« 
lannten  beutfcben  Kamen,  unb  SBurfl,  einer  alten  gtebltngS* 
fpeife  bet  fceutfcben,  hat.  gajt  icbeS  2anb  bat  feinen  jte» 
benben  fomifcben  Gbarafter,  in  welchem  bie  eigne  SRattonas 
litat  mit  federn  $umor  »erfiflirt  ift,  unb  fa(t  fittS  wirb  bie* 
fet  Gbatafttr  naeb  bem  Sieblingägericbte  beS  SBolfS  benannt. 
Det  3acf  Tübbing  bet  Gnglanbet,  bet  Sean  *J)otage  bet 
gran»ofen,  ber  «Ptcf elbaring  ber  ^ollinber,  bet  SKaccaroni 
ber  Italiener  legen  bicruon  ßeugniß  ab.  J^anSwurft  ift  ein 
€rjfre(fer  unb  Grjfaufer,  mit  einem  aufgefebwemmten  ieibe, 
etwa§  bumm  unb  tolpelbaft,  abrt  boeb  ben  ©cbalf  im  Slacfen 
tragenb,  gutmütig,  faul,  in  feinen  Bewegungen  licberlich, 
ungefebteft.  Gr  »ertragt  »ielc  Prügel  unb  tijeilt  fie  aueb 
auS.  Der  eigentlicbe  Utfpruna  beffelben  läßt  fid;  niebt  er: 
mittein,  aber  febon  1541  fdjrieb  £utber  ein  Bud;  unter  bem 
Sittel :  „2Bibtr,j>anSwurft"  unb  baS  Suftfpitl  «peter  5)rob|?S: 
„5ßom  franfen  Sauer  unb  einem  Doctot"  (1563)  ift  baS 
erjte  gefebriebme  ©tücf,  in  wclcbem  ber  ^anSwurjt  auftritt, 
©ein  Urfprung  t|!  jeboeb  wabrfcbeinlicb  »tel  dlter,  inbem  et 
iuerft  in  ben  auS  bem  ©tegreif  gefproebenen  ©»ielen  auf» 
trat.  Gr  war  bie  SQerfappung  eines  luftigen  ©efeüen,  bet  in 
bitfet  SRaSfe  batauf  ausging  bie  ©cbwäcben  «mb  SBerfebrtrrcis 


.  Hardenberg  (Fürst) 

ten  feinet  3eit  ju  geißeln,  inbem  et  fie  bem  ©elacbtet  »reife 
aab.  3n  bet  etfien  ^dlfte  beS  18. 3abtb.  feierte  4>anS»ur|i 
feine  2rium»be  auf  ber  iöüijne,  befonberS  als  auSgeteia)ncti 
©cbaufpielet  fieb  feinet  annabmen.  Söcruhmt  würbe  in  bie> 
fer  9?olle  ©tranifefp-,  ein  geborener  ©djlefier,  ©cbaufyiejn' 
ju  SB3ien,  welcber  ben  $an$wurjt  alS  einen  poffirlicben,  rb 
waS  einfältigen  faljburgtfcben  Bauet  gab.  HÜtrbwgJ  m\ 
ber  &anSwur(t  nicht  mehr  im  äeirgefebmad,  baS  btutfe^t 
i)ubltcum  wat  tbeilS  ju  emft,  tbeilS  ju  gebilbet,  um  an 
feinen  berben  ©paßen  noch  länget  ©efebmaef  tu  finben,  tU 
in  bet  {weiten  Spätftt  beS  »otigen  3abrbunbertS  namratiicfi 
©ottfebeb  it»m  ben  JCrirg  erflarte.  Dem  fleifen  |)ebantra  b 
fonberS  war  bie  luftige  gigut  mit  u)ten  Unanftdnbiatatm 
ein  ©teuel  unb  eS  gelang  jenem,  ben  £an$rourft  gSnjiidi 
)u  befiegen,  obfebon  fieb  auSgejeicbnete  ©cbriftjteUer,  m 
teffing,  beffelben  annabmen. 

tjautli»  ift  bet  Käme  »erfebiebener  iC6ntge  in  ben  norbl. 
9?eicbm  GuropaS,  unter  benen  #atalb  I.,  »tla)er  SM 
— 93.3  Norwegen  beberrfebte,  am  berübmteften  tfL  Zii 
£anb  war  bamalS  nod)  in  »iele  tleine  Diftricte  ;mi-;  .' 
wcldje  feibftanbige  £crrfd;er  bitten.  Giner  »on  ihm  wat 
Sq.,  welcber  fid)  um  ©iba,  bie  Socbtet  eines  vi.:cbl- 
fcberS,  bewarb  unb  »on  biefer  ben  jßefebeib  erbielt,  baß  ni 
nur  bann  fein  ©emabl  werben  wolle,  wenn  er  iia)  jum 
^)crrn  »on  gan»  Norwegen  gemacht  boben  würbe.  ^. 
fdjwur,  er  werbe  fein  Haupthaar  niebt  eber  wieber  abf4nci> 
ben  laffen,  bis  er  ©uVS  SBunfcb  erfüttt  bätte.  So  eroberte 
er  beun  in  20  3ab«n  «Norwegen  unb  erbielt  »on  feitin 
fch6nen  Sgaax  ben  Rauten  #aarfager,  b.  b-  ©cbönbaar.  2* 
»ertriebenen  ^)errfd)er  be»6lferten  mebre  biSber  unbetrctJi:' 
Snfeln  unb  griffen  immer  aufS  9ieue  feinblidj  an.  Gnr= 
lieb  empörten  ftd)  feine  eignen  ©öbne  unb  mußte  i^nen 
bie  Regierung  einjelnet  STbeile  beS  SReidjS  überlaffen,  ti= 
bielt  aber  felbft  bie  Dberbob«t.  * 

finrÖmbercj  (Karl  Äug.,  gürft  »on),  ein  ©taatSmam, 
weldper  fid;  um  Greußen  bie  bleibenbficn  83erbtenfte  um 
ben  b<»t,  würbe  in  $ano»ee  1750  geboren,  ftubirte  JKW 
»ig  unb  ©6ttingen  unb  trat  bann  trft  in  ban6»erifcbe,  W-K 
tn  braunfcbroeigifdbe  ©taatSbien|te.  Gt  würbe  »erfcbirtcic 
SJJul  mit  ©efcb'äften  am  preuß  £ofe  beauftragt  unb  «wttt 
fo  mit  bem  .Ronige  griebrieb  3Btlbelm  II.  befannt,  auj  W 
fen  Gmpfeblung  ibm  1790  bie  ©teUe  eines  fflimfert  w« 
'Änfpacr;  unb  »aireutb  anoertraut  würbe,  313  biefe  lJ«-r 
balb  barauf  an  Greußen  fielen,  würbe  &  in  feiner  B"  ' 
beftatifit  unb  überbieS  jum  gebeimen  ©taatS«  imb  bwj 
tenben  SKiniftet  unb  bann  jum  GabinetSmimfler ■  tmmi 
©ebon  unttt  griebrieb  ©ilbelm  U.  erwarb  r«b  ««.fj *l 
SJerbienfte,  namentlid;  war  et  eS,  bet  1795  ju  «W« 
trieben  mit  bet  ftanj.  Seepublif  abfdjloß.  Ä6nig  %afr* 
aßilbelm  UL  berief  nach  Antritt  feinet  Regierung  $>  *™ 
Berlin.  Die  £enfung  bet  auswärtigen  angelegenbetten  r... 
1U04  in  feine  Äinbe  unb  1805  braebte  er  bte  Pf*»»" 
Gon»ention  jwtftbtn  Slußlanb  unb  Greußen  ju  ©tanbt  *w 
«Napoleon*  SBaffen  unb  «Politif  fiegten  über  Wf<:: 
unb  biefer  trat  »on  feiner  ©tcllung  jurutf.  Grft  nacc" 
Greußen  1806  in  .Krieg  mit  granfreteb  geratbm  war  «n 
ben  barten  ©cblag  ber  ©d;lacbt  beiSena  erlitten  batte,.^ 
1807  wieber  in  SBtrffamfeit,  auS  bet  et  na*  brmjn; 
bm  mWU  abermals  b«auSttat  ©eine  gtoßarttge,  m* 


igmzea  Dy 


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Hardenberg  (Friedr.  TOD)  339 


Harlekin 


terbrodjen  bis  an  feinen  £ob  fortgeführte  SBirffamfeit 
begann  1810,  wo  ihn  ber  Jtönig  oon  Greußen  jum 
©taatsfanjlet  ernannte.  SDte  (£rfrÄftigung  unb  Befreiung 
Greußens  von  bem  franj.  ©influffe  waren  fein  SBerf;  er 
leitete  ade  33erba»blungen,  benen  Greußen  feine  jefeige  po» 
,i:;i'd)c  ©röße  oerbanft  unb  arbeitete  an  ber  innern  Cnt« 
reiefetung  beS  Staats.  25er  Äöntg  batte  ibn  1814  in  ben 
gürftenftanb  erhoben  unb  ibn  freigebig  für  feine  großen  SJer» 
oienjte  belehnt.  Äuf  einer  {Reife  in  SRorbitalien  flarb 
1822  ju  ©enua.  2Cuf  SJefebl  beS  JtönigS  würbe  im  S3er* 
fammlungSfaale  beS  Staatsrats  feine  S3ufte  aufgefteUt.  Sp. 
Unterlief  r)anbfcbriftlicbe  Memoiren  über  bie  widjtige  3eit 
ton  1801  bi6  jum  tilfifer  grieben,  weiche  ber  Äönig  oon 
Greußen  mit  bem  fön.  SEBappen  oerfiegelt  im  StaatSarcbio 
niebergelegt  bat.  83">r  1850  barf  biefeS  SBerf  nitbt  eröffnet 
werben. 

fjardrnbrra  (griebr.  oon),  ein  unter  bem  angenommenen 
tarnen  9?  ovali  4  befannter  beutfebrr  Siebter,  welcher  nur 
erft  bie  erfreu licbften  »proben  feines  tiefen  @emüu)S  unb  poe» 
tifeben  Sinnes  abgelegt  hatte,  alS  er  burdj  einen  frühen  SEob 
babingerafft  würbe.  <&x  würbe  1772  auf  feinem  gamiliengute 
SBieberffcbt  im  SRanSfelbifcfeen  geboren,  befudjte  baS  ©om» 
naftum  in  ©Sieben  unb  naebber  bie  UnioerfitiSten  3ena,  £  i  i p  - 
jig  unb  SBittenberg,  unb  erwarb  fieb  auSgejeidmete  .Rennt: 
niffe  in  mehren  SttiffenSfÄtbern.  Seit  1795  alS  Hubitor 
bei  ben  Salinen  ju  SBeißenfelS  angefleHt,  bejuebte  er,  um 
fiel.)  bie  ju  feiner  JBeförberung  nötigen  Äenntniffe  ju  er« 
werben,  1797  bie  SJergafabemie  y.i  greiberg  unb  würbe 
1799  Xffeffor  beim  Salinenbirecfortum  ju  SBeißenfelS.  2>et 
SEob  einer  liebenSwürbigen  ffiraut  hatte  Sp.'o  ernfrfinnige 
{Richtung  begünfligt  unb  in  gleichem  Sinne  wirf  tc  fein  freuno» 
fcbafrlicbcr  Umgang  mit  ben  JDicbtern  f.  SJiecf  unb  ffr. 
Seblegel.  2>ie  Siebt  ju  einer  jweiten  SJraut  fnüpfte  £. 
inbeß  noeb  mdebtig  anS  geben,  alS  er  jum  HmtSbauptmann 
in  Sbüringen  ernannt  unb  lebhaft  mit  bem  »Plane  ju  fei: 
ner  Vermahlung  befebäftigt,  oon  einer  ©rufifranfbeit  1801 
bingerafft  würbe.  Unter  £>.'S  allerbingS  von  einer  #inneU 
jung  ju  fränf lieber  Sdjwarmerei  nicht  garu  frei£ufprecben> 
ten,  aber  gebanfens  unb  gemütbooUen  tiefjtnnigen  Sdjrif» 
ten  jeiebneu  fieb  befonberS  bie  „Spinnen  an  bie  9lad>t"  unb 
bie  geifllicben  Sieber  auS.  £er  großartig  angelegte  {Roman 
^einrieb  oon  SDfterbingen",  fowit  bie  meiflen  SBerfe  Sg.'i 
füi»  uncoUenber  geblieben. 

ejarrm  (b.  b-  baS  Unoerlefcticbe,  ein  arab.  SB  ort)  be= 
jeidmet  bei  ben  SERobammebanern  baS  ©emadj  ober  ©ebdube, 
in  welchem  tyre  grauen  wobnen.  @S  i|t  bem  SIRobammebas 
ner  gefefclicb  erlaubt,  oter  rechtmäßige  grauen  unb  fo  viele 
Seiftbläfe rinnen,  alS  er  will,  ju  baben,  hoch  madjen  oon 
Mefer  fttlaubnifl  nur  bie  fReicbfttn  unb  83ornebm(ien  ®u 
brauch,  fdwn  barum,  weil  bie  Aaltuna  eines  oierfacben  Spa-- 
reraJ  mit  großen  Soften  oerfnupft  ijr,  benn  jebe  rtä)tmä= 
tiige  9attin  muß  it>rc  eignen  ©emädur  unb  ihre  eigne 
rienerfebaft  baben.  Diefe  beliebt  fyetß  au«  ©flaoinnen, 
tbeü*  au$  Sierfcbnittenen,  welöjen  letjtern  namentlicb  bie  Sät-. 
wac&ung  beä  ^>arem3  obliegt.  &  ijt  nämlitb  niebt  nur  bie 
gurebt  beä  Gbeberrn  »or  Untreue  feiner  ©attin,  welcbe  foter^e 
fhrenge  SBeroad;ung  notbig  raad)t,  fonbern  tS  gilt  bei  ben 
Wobammetanern  im  ÄUgemtintu  \&t  bie  größte  Sittenloftg» 
ȟbtrtfifcnp.:?ci.  IL 


Feit,  wenn  ein  anftdnbiaeS  grauenjimmer  irgenbwie  mit  bem 
öffentlichen  Beben  felbjtanbig  in  •IBerührung  tritt.  Diefti 
gebt  fo  weit,  baß  ein  folcbeS  niemals  unoerfcbleiert  unb  un< 
begleitet  ausgeben  unb  nodj  weniger  in  ihrer  SBobnung  5ö;= 
fud)e  oon  SWannSperfonen  anntbmen  barf.  JDer  Jparem 
pflegt  bafier  gewöbnlici)  aud?  gän^lid)  abgefcbloffen  ju  fein 
unb  nur  mit  einem  oon  hoben  3Rauern  eingefcbloffenen 
©arten  in  SJerbinbung  ju  (leben,  in  welchem  eS  ben  grauen 
erlaubt  iß,  fid?  ju  erboten. 

jt]arfef  ein  fet>t  alfeS  unb  ebtmalS  nodj  mebr  als  ie^t 
gebraucb(id)eS  unb  geacbteteS  @aitenin(Irument,  mit  eigen» 
tbümlicbem,  befonberS  jur  Begleitung  beS  ©efangS  ftcb  (ig* 
nenbem  Jllange.  6§  gibt  oerfebiebene  Zxttn  ber  #arfe,  unter 
benen  bie  fogenannte  £aoib$barfe  am  gcwöbnlicbflen  ift. 
Sbre  breieefige  ©ejialt,  bie  'äxt,  wie  ber  {Refonanjboben  an 
ber  einen  Seite  beS  SreiccfS  angebraebt  ift,  unb  bie  'Ärt, 
wie  biefelbe  gefpielt  wirb,  finb  befannt.  35ie  Saiten  finb 
jDarmfaiten  unb  reiben  in  ber  {Regel  oom  C  bis  jum  breU 
getriebenen  <•  ober  d.  Sie  bat  bie  UnooDfommenbeit,  baß  fie 
jeceämal  nad)  bem  ^aupttone  beS  oor^utragenben  äRufttftücfS 
gefttmmt  werben  muß  unb  baß  wdbrenb  beS  Spiels  auS  eis 
ner  anbern  Xonart  oorfommenbe  Zbnt  nur  baburd;  betoorge« 
brjd.it  werben  fönnen,  baß  bie  betreffenbe  Saite  mit  $ü(fe 
beS  auf  bie  SBirbet  paffenben  ^>arfenfd>füfjel3  fcbneU  umge> 
fiimmt  ober  ber  Saumennagel  an  baS  obere  Qntt  ber  Saite 
auf  geeignete  9Beife  fefl  angebrueft  wirb.  Viele  SOTufifliücfe 
finb  in  golge  biefer  Unoollfommfnbeit  für  bie  2>aoib$barfe 
gan^  unauSfübrbar  unb  eS  ift  caber  bie  angeblid;  oon  QuAy. 
bruefer  ober  83elter  im  Anfang  beS  18.  Sabrb-  erfunbene 
»P  e  bat  barf  e  eine  febr  nü^licbe  drftnbung.  Sei  biefer  ift 
ndmlicb  ein  'petal  oon  fedjS  ober  fieben  3t ritten  angebraebt, 
oon  benen  jeber  einzelne  alle  iDctaoen  eineö  Xon$  um  einen 
balben  Xon  erböbt-  2>iefe  ^arfe  muß  in  Es-dur  gefiimmt 
fein,  um  bie  B.ftöne  b<rt">rbringen  }u  fönnen.  X)tx  Um-, 
fang  berfelben  gebt  Dorn  dontra^F  bis  jum  oiergefiriebenen  d. 
teuere  S^erbeiTerungen  an  ber  5>trfe  baben  biefelbe  adju  febr 
)ufammengefe(}t  gemacht.  Ghemalö  war  bie  Spieibarfe 
ober  ttalienifcbe  Aarfe  oiel  in  ©ebraud),  welche  mit 
Srabtfaiten  belogen  i)r  unb  mit  ben  gingernägeln  angefcbla' 
gen  wirb.  Sie  bat  einen  boppelten  {Refonanjboben  unb  auf 
ber  einen  Seite  (gelbe)  S3aßfaiten,  auf  ber  anbern  (weiße) 
£iScantfaiten,  unb  ift  wegen  ijjrer  UnooOfommenbeit  außer 
©ebraueb  gefoinmtn. 

fjarlflutt,  ital.  A  riech ino,  ifl  eine  nodj  immer  mit  ©lue? 
auftretenbe  fomifebe  gigur  beS  ital.  Xbeater-?,  ein  Sktter  beS 
beutfeben  ^»anSwurff  (f.  b.),  aber  boeb  gdn^licb  oon  ihm 
oerfebieben.  Qx  frißt  aud;  gern  unb  oiel,  aber  eS  fefet  bei  tbm 
niebt  an,  er  bleibt  bünn  un)  gefebmeibig.  Dabei  ift  er  gewanbt, 
geübt  befonberS  im  Springen,  Xanten  unb  in  Jtörperoerbre» 
bungen,  febabenfroö,  unoerfd)dmf,  Verwirrung  anriebtenb, 
wo  er  (ann,  uno  neefenb.  <Sn  Gemeinheit  in  sanieren  unb 
{Reben  gibt  er  bem  $anSwurf!  nichts  nacb,  fonbern  über« 
trifft  ibn  wol  noch,  weit  er  mebr  :but  unb  febwaot.  Spd« 
ter  trat  er  meifl  alS  S3ebienter  auf,  ber  feinem  $txm  treu 
ift,  aber  babei  alle  möglichen  Scbelmfheicbe,  hoffen  unb 
Spitzbübereien  treibt,  geigheit,  gurebtfamfeit  unb  (f igennutj 
finb  wefentlicbe  JBeftanbtljeile  feines  GbarafterS.  Sein  äßit} 
ifl  oft  bei  ben  paaren  btrbeigtjogin,  gemein  unb  boSbaft 


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Hartem  338  .  Harmonica 


unb  man  merft,  baß  er  im  ©runbt  bod)  ein  clnf&ftigcr 
Stropf  ifl.  Gr  bat  ben  Untergang  beS  beutfrben  #anSwurß 
nicht  getbeilt  unb  fpielt  befonberS  noch  im  ©allet  eine  be< 
beutenbe  9(oUe.  Gin  echter  .gjarlefin  muß  feine  Stolle  nicht 
auStrenbig  gelernt  unb  einjlubirt  haben,  fonbern  fo  von  tt>r 
burebbrungen  fein,  baß  er  mit  ibr  fc^einbar  fid>  felbfl,  wie 
e$  ber  Äugenblicf  bringt,  fpielt.  2>ie  granjofen  haben  auS 
ihm  ben  gefebmeibigen ,  gewanbten,  glatten,  galanten,  fogar 
grati&fen  .frarlefin  gemacht,  ber  feine  größte  SGoüenbung 
bureb  Gar  (in  ober  Garlino  erhielt,  tiefer  hieß  eigene 
lieb  G a v i  o  Antonio  ©ertinajsi  unb  war  1713  ju£u* 
rin  geboren.  Gr  war  ber  Liebling  ber  ?)arifer,  vor  benen  er 
in  ber  ital.  Äomcbie  auftrat  unb  beren  ©unft  er  ftd)  burd) 
eine  feltene  ^Bereinigung  von  fomifebem  £alent,  grati&fet 
©ewanbtbeit,  ©ilbung  unb  Sücbtigfcit  ber  ©eftnnung  er» 
worben  borte.  3m  fpätern  'Älter  verfiel  er  in  tiefe  ÜJlelam 
4>oIic ,  welche  aber  auf  ber  äöübne  burch  feine  frühere 
lerfeit  überwunben  würbe.  Gr  fpielte  bie  JRolIe  beS  .£>at» 
lefin  bis  an  feinen  2ob  1783. 

CjarlfHl  ober  £aarlem,  bie  #auptflabt  beS  g(eidi:ia-- 
migen  ©ejirfS  in  Ser  nicberlanb.  ?>rovinj  SRorbbollanb,  liegt 
unweit  beS  fogenannten  barlemer  SReereS,  eines  ©innen« 
feeS,  welcher  bei  geringer  £icfe  eine  gläehe  von  33,000 
borgen  2anbe$  bebceft  unb  bureb  ben  SWeerbufen  mit 
bem  äuiberfee  verbunben  ifl,  (lebt  burd)  handle  mit  Tfmflcr* 
bam  unb  Segben  in  ©erbinbung  unb  jeiebnet  f t d >  burd; 
Wcinlicbfcit  unb  nette  Bauart  auS.  GS  Kit  verfchiebene  a:i- 
fcijuiicbc  ©fraßen,  welche  jum  TdüI  von  Äandlen  burd): 
febnitten  werben  unb  jierlid)  mit©dumen  befehlt  finb.  Die 
22,000  Gin«,  ber  ©tabt  betreiben  viele  gabrifen  in  ©ei« 
benwaaren,  Ceinwanb,  3wirn  u.  f.  w.  GbemalS  gab  c8 
biet  weitberübmte  fieinroanbs  unb  ijwirnblcicbcn.  Gm  febr 
widriger  GrrverbSjweig  ifl  noch  immer  bie  ©drtnerei  unb 
ber  ©lumcnbanbel,  welcher  im  17.  3abrb.  eine  ungeheure 
#6f>e  erreicht  hatte.  (SJgl  ©lume.)  Noch  je|jt  werben  von 
b.  auS  ungemein  viele  ©lumcnjwiebeln  nach  allen  ©egenben 
(luropaS  terfebieft.  Unter  ben  neun  fatbolifeben  unb  feebS 
proteftantifeben  JUrcben  ber  ©tabt  jeiebnet  ft<b  befonberS  bie 
„©roße  Airche"  ober  ©i.«©aroniusfircbe  auS.  ©ie  bat  ei» 
nen  febr  hohen  SEburm  unb  eine  ber  größten  Orgeln,  welche 
es  gibt.  Diefe  Orgel  bat  8000  pfeifen  unb  (50  9?cgifler 
ober  (Stimmen  unb  ifl  1738  von  bem  amfierbamer  Orgel» 
baucr  SBcullcr  erbaut  worben.  'Äuf  bem  2Rarfte  ju  Sp.  ffe[)t 
»•ine  JBilbfdule  beä  üorenj  SanSjoon  Äofler,  weldjer,  wie  bie 
^>oIIdnber  fagen,  1424  bie  2$ud>brucferfunjt  ju  erfun» 
ben  haben  foll.  (®.  .JBucbbrucferfunft.)  Unter  vielen 
onbern  wiffenfcbaftlicben  unb  SBobltbdtigfettdanftalten  ju 
jeiebnen  fiel)  bie  SEepler'fcben  ©tiftungen  auS,  ju  weldjcn 
eine  Ärraenanfralt,  eine  ©efeUfcfeaft  für  Ä^eologie  unb  Sia* 
turfunbe,  eine  ©temwarte  unb  anfe^nlidje  Sammlungen  ge* 
b6ren.  Die  ©efeHfcbaft  ber  ©iffenfebaften  ju  bat  eine 
reiche  naturbifiorifebe  Sammlung.  2)a8  barlemer^>o(j  ifl 
ein  feboner  |)ain  in  ber  9<*äbe  »wn  Ä.  mit  berrlidjen  Jöäumen, 
in  weitem  bie  reichen  ©eroobner  ^p.'ö  jum  Xbeil  pradjtvolle 
Canbbüufer  angeltgt  baben.  4>iet  i)at  man  aud>  bem  febon 
erwähnten  Jtojter  1824  bei  ©e'legenbeit  ber  ©iciilarfcicr  ber 
Grfinoung  ber  SBucbbrucferfunft  ein  35enfmal  eniebtet  N 

ijarmonica  i|i  ein  verfdpiebenen  mufifalifcben  Snflru^ 
menten  mit  eigentbümlicbem  ergreifenben  Jtlange  ertbeilter 


9?ame.    SSorjugSweife  beißt  fo  bie  von  JBenj.  granllin  er: 
funbene  ober  wol  nur  »erbefferte  ©laöbarmoniea. 
felbe  befleht  auS  einer  lin^bi  von  ©la^glocfen  von  Mrföei 
bener  ©r6ße  unb  verfdiiebenem  Zorn,  welche  in  ber  Milte 
burdwobrt  unb  mit  einer  Jtorf futterung  verfehen  ftnb,  burdi 
weldje  fie  auf  eine  eifeme  ©tange  gefeboben  unb  befethe;! 
werben.  ^>ier  finb  fie  nach  ihrer  ©r60e  georbnet,  fobof  \tlt 
Heinere  unter  ber  ndd)ft  größern  mit  bem  Äanbe  vorragt. 
^)er  ©tab  mit  ben  ©locfen  liegt  in  einem  Jtafhn,  welcbtr 
oben  offen  ifl  unb  mit  einer  ©cbeibe  in  SScrbinbung  flcbt, 
burd)  welche  ber  ©tab  fammt  ben  ©locfen  in  brehenbe  #<:•.:. 
gung  gefegt  wirb.  £>it  ©d)eibe  wirb  mittels  eines  $ujitrittj 
nad)  Tut  eines  ©pinnrabeS  umgebrebt.  SJor  bem  ©piel  wtrra 
bie  ©locfen  mit  einem  feuchten  ©cbmamm  benc&t,  unb  toi 
©piel  ciefcbiebt,  inbem  ber  ©pieler  bie  troefenen  gingerfpt^en 
an  bie  in  Umfd)wung  geübten  ©locfen  anlegt.    £ura)  tu 
größere  ober  geringere  ©cbnclligfeit  ber  Ümbrehung  bn 
©locfen  unb  bureb  baS  mehr  ober  weniger  ftarfe  Xnprefi<s 
ber  Jingcr  wirb  ber  Eon  mobiftctrt.  2>cr  Älang  biefeS  3n= 
firumcntt  ifl  ungemein  einbringenb  unb  gewiffermafjen  fa)nri: 
benb,  ergreift  bie  Statten  ber  ^6rer  fowol  wie  beS  Spielers. 
Namentlich  follen  auch  burd)  baS  Anlegen  ber  gingerfrifcn 
bie  Nerven  angegriffen  werben  unb  man  hat  b«h«  nqi 
fadie  Betfutb«  gemacht,  ^ajlcn  flatt  ber  Jingcr  jur  tob 
gung  beS  ^onS  anzubringen,  woburd)  inbeß  ber  ungemeinen 
Sartl;eit  beS  3nflrumcntS,  rvclche  auf  ber  SSeife  ber  ©trüb' 
rung  beruht,  Gintrag  getban  wirb,    ^ie  ^armonica  rigid 
fieb  nur  jum  SJortrag  iangfam  cinherfebreitenber  unb  fanfit 
Gmpfinbungen  auSbriicfenber  SHufif.    Grtne  nur  alS  Sp«1 
lerei  bienenbe  ©laSl)armonica  hat  man  auS  ÖlaSflreiftn  ren 
verfebiebener  ßänge  hcrgeflcllt,  weldje  über  einem  Ätfenan,: 
beben  elaflifd)  befefiigt  finb  unb  mit  £dmmrrcheii  angefcH^ 
gen  werben.    Ginc  anbere  Spielerei  tfl  bie  je(}t  fehr  fttU 
geworbene  5Jlunb harmonica,  in  ber  mehre  auS  bünitn 
SWctallfldbchcn  beftehenbe  3ungen  angebracht  finU  f  tpelcbe 
burd)  Surcbblafen  ober  £urchjicbcn  ber  t'uft  in  fcbrringrnc* 
unb  mithin  tonenbe  ©ewegung  gefett  werben.    Statt  bj? 
3nflrument  mit  bem  SRunbe  ju  blafen,  hat  man  auch  äö'^- 
bdlge  angebracht,  welche  bie  9ÄetalIjnngcn  blafen  m*2* 
ftcri  bienen,  ber  £uft  ben  3urrirt  ju  ben  3ungen  ju  6pa 
Vlud)  hat  man  bie  verbefferte  tfiaultrommel  (gcwöt.n 
©rummeifen  genannt)  SKunbharmonica  genannt,  »on  m«it 
theoretifebem  3ntereffe  (jur  Grflänmg  ber  ©iltung  beS  im 
alS  praftifebem  ifl  bie  Nagclharmonica.    'Äitf  ernm 
halbrunben  JÄcfonanjbobcn  flehen  rings  t>m\m  &aW^  > 
von  verfd»iebener  fiange,  welche  mit  einem  Siiolinbesc 
mit  «Pfcrbebaarcn  bejogen  unb  flarf  mit  6olopbemi: 
rieben  ifl,  geflrichen  werben.  Gine  »erbefferung  bteu? 
flrumentS  ifl  bie  ©ta  hl  harmonica.  -  £te  foyiHiw 
che mifebe  ^armonica  ifl  fein  mufifalifd)eS  3n|truin;i> 
fonbern  nur  ein  eigenthümlicheS  Jtlingcn  ober  2bnta,  w 
djeS  man  auf  verfd)iebene  SBeife  eräugen  fann.  wl«  * 
ndmlid)  SalTerfloffgaS  auS  einer  engen  JKöbre  (tromen,  ; 
bet  baffelbe  vor  ber  «Künbung  biefer  «obre  an  unb  fen.t ; 
flamme  in  ein  gldfemeS  ©cfdß,  in  eine  weite  ©laSritr 
in  ben  £a(S  einer  JXctorte,  fo  entfleht  ein  eigcmbuni. 
harmonicaartigeS  Alingen,  welches  eine  2ßirfung  wr 
fehütterungen  ifl,  bie  baS  ©laS  in  regelmäßiaer  unb  [< 
ler  golge  burd)  baS  verbrennenbe  ©aS  erba«/  «nn  "J 
©rennen  beS  ©afeS  befleht  in  fd)neU  aufeinanber 


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Harmonie  3: 

fleinen  Crplofionen.  'An  eine  wiUfürlicbe  9Robifieation  beS 
Zoni  in  JBejug  auf  Stetgen  unb  Sailen,  Schwächung  unb 
SBcrfiärfung  tft  nidpt  ju  btnfen.  —  ftjerfcbiebcne  3n|irumcnte, 
welche  einen  ber  £armonira  ähnlichen  3*i>n  erzeugen,  von 
benen  aber  fein5  einen  auSgebchntem  Gebrauch  gefunbeu 
bat,  finb  nach  bet  £armo:iica  benannt  worben,  fo  ba5 
jparmonifon,  baä  .£>annoniccllo  unb  ba-3  .£)armo  = 
nieborb. 

ijarmonic  ift  ber  Sufammcnf'lang  mehret  mufifalifdjet 
2inr,  bie  nad)  benjenigen  Kegeln  verbunben  finb,  welche 
fid)  au3  ber  Statur  bc6  SonS  ergeben.  25te  ?et?re  von  ber 
&mnonie,  bie  $armonif,  macr>t  baber  einen  fehr,wcfent; 
licbm  2beil  bet  Sonfunjt  au§,  inbem  nach  tyren  ©efefcen 
allein  t$  möglich  ift,  woblflingenbe  mebrfHmmi,a,e  9J?ufifiiürtc 
ju  fegen.  Jfafang6  roenbete  man  in  bet  mebrfhmmigen  SDius 
fif  nur  ßonfonanjen  an,  fpäter  aber  auch  25iffonatu,en,  unb 
d  ergab  fid)  hieraus  für  bie  Harmonie  bic  Aufgabe,  bie 
'Äuflöfung  ber  25if[onanjen  ju  bewirfen.  3ri  einem  ganj  bc* 
febränften  Sinne  hat  man  eine  nur  für  %(a&inffrumcnte  ge; 
fc^te  ajfufif  JP>armoniemufif  genannt.  25a  bie  ©riechen 
unb  Siömcr  mrbrfHmmige  SDfufif  nicht  hatten,  fo  fannten 
fit  aud>  bie  .Oarnwnie  in  ber  angegebenen  ÜSebeutung  nicht, 
fontern  bezeichneten  mit  biefem  SBorte  jebe  2frt  von  über; 

:nung  unter  bcH  £6nen,  burch  welche  fieb  biefe  gum 
feinen,  mufifalifcben  ©anjen  »erbinben  (äffen.  25a  nun 
f  ntbagoraö  ähnliche  3ablenverhaltniffe,  wie  $wifcf/en  ben  26; 
tun  ber  2onlcher  fiattfünben,  auch  in  bet  Sffieltorbnung  auf: 
fettes  ui  fönnen  glaubte,  fo  fpracben  er  unb  nach  ihm  feine 
»Sciitn'er  viel  ww  einet  Harmonie  ber  Sphären  (b.  b. 

ageln).  25asS:i)r  ber  Sterblichen  follte  nur  ju  ftt)n>adt) 
fein,  biefe  ÜÄuftf  be§  fid)  bewegenben  SBeltallä  *u  r>erneh= 
nun.  25a$  SSort  Harmonie  ift  entlieh  in  alle  Äünflc  unb 
in  bafi  gemeine  ßeben  übergegangen,  inbem  es  in  jenen  bie 
eigentümliche  tibereinfrimmung  (ber  ©eftalten  in  ihrer  Eru 
erbnung,  ber  Sarben  u.  f.  ».)  bejeiefanet,  auf  benen  ba8 
Siefen  ber  Schönheit  beruht,  in  biefem  jebe  übereinftimmung, 
s.  JB.  auch  ju  bem  gemeinfamen  3n>ccf  beö  Vergnügens,  m 
vrrlcbem  Sinne  man  manchen  gefellfchaftlicben  Verein  pars 
genannt  bat.  —  Speeiellere  Sicbeutung  haben  bie 
SSorte  -parmonie  unb  harmonifch  in  einzelnen  2BifJenfcf)aften, 

itlicb  in  ber  Sttathematif.  So  j.  iß.  fagt  man,  eine 
finit  fei  harmonifch  getheilt,  trenn  fte  auS  brei  ungleü 
<S?n  Jheilen  beftebt,  von  benen  ftch  ber  mittelfte  ju  einem 
iufem,  wie  ber  anbere  jur  ganjen  l'inie  »erhalt 

^arn  ober  Urin  ift  eine  eigentümliche  Slüfftgleit, 
irtlcbe  bet  ÜDtcnfcb  unb  bie  totbblutigen  5Et)iere  au8  bem 
-oiutt  abfonbern  unb  ausfebeiben.  S5eim  SRenfchen  unb  bei 
ben  Sdugthieren  bilbet  fia;  ber  Jparn  in  ben  Bieren  unb 
iviib  bann  burch  jroei  Harnleiter  tropfenroeife  nach  bet 
•  arnblafe  geführt,  einem  eigerrtbümlicben  häutigen  fßu 
i  «on  eifbnmget  ©eftalt,  aus  welchem  et  nach  binrei« 
^'tnbetÄnfammtung  burch  bie  Ramtel:  re,  bie  in  bie  ©e« 
ftbletbtStbeile  ausgebt,  au5  bem  .Körper  geführt  wirb.  25ie 
Siegel  tjaben  feine  ^»arnblafe,  fonbern  bei  ihnen  münben  bie 
•Öarnleiter  fogleid)  m  baä  untere  Gnbe  be8  25armfanal6, 
fia)  ber  ^atn  mit  bem  JJottj  oermengt.  Sei  bem  StrauS 
bem  Jtafuar  gefchicht  jcboelj  bic  *luSleening  be6  Qaxni 
unb  bei  Unratbß  ju  »crifcr;ieb«nen  jjtiten.    25ie  Jßefchliffen: 


9  Harnisch 

heit  in  ber  3ufammenfe|ung ,  bie  2Wenge,  ba5  Änfeh.en  unb 
ber  ©eruch  be3  Jg»am$  finb  nicht  allein  bei  ben  ferfcf/iebenen 
Sbiergattungen,  fonbern  auch  bei  cinjelnen  Ähieren  bcrfel. 
ben  (Matiuna,,  ja  fogar  bei  bemfelben  ^nbivibuum  ungemein 
verfrhieben,  tnbem  forool  bie  genoffenen  9(af)rung$mittel  unb 
©etränfe,  ald  auch  ba£  "Alter  uno  bag  förperliche  3ßob(be> 
ftnben  t>on  ungemeinem  Sitiflufi  auf  bie  ^)arnbilbung  finb. 
%icb  bem  ©cnug  geroiffer  ©etränfe,  fowie  aQer  in  groger 
SÄenge  genoffener,  ift  bie  2tbfonberung  befonberö  jtarf  unb 
erfolgt  fo  fchnell,  bajj  man  unmöglid;  annehmen  fann,  baS 
eben  erft  genoffene  ©etränf  fei  erft  burch  ba§  Jölut  ben 
$arhbereitung3organen  uiattührt  werten.  25it  JBeftanbtheile 
beä  ^>arnä  finb  gr6ßtentr;eil3  SSafTer,,  ein  eigner  ^>arn|toff 
unb  oerfchiebene  Salje.  SBegen  bet  manniebfacben  SBcchfel, 
welchen  in  ^ranfheitgjuftänDen  bie  äufammenfe^ung  unb 
fdwn  bie  äupere  Grrfcbeinung  be3  JbarnS  auSgefe^t  ftnb,  bat 
man  ihn  in  ber  SRebicin  beobachtet,  um  ben  3ufianb  bei 
Patienten  ju  erfennen;  boc^>  \)at  man  biefen  Beobachtungen 
bäufxg  einen  oiel  \:i  hoben  SBerth  betgelegt  unb  £.uacffalber 
^aben  bamit  vielen  Unfug  getrieben.  °25ie  Äranflieiten,  wel« 
d;en  bie  ^jarnwerfjeuge  ausgefegt  finb,  finb  jablreich  unb 
gr6f]tenthe:l8  gefährlich,  fobafj  fte  ftetä  unauSgcfefetet  ärjt» 
lieber  Sorgfalt  bebürfen;  boeb  gibt  t3  aucf>  verfchiebene  von 
fclbft  fchneU  vorübergebenbe  ^arnbefefawerben ,  fowie  folche, 
welche  bie  begleitenben  Grrfcbeinungen  unb  folgen  anbetet 
Jlranfheiten  ober  natürlicher  3uflänbe  (a.  23.  ber  Schwan. 
gcrfd;aft)  ftnb.  ©n3  ber  befd;werlid;ften  fieiben  entftebt, 
wenn  bie  im  >>n n  enthaltenen  Stoffe  ;u  fleinanigen  Kör- 
pern im  Snnern  ber  ^arnwerfjeuge  erjtarren.  (S.  ©tie5 
unb  Steinfranf fj e i t. > 

Harnisch  ober  ganger  hieü  im  Mittelalter  bie  ganje 
Lüftung  beS  jum  Kampfe  fertigen  5iitter?;  unb  bie  ein» 
jelnen  Stüde,  aus  benen  fie  bejtanb,  würben  bie  SB  äffen 
genannt,  wätjrenb  ganje  unb  Schwert,  überbaupt  alle  Tin* 
griff 3 waffen,  ©ewebre  i)'u$m.  25ie  ^auptbcfianbujeile 
beä  ^arnifcb  waren:  ber  ^elm,  ber  JBruflbamifch,  ba5 
Sdjilb,  bie  3rms  unb  jöeinfchienen  unb  bie  ^anbfehuhe, 
weldjt  untercinanber  burd;  flcinere  SBaffcnjtücfe  in  Serbin« 
bung  gefegt  waren.  Sur  SJerbinbung  ber  einzelnen  Stüde 
bienten  Schnallen  ober  ,paf<n,  knöpfe,  unb  irfen.  25a3 
4>aupt  bebcefte  ber  oft  reich  verwerte ,  genjchnlid;  mit  einem 
Sifir  verfel^ene  öelm;  er  fchlog  jufa  an  bie  >ibal6berge, 
welche  ben  <£>al§  unb  ben  obern  SEbeil  ber  SBrufl  _fd?itBtc 
unb  mit  bem  JBrufrljarnifcf;  ober  bem  itüraf?  in  SJerbinbung 
ftanb.  25iefer  bebcefte  bie  föruft  unb  einen  3b eil  bc$  itu 
bei  unb  war  burch  SdpnaQcn  mit  bem  SRudfenflücf  verbun» 
ben.  ©leicf>faU8  mit  ber  4>al5berge  burd?  bie  Schulterblätter 
»erbunben  waren  bie  ^rmfehienen,  unb  wenn  ber  Jtrieger  ben 
%xm  crljob,  fo  febü^ten  ihn  bie  'Äcbfclfchilbcbcn  Por  23er» 
wunbung.  ^anbfdbuhe  mit  ©liebem  für  bie  Sinaergclenfe 
unb  Stulpen  beeften  ipanb  unb  £anbgelenfe.  'Auf  ähnliche 
SBcife,  wie  bie  "Anne  unb  Jpänbe,  waren  eud)  bie  Seine 
unb  §üße  gewappnet.  20k  biefe  SQaffentt)ei(e  bejtanbtn  met» 
fleit?  au§  6ifettblecb,  ber  Sruftbarnifch  gewöhnlich.  au$  ei» 
nem  Stücf  ftarfrn  gefchmiebeten  (ftfen§.  3ur  fSebecfung 
be£  untern  Serbe«  unb  ber  ©egenb  um  bie  Schamtbcile  biente 
häufig  noch  ber  Silecbfcburj,  welcher  aud  auf  ßcber  genähe- 
teil  eifenfehienen  beftanb.    2Rit  ber  Verfertigung  ber  oft 


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Harpune 

febr  fünfllich  unb  f<b£n  gearbeiteten  .^arnifebt  befc^&ftigten 
|ie|)  bie  $arnif<fcmad?er  ober  ^lattner.  @ne  befon» 
fcere  Sorgfalt  mußte  Darauf  »erroenbet  ro  erben,  baß  bie 
SBaffen  ben  jfcorper  bc3  Ariegerf  nicf>t  brüeften  ober  rieben, 
unb  ju  (Streichung  biefe«  ßwecfeS  fütterte  man  biefelben  mit 
Vit  er,  5:1.5,  Surf)  u.  bgl.  äuweilen  mürben  ganje  £>arni[cbc 
aus  (Schuppen  von  difen  ober  au$  ineinanber  greifenben 
(Sifcnringen  jufammengefe&t  unb  nur  bie  83ru|T  mit  einem 
maffwen  «Küraß  eefc^ü^t.  Die  einjetnen  2Baffenflücfe  wur« 
ben  juweilen  gierlicb  mit  ©otb  unb  Silber  ausgefegt  ober 
auch  ganj  »rrgolbet  ober  »erfilbert,  von  angelaufenem  ©tabl 
gearbeitet  u.  bg(.  SKan  bat  jeboep  auch  leichtere  $arnifcbt 
au5  geinroanb  ober  fläcbfenem  unb  hänfenem  ©am  bereitet, 
benen  man  bureb  Vervielfältigung  unb  Jneinanberflechtcn 
einen  hoben  ©rab  von  gefiigfeit  ju  ertbcilen  oerftanb.  JKcid;« 
unb  vornehme  Siitter,  foroie  gür|len  trugen  über  bem  .fear« 
nifcb,  bi8  an  bie  Jtnie  rticbenbe,  foflbare  SBaffenröcfe.  (jjgl. 
£>c!m  unb  @crji(b.)  Der  £arnifch  biente  nur  jutn  Schujj 
gegen  fytb  unb  ©toß,  unb  als  baber  bie  <gcf*ießn?affon  bei 
©er  Artegfübrung  allgemeiner  würben,  mußten  fich  bie 
Aarnifcbe  als  unnütj  erroeifen,  unb  ba  fte  überbem  Knbfi 
lafKg  »raren,  fo  tarnen  fie  nach  unb  nach  überall  ab. 
92itr  ben  #elm  ur>b  0fn  Äüraß  (f.  b.)  i>at  man,  aber 
in  »eränberter  ©eflalt,  namentlich  bei  ber  ferneren  9leite> 
rei,  beibehalten. 

Harpune  (bie)  ifl  ein  SBurffpieß,  ber  au«  einem  4—5  fr 
langen  (Schaft  mit  einer  V»  5-  langen  breifebneibigen,  febar» 
fen  unb  mit  SJiberhafen  verfebenen  eifernen  Spitze  beliebt. 
SWittelS  eine«  £  brö  roirb  biefer  SBurffpieß  an  eine  Seine  be» 
feftigt  unb  fo  beim  SBalfifcbfang  beim  et.  Der  #ar»u» 
tttcr  jcblcubcrt  bie  Harpune  gegen  ben  SBalfifch,  ber,  wenn 
jene  einmal  in  ihn  eingebrungen ,  feinen  Verfolgern  nicht 
mehr  entgehen  fann.  (S.  SBalfifch-) 

fjarpt)itrt;  b.  b-  bie  Siaffenben,  hießen  bei  ben  alten 
©riechen  gewtfje  räuberifche  Siefen,  <Sturmq6ttinnen,  über 
beren  Änjabl,  Hbftammung,  Statten  unb  ©eftalt  Don  ben 
alten  Dichtern  febr  vonetnanber  abmeiepenbe  Nachrichten 
gegeben  mürben.  Äomer  läßt  fie  mit  ben  Crrinnpen  (f.  §u» 
rien)  am  JDfeanoS  wohnen  unb  fagt  oon  (Solchen,  welche 
fpurloS  »on  ber  ©rbe  verfebwunben :  bie  ^>arp»ien  bitten 
fte  hinweggerafft,  fjcfiob  febilbert  fte  ald  menfcblicb  geflaU 
tete  Jungfrauen.  Spätere  Dichter  tonnten  fte  nicht  fcheuß» 
(ich  gmug  fchitbern,  worin  ihnen  bie  JBilbner  jeboeb  nicht 
nachfolgten.  (!5  hieß«  fte  feien  Ungeheuer  mit  Jungfrauen* 
gefiebtern,  fepontn  paaren,  ©eierflügeln  unb  Leibern,  S3ä» 
tenohren,  £änben  mit  ÄraUen;  auch  erjäblte  man,  wie 
bie  Argonauten  ben  9>bineu$  oon  ihnen  befreit  hätten.  <3ie 
galten  fpäter  für  bilbliche  Darftellungen  ber  SBafjerbofcn  unb 
SBirbelwinbe.  (*3.  Ärgonauten.) — £arppie  nennt  man 
auch  einen  ber  größten  unb  ftärfften  {Raubvogel,  welcher  in 
Sübamerifa  lebt,  beffen  9?aturgefchichte  aber  noch  wenig  be* 
rannt  ifl.  (?r  gehört  jur  ©artung  ber  Xblet  unb  wirb  auch 
oer  graufame  jpabicbt  genannt.  Sein  Schnabel  ift  fo 
flarf,  baß  er  mit  bemferben  fogar  einen  üKenfcbenfopf  ju 
fpalten  im  Staube  fein  foO.  (Sbenfo  gewaltig  ftnb  feine 
Alauen  unb  Seine.  Orr  bat  am  äinterfopf  einen  ^eben 
bufch,  ben  er  im  3orn,  fowie  bie  »aefenfebern,  aufrichtet. 
Jtopf  unb  ^al«  ftnb  afdjgrau,  ber  9?ü<fen  unb  bie  ©eiten 
btr  33 ruft  fd?warjbraun,  Jöruft  unb  33 auch  grauweiß,  bie 


Harz 

obem  ©eine,  foweit  fie  befiebert,  weif  unb  braun  geftttift. 
Der  ©chwanj  ifl  fchwarjbraun  unb  blau  gejheift,  an  ber 


Spifee  hellgrau.   Die  ginge  ber  größten  |wrp»ten  feil 
3  g.  betragen.   (Sie  machen  befonber«  auf  gaultbiere^  ' 

^ärtt  ifl  eine  relative  (5igenfchaft  ber  Äörpcr,  b.  b.  BW 
folche,  bie  ihnen  nur  bejtehung$weife,  im  SBcrgleich  BÄflW* 
btr,  jufommt.  (Sie  t>at  ihren  @runb  in  bem  mehr  ober  irt 
niger  feflen  3ufammenbange  ber  Seflanbthcilcben  ber  I«pn 
9Ran  nennt  benjenigen  Äorper  harter  al«  einen  anbern,  trci 
eher,  ohne  felbfl  eine  Seränberung  in  ber  Jlnorbnunj 
Ähtilchtn  ju  erleiben,  eine  folcbe  in  bem  anbern  berrorui: 
gen  Permag,  j.  23.  welcbtr  ben  anbern  £6rpcr  mit  einer  f  t 
fen  Äante'ju  riben  rermag.    Der  bärteflc  aller  btlanr 
Ä6rper  ifl  ber  Diamant.    (Jntgegengefe^t  ifl  btr  4>arte  W 
iBJeiche,  burch  beren  oerfchiebene  an  ^>ärte  immer  mr 
nehmenbe  Örabe  bie  feflen  Körper  enblich  in  ben  3" 
ber  glüffigfeit  übergeben.    JBemerfenSwerth  iß»  ^li?fa 
mit  einem  in  fehr  fchneHer  JBewegung  befinblicben 
tinen  ruhenben  Äfrper  felbfl  bann  angreifen  (rifcen)  'JT,;I 
wenn  ber  •  le&tere  beiwtitem  härter  alö  jener  iß.  <PiaJ- 
berubt  bie  Aunß  btS  ©laSfcbleifen«.  (<3.  ©laä.) 

^ar)  (ber)  ifl  ein  ©ebirge  Deutfchlanb«,  wtlcbd  ■ 
baS  (SichSfelb,  eine  r>ol>e  Gbene  mit  tief  unb  fteil  f 
fchnittenen  Seilern,  aber  ohne  S3erghohtn,  mit 


340 


Digitized  bj 


Harz  3- 

d?er  gtlegtnen  Sbütingerwalbe  gewiflermafjm  in  Berbfnbung 
«feto  nnrb  unb  bei  einer  Sänge  von  13  SR.  unb  einet 
»rette  »on  4—5  2R.  übet  mehr  al«  60         mit  56,000 
Cin».  fiep  ausbreitet.  (St  ifi  ba$  nörblidjfje  ©cbirqc  35eutfcbs 
lanbS,  beim  von  ihm  ab  fenft  fiefj  ba8  fcanb  nach  Horben 
in  einer  nur  bureb  unbebeutenbe  £üget  feiten  unterbrochenen 
Sbene  gegen  baS  2ßeer  ju.   35er  größte  Zi)til  beffelben  ge= 
i'ctt  ju  fiSraunfcbweig ,  ein  nicht  viel  heinerer  ju  £>anooer 
unb  taS  Übrige  ju  Greußen  unb  Anhalt.  35er  böcbfle  JBcrg 
im  |wr3  ifi  ber  S3  roden  (f.  b.),  um  welchen  ftd)  nach 
oUrn  Seiten JBerge  ergeben,  fobaß  biefelben  nicht  eine  fort: 
laufenbe  Jtette  (einen  Äamm)  bitten,  fonbern  in  einet  te> 
jellofen  SRaffc  jufammengebäuft  erfd)einen.    35urcb  ben 
Jflroien  wirb  baä  ganje  ©ebirge  in  jwei  Wulften  gefebieben, 
eon  benen  bie  wefil.  gelegene  ber  Dberbarj,  bie  öfll.  ge: 
legene  ber  Unter  bar,  tjeijjt.    35er  IDberbarj  ifi  mit  *U-. 
celbolj  bebeeft  unb  höher  al$  ber  Unterbar,,  biefer  aber 
jriebnet  fsch  burch  romantifcb  wiibe  unb  raube  gelfcnparticti 
au?  unb  ift  mit  Saubbolj  bewaebfen.    35ie  bcbeutenbflcn 
$6btn  flnb  auf  er  bem  ©roefen:  bie  3168  g.  rjohe  #ein» 
ticbiböbe,  ber  über  3000  g.  hohe  JBruebberg,  bie  niJjt  viel 
nietorigere  ttcbtermannSböbe,  ber  SBinterberg,  bie  geiierfleine, 
ter  3Bormberg,  ber  2150  g-  hob*  .Kahlenberg  unb  ber  nicht 
gatt;  2000  g.  t)of)t  SRammelöberg.    35er  £orj  wirb  wegen 
ber  »'dienen  unb  wilbromantifcben  ©egenben,  n>eld)e  er  in 
Wenge  barbietet,  häufig  von  JReifenben  befuebt.   Auch  ver« 
bienen  bie  in  ir)m  entbeeften  #öblcn  in  bobtm  ©rate  bie 
Xurmerffamieit  berfelben.  (S.  33  au  ma  nn  6  h  ö  b  le.)  Gm 
rezentes  3Ttial  iji  bae"  Selfetbal,  in  welchem  XleriSbab 
mit  einem  reichhaltigen  eifenbrunnen  liegt.    35af[elbe  bot 
auszeichnete  Anlagen  jur  S3cnu(jung  für  bie  33abegä|le 
unb  äußerfl  romantifcbe  Spajiergänae,  unter  Xnberm  nad) 
bem  SRägbefprung.  So  beißt  namlicr)  ein  Seifen,  von 
treldjem  aus  einfl  ein  SDlabcben,  um  ben  Verfolgungen  ei> 
ntS  SRitterS  \u  entgehen,  über  eine  jicmlicb  breite  Schlucht 
gefprungen  fein  foU.    SJian  jeigt  nod)  bie  Spur,  welche 
teä  MatcbenS  gup  hinterlaffen  hoben  foH.   3n  ber  9läbe 
Hebt  ein  Jöüttenroerf  unb  ein  fchöner,  58  g.  höhet  JDbeltäf 
aus  ©ußeifen,  bem  Änbenfen  be3  1796  verdorbenen  gür» 
ften  von  Änb alt »Sern bürg,  griebrieb  Ulbert,  geweiht.  35ie 
SjietcrSböbe,  gleichfalls  in  ber  %ibe  »on  Hlcrisbab,  bietet 
ren  einem  auf  bem  JBerge  errichteten  ©erüfle  eine  reiienbe 
Hnftd>t  über  ben  Unterharj  unb  auf  ber  Vlatten  öergfuppr 
ficht  man  bie  JKefk  ber  fogeneinnten  £eufelSrnü,ble.  Sine 
«IcicbfallS  fehr  feböne  Partie  be8  ^arjeä  ifi  bie  9iof> 
iiapve,  eine  SReile  fübtvcfil.  von  Cueblinburg.   Xn  einem 
ren  ber  S3obe  burdibrauften  Kbgrunbe  erhebt  fid)  ein  gelS 
tmb  auf  ihm  fietjt  man  in  einer  gelöplartc  eine  hufeifenför- 
mige  jßertiefung.   ©egenüber  fleht  ber  ^anjplaöfelfen.  — 
£>cr  ^ar)  ifi  reich  on  SQilb,  an  SBalbuna,  an  müßigen 
Kräutern,  2Salbbeercn,  Trüffeln  unb  i§lanbifd>em  5Wooft 
unb  h<it  f>errlict;e  HBciben,  auf  benen  im  Sommer  jahlreidje 
gerben  Nahrung  pnben,  fein  grejjter  JReichtljum  aber  be« 
1»bt  in  tKincralien ,  tvelcbc  burd)  bcrgmdnnifchen  betrieb 
A<wonnen  werben.   SDcun  baut  auf  Silber,  .Kupfer,  Sifcn, 
©lei,  3inf,  Ärfenif,  giitriol,  ©ranit,  Warmor  u.  f.  ». 
unb  pnbet  im  JHammelSberge  fogar  etivaä  ©olb.   gür  SBr» 
[udjer  bed  4>ari«5  «ft  nod)  tmmer  ©ottfehalf«  „Safchenbuch 
für  SJeifenbe  in  ben  ^>arj"  ju  empfehlen. 


1  Hase 

fjane  beißen  verfchjebene  Subflanjen,  meiere  aud  »er» 
fcpi ebenen  ^ flanjen,  namentlich  au5  beren  ^>olj,  ÄnoSpen 
unb  SSurjeln  gewonnen  werben,  an  ber  Suft  erfiarren  unb 
bann  eine  burchfeheinenbe,  auf  bem  ©rudje  gldn^enbe  SDJafje 
bitten,  welche  in  ber  jpi^e  flüffig  werben  unb  fid;  im  SBetn« 
geijl,  aber  nicht  im  SBaffer  auflcfen.  35urch  ben  le^terwühn« 
ten  Umflanb  unterfcheiben  ftch  bie  £arje  von  ben  ©umrni« 
arten.  Xud)  in  Ittljer,  dtherifchen  unb  fetten  jblen  flnb  fte 
löslich  unb  werben  burch  ©ummi,  3uder  unb  bergt,  auch 
in  SBaffer  löslich.  35a  gewöhnlich  in  bem  $arje  ein  eigen* 
tb  um  liebes  ätberifcheS  j&l  enthalten  ifi,  fo  haben  biefelben 
fehr  oft  ben  ©erud)  ber  3>flanje,  von  welcher  fie  berrüh» 
ren.  Sie  fließen  thctlS  von  felbfl  au§  ben  ^flan^en  aud, 
thet(§  werben  fie  mit  SSJcingeifl  ausgesogen.  3){an  unterfdiei- 
bet  bie  horten  ober  eigentlichen ^»ar^e  von  ben  SSSeicb« 
harjen,  welche  in  ber  &ifee  bünnflufftger  als  jene  unb  in 
gewöhnlicher  Temperatur  febmierig  ftnb.  Su  ben  lefjtern  ge> 
hört  unter  anbem  ber  S3ogeUeim,  ju  ben  erflem  gicrjtcnbar;, 
Kolophonium,  Maflir,  Sanbaraf,  jBenjoe,  Storar,  ßopal, 
{Bernflein,  3ubcnpecb  unb  anbere.  35ad  gichtenharj,  auch 
gemeines  ^>arj  genannt,  wirb  aus  gichten  unb  Sannen 
bureb  taS  45arjcn  ober  ^>ar jfebarreu  gewonnen.  9Kan 
ftbäit  ndmltch  an  ben  altern  Säumen  jmei  guß  über  ber 
@rbe  mehre  4—5  g.  lange  Streifen  ab  unb  träfet  baS  her- 
vorguellenbe  ^)arj  ab,  entweber  fo  lange  cS  noch  flüffig  ifi, 
weldieS  baS  glußfrbarren  ifi,  ober  uaebbem  cd  hört  gewor« 
ben,  aUt  Söhre  ober  beffer  ein  ^abx  um  baS  anbere,  92<>d) 
einigen  !5aljrcti  werben  jeboeb  alle  fo  benufeten  Stämme  faul. 

£ja0f  (ber),  ein  befannteä  Säugtbter,  welche*  jur  ©af« 
tung  ber  9iagct  gerechnet  wirb,  in  35eutfchlanb  überall  uub 
in  febr  großer  9)icnge  vorfommt,  unb  gleich  gefuebt  wegen 
feinc§  febmaefhoften  gleifd;eS  wie  wegen  feines  brauchbaren 
gclleS  ifi.  35er  gemeine  ^)afe,  auch  JBerg*,  gelbs,  Stein» 
fber  .öoljbofe  genannt,  zeichnet  fieb  bureb  feine  langen 
Hinterbeine,  vermöge  welcher  er  fehr  gut  bergan  laufen 
tann,  feine  langen  JDhren  unb  feine  große  gurebtfamfeit  auS. 


Qt  nährt  fid?  nur  von  $ßan$en  unb  legt  fein  Sager  auf 
bem  gelbe  in  bie  6rbe  on.  35ie  fijermebrung  biefer  Xtjitxc 
ifi  ungemein  flarf,  jährlich  bringen  fie  brei--  bis  viermal  I — .r» 
3unge  jur  ©elt.  9)fan  finbet  fie  in  ganj  Kuropa  unb  auch 
in  Hficn,  Xfrifa  unb  9lorbamcrifa.  ÄSefonberS  im  9lorben 
finbet  man  weiße  $afen,  außerbem  aber  auch  geflecfte, 


y  Google 


Haselnuss 


343  Haus 


fcbwarje  unb  rithlübe.  Die  $afenjagb,  welche  m»  rem 
©cptember  bi*  jum  gebruar  ertaubt  unb  gebräuchlich  ifl, 
»eil  im  (Sommer  bie  £afen  fieb  fortpflanzen ,  auch  unfcbmacf» 
baft  unb  mit  fdjtecbtem  $elj  t>erfeben  ft'nb,  wirb  auf  rer* 
fcbiebene  SBeife  betrieben,  aber  in  ber  Kegel  flet*  mit  ©cbießs 
gewebren,  nicht  mit  ©chlingen.  Die  $afenfelle  ober4>a» 
fen  bälge  »erben  theil*  al*  »Petjvrerf  rerbraudjt,  theil*  nimmt 
man  bie  Jpaare  ron  ihnen  ab  unb  benufet  biefelben,  befon* 
ber«  jur  »ereitung  be*  gitje*,  auch  wol  ju  £anbfd)uben, 
Strümpfen,  SWüfcen  u.  bgt.  (5*  wirb  in  9?ußlanb,  $olen 
unb  Deutfcbtanb  ein  fcf>t  flarfcr  .fcanbel  mit  #afenfellen  ge» 
trieben,  auch  f ommen  bie  Aaare  für  fieb  allein  in  ben  4>an« 
bei  —  3u  betrafen  geboren  auch,  bie  St  an  in  eben  (f.  b.). 

t  1  .:uißS  f>ci(5t  bie  grud :  be*  befannten  #afel» 
fl  rauch*,  ber  in  ben  SBälbcm,  Rainen  unb®ebüfdjen  ron 
ganj  ©uropa  unb  9corbaften  häufig  angetroffen  wirb.  SBegen 
be*  JESofjlgcfdimvicf >3  ber  Scufjferne  unb  wegen  beren  SJenufeung 
auf  £>l,  beffen  fie  mehr  enthalten,  al*  bie  #älfte  ttjreö  ©c» 
wicht*  beträgt,  werben  fie  häufig  in  ben  jDbflgärten  unb 
bier  unb  ba  auch  im  ©roßen  unb  jwar  in  mehren  ttbän» 
berungen  gebogen.    Unter  biefen  Abanberungen  uichtut  fid) 
befonbersS  bte  große  fpan.  ober  prorenjer  $afelnuß 
au8,  welche  nicht  feiten  gegen  jwei  3ou"  lang  unb  emen  3oÖ 
bief  wirb,  babei  aber  cefig,  weißlich  unb  im  frifeben  3u* 
flanbe,  wie  bie  wilbe,  nur  an  ihrem  untern  Slbeile  ron  bem 
grünen  SRupfcldje  umgeben  unb  oben  unbebeeft  ift.  Zud) 
bie  3tUcrnüffe,  welche   ihren  tarnen  rom  Jtlofler 
3eU  bei  SSBürjburg  haben  follen,  beffen  SDttncbe  ftcb  mit  ber 
ßulfur  berfelben  bcfdbäftigten ,  flammen  ron  bem  gemeinen 
$afelfhaucbe  ab.    9Ran  unterfdjeibet  unter  ihnen  roieberum 
mehre  Arten,  bie  ftch  burch  bie  runblidje  unb  gegen  bie 
©pifee  mehr  rerbiefte  gorm  unb  burch  befonber*  wohl« 
febmeefenbe  Äerne  auSjcidjnen.  Die  2ampert*nuß  gehört 
einem  al*  71 1:  rerfebiebenen  4?afelflraucbe  an,  ber  mebr  in 
ben  {üblichem  ©egenben  Suropa*  unb  Deutfdjlanb*  einbeU 
mifd)  ifl  unb  in  ben  norblicbcm  fidE?  nur  tultbirt  ffnbet. 
Dieftuß  i(i  länglich,  gegen  bie  ©pifee  bin  rerfcbmälert  unb 
gänjlicb  ron  bem  grünen  9lußf  eiche  umgeben,  ber  gleicbfam 
noch  wie  ein  S9art  über  biefelbe  bworragt,  we*halb  Einige 
annehmen,  baß  fie  Sangbartönuß  beißen  muffe;  'Änbere  ba« 
gegen  glauben,  fie  b»fjt  2ombarb*nuß  unb  habe  ibren  9ta» 
men  ron  ber  fiombarbei,  au*  welcb.ee  fie  häufig  in  norbl. 
Sauber  gebracht  wirb;  nod)  Tfnbere  enblicb  nennen  fie  8am* 
pert*nuß,  weil  fte  um  bie  3eit  bed  CampertuStagS  reif 
wirb.   *3Un  fennt  baron  jwei  2(bdnberungen,  bie  gewöhn« 
liebere  weifje  8ampert*nuß,  beren  Sttxn  ron  einer  blaffen 
ober  weifjlidjen  bünnen  £aut  umgeben,  unb  bie  feltenere 
rotbe  £ampert$nuß  ober  Slutnufj,  beren  Sttxn  mit  tu 
ntx  firfebrotben  bünnen  #aut  überwogen  ifl.  —  STOit  ben 
großen  unb  woblfcbmerfenben  ©orten,  bie  ror^üglieb  in  füb» 
liebem  (Segenben  erzeugt  werben,  treibt  man  einen  niebt  um 
bebeutenben  $anbe(.  25al;in  gcb6ren  bie  fpan.,  welche  über 
{Barcelona  unb  S)ilbao,  bie  ftcil.,  bie  über  (Senua,  SJJar* 
feitte,  girorno,  SBenebig  unbÄrieft,  bie  franj.,  welcbe  über 
Äir,  ©raffe,  ffiejierS,  ßette  unb  SRontpcUier  rerfenbet  wer» 
ben.  2tudj  au*  ber  Serante,  namenrlid)  ron  ©mprna,  er» 
balt  duropa  rortrefflicbe  SJcüffe.  —  Da*  burd;  2tu*prcffen 
ber  Äerne  reid)lid>  ju  erbaltenbe  fbl  ifl  bicfflüfftg,  febr  bla^ 
gelb,  gerucblo*  unb  ron  angenebmem  ©cfdbmacf.  (S*  fann 


bem  SRanbelil  an  bie  ©eite  gefegt  unb  rorjüglicb  gut  &a 
bie  ©peifen  gebraucht  werben.  SBegen  feiner  ©üte,  $titu 
beit  unb  ©eru<b>ftgfeit,  fo  lange  e*  namlicb  nicht  ranjig 

Sworben  ifl,  wenbet  man  e§  jur  JBcreitung  wobtried>cnc<t 
le  an,  inbem  man  ).  3$.  3a*minblüten  febiebtweife 
fd)en  mit  <£>afelnu§6l  getrinfte  wollene  3:üdjer  bringt, 'tre- 
tutcb  ba*  Dl,  naebbem  man  mebrmal*  frifebe  »Blüten  au^> 
gefcfeüttet  fyat,  ben  ©erueb  berfelben  annimmt  unb  au*  tci 
äücbern  bwauSgerungen  »irb. 

j^aacußcljartc  i(l  ein  angeborener  3Bilbung*febter,  tttl 
djer  in  einer  wibernatürlicben  ©paltung  ber  IDberlippe  fftta 
feiten  ber  Unterlippe)  beflebt.  £)en  Flamen  r)at  btefe  SBriS» 
bilbung  ron  ir>rer  ^bnlicbfeit  mit  ber  naturgemäßen  S3t> 
febaffenbett  be«  #afenmaul*  erbalten.  S5efinbet  fieb.  jwiWcn 
ben  Swuitcm  ber  ©palte  noeb  ein  SRittelflücf,  fo  bei^t  fi< 
boppelte  ^>afenfd)ur tc.  3uwei(en  ifl  mit  ber  (Spaltung 
ber  weiden  Sbeile  eine  wibernatürlicbe  Trennung  be*  (Bau- 
men* rerbunben,  welcher  S5ilbung*febler  SBolfdracben 
nannt  wirb.  Die  $afenfcbarte  betrirft  immer  eine  fet>r  uc 
angenehme  &ttfjcQung,  binbert,  befonber*  wenn  fie  gleich 
jeitig  mit  einem  SBolf*rachen  rerbunben  ifl,  bei  Jlmbtn 
ba*  ©äugen  unb  macht  bei  @rmacbfenen  bie  ©pracbe  m 
beutlicb.  ©ie  fann  nur  bureb  Operation  geheilt  werben,  b 
bem  bie  9fönber  ber  gefpaltenen  Sippe  abgefcbmtten  mt 
burch  einen  jweefgemaßen  SJerbanb  fo  lange  miteinanber  teu 
einigt  gehalten  werben,  bi*  fie  jufammengewachfen  finb. 

tjatto  ifl  ber  9lame  jweier  übelberücbtigter  ßrjbifcbi*'! 
ron  fKainj,  ron  benen  ber  ültefle  891— 913  regierte  nnt 
burch  hinterlifligen  JBerrath  ben  fünf,  ©rafen  Ybelbert  in 
bie  £anb  be*  ihm  feinblicb  geftnnten  Aaifer*  brachte,  auch 
bem  4?w}og  ^einrieb  »on  ©achfen  nach  bem  geben  affan« 
ben  bähen  foü.  9l»ch  ©chlimmere*  erjih't  bie  Sage  Pen 
^atto  I!.,  welcher  im  10.  3ahrh.  lebte.  XI*  einfl  etneAum 
gerSnoth  au*gebrocben  war,  fchriren  bie  Xrmen  um  Sr?t 
ju  bem  reichen  ©rjbifchof,  mochten  ihn  auch  »ol  felbfl  fä= 
neö  SöohUcben*  wegen  anfeinben.  Qt  nun  ließ  im  $<m 
eine  große  SJlenge  berfelben  in  eine  ©cbeuer  fperren  u.iJ 
btefe  anjünben;  al*  aber  bie  SBcrbrennenben  unb  Örfticffr 
ben  jämmerlich  febrieen,  fagte  er  ju  feinen  fBegleitern:  „§k 
xtt,  wie  meine  Jiommäufe  piepen."  Ätöbalb  foüen  nun  au? 
ben  Krümmern  urijär)lige  SRAufe  h«»orgefomnun  unb  ben 
gottlofen  JBifcbof  »erfolgt,  enblid)  au*  feinem  ©djtoß  wt; 
trieben  hoben,  (fr  fuebte  SJettung  auf  einem  S^urm,  brr 
bei  IBingen  mitten  im  Statin  ftanb.  "äba  rergeben*J  W 
2)iäufe  fchwammen  ihm  nach  unb  fraßen  enblid)  ben  Wie« 
SJifcbof  lehenbigen  2eibe*  auf.  Der  wahre  ©runb  ber 
lüßt  ft'd)  nicht  mehr  ermitteln,  aber  ron  bem  2RÄuftt|uTn, 
ben  bie  Schweben  1635  jerflörten,  finb  noch  bte  Zdmtar. 
ju  feben. 

fjauptton  ober  ©runb ton  t>etf t  in  83cjugjiuf  ein  ftj 
ftfflücf  berjenige  Zcn,  beffen  SEonleiter  bem  etücfe  bei  w 
ßompofition  ju  ©runbe  gelegt  ifl  unb  beffen  ZxaVm  et; 
w6hnlicb  ju  2lnfang  unb  am  ©chluffe  iebe*  S£onflucB J» 
gegeben  wirb.  Der  ©runbton  trügt  wefentltch  jur 
mung  be*  Ghttfafter*  eine*  Xonflücf*  bei 

feilte  wirb  nicht  allein  jebe*  jur  SBobnung  obei Mg 
rorübergehenben  Aufenthalt  be*  SSenfchen  errichtete*  MiW 
genannt,  fonbern  auch  in  übertragener  JBebeutung  iebe  ö^ 


Haus  der  Liebe 


343 


Häuser 


»animtbeit  ber  Gerieben,  tvetche  von  ber  sJiatur  auf  «inen 
gemtinfamen  SBofonort  bingewiefen  ober  auS  ihm  bervorges 
aarta«  ijl j  alfo  bie  gamilie,  baS  ©efcblecht,  ber  Stamm, 
;ctt  auib  in  engerer  ©ebeutung  ber  3«>eig  eines  (abeligen) 
'<><fehltcbts.  Stach  ber  9?atur  gehört  in  baS  Jöanö  fein 
Jrtmber,  fonbern  junidjjt  ftnb  £au$genoffen:  üRann 
jiio  SBeib,  bann  .Hinter,  t)6r)ere3  unb  niebcrcS  ©efinbe. 
See  gamilienvater.  ifl  ber  Hausherr,  er  erwirbt,  hält  auf 
Setbt  im  $aufe  felbft  unb  vertritt  baS  S?ed>t  unb  ©igen* 
tfrutn  ber  gamilie  nach  außen.  Mehr  nad)  innen  wirft  bie 
tüchtige  #auSfrau,  erfyaltenb,  vorforgenb  unb  auf  Sitte 
unb  ijutiu  unter  ben  -£auSgcnoffen  bebaut,  baber  fie  rieh: 
rig  unb  fd>6n  von  {Rittern  unb  JBürgern  im  Mittelalter  als 
i\i::;-ebre  bejeiebnet  würbe.  £ er  9)?ann  gehört  mehr  ber 
Bdt  als  bem  &aufc  an,  er  bat  in  biefem  nur  ben  fiebern 
Srunb  unb  JBoben,  auf  welchem  fufjenb  er  [ich  bem  'ilügc; 
meinen  nubiict>  »u  machen  fhebt  unb  ben  er  (ich  erhält,  tn> 
fem  er  bie  fruchte  feiner  £bitigfeit  felbft  roieber  ihm  ju» 
reenbet j  bie  grau  bagegen  gehört  mehr  bem  $aufe  als  ber 
Seit  an,  ihr  liegt  bafyer  ob,  ben  (Erwerb  bc§  SRanneS  jum 
öorle  beS  £aufc$  ju  benufcen  unb  mit  .Klugheit  auSju» 
tteilen ,  bamtt  nicht  ein  Jöebürfniß  im  Übermaß  befriebigt 
treibe,  rräbrenb  in  SJe^ug  auf  ein  anbereS  Mangel  eintritt, 
bat  (Mtbäft  ber  £auSbaltung  unb  .§auS  Wirtschaft. 
XfleS  dasjenige,  waS  fich  auf  bie  innere  SBoblfahrt  beS 
$aufeS  begebt,  f!eht  hiernach  mehr  ber  grau  ju,  wäfercnb 
wt  SÄann  für  bie  Süßere  SBoblfahrt  beffelben  ju  forgen  bat. 
Tie  SBoblfabrt  ifl  tbeilö  leiblich,  tbeilS  geiflig  unb  fo  ifl  eS 
ber  ^wuSfrau  wohl  angemeffen ,  nicht  nur  für  Gffen,  SCrin= 
fen,  ÄleibungSflücfe  unb  Erhaltung  beS  äöobngcbäubeS 
felbji  unb  alle*  ju  feiner  2fuSftattung  ©eb6rige  ^u  forgen, 
(ortbern  auch  für  bie  Pflege  ber  «^auSgcnofien  in  leichten 
unb  febweren  Jlranfbeitsfällcn  ©orge  $u  tragen.  @ic  foüt 
alfo  auch  bie  ohne  ©efabr  unb  in  vielen  gällcn  anwenbba* 
ren  Krjneimtttel,  bie  fogenannten  4?auSmittel  fennen  unb 
in  JBcreitfcbaft  galten,  ohne  jeboeb  burd)  £luacffalfcerci  ben 
Ärjt  erfefcen  ju  wollen.  2lm  heften  ifl  cS,  fich  tiefer  2Rit= 
t<l,  wenn  eS  irgenb  fein  fann,  nur  unter  Anleitung  unb 
Stratbung  beS  ErjteS  ju  bebienen.  2Me  ©efammtbeit 
ttr  £auSmirtcl  hübet  bie  flcine,  oft,  bcfonbcrS  auf  bem 
tanbe,  rjicbfl  nüjjlicbe  4pauöapotbcfe.  dagegen  fleht  eS 
bcraJDIanne  ju,  baS  £au$  recht  (f.  b.),  wo  eS  noth  tbut, 
n  üben,  alle  JBerm6gene>*  unb  GnverbSangeUgenbeitcn  ju 
ceforgen,  auf  bie  ^Beobachtung  ber  «$)au$ vertrage  (f.  ga  = 
eilte)  ju  halten  u.  f.  w.  3n  Allein  werben  aber  .ipauS; 
nn  unb  £auefrau  fich  tbeilnebmenb  unb  beratbenb  jur 
ctite  flehen  unb  ein  befonberS  beibe  gleich  febr  interefTirenj 
W  ©efchäft  wirb  bie  ©Tjiebung  t>er  Äinber  unb  bie  "Äitleü 
hmg  brt  ©efinbeS  jur  Erfüllung  feiner  Pflicht,  jur  Siecht« 
^äifenbeit  unb  grimmigfeit  fein. 

$<mfi  itv  €ifbf,  auch  gamilie  ber  Siebe,  gami* 
jißen,  nannte  fich  eine  von  ^einrieb  Nicolai  von  fünfter 
ia«  16.  Sabrfa-  gefiiftete  reiigiöfe  ©efte,  welche  alle  SBiffen« 
fa)aft  unb  ©etehrfamfett  verachtete  unb  nur  bureb  bie  Siebe 
bie  mtnfcblicbe  ©efeQfcbaft  jufammengehalten  wiffen  wollte. 
?ür  einen  SEBiebertäufer  gehalten  unb  verfolgt  ging  ber  ge= 
nannte  Schwärmer  nach  J)oHanb  unb  <5nglanb  unb  fanb 
MMp  Änbanger,  beren  ©laubenSbefenntniß  1575  gebrueft 
furbe,  bie  ober  feitbem  allmäiig  erlofcben  ftnb. 


fjaußtn  (ber),  ifl  ber  grißte  befannte,  ?um  ©efchlecht 
ber  Stire  geb&rige  glußfifch,  ber  juweilen  25  g.  lang  unb 
15  Gtr.  febwer  wirb,  (jr  gebt  auS  ben  Eßleeren  in  ben  gr6« 
ßern  glüffen  hinauf  unb  hat  eine  glatte,  weißliche  unb  fchu»* 
penlofe  baut,  ifl  mit  einer  gunge  vrrfehen  unb  bat  auf  je-- 
ber  ©eite  ein  Euftlocb..  ©tatt  bc5  9fücfgratt)8  bat  er  einen 
großen  hohlen  .Knorpel  unb  nur  im  Jtopf«  •Knocbert.  Wian 
fangt  ihn  am  häuft'gtlen  in  Slitßlanb  unb  Ungarn.  3n  bie« 
fe5  £anb  f  ommt  er  b\i  gegen  500  2R.  weit  au5  bem  fcbwar= 
jen  Meere  bie  ®onau  hinauf.  Man  genießt  baS  gleifch 
fowol  frtfeh  a(d  gefallen  unb  ed  hat  gebraten  einen  bem 
Jtalbfleifcbe  ahnlichen  ©efebmaef.  2>ie  jtirffle  ^aufenfifche-- 
rei  ifl  in  9? ußlanb  bie  im  Ural  burch  bie  uralfchen  Äofacfcn. 
'äui  Um  Stögen  ber  Raufen  unb  (Store  wirb  ber  Saviar 
(f.  b.)  verfertigt.  2Me  S5ia>'c  bei  Raufen  unb  einiger  anbe^ 
rer  ©tirarten  gibt  bie  befannte  £aufenblafe,  von  wel-- 
cber  bie  hefte  ©orte  au§  Ungarn  rommt.  ©ie  jeiebnet  fich 
burch  Feinheit  unb  .Klarheit  au$  unb  löfl  fich  ohne  ©crueb 
im  fiebenben  Sßaffer  voQ^änbig  auf.  Bur  fchlcrfiten  Äatu 
fenblafe  werben  bie  ©ebdrme  be6  Aatlfen  genommen.  URan 
bebient  ftd)  ber  ^aufenblafe  jur  »ereitung  feiner  üeimfan 
ben,  jur  3fvvretur  verfchiebener  feiner  ©toffe,  namentlich 
ber  ©eibenjeuche,  jum  klären  trüber  SBeine,  jur  ^Bereitung 
t>ti  5WunbleimS,  ber  ?)flafler,  jum  2tbguß  von  SRünjen 
unb  bergl.,  in  ^nglanb  unb  granfreieb  auch  jur  Bereitung 
von  ©eile  unb  ©allerte,  unter  ^ufaß  verfchiebener  wobk 
febmeefenber  unb  buftenber  ©toffe.  2Me  au$  Slußlanb  fom< 
menbe  fogenannte  ge föchte  J^aufcnblafe  ifl  fo  flar  wie 
JBernflein  unb  bient  befonberS  als  Munbteim.  £er  $aut 
beö  Raufen  bebienen  ftd)  in  97ußlanb  bie  armem  üeute  flatt 
ber  genflerfcheiben,  weil  fie  burcbleucbtcnb  ifl.  S)a§  auSge« 
fottene  gett  beS  Raufen  wirb  wie  Srennftl  ober  Jöuttcr 
verfauft. 

fjaufltr  (JCafpar)  t|l  ber  9came  eineS  SJIenfcben,  über 
beffen  Sehen  ein  fo  räthfelbafte*  Dunfel  fcfawebt,  baß  er  bie 
Xufmerffamfeit  aller  3eitgenofTen  im  b^c&fren  ©rabe  auf  fich 
gejogen  bat.  X>ie  burch  Süerfianb,  ©charfftnn  unb  (Einfluß 
auSge^eichnetfien  ^erfonen  haben  fich  vergebens  bemüht,  \t; 
ne8  SRdtbfel  ju  lifen,  unb  vergebens  ftnb  bofoe  greife  auf 
(Enthüllung  beffelben  auSgefe^t  worben.  6in  Bürger  ju 
9türnberg  erblicft  1828  ohnweit  fetner  SBobnung  einen 
bctuerlicb  gefleibeten  jungen  2Renfchen,  ber  ihm  burd)  feine 
fonberbare  Haltung  auffallt.  Derfelbe  reicht  ihm  einen  JÖrief 
^in ,  welcher  an  einen  9?ittmeijler  von  ber  $u  9?ürnberg  ein^ 
quartirten  leichten  SReiterei  gerichtet  ijl.  3n  bem  äörtefe  fleht : 
ber  Jöriefjlefler  fei  ein  armer  ffagelibner,  welcher  jebn  Äins 
ber  habe  unb  bem  ber  Überbringer  25iefeS  1812  als  neuge* 
boreneö  Äinb  vor  bie  2r;ür  gelegt  worben  fei.  ©a  er  biera 
von  feine  Hnjeige  heim  Sanbgericht  gemacht,  fo  nenn«  er 
feinen  9lamen  ntcht,  ben  auch  ber  junge  Surfcbe  fo  wenig, 
wie  feinen  2Bobnort  anjugeben  wiffe.  Übrigens  b<we  er  ben 
Änaben,  ben  ©obn  eines  armen  5)?äbchenS,  cbrifllith  erjos 
gen,  aud)  lefen  unb  fc&reiben  gelehrt  unb  berfelbe  wolle 
ein  {Reiter  werben,  wie  fein  SBater  gewefen.  Gin  noch 
beiliegenber  3ettel,  angeblid)  von  ber  SOlutter  beS  Änaben, 
als  fie  ihn  auSgcfrfct,  gefchrieben,  war  offenbar  erfl  fvdter 
betrüglicb  angefertigt  worben.  2)er  5tnabe  wußte  über  nichts 
2tuSfunft  }u  geben,  jeigte  Unfenntniß  aller,  auch  ber  ge* 
w6b nlid)flen  Dinge  unb  fdjrieb  nur  ben  9!amen  Äafoar  ^au^ 


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Hausrecht 


344 


Haut 


fer  auf  einen  3ettel,  welken  9?amen  man  ibm  von  nun  an 
gab.  Citiuine  SBorte  im  altbair.  Dialeft  waren  JClIeS,  waS 
man  auS  ihm  berauSjubringen  vermochte.  See  Sfittmeifler, 
»u  bem  ü)n  jener  JBürger  gebracht,  hatte  ibn  ber  $olicei 
übergeben  unb  biefe  hatte  ih:  in  Berwabrung  gebraut  unb 
frucbtlofe  JBerfudje  mit  ihm  unb  ebenfo  vergebliche  Untetfus 
ebungen  über  feine  ^erfunft  angefleUt.  Snbeß  glaubte  man 
auö  ben  gemalten  ©eobad)tungen  fo  viel  fcbließen  ju  fön: 
den,  baß  Ä.  feit  feiner  Äinbbeit  in  einem  engen  ©efdngniß 
gebalten  fem  müßte  unb  hier  abgefonbert  von  jeber  anbern 
menfcbjieben  ©efellfcbaft,  als  ber  feines  SEBdrterS,  nur  mit 
SBaffer  unb  S3rot  genährt  worben  fei.  DiefeS  febloß  man 
aui  ber  JBefd>aff<nbeit  feine*  ÄörperS,  namentlich  au«  .ber 
3artbeit  unb  SBeichbeit  feiner  güße,  fowie  auS  feinem  3tbs 
febeu  t>or  allen  funfi(id»ert  ©peifen.  (*r  jeigte  überbauet  eine 
ungemeine  Steijbarfeit  ber  Slerven,  betweitem  größer  alS  bei 
irgenb  einem  in  ber  Slatur  unb  ber  ©efeüfcfjaft  aufgewaebs 
fenen  SDlenfcben.  SKan  erfeböpfte  fid)  in  Söermutbungen. 
JBalb  fottte  Sj.  baS  £>pfer  einer  fthdntlicben  erbfcbteicberei 
geworben,  halb,  ber  ©obn  einer  vornehmen  Dame,  entfprof» 
fen  auS  verbotener  Biebe,  balb  ein  graufameS  Opfer  ber  $oi 
litif  fein.  p.t  ber  große  Cmpfdnglicbfeit  für  jebe  Hxt  üon 
SBilbung  geigte,  war  inbeß  in  baS  #au$  eineS  gebilbeten 
SJcannel  ju  Dürnberg  gebraut  Worten,  unb  hier  war  eS,  wo 
nad)  feiner  EuSfage  ein  üRorboerfud)  gegen  ihn  von  einem 
verhüllten  2Rann  gemacht  würbe.  ÜJian  fanb  ihn  mit  einer 
unbebeutenben  ©ebnittwunbe  in  ber  ©tirn  im  ÄeHer,  wo» 
hin  er  ftcb  »erfroren  hatte.  SJergebenS  fleüten  bie  äBebörben 
neuerbingS  bie  emftgfien  9iad)forfebungen  nad)  jenem  Un> 
berannten  an.  Sorb  ©tanbope,  welcher  ftcb  für  baS  ©cbüf; 
fal  |>.'S  tnterefftrte ,  nabm  fid)  nachmals  fetner  an  unb 
brachte  ihn  nad)  Xnfpad),  wo  er  im  SBureau  beS  Sppella» 
tionSgericbrS  arbeiten  follte.  .f>ier  jeiehnete  er  fieb  eben  nicht 
»ortbeitbaft  auö.  ^ubltcum  fing  an,  ben  ibm  vorher 

fo  intereffanten  SRenfdben  ju  vergeffen,  alfl  fein  unerwartet 
ter,  aewaltfamer  unb  von  ibn  felbjl  verbdebtigenben  Umfldm 
ben  begleiteter  S.ob  plöglid)  wieber  2tller  Äugen  auf  ibn 
richtete.  (Sin  grember  hatte  angeblich,  um  ibm  9iad)j 
richten  vom  £orb  ©tanfcope,  auch  um  ibm  Huffd)lüffe  über 
feine  ^erfunft  ju  geben,  eingelaben,  im  ©ebloßgarten  mit 
üjm  jufammenjutreffen.  2flS  £.  fommt,  übergibt  ibm  ber 
ernte  Rapiere,  welche  er  lefen  foll  unb  verfegt  ibm  ju= 
gleict  einen  Dolcbftich  in  bie  linfe  ©eite.  £.  taumelt  nad) 
«kaufe,  enübit  noch  bie  Umfldnbe  feiner  (frmorbung  unb 
pirbt  am  17.  ©et  1833.  2Han  bat  ben  SRorber  noch  nicht 
ju  entbetfen  vermocht,  wol  aber  bat  man  auf  £.  ben  Jüers 
badbt  be$  ©elbftmorb6,  fowie  auf  feine  ganje  Grfcfacinung 
ben  einer  fd)(au  angelegten  unb  auftgefübrten  ^Betrügerei  %t* 
worfen.  3u  folgern  Wertachte  gab  unter  Xnberm  ber  Um: 
flanb  SJeranlaffung,  baß  man  am  Drte  ber  STOorbtbat  feine 
©pur  Pom  jDaaewefenfein  einer  ^weiten  Herfen  bemertte. 
2t bei  bewiefen  ift  auch  biefed  fo  wenig  worbrn,  wie 
etwaö  pon  ben  bunfe(n  ©d^icffalen  beS  UngU'icflichen. 

^auehrm  beißt  von  S^ut  gu  j^oud  geben,  namentlich 
um  SBaaren  iu  oerfaufen.  X>a  auf  biefe  2ßcife  nur  qu 
ringe  Quantitäten  SSaare  abgefegt  werben  t6nnen,  fo  ijl 
ber  ^aufirbanbel  eine  Zrt  be5  JlleinbanbelS.  <5r  ift  für 
bie  öewobner  ber  Dörfer  febr  bequem,  »eil  biefe  fonfr,  um 


ihre 


fud)en  miffen,  unb  bient  jur  «ermebrung  bei  InjWmft 
feben  jBetriebed.  JDocb  bat  man  ibn  in  neuerer  3eit  fet>r 
befebränft,  nicht  nur  weit  man  glaubt,  baß  bie  ©tafcte  buTtb 
benfelben  beeintrdebtigt  würben,  fonbern  befonberS  barum, 
weil  er  febr  b^uftg  ju  93etrug  unb  von  lieberlicbern  iV-.. 
bei  ju  einem  SJorwanbe  benugt  werben  ift,  ftcb  b  ticr- 
fer  ju  fchleicben,  um  ft<h  nach  ber  ©elegenbeit  ju  £iebereieo 
unb  bergl.  umjufeben.  3n  mannen  ©taaten  iß  ber 
firbanbel  befonberö  ben  3uben  ganj  oerboten  ober  boeb  mir 
jur  3eit  pon  SReffen  unb  3abtmärften  erlaubt. 

IjaUßrccbt  nennt  man  ba§  Siecht  bei  #au§&erm,  p4 
gegen  Ärdnfungen  unb  ungerechte  Angriffe  in  feinem  eignen 
.fcaufe  bureb  ©elbftbülfe  ju  febügen.  Der  SBegrijf  beä  $auif. 
friebenä  ober  ber  ©icberbeit  unb  9?uhe,  welche  baS  fytaii 
feinen  jBewobnern  gewebten  foll,  liegt  tief  in  ber  mtnfölii 
eben  91atur  unb  ßnbet  ftd?  in  größerer  ober  Geringerer  3i& 
bebnung  fafi  bei  aUen  SBötfern.  3e  höher  bie  Xä)tung  ter 
ber  persönlichen  Sreibeit  in  einem  Sanbe  ifl,  um  beßo  bei» 
liger  wirb  auch  ber  ©chug  gebalten,  ben  ba§  {>auS  gewäs 
ren  muß,  fobaß  baffelbe  in  einigen  Sänbern,  g.  S3.  in  (fttj 
lanb,  fogar  in  manchen  gdaen  gegen  gerichtliche  »erfolgun» 
gen  ühi'iht.  riefe  Xuöbebnung  teä  ^auäfrieterts  fwtet 
jwar  in  Deutfchlanb  nicht  jiatt,  boeb  wirft  man  aua>  W 
uns  ben  ungehobelten  ©a|l  jur  2'.,u:r  hinaus  unb  Sergej 
welche  gegen  Semanben  in  feinem  eignen  Jg>aufc  began^a 
werben,  bebroben  bie  ©efege  mit  gefebarften  (Strafen,  n 
foleber  fhafbarer  J£>auSfriebenSbruch  fann  inbeg  niett 
bloS  von  ©eiten  beS  Sefucbenben,  fonbern  aueb  von  <ca> 
ten  beS  ^)au§berm  begangen  werben,  wenn  biefer  %mat> 
ben,  ber  ibn  in  erlaubter  Äbficht  unb  obne  ibn  ju  fräaf«, 
bcfudjt,  miSbanbelt. 

f)auseucl)un0  ifl  ein  SWittel,  welches  bei  6riminalun> 
terfuchungen  bdupg  jur  Bnwenbung  gebracht  wirb,  entn«. 
ber  um  einen  flüchtigen  Verbrecher  ober  ndbere  ©purtn 
2(njeicfaen  eines  begangenen  ÜBerbrechenS  aufjußnben.  6i< 
ifl  entweber  eine  allgemeine,  wenn  fie  für)  auf  ganjeErt« 
febaften  ober  beflimmte  Dißricte  erfrreeft,  ober  eine  befon- 
bere,  wenn  fie  nur  in  gewiffen,  JBerbacbt  erregenben  See- 
nungen  vorgenommen  wirb.  Da  burch  eine  ^auSfucbunj 
legterer  'hü  ein  beflimmter  SSerbacbt  auSaefproa>ea  atä 
unb  folglich  etwas  GbrenrrdnfenbeS  in  berfelben  liegt,  f« 
barf  fie  nie  or>he  gegrünbete  SUeranlaffung,  unb  nur  mit 
SBorbebacbt  unb  nach  reiflicher  Überlegung  vorgenommen  Ivet- 
ten; auch  ijl  nur  ter  Seichter  felbfl  ober  ber  gebörig  leg'f.' 
mirte  Stellvertreter  bejfelben  ju  ibrer  Bornabme  befugt 
Diefem  aber  muß  auch  unweigerlich  taS  ^>auS  unb 
SBerfchluß,  tefTen  l&ffnung  ibm  notbwenbig  erfebeint,  g^t- 
net  werben  unb  jebe  SBiberfegitcfafeit  gegen  bie  mit  ber  ßow 
jiet,uing  beauftragten  obrigfeitlicben  ^erfonen  ifl  fbafbar. 

j^aut  wirb  baS  JDrgan  genannt,  welches  bie _ganje  Ct"1' 
fldcbe  beS  menfeblicben  JtörperS  überjiebt.  ©i«  ijl  ntrgent! 
unterbrochen,  fonbern  gebt  an  ten  norutltcben  fcffnunger. 
be5  ÄörperS  in  tie  ©chleimbaut  über,  bie  «IS  ib«  Set* 
fegung  in  baS  Snnere  teS  ÄörperS  betrachtet  werben  muf. 
Sbre  öußere  gliche  ifl  in  ter  Siegel  glatt,  ßeflenweife  m 
paaren  bewaebfen,  in  golge  ber  beftdnbig  ßartßnbenben  »■ 
fonberung  von  tropfbarflüffigen  ober  gasförmigen  CWF 
feuebt,  je  nach  ben  verfchiebenen  Siaeen  bet  SRenfcben,  p 


ftth  ju  erlleben  b«"fifl  "11  bie  ©tdbte  auf.    wie  nach  ter  befontetn itörperbefchaffenheit  einel  3«*» 


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Hut 


345 


Havana 


fcbieben  gefärbt  unb  bietet  eine  Wenge  von  galten  unb  gur» 
(ben ,  jwifdbcn  benen  ftcb  f leine  #ügel  erbeben ,  bie  aneinam 
bergeretbt  ^croorfpringente  Sinitn  bilben  unb  vorjüglicb  beut» 
lieb  an  ben  Spiljen  ber  Singer  unb  3eben  wahrnehmbar 
ftnb,  außerbem  aber  noeb  «ine  tmenblicbe  Xnjabl  fteiner, 
runber Öffnungen  bar,  bie  färnratlid)  Wünbttngen  ber  in  ber 
Aaut  befinblidien  Äalgbrüfen  ftnb  ober  bie  SSurwln  ber 
.paare  beberbergen.  Die  innere  gleiche  ber  Jpaut  bangt  mit 
ben  Sbeilen,  weldic  fie  bebedt,  vermittels  eine*  3ellgewebt$ 
uifammen,  in  welchem  ftcb  eine  außerorbentlicbe  Wenge  von 
blutfübrenben  unb  auffaugenben  ©efäßen,  foroie  vor.  9.er* 
rmfäben  veriweigcn.  £ier  finbet  fid>  jugleid)  im  gefunbbeitS» 
gemägen  3u(tanbe  eine  Anhäufung  von  gett,  welches  eine 
:Ärt  von  $olfter  bilbet,  baS  an  ben  fangen,  an  ben  S3rü> 
fitn,  am  Untcrleibe,  an  beu  .pinterbadtn ,  Scbenfeln  unb 
Xrmen  am  biefften  ift.  Die  £aut  befiebt  au3  jwei,  febr 
btutlicb  voneinanber  gefebiebenen  tagen ,  einer  untern  unb  ef< 
na  oberfläcblicben.  Die  erftere,  bie  beinabe  allein  bie  gan^e 
Dicfc  ber  .paut  einnimmt,  ift  bie  fogenannte  geberbaut,  ein 
biebte«,  fefteS,  weißes  unb  je  nadj  ber  Wenge  bc$  in  feinen 
(viefigen  enthaltenen  ÖMuteS  mehr  ober  weniger  rotblicbeä 
©ewebe,  wclcbeS  an  feiner  ©berflätbe  eine  Wenge  fleiner 
•pervonagungen ,  ba$  fogenannte  2ßarjcngewebe,  wabrnefc 
men  lagt,  wetebeä  wieber  von  einer  febr  bünnen  Sage  Huf- 
figen  äeUgcwebeS,  eines  fcbleimigcn,  gallertartigen  <©toffe£, 
bebetft  wirb,  ber  Sdjleimneb  ober  ©efäßgewebe  beißt  unb 
ber  eigentliche  Sü}  ber  joatufärbting  ijl.  Die  oberfläcblicbe 
Sage  ber  .paut,  bie  jDbcrb.utt  ober  EpibcrmiS,  i|l  fo  \u 
fagen  ein  troefener  unb  fcbüfcenber  girniß,  ber  bie  ganje 
ßverflAdje  ber  .paut  überjiebt,  befifct  weber  ©efäße  noeb 
Nerven,  ift  baber  aueb  empfinbunaeloS,  beftebt  aus  einem 
febr  bünnen,  ebenen,  jufammenbängenben,  burcbfidjtigen, 
graulieb  gefärbten  ;päutcben,  baS  nur  an  ben  Jiörperjiellen, 
welche  roieberbolten  Reibungen  auSgcfefet  finb,  tiefer  unb  auS 
raebren  Sagen  jufammcngefcfct  ;u  fein  pflegt.  Sie  erjeugt 
fid?  immer  von  Beuern  wieber,  fobalb  fte  in  golge  von 
^autfranfbeiten  abfiirbt,  oetlefct  ober  jerfiört  wirb  unb  lägt 
Hütt,  roaS  ber  Jtörper  burd)  bie  .paut  ausfloßt  ober  auS 
ber  Außenwelt  in  fieb  aufnimmt,  burd)  ft'dj  binburebgeben. 
SöaS  bic  SSerricbtungen  ber  £aut  betrifft,  fo  vermittelt  fie 

äcbft  bie  Entfernung  vieler  fowol  für  bie  Erhaltung  be$ 
Ä6r»rr5  unnüb  unb  unbrauebbar  geworbener,  alS  aueb  erft 
burd?  .ÄrantTjeit  in  ibm  entftanbener,  febäblicber  Stoffe,  bie 
balb  in  luftförmiger,  balb  in  tTopfbarflüffiger  ©eftalt  auS 
bem  .Äörper  gtfcbaffl  werben;  jweitenS  bient  fie  aber  aueb 
;ur  Äufnabme  verfebiebener  Stoffe  (allgemein  befannt  ift  e*, 
baf  9cat>rungSmitr<l,  Ärmeien,  ©ifte,  ÄnflecfungJftoffe  burd> 
tie  <£x»ut  aufgenommen  werben);  briteenä  ift  fü  ba-3  Drgan 
beä  allgemeinen  Gkfüblä  unb  bes5  Xafrftnnö,  unb  viertens 
enblicb  geroiübrt  fie  ben  $bei(en,  roelcbe  fie  brbeeft,  einen 
fdjüftenben  Überzug.  Die  franfbaften  SBcränberungen  ber 
Sywt  finb  augerorbentlicb  johircieb,  aufierbem  bietet  fi</  n>ie 
anbete  Crgane,  ebenfalls  urfpnmglidte  JBilbungJfebler  bar: 
roibrrnatürlicbe  Färbungen,  jufülüg«,  bornartige  unb  anbere 

uigniffe.  Uber  bic  9<ügel  unb  Sfraaxt,  bie  alt  natür* 
...bc  ?Itihänge  ber  Squu:  betraebtet  werben  müfjen,  [ulie  bie 
berreffenben  Ärtifel. 

Sie  3übl  ber  £autfranf beiten  ift  außerorbentlicb 
-,rop ,  inbem  bic  ^)aut  tbeilö  burd)  (ftfrantung  ber  innern  mit 
Biibcr  »Ccao.ätff.  II. 


ibr  jufammenbangenben  XbeKe ,  tbeilö  eon  auf en  franftjaft 
erregt  werben  tann.  Diefem  Urforunge  qemäf;  finb  audb 
bie  JtranfbeitSerfebeinungen  oerfebieben.  Salb  ünbert  fie  ibre 
garbe,  wirb  reib,  bleicb,  gelb,  blau,  fcbwarjlicb,  balb  mirb 
ibre  naturgemäße  Xbfonberungätbätigfeit  unterbrüeft  ober 
hanfbaft  abgeünbert  unb  äußert  ftcb  bann  ald  nribernatür» 
lieb  oermebrter,  ricebenber,  gefärbter,  »armer*  ober  (alter 
2'cbwcifi,  ober  fie  wirb  von  Krampf  ^ufammengejogen,  falt 
unb  troefen,  ober  ber  <5i|  von  2ü unten,  ©efcbroüren,  ©e* 
fcbroülften  u.  f.  w.  3m  bäufigften  jebod>  roirb  fie  ber  ©ift 
von  Ä ti s feb lagen,  unter  benen  man  mehre  felbfiänbige 
Jtranfbeiten  ber  £mut  mit  (Sntftebung  neuer  franfboftet  ©e> 
bilbe  von  ftcbtbarer  unb  fühlbarer  Jöefeboffenbeit  in  unb  auf 
berfelben  uerrtcht.  Die  Söefdjaffentjeit  biefer  Xuäfcbläge  ift 
ebenfo  verfebieben  wie  ibr  EntficbungSgrunb.  Die  micbtU 
gern  unter  ihnen  ftnb  in  eignen  Xrtifein  bchanbelt.  Wancbe 
^autauöfcbläge  finb  ftetü  anftectenb,  manche  nur  bei  febr 
arger  Ausbreitung  unb'Xudbilbung,  anbere  roieber  nie.  Die 
3nfiecfung  felbft  roirb  balb  bureb  einen  flüebtigen  in  ber 
Suft  verbreiteten  Anftecfunggftoff  vermittelt,  balb  nur  burd) 
unmittelbare  jßerübrung  unb  (Einimpfung,  oft  aueb  auf  bei* 
beriet  %tt  jugleicb.  Die  allgemeinen  Urfacben  ber  ^>autau§. 
fd;läge  finb  tbeilä  äußerltcb,  tbeilS  innerlich.  3u  erjtern  ge: 
bi>ren  febarfe  unb  giftige  Stoffe,  bie  (Sinroirfungen,  benett 
bie  $aut  bei  Wetatlatbeitern ,  SBolIarbcitern  unb  anbem 
©eroerben  auSgefefct  ift,  ber  ©ebraud)  gewiffer  33äber,  ver> 
febiebene  AnjtecrungSfioffe,  SSerjärtelung  ber  ^>aut,  Unrein: 
liebfeit,  große  Spitzt  u.  f.  ».  Unter  benjentgen  Urfacben, 
roelcbe  ^autauSfcbläge  von  innen  b«raui?  eneugen,  verbienert 
namcntltcb  dnväbnung  gerviffe  Speifen  unb  ©etränfe,  von 
benen  einige  bei  manchen  $erfonen  fogleid)  ben  '2lu?brucb 
berfelben  veranlagen,  wie  33.  manebe  gifebarten,  Lüftern, 
Areb'"e,  Erbbeeren  u.  f  w.,  anbere  erft  nad)  bäuftgem  (33 e- 
nuffe  bie  Wifcbung  ber  ganien  Säftemaffe  bt$  it6rperS  in 
ber  2frt  veränbern  unb  verfcblecbtern,  baß  ^autfranf heitert 
alö  golge  be$  SBeftrebenS  ber  OTaturbeilfraft  entfteben,  ftd) 
burd;  bte  $aut  ber  franfbaften  Stoffe  ju  entlcbigen.  ^ier- 
ber  gef>6rt  \.  93.  ber  öftere  ©cnuß  fetter,  fiarf  gefallener, 
febr  gewürjter  Speifen,  fetter  gifebe,  fetten  SdjweinePei» 
fd)eä,  bes  iläk'i,  be§  «Branntwein-3,  mancher  SQcine  u.  f.  w. 
Xußerbem  geben  nidn  feiten  jur  Entfiebung  von  J^autfranf. 
beiten  Aranfbcit^ufianbe  mancher  Unterleib^eingeweibc  Sier> 
anlaffuna,  obne  biefe  aber  aueb  blo3  eine  von  ben  Altem 
ererbte  anläge.  Eine  vorjüglicbe  ©eneigtbeit,  an  $autauS: 
feblägen  ju  erfranfen,  fdjeinen  ba8  f inbliebe  unb  ba§  ©rei; 
fenalter  ju  begrünben;  aud)  fdjeint  ihnen  baö  weibliche  ©e- 
fdjlecht  mehr  ausgefegt  ju  fein  alö  bad  männliche 

ijauana  (St.  •  Gbriftoval  bt  (a),  bie  4?auptfiabt  aller 
sßeHiHmgen ,  welche  ben  Spaniern  in  Amerita  übrig  geblieben 
finb,  ber  Sig  be»  ©eneralcapitainft  unb  ber  übrigen  Dber> 
beborben,  liegt  auf  ber  SRorbrüfte  bec  3nfei  ßuba  (f.  An> 
tillcn)  unb  gewährt,  vom  Wcere  aud  gefcl)en,  mit  ihrem 
von  Dörfern  umfränjten  unb  von  Scbtffen  belebten  £a: 
fenbvefen  unb  ben  auf  fteilen  Seifen  fid)  erbebenben  S3efefii> 
fiungSwcrfen  einen  herrüriien  Anblicf.  Die  Stabt  felbft  ift 
febr  fchlecbt  gebaut  unb  unreinlich.  9lur  wenige  öffentliche 
unb  $rioatgcbäube  jeiebnen  ftcb  bureb  ibre  S3auart  vortbeiU 
baft  auS;  baü  Äb, tatet,  welcbw  ftarf  befudjt  wirb,  ift  wc> 


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Haverei  84 

rriaften«  geräumig.  3n  einer  ber  Streben  futb  bie  ©ebeine 
beS  Solombo  (f.b.)  beigefefet.  Die  £a*ana  ift  wichtig 
burd)  ihre  Sage,  inbem  fte  ben  mericanifcben  SSeerbufen  be* 
berrfcbt;  wegen  ibreS  #afenS,  ber  für  ben  heften  in  ganj 
3merifa  gilt  unb  mehr  als  taufenb  ©djiffe  fajfen  fann; 
burd)  flarfe  gefhmgSwerfe,  bercn  Buffübrung  ungeheure 
(Summen  foltere,  unb  burd)  ihren  #anbel,  ber  tinen  immer 
großem  Umfang  gewinnt,  weil  bte  Snfel  befonberS  feit  ben 
lebten  gebn  3abren  immer  volfreicber  unb  beffer  angebaut 
wirb.  Um  bebeutenbjten  ifl  bte  'ÄuSfubr  von  SEabad  unb 
ßiaanen.  Die  4>.  bot  ein  Xrfenal,  bebeutenbe  ©cbiffS» 
werfte  unb  viele  wiffenfcbaftltcbe  '.Knftalten.  Die  Xnjabl  ber 
einwobner  belief  ftcb  1827  auf  112,000  Seelen;  fie  iftfett. 
bem  aber  immer  imSBacbfen  gewefen;  22,800  waren  ©Ha* 
ven.  3m  Durcbftbnirt  laufen  jabrlitb  11—1200  «Schiffe  in 
ben  £afen  ein;  bie  BuSfubr  betragt  ungefähr  28—30,  bte 
einfuhr  42—44  8118.  ©ulben.  DaS  Jtlima  ijt  befonbert 
für  alle  neuen  flnfornmlinge  febr  gefährlich. 

fiaomi  ober  Xvarie  bejeidmet  bie  jßerluffe  ober  £o» 
ften,  welche  ein  ©ebiff  unb  beffen  gabung  wabrenb  einer 
©eereife  von  ber  3eit  beS  gabenS  bis  jum  gofrben  CKuSla» 
ben)  ber  gabung  treffen.  3n  ber  Sfegel  iff  fowol  baS  ©ebiff 
als  bie  gabung  t>erfiCt)ert  unb  eS  muß  baber  ieber  außeror* 
bentlicbe  unb  unverfdmlbet  treffenbe  ©chabe  erfefet  werben. 
JBcfonbere  gefefcliebe  ffieflimmungen  (£avereiorbnun» 
gen)  entfdjeiben  aber  natb  vorhergegangener  Unterfucbung, 
ob  ber  ©dbiffSoefl&er  ober  Der,  welchem  bie  gabung  gehört, 
ben  ©(haben  ju  tragen  bat.  Die  f leine  Raserei,  welche 
auS  ben  unvermeiblicben ,  bei  ieber  ©eefahrt  vorfommenben 
JBefcbabigungen  beS  ©chiffS,  auS  ben  Su&gabcn  für  gootfen, 
Jduarantainegelbern  u.  bgL  erwäcbfr,  wirb  gewöhnlich  vom 
©ebiffer  allem  getragen,  infofern  ffton  bei  JSejiimmung  ber 
graebt  auf  biefe  SBerlufte  Stiicfftdjt  genommen  ju  werben 
pflegt.  Die  große  #averei  bagegen,  ju  ber  alle  ©cbtjf 
unb  gabung  jugleicb  treffenbe  SScrlufie  gehören,  j.  S3.  wenn 
SBaaren,  um  bei  einem  gefährlichen  ©türme  baS  ©<biff  ju 
retten,  ausgeworfen  worben  ftnb,  wenn  Jtaper  ©elb  erljal» 
ten  haben,  um  baS  ©tbiff  ju  verfebonen  u.  bcrgl.  m.,  wirb 
nad>  S3erbaltniß  beS  SBeitbS,  welken  baS  ©ebiff  unb  bie 
SBaaren  haben,  von  bem  ©d?iffSbefi(3er  unb  bem  eigner 
ber  SBaaren  gemeinfcbaftlicf)  getragen.  Die  einfache  ober 
»arttculaire  $averei  enblicb  begreift  bie  entweber  einfeitig 
baS  ©djiff  ober  bie  gabung  treffenben  Äoflen  unb  wirb 
auch,  von  ben  Seffern  beiber  einjeltt  getragen. 

fiunim  (3ofeph),  einer  ber  auSgejeid;net)len  unb  fleißig; 
fren  beutfeben  Somponiften,  würbe  als  ber  ©obn  eines  ar* 
men  SBagnerS,  ber  (ich  nebenbei  burd?  £arfenfpielen  ©onn» 
tagS  einiges  ©elb  ju  verbienen  fachte,  ju  9?ohrau,  einem 
Dorfe  auf  ber  ungarifcb  -  oftr.  ©ren;e,  1732  geboren.  ein 
©cbulmeiffer  auS  bem  ©täbteben  £aimburg  nahm  ftd>  beS 
von  ädern  linterriebt  entblößten  .Knaben  an,  lehrte  tfjn  ges 
fen,  ©treiben  unb  bie  erpen  ÄnfangSgrünbe  in  ber  SRufif, 
namentlid>  im  ©efange.  S3alb  jetcf>nete  fidj  ber  Jtnabe  fo 
oortbeilböft  auS,  baß  er,  acht  3abte  alt,  burd;  (Jmpfe^ung 
beS  Dedjanten  oon  ^»aimburg  als  Gborfnabe  an  bte  ©tej 
pbanStirebe  nad>  SBien  tarn.  Dbrte  befonbern  Unterriebt  btU 
bete  p<b  ber  junge  £.  b.ier  mit  bem  emfiglren  2f(eiße,  tto% 
ber  bebrangten  gage,  in  welcber  er  fid>  befanb,  auS.  v  3m 
16.  3ab.re  verlor  er  feine  febftne  ©opranftimme,  würbe  aus 


6  Hltcard 

bem  ßber  entlaffen  unb  fuebte  nun  burd)  $rtaatjtunben  in 
ber  5Jcuftf  unb  ©vielen  im  Drcbefter  ein  ArmlicbeS  ZuSfont: 
men  fitb  ui  »erfebaffen.   ©MTaS  beffer  würbe  bte  gage  S>.'i, 
alS  ibm  ber  berühmte  Dichter  SDletafiafio  übertrug,  eine 
junge  Dame  im  ©efang  unb  (Siiwierfpiel  hu  unterrichten  unb 
ihm  bafür  freie  SBohnüng  unb  freien  Stifch  gab'.  9iacbbem 
biefe  Dame  2Sien  verlaffen,  fam     abermals  in  große  9lotb, 
bod)  hotte  ein  im  1«.  3ahre  »on  ihm  gefcbriebeneS  Guar: 
tett  jwar  manchen  &abel,  aber  auch  fo  großen  ©eifaü  M 
funben,  baß  \\  halb  eble  (Gönner  unb  enblicb  eine  Zn\ui 
lung  als  Drganift  bei  ben  Karmelitern  in  ber  geopolbvorftabt 
fanb.  Der  gürfl  (Sfterbajp  machte  S?.  17H0  ju  feinem  StaptU- 
meifler  unb  eerfchaifte  tl)m  auf  biefe  ffieife  eine  Stellung,  in 
welcher  fieb  ihm  tWuße  unb  Gelegenheit  ju  ©tuhien  unb  eig: 
nen  3;onfcb6pfungen  barbot.  SBahrenb  ber  .30  Sahre,  welche  £ 
in  biefer  ©tellung  jubrachte,  febr  ich  er  eine  große  'Änjahl  au<: 
gezeichneter  ßompofitionen ,  namentlich  feine  fo  berühmt  g»= 
worbenen  ©pmpbonien ;  hoch  gelangte  er  erft  ju  einer  feinen 
Talenten  angemeffenen  Änerfennung ,  alS  er  1799  eine  Seife 
nach  (jnglanb  unternahm.  ÜRan  nahm  ihn  mit  Jöegeifterunj 
auf  unb  von  Snglanb  auS  verbreitete  fieb  fein  JKubm  über 
ropa.  ^urüdgefehrt  auS  Gnglanb,  taufte  ftd?     ein  £auS*m 
mit  einem  fleinen  ®arten  in  ber  JBorjtabt  von  SBien  unb  faV 
hier  fein  noch  iefet  Jur  begeifterten  93ewunberung  jeten 
rer  binreißenbeS  Oratorium:  „Die  ©ch6pfung".   ©n  btrt* 
bie  ga(t  ber  3abre  gebeugter  ©reis  ftarb      1809.  SRan 
erjdhlt,  baß  er  einige  3oh"  *»or  feinem  SEobe  bei  ber  3ir' 
führung  feiner  „©chöpfung"  felbfl  fo  von  ber  9Äadjt  bn 
von  ihm  gefchaffenen  4>flmionien  hi"geriffen  roorben  fei,  ba§ 
er  bei  ber  herrlichen  ©teile:  „<B  warb  gidjt!"  in  Äbwnrn 
auSbrechenb,  mit  gen  Gimmel  erhobenen  4>anben  ausgeru- 
fen: „Glicht  von  mir,  von  bort  fommt  WleS!"  üRan  mi 
ben  unter  ber  9Rad>t  beS  ©efiihlS  erliegenben  ©reis  r)i«1T 
tragen.  —  2CIS  Äircbencomponift  feinen  ©ruber  faft  n 
übertrejfenb  unb  ein  ebenfo  tiefer  Kenner  ber  SJhifif,  ober 
vom  ©lüde  minber  begünftigt  war  Michael  ^>avbn,  Ml 
eher  1737  geboren,  inSBien  gebilbet  würbe,  bann  1757 
pellmeijrer  itu  ©roßwarbein,  17H2  Goncertmeifter,  en: 
Domorganip  ju  ©aljburg  würbe  unb  1806  ffarb. 

^anöucktn  waren  urfprünglicb  eine  "Xxt  leichten^  Juv 
VolfS  in  Ungarn,  welches  mit  Äufrechtbaltung  ber  ©ich: 
heit  im  3nnern  beS  ganbeS  beauftragt  war  unb  für  |tM 
SJerbienfle  eigne  ganbereien  unb  eine  eigne  Sierfaffun^ 
hielt,  welche  über  baS  geben  im  ÄriegSbienfle  ftcb  bin«i- 
erflredte.  JCbfcbon  in  ber  «Dtirte  beS  17.  3abrb-  biefe  4>ai 
burfen  aufgelöjl  würben,  fo  erhielt  ftd>  ihr  'Änbenfcn  Ci 
in  bem  #avbucf enbiftrict,  einer  ganbeSabthcilung  D 
garnS  von  mehr  als  17  pSR.,  beffen  »enjohner  noch  r 
Jßefi^  verfebiebener  SJorrechtc  finb.  —  2Bie  bte  ©chwe;- 
fo  würben  auch  bie  #apburfen  iu  geibwachtem  unb  ju  VJ 
feien  an  Jg)6fen  verwenbet,  inbem  man  ju  biefem  D: 
große  unb  jlarfe  geute  au5 wählte,  btnen  man  ungar.  SB« 
tieibung  unb  {Bewaffnung  gab. 

£ja3arJ>,  ein  firanj.  SBort,  bezeichnet  baS  glücMH 
gefahr,  unb  eS  werben  baher  4>ajarb«  ober  ©lücff^H 
biejenigen  ©picle  um  ©elb  ober  ©clbeSwertb  gcnanri^B 
benen  bie  ©ntfeheibung,  wer  ber  gewinnenbe  SThcil  fei, 
vom  3ufaü  abhangt,  nidbt  irgenbwie  ©efdjirflicbfcit^ 
Überlegung  einen  ©nfluß  auf  jene  entfdjeibung  \W- 


Hebaaune 


34«  Htbe 


Sit  finb  tbeilS  Äarttnfpieie,  tbeilö  SBürfetfpiele,  theilS  Spiele 
mit  Äugeln  ober  Hummern.  Sie  gewöhnliche  Xrt,  in  wcl« 
d;tt  bie  meiflen  abgebalten  werbe »,  ifl,  baß  einer  (ber 
Sanfter)  S3ant  hält,  b.  b-  eine  gewiffe  Summe  ©elbeS  nie» 
»erlegt ,  gegen  welche  bie  übrigen  SRitfpieler  (bie  ^oirueur») 
fielen,  fobaß  alle  ihre  SScrlufle  in  bie  JBanf  fliegen  unb 
die  ihre  ©ewtnne  aus  ber  33anf  bejablt  werben.  Sie  ©anf 
ifi  gefprengt,  wenn  fie  gänjlicb  ausgeleert  ifl.  gafl  alle 
■jwjarbfpiele  finb  aber  fo  eingerichtet,  baß  ber  23anfier  ge* 
atn  bie  ?>ointeurS  im  SJortbcil  ifl,  b.  b.  baß  bie  aßabr* 
fa>einli4>feit,  bie  JBanf  werbe  gewinnen,  gröper  ifl,  als  bie, 
taü  bie  ^ointeurS  gewinnen  werben,  unb  fcbon  auS  biefem 
Srunbe  finb  bei  bem  ^ajarbfpiele  bie  3>ointeurö  ßetS  im 
Äatbtbeil.  -jpierju  fommt  noch,  baß  bie  ffianfierS  gewöhn» 
tob  geübte  Spieler  finb,  welche  alle  Süortbeile  wabrjuneb* 
men  »iffen  unb  oft  genug  um  ©ewanbtbeit  ju  ^Betrüge« 
reien  gegen  bie  $)ointeurS  benufeen.  25iefe  bagegen  geraten 
tmcb  (gewinn  unb  Seeluft  gleichermaßen  in  immer  t;öt;ere 
Aufregung  unb  hieraus  ifl  $u  erflären,  wie  fich  häufig  auch 
fonft  gewiffenfjafte  SBänner  fo  weit  i)abett  »erführen  laffen, 
nicht  nur  ihr  eignes  Vermögen,  von  bem  vielleicht  baS  siüobI 
einer  ganzen  gamilte  abging,  fonbern  felbfl  frembe  ihnen 
anvertraute  ©elber  aufs  Spiel  ja  fefjen.  SBerjweiflung  unb 
bfhnorb  finb  häufig  ber  2£uSgang  ber  Spielwutb,  welche 
bie  ipajarbfpiele  entyünben  unb  näbren.  Xu$  biefem  ©runbe 
finb  in  allen  gebilbeten  Staaten  bie  öffentlichen  $ajarbfpie(e 
enrweber  ganj  verboten  ober  hoch  unter  policciliebe  Hufficbt 
gcftellt  werben;  aueb  ifl  bie  .Spaltung  von  Spieibaufern  mit 
beben  Abgaben  belegt  ober  verpachtet  worben.  3n  anberu 
Cancern  finb  bie  £ajarbfptele  nur  für  gewiffe  £>rte  unb  in 
gewifTen  Seiten  bewilligt  ober  gcbulbet,  j.  SB.  auf  Steffen 
unb  3abrmärften,  in  SJabeorfen  wäbrenb  ber  S5abejeit  u.  f.  w. 
Unerlaubte  Jpa^arti'piele  werben  nicht  nur  mit  GonfiScation 
ba  JÖanf,  fonbern  auch  mit  Öclbflrafen  belegt,  welche  Den 
treffe*,  welcher  ben  jDrt  eingeräumt,  an  bem  biefe  Spiele 
:oalten  werben.  25aS  berübmtefle  ^»ajarbfpiel  ifl  baS 
ro,  welches  mit  .Karten  gefpielt  wirb,  anbere  finb: 
Kuuge  et  noir  (Scbwar$  unb  JKotb),  JBaffette,  Schnitt, 
ganjfnedjt,  ©robbauS,  ^afeben,  JKoulette  u.  f.  w.  Eud)  bie 
Lotterie  unb  baS  Eotto  finb  nichts  'ÄnbereS  als  ^>ajarbfpiele, 
aber  folche,  »eiche  in  ber  Kegel  unter  '#ufftcbt  beö  Staats 
.  i  werben,  woburch  wenigflenS  ber  9Jiitfpielenbe  vor 
betrug  gefiebert  ifl. 

tjrbflrrrme,  .Äinbmutter,  SBebmutter  wirb  eine 
5rau  genannt,  welche  ben  JBeruf  bat,  Schwängern  auf  58 er. 
angen  biejenigen  SBerbaltungSregeln  ju  ertbeilen,  bei  beren 
Beobachtung  fte  hoffen  bürfen,  fieb  unb  ihre  Leibesfrüchte 
gefunb  unb  am  fieben  \u  erhalten,  ©ebärenben  bie  ununu 
gänglich  notbigen  ^ülfeleiflungen  ju  gewähren,  in  bebenfit* 
eben  gdDen  aber  bie  Jgjerbeibolung  eines  ©eburtSbelferS  ju 
oeraiüaffen.  2luch  bie  erfie  Pflege  ber  neugeborenen  Äinber 
pflegen  bie  Hebammen  ju  übernehmen.  XuS  bem  'Ängefübri 
ten  trgibt  [ich  bie  höbe  fBicbtigfeit  ber  £ebammenfunfl, 
jugleicb  aber  auch,  baß  ftch  nicht  iebe  grau  ju  Ausübung 
berfelben  eignet  SBenn  fte  ftcb  berfelben  wibmen  will,  muß 
*ue  »ot  Xfltm ,  um  ju  berfelben  jugelaffen  werben  ju  f  6n> 
tttfS*  gewiffe  ©genfebaften  beS  ÄorperS  unb  ©eifleS  befi^en. 
jfe.barf  nicht  ju  alt  fein,  weil  ftch  im  2flter  nur  febwer 

i  VT. 


noch  Äenntniffe  aneignen  laffen,  muß  einen  triftigen,  in 
anljaltenber  'Änflrengung  ausbauemben  Jt6rper  unO  natür-- 
liehe  ©efchicflicbfeit  heften,  barf  auch  nicht  burch  harte  IU-. 
beit  baS  ©efühl  in  ben  ^>dnben  abgeflumpft  haben.  3n 
getfliger  ^>inftcbt  fei  biefelbe  mit  einem  gefunben  lücrflanbe, 
einem  richtigen  Urtbeile  unb  einem  guten  ©ebdchtnifte  bei 
gabt  unb  befi^e  ©egenwart  beS  ©eifleS  unb  tyntuMoifenbeit, 
jei  reebtfebaffen,  gewiffenhaft,  fanft,  theitnehmenb  unb  ac- 
bulbig,  bienflfertig,  verfchwiegen,  nüchtern,  ehrbar  in  ihrem 
2ßant>e(  unb  verträglich,  ©eft^t  fie  aber  aQe  biefe  ©gern 
febaften  unb  hat  fte  fid>  bie  notbigen  Äenntniffe  unb  fertigt 
feiten  in  binreidH-nbem  ©rabe  envorben,  bann  wirb  auch 
ber  »tsegen  ©otteS  unb  ber  3ßenfd)en  mit  ihr  fein  unb  fie 
£aS  werben ,  wo,;u  ihr  wichtiger  99cruf  fte  machen  fann,  ein 
Schuljengel  für  bie  ihr  fult  anncrtrauenbeit  grauen  unb  Jin; 
ber.  Qine  ihrem  Sierufe  nicht  gewachsene  jpebamme  fann 
unfaglicbeS  Unheil  anrichten  unb  Caber  haben  ft d>  in  neues 
rer  jjeit  bie  Regierungen  fafl  aller  gebitbeter  Staaten  veran» 
laßt  gefehen,  burch  Einrichtung  befonberer  ^ebammen« 
fchulen  ober  ^»ebammeninflitute  für  bie  Silbung  gu: 
ter  Hebammen  mehr  Sorge  ju  tragen  alS  früher  gefebehen 
ifl.  3n  tiefen  erhalten  u'c  ben  nöthigen  Unterricht  tneilS 
burch  münbliche  Vorträge,  theilS  burch  praftifche  Übungen  tut-, 
ter  Anleitung  fenntnißreicher  unb  erfahrener  ©eburtshelfer, 
werben  nur  erfl  nach  put  beflanbencn  Prüfungen  uir  2CuS^ 
Übung  ber  ^ebammenfunfl  jugelaffen  unb  bleiben  befldnbig 
unter  'Äufftcbt  ber  ihnen  vorgefc|ten  Xrjte  unb  ©eburtShtlf«. 

^rbf,  bei  ben  ©riechen  bie  felbfl  in  ewiger  Scb6nbeit 
unb  Sugenb  blühenbe  ©örtin  ber^ugenb,  welche  im  £)lt)mp 
ben  ©Ottern  ben  9leftar  crebenjt  unb  ben  Xbltt  beS  3u-' 
pitcr  mit  Ämbrofta  füttert.    Sie  war  eine  Tochter  beS 


3upiter  unb  ber  3uno  unb  würbe  bem  AercuteS  bei  fehlet 
Aufnahme  ün  Dlpmp,  ein  würbiger  8ohn  feiner  gelben» 
thaten,  jur  ©emahlin  gegeben.   2)a*  Wunbfchenfenamt  fott 


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Heftel 


JL4ft 

wo 


Keliel 


fit  an  ©antjmcb  (f.  b.)  verloren  faben,  ali  fle  etriß  twr 
ben  »erfammelten  ©6ttern  unanßänbig  gefallen  war.  Tie 
Äämer  nannten  fte  3u»en ta«.  »argeßellt  würbe  fie 
entweber  aic<  febwebenbe,  jugenbltc&e,  fdjäne  grauengeßatt 
mit  Schwingen,  Steftargefäß«  tragend  ober  ben  'Ulla  be« 
3eu«  liebfofcnb. 

fjfln-l  (ber)  ift  bit  wid)tigße  ber  fogenannfen  einfactien 
SDlafchinen  in  ber  ©iecbanif,  weil  auf  ihm  bie  wicbtigßen 
Steile  aller  SKafdn'nen  beruhen;  er  bient  theilfl  jur  gort» 
pßanjung  ber  ^Bewegung  auf  eine  bequeme  unb  jweefdiem 
liebe  SBetfe,  tbeil«  um  $tii  unb  Äraft  auf  eine  etgenthüm» 
lidie,  fogleid)  näher  p  erörternde  2Beife  gegeneinanber  au** 
jugleicben.  TLÜt  JKadcrwerfe,  3angcn,  ocbccrcn,  SReifel, 
04>lüflfel ,  Wollen,  glafcbenjuge,  Sßagen  u.  f.  w.  berufen 
auf  einer  mehr  ober  weniger  complicirten  Änwenbung  de« 
f>ebelö.  Um  bie  8ebre  Dorn  jQtbü  auf  ba*  Einfachst  e x- 
ortern,  ftelle  man  (ich  t»or,  man  hatte  j.  JB.  einen  £robt, 
welker  durchgängig  biefelbe  £icbtigfeit  unb  babei  eine  folche 
Stcißgfeit  be|äße,  daß  ihn  feine  .Kraft  ju  frümmen  im 
Stanbe  wäre.  Allerdings  gibt  e«  feinen  derartigen  jtorper, 
allein  eS  fann  auch  ein  Jtärper  nur  infoweit  nach  2lrt  eine* 
Rebele*  würfen,  al«  er  jene  Bedingungen  erfüllt,  b.  b.  eS 
gibt  feinen  vwUfommenen  £ebel ;  je  mehr  fidE>  aber  ein  Stab, 
loa  Ifen  u.  bgl.  dem  angenommenen  £rafyte  nähert,  befio 
mehr  wirb  er  lieb,  auch  einem  boQfommenen  Jpcbcl  nähern, 
©teilen  wir  und  nun  femer  vor,  ber  angenommen«  £rabt 
liege  mit  feiner  QJfittc  auf  einer  Manu  auf,  ober  fei  in  fei» 
ner  Glitte  mit  einer  od? nur  umwunben  unb  mittel»  berfeU 
ben  an  einem  9lagel  ober  bgl  aufgehängt,  fo  überfielt  man 
balb,  daß  ber  JBalfen,  auf  beiden  (Seiten  gleicboiel  wiegend, 
mit  feinem  Enbe  tiefer  herabfinfen  f6nne,  alä  mit  dem  an« 
dem.  Siefelbe  horizontale  ober  wageteebte  Sage  wirb  er 
aud)  noch  behalten,  wenn  man  an  betben  Enben  in  gleichen 
Entfernungen  \>om  fünfte  in  ber  SKitte  gleiche  @en>id)te 
anhängt.  3n  ber  gegebenen  SBorßeQung  bot  man  einen 
einfachen  #ebel,  an  welchem  ber  unterßüfctc  $unft  ber 
Unterftü&ungöpunft  ober  JDrebpunft,  auch,  (aried>.) 
Jgjtjpomochlion  heißt;  bie  fünfte,  an  welchen  bie  ®e» 
wiebte  hangen,  welche  (entere  burd)  jede  anbere  in  berfelben 
SBeife  wie  fie  wirfenbe  Jfraft  erfe|t  werben  f6nnen,  bie  'Än> 
grifföpunfte,  unb  endlich  bie  Entfernungen  ber  EngriffS» 
punfte  ©ort  bem  Unterßüfcungöpunfte  bieErme  bei  |>ebel* 
genannt  werben.  E«  ift  ferner  flar,  baß,  wenn  man  ba*  eine 
Enbe  de«  £ebel*  ßärfer  beiaßet  al«  ba*  anbere,  ba5  ßärfer 
belaßete  herabfinfen  unb  baburch  ba*  anbere  emporgehoben 
werben  muß.  Eine  ähnliche  StBirfung  muß  ftd)  ergeben, 
wenn  man  ben  Unterßüfeung*punft  be*  auf  beiben  Seiten 
gleich  belafteten  #ebel*  oerrueft,  e*  wirb  bann  nämlich  bie* 
jenige  Seite,  welcher  ber  längere  Htm  entfpricht,  fchwerer 
als  bie  anbere,  unb  jene  muß  fürten,  biefe  ßeigen.  SSer» 
mehrt  man  nun  ba*  gegen  ben  fünem  Ärrn  wtrfenbe  ©e- 
wicht  um  fo  met,  baß  ba«  aRi*oerhaltnfß ,  welches  durch  bie 
9$eränberung  ber  Hebelarme  b<tt>orgebrad;t  würbe,  wieber 
aufgehoben  wirb,  fo  geht  ber  £ebel  tn  pje  fcorijontale  Stel* 
lung  5 uri! er.  9ffon  fann  fowol  mathematifd)  beweifen,  al* 
04d)  burd)  SBerfucbe  bartbun,  baß  ber  4>ebel  ßer«  eine  h> 
rijontale  Stellung  annimmt,  ober,  wie  man  ftd)  auSbrücft, 
im  Gleichgewicht  iß,  wenn  ba*  gegen  ben  einen  Hrm  wir» 
fente  ©ewid,t  multiplicirt  mit  ber  fcänge  biefeö  Ärm8  gleich 


\ft  bem  gegen  ben  anbem  ^frm  wirfenben  ©ewid)t  multipii. 
eirt  mit  bei  Sänge  be6  andern  llxmi.  ober,  wa6  ^offeibe 
wenn  bie  JUäfte  im  umgefehrten  ^trhältniffe  gegen  bie  (jat. 
fernungen  ber  XngriffSpunfte  »on  dem  Unterjra^un^Spuiiftf 
flehen.  £at  man  alfo  j.  85.  einen  4>ebel ,  beffen  eme«  <&■. 
±  n  wicht  A  ift   währenb  bas  ct> 

^jfr  ■  ü  tere  B  m,r  ^tn  tntt{n  Weil 

^     2k  w  von  jenem  wiegt,  fo  »iri 

©leichgewicht  flattfinben,  wenn  ber  2rm,  an  weldiem  B 
hängt,  breimal  fo  lang  iß  ald  ber  ttrm,  gegen  roilier.  k 
wirft,  benn  bann  iß  bie  angegebene  ©leicbgcwichtSbebiiiäiing 
erfüllt.  SSirb  ba$  gegen  ben  einen  "Ärm  wirfenbe  Settel 
burd)  eine  irgenbwie  angebrachte  Äraft  erfe|t,  fo  rauf  tieft 
Äraft,  um  da«  Gleichgewicht  ju  erhalten;  offenbar  tbtn\t 
oiel  leißen,  wie  ba«  oon  ihr  ju  erfe^enbe  ®ewid)t.  3M* 
her  K  ber  Unterßü|ung$punft,  ber  fo  angebracht  ift,  fc§ 
ber  eine  Hebelarm  breimal  fo  lang  al$  ber  anbete  ift,  fe 
muß  eine  am  langen  $ebetarm  pichende  ^anb,  bamit  ta 
■    l  i     Äebel  in  horijontaler  Sage  bleibt,  ei« 

1  *Cä\  ^ra^  onwenben,  welche  im  StJitbt 

•*  ^-iß,  «n  ©ewid)t  ju  erfe|en,  weltW 

bem  britten  2£l>eite  twn  R  gleid)fommt.  ©irft  bie  AÖft 
nur  etwa*  ßärfer,  fo  wirb  pe  R  in  bie  #öbt  ^eben.  Wm 
fteht,  wie  man  mit  jeder  jtraft  eine  beliebige  oielmal  jt»= 
fere  8aß  ju  bewältigen  im  Stanbe  iß,  wenn  man  U 
eine«  ^ebe»  bebient,  beffen  einer  Ärm  ebenfo  oitl  mal  m 
aer  a!3  ber  anbere  iß.  Spat  man  einen  ttberfd)uß  an  Arn 
fo  tritt  Sewegung  ein  unb  ba  biefe  um  ba«  ^ppomochlica 
als  um  einen  2>rehpunft  gefd)iebt,  fo  befdnttben  bit  bö= 
ben  Hngriffspunfre  bt*  ^)ebel*  ÄreiSbogtn.  ©inft  j.  8. 1 

nad)  D,  fo  ßeigt  A  nad)  B,  cter 
\  ßeigt  B  nad)  F,  fo  finft  A  nath  C 
B  hierbei  befd)reibt  jebeSmal  B 
längere  Einie  alä  A  unb  irnZl 
rten  muß  fteb  bei  ber  2)reh"na  vm 
^ebelö  ber  ÄngriffSpunft  bei  linken 
ÄrmS  fehneUer  bei»ege"n,  al«  ber  Bngriffäpuntt  be« 
2trra8.  Ein  fdjnell  bewegter  ?Junft  braucht  jur  iuruä 
gung  eine«  gewiffen  2Beg3  fürjere  3eit  als  em  lang!« 
bewegter  tyuitff.   jßei  genauerer  Unterfuchung  findet  JWJ 
baß  man  beim  Jeebel  durch  Söerlängcrung  dwjenigtn 
arm«,  gegen  welchen  bie  Jtraft  roirft,  ebenfo  cid  an  Ä»1 
gewinnt,  a(5  man  an  3«it  »ediert,  b.  h-  W>  m  t,£  " 
bem  furjern  Hebelarme  ruhenbe  8aß  um  eine  gewtffe  $™ 
iu  hehen,  ber  «ngriffSpunft  btS  längern  £tbe!arm$  effltn 
>  t>iel  mal  großem  SBea  jurücf^ukgen  hat,  wie  »iclm 
längere  Hebelarm  ben  fürjern  an  Hänge  übertrifft.  W- 
bem  erwähnten  4>ebel,  welcher  der  jweiarmige  g; 
wirb,  gibt  efl  nod)  einen  anbem,  bm  einarmigen.  )tw 
biefem  tß  ber  Unttrßü|ung3punft  an  einem  Ende,  j-  » 
bei  F,  angebracht,  unb  bie  angriffSpunfte  liegen  m  m 
denen  «bßänben  »on  F.    Um  ben  Jeebel  m  bimjWM"' 


I 


f  JL 


IT 

Sage  ut  erhalten,  bürfen  h"t  We  bdben  ittäfte  m'aV J» 
bemfelbm  Sinne  wirfen,  wie  biefe«  beim  jwriarmiaen 


ogle 


Hebel  (Joh.  Peter) 


fäftlem  be«  r&eml.  £au«freunbe«"  unb  bie  „»tblifcben  ©e.- 
f*i*ten". 


bei  bet  fall  war,  fonbern  werm  bi«  eine  na*  unten  siebt, 
muß  bie  anbete  na*  oben  fte>fn/  wie  bie  »orftebenben 
giguren  biefe«  erläutern.    Aucb'bei  btefer  Art  t>on  Rebeln 

wirb  aber  ba«  ©leicbgewupt  bergeftellt,  wenn  bie  .Strafte  fifber  ift  efn  etnfacbe«  Snfhument,  beffen  rtgrntrjämticr)^ 

im  mngefeljrten  SUert^Uniffe  gegen  bie  (Jntfetnungen  ber  An*  SBirftamfeit  im  Allgemeinen  auf  bem  Drucf  ber  atmofpbdrts 

griffSpunfte  »on bem  UnterftüfcungSpunffe  fteben.    dine  ftben  8uft  berubt.  (f«  gibt  jeboeb  »erfebiebene  ju  »erfd>tebenen 


bloße  Abart  be«  jweiarmigen  $ebel«  iji  ber  foge» 
■$P      nannte  Binf  elbebel,  für  wel*en  bie  oben 
|       ftbon  angegebenen  ©efefce  gelten.   25ie  Arme  bef» 
felben  treffen  am  UnterftüfeungSpunfte  in  einem 
*    |*  SBinfel  jufainmen.    äRtnbcr  wtrffam  finb  bie 
O  -Kräfte,  wenn  fie  nicht,  wie  bidrjer  immer  ange» 


äwecfrn  bienenbe  Snfirumente,  weinte  ben  Stamen  be«  «beber« 
fübren.  ©efcr  einfach  ift  ber  ©teebb  eber.  6r  beftebt,  wie 
bie  Abbilbung  jeigt,  au«  einer  fegelf6rmig  (bütenf6rmig)  3U; 
laufenben  JRobre,  gew6bnliä)  »on  ©la«,  welche  oben  unb 
unten  offen  unb  jum  beffern  Raffen  mit  einem  #enfel  »erj 
frben  ift.  j>fr  obere  weitere  &beil  bilbet  gewöhnlich  ein 


würbe,  fenfrtebt,  fonbern  febüf  gegen  bie  £ebtl    bautbf6rmig  au«gefa)weifte«  ©efdß.  Die  fcffnung  bei  I  ift 


Qcncprci  nno, 

eine  ber  einfa*ßen  unb  bäufigften  Anwenbunaen  te* 
#ebel«  ift  bet  gewöhnliche  #ebebaum  unb  ba«  Sßre*; 
etfen,  eine  einfache  ©tange  »on  #olj  ober  Cifen..  9Ran 
bebient  ft*  beffelben  jum  |>eben  groger  gaffen.  SBirb  ber 
Äebebaum  mit  ber  ©pi&e  unter  bie  8aft  gefegt,  bann  ein 
©tetn  ober  irgenb  tin  anberer  fefter  Aörper  untergelegt  unb 
ba«  anbere  @nbe  berabgebrüeft,  fo  b«t  man  einen  jwetar: 
migen£ebel,  bagegen  emen  einarmigen,  warn  ber£ebe: 


fo  Hein,  baß  man  fte  bequem  mit  bem  ©aumen 
jubrüefen  fann.  ©enft  man  biefe  £?6bjre  mit  bem 
untern  (Snbe  A,  wdbrcnb  bie  Öffnung  bei  B  unbes 
betft  iß,  in  ein  ©efäß  mit  glüffigfeit,  j.  83.  bur* 
ba«  ©punblo*  in  ein  SBeinfaß,  fo  fieigt  in  bem 
@te*bfbrr  bur*  A  bie  glüffigfeit  ebenfo  ho*,  wie 
fie  in  bem  ©cfäße  ftebt.  fegt  man  nun  ben  Dau* 
men  auf  B  unb  jiebj  ben  ©te\f)beber  foerau«,  fo 
läuft  bie  in  ü)m  enthaltene  glüffigfeit  nitr>t  au«,  fonbern 
bleibt  gleicbfam  bangen,  obfthon  bie  «Wünbung  A  offen  unb 
na*  unten  gefebrt  ift.  9BiU  man  eine  no*  größere 
Quantität  glüfftgffit  haben,  fo  brau*t  man  nur  na*  bem 
(Sinfenfen  ber  ©pifce  A  ben  SBunb  auf  B  ju  fefcen  unb  bie 
8uft  au«  bem  ©te*l)eber  einjufaugen.  AQmälig  fteigt  bann 
bie  Slüffigfeit  empor,  bi*  fie  ben  ganjen  ©te*brbe'r  anfüllt. 
Berfd)lie6t  maa  bjerauf  fetmefl  mit  bem  25aumen  (ober  ftatt 
ift,  um  ben  Unterftu^nngSpun!t  be«  einen  jweiarmigen  |>t»  beffen  mit  einem  :*u  biefem  3wecie  angebrachten  .^ab,ne)  bie 
beiarm  bilbenben  ^ebebaumS  aUmalia  immer  (tycr  ju  le«  Jbffnung  B,  fo  fann  man  bie  ganje  glüffigfeitömaffe  im 
gen.  SRan  fann  mittel«  berfelben  gajten  auf  eine  größere  .beber  forttragen,  ©ie  Iduft  fogleid)  au«,  wenn  man  B 
«Spobe  bringen  unb  bebient  fi*  berfelben  §.  Sß.,  um  93dume  öffnet.  £>ag  fie  oor(>er  in  ihm  bangen  bleibt,  baoon  ift  bet 
auf  bie  SBagen  ju  bringen,  auf  benen  fte  tran«portirt  wer:  ©runb  ber,  baß  bie  Suft  gegen  bie  SKünbung  A  brueft 
ben  (»Ben.  Die  ©*eere,  wie  bie  3ange,  beftebt  au§  jwei  unb  baß  biefer  Suftbrucf  ftarf  genug  ift.  bie  ©*were  bet 
•Öebeln,  beren  gemetnf*oftlicber  Unterfh'i^ungSpttnft  bie  9liete  glüffigfeit  p  überwältigen,  welker  gem<Jß  biefelbe  auslaufen 
bilbet.  &ei  einem  ©*lüffel  ift  ber  SSart  ber  eine  |>ebeU  müßte.  £>ftnet  man  aber  B,  fo  brüeft  bie  iMtft  ebenfo  ftarf 
arm,  ber  ©riff  ber  anbere  längere  Arm,  unb  betbe  Arme  »it  oben  wie  oon  unten,  unb  bie  glüffigfeit,  mir  ber 
ftnb  buttr)  bie  ©tange  feft  oerbunben  unb  in  biefe  ©tange  ©cb^were  gebortbenb,  fällt  au«  bem  ©teebbeber. 
fällt  bet  UnterßufeungSpunft  be«  ^ebel«.  Qi  würbe  »tel  25er  gefrümmte  ^eber  beftebt  au«  einer  einfa*en 
ju  weitläufig  fein,  alle  3nftrumente,  we(*e  auf  ben  $ebet  Si6bre/  welrbc  fo  umgebogen  ift,  baß  fte  einen  SBinfel  Hl 
ti*  junutruhren  (äffen,  anzugeben,  e«  finb  biefe«  bie  mci=    bet,  beffen  einer  ©rbenfel  etwa«  länger  al«  ber  anbere  ift. 


bäum  unter  bie  Saft  gef*oben  unbba«  entaegengefe^te  @nbe 
emporgeboben  wirb.  3ufammengefe&ter  ift  f*on  bie  foge» 
nannte  4>eb(abe,  bei  welcber  etne  Sorricbtung  angebra*t 


ßen,  bei  beren  Anwenbung  mit  einer  »erl, 
jiraji  eine  grope  wj*  Dctvuuigi  xvxtq. 


8«' 


^fbri  (3ob.  DeL),  ein  beutft^er  »olf«b{cr)ter,  beffen 
bunft  ©inntgfeit  unb  @emütbli*fett  au«gejeicbnete,  in  ei: 
nem  f*roab.  Dialeft  gef*rtebcne  unb  von  ihm  fclbft  al« 
„atanannifebe"  bejei*nete  ©ebtebte  abm  eine  bo&e  ©teüe 
unter  ben  Diestern  bcö  beutf*en  83ater(anb«  anweifen.  dt 
warb  1760  ,,u  Saufen  bei  ©*opfbeim  im  S3abifcben  gebo« 
ren,  ftubirte  fpatet  in  Erlangen  unb  wibmete  ft*  enblict) 
oorjüglicb  bem  ©c&ulfac&e.  (gr  befleibete  feit  1805  bie  ©tetU 
eine«  Jftr*enratb«  unb  würbe  1808  £>irector  be«  je&igen 
fpeeum«  ju  Jtarl«rube,  1S19  $rä(at  unb  ftarb  1826  auf 
einet  Steife  ju  ©cbwegingen.  ©eine  ©ebieb^te  erf*ienen  \u- 
erfi  1808  unb  würben  balb  »on  mehren  ^Bearbeitern  tn« 
^o^beutfebe  übetfeftt  Außer  ibnen  bat  p.  noeb  »erf*iebene 


1  »em» 


SRan  bebient  -fiep.  bicfeS  Snfrrument«  jum  Äbjteben  »on  glüf* 
figfeiten.  ©enft  man  ben  fürjern  ©*ens 
fei  in  ba«  eine  Jjlüfftgfcit  entbaltenbe 
©efäß,  j.  SJ.  in  ein  gaß,  wie  bie  Ab» 
bilbung  jrigt,  unb  faugt  am  Snbe  B 
beö  längem  ©*enfel«  ,  fo  läuft  enblid) 
bie  glüfftafeit  bureb,  biefe  Jbffnung  au«, 
unb  ubrrlaßt  man  ben  fo  bergeßeßten  Ap* 
parat  ft*  frlbft,  fo  ergießt  fi*  atlmältg 
fo  viel  glüfftgfett  au«  bem  ©efäße, 
bi«  ber  ©piegtl  berfelben  unter  bie  flRünbung  be«  für« 
jem  ©epenfel«  getreten  ift.  Um  ba«  Anfaugen  be«  ph 
ber«  bequemer  bewerf ßeUigen  ju  f6nnen,  ift  in  ber  Abbild 
bung  ein  ©augr6t>rcben  angebracht,  welche«  »on  bem  untern 
Qnbe  B  in  bie  ^ur)c  gebt.  Wtan  fcbließt  bann,  um  ben 
in  ©ang  }u  bringen,  erft  B  mit  bem  ginger  unb 
am  ©augrobre,  bi«  bie  glüfftqfeit  im  begriff  ift,  in 
bann  jiebt  man  SRunb  unb  ginger  jurücf. 


uigiiizea 


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Keller 


350 


Hebräer 


2>er  fognwnnte  roürtembergifchf  £ebet  bat 

iwei  gleich  lange ,  unten  etwaS  umgebogene  Sehen* 
fei.  3|t  er  einmal  gefüllt  (burch  Änfaugen),  fo 
fann  man  ilm  mit  einer  bcr  beiten  SRünbungen 
eintauchen,  bann  beginnt  bie  anbere  ju  fliegen  unb 
Ernenn  baS  Niveau  ber  glüffigfeit  fo  tief  gefunfen 
Ift,  baß  tiefer  Jötttx  ju  fließen  aufbort,  fo  bleibt  er  bod)  ges 
füllt.  iJDaS  SBefen  bc&  v£>eber3  erfldrt  ftcr)  barauS,  baß,  wen« 
in  bem  einen  Sehenfcl  bie  glüffigfeit  ausläuft,  über  ir)r  au?s 
bait  ein  leerer  {Raum  entfteben  würbe,  trenn  nicht  burch 
cm  anbern  Sd)enfel  neue  glüffigfeit  nacbbrdngte.  ßinen 
folgen  leeren  Kaum  läßt  ber  Luftbrucf  gegen  bie  Oberfläche 
ber  glüffigfeit  nid)t  entfiehen,  fotibcrn  berfelbe  treibt  bie 
glüffigfeit  nad),  ganj  in  bcrfelbcn  SBeife,  n>ie  biefee»  bei  ben 
Säugpumpen  (f.  pumpen)  ber  gali  ift. 

ein  mrr)r  intereffantee»  als  mißliche?  3n|irument  ift  ber 
fogenannte  anatomifd)e  £eber.  6r  berubt  auf  bem  bu 
f Junten  Safee,  baß  in  jwei  miteinanber  in  Sierbinbung  (te* 
benben  ©efdßen  jebe  in  fie  gegoffene  glüffig» 
feit  ficr)  in  gleite  .£>öbe  ;.u  (teilen  beftrebt. 
(rin  weite*  mebrigeö  (Befaß  fleht,  wie  bie  gi« 
gur  zeigt,  mit  einer  ziemlich  langen,  oben  trict)- 
terförmtg  erweiterten  Siöbre  in  Sierbinbung, 
25er  unten  angebrachte  £abn  ijt  für  gewöhn* 
lief)  üerfcbloffen  unb  wirb  nur  nach  bem  Sier* 
fud)  geöffnet,  um  bie  glüffigfeit  abjulaffen.  übers 
binbet  man  nun  baä  wette  ©efdß  mit  einet 
JBlafe  unb  gießt  in  bie  Stöbre  SBaffer,  bis  eS 
in  ber  ©egenb  bc*  irichterä  ftebt,  fo  wirb  bie 
Ü3lafe  gewaltig  aufgetrieben  unb  man  fann  ein  bebeutenbe* 
©c wicht,  j.  93.  ben  eignen  Äörper  auf  bie  SJlafe  (teilen ,  ebne 
baß  tiefe  eingebrüeft  würbe.  25ie  Äraft  tee  SBaffer*  in 
bem  weitern  ©efaße  ift  eine  golge  feinet  JBeftrebene* ,  mit 
bem  SBaffer  in  ber  fltöbre  gleiche  -pöbe  anzunehmen,  unb  ba* 
ber  fo  groß,  wie  tae  ©ewidbt  eine?  SBaffercplinber*  »on  ber 
•Ööbe  ber  *>iobrc  unb  bem  2>urebmcffcr  be?  weitern  ©efdßeS. 
25a  bei  ber  angegebenen  Siorrichtung  bie  ffilafe  fehr  auSge* 
behnt  wirb,  unb  baburd)  alle  ihre  £dute  unb  ©efäße  fehr 
fichtbar  werben,  fich  leicht  anatomiren  (jerlegen)  laffen,  fo 
bat  man  bem  Snftrumente  ben  angeführten  tarnen  gegeben. 

(5 rtti ich  oerbient  noch  ber  fogenannte  Stoßheber  ober  b 9 j 
braulifd)e  SBibber,  welchen  ber  Grfinber  be*  Luftballon?, 
SJlontgolfier,  juer(t  bergeftellt  hat,  (Erwähnung.   A  ift  ein 


SBafferbebdlter,  B  eine  flcöbre,  »eiche  bei  C  uerfchloffen  ift, 
bei  I)  unb  K  aber  Öffnungen  bat.  SÖon  tiefen  fd)ließt  fid) 
bie  erfte,  wenn  ber  Stoß  be*  SBaffer?  eine  hohle,  nicht  ju 
fd)were  SKetallfugel  D,  bie  für  gewöhnlich  von  einem  25rabt= 
gitter  wr  bem  gdnjlid>en  herunterfallen  gefcbü&t  wirb,  an« 
brüeft,  wdbrenb  auf  ber  anbern  Öffnung  eine  aufliegenbe 
.«läppe  burd)  benfelben  25rud  fich  öffnet  unb  SBaffer  übet 
fid)  in  baö  ©efdß  F,  aber  nicht  au*  biefetn  jurücf treten  Idßt. 


G  Eft  ein«  in  baö  ©efdfcF  .*ejd)enbe  betberfei«  offene  «ih«. 
Da*  SBaffer  fdUt  au*  A  burih  flößt  gegen  D,  brüdtt« 
jiugel  an,  öffnet  E  unb  tritt  in  gewijfer  Quantität  über  K. 
tiefer  Vorgang  wieberholt  fid)  in  einzelnen  furjen  2ibm 
(baber  ber  9lame  be*  Snftrumentö),  halb  ficht  baj  j&-T;[ 
in  F  über  ber  untern  tDiünbung  ber  JKobre  ti  unb  nun 
wirb  bie  Luft  über  bem  SBafferfpiegel  im  ©efdfe  F  cin;t; 
fchloffen  unb  jufammengepreßt.  9tad)  bem  ©tobe  tiefer 
fammenpreffung  (trebt  aber  auch  hie  eiaftifche  Luft  ficfa  aui- 
)ubehnen  unb  fo  treibt  fie  ba&  Sßaffer  in  ba6  iRobr  G  tut 
por,  welchem  eine  jiemlicb  bebeutenbe  Länge  haben  mui 
wenn  tat-  SBaffer  nicht  wie  bei  einem  Sprtnabrunncn  ui 
ihm  emporfebießen  foll.  ©an  t)at  biefem  3nftrumente  eine 
nü(j liehe  Tfnwenbung  ju  geben  gefucht,  ber  Umftanb  ober, 
baß  burch  ba*  ©toßorntil  D  immer  eine  jiemlicb.  bebeatcnCc 
^Quantität  SBaffer  verloren  geht,  welches  fich  auf  '^7 
Sßeife  anhäuft,  macht  bad  Snfirument  jiemiich  unbraiNhhs. 

^ebert  (3acq.  9?enO/  her  fchmachooll|te  unter  ben 
2d>rc(fenSmdnnrrn  bcr  franj.  Steoolution,  warb  1755  ja 
2Henc,on  geboren  unb  fam  bann  nach  faxte,  wo  er  ein  licUr 
liehe»  unb  fdunt liehe*  Leben  führte,  furje  3eii  bei  einem  fleiac 
Ztjtaltx  al&  Siilleteur  angeftellt  wair,  biefe  Stelle  ater  m> 
gen  begangener  Unreblicbfeiten  verlor  unb  entlieh  burd»  t» 
4?erau?gabe  eineö  3ournal3  unter  bem  2itel  ,JPin  Durb^w 
benSJeifall  bc6  parifer  pöbele  fid)  erwarb,  ter  ihm  'm  ic 
tcu  bei  Umfiuricö  aller  bürgerlichen  Crbnutig  eine  Scto 
tti:n  gab,  welche  er  ohnebicü  nie  erlangt  haben  würbe  . 
jenem  Journal  überhäufte  er  bie  fön.  Jamilie  mit  ten  c; 
meinften  Schmähungen  unb  SBcrleuuibungen.  Uli  er  xsua 
einer  Scrfcfjwörung  gefänglich  cingejogen  werben  war,  br- 
freiete  ihn  ter  unwibetflehlirh  geworbene  $>öbel.  KW 
bie  Äönigin  ber  fd)änblichjien  Sjerbrecben  an  unb  oerberu 
bie  Äinter  berfelben,  inbem  er  benfelben  3eugnifTe  ge-^ra 
ihre  OTutter  in  ben  9Runb  legte,  welche  fogar  Siobeercr.s 
empörten.  war  ce?  namentlich,  welcher  bie  Wcb^'f  • 
be*  Chriftenthum*  unb  bie  Ginführung  be§  ©otte*ticnn;; 
ber  SJernunft  betrieb,  bie  wahnfinnigfte  unb  verru^cit-' 
2hat  ber  Steoolution ;  er  war  eö,  ber  bie  ebler  tenfentert 
©ironbiften  ftürjen  half  unb  fogar  £anton  ber  SJeiltr-"- 
ber  greiheit  unb  ber  ÜJlenfcfjenrec^te  anflagte.  JDanton  unO 
Stobe^pierre  ließen  ihn  enblid)  oerhaften,  fowie  meh«  fHw 
Anhänger,  ^»cbertijten  genannt,  unb  1794  wnrte  a 
halt  tarauf  auch  fein  'Ü'eib,  eine  ehemalige  Coline, 
tet.  Gin  3eugniß  für  bie  3tid»t6würbigfeit  feineo  ß;  ;- 
ter*  legte  bie  erbännliche  Seigh«'t  «&,  niit  welcher  R 
bei  33ejtcigung  beo  JiBlutgerüjted  benahm. 

Hebräer  ober  6br der,  b.  b-  hie  oon  3enfet«,  ^ 
ber  gemeinfchaftliche  9tame  aller  Stacbfornmen  Ähahanif 
welcher  oon  jenfeit  bed  Suvhrat  au*  bem  öante  $R<< 
mien  nad)  ^aldftina  einwanterte.  2>iefe*  ?anb  yttttU 
ben  Schriften  be5  X  Z.  burd)  göttliche  SJerhetBunj  W 
9tad)fommen  beä  Abraham  al*  SBohnung  unb  Cigentt 
jugefagt  unb  hi'ß  hoher  ba«  8anb  ter  S^erhrißimg  ct.r 
gelohte  8anb.    'Äbraham  oerehrte  ben  alleinigen  ©ott  - 
fid)  ihm  offenbart  h«te,  unb  tiefer  ©latihe  ging  «"f  !r": 
üRachfommen  über,  welche  fich  von  ben  heibnifcben  ^°v^ 
unter  benen  fie  lebten,  noch  burch  ein  äußerliche?  snaw 
nämlich  burd)  bie  oon  Abraham  eingeführte  üöefcbmici;' 
unterfd)ieben.   Abraham  batte  einen  Sobn  3faaf  unb  W* 


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Hebräer 


frr  (inen  Sobn  3atob,  ber  mit  feinen  bfibrn  grauen  2ea 
unb  Säbel  unb  beren  SWdgben  jwolf  S6bne  jrugte:  Su= 
tat,  Simeon,  «cot,  3uba,  2>an,  Sapbtali,  ©ab,  Bffer, 
Sjäjte,  Sebulon,  3ofepb,  iÖmjaniin.  *)(ad>  biefen  nann* 
rrn  fscb  b«t  Stamme  ber  .pebrder,  nur  bap  jwei  Stamme: 
(jpbraim  unb  SÄanaffe,  nad)  ben  Söhnen  Sofepb'S  benannt 
wuroen.  fiion  feinen  SJrubem  an  reifenbe  Äaufleute  oer^ 
faaft,  fam  3ofe»t>  nacb  'Kappten.  Seine  Slugenb  brachte  ihn 
tne  (Sefdngnij),  feine  Älugbeit  aus  biefem  in  bie  91aljc  bes 
2tumi.  Cr  mürbe  vornehm  unb  mächtig  unb  jog  feinen 
Stüter  mit  70  Jtinbem,  Gnfetn  unb  Urenfeln  nad)  bem 
frucötbaTen  fcanbe  Öofen  in  Ägypten.  ^)ier  blieben  bie  $t: 
bider  430  3abre  unb  mehrten  fid>  ju  einem  SUolfe  ton 
SÖHOionen.  Sie  dgppt.  Aonige  fürchteten  bie  süNretchen 
gremblingt,  brutften  fie  unb  gaben  fogar,  um  bie  weitere 
JJermebrung  bcrfelben  }u  oerbinbern,  bas  graufame  ©efefc, 
bo§  alle  mdnnlicben  neugeborenen  .Hinter  gerobtet  merben 
feilten.  Sa  trat  SRofeö,  bureb  3ufaU  errettet  unb  am 
Utl  #ofe  erjogen,  ein  cmttbegeijlerter  SWann,  unter  ben 
■bebrdern  auf  unb  befreiete  fein  Siolf  aus  ber  dgtjpt. 
Jtnee&tfc&aft.  <Sr  fübrte  fie  buref)  bae  rotbe  SJfrer  bem  at-. 
lebten  Jfanbe  ju.  Den  3ug  fcbit&ten  <ioo,ooo  (heilbare  SJfan-- 
nrr.  3n  ber  Änetbtfcbaft  mar  bas  S3olf  fittenlo*  geroorben 
uno  28off8  fab,  ein,  baß  es  oor  ÄUem  tu:  A  ben  ©tauben 
an  ben  Ginen  wahren  ©Ott  unb  turch  eine  auf  biefen 
ÖJIaubm  fieb  grunbenbe  ©efc^gebung  gebeffert  merben  muffe, 
ebe  e*  in  bern  Sonbe  ber  Sirrbeijßung  nacb  S3efiegung  ber 
bribrüfeben  iöcwobner  bcffelben  fefte  2Bobnfie}e  faffen  bürfe. 
Carum  gab  SWofe«  bem  St3olfe  Seligion  unb  ©efefcc  unb 
flirte  eJ  *»  3ab«  in  ber  SBüfte  umber,  fobafj  Sic- 
jeniaen,  meiere  enblicb  baS  r)rilige  ßanb  betraten,  einem 
muen.  in  befferrr  3ucf)t  unb  Sitte  erwaebfenem  ©efcbjcdjt 
angehörten.  5Rofes  fclbft  erreichte  ba5  gelobte  Canb  nur 
mit  feinen  2fugen,  er  ftarb  im  2lnblicf  beffelben,  naebbem 
er  3ofua  jum  gübrer  ber  «prbrder  ernannt  hatte.  25iefer 
roberte  $aldfrina  unb  bas  ifanb  marb  an  bie  Stdmmc  wj 
tirtilt.  2>er  bem  ©otteSbienft  geweibete  Stamm  Ceti  lebte 
in  48  Stdbten  unter  bie  übrigen  ©tdmme  oertbeitt.  9fo<b 
iinqere  3eit  hatten  bie  Wehrder  gegen  bie  tbeiß  »ertriebenen, 
tfjeil*  unterbrüeften  bisherigen  einwobner  ^aläftinas  ju 
f impfen  unb  auch  untereinanber  geriet  he  n  fie  in  £dnbcl, 
welche  mehrmals  ju  blutigen  ©ntfcr)eibungen  führten.  SDft 
-'erließ  bas  SJolf  ben  ©lauben  an  ©ott  unb  trieb  Eb; 
:  :terei.  35er  3ufammenhang  ber  Stämme  untereinanber 
MB  mebr  religiifer  al$  poIitifdt)er  2frt,  benn  nur  bureb  tie 
ftUpxtU^k  mürben  alle  jufammengebalten  unb  ber  »f)ohe; 
orieflcr  bilbete  ba§  Cberbaupt.  Serfelbe  mar  auS  ber  gai 
o,\ht  t>e$  Äaron,  SRofeä'  ©ruber,  unb  regierte  im  9camcn 
Öottrt,  3tbooab'd,  al$  beffen  beoor^ugte«  SJolf  fieb  cie.fre; 
Ma  betrachteten.  3ur  3eit  ber  ©efabr  tbaten  fid)  gelben 
Ijeroor ,  melrbe  an  bie  Spifee  ber  Äriegdbeere  traten  unb  aueb 
■m  Sritben  auf  Kecbt  breiten.  Sie  merben  Siebter  genannt, 
unb  man  rechnet  ju  tbnen  namentlich  ©ibeon,  3epbta,  Sim  ■ 
foa  unb  baö  belbeumütbige  2Seib  Debora.  Samuel,  ein 
rubrer  1>ropbet,  roar  ju!e|t  S?icbter,  benn  al§  er  alt  mar 
unb  feine  pon  ihm  ju  Siebtem  beflellten  Sobne  fieb  bab; 
;^tig  unb  ungerecht  zeigten,  foberte  ba8  SBolf  oon  ibm 
einen  Äönig.  Samuel  gab  ungern  nach  unb  falbte  um  10.30 
".  6br.  ben  <5  au  l  (b.  b.  ber  Verlangte)  jum  Ä6nige.  (Sr  war 
rill  Sobn       out  bem  Stamme  «Benjamin,  bureb  Aörper^ 


351    Hebräiscbe  Sprache  n.  JL  ii  erat. 

Ildrfe  ou6gejeid)net,  aber  Pon  unbebeutenber  vf>eTfUnft.  Gr 
brfiegte  bie  geinbe  feine«  ©olfg  unb  febaffte  ftdr)  allgemeine 
Bnerfennung,  würbe  aber  bureb  felbftdnbige  Gingriffe  bem 
Samuel  miofdllig,  ber  auf  ©ebeifc  3fbooab'6  Dapib  (f.  b.), 
ben  Sobn  3fai'8,  auS  bem  Stamme  3uba,  jum  Ä6nige 
falbte.  Diefer  regierte  1065—15  p.  Gbr.  rubmooll  unb 
meife,  ftblof  ^>anbel»oerbinbungen,  Perbefferte  bie  Serfaffung 
brt  Staat«  unb  ber  ©otteöoerebrung  unb  r)ob  fein  SBolf  auf 
eine  böbere  SJilbung&flufe.  3n  feinem  ©eiflc  regierte  anfangt 
aueb  fein  Sobn  Salomo  (f.  b.)  1015— U75  p.  Gbr.,  welket 
ben  pracbtooUen  2empel  ju  3erufalem  erbaute.  25a8  bebr. 
5BolP  gelangte  unter  biefem  Ä6nige  ju  einer  JBlüte,  weicht 
e*  nie  juoor  eaeid>t  batte.  Salomo  mar  aber  pracbtliebenb 
unb  perfebwenberifeb  unb  neigte  fieb  auö!dnbif<ben  Sitten 
ju,  unb  tU  nacb  feinem  2obe  fein  Sobn  JRebabeam  bie 
Stamme,  roetebe  um  SHilberung  ber  brüefenben  Abgaben  baten, 
mit  ben  übermütbigen  Sßorten  jurüefwie* :  „SD?ein  SJater  bat 
tueb  mit  JRutben  gegeißelt,  icb  aber  merbe  eueb  mit  Sfor» 
pionen  peitfeben",  trennten  ficf>  jebn  Stdmme  ab,  bilbeten 
tat  Steicb  3frael  unb  mdblten  ben  3<robeam  jum  Könige, 
fobag  JRebabeam  nur  in  ben  Stdmmen  3uba  unb  ©enfa; 
min,  roelcbe  Pon  nun  an  jufammen  baö  Seicb  3uba  i)\t$tn, 
Äonig  blieb.  Sfrael,  in  weitem  Samaria  vöauptjlabt  war, 
ergab  fieb  balb  bem  ©6)?enbienfle  unb  19  A6mge  auö  oerfcbiei 
benen  ©efcblecbtern  brrrfebten  nacbeinanber  unter  entfefclicben 
©reueltbaten ,  fobaß  ba«  Seicb  febon  722  p.  Gbr.  eine  Äeute 
ber  Äffprer  mürbe,  beren  £6nig  Salmanaffar  bie  3fraeliten 
in  bie  mebifeben  ©ebirge  »erpflanjte.  3uba  mit  ber^aupt-- 
fiabt  3erufalem  unb  bem  Salomonifcben  Stempel  birlt  fefter 
am  ©lauben  ber  «dter,  bod>  griff  unter  fdblecbten  Ä6nigen 
aueb  i)\tx  bie  Abgötterei  um  fieb  unb  ber  SJiangel  an  §u: 
fammenbalt  jmifeben  ben  feinblicben  Seieben  3frael  unb  Suba 
mürbe  Urfadje,  ba^  fie  ibren  gemeinfebaftlicben  geinben 
niebt  gemeinfamen  frdftigen  SBiberftanb  leiteten,  ffiie  Sfrael 
untergegangen  mar,  fo  fiel  enblicb  auc^  3uba,  naebbem  nod& 
20  9tacbfommen  25apib'8  regiert  batten,  unter  benen  einige 
im  Sinne  biefeS  Äinigö  jur  Grbaltung  bei  ber  mabren 
Seligion  tbätig  gercefen  waren,  b8ß  P.  Gbr.  in  bie  J^anb 
9iebufabnejar'8,  Ä6nig«  Pon  ©abplon,  meleber  3«rufalem 
eroberte,  ben  Üempel  plünberte  unb  Perbrannte  unb  bie  Tin- 
gefebenen  au*  bem  jüb.  SJolfe  nacb  ©ab»lon  bringen  lief, 
©aburtb,  baß  bie  alte  .£>auptftabt  3erufalem  mit  bem  Üem; 
pel  unb  ben  #eiligtbümern  beim  Seiibe  3uba  geblieben  mar, 
foroie  bureb  bfn  Umflanb,  bafj  fieb  biefe«  Seiet)  Idnger  al« 
baS  Seid>  Sfrael  biclt,  unb  enblicb  barum,  meil  nacb  öeeru 
bigung  ber  babplon.  ©efangenfebaft  bie  SBiebererftebung  be« 
XJolfS  Pom  SBieberaufbau  be3  SIempelS  ju  Serufalem  au6s 
ging,  trat  in  ber  golge  ber9tameber  3 üben  an  bie  Stelle 
ber  altertbümlicben  JBejeidmung  Wehrder,  unb  bie  roeitere 
©efebiebte  btefeS  Bolft  ifl  baber  in  bem  »rt.  3 üben  mit- 
jutbcilen. 

^fbräißdje  Spracht  unü»  €ttrratur.  25ie  b<br.  Spradje 
rotrb  ju  ben  fogenannten  femitifeben  Sprachen  gereebnet, 
einer  ßtaffe  oon  Sprachen,  melcbe  jundcbfl  biejenigen  BöU 
fer  gerebet  baben,  beren  Urfprung  man  nacl>  alter  Uberlie; 
ferung  oon  Sem,  bem  Sobne  9ioab'6,  ableitete.  Unter  bie* 
fen  Permanbten  Spraken  ^etebnet  ft'cb  bie  bebr.  bureb  fBoi)U 
laut,  Äraft,  Seicbtbum  unb  'Äuöbilbuna,  auö.  3br«  gtipte 
8öicbjigfeit  crbdlt  biefelbe  bureb  bie  in  ihr  gefebriebenen  fflu* 


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Hebräische  Sprache  u .  Literat.  35Ä 


Hebriden 


eher  be*  X  treibe  ficb,  auch  abgefeben  t>on  ber  religi6= 
fen  ©iebtigfeit,  treibe  biefelbm  für  Suben  unb  Gbrijien 
btd  auf  birfen  Jag  behalten  haben,  bureb  porttfebe  ©ch6n* 
fceit  auf  ba*  »ortbcilbaftefie  auöjeicbnen.  SJerglricht  man 
bie  bebr.  Sprache  mit  ben  unö  bef annteff en ,  ber  griech., 
lat.  unb  ben  neuem,  ©prägen,  fo  fallen  eine  ©engt  rot> 
fentlicber  Unterfd)icbe  auf,  ton  benen  wir  nur  eihtae  ber 
lundcbft  ftc^  barbietenben  berubren  wollen.  Gigentbumlich 
«  junaebj  bie  gorm  ber  JBuchftabcn  unb  bie  ©rhreibart. 
SKan  nennt  bie  bebr.  ©ebrift  eine  duabratftbrift,  weil  ficb 
bie  iSBucbfruben  fämmtlict)  ber  ßuatratform  annähern  unb 
ftd»  bur$  Gcfigfeit  au*jeicbnen.  Da*  |>ebrdifcbe  wirb  fer= 
ncr  noch  jefct  reu  ber  regten  $anb  n,id>  ber  (infen  ju  ge; 
fcf>rieben,  fobafj  ein  nad)  mobernrr  2Beife  gebunbene*  bebt. 
Jöucb,  anfängt,  wo  gewobnlicb  bie  Sucher  mben.  Die  bebr. 
©ebrift  t>at  ferner  nur  Gonfonanten,  feine  SJocalc,  unb  ob= 
gleich  biefe  oon  jel;er  mitgefproeben  worben  finb,  fo  bat 
man  fte  bocl)  erft  in  fpdtern  Seiten  gefebrieben,  inbem  man  fic 
nach  TLvt  »on  Äccenten  unter  ober  über  bie  Gonfonanten 
fefete.  Die  bebr.  ©pracbe  fennt  nur  brei  Siebetbeile:  3eit= 
worter,  ©ubftantioen  unb  ^artifeln,  »on  beuen  bie  Seit* 
worter  bie  ©tainmwörrer  ber  übrigen  finb,  unb  jwar  bracht 
jebe*  3eitwort  nur  au*  brei  ® ucbjtaben  (Gonfonanten).  1 Die 
böcbfte  Äuebilbung  erreichte  bie  ©pracbe  jur  3eit  ber  lönigc 
Davib  unb  ©alomo  unb  bis  jur  3eit  ber  ©efangenfebaft 
blieb  fie  lebenbe  8Jolf*fpracbe.  Viach  ber  JRüctfebr  au*  bem 
Gril  hatten  bie  ©prägen  ber  «J6lfcr,  unter  benen  bie  £e* 
brder  gelebt,  mit  ber  alten  Sanbeefpracbe  fi'd>  oermifebt,  unb 
wenn  bie  altbebr.  ©pracbe  noch,  längere  3eit  aiö  ©d>rift^ 
fpracbe  ber  Öebilbeten  ficb  erbielt,  fo  war  biefe*  nur  eine 
golge  bei  Umftanbeö,  bafj  bie  mit  religiofer  Gbrfurct)t  bertach* 
teten  ältern  ©chriften,  welche  man  fammelte  unb  oibnete, 
in  ibr  gefebrieben  unb  beim  ©otteöbienjte  gebraust  würben. 


Die  in  ber  Sibel  enthaltenen  altbebr.  ©cbrifhrtrre  finb, 
wie  au*  neuem  gelehrten  gorfebungen  mit  einen  bobei 
©rabe  oon  äVJabrfcbc inlicbf eit  ftcb  ergeben  bat ,  in  ü)rct  igt-. 
genwärtigen  gorm  erft  jur  Seit  Daoib'*  unb  nacb  berfdba 
abgefaßt  worben;  boeb  gebt  au*  tbrer  Sefcbaffenhcit  uc 
gleich  auf  ba*  beftimmteffe  hervor,  baß  bie  SJerftffer  tot: 
fe Iben  ältere  £lueQen,  tbeil*  färiftlitbe  (furjere),  tbeil*  nurnc-- 
lichc  Überlieferungen  benui.mn,  unb  ältere  Urf  unten  au4 
wol  ganj  in  ftcb  aufnahmen.  Gs  ift  gewiß,  baß  febon  yi 
SWofcö'  Seiten  bte  ©ebreibfunft  ben  Hebräern  befannt  gern: 
fen  fem  muß,  aber1  man  bebienre  ftcb  berfelben  wol  nur,  an 
in  ©tetrt ,  vjöobj  ober  Sffietali  gewiffe  befonber*  wichtige  3lai^ 
rieb  ton  einzugraben.  Die  gewöhnlichen  Uberfcbriften  berftit 
«ber  im  2.:  fünf  öücber  SRofr,  öucbSofua,  «ab  ta 
Äicbter,  Sud)  iKutb,  *wei  Sürber  ©amueli*  u.  f.  tr.  yn-. 
gen  ben  £auptgcgcnftanb  ber  Darfielhmg,  nicht  ben  Ber; 
faffer  an.  Die  jungften  altbebr.  SJücber  finb  ungefäbt  900 
3abre  nacb,  ben  älteften  abgefaßt  worben,  jur  3eit  tet  SRaf- 
fabäer.  3a  allen  fpriebt  ftcb  eine  bebe  jBegeijietmM  füt  \\t 
wabre  Religion,  ©toll  auf  bie  Gbre,  baä  aufterroäblte 8flf 
Giutteö  zu  fein,  unb  nebe  jum  5Baterlanbe  auS.  Kit  aber 
bie  ©cbicffale  be$  bebr.  83olf*  wecbfelten,  fo  gefialtett  fri 
rtueb  ber  Gbarafter  in  ben  ©cJjriftwerfen  beffelben  verfebfefea 
Da*  bobe  HÖewußtfcin  oon  ®röße  unb  ÜSJfacbt  weicht  junieijt 
al*  im  SJolf  unb  auf  bem  2bron  SUerberbniß  ber  Sitten  tue 
ber  Religion  einbrach,  bem  Sangen  unb  ber  SBarnung  wt 
nabem  galt,  unb  nadbbem  biefer  erfolgt,  fpriebt  ftcb  ©a)nro 
unb  Grmabnung  jum  geftbalten  am  ©lauben  au*,  »cn  »ei 
cbem,  fowie  oon  bem  erwarteten  9Reffia<  (f.  b.)  aBein  l« 
Kettimg  abhängig  gemacht  wirb.  (ÜJergl.  S3ibeL) 

j^ebriöfn,  eigentlich  $a hüben,  beißt  eine  Snfelflruw 
bie  au*  etwa  30U  grißern  unb  fleinem,  jufammen  un9fc 


Hecht 


353 


Heer 


fdbr  160  dW.  entbaltenben  ©lanben  befielt  unb  t>or  bet 
ffieflrufte  ©dbottlanbS  liegt.  ©ie  finb  alle  raub  unb  gebir* 
gig,  baben  »tele  ftrtne  ©een,  große  Woore  unb  ein  nebli« 
geS,  feuchtes  JUima.  25er  2Ccf  erbau  ift  unbebeutenb,  bocr) 
wirb  auf  btn  80  bewohnten  Snfeln  b»«  unb  ba  ©erfte, 
£afer  unb  felbft  Seiten  gebaut;  wichtiger  finb  bie  ©cbafs 
juö?t  unb  ber  gtfcbfang:  aucb  werben  tuele  (Siberbunen  ges 
fammelt  unb  e$  wirb  eifen,  äölei,  .Robalt  'unb  etwas  ßuecf« 
jilbcr  gewonnen.  Sioä)  gegenwärtig  i)txrfd)t  Ijicr  baS  Glans 
»erbaitmjj  (f.  £oer;lanb)  unter  ben  80,000  meift  fatbolis 
fa)tn  SSewobnern,  unb  bie  alten  febot.  ©Uten  baben  ficf> 
hier  reiner  «reiten  als  in  ©cbottlanb  felbft.  Die  größten 
unter  ben  <§ebrtben  finb  8ewiS,  3§la,  ©fpe  unb  3Huflj 
bie  betten  (entern  finb  entfebieben  »ulfanifcber  Statur  unb 
erheben  fteb.  bis  ju  3000  g.  über  bie  WcereSfldcbe.  Huf 
«Null  wirb  viel  ©oba  gebrannt;  weftl.  t>on  berfelben  liegen 
bie  f (einen  ©ilanbe  ©taffa  mit  ber  berühmten  gmgalSgrotte 
(f.  löafatt)  unb  3ona,  wo  im  6.  3<>brb-  ber  ^eilige  Go« 
lumban  tin  WencbSfloftcr  grünbete,  twti  welkem  auS  baS 
Gbrißentbum  unb  bie  SBiffenfdiaften  im  Horben  ausgebrei- 
tet würben.  2>ie Ürümmer  bes  alten  Doms  finb  nocb  ju 
(eben  unb  in  »orftebenber  Hbbtlbung  bargefieOt.  Sieben  bem 
25ome  flehen  bie  überrefte  einer  alten  ©rabftdtte  unb  man 
jeigt  60  einfache  ©rabfteme,  unter  benen  48  fdwt,  8  nor« 
roeg.  unb  4  irldnb.  .Könige  ober  wenigfienS  Häuptlinge  bc; 
graben  liegen  foUen.  Entfernter  im  £>ceane,  von  ber  übri> 
gen  SBelt  gänzlich  getrennt,  erbebt  firb  baS  f  leine  unju» 
cinglicbe  Cilanb  ©t.sjtilba,  beffen  ©ewobner,  110  an  oer 
Sab'/  flenügfameS,  patriardjalifdjeS  geben  führen,  baS 
jur  SJejeicbnung  einer  a(ücflicr)cn  3urücfgejogenheit  in  ganj 
(Großbritannien  fprüdjroörtlicb  geworben  ift. 

fitcljt  (ber)  iff  ein  befannter  Sffaubfifcc)  in  Stüffen,  ©een 
unb  2eid)en  ßuropaS  unb  SiorbamerifaS  unb  jeiebnet  [ich 
burdb  einen  waljenformigen,  etwas  lufammengebrücfren, 
mit  großen  ©djuppen  bebeeften  8eib,  länglichen,  flumpfen 
unb  mebergebrürften  Äopf.  f leine  fpi^ige  3#>ne  im  Uns 
terfiefrr  unb  fteine  t)ecr)e(f6rmtcje  3dfjne  im  ©aumen,  an 
ber  Bunge  unb  an  ben  Äiemenbogen  aus.    Gr  fyat  -nur 


eine,  nabe  am  ©djwanj  liegenbe  9?ücfenfloffe,  f^at  ein 
itifti  geben  unb  wirb  juweilcn  fefjr  alt  unb  groß,  bis 
brei  gujj  lang.  Der  Jjccbt  gebort  »u  ben  grfrdßigftcn  Kaubs 
üfeben,  er  ndbrt  fid)  oon  allerlei  fleinern  gifd>en,  gr6fd>en, 
sBitfcre-  Cfcno.'Sa.  U. 


Satten  u.  bgl.,  unb  wenn  eS  ibm  an  Wahrung  fefjlt,  fö  frißt 
er  feine  eigne  ffirut.  Da  er  ein  fer>r  woblfcbmecfenbeS  gleifd) 
bat,  fo  halt  man  Um  ^duftg  in  Seidben.  Gr  gebebt  am 
beffen  in  flarem  falten  SBaffer  über  feftem  fieftgen  ©runbe. 
Wan  muß  ibn  in  eignen  Seichen  hatte n ,  weil  er  fonfl  burefc) 
feine  Öefrdßtgfett  großen  ©ebaben  anriebten  würbe,  nament« 
lic{(  wenn  man  ibn  in  Äarpfenteicbe  bringen  wollte.  3n 
biefe  fe|t  man  fie  nur  in  febr  geringer  STOeiwe,  um  bie  fleis 
nern  fjifcbe  weg^ufreffen ,  welche  fonft  ben  «arpfen  ba§  gut* 
ter  entgehen  würben.  9Ran  unterföeibet  .^attptheefetc 
(bie  größten),  Wittels  ober  Scbüffelbtcbje  unb  fleine 
ober  ©ra Sterte.  3n  großer  Wenge  werben  fie  in  @cr)les 
fien,  Söbmen,  Ungarn  unb  in  manchen  ©egenben  S3rans 
benburgö  gefangen.  Jpitx  werben  fie  eon  ben  fogenannten 
^»eebtreißern  einaefaljen  unb  »erfebitft.  Zn  ber  äDflfee 
troefnet  man  aucr)  «peebte  an  ber  Suft  unb  bringt  biefelben 
in  ben  ^anbel.  Der  Stögen  gibt  einen  gut  auSfebenben, 
aber  bem  ruff.  an  ©efe^maef  nacbilcbenbcn  Jtaoiar. 

^ffr  ober  (franj.)  Xrmfe  &<ißt  jebe  größere,  gehörig 
geglieberte,  unter  einem  gemeinfamen  Dbcrbefebl  ftebenbe  ©es 
fammtbeit  oon  jtriegSleuten,  im  weiteren  Umfange  bie  ges 
fammte  ÄriegSmacbt  cineS  ©taatS.  Urfprünglieb  pnb  alle 
famp»pbiejc  freie  Wdnner  jebeS  ©taatS  jum  jtriegdbienfte 
»erpftic^tet  unb  bilben  baS  ^eer  beffelben.  97acb.bem  fief) 
jeboet)  ein  Iioberer  Gultur^ufianb  auSgebilbet  unb  eineSs 
tb.eilS  bie  ©eburfniffe  ber  ©taaten  fieb  fo  gefteigert  b«rtcn, 
baß  man  Weber  jur  3eit  eine  §  jtriegeS  iurö)  allgemeine  33c  = 
waffnung  alle  ©ewerbtbdtigfeit  unterbrechen  wollte  unb  fonnte, 
nod)  in  griebenSjeiten  geneigt  war,  bie  Übung  in  ben  2Bafs 
fen  fortjufe^en ,  anberntbeilS  bie  ÄriegSfunft  felbft  eine  böbrre, 
»iele  Übung  erfobernbe  XuSbilbüng  erlangt  batte,  bilbetc 
fief)  balb  ein  neuer  3ufianb  ber  ^eere  au?.  SBie  ft'cb  Gin: 
seine  ndmlid>  anbern  Wewer  ben  wibmeten,  fo  gab  ei  au±> 
SRenfcben  in  großer  Änjabl,  roeldbe  SReigung  jum  Äriegerles 
ben  bejlimmte,  ftet)  biefem  ju  wibmen.  ©ie  matten  auS 
bem  Äriegerftanbe  ein  ©ewerbe  unb  fo  famen  bie  ©6lbner, 
©olbaten  auf,  weldje  anfangs  nur  ju  jtriegS^eiten  in 
SMenft  genommen,  balb  aber,  um  bem  ©taate  ju  allen  3eiten 
©ieberbeit  nach  außen  ju  erhalten,  für  immer  gehalten  unb 
im  .Kriege  nur  »erjldrft  würben.  2Cuf  biefe  SBeife  enrflanben 
bie  fteb^nben  £eerr.  'ÄUerbingS  fann  man  ©puren  foU 
eher  ftebenben  •Ocere  fd)on  in  ben  dlteften  afiat.  ©taaten 
finben,  in  Snbien,  Ägypten  unb  anbern,  infofern  eS  fytx 
Ä  a  (l  e  n  (f.  b.)  unb  unter  biefen  eine  Äriegerfafte  gab .  b.  r). 
einen  abgefcf)lofjencn  © tanb ,  welker  allein  ber  SBaffenfubrung 
gewibmet  war.  2>och  war  bie  Äriegerfafte ,  welcher  nur 
turd)  geifiige  Übcrlegenhctt  bie  übrigens  eng  mit  ihr  toerbun* 
bene  spriefrerfafte  »orjtanb,  urfprünglid)  baS  erobernbe  SJolf, 
welches  (tch  bie  untern  Mafien  unterworfen  t)attt  unb  war 
baber  nid>tö  3CnbcreS  als  SiolfSbewaffnung^  3(uf  dbnlidje 
SBeife  [eben  wir  aud)  im  Wittelalter  ben  ©tanb  ber  Herren 
unb  Stitter  baS  28affenred)t  in  'Jt'nfpruch  nehmen  unb  ben 
Äem  beS  «£cer8,  weldjeS  SBolfSbewaffnung  war,  bilben. 
Q(IS  bie  erflen  ftebenben  ^eere  werben  gewöfjnlid)  bie  r&m. 
Legionen  jur  3eit  ber  Äatfer  angegeben ;  bod)  auch  biefe  was 
ren  SBolfSbewaffnung.  DaS  r6m.  9ieicr>.  war  fo  auSgebebnt 
unb  würbe  fo  einjig  burch  ©ewalt  ber  SBaffen  jufammens 
gehalten,  baß  9?om  felbfl  in'  einem  fortwdbrenben  ÄriegSjus 

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uigiiizeo 


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flanbe  fleh,  befanb.  So  fonnten  beim  au$  feine  Süraer  We 
SBaffen  niemals  rrfeberleaen,  unb  ba  bie  j3abl  ber  iBürger 
gegen  ben  Umfang  beS9ieic$S  ju  tiein  war,  fo  brdngte  ficft 
bie  9?otbwenbig(eit  auf,  auch  grembe  in  bie  Legionen  auföu* 
nehmen.  ©ei  ben  alten,  beutfehen  B6l(erfcbaften  traten  in 
JtriegSjeittti  alle  greien  bewaffnet  jufammen,  unb  wie  ficfr 
allmdltg  baS  BehnSwefen  (f.  b.)  ausbildete,  würbe  bie 
Äriegöpflicbt  ber  »orjüglidbfle  ®ea,enflanb  beS  Bafallenbien* 
ftt&.  Der  BebnSberr  erlieg  bei  emera  beoorflebcnben  Ärieae 
ein  Aufgebot  an  all*  feine  Bafallen  ober  Dienftleute,  weis 
$e0  Heerbann  tief;,  unb  biefe  erfebjenen  an  bem  beflimms 
ten  Sammelplafc  geruhet  unb  auf  gewifle  3*tt  mit  BebenSs 
mittein  »erfeben,  um  ihren  BebnSberm  tn  ben  Ärieg  ju  bes 
gleiten,  #eereSfolge  gu  leiflen.  Die  ©eifllichen,  welche 
lieben  Ratten,  waren  jwar  »on  ber  «freereSfolge  auSgefcblof-- 
fen,  mußten  aber  Stelloertreter  febirfen.  9cacb  ber  ©r5ße 
beS  BebnS  war  bie  3abJ  ber  ju  flellcnbcn  SJcannföaften  »er* 
febjeben;  mehre  ärmere  Banbeigentbümer  rüfleten  juweilen 
gemeinschaftlich  (Einen  Ärtcaer  auS.  ÄIS  bie  {Bewaffnung 
Schwieriger  unb  bie  JWegSfubrung  (unfheic&er  würbe,  mußte 
allmdlig  ber  "Xbtl  bie  Stellung  beS  .£>eerbann6  allein  über: 
nehmen;  er  hielt  Beute ,  welche  in  ben  SBaffen  geübt  würben 
unb  be^og  bafür  »on  ben  Banbeigentbümern,  welche  auf  biefe 
SBeife  ihrer  ÄriegSpflicbt  überhoben  würben,  eine  (Sntfcbdbü 
gung,  welche  balb  jur  regelmäßigen  2tbgabe  würbe  unb 
.peerfleuer  He  f.  So  (am  e$,  baft  bte  SBaffenfübrung 
etn  Borrecbt  beS  HbelS  würbe.  Der  Äbel  »erfolgte  ju  febr 
feine  eignen  Snterejfen,  würbe  felbfldnbtg  unb  felbfi|"ücj>tig 
unb  fc^ufete  mehr  [ich  felbfl,  als  gürjl  unb  Bolf,  unb  fo  fa* 
Inn  fleh  bie  Surften  unb  bie  im  SKittelalter  emporblübenben 
Stdbte  gen6rbigt,  Sölbner  anzuwerben,  weldpe  binjogen, 
wo  cS  £dnbel  gab  unb  man  fie  gut  bejahte.  3m  grieben 
pflegte  man  fte  wieber  ju  entlaffen  unb  bann  trieben  fie  fidj 
wol  al$  läftigcS  ©eftnbel  umher,  wenn  fte  nicr)t  balb  neue 
Dienfle  fanben.  (S3gl.  öonbottiert.)  Die  erflen  eigent» 
;ict>f n  flebenben  #eere  bilbeten  fieb  auS  S6lbnern,  welche 
bie  gürflen  er(l  als  Beibwacben  unb  allmdlig  in  immer  gri» 
ferer  Bnjabl,  um  beS  übermütigen  2lbelS  Jperr  ju  werben 
unb  ihre  SReicbe  nach  außen  ju  fluten,  anwarben.  Äarl  YII., 
Äonig  »on  gran(reict),  war  ber  Crjle,  welker  für  immer  bes 
waffnete,  regelmäßig  eingeteilte  unb  geübte  Beute  in  Dienjt 
nabm.  6r  errichtete  fünf  Gompagnien,  öon  benen  jebe  auS 
ICO  Gittern  beflanb,  unb  jebem  bitter  waren  brei  Scbü&en, 
ein  .Knappe  unb  ein  Diener  beigefeUt.  3ebe  Gompagnie 
{eignete  ft'cb  bui  &  SBaffcnrocfe  »on  gleicher  garbe  auS, 
weiche  über  bem  ^arnifcb^  getragen  würben.  Ä6nig  Bubwig  XI. 
fugte  ju  biefen  no#  6000  ©cbweijer  unb  10,000  franj. 
Sußfolbaten.  5Bon  granfreie^  auS  ging  bie  ßinridblung  flu 
^enber  -öeerc  allmdlig,  namentlich  in  golge  beS  breifugjdb» 

E JCriegeS,  auf  alle  europ.  Staaten  über.  XnfanaS  ge> 
bie  ergdnjung  biefer  Gruppen  nur  burtb  freie  SBer* 
w/  als  aber  baS  Jöewufjtfein  erwatfite,  baß  biefe  ^eere 
nicb't  fowol  im  Ginjelintereffe  ber  durften,  als  oielmebr  im 
©efammtintere|fe  beS  S3olfS  gehalten  würben,  führten  bte 
Federungen  bte  ßonfeription  (f.  Stecrutirung)  ein.  Die 
©roße  ber  $eereSmac&t  i|i  in  ben  »erftb^iebenen  ©taaten  je 
nach,  ben  3citnmftdncen  fehl  perfebieben  gewefen.  @o  war 
baS  franj.  ^)eer  von  Bubwig  XIV.  bis  jur  diepolution  in 
griebenSjeiten  ungefdhr  130—150,000  9K.  flarf,  würbe 
ober  in  ÄriegSjeiten  beinahe  oerbreifac$t.  Die  allfeirigen  2Ctu 


griffe,  welche  firanf reich  wdhrenb  ber  Steoolution  su  brf}rt»en 
hatte,  machten  auf  er  ort  entliehe  Xnfirengungen  n6thtg  unb  fo 
hatte  e«  1794  ein  £eer  »on  1,169,000  2R.  Xuib  untn 
SZapoleon  hatte  ba«  franj.  ^eer  eine  ungero6hnliche  €tirfe. 
Derfclbe  führte  1812  eine  Hrmee  »on  555,000  «R.  r..-.i 
Wußlanb.  griebridb  ber  ©roße  führte  ben  ftebenjdbrigen  Ärieq 
mit  einem  £eere,  welches  juweilen  faum  ben  britten  Spietl 
fo  flarf  wie  baS  feiner  geinbe  war.  Beim  Antritt  feiner  $m 
gierung  fanb  er  ein  £eer  »on  80,000  5K.  unb  alS  tx  (lirb, 
xdblte  bie  preuß.  Ärmee  180000  3R.  3n  ber  ©chlort  bei 
Beipjig  fließen  )wei  ber  mdchtigflen  beere  gufammen;  bcS 
franj.  ^eer  hatte  340,000  9R.,  baS  ber  «erbünbeten  380/MO 
SR.  unb  überhaupt  jdhlte  baS  aefammte  actio«  ^eer  ber  Berbini 
beten  544,433  SR.,  woju  noch  oftr.  Armeen  in  3ta(ien  unb  tn 
ber  bair.  ©renje,  fowie  102,200  %Jt.{  welche  bie  gefangen 
blocfirten,  (amen,  ©egenwdrtig  ifr  bte  ©tdrfe  ber  ftetenta 
«Öeere  ber  »omebmflen  Staaten  europaS  ungefdhr  folgenbe: 
DaS  beutfebe  »unbeSheer  befleht  aus  303,4«  ». 

©roßbritannlen  hat  eineÄrmee  »on  ungefdhr  90—100,000  - 
granfreieb       *     *     *      *  ,    *  250/XX)  - 

Spanien        «     *    *      *      *  100/)00  - 

Portugal  »  »  i  *  *  30—40,000  - 
öflreicfc  itis*  270,000  - 

Greußen  »     *     •      *      »  122,000  - 

8?ußlanb         **ii*  612/MO  - 

Seit  bem  Äricae  mit  gran(reicb  ober  eigentftcb  fchon  feit 
ber  franj.  SRe»olutwn  haben  fieb  bie  ^eere  ber  europ.  Sta* 
ten  wieber  bem  Urjuflanbe  allgemeiner  SJolfebewaffnuna  f 
nähert.  2)7an  bat  allgemein  wteber  aner(annt,  baß  bieJÖu-. 
ger  beS  Staats  bie  geborenen  unb  einjig  würbigen  SSertbeii 
biger  beffetben  ftnb,  unb  mebt  nur  hat  man  bie  flclwcn 
|)eere  auS  ben  bürgern  beS  Staats  h«aefleat  unb  tief« 
Speeren  felbfl  eine  innere,  ihrer  erhoben  8Burbe  mehr  enlfly 
chenbe  (Einrichtung  gegeben ,  fonbern  überbieS  auch  aüe  öw» 
ger  in  ben  meiflen  Staaten  in  gr6ßerm  ober  geTinaerm  Uo= 
fange  jum  SBaffenbienfl  »erpflichtet.  (83gl.  Banbroebr.) 


jfiffttn  (^Krnolb  ^>erm.  Bubw.),  einer  ber  au  _ 
flcn  jefet  lebenben  ©efchichtSfchreiber  unb  Äenner  beS  W» 
thumS,  würbe  1760  ju  Arbergen  bei»remen,  »0  feins- 
ter bamalS  ^)rebiger  war,  geboren.  @r  bilbete  pch  na,^r 
auf  ber  Domfcbule  ju  IBretnen  unb  auf  ber  Unioerfitit  ju 
©ottingen  wiffenfebaftlicb  auS.  Slachbem  4>.  Stalten,  jjj 
9lieberlanbe  unb  gran(reich  bereift  hatte,  würbe  er  IW 
außerorbentlicher  *J>rofeflot  ju  ©Otlingen,  1794  orbentticbet 
sprofeffor  ber  ^hilofophie,  1801  ^rofeffor  ber  ©efcbicbie  iat 
erhielt  nacbmalS  ben  £ofratb$titel.  Schon  feit  I7ö9  i?  JJ 
SKttglieb  ber  Sotietdt  ber  SBiffenfcbaften  )u  ©ötttngen.  B* 
ben  »ielen  auSgejeicbneten  Schriften  biefeS  ©elebrten  ftnb  » 
fonberS  feine  „3been  über  bie  f)oliri(,  ben  Bertehr  unt  W 
^>anbtl  ber  alten  SSBelt"  (juerjl©ött.  1793—  M),  „®<f*'i;t 
ber  Staaten  beS  XlterthumS"  (5.  Xufl.,  ©6tt  1826)  m 
„£anbbueb  ber  ©efchichte  beS  europ.  StaatenfpflemS  unt  p 
ner  ßolonien"  (4.  Xufl.,  ©6tt.  1822)  ju  erwähnen.  bifc 
rifebe  SBerte  ftnb  in  einer  ©efammtauSgabe  »w  15  Ba»'0 
erschienen  unb  auch  in  frembe  Sprachen  überfefct  «rort1«- 

tjf rrgrrätl)  nannte  man  im  beutfe$en  JRechte  benjenwfs 
2;heil  bei  SJachlaffeS,  ber  in  ben  ffiaffenritflungen  unb 
gerdtbfebaften  beS  ßrblafferS  beflanb.  9lur  bte  näcbflrn  mw* 
liehen  öerwanbten,  bte  Sc^wertmagen,  fomtteii 


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Hesel  355  Heidekraut 


Jen  tbdu)aftfg  »erben;  wogegen  eftt  Ä^dl  be«  »eiMehen 
fl?acblaffe*  unter  btm  Stamen  ©erabe  (f.  b.)  allein  ben 
Crben  weiblichen  ©efcblecbtS  jufief. 

Ijfgd  (®eorg  SBi(t).  grtebr.)  tfl  unter  ben  neuem  WhU 
tofopben  Derjenige,  welcher  bunt)  tag  eon  ihm  aufgefüllte 
©pftem  bet  SBiffenfcbaft  baS  metjte  2tuffeben  gemacht  bat, 
intern  er  ebenfo  beaeifterte,  jum  St) eil  tijn  felbft  unb  bie 
ffiiffenfcbaft  laberfcba&enbe  Sreunbe  unb  Tinbänger,  als  ei> 
frigc  unb  jum  2bcil  in  ben  ärgften  SRiSoerftänbniffen  bes 
fangen?  ©egner  gefunben  bot.   4?-  würbe  1770  ju  ©tutt* 
gart  geboren  unb  flu  biete  bann  ju  Bübingen  sPtiiiefcpf?ie, 
Slbeologie,  aJeatbematif  unb  SRatumiffenfcbaftert.  ©ct)on 
roabrenb  biefer  Zeit  hatte  er  an  ©  cb  e  1 1  i  n  g  (f.  b.)  einen  g(eid) 
eifrigen  ©enofjen  in  ben  wiffenfcbaftlicben  Arbeiten,  unb 
nähern  $o.  einige  Zeit  £auSlebrer  gewefen  war,  traf  er 
mit  ©cbeUing  in  3ena  wieber  jufammen.  tiefer  war  bereits 
$rofeffor  unb  So.  oereinigte  fieb,  nadpbem  er  ebenfalls  baS 
Wecbt,  an  ber  Unioerfttdt  SJorlefungen  ju  galten ,  erworben 
hatte,  mit  ibm  jur  Verausgabe  eines  fritifeben  Journals. 
Die  einigfeit  mit  ©djcUing  mar  eine  golge  beS  tiefen 
JölicfS,  melcben  beibe  ^bilofophen,  fich  gegenseitig  forbernb, 
in  ihre  Zeit  getban  bitten,  aber  fct)on  in  fetner  1807  erfebie* 
nenen  „Phänomenologie  beö  ©elftes"  trat  So.  felbfiänbig  nc; 
ben  ScbeUing  auf.   Gr  mar  1806  ai'ßerorbentltrber  $rofef« 
for  geworben,  ging  aber  noch  in  bemftlben  3abre  nacb  25am> 
berg  unb  blieb  hier,  ebne  ein  ILmx  ju  bef leiben,  bis  er 
180S  Stator  beS  ©pmnaftumS  ju  Dürnberg  unb  ^rofeffor 
mürbe,  ©ein  9fuf  würbe  burct)  feine  pbilofopbit'cben  ©ct>rif* 
ten  immer  fefler  begrüntet  unb  1816  würbe  er  als  $rofef» 
for  ber  *pt?Liofopt?ie  nacb  #eibelberg  unb  twn  bier  1818 
nacb  SJerlin  berufen,  wo  er  eine  große  Änjabl  t>on  äubo« 
rern  um  fich  »erfammelte  unb  bis  an  feinen  Stob  an  ber 
Untoerfttät  tätig  war.    Gr  ftarb  1831  an  ber  Gbclcra. 
©eine  SBerfe,  m  welche  aueb  bie  ßorlefungen  aufgenom« 
men  worben  finb,  gibt  eine  ©efeUfcbaft  von  Schülern  unb 
gfreunben  2£>.'S  heraus.  £.*S  f)bilofopr)ie  ift  eine  confequente 
gortbilbung  ber  früljern  fcebren,  welche  ben  SJorjug  bot«  jebe 
jemals  aufgetretene  wabre  ^bilofopbie  als  eine  Gntwtrfc= 
lunaSftufe  ber  SBiffenfcbaft  jn  begreifen,  unb  nacb  So.  felbft 
ift  feine  8et>re  nichts  «nbereS  als  eine  (Entwicklung  ber  ©e« 
banfenmelt ,  welcbe  genau  berjenigen  Gntwicfelung  entspricht, 
bie  ber  ©ti|i  in  ber  ©efebiebte  burebgemaebt  bot 

firgniumif  hieß  bei  ben  alten  ©riechen  baS  JJtabt,  weis 
cbeS  bem  angefebenften  unter  ben  vielen  Keinen  grieeb.  ©taa> 
ten  juerfannt  würbe,  in  gemeinfcbaftlicb  unternommenen 
Jtriegen,  namentlicb  gegen  bie  Werfer,  ben  jDberfelbbcrm 
über  baS  gefammte  gneeb.  2peer  ju  ernennen.  Anfangs 
batte  ©parta  bie  Hegemonie,  nachmale-  '21t hen,  nacb  beffen 
Groberung  in  golge  beS  peloponnefifdjen  ÄriegcS  wieber 
©parta  unb  nachher  auf  furje  Zeit  Äbeben.  Gnblirb  brach* 
ten  eS  Philipp  »on  SJcacebonien  'unb  fein  ©obn  Bleranber 
ber  ©roße  babin,  baß  fie  »on  ben  ©rieeben  als  JDbcrfelb* 
berren  anerfannt  würben,  wobureb  ©riecbenlanb  um  feine 
©eibfiänbigfeit  fam.  (SJgL  ©riedjenlanb.) 

tffltra  ober  2pebfcr)ra  bebeutet  bie  glucbt  ober  richtiger 
uSroanberung,  unb  bezeichnet  bei  ben  SRobammebanern 
benjenigen  äeitpunft,  »on  welchem  aus  fie  ihre  3ob«  (3Ronb: 
jabre  ju  354  Sagen)  jablen.  Siefer  ^eitpunft  ifi  berjenige, 


an  welchem  SMnimmcb  vor  feinen  ©egnern  in  feiner  58n. 
terfiabt  Befffl  nach  Sotreb  (jeftt  SRebtna  al  9labi,  b.  h-  bie 
©tabt  beS  Propheten)  floh  unb  fiOt  auf  ben  15.  ober  16. 
Suli  622  n.  Gbr.  ©eb.  2)a  ungefähr  33  SRonbjabre  auf 
32  ©onnenjabre  geben,  fo  »erwanbelt  man  Angaben  nach 
mobam.  Zeitrechnung  in  äeitbeftimmungen  nach  cbriiflicbcr 
Zeitrechnung,  wenn  man  bie  mobom.  SahrSjabt  mit  32 
multiplicirt,  baS  $robuct  mit  33  bi»ibirt  unb  ju  bem  &uo> 
tienten  622  bin^uatbirr.  '21  uf  biefe  SBeife  finbet  man  ,v  JB., 
baß  baS  3abr  1253  ber  #egira  ungefähr  bem  3ohre  1837 
n.  Gbr.  ©eb.  entfpricht 

l)cb,cr  (ber)  ifl  ein  rabenartiger  Sögel  mit  gerabem, 
fhtmpfem,  »orn  etwas  gebogenem  ©cbnäbel,  feibenartigen, 
weichen  ©tirnfebern  unb  buntem  ©efieber.  Gr  ijt  etwas 
fleincr  als  eine  Ärabe.  3n  ben  gemäßigten  ©cgenben  <?u* 
ropaS  unb  "Äfrifaö  finbet  man  häufig  ben  ^>ol^>  ober  Gu 
du' Iii  eher,  einen  tureb  bie  ©cbönb'cit  feineS  ©effeberS  fich 
auSjetcbnenben  Bogel.  Gr  fommt  auch  im  Horben  »or,  »er» 
läßt  biefen  aber  im  £mb»l  unb  fommt  &u  uns.  9J?an  finbet 
biefe  Siegel  in  f leinen  Struppen  an  JDrten,  wo  fie  Giebeln, 
JBucbecfern  u.  bgl.  finben.  25och  freffen  fie  auch  3nfeften, 
SBürmer,  junge  Bogel,  Gier,  9Räufe  u.  bgl.  SDie  ^>aupt» 
färbe  beS  ^»oljhehwS  ift  weinroth,  bie  Äehle  weiß,  ber  ©djwanj 
unb  bie  (öchwungfebern  jtnb  fchwan,  bie  jjeetfebem  ber 
$lügc(  weiß  mit  fch6nen  blauen  Sanbern,  bie  ^Decffebcrn 
beS  ©chwanjeS  unb  ber  Xfter  bunfel  fleifchfarben.  '21  uf  bem 
©cheitel  finb  bie  Jebern,  welche  er  aufrichten  fann,  weiß 
mit  einem  fch warben  glecfe.  2fm  Unterfchnabel  bat  er  einen 
fdjroarjen  ©treif.  T>tx  2poljheber  bot  ein  woblfcbmecfertbeS 
gleifch  unb  lernt  pfeifen  unb  Sßorte  nadjfprechen.  ©eine 
getern  werben  jum  ^)uft  gebraucht.  Gr  läßt  fich  febwer 
fließen,  weil  er  febr  febeu  iß,  unb  wirb  in  manchen  ©e> 
genben  auf  ber  .£>  eher  hätte  gefangen,  welche  in  einer 
£ütte  »on  gaubbolj  beftebt,  bie  um  einen  mit  Seimrutben 
beffreften  ©aum  aufgerichtet  ift.  Durch  einen  Eocfoogel  (Uhu 
ober  bgl.)  jiebt  man  bie  £cber  unb  anbere  S36gel  btrbei, 
weldpe  an  ben  Ceimrutbcn  hängen  bleiben. 

^eiöf kraut  ober  apaibefraut  (baS),  ein  befannteS  ©e» 
wächS,  welche!  in  fantigen,  unfruchtbaren  ©egenben,  $ei> 
ben  genannt,  ganje  große  ©treffen  bebeeft  unb  hier  baS 
Xuffommen  anberer  ^flanjen  unmöglich  macht,  intern  eS 
mit  feinen  weit  ausgebreiteten  2öur$eln  ben  ohnehin  nur 
fpärliche  Nahrung  bietenben  S3oben  auSfaugt.  21  u*  in  SQalt 
bungen  finbet  eS  ftefe  unb  ifi  bier  bem  Anwuchs  jungen  SpoU 
jeS  hinterlich.  3n  angebauten  Sänbtreien  finbet  man  eS 
bagegen  feiten.  GS  bilbet  ein  niebriaeS,  immergrünes  ©e» 
fträueb.  ©tängel  unb  SBurja  ftnb  febr  bort  unb  }äh  unb 
»on  braunroter  garbe.  3ener  breitet  fich  in  viele  Zweige 
auS,  welche  mit  feinen,  tunfelgrünen,  fchuppenweife  unb 
tiebt  übereinanberliegenben  paarweifen  blättern  bebeeft  finb, 
bie  an  ben  ©pifeen  noch  frcujroeife  abwechfeln  unb  barum 
bier  noch  bichter  erfcheinen.  2Die  purpunotben,  weißen  ober 
ffeifchfarbenen  83lüten  erfcheinen  im  ©pätfommer  unb  erbat« 
ten  für)  ben  ganjen  #erbft  über.  Das  2pcitcfraut  wirb  in 
weitearmen  ©egenben  als  Biebfutter  benufjt,  wie  benn  na« 
m entlieh  in  ber  lüneburger  Jpeite  bie  ^»eibfebnuef en,  eine 
21rt  ©chafe,  ba»on  fich  nähren.  %üt  bie  93ienen  geben  bie 
S3lüten  eine  »ortrefflicbe  Ausbeute  unb  baber  pflegt  in  $ei< 


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Heidelbeeren 

begegenben  bie  JBienenjuebt  »orjug«  weife  betrieben  &u  wer* 
ben.  STOan  maebj  ferner  au«  bem  £eibefraut  äBefen,  bie 


fojjenannten  |>eibebefen,  unb  foH  ftcb  befjfelben  fiatt  ber 
©itbenrinbe  jum  ©erben  bcS  CebcrS  bebienen  f6nnen. 

fjtütlbtmn,  Slaubeeren,  SJefinge  »erben  tieerk 
fengrofien  febwarjblauen ,  hellblau  bereiften  Jjhrudjte  eine«  flets 
nen,  foum  mebr  al«  fupboben  ©traua)«  genannt,  ber  ftcb, 
in  SBdlbern  unb  auf  Reiben  im  mittlem  unb  nc*rbl.  (Suropa 
unb  in  SBorberafien,  oft  bebeutenbe  ©treffen  überjirbenb,  ftm 
ber.  2)ie  Seerrn  baben  einen  fduerlia)fufjen,  fawaebberben 
©efebmaef  unb  enthalten  auger  ©ebleimjucfer,  etwa«  Apfel* 
unb  Gitroneufdure  nebfi  ©erbeffoff,  befonber«  einen  toiolerten 
gdrbeftoff.  ©ic  werben  f^duftg  rob  ober  jubereitet  genoffen 
unb  beSbalb  mittel«  befonber«  etngeriebteter  großer  böljerner 
Ädmme  eingefammelk  3(18  9labrung«mittel  ftnb  fie  wegen 
ibret  gelinb  jufammenjiebenben  Gigenfc^aften  befonber«  bei 
2>ura>fdtten  febr  »ortbetlbaft  ju  genießen,  aber  wüten,  bie 
eine  ftfeenbe  2eben«art  fübren,  ntö)t  ju  empfeblen.  ©etroefs 
nete  Söeercn  baben  bie  jufammenjiebenbe  straft  in  b^berm 
©rabe  unb  ftnb  ein  niefu  feiten  angewenbete«  SBolftmittel 
in  3Diarrb6en,  wo  fe$on  wenige  berfclben  bie  erwünfd&te 
SBirfung  berworbringen,  burfen  aber  bei  enrjünbliebem  3u* 
ftanbe  be«  Äranfen,  twrnebmlicb  bei  emjunbiichen  üKubrcn, 
niebt  angewenbet  werben,  ba  fte  in  biefen  gdllen  eljer  fe^a» 
ben  al«  nüfeen.  2(n  oielen  Drten,  »orjüglicb  aber  auf  bem 
©e&warjwalbe,  bereitet  man  au«  Urnen  einen  «Branntwein, 


Heidelberg 

ber  als  £eibelbeergeifi  in  einigen  ©egenben  JDeutfek 
lanb«  febr  gefaxt  ift  unb  tbeucr  bejablt  wirb,  £dufa  iu 
bient  man  f :  cf>  ber  J>etbetbccrcn ,  um  rotbe  Seine  ju  färben 
unb  au«  weifen  granjweinen  einen  fünltltcben  ^Dontaf  ju 
maä)en.  2tue$  jur  SBoIls  unb  $apierfdrberei  werben  bie 
£eibelbeeren  angewenbet  unb  geben  bura)  geeignete  3ufd^e 
eine  bauetbafte  violette,  blaue  ober  fa)warjblaue  garbe. 

fjeiitelbtrfl,  eine  im  Unterrbeinfrcife  be«  <3rofteij0g> 
tburn«  SBaben  am  linfen  Ufer  be«  Slecfar«  liegenbe  Statt 
mit  etwa  12,000  6inw.  £)it  Umgegenb  oon  'S:.,  ift  über» 
au«  reijenb.  3Me  Stobt  jtebt  ftctj  jwifajen  bem  glufi  uitb 
ben  binter  ir>r  (iegenben  Sergen  bin  unb  bitbet  eine  faß 
eine  t^albe  ©tunbe  lange  ©träfe  mit  wenigen  Stebengaffm. 
2>ie  S3erge  in  SNitternacbt  unb  SRorgen  fdjüfeen  bie  Statt 
tot  ben  rauben  Siorbi  unb  jDfrwinben,  unb  bober  tritt  tie 
fd.icnc  3abr«jeit  in  S:.  zeitiger  ein,  a(«  in  anbern  Ctlrn 
»on  gleitber  geograpbifeber  Sage.  Die  JBerge  ftnb  oberoir» 
mit  berrlicben  ßaubwatbungen  bebeeft  unb  unterwdrt«  mit 
SSein  bepflanzt.  2(uf  einem  biefct  binter  ber  ©tabt  fia)  erbeben-- 
ben  Serge  liegt  ba«  praebtuolle  beibeiberger  ©(bloß,  »et 
4?eS  bie  nacbftebenbe  Kbbilbung  barftetlt.  2>affelbe  »inte 
1689  t>on  ben  granjofen  »erwüpet  unb  ifl  unbewobnbar  gb 
worben,  al«  eö  17f>4  »om  SMife  getroffen  würbe.  £)ie  mh 
gebreiteten  {Ruinen,  welöje  nod)  übrig  geblieben,  )eugen  con 
ber  ebemaligen  XuSbebnung  unb  $rac^t  biefe«  berrli^n 
gürftenfifeeS.  S3efonber«  jettbnet  f»tr>  ber  tiefe  Sburm  an*, 
weiter  »on  10  g.  biefem  SWauerwerf  umfdbtoffen  ijt  mt 
einen  grofen  Stitterfaal  mit  ben  Silbniffen  ber  alten  Ai  • 
fürflen  unb  ^faljgrafen  am  Äbein  enthält.  Wim  bot  ia 
neuerer  3eit  biefe  fa)6ncn  Wuinen  »om  ©ebutt  gereinigt  imi 
in  Anlagen  umgewanbelt.  3m  Jteller  be«  ©ebloffeS  liegt 
ba«  befannte  große  beibeiberger  gaf  (f.  b.).  ©übli*  ms 
ber  ©tabt  liegt  ber  .König«*  ober  (feit  ihn  1815  Aaifer  gram 
befh'egen  b«0  ^aiferftubl,  weleber  eine  beliebe  2tuäft4jt 
barbietet  unb  jefet  mit  einem  beben  Sluirmc  au«geftattet  tft. 
2>er  auf  bem  reebten  Ufer  be«  SWeefar  liegenbe  fwligenbcrj 
tragt  bie  S?uinen  eine«  Älofter«.  Uber  ben  Slerfar  fubtt 
eine  702  g.  lange  ©rücfe.  2fm  bebeutenbften  tt.  bura) 
feine  Unwerfitat,  naeb  |)rag  bie  aitefte  in  £>eutf^Unh 
©ie  würbe  »om  Äurfürften  Äuprecbt  II.  1386  gegiftet  urt 
uiebnete  fidb  bureb  berübmte  Eebrer,  fowie  buro)  eine  fettent 
Jöibliotbef  auf  ba«  »ortbeilbaftefte  au«.  3m  brctjfjigrötirigL;-. 
Kriege  (1622)  plünberte  Silin  bie  ©tabt  unb  bie  benimmt.' 
S5ibliotbef  würbe  »om  #erjog  fDlarimilian  »on  fl3aiem  M 
S>apfte  gefebenft  unb  bilbete  nun  in  Siom  eine  XWbeilyag 
ber  »aticanifeben  IBibliotbef  unter  bem  9?amcn  ber  Bibüo- 
thec«  palatina  (pfdljifcbe  ffitblioCuf ).  Qint  neue  JBibliotK? 
würbe  1703  ju  gegrünbet  unb  1815  gab  ber  fapft  gl 
ber  Bibliothcca  palatioa  aQe  für  beutfebe  Literatur  unb  Se* 
febiebte  wiebtigen  febr  jablreid)en  Aanbfcbriffen  jurörf.  ®e- 
genwartig  jablt  bie  beibeiberger  »ibliotbef  wieber  120,000 
S3änbe  unb  ift  in  einem  eignen  ©ebdube  ,$rcccfmdiig  au'gf: 
jieHt.  2)ie  Änjabl  ber  ©tubirenben  ju  $>.  betragt  gegen- 
wärtig 5—600.  Änbere  8ebranftalten  ftnb  ein  ©pmnafiu» 
unb  »erfebiebene  ^rwatunterriebtSanfralten.  ©ne  au«jejet*j 
nete  ©nriebtung  ift  ein  jur  gefelligen  UnterbaIrun9  ,82' 
erriebtete«  ©ebdube,  welcbe«  mit  einem  gefeeabinet  »erfi» 
ben  ijl,  in  bem  übet  200  3eitfebriften  gebalten  »erbt«.  VU 
gebitbeten  Sinwobner  tonnen  an  biefem  3nfh'tut  gegen  raten 


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Heiden 


351 


Heilig 


mi§iqm  Beitrag  Sbeil  nebmen.    Der  £anbel,  namentticb    wirb  bur*  bie  Sage  ber  Statt  begün|hgt.  Die 

mit  SM,  tifamtn  unb  Sabacf  ifl  nicbt  unbebeutenb  unb    tbattgfeit  ber  Stobt  t(l  nicbt  eben  auSgejetebnet.    $.  foU 


feinen  Urfprung  r>on  einem  r6m.  ßajleQ  ableiten.  Snt  5JJit- 
ttialter  »urbe  e*  bie  JRejibenj  ber  Jturfürffcn  unb  ffatji 
Stafen  am  Stycbt,  bis  1720  bie  SReftbenj  nacb  SRanbeim 
»erlegt  würbe,  würbe  1802  ton  ^faljbatern  an  »a» 
ten  abgetreten. 

ijcibm  (urfyrünglicb  Laiben,  b.  b-  Hanbbewobner),  Un* 
ata  u& ige,  werben  alle  biejentgen  ÜRenfcben  in  religi6fer 
JBcjiebung  genannt,  welcbe  nicbt  ben  wabren  ©Ott,  welcber 
fia)  bureb  SRofeS  unb  (SbrtjHiä  ber  ÜRenfcbbeit  offenbart  bot, 
»mbren.  Der  9iame  bat,  wie  ber  tat.  VuSbcucf  pagani, 
babet  feinen  Urfprung,  taft  bie  Hanbbewobner  noeb  lange 
an  betn  ©tauben  an  bie  alten  03c Met  innren,  naebbem  jid) 
in  ben  Stätten  baS  Gfmtlentbum  febon  ausgebreitet  baue. 
Sanbbewobner  unb  ©efenner  falfcber  ©6tter  würben  baber 
m  bea  Stabtbewobnern  mit  berafelben  tarnen  Reiben  bt» 
jeicf>net.  GbemalS  retbneie  man  aueb  bie  ÜRobammebaner  .u 
ben  Reiben  unb  letzte,  baf5  bie  Reiben  an  ber  göttlicben 
Önabe  feinen  SEbeil  baben  f  innren,  weil  bie  fallen  ©ötter 
für  Stufet  unb  SeufelSwerf  angtfeben  würben,  (gegenwärtig 
baaegen,  wo  man  eingefeben,  bafj  bie  raobammebanifebe 
Religion  eine  bureb  SRoljammeb  ber  jübifeben  unb  ebrifh 
[i*en  naebgebilbete  Sebre  enthalt,  erfrört  man  biefelbe  jwat 
für  »erfalfcbt,  aber  nicbt  für  tjetbntfrf? ,  unb  übrigens  ifl 
man  überjeugt,  baß  ©ott  au<b  bie  Reiben  begnabigen 
werbe,  wenn  ü)re  2fbgr>ttetei  nur  golge  ibrer  Unwif» 
i ;nh«it  iß  unb  wenn  fie  bent  göttlichen  ©ebote  nachfolgen, 
trelcfje*  ©ott  aud)  iljnen  wie  allen  ÜRenfcben  in«  £cr}  ge* 
^rieben  bat 

fjeilanö  b<<f*t  GbrifluS  in  äBejiebung  auf  baS  von  ibm 
tol&racbte  <Srl6fungSwerf,  bureb  »etc&e*  «  bie  »en  ©ott 


entfrembefen  SRenfc&w  wfebet  ju  ibm  jutfltffü&rt  unb  fie 
bureb  brn  (Stauben  auS  ber  Äned&tfcbaft  unter  Sünbe  unb 
fcob  jue  wabren  Sretbeit  bringt,  fobag  fie  für  biefe«  wie 
für  ieneä  Heben  bie  freubige  3ut?erftcr)t  ber  «Seligfeit  ge* 
niesen,  £inficbtlicb  ber  er(6fenben  Sbitigfeit  wirb  (EbriftuS 
in  ber  ebrifiliebcn  ©laubenSIebre  baS  breifad&e  3mt  eine« 
9>ro»beten,  £obenpriefter6  unb  Äönicj«  juertbeilt.  ©leieb 
einem  ton  ©otteS  ©elfte  befeeltcn  ^ropbeten  »erfunbigte  er 
bureb  8ebre  unb  »eifpiel  ben  Stilen  ©otteS,  opferte  al« 
£ot)crpriefler  ftcb  felbft  bem  SBobte  ber  SRenfcbbeit  unb  fdbrt 
aueb  nacb  feinem  Eingänge  jum  JJrtter  fort,  feinet  ®e* 
nteinbe,  al«  ibr  unjtgtbare*  ©berbauipt,  mit  bet  Xraft  fei* 
neS  Seifte«  beijufleben.  So  wirb  QbriftuS  ^eilanb  ber 
ÜRenfcben,  CueUe  ber  SBabrbeit,  beS  2ro(teS  unb  ber  greube, 
bie  für  Den  um  fo  reicbjicber  fiieft,  ber  ftd>  öertrauenSoolI 
an  tbn  frJbfiefjt  unb  tt>n  jum  gübrer  bnre^e  ?tben  nimmt. 

fyW'iq  ifi  ba$  9Rerfmal  eines  unenblic^  guten  SBefenS, 
wie  a  ©ort  oerm6ge  feiner  Statur,  bie  ba*  S36fe  nicht 
fennt,  jufommt,  baö  aber  aueb  im  befdjrdnf  tern  Sinne  bem 
?Kenfcben  betgelegt  wirb,  wenn  er  fein  ganjeS  Streben  auf 
Heiligung,  b.  b«  ©ottäbnlicbfeit  richtet  unb  feinem  2bun 
unb  #anbeln  bie  reine  Siebe  jum  ©uten  ju  ©runbc  legt 
Da  ber  gute  SRenfcb  bei  feinen  ^anblungen  ftcb  naeb  ben 
2(u«ftrüeben  feine«  ©ewifJenS,  dö  eine«  gMicben  ©ebo», 
rieftet,  fo  ift  ibm  niebt  nur  biefe«,  fonbem  r*  finb  ü>m 
aurb  alle  barauS  beroorgebenben  JBerbinblicbfeiten  gegen 
©ott  unb  feine  SRebenmenfeben  beilig,  weSbalb  man  oon 
belügen  ^piebten  gegen  ©ort,  gegen  ttltern,  ©efcbwi|ler, 
SJerwanbte  nnb  greunbe  u.  f.  w.  ftwiebt.  SBeffen  Heben  feine 
Spuren  ber  ?pic|t  unb  Sfieligion  «errdtb,  beifen  JBernunft 


bat  fid)  entwehrt  nod)  nicht  btö  ju  bem  ©ebanfen  ©orte« 
erhoben  ober  er  »erjrattet  bemfelben  bei  feinen  £anblungen 
abfiehtticb.  feinen  Ginfiuj),  fobajj  er  entweber  in  bem  3u* 
jtanbe  tbierifc^er  SHorjdt  ober  in  bem  3uflanbe  gdnjlicber 
Entartung  unb  fünblicher  Verwilberung  lebt.  grblofe  ©cj 
genjranbe,  wie  ©ebdube,  ©erdthe,  Äleiber  u.  f.  w.  vom 
ben  barum  heilig  genannt,  weil  fie  bem  Dienfte  ber  9?elU 
gion  gewibmet  tjnb  unb  ben  SRenfchen  an  ©Ott,  ba«  üoüj 
rommenjre  Sffiefen,  erinnern. 

Da  nur  bie  JReligion  ba«  ^eilige  in  bem  SJcenfchenleben 
»ermittelt,  ba«  ßbrijtentljum  aber  ben  ©runb  aller  JReligion, 
ben  ©ebanfen  ©ottc«,  in  ben  £er$en  ber  9Renfd>en  befe> 
(tigte  unb  berfrlbe  namentlid)  bei  ben  erfien  ßbrifien  auet) 
ben  lebenbigen  ©tauben  unb  ßifer,  nach  bem  SBillen  ©ots 
trt  }U  leben,  hervorbrachte,  fo  werben  biefelben  aud)  ges 
wöhnlich  »on  ben  Apofteln,  im  ©egenfafc  gegen  Suben  unb 
Reiben,  £  eil  ige  genannt.  AI«  jeboch  fpdter  biefer  Sifer 
mattete  unb  ein  groger  Zt)t\l  ber  ßbrifien  D{e  ß.Ueüe  be« 
thrijitichen  geben«,  ©orte«  heiligen  ©eifl,  »erloren  hatte, 
(o  erhielten  nur  fromme  JBifd>6fe  unb  bieienigen  ßhriften 
biefen  ©brennamen,  bie  in  ben  Verfolgungen  ftanbhafte  SBe* 
tenner  unb  9)iärt»rer  bei  cbri|ilicbm  ©lauben«  geworben 
waren.  SBie  aber  bie  freiwillige  Aufopferung  für  höhere, 
Stücffichtcn  be«  Sebent  ju  jeber  3eit  SJeifall  unb  Vewunbes 
rung  gefunben  bat,  fo  würben  biefe  ben  chriftlichen  2Jldrr»rern 
noch  m  cmcm  ungleich  hohem  ©rabe  ju  iJheil,  ba  fte  ©ut 
unb  SMut  für  bie  Religion  ju  einer  3eit  hinsahen,  wo 
man  ben  2rofi  ber  Religion  am  meiflen  entbehrte,  aber 
auch  am  nteiften  beburfte.  9Ran  erneuerte  unb  »erehrte  be«* 
halb  nicht  nur  ihr  Anbenfen,  inbem  man  auf  ihren  ©rds 
bern  gotteöbienjlliche  Verfammlungen  hielt  unb  ben  Sag  u> 
res  Sfödrtiprcrtbum«  al«  ihren  wahren  ©eburtStag  jum  ewi» 
gen  Sehen  mit  froher  (Erinnerung,  unb  um  ftd)  jur  Stad); 
ahmung  ihrer  ©tanbhafrigfett  im  Sefenntnifje  be«  cbrifilU 
dpen  ©lauben«  $u  ermuntern,  feierte,  fonbern  man  glaubte 
auch,  bafj  fie,  bie  ihr  geben  für  ben  ©lauten  bahmgege* 
ben,  für  bie  noch  im  .Kampfe  gegriffenen  beteten;  aber 
man  glaubte  nicht,  baj?  man  fte  anrufen  müffe,  um  burch 
ihr  ©ebet  £ülfe  unb  ©nabe  bei  ©ott  ju  erlangen.  <Sr|l 
im  4.  3ahrh.  fing  man  an,  fie  al«  ^eilige  förmlich  anjures 
ben  unb  fich  an  fite  perfönttch  im  ©ebete  ju  wenben.  3war 
billigten  bie«  befonnene  SKdnner,  wie  Ghr9foftomu«,  Ambro; 
ftuS  unb  Augujiin,  feineöwcg«  unb  »erwarfen  bre  Anrufung 
ber  ^eiligen  al«  einen  heibnifchen  Aberglauben;  nachdem 
aber  tm  fi.  3ahrh-  9>apfl  ©tegor  ber  ©rojje  bie  Anrufung 
ber  SWaria  unb  einiger  ^eiligen  in  bie  gitaneien  aufgenom: 
men  unb  ba  e«  allerbtng«  bem  finbliche  Vorjieüungen  »om 
SBefen  ©ottc«  hegenben  Volfe  genehm  war,  in  ben  £eili* 
gen  ftd)  mit  menfcblidjer  ©chwdche  befannte  unb  naebfid)* 
tige  gürfprcdjer  »or  ©ottc«  heiligem  Antlifc  »orjußellen,  fo 
würbe  bie  Verehrung  ber  heiligen  halb  allgemein.  3u> 
ben  frühern  ^eiligen,  welche  au«  ben  2Rdrt»rern  her* 
»orgegangen,  gefeilten  ftch  neue,  inbem  ber  religiöfe  ©inn 
beS  SlKittelalter«  in  ben  Cutfagungen  unb  Gualen,  welche 
ftch  Cinfiebler  unb  9K6nche  auferlegten,  befonberö  »er« 
bienflliche  2Berfe  erblicfte,  unb  hierju  famen  noch  folche 
«Kenfchen,  bie  burch  echt  chrifitiche  ©eftnnung  unb  gute 
SBerfe  bei  ihren  Umgebungen  in  eine  religiöfe  Verehrung 
fich  gefegt  hatten,  welche  biö  über  ihr  ©rab  fortbauerte. 
JDer  ©laube  an  bie  SBunberfrdftigfeit  folcher  wahrhaft  gldiu 


bigen  ^erfonen  erhöhete  ihr  Anfehen.    ©et  ©laube  an  bte 
^eiligen  unb  bie  Anbetung  berfelben  würbe  aUmdlia  «i  ei: 
nem  Unwefen,  bem  bie  Jtirche  unter  Äarl  bem  ©ro|en  auf 
mehren  ©»noben,  wiewol  vergeblich,  abzuhelfen  fuebte.  X1;. 
mit  aber  wenigftenS  fein  Unwürbiger  jur  6h"  «nej  ^etlis 
gen  gelange,  wa&  btdbet  faum  ju  »ermeiben  war,  ba  fcai 
Siecht,  heilig  ju  fprechen,  »on  jebem  Sifchof  in  feinem  Sprnu 
gel  ausgeübt  werben  fonnte,  fo  würbe  biefe«  Stecht  »on  Aleran: 
ber  Hl.  1170  bem  pdpftl.  Stuhle  auSfchliefjlich  »otbrbaXi 
ten,  nachbem  fchon  3ohann  XV.  993  baö  erfle  IBei^irl  ri» 
net  pdpfll.  ^  e  i  l  i  g  f p  r  e  ch  u  ng  gegeben  hatte,   gür  fyaiu 
erfoberniffe  bei  biefer  $anblung,  bie  bie  Äirche  Äanoni' 
fation  genannt  bat,  weil  bie  neuen  heiligen  in  beraÄanca 
ober  biet&itanei  ber  .^eiligen  in  ber  SWeffe  mitgenannt  reo 
ben,  galten  eine  ausgezeichnete ,  befonber«  monchifche  $rk> 
migfeit,  an  ber  man  noch  ba«  befonbere  unb  in  aujjerortrctj 
liehen  Shaten  ftdh  jeigenbe  Wohlgefallen  ©orte«  HKi^mf^ 
men  fonnte.   Sinb  jeboch  biefe  eigenfehaften  bei  bem  aß 
^eiliger  empfohlenen  frommen  nur  in  einem  niebem  Quct 
»orhanben,  fofann  nur  bie  JBeatification  (©eligforedfusj) 
mit  ihm  »orgenommen  werben,  burch  welche  ihm  ein  felijjtf 
geben  beigelegt  wirb.   £ie  S)eatiftcation  geht  ber  J(anentf<t 
tion  jlet«,  oft  Sahre  lang  »orau«.  Da«  Sehen  unb  bie  2te 
ten  3ebe«,  ber  b<Utg  gefprochen  werben  foll,  werben  einn 
frrengen  Prüfung  unterworfen,  fogdr  ein  eigner  fogerwitntcr 
Advocatus  dmboli  (b.  h-  Vertreter  be«  Teufel«)  beaufttoa!, 
alle«  Mögliche  gegen  bie  äanonifation  »orjubrinaen.  £ü 
»on  ber  Äirche  für  heilig  erfldrten  $erfonen  gehörten  jircr 
gröf tentheil«  ben  2Rönch«orben  unb  ber  ölaffe  ber  Jtircben^ 
ner  an,  boch  gelangten  auch  niebere  unb  höhere  SSeltlru«  i. 
biefer  Ch".    ©o  würben  bie  Äönige  SBlabimir  ber 
(ber  heil,  ©aftliu«)  »on  Siufjlanb,  Änut  »on  J5änra:rf 
SDlaf  »on  Norwegen,  ©tephan  »on  Ungarn  wegen  (r  n 
rung  unb  SJeförberung  be«  ßhriflenthum«  in  ihren 
Äarl  ber  ©roße  unb  Äaifer  Heinrich  IL  wegen  ihrer  Bertirn|fe 
um  bfe  Vergrößerung  ber  Jtirthengewalt  unter  bie  ^rilym 
»erfe^t.  Dagegen  würben  »on  ben  $äpften,  außer  ten 
ben  erfien  Sahrhunberten  al«  «B?drt»ret  befannten,  nur 
unb  ©regor  ber  ©rofje  unb  faft  1000  3ahre  fpdm 
wieber  $iu«  V.  1712  petita  gefprochen,  obgleich  «De  • 
Sitel  Äeiltgfett  führen.  Die  lefcte  ^eiligfprtchung  flejW 
1830  über  Glara  ©ambacorti,  welcbe  1419  geworben  i|: 
ein  Älopet  ber  ©chweftern  be«  h-  Dominicu«  ju  |Wa 
tet  h«t.  —  (Sinjelne  pflegen  befonber«  benjenigen  $rlip 
al«  ihren  ©chufcpatron  ju  »erehren,  beffen  «Warnen  li'  ^' 
ber  SEaufe  ober  bei  ber  Firmung  erhalten,    ©neu  9"-^ 
Ärei«  »on  Verehrern  fydbtn  bagegen  bie  ©chufcbeiligen  ^ 
gdnber  unb  ©tdbte,  benen,  wie  ber  Kofalia  in  fall 
bem  3anuar  in9ceapel,  bem  9?epomuf  in  *rag,  bem  J?i <; 
n»8  in  f5ranfreich,  bem  ©tephan  in  Ungarn,  bem  «wH» 
unb  Anbrea«  in  Kußlanb  an  ibTem  3ahre«tagc  glanj«« 
gefte  »erorbnet  finb.  m 

«Rath  ben  »on  ber  fatbolifchen  Äirche  feit  b«t  •  . 
feffgebaltenen  unb  »on  bem  tribenriner  Gontfl  auf«  JJ 
beftdttgten  ©runbfdften  haben  bie  ^eiligen  fich  in  W»,f 
bifchen  8ehen  ein  Verbienft  erworben,  burch  welche«  l»e  JJ 
allein  »öllig  gerecht,  »oUfommen  unb  wirf  lieh  heilig  wtww 
gefchdfct  werben,  fonbern  auch  ©ott  fo  angenehm  fraCiW 
er  um  ihretwillen,  wenn  fte  (Ich  für  bie  ßbrißen  »enwnu 

birf«i  titAt  nur  ädertet  leiMifbeii  ~ 


Digitized  bvC^gggLc. 


bie  »anbiten  in  Sftolien  no<ö  iefct  gu  Ihtrm  @<bu|hetltgen 
um  ©egen  gu  ihren  Unternehmungen  beten),  fonbern  auch, 
ben  ©Idubigen  bie  überfließenben  IBerbienfte  ber  Heiligen 
iure- ebnet  unb  um  bieferwillen  ©trafen  erldßt.  (SS  ifl  baber, 
lebrt  bie  fatbolifche  .uiiAe,  gut  unb  nüfelich,  fie  bemürt)ig 
anjurufen  unb  gu  ihrer  gurbitte,  ihrem  Söeiflanbe  unb  ihrer 
Hälfe  feine  3ufiucht  gu  nehmen,  hiermit  jtimmt  auch  bie 
aried).  Äircbe  überein,  nur  baß  fie  feit  ihrer  Trennung  ton 
der  r6m.  nod)  ihre  befonbern  ©cbu&beiligen  fjat.  Die  Ke« 
formatoren  lehrten,  baß  man  gwar  bie  Heiligen  im  Anben* 
fen  behalten  unb  fid)  ibrer  Sugenben  banfbar  erinnern,  bas 
durch  feinen  ©lauben  ftdrfen  unb  ein  3eber  in  feinem  S5t* 
rufe  an  ihren  guten  SBerfen  fidb;  ein  SSeifpiel  nehmen  fotte, 
oerwarfen  aber  ibre  Anrufung  alS  gürbitter  alS  fdjrifrmibrig, 
babirfe  nur  ßhrißuS,  bem  alleinigen  wahren  Mittler ,  gebühre. 

tjn'l  Kunst  wirb  bie  Äunft  genannf,  ÄranfbeitSgufldnbe 
l  menschlichen  ober  tbierifeben  JfirperS  gur  ©efunbbcit  gu* 
u:  Zuführen.  £>'e  86fung  biefer  Aufgabe  fommt  bem  Argte 
gu,  ber  in  feinen  föeftrebungen  nur  bann  glücflicb  fein  tpirb, 
wm  er  im  S$efl(j  ber  nötbiaen  .Äenntniß  von  bem  SDten» 
feben  im  gefunben  unb  franfijaften  3uflanbe  unb  »on  ben 
SDlittcln,  legerem  abguhelfen,  fid;  befinbet.  Dagu  bebarf  tS 
aber  eines  langjährigen  ©tubiumS,  einer  glücflichcn  SJeobacb* 
tunaSgabe,  richtigen  UrttjeÜS  unb  in  gällen,  wo  fchnelle 
Hülfe  Kotb  tbut,  ©ntfcbloffenljett  unb  ©egenwart  beS  ©et* 
fteS.  (©.  Argt  unb  SRebicin.) 

£)riü)ur llrn ,  SR  ineralquellen,  ©efunbbrunnen 
»erben  SBafferquellen  genannt,  bie  je  nach,  ber  SJerfchieben» 
ü>rer  »eilanbtbetle ,  ibrer  Stemperatur  unb  ibrer  @e* 
chSweife  eine  grear  »erfchiebene,  aber  in  ber  Kegel  heil» 
fame  Sßirfung  auf  ben  erfranften  menfchlichen  Äirper  auSs 
üben.  3b"  ©ef$i<$te  »erliert  fid)  in  bie  gabelwelt,  benn 
febon  in  febt  frühen  Seiten  fdjeint  man  bergleidjen  beilfpen* 
dende  fiuellen  gefannt  unb  »erehrt  gu  haben,  ©o  befaß 
g.  J8.  ber  JBrunnen  beS  Affulap  gu  g)ergamuS  einen  gro» 
ßen  Stuf,  beegleicben  bie  in  bem  Üempel  ber  Demeter  gu 
$atrd  befindliche  SBunberqueHe,  gu  welcher  gange  Scharen 
»on  Äranfen  wallfahrteten.  Die  alten  Gölten  unb  ©emia* 
nen  (Deutzen)  hatten  ibre  geheiligten  SBafferquellen,  beren 
fie  fieb  nur  gu  gewiffen  3eiten  unb  gum  33aben  von  Ärans 
len  bebienten.  Spdter,  alS  bie  Komer  ibre  -Oenfctjaft  unb 
bitten  über  ben  großem  Shell  beä  bamalS  befannten  (Srb* 
IreifeS  ausbreiteten,  würbe  ber  ©ebraud)  »on  SJdbern  über* 
haupt,  namentlich  aber  ber  von  warmen  «peilquellen,  immer 
allgemeiner,  wogu  im  fKittelalter  bie  SBorliebe  StaxVi  beS 
©roßen  für  bie  beißen  JBdber  t>on  dachen  nicht  wenig  bei» 
getragen  haben  mag.  ©ebon  bie  Kömer  fannten  unb  be* 
nufcten  gum  2hetl  bie  Heilquellen  »on  Zix,  Äcqut,  9>ifa  in 
Italien,  bie  von  dachen,  öaten  öuben,  S3aben  bei  SBien, 
©üffein,  SBiedbaben,  (Sm8,  Äiffingen  u.  f.  w.  in  Deutfcb,* 
lanb,  bie  »on  Äir,  Keriä,  ©arege*  in  granfreich-  6rfi  m 
neuefin  3eit  jeboct)  hat  man  bie  |>eilfrdfte  ber  einzelnen 
Heilquellen  in  hinreichendem  ©rabe  erforfcht,  um  biefelben 
mit  begründeter  Hoffnung  auf  einen  glucflichen  (Erfolg  Äran* 
fen  gum  ©ebrauche  empfehlen  \u  Wnnen.  3n  mannen  ©es 
genben  finben  fid)  folche  ßuelieu  in  groper  Änjahl  unb  gei 
roöhnlich  liegen  mehre  berfelben  nicht  wert  »oneinanber,  ber 
?age  unb  SJichtung  gewiffer  ®ebirg«^üge  folgenb.  3m  2Mj 
gemeinen  fommen  biefelben  weit  feltener  in  flachen.  au5 


©thuttgerille  gufammengefe|ten  oba  auS  angefchwemmtem 
Srbreiche  beftehenben  ^anbftrichen  »or  alä  in  Ur»  unb  gl6&-- 
gebirgen  unb  in  ©ebirgen  »ulfanifchen  UrfprungS.  Die 
Schweig,  ber  Gentralpunft  ber  europ.  ©ebirge,  bad  eigentliche 
»pochlanb  (SuropaS,  ifl  reich  an  frdftigen  ©efunbbrunnen, 
beren  mifchungtaerbdltniffe  im  Allgemeinen  bem  nicht  »ulfa- 
nifchen  ßharafter  ber  ©ebirge  biefeS  ^anbeä  entfprechen. 
StalienS  gahlreiche  SDJineralqueDen  entfprinaen  in  ben  Sbd. 
lern  ober  am  £uße  ber  mannichfaltigen  oulfanifchen  ©ebirgtif 
»ergweigungen,  bie  biefe5  Sanb  in  allen  Richtungen,  aber. 
»orgugSweife  t>on  SRorbweft  nach  ©üboft,  burcbjhetchen.  25ie 
Urgebtrge  Norwegens  unb  @chweben§  bieten  gwar  »iek 
falte  Sßineralwdffer  mit  nur  wenig  feften  «effanbtheilen, 
aber  burchau6  feine  heißen  bar.  ©roßbritannirn  befi&t  eben» 
falls  nur  wenige  beiße  ©efunbbrunnen,  befto  mehr  abn  falte 
(Sifens  unb  «Schwefelquellen,  bie  im  Korben  mit  ben  ba» 
faltreichen  ©ebirgen  ©chottlanbS,  füblicher  mit  ben  rek 
chen  ©teinfohlenlagern  önglanbö  in  einem  offenbaren  SBecfrä 
felmhdltniffe  flehen.  3?ußlanb  ifl  in  feinem  Korben  arm 
an  frdftigen  Heilquellen,  befto  reichet  aber  an  begleichen  in 
feinem  @üben.  granfreich  enthdlt  in  feinem  norbl.  unb  neu 
mentlich  norbweftl.  Sheile  nur  wenige  unb  unbebeutenbe  2Ri» 
neralquellen ,  beflo  mehre  unb  wirffamae  jeboch  in  bem©ü* 
ben.  ©efanntlich  finb  fchon  bie  SJogefen,  ©eoennen  •  unb 
bie  eulfanifchen  ©ebirge  »on  3fu»ergne  mit  frdftigen  falten 
unb  heißen  Heilquellen  reichlich  auögeflattet,  werben  aber 
hierin  noch  beiweitem  burch  bie  Brenden  übertroffen.  3<lbl* 
bodb  allein  ber  granfreieft  gugewenbete  unb  biefem  angeht 
tenbe  Abhang  be*  ebengenannten  ©ebirge«  mehr  benn  30 
»erfchiebene  heiße  Öueden.  35eutfthlanb  l)at  gwar  in  feinem 
Korben,  in  ben  flachen  Uferflaaten  ber  Korbs  unb  jDflfee, 
mit  Aufnahme  einiger  ©ool*  unb  ©algquellen,  feine  einet 
befonbern  Srwdhnung  würbige  SRineralbrunnrn,  ifl  aber  in 
feinem  gebirgigen  mittlem  unb  fübl.  Steile  befto  reichlicher 
bamit  gefegnet.  2BaS  nun  bie  Gntflehung  ber  KfineralqueU 
len  im  Allgemeinen  anlangt,  fo  ift  biefelhe  feit  ben  dlteften 
3eiten  ©egenftanb  ber  »erfchiebenarrig|len  Kachforfchungen 
gewefen.  3uweilen  mit  großer  Ausbauet  fortgefefite  Kach^ 
grabungen  haben  feine  ergebniffe  geliefert.  SWehr  Auffchluß, 
wenngleich  noch  nicht  »6llige  Auffldrung,  haben  in  neue* 
fler  3eit  (Sbemie  unb  ©eognofie  gewdhrt.  3ebe  Heilquelle 
ifl  al<?  ein  ©efammtprobuet  aller  derjenigen  Stoffe  gu  bes 
trachten,  welche  mit  bem  SBaffer,  baS  in  berßueüe  ftCb  ets 
gießt,  auf  irgenb  eine  Süeife  in  S3erbinbung  gefommen  finb. 
25ura)  biefe  ©toffe  unb  bie  mit  ihnen  gugleich  auftretenben, 
burch  jener  3ufammentreffen  aufgeregten  Katurfrdfte  finb  ehe» 
mifche  SSerbinbungen  unb  Ißerdnbemngen  unberechenbarer 
Art  eingegangen  unb  »eranlaßt  worben.  SBie  bei  allem  Ka« 
türlichen  wirfen  aud)  hier  ungdhlbare  Ärdfte  gufammen,  um 
bie  &rfcheinung  fo  hergufteOen,  wie  fie  auftrttt.  Die  SRU 
neralwaffer  gehören  ohne  SBiberrebe  gu  ben  mdchtigften  Heil* 
mittein,  welche  bem  Argte  gu  ©ebote  flehen.  9Ran  bedient 
fich  ibrer  gum  Srinfen  unb  JBaben,  als  Doucbe,  tn©eflalt 
»on  ©aSs  unb  Dampfbdbem,  enblid)  ihreS  ©chlammS  gu 
Umfchldgen,  Einreibungen  unb  gu  ben  fogenannten  Schlamm, 
bdbern.  Die  »erfchiebene  Art  unb  SBctfe,  wie  man  Heil« 
quellen  drgtfich  gu  benu^en  pflegt,  wirb  nad)  ber  rhemifcbeti 
Xenntniß  ihrer  93effanbthei(e  unb  SJcifchungSoethdltniffe,  fo« 
wie  nach  ihten  burch  bie  Erfahrung  bejldtigten  SBirfungen 
anaeordnet.    äBei  bem  innerlichen  (Gebrauche  ber  .fteilaueilfn 


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beftimmen  Iiuuytfarhticb  ihr  ©ehalt,  ba«  2$erf\iimi«5  tcr  flud^ 
tigen  unb  fefien  ©eflanbtbeile  unb  ber  ©rab  ber  Temperatur 
ihre  SßJirfung.  3«  reicht  an  fläd^tigen,  je  ärmer  an  feften  3Be* 
ftanbttjeilen  ein  Mineral  waffer  ift,  um  fo  uhhux  wirb  e«  in* 
nerlict)  »ertragen,  jumal  wenn  e«  gleichzeitig  eine  erb&bte 
Temperatur  bat.  SBa«  bie  S3dber  von  SRineralwaffer  anlangt, 
bie  entweber  mit  Enbern  gemetnft^aftlit^  ober  in  abgefonberten 
Söabccabineten  genommen  werben,  fo  bangt  bie  Xrt  unb  ber 
©rat»  tyrer  SBirffamfcit  jundcbft  ebenfall«  von  ber  SJefdjaf: 
fenfyeit  ihrer  äRifcbung  unb  ibrer  fy6bern  ober  nicbern  Zm* 
peratur,  aber  au*  von  ber  Sauer  ihrer  Ginwirfung  ab. 
SJei  ber  tfnwenbung  ber  Heilquellen  in  gorm  ber  ®oud>e 
fommt  jwar  bie  Temperatur  unb  35efd)affenbeit  be«  SBaffer« 
auch  in  JBetracbt,  fafi  nod)  inebr  aber  bie  mccbanifcbe  ©es 
walt  feiner  ßknvirfung,  bie  3tdrfe  unb  ber  25urd)meffer 
be«  SBafferftrabl«.  &ie  ©ewalt  wirb  ber  2)oudbe  entweber 
burcb  einen  beben  gaü"  ober  burd)  einen  mec&anifcben  25rucf 
mittelfi  einer  eigen«  Ijterju  eingerichteten  £oi:chcma<'chmc  \>er= 
fcbajft.  2)ie  in  ©eflalt  von  ©a«s  unb  Darnpfbdbern  ges 
brauet) ten  Heilquellen  äußern  eine  ungemein  fluchtige,  aber 
einbringenbe  unb  frd(tige  äßtrffamfeit.  Saffelbe  gilt  pon 
ten  9Rmcralfd)lammbabern,  nur  mit  bem  Unterfcbtebe,  bafl 
bei  biefen  bie  SBirfung  Idnger  anhält.  Sie  SBirffamfett  ber 
2Rim\a(wdjfer  ift:  übrigen«  ein  ©runb,  fta)  berfelben  niebt 
obne  ärjtlidje  ©craujunq,  befonber«  wenn  man  einen  leiben* 
ben  Äorper  bat,  ju  bebienen.  Sie  fonnen,  ju  unreebter 
Seit  angewenbet,  wie  jebe«  Heilmittel,  ebenfo  febr  fd>aben 
al«  nüfcen.  (Sine  bejbnbere  Siorftcbt  erbeifefct  wdbreub  be« 
©ebraud)«  einer  Heilquelle  bie  Siebenöroeife,  befonber«  in 
SJejug  auf  SRabrungömittel,  unb  man  fjot  ftd)  in  biefer  S3es 
jiebung  natb  beu  SUorfcbrifun  be«  Xrjte«,  roelebem  bie  fpc; 
cieüe  fcufficbt  über  bie  ju  benu(jenbe  Heilquelle  anvertraut 
iü,  ju  richten,  triuev  tfnfüprung  unb  Sjefd>reibung  einjelner 
Heilquellen  fönnen  wir  un«  überbeben,  inbem  bie  wichtig 
gern  berfelben  in  eignen  tfrtifeln  bebanbclt  finb.  (23ergl. 
»aber  unb  .Quellen.) 

äfjfilsortmung  (bie)  ift  bie  unter  ©otte«  ffleiftanbe  f)tt* 
beigefübrte  ftufenmeife  Servollfommniing  be«  ebrifilicben  it* 
ben«.  Süie  nämlich  ba«  dunere  ©lücf  be«  2Rcnfcben,  fo  ift 
aueb  feine  geifiige  SL'oblfabrt  al«  ein  ©efd)enf  ber  geblieben 
©nabe  anjufeben;  benn  bie  ihm  angeborene  Jtraft  jum 
©uten  wirb  unter  ber  befonbern  gürforge  ©otte«  gepflegt 
unb  entwicfelt,  unb  tbr  glutfltcbeS  ©ebeiben  bängt  auslief* 
lieb  »on  ber  Erfüllung  Oer  üöebingung  ab,  bie  ©ott  bei  ber 
erjiebung  be«  3Renfd>en  jur  ©iücffeligfeit  verorbnet  tyat. 
3uerft  ndmlieb  wirb  ber  Gbrift  »on  bem  b.  ©eifte  jur  ©lücf; 
feligfeit  berufen,  wa«  geflieht,  wenn  er  nacb  ber  richtigen 
©nfiebt  in  bie  ©runbwabrbeiten  be«  <5briftentbum«,  wie  St 
ihm  burcb  ba«  dlterliebe  Hau«,  ©cbule  unb  Äircbe,  ©ebrift 
unb  äBeifpiel  ju  Xt>tH  geworben  ift,  ftdr>  geneigt  fublt,  bie» 
felben  jur  Sticbtfcbnur  feine«  8ebenä  ju  machen,  ©elangt 
er  bierauf  bei  einer  forgfdltigen  ^rüfuna  feiner  felbfl  jur 
(frfenntniß  feiner  ©ünben  unb  burcb  biefe  ju  ber  Überjeu* 
gung  non  ber  SRotbwenbigteit  ber  S3uge  unb  beä  ©tauben« 
an  GbrijtuS,  al«  ben  SJcrmittler  ber  funben»ergebenben 
©nabc  ©otteä,  fo  ift  er  »on  bem  b.  ©eifte  erleucbtet,  ba 
ti  ibm  iefct  an  niebtä  feblt,  wa«  ifon  ju  einem  gottgefdlli^ 
a«n  «eben  gefebieft  macben  fann.  Hat  ©tb«n»  unb  Sieue 
über  feine  (Sünbe  ibn  oor  ©ott  tief  gebeugt,  aber  aueb.  bie 


feetje  3uberftcbt  auf  feine  ©nabe  ibn  wieber  freubig  erhoben, 
fo  tritt  er  in  ben  3uftanb  ber  {Rechtfertigung,  in  weisen 
er  por  ©ott  niebt  mebt  jtrafwürbig  erfebeint,  fonbern  in  m 
ten  SBerfen  bie  grüditc  feiner  gottgefdOigen  ©eftnnung  )qt 
unb  auftatt  ber  gurebt  oor  ben  ©trafen  ber  <5unbe  bei 
^rieben  @ot(e«  in  feinem  Herjen  tragt.  3e  tiefer  von  nun 
an  in  bem  ©emütbe  ber  ibfcbeu  gegen  bie  ©ünbt  Up 
wurjelt  ift,  nm  fo  eifriger  ift  eö  ber  (SrfuQung  ber 
ten  jugewanbt,  bis  julefet  jebe  b6fe  Steigung,  jeber  mn- 
laubte  ©ebanfer  au«  bemfelben  verfdjwinbet.  H'"1"'*  *m'^ 
ber  (ibviii  bie  ivcMte  unb  le|te  ©tufe  be«  cbriftlicben  &itu- 
ben«,  bie  ber  H«'l«8"n8  (f-He«'i8)/  ÖUf  welcbet  er |16 
im  ajcjuj  eine«  reinen  unb  von  bem  Gienb  ber  ©unbe  unge: 
trübten  ^eben«  befi'nbet.  Q'm  SiüdfaU  von  ibr  jur  ©inte, 
wa«  man  felbft  für  unmöglich  gebalten  bot,  bringt  ireni^ 
fien«  bie  ©ittlid;feit  Seffen,  bei  bem  er  ftattfmbet,  in  ti; 
gr6pte  ©efab.r,  ba  ber  Unglüdliche  bduftger  verjroeiftlt,  & 
auf«  9t«ue  vor  bem  Stichterftuble  ©otte«  ftd;  bemüßigt 

J^ftmnt  nennt  man  ba«  8anb,  wo  man  geboren  Qk 
3cber  SJtenfd;  fühlt  in  feiner  »ruft  ein  mächtiges  @efüb:. 
welcbe«  ibn  ju  bem  ganbe  binjiebt,  in  welchem  er  fall 
Äinbbeit  unb  Sugenbjeit  verlebte.  Siefe«  ©cfübj  ift  bei  ti: 
jelnen  ^Dfcnfcben  unb  unter  eimeinen  SSilfem,  namentlich  §s- 
birgSbewohnern,  juweilen  fo  ffarf,  baß  au«  ber  unbcfrttvSj 
ten  ©ebnfuebt  nacb  bem  feuern  n«1"018101«1  ein  fwitf 
bafter  3uftanb  entjiebt,  ben  man  Heimweh,  nennt  £if'< 
Siebe  jur  Heimat,  welcbe  ftcb  aueb  bei  ben  robefien  SBoif«? 
ffnbet,  wirb  bei  bem  gebilbeten  unb  munbigen  ©taattbüiac 
jur  Se3ater!anb«licbc,  welche  ftcfo  niebt  blo«  auf  ein  bunf.is 
©efütjl  ftüfet,  fonbern  auf  eine  beftimmte  überjeugung  Mi 
ber  £üd>tigfeit  vaterldnbifcber  (Sinricbtungen  unb  von  ta 
2Köglid>feit,  mittel«  berfelben  feine  äweefe  al«  vernünftig 
SKehfcb  unb  al«  @taat«bürger  erreieben  ju  fonnen.  P 
reebtlicber  unb  fiaatäwirtbfcbaftlicber  iBeiie^ung  wirb  j« 
«Begriff  ber  Heimat  befonber«  babureb  widjtig,  weilaultw; 
für  bie  2tngcb6rigen  berfelben  gewiffe  Stecbte  unb  BetbinC- 
liebfeiten  erwaebfen.  Die  überb.anbne^menbe  Ärmutb 
ba«  CerfaSen  maneber  in  frühem  Seiten  beftanbenerwe^ 
tbdtiger  Snjtitute  mad)t  eine  9torm  unb  einen  Söegriff  Irin- 
genb  notljwenbig,  au«  weldjem  ftd>  bie  83erpflichrung,  neb- 
rung«(ofe  unb  arme  ©taat«angelp6rige  ju  ernähren,  berltto 
ld§t.  9tdcbft  ber  gamilie  febemt  nun  t>ierju  bie  fytim 
SCerarmten  bie  meijte  Xkrbinblicpfeit  ju  hoben,  unb  tM 
ajerbtnblicbfeit  ift  be«h.alb  auch  in  ben  meiften  gdnbern 
feblid)  au«gefprocben  unb  bie  ©emeinbc,  weld>er  ber  #aip 
bebürftige  burcb  ©eburt  ober  au«brücftKbe  2(ufna^me  angebt- 
al«  berjenige  23erbanb,  welcber  für  feine  Ernährung  nittia«"- 
faß«  ju  forgen  h^at,  bezeichnet  worben.  Sen  Snbe^ntf  c« 
»Rechte  unb  SJerbinblicbfeiten,  welcbe  für  eine  Nerton 
ber  Hfimat8an9ebörigfeit  erwaebfen,  nennt  man  ba«  &y 
matercebt.  SBermöge  beffelben  t>at  ber  H^atfangebcn^ 
nicht  blo«  ba«  fRecbt,  im  5ßerarmung«faUe  Unter|tü&u^  v. 
ber  ©emeinbe  ju  verlangen,  fonbern  aueb  ba«  fRecbt,  ^ 
berfelben  ftcb  aufjubaltcn,  ©runbbeftö  ju  erwerben  unb  ö< 
werbe  ju  betreiben;  wogegen  ihm  aber  aua)  bie  BerpfW' 
tung  obliegt,  iix  ben  Saften  bet  ©emeinbe  beitragen.  £ß 
au«  ber  ertbeilung  be«  H«mat«recbtfi  für  bie  ©emeinbe  <^ 
waebfenben  SJerbinblicbfciten  wegen  pflegt  man  nut  ber  lu- 
mbale in  ben  ©emeinbeverbanb  febr  oorfttt>tig  ju  «ettt  f 


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361   Heinrich  IV.  (deutsch.  Kaiser) 


;;>ci,  aud)  flnb  in  ben  meiften  ®ttotm  In  neuern  3«ttn 
eigne  4?eimatlgefefje  erfebienen,  rockte  bie Bebingungen 
ber  Xufnabme  unb  bie  aul  ibr  erwacbfe.-ben  Sfeebte  näher 
fe|r|ieu*en.  HQein  alle  ©efetje  ber  Zxt  werben  fletl  gm« 
ftben'ben  beiben  £li»&en  febwanfen:  entweber  bie  greigü» 
gigfett  unb  Grwerbltbätigfeit  gum  97ad)tbcil  bei  ©angen  unb 
m  Gingclnen  gu  fejjr  gu  befd)ränfen  ober  bie  Berarmenben 
fpättr  on  JDrte  ju  verweifen,  gif  benen  fte  nic^t  ibr  eigne« 
Sntcreffe  jiebt  unb  in  benen  fte  febr  ungern  gefeben  wer» 
tat  2)a§  befle  SRittel,  biefen  übelfiänben  abhelfen,  bürfte 
tielleicbt  fein,  wenn  ber  ©fear  bie  Soften  ber  Ärmenpflege 
über  fiel}  nannte  unb  nad)  ber  Ginwolmergabl  jebel  Drtl  bie 
tiiMbwenbigen  ^Beitrage  felbfi  erhöbe. 

tcimfa(l6wl]t  beißt  eigentlid;  bai  9?ed;t,  bemgemaß 
tot,  weltbel  von  einer  $erfon  an  eine  anbere  unter 
a  reinen  Bebingungen  verließen  worben,  nad;  beut  Brläfcben 
jener  Bebingungen  an  ben  Berleiber  gurüdf ällt.  ©o  g.  B. 
•-ut  ein  8ebrt  an  ben  Siebnsl;mn  beim,  wenn  ^»>Ot ülHItt 
JÖeliebenen  aulgeflorben  ijl.  Uneigentlidj  nennt  man 
peimfalllre  rh  t  aber  aud;  bal  ehemals  geltenbe  JRetfet 
C*§  lanbelberrlidjen  gileul,  fid;  bie  Berlaffenfcbaft,  weidje 
tin  im  8anbe  verdorbener  grember  mit  ftd;  führte,  angueig» 
m,  felbfi  mit  2lulf<bluß  aller  etwaigen  vertragsmäßigen,  ge* 
f  blieben  ober  teftamentarifeben  Crben.  Diefel  au*  Gigennufj 
nD  engherzigen  Xnftd;ten  über  bal  SSerbottrtif  ber  Ginbeimi» 
[dien  gu  ben  gremben  enrfianbene  9ietbt  bejtanb  in  frühem 
^e;tm  m  allen  curoo.  Staaten.  3J?it  bem  gortfetreiten  bet 
üivilifation  unb  ber  Berbreitung  geläuterter  unb  buma* 
neret  Begriffe  über  bie  Siechte  ber  gremben  mußte  inbeß 
aud}  bieftl  SteiM  gufammenfallen.  Der  eingige  ©eftcbtls 
»unft,  aul  welcbem  für)  bie  Ausübung  biefel  «Hccfots  aud> 
heutiges  SEagel  nod;  bei  un5  rechtfertigen  läßt,  ift  ber 
ber  -Siebfrüergclrung ,  in  welkem  $atle  el  gegen  ben  Un> 
urtban  tmti  folgen  ©taatl  geübt  wirb,  ber  el  nod>  nidbt 
abjjctcbafft  bat. 

ijemc  ($einr.),  ein  gewaneter  unb  viclgelefener  beutfdjer 
öcinftjieller,  würbe  von  jübifdjen  Altern  1797  ju  Düffel» 
bflf  geboren  unb  trat  fpäter  burd;  bie  Saufe  gum  ßbrifien» 
tbum  über.  Gr  wibmete  ftd;  auf  ben  Umverfltäten  Bonn, 
JSerlin  unb  Söllingen  bem  ©tubium  ber  9icd;t3wiffenfd;af» 
ten,  erwarb  bie  junjlifdje  Dottorwürbe  unb  trat  guerft  1822 
cffcntlicb  all  Didier  auf.  ©ein  JRuf  würbe  bebeutenber, 
aB  et  1826—31  feine  „SSeifcbilber"  berau§gab.  3n  ben 
timmernbfien  garben  föielt  in  biefen  ber  gewanbte  ©eifl 
be3  2)i(fetert.  ©ie  fanben  mit  ber  ungebunbenen  9Jiannid> 
faltipfeit  unb  feine  jCert>äftni|Je  adjtenben  9Jücffid;tSIofigfeit, 
bie  ra.tbnen  ^errfeben,  mit  i^rer  pifanten,  furjen,  feblngen» 
ben,  in  Ubenbigen  SBorflcHungcn  fid)  regenben  ©»rad;e,  viele 
Befer  unb  SBewunberer.  begab  pcb  1830  nad;  95ari6  unb 
bie  polittfdje  Aufregung  feiner  3eit  benu|jeub,  fcfcrieb  er  SBü^ 
d?er,  i«  benen  er  ©taat,  Sieligion,  SMfjenfdjcft,  Eiteratur  unt 
-ittlidjfcit  ohne  tiefere  Jtenntniffe  ebenfo  intereffant  leidjtftns 
nig  nnibanbelte,  wie  in  feinen  Ivrifcbcn  ©«bieten  fein  eignes 
£erj^  ^er  Seifall,  ben^>.  fanb,  envedte  ibra  iRacbabmer, 
unb  tiefe  trafen  balb  al§  eine  ei^nc  ©d>ute  aB  „jungcS  2>eutfd>> 
i  anbaut  Ben  ibnenbatte  fetner  Sb.'i  ©cwanbtbeit  unb  Ha» 
lent,  ünb'tcaä  man  von  biefeux  tu  leiner  bte  fieiefetfertigfett  an 
-ven  SBeife  gern  btnna^m,  erregte  im  "Publü 


tum  ben  lauteften  Unwillen,  tili  e5  von  ben  3üngern  un> 
gefdjicft  unb  fcbwerfitlig,  im  ©ewanbe  ernjler  Senbenjen 
vorgetragen  würbe.  2?urd)  politetlid)e  Sftagregeln  würbe 
ba$  junge  ©eutfcblanb  vernidjtet,  wel(6e3  niajt  mJglid)  ge» 
wefen  wäre,  wenn  biefc  9?id)tung  in  ber  Literatur  mebr 
gewefen  wäre  aB  eine  willfürlid;e  ©veculation  auf  bie  ©unfl 
bei  publicum«,  bei  bem  man  eine  ernfie  ©ittlidpfeit  nidjt 
voraulfetjte. 

^tinricl)  l,  genannt  ber  SBogler  ober  ber  ginfler, 
Jtitaig  von  £)eutfd;lanb  919—36,  ber  erfte  aul  bem  fäd)f. 
9iegentenbaufe,  geb.  876,  war  ein  ©olm  bei  fäd)f.  Sfrva 
jogl  Otto  bei  Grlaudjten.  <Rad;bem  er  na(f)  bem  Hobe  fei* 
nel  Baterl  £erjog  von  ©adjfen  unb  Sbüringen  geworben 
war,  gerietb  er  in  ge&be  mit  bem  beutfd;en  Äöntge  Äon» 
rab  I.,  welcher  ibm  fein  Grbtbeil  febmälern  wollte.  Jtonrab 
lernte  bei  4j>erjogl  ÜSad;t  unb  ©eifielgröfje  fo,  obfdjon  ju 
feinem  eignen  9cacbtbeil,  fennen,  baß  er  bei  feinem  Sobe 
feinen  SBurbigern  gu  feinem  9kd>folger  ju  emvfeblen  wußte. 
XB  Äänig  trat  $>.  fräfrig  auf,  beruhigte  2>eutfd;lanb  im 
Snnern  unb  nad^  außen,  verbe^erte  bal  beutfd^e  ^rteglwe« 
fen,  befonberl  bie  9?eiterei,  vervollfommnete  bie  Befefttgun« 
gen  ber  ©täbte  unb  legte  eine  SRenge  neuer  fefler  ©täbte 
an.  Bon  ben  freien  Sanbbewobnern  unb  SbeOcuten  mußte 
ber  neunte  2Rann  nad;  ben  ©täbten  gießen,  w.e(d)e  gewiffe 
Borrecbte  erbielten,  unb  fo  würbe  ber  ©runb  gu  bem  83ür» 
gerjtanbe  gelegt,  bem  iDeutfcblanb  feine  fernere  jöilbung  gu 
verbanfen  fyat.  (Sr  erweiterte  bie  ©rengen  JDeutfd;lanb5  unb 
bemütbtgte  beffen  geinbe,  namentlid;  bie  Tormänner  unb 
©adjfen.  3m  ©egriff,  nad;  9?cm  gu  gießen  unb  ftd;  gum 
Jtaifer  fr6nen  gu  laffen,  ftarb  er  936  gu  Hemleben  unb 
warb  im  ©üfte  gu  iiueblinbura,  weld;el  er  felbfi  errtd;tet 
batte,  begraben.  (Bergt.  &eutfd;(anb.) 

^rtnrictj  IV.,  r6m.-beutfd;er  Äaifer  von  10.56—1106, 
war  ein  ©obn  Äaifer  J£>einrtd;  III.  (reg.  1039—66)  unb 
würbe  fd;on  brei  3<»l>re  vor  bem  JEobe  feinel  Baterl  gum 
SJacbfolger  auf  bem  iCaiferrbtone  erwählt.  Gr  war  1050  ge» 
boren  unb  mithin  beim  SSobe  feinel  Baterl  faum  fed)l  3<>^re 
alt  25er  (?rgbtfd;of  von  Jt6m,  «nno  (f.  b.),  entfübrte 
ben  anfangl  unter  ber  Bormunbfdjaft  feiner  ÜRurler  2lgnel 
ftebenben  jungen  gürfren  bei  ©elegenbeit  einer  Üuftfabrt 
auf  bem  Slbein  unb  leitete  all  Grjteber  btffelben  aud?  bie 
beutfeben  ©taatlangelegtnbeiten.  9Rit  if)m  tbeilte  3Bad)t  unb 
Einfluß  Xbalberf,  drjbtfd;of  von  Bremen  unb  fwmburg,  unb 
bie  Berfdu'ebenbeit  ber  (Sbaraftere  biefer  beiben  §Ränner  mußte 
auf  jp.  von  bem  na<btb«ligften  ©nfiufTe  fein.  SBäbanb 
ber  Brenge  unb  ernfie  Änno  ben  Knaben  fafl  flöflerltd;  er» 
gog,  war  ber  verfdjlagene  Ebalbert,  um  ftd;  bei  ibm  bleu 
benb  in  ©un|J  gu  fetjen,  gegen  ihn  mebr  all  billig  nadtftd)» 
tig.  Statbbcm  £.  auf  bem  JReicbltage  gu  ©ollar  felb|l 
bte  Regierung  angetreten  batte,  war  Äbolbert  bil  an  feinen 
Heb  1072  unumfd;ränfter  ^)err,  unb  nur  auf  furge  3eit 
gelang  c5  ben  beutfeben  Sür|len,  benfelben  burd;  gewalt» 
jame  Entfernung  um  feinen  Ginfluß  gu  bringen.  Gl  ifi 
unter  £>eutfd;lanb  (f.  b.)  unb  ©regor  VII.  (f.  b.)  er» 
gätjlt  worben,  wie  &.  mit  feinen  eignen  Untertbanen  unb 
mit  bem  in  ©treit  gerietb-    Der  9>avft  fanb  gutrfl 

burd;  a^.  felbfi  ©elegenbeit,  ftd;  in  bie  beutfdjen  Angelegen» 
beiten  gu  mifd;en.  .  Die  aufrübrif<ben  ©atbfen  $Mm  itim» 

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I 


Heinrich  VI.  (deutscher  Kais.)  3< 

lieb,  ben  Jtaifcc  mit  ©malt  ber  SZBaffett  ju  einem  öergleid) 
genötigt,  bem  gemäß  bie  jur  S3e  wadjung  beö  SanbeS  vom 
Jtaifer  erlisteten  Scpl&ffer,  unter  i&nen  aucb  bie  Aarjbura, 
äerftört  werben  füllten.  Sei  ber  lefetern  füllten  jeboep  gereifte 
ju  ihr  gehörige  Gebaute  unb  bie  Äirdje  »erfdwnt  werben. 
2>ie  Sacpfen  jerftirten  jeboeb  aud)  biefe  unb  .£>.  bcfd;reerte 
fieb  über  fic  beim  ^apffe  als  über  Jlircbcnfcbänber.  ßugteid; 
ober  fam  obgleich  [td>  bie  «Saufen  ju  ©enugtbuung  er» 
boten,  mit  einem  mächtigen  ipeere,  fdplug  fie  unb  bebanbelte 
fie  auf  baö  bärteffe.  Die  Sadjfen  wenbeten  fid?  nun  aud) 
flagenb  gegen  ben  Äaifer  an  ben  $apft.  60  fam  e$,  baß 
©regor  VII.  ben  Jtaifer  1076  vor  feinen  3iid?terfiubl  fo> 
berte  unb  ihn,  ali  er  jidj  roeber  um  biefe  nod?  um  anbere 
päpfilidje  goberungen  flimmerte,  in  ben  ©ann  tbat.  9?acb 
ber  Demütigung  ju  (Sanofja  befugte  jroar  ben  ©egen» 
T6nig  JRubolf  von  Schwaben.,  hielt  fid?  fiegreid?  gegen  bie 
neuen  ©egner  ^ermann  von  guremburg  unb  SRarfgraf  <Sg« 
bett  von  atyüringen,  belagerte  fogar  ©regor  VII.  :n  fl?om, 
nad;bcin  er  btffcn  Xbfefeung  burcpgcfcljt,  unb  lief  fid)  bureb, 
ben  von  ihm  juin  9)apji  erhobenen  Siemens  III  $u  {Rom 
fronen,  erlebte  aber  nodb  tiefen  Äummer,  ali  fein  eigner 
Sobtt  Jtonrab,  unb  nad)bem  biefer  entwaffnet,  auch  fein 
jreetter  Sotjn  £einrid?  fid)  gegen  ibn  empörte.  Der  Severe 
war  auf  eignen  SBetrieb  1097  ju  feinem  ScacbfoU 
gcr  ernannt  worben.  (St  trat  an  bie  Spifce  ber  jablrei» 
d?en  Unjufri  ebenen,  bemächtigte  fid?  1105  feine«  Bateri 
unb  nitpigte  ibn,  ju  Sngeltjeim  bte  fRegierung  niebenu* 
legen.  Vergebend  t>erfud;te  £>.  nochmals  bie  Wacht  an  lieb 
ju  reißen,  er  frarb  arm,  »erlaffen  unb  noch  im  SSanne 
1106  ju  iiitüd)  unb  erft  fünf  Sab»  fpäter  burfte  fein 
&ei$nam,  mit  Bewilligung  bei  *Papfje$,  ju  Speiet  feier» 
lieb  begraben  werben. 

jjrtnrict)  VI.,  r6m.»beutfcr)erÄaifer  pon  1190—97,  ber 
ülfefte  Sobn  griebrieb  I.,  ift  infonberbeit  burdt)  feine  Xue* 
f6bnung  mit  |>einricb  bem  ßöwen  (f. b.)  unb  burd?  bie 
(Erwerbung  ber  .fterrfebaft  Pon  Neapel  unb  Siciüen,  welche 
QU)  ©rbtbeil  feiner  ©emablin  CSonftantia  zufielen,  wichtig. 
(Jr  war  eS  auch,,  ber  ben  ritterlichen  Jtinig  »on  Snglanb, 
JHicbarb  göwenfjerj  (f  b.),  gefangen  hielt,  ©eine  Jpcm 
febaft  in  Sicilien  befefhgte  er  bureb  blutige  ©rattfamfeiten. 
fi.  ftarb  pl6feucb  in  feinem  33.  Sabre  1197  in  Sicilien. 
$a$  feinem  £obe  brachen  burd)  bie  SBabl  jweier  ©egen* 
finige  neue  3wifligfeiten  jwifeben  SBelfen  unb  £obtnftaufen 
aud,  welche  erft  nach  griebrieb  II.  (Erhebung  auf  ben  Äai» 
fertbron  beenbet  würben.  (»ergt.  25 eu t f d> ianb.) 

Ijeinrid)  IV.,  Jtonig  pon  granfreieb,  (1589—1610),  ber 
erfre  aud  bem  $aufe  fi3ourbon,  folgte  ^einrieb  III.,  bem 
leiten  auS  bem  $aufe  Sialoid,  naebbem  biefer  1589  ermor> 
bei  worben  war.  war  ein  Swfen  Xnton'd  PonS3ourbon, 
$er)og9  pon  iOenbome,  unb  würbe  1553  ju$au  iniBearn 
int  Departement  9?ieberpprendtn  geboren.  Seine  9Rutter, 
eint  Jtodptcr  be$  itonigi  Pon  UJauarra,  erflärt«  fiep  mit  if)» 
rem  ©ohne  für  bie  "Partei  ber  Hugenotten  unb  nabm  am 
Jtampfe  berfefben  gegen  bie  tatboltfcpe  Partei  tätigen  21ntbcil. 
Der  iunge  9nnj  genoß  eine  ausgejeichnete  ^rjitbung  unb 
befeftigte  feinen  eblen  ß^arafter  in  ben  mannigfachen  Drang> 
faltn  bei  fBurgerfriegft ,  in  weldiem  er  15S8  pon  feiner  9Rut> 
ter  jum  Xnfubrer  ber  Hugenotten  gemacht  worben  war.  Da 
faßte  bie  fcbänblidpe  Katharina  pon  ÜJJebici  mit  ib.ren  Kn^dn> 


£  Heinrich IV. (Koni ff v.Frankr.) 

gern  ben  ^(an,  nach  griebenäoorfpiegelungen  alle  ^rottfiint» 
buvcb  972orb  ju  perniebten,  weteper  in  ber  JßartholDmäu  -r-ait 
(f.  JB  l  u  t  b  0  cp  j  e  i  t)  »om  L»4.— 25. 3(ug.  1572  jur  Xuffübrunfl 
fam.        war  mit  Sttargarttba  pon  äialoiJ  am  18.  lt.; 
permäblt  worben,  naebbem  furj  oorbtr  feine  5Kutter,  tivu 
fcbeinlid)  pergiftet,  geftorben  war  unb  er  ben  Xitel  eiue3JU> 
ntgd  von  92aoarra  angenommen  t)atte.  Um  in  ber  tontfa 
lomauönacbt  fein  £eben  jiu  retten,  mußte  er  jur  fattjeLifd.cn 
Airche  übertreten.    'JJacbbem  Äatb^arina  »ergeben«  »erfuttt. 
bte  ebe  mit  Margaretha  ju  trennen,  wußte  fie  A.  ju  mjm 
cberlei  uufittlicbeii  Vergnügungen  511  verleiten.    Aber  ei  ge- 
lang ihr  niebt,  ibn  ju  oerberben,  er  entflob.  1576  »om ^eft, 
ftettte  fieb  wieber  an  bte  *3pifee  ber  Hugenotten  unb  befanrte 
fieb  ju  ibren  SReligion^runbfäeen.  iRadjbem  aber  auf  JUftft 
rina'ö  betrieb  1576  mtt  ben  Hugenotten  ein  griebe  |ffdürf» 
fen  worben  war,  bemgemaß  fie  freie  Übung  ihrer  Jüeligwnfgei 
bräuebe  b«ben  follten,  bilbete  fid)  1587  unter  £erw8$e» 
rieb  »on  ©uife  (f.  b.)  bie  befannte  gigue,  beren  ^eo  Ä 
1587  bei  Goutra*  fdjlug,  unb  naebbem  Jtonig  $euui$UL 
felbft  mit  ber  flaue  in  Jtampf  geratben  unb  fogar  btl 
5tbron§  für  oerluftig  erflart  worben  war ,  flanb  ibm  J>  j»> 
gen  bie  gemeinfamen  geinbe  bei.   UM  ber  ermorbete  limi 
ftarb,  erflarte  er  felbft  ip.  al«  feinen  reebtmaßigen  «Hact/ci 
ger.  2lber  man  wollte  ben  proteftantifeben  gurfien  riebt  a- 
erfennen.   Spanien  ftanb  mit  einem  mächtigen  iptere  ca 
Sigtie  bei  unb  obgleich  Sieger  in  mehren  e<blad>ttn  ygm 
feine  geinbe,  fab  fieb  Jp.  boeb  gen6tbigt,  naebbem  er  in  ta 
fatbolifeben  Religion  ft*  f>atte  unterriepten  laffen,  ju  tiefet 
6ffentlicb  1593  in  ber  Jtircbe  ju  <5t.  =  Deni6  übernimm 
er  würbe  1594  ju  GbartreS  jum  Jtinige  »on  Jtanfm^ 
gefalbt,  ^tclt  feinen  öinjug  in  ^>ariä,  beruhigte  bie  Carmen 
unb  eawang  enblicb,  1598  oon  Spanien  einen  »cnt;eiir-.^ 
ten  grteben.   3n  btmfelben  Sabre  fieberte  er  ben  ^<r.ot; 
ten  bureb  baS  ©biet  oon  «Ranteä  SReligionSfreibeit  upj  w 
cberhtit  ju.  Unablaffig  war  er  nun  bemübt,  baS  ■> 
ben  ffioblftanb  feiner  Untertanen  ju  forbern,  in  wm 
JBcmübungen  ihn  fein  SRinifter  Sullp  unterflüftte.  S^tner 
weifen  Sparfamfeit  gelang  tb,  330  3RiU.  8i»re$  ©«* 
fcbulben  ju  tilgen  unb  nod)  40  «WiU.  im  Staa»fc}fltg 
fammeln.  Seine  woblwoüenbe  ©efinnung  erfhreefte  fty  «J 
über  granfreieb  binauö.    Die  .Riagen  ber  $rotc|tantcn  u:ei 
bie IBebrücfungen  jDfheicb.5  unb  Spaniens  mochten  ein  $u>- 
grunb  fein,  baß  er  ben  großartigen  $lan      einer  c^11'^ 
nen  europ.  ffiepublif  faßte,  an  welcber  15  an  ÜJfflC?t  m 
Änfcben  gteidbe  Staaten  Jlbeil  nebmen  foUten.    (Sin  ra\f 
griebe  follte  ba«  fcb6ne  äitl  biefer  Vereinigung  fem 
»egriff,  an  bie  XuSfübrung  biefe?  ^)lanS  ju  geben,  wurt<  $ 
am  14.  Mai  1610  in  feinem  JBagen  pon  bem  bcri; 
Sfaoaillac  ermorbet.    granfreieb  perlor  feinen  bellen  W% 
befftn  Tlnbenfen  noeb  jefetgefegnet  wirb,  ©ern  überfal?  r 
baß  ber  große  9Rann  einer  aQju  großen  Sebm&tbc 
ftböne  grauen  fidj  fcbulbig  maebte:  er  mußte  feint  t^J : 
eben  geibenfebaften  bureb  barte  (Erfahrungen  in  feinem  8«j 
lienleben  büßen.    «Racbbem  er  mit  pdpjtL  3ußimmuU| \M 
feiner  erflen  ©tmablin  fi*  getrennt  battc,  gewann  eiwn 
feine  »weite  ©emablin  ÜRaria  »on  9J?ebici  jwar  einen  S««1 
erben,  aber  aud)  eine  febwere  Saft,  benn  biefelbe  oewmB 
ibm  burd>  mancherlei  Untugenben  ba5  geben. 
ip.  nudb  noeb  erleben,  baß  meb»  feiner  Älteffen 
fogar  eine  feiner  ©eliebten,  ibn  ju  fiür^en  bemübt  ««• 


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Heinrich  YTn.ffc<jn,\.Kn*!.)  34 

$H  ''einer  ^»enriabe  bat  SBoltatre  ba8  Änbenfen  bt8  burd; 
£>er}cn$güte,  SEapferfeit,  ßbelmutb  unb  Jtlugbcit  auäge« 
...'.anuten  gürften  verewigt. 

tirinricl)  VIIL,  ,Ä6nig  von  (Snglanb  1509—  47,  wat 
da  leibenfcbaftlidjer,  babei  (henger,  eifriger,  oft  fogar  grau» 
ergürft,  ber  ficb  bunt  'Jfuftjcbimg  ber  fatbolifdun  Airdje 
gnglanb  befonberä  »viditig  gemacbt  bot.    (fr  war  1492 
reu  unb  fanb,  ald  er  feinem  SJater  ^einrieb  VIL  folgte, 
Speer  unb  bie  gmanjen  im  bellen  3uflanbe.  2tlS  2utb« 
I  £)eutfcblanb  aufgetreten  nur ,  febrieb  J>.  1521  gegen  bie 
Üebre  eine  SBertbtibigung  be§  2fblafjee5  unb  ber  fteben 
Sacramente,  wofür  ibm  ber  $Pap(l  ben  Site!  eines  S3e» 
fiüjert  bee>  ©laubend  erteilte,  Cutter  ibn  aber  berb  ab< 
fertigte.    2(18  nadjb«  ber  $apft  gegen  $.'8  Sdjeibung  von 
feiner  erflen  ©emablin  roar,  fagte  lieb  biefer,  ber  fdion  mit 
feiner  jweiren  ©emablin  bcini(id)  verbunben  war,  Dom  ^apfte 
unb  fübrte  mit  ©ewalt  ben  Supremateib  ein,  burd) 
...dtn  tr  felbfl  als  JDber^aupt  ber  engl.  JUvcbe  anerfannt 
«wirbe  «Sec4>S  ärtifel ,  weldbe  übrigens  von  bergebjre  ber  fa* 
i  en  Aird;e  nidpt  wefenttid)  abwichen,  würben  a\6  ©lau« 
totale  eingeführt,  eine  engl,  ttberfefcung  ber  ©ibel  warb 
bem  öolte  in  bie  Sghnbt  gegeben,  bie  JUöflcr  würben  auf* 
Rieben,  b»be  unb  niebere  9)erfonen,  weifte  ben  Supremat» 
weigerten,  all  Gmpörer,  melebe  bie  SWeffe  unb  bie  fie* 
ben  Sacramente  nid;t  anerfeimen  wollten,  al8  Äefcer  be« 
Mt  nnb  fogdr  jum  Zobt  verurteilt.    Sefannt  ifl,  baß 
S).  fedje»  ©emablmnen  gehabt  $at.    Die  erfie,  £atbarina, 
eine  Sofbter  beS  Äönigt»  von  Hragonien  unb  ßaßiüen  unb 
Bittive  be8  altern  ©ruber  •£>.'§,  SRutter  ber  fpJter  jur  9?e» 
uerung  gekommenen  fogenannten  fatboliftben  SRaria,  würbe 
Jurd)  ben  (jrjbifdjof  Granmer  (f.  b.),  bem  SRanne,  wel* 
$er  am  meiften  jur  Abtrennung  ber  engl.  £ir<be  von  ber 
-im.  beitrug,  von  Sq.  gefdjieben;  bie  jweite,  Anna  ©olepn 
f.  b.),  bie  SHutter  Oer  nacbmaligen  Jtonigin  Slifabetb, 
»art»  1536  bingeriebtet;  bie  britte,  Sotjanna  Sepmour, 
färb  1537  nad>  ber  ©eburt  eine*  SobneS,  bed  nadj  Sq.  re« 
licrenben  Cbuarb  VL;  bie  vierte,  Änna  von  .Kleve,  würbe, 
reit  |ie  bem  X6nige  miSfiel,  verflogen;  bie  fünfte,  .Äatba» 
HM  £>owarb,  warb  be*  <Sbebrueb8  angetlagt  unb  obgleid) 
nebt  uberwiefen,  1542  bingerid)tet ;  bie  fechte,  .Äatbarina 
Carr,  SBitwe  be5  8orbö  gatimer,  entging  bem  £obe,  ber 
b.r,  al&  .Äe&erin  verleumbet,  brobte,  burd)  ibre  JCtugbeit. 
Ilatbbem       fdion  mebre  3<ibre  burd;  einen  unheilbaren 
aben  am  Seine  unb  burtb  immer  junebmenbe  gettigfeit 
i,  fiarb  et  1547. 

fjcinricl]  i>er  Cö»f,  ^>trjog  in  ©adjfen,  1139—95, 
1129,  war  ein  ©obn  be§  £enoge>  Jpeinricb  bee>  ®toU 
■n  unb  burd;  feine  SWutter  ein  vnfel  be8  beutfdjen  JtönigS 
(ertjar,  ein  mad>tiger,  rro^iger,  Rüget  unb  grofmütbiger 
ber  von  bem  größten  GinflufS  auf  bie  @efd)id)te 
Drutftblanbd  gewefen  i|t.  Den  Seinamen  bet>  Eimen,  ben 
;  bureb  feine  ^apferfeit  geredbtfertigt,  foQ  er  erbalten  b^» 
cn,  weil  er  bat*  3ßi!b  beS  (on.  %t)itxtl  jum  ©innbilbe  ges 
ommen  unb  baber  j.  83.  vor  feiner  SBurg  in  Sraunfd)weig 
inen  ebemen  üörpen  aufgehellt  batte.  Xnbere  baben  cr^blt, 
r  habe  in  $alaftina  einen  Siwen  aud  ber  ©ewalt  einer 
Scblange  gerettet  unb  berfelbe  fei  ibm  bann  jietö  treu  ge* 
clgt.  2Bai)rnib  feiner  SRinberjdbrigfeit  verwalteten  fein  Qtbs 


3        Heinrich  der  lÄwe 

tbeil  feine  Butter  unb  ©roffmutter  unb  fein  Cljcfin  SS  elf. 
Die  beutfd)en  gfirflen  benutzten  biefe  3eit,  bie  3)?adjt  be5 
mit  eiferfücbtigen  Augen  betraebtetert  £>aufeS  ber  SSelfen  ju 
febmälern.  9?acbbem  aber  So.  1146  felbfl  bie  {Regierung  an« 
getreten,  war  er  aldbalb  bebaebt,  Anfeben  unb  IDtacbt  fei« 
ner  gamilie  auf  bas  voQbmmenfle  wieberberjufleden.  Durd) 
©ewalt  ber  SSaffen  maebte  er  ftd?  feinen  geinben  furchtbar, 
unb  jugleid)  firberte  er  ben  SSoblftanb  feiner  Staaten  auf 
bad  fräftigfie.  Qr  fyattt  einen  £bei(  von  SRetflenburg  unb 
Bommern  erobert  unb  jog  au 3  Deutfcblanb,  fBrabant  unb 
glanbern  gewerbtbatige  (Sinrcobncr  in  biefe  nod;  roben  ©er 
genben.  Qx  ließ  253 ii Iber  ausrotten,  Sümpfe  auStrrxfnen, 
legte  Stifter  unb  S3i6tbümer  an  unb  erbaute  Stabte.  DUd> ■■ 
bem  ibm  JCaifer  gnebneb  I.,  bem  er  bei  feinem  Buge  nach 
Italien  bie  wiebtigften  Dtenfie  geleiftet,  ja  fogar  bad  Sieben 
gerettet  batte,  1154  nun  ^)erjog  von  JBaiern  ernannt  batte, 
erjrrecften  ficb  feine  »eft^ungen  burd?  ganj  Deutfdjlanb  von 
ber  £jh  unb  Slorbfee  bis  nun  abriat  Speere.  Aud>  Ratten 
ibm  1154  bie  JBafaQen  auf  ben  we(fifd)en  Stammgütern  in 
Italien  bulbi^cn  muffen.  2Rad)t  unb  ©lüd  enegten 
Leiber  unb  geinbe  unb  febon  1166  vereinigten  ficb  mebre 
gürfien  unb  JBifcböfe  unter  Hartwig,  (?r>bifcbof  von  före« 
nun,  gegen  ihn.  Qx  aber  (am  ibren  planen  guvor,  nabm 
Sremen,  verbeerte  bie  Jbefttungen  feiner  geinbe  unb  bernü« 
tbigte  biefe.  hierauf  unternabm  Sq.  einen  3ug  nafb  ^>ald« 
ftina,  na d;b cm  er  juvor  von  feiner  erfien  ®emat)Iin  ficb  ge> 
trennt  unb  eine  engl,  tprinjeifm  geebelid)t  batte.  SSieber  in 
Deutfcblanb  angelangt,  würbe  er  vom  JCaifer  griebritb  I. 
aufgefobert,  ihn  auf  einem  neuen  3uge  nad)  Italien  gegen 
bie  auffa^igen  (ombarb.  StAbte  ju  begleiten.  3war  geborgte 
anfangt»,  aber  eine  gebeime  ©ferfudjt  mod)te  Urfad)e 
fein,  baß  er  ben  itaifer  pli^Iid)  bei  ber  Belagerung  von 
Aleffanbria  verließ:  Vergeben«  foU  ibn  griebrieb  fogar  fuß« 
fällig  gebeten  baben,  mit  feiner  bebeutenben  ^>eere«mad)t  bei 
ibm  ju  bleiben.  Die  golge  biefer  £reu(ofigfeit  war  einet* 
feit 6,  baß  ber  Äaifer  in  ber  blutigen  Scblacbt  bei  Segnano 
von  ben  gombarben  gcfrblagen  würbe,  anbererfeitS ,  baß  Sq., 
gegen  ben  man  von  allen  Seiten  S3efd)rotrben  erheben,  vor 
einen  !Reid)dtag  jur  Verantwortung  gelaben  würbe,  unb  als 
tr  auf  wieberbolte  goberung  nid>t  erfebien,  vom  Jtaifcr  lltK) 
in  bie  ?üft  unb  aller  feiner  Sieben  verlufrig  erflärt  würbe. 
Seine  Seftgungen  würben  unter  bie  ibm  fernblieb  gefinnten 
giuften  unb  S3ifcb6fe  vertbtilt.  3nbeß  vermoebten  biefe  niebtü 
gegen  Sq.,  ber  nur  erfl,  als  griebridj  I.  felbfl  gegen  ibn  inj 
gelb  rüdte,  fieb  gejwungen  fab,  fidj  ju  unterwerfen  unb  ju 
bemütbigen.  Qx  bat  1182  fußfällig  ben  £aifer  um  ©nabe, 
biefer  vergab  ibm  wenigflenS  fo  weit,  baß  er  ibm  ben  fä<-- 
fiö  feiner  (Srblänber  JBraunfdjweig  unb  Lüneburg  juftd;ertf, 
inbtß  mußte  er  bie  ©ebingung  erfüllen,  brei  Sab«  außer 
balb  DeutfdjlanM  bei  feinem  Sdjwiegervater,  bem  Äinigc 
von  Gnglanb,  jujubringen.  (Jbenbabin  mußte  er  nochmals 
1188  geben,  alä  griebrid)  i  „„^  ^a^(Kna  jog.  Da  er 
aber  nad)  bem  $obe  feiner  ©ema^lin  erfubr,  baß  frine 
©egner  feine  JBeftfeungen  no<b  mebjr  ju  verminbern  flrebten, 
febrte  et  1189  jurücf,  griff  mit  altem  üflutb  unb  alter 
SCapfcrfeit  feine  geinbe  an,  fetilug  fte  mebre  9Rale,  erlitt  aber 
enbltcb  felbfl  eine  Scieberlage,  &n  »ergleid)  1190  balte  we. 
nig  Dauer  unb  erfl  alö  mit  Sq.'6  einwilligung  fein  Sobn 
|>einricb  eine  »rubnetodbter  griebrirb  L  jur  ©tmablin  ge« 


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Heinrich  (Prinz  von  Prenssen)   334    Hcinr.  I.X  1 1.  (Fürst  Sehleiz) 

INff ,  ein  ©ebiet  von  19  DSR.  mit  50,000  ein»,  oetrti 
tt>fld}c  1798  nad)  (einem  Sobe  an  feinen  altern  Sofjn'  get 
bin  an b  griebrtd»  fiel.  TtlS  aber  btefer  na<b  bem  2obe  feint* 
SBetterS,  beS  unmünbigen  £erjog§  gubmig  von  JCöt^en,  1818 
jur  JRegierung  bes  JperjogtbumS  '.Änbalt » Jtitbcn  gefomn- 
roar,  erhielt  fein  ©ruber  bie  ©fanbeäberrfcbafr  f)lef. 
sog  gerbinanb  war  mit  feiner  ©cmablin  1825  in  $<m$ 
feierlieb  jut  fatbolifeben  Jtircbe  übergetreten  unb  bat tc  tu» 
auf  aud>  in  feinem  4?erjoa,tbume  verfebiebene  Schritte  getta- 
roeldie  feine  Untertanen  tn  bange  SSeforgntffe  für  tit  or.- 
gelifcfje  Jtircbe,  ber  fie  mit  voller  Überzeugung  cnbtngrn, 
fehte.  JDer  junfen  ber  Unjufriebenbeit  brotjte  in  bd< 
flammen  auSjubrecben,  al»  ber  ^erjoa,  gertinanb  am  23, 
3ug.  1830  flarb.  Ohr  binterlicfj  feine  Ämber  unb  mit  $rai: 
ben  begrüßte  baber  ba$  Sanb  ben  neuen,  echt  »roteftajitil'6 
gefinnten  #enog  4?-  Stiebe  unb  Sicberbeit  febrten  in  tic 
(Memüiber  jurücf  unb  jugleicb  verfebmanben  bie  Spuren  16 
in  bem  proteftantifeben  ganbe  eingeführten  Äatfjolici^mu?. 
#erjog  ifl  fett  1S19  mit  Xugujte  grieberife  ©äpetance, 
^rinjefitn  von  Sfeufj*  J?6fhrtfe ,  vermdblt.  £>a$  gürfientbiin 
JPleg  ifl  anfcubmig,  ben  ©ruber  beS  .£>er$og$,  übergegan^cL 


nomrnen  baite,  mürbe  unter  Äaifer  jpeinridi  VT.  ber  triebe 
1194  bergefledt  2tber  [eben  im  folgenben  3>Jbre  flarb  Sb.  ju 
ffiraunfebreeig  unb  ein  Denfmal  in  bem  bortigen  £>ome 
jciLjt  noch  jefct  bie  ©rabfldtte  beS  großen  gürjien. 

tjcinrul],  $rinj  von  Greußen,  mar,  geboren  ju  SBerlin 
1726 ,  ein  ©ruber  beS  »reufl .  JC6ntg8  grtebrtcb  0.  unb  ein 
ebenfo  großer  gelbberr  mie  biefer.  SRacbbem  er  febon  im 
erjlen  unb  jmeiten  fcblef.  Kriege  ffcf>  auSgejeidmet,  befdjäf» 
tigte  er  fi<b  in  ^otSbam  eifrig  mit  bem  ©rubium  ber 
ÄrtegSmiffenfcbaften  unb  trat  nun  im  fiebenjdbrigen  .Kriege 
als  ein  ebenfo  fluger  wie  tapferer  unb  befonnener  ©eneral  auf. 
3bm  vorjugSmeife  harte  griebrieb  ber  ©rofje  ben  glucflicben 
*j(u§gang  bicfcS  KriegS  ju  verbanfen  (f.  Siebenjähriger 
Jtrieg),  ber  für  Greußen  verberbenbrobenb  mar.  Stach 
bem  grieben  fetjrtc  ber  "}>rinj  nadj  bem  ©cbloffe  JRbeinSberg 
jurücf,  me(cbe6  fammt  ber  baju  gehörigen  Romaine  ber  KÖ» 
nig  fdjon  vor  bem  Üriegc  ihm  gefebenft  batte,  um  nur  ben  SEBif* 
fenfebaften  unb  Äünflen  ut  leben.  Gr  trennte  fieb  von  fei» 
ner  feit  1752  mit  ibm  vermdblten  Werna blin,  einer  f)rim 
jeffirt  von  Reffen  ^Äaffel,  machte  1770  eine  Sfeife  nad>  $e« 
tertburg,  mo  megen  ber  SEbcihmg  dolens  oerbanbelt  mürbe, 
unb  betrat  1778  nochmals  ben  ÄricgSfcbauvlaij  im  bair. 
(ftbfolgefriege,  ber  jeboer)  beenbigt  mürbe,  etje  e3  ju  einem 
entfdjeibenben  ©djlage  gefommen  mar,  5Bon  Jtönig  griebrict) 
aßilbcim  II.  oon  ben  ©taat&gefcbäften  auSgefcbloffen,  mottle 

nadi  granfreid?  geben,  mürbe  icbod)  bureb  bie  Sfeoolu-- 
tion  an  ber  XuSfübrung  biefeö  $(an$  gewintert.  Qx  nabm  am 
Kriege  gegen  granfreieb,  ben  er  nidit  billigte,  feinen  5£betl 
unb  flarb  1802  ju  S?bctn8berg. 

fjfinricl),  regierenber  J&erjog  »on  Änbatt-Äotben,  rourbe 
am  30.  3uL  1778  geboren.  (Seine  Altern  maren  ber  gürfl 
grtebrieb  @rbmann  von  'Änbatt^pieß  unb  Suifc  gerbinanbc, 
eine  geborene  ©rdftn  von  ©tolberg.SBernigerobe.  ^ener 


'm 

V 


^rtnrifl)  XX.,  regierenber  gürft  SJeu§  ju  Qnij,  « 
<3obn  be5  am  29.  3an.  1817  verdorbenen  gürjtm  fy® 


mar  ber  {weite  teobn  beä  1755  geworbenen  iperjogS  'Xugufl 
Eubmig  von  Änbalt'Ä6tben  unb  r>attc  bie  ©tanbe§b«"fd)aft 


rieb  XIII.  ju  Öreij  unb  beffen  ©emabltn  ffiilbelmine  iuM 
einer  9>rin*effm  von  SRaftau  >  ® eilburg ,  folgte  feinem  »n: 
ber,  bem  Surften  ^einrieb  XIX-,  bet  feinem  fc3atei  ■ I 
{Regierung  gefolgt  mar,  naeb  beffen  Äbleben  am  31. JJ 
1836.  &  ifl  geb.  am  29.  3un.  1794  unb  bat  « 
25.  9?ov.  1834  mit  ©opbie  9»arie  Zt)txt\t,  Vrxntffta  «ej 
8ömen|Iein  =  SBertbetm»9cofenber8,  geb.  am  18.S«?t  1^ 
vermählt,  ©eine  Gbc  ifl  bis  jefet  noeb  nitbt  burtt) 
fommen  gefegnet  unb  aud;  fein  verjlorbene«  ßrub«  v* 
feine  Söbne  binterlafi'crt.  « 

^rinridi  LXII.,  regierenber  gür#  3?euf  |B«#qf 

©era,  geboren  am  31.  «D?ai  1785,  ein  ©o&n  be«  W1^ 


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HeInr.IiXXfl.(l,.T.Ii0l»eii8telii)  365  Hetratb 


fymmd)  XLU.  gu  Äeufi  =  ©djleig  unb  beffen  ©emabfin, 
einer  sJ>rirt$effirt  oon  .frobenlobe  •  .ftirebbera. ,  folgte  feinem 
Kater  1818  in  ber  Regierung  gu  6cf/leig  unb  in  bem 
mit  ben  gürfrert  Sieuf?  gu  gobenftem  unb  (SberSborf  ae« 
metnfdjaftltd;  befeffenen  ©era.  Durcb,  ein«  forgfiltige  Crrgie-- 
()ung  unb  nadjber  auf  ben  Uni&erfitäten  gu  SBürgburg 
unb  Grlangen,  fowie  cureb  einen  langern  Äufentyalt  in 
©reiben  gebilbet,  von  ben  wpr/lwollenbfien  ©eft'nnungen 
belebt,  war  ber  Surft  feit  feinem  JRegierungSantritt  betmibr, 
i.mtentlidj  ba*  ©djulwefen  gu  »erbeffem  unb  aueb  fonji  auf 
jtbe  tbm  mögliche  SBeife  bic  SBilbung  feiner  Untertanen 
ju  beben  unb  auf  SSerfdjonerung  feined  ganbeä,  befonberä 
:cr  rtöd)  Schlei  j  fityrenben  Äunflftraßen,  bebaut.  J)ie 
Seuer6brun(r,  weld>e  bie  Stabt  @d>lcig  1837  »erbeerte,  fcat 
befonberS  ben  gürften  fdjwcr  betroffen.   Orr  ift  un»erinab(t 


unb  ba  audj  ber  güv|t  !)i«"fi  gu  ©veig,  foioie  ber  Surft 
fteuf  gu  Sobenjrcin  unb  (SberSborf  feine  ©öfjne  fcaben, 
fo  beruht  bie  ©rbaltung  bc8  regierenben  reufj.  ©tammeä 
auf  ben  ©tynen  £cinrid)  LXVH1.,  ©ruberS  beS  regierenben 
dürften  Wcufj  gu  ©djleig. 

fifirtricl)  LXXIL,  regierenber  Surft  Äeuß  gu  Eobem 
frein  unb  @bcrSborf,  geb.  am  27.  2Mrg  1797,  ein  ©oljn 
teS  gürften  #einrid>  LI.  JReujj  gu  GberSborf  unb  beffen 
Gemahlin,  einer  ©rifin  »on  #or;m.  9tad>.  SioUenbung 
feiner  (Srgfebuna  begab  er  fid>  1816  nad)  33cm,  wo  er 
mit  btn  »outifäen  2£njid)ten  #aller'$  (f.  b.),  bei  &er* 
(äffet*  tat  „JReflauration  ber  ©taat&wiffenfdjaften",  ntytx 
befannt  würbe;  er  befud?te  nadlet  ©Otlingen  unb  ging 
enblid)  1818  auf  ein  3af>t  nad)  35reSben.  9tad)  bem 
Sobe  feine«  SBaterS  übernahm  er  1822  bie  Regierung  ton 
Cberfborf  unb  begab  fich  1823  auf  eine  JKeife  nacb  granf» 
reid)  unb  (Jnglanb.  SBährenb  berfelben  ftarb  fein  SBet» 
ter,  gfirfl  8?euß  gu  2obenftein,  1824  unb  gürft  folgte 
bemfel&err.  9fad?  feinet  fllüdfe&t  forgte  ber  Surft  für  83er* 
befferung  bei  ©djulrpefenS  unb  ber  ganbftrafjen,  legte  große 


fiSaurnfdjulerr  an,  um  ben  JDbflbau  gu  beben  unb  war 
auf  2tbfd>affung  mancher  SRiSbraudje  bebaut.  Sie  etwas 
übereilte  Einführung  einer  Glaffenfteuer  unb  bie  SBerorb; 
nung,  bafj  alle  ©ebaube  im  ßanbe  bei  ber  magbeburger 
geuerocrftcberungSanfralt  eerfidjert  werben  foDten,  roogu 
nod;  «tele  ältere  brücfcnbe  Einrichtungen  famen,  bewirften 


fdwn  1826  Unruhen,  roeld;e  »war  unterbrüdt  würben /  aber 
feine  ^Beruhigung  ber  ©emuttter  gur  golge  batttn,  wor* 
auf  fjd)  neue  tfufjianbe  1830,  18^1  unb  1834  geigten. 
(SSgl.  Sieufj.)  ©inen  3uwa<bS  erhielten  bie  SSepfcungen 
beä  gürjten  1835  bura)  3ufaH  ber  ^)errfd)aft  SropffrS  im 
n'cipenfcifcr  Greife  ber  preuß.  ^rosing  veaebfen,  welche  aufi 
24  Dörfern  befielt. 

j^firotb  ift  bie  wirflidje  (Jingcljung  ber  Sfje  (f.  b.).  — 
^>eiratl)Sgut  rieißt  Dasjenige  an  ©elb  unb  ©elbelwertb,, 
v>a$  ein  SDJabcbeit  ©cfjufS  tt)rcr  SBcrebelicfcung  credit-  ©e= 
brause  unb  ©efefce  pnb  in  biefer  IBegie^ung  bei  ben  verfeme» 
benen  S36ffern  »erfebieben.  9?act}  x&m.  JWcdjte  erhielt  bk  grau 
»on  ben  Sbrigen  bei  ber  SBerbeiratfyung  eine  9)?itgift  (tat.  dos), 
beren  Grtrag  ber  SRann  wä^renb  ber  ©f)e  mitgenoß,  fowie 
aueb.  bie  grau  am  ©cnuß  feines  (fnrevln»  thetlna':)rn.  S)agu 
fam  noef),  wa*  bie  grau  burd)  ©rbfdjaft  wäb.renb  ber  Qift 
gewann  unb  wefdjeS  biefelbe  entweber  gu  bem  germeinfamen 
Vermögen  fragen  ober  gurucfbebalten  formte.  fBtx  einer 
Trennung  ber  G^e  burdj  SEob  ober  SBillfür  erhielt  bie  grau 
ihr  gugebracfyteS  S$erm6gen  gurüdf.  ©ang  anberä  waren  bie 
ültern  beutfdjen  Sitten.  #.icr  tjott«1  ^e  grauen  fein  @rb» 
tedjt  unb  erhielten  audj  feine  9Kitgift,  fonbern  ber  9Rann 
mugte  otelme^r  ber  grau  eine  @td;erjtetlung  wegen  ibreS 
Unterhalts  im  etwaigen  SBitwenftanbe  erteilen,  bie  aber 
auch  (at.  dos  ober  doariam  genannt  würbe.    <25tatt  ber  et« 

fientlidpen  SRitgift  erhielt  fte  jebod;  eine  ÄuSfteucr  ober  jBraut= 
dja(j  an  Äleibern,  ^)au5geratf)  unb  ©dj muef .  ©püter  würbe 
ben  grauen  fiatt  beä  erbant^eilS  eine  XbfinbungSfumme  o,e; 
geben,  unb  ba5  r5m.  9fed;t  ifl  namentlict;  unter  bem  S3ur» 
gerftanbe  in  ben  ©täbten  Krauch  geworben.  (Sgl.  ©üter: 
gcmeinfdjaft  unb  SSitgtft.) 


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V 


Heiserkeit 

fjfißf rhrit  bezeichnet  biefenige  SBeränbcrung  bcr  ©timmc, 
bei  welcher  biefelbe  ihre  Feinheit  verliert  unb  tiefer,  gewif* 
fermagen  umflort  wirb.  Sie  fann  in  febr  verfebiebenem 
©rabe  ftattftnben ,  von  einer  faum  bemerfbaren  JRaubigfeit 
bis  ju  fafl  gänjlieber  (Stimmlofigfeit,  unb  ifl  in  ber  großen 
SRebrjabl  ber  gälte  eine  begleitenbe  .KranfbeitSerfcbetnung, 
ntdit  aber  eine  fetbflänbige  Jtranfbeit.  "Km  bäufigflen  fommt 
fte  im  ©efofge  fatarrhatifeber  Befcbwerben  vor;  naments 
lief)  aber  pflegt  fte  SeeuungS»  unb  ©ntjünbungSjuflänbe 
be§  Äeblfovfs,  ber  Buftrobrt  unb  be3  (ScblunbeS  ju  beglci« 
ten,  mit  beren  Befeitigung  fte  aber  au*  wieber  verfebwin* 
bet.  £ält  fte  längere  3"t  an,  währt  fte  SRonate,  ja  halbe 
unb  ganje  3abre  lang,  fo  ifl  fte  immer  ein  mehr  ober  we- 
niger bebenflicheS  Reichen  unb  beutet  bann  meif!  auf  ein 
febon  organifcb  geworbenes  £eiben  ber  ben  .Reblfovf,  bie 
£uftröhre  unb  beren  Berjweigungen  auSfleibcnben  ©cbleim: 
baut.  (Sie  ifl  baber  ein  fafl  beflänbigeS  Snmptom  ber 
Jteblfo»f6»  unb  &ftröbjenfcbwinbfucbt,  fommt  aber  auch, 
wenngleich  f iltener,  bei  Jtranfbeiten  ber  ßungen  unb  beS 
^erjend  vor.  3m  Allgemeinen  jeigt.ftcb  ein  warme?  33er; 
balten,  inSbefonbere  beä  ^palfe«,  am  meiflen  zuträglich  jur 
balbigen  Befeitigung  ber  §  eiferfeit;  wo  fie  jeboeb  ein 
(Svmvtom  von  .balSfcbwinbfucbt  ifl,  trofet  fie  in  ber  Segel, 
wie  bie  ibr  ju  ©runbe  liegenbe  Jtranfbeit,  jeher  ärztlichen 
Bebanblung. 

tjctoohuncjfr  wirb  ein  meifl  plöfclieb  ttntretenbe«,  mit 
bem  (Muhle  allgemeiner  2Rattigfeit  verbunbeneS,  unwiber« 
flcblicbcS  Serlangen  nach  ©veifen  genannt,  baS,  wenn  ti 
nicht  [ebne II  befrtebigt  wirb,  felbft  rhnmaebten  herbeiführen 
Fann.  Sennod)  reicht  in  ben  meinen  Sailen  febort  eine  ge> 
ringe  Wenge  von  <S»eifen  hin,  es  ju  befd)wicbtigen.  35er 
$etßbunger  tfl  jwar  mitunter  in  einer  fehlerhaften  Bilbung 
mancher  jur  Berbauung  wefentlicb  beitragenben  Organe  be- 
grün b  et,  Weit  öfter  aber  nur  ein  3eicbcn  oon  gef!6rter  SBer* 
tauungöthätigfeit,  bie  bann  gewöijnlid;  wieber  von  einer 
Franfbaft  gefteigerten  Steijbarfett  be3  SRageno-  unb  Sarmfa» 
nalS  abhängt,  unb  befällt  am  gew6hnlicbften  febwangere,  an 
Bleicbfucbt  ober  4?vflerie  (eibenbe  Srauenjimmer;  ferner  ^Per» 
fönen,  bie  mit  SBürmern,  namentlich  mit  bem  Banbwurme, 
behaftet  ftnb,  fich  in  ber  SBiebergenefung  oon  febweren,  fte: 
berhaften  Jtranfheiten  beftnben,  ftcb  häufig  Förderlichen  2£n» 
fhengungen  ausfegen  muffen  u.  f.  w.  öfter  an  $eißbun» 
ger  leibenbe  fWenfcben  ftnb  gewöhnlich  mager,  oerbauen  febr 
mangelhaft,  brechen  häufig  einen  2bei(  ber  genoffenen  Spei- 
fen  wieber  au$,  entleeren  fte  tbeilweife  unoerbaut  unb  leiben 
nicht  feiten  an  Durchfall.  üReifi  verfebminbet  ber  $eißbun» 
ger  ^gleich  mit  ben  Urfacben,  welche  ihn  hervorbringen. 
Beruht  er  jeboeb  auf  einer  fehlerhaften  Bilbung  mancher, 
bi  ber  Berbauung  befchäftigter  Organe,  fo  febrt  er  immer 
oon  3ei  ju  Seit  jurtief.  3n  Ic^tcr m  falle  ift  cS  rathfam, 
ftcb  nur  folcber  SRabrungSmittel  ju  bebtenen,  welche  ein  fe> 
fte$  ©ewebe  haben  unb  bcSbalb  ben  BerbauungSorgancn 
anger  SÖiberflanb  leiflen. 

Rettung  (bie)  beflebt  in  ber  fünfllicben  Crwärmung  ein* 

fiefcbloffener  8?äume  unb  gefebtebt  auf  jwei  wefentlicb  ver* 
dhiebene  Arten,  entweber  tnoem  man  «Stoffe  oerbrennt,  fo» 
baß  bie  bei  ber  83  er  brennung  (f.  b.)  fich  entwicfelnbe 
SBärme  benufet  wirb,  ober  inbem  man  bereits  fünft  lieh  ober 
natürlich  erwärmte  Stoffe  in  ben  ju  erwärmenben  Staunt 


HeiEtiftg 

bringt,  in  welchem  fiaUt  bie  warmen  (Stoffe  an  bie  tattere  hh 
im  eingefcbl offenen  Saume  2Bärme  abgeben.  Sie  erfte  'Ärt  tn 
Neigung  gefebieht  auf  gerben,  in  ^fen-ober  Jtami: 
nen  unb  man  bebient  fich  }u  berfelben  namentlich  beä  ^)eU 
jeö,  ber  .Kohlen  unb  bet?  $orf$,  aufjerbem  aber  getegentttc^ 
noch  vieler  anberer  Brennmaterialien.  Sie  jum  verbreimen 
befiimmten  ^>ol)arten  werben  in  weiche  unb  harte  unterf&ic: 
ben,  jene  brennen  im  Xßgemeinen  leichter  unb  fcbneller,  tiefe 
febwerer  unb  langfamer.    Sa  aber  bie  harten  ^iljer  m 
hälrnißmäßig  in  einem  fleinern  Saume  mehr  fBrennftoff  mt> 
galten,  fo  geben  fie  auch  eint  um  fo  größere  SBärme  uro 
man  braucht  oon  ihnen  gur  £eijung  oerhältnitjmäpig  gerin- 
gere Quantitäten,  al5  oon  ben  weichen  Äöljern.  Sefonc-tr* 
leicht  brennen  harzige  i^öljer,  bie  meift  weiche  ^pljarten 
finb.   £)ad  Jlöfjlwlj  hat  burd)  ben  längern  Aufenthalt  im 
SBaffer  einen  großen  SEheil  feiner  .fear je  verloren,  ba  t&  nia 
gugleicb  weiches  ^>o(g  gu  fein  pflegt,  fo  brennt  eS  tmc: 
f  diu  eil,  aber  gibt  oerbältnißmäßig  nur  febr  wenig  Sännt 
SSie  baS  ^>olg,  fo  ftnb  auch  bte  ^>ol)FohIen  oerfch'ubcrt,  tmt> 
überbie»  fommt  bet  biefen  noch  ihr  größerer  ober  geriiunn 
geucbtigfeitSjufranb  in  S3etracbt.    5Erocfene  JCobten  guiben 
nur,  etwas  feuchte  haben  eine  f leine  bläuliche  garbe  nnfc 
folebe,  welche  ju  oiel  Sß affer  eingefogen  unb  bie  man  baber 
„erfoffene"  Pohlen  nennt,  brennen  gar  nicht.  $Ran  muß  fit 
erft  audtroefnen.    Sie  $oUfoblen  geben  eine  febr  gletttiDii 
ßige  unb  flarfe  S^e,  finb  jeboeb  jur  gewöhnlichen  iimmm 
betjung  ju  foftfpiciig.    5D?it  wenig  flamme  brennen  auä 
bie  (Steinfohlen,  welche  man  tn  barjige  ( Sehnerv  u<^ 
S3raunfob(en)  unb  in  bor^Iofe  (®lanjfohlen,  Xntbracit)  eintbrit. 
Sie  fogenannte  Jtanblefohle  ifl  harzig  unb  brennt  mit  febr  btQa 
flamme  ohne  Sfücfflanb.    Sa  ben  .Kohlen  erbige  unb  n> 
nige  (Stoffe  in  verfdnebenen  Quantitäten  beigemengt  }ti  fein 
Vflegen,  fo  ifl  ihre  9lu(jbarfeit  alö  Brennmaterial  febr  w 
fchieben.   @in  ausgezeichnete*  Brennmaterial  ftnb  bie  AoS 
ober  gebaefenen  (Steinfohlen,  welche  in  üerfdjloffeneti Sfaunwn 
aufgeglühte  unb  jufammengefchmoljenc  (Steuvloblen  fmJ 
©ie  ftnb  leichter  als  Steinfohlen,  brennen  fcbneCet  bei  ^ 
ringenn  Suftjuge  unb  geben  verhälmißmäßig  eine  ftärfr: 
©lut.   Beiweitem  weniger  äifee  gibt  ber  Xorf,  ber 
langfam  unb  gleichmäßig  verbrennt,  unb  mehr  alS  gercöhn- 
liebe  (Steinfohle  leitet  Sorffohle,  welche  man  burtb  ß«j 
fohlun^  be5  äorfS  in  verfcbloffenen  Sfäumen  gewinnt  ~ 
bie^>etjung  ein6  ber  nothwenbigflen  unb  juglcicb,  befonbert 
in  manchen  ©egenben,  foffbarflen  2eben§bebürfnifTe  ber  5V|": 
feben  ifl,  fo  hat  man  ein  befonbereS  2tugcnmcrf  auf  kcj= 
liebe  (Srfvarung  bei  berfelben,  b.  b-  auf  lUenneibung  jtbn 
unnuften  Berfcbwenbung  an  Brennmaterial  unb  an  rr;> 
ter  ffiärme  gerichtet.  Brennmaterial  wirb  unnftfc  namtni- 
lieh  bann  oerfchwenbet,  wenn  bie  Berbrenmmg  mangfloff 
gefchtcht  unb  im  Stauche  oiele  noch  unverbranntc  »ejtir.i- 
theile  fortgeführt  werben.  SOTan  muß  baher  beforat  f*MJ 
hinlänglich  Öuft  bem  Jeuer  jujiebt,  benn  biefe  ift  *>*W 
bie  Berbrennung  allein  möglich  macht,  unb  je  flärfer  «r 
Suftjug  ifl,  beflo  gewaltfamcr  unb  vollflänbiger  gefa>ebt  W 
Berbrennung.  ©n  allju  flarfer  3ug  treibt  aber  aua)  b«  « 
geuer  erwärmte  8uft  fchneU  mit  bem  JRauche  fort,  noa)  e?t 
eine  Berbreitung  ber  2Bärme  in  bem  ju  beiienbtn  8W«w 
gefebeben,  unb  man  leibet  alfo  in  biefem  galle  SBertuJ  ^ 
SBärme.   Cin  folcber  ffnbet  auch  flatt,  wenn  bte  ju  WF' 
ben  9?äume  fchlecbt  verwahrt  finb  unb  bab«  bie  um 


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Heizung 


36V 


Hekla 


auf  (ic  Suff  3utritt  hat,  in  welchem  gaHe  bic  erzeugte  ffiänrtf 
fii)  febr  fcbneQ  verminbrrt,  inbem  fortwährenb  (alte  £uft 
eintritt-  unb  erwärmte  abgebt.  Die  Anlegung  ber  £>fen  be> 
rurjt  namentlich  auf  bem  Öcfdjicf,  eine  folche  Einrichtung 
l  errorjubringen,  bei  welcher  bie  SdmeUigfeit  ber  Serbren« 
riung  binreicbenb  gcfcbebe  unb  büd>  mit  bei  unvermeiblichen 
Särmeableitung  in  möglichfr  günftigen  Xierbältntffen  flehe. 

3u  ber  (wetten  ber  oben  angeführten  Birten  ber  4?ei$ung 
•.hört  vorjügtieb.  bie  Luftheizung,  welche  barin  belieht/ 
i  .ifi  bureb  Wöhren  erwärmte  8uft  in  bie  ju  beijenben  [Räume 
;  u'fuhrt  wirb,  »el^e  für)  in  biefen  ausbreitet  unb  ber  fchon 
in  tr>r  enthaltenen  fältern  Suft  theilö  von  ihrer  aBärme  mit» 
tbetlt,  theilS  biefelbe  austreibt.  ©Aon  bei  ben  alten  Sti> 
mern  unb  auch  int  Mittelalter  war  biefe  Xrt  von  $(')unej 
befannr,  boch  tyat  biefelbe  auSgebebntere  3nwenbung  erfi  in 
neuerer  Seit  wteber  gewonnen.  Man  wenbet  biefelbe  befon* 
tat  jur  #eijung  ganjer  ©ebäube  an.  ES  wirb  nämlich 
ein  nicht  ju  großer  feuerfefler  unb  Durchaus  wohlverwahrter 
Slaum,  beffen  SBänbe  fo  eingerichtet  finb,  baß  f(e  fo  wenig 

möglich  SBärme  nach  außen  ableiten,  buref)  einen  großen, 
mitten  tn  ihm  ftehenben,  gewöhnlich  gußeiferuen  Ofen  fct>r 
fiarf  geheijt.  2fu3  biefem  Sfaume,  ber  $  c  i  g  f  a  m  m  c  r , 
gehen  nun  nach  oß«t  Seiten  Jtanäle  ab,  welche  in  bie  ju 
erwärmenben  3immcr  u.  bgl.  führen,  Sie  belieben  auS 
Köhren,  ober  im  Stauerwerf  auSgefparten  Kanälen,  in  be* 
n«t  für)  bie  erwärmte  8uft  fortbewegt,  weil  ffe  burch  bie 
Arme  fetbft  auSgcbebnt  wirb.  Da  auf  biefe  SBeife  fort) 
wäbrcnb  ifuft  auS  bem  $eijraume  abgeleitet  wirb,  fo  muß 
er  auch  Sutritt  von  neuer  fälterer  Suft  haben,  unb  ebenfo 
muffen  in  ben  ju  erwärmenben  Bimmem  banale  angebracht 
fein,  welche  bie  f ältere  guft  abführen,  bamtt  für  bie  eintres 
tenbe  warme  Suft  $lafc  werbe.  Man  fuebt  nun,  um  an 
Brennmaterial  jur  Erbifcung  ber  Suft  im  #eijraume  ju  fpa» 
ren,  eine  berartige  Eirculation  ber  3immerluft  berjujiellen, 
baß  bie  Suft  auS  ben  3immern,  nachbem  fic  ftch  an  ben 
ÜZBänben  atlmälig  abgefühlt,  in  ben  ^ei^raum  geführt,  liier 
erwärmt  unb  nun  abermals  in  bie  j&mmer  geleitet  werbe. 
Q6  finb  baher  in  ben  3immern,  welche  burch  ßuft  gebeijt 
werben,  gewöhnlich  brei  Öffnungen,  welche,  um  bie  Tempe» 
ratur  reguliren  ju  fönnen,  mit  Schiebern  verfcbließbar  finb. 
Eine  tiefer  J&ffnungen  führt  warme  Suft  ein,  eine  anbere 
fuhrt  falte  Suft  nach  ber  #eijfammer  jurücf  unb  eine  britte 
fefct  bie  Suft  im  Limmer  mit  ber  äußern  Suft  in  SBerbin» 
tung.  •  3n  ber  «fccijfammer  fommen  alle  Kanäle  jufammen, 
unb  überbieS  ifi  auch  fic  burch  (ine  verfdbließbare  Öffnung 
mit  ber  atmofpljärifchen  Suft  in  Berbinbung. 

Sehr  ähnlich  ber  Suftbcijung  ift  bie  Dampf  hei  jung. 
3n  einem  großen  Jteffel  wirb  Dampf  erzeugt  unb  burch 
Hanäle  burch  bie  ju  hetjenben  3immer  geführt.  Diefe  Äa» 
näle  bürfen  fich  iebodb  nicht  in  ben  äimmern  öffnen,  ©ei 
bat  abfüblung  nämlich  verwanbelt  fich  ber  Dampf  in  2Baf* 
fet  unb  wirb  in  bie  Dampffefjel  jurücfgeleitet.  Die  Suft 
ttr  äimmer  erwärmt  fich  an  ben  beißen  Dampfröhren, 
rcelchc  noch  überbieS  in  metallene  wohlverwahrte  j&fcn  in  ben 
.-Ummern  geleitet  werben  fönnen.  Die  Dampfheizung  eig< 
nrt  fich  »orjuaSweife  jur  £cijung  von  ©ewäcbSbäufem,  SBa» 
<n  unb  bergL  $ier  fann  es  auch  von  Wukcn  fein, 
«u  Reiten  ben  Dampf  felbft  guSjulaffen  unb  eS  müffen  ju  bie» 
fem  ßwtefe  verfchließbare  Öffnungen  angebracht  fein.  Sei 


ber  Dampftet  jung  ifi,  wenn  anberS  ber  Apparat,  in  wel» 
chem  ber  Dampf  feffel  geheijt  wirb,  gut  »erwahrt  ift,  alle 
geuerSgefahr  vermieben.  Dagegen  fann  in  bem  JaUe,  baß 
man  fich  Dampfes  von  ftarfer  Spannung  (f.  Dampf) 
bebient,  leicht  eine  gefährliche  Erplofton  (lattfinbenj  loicheS 
DampfeS  pflegt  man  fich  a&er  ju  bebienen,  weil  bie  Däm> 
pfe  bei  größerm  Drucfe  eine  höhere  Temperatur  annehmen. 

Mit  83ortheil  bat  man  fid?  fiatt  ber  Dampfheijung  in 
neuefter  3cit  einer 4>ei}ung  mit  warmem  SSaffer  bebient. 
Da  in  einem  über  einem  geuei  ftehenben  (Befaß  voll  *5taf> 
ferS  baS  am  ftärf(len  erwärmte  ©affer  fietS  nach  oben  fteigt, 
fo  ift  bie  Einrichtung  eines  berartigen  ^eüapparatS  fetjr  cnu 
fach.  ^uS  bem  mit  SBaffer  gefüllten  Xeffel,  unter  bem  baS 
$euer  angemacht  wirb,  gehen  &wei  Sichren  in  verfchiebener 
$öhe  burch  ben  ju  beijenben  !Kaum  in  horizontaler  Sich- 
tung unb  münben  in  ein  oben  offenes  ober  nur  leicht  ver* 
fcbtoffeneS  @efäß.  SSirb  nun  baS  SBaffer  im  Äcffel  er< 
wärmt,  fo  fließt  baS  warme  SBaffer  burch  bie  obere  Sichre 
nach  \tntm  ©efäß,  währenb  baS  erfaltete  23  äff  er  auS  bem 
@efäß  burch  bie  untere  9t äbvc  in  benJtejfel  jurücffließt,  um 
hier  aufS  SRcue  erwärmt  ju  werben. 

Eine  cicjenthümlicbe ,  unftreittg  bie  biCigfie  Xrt  von  ^ei< 
jung  hat  man  in  neuerer  3eit  in  Sälen,  wo  gabrifarbcitcr 
thatig  finb,  u.  bgl.  angewenbet,  inbem  man  baS  auS  Soijr- 
brunnen  gewonnene  SBaffer,  welches  Sommer  unb  2Bintcr  eine 
fich  gleidbbleibenbe  Temperatur  von  ungefähr  10°  St.  behält, 
burch  fie  in  offenen  {Höhren  hingeleitet  hat.  Daffelbe  theilt 
ber  Suft  in  biefen  Räumen  eine  binreiebenbe  SBärme  mit 

^rkate  bieg  bie  griech-  unb  röm.  ©ötrin  Diana  (f.  b.), 
infofern  biefelbe  als  ©öttin  ber  Unterwelt  verehrt  würbe; 
boch  tjerrfebten  über  ihren  Urfprung  unb  it)r  SBSefen  bie  «er> 
febiebenften  Sagen.  Sie  war  eine  unterirbifche  ©öttin  ber 
3auberei,  ber  man  geheimnißvolle  öerehrung  jollte,  fchwarje 
^»unbe  auf  Jtreujwegen  opferte,  ebenbahiR  Speifen  fefcte, 
welche  bie  Xrmen  verehrten  u.  bgl.  Man  brachte  fie  mit 
bem  ebenfalls  in  ber  3aubcrci  von  jeher  eine  große  Siolle 
fpielenben  Monbe  in  iBerbinbung  unb  fugte  baher,  im  {»im* 
mel  heiße  bie  ©öttin  lat.  Suna,  griech.  Selene  (b.  b.  Monb), 
auf  Erben  lat.  Diana,  griech-  ÄrtemiS  unb  in  ber  Unter» 
weit  ßefate.  Tluf  ihre  breifache  ©cwalt  bejogen  fi*  bie 
brei  JCopfe  ober  brei  getber,  welche  man  ihr  betlegte,  auf 
ihr  geheimnisvolles  äBalten  ihre  Attribute:  Sacfeln,  Dolche, 
Schlangen  u.  bgl.  tfud;  führte  fie  bie  Schlüffel  ber  Un» 
terwelt 

^(Katombf ,  ein  griech.  SBort,  bejeichnete  anfangs  ein 
jDpfer  von  hunbert  Stieren,  fpäter  jebeS  größere  jöpfer,  bei 
welchem  namentlich  mehre  Stjiere  berfelbett  ©artung  gefchlach» 
tet  würben. 

f)rkla  (ber),  ber  befannteffe  Sulfan  auf  ber  3nfel  3S« 
ia nb  (f.  b.),  welcher  befonberS  in  frühem  Reiten  burch  t>tf* 
tige  Ausbrüche  fich  furchtbar  gemacht  hat  unb  beffen  noch 
im  3nnem  fortbauernbe  Thätigfeit  man  auf  ber  SBärme 
erfennt,  welche  für)  bicht  unter  ber  ßberfläche  befi  ©oben« 
geigt  Er  liegt  auf  bem  fübl.  Sbeile  ber  3nfel  unweit  ber 
Xüftc,  ift  etwa  5000  hoch  unb  befiel; t  auS  brei  mit 
Schnee  unb  Eis  bebeeffen  Spifeen.  Die  mittelfte  ift  bie 
höchfte  unb  biefe  tyit  etwas  feitwärts  eine  etwa  100  g.  tiefe 


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Hektor 


4?6&lung,  ben  4>«u»tfrater  be*  SBetfle*.  JDie  leiten  Hu*»  angabt  ber  »uffanifAen  Hu*brüd>e  ftebt  bet  #eH«  Umtta 
brücbe  fanben  1772  unb  1818  flatt.    2C»  #eftia.feit  unb    unb  83efu»  beiweitrm  nacr). 


Ijcktiscl)  pflegt  man  einen  STOcnfc^eit  *u  nennen,  ber  irr 
golge  einer  im  Snnern  feine«  J?6r»er*  ftattfinbenben  ober 
tief  eingreifenben  SJereiterung  ober  auch  nur  BM^mMt  an  ei» 
nem  langfam  »erlaufenben,  fdjleidjenbcn ,  mit  auffctllenber 
"Äbmagerung  unb  JtrJfteabnabmc  oerbunbenen  gieber  fei» 
bet,  ba*  nur  feiten  unb  bann  feljr  allmdlig  in  ©efunb» 
beit  übergebt,  weit  öfter  bagegen  bureb  (Frfdntyfung,  3er» 
ftörung  eine*  eblen  Drgan*  ober  SBaffcrerqiefiung  mit  bem 
Statt  enbet.  Jtranfe  ber  eben  angegebenen  Ttrt  »erratben 
ftd>  f(in>n  auf  btn  erflen  TLnblid  bureb  itjr  Xufjere*.  na» 
mentliä)  burd)  ein  ungewöbnlicfc  fd)laffe*,  abgemagerte*, 
blaffe*  Änfeben,  eine  eigentümliche  begrenite  £R6?be  ber 
2Bangen  unb  tiefliegenbe,  glärtjenbe  unb  feuebte  Äugen. 
Tim  gew&bnlicbften  balb  nacb  Sifcbe  ober  aud)  in  ben 
Äbenbftunben  ftetlt  ftd?  ein  gclinbe*  grifteln  ein  mit  na*» 
folgenber  troefener  #iie,  Hnbrang  be*  S3lut*  n<ub  bem  ©e» 
fiebt,  9?itberwerben  ber  SBangen  unb  ©rennen  in  ben 

tanbteUern  unb  gu^foblen,  bi*  um  9Kitternad)t  ober  gegen 
borgen  ein  abmattenber,  oft  übeJried;enber  ©cbwcifj  ber  fte» 
berbaffen  Bewegung  ein  Qrnbe  madjt.  ©leid)jeitig  nimmt 
ber  Urin  eine  eigentbümlicbe  ©efebaffenbeit  an.  <&r  bat  eine 
bodjrotlje  garbe,  jeigt  auf  feiner  £>berflacr>e  ein  fcbiHernbe* 
£äutd)en  unb  rieebt  nad)  5Beild>en.  3Der  ©d)faf  erquitft 
niefct.  Dabei  bleiben  jebod;  Appetit  unb  SJerbauung  lange 
Beit  gut,  bie  ®eifre*fr<We  ungetrübt.  «Dlerfwürbig  finb  in 
tiefem  äuftanbe  bie  oft  juoerfufetlicben  Hoffnungen,  roelcr>e 


ber  Äranfe  über  ben  glütflidjen  tfuSgang  feiner  JtranfW 
begt,  wäbrenb  ihn  ber  STob  oieDeidjt  fct>(jn  nart  vww 
©tunben  ereilt  Diefer  erfolgt,  naebbem  fia)  furnre  HB 
längere  Seit  jiwor  ju  ben  bereit*  genannten  &rf*einunjn 
noö)  erfd>6»fenbe  DurcbfaHe  gefeilt  baben,  mitunter  W* 
wartet  fdmeU  unb  fanft.  2Bte  febon  oben  bemerft,  gtw 
SJereitcrungen  ober  ©erfcbroärungen  innerer  JDraane,  fo  na 
mentlid)  gungen»  unb  $al8fcbwtnbfucbt,  am  t^äufigffen  »:r 
antaffung  jur  Sntwicfelung  eine*  beftifdjen  ober  BW** 
aber  aueb  fdjleidjenbe,  langwierige  Cntjünbunge*  wi  W* 
jungen  ber  »erfebiebenartigften  Ürgane,  fo  j.  2$.  weite«- 
breitete,  mit  fortwJbrenbem  3uden  »erbunbene  ^autau':- 
ftblage,  übertriebene  ©efdjlecbtSaufregungen ,  bie  #gj"g 
HuSfcbweifunqen  manniebfacber  'Ärt  u.  f.  w.  finnen  ein  3«;; 
fieber  btrbeifübren ,  beffen  glü<fli*er  ob« 
gang  bauptfädmd)  baoon  abbangt,  ob  bie  Urfacbe  beffn«1 
ber  Jtunft  jugÄnglid)  ifr  ober  nt'drt. 

fjfktor,  be*  *J>riamu*  unb  ber  £efuba  @o&n,  »«  hr 
erfte  ber  trojaroftben  gelben,  weld)e  Me  ©Übt  mß  t;t 
»ereinigten  ©rterben  »ertbeibigten.  (St  war  e*,  »«  yfjf 
erjüblt,  ber  ben  greunb  be*  3(a>ine*  «rfojlug,  ben  W>™>~ 
beffen  «ob  3ener  blutig  rd*te.  ^.  gebt  Aum  JtjMM 
bem  ftarfen  Äd^iae«,  nimmt  wn  fetner  ©emobnr \W* 
madje  Xbfd)teb  unb  wirb,  ermattet  »om  langen  Anw  ^ 
ton  ber  «Deiner»«  felbft  Untergängen,  oon  feinem  PF 


ioogle 


Helamia 


309 


Heldenbnch 


erfeblagcn,  an  bat  «Streitwagen  gebunkert,  um  bie  ©tabt 
gefcf/leift  unb  cnbltä?  bem  bittenb  nabenben  $riatnuS  noeb, 
gegen  ein  Wfegelb  jur  Begattung  übetlaffen. 

jEjtHamiö  (ber),  cueb.  nur  ber  ©pringbafe  ober  f«» 
pif<be©pringer  genannt,  ift  ein  auf  bem  SSorgebirge 
tcr  guten  Hoffnung  lebenbeS,  wegen  feineä  eigen tbümlicben 
Baues  böcbj  nurfwutbigt«  ©augtbicr.    (Ex  t|i  etwa«  Hei* 


v.  «•£ 


ner  als  ein  $afe  unb  wabrenb  fein  Söorbertbeil  auferor« 
bendia)  fein  gebaut  ifr  unb  bie  funen  SSorberbetne  mit  einer 
2trt  von  $anben  verfeben  fmb,  ftnb  bie  bintem  ©liebma» 
jjen,  Beine  unb  ©ebreanj  ungemein  lang  unb  ftarfl  25er 
langobrige  Jtopf  gleist  bem  beS  #afen.  &er  gelbbraune 
9>eij  ift  am  «Kopfe,  am  Würfen  unb  Jöinterttjcile  unb  an 
ben  Seiten  grau  febartirt;  Äeble,  Bru|i  unb  Bauch  ftnb 
weiß,   deiner  langen  unb  fiarfen  .fcüuergliebmafjen  bebient 


an  ni,  in  fcf  ajty 
8-10  ff.  SEBehV 
i  far  Segel  nw 
mlajjt  baä  f< 
.Römern  unb 


ngen,  welebeS  bie  gew6bnliebe 
jt  Gr  maebt  @äfce  von 
Borberftif}  e  bebient  er  fieb  in 
en.    ©einen  untenrbifrfien  Bau 
nur  beS  StatbtS,  um  feine  auS 
'  e  SRabrung  ju  fueben. 


fjrftenbuch,  btipt  eine  Sammlung  altbeutft&er  ©rbtebte 
bon  »erftbitbenrn  SJerfaffern  unb  au«  »erfdjiebener  Seit,  t>odt> 


in  ibjrer  jetfgen  (&ffolt  fimmtlieb  ber  JRitterpoefie  angebSrig, 
in  benen  bie  alten  ©agen  bc«  beutfa)en  Bolf«  au«  ber  3ett 
Attila'«  unb  ber  öolferwanberiwg  mebergelegt  ftnb.  JDiefe 
©ebt$te  waren  aOmdltg  in  fttex  «SSpcacbe  veraltet  unb  noa) 
efce  Äafpar  »on  Stoan  1472  eine  p^ertfdjc  Umarbeitung  ber» 
feiten  vornahm,  würben  fte  als  »rofaifebe  Bearbeitungen  in 
ba«  »olf  gebraut,  .jjagen  bat  1811  ben  Anfang  einer  mo* 
bemiftrten  Bearbeitung  beS  #elbenbu<bS  befannt  gemaebt 
unb  mit  ^üratffet  1820—24  baS  2Berf  in  ber  Urfpracbc 

47 


Heldengedicht  33 

herausgegeben,  ©innige  unb  gemütvolle  ©arffettungen  w  ech = 
fein  mit  abenteuerlichen,  juweilen  grauenhaften,  unb  ©egen* 
ftanb  berfelben  finb  bie  »baten  unb  Abenteuer  beS  ÄatferS 
©mit  unb  beS  3»erge«  Elberich,  *6nia8  ©iebicb'«  »on 
SBormS,  Sietrirh'S  »on  SJern,  Ä6ntgS  Saurin,  bet  |>6r» 
nenftegfrieb,  ber  Stofengarten  ju  JEBormS  u.  f.  w. 

fjfll»mgfuicl)t  (baS)  i(i  eine  Ztt  bet  epifchen  $oef!e 
(f.  <gpifcb),  roeldje  ou6für>tricft  bie  93erfonlid>feit  unb  bie 
Stbaten  eines  Reiben  fcarftetlt ,  alfo  eineS  SKenfchen,  ber 
burth  SRacht,  ©ewaltigfeit,  überhaupt  burcr)  ©röße  im  £ans 
beln  ober  awh  im  2)ulben  ftcf>  auSjeicbnet  372  it  SpoS  unb 
Spopee  tfl  ba«  SBort  #elbengebicht  tjäufia  als  qleicbbebeu* 
tenb  genommen  worben,  hott)  ift  bem  SBorte  gemäß  bem 
#elbengebiehte  eigentümlich,  bog  eS  namentlich  jur  5Ber* 
berrlichung  eine«  gelben  gebietet  ift.  SBon  ber  JRomanje  unb 
Satlabe  (anbere  epifche  £)ichtungSarten)  untetfcbribet  eS  fuh 
burcfc  ben  Umftanb,  taft  in  tbm  nicht  bie  einjelne  2iut,  bie 
einzelne  Segebenbeit,  fonbern  bie  burcb  eine  SReibe  »on  Se* 
gebenbriten  ficf»  binburch  ju  einem  beftimmten  3tete  trogenbe 
?>erf6nlict>f«it,  baS  ©c^tcffal  beS  gelben  gefcbitbert  wirb.  3tuS 
ben  angegebenen  <Sigentbumli(r)feiten  ergeben  ftcb  bie  dufjcni 
anterfcheibenben,  aber  mebr  jufdlltgen  alS  notbwenbigen  SU' 
gentbümlichfeiten  beS  $elbengebicbt$.  GrS  wirb  lang  fein,  weit 
eS  Reiben  »on  ^Begebenheiten  barftetlt,  eS  wirb  feinen  <£>el* 
ben  erbeben,  ja  ii>m  übernatürliche  ©genfebaften  beilegen,  bie 
f6bernben  unb  bemmenben  <Scr)icffalSmdcr)te  in  götterbaften 
$erf6nlicbfeiten  auftreten  lafTen,  bie  erbabenen  Sbaten  in  er* 
babenen  23 orten  febilbern,  wo  möglich  einen  Reiben  wdblrn, 
beffen  ^erföntiebfeit  unb  beffen  Zfyattn  alS  bebeutenb  bereits 
im  JBewußtfein  ber  SNenfchen  flehen  —  atteS  DiefeS  um  ber 
ttufmerffamfeit  ber  fefer  »erftebert  ju  fein.  2)aS  äetbenge* 
hiebt  brauet  jeboch  nicr)t  immer  emft  ju  fein,  eS  tarnt  auch 
fomifcb  fein,  unb  ber  fomifc&e  Effect  wirb  in  Ü)m  befonberS 
Mtuufi  hervorgebracht ,  baß  mit  ©ewanbtbett  ade  bie  groß: 
artigen  SDcittct  in  ©pracbe  unb  ©arftellung,  beren  fieb  ba« 
ernffe  ^>elbengebicr)t  ju  bebienen  pflegt,  m  Bewegung  ge; 
fefet  werben,  um  bie  fleinen  ©rhicffale  eineS  fleinen  sRen* 
fchen  mit  (dcr)erlicr)en  eigentbümlichfeiten  barjufteUen. 

fjtTrna  (grieeb.  bie  gacfel),  bit ß  bie  grau,  beren  wun* 
berbare  Schönheit  bie  Beranlaffung  jutn  trojan.  Äriege  würbe. 
(5ine  ©age  erjdblt,  baß  ü)re  SRutter,  bie  ©emablin  be«  fpar* 
tan.  Ä6nig«  Spnbareu«,  mit  welker  Supiter  in  ©eftalt  ei* 
ne«  ©chwanS  Umgang  gebäht  hone,  »wet  Gier  gebar,  au« 
benen  Äaftot  unb  $oltuj  (f.  b."),  unb  Älptdmnefha 
berr-orgingen.  JPoIIur  unb  ^.  waren  Jtmmliftbet,  Äajtor 
unb  Ätt)tdmne|ha  irbif^er  2Tbfunft.  ©<bon  in  ibrem  jebn* 
ten  Sabre  war  ^.  »on  fo  bejaubernber  ©tbönbeit,  baß  2be^ 
f<u«  unb  f>iritbou«  ffe  entfübrttn.  3b«  ©rüber  befreiten 
fie  unb  balb  »erfammelten  ft<Jt>  nun  alle  jungen  grie<$.  gür* 
ftm  um  fte  al«  freier.  Synbareu«  ließ  bie  freier  fcbwfiren, 
baß  fte  ^emjenig^en  gegen  jebe  geinbfeligfeit  beigeben  woB* 
ten,  ben  |).  erwablen  würbe,  unb  biefe  ertbeilte  bem  SDtene* 
lau«  ben  »orjug  oor  ÄOen.  |)ari«  (f.  b.),  bem  bie  »e* 
nu«  baö  fcb^njle  SBeib  auf  (Srben  oerfproc|en  hatte,  ent* 
fubrte  bie  ^.  unter  »eibülfe  ber  ©6ttin  unb  ging  mit  ibt 
nacb  Üroja,  worauf  SRenelau«  bie  ^ülfe  aller  ©rieben  in 
2tnfpru(b  nabm  unb  mit  ibnen  »or  Sroja  jog.  SRad^  be« 
gtaB  2obe  »ermdblte  fi(b  ^.  mit  beffen  tapferem  »ruber 
£etpbobu«.  Sroja  fiel  unb  ^.  würbe  öon  «Kenelauö,  ber 


[>  Helgoland 

fi*  burrb.ibre  ©^6nbett  unb  itire  giebfofungen  berf&bnen 
ließ ,  na$  ©rictbenlanb  »urücf gefübrt.  JDie  ©agen  über  ihre 
fonftigen  ©cbirffale  unb  tbren  äob  finb  febt  »erfd&leben.  Qi 
fnüpfte  fi(b  ndmlidb  an  ibjren  tarnen  bie  »orjtellung  ber 
unbeilbringenben  ©cb&nbeit  unb  namentlich  be«  berrueben, 
aber  »erberblicben  btmmlifcben  geuer«,  unb  §war  bermeteori« 
Wen  Crfcbeinung,  welcbe  wir  jefet  geuerfuget  ob«  fKegenber 
S)racbe  nennen. 

fjiiftm  (bie  ^eilige)  war  bie  ©emablin  beS  Aaifer«  &on* 
jlanttuS  ßbloru«  unb  «Wutter  be«  Äaifet«  Äonflantin'* 
be5  ©roßen  (f.  b.).  ©ie  war  wabrfcbeinlicb  in  bem 
glecf en  )Drepanum  in  ©itbpnien,  welchen  Aonjtantin  ber  ©roße 
fpdter  jur  ©tabt  rrbob  unb  ü)r  )u  (Ihren  ^elenopolt« 
nannte,  geboren  unb  b«tte  t>on  ben  bortigen  jablreicb<n  dbri« 
jlen  bie  erfie  Äennmiß  beS  ßbnfrentbum«  erbalten.  3br  ®<J 
mjhl  oer|iiep  fte;  naepbem  aber  Äonjlantin  Äaifer  geworben, 
ertbeilte  er  tbr  im  JReicbe  ein  ^or>e«  Änfeben  unb  »iete  be* 
tTdcbtlicbe  einfünfte {  beren  fie  ftcr>  jur  SKilbtbdtigfeit  gegen 
Hrme  unb  Unglütfltcbe,  befonber«  aber  jur  ©ttftuna  unb 
JBefcbenfung  »on  Äirtben  bebiente.  Äuf  einer  ber  Angabe 
narb  in  golge  g6tt(idber  Eingebung  »on  ibjc  unternommenen 
Steife  na^  yalaflina  empfing  fie  326  im  Sorben  bie  Saufe. 
6«  qelang  ibt  bte  Xuffinbung  be«  Äreuje«  unb  be«  ©robe« 
Gin  in i  unter  einem  fBenuStempel,  ben  fie  nieberretßen  unb 
an  beffen  ©teile  fte  eine5Circr)e  aufbauen  ließ,  -picr  fanb  fie 
auxr)  baS  JBret  auf.  welc&e«  mit  ber  3nfcbrift :  ,^Oer  3uben 
Ä6nig"  auf  be«  $t(atu8  «efebl  an  ba«  Äreuj'  SbrijH  war 
angebeftet  worben,  beögleicben  bie  S^doel,  mit  benen  tJbti» 
fiu«  an«  Äreuj  gefcb,lagen  worben.  £iefe  heiligen  ©egem 
ftdnbe  fenbete  fie  bem  Äaifer,  ibrem  ©obne,  ju,  nur  ba« 
Äreuj  Übrifii  ließ  fte  in  ©olb  eingefaßt  in  ber  neugebauten 
Äircbe  aufbewahren.  3»«  anbere  »on  ibt  erbaute  Süthen 
in  9>atdfifna  waren  bie  eine  in  fBetblebem  über  bet  #*ble, 
wo  GbrijiuS  geboren,  bie  anbere  auf  bem  Serge,  wo  er  gen 
£tattnei  gefahren.  Unter  allerlei  frommen  SJerricbtungen  unb 
^anblungen  befchloß  fie  im  80.  3abre  (360  tu  Sbr.)  ibt  8e* 
ben  in  bem  heiligen  £anbe.  3b^  Leichnam  würbe  nach  £on* 
{lantinopel  gebraut  unb  in  bem  taif.  föegrdbmffe  bagefe^t. 

^dgolan&  ift  eine  Reine  Snfet  in  bet  SRotbfee,  etwa 
fech§  9^  oon  ber  eibmünbung  entfernt.  Siefe,  forde  bie 
SRünbunqen  ber  SGBefer  unb  ber  Siber,  werben  »on  ibr  gt» 
wiffermaßen  beberrfebt;  fie  ifl  2200  ©a)ritte  lang,  650  breit 
unb  jerfallt  in  baS  *Dber*  unb  Unterlanb.  SBribe  ftnb  fafl 
ganj  baumlos,  nur  einige  2)uftenb  Äpfelbdume .  bie  aber  ein 
frdnfelnbeS  tfnfeben  baben,  fiebt  man  an  gefchü&ten  ©teilen. 
Äußer  einigen  ^»aibfehnuefen  unb  äiegen  ift  fein  S?u|»ieb 
auf  ber  Snfet  »orbanben;  auch  2fcf erbau  febjt;  man  pflanjt 
nur  etwas  SRüben,  Äobl  unb  Kartoffeln.  25ie  3nfet  ge* 
hörte  früher  ju  DftfrieSlanb,  barauf  §u  £ol|tein,  baim  *u 
2>dnemarf  unb  fam  1807  unter  engl.  Oberberrfcbafi,  welch  t 
1814  im  grüben  ju  Kiel  anerfannt  würbe.  2)ie  2200  JBe- 
wohnet  ^.'S  ftnb  frtef.  ©tammeS  unb  reben  bie  ftief.  unb 
bie  fajTtfcb*nieberbeutfthe  9Runbart,  jeichnen  ftcb  bunh^j' 
berfeit  unb  Wlutl)  aus  unb  regieren  ffer)  fetbft  naeh  aiten 
fehleSwig  =  boljleinf*en  ©efefeen.  ßnglanb  fbbert  »on  ihnen 
feine  abgaben.  Grin  auf  ber  3nfel  wobnenbet  engl.  ©ouw= 
neur  bilbete  btSt>cr  baS  Dberbaupt;  gegenwärtig  wirb  berfffo 
aber,  nachbem  baS  engt.  SRilitair  1821  jtrrücfgesogen  wor-- 
ben,  von  einer  SKagiftratSperfon  »ertreten.  Die  .petgotanbn 


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HeUebarte  an 


Hennegau 


geltm  Ha  Vit  fecfflen  ©djiffet  unb  &>otfen  In  ber  Slorbfee. 
ihren  jdebrnöuntfrfiatt  cnuerben  ft'e  burd)  gifcberci,  ©(biffaibrt 
unb  burd)  baS  einträgliche  i'ootfcnroefcn.  (Sine  <£«uptnah* 
rungwqueUc  ifl  feit  emigen  Sauren  baö  ©eebab  geworben, 
welche*  fleh  auf  ber  etwa  eine  Siiertelflunbe  vom  Grilanbe 
entfernt  liegenben,  int  Sinter  unbewohnten  Düne  beftnbrt 
unb  gegenwärtig  fcbr  flarf  brfucbt  wirb.  Daö  SDberlanb,  auf 
teffen  nörblicbffem  fünfte  ftcb  ein  £eucbttburm  erbebt,  bu 
ficht  auS  rotbcm,  verhärtetem  2 hone ,  baS  Unterlanb  ifl  vom 
Keere  angefd)wemmt  unb  erbebt  ftct>  nur  wenig  über  ben 
Spiegel  beffelben.  SS  ifl  mit  jenem,  auf  welchem  bie  mt'u 
fien  «pdufer  flehen,  bura)  eine  aus  etwa  löO  Stufen  hefte» 
benbe  Treppe  verbunben  unb  war  jur  3eit  ber  kontinental: 
fperre  ein  wichtiger  3>unft,  an  welkem  fletS  für  mehre  SBtila 
honen  engl.  Saaren  aufspeichert  lagen,  bie  ton  hier  au* 
nad)  Deutfeblanb  eingefchmuggelt  würben.  SJfebre  ©anbin* 
fein,  Dünen,  flippen  unb  JRiffe  geboren  nod)  ju  £. 

fjtUtbartf i  ein  altes  ©twtbr,  welkes  befonberS  von 
ben  ©d)wcijern  geführt  würbe  unb  auS  einer  etwa  acht  g. 
langen,  mit  SJlageln  bef<ftlagenen  unb  babureb  bor  bem  3«« 
bauen  gefid)erten  (Stange  beflanb,  auf  welcber  ein  ftbarfeS 
©eil  fag,  baS  natr)  hinten  in  eine  ©pifee  ober  einen  Jpafen 
unb  obtrwärtS  in  einen  einen  gug  langen  jweifcbneibigen 
Spieg  ausging.  Der  ^»afen  biente,  bie  Weitet  von  ben 
Werben  ju  reiben. 

fjfllrr,  eigentlich  Kaller,  auä)  ^änbelpfenntg  §u 
nannr,  eine  Keine  ©cheibemünje,  welche  ihren  tarnen 
üon  An  11  (f.  b.)  in  ©chwaben  bat,  wo  jte  um  1224  juerft 
geprägt  würbe.  ©ie  war  urfprünglid)  eine  ©tlbermünje  von 
einem  Pfennig  ©ertb,  fanf  aber  fpater  auf  '/«  Pfennig 
Sertb  berab  unb  würbe  Kupfermünze.  2Ran  pflegte  bie 
SptUtx  ju  wiegen,  weil  fte  feiten  vollwichtig  waren,  unb 
fo  hatte  man  alö  9forma!ge  wicht  baS  geller  gewicht,  fo 
oiel  als  '/»«  t)on  cmer  5Karf. 

Ijelleepont  ift  ber  altgried).  9iame  ber  iefejgen  ©trage 
ber  DarbaneUen,  welcher  von  ber  in  biefer  ÜReerenge  ex* 
trunfenen  £elle  abgeleitet  wirb.  (©.  Argonauten.)  Der 
£eHeSpont  bat  eine  fo  geringe  {Breite,  baß  Serres",  alö  er 
auSjog,  ©riecbenlanb  (f.  b.)  ju  erobern,  an  jwei  ©teilen 
JBrutfen  über  ihn  fcblageii  lieg,  um  fein  Äeer  überjufefcen. 

baS  ungefh'ime  SOJeet  bie  »rücfe  nicht  leiben  wollte, 
lieg  e$  ber  ubermütbige  g>erferronig  mit  Wutben  fcblagen, 
tamit  e»  gehorch,  e.  auch  febwamm  Seanber  ju  feiner  ae< 
liebten  J&eto  über  ben  £eCeSpont.  Diefe  war  eine  ^riefte: 
rin  ber  XJenuö,  unb  um  mit  bem  geliebten,  jenfeit  beS  SWee» 
reö  wobnenben  3üngling  allnächtlich  jufammenjufommen, 
hing  fie  am  Thurm  im  SReere,  wo  fte  ft'cb  trafen,  eine 
Ceucbte  auS,  weldje  bem  fübnen  ©cbwimmer  burd>  bie 
ten  leuchtete.  Gtnfl  lifcbte  ber  ©türm  bie  2eud?te,  ^ero 
wartete  vergebend  auf  ben  Qcliebten,  ber  borgen  jeigte 
ihr  ben  von  ben  Sellen  angefpülten  Seicbnam  unb  Jpcro 
ftürjte  fieb  fetbjt  in  baS  tttulofe  3Reer.  SKebre  Didier 
haben  bie  Siebe  unb  baS  @nbe  ^»ero'S  unb  geanber'S  be> 
fungen,  unter  ihnen  auch  ©cbiller. 

^clm  ifl  e.in  alteS,  gegenwärtig  nur  noch  bei  einigen 
Truppengattungen  gebrduchlicbeö  Saffenftücf  jur  iBefä)ül}ung 
beS  JCopfS  gegen  ©tog  unb  ©ä)lag.  ©d)on  im  b6c|flen 
Xltertbum  fommen  ^>eime  vor.   Die  ber  (kriechen  unb  JJ?ö- 


met  waren  von  gebet  ober  @rj,  bebetften  baS  £aupt  unb 
friirmten  baS  ®efid)t  nur  burd)  eine  fleine,  über  bie  ©tirn 
vonagenbe  Decfe  unb  bei  ben  Körnern  bie  JBacfen  bureb 
©eitenbldtter.  &xi  Sufd)  von  Sehern  ober  Stogbaaren  btente 
jum  ©ehmuef  beS  ^elmS.  ^bnfiefa  ben  alten  Reimen  wa? 
ten  bie  ©turmbauben,  weld)e  bie  Supf rieger  im  9Rittel< 
alter  trugen,  .wdbrenb  bie  «&elme  ber  JRirter  eine  neue  ®e* 
flalt  erbielten.  Dtefelben  beflanben  ganj  auS  9RetaIl,  ge-- 
w6bnticb  auS  ©tabl  unb  würben  mit  einem  ^alS;,  Kücfcn-- 
unb  S3ruftflücf  unb  jum  Schufte  beS  ©epd)tS  mit  einem 
S3ifit  verfeben.  DiefeS  beflanb  auS  Älappen,  bie  aufges 
fcblagen  unb  b«abgebrücft  werben  fonnten.  ©ei  gefchjoffenem 
JBifir  fonnte  ber  Witter  nur  burd)  bie  in  baffelbe  etngefd)fa; 
genen  fleinen  Öffnungen  fehen.  Unter  bem  Siijtr  war  noch 
ein  ©tttcr  ober  ein  etnfacher  JBügel  jum  ©chuft  beS  ©eftcbtS 
bei  offnem  S3ifir  angebracht.  Snbeg  hatte  man  auch  gan) 
gefdjloffene  ^ßelme,  auch  ©techbelme  genannt,  fowie 
.pelme  ohne  Sötftr,  nur  mit23ügel,  offene  ober  Turnier: 
helme  »ei  ben  Turnieren  trug  man  jur  fvmbolifd)en  83en 
jierung  allerlei  giguren  auf  ben  Reimen,  bie  fogenannten 
vftelmf leinobien.  Die  JRitter.  pflegten  tiefe  fchweren 
^elme  gewöbnlicb  nur  im  Äampfe  aufujfeften  unb  fte  fonft 
von  ibren  Knappen  tragen  ju  laffen.  Der  $elm  mit  feinen 
Äelmf leinobien,  fowie  ben  «pelmbecfen  würben,  namentlich  in 
Deutfchlanb,  aud)  in  bie  Sappen  aufgenommen.  <$>e(m* 
beefen  ftnb  bie  nur  auf  ben  Sappen  jur  XuSfcbmücfung 
angebrachten  3terat^en  (Jaubwerf  ober  Tücher,  fogenannte 
■tielmmäntel  u.  tgl.).  »ärgerliche  folien  fid)  nach  ben 
Siegeln  ber  #eralbif  nur  beS  ©tedbbelmS  bebienen,  mbem 
ber  Tumierbelm  ein  Sorredjt  beS  TIMS  ifl.  Die  garu  offe- 
nen (ohne  ©itter)  heigen  f inigliche  $t\mt.  —  ©egen* 
wärt  ig  ftnb  ^elme,  welche  ftd)  mehr  ber  antifen  fsoxm  an» 
n<u)ern  unb  fein  S3iftr,  ^alSs,  SfJücfens  unb  IBruflflücf  ba- 
ben,  nur  noch  bei  ber  Weitere! ,  namentlich  bei  Aürafftercn 
unb  Dragonern,  tn  ©ebraud).  ©ie  befleben  gewöhnlich  auS 
Iacfirtem  ©ohlenleber  unb  ftnb  meifl  mit  ^&e(mbüfd)cn  von 
paaren  gejiert  —  über  ben  «£elm  alS  Tbfil  rineS  Dr- 
ItiairapparatS  f.  Dejlilliten  unb  (Branntwein. 

Ijcnrnberg  ifl  eine  alte,  feit  1310  gefürflete  ©raffchaft, 
welche  im  ehemaligen  ftanf.  Äreife  jwifchen  Sürjburg,  guiba, 
Tbüringen  unb  »peffen  lag  unb  ben  ©rafen  von  |>enneberg 
gehörte,  welche  1583  auSflarben.  Die  fdchf.  Surften  br: 
fagen  nun  j>.  gemeinfehaftlid) ,  bis  eS  16f»0  getb«ilt  würbe, 
wobei  ein  *b«t  an  Neffen  sÄaffel  abgetreten  warb.  Der 
Äntbeil,  weld)enbaS  ÄurbauS  ©achfen  erhalten,  würbe  1815 
?)reugen  überlaffen.  Die  alte  äöurg  ber  ©rafen  von  ^jen* 
neberg  würbe  im  ©auernfriege  1525  jerflört  unb  tr)re  Trüim 
mer  ftnb  nod)  bei  bem  Dorfe  2Ragfelb  ju  fehen. 

fjrnnfgau  ober  ^atnaut  ifl  gegenwdrtig  eine  ?)rovinj 
beS  Königreichs  welgien,  jwifd)en  glanbern,  ©übbrabant, 
OTamur  unb  granfreid),  \>at  auf  67  etwa  600,000 

6inw.  unb  ifl  im  ©übweflen  ^ügellanb  ber  Ärbennen;  ber 
übrige  T^eit  ifl  flad)  unb  wirb  von  ber  v£enne,  von  ber  baS 
2anb  ben  Slamen  hat,  von  bet@ambre  unb  ©cbelbe  bcwdfs 
fert.  (SS  ifl  im  Allgemeinen  febr  fruchtbar,  reid)  an  <£>opfen, 
©erreibe,  SBieh;  bat  gabrifen  in  Solle,  ?einwanb,  waum^ 
wolle,  Salb;  unb  £uttengewerbe  unb  gibt  eine  reid)e  TLut- 
beute  an  ©teinfoblen.  DaS  jeftige  -£».  war  &u  ben  Betten 


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Ifcraklft 


31? 


icereulasinm 


her  Wimet  »on  Wennern  bewohnt,  hatte  im  frühem  Wik 
telalter  eigne  Grafen,  fiel  nachher  an  Sflanbetn,  an  IBur* 
gunb,  1477  on  Jbfrreüt,  1556  an  ©panien  unb  tbeilweife 
betäuben  an granfreich ,  bann  abermals  an  Öffreicb,  1797 
ganj  an  granfreicb,  1814  an  baS  Jtinigreicb  ber  Wieberlanbe 
unb  gehört  bid  auf  ben  fübl.  SEbeil,  ber  fortwdbrenb  frarrji* 
fffcfi  geblieben  ijl,  feit  1830  ju  »rlgien  (f.  b.). 

fjct'aklit,  ein  turcb  feinen  SEiefftnn  berühmter  unb  «e- 
gen  ber  ©(fm>emrjta,nblicbfeit  feiner  ©Triften  „ber  Dunfle" 
genannter  *pbilofopb,  rourbc  ju  (JpbcfuS  geboren  unb  lebte 
um  500  t>.  ßbr.  Öt  jog  ftch  oon  ©taatSgefcbdften  aurücf, 
machte  »reite  Weifen  unb  febrieb  ein  SBucb:  „Die  iWufen 
ober  über  bie  Watur",  weldjeä  er  im  SEempel  ber  Diana  ju 
GpbefuS  nieberlegfc.  ©ein  (Frnfl  unb  £ieffinn,  bie  IBit> 
terfeit,  mit  welcher  er  feine  3eirgenoffen  tat evte ,  bat  ui  ber 
©age  SBeranfaffung  gegeben,  J£>.  babe  bie  UnPoKfommcnbeit 
ber  SBelt  beweint,  welche  Demofrit  ff.  b.)  verladt  habe. 
Bon  feiner  gebre  finb  namentlich  jwei  ©dfce  berühmt  ge> 
worben,  nämlich  baß  „TflleS  im  gluß  fei",  b.  h.  baß  Äu"eS 
fortwabrenb  fieb  »cranbere,  unb -baß  „ber  Ärieg  ber  Shter 
>on  BDem",  b.  b.  baß  "Xütä,  wie  baS  SCerbcn  felbjt  (weU 
cbeS  in  bem  Übergänge  «on  ©ein  in  Wicbtfcin  befielt),  auS 
bem  3ufammentreffen  beS  ^ntgegengefe^ten  Ijeroorgebe.  3m 
geuer  erblicfte  Dasjenige,  baS  in  ber  fortivdbrenben 
83eränberltd;feit  ber  Dinge  baS  3ugrunbeliegertbe  fei. 

fifltlfttlt  ober  SBappenfunbe  beißt  bie  SBiffenfebaft 
oon  ben  Wcgeln,  nach  benen  SBappen  (f.  b.)  eingerichtet 
fein  muffen,  »voran  fict)  Äerracbtunqen  über  ©efchichte,  Söc: 
beutung  unb  9ie<t>tc  ber  SBappen  fchließcn.  Die  SBappen 
unb  bie  «£>eralbif  baben  ibren  Urfprung  von  ben  im  SRittel» 
alter  üblichen  Surnieren,  bei  benen  bie  Witter  bureb  bie  von 


ihnen  auf  ben  ©ehilben  getragenen  fambolffchen  Setchen,  au? 
benen  bann  bie  Stoppen  entftanbrn,  ftcb  auS}ei$neten*  Der 
{Ritter  erfebien  beim  Surnier  mit  gefcbloffenem  $elm  unb 
ber  ,herolb  mußte  fein  Stoppen  beuten,  unb  wenn  er  ben 
Witter  abS  tumierfabig  erfannte,  blafen,  welche*  man  ba* 
XuSblafen  ber  Stoppen  nannte.  9(acb  ben  -£>erolben,  welche 
ihre  SB iffer.fobaft  geheim  hielten,  erhielt  bie  Stoppenfunbe  ben 
Warnen  «j&eralbif  unb  »on  bem  ÄuSblafen  würbe  fle  hn  fran» 
jiftfehen  blason  genannt,  welche*  Stort  bann  auch  in  bie  engl, 
ttal.  unb  fpan.  ©prache  übergegangen  i|t.  Die  granjofen 
haben  bie  .£>eralbif  juerft  wiffenfcbaftlid)  bearbeitet ,  aber  bie» 
felbe  ift  beutfeben  Urfprung*.  ©te  t)at  große  SBichtigfett  all 
$ülfSwi|fenfct)aft  ber  ©e|c^ichte  unb  ©encalogie.  Sticht  fei« 
ten  führen  beralbifcbe  &em  errungen  ju  unerwarteten  ge» 
fchi^tlichen  2tuffchlüffen. 

(jrrntlänum,  Pompeji  unb  ©tabia"  finb  bie  Warnen 
breier  Stdbte  in  Italien  obnweit  vom  JBefuo,  welche  71* 
n.  (ihr.  bei  ©elegenbcit  eineS  Hü&bxxity  biefcS  ßulfan*  fc 
mit  'ilfehe  qleichfam  eingepuloert  würben,  baß  lebe  ©pur, 
wo  fie  gefrauben,  »erfchwanb.  Die  Äfcbe^  welche  tiefe 
©tdbte  begraben,  würbe  allmdlig  fefl,  unb  im  Saufe  ber 
Sabrbunberte  fiebelten  ftch  auf  ihr  wieberum  SWenföen  an. 
SRit  ben  genannten  ©tdbten  hatten  auch  £p(ontia  unb  2t 
glanum  ein  gleiches  ©ebieffa!  gehabt.  3n  neuerer  3eit  ftne 
nun  bie  eiiifj  begrabenen  ütabte  wieber  aufgefucht  unb  }ura 
2beil  wieber  ausgegraben  worben,  unb  man  fann  biefe*  ein« 
ber  intercffantejlcn  Öntbecfungen  nennen,  bie  jemals  gemalt 
worben.  SBaS  unmöglich  feheint,  hat  ftch  ereignet.  SB;: 
feben  in  biefen  ©labten  bie' Vergangenheit  beS  gewaltigflen 
23olFS  ber  G5cf<bicbte  nach  allen  ßiniclbeiten  beS  hürget 
liehen  SebenS  auferffchen,  fo  baß  wir  unS  von  berfelhcn  m 


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fijttb  entwerfen  f innen,  wie  eS  unS  auA  bei  genauere  unb 
geifireicblte  SSnic^terftattec  »u  geben  nic^t  vermocht  b^itte. 
Die  Xfcbe  bat  bie  ©egenftänbe  nicöt  jerjlSrt,  fonbem  nur 
eingehüllt,  unb  inbent  fte  bie  äußere  2uft  von  ihnen  abhielt, 
bat  fie  bie  (Srbaltung  berfelben  bureb.  länger  als  ein  unb  ein 
halbes  Sabrtaufenb  möglich  gemacht,  ©chon  1689  hatte  man 
in  bera  Dorfe  f>ortict ,  welches  fieb  über  bem  alten  ^ercu» 
lanum  erhoben  bat,  «Nachgrabungen  angeftellt.  ©ie  »baren 
oergeffen  warben  unb  Nachgrabungen,  welche  nacb  1711  ber 
$rin$  Slbeuf  anjleüen  lief,  rourben  poltccilict)  unterfagk  3n 
bem  angegebenen  ?d:re  waren  bei  ©rabung  eines  SrunnenS 
brei  belletbete  weibliche  ©tatuen  aufgefunben  worben,  rr>eld>e 
ftch  gegenwärtig  im  SDtufeum  ju  ©reiben  befinben.  Nach* 
bem  ber  fp an.  .Honig  jtarl  Neapel  in  ©efuj  genommen  batte, 
rourben  1738  bie  Nachgrabungen  wieber  aufgenommen.  ÜRan 
1hefi  junäcbjl  auf  baS  Sbeater.  ©eit  1750  ftellte  man  aueb  in 
$onq>ejt  unb  ©tabid  Nachgrabungen  an.  ©eitbem  finb  bie» 
felben  mit  einzelnen  Unterbrechungen  bis  auf  bie  ©egenwart 
fortgefe&t  werben.  6in  Sbeil  beS  Ausgegrabenen,  namens 
lieb  in  «£ertulanum,  iß,  naebbem  man  AlleS,  wag  man  Auf« 
bewahrenSwertbeS  gefunben,  bmweggenommen  batte,  wieber 
«igef^uttet  worben.  Süon  Pompeji  tjt  ungefähr  ber  fünfte 
ihetl  ausgegraben  worben  unb  in  biefem  bat  man  viele  auS* 
gewidmete  öffentliche  ©ebdube  gefunben.  Sie  porftehenbe 
Äbbilbung  jeigt  ben  ©efammtumfang,  ber  ©tabt  unb  ben 
bi$  jefct  ausgegrabenen  Ebeil  berfelben.  SDran  bat  »on  6f* 
feutlicben  ©ebauben  namentlich  ein  Amphitheater,  jwei  -Ehe«* 
trt,  acht  2empel,  &wei  mit  ^orticuS  (Säulengängen)  um* 
gebene  «pldfce,  ein  gorum,  eine  ffiaftliea,  Sbermen  (warme 
löäcer)  u.  f.  w.'  entbeeft.  Die  sprivatbäufer  finb  beiwei* 
Um  weniger  febon,  fte  finb  Kein  unb  ftet)en  in  engen 
©äffen.  JöefonberS  merfwürbig  finb  bie  einzelnen  ©erdtb* 
f(haften  unb  Äunftfcbdfce,  bie  man  gefunben  unb  bie  man 
forgfälrig  gefammelt  bat  ©o  bat  man  namentlich  auSges 
Ktcbnete  äRauergemälbe  entbeeft  unb  biefelben  fammt  ber 
Kauet  abgeloff  unb  hn  SJtufeum  gu  Neapel  aufgeteilt  ©ie 
baben  ftcb  außerorbentlidj  frifd)  erhalten,  ©ehr  viel  Perfpre* 

cbenb  waren  bie  #anbfct)riften,  TO*1**  nw*  (uCtr  i75f)) 
aufgefunben.  ©ie  bejUbm  auS  Nollen  unb  finb  im  taufe 
ber  Sabrbunberte  morfcb  geworben,  »erfohlt  SRan  bat  fieb 
alle  mögliche  "Mike  gegeben,  fte  aufjurollen  unb  leSbar 
iu  macben,  obne  bis  je|t  ju  einem  befriebigenben  iKefultate 
gefommen  ju  fein.  üöet  bem  Nachgraben  ftnbet  man  natür* 
fieb  aud)  menftblicf)e  Gerippe  unb  mitunter  in  merfwürbigen 
Stellungen,  ©o  fanb  man  ein  ©erippe,  welcbeS  noeb  in 
ber  einen  >&anb  einen  ©cblüffel,  in  ber  anbem  einen  93cu; 
tel  mit  fflcüngen  unb  Äameen  ^ielt ;  ferner  einen  röm.  ©ol* 
baten,  ber  noch  ganj  bewaffnet  auf  feinem  fffiacbpoften  jtanb 
u.  bgl  mehr,  »ielfacbe  Söefcbreibungen  unb  Abhebungen 
ber  aufgefunbenen  'Altert bümer  finb  erfebienen,  §.  3).  t>on 


nachmals  gebar  biefelbe  BwiQinge,  ben  welcher  ein 
©obn  beS  Supiter,  unb  ben  SpbicluS,  weiter  ein  ©obn  beS 
Ampbhtpon  war.  Äurj  Por  ber  ©eburt  beS  .P>.  erfldrte  3upttet 
in  ber  SBerfammlung  ber  ©ötter:  ber  9?dcbjigeborne  auS  bem 
©tamme  beS  |)erfeuS  foUe  Spm  fein  Aber  alle  übrigen  fei* 


bie  Abftcfjten  beS  Supiter  unb  wufte  gu  bewtrfen,  ba§ 
noeb  Por  -f).  (SurpftbeuS,  gleicbfaHS  ein  (Snfel  beS  ^erfeuS, 
burd>  grubgeburt  jur  SBelt  fam.  ©o  würbe  £.  burd>  ben 
©ib  beS  Supiter  bem  ©urpjtyeuS  untertänig.  ©ö)on  m 
ber  SBiege  bezeugte  ö.  feine  gittlicbe  Vbfiammung.  SunO 
nämfieb  ftbidte  jwei  ©dbjangen,  ibn  ju  perberben,  er  aber 
faßte  pe  bei  ben  £6pfen  unb  erwürgte  fie.  ßine  ©age  er* 
jdblt  aueb,  3Riner»a  pabe  bureb  8ifi  bie  3uno  bewogen,  ben 
ü)r  unbefannten  Änaben  an  bie  SJrufl  ju  legen;  mit  ber 
SJltlcb  ber  ©6ttin  habe  er  Unfterblicbfett  gerrunfen,  aber  fo 
beftig  babe  er  angezogen,  baß,  als  ibn  bieSuno  fcbnetl  wie* 
ber  weggelegt,  auS  ber  babet  pergofTenen  9JKleb  nact>6inigen 
bie  SDiiltbfrrafie,  nacb  Anbern  bie  Siliert  auf  ber  tfrbe  ent»' 
flanben  wären.  batte  auSgejeicbnete  Ser>rer ,  ben  ftnu» 
aber,  welcher  ibn  in  ben  SBiffenfcbaften  unb  Äunfleh  unter» 
richtete,  erftblug  er,  alS  er  tbm  beim  gprafpiet  einen  aDju 
harten  SerwetS  ertbeilte.  <5r  hütete  nachmals  bis  äum  18. 
Söhre  bie  «Öeerben  beS  Amppitrpon,  unb  h««  war  eS,  wo 
3abn:  ^Dte  iDrnamente  unb  merfwurbigflen  ©emdlbe  auS  ihm  jwei  uberirbifche  ©eftalten  erfä)ienen,  pon  benen  ihn 
^ertulanum,}*ompeii  unb  ©tabid"  (»erl.  1828  fg.).         eine  jebe  ihr  8«  folgen  auffoberte.  Die  eine  war  »on  t>er: 

fuhrerifthen  Wetjen,  üppig  gef leibet  unb  Perfpracb  bem  £. 
ein  muhelofeS,  an  ©enüffen  reiches  geben;  ihre  greunbe, 
fagte  fie,  nennten  fie  ©lüdfeligfeit,  ö)re  gefnbe  gafler.  Die 
einer  ©terblichen,  welche  an  ben  Xrnpbitrpon,  Ä6nig    jwette  ©eftalt  war  bie  Sugenb;  ebel  unb  ftttfam  war  ihr  «u*- 

fereS  unb  ihr  SJerfprechen:  £.  werbe,  ibr  nachfolgenb,  in 
allem  (Sblen  uub  ©rofien  em  tüchtiger  2Rcif!er  werben  unb 
burtb  Anfirengung  baS  wahrhaft  »ejte  erlangen,  welche«  bie 
@6tter  nur  nach  «Rühe  unb  Arbeit  als  ?)reiS  gäben.  £.  folgte 


:  ^erculeö  (griech.  ^eraf  leS),  ber  beruhmtefte  ^eroS  beS 
gried).  AlterthumS,  war  ein©ohn  beS  Supiter  unb  ber  Alf: 
mene,  einer  ©terblichen,  welche  an  ben  Atnpbitrpon,  £i 
t>on  Sheben,  Cnfel  beS  $erfeuS  unb  ©obn  beS  AlcäuS,  »er* 
beirathet  war.  9lod>  bem  2e&tgenannten  würbe  bem  4>-  bet 
JBetname  ber  Alcibe  gegeben.  Supitrr  hatte  fid)  ber  Alfmene 
in  ber  angenommenen  ©fitalt  beS  Ampbitrnon  aenabt  unb 


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Hercules 


914 


Hercules 


ber  &ugenb  unb  würbe  ritt  leuebtenbel  Borbifb  mannhaften 
.fStltnuhum*  für  aüt  Betten.  SRod)  jefct  ift  ber  /rJ>ercu[cö 
cm  ©cbeibewege"  fprüd5>n>ör«i€^.  3uerfi  geiebnete  ftcb  aul 
burd)  bie  Grlegung  einel  Sdwen  am  33ergc  Aitbaron  unb  ba= 
burd),  baft  et  feine  Baterjrabt  Sbcbcn  nicht  nur  t>on  einem 
Uribut  befreite,  welken  el  an  SDrcbomenul  hatte  gablen 
müfjen,  fonbern  aueb  biefe  ©tabt  gwang,  fünftig  ben  Sbe; 
banern  SEribut  gu  geben.  Areon,  ber  Äänig  »on  Sieben, 
gab  bem  ■£>.  für  biefe  Ubat  feine  2od>ter  SRegara  jur  ©c; 
nialjiin,  welche  ihm  mehre  Äinber  gebar.  Seist  aber  war 
bie  3«t  gefommen,  wo  Guroffbeul,  Ainig  »on  9R»eene, 
ben  in  feinen  Dienft  berief.  Siergebenl  wenbete  ftch,  biefer 
cn  bal  jDrafel  gu  Delpbi;  baffelbe  entfebieb:  er  babe  gwilf 
Xbcnteuer  gu  belieben,  bie  ibm  Gur»|ibful  auferlegen  würbe. 
So  tief  ergriff  ben  gelben  ber  ©ebanfe  ber  Grniebrtgung 
unter  ben  fcbwdcbern  SRann,  baß  er  inSRaferei  gerietb  unb 
in  biefer  feine  eignen  Äinber  umbrachte.  2tber  er  fam  wie- 
ber  gu  ftcb,  bereue te  feine  frbmerc  Shat,  fiibnte  bie  Söluts 
fcbuib  unb  ging  bin,  ben  3BilIen  ber  ©Otter  gu  erfüllen. 
Sutw  foll  bem  Gurptfbeul  bie  jn>6lf  ungeheuren  Arbeiten 
eingegeben  baben,  welche  biefer  bem  auferlegte  unb  welche 
all  Sieger  befianb.  Gr  mußte  1)  mit  bem  nem<uf$en 
Söwen  fdmpfen,  welchen  feine  SBaffe  gu  »erwunben  Mr> 
mochte.  Gr  griff  ihn  crfl  mit  feiner  Aeule  an.  bie  er  aul 
einem  JDlioenftamm  »om  SBerge  £clifon  ftcb  gefertigt  batte, 
unb  erwürgte  ihn  bann  mit  ben  Rauben.  Dal  gell  biefel  S4 -- 
wen  biente  bem  £.  »on  nun  an  gur  ©ebeefung.  9coob  an|tren; 
genber  war  2)  ber  Aampf  mit  ber  lemdifeben  ©dblange,  benn 
biefem  Ungeheuer  mit  50  A6pfen  würfen  fletl,  wenn  ein 
.f>au»t  beiuntergefeblagen  war,  gwet  neue.  25a  lieg  bureb 
feinen  ©efabrtcn  3olaul  einen  SBalb  in  ©ranb  fleden  unb 
tnbem  er  bie  gehauenen  SBimben  aufbrannte,  »erbinberte  er 
bal  Slacbroacbfen  ber  Aopfe.  25er  mittelfte  Stopf  war  un* 
fterblicb  unb  biefen  »ergrub  £.  in  bic  Grbe  unb  bebetfte 
tbn  mit  einem  gelfen.  3n  bal  giftige  SSlut  ber  ©Klange 
tauebte  bie  ©pifeen  feiner  Pfeile.  SBäbrenb  bei  Aampfl 
batte  3uno  ber  «od) lange  einen  gewaltigen  Ärebö  gu  ^)ulfe 
gefoSicft;  aueb  biefen  t6btete£.  3)  Gine£inbin  ber  Diana 
mit  golbenen  «£>6rnern  unb  ebernen  güßen  jagte  er  mübe 
unb  fing  fie  (ebenbig.  4)  Gr  fing  ben  erpmantbifeben  Gber, 
roclcber  JCrfabten  »erwüflete,  unb  braebte  it)n  (ebenbig  gum 
Guroftbeul ,  ber  füb  aul  gurd>t  in  ein  rbernrl  gaß  »erf  rodj. 
5)  5DfS  Sugtal  ©tdUe,  in  welchen  3000  ©tiere  feit  langer 
3eit  flanben,  reinigte  er  in  Ginem  Sage  »on  ÜJlift,  inbem 
er  ben  ffluß  $eneu6  bureb  ihn  leitete.  6)  2Me  am  See 
©tpmöbo'»^  in  Hrfabien  bf"f<nben  frpmp^alifcben  ßtyA, 
roelcbe  »on  SRenfcbenfleifcb  lebten,  »erjagte  ^.  mit  einer 
»on  ber  SRinertta  ibm  gefebenften  ebernen  JClapöer.  7)  2fu<$ 
ben  ©tier  auf  Areta  roelcben  Keptun  au6  bem  SKeere 
batte  aufzeigen  laffen,  ber  geuer  febnaubte  unb  grdßlicbe 
JBerlieenuiwen  anriebtete,  braute  Sj.  lebenbig  gum  eur^flbeuS. 
8;  Die  i#enftf>enfieifcb  freffenben,  geuer  fprubenben  Woffc 
be8  tbracifaVn  ÄonigS  ©iomebeS  eroberte  S).  unb  brad)te  fie 
nacb  SÄV""''  9)  2)'e  Emajonenfouigin  ^ippolwta  war  wea 

?en  ibrer  Sapferfeit  bocbbembmt;  befiegte  fie  im  3roeU 
ampfe  unb  braßte  i$r  JEBebrgebenF,  weld)c^  Gurpfibeu^  für 
feine  Softer  3fbmete  begebt  batte.  10)  25ie  Sfinber  bed 
©errion,  eiueä  liefen  mit  brei  Seibern,  welcher  eine  3nfel 
in  ber  Sialjr  beä  iebigen  ©panienS  beberrfebte,  boKe  unb 
baite  babei  nidjt  nur  mit  @er»on,  fbnbent  «urb  mit  bem 


ffidebter  ber  SJinber,  bem  {Riefen  ©urption  unb  beffen  gnxü 
föpfigem  Jöunbe  jDrtbro*,  fowie  mit  einem  fiebenf 6 pfigen  2)ra. 
eben  gu  Fämpfen.    11)  Sie  golbenen  ^pfel  ber  -pefper: 
ben  (f.  b.),  welcbe  ein  immer  wad>er  funfgigfipfiger  2>rat6e 
beivarbte,  holte  .«p.,  narbbem  er  benDracben  etfcblagen.  Und) 
beißt  e«,  TLtlai  (f.  b.)  babe  bem  ^.  bie  fiftlicben  griiditt 
geholt  unb  inbeß  babe  -p.  bie  Ären  ber  SBelt  getragen.  X:; 
gewaltigfle  Arbeit  beö       aber  war  bie,  baß  er  12)  tn 
GerberuS  aud  ber  Unterwelt  berauf  unb  wieber  in  biefclbt 
binabbraebte.  GerberuS  war  ber  melföpfige  £unt ,  weleb«  bie 
Pforten  ber  Unterwelt  bewaebte,  ber  auf  bem  {Rüden  fki 
ber  ^aare  Schlangen  unb  jlutt  bed  ©cbwangeS  einen  X.- 
eben  batte.    ^luto,  ber  ^errfeber  ber  Unterwelt,  erlaubu 
bem  •£>.,  ben  Gerberuö  gu  fangen,  aber  ebne  SBaffen.  X-::> 
folrbe  übermenfcblicbe  Sbaten  entgog  fict>  •£>.  ber  Sifiiftb;- 
feit  unb  »erf6bnte  bie  ibm  gürnenbe  3uno.    .t>.  burebgr-^ 
feine  2baten  »ollbringenb,  ben  gangen  (ben  (Brierben  tc 
fannten)  GrbfreiJ.    er  fam  biö  gu  ber  2Reerenge,  burd) 
weltb,e  ba$  SRittelmeer  einfiromt,  bem  jefeigen  Borgebirge  »on 
Gibraltar  (f.  b.),  unb  errichtete  ftcb  b>"  in  ben  gelfen  Galpe 
unb  3Cb»(a,  in  Xfrifa  unb  Guropa,  gwei  Senf  faulen,  bie  Sa* 
len  bce  ^crculc^.  Xußer  ben  berühmten  gwilf  Äibeitcn 
beö  <£>.  werben  aber  nod)  eine  große  2tngabl  anberer,  kic- 
nannte  SRebenwerfe  beffelben,  angefübrt,  welcbe  gum  Hbril 
niebt  minber  abenteuerlich  unb  febwierig  all  bie  angegebenen 
ftnb.   ©o  foU  er  ben  9>rometbeuS  (f.  b.)  befreit,  bie  Jß: 
cefiid,  welche,  um  ihrem  ©emabl  Xbmct  baö  geben  gu  ttu 
ten,  für  ihm  gefiorben,  aul  ber  Unterwelt  b<raufgebplt,  cen 
Dreifuß  au6  bem  belpbifdben  -öeiligtbume  genommen  unb 
wegen  beffelben  mit  bem  2fpoüo  gerungen,  an  bem  TLi- 
gonauteiuuge  2l;cil  genommen  haben  u.  f.  w.    Den  Xu'- 
fuß  bei  Apollo  raubte  s?.,  tveil  ibm  bas  jDrafel  bie  &ü 
lung  »on  fetner  gu  Seiten  wieberfebrenben  JRaferei  oerfjji 
batte.  Gr  erbiflt  enblicb  baö  Berfpreoien,  geseilt  gu  werben, 
wenn  er  ftcb  auf  brei  3abre  all  ©flaoe  »erfaufen  ließ.  SWeitui 
»erfaufte  ihn  nun  an  jDmpbale,  bie  A6nigin  ber  ifurier,  ju 
weißer  ^.  eine  fo  innige  ?iebe  faßte,  baß  er  willig  teuu 
unb  ßJwenbaut  weglegte  unb  am  ©pinnroefen  grauenarben 
»errieb trte.  Der  große  pttb  batte  inbeß  wenig  ©lud  in  t<: 
Siebe;  biefe  würbe  enblicb  bie  Urfacbe  feine!  2obrt.  50un± 
2apferfeit  b«tte  er  bie  fo>6ne  Dejanira,  bei  SCintg*  t1" 
Äalpbon  SDeneul  Äocbter,  gur  ©emabl'n  gewonnen, 
er  mit  ibr  über  ben  gluß  G»enul  febte,  trug  fie  ber  Qm: 
taur  9?effitl  unb  erlaubte  fub  Unjiemlicbfciteu,  wel<b«  bw 

fo  erbitterten ,  baß  er  ben  Siefjul  mit  einem  feiner  m> 
gifteten  Pfeile  nieberfeboß.    Der  ©terbenbe  badjte  neefc  U 
{Raße  unb  rietb  ber  Dejanira,  ein  ©ewanb  in  feinffi- 
taußen  unb  biefe*  ©ewanb  bem      gu  geben,  wen 
für  feine  Siebe  gu  fürebten  b^tte,  bal  ^erg  bei  £.  > 
fieb  ibr  bann  wieber  jurcenben.    Die  Unalüdlicbe  foM<'-< 
nein  SKatbe.  5Racbbem  Sj.  an  Gurprul,  Aonig  »on  väpbi 
weteber  u)m  einfi  feine  Soßter  Sole  »enreigert  batte,  J» 
er  fie  jur  Ghe  begehrte,  {Raße  genommen,  ben  Äinifl  f'»11 
unb  feine  ©ihn«  getäbtet,  bie  Sole  aber  gefangen  w^' 
fübrt,  unb,  um  bem  3upiter  feierlicb  gu  opfern,  an  Dfi*- 
nira  nao>  einem  ge(lfleibe  gefenbet  batte,  febiefte  ü)m  WO' 
bal  ©ewanb  mit  bem  »lute  bei  SRefful.   Äaum  b«^.  '■' 

angelegt,  fo  fraß  bal©ift,  welcbel  fi(b  eon  bnn  ¥'« 
bei  |>.  bem  JBlute  bei  9?efful  mitgrtbeilt  batte,  in  h 
gleifd)  ein  unb  er  riß  tiefe!  mit  bem  ©ewanbe  ab- 


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Herder 


395  Herder 


nira  etfubr,  waS  fie  getfcan,  unb  erging  ft<& ;  aber  begab 
ft'cf)  auf  ben  jDrta,  errichtete  einen  -poljftop,  gab  bem  ylju 
loftet,  feinem  SBaffengefdttrten,  Sogen  unb  pfeife  unb  »er» 
brannte  fid).  ©ein  ©chatten  ging  in  bie  Unterwelt,  fein 
Unftcrblic&eS  aber  trug  unter  Sonnergetöfe  eine  SBolfe  em= 
vor.  SRereur  unb  3riS  brauten  fyn  in  ben  JDlpmp,  wo 
ibn  bie  ©ötter  empfingen  unb  bie  »erföbnte  3uno  ibm  iljre 
Softer  $ebe,  bk  ©ottin  ewiger  Sugenb.  jur  ©emablin 
gab.  2fuf  Crrben  hinterließ  4).  öiele  9cad)fommen,  bie  be* 
tübmten  ^eraftiben,  welche  auS  bem  9>eloponneS  »ertrie* 
ben  würben,  aber,  naebbem  fie  mehrmals  jurücfgefölagen, 
enblicb  (im  britten  ©efcblccbt)  benfelben  eroberten  unb  fid) 
in  benfelben  üjeilten.  3Bon  ihnen  flammten  bie  fpartan.  5tö* 
nige.  (»gl.  ©rieben lanb.) 

f>.  würbe  im  2f(tertbum  uiclfacö  oerrbrt,  üempel  unb 
JBtlbfdulen  würben  ihm  errietet,  gelte  gefeiert  unb  fein« 
2baten  in  fefllicbfn  ©efdngen,  fogenannten  $erafleenf 
befunden.  Seicht  nur  in  ©rietbenlanb,  fonbern  auch  in  Dber* 
dg»pten,  ^böniiten  u.  f.  w.  würbe  £.  verehrt.  £ie  Grfldrer 
unter f ebieben  baher  fpdter  oerfebiebene  ©ottbeiten  biefeS  yia> 
mend,  bod)  würben  alle  SJlptben  auf  ben  grieeb.  unb  tbe* 
ban.  bejogen.  ©ei  ben  ttgpptern  fianb  er  im  &5d)flen 
Änfefjen,  unb  ba  bie  dlteften  Religionen  fdmmtlid)  auS  9ia* 
turanfd)auung  hervorgegangen,  fo  ift  nicht  unwabrfcbeinlid), 
ba§  Sj.  unb  feine  jwölf  (trogen  Stbaten  urfprunglid)  nichts 
KnbereS  vorfallen,  alS  bte  ©onne  im  Durchgang  bureb  bie 
*wölf  Seid)cn  beS  UbierfreifeS.  2fucb  anbere  ©agen  fcf>lie- 
ftd)  biefer  fombclifcben  25eutung  an.  Stach  bem  traft* 
»ollen  ©ötterfobne  (ober  nach  ber  ©tabt  -£>eraftea)  würbe 
auch  ber  wimberfam  frdftige  STOagnetfietn  im  Ältertbume  ber 
beraf  U-ifcbe  totein  genannt.  Die  ttlten  haben  ben  p. 
in  unzähligen  öiibwerren  in  ben  oerfdbiebenjten  auf  feine 
2baten  unb  ©djicffale  bejüglicben  ©ituationen  bargeftellt. 
Aeule  unb  Söwenbaut  ftnb  feine  charafteriftifchen  Attribute. 
Gr  ift  ein  SWufierbilb  ber  SÄannöfraft;  frdftiger  Kaden  unb 
bk  gewölbte  löwenartige  ©tirn  jeidbnen  tbrt  auS. 

fjtvbtv  (3ob.  ©ottfrieb  »on),  einer  ber  vielfeitigjt  gebiU 
beten  unb  geacbtetjien  beutfd)en  ©cbriftjteUer,  würbe  am  25. 
Äug.  1744  )u  SRobrungrn  in  SDftpreußen  geboren,  wo  fein 
Sater  Gantor  unb  SRdbcbenfcbulIebret  war.  Unter  ben  um 
günftigften  Umftdnben  entwickelte  ft'cf)  fein  ©eift,  fobaß  £• 
balb  ©önner  fanb,  bureb  beren  Unterftufcung  eS  ibra  mög* 
lieb  würbe,  eine  habere  ÄuSbilbung  ftd)  )u  verfebaffen.  3«- 
ndtbft  nabm  ftd)  ein  3>rebiger  in  feiner  Skterflabt  feiner  an, 
inbem  et  ibm  erlaubte,  an  bem  Unterrichte  2beil  ju  neb= 
men,  welken  et  feinen  ©öbnen  in  ben  alten  ©prad)en  er* 
tbeilte.  £.  maebte  fdmelle  Sortfcbritte,  unb  als  ibn  ein  ruf]", 
©unbarjt  im  .£>aufe  jenes  $rebiger§  fennen  lemtc/  gefiel  bie* 
i>n  bei  Süngtingä  aufgeroerfteä  SSBefen  unb  anfianbige  $aU 
Hing  fo  wobl,  baß  er  ftd>  erbot ,  ibn  in  Königsberg  unb 
fpatet  in  ^>eter*burg  2ßunbarüneifun{l  flubiren  ju  laffen. 
begab  fid)  nun  1762  nad)  Königsberg,  fonute  aber  hier  ben 
cbirurgifcfjeii  unb  mebicinifeben  ©tubien  fo  wenig  ©efd)miicf 
abgewinnen,  baß  er  fid)  entfdjlof?,  biefelben  aufzugeben,  um 
ftd)  ber  Sbwlogie  ju  wibmen.  Gr  ^atte  fid)  aud)  in  Äö* 
aigSberg  balb  woblwollenbe  ^reunbe  erworben,  unb  biefe 
utrfd)afften  ibm  eine  fleine  "Änitcllung  im  SriebricbScoUe^ium. 
Gft  würbe  ibm  namlid)  bie  Tfufftdjt  über  einige  Äojraanger 
übertragen,  unb  einige  3ett  nad)l)*r  erbielt  er  eine  Scbrerfretle. 


3n  bem  3(mte,  weld)e5  feine  Griftenj  fieberte,  bebielt 
nod)  3*it  genug,  mit  angejhengteflem  Gifer  ben  2Biffenfd)af* 
ten  fid)  wtbmen  )u  fönnen.  Gr  befd)dfrigte  ftd)  niefpt  nur 
mit  Sbeologie,  fonbern  aud)  mit  3>bilofopbie,  ©prägen, 
Citeratur,  ylaturwiffenfcbaften  unb  ©efd)üf)te.  Gr  benu(jte 
eifrig  bie  afabemifeben  Vortrage  bed  großen  &ant  (f.  b.) 
unb  fcblof  fief;  mit  freunbfcbaftlicber  3uneigung  an  Ha- 
mann (f.  b.)  an.  ©eben  1764  erbielt  er  eine  2Cnf}edung 
als  GoOaborator  an  ber  ®omfd>u(e  ju  9liga  unb  mußte  tu- 
ben  ber  Verwaltung  biefet?  Ämt$  aud)  prebigen.  ©eine 
©d)ul;  unb  Äamsewortrdge  fanben  fo  großen  wetfaH,  baf 
ibm  1767  bie  ruff.  Regierung  eine  bebeutenbere  ©tellung  in 
9>eter6burg  anbot.    Gr  aber  fd)lug  nicht  allein  biefen  9?uf 


au«,  fonbern  legte  aud)  in  9?iga  feine  ©teile  nieber,  um 
fid)  in  bie  Sßelt  ju  begeben,  bie  er  fennen  ui  lernen  unb 
welcher  nü^lid)  ju  werben  er  ftd)  febnte.  3n  ^tanfreid) 
warb  er  ^Begleiter  beS  ?>rinjen  »on  ^olflein=Gutin  unb  fotfte 
biefrm  auf  einer  Steife  burd)  granfreid)  unb  3talien  ©efell» 
fdjaft  leijten.  Gin  Xugenubel,  weld)eS  ibn  fd)on  in  feiner 
Sugenb  b<>WÖeru^t  b«tte,  nabm  inbeß  einen  bebenflidjen 
Gbaraftcr  an  unb  jwang  ibn,  m  ©rraSburg  jurutfjubleiben. 
Jbier  lernte  er  ©ötbe  (f.  b.),  ber  in  ©traSburg  feine  juris 
Irtfcben  ©tubien  botlenbete,  fennen  unb  beibe  große  ©eifler 
traten  einanber  balb  ndber.  allfeitig  gebilbete  Äenntniß 
ber  9)?enfcben  unb  ber  Literatur  blieb  nid)t  ebne  Ginfluß  auf 
bie  ÄuSbilbung  ©ötbe'i.  JF>.  war  bereits  alS  fritifeber  ©ebrift* 
fleOer  aufgetreten,  unb  bie  ©ewanbtbeit  unb  9)idd)tigfrtt 
feines  ©eijteS  batte  öffentliche  Änerfennung  gefunben.  Gine 
Solge  berfelben  war,  baß  er  als  ©uperintenbent  unb  Gon* 
ftftoriatratb  nad)  ©üefeburg  berufen  würbe,  welcbe  ©teile 
et  1771  antrat  Gr  trat  nun  aud)  als  tbeologifeber  ©tbrift» 
fieller  mit  Grfolg  auf  unb  war  im  JBegriff ,  eine  »Berufung 
alS  $rofeffor  ber  Stbeologie  nacb  ©ötringen  anjunebmen, 
ließ  ftc&  aber  burd)  ©cbwierigfeiten,  weld)c  ibm  in  ben  2Beg 
gelegt  würben,  beftimmen,  bie  ©teile  eines  $ofprebtger$,  ©e* 
neralfuperintenbenten  unb  jDberconftfiorialratbS  in  SBetmar, 
wo  fieft  bamalS  bie  auSgejeicbnetflen  ©d)riftjle(ler  ber  beut* 
feben  Nation  jufammenfanben,  Dorjujieben.  Gr  fam  1776 
bierber,  wo  er  bis  an  feinen  am  18.  See.  1803  erfolg* 


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Hering  3 

ten  &>b,  eerehrt  »on  bem  ganjcn  beutfcr)en  5Bol!e,  »on  fei» 
ncm  gurjlen  gefcbäfct,  geliebt  unb  mit  ©unftbejeugungcn 
überhäuft,  trieb  unb  mit  23ielanb,  ©6tbe  unb  Schiller  jum 
{Ruhme  b«3  f leinen  <5taat6,  ber  fo  »Ute  geifti.ie  ©r6ße  be* 
herbergte,  beitrug.  Segen*rticr)  war  feine  äßirffamfcit  nicht 
nur  burefc  feine  Schriften  für  bie  ganje  2Rits  unb  9cad>* 
roett,  fonbern  auch  im  engern  Äretfe,  in  feiner  amtlichen 
Stellung,  tnbem  ihm  1793  bie  ©teile  eine*  ajicepräftbenten 
unb  1801  bie  eine*  ^räfibenten  be*  jDberconfijtorium*  an« 
»erfreut  würbe.  3n  2lner?ennung  feiner  Sicrbicnfte  würbe 
<p.  von  bem  Surfürflen  »on  Baiern  in  ben  2lt  cifhnb  erhoben. 
Der  ©roßberjog  »on  Sacbfen^äBeimar,  ber  wdbrenb  be*  8e* 
ben*  fein  £3eftb.u|jer  unb  ©önner  gewefen  mar,  lief;  ihm  1819 
eine  ©ctäcbtntßtafcl  » on  ©ußeifen  mit  ber  einfachen  3n* 
fdbrift:  „Sicht,  Siebe,  geben"  auf  ba*  ©rab  legen.  Da* 
hcrrlichjte  Drnfmal  #.'*  finb  aber  feine  »ielfeitigen  Schrift 
ten,  welche  1806—20  in  45  unb  1827  in  60  »änben  er» 
febjenen  ftnb  unb  in  brei  flbtbeilungen  verfallen:  Schriften  jur 
fronen  Äunft  unb  Sftrratur,  Schriften  jur  {Religion  unb 
2heologie  unb  Schriften  jur  9>bUofof>bie  unb  <Sefdt>icbtc. 
31*  Dichter  f\.t  f;cö  £.  befonber*  burch  feine  ffiallabcn 
Dom  Gib,  feine  wgenben  unb  feine  Siolfölieber  au*ge* 
zeichnet,  am  meiften  aber  wirfte  er  auf  bie  HuSbilbung 
feiner  3ett  burch.  feine  belebrenben  ©Triften,  in  benen  er, 
bie  Stiftung  feinet  ganjen  Streben*  unb  feine*  eignen  SGBe- 
fen*  au*fpred)enb,  auf  barmoni|cbe  2(u*bilbung  be*  im  rbel; 
Pen  Sinne  rein  9Renfcbli$en,  auf  gorberung  wahret  .Ou- 
manität,  ausging.  3n  biefer  €3ejiebung  finb  al*  fein  »ollens 
befftc*  unb  erbabrnjtr*  SBerf  feine  „Sbeen  jur  ©efebjebte 
ber  ^eenfcfctjrit"  an$uerfennetu  „Erinnerungen  an  £.'*  «s 
ben"  erftyenen  »on  feiner  1750  geborenen  unb  1815  gc= 
ftorbenen  ©attin,  2Rarie  Jtaroline,  geb.  glacbölanb.  — 
.Serbe*  (Siegmunb  Äug.  SBolfg.,  graben  ».),  fdcr>f.  £>ber* 
bergbauptmann,  i|r  ber  ©obn  be*  ebenerwähnten  großen 
Dichter*  unb  rourbe  1776  ju  Sücfeburg  geboren.  Stach,  ei* 
ner  oortrefflidben  Crjicbung  unb  audgejeiebneten  SBorbilbung 
in  allen  ben  JBergbau  betreffenben  SBiffenfcbjiften  trat  er  1802 
in  jaebf.  Dienfle,  in  benen  er  balb  einen  beben  Wang  ein> 
nahm.  (£r  hat  ftcf?  nicht  allein  um  ben  fdebf.,  fonbern  um 
ben  JBergbau  überhaupt,  foroie  auch  al*  ©elebrter  unb  Staat** 
mann  aufjerorbctUlicf/e  SJerbienfte  erworben.  Die  fdebf.  Silben 
auöbringung  rourbe  burch  feine  roeifen  ÜRaßregeln  »on  47,300 
auf  60,000  SRarf  jährlich  gehoben,  fluch  um  ben  poln.  Bergs 
bau  machte  fich  1809  unb  in  ben  folgenben  3abren  »erbient 
unb  feine  gci>graphifch;bcrgmdnmfchcn  Reifen  nacb  Schweben 
unb  9torwegen  1818  unb  1836  —  37  auf  ben  SBunfcty  be* 
Surften  Siftilofcb  nacb  Serbien  ftnb  forool  für  bie  2£iffenfcbaft 
als  für  jene  Sanber  oon  großem  Siortbeil  geroefen.  £>ie  %ün 
|ten  ber  2<inber ,  um  welche  firb  ^.  SSerbienfle  erworben ,  fas 
ben  ihm  ihre  Grfenntlicb, feit  fcurch  Grtbeilung  oon  Ciben  unb 
antern  Ghrenbc^i^ungen  an  ben  2ag  gelegt  unb  ber  Ä6nig 
oon  Saufen  hat  tl;n  in  ben  greibcvrnftanb  erhoben. 

(jcruui  ober  Daring  (ber)  ift  ber  befanntefte  Seeftfcb, 
welcher  auiabrlicb  große  3üge  macht,  auf  tiefen  eingefan« 
gen,  einaefaljen  ober  geräuchert  unb  weitbin  oerfebieft  wirb. 
t>\t  ©eftalt  tiefei  Sjfche*  ifi  allgemein  befannt.  Qx  ftnbet 
fich  in  ben  n6rb(.  SReercn  unb  tommt  au*  tiefen  in  unge< 
heuren  3ügen  in  bie  Slorb-  unb  £>|lfee.  3n  ber  lefetern 
wirb  er  eigentlich  Strömling  genannt  unb  iji  fleinet  a(* 


B  Herinff 

ber  9(orbfeehering.  Qi  ift  gegenwartig  gewiß,  baß  ba*  Kuf» 
treten  ber  geringe  eine  golge  be*  Umflanbe*  ijt,  baß  ficr> 
biefe  gifche  in  bie  Öegenben  ber  Äüftcn  begebtn,  um  bi** 
ju  laichen.   Ghemal*  glaubte  man,  ihre  eigentliche  Keimöl 
feien  bie  *J)o(argegenben,  au*  tenen  fte  ftch  nur  fortbegäben, 
weil  fie  fich  in  2"  großer  2Renge  vermehrt  hätten.  Die  mc'u 
ften  geringe  erfcheinen  um  Johannis  unb  nach  biefer  Seit  an 
ben  nhot.  lüften  unb  bann  an  ben  engl,  unb  irlänb.  Sie  un» 
geheuer  bie  Vermehrung  biefe*  gifebe*  fein  muffe,  fann  man 
nicht  nur  au*  ber  großen  Xnjabl,  welche  jährlich  gefangen 
werben,  fonbern  auch  au*  ben  vielen  ßr^hlungen  entnehmen, 
baß  Jtüfiengegenben  bei  heftigen  Sturmfluten  mit  geringen 
überfchüttet  worben  ftnb.  So  würbe  cor  einigen  3<»bren  bei 
einem  Sturme  eine  mehre  ÜRcilen  lange  Strecfe  ber  febot» 
Jiufie  mehre  guß  hoch  mit  tiefen  Stfchen  überfchüttet  2>i* 
^>erina*fifcherei,  einer  ber  anfebnlichften  Grwerbfijweigc 
aüer  ^uftenoiMfer  ber  9tarb;  unb  STfifec,  war  ehemali  vor* 
jüglich  in  ben  {»änben  ber  e§ollänber,  unb  noch  gegenwärtig 
gelten  bie  hoü.  geringe  für  bie  heften.    Sie  beginnen  bie 
£>cring*frfcherei  erft  mit  bem  Sage  nach  3obanni*  unb  fe(jen 
fte  bi*  jum  25.  3an.  fort,  bebienen  ftch  nur  folcber  5Re^e, 
welche  binreiebenb  große  ^iafeben  haben,  tatnit  bie  fteinem 
geringe  entweichen  fönnen,  fortiren  bie  geringe  oor  bem 
legten  Sjerpacfen  forgfältig  unb  parfen  fte  nur  in  Sormen 
»on  hartem  ^)ol^e,  weil  weiche*,  ben^iat*  ^>o!j  ihnen  einen 
fchled;ten  JBcigcfchmacf  gibt,  wie  tiefe»  bei  ben  übrigen* 
fehr  fchönen  norweg.  unb  ben  großen  frf>or.  geringen  ber 
Saa  ift.    9tächft  ben  bollänb.  ftnb  befonber*  bie  ernte- 
ner  geringe  gefebägt,  weniger  bie  engl.    Die  fchweb.  ^>^ 
ringe  finb  tiein  unb  mager,  aber  wohlfeil.  £a  bie  neuen 
geringe,  b.  h-  biejenigen,  welche  uierft  gefangen  werben, 
fehr  beliebt  ftnb,  fo  werben  bie  Schiffe,  welche  auf  ben  J£>e> 
ringSfang  gehen,  jßuofen  genannt,  oon  Sachten  begleitet, 
welche  bie  geringe,  gleich  nachbem  fte  etngefangen  unb  ein» 
gefallen,  nach  ben  £äfen  bringen.    9Ran  nennt  biefe  £>o 
ringe  baher  auch  Sachtheringe.  Der  eingefallene  Ebering 
heißt  S)6cfel--  ober  ^>6cP elhering,  »on  2Btlb.  »6fel 
(f.  b.)  bem  €rfinber  be*  ©nfaljen*  ber  geringe.  9Ran  un< 
terfcheibet  bie  geringe  eorjüglid)  in  jwei  Sorten,  nämlich 
bie  fleinere  Sorte  ber  ^P^hlbcringe,  welche  bereit*  ge> 
laicht  unb  bah«  feinen  Stögen  unb  feine  5Rileb  mehr 
haben,  unb  bie  größere  fettere  Sorte  ber  Sliollberingr. 
Die  heften  uierft  gefangenen  geringe  beiden  SRaifen  otn 
Stajefen.    Die  fcblccbten  'Äu*fchußforten  beißen  SBracf, 
SBracfwract  unb  S  tauf  beringe.    Der  gute  gering 
muß  weiße*  gleifch  unb  einen  breiten,  fetten  unb  fletfebiaen 
8?ücfen  h«ben.  Äußerbem,  baß  ber  gering  mit  Seefalj  ein 
gefallen  wirb,  pflegt  man  auch  große  Wengen  bcrfelben  ja 
räuchern  unb  fte  bann  ©üeflinge  ju  nennen.   9Jlit  befon 
berer  Sorgfalt  räuchert  man  bie  ftch  burch  S'ttigfeit  au*^ 
nenben  geringe,  welche  bieSpecfbücflinge  geben,  »efen 
ber*  ju  ©othenburg  in  Schweben  unb  ju  JBergen  in  9tonTt 
gen  »erfertigt  man  au*  ben  geringen  einen  burch  Jtlarbeü 
unb  beim  brennen  burch  wenig  9tauch  fich  au*jeichnenben 
Shran.   3n  ben  ©egenben,  wo  er  gefangen  wirb,  getrieft 
man  ben  gering  auch  frtfeh.  Solche  fogenannte  grüne  fy' 
ringe  ftnb  wohifcbmecfenb,  holten  ftch  aber  nicht  lange.  JBefcnn: 
finb  bie  marinirten  geringe,  welche  mit  ßffig  unb  man 
cherlei  ©ewürj  eingelegt  ftnb.   Ghemal*  n»aren  bie  Aerm;' 
feltener  al*  gegenwärtig  unb  galten  für  eine  foftbare  letferri 


Herman 

Gin  bem  geringe  »erwanbter  gifch  ifi  bie  hier  abgebitbete 
fpering^mutter  ob»  "2t L f e ,  bie  2—3  g.  lang  unb  jiem» 


Itcb  breit  wirb,  aber  aujjero^cntlicb  bünn  iji.  2tuf  bem 
JKücfen  ift  fie  getbgrüntieb,  an  ber  Seite  weiß.  Der  £ber> 
fiefer  bt§  fleinen  Jtopfeä  (lebt  etwas  hinter  bem  Unterfiefet 
;.irücf  unb  ift  mit  ftetnen  3äbnen  verfemen.  Die  2CIfc  fommt 
m  bie  SWünbungen  ber  Stufte,  um  ju  laichen,  unb  bat  ein 
woblfcfemetfenbcä  Sleifcb. 

fifrmem,  ton  ben  9?3mern  tfrmintuä  genannt,  wirb 
mit  Stecht  noch  je|t  als  ber  SBefreier  DeutfcblanbS  oom  3ocbe 
bei  9i6met  gefeiert,  Gr  befämpfte  unb  befiegte  bie  S?6mer 
unb  befreite  babureb  fein  Vaterlanb,  wie  btefeä  einer  ber 
berühmteren  rom.  ©efdjicbtäfchreiber,  a^cituä,  bejeugt.  DieS 
gefcfcab  ju  einer  3eit,  wo  baS  rom.  Stetch  noch  in  ber 
grfßten  Äraft  unb  Stute  beflanb,  jur  3«it  beä  Äaiferä 
XuauftuS.  Die  9?ömer  hatten  fieb  bereit«  fnft  beä  ganjen 
toeftt.  SEbeilä  oon  Deutfcblanb  bemächtigt  unb  waren  bei 
müht,  ibre  ©ewalt  immer  weiter,  niebt  nur  mit  ben  SBaf= 
fen,  fonbern  auch  bureb  baä  allerbingä  fixerer  wirfenbe  SJtit» 
tel  bet  Verbreitung  r6m.  JBtlbunq,  rom.  ©efefee  unb  rem. 
©irren  auäjubetjnen  unb  immer  Hefter  ju  begrünben.-  3ßie 
etele  anbere  3ünglinge  auä  tornebmen  ©efebteebtern  ber 
Deutfcben,  fo  würbe  aud;  geb.  18  ».  Gbr.,  ein  ©obn 
beä  Gberuäferfürften  ©igtmar  ober  (Sigmar,  nach  9?om  ges 
bracht  unb  bort  erlogen,  ©pätcr  nahm  ihn  Jtarfet  ttugu* 
ftuä  in  fein  Jbeer  auf  unb  ertbeilte  ihm  jugleicb  bie  SBürbe 
eine«  r&m.  JRitterä.  2Cbcr  ließ  fieb  burd)  ben  ©lanj  be§ 
9t6mertbumä  nicht  »erblenben,  er  baebte  im  Stillen  an  bie 
Befreiung  feines  tbeuern,  in  fdjmäblicber  Auccbtlcbaft  erlies 
genben  VaterlanbeS.  Cr  hatte  ben  r6m.  Selbberrn  Varuä 
nach  Deutfcblanb  begleitet,  welcher  bie  Ginfübrung  rom.  ©e* 
fcße  unb  Sitten  jum  #auptgegenftanbe  feiner  SJefhebungen 
machte,  rcobi  einfebenb,  baß  fiel?  bie-ungebtlbeten  Deut» 
feben  mit  ben  frieggeübten  SR6mern  in  einer  offenen  Schlacht 
nicht  meffen  tonnten,  nahm  gegen  Varuä  bie  äJtaäft  fr c unb-. 
fcbaftltdper  Grgebenbeit  an,  wäbrenb  er  im  Stillen  mit  ben 
beutfebtn  Sürßen  »Pläne  jur  Vernichtung  bei  fernblieben 
.peert  entwarf,  beren  golge  bie  9  n.  Gbr.  im  teutoburger 
fflalbe  erfolgte  Sheberlage  ber  Körner  war.  (©.  Deutfcb* 
lanb.)  ittun  jerjtörte  £>.  bie  rinn,  geftungen  an  ber  Slbe, 
an  ber  SBefer  unb  am  wbein  unb  war  bemüht,  bie  Deut« 
fefre«,  welche  biSber  nur  nach  Ert  roh«  Vötfer  in  tegeüofen 

Wlba<<5em>.>e<jr.  II. 


Herman  dad 

unb  planlofen  ©tbwarmen  tn  ber  ©djlacbt  gefdmpft  batten, 
an  eine  ber  rem.  entfprecbenbe  Jtriegfubrung  ju  gewönnen. 
J8alb  bxai)  ein  itrieg  ber  £eutfd>en  unteremanber  au$,  ber 
ben  S!6mem  ©elegentjeit  »erfdjaffte,  wieber  in  Deutfd;lanb 
feften  gup  ju  faffen.  |).  bötte  nämlicb,  bie  SbuSnelba,  bie 
SEocrptcr  eineä  mäcbtigen  beutfeben  Surften,  ©egefieS,  entfuhrt 
unb  jur  ©emablin  genommen.  GS  entbrannte  ein  itrieg; 
&.  belagerte  ben  ©ege|ie5  unb  biefer  rief  bie  9?6mer  ju 
Aülfe,  weltbe  unter  bem  trejftid;en  Selbberm,  welcher  »on 
feinen  ©iegen  in  JJeutfcblanb  ben  ©etnamen  ©ermanis 
cu8  (f.  b.)  erhielt,  tarnen,  ©ermanieud  ftegte  unb  nahm 
fogar  bie  ÄbuSnelba  gefangen.    Ttber  wieberbott  fiellte  jid; 

ben  3?6mem  entgegen  unb  hielt  fld)  mit  feinen  2>cut: 
fchen  fo  tapfer,  baß  er,  wenn  auch  »on  bem  großen  ©er-- 
manicuä  beftegt,  bod;  bie  Stbmtx  oerhinberte,  ftdj  in  25cutf<b= 
lanb  ju  befe(tigen.  Zui)  bem  beutfehen  Suriten  SRan 
bob,  Äinig  ber  ©uc»en  unb  ©tifter  beä  marfomannifthen 
ffieidji,  wetdjer  nach  ber  £errfd)aft  über  alle  beutfehen 
©timme  ftrebte,  trat^>.  17  n.  (Ihr.  frdftig  entgegen.  Gx  be^ 
fügte  ihn,  obgleich,  fein  eigner  JDbeim,  3nguiomar,  ber  ihm 
gegen  bie  Körner  Jöeiflanb  geleiftet,  »on  ihm  abfiel.  3tber 
auch^).  felbjt  fam  in  ben  83crbacbt,  nach  finigl.  Änfehen  ju 
(heben  unb  würbe  19  n.  ßbr.  von  feinen  SSerwanbten  ter= 
giftet.  Jturje  Bett  vorher  hatte  ber  Surft  ber  Aelten  bem 
röm.  ©enate  ba$  Verbieten  gemacht,  ben  ermorben  ju 
wollen,  war  aber  jurüefgewiefen  worben. 

f|frmcm?iaÜ>,  ein  fpan.  S83ort,  welche«  SJerbrüberung 
bebeutet,  hief  ein  unter  ©enehmigung  bed  Ä6nig4  1486  in 
Gaftilien,  14S8  auch  in  Vragonien  eingerichteter  33 unb  ber 
©täbte  ju  gemeinfamem  ©ebufee  gegen  alle  iBcbrüdungen 
unb  ©efdhrbungen  beä  2lbelä.  ©chon  »orher,  namentlid; 
1295  in  ßajiilien  unb  Eeon,  waren  dbnticb/e  SJerbrüberun* 
gen  von  ben  ©tdbten  eingegangen  worben,  boch  währenb 
biefe  frühem  SJünbniffe  mehr  ben  Gharafter  perf6nlidjer 
9tad}e  hotten  unb  eine  SBiUfür  ber  ©täbte  gegen  bie  2BitI: 
für  ber  Siitter  waren,  hatte  bie  fpätere  £>ermanbab  gefeft: 
liebe  S3egrünbung.  Die  ©emeinben  ber  ©tdbte  hielten  Jtriet 
ger  in  ©olb  unb  festen  SKichter  nieber,  jene  fingen  3eben, 
welcher  ben  ganbfrieben  brach  unb  biefe  fprachen  nach  ben 
©efegen  über  ben  übelfbäter  bie  ©träfe  au§.  Da  weber 
8?ang  noch  ©tanb  ben  Verbrecher  »or  ben  Verfolgungen  ber 
£ermanbab  fehlte  unb  biefe,  um  jenen  ju  greifen,  fogar 
in  bie  Jtirchen  einbringen  burfte ,  fo  war  bem  'Äbel  bie  #er- 
manbab  fehr  juwiber;  aber  ber  A6nig  befchü^te  fie,  benn 
inbem  fie  ben  übennuth  beä  Äbelä  bämpfte,  befeftigte  fie 
uigleich  baä  finigl.  2tnfehen,  unb  ba  fie  ben  Sanbfriebcn 
fieberte,  fo  gebieben  unter  ihrem  ©ehuge  Raubet  unb  ©e; 
werbe.  Übtrbieö  hatte  ber  Jt6rrig  in  ben  Gruppen,  welche 
bie  ©täbte  auf  ihre  itoften  erhielten,  ein  jj)ecr,  bereit, 
fobalb  bie  ©ieherheit  beä  ©taatä  gefäbrbet  war,  in  ben 
Jtampf  ju  gehen.  2Clä  bie  öffentliche  Sicherheit  atlmilig 
mit  ber  erftartten  ÜRacbt  beä  Ä6nigä  unb  ber  ©efege  fich 
hefejtigt  hotte,  ging  bie  alte  4?ermanbab  ein;  an  ihre  ©teile 
trat  aber  im  16.  3abjrt).  bie  heilige  #ermanbab,  welche 
auä  einer  2fbtheilung  von  »policetfolbaten  beflanb,  bie  für 
bie  Sicherheit  auf  ben  ganbftrafjen  ju  forgen  hotte,  aber  ben 
Verbrecher  nur  erft  nach  begangener  SCbot  perfolgen  unb  fejt: 
nehmen,  auch  innerhalb  ber  ©täbte  ihre  SRatbt  nicht  auä-. 

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Hermaphrodit 

üben  butfte.  Sie  (tanb  untet  bem  Statut  »on  (SafKlten  unb 
wut  in  bie  »ergebenen  ©tdbte  biefe*  JtonigreiebS  »ettbeilt. 
3J?an  bat  fit  mit  Unredjt  juwetlen  mit  bet  3no,uifition  »er* 
wecbfelt,  mit  bet  fle  wentgßenS  in  einem  befhmmt  auSge» 
fsrodbenen  3ufammenbanae  niemals  ctefranben  bat. 

firrntaptjrodit  f  ein  9iame,  ber  auS  ber  Bereinigung 
bet  Flamen  beS  iugenblidjen  ©otteS  $ermeS  (SRercur)  unb 
ber  ScbönbettSgottin  «pbrobite  (SBenuS)  entflanben  ifl  unb 
ein  9bontafTegebilbe  bejeidjnet,  welebeS  eine  Bereinigung 
weiblicher  unb  männlicher  <5d>6nbcit  barflellt.  33erül>mte 
gried).  unb  rem.  jtunfller  t>aben  in  ben  mannid)fadj(Ien  Stell 
lungert  tiefe»  3witterwtfen  bargefleQt.  Sine  Sage  erjäblte 
bann,  #ermapbrobitoS,  btt  Sohn  beS  £erme$  unb  bet 
2(pbrobite,  habe  fr  ct>  im  fluell  bet  SRpmpbe  SalmafiS  in 
Jtarien  gebabet  Die  9cpmpbe  §abe  feine  Sdjänbeit  bewun» 
bert,  ihm  Siebe  geboten,  abet  ntdjt  ©egenliebe  gefunben, 
unb  fei  nun  auf  ihr  gfetjen  t>on  ben  ©ättern  mit  bem  febös 
nen  3üngling  in  ©nen  8eib  »ereinigt  werben. 

IjenrUflin  (ber)  ober  baS  grofe  2Bi-efel  ifl  ein  gum 
©efcbledjt  bet  3ltiffe  gebärigeS  Sdugtbier,  weldjeS  wegen 
feinet  auSgejeicbneten  f>eljroerf6  gefdjdgt  ift  unb  in  ben  nörbL 
unb  gemäßigten  ©egenben  CuropaS  unb  XftenS  lebt,  wo  eS 
ftd)  gewöbhitd)  im  freien  aufbot,  feine  SBobnung  abet  in 
boblen  S3dumen  unb  in  Srbläcfrtrn  bat.  3m  SBmter  jiebt 
e$  ftd)  in  Scheuern,  Stille  unb  anbere  SBobngebdube.  6S 
ifl  »on  f>eHrotber  S&arbe,  auf  bem  S3aucbe  unb  an  ben  Sot» 
berfüien  weif  unb  an  bet  Spifce  beS  Sd)wanje8  fdjwarj. 
3n  falten  ©egenben  wirb  ei  wdfyrenb  bei  SEBinterd  gart) 
weif  unb  nur  bie  Sd)wanjfpifce  bleibt  febwarj.  g$  ifl  bem 
3lti8  dbnlicb  'unb  wirb  mit  bem  4 — 5  3otl  langen  Sd)wanj 
l'/t  lang  bei  einet  £&be  »on  2'/*  3o&*.  <&  bat  einen 
febr  fcblanfen  £6rper,  furje  Seine,  einen  langen  .f>al8  unb 
tiefen  Aopf  mit  furjen  £>brrn,  eine  quifenbe  Stimme,  ifl 
äuferfl  bebenb  unb  gewanbt  im  Jtlettern  unb  Scbwimmcn, 
febr  raubgierig  unb  bifftg  unb  lebt  »on  fleinern  Zfyitxtn, 
Giern  unb  bergt.  Der  weife  SBinterpelj  ifl  febr  gefudjt, 
man  bebient  ftd;  feinet  ju  SBerbrämungen,  inbem  man  bie 
fehwanen  Scbwanjfpi^en  »orragen  läßt.  JBefonberS  fürfb 
lid)e  f)erfonen  tragen  .(jermelinmä'ntel.  Der  fd)4nfte 
Hermelin  fommt  »on  Hrt&angel  unb  ^cterSbura.  nad)  (Suropa 
unb  bet  fafanfd)e  Hermelin  gilt  für  ben  bejlen. 

jfjfrmm  biegen  bei  benoten  »iereefige,  oben  breiter  wen 
benbe,  nid)t  ju  bobe  Pfeiler,  auf  benen  ein  Äopf  flanb  unb 
welcbe  bem$erme$  (f.  9H  er  cur),  bem  ©otte  beS  öffentlicben 
JOerfebrS,  gewibmet  waren.  Sie  jlanben  in  3(tben  in  grofet 
Xnjabl  auf  iffentlicben  ^id^en,  an  ben  Strafen,  oor  ben 
Adufetn  unb  waren  jum  2b«l  mit  3nfd)riften  »erfeben. 
Später  bilbete  man  in  <tynlid)et  SGBeife  nid)t  nur  ben  SKet» 
tut,  fonbern  aud)  anbere  ©ötter  unb  felbfl  sD?enfcr)en  ab. 
Da  ^erma  im  ©ried)ifd)en  eine  Stüfce,  einen  Pfeiler  be< 
beutet,  fo  b«t  man  ba5  SBort  ^erme«  eon  «perma  abges 
leitet,  mit  ber  Xnnabme,  baf  bie  fpätern  £ermen  nur  ein; 
Sortierung  bet  an  ben  Strafen  flebtnben  grofen  Steine 
(ber  6cf«  unb  3>reUjleine)  gewefen  feien,  gugleicb  eine  'ün-. 
beutung,  baf  jene  Steine  bem  ©otte  be6  6ffentlicben  SJers 
febrö  gewibmet  feien. 

j^ermfa  ifl  bet  gried).  SRame  be«  STOercur  (f.  b.);  $ttt 
me§  2ri6megijlu5,  b.  1).  bet  brcimal  gr6fte  ^ermeß 


Herodot 

nannten  aber  bte  ©rteeben  ben  2 baut  ober  Zfceut,  ben 
crfl  t>on  ben  Itg^ptern  unb  ^bonijitrn  »erg6tterten  Stfti 
bet  33ucb|labenfd}rift  unb  aller  nüglidjen  Jtenntniffc  un 
SEBiffenfcbaften.   "Mt  geheime  SBiffenfd)aft  wutbe  fjpdtet  au{ 
ibn  brjogen  unb  fo  trbtelt  ba5  SBort  b  e  t  m  e  1 1  f tJb  uberbaupt  i 
bie  JBebeutun^  t>on  gebtimnift>oQ,  gebeim,  uneinbringlicr). 
(S.  Xldjemte.)    ^ermelifd)  »erftegelt  ober  »erfd)loffea J 
nennt  man  namentlich  ein  ©ef4f  bann,  wenn  eS  fo  »et* ! 
fcbloifen  ifl,  baf  feine  ruft  in  baffelbe  einbringen  fann.  Um» 
tine  ©la«Pafd)e  btnnetifd)  ju  oerfcbliefen,  fcfymitjt  man  bie 
ÜRünbung  berfelben  ju.  2tud)  ba8  Söort^>ermeneutif,  roel-- 

r\  bie  Äuölegefunjl,  namentlicb  ber  beil.  Scbrift,  bejeiebnef, 
»on  £ermeä  abzuleiten. 

ijrröörs  ifl  bet  9iame  »erfd>iebenet  jüb.  'Surften,  unter 
benen  #etobe8  bet@tofe  »on  38  ».  Csbr.  bi8  2  n.  ßbr. 
al8  Jtinig  »on  3ubäa  btrrfd)te.  (St  wat  62  ».  (Ihr.  ju  X8fa> 
Ion  geboren  unb  gelangte  burd)  bie  ©unfl  be8  Antonius 
(f.b.),  weldje  er  ftd)  ju  erfcbleict>en  gewuft  batte,  jutSlegie^ 
tung.  £urd)  Älugbeit  wufte  et  ftd)  bie  ©unfl  jebeä  Siegel 
untet  ben  »erfebiebenen  im  t6m.  dieic&e  fdmpfenben  Parteien 
ju  »erfdjaffen  unb  ftcb  in  ber  Slegierung^  ju  erhalten.  Den 
»einamen  be8  ©rofen  erbtelt  et  angebltdj  barum,  weil  er 
bei  einet  ^ungertnotb  25  ».  ßbr.  fogat  feine  Äoflbatfeiten 
»erfauft  haben  foll,  um  ©etreibe  für  feine  Untettbanen  ju 
faufen.  übrigens  war  er  ein  graufamer,  ^eud)lerifd)et  unb 
raebfüd)tiget  «Kann,  bet  feine  ©emablin  unb  beten  SSeu 
wanbten,  fowie  feine  eignen  Jtinbet  umbringen  lief.  IBej 
fannt  ifl  er  befonberS  baburd),  baf  untet  feiner  Regierung 
3efu8  geboren  würbe  unb  baf  er,  nadjbem  er  bie  brei  Jti: 
nige  au8  SRorgentanb  ausgefragt,  um  ben  »ermrintlicben  SCb 
nig  ber  3uben  fic&er  ermotben  ju  lajfen,  ben  betblebemitü 
feben  ^inbermorb  beging.  Sr  blieb  ein  Sütbrid)  big  an 
feinen  5£ob.  —  Aetebel  ^Philippus,  fein  Sobn,  war 
bis  ju  feinem  3obe~  34  n.  Gbr.  äetrard)  unb  hatte  bie 
|>erobiaS,  feine  9lid)te,  jur  ©emablin,  weld>e  ibm  »on  fei- 
nem IBruber,  £erobe$  ÄntipaS,  entfübrt  würbe.  Die; 
fer,  feit  feineS  SiaterS  Sobe  2ctrarcb  »on  ©alilda,  lief  auf 
^Betrieb  ber  ^erobiaS,  eineS  fo  rad)fücbtigen  wie  ftttenlo- 
fen  SBeibeS,  3o^anneS  ben  Käufer  im  ©tfdngnif  entbo- 
ten. «IS  3tfuS  »ot  feinen  Slicbt(lubl  gebraut  würbe,  fonnte 
er  fein  Sebl  an  iljm  finben.  Durd)  ben  Äaifer  ßaligula 
würbe  er,  aufrubrifc&cr  'ilbftebt  »erbddbtig,  abgefegt.  6t  parb 
in  Spanien.—  ^erobeS  Egrippa,  enfel  beS  grofen 
bem  »om  Äaifer  dlaubiuS  bie  SJerwaltung  beS  ganjen  jub. 
Staats  an»ertraut  worben  war,  regierte  alS  £cV 
bda  bis  44  n.  6br.,  wo  er  flarb. 

^frÖöot,  mit  9?edjt  ber  öater  ber  ©efebid)tr  genannt, 
weil  et  bet  ältefle  wabte  ©efd)id)tfcbreibet  i(l,  beffen  SBerf 
wir  beftejen,  »erbient  jugleid)  ben  JRubm  eineS  bet  gtoften 
©elebrten  unb  gewanbtejten  DarfleUerS,  ju  welc&en  güiu 
jenben  eigenfd)aften  nod)  bie  ber  2Babrbaftigfeit  fomntt, 
obne  welcbe  jwat  ein  grofet  ScbriftfleUcr,  aber  fein  grefer 
Öcrcbitbifcbretber  m6gltd>  ifl.  .£>.,  ein  flemafiat.  ®netbe, 
würbe  ju  ^alifamaf  in  Äarien  484  ».  6bt.  geboren.  3« 
Älemafien,  wo  gried).  ?)flanjet  fid),  niebergelaffen  unb  StäKe 
gebaut  bitten,  ern?ad)te  juer^  jene  geiflige  Äegfamfeit,  welcbe 
©rieebrnlanb  für  alle  3eiten  grof  gemad)t  bat.  Die  etfte« 
unb  griffen  Didier,  ju  benen  aud)  ftanpaftS,  ein  SDbtim 
btä        gehörte,  beffen  ©efänge  »ertoren  gegangen  ftnt, 


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waren  J>ttr  aufgetreten,  unb  aucb  föon  in  ber  ©efcbtcbt: 
fcbreibefunft  hatten  ftcb  «Kehre  »erfucbt,  alS  ftcb  mit  »or* 
frnntniffen  wobl  auSgeftattet,  unterftufct  »ort  einem  anfebn* 
lidben  »ermigen  unb  »on  ben  ausgebreiteten  $anbelS»erbin: 
bungen  frineS  BaterlanbeS,  auf  eine  Seife  begab,  beren  Sie: 
fultate  in  feinem  ©efcbicbtSwerfe  aufbewahrt  finb.  Cr  be: 
fucbte  faf!  aUe  ©egenben  bet  bamalS  befannten,  mit  ben 
©rieben  in  ndbere  ober  entferntere  »ejiebutig  gefommene 
«anbfT;  namentlich  aber  reifte  er  in  Agvpten  unb  machte 


biet  bie  tntereflfantefien  SJeobacbtungcn ,  beren  SKitt&eilung 
noeb  jefct  bie  wicbtigfle  jQueHe  unferer  Äenntniffe  »on  jenem 
rdtbfetoollen  ganbe  ift.   SBabrfeheinlicb  rehrte  er  »erfcbiebene 
Wale  nach  ©riedbenlanb,  welches  er  gleichfalls  in  ben  »er* 
fcbiebenjien  Stiebtungen  bereifte,  jurucf  unb  arbeitete  biet 
fein  SBerf  au«,  laS  baffelbe  wol  aucb  in  ben  einjelnen  ©tdb= 
ten  tbetlweife  cor.   ©o  roitb  erjdblt,  baß  er  einji  ju  Dlpm* 
pia  eine  öorlrfung  gehalten,  bei  welcher  ber  nachmaß  be* 
rubmte  UbuctjbibeS  (f.  b.)  jugeaen  mar.    »iefer,  noch 
ein  £nabt ,  foQ  bei  ber  Starlefung  tn  2brdncn  ausgebrochen 
fein  unb  «6.  ihn  als  ben  einftigen  großen  ©ef ct> i c^tfd>r eiber 
»ort)er»erfunbet  haben,   ©pdter  (444  o.  Öhr.)  laS  fein 
SBerf  ju  Athen  beim  gefte  ber  Dalbenden  t>or  unb  würbe 
bafur  r>on  ber  ©tobt  mit  einem  ©efcbenfe  »on  jebn  Talenten 
(etwa  13,500  2$tr.)  belohnt,  übrigens  ift  »on  ben  JJebenSum* 
ftdnben  beS  £.  wenig  befannt.    dx  foQ  noch  »or  Antritt 
ferner  Steifen  aus  feiner  Söaterftabt  »or  einem  fte  beberrfcben* 
ben  Zorannen  nach  ©amoS  geflohen,  fpdtet  aber  mit  antern 
Bettriebenen  juritcfgefehrt  fein  unb  ben  £»rannen  gefiörjt 
baben.  An  bie  ©teile  beS  Sprannen  trat  nun  aber  eine  noch 
Idftigete  Ariftofratie  unb  .6.  »erließ  baber  £alifamaß  für 
immer.   Später  hielt  er  ft'cb  wahrfcheinlirb  in  Athen  auf, 
folgte  441  ».  (Ihr.  aber  einer  »on  2Ctl?en  auSgebenben  So: 
tonte,  welche  Spurium  in  Italien  grünbete.   Auer)  »on  biet 
au«  unternahm  er  noch  Steifen,  befchdftiate  ffcb  aber  »orjügs 
lieb  mit  ber  lefeten  Ausarbeitung  unb  Überarbeitung  fetneS 
SBerfS.  jDbgleicb  feine  ©efebiebtsbefebreibung  nur  bis  ju  bet 
3erft6rung  ber  perf.  Statut  in  ©rtecbenlanb  unb  an  ben 
Ürinaftat.  Äüften  reicht,  fo  »erratben  boeb  einjelne  Angaben, 
baß  er  auch  noch  Ipatere  3eiten  erlebt  unb  wabrfcbeinlttb 
über  77  3abre  alt  geworben  ift.  £.'S  Sied,  auS  neun  £&* 
cbern  beftebenb,  welche  man  nach*  ben  neun  Stufen  benannt 


hat,  umfaßt  bie  ©efebichte  eineS  3eitraumS  »on  220  Sahren 
unb  febilbert  infonberbeit  ben  glorreichen  Äampf  ber  ©riechen 
mit  ben  Werfern.  3n  ihm  ift  aber  nict>t  allein  bie  SJefcbrei» 
bung  ber  ©egenben,  welche  £.  auf  feinen  Steifen  befugt 
hat,  eingeflochten,  fonbern  audb  alle*  Dasjenige,  waS  er 
über  ©itten,  Steligion  unb  ©agen  ber  fte  bewobnenben  8361: 
fer  erfunbet  foat«  ©eine  ©dbretbart  ift  einfach  unb  bureb 
fcebenbigfeit  unb  uttgefuebte  JBerebtfamfeit  atuirbenb,  bod> 
etwas  über  bie  ©renjen  echter  9>rofia  binauSgebenb.  ©pds 
tere  ©rieeben  haben  bie  SBahrbaftigfeit  beS  -b.  m  »erbacb* 
tigen  gefugt,  aber  febon  bet  Snbalt  unb  bie  $orm  feiner 
»ücher  felbft  jeugen  für  baS  ©egentbeil,  unb  in  neueftet 
3eit  ift  bie  £ocbacbtung  »or  feinem  Gbarafter  wie  »or  fei« 
nem  Söerftattbe  um  fo  b6ber  «fliegen,  als  bie  neuejten  %ox- 
fchungen  in  ben  »on  £.  gefcbtlberten  ©egenben  mit  feinen 

WIHWVvfl    N  W»  v  II  l|»  I  II  IIHV  HV»    V»  »y       **4I  V    JJ  *  JJ*"»*»    yWV*  (M 

fjftröfn  (9Ächnar)l  »on  >&eroS),  »jjalbg&tter,  hi<: 
ßen  bei  ben  ©riechen  bie  göttlicb  oerehrten  aftdnnet  tbter 
©agengefebichte,  beren  Urfprung  »on  ben  ©6ttern  abgeleitet 
würbe  unb  »on  benen  man  glaubte,  baß  fte  in  Solge  ihrer 
übermrnfcblicbfn  2t)aten  nach  bem  2obe  in  ben  jD(»m»  auf: 
genommen  worben  feien.  I)ie  »ornehm^en  gamilten  unter 
ben  ©rieeben  leiteten  »on  foleben  $eroen  ihre  Abftammung 
her.  9Ran  bezeichnete  mbeß  wol  auch  bie  gefammten,  bureb 
Äraft  unb  SRannhaftigfeit  ausgezeichneten  S$orfcu)ren  beS 
grieeft.  SolfS  alS  £eroen.  35ie  3eit  tiefet  SJorfahren,  baS  be> 
roifdbe 3eitalter,  war  eS,  an  welche  fieb  alle  »olfSthüm* 
liehen  ©agen  unb  baher  aucb  bie  9>oefte  »orjugSweife  aru 
fcbloffen.  25a  ber  Gharatter  ber  ^eroen  ftcb  bureb  ©roßartig* 
feit  unb  Erhabenheit  auSjeicbnet,  fo  bot  man  einen  foleben 
Gbarafter  überhaupt  ^eroiSmuS,  etwa  fo»ie(  wie  •Jjclten-- 
ftnn,  genannt.  (Sin  großer  SbeU  ber  ©agen  auS  bem  he» 
roifchen  3eitalter  bejieht  ftcb  auf  bie  8iebe8oerbdlmiffe  ber 
«öeroen,  unb  ber  lat  Siebter  SDoib  febrieb  bähet  unter  bem 
2itel  ^»eroiben  eine  ©ammlung  »oetifeber  S3riefe,  welche 
bie  gelben  unb  ^elbinnen  ber  Sorjeit  gewecbfelt  haben  foBten. 
33a  bie  £eroen  in  ihrer  2iebe  nieJt>t  eben  febr  treu  waren, 
fo  enthalten  bie  ^eroiben  großentheilS  Klagen  über  2reu-- 
loftgteit  unb  »erfannte  Uiebe.  2Ran  ^iat  dbnliebe  ©ebiebte 
aueg  in  fpdterer  3ett,  namentlicb  in  granfreieb,  gebiebtet,  fo 
baß  bie  £eroiben  ju  einer  eignen  25icbtungSart  geworben 
ftnb.  —  Unter  ben  alten  j&eroen  finb  namentliet)  ju  erwdh: 
nen:  ?>erfeu8  (f.  b.),  S3ellero»bon  (f-  6l>tmdra  unb 
$egafuS),  «^erculeS  (f.  b.),  SEhefeuS  (f.  b.),  bie  Är» 
gonauten  (f.  b.),  £)bi»uS  (f.  b.)  unb  feine  9taet)fommen, 
bie  gelben  »ot  Stoja  (f.  b.),  5)tometheuS  (f.  b.). 

j^eroU»  ift  ein  fttt  uuuerleftlieb  gebaltenet  Abgeorbneter, 
wie  folebe  jur  Unterbanblung  mit  tetnblicben  ©achten,  fo* 
wie  jur  Sierf unbigung  beS  SßidenS  ber  SDtaehtljabf r  }U  allen 
3eiten  gebraucht  würben.  ©<r)on  im  grieeb.  unb  r6m.  Alter* 
tbume  tarnen  bähet  ^etolbe  »ot  unb  in  Athen  unb  ©patta 
war  baS  $erolbSamt  in  gewiffen  gamilien  erblieb.  3Ran 
bebiente  ftcb  berfetben  fowol  bei  griebenSunterhanblungen, 
alS  um  ärieg  anjufagen.  ©egenwdttig  werben  fte  bureb  bie 
fXtrlamentairS  erfeQt.  2>ie  Stomet  hatten  ^eeolbe  obtigfett* 
lieber  Sehirben,  welche  praecones  hießen.  Sefonbere  Sinns 
bilber,  wie  bet  ©dblangenft ab  (cadurens),  3weige  mit 
SBotte  umwunben,  gewiffe  geweihte  Ärduter,  wtlebe  bet|>e» 

48* 


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rolb  in  ber  £anb  trug  unb  bergt,  warm  bie  3fbjeicr)en  U6 
heiligen  HintS.  3  m  Mittelalter  hatten  bie  |)erolbe  infonben 
heil  bei  ben  Stornieren  übet  Crhaltung  ber  ritterlichen  gor« 
men,  ©ewobnbetten  unb  Wechte  ju  wachen,  fowie  baß  ©cbiebSs 
richteramt  ui  befleiben.  2Cucfj  anbere  furflliche  unb  rirter* 
liebe  geierlichfeiten  erbneten  fie  an.  ©ie  waren  jtetS  »on 
abeliger  gamiiie  unb  bilbeten  eine  eigne  3unft,  in  meldet 
fte  ihre  äBiffenfcbaft  (f.  £eralbif)  alS  ©ebeimmfj  fort* 
erbten.  3n  granfreieb  bjefj  bet  er(te#erolb  ber  SB  ap  pen* 
Fönig,  ber  jweite  nannte  ftd)  nact)  bem  gelbgefdbrei  Äönig 
DagoberfS:  SJrontjone  ©t.sjDeniS.  .Wort)  gegenwärtig  bas 
ben  bie  meifien  Witterorben  einen  ben  Stitel  $erolb  fuhren« 
ben  öeamten.  S3ei  fürftL  geflen  erfd)einen  alS  äDrbner  unb 
fceitet  feierlicher  tfufjüge  unb  bergl.  noch  iefct  £erolbe  in  tb* 
rert  eigentümlichen  SBappenröcTen,  in  benen  auf  23 ruft 
unb  Würfen  baS  SBappen  ihrer  gürften  eingeftirft  tft. 

Ijfi'f  ift  eine  Xnrebe,  bereu  man  ftd)  in  neuern  3etten 
gegen  bie  größte  Xnjahl  ber  Staatsbürger  bebient,  nxfyrenb 
biefelbe  fonft  nur  febr  wenigen  burd)  ©eburt  unb  fonftige 
S3err>t5ltnif|"c  bothgeftellten  ^Perfonen  jugrftanben  würbe:  neu 
tnentüd)  machte  ber  'Äbel,  im  ©egenfafce  ju  bem  Bürgers 
ftanbe,  auf  biefe  SV^icönunq  Änfprud).  ©o  gab  eS  bei  ben 
höchjen  Weict)3gertchten,  ben  meinen  JDbcrgertct)ten  einzelner 
rMnber  unb  ben  ©pruchcoHegien  ober  ©choppenfh'ihlen  jwet 
»erfct)iebene  Jödnfe  ober  ©eitert,  bie  $frrenba«f  unb  bie 
©elebrtenbanf,  welche  erfiere  bon  ben  Wethen  abeligen 
unb  bie  jweite  »on  benen  bürgerlichen  ©tanbeS  eingenommen 
würbe.  2fuch  bei  ber  fianbifchen  WepnJfentation  tfnben  wir 
m  einigen  Kdnbern  nod)  ähnliche  ©onberungen  unb  S3e* 


IjertfcM  (griebr.  SBilt).),  einer  ber  auSgejeicrjnetften 
Slaturforfcher,  ber  fiel)  namentlich  um  bie  TTftronomie  unb 
um  bie  5Ber»ollfommnung  aftronomifct)er  3nfhum<nte  un» 
Werbliche  öetbienfie  erworben  bat.  (fr  würbe  1738  ju  £a* 
no»er  alS  ©ohn  eine«  «WuftfuS  geboren  unb  »on  feinem  83a: 
ter  ebenfalls  jum  SRufifer  erjogen.  Cr  biente  als  $autboifl 
in  einem  t)<m6».  Wegimente  unb  begab  ftd)  1757  nact)  Cng* 
lanb,  wo  er  fict)  jum  gefct)icften  SJcufifer  auSbilbete  unb 
enbltcr)  1766  als  Organift  in  JÖath  angeftrllt  würbe,  ©ei: 
nem  U)m  von  ber  Watur  verliehenen  Zalente  folgenb,  hatte 
er  inbeß  alle  feine  greiflunben  benutjt,  um  fieb  in  ber  SWoj 
tbematif  unb  in  btn  SRaturwi(Tenfcr)aften  ju  belehren,  unb 
ba  er  (ich  febnte,  felbft  ben$immel  burd)  ein  gernrohr  bu 
obachten  ju  fönnen,  feine  befd)rdnften  Littel  ihm  aber  nicht 
erlaubten,  ein  fo  foftbareS  Snftrument  fich  anjufd)affen,  fo 
unternahm  er  felbft  ben  Sau  eines  folgen  unb  brachte  eS 
1774  glüeflich  ju  ©tanbe.  Salb  machte  er  nun  mit  biefem 
3nfirununte,  beffen  ^erßeUimg  unb  weife  Senngung  eine 
grucht  feines  emfiaen  ©tubiumS  unb  feines  ©enieS  war, 
Gntbecfungen,  welche  bie  allgemeine  Xufmerffamfeit  auf  ihn 
lenften  unb  u)n  balb  m  einem  @egenßanbe  ber  JBewunbes 
rung  machten,  dugleicr)  ftcUte  er  auch  immer  oollfommenere 
3njrrumente  t>rr  unb  1785  oajlenbete  er  baS  berühmt  ge: 
toorbene  40füjHge  SRiefenteleftop,  welches  mit  bem  2178  f)f. 
fchweren  OTetallfpiegel  gegen  4000  ?>f.  wiegt  unb  bennoct) 
mittels  eines  finnreichen  9R«h<<mSmuS  mit  geichtiqfeit  fiefa 
bewegen  Uipt.  ©<hon  1780  hatte  Jö.  eine  Berechnung  ber 
>$>öbe  ber  SRonbSgebirge  befannt  gemacht  unb  1781  hatte 

«W Cf\r  Mi«ti<u    liv^Miiä    <*ntV\#r^f       vi^<ilrf^#n     <»t*     in  £vf\VAt% 
*  *  ' '      yr»l*ll»4*W     «HUHWv    »tHV»»»^      ■■r»4*4^m    H     Q         ^ty*»!!  V»W 


ÄinigS  ®eorg  IK.  t>on  (Jnglanb  „©eorgSgejlirn"  nanntt. 
©er  ÄAnt'g  belohnte  ihn  grofmüthig,  inbem  er  u)n  in  eine 
Sage  »erfefcte,  in  ber  er  fortan  ungeftort  nur  ber  SBiffer,: 
febaft  leben  fonnte.  Cr  lebte  »on  nun  an  ju  eiou^b  bei 
äßinbfor  auf  bem  Sanbe.  2)ie  föefultate  feiner  fernem 
beiten  waren  bie  überrafchenbften  Cntbecfungen  an  ben  9it: 
beliternen ,  burch  welche  ber  gorfehung  eine  neue  unerwartet« 
^(uSficht  in  baS  SSJeltgebdube  eröffnet  würbe,  bie  Gittbechrag 
von  SRebenplaneten  beS  UranuS  unb  ©aturn,  bie  äöeftim; 
mung  ber  ©rößenoerh^ltniffe  ber  neuentbeeften  Planeten  Qu 
reS,  $)allaS,  SJefla  unb  3uno,  bie  Seit  ber  Umbrebumt  M 
©aturn,  bie  ©tellung  biefeS  Planeten  auf  feiner  Sfcujn  trat 
»erfchtebene  anbere.  2Cucr>  über  bie  iWatur  beS  &d)tf  ma<6tt 

höchfl  wichtige  Cntbetfungen.  gaft  alle  gelehrten 
fellfchaften  CuropaS  erfannten  Jp.'S  Serbienfte  baburet)  «a, 
bafi  fie  ihn  tum  ÜRitgliebe  ernannten,  unb  bie  Univerfität 
Orforb  erthetlte  ihm  1786  bie  SBürbe  eines  »ectort  bei 
{Rechte,  welche  in  Cnglanb  alS  eine  ber  größten  %\ii)t\i- 
nungen  gilt,  .ä  fiarb,  ohne  burch  Abnahme  feiner  ®t\it& 
Frdfte  in  feinen  Arbeiten  gehört  worben  ju  fein,  auf  feinem 
£anbfi(;e  )u©(ough  1822  unb  würbe  ju  Upton  in  25et!ü  ni 
begraben.  —  ©eine  ©chwefler  Äaroline,  geboren  jpvm- 
»er  1743,  war  ihrem  Sruber  nach  ßngtanb  gefolgt  unt 
hatte  ihm  in  feinen*  wiffenfehaftlichen  gorfichungen  betgefian: 
ben,  ftet)  auch  felbft  burch  (Sntbetfung  met)rer  Äometen  cab 
aejeichnet.  ©ie  pflegte  ihren  »ruber  bis  an  feinen  2ob  unt 
fehrte  nachher  nach  $ano»er  jurücf,  wo  fie  nor  etnigea 
Sahren  geftorben  ift.  —  (Sin  (Srbe  beS  9tamenS  unb  teJ 
SiuhmS  fetneS  großen  «aterS  ift  ©ir  3ohn  greberif  Stb 
liam        geboren  um  iT'.tn,  >J)refe|Tor  an  ber  Unwerfttat 

KCambribge.  (Sr  i|t  gleich  ausgezeichnet  alS  «Dcatfeenatt 
r,  Äftronom  unb  ^bpfifer  unb  bat  namentlich  um  bie  2t* 
bilbung  ber  8ehre  »cm  Sicht  fieb  »ertient  gemacht.  Cr  tat 
1834  eine  Weife  nach  bem  SJorgebirge  ber  guten  ^cffnuiy 
angefiellt,  um,  ausgerüstet  mit  »ortrefflichen  Snfrrumenten, 
hier  aftronomifd)e  Beobachtungen  anjufteUcn,  mit  welchen  k 
fich  ffhon  feit  einer  langen  JReit)«  »on  Sahren  mit  bem  ait»; 
gejeichnetfien  Crfolge  befchaftigt  hatte. 

j^er)  wirb  ein  hoWeS,  muSfulöfeS,  in  »erfehiebene  2k 
theilungen  getrenntes  Cingeweibc  »ort  ftgelförmiger  0<^ 
unb  ber  ©rofe  ein«  gaufi  genannt,  welches  in  ber  SM 
unb  jwat  fo  gelegen  ift,  baf  es  fich  »«ehr  in  ber  IM 
Hälfte  ber  »rufthöhle,  in  ber  «Witte  »wifchen  betben \bm 
befinbet,  »on  benen  eS  jum  Sheil  bebeeft  wirb,  ubnaet» 
hat  baffelbe  eine  in  hoppeltet  J&inftcht  fchiefe  8age,  einnul 
»on  linfS  nach  rechts  unb  fobann  »on  hinten  nach  >•* 
ÜRit  feiner  ©runbfiache  ober  »ariS  nämlich  liegt  eS  m 
oben,  hinten  unb  rechts  hinter  bem  »rufibeine,  mit  fern«» 
fpifcen  Cnbe  nach  «nfS  unb  unten  gegen  bie  Änorprl  ber 
fünften  unb  fechjten  Siippe,  ba,  wo  biefe  Änorpel  mit  ihren 
Wippen  »erbunben  finb.  ©eine  »orbere  gewölbte  gWf  * 
nach  aufwärts  gerichtet,  feine  untere  ebene  gldche  rw>t  V? 
2heil  auf  bem  Smerehfelle,  einem  SföuSfel,  ben  bie  **W 
höhle  »on  ber  23aud)böble  trennt.  2>aS  ganje  jDraan  m 
mit  einer  eigentümlichen  ^)üUe  »erfehen,  einem  f-aW 
in  fich  (Urft  fjurücfgefchlagenen  ©aefe,  bem  ft)genanrtur 
4>txi beutet,  ber  eS  mit  Ausnahme  weniger  ©teilen  u«1 
all  überseht.  SBie  fdjon  hemerft,  befieht  baS  Aerj  «»*  «T 
fchiebenen  Äbtheüungen  unb  awar  auS  jwei  feitlichrt  «W 


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ten,  bie  bei  bem  <Srwad)fenen  feine  ©emeinfdjaft  mit t man » 
bei  baben,  fonbem  überaß  burd)  eine  bdutige  ©rbeibewanb 
oonrinanber  (totrennt  jtnb  unb  von  benrn  jebe  triebet  in  jwet 
.£>obien  gefebieben  iß,  in  eine  obere  unb  eine  untere.  23 ie 
untere  größere  beißt  f)erjfammer  unb  fteijt  mit  ber  obern 
fleinern,  bem  Borpofe,  burd)  eine  mit  Stoppen  wrfebme 
Öffnung  in  SlierbinbuBg,  ©o  verbiU  et»  fid)  auf  baten 
Seiten,  in  ber  rechten  unb  linfen  £dlfte  bt&  4perjeno\  3n 
ben  redeten  Süar^of  münben  burd)  bie  beiben  großen  £obU 
venen  fdmmtlicbe  iölutabern  bes  .Sorpers  unb  bringen  auf 
biefe  SBeife  alles  SMut,  nadjbem  e6  ben  Äirper  burcbßromt 
hat ,  nfidj  bem  *>rien  juritef.  2fui  bem  regten  SBorbofe  er» 
gießt  ficr>  bas  SHut  in  bie  rechte  ^erjfammer  unb  biefe  treibt 
cö  bura)  ihre  ^ufammenriepungen  in  bte  fogenanntt  Susgent 
fcblagaber,  wridje  ti  in  bie  Hungen,  bringt,  wo  ei  bte  für 
bie  Erhaltung  unb  Emdbrung  be&  ÄerperS  notpwenbiqe 
Umwanbluiia.  in  rotbeä  SSlut  erleibet-  ©0  verdnbert  roirb 
bas  Jölut  burcp  bie  fogenannten  Sungenblutabmv  nad>  bem 
linfen  Sorbofe  gebradjt ,  beffen  3ufammenjiebungen  es  in  bie 
linfe  -fifrjfammer  treiben,  aus  welker  ei,  wdprrnb  biefe 
fieb  ebenfalls  gufammenjiebt,  wag  gewobnlid)  mit  Dieter  Jtraft 
gcfcfeiebt,  bie,  Aorta  genannte',  große  $iüSaber  aufnimmt, 
um  es  in  ben  ganjen  Äorpcr  ju  verbreiten.  Auf  tiefe  Skife 
btlbci  bog  £erj  ben  SRittelpunft  bcö  üMlutumlaufe  im  Äor> 
per.  9iarbftebenbr  Abbilbung  jrigt  bas  ^erj,  entblößt  vom 
perj  beutet,  in  feiner  natürlichen  Sage  jwtfdjen  ben  Sungen. 


33ei  bem  nod)  ungeborenen  9)cenfcben  jeigt  bas  £er$  eine 
pen  ber  fpdtern  abweiepenbe  Drganifation.  83or  ber©eburt 
ndmlicb  flehen  bie  betben  fpdtcr  gdnjlicp  ooncinanber  qetrenn; 
ten  Borbofe  burd)  eine  in  itjrer  gemeinfc&aftlicben  ©cbeibewanb 
bcfinblidje  Öffnung  miteiniittber  in  SUerbinbunfl,  fobaß  tai 
93lut,  welkes  in  ben  rechten  SSorliof  gelangt,  unmittelbar 
au*  biefem  in  ben  linfen  äwrbof  überßromt,  obne,  wie  fpd* 
ter  nad)  ber  ©eburt,  in  bie  rerbte  ^erjfammer  unb  aus 
biefer  bur$  bie  Sungen  getrieben  ui  roerben.  ©fließt  fid) 
bic  erwähnte  Öffnung  nad)  ber  ©eburt  niebt,  fo  iß  bie  Solge 
bavon  eine  jtranfbeit,  bie,  unter  bem  tarnen  bet  JBlaufucpt 
befannt,  burd)  bte  Sunß  unheilbar  iß  unb  ju  einem  früben 


1  Hesiod 

Stöbe  JJeranlaffung  wirb,  gaff  alle  Stbiere  pabrn  ein  $erj, 
bod)  bietet  biefe*  je  nad>  ben  (21  äffen  ber  Ubitrc  binficbtltcb, 
ber  ©eflalt,  ber  Sage,  bes  Umfang«  unb  ber  tnnern  3ufam; 
menfeftung  viele  SJerfcpiebenbeiten  bar.  23ie  Äranfbeiten,  von 
betten  Dac-  -Oer;  befallen  werben  Cann,  ftnb  febr  }ablreic$, 
unb,  roa*  nod)  weit  fd)limmer  tff,  febraer  ju  erfermen  unb 
}U  bcilen.  'Äufjerbent  fo  mitten,  jeboej)  ^iemlicb  feiten,  bebtet 
ber  erflen  ©ilbung  vor,  bie  fieb  auf  fein  2\t fein,  feine  Sage, 
©eflalt,  3ab>l  feiner  «£>6blen  u.  f.  ro.  bejieben.  3u  ben  Jtrarrfs 
beiten,  bereit  ©ift  ba6  £erj  fein  fann,  geboten  bie  Gntjun: 
burig  beffclben  mit  itjren  golgeubeln ,  bie  Vergrößerung,  (Sxc 
Weiterung  bes  ganzen  Organs  ober  nur  einzelner  feiner  2be;lc 
mit  ober  obne  gletc^jeitiae  SBerbicfung  ber  äBanbungen,  ftr* 
ner  Berfümmerung,  SÜerbdrtuna  unb  (Srroetc^ung  be*  ^er^ 
jett§,  fettige,  fnorpelige  unb  fnod)ernc  Entartungen  einzelner 
?3iirrien  beffelben,  bie  fd)on  genannte  JBlaufuc&t,  ferner SBaf> 
ferfud)t  bcö  ^er^beutel*,  ^olppenbilbung,  mibernatüriicbe,  )U; 
weilen  faefförimge  3fu6bel)nun,qen  ber  großen,  mit  bem  £er« 
jen  in  unmittelbarer  Berbinbung  fiebenben  ©efdß^dmme,  baS 
^üerjflopfen,  |>erj«ttern  (bie  ÄrampffurJbt  be«  ^etien«),  bie 
•£>rr}bräune  u.  f.  ro.  —  2n  übertragener  Sebeurung  nennt 
man  •Oer,  ba£  ©efübl  be*  Sßenfcben,  fowie  man  ben  SRuti) 
auf  tai  •)3er,;  beucht ,  unb  hn  Allgemeinen  bte  eigentbümlicbe, 
niebt  Curcb  IBilbuitg,  fonbern  von  9latur  bem  SDlenfcben 
eigne  geiflige  23efcbaffenbeit  oli  fein  £erj  bejcicbnet. 

tjcrjOg  bebeutet  urfprünglicb,  wie  tai  lat.  diix  unb  tai 
franj.  dur,  einen  Seerfäbrer.  9iacbbem  bie  alte  S3ebcutuna 
biefes  aümdlig  immer  mcor  verloren  gegangen  ijl 

(vgl.  AÜrft),  führen  ibn  in  Seutfcbtonb  gegenwärtig  bit 
^dupter  ber  regierenben  ^dufer  von  Änbalt,  Jöraunfcbweigi 
SSolfenbüttel,  92ajfau  unb  bie  ber  <5ad>fen  ■  ©rneflinifebrn  Eis 
nie,  mit  'ÄuGnabmc  2Beimart>.  2)ie  fouoerainen  Surften  von 
Succa,  ^Ulobcna  unb  "Parma  nennen  ftd)  ebenfalls  ^>erjdge, 
unb  benfelbeit  Eitel  führen  aud)  mebre  nidjt  regterenbe  ^Prin» 
jen  von  feaiern,  §ranfreid),  ^ollanb,  ©avooen  unb  SBür« 
temberej.  Alle  ^)rinjen  bcS  JtönigSflammes  von  Englanb  unb 
©aebfen  beißen  ,£erjöge,  wogegen  bie  ^3rinjen  beö  £aufe3 
STftrcicb  Grjberjöge  beißen,  bitten  tnne  .jwifeben  Jt6ntg 
unb  ^)erjog  (lebt  bei  regierenben  Sürßen  ber  JEitel  ©roß ber» 
jog,  welchen  juerß  6o9mu3  I.  von  Floren j  1569  vom  $apße 
erbielt.  ©egenwdrtig  ßnb  ^)cffcn:23armßabt,  JBaben,  SKecflen» 
bürg  1  ©djwerin,  9Jlccflenburgi©rrelife,  Sad)feits2Beimar  unb 
iDlbenburg  ©roßberjogtbümer,  unb  ber  Äönig  ber  Slieberlanbe 
füfcrt  wegen  bc5  jum  beutfeben  S3unbe  geb^rigen  Suvctm 
bürg  ebenfalls  ben  Eitel  eines  ©roßberjogS. 

ijesioö  iß  nddjß  .pomer  ber  dlteße  gried).  Siebter,  befs 
fen  9Berfe  uns  jum  2beil  erbaltett  fino,  wenn  nidjt  bte 
3weifel,  weld)e  gegen  tbre  Scbtbeit  erboben  werben,  gegrün* 
bet  ftnb.  Einige  fehen  früher,  bte  beißen  fpdter  aI6 
Horner,  unb  pewifi  iß,  baf  bie  ihm  jugefebrtebenen  ©ebiebte 
an  poetifebeut  SBertbe  ben  ^omerifeben  nadjßeben.  Gr  foQ 
ju  Spmd  im  doltfd)etf  Äleinafien  geboren,  nacbmals  aber 
von  fernem  Batet  mit  nad)  Xftfra  in  S36orien  genommen 
werben  fein,  wo  biefer  firö  nteberlteß.  (St  ßanb  in  prießer« 
liebem  Anfcben  unb  foll  von  Sofriern,  bie  ibn  fdlfcblid)  hn 
Berbad)t  bitten,  mit  tbrer ©cbweßer  ßrdßicben  Umgang  qe- 
babt  ju  haben,  ermorbet  werten  fein.  23elobine  brachten 
feinen  Setd)nam,  ben  bte  SSArber  in*  9rrer  geworfen  hatten, 
ans  Ufer,  bie  SRorber  würben  beßrajt  unb  £.  feierüd)  be^ 


Hegperlden  3J 

(Uttet.  Die  bret  nocb  borhanbenm,  ft)m  jugefd&riebenen 
SBerfe  finb  bie  ,jlf)to$omt"t  tn  welcher  bte  ilte jten  Sagen  über 
Urfprung  unb  Saaten  bfr  ©ötter  unb  übet  SBeltenr|rebung  mits 
getibeilt  werben;  „Der  ©cbilb  beS  #ercule6"  unb  „fßerfe  unb 
aage",  welche*  Behren  ber  2ebenSflugbeit,  ber  .öauSs  unb 
Sanbroirthfcbaft,  ber  Sagewa bl  u.  bg(.  enthält.  Schon  im  "KU 
lertbume  würbe  nur  baS  Umgenannte  2Becf  für  edjt  gehalten. 

Ijfßpfriöen  (bte  bret)  waren  9h)tnpben,  oon  benen  bte 
giied).  ©age  matte,  ba{?  fte  in  ber  9Mf>e  beS  XtUfft  b.) 
ober  auf  einer  3nfel  im  wejtl.  Ocean  in  ben  herrlichen  War- 
ten ber  3uno  ben  Saum  mit  ben  golbeuen  grüdbten  be* 
wachten,  welken  einft  bie  Srbe  ber  Suno  jum  förautges 
föenf  beroorgebraebt  hatte.  Die  grumte  ber  £efperiben, 
wie  fte  genannt  werben,  raubte  $erculeS  (f.  b.  unb 
*tlaS),  nachdem  er  ben  fBertf) eibiger  berfelben,  ben  Dramen 
Sabon,  erfd)lagen  featte. 

fyB&m,  baS  alte  ganb  emeS  ber  berühmteren  beutfd)en 
Bolr'öftamme,  ber  statten  nämlich,  gehörte  bis  jut  WU$ 
fungbeS  beutfeben  Stdcbö  jum  oberrbein.  Jtreift  unb  jerfiel 
in  Dberr  unb  91  ieberheffen.  DaS  lefctere  begriff  bie 
8anbe  an  ber  SBefer,  SBerra,  gulba,  Diemel  unb  ©cbwalm, 
ba5  erflere,  fublicr)ere,  jene  an  ber  8abn.  Der  9came  ber 
•Ratten  vertiert  ftch  ftr)on  in  ben  erfren  Sabrbunberten  ber 
cbrifilichen  ätitreebnung  unb  oerfcbwtnbet  in  bem  gräjjern 
SBölferbunbe  ber  SEbürmger  unb  granfen.  war  in  ©aue 
gelbeilt,  warb  frben  früh  oon  SBinfrieb  ober  ©onifaciuS  jum 
ebriflentbume  betest  unb  hafte  bereits  im  3-  902  ©rafen, 
welche  unter  ben  facti".  ^tTjogen  jlanben.  @ne  Cinie  biefer 
tjeff  ©rafen  fam  in  ben  Sjeftb  ber  ganbgraffdjaft  SEbürin» 
gen,  unb  ber  ©tamm  biefer  thüringer  Eanbgrafen  fiarb  um 
1249  mit  4>einrieb  JRaSpe  aus.  Dtefer  hatte  als  Urbin  eine 
Siebte  r)inter(affeny  Sophie,  vermählt  mit  {»einriß, 
jog  oon  fflrabant,  unb  biefe  hafte  einen  ©obn,  i>einricr) 
baS  Jtinb,  von  wettern  alle  fpatern  hefjf.  ßanbgrafen  ab» 
(rammen.  Sophie,  als  Sormunbcrin ,  wollte  fiel)  in  ben 
JBefit}  ber  gefammten  £interlaffenfcbaft  SfaSpe'S  feiert;  allein 
ba  beS  genannten  ©djweficr  3utta  an  2J?arfgraf  Dietrich  oon 
£D?ei0en  «ermaßt  war,  fo  borte  Äaifer  grtebrieb  IL  bem  in 
biefer  Qf)t  erjeugten  ©ohn  ^einrieb  bem  erlaubten  bte  2fn> 
wartfebaft  auf  Thüringen  erteilt  unb  ©opbie  mußte  fiefj 
nach  einem  für  ihre  Sache  nicht  burcbauS  glücfltcben  Kriege 
mit  .£>.  unb  ber  ©raffebaft  an  ber  SBerra  begnügen,  mabrenb 
SEbürtngen  an  Reifen  fiel,  ^einrieb  nahm  feine  JRcfibenj  ju 
Äaffel  unb  t heilt e  baS  Sanb  130S  unter  feine  Sohne ;  Dtto 
befam  JDbcrbeffen  mit  SWarburg,  Sodann  9cieberbe|Jen  mit 
JtaffeL  216er  fetjon  1328  warb  unter  Üanbgraf  ^einrieb  bem 
difernen  gan}$.  wieber  oereinigt.  9]achbem  in  ber  folgen« 
ben  3ett  bad  Sanb  wieber  mehrfach  getbeilt  worben  war, 
fam  co  im  %  1500  wieber  unter  einen  Surften,  SBilhelm  U., 
bejfen  Sohn  ber  als  ßanbbafter  SBertbetbiger  ber  Deformation 
fo  berühmte  $bilipp  ber  ©roimüt^ige  ijt.  ijr  regierte  oon  1509 
-67,  jüftete  febon  1527  bie  Unioerfitdt  SRarburg,  fampffe 
gegen  $ran)  oon  Siefingen  unb  bie  Säuern,  warb  1547  nach 
ber  Schlacht  bei  SRüblberg  gefangen  unb  rbeilte  baS  £anb  un» 
ter  feine  oier  Söhne ,  oon  benen  jtboeb  jwet  balb  flarben, 
fobap  gu  ßnbe  bei  16.  unb  am  Anfange  beä  17.  3abrb.  nur 
jroei  Linien  beßanben,  bie  oon  Reffen »Jiaffel  unter  9BiU 
heim  IV.  unb  bie  oon  Reffen >£)arm|rabt  unter  ©eorg  1. 

2>tr  ©rünber  ber  £inie  Reffen  Gaffel,  Söilbeün  IV., 


%  Hessen -Kassel 

oergr inerte  feine  iBefi (jungen;  fein  Gob>1!Rorife  bagtgen,  ber 
1592  jur  Regierung  gelangte  unb  bie  reformirte  Jtirebe  in  fei  ■ 
tum  Sanbe  )ur  berrfebenben  machte,  mußte  fca5  Warburgifcbe 
an  SDamfrabt  abgeben,  unb  als  fein  Sohn  SBilhelm  Y.  (ich 

f legen  ihn  empörte,  1627  abbanfen.  3m  tarnen  btS  ihm 
otgenben  üßübelm  VI.  regierte  anfangs  bie  SRurter,  Amalie 
Glifabetb,  benn  ber  Sater  war  febon  1637  in  ber  Xc^t  geftor» 
ben,  naebbem  er  baS  @rftgeburt3recbt  feftgefe^t  hotte,  um  für 
bie  äufunft  ai[c  ßtrfplittcrung  feiner  S3cftgungen  gu  oerbin» 
bern.  ©te  erwarb  im  Dreißigjährigen  Kriege  Harburg  unb  ei- 
nen Sheil  oon  ber  ©raffchaft  Sdiauenburg  unb  bie  Xbtei  SQtrt- 
felb.  £>it  nachfolgenben  Eanbgrafen  waren  SBilhelm  VII 
unb  Jtarl,  beffen  Sohn  Srietricr)  I.  Eleonore  Ulrife,  f>rin< 
jeffin  oon  ©cbmeben,  1720  r)eiratr>e(e  unb  1730  feinen  SBru» 
ber  äßilhclm  V III.  ,)uni  Statthalter  ernannte,  welcher  nach 
bem  Äbleben  griebnch*?,  ber  finberlo«  flarb,  biefem  in  ber 
Regierung  folgte  unb  febr  lebhaften  2Cntr>cit  am  ftebenjäbri-. 
gen  Ariege  nahm.  Qx  flarb  1760.  3m  3.  1736  war  auch 
£>anau  an  .f>.  gefommen.  2Bi[l>elm  VIII.,  ©ohn  Stieb« 
rieb  II.,  ber  fatholifch  geworben  war,  hielt  einen  bem  franj. 
nachgeahmten,  glünjenben  ^>offlaat  unb  oerfaufte,  um  feine 
^runffuebt  befriebigen  ju  fernen,  bie  trefflich  eingeübten 
he  ff.  Sruppen,  welche  fieb  oon  jeher  bureb  Sapferfeit  aus» 
gezeichnet  haben,  an  bie  önglänber,  mit  benen  fte  gegen  bie 
bereinigten  ©taaten  oon  9corbamerifa  fimpften.  tfbriaenS 
höh  ftch  unter  ihm,  wenn  auch  nicht  grabe  ber  SBoblftanb 
beS  ganbe«,  boch  «Runft  unb  abiffcnfchaft,  unb  oon  ber 
mehr  als  21  Will.  2b(r.  betragenben  Summe,  welche  er 
für  bie  oerborgten  ©olbaten  binnen  acht  3al;ren  einnahm, 
hinterließ  er  bei  feinem  £obe  1785  noch  einige  Millionen 
im  ©taatsfefjafee.  Sßilhelm  IX.,  fein  Nachfolger,  führte 
ein  ©oftem  fhenger  ©parfamfeit  ein,  nahm,  altj  ßer» 
bünbeter  Greußens,  Äheil  am  .Kriege  gegen  bie  franj.  Sie« 
publit,  erhielt  im  Anfange  bcS  3abveö  180-3  bie  furfürjil. 
Stürbe  unb  nannte  ftch  SS$tIt>e(m  I.  Uli  jwifchen  iRapoleon 
unb  bem  Könige  oon  Greußen  1806  Jtrieg  ausbrach,  blieb 
ber  J?urfürft  neutral,  warb  aber  oon  ben  Jranjofen  eint: 
$Partcilicbfeit  gegen  feinen  alten  JBunbeSgenoffen  befchulbigt. 
25er  Äaifer  ließ  baber  fdjon  im  5Roo.  1S06  ba*  8anb  te> 
fetten  unb  ti  1807  nach  bem  tilfiter  grteben  gr6ßtentheiIS 
bem  neuerrichteten  A6nigreicbe  3ße|lfa(en  einverleiben  r  beffen 
#auptfrabt  Äaffel  würbe.  (5S  bitbete  bie  Departements  ber 
51'erra  unb  ber  gulba,  unb  ein  Sbeil  warb  mit  bem  £cp. 
tcS  ^»arjeS  vereinigt.  Der  Jlurfürfr  hatte  feine  ©taaten  oer> 
(äffen  unb  febrtc  erft  nach  ber  leipziger  ©chladjt  in  biefclben 
jurücf ,  trat  in  ben  beutfdjen  JBunb  unb  erfKirte  JfileS,  waS 
bie  wefrfal.  Regierung  angeorbnet  hatte,  für  ungültig.  Xuf 
ihn  folgte  1821  fein  ©ohn  SSLSilbelm  II.  (f.  b.).  3«n  Xn= 
fange  bc$  ©cptemberS  1830  machte  ftch  bie  Unjufriebenheit 
in  einem  Xufjlanbe,  ber  ju  Jtaffel  ausbrach,  Euft;  auch  in 
anbem  ©egenben  beS  8anbeS  entflanben  Unruhen;  aDge- 
mein  oerlangte  baS  Siolf  bie  Einberufung  ber  ganbflänbc, 
unb  am  24.  9Rai  1831  warb  eint  neue,  ben  3eitbebün'. 
niffen  angemeffene  SBerfaffung  gegeben.  Der  Aurfürjt  über> 
trug  bie  Regierung  feinem  ©ohne,  bem  Äurprimen  grieb» 
rieh  fflilhelm  (f.  b.),  als  SRitregenten.  ©o  lehrte  benn 
aUmälig  Sluhe  jurücf,  inbeffen  bat  jwifd?en  ben  ©tauben 
unb  bem  in  ber  SWittt  beS  3a^reS  1837  entladenen  SWini- 
ffer  Jbaffenpflug,  welchem  Hinneigung  ju  SBiUfür  ooraewor- 
fen  würbe,  häufig  fein  rechtes  (Jinoerflanbnif  geherrfa)t. 


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Zai  Jturfurftentfmm  Reffen  *  .Raffel  befielt  au$  brei 
Wieinanber  getrennt  liegenben  Steilen :  1)  ber  ©raffebaft 
Schauenburg,  an  ber  SBefer,  jwifeben  bem  preug.  9fea,ic> 
rungdbejirfe  hinten,  bm  lippifcpen  gürfientbümern  unb 

ftover;  2)  ber  ^jerrfebaft  ©cbmatfalben  in  granfen  jn>U 
(4cn  beut  SBdmarifcbeu,  ©otbaiftben  unb  bem  preuö-  Än* 
fyeuc  »on  £<nueberg,  unb  3)  aus  ber  4>auptmaffe,  bie  im 
91  von  $anover,  im  SB.  von  ber  preufK  $rovinj  SBeftfa» 
Im,  SBalbecf  unb  Reffen  »Darmfiabt,  im  ©.  «on  biefem 
lefctern  unb  granffurt,  im  ©JD.  tom  bair.  Untermaintreife, 
im  D.  »on  ©aebfen  > SBeimar  unb  bem  »reu  fj.  [Regierung«« 
frejirfe  ©furt  begrenjt  wirb.    St  bot  einen  gldcheninbalt 
M  beinabe  209  DSW.  mit  etwa  650,000  ©nw.,  welche 
bis  auf  ungefähr  100,000  Äatbolifen,  150,000  fcutberaner 
unb  9000  3uben  fieb  jur  reformirten  Jtircbe  befennen.  Der 
Boten  iß  jumeift  gebiiraia  ober  bügelig;  im  ©übofien  finb 
SMm  unb  Hfle  beö  Slböngebirge*  unb  bie  fulbaifdjen  £6« 
benuige,  im  ©.  ÄuSläufer  beS  ©peffart  unb  bet  Boaeltge» 
fcirgej,  im  £>.  ber  Strpüringerwalb  (SnfelSberg  an  ber  ©renje 
«on  ©cbmalf alben),  im  3nnern  an  ber  gabn  bie  gabnberge, 
im  9?.  ber  [RrjeinbarbtSwalb,  ber  -frabicbttwalb,  ber  9)?eif- 
ner,  in  Schauenburg  ber  ©ünteL  Der  4?auptflrom  ift  bie 
SBefer  mit  itjren  beiben  ßuellflüffen ,  ber  febiffbaren  gulba, 
welche  von  t>er  Rhön  (ommt  unb  bie  ©olbfaub  fübrenbe  @ber 
aufnimmt,  unb  ber  ebenfallt  febiffbaren  SBerra;  im  9c5B. 
fließt  bie  Diemel,  in  Dberb.  effen  bie  gabn,  welche  bem  [Rheine 
vufäUt,  unb  im  ^anauifeben  bie  «Rinjig  unb  ber  SRain. 
$>ai  ganb  liefert  JCupfer,  ©fen,  TUaun,  Kobalt,  verfebie» 
bene  nu%ticbe  £honarten,  viti  ©alj,  ©teinfoblen,  unb  bat 
Sföineralquellen,  #olj,  ©etreibe,  jDbfi,  viel  glacbs  unb  Qu 
ajeritn.    Dat  Älima  ijt  überall  gefunb,  im  $anauifchen, 
wo  ffirin  gebaut  wirb,  am  milbeften;  bie  4?auptgewerb5» 
jiveige  finb  ©arnfpinnerei  unb  geinwanb  Weberei,  SBollemves 
wrei,  SJerferrigung  »on  SEöpferwaaren,  ©alanterie«  unb 
Stjoutcriewaarenfabrifation,  welche  in  #anau  fehr  bebeutenb 
if:;  in  @d>malf alben  ©fen«  unb  ©tahlfabrifativn ;  in  meii: 
rtn  Segenben  Beberbereitung.    Die  2fa3fuhr  von  ©jeug» 
niffen  be«  JBobenS  unb  bergabrifen  ift  nicht  unbeträchtlich; 
am  wicbtigflen  ift  aber  ber  Durcbfubrbanbel,  ber  feit  bem  2tn» 
föluffe  JturheffenS  an  ben  beutfdjen  3oHverein  lebhafter  ge* 
»orben  ift;  Jtaffel  bat  eine  9Äeffe  unb  einen  $anbel3>  unb 
©etverbverein.   gar  UnterritbtSanfialten  ift  gut  geforgt;  bie 
canbeSuniverfität  ift  SRarburg;  bie  [Regierung  ift  confiitu» 
nonnen«monarcbifch,  erblich  im  SRannSftamme.  Die  Skrfaf« 
fungSurfunbe,  welche  eine  SRenge  vortrefflicher  JSeftimmun» 
gm  enthält,  fegt  fejt,  bajj  baft  SSolt  bureb  bie  ganbftänbe 
vertreten  »erben  foü,  bie  nur  eine  Jtammer  bilben,  it>re 
Ölungen  öffentlich,  halten  unb  wenn  fie  aufieinanbergehen, 
'inen  Xuöfchuß  rvablen,  ber  fie  i&rerfeit$  vertritt.  Äur« 
beifen,  beffen  ®ervob.ner  einen  ber  tuebtigften  unb  frdftig* 
fien  beutfehen  ©tijmme  bilben,  hat  (ich  in  militairifcher  |)in« 
fi*t  flerö  rühmlich  auögejeichnet;  ti  ftellt  jum  beutfehen 
SBunbeäbtere  5679  ü».,  bat  au6crbcm  eine  bebeutenbe  8?e* 
'«vt  unb  trefflich  eingeübte  SBüreiergurben  in  ©tabt»  unb 
^ctnbgemeiuben;  bie  ©taatäeinfünfte  belaufen  ftcb  auf  nafee 
an  brei  üRiUionen  Sbaler.   DaS  Äurfürftentbum  jerfallt  in 
biet  $rovinjen.    «Rieber^effen,  an  ber  SBefer,  SBerra, 
gutba,  Diemel,  6ber  unb  ©d)rvalm,  entbdit  bie  ^aupt^ 
Habt  be*8anbe$,  Äaffel  (f.  b.).   2tnbere  £rtc  finb  Äarl5. 
lafen,  «n  lebhafter  fMaft  an  ber  2»ünbung  ber  Diemel 


in  bie  SBefer,  mit  2000  ©n». ;  ^ofgeiJmar  mit  3200  Qinw. 
unb  mit  ©efunbbrunnen ;  BUenborf  am  guge  be J  ÜReifmer, 
an  ber  febiffbaren  SBena,  mit  3900  <?in».  unb  einem  fe&r  er» 
giebigen  ©aljwerfe.  3n  ber  fogenannten  rothenburg.  JDuart, 
Sie  HJ  vor  einigen  fahren  eine  befonbere  ©tanbeSberrfd>aft 
bilbete,  ie(}t  aber  bem  ©taate  anheiragefaQen  ift,  liegt  (rf*. 
»ege  an  ber  SBena  mit  5000  Cüwj,  in  ber  Umgegenb 
wirb  florf  Sabacf  gebaut,  unb  bei  SBifcenfcaufen  an  ber 
SBerra  mit  2500  @inm.  wdchft  viel  SB  ein,  au»  bem  ein  gu> 
tcr  gfftg  fabricirt  wirb.  Die  ©tabt  [Rothenburg  an  ber 
gulba  bat  über  3000  @inw.  3n  ber  ©raffebaft  ©chauenburg 
liegt  [Rinteln  an  ber  SBefer  mit  3200  ©nw.,  ba*  von  1601 
—1809  eine  Univerfttdt  Ijatte,  unb  ber  JBabeort  Stennborf. 
—  3n  ber  ?)rovinj  Ober  Reffen  liegt  SRarburg  an  ber 
Hahn,  bie 4?auptfiabt  von  Cber^effen,  mit  etrva  7600 ©nw. 
Äter  ift  eine  1527  geftiftete  Univerfttdt  mit  wiffenfebaftlicben 
Sammlungen  unb  gabrifen  in  SBoHe,  Sabacf  unb  geber; 
in  ber  ©ifabethtirche  befinbet  ftcb  ein  Denfmal  ber  bciligm 
©ifabeth;  in  ber  grauenfirebe  liegen  mehre  h«fT-  gürften  be» 
graben,  unb  auf  bem  ©cbloffe  gelten  1529  Sutber  unb 
Bwingli  ein  9?eligion$gefprdch.  3i(grnhain  an  ber  ©cbwalm 
mit  1600  ©nw.  ift  etwas  befeftigt.  —  3n  ber  »Provinj 
gulba  liegt  bie  gleichnamige  ©tabt  an  ber  gulba  mit  10,000 
©nw.  ©te  ift  ©ig  eines  futboUfcbcn  S3ifchof6,  bat  einen 
herrlichen  Dom,  in  welchem  SBinfrieb  ober  iöonifaciu8,  ber 
Xpoftel  be5  n6rb(.  Deutfchlanbd,  begraben  liegt,  eine  gorft« 
fchule,  ©pmnafium  unb  ©ibliothef.  3m  gürftent|>ume  fytxh 
felb  liegt  bie  gleichnamige  ©tabt,  vormatö  [ReichSabtei  mit  6400 
©nro.;  ©chmalfalben  an  ber  ©chmalfalbe  mit  5000  ©nw., 
hat  ein  ©pmnaftura,  ©fen»,  fiWecb»,  ©tabt»,  Stdgel»,  geU 
lenfabrifen,  liefert  auch  ©archent;  unb  SBoOenwaaren ,  fcat 
eine  ©aline  unb  ift  befannt  burch  ben  fchmalfalbifcben  Jöunb, 
ben  1531  bie  proteftantifchen  Kirchen  fcbloffen,  unb  bie  fchmal» 
falber  Ärtifel  1537.  —  Die  ^rovinj  4>onau  ift  frucht* 
bar  an  SDbft,  SBein,  ©etreibe  unb  glachä,  liegt  am  3Rain, 
an  ber  9?ibba  unb  Jtinjig.  Äußer  ber  £aupt|tabt  ^anau 
(f.  b.)  ift  merfwürbig  baS  ©aljmert  9{aul)eim  unb  bte  von 
malige  [ReichSftabt  ©einkaufen  mit  ben  SErünrmern  einer  vom 
Äaifer  griebrich  [Rothbart  erbauten  ?)falj. 

Die  ginie,  welche  Reffen »Darmftabt,  ba§  ie|ige 
©rofberjogtbum,  regiert,  ift  von  ©eorg  L  bem  grommen, 
»Pbtlipp'S  be3  ©rogmüthigen  jüngflem  ©ohne,  geftiftet  wor» 
ben;  biefer  erhielt  1567  au§  bem  vdterlichen  iRachlaffe  bie 
obere  ©raffebaft  Äafcenelnbogen  unb  nahm  feine  [Refibenj  in 
Darmftabt.  ©  erwarb  burch  ©bfebaft  noch  mehre  anbere 
JBefigunaen;  nach  ftinem  £obe  würben  fie  unter  bie  brei 
nachgeladenen  ©6^ne  getheitt,  welche,  um  weitern  äerfplit-- 
terungen  oorjubeugen,  1606  baS  [Rea)t  ber  ©ftgeburt  ein» 
führten.  $bilipp  erbiett  S3ugbach,  ftarb  aber  finberlo«; 
gritbrich  ftiftete  bie  beffen:bomburgifcbe  ginie,  unb  bie  Üanb* 
graffchaft  Jg>effeniDarmftabt  erhielt  8ub»ig  V.,  unter  beffen 
©ob.ne  ©eorg  II.  baS  8anb  wdbrenb  beä  breifjigjdb,rigen  ÄriegS 
furchtbar  verheert  warb.  Unter  ben  folgenben  ganbgrafen  jeictj^ 
nete  ftch  befonberd  Subwig  IX.,  von  1768—98,  burch  feine 
Siebe  \u  Jtunft  unb  SBif^nfchaften  au?,  ©ein  Nachfolger, 
gubtvig  X.,  ber  bis  1830  regierte,  verlor  jwar  im  lunevi(> 
ler  grteben  alle  feine  SBefi&ungen  auf  bem  linfen  unb  einige 
auf  bem  rechten  [Rfyeinufer,  erhielt  aber  alä  ©itfchdbigung 
ba6  ^eriogthum  SBeftfalen,  mehre  furmainjifche  unb  pfdu 
jifdje  Ämter,  bie  [Reichfiftabt  griebberg  unb  noch  mebrrt 


uigi 


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Hessen- Darmstaclt  384  flössen  -  Dartnsfadt 


Xnbere,  fobaß  et  65  OÜ)?.  mit  120,000  <5imx>.  bei  bem 
Saufcbc  gewann.  Gt  trat  1806  bem  Stbtinbunbe  bei,  nabm 
nod)  in  bemfelben  3ai)te  bie  gropr^er^ogl.  SBtirbe  an,  nannte 
ftcb  von  je|t  an  fiubwig  1.,  ließ  1813  feine  Gruppen  ju 
ben  XQiirtcn  flogen  unb  erhielt  1815  für  baS  epenoot;  i. 
Sßefifalen,  »velcbeS  er  an  Greußen  unb  mebre  Ämter,  bie  er 
an  Skiern  unb  .Raffel  abtrat,  forvie  für  ben  SJerlufl  von 
effenj Hornburg ,  ben  größten  £i>eil  ber  jefcigen  |)rovi 
beinbeffen  unb  noch  anbere  JBefi&ungen.  JJubtvig  gab  am 
21.  Dcc.  1820  feinem  8anbe  eine  ftänbifcbe  Sierfaffung  unb 
genoß  bid  ju  feinem  Zote  bie  Serebrung  aller  feiner  U.i 
tertbanen.  Unter  feinem  9tacbf olger  tSubivig  II.  (f.  b.)  «nt» 
ftanben  ÜJtiSbelligf  eilen  mit  ben  Stäuben,  befonberS  weil 
biefe  ffa)  weigerten,  jroei  SRiUionen  ©ulben  9)rivatf(f;ulben 
beS  ©roßberjogS  ju  bejahen  unb  bie  JEbatfacb«  geltenb 
matten,  baß  Darmftabt  einS  ber  verbältnißmäßig  am  mtu 
ften  verfcbulbeten  ganber  in  Suropa  fei. 

Da3  ©roßberjogtbum  £effemDarmfrabt  bat  emen  %lh-< 
cbeninbalt  von  beinab«  153  oaiteilen  unb  jerfäüt  in  jwei 
größere  vrmeinanoet  getrennt  liegenbe  J^auptmaffen  Unb 
inebre  fleine  Kartellen,  j.  $8.  ben  JÖcjirf  Wimpfen  am  9ted 
jwifdjen  JBaben  unb  SBütttmbctg,  ben  Sqirf  S36l)l  jwifcfccn 
2Balbecf  unb  Jturbeffen,  unb  anbere.  Die  beiben  gröfjern 
'£heile  finb  burel)  furbejT-  unb  franffurtet  (Gebiet  voneinai 
ber  getrennt,  grenjen  aber,  als  ein  ©cfammteS  betrachtet, 
im  9t.  an  OtoiJ.ni  unb  Äurbefien,  im  £>.  an  .Hur bellen  unb 
ben  bair.  UntermainfreiS,  gegen  S.  an  SBaben  unb  ben 
bair.  StbeinfreiS,  gegen  SB.  an  Greußen  unb  9iaffau.  D 
©an^e  befiebt  au»  44  Seft^ungen  ehemaliger  JJteicbSfiänbe, 
f  von  benen  mandje  mebiatifirt  worben  finb,  j.  ©.  bie  %üx- 
ffen  unb  ©rafen  von  Sftnbutg,  bie  ©rafen  Erbach,  ber 
gürft  von  26wenfiein«SBertbeim,  bie  Surften  unb  ©rafen 
von  Selm:-,  bie  grei betreu  von  Stiebefel,  ter  ©raf  von  'A  ; 
jjeiningen  u.  f.  tv.  DaS  Sanb  ift  im  Allgemeinen  bergig, 
nur  9t  rj  ein  heften  ift  #ugeflanb.  Den  ganjen  £>ften  ber 
»Provinj  ©tarfenburg  bebeeft  ber  £>bemvalb,  an  beffen  tvefü. 
guße  bte  berühmte  fBergftraße  Einläuft.  3n  Dberbeffen  int* 
jweigt  fta>  baS  SSogelSgebirge,  weldjeS  fidj  bis  2400  %.  et« 
bebt  unb  i)itx  bie  SBafferfcbeibe  jwifeben  SBefer  unb  9tb«in 
bilbet.  3m  weftL  Dberbeffen  liegt  ein  2lie;l  beS  3^Junu 
unb  jwifdjen  btefem  unb  bem  SBogelSgebitge  bie  fruchtbare, 
18  p9Ä.  große  aBettetau.  $auptjtrom  beS  üanbeS  ift  ber 
Otbein,  bet  bie  $)rovin)  JK  beinbeffen  unb  ©tat f enburg ,  fo< 
tote  bie  erfiere  von  9taffau  trennt;  et  nimmt  ben  SJtain 
unb  bie  Stabe  auf.  einen  £beil  bet  ©übgrenje  von  ©tör= 
fenbutg  bilbet  bet  9tedat;  in  Dbetbeffen  fließen  äBettet, 
Sabn  unb  gulbei.  «Uttt  XuSnabme  bed  6fll.  SEljeilS  von 
©tarfenburg  ift  ba§  übrige  Sanb  febr  fruchtbar  unb  vi. 
treffiiel)  angebaut;  ed  fyat  in  ben  ftbäletn  unb  9tieberungen 
ein  febr  milbe6  ^lima,  liefert  viel  ^>olj,  (betreibe,  SOt'ui 
am  9tccfar,  9?bein  unbfDiain,  Dbft,  Jtafianien,  Jpemf  unb 
$(acb*.  X>ai  aRincralreict;  gibt  Aupfcr,  S3raunfoblen  unb 
©a().  ^>auptnabrungd}tveig  tfl  bie  Sanbroirtbfcbaft,  boeb 
finb  auch  OßoUtueb:,  ^abaiä»,  £einetvanbs,  SBagen«  unb 
Seberfabrifen  von- JBebeutung.  Der  ^>anbel  ift  febr  wic- 
tig,  unb  bie  ganbfhaßen  in  febt  gutem  Stande.  Die  93e< 
volterung  beläuft  ftcb  auf  (trca  740,000  STOenfcben ,  von  be< 
nen  mehr  alft  eine  i?albe  ÜJtillton  ber  proteftanfifeben  obet 
evangelifeben  Aitd;e  angeboren;  bie  übrigen  finb  außer  24,000 
3uben  unb  einigen  ÜBtennonitcn,  itatbolifen.   $üi  ben  U 


ttmebt  ift  gut  geforgt;  bie  8anbc§univerfität  bepnbet  fir?  m 
Gießen.    Di«  «erfaffung  ift  flänbifcb,  mit  jroei  Jtammrrn 
bie  obcffle  Leitung  ber  ©taatSoemaltung  gebt  vom  2Siiri- 
fterium  aud.  Die  Stpeinprovinj  b«t  in  S5ejug  auf  bie  <9t 
recbligfeitipflege  ifferitlicbeß,  munblicbe«  Sierfahten  unb 
fmtoorenengeriebte.    ^effen^Darmflabt  bat  als  SMqtitc  btS 
beutfeben  äöunbeS  im  engern  9fatbe  bie  neunte  Stellt,  h 
Plenum  brei  (Stimmen,  (teilt  6195  9».  Gruppen  lumSan 
brtbeere,  bat  iibrlicb  erma  6,400,000  ©ulben  ffinfunftt  unb 
mebr  als  jroolf  äßiHionen  ©ulben  StaatSfcbutb.  &  jrt»'illj 
in  brei  ^rooinjen:  ©tarf enburg  j»vifcben  SHatn,  Stixn 
unö  9tecfar   teid?  an  £olj  unb  5BJein,  begreift  bie  tbm 
©taffdjaft  Äafeenelnbvgen  unb  3Tr>ti(e  vom  ebemaligen  im-. 
mainj,  Äurpfalj,  iBorm«  u.  f.  m.  #anprfiabt  ifl  Darm 
flabt  (f.  b.)  in  Jta(?enelnbogen.    ^jtppenbeim  mh  3700 
Cintv.,  an  ber  Siergfhaße,  liegt  am  Juße  ber  jet}t  in  Sriraimmi 
liegenben  ©tartenburg.   Unfern  vom  ©täbtehen  Senibtin 
an  bet  JBergjtraße  liegt  ber  1546      bobe  gelSbetg,  mr 
roelcbem  bie  61,000  f)f.  febrvete  Wiefenfiule  unb  bet  Sit 
fenaltat.    3u  ©eligenftabt  am  SWain,  mit  2600  (5inr. 
gen  in  ber  Xbteifircbe  ömma  unb  dginbatb  (f.  b)  h 
graben.  Die  ehemalige  freie  9teicbSftabt  SBimpfen,  wo  lb& 
bie  fijierbunbert  von  ^forjbeim  (f. b.)  t>en  ^elbentob  fim 
ben,  liegt  am  linfen  Ufer  beS  StecfatS  unb  bat  2200 
Qinm.  ^ierbet  gel)6ten  großentbeil«  bie  ©tanbeSbrnfaNtf"1 
ber  Sürßen  unb  ©rafen  von  3f«nburg.  jDffenbacb  am  Bot 
in  3fenburg<83ir|iein,  mit  beinahe  8000  6inro.,  kH 
1829  jwei  iöteffen,  bie  jebotb,  feitbem  aueb  granffun  f«t 
bem  beutfeben  Zollvereine  angefcbloffen  bat,  an  JBebeun:r; 
febt  verlöten  baben.    €rbacb  im  Dbemvalbe  mit 
Ginro.,  gebort  bem  ©rafen  von  Grbacb.   3m  Sa)lcfie  ts 
ein  berühmter  Stitterfaal,  mit  Stüfiungen  ©ußav  tlt'Si, 
2öallenftein'6,  ©erlicbingen'S  unb  anberer  berübmtet  SWännrr 
—  Die^rovim  9t  beinbeffen  liegt  jwifeben  Äbein,  ÄJbe 
unb  ben  5Borbob«n  beS  DonnerSbergeS,  entbält  frucbibarts 
^)Ligcllanb   unb   befiebt  aus  Sbeilen  von  2i?ermS,  rn 
*J>falj ,  Aurmainj,  8einingen  u.  f.  iv.    Die  greßte  2^-' 
bet  ^)tovinj  ift  bie  JBunbeSfeftung  2Jtoinj(f.  b.;.  Äingen, 
an  bet  5Jtünbung  ber  9tabe  in  ben  Öifjctn ,  bem  bunt  f» 
nen  vortrefflieben  SBein  befannten  naff.  Drte  fKüfce^bf"^  ftf 
getu'iber,  bat  4400  Ginn),  unb  lebhaften  J^anbel.  3m  Äcw 
jtebt  ber  in  ber  ©age  berübmte  üjtaufetburm;  ba^ 
nannte  binger  £ed;  i|l  ber  ©ebiffabrt  nicht  mehr  gefih: 
9BotmS,  'eine  bet  ältefien  beutfdjen  ©täbte  unb  im 
telalter,  wo  fte  60,000  Ginm.  battc,  febr  blübenb,  bat  fM 
bet  SBerroüftung  burdj  bie  granjofen  1689  nur  8000  ©mr  ; 
ber  bertlicbe  Dom  ift  470      lang.    3n  SBofrnS 
viele  SReid^Stage  gebalten;  1521  erfebien  8utber  vor  bem 
ben.   SßormS  bat  jet^t  einige  gabrifen,  ifi  aber  fon(J  Wj 
feiner  großen  JBcbeutung.    3n  ben  SBeinbergen,  rvelcbe  tn 
ber  9tal>e  bet  Stauenfitcbe  liegen,  rvdcbft  ber  unter  er» 
9tamen  Üiebfrauenmildj  befanntc  SBein.   3"  ber  ^faU 
gen:  Dppcnbeim  am  Stbein  mit  2400  &mx>.,  Oiur: 
ieobenbeim,  Oer«  unb  lieber» 3ngelbeim,  befannt  ti- 
bi« guten  SBeine,  bie  in  bet  Stäb«  biefer  Reinen  - 
rvaebfen.   Wje»  mit  4200  (Sinrv.,  in  beffen  ümc^tßf 
r6m.  Hltertbümer  gefunben  rverben,  ift  eine  uralte  Btwj 
Die  9>rovinj      ber  beffen   ift  ein  jum  großen  - 
frucbtbateö,  von  8abn,  @ber,  gulba  unb  Sßetter  b^-' 
ferteS,  meift  gebirgige«  8anb,  bat  viele  geinnwnbi  «: 


I 


•  Hetalren 

%ud}xcxbtmtn  unb  liefert  au<b  Strumpfe  in  ben  Äom 
bef.  3u  bemfelben  geb6ren:  ber  öejirf  3tter,  jmifcben 
SBalbetf  unb  Jturbeffen,  ein  raube*  ®ebirg*lanb;  ber  bie* 
benfopfer  Jtrei*  ober  ba*  fogenannte  ^inrerlanb,  jmiftben 
Greußen,  Äurbeffen  unb  Nafiau.  —  griebberg  in  ber  äöet« 
terau  mit  3200  ©nm.,  mar  »ormal*  freie  SteicbSfiabt. 
Jbauptort  ber  $ro»inj  ifl  (Siefen  an  ber  gabn  mit  8000 
©nro.  unb  einer  16<)7  geftifteren  Unfoerfttdt.  Jg>ierber  ge» 
bort  ba*  ©ebiet  ber  mebiattfirten  gürften  unb  ©rafen  »on 
3olm8  unb  ba*  ©ebiet  ber  greiberren  »on  Niebefel  mit  ber 
gemerbfamen  ©tabt  gauterbacfc  am  gufje  be*  8Jogel*gebir» 
ge$,  mit  3400  ©nm. 

Die ganbgraffcbaft  fieffen »Hornburg  geborte  in  fri» 
Km  Seiten  ju  Darmffabt.  Die  regierenbe  ginie  mürbe 
oon  ©eorg  I.  ©obn,  griebrieb,  1626  gegiftet,  ganbgraf 
griebrieb  gubmig  »on  1751—1820  warb  in  golge  ber  ©tif» 
rung  be*  fflbeinbunbe«  1806  Untertban  be*  ©rofberjog* 
oon  Darmfiabt,  1815  aber  mieber  felbflanbigr  iß  feitbem 
SÜitglieb  be*  beutfeben  JBunbeS,  nimmt  in  bem  engern  Natbe 
an  ber  neunten  ©teile  $beil  unb  \)at  im  Plenum  eine 
©timme.  Die  ganbgraffcbaft,  gegenwärtig  eom  ganbgraf 
gubmig  SBilbelm  griebrieb  (f.  b.)  beberrfebt,  beflebt  au* 
jwei  »onetnanber  getrennt  liegenben  Steilen:  ber  oon  Naf» 
fau  unb  Reffen  «3Darm(tabt  umfcbloffenen  $trrfi)aft  f>pm» 
bürg,  2'/.  D3R.  mit  8500  ©nm.  unb  ber  ©raffebaft  2Rei» 
fenbeim  auf  bem  linfen  S?^etnufer,  jwiföen  bem  bair.  JRbein» 
freife,  ber  preufj.  9tbetnpro»inj  unb  bem  olbenburg.  gurflen» 
tbume  JBitfenfelb,  mit  57«  D2R.  unb  13,200  ©nm.,  bie 
raeifl  ewangelifcb  ftnb.  Die  erftere  liefert  ©etteibe,  bie 
littet«  $0(4,  SBein,  ©teinfoblen  unb  ©fen.  Reffen s#om* 
bürg  b«t  feine  franbifc&e  5l3erfaffung,  110,000  ©ulben  ©n» 
fünfte  unb  500,000  ©ulben  ©laatäfdjulb.  3um  »unbe«» 
beere  fteUt  e*  200  SR.  #auptftabt  ifl  ber  gemerbfame  JDrt 
Hornburg  »or  ber  #6fce,  an  btt  ©ebbaeb,  brei  ©tunben 
oon  granffurt  entfernt,  mit  3000  ©nm.  SWeifenbeim  an  bet 
©lan  bat  2000  ©nm.,  ©teinfoblengruben,  ©(aSbutten  unb 
©fenbammer  in  ber  Umgeaenb.  3n  ber  Jtircbe  liegen  bie 
alten  9>faljgrafen  oon  3meibrucfen  begraben. 

Die  altere  Nebenlinie  be*  ^jaufeö  Äeffen»  .Raffel,  4?ef' 
feit » Stotbenburg,  ifl  vor  etnigen  fahren  au*geftoiben. 
Die  jüngere  Nebenlinie  ifl  #effen » $btlipp*tbal,  bie 
1Ö86  entjlanb  unb  ftcfr  in  bte  beiben  3»eige  Reffen  *^)t>i» 
lipp«bal  unb  Reffen  *  3>bÜipp*tbaU  ®artbfelb  tbeilt.  Der 
Kfeige  ganbgraf »on  äeffen-. ?)bilipp*tbal  ifl  grnft  Jtonffan* 
ttn,  geb.  am  8.  Äug.  1771,  melcper  ut  sI>ht[i vp^thal  in 
Meberbeffen,  einem  glecfen  an  ber  SBerra,  reftbtrt.  Der 
Kfcige  ganbgraf  oon  #e|fen  =  ^bilipp$tbal«»arcbfelb  ifl  Au* 
guft  gubmig  $bilipp  Jlarl,  geb.  am  27.  3un.  1784,  ber 
;u  Bawbfelb  an  ber  ©erra  in  ber  ^rooinj  gulba  reftbtrt. 

jSjrtatrm  ober  -£et($ren,  b.  f).  greunbinnen,  liefen  bei 
ben  alten  ©rieeben  grauen,  »elcbe,  gemibnlicb  2lu8l4nberinj 
nen,  61  ben  griecr).  ©tdbten  ein  freie*  geben  führten ,  babet 
qrü^terttbetlö  bureb  Vnmutb,  ©ebonbett  unb  SilbUng  ftcb 
au6jeie|neten  unb  bie  angefebenflen  ©taatömdnner,  ^D^Ioj 
fopben>  Äunfilcr  u.  f.  w.  um  fieb  oerfammelten.  ©ie  ma« 
ren  )UMr  gr6f?ttntf)ril3  93ub(erinnen ,  flanben  aber  bureb  fdiU 
tung  unb  öffentliche  «Meinung  weit  iber  ber  »erworfenen 
^^^xfjc  Öct     t übe nrnci b c^f n  unicrcr  3c^t.     ^—-ic  Ijtibf n  JUHI 


Ben 

£&eil  etne  Jobe  iBerubmtbeit  erlangt,  reie  Äfpafia  (f.  b.), 
^brpne,  gai*,  geontium  unb  Änbere,  unb  mürben  »on  ben 
beriibmteflen  »ilbbauern  unb  ©tbriftPellern  oereroigt  3n 
Ätben^^  mürbe  mabrfcb^nlicb^jebe  roeber  einbeimtfefe  noct) 

fltlrurtfii  ober  &trurien,  ber  alte  Name  beS  beutü 
gen  2o*cana«  (f.  b.),  melcbe*  in  feinen  ©renjen  nur  me* 
nig  oon  benen  beS  alten  £efrurien£,  ba*  auc^  Sbußcien 
genannt  mürbe,  abmeidbt.  Dad  SJoif,  me(cbe$  biefe*  fetjüne 
ganb  fcf>on  oor  ben  3eiten  ber  JKömcr  beroobnte  unb  eine 
eigentbümlicbe,  anfdnglicb  fogar  bie  griecr).  übertreffenbe  SJil» 
bung  befaß,  ift  oon  ungeroifTrr  Ttbflammung  unb  rourbe  oon 
ben  JKomem  (gtruöf  er  ober  Zt>u6tt r  unb  oon  ben  ©rieben 
Sprrbener  genannt,  nxibrenb  e*  ftcf>  fdbfl  ben  Namen  ber 
Stafener  gab.  <5*  jeiebnete  ftcr>  frub)eittg  tur*  grofeJUtnfl: 
fertigfeit  au*  unb  trieb  einen  bebeutenben  ^anbel  mit  feinen 
Äunjtprobucten.  Die  9?ömer  entnabmen  »on  i^m  ibre  er» 
flen,  einen  Culturjuflanb  aufibruefenben  unb  begunfligenben 
6inricr)tungen,  unb  erfl  fp<iter  »erbrdngte  bie  grteeb.  bie  be« 
trur.  S3ilbuna.  Wtan  bat  befonberö  in  neuerer  3eit  biefem 
r)6ebfl  merfmurbigen  83olfe  mieber  grijjere  Äufmerffamfeit  ge< 
mibmet,  naebbem  fteb.  eine  ÜRenge  Uberrefle  betrur.  Xltertbu: 
mer  aufgefunben  beiben,  meiere  »on  ber  IBilbung  be*  uralten 
SBolf*  ba*  günfliafle  3eugniß  ablegen.  Die  )m6lf  .£»aupk 
flibte  be*  alten  £.'*  maren  ebenfo  viele  einjelne  Stepubliren 
unb  an  ber  ©pi|e  einer  jeben  flanb  ein  Dberbaupt,  melcbe* 
ben  Sitcl  gueumo  führte.  Der  betr.  gueumo  ^>orfenna  mar 
e*,  roelcbcr  9tom  508  ».  Ql:r.  fafl  bem  Untergänge  nabe  braute. 

8t  om.)  3n  ben  betrur.  ©tdbten  mar  eine  ^riefler*  unb 
Äriegerfafle,  unb  bie  gueumonen  maren  sugleicf)  Dberpriefler 
unb  gelbberren.  Allgemeine  ganbe*angelegenbeiten  mürben 
»on  ben  gueumonen  beim  Stempel  ber  £$o(tumna  beratben. 
Die  N6mer  braebten  bie  >f>etTU*fer  foatrr  unter  ibre  Sormd« 
fjigfeit,  inbem  fte  ibnen  jeboef»  noeb.  geroiffe  greibeiten  jugeftan» 
ben.  p.  tbeilte  ba*  ©ebicffal  be*  röm.  9?eid)6  unb  trat  in  ber 
©f'cbicbtc  nacbmaU  unter  bem  Namen  2o*cana  (f.  b.)  auf. 
Nur  1801 — 7  gab  e*  noeb  einmal  ein  j(6ntgrficb  >petrurien; 
ber  alte  Name  mürbe  im  luneoiller  grieben  bergeflellt  unb 
ba*  neue  JWnigreicb  bem  (Srbprinjen  gubmig  »on  ?)arma 
juerfannt,  beffen  SSitroe,  9Rarie  2uife,  anfangs  bte  Negte* 
rung  im  Namen  x'mt  unmünbigen  ©ciu-.ee>  .Harl  gubmig 
fübrte,  nad)b«  aber  in  golge  eine*  jvoiftben  granfreieb  unb 
©pamen  geftb^loffenen  SJertrag*  nieberlegte.  Da*  Äinigreic^ 
mürbe  al*  Departement  oom  Arno,  00m  mittelldnb.  !Neere 
unb  »om  jDmbrone  fr  an:.  $rooinj. 

j^eu  bejei(f;net  im  Allgemeinen  aetroefnete  ©emdebfe,  be? 
ren  man  fub  auet»  im  grünen  3ujianbe  jitr  Uiebfutterung 
bebient,  namentlicb  aber  getroefnete*  ©ra*.  (Si  mirb  oor: 
jüglicb  »on  ben  SBiefen  gemonnen  unb  man  pflegt  bie  ©ra» 
fer  auf  biefen  be*  %\m  }met*  bis  brei  mal  )u  bauen,  um 
Jbeu  gu  macben.  Da*  juerfl  gemonnene  iieu  mirb  »on  ben 
ganbmirtben  eorjug*weife  ^>eu  genannt,  roabrenb  man  ba* 
jmeite  al*  ©rummet  ober  menn  norb  ein  britter  ©ebnttt 
erfolgt,  al*  Nacbbeu,  unb  ba*  britte  al*  Naeögrummet 
ober  ©rummet  bejeiebnet.  Die  ©emädife  roerben  am  be» 
flen  gebauen,  menn  fte  eben  in  bie  Slüte  treten,  unb  ba* 
eu  gemabrt  ein*  ber  auSgejeicbnetflen,  bem  ganbwirtfc 


.Top 


49 


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Heuschrecke 


3S6 


Hexe 


fjcuörljrrckf  (bie)  ijl  (ine  ©attung  Snfcften,  reelle  in 
Dielen  Arten  oorfommt,  bie  Cid»  im  AUgrmetnen  burd)  lange 
jutn  #üpfen  bienenbc  Hinterbeine,  fleife,  aberige  unb  leben 
artig«  gtügelbetfen  unb  ber  Sänge  nach  einfach  gefaltete  glü> 
gel  auszeichnen.  £>aS  SBeibchen  hat  einen  fabeiförmigen, 
peiflappigcn  £egeftacheT.  SBet  unS  ijl  bie  größte  2Crt  baS 
befannte,  bureh  feine  fchone  grime  garbr  ftd>  auSjeidmenbe 
©raSpferb.  SBegcn  ber  Sicrheerungcn ,  bie  fte  juweilen 
anrietet,  i(l  bie  tyter  abgebildete  2B anbei»  ober  3ug* 


lieufcfirccf  r  berüchtigt.  jßtefelbe  lebt  in  Äleinaften ,  %W: 
ten  unb  Ungarn  unb  fommt  nur  feiten  nach  2>eutfd)!anb. 
Sie  erreicht  eine  Sange  oon  2l»  3oll  unb  jeietmet  fid)  burd) 
«inen  erhabenen  .Ramm  auf  ber  Sir  ml  auS.  2Me  glügel 
finb  braun  geabert ,  bie  glügelbed en  grun ,  im  #erb|le  braun, 
unb  febroarj  gefleeft.  Hinterleib  unb  §üße  finb  »on  rotbli» 
eher  garbe,  ber  S3ruflf<|ilb  ifi  mit  einer  rotljlic&en  Sinie  ein» 
gefaxt.  übrigens  ijl  fie  grun.  £ie  3üge,  in  reellen  biefe 
Spiere  juweilen  ankommen,  finb  ungeheuer.  Sie  werfen  fieb 
bann  auf  gelber  unb  SBiefen,  welche  fie  juweilen  mehre 
guß  f>crJ^  bebeefen,  unb  frrffen  fie  fabl  ab.  So  fam  1763 
(in  -£>f ufcfcrf cf cn;ug  nach  granfreieb ,  ber  in  ber  ©egenb  oon 
Arle«  15,000  «Morgen  SanbeS  faljl  markte,  Schwarme  oon 
Siegeln,  namentlich  Staare,  wrminberten  fie  enfclicb  unb 
toeb  fammelte  man  noeb  fo  oiele  Gier,  baß  nach,  einer  un> 
gefahren  fi3creebnung  6000  «Millionen  4>eufd)reden  auS  ben* 
felben  entflanben  waren,  ©roße  3üge  ocrbunfeln  bie  Sonne 
roie  SBolfrn  unb  f  innen  bureb  Äanonenfcbüffe  niebt  jerjtreut 
werben.  Aalte  SBinbe  unb  Stegen  finb  bie  frdftigften  S3er- 
tilgungSmittel.  2>ie  arab.  $Eamm&euf#recf e  foH  gegen 
fünf  3cQ  lang  roerben  unb  wirb  auf  mannigfache  SSBeife 
zubereitet  gegefjen.  Sie  fod  ähnlich  roie  Siaubenfleifcb 
fchmeden. 

fjere  bejeiebnet  nach  ben  aSergtäuoifcrjen  83orfieIIungtrt  ber 
»ergangenen  Sjarn-hunberte  ein  SBeib,  welches  mit  bem  Ztm 
fei  tm  S3unbe  fleht,  fobaß  ti  oon  bemfelben  Meicbtbümer  unb 
bie  5Macbt,  auf  eine  übernatürliche  SBeife  Anbern  S36feä  jujuj 
fügen,  empfangt,  wogegen  eS  fteh  ihm  jum  Dienfl  oerpfheh« 
tet.  «perfonen  männlichen  ©efcblecbtS,  welche  mit  bem  SEeu> 
fei  ein  ähnliches  ©ünbniß  eingegangen  hoben  feilten ,  wur» 
ben  ^>erenmeifi«r  genannt.  «Man  glaubte  namentlich, 
bafj  bie  ^eren  im  Stanbe  feien,  «Menfchen  unb  Sieh  fünf, 
«Manner  unfähig  jur  3eugung,  SB  eiber  unfruchthar  ju  ma* 
dien,  Ungejitfcr  fjerperjubringen,  ©ewitter  unb  Hagelwetter 
ju  eräugen,  fieb  in  Jta&en  unb  anbere  Zlneu  ju  oerwanbeln 
unb  bergt.  JBefonberS  hatte  man  alte  SBeiber  wegen  ihres 
oft  häfiltchen  äußern  unb  wegen  itjreS  menfchenfdxuen  2ße» 
fenS  im  Serbacht  ber  $ereret.  ffiotbe  triefige  'Äugen  galten 
für  «in  Aennjeicben  einer  #er(.  SS  bieß,  bie  £eren  fämen 
an  gewijfen  febauertieben  JDrten,  an  Jtreupegen  unb  bergL, 
wo  man  auch  fonfl  ben  einfluß  bofer  ©«tjlej  für  am  mach« 


tigfien  hielt,  mit  btm  Teufel  jufammen,  hatten  fchinbliici 
Umgang  mit  ihm,  unb  in  ber  «Walpurgisnacht  foUten  \\i 
bie  ^jeren  naefenb  auf  Jöefen,  Dfengabeln,  Schweinen,  Sidra 
reitenb  auf  bem  JBlodöberge  oerfammeln,  um  bem  Zm\ 
ein  grofjtS  ^)ulbigungSfefl  ju  feiern,  wobei  berfelbe  perfb 
lieh  gegimvurtig  wäre  unb  alle  'Arten  von  Unflatereien  f* 
gangen  würben.  2tu£  Ceichnamcn  ungetaufter  jtinber,  bitj 
co,  bereiteten  fte  eine  Acren  falbe,  weiche  jum  Äitt  aaf 
ben  93lodOberg  gefchieft  mod>tc.  £>tt  ©laube  an  all  bid 
fen  Unftnn  war  fo  oerbreitet  unb  haftete  fo  fefl,  bap  t»el(  in 
ber  3*hat  halb  wahnfinnige  «JMcnfchen,  bie  wahrfchtinlia)  Ml 
ju  Seiten  burd)  fünfiliche  «Mittel  ihre  irregeleitete  f>biatajM 
tn  einen  3u|lanb  heiiger  'Aufregung  perfekten,  fieh  eint.i:. 
ten,  wirflich  ju  erleben,  womit  ihr  ©emüth  erfüllt  mt  nnl 
t aber  feltfl  aejlanben,  baß  fte  £cren  waren  unb  auiiÜK 
liehe  S3efchreibungcn  t'hrcd  Umgang»  mit  ben  f>öütCcben  Lü- 
ftern gaben.  Unter  biefen  Umflanben  fann  man  fta)  aicH 
wunbern,  baß  bie  ^»erenproceffe  auffamen  unl  ebu 
fchaubererregenbe  Ausbreitung  gewannen.  £)urch  ben  ?;:"t 
Snnocenj  VlII.  würben  fte  1484  in  55eutfd)lanb  firwiLiib 
eingeführt  unb  balb  erfebien  unter  bem  Sitel  Malleos  iul(- 
ficaruiu,  b.  h.  ber  ^>crcnl;amnter,  «in  Such,  welcfre»  t:> 
Verfahren  bei  biefen  «Proceffen  genau  orbnete.  Sie  ma 
ta ii  £erenwefen  M  baS  2CbfcbeuIid>fle  anertannte,  fo  w> 
ren  auch  bie  «Mittel,  welche  man  anwenbete,  um  bie  fit 
.£>eren  ©rhaltenen  }um  ©cflanbniß  ju  bringen,  abfcbciiiid'. 
um  fo  mehr,  als  man  glaubte,  mit  ben  t>cr|lodteßes,  bw4 
bie  ^>ülfe  be»  SatanS  unterflü^ten  ^erfonen  i«  Ibun  \z 
haben.  Auf  bie  nichtSwürbigflen  Anziehen  würben  oft  tieft 
«Proceffe  eingeleitet  unb  burch  bie  grißlichflen  «Martern  jwang 
man  bie  Unglüdlichen  nun  ©eflanbniß  aUeS  UnftnnS,  ben 
man  ihnen  abfragte,  (starben  fte  unter  ben  dualen,  bo«n 
hieß  eS,  ber  äeufel  habe  fte  erwürgt,  bamit  fte  ihn  nidt 
»erriethen,  unb  überlebten  fie  bie  «Martern  ohne  ©effanbmj, 
fo  griff  man  oft  noch  ju  bem  legten  «JRitfel  ber  $tut> 
probe,  einer  Art  SSafferprobe.  (S.  ©otteSgerithtt) 
«Man  hat  berechnet,  baß  in  1100  3<ih"n  9,442,994  $Mi 
unb  3auberer  hingerichtet  worben  feien.  i>ie  ge»6bnlicbe 
Art  ber  Strafe  war  brr  ^eticrtob.  3fl  auch  jene  3ah' 
fcbeinltdb  übertrieben,  fo  muß  man  eS  boeb  als  einen  ber  <f 
freulichflen  gortfehritte  beS  «MenfchengefchlechtS  freubia  anet' 
rennen,  baß  man  allgemein  ju  ber  Überzeugung  getomm^ 
tfl,  baß  ber  ©laube  an  ivrerei  cbenfo  unfinnig  alS  taw 
gi6S  ijl.  Sie  £ebre  beS  dhriflenthum«  tfl  ihm  ebenfo  mit 
bie  gefunbe  Bernunft  entgegen,  benn  baS  6hriflf«th"m  '^rt- 
baß  (IhriffuS  bie  SMad)t  be»  Teufels  über  ben  SJcenftben  $" 
brochen  habe,  unb  bie  SJertjunft  weiß,  baß  baS  fijcfe 
mal»  ju  einem  felbflanbigcn  J)afein  gegen  ben  gitritöai 
JZBiUen,  welcher  baS  Öttte  ijl,  gelangen  fonne.  S«M{ 
unb  aebilbete  «Münner  traten  fdjon  im  16.  Sahrh.  ffSfi 
©lauben  an  ^>ererci  triftig  auf,  bennod?  rourbe  noeb 
ju  ©laruft  in  ber  fatholifchen  Schweij  eine  apere  bingrm: 
tet  unb  felb|l  in  ber  neuellen  3ett  finb  noch  einjeuie 
oorgefommen,  welche  letber  geiciejt  haben,  Niß  noch  b'n 
unb  ba  bie  SBolfebilbung  fo  juruef  ifl,  baß  man  an  W 
2R6glid)feit  pon  ^>crerci  glaubt.  Sßenn  fogar  einzelne  fdKta- 
bar  gebilbete  «Männer  ähnlichen  Aberglauben  wieber  aufrufa 
fchen  gefugt  baber.,  fo  fann  man  fie  nuc  wegen  tcr 
Sßahnpnn  grenjenben  Berwinung  ihre*  Berflanbrf  bebaB»«L 


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Heyne 


38* 


Hieroglyphen 


fjfrjne  (ßhrift.  ©ottlob),  einer  ber  auSgejeic&nerfren  .Ren- 
ner beS  gried>.  unb  röm.  2tttertf)umS,  bat  ftd?  bureb,  2fbfaf« 
fung  in  jeneS  Bltertbum  etnfü^renber  ©ebriften,  bura)  forg* 
fältige  unb  mit  ben  geifi»  unb  fenntnißreiebften  Tlnmerfun» 
aen  auSgefiattete  ÄuSgaben  röm.  unb  grieeb.  ©cbriftfteller, 
lowie  burdt)  feine  SEbätigfeit  als  afabemifeber  Sichrer  bebe 
83erbien|ie  unb  bleibenben  Sfubm  erworben.  Grr  war  1729 
geboren,  btr  ©ohn  eines  armen,  auS  ©cbleften  nach  G>bem» 
ni(j  in  ©aebfen  eingewanberten  BeineweberS,  unb  wtbmete 
fia)  mit  bem  unfagltcb|ten  Steige  unter  ben  brücfenbften  83er; 
mögenSumflänben  ben  SBiffenfcbaften.  2fuf  ber  Unioerfität 
ju  Beipjig  unb  nachher  alS  ^rioatgelebrter  ju  DreSben  hatte 
er  mit  ber  bitterfien  Ärmutb  ju  lampfen.  «Kleine  HnjteUun» 

8cn,  welcb«  ibm  \u  Xi)t\l  würben,  wie  bie  eines  Gopijien 
ei  ber  ©ibliotbe!  beS  ©rafen  JBrüht  (1753)  unb  bie  eines 
£>ofmeifierS  bei  einem  jungen,  bie  Unwerfität  Wittenberg  be» 
iücbenben  Zbeligen  (1759)  verlor  er  burd)  bie  SBerwinungen, 
rectebe  ber  bamalige  «ÄriegSjuftanb  herbeiführte.  3nbeß  hatte 
er  ftcb  bereits  einen  Stamen  als  ©cbriftfteller  erworben  unb 
1763  würbe  et  baher  als  3>rofef|br  ber  JBerebtfamfeit  an 
bie  Unwerfität  ju  ©öttingen  berufen.  SOtatt  Forinte  ihn  nur 
mit  SRühe  auffmben,  benn  baS  dlenb  hotte  ihn  in  bie  Ber» 
boraenheit  jurüefgebrängt.  3n  feiner  neuen  ©tetlung  erwarb 
er  tut)  halb  bie  größten  Berbienfte,  namentlich  auch  um  bie 
gottinaer  UnwerfitätSbibftotbef ,  ju  beren  erfltm  JBibliotbefar 
er  i7o4  ernannt  würbe,  ©ein  SJuhm  »erbreitete  ftcb  über 
He  gen$c  gebilbete  SBelt,  unb  bie  giebenSwürbigfeit  unb 
JRecbtfcbaffenbeit  feines  <Sr)araftecd  fnigen  ebenfo  febr  wie 
feine  ßerblenfre  baju  bei,  baß  man  ihm  von  allen  ©ctfen 
Xnerfennung  ju  bejeugen  bemüht  roar  unb  ihn  mit  ben 
tvicbtigPen  unb  ebrenvoUjten  Auftragen  überhäufte.  Gr  (iarb 
1812,  bis  an  feinen  £ob  fegenSreid)  tl)ätig. 

Ijtbiscue  ift  ein  ben  SR a tuen  (f.  b.)  »erroanbteS  auS> 
länbifcbeS  ©eroicbS,  welches  in  [ehr  fielen  Ärtcn  uerfommt, 
Den  benen  einige  auch  bei  uns  in  Stcrgarten  gejogen  wer: 
ben.  Xtx  eßbare  «IpibiSeuS  (Hibiscus  esculeniusj  roirb  in 


beiben  Snbien  als  Äücbenrraut  gewesen,  inbem  bie  unreifen, 
fet>r  fchleimigen  unb  nahrhaften  fruchte,  nachbem  fte  vor-- 
her  aetroefnet  worben,  eine  wohlfebmecfenbe  ©peife  geben.  2fm 
merfwürbigften  ift  ber  »orftebenb  abgebilbete  linbenblät« 
terige  «ipibtScuS  (H.  tiliacus),  welcher  in  Oftinbien  wetebft 
unb  eine  £öhe  oon  18  erreicht.  65  hat  feböne  rotije 
©litten,  welche  fet)r  angenehm  von  ben  grünen,  fammetarti« 
gen,  fed)S  Soll  langen  SSlattem  abilecben  unb  {ich  beinahe  baS 
ganje  3»>hf  hinbureb  immer  wieber  erneuern.  9Jlan  pflanzt 
thn  ju  £  au  ben,  Heden  unb  bergl.  an,  benufet  ben  SJafl  ju 
©triefen  u.  f.  w.  unb  febreibt  bem  «fpolic  unb  befonberS  ber 
fchteimreichen  SBurjel  arjneiltdje  SBirfungen  ju.  £te  fdr)6n 
roth  blühenben  fogenannten  cht  tief,  doofen  (H.  rosa  sinen- 
sis), bie  ©tunbenblume  (H.  trionom)  unb  anbete  jmb 
in  unfern  ©arten  waebfenbe  4>tbiScuöarterr. 

Hierarchie  ifl  ttn  griech-  SBBort,  welches  ^»errfchaft  bcS 
heiligen  unb  in  übergetragener  SJebeutung  ^Jrieflerr>errfcJr)aft 
b\beutet.  ©ne  Hierarchie  war  namentlich  ber  ^taat  ber 
fiebrder  (f.  b.),  fo  lange  ber  £ohcp  rieft  er  im  tarnen 
©otteS  a(S  t)b<hi\ii  jDberhaupt  herrfebte.  ©p&ter  i(l  bie 
^errfebaft  ber  chriftlidjen  Äirchc  alS  Hierarchie  aufgetreten 
(f.  Jtircbe),  unb  namentlich  war  eS  bie  über  alles  weltliche 
Xnfeben  ftcb  trhebenbe  Stacht  beS  $apfteS,  ber  als  ©teil» 
Vertreter  6t>riflt  unb  fomit  alS  $aupt  ber  ÜI;riftenljeit  auf> 
trat,  welche  alS  Hierarchie  bejeichnet  würbe. 

^icro0l,jDljm,  b.  h-  heiligt  ©chriftjüge,  nennt  man  bie 
©ilberfchrtft  ber  alten  tfgnpter,  beren  Äenntniß  ein  »or» 
jugSweifeS  S3eft(jthum  ber  |)riefterfafte  war  unb  welche  man 
noch  i*$t  auf  bieten  alten  £>enf malen,  wie  jDbeliSten  unb 
^aramiben,  auf  SEempelw duben ,  in  Örabmälern,  auf  $a> 
pDruSrotlen  u.  f.  w.  in  Xgppten  frnbet  unb  um  beren  <$x\U 
rithfelung  ftcb  fcr)o«  t>£cle  ©elehrte  bie  größte  9)1%  g«gt> 
ben  haben,  ohne  ju  einem  völlig  genügenben  Siefuirote  ge< 
fommen  ju  fein.  Ticin  erblicft  folche  ^icroglrjpljcn  auf  ben 
ßbeliSfen  oon  8uror,  beren  2lbbilbung  im  Xrtifel  ltg»p* 
ten  (f.  b.)  mitgeteilt  ifl,  fowie  in  größerer  ftorm  flUf  ber 
umRehenben  3tbbilbung.  (58  ftnb  biefe  ©djriftieicben ,  wie 
man  fieht,  iBilber  oon  allerlei  ©cgenflänben,  wie  Statur 
unb  Jtun|t  fte  erjeugen.  Äußer  biefer  echten  Jg>i«oglnphen» 
febrift  gibt  eS  noch  anbere  altägvpttfcbe  (Schriftarten,  roelcbe 
wahrfcheinlich  burch  tfbfürjung  unb  theilmeife  Äbdnbe» 
rung  jener  älteften  ^) icr oettp v h enfcf; r ift  entftanben  finb.  T>it 
größten  SJerbienfje  um  Gntjifferung  ber  Hieroglyphen  h*»» 
ben  fidh  ber  Gngtönber  Börnig  unb  ber  granjofe  Gbant- 
pollion  ermorben.  TtuS  ber  Begleichung  gleichtautenber 
griech.  unb  agvpt.  Snfchriften,  welche  fich  auf  «erfchiebenen 
SDenfmalem  nebeneinanber  finben,  bot  m<>n  entbeeft,  bag 
feineSwegS  überall,  wie  man  früher  annahm,  jebe  Hiero» 
glr>phe  nur  benjenigen  ©egenjianb  bebeute,  ben  fte  als  2Cb* 
bilbung  ober  äeieben  barfteüt,  fobaß  jebeS  Richen  ein  gan» 
jeS  Söort  wäre,  fonbern  baß  wenigflenS  in  ben  9lamen  bie 
einjelnen  Seichen  einzelne  JBucbfiaben  bejeichnen.  Diefetben 
3eid)en  fehren  mit  berfelben  SBebeutung  wieber.  gür  eine 
berartige  Xuffaffung  ber  Änogt»ben  fpricht  auch  ber  Um» 
ftanb,  baß  bie  alte  phönijifdje  unb  bie  auS  ihr  hervorgegan» 
aene  hebr.  unb  griech.  JBuchftabenfchrift  ebenfalls  babureb  ent» 
ftanben  ftnb,  baß  man  bie  Äbbilbung  eintS  gewiffen  ©egen» 
^anbe«  als  3eiö>en  für  ben  »ucbjiaben  genommen  bat,  mit 

49  * 


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Hieronymus  (der  Heilige)  3f 

welchem  (ich  ber  9iame  jencä  ©egenfianbcS  anfängt.  Auf  ber 
©tauer  eines  a(ten  igppt.  g)alafte$  fanb  man  einen  fcriumpb* 
jug  abgebilbet;  bie  Surften  »on  30  befiegten  SJolfem  roer* 
ben  aufgeführt  unb  unter  ihnen  erfcbeint  aucb  ber  unten  ab* 
jebilbete.  CbampoUiou  lieft  bie  3nfd>rtft  auf  feinem  ©chtibe 
„3onbaba  SM«*"/  b.  b.  Ä6nig  ber  3uben,  eine  Cntjiffe. 


rung,  welcbe  bur*  ben  offenbar  jüb.  ßbarafter  beS  ©cficbtS 
betätigt  wirb.  SRacb  ber  ©efdjicbte  muß  biefeS  »ilb  ben 
Kebabeam  »orjieHen.  IBei  ber  SBicbtigfeit  ber  alten  Ägypter 
unb  bei  ber  großen  Änjab'  »on  3nfd>riften  auf  ben  großar« 
tigen  Denf  malern,  roeldbe  ftch  jenes  ßolf  febon  in  ben  alte« 
fien  3titen  gefegt,  liegt  es  am  Sage,  weicb  ein  ©ewinn 
für  bie  ©efcbidjte  eS  märe,  wenn  man  in  ben  «Staat»  gefegt 
würbe,  bie  #ierogl»pbenförift  odUig  ju  entrdtbfeln. 

tjifromimus  (ber  ^eilige),  ein  burefc  feine  ©prac&fennt» 
niffe  unb  feine  /Begeiferung  für  bie  cbriftlicbe  Stirbt  bicfjft 
auSgejeicbneter  alter  Jtirtbenlebrer.  ©eboren  331  n.  Gtir. 
ju  ©tribon  in  Dalmatien,  fam  er  frübjeitig  naeb  Siom  unb 
erpie«  91er  einen  oonrejjuajfrt  uiiierrtcrti.  vstt  war  noep 
$eibe,  unb  baS  üppige  geben  ber  $auptftabt  »erlocfte  ihn 
ju  maneber  AuSfcbweifung;  aber  febon  in  Wem  unb  noeb 
mebr  auf  JReifen  am  Sibein  unb  in  ©allien  lernte  et  bie 
cbrijtlicbe  [Religion  na^er  fennen  unb  »or  feinem  40.  3ab« 
fieß  er  ju  >Kpm  ftcb  taufen,  (fr  faßte  nun  eine  große  Cor* 
liebe  für  ein  ftrengeS,  nur  ber  Süße  unb  religiöfen  ©etracb« 
tungen  geweibeteä  geben.  Die  weltlichen  greuben  »erörtere 
er  unb  bie  Cbe  bielt  et  für  ein  notbwenbigeS  Übel,  welches 


I 


nur  baS  ©ute  i?abe ,  baß  3R6ncbe  unb  Tonnen  au?  ibr  |» 
»orgingen.  €r  begab  ftcb  felbfl  374  in  bie  3Büfie  Des 
ßbalciö  unb  lebte  unter  jhengen  SBußübungen  tiiet  Selm 
bafelbjt.  Gr  wuTbe  bitrauf  jum  $re$bpter  ju  Antie*i«t 
geweibt,  boeb  trieb  ibn  SöiffenSbrang  nacb  Jtonftantinopel, 
um  bort  »on  bem  gelebrren  (Jrjbifcbof  ©regor  oon  9tytan} 
füb  unterriebten  ju  laffen.  AIS  er  383  ju  «Rom  als  ttfrn 
auftrat ,  fanb  er  bcfonberS  bei  ben  »ornebmen  Jrauen  Sri; 
faß  unb  »tele  oon  ihnen  würben  bureb  feine  begeiferten 9f<> 
ben  bewogen ,  bem  ©lange  beS  gebend  ju  entfagen  unb  bit 
ginfamfeit  aufjufueben.  @ne  biefer  grauen,  $aula,  bc-jlrii 
tete  ibn  nacb  $aläftina,  wo  $.  »on  bem  »ermogen  berftt 
ben  ein  Älofier  ftiftete,  in  bem  er  bis  ju  feinem  420  tc 
folgten  £obe  blieb.  £>.  bat  viele  gelebrte,  namentlich  tijtt» 
logtfebe,  ©treitfebriften  »erfaßt,  aueb  baS  TL  X.  aui  rem 
£ebraifcben  ins  gateinifebe  übertragen,  weldje  ttberfefcung  iit 
«ulgata  (f.  JBibel)  ju  ©runbe  liegt. 

fiifromjmus  von  pra0  war  ber  füb««,  flelebrtt  uns 
treue  ©ebülfe  ^>uß'8  bei  bem  Keformarionöoerfucbe,  RMtta 
beiben  SRAnnern  baS  geben  fojtete,  aber  bie  «Reformation  fc> 
tber'ö  »orbereitete.  bieß  eigentlich  gaulfifcb  unb  ht 
u  $rag,  wo  er  geboren,  ju  $arie,  Ä6ln  unb  ^eibclberg 
iubirt,  als  er  1399  SRagifter  ber  freien  Jtünfle  unb  äjccj' 
laureuS  ber  Sbeotogie  würbe,  ©eine  ©elebrfamfeit  Ml 
ibn  in  ffiuf  unb  baber  »og  ibn  1410  SBlabi«law  II.  N 
Stiftung  ber  frafauer  Unwerfttat  ju  97atbe.  «54on  fruber 
batte  er  auf  einer  9?eife  in  Snglanb  bie  Ser>re  iBidn' 
(f.  b.)  fennen  gelernt,  unb  als  er  »or  Ä6nig  ©igiämunb  m 
Ungarn  ju  Ofen  prebigte,  braebte  er  SBicleffcbe  Änpcfctoi 
»or,  worauf  er  ju  SBien  eingebogen,  auf  SSerwenben  M 
prager  Unioerfität  aber  balb  wieber  (oSgegeben  würbe.  £i<r< 
auf  trat  er  nun  ju  ?)rag  mit  ^)uß  geaen  bie  9Ri«briti4t 
ber  fatbolifeben  Äircbe  mit  einer  SJcgeifteruug  auf,  m4< 
ibn  ,u  bem  fübnflen,  oft  ;u  einem  allju  weit  aebenben  &'>•" 
pinnß.  Gr  trat  bie  {Reliquien,  benen  man  gortlicbe  S>pt; 
rung  »ollte,  mit  güßen,  »erbranntc  1411  öffentlich  bie  pif St 
Ablaßbriefe  unb  bie  ÄreujbuHe  wiber  jt6nig  gabiSlaw  M 
Neapel,  ließ  SRöncbe,  welcfce  feinen  SBerbefferun^n  Sita 
fianb  leiteten,  einrieben  unb  einen  fogar  in  bie  ÜUcto 
werfen.  AIS  .§>uß  (f.  b.)  ju  Äon(tanj  gefangen  gefefit  routta 
war,  eilte  ju  feiner  Öertbeibigung.  &  fuebte  oon  Wer» 
gen  auS  bei  ber  Ätrcbenoerfammlung,  welche  a  Jtonjtan} 
aebalten  würbe,  um  freies  ©eleit  nacb,  erbielt  aber  feine  bc- 
friebigenbe  Antwort  unb  wollte  nun  nacb  'präg  juriWfet)ren, 
als  ibn  ber  fKtrjM  »on  ©uljbacb  in  äirfau  feftnebmen  unb 
gefejfelt  nacb  Äonitanj  bringen  ließ.  3m  Jterfer  erfuhr  er 
baS  unglücflicb.»  ocbicffal  feines  SWitfampferS  für  bie  öjj 
ber  ÜBabrbeit,  unb  erfebreeft  bureb  baffelbe,  ermattet  bw» 
ein  balbjübrigeS  fcbwereS  ©cfängniß,  beging  er  tie@cb.tN1? 
beit,  Alles,  was  man  ibm  als  feine  unb  ^uß'S  Jetp'« 
»onoarf,  ju  wiberrufen.  Dennocb  bebielt  man  ibn  in  w 
©efangenfebaft  unb  balb  ermannte  fieb  fein  ©ei|t  wiebet,  n 
fpracb  »or  Denen,  bie  fiep  ibm  ju  Siebtem  aufge»«f^ 
mutbig  auS,  baß  er  feinen  Söiberruf  jurücfnet)me,  ber  n 
größte  feiner  ©ünben  fei  unb  baß  er  fe(t  an  ber  BW* 
gung  t)ange,  bie  er  unb  Jöuß  auSgefprodben  ktitttn.  P» 
äage  barauf,  am  3<).  SRai  1416,  ließ  ibn  bie  Ämtern^ 
^mmlungjjerbrennen.  &  beftieg  unter  Abitnguitg  M  gj 


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flen  SÄutpe«  ben  Sepeiterbaufen  unb  »erfcpieb  unter  läutern 
(Skbet.  Seine  Xfcbe  warb  in  ben  Atcin  gefreut. 

fjhnaläja  (b.  b-  E*t  beS  SebnetS),  ein  ©ebirge  in 
Äffen,  weldjeS  bie  Sepeibewanb  jwifd)en  bem  inb.  Siefs 
lanbe  unb  ber  tibetanifrpen  •»jsccbcbenc  bilbet,  trennt  nament» 
fidb  bie  2rdter  »on  Äafrpmir  unb  Strpal  von  SButan  unb 
SDbet.  3n  ipm  liegen  bie  boepfien  S3obenerf)ebungen  auf 
firben,  benn  ber  2:fd)amulari  an  ben  ©renjen  »on  SJutan 
bat  eine  #6be  »on  26,400,  ber  Dbawalagiri  ober  weifte 
Serg  an  jener  »on  Siepal  »on  26,140  unb  ber  Dwaja;gm 
oon  24,156  g.;  fte  ftnb  alfo  um  4— 6000  g.  bdber  als  ber 
ßbhnboraao  in  Bmerifa,  ben  man  lange  für  ben  bä$ften 
Srrg  auf  (Srben  fyitlt.  Die  allgemeine  Stftbtung  beS  ©es 
bitgSjugei  ijl  öon  Siorbwejl  naeb  Sübojl.  SBenn  man  bie 
•fjuttalajafette  in  ifyrer  weitefien  ÄuSbebnung  »erfolgt,  fo  be-- 
«rmjt  fte  nad)  £).  ;.u  Hffam  im  9t.  unb  entpdlt  f>icr  bie 
uuetten  beS  SJrabmaputra,  gebt  burd)  ben  norbl.  SJT^cil  »on 
'4a\i,  bringt  in  bie  ebinef.  $>ro»inj  t)unnan,  wo  fte  noei 
bobe,  eiSbebetfte  ©ipfel  bat  unb  jiept,  immer  niebriger  wer* 
benb,  burcp  Gbina,  bis  fte  an  ben  ©eflaben  beS  ftillen 
SSeltmeerS  auslauft.  2iu<p  ber  lange  ©ebirgSjug,  melier 
10  $omabang  unb  Hnapectomiu  .f)interinbien  bis  jum  (5up 
'-•  7-wt-j  burdbjiebt,  gebort  «um  $imalajafpjleme.  3^er  wcftl. 
Zbcil  befftlben  ifl  befannt  unter  bem  ÖZamen  #inbufob  ober 
.fMnbufufep:  er  jiept  burd)  Äabut  unb  Aboraffan,  reo  er  in 
bie  $6ben$üge  auszulaufen  febeinr,  welche  biefeS  |>od)(anb 
burdjjheidjen  unb  fi<b  bid  2Jbferbeibfd)an ,  einer  perf.  $ro» 
otit)  am  (afp.  See,  rrfhetfen.  2Ran  tann  alfo  biefeö  ©es 
birgSfpftem,  beffen  6|U.  unb  roe|il.  Cnbc  »ulfanifep  ftnb,  in 
einer  BuSbepnung  »on  mebr  alt?  70  ©raben,  ober  ber  bals 
ben  Sange  ber  (lorbillera  be  loS  'ÄnbeS,  meiere  bie  ©rate 
BmerifaS  bilbet,  »erfolgen.  25er  #imalaja  im  engern  Sinne, 
BfafU|  ber  jroifdjen  bem  3nbuS  unb  SBrabmaputra  liegenbe 
lEbeil,  nhmnt  einen  gldcpenraum  »on  mebr  als  12,000  D3R. 
ein  unb  bat  11  'Wu'v .  bie  nad)  Sibet  unb  in  bie  ebinef. 
Jatarri  führen.  Sie  liegen  12 — 14,000  g.  über  ber  SWee: 
rrtfldcbe.  Der  Sübabbang,  »on  welkem  ber  ©angeS,  bie 
.Di'cfiumna  unb  anbere  glüffe  berabfaüen,  wirb  »on  ben  £ins 
bu«,  Die  in  großer  2Cruab[  bierber  pilgern,  als  ein  beilige« 
?anb  betrautet.  Der  gujj  beS  ©ebirgeS  ifl  mit  bid)tem  Urs 
«salbe,  in  welchem  Elefanten,  9keb6rner  unb  2iger  Raufen, 
umfäumt,  unb  biefe  ©egenb  ifl  in  ipren  niebrigem  Steilen 
>  ungefunb;  weiter  binauf  liegt  eine  Hcferbauregion,  wo 
Baumwolle ,  weis  unb  ©etreibe  waebfen.  Diefe  ifl  ungemein 
jtfunb,  wirb  »on  ben  <£urop4ern,  welche  in  bem  feigen,  er< 
filaffenben  Sieftonbe  ungefunb  geworben  finb ,  b<luf«3  befugt, 
unb  cor  einigen  Labien  b^cn  baber  bie  dnglänber  in  einer 
Öcbe  »on  9000  %.  ju  Dargiling  eine  ©enefungtsanflalt  ge* 
arünbet.  Die  üinie  bce  cwtgcn  vidiacco  beginnt  im  ^ima< 
taia  unter  etwa  norbl.  Söreite  am  cübwefiabbange  mit 
12/100  |..  auf  ber  Korbweflfeite  mit  15,(XK)  g.,  unb  biet 
in  2ibet  bai  Dorf  Daba,  14,500  g.  über  bem  ^Jceerej 
bodt)f!e  ^)lai},  bie  wohin  überbaupt  auf  @rben  -AWnfdjen 
»ebnen,  übrigens  ifi  ber  Himalaja  erfl  feit  bem  'Änfange 
ttfi  gegenwärtigen  3abrbunbertö,  unb  jwar  but4  bie  ©es 
mibungen  ber  ßnglänber,  ndbet  befannt  geworben. 

tjimmfl  nennt  man  ben  Luftraum,  ber  fiep  fd>einbar 
als  ttn  Äugelgew6lbe  über  ben  ©eftcbtSfreiS  erbebt.  3m  wei* 
t»n  Sinne  erbdlt  au<^  ber  unermt§lid>e  Sörltraum  mit  öQen 


in  ibm  befinblicpen  ^immel5f6rpent  biefen  9?amen.  Die  garbe 
beö  ^irnmeW  ifl  blau  unb  jwar  ein  um  fo  ferneres  »lau, 
je  weniger  bie  8uft  mit  Dünjten  erfüttt  ift,  baber  au$  auf 
boben  wergen  usb  in  Jtlimaten,  welche  weniger  aW  bie 
unfern  SBetter»erdnberungen  auSgefefet  ftnb,  ber  .£>immel 
ein  fc^6nere*  »lau  jeigt.  2118  Silb  eine«  ungetrübten  ©lücW 
unb  feiiger  greuben  wirb  ber  Gimmel  beSbalb  gebraucht, 
weil  ber  Sttenfcb  f:cb  baS  ©Sttli$e  unb  ©eifrige  als  ein 
Überirbifcb.e8,  ein  über  bie  6rbe  wie  ber  Gimmel  ©r^as 
bene«  »orfleUt.  Uber  ben  SBolfen  unb  Sternen  fudjt  er 
feine  bleibenbe  ^eimat,  bal)in  folgt  feine  8iebe  ben  tbeuern 
2lbgefd;iebenen,  bort  benft  er  fiep,  ben  lic^tgldmenben  SBoljns 
ft|  ©orte«  unb  feiner  (Sngel,  in  ben  ber  »errldrte  GbriftuS 
einginj  unb  wo  er  ben  Seinen  bie  SBobnungen  bereitet. 
So  finnliet)  auc$  biefe  ßorfieaung«art  ber  ©et|terwelt  er» 
fd)eint,  fo  fann  ftd)  bo$  ibrer  aucJ^  ber  ©ebilbete  niebr 
entdußern,  ba  ba8  tiberftnnlid)e  »on  bem  SRenfc&en  nur  al* 
ein  SRdumlicpee'  unb  über  baö  3rbif$e  ßrbabeneS  »orgejlelll 
werben  fann. 

^immfl  (griebr.  ^>einr.),  ein  burci)  bie  3artf>eit  unb 
Änmutt)  feiner  ÜRelobien  beliebt  geworbener  Gomponiff,  würbe 
1765  ju  Sreuenbrieljen  in  ber  SRarl  äßranbenburg  geboren  > 
unb  fhibirte  SE^eologie.  Dabei  batte  er  fttt),  burep  JTalent 
unterftüljt,  eine  große  ©ewanbtbeit  im  ßlaoierfpiel  erworben. 
<£r  fam  nad)  ^otSbam,  um  ftcb  jur  Ubernabme  einer  gelb» 
prebiger|lelle  eraminiren  ju  laffen,  ba  ^örte  ber  Äinia  griebs 
rieb  SBilbelm  II.  »on  feiner  Äunfrfertigfeit  unb  lieg  fte».  »on 
ibm  mebremal  auf  bem  Glaoier  »orfpielen,  unb  fo  feljr 
wuf te  ftd?  £.  bei  biefer  ©elegenbeit  ben  »eifaH  be8  ÄonigS 
tu  erwerben,  baß  biefer  tbn  ju  feinem  jCapellmeifier  ernannte 
unb  tbn  auf  Keifen  fepiefte.  tlr  blieb,  jeben  Stuf  in*  Bu5: 
lanb  auSfcblngenb,  in  banf barer  Siebe  bem  preufi.  Ä6nig«* 
baufe  jugetban,  in  äBerlin  bis  an  feinen  1814  erfolgten 
SEob.  jeiebnete  ftcb  befonberS  als  Siebercomponijt  auS 
unb  eomponirte  aud>  Öpern  ober  oielmebr  üieberfpiele,  uns 
ter  benen  „ganebon"  noep  mit  S3eifaU  get)6rt  wirb. 

fiimmelfal)rt  (bie)  ifl  bie  »egebenbeit  im  geben  3efu, 
mit  weleper  feine  irbtfebe  SBirffamfeit  fid)  fepließt  unb  fein 
»rrfldrter  3uflanb  im  Gimmel  beginnt.  Der  (Erinnerung  an 
biefelbe  würbe  feit  bem  4.  "uint.  baS  immer  40  Zage  nad) 
Aftern  fallenbe  ^immelfabrtSfefl  gewibmet,  baS  in  ber 
alten  Äirdje  mit  einer  ber  geier  beS  DflerfefleS  nabefotn» 
menben  ^)racpt  begangen  würbe.  3n  ber  fatbolifcl)en  Äirefee 
wirb  bie  gejibegebenbeit  burd)  baS  XuSl6fd)en  ber  jOflerferje 
»erfinnlid)t,  OTeljrfaebe  S3erfud)e,  biefeS  gefl  auf  ben  ndcb» 
fien  Sonntag  -u  »erlegen/  finb  nid)t  gelungen;  »ielmebr 
wirb  eS  fafl  überatt  alS  ein  für  Die  ganje  Gbnjlenbeit  bebeus  _  , 
tungSootleS  gejl  gefeiert 

tjintmelrricl)  (baS)  ifl  ein  in  ben  Schriften  beS  9?.  3. 
bduftg  oorfommenber  XuSbrue!-  unter  bem  ftd)  bie  3uben 
bor  unb  jur  3eit  6bri|li  ben  böe^fl  glürflicpen  3uflanb  t'bre« 
burc^  bie  ©rfebeinung  beS  «WefftaS  jum  SKittelpunft  aller 
«Rationen  ber  (Srbe  erbobenen  »olfS  bad>t?n.  3nbem  Gpris 
fhtS  »on  biefer  ju  feiner  3eit  allgemein  berrfd>enben  9Soxt 
flellung,  bie  nad)malS  ju  ben  cptliaffifcpen  Sepmdrmereien 
(f.  GbiliaSmuS')  SBeranlaffung  gab,  baS  rein  ©eifrige  eis 
neS  burd)  bie  SJeligion  »erberrltcpten  3uflanbeS  ber  gefamms 
ten  SJcettfepbeit  beroorbob,  grünbete  er  baS  ^immelretd)  ober 
bie  ©emetne  ber  burd)  Sieligion  unb  Sugenb  wreinigten 


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Hinken 


300 


Hippel 


tJbrfften.  2>er  ©taube  an  ©ott,  als  ©d)ö>fer  unb  Späterer 
ber  SSJelt,  bemütbige  Unterwerfung  unter  bie  ©ebote  feiner 
fSeiSbeU  unb  Hiebe ,  3uverficr)t[icqeS  £offen  auf  feine  ©nabe, 
bie  ben  SJfcnfcben  in  einen  auch  nach  beut  2otr  bauemben 
3uftanb  bet  ©lücffeligfeit  verfefeen  will,  bie*  fiitb  bie  ©runbs 
jüge  eine*  9teicb$,  baS  jwar  burcb  bie  Anftalt  ber  Äirehe  tu 
halten  unb  geförbcrt  wirb,  aber  unjicbtbar  nur  in  ben  #er* 
jen  frommer  ßbrijtcn  t>eflet)t. 

Rinken  bcjcicbnet  eine  Unregelmäßigfeit  beS  ©angeS, 
welche  burcb  ein  2JiiSt>crbältniß  in  ber  Skaucbbarfeit  ber  bei» 
ben  untern  ©liebmaßett  bebingt  roirb.  £ie  Störung  betrifft 
nicht  bette  ©liebmaßen  gleicbnidptg ,  fonbern  entwtber  über> 
baupt  eine  ober  boeb  »orjugSroeife  nur  eine  berfelben.  Die 
bem  Sy,:\Un  juni  ©runbe  Itegenbtn  gebiet  fönnen  angebo» 
ren  ober  erroorben  fein.  3u  ben  angeborenen  geboren  iSlii- 
Haltungen  ber  untern  ©liebmaßen,  baS  Sehlen  einzelner 
Zbeile  berfelben,  fehlerhafte  Jöilbung  beS  ffiecfenS;  ju  ben 
erworbenen  XicrantaiTungen  Farben  von  beträchtlicher  AuSs 
betmung,  bie  nach  großen  SSunben  entj!anben  finb,  fchmerj» 
hafte  Übet,  roie  j.  33.  SibeumatiSmen ,  baS  fogenannte  $üfts 
roch,  langwieriger  Krampf  in  ben  !D2u&fe(rt  ber  untern  ©lieb: 
maßen,  SJrücbe  beS  «Schcnfctljalfeö  unb  ScbenfelFnocbenS  ober 
SJerrenfuna^en  beffelben,  bie  übel  behanbelt  würben  ober  nicht 
ohne  SScrturjung  gebeilt  werben  tonnten.  DaS  Jpinfcn  ift 
immer  nur  ein  Jlranfbeit^eicben,  nicht  eine  für  fieb  fetbjtan* 
big  befiebenbe  Äranfbcit,  fo  tfl  cS  j.  33.  oft  baS  £auptjti> 
eben  eincS  eigentbümlichen  ,£üftleibenS,  welches  eben  bcSbalb 
bie  Benennung:  freiwilliges  Jfr  inten  erhatten  hat. 
fenber  belegt  man  mit  biefem  tarnen  baS  hinten  ber  &in> 
ber,  welches  vorzüglich  bei  Räbchen  beobachtet  wirb,  in 
manchen  gamilien  erblich  unb  wabrfebeinlicb  ein  fehler  ber 
erfien  83tlbung,  feltener  Jolge  beS  su  frühen  @ebrau<b$  ber 
Süße  ift.  Der  eine  Sebenfel  i(l  gleich  anfangs  fürjtr,  aber 
weber  febmdeber  noch  magerer  als  ber  anbere,  auch  nicht  gc; 
(dbmt,  unb  läßt  fich  jwar  ohne  Schmer  j  unb  Änarren  jut 
natürlichen  Hänge  auSbebnen,  verfürjt  (ich  ober  beim  9caa> 
(aß  ber  Auöbebnung  fogleicb  wieber.  übrigens  haben  jDbers 
unb  Unterfcbenrel  ihre  naturliche  Dichtung,  fluch  treten  bie 
auf  biefe  SBcife  (eibenben  Jtinber  mit  ber  ganzen  gußfobtt 
auf.  flu  Teilung  ift  nicht  ju  teufen,  eine  anbere  Art  von 
^infen  ber  Jtinber,  welche  ebenfalls  nicht  eher  WAbrgenom* 
men  wirb,  als  bis  fie  anfangen,  bie  mit  an  ©liebmaßen  ju 
gebraueben,  fotl  von  einer  im  vir  teilen  Alter  erlittenen  im 
jjern  ©ewalt  herrühren,  burcb  welche  bie  83änber  beS  ipüfts 
gelenfS  gebeut,  gefchwdcht  unb  jerriffen  worben,  fobaß  fie 
ben  Jtopf  beS  ScbentelfnocbenS  nicht  mehr  gehörig  in  bet 
Pfanne  ju  befeftigen  vermögen.  DaS  4>infen  fdjemt  übri: 
aenS  feinen  wefentlicb  nachteiligen  (Einfluß  auf  bie  übrige 
©efunbbeit  auSjuüben,  intern  fich  ber  JCörper  baran  gewöhnt, 
bod)  trmübet  baS  ©eben  Jöinfcnte  leichter  alS  ©efunbe  unb 
Jörüd)e  follen  bei  ihnen  nicht  nur  bebenf lieber  fein,  fonbem 
überhaupt  auch  häufiger  oorfommen.  £)aS  Heilverfahren, 
welches  man  jur  iBefcitigung  beS  4?infenS  etwa  einklagen 
!ann,  muß  vor  alten  Dingen  bie  Ür  fei  che  beffelben  ju  beben 
fuchen,  in  ben  meifttn  Sailen  wirb  baS  Übet  ich  och  im  heil* 
bar  fein  unb  bann  bleibt  nichts  übrig,  alS  ben  ©ang  wo 
möglich  burcb  meebamfebe  Littel  ju  verbeffern,  waS  bei  33er« 
fürjung  beS  gußeS  juweilen  fchon  burcb  einen  hohen  Abfafe 
unter  bem  Schuhe  ober  auch  eine  ganjc  Sohle  von  entfpre« 


chenber  £öbe,  in  anbern  gälten  burcb,  Jtruden  unb  toni 
liehe  ©lieber  erreicht  wirb. 

f}mtfrscu30cn  nannte  man  im  Mittelalter  biejenü« 
Seute,  welchen  von  einem  ©utsberm  einjelne  %t)tUt  feinet 
©uts  jum  äöebauen  übergeben  waren,  wofür  fte  ihn  ali 
©chufeherm  auerfennen  unb  gewiifc  Dienfle  leifien  mu^tta. 
(sie  waren  nwar  nicht  freie  @igentbümer,  aber  auch  tc* 
ßeibeiqne.  Unter  ben  unter  einem  £erm  verbunbeneit  m 
terfajfen  fanb  immer  eine  SSerbinbung  in  ber  Art  fiatt,  tsf 
aQe  auf  baS  ©ut  bezügliche  ©treitigfeiten  oon  ben  au;  u:> 
6cm  Staute  gewählten  Schoppen  entfehieben  würben. 
heute  finben  wir  in  manchen  üänbcrn  bie  SScjeicbnuna, 
terfaffen  für  gewiffe  ßlaffen  von  äöatiern;  fo  beipen  in 
©aebfen  bie  JBefifeer  fleincrer  Bauerngüter  ^interfaffen  ettt 
©ärtner. 

fyob,  ber  9tamc  eineS  biblifchen  SBuebS,  ben  e5  w 
ber  gteiebbenannten  ^jauptperfon  beifelbcn  führt  £hr 
gewöhnlich  für  ein  gehrgebicht  gehalten,  gehört  e8  hoch  | 
ner  ©attung  ber  ?)ocfie  auSfchließenb  an.  Außer  bem  Seil 
tbum  weifer  gebren  i)t  ihm  auch  bie  Erhabenheit  b«  Cct 
unb  bie  lebenbige  ^janblung  beS  3!raucrfpielS  eigen.  £inr 
Snhaltc  nach  ift  baS  ©ebicht  eint  Jlheobicee  ober  eine  Sedi- 
fertigling  ber  göttlichen  SJorfchung.  2>em  3Renfcben  ali  • 
nein  ohnmächtigen  2öcfen  (lebt  nur  bie  Unterwerfung  um 
©otteS  erhabenen  JKath  ju,  fo  fel;r  fich  auch  bei  bem  S5t= 
wußtfein  ber  Untoulb  bte  91atur  beö  «eibenben  togtsn 
ftriuben  mag.  2>aS  JBeifpiel  ^).'S,  ber  bei  feiner  8t4ff^ 
fenheit  unb  grömmigfeit  benno*  bie  ganje  JBitterteit  fd 
5KiSgefd)i(fS  erfuhr,  unb  feine  ©efprache  mit  feinen  g«^1 
ben  GliphaS,  SJilbab,  ßoph«  unbölilni  bitnen  baju,  toi» 
SBahrheit  in  baS  htU|ic  «icht  ju  fefeen.  ßefitert  »IJ 
Siebter  bie  unbefebeibenen  ©ebanfen  ber  aRenfchen  bei  S*^ 
theilung  beS  UnglücfS,  baS  ben  SRcntöcn  trifft,  auSfpred-tr- 
2)ie  enbliche  Gntfcheibung  beS  ©efprachS  ift  ©Ott  jufliW 
ber  auf  eine  erhabene  ÜJSeife  auS  einer  ©enjittenvcll«  M 
Streitenben  bie  gefuchte  2ßahrl?eit  verfünbigt.  2>ct 
baS  ©anje  hccrf*«»be  £üu  ift  erhaben,  eine  ttgeilW'. 
fülme,  prachtige  unb  fraftroUe  Sprache  berrfebt  in  bicffl 
©ebichte,  welches  geläuterte  aiorfieUungcn  über  SieÜgiw  m 
Sittlicbfcit  enthält,  intern  j.  35.  bie  ftttlichen  BnmMJj 
©otteSvertrauen  unb  allgemeine  3Wenfcbenliebe  atlimen.  j> 
ber  «erfaffer  biefeS  ÖebichtS  feinem  tarnen  na*  au* 
betannt,  fo  ift  eS  boch  nicht  ber  fromme  Sinn  unb  ber  W 
©ei(i,  ber  auS  feinen  äBorten  fpriebt.  De  2Se»e  unb  ^' 
breit  haben  vortreffliche  Überfefcungen  biefeS  ©ebiehtS  B* 

fiipptl  CShtobor  ©ottlieb  von),  ein  geiftreuber,  W«Jj] 
alS  4>mnoriit  auSgejeichneter  beutfeber  Schriftfleller,  rsm 
1741  ju  ©erbauen,  einem  Stäbtchen  in  Cftprcußen..  3^v- 
ren.   Sein  83ater,  ber  Schulrector  war,  gab  ihm  w»J 
tjrjiehung,  unb  r»on  feinem  16.  3ahrc  an  wibmete  f« 
auf  ber  Üitifcrfität  ju  Königsberg  bem  Stubium  ber  i- 
loqie.    3urücfgcfcbrt  ton  einer  1700  nach  Petersburg  - 
ternommenen  Steife,  auf  ber  ihn  ein  greunb  in  bie  betm 
Greife  ber  ÖcfeUfchaft  eingeführt  ha»«/  km**  9-  ■9J.U"1 
rer  in  Königsberg.    ^>ier  aber  faßte  er  ben  ^W^a  ? 
ju  einer  Stellung  ju  gelangen,  welche  ihm  ebreu 
gtänienbcreS  (Siiifornmen  g^hrte,  fein  theologiww  cu 
bium  aufjugeben  unb  fich  ben  KerttSwiffcnWafK»  ß  w„ 
men.    SWit  glt'ß  unb  ©tücf  verfolgte,  er  feine  fm\ 


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Illppokratcs  3 

würbe  1780  enblia)  birigirenber  S3ürgcrmei|ter  ju  AömgS« 
berg  unb  foliccibirector,  erhielt  ben  Sfitel  eincS  geheimen 
Äucgeratbä  unb  Stabtprdfibentcn  unb  lief)  [ich,  weil  er  noch 
höher  ju  fteigen  hoffte,  in  ben  Äbclftanb  erbeben.  Seine 
ftant  würben  jeboeb  vereitelt.  Gr  Unterlief?  bei  feinem  1796 
erfolgten  £obe  ein  SBcrmögen  »on  140,000  JEblrn.  ©eine 
Schriften,  welche  fieb  burch  23i&,  fbatttafie,  flarcn  SJcr« 
ftanb,  SRenfcbenfenntniß  unb  lebenbigen  23abri)eitSfinn  auS» 
jeiebnen,  gab  er  nicht  unter  feinem  kirnen  bce»'US.  Sie 
erfcfjienen  1830  in  einer  Sammlung  »on  jwölf  JBanbcn. 
SefonberS  finb  feine  Scbriften  „Über  bie  Gtye",  „Uber  bie 
bürgerliche  Sierbcffcrung  ber  SBeiber",  ,,f«bcr  wctblidjc  S8iU 
bung",  „ßebenSldufe  in  aufficigenber  Einic"  berühmt  gewor* 
ben.  Sq.  »ereinigte  in  feinem  Sßefen  einen  ebenfo  febarfen 
als  gebilbeten  SJerftonb  mit  einem  juwcilen  an  Schwärmerei 
gretuenben  religiöfen  Sinn,  unb  bie  EiebenSwürbigfeit  beS 
feinften  ©cfeUfcfyafterS  mit  bem  Grnft  unb  ber  Strenge  ei* 
neS  ^oltteibirectcrS.  ©eine  platte  »erfolgte  er  mit  eiferner 
Gonfeguenj  unb  gelangte  babureb  au  einem  ä'itlt,  weichet 
Un$dl)ligtn  unerreid;bat  gewefen  wäre. 

ijippokrtttfö,  ber  Urbeber  ber  wiffenfcbaftlicbcn  S3e« 
hanblung  ber  üftebtein,  war  ein  berühmter  griedb.  'Ärjt  auS 
ber  »on  ttsfulap  ihren  Urfprung  bcrleifenben  drjtltcben  §a« 
milie  ber  ÄSflepiaben,  auf  ber  3nfel  ÄoS,  450  ».  Gbr.  ge» 
boren,  unter  bejfen  Kamen  wir  noeb  eine  Sammlung  »on 
Schriften  befujen,  bie  jeboeb  böcbft  wabrfcbcinltcb  nur  jum 
Jtheil  »on  it)m  bfrrühren.  Gr  war  oueb  ein  auSgejeidjneter 
2ttatbematifeT,  lebte,  um  fieb  in  feiner  Äunft  als  'Ärjt  ju 
»erPoUfommnen ,  in  »erfdjiebenen  grieeb.  Stäbten,  machte 
bebeutenbe  Sieifen  unb  ftarb  370  P.  Chr.  33or  feiner  Seit 
mar  bie  $eil?unft  ein  ©cljeimniß  ber  ^riefter  gewefen,  .£>. 
legte  fie  ofme  ©ebeimnißfrämerei  ben  SMicfcn  Älter  bftr 
unb  iffhete  3ebem  ju  it>r  ben  Zutritt.  Dabei  maebte  er 
felbfl  bie  febdrfften,  bureb  feine  vorgefaßte  Meinung  »erun» 
ftalteten  ffieobaebtungen  über  ben  Verlauf  ber  Äranfbeiten, 
bemerrte,  baß  biefefben  gewiffe  ferioben  haben,  in  benen 
ihre  $eftigfeit  wecbfelt,  baß  gewiffe  SEage  »orfommen,  an 
benen  bie  Jtranfbeit  fieb  }u  entfebeiben  pflegt  (f.  ÄrifiS), 
unb  empfahl  per  allen  anbeut  Heilmitteln  eine  »affenbe  Diät. 

fjiröer)  (ber)  ift  eine  jahlrcicbe  Gattung  ber  Sdugthierc, 
weldbe  fieb  burci)  3ierlid>fcit  beS  .Körperbau»,  äfiige  £örncr,  ©es 
weib  genannt,  welche  jeboeb  tic  Sßeibd}en  in  ber  Siegel  nicht 
baben,  unb  Shraneugruben  unter  ben  'Äugen  auäjeicbnet.  Die 
•;;rner  werben  alljäbrlicb  abgeworfen  unb  bureb  neue  erfeftt; 
ber  ©cbwanj  ift  furj,  ber  geib  fcblanf,  bie  Steine  finb  tpoctj 
unb  bunn  unb  t>abcn  gefpaltene  #ufe.  Die  «£)irfcr>e  finb  fdjeu 
unb  flüchtig  unb  nur  einige  werben  wdhrenb  ber  Sörunftjcit 
mutbtg  unb  wilb.  Sie  leben  eon  ©raS,  SJaumfno«pcn  u.  bgl. 
unb  finb  ein  beliebte?  Sagbwilb.  Äm  bcfanntefien  ift  ber  nach» 
ftebenb  abgebilbete  gemeine  ober  Gbelbirfcb,  auch  Siotb« 
wilb  genannt.  2)er  mdnnlicbe  ^irfd;  b«ißt  ber  #  irfdjbocf , 
baS  ffieibdjen  ^>irfdjf  ub,  JEbier  ober  ^>inbtn.  3ener  ift 
:  f-er  unb  fiärfer  al3  biefe  unb  wirb  bis  Ii  §.  lang,  3—400 
"Pf.  fdjwer.  £)er  ifl  lang  unb  jottig,  ber  JCopf  flein 
mit  großen  Äugen.  3m  Sommer  finb  bie  $irfcbe  gelb  ober 
braunroth,  im  SBinter  aber  werben  fie  graubraun;  ber  Un» 
terleib  ift  weiplieb.  Der  junge  ^irfcb  tjeißt  Jpirfdifalb, 
taS  junge  JEbier  ©ilbfalb  unb,  wenn  ti  febon  größer  ift, 
aber  noeb  {ein  3ungeä  geworfen  hat,  Scbmaltbicr.  Die 


1  Hirsch 

SEbranengruben  unter  ben  Äugen  finb  einen  3oü  tief  unb 
enthalten  eine  weiche,  mit  paaren  untermifchte  fchmierige 
SRaffe,  welcbe  all  mal  ig  »erbauet  unb  burch.  Sieiben  Pom 
o^irfebe  entfernt  wirb.    SKan  fehrteb  ihr  fonft  unter  bem 


9?amen  fitrfebbejoar  t)eilfame  Ärdfte  ju.  Die  4?6rner 
beS  ^)irfd>eS  ftfeen  auf  jwei  au5  ber  Stirn  ölS  gortfefcun» 
gen  te§  Stirnbeins  Ijeroerragenben,  in  einen  fnorrigen  Siing 
ouSgehenben  &nocben,  ben  fogenannteu  Siofenftirfen.  Än 
ben  Siingen,  ben  Siofen,  lofen  fieb  lw  Stübiahre  bie  ©e» 
weihe  ab,  aber  halb  wdcbfl  ein  neues  ©eweib,  welcbeS 
größer  unb  gaeüger  als  baS  abgefallene  wirb.  ÄnfangS  ift 
eS  ein  weidjer  JCnorpel  unb  pon  einer  haarigen  .Spant  über* 
jogen,  unb  in  biefer  ©ejtalt  wirb  eS  alS  Sallat  gefchnitten 
unb  »erfpeift.  fflalb  aber  wirb  eS  fefter  Änocben  unb  per« 
liert  bureb  Sieiben  an  S3dumen  ben  paarigen  überjug.  23cim 
Äolbenhirfcb  ift  baS  ©eweit)  nod;  jung  unb  mit  ber 
Jpaut  überwogen.  Das  ^irfchfaib  befommt  nach  bem  erfien 
3ai;re  jwei  Spieße  olme  Gnbcn  (3acfen)  unb  beißt  Spie« 
f  er,  nach  bem  ^weiten  Jahre  bat  baS  ©eweib  jwei  (in- 
ben  unb  ber  &irfcb  hei  fit  ©abeibtrfch.  f&on  nun  an  be« 
tommt  ber  J£>irfct>  im  Durdpfcbnitt  jährlich  jwei  Guben  mehr 
unb  l)cißt  Sed?Senber,  Äcbtenber  u.  f.  w.  SJlebr  als  16— 
18  Gnben  !ommen  aber  in  ber  Sieget  nicht  »er,  obwol  man 
j.  S3.  &u  aJic-rii-burg  in  Sacbfen  ein  ©eweib.  mit  66 
Crntcn  bot-  DaS  ©efd)rei  beS  j^irfdjeS,  wetcbeS  JDrgeln  ge< 
nannt  wirb,  gleicbt  einigermaßen  bem  83rüQen  beS  jDcbfen. 
SRan  ftnbet  bie  ^»irfebe  außer  ber  S3egattung6ieti  in  Siubeln. 
SQdhrenb  ber  SBegattungSjeit,  welche  »on  Änfang  Septem« 
berS  fecbS  SBocbcn  bauert,  wirb  ber  männliche  $irfcb  wilb, 
unb  treffen  jwei  mdnnlicbe  ^»irfdu*  jufammen,  fo  gebt  eS 
feiten  ohne  .Kampf  ab,  ber  juweilen  mit  bem  2obr  beS  et» 
nen  ober  beiber  ©egner  enbet.  Die  4?irfd>fub  wirft  nach 
40  SBocbcn  gcwöbnlicb  nur  Gin  3ungeS.  3n  ben  gemdßig« 
ten  Juimaten  ber  ganzen  alten  SBelt  unb  XmerifaS,  befon« 
berS  aber  in  Guropa  unb  in  Siorbamerifa,  finbet  fieb  biefe* 
eble  SBilb  in  ben  ©egenben,  welcbe  hiebt c  SBalbungen  ho« 
ben.  Die  jpirfcbjagb  gilt  für  bie  ebelfte  Ärt  ber  3agb  unb 
ifj  am  funfiooUflen  auSgebilbet.  SWan  fdngt  ben  4?irfcr>  ent- 


Hirse 


392 


Hochc 


w  et  er  in  hieben  ober  fcbiefjt  ihn  mit  ber  Stuad  aa&  bet  IBucbfe. 
£)a3  gleifcb  be||elben  gibt  (in  woblftbmecrenbeS  unb  aefun» 
beS  SBilbptet;  auS  bet  $aut  maebt  man  $elje  unb  SKüffe, 
»orjiiglicb  aber  ©cimifcbleber,  auS  welch em  .fxmbfdjube,  »ein* 
Reibet,  £ecfen,  2)cgenfu»peln  u.  f.  w.  »erfertigt  werben. 
JDie  ,|>irfcbbaate  werben  jum  9>olftern  unb  ju  £aarbecfen 
»erwenbet,  2)aS  4>irfcbgeweib  ober  .gnrfcbbotn  wirb  ju 
»ieletlei  DrecbSlerarbeit,  befonberS  ju  «Keffergriffen ,  unb  bie 
beim  Drechsler  abfallenben  ©perne,  baS  gerafpelte  £irfcbs 
born,  werben  als  JUarungSmittcl  beS  SBeinS,  SJierS  unb 
bergt.,  fowie  jur  ^Bereitung  n  a  n  ruftet  ©aüerte  »etwenbet 
'Kilo  bem  (Beweib,  fowie  auS  ben  Änodjen  unb  .Knorpeln 
bet  $irfcbe  unb  (inbetet  XfyUxt  beteitet  man  4?itfd)borns 
geijt,  4>irfcbbotn6t  unb  4>itfcbbotntala,  welche, 
weit  fie  ein  ttocfeneS,  flüchtiges  ©alj  unb  ein  ubeltiecbenj 
beS,  brenjlicbeS  £>l  enthalten,  in  bet  SWebicin  angewen» 
bet  wetben.  DaS  gebrannte  £ir|cbborn  ober  »eins 
febwatj,  bejfen  fiep  bie  ©olb«  unb  ©ilbetarbeiter  jum 
Voltten  bebienen,  wirb  auS  in  ©tücfen  jerfdgten  ©tmetben 
bereitet  unb  ift  foblfcbwarj,  witb  ieboeb  burdj  {Brennen  im 
freien  geuet  weiß.  2>a$  4>irfcbtalg  witb  ju  «Salben  unb 
^flaftem  »etwenbet. 

3um  ©efcblecbt  ber^irfebe  gebären  noch  baS  91  et)  (f.  b.), 
baS  Sienntbier  (f.  b.),  baS  glenbtbtet  (f.  b.)  unb  bet 
Dambitfcb.  2>et  leitete  ift  ttwaS  f leinet  als  bet  GbeU 
bitfd)  unb  bot  ein  bünnereS  unb  plattered  ©eweib,  welches 


in  langt,  breite  ©cbaufein  ausgebt  unb  »iele,  aber  furje 
<?cfen  bat.  3m  Sommer  ift  bie  #aut  biefeS  £itftbeS  glan* 
jenb  totbbtaun,  mit  f leinen  weißen  gierten  auf  JRucfen, 
Jteulen  unb  ©cbultern.  6in  weißer  ©Keifen  gebt  com 
JBlatte  borijontal  bis  ju  ben  Jtculen,  fenft  fieb  bann  in  ei» 
nem  SBinfel  etwaS  berab  unb  läuft  bis  jum  ©ehwanje  bin. 
3m  SSintet  untermifeben  ftch  bie  £aare  mit  bunfelbtaunen 
unb  grauen.   (*3  fommen  juweilen  auch  gan»  weiße,  fowie 

ri  tebwarje  JDambiffd)«  »ot.  £>iefer  |>trfcb  liebt  mebt 
wärmern  ©egenben  bet  gemäßigten  Altmate  unb  witb 
in  SDeutfebtanb  nut  an  einigen  £>rten  in  fcbiergarten  gebal« 
ten.  gteifd),  4?aut  unb  Äalg  ber  Dambirfcbe  wirb  bem 
bet  (Sbelbirfdbe  »orgejogen.  2fuct>  läßt  fieb  ber  Dambirfcb 
nod>  leid>tet  als  bet  (Sbelbirfö  jetbmen,  weil  er  »on  Statut 
wenig«  wilb  ijt. 

fiirit  (bet)  (lat.  P^nicum  miliaceam),  ijt  eine  jum  ©c= 
febteebt  bet  ©räfer  gehörige  felbfrucbt,  welche  befonberS  in 


©ebtefien,  ©tarnen,  SRJbren  unb  3nnetc\fhreia>  anstaut 
wirb,  aus  JDftinbten  flammt  unb  fcbilfarfige,  2—3  j.  fcefo 
©tengel  unb  ausgebreitete  9?i8»en  b«t-  &it  fleinen,  nrn> 
ben,  glanjenben,  weißlichen,  gelben  obet  febwawen  SLkm 
enthalten  ein  weißeö  9Re()l,  wetben  auf  Stampfen  eon  tn 
fie  umgebenben  fpr6ben  ®<bate  befreit  unb  geben  eine  nah:-.-- 
unb  gefunbe  ©peife.  3n  granfnieb  b&dt  man  and)  JBtei 
auS  Äivfemebl,  welches  jeboeb  nicht  leicht  ju  verbauen  ijt. 
rtr  vibaang  Pom  S?frhl  unb  ba$  ©trob  witb  yi 

Hirtenbrief  witb  baS  AtciSfchfeiben  eines  fatboüfcbin 
JBifchofä  genannt,  ba«  et  an  bie  ihm  untergebene  ®eifllia>- 
feit  alSbann  ergeben  laßt,  wenn  fie  in  befonbem  fmtli*ra 
Ängelegenbeiten  feinet  ©rinnerung  obet  »elebtung  bebarf. 

^ocljamt  ift  bie  feierliche  fDleffe,  welche  in  fatboli^m 
Äirchen  an  Sonn*  unb  gefltagen,  fowie  bei  befonbern ?eft= 
liebfeiten  Por  benr^ocbaltar  bei  bem  ^auptgotteSbienjie  p 
halten  wirb.  Sßabrtnb  bet  ^anbtung  witb  oon  bem  6brt 
eine  emfte  Jtircbenmufif  aufgef&btt.  TLm  feietlia>ffen  i(i  W 
»on  einem  iBifc|of  unb  noch  webt  baS  »om  $ap|t  oebalitnr 
Hochamt. 

fyc\)t  (Söwre),  einet  bet  auSgejeicbnetffen  ©enetalt  bei 
franS.  9?e»ublif,  war  1768  al«  bet  ©obn  eine*  lufiebo* 
bet  3agbbunbe  beS  Ä6nig3  ju  S3etfai(IeS  geboren  unb  nwet 
faum  16  $abte  alt,  ©olbat.  dugleicb  wat  et  eifrig  bemüH, 
fid)  }u  bilben.   208  bie  Äeoolution. ausbrach,  febtof}  er  fi* 
fogleieh  bet  SBolfSpattei  an  unb  begann  halb  }U  feigen,  tu 
tapfere  Sertbeibigung  »on  SDüntitcben  machte  ihn  iura 
netal,  unb  bem  erji  24  3afjre  alten  Sünglinge  «wb 
ßommanbo  ber  5Kofelatmee  äbetttagen.    9?acbbem  et 
AaiferSlautertt  (1793)  Seelüfte  erlitten  tpttt,  brang  et  p 
gen  bie  am  Unterrbein  (iebenben  Jbftteicbet  ftegteicb  »« 
©eine  gteimütbigftit  erregte  baS  SRiSfallen  ber  ©ebneto 
mannet  ju  ^>ariS  unb      würbe  »erhaftet,  burtb  bie  neue 
©taatSumwatjung,  welche  ÄobeSpiene  ftürjte,  aber  getecte; 
£><x  <5on»ent  übttgab  ibm  ben  Obetbefebl  übet  bieÄW»- 
Armee  »on  ffireft.  6t  wat  fiegteieb  gegen  bie  franj.  tin^'j 
gefinnten  "ÄuSwanberer,  welche  1795  einen  ßinfaü"  ingt«- 
reich  wagten;  als  ibm  abet  »om  6on»ent  aufgetragen  »uiN. 
jene  fammtlicb  tibten  ju  laffen,  jog  et  fich  »on  bet 
rung  beS  iBlutbefeblS  jurücf.   Unter  bet  Regierung  btil; 
rectoriumS  warb  ihm  bie  Unterwerfung  ber  tmmer  neck 
Zufltanbe  begriffenen  SBenbee  übertragen.    ^>ier,  famt  o 
Hnjou  unb  ^Bretagne,  ftellte  et  ebenfe-  fehf  burtb  f«w  B"r 
©enebmen,  wie  bureh  feine  ©iegt  bie  9?uhe  b«/  ut^'<ö!t 
Serbienfte  um  baS  »aterlanb  würben  öffentlich  «w**?. 

ging  mit  bem  rubntn  ©ebanfen  um,  ßnglanb  auf  Kj: 
nem  eignen  JBoben  anjugteifen;  et  ging  am 
ju  ©ebiffe,  um  in  3rlanb  ju  lanben,  aber  ein  ©tarn«  F 
Irreute  leine  glotte.  hierauf  tommanbirte  §.  bie  S^«*  ^ 
©ambrearmee,  fefete  1797  ÄngeficbtS  bet  geinbe  übet  tc 
9fbein,  legte  in  »iet  SCagen  mit  feinem  Qtvt  &  |*fl5; 
jutücf,  fiegte  babei  in  btti  ©chlacbttn  unb  fünf  »"r 
unb  nahm  S8e|laf ,  als  feinem  fubnen  Botbringen  w  :" 
Stalien  abgefchlojfent  SBaffenftiOltanb  ein  &ü  fe|}t«.  »J* 
feinem  geben  wat  baS  3iet  fchon  gefebt;  et  ftarb, 
feheinfich  an  ©ift,  welches  ibm  baS  Directorium  frarte  r** 
bringen  laffen,  ju  SSe^lar  am  15.  ®e»t.  1797. 


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Hochgericht  393  Hochland 


fjocrjgrricljt  nennt  man  bie  ©tdtte,  wo  ©afgtn  unb  niffe  ber  £ocblanber  auf  ber  ©runblage,  bie  ber  3uflanb 

Rab  aufgerichtet  iß,  um  jum  Stöbe  »erurtbeilte  Berbrecber  ber  felttfcben  Urbewobner  barbot,  eigentümlich  auägebttbet. 

mittels  berfelben  hinzurichten.    3n  ben  ©taateu,  in  benen  ©ie  »ertbei  eisten  in  ihren  Bergen  gegen  bie  aHmdltg  »or» 

tiefe  4>mri<btungaarten  aufgehoben  worben,  finb  auch  bw  brinaenbe  Übermacht  ber  Bewohner  be«  Wieberlanb*  ihre 


£ocbgerichte  »erfebwunben.                                    .  Unabbdngiafcit.    Sie  Abteilung  be«  Sanbe«  in  Sbdler, 

fiodjkirrijm,  em  fd$f.  25orf  in  ber  jDbetlaufTft  auf  ei,  «Wtfttn  unb  3nfc(n  führte  jur  »ilbung  fUiner  Bolf«»er« 

ner  «nbobe,  an  ber  ©träfe  5n>ifcb<n  Baumen  unb  Sföbau,  em''  "nb  f  T"£on  WnUft?n  BÄ,"  °bft  Ä 

H  bureb  jwei  in  unb  bei  gm            ©cblacfiten  Mannt  KÄ"^®**?^"^^*?}  ,g£ 

35er  öfh.  ©eneral  25aun  ftanb  1758  mit  60,000  ».  in  ei,  W  würbe  ba«  etgentbum  eme*  ©tamme«,  ber  Baffen 

nem  feften  Sager  bei  «bau,  unb  Äönig  griebrieh  II,  batte  ««tb'.b.gung,  SB et be  für  fem  Bteh,  fem  3agbge, 

bie  ©eaenb  um  0.  nA  28,000  2».  befefct,  0»  jener  in  ben  "ftfi  >»JÖfittLÄ*5  ÄJ?  £lte\  ^  "55 

rrfren  &orgrn|lunben  be*  14.  jDct.  ba*  preuß.  W  wel,  f«*t  fubtter  feinen  SBobnfil  ju  »eranbern,  grembe  ju  ficb 

SS  er  »on  aUen Seiten  eingefcbloffen  batte,  fberfa.  ©ie*  ttiltln    Su^^S  S^eCJ^atSl 

ter  «Hebel  begünfHgte  ba*  Unternehmen  ber  fopreteber;  troft  HnteT^n-   ?L  Wifte,      m  ,etbnBr  ®tam«n  GI«n 

ber  »erjmeifeltften ©eoenwebr  mürben  bie  Greußen  »oUfldn,  «"!  Äriah,*f  »^fTung  unter  fernem  £duptlmge bie 

bia  qefilaqen,  benn  bie  »erroirruna  ber  au«  bem  Schlafe  mty  biir*  ©ewobnbnt  9<grunbet  unb  bureb  allgemeine tto 

iBjSX'imS  bie  25unfel  eit  machten jebc Urning  »'"tgung  bejtat.gt,  a«  burefi  ©efefee  georbnet  mar.  3rt« 

unter 'ibnen  unmöglich.  *uf  ber  £öb<  i  25refa  gelang  3  SrL^LU" 

brnnoeb  bem  ÄÖnige,  bei  bem  erflrn  SagrSlicbte  fein  £eer  in  Abnberrn,  »on  welkem  bie  Uber leferung bte  fr^1  S? 

erfjlacbtorbnung  ju  fteUen.   er  jog  ft}  nun  in  mlflSUnt  flW  «torane«  ablegte    unb  bemu«  ibm  finbltcbe  Cr* 

Crbnung  aurücf ;  aber  mehr  aU  100  Antonen  blieben  in  ben  }^ "fe^i,*™ 

pS7 ber  öfrreieber,  unb  9000  teufen  maren  tbeil«  #,  ßf"  ®°le  f^4"  «  ^/f">  ß^r  b  ^SJfS 

faOen,  tbdl«  »ermunbet.  Unter  ben  ©efaUenen  waren  grieb;  ™$  ^x.^ttt  fj*  eben  unb  »iele  ©heb«  eine* 

rtcft'8  3ugenbfreunb,  ber  ©eneral  Äeitb,  unb  ein  g>rinj  eon  6ldniJubrimKm^  ^em  f  ^mbaufe  g^icben  pamen.  ©e^ 

Bratmftbweig.  unter  ben  Bermunbeten  faß  aUe  ©enerale.  J^^Äi? i""  «W^iffe  «ne« 

25er  Äinia  felbfl  batte  ft$  ben  brabenb|len  ©efa^ren  au8*  ©u^errn,  »niubrert  unb  Sicbtert.    25ie  jungen  ?eute 

qefefet    Sie  jmeite  ©cblacbt,  »on  ber  ^.  3<uge  war,  €ft  w«en  fem  ©efolge  auf  ber  Sagb  urtb  tm  «nege.  J5te 

bie  SAiflAt  bei  «auh7n7f  b  ^  9*°!«  Glanöerfaffung  aber  berubte  mefentltd)  auf  ber  ©e* 

tnc  w^iaiyv         w  u  y  c  Ii  wfl(^  ^  ^  j^duptling  traft  feine«  (SrjlgeburWredbt*  bes 

i}ochlanö  ^eift  ber  nfirbL  2heil  ©c^ottlanb«,  ber  burc$  faj?  unb  bie  burc^  2ebnögere(6tfame  ober  gutSberrüc&e  S?ie^»= 


bie  ©rampianberge  oon  bem  SWteberlanbe  getrennt  wirb,  ba«  tergeroalt,  bie  ibr  juroeilen  em  gefe^licbtä  Änfel;en  gaben, 

meifl  au*  fruchtbarem  #ügellanbe  befielt.    3ene*  ©renjgej  nicht  erweitert  werben  fonnte.    Die  pflichttreue  ber  ©lie» 

btrge  iß  bureb  biele  2b d ter  unb  ©cbiuchten  gefpalten,  »an  ber  eine«  Clan«  gegen  ü)ren  ^duptling  war  unvergdng* 

welchen  bie  gr6fjten  bte  Seiten  ber  gluffe 2e»en,  (Sarn,  2ap  lieh  unb  fein  83erhdltuij3,  feine  Verpflichtung,  wobureb  fte 

unb  2>ee  finb.    ÜÄebre  anbete  einginge  »om  9cieber(anbe  fonfi  gebunben  werben  fonnten,  burfte  bem  55ienfle  »ors 

her  aber  waren  urft»runglich  fo  wilb  unb  enge,  bafj  fü  foß  8/Jbg<n  werben,  ben  ba*  ©tammbaupt  foberte.  25er 

unzugänglich  waren,  ehe  fie  burch  Äunfi  geiffnet  würben.  Häuptling  war  gewöhnlich  Obereigenthümer  be*  gefammten 

25iefe  natürliche  ©renjfcheibe,  bie  felbfl  bie  erobernben  916,  ©tammgebiet«  ober  bc«  größten  2b«t*  beffelben,  becb  nicht 

mer  nubt  uberfchritten,  ifl  eine  ber  |)aupturfachen,  baß  mit  unbefcbra'nftem  Gigenthum«rechte,  ba  er  nur  bie  ©er, 

bie  Aochldnber  Sahrhunberte  lang  in  ihren  ©irren  unb  ge,  waltung  be«  ©emeinbegut«  leitete,    einen  Slbeil  be«  beflen 

fellfchaftlichen  einrichtungen  »on  ben  ^Bewohnern  be«  9tte»  8anbeigenthum*,  ber  ihm  befonber*  jugewiefen  war,  ließ  er 

berlanbe*  »erfchieben  geblieben  £nb.   3n  ber  ©rampianfette  jn  feinem  Sortheil  anbauen,  ber  übrige  £bdl  be*©efammt, 

erheben  ftcb  mehre  anfehnliche  ©ipfel,  bie,  »on  SBolfen  be,  eiaenthum*  aber  warb  unter  bie  nahen  Serwanbten  be« 

beeft  ober  in  9lebel  eingehüllt,  oft  faum  erfennbar  finb,  wdh*  ©tammhoupte*  ober  bie  Ttbfimmlinge  eine«  aemetnfchaftli, 

renb  ihr  öbe«  Änfeh«  unb  bie  tiefen  felfigen  Winnen,  »on  $en  ©tammt>ater*  auf  Idngere  ober  turjere  Seit  »erueben. 

benen  fte  jem'ffen  finb,  ©puren  jerfiörenber  9(aturgewalt  jei,  25iefe  Sanbe«anthei(e  gaben  ben  i'ebn teuren  ihren  Unterhalt, 

en.  9lur  an  ben  tiefem  Äbhdngen  finbet  man  eine  bunne  würben  aber  nach  einigen  ©efchlecht«folgen  )urucfgenommen, 

"  bbeefe,  wo  -fiüibcfraut  wuchert  unb  {Raubvögel,  weiße  um  nähere  SBerwanbte  ut  belehnen,  worauf  bie  Kbfömm, 


G 


|)afen  unb  ©chneehuhner  wohnen ;  weiter  abwart*"  aber  itebt  finge  be*  urfprünglichen  ä3eftfter<  unter  bie  ©emeinen  jurücf, 

man  SBeiben  mit  jahlreicben  ©chafheerben.    71m  ?uße  ber  traten.  3uweilen  erhielten  aber  auch  jüngere  »erwanbte  be« 

ÖebiTge  öffnen  ficb  reijenbe  2'b^er,  bon  S^ergfhömen  ge,  ^duptling«  einen  antbeit  auf  ewige  Seiten  ober  ererbten, 

wdffert  unb  mit  frönen  ©een  bebeett,  zuweilen  auch  bewäU  erheirateten  ober  erwarben  ftch  felbfl  ein  öefißthum.  ©ie 

bet  eber  jum  ©etreibtbau  benu^t.  25ie  JBemohner  be«  «fwet),  behielten  bann  ihren  angeßammten  Wang  unb  ßanben  ge, 

lanbrt  gehören  jum  ©tamrn  ber  Äelten.  ©ie  fetbfJ  nennen  wöhnfich  an  ber  ©pifce  einer  Unterabtheilung  be«  Stamme«, 

ihr  8anb  ©aelbach  (©alenlanb)  »ber  Xtbanich.    SBahrenb  wiewol  immer  »on  bem  ©tammbaupte  abhangig  unb  meifl 

nach  ber  Bereinigung  ber  Weiche  ber  Rieten  unb  ©coten  ihm  jinäbar.    25i«  ?ehnleute,  bie  bem  ©tammbaupte  ju, 

(f.  ©e^ottlanb)  im  9.  Sahrb.  bie  Bewohner  be«  SHieber»  ndchfl  flanben,  bilbeten  ben  Qlanabel,  unb  eine  geber  auf 

lanb*  buro>  ben  Berfehr  mit  Cnglanb  aumdlta  ju  höherer  ber  2J?ü$e  bejeichnete  ihren  Wang,    ©ie  jerftücfelten  ü)« 

©efittung  gelangten,  würben  bie  gefetlfcbafüichen  Berhdlt,  Xntbeile  in  fleinere  Pachtungen,  welche  fie  gegen  geringen 
«ukre. «on».« 8er.  IL  50 


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Hochland  31 

3in?  an  ©emeine  gaben,  bie  in  bcr  firengften  TCb^ngtafflt 
von  ihnen  (Tanten.  AIS  eS  bei  ber  junebmrnben  äJeoolfei 
rung  in  ben  engen  2hdlern  kalb  an  Mitteln  jum  Unterhalte 
fehlte,  jogen  bie  jungen  Söhne  beS  Glanabelä,  bie  friebliche 
&cfchaftigungen  »erachteten,  bte  tapferften  Jünglinge  an  ftcb, 
um  Raubzüge  gegen  baS  Slieberlanb  ober  feinblicfcte  Stämme, 
ju  maßen.  ©rwöbnlich  würbe  baö  gjiel;  ber  geinbe  weg* 
getrieben.  GS  gab  eine  eigne  (Slaffe  verwegener  Abenteurer, 
bte  man  ju  ben  gefdhrlichften  Unternehmungen  gebrauchte, 
unb  in  fpätern  3eiten  warb  eS  gewöhnlich,  fiel)  »on  ben 
Kachbarn  eine  Abgabe  für  ben  Sct)u(j  gegen  ^Munberungen 
geben  jn  laffen.  .päufjg  gingen  bie  jungem  JBerwanbten  ber 
Stammhaupter,  um  ihren  unterhalt  ju  fueben,  in  frembe 
ÄriegSbienfte,  befonberö  nach  «Spanien  unb  ftranf  reich/.  ©0 
blieben  bie  «^ochldnber  fietS  mit  bem  Äriegc  befannt,  unb 
friegevifeben  Sinn  unb  Verachtung  ber  Arbeit  fanb  man 
felbft  bei  ben  ©eringften  im  83olfe.  Die  gelbarbeit  würbe 
ben  Alten  unb  ben  Sßeibern  überladen.  Der  Sehmteb,  welcher 
SBaffen  verfertigte,  war  ber  angefebenffe  .£>anbwerfer  unb 
gehörte  ju  bem  vßauSftanbe  jebeS  StammbaupteS.  Der 
Häuptling  unterfcfcteb  fidb  »on  feinen  Stammgenoffen  nicht 
burch  ©law,  im  Anjuge  ober  im  £au5wefen,  fonbern  nur 
hurch  zahlreiches  GJcjoIge  mtb  öaiTfretheit.  3eber  Stamms 
hduptling  hatte  feinen  £3  arten,  ber  bie  2 baten  beö  ©cfcf/lechto 
unb  einzelner  SJtitglieber  beffelben  beftngen  mußte.  Der 
Sänger  ftanb  in  hohem  Änfebcn.  DaS  Sirblingsinftrument 
ber  |>ochlänber  war  bie  Sacfpfrife,  beren  Jlöne  auch  im 
Äriege  bie  Jtampfluft  werften.  ÜRutr)  unb  greiheitSliebe, 
Anbanglicbfert  an  »jjeimat  unb  hiuelirbe  S3anbe,  ©aftfreibett 
unb  $ang  ju  froher  ©efelligfeit,  unverzügliche  Sreue  ge* 
gen  bewiefeneö  SJerrrauen  waren  ftets  Gharafterjüge  beS 
£acbldnberö'  unb  finb  bei  allen  Umwanblungen  in  ben  Sit» 
ten  ein  Grbtbeil  beä  SBolfS  geblieben.  9tur  unter  ben  SBor* 
nehmen ,  bie  jum  2  h  e  ii  im  AuSlanbe  ihre  SJüMmg  erhielten, 
waren  gelehrte  Äenntniffe  verbreitet ;  aber  StoterlanbSgefchichtr, 
Dicbtfunft  unb  SKufif  waren  Sieblingsunterhaltungen  felbft 
beö  gemeinen  SiolfS.  2Bic  in  ihren  Sitten  unterfejueben  ftch 
bie  Xiorblaater  »on  anbern  Sielfern  auch  butch  eine  2radjt 
»on  altfelttfchem  Urfprung,  welche,  bie  freie  Bewegung  bei 
günftigenb,  für  Ärieger,  3äger  unb  Birten  bie  bequemte 
war.  25er  Stoff  ber  hochlänbifcr)en  bracht  ift  feit  3ahrhun: 
berten  berfelbe  geblieben,  ein  wollenes"  3euch,  juweilen  mit 
faummoUenem  Giufcttlag,  immer  gewürfelt  in  bunten  gar» 
ben,  in  frühern  Seiten  gewöhnlich  bunfelfarbtg,  in  fpätern 
oft  grell  bunt,  ber  fogenannte  SEartan.  3eber  Stamm 
hatte  gewöhnlich  feine  eigne  Ifarbenmifchung  in  bem  2ar* 
tanmufter.  Der  .pauptthetl  ber  Jtleibung  war  bat  Äilt,  ein 
faltiger  Schur),  ber  btS  auf  baS  Änie  herabging.  Ketter 
unb  alte  Seine  trugen  juweilen  eine  Seinbefletbung ,  eine  Art 
von  Strumpfhofen,  SruiS  genannt.  Der  furje  fRod  unb 
bie  Söcfte  waren  geftief  t  ober  mit  treffen  befefct.  DaS  Cbeu 
Reib  war  ein  jwci  Glien  breites  unb  vier  Glien  langet  Stücf 
Äartan,  baS  ben  Seib  in  breiten  Saiten  umgab,  burch 
einen  ©ürtel  feftgehalten  warb,  unten  berabbing  unb  um 
'  bie  linfe  Schulter  gejogen,  ben  rechten  Arm  freiließ.  S3ei 
Segen  biente  er  aI6  9Rantel  unb  wenn  beibe  Arme  frei  fein 
feilten,  warb  er  auf  ber  iöruft  mit  einer  ftlbernen  Spange 
befeftigt.  SJorn  hing  eine  große  2afrbe  von  3>adiä=  ober 
BiegenfelL  Gin  Pölich  nebft  Keffer  unb  ©abel  fteeften  in 
einer  an  ber  Seite  h<5ngenben  Scheibe.   2Me  SWü^e  gehörte 


4  Hochverratn 

nothwenbig  jum  hwh^noif^en  Anjuge,  unb  ftatt  bcr  gt, 
bem,  bem  *Pui»  ber  Vornehmen,  trugen  @eringere  einen 
Strau6  von  «öetbefTaut  ober  einen  3weta  von  Stedjpalmm. 
Die  Schuhe  beßanben  aufi  tiefen  üebrrftücfen,  bie  mit  9fio 
men  befeftigt  waren.  3u  ben  SBaffen  beö  $ocf)lanbe$  ybim 
ein  Schwert,  ein  furjer  Dolch,  eine  glinte,  ein 
^ifiolen  unb  ein  Schilt,  ober  in  (Ermangelung  ber  glitt» 
eine  lange  8atue  jum  >£>auen  unb  Stechen,  bte  Sochabetart 
3n  ben  früheften  Seiten  gehorchten  bie  borhldnb.  6tmmi 
hiupter  etnheimifchen  Surften,  ben  mächtigen  .Oerrea  ber  j .: 
fein,  bie  über  alle  wefil.  Unfein  unb  einen  großen  Z^eil 
be6  ^ochlanteS  herrfchten,  bis  ^u  Anfange  beä  15.  Zt&tl 
biefed  Snfelreich  »on  ten  Äöntgen  ScpottlantJ  afcbiiij;, 
würbe.  Die  Öeroalt  ber  fchot.  Äontge  im  ^>ochlanbe  renti 
ieboch  baburch  wenig  befeftigt  unb  bte  Unruhen,  bie  Site 
laut  zerrütteten,  waren  ber  Unabhängig  feit  ber  booun: 
X>äupt(inge  fo  günftig,  baß  fle,  wdiircnt  im  Slubcrianbc  tei 
friegerifche  ©eijt  »erftel,  im  17.  3ab>h.  eine  entfchitbern 
Überlegenheit  gewannen.  Gütlich  würben  fte  »on  6rommH 
hart  gr}ürhttgt,  unb  wahrenb  bieferbad  ©ebirge  »on  ^terhaa. 
frn  turchiiehen  ließ,  bie  Schloff  er  ber  Häuptlinge  vertonte 
unb  93efahungen  tn  mehre  fcrter  legte,  jwang  er  bie  wä, 
bie  SBBaflfen  nteberjulegen.  9iach  ber  2BieterbcrfieHung  bei 
•^aufeS  Stuart,  ju  ber  bie  2reue  ber  ^ochldnber  oid 
getragen  hatte,  würbe  ben  Stammhduptern  taö  »on 
rvell  aufgelegte  3och  wtrbcr  abgenommen  unb  bie  erfüllen; 
Glanverfaffung  befeftigte  fiefi  wieber.  AM  aber  tyre  2reu 
gegen  baö  vertriebene  Avnigohauß  bie  .f>r>cblänber  1715  fua 
Aufftante  »erleitete,  würben  ftrenge  Maßregeln  ergrif 
©ewalt  ber  Stammhäupter  über  ihre  £ehi>6icutc  ju  bef4r^ 
fen.  Die  Ablieferung  aller  SÖaffen  würbe  befohlen,  bunhliu 
legung  »on  r-antftrafen  in  ben  ©ebirgen  bai  .peehl.v 
bem  iJctctcrlante  »erbunben,  unb  fo  ben  Sonfchrittra  fe: 
©eftttung  tie  JBahn  gebrochen.  Die  (Erbitterung,  »eiche 
bie  Maßregeln  ber  {Regierung  erregten,  maebte  bie  ^>whMB: 
ter  be|to  empfänglicher  für  bie  Aufregungen,  bie  bn  wt- 
bannte  Xönig&ftamm  nicht  fparte,  unb  fte  fammelten  fiö 
willig  unter  ben  gähnen  be3  ^aufeS  Stuart,  aB  ^ 
Gbuarb  (f.  b.)  1745  lanbete.  9farh  bem  unglfefGih™ 
Ausgange  be*  ÄampfS  bob  bie  Regierung  1747  bie  Glan 
»erfaffung  auf,  liejj  tie  (Entwaffnung  ber  $ochlänb«  n* 
Strenge  »oll^ieben  unb  »erbot  felbft  bte  alte  SUoIfSrraifit,  M| 
erjt  1782  förmlich  wieber  erlaubt  würbe.  Scttbem  b*tW 
biefe  ilracht  allmälig  »erloren  unb  ift  nur  noch  in  f:n  :r 
©egenben,  jeboch  »ermifcht  mit  ber  bracht  ber  ÜRiet 
länber,  unb  nur  unter  bem  niebern  Bolfe  no-^  «*"r 
Sange  nach  ber  Aufhebung  ber  Glaiwerfaffung  tauertf  " 
©rgebenbeit  be3  SJolfS  gegen  bie  Stammhäup'ter  noch  N 
aber  allmälig  hat  ftch,  befonter«  feit  bem  Gnbe  bei  1" 
3ahrhv  eine  groß«  äöeränbcrung  h»  ber  Sinnesart  M 
länterS  gebt it et,  bie  ftch  >n  ber  Umgeftaltung  ort 
Sitten  duftet te. 

tjocljurrratl)  (lat.  perdoellio  ober  crimefl  nwjwW»»  0 
primo  c«pite)  ift  baSjentge  StaatS»erbrechen ,  welches  HÜ* 
nem  Unterthan  beS  Staat«  in  ber  Äbficht  begangen  Pj 
teh  Staat,  taS  Oberhaupt  ober  wefentliche  einnjtog 
beffelben  *u  »ernichten.  SBBenngleich  man  ben  ^xF 
rath  im  AOaemeinen  ju  ben  2»ajeftätS»erbrechen  }K  VW' 
pflegt,  fo  ijt  er  boch  »on  bem  2RaieftätS»erbrechen  «■ 


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Hochverrat!!  395 


Hochzeit 


gern  Sinne  wo!  ju  untafcbeiben,  inbem  btefef  Mo*  WelBe* 
leibigungen  ber  «pmfcherwürbe  in  fich  begreift.  Der  6od)»er* 
ratb  aber  fann  jum  ©egenftanbe  haben:  1)  DaS  Safe  in 
be*  Staats  fefbft,  wtnn  bie  rrrbtSwibrige  .panblung  auf 
Aufhebung  beS  3wecfS  irber  bürgerlichen  Vereinigung  burtb 
(Srrrgung  »on  JBürgerfrieaen  unb  Anfltften  »on  Aufruhr  ober 
auf  serrtißung  etneS  bejhmmten  Staats  unb  Unterwerfung 
einzelner  2l?fite  untrr  eine  frembe  -pmfcbaft,  auf  AmTif* 
tat  feinblicbcr  Überfälle  unb  Unterjlüfeung  ber  geinte  (San* 
beSüerrdtberei)  gerietet  ifl.    DaS  AuSwanbem  ber  Unter* 
tbanrn  unb  bie  Auffoberung  bau  ijl  fein  .podwrrratb,  eben* 
fo  wenig  baS  Verlaufen  von  SSaaren  an  ben  fteinb,  wenn 
e*  gleid)  unter  UmfMnben  ftrafbar  werben  fann.   2)  35  a  5 
Staatsoberhaupt,  wenn  bie  mit  ber  bc-cbflen  ©ewalt 
im  Staate  befleibete  Herfen  alS  folcbe  vernichtet  ober  ihre 
Vernichtung  vrrfud)t  wirb,  welches  bureb  2öbrung,  burd; 
Entthronung  ober  burd)  eine  anbere  .pantlung  gefebeben 
fann,  bie  ihr  bie  Ausübung  ihrer  ©ewalt  unm6glic$  macht, 
j.  JB.  bureb  (Entführung,  ©efangenbalten  u.  f.  w.  3)  Die 
SBerfaffung,  wenn  bte  ©runtgefelje  be$  Staats  ober  ein* 
jelner  SSejlimmungen  berfelben  auf  gewaltfamem  SBrge  auf* 
gehoben  werben.    Von  biefer  Art,  bie  Vrrfajfung  eineS 
btaotS  umjugejlalten ,  welche  man  Revolution  nennt,  ijl 
bie  31  eform  wobl  ju  unterfcr)eibcn,  burch  welche  bie  ©runb* 
gefefce  beS  Staats  ebenfalls  umgeflaltet  werben  f  innen,  jeboet) 
auf  bem  vom  ©efefce  felbjl  vorgeschriebenen  SBrge.  Gine  burd)* 
au8  unflatthafte  AuSbebnung  beS  VegriffS  von  «pocbvrrratb 
i|l  eS,  wenn  man  bie  Aufstellung  »on  äbeorien  ober  2J?ei* 
nungen,  bie  »on  ber  Üenbenj  unb  bem  Svjlem  ber  Slegie* 
rung  abweichen,  ober  einen  freimütigen  Säbel  bcjlehcnber 
Verb4ltnifje  ober  einjelner  SlegierungShanblungen  jum  >pocb* 
»rrratb  $u  flempeln  fuebt;  felbjl  eine  aewaltfame  SBibcrfeßung 
gewn  einjelne  SiegierungSacte  i|lfcin.pocb»rrratb,  fonbern  be* 
grunbet  erji  ba$  Verbrechen  beS  AufjlanbeS  unb  SumultS.  9lur 
gegen  bie  ^erfon  beS  #errfcherS  fann  «poebverratb  begangen 
werben,  nicht  aber  gegen  anbere  ©lieber  feiner  Jamilie,  e$ 
fei  benn,  baß  j.  JB.  burd)  Jöbtung  beS  emrigen  9lad)fo[gcr$ 
bie  Ab|tcbt  ber  gänzlichen  Umjlürjung  ber  SlcgicrungSform 
flar  am  2age  liegt.  Verbrechen  gegen  9Jlinijler  ober  anbere 
Liener  beS  Staatsoberhaupts  fallen  ntcr>t  unter  ben  JBegriff 
beS  .£>ocb»erratbS.   Aud)  fann  berfelbe  nur  »on  einem  An* 
gehörigen  bei  Staats,  gegen  welken  baS  Verbrechen  geriet* 
tet  ijl,  nid)!  aber  »on  einem  gi  ernten,  welcher  inbep  beS* 
halb  niebt  jlrafloS  ijl,  begangen  werben.    £a§  Söerbrecben 
bei  jiBürgerS,  welcher  bem  Staate  2reue  unb  ©eborfam  gc- 
febworen  bat,  ijl  naturlid)  jhafbarer  al6  baS  eineö  gremben, 
we!d}er  feine  SJerpflicbtungen  gegen  ben  (Staat  bat.  Gine 
redjtSwibrige,  auf  äJernicbtung  wefentlicber  JBejlanb* 
tbeile  beS  Staats  gerichtete  Hb  ficht  wirb  jwar  jum  SBer* 
brechen  beS  t&odwrrratbS  auSbrücfiid)  erfobert,  allein  bar* 
auf,  ob  ber  Sirrbrecber  feinen  äweef  ganj  ober  theilweife  er* 
reid)t  $at,  fommt  bei  bem  Segrijf  beS  >pod)»enatbS  nichts 
an,  wenngleid)  fich  ber  ©rab  ber  Strafbarfeit  banad)  be- 
fiimmt.    Mid)  beim  £ocb»erratb  ijl  ber  bloße  Süerfucb  nid)t 
fo  fhafbar  alS  baS  »ollenbete  Verbrechen.    2>aS  rem.  Stecht 
tfl  infofern  milber  als  bie  heutige  ^rariS,  alS  eS  ba  feine 
Strafe  »erhängt,  wo  burcbauS  ade  ^Wittel  jur  (Sneidjung 
ber  »erbreeberifeben  Zb[id)t  fehlen.    9lad)  gemeinem  Siechte 
iß  mit  bem  3ufammenfaüen  beS  beutfeben  Geichs  auch  her 


Begriff  be*  fRt\$*1)od)*trTatf)i  weggefatten;  allem  man 
bat  in  neuem  3eiten  in  »erfd)iebene  ©efe^bücber  bafur  bat 
Verbrechen  beS  -p  od)» errat h S  gegen  ben  beutfeben 
iß  unb  aufgenommen.  2)ie  Strafe  beS  ^poebverrath«  nad) 
rem.  Sfechte  (bie  In  Jnlin  rnnje-sfAtis  tfl  baS  befanntrfle 
©efe(j  baruber),  welches  bie  Carolina  (f.  vpafSgericbtS- 
orbnung)  bejldtigt  h<»t*  ifl  h«  2obeSfrrafe,  ßonffSca; 
tton  fimmtlid>er  ©utrr,  Verfluchung  beS  !JlamenS  unb  Gfjr= 
lofigfeit  ber  S6hne  beS  ^och»err4ther3.  J)ie  neuern  ©efeft* 
büeher  fennen  inbef  nur  nod)  bie  STobeSflraft,  bie  übrigen 
Strafen,  welche  auch  frbon  feit  längerer  3eit  außer  Übung 
gefommen  waren,  finb  von  aufgeflärten  unb  humanen  9?e> 
gierungen  abgefebafft  worben.  Gtcnfo  wenig  pflegt  aud)  heu* 
tigeS  Sage«  nod)  auf  bie  »olle  Strafe  mannt  ju  werben 
bei  einem  gam  entfernten  Verfucbe  ober  bei  ber  bloßen  Ver* 
fchweigung  unb  unterlaffenen  Verhinberuna  beS  Verbrechens. 
2(ud>  ijl  bie  Gbrlojigfeit,  welche  auf  bie  bloße  Verwendung 
für  ben  §3erbrecher  gefegt  war  (weShalb  ber  gerid)tlid)e  Ver* 
tbeibiger  eineS  ^od)»erräther8  jletS  erfl  um  befonbere  (St* 
laubmß  naehfudjen  mußte),  weggefallen,  wogegen  inbeß  bem 
STbeilnebmer  einer  Verfdjwörung ,  wenn  er  biefelbe  jeitig  ge* 
nug  aujeigt,  in  ber  Siegel  Straflofigfeit  unb  felbjl  JÖelotj- 
nungen  jugeü'chert  finb.  3u  ben  fogenannten  äöefonberbet: 
ten  bei  ben  StaatS»erbrecben  gehört  noch,  baß  in  SlotbfdBen 
ein  fchnellereS  Verfahren,  aitßerorb entliehe  ©erid^te,  Gr- 
ceptionS*  unb  ÄriegSgefefee,  Stanbrecht  u.  f.  w.  eintreten 
fönnrn.  Saß  aber  ber  Staat  im  3uflanbe  r>5dr>ffer  9lon)  wi= 
ber  feine  innern  geinte  ohne  ade  gerichtliche  Unter* 
fuc^ung  fogleicb  mit  ber  JBejhafung  »erfahren  bürfe,  ffl 
eine  SBetjauptung,  welche  alle  SlechrSficberheit  aufhebt. 

jEjodtffit  (bie)  begreift  bie  gefUid)feiten,  welche  bei  Ver* 
beirathung  eines  liebenben  ^aarS  gebräuchlich  finb.  ??a|l  bei 
oQen  Völfern  ijl  rS  üblich,  ben  Act,  welcher  jwei  SRenfcben 
in  bie  ndebjle  Verbinbung,  in  ber  Siegel  furS  ieben  bringt, 
fejllich  ju  begehen.  Die  ^frt  ber  bei  ben  »ergebenen  Vol* 
fern  bei  biefer  ©elegenheit  üblichen  gejllicbfeiten  ijl  jetoch 
nad)  ben  Knficbten,  welche  biefelben  »on  ber  Gbe  unb  »on 
bem  Verhdltniß  beS  2BeiteS  jum  ÜRanne  b.tqtn,  febr  »er* 
fchieben.  ^[(terthümlicb  ifl  im  Allgemeinen  bte  VorfleOung, 
baß  ber  SRann  in  feinem  SBeibe  eine  nügltcbe  Dienerin  be* 
fifef /  unb  hierauf  grüntet  fich  ber  bei  vielen  Vilfern  auch 
jefct  nod)  herrfebenbe  @ebraud>,  baß  ber  SRann  an  bie  %l- 
tern  ber  grau  für  biefe  eine  gewiffe  Summe  jablen, 
ober  wol  aud),  wie  g.  JB.  3afoh  tbat,  um  beS  Saban  2od)^ 
ter  gu  erhalten,  für  bie  grau  bem  Vater  berfelben  eine  Seit 
lang  bienen  muß.  £Bei  ben  gebührten  V&lfern  tarn  bage* 
gen  bie  würbigere  Anficht  auf,  baß  bie  <Sj)t  eine  auS  gegen* 
fritiger  Siebe  eingegangene  Verbinbung  fei,  unb  intern  man 
baS  23eib  für  gleichberechtigt  wie  ben  ?0?ann  anfab,  gaben 
bie  Altern  her  grau  vielmehr  wo  möglich  eine  üttitgift  mit, 
bamit  fie  bureb  biefelbe  auf  ben  Grwerb  beS  9J?anneS  einen  ge 
grünbeten  Anfprud)  gewinne.  >p6chfl  eigenthümlich  war  bie 
Sitte  ber  Affprrr,  nad)  welcher  bie  febönen  2)Jätchen  6fent< 
lieb  an  ben  SKeiflbietenben  verweigert  würben  unb  baS  auf 
biefe  SEBrife  gelojle  @e(b  angewenbet  würbe,  um  bie  bäßti* 
eben  Seätcben  mit  einer  AuSßruer  an  ben  minbefrfobernben 
2Rann  ju  bringen.  —  SöefonberS  fefllicb  begingen  bie  alten 
©riechen,  namentlich  bie  Athener,  ihre  Jfjocbjeiten.  DitiBe* 

50* 


y  Google 


Werbung  um  ein  SWdbcben  gefc&ab  bei  ben  Altern  berfelben 
unter  Übeneicbung  von  ©cfcbenfen.  Tim  Sage  vor  ber  Sier* 
mdblung  t'rfmitf  ficfe  baS  Brautpaar  eine  Sode  ob  unb  Wei* 
bete  biefeibe  ben  ©6ttern,  beren  Z&u\$  Sieuuermdblte  em* 
pfobfen  waren.  (SS  würben  jDpfertbiere  gepachtet,  beren 
©aße  man  forgfältig  entfernte  unb  auS  beren  Gingeweiben 
bic  3ufunft  beS  ?>aarS  propbejett  warb.  3n  feierlichem 
gatfeljuge  würbe  bie  Statut,  welche  bem  Spanne  eine  SRit* 
gift  jubracbte,  in  baS  $au$  beS  Bräutigams  gebracht  unb 
hier  ftreute  man  Blumen  unb  Äornäbren  auf  baS  Braut* 
paar,  bamit  eS  fruchtbar  fei,  unb  verbrannte  bie  Bebfe  be« 
SBagenS,  auf  welchem  bie  Braut  gefommen  war,  benn  biefe 
follte  baS  £auS  nidu  wieber  vcrlaffen.  ßö  folgte  ein  geft* 
mabl,  unb  barauf  würbe  baS  $)aar  in  baS  Brautgemacb  ge* 
bracht,  wo  ein  Jtnabe  bie  gü&e  ber  Braut  mit  SBaffer  au« 
bem  Üuell  JCaUirrboe  (b.  b.  ©ebönbrunn)  wufd>  unb  Braut 
unb  Bräutigam  einen  ©ranatapfel  ober  eine  Xluitte  foeiften. 
Die  SRuttet  übergibt  bie  Braut  bem  ßager,  ber  Bräutigam 
lijl  ihr  ben  ©ürtel  unb  braupen  fingen  Änaben  unb  2Rdb-- 
cben  £ocbjeitlicber.  —  Bei  ben  ©par  tan  er  n  war  bie  alter* 
tbümlidje  ©irte,  bie  grau  ju  rauben,  ber  gorm  nad)  bcibe* 
halten  worben,  unb  crfi  nachbem  ftd)  ber  Jüngling  wieber* 
holt  heimlich  auS  bem  mit  ben  tflterSgenoffen  gemcinfamen 
©cblafgemacb  fortgefcblicbcn  unb  feine  ©elicbte  befucbt  batte, 
würbe  bie  feierliche  $eimfübrung  vorgenommen.  —  Bei  ben 
alten  8?  Amern  lag  ber  er)eltcr>en  ©emeinfebaft  eine  Sterin* 
fünft  jwifeben  bem  SRanne  unb  bem  SBater  ber  Braut  ju 
©runbe,  wclrbe  niebergefebrieben  würbe.  3ugl«d)  würbe  bie 
2Ritgift  feftgcfefct,  unb  bie  Braut  wechselte  mit  bem  Brduti* 
gam  dringe,  worauf  bie  SBerlobung  gefeiert  würbe.  3Ran 
unterfcr)ieb  brei  Hrten  von  SBerbriratbung,  intern  bie  (rfje  aud) 
bann  febon  als  eine  gültige  angefeben  würbe,  wenn  bie  grau 
nur  über  ein  3abr  ««"  £aufe  beS  3RanneS  gelebt  batte  ober 
wenn  ber  ledere  bem  Bater  ber  Braut  biefe  bureb  Übergabe 
eine«  ©elbftücfS  gleicbfam  abgefauft  batte.  Beiweitem  feiers 
lieber  war  bie  britte  Urt  ber  JBerbeiratbung.  (SS  würben 
feßliebe  Cpfer  gebraut,  bie  £aare  ber  JBraut  würben  jur 
erirmerung  an  ben  Staub  ber  ©abincrinnen  mit  einer  2anje 
nad;  2Ratronenart  geseilt.  2Ran  wählte  gewifftnbaft  einen 
Sag  jur  $eimfübrung  auS,  an  welchem  feine  b6fe  Borbe* 
beutung  Unheil  verfunbete.  Drei  Änaben,  beren  bette  TtU 
tern  noch  am  geben  waren,  führten  ÄbenbS  bei  gacfelfcbnn 
bie  JBraut,  welche  eine  ©ntnbinbe  mit  einem  Blumenfranj 
trug  unb  mit  einem  feuerfarbenen  ©cblcier  verbüßt  würbe, 
auS  bem  dlterlicben  #aufe  in  baS  beS  Bräutigams.  £ier 
erbielt  fte  bie  ©cblüffel  beS  £aufeS  nebft  einem  ©pinnroefen 
unb  berührte  mit  bem  Bräutigam  geuer  unt  ffiaffer.  ^ier« 
auf  wurte  jum  ©afrmabl  gef djritten  unb  wdbrenb  bie  s.l\'a- 
tronen  tie  9?eut»ermdblten  tnS  JBrantgcmacr)  führten,  fangen 
bie  Jungfrauen  |>ocb}eitgefdnge  unb  bie  Jtnaben  ftimmten 
leichtfertige  iitin  an.  Die  £o<r)jeitgd|re  erhielten  fleine 
©efebenfe  unb  am  folgcnben  Sage  würbe  nod>  ein  Sfacfej 
feft  gehalten. 

Jöei  ben  alten  .^ebrdern  batte  bie  @he  jwar  burd) 
bie  SB  orte  ©otteS:  „Seit  fruchtbar  unt  mehret  euch"  eine 
religio1  fe  2Beibe  erhalten,  tod)  fchetnt  baS  *£>ocb$eitfefi  nur 
weltlicher  3frt  gewefen  ju  fein.  2>ie  JBraut  wurte  feierlich 
eingeholt  unt  barm  wnrten  mehre  Sage  bmtereinanter  ©a|li 
mahle  im  #aufe  ber  ^euoermdhlten  gehalten.  Dabei  er* 
febienen  bie  jungen  (Seeleute  befrdnjt.    Siacft  bem  «Wahle 


würben  btefetben  feierlich  in«  JBrautgemad)  gefettet.  S5et  be » 
Jehrden»,  wie  bei  faft  allen  äDrientalen,  würbe  eine  hotje 
SBichtigfett  barauf  gelegt,  baß  bie  JBraut  atä  Jungfrau  bem 
JBrduttgam  übergeben  würbe.  Die  jefeigen  3 üben  hei. 
ratben  fo  jung  alt  m6alich.  ÜRacb  ber  feierlichen  SBerlobung 
erhdlt  bie  JBraut  ber  Siegel  nach  vom  JBrdutigam  eine  SRors 
gengabe.  Die  .£>odr,dt  wirb  gewöhnlich  Mittwochs  ober  %xtu 
tag«  abgehalten.  Zm  Sorabenbe  wirb  bie  JBraut  von  ihren 
greunbinnen  gebabet  unb  am  «^ochieittage  fifecn  JBraut  unb 
JBrdutigam  unter  einem  Sbronbimmel,  t>on  einem  großen 
febwarjen  Schleier  umgeben  unb  ben  5topf  mit  einem  fchwars 
itn  Suche  bebeeft.  ©ie  trinfen  au$  einer  2dx;l-:  SBein,  ber 
ihnen  unter  Sobpreifung  ©otteS  gereicht  wirb;  ber  JBrdutt; 
gam  jletft  ber  JBraut  oor  3eugcn  einen  Sttng  an.  ber  <Zbe-. 
contract  wirb  »erlefen  unb  gelobt,  rt  werben  ©ebete  gefpro* 
eben,  worauf  bie  ßbeleute  nochmals  SBein  trinfen  unb  ber 
JBecber  bann  an  ber  (Srbe  jerfchmettert  wirb,  ©aflmabl, 
Sauj  unb  Abführung  ber  JBraut  in  baS  JBrautgemach  ba 
fchltef,en  baS  gejl. 

Die  SRohammebaner  haben  jwat bie ffrlaubntf,  vier 
rechtmäßige  grauen  beirathert  ju  bürfen,  boch  hat  feiten  ein 
QRann  mehr  als  eine,  wegen  ber  Jtoflfpieligfeit  mehrer  grauen. 
Crinc  religi6fe  geier  ifl  mit  ben  ^ochjeitfeitlichfeiten  nicht  t?cr-- 
fnupft.  JBei  ben  Sürfen  wirb  bie  Cr hc  noch  burch  Jtauf 
atgefchloffen,  gewöhnlich  in  golge  eines  jwifchen  ben  Sier- 
wanbteu  ber  {Brautleute  eingegangenen  Vertrags.  Äuf  ei* 
nem  ^)ferbe  wirb  bie  JBraut  orrfchleiert  in  baS  Jg>auS  beS 
JBrdutigamS  gebracht.  ^>ier  herrfcht  greube,  eine  ©cfcll-- 
febaft  »on  Scannern  unb  grauen,  welche  jeboch  »oneinanter 
abgefonbert  ftnb,  wirb  bewirthet,  wdbrenb  im  J^aufe  her 
Altern  ber  JBraut  Srauer  unb  £lage  wie  um  eine  Serfror-- 
bene  ifr.  SBahrenb  ber  Surfe  feine  JBraut  vor  ber  ipocbjeit 
feiten  ober  gar  nicht  ju  fehen  befommt,  fucht  ber  ata  ber 
biefeibe  unter  JBegünfligung  ihrer  SBerwanbten,  ehe  er  um 
fte  wirbt,  entfchleiert  ju  belaufchen.  Nachher  wirb  ber  Aauf* 
contract  gefchloffen,  unb  am  £>och)eittage  werben  JBraut  unb 
JBrdutigam  gebabet  unb  aefchmürft;  SRdnncr  unb  grauen 
»erfammeln  ftch,  jebeS  ©efchtecht  für  fub,  ju  Scbmaufereien. 
2lbenbS  enblicb  füh"«  SRatronen  bie  JBraut  in  baS  %ttt  beS 
JBrdutigamS,  fchweigenb  empfängt  biefer  bie  JBraut,  welche 
fich  oor  ihm  neiat.  (rr  brüeft  ihr  ein  ©elbjlucf  auf  bie 
©tirn  unb  trägt  fie,  nachbem  biefe  ßeremonie  p<h  breimal 
wieberholt  hat,  enblicb  in  baS  innere  3elt.  JBei  tett  Be» 
buinen  raubt  ber  JBrdutigam  bie  JBraut  in  Begleitung 
feiner  greunbe,  welche  fämmtlicb  mit  ©tiefen  bewaffnet  ftnb, 
wäbmtb  bie  ©efpielinnen  ber  Braut  biefe  vergeblich  ju  wr* 
theibigen  fueben.  —  Bei  ben  Brahmanen  in  Snbien  wht 
jwifcr.cn  ben  Brautleuten  als  ©innbilb  ber  Siebe  ein  geuer 
angejünbet,  fobann  werben  Beibe  mit  einer  feitenen  ©<hnur 
umwrtnten,  alö  3eicbcn  ber  Unjertrennlicbfett,  unb  jwifchrn 
ihnen  liegt  ein  jufammengefalteteS  Such,  als  ©mnbtt>,  baf 
vor  ber  cbclicricit  Jücrbintung  feine  ©emeinfebaft  unter  üjntn 
flattfinbcn  türfe.  —  3n  ßbina  fennt  ber  Brdtrtigtun  bie 
Braut  vor  ber  ^oebjert  nur  auS  ben  Beitreibungen,  welche 
thm  bie  JBerwanbten  von  ihr  gegeben  haben,  (fr  fauft  jte 
ihren  Altern  ab  unb  fte  wirb  ihm  bann  unter  feffichem 
f»runf  bei  ftatfclfcbein  unb  3imbelflang  in  einem  verfcbloffe; 
nen  Sragfejfel  jugeführt.  9cocb  ift  fte  vermummt  unb  trji, 
nachbem  ca$  3J?ahl  vorüber,  enthüllt  fie  ber- Bräutigam  d* 
lern  in  einem    wti mc v     j^3flt^  ob^y  iv^f^m  wuw  flueb  äOc 


Hof 


©äffe  etagdoben,  bi«  Braut  in  Bugenfcbeirt  nt  nehmen  unb  tunge  SSraut  öu§.  3n  biefec  ^etnlic^ett  ©hmbe  jeigt  uit. 
tiefe  fyrt$tn  («ut  unb  ungenirt  r-ob  unb  äabet  üb»  bie    ferc  2fbbilbung  bte  d?mcf.  JBraut,  bcc  große  #ut  unb  ber 


Schiefer,  weidet  fte  oerftecften,  liegen  am  ©oben,  unb  ber 
JBrautigam  botcfct  auf  bie  (Somplimente,  bte  feiner  Jöraut 
eben  gejagt  »erben.  —  3«  feljt  &>btm  Enfehen  ftebt  bic 
Cfbe  bei  ben  Warfen  ober  Feueranbetern.  Reinigungen  unb 
geftgelage  geben  bet  Trauung  torauS,  welche  bureb  ben 
sPriejIer  »olljogen  wirb,  unb  bet  ber  jum  Stieben  ber  gru(b> 
barfeit  bat  junge  Waat  mit  JKei§  be|freut  wirb.  <5in  feft» 
lieber  3ug,  bet  gjacfeln  unb  3J<uftf,  unter  ©clcitung  bet 
iubetnben  jteunbe,  befcbließt  ba$  gefl  —  JDt'e  ^oebjeitfeiers 
liebfetten  ber  roben,  fogenannten  wilben  Sölfer  ftnb  ebenfo 
mannitbfaUig,  roie  biefe  S36[fer  felb|T,  unb  im  Allgemeinen 
fann  man  aui  ber  SEBichtigfeit,  welche  biefelben  auf  biefe 
Sejllicb feiten  legen,  auf  bie  ^>6r>e  be5  ßulturjuflanbe«,  web 
eben  fte  einnebmen,  fcblieüen. 

Sei  ben  6tjri(Jen  ift  bie  wefeTttlfcbe  JBebingung  einer 
gefeft&ben  <?be  bie  förmliche  Srauung  (f.  b.),  unb  unter 
4>ocbjrit  vergebt  man  häufig  nur  bie  wiUfürlitben,  oft  aber 
bureb  ^erfommen  geregelten  roeltlicben  Vergnügungen ,  bte 
man  mit  ber  Stauung  ju  cerbinben  pflegt 

j^af  (als  SJfeteor)  b«ift  ein  r>eller,  juroeiten  farbiger 
Sfing,  welcher  unter  gereiften  Stotel  tniffen  um  bie  Sonne 
ober  ben,  SBfonb  erfebeint.  Oft  fiub  aueb  mebre  folebe  JRinge 
»orbanben  nnb  man  bat  biefelben  von  allen  ©rößen  beob« 
üebttt  €>ie  erfebeinen  nur  bann,  wenn  bie  'Ktmcfyt)än  mit 
bunnen,  gleichförmig  »ertbeRten  j)ün|ten  erfüllt  t|t,  benn  bfe 
alfo  ©etbümtfen  Dunfh  finb  bie  Urfacbe  ber  ganjen  €rf«hefr 


nung.  ^»ienson  fann  man  Per)  fogtetcr)  überzeugen,  wenn 
man  eine  reine  ©laßfcbeibe  (eiebt  anbauet  unb  bann  buref; 
biefelbe  ein  8icbt  betrachtet.  <&$  legen  fteb  bureb  ba5  Xn« 
bauten  feine  £unftbl5Scben  an  bie  ©taSfcbeibe  unb  baS 
Siebt  erfebeint,  bureb  biefelbe  betrachtet,  mit  einem  farbigen 
$ofe  umgeben.  Ua  wir  bureb  bie  Ätmofobdre  bie  teuer;» 
tenbe<2>omte  feben,  fo  wirb  bei  tiefer  eine  entfyrecbenbe  C?r» 
fcheinung  auftreten  müffen,  fobalb  feine,  gleichmäßig  wer* 
tbeilte  SunjlbletSehen  jene  erfüllen.  STfan  unterfeheibet  eon 
ben  fleinen  £öfen  bie  großen,  welche  bauftg  au8  meb= 
ren  einanber  burebfebnetbenben  Jtreifen  begeben  unb  von  ber 
Grfcbeinung  t?on  9ccbenfonnen  ober  9tebenmonben  begleitet 
ju  fein  Pflegen.  £iefe  Scebenfbnnen  treten  ba  auf,  wo 
jroei  ber  erwähnten  Areife  fieb  fchneiben.  iTOan  leitet  bie 
großen  £>6fe  »on  ben  ju  fleinen  ©Snabeln  gefrorenen,  bie 
cuft  erfuHenben  fünften  ab.  Die  Sbbft  um  ben  2Rcmb 
pflegen  unfehtinbarer  ju  fein  at5  bie  i>6fe  um  bie  Sumte. 
'Äucr;  um  bie  Süenuä  tjat  man  farbige  $6fe  beobachtet. 

flof  bejeicbnet  urforüngfieb  jeben  umfriebigfen  fttftfc 
namentlich  einen  folebert,  ber  fich  bei  ©ebüuben  beftnbet  unb 
gleichfam  eine  Erweiterung  berfelben  bittet.  3n  übertrage* 
ner  SJebeutung  bat  man  bann  bie  ©efammtbeit  alles  2W> 
ftn,  waS  mit  einem  folcben  ^)ofe  in  neuerer  ober  entfernte» 
rer  {Begebung  fleht,  £of  genannt.  @o  j.  SB.  beißt"  bte 
Jrobnbtenjfe,  xotl(S)t  auf  bem  #errenbofe  »on  ben  S3auetn 
ju  leiflen  ftnb,  ^rofebienfle,  ba*  »erjeiebnif  berfelben 


Hof 

unb  btc  $6rigrn,  welche  fte  ju  reiften  Ratten,  ^ofbueb, 
tai  3nventarium  eineS  SSouernboB  .f)  o  f b  u  c^>  u.  f.  w. 

SQor^ugöYvetfe  beißt  ^>of  aber  bie  gefammte  Umgebung  eines 
regierenben  dürften  unb  ber  SRitgiieber  fein«  gamtüe,  fo* 
wie  man  bie  ju  bemfelben  geb6rigen  ^erfonen  als  Gefammt* 
beit  ben  £offtaat  nennt.  Aue  einzelne  biefer  $erfonen 
werben  bureb  33eifebung  beS  SBorteö  |>of  ju  ihrem  Aratfc 
ober  Cbrentitel  auSgejeichner.  Auch  oft  in  gar  feiner  bi* 
reden  SBcrbinbung  mit  bem  $of<  fle^enbert  Anftalten,  jtünfb 
lern  unb  J^aribwcrfern  wirb  baS  SBort  £of  als  ebrenbe 
SSe^eicbnung  jugegeben,  j.  8$.  £ofapotbefc,  &offattler 
u.  f.  w.  Sie  Gefammtbeit  ber  Kegeln,  welche  befitmmen, 
waS  bei  ^»offeflen  unb  überhaupt  bei  allem  Auftreten  bei 
Sgote  für  an|tänbig  gilt,  fon>o(  in  JBejug  auf  .Rleibung 
(^ofÜcibung)  alS  ^Benehmen,  unb  auf  beren  JBeobacb« 
tung  (heng  gehalten  wirb,  beißt  bie  $ofetitette,  baS 
■ftofeeremontel.  Die  $ofetifette  »«  ebemaiö,  wo  man 
auf  baS  Außere  mebr  gab  als  gegenwärtig ,  nod)  viel  ftren> 
ger  als  iefct  unb  würbe  mitunter,  wie  j.  re.  am  fpan.  4?ofe, 
forool  für  bie  Surften  wie  für  alle  [ich  ihnen  Stabenbe  jum 
lüftigften  3wange.  Tic  feinen,  nicht  grabe  gefoberten, 
aber  ftiöfchweigenb  eingeführten,  bei  £ofe  üblichen  Kegeln 
für  baS  SBenebmen  bilben  ben  £ofton,  bie  £offitte. 
(Sine  iJeit  lang  bebiente  man  fieb  an  ben  gefeit  jur  <5onver» 
fatiett  lieber  einer  auSlänbifcben  Sprache  als  ber  vaterlän» 
bifeben,  namentlich  war  bei  ben  meinen  £flfen  bie  franj. 
Sprache  auf  tiefe  ©eife  als  4j>offpraä)e  eingeführt.  Koch, 
jefct  gilt  e$  im  Allgemeinen  an  ben  meiften  §b\tn  alS  Kegel, 
baff  ju  ben  ehrenvollem  Stellungen  im  Qofftaatt  nur  Abelige 
»ugelaffen  werben.  Die  Urfacbe  biervon  war  urfprünglich,  baß 
früher  bie  Abeligen  aUcrbingS  vorzüglich  burch  gefelifchaft» 
liebe  iöiibung  fieb  aufzeichneten,  fowie  im  SBefifj  eineS  tjimti-- 
cfcenben  SBermogenS  unb  freier  Seit  waren,  um  ftdj  bem  {)of< 
leben,  welches  ÖJeibeS  erfobert,  wibmen  ju  (innen.  Auch 
ging  man  von  ber  Anficht  auS,  baß  eS  ber  SSürbc  beS  §ür* 
ften  gemäß  fei,  nur  von  Denen  umgeben  unb  bebient  ja 
werben ,  welche  als  bie  Bornebmften  im  SBolfe  anerfannt  wo* 
ren.  Alle  Diejenigen,  welche  nacb  ihrem  Kange  in  ber  bür* 
gediehen  ©efcUfcbaft  berechtigt  finb,  bei  ^ofe  ju  erfebeinen, 
werben  hoffähig  genannt.    Außer  ben  Abeltgen  gehören 

Sien  hoffähigen  ^erfonen  bie  biSbern  ©eiftlitben,  alle  JDf» 
iere,  bie  vornehmen  fürftlicben  ^Beamten  unb  au  Ja  ejci  eb- 
nete ©elebrte  unb  Jtünftler,  bie  leejtem  ieboeb  nur  au5> 
nabmSwcifc.  An  verfrhiebenen  #6fen  b^feben  t)icTÜbec  »er* 
febiebene  Kegeln,  welche  in  ber  Aoforbnung,  wp  auch, 
bie  Kangfolge  ber  hoffähigen  ytX]ontn  feftgefe^t  ijl,  ange» 
geben  finb.  3n  Kußlanb  wirb  baS  Kecht,  bei  ^)ofe  ju  er» 
febeinen,  nur  burch  ben  Kang,  niebt  aber  bureb  bie  Geburt 
ertiicilt.  3u  ben  ^offefien,  trelcbe  fehr  »erfdjietcner  Art 
finb,  gcl;ören  namentlich  bie  Gau  ren,  in  benen  ber  Surft, 
»on  feinem  Jgwfflaate  umgeben,  fieb  grembe  »orflellen  läßt, 
Gratulationen  annimmt  u.  f.  w.  Der  Drt,  wo  fitb  ber 
Surft  mit  feinem  {>ofe  aufhält,  wirb  mit  einem  veralteten 
SQorte  baS  ^oflager  genannt. 

SBaä  nun  bie  innere  Gmricbtung  be»  ^>offiaatc3,  bie 
SBejeidjnung  unb  Certbeilung  ber  ^ofämtcr  betrifft,  fo 
berrfeben  bei  ben  oerfebiebenen  ^öfen  fet)r  verfebiebene  @üu 
rieb  tun  gen.  Die  angefebenften  ber  £of  beamtet  finb:  bec 
ßberljofmeifter,  roeldjcr  bie ^offefle  anorbnet,  auf  öeob: 
aebtung  ber  ^ofetifette  bält  unb  bem  #offtaate  beo  gürften 


Hofer 

ebenfo  vorfiel) t,  wie  bie  Cberljofmeifterin  bem  ^offtaafe 
ber  Sürfttn;  ber  Obertämmerer,  welcher  ben  Dienfl  um 
bie  $erfon  bcS  Surften  beauffidjtigt;  bei  jpberbofmar 
fchall,  welcher  bie  jDberaufjtcbt  über  bie  )&(onomie,  ba? 
4?au6wefen,  Jtüdie,  Äelkr  u.  f.  W.  bat;  ber  jDbcrftall- 
meifler,  ber  JDberbofiägermcifter  u.  a.   3ur  ©efci; 
fdjaft  fcergürftin  bienen  bie  4i>ofbamen,  Cbrenbamen, 
o  ffrä  it  lein      Die  Jtammerberren,  welche  fieb  bureb 
jwei  golbene  Änopfe  über  bem  redbten  Kocffcboße  auSjcitfc» 
nen,  an  welche  fle  im  Dienfl  eine  Schleife  mit  einem  gol 
benen  Scblüffel  befeftigeti,  finb  bie  vomebmfien  Diener  unt 
jugleid)  bie  ©efellfcbafter  be5  Surften.    Der  Eitel  Äam. 
merberr  wirb  jeboeb  au<b  ald  bloßer  Gbrentitel   ertbc;  : 
Äammerjunfer,  a^ofjunfer  unb  ^)agen  (f.  b.)  ftnö 
auf  bie  jtammerberren  folgenbe  abclige  Diener  be3  gürfi<:r 
Sur  bie  niebrigern  Dienftleijtungen  finb  (bürgerliche)  jtam- 
merbiener,  Äammerfrauen,  Jg>ofla(aten  u.  f.  n 
angeftcllt.   Die  vomebmfien  ^jofamter  finb  in  neuerer  3eir 
Äbnüd)  wie  ebemalä  bie  Grhämter  (f.  b.)  beä  beutfebtn 
KeicbeS,  oon  verfchiebenen  gürften  an  einzelne  angefebc 
Samtlien  alöSebn  übertragen  worben,  unb  tS  gibt  auf  ti. 
Säieife  Grboberbofmcifler,  grbmarfdjällc  u.  f.  w.,  boeb  bei 
richten  biefelben  ben  Dienfl  in  ber  Kegel  nicht,  fonbern  n 
ben  ihnen  gibt  eo  noeb  wirflitbe  Dberbofmeifler  u.  f.  ».  — 
4>ofgericbte  beißen  in  einigen  Qtaattn  bie  obern  Sonbe. 
gerid)te.  — -  ^ofs  unb  ©taatsfan jler  ifl  ber  J&t; 
welchen  in  £)fheicb  ber  erfle,  bad  ganjc  iÖciniilcriuin  leite 
SRinifler  führt.    3n  Greußen  führte  ber  Surft  f>arbc 
berg  (f.  b.)  biefeu  Eitel.  —  £ofratb,  KeichSho- 
ratt)  Ijicß  fonfi  ein  Kollegium  $ur  Scratbung  ber  Keg.. 
rung6angelegenheiten.    (Solche  ßoUcgiett  würben  feit  r 
16.  3nbrr).  in  Deutfchlanb  eingeführt  unb  geftaltetcn 
allmalig  )U  obern  Gerichten  um.    Refrath  ifl  auch  ei 
©brentttel,  ber  »erbienten  Seamten  unb  Gelehrten  ertb-: 
wirb  unb  ber  in  ben  verfchiebenen  Staaten  in  verfebie*. 
nem  Anfeben  (tel)t. 

fjofer  (Anbreaä),  genannt  ber  Sanbwirtb,  war  bei 
braoe  Eiroler,  welcher  feine  JJanböleute  in  bem  Ai;,v: 
1809  anfübrte,  ju  ben  biefelben  fieb  flu8  Anf>ängltcbfeit 
baS  öilr.  jtaiferbauS  unb  jur  Sebauptung  ihrer  Sreibeit  er 
boben  r)atten.        war  1767  in  einem  23irt(j5baufe ,  N: 
@anb  genannt,  ju  @t.  =  geonarb  im  ^affeverthale  gebore  : 
worben  unb  hatte  nachmaß  bie  SBirtbfcbaft  felbft  überne:: 
men.   ©ebon  in  ben  frubern  Äämpfen  gegen  bic  Sranj. 
batte  ft'cb  ^.  bureb  Patriotismus  ausgezeichnet.   Seit  1809 
war  EU ol  (f.  b.)  an  Jöaiera  abgetreten,  aber  mit  treuer 
Siebe  hingen  bie  Eiroler  unb  namentlich  auch  £.  an  öftrci.1 
unb  als  f«cb  180Ö  AuSficbt  ju  neuem  Äampfc  ibfrreicbS  mä 
Sranfreicb  barbot,  fam  eine  Anjafcl  tiroler  Abgeorbnet. 
unter  üjnen  Jg).,  nach  fflien,  um  mit  bem  (frjbftjoge  3,- 
bann  wegen  eines  AufftanbeS  in  Eirol  für  bie  Sache  £fr 
reicbS  ju  verbanbeln.  SBirflict)  würbe  auch  ein  iftr.  ötaat- 
beamter  beauftragt,  ben  Aufflanb  ju  leiten.    Der  jtriej 
brach  öu«/  Eirol  war  fo  gut  wie  frei,  als,  wabrenb  t 
Sranjofen  gegen  2Bten  vorbrangen,  bie  JBaiern  in  Eirol  ein. 
fielen,  eS  verbeerten  unb  bie  6(tr.  Eruppen  fammt  ben  Jtru 
gern  EirolS  nach  bem  SSrenner  brängten.    ^>ier  erfeb  r 
auch  «&•  unb  (teilte  fleh  an  bie  Spi&e  neuer  Unternebmu 
gen,  bei  benen  ihn  bie  JSegeifterung  feiner  SanbSleute  un- 


Hofer 


3M 


floffmann 


icrfiu^te.  £>ie  Sötern  »würben  wieberrjolt  gefcbjagcn  unb 
»nufjten  Jlirol  räumen;  ba  würben  bie  «tiroler  im  btfirn 
oiegeStouf  burch  bie  Racbricbt  gebetnmt,  baß  nach  einem 
nbgefdjtoffenen  SBaffenßillftattbe  «tirol  von  ben  nocb  in  tbm 


fie&enben  öfir.  Struppen  verlaffen  »erben  foHte.  SDa«  8anb, 
won  £|rreidj>  verlaffen,  fiel  in  bie  £anbe  feiner  geinbe,  AW 
lei  fcbien  verloren  unb  Sr>.  verbarg  ficrj,  um  ben  Verfolgern 
SU  entgegen,  in  eine  Jpot>le  bed  g>affevertf>altf.  AIS  aber 
bie  fc*ge  beä  SSaterlanbe«,  ber  fid)  Dinner  »tue  ©peefba» 
djet,  %)tter  "Kanct  unb  bec  Kapujiner  Soacfcim  J§a«pinger 
begeifert  Annahmen,  burd)  in  ehre  ben  Seinben  beigebrachte 
flteberlagcn  roieber  Hoffnungen  9?aum  gab,  trat  auch  £>.  wie» 
tet  auf  unb  übernabm  nun  ben  Oberbefehl.  (?r  beftegte  bie 
graruofen,  oertrieb  ben  STOarfdjaD  fcefebvrt  mit  feinem  £eere 
auf  «tirol  unb  leitete  bie  Angelegenheiten  beffetben  bis  jum 
»wiener  ^rieben.  Sefet  aller  ^pulfe  entbeljrenb  unb  von  ben 
mächtigen  geinben  von  allen  leiten  umbrängt,  mußte  bet 
fübne  SRann  Anfang«  9(ov.  1809  bie  Crfldrung  feiner  Un> 
ttratrfung  an  ben  Bicefönig  von  3talien  abgeben.  (St  ver* 


fdmtabte  bie  glucr/t  nadj  frftreier)  unb  bjelt  fid)  in  einet  AT* 
peabütte  im  f>affevr  verborgen.  Seibei  ließ  er  fid;  im  9lov. 
burdb  falfdje,  übertriebene  9cndiriditen  verleiten,  nodjjmaW 
bie  SB  äffen  ju  ergreifen;  er  würbe  nun  als  ^oebwerrätber 
betrachtet  unb  bie  Jranjofcrt  fuebtert  feiner  babbaft  ju  wer« 
ben.  XJon  einem  treutofen  Jreunbe  verraten,  tarn  er  am 
20.  San.  1810  in  bie  £anbe  berfelben.  <5r  warb  nadj 
SRantua  gebraut,  vor  ein  Kriegsgericht  geflellt,  jum  «tobe 
verurteilt  unb  am  20.  gebr.  1810  ju  ÜRantua  erfo)offen. 
2>cr  öftr.  Kaifet  hotte  ihn  nicht  retten  fönnen,  aber  er  ehrte 
fein  Anbenfen,  inbtm  er  1819  Familie  in  ben  Abel« 
flanb  er&ob,  ibr  bie  verlorenen  ®uter  erfe(»te  unb  1834  eine 
SJJarmorbilbfaule  beS  r;e(benmütr)igen  9)?anne$,  wie  vor(te» 
benbe  Abbilbung  jeigt,  ju  SnnSbrucf  in  ber  granjiäfaner« 
tirrbe  neben  bem  ©rabmal  Jtoifer  SRarimilian  1.  aufrieb« 
ten  lieg. 

ijoffmann  (griebr.),  ein  berühmter  Arjt,  würbe  1660 
ju  Jpiille  a.  b.  Saale  geboren,  fiubirte  ju  3ena  unb  ßrrfurt, 
jeidjncte  fid.)  alö  praftifeber  Arjt  unb  als  tShernifcr  auö  unb 
würbe  bei  ßrricfciung  ber  Univerfität  #alle  1693  erffer  9>ro* 
feffor  berfelben.  hierher  febrte  er  aud>  jurüd,  naebbem  er 
1709—12  bie  Stelle  eine«  fön.  EeibarjteS  in  »Berlin  befleu 
bet  fyütte,  unb  lehrte  mit  groß  em  »Beifall  bis  an  feinen  «tob 
1742.  Qx  fdprieb  mehre  ausgezeichnete  SScrfe  unb  erfanb 
bie  äufammenfefcung  werfebiebener  OTebicamcnte,  unter  benen 
bie  £offmann'fcr;en  «tropfen  unb  ber  £offmann'fcbe 
gebenöbalfam  einen  großen  97uf  erhalten  haben.  «Dabei 
hegte  er  bie  Überzeugung,  baß  einfache  ßebenSart  unb  in 
vorfommenben  galten  bie  gehörige  Anwenbung  fogenanntec 
^auSmittel  am  wirffamftcti  jur  Erhaltung  ber  ©efunbbeit 
bienten;  pflegte  ivobl  auch  ju  fagen:  ,,Senn  man  gefunb 
bleiben  roill,  muß  man  SRebicin  unb  Arjte  meiben!" 

ijoffmann  ((frnjr  ilhwbor  Amabeu«,  eigentlid;  Qxnft 
«thtob.  SBilfj.),  ein  beliebter  beutfdjcr  ©djriftfieller,  roirb  bau* 
fig  Catlot  genannt,  rveil  er  1814  ,,^>r;antafieflü<fe  in  (iau 
Iot'8  ÜRanier"  herausgab,  in  benen  er  Figuren  auftreten  ließ, 
n>eld;c  AhnlicbFcit  mit  ben  frorjenbiiff  fomifeben  Sigurd'  be» 
SDtalerS  Gallo t  garten.  ^».,  geb.  ju  Königsberg  in  Greußen 
1776,  voar  ein  3Rann  von  ben  vielfcitia(ien  «talenten ;  er 
war  nid;t  nur  ©cJjriftjl eller,  fonbern  aua;  ätidmer,  augge^ 
jeidjneter  9Jfufifer  unb  (Eomponifl,  foroie  tüchtiger  3urifl. 
9(ad;bem  er  in  Königsberg  bie  Äecbtäroifftnfd)flftcn  flubirt 
hatte,  trat  er  in  @taate>bien|le  unb  würbe  1802  ^Regierung«* 
ratb  in  Vploct  unb  1803  in  äBarfd;au,  verlor  aber  tiefe  An« 
fleHung  burdj  ben  1806  erfolgten  ßinmarfd;  ber  rTwnjofen. 
hierauf  mar  er  erfi  in  »Bamberg,  bann  in  £rc$ben  unb 
8eip jig  Sßufifbirectov  beim  ^beater,  geriet!;  aber  abrocd;felnb 
in  bie  traurigfien  Sagen.  Cnblid;  tarn  er  roieber  ju  einer 
gefidjerten  (Stellung,  inbem  er  1816  atS  9?atf)  beim  Kam» 
mergeriebt  in  JBerlin  angejlellt  würbe,  wo  er  1822  an  tu 
ner  böd>ft  fcf;merjhaftcn  Äranfheit,  aber  bis  jum  legten  Au» 
genblicf  eine  betvunbeTungäwürbige  ©tijieSrraft  bwa^renb, 
ftarb.  &  erfüllte  treu  bie  ^flicfeten  fetneS  SerufS  unb  fanb 
babei  no<r)  5Kuße  ju  einer  großen  Anjafjl  von  ©ebriften. 
©eine  8eben$crt  war  r;öcbfr  unregelmißtg.  Sion  9?atur  mit 
bem  lebhafteren  (beiße  auSgefiattet,  regte  er  fid;  nocb  ge; 
waltfam  bureb  ©ein  auf.  3"  feinen  ©ebrtfren  fjcrrfcJjt  eine 
wufte,  grelle  unb  üppig  nid;e  9>bantafic;  eigcnrbümlicr;  finb 
ibm  bie  gefpen(ierhaft»pr;antafiifcben  ©tfraltcn,  burd;  weldje 


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Hofnarren  4 

er  feine  Sefer  ju  fpannen  unb  aufzuregen  weif.  3ur  rubi» 
gen,  ma&rbaft  fcfc&nen  Sarfteüung  bat  er  c5  niemals  gebracht. 
3lu§aabtn  feiner  Schriften  finb  ju  JBerlin  unb  Stuttgart 
(1829  fg.)  erftbienen. 

jjofnarrrn  »aren  ©paßmac&er,  welche  nact)  benJtreuj* 
jugeu  an  ben  £6fen  ber  Surften  unb  von  reiben  unb  vor» 
nejjmen  Herren  geilten  mürben,  ©ie  mürben  aucr)  luftige 
ober  furjmetltge  Stdtbe,  X  ifa)rd  t  b  e,  ©cbalfönar» 
ren  genannt  unb  maren  von  febr  vergebener  JBefcbaffen» 
beit.  SbeilS  na m lieb  nahm  man  verfriippelte,  miigefialtete 
äJtcnfcben,  3merge,  JBucflige  unb  beral.  ju  Hofnarren, 
welche  man  lächerlich,  aufpufcte,  tt>eitÖ  befleibeten  biefe  ©teile 
spojfenreijjer  ber  gröbften  äxt,  melcf/e  bureb  ©rimaffen,  üt>» 


O  Hofnarren 

ten  unb  plumpe  ©pÄfje  ergöfeten,  rbeil«  halb  tw$nf"mi$t, 
aber  gutmütige  Wengen,  roelche  mit  fta?  fpafien  lieta 
aber  alle  SBerfyaltnijTe  von  ibrem  verrueften  ©tanbpunftc 
anfallen  unb  befebreafeten,  tbcilä  enblicb  roirflicb  getfhttc^e  unb 
tvibjge  £&pfe,  reelle  bie  Starrenmiene  nur  annahmen,  im 
lauter,  ungenirter,  beipenber  bie  2Babrbeit  fagen  i.u  tinfa 
Die  Marren  Ratten  ba*  Privilegium,  7LUt&  ju  reben,  Ml 
ibnen  einfiel,  unb  ni$t  feiten  benu&ten  fie  bafTefte,  um  | 
ren  Herren  auf  mifcige  SSeife  Sßabrbeiten  ju  fagen,  bie i< 
ber  'Änbere  nict>t  wagte  aussprechen.  &od?  »urbtri  \ 
auch  oiel  mit  Starten  gepeinigt  unb  ihr  §txt  bebatbelte  üt 
ganj  al§  Seibeigne,  lieg  fie  rool  aueb,  wenn  fite  gor  ju  m 
verfcbdmt  mürben,  au$peitfcf>en.  2fuf  bem  gefdporenen  Jen 
trugen  bie  Hofnarren  eine  eigentümliche  Äappe,  bie 


%%  e •»  e  n  f  n. 

renfappe,  auch  Äogel,  ©ugel  genannt  von  bem  tat 
cacaltu,  b.  b.  itucfut  £>iefe  runbe  Jtopfbebecfung  mar 
ebemal*  allgemein  ©itte  unb  jum  Hbjeie&en  mürben  ben 
Marren  (ffelSor>ren  unb  ein  #aljnenfamm  an  biefelbe  gefegt, 
früher  maren  auch  bie  ©cbelicn  an  ben  Jtlcibern  allgemein 
getragen  morben,  meldte  bie  Starren  fpdter  a(6  eiaentbümli« 
dien  $ufc  trugen.   Sie  Etappe,  ber  grofje  Jpal£f ragen  ber 

tofnarren  unb  anbere  Sbeilc  ihrer  Jtleibung  mürben  mit 
cbeHen  befefct.  Sie  Sßaffe  be«  Hofnarren  bilbete  ber 
Starren! olben  (franj.  marotte),  ju  bem  vielleicht  ur< 
fprüngüd;  bie  noch  jefet  unter  bem  Stamen  Starrentolben, 
Starrenfcepter  ober  Stofcrfolben  befannte  ©umpfpflanje  mit 


I  a  i  l  e  t  t  e. 

bitten  Äotben  genommen  mürbe,  bii  fie  fpÜer 
©eftalt  einer  $erculeöf etile  gemacht  mürben.  *u*. 
man  jierlicb  gefcbnifcte  Siarrenfcepter  in  folbenfirmig«  6*' 
ftalt,  melcbe  oben  mit  einem  Starrenfopfe  gejiert  rourfcen-  - 
Unfere  abbilbungen  »eigen  ben  ju  feiner  3<it  berub_ß'( 
&be venin,  ben  £ofnanren  beS  grofien  JUffert  *«"  '•' 
unb  Gailette,  ben  Hofnarren  be«  franj.  JU«i* 
mig  XII.  ©in  nicht  meniger  berühmter  Hofnarr  »ar*»«111 
Starr  ober  JtlauS  von  S?an|täbt  am  Jbofe  be*  f«W- *J| 
fürften  griebrict»  beä  SBeifen,  beffen  ©cfrmanfc  2?JJ 
Srucf  befannt  gemalt  mürben,   ©egen  ba*  Unroefen,  i- 
$e*  mit  ben  Hofnarren  getrieben  mürbe,  inbem  feg«  wcr 


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Hogarth  toi  Hograitb 

Ui  fd)(e#te  ©efinbet  von  ber  Slarrbeit  gleicbfam  ^roftfnon  würbe   1698  ju  Bonbon  als  bei  (Sobrt  eine?  amen 

machte,  eiferten  mebrmal«  bie  ffietc&Stage.    SWt  3"nabme  <5d)u((ef)rer§  geboren.   Slaajbem  er  feine  gebrjeit  bei  einem 

ber  Jöilbung  gegen  Anfang  be§  18.  üfrfyify.  famen  bie  .§of»  ©ifberarbeiter  überjhmben,  befestigte  er  ßdj  eifrig  mit 

narren  aüfoiiltg  von  fetbjt  ab.  äciefmen,  ju  roelcbem  er  fct>on  in  frübefler  3ugenb  unge; 

rpöljniidic  Anlagen  rernthen  hotte.  3uglei(fe.  fudjte  er  fid? 

fjogartl)  (SBitliam),  ber.  burd?  feine  wiegen  3eicbnun*  bureb  ■Stechen  »on  3Bappen,  £itelfupfer  ju  iBüdiem  unb 

gen  berühmt  geworbene  engl  9Haler  unb  Äupferftcdjer,  burd?  $ortrairma(en  fein  Sir  et  ju  oerbienen.    Cft  »er^eira: 


1 


üSiUxr.aciw.ieer.  IT. 


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Hobe  4< 

tbete  fich  1730  tntb  trat  t>on  nun  an  mit  fetbftänbigen 
Schonungen  auf.  Et  fteHte  fiep  bis  Äufgabe  tuvdj  Silber, 
in  bentn  bie  mannid;faltiaften  (Struppen  auftreten  unb  in 
benen  auch  bie  fleinflen,  jebeinber  gennafugtsflen  3üge  »oU 
ler  SBi&  unb  tiefer  83ebeuturt3  finb,  bie  Softer  unb  Scb.sä» 
<hm  ber  äJhnfcben  tbeil!  lächerlich  \u  machen,  theil!  in  ily. 
rcr  SBerabfcbeuunglwürbigfeit  barjufjellen.  Er  gab  aueb 
ganje  9?ett>en  von  JBilbern,  welche  bie  t>etfcr)ieb«ncn  Stufen 
bei  Elenbl  barfteHen,  in  welche  STborbcit  ober  Saflerhaf» 
rigfeit  ben  SJccufcben  ftürjrn.  3"  biefer  SSeife  fteüte  er  83. 
ben  Sebenlmeg  einer  JBubUrin,  ben  2Beg  bei  Sieberltchen, 
gleiß  unb  gaulbctt  u.  bergl.  »or.  Einjelne  ausgezeichnete 
JBlättcr  finb:  ber  #ahnenfampf  (f.  b.),  bie  Sehaufpicler 
in  ber  Scheune,  ber  erjirnte  SRufifuI  unb  anbere.  auch, 
all  4>i(iotienmaler  trat  £>.,  aber  mit  geringem  Erfolg,  auf, 
unb  1753  etfebien  von  ibm  ein  S3ucb:  „3erglieberung  ber 
Schönheit ",  in  welchem  er  bie  Schlangenlinie  als  Schön* 
beitllinie  bcrfteUte.  auf  ber  Palette  im  umftebenben  33ilbe 
ift  baber  biefe  Sinie  angegeben.  ,y>.  ftarb  1764  auf  feinem 
Sanbgute  ju  dr>ieltotcf  bei  Ifenbon  unb  mürbe  bafelbjt  be= 
grdbtn.  Su  feinem  Denfmal  febrieb  ber  berübmte  (Sarrief 
(f.  b.),  £.'!  »ertrauter  greunb,  bie  3nfcbrift.  Die  £o« 
garth'fcbcn  Äupferft;^  ft'nb  wieberbolt  berauSgegeben  unb 
tn  eignen  fächern  cttldrt  morben.  Da!  befte  beutfebe  2Berf 
bn  ait  finb  Sickenberg'!  „Erflärungen  ber  4>ogartr>'fcben 
Äupft-.jliche  mit  terfleinerten  Kopien  berfelben  fern  Sftepen* 
häufen"  (12  Sieferungen,  ©öftingen  1794—1816,  gol.). 

Cjörje  (bie)  eines  »Punfte!  über  einer  Ebene  beißt  bie 
Sange  ber  fenfreebten  Sinie,  welche  vom  fünfte  auf  bie 
eben:  herabgelaffen  wirb,  ober,  wal  Daffelbe,  bie  Entfer« 
nung  bei  9)unl ce»  von  ber  Ebene,  ©ei  einem  Jtörper  nennt 
man  bie  Sr>tyt  bie  größte  Entfernung,  um  meldte  irgenb  ein 
9>unft  an  ber  ßberfldape  beS  Jtörper!  »Ott  berjenigen  ebene 
abftebt,  welche  all  bie  ©runbfläcbe  beS  Jtörperl  angenom» 
men  morben  ift.  Da  auf  ber  Erb«,  wenn  man  biefelbe 
all  eine  Jtugel  betrachtet,  bal  ffiaffer  aller  großen  Stteere 
(ich  fo  »ertbeilen  muff,  baß  e!  überaß  gleichmeit  oon  bem 
SKittelpunfte  ber  Erbe  abfielt,  fo  pflegt  man  bie  £öben 
ber  fünfte  auf  ber  Erboberflaehe,  j.  JB.  ber  Spifeen  ber 
JBerge,  nach  ber  Erbebung  berfelben  über  bie  ÜReetelober* 
fläche  (bal  9li»eau  ober  ben  Spiegel  bei  SKeerel)  m  be> 
fHmmen.  3nbeß  wirb  häufig  auch  ^>te  §bt)e  einel  ©egen* 
ftanbel  über  einer  anbern  Ebene,  j.  JB.  eine!  Sburmel  über 
ber  HüdH,  auf  welcher  er  jiebt,  gefucht.  2Ran  hat  nun 
fehr  »erfcbiebene  SRittel,  bie  #obe  einel  jDrtS  nt  bejiimmen, 


3  Hohe» 

$Henmeffuna«n  anjufleHen..  dilti  ber  einfachften,  aber 
auch  nicht  weit  aulreichenben  biefer  Littel  i(i  ber  Statten 
bei  ju  meffenben  ©egen|ianbl.  ©efefct,  el  wäre  bie  £öt>< 
bei  Obelilfen  DE  ju  meffen,  befftn  ©."hatten  längd  DO 
falle,  fo  fielle  man  einen  Steden  AS  t>on  befannter  Sänge 
fo  auf,  ba§  fein  Schatten  mit  bem  bei  £)belilten  jufatn« 
menfäUt  unb  bie  Spi|e  beffelberi  ebenfad!  auf  0  trifft.  3« 
biefem  Salle  »erhält  fich  bie  Entfernung  OA  jur  Sänge  beS 
StecfenS  AS,  wie  bie  Sänge  bei  Schattenl  bei  JDbelilfen  OD 
$ur  ^6he  bipbtn  Dß,  ober  el  ift  DE  =  ASxOD.  2&ire 

OA 

nun  i.  JB.  AS=3  g.,  0A=5  g.  unb  0D=50      fo  mu§ 
bie  JQÖt)t  DE =3  X  50  =  30  g.  bettagen.    25al  gebräueb. 
5 

licbfte  3nfirument  jum  SReffen  oon  £6f)en,  namentlich  ton 
JBergböhcn,  iji  ber  burch  ben  JBarometer  (f.  b.)  angejeigte 
Suftbrucf,  welcher  um  fo  febmäcber  wirb,  )e  mehr  man  ftdj 
über  bie  SReereloberflädje  erhebt.  £a  oon  bem  Suftbrucfe 
auch  ber  <£>i(}egrab  abhängt,  bei  welchem  bal  SBaffer  fiebet. 
b.  h.  fich  tn  Dampf  umwanbelt,  fo  fann  man  auch  aul 
ahermometerbeobaehtungen  £obenmeffungen  ableiten.  Daä 
Sieben  bei  SBafferl  erfolgt  nämlich  bei  einer  um  fo  gerin* 
gern  Temperatur,  je  gertnger  ber  Suftbrucf  ift,  welcher  Der 
Sierwanblung  beffelben  in  Dampf  binberltch  ift.  Daher  tx-. 
langt  auch  bal  SBaffer,  ehe  el  fich  «"  Dampf  »erwanbclt, 
auf  hohen  Sergen  feinen  fo  hohen  $ifeegrab,  all  btcfcS  in 
ber  Ebene  ber  gaü*  ift,  unb  man  braucht  mithin  nur  mit- 
tel! einel  Shtfrnometeri  ju  beobachten,  wie  heiß  bal  fie= 
benbe  SBaffer  auf  ber  Spifee  eine!  S3ercjc!  ift,  um  beffen 
SoclH  über  ber  Meeresoberfläche  berechnen  u:  fönnen.  Eine 
eigenthümliche  Zxt  bei  ÜReffenS,  welche  man  bei  niebrigem 
iDrten  anwenbet,  um  ihren  £6henunterfcbicb  fennen  ju  ler^ 
nen,  ift  bal  9ci»elliren  (f.  b.). 

3n  ber  Äftronomie  nennt  man  bie  £H«  «ineS  Stentes 
bie  Erhebung  beffelben  über  ben  $orijont,  welche,  wenn 
man  fich  ben  Gimmel  all  eine  {xtlbfuael  unb  ben  jöcr::.' 
all  bie  Ebene  "oorfletlt,  auf  welcher  jene  ^»albfugel  rubt, 
burch  ben  JBogen  jwifchen  Stern  unb  #orijont  eine!  Ärei= 
fei  gemeifen  wirb,  ber 'burch  ben  Stern  geht  unb  fenfre^t 
nuf  bem  £>ori)ont  fieht.  Da  ber  burch  ben  ^olarftem  an-. 
gebeutete  9corbpo(  bei  ^immell  um  fo  näher  am  .öm-üemt 
erfcheint,  je  weiter  man  fich  vom  9lorbpo(  ber  Erbe  ent- 
fernt, fo  nennt  man  bie  A6he  bei  $>olarfternS  über  bem 
Jfcorijont  einel  Ort!  bie  f>olhibe  biefeS  iDrtl  unb  be= 
ftimmt  nach  berfelben  bie  geoarapt)if$c  Sage  bei  Drtl.  Die 
Schiffer  fagen  für  $>olh6he  rurj  $6 he,  unb  tyitmad)  ba 
beutet  in  ber  Schifferfprache:  ,,'Xuf  ber  4>cbe  eines  Dni" 
(ich  beftnben,  fo  »iel  all  an  einen  £>rt  im  9?cere  gelangt 
fein,  welcher  gleiche  $olh6be  mit  bem  angegebenen  Drte  bat 

fjo))t\\  nennt  man  im  Staatsrecht  ben  au!  ben  matt* 
tieUen  fechten  ber  Staatlgemalt  fließenben  SBirfunglfreü 
bei  4?errfcherS.  Der  fioheit  in  biefem  Sinne  wirb  bie  Sic: 
waltung  entgegengef efet,  all  bet  2öirfunglfreil  ber  mit 
ber  Ausübung  eine!  ftaatlgewaltlichen  Stecht!  Born  ^erifd  .: 
ober  t>om  JQolfe  Beauftragten.  Die  Roheit  faßt  roefentücb 
in  fich  bal  Stecht  ber  JDrganifation,  ber  oberften  Settang, 
ber  SSerfüguna  unb  hochfien  Entfcbeiburig  hl  aQen  3wt:.-.. 
ber  Staatlregierung  mit  einjiget  «ulnahme  b«t  ÄecbfSppege, 
bei  welcher  tn  gebilbeten  Staaten  bie  lefcte  Entfcheibunj 


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Hohenlohe 


403  Hohenstaufen 


tinab^&ngtgcn  ©triften  juflebt.  35«  ob«  aud;  bie  8?«&te 
brr  #ob<it  nirfit  »Ott  bem  ^frrfcbcr  allein,  fonbern  unter 
SRitroirfung  »erantwortlid;er  SÄinifler  ausgeübt  werben  fol« 
Im,  unb  in  ©ejug  auf  bie  einjelnen  9>ro»injen  beS  ©taatS 
ihre  Ausübung  ben  $ro»injialbeamten  unb  Söebörben  über» 
tragen  »erben  muß,  fo  erföeint  aud;  bie  #obeit  lieber  alS 
ein  beforrberer  SSerwaltungSjweig,  unb  fomit  bie  ganje  ©taatSs 
regitrunq  in  ihrer  SBirFItdifeit  alS  ©taatS»erwaltung,  n>eld>e 
eigentlich  in  brei  Jpauptjroeige  jerfäflt,  in  bie  SJerwaltung 
ber  ©efefcgebung,  ber  StecbtSpflege  unb  ber  9t egierung.  9tad) 
ben  einjelnen  ©egenflänben  beS  hoheitlichen  ©irfungSfreifeS 
fr  rieht  man  aud;  von  einer  ftolictl',  Äirdicns  unb  ©ebm 
Iws,  ginanjs,  äußerer  unb  JtrtegSbobeit.  'Äud;  be^eidjnet 
man  oft  einzelne  ber  Staatsgewalt  juflebenbe  9ted;te,  bie 
fwjenannten  Regalien  (f.  b.)  mit  bem  Warnen  j£> or> ei i5s 
rechte,  wie  benn  überbeut ut  nid?t  bleS  im  gemeinen  geben, 
[»nbern  aud;  bei  ben  ©taatSreebtSlebrern  baö  2Bort  ipobeit 
in  febr  »erfd;iebenem  Sinne  gebraucht  wirb. 

f)ob,tnlol)C,  ein  bcutfcbeS  gürflenfbum  mit 31  UW.  unb 
90,000  ©nw.,  wetcbcS  1806  mebiatifirt  worben  iß  unb 
jum  größten  STr>eÜe  unter  würtemberg.  Spofytit  flebt.  25er 
größere  iEbeil  beffetben  liegt  nämlich  im  würtemberg.  £>o» 
r.aufrcife,  ber  Heinere  im  batr.  SRejatfreife.  @$  jeidmet  fidj 
burd;  gruebtbarfeit,  »orjüglicbcn  SBcinbau  uub  Mineralien 
auä.  JDaS  alte  frdnf.  ©rafengefdjled>t  »on  mürbe  1734 
unb  1764  in  ben  gürflenflanb  ertjoben.  ©egenwärtig  bcfle» 
tjen  nod;  bie  beiben  Jgwuptjwcige  Jp.=  9teuenjlein,  weU 
4t?  protefrantifdjer,  unb  §.  =  2Balbenburg,  roeldjeS  fa» 
fticlifeber  Sfeligion  ifl.  3u  bem  erflen  gehören  bie  brei 
3»tige:  £.;£angenburg,  beffen  ©tanbe3t;err  ber  gürjl 
Crnjt  »en  £>.,  geb.  1794;  ^»Öhringen,  fonfl  3n> 
Böfingen,  beffen  ©tanbeSberr  ber  gürfl  Xugujl,  geb. 
I784j  £>.-.Jtird;berg,  beffen  ©tanbeSberr  ber  Surfl  Äarl, 
geb.  1780.  3u  ber  Einte  £obenlobc=  ffialbenburg  gebö: 
ttn  bie  brei  3w>eige:  ^SSartenflein,  beffen  ©tanbeSs 
berr  ber  gürjt  Jtarl  Eugufl,  geb.  1788;  £..-S3arten. 
tfein^artberg,  beffen  ©tanbeSberr  ber  Surft  Jtarl,  geb. 

;  enbiid;  Jp.;©d;illingSfürfl,  beffen  ©tanbeSberr 
hl  Surft  Jtarl  Älbrecbt,  geb.  1770. 

^öl)fnraucr) ,  aueb  4>eerraud>,  ipnarraud;,  2anb» 
Tauet),  £eiberaueb,  ©onnrnraueb  b'ißt  eine  2frt 
tretfener  9Jcbel,  welcber  balb  ftirjer,  balb  länger  über  gr6> 
§ern  ober  fleinern  Sanbflrecfen  fdjwebt,  bie  Stift  »erbunfelt 
unb  aud  febr  fein  »erteilten  feflcn  ©eflanbtbeilcben  beflebt. 
iurreilen  febrt  ber  Höhenrauch  in  gewiffen  Wettlaufen  am 
Mtenb  wieber  unb  ifl  von  großer  e&i(«e  unb  Strotfenbeit  be» 
jtätet  2\rS ©onnenbilb  »irb  burdj  iljn  weiß,  gelb,  braun 
»5«  rojb  gefärbt  unb  nidjt  feiten  oerbreitet  fieb  mit  ibm  ein 

;nti)ümltd;er  fcbwefeliger  Öerud;.   3uweilen  greift  er  aud; 

•  ¥flan,ven  an,  baß  fie  »erwelfen,  reijt  jum  fiuflen, 
tJtfct  baä  Äegenwaffer  u.  f.  to.  9Ran  t>at  feine  6ntftebung 
wn  erbbränbfli,  tw?m  SRoorbrennen,  »ulfanifeben  ÄuSbru» 
Wi  unb  bergl.  abgeleitet,  roofür  ber  Umfianb  fpridjt,  baß 
»w«  ü)n  befemberS  in  geroiffen  ©egenben  unb  in  foldjen 
3a^ren  beolwdjtei  bat,  roeldje  fia>  bureb  üulfanifdje  'Kuh 
«ud)t  auöjciebneten. 

.^orienBtaufen,  ba«  berübmte,  burd?  IBtlbung  unb  rit. 
"mty  ©efinnung  auSgejeiebnete  ©efd;led;t  auf  ©d;mabeii, 


»eldjem  baS  beutfdje  9?eid>  mebre  feiner  griffen  ilaifer  t»er* 
banft,  bad  aber  aud?  bie  Seranlaffung  ju  untäbligen  bfud* 
gen  gehben  mürbe  unb  balb  narb  feiner  fd)önjten  »lute  (in 
trauriges  <Snbe  nabm,  entlehnte  feinen  Slamen  »on  bem 
JBerge  ^obenfiaufen  im  Äinigretcb  SBürtemberg,  auf  »el« 
d;em  bie  alte  ®tammfeffe  beS  ©ef(t>lecbts  ftanb,  bie  1525 
im  IBauernfriege  jerftärt  mürbe  unb  i>on  ber  man  gegenwär- 
tig nur  nod)  wenige  SRuinen  erblidt.  £>er  Siitter  griebrid) 
ton  ©taufen,  Jgjerr  ;u  J^obenffaufen,  «idjnete  fid;  in  bei 
©cblacbt  bei  SRerfeburg  1030  fo  burd;  feine  Sapferfeit  au«, 
baß  ibn  ilaifer  ^»einrieb  IV.  mit  feiner  Siebter  Xgne« 
»ermäblte  unb  mit  bem  4)erjogtbum  ©ebmaben  belebnte. 
Sion  feinen  beiben  ©äbnen  mürbe  griebrid)  ^er^og  »on 
©djmaben  unb  Jlonrab  erbielt  vom  Jtaifer  e^)einrid>  V.  baö 
^erjogtbum  granfen.  WS  ^einrieb  V.  gefforben  mar,  würbe 
nid)t  aHetn,  wie  wobl  93ie(e  erwartet  batten,  feiner  6er  A. 
jum  Jtaifer  erwägt,  fonbern  ber  neue  Jtaifer  8otbar  IL, 
fruber  ^>erjog  »on  ©adjfen,  foberte  fogar,  tinterflüfet  »on 
bem  £erjog  »on  ©adjfen  unb  Söaiern,  ipeinrid)  bem  ©toi» 
jen  auS  bem  mädjtigen  ^>aufe  ber  SBelfen,  »on  ben  Jp.  bie 
»eftfcungen  jurücf,  meldte  fie  unter  bem  »erflorbenen  Jtai» 
fer  erworben  bitten,  ©ferfudjt  ber  ®elfen  gegen  bie  SKadbt 
ber  p.  entjünbete  fo  ben  berühmten  langwierigen  Jtamjpf 
ber  ober,  wie  fie  aud;  »on  ihrem  Erbgut  Waiblingen 
in  SBurtemberg  genannt  würben,  SBaibltnger  (ital.  ©bibel« 
linen)  unb  SGBelfert  (itaL  ©uelfen),  an  weld;en  ftd;  bamalS 
alle  9)ri»atintereffen  etn«ln«r  ©taaten  unb  ©täbte  anfdjlof» 
fen.  3m  grieben  »on  SRublbaufen,  1135,  befeftigte  ft'd)  bte 
ÜHadjt  ber  Jg>.  unb  alö  gotbar  gefforben  war,  würbe  JCon» 
rab,  iperjog  »on  granfen,  1138  ^um  Jtaifer  erwägt,  in» 
bem  man  ihn  bem  SSelfen  ^einrieb  bem  ©toUen  »orjog. 
2)ie  beutfebe  SJerfaffung  »erbot,  baß  ein  gurjt  mebr  alt) 
ein  iperjogtbum  beft|e,  unb  hierauf  grünbete  Jtaifer  Jton» 
rab  III.  bie  goberung,  baß  ^»einrieb  ber  ©tolje  baS  e^er« 
jogtbitm  ©aebfen  unb  nod;  anbere  JBejtfeungen  abtreten 
folle.  ipeinrid;  weigerte  ft'd;  unb  würbe  bafur  in  bie  Tfd)t 
unb  aller  feiner  Sehne  »erlufrig  erflärt.  2)ie  geinbfebaft 
jwifd;en  SBelfen  unb  würbe  bitrburd;  genäbrt.  5Äad> 
Jtonrab  III.  Sobe  warb  griebridb  (f.  b.),  ber  Rotbart  ge* 
nannt,  ein  ©obn  beS  oben  genannten  griebricb'S,  ^»erjogS 
»on  ©ebwaben,  unb  nad;  biefem  erfl  ^einrieb  VI.  (f.  b.), 
bann  grtebrid;  II.  (f. b.)  Jtaifer.  2>ie  greiftnnigfeit  biefer 
Jtaifer  unb  ihre  waebfenbe  ilraebt,  wetdje  bie  £)berberrfd;aft  beS 
^a»fleS  nicht  an  erFennen  wollte,  war  ber  ©runb  w  ber 
geinbfebaft  ber  ?)ä»fte,  weltbe  bem  floljen  ipaufe  ber  Jp. 
»erberblid;  würbe,  inbem  fte  ibnen  ©egner  »on  allen  ©ei* 
ten  aufregte,  griebrid)  II.  hatte  mebre  ©obne,  aber  fein  ä(> 
tefler  ©obn  Jpeinrid;  flarb  im  Jterfer,  in  ben  ibn  fein  Ca» 
ter  als  6m»6rer  r>atte  fefcen  laffen,  ber  jweite©obn  Jton» 
tab  IV.  folgte  jwat  feinem  Safer  1250  als  Jtaifer,  würbe 
aber  qleicbfaüS  »om  ^apfle  angefeinbet  unb  ftarb  [eben  1254, 
wabrfdjeinlid)  an  ©ift.  9<od>  hatte  griebrid;  nvci  natür(id)r 
©ohne  binterlaffen,  ben  febönen  Snjiuö(f.  b.),  weld;er 
im  Jterfer  ber  SJalognefer  flarb,  unb  ben  ebfen  SRanfreb, 
weleber  fieb  nod;  einige  3cit  als  Jtonig  »on  Neapel  unb 
©icilien  t>itU,  aber  enblicb  gegen  Jtarl  »on  Xnjeu  fiel,  ben 
ber  5pa»fi  1266  jum  Jt6nige  »on  Neapel  gefrönt  borte. 
92un  war  »on  bem  Jpaufe  ber  Sq.  nur  nod;  Jtonrabin,  ber 
einjige  ©obn  btd  »erflorbenen  JtaiferS  Jtonrab  IV.,  übrig.. 


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©  würbe  Auf  einem  3uge  m$  Stollen ,  ben  er  jur  Sie» 
bereroberung  feines  ©bttjeil«  unternommen,  gefangen  unb 
1268  am  29.  £>et.  ju  Neapel  btngericbtet,  (©.  Äonrabin.) 
Baiern,  Baben  unb  SBürtcmberg  erhielten  bie  Bedungen 
ber  4>.  in  Deutfdjlanb.  Sfaumer  bot  eine  trefftitbe  ,,©c* 
fcbtebte  ber  .gwbenfiaufen  unb  iljree  3«t"  (6  Bbe.,  Wpj. 
1823—25)  getrieben. 

fjoljeryolleTrt,  ein  furflf.  ©ffdjleäjt,  wclcb>3  feinen 
men  von  ber  ©tammfefle  beffelben,  Bollern  ober  $obenjoli 
lern  in  ©d>waben,  bat,  unb  beffen  dltefler  befannter  A^n* 
berr  ber  ©raf  S£f;affTlo  »on  3oflem  war,  weiter  um  800 
fiarb.  Bon  iiun  flammte  in  geraber  £inie  unb  in  ber  neun« 
ten  ©eneration  {Robert  II.,  ©raf  »on  3oüern,  ber  1166 
lebte  unb  jwei  ©ofcne  hinterließ:  griebrid)  IV.,  welker  baS 
©tamtnlanb  erbte  unb  Äonrab,  weither  Burggraf  »on  9lürnj 
berg  würbe.  3n  geraber  JHnie  »on  bem  ©(benannten  flammte 
eitel  griebrid)  IV.,  welcher  1507  »om  Äaifer  SRarimtlian 
mit  bem  SfrtehSerbfdmmereramte  belieben  würbe,  unb  beffen 
©tfrl  Äarl  I.  1529  bie  ©raffebaften  ©igmaringen  unb  836b* 
ringen  erbielt.  DiefeS  Äarl  ©ohne  waren  ©tel  griebrid)  VI. 
unb  Äari  II.  Sener  erbieft  »fjohenjollern  unb  baute  baS 
•icbiotj  ^e^ingen,  »on  bem  feine  JJinie  «pohenjollems 
$ e fingen  genannt  wirb,  wabrenb  Äarl  II.  ©igmaringen 
unb  Springen  erbielt  unb©tifter  ber  ßinie  «fjobenjollern* 
©igmaringen  würbe.  Dem  jebcömaligen  Gfcef  beiber  ii* 
nien  würbe  1623  ber  9teieh«fürflenflanb  »erlieben  unb  1692 
würbe  biefer  auf  alle  ©lieber  beiber  vfjdufer  auSgebcbnt. 
diu  Urenfel  be«  oben  erwähnten  Äonrab,  jungern  ©ofme« 
SRobert  II.  unb  erflen  Burggrafen  »on  Dumberg,  war  grteb* 
rieh  ID.,  ber  1273  bie  fürfll.  SBürbe  unb  baS  Burggrafen« 
tbum  Dürnberg  att  erbliches  Sieben  erbielt.  Burggraf  griebi 
rieb  VI.  würbe  1415  »om  Äaifer  ©igiSmunb  mit  ber  2Rarf 
Branbenburg  (f.  b.)  belehnt  unb  erbielt  atS  !Reid>6erjj 
fdmmerer  bie  Äurwürbe.  Sla^bem  Greußen  (f.  b.)  1525 
an  baS  branbenburgifche -öauS  gefommenwar,  nabmgrieb* 
rtd>  I.  (f.  b.)  1701  ben  Zitel  eine«  Äönig«  »on  Greußen  an. 
Bon  ibm  flammen  bie  jefcigen  Ä6nige  »on  Greußen.  35er  \u 
beSmalige  Jt6nig  »on  Greußen  ifl  baS  £attpt  beS  ©efammt* 
baufeg  ni  h-niodern,  unb  unter  beffen  Betätigung  ftnb  bie 
alten  ©böertrage  »on  1575,  1695  unb  1707  burtp  baS  fig« 
maring.  gamilienflatut  »om  24.  San.  1821  erneuert  worben. 
9lac&.  biefem  «Statut  fallen  beim  ©loschen  einer  gamilie  im 
2Rann5flantme  beren  Bedungen  an  bie  überlebenbe  Sinie, 
unb  wenn  beibe  Linien  fowol  in  mdnnlicher  al«  in  weibli* 
tter  ginie  auSjlerben,  fo  fallen  ibre  8anbe  an  baS  #ou« 
Branbenburg.  Die  gurflentbümer  Fechingen  unb  £.* 
Sigmaringen  ftnb  bem  beutfeben  3oü»erbanbe  beigetreten, 
unb  ber  oberjie  0ericht6bof  für  alle  bo&enjoH.  8anbe  ifl  feit 
1820  baS  wurtemberg.  jDbertribunal.  Die  durften  »oit 
■p  c  ebingen  unb  £.s©igmaringen  befennen  fid)  jur  fathol.  Äir^e, 
wdbrenb  baS  preuß.  #auS  eoangelifcher  öonfeffton  ifL 

4>o^en)ollern^e4)ingen,  aegenwdrtig  regiert  »om 
Surften  griebri$  ^ermann  Otto  (f.  b.),  nimmt  einen  %\h-. 
d^eninbalt  »on  6Vi  CVIV.  ein.  6$  ifl  ein  »om  Slecfar  burcbflofs 
fened,  gebirgige*  Sanb  unb  liegt  an  unb  auf  ber  föwdb.  Zip. 
Die  Sbdler  ftnb  fruchtbar  unb  boben  treffliebe  SBeibegrünbe, 
baber  ftnb  au^  Xcferbau  unb  SBiebjucb.t  nebfi  ©arnfpinne» 
rei  bie  #autttbef<&dftigungen  ber  einwobner,  beren  etwa 
20,000  ftnb;  fie  befennen  ft'cfe  fafl  o^n»  Ättenabme  jur  fa» 


tholtfd.Kit  SLixty.  cdimgen  bat  eine  fldnbifäje  ßerfofimti 
flellt  145  W.  Äiim  Bunbe^beere,  bat  in  ber  ffiunN^c 
fammlung  im  Plenum  eine,  in  bei  engem  BctoUjuik)  mit 
ben  übrigen  beutfeben  gürflentbümern  eme  gtmtinf4wftli6i 
©timme  unb  etwa  70,000  ©uiben  ©nJünfte.  .  JDer  SM 
jiebt  aber  aud>  neeb  etwa  60,000  ©uiben  aul  feinen  mituu 
baren  Beftfeungen.  25ie  ^>auptftabt  unb  Sieflbenj  ^tdiin; 
gen,  an  ber  Starrel,  mit  etwa  3000  ©nw.,  ifl  f$l«tit  ^ 
baut,  bot  aber  etn  bübf$e&  <3cb(o^  unb  ein  ©ptniwftin. 
©ne  b«lbe  ©tunbe  entfernt  liegen  auf  bem  3oQerbergt  tii 
5£rümmer  ber  Burg  ^»o^enjollern,  neben  benen ber jt^t 
Äronprinj  »on  ^reugen  einen  runben  ahurm  baut»  m, 
»on  welkem  tjerab  man  eine  berrlidje  .'Äuöfidjt  bat 

^oben}oliern»@igmaringen,  gegenwärtig  regiert 
»om  gürflen  Äarl  Anton  griebrit^  (f.  b.),  wirb  »on  berto: 
nau  burd)ftr6mt  unb  bot  ein  Areal  »on  18'/i  aSR.  nur 
46,000  ©nw.,  bie  gleia)  jenen  in  6.»^>ecbingen  Äatfeoßfa 
ftnb.  Qi  ifl  im  Allgemeinen  fruc&tbajr  unb  liefert  Sentit«, 
JDbfl,  glacbö,  JRinb»ieb,  ©cbafe  unb  ©fen.  Die  ©eiwrbe  fici 
biefelben,  wie  in  .£>. i  Jgjecbingen.  Aud)  Sq. ©igmaringen  |d 
eine  fldnbifdje  SBerfaffung,  ftellt  370  3JI.  jur  BunbeSarmee,  unt 
ber  gürfl  ^at  im  ©anjen  etwa  300,000  ©uiben  fm#t 
£)ab  Sanb  verfallt  in  baö  Dberlanb,  mit  ber  {»auptf^: 
unb  Sieftbeni  ©igmaringen  an  ber  Donau,  roeldje  1+' 
©nw.,  ein  ©djloj}  unb  eine  Bibliotbef  r>at,  unb  b«8  lt= 
terlanb ,  wo  $aigerlocb  an  ber  ©aaj  mit  1400  Sinn.  0b 
arocbtelftngen  mit  2300  ©nw.  —  Der  gürfl  »on  Ztyn 
unb  Äarte  unb  ber  greiben  »on  ©pety  ^aben  mttttlKTt 
Bedungen  in  ©igmaringen. 

^olje  prifSter  (ber)  behauptete  in  ber  jübif#en  W 
gion§=  unb  ©taat&oerfaffung  ben  boppelten  8iana  eciri 
gctfllidjen  unb  weltlidjen  CberbauptS  ber  Suben,  vma 
alt  ledere«  bem  Anfeben  be*  Ä6nig«  unb  früher  be5  m- 
tert  untergeorbnet  war.  ©eine  auf  fiebenSjett  bauernbe  Sauf 
war  »on  2)tofe$  ber  gamilie  Aaron'8  alö  ein  jöorrea)t  g 
»erleibt,  unb  in  tyr  erbte  fie  audb  bis  gu  ben  lö 
83erfaU8  beS  jüb.  <Ztaati  in  ununterbro*ener  WWW 
fort.  Der  #obepricfler  rebete  unb  befaßt  im  Slamen  apw 
weSbolb  bei  crimineller  Abnbung  ibm  Sliemanb  ©t^«m 
»erweigem  burfte.  Außer  ben  b»^«"  «UgiiS  *  bürgeTiiebct 
AmtS»erricbtungen  war  tb«n  aud;  bie  Auffia>t  über  *  » 
tionalbeiligtbümer  ber  Suben  anvertraut.  3«  ffintm  ^ 
ba«  ibm  bie  größte  Slcinbeit  jur  f)flitbt  maöjte  JMJ 
eine  unberührte  Sungfrau  ju  heiraten  »erflattete,  WDt^. 
auf  baS  feierlicbfle  burd;  SBafcbungen,  ©albungen  unb  CT« 
eingeweibt.  ©eine  eigentbümlia)e,  febr  foflbare  unb  «u» 
genbe  AmtStracfet  biente  bagu,  ibm  in  ben  Augen  beä»w.j 
ein  ©)rfurd;t  gebietenbefl  Anfeben  ju  geben,  ©errwur.^ 
an  berfelben  ifl  ba«  au8  einem  ©olbblecb  befttbenbe  UtiJ 
unb  «bummim,  na<b  8utber  ba8  ©cbilWein  M***. 
unb  be8  Sieb«.  Auf  tbjn  waren  in  jwolf  ebelfletnen  u 
Kamen  ber  gW6lf  ©tdmme  eingegraben  unb  et  bebten«  m 
beffelben  al«  eine«  jDrafelS  beim  Befragen  3«h<"»2L.  I» 
roicbtigfle  unb  feierlicbfle  £anblung  be«  ^oben»riepir« 
bie  ©ttfünbigung  be«  gangen  jüb.  Boll«,  bie  er  wnuj 
Sabre,  am  großen  BerfoljnungStage,  gleitbfam  aM  «; ; 
jwifeben  3eho»o  unb  ber  «Ration,  burtb  ©ebet  unb 
»ollbradpte,  weldje  fwnblung  nacbmal«  jur  Wnt  von  f 
»erföbnenben.JDpfertobe  GbrifK  Beranlaffung  gegefcn  W 


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9ta$  Berftorung  be«  jüb.  @taa«  erneuerte  ftcb  bte  f?cbe= 
priefterlicbe  SBürbe  im  ftopftt&um.  BergL  9>a»fi  unb 
$ferarcbie. 

fjolics  Cif&  ober  baS  Sieb  bet  Bieber,  ift  em 
buftiger  Strau«  bibtifcber  8iebe«lieber  obet  SSettgefänge  bei 
Siebe,  bie  nach  einigen  bem  3ugenbalter  be«  Salome  an- 
gtboren,  von  Tfnbern  als  $robuct  mehret  unb  vorjüglicb 
fiterer  Dichter  angefeben  »erben.  jDbfcbon  feiner  Gattung 
ber  f>oef!e  auöfcbließenb  a n gehör cnb,  nähern  fic  fieb  bod)  ber 
3bpQe  burd)  febüebterne  Unfdjulb,  ©nfalt,  Statur  unb  ben 
lacbenben  $immri  eine«  ungetrübten  ©lud«.  3br  bureb- 
gängiger  3nbalt  ift:  Siebe,  „Siebe",  fügt  4?erber  *«>n  ihnen, 
„ift  hier  gefangen,  wie  fte  gefungen  »erben  muß,  einfältig, 
fuß,  jart,  natürlich.  Sefct  feurig  unb  »allenb,  jefet  febnenb 
unb  heb cnb,  im  ©enuß  unb  im  Stimmer,  in  bracht  unb 
ganbeinfaU.  &  ift  faß  (eine  Situation  unb  SBenbung, 
(eine  Sage«:  unb  SabreSjeit,  feine  2fl>»eebfelung  unb  ©n« 
Reibung,  bie  nicht  in  biefem  Siebe,  »enigflenS  al«  £no«pe 
unb  £eim,  vortäme.  Tu  Siebe  be«  Cannes  unb  SBcibe«, 
3üngÜng«  unb  SRäbdjen«,  vom  erften  Äug  unb  Seufjer, 
Kl  jur  reifen  ehelichen  greuve  —  OTe§  finbet  b«er  £rt  unb 
Stelle.  93om  Schub  be«  OTdbdienS  bis  ju  feinem  .Ropf» 
pufc,  vom  Surban  be«  Süngling«  bis  ju  feinem  gußfebmuef t, 
®e|talt  be«  -Körpers  unb  Jtleibung,  $alaft  unb  fiütte,  ®an 
ten  unb  gelb.,  Waffen  ber  Stabt  unb  Ginöbc,  Ärmuth  unb 
iKcitbtbum,  San)  unb  JtriegSjug,  Äu"e«  ift  'erfeböpft  unb 
genoffen."  SRan  bat  jeboeb  m  biefen  8iebe«liebern  einen  tie» 
fem  nr^ftifcb » religiifen  3nfcalt  ju  ftnben  gefacht.  SRan  fab 
in  bem  innigen  unb  järtlicf)en  SBerhältniffe  ber  S3raut  unb 
tc?  Sräutigam«  bie  gebeimnißvotle  Bereinigung  ßbrifti  mit 
ber  Jcircbe  ober  ©otte«  mit  ber  gläubigen  Seele,  unb  bt> 
mühete  fieb,  bem  ganzen  Suche  eine  fctibliebe  prophetifebe 
Sejiebung  auf  (ihr:  flu  s  ju  geben,  co  rrflärte  man  ba« 
©irren  ber  Surteltaube  für  bie  Stimme  ber«  fommenben  9Bef» 
pai;  bie  bervorbreebenbe  SRorgenritbe  jeigte  bie  burch  ibn 
ja  boDbrtngenbe  ©löfung  an;  bie  (lernen  gücbfe,  bie  bie 
SSeinbcrge  verwüfien,  hielt  man  für  bie  Äe&er  ber  Äircbe 
u.  f.  ».  ©n  fo  jartitcbes  Such,  »orin  man  in  jeber  3eile  bie 
naefte  Unfcbulb  feben  fann,  »oDten  bie  Äabbinen  von  fei* 
nem  3ubcn  unter  bem  30.  3a tue  gelefen  wiffen,  unb  aueb 
8utba  empfahl  bei  bem  ärmlichen  ©tbrautb  beffelben  feinen 
Saft  unb  »orfiebt 

fohlen  ftnb  bobfe  {Räume  im  3nnern  bet  »erge  obet 
in  ber  Siefe  ber  ©be,  »elrbe  ibren  Urfprung  tbeil«  vutfa* 

nifeben  ©etgnijfen,  wie  ©bbränben,  Ausbrüchen  von  Sut* 
(anen,  tbeil«  HuSfpüIungen  burd)  ba«  SBaffer  »u  »erban* 
fen  baben  mögen,  ©nige  enthalten  febr  merfwurbige  ©es 
bilbe,  wdbrenb  anbere  burd^  befonbere  eigentbümlicbfeU 
im  fieb  au6,ieicbnen.  3n  einigen  ftnben  fid)  b^ebft  auffaU 
U-nbe  Sropffteingebilbe  (Sro»ffteinb6blen),  in  anbem 
in  großer  «Wenge  Änotben  (Änot^enbÄtilen),  in  anbem 
merfwurbige  eiöbilbungen  (6i«bc>blen),  necb  anbere  ent» 
balten  2>ampf  (35am»fb6blen)  ober  ffiaffer  (fflaffer* 
böblen),  unb  au«  einigen  biäfl  ein  eigentl>umlid;er  Sßinb 
(©ihb^öblen),  ber  juweilen  mtrf würbige  Semperarurab* 
mecbfelungtn  jeigt  (Semperaturboblen).  Der  2ropf)tein, 
tuelcber  in  febr  oielen  ^oblen  oorfommt,  j.  ».  aueb  m  ber 
n«bob(e  unb  ÜBielfb&bte  (f-  »aumattn6b6ble), 
bai  Skalier  gebilbet,  »e(d)ed  burd)  bie  Decfen 


ftefert  unb  Salf erbe  aufgetffi .  cntli ält.  fSam  SJerbunfl en 
beö  fflufferö  bilbet  f:d)  tm  fefter  ^ieberfcblag,  »elcber  jwar 
nur  febr  unbebeutenb  ifi,  ober  im  Serlaufe  ber  3abrbuiu 
berte  3apfen,  Säulen  unb  allerlei  wunberlirb  geformte  ©e^ 
bilbe  beroorjubringen  vermag.  Da«  SBaffer  ift  juweilen  burd) 
in  ihm  aufgelöfte  Stoffe  gefärbt,  unb  tiefe  gärbung  tbeilt 
ftcb  bann  aueb  ben  Sropfjteinen  mit,  unb  »enn  bie  Särbes 
floffe  ftcb  »on  3eit  »u  3eit  »erdnbern,  fo  enrfteben  marmos 
tirte  Sropffteine.  Die  Sbierfnocben,  «riebe  man  in  man» 
d)en  £ob(en  finbet  unb  »etebe  jum  2bcii  Spieren  an  je- 
boren,  bie  e«  jefet  gar  nicht  mehr  ober  boeb  »enigften« 
triebt  in  ben  ©egenben  gibt,  in  »rieben  bie  $6blen  hegen, 
finb  entweber  baburefi  in  biefriben  gefommen,  baf  bie  £6b* 
kn  früher  )um  'Äufenthalt  reifjenber  2biere  gebient  baben, 
welche  ihre  Seute  in  ihnen  oer}ebrten,  ober  baß  ftcb  biefe 
Sbiere  |)eerbenwetfe  bei  großen  überfebwemmungen  in  jene 
•66blen  geflüebtet  baben  unb  in  ihnen  umge(ommen  ftnb. 
Durd)  bte  vielen  in  ihnen  enthaltenen  überrefte  urwritlicber 
Spiere  zeichnen  fid)  befonber«  bie  ^)6b(en  bei  SJfuggenborf 
im  S3aireutbifd)en  au«.  %m  merf»urbigften  ift  bie  gailen^ 
reutber  ^5h^  Die  ©erippe  bilben  ben  S3oben  unb  )um 
Sbetl  aueb  bie  SBanbungen  ber  au«  feeb«  Vbtbeilungen  be» 
ftebenben  <6db,le.  3n  ben  bintern  Xbrbeilungen  r)crrfcbt  ein 
aaöbafter  ©erud)  unb  bie  Änceben  finb  von  einer  fetten 
SRobererbe  beberft,  »riebe  au«  ben  verweften  2bierf6rpem 
entfianben  ift.  Die  fdmmtlicben  b.ier  aufgefunbenen  Sbiere 
gelten  nicht  mebr  erifürenben  Birten  an  unb  finb  ;um  Sheil 
fo  groß,  baß  man  nicht  begreift,  wie  fte  bureb  bie  engen 
Gingänge  ber  «bohlen  baben  einbringen  tonnen.  SKan  bat 
überrefte  eine«  Gi«b<$ren  ariunben,  ber  »enigften«  18  g.  lang 
oe»efen  fein  muß.  —  Cme  ber  merfwürbigften  ^)6blen  ift  bie 
Ärvftallhohle  im  3infenberge  hn  ßanton  Sem,  weldbe  au«  tu 
ner  geräumigen  ©rotte  voll  ber  fcbdnften  JBergfrvftaüe  beftebt, 
bie  jum  Sbeil  mäcbtige  Säulen  bilben  unb  einen  bereutem 
ben  SBertb  b<*ben.  —  ©ne  ber  größten  befannten  fohlen 
ift  bie  abel«berger,  fed)«  SJIeilen  von  Srieft.  in  welcher  man 
fd)on  mehre  Steilen  jurüdgelegt  bot,  ohne  tbx  ©tbe  erreicht 
ju  baben.  Sie  ift  nicht  nur  eine  Sropffteinboble,  fonbern 
auch  eine  SBafferb6ble,  benn  mehre  glüjfe,  unter  ü)nen 
ber  gluß  ?)iufa,  bringen  in  fte  ein,  unb  ber  lebte  bilbet  fo* 
gar  mehre  SSafferfdlle,  bie  (in  bonneräbnlicbe«  ©etofe  Vers 
breiten.  Die  yfatur  bat  über  biefe  glüffe  me^re  gelfen» 
brüden  gefebaffen,  unb  in  ben  glüffen  bat  man  fogar  le» 
benbe  gtfd)e  gefangen.  Schon  ben  Xlten  befannt  war  bie 
•5&bie  auf  Xntiparo«,  welche  aber  erft  feit  bem  S3efud>e  be« 
fran',.  Qefanbten  am  türf.  >&ofe,  St  o  in  tri,  1663  näher  be-- 
fannt  geworben  ift.  (S. Gpf laben,) — ©gentbümlich  ftnb 
bie  Sd)wefelb6blen  in  Siebenbürgen  in  bem  Serge  S3üb6fd). 
Dider,  erftidenber  Schwefelbampf,  ber  von  unterirbtfeh  brem 
nenbem  Schwefel  herrührt,  riebt  ftd)  am  Sieben  hin 
unb  fotl  große  ^eilfräfte  befujen.  Siele  Jtranfe  btbte= 
nen  fid)  biefer  Stbwefelbäber  in  ben  ^6blen.  —  Die  SBinb» 
bohle  im  ttoMberge  bei  2erni  im  jtirebenfiaate  ft6ßt  fort: 
»äbrenb  SBinb  au«,  ber  wä^renb  ber^rößten  Sommerbifce 
am  fühlften  iß  unb  ben  einige  in  ber  Sfdbe  »ohnenbe  2anb« 
beft^er  bureb  9i6bren  in  ihre  SBobnjimmer  geleitet  baben, 
um  hier  eine  angenehme  Aüble  »u  verbreiten.  3m  Sfiinter 
ftr6mt  bie  Suft  nicht  au«  ber  £6ble  herau«,  fonbern  in  ffe 
bmein.  —  Die  gingal«b6ble  auf  Staffa  ift  im  2frt.  Ca* 
falt  he feb rieben  »orben.  — 


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Holbein 


406 


Hölle 


XntttrJ  bieten  bie  gfebftbtra  bar,  wir  ftt&  folc&t  j.  35.  am 
Bronbjletne  in  ber  fogrnannten  ©emS  in  ©teiermarf,  bei 
©jiliQe,  ju  ©rfancvn,  am  Wofern  im  Ganton  ©ern  (ba8 
©cbaflocb)  u.  f.  id.  fmben.  SRan  glaubt  in  einem  äauberlanbe 
ju  ff  in,  üenn  ebenfo  mannigfaltig,  wie  fonft  bie  Slropffteiru 
gebilbe,  ftnb  bier  bie  ©Smafffn.  »£>&cbfl  merfwürbig  ift  e8, 
baß  biefe  £6i;len  gewöhnlich  im  ©ommrr  baS  meijte  ©8 
enthalten  unb  am  talteften  ftnb,  wdbrenb  wenigftenS  in  ei* 
nigen  beö  SBmterS  baS  GiS  i'cbmiiu  unb  bie  £oble  enblicb 
fogar  troefen  unb  wann  wirb.  Sie  Ur fache  biefer  Grfc&eis 
nung  ift,  baß  bie  Äellte  in  ben  fohlen  burch  bie  SJerbun* 
ftung  erjeugt  Witt,  welche  im  ©ommer,  wo  bie  äußere  ?uft 
trotten  unb  warnt  ift,  am  fcbnelljten  vor  ftch  geht  unb  beu 
her  bie  größte  Aalte  in  ber  feuchten  -Döhle  hervorbringt.  3m 
Sßintcr  iwrt  bie  Sierbunjtung  auf  unb  bie  -Döhle  nimmt  ihre 
naturliche  SBärme  an,  weiche  um  fo  größer  ift,  je  tiefer 
bie  -.jjöhle  liegt. 

GS  würbe  viel  ;u  weit  fuhren,  wenn  man  auch  nur  bie 
merfwürbigjlen  Wählen  her  GTbe,  foroeit  fie  befannt  flnb,  an* 
führen  wo  Ute,  unb  cö  ift  gewiß,  baß  man  nur  crjl  noch  ben 
aßergeringjten  2beil  berfelben  fennt.  3n  einigen  |>6blen 
hat  man  unermeßliche  Xbartmbe  gefunben,  welche  »ermutben 
laffen,  baß  auch  noch  tief  nach  brm  Innern  ber  Grt>e  hin 
bie  ^öblenbitbung  fieb  fortfefet.  Sei  SriebricbSball  in  9?orj 
wegen  finben  ftep  bret  runbe  Weher,  Don  benen  baS  eine 
vnergrunblicb  ijt.  9Ran  evjal-lt,  baß,  wenn  ein  (Stein  in 
biefeS  Üocb  geworfen  wirb,  ee»  jmei  Minuten  währe,  ehe 
man  ihn  auffallen  höre,  hiernach  mußte  bie  -Döble,  in 
welche  baS  £ocb  fuhrt,  eine  2iefe  von  gegen  60,000  g.  ta 
ben  ober  etwa  breimal  fo  tief  fein,  alS  ber  ßbimborajo  hoch  ift. 

Üjolbrin  (#an$)  ift  nach  Durer  (f.  b.)  ber  auSgejeicb: 
netfte  alte  beutfebe  Sßaler,  unb  erlangte  überbieS  auch  als 
gormenfebneiber  unb  2£rcbiteft  hohen  3(ubm.  Gr  war  y.i 
©rünftabt,  JBafel  ober  HugSburg  1495  ober  1498  geboren 
unb  fam  mit  feinem  SSater,  ber  ihn  in  ber  Malerei  unter« 
richtet  hatte,  nach  Safel,  wo  er  mit  bem  berühmten  Sejü 
beriuS  GraSmuS  befannt  würbe.  Gr  arbeitete  mehre  $or* 
traitS  bejfelben  unb  »erfertigte  #oljfcbmtte  ju  einer  feiner 
Schriften,  hierauf  ging  er  152(>,  auSgejlattct  mit  Gmpfebv 
(ungen  an  oen  Äanjlcr  ÜJJoruS,  nach  Gnglanb,  unb  nach» 
bem  er  für  biefen  gegen  bret  3abre  gearbeitet  hatte,  würbe 
er  von  bemfelben  jugleicb  mit  feinen  SBerfen  bem  Könige 
4?einricb  VIII.  vorgejtellt,  welcher  ihn  abhält  in  feine  £>tenfte 
nahm  unb  ihn  fo  hoch  fchägte,  baß  er  einfl  über  ihn  äu> 
ßerte:  liehen  {Bauern  fann  ich  fteben  SorbS  machen, 

aber  feinen  Sttaler  #olbein."  .£>.  ftarb  ju  gonbon  1554  an 
ber  ?)ef}.  7(18  Üftaler  war  er,  befonberS  im  sPortraitiren, 
ausgezeichnet,  ©eine  (Semalbe  jeiebnen  ftch  burch  lebhaftes 
Golorit  aus  unb  geigen  wenig  von  ber  sparte  unb  Ärocfens 
beit,  welche  fonft  ber  altbeurfcben  ÜJJaterfcbule  etgentt>ümlidb> 
i(L  Die  berühmteren  berfelben  befinben  {ich  in  25a fei,  SreS* 
ben  unb  Spnbon.  ©eine  i>ol$fcbmtte  finb  vortrefflich/ 
aber  man  bot  in  neuerer  3eit  bebauptet.  biefelben  feien  nur 
nach  feinen  Seicbnungen  von  #an8  Eü&elburger  verfertigt 
worben.   S5e  rühmt  ijt  fein  lobten  tan  |  (f.  b.). 

fjollanö,  ein  2heil  beS  Königreichs  ber  SRiebeTlanbe, 
bat  einen  gtächeninbalt  von  94  unb  etwa  860,000 

Ginw.,  bie  ftch  größtenteils  jur  rrformirten  Kirche  he: 
rennen.    <55  wirb  im  SB.  unb  92.  von  ber  9lorbfee,  im 


0.  wn  ber  3uhberfee,  Utrecht  unb  (Selbem,  im  6.  «ob 
ÜRorbbrabaat  unb  ben  ©tromarmen  ber  Wtaai  becjrrnjt 
unb  ift  eine  burebaud  flache,  aber  reich  bewdfferte  unt>  k 
tief  liegenbe  ©egenb,  baßjRe  nur  burch  Stimme  unbjjexi 
gegen  ben  Änbrang  ber  vfttatS wellen  gefebübt  ijt.  3»« 
rann  ben  größten  »heil  mit  einer  einjiaen,  üppigen  Sief« 
vergleichen,  bie  nur  von  au^gebrfonten  ©drten  unb  %k§a. 
fheefen  unterbrochen  wirb,  wohin  j.  SS.  bat*  harlemer  9m 
föbtt,  weichet*  burch  baS  $  (fprich  <5i)  mit  ber  Buvterfec 
in  SJerbinbung  fleht.  Sie  bebcutenbften  Slüjfe  ftnb  tet 
Slbein  unb  bie  3J?aaS.  Sie  9eorbfpit]e  von  welche  im 
burch  einen  fcbmalen  SDeeerrSarm  von  ber  3nfel  Xtul  p 
trennt  wirb,  ijt  burchaud  fantig  unb  babei  fo  bürr  unb  int; 
fruchtbar,  baß  man  fte  im  ßanbe  felbjt  baS  bou^nb.  Si^ 
rien  nennt.  Sa6  Ältma  ijt  feucht  unb  nebelig  unb  für  fcw 
Äu?ldnber,  ber  jugleicfa  ben  SRangel  an  gutem  Srmfiwii« 
unangenebm  empftnbet,  fehr  ungefunb.  Sie  £auptbfi"i,r 
ttgung  ber  fehr  Peißigen  unb  betriebfamen  äöewobner,  iht- 
fommen  ber  alten  SSataoer,  bejteht  außer  ber  Scbifan, 
gifchcrei  unb  bem  ^anbel,  worauf  ba8  SDleer  fie  b>wifl, 
befonberö  in  Süic haucht ,  Öartenhau  unb  SSlumencultur, 
hier  auf  einen  hohen  ©rab  ber  Solienbung  gebracht  spc^rn 
ijt.  ^.  jerfdllt  in  jwei  ^rovinien,  9eorbi  unb  ©üb&ot» 
lanb.  3n  jenem  ijt  Xinjterbam  (f.  b.),  in  tiefem  tet 
^aag  (f.  b.)  bie  #auptftatt.  (SCergl.  3lieberlanbt.) 

Sen  Horben  von  Jp.  bewobnten  ju  ben  3eiten  ber  9?^ 
mer  bie  grtefen,  wib"nb  bie  iöataver  ben  fubU  2betl  im« 
hatten.   Sie  lefetern  verfchwinben  im  Äampfe  mit  ben  2fran> 
fen  im  5.  Sabrb.  n.  6hr.  in  ber  ©efebiebte,  bie  |rtefcn 
(f.  b.)  aber  behaupteten  ihre  ©clbfldnbigfeit  noch  lange  jj& 
5JJdchtig  unb  felhitvintig  würben  allmiSltg  bie  ©rafen,  twic^ 
fteh  in  ben  Seftu  von  *£>.  tl>cilten,  unb  1247  würbe  - 
jietm,  ©raf  von  Sj.,  jum  beutfehen  Äaifer  gewählt.  Ii* 
1299  ber  lefcte  ©raf  von  £ollanb,  3obonn  L,  Aefiüi**n 
war,  würbe  ber  ©raf  von  -öennegau,  Sobann  vonaoe*ne?( 
mit  ^.  belehnt,  unb  burch  bie  Uocbtcr  beä  ©rafen 
wig  VI.,  3afoba,  »urben  bie  öeftöungen  biefer  gamilie 
1430  an  ^Pbilipp  ben  ©uten,  |)er^og  von  iöurgunb,  -  v 
treten.  (Sgl.  SSurgunb  unb  sJciebcrlanbe.)  — 
92ame  .Dollanb  wirb  bauffg  auch  in  allgemeinerer  Äebeuiar^ 
aebrauchf.   ÜÄan  bat  mtt  bemfelben  ntefat  allein  bie  ebtnu- 
Ilgen  fieben  vereinigten  ^rovinjrn  (f.  9lieberlanbe)  N; 
jeidbnet,  fonbern  wol  auch  bad  ganje  Königreich  ber  w 
berlanbe,  unb  im  2fllgemeinen  baö  8anb  wejtL  vom  etesw 
(igen  tvejtfdL  jtreifc  unb  north  vom  Schein. 

ficitlän^r  (ber  fliegenbe)  ift  ein  ©eegefpenft,  »emtta 
©chifferfagen  erjablen.  Oftmals  erfcheint  er  bei  ©tunn 
Unwetter  als  ein  Unglücf  weiffagenbeS  SJorjeicben  auf  P 
nem  alle  ©puren  ber  äerjtörung  an  ftch  tragenben  ©«in« 
rütfwürtS,  mit  bem  ©teuer  vorau«,  gegen  btn  ©ntnnu« 
reißenber  ©efdjwinbigfeit  fegelnb. 

fjülle  (Srau,  auch  ^»olbe  ober  $ulbe)  ift  «n  •[ 
fpenft,  von  bem  bie  Canbleute  ütabüringen  unb  «n  Wf 
lanbe  fagen,  baß  eS  bie  ÜRüabe  neefe,  welche  »« hP]J 
nachten  ben  SJocfcn  nicht  abfpinnen,  baß  e*  fein  ffletl t  «* 
fchütte,  wenn  eS  febnett,  unb  baß  eS  befonber«  vor  »w 
nachten  füb  jeige  unb  bem  wüthenben  |>eere  t»orau«i«*« 

Jqb'llf  ift  ein  aus  #6ble  gebilbeteS  ffiort  unb  top** 
im  Allgemeinen  einen  bunfein,  verborgenen  Ort,  !•  h 


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Höllenmaschine  401 


Holstetal 


nennen  bie  Canbleutc  in  fielen  ©egenben  SfrbUt  ben  Kaum 
pifeben  bem  ßfen  unb  ber  näcbflen  Sßanb;  auch  bat  man 
früfjer  wol  .§ölle  unb  ©rab  gleichhcbeutenb  gebraust,  ©e« 
nauet  fleUte  man  [ich  aber  unter  £öllc  ben  .Crt  cor,  an 
bem  i'idi  bie  Seele:,  ber  (beä  Vicht;,  beraubten)  lobten  ver» 
fammelten,  unb  balb  fefete  man  mit  btefer  VorflcUungaucb 
bie  in  Vcrbinbung,  baß  bie  Verdorbenen  gobn  ober  Strafe 
für  ibre  JEr/aten  empfangen  müfjtcn.  91  a er) bem  ftch  befon» 
berS  bureb  baS  Gbriflentbum  bie  Vor|tcllungen  über  ben  3u» 
ffano  be$  SKenfcben  nad)  bem  £obc  geläutert  hatten,  fab 
man  ein,  baß  ber  tugenbbufte  unb  ber  ©nabe  ©otteS 
tbeilbafte  fWenfcb  ©ott  näher  treten,  ber  S36fe  bagegen  wet» 
ter  von  if>m  entfernt  werben  müffe,  unb  man  fleUte  baber 
£immel  unb  ^)6tle,  jenen  alo"  ben  £>rt  ber  Seligen,  biefe 
aß  ben  Ort  ber  Verbammten  einanber  entgegen.  3n  ber 
$6He  befinben  ftcfj  hiernach  auch  bie  von  ©ott  abgefallenen 
unb  von  ihm  verbammten  (?ngel,  bie  Seufel,  unb  eben  ba$ 
iäufammenfein  mit  biefen  macht  bie  größte  ©träfe  ber  ©Ott- 
(ofen  au5.  Tie  ^bantafte  f?at  ficJ>  erfeböpfl,  Silber  be§ 
Schreiend  unb  GntfefecnS  in  ber  .Jbölle  aufzuhellen,  von 
Nm  ermgen  geuer  gerebet,  in  bem  bie  Verurteilten  bren= 
ucn  unb  von  ben  dualen,  mit  benen  bie  Teufel  fie  ängflü 

Jen.  Cie  Stbevlcgen  haben  ficb/geflritten,  ob  bie  Rollen-, 
raftn  eroig  ober  nur  jeitlicb  feien,  boct)  bat  ftch  bie  Strebe 
ffrts  für  bie  (Jwigfcit  ber  Aöllcnilrafen  erflärt,  inbem  man 
annabm,  betfj  bicfelben  er|l  nacb  bem  UrtbcilSfprucb  ber 
Öottbeüt  fetbfl  eintraten,  eine  Abänberung  folcbeS  Urtbeil$ 
aber  gegen  bie  göttliche  2Bürbc  fei.  3n  neuerer  ;kit  bat 
iah  tie  veralteten  VorficÜungcn  mehr  ober  weniger  verlaffen, 
nimmt  aber  in  äßabrbcit  nicbiäbefloweniger  Daffelbc  an,  wa$ 
turet)  bie  jpölle  unb  bie  ewige  ^>6Uenftrafc  angebeutet  würbe, 
ivmn  man  bie  Überzeugung  auöfpricbt:  baß  ber  böfe  unb 
fmibige  SRenfcb  immer  weiter  von  ©ott  fid)  entferne,  immer 
tief«  baber  in  einen  auftaut  ber  Unfeligteit  verfinfe,  unb 
trenn  er  fein  jpcrj  fo  gegen  bie  Sleue  verhärtet  bat,  baß 
ibm  eine  SRücffebr  zu  ©ott  unmöglich,  ifl,  er  aueb  auä  ienem 
Diifranbe  ber  Unfeligfeit  nicht  errettet  werben  fönne.  — 
tn  c»  von  Ohriituö  beißt»  er  fei  „niebergefahren  wir 
#ötle",  fo  bezeichneten  bie  älteilcn  ^irdbenlcbrcr  bamit  nur, 
Mfj  er  in  £ob  unb  ©rab  eingegangen  fei,  wie  folcbcö  bie 
\h  >3cbrift  lehrte.  Spater  erff  bilbete  ficf?  baS  Dogma  von 
?<r  Äollenfabrt  Gbrifli  auS,  nad)  welchem  er,  wäbrenb 
ein  t'cicbnam  im  ©rabe  ruhte,  in  bie  ereile  berabgeflituen, 
tött  bie  oerbammten  ©eifler,  beren  SBacbt  er  burd)  feinen 
Cpfertob  gebrochen,  triumpbirt  unb  bie  Verbammten  von 
Scbulb  überfübrt  haben ,  ober  ben  Verdorbenen  bai 
ivangelium  unb  bamit  bie  (Errettung  au$  ber  $anb  bei 
oerfünbet  haben  foQ. 

f)üllfnmaer!)inf  wirb  eine  von  bem  3talicner  geberico 
n -.belli  jucrjl  1684  gur  Vertbeibigung  von  Antwerpen 
icgen  bie  Spanier  in  Anwcnbung  gebrachte  Art»  äßranber 
;e:unnt.  Sie  ifl  eine  2Rafdjine  von  ber  ©efialt  eineä  Sd)if* 
t4,  mit  Pulver,  Jßomben  u.  bgl.  gefüllt,  welche  man  ge; 
tu  bie  feinblichen  gabweuge,  JBrucfen  u.  bgl.  antreiben 
N  unb  bie  ftch,  fobalb  fie  an  einen  fe(ten  Öegenflanb  |löjjt, 
urd)  Stlbflfchuije  entjünbet  unb  unter  fürebterlicber  Qu 
•oft'on  auffliegt.    £>a  biefe  -üRafchinen,  weil  man  fie  bein 
'J  überlaffen  mu§,  leicht  auch  für  Diejenigen  gefährlich 
1crben  (innen,  weldpe  fte  abfebiefen,  fo  finb  |te  auper  ©e> 


brauch  gefommen.  —  Auch  anbere  SRafchincn,  »eldje  ju  bem 
►Jwecf  angefertigt  waren,  burd)  &rploftonen  SJerberbcn  an-. 
juriebten,  ftnb  apoüenmafchinen  genannt  worben;  fo  uament« 
lid>  biejenige,  mit  welcher  Anhänger  ber  fon.  gefinnten  ^>ax-. 
tei  in  granfreich  am  24.  £>cc.  1800  ben  erflen  Gonful  So« 
naparte  in  bie  ßuft  fprengen  wollten.  Hin  Jtarren,  mit 
^ulver,  Äartatfchen  unb  Jöranbfugeln  gefüllt,  war  fo  auf» 
gcflcUt  worben,  bap  er  Bonaparte,  wenn  er  burd;  bie 
Straße  St.*9iicaire  nach  bem  ÄEbwter  fuhr,  ben  SBeg  »er* 
fpenen  unb  balb  barauf  in  bie  2uft  fpringen  follte,  Doch 
bie  ©efchwiubigfeit  unb  Verwegenheit,  BW  welcher  S5onas 
partes  Äutfcher  jufubr,  ebne  fid>  von  bem  Aarren  verbm» 
bem  &u  löffen,  rettete  bem  erfien  öonful  baS  lieben,  benn 
faum  war  85onapart<\.  3Bagen  einige  Schritte  hinter  ber 
4>öllenmafchinc,  fo  erplobirte  biefe.  Der  SBagen  beä  (Jon: 
fu(3  würbe  noch  burch  ben  Suftfroß  geboben,  bie  genfler  in 
bemfelbeu  jertrümmert,  aber  S3onaparte  felbft  nicht  befebä; 
bigt.  Die  beiben  JpAufer,  bei  benen  junäcbfl  ber  Aanen 
ge^anben  hatte,  waren  fa|t  gänzlich  jerftört  unb  44  anbere 
Käufer  bitten  SBefchAbigungen  erlitten;  a.tt  ättenfeben  wa- 
ren getöbtet  unb  18  bebeutenb  oernuinbet  worben.  Die  ei» 
gentltchen  Urhebec  biefeä  Verbrechend  finb  niemals  genau 
befannt  geworben,  obfebon  mehre  ^cenfehen  al§  9Äitn>iffer 
um  baffelbe  hingerid)tet  würben.  —  Auch  bie  Vorrichtung, 
mit  welcher  in  neuerer  3eit  gtcScbt  ben  franj.  Jlönig  Vut. 
wig  Philipp  (f.  b.)  ju  ermorben  untemabm,  bat  man 
^öllemnafcbinc  genannt.  Sie  unterfdbeibet  fid)  aber  von 
ben  fonfi  mit  biefem  9camen  bezeichneten  Vorrichtungen  we< 
fentttch  baburch,  baf)  fie  nicht  &um  (^rplobircn  in  einem  vor» 
her  bcredjnetcn  Augenblicf  bejtimmt  war,  fonbern  wie  jebeS 
geuergewebr  nach  slßillfür  loögcbrücft  werben  fonnte. 

jcjöilmötrtn  ober  Silber  Allein  ifl  eine  chemifebeäu' 
fammenfe(;ung  aud  Salpetcrfäure  unb  Silber,  welche  auger» 
orbentliche  Ä(jenbe  ©genfehaften  befiel  unb  baber  von  ben 
Chirurgen  jum  ffiegbeijen  bc5  fogenannten  wilben  gleifche$, 
ber  2Barjcn  u.  bgl.  in  Anwenbung  gebracht  wirb.  (2r  färbt 
bie  Jöaut  unb  anbere  organifche  ^h"1*»  mit  benen  er  in 
JBcrüVung  gebracht  wirb,  febwarj  unb  wirb  baber  auch  jum 
bauerbaften  ißezeichnen  ber  Sßäfcbe  benu^t.  3u  biefem  äweef 
wirb  bie  ;u  befchreibenbe  Stelle  vorher  mit  Aaliauflifung 
unb  ©ummi  betrieben  unb  geglättet  unb  bann  erfl  mit  ber 
Auflöfung  be-3  £öllenftein$  befdirieben.  50ian  pflegt  ben 
$öllcn|htn  in  eignen  gönnen  in  ©eftalt  von  bünnen  Stau, 
geldjcn  p  gießen.  Diefe  finb  lichtgrau,  werben  aber  am 
eichte  fchwarzlid;  unb  jeigen  auf  bem  JBrticb  ein  ffrablige«, 
frnfiaüinifcbeö  ©efüge.  Der  apöllenftein  loft  fidj  im  SGBaffer 
ouf  unb  wenn  ba$  Silber,  au6  bem  er  bereitet  worben,  tu 
nen  Jtupferzufa(i  hatte,  fo  ficht  er  grünlid;  au?  unb  Jet» 
fließt  leidet  an  ber  Vu[t. 

t)i>!r.tciii ,  ein  zum  beutfeben  Staatenbunbe  gebörenbeä 
^erzogthum,  beffen  Souverain  ber  .König  von  Dänemarf 
i(t,  liegt  im  91.  be$  untern  8aufö  bcr@!be  unb  erjlrectt  fid) 
bid  zur  @iber,  welche  bie  ©renze  gegen  Schleswig  bilbef. 
3m  SD.  grenzt  e-.-  an  hamburger  unb  lübeefer  ©ebiet  unb 
an  Sauenburg:  im  £X  an  bie  JDflfee  unb  im  SB.  an  bie 
9<orbfee.  ©iö  inö  8.  3al)rb.  ifl  bie  ©efebiebte  biefeä  Canbeä  in 
Dunfel  gehüllt  unb  erfl  zur  3"t  ■Jtarl'd  be§  ©roßen  tritt  fie 
aud  bemfelben  hervor.  Die  Bewohner,  ein  fräftigee  Voif£> 
flamm  von  faffifebsnieberbeutfeber  Abfunft,  zeichneten  ftch 


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Holstein 


40S 


Holyrood 


0(8  füljne  ©teurer,  fowie  burcf?  Frrf cit  auS  unb  [etfle> 
ten  JEarl'S  Jbceren  oerjwetfelten  93iberftanb ;  fie  erlagen  ab« 
entlieh  unb  eine  bebeutenbe  'Änjabt  oon  ihnen  würbe  in  bie 
Slieberlanbe  abgeführt.  3m  Anfange  beS  9.  3«brb-  würbe 
bie  Giber  SRorbgrenje  bcö  beutfeben  Geichs,  baS  Sanb  jwi» 
fdjen  tiefem  Strome  unb  ber  €lbe,  baS  nun  einen  SEbeil 
beffelben  bilbete,  Portal bingien  genannt  unb  als  ©renjirtarf 
betrachtet,  bie  fpdtet  unter  ben  fäcbf.  ^erjogen  flanb  unb 
beren  größter  %t>t\l  1106  jur  ©raffetjaft  5p.  würbe,  welche 
©raf  Xbolf  oon  Schauenburg  ju  geben  crbtelt.  Sie  Schauem, 
burger  regierten  £>.  bid  1459,  wo  fie  an  starben;  baS  8anb 
fiel  bureb  SBabl  ber  ©tänbe  an  ßbrißian  I.  von  Dänemarf, 
würbe  1474  von  Jtaifer  griebrich  in.  jum  f>erjogtbume  er* 
beben  unb  behielt  fid;  baS  Stecht  oor,  unter  (fbrißian'S  Stach* 
fommert  ben  jebeSmaligen  £erjoa  ju  wählen,  welches  oueb 
bid  1597  behauptet  warb.  Gbriftian'*  Cnfel,  Jtöntg  GbrU 
ßian  III.  unb  ^>erjoa  Hbolf,  ffifteten  bie  beiben  rjolßem. 
■öauptlinien,  ber  erßere  bie  (in.,  mit  mehren  Nebenlinien, 
von  benen  nur  noch  bie  Sinien  ,$olfiein*©onberburg»au> 
guflenburg  unb  ^>oIftein « ©onberburg « ©tücfsburg  (bormal» 
weef)  beffetien,  unb  ber  2Cnbere  bie  b^iogL  ober  Sp.-.&ot- 
t  orp.  ÄbolfS  (Snfel,  griebrieb  III.,  warb  1668  auch  $er> 
jog  oon  ©cble3wig.  3n  bem  großen  norbifepen  .Kriege,  ju 
Anfang  bei  oorigen  3<ibrbunbertS,  (amen  fämmtlicbe  gottor> 
pi  fch  e  Sanbe  unter  bie  ©eroalt  DanemarfS ,  unb  ber  fcpleSw. 
Zntbcil  »«blieb  bemfelben  im  grüben  oon  1720.  Äarl 
ftriebricb'S  oon  ©ottorp  Scbn  warb  alS  9>eter  III.  Äaifcr 
von  Slußlanb,  unb  beßen  ©obn  f)aul  überließ  feinen  auf 
ihn  oererbten  tfntbeii  1773  bem  Jt6nige  Gbrißian  IV.  oon 
Danemarf  gegen  £>lbenbur'g  unb  Delmenfjorß,  bie  ber  jün» 
gern  gottorp'fcben  2inie  üoerlaßcn  würben  unb  feit  1777 
baS  ^erjogtbum  ßlbenburg  bitten.  «Seit  1773  iß  §.  bei 
Dänemarf  geblieben  unb  würbe  1806,  nach  Buflofung  beS 
beutfeben  9teicbS,  oon  welchem  eS  bis  bobin  ßetS  einen  SEbett 
gebilbet,  gänjticr)  mit'  Danemart  oereiniat;  aber  1815  mit 
Wallenburg  wieber  ein  Staat  bei  beutfepen  JBunbeS.  BIS 
©ouoerain  beffelben  bat  ber  Äönig  im  weitern  SRatfye  ber 
©unbeSoerfammlung  brei  ©rimmen,  im  engern  eine  unb 
fteOt  3900  ÜK.  jur  «unbeSarmee ;  bie  ©nfünfte  beS  San« 
beS  belaufen  ßcb  auf  mehr  als  2  SJtill.  (Suiten. 

£>.  bat  einen  S(äct>eninbalt  oon  153  d2J?.  unb  436,000 
SBewobner,  fämmtltcb  Deutfcbe,  beren  Sprache  "baS  ©afßfeb» 
?(i*berbeutfdje  ift.  ,$ocbbeutfcb  wirb  nur  tbeilwctfe  in  ben 
Stetten  gerebet.  DaS  8anb  wirb  oon  ©.  nach  91.  oon  eU 
ner  fanbiaen  $ugelfette  burebjogen,  welche  bie  SBaßerfcbeibe 
jwifeben  Stoib"»  unb  ßflfee  bitbet.  3m  3nnern  beftebt 
nm  Z\ftii  au$  £aibe  unb  SDtocr;  ber  oßt.  Zhcll,  in  bem 
tob  herrliche  ©egenben  beftnben,  beliebt  aus  fruchtbarein 
Sebmboben,  im  SB.  ift  treffltcbeS  ^arfd)lanb,  baS  fcurd)  Scidjc 
gegen  ben  Xnbrang  ber  13 eilen  qefdn'ifjt  ifl.  jtein  anbered 
t eutfebeä  Sanb  ifl  beffer  bewdffert  unb  \)&t  üppigere  SBiefen, 
als  ba3  „grüne"  ^>.;  unter  ben  ©een  iß  ber  ploner  ber 
größte,  unb  außer  @lbe  unb  (Siter  nennen  wir  oon  gtiiffm 
notb:  @t6r,  SÖilfler,  Wßer  unb  S5iIIe.  Korb,  unb  Sfffee 
finb  bureb  ben  fieler  Jtanal  oerbunben,  ber  oon  1777 — 84 
gebaut  würbe,  dr  iß  beinahe  fechS  lang  Unb  führt  au 3 
bem  Fieler  innen  in  bie  diber.  Die  ^tauptprobuete  biefed 
oorpgSweife  'flef erbau  unb  JBiebjucbt  treibenben  ganbeS  ßnb 
©etretbe,  ^>ülfenfrücbte,  Äartoffeln,  gladj$,  fclpßanjen, 
^>oIj,  ®<bweme,  befonberd  aber  oortrefflitbeS  {Rinboieb,  unb 


auSc^ejeidjnete  ^)ferbe.  Der  Butter«  unb  JUfer^anbel  ifl  frfn 
betrücbtlid) ;  ^abrifen  gibt  eS  nur  wenige.  ©egeimM) 
iß  Sp.  in  tfmter  getbeilt;  nad>  ber  alten  biftorifeben  Ci» 
tbeilung  aber  jerfdUt  eS  in:  Ditbmarfen,  ©tormarn,  SB* 
grien,  ^olfiein,  bie  ©raffcr;aft  S?anjau  unb  bie  ^cnfi^ft 
pnneberg.  (SJergL  Ddnemarf.) 

j^dltij  (gubw.  ^)einr.  (Sfjrißopb),  ein  gefublooüer  Tic. 
ter,  war  geb.  am  21.  2>ec  1748,  ber  ©obn  eine«  fut 
gerS  ju  SDfarienfee  bei  ^>anooer  unb  ßubirte  feit  1769  «of 
ber  Unioerfitdt  ju  ©öttingcn  Sbeologie.   Dabei  befa)atti$t< 
er  ßd)  aber  aud)  ununterbrochen  mit  bem  Eefen  älterer  m 
neuerer  Dichter  unb  würbe  oon  feinen  ihm  naberfiebenbea 
greunten  trog  feine»  eben  nicht  ben  ausgezeichneten  9te» 
fd>en  anfünbigenben  Äußern  erfannt  unb  gewürbigt  & 
fchloß  ftcb  eng  an  ben  gittinger  Dicbtcroerein  an,  roelcbrn  bie 
beutfehe  ^oefie  fo  oiel  oerbanft  unb  ju  bem  auch  bkfiriä 
(Stolbcrg,  Soje,  ^Bürger,  tKiHer,  SJoß  unb  geiferoif}  gehörten, 
©ein  «^)ang  jur  fanften  Schwärmerei,  wie  ße  ficf>  tn  frön 
©ebidjten  auSfpricht,  unter  benen  bie  elegifcben  unb 
feben  bie  heften  unb  in  ihrer  'Xrt  ausgezeichnet  ßnb,  wm 
genährt  bureb  eine  nicht  glücfliche  Siebe  unb  burch  feine  iU 
hanbnehmenbe  JCrdnflicijfcit.  Sp.  begab  fieb  1775  nach  t ± 
iig  unb  oon  ba  nach  £>anooer,  wo  er  am  1.  Sept. 
ftarb.  S3oß  unb  ©tolberg  beforgten  bie  £erau$gabe 
©ebia)te  (^>amb.  1783,  oermehrte  ÄuSg.  ^>amb.  1804). 

fjohjrooö,  b.  h-  heiliges  Ärcuj,  iß  ber9?ame  beS  altn 
Ä6nig«palaßeS  ju  Gbinburg,  bem  gegenüber  ^>  o  I p r  l  c : 
boufe  liegt,  ein  Jtloßer,  baS  ber  fchot.  Aimig  Dav 
flirtet  hoben  foU  unb  oon  bem  nur  noch  Snimmer  ir 
ßnb.   ©n  ffngel  foU  bem  itemig  Daoib,  alS  er  einl 
ber  ©teile  jagte,  wo  nachmals  baS  bloßer  errichtet  nmrl 
ein  ßlberneS  Äreuj  gebracht  hoben,  nach  welchem  bie  £tr 
tung  benannt  würbe.   3c^t  beißt  ^olproobhoufe  gern 
nur  „bie  abtei".  Kachbem  biefe,  fowie  baS  ©chloß,  1544  m 
ben  (Sngldnbern  niebergebrannt  worben  war,  würbe  ber  J 
laß  wieber  aufgebaut,  in  welchem  bie  unglüefliebe  Jtöni;:^ 
SWaria  ©tuart  (f.  b.)  refibirte.   ZutS)  3afob  VI.  tr^: 
ju     ,  bis  er  1003  alS  3«fob  I.  Äönig  oon  englanb  wurt-'. 
9(ocp  iefct  jeigt  man  bie3immcr,  welche  bie  .Königin  SÄü^ 
©tuart  bewohnte,  in  ihrer  alten  Einrichtung.    £er  $t  - 
SEh«il  beS  ^alaßeS  würbe  ieboeb  burdj  bie  ©olbaten  G 
well'S  (f.  b.)  jerß6rt  unb  blieb  bis  1670  alS  Suine 
gen,  wo  Äarl  Ii.  baS  ©cbäube  nach  einem  ¥ld,K  1 
SSill.  S3ruce  in  feiner  je^igen  ©eßalt  hwßellen  lief,  p 
Hnßcbt  ßeüt  bie  weßl.  gronte  beffelben  bar.    <?r  bei: :.■  : 
überhaupt  auS  oier  ©ebäubereihen;  an  ben  oiee  tjefen  f 
JEbürme  angebracht  unb  im  3"ntm  fi'ihrt  eine  orn  ' 
getragene  &aUt  runb  herum.    3ebe  ©eite  t>at  eine  tl- 
oon  ungefähr  240      unb  baS  größte  ©emaeb  ifl  «nt  fl 
S.  lange,  25  ff.  breite  unb  über  18  g.  heb«  ®*[" 
ben  ffiilbnißen  oon  114  febott.  Königen,  welche  fämntrv 
ber  nieberlänb.  SRaler  te  Söitt  gemalt  t)at.   Der  nert 
arbeit  enthält  bie  ©emäcbcr  ber  Waria  ©tuart.  J£)i«  rr. 
1745  ber  $rätenbent  Äarl  Ebuarb  (f.  b.)  auS  ;; 
fcblecht  ber  ©tuartS  unb  wenige  Sttonate  barauf,  na* 
©chlacht  bei  Sulloben,  in  welcher  ßbuarb'S  4><er 
rourbe,  ber  ©icger,  ber  Aerjog  oon  üumbcrlanb.  ' 
nachmalige  Jlönig  Äarl  x.  ton  granfreieb  noeb  0"' 
'ÄrtoiS  war,  Ijielt  er  ßd)  1795  —  99  ju  4  auf  unt 


■ 


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Holz 


409 


Holz 


ba^tn  te^tte  ß  1830  —  32  mit  fein«  gamilie  juriidf,  nach»  engl.  Regierung  bat  in  neuerer  3cit  viel  jur  ^crfteUung 
im  er  wm  franj.  Sljrone  vertrieben  wotben  war.    Die    unb  (Srbattung  be3  ebrmürbigen  JßaueS  getban. 


r 


£jol3  (ba§)  ift  ber  bebeutenbfte  5Bcffanbtt)cit  ber  JBaumc 
.nb  Stwucber.  Dabcr  werben  biefe  oft  auch  mit  allen  ibren 
tagen  fjejtanbtbeilen  al«  £olj  bezeichnet,  foroie  man  auch 
stretfen,  auf  benen  S3äume  unb  Straucber  in  größerer  Än» 
•sM  warfen,  polier  ober  ©ebölje  nennt.  DaS  eigene 
efee  Aoli  ticc^t  jwifeben  ber  SBorfe  unb  bem  üRarf. 
im«  «Pebt  au$  JÖaft,  Slinbe  unb  Überbaut,  boefa 
tbt  bie  lefcte  im  Älter  baufig  verloren.  Das  SWarf  be* 
tbt  au*  einem  äeUgeivcbe ,  weiches  jeboeb  febon  nach  bem 
6m  Saljre  nad)  feiner  ©ntflebung  ab|lirbt.  Da$  £olj 
tbft  bat  ein  faferige«  ©efuge  unb  ift  aus  8Ängeufafern  unb 
farffaforn  jufammengefept;  in  jebem  3al)re  fefct  fieb  unter 
•Ri  S&afte  eine  neue  Schicht  an,  welche  ftct>  noch  einige 
cit  bur#  geringere  $efligfeit  unb  Jölaffe  ton  bem  altern, 
4r  nach  bem  äJiarf  ju  liegenben  fegenannten  Jternbol^e 
luerfcbetbcr  unb  Splint  genannt  wirb.  83ei  ben  meijlen 
»oljartai  finb  biefe  jährlich  fieb  erneuernben  Schichten  beut-- 
$  au  atennen,  inbem  fie,  wenn  man  einen  Stamm  quer 
ANbjicfencibet ,  in  ©eftalt  oon  {Hingen  erfebeinen.  Da  man 
un  auS  tvr  Ämabl  biefer  Äingc  baä  Älter  be5  S3aums> 
'.mthmen  fann,  fo  werben  biefelben  3abrringe  ober  auch 
oi  3a|re  genannt.  Die  Änwenbuna,  be5  ^»oljcä  ifi  fetjr 
eifaeb  unb  man  unterfcheibet  biernacb  verfebjebene  Ärten 
r  filier.  DaS  jßau:  oter  limine rt; oh,  ju  bem  vor» 
tglid)  baä  Sannen:,  Sichten-,  Grien*  unb  ßtchenbolj  ge- 
rn, untb  ju  galten,  föoblen,  Schwellen,  JBalfen  u.  f.  iv. 

BÜharsU^na  i  ?rv.  IT. 


verarbeitet.  Die  vorjüglichften  9Jufeböljer,  au3  benen  9|tf& 
ler,  Drechsler,  Sagner  unb  anbere  #anbwerfer  allerlei  fficrütl*- 
fchaften,  namentlich  auch  SRöbeln,  verfertigen,  finbßebern*, 
SJJabagonh,  "Pflaumen =,  SSirncn«,  Äpfeh,  'Äborn«,  ffiü» 
eben»,  dichenbolj  unb  anbere.  ÄIS  SJrennbolj  bienen 
alle  ^>4ljer,  welche  in  großem  Staffen  vorfommen,  aber 
mit  febr  verfebjebenem  Grfolg.  (85gl.  ei  jung.)  SMau= 
holj,  SJrafiltciu  unb  Sapan=,  SRotbr,  Selb»,  (Saliaturbols 
unb  anbere  finb  8arbei)6l*er;  ©uaiaf;,  Santal»,  Gul* 
baban>,  Äloe*,  .Äampljer»,  Scblangenbolj  unb  anbere  Ärj  = 
netboljer.  DaS  #ol$  wirb  auch  in  bartco  unb  weiche* ,  je 
nach  bem  ©rabe  feiner  gejligfcit,  unferfebieben  unb  felbfl  oa* 
#ol}  in  ben  verriebenen  Äbeilen  beffelbcn  ©cwacbfcS  ifl  ton 
verriebener  ©üte  unb  ©rauchbarfeit.  So  fommt  baä 
fchönftc  SÖJafcrbolj  au3  ben  SBur^elftdcfen ,  übrigens  aber 
gibt  ber  Stamm  baS  befle  $olj.  Die  S3öttd>er  f6nnen  ba5 
JCernbolj  nicht  brauchen,  weil  ti  ju  fpröte  ift.  —  2Begen 
ber  9hi(3barfeit  beS  ^»ol^cS  mup  man  befonberS  in  holjöt« 
men  ©egenbrn  große  Sorgfalt  auf  ben  £öljbau,  b.  b. 
auf  ben  Änbau  unb  bie  Pflege  ber  Jpöljer  ^oerwenben.  Die 
JBefcbaffcnbeit  beS  JBobcnö  unb  baä  JBebürfnifi  entfeheiben, 
weld>e  Art  von  ^>6ljcrn  man  anbauen  foU.  Äm  bäuffgften 
gefchiebt  bie  gort»fIan;ung  burch  Samen,  unb  cer'SBoben 
mup  je  nach  feiner  3öefd>affenbeit  mebr  ober  weniger  jur 
Äufnabme  be5  SamenS  vorbereitet  werten.  Die  £ol-,a:i- 
b»iut  ff  eben  unter  bem  Schufte  be5  <3taat$,  inbem  alle  XJer- 

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Holzschneidekunst 

lebungen  berfetben  als  ^oljftevel  befrraft  werben.  Ur* 
fprimglicb  rearen  in  Deutfcblanb  alle  SBalbungen  ©emeitt» 


Siut  bet  äertnan.  ©tämme;  fowie  ober  aOmälig  ber  freie  SBe* 
ig  ber  ganbereiett  unteraing,  würben  bie  SBalbungen  unb  mit 
ibnen  bie  3agbgereä)tigreit  in  ben  meiflen  ©egenben  eigen» 
tpum  ber  hohem  unb  niebern  ©runbberren.  überrejle  beS  ehe» 
maligen  ©emciitbeftfeeS  ftnb  noch  baS  in  manchen  ©egenben 
ben  ©emeinben  »uftebenbe  Siecht,  fid>  geuerbolj  ;u  boten, 
baS  Siecht  ber  ^utung  im  SEBalbe,  baS  Siecht,  »aubolj 
gegen  ein  bloßes  tfmoetfegelb  ju  erhalten  unb  anbere.  — 
Der  .öoljbonbel  ifl  in  mannen  ©egenben  febr  einträg» 
lieb,  fleht  aber  in  ber  Siegel  unter  ber  fpecieOen  Xufftcpt 
beS  Staats,  bamit  nicht  t>urcr>  ju  (latfe  .JpoljauSfubr  ein 
4>otjmangel  im  eignen  ganbe  herbeigeführt  »erbe.  Siuß* 
lanb,  $oten,  Norwegen,  Schweben  unb  in  Deutfdjlanb  bie 
©chwarjwalbgegenben  treiben  ftarfen  £oljbanb<l,  bie  erftern 
befonberä  nach  englanb,  bie  (entern  nach  £ollanb.  ftucb, 
auS  'Ämcvifa  unb  ßflinbien  ifl  in  neuerer  £eit  viel  -öolj 
ausgeführt  werben.  (Ögl.  gliße.) 

^ol30fhnt3>ekutt0t  ober  (grted).)  Jptographie.  JDie 
Xnwenbung  bei  4?olje8  ju  allerlei  f ünfilidjen  Arbeiten  fübrte 
barauf,  auch  ©über  in  #otj  ju  febneiben,  unb  nad>  unb 
nacb  fam  man  barauf,  um  biefe  ©Über  buteb  5(bbrucf  »er* 
vielfältigen  ju  fännen,  fte  fo  in  |>olj  ju  fdweiben,  baß  alle 
Sinien,  welche  in  ber  3ei<fmung  hervortreten  feilten ,  ergaben 
herausgearbeitet  würben.  e§  wirb  auf  eine  ebene  unb  glatt« 
flutte  t>on  einem  feinfaferigen  ^olje  (in  ber  Siegel  ©ucbS« 
bäum)  eine  3*icbnung  gemalt,  unb  barauf  febneibet  ber 
Äünftler  baS  Jgiolj  mit  »erfdjiebenen  febatfen  Snflrumenten 
fo  aus,  baß  nur  bie  burefe  bie  ©triebe  ber  Zeichnung  bc 
jeiebneten  ©teilen  flehen  bleiben.  ©elrreicbt  man  bann  eine 
folehe  platte  mit  einer  fclfarbe  unb  brueft  fte  auf  ein  ©latt 
Rapier  ab,  fo  erhalt  man  eine  äeidjnung,  welche  ber  erflen 
auf  bem  Sboht  entworfenen  genau  gleicht.  ©owot  bie  platte 
als  bieXbbrucfe  werben  ^oljfchnttte  genannt.  Die  £oIjj 
fcbneibefunfl  ijl  älter  a(S  bie  ©ucpbtucferfunfl  unb  hat  y.n  er« 
finbung  biefer  Söeranlaffung  gegeben.  (Sögt,  ©udjbrucf cr= 
funfl.)  "Ausgezeichnete  Äünfller,  wie  .nieron.  JRefd;,  211» 
brecht  Dürer,  tut.  von  gepben,  ^anS  Salbung  gen.  ©tun, 
AanS  äfftet»,  $anS  granf  gen.  güfeelburger,  auch  «Ratfer 
Sfearimüian  unb  oetfehiebene  Anbete  haben  bie  Jgwljfcbneibe» 
funfl  ju  einem  hohen  ©tabe  ber  83oUfommenbeit  gebracht, 
unb  erfl  nachbem  bie  Jtupferftechf unfl  ju  einem  hohem  ©rabe 
ber  2lu$bübung  gelangt  war,  wenbeten  ftcb  bie  JCünfllec 
von  ber  ^oljfcbneibefunft  aümälig  ab.  3n  neuerer  3eit  hat 
man  jeboct)  emgefehen,  baß  bie  ipoljfchmtte  vor  bentfupfer» 
fliehen  eigentümliche  S3onuge  beftfeen,  namentlich  baß  fte  von 
Siefen  in  ber  Jtraft  ber  DarfteHung  niemals  erreicht  werben 
!6nnen.  überbieS  hoben  bie  £oljfch nitte  por  ben  .Kupfer» 
fliehen  auch  noch  ben  S3orjua,  baß  man  pon  ihnen  im» 
gleich  mehr  Äbbrücfe  machen  rann,  ja,  baß  ftcb  bie  Drucf» 
platten  felbfl  burd}  'Äbfintfdicn  ober  Abgießen  perpielfältigen 
lajfen.  (Sgl.  ©tereotppen.)  3n  neuerer  3eit  hoben  fid) 
wieber  einzelne  ^unfiler  auf  baS  «ortheilhaftefle  in  ber 
^joljfchneibefunfl  hetootgethan.  Der  enalänber  JEhom.  ffie» 
wie?  (geb.  1753,  gefl.  1829),  bie  ©ebruber  Unger,  ©ubift 
unb  Un Jeimann  in  JBerlin,  SBlaftuS  £>6fel  in  ©ien,  Steuer 
in  SKünchen  unb  Änbere  haben  bie  Äunjl  wieber  ju  einer 
hohen  ©tufe  gehoben,  «namentlich  ben  (Jnglänbern  berban« 


fen  wir  manche  Berbefferungen  in  ber  -fcoljfihneibrfuii 
Sine  eigenthümlicpe  Xrt  ber  4>ol}fchnitte,  welche  gldaVtlä 
febon  in  früherer  Beit  in  Xnmenbung  war  unb  in  nniaa 
3eit  burd)  ben  ©rafen  3anetti  wieber  aufgenommen  twrta 
ifl,  ifl  baS  fogenannte  ^eabunfel  (ital.  chiaroscar«, 
cmdaIco),  bei  welchem  mebre  einanber  genau  entfpteä)«& 
platten  ,u:r  4?erftellung  eines  83i(beS  benugt  »etbtn. 
er  fte  platte  enthalt  bie  umriffe,  bie  jweite  bie  flarfen 
ten,  bie  britte  unb  vierte  bie  SOIttteltinten.  Diefe  flmc 
werben  nacheinanber  auf  baffelbe  93latt  gebrückt  unb  ;; 
fem  ml  batauf  an,  baß  fte  genau  aufgefegt  wetben. 

Stabe  perwanbt  ifl  mit  ber  eigentlichen  #oljfcbneftthiK 
bie  Sßobelflecherei,  welche  jeboeb  weniget  ben  &xüt: 
einer  fd)6nen  &;\n\i  hat.  SDcan  pflegt  nämlich  bie  9tutfc, 
mit  benen  .Kattune ,  SBacbSleinetoanb,  ^apiertapeten, 
fatten  u.  bgl.  bebtueft  werben  follen,  in  ^olj  )u  fcfyuüo 
unb  bie  fo  erhaltenen  SJtobeln  ober  formen  jum  $<■■ 
btuefen  ber  genannten  ©egenflänbe,  nachbem  man  fit  mit 
ben  gehörigen  färben  beftricben,  ut  benugen.  2ua)  btc 
wetben  mehte  jueinanbet  paffenbe  «Kobeln  angewenbel,  b 
bem  ein  vielfatbigeS  SRufler  ju  jeber  garbe  etn  eigne?  SSo= 
bei  n6thig  macht  Sflobelflecheret  unb  ^oljfchneibeninjl  m 
ben  häupg  unter  bem  Kamen  gormfchneibtlunjt  p 
fammengefaßt. 

j^onttT,  bet  Mefle  Dichter  ber  ©riechen,  beffen 
»»  noch  6U«n  fytil  befifeen  unb  einer  ber  grifjtcn 


öUet  3eiten,  war  ein  Keinafiat  ©ried>e  unb  lebte |1P 
fcheinlich  im  9.  Sahrh.  ».  Chr.  ©ieben  unb  mehrt 
flritten  im  Xltcrthume  um  bie  ehre,  feine  Bd«!J»  £ 
fein,  am  meißen  aber  bot  bie  Slachricht  für  fidj,  WLz.Z 
ber  9cäbe  von  ©mprna  am  gluffe  SJ?ele8,  nad?  welcb«!5K; 
SRelefigeneS  (b.  b.  ber  3J?eleSgeborene)  beigenamtt  ^; 
geboren  worben.  es  heißt,  er  fei  ein  Ämb  ber  ftg  y 
»efen  unb  als  fein  »ater  wirb  SRäon,  als  ferne 

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Homer 


41t  Homöopathie 


trifft  genannt.  <Ro<$  3<nem  bicp  er  ber  Wdonibe.  <£ö 
-crten  auch  noch  anbere  2fb|tammungen  beffelben  angege» 
m,  tnbem  man  ihn  j.  83.  einen  ©obn  beS  XpoHon  unb 
;r  Wufe  JtaQto^e  genannt  t>at.  ©ein  9?ame  Jg>omero8, 
h.  ber  SSlinbe,  bat  ju  ber  ©age  SBeranlaffung  gegeben, 
ajj  et  burcb  bert  ©tief;  einer  ffiiene  ober  burcb  tine  Xt&nb 
:it  erb  [int  et  fei.  ßbenfo  abweiebenb,  wie  bie  9k*  riefen 
thrr  feine  ©eburt,  ffnb  auch  bie  über  feinen  SEob,  buch 
igte  man  auf  ber  3nfcl  3o$,  welche  jefet  9tio  helft,  fein 
frab  unb  feine  ©rabfebrift.  Seine  Wcbicbte  ftanben  bei 
cn  ©riechen  in  ungemein  Kobern  Hnfeben  unb  jwar  nidbt 
[lein  wegen  tfjret  allgemein  bewunberten  poetifeben  ©djön» 
nt,  fonbern  auch  wegen  ber  in  ibnen  enthaltenen  ©ötter» 
fcren  unb  SSeltanfdjauung.  ©ie  waren  in  biefer  SBeite* 
ung  bie  heiligen  SSücbcr  ber  ©rieben  unb  bitten  religiöfeS 
nfeben.  grütjer  waren  fie  nur  in  JJIeinafien  unb  auf  ben 
nfeln  »erbreitet,  bis  8vfurg,  ber  berühmte  ©efefcgeber  ber 
;p.utancr,  bie  erflen  SRacbricbten  von  ihnen  nad)  bem  gried». 
Kurterlanbe  braute.  @rft  300  3obre  fpäter  (Teilten  g>ifi* 
TatuS  unb  feine  ©6b.  ne.  bie  funjtliebenben  Tyrannen  von 
[n)en,  ©amntlungen  Hvmerifdjer  ©«fange  an  unb  trafen  bie 
rinriebtung,  bafj  fie  von  ben  9?bapfoben  (f.  b.)  aUjabr» 
i>  am  Jette  ber  Jpanatbendcn  öffentlich,  vorgetragen  wur» 
en.  ©oiebe  JRhapfoben  waren  vielleicht  auch  bie  fogenann» 
n  $omeriben,  unter  benen  man  jebod;  aud; 9eacbabmer 
mb  Sladjfolger  beS  H-  »erfreuen  fann.  3u  beS  H-  3^* 
n  Hü  bie  ©dirift  noeb  nicht  erfunben,  ober  boeb  noch, 
idht  auSgcbilbet,  unb  e$  muffen  fieb  batjer  bie  Homerifcben 
)efänge  von  Wunb  ju  Wunbe  fortgepflanzt  hoben.  3n 
iefan  galh  ift  cd  aber  nid}t  nur  wabjrfcbetnlid;,  fonbern 
>a,ar  nothroenbig,  baß  jtd)  WancbeS  von  ben  urfprunglidpcu 
iiefdngen  im  Wunbe  ber  Sfbapfoben  verdnbert  i-.ibc,  ja 
a§  9teueS  bem  2Clten  hinzugefügt  unb  mit  ibm  verfcbmol= 
n  mürbe.  Hedift  roabrfebeinlid;  würben  fogar  ganze  (ans 
er«  ©efinge  unter  bem  Warnen  beS  £>.  neu  erfanben. 
Scbon  im  "Ältertbume  zweifelte  man  an  biefen  Jtbatfacben 
icht  unb  war  wieberbolt  bemüht,  ca§  ed>t  fernen 'che  von 
>emjenigen,  waS  bem  grofen  Siebter  fdlfcbiicb  jugefebrie« 
tn  würbe,  ju  febeiben.  (5rft  in  neu  efter  Bett  aber  baben 
iclebrte,  befonberS  ber  berühmte  9>t)tIe(oc|  §.  X  SBolf,  bie 
•n'id't  geltenb  ju  madjen  gefuebt,  baü  aueb  bie  beiben 
regten,  bi5b«  immer  für  edjt  angefebenen  SBerfe 
iebt  bie  ©efiöpfung  (Sine-?  £id)terä  feien,  fonbern  von  «er* 
biebenen  Siebtem "($omeriben)  ben ;'i inten  unb  er fi  fpater, 
»nie  fie  nod)  vorliegen,  jufammergefe|t  unb  ju  einem 
i.uijen  verarbeitet  tvorben  feien,  ^ug(eid)  bat  man  heb  bc= 
tüht,  eine  fotdje  3ufammenfe(jung  in  jenen  ©ebiebten  felbfi 
.'ureigen,  forool  in  JBejug  auf  ben  3nba(t,  ald  auf  bie 
:prad>e  unb  8Jer§form.  ©ogar  barah  bot  man  gejweifelt, 
b  jemals  eine  $erfott  fy.  erijtirt  fyabe  unb  ob  niebt  vieU 
:ebr  bie  SQorfieUung  einer  foleben  erji  nacbmalä  fict>  auSge> 
iitet  babe.  3)ie  beiben  vonüglicbften  bem  Sp.  jugefd;riebe> 
ert  unb  ^ugleid)  graten  ©ebieb/tc  ftnb  bie  3ltaö  unb 
i«  JDbpffee,  beibe  ßpopeen,  welche  fid;  bnreb  einfaef; 

M  ©pradje,  fowie  burd)  unverbefferlicbe  SSJabrbeit  ber 
latiiranfdjauung  auSjeicbnen  unb  baS  SRufler  für  fpa» 
rw  (?popeen  geworben  ftnb.  £ic3lia3  enthalt  eine  ©cbiU 
erung  ber  Unternebmungen  ber  ©rieeben  vor  SEroja 
f.  b.),  wabrenb  bie  Cbr/free  bie  3rrfai>rten  beä  f;eimfet>; 


renben  Dböffeu«  (f.  b.)  fefn'tbert.  fBeibe  ©ebiet;te  ffnb  ht 
4>erametern  gefebrieben,  welche  SBerSform  fpdter  für  bie 
meiden  ^>e(bengebid>te  beibehalten  unb  baber  ba5  tyxoi» 
febe,  wot  aueb  ba§  ^omerifebe  SSerSmag  genannt  werben 
ift.  Tfußerbem  werben  bem  £.  noe^  mebre  Hymnen,  Qpu 
gramme  unb  bie  SSatracbompomacijie,  b.  b.  ber  grofebs  unb 
SKdufefrieg,  jugefrbrieben.  $)a&  [cr^t genannte  ©ebid)t  ift 
niebbo  21'nbereä,  als  eine  Sravefiie  ber  3 Ha 5  unb  £>b»jfee 
unb  gebort  jebenfaUS  einer  fpätern  3eit  an.  sJiid>t  allein 
finb  bie  ©ebiebte  beS  Sp.  f«fjr  häufig  berauSgegeben  worben, 
fonbern  man  bot  biefelben  aud)  in  faft  alle  ©pracben  gebil« 
beter  SJclfer  überfe^t  2>ie  befie  bcutfdjc  überfefeung  ift 
von  3ob.  $etnr.  S5of5.  ^fußerbem  ftnb  eine  grefie  'Änjabl 
utr  Erläuterung  ber  ^omerifeben  ©ebieb.  te  bienrnber  ©d>rif< 
ten,  fowie  viele  ©cenen  auS  benfelben  barfieQenbe  Xbbil« 
bungen  erft^tenen.  Die  auSgejeicbnetften  Waler  baben  ©tei- 
len ber  3>iaS  unb  Dbpffee  ju  ihren  ©emälben  bcnunt. 

jQomöopatt)t(  bejeidmet  baS  von  ©am.  Spa  h  n  cm  an  n 
(f.  v.)  erfunoene  fySmam,  welches  fid;  von  allen  biSberi» 
gen  S$crfabrungSarten  in  ber  ^>ci:funbe  feinen  ©runbfä£en 
nad)  wefentlid)  unterfebeibet.  £)aS  äSort  Homöopathie  ift 
nad;  bem  ©rteebifeben  gcbiltet  unb  bejeieb.net  ein  ^»eilver» 
fahren,  bei  weldjem  gur  Teilung  ber  Jtranfbeiten  folrfje  Wit- 
tel angewenbet  werben,  weldje  im  gefunben  A'6rper  einen 
ähnlichen  Bufianb  berjufienen  vermögen,  wie  berjenige  ift, 
an  we(d}em  ber  Jtranfe  leibet.  "Xufcx  von  ber  auf  biefe  98eife 
ber  4pomöopatbie  5»  ©runbe  liegenben  Überzeugung,  welcbt 
au*  bureb  bert  lat.  ©a(}  Bimilin  similibas  cunuitur  (b.  b- 
itbnlicbcS  wirb  burd;  5llmlidjeS  geheilt)  auSgebrücft  wirb, 
geben  bie  Aomöopattjen  autb  nocr)  von  bem  ©runbfatje  au6, 
baß  nur  einfache  'Krjneimittel  in  ber  SÄebicin  in  2lnwcnbung 
ju  bringen  feien  unb  baft  biefe  bei  einer  ftrengen  £)iat  beS 
Äranfen  nur  bei  febr  flciuen  ©aben  bie  gewürifdite  ^eilwtr» 
fung  tiervcrsubririüen  vermögen.  25ie  bomöopatbiferje  35iat 
beftebt  in  einer  Gnlbaitung  von  allen  benjenigen  SiabrungS« 
mittein,  bie  felbjl  auf  ben  gefunben  Wcnfdjen  eine  SBir# 
fung  bfttwrjubringen  vermögen,  weldje  ber  eines  £etlmit* 
telS  gleidjt.  Die  SÖafcl  beS  Heilmittels  in  einem  befonbern 
JUanfhcitöfalle  befiimmt  nicfjt  ein  einzelnes  ©vmptom  bei 
ÄranEljeit,  fonbern  bie  ©efammtbtit  aller  aua>  ber  febeinbat 
geringfügigften  ©omptome.  Daber  bot  ber  bemöopatbifebe 
ittrjt,  etie  er  ein  Wittel  gibt,  ben  3ufianb  beS  Jtranfen  auf 
baS  'Älifcitigfle  &u  prüfen,  liierbei  aud)  auf  bie  bisherige  tu 
benSwcife,  auf  bie  früher  ir>n  betroffenen  ÄranfbeitSfaß« 
u.  f.  w.  genau  einzugeben.  &  ifi  enblicb  ein  ©runbfa^  ber 
Homöopathen,  bie  SBirfung  eineS  Heilmittels  erft  vollfom» 
men  abzuwarten  unb  ju  beobachten,  ehe  fie  jur  3Bal)(  eine« 
anbern  Wittels  ober  jur  SBieberholung  ber  frühem  ©abe 
febreiten;  bei  [)efttAen  unb  fduiell  jur  tjntfcheibung  führen« 
ben  Äranfheiten  pflegen  fie  jeboct)  baS  Wittel,  von  beffen 
"Änwcnbbarfeit  fie  überzeugt  finb,  auch  in  fürzern  Btttrdu» 
men  zu  wicberbolen. 

Die  Horr,öopathie  bot  fer)r  viele  ©egner  gefunben.  ab« 
auch  tötele  begeißerte  Anhänger.  Die  ledern  finb,  wie  bie» 
feS  bei  einer  nod?  fo  jugenblicben  SBiffenfcJjaft  auch  nicht 
anbcrS  möglich  war,  in  manchen  fünften  von  ber  ftrengen 
£ehre  Hohmjmann'S  mehr  ober  weniger  abgewichen,  unb 
Hahnemann  felbfl  hat  manche  feiner  Annahmen  im  Ber» 


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Honig 


4M 


taufe  bet  3«it  ueranbert.  25ie  ©egner  ber  Homöopathie  ha» 
ben  wenigflen&  fo  »tel  eingeben  muffen,  baß  in  gewifTen 
gälten  ber  ©runbfafc,  auf  welkem  Habnemann'8  fiibre  be« 
ruht,  2lnwenbung  finbe  unb  baf?  jebenfalB  SBereinfacbung 
ber  Arzneimittel ,  83erminberung  ber  Quantität,  in  weicher 
fie  bem  Äranfen  ut  reiben ,  unb  enblicb.  eine  (henge  25iät 
jeitgemäfje  äJerbejferungen  in  ber  SWebicin  feien. 

I)0ni0  ifl  ber  fttfje  Saft,  welchen  bie  Sienen  au3  ben 
JBlumen  unb  grüßten  »erfebiebener  ^flartjcn  jieben,  in  u> 
rem  .Körper  wabrfcbeinlicb  einigermaßen  Perarbeiten  unb  enb* 
lieb  in  ben  «EBacbSjellen  abfegen.  3e  na*  ben  3abrc§$cifen, 
ter  »efebaffenbeit  ber  23ienen,  ber  fcrtlicbfeit  bc$  Kufent» 
baltSortä  unb  »orjüglicb  ber  >]5flan$en,  welche  fleh  ben  ®ie» 
nen  barbieten,  fällt  ber  Jponig  febr  berfchjeben  au§.  So» 
»ot  feine  garbe,  als  fein  glufiigf eitSjuflanb ,  fein  ©erueb 
unb  ©efebmaef  ft'nb  bemgemäfi  »erfebieben.  25er  bellfarbige 
Honig  wirb  bem  bunfeln  wgejogen  unb  ber  au«  jjinben« 
blüten  bereitete  aeiebnet  fic&  bureb  angenehmen  ©erueb 
3n  ben  mannen  gänbern  ifl  ber  #onig  beffer  al3  in  ben 
fältern.  SefortberS  berühmt  ifl  bei  £ontg  vorn  JBerge  H»bla 
in  Sicitien  unb  ber  com  JBerge  ^pinettuS  in  ffttifa.  25er 
Honig  fann  oon  ben  9>flanjen,  au3  benen  ibn  bie  S3ienen 
bereiten,  aueb  giftige  ©genfebaften  annehmen,  in  welchem 
gatle  fein  ©enufj  Scbwtnbel,  Taumel,  gßutb  unb  fogar 
btn  «ob  jur  golge  haben  fann.    2>er  Honi3/  welcher  aus 


iionigkakuk 


oulflieft,  m 
etwa*  feber« 
von  bem  jt> 


ben  Sahen  bei  getinber  SBärme  oon  felbf! 
heller  garbe,  förnig  unb  t>on  angenehmem, 
©efebmaef  ifl,  wirb  al§  3ungfernbonig 
meinen  Jöonig  unferfebieben,  ber  bie  angegebenen ©gnrfiV. 
ten  nieht  befifet  25er  noch  nicht  bon  ben  2Baben  geflirtet 
Honig  beifit  gejeibelter,  9?oo$»  ober  9cofenr)oni«, 
Scheibenhonig,  wogegen  ber  gefeimte  ober  atgclaw 
fene  $oni$  oom  SBacbö  bereite?  getrennt  ifl,  unb  6t(is> 
ober  3ucferhonig  ben  alten  in  ben  2Baben  »ertjittttrs 
Honig  bezeichnet.  Xbgefcbäumfer  H°ni9'  wie  tbn  bie 
'Äootbcfcn  haben,  wirb  burd>  Soeben  beS  Hon'fl^  mit  Baf- 
fer, abfebäumen  unb  giltriren  gewonnen.  25ie  rr-ilben  Sit. 
nen  geben  ben  SBalb--  ober  wilbcn  H^nig-  auftürmte, 
nennt  man  ben  Hon«8  ÖUtb  nad)  ben  ^flan^cn,  von  emeuc 
gewonnen  unb  nach  ben  3abree.jeiten,  in  benen  er  eingängig 
worben  ifl.  25er  H»nig  läfit  fieb  unter  'Änwentung  ber 
rigen  S3orficbt  3ahre  lang  aufbewahren.  <5r  muf  ju  t 
Swecf  fo  rein  alt»  möglich  fein,  an  einem  h'iblen  unt1  titi.< 
nenSrfe  flehen  unb  wohl  oerwahrt,  namentlich  »or  SKiu'rrv 
ffiienen  unb  Ämeifen  gefiebert  fein.  25ie  Hmeifen  werben  i. 
einen  Streif  'Äfcfce  ringS  um  ben  ^jonicjtopf  oon  tiefen  ;N 
gehalten.  25en  bebcutenbflen  Hanbel  mit  Honig  tTeiben  Sif 
lanb,  9>olen,  granfreieb,  Spanien  unb  bie  3nfel  SÄJit;. 

tjonitfkukuK  ober  Honigvogel  (ber)  ifl  einberuft!' 
fuf  »erwanbter  5ßogel,  welcher  im  fübl.  Hfrifa  grfun!« 


Hottiffthau 


413 


Hopfen 


wirb  unb  unter  lautem  ©rfcbrei  bie  SRefler  ber  wilben.  fiSie» 
um  «uffucbj,  um  ftd?  ibreS  .JponigS  ju  bemächtigen,  £ieti 
bei  foU  er  fieb  oft  bei  ^>u(fe  beS  JBaumfpecbt»  bebienen, 
welcher  ibm  mit  feinem  harten  unb  langen  Schnabel  borar« 
beitet.  SSeibe  SSögel  finb  auf  umjrebenber  Äbbilbung  bar* 
gefreut.  Die  Eingeborenen  pflegen  bem  ipontqooget  nachzu- 
gehen, ber  ilmen  bureb  fein  ©efebrei  bie  SJienennefler  an> 
jeigt  unb  baber  auch  lat.  iadicator,  b.  b-  ber  Bnjeiger,  beißt. 
£cr  Äonigpogel  r)at  einen  furzen  fegeiförmigen  Schnabel 
unb  i|f  ungefähr  fo  groß  wie  ein  Sperling. 

i/o uitjti)au  nennt  man  bieienige  Jtranfbeit  ber  fjflanjnt, 
bei  welcher  auf  ber  SDberfldcbe  ber  SBlättcr  eine  bonigarttge, 
füßliebe  unb  fiebrige  ©ubfianj  ftcb  auSfd)eibet  unb  biefelben 
übersieht.  Durch  tiefen  ttberjug  unb  buref)  bie  Unreinig« 
feiten,  welche  an  ibm  ftcb  anfegen,  »erben  bie  ©paltöff* 
nungen  »erftopft,  wobureb  bie  ©ewdcbfe  ein  frdnfelnbeS 
Xnfcben  erhalten.  äugleicr)  finben  ftch  perfebiebene  Snfeften, 
uornebmlicb  SBlattläufe,  ein,  benen  man  irrigerweife  bie  dt-. 
teugung  beS  fwntgtbauS  ©ebulb  gegeben  hat.  SWan  bot 
beobachtet,  baß  $onigtbau  befonberS  bann  fieb  ju  erzeugen 
pflegt,  wenn  auf  anhalfenb  troefene  unb  warme  SSitterung 
fdmeU  Jtdlte  ober  Porübergebenbe  leichte  Siegen,  befonberS 
contmerregen,  eintreten,  woburä)  eine  plffclicbe  ©toefung 
tcr  «Safte  in  ber  Oberfläche  ber  SBIatter  berporgebraebt 
wirb.  Die  heften  SKittel  ftnb  Steinigung  ber  SJldtter  von 
bem  fiebrigen  Stoffe  unb  anbaftenbem  Ünrathe  burch  SBa> 
fdiungen  mit  reinem  SBaffer,  welches  im  ©roßen  burch  ben 
Wegen  gefebiebt. 

ijonrtnrrö  (franj.),  b.  h.  (ihren,  (ihrenbe Beugungen, 
nennt  man  biejenigen  'Kufmerffamfeiten,  welche  nach  bem  in 
ber  ©efellfcbaft  üblichen  $ertommen  jeher  SBirtb  ober  bie  SBir» 
tbin  ihren  ©dften  fcbulbig  Dabin  gehört  ber  förmliche 
Empfang  gelabener  ©dfte,  baS  iöorftellen  ber  ©dfte  unter« 
cinanber,  bie  ©orge  für  faeren  Unterhaltung,  bie  2(uffobe» 
rang,  (kb  ber  bargebotenen  ©enüffe  ju  bebienen  u.  bergl. 
SBorjugSweife  r)cißert  aber  #onneurS  bie  fheng  geregelten 
Gbrenbejeugungen,  welche  oon  SRilitairperfonen  ihren  SJor* 
gefegten  ju  erweifen  finb.  Die  SJefcbaffenbcit  biefer  Ebrenbe* 
jeugungen  ifl  bei  ben  perfebiebenen  Armeen  oerfebieben,  unb 
es  hebten  fieb  biefelben  im  ungemeinen  na*  bem  dränge 
ber  9>erfonen,  welchen  fie  erwtefen  werben.  Äußer  bem 
Dienfte  grüßt  ber  ©olbat  nur  bureb  Anlegen  ber  Spant  an 
fie  Jtopfbebecfung  unb  burch  'Annahme  militairifcher  #al> 
timg;  ftrenger  finb  bie  £onneur3,  wenn  ber  ©olbat  unter 
bm  SBaffen,  namentlich  wenn  er  auf  SSadje  ficht,  ©chul» 
tera  brt  ©ewebrS,  $rdfentiren  beffelben,  Stühren  beS  ©piclS, 
oblagen  bei  gabncnmarfcheS,  Neigung  best  DegenS,  ©en» 
Im  ber  gähnen,  herausrufen  ber  2ßachtmannfchaft  finb  bie 
hin  gebräuchlichen  -öonneurS.  gürfilicbe  ^erfonen  unb  hoch» 
geflrüte  SDtilitairperfonen  pflegen  Ehrenwachen  ju  erhalten, 
beten  'Änjabl  unb  Obliegenheiten  ftch  nach  bem  Stange  jener 
tyerfonen  richtet,  Sbenfo  wirb  ber  deiche  eines  jeben  Jtries 
flert  bei  beren  JBefiattung  eine  Ehrenwache  mitgegeben,  be« 
ren  Störte  nach  Siang  unb  Sierbienft  »erfchieben  ifi.  ^)at 
^er  JBerjrorbene  einen  gclbjug  mitgemacht,  fo  pflegt  über 
feinem  ©rabe  gefeuert  ju  werben.  Die  SEambourS,  welche 
ben  ^eichen^ua  begleiten,  pflegen  ihre  ärommeln  ju  bampfen, 
nach  o«  ©eftattung  aber  teuren  bie  Ärieger  mit  lauter  frie- 
Ütnfcher  SRufif  juruef. 


fjopfen  beißt  eine  befannte,  burcr)  ganj  Europa ,  £RonV 
äffen  unb  9forbamerifa  an  Saunen,  ^eefen,  glußufern  unb 
Siöalbranbem  fidb  häufig  finbenbe  ©eblingpflanje,  weiche  ih' 
rer  !2(nwrnbung  wegen  in  mehren  ?dnbern  angebaut  wirb. 
Die  männlichen  unb  weiblichen  yflan-,en  unterfchetben  [ich 
nur  burch  bie  perfebiebenen  iöiüten.  Die  männlichen,  fünf 
©taubgefaße  entbaltrnben  ÜBlüten  fteheu  in  großen,  fpanu 
gen  Sttöpen;  bie  weiblichen  bagegen  in  einem  fugelrunben 
Jtägchen  hinter  fletnen  Schuppen  gepaart.  Diefe  bünnen 
blattartigen  Schuppen  wacbferi  nach  ber  Slütetett  fort  unb 
bitten  nußgroße  3apfen,  welcbe  a(S  ^opfen  ieim  Statuen 
pcrfchiebencr  53iere  gebraucht  werben  unb  einen  bebeutenben 
.f>anbcl3arrifcl  mancher  Üänbcr  abgeben.  3n  Deutfchlanb 
ifr  oorjüglicct  ber  in  ^Böhmen,  in  Skiern,  aber  auch  ber  in 
einigen  ©egenben  Sacbfenä  unb  im  Sraunfcbmeigifcben  ge« 
baute  -.fpopfen  gefdjä^t  unb  wirb  in  beträchtlicher  SDlenge  au£* 
geführt.  S3on  bem  im  ^CuSlanbe  gewonnenen  topfen  fleht 
ber  engl,  allem  anbern  poran.  Die  ©üte  beS  ^opfenS  hängt 
pon  ber  größern  ober  geringem  2Renge  tcö  iiopfenmehl6, 
^opfenjiaubö  ober  EupulinS  ab,  votlqti  bie  ^opfen« 
japfen  enthalten.  DiefeS  i)opfenmehl  finbet  ftcb  am  ©runbe 
ber  blatthautigen  ©puppen,  welche  ben  3apfen  bilben,  ale* 
Heine,  runbe,  gelbe,  glämenbe'£örncf)en  unb  hat  einen  fiarf 
gciin'irjhaften,  etwaS  betaubenben  Öeruch  unb  einen  febr 
bittern,  etwaS  erwarmenben  ©efebmaef.  ES  maebt  etwa 
ben  ahnten  2heil  beS  ganzen  ^opfenjapfenS  aud  unb  ifl, 
jwifepen  ben  Singern  gerieben,  fiebrig.  DiefeS  $opfenmebl 
gibt  bem  JBiere  nicht  allein  einen  angenehm  bittern,  gewür)< 
haften  ©efdbmacf,  fonbrm  macht  eS  aud>  jum  2Cuf bewahren 
für  lange  Seit  gefebiefr.  Diefe  Eigenfc^aften  beftfeen  bie 
Schuppen  ber  Bapfcn  nicht,  unb  man  bat  beShalb  mehrfache 
S3erfucf>e  angejiellt,  baS  Steht  oon  ben  ©dbuppen  abpfon« 
bern.  Um  bieS  ju  fönnen,  muß  man  bie  .jjopfenjapfen 
recht  troffen  werben  laffen  unb  fie  bann  gleichfam  aue>bre< 
fchen,  inbem  man  fie  mit  bünnen  Störten  fcbiägt  unb 
mittels  einer  2lrt  perp olif ommnete n  SeutelS  ausbeutelt.  DteS 
Verfahren  ifl  aber  nicht  gut  im  ©roßen  auSjuführrn,  unb 
man  befchrdnft  eS  baber  auf  bie  ©ewinnung  fo  fleiner 
Quantitäten,  als  man  jum  mebicinifeben  ©rbraueb  nötbig 
bat.  3n  manchen  ^ranfheiten,  welche  fldrfenbe  unb  gewürj« 
hafte  Littel  nötbig  machen  unb  bei  benen  jugleicf)  Schlaflo« 
ftgfeit  bie  äranfen  immer  mehr  ermattet,  hat  ftcb,  baS  £u< 
p\x\\n  fehr  wirffam  gejeigt.  3n  Englanb  berettet  man  auä 
bem  ^opfen  einen  Ertract,  ben  man  mit  etwaS  £aufenMafe 
perfekt  unb  baburdh  }u  einer  feflen  Eonftflen)  bringt  Die« 
fer  foß  fidb  mehre  Söhre  aufbewahren  laffen,  weit  frdftiger 
als  ber  ganje  ^opfen  wirfen,  wenn  er  ber  SBürje  be«  ©iert 
}ugefefet  wirb,  unb  baS  23ter  gugleicfa.  heller  machen.  ES 
liat  fret)  bis  jeßt  nod)  fein  Erfafjmittel  beS  ^opfenS  auffin« 
ben  laffen,  fo  fiele  bergleid)en  aud)  Pon  S3rauern  perfuebt 
trorben  finb,  baS  oon  flleid)er  ffiJirffamfeit  unb  ohne  9lad>« 
tbeil  für  bie  ©efunbhett  wäre,  ^duftg  wenbet  man,  befon» 
berS  in  Englanb  unb  jegt  aud)  in  Siaiern,  bie  röm.  Äamii» 
len,  bie  jroifchen  ben  gingern  gerieben,  einen  bem  £opfen 
ganj  ähnlichen  ©erud)  geben,  jum  äiierhrauen  an.  —  Die 
jungen,  auS  ber  Erbe  beroortommenben  Stiebe /bie  tn  ben 
Hopfengärten  jum  Siorthcil  ber  9flanjen  jum  3"heil  roeej.- 
ge| cf) nitten  werben  müffen,  werben  als  v^opfenfeime  wie 
Spargel  genoffen.  2lu§  bem  &a(le  ber  Stengel  bereitet 
man,  wie  au*  bem  £anfe  unb  Sein,  gafern,  we(d)e  ftd) 


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Jloralier 


414  Horatius  Flaceus 


formten  unb  weben  laffen,  cibtx  nur  grobe  3eud>e  geben, 
©er  fogenannte  fpan.  £opfen  ift  «ine  bem  «Kajoran  ihn* 
liebe  9flan3e  SübeuropaJ,  beren  mit  Dertblcittern  bebeeftt 
IBlütenahren  &bnlid;feit  mit  £opfenjapfen  haben. 

ijoraticr  (bic)  waren  ein  berühmtes  G5efdp(e4)t  ju  Kom, 
bem  bie  ©riUingSbrübcr  angehörten,  welche  ;ur  rfeit  beS 
ÄenigS  SEulluS  für  Kom  fiegreid;  ben  Jtampf  mit  ben  (5u« 
riatient  fampften.  'iCucf)  tiefe  waren  25rillina$brüber  unb 
geborten  bem  albanifcben  SJolfe  an.  Kom  namlia;  führte 
mit  3lba,  einer  mächtigen  ita(.  Sfabt,  .Krieg;  bie 
ftanben  gegeneinanber  unb  man  fam  überein,  um  Slut 
iu  fronen ,  foUtc  ber  Jtampf  jwifdjen  ben  .Ijporatiern  unb 
Guriatiern  entfebeiben.  2>ie  fiegenbe  Partei  follte  #err  bee 
befugten  werben.  2>er  Äampf  begann  unb  wenbete  ftd;  an» 
fangö  ju  (fünften  ber  Albaner.  Sd;on  jmei  Jporaticr  wa« 
ten  gefallen.  Aber  ber-britte  war  unperlefct  unb  alle  brei 
duriarier  blatten  SBunben  erhalten;  bennod)  hätte  jener  bem 
breifacben  Angriff  nicht  SBiberftanb  (eifien  fönnen.  Qx  floh, 
ttnb  bie  Gurtatier  folgten  ihm  fo  fcbneH,  all  jebem  feine 
fBunben  e S  erlaubten.  SJaib  batten  fie  fid)  auf  biefe  2Beife 
«ereinjelt  unb  eingebt  fonnte  fie  ber  Körner  anfallen  unb 
hinrichten.  So  würbe  Kom  bie  #errin  AlbaJ.  begleitet  vom 
{»eere,  gefdjmücft  mit  ben  Staffen  ber  ©rfcblagenen,  umjubelt 
ton  bet  beenge,  gog  ber  #oratiet  in  Kom  ein.  X>a  erblicft 
er  feine  Sd)wefter,  bie  Sierlobte  eines  ber  erfebtagenen  Gu» 
datier.  <Stc  wegflogt  über  ben  (hfchlagcncn,  fiatt  fid)  beS 
©ieg8  unb  gebend  ihres  Brüters  gu  freuen  unb  biefer  — 
ermorbet  fte.  Kom5  ©ereebtigfeit  war  fireng;  obgleich  ber 
gefeierte  Qttt>  feines  SJolfS,  würbe  ber  #oratier  al$  Stbwe* 
ftermörber  »um  Xobe  terurtheilt.  IKuf  beS  ÄönigS  £ullu& 
Kau)  appeüirte  ber  83erurtbeilte  an  baS  SSolf.  ÄJor  biefeS 
trat  ber  greife  SBatcr  ber  brei  JBrüber  unb  ber  gemorbeten 
Scbwefter.  5Bon  allen  feinen  Jtinbern,  fagte  er,  fei  nur 
noch  biefer  eine  Sohn  übrig,  biefei  Crinc,  ber  Kom  eon 
ber  Änediifdiaft  errettet,  ber  e$  gum  fytxm  über  Alba  ge» 
maebt  habe!  2>oä  SBolf  würbe  gerührt  unb  vergeh, 
tber  e§  würbe  wegen  tcö  ÜRorbeä  ein  Sühnopfer  gebracht 
unb  ber  ^oratier  mit  verhülltem  $aupt  unter  einem  JBal» 
fen,  ber  ein  3od;,  ba5  deinen  ber  Jtnechtfcbaft,  »orftcllte, 
weggeführt. 

fjoi'aitUB,  mit  bem  SJeinamen  Q  o  cle« ,  welcher  „ber  ein« 
augige"  bebeuten  foO,  war  ein  berühmter  röm.  .Selb.  Kacb» 
bem  bic  Körner  ben  .Röntg  XarquiniuS  unb  befien  Söhne 
»«trieben  unb  S?om  jur  Kepublif  crflart  hatten  (f.  Rom), 
fam,  aufgerufen  bon  ben  Vertriebenen ,  ber  hetvnnfcbc  .König 
9>orfcnna  508  x>.  Ghr.  vor  bie  Stabt,  ftblug  bie  Körner 
unb  würbe  aläbalb  Kom  eingenommen  haben,  wenn  e§  ihm 
gelungen  wäre,  bei  Siberbrucfe  fid)  gu  bemächtigen.  Eber 
hier  hielt  Sin  SRann  baS  »orbringenbe  Spar  ber  jjcinbc  auf, 
unb  biefer  war  g).  @o  lauge  fampfte  er  unüberwinbiieb 
gegen  bie  ^einbe,  bt§  bie  Kömer  hinter  ihm  bie  Srücfe 
abgebrochen  halten,  unb  bann  fiütjte  er  fich  in  ben  Strom 
unb  tarn,  ebfehon  mit  SQunben  bebetft  unb  mit  SSerluft  ei* 
ncS  %uge6,  lebenb  an  ba§  befreunbete  Ufer.  £k  Kömer 
begrüpten  ihn  aß  Ketter  be3  SBaterlanbeS  unb  erhielten  fein 
Xnbenfcn  burcr)  eine  Ghrcnfäiiie. 

€joiattno  CGuintui)  glaecu«,  ein  berübrnter  röm. 
©iebter,  beffen  ©ebiebte  un3  größterrtbeilä  erhalten  fmb,  würbe 


SScnufium  in  Xpulien  65  o.  6hr.  geboren.  Seht  Beta 
war  ein  Sreigelaffener  unb  befaß  ein  Keines  ©runbftücf,  tt<:. 
che*  er  jeboeb  »erfaufte  unb  naeb  Korn  jog,  um  feinem 
©ohne,  an  bem  er  ungewöhnliche  Talente  bemerft  tettr, 
eine  gute  (ir^ichung  geben  ju  (önnen.  Srefflicb  eorgrbtltet 
ging  ber  Jüngling  in  feinem  20.  Söhre  nach  Xthen,  w6 
cbeS  bamaß  ald  ^od)f<bule  ber  wiffenfcbaftlichen  unb  gesell* 
fchaftlicben  Silbung  galt.  3n  Kom  würbe  balb  nachher  ^a 
grope  Imperator  3uliuS  Gäfar  ernwrbet,  weil  man  fur^ 
tete,  er  möge  fein  flnfeben  benuben,  bie  Kepublit  ja  ftb 
••v:t.  unb  bie  ^Körber  beffelben,  JörutuS  unb  (iaffiuS,  Um 
nach  Althen,  wo  fie  M«ä  an  fid)  jogen,  waS  fürbitSiKbi 
ber  röm.  Freiheit  gegen  bie  Kacber  bc3  Gäfar  bie  9S«fa 
ergreifen  wollte,  aud)  Sp.  trat  in  ihr  &cer  unb  wart* 
'Anführer  einer  Segion.  &ei  ^.Mnlippi  in  *Kacebom'm  fan 
eS  ju  ber  berannten  Schlacht,  in  weldur  bie  röm.  KejuHif 
unterging,  S3rutud  unb  Qafjiuö  fielen  unb  §.  nur  M 
bie  ^luu't  fein  Sehen  rettete.  Kacbbem  bie  neuen  2K;4'.' 
haber  ben  S3efiegten  bie  Kürffebr  nach  Kom  bewillig: 
ten,  fam  a::ch  .\\  bahin  jurücf,  aber  fein  Keine?  wrna> 
gen  war  eingebogen  worben  unb  er  fonnte  fich  nur  nrj 
^IRühe  in  einer  fleinen  'Aufteilung  fein  S3rot  erwerben.  Gin 
politifche  Saufbah»  wollte  unb  fonnte  er  unter  ben  bejleba» 
ben  S3erhältniffcn  nicht  machen;  aber  balb  that  fid;  fein  Jt» 
hilbeter  unb  gewanbter  Weift  in  anberer  SBeife  \)tiwt.  Cn 
trat  öffentlirb  mit  feinen  Dichtungen  h^auS,  bie  tureb  ibrt 
leichte  {form,  bureb  ben  in  ihnen  berrfebenben  treffenben  St 
»erbunben  mit  einer  fcingcbiibetoi,  heitern  unb  bod)  fittli 
ßebenfianfehauung,  balb  bie  Aufmerffamfcit  feiner  auffic;::-:' 
netften  3eitgenoffen  auf  ihn  jogen.  Siitgil  würbe  fein  jrc 
unb  machte  ibn  mit  SRaeenaS,  bem  reteben  SJcfdjüfcr  ta 
2Biffenfn)aftcn  unb  Jtünfte,  befannt,  ber  ihn  wo^iMBfl* 
aufnahm  unb  baS  ©lücf  feines  Sebent  baburch  begiür. 
bafi  er  ihm  ein  fleineS  Sanbgut,  bad  fabinifcht  gtMDÄ 
fdjenfte.  S£bett3  hier,  theilS  tn  .Kom  lebte  4>.  h«W  «* 
jufrieben,  banfbar  feinem  Söohlthiter,  aber  eS  perfebmabo*! 
bureb  niebrige  (2cbmcid)eleien  bie  ©unft  ber  ©enwlt^n 
fid)  ju  erbetteln.  AuguftuS,  ber  aufgeführt  hotte,  ml  toa 
von  ßafar  nur  befürchtet,  trug  bem  fy.  eine  ZvtftätUi9 
feiner  naebften  Umgebung  an;  aber  biefer  lehnte  fit 
bem  SBorwanbe,  bafj  feine  ©efunbbeit  ju  fchroW)ött)  ^ 
ab.  SBalb  nadb  «KäeenaS  ftarb  im  3.  9  v.  6br.  m 
würbe  neben  feines  WöanerS  ©rabmal  auf  bem  G-^uw" 
gefeßt.  @eine  ©ebiebte  finb  Cben,  €pifteln  imbSarirtn.  3> 
jenen  ahmte  er  gried).  SKufter  nad),  erwarb  fid)  it^e4*(* 
SBerbienft,  bie  lat.  ©prad>e  juerft  ju  einem  höher«  fleiör 
metrifdier  AuSbilbung  gebrarbt  xu  hoben.  jDrigintll trat* 
in  feinen  Satiren,  benen  aueb  feine  Grpiftcln  ueni>anW  (W 
auf.  2Rit  einer  unübertrefflichen  8eid)tigfeit  unb 
beit,  bic  fid;  gleichermaßen  in  fform  unb  3nhalt  au*rpriw« 
ftellt  er  bie  JJafter  unb  Schwachen  fetner  3eit3f,,clIti: 
Üeberlicbe  ^horbeiten  bar,  unb  inbem  er  ben  Untf  ' 
<5ittenprebiger«  vermeibet,  trifft  er  auf  biefe  2B«>*  ** 
gchlecbtigfeU  nur  um  fo  cmpfmblid>er.  Seine  ®tm,J* 
»ielfaeh  hewn^gegeben  unb  überfe^t  worben.  ®re|je  V> 
bien|te  hat  fid)  SBielanb  um  ben  erworben,  inN»'' 
nid)t  allein  beffen  Satiren  unb  ©riefe  in  einer  ben  IM 
beS  £)id)ter§  glücflicb  abfpiegelnben  Uberfeftung  bt'an"|v^ 
bern  aud)  burd)  geiflvolle  Einleitungen  unb  Xnmertw1 
bem  jefeigen  publicum  vcrjlänblicb  maästt. 


zed  by  Gdbgle 


JBoreb 


415 


dorn 


fjwb,  eine  JBcrgfpifce  im  norbreeflf.  Probien,  auf  bet 
palbinfei,  trelrfje  von  jwet  äBufcn  beS  rotten  SJceereä,  be> 
icn  bon  ©uej  unb  2ilab,  gebildet  wirb.  Der  Aoreb  liegt 
oefll.  com  Sinai  unb  erbebt  fid;,  gleich  biefem,  .in  bem 
jjebirae,  welches  bie  Grabet  D fdjebcl  SJJufa  nennen.  Äuf 
(Q)  ioreb  erfchic« ,  bec  S3ibel  jufolge,  3tf?pvah  bem  SDio< 
tf  t.nö  befahl  ibnt,  bie  Sfraeliten  auS  bec  agppt.  Anedjt» 
djuft  ju  befreien.  <Sr  ift  nicht  fo  fooeb  als  ber  Sinai.  3m 
In  fange  bei  15.  3abrb.  nannte  ein  SEfjeil  ber  Auffiten  eU 
im  JBerg  in  SSä^men,  ber  ihnen  jum  SBerfammlungSorte 
iente,  #oreb  unb  legte  fid;  ben  tarnen  Aorebiten  bei. 

ijorm  fTnb  bie  »cm  ben '  ©rtecfjen  geehrten  ©Irinnen 
trfprünglicb  ber  Buft,  bann  ber  wie  bie  üuft  hinftromenben 
Jeit  unb  enbticb  ber  bürgerlichen  jDrbnung.  Runter  nennt 
ie  bie  SEbürbüterinncn  beS  AimmelS,  bie  Dienerinnen  ber 
Juno  unb  Stinerba,  bie  Acrrfcbcrinnen  bcr  SBolfen.  Die 
Jabl  ber  Aoren  würbe  febr  verfebieben  angegeben.  Urfprüngs 
id>  fennt  man  nur  jwei,  £ballo  (b.  b-  JBlüte),  bie  ©ötttn 
>e$  grüblingS,f  unb  Aarpo  ,(b.  b-  Srucbt),  bie  ©öttin  beS 
gjerbfleö.  Später  fam  noch  eine  Aora  binju,  ber  2Bintcr 
tber  erhielt  feine  unb  er|l  bic  Sfömcr  ffcUtcn  bie  t>tcr  3al)j 
•^leiten  in  Öeflalt  männlicher  ©enicit  bar.  Später  bejeitbs 
teten  bie  ©rieben  bic  brei  Aoren  als  tjunomia  (bie  JBe» 
djü&erin  ber  ©efefee),  Dife  (bie  S3cfcbüfeerin  bcr  ©erceb» 
igfeit)  unb  Sirene  (bie  S3cfd)üfccriit  beö  griebcnS)  unb 
uefe  galten  alä  &öd)ter  beS  3euS  unb  ber  SEljemiS.  3a 
itben  würbe  ben  Acren  baS  gefl  ber  Aorda  gefeiert.- 

fjiiricjKfit  ift  ein  im  bcutfdbcn  Mittelalter  bäufig  vor» 
lommenbeS  Scbtt(}  unb  'tfbbangigfcitdoerbäirnt^  jwifcbeu  et» 
um  ©utSbcrrn  unb  feinen  SBauern.  Sie  fam  in  f erfduc- 
Jenen  gormen  bor  unb  würbe,  je  naebbem  ber  Schubert 
;ei|ilicben  ober  weltlichen  Stanbe»  war,  2f(tar»  ober  Aof» 
)örigfeit  genannt.  Dal  AörigfeitSverbältniß  war  oft  fo 
treng,  tag  e3  fid;  von  ber  Setbeigenfcbaft  (f.  b.)  burd; 
iid;t$  untcrfdjieb,  obfd;on  cS  in  bcr  Siegel  nuc  in  gewiffen 
Bcrbinblicbfeiten  für  ben  porigen  beflcbt ,  welche  neben  bec 
:t  feiner  9>crfon  befiehen  fönnen.  Die  Statte  ober 
er  ©runbbcfi(},  welcher  bem  porigen  vom  ©utsberrn  per* 
icben  war,  »ererbte  fid;  nach  einer  befiiinmten  Crbnung, 
'ermöge  welcher  bcr  9lame  ber  Statte  ober  bei  AofS  auf 
cn  jebeSmaligen  Äncr ben  überging.  Der  2lnerbc  war 
lach  ben  berfdjiebeneu  Siechten  bcr)cbiebener  fiänber  balb  ber 
üngfle,  balb  ber  ältejie  Sohn;  oft  auch  baue  fleh i  ber  ©utS» 
ierr  baß  Siecht  vorbehalten,  bcnfelbcu  ju  bc|limmen.  DiefcS 
pörigfeitSverbäUniß,  wcldicS  befonber»  in  Skflfalen  febr  »er« 
reitet  war,  bat  fid;  biß  auf  wenige  Übcrbleibfel  in  neuern 
Seiten  verloren. 

^arQont  (oon  einem  gricch.  SBorte,  weld)e«  „begrenjen" 
lebeutet)  ober  ©efichtöf rei*  h«ipt  bie  febeinbare  ©ren^e 
wifchen  ^imntel  unb  @rbe,  welche  fid)  bem  Xuge  beg  Söc» 
tert  überall  barbietet,  wenn  er  auf  einem  mehr  ober 
weniger  freien  ®tanb»unfte  über  bie  ßrboberflücbe  ringS  um* 
jerfdjaut,  3(1  ber  Aori^ont  frei,  nicht  befebränft,  b.  h- 
ü  bie  HuSfidn  beä  »eobacbterS  nicht  burd)  6rh«bungen  über 
ie  (Srboberfiädhe  unterbrochen,  fo  jeigt  fid)  bec  ^orijont 

tft  alö  eine  freiöförmige  SJinie.  ©nen  berartigen  freien 
öorijont  erblich  man  nur  in  weiten  ebenen  unb  am  roll» 

tnmenßea  auf  ter  Ciberffäcte  beö  SReereä.  Die  @e(lalt 
Wfe*  Aorijontg  ifl  ein  JBcwci*  für  bie  Jtugelgeftalt  bcr 


Grbe,  benn  genauere  Überlegung  lehrt,  bag  man  nur  auf 
einem  fugeiförmigen  Jtörper  von  j^bem  fünfte  auä  eine 
Freiöfovmiac  fläche  überfebauen  f6nne.  Die  (?b:ne,  welche 
bom  Aori^ont  begrenzt  wirb,  beißt  bie  Crbtne  bti  Ao« 
rijontS.  Die  Zftronomen  unterfcheiben  ben  eben  be-ebrie* 
benen  febeinbaren  Aorijont  t>on  bem  wahren,  welcher 
(entere  niebr  wie  jener  eine  wirflieb  fiebtbare,  fonbern  eint 
nur  eingebildete  Einte  ift.  Stellt  man  fid;  nämlich  bie  Qxbi 
alä  eine  £uge(  bor,  welcbe  ringsum  bon  ber  AimmelSfugci 
fo  umgeben  wirb,  bafj  beiber  Augein  SRittelpunfte  )ufatn» 
menfaUen:  fo  I>eipt  ber  wahre  jporijont  für  einen  ^unft  bet 
©rb Oberfläche  diejenige  Freisförmige  üinie,  welche  am  &im# 
mel§gewo(be  burd)  eine  öbene  bcjeidjnet  wirb,  welche  mit 
ber  (ibene  beS  fdbeinharen  Aori)ont§  für  benfelben  $untt 
ber  Grb obcrfldche  parallel  ifl,  aber  nicht  bureb  jenen  ^)unft 
felb(l,  fonbern  burd;  ben  gemeinfcbaftlicben  SRittelpunft  von 
@rb>  unb  Aimmeßfugel  gelegt  ijl.  Dec  wahre  unb  f  die  in* 
bare  Aorijont  (leben  hiemad)  um  bie  2dnge  be§  Srbhalb* 
mefferl  boneinanbet  ab.  Soivie  fid;  bei  ber  febeinbaren  Um* 
brehung  be§  Aimme($gew6lbel  bie  ©eflirne  über  ben  ^>ori» 
Äont  erbeben,  gehen  biefelben  auf,  unb  wenn  fic  unter  ben 
.pcrijüiit  finfen,  fo  gehen  fie  unter. 

j^orn  nennt  man  borjugSweife  bie  Subfian},  aus -wel# 
eher  bie  f nochigen  2(u$wüchfe,  welche  biele  3!l;iere  an  ba 
Stirn  tragen,  befiehen,  bod;  allgemeiner  auch  bie  ähnliche 
Subfhnj  ber  9lage(,  Aufe,  Alauen  bei  bieten  Spieren. 
Schildpatt,  Aaare  unb  febern  befiehen  gleichfalls  au 5  einet 
Aornfubflanj.  Die£6rner,  welche  berfd;tebene  (gehörnte) 
Schiere  an  ber  Stirn  tragen  unb  bie  gcw&bnlid;  paarweife 
borfommen,  bienen  jur  Sebufc*  unb  ÄngriffSwaffe.  S&ti 
ben  meiflen  Sbieren  treten  fle  erll  jur  3«t  ber  Sülannbat» 
feit  heraus  unb  bei  einigen  Wartungen  haben  nur  bie  SRänn» 
eben  Börner,  ober  bod;  ftärfere  unb  auSgebitbetere  als  bie 
SJeibchen.  9Jian  bebient  fid;  be§  AornS  jur  ÜBerfertiguncj 
bon  allerlei  ©egenfldnben  unb  ©erärbfebaften,  ali  Admmen, 
Änöpfen,  Dofen,  ?)feifenfpiöen,  5>feifenr6bren,  ?htlberb6r» 
nern  u.  bgl.  9btma(9  benu^te  man  bie  ^irner  bonüglicb 
)U  Strinfgefchirrcn,  gab  aud;  Wohl  foltben  ©erätbfehaften, 
welcbe  auS  an  bem  Stoffen  bereitet  würben,  bie  Gcftalt  bon 
Römern  unb  nannte  fic  X  r  t  n  f  hö  r  ncr.  Die  Anwendung  beS 
^ornS  ifl  größer  geworben,  feit  man  gelernt  hat,  eS  auf 
mannigfaltige  SBeile  ju  »erarbeiten.  SKan  jerfd;neibet,  brecb» 
feit,  preßt,  (6tt)eC  unb  biegt  e§.  Sogar  auS  ben  Abgängen, 
Aornfpänen,  macht  man  jet^t  funfbolle  ©erdtbfebaften,  in« 
bem  man  fie  mit  beif;cin  SBafferbampfe  erweicht,  in  formen 
preßt  unb  wieber  verhärten  läßt  Die  Aornfpdne  geben 
angefeuchtet  aud;  einen  ausgezeichneten  Dünger.  Der  $.an* 
bei  mit  hörnern  ifl  bebeutenb.  2fm  gefcbiöteflen  ju  &om» 
arbeiten  finb  bie  ^6mer  ber  engl.  Ocbfen,  welcbe  burd) 
©röße,  gefiigfeit,  SSeiße  unb  Durdifichtigfeit  auszeichnen. 
Die  auS  ihnen  gedrehten  unb  polirten  ©egenfldnbe  fommen 
an  Durch ftditigfeit  bem  ©lafe  nahe.  Sehr  groß  unb  fefl 
ftnb  bie  brafu.  Aörner,  aber,  wie  alleS  amerif.  Aorn, 
fchwarj.  Die  ungar.  jDd;fenbömer  ftnb  nach  ben  engt,  die 
heften;  aud;  baS  franj.  Aorn  ifl  gut;  aber  baS  beutfebe  fehr 
ungleich  unb  baS  poln.  fchlecbt.  Die  A6rner  nehmen  mit 
bem  211  ter  nicht  nur  an  ©röße,  fonbern  aud;  an  Dicbtigfeit 
unb  gefhgfeit  §u.  5Sian  ertennt  ihr  'Älter  an  ben  3ahrrin» 
gen,  welche  0e  auf  ähnliche  2ßetfe  wie  das  Aolg  jeißtru 


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Die  Elten  fu&en  in  ben  $6rnern  ein  3eict)en  btc  JCroft  uno 
^Kaieflut  unb  bilbeten  mehre  ihrer  ©öfter  mit  Römern  ab. 
3n  neuerer  3eit  haben  bie  Börner  eine  weniger  ehrenhafte 
fomboliftbe  fi)ebeutung  erhalten,  inbem  man  jtt  befannttieb 
jum  Äbjeieben  ber  Hahnreie  gemalt  hat. 

jSjcnrn  (ba«)  ober  SBalbborn  ift  ein  muftfafifdjtS  3m 
ftrument,  welche«  feinen  Kamen  feiner  eigentümlichen  @e> 
fialt  oerbanft,  inbem  r*  gewöhnlich  au«  einem  gewunbenen, 
oben  am  ÜRunbfiücf  engen  unb  nacb  unten  Immer  »ei* 
tcr  werbenben  Kobre  beflel)t.  Da*  SJfunbfrüe!  ift  au«  9Re» 
tau"  unb  bie  ganje  3i*brc  gleichfalls,  grro6r>nIid^  au«  OTeffing* 
blech.  Diefes  Snftrüment  jeiebnet  fich  burch  milben,  fanf« 
ten,  befonbtr*  febwermütbige  unb  fanftbeitere  ©efüble  au«* 
brüefenben  Jtlang  unb  großen  Umfang,  au«.  SKan  bat  bem» 
felbcn  eine- noch  größere  Xnwenbbarfeit  ju  geben  g'fuebf,  ins 
bem  man  feine  ©eftalt  mannitbfaltig  abgeänbert  unb  eS  mit 
Älappen  unb  öentilen  ausgestattet  bat.  Die  SKufifer,  welche 
eS  blafen,  »erben  4>orniften  genannt;  oorjüglieb  erbalten 
biefen  Kamen  aber  bie  iwrnbläfer ,  welche  jum  'Ängeben  ber 
©ignafe  auf  ben  ©ignalbörnern,  fowie  jur  Aufführung  bet 
gelbmufif 'bei  bem  SWilitair  angejleUt  finb  unb  bie  ben  i£am> 
bour«  gleich  geartet  »erben.  Einige  2Balbborniften  haben 
alä  Jtünftlet  (ich  großen  SScifall  erworben.  Kantentlicb  gilt 
biefe«  oon  ben  Deutfcben  ©ugel  unb  ©ebrübern  ©ebunfe, 
fo»ie  oon  bem  3taliener  $unto.  (S3gf.  9>oflr>orn.) 

fjörrohr  ober  |>6rm affine  belpt  ein  3nfrrument,  wel« 
3  baju  bienen  foll,  Schwerhörigen  ba«  .§ören  ju  erleid)* 
n,  inbem  e«  ben  ©chall  »erfiärft.  SJcan  bat  folcbe  3 tu 
,  rumente  oon  fetjr  oerfebiebener  ©eftalt  angefertigt,  ohne  bi« 
jeljt  eine  ßonftruetion  gefunben  *u  haben,  welcbc  ihrem 
3»e<fe  auf  eine  oöü*ig  genügenbe  Söctfe  emfpwcbe.  3Ran  gibt 
ihnen  entweber  eine  bohle,  gewölbte  Storni,  bamit  fie,  ähiiirf? 
wie  ein  #oblfpiegel  tic  £icbtftrablen  auffangt  unb  in  dinerc 
<punft,  ben  SBrermpunft,  oereinigt,  ebenfo  bie  ©djallfrrab« 
len  auffangen  unb  vereinigen.  6m  engere«  Snbe  be«  Kohr« 
bient  bann,  ba«  Snftrüment  an  ba«  xbv  anjufefccn  unb  bie 
gefammelten  ©cball{irablen  biefem  jujufübren.  Hnbern  £ör» 
robren  bat  man  eine  fchnccfrhfcrmig  gewunbene  ©eflatt  ge« 
geben,  inbem  man  auf  tiefe  Sßetfe  bie  gorm  bei  innern 
Cbreä  nacbjuabmen  fudjte.  Kernet  bat  man  in  ben  $örrob> 
ren  gekannte  ^dute  angebracht,  welche  ba«  Stommclfelt 
naebabmen  unb  burch  ben  SdniU  in  fcLnringente  S3emegung 
aefefet  »erben.  fluch  »irttiebe  ©cbnccfcngebäure  (oon  ben 
Schrauben*,  trompeten»  unb  Jtegclfcbnecfen)  bat  man.  ju 
^»örrobren  beim(jt.  Sehr  entpfoblen  bat  man  in  neuerer 
Beit  eine  tfrt  ^>örmafcbinc,  »eld>e  bie  ©eftalt  eineS  boblen, 
blechernen  JBügelä  bat,  welcher  um  bie  Stirn  greift  unb  mit 
feinen  (£nbrobren  m  bie  Öffnungen  ber  £i.:ren  pajjt.  SSorn 
an  ber  Stint  befinbet  ftcr)  eine  große  Öffnung,  burch  welche 
ber  @d)an  nach  btn  Obren  fortgciciiet  werben  foll.  6cbwcr» 
hörige  Damen  fönnen  biefen  XpjMrat  unter  ber  ^aube  »er» 
bergen.  %ud)  bie  von  Vernarb  in  Eonbon  erfunbenen,  miu 
feheiförmigen,  jum  auä  Jtauifcbucf  gearbeitetm  Dt)r* 
fcönecfen  foUen  fd>»erhörigen  ^»erfonen  gute  Dienfie  leifien. 

fiosrn,  JBcintleiber,  (franj.)  ^>anta(on$,  finb  ein 
jeijt  bei  ben  gebilbeten  Woltern  allgemein  gebrÄudjtidicS  Sik'u 
bungdftücf,  weichet  jeboeb  bie  alten  Siotrcr  niebr  rannten, 
©riechen  unb  Wömer  trugen  ferne  {)ofen.  unb  uur  erft  in 
tot  foattrn  3«t«n  famrn  biefelben  »abrfcbtmlicb  aud  ©all 


lien  naefj  Stom.  Daß  in  ©attien  bie  »etnfteibtr  fchon  Sitte 
waren,  old  bie  Körner  in  bad  Eanb  famen,  Hebt  man  barauS, 
baß  ein  Zfynl  ©allienS  von  ü)nen  Galii«  bnw-cau,  b.  b. 
baS  bebofte  ©allien,  genannt  würbe.  Die  urfpnmgliche  ©c* 
fiatt  bet  .feoi'en  »ar  gewiß  bie  enge  unb  lange,  fobaß  bie  5>ofen 
iugleicb  bie.  ©teile  ber  ©trt\m»fe  tJCrtraten.  drft  fpdter  foru 
berten  fich  bie  (efetern  al§  befonberefi  Aleibungöfiucf  ab  unb 
man  trug  jBeinrleiber,  weldx  nur  bid  jum  Jtnie  reichten. 
Die  SRoben  hoben  r>äufTg  gemechfelt.  3m  SRittelalter  wa< 
ten  eine  3«it  lang  ungeheuer  weite,  fogenannte  $lubet. 
bei  tu,  SRobe,  ro  eiche  ju  weilen  mehr«  bunbert  GOen  Sench 
erfoberten  unb  nicht .  feiten  noch  '^;t  ^Betten,  Aicic  u.  bgt. 
audgeftopft  würben.  @o  arg  würbe  oer  Unfug  mit  biefen  4>o; 
fen  getrieben,  baß  fich  ©eiftiidie,  ©efebgeber  unb  cchriftfteue: 
gegen  bcnfelben  ju  eifern  oeranlaßt  fetten.  £)fianber  fdjiieb 
gegen  fte  im  „#offabrt§teufel",  SRuäculuö  im  ,,^>ofenteufel" 
unb  3oachim  II.,  Jturfürfi  oon  S3ranbenburg,  erließ  ein  Skr> 
bot  berfelben.  6rjt  feit  Sub»ig  XIV.,  SÜnia  oon  Sranfreich,  i|I 
bie  noch  jefet  gebräuchliche  ^ofenrraehi  au^efommen,  aber  bit 
langen  h^lbwetten  S3einlf(eiber  gelten  noch  icftf  nicht  ubeuU 
aIS  bie  anjldnbigfie  bracht,  jonbern  um  in  vornehmen  ©cfeU» 
febaften ,  namentlich  bei  $ofe  unb  bei  feillichen  Öelegcnbeitcs 
erfcheinen .  ju  bürfen,  finb  'enge  unb  nur  bi§  über  bie  Jknii 
reichenbe  SBeinfleiber  erfoberlich.  6bemal$  befefligte  man  bit 
ißctnflcibcr  nur  burch  ben  ©urt  über  ben£>üften,  iei-t  abn 
iragt  man  fte  gewöhnlich  weiter  herauf,  über  ben  Ruften 
nicht  eng  anfehheßenb  unb  bebient  (ich  jur  Sefefiigung  ber- 
felben über  bie  ©chutfern  gebenber  Sragbanbcr,  4)ofen« 
träger  genannt.  Buch  bei  ben  grauen  wirb  bie  anjtänbigi 
unb  bet  ©efunbbeit  förberlicbe  ©itte,  JBeinfleiber  jn  tragen, 
immer  allgemeiner. 

jEjosmbartitordrn  (engl,  order  of  gurfer)  ift  bet  tor: 
ficbmfte  engl.  Crben,  ber  »on  bem  Jtönige  Sbjiatb  1U. 
von  (gnglanb  i  f>o  gefiiftet  worben  ift.  (&t  eerbantt  feinen 
Kamen  bem  Umftanbe,  baf  bie  Kittet  tefftlben  am  Itnfen 
Jöetne  unter  bem  Jime  etn  Jintcbanb  oon  punreioiaueni 
©ammt  mit  golbener  (Sinfaffung  tragen.  Daffelbe  wirb 
feurch  eine  golbene  ©chnafle  gehalten  unb  tragt  ba*  SRcttc 
Honnr  aoi(  <]ui  mal  y  ponse  (©chembe  Dem,  bet  Zr 
ge«  hierbei  benft).  Die  Jtönigin  tragt  tieft«  »anb  am 
llrme.  "Äußcrbem  tragen  bie  Witter  ein  breite*  bunfelblanc* 
JBanb  übet  bie  (infe  ©djulter  nach  ber  rechten  #üfre  ju 
gebenb,  an' bem  ein  golbener,  mit  ffirröanten  geiierter  ©ebifb 
|dngt.  Der'  Kanb  be*  ©chtlbeö  trägt  glcichTall*  ben  er= 
wähnten  ©innfpruch  omb  bie  SJh'ttc  bcjftlben  jeigt  ben  Kit 
rer  ©t.»©eorg  mit  bem  ginbwurm.  Cnbfich  tragen  bie  Sit' 
ter  noch  einen  in  Silber  getieften  ©tern  mit  acht  Strahlen, 
tet  gleichfalls  ben  ©innfpruch ,  fowie  bat  rotte  Äreuj  bc.' 
heiligen  ©eorg  jeigt  M  (Jhten  ©otte«,  ber  heiligen  3tmg^ 
frau  unb' bei  heil-  3Rarn>rer9  ©corg  ift  ber  Drbtn  geßiftcr. 
Dcrfdbe  befteht  an*  26  tRitgliebem,  }U  benen  noa>  bte 
bringen  beS  fön.  |)auf«*  unb  bie  auswärtigen  ÜRttglitter 
tommen.  Kur  geborene  Gnglanber  »on  höhem  abel  imb  rt= 
giereube  gürfien  fönnen  ben  Orben  ethalten.  Det  Jtönig 
hat  aber  ba*  Kerbt,  113  (»genannte  arme  Kitter  von  flBinb< 
for  (hier  hält  ber  jDrbcn  ba*  Gapitet)  ju  ernennen,  oon  be< 
nen  jebet  eine  ^cnfion  oon  300  <pf.  ©t.  jährlich  erbäit 
Über  bie  SJcranlaffung  jur  ©tiftung  be*  CrbeH*  werbej 
oerfchiebene  Kachrichten  angegeben.   QS  wirb  unter  ^nberra 


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Hosianna 


419 


Hudsonsbai 


erzählt,  her  Äonig  dbuart  III.  habe  auf  einem  äBuQt  fei» 
net  (beliebten ,  ber  ©rdftn  ton  ©aliöburp,  baS  ©trumpf» 
tanb  aufgehoben,  weldjeS  fie  uerloren,  unb  babei  it>r  Äleib 
mitgefafjt  unb  etwa*  »erfdjoben.  Die«  (od  ben  Umfteben» 
ben  ju  SJemerfungen  ©elegenbeit  gegeben  haben,  »on  ntU 
eben  bie  ©rdftn  fieb  beleibigt  füllte.  Aönig  ßbuarb  rief: 
lionnv  soit  qui  mal  j  pense"  unb  meinte,  bie  ©pöttet 
foQten  noeb  nacb  ber  6bre  geijen,  biefe&Jöanb  tragen  ju  bur» 
fen.  fflalb  nachher,  beifit  e8,  fhftete  er  ben  £ofenbanborben. 

hosianna  ift  ein  bebt.  SBort,  toelcbeS  „£i(f  unS"  be* 
beutet  unb  baS  bie  alten  Hebräer  ihren  Reiben  unb  Jtcnt- 
gen  jujurufen  Regten,  ungefähr  roie  roir  83i»at  rufen. 

Ijööpöc  werben  fromme  Stiftungen  genannt,  roelcfee  »on 
3J?&ncben  auf  ben  unwirtblüten  Sbi\)tn  ber  befuebteften  Ab 
penpdffe  angelegt  finb,  um  bie  Weifenben  aufzunehmen  unb 
Scrungtüäten  ju  «l£>ülfe  ju  eilen.  Da3  dltefte  #oSP'J  'fl 
ba«  auf  bem  großen  6t* 83ernbarb$berge  (f.  b.)  unb 
aueb  auf  bem  ©t.-.  ©ottbarb  (f.  b.)  befanb  ftcb  ebema(3 
ein  J&o&pij. 

fjospoiiar  (ein  ffawifcbeS  SB  ort)  ift  ber  5£itel  ber  gtir* 
ften  von  ber  SRolbau  unb  SBalacbei  unb  bebeutet  £err. 

fjutirntntlfn,  ein  S3ol(  im  füblicbfien  arbeite  AfrifoS 
big  jur  ßapcolonte.  ©ie  finb  bie  Urberoobncr  biefer  ©egenb 
unb  unterfebeiben  fiel)  von  ben  Stegern  fowol  alä  von  tbren 
Stacbbarn,  ben  .Raffern,  febr  wesentlich.  3bre  garbe  ift 
ein  in?  fünfte  btnüberfpielenbeä  ©elbbraun,  ihr  Äopf  ((ein, 
oben  breit,  nacb  unten  fpife  ^ulaufenb;  fie  baben  weit  »or= 
ftebenbe  ©aefenfnoeben ,  tiefltegenbe  Augen,  platte  9tafen, 
tiefe  Sippen,  ((eine  Spante  unb  gufje,  wolliges,  jottigeS 
Sbaav  unb  fiebwacben  Jönrt.  2>ie  voeniger  mit  ben  europ. 
dolontflen  in  ffierübrung  Äommenben  ((eiben  ftd>  gewob»J 
lieb  in  ©cbafs,  86wen:  ober  Ärjtilopenfelle  unb  tragen 
Jteulen,  wiffen  aber  auch  mit  $>fei(  unb  SÖogen  »ortreff  lid) 
umjugeben.  Der  $ottentotte  i|t  gutmutbig  unb  gaftfrei,  aber 
trage  unb  unreinlich.  &  reibt  feinen  A6rper  mit  JButter 
ober  Xbierfett  ein,  fobaj}  berfelbe  mit  einer  febmujigen  Trufte 
bebeeft  ift,  bie  aber  gegen  $aut(ran(beiten  fd>ufcen  foQ.  Die 
(Sulturfhife,  auf  welcher  tiefes  jßol(  fleht,,  ift  niebrig;  tn> 
teffen  bat  eS  jwecfmdfjig  gebaute  SBobnungen  unb  fuhrt 
$um  j£r)eil,  ba  Siebjuebt  bie  .^auptbefcbdftigung  ift,  ein  91oj 
mabenteben.  Die  Dörfer  finb  be(annt  unter  bem  Stamcn 
„Hraal*.  Die  in  SScrfeör  mit  ben  SÖeifjen  (ommenben  «£ots 
:. motten  baben  bem  SBanberleben  entfagt  unb  flehen  jum 
großen  £betl  als  Tagelöhner  im  Dienfte  ber  (Soloniften;  bie 
Unabhängigen  finb  »ortrefflidje  3dger,  wiffen  jum  3,'lieil 
3JtetaÜe,  nament(icb  .Rupfer,  ju  bearbeiten  unb  $dute  ju 

-en.   Aucfc  »on  biefen,  niebt  unter  europ.  ^»enfebaft  fies 

cen,  finb  manche  bereits  jum  dhriftenthume  befefjrt  unb 
eine  b^bere  6u(turftufe  geboben  roorben.  ©eitbem  2Äif» 
fionäre  unter  ihnen  leben,  boben  ftcb  mebre  Stämme  an 
ein  anfäffigeS  Seben  unb  fefte  SSobnft|e  gewöhnt,  bauen 
ben  Ärfer  unb  befueben  Jlircben  unb  ©cbulen.  Die  Rotten* 
totten  jeiebnen  fidj  im  Allgemeinen  burtb  JCeufcbbeit  au* 
unb  felbjt  bie,  we(dje  noeb  Reiben  finb,  bulben  (eine  iBiet 
weiberei;  eine  9Sitwe,  bie  ftcb  wieber  verbeiratben  wiQ, 
muß  fieb  ein  (Stieb  am  Singer  abnehmen  Iaffen.  ©te  haben 
eine  febnatjente  ©pracbe,  bie  unangenebm  dingt,  teilen 
ftcb  in  Golontal>$ottcntotten  ober  fold;e,  cte  im  ©e; 
anbcTfOoiw.iScr.  n. 


biete  ber  Gapeolonie  (eben,  unb  unabbangige  ober  ©d>ar 
(aU<<5otttntotten.  ©eitbem  bie&ng(änber  bie  <5apcolo= 
nie  bep^en,  leben  fie  in  ertraglicbem  äuftanbe;  aber  »db-- 
renb  ber  langjährigen  ^errfebaft  ber  $o!(änber,  ton  benen 
fie  aufd  bärtefte  unb  abfcbeulirbjte  behantelt  würben,  bat 
ftcb  ihre  AmabI  bebeutenb  vermindert;  biefelbe  foQ  jept  im 
©anjen  noeb  etwa  32,000  ©eefen  betragen.  Die  gefaxt« 
liebften  geinbe  ber  Hottentotten  fowol  als  ber  SBeifjcn  finb 
bie  Sufcbmdnner  (f.  b.). 

•  fjuberteburg  iff-  ein  (ön.  3agbfcbloß  im  leipziger  Greife 
beS  Äonigreicb*  ©aebfen,  »elcbe$  bureb  ben  bubertSbur« 
ger  grieben,  ber  am  15.  gebr.  1763  bier  jwiftben  ?)reu: 
|en,  ©aebfen  unb  £>ftreicb  abgefcbloffen  würbe,  ben(würbig  i% 
OBgl.  ©iebenjabriger  Arieg.)  Sc^t  wirb  ba§  Sagbfdploß, 
weltbeS  im  ftebertiibngen  Äriege  jerftört,  naebber  aber  wieber 
bergefteHt  würbe,  nur  no<t>  als  Jtornmagajin  benu^t  imb 
eintge  3immer  bienen  jur  Aufnabme  oon  ©dften.  ©rit  1774 
beftebt  ju      eine,  biö  1834  (6nigl.,  ©teingutfabri(. 

tjiiLiscmsbai  (bie)  ober  riebtiger  ta§  >jutfon  jmecr  ift 
eine  ber  großen  ©inbud)tungen,  welcbe  ba§  atlant.  üReer,  mit 
bem  fie  buret)  bie4?ubfon6ftrafe  in  Söerbinbung  flebt,  an 
ber  Cfitüfie  9lorbamert(aä  bilbet,  ©ie  bat  einen  ^läcbeninhalt 
»on  mebr  als  14,000  D3R.  unb  liegt  jwifeben  jDftmaine 
(ber  SSSeflEüfle  »on  Cabrabor)  im  £>.  unb  9le u  t  StorbwaW 
unb  9ieuj©übwa(e6  im  2B.  Die  bebeutenbften  ©ufen  finb: 
im  ©.  bie  grofje  Samedbai,  im  3D.  bie  9RoS(ito8bai ,  im 
5I5SB.  bie  Gbefterftelbi,  SBagers  unb  JRepulfebai.  Die  |>ub; 
fonSbai  i|t  »on  9t.  naeb  ©.  etwa  400  ©tunben  lang,  pon 
SD.  nad)  SB.  200  breit  unb  bat  in  ber  2Ritte  eine  Siefe  »cm 
160  gaben.  Die  Äüften  finb  fteil  unb  felfig,  ba*  SBajfer 
ift  »olle  acht  Monate  unb  baruber  mit  Qls  bebeeft,  ob: 
wol  ber  fitbl.  2beil  mit  bem  nirbl.  Deutfcblanb  unter  ber» 
fetben  ©reite  liegt.  2Cud)  in  ben  Sommermonaten  »erfebwin» 
bet  baffelbe  niebt  ganj,  fonbern  treibt  in  ©eftalt  »on  3nfeln 
umber  unb  wirb  ben  ©tbiffen  gefdbrlieb.  63  münben  in 
tiefe*  grofje  ^Binnenmeer  manche  ©trime,  unter  benen  einige 
einen  betrdcbtlicb  langen  Sauf  haben.  3n  bie  3ame3bai  faU 
len  ber  JJtupertöfluf? ,  ber  9J?oofe  mit  bem  Ebitibbe  unb  ber 
Alban»;  weiter  nörbf.  ber  6b"rcbiH  ober  SKifftnipi,  weleber 
9teu-©äbwale3  burebftrömt,  unb  ber  9tc(fon  ober  iöouvbon, 
ber  aus  bet  Bereinigung  ber  Arme  be$  ©aä(atftbei»an 
entfiebt  unb  bem  großen  SBinipegfee  jum  Abflufje  bient. 
Unter  ben  vielen  3nfe(n,  mit  benen  bie  an  Untiefen  übet» 
reiebe  $ub|on§bai  g^letcbfam  befdet  ift,  nennen  wir  Agomi*ca 
in  ber  3ame6bai,  im  ?D?an6ftelb  unb  ©outbampton ;  lefc* 
terc  liegt  jwifeben  bem  gor(ana(e  unb  ber  SÖelcomeftrage; 
in  ber  •pttbfoneftrajje  liegen  bie  ©a»ageinfe(n. 

Die  #ubfonobai  ift  juerft  »on  einem  Ddnen,  Anf(6(b, 
entbeeft  worben,  aber  er|t  feit  ben  Steifen  beö  berübmten 
engl,  ©eefabrer*  $t\m.  $ubfon  ndber  befannt.  Derfelbe 
würbe  im  grübjabre  161 1,  naebbem  er  biet  uberwintert, 
»on  feiner  meuterifeben  ©ebipmaunfebaft  auägefefer,  unb  nie 
bat  nun  fpdterbin  evfahreu,  waö  au*  ibm  geworben  ift. 
Süon  ben  Meuterern  (amen  nur  wenige  nacb  Europa,  bie 
übrigen  würben  »on  öeftmoei  erfcblagen.  1612  fegelte  SSuU 
ton  nad)  ber  >£)ubfonöbat,  um  wo  moglid)  ^ubfon  wieber 
aufuifinten  unb  eine  norbweft(.  Durchfabrt  in  ben  großen 
£cean  ju  fud)cn.  JBeiteö  febtug  fehl;  baf  aber  bie  (entere 


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Iludsonsbai 


41$ 


Huflattich 


miglicB  fei,  glaubte  matt  nod>  bis  1742.  —  £a3  Oanb  im 
£.  tcr  £ubfonSbai,  2 ab rabor,  (tat  einen  glacheninbalt 
»on  mebr  als  20,000  [j2Jf.  unb  ein  febr  fhrcngcS  Älima, 
wentgflenS  an  ber  Äüfle,  an  welcher  GSfirjtoS  umherfrreifen. 
3m  Snnrrn  leben  einige  3nbianerfldmme  unb  an  ber  atlant. 
Äüfle  haben  bie  £errnbuter  einige  Snieberlajfungen  gegrün* 
bet,  an  jener  ber  .£ubfonSbai  befmben  ftch  feine  europ.  ??ats 
toreien.  2>aS  Sfanb  auf  ber  SBeftfeite  erfheeft  fich  unbegrenjt 
ins  Snncre  unb  i|l  ben  Gngldnbern,  welche  bier  einen  b«s 
beutenben  9)el$l)anbel  treiben',  febr  widjtig.  25itfe  falte,  je* 
bei  3fnbau§  unfdbige  ©egenb  mit  ü)rrn  furchtbar  frrengen 
SBintern  ifl  rcict)  an  SO?ofcf>uS  =  ober  Bifamtbteren ,  Glenb* 
tbieren,  ©ambirfeben,  befonberö  aber  an  9>elj  tragenben 
gieren,  j.  B.  Biberp,  SBolfen,  Surfen,  Sucbfen,  Bd= 
ren,  SDttcrn,  Harbern,  HKofcbusratten  unb  cridwntcben, 
vorlebe  fid)  in  ben  Siebten;,  Birfen  =  unb  Sßfibenroältern  unt 
in  bereit  92ai>e  aufhalten,  ©ebon  1669  biibetc  fid)  in  llon= 
bun  bie  fogenannte  $ubfon§bai  :Gompagnie,  um  in 
jenen  (Segenben  ben  "iMjbanbel  \u  betreiben,  unb  grünbete 
beßbalb  im  Saufe  ber  3eit  mebre  gactoreien,  unter  benen 
bie  roid>tigfien  finb:  &ort  ?)orf  an  ber  Slelfonmünbung,  gort 
GburcbiU  am  SKifftnipi,  gort  Äthan«  an  ber  SBefb,  unb 
gort  aWaine  ort  ber  jDjrfeite  ber  3ameSba» ,  gort  Gbtperoijan 
am  ÄtbabaSfafre  unb  anbere.  SDiefe  Gompagnie  erhielt  im 
vorigen  3abrbunbert  einen  9iebenbubler  an  ber  Storbroefb 
Gompagnie,  r»eld)e  au  Montreal  in  Ganaba  ihren  ©t'ö 
batte,  unb  biefe  Slioalitat  hatte  blutige  3dnfrreien  in  ibrem 
(befolge.  Gr(t  »or  einigen  Sabren  b^ben  fid)  beibe  »ereinigt. 
2>ie  Gompagnie  bot  it>rc  Ägenten,  bie  meifl  Guropder  finb, 
ferner  »ielc  jnbianer  int  ©olbe  unb  fenbet  3dger  etnerfcitS 
an  bie  ©ejtabe  beS  großen  fiöeltmeerS,  anbercrfritS  bis  \u 
ben  Ufern  beS  atlant.  JDceanS.  3m  3-  1832  betrug  ber 
2ßertlj  beS  bei  ibr  abgelieferten  9)eljroerfS  mebr  alS  750/100 
.3 Kr.;  eS  waren  40t»,000  ©tücf,  worunter  nicht  weniger 
al«  331,000  2ttof*uSrattenfclle.  2>ie  3abl  ber  biet  leben* 
ben  Guropder  belauft  ficf>  auf  elroa  200;  bie  GSfimoS  (hei* 
fen  'an  ben  Äüflen  umber,  befudjen  bie  gaetoreien  feiten, 
unb  bie  Ägentett  muffen  ftcb  511  t'bnen  begeben,  um  ibnen 
ibre  Borrdtbe  abzulaufen  *,  in*  3nnere  wagen  fie  fid)  nie, 
ba  fie  in  ununterbrochenem  Äriege  mit  benSnbianern  leben. 
Bon  biefen  ft'nb  am  bebeutenbfie n :  bie  2fchippewa»8 ,  gwi* 
feben  bem  ©flaoen»  unb  Tltbaba&fajee  bis  jum  gelfengebirge 
unb  ben  duellen  beS  SÄiffourt.  ©ie  finb  ber  jal;lreicbfte 
Stamm  in  biefen  ©egenben,  aber  bod)  nur  10,000  £6pfe 
jtarf;  »erwanbt  mit  ibnen  finb  bie  ©djlangeninbianer  unb 
bie  n6rbl.  3nbianer.  I>iefe  ledern  burcbflreifen  baS  8anb 
jvotfeben  bem  Äupfcrminenfrrome  unb  ber  £ubfonSbai  bis 
jum  Gbunfeill.  2CUe  brei  ©tdmme  glauben  »on  einem  <£mnbe 
abjuflammen,  ber  baS  erfle  2Beib  auf  Grben  jdrtlid)  liebte 
unb  fldf>  wdbrenb  ber  9catt»t  in  einen  feboneri  3üngting  »er* 
roanbeite.  Äm  SBinipegfee  roobnen  bie  ÄjfiniboinS,  etroa 
400,  rüjrige  3dger,  unb  bie  ÄniflenoS,  im  ©.  bei  ®e> 
t  irgSfee*  bis  jur  ©ren^e  eon  Ganaba,  unb  von  ber  «^ub* 
fonSbai  bis  ^um  sBinipeg.  ©ie  SBeiber  biefeS  ©tammeS 
finb  fff>r  bübfcb,  »on  Öeftcf)t  unb  ©ef?alt  unb  eon  jicmlicf) 
beller  Hautfarbe;  bie  5Rdnner  gaßfret  unb  gut;  Äeufc^bftt 
ift  aber  unbefannt.  Älle  biefe  Snoianerltämme  terminbern 
ftcb  reifient»  fcbjiell ,  bie  Guropder  brachten  ibnen  jroei  ©ifte, 
öranntroein  unb  9>ocfen,  unb  biefe  b^ben  ft*  bermafjen  t?er; 
berblict)  gejeigt,  baf  aücb,  in  tiefen  ©egenben,  roie  in  ben 


Bereinigten  <5taaUn,  manche  ©tdmtne  bereits  gdnjli$  ci* 
geflorben  ftnb. 

fjufflanö  (Gbriflopb  ffiil^.),  einer  ber  berftbmtrfien  on> 
auSgejeicbnctilen  neuern  tv3tt,  würbe  1762  ju  8angfpfi:;i 
geboren,  wibntete  fieb  bem  ©tubium  ber  Sföebtcin,  rcut-t 
1783  ju  ©öttingen  Doctor  unb  1793  ?>rofe|for  unb  | 
ju  3ena,  tvelc^eS  er  1801  »erlieg,  um  einem  ffiuf  als  W:t 


arjt  be*  ÄonigS  »on  Greußen  ju  folgen.    Gr  erbieli  bei 
Ittel  eines  ©ebeimen  SKatl)eS,  rourbe  fpdter  frofei 
ber  Unioerfttdt,  ©taatöratb  unb  NHiitglieb  beS  SWiniftn 
Gr  hatte  1810  eine   mebicini|cb*c^irurgifcbe  ®ff; 
gefliftet,  welche  »on  bem  Ä6nige  ben  tarnen  ber 
lanb'fcben  erbielt.    Siacbbem      1833  fein  W  »idbrige*  ttf 
torjubilaum  unter  allgemeiner  ebrenber  Änerfennun^ 
SJcrbienfie  gefeiert  b«tte,  flarb  er  am  25.  Bug.  183b. 
nur  bureb  feine  drjtlicf>e  Ibdtigfeit  unb  burtb  feint  ü!: 
mifeben  Vorträge  f?at  fid)  -b.  groge  SSerbienfle  ent 
fontern  tun cb   feine  gum  2heil  auf  erbt  populatte 
abgefaßten  ©cb.riften  t>at  er  in  einem  noch,  großem  ftrif 
fein  SBiffen  unb  feinen  tarnen  ausgebreitet,    ©eine  ß- 
frobiotif  ober  Äunfi,  baS  menftb.  liebe  Seben  ju  üertbif" 
(5.  2fufl.,  Serl.  1825)  &at  große  Jtbfilnabme  p' 
unb  bie  einfachen  8ebenSregeln ,  roclcbe  biefelbe  RÜ 
baben  an  Bielen  fegenSreicbe  grüebte  getragen.  Kicb^ 
bere  fficaebtung  oerbienen  fein  „©uter  JRatb  an 
über  bie  roicb/tsgften  fünfte  ber  pboftfeben  Gr^ieh 
7CufI.#  Bafel  1836),  feine  „Öefcbicbte  ber  ®( 
(Berl.  1812),  feine  „tyraftifebe  überfiebt  ber  »er} 
^eilgueUen  DeutfcblanbS"  (2.  Äufl.,  Berl.  1820)  u:if 
lieb  feine  Bearbeitung  »on  3>arroin'*  „Änltiiunq  jur 
fifdjen  unb   moralifeben  Orjiebung   beS  roeiMic&m 
fe^lecbtS"  (Ceipt.  1822).    211S  Bermdebtniß  feiner  C 
rungen  l;interließ  er  fein  ^Enrhiridion  medicum"  {■ 
183(i),  »on  welkem  bis  Gnbe  1837  »ier  Auflagen  in 
3lbtr liefen  erf&ienen  finb. 

fjuflatticl)  ift  eine  auf  tbonigem  Bobcn,  an  ©rü 
Bachen  unb  anbern  feuebten  ©teilen  roaebfenoe  ?)(totj< 
leicr)t  ju  einem  febroer  ju  »ertilgenbtn  Unfraute  wirf 


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Hüfte 


419 


Huhn 


Ölumen,  bic  benett  be«  Simeirjabn«  ober  ber  #unbeblume 
\ti>t  ähnlich  ftnb,  erfreuten  im  SKdrj  unb  Hpril,  lange  be« 
iot  bie  33lättcr  beroorfommen.  (Später  ftnbet  man  ge« 
:o:nie  JBläftet  »on  ber  ©r6ße  unb  ©eftolt  eine«  S)ferbebuf«, 
bte  auf  ihrer  Unterfeite  mit  einem  rotten  gitj  bebeeft  ftnb. 
Sie  haben  einen  bitterlich  fcbleimigen  ©efehmaef  unb  wur* 
ben  fonft  als  S3rufhnirte(  bei  gungenfatarrben  häufig  ange» 
wenbet  HIS  £au«mittcl  unb  alö  »eftanbtheil  be«  »ruft* 
tbee«,  fowie  äußerlich  ju  erweiebettben  JBreiumfcblägen  bei 
Qefcbwulfien  unb  Kbfceffen  »erben  ffe,  obn>o(  jefct  feltener 
al«  fonft,  befonbeT«  von  ben  JJanbleuten  gebraucht.  Sie 
(Rubeln  be«  großen  äuf latticb«,  beffen  Sttätter  juweU 
len  l'/t — 2  g.  tm  Durchmeffcr  grefj  »erben  unb  gegen  3  g. 
lange  ©fiele  haben,  fianben  fonft  in  fer>r  großem  Hnfehen 
bei  ccrfctjicbcrten  Jtranfheitcrt  unb  würben  fogar  gegen  Speji 
gepriefen ;  iefet  aber  roenbet  man  fit  ?aum  noch,  hier  unb 
ba  bei  SBiebfcucbcn  an. 

Qüfte  heißt  bie  feittiebe  Partie  be«  S3ec!en«,  bte  fich 
mit  bem  jDberfcbcnfel,  rote  bie  Schulter  mit  bem  SDberarae 
retbinbet,  nach  hinten  in  ba«  (Befaß  ubergeht  unb  nach,  »orn 
unb  innen  einen  2hcil  be«  JBaucb«,  ber  S3ecfenb6ble  unb 
ber  Seijtengegenb  btiben  hilft.  —  Oüftweb  wirb  ein  hef* 
tiger  ©cbmerj  in  ber  ©egenb  be«  #üftgetenf$  genannt,  ber 
bte  Bewegungen  be«  £>berfd)en?el«  außerorbentticr)  erfchwert 
ober  auch  gan;  unmöglich  macht,  balb  »on  lieber  begleitet 
wirb,  batb  fiebert o 3  ift  unb  juweilen  mit  Berfitrjung  unb 
üibrmmg  be«  ©chenfel«  enbet.  Diefer  ©chmet}  ift  jwat 
meift  »on  einem  SJbeumattemu«  abhängig,  roirb  jeboet)  juj 
weilen  auch  burch  eine  fcbleicbrnbe  ^ntjünbung  beb  mg  t,  unb 
befebrdnft  fich  bann  auf  ba«  ©elenf  allein,  ober  er  ift  fdjon 
rein  nerois  geworben.  Dann  pflegt  er  bem  taufe  be«  »£>uft; 
ober  ScbenPeiner»en  ju  folgen,  alfo  enrroeber  an  ber  äußern 
unb  intern  ©eite  be«  SBein«  ober  »on  ber  fciftengegenb 
au«  .läng«  ber  innern  ©eite  be«  ©dbenfel«  bi«  jur  SBabe 
}u  verlaufen,  dufjerfl  heftig  ju  fein,  ebenfo  pl&fcltch  ju  fonts 
mtn  al«  ju  t>erf<jr)rt>irtbf n ,  periobifet/  ju  erfdbeinen  unb  fehr 
battnäefig  yd  fein. 

tjtuv'.  Caprt  ift  ber  ©tamnwater  be«  al«  Capetin« 
9 et  befannten  Ä6ntg«baufeS,  welche«  »on  987—1328  in 
ber  i>aupt(tnie,  von  ba  bi«  1589  in  ber  Nebenlinie  SÖaloi«, 
unb  entlieh  »on  ba  bis  $ut  ©egenwart  in  ber  Nebenlinie 
23curbon  über  granf reirf;  geherrfd; t  bat.  £>.  mar  ber  ©of)n 
$ugo'6  beö  ©roßen,  ber,  ein  mächtiger  «per^og,  feine  SRu 
ftbenj  ju  $ari«  genommen  blatte,  ©ein  ©obn  fott  ben 
Namen  Gapet  (b.  t).  JBreitfopf)  f on  ber  SBreite  feines  Jtopfe« 
«halten  haben.  Bnbere  erjdhtcn,  ber  JBcinante  Gapetinger 
fti  bem  SgauU  gegeben  roorben,  weit  bie  erften  dapetinger 
«t«  Äanonici  bon  ©tsSRartin  be  SEourS  ba§  9fe^it,  eine 
capp*  (b.  1).  Qtyoxnf)  )u  tragen ,  gehabt  hätten.  25ie  fd?»a> 
*cn  Karolinger  hatten  fafl  alle  37Jad?t  unb  alle  (Büter  xstt* 
loten  unb  al8  Subwig  bei  gaute  geftorben  war,  bemäebs 
ttgte  fidi  ber  mächtige  ^erjog  ^)uao  beä  Shrono,  auf  ben 
nur  nod)  bte  $erjeg  Äarl  ton  Nieberlothringen  Xnfprucbe 
ju  madien  hatte.  Siefen,  ber  fein  Siecht  mit  ben  SBaffen 
fertheibigte,  nahm  gefangen.  ^>artS ,  SJefibenj, 
würbe  nun  ^jauptfiabt  »on  granfreiefc.  fy.'i  örüber,  SDtto 
uu)  ^einrieb',  befamen  ba8  ^jerjogthum  23urgunb ,  wetcbeS 
w»  ü)ten  Naebjommen  forterbte. 


^ugo  (SSictor  SRarit,  gewtynlicb  nur  SSirtor  ^>ugo  ge= 
natmt),  ein  franj.  Sinter,  baj  -fraupt  ber  romantifdjen  ©djule 
(f.  granj.  Jtunft,  Literatur  unb  SBiffenfdjaft);  würbe 
am  26.  gebr.  1802  ju  Söefanqon  geboren,  ©ein  Bater 
war  ber  ©eneral  ©raf  3<an  8oui8  ber  ftcr)  b<- 
fonbevö  tn  ©panien  b,er»orthat.  35fe  Sugenb  beö  Sidj» 
ter*  war  eine  fturmifcb  bewegte,  bort)  fehr  zeitig  fdbon  ent» 
wicfclte  fieb.  ba«  poetifer/e  latent  beffelben.  Gx  fd>rieb  1817 
ein  ©ebicfyt,  mit  bem  et  ffcb  um  ben  »on  ber  Bfabemie 
audgefefeten  f)rei§  für  ba8  beffe  poetifa^e  9>robuct  bewarb, 
unb  er  foll  ben  ^xtii  nur  beSbalb  nidjt  erhalten  t>aben, 
weil  bie  Jtunftrid}ter  bie  Meinung  hegten,  ber  JBerfaffcr  be« 
©ebichtä  wolle  fie  mit  feiner  Eingabe,  ba0  er  erft  15  3at>re 
alt  fei,  »erfpotten.  3)urd;  feine  Spurtet  wat  .v>.  eine  ent 
fdnebeue  Abneigung  gegen  bie  Steoolution  unb  gegen  Na 
polcon  eingeflößt  worben  unb  biefe  9iid;tung  fpraa;  tieb  aud) 
in  feinen  frühem  poetifebtn  Ceifiungen  au«.  Öx  erbielt  »om 
Äönig  Subwig  TnJBL  eine  ^enfion  als  SBelohnung  f"r 
©belmutb,  mit  welchem  et  fidt»  «tned  »on  ben  ©erie&ten  »en 
folgten  3ugenbfreunbc$  angenommen  hatte,  unb  biefe  ^m- 
fion  feftte  ihn  in  ©tanb,  mit  einer  3ugenbgetiebteit  fid> 
1823  ehelich  ju  »erbinben.  aBebrinalä  hfltie  lieh  fd;on 
mit  ©lücf  um  greife  füf  Sid^twerfe  beworben,  aber  bte 
erfte  Sammlung  feiner  ©cbidjtc,  welche  et  1822  erfebeinen 
ließ,  machte  boch  wenig  'Auffeben.  Crrft  nachbent  Sq.  feine 
©efimtung  »6llig  gedrtbert  hatte  unb  nun  mit  Siegeifierung 
bie  3bccn  auSfpraä),  welche  eine  jeitcjcmcific  9?e»olurion  in 
her  franj.  Eitcratur  hervorbrachten,  fanb  er  ben  ertffebieben» 
ffen  öeifall.  ©eine  £>be  an  bie  Säule  auf  bem  SBenbome» 
platjc  machte  große«  Xuffebett  unb  in  feinen  fpätern  SSerfen 
bejaubette  er  bie  granjofen  ebmfo  fehr  burch  feine  wahr» 
haft  aufgezeichneten  Cigenfcheiften,  wie  burch  feine  nicht  min» 
ber  h«»orflecbenben  gehler.  ^  m  ®^u9  fluf  ©ewalt 
ber  ©prache,  Jlühnhcit  ber  ^hantafie,  bramatifilie  SEBirfung 
einer  ber  größten  brainatifchen  Dichter,  aber  feine  Neigung 
ba«  ©raufenhafte,  ja  2fbfd>*ulid>e  herbeiziehen,  um  feine 
8efcr  unb  ^)6rer  ju  cvfdbüttern,  raubt  fernen  SQerfen  bie 
SBürbe  unb  JBefonnenljeit,  welcher  ba«  wahre  JCunfhverf 
niemal«  entbehren  foU.  ,^>crnani"  unb  „VRam  Zvbot" 
ftnb  bie  auSgejeicbnetjten  feinet  bramatifchen  SBerfe  unb  ein 
nicht  minber  ausgezeichnete«  9ßer(  ift  fein  Vornan  „Notro 
Dame  de  Paris",  welcher  ein  ©ittengemdlbe  »on  $ari«  im 
3ahr«  1482  gibt. 

Sul>n  (ba«)  ift  eine  ©attung  be«  fehr  ausgebreiteten  ©e* 
t«  ber  hühnerarligen  S36ge(,  welche  fetbft  wiebet  eine 
große  Zn^l  »on  Birten  enthält,  bie  baburd)  entftauben 
finb,  baß  bie  &ü!wer,  ähnlich  wie  ber  £unb,  fd?on  im 
höchften  Älterthume  ju  4>auSthieren  unb  Durch  bie  3udjt 
auf  eine  vielfache  SBtife  umgebilbet  würben.  3n  jDfhnbien 
gibt  e«  fowol  jahme  al«  auch  wilbe  kühner,  welche 
bette  mit  unfern  e£>auc>bübnern  »iefe  ^hnlt'chfett  haben.  Qi 
liegt  baher  bie  SSermuthung  nahe,  baß  »on  jenen  wilben 
Hühnern  bie  jahmen  urfprüngtiih  abftammen.  JBei  allen 
^ühnerarten  heißt  ber  mannttche  Sögel  ber  $abn/  ber 
weibliche  »orjug«weife  ba«  ^>ut)n  ober  bie  $enne.  Die 
Jungen  pflegt  man  Kuchen  ober  Küchlein  ju  nennen. 
Namentlich  hat  man  bie  »erfebiebenen  ^>ühnerarten  »on  bem 
äßanf i»ahuh«/  weld;c«  auch  »oriugäweife  ba«  wilbe 


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Huhn 


420 


Huhn 


tul>n  genannt  wirb,  unb  t>on  bem     iefcn^u^n  ober  jeidmet.   Gr  bat  «inert  gleifcbfamm  unb  Jtebllappen  low 

agobu&n  abgeleitet.   £aS  erjtgenannte  ift  in  nachgeben«  £alS*  unb  »ürjelfebern  oon  bocbgelber  garbe,  mit  tum 

ber  Abbilbung  barge|teü"t    6*  i|t,  namentlich  bie  ^>enne,  orangengelbcn  Scbattirungen,  bunfeln,  golblacfbraunen  Stüden 

etwas  «einer  als  baS  ^>«u§b,ur;n.    £>er  {>ar>n  i|i  fcr>on  ge»  unb  bunfele,  braungrün  fcbitiernbe  Sebwanjfebern ;  fcoch  iit 


ber  Schwanj  voeniger  in  bie  ^>6t>e  gerichtet  unb  weniger  »oH 
als  beim  £auobabn.  2>ie  Rennen  haben  auch  gleifcrifamme 
unb  finb  graufcbwarjbraun  unb  gelbbraun  gefärbt  mit  einer 
i$eicr)nuna  ton  vielen  Vellern  äidiadü.  SBon  biefem  £ubne 
füllen  abstammen:  baS  allgemein  befannte  gemeine  £ au 5» 
b it l; n ;  baS  ^aubenbubn,  welches  jTch  burcr)  ©röße, 
buret)  einen  geberbufer),  welcher  ben  .Ramm  fajt  gam  t>er= 
birgt  unb  burtt)  einen  tiefen  geberbart  flatt  ber  .Rehllappen 
auszeichnet;  baS  engl.  Qubn  mit  langen  güßen  unb  einem 
geberffrau»  auf  bem  Jtopfe;  baS  türf.  £>ubn  von  weißer 
©runbfarbe,  fchwarjem  SJaucb  unb  glügeln,  fchwangrünlicb 
am  Scbwanje  unb  einem  farbig  gejeicbneten  fceioe;  baS 
Jüuthubn,  auch  perf ,  wrgin.  Jpurm,  itaularfcb  genannt, 
ohne  Sdbwanjfebem;  baS  3werghuhn,  auch  .Rriccbbuhn, 
GcniShühncben,  franj.  9?auchfuß  u.  f.  w.  genannt,  welches 
nur  halb  fo  groß  wie  baS  gewöhnlich*  #utm  wirb  unb  furje, 
befieberte  güße  r)at;  baS  Strupphufcn,  oftfrieSlonb. 
•£uhn,  Straub  j,  Ärudhuhn  u.  f.  w.  genannt,  welches  liefe 
ncr  al8  baS  gemeine  ÄauShubn  ijt,  lange  Sporen,  einen 
hohen  .Ramm,  weiche,  halbbogenförmige,  nach  vorn  gefrümmte, 
gleicbfam  friftrtc  gebern  hflt  unb  juweilen  beS  Schwanns 
entbehrt,  unb  terfchiebene  x>ielger>ige  flfacen.  AHe  biefe 
Arten  enthalten  wieber ,  je  nach  gewiffen  Gigcntbümlichfeiten, 
eine  große  Anjabl  ton  Spielarten.  —  !Die  jwette  ber  oben 
erwähnten  wahrfchemlicr)  urfprünglichen  ^ühnerarren,  baS 


3ü9ohuh«,  «fl  weniger  befannt,  foQ  aber  »on  ber  <$wU 
eineä  Truthahns  fein  unb  lebt  in  3aoa  unb  Sumatra.  83«i 
ihm  »erben  abgeleitet:  baS  pabuanifche  $ur;n  (ber  grefe 
roelfche  #ahn,  ber  SQab.n  ton  Gaur),  welches  bie  Qrfje 
eines  Auerhahns  erreicht  unb  bisweilen  8 — 10  $fb.  febw« 
i|t,  einen  fronen-  ober  wulftortigen  boppelten  Äamm  mtb 
«ine  tiefe  rauhe  Stimme  hat;  baS  tranquebarifebe  ^Mih« 
ton  nicht  oiel  geringerer  ©röße  als  baS  iwrige,  mit 
unb  ftarfen  Seinen,  unb  baS  aftraebanifche  #ubn 
furjem  Schnabel  unb  langen  güßen,  welches  »utreila 
g.  hoch  wirb  unb  große  Gier  legt.  —  Die  #übner  geb 
ju  ben  nufebarften  ^»austhieren.    3h»        werben  ju  w 
jahligcn  Speifen  benufct,  ihr  gleifcr)  gibt  eine  woblfchmettabe 
Speife  unb  bie  gebern  beS  £abneS  werben  oon  oen  |d* 
fchmücfern  verbraucht.    3n  biefer  s)iufebarfeit  unb  in  W 
geiebrigfeif,  mit  ber  fiep  bie  4?üt;ner  aufrieben  laffen,  W 
ber  ©runb,  baß  biefelben  in  fo  großer  Anjabl  in  allen,  fii'T 
noch  in  ben  flcinflen  8anbwirthf<haften,  gehalten  wi~ 
S8egcn  ber  großen  SBerbreitung  ber  ^ühner  auf  bem  Sj: 
war  eS  namentlich  in  frühern  Betten  Sitte,  bie  Abgabe  oti 
ben  3inS,  welchen  bie  Canbleute  an  bie  ©runbberrfit 
entrichten  hatten,  nach  Hühnern  ju  befiimmen,  uno  mar. 
nannte  folche^ühner  äinShühner.  Wach  ber ©trechtw»' 
für  weiche  baS  Jf>uhn  entrichtet  würbe,  bifß  ^  {'rtf 
henne,  4?terbh<nne,  ^euhenne,  Slauchhenne  u.  f.  »• 


HOhneiigr&ber 


421 


Ifu  man 


nad)  ter  3«it,  in  welket  el  abgeliefert  würbe,  eine  2Sa(: 
»urgilflrnne,  |)ftngflb enne ,  SBeibnacbtlbemte  n.  f.  w.  3n 
mannen  ©egenben  mußten  bie  unvetbettatbeten  JBurfcben 
eine  jßubenbenne  geben,  aud?  mußten  fid;  wol  bie  SRdbdjen 
bie  ßrlaubniß  jur  $eiratb  mit  einet  #enne  erfretjert.  S3es 
fannt  ifl  el,  baß  bie  {»enne  vor  bem  Eierlegen  gaefert  unb 
baß  ber  {>abn  befonberl  am  frühen  Üßorgen  fraget.  £)er 
£wbn  iß  baber  wegen  feiner  SBadbfamfeit  mannt  unb  eben» 
fo  wegen  feine$  ©tol«3  unb  wegen  feiner  Sapferfeit.  -Tic 
i>abnengefed)te  beru&en  auf  biefen  gigenfdjaften. 
Glute  Rennen  legen  jdbtlid)  gegen  1°0  Gier  unb  barüber, 
ton  benen  man  nur  eine  «eine  Anjatjl  ausbrüten  Idft. 
(SSergl.  SJrüten.)  3Der  gemeine  £aulbal)n  wirb  gegen 
20  3abre  «u\  if*  Sudjt  nur  bil  $um  ä*ttn  Sab" 

brauchbar,  wdbrenb  bie  Rennen  nur  etwa  jebn  3abre  alt 
werben  unb  nur  bil  jum  fünften  3<tbre  brauchbar  ftnb. 
6tbr  alte  Rennen  werben  juweifen  Jpäbmn  ähnlich  unb 
befommen  eine  «Stimme,  welcbe  ber  bei  ^>ar)neS  dljnelt. 

{jülincttgräbcr  nennt  man  bie  in  vielen  von  german. 
Billern  bewohnten  ©egenben,  jablreid)  aber  befonberl  in 
$oUanb  aufgefunbenen  großen  ©raber,  in  benen  man  außer 
ten  Xfdjenfrügen  ber  XJerflorbenen  allerlei  ©erdtbfebaften 
finbet,  welcbe  einer  uralten  Seit  angeboren.  £ühne  bebeu» 
tet  einen  {Riefen,  ifl  aber  urfprünglid)  baffelbe  wie  £unne. 
2Jie  ^unnen  verbreiteten  auf  ihren  Staubiügen  allgememel 
2cbreden  unb  man  bcfdjricb  fie  all  fdjrerfltd;  anjufcbauenbe 
riefige  5D?enfcb.en.  Die  ©riße  ber  fpdter  aufgefunbenen  aU 
ten  ©rdber  gab  ju  ber  SJemtutbung  SJeranlajfung,  baß  flttie* 
fen,  .^übnen,  von  benen  25eutfd)lanb  einfl  bevilfert  gewe» 
fen  fem  foDte,  in  ihnen  begraben  lägen,  unb  fo  entfianb  ber 
Slamen  Jpübnengrdber.  £ie  ©röße  biefer  ©rdber  l>cit  je* 
bodj  ibren  ©runb  barin,  baß  nicht  Giner,  fonbern  9Rebre 
in  ibnen  beigefefct  ftnb,  unb  jwar  nicht  bie  ßeiebname 
fclbfl,  fonbern  beren  Afche,  unb  baß  man  SBaffen  unb  aller-- 
lei  anbete  ©erdtbfebaften  ber  SJerflorbenen  mit  begrub,  wobt 
aud)  bie  überrefle  ber  ibnen  ju  Ghrcn  gefcblacbteten  ßpfer* 
ttfere.  2>ie  «fwbnengrdber  in  Jbolflein  erfebeinen  äußerlich 
all  runbe  £ügcl  von  10—16  g.  Aöbe  unb  100—300  g. 
Umfang  unb  enthalten  einen  3—4  g.  inl  ©eviert  baltenben, 
mit  ©ranitflehien  befeftigten  ^oIjIctt  Staunt,  ber  bie  ange* 
fübrten  ©egenftdnbe  enttjalt.  Aud)  im  norbwcftl.  SEbeile  bei 
Äomgreicbl  bet  ütieberlanbe  bat  man  Jpübnengrdber  gefun» 
ten,  bie  bort  Jpunnenbetten  beif;e:i. 

^ui09ier  ifl  ber  2itel  gewtffer  ©erid)tlbeamten  in  granfs 
reich,  weldbe  wenigflenl  in  ben  großem  ©tdbten  in  ntd)t 
unbebeutenbem  Anfeben  (leben  unb  anfebnlid)e  Ginfünfte  be; 
(teben.  Sie  Obliegenheiten  ber  .ßuiffterl  finb,  an  bie  ftrei; 
tenben  Parteien  alle  vom  ©eriept  an  fie  aulgebenben  Sie; 
tanrrtmaebungen  gelangen  jtt  laffen,  bei  ben  ©engten  fclbfl 
auf  jDrbnung  unb  Stube  ju  halten  unb  in  Fleinern  jDrten 
wobt  aud)  bie  Stofleigerung  ber  ^tobilien. 

Sulbigung  b«§t  vor^uglwcife  bie  feierlidje  ©elobung 
reue  unb  bei  ©eborfaml,  welcbe  Untertbanen  bem  Sam 
belfirflen  bei  Antritt  feiner  Regierung  leiflen  unb  welche 
nur  all  ein  feierlidjer  Äct  ber  Änerfennung  vorgenommen 
roirb,  inbem  aud)  bann,  wenn  feine  #ulbigung  vorgenomj 
men  worben  ifl,  bie  SBerbinbltdjfeiten  ber  Untertbanen  gegen 
ben  fcanbelberm  biefclben  finb.  ©ei  feierlichen  .£>ulbigungen 
pflegen  bie  bellen  SRiliiair--  unb  Qivilbeamten  ben  Gib  in 


9 


bie  ^<5nbe  bei  gürfien  felbft  abzulegen,  reahrenb  bie  nie* 
bem  ^Beamten  in  bie  £>änbe  ibter  iOorgrfe^ten  unb  bal  IBolt 
sKaffe  öffentlich  febwören. 

J^utnon  ifl  ein  urfrrunglidr)  lat.  SBort  unb  bebeutet 
„menfd>lieb,  menfebenwütbig".  £>a  tS  aDerbingl  bei  9Ren; 
ft^en  eigentl)ümlicb,flel  9J?erfmat  unb  fein  gr6ßtet  SJorjug  ijl, 
baß  et  eine  über  bie  tbierifd>e  JRobett  jur  vf>errfebaft  gelam 
genbe  SBilbung  ftct>  }u  erwerben  im  Staube  ifl,  fo  bat  man 
bann  unter  £umanttdt  eine  foId)e,  edjt  mcnfcblicbc,  alfo 
nidjt  einfeitige,  fonbern  alle  Anlagen  unb  Ärdfte  bei  SRen* 
fd>en  umfaffenbe  iöilbung  verjianben.    3ur  IBilbung  gr(p6rt 
wefcntltd)  bie  $eberrf$ung  ber  Seitenfcbaften,  aber  jeben- 
fatll  ijl  'ei  unrichtig,  wenn  man  bie  ^umanitdt  in  brr 
Seurfeltafeit  für  alle  <3cr)wdcr)en  unb  ©$lecbtigfeiten  fudst, 
eine  felofl  unhumane  fietwirrung,  wenn  man  meint,  burd) 
©locbgültigfeit,  gleicbwel  ob  wabre  ober  fdjeinbare,  ge* 
gen  aQel  £aljenige,  wal  ben  eblen  ÜJ?enfd>en  jur  Se^ci- 
flerung  für  ober  wtber  fid)  entjünbet,  ^umanitdt  an  ben 
Zag  )u  legen.    Sie  alten  ©riechen  unb  Komet  waten  in 
vielen  SJejtebungen  bc-d>gebilbete  3Rfnfcben,  unb  nad)  bem 
Untetgange  jener  Stationen  fam  bie  SBelthienfcbaft  in  bie £dnbe 
rober  S36lfet,  welche  etft  im  Verlaufe  ber  Scthhunterte  u: 
einet  bobern  fflitbung  ft'cb  emporgefd^wungen  baben.  €owie 
bal  S3ebürfniß  nacb  23ilbung  unter  ben  german.  S6lfern  er> 
wachte,  fudbteu  fte  biefelbe  mit  Sterbt  amdcbjl  in  bem  gried). 
unb  r&m.  Ältcrtbume,  unb  biefel  würbe  fo  bie  Butter  aUet 
Äünfle  unb  SBiffenfcbaften  ber  neuem  3ett.   ©efonberl  bie 
Sd>riftwerfe  jenel  Altertbuml  waren  el,  mit  beten  ©tu* 
bium  fid)  alle  Diejenigen  emftg  befd>dftigten,  welcbe  nad)  ei: 
ner  b°bem  ©Übung  {hebten,  unb  auf  biefe  SBeife  fam  el, 
baß  man  vot)uglwei[e  bal  ©tubium  bet  atied>.  unb  latein. 
Spracbe  unb  bte  mit  biefem  jufammenbdngenben  ©tubien 
all  t&umaniota  bejei d>netc,  unb  bie  auf  biefel  ©tubium 
fid)  grünbenbe  Ctjiebung  «^umanilmul,  bie  2el)tet  unb 
Siefenner  beffelben  Sj  um  an  tften  nannte,  ©tatt  nun  aber, 
gebilbet  butd)  ben  ©eifl  bei  Ältertbuml,  bet  eignen  ©egen» 
wart  in  Äünflen  unb  SSBiffenfdjaften  ftd)  f6rberlid)  jujuwen* 
ben,  würben  febr  ^duftg  jene  ©tubien,  bal  SRittel  jum 
3wed,  felbft  jum  >^auptjwed  gemad)t,  unb  el  fam  mttun> 
ter  fogar  bahin,  baß  jwat  ©ned)ifd)  unb  Sateinifd)  gelernt 
unb  gelehrt,  bie  wabre  ©Übung  aber   g  dm  lieb  vemad): 
läffigt  würbe,    9lod)  jefet  gibt  ti  viele  ©elebrte,  weld)e 
jwar  bet  alten  ©ptacben  Reiftet  finb,  abet  in  bet  eignen 
2ftuttcrfprad)e  fid)  nut  unbebülflid)  aul^ubrüden  vermögen, 
weiche  jwar  genau  bie  ©efebiebte  ©ried)enlanbl  unb  Storni 
betjuetjdblen  verjleben,  aber  »on  Sern,  wal  in  ber  eignen 
©egenwart  vorgebt,  wenig  ober  nid)tl  wiffen  unb  bie  im 
gefellfd)aftlid)en  2eben  feinelwegl  alljebilbete  SWertfd)en  auf* 
jurreten  im  ©tanbe  ftnb.  2(ul  biefem  ©runbe  ifl  man  vielfadb 
gegen  ben  £umanilmul  aufgetreten  unb  namentlich  baben 
einzelne  Männer  bemfelben  ben  f>bi(ontbropilmul  unb 
Stealilmul  entgegengefe^t,  Sniebunglfvfleme,  nad)  benen 
man  bie  (Erlernung  ber  alten  ©pracben  nicht  uxt  ^>aupt; 
fache  machen,  fonbern  an  ibre  ©teile  bie  SRittbeilung  fol> 
eher  Aenntniffe  fe^en  foll,  welche  bem  bet  ©egenwart  ange» 
börigen  ÜRenfd)m  im  8eben  wabrbaft  nüfelid)  werben  f önnen. 
61  tjl  nid)t  ju  leugnen,  baß  man  aud)  bei  biefem  Grjie? 
bunglfpfleme  vielfad)  ju  weit  gegangen  iß,  inbem  man  übet: 
fab,"  baß  bie  wabre  menfd)lid)e  ©Übung  nid)t  fowol  butd) 


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Humboldt 


Ilumc 


nützliche  Äenntniffe  gefiebert  werbe,  als  »Jelmeht  tureb.  fentjeit  getnatf»f.  StiemalS  rjat  eine  Steife  jahlreicheTe  wt 
fold)e,  reelle  ein  freie«  Sntereffe  beS  ©eifteS  an  it)m  felbfr,  gldnjenbett  Siefultate  füt  bie  SBtfJenfchaft  gehabt ,  *oIfl  bit 
am  ©eifrigen,  hervorrufen.  DiefeS  ed>t  raenfcbltch  geiftige  von  (Sin  ^adjtwerf ,  weld)eS  m  franj.  Sprache  ju  ftu 
Sntereffe  b,errfd)t  in  ben  gried).  unb  röm.  ©d^riftwerfen 
auf  eine  fo  wahrhaft  fei) ine  unb  erbebenbe  SBeife  vot,  baß 
biefelben  niemals  aufhören  werben,  vorzügliche  ©ilbung«* 
mittel  311  fein. 

fjumbolM  ift  ber  Stame  jweiet  um  ben  Staat  unb  bie 
2Biffenfdt;aften  l)o$t>crbientcr  SDtdnner.    35er  dltefte  bet  bei» 
ben  ©ruber,  Äarl  2BilI)elm,  Jrcifjerr  von£.,  würbe  1767 
;u  3>0t&bam  geboren  unb  trat,  Hachborn  er  eine  auSgejod)» 
nete  wijpnfcbaftliche  Söorbilbung  fid)  erworben,  lb02  in 
preuß.  StaatSbienfte.  @r  würbe  jundchir  Sfefibent  unb  fpd; 
ter  bevollmächtigter  ©efanbter  )U  Stent.    Stadlern  et  1808 
geheimer  Staatsrat!)  geworben  war,  ging  er  1810  als  Staats» 
minifter  unb  ©efanbter  nad)  SBien.  Spdter  war  et  bei  ben 
griebenSunterbanblungen  Reußens  mit  grancreiefc  unb  Sadt)* 
fen  unb  bei  ben  Unferbanbfungen  übet  ben  Sdnberbefi(}  ^reu« 
fjenS  fegenSreid)  thatig.  gürjilid)  belohnt  ton  feinem  Äinige 
unb  allgemein  gead)tet  übernahm  et  aud)  ferner  wichtige 
3weige  ber  ©taatöeerwaltung,  jog  fid)  jebod)  1819  von  ben 
©tfdjdften  gurücf,  bis  et  1830  wiebet  an  ben  Si&ungen 
beS  StaatSratbS  Sl)eil  nahm.   (St  jtarb  auf  feinem  Stonbfi&e 
Segel  bei  Berlin  1835.  Hußer  als  Staatsmann  t)at  fich  <&. 
Aber  aud)  burd)  [eine  wiffenfchaftlic&en  Seifhingen  auSgejeid)* 
.tet.  SBorjugSweife  waren  eS  Sprad)jtubien,  mit  benen  et 
jtcb  befchiftigte  unb  in  benen  et  bieder  noch  nid)t  angebaute 
©ebiete  bcleud)tete.    dr  fchrieb  übet  bie  ba8fifd)e  Spraye, 
lieferte  eine  metrifd)e  Überfettung  beS  „Agamemnon"  von  bem 
dried).  Siebter  ttfchvluS  unb  ^Berichtigungen  unb  3ufdfje  ju 
ittbelung'S  (f.  b.)  „SJtitbribateS".   (Sin  griftreicbeS  2Berf 
vft  aud;  feine  Schrift  über  ©oetbe'S  „£etmann  unb  Coro» 
tbea".  Euch  bat  bet  ©riefwed)fel  jwifdjen  Schlßer  unb 
ben  bet  Severe  mit  einem  Sotwort  über  „Schüler  unb  ben 
©ang  feinet  ©eifteSentwicfelung"  eingeleitet,  fiele  3t)ei(nat)me 
gefunben.  —  (Sincn  nod)  ausgebreitetem  Stubm  erwarb  fid) 
bet  jüngere  ©ruber  griebr.  ptinx.  Xleranber,  Freiherr 
von       bet  1769  ju  ©erlin  geboren  würbe,  in  ©ittins 
gen  unb  granffurt  a.  b.  D.  ftubirte  unb  fid)  nachher  nod) 
auf  ber  *.£anbcl$frbu(e  ju  Hamburg  unb  auf  ber  ©ergafas 
bemie  ju  greiberg  bitbete.    (St  erhielt  eine  Entfettung  all 
Dberbergmeifter  in  ©aireuth,  »erließ  abet  biefe  Stellung 
1795,  um  feiner  Steigung  ju  wiffenfd>aftlid)en  Steifen  ju  fol* 
gen.  Schon  1790  hatte  er  £ollanb  unb  (Snglanb  befud)t, 
Ktjt  begab  et  fid)  jundchft  nach  3talien  unb  nad)  ber  Sd>weij 
unb  ging  enblid)  1797  nad)  $aris.    Schon  Idngere  3rft 
hatte  fich  •£>•  angelegen  Hieb  mit  bem  $lane  befd)dftigt,  eine 
Steife  nach  ta»  mittlem  Ämerifa  ju  unternehmen.  3n  5>a; 
tid  lernte  et  ben  gelehrten  unb  ju  fübnen  Unternehmungen 
geneigten  Staturfotfchet  ?£imc  ©onplanb  fennm  unb  mit  bie« 
fem  begab  fid)      1799  auf  bie  Steife,  n achtem  et  ftd)  §u 
3Rabrib  bie  drlaubniß  geholt  hatte,  bie  fpan.  Kolonien  ui 
Ämerifa  ju  bereifen.    <Stft  1804  febtten  bie  beiben  Statur» 
forfd>er  »on  ihtet  Steife  jurücf,  auf  weichet  fie,  oft  untet 
ben  befd)werlid)ften  83erbdltniffen,  bie  gtojjartigfien  (Sntbecfuns 
gen  unb  bie  wid)rigften  ©eobad)tungra  gemacht  hatten.  Sie 
hatten  allein  6300  neue  $flan)enarten  entbeef t  unb  bie  wich- 
tigen ©eobachrungen  über  bie  geographifd)e  Sage  ber  von 
ihnen  bereiften  Sdnbet,  fowte  übet  beten  bhvfifcpe  ©efebaf» 


rie?  untet  bem  Sitel :  „Steife  von  Jp.  unb  ©onplanb  nach 
^Ifjuinoctialgegcnben  beö  neuen  QontinentS  u.  f.  »."  erfdtic 
nen,  brachte  biefe  (Sntbecfungen  in  bat»  publicum.  SBon  feine: 
Steife  jurüdgefehrt,  ^iett  fid)  £.  bt'8  1826  in  ^ari# 
unb  unternahm  nur  f feinere  Steifen  in  (Suropa,  wie  er  fern 
1822  ben  Äinig  von  Greußen  auf  einer  Steife  buw>  ?« 
lien  begleitete,  gortwdhrenb  war  er  mit  wiffenfchaftlicben^t: 
beiten  befchdftigt.  Stach  ©erlin  entlief)  jurüdgefehrt,  birit  n 
im  SBinter  1827—28  Borlefungen  vor  einem  auSgewdtltn 
jahlrcichen  publicum  über  pbvfifche  SBeltbefchreibunft  ml 
machte  1829,  begleitet  von  ben  Statur  fordern  ©jrnirei 
unbS.Stofe,  eine  Steife  nach  Sibirien  unb  bem  fafp. St'«'- 
Äuch  von  btefer  Steife  wirb  in  einem  gröfjern  wiffenfaVf 
chen  SBerfe  Steehenfchaft  gegeben  werben,  unb  wieviel  W 
fich  »on  bemfelben  ju  »erfprechen  tyibt,  bavon  jeua/n 
bereits  erfchienenm  „Fragmente  ber  afiat.  ©eologie  unb  w 
matologie".   6inS  bet  neueftm  SJerbienfte,  welcbeS  fii  g 
um  bie  SBiffenfcbaft  erworben,  ift,  baß  er  feinen  Cm^ 
unb  feinen  auSgebteiteten  Stubm  benuljt  h«t/  um  eine  - 
ben  ganjen  bewohnten  (SrbfrciS  fid)  auSbebnenbe  gleitgBg 
©eobad;tung  bet  ©chwanfungen  bet  «Wagnetnatel  :u^: 
ju  bringen. 


üjuntf  (jDaeib),  ein  auSgejeichnetet  9>hi(ofio?t  w*  ic 
rühmtet  ©efebichtfehreiber  (SnglanbS,  ftammt«  «H* 
gräflichen  ©efcfcJechte  unb  würbe  1711  in  (Stin&urj  arfera 
Stachbem  er  fich       ausgezeichnete  wiffenfebaftlid)!  :,' 
bung  erworben  t>atte,  ging  er  nach  Sranfveicb  u«^  ' 
hier  auf  bem  8anbe  bei  StbeimS  auf.  <5<in.l738-*> 
ihm  herausgegebenes  SBerf :  „Übet  bie  menfc&lic&e  ppg 
gelangte  fpdtet  ju  großer  ©erühmtheif,  machte  <uw J ^lf; 
nem  (5rfd>einen  wenig  Xuffehen.  3n  ben  3a^rra/^*T^v 
war  er  iuffehet  eines  jungen  vornehmen  ^fl1«^»  w 
nachhtt  ©egleitet  beS  ©enetal  ©inclait  auf  bejfen  W«BCl! 


Hummel  49 

fcfc,  frfreife  nach,  fBien  unb  Turin,  ©eine  JBctrtübungen  um 
tu  f  rofeffur  an  ber  Univerjttät  ju  (Sbinburg  febtugen  fehl, 
dl  bie  ©cijtlicbf  eit  feine  philofopbifcben  tiberjeugungen  miS» 

:  Oigfe.  9?arf)bem  er  1748  feine  Abhanblung :  „über  ben 
enfdjlidjen  SBerftanb"  herausgegeben  unb  im  folgenben 
aljre  nach  ©cbc-ttlanb  jurücfgefebrt  war,  fefete  er  feine 
;on  früher  begonnenen  politischen  Abhanblungen  fort,  ce- 
ll er  junäebft  bie  JBerübmtbeit  feines  SRamcnS  verbanfte. 
ud?  feine  „Unterfucbungen  über  bie  principe  ber  3Roral" 
iben  einen  großen  ÄreiS  von  Eefern ,  noch  mehr  aber  bie 
torifeben  Schriften,  welche  er  von  1754  an  (jerau&gab. 
mar  inbeß  Auffeber  ber  Abvocatenbibliotbef  ju  Gbinburg 
oorben  unb  fanb  befonbcrS  in  biefer  ©teHung  bie  Auf; 
erung  $u  r>ifiorifdjcn  Unterfucbungen.     Die  ©egner, ' 
[a>e      aI3- ^bilofop^  unb  ©iM'chicbtfcbreibcT  fanb,  bien» 
nur  jut  Ausbreitung  feines  iTfufjmä.  3n  feinem  grofien 
SBerfe  über  bie  ©efcbid)te  (jrnglanbS,  welches  von  SmoUet 
mit  geringenn  Crfotge  fortgelegt  würbe,  ift  befonberS  ber 
Jbeil  ausgezeichnet,  welcher  bie  ©efebiebte  ber  ^Regenten 
auS  bem  |>aufe  ©tuart  behanbelt.    Med)  1763  ging 
als  ÖtfanbtfcbaftSfccretair  nach  9>ari§  unb  würbe  ^icr  mit 
großer  AuSjeidmung  empfangen,   ffialb  übernahm  er  allein 
alle  Angelegenheiten  eines  engl  ©efcbäftSträgerS  unb  febrte 
1766  nach  ©ttglanb  jurücf.    9tacbbem  et  1767—69  baS 
'Amt  eineS  UntcrftaatSfecretairS  verwaltet  hatte,  ging  er  enb» 
lid)  nad)  Gbinburg  jurücf  unb  ftarb  biet  1776.    vlach  fei» 
nein  Sc-be  erfebien  feine  von  ihm  felbji  »erfaßte  gebenSbcj 
febreibung  unb  ein  SBerf  „©efpräche  über  bie  natürliche  9fe» 
ligion".  ©eine  SBerfe  ftnb  fämmtlich  ins  Deutfcbe  überfefjt 
roorben.  ©ie  jeidjnen  fich  burch.  fdjarfen  SJerflanb  unb  ftare 
iöefonncnbeit ,  feine  b,if!orifd)en  SBerfe  burch  Unparteilichfeit 
auS.  AIS  9?bJtofopb  roar  Ä.  ein  ©feptifer,  inbem  er  alle 
böfcere  ©rfennrniß  ber  2Sajjr(jeit  für  unzugänglich  für  ben 
2Renfa)en  bielt  unb  biefem  nur  ein  Unheil  nach  Erfahrung 
juerfannte.  Gr  rourbe  bie  naebfre  SBeranlaffung  ju  ben  ftrrng 
roiffenfcfcaftlicben  Unterfucbungen  Äant'S  (f.  b.),  burch  welche 
befanntlich  bie  großartigfte  gortbilbung  ber  9>hiIofophie  als 
Söijfenfdjaft  bewirft  rourbe. 

fjuinmrl  (bie)  ift  ein  ber  Sterte  nahe  vrrwanbteS  3n> 
feft,  welches  fich  aber  von  biefer  burd)  einen  unförmlich 
biefen  unb  ftarf  behaarten  Seth  unterfebeibet.    £ie  ©efeCt 
fchaften,  in  welchen  biefe  Tbjere  jufammenleben ,  ftnb  min» 
ber  zahlreich  als  bie  ber  ©ienen,  unb  ü>re  Sehaufungen 
ntinber  funfheieb  angelegt,  inbem  bie  3eHcn  unregelmäßig 
imtereinanber  liegen,   »eint  gltegen  machen  bie  fummeln 
**^-w~; jf*      «n  ftarfeS  fummenbeS  ©eräufeb. 
CSa^ÜPOyT^^       Wet  obgebilbete  (Jrbhummel 
Ss^^H|^Sr~^/  iß  f4>warj,  febt  haarig  unb  auf 
(Hm^U^      ber  JBrufi  mit  einer  gelben  SBinbe, 
üorn    am   £interleibe   mit  einer 
^/bgflw     weißlichen  JBinbe  gezeichnet,  lud; 

ber  After  ift  weißhaarig.  Da«  9te|t 
ber  (Jrbbumiiteln  ift  mit  9RooS  bebeeft  unb  mit  einer  wachs* 
airigen  SXaffc  btfeftigt.  Qi  enthalt  braune  fnollige  Jüurn» 
pen,  in  benen  bie  garten  leben,  bis  uc  fich  in  3eQen  einfpin* 
nen,  jwifchen  benen  becherartige  ^oniggefaße  liegen.  Die  mei* 
Iren  fummeln  flerben  im  J^erbfi  unb  nur  einige  2ßei beben 
bleiben  übrig,  bie  gegen  ben  ©ommer  ben  JBau  enieuern  unb 
braölfern.  CS  [eben  mehre  2Beibcbcn  in  bemfelben  ©djwarme. 


9  Huna 

Die  fummeln  ftechen  feiten  unb  werben  innerlich  bon  Gin-. 
geweibewürmern,  Äußerlich  *on  Käufen  geplagt 

fjumör  wirb  im  gemeinen  Sehen  bäufia,  für  heitere  gaunc, 
Aufgeräumtheit  gefagt  unb  ifi  ursprünglich  ein  lat.  SBort, 
büjnor,  roeldjeS  geuebtigfeit  bebeutet.   Die  übertragene  93cc 
beutung  ift  burd)  bie  Art  entftanben,  in  welcher  bie  altern 
Staturforfcher  bie  »erfd;iebenen  Temperamente  ber  SBfenfcben 
auf  bie  unterfchiebene  SOtifcbuna  pon  vier  elementarifchen 
Seuchtigfeiten  im  fKenfchen  jurüefführten.  —  (?ine  bejiimmtere 
JBebeutung  ^at  baS  2Bort  Aumor  in  ber  Afibrtif  erhalten, 
inbem  man  barunter  eine  jwifchen  ber  fomifcbjn  unb  tragtfeben 
mitten  inne  liegenbe  Auffaffung  u<  b  Darjlcllung  tn  bec 
9)oefie  perjreht.    3m  SKenfcbenleben,  bem  wichtigfien  ©e« 
genftanbe  poetifcher  DarfleUung,  finb  bie  geifflgen  ewigen 
unb  erhabenen  3ntere(fen  fortwdhrenb  mit  ben  irbifeben  flein* 
liehen  unb  enblichen  3ntere(fen  terfnüpft.    SBahrenb  bet 
tragifche  Dichter  ben  SRenfchen  nur  in  feiner  Beziehung  auf 
jene  bol;en  geifiigen  3ntereffen  barjTeQt,  jeigt  ihn  ber  J(ot 
mifer  bagegen  mitten  in  bem  enblichen  Treiben,  welches  fich 
pergebenS  tu  ber  SBurbe  beS  ©eifleS  aufzublühen  nicht.  Dev 
$umorijt  fleht,  wie  gefagt,  jwifchen  SEragifer  unb  Storni* 
fer,  inbem  er  jenes  ÜJneinanberfpielen  beS  tinblichen  unb 
(Swigen  barfleüt;  er  nähert  fich  bem  Äomifer,  wenn  er  jeigt, 
wie  bie  ewigen  Sntereffen  beS  ÜRenfchen  burch  baS  thörichte 
enblicbe  Treiben  bebingt  werben,  wie  auch  ber  größte,  bie 
gewaltigflen  Thatcn  beS  ©eifleS  oollbringenbe  SDeenfch  boeb 
von  allen  @rbärm(ichfeiten  beS  irbifeben  DafeinS  fich  niebt 
(oSjumachen  permag;  —  unb  er  tritt  bem  Tragifer  näher, 
wenn  er  jeigt,  wie  in  allen  itleinlichfeiten  beS  SRenfchenlea 
benS  boch  auch  wieber  ber  unjlerbliche  ©eilt  ftd)  regt  unb 
fomit  baS  fcheinbar  Wichtige  jum  tief  S3ebeutungSoollen  macht. 
Die  größten  bumoriflifcben  ©chrifrftcQer  ftnb  bie  Gnglanbec. 
©reift  unb  ©terne  unb  bie  Deutfchen  ^ippel  unb  Scan  $auL 

£jümÜ3(  auch  Dammerbe  ober  ©ewaebserbe,  beißt 
ber  erbige  JJiücffianb  perwefter  ^)flanjentheile  unb  tbierifchet 
©toffe,  welcher  in  größerer  ober  geringerer  2Renge  bem  85o* 
ben  beigemifebt  ift  unb  bie  gvucbtbarfeit  befTelbeit  bebingt. 
SSie  namlid)  biefe  erbige  SRajfe  auS  organifchen  ©ubftanjen 
ftcb  gebiet  batf  fo  bient  ft'e  auch  wieber  wefentlid)  )ur@n 
nährung  ber  in  ihr  wurjetnben  9>jlanjen  unb  burch  biefe 
vermittelt  auch  jur  Ernährung  ber  auf  ihr  (ebenben  £htcre. 
Der  AumuS  jeiebnet  rieb  im  Allgemeinen  burch  eine  febwarje 
ober  braune  garbe  auS  unb  ift  je  nach  bem  ©rabe  ber  3$er« 
wefung  ber  ihn  bilbenben  ©ubftanjen  unb  nach  ber  SBefcbaf» 
fenheit  biefer  ©ubftanjen  an  Anfehen  fowol,  alS  auch  an  che» 
mifeber  3ufammenfetjung  fehr  verfebieben.  Sticht  alle  $u* 
muSarten  ftnb  übrigens  fruchtbar,  fonbern  bicfeS  gilt  na« 
mentlid)  nur  von  bem  fogenannten  milbenSumuS.  Der* 
fclbe  ift  braun,  pulverig,  jiebt  fehr  begierig  SBaffer  an,  ver* 
glimmt  nur  (brennt  nicht)  in  ber  Stamme  unb  riecht  wie 
fruchtbare  ©artenerbe.  Durch  baS  SBachStbum  ber  ^ßanjen 
wirb  $umu3  verjehrt  unb  um  ben  «oben  in  feiner  $rud)tr 
barfett  ju  erhalten ,  muß  man  ihm  baher  neuen  ^>umuS  ju> 
führen,  welche*  burch  verfchiebene  Düngmt ttcl  (f.  b.) 
gefchieht. 

fjunö  (ber),  baS  befannte  JbauSthier,  enthält  eine  fehr 
große  Anjahl  verfchiebener  voneinanber  in  ©eftalt  unb  ©röße 
abroeid>enber  Arten  unb  jeigt  eine  58erwanbtfd)aft  mit  bem 
Sß elf,  ©chofal  unb  gucbS,  welche  fid;  befonberS  baburch 


Hand 


424 


Hund 


au§fpri$t,  baß  er  firf>  mit  tiefen  Zt)\tttn  begattet  unb  rcelebe  be9  2Renfrf)«n.   JDie  öftren  haben  jetoeb  btiarittm  weni^tt 

Sßeranlaffung  geroorben  ift,  baß  man  bie  in  neuerer  Seit  Sfacen  gefannt,  woraus  man  ficht ,  baß  jur  XJcrme^runj 

rcieber  in  3roeifel  gejogen«  SBebauptung  aufgeteilt  bat,  bec  berfelbcn  in  neuerer  £eit  ber  Umftanb  roefentlicb  beigert^t.: 

4>unb  flamme  von  ben  genannten  Siaubtbieren  urfpriinglicb  bat,  baß  man  bie  $unbejucbt  metbobifcb  betrieben  unb 

ab  unb  bie  »erfebiebenen  Ärten  haben  fttb  erft  nacb  ber  3Ab*  barauf  ausgegangen  ift,  bureb  Paarung  unterfa)iebmer  2r> 

mung  bureb  bie  (Surrur  unb  bureb  ba&  .Klima  gebitbet.  QU  ten  neue,  bureb  gewiffe  SJorjuge  auögejeicbnete,  btrjufuüin. 

nen  roilben  #unb,  ber  als  Stammvater  be5  ganjen  auSgei  Die  Borjüge  aller  £unbe,  ml&t  ficb  jetoeb  bei  ben  tm 

breiteten  ^unoegefcbledjtS  angefeben  werben  f6nnte,  bat  man  febiebenen  Sfacen  in  öerfebieben  bobem  @rabe  auögebiltd 

nicht  gefunden ,  aueb  rcirb  in  ber  ©efajicbte  niemals  einer  »eigen,  jtnb  SEreue  unb  ©eborfam  gegen  feinen  $errn,  >E:i 

►Jcit  errcäbnung  getban,  in  roelcber  man  angefangen  hätte,  famfeit,  Älugbeit,  Sebent igfeit,  Unermütlicbfeit  unb  ::; 

bie  »Üben  #unbe  ju  jabmen;  »ielmebr  erfebeint  ber  4>unb  größte  ftabigfeit,  ftd>  ju  allerlei  unterbaltcnben  unb  nö^ 

fd;on  in  ben  älteren  Reiten  all  treuer  Begleiter  unb  Diener  eben  gertigfeiten  abrieb  ten  ju  l  äffen.   t>it  4?unbe  jeijtn  p 


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r 


Hund  4 

wtilm  einen  Überlegung  verratbenben  Verftanb  unb  e$  febeint 
gewif  gu  fein,  bog  bie  $unbe  burcb  ben  fleten  Umgang 
mit  2Ren(cbtn  ftlbft  eine  oft  baS  ftbierifdie  überwiegenbe  "XuS» 
bilbung  erlangt  haben,  vielleicht  gang  in  berfclben  2frt,  wie 
man  bie  JBemerfung  machen  fann,  baß  ber  nur  mit  agieren 
oerfebrenbe  Üftenfcb  etwas-  von  tbierifcber  Hoheit  annimmt. 

Sie  gasreichen  Varietäten  ber  £unbe  bat  man,  um  gu 
einiger  ttberftebt  über  fie  gu  gelangen,  in  »erfebiebene  Sfacen 
abgeheilt.    3ur  erften  tiefer  9?acen  gehören  bie  <3pit>; 
bunbe,  beren  unterfcbeibenbeS  Jtenngeicben  aufregt  ftetjenbe 
Clären  finb.    ©ie  geiebnen  ftet)  burch  SBadifamfcit  unb  ®e» 
tebrigfeit  auS,  finb  aber  fet>r  bifftg  unb  werben  leicht  toü*. 
Set  ^rop e  ©pifc  ober  Pommer  bat  fleine  fpifee  Db< 
ren,  eine  lange  ©ebnauje,  lange  Jpaare  unb  einen  aufwärts 
nad)  linfä  gefrümmten  ©djwang.   Sine  Varietät  beffelben, 
ber  fibir.  £unb,  ift  oben  abgebilbet.    Jpicrber  ger)6rt 
aud)  ber  sottige  ©d)äferl)unb  mit  Keinen,  Ijalb  auf» 
rocht   ftebenben  Obren,  langer,  biefer  ©ebnauje,  bieten, 
jiruppigen,  graumelirten  paaren,  ber  febr  verftanbig  unb 
:  mibig  ift-    2Utcb  ber  3igeuner»  ober  #eibenbunb, 
;  ;c leben  bie  äigeuner  mit  fich  führen  unb  ber  gu  aller» 
[ei  Äünften,  befonberS  gum  Sanken,   abgerichtet  wirb, 
glatte*  fable  £aare,  eine  finge,  breite  ©djnaiije  unb  eine 
breit«  SBruft  bat,  gebart,  fowie  ber  iSlänb.  £unb  mit 
langen,   glatten  paaren,  furzen  {Beinen,  furjer,  fpifcer 
©dmauge  unb  an  ber  ©pi(je  berabbängenben  Obren,  iu  ben 
eBpüjen.   Sie  gweite  (klaffe  bitten  bie  Seiten:  unb  fxu 
belpunbe,  beren  ebarafteriftifebe  2lbgetd)en  bängeute  Ob3 
ren,  gottigtS  Seil,  runbiidper  ©cbätel  unb  für  je  ©dmauge 
finb.   Sljrc  »orjüglidjlte  £ugenb  ift  £reue  unb  2uibängticb» 
feit,  baber  befonberS  bie  fleinern  Xrten,  wie  baS  fQ otogne» 
ferbünbd)cn,  welches  guweilen  nur  bie  ©röße  eineS  Cid)» 
börnebenö  erreicht,  unb  baS  nicht  größere  göwenbünbeben 
alS  ©eboßbunbe  gepflegt  werben,   ©rößer  alS  bie  genann« 
teit  unb  burd;  fein  fchöneS,  langes,  feibenartigeS  fiaar,  feine 
febön  bebangene,  herabbängenbc,  unten  umgefrümmte  9?u< 
tb«  unb  glatte  längliche  ©ebnauge  auSgegeicbnet  ift  ber  engl 
iT3ubelwacbtclbuiib.    Ser  eigentliche  $>ubel  ift  baS 
gelehrigfie  JJbitr,  hat  ein  fraufereS  $aar,  eine  furge,  langt 
behaarte  ©ebnauge  unb  einen  faft  geraten,  fürjern  Schwang. 
Sit  britte  Glafje  bilten  bie  2Binb»  unb  JBlutbunbe 
mit  bängenben  Obren,  langer,    fegeiförmiger  ©ebnauge 
nnb  länglichem  ©cbäbel.   Der  eigentliche  SBinbbunb  ober 
baö  2Bfnbfpiel  geichnet  fid)  burch  feinen  langen  Äopf, 
bünnen,  eingesogenen  2eib,  feine  langen  bünnen  Seine  unb 
feinen  langen  berabbängenben  ©djwang  auS.    Gr  ift  feig 
unb  treulos,  hat  aber  außerft  fdjarfeS  ©efiebt  unb  ©cbör 
unb  läuft  fo  fchneQ,  baß  er  einen  £afen  einzuholen  vermag. 
Sftan  unterfcheibet  große  unb  fleine ,  glatte  unb  gottige  SBinb» 
fpiele.   VerwanbHft  ihnen  ber  gleifcberbunb  mit  feinen 
rerfchiebenen  Abarten,  ber  wegen  feiner  ©röße  unb  ©tärfe, 
fowi«  wegen  feines  SSutbeS  unb  feiner  ©elehrigfeit  als 
Nachts  unb  Sagbbunb  benufct  wirb.    ©ein  Aopf  ift  lang 
unb  mager,  bie  Cbren  finb  halb  bängenb,  baS  äpaar  anlie» 
aenb.  Sic  auSgegeicbnetften  'Ärten  finb  bie  grofie  bänifebe 
-iogge,  ber  ©chweinSrübe,  ber  ©aufinber,  beriefe: 
bunb  u.  a.  3u  ber  vierten  ßlaffe  ber  SBilb-.  ober  3agb: 
bunbe  mit  berabbangenben  JDbren  unb  Sippen,  ftumpfer 
bdjnauje  unb  runblichem  ©djabel  gehört  gunäd;ft  ber  Sachs, 
83iltfr«Öcnt).>8tr.  II. 


5  Hand 

ber  theifS  Kein  unb  frummbeinig,  theilS  größer  cnb*gerab» 
beinig  ift.  SBon  ber  ledern  Hrt  ift  ber  glatte  ?)infchcT. 
Xud)  ber  auf  ber  3agb  fo  überaus  nüfelicbe  befannte  5p üb» 
n  erb  unb,  ber  entweber  feinhaarig  ober  rauchhaarig  i(i,  ge* 
hört  hi«hcr.  £er  glatthaarige  ober  Sölutliunb  ift  ge- 
wöhnlich etwaS  flcincr  alS  ber  rauchhaarige  SBorftet)* 
ober  9Bafferhunb.  Sie  merfwürbigften  unter  ben  ju  bie« 
fer  GElafTc  gehörigen  ipunben  finb  bie  S3ul(en»  ober  SB d » 
renbeif;cr,  welche  jum  Äbcil  von  foloffaler  ©röße  finb 
unb  einen  tiefen,  breiten  Jtopf  mit  platter  Stirn,  immer 
geifernbe  SBangcn,  furzen,  tiefen  5palS  unb  glatte,  für  je 
Jpaare  haben,  ©ie  jetttmen  fich  burd)  Sreue  gegen  ihren 
|>errn,  ungemeinen  3Ruth,  gewaltige  ©tärfe  unb  jum 
a^hcil  burch  ftltene  Älugbcit  auS.  Um  Sheil  berfelben  hat 
©chroimmhäute  jwifchen  ben  Süßen  unb  nicht  feiten  eint 
gefpaltene  9cafe  (Soppelnafe).  3u  ihnen  gehört  bie  engt 
Soggc,  ber  JöernbarbShunb  unb  ber  neufunblänbifche  ^)unb.  • 
Sie  engl.  Sogge  hat  einen  fuaen  Jtopf  unb  fetjr  lang 
herabbängenbe  Oberlippen  5  bie  Kafenlöcber  finb  burd)  ein« 
tiefe  gurche  getrennt;  an  ben  Hinterfüßen  tritt  juweilen 
noch  eine  fünfte  ßelje  auf.  Übrigens  ift  biefer  Jpunb  träge, 
fcbmcrfäUig  unb  tumm.  Sefto  flüger  ift  ber  ©t.»S3ern» 
harbShunb  ober  2Upcnbunb  (f.  SSernharbSberg), 
ber  oben  abgebilbet  ift,  iefet  aber  auSgeflorben  fein  foll.  Qx 
hat  bie  ©röfe  eincS  italbeS,  ift  gottig,  braun  unb  gclbge- 
flccft.  Ser  oben  bargefteüte  neufunblänb.  {»unb  ift 
auch  von  beträchtlicher  ©röße,  hat  eine  tiefe  ©chnaujt, 
lang«,  gottigt,  feibenartige  $aare ,  fdjönen  ©chwanj  unb  gwU 
fchen  ben  3ehen  eine  große  ©d)wiminb«wt-  ®t  fomml  befon* 
berS  in  Neufunblänb  vor  unb  ift  gur  SBafTerjagb  überaus 
brauchbar,  weil  er  wie  ein  SBaffertbicr  fdjwimmen  unb  fo* 
gar  untertauchen  fann.  21  ud?  gur  ^Bewachung  ber  Viehheer« 
ben  wirb  er  btnugt,  intern  er  felbft  ben  fflolf  nicht  furch» 
tet.  Sin«  fleine  21bart  ber  Sogge  ift  ber  SRopS,  bem  man 
bie  Obren  gu  jtufeen  unb  bie  fcSbon  von  Statur  aufgeworfen« 
©chnaug«  noch  mehr  nach  oben  gu  brüefen  pflegt. 

üDcan  benutzt  bie  5punte  nicht  nur  gur  {Bewachung  ber  ©«* 
bäube,  ©arten,  #eerben,  gur  3agb  unb  gum  3itb«n  von 
©chlitten,  SBagen  u.  bergt.,  fonbern  richtet  fie  guweilen  noch 
gu  befonbern  3wecfen  ah.  ©0  werben  bie  großen  unb  ftarfen 
ipunte  gum  R)acfcn  unb  ©teilen  ber  SRenfchen  abgerichtet,  ba» 
mit  fie  bei  räuberischen  Uberfällen  bem  JKeifenben  ©d)u&  ge< 
währen.  (Sh«malS  nahm  man  bie  $unbe  fogar  in  ben  Üneg 
mit,  wie  btnn  namentlich  bie  ©panier  Jpeerbcn  von  folchen  5pun» 
hen  gegen  bie  amerifan.  SEBilben,  mtt  benen  fie  gu  fämpfen 
hatten,  losließen.  3n  Snglanb  hat  man  bie  Jpunbe  auch 
jum  Äuffucben  ber  Siebe  unb  SÄörber  abgerichtet,  inbem 
man  fie  gewöhnt,  ber  ©pur  eines  SRenfcben  gu  folgen, 
welche  fie  burch  ben  ©mich  erfennen.  SWan  bringt  fie  an 
ben  JDrt,  wo  baS  Verbrechen  begangen  worben  ift  unb  wo 
ber  Verbrecher  alfo  geftanben  hat;  |te  verfolgen  bie  ©pur 
beffclben  mit  untrüglicher  ©ewißheit,  wenn  nicht  febon  eine 
gu  lange  3ett  feit  bem  Verbrechen  vergangen  ift.  3n  $oU 
lanb  hat  man  bie  5punbe  gum  Vuttermacben ,  in  granfreirh 
gum  S3ratenwenb«n  abgerichtet.  95an  läßt  fie  gu  tiefem 
3wtcfe  in  einem  £retrabe  (vgl.  ©öpel)  gehen,  welches  an 
bem  ©pieße  angebracht  ift.  3n  einigen  ©egenben  (g.  83. 
in  ben  ital.  ©täbten  Gafal  nuovo  unb  Secce  unb  auf  btn 
©übfceinfeln)  ißt  man  baS  Jpunbefleifch  alS  «in«  wohlfchme» 


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Hundsrück 


426 


Hundgwutli 


cfenbc  Speifc;  baS  gttt  bot  man  gungenfcbroinbfücbtigen 
empfohlen.  Die  £aut  wirb  au  Gruben  unb  $anbfcbubcn 
venvenbet,  aud>  als  $eljwerf  j  bie  Haare  werten  ju  Jörnen, 
Strümpfen ,  Saalleiften  verarbeitet.  Stiele  Uheile  ter  Hunte, 
namentlich,  ber  »reiße  Jtotb  (als  weißer  Gnrian)  galten  ebc« 
malS  als  Heilmittel.  Der  Spunt  ift  vielen  «ftranfbeiren  auS» 
gefegt,  von  benen  bie  HunbSwutb  (f.  b.)  bie,  felbfi  für 
ÜRenfchen,  gefäbrlicbfte  iß.  Da  man  glaubt,  baß  fie  burch 
baS  SBorbanbenfein  au  vieler  fcblecbt  abgewarteter  Hunbe  bt-. 
günjtigt  wirb,  fo  bat  man  bie  Huntc  an  vielen  Orten  un« 
ter  policeilicbe  Aufflicht  gepellt,  unb  bamit  bie  SWenge  ber 
f>unbe  nicht  überhanb  nebme,  (ine  eigne  £unbefteuer 
eingeführt.  3u  getvifjen,  von  ber  $olicei  angeorbneten  Sei* 
ten  (Hunbefcblag)  muffen  alle  Hunte  mit  einem  3eicben 
am  HalSbanbe  verfemen  rverben  unb  ber  'Äbtecfer  ( Sb  u  n  b  e » 
oogt)  bat  ben  Auftrag,  alle  nicht  bezeichneten,  alfo  wahr» 
ftbetnlicb  berrenlofen  Hunbe,  aufzufangen  unb  >'i  tobten. 

fjunilßrikk  (ber),  auch  wol  ber  HunSrürf,  ift  ein 
beutfcbeS  ©ebirge  in  Ifen  preuß.  9Jegierung3beA.irfen  Jtoblenj 
unb  SErier,  welches  eine  Sortfefcung  ber  ÄSogefen  bilbet  unb 
«Ine  nur  geringe  $6b"e,  bis  au  ungefähr  2000  g.  erreicht. 
65  befteht  auS  .Ralffcbiefer.  &beile  beffclben  ftnb  ber  4?odj» 
walb  unb  ber  Sohn w alt;  ^aupter^eugni(Je  ipanf,  glacbS, 
Kleefarnen  unb  SBitb.  Den  Warnen  leiten  Einige  von  .öun« 
ntn  ab,  welche  fich  einjl  hier  niebergelaffen  baben  foUcn. 

fjunößtagr  h«'fit  bießrit  vom  24.  3ul.  bis  jum  24.  Aug., 
mabrenb  welcher  ber  SiriuS  ober  HunbSfiem  Augleicb  mit  ber 
(Sonne  aufgeht  unb  in  welche  gewöhnlich  bie  bcißefte  3abreS» 
jeit  fällt.  Auf  ben  meijten  Schulen  werben  auf  bie  HunbS» 
tage  bie  Serien  (babtr  HuntStagSfcrien)  verlegt,  weil 
biefe  3eit  wegen  ber  herrfchenben  2öärme  am  wenigfien  ju 
anbaltenben  geiftigen  S3efcbaftigungen  geeignet  ift. 

tjunosroutljj  '2 ollwut h,  23utb,  SButbfranf beit, 
Söafferfcbeu,  ift  jene  fürchterliche  Äranfbcit,  bie  fich  nur 
bei  bem  Hunbegefeblecbt  ursprünglich  unb  felbftänbig  ent« 
wicfeit,  bei  anbern  Shieren  aber  unb  beim  fUtenfcben  nur 
nach  ftattgefunbener  Anftecfung  bureb  unmittelbare  33erül;= 
rung  mit  bem  Speichel  ober  ©eifer  tollwütbiger  2bicre  ent; 
|lebt,  Auweilen  verhütet,  feiten  geheilt  werben  fann  unb  ftcb 
burch  einjelne  Anfalle  von  fchrecfltchen  3ucfungen  mit  2ob- 
fuebt,  ffirufifrämpfen,  frampfbafter  3ufammejtfcbnürung  be* 
ScblunbeS,  iöewußtlofigfcit,  SJeißwutb  unb  häufig  unüber» 
roinblic&em  Abfcheu  vor  glüfftgfeiten  äußert  —-  3ufdlle,  bie 
meift  febr  fchnell  mm  2obe  fuhren.  3n  vielen  Sailen  er* 
folgt  her  Ausbruch,  ber  Äranfbeit  erft  längere  3eit  nach  bem 
Stattfmbrn  ber  Anftecfung.  Oft  ift  bie  von  einem  tollen 
Hunte  beigebrachte  Söerle&ung  längft  vollfommen  verheilt, 
ehe  bie  Jtranfbeit  jum  Ausbruche  fommt,  waS  theilS  von 
felbfi  ohne  alle  Außere  üeranlaffung,  tbeilS  nach  jufdüigen 
forpcrltcben  ober  geiftigen  ßinwirtungen  gefchiebt.  3uerft 
jetgt  fich  eine  Weranberung  an  ber  /öißfrelle.  3ft  bie  SBunbe 
noch  ofen,  fo  lodert  fie  ftcb  auf  unb  fonbert  fcblecbtern 
(Siter  unb  3aucbe  ab,  ift  fie  bereits  vernarbt,  fo  fängt  fie 
»Bieber  an  ju  fcbmeTA(n,  erhebt  fich,  färbt  ftcb  bliulicbrott), 
wirb  heiß  unb  bricht  auf.  3iebenbe,  brücfenbe  ober  fiechenbe 
Scbmerjen  verbreiten  ftcb  von  ihr  auS  IdngS  ber  Nerven  beS 
verlebten  2beiIS  bis  jum  £Rütfgratbe,  bie  nahegelegenen  ?»mpb= 
brüfen  entjünben  fieb  unb  ftbwellen  an.  ©leichjeitig  Ragt 
ber  Aranfc  über  allgemeine  SRattigteit  unb  3erfcblagenheitS: 


gefühl  im  ganjen  Ä6rpcr,  3tehen  im  Warfen  unb  9tücfen 
unb  Ubelteiten,  ift  niebergefchlagrn ,  verbrüglicb  ober  autb  im 
fflegentbeil  ungewöhnlich  heiter,  h»»t  leichte«  3ucfen  in  ben 
«Kusfeln,  einen  veränderten  *8licf ,  fühlt  fich  beim  Sprechen 
unb  Schlurfen  etwas  bebinbert,  einige  ©eflrmmung  in  trr 
JBrujt,  febläft  unruhig,  trdumt  ängftlicb,  läfjt  unter  Drän- 
gen einen  blaffen,  wäfferigen  Urin  u.  f.  w.    Watb  unt 
nacb  fteigert  ftcb  nun  bie  iBcbinberung  beim  Scblucfr:- 
jur  gän^ltchen  Unfähigfeit.   2roft  beS  beftigflen  «erlangen? 
naeb  ©etränf  ift  ber  Äranfe  hoch  aufjer  Stanbe  au  trinfen. 
benn  bei  jebem  SBerfucbe  ba^u  wirb  er  fogleicb  von  frampf^ 
hafter  »eengung  beS  Atemholen« ,  enffeb.licher  Angft,  3u 
fammenfebnürung  beS  SchlunbeS,  3urfungen  ber  H«!«- 
Wacfens  unb  ©eftcbtSmuSfeln  mit  gewaltfamen  ©erwgungn 
beS  ÄopfS,  öerjerruna  beS  Antli&eS  unb  »eben  beS  ganun 
Ä6rperS  befallen.  Wocp  weiter  hin  verurfaebt  febon  ber  blofi; 
Anblirf  beS  SBafferS  unb  alän;enber  gläcben,  wie  j.  ©.  bei 
eines  Spiegels,  baS  ©craufcb,  welches  ©affer  veranlan- 
inbem  eS  fließt  ober  auSgefchüttet  wirb,  ja  felbft  bie  tbfi 
SJorftellung  beS  SBafferS  biefelben  3ufälle.    entlieh  VCTOV. 
ber  Äranfe  felbft  ben  eignen  Speichel  nicht  mefcr  ju  ver: 
fchlurfen.  Doch  ijt  2Bafferfcbeu,  wenigftenS  in  folebem  ©rat  r 
nitbt  fmmer  nothwenbig  vorhanben  unb  fommt  auch  *n  an 
bern  Aranfheiten,  namentlirb  in  Wervenftebern,  bei  manct\- 
Cntjünbungen,  befonbtrS  ber  beS  $<x\tr&  unb  Bwerd 
nach  heftigem  3orn  unb  Scbrerfen  u.  f.  w.  vor.    Ahn:  : 
Gr^cbeinungen,  wie  ber  SJerfucb  ju  trinfen,  ober  ber  Anblirf»  vor. 
?5lufftgfeiren  u.  bgl.  führt  Auweilen  febon  ein  unbebeutenr 
?uftjug  ober  auch  nur  bie  ©erübruna  burch  bie  frifebe,  fre 
Suft  herbei,  fobaß  ein  Äranfer  ber  Art  jugleicb  an  wirf: 
cber  2uftfcheu  leibet.    Derfelbe  beginnt  ftcb  iu  würgen  unr 
ju  geifem,  befommt  Ärämpfe  aller  Art,  wirft  fieb  umtih: 
hm  unb  her,  fpringt  auf,  fdbreit,  jerflört  AlleS,  waS  er  e: 
reichen  fann,  bemüht  fich,  Anbere  ju  beißen  u.  f.  w.  9?a4 
einem  foleben  JButhanfalle,  ber  10,  20  unb  30  SWinute:; 
ober  auch  länger  bauern  fann,  f ehren  Siube  unb  ä)ewuKt 
fein  Aurürf.  Der  Äranfe  fühlt  ftcb  äußerft  erfcb6pft,  ift  fn 
traurtg  unb  niebergefchlagen,  mitunter  an  einzelnen  2bei  f 
gelähmt,  weint  bitterlich,  beflagt  fein  entfe|ltcbeS  ©efäi- 
unb  bittet  feine  Umgebungen,  fich  gegen  feine  wäbrent  n 
SQuthanfäne  ju  befurchtenten  ©etvalttbätigfeiten  m6glicbft 
fchü|en.  Die  Anfälle  fehren  in  einem  furjen  3wifebenraiur 
unb  immer  heftiger  wieber  unb  führen  entlieh  am  jwettra 
britten  ober  vierten  Sage  ben  2ob  burch  Schlagfluß,  ge 
liebe  ©rfchöpfung  ober  Zähmung  herbei.  AuS  bem  ©efa 
erhellt,  baß,  wer  von  einem  tollen  $uribt  gebiffen  ober 
auf  anbere  SSeife  burch  ben  Speichel  eines  foleben  angefted; 
wirb  (baS  SButhgtft  haftet  auch  an  ben  äleibern  beS  Pv 
biffenen  unb  an  anbem  SRittelforpern  fo  feft,  baß  eS 
nacb  langer  3eit  auf  einen  verlebten  ober  auch  mit 
fehr  garten  Oberhaut  beberften  Zi)til  gebracht  bie  furcht 
Äranfhett  erzeugen  fann),  immer  in  Lebensgefahr  M 
fo  unerläßlicher  ift  eS  baher  für  bie  SJtebicinalpoIicri,  t: 
(Berminberung  ber  Huntejabl  unb  möglicbße  Seauffu 
gung  bafelben  jur  äJerhütung   ber  fürchterlichen  Äran? 
heit  mitjuwirfen  unb  bureb  »efanntmaebung  ber  Qhtfcbci 
nungen,  an  benen  bie  SSuth  bei  <punben  unb  Jtai 
ben  gew&hnlicbflen  XJerbreitern  bafelben,  ju  erfennen 
im  JÖorauS  vor  ber  ©efabr  ju  warnen.    JBei  ben 
ben  febeint  bie  befonbere  Anlage  jur  dntftehung  ber  But;- 


vrrj  • 

«en  iß, 
j  am 


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Iliinclswuth 

:ur$  bai  wibeimaturliche  Auffüttern  mit  «Jeefereien  unb 
JJcwürjen,  bura)  bai  Ginfperren,  fBcrjdrteln  unb  «iiebfofen, 
vit  überhaupt  bureb,  ben  ju  nahen  Umgang  berfetben  mit 
Wenfehen,  bureb.  bte  Unmöglicbfeit  ober  wentgftenS  ©chwie; 
itjf r tt ,  ihren  ©cfcblcchrö  trieb  binreichenb  tu  befriedigen ,  be« 
irünbet,  bit  Äranfheit  felbft  aber  am  hdupgften  burth  grofje 
Di$e  ober  Jtälte  jum  Ausbruche  gebracht  ju  werben.  Sei- 
ner verräth  fich  durch  eine  auffallende  SBerdnderung  in  bem 
;jnjen  ©enebmen  bei  Zb'ierti.  ($S  wirb  traurig  unb  trdge, 
ript  unb  fduft  wenig  ober  gar  nicht,  verf riecht  fich,  fnu'rrt 
ti(f  bei  Annäherung  feine*  «fperrn,  verweigert  biefem  ben 
Beborfam,  fe(jt  fich  jur  SBehre,  wenn  ei  gejüchtigt  voerben 
oH,  läuft  mit  offenem7  geifernbem  «Kaule,  eingebogenem 
scbroaiue  unb  jhuppigem  febeu  unb  unfiat  herum, 
■erfebeucht  bureb  feinen  bloßen  Anblicf  alle  übrigen  «punbe, 
cclifce  ängfilicb  vor  ihm  fliehen,  beißt  nach  Allem,  wai  ihm 
H  ben  ®eg  fommt,  »erfolgt  wütbenb  feinet  ©leiten,  noch 
iubr  aber  bte  Äafeen,  fiürjt  von  Seit  $u  3rit  erfd^6pft  ju-- 
amroen,  rafft  ftch  roieber  auf,  verfällt  tn  Gonvulfioncn  unb 
:t  »löblich.  Die  &a(jcn,  bei  benen  bie  2Butb  jebodt)  nie 
irfprüngucb,  fonbern  immer  erft  nach  Serwunbung  durch 
ia  anberei  wutbendeS  SEbier  entftebt,  bieten  im  aüqemeij 
ICH  ähnlich«  ©rfebeinungen  bar,  find  aber,  wenn  fte  toU 
reiben,  womöglich  noch  gefährlicher  ali  bie  £unbe,  weil  u> 
iro  febaerer  beüufommen  iff.  SBie  febon  erwähnt,  Fommt 
*m  SWenfchen ,  bei  welchem  man  eine  Anfiecfung  burch 
Butbgift  vermutben  barf,  AllcS  barauf  an,  ben  Ausbruch 
er  Äranfheit  ju  verhüten.  Sie?  erreicht  man  am  fieberfien 
ureb  möglicfaft  febneüe  unb  vollftdndigc  3erfl6rung  bei  ©ifti 
m  bem  Drte  ber  Anbringung  felbft,  außerbem,  jeboeb  febon 
reuiger  juverläffig,  burä)  ÜmfHmmung  bei  «jcervcnfyftemS 
mb  Anregung  ber  #eilfraft  ber  «Hatur  ju  bem  3wecfe,  baß 
if  boi  bereits  in  bie  ©dfremaffc  aufgenommene  ©ift  uns 
Aäblicb  mache  unb  aui  bem  Körper  fdbaffe.  Die  SJehanb« 
neS  folchen  Unglücfiicben  jerfdllt  alfo  in  eine  örtliche 
mb  eine  allgemeine.  Die  örtliche  unb  wichtigere  befteht  barin, 

man  bie  SBunbe  möglicbft  fcfaneQ  mit  faltem  ober  (auem 
Sujfer,  ©alj;  ober  ©eifenwaffer,  Urin,  Gfftg,  Aufföfungen 
Ben  ber  Alfalien,  bei  #öllenfteinS  u.  bgL  auiwdfcbt,  reteb« 
ich  ausbluten  Idß  t,  ju  welchem  Sehufe  man  »uweilen  einen 
•  rfenen  ©chropftoof  auf  fte  fefct,  noe^  jmeclgemdper  aber, 
i  ohne  SJeiterei  in  i^rem  ganzen  Umfange  auifebneibet, 
A  bem  ©lübeifen  ausbrennt,  mit  ^ollenftein  ober  anbera 
icnben  Dingen  bü  auf  ben  ©runb  dt«t  ober  grabrui, 
wn  bie  SJerlefeung  ein  ju  entbebrenbei  ©lieb,  einen  gm« 
tt,  eine  3ebe,  betroffen  t>at ,  biefei  auf  ber  ©teile  burc^ 
Imputation  oon  bem  übrigen  £6rper  trennt,  barauf  ;u  gr6« 
aer  ©üherbeit  bie  SEBunbe  noch  btircb  2tufft reuen  von  fpan. 
iiieqenpuloer  ober  Auflegen  oon  bergleicbcn  (Salbe  in  (rite; 
fegt,  SRonate  lang  etternb  erhalt  unb  fpdter  in  eine 

taneQ«  oermanbelt.  Die  innerliche  Jüehanbiung  überlaffe 
.ebenfalls  bem  fcf)(eunig(i  Ijerbeijubolenben  Ant,  ba  ei 
r  eher  3eit  bat,  glaube  aber  ja  nicht,  baß  fte  jemali 
-  örtliche  überflüffig  machen  fönne.  Die  meiften  ober  faft 
er  gegen  bie  ^>unbiwutb  gepriefenen  ©efceimmtttel,  oon 
men  einige  auch  roirflieb  in  vielen  ??äücn  gute  Dienfle  ge« 

I  haben,  bewirten  einen  fehr  fiarfen  (schweif,  reichli? 
i,  mit  Jöeföwerben  »erbunbenen  Urinabgang  unb  werben 
<r meinbin  nur  babureb  fa)dblid),  baf  juwcilen  aui  a;i_ui  gro- 


Hannen 

ßem  Vertrauen  auf  biefelben  bie  örtliche  SBehanblung  unter« 
laffen  wirb.  <5ie  befteben  bauptfdtblieJb  aui  ^onig,  9JcaU 
Würmern  (SRaifdfern)  unb  anbern  bie  Urin*  unb  Darmabi 
fonberung  oermebrenben  SKitteln.  3|l  nun  aber  bie  Jtranfs 
beit  wirflia)  junt  Ausbruche  gefommen,  fo  bringe  man  ben 
unglüefliefaen  itranfen  vor  allen  Dingen  in  eine  folche  Sage 
unb  umgebe  ihn  bergeftalt  mit  SBdcbJern,  baß  er  weber  fieb 
noch  Anbern  ©traben  jufügen  fann,  wenbe  aber  babei  fo 
wenig  eigentliche  3wang8maf regeln  an  ali  möglich,  ütr; 
meibe  AUei,  wai  ihn  reijen  unb  erjürnen  ttnnte,  fo  na» 
mentlich  bie  für  ihn  qualoolle  3umuthung  ju  trinfen,  reiche 
ihm  allenfalls  jur  ©ttllung  femei  fürchterlichen  Durjlei  bai 
©etrdnf  bunfel  gefdrbt  unb  in  irbenen  ©efdjkn  unb  fud>c 
ihn  bmeh  freunblichen  3ufpruch  fo  viel  ali  möglich  hu  b<* 
ruhigen. 

tjtttnifr  i|t  bai  jur  fchmerjhflften  ffmpfinbung  geweigert* 
SBerlangen  nach  Wahrung,  welches,  wenn  ei  nicht  befriedigt 
wirb,  &ranfbett$erfcheinungen  unb  SEob  nach  fiel)  rieht.  Da 
eigentliche  ©ife  bei  ^ungeri  finb  bie  Nerven  bei  SKagenS, 
welche  alSbalb  ein  etgenthümlichei  ©efübl  erjeugen,  wenn 
bie  9?ahruna5mittel  fehlen,  beren  ber  ÜRagen  bebarf,  um 
feine  Shdtigreit  an  ihnen  ju  dufern.  ©o  lange  biefei  ©e« 
fühl  ni<ht  fchmerihaft  ift,  bei^t  eS  noch  nicht  junger,  fon» 
tern  Appetit  oberffglufj.  S3ei  einer  franffjaften  Jt6rperbe* 
fehaffenhett  geht  ber  Appetit  oft  fehr  fchneU  in  Äunger  über 
unb  ein  noch  bebenflicherei  Äranfheititeichen  ift  ei,  wenn 
bie  fchmerjbafte  Gmpfinbung  auch  nach  bem  fonft  hinrei« 
e^enben  ©enufl  von  gefunben  Nahrungsmitteln  nicht  naä>« 
laßt.  3e  größer  bie  8ebenStbdn'gfett  bei  SWenfchen  über» 
haupt  ift,  |e  jünger,  gefunber  unb  förperlicb  tbdtiger  ber« 
felbe  alfo  ift,  befto  eher  fteßt  ftch  nach  JBefrtebigung  bei 
J^ungeri  bie  dßluft  wieber  ein.  3Benn  ber  junger  nid)t 
gefüllt  wirb,  fo  nimmt  er  fortwdhrenb  an  ©ehmerihaftigfeit 
ju,  allmälig  verdnbert  auch  bai  ©tut,  welches  feine  Gr* 
neuerung  bureb  Abfonbcrungen  aui  ben  9cahrungimitteln  er; 
fdhrt,  feine  JBefchaffenheit;  ber  Äörper  wirb  immer  hinfdlli^ 
ger  unb  fchwdcher,  bai  Jölut  fließt  aus  anen  STheüen  bei 
itörperS,  beffen  Nerven  fieb  im  3uftanbe  fürchterlicher  Auf; 
regung  befinben;  enblich  erfolgt  unter  ©ebmerjen  im  ganzen 
Äorper,  ©thfaflofigfeit,  3ucfüngen,  SSahnfinn  unb  Waferct 
ber  SEob.  Der  TOcnfcb  fann  ben  junger  je  nach  öefchaf- 
fenheit  feiner  Äörperconftitution  fi— 12  SEagc  ertragen,  efje 
«r  fhrbt;  in  einjelnengdllen,  namentlich  bei  gewiffen  Äranf = 
heiten,  aber  auch  *>iel  Idnger.  Sßirb  ber  junger  nur  theil« 
weife  gefliUt,  fo  fommt  eS  jwar  nicht  fo  fchnell  ju  ben  er* 
wähnten  heftigen  3u(tdnben,  aber  ber  .Körper  magert  ab 
unb  bie  ©dfte  beffelben  erfe(jen  fich  langfam  unb  fparfam. 
JBei  gewiffen  h«wdcfigen  .ßranfbeiten,  namentlich  bei  rer; 
alteter  ©vpbilii,  $at  man  eine  folche  Jtraftentjiehung  burch 
ben  nur  theilweife  befriebigten  Apunger  mit  cjrfolg  ali  #eil» 
mittel  angewenbet  unb  eine  folche  (Sur,  bie  häufig  noch  mit 
Amvenbung  anberer  «Wittel,  j.  SS.  ßuecfft'lbereinreibungen, 
verbunden  ift,  ^>ungercur  genannt.  SBäbrenb  biefer  (Sur 
barf  ber  Jtranfe  nur  fehr  wenige  unb  ganj  einfache  unb  un= 
fcbäblicbc  «Nahrungsmittel  genießen. 

flunnen  ift  ber  «Barne  eines  gegenwärtig  nicht  mehr  cri« 
ffirenben  afiat.  SJolfS,  welches  in  ber  ©efehiebte  eine  große 
ffierübmtbeit  erlangt  hat,  inbem  ei  ju  ber  großen  ffiolfer' 

54* 


42« 


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tvanberung  Beranlajfung  gab  unb  tiefe  felbfi  gleicifam  an» 
führte,  burd;  weiche  bie  alte  SBelt  in  SEriimmer  fünf  unb 
eine  neue  Sßelt  vorbereitet  würbe.  Die  .fpunnen  waren  ein 
mäd;tige6  Füolf,  weld;e5  feine  $errftbaft  von  ben  ©renjen 
beS  tbtnef.  3ieid)6  über  bie  Mongolei  unb  ben  griffen  SEbcil 
9iorbaften$  bis  an  bai  fafpifdje  «Meer  unb  bie  0renjen  Zu 
btti  ouSbebnte.  GS  lebte  mit  ben  Gbinefen  in  Streit  unb 
nacbbem  biefe  in  ben  langen  ..Kämpfen  Sieger  geblieben  wo« 
reit ,  wanberte  ein  großer  SEbeil  auö.  3m  Saufe  ton  3abr» 
bunberten  brängte  biefe  SJölferfcbaft  immer  mebr  nad;  Gu> 
ropa  ju,  fließ  junäcbft  auf  bie  Alanen,  mit  benen  fte  fidt> 
nacb  einem  blutigen  jtampfe  vereinigte,  brängte  bann  gegen 
bie  ©otben  unb  fo  würbe  baö  3a br  376  ber  Anfang  ber 
für  Suropa  verbängnißvoHen  XJolferwanberung.  S3alb  matt;» 
ten  fub  bie  ^unnen  aueb  ben  SJömern  furchtbar,  welcbe  ib* 
nen  einen  SEribut  jablen  mußten,  meljre  SRal  aber  and;  mit 
tönen  in  .Kampf  gerieten  unb  bann  wieber  einzelne  Scbwärme 
in  Dienft  nahmen.  A13  Attila  (f.  b.)  Äonig  beräumten 
geworben  war,  erreichte  bie  SBtodjt  bcrfelben  ben  böd;flen 
©ipfel,  aber  balb  nad;  feinem  ZcU  löfte  fid;  ba§  Funnens 
nid?  auf,  unb  obfdjon  nod;  lange  nörbl.  von  ber  Donau 
einzelne  bunn.  Horben  fid;  erhielten,  verfebwanb  bod)  aU- 
mälig  ber  «Jtame  biefeS  SJolfS  au3  ber  ©cfcf)id;te.  hiervon 
mag  bie  Urfacbe  befonberS  in  bem  Umftanbc  ju  fudien  fem, 
bat)  man  jur  3«it  ber  SJolferwanberung  ju  ben  Hunnen  im 
Allgemeinen  alle  bie  836lferfd;aften  reebnete,  welche  ftcb  ben 
3ügen  berfelben  angefcblcffen  bitten  ober  ton  tönen  mit  fort» 
genfien  worben  waren. '  Später  naömen  biefe  SJilfer  ifyre 
befonbern  Hainen  wieber  an. 

fjumjaDre  (3ob.  GorvinuS),  in  Siebenbürgen  geboren, 
würbe,  nad)bem  er  fid;  in  Italien  auSgeieicbnet  öatte,  von 
bem  ungar.  Äönige  SBIabiälauS  I.  jum  gelblperrn  unb  jum 
Söoiwoben  »on  Siebenbürgen  ernannt.  Gr  fämpfte  glor» 
reich  gegen  bie  Surfen  unb  übernabm,  nacbbem  ber  Jlonig 
1444  in  ber  unglücfiicben  Sdjladjt  bei  Siarna  ben  SEob  gefun» 
ben  Ijatte,  bie  Verwaltung  be?  Jtönigreübö  Ungarn,  wcldjeä 
er  gegen  bie  Ginfälle  ber  Surfen  vertbeibigte.  j3war  würbe 
er  1443  von  tiefen  gefdjlagen,  aber  bie  belbenmütt)ige  SBer» 
f beibigung  SJelgrabö  gegen  ben  Sultan  «Kobammcb  II.  fteUte 
feinen  gelböennrubm  wieber  ber.  9?acb  feinem  1456  er» 
folgten  Sobe  würbe  fein  Sobn  «Diattbia»  GorvinuS  1453 
jum  Könige  von  Ungarn  gewählt. 

fjurifl  finb  nacb  bem  ©lauben  ber  «Wobammebaner  feböne, 
in  unjierblicber  Simgfräulidjfcit  blübenbe  SBetber,  welche  bie 
©laubigen  im  «parabiefe  erwarten,  um  iönen  burd;  ib"  Hiebe 
ba$  böebfre  Gntjücfen  ju  bereiten.  Die  üppige  «ptjanrafie 
ber  JDrientalen  bat  fid;  in  ©efdjreibung  beS  l'iebreijeä  biefer 
tiberirbifd;cn  3Bcfen  unb  ber  «BJollüfte,  welcbe  in  tfcren  Ar» 
men  ben  ©läubigen  erwarten,  erfdjopff. 

fjuröntTt  (bie),  ein  3nbianer|lamm  in  «Rorbamerifa,  am 
•£>uronfce,  ber  von  iönen  ben  Kanten  t)at,  unb  in  Canaba, 
waren  in  frübern  Reiten  ein  mäditigcS  SSolf,  ba5  aber  in 
langjäörigtn  Kriegen  mit  ben  Srofefen  bis  auf  etwa  1500 
Jtepfe  jufammengefdjmoljen  ifl,  bie  jum  Sl;eil  am  wefK. 
Ufer  be3  ffriefeeö  leben.  Gine  Xnjaf>l  von  iönen  t)at  ftd;, 
um  ben  Verfolgungen  ber  geinbe  ju  entgeben,  feben  im  vo^ 
rigen  3aörbunbert  in  bad  bamalS  franj.  Ganaba  geflüchtet, 
baS  Gbriftcntbum  angenommen.  fit±>  jum  Äcferbau  bequemt 
unb  woönt  in  bem  cm  $aar  «Keile»  von  -Quebec  entfernten 


Hilm 

Dorfe  £oretto.  3m  ©anjen  b^ben  bie  ^uronen,  »etaje  §4 
fclbfl^enbat  nennen,  fid;  ber  Givilifation  möglidpjl  genfer! 
unb  fitt;  in  etwa  32  glecfen  obet  Dörfern  niebergeluilfr. 
Deffenungeacötet  nebmen  fte  von  Sab*  ju  3abr  an  3afy  *± 

j^uöarfn  finb  eine  gegenwärtig  in  ben  meiflen  Ämto 
eingefüörte  Art  leidster  JÄeiterei,  welche  urfprünglid;  tm 
gar.  ^eere  eigentöumlid;  war.    ©ei  feiner  a&ronbefagi:::: 
1458  nämlicö  befabl  ber  ungar.  Ä6nig  «KattbiaS  L  bie  fii 
laten  unb  Gbetleute  mit  ibren  Oettern  foDten  fid;  ftellen  usb 
von  20  £äufem  fotle  immer  ein  SJlann  ge|fellt  werben,  ht 
fo  jufaminengebracbten  Solbaten  e>iegrn  nun  ^ufaren  ober 
4j>u$jaren,  benn  in  ber  ungar.  Spracöe  bebeutet  „(nifj*^ 
jtg  unb  „ar"  Solb.    Die  auSjeitt)nenbe  Äracöt  ber  imfa. 
ren  ifl  eine  furje,  mit  ^elj  unb  Sdjnuren  befe^te  Joe?: 
ber  «Pelj  genannt,  unb  unter  biefer  noeb  eine  jweitc,  ete» 
faH5  reid)  mit  Sdmuren  befetjte  Sacfe,  ber  DoHman 
Der  f)elj  wirb  im  Sommer  auJgejogen  unb  an  einer  Öcfyoi 
bangenb  über  ber  linfen  Sdjulter  getragen.    Sieben  ben 
frummen  Säbel  bat  ber  4?ufar  «n«  leberne  SäbtKüf^ 
bängen,  welcbe  iöm  bie  übrigens  feinem  Anjuge  ginjlii 
feölenben  5Eafd;en  erfetjt.    «JDiftolen  unb  juweilrn  noeb  rrn 
Äarabiner  vervolljlänbigen  feine  Bewaffnung,  ©egenn-j:' 
tragen  bie  4?ufann  GjacFo'ö  unb  in  ben  met'fren  Zmtc 
lange,  über  bie  Stiefeln  geöenbe  Sceitbeinfleiber;  früher  : 
gegen  batten  ffe  eigne  l>or)e  unb  fpitjige  Äufarenmü^tr 
an  benen  ein  glügel  abgefnjpft  werben  ronnte,  bn  b';- 
Öängenb  Jtopf  unb  9?acfen  gegen  Säbelhiebe  beefte,  few 
enge  #ofen  unb  enge  ungar.  Uberjieöfhefeln. 

^U0ö  (3oöanne3)  ober  3ob-  von  ^ufftnecj,  ber  bo 
rüömte  Reformator,  öatte  feinen  tarnen  von  best  £rr; 
^uffinetü  bei  spracbaticj  in  ©öömen  angenommen,  tue*  n 
1373  geboren  worben.   Sief;  früb  burd;  Salent  unb  petf 
auäjeicbnenb,  fanb  er  in  feinem  ©runböenn  unb  in  antra 
woölbabenben  ÜJlännern  ©onner,  burd;  beren  Unterfiüwn: 
e§  iöm  möglicb  würbe,  1389  bie  Univerfttät  *})rag  ju  ttp> 
ben,  um  fid;  bem  Stubium  ber  Söeologie  unb  f>ö>^M<1 
»u  wibmen.   SRacijbem  er  2J?agifIer  geworben  war,  biei!  n 
feit  1393  ÄJorlefungen  an  ber  prager  Univerfttät,  unb  n;.t 
umfangSreicöer  würbe  fein  Ginfluß,  nad;bem  er  1402 Wbc 
«Prebiger  an  ber  Setl;lcl;em$fape[le  jtt  «Prag  unb  ad^a 
föeid?tvater  ber  Äönigin  Sopöie  geworben  war.  3» 
fd;olafiifd;en  «Pbilofopöie  öatte  jtd;  allmälig  ein  fdjarfer  St- 
genfad  jwifeben  ben  fogenannten  92ominaltften  unb  ten  fte* 
li|ien  (f.  Scbolaftifer)  auSgebilbet,  unb  auf  ber  p»^: 
Univerfttät  fdjlofj  fid;  an  biefen  wiffenfd;aftlid;en  noeb  ein  I» 
tionaler  ©egenfa^  an.  Gä  waren  nämlid;  in  «Prag  fond  M 
geörern  al*  von  Stubirenben  eine  große  Anjaöl  jrembe,  M 
mentlid;  Deutfd;e  unb  «Polen,  unb  biefe  genoffen  gerriffe  S5f ■ 
recöte,  welcbe  iönen  bie  S36bmen,  ju  bene»  aua)  *< 
birte,  flreitig  madjten.  J^ierauä  entpanben  heftige  ^rpiitut 
ten,  welche  ber  böbm.  Äönig  SBen^el  ju  ©unfien  ber  ficHna 
entfcöieb,  unb  hierauf  verließen  gegen  5000  auMänoifcbe  9» 
fefforen  unb  Stubenten  «präg  unb  begaben  fid;  naa>  tüf 
jig,  Grfurt,  Sngolflabt,  iKofiocf  unb  Ärafau,  inbun 
töeild  bie  febon  »oröanbenen  Untverfitäten  verjlärften,  t: 
neue  ffifteten.   3»  JBebnxn  felbff  öatte  bie  päpjllicbt  0« 
walt  feit  längerer  Seit  bebeutenb  an  Anfeöen  verloren, 
ju  befonbert  bie  feit  längerer  3eit  febon  befleöenbe 
nigfeit  über  bie  f)apfju:aöl  (baS  große  von  1378— J 


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Huss  4t 

.\ibrenbe  6d)iSma,  f.  b.)  SBcranlaffung  gegeben  blatte, 
tonig  SBenjel  war  ju  fcbroad),  um  in  bic  religidfen  SÄti» 
tungen  burcb,  feinen  (Jinflufj  £al<  unb  geftigfeit  j«  bringen, 
;nb  fo  blatte  ficb  im  SBolFe  überall  baS  JBewußffein  von  ben 
Langeln  ber  beftebtnben  Airdjenverfaffung  ausgebreitet.  S>. 
atte  ftbon  um  bte  Seit  feiner  ^Berufung  jum  SBcidjtwoier 
er  Aönigin  bie  (Schriften  SSBiclefS  Fennen  gelernt  unb  auS 
?ncn  bie  beftimmte  Überzeugung  von  ben  ber  b.  »Schrift  ju» 
jiberlaufenben  Errungen  unb  SÖtiSbräucben  ber  rJm.*ratbo» 
fernen  Aircbe  gewonnen.  ©cgen  biefelben  trat  er  nun  in 
:inen  9>rebigten,  SJorlcfungen  unb  balb  audj  in  Schriften 
uf  unb  fanb  einen  in  jeber  .Öinficbt  tüchtigen  ©cbülfen  in 
bieronpmuS  von  $rag  (f.  b.).  «papft  Äleranber  V.  unb 
päter  ^>apfl  Johann  XXIII.  Ratten  £.  jur  Verantwortung 
:aäf  9?om  gefobert,  aber  tiefer  mar  nicht  erfcfn'enen  unb  holte 
icb  ebenfo  »venig  ben  SJerorbnungen  beS  prager  <5rjr>if<^ofS 
2bpnfo  gefügt,  ber  1410  gegen  200  JBänbe  SBicleffcber 
Sdjrtfttn  in  feinem  tpalaft  verbrennen  ließ  unb  baS  böbm. 
Prebigen  in  ber  fi5etl)lebem§Firdie  unterfagte.  Sp.  appeHirte 
n  ein  allgemeines  ßoncilium,  auf  welchem  et  feine  fiebre 
ffen  befennen  wollte  unb  bie  SEBatjrtjeit  berfelben  auf  über« 
eugenbe  SBeife  barjuthini  hoffte.  Noch  brftiger  mürbe  ber 
iimcfpalt  mit  9tom,  alS  ber  $apft  gegen  üabiSlaw  von 
'ieapel  ben  Areujjug  prebigen  ließ,  benn  unb  4>ieronp» 
ruiS  traten  laut  gegen  benfelben  auf  unb  ber  ßefetere  magte 
ogar  ©emaltfcbritte,  meldte  jurgolge  hatten,  tajj  ter^apfl 
b.  mit  bem  Airebenbanne  unb  9>rag,  fo  lange  in  ihm 
öäre,  mit  bem  Snterbict  belegte,  h.  begab  fid>  unter  ben 
2d)ufc  bei  ©runbberrn  feines  ©eburtSortS,  WicolauS  von 
•juiumetj,  eines  oufgeFlarten  unb  ber  (Sache  ber  von  ihm 
rfannten  ScBahrhett  eifrig  jugetbanen  SWanneS.  prebicjte 
mn  im  freien  gegen  tote  vom  Zapfte  ausgegangenen  SDJiS« 
crhältnijfe  unb  fer/rieb  „von  ben  fecbS  3rrtbümern  unb  von 
er  Aircbe".  Qt  leugnete  bie  Sierwanblung  ber  #oftie  in 
cn  wirFlicben  2ctb  Gbrifli,  vermarf  ben  ©lauben  an  bie 
Infcblbarfeit  beS  «PapfleS  unb  an  bte  ^»eiligen,  leugnete, 

l  auch  ein  lafterbafter  $rießer  eine  gülttge  tfbfolution 
ftreifpreebung  von  ben  Sünben)  ertbeiten  fönne,  verwarf 
At  unbebina,te  Untervoürfigfeit  (Obebienj)  unter  irbifebe 
L>ora,efe&te,  mbem  man  nur  ©Ott  unb  bem  göttlichen  SBorfe 
tttbebingt  treu  fein  folle,  fämpffe  gegen  Simonie  (f.  b.) 
inb  erfannte  in  allen  ©laubenSfacben  einjig  bie  b.  Schrift 
ilS  9?id?terin  an.  Jp.  fanb  einen  großen  'Anhang  unb  glaubte 
nit  ber  SBabrbeit  feiner  Äebre  auch  hie  auf  bem  öonciüum 
u  Aonftanj  verfammeltcn  ^rieflet  unb  gürften  überjeugen 
u  Finnen.  SKtt  freubigem  50futbe  fam  er  am  4.  Nov. 
414  ju  Aonjianj  an,  geleitet  von  bem  ©rafen  Ghlam  unb 
•vei  anbern  böbm.  'Äbeligcn,  welche  Aönig  SBenjel  ihm 
mtgegtben  hatte,  unb  burcb  einen  ©eleitöbnef  vom  Aaifer 
Vimunb  vor  perfönlicbet  ©cfaljr  ft'cbcrgefteUt.  'Auch 
.  ipj!  Sohann  XXIII.  gab  ihm  baft  SSerfprecben  perf6nli« 
pet  25i(berbeit.   3ber  einem  Aefjer  meinte  man  nicht  2Bort 

.  :en  ju  bürfen  unb  als  folchen  behanbelte  man  ihn,  ohne 
eine  ©rünbe  ju  l)6ren,  ober  bte  gehörten  in  @rwdgung  ju 
irljen.  ©chon  am  28.  9?ov.  würbe  verhaftet  unb  als 
:  am  5.  3un.  1415  in  baS  öffentliche  Äierb&r  gebracht 
rurbe,  tonnte  et  vor  ben  larmenben  (Schmdbungen,  mit 
velcben  ihn  bie  SSäter  beS  QonciliumS  überhäuften,  nicht 
u  üBorte  fommen.  TLm  7.  unb  8.  3un.  fpracb  Q.  jwat 
m  ©eifein  be«  AaiferS  auSfübrlid)  ju  feiner  SBertVthigung, 


#  HtassMea 

ober  ffatt  ihm  ju  antworten,  foberte  man  von  {bm  nur  un< 
btbingten  SBibemrf  feiner  Jte(ereien.  weigerte  ftcb,  bic 
SBahrtieit  abjufcbwiren ,  unb  fo  würbe  er  in  bem  fegten 
Verhör  am  6.  3uL  1415  m  Se uertohe  verurtheilt.  3war 
wagte  eä  $>.,  ben  Jtaifer  an  feinen  ©eleitShrief  ju  erinnern, 
aber  vergebens.  9Ran  verbrannte  ihn  noch  an  bemfelben 
Zage  unb  ftreute  feine  Afrhe  in  ben  Schein.  Tili  er  beim 
Eingänge  jum  (Scheiterhaufen  far),  wie  man  feine  Schriften 
verbrannte,  liebelte  er,  benn  er  wußte  wobt,  baß  bieS  ein 
vergebliches  ^Beginnen  feiner  $einbe  war,  unb  als  er  felbft  auf 
bem  Scheiterhaufen  fianb,  verfchieb  er  unter  freubigen  ©ebe> 
ten.  Sine  alte  Sage  erjahit,  als  Q.  auf  bem  Scheiter« 
häufen  ftanb,  habe  er  gejagt:  „Jetjt  bratet  ir>r  eine  ©anft 
(welche  im  S56bmifdjen  #uß  r)eißt),  aber  in  100  %afyxtn 
wirb  ein  @d>wan  fommen,  ben  werbet  ihr  ungebraten  (af< 
fen."  S)?an  bat  biefen  TfuSruf  für  eine  Sorberverrünbiaung 
2uther'S  angefehen,  welcher  baS  von  £.  begonnene  SBäerF  ber 
Airchenreformation  fiegreieb  ausführte. 

fjuesitm  (bit),  bte  Vnbcinger  beS  {Reformators  Sp  u  ß  (f.b.) 
in  ffiohmen,  rächten  ben  Zob  il)reS  gebrerS  auf  eine  furcht« 
bare  Zxt  3unäcbfi  fcbloffen  fte  ffa>  enger  aneinanber  uab 
Aonig  SBenjel  mußte  ihnen  1417  mehre  Aireben  einretu* 
men,  in  benen  ihre  $rie(ler  baS  Xbenbmabl  in  beiberiei 
©eftalt  au  6  t  hei  Ifen,  nicht  wie  hie  Aatboüfcben  ben  Saien 
ben  Aeld>  vorenthielten.  9?acr)  bem  1419  erfolgten  Zobe 
SBenjel'S  brach  ber  Auf  fianb  in  vollen  glammen  auS, 
benn  bie  Auffiten  wollten  ben  drben  ber  bohm.  Arone,  ben 
treulofen  Aaifer  ©igiSmunb,  nicht  als  ihren  A6nig  anerfen« 
nen.  Dlt  Verfolgungen,  mit  benen  9?om  ben  ^uffiten  nach» 
fteQte,  empörten  bte  ©emüther  noch  mehr.  Sechzehn  3ahre 
währte  ber  blutige  ^>uffttentrieg.  Qt  begann  mit  Ba* 
florung  ber  Al6fter  unb  Aireben,  Srmorbung  ber  Mönche 
unb  friert  er  in  SBöhmen;  balb  aber  machten  bie  fanatifchen 

f>eerbaufen  auch  uerbeerenbe  ©nbruebe  in  bte  benachbarten 
änber.  SS  bilbeten  fich  inbeß  unter  ben  $ufftten  felbft  Spa!» 
tungen,  welche  enbüd?  ihren  Untergang  herbeiführten.  TAt 
eifngfie  Partei  war  bie  ber  Za bor i ten,  an  beren  Sp:!je 
ein  böbm.  Kirrer,  SisFa  von  Zrocjnow,  fianb.  tiefer 
batte  ein  großes  ArtegSbeeT  um  ficb  verfammelt,  welches 
balb  turch  feine  S3egei|terung  für  bie  ergriffene  (Sache  unb 
burch  feine  Übung  tn  ben  SSaffen  als  unübrrwinblich  ba« 
fianb.  3ieJfa  erbaute  auf  einem  Serge  im  bechiner  Areife, 
auf  welchem  geprebigt  hatte,  eine  fefle  Stabt  unb  nannte 
fte  Zabor:  von  ihr  erhielten  feine  Tinbänger  ben  Siemen. 
Unter  äisfa  befehligte  bis  1420,  wo  er  f!arb,  97icolauS  von 
£>uffinec},  ber  fidj  luerfl  an  bte  Spifee  ber  Aufilten  ge^ 
ftellt  unb  1420  ein  Faif.  ^eev  vor  Zabor  jurürf [chtug.  föu 
fonnener  unb  rubiger  war  bie  Partei  ber  ^)rager  ober 
Galirtiner,  welche  befonberS  in  ^>rag  viele  Anhänger 
üähttc  unb  bie  ficb  jufrieben  ju  fieQen  bereit  war,  nach* 
bem  fit  eS  errungen  batte,  baß  neben  bem  SBrob  auch,  ber 
Aelcb  ((at.  cnlix)  im  3benbmabl  gereicht  werbe.  £iefe  Ga-. 
lirtiner  wählten  einen  Aon  ig,  welchen  bie  Zaboriten  nicht 
anerkannten,  unb  fo  (am  eS  unter  ben  {»ufftten  felb^  ju 
blutigen  ftebben.  jiSfa,  obgleich  erblinbet,  würbe  boeb  Vom 
©lüde  nicht  verlaffen  unb  pinterließ  bei  feinem  1424  erfolg« 
ten  Zobe  in  $rocopiu6  ben  Zaboriten  einen  würbigen 
Nachfolger  als  gelbberm.  Serfelbe  feblug  bie  mächtigen  Areuj« 
beere,  wdepe  baS  Fatbolifche  Deutfchtanb  gegen  bte  $uffittn 


i 


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Hasten 


430 


Hüte 


auSgerüflet  (Kitte.  (Saufen,  bie  Caufifc,  ©djlefien,  granfen, 
£  (freie!)  unb  ba§  falb olifcb  gebliebene  SB 6bmen  würben  furcht  > 
bat  von  ihm  oermüjlet  Sie  .Rirebenoerfammlung,  ju  SBa» 
fei  bot  entließ  bureb,  itaifer  ©igiömunb,  bed  Äönig«  SBen* 
jcl  ffrben,  ben  ^ufftten  einen  Sergleid;,  auf  ttefcben  bie 
©emdf igtern  unter  tiefen  eingingen,  unb  fo  (amen  am  20. 
9lo».  1433  bie  fogenannten  präget  Gompactaten  ju 
Staube.  Sie  Calirtiner  Bereinigten  nun  tbre  totreitmaebt 
mit  ber  fatbolifeben  unb  befiegten  bie  (Segenpartei  1434  bei 
JBibmifebbrob.  ©igiSmunb  würbe,  naebbem  er  1436  ju 
Sglau  bie  Gompactaten  befebworen  blatte,  als  itonig  von 
ffiöbmen  anerfannt.  Sie  SSaboriten  fd)! offen  {ich  ben  Jto* 
tbolifen  nicht  an;  SBefcbrdnfungen  unb  SJerfolgungen  «er» 
minberten  aber  ihre  3ahl  immer  mebr  unb  aui  bem  über« 
refte  bitbete  fieb  um  bie  Witte  bei  15.  3aljrr).  bie  dielt« 
gionSgefeüfdjaft  ber  böbm.  ober  SNdbrifcbenSBrüber  (f.  b.). 

fj ii etat  ifl  ein  Äranffjeitöfomptom,  roetcbcS  burdf)  Hütt, 
wa3  bie  Luftwege  unb  SDrgane  befi  XthemboU-nS  reijt,  er* 
uugt  werben  fann  unb  eme  SRenge  febr  oerfdbiebenarttger 
jtranf  brit»juftanbe  begleitet  2Cn  fieb,  bietet  ber  Ruften  man« 
niebfadje  Söerfdjiebcnbeiten  bar,  er  fann  ndmlicb  febr  bouftg 
ober  feiten,  onjfrengenb  ober  leidjt,  troefen  ober  mit  feblei* 
migrm,  wdfferigem,  blutigem,  eiterartigem  2Cu$wurfe  Oer* 
bunten  fein,  einen  befonbern  cbaraftenftifdjen  2ou  baben, 
wie  bie$  j.  SB.  bei  ber  bdutigen  SBrdune,  bem  Äeucbhuflen 
ber  JaU  ifl  u.  f.  w.  Zm  wenigflen  ju  bebeuten  bat  in  ber 
Siegel  ber  .£>uflen,  ber  fidj  im  (Befolge  eine!  JtataabÖ,  b.  b-  ei* 
neS  JReijungSjuflanbeo"  ber  bie  Buftwege  auSfteibenben  ©cbleim* 
baut,  einfieUt,  mit  geringen  ober  gar  feinen  ©ebmerjen  Oer« 
bunten,  im  Anfange  troefen,  fpater  oon  fdbteimigem  ZüS» 
würfe  begleitet  ifl  unb  immer  burd)  ©ifdltung  entftet)t.  Xber 
au  er)  tiefer  ■Duften  crljeifebt  23or  ficht,  Wenn  er  lange  anbdlt, 
feiir  oft  wieberfrbrt,  inöbefonbere  aber,  wenn  er  junge  Beute 
von  18—30  3abren  befdllt,  bie  oieueie^t  fchon  eine  Anlage 
\u  SBruflleiben  haben.  3bm  an ©efabrlofigfrtt  $undcbfl  ffebt 
ber  ©ewobnbeitöbuflen  alterer  Beute,  ber  auf  ©cblaffbeit  unb 
X>erfd)tcimuna  ter  Buftwege  beruht  unb  3»brc  lang  obru 
SBeeintrdchtigung  ber  übrigen  ©efunbbeit  anbauern  (ann. 
SBebenf  lieber  bagegen  ifl  ber  «£)uflen,  welcher  ft'cb  mit  ber 
Bungen  *  unb  SBruflfellentjünbung,  ber  häutigen  SBrdune 
u.  f.  w.  einftnbet;  am  fcblimmflen  aber  ber,  welcher  in  ©e* 
meinftbaft  mit  ben  übrigen  ÄranfbeitSerfcbeinungen  auf  £alS* 
ober  Bungenfcb,winbfucf)t,  SBrufrwjffcrfucbt  fqliefjen  Idfjf. 
SBci  ber  SBebanblung  jebc§  -^itfienS  fommt  e&  barauf  an, 
baß  ber  ihn  jum  ©runbe  (iegenbe  Äranfbeitijujlanb  gebo* 
ben  werbe.  3n  bidtetifeber  .Oinfieht  haben  pcb  ^erfonen, 
weld)e  an  Ruften  leiben,  oor  jeber  Srfdltung,  ganj  befon* 
ber  §  aber  vor  bem  Jtalt:  unb  Slaßwerben  ber  Süße  ftu  hü* 
ten,  ferner  eor  jeber  2fnfbengung  ber  SBruflorgane ,  alfo  vor 
anbaltcnbem,  lautem  Sieben,  ©ingen,  ©eben  unb  leiten 
gegen  ben  SSiinb,  überhaupt  oor  allen  anfirengenben  £6rper* 
bewegungen,  »or  bem  ©erutffe  geifliger  ©erranfe,  fetter, 
febarfa,  faurer,  flarf  gewürster,  mit  brauner  SButter  ange* 
maebter  ©petfen  u.  £w.  Bu  ben  gefar;rtofen  .^auSmitteln 
jur  9Jlilben:ng  unb  SBefdnvicbtigung  eines  febr  rauben  unb 
angreifenben ,  wenig  I6fenben  <£>u|ten5  geboren  Ältbdfaft, 
(Sanbifyueier,  9Ror)renjuefer ,  3ucfer  mit  Gibotter,  Siegliffe, 
Süßboijfaft,  Kbfodjungen  oon  ^einfamen  mit  (Sußboliwur* 
jft,  oon  |>afevgrü^e,  Äonigsfencn,  %tr)dwuqe(  unb  bergt. 


Sie  Xnwenbung  eingreifenberer  Littel  ubnlaffe  man  jtto$ 
bem  2(qte. 

fjütf ,  bie  befannte  Äopfbebeef ung ,  reelebe  fdjcm  im  X; 
terrbume  getragen  würbe.  Tbai  gewobnlicbfte  Wateriol,  aui 

welchem  man  fie  ju  oerfertigen  pflegt,  ifi  gitj,  boa)  bat  nun 
aueb  ^üte  oon  <5eibe,  SBafl,  ©tTob,  ^>olj,  Äort,  !tttr, 
gifebbein  u.  f.  w.  Sie  grauenbüte  ftnb  gere6bnlieb  oon  fo. 
benem  ober  baumwollenem  ßeueJbe  ober  oon  ©trob  oberSSa«. 
Jlein  Sbcil  ber  mdnnlieben  unb  weiblieben  Äleibung  ifi  fo 
oielfaeb  bem  ©edjfct  ber  Wobe  auägefefet,  all  ba  ^nt. 
©eine  beiben  wefentlieben  SBefianbrbeile  ftnb  bie  Äappe  uns 
ber  JKanb  ober  bie  Jtrempe.  3ene  bient  jur  SBebeiun; 
be«  Raupte*,  biefer  jum  ©ebufe  be*  ©eftebtt,  befonbtrt  la 
Kugen  gegen  ©onnenffrablen,  ©taub  u.  f.  w.  Sie  Sern 
ber  Äau&e  unb  bie  Stellung  bei  JRanbrt  gegen  biefelbe  fnb 
e» ,  woran  bie  SRobe  ibre  UBillfür  geltenb  macht.  KH  Ur- 
form fann  man  ben  $ut  mit  b«lbfugelf6rmiger  Jtapoe  ur.r 
breitem  9?anbe  annehmen.  2(n  biefem  feblug  man  balb  tra 
»orbern  Streit  UB  9?anbe§  in  bie  ^>öbe,  bann  (tappte  nu 
ben  oorbern  unb  hintern  Sbeil  auf,  bie  Jtappe  »utbt  ba> 
bei  mebr  jufammengebrueft  unb  e»  entßanb  ba  JUappt^:. 
SBurte  ber  JHanb  be9  §utt  in  brei  Sbeilen  emporoeWI* 
gen,  fo  barte  man  ben  Sreifiutjer.  ©pdter  (amen  bltäi;; 
mit  fer)malem  SJanbe  unb  cwlinberf6rmiger  Äappe  auf,  Iba 
aueb  an  biefer  üxt  oon  ^>üten  würben  unjeihtige  Vbaiü*' 
rungen  in  SBejug  auf  gönn  bed  9?anbe#  unb  ba  Aipp< 
angebracht.  Sa3  bi&l;cr  ©efagte  gilt  oon  ben  SWannJbfao, 
noer)  oielgeßatriger  ifl  bie  ÜRebe  in  SBejug  auf  bie  grmrr.- 
hüte,  welebe  im  allgemeinen  einen  gröpem,  befonbert  noA 
Dorn  über  ba$  ©efiebt  fieb  auäbebnenben  Slanb  baben.  In* 
bie  2trt  unb  SBeife,  wie  man  bie  $ütt  auägefcbmüeft  b«. 
ifl  im  Baufe  ba  £eit  febr  oielfaeb  abgednbert  worben.  9i> 
mentlidj  r>jt  man  fieb  ber  gebern  (geberbüfebe  unb  firfaV 
mit  gebern)  jur  SBer^ierung  ber  ^>üte  bebient  unb  in  bitfn 
SBejiebung,  befonberä  früber,  unglaublidjen  Äufwanb  getrif 
ben.  SBon  Jtönig  ^einrieb  VIII.  oon  @ngtanb  wirb  etjä^l!. 
baß  er  beim  (Jinjuge  in  SBoulogne  einen  gebabufeb  m 
aebt  inbifeben  Sogelfebern  trug,  oon  benen  jcbe4'/jg.  1- 
war  unb  beren  Söert!)  man  für  binreiebenb  bielr,  falU  ■ 
.Konig  in  ©efangenfebaft  geratben  wäre,  für  ibn  als  8e«: 
gelb  ju  bienen.  Äucb  BiebeSpfdnber,  SBaumjweige,  2re(f. 
SBlumen,  SBanber  unb  in  neuerer  3«it  ßoearben  ftnb 
^utfebmuef  getragen  worben.  3ur  SBereitung  ber  jfujlöti 
ninimt  man  befanntiieb  4>aare.  (©.  gilj. )  Sic  €tro(< 
büte  werben  in  oielen  ©egenben,  am  fcbönflen  aber 
SEoaeana,  gearbeitet.  SaS  ©tror)  wirb  gewafeben  unb  bnd 
©djwefclbampfe  gcbleiebt,  mit  ^>ülfe  eineS  eingefebebtn. 
Srabte«  gefpalten,  im  SBaffer  aweiebt,  in  SBdnber  gefLv 
ten  unb  enbuch  ju  Qüttn  jufammengendbt. 

©tatt  be8  QtUni  oba  ba  Ärone  (ommen  Spitt  ^ '  ■ 
in  SBappen  »or.    Sie  geifllieben  ^)üte  finb  runb  mit  bri 
tem  JTfanbe.   Ser  6arbinat5but  ifl  rotr)  unb  aufjebac. 
mit  15  herabbdngenben  ßuaflen  gefd>müit;  ber  erjbinr. 
liebe  Sg>ut  ifl  grün  unb  bat  jebn  Äuaflen  auf  jeba  €ri: ; 
ebenfo  gefdrbt  ifl  ber  SBifcbofSbut,  ba  jebodb  nur  fettt 
ßuaflcn  \)üt,  wdbrenb  bie  pdpjliicben  ^ronotarien  febwar;i 
|)üte  mit  brei  Gnaden  baben.    SBeltliebe  $üte  find  tu 
gürflenbüte,  rotlie  2Rüfeeu  mit  breiter  4>^nnelincinfi]|u: 
Obenauf  fleht  ein  3feicb^apfel,  ein^reuj  ober  aueb  nu: 


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Hutunffgreclit  431  Hüttenwesen 


4?eTO«linfö»<mj.  3uweilen  finb  outb  8?tifen  ob«  Sogen 
tpte  bei  Jtonigöfronen  angebracht.  3Die  tir$ber$öge  von  »ff* 
reiep  jeiebnen  fieb  bureb  eine  eefige  SBerbrdmung  unb  bureb 
einen  mit  perlen  befejäten  Sogen  au§,  auf  welkem  bet 
S?et<b«a»fel  rubt.  Die  febweij.  ©bgenoffenfebaft  bat  im 
SBappen  ber  »ereinigten  Gantone  einen  großen  runben  £ut 
al«  ©pmbol  ber  greibeit.  Diefe  Sebeutung  be*  £ut*  ifl 
ott,  btnn  fepon  in  flfom  war  e*  ben  Sflawen  »erboten, 
Sjpütt  ju  tragen,  unb  nur  am  gefte  ber  Saturnalien,  wo  fieb 
bie  Crbnung  ber  Dinge  umfeljrte,  ber  Diener  ben  £errn 
fptelte,  burften  fte  ba*  #au»t  mit  bem  ^>ute  bebeefen. 

ijutunjjßrfri)t  ifl  bie  mit  bem  Sefige  eine?  Sanbgrunb« 
frücf*  »erbunbene  Sefugniß,  (ein  Sßi«r>  auf  ben  fcdnbereien 
eine«  Anbern  bäten  ju  burfen.  Die  Verbinblicbfeit,  biefe* 
Xu.  Iiiben,  gebart  ju  ben  Dienftbarfeiten  ober  Ser»ituten, 
mit  welchen  ein  (Srunbfbjct  belajlet  fein  fann.  3«  ben 
meijren  beutfepen  gdnbern  finb  über  tiefen  ©egenfianb  be» 
fonbere  ©efefce  erlaffen,  »eil  berfelbe  für  bie  ganbwirtbfcbaft 
von  poper  SBichtigfeit  ijt  unb  Streitigfeiten  über  .£>urung*> 
gertdptfame  ju  ben  tjdufigften,  »crwicteltfien  unb  langwierig« 
ften  geboren,  welche  vor  ©eriebt  »orfommen.  «Schon  \>t$-. 
wegen  unb  weil  bie  jputungSgerecbtfame  fo  pduftg  eine  por« 
tbetibaftere  unb  beffere  JBewirtbfcbaftung  ber  gelber  pinbern 
unb  ber  gorftcultur,  wenn  fte  in  SBalbungen  ausgeübt  wer» 
ben,  oft  fepr  febaben  fonnen,  i(!  man  in  neuern  Betten  trieb 
fach  auf  ibre  JBefcbrdnfung  unb  wo  miglicp  gänjlicpe  Auf» 
bebung  bureb  Äbl6fung  bebatpt  gewefen,  unb  es  finb  auep 
in  Ptefet  S3eji(bung  in  ben  meifien,  mit  ber  3eit  fortfeprei» 
tenben  Staaten  gefefelicpe  Seftimmungen  erlaffen  worben. 

Hutten  (Uliicp  »on),  einer  ber  am  freimütpigRen,  mutb» 
»Düften  unb  am  wirffamflen  im  16,  3<»&fp.  gegen  bie  3Ri8» 
bräuepe  ber  fatbolifeben  Jthctpe  auftretenben  Scpriftiteller, 
(rammte  au*  einem  alten  ©efcblecbt,  würbe  1488  ju  Stecfel» 
berg  bei  gulba  auf  bem  Stammfcploffe  feiner  gamilie  gebo» 
ten  unb  naepber  in  ba«  Stift  ju  gulba  gebradjt,  wo  er  wif» 
fenftpaftlicpe  Silbung  erhielt,  aber  1504  entfloh,  um  niebt 
jftoneb  werben  ju  müffen.  3"  Arfurt  würbe  er  »on  ber 
Sppbifi*  angefieeft,  welcbe  bamat*  al*  eine  Scucbe  Europa 
»erwüffete  unb  niebt  blo*,  wie  gegenwärtig,  bureb  Unfeufcp« 
beit  fup  fortpflanze.  Qx  litt  an  biefer  Jtranfpeit,  bie  im* 
mer  »on  Beuern  auJbraeb,  bi*  an  feinen  JEob.  Qx  bielt 
fiep  nun  nacbeinanber  in  .Köln,  granffurt  a.  b.  £>.,  ©reif«» 
roalb,  Stoftocf  unb  ffiiftenberg  auf,  immer  emfig  an  feiner 
weitem  Silbung  arbeitenb  unb  bureb  feine  Talente,  befon» 
t>er»  für  $oefte,  wiüfommene  Aufnabme  finbenb.  (Snblicp 
begab  er  fiep  nacb  $>a»ia,  um  babureb,  baß  er  [ich  bem 
Stubium  ber  JRecbtSwiffenfdjaft  wibmete,  bie  ©un|l  feine« 
Batet«  wieber  ju  erwerben.  S3ci  ber  Eroberung  $a»ia* 
würbe  Sq.  »öüig  auSgeplünbert  unb  mußte  nacb  einem  für« 
Aen  Aufenthalte  in  ^Bologna  1513  Ariegibienfte  im  faiferl. 
JÖeere  nebmen.  Scbon  im  ndcbüen  3abre  »erließ  er  ben 
Jriegcrjianb  wteber  unb  maebte  nun  juerjt  allgemeines  Aufs 
üben  bureb  fein  freimütige*  Auftreten  gegen  ben  £er&og  UI> 
riep  von  SSürtemberg,  welcher  einen  Setter  »on  ermorbet 
itte,  unb  babureb,  baß  er  fiep  6ffentlicb  be«  »ielfrtb  »erfolg» 
ten  JXeucblin  (f.  b.)  annahm.  9<aeb  einem  jweiten  Xufent* 
batt  in  3talien  tebrte  nacb  Deutfcblanb  junief  unb  würbe 
i:  2tug«burg  »on  ber  febdnen  Gonftantia,  ber  Xocbtet  be« 
areb  feine  SBerbienfle  um  bie  SBJiffcnfcbaften  unb  um  feine  Ba« 


terflabt  Aug«burg  berübmten  |)eutmger,  att  Diebter  mit 
bem  gorber  gefront  unb  »om  Jtaifer  SJcan'milian  jum  fStiU 
ter  gefcblagen.  Sq.  hatte  ba«  ÜJt&ncb«leben  in  Italien  in  fei- 
ner tiefffen  (Jntfittlidnmq  fennen  gelernt  unb  trat  »on  nun 
an  in  muthigen  unb  febarfen  Scbriften  gegen  baffelbe,  fo* 
wie  gegen  bie  übrigen  SJtiSbrducibe  ber  fatbolifeben  JtrVcbe 
auf.  Seit  lölS.fianb  er  bei  bem  Grjbifcbof  »on  Ü??ainj  in 
Dienflen,  ber  ipn  tu  mehren  Senbungen  benugte,  unb  im 
folgenben  Jahre  befriegte  er  im  Sieretn  mit  bem  fcbwdb. 
fflunbe  ben  ^Jfvjog  Ulrtcb  »on  SBürtemberg  unb  würbe  ber 
greunb  be*  granj  »on  Siefingen,  hierauf  lebte  er  einigt 
Seit  auf  feinem  StammfcblofTe  unb  erließ  heftige  Scbriften, 
bureb  welcbe  er  bie  ©unfr  be«  ©rjbifcbof*  »on  9J?ainj  ein, 
büßte,  aber  [ich  bem  von  gutber  begonnenen  Deformation*, 
werfe  naher  anfebloß.  S3on  Dom  au«,  fogar  bureb  gehun- 
gert e  SRdrber,  Perfolgt,  fanb  Sq.  bei  granj  »on  Siefingen 
eine  3ufIucbtSjidtte,  bt*  Sictingen  in  ber  gepbe  mit  bem  Qt\> 
btfcbof  »on  Srier  befiegt  würbe.  Unfidt  irrte  nun  i>.  umher, 
in  ber  Scbweij  »ergeben*  eine  3uflucbt*|idtte  fuepenb,  unb 
erlag  enblicb  1523,  erfl  36  3abre  alt,  auf  berSnfel  Ufnau 
im  jjureberfee,  feiner  wieber  audgebroepenen  Äranfheit.  Sq. 
bat  burcp  feine  Scbriften  wefentlicb  jur  gdrberung  ber  9te> 
formation  beigetragen,  (gt  trat  mit  ebler  Unerfcbrocfenbeit 
allen  Langeln  unb  Scblecbtigfeiten  feiner  3eit  entgegen  unb 
hegte  gegen  ben  ihm  bureb  fetne  Kühnheit  unb  rehlldje  ©e* 
ftnnung  nabe  »erwanbten  Butper  eine  große  Achtung,  ob» 
gleich  er  ihn  nicht  persönlich  fennen  lernte.  <5ine  Samm- 
lung feiner  Scbriften  ift  in  f'mf  ©dnben  (Sert  1821—25) 
erfebitnttt 

fiüttfntrrOfn  (ba*)  bejeiebnet  bie  ©efammtbeü  alle*  Def< 
fen,  wa*  ftcb  auf  ^jüttenbau  unb  #üttenfunbe  beliebt  Die 
perfebiebenen  mineralifcben  Stoffe  fommen  in  ber  Sfjfatur  nicht 
rein  »or,  f unter n  tbtil«  mit  anbem  Stoffen  gemengt,  u)eii* 
mit  foleben  chemifd?  perbunben.  Die  6rje  (f.  b.),  welcbe 
ber  Sergmann  ju  Sage  fdrbert,  erfobern  ba^er  eine  tbril« 
meebanifebe  Säuberung,  tbeil*  (pemifebe  Scbeibung  bejwc« 
efenbe  fl3ebanblung,  bamit  man  au*  ihnen  bie  gereinigten 
Stoffe  crbalte,  welcbe  bann  )ur  weitern  Verarbeitung  ben 
itün|ien  unb  ^anbwerfen  übergeben  werben.  Die  @rj|iufen 
werben  jerfieiruvt,  au*aelcfen,  $uweilen  jur  leiebtem  3er» 
hröcfelung  geriftet,  auf  $ocb werfen  ju  einem  flaren  Schlamm, 
Scblicb  genannt,  gefcblagen,  gewafeben  unb  enblicb  gefebmol» 
Itn.  ^ierbei  müffen  ihnen  gewtffe  3ufd^e  gegeben  werben,  um 
ben  mit  ihnen  »orjunebmenben  S?einigung*proceß  ju  erleicb» 
tern,  welches  ©efobdft  ba*  iBefcbicfen  genannt  wirb.  Der 
£iüttcnbau  iß  e*  nun,  welcber  biefe  webanblung  ber  firje 
ubernimmt,  unb  außerbem  reebnet  man  ju  bemfelben  noeb 
bie  Verarbeitung  »erfebiebener  SRefalle  auf  ^ammerwerftn, 
JBletb»  unb  ©ießpütten.  Die  S3erfctbrung*arten,  welcbe  man  in 
jebem  befonbem  galle,  je  nacb  SSefcpaffenbeit  ber  Gr^e  unb 
bet  ju  gewinnenben  ober  ju  »erarbeitenben  ^hrobuetc  wdb» 
len  muß,  finb  feljr  »erfcbieben  unb  erfobern  niebt  nur  ge» 
naue  chemifche,  pbhftfaüfche,  mineralogifcbe,  matbematifepe 
unb  meebanifebe  Jtenntniffe,  fonbern  auch  eine  fpenelle  Jtunbe 
pon  ber  jSBcfchaff enheit,  S3ebanblung*weife  unb  Anlegung  ber 
»erfeptebenen  £<Un.  ^oeb werfe,  9Bdfcben  u.  bgl.  9San  fann 
febon  bicrau*  entnepmen,  baß i  bie  £>ütt enf  unbe  unb  £üt< 
tenfunft  eine  ebenfo  febwierige  al*  nü^licbe  ©iffenjebaft 
fei  unb  nur  bureb  eifrige*  Stubium,  »erbunben  mit  lang« 


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Hyaclnthe 


433 


Hyftne 


jähriger  praftifeher  Übung,  in  adriger  Boulommeuheit  et» 
ttmt  werben  fönne.  3n  ben  ©ergafabemien  unb  ouf  ben 
©ergfcbulen  (f.  93 ergbau)  ftnb  ba*  Äüttenwefen  unb  bie 
tu  bemfelben  gehörigen  SBÜffenfcbaften  .pauptgegenftänbe  be* 
Unterricht*. 

firjarmtl)r  (bie)  tfi  eine  bet  beüebtefiefl,  bureb  ihr  f*f« 
res  anfebtn  unb  ihren  angenehmen  Duft  ausgezeichnete,  be» 
fannte  Bierblume/  welche  »orzug*meife  in  $ar(em  in  £ou"anb 
gejogen  unb  von  biet  aus  in  unglaublicher  SDlenge  »erfenbet 
wirb.  Snbtß  zieht  man  iefet  audj  in  Deutfcblanb,  befon* 
bert  in  ©erlin,  viele  #pactntben,  welche  an  Schönheit  ben 
boDänb.  nicht  bebeutenb  nachgeben  unb  in  JBejug  auf  Dauer» 
baftigteit  ben  fßorjug  »erbienen.  Qi  gibt  außewbentltcb 
oiele,  tfjeil*  gefüllte,  tbtil*  ungefüllte  Xrten ,  welche  fieb  bureb 
garbe  unb  ©eflalt  unterfebeiben.  Die  ^oUanber  jagten  an 
2000  ©orten.  9iiAt  bie  febönften ,  fonbern  bie  neu  eilen 
©orten  ftnb  bie  foßbarften.  SRur  um  neue  Brten  }U  erlan* 
gen,  pflegt  man  4?paeintben  au*  bem  ©amen  ju  jterjen, 
welche  mebre  3ab«  alt  »erben,  che  fie  jur  ©tüte  gelangen. 
Die  gewöhnlich«  Ärt  ber  SJervielfältigung  geflieht  bureb  bie 
3wiebeln.  &  fefcen  fich  nämlich  an  bie  Altem  ßtoiebeln 
fleinere  an,  welche  abgelöfl  unb  für  ftcfj  gepflanzt  werben/ 
bis  fte  eine  binreiebenbe  ©rojie  erlangt  tjnben ,  um  in  ben 
$anbel  ju  fommen.  Sie  ©tärfe  be*  Stengel*,  bie  Xn^abl 
unb  regelmäßige  Xnorbnung  ber  glocfenabnlicben  ©litten,  bie 
garbe  unb  ber  Duft  berfelben  bebingen  bie  Schönheit  ber 
©lumc.  Die  ©ebanblung  ber  ^>paantt>en  erfobert  große 
Sorgfalt.  3)kn  muß  für  einen  guten  lodern  ©oben,  eine 
fonntge  Sage  unb  Scbufc  cor  groß  forgen.  Die  3wi«beln 
werben  im  £erbft  gepflanzt  unb  fommen  im  grübiabre  jur 
©lüte.  3J?an  pflegt  fte  in  ©deren  truppweife  nebeneinanbet 
iu  pflanzen,  unb  nach  bem  2tbblüben  unb  SBelfwerben  bet 
©lätter  nimmt  man  bie  3wiebeln  au*  ber  Grbe,  fdubert  unb 
troefnet  fte  unb  bewabrt  fte  fo  bis  jut  näcbßen  9flan))eit  auf. 

fiwcillftm  wat  ein  febänet  fpartan.  3üngling,  ben 
Spollo  liebte  unb  töbtete.  2tu*  3epbtt,  ber  ffiinbgott,  liebte 
nämlich  ben  Sünglina  unb  al*  einji  'Äpollo  unb  £.  mit 
bem  SBetfen  beS  DiSruS  (einer  febweren  metallenen  2Burf» 
febeibe)  fieb  unterhielten,  blie*  ber  eiferfücbtige  3epbit  bie 
von  Hpoüo  geworfene  Scheibe  jurücJ,  baß  fte  ben  3ünqling 
töbtete,  Apollo  Ragte  laut  unb  «erwanbelte  ben  (Beliebten 
in  eine  feböne  ©lume,  auf  beren  ©lättern  bie  ©ucbßaben 
A  1  al*  SBeberuf  beS  (lagenben  ©otte*  ju  lefen  waren. 
3n  bet  fpartan.  Stobt  Xraptta  feierte  man  ein  breitägige* 
gieß  junt  Hnbenfen  an  ben 

jjjnäörn  tfi  ber  altertümliche  9lame  eine*  ©ejTtrn*,  weU 
ebe*  im  Jtopfe  be*  Sternbiibc*  Stier  fleht  unb  bie  ©eßalt 
eine*  V  tpt  Dt«  $tit  ber  Siditbarfeit  tiefe«  ©cflirnS  fällt 
in  bie  regnerifa)e  SabreSjeit,  unb  ber  9came  ^»paben  iß  ba» 
ber  wabrfcbeinlicb  t>on  einem  griech.  SBorte  hjein,  w e lebe* 
regnen  bebeutet,  abzuleiten.  Die  %abd  erjdblt  aber,  bie 
^>paben  feien  Töchter  be*  Xt(a8  ober  bc*  Jtabmu*  unb  bät= 
ten  über  ben  Xob  ihre*  ©ruber*  ^>pa§,  ben  auf  bet  3a ab 
ein  Siwe  lerriffen,  fo  »tele  3^rdnen  oergoffen,  baß  bie  mit* 
leibigen  (Sottet  ihnen  enblicb  eine  Stelle  am  Sternenhimmel 
egeben  hatten,  wo  fie  benn  noch  tramer  weinten.  —  SRan 
at  fte  ptweilen  mit  ben f) Utaben  (f.  Xt(aS)  tjcrnjedjfclt. 

ftrjdlith  ift  eine  fehr  fch6ne,  vorn  ©rafen  von  ©uquop 
in  ©öi?men  erfunbene,  glasartige  Staffe,  au*  welker  bie 


fd?6nf!en  unb  baltbarflen  ©efcfjtrre  verfertigt  werben.  £ie 
SKaffe  «iebnet  fich  bureb  Jeßigfctt  unb  -&drte,  fobaf?  fie  am 
Stahl  gunfen  gibt,  fchöuen  ©lanj  unb  Durcbficbtigfeit  auf. 
Sie  fann  in  allen  garben  bereitet  werben ,  unb  bie  au*  irr 
gefertigten  ®efdße  oertragen  bie  fcbneQfle  ^broechfelung  ten 
4?ige  unb  Aalte,  ohne  ju  jerfpringen. 

^Tjäne  (bie)  ift  ein  in  jwei  befannten  ZxUn  »orffir. 
menbt*  Kaubthier,  welche*  fi*  bureb  ein  eigentümliche* 
biß,  oterjehige  güße  unb  einen  Drüfenbeutel  unter  bem 
Srhrrauje  au*jeichnet.  Sie  \)at  einen  bieten  Jtopf,  tc 
aber  in  eine  fpifee  Sdjnauje  ausgebt,  eine  raube  $nj)f 
rauhe  ^)aare  unb  einen  }iemlicb  furjen  Scbroan^.  Die&v 
finb  (iemlicb  bocr>,  torh  pflegen  bie  .pnänen  btc  {tiirterteir! 
einjufmefen ,  fobaß  e*  ben  Xnfcbein  bat,  alt  ob  biefe  fürjtr 
al*  bie  SJorberbeine  wdren.  Die  gußfoblen  ber  ^inen 
finb  behaart,  unb  an  ben  vier  3eben  haben  fte  febarft  ba!t:.. 
förmige  jt lauen,  welche  fte  nicht  (wie  bie  jta^en)  einjUla 
fdnnen.  Da  ihre  Saline  fcharf  unb  feft,  ihre  Igelit  Bot 
JlinnbacfenmuSfeln  febr  flarf  ftnb,  fo  verm6gen  fte  bie  £b« 
eben  ber  größten  Shiere  ju  jerbeißen  unb  ihre  ©eine,  tsb 
wenn  fie  ziemlich  febwer  ift,  fortzutragen.  Hn  ©roße  $<i> 
eben  fie  ungefähr  einem  gleifcberbunbe.  Sie  leben  in  $to 
len  unb  gehen  be*  macht*  auf  Kaub  au*.  So  befcbaücn 
würbe  bie  ^>pdne  eine*  ber  gefdbrlicbflen  Ähiere  fein,  »ens 
fte  niept  feig  unb  furchtfam  wdre  unb  ba*  gleifcb  tobtet  unt 
balboerwefler  SDIenfctjen  unb  3Ttj;cre  bem  von  frifa)  getöbte 
ten  »orjöge.  3n  ISften  unb  im  öfll.  Äfrtfa  ftnbet  man : 
gejtretfte  ^pdne.  Sie  iß  graugelblicb  mit  unrcgebdfr 


gen  braunen  ober  fcpwatjtn  Üuerßreifen.  über  «Warfen  f 
Würfen  Iduft  eine  SRdbne,  welche  fith  im  3orne  |Wuc! 
3bre  Stimme  ähnelt  bem  frampfbaften  gachen  eine*  ßeben 
franfen  SRenfchen.  Sie  gerätb  leicht  in  3om  unb  bat  n 
ihren  funfelnben,  unficher  um  fleh  blicfenbtn  Äugen  ein  t< 
tücfifche*  2tnfehen.  3n  einigen  ©egenben,  namentlitb,  b 
2fbpffinien ,  foll  man  biefe  Spiere  fchaarenroeife  ßnbett.  G* 
verfolgen  in  ben  SBüßen  bie  Jtaravanen,  um  3ßle*,  w* 
von  fcbieren  ober  SRenfchen  ßirbt  unb  liegen  bleibt,  \«? 
hungerig  ju  oerfchlingen.  8ange  3tit  glaubte  man,  biw 
o^vane  fei  fo  wilb,  baß  fie  fich  auf  feine  SBeife  jäh*« 
lajje:  ©eifpiele  haben  itboep  ba*  ©egentheil  bewiefen. 

Die  gefltrfte  ^pdne,  auch  Stgetwolf 
welch«  in  ben  ©egenben  am  Gap  ber  guten  $offmaM 
iß  von  röthlich,  zuweilen  auch  weißlich  Stauer  %mt  W 


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Hydra  4 

fitcarjen  glecfen.    3f>re  Stfäbne  ift  fürjcr  als  He  b«r  9c 

ftreiften  .§»änt;  tte  ©pifce  ber  Schnauze  unb  ter  Scbwanj 


finb  fcbioarj.  Äud;  in  Deutficblanb,  grantretco  unb  (fng» 
lanb  muß  eS  in  einer  »orbiflorifdjen  jjeit  eine  Zrt  oon  £«a= 
nen  gegeben  haben,  welche  jebocJb  um  ein  Dritt&etl  größer 
als  bie  jefct  noch  lebenben  2Crten  war.  hiervon  jeugen  bie 
Änocbenüberrefte,  welche  man  in  vielen  $ot)len  in  ben  <jc- 
nannten  edntern  gefunben  bat  unb  welche  tf>ei!6  ben  hier 
etnfi  baufenben  Spänen,  t  bei  13  anbern  SEbjeren  ongelj orten, 
inelaje  oon  jenen  erbeutet  würben. 

f\xjbra  ifl  eine  flehte,  jum  Äonigretdje  ©rieebenlanb  au 
börenbe,  im  Archipel  liegende  3nfel  oon  etwa  2  dW. 
Suchenraum,  mit  über 40,000 (Jinw.,  .öpbrioten  genannt, 
reiche  albanef.  UrfprungS  finb  unb  wesentlich  jur  {Befreiung 
©riedjenlanbS  beigetragen  baben.  Die  Snfel  liegt  füböfli. 
vom  $eloponncS,  brei  ©tunben  »on  bem  geftlanbe  unb  wirb 
turd)  natürliche  unb  funfilicbe  {Beteiligung  vor  feinb(id)en 
überfallen  gefehlt.  Acferbau  unb  SBiebjuebt  f innen  nur  in 
befebranftem  ÜJlaße  betrieben  werben,  weil  bie  felfige  3nfel 
wenig  fruchtbares  fcanb  barbietet.  Die  £>obrioten  jeiebneten 
fieb  febon  tängft  alS  riibne  unb  gefcbicTte  ©eefabrer  aus  unb 
trieben  cor  bem  Xufftanbe  ber  ©riechen  febr  ausgebreiteten 
£>anbel,  wobureb  SReicbtbumcr  auf  ber  Jnfd  jufammenfleffen, 
welche  fte  anwenbeten,  um  SJolfSfcbulen  unb  eine  TLt abernte 
für  bie  alte  clai|ifcbe  Siterarur  unb  für  bie  neuern  ©pracben 
$u  eniebten.  Sie  ließen  auch  auSIdnbifcbe  SBerfe  in*  ©rie» 
ebifebe  überfein,  unb  auf  auSldnbifcben  Schulen  unb  Uni» 
etrfttäten  fanb  man  junge  ^pbricten,  welche  fieb  in  ben 
Biffenfd)aften  unterrichteten.  {Bei  bem  grieeb.  Äufftanbe 
(f.  ©riedjenlanb)  waren  fte  überaus  eifrig  unb  helben» 
roufbig,  obfehon  berfelbe  ben  £anbel  unb  ben  Äeichtbum 
ber  3nfe(  vernichtete.  Der  ©tatt  £pbra,  welche  fich  am» 
pbitbeatralifch  über  ben  apafen  erbebt,  fiebt  man  nod)  bie 
(faulige  SBoblbabenbeit  ihrer  S3ürger  an.  ©ie  bat  ein 
©Vnnafium  unb  eine  ©cbjffabrtsfcbuic. 

ftjfrraulih  ober  {»nbrobunamif  beißt  bie  8cbrc  von 
ben  ©efefeen,  nad)  benen  bie  {Bewegungen  tropfbarer  glüf> 
;;ittn  erfolgen;  boeb,  bat  man  $»brau(if  auch  »orjugS» 
Bwft  bie  teebnifebe  Xnwenbung  jener  8cr)re  genannt.  Stabe 
«rwanbt  mit  biefen  ffiiffenfdjaften  ifl  bie  ^>»broftatif 
ober  bie  8ehre  von  ben  {Bcbingungcn,  unter  benen  ©leid;: 
iebt  (JBewegungSlofigfeit)  bei  glüffigfeitcn  unb  bei  einer 
btnbung  »on  glüffigfeitcn  unb  feften  Äörpern  flattfirtbet. 
^orinabrunnen,  SSaffcrfjebewerfe,  SJaffermüblen  u.  bergl. 
finb  ©egenftanbe  ber  #»braulif  im  engem  ©inne;  bie 
Bitter  •Qoiro.ttcr.  II. 


3  Hygrometer 

^rfebeinungen,  welche  beim  Ausfluß  ber  glüfjtgfeiten  auS 
Öffnungen  auftreten,  baö  gließen  beS  SEBafferS  in  Köhren, 
in  Kanälen  u.  bergl.  betrachtet  bie  $»brob»namtf,  unb 
bie  #pbroflatif  lebrt*.  {B.  bie  JBebtngungen  beS  ©cbwim» 
mens  fefter  Äörper  auf  glüffigfeiten ,  bie  SKetbcbe,  nad) 
welcher  baS  fpecift'fdje  ©ewicht  ber  JCÖrper  }u  ftnben  u.  bßi. 

Jfjnörcjgräpbic  (3Qafferbefd)retbung)  ifl  gewifTerma< 
f  en  ber  ©eograpb.  ie  (Sanbbefcbreibung)  entgegengefe|t ,  benn 
wie  bie  (entere  ponüglid)  mit  bem  2anbe  ftcb  ju  tbun  mac^t  unb 
alle  auf  ibm  porfommenbe  jßerge,  Sßälber,  ©tdbteu.  f.  w. 
fd)i(bert,  baS  SDieer  aber  nur  infofern  in  {Betracht  jicht,  als 
t&  bie  ©renje  beS  SanbeS  bilbet,  ebenfo  befcfaäftigt  fidj  bie 
^>»brograpbic  tor^ügllcb  mit  bem  üfteere,  febilbert  beffen  Un» 
tiefen,  ©anbbdnfe,  flippen,  Strömungen  u.  f.  w.,  baS 
Saab  nur  als  {Begrenzung  beS  SßeereS  berüeffiebtigenb.  Der 
SJeifenbe  auf  bem  SDceere  bebarf,  wie  man  wohl  ficht,  ber 
^»pbrograpbie  noch  notbwenbiger  als  ber  Sfcifenbe  auf  bem 
ßanbe  ber  ©eographie,  benn  jener  heftet  in  feinen  hpbro» 
grap^ifeben  Jtcnntniffcn  unb  feinem  Gompafj  bie  einigen 
gührer  burch  ben  äufierlich  feine  bleibenben  Süerfchiebenf;eitcu 
barbietenben  IDcean. 

fjijgifo  nannten  bie  ©ried)en  bie  olS  eine  Göttin  oon 

?eflellte  ©efunbbeit,  bie  eine  Zod)ter  ober  Gemahlin  beö  'ü  3  ■■ 
u(ap  (f.  b.)  genannt  würbe,  ©ie  würbe  als  eine  ju» 
oenblid)  fd)öne  ©eflalt,  eine  Schlange  (baS  ©pmbol  beS 
febenS)  fütternb,  bargefteQt,  unb  glebenbe  weiteten  ihr  baS 

fitjgromrtfr,  b.  h.  geudjttgf  ettSmeffer,  auch 
groffop,  nennt  man  »erfefai ebene  ^nfhumente,  welche  man 
benugt,  um  ben  geucbtigfcit^uitanb  ber  atmofphdrifdjen  Suft 
tennen  }U  lernen,  »on  welchem  jum  Sheil  baS  SBetter,  baS 
eben  benfehenbe  unb  baS  bemnetefaft  gu  erwartenbe,  abbdngt. 
SS  gibt  eine  große  %n}ab(  von  Stoffen  (fogenannte  bpgro» 
ffopifd)e  Subftanjen),  weld)e  burch  bie  größere  ober 
geringere  geuebtigfrit  met;r  .ober  weniger  »erdnbert  werben, 
unb  biefe  Stoffe  finb  eS  namentlich,  beren  man  fich  jur 
^erflellung  oon  ^»pgrometern  btbtent  bat.  iBefannt  finb  bie 
fogenannten  t>ol\  & nb.  ^»grometer,  welche  auS  einem  f leinen 
^auSd)en  oon  ^appe  befteben,  in  bem  ein  ©tücf  Darmfaitr 
fenfrecht  herabhängt  unb  eine  runbe  9>appenfd)eibe  rrdgt.  2fuf 
tiefer  flehen  xwei  puppen,  eine  männliche  mit  einem  Stegen-- 
fd)irm  unb  etne  weibliche  mit  einem  gdc^er,  welche  fo  ges 
fleUt  finb,  baff  bei  feuchter  üuft,  wo  dlfo  wegen  ju  erwar« 
ten  (lebt,  in  golge  ber  "Äufbrebung  ber  Saite  burch  bie 
geucrjtigrett,  bie  männlich. e  "puppe  auS  ber  ihr  entfprechen: 
ben  2bür6ffnung  beS  ^)duSd)enS  tritt,  wdbrenb  bei  troefener 
£uft  bie  Dame  erfcheint.  Diefe  unb  ähnliche  Vorrichtungen 
werben  jetjt  nur  als  ©pielereien  betrachtet,  benn  man  wer; 
langt  gegenwärtig  von  einem  -^pgrometer,  baß  er  nicht  nur 
im  Allgemeinen,  fonbern  genau  ben  ©rab  beS  grud)tigfrit6> 
pflanbeS  ber  fttmofpbdre  angebe.  Gin  fchon  heffereS,  aber 
immer  auch  nod)  febr  ungefähres  .£mgrometer  ifl  baSjmige, 
Weld)eS  man  auS  ber  gruebt  Pon  Geraninm  grninnm  (f.  ©  u 
tauten)  oerfertigt.  Diefe  grucht,  welche  fich  beflo  mehr 
fpiralförmicj  jufammenjiebt,  je  troefener  bie  umgebenbe  9uft 
ift,  wirb  tm  SKittelpunfte  eines,  wie  bie  nadb|ler)enbe  2tb» 
btlbung  je  igt,  eingeteilten  Ä'reifcS  befefHgt.  Äunfiooller 
unb  genauer  finb  baS  oon  ©auffure  mitte«  eine*  gefpanm 


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Hymen  4 

ten,  ausgelaugten  SRenfchenbaare«  forafiltig  bergrfteltte  unb 

ba5  von  Dt  lue  au$  eine«  feinen  gif^bfinfhttfm  wrfer* 


tigte  #vgrometer.  3n  neuerer  Seit  hat  man  jebod)  alle  «£r>* 
grometer  verworfen,  bei  benen  ba6  Verhalten  einet  bvgro; 
ffopifeben  Subfianj  beobachtet  wirb,  weil  man  gefunben  bat/ 
baß  alle  tiefe  ©ubfranjen  mit  ber  3eit  ihre  ©mpftnbltcbfeit 
immer  mehr  verlieren,  unb  bap  bie  Cimvirfung  ber  geudj* 
tigfeit  auf  fie  nicht  in  bem  SJerbdltntffe  junimmt,  in  welchem 
fte  fetbft  wdchff.  Daniell  bat  baber  ein  £pgrometer  an« 
gegeben,  beffen  {Beobachtung  war  minber  bequem  alö  bie 
ber  biäber  gebräuchlichen  #pgroff  ope  ift,  welches  aber  bureb 
©enauigfeit  ftct>  auszeichnet.  DaS  ^rinrip,  auf  welchem 
baffe Ibe  betrübt,  ift  bieß,  baß  ber  S'uthtigfeitJjufranb  tet 
Btmofphäre  au§  ber  Temperatur  eineS  ©cfäfkS  befrimmt 
wirb,  welche  tiefe«  in  bem  Äugenblicfe  bat,  wo  fieb  bie 
wäfferigen  Dürfte  ber  2uft  in  fluffioer  ©effalt  an  ibm  nie* 
terfehlagen.  <&i  ift  eine  befannte  Sache,  baf  falte  Öefdfje 
fooktcb  befcblagen,  wenn  fte  in  eine  wärmere  Suft  gebracht 
werben,  unb  man  fann  febr  genau  au$  bem  Äältegrabe, 
we(o>en  ba*  ©efäß  haben  muß,  barmt  ein  folcbeS  fficfcblagcn 
nur  eben  eintreten  fann,  ben  Dunftgebalt,  b.  b.  ben  jeuch^ 
tigfeitcV^ufranb  ber  fltmofpbdre ,  berechnen.  9loc$  genauer 
unb  jur  Beobachtung  bequemer  ift  ba5  von  2fugufr  erfun-- 
bene  Barometer,  aud)  $ft>d)rometer  genannt.  JBet  bie« 
fem  3n|trumente  fchließt  man  au3  ber  Spenge  brS  3Baffcr* 
bampf«,  ben  bie  8uft  bei  ber  berrfdbrnben  Temperatur  nod) 
aufnimmt,  auf  bie  SRenge  be«  bereit*  in  ibt  entbaltenen. 

jfjljmtn  ober  #pmenio&,  ein  bem  <5ro3  ober  Amot 
oerwanbter  Ciebe$gott,  ber  ^Brautführer ,  welcher  jum  boeb= 
Seitlichen  Saget  geleitet  unb  »aber  bei  biefer  ©elegenbfit  an* 
gerufen  würbe.  2Ran  hat  ihn  fpätet  überhaupt  al3  ben 
(9 ott,  m elcher  ben  ^ecbjeiten  vorfielt,  bezeichnet.  St  trdgt 
eine  ftacfel  unb  wol  auch  ein  Xaubenpaar  als  topmbole  ber 
Siebe  unb  ber  ehelichen  2reue. 

Cjrjmne  bezeichnet  urfprüncjlicb  einen  Sejigrfang,  welker 
ju  Cbten  eine*  ©orteS  ober  $albgotteS  gefungen  wirb  unb 
Den  bie  ©riechen  mit  SWuftP,  wol  auch  mit  ffanj  begleiteten. 
3n  ihm  Gilberten  fie  bie  ifcaten  bet  ©ötter  tmb  erji  fpi- 
ter  »orjugtoveife  bie  ©efüble  Derjenigen,  welche  ben  (Se* 
fang  anjhmmten.  Auch  im  3f.  2.  fommen  gefigefänge  vor, 


4  Hypochondrie 

in  betten  fleh,  bie  ©efüble  ber  Anbetung,  brt  DanfeS,  bei 
JBewunberung  auf  eine  wahrhaft  poetifcp  etbabene  SBeife  nuS« 
fpvechen,  unb  man  fann  biefelben  als  |>ömnen  bezeichnen. 
Gütlich  ftnb  bie  «ßvmnen  auch  in  bie  cbrijUicb  religiöfe  $oefte 
übergegangen. 

fjrjprrbel  i|l  eine  Sfebfftgtrr  (f.  gigur),  bei  welcher 
man  eine  Übertreibung  anbringt,  um  bie  Äufmerffamf  eit  bes 
^>6rer«  lebhafter  ju  erregen.   £ppetbe>  lifcb  bezeichnet  ba> 

her  überhaupt  fo  Viel  ale>  übertrieben.    ^9  per  bei 

ift  au*  ber  9came  eine*  äegelfcbnitt*.  (S.  ÄegeL) 

f)tjpf rlioräcr  nannten  bie  ©riee&en  ein  fabelbafte«  Seif, 
welc&e*  im  fernen  SB.  unb  9t.  in  ungeflörter  ©tucffetiateii 
unb  3ugenb  unter  einem  ewig  heitern  Gimmel,  »ernt.  : 
t>on  bem  falten  9torbminbe  (ffioreas)  lebte.  3e  weiter  \± 
bie  geographifc^en  Äenntniffe  audbebnten,  befto  weitet  nach 
37.  würben  bie  <&9perborder  oerbrdngt  unb  befto  mehr 
febwanb  bet  SBapn  von  bem  glüctiicben  3u(ianbe,  in  bem 
fte  leben  feilten. 

fjtjpodjondrif,  9RiI*fucf>t,  5Wiljfranfr)eit  wirb  ein 
langwieriges,  porjugSweife  9)?dnner  ton  mittlerm  XlteT  unr 
mctandwlifcbem  ober  d)olerifch.em  Temperament  heimfucher. 
beS  Übel  genannt,  welche^  am  h.duftg)!en  von  ben  SBetfjt^ 
gen  ber  Sierbauung  unb  be5  JBlutumlauf«  im  Unterleib«  au? 
gebt,  halb  jebod)  auch  ©eiji  unb  ©emüth  in  feinen  JBer; 
vi  ein,  babureb  ben  eigentlichen  Scelenfiirungen  fct)r  nabi 
uerwanbt  wirb,  bie  met|1e  Xhnlichfeit  aber  mit  ber  bem  weib 
lieben  ©efcblecbt  eignen  ^)r>|teric  (f.  b.)  bat.   Sie  »errät, 
[ich  juerß  burch  eine  traurige,  ärgerliche  ©emütb&fiirranuii: 
iMebc  jur  einfamfett,  JEragr>eit,  ©t6rnngen  ber  JBerbauun; 
mangclnbe  ober  übermäßige  G^luft,  Sobbrennen,  ©er:;: 
von  vschwere  unb  Spannung  im  Unterleibe,  Jbattleibigfii 
SSeiterbtn  macht  bie  eben  befdniebene  ©cmütbeftimmung  ei 
ncr  cigenthümlichen  <Selbfffucbt  $la^,  bie  fich  baburdb  ju  r* 
fennen  gibt,  baß  ber  itranfe  an  ben  Angelegenheiten  Unte- 
rer, überhaupt  an  Dem,  was*  um  ir)n  vorgebt,  gar  Mm 
Ttntheil  nimmt,  fonbern  ftd)  immer  unb  aue>fcblte§licb  mi: 
feinem  ©efunbbeit&juflanbe  befebaftigt,  forttvihrenb  tiba  trn 
felben  nachgrübelt  unb  fieb  Anftebten  von  ihm  bittet,  gegen  bic 
er  feinen  SBiberfprucb  vertragt.   3nobefonbere  flagt  er  übe: 
herumjicbenbe  Schmerlen  in  faft  allen  &beilen  brt  iWrpcr. 
namentlich  über  balbfeitigen  jtopffchmerj,  aüerhanb  ©inru 
täufchungen,  Dhrenfaufen,  @d;winbel  unb  ajerbauung#be 
febwerben.  Dennoch  fteht  er  eben  nicht  abgefallen  unb  den' 
auä,  fonbern  unterfebeibet  ftd;  im  ftußern  von  einem  Qu 
funben  nur  tureb  eine  ungewöhnlich  bunfele,  erbfahle  <&t 
fichtefarbe  unb  einen  eigentbümüd)  furchffamen  unb  fo>euen 
Jölicf.  Die  Jpnpocbonbrie  fann  3ahre  lang  ohne  ©tfabt  w> 
bauern  unb  nimmt  nur  au§nabm6weife  Curch  Ubergang 
2Belancholie,  SSJafferfucht  u.  f.  w.  einen  töbtlicben  W 
gang,  vergiftet  aber  im  eigentlichen  Sinne  jeben  ®«nu§,  Nu 
baä  Sehen  bietet.    Sic  beruht  juweilen  auf  einer  ererb:. 
Anlage  unb  ftebt  bann  gewöhnlich  mit  {»ämorrhoiba 
in  SUerbinbung,  wirb  aber  au*  bur<h  2tüe5  h«bcigefu, 
wa»  bic  Unterleibdeingew eibe  Ju  fchwadpen  im  Stanbe  i| 
burd;  eine  fifjenbe,  mtt  ©ei|Tc*anfhengung  unb.9cachtnNMhen 
verbunt enc  i' eben;- weife,  nieberbrüdenbe  ©cmüth6br. 
gen,  frühjeitige  ©efd)[cchtöauSfchwetfungen,  SRiöbraud)  NB 
Jtlpftieren  unb  Wührungämitteln,  eine  reijlofe,  fchwer  rer 
bauliche  Jtojf,  namentlich  öftern  ©enuß  mehliger,  fettn 


5pcifrn,  langen  Aufenthalt  in  ein«  ungefunben  SBofrnuna 
i.  f.  w.  Cbcn  beSfralb  ifl  aber  auch  grabt  bei  biefer  Jtranr* 
jeit  bie  jwecfgemctße  Uraänberuna  ber  ganwn  SehenSwetfe 
;rt  noch  wichtiger  unb  einflußreicher  al*  bte  Xnwenbuna,  von 
trjneien;  benn  bie  tägliche  ©rfaprung  lehrt,  baß  tine  ben 
Irüften  unb  SBSünfcfrctt  be«  Äranfen  angemeffene  nüfclicbe 
3<l4iÄftigung,  freunblicber  Sufprucp,  vorfteptige«  Hblenfen 
((Tetben  von  bem  ©egenjlanbe  feiner  beftänbigen  ffjeforgnifife, 
?tifen,  SBeränberung  be«  Sßobnort«,  binreiepenbe  förperlicpe 
jeroegung  unb  ftrenge  Diät  oft  mehr  jur  batbigen  unb 
auerbaften  £er|leu"ung  be5  Äranfen  vermögen,  al*  bte  #ülf*» 
Uttel,  welche  bie  Epotbefe  barbietet. 

finpotbiee  ifl  eine  »orau*fe&ung,  welche  jur  erfldrtwiej 
nvi<V«r  ßrfebeinungen gemacht  wirb.  Die  £ppothefen  tre* 
m  befonber*  in  ben  ^aturoifTenfcfraften  auf.  ÜRan  macht 
,  SS.  au«  gerviffen  gitt>tcr| Meinungen  eine  33orau«fefcung 
ber  bie  Statur  be«  Sicht«  unb  fuefrt  nun  au*  biefer  Um 
ahme  aße  antern  Sichtphanomenc  ja  erfldren.  Die  $wo; 
icfcn  geben  baber  nicht  fowol  ba*  SBefen  unb  bie  SBa^ 
eü  be*  ©egenftanbe«,  al«  vielmehr  ben  3uflanb  unferer 
tenntmß  von  jener  Sttabrbeit  an,  unb  wenn  fju*  baber  bie 
trnntniffe  erweitern,  muffen  fiefr  bie  ^>vy>otbefen  anbern  unb 
cwoOfornrnnen. 

ffoetme,  Wutterplage,  SKutterfiaupe  finb  gleich* 
ibeutenbe  Benennungen  für  eine  au*fcbließlicp  bem  weibli» 

ni  (Mcbtecht  jufommenbe  Jtranfbeit,  bie  in  ben  eigentpüm» 
eben  ©efcblecrjt«verfrälrnifTen  beffetben  gewiffermaßen  tfrw 
Bürgel  bat,  ftd>  bauptfäcplich  bureb  eine  wibernatürlicpe  ge» 

inerte  Ghnpftnblicbfeit  ber  Statten  unb  große  SJeränberlicfr» 
:;t  fämtntlicper  Äranfbeit&erfch einungen  au84eicb.net  unb  ben 
irjmpffranfrjeiten  nahe  verwanbt  ifl.  Da*  Übel  entwicfelt 
1?  immer  erfl  mit  bem  Eintritte  ber  ÜRannbarfeit  ober  fpä» 
t  bi«  etwa  jum  45.  3a^re  unb  verräth  fiep  juerfl  burcp 
HC  auffaDenbe  Beränberlicpfeit  be*  Förperlicpen  JBeftnben« 
ber  ©emüth«flimmung ,  fowie  burcp  eine  ungewöhnliche 
'mpfmbtiepreit  gegen  äußere  ©nbrücfe.  Die  Aranfe  ifl  fe^t 
m  gröfiein  geneigt  unb  empftnbet  bie  geringfle  aBitterung«* 
Sinterung,  fann  oft  febon  bureb  ein  bette«  Siebt,  bureb 
nen  mäßig  lauten  Schau"  beunruhigt  unb  beläftigt  werben 
nb  unterliegt  manniepfacben  @inne«täufcbungen,  namentlich 
uS  ®erucfr  unb  ©ef&macf  anlangt.  (Snblich  artet  bie  franf* 
me  Sieijbarfeit  in  wirtliche«  Jtrampfleiben  au«.  Die  Jtranfe 
leitet  nun  förmliche  (fogenannte  byfterifebe)  Anfälle,  bie 
(fr  i'on  jjjeit  ju  3«t,  anfang«  feltener,  fpäter  immer  öfter 
nb  meifl  ohne  alle  Äußere  SBeranlaffung  wieberbolen.  Stach« 
ein  einige  Augenblicfe  lang  @ät)nen,  Wecfen  ber  ©lieber, 
eljenbe  @<bmcr5en  in  benfelben,  @efubl  »on  Äalte  im^n. 
:rto»fe,  Drucf  in  ber  STOagengegcnb,  2Ragenfram»f,  »e» 
emmuna  in  ber  IBrufl,  grofe  'Ängfl  vorausgegangen  flnb, 
RÜtrt  ficf>  ba«  iBewußtfetn  ober  au*  nur  bie  RäbiaFeit  gu 
jrecbm,  unb  tt  treten  bie  mannicb,faltigflen  unb  fonberbar» 
w  3udungen  «nb  Ärimpfe  ein  mit  unroillfürlidjem  8a* 
itn,  SBeinen  unb  65cb.reien.  Diefe  Jtramsfe  galten  fünf 
is  bretßig  Minuten  'an  unb  benn  bann  unter  «Poltern  im 
Interleibe  roieber  auf.  JBleiben  nun  auo>  manche  Äranfe 
rei  von  folgen  heftigen  Anfallen,  fo  werben  fte  bafür 
cm  3eit  ju  3eit  von  unerträglicher  2tn^ft  unb  Xtbmung*» 
efefawerben  befallen  ober  bettagen  ftcb  über  ba*  ©eftyl  ei« 


ner  an*  bem  Unterteile  burd)  bie  JBruft  bis  in  ben  Aal* 
auffteigenben  Äugel  mit  hamvfbafter  3ufammenfcl)nürung  im 
(Schtunbe,  über  einen  eigenthumtieben,  auf  eine  febr  «eine 
©teile  befebränften  Äopffcbmerj,  ben  fte  fo  befebreiben,  al* 
werbe  tfmen  ein  9lagel  in  ben  Aovf  getrieben,  ober  fte  lei» 
ben  an  folifartigen  ©cpmerjen  im  Unterleibe  mit  ber  Cm« 
»ftnbung,  al«  bewege  fiep  ein  lebenbe*  $bier  in  bemfetben, 
an  6fel,  SBürgen  unb  (Erbrechen  wdfferiger  gtüffigfeit  unb 
ber  genoffenen  ©peifen  u.  f.  w.    Dabei  ijl  meifl  bie  SBer; 


bauuna  geflört,  ber  Stuhlgang  feiten,  bie  SKenflruation  oft 
übermaßig,  unorbentlicp,  mitunter  jebod)  auep  ganj  regel* 
mdßig.  Die  #pflerie  fepeint  in  manepen  gamtlien  erblich 
;u  fetn  unb  entwicfelt  fiep  bann  mit  bem  Eintritte  ber  SRann* 


barleit  vonljelbfl,  ober  fte  ifl  golge  einer  fehlerhaften  Cr» 
jiebung,  in«befonbere  einer  ju  frühen,  auf  Unfoflen  be«  Äör» 
per«  erjwungenen  2lu«bilbung  be«  ©eifle«,  einer  hanfbafi 
ten,  burcp  Sefen  von  {Romanen  genährten  Cmpftnbelei,  be« 
SRüßiggang«,  ber  ©elbflbeflecrung ,  unbefriebigter  Siebe,  ber 
GfHioftgfeit  ober  einer  unglüeflieben,  gezwungenen,  finber(o> 
fen  €he  ober  auep  aDju  häufiger  ffioebenberten,  ju  langen 
©ritten« ,  anbaltenben  Äummer«  unb  ©ram«,  ber  »leicpi 
fuept,  be*  iBeitStan^e*  unb  anberer  Slervenfranf freiten.  UbrU 
gen*  ifl  bie  Aranfbeit  gewöhnlich  von  langer  Dauer,  jutnal 
wenn  unabdnberlicfre  gebenSverfriltniffe  ihrer  Teilung  wefent» 
liefre  ^inberniffe  in  ben  SBeg  legen,  oft  wirb  fte  jeboefr  burch 
eine  glüdlicfre  Che,  ©efrwangerfebaft,  SBochenbette,  ba*  na> 
turgemäße  SSerfchwtnben  be«  3Konat5fIuf[e*  u.  f.  w.  gefro» 
ben,  fann  aber  freilich  ««efr  in  bauembe  Slerven*  unb  ©et« 
licsrrancpcucn  uoergepen. 

fjrjßtivcm  J^rotfron  ifl  ber  gefrier,  weld)en  fld)  ber 
Slebenbe  ober  ©epreibenbe  »u  ©cfrulhen  fommen  läßt,  wenn 
er  bei  ©efrtüffen  unb  Darftellungen  ba«  Crfle  bem  fachge^ 
maß  Sotaenben  naebfebt:  ba«  2e6te  *um  ßrflen  macht. 


I. 


^btfl  freißt  ein  ©efcfrlecbt  •  ber  reiherartigen  I36gel,  weli 
efre«  au«  mehren  Hrten  befleht,  bte  ftdfr  fämmtlich  burcp  einen 
lanaen,  bünnen,  gebogenen  ©cfrnabcl  unh  nacftenÄopf  au«» 
teiepnen  unb  ftcfr  in  ber  91%  von  glüffen  unb  ©een  aufhalten, 
tnbem  fte  ftch  von  SBaffertfrieren  ndfrren.  Der  merfwurbigjle 
iji  ber  von  ben  alten  ügpptern  abgittifch  verehrte  umflefrenb 
abgebilbete  geheiligte  3bi«.  Cr  lebt  in  Unteragppten, 
Olubien,  Äthiopien  unb  ©enegambien  unb  fommt  jurjeit  ber 
giilüherfchwemmung  nad)  Dberdgppten.  Die  Ägpptter  fafren  in 
ihm  einen  S3oten  ber  fegenöreiepen  SRÜüberfcbwemmung,  von 
welcher  bie  Sruchtbarfeit  ifrre*  £anbe*  abhmg,  unb  au*  bie» 
fem  ©runbe  wahrfcheinlich  joUten  fte  ihm  fo  bebe  Verehrung. 
(S*  würben  Sbiffe  tn  ben  Xempeln  auferjogen  unb  gepflegt 
unb  naefr  bem  &obe  würben  bie  Seichname  einbalfamrrt  unb 
m  eignen  ©rabmdlern  heigefeht,  welcfre  noch  UU  unter  bem 
giamen  „SBogelbrunnen"  gejeigt  werben.  SBer  einen  3bi* 
tibtete,  ber  war  be*  Stöbe*  ftfrulbtg.  Der  ©cfrnabel,  ber  naefte 
Äopf  unb  £a(*  unb  bie  gleichfall*  naef ten  jBeine  bie fe«  3 bi* 


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Ibrahim  Pascha  4M 


Ichneumon 


ftnb  fäworj  unb  übrigen«  ifl  frtn  ©eftebet  weffl,  mit  Äut* 
nabme  ber  ®pi|en  bet  ©c&wungfebern  unb  bee  (Snben  bet 


N 


langen  ©<$ulterfebem,  welche  fcr)warj  finb;  et  wirb  1 
9  doli  lang.  —  ©etgraneSbi«,  reeller  an  ben  $(u|m 
munbungen  beS  fc&warjen  unb  fafpif(t)en  SWeere«  lebt,  ju* 
weilen  aber  auef)  biö.nacb  Deutfcfyanb  fommt,  b<*t  einen 
faftanienbraunen  Äopf,  £a«  unb  £>berf6fper,  wdfcrenb  et 


ubriaenfi  ftablgrun  unb  twlettfc#mmeTnb  ift.  ©eine 

3brai)im  gtafletja,  ber  dltefte  <2ofcn  beS  Bicrfm.i 
ton  ttgppten,  9Robammcb  2t  Ii  (f.  b.)/  iji  ©wttbiit« 
üon  Snrien  unb  ^qdjttn^bec  ton  2frana.  St  würbe  1766 
geboren  unb  jeiebnete  fieb  nachmaß  befonberö  im  JUntyft 
gegen  bie  2S  a b ab i 8  (f.  b.)  au*,  welken  et  1813  einteilt: 
febeibenbe  SJiieberlage  beibrachte.  SBabrcnb  be$  griedb.  Hr.. 
abl^ricjigFeitafnegeä  üerroüfkte  et  ton  1825  an  2Nu;j, 
mußte  jeboeb,  bureb  ben  Cinfluß  bet  ebritf  lieben  «RJi&tt  gt 
luMbigt,  (Suropa  1828  mieber  tedaffen.  (o.  (Stiegen« 
lanb.)  ©ein  Jetbjug  micb  ©friert,  welchen  er  1831  im> 
tetnabm,  tjatte  jur  golge,  baß  bie  Pforte  1833  ©prien  uni 
ben  S3fjirf  ton  Äbana  an  3.  gegen  einen  jabtlicben  Sribut 
abtrat,  ^ortwibrenb  bat  3-/  bet  ba$  ßanb  mit  wirr 
(strenge  unb  Jpärte  bebanbclt,  mit  Empörungen  ju  tämpfai 
getobt,  welche  it)n  ju  (einem  rubigen  ©eftfce  fommat  la|"a 
unb  bie  SBerwüfiung  bt$  8anbe$  jur  golge  &aben. 

3cl)nfumon,  ton  ben  Ägpptern  9tem5,  ton  ben  is 
&wpten  wobnenben  ßuropoern  ^baraonSrafee  geturat, 
i|t  etn  in  ftgppten  einbeimifc&eS  Sfyier,  welche*  bei  ben  at 
ten  Stgpptem  in  ttligiofem  Änfeben  ßanb,  weit  man  t4  fw 
ben  »ertilget  bet  Ärofobite  |>ictt.  ©et  3t$neunura  I* 
nämlich  ton  Sögeln,  Reinen  ©augtbieren  unb  2fm$ifrira 
unb  ton  ben  eiern  ber  am  ©oben  niflenben  Sögel  uni 


bei  Amphibien.  Crr  jerjWrt  bah«  eine  große  Enjabl  Port 
Ärofobileiern ;  eine  Säbel  aber  ift  cS,  wenn  e jemals  erjäblt 
würbe,  baß  er  bem  fcblafenben  ÄroFotil  in  ben  {Rachen  friede 
rmb  f«b  burd)  fein  3nnere«  btnburcbfreffo  wovon  baffe&e  fterbe. 
6r  ähnelt  an  ©eftalt  einem  SRarber  ober  3lti«,  wirb  ab« 
;::  ben  3ibertbicren  gerechnet,  weil  er  in  ber  dtthe  be«  2lf* 
ter«  einen  Srüfenfacf  bat.  Xn  ben  fiinfjebigen  güßen  bat 
er  eine  halbe  Schwimmhaut.  Ser  etwa  lVt  g.  lange  unb 
nur'  etwa  7  3oH  hohe  Äorper  teö  Scbncumon  tfi  mit  lan* 
gen,  groben,  braungetblieben,  an  ber  ©püje  weißlichen  £aa* 
ren  bebeeft.  Ser  paarige  Schimm,  bat  bie  Singe  be«  Äor* 
wr«  unb  om  (Snbe  einen  langen  «paarbüfcbel.  Sie  jDbren 
m  furj  unb  abgerunbet,  ber  Jtörper  fcblanf,  bie  Jörine 
für}.  @§  ift  diiflcrft  bebenb,  hat  fdjarfe  ©inne  unb  gleist 
an  SBorficbt  unb  äöebutfamfeit  ber  Aafce.  €r  lägt  fieb  leicht 
lähmen  unb  würbe  befonber«  früher  von  ben  Agpptern  al« 
JDauStbier  gehalten,    ©eine  ©timme  gleist  einem  bumpfen 

ICtUB  ifr  eine  altberfommlicbe  Äbfürjung  für  ba«  tat. 
Iuris  Coasultus,  welche«  {Recbtögelebrter  bebeutet. 

Jba  biefj  ba«  ©ebirge,  in  helfen  9tahe  bie  berühmte 
€5tabt  2roja  lag.  $zer  war  eS,  wo  Jupiter  in  ©eftalt 
eme«3(bier«  ben  ©anpmeb  (f.  b.)  entfübrte  unb  wo  $a* 
riS  (f.  b.)  ba«  verhängnisvolle  Urtt)eU  über  bie  ©ebinbeit 
brr  brei  mäcbtigften  ©omnnen  f»raeb.  9ücbt  minber  be* 
rübmt  war  im  'Alter tljume  ba«  ©ebirge  3ba,  welche«  auf 
ber  3nfel  Äreta  (j'fct  Stanbia)  lag,  benn  auf  it)m  war  3u* 
piter  geboren  worben. 

Dbft  ift  ein  urfprunglieb  griecl).  SBort,  welche«  burd)  ben 
berühmten  grted).  ftyilofopben  f)Iaton  bteibenb  tn  bie  ^bilos 
fopr/ie  eingeführt  worben  unb  beffen  JBebeutung  ebenfo 
melm  Umgcftaltungen  au«gefefet  gewefen  ift,  wie  bie  $biic* 
fc-vbie  felbft.  Urfprunglid)  bebeutet  Sbee  ben  ©ebanfen,  in« 
fofern  er  eine  bobere  unb  ber  SBabrbeit  gemäßere  SBirfttcb* 
feit  bat,  al«  ba«  ©ebiet  be«  ftnnlicr)  SBabrnebmbaren,  wel* 
cbeS  bem  ©ebanfen  gewobnlicb  al«  ein  von  u)m  »erfebiebe* 
ne«  ©ebiet  be«  SBirflicben  entgegengefefct  $u  werben  pflegt. 
3n  biefem  Sinne  bat  man  von  einer  b^bern  SBirfitcbf'eit 
ber  Sbee  unb  öon  einer  gemeinen  ober  fd)led)ten  SBirflicbfeit 
ber  ftnnlicben  Singe  gefproeben,  welche  (entere  febon  burer)  ihre 
&ergänglid)feit  beweifen,  baß  ibre  SBirflicbfeit  nur  ein  ©cbein 
fei.  Snbeß  baben  bie  finnlieben  Singe  botb  auet)  ein  SJer* 
bältniß ju  ber  hohem  SBirflicbfeit,  inbem  fte  rein  bloßer, 
leerer  ©d)ein,  fonbern  ßrfebeinungen  be«  ©ebanfen«  finb, 
wie  man  baraui  erfuhr,  baß  jeglichem  entliehen  Singe  ein 
unvergänglicher  ©rgriff  ju  ©runbe  liegt.  Cine  folcr)e  Jtuf* 
faffung  ber  3bee  war  e«,  welche  ?>Iaton  in  bem  fct)önen 
©Itiebniffe  auSbriicfte:  bie  SRenfeben  glieben  Gefangenen  in 
einer  {w^le,  welche,  mit  bem  SRüefen  gegen  ben  Eingang 
flewmbet,  w>n  ber  wahren  SBelt  ber  Sbetn  brausen  nichts 
f%n,  wol  aber  bie  ©ct)attenbilber,  weltöe  au«  jener  SBelt 
in  bat  3nnere  ber  .pöble  fielen,  flauten.  Sie  ^bilofopben 
nun  wären  narf;  $Maton  Siejenigen,  welchen  eS  gelungen  wäre, 
fWb  tmrjuwenben,  bie  SBelt  ber  SBabrbeit  su  erbauen,  unb 
bie  nun  auch  im  ©tanb«  wären,  bie  ©Ratten  tn  bervpöble 
ben  übrigen  SRenfcrjen  am  riebtigften  $u  erflärrn.  3n  fpfa 
tn«  3eit  bat  man  fieb  gefhitten,  ob  bie  edbte  SBirflicbfeit 
w»  eneuepen  fingen  ooer  ben  wapren  vjwoanren,  oen  joeen 


jmauerrennen  fei  Sie  eine  ffliebtung,  bie  ber  3beari(len, 
»erwarf  bie  finnliche  SBelt  al«  einen  blopen  ©ct)ein  unb 
febrieb  bagegen  ber  3bee  aCe  SBabrbeit  unb  SBirflid)fett  au«» 
fcblie^lict)  »u.  Sie  «itbtung  aber,  welche  bie  SBirflicbfeit 
ber  ftnnlicben  Singe  cum- rannte  unb  beren  Äuf;änger  9c ea* 
lijten  genannt  würben,  mufte  bie  bob««  SBirflicbfeit  ber 
3been  al«  eine  Eäufcbung,  eine  bloße  (Sinbilbung  ber  Sieb* 
ter  unb  5>r)ilofopt>en  »errufen,  ©o  ift  e«  babin  gefommen, 
baß  man  bie  3been  für  bloße  S3orfteUungcn  auögeqeben  bat 
unb  baß  man,  weil  chne  bie  Annahme  einer  hühern  un> 
wanbelbaren  SBirflicbfeit  gar  feine  ^)oefte  unb  Jtunji  m6g* 
lieb  ift,  nur  ben  Siebtem  gemattet,  ein  Sieicr)  ber  Sbeale, 
b.  ff.  ber  in  ©eftalten  »erwirf liebten  3been,  anjunehmen, 
welche  aber  ftet§  nur  Xrdume  ber  Aünfiler  blieben,  ^ber 
aueb  eine  SBiffenfcbaft  ift  ebne  3been  nid)t  m6glicj),  benn 
nur  bat  ßwige,  niebt  baä  Sjergänglicbe,  fann  erfannt  wet* 
ben,  unb  man  mußte  baber  annebmen,  bie  Sbee  fei  Saoje» 
nige,  weldje«,  wenn  e«  eriftirte,  baö  Jeiortrefflicbfie  wäre 
unb  nad)  beffen  SSerwirflicbung,  wenn  fte  auch  nimmermehr 
m6glid)  ift,  ber  SKenfcb  boeb  unabläffig  (heben  müffe.  Sie 
neuere  0£>egef  fefte)  %)r>tlofop$ie  bat  enblicb  bie  oben  angege» 
bene  echte  Sebeutung  ber  Sbee  wieber  aufgenommen  unb 
biefelbe  gegen  bie  mit  it>c  getriebenen  9Ri§oerftänbniffe  in 
©dr)ub  genommen,  ©ie  bat  gejeigt,  baß  ber  Unterfebieb  tu 
ner  höbern  unb  gemeinen  SBirflicbfeit  nur  in  ben  Sltenfcben 
fafle,  welcher  fiefj  bie  (Srfenntniß  jur  Aufgabe  gefieUt,  aber 
biefe  Aufgabe  noch  nicht  geloft  habe,  benn  e«  fomme  nur 
barauf  an,  bie  entliehen  Singe  recht  gu  erfennen,  tun  in 
ihnen  felbft  ein  Safein,  eine  Offenbarung  be«  ©ebanfen«, 
b.  h-  'ben  b"  3bce  felbft,  ju  ftnben.  ©o  wdre  berm  ht«* 
nad)  bie  SBelt  be«  Siebter«  unb  be«  9)bilofopb<n  nid)t  eine 
erträumte ,  fembern  vielmehr  biefelbe  tm«  überall  umgebenbe 
SBelt  ber  SBirflicbfeit,  aber  biefe  befreit  t>on  bem  ©d>etne  ber 
SScrgdnglicbfeit.  JCeine  jener  erwähnten  Sichtungen:  Sita* 
H«rau«  unb  3beali«mu«,  hätte  bi«nach  unbebingt  recht, 
heibe  wären  einfeitig  unb  bie  SBabrbeit  läge  in  ihrer  83erei< 
nigung(  in  ber  Sbealität  be«  Steellen,  b.  b.  ©ebanfen* 
wabrbeit  be«  SBirflieben  unb  in  ber  {Realität  be«  Sbeel* 

I*M      h     Ii     MtUHÜU »if-   S«a   vn/.hv*n    f «  •  S -,  n  f  «it.» 
viii  y*    Aviv  +  n\mp»  *  »*    *  w    tvwytvit  vvvwMtVMvi 

3)entität  bebeutet  dinerleibeit  ober .  Siefelbigfeit  unb 
wirb  nicht  fowol  auf  bie  gorm,  bie  @rfcbemungSweifc,  al« 
auf  ba«  SBefen,  ben  Snbalt  bejogen.  3wei  Singe  ftnb  in 
Sbentität,  ober  ibentifcb,  wenn  fte  23erfchiebene  nur  m 
fein  fcheinen,  aber  in  SBabrbeit  Saffelbe  ftnb.  9Ran  unter* 
febeibet  relative  unb  abfolute  Sbentität,  je  n achtem 
nämlich  (Hnerlei&eit  nur  in  gewiffer  fiSeiiebung  ober  nach 
jeber  S3ejiebung  fiartfinbet. 

3Dir3m  (ein  bem  ©riedbifdjen  entlehnte«  SBort)  bejeicb> 
net  fo  viel  wie  Sprach  weife  ober  SRunbart,  unb  3bioti«* 
mu«  bie  einer  ©prache  ober  einem  Sialcft  berfelben  eigen* 
thumliche  3fu6brucf «weife,  din  SB6rterbuch,  we(d>e«  bie  ge* 
wiffen  Sialeften  eigentbümlichen  SBorte  unb  iRebewenbungen 
jufamraenfteat,  ift  ein  Sbiotifon  genannt  worben. 

3bt06TmkrÖ8ie  (ein  griech.  SBort)  wirb  eine  einjelnen 
9Renfd>en  eigentbumltche  (EmpfinblichPeit  für  gewiffe  ©egen* 
flänbe  genannt,  welche  auf  ben  gewöhnlichen  SRenfchen  unter 
benfelben  Umfiänben  fernen  ärmlichen  Sei)  ausüben,  ©o 
gibt  e«3Renfchen,  weld)e  einen  unwiberftehlid)en  SBiberwtBen 
gegen  gewiffe  2hiere,  j.  83  Äa^en  ©ptnnen  u.  a.  haben, 


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Idylle 

fobaf  föon  ber  Entlief  ober  gor  bie  nicht  bureb  bie  Game 
malgenommene  9idbe  tiefer  Zinne  fie  in  haften  ©rabe 
franf tpaft  aufregt. 

Otylie,  auch  Gfloge  ober  &ufolifcJbe«  ©ebiebt, 
wirb  eine  ©attung  poetifcher  Darflellungen  genannt,  in  tocU 
eher  ba$  ©tillleben  einfacher  unb  bureh  ferne  (Sultur  über; 
folbeter  SÄenfdjen  grfchilbert  wirb.  2)a  gemdjj  bera  ÄMt» 
bungSgange  be$  Menfct)engefcbtecbt3  bie  bem  Staturjuflanbe 
noch  am  nächflen  jlebcnbe  unb  todt)  ftfion  über  bie  Stohctt 
beo"  Silben  hinausgegangene  fiebcnSweife  bie  beS  Birten  fft> 
fo  pflegt  man  bdufig  Birten  nach  ihren  einfachen  febenSoers 
biltniffen  in  ber  3bt)tle  barjuflcllen  unb  biefe  fclbjl  taljer  wot 
auch  »pirtengebicht,  Sebdfergebiebt  ju  nennen.  $er 
grierb.  Dichter  Sbeofrit  fann  alö  Schöpfer  bei  ib^llifcben 
yoefie  betrachtet  werben.  3bm  folgten  bie  ©rieben  fDiofquS 
unb  Jöion  unb  ber  Siömer  SJirgil.  Hbtx  febon  in  ber  ?)oefie 
ber  &l teilen  Si 41  f er  ftnben  fich  ibr;Oifrbe  tfnf  lange.  Unter  ben 
Deutfeben  ifl  namentlich  ©eßner  al$  Styöenbtchter  berühmt 
geworben,  hoch  enthalten  feine  Scftitberungen  wenig  poetifefae 
SBabrbtit  unb  eine  oft  jur  empfmbelei  auSartenbe  (Smpfinb* 
famfeit.  SSojj'e"  „?uife"  unb  ©oetbe'o"  „£ermann  unb  2)oroj 
fbea"  fmb,  namentlich  ba$  ledere  ©ebic^t,  bie  burcbSBabr: 
beit  unb  poetifdjen  ©ehalt  auSgejeic^netflm  beutfcb>n  Sbpllen. 

Offland  CKug.  SBilb.),  ein  ausgezeichneter  Scbaufpieier 
unb  früher  febr  beliebter  bramatifeber  Scbrifrfteu'er,  war  175'.) 
,ju  .£>vmooer  geboren  worben.  6r  faftc  febon  in  früher  3u* 


gmb  eine  große  SBorliebe  für  baS  2heater  unb  wibmete  lieft 
bemfelben  gegen  ben  ffiunfcr)  feiner  Altern,  naebbem  er  beim- 
lic§  feine  Caterftabt  tjcrlaffen  hatte.  3n  feinem  18.  3abre 
trat  er  in  ©otba  jum  erflen  SKale  auf,  unb  1779  würbe  er 
an  baä  Zbeater  ju  ÜWanbeim  berufen,  ©ein  Stuf  breitete  fich 
balb  au$  unb  in  §olge  beffelben  erbielt  er  1796  bte  fBeru: 
fung  jum  2>ircctor  teS  fönigl.  91ationaltbeaterS  ju  öerlin 
unb  würbe  1811  jum  ©eneralbirector  aller  fönigl.  Schau* 
fpiele  ernannt.  Allgemein  geachtet  unb  »errbrt  fiarb  er  1814. 
2(16  Scbaufpieier  jeieftnete  er  fich  befonberi  im  6onocrfa  = 
tionSjtüc!  unb  im  fcuftfpiel  auS.  Sr  faßte  tie  con  ihm  bar-- 


Ignatius  der  Heilige 

jufleHenben  Gbararwre  geifheieb  auf  unb  förjrt«  fie  M  ein 
tn  allen  Sftcilen  »ollenbeteS  ©an3e  forgfiltiq  burib.  3n  fru 
nen  bramatifeben  SSerfen  berrfebt  jum  Sbeil  bie  Senthnm. 
talitdt  unb  moralifirenbe  SJetracbtungSweife  vor,  wela)e  u 
feiner  3eit  SWobe  war,  wobureb  fie  jefct  jum  2b«l  breit, 
unwabr  unb  langweilig  erfebeinen;  hoch,  finb  fie  mit  oieln 
bramatifeber  unb  Wenfcbenfenntnifj,  fowie  Saune  unb  <3fc 
wanbtbeit  in  ber  Gbarafterjeidmung  gefebrieben.  9to4  jrjt 
werben  maneb c  oon  ibnen  mit  ©lud  aufgeftibrt.  Cine 
wabl  oon  ibnen  erfeb.  ien  in  elf  äJanbcben  (2eipj.  1827—28). 
©ie  bewegen  fieb  hn  Ärcife  be§  gewöhnlichen  gamilienlebn?, 
erbeben  fidt>  aber  nie  ju  (»oberer,  poetifcb  freier  SarfWltinj. 

3gd  (ber)  ifl  ein  ©dugtbier,  wclcftel  ju  ten  SRaubtfcifc 
ren  gerechnet  wirb,  weil  cö  fieb  gr6§tentbeilö  »on  antrni 
Sbiercn  näbrt.  Qx  jeiebnet  fich  oorncbmlich  bureb  feine  mit 
©tacheln  befefete  $aut  aud,  welche  ibn  ganj  bebeeft  unb  sc 
gen  bie  Angriffe  feiner  Jeinbe  ftehert,  fobalb  er  ftcb  jute; 
menrollt  unb  babei  äopf,  Seine  unb  ©cbwanj  wrbiro;:. 


2>ie  Stacheln  be8  gemeinen  SgelS  beginnen  obcrbclb  ba 
Stirn  unb  geben  über  ben  gangen  SDberleib  bis  ju  bem  lau 
jen  ©chwanje.   25er  Untrrthril  feineß  ÄörperS  i|l  mit  im 
ftenortigen,  gelblichen  unb  frbwarjgeflecftcn  paaren  befe^t. 
©ebnauje  unb  gnfje  finb  febwarj,  ber  5topf  ifi  gerundi 
unb  an  ben  9?afenl6cbcrn  ragt  ein  fammförmiger  3fanb  I vi 
»or.    Qx  erreicht  eine  ?dnge  r-on  b^chflen^  einem  Jup. 
wirb  nicht  qanj  halb  fo  hoch-   3m  SDinter  febtaft  c,  ta 
©ommer  halt  er  fich  bei  2age  »erborgen  unb  gefct  bei 
«Rachtö  auf  Kaub  au§.  Gr  frißt  gRdufe,  Maulwürfe,  JW 
ten,  ?fr6fche,  Schlangen  unb  anbere  fleinere  Sbiere,  Att 
auch  £bft,  Söurjeln,  ©eeren  u.  bergL   SWan  finbet  ito  n 
ber  ganjen  alten  SSJelt  unb  juweilen  wirb  er  oon  jemenwn 
Senten  in  3immern  gehalten ,  um  bie  SOKiufe  wei.ijiif.inu 
SJei  ben  Äalmücfen  unb  Sataren  foHen  bte  Sfl'I  Prmlii 
v&au$tbiere  fein.   Die  in  Ubüringen  übliche  (Sint^eiluTtpi  bfl 
3gel  in  ^unbigel  unb  Schweinigel  berubt  auf  f 
burch  bie  9totur  begrünbeten  ©attungSuntcrfchicbe. 

3cjnätiita{  ber  ^eilige,  einer  ber  erflen  üirc&enWrtr, 
war  ein  Schüler  beä  2(poftel$  3obanne4  unb  oernwlitti 
unter  bem  Jtaifer  Ärajan  ba«  ©ifcbofSamt  ju  2fntio<biffl. 
unter  beffen  Svcgierung  er  aueft  ju  JKom  ben  ©ärmrtr. 
erlitt.  <Sr  foll  in  einer  pcrfönlichen  Unterrebung  mit  tan 
Äaifcr  über  ba$  ßbriflentbum  beffen  Unwillen  erregt  bato 
9?ach  einer  anbern  giacbricbt  foD  er  »on  ^eitnifchen 
(lern  a»  Urfac^e  eineö  oon  ben  ©6ttcrn  au§  ijom 


lle 


Illuminatenorden  439 


iUyrlen 


nn  gortgang  beS  GbrifjentbumS  erregten  ßrbbebenS  ange« 
lagt  worben  fein.  Qv  würbe  im  2(mpbitbcatci  ju  {Rom  jur 
SelujKgung  beS  SBolFeS  von  ßflwen  jerriffen.  Die  Äirdje 
eiert  fein  anbenfen  am  15.  Dec.  IRocb,  finb  an  »erfchie: 
KM  (Semeinben  KleinaftenS  unb  einen  anbern  ©cpüler  beS 
3obanneS,  ben  ^olpfarpuS,  gerichtete  SJriefe  »orbanben, 
üe  3.  auf  feiner  JReife  nach.  {Rom  abgefaßt  haben  foll, 
rekbe  aber  wenigfienö  jum  2tf)til  von  fielen  für  unecht 
Ilten  werben. 

Jllumfnatfnoröm  (ber)  war  eine  geheime  ©efeUfcpaft, 
«lebe  fid)  bie  HuSbilbung  ber  9??tnfd>!?eit  ju  wahrer  ©itts 
iebfeit  jum  ©egenfianbe  ihrer  SJeftrebungen  gemarkt  t>atte 
:nb  1776  »on  'Äbam  SBeiSbaupt,  ^rofeffor  beö  fanonifepen 
H'ecbtS  ju  3ngolfiabt,  gefriftet  rrorben  war.  ©ie  fanb  halb 
reße  Verbreitung,  erloftb  aber,  naebbem  bie  bair.  Regierung 
en  Orben  für  fraatögefdbrlirh  erfldrt,  aufgeboben  unb  1785 
-icbre  SRitglieber  entbeef t  unb  mit  fchwereT  ©träfe  belegt  hatte. 

Düußfon,  ein  lat.  23 ort,  bebeutet  überhaupt  SEäufcpung, 
ilfcber  ©djein,  baher  j.  55.  ein  illufortfcher  Vertrag 
in  foleber  ifr{  ber  nur  jum  ©d)ein  eingegangen  wirb.  Star- 
L.;vsreife  bebient  man  fid)  aber  bei  ttuSbrucfS  3Hufion  jur 
jficiebnung  jener  ben  3roerf  jebcS  KunjhverfS  ausmachen; 
tn  2dufd)ung,  welcher  gcmdfi  c$  bem  58cfd)auer  unter  bera 
scheine  »ollenbetcr  2öirfltd)fcit  entgegentritt.  Die  9latur  bet 
cacbe  bringt  eS  mit  fiep,  baß  befonberS  SRalerci  unb  ©cpau* 
pielfunfi  barauf  ausgeben,  aud)  ben  äußern  ©innen  eine 
ie  inbare  SBirflicpfeit  bar^ubieten,  wdbrenb  bie  ^oefie  fid) 
«gnügt,  auf  ben  innern  Sinn,  auf  bic  sJ>bantafie,  ju  wir: 
tn  unb  bie  2Racpt  ber  »oetifepen  Sllufion  fid)  barirt  dufjert, 
a|j  ber  Brfer  eineS  poetifepen  2BerfS  in  bie  »on  bem  Did>; 
de  angeregte  ©timmung,  in  lebenbige  Üpeilnapme  mit  ben 
Oll  bem  Dichter  bargcftcUten  Gparaftercn  »erfefet  wirb. 

Dlli)fifn,  baS  .Königreich,  bilbet  iefet  einen  S8eftanbtbci( 
e5  KaifertpumS  tftreiep.  3u  ben  Seiten  ber  Börner  begriff 
(Onrim  alle  üdnber  in  fid;,  bie  von  {Rpäticn  unb  3ta* 
cn  aus  6ßt.  im  ©üben  ber  Donau  lagen,  unb  bie  ©rie« 
m  nannten  3-  alles  ihnen  nortweftl.  (iegenbe  @ebirgS> 
nib.  Die  Sewobner  waren  fpeilS  celtifeben,  tbeilS  illpru 
ben  ©tarameS,  wie  noch  heutzutage  bie  bem  (entern  an« 
tbörenben  aibanefer  ober  Xrnauten,  ein  fehr  hiegerifdjer 
nb  fepwer  ju  bänbigenber  SWenfcr)enfd?lag.  König  Philipp 
en  2Sacebonien  unterwarf  bie  fübl.  3Hprier,  beren  ganb  feit» 
«nbaS  grieef).  3-  genannt  würbe;  mit  bem  nörbl.  3. famen 
ie  Römer  in  feinbltche  Jöerübrung,  fic  beilegten  enblicp  bic 
n  Seuta  unb  machten  228  ».  <5ijr.  baS  ganb  jur  röm. 
?rwmj.  Doch  nur  ungern  trugen  bie  Syrier  baS  3och, 
t  renkten  jebe  ©elegcnpcit,  ben  {Römern  ©chaben  ju  thun 
nb  erfl  unter  SiberiuÖ  würben  fic  gänjlid;  bejwungen.  S3et 
n  ibeitung  be$  röm.  {Reiche  tarn  ein  2hcil  von  3-  an 

l  JUtfet  von  Jtonfiantinopel,  unb  nach  476  würbe  ba$ 

bj«  ianb  bcm  bmantinifeben  Weiche  ein»erleibt.   3«n  6. 

tauigen  flawifcbe  Sliölfer  ein  unb  grünbeten  unab* 
innige  {Reiche,  wie  Kroatien  unb  Dalmatien.  ©pdter> 

;  aoberten  bie  Uenetianer,  Ungarn  unb  enblirb  bie  Zur* 
tti  Sb«ite  »on  2.,  bie  le|tern  namentlich  SJoSnien  unb  ©er* 

I  unb  3.  felbjl,  ber  9?ame  be8  ganbe«,  war  »erfchwun« 
tu,  bii  SRapoleon  ihn  ju  2tnfaage  unfered  Sabrbimbertj 

'er  rrweefte.   'KU  bemfelben  »on  Ofheich  Krain,  griauf, 

irien,  Kroatien  füb(.  oon  ber  ©awe,  ein  $beil  w>n  Dal. 


matien  unb  SEirol  abgetreten  würbe,  bereinigte  er  tiefe  Sdn- 
ber  alö  iUprifcbe  »Prouinjen  mit  bem  franj.  Jtaifer« 
thume.  riefe  famen  1S14  wieber  an  Sftreich,  weldjeö  auä 
Kärnten,  Krain,  bcm  (Gebiete  von  ärieft,  einem  Sbeile 
von  Kroatien  unb  griaul,  bcm  venet.  unb  ofh.  Sffrien,  ci= 
nem  a;het!e  bti  ungar.  gitorale  unb  theilweii  ber  öraffebaft 
'Ägram  baö  neue  Königreich  3-  bilbete;  bie  beiben  lch> 
genannten  Sanbfhiche  aber  würben  1822  wieber  mit  Ungarn 
vereinigt.  3-  hat  einen  gladjeninhalt  von  516  D9R.  mit 
1,190,000  meifl  fathoüfchen  @inw.,  von  benen  bic  aRehrjabl 
©(awen  unb  Italiener  finb;  Deutfrhe  leben  etwa  300,000 
in  biefen  ^Orovinjen.  Qu  liegt  jwifchen  jbfhreich,  ©teiermarf, 
Kroatien,  Dalmatien,  bcm  SJenctianifdjen  unb  bem  abriatw 
fehen  SReerc,  ift  überall  gebirgig  unb  wirb  von  ben  norü 
fchen,  julifchen  unb  farnifepen  'ilpcn  burchjogen.  DieJCaif> 
gebirge  finb  reich  <"*  ©rotten  unb  SuvLn,  unter  benen  bie 
bei  'Äbclöbcrg  in  Jtrain  bie  berühmtefjc  ijl,  unb  unter  ben 
©een  ifi  ber  jirfni(äcr  ju  erwähnen.  Die  bebeutenbfren 
glüffc  finb  bie  Drawe,  ©awe  unb  Äutva.  Daä  Klima  ift 
tm  Allgemeinen  warm  unb  milb,  nur  im  Hochgebirge  rauh, 
baS  ganb  theilweife  fehr  fruchtbar,  jum  .i'.uii  aber  auch 
burdbauä  unfruchtbar,  wie  ber  berüchtigte  Jtovfi  in  ber  sJ(ähe 
von  Xrieft.  (J?  gebeiben  fafl  überall  ©übfrüdbtc  unb  SBein, 
Co  wirb  vid  Korn  unb  glachs  gebaut;  bie  SJiehiucht  unb 
ber  gifchfang  {tnb  bebeutenb  unb  bie  Ausbeute,  welche  bie 
JBergwerfe  an  ßifen,  23lei,  Xluecffilber,  äinnober,  Bitriol 
unb  ©chwefel  geben,  jehr  beträchtlich.  Die  ©ewerbfamfeit 
befchränft  fich  auf  Verarbeitung  biefer  $robucte  bcö  Wmu 
ralrcichS,  auf  Such  =  unb*8einwanbfabrifation,  2td erbau  unb 
bie  fehr  erhebliche  ©eibenjucht.  3-,  bao  nur  theilweife  uim 
beutfehen  23unbe  gehört,  jerfällt  in  jwei  ©ubernien:  1)  DaS 
laibadur  ©ubernium,  wcldjeft  Kärnten  unb  Krain  be< 
«reift.  3m  ^erjogthume  Kärnten,  baS  feine  eignen  2anb> 
jtänbe  hat,  finb  bie  bebeutenbflen  ©täbte :  Klagenfurt,  bie 
Jpauptjlabt,  in  ber  9Ube  eines  ©ee§,  mit  etwa  12,000  einw.; 
fic  ift  ©ih  bei  gürjlbifchofs  von  ©urf  unb  hübfeh  gebaut,  hat 
mehre  bitycre  gehranfialfen,  gabrifen  in  ©eibe,  Such,  chemi» 
fchen  SBaaren  unb  treibt  bebeutenben  Sranfitohanbel.  Stwa 
eine  SReile  entfernt  liegt  ber  alte  färntenfehe  ^erjogSiluhl, 
ein  aItc-3  ©d?loß,  unb  beim  Dorfe  Kappcl  ba§  fehr  ergiebige 
fiueeffilberbergwerf  9feu:3brta.  3n  Dbertärnten,  ba8  reich 
an  SBlcigrubcn  ifl,  liegt  Villad)  mit  5000  dinw.  3m  Sga-. 
jogthume  Krain,  baä  ebenfalls  ganbftänbe  hat,  liegen:  bie 
^auptjiabt  von  3-,  Eaibach,  am  gleichnamigen  gluffe  mit 
12,000  ©nw.;  fie  ifl  gut  gebaut,  hat  eine  fchone  Domfircbc, 
viele  höhere  Sehranftalten,  ein  Sbeater,  ^orjellanfabrifcn,  ©er* 
bereien  unb  bebeutenben  ^>anbe(.  3»  Unterfrain  leben  bie 
Ustofcn,  ein  halbcivilifirter  flavifd;er  ©tamm,  unb  in  3ru 
nerfrain  liegt  bie  bureb  ihre  JQuecffilberbergwerfe  berühmte 
SSergftabt  3bria  mit  4200  Ginw.  —  2)  Das  füfienlän« 
bifebe  ober  trieft  er  ©ubernium.  #auptfiabt  beffelben 
ift  Sriefl  (f.  b.).  3m  alten  griaul  liegt  ©örj  am  3fonjo 
mit  9000  (Jinw.,  welches  ein  ©pmnafjum,  wichtige  ©ei* 
benfabrifen,  Scber»  unb  Bucferbereftung  hat.  Äglar  ober 
?(auiie;a.  eine  £icblingSfiabt  beS  KaiferS  'XugufluS'unb  an» 
berer  Cäfaren,  baS  ohne  ©flaven  unb  Kinbn  130,000  jöe^ 
wohner  hatte,  aber  452  von  ben  #unnen  jerflört  warb,  ijl 
jeftt  ein  armfeliger  glecfen,  hat  nur  1400  Ginw.  unb  ge-. 
genwärtig,  ba  bie  benachbarten  ©ümpfe  nicht  auSgetrocfnet 
werben,  eine  fehr  ungefunbe  Sage;  man  ftnbet  hier  Pick 


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Iltis 

rfm.  Tflterthümer.  Die  ins  abtiatifebe  2Beer  fieft  btneinet« 
ßtecfente£>albinfel3ß"en,  104rjSR.  mit  meftt  al«  200,000 
Ginro.  umfaffenb,  iß  gebirgig  unb  liefert  viel  ffiein  unb  ©üb« 
friste,  äußern,  ©eefalj  unb  gifefte.  ßapobißria,  am  JBu» 
fen  von  JJrieß,  liegt  auf  einer  gelfeninfel,  welche  mit  bem 
feilen  £anbe  buref)  eine  jßruefe  oerbunben  iß;  fie  r>at  5700 
©im».,  bebeutenben  $anbel  unb  mar  ^auprftabt  beS  vene; 
tian.  SfJrien.  $irano  mit  6000  Gin»,  bat  einen  guten  $a> 
fen  unb  bebeutenbe  ©eefatjfeftlammereicn.  Sfooigno  mit  9600 
Ginn?,  iß  eine  mkfetige  .öafenßatt.  3u  3.  gehören  in  ab» 
rninißtatioet  £in  ficht  aueft  bie  jüuarnero» Snfeln,  beten  Ste 
toobnet,  Stocftfommen  ber  alten  £i  hurner,  fim  mit  ©eftiff« 
faftrt,  gifeftfang,  ©eiben»  unb  9>fertejucftt  befeftifrigen. 

3UÜ3  (ber)  iß  ein  befannteS  SJaubfdugtftier,  melebe«  mit 
ten  Harbern  unb  Sßtefeln  in  eine  gamilte  gehört.  Öx  ßeftt 
bem  SWarbet  an  ©rroanbthrit,  l'iji  unb  Äaubfucftt  nur 
nig  naa),  nährt  fü$  auch,  rote  tiefet,  ton  @eflügel,  (Stern, 
Äanincften,  SRdufen,  hatten,  griffen  u,  beral.  unb  finbet 
jid)  im  gemdjjigten  Guropa  in  gelbem  unb  SB  altern,  foroie 
in  ben  2Boftnftdufern  bei  Sftenfcften.  (St  bat  einen  tiefen 
Jtopf  mit  fpi&e*  ©ebnauje,  großen  Eugen  unt  furjen,  abge* 
tunbeten  Öftren,  pnf  furje  gettennte  3eften,  einen  langen, 
tiefen  . Oats  unb  einen  geraten,  biefbeftaarten  ©eftroan».  'Km 
2(ftet  befinben  fid>  jroet  Prüfen,  roelcfte  eine  feftt  ubelriea 
c&enbe  geuefttigfeit  enthalten.  'Äucft  fem  gel  bat  benfelben 
Übeln  ©rrueft  unb  wirb  baftet  aI3  SWjroert  roeniget  gefcftd&t. 
JDaffelbe  ift  mit  furjen,  tieft  ten,  wolligen,  ftellgelben  £>aa; 
ten  befefet,  übet  welefte  .Idngere  unb  ßdrfcre,  unten  grau, 
oben  bunfelfaßanie nbraun  gefdrbte  $aate  fteroortagen,  roelcfte 
jetoeft  im  Sommer  jum  2heil  ausfallen.  Züi  ten  Idngem 
paaren  verfertigt  man  gute  SJcatrrpinfct.  £>ct  3ltiS  wirb 
ungefaßt  10  Jahre  alt  unb  gegen  18  BoQ  lang.  Segen 
feinet  ©cftäbltcftfett  fiedt  man  u)m  mit  bem  ©eftiepgerorhr, 
mit  gatlen  unb  JRefcen  naeft. 

3mam,  ein  arab.  SBott,  rcelcfteS  Siorßeftrr  bebeutet,  iß 
ber  2itet  ber  eigentlichen  $rießer  unb  ©eelfotget  ber  Züx* 
fen,  roelcfte  JU  ber  ®e  ift  lieft  feit,  Ulema,  gehören,  ©ie  un» 
terfefteiben  fieft  bureft  einen  übet  bie  gewöhnliche  Sb&ht  etwa« 
fttnauSgeftenben  Üurban.  flueft  ber  ©ultan  nennt  fteft  3m am, 
weil  et  nieftt  nut  welilia)cr,  fonbern  aueft  geifiücftcS  JDbeti 
ftaupt  bet  (Staubigen  iß.  —  3 man  bebeutet  ©lauften. 

3mycrator,  ein  tat.  SBott,  rveicftrs  urfprüngtieft  Sßo 
feftlSftabet  bebeutet,  roar  ju  ben  Seiten  bet  t6m.  SRepublif 
(in  Gbrcntitel,  mit  rvelcftem  naeft  einem  grojjcn  ©iege  bie 
Jtriegcr  ihren  gelbftertn  bearügten  unb  roelcften  bai  SSolf  in 
Rom  beßitigte.  Siefen  Xitel  behielt  bet  gelbftrrr  bis  naeft 
feinem  feierltcften  Ztiumpft  (f. b.)  in  Rom.  9taa)bem  ft'cft 
2ugußu6  ium  ^ettn  beS  rOm.  Reicft*  qemacftt  hatte,  naftm 
et  nieftt  ben  noeft  feit  Sarquiniud  ©iu)etbu6  ben  9f ömem  oeti 
ftaßten  2itei  rez,  b.  ft.  Äönig,  an,  fonbern  nannte  fieft  al5 
fi3efeft(dftabet  aller  rim.  gelbftenen  3nu>etatot;  aueft  bie  foU 
genben  tom.  5taifet  beftielten  tiefen  2itel,  unb  fo  mürbe  er 
entlieft  gleieftbeteutenb  mit  Jtaifet.  Xbet  aueft  noeft  jur 
Äait'erjeit  rourben  fiegteiefte  gelbfterten  al6  3mperatoren  bc< 
grüfjt.  £)a$  fraruj.  empereur,  Äaifer,  iß  bie  Umhilbung  von 
im  |< erat o r.  —  ©emi  ffe  Sai fermü  n j eil  hat  man  3  m  p  e  r  i  a  I  e  n 
genannt  ©o  mürben  in  ten  ehemaligen  6ßt.  Rietetlanten 
imperiale  oon  vier  2ftlr.  ©oltmertft  gtfcftlagen  unb  in 
ffiuplant  gibt  e3  noeft  folefte  SSün^en  oon  10  {Rubeln  au8 


Impfen 

22fatdtigem  ©olbe,  oon  tenen  bie  dltero  aul  ben  Safts 
ten  1745—89  einen  ©olbroertft  oon  12  JEftlr.  19'»  ©r.( 
bie  neuern  abet  nut  oon  10  Stylt.  Iwhen.  <S6  gibt  aueft 
balbe  imperiale,  roelcfte  mit  unfern  goufcbot  gleicfteii 
SBettft  haben. 

impfen,  einimpfen,  lat.  Snoculiten,  bejeieftnet 
im  Allgemeinen  bie  abfteft tliche  unb  funßlicbe  Uberttagung 
eines  TtnßetfungSiroffcS  oon  einem  tbietifeften  Äorper  auf 
ben  anbern.  Sjotjugäroeife  nennt  man  abet  3mpfen  bie 
fünßlicfte  2lnßecfung  mit  ^uftpocfen>  obet  ©cftu^pocfenlprm 
pfte,  roelcfte  in  ber  '2fb ficht  unternommen  roirb,  bureft  fie  »or 
bet  Xnßecfung  tureft  baö  SRenfcftenblarterngift  ju  feftü^en. 
3n  frufterec  3eit,  bcoot  bie  fegen  ^reiche  (^ntbeefung,  ba§  bie 
Äuftpocfe  gegen  bie  SKenfcben blättern  feftüfee,  aemaeftt  rrar, 
verimpfte  man  ten  Xnßecfungdßoff  ter  erbten  3Renf<benb[at> 
ter  felbß,  toeil  fünft  lieft  angefteefte  $>erfonen  bie  eeftten  Tttn- 
febenpoefen  in  getingttm  ©rabe  befamen  unb  leichter  uber> 
ßanben  a(S  Untere  —  ein  SJerfaftren,  roclcftej  juetfl  burdj 
bie  Sab»  ÜRontague  (eine  Gngldnberin)  auo  bem  jDtient 
naeft  (fnreya  gebracht  rourbe,  gegenrodrtig  abet  tuteft  tic 
Jtuftpocfenimpfung  gan)  verfrängt  roorten  ift  Sei  tiefer 
betient  man  ft^  entrocter  frifeftcr  gpmpfte  (oom  (Juttt  ter 
Äuft  ober  »on  Xrm  ju  2(rm),  oter  angettoefnetet  Cpmpfct 
ober  aueb  in  feltenern  gdUen  be8  ©eborfei.  iDie  3mpfur»g 
mit  frifeftcr  gompfte  iß  bie  »orjüglicftjrt,  bie  ber  newb  ganj 
tcafferfteOcn  Eompfte,  roelcfte  man  entroeber  oon  bem  Crute: 
einer  Auft  ober  bem  2lrme  eine«  mit  Auftpoefcnlpmpfte  ©e- 
impften  jroifcften  bem  6.-9.  Sage  (oon  bem  JJage  bet  3ut» 
pfung  an  gereeftnet)  entnimmt,  roirb  mitteW  einet  befontem 
Smpfnatel,  ianjette  oter  eineä  Sißouri  (eine«  SKeffet«)  über: 
ttagen,  intern  man  bem  ju  Smpfenten  (tem  3mpßinge , 
naeftbem  man  fia)  »orftet  oon  feinet  ©efuntfteit  übetjeugt  bat, 
tine  geroiffe  2lnjaftl  fleiner  ©tieft*  ober  ©eftnittrounben  auf  Nn 
JDberarm  beibringt,  tie  jetoeft  nut  bie  JDbeiftaut  »etkften, 
alfo  nieftt  ju  tief  einbringen  unb  gar  nieftt  obet  nut  feftr 
unbebeutent  bluten  bürfen.  Äann  man  feine  frifebe  8pm; 
pfte  trftalten,  fo  mufi  man  fieft  eingetroefnetet  bebienen, 
roelcfte  fieft  au§  ter  ju  tiefem  3roecfe  gefammelten  unb  auf= 
beroaftrten  fipmpfte  gebilbet  ftot,  9lacftbem  man  bie  troefene 
Jpmpfte  etroa«  angefeuefttet  ftat,  bebient  man  ft*  ipm 
ebenfo  roie  ber  frifeften.  2>en  aufberoaftrten  ©eftorf  betfilat; 
ter  roenbet  man  auf  gleicftt  2Seife  an.  9licftt  immetgelinai 
bie3mpfung,  intern  juroeilen  entroeter  gat  feine  $oatnpu: 
ßeln  jum  Siorfcftein  fommen  otet  tie  fieft  entroiefelnben  f)c(fea 
uneeftt  fint  unt  unreatlmdgig  oerlaufen.  3n  beiben  gdOen  gc 
todftrt  tie  3»"pfung  feinen  ©eftub  gegen  bie  2»enfcbenblattem 
unb  muß  mit  beffrrer  gpmpfte,  forgßltiger  unb  unter  gftnjti* 
gern  ©efuntfteitäumßdnten  te«  Smpßing«  roicterftolt  woben. 
Bu  grogerm  ©eftu^e  ftat  man  aueft  eine  jroecftienlicbe  SBietn 
bolung  ber  Smpfung  oorgefcftlagen.  2Bie  ten  Änßednngfc 
ßoff  ter  «Pocfcn,  fo  ftat  man  aueft  ben  te§  ÜÄafern«  mi 
©cftarlacftauefcftlag«  auf  ©efunte  überzutragen  gefuebt,  n 
bet  2tbficftt,  bureft  fünßlicfte  Gfieugung  tiefet  jttanfbe;: 
einen  milbern  Verlauf  terfelben  fterbeijufüftren  unb  jj 
fem  3n>ecfe  taS  aus  fleinen  in  tie  SRafern»  unb  ©cbatlaej 
ßeefe  gemaeftten  Ginfcftnitten  ftetoortretenbe  Sdlut  benuft. 
boeft  fefteint  biefe«  SBerfaftren  nut,  wenn  bß&artige  «Kafn 
obet  ©cftarlacftepitemieen  graffiren,  empfeftlenSroerrft.  (V: 
3ennet  unb  Äuftpocfen.) 


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440 


Impromptu  4 

3l«promptu  ift  ein  ursprünglich  tot.  ÄuGbrucf,  welcher 
rtwa  fo  eiel  wie  „leicht  bei  brr  -f>anb"  Gebeutet  unb  mit 
>em  man  ein  bei  ftcb  barbietenber  ©elegenbeit  erfunbene« 
rreffetibeß  SBifcwort  ober  eine  gefällige,  angenehm  überrafebenbe, 
w»orbereitete  Kebe,  einen  geiftreieben ,  o«fd>i(ft  in  öerfen 
)bet  in  #rofa  »orgebraebten  Ginfaü  bejeiebnet.  9Ran  erj4f>U 
olche  3mpromptu6  alo"  Hnefboten  »on  geifheichen  $erfonen, 
mb  »tele  leicht  hingeworfene,  befonber«  3e irintereffen  treffenb 
»erfibrenbe  Reinere  ©ebichte  gehören  in  bie  Stoffe  ber  3m» 

—  ^—  .  .  A  -  .  O 

SrOiIIDIllo. 

p  ■  "r  psw* 

JmproDteatirrni  Reifen,  urfprüngfich  in  Stalten,  bie 
Dichter,  welche  fo  grojje  ©ewanbtbeit  in  poetifcher  Huffaf« 
ung  unb  in  »eherrfebung.  ber  ©pradje  befujen,  baß  fte  je* 
>en  ihnen  aufgegebenen  ©egenfianb  fofort  in  einem  ©ebiebt 
u  bebanbeln  unb  barjufteUen  »ernwgen.  JBei  ben  noch  auf 
•inet  geringen  ©rufe  ber  föerftanbrSbilbung  ftebenben  SBöls 
ern  pflegt  im  Allgemeinen  poetifcher  ©inn  unb  poerifche 
Darfleuung  b«mifcb  ju  fein,  unb  bei  ibnen  finbet  man  beu 
jer  aueb  »orjug*t»cife  tmproeifirenbe  Siebter,  »on  ben 
teuem  europ.  Solfern  ftnb  es  »orjüglict)  bie  3taßener,  bei 
ve'.cben  bereits  feit  mehren  Sabrbunberten  auSgcjeicbnete  3m: 
>ro»ifatoren  aufgetreten  finb.  Unter  ben  übrigen  europ.  ~u\= 
ern  bat  e$  »erbdltnifjmdjjig  nur  febr  wenige  folch«  ©teg: 
eifbiebter  gegeben.  9Ran  bot  ben  ©runb  biefer  Grfd)einung 
uweilen  in  bem  SBoljlflange  unb  in  ber  JBicgfamfeit  ber 
tal.  Sprache  gefurbt,  allein  bie  altem  »tat..  3mpro»ifatoren 
jebienten  fid)  fdmratlich  nicht  ber  ital.,  fonbem  ber  latein. 
Sprache,  alfo  einer  ©pracbe,  bie  ftc^  burd)  $drte  unb  Un» 
refügigfeit  auszeichnet.  £)ie  Italiener  baben,  fowol  bie  ©es 
motte!  als  bie  niebere  JBolfSclaffe,  einen  ungemein  lebenbü 
len  ©mn  für  f)oefie,  unb  bie  Sntprooifatoren  ffnben  baper 
tet*  ein  l)irlufrige«,  ffe  burch  atieilnabme  unb  »ewunbe» 
ung  aufmuntembe«  publicum  unb  ©inner,  welche  ihr  Stalent 
-i'iiiicb  belobnen.  hierin  mag  ber  4>auptarunb  liegen,  war-, 
im  Italien  fo  cielc  unb  ausgezeichnete  3mpro»tfatoren  t)tn 
wgebraebt  bat.  Unter  ben  altern  ital.  3mpro»ifatoren  finb 
tamentlich  SJernarbo  Hccolti,  G&rijroforo,  ber  Garbinal 
2il»io  Xntoniano,  bann  ^erfettt  (1680-1747),  ber 
iuf  bem  Gapitol  ju  Stom  mit  bem  Sorber  gefrönt  würbe, 
mb  Untere.   Cm  ber  neueflen  Beit  haben  ftd)  Jtommafo 

-  >uicci,  Öicconi  unb  83infc  occi  ber»orgetban.  Cm  alterer 
tnb  neuerer  3eit  finb  aber  nid)t  nur  2Wdnner,  fonbern  auch 
grauen,  fogenannte  Sntprooifatrtcen,  al*  ©tegreifbtehter 

i  Ct alien  aufgetreten.  SRabbalena  SRorclli  Jernanbc: ,  ges 
lannt  Gorilla  SDlimpica,  bie  1776  »u  Stom  öffentlich  gc= 
ront  würbe,  gelangte  su  bobem  97ubme,  unb  aueb  Xerrfa 
Banbettini,  Sßajget  geb.  Santi  unb  9lofa  SEabbei 
m  fieb  auSgejeicbnet.  Cn  neuerer  3rit  ftnb  aueb  auferbalb 
Jtalien*  3wprooifatoren  öffentlich  aufgetreten,  in  Deutfcb.» 
anb  £>.  «.  ».  SBolff,  je#  ?)rofeffor  in  3ena,  unb 
Jangenfe^watg.  —  Die  improeifirten  ©ebichte,  weltbe 
um  5Ebetl  von  bebtutenber  ?dnge  ftnb,  unb  nic^t  nur  hp 
■.!"<±>e  erguffe,  fonbern  auch  epifebe  unb  bramatifc^r  v^rbiu 

•rungen  enthalten,  flehen  nart'irlicb  ben  forgfdltig  auögear» 
xiteten  unb  wobl  überleaten  ©ebic^ten  an  3npalt  unb  gorm 
tack,  öber  fie  wirfen  maebtig  auf  bie  3ub6rer  bureb,  ben  ei* 

:ithümlicb,en  Piei:,  ber  Urfun'inglirbfcit  unb  bureb  baS  io 
H9,  weNbt*  ibnen  ber  münblic^e  Vortrag  einbauet.  iOrancbe 


3m^n>»ifatoren  baben  ibre  ©ebiebte  ftngenb,  jumSheil  auet) 
unter  muftfalifct)er  SBegleitung  »orgetragen. 

3nainäbeln  (oon  bem  lat  iacunuba]«,  SBiege),  ober 
|>aldotppen  (alte  ©ruefe)  werben  bie  erften  Drucfwerfe 
genannt,  biejenigen,  welche  von  ber  (rrf::ibung  ber  Ä5i:d).- 
brucferfunfl  biä  etwa  1500  erfebienen  finb.  Suct)erliebba2 
ber  unb  Jöibliotbefcn  fammeln  biefe  Sncunabeln  in  febr  uer> 
febtebenen  »fiö>ten.  Stiebt  allein  bie  ©efe^iebte  ber  aSufy 
brucferfunfl,  ber  .&oljfc$ncibe:  unb  Äupferflecbfunfi  (infofern 
man  ©Über  gur  ^uöflattung  brr  Sucher  gab)  werben  burch 
biefe  Sßerfe  erläutert,  fonbern  ti  finben  ftch  unter  ihnen 
auch  feltene{  f>dter  nicht  wieber  gebruefte  ©ebriftwerfe,  unb 
befonber«  bte  erften  HuSgaben  (lat.  ediüones  prineipes)  ber 
griech.  unb  r6m.  Glaffifer  fommen  an  SBertb  ben  Aanb« 
febriften  nahe  unb  werben  bei  neuern  Ausgaben  noch  immer 
»erglichen.  (Sinjelne  3ncunabeln  bieten  befonbere  5Kerfwur> 
bigfeiten  bar.  ©o  ift  baö  ^falterium  »on  1457  baß  erfle 
mit  einer  au8brücfli<ben  3abre«jabl  »erfebene  SBerf,  bie  ju 
9)iailanb  1476  gebruefte  griech-  ©rammatif  »on  8a«fari8  fca8 
erfte  giirrb.  ©ruefwerf,  ba6  1470  ju  Jt5(n  gebruefte  Such: 
„Öermo  ad  popnlum  prAedicabilis"  ba«  erfle,  beffen  iBldtter 
mit  3ablen  »erfehen  finb,  Hntonio'*  ba©iena:  „Monte  8«nto 
di  Dio"  (Jlorenj  1477,  goL)  bat  erfle  mit  Äupferflichen 
auSgeßattete  Qrucfwert  u.  f.  w. 

3nörpfn?ifnten  Ob.  h«  Unabbdngige)  ober  5>urita* 
ner,  welcher  Hernie  jeboch  in  fpdterer  3eit  abgefommen 
ift,  hrißt  eine  cbri|Hicb ; proteftantifche  ©efte,  welche  fein  be* 
ftimmteS  ©lauben6befenntni|  fefihdlt,  fonbern  nur  an  ba3 
Goangelium  glaubt  unb  m  ihren  ©eifllichen  nur  burch  %xbnu 
migfett  unb  dceblichfcit  fich  auSjeichnenbe  Scanner  wihit, 
ohne  baß  biefelben  befonber«  orbinirt  fein  muffen.  35iefe 
©efte  finbet  pch  in  dnglanb  unb  |>olIanb  unb  »erbanft  ib» 
ren  Urfprung  einem  gewiffen  Robert  fBrowne,  welcher 
1580  gegen  bie  engl.  btftt>6flidr>e  JEirche  in  S3ejug  auf  beren 
duperliche  Ginrichtungen  heftig  auftrat  unb  in  83  erb  tnb  ung 
mit  Wicharb  ^arrifon,  einem  2Dorffchullebrer,  eine  eigne 
©emeinbe,  bie SJrownianer,  ftiftete.  2)ie ©emeinben  »er^ 
mehrten  ftch,  ebne  in  einem  ndhern  3ufammenhange  unter 
einanber  gu  flehen.  Srowne  würbe  gefangen  genommen,  aber 
wieber  entlaffen  unb  aus  bem  Canbe  gewtefen.  Gr  ging  nach 
©eelanb  unb  fliftete  auch  bin-,  fowie  in  Serben  unb  Atnfler: 
bam,  mehre  ©emeinben.  9lacbber  lehrte  er  nach  Gnglanb 
juruef,  führte  ein  unftdted  geben  unb  unterwarf  fleh  enblich 
ohne  eigentlichen  SBiberruf  feiner  8ehren  ber  Ijtxrftynttn 
Äirche.  3Ran  gab  ihm  eine  ^>frunbe,  aber  er  fegte  auch  noch 
ferner  fein  auSfchweifenbe«  jeben  fort  unb  fam  enblich,  weU 
er  fich  <"t  einer  ©ericbtöperfon  »ergriffen  h^te,  nod)  tn  feis 
nem  80.  Söhre  in5  ©efangni^  nach  S'lorthampton,  wo  er 
1630  fiarb.  ©eine  Anhänger  würben  vielfach  »erfolgt,  bc= 
flanben  aber  al*  Gongregationaliflen,  bi8  3oh« 
binfon  chriflliche  ÜRilbe  unb  Siebe  prebigte  unb  ihnen  eine 
beffere  Sticbtung  gab.  liefen  betrachteten  nun  bie  ©emeim 
ben,  welche  ftch  3nbepenbentcn  nannten,  al6  ihren  gweiten 
©tifter.  «tt  Gromwell  (f.  b.),  welcher  ber  puritanifchen 
?et)re  gugethan  war,  in  Gnglanb  ju  immer  gr6gerer  9J?acbt 
gelangte,  bilbeten  bie  3nbepenbenten  eine  mdchtige  politifche 
Partei,  welche  jeboch  ttjr  Hnfeljen  mit  ber  iBSiebereinfefeung 
ber  fötrigt.  Samilie  wieber  oerlor. 

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Jnöor  bebrütet  überhaupt  ein  SJerjeicbntß,  Index  Ii. 
brorum  prohibitornra  (S3er5eif^nif  ber  »erbetenen  ffiü» 
cjer)  ober  furj  Snber  beißt  ober  »or^uflSroeife  ba$  Ber» 
jeicbniß  ber  »on  ber  r6m.*fatr)olifcbrn  Äircbe  als  brr  SttlU 
aion  unb  ©ittlicbfeit  für  gef4brl»<b  erachteten  unb  barum  bei 
Strafe  beS  IBanne*  »erbotrnen  Durber.  @olrfie  Berbote 
würben  fcbon  in  ben  erften  3abrbunberten,  erjl  gegen  beib» 
nifebe,  bann  gegen  fefcerifcbe  S3üeber  erlaffen,  unb  balbrour* 
ben  auch  Sammlungen  ber  Eitel  tiefer  SSerfe  angelegt. 
Der  neuefte  Snber  ift  1819  I;erau6gegcbcn  unb  naqmald 
noeb  otelfacb  »ermebrt  wotben. 

Jnilim  tief)  bei  ben  2flten  ba3  Sanb  jenfeit  beS  ©an» 
ge«,  »on  welchem  fie  erft  bureb  Weranber'S  gelbjug  ju  jtebe» 
rer  Äunbe  gelangten.  9ca<b  ber  (frttbecfung  »on  Xmerifa 
erhielten  bie  3nfeln  im  mericanifefcen  Stteerbufen  ben  9la» 
nun  SEBeftinbien  (f.  b.)  unb  ba«  alte  Snbien  würbe  nun 
jum  Unterfcbiebe  ßftinbien  (f.  b.)  genannt  Äuflralien 
enblieb  ift  ©übinbien  genannt  w erben. 

3nitfffrfnti0mu0  bejettJbnet  im  Allgemeinen  ben  3u> 
ftanb  ber  ©leiebgültigfeit  unb  Unempftnblicbfeit.  <Sr  be» 
»ie&t  ftcb  tbetlä  auf  fmnlicbe  ©egenftdnbe ,  —  ©leicbgültig* 
feit  gegen  £uft  unb  ©cbmerj  —  tbeil«  auf  geiftige  Segen« 
ftanbe.  3n  ber  lefctern  SBejiebung  ift  er  bie  entrwber  eTjwunj 
gene  unb  bann  ju  weilen  Flug  berechnete,  nur  f<b  ein  bare  (Reichs 
gülrigfeit  gegen  gewijfe  geiftige  Sntereffen,  roeldbe  bieyRrbrs 
jabl  ber  9Kenfcben,  auf  bem  ©ebiete  ber  $o!itif,  ber  Steli» 
gion,  ber  SBiffenfd>aft,  ber  Äunft  u.  f.  w.  ju  $artetmeinun» 
gen  unb  Seibenfctjaften  aufregt.  Da  ber  iTOenfcb  bureb  bie 
«Übung  ju  einem  l?6bem  ©tanbpunfte  erhoben  wirb,  »on 
welchem  au5  er  JöieleS  aI5  roobJgeorbneteS  ©anje  erfennt, 
wclcbe«,  »on  einem  niebrigem  ©tanbpunft  betratbtet,  »er» 
wirrt  unb  wibeTfprucbSoolt  erfebeint,  auch  feinem  ©eifie  füf> 
erbabenere  Sntereffen  erfcfjliefen,  al$  bie  beS  großen  pau* 
fenS  finb,  fo  ift  häufig  ben  ©ebilbeten  »on  ben  geiflig  ntebru 
ger  ©tebenben  mit  Unrecbt  ber  SBorwurf  beS  3nbifferentiSmu$ 
gemacht  warben.  SBenn  ieboeb  bie  großartigen  Sntereffen 
bee»  ©eifteS  in  SQSabrtjeit  ben  2Renfd>en  unberührt  laffen  unb 
er  efcne  Sbeimabme  für  religi6fee,  politifobeS  unb  wiffens 
fcbaftlicr)ec  Seben  nur  ben  finiilic&en  ©enüffen  nacbgeljt,  fo 
»erbient  er  allerbing«  ben  SJovwurf  ber  SWiebertraebtigfeit 
unb  ©emeinbeit.  —  Zm  Sttagnet  nennt  man  Snbiffe« 
renjpunft  benjemgen  9>unft,  in  wettern  feine  2Crt  »on 
magnetifeber  SBirffamfeit  auftritt,  (.»gl,  «Magnet.) 

3niig  ober  3nbigo  ift  ein  au$gejei<bnet  fct>6ne»  gar» 
beftejf,  ber  auß  einer  großen  'Amabi  oon  ^flanjen  gemon* 
nen  werben  fann  unb  ber  frbon  im  2lltcrthume  in  Dffinbien, 
wabrfcbeinlicb  aber  auch  ben  ©rieeben  unb  SRömern  befannt 
war.  <5rft  feit  bem  16.  3aiuL  ift  er  aber  bureb  bie  j)oU 
lAnber  au§  Sftinbien  eingeführt  unb  in  Suropa  oorjüglic^  in 
©ebrautb  getommen.  Den  3nbigo  enthalten  tbeilö  bie  och 
febiebenen  Xrten  Imligorer«  (tincloria,  «nil .  argenlea  u.  a.), 
tbetlS  anbere  ?)flanjen.  Zud)  ber  SBaib  (Isalis  tiorto- 
ri»)  entbilt  3nbig,  boeb  in  ju  geringer  ÜRenge,  als  baß 
man  ihn  im  ©roßen  jur  3nbigbtreitung  benuljen  Fönute. 
Die  fBereitung  beö  3nbig  geflieht  in  C|b  unb  SSeftinbien 
fo,  baß  man  bie  blühenben  3nbi^vflan)en  in  2r6gen  mit 
ffiaffer  uberfebüttet,  mit  S5retern  bebeeft  unb  mit  ©eroiebten 
befebroert.  ©ebon  nacb  einigen  Stuuben  tritt  ©ibrung 
ein,  unb  wenn  ftcb  auf  ber  Cberfläcbe  blaue  unb  fu»fer» 


farbene  JSlafen  )etgen,  Ußt  man  bat  SSaffer  m  einen  fletr 
tieb  ab.  3n  biefem  wirb  ti  (juweilen  mit  einem  3ufafe  m 
Äalfwaffer)  fo  lange  gefcblaaen,  bis  ti  grunliebbiau  tritt 
unb  ber  3nbig  fi<b  f6rnt.  «c  fe|t  ftcb  admilig  ja  Sctm 
unb  wirb  mit  SBaffer  gewafeben  unb  entlieh  getrocfnrt  Q'zi 
anbere  jweefmaßige  jöeljanblung  ijt  bie,  boß  man  bie  Xsii 
jiebung  nicht  bureb  ©äbrung,  fonbern  bureb  Ubergießtnj 
mit  bfißfnt  SBaffer  bewirft.  Der  Snbig  ift  ein  bunfrlWaurl 
^uloer,  ober,  wie  er  gewobnlicb  im  ^anbel  »orfommt,  ei* 
leiebte  (juweilen  auf  bem  SBaffer  febroimmenbe)  bunfelblatu 
«Waffe  oon  geringer  Seftigfeit,  welcbe  mit  bem  9tagel  gnit* 
ben  SRetaUglanj  annimmt.    <&r  ift  im  SSkuJer  nto>t  o#<« 


bar,  gerueb»  unb  gefcbmadlo«.    Der  reinfte  Snbig 
bunf elblaue«,  in*  Äupferrotbe  gebenbe«  ?)ulr«er,  roeltbeS 
bei  etwa«  rafebem  fteucr  in  purpurrotben  Dämpfen  I» 
flüchtigen  Idßt,  bie  ffcb  bann  an  falten  £>rten  all  «bp 
tige,  gldnjenbe,  pur»urrotr)e  Jtnjftalle  onfe^en.  Diefe  Ufa 
fublimirter  Snbig  ober  Sfatin.  3n  Ȋff erfreier 6*^ 
felfdure  l6ft  ftcb  ber  3nbig  mit  febön  purpurrotber  ?a*. 
welcbe  bei  ber  öerbunnung  mit  SBaffer  in  »lau  ttberfiet- 
©ew6bnltcb  bebient  man  ftcb  ber  raudbenben  ober  bWft ': 
centrirten  engl,  ©«fiwcfelfdure  jur  Xuflofung  bei  3^!« 
unb  »erbünnt  bterauf  bie  Wfung  bis  jum  TOüfaeben,  um  i" 
ihr  3eucbe  unb  anbere  ©toffe  gu  färben,  wobei  »erfrbiew 
STOethoben  in  ttnwenbung  fommen.    Züt  ber  Beritnrf  ■ 
mit  ©cbwefelfäure  gewinnt  man  ben  blauen  &ax*l?> 
eine  aulgejeitbnete  SRalerfarbe.  SRan  unterfebj  eibet  febr 
3nbigoarten,  »on  benen  bie  heften  aut»  jD^mbien  (Ba® 
len)  unb  au«  ttgppten  fommen.    Die  gemeine,  mW-' 
ften  angebaute  Snbigopflanje  ift  oben  abgebitbet 
wirb  einige  §uß  boeb  unb  bat  gefieberte  SMatter,  tttm^ 


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Indlgenat  # 

Jrmig  brifammenflebenbe  SJlüten,  »eld)e  runWtdx  S^oten 
ragen.  SRan  baut  biefelbe  an  vor  SBinben  gefaxten  JDr* 
•n  an  unb  umgibt  bie  Vfnpflangungrn  gu  biefem  3ivecf  e  wol 
uc&  mit  i>erfen.  SBenige  SEBodjen  nad^  bet  VfuSfaat  geben 
ie  »Xflanjcn  auf  unb  beginnen  na  et»  etwa  acht  SBod)en  gu 
üben.  3c&t  fdjneibet  man  btefelben  mit  ber  ©icbel  ab, 
wlcbeS  alte  jefyn  bis  gwolf  aöodjcn,  wdljrrnb  welcber  bie 
Jflanje  nod>  wddjjl,  wieberbolt  werben  fann,  bis  eine  neu« 
CuSfaat  nötbig  geworben  tjt  —  Sflan  bat  ben  3nbig  aud) 
Vi  blauen  Sucblappen  wieberbergeftellt,  wobei  man  einen 
inbig  ereilt,  ber  an  ä3raud)barfrit  nichts  verloren  bat 

inöigmat  bejeidjnet  bie  ©efammtbeit  ber  Siebte  unb 
)flid)ten,  welche  bem  Surger  einet?  ©taatS  alS  ßingebore; 
cm  jufteben  unb  welri^e  einem  gremben  nnr  bann  gu  2  bei! 
>rrb(  na^bem  ihm  auötrürfiict)  baS  Snbigenat  erteilt  wor* 
cru  (BergL  Staturalifation.) 

3n)h?iduum  ifl  ein  in  fict)  alS  ©angeS  beftimmter  unb 
K  f&td)eS  ficr>  barfteHenber  einjelner  ©egenftanb,  ber  info* 
rrn  unteilbar  ifl,  als  jebe  Sbeilung  ifjn  alS  DaS,  wa«  er 
<t,  aufbeben  würbe.  Vfuf  biefe  SBeife  ifl  jeber  ©egenftanb 
er  organifd&en  SBelt  ein  3nbit>ibuum,  benn  man  fann  i&n 
liebt  jertheilen,  otyne  {t)n  ju  jrrflören.  2)aS.  waS  ibn  gum 
jirtbiftbuum mad)t,  ifl  feine  3nbivibualttat  unb  er  felbfl 
jt  aES  Snbioibuum  inbivibuell.  Vfber  auch  in  ber  unot-- 
anifdf)en  SBelt  tritt  Snbioibualitdt  auf,  inbem  jegfidjer  un* 
i.qanifebe  Stoff  feine  if>m  eigentümliche,  fein  SBefen  bei 
citbiunbe  jtrpjlaUform  (f.  Ärvfiall)  bat.  Seber  einjelne 
Wenftb  ifl  nicf>t  nur  leiblier)eS,  fonbern  aud)  geiftigeS  3nbii 
'ibuum,  inbem  er  in  feinem  ©elbftgefübl  unb  ©elbflbeirugt» 
ein  na<$  aDen  feinen  CrfenntnifTen,  ©efüblen,  Steigungen 
t.  f.  w.  alS  ©anjeS,  alS  Snbivibuum,  ftd)  gufammenfaßt. 
Da  jur  Snbioibualität  beS  ßinjelnen  alles  dasjenige  gebort, 
imS  ibn  alS  biefeS  beftimmte  3nbivibuum  von  allen  übrU 
im  unterfebeibet,  fo  bat  man  auef)  vorjugSweife  baS  bem 
«ftimmten  Sinjelnen  Gigentbümlicbe  bie  Snbivibualitdt  bef» 
ttbm  genannt.  SDem  3nbwibuellen  ifl  in  biefer  SJejtebung 
Allgemeine  entgegengefe&t,  Dasjenige  ndmlieb,  waS 
>er  Gingelne  mit  anbern  ©ingeinen  gemein  bat;  mit  Unrecht 
>at  man  jebod)  ber  Snbivibualitdt  bie  Sbealitdt  entge- 
rengeßeUt.  (Vgl.  3b ee.)  DiefcS  beweift  fet)tfn  baS  Vcr: 
obren  ber  Jtünfte,  benn  jeber  Äütifiler  fdjafft  nur  bann  ein 
lunftwerf,  wenn  er  ein  3beal  als  3nbbibuum  barjtellt, 
iber  wenn  er  baS  Snbivibuum  alS  3beal  erfct)einen  Ii  (it. 

3nöult  (tat.,  b.  b.  9laeblaß,  VenviHigung)  wirb  bie 
Icmanb  rechtlich  erteilte  <*r[anbniß  genannt,  bie  Erfüllung 
iOtt  SBerbinblirbfcit  auf  eine  fefigefefete  3eit  anfteben  gu 
■äffen,  namentlich  eine  Urfunbe,  weld)e  auf  bie  angegebene 
inen  ©cbulbner  vor  gericbtlieber  Verfolgung  burd)  feine 
laubiger  fjcberfleüt.  (SSgl.  5W  Oratorium.)  —  3nbult 
»irb  aud)  gleicbbebeutenb  mit  3nbu(genj  ober  ?f  blajj  (f.  b.) 
IJtbraudjt. 

3nbu9  ober  ©inb  ifl  ber  9?ame  eineS  ber  gr6|ten  <£rrome 
2jienS#  weldjer  auf  bem  nörbU  Vfbbange  beS  £imalaja  ents 
fpringt  unb  von  ba  erft  in  wejtl.,  bann  in  fübl.,  gule^t 
Bieber  in  wefil.  9iid)tung  bem  arab.  ober  perf.  Speere  ^ 
firimt.  6r  münbet  in  bem  finbifchen  SReerbufen.  ©eine 
8*"i}t  2dnge  betrdgt  ungffdbr  320  9».  unb  gu  feinem  glufh 
jtbiet  »erben  19/XK)  D2R.  gereefrnet.  JDie  wid^tigflen  glujfe, 


3  Industrie 

reetebe  it)r38afeT  in  ibn  ergiefen,  {tnb  ber  Äabul,  ber  Sßt< 

bat  (bei  |>vbaSpeS  ber  VClten),  ber  Gbunaub,  ffiauvi,  8St* 
jah  unb  ©etlebge.  £)it  beiben  Umgenannten  ftnb  ber  Jp\)> 
PbafiS  ber  Gilten.  3Bei  ber  ©tabt  ^pberabab  (vgl.  ©ol* 
fonb.a)  tbeilt  fid)  ber  3nbu6  in  jwei  2trme,  welcb«  ftc$ 
furg  vor  ber  SRünbung  wieber  vereinigen. 

3nöU0trif  nennt  man  baS  auf  Äenntnijfe,  Berfianb, 
gleij?  unb  ©eftb,idlid>feit  ftcb  grünbenbe  ißefheben  nad>  JBet* 
voHfommnung  unb  leichter  Vervielfältigung  ber  ^robuete  bei 
£unfi  unb  beS  ©ewerbfleißeS ;  inbuftriell  ifl  ber  SWenfcfi, 
welcher  bie  gdbigfeit  unb  ben  SBillen  gu  folcfcem  Seftreben 
befiBt.  SQie  Ungeheures  bie  3nbuftrie  unter  günfiigen  Um= 
(lanben  gu  (eilten  tm  ©tanbe  fei,  lebrt  fd)on  ber  oberfldcbi 
lid)fte  Vergleich  beS  gefeüfcbaftlichen  SuftanbeS  ber  ©egeru 
wart  mit  bem  ber  Vergangenheit,  gabrifen  unb  SJiaimfac: 
turen,  Sampfmafchinen  unb  Gifenbabnen,  ungdblbare  ^io= 
buete  ber  Qtymie,  öud)brucferfunjl,  Äupferflecbf unjt  u.  f.  w., 
VfUeS  biefeS  verbanfen  wir  ber  3nbufhie.  Äiefe  fann  in 
einem  Siolfe  erjl  bann  auffommen,  wenn  eine  geringe  Sßer» 
fianbe$bi(bung/  eine  ©enge  nufelidjer  Äenntniffe  unb  £uß 
gum  ßrwerb  in  ibm  verbreitet  finb.  Die  erften  beiben  (tnb 
nur  ba  mSglid) ,  wo  Vfberglauben  unb  SJorurt&eile  ibre  Sttadjt 
verloren  haben,  unb  bie  üufi  gum  @rwerb,  welche  gleiß  unb 
burd)  Übung  erlangte  ©efdjitflicbfeit  im  ©efolge  bat,  fann 
nur  ba  eintreten,  wo  ber  ©efuj  gefiebert  tfr,  alfo  in  burd) 
©efefee  innerlich  unb  burch  poltttfcbeS  Vfnfchen  nad>  außen 
ficher  gesellten  ©taaten.  Vfber  auch  baS  Äiima  unb  bie 
23obenbefd)affenbeit  beS  eignen  PanbeS  unb  ber  öerfebr  mit 
anbern  £dnbern  ftnb  auf  bie  3nbufhie  eineS  S3olfeS  von 
großem  Qnnfluß,  inbem  nur,  wenn  biefe  VerhditnifTe  gun* 
ftig  finb,  eine  hinreiebenbe  ®enge  von  ^robueten  vorhanben 
ifl,  an  beren  Verarbeitung  bie  Snbuftrie  ftd>  geltenb  mad)en 
fann.  2Me  3nbufhie  fann  für  ein  Volf  nur  bann  gefdbr= 
lid)  werben,  wenn  bie  (SrwerbSlufl  in  #abfud)t  unb  bteBer* 
flanbeSbilbung  in  eine  th6richte  Verachtung  aller  b^b«n, 
über  baS  irbtfd)e  Seben  binauSreid)enben  geiftigen  3ntereffen 
auSartet.  (Sine  rcabrljaft  tüchtige  Grjietjung  unb  eine  bie« 
felbe  frdftig  unterflü^enbe  ©efeftgebung  ftnb  bie  ©d)u&raittel 
wiber  eine  fold)e  Entartung. 

SBeniger  um  Jlinber  fo  auSgubilben,  baß  ftc  fpAfer  in 
ben  ©tanb  gefegt  ftnb,  ibre  geifltgen  unb  forperlichen  Jtrdfte 
auf  eint  inbu|rrieQe  SSJeife  in  Vfnwenbung  gu  bringen,  als 
vielmehr  in  ber  Vfbftcbt,  bie  3ugenb  felbfl  febon  auf  eine 
ibren  Jtraften  angetriebene,  nüfsiiche,  ihnen  einen,  wenn  aueb 
nur  erft  geringen  6rwerb  fidjernbe  unb  gugleicb  fte  gum 
fpdtern  8ebenSberufe  vorberettenbe  SBeife  gu  befcbdftigen,  bat 
man  an  verfebiebenen  JDrten  3nbuflrie*  ober  Vfrbetts« 
fcbulen  erriebtet.  gelb»  unb  ©artenbau  im  ©ommer, 
©pinnerei  im  SBinter  ftnb  bie  gewöhnlichen  gtbrgegtn» 
fldnbe  in  biefen  Vfnflalten.  S3efonberS  geid>nen  ftcb  bie  3«* 
buflriefcbulen  granfreicbS  auS;  in  ber  neuem  3eit  bebauptet 
aber  bie  gu  ^ofwpl  in  ber  ©cbwtig  (f.  ge(lcnberg)  bat 
erften  Wang.  3n  jDeutfdilanb  würbe  bie  erfte  3nbufhtc« 
fdjule  1777  gu  ^)rag  von  bem  f)robfle  ©cbulfiein  enicbteL 
Sürgburg,  SWerflenvurg » ©cbwerin ,  Saben,  bal  JCurfür» 
flentbum  Reffen,  Manöver,  jßraunfebweig  folgten  naejb. 
Die  auSgegeicbnetfle  frang.  3nbufhiefcbulc  befinbei  fub  in 
©traSburg. 


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Infant 

Dnfont  (von  bem  tat.  infus,  b.  h.  toi  Jttnb)  feigen 
mh  Äußnabme  be$  Stbronerben  bie  fönigl.  $nnjen  in  ©pa* 
nier  unb  Portugal,  wdfcrenb  iebe  $rinjefftn  Snfantin  ti. 
tulirt  wirb. 

Infanterie  ober  gfufjvol!  fjcifen  bit  ©olbafen,  welche 
ju  gufj  bienen  unb  bie  tb«l«  in  gefcbloffener  Drbnung  (8i» 
nie,  bobet  Sinieninfanterie),  tf^etlS  einjeln  (leichte  3nfante* 
rie)  ju  fdmpfen  geübt  fein  muffen.  SBci  ber  jefeigen  Ärieg* 
fübruna  bilbet  baS  gujioolf  ben  .§auptbeftanbtbeil  unb  bte 
^upt|tü($e  (ben  Jtern)  ber.g>eere,  wdbrenb  früher  bie  Jtrie» 
ger,  bcfonberä  bei  fürftlieben  unb  ritterlichen  #teren,  gröfj» 
tentbeilc?  beritten  waren.  (Sine  Snfanftn  (f.  Infant)  von 
Spanien  fotl  ibtem  SBater  juerjt  mit  einem  .§eere  von 
folbaten  gegen  bie  9Rauren  fiegreicb  ju  #ülfe  gejogen  fein 
unb  bafcer  ber  9tome  Infanterie  entftanben  fein,  weichet 
nacbber  mit  ber  fpan.  fWilitairverfaffung  in  bie  übrigen  tu> 
top.  ^ccre  überging. 

3nfimtrdima!recl)nung  ober  Änatpfi«  beS  Unenb* 
liefen,  »erben  jufammen  bie  Differential*  unb  bie  3n- 
tegralrecbnung  genannt,  jwei  ^Rechnungsarten,  welche  bet 
bobern  ^Crittjmetif  angebiren  unb  beren  ßntbeefung  unb  Um 
roenbung  tureb  Seibnitj  (f.  b.)  unb  Stewton  (f.  t.),  fo» 
wie  hr.cb  bie  fpdttrn  grofien  ÜRatbematifet  wir  grofjentbeÜS 
bie  gewaltigen  Sortfcbrttte  v.i  banfen  haben,  welche  ade  ma> 
tbematifeben  unb  bie  2Ratbematif  amvenbenben  SBiffenfcbaf* 
ten  in  neuerer  3eit  gemacht  haben. 

3nflum)a,  ©tippe  finb  gleicbbebeutenbe  83enennun» 
gen  für  ein  epibemifcb  berrfcbenbeS,  eigentbümlicbeS  Äatar* 
rbalfieber.  Seit  bem3abre  1323  finb  bt*  jefet  einige  30  QpU 
bemien  berfelben  (jeboeh  nie  gleichzeitig  mit  anbern  gröfjem 
(Sptbemien)  beobachtet  roorben.  ©ie  cljarafteriftrt  fich  baupt* 
fachlich  bureb  plofelicbeS  Auftreten,  fcbncUeS  Umftcbgreifen 
unb  entfebiebene  Neigung,  in  foqenannte  nerv6fe  jtranfbeitS* 
juftdnbe  überzugeben  unb  9cac^f ranfbeiten ,  befonberS  ber 
Jöruft,  ju  birttettaffert.  25 er  (Srfranfenbe  beflagt  fich  über 
Krifteln,  ba*  mit  fltegenber  #ifee  abwechfelt,  überUnbebag* 
liebfeit,  SWattigfeit,  namentlich  in  ben  »einen,  äieben  unb 
Steifen  in  ben  ©elenfen,  ein  ©efübt  von  ©ebnere,  Ginge; 
nommenbeit  unb  Drucf  im  .Stopfe,  glimmern  vor  ben  Äu> 
gen,  ©cbwinbel,  ©eftcbtStdufcbungen,  Saufen  in  ben  !Db* 
ren.  Htlmdlia  nimmt  ber  Äopffcfjmen,  ber  vorjüglid)  in  ber 
©tirne  unb  über  ben  Äugen  feinen  ©tfc.  bat,  ju,  bie  Äugen 
beginnen  ju  tbrdncn,  baS  SSeifje  in  benfelben  r6tbet  fich, 
bie  Äugenliber  fcbwellen  an,  ber  ©lief  wirb  trübe,  ba§  ©es 
ficht  rotb  unb  aufgebunfen,  bie  Schleimhaut  ber  9eafe  fcbwiHt 
an,  wirb  fcbmerjbaft  unb  troefen,  fonbert  aber  ba(b  unter 
6fterm  liefen  eine  fcfyarfe  $eucbrigfeit  ab,  bie  fieb  fpdter  in 
einen  bieflidben,  jdben  ©cbleim  verwanbelt.  Saju  gefeiten 
fich  bdußgeS,  trotfeneS  .^üfleln,  baS  nach  unb  nach  in  ei» 
nen  im  ©eginn  ebenfalls  trotfenen,  weiterbin  mitwdffe» 
rig  fcbleimigem,  juweilen  blutigen  EuSrourfe  verbunbenm 
vfpujlen  ausartet,  ba£  ©ci)linaen  wirb  befcfjwerlich  unb 
fcbmerjbaft,  bie  game  innere  $eunbbäb(e,  namentlich  aber 
ber  ©aumen,  baS  ©aumenfegrf  unb  3<Jpfcben.  bie  STOan* 
beln,  ber  ©tf^lunb  erfct)einen  rotber  all  gewibnlicb  unb  auf» 
getrieben,  bie  3unge  entweber  rem  unb  bann  ebenfalls  um 
gew5bnlicb  ger6tbet  ober,  wa8  6fter  ber  galt  i(l,  weißlieb 
ober  gelblicb  belegt,  alle  genannten  Stbeile  aber  in  Jturjem 
mit  einem  jdben  ©cbleime  überjogen.   Äuferbem  befebwert 


Infosionstiiierctaen 

M  ber  Äranfe  über  faben  ©efeejm«! ,  ORanatl  an  Xwete 
llbelf eiten,  erbriebt  fieb  wol  autb  wirfltcb,  ift  oerftopft,  ^ 
zuweilen  ©ebmerjen  im  ttnterleibe,  eine  ©mpfinbunä  t« 
iRaubigfeit  unb  Äifteln  im  ^>alfe,  eine  betfere  ©ttmme,  fyr? 
f topfen /  Ängjllie^f eiten,  ©eflemmung,  furjen  2trbem,  Sei 
tenftiebe,  wobei  ber|)ul«  gewibnlicb  etwa«  befdbleuniat,  b 
mer  aber  gmijt,  fcbneO  unb  bdrtlic^,  ber  entleerte  Urin  in 
Anfange  fparfam  unb  boebrotb,  bie  |>aut  beip  unb  trafen, 
er|t  fpdter  feuebt,  beröcblaf  unrubigunb  von  2rdiiram  m 
terbroeben  ift.  ©cbwerere  ©rhanFungSfdlfe  jeiebnen  fieb  fite» 
bie6  bureb  eine  augerorbentlicbe  ^infdlligf eit,  auffaDente  Ibu 
rube,  vorübergebenbe  üöewüijtlopgfeiten ,  Srrereben,  leicta 
3ucfunaen  unb  ©etdubung  auS.  9lacb  einer  Dauer  m  3 
bi3  biebften*  14  Sagen  gebt  inbef  bie  5tranfbett  gewibiii} 
in  ©efunbbeit  über  unb  »war  unter  fritifeber  ©ebleinutfct! 
berung  bureb  bie  iRafe,  auS  ber  3Dhmbböble,  namentlitt)  in 
©cblunbe,  JRaeben,  bem  JtebKopfe,  ber  iJuftröbre  unb  t*n 
Hungen,  juweilen  aueb  bureb  ben  Darmfanal,  unter  ttie^u 
eben,  fauerlict)  rieebenben  ©tbweißen,  vermebrtem  70%®$ 
beS  UrinS,  mancbmal  awS)  unter  (Eintritt  von  brfttgera  m 
fenbluten.  SBirb  bie  5tranfbeit  jeboef;  »ernacblifftgt,  fo  w- 
fie  f:cb  zuweilen  in  bie  Sdnge  ober  maebt  öftere  SudVile 
unb  binterld^t  9ta*rranfbeiten,  befonber«  einen  bartniefion 
unb, bie  Sörujl  febr  angreifenben  Ruften.  Xucb  bie 
tbiere,  namentlich  ^ferbe  unb  ^unbe,  werben  gleictic; 
mit  bem  lOienicbeu  von  biefer  (Spibemie  befaüen,  ncldp  ;n 
mittlem  ©tdbten  gew6bnlicb  4 — 8  S93od)en  bauert.  Sa 
un«  tritt  bie  Snfluenja  am  bdufigfien  in  ben  SRonateti  Seh., 
9)Jirj  unb  2fpril  auf.  ©anj  vorjüglicb  ftbeint  ibre  &t* 
bung  bureb  l)äufigen  2Bittcrungöwecpfel  begünfKgt  ju  u«! 
ben,  inibefonbere  burd)  plöijlicben  tibergang  troefenen,  falca 
SJettert  in  wdrmereö  unb  feuct)teä,  woju  vieHeicbt  noa)  ■ 
eigentbümlicbeö  a)H|d)ung§verbdltnig  ber  Ätmofpbdre,  ein  i« 
genannte^  93?iasma,  wefentlieb  beiträgt.  9ldc|(te  JBeranü 
fung  jum  ©rgriffenwerben  ift  ßrfdltung  bureb  3uglufr,  :n 
jweefmd^ige  Sefleibung  u.  f.  w.  JDb  bie  jtranft;c;t  rir.: 
eigentlicben  Äufiecfungä|ioff  entwicfele,  burc^  »elcben  fie  f-3 
fortpflanje,  ijt  für  je&t  noeb  unentfebieben. 

3nfuoioti6ll)irrrl)tn(  Sfnfuförten  ober2Cufgu^tiiier< 
eben  nennt  man  bie  »u  ben  SJürmern  gereebneten  3$««' 
eben,  »eleb«  man  in  auen  bureb  organifebe  ffleimengun^a 
metje  ober  weniger  verunreinigten  Süaffer  in  unjdbibarf1 
Spenge  mit  ^)ülfe  ber  «Kifroffope  wabmimmt.  Di«  na* 
flebenbe  Äbbilbung  jeigt  einen  vergr^erten  Kröpfen  unb  in 
ibm  eine  3ufammenftellung  ber  am  bdufigfien  vorfonrctrn' 
ben  3nfufion§tbiercben.  Die  SRenge  biefer  X$m  iff  o»' 
glaubtieb.  ©n  berubmter  9?aturforfcber  bat  berechnet,  M 
ftcb  in  einer  Gubiflinie  SBaffer  gegen  600  SRiUiontn  it'.i^ 
SJürmer  beftnben.  9?i*t  einmal  alle  ©attungen  biefer  Ubirt 
Fann  man  auf^dbten,  boeb  febeint  jebe  befonbere  guiffe'' : 
ibre  eiaentbümlieben  ©attungen  ju  fyabm.  Die  großem  r<7> 
felben  finb  jum  Sbetl  autb  ibrent  3nnem  nacb  wrttrfu6! 
worben  unb  jeigen  tyn,  wie  in  ibrem  Xu#ern,  merfworH;; 
öigentbümlicbfeiten.  9Ran  fennt  yunfttbiertben,  Wbetfti« 
Deutelwürmer,  Xalmürmrr  (Jtleifferdlcben),  ©tbilbpef''^" 
u.  f.  w.  Die  TM,  in  weleber  fieb  biefe  tbiere  Hp*1 
»en,  ift  verfebieben.  einige  legen  ©er,  anbere  bringen 
benbige  3unge  unb  noeb  anbere  pflanzen  fub  bura)  3^!' 
luna  fort.  Der  Änblicf  cineö  SBJafferrro»fen3  bureb  bai 


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Ingenieure 


44* 


Ingwer 


froffop  mufS  bttn  bcnfenben  SStnfdjen  bie  ebrfurtb>oIlfte  fem  ©tiefen  wfebreinbrn.  £ie  ©cböpfung,  feben  tt-ir,  ijl, 
Seroimbenrag  bet  Wafyt  nnb  (9r6fe  beö  ©ebopfert  ein*  wie  in  ber  (Stöße,  fo  aueb  m  ber  JUetn^ett  unenbli$,  über* 
ftfjjen,  bet  Sfficlten  itbenbcr  ©efen  l;ett>oiruft,  »reldje  un«    aU  voller  fijewegung  unb  geben. 


3namiturt  beiden  bie  ein  eignes  Gorp8  bitbenben  reif- 
fenfcbajtlicb  gebilbettn  Cffijiere,  benen  oorjugSroeife  bie  Sei» 
rung  be$  geftungSbaue«  unb  bet  JBelagerungen ,  bie  Xnorb* 
nung  bet  Sager,  bie  ßonfhuirung  bet  ubergangSbrucfen  unb 
Strafen,  ba8  geograpbifebe  2£ufner>men  bes  Qrunb  unb  öo= 
bttu),  auf  reellem  bet  Jtrieg  geführt  wirb,  wol  aucr)  bie  2Cn> 
orbnung  bet  SWärfdje  u.  bgl  übetttagen  ijt  ©ie  werben 
sröptentrjeits  in  eignen  Sngenieut faulen  gebttbet.  DaS 
trfie  3ngenieurcorp6  würbe  1604  »on  bem  franj.  SRinijter 
SuO»  errietet. 

Jrtgrptr  ober  Sngber  werben  bie  gewurjreic$en  SBurj 
jeln  bet  gemeinen  3ngwerpjlame  ((at  Amonmm  tisgiber) 
genannt,  roetebe  in  ©raftlien,  ßbina,  JDft:  unb  SEBeflin» 
tien  rpäd)fi  unb  gelblicfcweiße  HMumen  bat-    s-^an  unter» 


[dicifcct  im  Jpanbel  braunen  ober  gemeinen  unb  roeifjen, 
ober  nach  ber  £>eimat  inb.,  bcngaL  unb  chinef.  Ingwer. 
2)er  weiß«  unb  ber  braune  3ngwtr  baben  ibre  »erfefciebene 
garbung  nur  bureb  bie  %rt  ber  JBebanblung  erhalten, 
über  bepe  3ngwer  befrrbt  au£  fdjweren,  feflen,  flarf  unb 
angenehm  rieebenben  unb  ferjarf  fcfymccfcnbcn  molligen  SBur* 
»In.  SDer  oftinb. ,  auS  SSJtalabar  unb  Bengalen  tontmenbe 
3ngwer  gilt  für  ben  beflen.  Qt  wirft  magenftörfenb,  er. 
wärmenb,  öd;  leim  auflofenb,  beforbert  bie  Ürinabfonberung 
unb  ben  Abgang  »on  ©Übungen  unb  wirb  fowol  in  bet 
Äocbfunft  als  in  bet  SRebicin  oielfacb  angewenbet.  Hui 
3nbien  erbalten  wir  ein  gemacht  en  ober  canbirten  3ng« 
wer,  ber  ben  bei  uns  eingemachten  an  Jtraft  beiweitem 
ubertrifft,  weil  man  in  JDjiinbtcn  bie  frift^en  SSurjeln  jum 
(Rumänen  benufct.    Äußerbem  bereiten  bie  Sucferbaefer 


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Innocenz 


446 


Innsbruck 


and)  gegoffenen,  gebacfenen  3ngwer  unb  3ngwermorfeU 
len.  es  gibt  noch  mtt>xt  3ngwerarten,  ju  benen  bte 
©locfingwer  ober  Söilbingwer  gehört,  beffen  getroefc 
nete  SBurjeln  in  fingerbiefen  ©Reiben  verfenbet  werben, 
ferner  ber  ütttweringroer,  ber  »ParabieSingwer,  bef» 
fen  Samenfömcr  bie  »ParabieSförner  ober  ©uineaförner,  ber 
Karbamoming  wer,  beffen  Samen  bie  Karbamomen 
gibt,  unb  ber  ©el  bwurjingwer,  von  btm  bie  ©elb» 
wurj  über  ßurcume  fommt. 

3nnocfn)  i|l  ein  SJlame,  welchen  bis  jefct  13  röm.  gipfle 
geführt  haben.  JDer  erfle  3.  regierte  402—16,  ber  legte 
1721 — 24,  ber  wichtigfle  ober  iß  3nnocenj  III.  3)er; 
felbe  war  einer  ber  größten  »päpfle.  Sein  eigentlicher 
VUmt  war  £otf)ar;  er  flammte  aus  bem  erlauchten  16m., 
in  Anagni  unb  Segni  begüterten  $aitfe  *tt  Gonti,  war 
1161  geboren,  hatte  ficr)  auf  ben  Schulen  zu  9tom,  »Pas 
ris  unb  JBoiogna  in  ber  Rheologie  wie  in  ber  SuriSpru» 
tenj  gleich  ausgezeichnete  Kenntniffe  erworben  unb  rourbe 
noch  in  mannlicher  3ugenb  1193  jum.  Raupte  ber  Kirche 
erhoben.  Qt  brachte  bie  gciflliche  unb  weltliche  Jgjerrfcbaft 
StomS  auf  ben  h&cbjten  ©ipfeL  ©leich  nach  feiner  2ücibe 
benuljte  er  aufS  vortbeilbafte|ie  bie  Verwirrung,  in  welche 
bie  faiferl.  Angelegenheiten  in  3talien  burd)  ben  &ob  $ein» 
rieh  VI.  gebracht  worben  waren.  25er  faiferl.  »Präfect  ju 
{Rom  mußte  ihm  ben  fjulbigungSeib  fchwören  unb  mit 
#ülfe  ber  unter  ihm  Verbündeten  Stäbte  vertrieb  er  bie  tau 
ferl.  EclinSträgcr  auS  3talien  unb  nahm  ihre-  Zaubereien  als 
fange  »orenttjaltcne  Erbgüter  beS  röm.  Stut)lS  in  ßefifc. 
3n  2)eutfcblanb  hintertrieb  er  bie  SBabl  bei  minberjiitjrigen 
griebrieh  IL  (ungeachtet  bcrfelbe  fchon  »er  feiner  £aufe  jum 
Nachfolger  feines  VaterS  im  JReicbe  anerfannt  worben  war), 
um  baburch  bie  bem  eignen  eraporffreben  gefährliche  SBen 
binbung  beiber  Sicilien  mit  bem  beutfehen  9ieid;e  aufzuheben. 
Jöci  ber  SBelelmimg  griebricb'S  mit  Sicilien  entriß  er  bem 
Weiche  alle  geijllidjen  Öerechtfame,  würbe  aber  beffenungej 
achtet  von  ber  verwitweten  Aaifcrin  Gonftantia  auS  Ach* 
(ung  vor  feiner  Wadjt  unb  SJechtfchaffenheit  junt  Sormunbe 
ihreä  verwaiflen  SofmeS  eingefefct  unb  währtnb  beffen  SJlin* 
beriahrigfeit  ihm  fogar  bie  Sfegentfcbaft  SieilienS  überlaffen, 
feie  er  mit  Grnft  unb  «Kraft  verwaltete.  Unter  ben  in  £eutfd>; 
lanb  aufgetretenen  ©egenfönigen  begünfligte  3-  £>tto  IV., 
einen  Sohn  Heinrich  beS  göwen,  unb  frönte  ihn  1299 

(um  Kaifer,  unter  ber  SJebingung,  baß  bie  Freiheit  ber 
irchlichen  SSahlen,  bie  9?echtSzu{tänbigfeit  aller  von  ber 
Kirche  in  Anfprucb  genommenen  ©üter  unb  anbere  ©erecht» 
fame  bem  «Papfle  überlaffen  werben  müßten.  AIS  Dtto  gleich 
nach  feiner  Krönung  bieS  AHeS  bem  »papfte  verweigerte,  fo 
mußte  er  bem  jungen  Jpobctiflaufen,  griebrieb,  baS  Selb 
räumen,  ben  je(jt  ber  'Papft  auf  ben  väterlichen  ffhron 
tief.  greiwiHig  ober  gezwungen  unterwarfen  fich  auch 
übrigen  gürflen  GuropaS  feinem  $errfchcrwillen.  »peter  II. 
von  Äragonien  machte  fein  Königreich  auS  Anbacbt  bem 
h.  »PetruS  jinSbar;  baffeibe  tbat  Sana>  I.  von  »Portugal 
nad>  vergeblicher  Steigerung.  »Philip»  Augufl  von  granf» 
«ich,  Alfons  IX.  von  ©alicien  unb  8eon,  Sobann  von 
Sngianb,  alle  biefe  Könige  mußten  ftch  unter  bie  Üfladbt 
beS  «PapfleS  beugen.  SRur  ber  auf  feinen  betrieb  von 
granf  reich  unternommene  Kreujjug,  ju  bem  er  jum  gros 
fen  Zijtil  feine  ungeheuren  Sa>a&e  verwtnbet  hatte,  ge« 


währte  ihm  nicht  ben  gewünfehten  Crfolg.  (fr  enbete  iW 
mit  ber  Eroberung  ÄonftanttnopelS  unb  ber  Grticbtung  cü 
ncS  (atetn.  JtaiferthumS.  3war  gab  ftch  3-  bem  ©ebanfa 
ber  SBiebervereinigung  ber  griedj.  mit  ber  röm.  Kirdje  ti«, 
aber  ber  ©chmerj  über  baS  verlorene  3iel  war  größer,  all 
ber  (Schimmer  einer  Hoffnung,  bie  weber  bie  ©icbcth'it  (et 
neuen  (Eroberung  noch  bie  3uflimmung  ber  ©riechen  für  fid> 
hatte.  Um  fo  jhenger  wachte  3.  für  bie  Gdjtheit  unb  ein» 
beit  beS  ÄircbengiaubcnS.  Sie  Älbigenfer  (f.  b.)  hatten 
an  ihm  einen  blutigen  Verfolger,  inbem  er  zuerji  bie  33. 
quifition  (f.  b.)  gegen  bie  Unglücf liehen  als  Ae&er  in  2b 
wenbung  brachte.  Tin  ber  Schwelle  großer  ereigniffe  ort 
boeb  auch  im  Vorgefühle  nahen  AbfchiebeS  verfamnelte  J 
um  ftch  bie  weltlichen  unb  geifilicben  &errfcher  berStiif:«» 
heit  auf  ber  gateranfpnobe  1215  jur  SBiebererlangunj  bd 
b.  £anbeS,  jur  Ausrottung  ber  Äe(«er  unb  jur  ©inenun» 
befferung  ber  Kirche.  Sin  allgemeiner  ©otteSfriebe  würbe 
geheiligt,  um  alle  Kräfte  guropaS  bem  SWorgenlanbe  ^ju> 
wenben.  gurchtbare  Maßregeln  gegen  bie  Ke(jer  würben  b* 
fdjlo|Ten,  bie  gefjre  von  ber  JSranSfubflantiation  (f.b.) 
bem  Kirchenglauben  hinzugefügt  unb  bie  Kircbengefcje  fji 
bie  wichtigflen  JRechtSs  unb  £)iSciplinarverhdlrniffe  vermit-rt 
unb  in  alter  Strenge  erneuert  Auf  einer  Steife  jur  2jA 
föhnung  »PifaS  unb  ©enuaS  überrafchte  3-  ber  2ob  an 
16.  3ul.  1216.  Seine  2BifJfenfchaft  wirb  gerühmt,  feine 
^)abfucht  getabelr,  boch  bienten  feine  97eichthümer  feinen  ®e> 
banfen  unb  (lanben  ben  Kreuzfahrern  wie  ben  Armen  offen, 
©lücfiidje  SSerhältniffe  t>at  er  mit  altrömifchec  Sefonnmbd 
benu^t,  unb  SRom  hat  noch  einmal  burch  ihn  bie  gehTWi 
SBelt  beherrfcht.  —  IBefannt  burch  ben  Kampf  gegen  Iii 
^ohenfiaufen  ift  auch  Snnocenz  IV.,  ber  1243  jur 
gierung  fam,  ein  flolzer  unb  firenger  5Wann,  welcher  bii 
Keijer  verfolgte,  viele  Schriften  hinterließ  unb  1254  tot 
Kummer  über  eine  fticberlage  flarb,  welche  feinem  ^rnt 
burch  bie  'Partei  ber  $obenflaufen  beigebracht  worben  n» 
—  ©n  reblicher  unb  tüchtiger  SWann  war  3nnocenjU, 
ber  1676  ben  päpfilichen  Stuhl  beftieg  unb  J&ffreich  im  2ß» 
fenfriege  mit  ©elb  unterfiüfcte.  Unter  feiner  JKegierung  er» 
ließ  1681  bie  franj.  ©eifllichfeit  ju  »Paris  jene  vier  Arrifel 
(vergl.  KatholiciSmuS),  burch  welche  baS  Anferjen  bei 
»papfleS  in  granf  reich  befd>ranft  würbe. 

3nnebruch,  bie  ^auptflabt  ber  gefürfleten  (Sraffcbafl 
Sirol,  liegt  in  einer  fchönen  ©egenb  am  3nn,  ba,  wo  ber» 
felbe  ben  reißenben  Silbach  aufnimmt.  Der  3nn  ijt  raö 
ber  bottinger  unb  ber  mühlauer  S3rücfe  überbaut  ^e, 
einen  großen  Sheil  beS  3ah"S  mit  Schnee  bebeefte  SBerai 
umgeben  bie  Stabt,  wie  bie  umftehenb  abgebilbete 
berfelben  jeigt.  Sie  ^at  hohe,  jum  Sheil  Pac§  gebeite 
fer  unb  zwölf  Kirchen.  3n  ber  granziSfaner*  ob«  4^ 
firche  befinbet  ftch  baS  Denfmal  beS  Äaiferl  SRartmilian  L 
welches  einen  großen  £bei(  beS  Schiffs  ber  Äircfce  m 
faßt.  Auch  bem  (Erzherzog  gerbinanb  unb  feinet  fchtael 
©emahlin,  »Philippine  Söelfer  (f.  b.),  fowie  bem  r-atro 
Idnbifchen  gelben  ^ofer  (f.  b.)  ft'nb  i  ;  biefer  Jtird)elw 
male  errichtet  worben.  Anbere  merfwürbige  SSauwerfe  fral 
bie  ©urg  ober  bie  alte  9?efibenj,  vor  welcher  eine  Ätite» 
jlatue  beS  ©rzherzogS  fieopolb  V.  fleht  unb  welche  bie  feg» 
nannten  Kaiferzimmer  unb  einen  fehr  großen  Saal  cntJ 
baS  Kanzleigebdube  mit  bem  fogenannten  golbenen  JDa4<. 


welebef  auf  »ergolbetem  Jtu^fnr&trt^  befreit.  Bor  tan  Stbau> 
fi?-rLbaufr  ficht  ba*  Stanbbilb  3©fepb  IL  SDie  Statt, 
welche  gegen  11,000  (?inw.  ja'blt,  tft  Sifc  be«  QuberniumS, 
teS  rirol  Vorarlberg.  JCppellationä  =  unb  Griminalobergeriä)ti, 
eineJ  8anbratt)$  unb  einer  Unwemtdt.  Die  festere  würbe 
fe&on  1672  wm  Jtaifer  Eeopolb  I.  gefhftet,  fmk  er  ober  Oer« 
febiebene  SJtote  aufgeboben  unb  wieberbergeftellt,  julefit  1826. 
Gegenwärtig  bat  fie  über  1000  Stubirenbe.  Änbere  Änfiat» 


Inquisition 

ten  fmb  eine  £auptfcbule,  eine  Äitterafabemfe,  ein  Dame» 
ftift,  eine  2anbwtrtb,fcbaftegefeUfcbaft  unb  b<tf  ganbeSmufeum. 
jDiefe*  tft  1823  »om  ©rafen  Gbotef  gegrinbet  warben  unb 
gibt  feit  1825  „««trage  jur  ©efebitbte,  Statiftif,  91atu* 
•funbe  unb  £unfi  von  SDitol  unb  Vorarlberg '  bnau6.  JDle 
JBewobner  von  3»  betreiben  fceber»,  2ucb>,  Seiben*  unb 
©aurawollenfabrifen  unb  .öanbel  3n  ber  9?4^e  von  3. 
liegt  ba*  berühmte  Scblojj  Ambra*  (f.  b.). 


3nO  »ar  eine  Zoifttx  be$  JtabmuS  (f.  b.i  unb  eine 
Semablin  befi  ttjebanifeben  Königs  AtbamaJ.  Älfl  ibre  Sebwe» 
Iter  Semele  ben  83a«bu5  geboten  batte^  fäugte  fie  benfel* 
ben  unb  jog  ftcb  baburtb  ben  $>a(j  ber  .Inno  gu,  wtltbt 
wegen  feine«  Umgangs  mit  ber  Semele  auf  ihren  ©emabj 
Jupiter  eiferföcbtig  mar.  3-  mar  bie  Stiefmutter  von  $briru$ 
unb  #elle  (öergl.  Argonauten)  unb  wollte  biefe  um  ihrer 
eignen  Jtinber  willen  t6bten.  3uno  verfolgte  fie  nun  ra» 
erjenb,  inbem  fie  ben  AtbamaS  rafenb  machte,  fobap  er  fei« 
nen  unb  ber  3.  altcflen  Sohn  an  einem  Seifen  jerfebmetterte. 
v;t  btm  jungern  Sobne  ÜJlelieerteS  fleh  3.  unb  fprang 
iüi  Ttttx.  SSeibe  ertranfen,  würben  aber  auf  öorbitte  ber 
öenuB  ju  2Reera£ttern.  So  warb  %  alS  fie  ufotbea 
cerebrt  unb  bem  SBelicerteS  ju  ©jren,  beffen  8eiä)nam  £>el* 
Pbäte  «n$  £anb  trachten  unb  Jtdnig  SifopbuS  beftatten  lief;, 
würben  auf  ber  Sanbcnge  SftbmuS  (oergL  (Sriechenlanb) 
bie  iftbnuftben  Spiele  gefeiert. 


3 ii quiMt ton  beißt  ein  r>on  ber  r6m.»fatbolifcben  Strebe 
eingeführtes  ©ertcht,  welchem  bie  XuSfpdbung  unb  Sötftxai 
fung  ber  Jtefeerrien  (f.  Jteger)  obliegt.  3nnoeenj  III. 
(f.  b.)  wirb  öon  ber  ©efcbicfjte  als  ber  Urbeber  ber  3nqut< 
fition  be^eiebnet.  Sine  Verdnberung  ndmlieb  bef<  fruber  ge* 
gen  abtrünnige  ©lieber  ber  Äird)e  beobachteten  Verfahrens, 
nadj  welchem  bie  3urecbtwetfung  unb  Äefrrafung  berfelben 
unter  Anwenbung  ber  Äird)enbufjfn  biß  jur  AuSftofiung  au« 
ber  Äirtbengemeinfd>aft  unb  burgerlicben  Gbrlofigfeir,  ben 
S3ifd)6fen  in  ihren  JBiStbämern  jufianb,  würbe  bureb  biefen 
5>apfl  habureb  berbetgefttbrt,  ba|j  er  auf  ber  m'erten  Sateran* 
fonobe  1215  ben  Sitfcbifen  felbfi  unter  brobenben  6rmab> 
nungen  bie  größte  Strenge  gegen  bie  Äefjereien  ber  Albi* 
genfer  (f.  b.)  unb  SBalbenfer  (f.b.)  jur  ?)fiirt>t  machte, 
unb  gur  Ausrottung  berfelben  fogar  eine  papfrli$e  6ommtf> 
fton  nacb  bem  fütt.  ^ranfreieb  febiefte.  .riefe  rrflen  Xru 
fange  ber  ©laubenSgericbte,  bie  f).  3nquifition  ober  bai 


«nQiiläuion 


448 


Inquisition 


h.  Amt  (sanrtum  officium)  genannt,  erhielten  burdj  bie 
ffiefcblüffe  bet  ©pnobe  von  Souloufe  1229,  burch  bie  ba« 
Sierfabren  berfelben  naher  brftimmt  würbe,  unb  burch  ben 
•pap|1  ©regor  IX.  123.3,  bei  jte  von  ben  58ifd)6fen  unab* 


$olen.  3n  ben  Slieberlanben  wollten  JCaifer  Äatl  V.  nnt 
fpätcr  Philipp  n.  von  Spanien  bureb  ben  $erjog  lila  tit- 
Snquifition  einritzten  taffen,  boä)  fleOtm  fieb  bem  Untren^ 
wen  große  £inberniffe  entgegen.    3n  Deutfcblanb  teni. 


hdngig  machte  unb  ihre  öerwaltung  ben  Dominifanerrr»  nigte  ftch  ba«  SSoIf  mit  ben  SBifcbifen  gegen  baö  mrfot 


übettrug,  ibre  eigentliche  ©eftait  unb  SBollenbung.  ©te  er* 
febienen  anfangs  al«  ein  SBerf  ber  ÖJotbwenbigfeit  unb  be« 
©egen«,  burd?  ba«  jeber  3wiefpalt  in  ber  großen  gamilie 
ber  Gbriftenbeit  gittern  am  in  ber  2Burjel  erjticft  werben 
foUte.  Darum  gaben  auch  bie  Surften  rhibwig  IX. ,  9?ai- 
munb  von  SEouloufe  unb  Äaifer  griebrieb  II.  bie  ©efefce, 
burch  weltbe  bie  weltliche  SBebirbe  ber  Snquifition  bienfibar 
gemarkt  würbe.  2fber  ba«  ©cbwanfen  fceö  ©eric^t«,  ba$  fteji 
tn  ben  b-  Xngelegenbeiten  ber  {Religion  an  ein  recf>t[icbe§ 
Verfahren  nicht  gebunben  glaubte,  machte  ben  ©laubenSeifer 
ber  Siebter  häufig  jum  $anati«mu«,  jumal  ba  biefelben  al« 
9Jl6ncbe  eine«  ffrengen  Erbend  bem  Switlcib  unb  ber  SRilbe 
wenig  jitgängticb  waren.  Da«  ©eriebt  fonnte  auch  ohne 
tfnfiager  überall  nach  Äefeereien  forf(hen  unb  mußte  babet 
t»on  ben  ffiifcbifen  unb  ber  weltlichen  jDbrigfeit  auf  ba«  eis 
frigfte  unterftu&t  werben,  #atte  ber  Glauben«riebter  ober 
3nquifttor  jur  Verwaltung  feine«  Xmt«  in  irgenb  einer 
©tabt,  woju  er  gewöhnlich  ben  ©ifcbof«ft&  wdblte,  feinen 
2tufentr)aft  genommen,  fo  foberte  er  in  einer  ^rebigt  bie  Q'm- 
wobner  berfelben  auf,  bie  Äefcer,  welche  ft'cb  nicht  freiwillig 
anflagen  würben,  woju  ihnen  eine  grill  von  30  Sagen  am 
beraumt  war,  anzeigen.  Dafür  waren  ^Belohnungen  au«j 
gefefct,  wdbrenb  bagegen  von  ber  ©tabt  für  jeben  ber 
vom  ©eriebt  aufgefunbenen  ©ebutbigen  angemeffenc  ©elbfha* 
fen  ju  erlegen  waren.  SBurbe  ein  Angeklagter  ober  SJer; 
bdebtiger  verhaftet,  bann  gab  e«  feinen  <Zd)uts,  fein  f)rivu 
legium  mebr  für  ihn,  »on  welkem  SJange  er  auch  fein 
mochte,  greunbe  unb  Änvenvanbte  wagten,  um  felbft 
nicht  al«  Äe|er  ju  erfebeinen,  weber  eine  Älage  über  bie 
Verhaftung  ju  ergeben,  noch  für  ben  llnglücflicben  um 
©nabe  \u  bitten;  man  ging  in  Ürauerfleibern  unb  rebete 
von  bem  im  ©ertebte  ©efrnblicben  roie  von  einem  SEobten. 
(Sin  ber  Äegerei  SÜerbdcbtiger  rourbe  gewöhnlich  bret  SKal 
vor  ba«  Dfficium  gelaben.  Grfrbien  er  nicht,  fo  würbe  bet 
Kirchenbann  über  ihn  ausgebrochen;  erfchien  er,  fo  würbe 
er,  im  SRotbfau"  burch  bie  Holter,  jum  ©eftdnbniß  gejwun* 
gen.  SBar  ba«  ©ericht  von  ber  fefeerifchen  ©efmnung  be5 
Angesagten  über j engt,  fo  beburfte  e«  feines  Ginge|tdnbntffe«, 
um  bie  ©trafen  ju  »erhungert,  Diefe  waren:  entehrenbe 
Öupen,  Ginjiebung  be«  58cfm6gend,  ewige  ©efangenfehaft 
unb  Seuertob,  bem  auch  ^Bußfertige  nicht  immer  entgingen. 
Äuth  an  deichen  SBerftorbener  fonnten  noch  entehrenbe  ©rra* 
fen  ooHjogen  unb  auch  ^Bücher  fonnten  gerichtlich  verfolgt 
werben.  —  Die  trften  Snquifitionögerichte  würben  ju  Stou* 
loufe  abgehalten,  aber  bie  (Strenge  ber  ©trafen  erregte  hefj 
tige  SUolf'obctvegungen,  burch  welche  bie  3tiquifTtoren  vertries 
ben  ober,  wie  ber  pdpffliehe  £egat  9>eter  von  ßaftetnau  unb 
9?obert,  bet  Äe|erhammer  genannt  (ber  in  ben  erften  brei 
SRonaten  feiner  Ttmtelführung  mehr  a\i  50  ber  Äefcerei  ver; 
bdebtige  Chriffrn  entweber  verbrennen  ober  lebenbig  begraben 
ließ),  erfchlagen  würben.  Dennoch  erhielt  [ich  ba§  ©encht  in 
feiner  fürchterlichen  ©eftalt  unb  würbe  in  firanfreieb  von 
Ainig  Subwig  IX.  in  ©ehu^  genommen.  3n  furjer  3eit 
verbreitete  e«  ft'ch  auch  nach  3talien,  JBenebig,  Gatalcnien, 
Xragonien  unb  ganj  ©vanien,  nach  "Portugal,  Deutfchlanb, 


brungene  Äefeergericht,  unb  beffen  ^aupt,  Äonrab  von  f» 
bürg,  würbe  mtt  feinem  Anhange  1233  erfehlagen.  Spoto 
beflcllte  man  in  9fom  jwar  fortwdhrenb  Snquifttorrn  fsx 
Deutfchlanb,  aber  fte  fonnten  nur  unter  befonbern  günflipn 
Sjerhdltniffen  einzelne  SKachthanblungen  ausüben  unb  \ks> 
nun  nur  vorübergehenb  im  3abjre  1372  gegen  bie  Sentit 
(f.  b.)  vor.  Um  fürchterlichften  ^crrfcrjte  bie  3nquifinM  a 
©panien  unb  Portugal,  8dnbern,  bie  Sabrhunberte  hinreri 
in  patriotifeben  Äriegen  fich.  gewöhnt  tyittm ,  SReinbeit  M 
©laubenS  für  ba6  |>6chfte  ju  halten.    Serbinanb  ber  Sa, 
tbolifcbe  gebrauchte  fte  mWtm,  feine  SERatbt  ju  beben  unt 
iu  fiebern.   Den  ?)lan  ju  ihrer  neuern  (Einrichtung  ertttwr 
*D?enboja,  IBeichtvater  be*  5t6nig8  unb  €r»bifchof  wn  St 
Villa,  unb  granj  Jimenej,  fpdter  ©roßinqujtfttor  von  84 
lien.  Den^lan  voüenbetr  ber  Dominifaner  tyomai  bei«;, 
quemaba,  feit  1478  erfter  ©eneralinquifttor  von  €iv 
Unter  feiner  von  bem  A6nige  allein  abbdngigen  ©c^rftfeiiJ" 
regierung  beffiegen  2aufenbe  ben  Scheiterhaufen  ober  Paria 
unter  ber  golter,  ober  verfebmachteten  im  Äerfer,  ober 
berten,  wie  bie  Suben  unb  9J?auren,  gegen  bie  h»niptf  .: 
bie  vernitbtenbe  ©ewalt  ber  3nquifition  gerichtet  rwr,  ia< 
©lenb.  Uli  berAönig  bie  3uben  gegen  ein  angebotene* 
febenf  von  30,000  Dufaten  von  ber  ©ewalt  ber  SnquijMoi 
freigeben  rvollte,  febreefte  iljn  2orquemaba  von  b!effin'c. 
haben  jurücf,  mit  einem  ihm  vorgehaltenen  Grurifire  aui 
fenb:  £>b  er  ben  theuern  #fÜanb  grijiger  noch  ali 
verfaufen  wolle?  —  Stach  bem  von  ibm  burebgeführten fll« 
waren  in  ben  J&auptffdbren  ©panien«  15  Äe^ergerict; 

Serichtet.    Der  ©roßinqnifftor,  ber  zugleich  Grjbifcbrr  ir 
[olebo  mar,  führte  bie  ©herauf ficht  über  alle;  bamit  !& 
manb  nach  Bwni  appelliren  f onne ,  würbe  er  sugleicj  jm 
papftliJrJen  ©tellvertreter  ernannt.  3ur  3fu$fpürung  ter  .v 
würben  befonbere  Diener,  ^miliares,  angeftellt;  alf  ' 
ließen  fieb  »vn  jeher  bie  vornebrnften  Ccutc  gleicht': ■ 
©icherheitSmittel  für  ft'ch  fflbft  gebrauchen.  3n  ©panint 
lief  ftch  bie  Än^ahl  berfelben  auf  20,000.   IBetm  ®eni 
felbft  würben  tbeiß  ©eifllicbe,  thetl«  9techt8geletir: 
JRichter  verorbnet  Das  .f>au*,  in  welchem  tit  ?. 
aufbewahrt  würben,  erhielt  ben  Kamen  c*sa  «wi«  ebn 
h.  ^au«.   Cor  ber  SBcfanntmacbung  ihre«  Urthelli  rrfati 
ten  fchon  bie  ©efangenen  ihre  ©träfe  au«  ber  itlei 
welche  fte  erhalten  hatten,   »ehielten  fte  ihre  gerff': 
Äleibung,  fo  foüten  fte  nur  um  ©elb  geftraft  roerben 
welche  einen  gelben  9?o<f  ohne  ttrmel  (©anbenito  gen« 
unb  mit  einem  2tnbrea«freuje  Perfehen,  anlegen  ntu? 
blieben  gleichfalls  am  Sehen,  würben  aber  an  ben  ¥ 
ger  geflellt  unb  aller  ihrer  ©üter  btrauti.  £ie;r:: 
beren  ©anbenito  mit  ©tüefen  von  roihwoöenein  3-1 
Jlammen  vorflellenb,   verfehen   unb  ohne  Ären; 
net  war,  erhielten  ibre  greiheit,  boeb  würben  fte  betrs  ! 
batbte  neuer  Äe^erei  ohne  SBeitereß  verbrannt.    25er  . 
bem  ©anbenito  noch  ba«  ffiilbniß  Deffen,  bei 
gen  foUte,  angeheftet  unb  mit  £eufel$gefia!ten  urn^  - 
fo  t)atte  ber  uerurrbeilte  ben  Slammentob  ju  errr: 
welche  feierliche  Einrichtung  2f uto  ba  fjfe  (f.  b.  a< 


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Insekten  449  Insekten 


irurbe.  Dem  glücbtling  war  immer  tie  ©träfe  ter  £inridj; 
tutig  beffimmt. 

Die  oon  ben  «Spaniern  unb  9)ortugiefen  befcerrfchten  2dm 
Der  ÄmerifaS  unb  £ flinbtenö  würben  gleichfalls  unter  bie  Äuf* 
ftebt  ber  3nquifition  geßeßt.  9)?ertco,  ßartagena,  8ima 
unb  ©oa  in  jDfhnbten  würben  bureb  fie  ein  S(t)aupla6  bim 
tiger  Verheerungen.    SRirgenb  aber  baben  fich  bie  nacbtbeili: 

S Solgen  ber  Snquifttton  auffauenber  geäußert,  als  in 
anien,  wo  fie  bie  natürliche  Gntwtcfelung  beS  Volfs  auf: 
(feit  unb  baffelbe  geißig  oerfummern  lief.  ßrß  burch  9(m 
poleon  würbe  fie  hier,  wie  auch  in  Stalten,  aufgehoben, 
gerbinanb  VII.  rief  fie  wieber  in*  Däfern,  bis  fie  1820 
abcrnwlS  aufgehoben  würbe.  Sohonn  VI.,  König  oon  Vor. 
tugal  unb  Kaifcr  oon  Vrafilien,  flbb  bie  3nouifitton  in  ab 
(en  feinen  öefifcungen  auf.  Sßenn  ?>apß  $iuS  VII.  1814 
bie  Snquifttion  in  Stein  wieberhrrßellte  unb  ©regor  XVI. 
1813  ju  ihrer  SÖiebereinführung  in  Sarbinien  febrttt,  fo  lag 
bicö  änSnterefje  beS  r6m.  Stuhls,  ber  in  ihr  einS$ufcmhj 
tel  ber  oielfac|fcmgefb<r)tenen  ©runblagen  ber  Äirctje  fanb. 

Urfprünglich  bebeutet  3nquifition  Äuffuchung  ober  Um 
terfiü|ung  unb  man  nennt  baher  3nquifitionSprocefj 
biejenige  Ärt  beS  GriminalproceffeS,  bei  welcher  bem  Sitchter 
übertragen  iß,  ÄtleS  ju  unterfueben,  waS  jur  geßfefcung 
unb  Erfenntniß  beS  begangenen  Vetbre.r;enS  bienen  fann, 
unb  ben  Ängef lagten  fowie  bie  ßeugen  ju  perhören,  um 
•nicht  allein  3enen  jum  ©eftätibnift  ju  bringen,  ftnbern  auch 
burch  bie  übereinßtmmung  mit  aQen  Stebenumßdnben  unb 
bie  ÄuSfagen  aller  3eugen  bie  Stbot  nach  ihrer  SBabibeit 
barjußellen.  Der  biefe  Unterfuchung  fuhrenbe  dichter  heißt 
bem  Ängcfchulbigten  gegenüber  3nquirent,  unb  ber  Äm 
gefchulbigte,  fo  lange  als  baS  gefchehene  Verbrechen  noch 
nicht  foweit  ermittelt  iß,  baß  er  burch  richterlichen  ÄuSfpruch 
jur  formlichen  Änflage  für  t?inreicf>enb  oerbdchtig  erfiärt 
werben  tann,  3nculpat,  n«hher  aber  3nqutfit.  Das 
Verfahren  beim  ßriminalproceflfe  in  Deutfchlanb  erfobert, 
tag  ber  Angesagte  oon  bem  dichter  nicht  burch  irgenb  welche 
Zwangsmittel,  fonbern  nur  burch  bie  Stacht  ber  SBahrheit 
uhb  bie  innere  Änerfcnnung  beS  begangenen  Unrechts  jum 
ßhigcßdnbnip  beS  Verbrechens  gebracht  werbe,  wdhrenb  in 
grantreich  unb  ©nglanb  bie  Überführung  beS  Ängeflagfen, 
ja  wol  gar  bie  ffiabrfcheinlichfeit,  welche  auS  ber  Unterfu» 
d?ung  fich  ergibt,  hinreicht,  um  ein  Straf urtheil  ju  begrün* 
ben.  DaS  beutfehe  Verfahren  iß  langfamer  als  baS  engl, 
unb  franj.,  aber  jebenfaUS  ber  menfcblicben  SBürbe  angemcf« 
fener.  (Vgl.  Griminalrecht.) 

JnöeKtm  (bie),  auch  Äerbtbierr  ober  Einfchnittler 
genannt,  bilben  bie  fecb&te  SEhterelaffe  unb  zeichnen  fich  im 
Allgemeinen  burch  tmm  falten,  weißen  Saft  auS,  welcher 
ihnen  bie  Stelle  beS  VlutS  gu  erfe|en  f che  int,  burch  Sroc' 
gühlfdben  unb.  burch  eingelenfige,  homartige  güfe,  beren 
fie  ber  Siegel  nach  f'$3  hoben.  S3ei  ben  meißen  3m 
feften  finb  Kopf,  JSruß  unb  Hinterleib  burch,  oft  fehr  tiefe, 
©infebnitte  ober  Kerben  getrennt,  unb  oon  biefem  Umßanbe 
bat  bie  gan$e  Qlaffe  ben  tarnen.  SJterfwürbig  finb  ferner 
bie  fBetwanblungSßufen,  welche  bie  meißen  Snfeften  burch* 
jumaeben  hohen,  ehe  fte  §u  bem  3ußanbe  höchßer  ÄuSbiU 
bung  fommen,  in  welchem  fie  erß  im  (staube  finb,  fleh  ju 
begatten  unb  fortjupflanjen.    SWit  wenigen  Ausnahmen, 

580b« 'Sem,..  5  er.  IL 


welche  lehenbige  3unge  jur  Seit  bringen,  legen  bie  Snfeften 
(ihr,  auS  benen  bie  t'aroe,  9Jtabe,  Engerling  ober  Staupe 
austriebt,  bie  fich  in  eihe  3>uppe  ober  ytomphe  oerwanbett, 
auS  ber  enblicb  baS  oodfommene  3nfeft  heroorgeht.  ©dmmt» 
liehe  Snfeften  haben  ein  febr  furjeS  geben,  ja  einige  leben 
nur  wenige  ©tunben.  9? ach  £mne  werben  bie  3nfeften 
in  fieben  jDrbnungen  eingetheilt:  1)  Jtdfer,  tat.  Coleoptem, 
mit  jweihduttgen,  )ufamniengefaltcten  klügeln,  welche  unter 
)wet  hornartigen  Deelen  liegen;  2)  <£>albßüg(er,  lat.  Hemi 
ptera,  mit  oter  freujwrife  jufammengelegten,  gerabe  auSge* 
ßTecften,  meiß  jur^dlfte  horten  ober  pergamentarti^en  glfi* 
geln;3)  Schmetterlinge,  Schuppen  flügler,  lat.  Lepidoptera, 
mit  vier  fein  gefchuppten  ober  beßaubten  klügeln;  4)  ültu 
»rnßügler,  lat.  Neuropiera,  mit  oier  nefcförraigrn,  burchßch* 
tigen  glügeln;  6)  ^aurßügler,  lat.  Hymenopiera,  mit  oier 
burchfi<htigen  geaberten  $(üge(n ;  6)  Bweiflügler,  lat.  Diptera, 
mit  jwei  un beb eeften  glügeln;  7)  ungeßügelte,  lat.  A ptera. 
3n  neuerer  Seit  bat  man  noch  oerfebiebene  Unterabtheilungen 
gemacht.  SBaS  bie  einjelnen  Organe  ber  Snfeften  betrtfff, 
fo  geht  ihnen  )un4a)ß  ber  ben  Xhteren  höherer  ©attungen 
eigenthümliche  Knochenbau  ab,  fobaß  ihr  Körper  £alt  unb 
geftigfeit  nicht  oon  Snnen,  fonbern  burtb  bie  dußere  0e> 
beefung  erhalt.  Dtefe  iß  baher  in  ber  Siegel  mehr  ober  we- 
niger hart  unb  oft  noch  mit  panjerartigen  Stücfcn ,  Decfen 
oon  paaren,  Schuppen  ober  Gebern  oerfehen.  Statt  beS 
^erjtnS  hoben  bie  3nfeften  einen  eigenn)ümlich  gebauten,  IdSngS 
beS  Körpers  liegenben  Kanal,  ßatt  ber  {hingen  eine  große 
3Renge  oon  Luftröhren.  Die  Änjahl  ber  SRuSfeln  ber  3n* 
feften  iß  jum  2Ijeil  fehr  groß,  baher  biefe  2btere  aueb  eine 
fehr  große  Kraft  im  Verhaltniß  jur  Schwere  ihreS  Körpers 
befi^en.  Die  auSgebilbetßen  SinneSwerfjeuge  ber  Snfeften 
ftnb  bie  Xugen ,  oon  benen  man  3wet  oerfchiebene  Xrten  um 
terfcheibet,  ndmlich  einfache  unb  ^ufammengefe^te.  3ene  finb 
glatt  unb  einjeln  ßehenb,. biefe  liegen  an  oeiben  Seiten  beS 
KopfS  unb  finb  wie  mit  Facetten  (flehten,  btelfantigen  $ld* 
che»)  jugefchnitten.  Die  einfachen  Äugen  hoben  auch  in  it>= 
rer  3ufommenfefeung  mit  ben  'Äugen  ber  Sdugthiere  ^hm 
lichfeit,  finb  aber  bei  ben  oerfdjicbenen  Snfeften  oerfchieben. 
©ei  ben  jufammengefe&ten  Äugen  bilbet  jebe  einjelne  ga* 
cette  ein  befonbereS  Äuge  unb  ihre  Änjabl  iß  fehr  oerfchie* 
ben.  fi3ei  Slumenfdfern  hat  man  über  25,000  gacetten  an 
Cinern  Äuge  gejdhlt.  Die  Stubenfliege  t)at  über  4000  ga* 
cette n  im  Äuge.  (Vgl.  g liege,  wo  ein  folcheS  Äuge  Orr« 
größert  abgehtlbet  iß.)  Die  Äugen  ber  3nfeften  ftnb  unbe* 
weglict)  UIlb  *>\t  otelen  gacetten  muffen  ihnen  bie  Veweg* 
lichfeit  erfefcen.  Der  SWunb  ber  Snfeften  iß  fehr  oerfc^ie* 
benartig  gebilbet.  Änbere  SinneSwerfjeuge  fann  man  nicht 
mit  ©ewtßheit  an  ü)nen  nach  weifen,  obfehon  fie  ©eruä)  unb 
©ehör,  wenigßenS  jum^heil,  ju  haben  f(f)einen,  unbböcbß 
wahrfcheinlia)  bienen  bie  gühler  als  SDrgane  beS  ©ehörä. — 
Die  gehre  oon  ben  Snfeften,  bie  Snfeftenfunbe  ober 
Entomologie  iß  überftchtiid)  unb  ooQßdnbig  oon  «ö.  ÜBur« 
meißer  „£anbbuch  ber  Entomologie"  (2fi3be.,  Öerl.  1832— 
35)  bearbeitet  worben.  SBie  öon  ben"  übrigen  ZI) i er d äffen, 
fo  hat  man  aua)  oon  ben  Snfeften  eigne  Sammlungen,  3  m 
fef tenfabinette,  angelegt,  in  benen  bie  Snfeften  theüS 
getroefnet  unb  auf  Nabeln  aufgefpießt,  thetlS  in  Spiritus 
aufbewahrt  werben.  Äuä)  bie  tn  iBernßein  ober  Kopal  eim 
gefchlojfenen  unb  bie  feltenen,  oerßeinert  aufgefiutbenen,  c*or- 


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weltlicben  Snfeften  werten  in  biefen  Sammlungen  öufge* 
ftfilt.  SBerltn,  $ari«,  SBien  unt>  fcevben  baben  bie  bebtu* 
ttnbltm  ojTenäicben  Snfeftenfammlungen. 

3ns cl  bei t';t  jebet  fleinere  ganbtbeil,  welcher  ringsum  Mit 
ffBaffer  umgeben  ifi;  bie  grSßern  8anbmaffen  bitten  bagegen 
ba«  gefllanb  ber  (jrbe.  5Ran  pflegt  onjune&men,  baß  eine 
Snfel  &6(bfien$  jeb.n  ©rabe  ber  2dnge  unb  ber  ©reite  ein« 
nehmen  bürfe,  ober  baß  man,  um  fie  »u  umfebiffrn, 
flen«  einen  SRonat  unterwegs  ;u  fein  brauche.  Äteine  3n* 
fein  werben  aueb  Cnlant  e  unb  3nfe(n  in  SftüfTcrt  2Ber* 
ber  ober  SBertb  genannt.  fNebre  nabe  beieinanber  lie* 
genbe  3nfetn  bilben  jufammen  eine  Snfelgruppe  ober  tu 
nen  Ardbipei  2)en  ©efammtfldcbcnraum  aller  Snfeln  ber 
Erbe  berechnet  man  auf  ungefdbr  100,000  D$R.  25ie  3nfeln 
finb  Vergfpifcen  ju  vergleichen,  welibt  ftcb  über  ben  ©runb 
be«  «Neere«  fo  weit  erbeben,  baß  fie  bi«  über  bie  Dberftöcbe 
be«  ÜBaffer«  emporragen.  £a(binfel  W#  f'n  größten* 
tbetl«  vom  ^Neere  umflofjene«,  aber  nocb(  auf  einet  «Seite 

3nßianj  wirb  am  bdufigflen  ein  foleber  Abfcbnitt  in  tu 
nem  gerid^tlicben  Verfahren  genannt,  ber  natb  (Srlaß  eine« 
riebterücben  Auöfprucb«  burcf>  Appellation  (f.  b.)  an  ein 
b&bere«  ©eriefct  herbeigeführt  wirb.  (Vgl.  ©eriebte.)  ttbrü 
gen«  bebeutet  3  nflanj  im  Allgemeinen  einen  Umflanb,  wel» 
cii er  Aur  SSiberlegung  ober  wot  aueb  jutn  Veleg  eine§  au* 
gemeinen  Safce«  beigebracht  wirb.  3n  weiterer  at«  in  ber 
oben  angegebenen  Jötbeutung  nennt  man  bei  einem  geriebt« 
lieben  SJerfabrcn  3nftanj  einen  Abfcbnitt,  ber  al«  ©anje« 
auS  bem  Anfachen  be«  einen  5£beiIS,  ber  Vertheibigung  be« 
anbern  unb  ber  richterlichen  (fntfcfjeitung  jufammengefe|t  iff. 
Söirb  von  einem  ^roceffe  ber  Kläger  jurüdfgewiefen,  ohne 
barum  ftinNecbt  ju  »edieren,  fo  wirb  eben  babureb  bet 
JBeflagfe  von  ber  3nflanj  entbunben.  3m  ßriminal* 
proceß  beißt  biejenige  Abfolution  (f.  b.)  be«  Angesagten, 
bei  welker  berfelbe  wegen  mangelnber  fficwetfe  fowol  für 
Scbulb  at«  Unfcbulb  nur  vorläufig  freigefprotpen  wirb: 
greifpreebung  von  ber  3nflanj.  —  3itjlanj  thun 
bebeutet  fo  viel,  al$  um  ritterliche  Verfügung  bitten. 

3rtsttnrt  ober  Naturtrieb  iü  ba«  ber  tbierifeben  Seele 
eigentümliche  ©efübl,  bureb,  »eltbe«  bie  5£biere  in  ibren 
Verrichtungen  beflimmt  werben.  Auel)  ber  9Äenfcf>  bat  3n* 
fhnet,  wie  er  eine  tbierifebe  «ceie  bat;  aber  er  beut*  aueb 
»ugleicb  einen  vernünftigen  ©eifl  unb  biefer  ijl  um  fo  mdch* 
tigw  in  ibm,  ie  bober  gebilbet  ber  9??cnfcb  iß;  raber  tritt 
beim  SWenfcbtn  ber  3nftinet  um  fo  mehr  in  ben  ^>inter: 
grunb,  ie  mehr  berfelbe  wahrhaft  gebilbet  i|i  &  gibt  ge* 
wiffe  Naturtriebe,  welcbe  allen  Stbteren  gemeinfebaftlicb  finb, 
namentlich  ber  Ärieb  bet  Selbjlerbaltung,  welker  ba8  »hier 
antreibt,  ©efabren  ju  entfliehen  ober  iul>  gegen  fi<  J"  »er« 
tbeibigen,  ber  Srieb,  Nahrung  gu  fueben  unb  gwat  bie  ibm 
eben  guträglicbe  Nabrung  unb  bet  ©efcblecbtStrieb.  Saji  iebe 
2bi«go"ung  bat  aber  noeb  befonbere  3nfiincte,  bureb  welcbe 
ibre  eigen tbumlicbe  Xbatigfett  benimmt  wirb;  fo  bat  bie 
©ienc  ben  3nßinct,  fünfiliebe  IQJobnungen  ju  bauen  unb  mit 
^)onta  ju  füllen,  ber  ^am^er  ben  3npinct,  SBintervorrÄtbe 
etnjufammeln,  bie  Spinne  ben  3nfhnct/  $angne^e  gu  weben- 
u.  f.  w.  3Ran  tt>ut  aber  Unrecht,  wenn  man  ben  3nftinct  unb 
bie  bibern  ©tijieSfrdfte  be$  3Renf<ben  einanber  fcblecbtbin  ent* 
grgenfefet,  benn  betSnfrinet  lebrt  bemSJbiere,  Da«  ju  tbun, 


waS  unter  feinen  ÜBerbiltniffen  eben  ba5  Vernünftige  unb 
Verf!änbtge  ifi,  unb  XJerftanb  unb  Vernunft  be*  SRenftfcci 
unterfebeiben  ftcb  wefentlicb  mit  babureb  vom  3njrinet,  baj 
fie  ein  »ewuftfein  von  £>tm,  wa6  ba«  Vernünftige  unb 
Verftanbige  ift,  enthalten.  Der  3nfrinct  ijl  unfrei  aber  jicb«, 
ber  menfcblicbe  Verfianb  frei,  aber  eben  barum  bem  3n> 
tbume  auggefe^t  Vom  :jbiere  unterfebeibet  fub  berSto^ 
babureb,  baß  et  ficb  übet  ben  3nfKnct  gut  greibeit,  um 
SSJilien,  ,uj  erbeben  vermag.  Gi  \ft  feine  Srage ,  tafi  au$ 
einige  tluae  filtere  ben  3nfrinct  fo  auöjubilben  uermwtn, 
baß  fie  ftcb  bem  menfeblicben  Verfianbe  bamit  atmäbnn; 
aber  aueb  bei  bem  flügflen  Xbiere  bleibt  felbft  ba,  »o  d 
Überlegung  ju  iußern  febeint,  ber  3nßinct  immer  bat  Vor» 
berrfebenbe,  wdbrenb  ber  SRenfcb  fchon  bureb  feine  U> 
benfebaften  jeigt,  baß  bei  ibm  bet  Snlltntt  von  ber  ©ti> 
lenäfraft,  aueb  »tnn  er  ficb  tbierifebet  Äobeit  anndbert, 
berrfebt  wtrb. 

3nstitttt  begeiebnet  im  Allgemeinen  iebe  Anftutt  }u  6t> 
reiebung  eine«  bejlimmten  3werf3.  Vor3ugSweife  bat  ma 
i'ebr  t  unb  (Sr^iebungSanftalten  3nfiitute  genannt  2äi  Un. 
Snfiitut  von  granfreieb  ifi  bie  ©efammtbeit ber  gritfcr« 
ten  Afabemien  bee*  ^6nigreiebS  granfreieb  in  y<tn$.  SMbra 
ndmlicb  admdlig  mebre  Afabemien  ficb  gebilbet  battrn  K 
granj.  Äunfl,  Literatur  unb SBiffenfcbaft)  unlbiffi 
fdmmtlicb  in  ber  Revolution  1792  untergegangen  waren,  »uttt 
1795  bureb  ta$  Direttorium  ein  Nattonalinflitut  (Imi- 
tat national)  erricbiet ,  rcelcbeg  an  bie  Stelle  ber  alten  3if;: 
mim  trat,  unb  von  Napoleon  1803  eine  neue  ©nrieStm« 
erbielL  Napoleon  felb|l  unb  aOe  auögejeicbneten  franj.  ®« 
lebrten  feinet  3eit  waren  «Kitglieber  biefe«  3n|litutj,  welArf 
1814  ben  Seinamen  bee»  faiferlieben  (Institut  imp^ruij 
erbielt  unb  aa&  vier  Staffen:  für  SRatbematif  unb 
wiffenfebaften,  für  fran|.  S»tad)e  unb  fciteratur,  für  9t> 
febiebte  unb  alte  giteratur,  für  bie  fronen  Äünfte  behaut. 
Nacb  bem  ©turje  Napoleon'6  trat  an  bie  Stelle  be«  Njtt 
ba«  fon.  3nflitut  unb  1816  würbe  fefigefe^t,  baß  bie  ebv 
jelnen  Abtbeilungen  biefe«  3n|lttut«  ben  Namen  ber  alten 
Afabemien  wieber  annehmen  follten.  Auf  biefe  SBetfe  tritt 
ba«  3nftitut  nun  gebilbet  bureb  1)  bie  franj.  Afabemie  (a«->- 
ddmie  fjransjuse);  2)  bie  Afabemie  ber  3nfcbriften  (JmmA 
des  inscrintions  et  helles -lettres);  3)  bie  Afabemie  cnB:'- 
fenfct)aften  (Acad^mie  des  saences);  unb  4)  bie  Afabemi« 
bet  febonen  Jtünfle  (Aead^nrie  des  beaax-wta).  3«  ^n 
Afabemien  ijl  nacb  bet  3uliu«tevo(ution  noeb  eine  fünfte, 
bie  Afabemie  bet  moralifeben  unb  politifdjen  SBiffenfaVf10 
(Acadeimi«  Jes  sciences  inorale«  et  politiqaes)  geföBtwr:. 
25ie  verfebiebenen  Afabemien  fjeben  unabbdngig  von  eitw^ 
ber  ba  unb  genießen  gemeinfcbaftlieb  nur  bie  ^rottetien  t£.; 
Äönigd  unb  bie  Sibliotbefrn  unb  Sammlungen.  €He 
flehen  tbetl«  au«  wirflieben,  tbeil«  au«  ebrfnmitgltetrn- 
(«cademicienB  libres),  tbeil«  au«  auöwdrtigen ,  tbeilS  tnttä 
au«  correfponbirenben  SWitgliebern  unb  vettbeile»  j«>W 
greife.  So  ertbeilt  bie  fraru.  Afabemie  jdbrüeb  1500  fr 
für  ba«  befle  im  Saufe  be«  3abte«  eingegangene  S3erf  tc 
9>oefte  unb  ©erebtfamfeit.  Außerbeat  bat  fie  nwb  *■ 
^)reiö  von  10,000  granc«  an  jßen  »n  geben,  roeteba  p 
vergangenen  3abre  bie  tugenbbaftfjle  ^anblung  ausgeübt  t^ 
unb  einen  ebenfo  großen  für  ba«  befle  Berf,  ireltbe«  ju^i 


uiguizeo  Dy  Vjyjvjyi 


Instrument 


451 


n  iff.  Ähnliche  greife  haben  auefe  fcte  übrigen  Xfabmtm 
ertbeilen.   2Me  wiffenfebaftlicben  unb  fonfhgen  JJeifhmgen 
t  »erfebiebenen  ba«  Srrfritut  auämaebenben  afabenrien  wer* 
n  tu:*  Memoiren  befannt  gfmad)t. 

Jnetrumrnt  beißt  jfbeS  SBerfjeug,  boch  beje lehnet  man  mit 
»fem  SBorte  »orjug«wcife  biemufifalifcbenSnflrumente 
3crf je u«f  ; ur  ßrieugung  ber  SRuftf)  unb  unterfebeibet  bies 
ben  je  nach  bei  Sebanblung ,  welche  fie  jur  Cnrjcugung  ber 
rcunfebten  Sine  erfahren  muffen.  Saiteninstrumente 
tb  folebe,  welche  mit  gefpannten  Saiten  bergen  finb  unb 
:l<fce  man  entweber,  wie  bie  »erfebiebenen  arten  ber  ©eige 
e  SBioline,  ba«  SBioloncelle,  ba«  6onrra»iolon),  mit  Sogen 
ei$t  (baber  Sogen*  ober  Strcicbinfirumente),  ober 
t  bie  ©uitarre  unb  bie  #arfe  mit  ben  gingern  reißt,  ober 
blich,  wie  ba«  $acfebret,  ba«  (Slaeier  u.  a.  mit  Älöppeln, 
immern  u.  bgl.  anklagt  Seim  Glaoiet  bient  jum  fcbneU 
n  unb  genauem  Änfcblagen  eine  Safiatut  unb  e«  ift  baffelbe 
ber  einStafteninftrument.  ein  eigentümliche«  Saiten« 
irument  ifi  bie  Äolsharfe.  Sie  bilbet  ben  Übergang  ju 
n  Sla«inftrumenten,  bei  benen  aber  bie  Zone  nicht 
:ä)  ba«  Schwingen  eine«  fefleri  Äorper«  (einer  Saite), 
ibent  butcb  ba«  Seben  einer  Euftfiule  erjeugt  werben, 
ierber  gebort  bie  5 löte ,  ba«  «ßorn,  ba«  gago'tt  unb  anbere 
t|rrumente,  welche  mit  bem  SRunbe  geblafen  »erben,  fo* 
e  biejenigen/  bei  welken,  rote  bei  ber  JDrgel,  23la£bälge 
:  Stelle  bei  fDlunbe«  vertreten.  &ier  bient  eine  SEaftatur, 
*  ben  3utritt  ber  8uft  in  bie  Sfcbren  ju  reguliren.  Sie 
cblaglnflrumente,  wie  SErommeln,  Raufen,  Secfen, 
ioefen  u.  f.  w.  finb  bie  unoollfommenfien  muftfalifeben 
iffrumente.  SRitteninne,  jwifeben  Satten:  unb  Sla«s 
irumenten,  fleht  ba«  Srummeifen,  bie  Sföunbharmonica, 
r>te  bie  ÜRaget*  unb  Stablbormonica.  (©.  .öarmonica.) 
icr  nämlich  wirb  bet  Üon  bureb  bie  Schwingungen  eine« 
etallflreifen«  ober  SDletallftäbcben«  erjeugt.    (Snbliä  gibt 

noch  eine  Glaffe  tum  Snflrumenten,  welche  man  Stetbs 
ftrumente  nennen  fann,  bei  benen,  wie  bei  ber  ©la«s 
tfenbarmonica,  bet  Son  bureb  JReibung  erjeugt  wirb. 
-  Snflrument  bejeiebnet  au  et)  im  jurifhfeben  Spränge- 
mibe  eine  unter  ben  nötbigen  görmlicbfeiten  aufgenora* 
•tu  Urfunbe. 

JnMtgert)  ifi  Ginficbt,  im  böbern  Sinne  Sernunftein* 
jt,  baber  ein  »orjug«  weife«  ßigentbum  be«  aJtenfrben  unb 
ar  be«  gebilbeten  SDtenfcben;  benn  jeber  bat  jwar  5Ber= 
nft,  aber  nur  bei  ©ebitbete  fteht  bie  Sernunft  ein.  Die 
•rtfcblicbe  3ntelligenj  ifi,  ba  bie  Sernunft  unerfeböpflicb  ijl, 
twäbrcnb  im  «Steigen  begriffen,  ©ort  allein  befugt  alle 
nfict>t  in  ber  Sollenbung,  alfo  ooQfommene  ober  abfolute 
uciiigenj.  —  3n  einem  niebern  Sinne  fpri^t  man  »on 
ntelliaenjbldttern  unb  Sntenigenjcomptoiren, 
lcb.e«  iffentlicfee  »littet  unb  (Soraptoire  finb,  burd)  welche 
acb.weifungen  aller  7irt  (Änfünbigungen ,  9ia^ritr)ten)  «et« 
ritet  unb  auf  83ertangen  prioatim  erteilt  werben. 

Dnteröirt  (bad)  ifi  eine?  ber  gewattigßen  SRittel  gewe« 
i,  butcb  weites  bie  $apfie  u)re  9Raä)t  Übet  alle  ebrifb 
ben  Mnbfr  ausbreiteten  unb  wiberfijenflige  gurfien  unb 
o(I et  unter  ihre  /"»errfefjaft  beugten.  S>affelbe  befianb  ndm= 
b  in  bem  gtofen  Sann,  welket  übet  eine  Grabt,  eine 
egenb  obet  ein  8anb  »ergingt  würbe,  entwebet  wtU  bie 


»ewo&net  betfelben  obet  weil  ibr  gfirfi  bem  ?)apfl  fi«$  mi«< 
fättig  gemalt  batttn.  ©ur^  baö  3ntrrbict  würbe  bet  gürfl 
aejwungen,  nachgeben,  benn  ba8  »otf,  weu^em  bie  2r6» 
ftungen  unb  Segnungen  ber  Sfeligton  entjogen  würben,  em» 
p6rte  fic^  gegen  ibn.  So  lange  ndmli*  ba«  3nterbitt 
wd^rte,  war  aller  öffentlicher  ©otteöbienfi  unterfagt,  eS 
butfte  fein  Sacrament  »erwaltet,  feine  ©locfc  geldutet  wer« 
ben,  unb  ^eiligen  ©egenfiänben,  wie  ßrueifiten,  Hltdren 
u.  f.  w.  würbe  bie  fegenwirfenbe  Äraft  abgefproc^en,  aue& 
butfte  unb  fonnte  fein  Shriefler  Hbfolution  erteilen.  ?)ap^ 
©regor  V.  fprae$  998  juerfi  ein  Unterbiet  unb  jwat  übet 
granfreieb,  auö,  um  ben  franj.  Ä6nig  JRobert  ju  äwinaen, 
fttt>  »on  feinet  im  vierten  ©rabe  mit  ibm  »erwanbten  ©e» 
mor)l  n  ju  trennen.  SBenn  ba«  3nterbict  wegen  eine«  gut» 
fien  übet  ein  2anb  au«gefpro$en  würbe,  fo  ergriffen  alle 
Unjufrietenen  unb  Solche,  bie  au«  ber  öffentlichen  SJerwir» 
rung  Sßortb^il  ju  »iefcen  äfften,  bie  ©elegenliett,  Unruhen 
ju  bewirf en,  welche«  ü)nen  bei  bem  fie  in  S<bu&  nehmen« 
ben  Änfeben  ber  Äircbe  letcr)tfatlen  mufte.  £)a«  Snterbict 
mußte  an  SEBtrffamfeit  verlieren,  fowie  ba«  Xnfe^en  bet 
Jtirc^e  fanf  unb  fonnte  flet«  nur  ba  feinen  3wecf  eneicb,en, 
wo  bie  ©eifUicbfeit  in  fhenger  Jlbbdngigfeit  unb  ©c^orfam 
an  8?om  bjelt 

3nterf80f  ift  ein  urf^rünglic^  lat.  Sott,  welche«  „batan 
gelegen  fein"  bebeutet,  backet  bejeic&net  man  mit  Sntneffe 
feben  ftnnlief>cn  unb  überfinnlic^en  ©egenflanb,  infofern  et 
t>on  bem  SJcenfc^en  erfhrebt  ober  bejweat  wirb.  Wtan  nennt 
3ntereffen  bie  3infen,  welche  twm  (SnÜtibn  an  ben  Äu«s 
leibet  bejaht  werben,  weil  fie  e«  finb,  an  welchem  Dem 
gelegen  tfl,  ber  fein  ©elb  »erborgt.  JDa«,  womit  fu$  bet 
2Kenfa)  al«  geifiige«  SBefen  »orjugSweife  befcbdftigt,  wa« 
et  al«  »ernünftiger  SJtenfcb  will,  alfo  Sieligiofitit,  Sittlicbs 
feit  u.  f.  wv  maebt  bie  b6&ern  ober  ewigen  3ntereffen 
be«  9Benfcben  au«,  jum  Unterfcbiebe  »on  ben  niebern, 
enblicben,  welche  fub  auf  fein  irbifebe«  Safein  bejie^en. 
Äucb  ba«  Sierbalten  be«  SKenfcben  felbfl  gegen  ben  »on  ibm 
erftrebten  ©egenfianb  wirb  3ntereffe  genannt,  ndmlicb  ba« 
Sntereffe  be«  aWenfcben  an  ber  Sache.  Sntereffe  an  etwa« 
haben  ober  bei  etwa«  tnter effirt  fein  beißt  baber  auch 
bduftg  nur  fo  fiel  al«  in  einer  foleben  Sejichung  ju  einet 
Sache  obet  einet  Segebenheit  fiebern ,  baß  man  beim  Grfolg 
berfelben  felhfi  betbeiiigt  ijL  SBa«  im  «Kenfchen  ein  3n« 
tereffe,  eine  iheilnahme  erregt,  ba«  ijl  für  ihn  intereffant, 
unb  intereffante  ^enfihen  finb  baber  folcbe,  welche  burd) 
ü)re  großartige  ober  lieben«würbiae  ^)erf6niichfeit  2tnbern,  bie 
fie  fennrn  lernen,  &bei(nabme  einflößen.  —  SBer  im  rtchtlU 
eben  Sinne  ein  Sntereffe  an  etwa«  bat,  b.  b.  ju  feinem 
Sinken  ober  Schaben  babei  betheiligt  ifi,  wirb  ein  Snteref* 
fent  genannt.  —  Um  gewöbnlicbjten  wirb  3ntereffen  in  ber 
febon  oben  angegebenen  Sebeutung  gebraucht,  nach  weichet 
ei  gleicbbebeutenb  mit  3infen  ifi.  Die  ©röße  ber  3ntereffen 
h<Jngt  ab  1)  »on  ber  ©röße  be«  fieb  »erintereffirenben 
(b.  b.  bie  Sntereffen  abwetfenben)  Kapital«;  2)  »on  bet 
Jöölie  bet  9wcente,  ju  benen  ba«  Kapital  angelegt  ijl,  unb 
3)  »on  bet  ginge  bet  3 cit ,  wihrenb  welcher  etn  Capital 
au«gelieben  ifi.  Sinb  bie  eben  angeführten  fünfte  befannt, 
fo  lehrt  bie  3ntereffenrec^nung,  au«  ibnen  ben  Se« 
trag  bet  Snteteffen  betechnen.  Sbenfo  fann  man  abet  auo> 


uigiii 


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Interim 


45* 


Interpnnction 


jebeit  ber  angegebenen  btvi  fünfte  au«  ben  fceiben  anbern 

unb  au«  ben  änterejfen  berec&nen.  Die  3nterrffen  ftnbet 
man,  wenn  man  Gapttal,  $rocent  unb  3eit  multiplicirt  unb 
ba«  fJrobuct  mit  100  bioibtrt.  Sie  ©rößc  be«  Gafttal«  ep 
gibt  fiel),  wenn  man  ba«  ?>robuet  üon  100  mit  ben  3nterefs 
fen  bind?  ba«  "probat  Pon  frocent  unb  3eit  bioibtrt.  Sie 
9>roeente,  ju  bencn  ein  Gapital  auögeliepen  gewefen,  be* 
reebnet  man,  inbem  man  ba«  $robuct  au«  100  unb  ben 
Sittereffen  mit  bem  f>robuct  au«  Gapital  unb  Seit  bioibirt 
Die  3eit  enbltcb  gibt  ba«  f)robuct  au«  loo  unb  ben  3n* 
tereffen  bioibirt  tiu-dj  ba«  9>robuct  von  Kapital  unb  $ro; 
Cent.  SBiQ  man  reiften,  in  welcher  3c it  ftcb  ein  Gapital 
perboppelt,  b.  b.  wann  bie  pon  ibm  gewonnenen  3nterefien 
bem  Gapttal  felbft  gleich  finb,  fo  bioibire  man  nur  mit  ber 
3abl,  .welche  bie  $rocente  angibt,  in  100.  hierbei  ift  aber 
porauflgeftgt,  baß  bie  erlangten  3ntcreffen  nicht  felbfl  al«* 
balb  immer  wieber  »u  Capital  gemacht  werben  unb  fich  für 
bie  golge  perinterefftren.  3ft  bieä  SJc^tcre  ber  gau*,  fo  ijl 
ba«  Gapital  Sin*  auf  3  in«  angelegt  unb  man  muß  bie 
nicht  mehr  einfachen,  fonbern  •  ufammengefefeten  3n* 
tcreffen  mit  $ülfe  ber  jufammcngefefcten  3ntereffenrec$j 

B beregnen.  Kapitale,  welche  3in«  auf3in«  gelegt  finb, 
ren  jwar  jur  Seit  ihrem  äBefujcr  gar  feine  öortheile, 
fjern  fieb,  aber  unglaublich  fdmetl;  baber  in  vielen 
Staaten  bie  au6brücflidhe,  j.  *B.  bürg  teframent(i$e  SJefrim* 
tnung  feftgefefete  Anlegung  eine«  Gapital«  auf  3«nfe« » 3infen 
©erboten  tjt 

3 n t mm  ift  ein  fat  SBort,  welches  „einfrwcKen,  unter« 
beffen"  bebeutet  Sa«  augSburgifcbe  Interim  ober  furj 
nur  ba«  Interim,  »irb  bie  Pom  Äaifer  Äarl  V.  in  83e* 
$ug  auf  bie  $rotefianten  erlaffene  JBerorbnuna  genannt,  in 
welcher  feftgefe^t  mürbe,  wie  e«  bi«  jur  Gntfebeibung  eine« 
Goncilium«  mit  ,Äirdhem>erfaffung,  religiofen  Behren  unb  ®e* 
braueben  in  Seutfcblanb  gehalten  »erben  foUte.  2Cuf  bem 
(Reichstage  ju  2fug«burg  1548  erhielt  ba«  Snterim  bie  Äraft 
eine«  Weichägefetie«.  2>urd?  baffelbe  mürbe  ben  protcjranti» 
fchen  ©eifllicpen  bie  Gbe  unb  bie  2Cu«t^ei(ung  be«  belebe« 
beim  Äbenbmable  nacbgelafjen,  übrigen«  aber  bie  SBieberein* 
fährung  ber  fatholifcben  Ätrcfcenformen  pertangt  Sa«  3"» 
terim  tarn  jeboeb  niemals  ganj  in  Jtraft  unb  bunt  ben  paf> 
fauer  SBerrrag,  1552,  forote  burch  ben  JJrieben  $u  2tug«burg, 
1655,  erhielten  bie  |>rote(lanten  eine  auSgebebntere  Welt« 
gion«freibeit. —  3eber  nur  porübergehenb,  auf  acruiffc  3ctt 
bi«  ju  beftimmter  bleibenber  Ginricbtung  beftebenbe  ßujtanb 
wirb  ein  i  uteri  miß  t{ d>er,  unb  eine  rechtliche  ttnorbnung 
folet)  eine«  3uftanbe«  wirb  ein  Snterimijticum  ge» 
nannt.  JBei  bemfelben  wirb,  wenn  e«  eine  ©treitfadje  be* 
trifft,  ret^tlicbe  (Sntfc^etbung  vorbebalten,  bei  einer  83erwal* 
tung«angelegenbeit  fp&tere  £3efhmmung.  Sie  fhreitenben 
Parteien  f6nnen  bureb  83ergleicb,  um  niebt  beibe  wibjrenb 
be«  0te<b.t8)rreir«  benac^rbeiltgt  ^u  werben,  ein  3nterimifK> 
cum  oewirren,  aoer  auw  oie  oetrerfenotn  äoeporoen  rönnen 
c«  erlaffen. 

3ntrrprcttrm  fcift  eine  Ecbtift  ibvem  Sinne  unb  83er* 
jranbe  iuid)  erfldren,  unb  eine  in  biefer  SSejicb^ung  gegebene 
Grflärung  wirb  eine  3nterpretation  genannt.  SOon 
großer  ffiitfetigfeit  ift  bie  Snterpretation  ber  ©efe(je,  weil 
von  ibr  ber  JRecbt5jujianb  aUer  unter  bem  ©efefee  ©teben» 
ben  bringt  iji,  unt>  bie  SnterpretaHon  ber  JBibel,  weil  oon 


ibr  ba«  reli9i6fefi5ewuftfein  abbangt  Sie  öerfa^iebenat^t 
Snterpretation  ber  »ibel,  inbem  entweber  ber  Snbalt 
elben  perfannt,  ober  gewaltfam  ein  frembartiaer  Snbalt  b 
te  bineingebrÜngt  toorben  ijl,  Kit  ju  ben  meijten  SJeligicni. 
rreitigleiten  unb  ^e^ereien  unter  bat  Gbriften  SSeranluffun; 
gegeben.  Sie  Snterpretation  ber  K  Sdirift  bat  man  von 
iug§weife  Gregefe  unb  bie  Ttuälegefunfl  berfelben  als  S:f= 
fenfebaft  Gregeti!  ober  ^ermtneutil  (pgL  ^ernti) 
genannt 

3ntrr|mnrti0lt  beißt  bie  in  ber  @cbrift  eingrf^tte 
SBejeic^nungöweif«,  um  bie  getriebene  Rebe  fo  abjutbfila, 
baß  fte  aufunjweibeutige  SBeife  benftlben  (Sinn  aufholt, 
wie  e«  gefebeben  wire,  wenn  ber  ecbriftfteDer  feine  Sttlx 
münbltcb  Porgetragen  b.arte.  Sa  man  bei  ber  lebenbigm 
9?ebe  bie  Unjweibeutigfcit  be«  ©inne«  burc^  furjere  unb 
längere  Raufen,  fowie  bureb  Hebung  unb  ©enfung  Ca 
«Stimme  auSbrieft,  fo  erbalten  Ijierburcb  bie  Snterpunfc 
tionSjet^en  bie  weitere  iBebeutung  ber  Sc  residiert.  £t( 
2(lten  Kitten  feine  Snterpunttion  in  bem  eben  onaegebe: 
nen@inne,  fonbern  biefe  ift  erft  in  ber  c^rifilicben  3ett  auf> 
gefommen  unb  befonber«  nac^>  ber  Grftnbung  ber  öud)bm(ffft 
funfl  fefrgefe^t  unb  allgemein  angenommen  worben,  2ui> 
fang«  bat  man  fid)  nur  ber  fünfte  (ba^er  ber  Kante  3b 
terpunetion)  bebient.  Sie  ;c:-t  allgemein  eingeführten  3^ 
tcrpunction«jeicbcn  finb:  1)  Sa«  Aomma,  ©trid)  cec 
S3et|hicb  (,),  weldje«  bie  ju  einem  £auptfafc  ge^rtntre 
Sieben  >  unb  3wifd)enfdfce  trennt,  biefelben  m6gen  mm  «15 
@äfee  pollflimbig  au«gebrücft  ober  al«  folebe  nur  angebeum 
fein.  Xu«  bem  eben  angeführten  ©runbe  werben  aud)  eis« 
jelne  ©orte,  weld)e  jur  Grlüuterung  eine«  »egriffl  ehre 
weitere  SSerbinbung  eingeführt  werben,  jwiföen  ÄomnwtJ 
geftellt  unb  ebenfo  wirb  por  jebe«  fBinbewort,  auf  »tttbr* 
ein  mit  ibm  jufammengebirige«  3eitwort  folgt  ober  bin}«1 
gebaebt  werben  muß,  ein  Äomma  gefteüt,  ba«  jia)  aa 
©djluffe  be«  fo  eingeführten  92ebenfa(e«  wieberholt,  trai 
nid)t  hier  jugleich  ber  |)auptfa6  föließt  unb  baher  ein  Ifuaft 
nothwenbig  wirb,  folgen  mehre  ^>auptworte  aufeinanbrr, 
ohne  mitetnanber  bureh  ein  ©inberoort  perbunben  ut  fein, 
fo  feftt  man  gleichfall«  ein  Äomma  jwifepen  fjfe,  unb  bajfdK 
beobachtet  man  wol  auch  bei  unperbunbenen  »efdjaifenfceitä» 
Wörtern.  2)  Sa«<3emifo(on,  ber  ©rrichpunft  ober fhinft« 
ftrieb  (;),  ift  befKmmt,  fßorber«  unb  92ad)fa{|,  reo  tiefe 
fcharf  gegeneinanber  herportreten,  ;u  trennen;  wirb  aber  au* 
in  lingern  ©üfcen  ftatt  be«  Jtomma«  gebraucht,  um  mein 
Jtommata  al«  jufammengeh6rig  jufammcnjufaffen.  3u4 
3)  be«  itolon«,  Snppdpunft«  (:),  bebient  man  fia>  jor 
Trennung  be«  üRachfa|e«  Pom  93orberfa&e,  befonber«  bann, 
wenn  jener  al«  Folgerung,  Grgebniß  Pon  biefem  bargefMi 
werben  foll  S3or}ug«weife  fe^t  man  aber  ba«  Jtoum  ver 
wörtlichen  Xnfübrungen.  4)  Sa«  f)unftum,  ber  Scbuif' 
punft(.),  ficht  am  ©chluffe  eine«  jeben  voüftänbigen  6«(A 
welcher  feine  birecte  grage  unb  fein  3tu«ruf  tfr  ©fd« 
fünfte  (...)  jeigen  an,  baß  ber  ©afe  unterbrochen  c*it 
abgebrochen  ift,  welche«  jeboch  auch  bureb  ©ebanfe«Pn*i 

(  )  angtbeutet  werben  fann.  3Wan  bebient  ftcb  enbüc1 

be«  ^unftum«  al«  ßeichen  ber  Xbfürjung  einzelner 
um  Ziffern  al«  JDtbuung«»ahlen 
g  e  i  c  i  ch  e  n ,  ber  gragepunit  Q 
grage.  Gin  in  klammern 


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in  melier  90t  feine  grage  fiattfmbet,  eingefd>o&tne8  §rage$ei» 
eben  «igt  an,  bag  hierbei  bem  ©cbriftfreller  ein  3*veife( 
aufgeflogen  fei.  6)  Da3  HuSrufungSjeieben,  9tufjei<ben 
^!),  ftebt  nach  ganjen  ©dfeen,  ron)ie  «njelnen  SBorten, 
tvelcbe  einen  Xuäruf  enthalten.  tfuch  pflegt  wol  bec  Schrift 
ru:ier  burch  ein  in  .Klammem  eingcfchloffeneS,  jwifeben  bie 
[Rebe  gefebobenei  XuSrufungSjeicben,  bie  Äufmerffamfeit  be* 
äefer«  berauSjufobem.  7)  DaS  SbeilungSjeitben,  Stenn* 
jber  JSinbejeicben  (•  ober  -),  jeigt  an,  bag  jwei  ©plben 
jber  SEBorte,  welche  ein  jufammengefefete«  Süort  bitten,  ju= 
ammengebören,  wenn  fte  auch  aus  irgenb  einem  ©runbe  ge< 
rrennt  »erben  mußten.  8)  Die  g>arentf)efe  ober  baSgtn* 
cbließungejeicben,  welches  gewöhnlich  mit  Q  ober  [],  ober 

iucb  angebeutet  wirb,  fernliegt  einen  mit  bem  $auptfafe 

n  feiner  SRebeverbinbung  ftebenben  3n>tfct;enfaft  ein.  9)  ©er 
3ebanfenftrich(  — )  fobert  außer  bei  feinen  febon  angege» 
jenen  Xnwenbungen  ben  8efer  auf,  einen  nahe  liegenben 
3kbanfen  ju  fafjen,  ben  aussprechen  überfiflTfig ,  bebenflicb 
jber  unmöglich  tft.  10)  Da6  Änfübrung6jeirben,  QU 
:ation*jeicben  („  "),  führt  bie  9febe  eines  Änbera,  SBücberti» 
td  unb  bgl.  ein  unb  an?.  11)  Der  7t  p  0  (1  r  0  c  h ,  ba$  ~W>: 
iürjungSjeieben  ('),  enblid)  wirb  gefefet,  um  bie  ©eglajfung 
:ine3  SJocalS,  befonber«  be«  e  ober  i,  ju  bejeichnen. 

Jntcrrjail  bejeichnet  im  HHcjemeinen  „3»ifä)enraum,  2Cb* 
lanb"  unb  roitb  vorjug$»eife  in  ber  SDhiftf  jur  Sejcic&nung 
•  Xbftanbcä  gebraucht,  in  welchem  jwei  Z&nt  in  iöejug 
mf  ihre  £öbe  »onemanber  flehen.  Der  Hon  verbanft  bes 
lanntlicb  feine  (Sntftebung  ben  Schwingungen,  welche  ein  er« 
"cbütterter  (tönenber)  Jiörper  macht,  unb  je  gräjjer  bie  ttn* 
..-.hl  ber  in  einer  gewiffen  3eit  t>on  bem  Körper  gemalten 
cebwingungen  ift,  befto  t^ber  i|t  ber  von  ibm  erjeugte  SEon. 
Die  Sntervatle  laffen  ftcb  folglich  burch  bai  in  ben  moglicbfi 
ä!einften  3ablen  auSgebn'tcfte  SJerbdltnig  ber  Schwingungen, 
uelct>e  ben  betreffenben  £6nen  entfpreeben,  auSbrücren.  — 
Sin f lang  finbet  jwifäen  jwei  Zonen  von  gleicher  |>&be 
tatt;  bie  Zonoerbdltniffe  tbetlt  man  aber  in  confonirenbe 
inb  biffonirenbe.  3u  ben  'erftern  gehören  biejenigen, 
reiche  fldt>  burch  fefyr  einfache  3ablenoerbaltmffe  auöbrücfen 
äffen ,  fo  ndmlicb ,  bag  in  biefen  jtuöbrücrcn  nur  bie  iahlcn 
I  bis  6  unb  beren  Söerboppelungen  »orfommen,  wdbrrnb 
>iffonirenbe  Sonoerbdltniffe  weniger  einfach  finb. 

Intervention  ift  (Sinmifcbung,  namentlich  bie  ber  ©taas 
en  in  bie  Angelegenheiten  anberer  Qtaatm,  welche  entwe* 
>er  barum  ftattfinbet,  roeil  in  ben  anbem  Staaten  (Sreigs 
tiffe  vor  fieb  geben,  burch  welche  ba«  3ntereffe  ber  ftct>  eiru 
nifebenben,  interoenirenben,  ©taaten gefdbrbet ift,  ober 
Mrum,  weil  ber  ftcb  einmifeb.enbe  ©taat  bie  in  einem  an» 
rem  ©taate  berrfcbenfcen  Unmben,  ^arteifdmpfe  u.  f.  vo. 
;:nu|en  roiü,  um  feinen  eignen  S3ortt)et[  ju  oerfolgen.  Die 
trjte  %xt  ber  Intervention  erfebeint  im  XUgemeinen  aU  retb,^ 
icb,  bie  jroeite  al$  unrecht  lieb;  boeb  roirb  ftcb  eine  3nter; 
ention  immer  nur  infofern  reebtfertigen  taffen,  al5  ber  ins 
ervenitenbe  ©taat  nicht  roeiter  gebt,  atö  notbig  t(t,  um  bie 
ikrte^ung  feiner  Wechte  ju  oerbmbern. 

3ntffitäterbfol(|e  ift  bie  gefe^tict)  feftgefe^te  Erbfolge 
l  (Srbrecbt),  roelcbe  jebeSmal  eintritt,  wenn  ber  (hbla^ 
er  obne  4?interlaffung  eine?  J£eftamentÄ  geftorben  ift.  Die 
welo>e  in  ben  »erftbiebenen  Staaten  über  bie  Crb» 
toeichen  ttclfucb  toneinanbet  ab,  9{aob 


bem  t6m.  StuSftt  ftnb  bie  fSfamiliengtieber  in  fotgenbft  IDtb» 
nung  jur  (frbfebaft  berufen:  1)  bte  ehelichen  jtinber  unb 
Staebfommen  naeb  ©tdmmen;  2)  bie  Altern,  ©rof altern 
tt.  f.  ».  mit  ben  ooQbürtigen  ©efebroiftern  unb  ©efebroifter« 
finbern  (niebt  Unfein);  3)  bie  ^albgefcbwifter  mit  ibrenÄin« 
bern ;  4)  bie  entferntem  SBemanbten  väterlicher  unb  mü 1 1 cr- 
lichcr  ©eitS  obne  Unterftbieb,  nach  ber  Stäbe  bec  ©rabe*. 
S3on  biefem  in  Deutfcblanb  geltenben  gemeinen  fechte  ma« 
eben  bie  befonbern  ©efe^e  einzelner  84nber  unb  bie  ebelicbe 
©ütergemeinfebaft,  roo  fie  eingeführt  ift,  Xuänabmen.  Stacb 
bem  preufj.  Allgemeinem  2  an  brecht  gilt  ba,  wo  $rooinjialge< 
fefce  nitbt  anber«  befHmmen,  fotgenbe  Erbfolge:  i)bieDefcen» 
benten  (Äinber  unb  JtinbeSfinber);  2)  bie  Altern;  3)  bie 
no  Hb  artigen  ©efehreifter  unb  beren  Tibi 6mmlinge  5  4)  bie 
halbbürtigen  ©efebroifter;  5)  bie  übrigen  ©eitenperroanbten 
nach  ber  Stdbe  beä  SerroanbtfchaftSgrabeJ.  9laaj  ber  fdebf. 
Sntefiaterbfolge,  bureb  welche  alle  Drtöffatuten  unb  ©e^ 
wobnbeiten  aufgehoben  werben,  werben  nur  »ier  Slaffen  uni 
ter  ben  jur  3ntejtaterbfolge  berechtigten  ffilutSoerwanbten 
unterfebieben:  1)  bie  Defcenbenten  (Äbfimmlinj  ^;  2)  bie 
Bfcenbenten  (Altern,  ©rogdltern  u.  f.  w.):  3)  bte  ©efcbwU 
fter  unb  ihre  2fbf4mmlinge  unb  4)  bie  übrigen  3bf6mms 
Unge.  Die  6ftr.  ©efe(;e  unterfcheiben  mehre  ü inten,  welche 
nacheinanber  jur  (Jrbfrhaft  berufen  werben.  3ur  erften  2U 
nie  gehören  VQe,  roeirhe  ft'ch  unter  bem  @rblaffer  aVi  ihrem 
©tamme  »ereinigen  (bie  Jlinber  unb  beren  9tacbf6mmlinge); 
iur  jweiten  Sime  be»  Qrblafferd  SSater  unb  SRutter,  ©e< 
chwtfter  unb  beren  ftacbfömmlmge;  jur  brieten  Einie  bie 
©rogdltern  unb  beren  9iacbfommen;  jur  vierten  Sinie  bie 
Urgrogdltern  unb  beren  9iachfommen  u.  f.  w. 

3ntriflue  nennt  man  eine  abftehtlicb  btwerffteUigte  gJerwicfei 
lung  unb  Verwirrung  ber  SJerbdltniffe  unb  ber  in  ihnen  bes 
fangenen  ?>erfonen,  um  gemiffe,  aufgerabem  SBege  nicht  wohl 
erreichbare  3wecfe  burchjufefeen.  Die  Sntrigue  heigt  uns 
fchulbig,  wenn  burd)  biefelbe  9liemanb  in  feinem  JSechte 
»erlebt  wirb,  ift  jeboch  vom  ftreng  moralifchen  ©tanbpunfte 
fte«  verwerflich,  weil  bie  in  bie  Sntrigue  hineingejogenen 
9>erfonen  ftetö  ihrer  Freiheit  im  «jjanbeln  infofern  beraubt 
werben,  alö  ihnen  bie  Dinge  in  einem  fatfeben  Sichte  ges 
jeigt  werben.  Da  bei  ber  3ntrtgue  hdupg  fomifche  5Ki8» 
»erftdnbniffe  vorfommen,  fo  ift  biefelbe  von  Dichtern  befons 
ber6  in  cuftfpielen  benu^t  worben,  unb  man  nennt  ein 
©tüef,  in  welchem  bie  Sntrigue  ber  £auptgcgenftanb  ber 
Darftetlung  ift,  ein  Sntriguenftücf;  wogegen  ein  Drama, 
in  welchem  ei  bem  Dichter  vorjugSweife  auf  Darftetlung 
unb  Durchfuhrung  intereffantcr  ?)erf6nlichfeiten  anfam,  ein 
dhatafterftücf  genannt  wirb. 

3m)altden  heifien  bie  im  Xriegibienfte  verwunbeten  unb 
babureb  ober  wol  auch  bureb  äranfbeiten  jum  fernem  Wlu 
Iitairbienft  untauglich  geworbenen  ©olbaten ,  welchen  man  ju 
allen  3eiten  unter  ben  gebübeten  SBölfern  ehrenoolle  ©orge 
hat  ju  2h«t  »erben  laffen,  infofern  fte  fict)  für  ba$  äBeftc 
ihrei  fBolti  unb  ©taatö  jum  £)pfer  gebracht  haben,  oebon 
bie  ©riechen  unb  9t6mer  forgten  für  ihre  3nvaliben,  nccf> 
mehr  aber  ift  man  in  neuem  3eiten  auf  ihre  ehrenvolle  öer* 
pfiegung  bebaebt  gewefen.  2»an  h«t  ih"'"  entweber  noch 
leicht  von  ihnen  ju  verwaltenbe  Xmter  übertragen  unb  fte  bei 
ber  Bewerbung  um  biefeCben  anbern  Bewerbern  vorgejogen, 
oCtt  bdt  Hta  in  C5üEnpcioiucn  GtHiftDtilt*  5tum  Lctcbtcrii  nnlttQtj 

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Inventarium 


454 


lod 


rifcbm  Dienft  behalten,  ober  entlief)  m  fogenannte  3npali> 
benbdufer  aufgenommen  unb  liier  t>  et  pflegt  unb  beföjiigt. 
Da*  erfte  SrwalibrnbauS  lieg  ber  franj.  jtonig  Subwig  XIV. 
ju  $ari$  1669  aufführen.  (je  ift  ein  prachtvolle»  ©ebdube, 
roelcbe»  in  ber  SBorjtabt  ©t.=©rrmain  {lebt  unb  in  bem  500 
jDfftitere  unb  3000  ©emeine  »erpflegt  werben.  Stocb,  grofjs 
artiger  ijl  ba»  3<walibenbau»  für  brit.  Seeleute  ju  Helfta. 
Bu  SSerlin  tat  1748  Sriebricb  ber  ©tojie  ein  3m>alibenbauö 
mit  ber  3nfebrift :  „Laeso  et  bricto  miliü"  (b.  b-  bem  »er* 
wunbeten  unb  unüberwtmbenen  Krieger)  erbauen  laffen. 

3nrjcntäriutn ,  SJerjetcbnifj  be»  83orgefunbcncn,  wirb  ein 
genaues  Sierjeicbnifj  aller  berjenigeu  beweglichen  ©egenftdnbe 
genannt,  welche  jur  SJerlaffenfcbaft  eine»  ÄJerftorbcnen  ge* 


hören,  ober  welche  bei  Übernahme  einrö  ererbten,  trfanftai 
ober  gepachteten  ©uttf  u.  bcrgl.  mit  übernommen  waten. 
Die  Äauflcute  pflegen  ein  äl;n.i*eö  öerjeicbnifj  all«  rfcn 
bei  ihnen  »orbanbenen  SSaaren  aUidbrlicb  anzufertigen,  Md 
*os  auch  Inventur  genannt  wirb.  Crben  genießen 
beneficiam  invenurii,  wenn  ftc  ju  rechter  3eit  ein  gcfcwijlrf 
ßerjeichnifj  ber  ©acben  be«  grblafferS  aufnebmen,  b.  fe.  fa 
brauchen  bie  6rbfcr>afte>fc^utbert  nur  big  jum  Jöetrage  ta 
übernommenen  Grbfcbaft  ju  befahlen. 

Jnörrart)  ifl  ein  fleine»  ©tdbtcben  in  ber  fo>ot  Önfs 
febaft  'Ärgple,  welches  bureb  ba»  bei  ihm  liegenbe  \$'m, 
unten  abgebilbete  ©cblofj  merfroürbig  ift.  Daffette  gtfrta 
bem  £erjog  von  'Ärgple,  ift  ganj  tm  gotbifeben  Ctple  jt> 


baut  unb  hat  an  ieber  feiner  »ier  Gcfcn  einen  mächtigen 
runben  Thurm.  @ine  von  oben  erleuchtete  SBüjfenballe, 
febene  unb  reiche  83ibliotbeffdle,  ein  ©peifefaal  mit  wohlers 
halteneu  SDtalereien  au»  ben  SBdbern  be»  Titus ,  ein  $racbt> 
faal  mit  herrlichen  Tapeten  gieren  ba»  innere  bc»  Schlöffe». 
3u  tiefem  gehört  ein  fch6ner  unb  oon  meiern  4?ocbmil&e  be» 
tölferter  Thiergarten. 

Jo  war  eine  Tochter  be»  3nacbu$ ,  erften  Könige"  oon  3fr* 
ao6,  unb  eine  ©eliebte  be»  3upiter.  Die  eiferfuebtige  3uno 
bemerfte  bie  Untreue  ihre»  ©emahl»  unb  tiefer,  um  bie  ®e; 
(iebte  ber  JKache  ber  ©5ttin  ju  entheben,  oerwanbelte  fie  in 
eine  Kuh.  Doch  3uno  erfannte  fie  auch  in  tiefer  ©eftalt 
anb  erbat  fte  t>om  Supiter  jum  ©efebenf ,  ber  biefe  Sitte 
nicht  abfchlaaen  burfte,  ohne  firh  ju  uerrathen.  hierauf  warb 
ber  bunbertaugige  Hrgu»  oon  ber  3uno  jum  23äd)ter  ber 
3.  beftellt.  STOereur,  tm  Dienfte  be»  3upHer,  fcbldferte  mit 
feiner  glöte  ben  Xrgu6  ein  unb  töbtete  ihn.  9tun  aber 
machte  3uno  bie  unglücfliche  Kuh  rafenb,  welche  bureb  üanb 


unb  SJteere  fchweifte  unb  erft  in  ttgppten  Srube  fmb,  trt 
ibr  3upiter  wieber  menfehliche  ©eftalt  ertbeiltc  unb  fie  b« 
Gpapbu»  ober  ben  Epü?  gebar.  Die  ©riechen  erjdbjten,  bap 
fie  hierauf  »on  ben  ttgtjpfern  al$  3fi*  (f.b.)  göttiiih  wehrt 

werben  fei. 

3Ö&,  3obtne  ober  3obe  ifl  ber  9?ame  mti  4|| 
mifch  einfachen  Stoffe»,  welcher  1811  »on  (Sourtpt6  erirtetf 
unb  Pon  feiner  blaugraiten  garbe,  fowie  oon  feiner 
febaft,  in  ber  $\§t  in  febönen  oioletten  Ddmpfen  ftch  ju  r:r 
flüchtigen,  nach  bem  griech»  SBorte  ion,  b.  h-  Beilchen,  j*; 
nannt  worbert  ift.  SKan  ftnbet  ti  m  mehren  ©eegewa^iri. 
gueuäs  unb  Xloearten,  im  SSabfcbmamme,  in  einem  «wr' 
can.  SJtinerat  unb  in  »ergebenen  Saljwaffem  flewic^' 
(ich  gewinnt  man  ba«  3ob  au8  bem  Jtelp  obtt  ber  BateJ' 
©oba,  in  welche  fie  burch  bie  ©ergewichfe  foonnt,  cot  N; 
nen  bie  ©oba  bereitet  wirb.  2>a6  reine  3ob  Wbet  <i« 
bunfel  blaugraue,  metaflifcb,  gldnjenbe,  NitteriÄ  frjb  9m- 
Tlan  bebient  ffch  feiner  in  ber  2Rebidn  tbwO  Uf/m 


Dir 


gle 


Ionische  Inseln  4\ 

ibttii  irmerlicrj  ceaen  -dautauefcfcläar  uerfcbicbener  'Art,  Sfro; 

»beln,  ©efcbwüifte  u.  f.  w.  SDiit  Stdrfe  gibt  baS  3ob  eine 
(ebene  blaue  garbe. 

35nißd)e  Dnscln  (bie)  ober  bte  Sieben  in  feinde* 
publif,  ifl  ein  feit  1815  geqrünbeter  Staat,  ber  auS  fiebrn 
örifjrrn  unb  mehren  fleinern  «jnfeln  beflebt,  welche  jufammen 
einen  Sldcbcnraum  oon  etwa  47  □SR.  befihen  unb  an  ben  jtfc 
jlen  Albaniens,  SioabicnS  unb  beS  <PcloponneS  (SRorea)  lie* 
fltn.  Die  grißrrn  3nfeln  finb:  ftorfu  (im  Altertbume  Gor« 
epra),  «Paro,  Santa  SfJlaura  (baS  alte  geufabia),  3ante 
(tbemalS  SafpnthucO,  ßefalonta,  Zl\\>U  (baS  alte  3Tttjofa) 
unb  ßerigo  (fonfl  Gptbera).  Alle  biefc  3nfeln  tragen  Serge, 
welche  in  Gefalonicn  bis  ju  5000  fich.  erbeben,  hoben 
roenig  £olj  unb  wenige  Flieden,  ftnb  ;ccocb  in  ben  Crbe* 
nen  unb  Sudlern  fruchtbar.  $ier  gewinnt  mau  Seine,  Sto* 
finen,  Gorintr/en,  £)lh>en,  fcbineS  Cbft,  Sübfrücbte,  9leiS, 
JtermeÄ  unb  ©aumwolle.  Auch  -£>onig,  Secfalj,  Schwefel, 
Grbpeer),  Steinfoblen  unb  SRarmor  werben  gewonnen.  An 
Setreibe  aber  ifl  «JRangel.  DaS  Älima  ijl  febin,  aber  fDu 
fane  unb  (Srbbeben  fud)en  oft  bie  3nfeln  1)tim.  Urfprüng: 
lieb,  bitbete  jebe  bei  fdjon  in  frühen  3eiten  bewobnten  Snfcln 
einen  eignen  Staat,  bis  Aleranber  bet  ©roßc  unb  nochmals 
bie  JRomrr  fid)  berfelben  bemächtigten.  9lacbbcm  fie  langete 
3(it  einen  äbeil  beS  b«$antinifcben  ÄaiferreicbS  gebilbet  t/at* 
ten,  nahm  fie  im  13.  3abrb.  Neapel  unb  im  14.  3abrb« 
SBcncbig  in  83efifc,  welches  fie  gegen  bie  2ürfen  behauptete. 
AIS  SBenebig  1797  ben  granjofen  in  bie  -ödnbe  fiel,  bitten 
bie  3nfeln  ein  gleiches  Schief fal,  bis  Stuften  unb  äDSmanen 
fh  1799  eroberten  unb  1800  ber  ruff.  Äaifer  «J)aul  auS  ib* 
nen  bie  JRrpublif  ber  fieben  »ereinigten  3nfeln 
biltete.  Sie  hotten  ibre  eigne  Dlegieruna,  unb  füllten  unter 
bem  Sd>u|e  ber  Pforte  fieben.  AuS  mnern  Söhnten  ging 
1803  eine  neue  SSerfaffung  beroor  unb  biefe  beflanb  bis 
1807,  wo  bie  granjojen  ft'tr)  ber  3nfel  abermals  bemächtig* 
ten,  aber  nur  Äorfu  behaupteten,  (int  lieb  würben  bie  3ns 
fein  als  bereinigter  Staat  ber  ionifeben  3nfeln 
burd)  Siußlanb  unb  Gnglanb  1815  unter  brit.  ccbui*  gc: 
(teilt.  (Sin  »on  Gnglanb  eingefefcter  2orb  jbbercommiftair 
«tet  ben  Staat,  eine  SüolfSocrfammlung  »en  4oDeputirtcn 
:at  bie  gefefcgebcnbe  ©ewalt,  bie  auSübenbe  ein  auS  fecbS 
■Witglicbern  beflebenber  Senat,  welcher  in  Äorfu  (f.  b.) 
einen  Sife  bot.  Die  175,000  Ginwobnrr  ftnb  in  r>  Stdbte, 
17  SBcarftttecfen  unb  375  Dirfer  oertbeilt  unb  finb  bis 
:uf  8000  3taliener,  8f>o  fönten  unb  55üO  3uben  grieeb- 
Stammes,  fpreeben  aud)  ein  unreines  ©riechifcb  unb  befen; 
ren  fid),  bis  auf  35,(KX)  Äatbolifen,  jur  grkcb,.  Äircbe. 

^auptnabrungSjweige  finb  tfeferbau,  SJiebjut^t,  Sie^ 
lertjueft,  gifeberei]  Seitenbau,  £?ibau  unb  -öattbel.  Sie 
■tri  oiele  •ccbiüen,  tarunter  -,ivei  Öi>mnafien  unb  eine 

23  gefiiftete  Unioerfitat  ju  Äorfu. 

3ptkakucinl]ö,  Srecbwurjel,  auo>  brof ilif er) c 
ßurjel  wirb  bteaBurjel  eineS  niebrigen,  bcilb  firauct)artigen 
SerodibfeS  in  SSraHlien  genannt.  Um  1(>48  würbe  biefclbe 
ureb  9>rfo  juerft  in  duropa  befannt,  Pom  3abre  168<i  an 

iufiger  angewenbet  unb  16?K)  pon  2ubwig  XIY.  nott)  als 
ht  (Sebeimmittel  erlauft,  ©rfl  1801  warb  bie  SRutterpfianje 
er  eo>ten  3pefafuanba  bureb  fiJrotero  befannt;  benn  es 

M  Pnfcbiebene  Birten,  bie  oon  perfebiebenen  ©ewdcbfen 
•crimen  unb  nur  bur$  bie  ^bnlicbfrit  ber  aßirfungen  Pon 


5  Irene 

ben  eingeborenen  Srafitiern  ben  gcmeinfcbaftlieben  9?amen 
erbalten  haben.  9ta(t)  Deurfeb.(anb  würbe  bie  SBurjel  erft 
1705  burcr)  Üeibnib.  unb  SBebel  eingeführt.    Sie  ifl  boJ 

Juoerldfft'gfle  JBrecömittel ,  obne  babei  ben  Ziagen  unb  Darm* 
anal  ju  febwdeben  unb  obne  Durchfall  ju  erregen.  Diefe 
eigentümliche  SSBirffamfeit  »erbanft  fie  einem  befonbern  Stoffe, 
bern  (Smetin.  Unporfir^tig  gebraucht,  fann  fie  b6chfl  fchab; 
lieh  werben. 

3pl]t$tTtta  biet}  bie  Tochter  beS  A&nigS  Agamemnon, 
welcher  bie  ©riechen  gegen  ftroja  führte,  unb  ber  Alutd- 
mneilra,  unb  follte  \u  'Äulis,  wo  bie  ©riechen  burcr)  eine 
SQinbfiiUe  pon  ber  überfahrt  nach  Xfien  )urücfgebalten  wur* 
ben,  ber  bem  Agamemnon  }ümenben  Diana  geopfert  werben* 
Um  ihre  Auslieferung  Pon  ber  SOZuttcr  ju  erlangen,  hatte 
man  oorgrgeben,  fie  foHe  bem  2Cct)tIIeS  Permdblt  werten. 
Schon  -flaut  bie  fch6ne  3ungfrau  an  bem  2C(tare,  fct)on 
jüctte  ber  jDpferpriefler  baS  Keffer  nach  ihrer  ©ruft,  fließ 
unb  traf  —  eine  hinbin,  beren  JBlut  fich  auf  ben  Ältar 
ergof.  Diana  b^tte  ft<h  ber  Sungfrau  erbarmt  unb  fie  in 
einer  SQolfe  nach  SfauriS  entführt  in  ihr  £eiligtbum.  ^ier 
mujite  fie  ber  Göttin  als  $rieflerin  hienen  unb  ein  blutiged 
©efe^  befahl,  baß  fie  jeben  anlanbenben  gremben  ber  Diana 
opfern  mußte.  CrefteS,  ber  3«  unglüeflicher  ©ruber,  weU 
eher  ben  Wort  bcS  SkterS  an  ber  ehebrecherifchen  SRutter 
blutig  gerächt  hatte,  fam,  getrieben  pon  ben  ihn  alS  SRut? 
termorber  »erfolgenben  gurien,  nach  SauriS,  um  in  S3egleu 
tung  feines  greunbeS  ?)plabeS  }u  feiner  Sühnung,  einem 
Grafel  gemdi,  baS  23i:t  ber  Diana  ju  entwenben.  Aber 
er  würbe  ergriffen  unb  in  ben  2empe(  gefrbleppt,  um  oon 
3.  geopfert  }u  werben.  Diefe  aber  erfannte  ben  jßruber 
unb  flaut  ihm  nun  felbft  beim  9?aube  ber  Statue  Diana'S 
bei,  mit  welcher  fie  nach  ©riecbenlanb  entflohen.  Auf  ber 
3nfel  Seufe  foll  3-  unflcrblicbe  3ugenb  erhalten  hoben  unb, 
als  Crilocbia  oergört ert,  auch  noch  bem  Schatten  beS  Achill 
permdblt  worben  fein,  ©oetbe  hat  %  »um  ©egenflanbe  ei* 
neS  herrlichen  DramaS  genommen  unb  ©lucf  jroei  berühmte, 
ihren  Flamen  tragenbe  Cpern  compontrt. 

3rrnäu0,  ein  chrifllicher  Kirchenlehrer,  flammte  au8 
jtleinafien  unb  würbe  oon  ^olpfarpuS,  einem  Schüler  teS 
ApojlelS  SobanneS ,  im  ßhrijlenthume  unterrichtet.  3m  3ar)re 
177  würbe  3.  ©ifthof  »u  ?pon.  Seine  oielfeitige  gelehrte- 
©ilbung  unb  große  grömmigfeit  erwarben  ihm  großes  An« 
feben,  fobafi  fich  felbfl  ber  rom.  ©ifchof  in  ftrrhlichen  Strei* 
tigfeiten  fetneS  «Raths  bebiente.  AIS  SchriftfleUer  fpriebt  3. 
mit  »ielcm  ©ifer  ffir  bie  Auffaffung  beS  ßhrtfrentbura8  "od) 
bem  einfachen  SSortfinn  ber  b.  Schrift  unb  Perwirft  alle 
mit  bemfelben  in  Serbinbung  gebrachten  Meinungen  ber  $bt* 
lofopben  als  Äe^ereien  unb  fcr)rieb  gegen  biefelben.  €t 
flarb  202. 

3rmr,  ausgezeichnet  burd)  Serflanb,  Schdnhett  unb 
2aflerthaten,  war  auS  Athen  gebürtig  unb  feit  769  bie 
©emahltn  beS"  grieeb.  ÄaiferS  8eo  IV.,  nad)  beffen  780 
erfolgtem  Üobe  fie  Pon  bet  mdchtigen  «Partei  ber  ©eifl» 
lieben  unb  2)1  in  et)  e  unterfingt ,  mit  ihrem  mmberjdbrigen 
Sohne  Äonflantin  VI.  jur  ^>errfd>aft  gelangte.  Sie  be« 
nutzte  ihre  Gewalt  jum  großen  9lad)theil  beS  KeiehS  nur 
jur  Sefriebigung  ihrer  ^errfd)fucht  unb  ®telfeit.  Swar  he* 
mühte  fie  fid),  bie  gortfehritte  Äarrs  beS  ©roßen  in  3ta> 
Iien,  wo  fie  gegen  ihn  788  eine  Sthlatht  »erior,  auftuhals 


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Iridium 

ten,  fHrrjte  ab  et  baS  Reicb  fn  Kampfe  unb  Unrutjtn,  inbfiit 
fie  gleich  gewaltfam  unb  trfiig  bie  f<bon  con  brei  Äaifem  btt 
fdmpfte  Sierebrung  bcr  Silber  auf  bcr  ©pnobe  ju  TOcäa 
einführte.  3(13  ihr  ©obn  JConflanttn  enblicb  felbft  berrfeben 
wollte  unb  ft$  nidjt  mebr  »on  ihr  beftimmen  lief,  btmaty 
ttflte  fte  ftcb  »errdtberifcb  feiner  ^erfon  unb  (iefj  tbm  im  fatf. 
tyalaft,  unilircnb  er  [cblief,  bie  Eugen  ausfielen.  3-  hcrrfdjre 
nun  allein,  unbefümmert  um  beS  RetebeS  Rotb,  in  weubeS 
bie  geinte  einfielen  unb  bis  ju  ben  Sporen  ber  ^au^tftabt 
orangen,  unb  würbe  tyrer  »erfebroenberifeben  greigebigfeit  unb 
ibreS  frommen  (SiferS  wegen  »on  bem  JBolfe  unb" ben  ©eifb 
Ii  Aon  bewunbert  unb  als  eine  .£  eilige  verehrt,  bis  fte  802 
bureb  einen  Rebenbubler  »om  Jerone  geftofjen  unb  auf  bie 
3nfel  8c8bo8  »erwiefen  warb,  wo  fte  803  ftorb. 

3riUtum  ober  3rtb  ift  ein  ebleS  «Retaß,  weleöeS  1803 
»on  5Eennant  im  roben  statin«  aufgefunben,  bis  jefet  aber  erft 
alS  ein  graues  $ul»er  erbittert  worben  ift,  welcpcS  ftlbfl  in 
ber  ftdrfften  hibc,  bie  man  fünftlub  ju  erzeugen  »ermaa, 
nur  wenig  ftpmeljbar  ift  unb  bann .  eine  fitberweifje  garbe 
unb  SKetaligfanj  annimmt.  (SS  i(!  ungefdbr  20 mal  fo  febwee 
als  SBaffer  unb  I6ft  ftcb  in  feiner  ©dure,,  felbft  niebt  in  £6* 
nigSwaffer  auf.  9cur  in  Serbinbuna  mit  anbern  SRetatlen 
wirb  eS  von  ber  Umgenannten  glüfftgfeit  gelöft.  DaS  3rU 
bium  gibt  bie  fcb6nfte  febwarje  $orjetlanfarbe. 

Ins,  bei  S^aumaS  unb  ber  Ctefrra  Softer,  galt  ben 
©rieeben  unb  R6mem  für  eine  Dienerin  beS  Supiter  unb 
ber  3uno.  ©ebneü"  wie  ber  SBinb  flog  fte  einlief,  um  bie 
Auftrage  ber  oberften  @6tter  ju  »oßjteben,  unb  (öfte  bie 
©eelen  fterbenber  grauen ,  wie  SRercur  bie  ber  9J?dnner,  unb 
fiibrte  fie  in  bie  Unterwelt  3br  finnlicr)  crftöeincnbeS  Silb 
war  ber  Regenbogen,  baber  biibete  man  fte  aud)  ab  alS  eine 
fcb6ne  Jungfrau  mit  golbenen  klügeln  unb  bunten,  prd<bti> 
gen  ©ewdnbern,  »on  einem  Regenbogen  überwölbt  ober  bad 
£aupt  von  einem  in  ben  Sarben  beS  Regenbogens  feiim* 
mernben  RimbuS  umgeben.  —  3riS  bctjjt  aueb  ber  far* 
bige  Ring  in  bem  Auge,  unb  gewiffe  in  Regenbogenfarben 
tyielenbe  £Uiarje  unb  Ärpftalle  werben  3riS (leine  genannt. 

3rlani>(  »on  feinen  Sewognern,  ben  Seen,  au(b  6 ein 
genannt,  bte  jweite  ber  großen  brit.  Snfeln,  ijl  6ftl.  »on 
bem  iri fdjert  SKeere ,  auf  ben  übrigen  leiten  »on  bem  atlant. 
Dceane  umfl offen,  »on  ©rofibritannien  aber  bureb  ben  St.; 
@eorgSfanat  getrennt,  unb  umfaßt  einen  gl  d  eben  räum  »on 
1540  D5».  Zuf  ber  JDfifeite  fenft  fieb  bie  Äüjre  in  fanften 
Tfbbdngen,  im  SB.  unb  ©.  ift  fie  griffen  unb  in  ©nebten 
unb  Siorgebirge  auSlaufenb,  wdbrenb  ein  3:t;eit  ber  Scorb; 
fütle  »on  hoben  Safaltf tippen  umfcbloffen  ift,  bie  mit  ben 
mutigen  400  g.  boben  ©dulen  beS  RiefenbammS  weit  in 
baS  SReer  binauSragen.  Die  Jtüjte  bat  überall  jabireiebe 
unb  bequeme  £dfen.  Die  äßabenfläcfje  bittet  eine  reijenbe 
Xbwecbfelung  »on  Cbenen  unb  ^ugeln,  bie  nur  feiten  ju 
boben  Sergen  ftpb  erbeben.  Gine  auSgebe^nte  Sbene  )iebt 
fid)  bureb  bie  ©itte  beS  SanbeS  »on  £).  nacb  SB.  Der  gebir; 
giqjle  2beil  ift  bie  wefif.  Hälfte  ber  3nfet,  aber  au<b  bier 
bitten  bie  Serge  mebr  einjetne  ©rurpen  unb  jum  2beil 
wilbe  Selfenmaffen  als  grope  jufammenbdngenbe  Äetten. 
3Die  bebeutenbften  |)6ben  jint  im  fütroeftt.  Sbeile  ber  ©raf* 
febaft  Äemj  unb  in  (Sonnaugbt,  ber  2RacgiQicabbp  unb  ber 
(Sroagb  ^atrief,  beibe  über  3000  %  bod).  Der  ©bannon, 
ber  gropte  Slup,  entftoringt  in  Qomtaugbt.  burcbflrimt  bie 


Irland 

3nfel  in  einer  8<5nge  »on  beinabe  40  3S.,  ift  meip 
fcbijfbar  unb  ergieft  fio>  in  einem  weiten  SJufen  t 
SKeer.   2Jon  ben  übrigen  gluffen  finb  bie  anfebnltr^pen  ba 
Narrow,  ber  Sopne,  ber  Soöle,  ber  Sann.    Die  jat^tn 
eben  Seen  ft'nb  tbeilS  ©ußwafferfeen,  tbeilS  (Seearme.  Ifc 
ter  jenen  finb  bie  bebeutenbften  ber  8ougbReagb,  ber  gripü 
ganbfee.in  ben  brit.  3nfeln,  ber  gegen  fecbS  SDt.  lange  üc^ 
Crne,  beibe  im  nörbl.  STbeile  ber  3nfel,  unb  bie  ttti  ü';. 
larnepfeen  mit  reijenben  Umgebungen  im  ©übern  Iw  &j; 
ben  ber  3nfel  ift  im  ©anjen  fruebtbar,  befonbert  in  in 
mittlem  Xbeilen  unb  im       obg^Ieicb  er  nur  bfinn  auf  tri.- 
figem  ©runbe  liegt;  aber  baS  bet  ben  »orberrfebenben mft 
unb  fübweftl.  SBinben  gemäßigte  Älima  unb  bie  geuitijid 
ber  Ätmofpbdre  erbten  bie  grutbtbarfeit  beS  SfanteS.  Sa 
gldcbenraum  beS  JßobenS  wirb  auf  mebr  atS  19  SRiD.  35c; 
gen  gefebdöt.   (Sine  (5igentbümlicbfrit  beS  ISBotenS  fbt  I 
auSgebebnten  SJloorc,  bie  mebr  alS  2,300,000  SRorgtn  t< 
teefen  unb  nitbt,  wie  in  (5nglanb,  flacb  finb,  fonbem 
$ib(n  anfteigen.   ©ie  finb  ein  großes  ^inberniß  beS  U 
baueS,  obgleich  ein  anfebnli<ber  Ibttl  ber  bocbliegenbtn  55^;! 
auSgctrocfnet  werben  fann.    SRan  tbeilt  fie  in  ©raSmwt: 
bie  jum  Sbeil  im  ©ommer  beweibet  werten,  in  um. 
liebe  ©umpfmoore,  welcbe  juweilen,  wenn  baS  SBafTn  i 
ter  üjnen  anftbwißt,  fieb  fortbewegen,  in  feilte,  mit ,2: 
unb  Robt  bewa<bfene  ©een  unb  Sorfmoore.  Sion  ten  gtt 
fenSBätbern,  mit  welchen  bie  3nfel  »or3«iten  bebedtne 
ftebt  man  nur  noeb  überrede,    gafj  alle  in  ©ro^r: 
lebenben  Übiere  gibt  eS  auo>  in  3«;  aber  merfwürbig  iß  rf, 
ba§  gröfebe  unb  elftem  bis  ju  Anfange  beS  18.3eW.Bi 
befannt  waren,  unb  noeb  je^t  finb  Aroten,  ©^langen  u 
iRaulwürfe  auf  ber  3nfel  nid>t  b«mif<b.    Rotbwilb  ift 
feiten.   (Sigentbümlieb  ift  ber  3nfel  ber  SBolföbunt  oba  ir 
febe  SBinbbunb,  ber  gegen  oier  §.  boeb  ift.    Die  rinbeir 
feben  ^ferbe  finb  flein,  aber  bauerbaft.    Der  urfpriiitr: 
Rinb»icbftanrm  ift  faft  auSgeftorben  unb  ber  je^t  einbeim 
aus  ßnglanb  eingeführt.  DaS  einbeimifCbe  ©ct)af  mit  t.. 
rigem  SJlieg  ift  jeßt  feiten  unb  bureb  Äreujen  mit  bem  t 
©tamme  ein  anberer  langwolliger  entftanben.  (Sin  merfir: 
biger  überreft  ber  Urwelt  ifl  baS  foffile  (Slentbier,  M  n 
baufig  in  SRerg^effcbitbten  unter  bem  Sorf  ftntct.  ©eiw 
gebeuren  ©ewetbe  meffen  über  jeb.n  5.  »on  einer  ©pi: 
jur  anbern,  unb  ein  .Sorn  ifl  »on  ber  ©»ifce  bis  jut  S. 
jel  über  .r>  g.  lang.  Die  Snfel  erzeugt  einige  feltene  T~- 
»en,  bie  nur  im  fübl.  Europa  beimifcb  finb,  wie  ben  t: 
beerbaum ;  anbere,  bie  man  faft  nur  m  ben  Älpen  unb  in  t 
^prenden  finbet;  noeb  anbere,  beren  eigentliche  ^eimat  W 
nörbl.  Ämerifa  unb  ©r6nlanb  ift,  unb  einige  Ärpptt^.i" 
bie  faft  nur  im  fübl.  (Suropa  unb  in  ben  2ropetw. 
QtmerifaS  waebfen.    Unter  ben  ©etreibearten  ft'nb  SS 
unb  ©erfie  erft  in  neuem  3eiten  angebauet  werben: 
ift  bie  .&auptfrucbt,  bie  bdufig  attSgefübrt  wirb,  unb  bie  s. 
toffel  faft  bie  emjige  Rabrung  ber  drmern  S 
Hufier  ©ranit,  ber  meift  baS  ©runbgebirge  bittet,  finb 
febiebene  Ärten  »on  Jlalf;  unt  ©anbjlein  baufia.    3n  •• 
len  ©egenben  wirb  SRarmor  gebroeben,  ber  fcponfle  in  & 
fennp.   Der  üBafalt,  ber  ftcb  »on  ber  SJfünbung  bef  ß 
ricfferguS  bis  jum  8ougp  gople  unb  in  baS  3nnere  ter  3 
fei  bis  jum  Jfougb  Rcagb  »erbrritet,  gebört  wegen  bt 
grlmdfjigfeit  unb  Stamucr)faltigfeit  ber  ©dulenbilbungen 
ben  9iaturmerfwürbigfeiten  3.S.    SKe^re  ©egenben' 


Irland  4! 

Satftojl,  Safoifl  unb  anters  eble  ©rem*,  ©olb  war  in  du 
an  Reiten  häufig,  berh  roabrfcbcinücb  rcarb  e8,  wie  nod) 
eM,  mehr  in  einigen  SJergfirömen  al$  tn  Crjgdngen  gefun* 

xiu  ©pdtere  SBerfuche,  ba8  ©olb  bergmdnntfcb  ju  gerr-in* 
tm,  mußten  wieber  aufgegeben  »erben;  benn  obfdjon  man 
liebt  unbebeutenbe  Mengen  bitfe*  eblcn  STOctaUö  gewann,  [o 
raren  bod>  bie  Äoftcn  beS  btrgmdnnifcbm  Betriebt  im  9im 
lältniß  ju  bebeutenb.  Silber  warb  in  frühem  3eiten  hdufig 
b  ben  SJleiminen  im  n6rbl.,  weftl.  unb  fübl.  3.  gefunben, 
ber  tiefe  reichen  ©ruben  würben  im  17.  3abrh-  jerft6rt. 
(r|}t  wirb  nur  necb  in  jwei  ©ruben  auf  SBlet  gebaut.  .Rupfer 
labet  man  in  mehren  ©tgenben,  ©orjüglid)  ober  in  ber 
8raffd)aft  Gorf  in  einer  ber  reiebften,  erft  1812  entbedten 
irubc  unb  in  SBitflew;  ti  wirb  aber  wegen  bc$  SDJangeia 
n  äörennmitteln  mein  nad)  ©wanfea  in  ©aleo"  juni  ©d)mel» 
en  gefd)idt.  ©fen  ifl  febr  hdufig;  bod)  finb  von  ben  im  10. 
mb  17.  3<»hrh«  gangbaren  ©ruhen  nur  nod)  wenige  übrig. 
Die  ©teinfoblen,  bie  ftcb  in  oerfd)iebenen  ©egmben  finben, 
iab  nicht  fo  gut  ali  bie  engt,  unb  fdwt.,  bie  ju  JÖeftreii 
img  beS  einbeimifeben  33ebarf$  eingeführt  werben.  Die  Siolfö; 
«enge  ifl  fortwdhrenb  im  Steigen  begriffen  unb  betrug  1835 
-37  7,943,900,  »on  benen  brei  SJiertbtile  Äatbolifen  finb. 

©ie  Bewohnet  ber  3nfcl  finb  aroptentheilfl  arm,  nur 
i  beut  betriebfamen  Ulflcr  finb  fie  in  einer  günfhgern 
age.  Sagelöbuer  unb  felbft  {leine  $a$ter  leben  in  Um 
.nfftnheit  unb  Glcnb,  bie  geringem  2anbleute  wohnen  in 
rmftligen  2 ef?mf;ütten ,  bie  fie  mit  ü)ren  «öauöthieren  ttjcilen, 
mb  bauen  auf  ihren  fteinen  Xdcrn  Äartoffeln,  .jjafer  unb 
jlarbö.  2fud)  unter  Drud  unb  92otb  jeiat  fitb  ber  Gburafs 
er,  bureb  ben  fid)  ba8  Sjolf  tum  ben  Gnglanbern  auStcid)net: 
eine  £ebhaftigfeit,  feine  größere  geifiige  ßmpfdnglicbfeit,  fein 
MM  uir  ©efetligfeit,  aber  auch  feine  geringere  Seftigfeit 
mb  ©elbftbebi-rrfcbung  unb  anbere  3üge,  bie  in  ber  burtb 
k  imglürflid)en  ©cbicffale  beS  ?anbc£  gehemmten  SJolföbiU 
NU  ibre  SBurjel  haben. 

Die  9>boniiur  unb  Äartbager  hatten  auf  ibren  Sieifen 
ad)  ben  brit.  Unfein  walirfcbcitiiid)  auch  3.  befudjt  unb 
iiüeidjt  Xnfiebelungen  auf  ber  Äüfie  gegrünbet.  Die  burrb. 
)xt  ©eefahrer  oerbreiteten  9lad)richten  gingen  auf  bie  ©rie* 
KU  über,  welche  bie  3nfel  fdjon  frut)  unter  bem  Hainen 
lerne  fannten.  Die  in  Britannien  herrfd>enben S?6mer,  bie 

B  eine  feijr  bÜTfttge  Äenntniß  berfelben  hatten,  nannten 
l  öibernia.  ©ie  wollten  82  Sah«  n.  Gbr.  »on  ber  SBcfU 
5d)ottlanb5  j)inül)erfcbiffen  unb  hofften,  bie  3nfel  mit 
exingen  ©treitfräften  befiegen  ju  fonnen,  al$  jtaifer  Do; 

in  feinen  tapfern  gelbberrn  Ägricola  au$  Britannien  ju» 
üefrief.   3n  ben  erjirn  Sabrr)-  n.  Qt)T.  ging  felbfi  bie  fru» 
breitete  bürftige  Äunbe  »on  3.  »erloren  unb  erjt  in 
tr  lebten  3eU  ber  r6m.  Aerrfebaft  in  fi3ritarmien,  ju  2fns 

ige  beS  ö.  3ab.rfj.,  erfebeinen  biejrlänber  unter  bem  SRa* 
ocoten,  ben  fie  nod)  lange  naebber  im  2tbenblanbe  be^ 

titen  unb  fpater  burd)  'Änfiebler  auf  ©d>ottlanb  (f.  b.) 
i  trugen.   Die  dltefte  ©efd>i«bte  ber  3nfe(,  nad)  ben  etn- 
ben,  erft  feit  bem  10.  %ai)ti).  gefd)riebenen  ßbronifen, 

ftebt  au5  fabeln  unb  abenteuerlichen  @agen.   Die  ©alen, 

'  oor  6brifiu8  bon  bem  gefilanbe  nad)  Britannien  jogen, 
^:ferten  wabrfd>einlidj  aucr)  3«  Die  3rldnber  waren  in 
•inrne  getbeilt,  bie  meifi  nur  x>on  5üiebwd)t  lebten,  unb 
Glanwfaffung  war  in  3W  »><  ün  ftpot.  ^od)lanbe 

BUbtr. Conti. «e er.  II. 


»9  Irland 

(f.  b.)  bie  ©runblage  be«  gefenfd>aftlid)en  3uflanbr3.  ©pa% 
tet  bilbeten  fid)  au«  biefer  ursprünglichen  gefellfthaftlicben  SBer» 
faffung  bie  »ier  gropen  &anbfdjaften  8einffer,  fünfter,  Göns 
naught  unb  Ulffer,  bie  unter  eignen  Surften  ftanben  unb  mie 
burd)  bie  natürliche  ffiefd)affenheit,  fo  au^  burtb  bie  <ZiU 
ten  ber  {Bewohner  berfebieben  waren.  Unter  ben  unabljdn» 
gigen  Sürfien  nabm  juroeilen  ein  übermdd)tiger  ben  Ä6nigS> 
namen  an.  (Srft  nad)bem  ^arrtd  au8  Slorbbritannien  um  430 
ba$  (5lni|lentl;um  in  3-  eingeführt,  warb  ti  heller  in  ber 
©efd)id}te  beS  SanfceS.  Sr  brachte  bie  Neigung  jum  9Rind)> 
ibume  mit  unb  bie  abgefd)iebene,  gegen  bie  Äriegsflürmc  ae* 
fehlte  3nfel  war  bem  ©ebeiben  'brS  KojlerlebenS  fo  gute 
ftig,  baß  fie  balb  ein  berühmter  ®i|  minebifeber  ©elclnfam- 
feit  im  ^tbenblanbe  warb  unb  ir(dnbifd>e  Wondje  sPfIan5- 
fd)ulen  in  ^Britannien  frifteten  unb  felbft  auf  ba9  gefilanb 
übergingen,  wo  fie  baS  ßbrifientbum ,  befonberl  in  ben  SJo; 
gefen,  ben  Xlpen  unb  in  Deutfchlanb  prebigten  unb  Äl6fter 
bauten,  bie  nad)  ihren  urfprünglicben  ^Bewohnern  ©ebotten- 
f(6fter  genannt  würben.  Die  wenigen  Jteime  ber  ßolftbil* 
bung,  bie  tas  Glvriftenthum  in  3-  gepflanzt  hatte,  würben 
erfriert,  al*  im  8.  3ahrb.  bie  9lormannen  lanbeten,  weld)e 
einen  großen  Xheil  ber  3nfe(  unterwarfen  unb  Xnftebelungen 
grünbeten,  bie  ftcb  troQ  allen  'Änftrengungen  ber  3rldnber  im 
10.  unb  IL  3abrh»  an  ben  SRünbungen  ber  fd)iffbaren 
© triSme  auf  ber  6ffl.  unb  fübf.  Äüfte  behaupteten.  2Bdb= 
renb  ber  fteten  Ädmpfe  mit  ben  fremben  Xnfieblern  »erfanj 
ten  bie  3rldnber  immer  mehr  in  {Roheit,  unb  ihre  Uneinig; 
feit  erleichterte  1169  bie  Üanbung  einiger  engl  ÄriegSanfüh- 
rer,  bie  ber  vertriebene  fturfl  oön  Seinfler  gegen  ben  £)bcr> 
!6nig  »im  Jöciflanb  aufgerufen  harte,  ^einrieb  II. ,  ber  auf 
einen  »erleihongthrief  M  tapfre«  fid)  ftü^te,  fam  1171 
mit  einem  vpeere  nad)  3*  unb  befeftigte  bie  Eroberungen,  bie 
feine  Sebnmannen  gemacht  hatten,  fmttfxt  irifd)e  dürften  um 
terwarfen  ftcb  ihm  unb  behielten  bie  £crrfd)aft  in  ihren  ©e= 
bieten,  wo  bie  alten  gefeilfchaftlicben  virrriebtungen  fortbaucr- 
ten,  wdhrenb  bie  im  6(Tl.  Sbeile  ber  3nfel  angeftebelten  @ng; 
Idnber  in  ihren  iBefi^ungen  als  gebnleute  t>t6  Ä6nig6  ton 
Gnglanb  bie  bürgerlichen  SBerhdltniffe  ganj  nad)  ben  @c 
fe^en  ibre6  SBaterlanbe«  orbneten.  Diefeö  ©ebiet  ber  engl. 
Xnfiebler  würbe  ber  jöe.jirf  ober  bie  Sxarf  genannt.  Der 
irifche  £  ber  fönig  mußte  fid)  en  blich  1175  bem  Äönige  bon 
Gnglanb  unterwerfen  unb  jinapflichtig  werben.  Der  äonig 
von  @nalanb  oerlieh  feitbem  mehren  engl.  Kittern  anfebn- 
licbe  ©üter  in  bem  fübl.  unb  weftl.  Stbeile  ber  3nfe(,  bie 
nod)  im  9)efi^<  irifd)er  .f>duptlinge  waren,  woburd)  bie 
fremben  ein  freter  ©egenjlanb  beö  ^affeS  würben. 

3n  ben  ndchfien  3'aljrb.  würbe  baber  3.  burd)  blutige 
Sehben  jerrüttet.  9hd)  unb  nad)  würben  )war  5Be rbinbun ■ 
gen  pifeben  ben  Urbewohnern  unb  ben  fremben  Änfieblern 
gefnupft,  aber  bei  ben  oerf ehrten  unb  eigennüfeigen  (Srnnb* 
fd|en,  weld)«  bie  Gröberer  in  ber  »erwaltung  be«  feinbe« 
nie  verleugneten ,  fonnte  ti  nicht  ju  einer  innigen  Jüerfchmeu 
utng  beiber  ©tamme  fommen.  2u$  um  bie  Witte  bei  13. 
3abrh>  mehrt  irifche  Häuptlinge,  roelche  bie  Söorjüge  ber 
bürgerlichen  Einrichtungen  ber  (Sngldnber  erfannt  harten,  um 
bie  fechte  engl.  Untertbanen  baten  unb  ber  Ä6nig  ihr  83er- 
langen  gewähren  wollte,  werften  bie  eigennü^igen  engl.  Tin* 
fiebler  feinen  Ähfichten  entgegen.  9teue  ßerheeruugen  brachte 
ber  unglucfiicbe  SJerfucb,  ben  feit  1315  Sbuorb,  ber  Söru- 


Irland 


45$ 


Irland 


bei  be«  fir greifen  föot.  $6xüq&  Stöbert  Bruce,  matyt,  3- 
ben  Gngldnbern  ju  entreißen.  9faub[u$tige  Gngldnber  gas 
Ben  bei  ber  hfrrfcbenben  ©efefclofigfeit  oft  ibre  feeimifclr>en 
{Hechte  auf  urtb  nahmen  bie  Sitten  bec  Gingeborenen  an, 
weil  nad>  triften  ©eivobnbcitcn  föaub  unb  2)Jorb  nicht  fo 
ftreng  au?  nad)  engl,  ©cfefcen  bejhaft  würben,  fonbern  mit 
tiner  ©elbflrafe  gebüßt  werben  fonnten.  Die  engl.  2JZa$t> 
babec  machten  ben  3wiefpatt  flwifcbcn  beiben  Solfem  nod) 
»erberblid) er ,  alS  fie  1367  ein  ©efeö  gaben,  welches  bie  3ren 
für  geinbe  erfldrte,  bie  «£eiratben  jwifcben  ben  Urbewobnern 
unb  ben  Gngldnbern  unb  bie  Xnnabme  ber  Tracht,  ber  Sit> 
ten  unb  ©efefce  ber  3ren  »erbot.  SBttyrenb  be$  Äriegö  ber 
JKofen  in  Gnglanb  (lieg  bie  3em'itnma,  in  3-,  wo  bie  2(n: 
banger  be3  £aufe8  $or'  übergewtcbt  hatten.  2fB  Jjeini 
rieb  VII.  auf  bem  2(?rone  befefiigt  war,  fuebte  er  bie  3ftacbt 
feiner  8ehnleute  in  3-  ju  beugen,  unb  ti  gelang  ibm,  bie 
RJerfaffung  beS  2anbe$  1495  buref)  ein  ©efeö  ju  dnbem, 
welches  ber  Regierung  einen  Überwiegenben  Ginfluß  gab. 
SBdbvenb  bie  £frrfcbaft  ber  Gngldnber  burrf)  eine  fräftige 
Verwaltung  befefiigt  würbe,  gefchab  nichts ,  bie  gebrurfte 
8agc  ber  Ürbewobner  ju  erleichtern  unb  ihnen  ben  Schufc 
ber  ©efefce  ju  fiebern.  35er  alte  3wifl  würbe  nod)  heftiger, 
al$  .öeinricr)  VIII.  nach  feinem  2Cbfalle  »on  bem  Zapfte  bie 
in  Gnglanb  angeorbneten  firef>[irben  Ginri(f)fungen  auch  in 
3.  einführen  wollte.  Die  ©ei|llicr>feit  unb  bie  irifeben  ©roßen, 
felbjl  »iele  engl,  fiebnleute,  geborgten  nur  gejwungen  feinen 
jhengen  ©eboten.  Die  feit  1541  in  3.  angefiebelten  3efuiten 
ndbrten  ben  £aß  gegen  ben  Äönig,  unb  bie  Sieformation 
machte  fo  geringe  gortfebritte,  baß  bie  alte  Jlirc&e  unter  ber 
furjen  Regierung  ber  Fatbolifcben  SDiaria  leicht  ibre  ©ewalt  wies 
ber  erlangte.  Glifabetb  fam  ben  3rldnbern  eerf&lmenb  entge; 
gen  unb  wollte  bie  flnbdnger  beS  alten  ©laubenS  fronen,  bii 
bie  feinbfelige  Grfldrung  beS  Zapfte*  gegen  ibr  Grbfolgcredjt 
unb  bie  SJejhebungen  ber  Äatbolifen  fie  bewogen,  bie  »on 
SRaria  aufgehobenen  firdblicben  Ginridjtungen  aud)  in  3. 
wieber  einjufübren.  Grft  nad)  einem  langen  Jtampfe  wurs 
ben  bie  Xufftdnbe  ber  triften  «f>duptlinge  unb  ber  engl. 
Cebnleute  1584  unterbrüeft.  Die  Sefiegtcn  »erloren  ibrGU 
gentbum,  ba&  Glifabetb  neuen  engl.  Änfieblern  »erlieb.  83er» 
gebend  wollte  9>errot,  ibr  trefflicher  Statthalter,  bie  Uvbe« 
wobner  unb  bie  »erwilberten  Xbfommlinge  ber  Gngldnber 
unter  bie  J^errfdbaft  gleicher  ©efefee  bringen ;  engberjige  Statt)'- 

Siebet  erweetten  bei  ber  Äonigin  bie  JScforgniß,  baß  bie  3r* 
dnber  fcurd)  ©efittung  ju  5waebt  unb  Sicicbünun  gelangen 
würben,  unb  wollten  bie  alte  Unorbnung  fortbauern  la|fen, 
weil  ein  jerrüttetes  S3olf  fieb  nicht  »on  Gnglanb  losjuretßen 
»ermodbte.  9teue  JBebrücfungen  unb  ^artc  Strafgefefce  gc; 
gen  bie  Äatholifen  reijten  wteber  ju  Gmporungen,  bie  ber 
i\jrü  unb  ber  Ä6nig  »on  Spanien  untersten,  unb  au? 
Glifabetb  1603  flarb,  battc  ihr  Selb^err  ben  gefdbrli(f?fien 
^uffianb  unterbrüeft ,  ber  feit  bem  12.  3abrfc.  bie  vf)errfci)aft 
ber  Gngldnber  bebrobte.  Die  Ärone  batte  bie  iBcftfeungen 
ber  gedeuteten  unb  »ertriebenen  ^duptlinge,  über  80t),ooo 
borgen  8anbe5,  im  norbl.  Sbeile  ber  Snfcl  ein^ejogen  unb 
3afob  I.  bilbete  auß  benfelben  »iele  große  gebngitter,  bie  er 
an  (Sngldnber  »erlieb,  aber  mit  bem  SUerbote,  3rldnber  al§ 
^aebtev  ober  3in§(eute  anjunebmen.  Scbou  ^einrieb  VIII. 
batte  ben  irifcbeit  ©roßen  <Z\^  unb  Stimme  im  Parlament 
gegeben,  um  fie  für  feine  fireblicben  Steuerungen  ju  gewtns 
nen,  unb  3afob  befldtigte  biefe  Weckte  in  bem  fogenannten 


OTattonalparlamente,  ba8  er  1615  berief.    3m  CbmVi 
aber  waren  unter  25  ÜWitgliebem  »on  bobem  Tfbel,  fcic 
ben  ebenfo  vielen  proteflannf(f)en  öifcfaofen  faßen,  nur  h. 
nige  Jtatbolifen,  unb  unter  ben  226  9)titgliebern  brt  Uatc 
baufes  befjanb  bie  37tebuab(  aus  $rotefianten.   J>ie  Xatbr< 
lifen  waren  »on  allen  Staatädmtern  au&gefcblo(Ten, 
fie  n;du  eiblict)  ben  ^6nig  alö  überhaupt  ber  Aircbe  one:- 
rennen  wollten.    Der  ^Dopfl  ermunterte  bie  Stanb^afti^f 
Derjenigen,  bie  ben  Gib  »erweigerten,  unb  um  bie  Jnbän 
ger  ber  röm.  Äircbe  frfler  ju  »ereinigen,  führte  er  tieta 
bem  proteflantifcben  Äirdbentbume  eine  regelmäßige  ^ieraidu 
in  3.  ein,  wie  fie  noeb  je^t  befielt  SBare  niebt  hure)  b 
Trennungen  neue  3wietract)t  erregt  worben,  fo  bitten  rii 
»on  3afob  eingeführten  SJerbefjferungen  ber  SRttylpJUy,  \h 
föefcbrdnfung  ber  wiUfürlichen  ©ewalt  ber  Häuptlinge  i: 
ibre  porigen  unb  bie  Gnie^tung  »on  Sßolfsfcbulen  toebü:: 
tige  grüßte  für  bie  ©efittung  beö  £anbe&  bringen  fdnner 
Die  politifct)en  3wifiigfeiten,  bie  unter  Jtarl  I.  in  Gn$'.a:' 
ausbrachen,  pflanzten  fieb  auch  nacb  3*  fort.    £ec  V- 
gwifcfyen  ben  engl.  Änfteblern  unb  ben  3ren  unb  ber  mit 
tige  Ginfluß  ber  $rie|ter,  bie  feit  ber  lefcten  .ödlfte  bd  II 
3abrh*  in  ben  für  fattjolifcbe  3rldnber  geflifteten  gebrann- 
ten in  Spanien,  Portugal  unb  rtranfretcb  ibre  SSilt;;:-'. 
halten  hatten,  erregten  bei  bem  Zxßbxuty  ber  bürgritd" 
Unruhen  in  Gnglanb  1641  einen  neuen  Vufftanb,  in 
tf)em  »iele  taufenb  ^roteflanten  ermorbet  würben.  Uer  Si-' 
gerfrieg  wütbete  mit  witber  ©raufamfeit,  biß  Gromroci  I 
mit  einem  4>eere  lanbete,  bie  Gmp6rung  unterbrüdt; 
bal  Gigenthum  ber  Uberwunbenen  einjog.   Seach  ber  Rü1 
fehr  be8  ^aufeö  Stuart  erwarteten  bie  Urbewohner  reyt- 
betu-  ©errchtigfeit  unb  faum  batUn  fie  auf  ben  Fatbelnin 
3afob  II.  neue  Hoffnungen  gebaut,  al6  biefen  feine  I 
blenbung  1683  »om  Throne  flürjte.    Gr  fam  im 
ften  3al;re  mit  einem  -&ccu  aus  Sranfrcicb,  um  mit 
feiner  3Cnl;dnger  in  3.  bie  »erlorene  ^)*rrfd>aft  mtir. 
erringen,  bis  SBilhelm  III.  am  Sowie  ihn  169 
fiegte  unb  bie  neu  gegrünbete  >*> rrfebaft  ber  alten  Äncd- 
wieber  )ufammenflür}te.    Die  Bebingungen  ber  llbergai 
ber  Stabt  ^imerief ,  ber  legten  Schußwebr  ber  Änbär 
3afob'6,  »erbürgten  ben  Äatholifen  alle  Stechte  in  ber  i- 
übung  ibre-.;  ©laubenft,  bie  fie  unter  5tarl  II.  geneft 
ten,  »erfprachen  allen  greuuben  beS  »ertriebenen  Äön. 
fe*  Vergebung,  wenn  fie  ben  Untcrtbaneneib  lei|ieter; 
erlaubten  3ebem,  ber  auswanbern  wollte,  feine  ber 
Habe  mitjunebmen.  ©egen  14,000  3rldnber  »erließen  c 
fei  unb  neue  jdnbereien  fielen  ber  Jtrone  ju.   Die3  IM 
le^te  ber  großen  ©üterein}irbungen,  bureb  welche  bie  imeraep 
liehen  Jörfißungen  vieler  engl/©efchlecbter  gebilbet  rci;t:f 
3n  Gnglanb  befefligte  bie  Revolution  bie  ©runbfiD;  • 
ne3  freiem  Staatölebenß,  bie  aber  für  3.  wenig  Srüt 
trugen.    9cocf)  immer  folgten  bie  SKachthaber  bem  ©i- 
fa^e,  bie  3nfel  als  ein  erobertes  Sanb  ju  bebanbein 
bem  herrfchenben  Sanbe  aufzuopfern,  woburefj  befonb« 
bie  aufflrebenbe  ©ewerbthdtigfrit  ber  3rldnber  gelähmt 
Die  8einwanbweberci,  bie  in  ber  erflen  Hdlfte  be<  17. 
■Jlarl  1.  Statthalter,  ber  ©raf  »on  Strafforb,  gegrfmtrt 
welcher  Seinfamen  aus  .ßoüanb  unc  Spinner  unbSebet  l 
$lanbern  unb  aus  Sranfreicb  fommen  ließ,  würbe  »rwr  > 
günfiigt,  ba  fie  feinem  ©ewerbjweige  in  Gnglanb  YHt^ 
ju  brohen  fchien,  faum  aber  ^attc  bie  Wollweberei  in 


Digitizec 


Irland 


459 


Irland 


im  Segenbert  3.'$  einen  Äuffchwung  genommen,  als  boA 
ngl.  Parlament  eifersüchtig  warb,  unb  23i(belm  III.  gab 
«fem  bieSerfiä)erung:  „3cb  werbe  2Cfle*  thun,  wa<  ich  ver« 
nag,  bie  SBollrnmanufactur  inSrlanb  ju  unterbrücfen."  63 
uurte  bei  ©träfe  von  500  $f.  ©t.  unb  Verfall  be«  ©cbiffS 
mfe  ber  SJabung  oerboten.  SBoflenwaaren  in  ftembe  8dnbet 
uäjutübren,  unb  burcb  ähnliche  SRafjrrgeln  würben  alle  ©es 
.•rrbjroeige  gelähmt,  bie  eine  für  Englanb  nacbtbeilige  9Rit« 
rtrerbung  furzten  liefen.  Vergebens  erhob  fieb  baS  irldn* 
ifebe  Parlament  fdjon  1695  argen  baS  alte  ©efefc,  baS  am 
inte  beS  15.  Sabril,  feine  abbdngigfeit  gearünbet  hatte; 
j$  engl.  Parlament  wieS  ben  Änfpruch  auf  Unabbdnajgfcit 
b  unb  legte  fi$  oolle  ©ewalt  bei ,  binbenbe  ©efe^c  für  bie 
frlänber  ju  geben.  Die  feit  ber  Regierung  ber  Ä6nigm 
(nna  gefdjdrften  alten  ©trafgefefcit  gegen  bie  Jvatbolifen  rour= 
ra  nicht  gemilbert  unb  1727  warb  ihnen  auch  baS  ©timm= 
'<b,t  bei  fhtrlamentSmablen  genommen.  Die  Bereinigung 
rnglanbS  unb  ©cbottlanbö  erweefte  febon  ju  Anfange  beb 
&  3abrb.  in  mehren  verffänbigen  9Rdnnern  ben  SBunfch, 
:t<m  jerrütteten  Vaterlanbe  burcb  ein  ähnliches  Heilmittel 
u  helfen,  unb  baS  irlänbifcbc  CherbauS  feblug  r$  ber  {Re« 
irtung  oor,  bie  aber  ben  Antrag  »urücfwirS.  Die  unglücf; 
Ac  Sage  beS  VolfS  rief  enblich  Vereine  oon  ^erfonen  auS 
Um  ©tdnbrn  hervor,  bie  ftch  jur  Ebwrljr  oon  JBebrücfuns 
en  ober  ju  ÄuSfübrung  »olitifeber  3wecfe  oerbanben.  3u» 
t|l  traten  1762  bie  SBeißburfcbcn  (White  bojs)  auf,  welche 
?fili  auS  Arbeitern,  bie  bei  bem  Verfall  ber  SBolIenmanu« 
Vbaa  brotlos  geworben  waren,  tbeilS  auS  IJaael&bnern  bei 
tttbrn,  bie  burdb  bie  Umwanblung  vieler  fcänbereien  in 
Seiten  ihren  Unterbau  verloren  hatten.  Die  amerif.  Sie* 
olution  erboste  bie  Aufregung  unter  ben  3rlänbern  unb 
itrdr)  ben  Ärieg  gebrdngt,  fudtjte  bie  {Regierung  burcb  3uge« 
dnfcnjffe  fie  ju  beruhigen.  Ginige  ©frafgefeße  gegen  bie 
totfcoiifm  würben  aufgehoben  unb  ihnen  baS  {Recht  jurürf« 
fgeben,  üanbeigentbum  ju  erwerben.  SBäbrenb  bie'3nfel 
cm  ÄricgSo&ifern  entblößt  war  unb  granfreieb,  im23ünbniß 
iit  Xmerifa,  ben  SJriten  ben  Ärieg  erfldrt  hatte,  bewaffne* 
■  (ich  in  allen  Steilen  ber  3nfel  freiwillige  jur  Jöefcbüljung 
rt  8anbeS  gegen  bie  geinbe.  DaS  irldnb.  Parlament  »er« 
Mb  nun  »panbelSfreibeit,  unb  bie  {Regierung  machte  einige 
3ejoilligungcn,  boeb  nur  a(S  wiberruflicbeS  ©efehenf.  1780 
flirten  bte  freiwilligen  in  Dublin,  baß  ber  Äonia,  unb 
sä  irldnb.  Parlament  allein  befugt  wären,  ©efefce  für  3. 
'•  g'ben  unb  baß  fie  nur  oon  biefen  ausgegangenen  ©efefcen 
fboreben  wollten,  unb  1782  würbe  burdj  etn  ©efefe  baS 
iänb.  Parlament  für  »unabhängig  oon  bem  brit.  erfldrt. 
•u<b,  foberte  man,  wiewol  ocrgebenS,  eine  Verbefferung  ber 
Jefefce  über  bie  ^arlamcntSwahlcn,  unb  fchon  17S6  erregten 
i  »roteftantifeben  Pfarrern  gebüt)renben  3etmten  Uns 
tu  im  fübl.  3-  Sanben,  bie  fic^  9iect)tburf({)en  nann= 
langen  bem  2anboolfe  eiblit^e  3ufagen  ab,  feine  bö- 
ebnten  ju  bejaljlen,  ale»  bie  oon  ibnen  beftimmten 
im,  *Rac^>  bem  TluSbruc^e  ber  franj.  JKeoolution  würbe 
r  auf  bie  SBerdnberung  ber  ?)arlament?oerfaffung  unb 
■er«  auf  9ced>te»gleid$ctt  für  bie  Äatholifen  gebrungen. 
(a  Dublin  entjlanb  1791  ber  SJunb  ber  »ereinigten  3rlans 
bet  al$  feinen  3wetf  anfünbigte,  eine  Sjeremigung  ber 
•^<J)t  aller  Srldnber  oon  jebem  ©lauben  ju  bilben,  um 
w  gdnilicbe,  auf  bürgerliche  unb  religiofe  greibeit  grgrün; 


bete  Umwanbetang  bec  jefe^gevehben  ©ewalt  ju  errangen. 
3m  folgenben  3abre  erfldrte  bat  irldnb.  Parlament  einfron* 
mig  mtt  ber  Stegierung,  baß  bie  Xatbolifen  gleiche  dteebte 
mit  ben  $Totefianten,  fowol  in  ^inftcht  auf  ben  ©lauben, 
aii  auf  bürgerliche  SSerbdltniffe,  genießen  follten,  unb  gab 
ihnen  bat  ©timmrecht  bei  ben  9>arlamrnt6mahlen  jurücf,  nur 
oon  mehren  ©taatädmtern  unb  oom  Parlament  feibft  blieben 
fie  auö^efcbloffen,  weil  ihnen  ber  gegen  bie  ©laubenJlehren 
ber  fatholifcben  Air  che  gerichtete  Qtib  entgegenftanb,  ber  feit 
bem  17.  3ahrb.  von  ©taatdbeamten  unb  ^arlamentögliebem 
geleiftet  werben  mußte.  (©.  (Snglanb.)  ©chon  1794  »et« 
langten  bie  Aatbolifen  auch  hie  Aufhebung  ber  noch  übrigen 
SJefcbrdnfungen,  bie  aber  von  bem  irldnb.  Parlament  »er< 
weigert  würbe,  wogegen  efl  ben  Äarholifen  bie  Univerjttdt 
ju  Dublin  öffnete,  wäbrenb  bie  {Regierung  eine  theologifche 
«hranfralt  grünbete ,  um  bem  nachtheiligen  ©nff uffe  ber  iöiU 
bung  fatholifcher  ^riefter  in  auSldnbifchen  Schulen  entgegen« 
juwtrfen.  Die  Äbfichten  her  »ereinigten  3rldnber  traten  im« 
nur  gefährlicher  hervor,  ba  einige  ihrer  mächtigen  SBortfüb* 
rtr  Serbinbungen  mit  ber  franj.  {Regierung  angefnüvft  bat- 
ten,  »eiche  gegen  bie  «^errfchaft  Cnglanb«  gerichtet  waren, 
©chon  1796  war  eine  ?anbung  ber  granjofen  in  3-  »erah« 
tehet.  Die  {Regierung  fuebte  ber  ©efaht  buret)  Strenge  ju 
begegnen,  unb  ber  Kriegsmacht  würbe  gegen  bte  brit.  ®efe|e 
erlaubt,  bei  ©tirungen  ber  {Ruhe  ohne  Ermächtigung  her 
bürgerlichen  Dbrigfeit  einjufchreiten.  Die  »ereinigten  3rldn« 
ber  wirf  ten  nun  befio  eifriger  in  heimlicher  SthdtigFeit  unb 
befefligten  ihren  S3unb,  ber  eine  militairifcfie  Einrichtung  et« 
hielt.  Die  oberjte  Leitung  fühlten  fünf  SRdnner,  bie  allen 
©liebern  bee«  fflunbeS,  außer  ben  ©efchäftöführem  ber  vier 
oherflen  2lu6fchuffe,  unbefannt  waren,  ©chon  waren  2au* 
fenbe  in  allen  Sbeilen  3. '6  für  bie  Entwürfe  be*  »unteS 
verfebworen,  al8  bie  {Regierung  1798  bureJl)  ein  3Ritglieh 
bee3  S3ereine>  Jtunbe  von  ber©efahr  erhielt.  Einige  her  ent« 
fchloffenflen  ^duoter  bei  S3unbe5  wmben  »erhaftet,  aber 
ungeachtet  ber  Entbecfung  ber  S$erf(hw6rung  brach  im  3Rai 
1798  in  mehren  Zbtilen  ber  3nfel  ein  Äufjlanb  auS,  ber 
meift  »on  Äatholifcn  geleitet  warb  unb  gegen  bie  heftigen 
Verfechter  ber  vroteftantifchen  Übermacht,  bie  Drangiflen,  ge« 
richtet  war.  SBafjrngewalt  unterbrüefte  enblich  bie  »on  wil« 
ber  ©raufamfeit  begleitete  Gmoörung  unb  ber  neue  ©tatt« 
halter,  ber  SRarquie»  von  EornwalliJ,  wußte  bie  ©emüther 
burch  ©erechtigfeit  unb  2Rilbe  verf^hnen.  Ein  fleiite« 
franj.  ^eer,  ba«  im  Äug.  1798  in  ber  Äillalabai  lanbete, 
würbe  nach  furjem  Jlamvfe  befiegt.  Die  {Regierung  orheij 
tete  nun  mit  Eifer  an  bem  Entwürfe,  ©roßbritannten  unb 
3.  unter  einer  Verwaltung  »u  vereinigen,  welche  Äbficht  ein* 
fkhtSvofle  3Rdnner  in  3«  wie  in  Englanb  begünftigten.  92adt> 
langen  Cerhanblungen  würbe  ber  Antrag  ber  {Regierung  am 
2.  3ul.  1800  jum  ©ere(j  erhoben  unb  mit  bem  erften  2age 
be8  neuen  SahrbunbertS  war  3.  ein  Sheil  be8  „»ereinig* 
ten  ÄintgrcichS".  Dcacb  ben  üBefrtmmungen  ber  Union 
fodte  3>  an  her  {Reprdfentation  in  bem  {Reichsparlamente 
buret)  vier  nach  ben  ©tyungen  abwechfelnbe  Sifchofe  unb 
28  »on  fdmmtlicben  irldnb.  $>air*  auf  8eb)eit  erwählte  Hb-- 
georbnete  im  Dberbaufe  unb  100  Xbgeorbnete  von  32©raf> 
fchaften  unb  31  ©tdbtcn  unb  einem  Hbgeorbneten  für  hie 
Univerfitdt  Dublin  2CntheiI  haben.  Die  bifcb6(!tcbe  Äircbe 
follte  wie  früher  bie  berrfchrnbe  bleiben  unb  mit  ber  engl. 

58* 


Irland 

Sine  Äircfr«  hüben.  25«  Seimig  $u  tat  S  t  aatäauSg  ab  tri 
beö  »(reinigten  Steierl  würbe  für  bie  erflen  20  Sah«  ber 
Union  auf  2  2 heile  ;u  15  in  ©roßbritanmen  erhobenen 
Steilen  ber  Einnahme  beftimmt.  308  Erweiterung  bei  bei 
rettS  gegebenen  {Bewilligungen  würbe  ber  $anbtl  jwtfchen 
beiben  Snfeln  von  allen  Ueffeln  befreit. 

3.  ifi  auch  nach  ber  Union  mehr  als  @cr)ottlanb  ein  ab« 
gefonberteö  Sieich  geblieben.    25er  (Statthalter,  ber  feinen 
hiiS  in  Dublin  bat,  übt  noer)  manche  Kerbte  ber  MnigL 
©eroalt  au8,  bat  einen  ^offlaat  unb  neben  ihm  flehen  mebte 
bobere  5Berwaltung«beamte.  25ie  ®erid>t*b&fe  finb  meifi  roie 
in  (Snglanb  eingerichtet.    Durch  ba$  neue  9Babfgefe|  »on 
1832  (f.  Großbritannien  unb  3rlanb)  würbe  bie  3ahl 
ber  irlanb.  3Tbgeorbneten  im  Unterhaufe  um  fünf  »ermehrt, 
unb  föon  182*1  war  bie  alte  (Einrichtung,  nach  welcher  3e* 
ber,  ber  40  Spillinge  {Rente  bezahlte,  bei  Parlamenttwab* 
len  ftitrtmberechrigt  war,  aufgehoben  unb  tiefe  Summe  auf 
10  Pf.  St.  erhöht  worben.   Die  3abl  ber  SBäbler  würbe 
babuvch  auf  ein  Drittheil  ber  frühem  berabgefegt  unb  bie 
SRebrjahl  ber  flehen  abhängigen  Pachter  »on  ben  SBahlen 
auSgefchtoffen.  Siele  ©täbte  haben  biä  jefct  gefcbloffene,  fid> 
felbjt  ergänjetvbe  ©emcinberä'tbe,  in  anbern  gehört  ber  ©runb 
unb  IBoben  einem  benachbarten  großen  ©runbeigentbümer, 
unb  baher  haben  bie  JBeftuer  ber  großen  ©üter  unbefebranh 
ten  Hinflug  auf  bie  öffentlichen  Angelegenheiten.    Gö  gibt 
über  50,000  fletne  ©runbeigentbümer  in  3. ,  bie  »ufammen 
höchfienS  l'/s  Millionen  borgen  anbauen.  25  er  übrige  Sbeil 
iß  in  ben  £änben  ber  bifchöflichen  ©eijrlicbfeit  unb  ber  mäcbti  = 
gen  ©runbberren.  ßtnen  nachteiligen  (Sinfluß  auf  ben  Gultur« 
juftanb  hat  baS3.  eigne  öerpdltniß  ber  SRittelleute ,  bie  »on 
ben  meifi  abwefenben  ©runbeigenthümern  große  ?anbftricbe 
pachten  unb  bloS  auf  faufmdnnifcr)en  ©ewinn  reebnenb,  fte 
wieber  in  f leinen  Ebthcilunam  an  3(nbere  »erpachten,  fobaß 
juweilen  mehre  Pachter  unb  Sfterpacbtn:  jwifchen  bem  ©runb* 
penn  unb  bem  Anbauet  beö  ©obenS  flehen.   Der  3nbabet 
beö  2anbe$  muß  nicht  nur  feinem  unmittelbaren  Verpächter 
ben  3in&  befahlen,  fonbern  auch  bie  Serbinblichfeiten  leiflen, 
bie  jeber  Pachter  gegen  feinen  Verpächter  unb  ber  urfprüng* 
liehe  Pachter  gegen  ben  ©runbberrn  hat.    25ie  3ffterpachtrr 
aber  haben  gar  (eine  Sicherheit  gegen  ben  ©runbberrn,  unb 
wenn  biefer  bie  Serbinbung  mit  bem  >£auptpaebter  aufloji, 
werben  fte  fogleicb,  weggetrieben.  25ie  SJcittelleute  behanbeln 
bie  3Cfterpacbter,  bie  burch  Stueffldnbe  halb  in  ihre  ©ewalt 
(ommen,  mit  ber  dußcrflrn  «fjärte  unb  gwingen  fte  )u  per» 
f6nlichen  Dtenflen  unb  ©efrhenfen.    3n  ber  neuefren  3ett 
haben  mehre  ©runbeigentbümer  eingefeben,  baß  tiefe  (ritv 
riebtuttg  ihrem  eignen  Sortheile  entgegen  war  unb  fich,  in 
unmittelbare  ©erubrung  mit  ben  lanbbauenben  Pachtern  ge* 
fefct,  um  ben  fortfehreitenben  Sbeilungen  be§  2anbcigentbumJ 
»orjubeugen.   9(och  immer  aber  finb  febr  lange  Pachtungen 
hdufig  unb  geben  metjt  nur  geringen  3in3.    Der  Snbaber 
t heilt  bann  baS  Sanb  unter  ferne  iinber  unb  eö  wirb  immer 
mehr  jerftürfelt,  bis  ber  31  nt heil  jebe*  3(nbauert  nur  ben 
bürftigften  Unterhalt  gewährt  unb  ba$  Pachtgut  über»olfert 
ifi.   ttbenfo  nacbtbeilig  finb  befonberS  im  weftl.  3.  bie  ge; 
meinfcbaftlicbcn  Pachtungen  mehrer  3Cnbauer.    3eber  WiU 
Pachter  fiebelt  fich  bann  mit  einem  bürftigen  JBiebflanbe  auf 
bem  ©ute  an  unb  muß  oft  h>rabwürbigcnbe  JBebingungen 
eingehen,  woburch  er  ju  perf6nlichen  Dtenflen  ohne  Sohn 
ober  gegen  ben  geringfien  Sohn  fich  »erpflichtet.  Diefe  tUU 


nen  Unterabtheilungen  be$  CrigentbumS  unb  bie  bebetttata 
»u  SQetbeianb  unb  2RilcbwirtbJcbaft  beftimmten  Sbeile  M 
canbeigenthume^  in  mehren  ©egenben  ber  3nfel  haben 
fachlich  bad  2fuffommen  bed  3tcferbau6  grhinbert.  Die  fier* 
nen  Pachter,  obne  Äenntnifs  unb  ohne  ©elbmittel,  beattc 
ten  bat  iant  auf  bie  rohrtfe  Seife.  Der  befle  Sobrn  rr::f 
burch  Unfraut  erfriert,  burch  ©rnten  erfchöpft,  fo  lange  n 
fte  gehen  (ann,  unb  ruht  barm  2—3  Sahre.  3n  ben  ■ 
fien  ©egenben  %'&  ifi  nur  eine  31  rt  »on  Pflug  beJant, 
währenb  in  (gngtanb  nach  ber  ffiefebaffenheit  bei  Bob«! 
»erfebirbene  gebraucht  werben.  Grft  in  ber  neuefren  3eit  bei 
ftch  ber  3lcf erbau  ; i:  heben  angefangen ,  unb  ifi  befonbert  ta 
ben  ©raffchaften  Sipperarp,  Ätng'Ä  ßount»,  SBerforb,  Sief* 
low,  Jlitfenn»,  Äilbare,  SWcatb,  £outh,  burch  Söermehu-i 
ber  ©egenfiänbe  beö  3tnbauä  unb  burch  GinfübruM  bei 
Rruchtwechfelö  eorgefchritten.  Der  SBiefenbau  ifi  ned)  (rht 
eernachliiffigt.  Die  SRilehwirtbfchaft  wirb  befonber?  in  erbu 
(iet,  Gonnaught  unb  SJJunfter  betrieben,  im  fübl  %  na4 
bet  engl,  ßinrichtung  ber  SRilchpachtungen  gegen  einen  fen. 
gefegten  Bind  für  jebe  Äuh  unb  ba3  für  jebe  bej!inir.:< 
tfanb.  Der  (Ertrag  biefeö  lanbwirthfchaftlichen  ©eroerbjiwicJ 
wirb  befonberä  burch  bie  Wutterausfubr  bebeutenb.  ti 
&>ieb", uchi  ifi  nicht,  wie  in  Gnglanb,  mit  bem  Xcf erbau  ten 
bunben.  SJieh  jur  SRafl  wirb  befonberS  in  einigen  Siei.n 
»on  ?einfier  unb  STOunfter  gejogen,  feit  bem  rieben  aro 
weniger  ald  früher  pöfelfleifch,  bagegen  befio  mebr  lebene.» 
ge8  SJieh  aufgeführt,  befonberfi  feitbem  eine  Dampffdbi'fj.1:! 
tiefen  ©ewerbiweig  begünfiigt.  Die  ©chafjucht  ifi  in  ten 
gebirgigen  ©egenben  bebeutenb,  aber  in  mehren  2 heilen  ^ 
3nfei  werben  bie  ©djafe  fowol  ber  SKilch  aU3  ber  SeJ 
wegen  gebogen.  Die  Äüfienfifcherei  würbe  btd^er  fehr  rr 
nachldffigt,  aber  ti  bat  fleh  lb3ti  ein  JBerein  gebilbet,  I 
bie  SRittel  barbietet,  fte  in  Aufnahme  }u  bringen.  JDi<  8 
pelmanufactur  3-'ö  ifi  nod)  immer  bie  Ecinwcberei,  tie  ten 
jüglich  in  Ulfier  unb  in  einigen  ©egenben  »on  (Sonnauc . 
blüht.    Gö  wirb  meifi  einhetmifcher  baju  gebraui! 

au?  welchem,  größtentkilü  burch  -jjanbfpinnmi,  ungemein  'ei- 
ne« ©am  gewonnen  wirb.    (Sine  Damafifabrif  ju  jiibtf* 
in  Utfier  bat  fich  m  ber  neueflen  3eit  fehr  gehoben. 
JBaumwoUeniuanufactur  ifi  neuern  Urfprungä  unb  war  fei! 
1820  in  fo  rafchem  3unehmen,  baß  fte  in  einigen  (Segens  ; 
bie  Sieinwanbweberri  »erbrdngtc.    3hr  «^auptfi^  iß  Se- 
in Ulfier,  ber  große  ctapelplafc  be$  .^anbelö  in3?orbii 
Die  SSoUrnmanufactur  ifi  ungeachtet  ber  feit  ber  Union  e.. 
gehobenen  ©efehrdnfungen  ber  ©ewerbfamfeit  nicht 
emporgef ommen  unb  liefert  meifi  nur  grobe  ©eroebe  ju  lifl 
heimifchem  JBebarf.    3>  hat  wenig  3Cu6fubrhanbcl,  I 
.^auptgegrnfidnbe  ©etreibe  unb  Siieh  nach  ßnglanb 
ttrinwanb  finb,  im  23erth  jährlich  »on  ungefähr  1<»  QRil 
nen  Pf.  St.   Die  jährliche  einfuhr,  baujjrfdrblicb  »o-t 
wollenwaaren ,  Sfletallwaaren,  Äaffee,  3»cfer,  2bee,©e 
waaren,  ?einfamen,  betrigt  8 — <J  SRiUionen  Pf.  ©t. 

3n  firchlicher  öejiehung  ifi  3.  in  Pier  Provinjrn 
magh,  Dublin,  (iafhel  imb  Stiam  gerheilt,  beren  jebe 
Crjbifchof  »on  ber  herrfchenben  bifchöflicr)cn  Jtirehe  bat,  H 
ter  welchem  28  S)i3tbümer  flehen,  beren  aber  mehre 
nigt  finb.    Sie  finb  mit  mehr  ale3  einer  Million  9tetp 
i'antess  auögeflattet,  bie  jeboch  alle  auf  lange  Pacb.:.  • 
ausgegeben  finb  uub  nur  geringen  3in$  tragen.  Die 
fammten  Ginfünfte  ber  bifch6flicheu  ©eiftlichfeit  tper: 


Digitized 


Irmensäule 


461 


Irrenanstalten 


[%  SM  |>f.  ©t.  berechnet  ES  gibt  gegen  1700  ®eifb 
itpe  für  800,000  anpdnger  bet  perrfeprnben  Äircpe.  gür 
»(  übrigen  ©lauknSparteien  ftnb  bie  ben  bifcböflicpen  ©eijb 
üben  jüaf  reif  ff  nett  3?bnten  btüctcnb,  meidjc  »onbera  größj 
en  3 heife  fceä  angebauten  ©obenS  entrichtet  werben  muffen, 
mb  bie  Äatpolifen  baben  nicht  nur  bie  bifcpiflichen  $farret, 
wren  Sprengel  fie  jugetpeilt  ftnb,  fonbern  auch  ihre  eignen 
Bfil'tlicpen  erhalten,  bie  Dom  «Staate  nichts  empfangen. 
Die  farJ;otifcr>e  Ähthe  fiept  unter  Erjbiftpöfen  unb  JBifcpö» 
m,  bie  fiep  aber  niept  nacl)  ben  ©prengeln  nennen  bürfen, 
cn  roeldjen  bie  proteftantifepen  ipre  Sitel  führen,  ©ie  »er* 
en  »on  ber  irifchen  ©eijtltcpfeit,  beren  3apl  1990  betragt, 
tßjl  gewdplt,  unb  »on  ©ebüpren,  SDpfern  unb  ©efepenfen 
rtdttn,  welche  meift  bie  Pfarrer  einfammeln.  25ief)rcSbn* 
trtaner  in  Ulfler  haben  eine  ©pnobe  nach,  fepot.  S3erfaffung 
mb  erbalten  für  tpre  ftrct)Hct)en  Sebürfniffe  ein  idprltcbeS 
Befcbenf  »on  bet  ^Regierung.  Die  ErriepungSanflalten  3.'* 
inb  für  bie  SBeburfmffe  beS  ÖolfS  nidt>t  auSreicpenb.  Die 
«efiifrcte  Unioerfttdt  Dublin  ijl  nact)  bem  SRufter  ber 
ncjl.  .frocbfcpulen  eingerichtet  unb  reich  bottrt.  3n  ber  fas 
Mifcpm  ee^ranfralt  ju  SRapnootp,  bie  idprlicp  9000  $f. 
5t.  com  Staate  bejiebt,  erhalten  bie  ©tubirenben  Äoft  unb 
Intnricbt.  Sur  bie  ©Übung  ber  drmern  BolfScIaffen  ijl 
otnifl  geforgt.  Die  fehon  »on  Heinrich  Vin.  angeorbneten 
ßfarrfa)u(en  würben  niept  überall  eingeführt  unb  aud)  fpd« 
rte  SBerfügungen  Ralfen  bem  9Rangel  niept  ab.  Durch  23eis 
rage  wm  Staate  unb  üon  $ri»atperfonen  würben  feit  1733 
jf^re  Bolföfcpulen  mit  einem  Einfommen  »on  30,000 
ct.  gegrünbet,  baS  aber  für  2000  Änaben  »erfchwenbet 
rieb,  bie  Äofl  unb  Unterriebt  empfangen,  unb  bie  ©tiftung 
W  meifl  auf  ^rofelptenmacperri  unter  ben  Äatpolifen  be* 
ftb.net.  Die  1812  gegrünbete  Äilbare=0efellfcbaft  ju  Dublin 
iiftete  »tele  SSolfSfcpulen,  unb  um  ben  Ärgwopn  ber  Äatpo: 
len  ju  beruhigen,  ließ  fte  fpater  in  ihren  Entfalten  nur 
9ibelauS§üge  lefen,  bie  »on  ber  fatpolifcpcn  ©ciftlicpfeit  ges 
iUigt  waren,  unb  trennte  ben  Elementarunterricht  »on  ber 
taubenSlcpre,  bie  fie  ben  ©eijtlicpcn  überlief  SRacp  biefen 
ärunbfdfeen  waren  1833  ftpon  gegen  600  Schulen  »on  bem 
Sereine  gegrünbet  worben.  (öetgl.  ©ro Britannien  unb 
Irlanbl) 

3rmmeäule  ober  3rminful  war  eine  bem  ©otte  3r* 
in  errichtete  unb  »on  ben  alten  ©achfen  abgöttifch  »erehrte 
Mute,  ©pdtet  r>telt  man  biefe  ©dule  für  ein  bem  Chrret; 
S  DeutfcplanbS  ^ermann  (f.  b.)  errichtetes  Denfmat. 
iatl  ber  ©roße,  welcher  bie  Ausbreitung  beS  EpriftentpumS 
tit  ©ewalt  bewirfte,  jerj!6rte  772  bie  Srmenf  dule  ju  EreS; 
urg,  ba,  wo  je&t  bie  f  leine  ©tabt  ©tabtberg  ober  SRarS* 
"3  im  preuß .  JRcgierungSbejirf  Arnsberg  liegt. 

'  vi o\\c sc n  tfl  ber  ©efammtname  eines  SSereinS  »on  rnbiatt 
stammen.  3n  bem  Sanbe,  welches  jcfjt  bie  gu  ben  bereinig: 
m  Staaten  »on  SRorbamerita  gehirenben  ©taaten  spennfpl* 
anien,  «Reupor!  unb  £>hio  einnehmen  unb  im  fübL  Stheile  »on 
:bercan«ba,  fchloffen  mehre  3nbianer»6lfer,  bie  einem  ge* 
"'amen  ©tamme  angehörten,  febon  im  15.  3csbrh.  einen 
3unb  jum  ©chu|  unb  Srufe  gegen  ihre  Seinbe.  Derfelbe 
bcTtteß  fpdter  ben  SJereinigten  ©taaten  grofje  gdnberftrecfen 
"9tn©elb  unb  befleht  noch  iefet,  obgleich  bie  einzelnen  5B6l= 
fr  bis  auf  wenige  hunbert  gamilien  jufammengefchmoljen 
iab.  Am  bebtutenbflen  ftnb  bie  SWohawtfl  am  Niagara  unb 


ber  Äenrpboi;  fte  waten  baS  £au»t  beS  JBnnbeS  ber  fünf 
Stationen  unb  traten  $uerfi  mit  ben  ©enefaS  unb  JDnonba» 
goS  jufammen,  barauf  fchloffen  ftch  bie  DneibaS  unb  6a* 
pugaS  an;  im  18.  Sahrh-  famen  noch  bie  SufcaroraS  hinju. 
äur  3«t  ihrer  b^cbflen  «Wacht  h«tttn  fieb  tiefer  6onföt>era. 
tion,  welche  in  allen  amerif.  .Kriegen  auf  ©etten  unb  im 
©olbe  ber  Snglänber  fianb,  auch  bie  ©tocfbribges3nbianer 
angefchloffen,  unb  fte  »ermochten  einft  nicht  weniger  als 
50,000  Ärieger  ins  gelb  ju  fteüen.  ©eit  1794  treiben  fte 
alle  2lcferbau  unb  83:ebjuef>t ;  fie  haben  feile  SBohnfi^e,  ©cbu. 
len  unb  (inb  Gbriftcn  geworben.  Der  ^auptort  beS  irotef. 
©unbeS  ifl  Dnonbago,  unb  baS  jablreubje  jöolf  ftnb  bie 
©enefaS  in  SReuporf  unb  jDbio,  bie  jc^t  noch  ««5  h*<h|r<ri8 
1600  3nbi»ibuen  befielen. 

3ronie  ifl  eine  feine  3rt  beS  ©pottS,  inbem  man  bie 
SRfinung  elneS  Xnbern  grabe  baburd)  h<rabfegt  unb  in  ihrer 
ÜRicptigfcit  aufjeigt .  baß  man  ihr  fepeinbar  bie  größte  Xnerfen* 
nung  jufommen  laßt  unb  bie  auS  ihr  ftch  ergebenben  wiber* 
fpreepenben  unb  tboriepten  golgerungen  auSfpricht,  ohne  boch 
auf  biefe  Sporpeit  felbfl  auSbrücflicp  aufmerffam  xu  machen. 
SSielmepr  fteat  ftch  ber  3ronifcpe ,  alS  ob  er  auch  jenegolge* 
rungen  als  (Srftnbungcn  tiefer  SBctSheit  bewunbere,  ober  fcprcibt 
bochr  wenn  er  bie  aufgefunbenen  SBiberfprücpe  bemerft  unb 
in  ihrer  Unoerföbnbarfeit  aufjeigt,  biefelben  fiep,  feinem 
feproaepen  SJerflanbe,  nicht  aber  ber  Spctrpfit  £>efltn  ju, 
welcher  bie  »erfchrte  SReinung,  auS  bem  fte  folgten,  auffleüte. 
SSon  ber  legten  Xrt  war  bie  berühmte  3ronie  beS  ©ofra- 
teS  (f.  b.).  ©ewöhnlich  fegt  man  »orauS,  baß,  wer  bie 
ÜRetnung  eincS  2fnbern  ironifch  bepanbelt,  felbfl  eine  tiefere 
ßrfenntniß  befigen  müffe;  boep  beS  ©ofrateS  S3etfpicl  felbfl 
lehrt  baS  ©egentpeil.  ©ofrateS  wußte  bie  SBiberfprüche  in 
ben  SReinungen  feiner  ppilofoppirenben  3eitgenoffen  aufju* 
jeigen,  ohne  boch  f*&fl  cin<;  richtigere  (Stfenntniß  ju  befigen, 
obgleich  man  ihm  biefe  ju  allen  3etten  jugetraut  hat.  —  Der 
SRcnfcr)  unternimmt  alS  aeifligcS  SEBefen  in  feinem  ?eben 
ÄlleS  wie  für  eine  ßwigreit,  als  gebe  eS  feinen  2ob  für 
ipn,  unb  muß  boch  tdglicp  unb  in  allen  feinen  83e|hebungen 
bie  Erfahrung  maepen,  baß  er  pier  noch  ein  enblicpeS,  bem 
3ufall  fcheinbar  preisgegebenes  ©efcpöpf  fei.  ©o  ift  baS 
Entliehe  gleichfam  eine  3ronie  beS  Ewigen,  beS  ©eifligen 
im  SRenfcpen.  2fm  meiflen  empfinbet  ben  angegebenen  fÜJU 
berfpruch  ber  Äünfller  unb  ber  Pfleger  ber  SBifTenfcpaft.  Seibe 
wollen  auSbrücflich  UnflerblicheS  fcr)affen  unb  muffen  boch 
in  unb  fürS  Enblicpe  wirfen.  3n  biefem  ©inne  pat  man 
gefagt,  ber  Äunftler  müffe  3ronie  beftgen,  b.  h-  (ich  mtt 
ungetrübter  Aeiterfeit  beS  Enblicpen,  ohne  über  beffen 
vötnfdlligfeit  ftch  unb  Hnbern  tdufchen  ju  wollen,  jur  Dar» 
ftellung  beS  Eroigen,  berSbee  bebienen;  —  aber  mit  Unrecht, 
benn  ber  Äünfller  foß  »ielmehr  wiffen,  baß  baS  Sergdng« 
liehe  burch  bie  wahre  Äunfl  felbfl  ju  unflerblichem  Sehen  er* 
hoben  wirb.  (»gl.  3bee.) 

3rrman0taltm,  Srrenhaufer  (bie)  foDen  ben  un. 
gliicflichen  Srren  eine  fiebere  3uflnchtf|iitte  unb  bie  ^>ülfe 
jeglicher  Zxt,  welche  ihr  3uflanb  erpeifcht,  gewdhren  unb 
jugleid)  fie  »erhinbern,  ftch  unb  Xnbern  ©cpaben  jujufügen. 
Daher  bürfen  fie  nicht  wie  in  ben  Betten ,  wo  man  Wärm- 
finnige  als  »iehifche,  bösartige,  nur  unfebäbtieb  ju  macbenbe 
Ereaturen  betrachtete,  benen  man  fafl  feine  menfehlichen 

4t),',*';4»»*H  M««k»  ra.«tlKtA   f*;      CZtvii         -»fr/.M   «i«>s  fU+CX*  s—IC 

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Irrenanstalten  462  Irring1 


(in  gleiten,  fonbern  muffen  wabrbafte  SBobttbätigfeitSam 
jtalten  fein,  was  ftc  icbocf;  nur  bann  fein  tonnen,  wenn  fie 
hinfiriitlicJ)  itircr  'äu Düttling  unb  (Einrichtung  gewiffe  ©e= 
bingungen  erfüllen.  ©olcbe  JSebingungen  finb:  1)  baß 
eine  foldje  2tnflalt  eine  gefunbe  Sage,  wo  möglich  jugleid) 
in  einer  fdjönen  ©egenb,  habe ,  »reiche  baS  ©emüU)  ©ene* 
fenber  ober  .£>albfranfer  angenehm  befebäftigen  fann,  baß  fie 
namentlich  aud;  im  ©ommer  nicht  aHju  febr  ber  a^itje,  im 
SBintcr  nicht  allju  febr  ber  Jtälte  juganglidp  fei,  einen  bin* 
reiebenb  großen,  ben  3rren  »u  angemeffenen  S$e|d>äftigum 
gen,  Spielen  unb  Spaziergängen  einjuräumenben  ©arten 
enthalte  u.  f.  w. :  2)  büß  fte  geräumig  genug  fei,  um  bie  3r» 
ren  nach  bem  ©efcbledjt,  ber  2£rt  unb  IBcfdbaffenhett  itjrer 
Jtranfbcit  u.  f.  w.  ihres  eignen  2BeblS  halber  fo  weit,  alS 
Stotb  thut ,  »oneinanber  ju  fonbern;  3)  baß  fie  hinlängliche 
©icherbeit  gewäbre,  bamtt  bie  ©eifteSfranfen  roeber  entflieg 
ben  noch  auf  irgenb  eine  SBeife  in  ©efabt  geratben  f6n» 
nen;  4)  baß  fie  ben  neigen  Borran)  an  Hrjeneien  unb 
fonfligen  £ülf§mitteln,  bie  jur  etwaigen  $erflellung  ber 
Srren  erfoberlich.  finb,  befifee,  fo  namentlich  bie  nötigen 
ftSorricbtungen  ju  JBabern  »erfdjiebener  Zit,  ju  Pouchen, 
iDrehflühfen  unb  JDrebbetten,  ferner  bie  ju  ben  mannidjfa* 
eben  medjanifdien  iöefcbäftigungen ,  ©artenarbeiten  unb  bergt, 
erfoberlicben  ©erätbfebaften,  bie  jur  Weiterung  unb  3er« 
fheuung  ©emütbSfranfer  fo  eiel  beitragenben  mu^falifcfaert 
Snfrrumente;  5)  aber  obgefeben  von  ben  oben  angegebenen, 
ewiffermaßen  nur  äußern  JSebingungen,  baß  eine  folcbeÄn» 
att  »on  einem  bureb  ©eift,  ©elebrfamfeit,  (Jrfabrung,  tiefe 
2)lcnfcbenfenntniß  unb  woblwoUenbe,  menfdjenfreunblicbe  ®e* 
finnung  auögejeidjneten  Hrjte  geleitet  »erbe,  r>on  einem 
Wanne,  ber  feinem  aÜerbingS  bW  febwierigen  SBerufe  in 
feber  #inficht  genügen  fonne,  außer  tiefen  unb  einigen 
£ülfSärjten  aber  audj  noch  über  ein  fctenenbes  $crfonale 
rerfügen  fonne,  weldbeS  bureb  einen  gewiRcn  ©rab  von 
©Übung,  ganj  befonberS  bureb  STOilbe  beS  (JbarafterS,  9cad>= 
ficht,  ©ebutb,  aber  auch  Orntfcbloffenbett  unb  gefligfeit,  SDrb« 
nungSliebe  unb  SReinlichfeit  geeignet  ijt,  ben  ibm  obliegen» 
ben  Pflichten  nacbjufommen.  ©enügt  eine  Srrenanftalt  ben 
eben  genannten  unb  nod;  manchen  anbern  Xnfprüd;en,  bie 
man  an  fie  madjen  fann,  fo  laffe  man  aber  auch  ab  von 
ben  SBorurtbeilen,  bie  gegenwärtig,  wenigfien«  in  ©eutfeb: 
lanb,  feinen  ©runb  mebr  haben,  unb  fdjenfe  ber  auf  »iel» 
fdltige  (Srfabrungen  gefilmten  SUerficherung  SBertrauen,  baß 
ein  ©eifleS»  ober  ©emütbSfranfer  in  einer  woblcingericbteten 
«jrrenanfklt  fietö  eber  geheilt  werbe  unb  jebenfallS  beffer 
aufgehoben  fei  als  im  Jtreife  feiner  Jamilte,  wären  bie  äu> 
fern  JBechaltnifTe  berfetben  auch  noeb  fo  glürflieb.  3um  bei- 
weitem größern  Äbtile  wobleingericbtete  unb  beSbcüb  jur 
ßerforgung  »on  ©eifleSfranfen  geeignete  3nrenanfralten  be.- 
fujt  SDeutfcblanb  folgenbe:  in  ©aebfen  bie  bftcbjt  muflerbaft 
eingerichtete,  in  einer  reijenben  ©egenb  gelegene  2fnjla(t  ju 
©onnenftein,  ferner  eine  folebe  ju  Äolbtfc,  ju  8eipjig  im 
baftgen  ©eorgenbaufe,  enbüct)  mebre  cmpfeblenSwertbe  9>ri« 
»atbetlanjialten  für  3*«,  fo  auf  2BarferbartbSrube  bei  £>re5« 
ben  unb  in  Dörfern  bei  2eipjiq;  in  ben  faebf.  #erjogtbü» 
mem  ju  ©otba,  3ena  unb  ©eorgentbal;  in  Greußen  ju 
JBerfin  (in  ber  bortigen  6t>aritO ,  .Königsberg,  9teuruppin, 
tuefau,  $aUt,  3eifc,  ?)Iagwiö,  ©iegburg,  ©orau,  ©ebtoß 
Stubu«  bei  JBreSlau,  »rieg,  iDüffelborf,  ©t.^bomaä  bei 
Änbemacb,  arier,  Äadjen,  Jtoln  unb  SWartberg;  in  ßfheidb 


ju  SBien,  ?)rag,  ©ra^,  S3rünn,  fitrtj,  Snnibrucf,  4>aH  bei 
©aljburg;  in  SSaiern  ju  Wüncr>en,  SBürjburg,  ©t.  =  ©cor. 
gen  ju  SBaireutb,  granfcntbal,  Samberg,  ÄugSburg  unb 
JtönigSbofen ;  in  Manöver  ju  QtUt  unb  {>i(bf5bcim;  in 
2Bürtemberg  ju  Stuttgart,  Bübingen  unb  3»vicfalten:  in 
Saben  ju  ^forjbeim  unb  ^>eibclberg;  in  SRaffau  ju  <iber> 
l\ut;  in  ben  freien  ©tabten  ju  Hamburg  (in  bem  allgemeü 
nen  £ranfenfyaufe  bafelbf})  unb  ju  grantfurt  am  ÜDIatn. 

3irlicl)ter  ober  Srrwifcb.  e  finb  leuchteitfce  Pufterfd)er» 
nungen,  bie  ungefähr  fo  groß  wie  bie  Stamme  eines  fttferö 
finb  unb  fid)  bin-  unb  berbewegen,  woburtfi  fie  ben  SBo-.v» 
berer,  welcher  itjrem  ©cb,iirinier  m  ber  Hoffnung  folgt,  eim 
9J?enfcbcnn)obnung  ju  ftntcn,  leiebt  irre  führen.  Sie  brü-'> 
ben  bftcbfi  wcu)rfcbetnlid)  auS  eigentbümlid>cn  brennbaren  unb 
fieb  »on  felbfl  ent)ünbenben  ©aßarten,  bie  fieb  in  ber  9tdbr 
ber  JDrte,  an  benen  bie  Srrlicbter  »orfommen,  entwitfcln. 
©ie  febeinen  auch  an  bejiimmte  ©egenben  gebunben  ju  fein, 
ßbemalö  »erbanb  man  mit  ber  Crfdjeinung  ber  3rrli<bte» 
mancherlei  Aberglauben,  ©ie  follten  ßrfebeinungen  »erbarm- 
ter ©eifler  fein  u.  bgl.  2)ic  in  mannen  ©egenben  »orfom. 
menben  fogenannten  Seucbter  finb roabifcbfinlicb  nicht«  oli 
große  3nlichter.  3n  warmen  ©egenben  finb  bie  Srrlicbter 
häufiger  alä  in  falten. 

Oruing  (ffiaf  hing  ton),  einer  ber  auSgejeijljnetflen  err:- 
rif.  ©cbrifttteller,  flammt  auJ  einer  fchot.  gamilie  unb  wutN 
1780  ju  9leuporf,  wobtn  fein  Söater,  ein  Kaufmann,  ai: 
gewanbert  war,  geboren,  ©eine  SRutter,  eine  (Jnglänbcrin, 
unb  feine  Stoiber,  welcbe  fieb  bereits  als  ©cbriftfieller  L\ 
fannt  gemacht  hatten,  waren  von  großem  @mfluß  auf  firh  . 
Silbung,  unb  Sleunorf,  wo  au8  allen  SSölfern  2Renfchn 
)ufammengc|rr6mt  waren,  beren  nationale  (Sigentbümli  ■ 
ten  noch  nidjt  fidj  fo  untercinanber  gemifcht  batten.  rote  t 
fed  gegenwärtig  ber  Jall  ifl,  bot  reichen  ©tojf  Seob.:. 
tungen  für  ben  fünftigen  ©cbriftfieller.   SJefonberä  lebrrt: 
würbe  aber  für  ben  Süngling  eine  Sicife,  bie  er  jur  £  . 
flellung  feiner  wanfenben  ©efunbbeit  nacb3talicn,  ber©id)iTc  : 
granf reich ,  ^oüanb  unb  gnglanb  unternabm.    3uerfi  n 
3.  unter  bem  angenommenen  Flamen  3onatban  jDIbca  : 
in  einer  t>on  feinem  iBruber  befiJuSgegebcncn  3eitfcbrift  all 
©d>rift|reHer  aufgetreten,  nach  feiner  JKüdfebr  au»  Saropa 
gab  er  aber  felbfl  eine  3eitfd)rift:  „©almagunbi"  \}trc 
©roßen  JöeifaO  fanb  3  'S  „®e|cbicbte  »on  9ieuporf".  »atb 
einem  halb  wieber  aufgegebenen  SScrfuchc,  baS  (Sftrbium 
ber  9?ed>tSwiffenfd;aften  ju  ergreifen,  trat  3.  mit  feinen  8J::j> 
bern  in  eine^anbelSoerbinbung,  welche  1S12  ber  Ärieg  n  : 
(Jnglanb  unterbrach,   ftaebbem  3-  ben  Äricg  alS  Xbpitani 
beS  amerif.  ©eneralS  SlompfinS  mitgemadit  faitt,  »uurbcT 
bie  faufmännifchen  Unternebmungen  wieber  aufgenommen 
unb  biefelben  brauten  3-  1815  nacb  (Jngtanb,  roo  er  \id: 
längere  3eit  aufhielt  unb  bie  ©itten  beS  SanbeS  betvbachte: 
Xfit  ^jaiibelSt-erbinbungen  mußten  aufgegeben  werben  tri 
3-  trat  nun  mit  nodj  größerm  ©lücf  benn  früher  all  ©cbi  •• 
(leller  auf.  ©ein  1820  unter  bem  Flamen  ®cojfrot>  tir.: 
berauSgegebeneS  „©fijjenbucb",  welches  ©cbilbcrungen  au« 
ber  92atur  unb  aus  ben  ©tttenberbältniffen  'ÄnierifaS,  t> 
fonberS  aber  @ng(anbS,  enthält,  fanb  unter  allen  gehüteten 
S56tfern  bie  tbeilnebmenbfien  Cefer.  Jöulb  würbe  eö  in  m» 
febiebene  ©prägen  überfegt ,  beutfeh  in  Srucbüüden  pen 
Einbau  (Bresben  1S22)  unb  boUftanbia,  von  ©pifer  {Sa. 


I 


iscma 


Isenburg 


1825).  9?acbbem  3-  eine  Weife  nad)  granfreief;  unb  Deurfd;)» 
lanb  gemacht,  um  fiel)  mit  ben  (Sitten  unb  ber  giteratur 
tiefer  gdnber  genauer  Wannt  ju  machen,  gab  er,  juruefge» 
febrt  nach  gonbon,  feine  „ßriiblunjjen  eines  SRetfenben" 
(beutfa)  S5erL  1825)  heraus,  (jr  gtng  nun  in  baS  fübl. 
granfreid)  unb  »on  ba  nach  Spanien ,  wo  er  fieb  »ier  3«bre 
auffielt  unb  ft'cb  emft'g  mit  ben  hier  (ich  ihm  barbietenben 
ßuellen  jur  (IntbecfungSgcfcbicbte  ©panicnS  befdjäftigte.  Die 
Pracht  btefer  Unterfucbungen  waren  fein  „geben  unb  JKeu 
fen  beS  6brift.  Golombo"  (beutfeh  granff.  1828),  feine  „Cr. 


nannte  it)n  jum  Doctor  ber  0?ecbte.  (?nblic&  gmg  3-  1833 
nach  Kmerifa  jurüct  unb  bereifte  bie  »erfebiebenen  ©taaten 

feines  BUaterlanbeS. 

3srl)ia  i|l  eine  fleine,  nur  17«  umfaffenbt,  burd) 
ihre  anmutbige  Sage,  ihre  gruc&tbarfeit,  ibren  herrlichen 
2öcin  unb  ihre  beiften  ©aber  berühmte  3nfel  im  ©olf  »on 
Neapel  Die  Snfel  gehört  jum  neapolit.  ©ebiet  unb  ifl, 
wie  ihre  SBobenbefcbafFenbeit  jeigt,  »ulfanifeben  UrfprungS. 
Der  ehemals  arge  Verheerungen  anriebtenbe  SUulfan  ©pomeo 


jablung  »on  ber  Eroberung  ©ranabaS"  (beutfeb  gpj.  1830)  (jefct  9Ronte  ©an»9cicolo)  ruht  iefct,  unb  man  jiebt  auf  bei 

unb  fem  „fllbambra"  (beutfeb,  SBraunfcbro.  1832).   2Ctd  3-  Snfel  befcmberS  SJein  unb  SBeiien.    fluch  ber  ©eibenbau, 

roiefcer  nacb  Grnglanb  fam,  übernahm  er  bie  ©teile  eines  bie  SMehjuebt  unb  befonberS  bie  gifeberei  befebafrigen  einen 

SecTetairS  bei  ber  amerif.  ©efanbtfcbaft  in  gonbon  unb  nach.«  grofien  SEbeil  ber  24,000  JBewobner.    3n  bem  S3abeorte 

ber  bie  etneS  ©cfcbaftStragcrS.    Die  Unioerfitat  £rforb  er»  Cafamicciola  ifl  ein  £ofpital,  in  weitem  3(K)  Jtranfe  un* 


~1 


rttgelblicbe  Pflege  finben.  #auptfiabt  ber  3"fel  ifl  3Schia 
nit  3000  Qinxo.,  beren  #afen  bureb.  ein  Gaflell  befefligt 
rirb,  baS  auf  einem  abgefonberten  gelfen  fleht.  9lur  bureb 
ine  fdjmale  JiieSbanf  ifl  ber  Seifert  mit  ber  3nfel  in  SJer. 
»inbung  gefegt.  Der  ©ifc  beS  #anbelS  unb  ber  fluSfubr 
(l  jromj,  welche  auch,  an  ©nroobnenabl  3.  übertrifft.  -Die 
Ibbilbung  jeigt  bie  3nfcl  »on  ber  ©übfeite.  3m  #inter» 
irunbe  erhebt  ft'cb  ber  Gpomeo,  eom  erblicft  man  bie  ©tabt 
yid)ia  mit  bem  GafleU. 

3öfnburg  ifl  eine  im  4?efpf#en  g«I«g«ne  ©tanbcSberr» 
*aft  mit  15  D2R.  unb  49,000  ein».,  ju  welcher  bie  ©tabt 
riffenbaefe  gehört.  (S3gl.  Reffen.)  Die  ©rafen  »on  3. 
inb  eine*  ber  dlteflen  beutfeben  ©cfcblecfeter;  »on  ihrer  ©tamm« 


bürg  finb  in  ber  9?ar>«  von  flnbernacb.  noch  wenige  Ztim* 
mer  ju  fehen.  Durch  gubroig  ben  dltern,  ber  1360 
flarb,  fam  bie  1442  jur  ©raffebaft  erhobene  äerrftbaft  »u» 
hingen  an  baS  ifenburg.  #au$.  ©eine  SRacbrommen  fiifte» 
ten  mehre  ginien,  »on  benen  nur  bie  »on  SBolfgang  ©rnfl, 
gefl.  1033,  abflammenbe  birfleinfc^e  ginie  ftcb  erhielt.  83on 
ben  beiben  ©öl>nen  beS  ©enannten  gingen  bie  noefc  je^t  blü« 
henben  beiben  Jg>aupt(inien,  foroie  »ier  Seebenlinien  aus.  3u 
ber  ^»auptlinie  Dffenbacb  gehören  bie  3t»eige  3. « S5irfrein, 
welche  jefct  bureb  ben  ©tanbeSberrn  gürpen  Äleranber 
SOtctot  öeb.  1802,  regiert  feit  1837)  »ertreten  wirb,  unb 
3.><Pbi(ippSetcb.  Die  ^>auptlinie  3. »«Uhingen  blüht  in 
brei  3»eigen:  3.»©übingen»ä3übingen,  3.»S3übingen»2BÄcb. 
tcrSbacb  unb  3.i©übingeni5Reerholj. 


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Isidora* 


464  Isländisches  Moos 


3&vbdrU9,  genannt  JpifpalenfiS,  ein  J?ir4cnf^rift> 
Setter,  war  äöifdjof  »on  Sevilla  in  Spanien  unb  fitarb  636. 
Seine  Sammlung  von  EuSfprücben  ber  Kirchenväter  bilbete 
ben  Anfang  ju  einem  Eebrgebaube  beS  KircbenglaubenS. 
Die  papfliia)en  Decretalen ,  bie  als  ©utaebren  unb  Xntwor» 
ten  ber  Zapfte,  bie  fie  auf  Anfragen  über  redjtsfhreitige 
Salle  erteilten,  febr  halb  ein  rechtsgültiges  'Änfeben  erlang- 
ten, waren  von  DionvfiuS  bem  kleinen  gefammelt  worben 
unb  würben  von  3.  in  einer  vermehrten  Sammlung  b*** 
ausgegeben.  3m  8.  3a!)r().  gab  ein  greunb  ber  rem.  Jtirche 
eine  neue  Sammlung  foleper  betrete  unter  bem  tarnen 
heraus,  welche  jtboeb  größtenteils  toerfalfcbt  waren  unb  ba> 
ber  ben  tarnen  be(>  ,$feubo<3fiboruS  erhielten,  ton 
ben  ^üüfien  aber  fortwabrenb  für  echt  unb  gültig  bebaup» 
ttt  werben. 

bief)  bie  £auptg6ttin  ber  Kgvpter,  von  welcher 
grtecr).  unb  rem.  ScbriftfleUer  eine  Wenge  Wntben  crjablen, 
in  benen  fte  bie  echt  ctgnpt.  mit  fyätern  grieeb.  unb  rem. 
Sagen  vermengen.  So  foll  j.  JB.  3.  bie  in  Ägypten  g&tt* 
lieb  verehrte  3o  (f.  b.)  gewefen  fein.  Sonfl  beißt  f»c  auch 
eine  SEocbter  von  3upiter  unb  3uno,  ober  von  ÄronoS  unb 
9?bea.  Sie  war  bie  Schwefler  unb  ©emahlin  beS  JDfiriS 
(f.  b.),  ben  fte  innig  liebte.  Sie  foll  ben  ttgwptem  juerjl 
Sil  gelbfrüchte  fennen  gelernt  baben  unb  baburet)  ihre  fpä* 
tere  ©iltimg  begrüntet  haben.  3m  Allgemeinen  war  fte 
baS  Spmbol  ber  gebäbrenben  9laturfraft.  Die  Ägypter  \itlh 
ten  fte  aB  eine  grau  mit  Äubhörnern  bar  unb  beiligten  ihr 
bie  Jtub.  Sie  würbe  in  ganj  Ägypten,  vorzüglich  aber  in 
WempbiS  verehrt,  unb-  alljährlich  würbe  ihr  ein  gefl  gefeiert 
Auch  in  9» cm  feierte  man  ihr  gefte,  bei  welken  große  2fu3» 
fchweifungen  begangen  würben,  weswegen  mehrmals  Xier» 
böte  gegen  biefelben  erlaffen  würben. 

3e  lernet,  b.  b-  6i8lanb,  eine  jum  bin.  Staate  gebö» 
eenbe  3nfel,  liegt  jwifchen  Norwegen  unb  ©röttlanb  unter 
bem  ^olarfreifc  unb  wirb  gewöhnlich  ju  Europa,  richtiger  aber 
au  Sßorbamerifa  gerechnet.  Sie  ifi  burebweg  gebirgig  unb 
kfieht  aus  einer  ungeheuren  gelfenmaffe,  bie,  wiewol  ganj 
unb  gar  vulfanifcb,  boch  mit  ewigem  Schnee  unb  @S  be» 
reift  iff.  Die  3nfe(  hat  nicht  weniger  als  29  SJulfane,  un- 
ter benen  ber  4j>efla  (f.  b.)  unfern  von  ber  Sübfüfte  ber 
berübmtefle  i|r.  25er  Derdfe  34ful  erbebt  fteb  bis  6240  g. 
Gine  Werfwürbigfeit  finb  bie  vielen  heißen  ßuetlen,  na» 
m entlieh  bie  betreu  ©eifer  (f.  b.).  3n  bem  Reißen  SBaffer 
foeben  bie  SSldnber  ihre  9?ab\ung$mitte(.  (SS  ift  viel  Xorf 
unb  fofftleS  £oty  vorhanben;  bie  SBalber  aber,  welche  in 
frühem  3«ten  bie  SEbdler  -an  ber  Sübfüfh  bebetften,  finb 
leiber  äuSgerobet  worben;  boch  fcfjlt  e$  nicht  an  geuerung 
unb  SJaubolj,  weil  baS  Weer  ungeheure  Waffen  von  Sreib* 
bolj  anS  Ufer  wirft  SBcfonbcrS  reich  iß  3.  an  Schwefel. 
DaS  Jtlima  ifl  raub,  frürmifcb  unb  falt  unb  wenn  [ich  große 
CiSmaffen  an  ber  3nfel  flauen,  fo  verbreiten  biefelben  eine 
folebe  Aalte,  baß  mehre  Ja  bie  btntereinanber  baS  ©«treibe 
nicht  reif  werben  tann  unb  aller  5>flanjenwucr)5  beinahe  aufs 
hört;  im  Saufe  eines  einzigen  SabrbunbertS  blatte  3-  43 
Sabte  WiSwachS,  unb  14  Wal  bertfebte  £ungerSnotb.  Die 
4?auptprobucte  finb:  baS  befannte  iSlanb.  WooS,  etwas  ©e» 
treibe  unb  $afer,  gjferbe,  Siinbvieb,  baS  feine  Börner  bat, 
tvabrenb  bie  SBibber  beren  oft  brei,  ja  vier  haben,  Stenn« 
tbicre,  bie  aber  hier  nicht  embeimifclb  waren  unb  erfl  1770 


eingeführt  würben,  gücbfe,  bie  ein  gefchct&teS  ^eljwerf  fit 
fern,  weiße  Jöären,  welche  juweilen  über  baS  (£iS  rommc: 
Sibergänfc  unb  weiße  (Sbelfalfen.  DaS  Weer  unb  bie  glü'T- 
l  id.  bie  Ävit»aa  unb  anbere,  ftnb  ergiebig  an  §ifeben 
namentlich  Salmen,  J^ecbten,  itabeljau,  geringen, 
fiüten  unb  Seebunben.    £)er  gläcbcninbalt  ber  3nfel  be- 
tragt etwa  1800  DSD?.;  bewobnt  unb  angebaut  ift  fie  na 
an  ber  Sübs  unb  SSeflrufie;  baS  übrige  ifl  6be  SBüPena 
Die  4!>auptftabt  i(t  Sceif  evijj  ober  Sleifiawif  an  ber  S:. 
fülle  mit  600  ©inw.   Sie  ifl  Sifc  beS  £>beramtmann$ 
jDbergericb.  tS ,  bat  einen  fBifcbof,  ein  üvteum,  eine  Dnicfe. 
rei,  jwei  3citungen  unb  eine  gelehrte  ©efeüfchaft,  bie  fteb 
bcfonberS  mit  iSldnb.  Literatur  befebäftigt  unb  mit  ber  (Mo 
fellfcbaft  ber  2tltertbumSforfctjer  in  Kopenhagen  in  SJerr.r 
bung  ftcht.   Die  fleine  Stabt  ober  vielmehr  baS  Dorf  £?' 
lum  hatte  fefcon  1530  eine  Drucferei,  wdhrenb  eS  ben  rnci= 
flen  Stdbten  beS  öfll.  Europas  noch  an  einer  folgen  fehlte, 

3.,  baS  gegenwärtig  etwa  55,000  ©nw.  jdhlt,  ifi  r 
Norwegen  aus  bevölfert  worben  unb  bie  33lünber  finb  b* 
her  ffanbinavifchen  Stammes,  gut  gewad)fen,  von  vorrref' 
liebem  6t>arafter  unb  fehr  gaflfrei.  3h«  ^>aupibefihiftigun,;t-: 
finb  ber  gifchfang,  SBiehjucht  (in  einem  eitrigen  Qun.u: 
jähre,  in  welchem  auch  9000  Wenfchen  flarben,  v«rlor  c\ 
3nfel  28,000  ?)ferbc,  11,000  Stücf  Kinbvieh  unb  190,000 
Schafe)  unb  Stricferei.  (58  werben  jährlich  150,000  ftau 
wollene  Strümpfe  unb  ebenfo  viele  ?)aar  ^anbfdjuhe  au?;: 
führt.  Die  Ginw.  fleiben  ftcb  einfach  aber  fauber,  unb  eS  berrftti 
unter  ihnen  eine  fo  allgemeine  Jöilbung,  wie  ntrgenb  anb.: 
wo.   (53  ifl  fein  Crrwacbfener  auf  ber  3nfel,  ber  nicht  m 
nigjlenS  lefen  unb  fchreiben  fonnte.  —  3.  ifi  wahrfebrin: 
fchon  lange  vor  bem  9.  Sabrh-  von  Srldnbern  entbeeft 
ben,  eS  würbe  aber  erfl  feit  861,  als  ber  Seträuber  Sa- 
bobb  eS  auffanb,  befannter.    Um  biefe  3eit  bcjwang  n 
Slorwegen  Äonig  ^>aralb  Scbonbaar  bie  vielen  fleinen  ^>at:v: 
linge,  von  benen  manche  ftd;  feiner  $errfcbaft  entjogen  mi 
nach  3-  flüchteten,  wo  fie  Änfiebelungen  grünbeten,  c 
brachten  ihre  r>i|lortfct>en  SCrabitionen  mit  ft<b,  ihre  Keligionf 
unb  ©6tter(ehre,  ihre  ^)oefie  unb  bie  Sitten  ihrer  alten  ^iei 
mat,  unb  unter  bem  'polarfreife  fangen  bie  Sfalben  fA 
lieber  ju  ßbin'S  Qbxt  unb  ^JreiS.    Snorro  Sturlefon,  \m 
Äierfaffer  ber  berühmten  <5bba,  war  ein  3Sldnber.  Späte:' 
hin  zeichneten  fte  ftd;  auch  als  Steifenbe  auS,  unb  manch 
von  ihnen  haben  ju  ben  Seiten  ber  Ärcuyüge  3tmfaUn 
befucht;  benn  febon  981  würbe  auf  ber  3nfcl  baS  Ol 
thum  eingeführt.   So  lange  fie  unabhängig  war,  hatte  •. 
eine  republtfanifcbe  9?egierungSform,  unb  bie  boebfie  ob:  • 
teitliche  ?>erfon  war  ein  8agman,  b.  h-  «in  Wann  bes  v 
fefteS;  1261  aber,  als  bürgerliche  3wifligfeiten  entflanben 
waren ,  unterwarf  fich  bie  3rifel  bem  Ä6ntg  ^afon  VI.  MB 
Norwegen  unb  feit  ber  falmarer  Union  1397  ifl  fie  fr 
'Äbbängigfeit  von  Dänemarf  geblieben.    Die  Sfeforma:.. 
warb  1540  von  König  Ohrijlian  .111.  eingeführt. 

30länHi0cl)t6  Moo$  wirb  ein  ©cwachS  genannt,  l 
feineSwegS  ju  ben  Woofen ,  mit  benen  eS  gar  feine  3tbn 
feit  hat,  fonbern  ju  ben  glechten  (f.  b.)  gehört,  ir 
auf  ber  dtbt  an  troefenen,  bergigen,  freien  Stellen  unb  in  bt 
92abe(holjwälbern  Europas,  boch  häufiger  in  ben  nortl  al 
in  ben  fühl.,  häufiger  in  ben  gebirgigen  als  in  ben  ebenr 
©egenben,  unb  bilbet  bafelbfl  2— 4  3oH  bobt,  biebteffafrn 

- 

Digitized  t:  jÄfik)gIe 


PS  fjt  ein  aufrechtes,  laubartigeS,  fnorpelicb«  blutige?,  (ap* 
>igsgef<hlih,te$,  blütenlofeä  ©eroädje;  von  graugrün! icber  ober 
•raunet,  am  ©runbe  r6tblicher  ober  blutflcrf tger,  auf  bei 
tanjen  Unterfette  weißlicher  gärbung.  Die  fogenannten 
fruchte,  bie  fla)  fehr  feiten  finben,  finb  runbe,  faftanien» 
•raune,  am  {Ranbe  btS  gaubeS  befindliche  ücbeibert.  2Ran 
enufct  baS  ganje  fafi  gerucblofe,  jtarf  bitter  unb  fcbleimig 
cbmecfenbe  Wem dcbS  al*  ein  nährenbeS  unb  jlärfenbeS  SERit* 
ei  fowol  bei  ber  SZBiebergenefung  t>on  langbauernben  Äranfs 
leiten  mit  großem  Juäfteoerlujr  unb  mit  Abmagerung,  als 
:uch  bei  »rrjehrenben  «Brujtfranfheiten,  Eungenfatarrb  unb 
Scbwinbfucbt.  Doch  jeigt  nur  ein  anhaltenber  Gebrauch 
ie  erwünfebte  SEBirf famfett.  5Ran  fann  au*  mittel?  eini* 
\tt  3ufäfce  eine  jiemlicb  woblfcbmecfenbe ,  nährenbe  (Ballerte 
arauS  bereiten.  Unter  ORooScbocolabe  verlebt  man 
ine  von  iSlänbifchem  SRooS  unb  ©alep  bereitete  Gbocolabe, 
>ie  fraftloftn  ?)erfonen  jum  grübfiücf  febr  ju  empfehlen  ijt. 
ERan  nimmt  einen  @^IoffeI  »ou*  ber  geriebenen  SRooScboco» 
abe  unb  übergießt  btefelbe  mit  jwei  ober  brei  SEaffen  fo« 
benben  SBafferS  ober  magerer  glcifcbbrübe,  laßt  fte  aber 
licht  fochen.  —  3n  ben  norblicbfien  ©egenben  (SuropaS,  in 
sälanb,  Norwegen,  gapplanb  u.  f.  xx>.,  bie  an  ©etreibe  febr 
trm  finb,  benufit  man  tiefe  fechte,  naebbem  man  ihr  bureb 
•in  langes  unb  mehrmalige*1  Einweichen  in  äüajfer  ben  groß* 
en  SSbeil  ihrer  «Bitterfeit  entjtogen  liat ,  als  liRabrungSmits 
el  unb  bdeft  fie  häufig  mit  SRebl  ju  »rot,  ober  focht  fte 
H  i  t  2J  i  1 1  cb      etil  c  t  n  «Stti* 

30ittadttm  (bie)  finb  eine  fefcerifebe  ©efte  ber  9Roham* 
nebaner,  welche  im  11.  3abrb.  in  Agppten  entftanb,  naa> 
nalS  einen  eignen  steinen  Staat  bilbete  unb  befonberS  u:u 
er  bem  tarnen  2(  ff  äff  inen  berüchtigt  würbe.  Ttt  &\)a-. 
if  Ali  war  660  ermorbet  ünb  feine  SRacbfommen  waren  »on 
>er  $errfcbaft  »erbrängt  worben;  baber  fam  eS,  baß  für) 
»ieberbolt  Parteien  bilbeten,  weldbe  baS  {Recht  biefer  gami= 
ie,  bie  junäcbfr  »on  AJi'S  Ghtfel,  Sömael,  abjtammte,  «er» 
tjeibiate.  3n  Agppten  berrfebten  bie  gatimiten,  welche  fieb 
'ür  Siacbfommen  beS  3Smael  ausgaben.  ^>ier  war  eS,  reo 
ine  geheime  ©efellfcbaft,  „baS  £au$  ber  SSeiSbeit"  genannt, 
ür  baS  Stecht  ber  «Racbfommen  3§mael'S  unb  ju  einer 
efcerifcben  Auslegung  beS  mobammeb.  ©laubenS  jufammen» 
rat  unb  ihren  Anflehten  burch  heimliche  Abgefanbte  unter 
[Den  SSefennern  beS  SSlam  Anhang  ju  »erfebaffen  fuebte. 
baffan  ben  ©abbacb  el  Romain,  ein  f>erfer,  war  in  Agpp» 
cn  für  bie  Änjicbten  beS  Jjpaufeö  ber  SBeiSbett  gewonnen 
oerben  unb  grunbete,  um  jugleich  feine  eigennügtgen  Ab» 
ichten  ju  »erfolgen,  eine  eigne  ©efte,  bie  ber  SSmaeli» 
en,  bemdehtigte  f:d>  1105  beS  feflen  ©chloffeS  AtamAt  in 
Pcrften  unb  balb  noch  mehrer  naheliegender  <5chl6(fer.  <3pd> 
er  breitete  bie  ©efte  ihre  ^nnlit  auch  in  ©»rien  auft  unb 
am  mit  ben  Äreujfahrern  »ielfath  in  «Berührung,  ©ie 
nadjte  (id>  burch  baS  wüthenbe  SBerfolgungSfpflem  berüch» 
igt  unb  furchtbar,  mit  welchem  fte  gegen  ihre  geinbe  »er» 
ubr.  Um  in  offenem  Jtampfe  aufjutreten,  fehlte  eS  ihr  an 
Wacht,  baber  nahm  fie  jum  SRorbe.  geheimem  unb  öffent» 
übern,  ihre  3ufludit.  &  würben  ndmlich  2R6rber  förmlich 
rjogen  unb  abgerichtet,  welche,  um  baS  ihnen  bejeichnet« 
C  pfcr  su  eneichen,  feine  fte  felhfl  bebrohenbe  ©efahr  fcheu« 
:en.  ©ie  hießen  gebii«,  b.  h-  fuh  Opfernbe,  jianben  un» 
»•tbrt.«ono..e«.  IL 


ter  bem  {Befehle  be*  {BeherrfcberS  ber  ©efte  im  ©chloffe 
Alamüt,  welcher  ber  Alte  vorn  iBerge  genannt  würbe, 
unb  beraufchten  füh,  um  ftch  ju  ihrem  febreenieben  ©efajdfte 
ju  ermutbigen,  mit  einem  auS  iBilfenfraut  bereiteten  ®e« 
trdnf.  JBon  bem  9lamen  beS  S3ilfenfraut6  würbe  bie  aanje 
©efte  ,£>afchifcbi  genannt,  woraus  bie  Abenbldnber  Affaf» 
finen  machten.  3n  vielen  abenbldnbifcben  Sprachen  hat 
ftch  baS  SBort  unter  ber  »ebeutung  „9)r6rber"  erhalten. 
SJtacbbcm  ^>affan  1140  gefiorben  war,  beftanb  bie  ©efte 
noch  längere  3eit  unter  {»affan'S  9cachfotoern,  bis  enblicb 
bie  Mongolen  1276  ihrer  £errfcbaft  ein  tfnbe  machten,  bie 
©cbl6ffer  ber  3Smaeliten  eroberten  unb  fterflörten  unb  ihren 
legten  «Befehlshaber  umbringen  ließen.  3n  ©prien  behaup« 
teten  ftch  ieboch  bie  3Smaeliten  bis  gegen  1292,  wo  fie  von 
bem  dgopt.  ©ultan  bewältigt  würben.  9iacbfommen  ber 
SSmaeliten  gibt  eS  jeboeb  noch  hiS  gegenwärtig  in  Werften 
unb  ©prien,  wo  fte  jeboeb  nur  eine  religiofe  ©efte  bilben. 
©ie  leben  in  bem  Dorfe  Gbecb  in  ber  perf.  ganbfebaft  Jlum 
unb  ßehen  unter  einem  &orfleber  ober  3mam.  Auch  in  ber 
©egenb  von  Alamüt  leben  noch  3$maeliten,  welche  gew6im* 
lieh  ^offeiniS  genannt  werben.  3n  ©prien  leben  3Smae» 
liten  tn  ber  «Rabe  beS  ©chloffeS  ÜRafftat.  2)iefeS  würbe  ib= 
nen  jwar  1809  burch  eine  anbere,  benachbarte  Partei  ent» 
riffen,  boeb  auf  «Befehl  beS  türf.  ©ultanS  ihnen  halb  wie» 
ber  jurüefgegeben. 

Dsolatörm  werben  diejenigen  Jtärper  genannt,  welche 
bie  dleftricitdt  nicht  ju  leiten  oerm6gen,  bie  aber  eben  barum 
am  geeigneten  jur  merfbaren  gleftricitätSerjeugung  burch 
{Reibung  dienen,  inbem  ftch  bie  an  ihnen  hervorgerufene 
(£leftricität  nicht  alSbalb  burch  fte  fortpflanzt  unb  burch 
ju  große  Verbreitung  unnurflieb  gemacht  wirb.  Auch  be» 
bient  man  ftch  biefer  Äirper,  um  bie  aBeiteroerbreitung  be« 
6leftricitdt  eines  eleftrifcben  ^6rperS  ju  oerhinbern,  ober, 
was  2)affelbe  ift,  bie  eleftrifcben  Jtärper  :u  ifoliren.  Sic 
wicbtigfkn  3folatoren  finb  @laS,  ^>arj,  ©iegeflaef,  ©eibe, 
8uft  u.  f.  w.  DaS  3foliren  ober  bie  Sfolation  geflieht  ba» 
ber  bureb  gläferne  Aanbgriffe  ober  güße,  Aufhdngung  an 
©eibenfdben,  «gjarjüberjug  unb  bergt.  Q in  3fola"tortum 
ifl  eine  jur  Sfolanon  bejttmmte  Öorrichtung,  wie  j.  JB.  ber 
3folirfchemel,  ein  ©cbemel  mit  ©laöfüßen,  auf  welchen 
man  einen  9Renfcben  jieUt,  bem  bie  dleftricität  »on  einer 
eieftrifirmafchine  ^geführt  werben  unb  »on  bem  jene  nicht  fo« 
gleich  in  ben  ©rbboben  abfließen  foO.  (»gl.  Gleftricität.) 

3ßpahan  ober  36fahan,  bie  aweite  $auptftabt  |)er« 
ftenS,  liegt  in  ber  Drooinj  3raf  Abfchemi  am  gluffe  3en» 
beruh,  über  welchen  eine  p*acbroolle  JBrücfe  fuhrt,  ©ie  fofl 
ehemals  eine  ÜRiUion  Gin  wohner  gehabt  haben,  bietet  aber 
jefct  ein  öbeS  Anfehen  bar,  weil  bte  weiten  {Räume  »on  ben 
200,000  fie  gegenwärtig  «Bewohnenben  nicht  belebt  werben. 
Die  großen  $racbtgebäube,  welche  ehemals  bie  ©tobt  febmütf» 
ten,  liegen  jefet  großentheilS  in  Prummern,  ©ut  erhalten 
i|i  ber  fonigl.  $ala|t,  ju  welchem  herrliche  Anlagen  gebö* 
ren;  auch  ber  f&t  bie  fremben  ©efanbten  befhmmte  ?)alafl 
©eabetabab  ift  febön  unb  alle  übrigen  foQ  ber  erfl  1816 
»om  ©ou»emeur  »on  3-  erbaute  »Palaft  geth'Alpchah  über, 
treffen.  Unter  ben  mehr  als  bunbert  anfehntichen  9Sofchten 
ift  am  pracbtvoUjren  bie  fönigl.  2Rofa)ce  2ReSbfchib»©chab, 
welche  für  bie  febönfte  im  ganjen  3Rorgenlanbe  gilt.  Der 


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Ispahan  466  Ispahan 

grofje  ÄönigSpIaft  (?(  ÜRatbart  ©cfcab,  btlbtt  ein  große*    in  3.  in  nidpt  gering  tr  ÜHengr ,  bic  leerem  in  ein« 
fiSicrecf,  2600  J.  lang,  1700  9.  breit  unb  rings  von  $a«    flabt  jufammen,  wo  aiub  ein  armen.  Ghrjbiföcf  feinen  6$ 
(ajhn  unb  SWofcbeen  umgeben.  Suben  unb  Armenier  (eben    bat.  3n  ber  neuejten  Seit  bat  {üb  3.  toiebet  cinigermaitn 


I  t> 

i 

.Digitized  by  Google 


Italien 


46« 


Italien 


Soften.  <S*  t)ftt  bebtutenbe  gabrifen  in  Stud),  kommet, 
Seice,  @la*,  3u<f«t,  SKepferwaaren,  JBaumwoHe,  ©tabl 
uno  «i|tn  uno  rrcior 


3talim,  tiefe  fepone  Jjpatbinfel  im  fübl.  (Europa,  wirb 
m  9t.  unb  912B.  »on  ben  Alpen,-  auf  allen  übrigen  ©eis 
;cn  ober  »om  mittellanb.  SDiccrc  unb  beffen  großen  Suchten 
>egren!t :  ber  füblidpfte  Zbüi  reicht  bi*  in  bie  9Wr)e  2ffrifo3. 
Die  größte  Sänge  bei  geftlanbe*  beträgt  »on  91.  nact)  ©. 
:rwa  156,  bie  »reite  Im  9?.  »on  SB.  nad)  !D.  56—60 
•cutfebe  Steilen,  fori  fr  überall  nur  25  Wulm.  Tk  Bbtt* 
lieb«  beregnet  man  ofcne  bie  Snfeln  auf  4610,  mit  benfelben 
ruf  5850  D9R.  Bon  ben  Alpen,  weld>e  Statten  »on  bem 
übrigen  Suropa  abfdjneiben,  gelieren  ju  %  bie  penninifdjen, 
lrajifcben,  cottifeben  unb  ©eealpen,  unb  fie  baben  naeb.  3.  tu 
un  »iel  fteilern  Abfall,  al*  in  Deurfdjlanb,  btt©cbi»eij  unb 
^ranfrticr).  Bom  aanarofluffe  im  91.  bi*  jur  äufjerfien  ©üb» 
pifee  wirb  bie  äalbinfel  ©an  ben  Apenninen  burcfyogcn,  mlfyt 
jleicbfam  bie  State  bt*  Sanbe*  bilben  unb  ftd)  in  bemfeiben 
nannidrfacb.  »erjweigen  unb  bie  ©afferfebeibe  jwifdjen  bem 
nitteHänb.  unb  abrtatifcbtn  9Reere  machen.  3b"  ©ipfel, 
antet  benen  ber  ©ran  ©affo  b'3talia  fid)  ju  nabe  an  9000 
?.  erbebt,  erreichen  nidjt  bie  ^>6t)e  ber  tjMrjften  Alpenfpifeen, 
Inb  aber  «um  SEbeil  bid  oben  hinauf  mit  SBalbungen  bc 
jetft,  in  ben  mittlem  9fegionen  mit  fügen  Äaftamen  unb 
web  riefet  mit  £>li»en  unb  SBeinteben.  Die  KbJiUx  unb 
Sdjludjten  bilben  bie  bettlicbjen  8anbfd>aften.  Auch  an 
d)inen  unb  fruchtbaren  Ebenen  feblt  es  ntebt;  bie  gombar» 
>ei  ift  eine  ber  reich ften  unb  ergiebigem  auf  tfrben;  ebenfo 
)te  campaniftb«  (Sbene  in9teapel,obet  bie  bocbberübmte,  üppige 
iragegenb  von  Gapua,  botrj  ift  bie  gart  je  SBeftfeite  %'i  tu 
ler  G  an b plage  auSgefefct,  ber  bofen  Suft  nämlich  ober  «ri* 
»tti v a ,  welche  auö  ben  SBarfcben  ober  SNaremmen  auffteigt. 
Uerüdjtigt  finb  in  biefer  fynfät  bie  pontinifcr)en  Sümpfe; 
n  ber  beißen  3ab/te«jeit  ift  ber  Aufenthalt  in  ihnen  le* 
»cnSgefdbrlicr).  Sie  tom.  Sampagna,  bie  im  Alterthume 
ntt  Dörfern  unb  Sanbbäufern  befaet  war,  liegt  jefct  öbe, 
mb  bie  Umgegenb  bar  »ormaligen  £auptftabt  ber  SBelt  ift 
Hirct)  fcblecpte  <5ultut  faft  ju  einet  SBüftenei  geworben. 
Intet  ben  ©tr6men  3'3  W  bet  f)o  (tat  Pada«)  ben 
angften  Sauf,  dx  «ntfpringt  in  f)iemont  auf  btm  SRonte 
Stfo  (Mon«  Vesule»)  in  ben  cottifeben  Alpen,  »heb  bei 
rurin  febiffbat,  nimmt  »on  9t.  bie  glüffe  fceffino  (Ti- 
•iane),  Abba  (AWna),  Dgüo  (Ollius)  unb  SÖttneio,  »on 
3.  bi»  glüffe  «rebbta  (Trebi«)  unb  9ten©  (ber  bononi* 
d>e  Rhenus)  auf  unb  fällt  nach  einem  etwa  85  9Jt.  latu 
ien  8ant>  mit  webten  «Wünbungen  in*  abriarifcb«  SJteer. 
3n  tiefe«  fallen  weiter  nirbL  fletnere  Alpenftr6me,  wie  bie 
i)ta©e  unb  bet  SCagltamento ;  ferner  bie  au*  JDeutfcblanb 
emmenbe  Stüh  (Athesis);  u-Mich.v,  »on  ben  Apenninen 
icr,  im  Ätrdjenftaatt  ber  SJtetauro,  in  9teapel  bie  $e8* 
ara  unb  ber  JDfanto  (Aufidns);  in§  ionifebe  SOteet  münben 
:er  ©rabano  unb  auf  ©ieiiien  bie  (Siatetta.  3n*  mittel« 
änb.  SJteei  fallen  in  9teapel  ber  ©atigliano  (Liris);  im 
Rtrctenftaat«  bie  SSibet  0''ber,  Tiberi«),  in  Stoicana  ber 
ärno  unb  bet  ©etebio.  Die  am  $u$t  bet  Alpen  in  9totb* 
tafie«  liegenben  ©etn  jeiebnen  ftcb  butet  jb(  SBaf* 
et  mw  bU  benlicb.en  Ufer  au«  unb  werben  »on  »ielen 
3teif«tobtn  befuett   Die  gtöften  fmb  bet  oebt  ».  lange 


©arbafee  (Benacus),  ber  »on  3feo  (ber  febiniftt)«  ©ee)  unb 
Genta  (ber  latifck  ©ee)  unb  bet  £ago  maggiorc  (bet  »et> 
banifct)e  ©ee).  3m  itircr)enftaate  finben  wir  bie  ©een  »on 
Perugia  (ber  tvafimenifcfce  ©ee)  unb  Sratriano,  in  9teapel 
ben  »on  Celano.  Da«  Älima  ift  fa)on  feit  ben  i(teften3ei> 
ten  feiner  SJtilbe  wegen  l;od}berübmt  unb  jerfaUt  naturge« 
mäg  in  »ier  Abftufungen.  Die  erfte  begreift  ben  Sanbftncb 
(Wifcben  ben  Alpen  unb  Apennin en,  wo  bie  -K alte  im  SBim 
ter  juweilen  bis  ju  10°  fteigt;  £)lt»en  unb  Gitronen  wadr)* 
fen  biet  nut  an  gefügten  ©teilen.  3n  bet  jweiten,  weld)e 
füblictet  liegt,  gebeiben  btrfe  JBAume  fchon  überall  im  freien 
unb  noef)  beffer  unb  fraftiger  im  britten;  biefe  betten  hu 
greifen  9Rittelita(ien.  3m  fübl.  SEbeile  taut  ber  STtjermcnü-- 
tet  im  23  int  er  nicht  bi«  unter  ben  ©(frierpunft,  unb  biet 
gebeiben  in  ben  Grbenen  fämmtiidtc  ©übfrücbte,  auet  9aU 
men  unb  Aloe;  boeb  finb  in  biefen  ®egenben  bie  ©ubwinbe, 
.  befonbet«  bet©JDwmb  obet©iroeco,  wtlcper  auf  SRenfcben, 
Sbiere  unb  ^ffanjen  einen  nacbtbeiügen  @nfiu§  au«übt, 
febjr  läftig.  Die  ganje  ©egenb,  welche  ber  $o  burcb.fiT6mt, 
ift  ein  ununterbrochener  ©arten;  e«  machen  ÜJtaiö,  8tei«, 
Äorn  unb  SBein  in  %uüt,  auf  bie  öiebjuebt  wirb  grofe 
©orgfalt  »erwenbet,  unb  bie  Auöfubr  »on  Jöutter  unb  Äüfe 
(^armefan,  bet  au*  bet  Umgegenb  »on  £obi  tommt)  ift  be- 
trächtlich;  in  Wittelitalien  finb  Weinbau  unb  SCiebjudjt  {>aupt< 
nabrung*)weige;  im  ©.  ift  bet  £)tbau,  fBaummoUeu?  unb 
3ucfetbau  »on  SBebeutung;  auch  in  bie  ©eibenjuebt  überall 
»on  großer  ßrhehltchfeit.  Die  ©eibe,  welche  ber  9torben 
liefert,  i^  beffer  at«  bie  au*  bem  ©üben.  Außer  ben  ©üb: 
fluchten  gebeiben  alle  anbern  jDbfiarten,  auch  ber  her t liehe 
©ranatapfel;  ferner  werben  J&irfe, -Durrba,  a>anf  unb  glaet)* 
gebaut.  Die  |)ferbejud)t  ift  nur  im  9teapolitanifcben  »on 
SSebeutung;  bie  SJtaulefel  finb  häufig ;  bie  Sfel  werben  in 
3-  gröfier  unb  ftatfet  al*  im  9totben;  ©ä)afe  werben  über* 
all,  befonbet«  in  fteapel,  gejogen;  ba«  bejie  Ötinb»ieb  ift 
in  bet  ßombatbei,  JBüffel  finbet  mon  im  Äircbenftaate;  bie 
©cbweine  werben  faft  auSfdr) ließlid)  mit  JCaftanien  gemdftet. 
3n  ben  ©ebirgen  leben  £ucbje,  wilte Siegen,  £emmtnge,  in 
ben  Apenninen  »iele  ©tad;elfcbweint;  bie  SWeere  finb  reieb 
an  abunpfeben,  ©arbellen  u.  f.  w.;  bie  JBtpern,  9tattern, 
Sara n teln  unb  ©corptone  finb  befonber«  im  ©üben  eine  $lage. 
An  ebeln  SRetaQen  ift  3.  arm;  ti  wirb  aber  »iel  6ifen  $u 
Sage  geforbert,  befonber«  auf  bet  3nfel  dlba;  bie  »ulfani: 
feben  ©egenben  liefern  »iel  ©tbwefel,  Alaun  unb  JBittiol; 
©al j  ift  häufig  unb  bet  SXarmor  »on  Garrata  wettberübmt. 
(S*  laffen  fidj  in  3-  jwei  »ulfanifd>e  Büge  naebweifen;  bet 
eine  lauft  am  £)ftabbange  ber  Apenninen  »on  genara  bi* 
in  bie  Abtujjtn,  bet  jmtite  auf  bet  ffieftfeite  unb  butd) 
©itilien.  Am  ©olf  »on  9teapet  ift  Alle«  eulfanifcb,  aud) 
bie  campanifebe  ebene  ift  e«,  unb  wo  jetst  bie  ©een  »on 
A»emo,  Agnano  unb  Suctino  finb,  ba  waten  einft  Jtrater. 
3n  biefet  ©egenb,  am  ©olf  »on  9teape(,  liegt  auch  bet  fßv 
fu»,  bet  feit  bem  Anbeginn  unferer  3ettted)nung  mebr  al*  80 
Ausbrüche  gehabt  bat.  (St  erbebt  fich  einfam  in  ber  Gbenc 
bi*  ju  3800  %.  über  ben  9Jteere«fpiege(;  feine  Abhänge  finb 
fruchtbar  unb  gut  bebaut.  Die  S3o(f*menge  wobnt  fr*  bidjt, 
baf  7000  ©eelen  auf  bie  Öuabratmeile  f ommen.  Aurt  »on 
ben  3nfefn  finb  mehre  »ulfanifcb,  j.  25.  £i eilten,  mit  bem 
hichifen  fünfte  3.'*,  bem  Ätna,  10^200  unb  bie  lipa- 
tifc^en  3nftl«.    Die  übrigen  ©lanbe,  weld)e  geograpbifcb 


uiginzeo 


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Italien  44 

:u  3-  geboren,  ffnb:  $lba,  Qapxa\a  unb  fManofa  vor  ber 
■Rüfie  von  Solana;  Corfica,  ba*  ben  granjofen  gebart; 
Sarbinien,  bte  f)on ja * 3nfeln ;  3*cbi<i>  CScrpri  unb  anbere 
im  ©olf  von  Keapel;  f>antellaria  awifc&en  Äfrifa  unb  St> 
cilien;  Malta,  Gomino  unb  ©ojjo,  bie  engl,  finb,  unb  bte 
SEremiten  im  abriat.  Meere. 

3n  »olitifcber  ^inficbt  jerfätlt  3-,  Gorfica  unb  Malta 
abgerechnet ,  in  folgenbe  jehn  Staaten:  1)  Da*  lombar» 
btfc^ •  oenettan.  Äonigveich,  ba*  einen  SEbeil  be*  ofhr. 
Äaiferflaaf«  bilbet;  2)  ba*  .Königreich  Sarbinien;  3)  ba« 
gürjientljum  Monaco;  4)  ba*  .öerjoqtbum  $arma;  6) 
ba«  £erjogtt>um  Mobena  mit  Maffa;  6)  ba«  4?eri°9' 
tinim  tue  it.  Diefe  Hegen  fämmtlicb  in  Oberitalien.  3n  Mit* 
telitalien:  7)  ba«  ©roßberjoqtbum  5Eo«cana;  8)  ber  Jtir-- 
cbenfiaa t;  9)  bie  Kepubltf  San.Marino.  10) Da*  Jtö* 
nigretcb  beiber  Sictlien  begreift  Stibitalien.  Den  vorlefej 
ten  Staat  ausgenommen  ift  in  allen  übrigen  bie  {Regierung«* 
form  eine  unumfebränft  monarebifebe.  Dte  ffieoölferung  bie» 
fer  Staaten  wirb  auf  22  Millionen  Seelen  gefebäbj,  bte 
faff  fämmtlicb  bie  itat.  Sprache  reben,  jene  liebliche,  weiebs 
flingenbe  Softer  be*  gateinifeben,  bie  in  vielen  Dialeftrn 
gefproeben  wirb,  unter  benen  ber  toöcanifcbe  ber  reinjle  ifl. 
Die  Savovarben  aber  reben  franjöfifcb.  3n  Keapel  leben 
viele  olbanefifebe  Xnftebler,  in  ben  #anbel«jtdbten,  befonber* 
im  Süben,  ©riechen,  auf  Sarbinien  viele  Gatalonier  unb 
in  mefcren  Xlpent&älern  Deutfcbe.  Die  berrfebenbe  Jttrcbe 
ift  bie  fatbolifebe,  unb  fie  bat  einen  bebeutenben  Ginfluß 
auf  bie  SBilbung  be«  SBolföebarafter«  ausgeübt  unb  äußert 
ihn  noch.  Sie  Italiener  fmb  meifi  von  mittlerm  SBucbfe 
unb  häufig  tiein,  von  buntler  Hautfarbe,  baben  lebhafte 
febwarje  Eugen,  bunfleS  £aar,  ein  f luge«,  oft  fcblaue*  ober 
verfebmifete*  ©efiebt,  finb  mäßig  unb  geroanbt,  aber  im  2(11» 
gemeinen  etwa«  träge,  im  Suben  fogar  faul.  83on  anbern 
SSolfem  werben  ihnen  al*  berrfdbenbe  gehler  befonber*  ©ei§ 
unb  Unreinlicbfeit  vorgeworfen,  aud)  fflavifcber  Sinn  unb 
Kacbfucbt,  jwei  ©genfebafren,  bie  ben  alten  3talieuern  fremb 
waren  unb  bie  eine  golge  ber  grembberrfebaft  unb  be*  DrucfS 
finb.  Allein  noeb  immer  berrfebt  Siebe  ju  Jtunji  unb  SBSif» 
fenfd)aften,  wenngleich  ben  lefetern  bie  freie  gorfebung  fehlt. 
Em  tbätigften  unb  fleißigfien  finb  bie  3taliener  in  ber  8orm 
barbei  unb  So*cana,  weil  hier  eine  regelmäßige,  georbnete 
Verwaltung  vorbanben  ift.  Diefe^  2änber  ffnb  reich  unb 
vortrefflich  bebaut,  unb  befonber«  hier  finben  wir  eine  Menge 
von  .Kanälen,  bie  jeboch  mehr  ber  JBeroäfferung  be«  fcanbe* 
ald  ber  Schiffahrt  wegen  angelegt  worben  finb;  auch  gibt  ed 
beren  im  Jtircbenfiaate,  in  9>iemont  unb  Mobena.  SBabrenb 
ber  legten  50  3ahre  unb  befonber*  bureb  Kapoleon,  bat  3-, 
ba*  wegen  be*  @ebirg*walle*  an  feiner  Korbgrenje  mit  bem 
übrigen  Europa  nur  febwer  unb  mübfam  verfehlen  fonnte, 
©elegenbeit  erhalten,  feine  SBerbinbung  mit  bem  EuSlanbe 
ju  beleben,  befonber*  fettbem  bie  berühmten  Straßen  über 
ben  Mont  Qeni«,  ba8  (rilffer  3och  unb  ben  Simplon  voH* 
enbet  worben  finb;  auch  finb  bie  großem  Stätte  bureb  gute 
SBege  miteinanber  verbunben.  SßaS  Sßanufacturen  betrifft, 
fo  ftnb  bie  3taliener,  welcbe  noch  im  Mittelalter  alle  übri> 
gen  guropdet  in  biefen  ©ewerbo^weigen  übertrafen,  in 
neuern  3eiten  im  Allgemeinen  weit  b.  mter  gnglänbem,  2)eut* 
feben,  granjofen  unb  Schweibern  jurücfgeblieben;  boc^  geieb; 
nen  fieb  einjelne  ©egenben  unb  »war  wieber  bie  8ombarbei, 

LfllrQJ  lDIt  vJ'jEllJcrDlulIlLf  II  ullS  ulCrUDITiL  ilElL'  L  iL  vSClUtll* 
~  ~ ■  7  * www  |^.».*>..        ™ v •        - ~*  ». » .    I    *  » » ^  . ■ . - 


18  Italien 

»aören  von  Äurin,  Öenua,  glorenj  unb  Palermo,  ber 
Sammet  unb  bie  ©lonben  von©enua,  berÄrev»  vonS3o 
(ogna,  bie  funfflieben  S3lumen,  Strobgeflecbtc  unb  Siqueure 
von  glorenj,  ba*  Javier  von  üucca  unb  Xurin,  ba*  |)or.- 
»eUan  unb  bie  au*  gebrannter  Grrbe  verfertigten  SBaaren  von 
gloreni,  bie  'Aiabaftcr.-,  Marmor«  unb  JtoraQenarbeiten,  bie 
Sarmfaiten  au*  bem  Jtircbenflaate  unb  viele  anbere  XrtiteL 
SSBiewol  bie  3olle  bem  .ftanbel  binberrieb  ffnb,  fo  ift  berfelbe 
bennoeb  febr  betrdcbtlicb,  »eil  ba*  ganb  jlart  bevolfert  i# 
unb  großen  ^robuetenreiebthum  bat.  Allein  ber  alte  ©lan|, 
in  welchem  3.  im  Mittelalter  fhablte,  al*  e*  S3e^errfcberin 
ber  Meere  war  unb  ben  SSerfe^r  be*  Ebenblanbe*  mit  bem 
Morgenlanbe  vermittelte,  ifl  Idngfl  gefchwunben  unb  ©eirua 
wie  SJenebta  haben  faum  einen  febwacben  Scharten  von  ib^ 
rer  alten  Matfy  unb  ®r6ße  bewahrt.  3Der  Äctivbanbel  jnr 
See  befchrdnft  ftcb  fafi  auäfcbließlicb  auf  bie  {>dfen  be*  mit> 
teUdnb.  Meere*;  in  allen  berrfebt  bie  engl,  glagge  vor  unb 
bie  Briten  führen  befonber*  dolonialwaaren,  gefallene  gi> 
febe,  Saumwollen*  unb  Seibenfloffe,  6ifen  unb  frembe  Seine 
ein;  jur  Euöfubr  liefert  Stalien  Seibe,  jbl,  ©etretbe,  8lei$, 
Sätfrüdue,  Siqueure,  Seife,  SSolle,  ©olb*  unb  Silberbro» 
fate,  ©emalbe  unb  anbere  Äunflgcqenfldnbe. 

Die  äöerüh^mtbeit  ber  r6m.  ©efehiebte,  in  welch«  3-  mit 
ben  tarnen  feiner  ©egenben  unb  £>rtfcbaften  auf  ba*  ütnigfh 
verflochten  i%  macht  c*  nötbig,  baß  man  auch  bie  alten  tat 
Slamen  feiner  Serge,  glüffe  unb  Seen  fennt,  fowie  einen 
allgemeinen  »egriff  von  ber  ©ntfceifung  be*  ganbe*  unb 
von  ben  berühmten  Stdbten  in  benfelben  ftcb  aneigne.  Cie 
lat.  Kamen  ber  glüffe  u.  f.  w.  finb  in  bem  Sorbergeben: 
ben  y.i  ben  gegenwärtig  gebräuchlichen  in  .Klammem  hinzu- 
gefügt worben,  unb  wabrenb  bie  Hnfübrang  ber  £)rtfc$aftm 
be*  je^igen  3-'*  ben  einzelnen  Staaten  vorbehalten  wirb,  ift 
bier  ber  £»rt,  ba*  alte  j.  überftebtlicb  nad;  feiner  volitifcben 
@intbei(ung  barjufreHen. 

Der  9iame  3.  foU  grieeb.  Urfprung*  fein,  in  golge  ber 
fchfinen  SJiehbeerben ,  welche  grieeb.  Seefahrer  bier  fanben, 
benn  italos  bezeichnete  ein  JRinb.  3nbeß  nanntm  bi*  ja 
Xleranber  bem  ©roßen  bie  ©rieeben  nur  ben  untern  SEbeil  ba 
£)albinfel  ^taüa,  wdhrenb  fte  ba*  ganje  8anb  ^prrbenta  ober 
$efveria  nannten.  3u  ben  Seiten  be*  Xugufht*  hieß  Ober» 
italien  Galli«  cisalpina  (ba*  bie*feit  ber  Zlpen  liegenbe 
©allien)  ober  Gallia  togata  (ba*  togabefleibete  ©aUien) 
jum  Unterfcbiebe  von  Gallia  braecaia  (ba*  bofenbeflei» 
bete  —  ba«  jefcige  granfreich).  Der  3>abu*  tbeilte  biefc* 
ganb  in  Galli«  transpadiina,  bte  norbl.  ^dlfte,  unb  cwpa- 
dana,  bie  fübL  Hälfte.  3n  jenem,  welche*  von  Xtter* 
ber  von  nomabifeben  SJölferfc^aftm  bewohnt  würbe,  legten 
bie  Kömer  viele  Kolonien  an.  4?ier  bie  herübniten 

Stäbte  Hugufla  SEurinorum  (jeftt  SEurin),  Segufta,  ßerctl= 
(ae,  Sicinum,  Mebiolanum  (jefet  Mailanb),  <§omtun#  rr: 
9)liniu*  b.  3.  geboren,  ßremona,  Mantua,  Serena,  Stria 
(von  bem  ba*  abriat.  Meer  ben  Kamen  bat),  ftataviun 
tiefet  ^Abua),  Xerqejle  (iefet  2riefi)  unb  3lquiieja.  3»  GM* 
cispadana  war  ©enua  febon  im  Xltertyume  eine  wiebdge 
^»anbel^fiabt  unb  außer  ihr  finb  Ktcäa,  ^lacentia,  |)anrw. 
»ononta  (je(jt  äöologna),  ba*  unabhängige  Murina  (föt 
Mobena),  JKavenna  unb  Säfena  am  Kublcon  ju  nterfea. 
Da*  mittlere  3-  hieß  ba«  eigentliche  (propria)  unb  RscbK 
von  ben  glüffen  Maera  unb  Kubicon  im  91  bt*  ja  ten 
nlunctt  tjgtijytiff  unD  «rontö  im  w.    Sb^rbdtb  Dir  SjNli 


Italien  4< 

ag  baS  einft  rwcpberübmte  £«trurien  (f.  b.)  unb  in  ihm 
tu  berühmten  Statte  Glufium,  Salerii,  SEarquinii,  geScen» 
na,  Gaere,  83c,i  unb  anbere.  Cftlicb  von  .£etrurien  am 
.briatifeben -  *0fcerc  lag  Umbrien,  in  welkem  \u  Criminum 
jc^  .'Nimititj,  Sena  ©alltca  (jefct  Senigaglia)  unb  anbern 
ie  fennonifeben  ©alltcr  unb  in  Sifernum  tiburinum,  Spo« 
(tium  unb  anbern  bie  Umbrcc  wohnten.  SaS  ©ebiet  ber 
Pic enter,  6|ll.  von  Umbrich,  enthielt  bte  £auptflabt  An* 
ona.  «Kleinere,  fd>en  früh  von  ben  Körnern  unterjochte 
Uölferfcbaftcn  waren  bte  Sicflincr,  ÜÄarruciner,  ©am» 
titer,  in  beren  ©ebiet  SBovianum  (flSojano),  JBeneventum, 
:.u:fium,  bie  ^eligner  mit  Gorft'nium  unb  Sulmo,  JDvib'S 
Satcrjlabt,  bie  SWarfer,  bie  Sa  bin  er  unb  Aequ  er  mit 
>en  alten  Stäbten  GurcS,  $ibena  unb  verfeptebenen  anbern. 
in  ber  sprovtnj  ßatium  lag  bte  weltberühmte  Sioma 
f.  Korn),  ferner  ßjtia,  bie  erjic  r&m.  Golonie,  8avinium, 
ie  ältejre  Stabt  ßatiumS,  Alba  longa,  9tomS  SDfutterjkbt, 
l'ricia,  ganuvium,  SEuSculum,  ©abii,  SEibur,  Arbea,  £aupt» 
labt  ber  Siutulcr,  Sucffa  $ometia,  4?auptjtabt  ber  SSolSfer, 
Irpinum,  Giccro'S  unb  SDJariuS  SJaterjlabt,  Ampclä,  Stabt 
er  Aufoner  unb  anbere.  3m  fcbönflcn  «Xbeiie  %'i  lag,  an 
•.-.tium  grenjenb,  ßampanien.  Go  war  ber  SieblingS» 
mftntbalt  ber  vornehmen  JJiömer  unb  enthielt  unter  anbern 
ie  Stäbte  Gumä,  2Jlifenum,  am  gleichnamigen  SBorgebirge, 
Ba.ä,  mit  berühmten  warmen  {Bübern,  ^uteolt,  3ceapoliS 
f.  Neapel),  iperculan u m  unb  Pompeji  (f. b.),  9(ola, 
iapua,  bie  Jg>Qupt|labt  beS  CanbeS.  3m  ©ebiete  ber  $i; 
entiner  war  ^icentia  Jöauptfiabt.  Untcritalien  führte  von 
en  vielen  grieeb.  3)flanjjtäbten ,  bie  b<«  gegrünbet  worben 
caren,  ben  tarnen  ©roßgrtecbenlanb,  unb  in  ihm  la= 
|ea  folgenbe  ^rovinjen:  Apulien,  baS  in  Apulia  Saunia 
nit  ben  ©täbten  Suceria  unb  Arpi,  Vfpulta  ^Jeucetia,  wo 
öoraj'S  ©eburtSort  SJenufta  lag,  unb  Galabria  jerftel.  3n 
'im  leiten  lag  bie  wiebtigfte  Seeftabt  3-'S:  SBrunbuftum 
iörinbifi),  von  wo  man  nach  ©riecbenlanb  überfuhr;  fers 
itr  Sarentum,  .ippbruntum  unb  anbere.  3n  Cucanicn 
ag  baS  alte  äielium  ober  dlea,  berühmt  bura)  bie  eleatk 
iit  ^bilofopbic,  baS  bnreb  feinen  fiuruS  berüchtigte  Spba» 
H,  SKetapentum  unb  anbere.  3m  Sanbe  ber  ÜBrutttcr 
■igen  SSbegium  auf  ber  Sübfpifee  %'6,  welche  einft  mit 
teilten  jüfammengcljangcn  tyabtn  foU ,  Groton,  wo  spptba« 
tOtaä  lebte,  unb  anbere. 

jtein  anbereS  JJanb  bat  eine  fo  reiche  unb  manntebfak 
ige  ©efebiebte  als  3.,  unb  ber  Ginfluß,  ben  biefe  £albinfcl 
uf  baS  Sdnctfal  beS  gefammten  ^enfcbengefcblecbtd  auSgei 
bt,  iji  ein  ungeheurer.  Sdjon  früb  lebten  in  SKittelitalten 
Golfer,  bte  fid;  ja  einer  eigen tliümlidicn  dultur  emporge« 
rbeitet  Rotten ,  unter  benen  bie  6iru3fer  (f.  4?etruricn) 
ie  bebeutenbfien  waren.  3n  Sübttalien  (©rofjgriecbenlanb) 
:<§en  ficr)  viele  auSgewanbcrte  ©ricerten  nieber,  brauten  bie 
mg  ibrer  ^eimat  mit,  grünbeten  eine  ÜNenge  von 
hätten,  bie  fjcb  ju  SKacbt,  9?ei<btbum  unb  JSebeutung 
luficbwangcn ,  trieben  blübenben  ^»anbel,  ftanben  untcrctn= 

>ei  unb  mit  bem  SÄutterlanbe  fn  regem  äJerfebr  unb  bc= 

ten  aueb  bie  Aüfien  SicilienS.   5£arent,  Spracuä,  *2lt\> 
na,  2(grigent,  Grotona  unb  viele  anbere  erhoben  fieb  ju 
ober  JBlüte.    3m  Horben,  bis  fübl.  vom  ^o,  wobnten 
..illifcbe  SBolferfcbaften,  bte  bis  jur  $txt  bei  JtaiferS  2lugu> 
ibre  Unabbdngigfeit  aufredjt  ju  erhalten  wußten.  3n 

utelitalien  warb  um  bie2Ritte  be5  8.  3abrb.  v.ßbjr.töora 


•  Italien 

gegrün  bet,  ba-3  juerft  in  3abrbunberte  bau  ernten  itarnpirn 
feine  iRacbbarvolfer,  barauf  3-/  Aulefit  ben  größten  £bcil 
ber  bamau)  befannten  Grbe  unterjoebte  unb  ein  Sßeltreicb 
grünbete,  wie  eS  noeb  nicht  ba  gewefen  war.  (S.  JKom.) 
9cacbbem  {Korn  erfl  jtoiiigrcidj,  bann  Äepublif  gewefen  war, 
würbe  co  ein  Äaiferreid?,  ba§  naä)  einer  beinahe  500iäbri* 
gen  Sauer,  naebbem  e3  Idngfl  fdjon  gefdjwäcbt  war,  476 
n.  Gbr.  eine  v6Uige  S3eute  ber  Scutfcben  warb.  3-  wat 
fdjon  früher  mehrmals  von  barbarifeben  Siölfcrn  ^eimgefudht 
worben.  SDboafer,  ein  Rentier  unb  {Befehlshaber  ber  Selb» 
wache  beS  JtaiferS,  ernannte  fich  476,  nadjbem  er  lefetern  abge» 
febt  hatte,  jum  JEonige  von  %  Gr  war  ein  tüchtiger  SRann, 
regierte  aber  nicht  lange,  benn  auf  Antrieb  ber  btjjantini- 
feben  Äaifer  Famen  bie  ÜDfigothen  nach  3-  unb  (iür)ten  ui> 
ter  ihrem  großen  .Röntge  Äbeoboricb  baS  Sieich  ber  9fugier 
493.  3-  verband  biefem  gothifchen  {Barbaren  unenbltch  viel; 
feit  }Wet  jahrhunterten  hotte  im  Sanbe  nicht  fei  che  9?uh< 
unb  Sicherheit  geberrfebt  unb  ber  SBohlftanb  hob  fich >  aUein 
nach  Sbeotoricb'S  Sobe  fanl  bie  ©acht  ber  Könige  unb  bic 
jDftgothen  würben,  ungeachtet  beS  h^lbenmüthigen  SBibet« 
ftanbeS  ihrer  betten  legten  ütmige  SEotilaS  unb  S£ejaS,  von 
ben  bpiantinifchen  {veitberreti  SelifariuS  unb  9iarfeS  be» 
jwungen  unb  553  ging  ihr  Weich  ju  Gnbe.  3.  war  nun 
eine  Beit  lang  wieber  ben  ©riechen  unterworfen,  bis  568 
bie  Songobarben,  ein  83o(f,  baS  auS  bem  norbL  2?eutfd>» 
lanb  flammte  unb  feit  längerer  «Seit  fchon  tn  f)annonien  an* 
geftebelt  war,  unter  ihrem  Könige  Albuin  über  bie  Alpen 
gingen,  ein  Königreich  grünbeten,  baS  ganj9?orbs  unb  ben 
größten  SEb eil  von  SRittelitalien  umfaßte  unb  bis  774  tauerte. 
*G5  iji  ein  großes  Unglücl  für  3-  gewefen,  baß  eS  nicht 
ganj,  fonbern  nur  tl,i  eil  weife  unter  bie  Songobarben  fam. 
Am  abriat.  SReere,  an  ben  Sagunen  ber  JBrenta  hotten  fieb 
fchon  ju  Attila'S  3«iten  Schiffer  niebergelaffen,  bje  burdj 
gleiß  unb  9?egfamtett  fid?  ju  2öobl(iant>  erhoben  unb  im 
Sortgange  ber  «Seit  immer  mächtiger  geworben  waren.  Sie 
bilbeten  eine  felbftänbtge  Sicpubltf ,  SSenebig,  unb  wählten 
noch  vor  bem  Gtttc  beS  7.  3al;rb.  einen  Sogen,  bem  (te 
bie  volljiehenbe  ©ewalt  anvertrauten.  Gin  2hei!  von  yJüit» 
telitalien  unb  bte  Aüften  UntcritalienS  blieben  in  ben  $än« 
ben  ber  ©riechen  unb  machten  baS  fogenannte  Grarcbat  auS. 
JKom  erfannte  in  weltlichen  Singen  noch  bie  jDberhenlichfeit 
ber  JSaifer  ju  Äin(ianttnopel  an,  machte  fich  ober,  als  im 
bpiantinifchen  Sieiche  bie  SSilberilürmerei  beinahe  jwei  3ahr» 
hunberte  lang  tauerte,  immer  unabhängiger;  auch  viele  utu 
bere  Stäbte  vertrieben  bie  (aiferl.  {Beamten  unb  regierten 
fiep  felbfr.  SaS  waren  bte  erfjen  Anfänge  ju  bem  fpäterbin 
fo  einflußreich  fich  jeigenben  republifantfehen  SEBefen.  Sie 
Songobarben,  beren  ^»auptftabt  ^>avia  war  unb  nach 
chen  noch  je(jt  bie  fd)6ne  Gbene  im  Horben  beS  f)o  ben 
tarnen  Eombarbei  führt,  gerietben  in  Streitigfeiten  mit  ben 
$äpfien,  welche  bte  Unabhängigfeit  SJomS  aufrecht  erhalten 
wollten  unb  ftch  beShalb  um  ipülfe  an  bie  granfen  wenbetem 
4pap(i  Stephen  UL  falbte,  um  fich  biefelben  geeigneter  ju  ma* 
eben,  ben  fränf.  ffiiaicr  SomuS  ^ipin  tum  Äönig«  unb  er* 
nannte  ihn  jum  r6m.  9>atnctcr.  Siefe  greunbfdjaft  jwifchen 
Pen  ^äpften  unb  ben  granfett  war  bie  Urfache  ber  Vernichtung 
beS  ßongobarbenreicbö;  benn  als  ber  $apfr,  von  feinem 
Machbar  abermals  bebrängt,  Jlart  ben  ©roßen  um  ^>ülfe 
anrief,  jog  tiefer  mit  einem  £eere  nach  3-,  nahm  ben  lon- 
gobarb.  jtänig  SeftberiuS  gefangen  unb  vereinigte  beffen 


Italien  4 

Sei*  mit  beut  frdnfifcbcn,  bis  auf  baC  .gtrjogtbum  83c» 
nevent,  ba«  nocf>  langete  Seit  feine  eignen  longobarb. 
$rn6ge  behielt;  ourf>  blieben  bic  unterital.  Sfcpublifen 
felbftinbig.  Die  ^>apflc  hatten  febon  von  *pipin  756  aus 
Danfbarfeit  ba*  @rard><tt  unb  mer)re  »tätige  ©tdbte, 
j.  0.  Äncona,  3? i mini  unb  anbete  erbauen,  ©o  entftonb 
Cor  Äird)enjta«t. 

Äurj  vor  Äarrs  be«  ©rofkn  Sobe  erhielt  3.  einen  eia* 
nen  Äönig,  beS  ÄaiferS  Cfnfel  ffiernbarb  n  am  lieb,  int  3- 
810.  Da  biefer  ober  nad?  Unabbdngigfeit  vom  ftranfenreiebe 
(hebte,  fo  würbe  er  abgefegt  unb  b'is  843  blieb  3-  mit  bem 
lentctn  vereinigt  &  tarn  nun  nebft  gotbringen  an  gubwig 
bcö  2>ctitfct)en  ©ohn,  80 (bar I.,  barauf  an  gubwig  II.,  einen 
trefpieben  SRonard>en,  ber  875  (larb.  9lun  warb  3.  ber 
©cbauplaej  von  Uneinigfeiten  unb  bürgerlieben  Kriegen.  Die 
firof.cn,  nod)  aus  ben  Reiten  ber  gongobarbtn  vorfcanbenen 
SJafaHen,  namentlich  bie  .ßerjoge  ©uibo  von  ©poleto  unb 
^Berengar  von  griaul,  machten  einanber  ben  Sbron 
ftreitig  unb  896  jog  ber  beutfebe  Äönig  Ärnulf  über  bie 
Vtyen,  um  ©uibo'8  ©obn,  gambert,  ber  na  d>  feint  §  33a« 
ttr8  SSobe  Äom'g  geworben  war,  ju  befdmpfen.  SRun 
würbe  bie  83erwirrung  nod)  ärger/  weil  aud)  bie  Könige 
von  äBurgunb  fieb  einmifebten  unb  Serengar  h,  ber  injwi» 
Jd)en  Äonig  geworben  war,  vertreiben  wollten,  wdbrenb  bie 
Ungarn  unb  ©arajenen  tr)rerfeit6  baS  ganb  verwüsten. 
(Berengar  I.  würbe  924  ermorbet  unb  nun  überlief  JRubolf  IT. 
oon  »urgunb  fem«  Änfprücbe  auf  3-  an  ben  ©reifen  £>ugo 
von  ber  Provence,  ber  and?  bie  {Regierung  antrat,  aber  burd) 
fein«  JBebrücfungen  ben  $afj  ber  Sjafaüen  in  folebem  SRajje 
«auf  ftd)  (ub,  baß  fein  eigner  Steffe,  ^Berengar  von  3vrea, 
Jiad)  Deutfd)lanb  entflot) ,  bort  ein  £>eer  fammelte,  ibn  945 
feed  SEbroncö  beraubte  unb  gotbar,  4>ugo'S  ©obn,  auf  ben: 
felben  erbob.  Diefcr  ffarb  febon  950,  wie  e*3  fyeifjt,  von 
JBerengar  vergiftet,  ber  beffen  SBitwe  2£belt)eib  mit  feinem 
©obne  Xbetbert  vermäbten  wollte,  ©ie  aber  füdbtete  fieb 
auf  bie  S3urg  (Sanoffa  unb  rief  Ä&nig  Otto  I.  von  Deutfd)« 
lanb  um  $ülfe  an.  <5r  fam  nad)  %  eroberte  $avia,  würbe 
951  Äönig  ber  granfen  unb  gongobarben  unb  heiratbere 
bie  Äbelbcib,  wdr)renb  {Berengar,  naebbem  er  griaul  abge* 
treten  featte,  bid  961  a(8  Otto'«  Sa  fall  regierte.  3n  bie-- 
fem  3abre  aber  würbe  er  gefangen  nad)  Deutfcblanb  cbgc« 
fübrt,  Otto  fe|te  free)  in  SKailanb  bie  eiferne  Ärone  ber 
gongobarben  aufs  $aupt  unb  vereinigte  3.  mit  bem  beut; 
feben  Weiche. 

9Rit  biefer  3eit  beginnt  nun  bie  lange  JReibe  von  3ü* 

?en,  roc lebe  btc  beutfetten  Äaifer  narr»  3.  unternommen  ba-- 
en  unb  welcbe  fowol  für  biefeS  a\$  für  Deutfd)lanb  in  viel* 
facber  {Begebung  t)id>ft  nacbtbeilig  geworben  finb.  Die  grei- 
fen geben,  welche  offen  würben,  (amen  an  beutfebe  .Sperren 
unb  in  SRorbitalien  erwarben  bie  (Stäbte  viele  greif;erttn,  fo-- 
baf»  fie  fd)on  jetjt  gewiffermafen  als  JRepublifen  betraebtet 
werben  lonnten.  »efonberS  erfreute  fieb  9tom  vieler  S3or> 
rechte.  <&ier  war  am  pdpftiieben  $ofe  eine  folcr)e  3nrmorat 
litdt  berrfcbfrtb  geworben,  baf  eine  3eit  lang  jwei  unjüd>s 
ttge  grauen,  SEbcobora  unb  SRarojia,  na  dt  ©utbünfen  ben 
@tut)l  teö  ij.  ^etruS  befe^ten  unb  tr)re  Kreaturen  auf  bem 
felben  erhoben.  Det  Sfanbal  würbe  julegt  fo  arg,  baf 
JtaifetjDtto  einfctiritt,  einen  ^apft  abfegte  unb  einen  anbem 
einfette,  ben  aber  bie  Römer  niebt  anerfennen  wollten,  we*> 
balb  fie  einen  ©egenvavft  wäbjten.  3n  ©icilten  t)atteh  fieb 


0  Italien 

um  biefe  Seit  fcljon  ©errajenen  feflgefefef ,  in  Unteritalien  bc= 
ftanben  meb,re  unabhängige  düepublifen ,  unter  benen  ^Imalft, 
©acta  unb  SReavel  bie  mdebtigfren  waren;  in  Benevent 
berrfebte  noeb  immer  ein  longobarb.  $erjog.    'Uli-  bie  'Ära 
ber  fieb  <wrb  auf  ben  ÄüfUn  Äpulienö  fejife^ten,  nahmen 
bie  mit  i^nen  Jtrieg  fubrenben  !B»;jantiner  gleicbfaHS  ©treefen 
von  Unteritalien  in  JBefife  unb  erboben  jBari  jür  ^aupt: 
ftabt  ibrer  9)rovinj,  bie  fie  gegen  Ötto  I.  unb  bejTen  9?acb 
fotger  Otto  II.  behaupteten.    3n  bic  3eiten  biefeS  geltem 
fallt  ein  Äufjtanb  ber  9I6mer,  980,  weleben  Grefcenriu* 
leitete,  ein  mutbiger  Wann ,  ber  Korn  wieber  ju  einer  K- 
bern  fiBürbe  emporbeben  wollte,  Feine  unfittlitben  ^ipfje 
bulbete,  aber  enblid)  ber  «Diocr>t  jDtto  III.  erlag  unb  99« 
entbauptet  würbe.    Docb  bie  Womer  erhoben  fidj  troft  frt> 
cber  Strenge  flerd  gegen  bie  Äaifer,  fobalb  fid)  nur  irgenb 
eine  günftige  ©elegenbeit  barbot,  unb  1002,  nad)  Otto'» 
JEobe,  wablten  bie  3taliener  ^)arbuin  von  Svrca  jum  AI- 
nige;  inbeffen  erfannten  fie  nad)  beffen  Jlobe,  1015,  ^>ein 
rid)  II.  von  Deutfcblanb  an.  Unter  feinem  9?adjfo!gcr  Jton 
rab  II.  würben  bann  im  3abre  1037  auf  einem  Sfeicbitagf. 
weld)er  auf  ben  ronealifeben  ©eftlben  bei  |)iacenja  abgeba: 
ten  würbe,  bie  geben  für  erblid)  «rfldrt,  unb  biefer  Äaifer 
flrebte  überbaupt  banad),  in  aHe  S8err>atrnrfjc  mebr  Jeftig^ 
feit  unb  ©tetigfeit  ju  bringen.   Äbcr  bie  einzelnen  JBarene, 
fowie  bic  ©table  ftanben,  befonberS  in  Oberttalten,  cina- 
ber  oft  feinblid)  gegenüber,  unb  in  97om  maebten  enbücb  fr- 
gar  brei  ©egenpiiplte  ben  beil.  ©tubl  einanber  fheitig.  Die 
fen  SBirren  wollte  ^einrieb  III.,  einer  ber  frdftigften  9Rar 
ner,  bic  je  auf  DeutfcblanbJ  ^brone  gefeffen  b^ben,  ein 
Qnbt  madjen;  er  ferste  alle  brei  ^apftc  ab  unb  erbob  einer; 
würbigen  ÜÄann  jum  ©tattbalter  ßbrifti.    ÄI5  aber  Med 
feinem  5Eobe,  1056,  baS  Äeieb  an  feinen  unmünbigen  ©ebr; 
Äeinrid)  IV.,  fam,  fanf  bat«  faiferl.  Änfeben  in  3-;  baS  fer 
^i\p|te,  bie  fid)  von  ber  Dberberrfebaft  ber  weltlichen  OTait: 
gan^  frei  ju  macben  fhrebten,  bagegen  flieg  unb  erreiebte 
enblicb  unter  ^)ilbebranb  ober  ©regor  V1L  eine  bebeutent. 
J&obe.   SBabrenb  fo  Äaifer  unb  $apft  einanber  gegenübc: 
ftanben,  berrfdjtc  nie  Siube  in  3-j  bie  S'bben  borten  m&\ 
auf  unb  bie  allgemeine  SSerwirrung  warb  von  ben  9?cr 
mannen  benu^t,  bie  fd)on  im  Anfange  beä  11.  3abrb.  auf 
granfreieb  nad)  3-  gefommen  waren  unb  ftd)  in  Galabrte.T 
unb  Äpulien  feftgefefet  batten.  ©ic  (eifteten  balb  biefer,  balb 
jener  von  ben  ftreitenben  Parteien  SBcifianb  unb  würben 
immer  mad)tiger.   Die  ^dpfle,  welche  il;nen  anfangs  fein?- 
lid)  geftnnt  waren,  fabett  balb  ein,  wie  nübjid)  ibnen  bre 
SRornrannen  alä  »unbeJgenofjfen  werben  fönnton,  nnb  ba 
ber  btlebnte  91icolau3  II.  ben  Stöbert  ©uiäcarb  105«J  mit  allen 
ganben,  weld;e  berfelbe  in  Unteritalien  erobirt  tyattc.  3ud 
auf  ©icilien  madjten  bie  Normannen  Eroberungen,  wibre-r 
bic  ©eefldbte  im  9?orbcn  immer  mdebriger  würben  unb  n: 
mentfid)  bie  |Mfaner  bie  3nfcl  ©arbinien  bejwangen. 

Da«  fräftige  Äuftreten  beä  5Japfie8  gegen  ^einrid)  1^ 
war  ber  ^)errfcbaft  ber  Deutfcben  in  3-  verberblid),  wr; 
jener  ÄUen,  bie  gegen  ben  Äaifer  auftraten,  Unterftüju:. 
angebeiben  lieg  unb  namentlid)  ben  ©labten,  beren  na 
lieber  JBunbeSgenoffe  er  war.  Die  ffrbfebaft  ber  ©tj'V 
5Watbilbe  von£o§cana,  weld)e  1115  gefiorben  war  unb  r 
ganb  bem  pdvP'i*en  ©tubte  vermadjit  t)<ittt,  gab  Ser.:  . 
laffung  ju  ©treitigfeiten  jwifeben  ?)apft  unb  Äaifer,  b 
volle  jwei  3<u)rbimbeTte  bauerten.  ©d)on  1130  würbe  r 


Italien 


411 


Italien 


nSfrerige  #erjogtbum  ber  «Normannen  ju  einem  .Königreiche 
rboben,  wdhrenb  bie  ©tdbte,  von  benen  immer  nwbre  fo 
iroße  Privilegien  erwarben,  baß  fie  in  ber  äßirflicbfcit  fcbon 
igentlicbe  greifbaren  warm,  ihre  »erfaffung  unb  SJerwal» 
ung  bejTcr  unb  fefler  ordneten.  Unter  benfelben  waren  be» 
cnbcrt  jwei  febr  mdcbtig:  $avia,  bie  alte  #auptftabt  ber 
fongobarben,  unb  baö  frif^>  aufblübenbe  SRatlanb,  welche« 
n  t-er  ©pifce  ber  ben  .Raifern  feinblicb  gefinnten ,  aber  vom 
Papfle  unterböten  guelfifdjen  Partei  fianb,  wdhrenb  9>avia 
u  ber  faiferl.  ober  gbibellinifcben  hielt.  Um  biefe  ,ut  unter* 
tübcn  unb  fein  faifcri.  Anfebcn  »u  behaupten,  mußte  Xaifcr 
jfriebricb  ber  Siotbbart  fecb§mal  über  bie  Alpen  jieben,  ließ 
idt>  in  $avia  unb  SRom  fronen  unb  fefcte  über  lebe  ©labt 
inen  Bogt  ober  g>obe|Ia.  Die  ©table  aber  fhftetcn  gegen 
5  riebrieb  llö7  ben  lombarb.  ©tdbtebunb,  bauten >  bem  Jtai= 
er  jum  Srob.,  eine  gefhmg,  bie  fie  ju  <£bren  beS  ^)apfieS 
lleranber,  be$  ©berbauptä  ber  ©uelfen,  Aleffanbria  nanm 
unb  erhoben  SRailanb  jut  Anführerin  beSJBunbel.  Der 
uifer  würbe  1176  bei  gegnano  fo  gefcblagen,  baß  er  einen 
•SajfenfiiUftanb  fcblicßen  mußte,  auf  welchen  1183  ber  foft» 
itfcer  griebe  folgte,  ber  in  mancher  #inficbt  für  bie  ©tdbte 
ebr  vorteilhaft  war.  Salb  nachher  würbe  bie  Aufmerffarm 

it  ber  bobenflauftfchen  Jlaifcr  nach  ©ieilien  geteuft,  unb 
ntn  gerieten  bie  lombarb.  ©tdbte  untereinanber  in  gebbe; 

t  ibren  eignen  SWauern  befdmpften  ficr>  ©uelfen  unb  ©bU 

füinen,  jum  großen  Scaebtbeile  für  bie  greiheit ,  benn  wa> 
cnb  biefer  neuern  Bwifie  würben  einjelne  Abeßgcfcblecbtcr 

«MC  wichtiger,  namentlich  bie  gbibeUinifcbe  gamilie  SRo-< 
u>,  welcher  ber  berüchtigte  ßjjelino  angeborte,  unb  baS 
ifdje  £au$  ejle.  Die  ©bibeUinen  würben  unter  grieb* 
ich  IL  immer  mehr  gefebmdebt,  bie  ©uelfen  bagegen  mich» 
ig  unterßüfet  von  bem  JBcttelorben ,  welker  um  biefe  Seit 
letfiftct  würbe  unb  bem  Zapfte  wefentlicbe  Dienfte  leiflcte. 

ü  in  jeber  ©tobt  riß  eine  AbclSfamilie  bie  #errfebaft  an 
ich,  wie  bie  beUa  ©cala  in  SNailanb,  nur  bie  Seejidbte  unb 
jlorenj  blieben  frei. 

AIS  bie  SKacbt  ber  £ohenflaufen  im  «Horben  burch  bie 
St&btf  gefcbwddjt  würbe,  warb  fie  im  ©üben  bureb  Äarl 
*on  Anjou  gebrochen,  ber,  vom  »Papfte  unterftüfct,  Unterita« 
ieit  eroberte,  ben  legten  ©prößling  ber  erlauchten  gamilie, 
Kon rabin,  ftblug,  ibn  auf  baö  JBlutgerüjl  fübren  ließ  unb 
idj  jum  Äönige  ber  gefammten  £albinfel  erbeben  wollte, 
j.'ihrenb  in  ben  ©tdbten  bie  SUolfSpartei  fich  ben  Übergriff 
m  beS  Äbelä  traftig  wiberfefcte,  batten  bie  ^afenpld^e  im 

..iben  Ittngji  eine  S3abn  beS  S?ubmS  unb  ©lürfä  betreten 
inb  fidb  burd>  J^anbel,  ©dnffabrt  unb  ©ewerbe  febon  feit 
em  Jöcginn  ber  Äreuyuge  auperorbentlicb  bereichert,  ©eis 

ibe  ber  gefammte  5Üerfel)r  beä  ^benblanbrö  wie  ber  8t> 
•ante  war  in  ibren  ^)dnben;  im  Anfange  beä  13.  Sabrb- 

tten  bie  SUenetianer  in  ©emeinfebaft  mit  ben  granjofen 
.ntinopel  erobert  unb  mebre  Snfeln  bejwungen;  bie 
,r  und  ©enuefer,  S3enebig§  92ebenbubler,  waren  nidbt 
er  mäd'tia.    3m  Anfange  be$  14.  3abrb-  unternabm 
ttaiftt  fieinrid)  VII.  einen  3ug  nad)  3-  unb  fübrte  bie  auft 
otabten  ccrtricbencn  Stprannen  wieber  in  biefelben  )u> 

i.f,  fobaß,  mit  XuSnabmc  »on  gtorenj,  bie  mei|ien  bebeu« 

^ern  JCrtfcbaftcn  in  9<crb:  unb  STOittelitalien  wieber  ^>er> 

i  befamen,  ^abua  v  05.  bie  Garrara,  SKailanb  bie 
ui,  SSüantua  bie  ©onjaga,  gerrara  bie  Gfie  u.  f.  w. 
on  ftit  1334  würben  tic  beUa  ©cala  ber  Unabhängig-- 


feit  ber  lombarb.  ©täbte  unb  £enen  gcfabrltcb,  unb  Storni 
©lanj  unter  bem  talentooUen  ütribun  Sola  JRienjt,  bet  1347 
ben  alten  Stu&m  ber  emiebrigten  ©tabt  wteberberfltflen 
wollte,  aber  ein  jDpfer  ber  ffiadjc  bei  Hoüi  würbe,  bauerte 
nur  furje  3eit    3m  3-  1339  hatten  febon  bie  ©enuefer 
aäe  an  ber  ©pifee  ber  rivalifirenben  Parteien  flcjjcnben  $a< 
trigierfamtlicn  vertrieben  unb  fieb  in  ber  9>erfon  ©imon  iBoc> 
canegra'3  einen  Dogen  gewdblt.     Die  ©djiffe  SknebigS 
unb  ©enua«  bebeeften  baS  mitteQanb.  SJieer,  unb  wdbrenb 
%  fort  unb  fort  »oller  gebben  war,  blübte  boeb  baS  ®e* 
meinweftn  unb  ti  nabele  bie  Seit,  in  welcher  bie  SBiffen* 
febaften  unb  ba3  ©tubium  be5  clafftfeben  2tltertbum8,  welcbe 
fo  lange  gefcblutmnert  batten,  wieber  erweeft  würben.  2JJit 
ben  SBiffenfcbaften  gingen,  namentlid)  feit  bem  15.  3abrb-, 
bie  &tinjie  ^>anb  in  ^anb,  unb  3-  war  reieb  an  Malern 
unb  9RU fif ern ,  JBaumeiftcrn  unb  ©ilbbautrn;  ti  warb  aber» 
malS  gebrerin  unb  SBorbilb  bei  ganjen  übrigen  Suropa. 
Den  SBobljtanb,  ju  welchem  bad  oielbewegte  £anb  fieb  em> 
porgefebwungen  batte,  oermoebten  webet  bie  furchtbare  sPcfi, 
welche  all  febwarur  Sob  um  bie  Sftitte  beä  14. 3ar)rh.  £u» 
ropa  verheerte  unb  auch  in  %  febrecflicbe  Xkrwüßungen  an» 
richtete,  noch  bie  umberfdjwarmenben,  bon  Sonbottiert  ange- 
führten SRiethtruppen  m  untergraben.  Dag  gefunfene  'Knie- 
ben  ber  beutfehen  £aifer  warb  einigermaßen  bureb  Jtarl  IV. 
wieberhergeflellt,  wdhrenb  bie  Siftconti  fo  m&chtig  würben, 
baß  fte  fclbft  ©enua  bezwangen;  aber  glorenj,  bie  ©tü|c 
ber  ital.  greiheit,  leitete  thnen  behanlichen  äBiberßanb.  ©d>on 
1395  Wußte  3oh-  ©aleajjo  SJiöcontt  cd  babtn  ju  bringen, 
baß  ^aifer  5i?enjel  ihn  mit  SHailanb,  all  einem  {>er)og> 
thume,  belehnte;  er  unterwarf  aueb  einige  Bett  ©iena,  ''Pe- 
rugia unb  Jöologna  feiner  «jpcrrfd>oft.    iReapel  war  injwi: 
fchen  an  baS  ^>auS  Xragomen  gefommeiu    2)tai(anb  erhielt 
bie  ©forja  ju  Sfrmtn  unb  glorenj  mußte  fieb  enbltcb  für 
ben  JBerluft  feiner  greiheit  mit  bem  ©lanje  begnügen,  ben 
bad  £au8  SRebici  oerbreitete.   Die  ^äpfle  hatten  ben  &ir< 
(benfiaat  aKmdltg  $u  »ergrißern  gefacht ,  unb  fo  war  in  ber 
^weiten  £älfte  bei  15.  3ahrb.  in  3-  eine  Zxt  t>on  ©leieb» 
gewicht  ber  5Wadjt  entfianben,  baS  erft  1494  burd)  SLlnia 
Staü  VIII.  »on  granfreich  gejlört  wurbt    Diefer  ndmlid> 
unternahm  einen  Bug  nach  3-/  um  Neapel  ja  erobern,  auf 
welche!  er  Xnfprüche  machte.    Da$  Unternehmen  lief  un» 
gtücflicr)  ab;  boeb  mifditen  fich  feitbem  bie  granjofen  in  bie 
ital.  Angelegenheiten  unb  £ubwig  XII.  unterwarf  SRailanb, 
wdhrenb  Sdfar  Jöorgia'l  Bemühungen,  fid;  jum  ^)errn  pon 
ganj  3-  SU  machen,  fdjeiterten.  3m  Anfange  beS  16.  Sabrb. 
faß  auf  bem  päpjtlidmi  ©tuhle  3i;liuJ  H. ,  ein  friegerifcher 
Üßann,  ber  3/1  Unabhdngigfeit  von  ben  immer  mächtiger 
werbenben  5öenetianern  bebroht  glaubte,  unb  baher  1508  mit 
itaifer  SRarimilian,  gerbinanb  bem  Jtitbolifeben  von  ©panien 
unb  Subwig  XII.  von  granfreich  bie  gigue  von  Gambrao  gur 
Demüthigung  S3enebig8  febloß;  biefe  aber  jerftel  balb  nach 
ihrem  GmtWben,  benn  fchon  1509  bilbete  3uliuS  mit  Stne> 
big,  ben  ©chweijern  unb  ©panien  bie  b.  Sigue,  um  bie 
granjofen  au?  3-  }U  vertreiben,    ©eit  1520,  um  welche 
geitceoX.  auf  bem  päpfilieben  ©tuhle  faß,  begannen  bann 
bie  Jtriege  jwifchen  granj  von  granfreieb  unb  Jtaifer  Jtarl  V. 
wegen  5Railanb§,  baS  nach  ber  für  bie  granjofen  unglücfli: 
eben  ©eh lacht  bei  favia  bem  Jtaifer  blieb,  ber  auch  1525 
ben  $apft  temüthigte  unb  beffen  Sruvpen  1527  9iom  plün« 
betten.  fBiftber  hatte  %  in  höhet  SMutc  geflanben  unb  ber 


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Itaifen 


472 


Italien 


©emeingeift  war  b\!>d)\l  lebenbig  qeroefcn;  mit  bem  Unter» 
gange  ber  greiftaaten  aber  verlor  fich  auch  aflmÄlig  bie  bis» 
hcrige  9?egfamfeit  beS  SebenS  unb  3-,  ein  ewiger  3anfapfel 
unb  ©pietbaü*  frember  2Jclcbte,  namentlich  jDeutfeblanbS, 
granfreidjS  unb  (Spaniens,  welche  fortan  bie  Gefliehte  beS 
ganbcS  »orjugSweife  beftimmten ,  fanf  von  feiner  haben  «Stufe 
^crab.  3»n  16.  3ab*b.  entftanben  mehre  neue  Staaten  unb 
JDpnaflien;  SDlontferrat  fam  an  bie  Gonjaga  von  2R«ntu«, 
*Parma  unb  »piacenja  würben  ein  ^jerjogtbum  ber  garnefe, 
wibrenb  bie  SBcrfcbro6rung  gieSco'S,  welcher  1547  in  ®<» 
nua  bie  Äriftofraten  ju  ftürjcn  unternahm,  miSlang.  9>ie» 
m ont  fam  1559  an  Gmanucl  ^hitibert  von  ©abo^en,  ger* 
rara  fiel  an  ben  .ftirebenftaat.  übrigens  erfreute  fich  3.  m 
tiefem  3abrb.  einer  lang  entbehrten  iKuhe  unb  würbe  erft 
1627  burd)  ben  mantuanifeben  Grbfolgeftreit  mit  in  ben 
breißigiAbrigen  Ärieg  verwicfeU.  1631  erwarb  ber  Jtircben» 
flaat  Urbino.  Buch  baS  17.  3ar>rb..  war  für  3.  beiweitem 
nicht  fo  bewegt,  wie  bie  frühem;  bagegen  würbe 3-  foflteicb 
im  Anfange  beS  18.  3abrf>.  #auptfd>auplati  beS  fpan.  <Jrb» 
folgefriegS.  jbftretch  eroberte  2Railanb,  SNantua  unb  ÜHont: 
ferrut,  roetdie  feit  1631  einem  fron}.  #cr$oge  gebort  hatten, 
•gab  dftantua  an<Saeopen,  befam  im  utrechter  grieben  noch 
(Sarbinien  unb  Neapel,  taufebte  aber  für  (Sarbinien  von 
©avowen  bie  3nfel  Sicilien  ein:  3>arraa  unb  »piacenja  fa* 
men  1731,  ald  bie  garnefe  auSjtarben,  an  einen  fpan.  3n» 
fanten,  ber  aber  nachher  beibe  an  jÖjrreicb  abtrat  unb  ba> 
für  Äonig  von  Neapel  unb  ©ieilien  warb.  1737  ftarben 
auch  bie  SDlebici  auS  unb  glorenj  fiel  an  granj  (Stephan, 
#erjog  von  Lothringen,  ber  1745  beutfeber  Jlaifer  warb 
unb  äoScana  für  eine  (Secunbogenttur  bc«  6jfr.»lotbring. 
jpaufeS  erflärte. 

JBis  au  ben  3citcn  ber  franj.  SJeoolution  genoß  3-  aber» 
malS  Sfutje ;  aber  1792  brangen  bie  granjofen  ein.  Sie 
befanben  fiep  mit  £>|rreicb,  Neapel  unb  bem_jt6nige  von 
Sarbinien  im  Jtriege,  ber  mit  wechfelnbem  0t tiefe  geführt 
mürbe,  bis  General  ©onaparte  auf  bem  ©cbauplafce  er« 
fchien,  (Sarbinien  jum  grieben  jmang,  Nijja  unb  <3a»open 
mit  granfreieb,  vereinigte  unb  ben  größten  ilbeil  ber  Zorn* 
barbei  eroberte.  2TB  auch  Neapel  aum  grieben  gelungen 
war,  errichteten  bie  granjofen  1797  bie  ciSalpinifcbe  We» 
publif  aus  SRailanb,  ÜKantua  unb  feilen  oon  >J)arnm  unb 
Nlobena,  woju  balb  noch  SJologna,  gerrara  unb  bie  JKo- 
magna  binjufamrn,  welche  ber  0ap|l  abtreten  mußte,  unb 
ba  biefer  mit  ben  geinben  granfreicbS  in  freunblicbetn  83er» 
fet>r  blieb,  würbe  auch  1798  Nom  jur  Nepublif  crllärt. 
3n  Genua  hatte  fid>  bie  ttrijiofratie  überlebt;  auch  fie  fiel, 
unb  Genua  mürbe  jur  (igurifchen  JKepublif  erflärt  3Die 
alte  Nebenbuhlerin  Genuas,  83enebig,  hatte  ein  fcblimmereS 
EooS.  Narbbem  eS  erft  eine  bemofratifebe  Söerfaffung  er» 
halten ,  warb  eS  1797  im  ^rieben  »on  dampo  Sormio  th«l5 
au  £f}reich  abgetreten,  ttieits  mit  ber  ciSalptnifcbcn  Kepublif 
vereinigt.  Da  Neapel  mit  ben  Gegnern  granfretebä  in  S$er> 
binbung  blieb,  unb  namentlich  mit  JKufjlanb  unb  dnglanb 
ein  Jßunbnip  gefd;(offen  hotte,  fo  überwogen  bie  granjafen 
t$  mit  Ärieg,  verjagten  ben  Ä6nig  unb  ftifteten  1799  bie 
partbenopeifebe  9?epublif.  2fl§  aber  ber  General  ftonaparte 
in  Kippten  fich  befanb,  würben  bie^ranjofen  in  3-  gefd>la- 
aen  unb  verloren  viel,  bis  Sonaparte  jurüetfam,  als  (Jörn 
Hit  mit  frifdjen  Gruppen  über  bie  2(lpen  ging  unb  burd; 
ben  <3ieg  bei  ÜRarengo  ben  Angelegenheiten  wieber  eine  an» 


berc  SBcnbung  gab.  3m  grieben  von  SunemUe,  1801, 
würbe  »Parma  mit  granf reich  vereinigt,  beffen  M»h«Tigft 
$erjog  SCoScana  unb  ben  Sitel  Jtduig  von  ^etrurien  erhielt. 
8ucca  unb  Genua  befamen  neue  &Jeffaffungen.  1802  warb 
bie  bisherige  ciSalpinifcbe  Kepublif  »ur  ital.  umgervanbelt  unt 
©onaparte  crfldrte  fid)  ju  ibrem  «Prafibenten.  »piemont  »urte 
mit  granfreich  vereinigt  unb  1805,  am  17.  ÜRarj,  erflärte 
ber  Jtaifer  T>er  granjofen  fich  auch  jum  Äonigt  von  3^  ba« 
eine  SJerfaffuttg  erhielt,  bie  ber  von  granfreieb  naebfiebüb« 
war,  »dbrenb  noch  mebre  gänber  3'S  mit  granfreia>  ver^ 
einigt  würben.  1806  ernannte  Napoleon  feinen  »ruber  Ja 
fepb  jjum  Äcmige  von  Neapel,  beffen  bisheriger  4>rrrf<bcr 
auf  Sicitien,  von  ben  dngtinbern  unterftüut,  eine  ^uflucbi 
fuchtc;  j>twicn  warb  mit  granf reich  vereinigt  unb  3ofefb. 
vertaufebte  ben  neapolir.  Sfhron,  ber  an  3oacbim  SJii 
fam,  gegen  ben  fpan.  1809  erfürte  Napoleon,  bajj  bn 
»)>apft  aufgel)6rt  b«be,  ein  roeltlicher  J^errfcher  ju  fein,  unb 
ber  Äirebcnftaat  würbe  granfreieb  einverleibt.  3-#  &aS  fe 
lange  3abrl)unberte  in  viele  einzelne,  ncbcnbublcrifcbe  ©ta<u 
ten  gelrennt  gewefen  war,  fab  in  Napoleon  feinen  (grlcfer 
unb  trug  baber  gern  bie  großen  Saften,  welche  tr>m  aui.v- 
bürbet  würben.  Noch  nie  war  fola>e  (Sidjerbeit  im  gcrir, 
gewefen,  alS  jur  3eit  ber  franj.  ^errfebaft,  unb  an  bie 
(Stelle  vieler  veralteten  Einrichtungen,  bie  fich  felbfl  überk; 
hatten,  traten  beffere,  bie  bem  Geifte  beS  Sab^bunber»  an 
gemeffen  waren,  namentlich  in  SBcjug  auf  bie  SfechtSpfleje. 

ÄIS  Napoleon  fein  ^>eer  in  {Riijjlanb  oerloren  trotte  u 
1813  bei  Seipjig  gefdilagen  worben  mar,  mußten  bie  gras 
jofen  1814  3-  räumen  unb  bie  meifien  Staaten  würben  il 
ren  frübern  {Regenten  jurüefgegeben.  ^arrna,  »piacenja  ur.: 
©uaftafla  famen  an  Napoteon'S  Gemablin,  2Warie  tu 
er  felbft  befam  (51ba  unb  Sflurat  behielt  NeapeL    ZU  at. 
ber  entthronte  Äaifer  1  sj r*  lieber  in  granfreieb  erfet 
griff  auch  Sfturat  ju  ben  Staffen,  würbe  aber  von  ben 
reichern  gefcblagen  unb  gerbinanb  IV.  erfebien  »ieba  m 
Neapel.   SJcurat  machte  ben  SBerfuch,  baffelbe  wieber  ju  a 
obern,  (anbete  von  Gorfica  auS  in  Galabrien,  mürbe  ah: 
gefangen  unb  1815  erftheffen.  Nun  erfolgte  in  %  eine  t 
(Milbige  .Ncftauration ;  ber  äönig  von  Sarbinien  warb  in 
feinem  (Staate  »vieber  cingcfee}t  unb  erbielt  außerbem  i 
Genua;  r|lrcid)  errichtete  baS  lombarbifd)« venetian.  Sic. 
reich;  ber  $erjog  von  äRobena  befam  fein  ganb  jurüd; 
SoScana  fiel  als  Großbcrjogtbum  an  ben  erjberjog  gett: 
nanb  unb  ber  »Papft  mürbe  wieber  .£>err  beS  ÄirchenfT.. 
Diefe  fimmtlidien  ^Staaten  finb  feitbem  mebr  ober  wen: 
von  irftrtid)  abhangig. 

iß  ei  biefer  Stejtauration  aber  waren  bie  SBünfcbe  unb 
bürfniffe  beS  SanbeS  nicht  überall  berüeffiebtigt  morbtn;  ti 
mürben  viele  veraltete  einriebtungtn,  jum  großen  SfiSoer. 
gen  ber  benfenben  »Wenfcben  unb  aller  Gcbi'lbetcn,  wieber  e; 
geführt,  vieles  ämecfindfiige  wieber  abgefebaffr,  ber  Geift 
brüeft  unb  eingezwängt  unb  ber  geheimen  »Policci  unb  beu 
fuiten  ein  weiter  (Spielraum  geöffnet.   Uiefem  unglüeflii. 
Verfahren  i(t  eS  jmufchreiben,  baß  3-  feit  bem  «Sturze  N. 
leon'S  fich  i"  ftetcr  Gährung  befunben  hat  unb  noch  jr&t  eine 
ÄJutfane  gleicht,  ber  jeben  Xugenblicf  aitSjubredjen  broht  2 
bie  Weftauration  in  fo  unvolfstbümlicber  SSeife  venubr, 
bitteren  fich  balb  überall  Gebeimbünbc  mit  ber  Xenbcnj  v. 
*u  bem  3mecfe,  bie  Ginheit  3.'S  vorjubereiren  unb  bei  nv 
fiigerer  Gelegenheit  inß  t'cbcn  treten  jii  laffen.    Gine  biev. 


Italienische  Kunst,  Literatur  493  und  Wissenschaft 


oolfStbümlichen  ©efellfcbaften,  bie  berühmte  Garbonaria,  jdbjte 
fc^on  1810  hunberttaufenbe  von  äßirgltcbcrn  unb  trat  1820, 
ili  in  Spanien  bic  CJorteSverfaffung  proclamirt  worben  war, 
Fräftig  auf.  3n  Sccapel  mufjte  btr  Aönig  gerbtnanb  t>er- 
»rccpen,  eine  btr  fpan.  dbnlidie  Gonfiitution  einjufübren; 
iud)  in  $iemont  mujite  ficb  bcr  Jt6nig  jur  9tacbgiebigfeit 
>tquemen,  bis  £>ftrcich  cinfcbritt,  1821  im  2Rdrj  Neapel 
inb  im  April  $temont  mifitairifch  befehle  unb  ben  alten 
Juftanb  ber  Dinge  roicberber jlcQte ,  ohne  barum,  wie  fchon 
int  mehrjährige  JDccupation  biefer  Bdnber  jeigte,  ben  ©eift, 
vilcber  ju  jenen  ^Bewegungen  antrieb,  pertilgen  ju  fönnen. 
Je  drger  ber  DrucT  in  ben.  ital.  Staaten  warb,  um  beflo 
weiter  griffen  bie  geheimen  ©cfeUfdbaften,  fo  groß  bie  3ob( 
beer  SÖJitbürger  auch  war,  um  mb  unb  1830,  nach  ber 
ranj.  SuliuSrcvolution,  geigte  fich,  bafj  ganj  3-  mit  einem 
irofjen  SRefce  von  SBerfcbworungen  überfpannt  war.  3n 
Nobena  brach  am  4.  gebr.  1831  ber  Aufftanb  au:-,  bem 
loa)  an  bemfelben  Sage  [üb  JBologna  unb  in  berfelbcn  SBodje 
)ie  ganje  JRomagna  anfchlofj.  £ie  Patrioten  fletften  bie 
tat  ßoeatbe  auf;  ber  £erjog  pon  SRobena  fab  fich.  genö= 
bigt,  in  ber  Sejlung  SKantua  eine  3ufluä)t  su  Jüchen;  über- 
i!l  würben  JBürgergarben  unb  eine  proviforifebe  8iegie* 
erridjtet  unb  biefe  führte  gleich  viele  SBerbefferungen 
:in..  Slavenna,  Stimini,  Marina,  baS  bie  Grjberjogin 
Ptarie  8uife  ju  verlaffcn  fub  genothigt  fab,,  Ancoqa  unb 
>itU  anbete  ©tdbtc  febtoffen  fid;  ber  JBcwegung  an.  Die 
Italiener  äfften,  ba  feine  ber  europ.  ©rofimachte  cingefcbrit= 
c:i  war,  um  ben  Auffianb  in  JBelgien  unb  $olen  ju  batm 
:fcn ,  bie  ^ftreicher  würben  aueb  in  3-  feine  Sntervention 
mternebmen;  allein  b,ter,  wo  für  ben  Äaiferftaat  fo  SUteleö  auf 
:cnt  Spiele  ftanb,  rücften  beffen  Gruppen  ein  unb  bcr  über* 
egenen  3}iad;t  fonnten  bie  Patrioten  niebt  wiberfrehen;  tbre 
üm'übrer  mußten  flicken,  ber  •&er}og  von  Sttobena  würbe 
rieber  in  feinen  Staat  jurücf geführt,  wäbrenb  bem  Zapfte 
KU  ben  europ.  ©rofmtdehten  ber  9?atr>  ertbeilt  würbe,  bie 
Verwaltung  bei  ÄircbenftaatS  uveef mdfjiger  ju  orbnen.  oeit- 
>cm  ift  in  3-  feine  ^Bewegung,  ton  wichtigem  JBelange  au$> 
sebroeben;  ber  Ginfall,  welken  ital.  unb  poln.  Flüchtlinge 
pjterbin  Pon  ber  ©djweij  au.-  in  ©avopen  mach teu ,  ging 
uurloS  porüber.  92ur  jur  3eit  ber  C(?olera,  welche  auA)  in 
s.  viele  SWenfeben  babinraffte,  cntjianben  r)tcr  unb  ba  Um 
üben,  unb  auf  ©tciüen  ereigneten  ftcf>  im  3- 1837  ©reuel* 
cenen,  bie  ben  beutlicbften  JBewetS  lieferten,  wie  tief  3-  von 
et  hohen  ©tufe  bcr  ©eftttung,  wÄdje  cS  im  Altertbume 
mb  im  SRittclaltcr  erreicht  hatte,  Ijerabgefunfen  ift.  ©iei> 
ien,  baS  bisher  einen  felbftdnbigcn  Ztytil  beS  SieichS  9lea> 
bilbete,  ift  vor  Äurjcm  mit  ben  übrigen  ^rovinjen  ohne 
Beittrtl  vereinigt  worben  unb  i;at  bic  wenigen  Vorrechte, 
ie  t&  bisher  nodj  befaß,  verloren. 

3taltrnidcr)e  flunst,  Citcratur  unb  tDteeenBrijaft. 
Das  Altrflc  gebilbete  SJoif  Stallend  waren  bie  &rruöfrr 
X  £etTurien),  unb  fdjon  in  \t\)t  ftür;en  Seiten  lief en  fidj 
kriechen  in  Untrritalien,  we(d)ed  bnijcr  ©rofigriecbcnlanb  ge^ 
lannt  würbe,  nieber  (vergl.  @ried;enlanb)  unb  brachten 
nti  ihrer  Jptimat  Qkfe^c,  üüJiffctifcbaft  unb  Jtunfl  mit.  £cr 
Keichthum,  welchen  m  bie  ©riechen  in  biefen  ^pflanjftdbten 
rroarben,  perweichlichte  fit  jeboch,  fobaß  fte  ben  mächtig  um 
ich  greifenben  Kimern  (»ergl.  Korn)  feinen  erfolgreichen 
8iU*r>ff9i».>ttr.  II. 


Sßiberflanb  ja  1  etilen  permochten,  unb  aOmdlig  fam  fowol 
^)etrurien  al*  ©roßgriechenlanb  unter  bie  JBotmafigfeit  ber 
Sibrntr.  Dad  hartt  röm.  3och  erbrüefte  bie  .Keime  ber  S3il- 
bung  tei  ben  &6lfern,  weniger  fcurdj  birecte  Verfolgungen, 
als  burd>  bie  fortwdhrenben  JCriegSbienfte,  ju  benen  bie  ge> 
bemüthigten  5Bölfer  unter  bem  tarnen  von  S3unbe8genoffeu 
gezwungen  würben.  &rft  al$  9?om  felbfl  aUmdltg  jur  JS9iU 
bung  erwuchs,  welches  befonberS  nach  ber  Sefiegung  ©rie> 
chenlanbS  ber  $all  war,  fonnte  auä)  ba*  übrige  3talien 
wieber  geijtig  emporfommen,  bod)  jog  fich  2lIleS,  waS  auf 
IBilbung  Änfprua)  machte,  mehr  ober  weniger  nadj  SRm 
ober  wol  auch  no<h  bem  gried).  %hen,  ber  aüberühmten 
Pflegerin  ber  Jtünflc  unb  äBiffenfcbaften.  'Ältranbrieu 
<f.  b.)  in  Xgppten  trat  aümdlig  an  bie  ©teile  XthenS.  Sie 
griech.  JBilbung,  welche  fo  t>errlict>  emporgeblüht  war,  fanb 
jeboch  in  3talicn  nur  ein  verfummerteS  Safetn  unb  fonnte 
in  ber  allgemeinen  @ntfittlichung  nicht  ju  größerer  XJoQfom* 
tntnbcit  gebei'hen.  2?ic  gei|Kgen  ©chdge,  welche  man  mit  ©rie= 
dienlanb  erobert  hotte,  würben  faum  aufbewahrt  unb  von  'Jf ic- 
manb  wahrhaft  perflanben.  Die  S5arbaren,  welche  über  3tas 
lien  herfielen,  vernichteten  enblicb  mit  ber  9{6mrrherrfchaft 
hie  legten  ©puren  alterthümlicher  S3ilbung  im  ital.  Stalte. 

2)ie  ital.  ©prache  ift  offenbar  auS  ber  remifchen  (lateinis 
fchen)  htroorgegangen  unb  bie  Abweichungen,  welche  ihr  eigen 
thümlich  fitib,  mögen  jum  Sheil  echt  ital.  Urfprungö  fein,  fo> 
fern  nämlich  *>on  i«h<t  f<br  verfchiebene  Dialefte  gefprochen 
würben,  wdhrenb  baS  ßateinifebe  als  ©chriftfprache  galt.  Aber 
febr  großen  einflujj  auf  bie  AuSbilbung  beö  3talienifä>en 
haben  auch  ohne  ßweifel  bie  {Barbaren  gehabt,  welche  3ta< 
lien  überfchwemmten,  jum  Sheil  ftch  feft festen  unb  mit  ben 
Eingeborenen  permifchten.  9? och  im  Mittelalter  war  baS 
Satetnifche  bie  ©prache,  in  welcher  vorjugSwetfe  gefebrieben 
würbe  unb  bie  alle  ©ebilbeten  in  Stalten  verftanben.  Erft 
bie  fjrofjen  Dichter  Dante,  Petrarca  unb  Jöoccaccto  brachten 
bie  mL  ©pradje  ju  <5hren,  inbem  fte  ihre  SMeijterwerfe  in 
ihr  fehrieben  unb  für  ihre  tfuSbilbung  forgten.  DaS  3ta> 
lienifche  biep  jum  Unterfchtebe  von  bem  gateinifchen  bie  lia 
gan  Tolgiu-e,  b.  i).  bie  gemeine  ober  S3olfSfprache.  3>n  3ta> 
lienifchen  hat  ftch  nun  allmälig  felbfl  wieber  eine  ©ebrift» 
fprache  neben  ben  vielen  verfebiebenen  Dialeften,  welche  in 
ben  verfebiebenen  ©egenben  gefprochen  werben,  auSgehilbet, 
boch  finb  auch  in  biefen  einzelne  SBerfe  gefchrieben  worben. 

SMS  ju  Anfange  beS  13.  3obrh.  gefchah  in  3talien  tot* 
nig  jur  gdrberung  ber  SSMffenfchaftcn  unb  Jtünfte.  DaS 
Sßtchtigfle,  waS  wir  auS  früherer  $tit  beftfeen,  finb  ©e? 
f dii cht? werfe,  j.  SB.  von  $au(  Sßarnefrieb.  (rinjelne  $dpfie 
Aeichneten  fich  burd)  theologifche  ©elehrfamfeit  auS  unb  an 
fte  fehl  offen  ftch  anbete  gelehrte  Theologen  an,  welche  jum 
SEheii  unter  ben  ©cholaflif ern  (f.  b.)  berühmte  9iamen 
haben.  3u  ©alemo  erblühten  gegen  6nbe  beä  10.  Sabrb. 
bie  metietnifchen  SBiffenfchaften  unb  eS  erfchienen  nicht  un: 
bebeutenbe  mebicinifche  SEßerfe.  Auch  bie  3iecht6wiiTenfchafs 
ten  erblühten  mit  ben  Freiheiten  ber  ©tdbte,  namentlich  wur> 
ben  in  bem  gelehrten  ^Bologna  burch  3rnerinl  bie  xbm.  ©e< 
fefee  erfldrt.  (SJratian  begrünbete  baS  fanonifche  9?eebt  ©ne 
eigenthümliche  ^oefie  gab  eS  vor  bem  13.  Jahrb.  in  3ta» 
lien  nicht,  wol  aber  fanben  ^rovenjalen  unb  Sroubabourt 
woblwollenbe  Aufnahme.  Die  ^>ohenffaufen  waren  greunbe 
unb  S3efchüe)er  ber  ^oefte,  bie  fie  felbfl  jum  Sbeil  übten, 


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Italienische  Kunst,  Literatur  41 

unb  unter  ibrem  ©cbu$e  bilbeten  fit&  »«  ©teilten  ©onget 
mjd;  bcm  SRufler  bei  «Provenjalen. 

3m  13.  3abrb.  machte  Stalten  ungemeine  gorrfebritte. 
?Kan  begann  juerfl  bie  lingn«  Tol^are  jur  ©ebriftfpraebe 
ju  erbeben.  3n  SoScana  mtutd«  »aterlanbiföe  $oefie. 
©uibo  ©utniceUi  auS  JBologna,  ©uittone  b'Ärejjo ,  ©uibo 
Gavaleanti,  Ugolino  Ubalbint  unb  Unten  finb  als  Siebter 

S nennen,  ©te  2(Ue  überflrablte  aber  ber  große  Florentiner 
ante  aiigbiert  (f.  b.),  weiter  nic^t  nur  als  Dieter, 
fonbern  oueb  um  bie  ita(.  ©pracbe  unterbliebe  SJerbienfie 
ftd>  erwarb.  3n  ffiologna,  9>tfa  unb  glorenj  würben  9>ro» 
fefforen  als  Grflärer  ber  Divina  commodia  angefteOr.  ©to* 
vanni  SöiScontt,  ßribifefrof  ton  «Kailanb,  übertrug  fogar 
bie  Auslegung  beS  berrlicben  ©ebidjts  jwet  SEf;eologen,  jwei 
Wofopben  unb  jwei  gefdpicbtSfunbigen  Florentinern.  SBetb* 
renb  in  bem  frübern  3abrbunbert  bie  JCreujjüge  baS  Xuf« 
fommen  ber  SBiffenfc&aften  jurücfgebalten  batten,  fingen  fie 
nun  an,  für  biefelben  färberlicfc  ju  werben,  inbem  bureb  fie 
ber  ©eift  aüfeitig  aufgeregt  worben  war  unb  ftcb  mannidb> 
faltige  Äemttniffe  ausgebreitet  batten.  Xu$  um  bie  SSStffen* 
frfjaficn  batten  ftet)  bie  #obenfiaufen  große  Berbienfle  erwor* 
ben.  (Biete  ©cbulen  würben  von  tbnen  «efliftet  unb  ibr 

Sof  war  niefct  nur  für  Äünfiler  aller  Hrt,  fonbern  aueb  für 
elebrte  eine  FreifMtte.  Die  großen  ©egner  ber  .^obenftau« 
fen,  bie  9>dpfte,  namentlich  3nnocenj  III.  unb  IV.  unb  Ur* 
banlV.,  waren  ebenfalls  boebgebilbete  Männer,  unb  bie  Uni* 
»erfttät  JBologna  (lanb  in  fo  boljem  glor,  baß  fie  ju  2£n> 
fange  beS  13.  3ab*b.  10,000  ©tubirenbe  jäblte.  $abua, 
tfrejjo,  tßicenja,  Keapel  fianben  ^Bologna  nidjt  viel  nadj>. 
Styeologie,  $bilof°Pbie,  SKatbematif,  tffhonomie,  SKebiein 
unb  befonberS  bie  KeebJSwiffenfcbafien  würben  eifrig  betrie» 
ben.  83on  mebren  ber  widrigem  ©tobte  würben  ©efefe» 
fammlungen  »eranfraltet,  'lind)  für  ©efebiebtfebreibung  würbe 
geforgt  unb  gelebrte  SKanner  befebüftigten  fieb  mit  bem  XI» 
tertbume  unb  beffen  ©ebriftwerfen.  SRarco  $olo,  ein  5Be» 
netianer,  machte  am  <5nbe  beS  13.  3abrb-  feine  berübmten 
Reifen,  bureb  welcbe  Europa  juerjt  nähere  JDunbe  »on  bem 
Snnern  XftenS  erbielt.  3n  btefem  Sabrbunbert  lebte  aueb 
ber  Florentiner  (Jimabue,  welcber  bie  fpüter  fo  ^errlicb  fitt) 
entwidelnbe  ital.  Malerei  begrünbete. 

Kicbt  geringem  Kubm  alö  Dante  erlangle  im  14.  3ar)rt). 
Petrarca  (f.  b.),  beffen  ^Poefie  jwar  minber  tieffinnig  war, 
aber  nur  um  fo  allgemeinere  Sbeilnabme  erregte.  Xuct)  er 
erwarb  fieb  große  SJerbienfie  nm  XuSbilbung  ber  etat,  ©praefre. 
6r  fanb  jabllofe  Kacbabmer,  ebenfo  wie  SBocc-accto  (f. b.), 
welcher  für  alle  Betten  dufter  reiner  unb  ferner  (Schreib« 
art  in  ital.  $rofa  würbe.  3talien  war  immer  mebr  jerfiütfelt 
worben  unb  bie  dürften  unb  vornehmen  Familien,  welcbe 
in  ben  angefebenen  unb  reiben  ©täbten  jur  ^»errfebaft  ge» 
langten,  festen  ibren  fcbönjten  SRubm  baretn,  als  S3cfdiutkr 
unb  Sefärberer  ber  SBiffenfcbaften  unb  Jtünße  gepriefen  ju 
werben.  Jt6nig  Stöbert  oon  Sleafiel,  bie  beQa  ©cala  ju 
Verona,  bte  ©onjaga  ju  9Rantua,  baS  ^auS  6fte  ju  $er* 
rara  unb  anbAe  waren  auf  biefe  SBeife  in  eblem  SBetteifer 
tbdtig.  Sieben  ^Bologna  erboben  ftcb  bie  Un werfttäten  w 
?)abiia,  9lea»el,  ^)ifa,  f)atia.  9lacbbem  man  baS  Rapier 
erfunben,  würben  bie  SReifterwerfe  alter  unb  neuer  3eit  »er» 
»ielfältigt  Sie  ©otteSgelabrtbeit  batte  au?ejejeid)nete  jBear* 
better  unb  ebetifo  bie  übrigen  SBiffenfcbaften.  Petrarca  unb 
»oecateio  glanjten  aueb  alä  ©elebrte,.  befonberS  auf  benr 


©ebiete  bet  ©efcbtd)tSforfe|)ung,  unb  Petrarca  erwarb  M 
wie  fr utier  aueb  Dante,  alt)  f>bi(ofo»b  beben  9fubm. 
©tut tum  ber  alten  ©pracben,  befonberS  ber  ©rieeben,  nxak 
bureb  bie  genannten  beiben  großen  Männer  neu  belebt 

jDurcb  bie  (Eroberung  AonftantinopelS  bureb  bie  2ürtni 
(amen  im  15.  3aiirb.  »tele  gelebrte  ©rieeben  noeb  Stalten, 
welcbe  liier  bie  Jtenntniß  beS  gried).  ^ItertbumS  noä)  team 
ausbreiteten  unb  befeuerten.  3n  SoScana  blübte  bai  fyti 
ber  SRebiei,  welcbe«  an  Cifer  für  Äünfle  unb  mfiam 
ten  eS  allen  übrigen  gürfien  jutortbat,  obfebon  eS  as  fcea 
SJiSconti,  efte,  ©forja,  ben  Äerjogen  »on  Urbii»,  t« 
SRarfgrafcn  »on  SRantua,  ben  Jtonigen  von  ÜReapel,  in  cta 
^dpften  unb  anbem  Surften  eifrige  9lebenbubler  (atte,  tot 
mdcfettgfle  £>ebel  jur  geijiigen  Forberung  würbe  jebocti  tiit 
SBucbbruderfunfr,  welcbe  f l d>  fcbneU  ausbreitete  unb  bei» 
berS  in  Stalten  willfommene  Xufnabme  fanb.  (SoSao  m 
SRebici  t)atte  »u  glcrenj  eine  ^latontfcbe  Xfabemte  ejeftiftet, 
ju  welcber  FicinuS,  ber  berühmte  Uberfe|er  ber  tyktovifta 
©Triften  in  baS  £atcinif$e,  geborte.  2Cucr>  bte  SKnß  be- 
gann man  wiffenfebaftlicb  ju  betreiben,  feitbest  fobeei» 
©forja  }u  2Raitanb  eine  6ffentlicbe  ©ebule  für  btefelbe  ein- 
gerichtet  batte.  Der  ©cfcbicbtfcbreibefunft  wenbete  man  h 
fonbere  ©orgfalt  ^u,  unb  unter  ben  vielen  ©ef<bi<b#ti: 
bern  tiefer  üeit  uter>nete  ftcb  '^neaS  ©plviuS,  ber  natfrui: 
als  $apfi  9>iuS  IL  t)ieß,  auS.  Daneben  machte  bie  vnt:--' 
fcbretbltng  rüftige  gor: [dritte,  inbem  eS  niebt  an  SDMnnrtn 
fcblte,  welcbe  wette  unb  gefahrvolle  Keifen  unterrutar, 
Tdm  ibren  @ntbecfungen  fegte  beS  ©enuefen  Solomb»  Ju;. 
finbung  XmerifaS  bie  Jtrone  auf.  SBenn  aueb  baS  1&  Sabril, 
feinen  Dichter,  wie  Dante,  aufiUjeigen  batte,  fo  m  o 
borb  reieb  an  ^cefte.  £orenjo  von  2Rebiei,  Xngelo  tob» 
gint,  bie  bret  SSrüber  |)u(ci,  IBojarbo  finb  vorjugSweife  f 
nennen.  2iud;  von  ital.  grauen  warb  bie  Dta)ift|if  c : 
©lud  geübt. 

©einen  glanjenbflen  Jg>6^epun!t  erreichte  ber  Seift  > 
lienS  im  16.  Sabrb.  bis  jur  «Kitte  beS  17.,  bem  3«ita-ttr 
beS  Xriofio(f.  b.)  unb  Torquato  SEaffo  (f.  b.j.  Xutfr 
©annajar,  öerni,  2lretino,  ©ernarbo  Saffo  (ber  Batet  bei 
SEorquato),  ©ttarini  (ber  berübmte  SBerfaffer  beS  JSma 
©cbdferS")  unb  2Cnbere  finb  talentvoöe  Diebter  ost  btrfa 
Seit.  Univerfitdten,  2(fabemien  unb  Stbliotbecen  nebtta 
fid);  neben  gürffen  unb  ©tetbten  begünfiigten  namentlia)  eie 
Vim  3uliuS  U.,  8eo  X.,  Clemens  YII.,  f)aul  III.,  H» 

8or  XIII.  (ber  83erbefferer  beS  ÄalenberS),  ©irtoS  V.  unb 
Irban  VIII.  bie  SBiffenfcbaften  unb  Jtünfte.  Kur  bie  2*0" 
logie  unb  ^bitefopbie  in  Stalten  würbe  burcr)  bie  in  )Deutf6 
lanb  auSgebro$ene  Keformation  in  ibrer  freien  Xuibilbwa 
gebemmt,  inbem  man,  um  ber  von  Deutfeblanb  aufgcten> 
benKicbtung  entgegenjuwirfen,  fid;  bemübte.  ftanamüia 
fefijubalten.  Unter  ben  fBertbeibigern  ber  pdpftlieben 
jeiebneten  ftcb  ßefare  iBaronio,  unter  beren  ©egnem  fafc 
©arpi  oortbeilbaft  auS.  Die  9>bi(ofopbie  fuebte  fieb  jum  2.^.1 
von  bem  ^ircbenglauben  gdnjlic^  loS^umacben;  Sforbfinui 
IBruno  unb  Gifar  JBantnt,  bie  auSgejetcbnetfien  ^itofepba 
tiefer  3eit,  mußten  aber  a(S  Äcfecr  mit  bem  geben  biiF^ 
wdbrenb  eine  febr  ausgebreitete  unwHJenfcbaftlicbe  freta. 
ferei  fieb  ungebemmt  unter  ben  ©ebilbeten  auSbratert.  »* 
tbemarif  unb  Katurwiffenfcbaft  maebten  in  biefer  jjeit  ^ 
jenbe  Fortftbritte,  inbem  2Rdnner,  wie  fiJern.  aeUpuS,  3j* 
fcruno,  SEb  CampaneHa,  ^ieron  GarbanuS  unb  »erffc* 


Italienische  Kunst,  Literatur  4*5  und  Wissenschaft 


1CTT 


bene  Xnbere,  vot  XQen  ©alilef  (f.  b.),  ©rimalbl  unb  JKor» 
tictlli  (f.  b.)  burcb  tbre  geiftreidicn  gorfcbungen  gu  un» 
[tcrblicben  SEBabrbetten  unb  troig  banlenSwertben  Grfinbun» 
jen  gelangten.  2(ud)  für  bic  »erfd;iebenen  Btoeige  btt  9ca* 
lurgeftbicbte  geföab,  fefcr  diel,  wie  bemt  1615  ber  erfte  Eebr» 
jlubt  für  Hernie  ju  9>ifa  erridbfet  würbe.  Natürlich  machte 
)ua)  bie  »erwanbte  2ßtfTenfd?aft ,  bie  Mebicin,  großartige 

[(dritte.  Die  SfecbtSgelebrfamfeit  bagegen  begann  ju 
infen.  Sieben  fl3enti»oglio,  Sembo.  unb  inberrt  trat  Mac* 
i ia» c Iii  (f.  b.)  als  ou8gejeid;neter  4£>ifiorifer  ouf.  Die 
gtaatSwiffenfcbaften,  baft  ©tubium  ber  morgen länbifcbcn 
Sprachen  unb  »orjüglicb  aud;  ber  (at.  unb  grieeb.  «Sprache, 
würben  mit  ©lücf  unb  Gifer  angebaut.  Man  wenbetc  gro« 
'm  gleiß  auf  Huffucbung  unb  (frftätung  röm.  2Üfertbümer, 
in  benen  Italien  fo  retdt)  ift. 

Um  eine  Siorftellung  von  bem  regen  geben  in  Jtunfl 
unb  SBijfcnfcbaft,  welche  ftd;  im  15.  unb  16.  Sabrb.  in 
Stalten  auSgebilbrt  hatte,  faffen,  muß  man  ftd;  vor  2t U 
len  ber  großen  Maler,  Jötlbner  unb  Jöaumeijler  erinnern, 
reelle  in  biefer  Beit  lebten.  2Bir  nennen  unter  ben  Katern 
nur  Doffb  Dofp  (1479—1560);  Mid}el  Hngelo  (f.b.) 
»uonarotti  (1474—1564),  ber  aud;  alft  Silbbauer  unb 
öaumeifter  auSgejeidmet  war;  Stafael  (f.  b.)  ©anjio  »on 
Urbino  (1483  —  1520);  ©iulio  Sfomano  (1492  —  1546); 
S8arbareUi  (1477—1511);  Sijiano  (f.  b.)  BerceHi  (1477 
—  1576);  Galbara,  genannt  Gara»aggio  (1495  —  1543); 
SobufK,  genannt  aintoretto  (1512  —  94);  $aul  JGeronefe 
(1532—88);  Antonio  2lUegri,  genannt  Gorreggio  (f.  b., 
1494—1534);  2obo»ico  Garracci  (1555—1619),  unb  feine 
SJtffen  Baoflino  (1558  — 1601)  unb  Ännibale  (1560*- 
1609);  ©uibo  Sieni  (1575  —  1642);  XlbdUt  (1578  — 
1660);  Domenico  äampieri,  genannt  Domenidjino  (1581 
—1641),  unb  »iele  anbere  tonnten  nod;  angeführt  werben, 
rie  nia)t  minber  unflerblidjen  9ia$rubm5  genießen.  (83gl. 
Malerei.)  2CI*  JBilbbauer  finb  DonateDo,  Sorengo  ©biberti, 
DJIicbel Xngelo  (»gl.  äSilbbauertunji),  als  S3aumeijler  »or 
Äücn  »ramante  (1444—1514),  bem  »runellefcbi  (1377— 
1444)  unb  MicbeHog_gi  »orangegangen  war,  ferner  $eruggi, 
ftafaelSSangio,  ©iulio  Slomano,  <5anfo»ino,  Michelangelo, 
icäter  Xnbrea  $allabio,  gu  ermahnen.  (SBgl.  Sautun fi.) 
KU  83ilbbauer  unb  ©olbarbeiter  glingte  im  16.  3abrb.  S3en* 
etnuto  Gellini  (f.  b.).  2tucb  an  ausgezeichneten  Gompo* 
litten  unb  ©angern  fehlte  eS  biefem  3abrbunbert  niebt.  9)0* 
cjhina  lieferte  großartig  feböne  Jtircbengefange  unb  1600 
nurbe  gu  gloren»  bie  erfle  opera  baffa  aufgefübrt. 

Slad;  1650  borte  Stalten  auf,  ein  glangcnbeS  SSorbilb 
Ii  baS  übrige  Guropa  gu  fein.  GinerfeitS  glaubte  man, 
im  bie  Jtirebe  in  ihrem  alten  2lnfeben  gu  erhalten ,  bie  Sit-. 
jungen  tti  freien  ©eifle$  immer  mehr  unterbieten  gu  müf» 
en  unb  anbererfritS  griff  eine  <3itten»erberbniß  um  fieb, 
belebe  eine  golge  bc3  beimlid)  ftcb  auSbreitenben  Unglau> 
Jens  war  unb  burd;  welcbc  ber  ©eift  erfc^lafft  unb  ju  groß« 
ntigen  ©ebopfungen  unfähig  würbe.  Die  tleinen  ital.  ©taa; 
ten  würben,  wie  fie  an  innerer  Äraft  verloren,  immer  mebr 
rtn  Spielbaö  ber  ^olitit  frember  ÜJ?dcbte,  unb  nicht  wenig 
Irug  ju  biefer  (Scbwacbung  ber  Umflanb  bei,  baß  [ich  feit 
tet  Gntbecfung  2£merifa5  unb  be$  ©eewegS  nacb  SDpinbien, 
cer  ipanbel,  wekbet  einft  unermeßlid)e  »Keicbthümer  nad; 
Stalten  führte,  immer  mebr  na$  anbern  Dichtungen  fortjog. 


Scfcon  mit  ©iambattifla  SUtanno  (1569—1625)  unb  ftot^ 
mebr  bureb  feine  Nachahmer  flieg  bte  ttaL  f)oefie  oon  ihrer 
^>6be  herab.   Denn  obfebon  Marino  felbfi  noch  AU  ben  au8< 

fieieiebnetern  Sichtern  gehörte,  fo  litten  hoch  feine  Serfe 
Aon  an  jenen  Uberlabungen,  weltbe  ftet*  ben  Übergang 
wahrer  $oefte  in  falfdje  anbeuten.  2tleffanbro  2a|foni,  weu 
eher  ein  f omtfcfjeS  ^elbengebicbt  febrieb,  fanb  nietjt  eben 
glüctlicbe  9{acbabmer.  Der  Maler  ®al»ator  fltofa  trat  al$ 
herber  ©atirifer  auf.  Durd^  fran).  SRufrer  gebilbet  war 
granceäco  2t(aarotti;  ber  feinfühlenbc  ©iufeppe  ^arini,  ber 
fromme  Dnofrio  SRenjoni,  ber  wifeige»  ©iambattifta  GafK 
unb  2Clf t er <  (f.  b.)  geboren  gu  ben  erfreuliebften  Grfebei« 
nungen  ber  fpätem  3eit.  Der  8e|tgenannte  jetebnete  fich  bu 
fonberS  burd)  feine  Srauerfpiele  auö  unb  in  neuerer  ßeit  ha» 
ben  üRanjoni,  iRiccolint  unb  ^)eÜico  auf  biefem  ©ebiete  ber 
|)oefie  9i ubm  erworben.  2flS  ber  wiebtigfie  Didier '  beä 
18.  3abrb-  if>  SRetoflafio  ju  nennen,  beffen  irobiflin- 
genbe  SSerfe  bie  Siefe  bed  ©efübtö  unb  bie  $cl)t  echter 
$oefte  eiferten.  Die  auä  granfreieb  aud.)  über  5talien  ftd; 
auöbreitenben  $ret^ettStbeen  regten  mehre  Dicbter  auf,  welche 
jeboch  nur  eine«  »orübergebenben  GirfoIgeS  fftb  erfreuten. 
Der  auSgegeidmetfte  unjer  benfelben  war  ÜSonti  (1754— 
1828),  ber  jebod)  allen  Parteien  fcbmeicbelte,  wcldpe  nacb= 
einanber  in  3talien  au  ©ewalt  gelangten.  3n  neuefler  Seit 
haben  bie  3taliener  ber  Literatur  beä  2tuSlanbe3  oicle  SEheil» 
nähme  gefd)entt  unb  befonberä  fanb  SBalter  Scott  »iele  8$t-. 
wunberer.  SRamoni-,  Stoftni,  2(geg(io  lieferten  au ägejcidi; 
nete  {Romaney  fSxan^txx  unb  mehre  Xnbere  ^aben  aud;  mit 
Grfolg  bie  religi6fe  ^oefie  wieber  aufgenommen. 

Unter  ben  SBiffenfcbaften  blühten  in  3talien  fett  1650 
»orjugSrocife  biejenigen,  weld>e  fid)  mit  bem  Tdtertbume  be; 
febäfttgen.  2(le(fanbro  2llbani  unterffü|te  biefelben  triftig, 
obgleicb  er  felbfl  nidjt  (SdjriftfreHet  war,  unb  SBolpt,  gaccio» 
tart,  gorcellini,  ÜJloreÜ*i,  gabroni,  2Raffei,  gea,  Wopni, 
Mai  unb  Tlnbere  erwarben  ftcb  große  Süerbienfie.  S3i5  in. 
bie  neuejte  3eit  fuebte  man  befonberö  auch  burd)  Stacbgra* 
bungen  'fllterthümcr  gu  erlangen  unb  befehäfttgte  fief?  mit  be> 
ren  (irflärung.  Die  Ueiflungen  für  ©efebiebte  tonnten  unter 
bem  Dructe  ber  3eit»erbältniffe  niä)t  bebeutenb  fein.  <3ehr 
erfreuliche  gortfehrttte  haben  aud)  burd;  Staliener  fernerbin 
bie  SRaturrpiffenfcbaften  gemaebt.  ©paUangani,  Malpighi, 
Manfrebi,  Morgagni  unb  Rubere  waren  für  5?b»f»ologie  tbä< 
tig,  wahren b  burd;  S3oreOi,  ©uglielmini,  Micbelotti  unb 
2tnbere  bie  2trjnein)i(fenfd;aft  gef6rbert  würbe.  Unter  ben 
$)bi;fitern  geiefaneten  ftd;  burd;  großartige  gnt bedungen  S3o(ta 
(f.  b.),  gontana,  SBertbolIet,  Gawallo,  ©aloani  (f.  b.)  unb 
änbere  au$,  an  weldje  fid;  in  neuefler  Bett  2(mici,  2tnti« 
nori,  sJcobiIi  unb  2tnbcre  angefd;lo(fen  haben.  SSorjüglidie 
Matbematifer  unb  Xjfronomen  ftnb  außer  einigen  ber  eben 
genannten  9eaturforfd;er  5Bi»iani,  Gaffini,  Manfrebi,  9)iajji, 
3nghirami  unb  Xnbere.  3ur  Aufmunterung  unb  SQerbrcts 
tung  wiffenfcbaftlicber  S3ilbung  wirtte  bie  fran>.  ^errfchaft. 

Mit  großer  SSorliebe  tebrte  man  gu  ben  Meijterroerfen  ber 
iBlütegeit  ital.  Literatur  in  neuefler  3eit  gurüct  'unb  machte 
bie  ital.  ©pradie  felbfi  gum  ©egenflanbe  wiffenfcbaftlicber 
gorfd)ung.  SSelt»,  Literatur unb  Äunftgefcbidjte  haben  in 
Stalten  tüd)tige  ^Bearbeiter  gefunben.  -Die  ©eograpbie  würbe 
burd)  Gntbecfung§reifen  in  noch  unbetannte  ©egenben  unb 
treffliche  SBerfe  bereichert;  »or  2CUen  leuchten  Kbrian  SiaU 

60' 


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Ixfon 


4J6  Jackson 


hH  öerbienfle  bervor.  Siod)  meb>  öl*  bie  SBiffenfdjaften 
baben  feit  länger  al$  einem  3abrbunbert  bie  Äunffc  in  3ta= 
lien  baniebergelegen.  Unter  ben  gegenwärtig  noch  lebenben 
SWalern  finb  bie  audgejeidmetflen  Gamuecini  in  9?om,  ©en» 
»enuti  in  gloren)  unb  Änbere.  9lur  bie  2Rufif  f>at  in  3ta: 
lien  an  allgemeiner  £t}cünabme  unb  lebhafter  Pflege  gegen 
früher  nicht  verloren,  ©eit  1600  würbe  bie  Dper  mit  uns 
gemeinem  (Eifer  au&gebilbet.  GS  fehlte  roeber  an  auSgejeicb» 
neten  Gomponijlen ,  noch  an  gefeierten  Sängern  unb  3Ku< 
ftfern.  (©.  SÄufit.)  2Bir  errpäfmen  r>ter  nur  ber  neuern 
Gomponiflen:  Gimarofa,  9fictolini,  ©alieri,  ©pontini,  fllof« 
ftni,  ©enerali,  SDlercabante,  SSeüini,  Doimetti,  JRigbini, 
Gberubini;  ber  Sängerinnen:  Gatalani,  $ajta,  SWalibran, 
$ala}&eft;  be$  grojjen  Biolinfpielere"  "Paganini  u.  f.  n>.  3Kan 
n'Ujmt  an  ber  ital.  SRufif  2Äe(obienreid>tl>um,  bracht,  SBob> 
laut,  unb  fabelt  an  ihr  5Bernad;laffigung  ber  Harmonie, 
Sföangel  an  5£iefe,  fBernaöjläfiigung  ber  llfrfrrumenralmuftf, 
SBeicblicbfeit,  Üppigfeit  u.  f.  n>.  Die  ital.  SJaufunft  war 
feit  bem  17.  3abrb-  von  itjrcr  trübem  ©rojje  tief  berabges 
funfen  unb  febrte  erfl  in  neuerer  Bett  ju  einem  burch  bie 
2)Jufter  ber  Elten  gebilbeten  be|Tern  ©efdmtacf  jurücf.  Die 
SBilbbauerfunfl  teilte  ba§  ©cbicffal  ber  JBaufunft  unb  mürbe 
nur  erft  burd)  Ganova  (f.  b.)  ju  ber  ibr  ctgentbümlicben 
SBürbe  jurücfgefüljrt. 

3rion,  Äinig  ber  Capit&en  irr  SE&effalien,  ifl  in  ber 
gried).  ©age  befannt  burd)  feinen  grevelmutb  unb  feine 
Strafe.  3upiter  r)atte  bem  3-  gemattet ,  mit  ben  ©ittern 
beim  SRafcle  ju  ftfcen,  aber  3.  fafjte  eine  frevelhafte  Steigung 
für  3uno,  bie  ©emahlin  beS  ÄönigS  über  ©6tter  unb  Wem 
fd)en.  Gr  begehrte  fie  5U  umarmen,  unb  obgleich  il;n  3uno 
getciufdjt  unb  ein  SBolfengcbilbe  ffatt  it>rcr  untefgefaoben 
batte ,  fo  fdjleuberte  bod)  Supiter  feinen  S3lifc  gegen  3.  unb 
verurteilte  ifm,  ba§  er  für  immer  in  ber  Unterwelt  mit 
©drangen  an  ein  9Iab  gefefjelt  werben  folfe,  wclcfjeS  ein 
©rurmwinb  in  Umfcbwung  fefcte.  2fu§  jener  Umarmung  ber 
SEBolfe  follen  bie  Gentauren  (f.  b.)  entfprungen  fein. 


Jod. 

3acarandai)ol3  ober  brafil.  $ocfb>lj  beißt  ein  fdiJ. 
neS  fdjwarje«  ober  weifjgeaberteS ,  feb\  fcarteS  #olj,  bef* 
fen  man  fid)  in  gurr.ieren  vielfadj  )ur  Serfertigung  von 
SRobeln  unb  ©alanteriearbeiten  bebient,  unb  ba$  au$  ffira- 
filien  unb  von  ben  3nfeln  be3  grünen  SBorgebirgeo"  naa) 
Guropa  eingeführt  wirb.  Der  23a um,  von  weichem  biefeS 
#o(j  gewonnen  roirb,  iß  noch  nicht  naber  befannt. 

3(lcraurotbaum  (ber)  ifl  nirfjt  mit  bem  eigentlichen  JBrot» 
fruö)tbaum  ff.  b.)  ju  oerwecbfeln,  von  meinem  er  ftd?  fehem 
in  ber  ©eftalt  ber  ffilätter  unb  burd;  feine  ganje  gorm  unten 
fdpeibet.  £)cr  bier  abgebilbete  3accabrotbaum  bat  unge- 
teilte, f pannen lange,  eiförmige  Slätter  unb  roäcbfl  }u  ns 
nem  jiemlidj  anfebntieben  -Sßaitme  auf  mit  tiefem  ©ramme 
unb  gerounbenen  fcften.  Die  SJinbe  ifl  fefl  unb  entbalt  et* 
nen  mild>igen  ©aft  Der  Saum  ifl  in  £>flinbien  einbetmifcb 


unb  bat  woblfcbmecfenbc  ffrüdite,  wefdje  man  tbeitt  fritt 
tbeiui  auf  manniebfaebe  SEBeife  zubereitet  geniegt.  Xu^tncb 
net  man  biete. ben  unb  bereitet  ein  Webl  au§  ifenen.  £im 
grüßte  finb  japfenförmig,  ungefähr  2  g.  lang,  balb  febii 


unb  gegen  30  ?>f.  fdjvoer.  ©ie  baben  eine  grüne,  mit  |h 
djeligcn  ©ebuppen  befehle  ©*ale,  in  ber  eine  grofeXn^l 
fleiner  gruebte  mit  gelblichem,  fügem  gleifcb  unb  riseo 
gruebtfem  enthalten  jtnb.  5Die  grüdjte  roaebfen  tbeitt  au* 
bem  ©tamme,  tbeiü»  and  ben  tiefern  Xften.  Gin^elneS^eil» 
bcö  &aumö  werben  audj  al*  Arzneimittel  in  Änrnabun? 
gebraut 

Jacljt  nennt  man  eine  "Kit  leidster  unb  ba^er  f^ad  fr 
gelnber  ©cf^iffe,  mit  einem  ober  jwei  ÜÄaßen.  bereu  das 
ftd)  b<*"f«g  als  $oflfd;iffe  unb  jur  eiligen  Ceforberung  Mi 

SRadjridjten  ju  bebienen  pflegt. 

3ark60n  (Xnbrew),  von  1829—37  fMfftent  bcrB» 

einigten  ©taaten  von  Korbamerifa ,  icuroe  am  11 


Jfecobl 


Jacotot 


1767  auf  einem  ftuibgute  in  ber  5J?dtie  von  (Somben  in  Sübi 
arolina  geboren,  toeUped  feinen  aus  3rlanb  fiammenben  tl- 
tm  geborte.  3-  würbe  bem  geiltlicben  Sranbe  beftimmt, 
)ing  jebod)  in  feinem  16.  3abre  in  ÄriegSbienfte  unb  wib» 
nete  per)  nach  jweiidbriger  SDienftjeit,  wabrenb  welcher  er 
einen  ©ater,  feine  SRutter  unb  im  .Kampfe  jwei  JBrüber 
>erloren  blatte,  ber  9?ec&tSwiffcnfchaft.  Qx  lebte  borouf  alS 
KecbtSgelebrtcr  erft  in  SRorbcarolina,  bann  in  &enneffee.  S3ei 
)tm  Eintritte  bed  lefctgenannten  Staats  in  bie  Union  rourbe 
3.  ein  SRitglieb  beS  AuSfcbujfeS,  welcher  1796  baS  ©runb: 
}efefc  entwarf  unb  nachher  beim  ßongreffe  Abgeorbnefer  »on 
Jcnneffee  unb  enblicb  (Senator.  q>otitifd?e  ©riknbe  bewogen 
pn  nachher,  nach  £enneffee  jurücf jufebren,  wo  et  1799  Ober» 
iebter  unb  Oberbefehlshaber  ber  SRilij  rourbe.  Spdter  jog 
tt  fich.  ganj  von  ben  StaatSgefchdften  j, u r ü cf  unb  trat  1812 
aneber  tn  öffentliche  $b&tigfe*it,  als  er  »on  bem  Gongreffe 
mit  bem  JDberbefebJc  über  bie  9Rilijen  beauftragt  rourbe. 
©egen  bie  ©ngtanbet  befehligte  3.  ein  GiorpS  »on  2i» 
nientruppen  unb  braute  jenen  eine  bebeutenbe  9lieberlage 
bei  Snbefl  hatte  3.  raantbe  SBorroürfe  gegen  ftcr)  rege  ge> 
macht,  welche  ftch  auf  fein  fcbnelleS  unb  für  ©eroalttbättg; 
f fit  ausgegebenes  Verfahren  belogen.  <5r  mujjtc  fi<±>  wegen 
ienet  Borwürfe  »erantworten.  Schon  früher  hatte  3-  mit 
©lud  gegen  bie  Snbianer  gefdmpft  unb  biefe  Äämpfe  wie* 
terbolten  fich  in  ben  3abren  1810—21.  3"  biefem  3af>re 
trat  3.  in  ben  $ri»atfianb  jurücf,  inbem  er  jebe  öffentliche 
Sbätigfeit  juructwieS.  Ser  Staat  £eniuffee  hatte  ihn  febon 
1825  jum  «präftbenten  »orgefcblagen,  aber  bicfeS  ?P?aI  rourbe 
bureb  feegünftigung  be»  ^aufeS  ber  9fepräfentanten  jQuincy 
ttbamS  f>räfibent. '  9cacbbem  beS  2cfctgcnannten  3«it  ieboch 
vorüber  war,  würbe  3  /  ben  bie  fübl.  Staaten  bir  Union, 
foroie  bie  bemofratifeb  gefinnte  «Partei  untcrjtüljten,  1829 
:um  ?>riftbenten  erwdblt  unb  baS  befte  3eugni{?  für  ben 
SeifaU,  ben  feine  {Regierung  rro(j  bem  heftigen  SiSitterfprucbe 
ber  gelbsariflcfratifdjen  Partei  gefunben  hatte,  legte  ber  Um: 
flaab  ab,  baf?  nach  Ablauf  ber  gefe^licben  »ier  3ahre  3- 
•um  {weiten  *D?aIe  jum  ^rdfibenten  gewählt  rourbe.  C5r 
W  fia>  ftet«  alS  einen  »aterlanbSlieb*enben ,  f(ugen,  befonnej 
neu  unb  triftig  feine  überjeugung  unb  baS  JBcfte  beS  Sias 
tctlanbeS  »ertretenben  SJtann  gejetgt.  Unter  feiner  9?egierung 
ivaren  eS  namentlich  bie  Angelegenheiten  ber  3oHgcfefce,  ber 
SfSrrt^dltntffe  ber  im  3nnern  ber  Bereinigten  Staaten  wob: 
nenben  3nbianer,  ber  Stationalbanf  »on  18lfi,  ber(?ntfcba> 
HäungSanfprüche  gegen  ffranfreieb,  welche  bie  bauptfdcblicb= 
Im«  her  untet  feiner  «prdfibentfebaft  »erbanbelten  ©egcnitänbe 
ausmachten. (Bgl.  Bereinigte  Staaten  »on  9lorbame- 
rifa.)  ©alb  nach  feiner  er^en  Ernennung  jum  ^raftber.ten 
batte  3-  ben  SRartin  »on  ©uren  jum  StaatSfccretair  er» 
nannt.  Siefer  ging  ganj  in  ben  ©eijl  3-'S  ein  unb  würbe 
fon  biefem  baher  fchon  1835  ju  feinem  Nachfolger  torge> 
f*lagm  unb  auch  wirflieb  1837  jum  $räfibenten  erwählt. 
3-  h«t  fich,  obfehon  »ielfach  t>on  einer  machtigen  ©egenpar« 
tei  angefetnbet,  boch  bie  4>otb,achtnng  unb  2icbe  ber  meiften 
Öereopner  ber  norbamerifan.  Staaten  erworben.  9lach  fei; 
ntm  BJücfrritt  hat  er  ftch  wegen  Ärdnflichfeit  oon  allen 
^taatSgtfchäften  jurüefgejogen  unb  lebtieitbem  auf  feinem 
2<*nbfu}e  ^)ermitage  im  Staate  3lenne|fee. 

J«cobt  ift  ber  9tame  jweier  »ruber .  von  benen  ftch 
"fr  eine  als  Dieter,  ber  anbere  borjüglich  a(S  ^hüofoph 


befannt  gemacht  bat  Sie  waren  bie  S6bne  eines  wc-blba; 
benben,  auS  bem  ^an6oerfcben  flammcnben,  aber  in^uffeft 
borf  angefeffenen  ÄaufmannS.  3ohann  @eorg,  ber  Dir^j 
ter,  war  1740  geboren  unb  wibmete  fich  auf  ben  Unwerft: 
taten  ju  ©6ttingen  unb  .f)elmftebt  bem  Stubium  bet  Stbeo: 
(ogie.  (fr  würbe  nachher  $rofeffor  ber  ^>r)iIofoy>r>ie  unb  ®c; 
rebtfamteit  ju  ^wüe  unb  trat  17(4  juerft  als  dichter  auf. 
9Zachmal5  würbe  3-  mit  ©leim  befannt,  welcher  ihm  1769 
ju  einem  tfanonifat  in  £alberjtabt  behilflich  war.  3m  3 alire 
1784  folgte  er  einem  Stufe  jum  ?)rofeffor  ber  fcr)önen 
SBtffenfchaften  nach  Sreiburg  tm  ©reiegau.  $icr  flarb 
er  1814,  geachtet  unb  geliebt  als  Sichter  unb  SSenfch. 
Seine  ©ebtehte  jeichnen  fich  bureb  Anmuth  unb  £eichtigfrit 
aus,  pnb  aber,  befonberS  bie  frühem,  etwas  weichlich  em« 
pftnbelnb.  3-  hat  1774—76  eine  3eitfchrift  „3riS"  unb 
fpdter  eine  Sidhc  von  3ar)rrn  hinburch  2afcbenbücher  her: 
ausgegeben.  Seine  gefammten  SBerf e  ftnb  mehre  9J?al ,  julefet 
1825  in  »ier  JBdnben,  hfrauSgegeben  worben.  —  9ioeh 
beutenber  war  baS  SBirfen  beS  jungem  SruberS  8 rieb  rieh 
Heinrich,  ber  1743  geboren  war  unb  »on  feinem  fiJater 
gegen  feine  eigne  9leigung  bem  >£>anbeISftanbe  gewibmet  würbe. 
Äuf  feine  SBilbung  wirfte  fet>r  »ortheilhaft  ein  breijdbrigc 
Aufenthalt  in  (Senf.  @x  übernahm  hierauf  baö  »dterlicbe 
©efchdft  unb  »erbanb  (ich  mit  einer  nicht  nur  fehr  »ermos 
genben,  fonbern  auch  burch  geijh'ge  (5igenfdbaften  unb  *Bil: 
bung  hichfl  ausgezeichneten  grau.  Seme  gtibJgfeiten  fanj 
ben  einen  angemeffenern  2Birf ungSfreiS ,  nachbem  et  jum 
93?itgliebe  ber  ^oframmer  ernannt  worben  war  unb  feine 
faufmännifchen  ©efchdfte  aufgegeben  hatte,  hiernach  würbe 
er  1779  nach  SKünchen  berufen  unb  jum  ©eheimrath  er* 
nannt.  25er  Umgang  mit  ben  auSgejeichnetflen  ©eiflern  feis 
ner  3eit  würbe  für  ihn  aufregenb  unb  belehrenb.  9cachbem 
bem  er  ftch  f«t  1794  einige  3eit  in  ^>oI(lein,  fflanbSbecf 
unb  ^amburg  aufgehalten  hatte,  folgte  er  1804  wieber  et> 
ner  SÖerufung  jum  9J?itgliebe  ber  Afabemie  ber  SBiffenfchaf: 
ten  in  SRünchen,  beren  ^)rdfibent  er  1807  würbe.  AIS  er 
in  fein  70.  3ar)r  trat,  legte  er  feine  Stelle  nteber,  behielt 
aber  feinen  ©ehalt  bis  an  feinen  1819  erfolgten  Sob.  3- 
war  jugteieb  Sichter  unb  9>r)tIofopr)  unb  bie  innige  SBrrbin; 
bung,  tn  welcher  ^oefte  unb  ^hilofopbie  »on  ihm  bargeftetlt 
würben,  »erfcf>affte  ihm  »iele  Anhdnger,  obgleich  bie  jtrenge 
Sßiffenfchaft  baburch  weniger  geförbert  würbe.  Sieffinn, 
SBarme  beS  ©efüblS,  gewanbter  unb  treffenber  AuSbmcf 
ber  @mpftnbung  finb  feine  auSgejetchnetfien  (£igrnfchaften. 
6r  flanb  in  ©egenfa^  mit  ben  großen  9>bÜofophen  feiner 
3eit:  SRenbelSfohn,  Äant,  gierte  unb  Stelling,  unb  man 
fann  fagen,  baß  er  bieN  gobemngen  beS  ganjen  SKenfchen 
gegen  bte  wenn  auch  großartigen,  boch  mehr  ober  weniger 
einfeitigen  Auffaffunaen  ber  JHJiffcnfchaft  geltenb  ju  machen 
fudpte.  Auf  biefe  SBeife  hat  er  firbemb  jur  SBerooHfomms 
nung  ber  ?>hilofophie  beigetragen.  Seine  gefammelten  Schrif? 
ten  erfchienen  (2pj.  1819—20)  tn  fechS  SBdnben,  woran 
fi<h  ein  öriefroechfel  (2pj.  1825—27)  in  jwei  ©dnben  fcbjieft. 

Jacotot  (3of.)  ift  ber  (grfmber  einer  eignen,  auf  philo^ 
fopbifche  Uberjeugung  gegrünbeten,  Unterrichts  weife ,  welche 
et  „Unioerfalunterricht"  genannt  unb  mit  ©Tfolg  in  Anwen» 
bung  gebracht  hat.  3*  tß  )U  Sijon  geboren  unb  ju  «Paris 
auf  ber  polotechnifchm  Schule  efjogen  worben,  hat  hierauf 
eine  3eit  lang  JtriegSbienße  gettjan,  unb  ftch  enblich  alS 


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Jagd 


498 


Jagd 


5>rofeffor  ter  Sprüchen  unb  ber  £D?atl?cmatif  cm  ber  potp* 
tecbnifcbcn  Schule  ju  $ari$,  bann  als  9>rofef[ot  ber  franj. 
Spraye  unb  Literatur  ju  Söwen  bem  UntenicbtSwefen  ge= 
wibmet.  Seinem  Unieerfalunterricht  liegt  ber  ©cbanfe  ju 
©runbe,  baß  alle  OTenfcr/en  t>on  bcr  Statur  mit  gleiten 
Anlagen  unb  gi^igf eiten  auSgeftattet  unb  baß  a(fo  nur  bi« 
Umflanbe  eS  finb,  burcb  »elc^e  tiefe  Anlagen  bei  einigen 
flÄenfa)en  ju  einem  geringem  ©rabe  ber  fluöbilbung  getan« 
gen  als  bei  anbern.  Gin  anberer  pon  3»  auSgefprodjener, 
übrigens  feinet rcegS  neuer,  fonbern  pon  jeher  aller  $bilo« 
foppte  ju  ©runbe  (iegenber  ©cbanfe  ifl  ber,  baß  „2£üeä  in 
Allem  fei",  ober  baß  man  turet)  bie  richtige  unb  «otifommene 
(Srfenntniß  Pon  iTgenb  etwas  enblicb  jur  (Ed enntniß  oon  "KU 
lern  geleitet  werben  muffe.  2Ba&  nun  näher  feine  SRetbobe 
beS  Unterrichts  betrifft,  fo  gebt  er  j.  83.  im  Spracbtmtcr* 
rtct)t  f  eineSwegS  t>on  bem  kennenlernen  beS  ffiuebftaben  jum 
©ucbflabiren  unb  2efen  über,  fonbern  »erfolgt  ben  umqes 
febrten  SBeg.  ®em  Schüler  roirb  ein  »olljtdnbiger  €>afc 
mit  ^inroeifung  auf  iebcS  einzelne  SBort  fo  lange  Porgele» 
fen,  bis  er  tr)n  in  fein  ©ebäcbtuiß  eingeprägt  bat.  hierauf 
muß  berfelbe  bie  einjelnen  SBorte  aufzeigen,  auch  in  anbern 
SJerbinbungen  wieberfinben  formen.  Öiacbbem  er  ben  ©afc, 
bann  bie*  etnjelnen  SBorte  lennen  gelernt,  muß  er  nun  erjl 
bie  einjelnen  ©»Iben  unb  julefct  bie  einjelnen  Siucbftaben  n- 
lennen  unb  baburefa,  baß  nun  neue  ©d|e  begriffen  unb  baß 
baS  Pon  ben  frühem  ©«lernte  an  ihnen  aufgezeigt  wirb, 
lernt  enbli$  ber  ©cbüler  Iefen.  ®aS  ©ebreiben  gebt  mit 
bem  Siefen  «öanb  in  £anb.  3n  ähnlicher  SBeife  wirb  nun 
bi5  jur  »oflfommenen  HuSbilbung  in  ber  ©pradbe  fortgefab* 
reo,  fo  lange  nämlich,  bis  ber  ©cbültr  jeben  ©ebanfen  in 
ben  »erföiebenen  gönnen  richtig  auöjubrücfen  permag. 

3agft,  Sägerei  ober  SBatbewerf  beißt  urfprunglic& 
nur  bie  Verfolgung  unb  Erlegung  beS  SBilbeS,  welche  mit 
ber  Seit  immer  funflmäßiger  auSgebilbet  unb  auf  bie  Äennt= 
niß  »on  ber  Statur  beS  oerfebiebenen  SBilbeS  gegrünbet  roon 
ben  ifl.  2)a  aber  baS  Vergnügen  unb  ber  sinken  berSagb 
halb  ein  6nbe  haben  würben,  befonberS  in  überall  forgfam 
angebauten  ©egenben,  wenn  man  nur  bie  XuSrottung,  niebt 
aua)  bie  (Spaltung  beS  SBilbeS  oor  Äugen  hätte,  fo  ift  ein 
jweiter  «£>aupttbeil  ber  Sdgcret  entflanben,  welcher  fidb  mit 
ber  Anlegung,  SJerpflegung  unb  fem  fügen  ©ebanblungSart 
beS  SBiibftanbeS  fowol  in  ÄÖcjug  auf  bie  natürliche  ©efebafs 
fenbeit  bei  SBitbee) ,  als  in  23etracr)t  ber  ©egenben,  in  web 
eben  baffelbe  Porfommt,  befcbdftigt.  £>ie  Säger  haben  unter 
fiefa  jur  jebarfen  Bezeichnung  aller  ber  (Sinjelnbeiten,  welche 
auf  ber  Sagb  »orfommen,  ber  JSbeile  beS  SBilbeS  u.  f.  w. 
eigne  ÄunflauSbrücfe  eingeführt,  welche  in  ihrer  ©efammt; 
beit  bie  3agb;  ober  Sagerfpracbe  bilben. 

Die  Katurgefchichte  beS  SBtJbe5  bilbet  bie  ©runblage  ber 
gefammten  Sigerei,  benn  bureb  fte  wirb  fowol  bie  Pflege 
beftimmt,  welche  man  jeber  Hxt  Pon  SBilb  jufommen  laffm 
muß,  bamit  ti  nicht  umfomme  ober  oerfomme  unb  bamit 
ti  fi'ch  in  hinreiche nber  Änjatil  uermehre,  alS  auch  bie  Xrt, 
nach  welcber  man  feiner  am  leichteren  unb  oortheilhafteflen 
habhaft  wirb.  @ine  allgemeine,  fchr  nahe  liegenbe  Kegel  ift 
ei,  baß  man  ba£  SBitb  nicht  ju  ber  Beit  oerfolge,  wahrenb 
welcher  bie  9J?ütter  trächtig  finb,  unb  baß  man  Weber  9?iönn: 
eben  noch  SQcibcben  in  einem  ©rabe  ausrotte,  baß  bie  gort; 
pflanjimg  nur  mangelhaft  gcfchei;eti  fann.  Bur  2ßil  baucht 


gehört  ferner,  baß  man  weiß,  welche  'Art  ton  Söttb  in  ru 
ner  ©egenb  gepflegt  werben  f  6nne,  benn  nicht  jebe  Vit  m 
©oben  eignet  ftcb  für  jebed  SBitb.  ©o  halt  {io)  baS  S?on> 
wilb  nur  in  großen  Saubbolnoalbungen  auf,  in  benen  feine  €t» 
rungen  Porfommen  unb  m  benen  eä  flareö  SBaffer,  frav 
SBiefengrünbe  finbet.  Brüche,  dicken«  unb  ffiuchenwato 
gen  eignen  fich  für  ©cbwarjwilb  u.  f.  W.  SBicbtig  iß  enb> 
lieh  ter  23ilbfchu(j*,  btefer  befteht  in  ber  3CuSrottuna  bef 
fogenannten  diaubjeugeg  (SBMfe,  güchfe,  Sltiffe,  Biefel, 
JNauboögel),  baö  bem  SBilbftanbe  nachtheilig  ifl,  unb  in  teu 
©eh.  uge  vor  SBilbbieben,  unjeitigeS  3aaen  unb  äSeunrubicuxs 
ber  SBalbungen,  in  welchen  ffcb  bae  SBilb  aufhält. 

3n  23ejug  auf  baS  jagbbare  SBilb  tbeilt  man  bie  Sflfb 
in  bolie,  mittlere  unb  niebere  Sagb,  rechnet  obe  ro 
manchen  ©egenben  bie  mittlere  mit  gut  beben  Sagb.  3a 
biefer  gehört  bie  3agb  auf  0?otfcwilb,  Damwilb,  SMrt 
2Bolfe/  2uchfe,  trappen,  gafanen,  äanineben,  Öäjmnt 
5tuerhuhner;  bie  mittlere  3agb  ifl  auf  8leh</  ©dhroarjwiÄ 
Sirfbtibne,  ^afelhühnrr,  große  S3rach.o6gel  gerichtet,  n>dt> 
renb  aUeS  übrige  SQilb  ber  niebern  3agb  jufddt.  25er  Lit- 
tel,  beren  man  fich  &ur  £  ablief  twerbung  beS  SBilbeS  bebirat, 
gibt  ti  fehr  »iele  unb  fefjr  verfchiebene.  %m  gebrämhii^' 
fien  t(l  ba8  ©chießgewehr.  ?Jiit  tiefem  fann  ber  3dgn  tl 
lern  ober  mit  wenigen  ©rfdhrten  gegen  9?ieberwilb  auf  tri 
©ucr)e,  gegen  baS  Äothwilb  auf  ben  V  ürfchgang,  W 
SBaibewerfen  gehen.  Sei  ber  Suche  bebient  man  für) 
eineS  ^ühnerhunbeS,  ber  tureb  ben  ©erueb  (mit  bei  9ttf() 
baö  SBilb  auffuebt.  SBenn  ber  >6unb  nicht  weit  oon  eir.n 
SBtlbe  entfernt  ift,  bleibt  er  flehen  (marfirt)  unb  ma$t  b* 
burch  ben  3dger  aufmerffam,  welcher  ihn  nun  einfpruyn 
unb  baS  SBilb  aufiagen  laßt.  Der  3ägcr  fließt  bat  auf' 
gefcheucfjte  SBilb  unb  ber  -Ounb  apportirt  et.  Seim  |)nfd)' 
gang  muß  ber  Säger  auf  bie  jährte  beS  SBilbeS  täfic, 
welche  er  anuifovcdien  Gerüchen  muß,  b.  b.  Cr  muß  Älter, 
SSrfchaffenheit  unb  Wcfchlecbt  beö  SBtlbeS  auS  ü)r  erfemiea. 
SBer  biefeS  oerjteht,  ifl  ein  ^irftJb;  -  unb  fdbrtengerccbtci  3i« 
ger.  S3etm  ^ürfchgange  hat  ber  3äger  einen  ^unb  (öa)weiB' 
hunb)  bei  fich,  welcher  auf  ben  Schweiß  gearbeitet  iß,  b.t 
welcher  barauf  abgerichtet  ifl,  baß  er  ba5  angefch,offene  (franfej 
SBilb ,  welches  auf  feiner  ©pur  ÄJlutStropfen  (©c^ireeff)  b» 
trrläßt,  »erfolgt.  Der  Säger  führt  ben^>unb  an  einer  feine, 
ber  Schweißrtcinen  genannt,  bis  baS  SBilb  perenbet  obei 
noch  lebenb  gefunben  wirb;  im  lebtern  galle  muß  eÄ  bimS 
einen  jweiten  ©chuß  »oHenbS  getibtetleerben.  Begeben  f-i 
jwei  Säaer  jufammen  auf  ben  9>ürfcbgang,  fo  fiellt  ßa)  ir 
eine,  waprenb  ber  anbere  baS  SBilb  befchleicht,  in  bälttf 
beS  SBecbfelS,  b.  1;.  beS^rteS,  burch  welche  baS  SBilb,  w 
bie  gährte  lehrt,  ju  gehen  pflegt,  um  eS  fyier  ju  erlegen 
im  galle  eS  ihm  au  ©chuß  fommt.  Gine  von  ber  eben  er» 
wähnten  terfchiebene  Sagbart  ift  ber  % njlanb  ober  in« 
fift,  bie  Äuro,  wobei  ber  Säger,  nachbem  er  bie  ffl*a)fd 
beS  SBilbeS  wohl  auSgefunbfebaftet,  auf  ben  SBinb^ug  Äui» 
ft'(t)t  genommen  unb  fich  fo  viel  alS  n6thig  »erborgen  W 
baS  SBilb  fUbfnb  ober  fifeenb  erwartet,  bis  eS  oon  felbß  " 
feine  9lähe  fommt.  SJlehr  SBilb,  als  bei  ben  bisher  angV 
benen  3agbarten,  nfrb  in  fürjerer  3eit  bei  ben  JEreibia» 
ben  gewonnen.  £ier  nämlich  ifl  (letS  eine  ©efeQfaVift  ro 
Sägern  jufammen,  welche  fiel)  in  nicht  ju  großen jttffa'oba 
poneinanber  aufftcllen,  inbem  fte  eine  gerabe,  ^Itawtp* 
mige  ober  gebvocr)ene  fiinie  bilben.    (Sine  eutfprec&cnbe 


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Jagd  4 

Litt  »Ott  Sreibem  tücft  au8  ber  fntgegengefefcten  Stichtung 
egen  Die  ©chu^en  an  unb  treibt  ba8  Sßilb  auf  fte  ju. 
lufier  ben  bi$b«r  erwähnten  3agbarten  gibt  e8  nun  aber 
ua)  noch,  »iele  anbere,  befonbert  gegen  ba$  £>ocbrciib,  in; 
cm  man  ft$  außer  unb  neben  bem  Schießgewehre  entwe* 
er  aufgefüllter  9ee(}e,  Zücber  ober  Sappen  bebient,  ober 
ift  einer  großen  2fnjar)I  »on  $unben  (<»tter  OReute)  baft 
Btlb  »erfolgt.  DtefeS  Sefejere  gefdu'ebt  namentlich  bei  bet 
Jarforcejagb.  Die  $>arforcebunbe  unb  hinter  ihnen  bie  ju 
Herbe  fifeenbeu  3dger  »erfolgen  baS  SBilb,  ju  bem  man  tn 
er  {Regel  einen  flarfen  JRotbbirfcr)  auäerfteht,  fo  lange,  bis 
r  cor  3orn  ober  ÜRattigfeit  ftd?  (teilt  unb  nun  ton  bem 
Säger  buret)  eine  Äugel  »or  ben  Jtopf  ober  einen  Stieb, 
itt  bem  £irfcbfdnger  in  baS  #erj  getöbtet  wirb.  Dieje 
(rt  ju  jagen  ift  bie  foftfpieligfte  unb  nur  auf  ba§  83ergnüs 
m,  welches"  bie  Verfolgung  bc$  SBilbrS  macht,  beregnet; 
aS  JReoier  muß  eigenS  für  fte  mit  SBegen  eingerichtet  fein. 
luö  tiefem  ©runbe  ftnb  bie  ^arforcejagben,  benen  man  noch 
iberbicS  ben  SBorwurf  ber  ©raufamfeit  gemacht,  in  neuerer 
Seit,  roenigftenö  in  Deutfcr)lanb,  faß  ganjticb,  abgefommen. 
luch,  Schweine,  gücbfe,  Dacbfe,  ^afen  ftnb  juroeilen  pari 
eree  gejagt  worben;  bduftger  aber  bebient  man  fttt)  gegen 
ie  ber  £efee  burer)  abgerichtete  -fjunbe.  gücbfe  unb  Dacbfe 
uct)t  man  häufig  tn  ihren  Söauen  auf,  beobachtet  bie  8ocber 
mb  fuebt  fte  burd»  in  ben  JBau  gefebiefte  fleine  Dacbstyunte 
ber  Stauet)  au8  ben  S)aucu  beroorjutreiben,  ober  man  läßt 
ie  Datböbunbe  in  ben  *8au  unb  beobachtet,  wo  fte  buret) 
!  r  ©ebell  anjeigen,  baß  ba$  »erfolgte  Sfjier  liegt.  $ter 
trabt  man  bann  nad),  jiefjt  rt  mit  einem  £afen  ober  tu 
ier  3<mge  heraus  unb  fc$ldgt  e8  tobt.  DeS  grettct)enS 
F.  b.)  bebient  man  ftcb,  roie  gegen  bie  gücbfe  ber  Dacb$= 
unbe,  auf  eine  dt)nlict}e  %xt  in  Äanincbenbauen.  !Dttern 
nb  Sibrrn,  welchen  man  mit  bem  Schießgewehre  nur  feU 
tu  beifommen  fann,  fowie  Süölfen ,  gücbfen,  9Rarbern  unb 
uiterm  Waubjeuge  ftellt  man  mit  Sollen,  gangeifen,  SLQolfös 
mb  JBdrengruben  unb  anbern  febr  mannigfaltigen  SBorrier)« 
ungen  nacb.  Gbcnfo  mannigfaltig  ftnb  bie  »ergebenen 
ftefcoorrichtungen,  mit  benen  man  gegen  Sögel  3agb  macht, 
.  8).  bie  8erd)entaggarne;  bie  au8  mebren  SBänben  jiem; 
ich  bober  ©arnc  befielen ,  welche  um  Sonnenuntergang  ge* 
ien  £)ften  aufgehellt  werben,  fobaß  bie  Sereben  auf  fte  jus 
trieben  werben  unb  in  ihnen  hingen  bleiben.  2Cudt)  mit 
Clingen  wirb  allerlei  3agbwilb  gefangen,  gangfeblingen 
KM  geglühtem  Draht  wenbet  man  gegen  ^afen  unb  Sßiefel 
in,  Saufbobnen  »on  ^ferbebaaren  gegen  Schnepfen,  (Snten 
i  f.  #dngebobnen  unb  Sprenfel  gegen  i>ro|Jeln  unb 
.nbere  fleiner/  Kogel. 

I»a8  3agbrect)t,  welct)e3  bejlimmt,  wer  ba3  9?ect)t 
qen  bat  unb  unter  welchen  SBebingungen,  enthalt  fafl  tn 
ttem  ©taate  anbere  SBefiimmungen,  benn  ber  ©runbfab.,  baj) 
!eber  einrt  ibm  »orfommenben  SBilbeS  alS  einer  benen» 
ofen  ©atbe  ftet)  bemächtigen  fonne,  ift  längjl  in  allen  vx>U 
ifirten  Staaten  abgefommen.  .I?a*  LHecr)t  ju  jagen  ift  ent» 
reber  tdt  ein  SR  egale  (f.  b.)  ober  alä  ein  SJorrccbt  einjels 
«t  ©runbbeft^er  erflärt  worben.  3n  Greußen  unb  (Jacbj 
n  ift  ba$  Sagbrecbt  £Regale  unb  fann  »on  ^rioarperfonen 
tue  bann  auggeübt  werben,  wenn  fte  e$  befonberS  erworben 
Mbftb  Die  Kitterguter  b^ben  in  Greußen  gewöhnlich  bie 
liebere  Sagb.  Die  Sagbjeiten  ftnb  gefe^lich  beftimmt, 
ferner  bte  SBilbfthibtn  Cntfcbäbigungen  welche  ©runb* 


9  Jaguar 

eigentbumer  wegen  beö  SchabenS  »erlangen  firmen,  ber  if)* 
nen  »om  SBitbe  jugefügt  worben,  ebenfo  bie  Sagbfroh« 
nen,  ju  welchen  bie  Untertbanen  »erpflichtet  ftnb  unb  bie  in 
Jlreiberbienfien  unb  SGBegfchaffen  be«  erlegten  SBilbe«  beftehen. 
Doch  bat  man  bie  ledern  entweber  bereits  abgerafft  ober 
t|i  in  beren  Äbfchaffung  begriffen.  2luf  ben  3agb»erbre» 
eben  unb  3<»gbfreeeln,  welche  »orjüglicb  in  unerlaubter 
3agb  »on  SBilbfcbü^en  geübt  werben,  ftanben  ehemals 
Iii  ju  graufamen  3obeäjhafen  gebenfce  2(hnbungen;  gegen* 
wdrttg  ftnb  aber  auch  itt  biefer  JBejiebung  milbere  gefefeliche 
JBeftimmungen  eingetreten.  3n  jbftreich  fleht  ba6  3agbrecht 
in  weiterer  Jöejieljung  ber  ©runbobrigfeit  ju,  welche  baf« 
felbe  autr)  »erpachten  fann.  3n  Sranfreirb  ftnb  in  Solge 
ber  Seuolution  bie  früher  febj  befchwerlichen  3agbrechte  ber 
©runbbeftfeer  abgefchafft  worben  unb  rt  ift  Sebem  freigege» 
ben,  auf  feinem  digenthume  ber  ihm  »orfommenben  wtlben 
Stiere  fich  ju  bemächtigen. 

3aäuar  (ber)  ober  ber  amerif.  Zig  er  fornmt  an  Sßilb« 

Sieit  unb  @r6fje  bem  Ä6nig*tiger  (f.  Zig  er)  faß  gleich,  foll 
ich  ^et  leichter  wie  biefer  jäbmen  laffen.    Gr  geb6rt,  wie 
biefer,  jum  Äa^engefchlecht  unb  ift  eine«  ber  gefahrlichften 


JRaubthiere,  inbem  er  nicht  nur  Reinere  <5dugtr)iere,  fonbern 
auch  SDchfen  unb  Uferte  unb  felbft  ben  SDcenfcben  anfällt 
unb  bewältigt.  Qx  paeft  feine  Ceute  in  einem  gewaltigen 
«Sprunge,  fpringt  bem  tyim,  welche«  er  ftch  auSerfeben, 
auf  ben  SRacfen  unb  beißt  eö  in  ba£  ©enief.  <5r  wirb  über 
ö  ??.  lang,  bot  einen  tiefen  unb  flarfen  2eib  unb  einen 
»erhälrnißmdßig  gegen  bie  übrigen  JCa&enarten  furjen©chwanj. 
©ein  gell  ijl  al«  ?)eljwerf  febr  gefchä^t,  rt  iß  auf  bem 
SRücfen  feurig  rothgelb  unb  ift  mtt  »ier  {Reihen  fehwarjer 
ringförmiger  glecfen  gejeiebnet,  welche  in  ber  SRitte  einen 
fchwarjen  tyuntt  haben.  Die  Seiten  unten  unb  ber  ©auch 
ftnb  weiß  mit  fchwarjen  £Luerftreifen.  66  fommen  mitum 
ter  auch  d<tnj  fchwarje  3aguar6  »or,  welche  mit  noch  bunt* 
lern  glecfen  gejeichrtet  ftnb.  Die  £eimat  be«  Soguar  ift 
bad  mittlere  2lmertfa,  namentlich  Sfraftlien,  ©uiana,  $ara> 
gua»  unb  Columbien,  ijicr  lebt  er  gewöhnlich  in  ben  bich« 
teften  SBdlbem  unb  fornmt  nur  juroeilen  in  bie  freien  unb 
bewohnten  ©egenben,  um  JBeute  ju  holen.  Jtühne  Säger 
machen  häufig  3agb  auf  ihn,  weil  fein  gell  fo  f oftbar  tß, 
unb  weil  er  unter  ben  beerben  oft  große  Serwüftungen  am 
richtet.  3m*  freien  Selbe  »erfolgen  ihn  gewöhnlich  jwei  3d* 
ger  g^emeinfchaftlich  ju  f)ferbe  unb  fueben  ihm  ftarfe  Sebliru 
gen  uberjuwerfen,  mit  benen  fte  ihn  bann  erwürgen,  boeb 


fuchen  fie  ihn  aurf)  jumtilcn  in  feinem  gager  auf,  bie$unbe 
jagen  bae  2bier  auf  unb  ber  3äger  fängt  e8  mit  einem 
icoaryen  üptepe  ao. 

» 

3abn  (griebr.  Butw.)  ifl  ein  SRann,  b«r  burch  feine 
Begeiferung  für  beutfebee  Baterlanb  unb  beutfebe  •cfxaöft, 
forote  bureb  fein  Streben  neben  ber  geifligen  grjiebung  auch 
eine  naturgemäße  Pflege  unb  .Kräftigung  be8  .Äorpere  wie* 
ber  einzuführen,  um  feine  3eitgenoffen  ftd)  große  Berbienfle 
erworben  tut,  ber  aber  in  bem  (Sifer  für  feine  $läne  viel* 
fach  ju  weit  gegangen  ifl,  fobaf  er  fidb  Verfolgungen  au8* 
feljtc,  wegen  weiter  man  ben  b°<bberaigen  unb  biebern 
«Wann  nur  bebauern  fann.  3.  würbe  1778  ale  Sohn  eU 
ne8  2anbprebiger8  in  Bommern  geboren,  fiubirte  bann  in 
3ena  unb  $aht  unb  befugte  noch  verfebiebene  anbere  Uni« . 
verfttäten,  fchon  bamaie  eifernb  gegen  bie  unpatriottfebe  ©e* 
finnung,  nach  weiter  ftcb  bie  Stubirenben  auf  ben  Unioer: 
fitäten  in  fogenannte  ganbemannfebaften  oereinigten,  ale  ob 
nur  bie  9>rovinj,  au§  ber  fte  flammten,  nicht  bae  gefammte 
2>eutfchlanb  it>t  Baterlanb  wäre.  3m  3-  1809  würbe  3- 
Sietjrer  ber  ©ijmnaflif  bei  einem  Snflitute  in  Berlin  unb 
balb  arbeitete  er  feinen  $lan  au8,  bem  er  burch  feine  1811 
errichtete  öffentliche  £urnanflalt  ju  verwirflieben  backte.  £>ie 
(?rniebrigung  ©eutfcblanbe  unter  bem  Schwerte  einee  über« 
müthigen  Siegers,  be3  franj.  Äaifer§,  hotte  in  3-  nämlich 
ben  ©ebanfen  lebenbig  gemacht,  baß  eine  beffere  Bett,  eine 
Seit  vaterlänbifcber  greibeit,  von  einer  geifligen  wie  färper* 
liehen  ermannung  ber  beutfehen  3ugenb  ju  erwarten  fei. 
9lur  burch  bie  Untere  fonnte  nach  fetner  Uberjeugung  bie 
erflere  gebeihen  unb  zugleich  burch  ein  Xbtfyun  allee  Seffen, 
wa8  bem  Buffommen  vaterlänbifcber  ©efmnung  im  SBege 
fianb,  befonberS  ber  9?acbabmung$fucbt  be8  2tu8lanbe8  tn 
Ältibung,  Sitten  unb  Sprachen.  Grr  hatte  fer>r  richtig  be* 
werft,  baß,  wenn  fiel?  ein  Bolf  erfl  feiner  ©igcntbümlicbfei* 
ten  begibt,  um  bafür  bie  einee  anbern  anjunehmen,  eS  bann 
biefem  anbem  in  Wahrheit  fchon  unterthan  ifl,  unb  baß  cS 
ihn  bei  ber  erflen  äußern  Beranlaffung  auch  aß  Staat  unter» 
/i)an  werben  muß.  SDie  S£urnfunji  follte  nun  bie  Straft  be$ 
Se3oIr*3  üben  unb  erneuen,  unb  burch  Äeben  unb  Schriften 
eiferte  3-  heftig  gegen  bie  ftuSlänberei  unb  brang  vornehm» 
lieb  auf  SGBieberherpeöung  einer  reinbeutfehen  Sprache.  2(18 
1813  ber  Jtampf  gegen  granfreieb  losbrach,  hatte  9Ranebcr 
au?  3.'6  Umgang  unb  Schriften  eine  auf  Überzeugung  ge* 
grünbete  Begeiferung  gefebäpft  unb  3-  felbjl  jog  ale  greis 
williger  mit  in  ben  gtcipeitefompf.  9tad>  feiner  IKücUcbr 
auS  bem  .Kriege  würbe  %  vom  Staate  ale  Turnlehrer  be* 
folbet  unb  hielt  feit  1817  ju  Berlin  Borlefungen  über  beut* 
fcheS  BolfStbum.  Befanntlid)  aber  würben  fchon  1819  bie 
Sumpläfee  gefcblofien  unb  ee  begannen  bie  Unterfuchungen 
wegen  flaategefäbrlicber  Berbinbungen  unb  ©efinnungen,  in 
welche  auch  3-  unb  feine  Anhänger  verflochten  würben, 
©ewiß  ifl  ee,  baß  bie  oon  3-  befannte  ©efinnung,  nach 
welcher  offen  ba8  Streben  nach  möglicbller  Siereinigung 
JDeutfcbtanbS  -betannt  würbe,  leicht  einen  amtier  anneh» 
men  fonnte,  ber  bem  einmal  beflehenben  unb  nicht  fo  leicht, 
wie  fleh  iugenbliche  unb  fampfeSmutbtge  Begeiferung  vor» 
fpiegeln  mochte,  $u  änbemben  StaatSverbältniffen  entgegen 
unb  ber  gefefcmäßtgen  Äuebilbung  ber  einzelnen  Staaten  hin* 
berlicb  roar.  3-  würbe,  aie  er  eben  im  begriff  war.,  einem 
8?ufe  als  'Profeffor  nach  ©reifewalb  ui  folgen,  im  3uL 


1819  ald  bemaaogifcher  Umtriebe  verbäcptig  gefangen 
nommen  unb  erft  nach  Spanbau,  bann  nach  Äuprin  n 
bracht  unb  enblicb  in  Berlin  in  Untcrfuchung  gejogtrt.  h 
man  feine  thatfächlichen  Bcweife  feiner  Schulb  aufbritiam 
fonnte,  fo  fehtefte  man  ihn  unter  SSelaffung  feine«  itjat  k 
her  vom  Staate  ertheilten  öehalts  1820  al5  gt'u;-. 
fangenen  nach  Äolberg  bie  ^u  erfolgter  (Sntfcbetbuna.  : 
bem  ihm  ba«  £>berlanbe§aericht  ju  38re5lau  1824  jrrqi: 
eigen  Seflungdarrefl  juerfannt  fyittt,  fpraep  im  fol^utü 
3ahre  ba8  JDberlanbeJgericht  ju  granf^irt  a.  b.  D.  tus 
tbeil  au$:  „©aß  3-  »on  ber  Änfchulbigung  burd; 
Äußerungen  über  bie  beflehenbe  Berfaffung  unb  ©itriiitn. 
bcS  preuß.  Staate  SRieoergnügen  unb  Unjufriebcikii  ti 
regt  ju  haben,  freitufprechen  fei."   3-  hielt  ftcb  P"" 
feiner  greigebung  trjt  ju  greiburg  an  ber  Unflrut,  taitn  i; 
Äölleba  in  ber  »reuß.  ^rooinj  Sachfen  auf,  unb  tv. 
weber  in  feiner  ©efinnuag  noch  in  feiner  äußern  ■ 
nung  geänbert.    (fv  tragt  noch  bie  Surnerfletbumj  tint  ri 
zuweilen,  freilich  bie  neuern  Beflrebungen  ber  3eit  v.r. 
nem  bereite  veralteten  Stanbpunfte  aue  oertenaen»,  tue 
in  Schriften  gegen  folebe  Siichtungen  aufactreten,  in  tac 
er  eine  äBieberannäherung  an  bie  gefahrliche  Zutän- 
rei  wahrnahm.    Unter  feinen  Schriften  ftnb  auJjujticSuui! 
„£>ae  beutfehe  SColfsthum"  (gübetf  1810.  2  «tnl,  1817); 
„2)eutfche  SEurnfunft"(berau8gegcben  mit  6ifelen,i3nllS16)i 
„Wunenblätter"  (Naumburg  1814);  „9l«ue  ÄunenHäßC 
(9laumb.  1828);  „SBerte  jum  beütfchen  Bolf «u)u»"  0i 
burghaufen  1833). 

3al)r  (bae)  heißt  bie  3eit,  währenb  welcher  bie  fcfc 
ein  2»al  ihre  freieähnliche  Bahn  um  bie  Sonne  jwidlu; 
2Ja  bae  eintreten  ber  Sahreejeiten,  bei  längten  unk  (c 
jeflcn  JEagee,  bie  5Tag»  unb  Slachtgleichen,  bae  Ätif' tr 
Untergehen  ber  ©eflirne  ju  berfelben  Seit  für  einen  «etrifc 
£)rt  oon  bem  Umlauf  ber  &xtt  um  bie  Senne  «H«?; 
ftnb,  fo  ifl  ee  natürlich,  b<rß  man  fchon  fet)r  jeitigaufhi 
regelmäßige  SBieberfehr  ber  3eiten  aufmerffam  würbe,  nts 
ee  auch  erfl  einer  un8  näherliegenben  3<it  rorbebalten  w 
ben  eigentlichen  ©ntnb  jener  SBiebcrfehr  va  erforfthtR.  £x 
alten  Bölf er  beobachteten  ben  $imme(  fet)r  emftg  unb  f: 
fonnte  ee  ihnen  nicht  entgehen,  baß  jebeemal 365  wsc M: 
einem  für^eflen  Sage  bte  jum  nächflfolaenben  »ergieß 
>Die  alten  &gppter  tjatttn  gar  wohl  bemerft,  baß  u>€ff'' 
in  £>berägppten,  mclchee  unter  bem  SBenbepunfte  beüW' 
fee  Jiegt,  ein  Brunnen  fei,  in  welchem  fich  bte  ®w»t  * 
Mittage  bee  längflen  Sagee  im  3ahre.  fptegele.  30««" 
nun  bie  Sage,  welche  oon  einet  Spiegelung  ber  @ew  - 
jur  nächflen  oergingen,  fo  hotten  ftc  bie  richtige  :r 
3ahree.  2tber  btefe  unb  ähnliche  Beflimmungen  W«f* 
nenjahree  waren  immer  nur  ungefähr,  ben«  befcmmti 
hängt  bie  &rfcbctnung  oon  Sag  unb  sJ2a*t  nicht  föwe!  f« 
bem  Umlauf  ber  <5rbe  um  bie  Sonne,  aie  vielmehr  m  ^ 
Umbrehung  ber  ©rbe  um  ftcb  felbft  ab.  jßte  $ääh^  & 
oon  einer  (Srbumwäljung  bi6  jur  anbern  (bie  Sageälängt) 
aber  nicht,  genau  auf  in  berjenjgen  Seit,  wücbe  >«e  CJ 
ju  einem  Umlauf  um  bie  Sonne  gebraucht  (in  bei  3'^' 
länge)  unb  baher  ift  Sage^Iange  ein  ju  großes  -< 
für  bae  3ahr,  man  muß  biefee  nicht  bloe  niQ&gn-  f 
bern  noch  genauer  nach  Stunben,  SSinuten  unb  ©ea^5 
beflimmen.  2>i«  gortfehritte,  welch«  bie  Zflrottomit  je»» ' 


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Jahr  4 

mtttt  an  bie  tymb  gegefcn,  unVf*  bat  man  entbetft, 
>aj?  bie  wahre  Seit,  welche  bie  <5rtc  braucht,  um  ihre 
;ngefäbr  131  SRitlionen  SÄeilcn  fange  JBabn  jurü^utegen, 
165  Sage  5  ©tunben  48  SXinuten  unb  60  ©ecunben  be* 
ragt.  Diefer  3«traum  b«IH  «»"  tropifcbeS  ©onnen» 
.ihr.  ©teilt  man  [ich  vor,  baß  man  bie  <5rbe  in  ihrer 
Balm  com  SRittelpunfte  ber  ©onne  au*  betrauten  fönne 
mb  Beregnet,  welche  3tit  »ergeben  mürbe,  ebe,  fo  berracb» 
tt,  bie  Crbe  einmal  »ieber  genau  bei  bemfelben  girfierne 
Scheinen  würbe,  fo  erhält  man  bie  Sänge  eine*  fiberi« 
xin  ©onnentabre?,  welche  365  Sage,  6  ©tunben, 
i  Minuten  unb  11  ©ecunben  beträgt.  9 loch  etwa*  (um  5 
Rinuten  unb  12  ©ecunben)  länger  al*  ba*  fiberifebe  ifl  ba* 
.  nu  mal  i(tifcb  e  ©onn  erfahr,  welche«  angibt,  wie  lange 
i  bauert,  che  bie  ©rbe  in  ihrer  eiförmigen  S3ahn  einmal 
lenau  roieber  ju  berfelben  ©teile  jurüettebrt.  Der  ©runb, 
purum  biefe  3ob«  nicht  biefelbe  Hänge  baben,  liegt,  wo* 
)a8  fiberifebe  ©onnenjabr  betrifft,  bann,  baß  ber  Sfacbtglei» 
beiwunft  (f.  SRacbtgleicben)  unter  ben  ©ternen  forrrüeft 
mb  iu  Skjug  auf  ba*  anomaliftifcbe  ©onnenjabt  in  ber 
Seränberung  ber  Hage  ber  (Jrhbahn  im  SBeltraume.  3m 
jürgerlichen  Heben  bat  man  febon  in  (ehr  alten  Seiten  nacb 
rrpifeben  ©onnenjabren  gerechnet,  ba  aber  bie  3ob'  ber 
Sage  in  einem  folchen  3ol)re  niebt  genau  aufgebt,  fo  muß* 
m  bei  ber  Annahme,  baß  ba*  3  ab/r  365  Sage  habe,  batb 
ncrtlicbe  Abweichungen  ftattftnben,  in  vier  3abren  febon 
mißte  j.  85.  ber  f  ürjejte  Sag  um  einen  Sag  fpäter  fallen,  wa* 
'.iebt  ber  gall  gewefen  fein  mürbe,  wenn  baS  3abr  wirflieb 
J65  Sage  ^atte.  ©ebon  in  früben  3«ten  fab  man  fieb  ba» 
>er  auch  genötbigt,  ©nfcbaltungcn  »orjunebmen,  um  bie 
egelmäßig  wieberfebrenben  Grrfcbeinungen  mit  ber  3ob«S» 
eebnung  in  (Jinflang  ju  fefcen.  (Gegenwärtig  gefebiebt  eine 
olebe  einfcbaltung  ade  »ier  3abre,  unb  ein  folcbeS  3a&r 
»eift  ein  ©cbaltjabr.  äDb  ein  3abr  ein  ©cbaltjabr  ijf, 
iebt  man  barau5,  ob  bie  4  in  ben  legten  beiben  äiffem 
•er  thm  enrfprecbenben  3abre6$abl  nach  Gbrifri  (Geburt  auf» 
Bleibt  ein  9feft,  fo  bot  man  ein  gemeines  3abjr> 
Die  jefet  gebräuchliche  GrinfrhaltungSweife  ift  juerft  von  bem 
erübmten  3uliuS  Gäfar  (f.  b.)  eingeführt  worben.  Da 
ortjer  bie  Ginfdjaltung  mangelhaft  »orgenommen  morben 
rar,  fo  mar  enblicb  eine  folerje  SLienrirrung  eingeriffen,  baß 
o*3abr,  nacb  welebem  man  in  JKom  reebnete,  um  79  Sage 
on  bem  mabren  3ob«  abwich.  Dicfe  79  Sage  fcbaltete  3ul. 
iifar  nun  46  ».  (ihr.  auf  einmal  ein,  mobureb  ein  Sabr 
?n  445  Sagen  entfianb,  welches  baS  „3abt  b«  SSermhr» 
ung"  (annas  confusionis)  genannt  würbe.  Das  erfje  3abr 
er  Sulianifcben  3«ttrechnung  war  baS  3abr  44  ». 
ibr.  S3on  nun  an  würbe  ade  »ier  Sab«  ein  Sag  einge» 
•haltet,  hierbei  war  »orauSgcfekt,  baß  baS  3<>bc  genau 
m  fet^  ©tunben  ober  um  %  Sag  länger  al«  365  Sage 
ti.  2)a  man  nun  tytrbti  nacb  ber  obigen  Angabe  ber  Hänge 
H  tropifdjen  ©onnenjabreä  um  llSRinuten  10  ©eeunben 
erte,  fo  borte  man  baher  in  100  fahren  beinahe  einen  Sag 
Miel  eingefcbaltet.  3ur  3«it  be§  ^apftcä  ©regor  XIII.  wi(§ 
b  golge  biefe«  gct>lerä  ba6  3ahr,  nacb  bem  man  reebnete, 
iw  jebn  Sage  »on  bem  wirflieben  3abre  ab.  3m  ®m»er* 
iänbmffe  mit  ben  meiften  tbrijilicben  gürfien  »erbefferte  ba* 
er  ©regor  XIII.  ben  Äalenber,  inbem  er  feftfefetc,  baß  im 
Jahre  1582  ber  jDctober  nur  21  Sage  l>aben  follte  unb 
eiit(t»Ceiw.  =  eer.  IL 


Hl  Jahreszeiten 

baß  fünftigbin  »war  nacb  wie  »or  jebeS  »ierte  Sabjt  ein 
©cbaltjabr  fein  follte ,  baß  aber  auSnabmSweife  bie  3fibre 
1700,  1800  unb  1900  gemeine  3ob«*,  ba8  3abr  2000  aber 
»ieber  ein  ©ebaliiabr  fein  follte.  Cbenfo  werben  2100,  2200 
unb  2300  gemeine  3ab«,  2400  aber  wirb  ein  ©cbaltjabr  fein 
u.  f.  w.  £te  S3efenner  ber  grieeb.  Jtircbe,  alfo  namentlich  bie 
Wuffen,  hoben  biefen-cerbefferten  ©regorianifeben  Jtalenber  ober 
ben  neuen  ©tpl  nicht  angenommen,  fonbern  reebnen  noch 
gegenwärtig  nach  bem  3ulianifcben  jtalenber  ober  nach  bem 
alten  ©tpl.  ©eit  1800  beträgt  bie  Abweichung  beS  al« 
ten  ©roß  jwJlf  Sage,  um  welche  er  hinter  bem  neuen  ©tpl 
jurücf  ift.  2fucb  bie  $>roteftanten  nahmen  ben  ©regorianifeben 
Äalenber  anfangs  nicht  an,  aber  in  2>eutf<blanb,  #oIlanb 
unb  Dänemarf  nahmen  fie  benfelben  unter  bem  Kamen  be* 
ferbefferten  Calenberg  1700  an,  unb  gingen  *u  bem 
(5nbe  t>om  18.  gebr.  fogleicb  auf  ben  L  9Rdrj  über.  25ie 
Cnglänber  baben  ben  »erbefferten  Äalenber  1752,  bie  ©ebwe* 
ben  1753  angenommen,  föei  ber  ©regorianifeben  (Jinfchals 
tungSmeife  wirb  erjl  in  36 — 39  3ah*&unt>«'ttn  5Eag  ju 
»iel  eingefcbaltet.  3"  «nem  gemeinen  3flh"  ber  24.  gew. 
ber  Sag  3Wattbia§,  in  einem  ©ebaltiabre  aber  wirb  ber  ©ehalt» 
tag  jum  24.  gebr.  unb  ber  Sag  SRatthiaä  fäat  erft  auf  ben 
25.  gebr.,  fobaß  auf  biefe  SBeife  ber  gebruar  eines  ©cbalt» 
jährt  nidf>t  28 ,  fonbern  29  Sage  bot.  —  Außer  ben  ©onnen» 
jähren  gibt  ti  nun  aber  auch  noch  o nbenj ahre.  9cad> 
12  Sronbwecbfeln  bat  nämlich  bie  (£rbe  ihre  Sahn  beinahe 
einmal  jurücfgelegt  unb  man  bot  baher  auch  nach  Sohren 
gerechnet,  welche  au*  12  5Ronbwecbfeln  befjanben.  2>a5 
2»onbenjahr  bot  ober  nur  354  Soge  8  ©tunben  48  WtU 
nuten  unb  36  ©ecunben.  68  war  früher  bei  vielen  5B61» 
fern  eingeführt,  unb  um  eS  mit  bem  ©onnenjahre  in  Uber» 
einftimmung  ju  bringen,  mußte  man  bebeutenbe  Ginfcha:- 
tungen  machen.  Die  Sürfen  hoben  ein  neue*  SWonbenjahr, 
beffen  Anfang  a0e  3ab»S4«t«n  burebläuft. 

3at)rr6}ritm  hrißen  bie  Abwechfelungen  im  Haufe  beS  3ah< 
re*,  welche  f.ch  bureb  »erfebiebenen  ©tanb  ber  ©onne  gegen 
ben  Jg>orijont  unb  folglich  bureb  »erfebiebene  SageSlänge,  »er» 
febiebene  Semperatur  unb  58erfchiebenheit  aller  inSbefonbere 
mit  ber  legten  xufammenbängenbe  Katurerfcheinungen  unter» 
fcheiben.  Die  3ohre*jeiten  hängen  baher  auf  ba*  innigfie  mit 
bem  febeinbaren  Haufe  ber  ©onne  um  bie  6rbe  jufammen. 
©teOen  wir  un*  bie  @rbe  al«  eine  Jtugel  »or,  auf  welcher 
ber  Äquator  unb  in  gehörigem  Abfianbe  bie  SBenbefreife  fo 
»ersehnet  fmb,  baß  fte  mtteinanber  gleichlaufenbe  Äreife  bil» 
ben  (»gl.  ffrbe),  unb  benfen  wir  un*  ferner,  ber  Gimmel 
fei  eine  bc-pl«,  bie&rbe  ring*um  gleichmäßig  umgebenbe  Äu» 
gel,  an  beren  innerer  £)berfjäcbe  bie  ©onne  ftch  bewege,  fo 
finben  wir  ben  Äquator  unb  bie  SBenbefreife  an  biefer  &im> 
melSfugel,  wenn  wir  un*  an  berfelben  Äreife  gebogen  Den» 
fen,  welche  genau  über  jenen  Kreislinien  ber$rbfuge(  liegen 
unb  mit  benfelben  parallel  laufen.  3mifcpen  ben  beiben 
SBenbefreifen  ber  4?immel*fugel  befinbet  fich  nun  ff  et*  ir» 
genbwo  bie  ©onne,  inbem  fte  niemal*  über  biefelben  bin» 
ausgebt;  fie  befebreibt  an  ber  Aimmelifugel  jährlich  eine 
freiSförmige  Hinte,  welche  ben  Äquator  fchneibet  unb  »oa 
bem  einen  SBenbefreife,  naebbem  fte  ihn  berührt,  jn  bem 
anbem  jurüeffehrt.  3ucjteid>  aber  ifj  bie  ^)immelsfugel  felbjf 
in  einem  füb  täglicb  »ollenbenben  unb  täglich  wiebtrholenben 

61 

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Janltscharen  4S4 


Jansenlsten 


£errfchaft  in  Gnglanb  bemdchtigt  fatlt,  erob«rten  bie  ©ri* 
ten  bie  Snfel  unb  nannten  fie  Samuica,  unb  nach  einigen 
3abren  Ratten  fich  fo  viele  nrue  Anbauer  nach  btt  ncum 
JBefifcung  gejogen ,  baß  man  an  60,000  SBeiße  unb  an  noe& 
einmal  fo  viele  ©cbwarje  auf  berfelben  jd^lte.  3m  Safere 
1692  »erwüjlete  ein  f^redlicfeeS  Grbbeben  bie  3nfel,  fobaß 
bie  jDberfldc&e  berfelben  gdnjliet)  verdnbert  würbe  unb  13,000 
SRenfcfeen  umfamen.  ©egcnwdrtig  leben  auf  ben  270  OSR., 
welche  ben  gldcbcnraum  ber  Snfel  bilben,  etwa  60,000  SSetfic 
unb  340,000  ©(laven.  Gin  ©ouverneur  regiert  bie  Snfel, 
reetefee  aber  ein  Parlament  bat,  in  beffen  Oberbau«  ber  Äös 
nig  12  SJfitglieber  ernennt  3m  Snnern  ber  3nfel  gibt  e« 
eint  (leine  9legerrepubli( ,  welche  1738  von  ben  Gngldnbern 
für  unabbdngtg  erfldrt  worben  ijl.  Sie  -frauptflabt  tjl  ©pa* 
nifb-Soron  ober  ©t.s3ago  be  la  SJega  unb  bat  etroa  60D0 
Ginw.  $ort  JKaoal  unb  Äingflon  finb  wichtige  $afenorte. 
überbauet  bat  bie  Snfel  16  fiebere  £dfen  unb  34)  ÄJucbten 
ober  31 beben.  SBicbtig  ijl  auefe  Seine ,  eine  Golonie,  buref) 
roelc&e  3-  mit  ben  meriean.  ©taaten  in  £anbel«verbinbung 
f!ebr*  Da«  Äiima  in  3.  ifl  fehr  ungefunb ,  inbem  bie  Üage 
beiß,  bie  VUöjtt  bagegen  (alt  unb  feucht  finb.  Der  ©oben 
jeiefenet  ftch  aber  burch  gruebtbarfeit  au«,  ffiefonber«  ber 
3ucfcr(?üu  tjl  bebeutenb  unb  man  beregnet,  baß  jährlich  ge* 
gen  1'/»  SÄiu*.  Gentner  3ucfcr  von  bier  nach,  Gnglanb  als 
gehen.  Öon  Äaffee  »erben  jdbrlidb  gegen  20  STOill.  $f.  ge* 
Wonnen  unb  überbie«  ift  bie  3nfcl  reich  an  Snbigo,  Saum* 
wolle,  dacao,  Aloe,  ßocbenille,  3immt,  SBaniue,  Pfeffer, 
Sngroer,  3pe(a(uanba,  Salape,  Gaffta,  ©ene«pflanjen  u.  f.  w. 
Die  2Bdlber  finb  reich  an  au§ae)ei$netem  9Ji«feagoniboI} 
unb  ba«  5Bieb  finbet  vertreffliche  ffieiben. 

3antterharmf  eigentlich  3cnUtfcr)eri,  b.  b.  neue©<ha* 
ren,  trat  ber  9lame  einer  Abteilung  ber  türf.  ©olbaten, 
welche  in  bem  Stufe  ausgezeichneter  SEapferfeit  flanb  unb  bet 
ben  Surfen  felbfl  große  Gbrcn  unb  wichtige  SJorrecfetc  be* 
faß.  Ammuratb  I.  jliftet«  biefe«  Gorp«  1362.  Gr  feofe  ben 
fünften  Sfeeü  aller  Gferiflen(inber  in  feinem  Weiche  aus,  welche 
ba«  15.  Safer  Übertritten  hatten,  unb  übergab  fie  Sanbleu^ 
ten,  welche  fie  in  ber  mobammeb.  Religion  unterrichten  unb 
für  ifere  wperlicbe  AuSbilbung  ©orge  tragen  mußten.  9lacr) 
jwei  ober  bret  3aferen  würben  bie  Süngltnge  in  ben  2Baf» 
fen  geübt  unb  ben  Sanitfcfearen  jugeorbnet.  AI«  bie  neugrs 
bitbeten  Sruppen  eingeweiht  würben,  rebete  fie  ein  Derwifdj 
al«  3eni  =  tfcfeeri  (neue  Sparen)  an  unb  legte  einem  iferer 
83rferplSbaber  ben  Ärmel  feine«  StorfS  auf  ba6  ^)aupt.  Das 
feer  foH  ibr  5Wame  unb  baS  eigentfeümlicfee  Tmmtn  tnU 
(tanben  fein,  ba8  fte,  nic^t  undfenlicfe  einem  JRotfdrmel,  auf 
ber  feofeen  weißen  2Ru(;e  trugen.  Vnfdnglicr)  bejlanb  ba8 
Qorp«  auS  etwa  8000  SK.,  welcbe  aber  fpdter  ju  40,000 
amruefefen  unb  wenigflenS  anfdnglicfe  nur  bureb  öbftfiett^ 
(inber  ergdnjt  würben.  2>aS  (Iorp4  war  in  196  Stegimeru 
ter  ober  DrtaS  getbcüt  unb  jebe  £>rta  würbe  t>on  einem 
2i<\a  befefeligt,  unter  bem  bann  wieber  ein  UnterbefeblSfeaber 
0Drta;83afrfei)  unb  ein  Hauptmann  (©efeiur ;  JBafcfei)  (Tan- 
ten. Gine  wichtige  »Perfon  bei  jeber  jDrta  war  ber  £ocb, 
ber  ein ©taatäf leib  trug,  ba5  mit  filbernen  8offeln,  SKeffern 
u.  bgl.  gefebmürft  war;  aucr)  trug  jeber  3anitfcr)ar  ein  le- 
bemrt  gutteral  über  ber  ©tirn,  in  bem  ein  feöljerner  Wffel 
flecfce.  3bre  ©äffen  waren  eine  lange  feiwere  glmtf,  ein 
turjer  Säbel,  ein  Keffer  unb  ein  $iflo(  im  ©ürtel.  SBdfc. 


renb  befl  griebenft  würben  biefe  SBaffen  xa  Jtonflantinopel 
aufbewahrt  unb  flau  ihrer  trugen  bie  Sanitfcbaren  lanac 
Stdbe.  ©ie  waren  niefet  geübt,  in  9?eife  unb  ©lieb  ju  fetfc= 
ten,  fonbern  ifere  2apferfeit  bejtanb  im  regellofen,  aber  m  I 
wütbenber  Äegeijlerung  gemachten  Angriff.   (Sine  befonbne 
9Bicbtig(eit  erhielten  bie  Sanitfcbarrn  baburefe,  baß  au5  9f* 
nen  bie  Seibwacfee  beS  ©ultand  beflanb.    23c nn  ein  C| 
tan  ben  2hron  beflieg,  fo  ließ  er  ftch  in  eine  C-rta  bet  3a= 
nitfeharen  cinfebreiben.    WS  ©ultan  SDSman  II.  entthront 
Worten  mar,  war  ein  3amtfrbar  ber  65.  Orta  fo  frech,  ben 
geflürjten  SWonarchen  6ffentlicfe  ju  »erhihnen,  weiwegrn 
SRurab  III. ,  welcher  ben  ÜTbron  befliegen  bitte,  bie  g; 
Crta  uernichtete.  9li(btSbefloweniger  mußte  biefe  SDrta  jur 
Erinnerung  an  jene  ©träfe  bei  geroiffen  ©elegenhetten  tiri; 
ter  ben  übrigen  äDrta&  mit  aufgerufen  werben;  "Wenn  aber 
ber  Aufruf  wieberbolt  worben  war,  fo  antwortete  ein  Ctü' 
jier:  „2aß  ibre  ©timme  fefeweigen,  laß  fte  gdnjlicr)  erlofcben 
fein!"  —  STOit  ber  3rit  hotte  biefe  Gruppe  immer  mehr  cn 
äBraucbbarfeit  verloren  unb  »erfefeiebene  XJerfucbe,  ihr  ehtc 
»erbefferte  ©eflalt  ju  geben,  waren  bureb  ßmporun^en  ter^ 
eitelt  roorben.  Tili  ber  jefct  lebenbe  ©ultan  eine  jettgemdpe 
Umgeflaltung  mit  ihnen  vornehmen  wollte,  brach  ftne  Um 
tige*  6mp6rung  au5,  beren  enbliche  golge  war,  baß  bie  Gr 
porer  befiegt,  ibre  Äaferne  rerbrannt  unb  bie  ©chult: 
hingerichtet  würben.    Uber  15,000  fielen  auf  biefe  ffiei'': 
unb  über  20,000  würben  »erbannf.    Die  Aufhebung  ld 
GorpS  war  am  17.  Sun.  1826  auSgcfprocben  worben.  ?k 
ben  ben  eigentlichen  3anitfcharen  bejlanb  noch  eine  gegen 
100,000  <K.  jdblenbe  SDlilij,  welcfee  benfelben  £itel  fub  •. 
aber  (ein  regulaireS  $rer  bilbete,  fonbern  auS  anfdfjtacn 
2ür(en  beflanb,  welche  nur  feiten  in  ben  jtampf  jogrn,  I 
nen  ©olb  erhielten  unb  burch  ba8  ganje  ?anb  »ertbrilt  rr: 
ren.  —  Die  2ür(en  baben,  wie  alle  auf  einer  niebrigen 
Gulturfiufe  jlebenben  5Bol(er,  fehr  geringe  mufTralifcbr  ÄOwtj 
niffe  unb  Serti^(eiten  unb  bebienen  ftch  baber  bei  ihren  rmu 
ftfalifchen  Aufführungen  vorjugSweife  ber  fogenannten  ?drnt' 
injlrumente,  welche  nur  baju  bienen,  ein  (ImgenbeS  ©\ 
naefe  einem  gewiffen  9?h»thmuS  ju  erjeugen,  niefet  aber  m.::-- 
nichfaltige,  burch  ^fec  unb  Üteft  unterfefeiebene  26ne  b 
vorzubringen,   ©olcfee  Snflrumente  ftnb  bie  Trommel,  bet 
halbe  SJionb,  ber  Jriangel,  bie  IBerfen,  ©cbellen  u.  anbe- 
unb  man  nennt  bie  mit  ihnen  aufgeführte  9ttuft(,  bei  weirK: 
jwar  auch  ölafeinjlrumente  jur  Angäbe  ber  Gelobte  av.c 
wenbet,  aber  »on  bem  wilben  6et6fe  jener  Sarminflrumcn:. 
übertönt  werben,  türMfcbe  5Diufi(  ober  Sonitfcbaren 
mufi(.   Auch  M       hat  man  biefe  Art  von  SRufrf,  abr. 
fehr  oerebelt,  eingeführt  unb  fte  ijl,  an  bem  gehörigen  £c: 
angewenbet  unb  befonberö  in  ber  SDcilitairmufif,  feferwirffar 

3anöf nisten  (bie)  unternahmen  im  17. 3ab/rb.  m  ^rarrf; 
reich  unb  in  ben  lieber  tan  ben  eine  üBerbejferung  bei  rtfowi; 
fittiichen  unb  wiffenfcfeafrlichen  «eben«  ber  (atholifchen  Ärrbe, 
würben  aber  beSbalb  als  gefährliche  ©eftircr  au«  bew  ©4»of< 
ber  Äircfee  aufgefefeieben.  ©ie  haben  ihren  Kamm  oen  Ger» 
neliu*  SanffniuS,  ber  1638  alS  fl3ife^of  ju^pem  in  ffani 
bern  flarb  unb  beffen  nachgelaffene«  Sßerf,  ^AugiiJKnttB*' 
titelt,  bie  grueftt  eine«  neunmaligen  ©rubtunrt  bet  Äftrif« 
ten  biefe«  Ätrchentwter« ,  juetfl  bie  bei  SiffenWjwfl  vrit  ben 
Gferiflentbume  verberblichen  ©runbfd^e  ber  Sefair«  (md) 
welchen  ba«  freie,  wiffenfehaft liefe e  ©treben  bem  Strrrrefe 


»er  Sh$«,  bie  chrifllicbe  Sittenlehre  einer  nur  tat  Nrtfc» 
la)t  beacbtenben  Jtlugpeit  &um  Cpf«  gebraut  würbe,  am 
hm  unb  «ine  Ghmtucnmg  ber  BugufHmfcben  fcebre-öori  ber 
Rechtfertigung  aus  freier  ©nabe  foberte.  (5t  fanb  Anb/än» 
)er,  welche  mit  i lim  auf  eine  ßerbefjeruhg  beS  Äat^olici*». 
nuS  brangen.  Subwig  XIV.  fu*}te  tie  Aufregung  ju  @un* 
len  ber  Sefuiten  unb  beS  ^Japfteö  ju  unterbieten.  XJon  ihm 
xmuntett,  fcoben  bie  3efuiten  auS  ber  Schrift  3anfenS  bi< 
Kircbenlebre  gefäbrbmbe  Sdpe  au?,  über  bie  ber  Stopft  erfl 
ud)  langem  Bögern  baS  SietbammungSurtfieil  auc^pvacb.  Uni 
(tagtet  bie  öffentliche  Meinung  unb  brei  bureb  hobt  geifiig« 
Bilbung  ausgezeichnete  «Wänner,  flntoine  Xrtiaulb,  fölatf« 
PaScal  unb  Pierre  Nicola  bie  Sanfeniflen  in  Sct)uö  nabm, 
o  erlagen  bie  3anfeni|ten,  größtenteils  ©elehrte  unb  SKdn; 
1er  bon  jhengen  Sitten,  boeb  unb  mußten  granfretay  »er» 
äffen.  Die  (Sifrigften  unb  ©ebilbetjien  unter  ihnen  wan» 
werten  nad)  ben  Nieberlanben,  namentlich  Druffel,  t»on  wo 
mS  ftc  einen  mißlungenen  SBerfud)  wagten,  ihre  Ncform  fm 
öolfe  einzuführen.  Noch  jefct  befielt  eine  ©emeinbe  ber 
Janfeniften  ju  Utrecht,  bie  jid)  burd)  bduSlitb<  unb  bürg«* 
.iebe  Sugenb  auszeichnet  unb  »on  ber  Regierung  gefebüfet 
»irb.  Sie  erfennt  einen  ©rjbiftb/of  als  it)t  geijiltcbeö  iCberj 
jaupt  an,  unterlaßt  aber  nicht,  j  et  ein  neugerodblten  Zapfte 
.hre  SBerebrung  ut  bezeugen,  obwol  fie  »on  bemfelben  jebeS 
ftal  eine  Art  ercommumcaticnSbutle  als  Antwort  jurüefs 
ntfftj 

Januar  (ber)  ijl  ber  crjre  SRonat  beS  Sabre«  unb  W 
U  Sage.  Scb>n  bie  Wömer  haben  biefen  Hainen  bem  SBo* 
Mte  gegeben.  8$ei  ihnen  nämlich  war  ber  erfie  Sag  beS 
SahreS  bem  ©otte  3anu§  (f.  b.)  gewibmet  unb  nach  bie» 
•em  ©otte  würbe  ber  SWonat  genannt.  3n  unfern  ©egeru 
:en  ijl  ber  3anuar  gewöhnlich  ber  fältejte  27conat. 

Januarius  (ber  fjetlige)  ijl  unter  ben  {»eiligen  Neapels 
ter  vornehmfte.  dt  foll  unter  Äaifer  £iocletian  als  S3ifri)ot 
m  Sencocnt  mit  noch  fteben  «nbern  ßbriften  im  31.  3ahre 
cined  Alter«  ben  SRärtprertob  erlitten  hoben,  frühzeitig 
umrbe  er  ber  Scbufeparron  Neapels,  n>o  unter  bem  £aupt« 
iltare  ber  Jtathebrale  feine  ©ebeine  begraben  liegen.  WS 
mü  untrüglicbje  Reichen  feiner  {»eiligfeit  gilt,  baß  ba«  bei 
einer  Einrichtung  ju  f)u^uoli  unweit  Neapel  »on  ein« 
uapolit.  grau  aufgefangene  {Blut  jwei  2Ral  be«  Sab*««/ 
m  April  unb  im  September,  püffig  wirb.  Den  19.  Sept. 
»irb  ba«  getf  beS  h-  3.  gefeiert,  »eiche«  ba«  beliebtefle 
Öorföfed  ber  Neapolitaner  ijl.  3ablreicbe$  Jöolf  »erfammelt 
ich  in  ber  3anuariuSfircbe.  {»«  wirb  »om  f)rie|i«  ba« 
Slut  beS  {»eiligen,  baS  in  einer  gldfernen  Jtapfel  beftnblicf), 
-ine  bunfelrothe,  bräunliche  9Raffe  bilbet,  bem  oerfammelten 
öolfe  jum  Äuffe  bargereicht  unb  ton  bem  erjbifcbof  ein 
eierlicheS  ^ochamt  gehalten,  bem  auch  ber  Jtötüg  beirooh* 
un  muß.  Nach  Jöeenbigung  biefer  geicrlicbfeit  nähert  ftcr> 
■Int  %n,ab(  alter  grauen,  »eiche  JBenoanbtinnen  beS  h<t(.  3. 
eijjen,  bem  Aauptaltare  tmb  bitten  in  fldglichem  ©efebrei, 
mS  in  ber  «attge  immer  heftig«  unb  »ütbenber  wirb,  ba5 
mt  einem  foftbaren  JBifchofSomate  gefchmtlcffe  ©tanbbilb 
:c3  {»eiligen,  baß  er  möge  baS  SBunber  gefebehen  unb  ba§ 
Klüt  flüffig  »erben  laffen.  Qin  $riefter  if)  unterbeß  fort« 
-uoitno  mit  ber  b«4  83(ut  enthaltenben  Jtapfel  befchäffigf, 
M  baS  SBunber.  gefdjef)ert  ifi.  Durch  tin  Pom  2flcat  gege« 
>cne5  Seichen  wirb-  b«e  »olf  baten  benachrichtigt,  uxlch<5 


jübefc,  baS  Äünber  felbfi  in  Xugenfcbetn  nimmt  unb  juleftt 
ut  eihem  taufenbflimmigen  greubengefange  8ob  unb  JBemuns 
betung  bc&  {»eilicjen  auefprtcht.  Üuf  biefelbe  SBeife  wirb 
bitS  ffljimber,  baS  gleicbjeitig  ju  ^ujjuoli  bei  Neapel,  wo 
be*  Stein,  auf  welchem  bet  {»eilige  hingerichtet  würbe,  ffilut 
fcfjwifct,  potffmbet,  acht  Sage  nacheinanber  wieberholt  unb 
Pon  bem  ©elingen  ober  ÜRiSlingen  beffelben  ©lücf  unb  Un. 
gtücf  ber  Stobt  abhängig  gemacht.  3m  le&tem  gaHe  mag 
ber  .{»eilige  baS  fchulbbelabene  S$oIf  biefeS  ©nabenerweifed 
nicht  würbigen  unb  muß  bureb  ©«bete  unb  ^rocefjtonen 
berf6hnt  »erben.  ©leicpcS  gefdjieht  auch  bei  betrfehenben 
»anbesplagett,  unb  fytutuma.  unb  b«i  Ausbrüchen 
beS  Sefut»S. 

3anu0  hieß  eine  noch  von  ben  Samern  oerehrte,  aber 
urfprunglid)  hetrurifche  unb  ben  ©riechen  unbefannte  ©ort* 
peit,  welche  früher  mit  oier,  nachher  mit  jwei  ©efichtern, 
ndmlich  einem  jugenblicpen  unb  einem  ältlichen  unb  mit  tu 
tum  £enfcherjrabe  abgebilbet  würbe,  unb  bem  man  bieffie« 


wachung  ber  Pforten  (laf.  janon*)  unb  bie  Übergänge  auS  einem 
3eitabfchnitte  jum  anbern  in  Scfuu)  »ntpfahl.  3n  ber  lefetern 
S$cjiebung  waren  ihm  baher  bie  Anfänge  ber  3abre  (f.  3a» 
nuar)  unb  ber  Sage  geheiligt  unb  würbe  feine  Doppelbil* 
bung  adegorifch  gebeutet,  als  beS  ©otteS,  ber  in  Skrgan* 
genheit  unb  äufunft  fcb.au«.  2flS  Shürhütet  öffnete  unb 
fcbloß  3.  auch  tie  Pforten  beS  Rimmels.  ÜRit  ben  3eiten 
beberrfebte  3.  auch  bie  ©efehiefe  ber  SRenfcben,  inSbefonbere 
Ärieg  unb  ^rieben.  NomuluS  foll  bem  3.  einen  Sempel 
ju  Nom  erbaut  unb  fein  Nachfolger,  Numa  ^ompiliuS,  fejl* 
gefegt  fyabtn,  baß  ber  Sempel  gefchloffen  werben  foHe,  fo 
oft  im  ganjen  Weiche  griete  reäre.  So  »iele  Jtriege  führ» 
ten  bie  ftreitlujligen  9Jömer,  baß  in  fieben  3ahrbunberten  ber 
Sempel  beS  3.  nur  brei  SRal  gefchloffen  werten  fonnte, 
ndmlich  unter  Numa  g)ompiliu$,  nach  bem  erften  punifcb>n 
Jtriege  unb  unter  bem  Jtaifer  AugufiuS.  Sagen  erjählten, 
3.  fei  ein  alter  Äönig  b«  8atein«r  genxfen,  welch«  ftinen 


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Japan  4 

Untertanen  ben  ttcferfau  unb  bie  IBerrbrung  ber  (Sott«  ge* 
Irbrt,  aud>  ©efefce  eingefübrt  ^obe,  unb  bei  üpm  fyabt  ber 
oon  feinen  Äinbern  oertriebene  Saturn  (f.  b.)  gajllicbe 
aufnähme  gefunben.  3.  unb  Saturn  regierten  gemeinfct)aft« 
lieft,  unb  nod)  in  fpäten  Reiten  rühmten  bie  SöolEcr 
tiumS  bie  Seit,  in  welker  iene  gehen  febt  haben  foHten,  alS 
baS  gotbene  3eitalter.  diner  ber  ficben^ügel,  auf  welchem 
ffiomlag,  ber  3anicutu5,  foü  nad) 3. benannt  »erben  fein. 

3apan,  ein  große$,  au3  mehren  vor  ber  JDflfüfre  XfienS 
liegenben  Snfeln  befiel;  enbeS  Sicid;,  im  großen  ober  (litten 
ßeeane,  ben  £üflen  GbjnaS,  ÄoreaS  unb  ber-3ftanbfeburei 
gegenüber,  bat  eine  Sange  bon  etwa  200  SReilen;  bie  ©reite 
tfl  fe$r  »erfebieben.  Sie  größte  3nfct  ijt  SHipon ;  bann  fol= 
gen  Äiuftu  unb  Sifoff;  auch  qeboren  ber  fübl.  SEbeit  ber 
groß en  3nfel  9Ratfmai  ober  3effo  unb  oiete  fteinere  £Üanbe 
(um  SKeidie.  Überall  ftnb  bie  Äüflen  fletl  unb  fchwer  »u* 
gänglicb  unb  ba§  SReer  ferjr  flürmifd).  SaS  3nnere  Der 
Snfeln  wirb  bon  rauben  unb  fleilen  JBergfetten  burdjjogeu, 
bie  fiä)  an  mandjen  fünften  bon  7—9000  g.  erbeben  unb 
tbeilweife  bulfanifcb  unb  mit  ewigem  Sd;nec  bebedt  ftnb. 
£>ai  Stüma  ifl  im  Sommer  beiß,  ba§  SSetter  febr  ferän-- 
berlia)  unb  bie  SBinter  ftnb  im  ndrbl.  Rhette  oft  febr  fatt. 
Sa  eS  aber  ber  Seewinbe  wegen  nicht  an  g«ud)tigfeit  fefjl t 
unb  ber  ©oben  an  bieten  Stellen  fruchtbar  unb  befonberS 
in  ben  febonen  5£balgrünben  bortrefflid;  bebaut  ifl,  fo  hat 
baS  Sanb  eine  große  9)robuctenfüUe.  Q£&  finb  eine  2Renge 
filüffe  unb  Strome  bortyanben,  bie  baS  Sanb  bewäffem,  aber 
alle  feinen  bebeutenb  langen  2  auf  entwirf  ein  tonnen;  am  be> 
ttäcbttichflen  finb  bie  auf  ber  3nfel  SRipon,  j.  23.  ber$)obo> 
gawa  unb  ber  JKenrtosgawa.  6ble  SRetatle  ftnb  fetjr  hau» 
ftg,  befonberS  ©olb  unb  Silber;  fobann  liefert  3*  baS  belle 
4tupftt  in  großer  SRaffe;  (Jifen  weniger,  aber  biet  Sd)we» 
fei,  äinnober  unb  ^orjetlanerbe ,  S?eiS  unb  Jjjülfenfrüdjte 
werben  frart  gebaut;  ferner  Saum  wolle,  $t)ee,  Sübfrücbte, 
Jtamprjerbäume,  Jahnen,  33ambuS,  ftabatf,  ^apiermaut» 
beer  *  unb  mehre  Säume,  bie  einen  borrreff lieben  Sirnifj  lie* 
fern.  3.  bat  einen  großen  JKcichtbum  an  fehöneu  ffilumen 
unb  ifl  baS  SJaterlanb  ber  jefct  in  Europa  fo  beliebten  6a« 
meQien.  Sie  83iebjt,uebt  ijl  unbebeutenb;  Sebafe  werben  gar 
niebt  gebogen,  weil  bie  Sapaner  ftd;  ber  Seibe  unb  Saum* 
wolle  ju  ihren  3eud)en  bebienen  unb  tabev  bie  SBolle  nict>t 
fdjäfcen.  ^ferbe  finb  febr  wenige  vorbauten,  Sf au btbiere  foft 
aar  nieb,  t,  Süffel  unb  flftnbbieb  werben  beim  Verbaue  ge.» 
brauebt.  6S  gtbt  viel»-  ^ütjnerartcn,  $.  S.  baß  fogenannte 
Seibentjubn,  unb  bie  .Ijpunbe  ftnb  febr  beliebt.  Sa8  2Reet 
ifl  fifdjreirf)  unb  wirb  aueb  jefct  bäuftg  »Ott  europ.  SSalfifd)* 
jagern  bcfitdjt.  2) er  giäcbenmhatt  beS  japan.  SnfetreidjS 
wtrb  auf  10—12,000  D9R.  gtftaftt  unb  bie  JBebolferung 
auf  30—35  Millionen  Seelen.  Sic  Sewobner  geboren  bem 
großen,  über  ganj  SDfiajten  oerbreiteten,  mongolifeben  Stamme 
an,  ftnb  ton  flarfem  SSuchfe,  mittlerer  ©rege  unb  gut  ge» 
baut  3bre  ©e|"id;t8farbe  ifl  gelblidjbraun,  it;r  Äuge  weni» 
aer  runb  al-3  bei  irgenb  einem  anbern  SSolfe  auf  @rben. 
Wü  ben  6b,inefen  baben  bie  Japaner  25crwanbt[cbaff ,  tod; 
finb  bie  SBorter  ber  japan.  Sprache  nidit,  wie  bie  <binef., 
einfplbig;  bie  Untere  ifl  bie  gelehrte  Sprache  bei  ganbed, 
gewiffermaßen  baö  fiatein  ber  Japaner,  unb  bie  Sonjen 
ftbreiben  itjre  tbeologifdjen  SBerfe  in  betfelbin;  aueb  bebienen 
fieb  tbrer  bie  Süornefjmen  in  it;reu  öorrefppnbenjen ;  jeber  von 


#  Japan 

biefen  bcrflel>t  aber  auch  boUanbifd).  Sie  Japaner  finb  oen 
frafnaem  öbarafter,  Unabt)ängigfeit  liebenb,  ftolj,  b«lten 
auf  6l;re,  baben  Sinn  für  greunbfdjaft,  ftnb  fleißig,  rr; 
begierig,  gefebirft,  fo  reinlio),  baß  felbfl  bie  ärmflen  fieute 
gut  gcfleibct  geben;  aber  babei  trunfliebenb,  wollüftig  unb 
b6a)p  ergwöbnifeb.    Sie  gwuen  genießen  billige  greift  : 
wie  in  (Suropa,    Sa  bie  SanbeSgefefce  an  öffentlichen  Tr 
ten  für  Sebermann  ju  lefen  finb,  fo  werten  Übertretungen 
berfelben  jlreng  unb  graufam  beflraft;  manebe  SSergebcn 
85.  bannt,  baß  ber  Scbulbige  in  Stüde  gehauen  ober  in 
ftebenbem  fcle  gefodjt  wirb,  ober  baß  man  ibm  ben  fieib 
mit  Sföeffern  burcbboljrt  u.  f.  w.    Sie  angegebenen  8njte 
baben  ba§  Correcbt,  fieb,  wenn  fte  ftrafbar  ftnb,  in  eigne: 
tperfon  ben  Saud;  auffd)lifcen  \u  bürfen. 

3-  b<tt  in  feiner  "Äbgefcbiebenbeit  bon  jebem  9Scrfebtf  mit 
anbern  SJoltern,  fieb  auf  eine  eigentbümlicbe,  in  ibrer  in 
fetjr  ^ob,e  unb  bebeurenbe,  übrigen*  jum  SEbeit  auf  d;inev 
©runblage  rubotbe  Silbungöflufe  emporgefa)wungen.  (£$ 
tat  eine  fel;r  rcid>e  Literatur,  fanute  febon  lange  bie  JBud 
brucferfunfl  mit  ^oljtafeln,  ebe  fic  in  Europa  erfuntc: 
warb,  unb  ber  Clementa?untenid;t  ifl  über  baS  ganje  SJiM: 
verbreitet;  bie  ©eleljrten  madjen  aflronomifö)c  Seobaebtur 
gen  unb  red;nen  nad>  il)Jonb?jahren.   3n  ber  3"buffrie  ba- 
ben ti  bie  3apaner  beinahe  weiter  gebracht  als  Sbinefa 
unbi>inbu5;  jte  liefern  ausgezeichnete  JKupfcr?,  ©fen=  u~y 
Stab,lwaaren;  il;re  Säbelf Ungen  finb  f*ifx  fo  gut  rcie  bre 
»on  Jlb,oraffan.  3b,re  Saumwollens  unb  Scibenicud)e,  ibre 
©las*  unb  befonbcrS  bie  latfirten  SBaaren  (äffen  nitJbtS  ju 
wünfä)en  übrig.  ©3  beflebcn  jwei  ^jauptreligionen,  bic  <r.-- 
foreligion  unb  ber  S3ubbf)i§mu$.   Sie  erflere  ifl  bie  ä 
im  Sicicbe  unb  grünbet  fid)  auf  bie  SJerebrung  ber  ©cii: .: 
ober  ©Ortzeiten,  Äami  genannt,  unter  beren  ^»errfebaft  alle 
fidjtbaren  unb  unftebtbaren  Singe  fielen.   5Bon  biefen  cS? 
ten  ©ottbeiten  flammt,  bem  &>olf erlauben  nadj,  ber  geil? 
liebe  Jtaifer  ober  SaTri  ab;  bi'e  angefebenfle  ©6rtin  beißt 
5Jen=fio»bai  =  fin  unb  ibr  ©ruter  ifl  ber  ürieg&gott  gatSmcn. 
Seit  Äamtä  ftnb  SEempel  ober  SJJipa  trrinjtet,  in  toelchn 
benfelben  ;u  gewiffen  3eiten  Opfer  targebradn  werben.  Scr 
SubbbiSmui  {am  erfl  543  n.  tSbr.  ©eburt  von  Jtorea  nacb 
3,  berüber,  tbcilt  fieb  l^icr  in  acht  Seften  unb  ifl  mit  brr 
Sintoreligion  bermaßen  jufammengeflof|en,  taß  biete  Zenti 
pcl  ben  '4nbängcrn  beiter  Behren  gemeiufct)aftlieb  ftnb.  Xb> 
ßerbem  täblt  nod)  ber  Siuto  ober  bie  djinef.  fietjrc  bcSCon 
fitciitS  Anbänger,  fte  finb  aber  nicht  febr  jahUeicb.  c 
herruht  völlige  Keiigionöfreibeit  unb  3eber  mag  nacb  ©:;; 
bunten  feinen  ©tauben  wed)feln,  nur  ifl  ba»  Übriflcntbom 
oerboten.  3flS  bie  ^)ortugicfen  naeb  3-  tarnen,  berrfdjte  bic. 
noeb  f einerlei  9Ki5rrauen  gegen  bie  Jremben;  fie  burften  eine 
gactorei  ;u  giranbo  anlegen  unb  bie  fatbolifeben  SRiffionare 
tonnten  ihre  fiet>re  nad)  ©utbünfen  ausbreiten.  Qi  gelang 
ihnen  unb  namentlich  bem  heiligen  JaoeriuS,  viele  3apcnc; 
jtt  befebren.   'ÄUein  bie  Sonjen  nal;men  cnblicb  ben  S 
gegen  baS  dbriftentbum  ein,  flellten  baffetbe  a\$  flaatSgefab: 
»or,  unb  tiefer,  ber  jugteiä)  WacbridJt  »on  ben  großen  Gr« 
oberungen  ber  ^ortugiefen  unb  Spanier  in  3"bien  unb  tt 
ben  malaiifd>en  3nfcln  erbielt,  oerbot  nun  bie  neue  ic: 
unb  oerfolgte  ihre  'Änbängcr  auf  baä  graufamfle.  Sie 
tugiefen  würben  oertrieben,  aQen  2tu?iäntem  verboten,  firt 
in  3-  aufjutjalten  unb  nur  bie  ^ottänber,  welefie  auf  c 
grage:  ob  bie  Sieligion  ber,  ^ortugiefen  aueb  bie  ibrige  f< 


Jsptin  #9t  Jagnerfe 


\ux  Antwort  gaben:  nein,  ffc  wären  ajo&ürrtct,  bürfen  feit 
1611  iibrlicb  einige  Sdjiffe  nac&  3.  fenben,  finb  ober  groi 
jen  S3e^tdnfunaen  unterworfen. 

Die  alte  ©efcbicbtc  3.'$  ift  fabelhaft.  DaS  Oberhaupt 
:er  öintortligion,  ber  DaTri,  mar  in  einer  Herfen  weltli» 
I;er  jtaifer  unb  iwberptiefhr.  3m  3-  1143  n.  ßb>.  fegte 
:r,  bet  t>on  ben  ©öttem  abflamintc ,  einen  ©eneral,  weld)er 
?ie  fircitbare  SJtacbJ  beS  2anbeö  befehligte,  ben  Aoubo  ober 
»eogutt,  fid)  jut  Seite.  Diefe  .ÄouboS  mußten  ihr  '21  mt  in 
brer  gamilie  erblid)  ju  madjeu,  mürben  immer  mutiger 
mb  entzogen  1585  bem  Deuri  alte  iucUtict>c  Stacht.  toeit> 
•cm  ift- biefer  Sefetere  btoö  geiftlicber  Jtaifcr;  ibm  wirb  jroar 
ine  beinahe  göttliche  SJerebrung  bemiefen  unb  ber  Seogun 
,ibt  fid)  bloS  für  feinen  Statthalter  aui,  oergönnt  ibm  aber 
tiefet,  feinen  3>aiaft  ju  ÜJtipafe  ohne  Grrlaubnijj  ju  Verla  jfen 
itib  regiert  unumfebränft.  (?§  gibt  jwar  eine  große  Stenge 
rrblicbe  Sürßen,  DamioS,  bie  große  SJefifeungen  haben,  fie 
nüffen  aber  alljährlich  feebS  Stonate  in  ber  Stcfibenj  btS 
5eogun  (eben  unb  itjrc  gamilien  bürfen  bicfelbe  gar  nicht 
.-crlaffen.  S3or  1585  befudjten  bie  3apaner  mit  ibren  J£)an> 
rclSflotten  frembe  üäubet  unb  lutten  befonberS  mit  Cvina 
?iel  freunblid)en  unb  fernblieben  SJerfebr;  feit  1637  bürfen 
äe  aber  baS  ÄuSlanb  gar  nicht  mehr  befueben  unb  nur  Aü* 
Icnbanbel  treiben,  SBirb  ein  Schiff  bureb  3ufall  nach  ei> 
iem  fremben  Canbe  verfcblagen,  fo  ficht  bie  Stannfcbaft  nad) 
brer  jjurücffuuft  unter  fttenget  Äuffidjt  unb  wirb  aueb  wol 
jeitlcbenS  eingefperrt.  Die  Regierung  will  feinen  SJerfebr 
Ott  bem  fluStanbe;  nur  bie  ^>i>Uänbcr,  Gbinefen  unb  m:-. 
eaner  bürfen  jährlich  mit  einer  befiinimten  ÄnjabJ  von  Scbif» 
m  ben  .^afeiiplafe  Stangafafi  befueben.  Sie  fuhren  ein: 
Surfet,  3mn,  Scbilbpat,  £luccffilber,  SBlci,  Sapanbolj,  ©e» 
xu'trje,  Spiegel,  Elfenbein,  Äafe,  58orar  unb  Safran  unb 
;elcn  bafür  Jtupfer,  Jtampber,  ©eibert *  unb  laefirte  2Qaa> 
en.  Die  ©cfammteinfünfte  beS  .RaiferS  werben  auf  etroa 
Vi  SÄiÜionen  $baler  angefeblagen;  bie  #cereSmacbt,  welche 
,um  3$cil  Pon  ben  DamioS  gefleUt  werben  unb  t>on  biefen 
•rbalten  werben  muß,  fdü(jt  man  auf  120,000  Siann. 

DaS  iapan.  Steid;  bejlebt  auS  jwei  ungleicben  Steilen, 
rem  eigentlichen  3-  unb  ber  <3tattbalterfd)aft  SfatSmai,  welche 
'cn  fübl.  SEbeil  ber  3nfcl  ?)efo  ober  2)ebo  unb  bie  iapan. 
(turilen  umfaßt.  3eneS  ift  in  jebn  ßanbfc&aften,  Do,  ge» 
beilt,  welebe  in  ^Drouinjen  verfallen,  bie  wieber  in  Jtreifc 
jetbeitt  finb.  Die  Verwaltung  ift  fehr  regelmäßig.  Die 
paup tinfel  9eipon  ober  Siphon,  ISO  Stuubctt  lang  unb 
lo  breit  i(i,  sulfanifd)  aber  trefflieb  angebaut,  auf  ihr,  an 
inet  SRcereäbucbt,  liegt  bie  £auptjiabt  bea  Sieiibs;,  ^ebo, 

e  ju  ben  öolfreicbflen  ^Idfeen  auf  (Jrben  gebort  unb  1,300,000 
:mw.  ijdbtn  fotl.   Die  ©tragen  burebfebneiben  ftd)  in  rech» 
ra  SBtnfeln,  bie  Raufet  haben  jwei  otoefwerfe,  finb  auä 
u5  gebaut,  mit  3K6rtcl  beworfen  unb  weiß  angefiri» 

tn:  fie  bilben  nur  ein  gropeS  Limmer,  bat»  aber  bureb  be.- 
vcglicbe  öerfcblage  oon  ftarfem  Rapier  in  me|>re  ÖJemdcber 
ictbeilt  werben  fann.   Die  Dadjer  finb  flact).    9Äan  ftebt 

tb«  Sifcbe  noeb  Stühle,  weil  bie  3apaner  fich  auf  3Rat» 
en  fegen;  2fUeä  aber  ift  fet>t  reinlich.  Die  merfwürbigfien 
BebaidM  finb:  bie  9iipbon«5Ba5  ober  grofje  JBrütfe,  bie  ^40 
'<  lang,  aus"  Gebernbolj  aufgeführt  ift  unb  oon  welcher  ab 
:Ue  Entfernungen  im  Sieidjc  berechnet  werben,  unb  ber  9>a; 

ü  fceä  Seogun,  weldjer  in  ber  Wittt  ber  otabt  liegt,  ein 
refieö  £U:artier  für  ftd)  bilbet  unb  mit  SBäden  unb  ©ra» 


ben  umbogen  ift.  3n  bem  äußern  Schlöffe  wobnen  bie  gro< 
fen  8?eicb6fürften ,  weldje  fieb  am  ^>ofe  aufbalten,  t^rc  'JJa* 
lüfte  bilben  lange  Straßen ;  im  jweiten  Schlöffe  wobnen  an* 
gefebfne  itronbeamten  unb  StaatSrätbe.  Dann  tommt  ber 
eigentliche  $ala|l  bed  JtaifcT^ ;  er  liegt  auf  einer  Anhebe, 
bat  aber  nur  ein  Stodwerf,  mit  einem  boben  oiereefigen 
Slnirme;  einen  foldpen  barf  in  bet  £>auptftabt  9(iemanb 
außer  bem  Jtaifer  haben.  3^üren  unb  Schwellen  ber  Säle, 
namentlich  beö  größten,  in  weldjein  hunbert  Statten  liegen, 
finb  mit  girniß  überjogen;  aHe*  Sifen  i|t  »ergolbet  $ebo 
ift  häufig  febr  gefähriieben  geueräbrünften  aufgefegt;  im  3- 
1703  brannten  mebr  als  100,000  ^aufer  ab.  Die  Steftbenj 
be$  geiftlicben  Jtaiferd  ift  SPtipafo  ober  Äio  im  fubweßl. 
£b"le  bet  3nfel ;  fie  i|t  regelmäßig  gebaut  unb  bat  mehre 
mert würbige  ©eoäube,  3.  SJ.  ben  falaft  beS  Daiti,  ben 
Tempel  brö  Sofoji  mit  einet  foloffalen  Statue  bei  DaibutS 
ober  ©roß'äBubbba,  bie  83  $.  bod)  ift.  3n  ber  915b«  be« 
j£empel§  bangt  bie  größte  ©(oefe  auf  Erben,  fte  iß  mehr 
al3  2  SRitL  $f.  febmer.  3m  JEcmpel  be8  Äwanwon  beftn» 
ben  fich  Piele  ©ögenbilbet;  bie  3apaner  behaupten,  ei  feien 
beren  333,333.  Diefe  Stabf  i(t  bie  gewerbfamfle  im  Sleicb«, 
bat  piele  fBucbbrucfereien ,  eine  Stunde,  viele  wiffenfchaftlicfje 
'Änftalten,  benn  fie  ift  ^>auptfi&  ber  Äün(le  unb  Eiteratut, 
unb  wenigfhnS  500,000  Einw.,  untet  benen  52,000  $rie* 
fter.  —  JDafafa,  an  bet  SJtünbung  be8  SJobogawa  tfl  eint 
wiebtige  ^>anbeläftabt,  wobin  alle  müßigen  unb  teilen  geute 
fhimen,  um  ftep  Vergnügen  ju  madpenj  fie  bat  150,000 
Cr  iure,  unb  einen  botanifdpen  ©arten,  in  weld)em  aHe  ©e» 
wädjfe  geigen  werben,  bie  man  in  3.  finbet  —  Die  3n» 
fei  J(iu>fiu  ober  Jimo  liegt  fübwefrl.  oen  Stipon  unb  ift 
gleichfalls  Erbbeben  unterworfen.  Die  wichtigfte  Stabt  ifl 
bet  ^afenplag  Kangafafi,  wo  bie  ^ollänber  eine  Weber* 
laffung,  Dcjima,  haben;  fie  finb  biet  eng  eingefdjlojfen  unb 
werben  ftreng  bewad;t.  OTangafafi  ift  ftarf  beoölfert  unb 
febt  gewetbfam.  —  Die  britte  große  3nfel,  Sifoff,  bit 
jwifchen  SRtport  unb  Äiufiu  liegt,  ift  bi§  jefet  ben  Europäern 
febt  unbefannt  geblieben.  —  Die  Stattbalterfcbaft  STOatSmai 
umfaßt  ben  fübl.  Ztjzil  bet  3nf(4  S)efo.  ^>ter  liegt  9f?at5. 
mai ,  eine  ^)anbe(Sftabt  mit  einem  ftarf  befugten  {>afen  unb 
einem  japan.  Sbeatet.  3n  biefem  Sanbe  leben  'Xmoi,  ein 
Süolf,  ba5  noeb  auf  einet  niebrigen  Stufe  ber  ©efittuncj 
ftebt  unb  jum  SEljeil  ben  3apanern  unterworfen  ift.  Der 
fübl.  Sbeil  bet  3nfel  Xarafai  obet  Sagbaiien  ift  nebft  ben 
fübL  Jturilen  ebenfalls  pon  3.  abbÄngig.  —  9lo(b  wollen 
mit  baS  fübl.  »on  SJebo  liegenbe  gelfeneilanb  Jatfifio  erwdb» 
nen,  baS  fich  fo  fteil  au 3  bem  fDleete  emporbebt,  baß  man 
nut  vermittels  einet  Sttafcbine  anS  £anb  gehoben  werben 
fann.  ^ierfjer  werben  alle  ©roßen  beS  97eicbS,  weldje  baS 
StiSoergnügen  beS  weltlichen  itaifctS  auf  fieb  gebogen  bcibcrt, 
in  bie  SBetbannung  gefd)icft  unb  muffen  in  einet  SeibenfabriP 
arbeiten. 

3  a  inj  tri  e  wirb  «in  fBauemaufftanb  genannt,  bet  im  3. 
1358  granfreieb  in  berfelben  SBeife  petwüftete,  wie  fpätet 
ber  iBauetnftieg  (f.  b.)  Deutfc^lanb.  Detfelbe  wat  eine 
golge  bet  5Berwitrungen,  in  benen  fid)  granfreieft  befanb, 
naebbem  fein  Äinig  3obann  1356  in  engl,  ©efangenfebaft 
geratben  mar,  fowie  im  ÄUgemeinen  bet  Sittenlofigfeit, 
welche  in  fixaahtid)  untet  hoben  unb  niebetn  Stdnben  um 
fid)  gegriffen  hatte  unb  bet  Stier  ad)  tung  unb  9(age,  von  web 


eher  bet  Steuer  gcbrfidPt  würbe.  2>aS  einmal  in  SButb  ge* 
rathene  SBolf  war  in  feiner  Öerfolgung  ber  Wethen  unb 
SBornebmen  fürchterlich  buret)  2Butb  unb  9tobeit.  25ie  fchanb* 
lichten  SEobeöarten  würben  erbaut,  bie  #injurichtenben..ldni 
ger  *u  peinigen ;  Srauen  unb  3ungfrauen  würben  gefchdubet, 
bie  Schliff"  erobert  unb  niedergebrannt.  ÜSit  ben  Säuern! 
machten  halb  bie  tyuifee  gemeinfame  Sad>e,  inbem  ueb  mu 
ter  ihnen  ein  gewiffer  Stephan  SRareel,  welcher  früher  et» 
Kaufmann  gewrfen  war,  ein  große«  Jnfeben  verfebafft  hatte. 
2Mefer  9Rann  fuct»te  aus  ben  Verwirrungen ,  welche  granf* 
reich  jerriffen,  Sortbeile  ju  jieben.  JUc  übrigen  Stäbte  granf* 
reic|8  verbanben  fich  aber  mit  bem  2£bel  gegen  bie  wie 
wuthenbe  Sbtere  unb  fcbltmmer  haufenben  Sauern  unb  burch 
ba«  fBIut  ber  9iäbel«fübrcr,  unter  benen  fid)  auch  ©JatJ 
cel  befanb,  würbe  ber  Jufjtanb  enblich  gefHUt.  Jacques  boa 
hommo,  welches  etwa  fo  viel  bebeuten  foll,  wie  „bummer 
Jfxmi",  nannte  ber  übermütige  2Cbel  granf  reich«  ben  Sauet 
unb  au«  jener  Sejeidjnung  foll  ba«  SEJort  Saquerie  enrftan* 
ben  fein. 

3araon,  ein  urfprfinglich  franj.  SBort,  bezeichnet  unge* 
f Ahr  25affelbe,  wie  St a u b e r  w & l f ch ,  alfo  eine  wißfürlicj)  v e x- 
berbte  SRunbart  ober  Sprechweife.  3ebe  SBiffenfchaft  unb 
jebe  Jtunft  hat  ihre  eigentümlichen  SÖSorte  unb  JuSbrucf«? 
weifen,- welche  jeooch  noch  feinen  3argon  bitten.  Sei  bie: 
fem  finb  e«  bie  gewöbnlichjlen  im  ?cben  vorfommenben  ©ei 
genfldnbe,  welche  auf  abweichenbe  SBeife  bejeichnet  werben/ 
unb  bie  SRenge  ber  befonbern  Ju«brucf«weifen  ijl  fo  groß, 
baß  bie  ganje  Sprache  ein  veränberte«  Jnfeben  erhält.  Tfuf 
manchen  Univerfitäten  haben  bie  «Stutenten  eine  Sprechweife 
unter  jich  eingeführt,  welche  an  ein  3argon  grenjt;  ba«  eins 
jige  wirftiche  tn  25eutffblanb  gebrochene  Sargon  aber  finb 
ba«  3ubenbeutfcb  unb  ba«  jum  STbetl  au«  btefem  gebilbete 
Btothwdlfch  (bie  ©aunerfpracbe,  ttochumerfpracbe,  Die; 
beSfprache).  2)er  lefetern  bebienen  fich  Jum  gegenfeitigen 
Berjldnbniffe  3igeuner,  Spifebuben,  Settier  von  $>rofeffton, 
unb  ba  e6  in  crtminalijiifcher  Sejiebung  von  SBichtigfeit  tjl, 
tiefen  Sargen  su  verfleben,  fo  hat  man  fchon  früher  fich 
Jtenntuiß  von  bemfelben  ju  t>erfchaffen  gefugt  unb  bereit« 
•  1601  erschien  eine  ©ramraatif  bejfelben.  Sfot  heißt  in  ber 
©aunerfprache  ein  Bettler  unb  wdlfcb.  bebeutet  auöldnbifcb 
oben  fremb;  Slothwalfcb,  ijl  alfo  bie  „frembe  Settier* 
fprache".  ©ottfeheb  meinte,  ba«  SBort  Svotbwdlfcb  fei  von 
8?otweiI  abzuleiten,  weit  ba«  Äammergcricht  ju  fRotweil 
ein  fo  fchlechte«  £eutfcb,  gefchrirben  babe. 

3adintrt  t|l  ber  9lame  einer  ©ewäcr)«gartung,  bie  meifl 
immer  grüne  «sträuchcr  be§  r)cißen  Jfien«  unb  Jfrifa«  um» 
faßt,  beren  weife  ober  gelbe  Suiten  einen  eigentümlichen 
angenehmen  £uft  verbreiten.  Seit  ben  echten  3a«minarten 
barf  ber  in  ben  Karten  unb  $arfanlagen  £)eutfeb[anb«  bätt» 
fig  fich  ftnbenbe,  im  fübl.  <Suro»a  einheimifche  Strauch  (ber 
^feifenfhauch)  nicht  oerwechfelt  werben,  ber  jitmlicb  große, 
weiße,  [a«minartig  rieebenbe  33(umen  unb  große  runblicrje, 
ftugefpifete  jBldtter  t)üt,  wenngleich  berfetbe  gewöhnlich  3a«* 
min  genannt  wirb.  i)er  t>orjug«weife  3"J«min  (gebrduchti* 
eher  3««min)  genannte  Strauch,  ber  au«  Sübafien  flammt 
unb  im  aanjen  Sübeuropa  bi«  jur  Schwei)  unb  Sirol  r>er« 
witbert  ift,  verträgt  bie  SBinter  £>eutfch(anb«  nicht,  we«ha(b 
tx  nur  in  ben  ©ewicb*h<iufern  gehalten  werben  rann.  Qt 
bat  gefieberte,  eingefebnittene  »latter  unb  fkine  weiße,  am 


ßerfi  flar!  riechenbe  Stuten,  bie  fottft  für  ar.jnelfrtSftig  t> 
halten  würben,  gegenwärtig  aber  nur  uir  ©ewinnung  iti 
3a« min 615  benufet  werben.  Da«  woblriechenbe  itherifefe 
3a«min6l  ijl  aber  in  fo  geringer  Spenge  barin  vot^rnben, 
baß  man  e«  mittel«  £efriUation  mit  2Siaj»cr,  wie  man  e# 
au«  anbern  ©emäa)fen  erhält,  nicht  gewinnen  tarmj.  wei« 
halb  man  tic  frifchen  S31üten  mit  einem  geruchlofer». guten 
fetten  Öle,  j.  ».  »ehen»,  ÜRanbel*  ober  Cli»enoltt;  über. 
gießt  unb  tamit  einige  äeit  fteben  läßt,  inbem  man  immer 
wieber  frifche  {Bluten  hinjuhringt,  bie  nun  ihren  ©erueb  tem 
fetten  Öle  mitteilen;  ober  man  befeuchtet  SaumrooDc  mit 
einem  fetten  Öle  unb  bringt  abwecbfelnb  Schichten  berfdbrn 
mit  Schichten  von  SMüten  jufamnun  unb  erneuert  bie&lü. 
tenfehichten  fo  oft,  bi«  ba«  Öl  einen  jlarfen  SaSmingeruä1 
Angenommen  hat,  worauf  man  e«  au«  tcr  JSaumwoUe  a;.:-> 
preßt,  .rief.-  fette  3o«mtn6l  wirb  ju  Kematen  unb  ^ai> 
fumerien  verwenbet.  9loch  vorjügltcher  ifl  ba«  vom  groß' 
blutigen  3a« min  erhaltene  Öl.  tiefer  Straudh  ifl  in 
Öjlinbten  beimifer)  unb  wirb  in  Sübeuropa  cultivirt.  3n 
feinem  SBaterlanbe  werben  feine  unb  bie  SMüten  einiger  m 
bern  verwanbten  Xrten  in  ben  »empeln  unb  Käufern  um< 
hergeflreut,  um  barin  ihren  SBoblgeruch  ju  verbreiten. 

3arjtr,  eine«  ber  vier  großen  Sunba*eilanbe,  Itatfubl. 
vom  Äquator,  wirb  auf  feiner  Sübferte  vom  inb.  Ceeaat 
befpült,  burch  bie  Sunbafhaße  von  Sumatra  getrennt,  unt 
gehört  ;u  ben  fch&nflen  Snfeln  ber  6rbe.  6«  bat  einen  $ti> 
cbeninhatt  von  24O0  DSÄ.  2)ie  ©ebirgögruppen,  we»6< 
ba«  Sanb  bebeefen,  finb  nach  berSübfüfle  ju  am  ^ikb'-c 
}wifchen  ihnen  liegen  mehre  Hochebenen ;  manche  i&etge  rc> 
gen  bi«  ;u  12,000  %.  empor.  SRetaHreich  finb  bie  ©eb::« 
nicht,  boeb  ftnbet  man  ©lei,  Äupfer,  3inn  unb  ettt>««€:!' 
ber;  beflo  häufiger  ifl  Schwefel,  benn  bie  Snfel  hat  eine 
große  SMenge  (38  —  46)  Sultane,  bie  jum  STpetl  in  m 
unterbrochener  ^hatigteit  finb.  £)a  2(rbfchuna  raucht  fon» 
wdhrenb  unb  ber  3bfchen  warf  einji  eine  fo  ungeheure  SBaf 
fermenge  au«,  baß  ba«  ganje  jwifchen  ihm  unb  bera  SReerr 
liegenbe  8anb  auf  einer  Street e  von  20  Stunben  unter  8Bjf 
fer  gefegt  würbe.  Srbbeben  tommen  häufig  vor  unb  an  2li> 
neralquellen  i|l  fein  SRangef.  SDie  ganje  3nfel  i^  btml 
jahlreiche  Slüffe,  unter  benen  ber  Solo  unb  bet  Äebiri  bi' 
größten  finb,  vortrefflich  bewdffert.  3>  hat,  weil  e*  fo  ^ 
birgig  ifl,  eine  große  SRannichfaltigfeit  be«  MmaS  unb  mi 1 
^»ochlanbe  fthnnet  unb  friert  e«  auch.  STOit  3fu«nar)rne  tat- 
Seiner  Strettrn,  j.  id.  Satavia«  unb  überhaupt  ber  flair. 
moraftiaen  9?ortfüfle,  gehört  bie  3nfel  ju  ben  allerarfnnbe' 
flen  fanbern;  jene  aber  finb  bem  Europa*«  bochfr  vetberb 
lieh.  'Auf  3-  gebeiben  bie  ©ewdchfe  aller  3enen,  100*  bn 
ber  ^olanegion  nicht.  3m  Slachlanbe  wirb  vorjügliÄ  Sei 
gebaut,  ber  nebjl  bem  STOai«  ba«  £auptnabruttg«mittel  ic 
»ewohner  bilbet.  ferner  gebeiben  berrlid)  ©erjte,  alle  es* 
rop.  Äüchengewdchfe  unb  ^ülfenfrüchte,  Sataten,  3atferp 
Äaffee,  2abacf,  Pfeffer,  3nbigo,  ^Baumwolle,  gdrbes  uui 
Ölpflansen,  viele  9>almenarten,  alle  Sübfrüchte  obne  Ju-4 
nähme,  3ngwer,  Äarbamomen,  21nana«,  unb  auch  nrittfD 
Jubaue  be«  SEhee«  werben  Skifuchf  gemacht.  Unter  bei 
Säumen  in  ben  Sdlbern,  welche  befonber«  ben  Sann  brr 
©ebirge-unb  btefe  felbfl  bi«  ju  einer  bebeutenben  &i$t  t^ 
beefen,  nennen  wir  ba«  »um  Schiffbau  fich  vortrefflich  r?s 
nenbe  ZifhoU  «nb  ben  Üpa«  ober  ©iftbaum,  von  mtyrsr 


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Java 


489 


Java 


Tufcer  fo  3R<m$e3  gefabelt  würbe.  <?8  t(l  aber  jefet  au8gej 
rtiicbf ,  baß  feinf  HuSbünflung  webrr  tobtet  norb  ben  in  ber 
ftdhc  waebfenten  ^flanjen  fcgdblidb  ijl ;  aber  auS  bf m  Safte 
virb  ein  fe^t  gcfdbrlicbeS  ©ift  bereitet.  Elefanten  im  xoiU 
:cn  3uflanbe  trifft  man  auf  3.  nicht;  wol  aber  2igcr,  fieo* 
jarben,  9?binocero8,  SchafalS,  25ambirfchr,  Äntilopcn,  riete 
Affenarten,  ben  .£frfcf>eber  ober  JBabiruffa;  unter  ben 
[ein  ijl  ber  moluftiföe  Äafuar  merfwurbig;  bie  Ärofobile 
tnb  feht  gefdbrifö  unb  haben  mehr  ttbniföfcit  mit  benen  im 
Hil,  a(3  mit  benen  be8  ©angeS;  einige  «Schlangen  ftnb  uiu 
jemein  giftig?  ffiienen  unb  eßbare  SJogelnefter  ftnb  in  5J?enge 
>orbanbcn.  2>ic  SJewobnenabl  »on  3-  belauft  für)  gewiß  auf 
■unf  ÜRttlionen  Seelen,  ift  aber  ungleich  »erteilt  unb  bie 
Jnfel  tonnte  rool  noch  brcimal  fo  uicl  SDienfchcn  ernähren. 
Die  2Rebr$abl  ber  3nfulaner  befielt  au8  3a»anefcn,  bie  fiel) 
,roar  »on  ben  eigentlichen  Malaien  wefentlfö  unterfct)eiben, 
nit  £inbu8  unb  ben  jum  mongol.  Stamme  gehorenben  236U 
fern  $interinbienS  »ermiföt  finb,  aber  boer)  jur  ma(aiifcb,en 
Äace  geh 5ren.  Sie  finb  »on  mittler  ©rdße,  meifl  »on  heß* 
nauner  garbe,  hflflfö/  »erftdntig,  r)aben  ein  würbcoolleS 
'Benehmen,  leben  »orjüglfö  »on  »Pflanjenfojl,  fauen  Jöetel 
anb  ärefa  unb  rauchen  »iel  2abacf.  Sie  wohnen  ber  SKebr* 
wljl  nach  in  Dörfern,  ftnb  alle  SBeobammcbaner,  halten  ben 
Äcfcrbau  für  bie  ebeljie  IBcfchdftigung  unb  finb  bce-halb  nie 
Iii  Seefahrer  ober  .Raufleute  »on  öebeutung  geroefen.  25ie 
Srunblage  it)ret  woblflingcnben  Spraye  ijl  ba8  SanSfrit, 
unb  obne  3wetfel  fcat  3.  feine  alte  ©cftttung  »on  3nbien 
au6  erhalten.  2)ie  dltejle  Dieligion  war  ber  äÖrabrnaniSmuS, 
Urf  biefen  folgte  ber  SSubbhiSmuS,  unb  »on  ber  £errfcfc«ft 
beiher  jeugen  noch  eine  SDlenge  r)crrlict)er  2cmpelrumen  unb 
äulen.  3m  15.  3abr'h.  würbe  ber  3$lam  nach  bec 
3nfel  gebraut  unb  war  im  16.  bereits  (jcrrföenb;  feitbem 
iut  auch  ba8  gcringjlc  25orf  feinen  eignen  mobammeba; 
rtiföen  $riefter.  Eußer  ben  3a»anefm  finben  wir  etwa 
Wo,000  Gbinefen,  welche  Jtaufleutc,  «panbwerfer,  Äünjller 
jnb  Sreuerpdcbter  finb,  fobann  einige  taufenb  Araber,  »iele 
Kalaien  »on  allen  Snfcln  be8  2lrcf>tpelagu8 ,  Sflaoen  unb 
5uropder,  meijl  #oHdnber.  25iefe  befugen  3.  feit  1594 
ün'ceten  1618  JBatauia.  Seitbem  erweiterten  fte  in  ben 
"tften  gelben  unb  .Kriegen  ihr  ©ebiet  fo,  baß  jefet  brei  SBiers 
theile  ber  3nfel  ihnen  unmittelbar  unterworfen  unb  auef)  bie 
beiben  noch  übrigen  eingeborenen  dürften,  ber  Sufföunan 
jber  Äaifer  »on  ber  ju  Suraferta  unb  ber  Sultan,  ber 
,u  üjoejocarta  refibirt,  »on  it;nen  abbjngig  ftnb.  2)ie  Säe* 
;\;migen  Öeiber  liegen  in  ber  3Ritte  unb  im  Süben  be8 
m.  äbeitö  ber  Jnfel.  Sic  regieren  beSpotifcr),  boer;  ^at  ber 
Md  eine  Ärt  von  2e^n6»erfaffung;  bie  Suflij  wirb  iinÄU; 
gemeinen  nae^  oem  Äoran  »erroaltet.  2>a§  Äiiegeiroefcn  ijl 
nad)  ÜRiglicbftit  europ.  organifirt.  35ie  >f)oudnber  Ijaben 
if;re  JBefi(jung  n  auf  3.  mit  ber  3nfel  SKabura  in  19  ^ro< 
ringen  gereift,  bie  unter  einem  ©eneralgouoerneur  fteben, 
ta  ein  £tcr  von  etwa  10,000  «TO.  jur  Verfügung  unb  ben 

•itb  ton  .Isnbicn  jur  Seite  r)at. 

2)tt  unmittelbaren  Sefüjnngen  ber  ^olldnber,  welche 
i  '.btltcjj  rreb^r  alö  12  SRiUionen  SEIjalcr  einfünfte  abwerfen 
unb  nie^t  unter  Gontrole  ber  ©eneralflaaten,  fonbern  unter 
bei  Ceiting  beö  ÄinigS  fielen,  b.aben  einen  gldtb.eninb.alt 

i  mebr  a!3  1500  mit  mer>r  al5  3  «KiUionen  einro. 
35ie  ^ai  ptjlabt  be5  gefammten  nieberldnb.  3nbien5  unb  Si(j 

fi9ÜbeifC5enB  .8er.  U. 


be«  ©en«ara^i!»crriorrt  tjl  öataota  am  fflujTe  35fcb>rfatTa 
mit  einer  fiepern  unb  f$6nen  JKliebe,  oortrefflic^  jum  Jpam 
bei  gelegen,  aber  immer  ned)  ungefunb,  obgleict)  »tele  Äa; 
nctle  auSgetrocfnet  unb  bie  Straßen  luftiger  gemacht  finb. 
QB  befinben  fieb.  bier  au§gebei)nte  SJcarinemagajine,  mcfire 
tübfe^e  Äircb,cn,  bie  ©ebdube  ber  Harmonie  unb  ber  ©efeO: 
[Aaft  ber  SBiffenföaften  unb  fünfte,  unb  ein  2b. eater.  T>it 
Curopder,  beren  ntc^t  me^r  als  3  — 4000  finb,  wohnen 
auperljalb  ber  febr  weitläufigen  Statt,  in  ben  luftigen  SDrt: 
fet^aften  9?x>Sr»icf  unb  SEBeltewreben ,  in  welchem  ledern  gletfer 
baS  SRilitair  feine  Station  hat  unb  wo  ft"cf>  ein  berrlic^e? 
^ofpital  für  Solbaten  beftnbet.  25 te  ^ablreidjen  Äaufleute 
fahren  ftür)  SRorgenS  in  bie  Stabt,  wo  fte  h)xe  (Somtoirt 
rjaben,  mad)en  t$re  ©efrr;dfte  m6glid)j!  fönen  ab  unb  bege: 
ben  ffö  bann  wieber  aufS  Sanb.  liegt  fletS  eine  groflc 
Spenge  bonScbtffen  im  «^«fen,.  weföe  einheimtföe  ^robuete 
abholen  unb  frembe  juführetr,  boc^tfl  ber  ^kmbel  äßata»ia?, 
feitbem  ber  engl.  $reu)afen  Sincopore  auf  ber  gleichnamigen 
3nfel  aufgeblüht  ift,  nföt  mehr  fo  bebeutenb  al8  früher. 
25ie  Ginwobnerjabl  belduft  ftfö  auf  l;6ct;|len8  50—55,000 
Seelen,  wo»on  faft  bie ^dlfte  3aoanefen,  14,000  ßbinefen, 
12,000  Sflaoen  finb.  Se^r  bebeutenbe  SKagajine  unb  Serf« 
ft ärteti  befinben  ffö  auf  ber  mitten  im  >&afcn  liegenben  3n= 
fei  £nruft.  Sßie  furchtbar  ungefunb  früher  üBataoia  war, 
jeigt  bie  jiatiflifö  beglaubigte  ihatfache ,  baß  in  22  Sahren 
(1730—52)  auf  ben  berföiebenen  Äirc^h;6fen  meb.r  alö  1 2JH0. 
9J?enföen  begraben  würben.  3n  bem  einjiaen  3abre  1751 
ffarben  »on  ber  70,000  «Kenfcfien  jlarfen  I8e»ölferung  58,609. 
25ie  übrigen  wicb.tig(ren  Stabte  ber  3nfel  ftnb  folgenbe: 
jBuitenjorg,  ein  angenehmer  $lafe  im  ^innenlanbe,  ber  )u 
ben  gefunbeften  in  ber  Reißen  3one  gehört,  mit  einem  bota* 
niföen  ©arten.  Sc^ertbon.  eine  Keine  ^anbetöjrabt,  bie 
aber  je($t  niebt  mehr  ibre  frühere  S3ebeutung  liat.  Hn  ber 
©renje  ber  t>ro»inj  Scr)ertbon  liegt  ber  große  2BaIb  Dagon 
ober  ^aiiu  :t!uhur;  bie  3weige  ber  hohen  S3dume  in  fcem- 
felben  bilben  ein  fo  bicb^teS  Saubbaccj,  baß  fein  SonnenftrabJ 
|)inburd)bringen  !ann  unb  bie  Sieifenben  ffö  felbfr  bei  Sage 
ber  gacfeln  bebienen  muffen.  Samarang,  eine  bütyenbe 
^anbeI8|labl  mit  36—40,000  Cinw.  an  ber  SDWmbung  be8 
gleichnamigen  Stromei,  b^at  ein  ßbergericc)t  unb  eine  $ru 
mairföule.  25er  PormalS  fortreffiiebe  Syahn  ift  je^t  wegen 
ber  SRenge  t>on  Sanbbdnfen  faft  unjugdnglict).  Surabapa 
an  ber  fftünbung  be«  Äebtri,  ifl  ndd>|f  JBataoia  bie  wic^j 
rigfte  Stabt  ber  3nfel,  bat  etwa  50,000  (Sinw.,  eine  »ots 
trtffiföe  3xf;cbe/  ein  Seearfenal,  SchiffSroerften,  eine  2Rün3e 
unb  eine  $rimairfcf)ule.  25a8  holldnb.  £luartier  ifl  fehr  b,übfr^ 
gebaut.  3n  ber  Slefibentfcbaft  Surabaja  liegen  bie  au8ge; 
bebten  krümmer  ber  altjabaniföen  ^auptflabt  SKabjapabtt. 
Suraferta,  JReftbenj  beö  ÄaiferS  »on  3-  ober  ©ufufcunan, 
beffen  ^ßeft^ungen  etwa  eine  SJliUion  Ginwobner  reiben,  ifl 
eine  große,  in  jaoaniföem  Snjle  erbaute  Stabt,  b.  h.  fte 
bcfleht  auS  einer  großen  SRenge  jufammenhdngenber  256rfer 
unb  hat  etwa  10,000  Ginn).  25er  2h  eil,  ine  (eher  »on  @u; 
ropdern  bewohnt  wirb,  ijl  bur*  ein  gort  geföü^t,  in  weis 
djem  eine  holldnb.  üöefaljung  liegt.  25jocjocarta,  bie  JKefi- 
benj  be8  Sultan8,  ber  über  ungefähr  700,000  ÜRenföen 
gebietet,  tjl  gleichfalls  fehr  groß  unb  hat  wohl  an  100,000 
@inro.  3n  beiben  Sdnbem  finbet  man  eine  Stenge  alte; 
2>enfmdler  unb  Kuinen. 

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Joanne  d'Arc 


490 


Joanne  d'Arc 


3 ranne  ITSTrc,  befannt  unter  bem  Kamen  ber  3ung» 
frau  »on  SDrleanS,  war baS fd)lid)te 2anbmdbä)en,  roeld)eS 
im  Anfange  fceS  15.  Sabrb.  ihr  SBaterlanb,  granfretd),  auä 
ber  «£>anb  ber  (Sngldnber  errettete/  reelle  bur$  bie  -Kacbt 
tr>reK  SBajfen  unb  begunftigt  »on  tiner  Partei  in  granfreiä), 
bereits  fold)e  gortftr>rttte  gemalt  Ratten,  baß  bie  ©clbfldn» 
bigfeit  granfreid)S  für  immer  »crlorrn  fdn'en.  Der  nod) 
unmunbige  -öcinrict)  VI.,  £6nig  Don  Gnqlanb,  würbe  .ftönig 
von  granfretd)  genannt,  unb  »ergebend  fdmpfte  ber  recht; 
mäßige  föer)crrfct}er  granfreid)S,  ber  Dauphin  .Karl,  für  fein 
S?ed)t  unb  bie  greibrit  feines  JRcidjS.  Seine  eigne  Unnatur» 
lieble  SButtcr  Sfabella  hielt  cö  mit  CSngtanb,  fowie  ber  mäch- 
tige £erjog  »ort  Jöurgunb.  Seit  bem  iperbfie  1428  würbe  bie 
©tabt  Orleans  von  ©uffolf,  einem  ber  gewaltiafien  engt. 
Heerführer,  belagert  unb  man  fab.  mit  Ängfi  bem  galle  tiefet 
©tabt  entgegen,  »on  melier,  fo  weit  war  e$  bereits  getont 
men,  baS  ©d)icffal  granfrcicf)y  abhing.  Sohanna  mar  bie 
2od)ter  eines  armen  SanbmannS  juDomremp  (f.  b.)  unb 
jeid)nete  ficr)  frül>  buref)  ein  jur  religiöfen  ©d)wdrmerci  Gin* 
neigenbeS  Öemütb  auS.  Unweit  einer  »Quelle  bei  Dornum», 
ber  man  £eilfrdfte  jufd)rieb,  flanb  eine  feböne  SJucfje,  bie 
fd)öne  SRaie  ober  ber  Seenbaum  genannt,  an  rot  lebe  fid) 
wunberbare  (Sagen  fnüpften  »on  überirbifd)en  9Jfdd)ten  unb 
©eifiererfdbrinungen.  #ier  unb  in  ber  Kapelle  ber  heiligen 
Jungfrau  »on  töellemont  hing  bie  Jungfrau  häufig  ihren 
fd)warmerifd)en  ©efüblen  nach.,  welche  fid)  wol  aud)  mit 
ber  ffloti)  beS  SBaterlanbeS  befchdftigten,  »on  bet  juweb 
len  9tachrid)  ten  in  ibre  fülle  #eimat  gelangten.  3.  beforgte 
bie  £au$wtrthfd)aft  ihrer  Altern  unb  mar  18  Sartre  a(t, 
als  ihr,  wie  fie  felbft  erjagte,  jwet  ^eilige  erfd)ienen  unb 
fie  auffoberten,  baS  f)axt  bebrdngte  SDrleanS  ju  entfefcen  unb 
ben  Dauphin  Äarl  mitten  burdj  feine  geinbe  nacb  JSheimS 
jur  Ärönungju  führen,  ©cfcon  früher  glaubte  fie  erfreu 
nu'ngen  Bon  (rngeln  unb  Heiligen  gehabt  ju  haben,  benen 
fie  baS  ©elübbe  ewiger  Sungfrduüc^feit  ablegte,  unb  eine 
alte  ©age,  welche  ber  Sungfrau  aber  erfi  fpater  ju  D&ren 
fam,  fagte,  »on  bem  grauen  SBalbe,  ber  in  ber  vW)t  »on 
Domrrm»  lag,  werbe  ein  9Jrdbd)cn  fommen,  bie  SBunber» 
binge  »errieten  werbe.  2fud)  foll  ihr  Sater,  furj  ehe  % 
ihre  £«imat  »erlief,  einen  fcraum  gehabt  haben,  als  ob  feine 
£od)ter  mit  bewaffneten  Scannern  fortginge,  unb  foll  fie  in 
golge  biefeS  SEraumS  ftreng  bewacht  haben.  9cad)bem  fte 
jene  SBeifung  ber  «^eiligen  erhalten  hatte,  theilte  fte  fich  eU 
nem  SDbeim  mit,  ber  fte  ohne  Sorwijfen  ujreS  öaterS  nad) 
SBaucouleurS  führte,  benn  fie  glaubte  ©ott  mehr  Qehorfam 
fd)ulbig  ju  fein,  als  ihren  Altern,  benen  fie  aber  bis  bat/in 
©eborfam  unb  ©brerbietung  geleifiet  hatte.  35er  Gapitain 
SBaubricourt,  bem  3.  ju  JBoucouleurS  ihre  ©enbung  mit« 
tljeilte,  fcf)icfte  fie  jwei  2Ral  wieber  fort,  inbem  et  fie  für 
eine  SBalmfinntge  ^ielt;  enbltcb.  aber  bewog  fie  i^n,  bajj  er 
i^t  mdnnlic^c  jtleiber  unb  SBaffen  gab  unb  fie  unter  mann» 
lieber  IBeberfung  »um  Dauphin  fcftjcf te.  Die  mdnnlidje  Jtlei* 
bung  legre  3.  naep^er  niemals  freiwillig  unb  nur,  alS  fie  »on 
ben  (Snglanbern  in  ber  ©efangenfdfcaft  baju  gezwungen  würbe, 
ab,  boc$  war  fie  fe&r  um  fficobac^tung  ber  ©ittfamreit  beforgt 
unb  f^ltef  fietS  in  ©efeOfc^aft  einer  ehrbaren  grau.  BIS  fie  jum 
Dauphin  fam,  foQ  fie  benfelben  alSbalb  erfannt  haben,  ob* 
gleich  er,  um  fie  ju  prüfen,  firft  ju  »erbergen  fuc^te;  auc§ 
fagte  bie  Sungfrau,  baf  i^r  bie  ^eiligen  eine  ©teile  ju 
<St.sÄau>atina  »ongierboiS  angejeigt  ()dtten,  wo  ein  Schwert 


unter  ber  Grbe  »erborgen  wäre,    fyti  foll  man  aud)  W 
Schwert  ganj  mit  9coft  überwgen  gefunben  b.aben,  da 
burd)  ein  Sßunfcer  foll  ber  9Jofl  alSbalb  »erfä)wunben  fä 
DiefcS  ©djwert  führte  3.  lange  3ett.    6be  man  »on  6» 
ten  beS  £ofS  3.  alS  bie  ©ottgefanbte,  für  welche  fit  ü 
auSgab ,  anerf annte ,  würbe  fie  ju  ßbinon  unb  Moiriert  m 
geiftltcb,en  unb  weltlichen  SRatben  brei  SS3od)en  lang  geutif- 
grnbliä)  gab  man  ihr  einen  ebrenwertben  Kitter  jum  Ei&< 
ter  unb  @cb.ü^er  unb  erlaubte  ihr  mit  DunoiS  jum  6n> 
faije  »on  SDrleanS  auSjujie^en.    Die  wunberbare  Crfori» 
nung  biefer  begeijlerten  3ungfrau  entflammte  baS  franj.^« 
ju  neuem  "SRut^e;  mit  gähnen,  welche  t^nen  3.  8*3*01 
unb  auf  benen  ©ott  mit  ber  SBeltfugrl  unb  jwei  @ngd  nt 
ben  Sßorten  3efuS  2J?aria  abgebilbet  waren,  eilte  ri  pm 
©iege.  3.  trug  felbjl  eine  fo!ct>e  ©tanbarte  unb  tyat  Üt» 
feS,  um  felbfi  nie  in  ben  gad  ju  fommen,  £Mut  ju  ra> 
gießen,  ©ie  felbft  würbe  mehre  SBale  terwunbet,  aber  f«?tf» 
fieberte  »or  tl>rem  5Eobe,  bafj  fie  nie  einen  5D?enfct>en  getÄ» 
tet  habe.  OTachbem  3.  CrleanS  1429  entfefet,  mehreCritlw 
geinben  entriffen  unb  eine  |>auptftt)lad>t  gewonnen  bitte,  is 
ber  CnglanbS  gr6ßter  gelb&m  Salbot  gefangen  würbe,  ^ 
Äarl  ju  SRrteimS  ein  unb  würbe  jum  £6nige  geftinl  ent 
mit  bem  ^eiligen  JÖle  gefalbt.    Dabei  erfaßten  3-  m  rc 
©ette  beS  Ä6nigS  in  »oller  JRüjhing  unb  mit  i^m  84« 
in  ber  einen  #anb,  f>telt  fie  alS  Gonnetable  »on  granM 
baS  ©cbwert  über  ben  5t6nig.    9hm  würbe  Äarl  ML  i» 
ganj  gränfreich  als  Ä6nig  anerfannt.  3-  hatte  ibre  8«8fc« 
erfüllt  unb  wollte  in  ihre  £eimat  unb  in  bie  SJerboraa^« 
jurüctf ehren,  aber  noch  waren  bie  Cngldnber  im  Cefa »» 
?)ariS;  baS  franj.  SJolf  »erehrte  bie  3ungfrau  wie  tir 
lige,  unb  fo  baten  bie  franj.  ©roßen  3.  fo  lange,  biifr 
ut  bleiben  »erfprach.    ?>ariS  würbe  »ergeblich  angegofl 
3.  aber,  bie  im  treffen  »erwunbet  worben  war,  würbe IP 
Könige  mit  ihrer  ganjen  gamilie  in  ben  Äbelflanb  ergebet 
3hr  JSJappen,  wie  folcheS  noeb  auf  ihrem  ©eburri^W 
ju  Domremn  ju  fehen  ifi,  jeigt  ein  ©cbwert,  auf  tjf 
(fen  ©pifce  eine  Jtrone  jleht,  unb  jwei  Silien,  fie  f*| 
aber  erhielt  ben  Kamen  DeliS,  (DuliS,  bp        b.  h«  <• 
ber  Silie).  Die  @ngldnber  hatten  inbeg  ju  ^>ariS  >&<t^H 
alS  Ä6nig  »on  granfreid)  gefrönt  unb  belagerten  GovxfHpL 
3.  jog  htnein,  um  eS  ju  retten;  beim  JKucfjuge  »on  eu» 
ÄuSfalle  würbe  baS  gallgitter  ju  jeitig  niebergelajfen,  CK 
3ungfrau  fah  fich  in  ber  ©ewalt  ihrer  geinbe  unb.«* 
fich  an  einen  JRitter  »on  ber  Partei  beS  ^er^ogS  »on  fi» 
gunb.   Ü)?an  »erwahrte  fie  anfangs  ju  ßrotop,  bann 
nem  2hurme  ju  S5eaurc»oir.    |>ter  erfuhr  fie,  bajj  ji*  W 
(Sngldnbern  ausgeliefert  werben  fönte  unb  flirte 
Öerjweiflung»  wie  fie  felbft  fagte,  gegen 
^eiligen,  »on  ber  ^>öhe  beS  SbitrmeS  herab.  ©c?»wj 
wunbet  fam  fie  nun  in  bie  ©ewalt  ber  gijjWnbenft 
granjofe  aber,  ber  SJifehof  »on  BeaueatS, 
leitete  ben  ^)erenproce^  gegen  fie  unb  nach  t>ie^B 
©efangnifl  würbe  fie  „wegen  ihres  Umganges  rnS 
©eiftem  unb  wegen  3auberet"  jum  2obe  auf  beiM 
häufen  »erurtheilt.  3ÖS  fie  jum  Jlobe  gehen  foIZteV 
baS  arme  2Seib  unb  war  fo  fc^wach,  ihre  SDffer» 
felbft  für  ein  2öetf  ber  Sj&Ue  anjuerfennen.  <gw 
nun  ju  ewigem  ©efdngniffe  »erbammt,  aber  baltJ 
bod)  alS  eine  Stucffdtlige  ju  Stouen  am  30.  yjlai  1 1 
brannt.   9hin  war  fie  h«t«n  SWutheS  »pll.  ^a. 


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leanne  d'Arc 


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Jena 


Scbeiterfaufen  ging,  fagte  fit  ju  tfjrfin  Segletter:  ,&m, 
bei  ber  ©nahe  ©otte«,  td)  »erbe  tiefen  Äbenb  im  9>arabtefe 
fein."  Bei  langfomem  geuet  »urbe  f»e  verbrannt,  aber  in 
ben  B&rramen  jttbenb  betete  fte  ebne  Unterlag ,  unb  enblid) 
oerfdjieb  fie,  tnbem  fie  ben  9tainen  3efu«  auöfprad).  9hm 
mufite  bet  £enfer«fned)t  ba«  gcuer  jurutf  fcbttren ,  bamit  ficb 
ba*  Jöolf  überzeuge,  baj)  fie  wirflia)  tobt  fei,  unb  naebber 


,  tbe  ber  Äörper  in  uerfhirftem  fteuer  »erbrarmt.  (Sine 
»me  Sage  erjagt,  al«  3.  »erfebirben  fei,  babe  fid)  eine 
:V  Tlte™ku&c  Summen  erhoben  unb  fei  gen  $ims 

'  V-£ffÄgirt.   ÄavI  MF.  ortnete  naebmal«  einen  ffie&ipon«« 
c  ^Cl«"/   in  S^g«  teffeu   fcie  Unfd)ulb  3-'«  aner* 
:  würbe.  Derfelbe  lief}  ju  ifjrem  Xnbenfen  ju  fRouen 
^^ijfe  feböne  gontame  errieftten,  welche  bie  flbbilbung 

tu 


jeigt  unb  welche  ba3  fiBcrppen  ber  3ungfrau  unb  tiefe  3n= 
febrift  trägt: 

8km  jungfräulichen  ©djnwrrt  mfefe  bic  Ätmigirtone  oetftjrfMgt, 
Unter  btt  3un$frau  &ä)\vat  ftdjtt  Mt  Oitiai  ilutn. 

Xucb  bie  ©tabt  jDrlean«  errichtete  ibr  1468  ein  ©enrmal 
auf  ber  Soirebvude,  welches  1571  erneuert  würbe.  Xber 
aueb  tiefe?  Senfmal  würbe  ber  3ctt  junt  Staube,  unb  in 
golge  einer  Sfahonalfubfcription  würbe  ihr  ba&er  1804  ein 
neues  fc^örxeS  ©enfmal  üon  Sronje  auf  bem  9>lafce  be  fflat- 
trop  ju  Crlran«  errietet.  3eanne  t"Ärc  ift  vielfach  in  £te- 
bern  gefeiert  worben ;  bie  oerbientejre  Änerf ennuna  bat  ©d)ifc 
lex'S  „Jungfrau  von  jDrlean«"  gef unten,  obgleich  man  bem 
£>i$ter  ben  Borwurf  machen  muß,  baß  er  bie  3ungfrau 
nicht  in  ber  weiblichen  3artbeit  gefiltert  bat,  welcbe  ibr 
fdjonfrcr  ©d)mucf  war.  Gin  fd)amlofe«,  obfefcon  wtbjge« 
SJcacbwerf  ift  Jöoltaire'«  „Pucclle  d'OrleamB",  eine  ftarobte 
auf  jw6lfmal  jwölfbunbert  fcblecbte  SBerfe,  in  benen  Gbapes 
(ain  bie  Sungfrau  befungen  hatte. 

3fl)ö»a  ifl  ber  beilige  97ame  Oottt*  im  Ä.  X.,  burrö 
welchen —  feiner  ©ebeutung  nad):  ber  ba  ijl,  war  unb  wirb 
fein  —  ba«  ©ein  ©otte«  al«  ein  felbffänbige«  bejeiet)net  unb 
barauf  bingewiefen  wirb,  baß  mit  ber  Offenbarung  Sebeoa'ö 
alle  vvabre  9teligion«s  unb  ©otte«er!enntni|j  beginne.  9k cb 
ber  jub.  Überlieferung  offenbarte  ftd)  Sott  nod)  im  ÄinbeSs 
alter  ber  SRenfd>beit  bemflbrabam,  mit  bem  er  einen  SBunb 
machte  unb  bem  er  bie  23erbeifhing  einer  jar;lreidjen  9lad); 
fommenfebaft  ertfcetlte.-  Stadlern  in  ben  3eiten  ber  Änedjtj 
febaft  fem  Änbcnfen  unter  ben  3frae(iten  erlofcben  war,  of: 
fenbarte  er  fiel)  auf*  9?eue  unb  »ollftanbiger  bem  Sf?ofe5, 
burel)  befjen  ©efefcgebung  et  ju  ben  Sfraeliten  in  ba8  SJer» 
liäitnif?  eine«  Jt(nig$  ju  ben  Untertanen  trat.  3n  feinem 
tarnen  richteten  be^balb  bie  ^obenpriefier  unb  regierten  bie 
Könige,  ©eine  Öottbeit  fpriebt  au«  ber  «Strenge  be«  ©e> 
fefec«  unb  fobert  ©eretbtigteit.  3u  ber  Siebe  be«  SSater«, 
bie  ßbriftu«  »erfunbigte,  »ereilt  fie  fid)  be«b<»lb  wie  bie 
Sßeiffagung  }u  ihrer  Erfüllung.  3wtf(t)en  ben  Sberubim 
ber  33unbe«labe  in  bem  Tlllcvheiligfien  be«  3empe(«  thronte 
feine  gebeimnißooße  ©egenwart,  ©ein  ©otte«bienfl  war 
obne  feflftebente  Dogmen,  feufcb,  ftatieb,  bilblo«  unb  ce? 
remonienreidt),  unb  würbe  burCt)  einzelne  9>ropbeten  ju  bem 
reinften  ©ebanfen  einer  vernünftigen  unb  begeiferten  $täm: 
migreit  erhoben.  SSenn  e«  entließ  ein  Siebltna«gebanfe  ber 
3uten  war,  fiefe  oor)ug«wetfe  al«  ba«  auöerwablte  Soll  3e; 
booa'«  amufeben,  unb  biefen  feb.ledjthin  ben  ©ort  3fraef« 
ober  ben  ©Ott  ibrer  Jödter  ju  nennen,  fo  ijt  in  tiefer,  ge; 
rcölinlitf)  mit  bem  tarnen  be«  $articulari«mu«  bejeidjneten 
S3orfieOung«weife  gittlidjer  SBirffamfrit,  nicht  eine  Sigen- 
fe^aft  Sebova'«  felbft,  fonbern  ein  jüb.  SBorurtbeil  ju  ets 
Fennen.  2? er  SRame  3ebot\r  wirb,  um  ihn  auf  (eine  SBeife 
)u  entweihen,  fon  ben  3uben  nicht  auSgefprocben,  fonbern 
bafut  Clohai  gelefen. 

Jena,  eine  ©tabt  im  ©rofber^ogrljume  ©ac|fen<fBei< 
mar,  liegt  in  einer  herrlichen  ©eaenb  am  Unten  Ufer  ber 
©aale,  weld)e  hier  bie  Leutra  aufnimmt  unb  übet  bie  eine 
lange  fteinerne  Söxiiät  fuhrt,  ©ie  bat  etwa  5500  <Smw., 
einige  ©ewerbe,  2lcf  er  t  unb  SBeinbau,  unb  ifl  ©ife  be« 
jDberappeficitionSgericbtS  für  aQe  fad) f.  ^erjogtljümer  unb  bie 
reuf.  gürftenthümer.   3n  ber  9idht  liegen  auf  ben  JBergen 


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Jena  (Sehlacht)  4! 

mehre  Ruinen,  unter  anbern  t er  fogrnannte  ffucbSt&urm 
auf  bem  «jpauSberae,  tin  Uberbletbfel  ber  breiöurgen  Jttcc^s 
berg.  3.  ifl  berühmt  burtb  feine  Univerfttdt,  welche  ben 
fdchf.  #erjogthümern  gemetnfcbaftlicb  fjl,  aber  unter  ber  be« 
fonbern  Leitung  von  SBeimar  unb  Äoburg:@otba  fleht.  SHact) 
ber  ©cblacht  bei  SRüblberg,  bie  Äurfürfi  Johann  griebrieb 
gegen  Jtaifer Äarl  V.  verlor ,  beauftragte  er  feine  brei  Sohne, 
tn  3-  eine  £>odr)f$u(e  ju  grünten,  bie  eine  ©tüfce  ber  rei; 
nen  lutherifcben  Cebre  werben  foUte.  ©ie  würbe  balb  ftarf 
belügt,  erhielt  aber  erfl  1558  vom  Äaifer  gerbtnanb  I.  S3e* 
|tdngung  unb  »Privilegien,  ©eitbem  bat  fie  ficts  auSgejeicb* 
nett  £ebrer  gehabt,  befonberö  in  ^hilofophie  unb  Geologie. 
SJon  jenaifeben  ©tubenten  ging  ber  »Plan  jum  SBartburgö; 
frfte  unb  jur  öurfebenfehaft  au$.  Die  Umverfttdt  wirb  ge; 
genwdrtig  in  ber  Stegel  von  etwa  500  ©tubirenben  befugt, 
bat  eine  JBibliotlief ,  befonbere  Snfh'tute  für  Übierarjnei, 
t>barmacie  unb  fcanbwirtbfcbaft,  einen  botanifeben  ©arten, 
ein  auSgejeicbneted  SRineraliencabinet  unb  anbere  Xnflalten. 

£ijtortfcb  merfwurbia  i(r  3«  bureb  We  ©d)lad>ten 
bei  3ena  unb  Huerjtabt  am  14.  Dct  1806.  $reu> 
(jen  batte  unter  bem  ^«jofl  Äarl  Söilbelm  gerbinanb 
ton  «raunfdnveig,  einem  72jdl)rigen  ©reife,  fein  «Jpeer 
in  Uhu  ringen  concentrirt,  unb  tiefer  febiefte  fid)  am  8. 
Oct.  1806  an,  feine  ohnehin  nicht  gut  verpflegte  Ärmee 
über  ten  Shüringerwalb  nacb  granfen  unb  bem  SRaine  ju 
führen  unb  jroar  in  brei  Ttotbeifungen.  Der  linfe  Slügel, 
aus  30,000  SR.  »Preußen  unb  l»o,<)00  ©achfrn  bejtebenb, 
vom  Surften  griebrieb  8ubwig  von  Hohenlohe  «  3ngelfingen  be* 
fehligt,  foUte  über  ©aalfelb,  ©eblei;  unb  -g>of  vorrücfenj 
baS  Gentrum  wollte  ber  Jperjog  felbfi  über  ba6  Söalbgebirge 
nach  Sßürjburg  führen;  ber  rechte  glügcl  follte  ben  2büringer= 
walb  umgeben  unb  über  (Sifenaci  marfebiren.  am  9.  jpet. 
con  ©eiten  »Preußenö  ber  Ärieg  an  granfreich  erfldrt  würbe, 
war  auf  bem  linfen  glügel  fcfeon  Jölut  gefloffen,  ndmlid) 
am  8.  Ort.  bei  ©aalburg;  benn  ber  ©roßberjog  von  ffierg 
war  über  bie  ©aale  gegangen  unb  batte  bie  Greußen  jurücf  * 
gebrdngt  21  m  9.  fa)lug  lieb  Sauenjien  mit  9000  SR.  bei 
©cbletj  gegen  SRurat  unb  /öemabotte,  bie  ihn  abgefebnitten 
unb  umringt  hatten,  febr  wad*er  unb  fom  bureb,  wdbrenb 
64,000  granjofen  unter  Davoufl  unb  SBrebe  in  «£of  alle 
SRagajine  nahmen.  2fm  10.  würbe  ber  SBortrab  ber  hohen* 
lobifdben  #eere$abtheilung,  von  bem  ritterlichen  Crimen  iubi 
wig  von  Greußen  befehligt,  8000  SR.  ftarf,  bei  ©aalfelb 
von  30,000  granjofen  unter  8anne6  unb  «ugereau  ange» 

griffen,  gdnjlid)  gefd)lagen  unb  ber  betbenmütbige  ^rinj  felbft 
lieb,  ©o  war  fchon  jefet  bie  preutj.  2Xrmec  auf  ihrem  lins 
fen  fttügel  umgangen,  bloßgeftellt,  unb  bem  geinte  lag  bie 
©träfe  nacb^  35re6ben  unb  »erltn  frei  unb  offen.  Hm  13. 
Dct.  befefete  Daoouft  Naumburg,  unb  SRurat  fanbte  «Streifs 
corps  bid  Seipjig.  Snbeffen  litten  bie  $reuj?en,  ba  viele 
SBorrdtbe  verloren  gegangen  waren,  Langel.  &er  rcdjte 
Slügel  marfebirte  eilig  von  Gifenacb  auf  SBeimar  $urücf;  am 
13.  tarn  Napoleon  in  3.  an  unb  ber  ^ejjogj  30g  an  bem« 
felben  Sage  nacb  bem  brei  teilen  von  SBeimar  entfernten 
2)orfe  Ttuerfldbt,  um  ben  Übergang  über  bie  Unfhut  bei 
greihurg  unb  bie  S3erbintung  mit  ber  bei  -Ibatie  fleh,  enten, 
vom  9>rinjen  ©ugen  *on  SBurtemberg  befehligten  Sieferve  ju 
fiebern,  benn  bie  ©aalvdffe  bei  Naumburg  waren  bereite  tn 
ben  -ganten  be6  SeinbeS.  Um  ben  ^enog  ut  betten,  freUte 
■V^ohenlobe  fid)  auf  ben  Robert  am  linfen  ©aalufer  bei  3« 


%  Jena  (Schlacht) 

auf,  wdbrenb  Kurbel  von  Arfurt  ber  fieb  ihm  ndbrrn  foßte. 
21  Hein  -yohentohe  warb  burtb  Söernatottc,  ber  eine  Jörn* 
gung  gegen  Hornburg  maebte,  vom  •Öcriloge  getrennt,  benn 
er  b<*tte  unverjeib,licb.erweife  verfdumt,  auger  ber  fcanbfrraüf 
auch  t!f  ©cblucbten  \u  befrfeen.  rcelebe  aus  bem  ©aaltbai; 
auf  bie  .£>oc&ebene  fubren,  wahrenb  ber  «jjerjog  feinerfeni 
ben  Crngvafj  bei  .Höfen  ohne  ©cfeuQ  gelaffen  hatte.  ©0  wa- 
ren bie  »Preußen  febon  vor  ber  ©d)lacbt  befiegt.   2Xm  Kor: 
gen  beS  14.  Dct.,  in  biebtem  9lebel,  führte  SRavoleon  80,000 
SR.  tn5  Jfeuer.   3n  brei  treffen  würben  bie  »Preußen  ge: 
fcblagen,  bei  &lofewi(j  unter  Sauenjien,  bei  SBterjehnheiligen 
unter  Hohenlohe,  bei  Äapellenborf  unter  Sfüchel,  unb  es 
würben  tytt,  bei  3.,  50,000  SD?,  völlig  auöeinanbergefprertgt. 
3öon  2tuerfldbt  au$  fefete  ftch  an  bemfelben  Sage  ber  .»per 
jog,  bei  welchem  fid)  ber  Äönig  befanb,  auch  feinerfeitS  mit 
50,000  SÄ.  gegen  £at>ou!r,  ber  ben  f6fener?)a&  befe§t  hielt, 
in  Bewegung,  würbe  aber  bei  £affenhaufen  völlig  gefcb'.a 
gen,  verwuribet,  unb  SDlolIenborf  übernahm  nun  ben  SSe 
fehl/  um  ben  JKücfjug  ju  beefen.    2tber  bie  in  SJerwrmra;- 
gerathenen  »Preußen  waren  von  ^alle  abgefchnitten,  fte  muf 
ten  fidj  auf  Umwegen  in  Meinen  ©d>aren  über  ben  ^mt- 
flüchten  unb  erreichten  $um  2heil  jwölf  Sage  fpdter  5Raa 
bebürg  unb  bie  6lbe,  Die  preuß.  2trmee  hotte  bi6  gum  14 
£)ct.  2Cbenb8  56,000  9R.  an  SEobten,  SJerwunbeten  unb 
fangenen  eingebüßt;  am  16.  ergaben  fich  in  tjrfurt  16,0c»1 
SR.  unter  SR&Ucnborf  unb  bem  gürfien  oon  Dranien,  m 
SRurat,  am  18.  würbe  bie  10,000  9».  ftarfe  SRefewe  W 
^aUe  von  JBernabotte  überfallen,  5000  9».  würben  ge;: 
gen  unb  Sannes  befe(jte  am  J5.  öct.  IBerlin,  wo  WapoK. 
am  27.  eintraf.    2)er  ^erjog  von  JBraunfebmeig  floh  nai 
IDttenfen  bei  Altona,  wo  er  am  10.  »JRov.  fiarb.  Die  ^. 
mer  be8  ^eer«  hatten  ftch  bei  SRagbeburg  gefammclt  vr: 
Hohenlohe  fuchte  mit  ihnen  bie  Ober  ju  erreichen;  allein  er 
"J8.  Cef.  warb  er  bei  »Pren^Iau  von  SanneÖ  unb  9Rui 
gefchlofftn  unb  mußte  mit  17,000  2R.  capituliren.  2>a|T. 
ju  thun  fahen  fich  am  folgenben  Sage  6000  9.R.  Weiu 
bei  Pafewalf  gen6th'flt  unb  Homberg  übergab  ©tettm  an  ti? 
granwfen.    Äm  3l^!Dct.  ergaben  fich  weitere  -moOSR. 
Änclam  unb  3nger6leben  6ffnete  bie  Ühore  Äüfhin 
anbererfeitS  befe(jte  ba$  neaitralc  Reffen ,  cnbr-affnete  ti,  ur.- 
ba$  regicrenbe  Aau8  hotte  aufgehört  ju  h«nrfcben  v 
würbe  am  2fi.  bct.  Öraunfchweig  occupirt,  ferner  £anr 
bie  ,<>anfefidbte  unb  SRccflcnburg,  unb  am  (>.  Ttt.  STlter.h. 
©0  war  nun  ba§  ganje  nörbl.  Deutfcblanb  in  ben  &antn 
bed  geinbeö.   3Xuf  feiner  glucht  batte  Hohenlohe  ten  CK 
befehl  ber  JReferve  an  üBlücher  übergeben;  biefer  foBte  tu 
Ober  eneieben,  nach  bem  Unglücfe  bei  »Prenilau  aber  fudst; 
er  burch  eine  ©citenbewegung  ben  geinb  von  ber  Ober  1 
entfernen,  bamit  bie  »Preußen  (ich  bort  in  ben  ffeft 
fammeln  fönnten.    (Sr  marfd>irte  baher  nad)  SRecflenhu 
fiieß  bort,  beiDambecf,  mit  bem  ^erjoge  von  Jöraunü 
£)el8  jufammen  unb  jog,  fletS  von  ben  granjofen  ver;. 
nach  v«  nntern  Glbe  ju.    2fm  5.  9lov.  befe^te  er  Sü! 
baS  aber  am  fi.  von  JBcmabotte,  ©oult  unb  SJlurat  gefi  . 
würbe,  unb  am  7.  mußte  er  fttfi  bei  »Ratfow  mit  10/» 
SR.  ergeben. 

©0  war  ba§  gan$e  preuß.  «>3eer  binnen  ein  »Paar  2£ 
viaig  vernichtet.  Daß  griebrieb  bei  ©roßen  ©eift  er: 
war,  jeigte  bie  fchmdlige  Übergabe  aller  gelungen;  rw 
einige  Äolbetg  hielt  fict).  2Xm  Ii».  S?ov.  ergab  fid)  ©cbotri 


Jenner 


493 


Jericho 


-ßomeln,  om  25.  ©trocbwrtj  tri  Nienburg;  baö  ttaerfcbimpf: 
tiefte  aber  mar,  baß  ©eneral  Äleift  ben  $auptwajfenplafc 
bei  Sftonarcbje ,  ba5  reicbjicb  »e rproöiarrtirte  SKagbeburg,  mit 
ftnet  20,000  ÜR.  flarfen  IBefa&ung  am  8.  SRo».  fafl  obne 
Scbwertfhe i$  an  nur  10,000  granjofen  unter  9ie»  ubergab. 
«Qfö  ?anb  jwifcben  S?btm  unb  £>ber,  mit  9  «Witt.  9Ren: 
fcben  fiel,  in  golge  ber  ©cblaebt  bei  3.,  in  beß  $einbe3 
©ewalt.  £er  alte  2Bafferuufim  beS  preuß.  S3otFS  mar  o6U 
lig  criofcben,  aber  nur,  um  ftcb  na<b  wenigen  3abren  in  be: 
flo  berrli($erm  ©lanje  »ieber  ju  »erjüngen. 

Dfimer  (ßbwarb),  ein  berühmter  engl.  Ärjt,  welc&er  ft$ 
um  ba$  ganje  9Renfcbengefcbtecbt  große  SBerbtenfle  erworben 
bat,  inbem  er  bie  Äubpodenimpfung  (f.  3 rupfen)  erfutt: 
ben  bat  unb  für  beren  allgemeine  Stnfubrung  tbdtig  gerne: 
fen  ifl.  3.  würbe  1749  ju  öerfelep  in  ©loceflttfbtre  ge« 
boren  unb  ^attc  febon  einige  3ar)re  al§  2(rjt  prafticirt,  al6 


er  fitb  »orjugöweife  auf  ba§  ©tubium  ber  ^piipfTologie, 
turgefebit^te  unb  SDlufif  warf,  ffiefanntlicb  batte  man  ber 
änjlecfung  bureb  ^Renföenblattern  febon  längere  3eit  babureb 
torgebeugt,  bajj  man  bat»  SRenfdjenblatterngift  einimpfte.  %l$ 
nun  auc§  3.  btefeS  S3erfat)wn  mebrfacb  in  2tnwenbung  braebte, 
tnaebte  er  bie  SJemerfung ,  baß  bei  benjenigen  9>crfonen, 
rc-debe  jufdBig  burdb  Äubpocfcn  angefteeft  worben  waren,  bie 
L'inimpfung  ber  SJJenfebmblattern  wirfungStoS  blieb;  aud> 
Fügten  bie  fanbtrutc  au8  ©loucejlerfbire ,  baß,  wer  oon  ben 
Kur^porfen  angeflecft  worben  fei,  nidjt  bie  9)?enf<benblattern 
Irfame.  3.  würbe  bureb  biefe  SBemerfungen  auf  ben  ©e: 
bauten  gefübrt,  baß  bie  Sinimpfung  ber  Äubporfen  alS  ©imfe: 
i" ittel  gegen  bie  SKenftbenblattern  anjuwenben  fei,  markte 
[n  biefer  SBejiebung  17!)ti  ben  crflcrt  SSerfucb  unb  trat  nacb« 
t  mit  einer  großen  2Renge  »on  ttrjten  in  perfonlidje  unb 
i  ^rfftlicfyc  JBerbinbung,  woburd>  bie  Äubpotfenimpfung  in 
aanjen  gebifbeten  SBelt  eingef&brt  würbe.    2ui$  bureb 


feine  ©Triften  breitete  3.  feine  nugü$e  Cntbedung  aus.  £ie 
©rfinbung  ber  Äubpoctenimpfung  war  übrigens  febon  fünf 
Sabre  fruber  bur<$  einen  ©cbuHebrer  IMett  in  ©tafenborf  bei 
Äiel  gemarbt  worben,  aber  ohne  baß  3*  b/ierton  Äenntniß 
batte.  Der  Verein,  welker  fieb  in  (Snglanb  jur  Verbrei- 
tung ber  Äubpocfenimpfung  bilbete  unb  ju  beffett  S3efcf}it^er 
ber  £6nig  unb  bie  Königin  firb  erf (arten,  nannte  fiep  bie 
3  e  n  n  e  r  f *  e  ©  o  t  i  e  t  d  t.  ©<$on  1799  würbe  au  2onbon  eine 
öffentliche  Smpfanjtalt  eingerichtet.  3.  fanb  allgemeine  Hn- 
erfennung;  baS  Parlament  bezeugte  ihm  jweimal  ben  £ant 
ber  Nation  unb  ehrte  ihn  mit  bebeutenben  ©elbbewilltgun= 
genj  bie  ©tabt  8onbon  uberfanbte  ibm  1803  ba$  SBürger» 
redjt  in  einer  golbenen  Äapfef.  3>  lebte  fpdter  }u  6be(ten: 
bam,  beffen  Drttoorflanb  er  1804  würbe  unb  wo  er  1823 
ftarb. 

Dfremtas,  ber  Aweite  unter  ben  großen  Propheten,  war 
ber  ©obn  beä  ^)rierj[erd  ^ilfia  au§  Änatbotb,  wo  er  al< 
3ungling  im  13.  3abre  bc»  Äonig§  3ofiaö  weiffagenb  auf: 
trat,  ©eine  £eben$}eit  fiel  in  bie  t>erb<tagmfwoUe  ^Jeriobe, 
wo  ba6  febroaebe,  innerlich  zerrüttete  JTJeicb  3uba  abroecbfelnb 
unter  ber  .^enfebaft  ber  beiben  ©  roßin  arb  te  ffiabplonien  unb 
^Cgppten  feufyte.  3*  bemühte  fieb,  bureb  weifen  9fatb  ben 
Untergang  fetned  beißgeliebten  S3ater(anbe6  aufzuhalten,  boeb 
würbe  ibm  bie$  ton  feinen  uerberbten  Beitgenoffen  mit  Uns 
banf ,  ja  mit  Ä  erf  er  unb  ÜJ?orb  an  frb  tagen  gelohnt.  2t  uf  ben 
(Betrieb  ber  eon  ibm  bitter  getabelten  ©roßen  würbe  er  in 
einen  fdjeußlicben  Äerfer  geworfen,  auö  bem  ibn  erft  ber 
©ieger  ÜRebufabnejar  befreite,  worauf  er  ju  3J?tjpa  ben  r>il; 
ligen  Untergang  feinet  SSatcrlanbfi  bcTannaben  fall ;  fpdter 
aber,  von  ben  Umftdnben  gebrängt,  bem  jurücf gebliebenen 
S?efje  beS  SJolfö  auf  ber  t>on  ibm  wibenatbenen  gluckt  naeb 
^tgppten  folgte,  wo  er  wabrfebeintieb  fein  Sehen  befcblof: 
fen  bot.  ©cht  ben  Beitraum  eines  falben  Safjrbunbertö 
(028—570  v.  Ghr.)  umfaffenbed  »ueb  enthält  theila  ein» 
beimifebe,  theilä  auswärtige  SBeiffagungen  unb  ©eftbiebten. 
3n  ben  „Ätaqeliebern"  betrauert  er  bie  Serbeerung  Serufai 
Iemd.  2iefe  Srauer  unb  2ßebmutb,  ber  ftcb  nur  feiten  eine 
heitere  2i'us ficht  in  bie  Bufunft  öffnet,  ft'nb  in  bemfelben  bie 
ttorberrfebenben  @mpftnbungen. 

3ertcl)0  war  eine  berübmte  ©tabt  im  alten  3ubaa,  wefll. 
»om  3orban,  unb  würbe  oon  ben  Hebräern,  nadbbem  fie  un: 
ter3ofua  über  ben  3orban  gegangen  waren,  auf  wunberbare 
SBeife  erobert,  ©ieben  3age  btntereinanber  ndmlicb  jogen  bie 
Hebräer  auf  S3efer)I  beS  ^errn  mit  ber  SSunbeölabe  unb  Geben 
^ofaunenbldfern  um  bie  ©tabt,  unb  au?  fie  am  fiebenten 
Sage  jum  fiebenten  Wtale  ben  Umjug  gehalten  harten  unb 
ba§  Äriegggefcbrei  erhoben  unb  bie  ^ofaunen  geblafen  wür- 
ben, fielen  bie  dauern  ber  ©tabt,  unb  3-  würbe  erobert 
unb  jerjlört,  feine  ^ewobner  aber  erfcblagen.  sJJad)maI§ 
bauten  bie  £ebrder  bie  ©tabt  wieber  auf  unb  3>  war  jur  Bett 
©atomo'8  bureb  ihren  .panbcl  mit  S?at[am  unb  ©ewürjen, 
fowie  burer;  ibre  Halmen:  unb  JRofenwalber  unb  ibre  faaU 
famgdrten  berühmt.  Bum  ^weiten  SD?ale  würbe  bie  ©tabt 
unter  bem  röm.  JCaifet  SJeSpaffun  )erfi&rt  unb  unter  bem 
Jtaifer  ^»abrian  jum  »weiten  *3la\  wieber  aufgebaut.  Darauf 
ftanb  ft'e  bis  ju  ben  Reiten  ber  itreuuüge,  in  benen  fie  Oer* 
wi'iftet  würbe.  3efet  (lebt  an  ihrer  ©teUe  nur  noeb  ein  Oer: 
fadener  Shurm,  weldber  9?ifab,  b.  h.  SEßoblgerucb,  beißt, 
unb  in  welkem  eine  (leine  jBefa^ung  jujn  ©d>u^e  ber  SaU- 


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Jerusalem  «#  Jerusalem 

fobret  liiat.  —  Sie  Hofe  »on  3.  tarn  wtfrföetniüfi  f<wi  ßtflalttttn  ©turne,  ©ie  wirb  ftbt  bäuflg  m  ootati. 
w&tenb  ber  Äretmüge  au«  spaldftina  nacp  SDeutftplanb  unb  fcprn  ©drten  geÄogtn.  Sbrer  ©efialt  nad>  nennt  man  rit 
t|l  ein  ranfenartigc«  ©ewdtp«  mit  einet  woblrtecpenben,  feit»    Rofe  t>on  3<tkpo  aucb  £ufftaut.    3pte  »Idttrr  (m6 


ftumpf ,  bie  grüßte  flauenförmig  unb  fladjticE).  Üflan  ftnbet 
fte  jefet  wilb  »orjüglicp  an  ben  Ufern  be5  rotten  SKcereu. 
3m  Bug.  unb  Sul.  blubt  fic  unb  bei  beftdnbig  beigem  SBefe 
ter  beugen  firfj  ihre  3weige  oberwärt«  gegentinanber,  fobaß 
bie  ganje  ^flanje  eine  runt  liebe  ©rjlalt  annimmt,  bi$  bei 
feuchter  SBitterung  bie  3wcige  wieber  jurücfgeben.  Sie 
$flanje  erträgt  bte  Srocfcnbeit  fcfcr  lange  unb  foll  focjar, 
nac^betn  fte  bereit«  öertrorfnet  gewefen,  rrieber  ju  grünen 
beginnen,  wenn  fte  angefeuchtet  wirb. 

3mi8alrm,  bie  alte,  ton  Ghrifien,  3uben  unb  SRo* 
bammebanern  al«  peilig  uercbrtc  Statt,  i(l  ftpon  in  ben  aU 
teilen  Seiten  gegrünbet  worben.  Cnn|t  bieß  fie  ©alem, 
b.  p.  griebe,  unb  2000  t>.  Gbr.,  jur  3eit  Xbrabam'«,  wirb 
Üfleldbifebef  al«  üjr  Äöntg  genannt.  SRacppet  geborte  biefelbe 
ben  Sebufitern,  bi«  frcf>  1500  t>.  (Jbr.  bie  Hebräer,  al«  fte 
ba«  8anb  bet  JBerbeißung  eroberten,  aueb  ihrer  bemdeptigten 
unb  fie  bem  Stamme  ^Benjamin  jugetljeilt  würbe.  fBon  ben 
3ebufttern  foll  bk  ©tabt  ben  tarnen  3erufalem,  b.  r).  2fnt* 
li|  be«  grieben«,  erhalten  haben  unb  fpdter  migen  bie 
3ebupter  noc&mal«  bie  ©tabt  bebautet  baben,  benn  2>afrib 
eroberte  biefelbe  unb  erbaute  auf  bem  gleichnamigen  SJerge 
bte  öurg  3ion.  Salomen  ließ  ben  pracprooUrn  Sempel  Ses 
bota'ö  erbauen  unb  trug  auet)  übrigen«  SBictcä  utr  83erfcbö.' 
nerung  ber  ©tabt  bei,  welche  vfjauptfiabt  be«  ÜReicpS  3uba 
blieb.  2TIS  folepe  batte  fie  mehre  ^Belagerungen  unb  ©robes 
rungen  au«jujteben.  J)ie  ägppter  eroberten  fte  jur  3ett  be« 
Sfebabeam,  bie  Araber  gur  3eit  be«  Soram,  bie  ©prer  jur 
3eit  be«  3oa«,  bie  3fraeliten  jut  3eit  be«  JfmajiaS,  bie 
ttgppter  abetmal«  611  t>.  Gbr.  jur  3«it  be«  Sofia«.  3ulefct 
nabm  SRebufabnejar  586».  Gbr.  bie  ©tabt  ein,  jerfrirte  fie 
fldnjliep  unb  führte  bie  Suben  in  bie  babplonifcbe  ©efangen» 
fepaft,  au«  welcper  fte  nacp  70  3abren  ton  Gpru«  emlaffcn 
würben,  ©ie  beeilten  fiep ,  bie  britige  ©tabt  unb  ben  Sem* 
pel  unter  Leitung  ibret  £obenprirfter  <5«ra  unb  9?ebemia 
wieber  aufzubauen.  Äud)  Xleranbet  ber  ©ro^e  foll,  wie  bie 


3uben  endblen,  aber  in  ^rieben,  naep  3.  gefonrmen_  !■.  , 
©ewiß  ift,  baß  einer  ber  9?acpfolget  Xleranber'i,  namlid) 
^ptolemdu§,  ber  ©obn  Ui  ?agu8,  3.  eroberte  unb  »iele  m 
nebme  Suben  nact)  Tfleranbnen  abfüljrte.  2(ntiocpu4  bn 
©roßc  brachte  3.  unter  bie  «öerrfepaft  bet  fprifepen  ttmjil 
bis  e6  ftet).  unter  ben  SWaffabdern  befreite  unb  nun  wirtn 
eigne  Äönige  batte,  enblict)  aber  ben  Älimern  64  o.  6br.  « 
lag.  3war  hatte  e5  noep  bem  tarnen  naep  eigne  Ä^ni^f. 
abet  ba  bie  Suben  »iebetbolte  SJerfiupe  maebten,  fttb  rm 
ben  Siämern  unabpdngig  ;,u  maepen,  fo  fanb  ü)re  ^aurt 
ftabt  (jtÜ(4  ben  Untergang.  JöeSpaftan  eroberte  (mm 
unb  naepbem  et  Äaifet  geworben  unb  natp  SRom  jurütf^ 
febrt  war,  griff  fein  ©obn  2itu$  3.  an,  welcbe«  fo  befwji 
war,  baß  tt  wopl  bdtte  SBiberfUnb  leiflen  f6nnen,  wenn 
feine  SBeroopner  nidpt  ftep  felbp  butep  9>arteifdm»fe  ben  mj 
ten  ©ct)aben  getpan  pdtten.  JDbfcpon  nun  junger,  W 
unb  ^)arteifutpt  im  3nnern  bet  ©tabt  wütbeten,  fo  MM 
bie  iBelagertnt  boep  barin  einig,  baß  fte  jitp  bi*  aa(8  *u 
ßerjle  »ertpeibigen  wollten,  unb  nahmen  ferne  ber  grirten^ 
oorfebfdge  be«  SEituä  an.  92ur  ©tüd  für  ©tücf  formten im 
8?6mer  bie  ©tabt  erobern,  am  5.  2fag.  hn  3.  90*  ®"r- 
würbe  eon  ibnen  ber  Zempel  in  ffiranb  geflecft.  über  tmt 
3Rillion  Suben  foll  bei  ber  (Eroberung  unb  SerfUninfl  3-  • 
umgefommen  fein.  Smmet  auf«  9leue  (hebten  bie  untp 
brüeften  3uben  nact)  Freiheit  unb  unternabmen  e«,  3-  J* 
ber  aufjubauen.  2)a  »erniebtete  enblicl)  Äaifet  ^abrian  U> 
n.  6br.  bie  lebten .  übcttefle  bet  alten  ©tabt  unb  erbaut! 
eine  neue,  wrldje  ^t'lia  ßapitolina  genannt  unb  nw  wt 
Reiten  beciMfert  würbe.  2lutp  nacpmal«  &aben  bie  3wj 
noeb  pevgeblicbe  93erfucpe  jum  SBieberaufbau  be§  2emPi-: 
gemaebt.  3.  blieb  unter  ber  £errfcpaft  ber  mPtgcMldnMi* J 
Äatfer.  Äonjiantin  ber  Große,  welcper  juerjl  unter  ben«- 
ben  firp  jum  6r?rifientr)umc  befannte,  unb  feine  SlWex  ^ 
lena  wniepteten  au«  grintmigfeit  bie  peibnifeben  Senfmü w 
m  3w  fuebten  Reliquien  au«  bet  3eit,  in  mltyi  3tf»  ? 
3.  gelebt  unb  gelitten,  unb  bauten  cbrijilicpe  Jttrtben.  Tff 


■ 

Digiti:  -^yte. 


Jerusalem  495  Jerusalem 

Äaif«  Sultan  ging  mit  fcem  ''Plane  um ,  ben  alten  Ztmptl  2Sm  3.  614  würbe  3.  burd)  ben  perf.  Äinig  SoßroeS  er* 
roittarfrerjujifllen,  foll  jebod)  burcb  Xu$bru$  unterirbiftyn  obert,  tarn  jroar  628  roieber  in  bie  #Snbe  be$  Äaiferö  £e« 
öcutrö  an  ber  Hu$fübrung  befielben  uerbinbert  werben  fein.    rafliuS,  würbe  aber  637  eineS3eute  bei  arab.  Äfoalifen  JDrrur. 


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Jerusalem 


496 


Jerusalem 


Die  Ärabft  mußten  tuuSfttt  bie  Statt  an  bie  Surfmannm 
abtreten,  ©egenftanb  neun  Äämpfe  würbe  bie  Stabt,  alö 
bie  2fbenblänbrr  brn'  frommen  ©ebanf en  faxten ,  nicbt  Idn* 
gcr  bie  ©tabt,  in  roeld>er  fca«  ©rab  brö  Crrlofert  ift,  in 
ben  $dnben  ber  Ungläubigen  ju  (aflen,  unb  baber  bie  be= 
rühmten  Äreujjuge  unternahmen.  ©ottfrieb  oon  IBouiQon 
mit  anbern  berubmten  .fjerrfübrern  (f.  Äreujjuge)  eroberte 
1099  bie  ^eilige  25tabt  unb  würbe  ber  erjle  «eljerrf^er  bee" 
cbriftlicfjen  &6nigreidjS  3erufalem,  welches  bis  1187  beftanb. 
teeit  tiefer  Bett  haben  bie  Surfen  bie  £>berberrfc$aft  über  3- 
behauptet,  1833  aber  mürbe  baffelbe  mit  ganj  (Serien  bem 
Bicefönige  fori  ttgrwten,  SRobammeb  "Uli,  übergeben,  bellen 
Sobn,  3braliiin  sJ\i|cfaa,  bie  Leitung  ber  Bngelearnbeiten  Sv= 
rienft  übernommen  unb  mit  fortwdbrenben  tfuffldnben  ,ju 
fdmpfen  bat.  Der  anc*.  unb  (at.  9iame  be$  alten  3-  tft 
«pierofelpma,  ber  neuere  Saliman.  Die  Araber  nen* 
nen  fie  (Slfobfl,  bie  Surfen  Äubfisßfcerif,  b.  b. 
bie  ^eilige. 

Die  beilige  ©tabt  bietet  aegenwdrtig  ton  außen  unb 
innen  ein  trauriges  23ilb  ber  Schöning  bar.  Die  dura 
paer  gelangen  gett^bnlicb  t>on  3affa  (bem  alten  3opy0  au8 
nad)  3-  unb  muffen  bie  ftbjecfyeflen  Sffiege  jurucflegen,  inbem 
nact)  tiefer  (Seite  bin  3.  von  einer  feljtgen  Sinöbe  i:m»"cf>l'of= 
fen  wirb.  ©$  ift  febr  wabrfcbeinlicb,  baß  baS  gegenwärtige 
3*  bie  8age  bti  alten  einnimmt,  bodj  ftnb  bie  Angaben  über 
bie  au*  ber  beigen  Wrfcbicfjtc  befannten  £>rte  febr  jweifel* 
baft  unb  gewiß  nur  theitweife  richtig.  Die  Serge  <5ion, 
2ffro,  9J?oria  unb  Galoaria  befrimmen  bie  Sage  ber  Statt. 

mi 

f 


DiefeCben  bitben  einzelne  (Srbebungen  auf  einer  grijjem  Jdp~  : 
ebene,  auf  ber  3.  liegt ,  baS  auf  brei  Seiten  »on  einem  m 
fammenbdngenben  2bale  eingefroren  wirb,  ©egen  pften 
liegt  baS  Zt>al  3ofapbat,  burd>  weichet?  ber  öaet)  Jtibrcn 
fhomt  unb  bie  Stabt  von  bem  £>lberge  trennt.  3a 
©üben  unb  SEBeflen  jieben  ftc$  bie  Sbdler  -pinnon  unb  ©i: 
bon  b>n>  "3tuf  ber  9corbfeite  erjheeft  fict>  eine  Gbene  unb 
nur  nach  biefer  Seite  ju  fann  ba5  alte  3.  eine  anbere  Säe 
grenjung  gelabt  haben,  alö  taS  neue.  DiefeS  bat  ungefähr 
eine  Stunbe  im  Umfange  unb  wirb  von  etwa  20,000  2Rrn ■ 
ftfjen  bercobnt,  welche  größtenteils  SJeofjammebancr,  faf 
ebenfo  öicle  Gbriflen  (Äatbolifen,  ©rieeben,  Ännenier  unb 
Jtopten)  unb  3uben  ftnb.  Sine  bebe  SRauer  umgibt  fotrol 
bie  game  Stabt,  als  auch,  einzelne  ©ebdube,  benn  bie  6r.f:. 
lieben  Älöjter  ftnb  gleicbjam  befefligt,  um  bie  etwaigen  2n- 
griffe  ber  Unaldubigen  abjuwebren,  welche  jeber  ber  nicbt 
feltenen  Eufflanbe  mit  fi$  ju  bringen  pflegt.  3n  alten  Stii 
ten  hatte  3.  jwölf  2bore,  bie  neue  Statt  bat  beren  nui 
fedjS.  &n  fiebenteS  baben  bie  3Robammebaner  jugemauert, 
weil  nacb  einer  unter  ü)nen  gangbaren  ©age  ber  geinb  unt 
Berfl6rer  ibree  ©laubend  tureb  baffelbe  feinen  Cnuug  balten 
foQ.  Die  Strafjen  3-'$  finb  frumm  unb  fömujtg  unb  tie 
^dufer  ftnb  au§  Santileinen  gebaut  unb  baten  im  Chtg« 
feboffe  feine  genfler.  9lur  bie  öppreffen,  welche  bi«  unt 
ba  angepflanjt  finb,  bie  SRinarrti  ber  ÜRofcbeen  unb  bie 
Stürme  ber  dbriftiieben  -Hircbcn  erbeben  einigermaßen  ben  ein« 
förmigen  Grinbrucf,  wetzen  bie  Statt  hervorbringt.  2c 
r einliefern  unb  freunblic^flen  ift  ber  Subttbcil,  welken  bit 


I 


Jerusalem 


491 


Jerusalem 


Armenier  bewohnen,  am  fcbrmisiglten  Derjenige,  In  fcem  bie 
juben  häufen,  welche  in  großer  SBerathtung  unb  Dürftigfcit 
leben,  fcuf  bem  sP[atc ,  bcn  rinfl  ber  Sempel  einnahm,  ftd :  bie 
637  gegrunbete,  vorftebenb  abgrbilbete  üRofchee  jbmar'ß,  Ct 
jjaram,  bie  fieft  buref)  ©cbönhett  nißjeicbnct  unb  auß  mehren 
turf.  ©ebetbdufern  bc|ltf>t.  Die  «pauprpforte  wirb  bureb.  acht 
forimbifebe  ©Juten  getragen  unb  tm3nncrn,  weiebeß  von  feis 
nem  SWchtmobammebaner  betreten  »erben  barf ,  jciqt  man  alß 
-ßeifigthum  einen  balbtunben,  fdwarjen  ©tein,  ©afras-Ra* 
Uhr  ben  bie  SJJobammcbaner  für  ben  ©Kernel  ©lobammeb'ß 
ausgeben,  von  welchem  ber  Prophet  gen  Gimmel  gediegen 
fein  fotl.  Die  Gbriften  behaupten  bagegen,  eß  fei  ber  Stein, 
auf  welchen  Safob  baß  £aupt  gelegt  harte,  alß  er  im  Sraume 
bie  #immelßteiter  erblirftc.  Die  SDfofcbee  erhebt  ftch  nur 
roenlg  über  bie  gldcbe  ber  ©träfe  unb  ift  »on  einem  mit 
JBdumen  bepflanzten  SBorbofe  umgeben,  welcher  ben  einigen 
fdbönen  ©pajiergang  innerhalb  3.'ö  gerodet.  Daß  £aupt* 
gebdube  ift  aebteefig,  4on  g.  lang  unb  300  g.  breit  unb 
von  außerorbentlicber  Schönheit  unb  bracht.  "KU  bie  Äreuj« 
fahrer  3.  eroberten,,  würbe  hier  unter  bcn  9Jiobammeba; 
nern  ein  fürchterliche*  JBlutbab  angerichtet  unb  ^ie  SKofcfjee 
nachher  ju  einer  cbriftlicbcn  Äircbc  gemacht,  toalabin  gab 
ihr  nach,  einer  feierlichen  Steinigung  ihre  frühere  33efHmmung 
roieber.  ©aß  wicbtigjtc  ©ebaube  für  bie  (Sbriften  ift  bie 
•Kirche  beß  heiligen  ©rabeß  (f.  ©rab,  beiligeß),  reelle 
bie  Crte  umfafit,  an  benen  (ShrifruS  gelitten  bat.  Aujjer 
bcn  envdbntcn  gibt  eß  in  3.  noch  eine  grofje  2Cn$abl  »on 
?UJofcbeen  unb  Äivdjen.  Den  granfen  (abcnbldnbifcben  Chris 
fien)  gehört  nur  baß  granjiüfanerfloficr  ©an;©alvabor,  in 
reellem  6r)riftcn  von  jebem  ©laubenßbefenntniffe  gafHich 
aufgenommen  inerten.  %n  beffen  ©teile  foli  vorbem  baß 
«ßauß  Sofepb'ß  geftanben  haben.  SJtan  jeigt  hier  brei  ©du» 
ten,  bei  benen  ber  Grjengel  ber  SDtaria  rrfdbienen  fein  foll, 
alß  er  ihr  bie  ©eburt  tcS  SJteffiaß  verfünbigte.  (Sine  bies 
(er  Sdulcn  haben  bie  Surfen  jerfchlagen,  weil  fte  verborgene 
Schäle  in  irje  ja  pnben  hoffte»-  Serner  jeigt  man  in  ber 
Äapelle  hinter  bem  Ttltar  bie  £>öblc  ber  Sicherheit,  in  weli 
eher  fich  3ofepb  unb  fWaria  nach  ber  $cimfebr  auß  #gpp> 


ten  ©erborgen  haben  foffen.  Die  ©riechen,  welche  ftdt>  üben 
haupt  burch  Stricbtbum  unb  bracht  auszeichnen  unb  baburch 
ben  Äatbolifen  ben  erflen  fltang  in  ber  {Behauptung  ber  bei* 
ligen  SDite  ftreitig  gemacht  haben,  befugen  außer  bem  großen 
fogenannten  arte*.  Ätofjer  noch  13  Äircben.  Sion  ben  ort 
nun.  Älöftern  foU  baß  „uim  ©efdngniß  <5r>ri|li"  auf  bem 
föerge  .Von  auf  bem  $lage  flehen,  an  bem  ftch  einfi  ba3 
.pauß  beß  Itaiphaß  befanb.  3n  einem  anbern  armen.  Mi.', 
free  werben  KXK)  3immer  jur  bequemen  ^Beherbergung  eJhrifti 
licher  Pilger  bereitgehalten.  3n  ber  9tdhe  ber  JUrcbe  beß 
heiligen  ©rabeß  haben  auch  bie  foptifcfjen,  fr>rifchen  unb  abjjf; 
finifchen  ßhriflen  üerfebiebene  Äl6ficr  unb  SUenammlungAh«"1 
fer.  3>a,  reo  auf  3ion  bie  öurg  Daoib'd  ffeht,  erblicft 
man  je^t  ben  2burm  ber  ^)ifaner,  ein  ©ebdube,  »eltfjcS 
roahrfcheinlich  von  pifanifchen  Gittern  juc  Ml:  ber  JCreuj^üge 
erbaut  würbe  unb  ein  im  gotb.  ©tyle  aufgeführte^  gort 
mit  fünf  Ilbürmen  bilbet.  «ufer  in  ben  Suchen  unb  an 
ben  heiligen  ßrten  tjt  3.  wenig  belebt,  Me  ©ewerbe  lie< 
gen  barmeber  unb  nur  bie  SBebcr  unb  9>antoffelmaeber  finb 
t»on  einiger  SJebeutung.  (Sine  ^»»upterwerbßgueUe  InIben  bie 
JReliguien,  «£eiligenbilber,  ffiofenfrdnje,  Ämulete  u.  f.  w., 
welche  in  SJfenge  verfertigt  unb  vertauft  werben.  Sefon- 
berß  um  Eflern  ift  ber  3"brang  ber  ehrifiliebea  Pilger  in 
3.  fehr  grofj.  Die  Suben  fommen  gern  nach  3»/  um  bier 
in  ber  ©tabt  ihrer  SJdter  ju  fterben,  ba,  wo  nach  ihrem 
©tauben  bie  9>ofaune  beß  SBeltgericbtß  ertönen  wirb.  Qi* 
nen  dbnlicben  ©tauben  haben  auch  bie  SKobammebaner,  wcIj 
chen  3-  nach  SOfeffa  unb  SJlebiua  bie  'heiligfte  ©tabt  iff, 
unb  biefelben  jeigen  in  ber  Sftty«  beß  oben  erwdhnten  ver- 
mauerten Shorß  einen  auß  ber  SRauer  vorragenben  ©tein, 
auf  welchem  «Kohammcb  am  2age  beß  ©criebtß  fi(jen  wirb. 

Glicht  weniger  2Rcrfwürbigfeiten,  alß  baß  3nnere  ber 
©tabt,  bieten  beren  Umgebungen  bar,  von  benen  wir  nur 
einige  ber  bebcutcnbften  anführen  wollen.  Senfeit  beß  KfyalS 
«Piinnon  liegt  ber  ©ehultberg  unb  feitwartß  von  bemfelben 
uigt  man  ben  IBlutacFcr,  auf  welchem  ftch  b£r  SJcrrdther 
Subaß  erhing.  Unter  verfchiebenen  ©rabhöblen  in  bem  Ufo 
hange  gegen  baß  Urjal  >f)innon  jeiohnet  ftch  f'ne  baburch 


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I 


JTesalas 


498 


Jesuiten 


au»,  bafj  ft't  nicht  für  mehre ,  fonbern  nur  für  Sinen  JfciArum 
einknicktet  ift.  (Sin  groger  ©tein ,  beflimmt  ben  Eingang  ju 
oerfciliejjen,  i|r  binroeggrrollt.  (Siniqc  baten  biefeS  ©rabmal 
für  baS  ecb.te  ©rab  beS  .£)eilanb$  gehalten.  SBanbert  man  im 
Zb<iiC  .»jiniion  hinab,  fo  f ommt  man  au  ber  umfiebenb  abgebiU 
beten  ßuelle  ©iloa  am  Abhänge  beS  33ergrS  3ion.  3ht  flai 
reS,  aber  unangenehm  [chmrcfenbrS  SBaffer  fommt  auS  bem 
Seifen,  wirb  bann  oon«  einem  Sieden  aufgenommen  unb  ergiept 
fich  enblick  in  baS  21>U;  man  fckreibt  bemfelben  nock  jefct 
beilfame  2ßirfungen  }u.  2fm  gufje  beS  ßlbergS  trifft  man 
ben  Sack  Äibron  unb  in  ber  iJcube  jeigt  man  eine  ©rotte, 
welch«  für  bie  ©ruft  ber  SWarta,  ihrer  ÜRutter  Xnna  unb 
3of«ph'S  ausgegeben  wirb,  liberfcfanitet  man  ben  ®ack,.fo 
gelangt  man  ju  bem  ©arten  ©etbfemane  am  gufje  beS  föu 
bergS,  in  bem  man  nur  notk  einige  kok«  unb  alte  Ölbaume 
»eigt,  welche  nock  auS  ber  3«it  3efuo  (rammen  follen, 
batier  man  auS  ikrem  #olje  Äreuje,  auS  ir)rrn  Rrucktfer: 
nen  JJfofenrrdnje  mackt  unb  baS  oon  iknen  gewonnene  £>l 
fekr  hc-ckftkäfct.        ^la6/  MI  »«Ickern  3ubaS  feinen  £«rrn 


burck  «inen  Jtuj}  orrrieth,  ifl  jum  SFr)d(  mit  einer  niebrigrn 
2Raun  umgeben.  Xuf  bem  ©ipfel  beS  83ergS  bot  man  & 
nen  fckönen  Uberblicf  über  3-  unb  bie  Umgegenb  unb  ftnbet 
bafelbfl  auck  nock  Uberrrfie  ber  ton  ber  h«iltg«n  $elena  er: 
bauten  Äircbe.  3m  3bale  3ofapI;at,  welche5  ben  ölberj 
oon  bem  SKoria  fckfibet,  finb  fekr  viele,  jum  3$«'l  fekr  alte 
©rabmdler,  wenn  fie  auck  fckwerlick  ben  ?>erfonen  ;ugebörr:i, 
weldjfn  fie  jugefekrieben  werben,  $ier  fiebt  man  ba*  »um 
Stk«i(  auS  bem  gelfcn  gearbeitete  Denfmal  7fbfalon'S  (f.  i>a> 
oib),  baS  in  ben  gelfen  gehauene  ©rab  3ofapkat'S,  ba*  ©rab 
Sackaria'ä  unb  anbne.  Kickt  minber  mnf  würbig  finb  bie 
in  ben  Seifen  gearbeiteten  2obtenfammern  auf  ber  fJlorbweft- 
feite  ber  ©tabt.  2)i«felben  k<*ben  jum  2h«il  «'"ff  2bütrn 
gekabt,  welche  gleichfalls  oon  ©tem  waren  unb  in  fleiner 
nen  3apfen  fid)  bewegten.  ?fuck  bie  ©arfophage  finb  oon 
©tein.  Überall  finb  fdr)öne  in  ©tein  gehauene  SJrrjirmru 
gen  angebrackt.  INefe  fehönen  ©rüfte  werben  bie  ©rabe: 
ber  Jtonige  oon  3uba  genannt  unb  finb  k>«t  abgebildet, 
fekfinen  aber  einer  fpdtern  3«it  anjugekören.    3n  einer 


gröfjern  Cfntfernung  oon  ber  ©tübt  jeijt  man  auck  bie  minj 
ber  fckönen  ©rdber  ber  dichter.  3n  bn  %Sk«  ber  nörbl. 
©tabtmuun  fommt  man  ju  einer  pracktoollen  ©rotte,  in 
welcher  ber  Prophet  3«rtmiaä  um  3-  getrauert  h*»brn  fott. 

Desätno  ober  3fatJ,  bn  erjle  unb  größte  ber  9)roph«* 
ten,  war  ber  Sokn  beS  2fmoj  unb  weiffagte  oon  759  bis 
inS  14.  9?egierungSjabr  beS  ^iSfiaS  717  o.  Gfy.  9iad>  eis 
ner  ©teile  feine«  ffiuckä  war  er  onebelickt  unb  Sater  breier 
©ökne.  SHackrirkten  über  fein  weitere*  ©rkicffal  unb  feinen 
Sob  gibt  bie  fpatere  ©age.  9iack  bnfelben  foll  tt  unter 
bem  graufamen,  propbetifck«n  Sßiarnungen  abgeneigten  9>?a> 
naffe  (f.  b.)  ben  2Rartprertob  nlitten  kaben.  35a  er  ndm^ 
lick  auf  bn  gluckt  oor  feinen  Verfolgern  in  einer  k»kl«n  5ft 
bn  ftck  oerborgen  hatte,  lieg  ir)n  bn  jt6nig  jugleick  mit  ber* 
felben  lebenbig  jerieigen.  2>ie  Söirffamfeit  beö  3-  umfaßte 
ba«  religiös  »fittlicke  unb  baö  politifck«  ?«ben  bn  3uben. 
ÜRit  tiefer  Ginfitkt  in  baS  SBefen  ber  JReligion  begabt  unb 
mit  warmem  (Sifer  für  fte  burckbruugen,  flickte  er  unter  ben 
Regierungen  bn  brei  Äönige  3otkan,  XckaS  unb  .f»iSfiaS 


in  feinen  3fitg«noffen  oor  2füem  bie  Äraft  bn  {Religion  oeU 
tenb  }u  niackcn,  um  fie  baburrk  von  bem  Ginfluffe  be5  ©öfrciv 
bienjieS  ju  befreien  unb  oon  ber  oerberNiek«n  politifeken  Wlafr 
regel  ab}ubringen,  nack  welcher  fie  in  bn  SBerbinbung  mit  li» 
nein  mäcktigen  Kackbarflaate  eine  ©tüfee  bn  UnabhSnaigfeit 
fucktm.  Som  J(önig  ^iofiaS  würbe  er  alö  prrfin(i6er  '&xtuab 
unb  weifer  9?atkgeber  in  kok««  6kr«n  gekalten.  —  2>a*  bf» 
3.  beigelegte,  aber  oon  ifcm  nickt  ganj  onfagte  JSuck  ret'kt  fsefa 
nack  Sorm  unb  3nbalt  an  baS  ffiefte  an,  waS  auS  bn  Slü- 
tejeit  ber  propk«tifck«n  Literatur  übrig  ijt,  unb  fiekt  aI6  baS 
Söerf  eines  frommen,  aber  mannlitk  jtarten  ©eifleS  ba,  ber  im 
füknften  gluge  ber  Siebe  ju  ten  bob«n  Urbilbern  eineS  reinr 
s}RenfckenlebenS  emporgetragen  würbe.  £)a  jeboeh  bn  tr. 
rebnerifek«,  gebrungene,  biltcr;  unb  gebanfenreic^e  Bort:.  ; 
Diele  rafeke  Ubergänge  unb  oft  Spränge  fo  fann  e*  r...: 
mit  befonnenem  9{ackbenfen  gelefen  unb  oerfranben  «mbes. 

3fßuttm  (bie)  ober  bie©efellfebaft3«fu  t<b«un«rB 
baS  ttnfeken  «ineS  geifHicftfn  JDrbenS,  ber  ben  3weef  b«t» 
überaO  bie  geijhicke  ^errfcr)aft  ber  Äircke  auSjubreiten  ur.: 


D 


Jesuiten 


4*9 


Jesuiten 


;u  befefligen  unb  ber  burcb  bte  beharrliche  unb  plücflic^e  SSfrfol- 
gung  biefe*  3ielö  eine  in  itjrec  Art  einzige  »ettbiftorifebe  <St« 
febeinung  geworben  ifi.  2)er  Stifter  btefe*  Erben*  war  ber 
fpan.  Gbelmann  Ignatius  von  2onola  (f.  b.),  ber  ftd>  am 
JDirnmeIfat>rtSt«ige  1634  in  ber  Äirche  von  SKontmartre  gu 
■»Pari*  mit  noch  fech*  anbern  Stubirrnben,  i1,  tc.no  an*  2  a 
roijen,  Saver  au*  9tavarra,  9iobrigueg  au*  Portugal  unb  ben 
Spaniern  flaineg,  Salmeron  unb  Söobabilla  burcb  feierliche 
©elübbe  gu  freiwiUiger  Jfrmutb,  jur  JBefebrung  ber  llngldiu 
bigen  unb  gu  einer  äöaüfabrt  nach  3rrufalem  verbanb.  Sie 
li  ber  Beugung,  ieben,  auch  ben  t>efcr>iverltd)fiert  Sicnft  ber 
Äirrbe,  übernehmen  unb  gur  befonbern  SüerberTlichung  ber 
Cbre@otte*  vollbringen  gu  prüften,  brüefte  gleich  anfangs  ben 
©eifiau*,  ber  auf  biefer  Sierbrucerung  rubte  unb  ber  Wom* 
furchtbarer  S<bu|}gri|t  werben  folltc.  ?tacb  »oUenbeten  Stu: 
bien  begaben  ft'cb  bie  SJerbünbeten  nach  Italien,  »o  fie  feit 
1537  in  ber  2Beife  ber  Jöenrt.-  unb  prebigermonche  lebten 
unb  neue  ÜJtitglieber  gu  »erben  fuebten,  »eil  ein  au*> 
gebrochener  Uürfcnfricg  bie  heilige  SEBallfabrt  unausführbar 
gtmao>t  tjatte.  (rtfi  im  3abre  1539  begab  fid>  gopola,  bc- 
gleitet  von  geffore  unb  Baineg,  nach  9tom,  um  bem  Zapfte 
feinen  91an  gur  ©rünbung  eine*  neuen  Erben*  vorgulrgen. 
*aul  III.,  ba  er  glaubte,  r*  fei  auf  bie  (Stiftung  eine*  neuen 
Settel:  unb  ^rebigerorben*  abgefeben,  trug  anfangt  S)e-- 
benfen,  ihn  gu  genehmigen,  fah  aber  fpiter  bei  ndrjerer  ^rü: 
fung  be*  $lan*  bie  SJraucbbarfeit  ber  neu  gu  grünbenben 
(ÜefeQfcbaft  gegen  bie  unaufhaltfam  vonvärt*  fchreitenbe  fRe^ 
Formation  ein.  3n  einer  befonbern  33uUe  befratigte  er  1540 
trn  neuen  Enrbcn  al*  eine  ©rmeinfebaft  gum  !lBach*thume 
ber  Seele  im  chriftlirben  geben  unb  ©lauton,  anfangs  mit 
ber  äBefcbränfung  auf  (Hi  SRitglieber.  Xufjer  bem  breifachen 
•  ?öncb*gelübbe,  ber  flrmuth ,  Äeufcfcheit  unb  be*  blinben 
©ehorfam*  gegen  bie  Ebern,  verpflichtete  er  fich  noch  gur 
Übernahme  eine*  vierten,  bem  be*  unbebingten  ©ehorfam* 
gegen  ben  9>apft,  in  Allem,  wo*  ben  Sienfi  ber  Äirdje, 
corgüglicb  Öffifn  -Reger  unb  Ungläubige,  beträfe.  SJopola 
nannte  ben  Erben,  gufolge  einer  furg  vorher  auf  ber  Weife 
naa)  {Rom  ihm  wiberfahrenen  ©rfchetnung,  bie  ©efellfchaft 
3«fu  unb  hatte  bie  greube,  im  folgenben  3obre  bei  einer 
Sjerfammlung  gu  JKom  fich  einftimmig  von  allen  SRitgliebern 
«um  ©eneral  berfelben  ernannt  gu  feben. 

Schnell  ging  von  je^t  an  ber  Erben  feiner  hohen  ffies 
ftrmmung  entgegen,  faft  200  3«bre  lang  einen  fiet*  mäch* 
tiaen,  allgu  oft  vorherrfchenben  ©nfluß  in  ben  großen  ®t» 
fdjäften  ber  Äirche  unb  ber  Staaten  auSguübcn,  gugleich  ro- 
fcrn  wie  ho*d'f>''beten  JBolfern  ©efefce  gu  geben,  geroiffe 
3been  gu  verbreiten  unb  gu  befefligen,  unb  fch»ache  privat: 
Irute  gu  £errrn  ber  Grbe  unb  ihrer  Jtönige  gu  machen. 
2m  »enigften  erhob  ihn  gu  folcher  0r6ße  unb  Macbt  ba* 
BM  unermubliche,  aber  brfchränftc  unb  oft  fleinlichen  Äus 
!<enbingen  gugemanbte  Streben  Sopola'*;  fie  grünbete  fich 
vielmehr  auf  bie  ©unji  be*  r6m.  Stuhl*,  ber  bem  Erben  bie 
auSgejeichnetfien  Privilegien  verlieh  unb  mehr  noch  al*  auf  biefe, 
auf  b«SBei*heit  feiner  werfaffung,  »eiche  befonber*  von  ßais 
■Cl(  bem  befldnbigen  9?athgeber  Jopola'*,  begrunbet  »urbe. 
Stei  von  »eltlicher  unb  geiftlicber  ©erichtdbarfett,  nur  ben  fOn 
ben*general  unb  ben  $apfi  al*  alleinige  Cberbeiren  anerferu 
nrnb,  gu  jeber  Ärt  geiftlicber  .panblungen  befähigt,  felbft 
n?ärjrenb  eine*  Snterbict*  in  ber  SRachtvoUfommenhtit,  fich 


von  Sünben  unb  Äirchenfrrafen  felbft  freigufprechen,  ©elübbt 
ber  Saien  in  gute  SBerfe  gu  venvanbeln,  ohne  wettere  pdpfb 
liehe  Seftätigung  überall  Ätrcfcen  unb  ©üter  gu  erwerben 
unb  JDrben*häufcr  anjulegen,  an  ftrenge  jDrben*regeln  nicht 
gebunben,  viele,  wie  bie  ftbrvartung  brr  fanonifchen  Srwv 
ben,  ba*  Saften  unb  bie  Spei  f  er  er  böte  gu  milbern  ober  fo- 
gar  gu  unter! äffen,  nach  Jöefmbcn  ber  Umftänbc  felbft  ver: 
m&genb,  mußten  bie  Sefuiten  überall,  »o  fie  hinfamen,  eine 
Wacht  »erben.  Paul  III.  unb  3uliu*  HI.  hatten  ihnen  biefe 
83orrecbte  verwilligt  unb  biefelben  waren  von  ben  nacbfolgenben 
^äpften  bei  ber  fortfebreitenben  Söirf famfett  be*  )Drben*  im« 
mer  mehc  erweitert  worben,  bamit  biefer  um  fo  leichter  fetner 
iöeftimmung,  Aeger  unb  Ungläubige  in  ben  Schoß  bet  al: 
lein  feligmachenben  Äirche  gu  bringen,  entfprechen  femnte. 
jßurch  fie  würbe  bem  SDrben  um  fo  leichter  feine  weltge; 
fchichtliche  Jöebeutung  »ermittelt,  jemetn  beffen  innere  Gm: 
richtung  unb  gange  83erfaffung  von  ihnen  ben  ouSgebebnte: 
ften  unb  vortheilhafteften  ©ebrourb  gu  machen  lehrte.  . 

Sie  Cerfaffung  be*  Drben* ,  von  Saineg  begrünbet  unb  von 
Glaube  Äquaviva  gur  SSoQenbung  gebracht,  beruhte  auf 
ber  unumfehränften  Freiheit  bei  blinbem  ©ehorfam,  auf  ber 
Selbftänbigfeit  be*  6ingelnen  bei  gänglic&er  Sahtngebung  an 
bie  ©efammtheit,  an  ben  fie  beherrfchenben  SBiden  be*  Dr: 
ben*generalß.  Sämmtliche  Drben*glieber  gerftelen  in  bie  vier 
Stänbe  ober  ßlaffcn:  ber  Siovigen  ober  ber  gu  ^rüfenben, 
ber  approbirtenScholaftirer  ober  ber  geprüften  Schüler, 
ber  formirten  Goabjutoren  ober  ber  wirtlichen  SRitarbei* 
ter  unb  enblich  in  ben  Stanb  ber  $rofeffen  ober  ber  Grs 
wählten.  Sie  Stovigen  waren  3ffuiten  be*  niebrigften  ©rabe*. 
Sie  würben  ohne  M  tief  ficht  auf  ©eburt  unb  äußere  SSerfjdlcniffe 
au*  ben  talentvoQften  unb  »ohlgebilbetften  Jünglingen  unb 
2Rdnnern  ge»äb(t  unb  mußten  unter  allen  erfindlichen  tibun: 
gen  ber  Selbfberleugnung  unb  be*  ©ehorfam*  eine  peijäh- 
rtge  ^rüfung*geit  in  9iooighäufern  unter  einem  Stovigmeifter 
begehen.  Sie  waren  entweber  Schüler,  Scholaftif er ,  bie 
fiel)  mit  ber  SBifjfenfchaft  befeiäftigten,  ober  bienftthuenbe 
Saienbrüber,  Goabjutoren,  m eiche  gu  häuslichen  93errict)tun-- 
aen  angenommen  »urben  ober,  wte  bie*  auch  v°n  ho<&flt: 
fteOten  ^erfonen,  felbft  von  Uubwig  XIV.  gefehah,  folebe, 
bie  in  ber  bürgerlichen  ©efellfcbaft  fich  bem  Erben  nütjüch 
gu  machen  fua)ten.  Sie  in  ben  JKang  ber  approbirten  Scho^ 
laftifer  ober  geprüften  Schüler  Aufgenommenen  harten  ba* 
©elübbe  ber  unverbrüchlichften  Xreue  gegen  ben  Erben  ab: 
gulegen  unb  würben  in  bie  (SoQegien  gefanbt,  wo  fie  einen 
tiefer  gehenben  Unterricht  in  ber  sZBiffenfchaft  unb  in  aOen 
Äenntnifjen  unb  Jertigfeiten  erhielten,  beren  fie  al*  (Srgie: 
her  unb  fcefrm  ber  3ugenb,  gu  welchem  ©efebäft  fie  ber 
Erben  oorgüglich  gebrauchte,  beburften.  (Sine  ftefirberung 
au*  biefem  in  ben  nächftfolaenben  ©rab  ber  formirten  Goab= 
jutoren,  wirtlichen  Mitarbeitern,  bie  fich  m  bie  «eltlichen 
unb  geifi liehen  tbetlten,  mit  bem  Unterfchiebe,  baß  jene  mehr 
wegen  Eingebung  an  ben  Drben  unb  lenfbarerer  ©emürh*« 
ort,  biefe  mehr  wegen  grünblicher  SSiffenfchaft  unb  erbauli: 
eben  SBanbel*  bie  Zu*geicbnung  biefe*  ©rabe*  erhalten  hat« 
ten,  fonnte  nur  nach  fieben  fortgefefetrn  Stubien jähren  ftatt» 
finben.  Sie  geifilieben  ßoabjutoren  waren  geweihte  Vriefter, 
ohne  Sefifc  unb  Sigenthum  unb  hatten  al*  profefforen,  *Pre- 
biger,  Stectoren,  iBeichtväter,  ^ofrneifter,  ©e»iffen*räthe  eine 
ausgebreitete  SBirffamfeit.    Sen  vornehmften  Stanb  unb 


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500  Jesuiten 


Jesuiten 

gleid)fam  bai  $erj  ber  3efuiten  bilbeten  bie  $rofrf|en,  SJZdn» 
ner  twn  ©eift,  ©efcbrfamfeit  unb  bewährter  ©cfinnung  ge> 
gen  btti  JDrben.  Durch  ein  befonbrres  ©elübbe  in  bie  @e* 
bftmniflc  beffclben  eingewebt,  mar  ihnen  ber  hoch  ff  e  unb 
unmittelbarfte  Ginflutj  gegeben  in  2CHcm,  wa$  ibr  ©eneral 
2Bicbtige8  unter  Jtegcrn  unb  Ungläubigen,  an  ben  £6fcn  unb 
Unioerft'rdten  vollbracht  wiffen  wollte.  au0  ifcrer  SRttte  gin» 
gen  bie  tbdtigen  -fmbenbetebrer,  bie  großen  ©elebrten,  bie 
berübmten  ©taatsmdnner,  bie  fcblauen  fürftlidben  bricht  od; 
ter  bereor.  JBom  3ugenbunterruhtc  waren  fte  t>6llig  frei, 
unb  außer  Dicnft  lebten  fie  in  ben  für  bie  i-öcbfie  Äusbil* 
bung  bco  JDrbens  befiimmten  ^rofefjbdufern  unter  einem 
©uperior.  ©ei  ber  SBabl  bes  JDrbensgencralS,  bcr  frlbft  fto» 
fe{?  gemefen  fein  mufjte,  Ratten  fie  eine  entfcbeibenbe  ©timme 
unb  »arm  in  2ttlrm  bie  ndcbftcn  SBerfjcuge  feiner  SRacbt. 
©o  groß  ibr  Ginffuf»  war,  fo  erftrrcfte  er  ftcf>  bod)  nicht 
weiter,  als  auf  bae  ©rborcben.  Da?  .£>aupt  brr  ©rfellfdbaft, 
ber  @enera(,  war  lebenslang  gewdblt  unb  vereinigte  in  fid) 
bie  beehrte  gefebgebenbe,  ricbterlid)e  unb  regierenbe  ©ewalt. 
Gr  refibirte  juföom,  umgeben  con  brmJRatb  ber  tfffiften* 
ten,  welche  bie  fünf  Stationen  ber  3taliener,  Deutfdten, 
j^ranwfen,  ©panier  unb  ^ortugiefen  rrprdfentirten ;  ibm  UK 
©eite  nod)  ftanb  ein  ©ewiffensratb,  2lbmonitor,  ber  aUe  feine 
©d)ritte  ;.u  ©unfien  bes  jDrbens  lenfen  mußte.  Der  ©enerat 
aüein  Kitte  bas  9ied)t,  felbjt  mit  tfuefcbliefiung  br?  9>a»fle6, 
SRitglieber  ju  ernennen  unb  aaöjufto(jen,  fie  ju  bobern  ©rai 
ben  tu  brfirbern ,  ibnen  !Drt  unb  2£rt  ber  SBirf famfeit  anjus 
weifen  unb  fie  über  baS  ©eleijfete  jur  9crd)enfct)aft  ju  jie« 
ben.  3K:t  batten  bie  über  bie  einzelnen  $>ro»injen  gefegten 
^)ropin  jialen  monatlich,  bie  ©uperioren  ber  ^rofejjj 
baufer,  bie  Stectoren  ber  Gallegien  unb  bie  9iouijmei» 
tter  vierteljährlich  über  Elles,  was  für  ben  SDrbrn  von  JBebeu» 
tung  war,  befonbers  über  firchlicK*  unb  ©taatsangrlegenbcu 
ten,  über  bie  gdbigfeiten  unb  bie  Sfflirffamfeit  ber  jDrbeneglie» 
ber  ouöftijbrlidjcn  S3erid)t  ju  erfiatten,  worauf  er  nachher  feine 
©rfeblc  für  Das,  was  ferner  get<;an  werben  füllte,  grüntete. 

9?ocb  war  tiefe  in  ihrer  "Ärt  mcijtcrbaft  ausgefonnene 
öerfaffung  beiweitem  ibrer  SJollrnbung  niebt  nabe,  als  fict) 
auet)  ber  Crbrn  über  bas  ganje  Bbenblanb  oerbreitet  fab, 
wdjjrenb  ibm  laver  bie  fRidptun^  übers  ÜÄeer  jur  Reibens 
befebrung  gab.  2Bo  if»n  ber  üi$  gegen  bie  Deformation 
nid)t  binrief,  ba  fanben  gürfirn  unb  Golfer  ber  fatbolifchen 
iMnber  in  bem  3iei$e  feiner  9lrur/it,  in  ber  Gbrfurcbt  vor 
ben  ibn  begünftigenben  Sefcblüffcn  be$  Zapfte?  unb  in  ber 
vielverfprecbenben  33<einung  pon  feiner  ©ilbung  unb  aflfeiti» 
gen  2l)dtigfeit  ©rimte  ju  feiner  Aufnahme,  ©o  (iefj  fieb 
ber  Crben  nocf>  bei  tfcbjeiten  feinee  ©tifterö  in  Stalien,  ^)on 
tuga(,  ©panien  unb  bem  beutfcb:tatbolif$fn  £i|ireirb  unb 
Sutern,  wo  er  ber  Unwcrfitdten  ^ngolftabt,  SBien  unb  ^)rag 
QReijler  würbe,  »lieber  unb  bei  Hopoia'*  Sobe  l.r»A«'>  war  bie 
'Änjabl  ber  für  ibn  anfdnglieb  beflimmten  ü(.»  9Hitglieber  um 
mebr  M  ba«  3ebnfict>e  otrmebrt.  Dagegen  erhob  fid)  Jranf « 
reich  im  gletct)  mdebtigen  SBibrrfprutb  be6  ^artament^,  ber 
©etftlicbfeit  unb  ber  Ünioerfitdt  gegen  bie  Aufnahme  be£  C 
bend;  nur  bunt)  bic©uuft  bed  $>of$  gelang  ti  biefem  unter 
bem  tWameii  ber  Jüdter  be&  GoUegtum«  oou  Qlermont  ju 
^)ari?  VtUJ  feften  ??ufj  \u  faffen.  Die  Äebingungen,  unter 
benen  bies  mit  fafl  gänjlid>er  ßntfagung  feiner  ©ereebtfame 
gefebab,  waren  jebod)  em  ju  geringe*  ^inbernip,  ate  bag 
er  nicht  halt  einen  •ubeni>iegmben  ©influj?  auf  alle  Angele: 


gent)etten  b^tfe  auSüBen  foüen.    Än  Umfang  unb  innere 
Äraft  gewann  ber  ßrben  unter  bem  gewanbten  unb  ftaatfc 
flugen  3afob8aine|,  feit  1558—64  jweiter  ©enerol,  bc 
ibm  bie  Jßilbung  feiner  SBrttlrute  angewann.    SJicbt  grfui» 
fen  unter  bem  monebifeb --frommen  Sran,  tjonJÖorgia, 
feit  1564 — 72  britter  ©eneral ,  erhob  er  fid)  ju  immer  gd> 
^erer  «£6be,  immer  mächtigerer  ffijirf famfeit,  alt  mit  beffen 
2obe  ba$  g(anjt>oQe  ©eneralat  Glaube  3(guar>ioa6,  ooa 
1572—1616,  beö  JUertreterö  unb  SollenberS  ber  ©runbfdfe 
£ainej'i,  eintrat   Die  Sbdtigfeit,  bie  je|t  ber  JDrben  ent; 
widelte,  war  eine  allfeitige  unb  in  ihren  folgen  auperorbent> 
liebe,  fübrte  aber  auch  benfelben  weit  über  bag  oorgefted:; 
3iel  feiner  SBirffamfeit  binau«  \n  einer  ©rötje  ber  3RarV. 
unb  beö  Xnfebend ,  bie  juiefet  für  ibn  frlbft  oerberbltch  wurtt 
2iid)t  genug,  bajj  bie^efuiten,  bem iöeifpiele  faoejr'*  frl 
genb,  ber  in  belbenmütbiger  Aufopferung  als  rafUofer  p6> 
benbefebrer  auf  einer  JReife  nad>  Eima  1551  ben  Üob  fai^ 
unb  feiner  jßerbienjte  wegen  »on  ber  ÄirAe  bcilig  gefprotben 
würbe,  als  SÄifftonare  ferne  Chbtbeile  auffuctjten  unb  Bj 
bem  portug.  iDflinbien,  ©rafilien  unb  bem  fpan.  Ämeri{.: 
Saufenbe  von  SBilben  jum  Qbri|lentbume  befeljrtcn,  brmdet 
tigten  fie  ftd>  auth  nach  einem  t>on  Ttguarioa  entworfener. 
£ebrplane  bes  gefammten  ©rjiebung&wefens  bes  fatbolifeben 
Guropa,  neue  fruditbare  ©chopfungen  auf  biefem  ©ebie:: 
beroorrufenb  mit  erfinberifefaer,  nie  }u  ermübenber  AraH 
3b«  ©(bulcn ,  tbeils  Grjiebungsanftalten  ober  "Penftontn  pin 
Änaben  aus  allen  ©tdnben/  tbeils  ©eminarien  ober  9fkrar 
fcbulen  für  3ünglinge,  bie  tn  ben  IDrben  treten  follten,  übr 
trafen  alle  bamals  vorbanbenen  ähnlichen  Xnfialcen  unb  n 
langten  eine  folebe  jÖerül;mtbcit ,  ba§  fte  felbft  r>on  ben?^ 
teftanten  benmjt  würben  unb  noch  im  IS.  3abrb.  <d$  rm; 
fterbaft  galten,   ©ie  empfablen  fttt)  bem  3ettaiter  burtb  ben 
freien  ©eborfam  ber  2icbe  unb  beS  SJertrauens,  bn,  b:.' 
m6nthifd>en  DrurfS  ermangelnb,  bem  ©djüler  eine  £Luc_. 
ber  geiftigen  ^bdtigfeit  würbe.    Und)  arbeiteten  fie  nid; 
auf  bie  SSefrtebigung  beS  einen  SBcbürfniffc?  ber  äBiffenfcb-' 
t)in,  fenbern  fte  waren  in  einem  weiten  vsinne  Gr\tcbun^.- 
unb  ßebranftalten ,  bie  ba*  Jperj  »or  unlautem  SBegiertrr 
bewahren,  bie  ©i'ten  gefdUig,  ba«  SBtffen  fruchtbar  vr:. 
für  bae  geben  anwenbbar  mad)en  foliten.    ©ettfl  für  bi 
Äorperbilbung  gab  es  Übungen,  unb  ber  dugere  'Änjlanb  ßn 
ba«  gefellige  geben  follte  burdb  tbeatralifche  Darftellun;r. 
»erfeinert  werben.    Sßoju  jeboch  enblicb  biefes  Grjiebunj;. 
wefen  btenen  muffe  unb  welche  ©ebreeben  e^  in  fich  ti- 
bies  abnete  bie  3eit  nid>t,  bie,  i>on  ber  gldn^enben  3tus<n 
feite  beffelben  angezogen,  in  ben  3efuiten  itßeltnerbfffrrn 
unb  Sßobltbdter  bes  9XcnfchcHgcfcbIecbt6  ju  erhlirfcn  meir.r 
unb  ibnen  überall  Littel  jur  JBereicberung  bot,  währet 
.biefe  bie  talentoolle  3ugenb  für  fieb  gewannen  unb  3Rdn 
ner   bilbeten,   bie  als   ausgejricbnete   ©elehrte   in  oßr 
3weigen  ber  2ßi|Tcnfchaft  ben  iKubm  bes  Cibens  befeüig'.f/ 
Vertraute  man  aber  ben  Semiten  bie  3ugenb,  glaub:? 
überall  ihrem  Gifer  für  ba§  Sohl  unb  JÖrfle  ber  Wi< 
hett  \u  begegnen,  fo  mar  es  fein  SEUunber,  ba§  man  ibnr 
auch  ba*  Sßichtigfte,  bie  ©orge  für  bas  4?eil  ber  cv: 
übergab  unb  ibnen  3utritt  auf  ein  ©ebiet  wrftattete ,  wo  ft 
als  jöeicbtodtcr  ber  Surften  unb  ©ro^ien,  ber  ÜSenfcbr:. 
bf;?  ©tanbeö,  Ciefcfalecbiö  unb  'Älter? ,  mobr  alt  auf  iror 
einem  anbern,  bie  Äunft,  Ginflu§  ju  üben  unb  ju  bei; 
geltenb  gemacht  haben.    SJertraut  mit  ber  8age  ber  Wim. 


Jesuiten 


MI 


Jesuiten 


nit  ber  ©efinnung  her  Sj6\c,  mit  ben  <3d)rodd)en  unt»  ftru* 
itn  bet  Surften,  int  Befifce  aller  ©taatögebeimniffe,  war 
t&  ihnen  ein  l'eicbteS,  an  ttt  gührung  ttt  öffentlichen  Tin* 
Gelegenheiten  einen  An  t  heil  ju  geninnen  unb  ben  3u|ianb 
her  Staaten  unb  SSölfer  jum  3lietl  t>on  ihrem  (Jinfluffe  ah 
gängig  ju  machen.    <co  war  bie  Regierung  Portugals  um 
ter  Sobann  JH.  unb  ©rbafiian  gang  in  ihren  ^dnben  unb 
würbe  enblid)  burd)  fie  an  ©vanien  gebraut;  fo  febürten  fie 
in  granfrrid),  Deutftblanb  unb  ben  Stöeberlanben  baS  geuer 
beS  SieligionSfriegS ;  fo  flürgten  fie  ben  mutigen  SBaUerp 
(lein ;  fo  bilbeten  jte  fogar,  roo  man  ihrem  ©influffe  wiberftanb, 
UJerfthwörungen  gegen  durften,  wie  benn  bie  ßrmorbung 
«£>einrid)  IV.  in  granf  reich,  fowie  beS  9>rin$en  von  jDranien 
nnb  SWorbeerfuebe  auf  baS  geben  ber  .Königin  eiifabetb  für 
tbi  SBcrf  ausgegeben  »erben.  Stroh,  biefer,  ben  grieben  ber 
tüöltcr,  bie  beftebenbe  JDrbnung  fceS  ©taatS  unb  baS  Ceben 
ter  heften  gürften  gefdbrbenben  »olitifeben  3ubringlid)feit  ber 
Scfuiten,  beftanben  fie,  bie  fcblimmen  folgen  berfetben  frbnell 
ihrem  SBortbeite  verbeffernb,  hoch  überall  fort,  erwarben 
tn  Deutftblanb  alle  von  ben  Reid)S(tdnben  jurücfqegebenen 
SUrcbengüter,  erhielten  von  bem  Zapfte  neue  Freiheiten  unb 
matten  fid)  auf«  9?eue  ben  gür|teu,  von  benen  fie,  wie 
oon  «^einrieb  IV.,  vertrieben  worben  waten,  unentbehrlich. 
Äurj  nach  bem  SEobe  Aouaviva'S  ^ihite  ber  iDrben  in  32 
tßrooingen  13,112  SRitglieber  unb  1640  feierte  er  unter  bem 
töeneral  B  i  t  e  1 1  e  f  rh  i  mit  bem  gr6ß ten  ©eprdnge  fein  100jä> 
ttgeö  ©tiftungSfeft.  Aber  baSgejt.fanb  niebt  ben  ungetljeiU 
ten  Beifall  ber  3eit,  vielmehr  ntjtete  fid)  biefelbeju  einem 
.Kampfe,  ber,  wenn  er  anfangs  aud)  nur  ein  ©cbulftrett 
vom,  boet)  halb  eine  allgemeinere  Sheilnabme  fanb,  ein  An* 
griff  auf  ben  JDrben  felbft  mürbe  unb  vermöge  feiner  golgen 
tiefen  in  feinem  ganzen  Dafetn  erfcbütteric.   6S  mar  bic6 
ter  mit  ben  3aufeniften  (f.  b.)  begonnene  ©treit  über 
bie  Rechtfertigung  beS  SRenfcbrn  auS  freier  ©nahe.  2öuß= 
ten  aud)  bie  3efuiten  burd)  bie  ©unft  Kubwig  XIV.  unb 
beS  $avffeS  ben  ©ieg  auf  ihre  ©eite  ut  bringen,  fo  hatten 
tfe  bod)  baturd)  umreit  mehr  verloren,  baß  burd)  bie  vielen 
©treitfebriften ,  namentlid)  bureb  $a6cal'6  ^rooinjialbriefe, 
(bre  Sebren  unb  ©runbfdlje  vor  ber  SBelt  anrüchig  gemacht 
werben  waren.  3bre  ©ittenlebre  be$eicbnete  man  unter  bem 
Flamen  beS  ^robabiliSmuS,  alS  ein  ©erotbe  von  ©runb; 
fäven  für  Saffrrbafte  unb  Üugenbbafte  gicteb  »affenb,  bie 
AlleS  erlaube,  waS  fid)  mit  wabrfcneinlicben  ^Meinungen  wer» 
(beibigen  lie^e,  bie  jebeS  SJerbred)en,  ben  Ätrdbenraub,  tie 
©oiteaidfierung,  bie  3(bg6tterei,  Unjucbt,  2Reineib,  3)ieb: 
ßabl,  Sobtfdjtag,  SRorb,  RJater;  unb  ÄonigSmorb  u.  f.  ro. 
befd)6nige,  bic  ben  3Reufd)en  aller  ©ünbe  frei  unb  lebig 
ptacbe,  na*  bem  ©runbfa^e,  bafj  man  nur  ettvaS  Änbercei 
benren  unb  mollen  türfe ,  als  man  fage  unb  tb.ue  (beimli: 
t$>er  Borbebalt).   Der  jefuitifcb,e  3ugenbuntenid;t  fei  barum 
unmoralifd)  unb  gefdbrlid),  er  mache  bie  3ugenb  nur  flug 
unb  falfd),  ba  er  baö  ©ute  bem  Sftü^licben  unterorbnen 
lebre.  flu*  ihr  SUubienft  um  bie  SJerbieitung  beß  ßbriftem 
(hunrf  fuebte  man  burd>  ben  SJorrourf  ju  fdjmddjen,  bap 
fie  fid)  hierbei  einer  mit  bem  SBefen  bed  Cbriftentl;um*  un; 
vereinbaren  Sreibeit  bebient,  baß  fie  baffelbe  burd)  bie  ©rails 
fambtt  ber  3nquif?tion  befefiigt  unb  bie  SWifftonen  in  ihren 
^)dnben  nur  ein  SRittel  ber  ^>enfd»fuch,t  geroefen  feien.  «&af; 
teten  tief«  Bonvurfe  auf  ben  3efutten,  fo  gefeilte  fid)  ju 
fVnen  nod)  ba«  burd)  ihr  ffiefieben  verlebte  3ntereffe  ber 


Regierungen,  ber  ©eiftlie^teit  unb  ber  9R6ndj*orben.  Die 
©taatSmahner  unb  9ied)r$gelebrten  faben  fid)  in  ben  Unter: 
Hemmungen  für  taS  2anbe6roobl  burd)  ba8  Sc|lbalten  ber  jDr< 
benemdnner  am  Seftebenben  geb,inbert,  unb  mußten  j ebenfalls 
ben  (Sinflu§  auf  ben  {Regenten  mit  ben  fürftl.  iBeicbtvdtem 
feilen.  Die  S9ifd)6fe  mit  bie  weltlichen  jObrigfeiten  wa« 
ren  in  ihrem  2Rad)tbejirfe  befchrdnft  burd;  bie  gefefctidje  Sßu 
freiung  ber  SDrbenSglieber  von  jeber  fremben  ©erid)tSbarfeit. 
Die  Äierif er  unb  bie  meifien  anbern  t)rbenSglieber  fahen  fid) 
verbunfelt  unb  verbrdngt  auS  bem  Bertrauen  bei  BolfS. 
Der  £>rben  beftanb  überbieS  nur  nod)  in  feiner  Unenthcbr; 
lidbfeit  für  bie  geifüid)e  ^>errfd)aft  9iomS,  ntd)t  für  bie$)o» 
litif  ber  ©taaten;  fo  mußte  burd)  biee  TtUeS  fein  Sali  ent- 
febieben  werben,  bejfen  vorneb, mfte  Urfad)e  fein  SLBefen  war, 
gugleid)  ba8  ^rineü;  feiner  großen  SBiilfamfeit  unb  feine 
größte  ©tü{je,  alfo  tbeiis  bte  @tnmifd)ung  in  alle  Xngelei 
pnibeiten  bei  eigner  ©elbftdnbigfeit,  tbeils  bie  ©rünbung 
feiner  (Trifte tr,  unb  ^Beflimmung  auf  bie  (Srt)a(tung  beS  Be« 
fiebenben  im  SBiherfprucbe  mit  ber  3eit.  9tod)  fonnte  bem 
galle  burd)  eine  fReform  tje*  £>rbenS,  burd)  eine  Hbdnbe* 
rung  feiner  Berfaffung,  vorgebeugt  werben;  fcierju  war  aber 
weber  (Siemen?  XIII.  geneigt,  ber  trofe  aller  eingegangenen 
föefd)werben  bie  ©emeinnü$igfeit  ber  3efuiten  in  einer  neuen 
Bulle  ritbmte,  nod)  ber  ©enera!  2orenj  SHicci,  ber  bie 
Bntrdge  2ubwig  XV.  um  Reform  mit  ber  ßrfldrung  jurücf  ■ 
tuics:  „Sint,  ut  sunt,  nut  non  sini",  b.  b.  ,,©ie  feien,  wie 
fie  ftnb,  ober  feien  gar  nicht!"  ©o  würbe  ber  IDrben  burd) 
ben  SBriniffer  Combat  in  Portugal  1759,  burd)  ein  fönigl. 
Decret  in  grantreich  1764,  burd)  ben  ÜRinifter  2franba  in 
Spanten  1767  unb  gletd);eitig  aud)  in  Neapel  unb  ©icilien 
aufgehoben,  bis  enblid)  bie  Aufhebung  be*  DrbenS  auch  ^>avft 
6 lemenS  XIV.  (f.  b.)  am  21.  3ul.  1773  nach  langem 
©cbwanfen  unb  nach  bem  hartnddigften  SBtberflreben  beS 
©eneralS,  ben  Drben  ju  reformtren,  burd)  bie  berühmte 
Bulle  Dominus  ac  redemtor  nosler  auSfprad).  Die  3rfuiten 
jdhlten  bamalS  über  22,000  ORitglieber.  3hre  ©ebd^e  unb 
Rapiere  hatten  fie  vorher  in  ©itberheit  gebracht.  2Raria 
äherefta  volljog  bie  Huftebung  beS  ÖrbenS  erft,  nad)bem 
ihr  von  Rom  21bfd)riften  ihrer  Beichtgebeimniffe  gefanbt  wor> 
ben  waren.  Xud)  grietrieb  H.  hatte  ben  ©tvl),  ihn  nod) 
eine  SBeile  in  ©d)lefien  }u  bulben,  unb  Äatbarina  U.  von 
Sfußlanb  vergönnte  ben  3efuiten,  ber  9lü6lid)feit  ihrer  ©chuU 
anfialten  wegen,  ben  Aufenthalt  in  $olen  unb  fr ä ter  in 
Rußlanb  felbft.  DaS  Schnffal  ber  3efuiten  war  niebt  un> 
verfd)ulbet,  aber  fie  würben  ohne  Urtbel  unb  Recht  ver* 
bammt.  Stach  ber  herrfd)enben  Annahme  beftanben  fie,  am 
ßer  Statten,  bei  9000  unter  einem  unbefannten  ©eneral  fort, 
nach  ber  Seiffaaung  gran)  Borgia'S:  „2Bie  Lämmer  haben 
wir  und  eingefd)lichen,  alS  äB6lfe  regieren,  wir  unb  wie 
^unbe  wirb  man  unS  vertreiben,  aber  wie  2ft>ler  werben 
wir  unS  wieber  verjüngen!"  einer  Euferflebung  gewaltig. 
9üd)t  fo  halb  war  baS  Änbenfen  ihrer  SRad)t  verfd)wunben 
ba  man  fie  aud)  in  ber  3erjtreuung  noch  lange  jum  Unter- 
gange  beS  ^toteftantiSmuS  verfehworen  unb  überall  ©vuren 
ihres  CinflufTeS  wahrjuneb^men  glaubte,  wa«  bie  metfl  üher-- 
triebene  3efuitenried)erei  unb  ben  @ifer  gegen  ben  3efub 
tiSmuS  erzeugte,  womit  man  jebed  feinblid)«,  mit  öt(l  unb 
Älugheit  verbunbene  Anfheben  wiber  AueS,  waS  bem  3ns 
tereffe  ber  r6m.  Äirdje  unb  beS  ^)avjteS  entgegen  ift,  be= 
jeid)net.   Berfuche  ber  3efuiten,  unter  ben  Stamen  frember 


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Jesus 


502 


Jesus 


©efellfchaften,  rote  ber  Oiofenfreujer,  b«  greintaurer,  ber 
Sincentiner,  wieber  aufzuleben,  fc^Iugen  fr^L  £>och  hielt  ft<±> 
9>apft  $iu«  VII.  wegen  be«  ubeln  3uftanbet>  bet  Äirche  ju 
«inet  fEBteber^erfteQung  befi  SefuitenotbcnS  berechtigt,  bie  er 
am  «7.  Äug.  1814  in  ber  (Buua  Sollicitado  omnium  feiers 
lieh  erfldtte.  ©eitbem  befleben  bie  Stfuitcn  wiebet  in  3tas 
litn,  ©panien,  Portugal,  bet  Schwei}  unb  gtanfreieb.  (aut) 
JKußlanb  würben  fie  18L'U  wegen  ^rofelptenmacbeiei  oertrie* 
ben),  ohne  ben  frühem  (Einfluß  auf  Staatsangelegenheiten, 
ober  in  wteberauflebenber  Sirffamfeit  für  bie  (Erziehung  ber 
Sugenb. 

3f ßUö  mar  ber  Sohn  ber  fflaria,  einer  Sungfrau  au5  bem 
©tamme  3>aöib'S  r  geboren  ju  (Bethlehem  im  jüt.  Sanbe, 
rvt lebet  bie  »on  un*  als  göttliche  SBabtbeit  anerfannte  See* 
ligion  ftiftete  unb  batum  felbfl  alä  ©obn@ottt$  unb  Idnqft 
t»erheißen/i  unb  erwarteter  (jrlöfer  beo  5Dlen|chengefchlecbt5 
ton  ber  ©ewalt  bet  ©ünbe  unb  be$  SEobeS,  als  (.hebr.) 
SJteffta«  obet  (gried).)  Gbriftu«  berebrt  wirb.  SKeffia«, 
GbtiftuS  beißt  ber  ©efalbte,  unb  )U  einem  folgen,  ju  ei: 
nem  5t 6 n ig  unb  £errn  über  Züt,  bie  bureb,  ben  ©lauben 
an  ihn  in  fein  Weich  unb  bamit  in  ©cttc§  ^tmmelteich  auf- 
genommen ftnb,  bat  ihn  ©Ott  befltllt.  übet  feine  ©eburt 
beliebten  bie  heiligen  Urfunben,  baß  er  auf  wunbetbare  Seife, 
bureb  ben  (Einfluß  be$  beiligen  ©eifred  von  ber  ungültigen 
unb  reinen  Jungfrau  SRatia  empfangen,  unb  nach  einer 
übetirtifeben  Süorlietücrfunbigung  geboten  rootben  fei.  SBon 
betn  ,3abre,  in  welkem  bet  Gbrijr  geboren  rootben,  jdblen 
gegenwärtig  ade  feine  (Befennrt  bie  3abte  unb  ti  liegt  bei 
tiefer  SabteSiecbnung  eine  Annahme  ;u  ©runbe,  welche  tuvefi 
neuere  genaue  Unterfucbungen  au*  nicht  genau  richtig  fich  er: 
wiefen  bat,  intern  3.  einige  3abrc  früher  geboten  Worten 
ifl ,  aW  in  ber  gewöhnlichen  Sieehnuug  angenommen  wirb. 
|)temacb  fallt  ba«  ©eburtSjaht  ßbtifli  4—5  Safere  »or  Vn* 
fang  bet  chtiftlicben  3eitrecbnung.  Sofephi  ein  Bimmermann, 
ber  JBetlobte  2Raria'ö  unb,  wie  fie,  aus  bem  Stamme  Sa* 
wV8,  wollte  bie  3ungfrau  berlaffen,  aber  belebrt  oon  einer 
bimmlifcben  (Erfcheinung,  nahm  er  fie  al$  fein  ©emabl  ju 
fich,  unb  naebbem  3-  geboren  war,  etjog  er  ihn  alö  feinen 
©obn.  3ofepb  hatte  mit  SRaria  9ia;aretb  in  ©aliläa,  wo 
er  gewöhnlich  lfbte,  »trlaffen  unb  war,  weil  ber  röm.  ÄaU 
fer  Xu3u(!u6  eine  Schalung  auSgefcbrieben  hatte,  jufolge 
welcher  jeber  3ube  in  ben  JDtt  ft'cb  begeben  mußte,  ju  bem 
er  nach  feiner  abframmung  gehörte,  nach  S3etblerjem ,  tet 
©tobt  Saoib'ö,  gefommen.  .piet  watb  3-  in  einem  ©taöe 
geboten  unb  in  eine  .Stippe  gelegt.  ©o  niebtig  war  bie 
©eburt  be«  £eilanb«  bet  Seit,  aber  (Jngel  »erfünbeten  feine 
(Srfcheinung  ben  Ritten  auf  bem  Selbe  unb  biefe  Famen  mr 
Statt ,  taä  Jtinblein  ^u  fehen.  SBotnehme  unb  gelehrte  Man- 
net im  SRotgenlanbe  hatten  aus  bet  (? rfchr inung  eineö  wun- 
t erbaten  Stern?  gefcbloffen,  baß  ber  SRefftaS  geboren  fei, 
unb  jogen  au 5,  benfelben  anzubeten.  So  famen  jte  nach 
3erufaletn  unb  fragten  nach  bem  neugeborenen  Könige  ber 
3uben.  ^robei ,  ber  bamald  JUnig  tn  Sttufalem  war.  gc  - 
baebte  ber  ffieifTagung  ferne«  JBolfS  unb  weil  er  fürchtete, 
ber  SKeffial  werbe  ein  irbifeber  Äöntg  fein  unb  ihn  »om 
Zhroae  flurjen,  gebachte  er  ta3  Äint  )u  töbten.  Sie  alte 
SBeifJagung  nannte  (Bethlehem  aB  ©eburtSort  be«  3Rcf|Ta$, 
unb  bahm  fct)icfte  |>eror>rt  bie  SBeifen,  t>tef  fie  nach  bem 
Äinbe  forfthen  unb  wenn  fie  t&  gefunben,  ihm  anfagen. 


Sie  SBeifen  fanben  baS  Jtinb,  beteten  es  an,  gingen  aber, 
gewarnt  oon  einem  bimmlifcben  ©eficht,  nicht  ju  ^trot'.' 
■juriicf.   3ofeph  erhielt  »on  ©Ott  bie  SBei[ung,  baß  er  mit 
Sßatia  unb  3<  nach  ignpten  jiebe  unb  blieb  bort,  bif>  ^r> 
robeS  geflotben  war,  welcher  ju  ^Bethlehem  unb  in  ber 
Umgegenb  alle  äinbrr  hatte  töbten  Iaffcn,  welche  ungefähr 
um  bie  3eit  geboren  waren,  als  ben  SBeifen  ber  Stern  er> 
fchien.   3ofeph  lebte  nachher  in  9iajateth  unb  fam  alljdhr. 
lieh  nttt  SWaria  unb  3.  nach  3etufalcm  jum  jDfterfrffe.  Sa 
gefchah  eä,  baß  3.  aß  ein  jrpölfjähriger  Änabe  feinen  Hl* 
tun,  bie  3crufalem  fchon  wiebet  oetlaffen  hotten,  auS  ben 
Äugen  gefommen  wat.    Sie  febrten  juvücf  unb  fanben  ibn 
etfi  am,  t ritten  Sage,  wie  er  im  2rmpe(  untet  ben  Sebrrrt! 
faß,  fie  fragte  unb  ijmcn  Antwort  ertheilte,  fobaßXUe  übe: 
tet»  Änaben  SBetjtanb  oerwunbert  waren.    Später  war  3o< 
bannet,  welchen  ©Ott  ju  einem  SBorltSufer  unb  S3erfünbian 
be*  fommenben  SJtefftaS  befiellt  hatte,  aufgetreten,  prebigte 
JBuße  unb  taufte  bie  (Bußfertigen  im  3orban.    Sa  fam 
auch  3-  hu  3ohanne§  unb  ließ  fich  taufen ;  ti  gefchah  ober, 
alö  et  getauft  wotben  war  unb  betete,  ein  göttliches  Reichen 
unb  erfchod  eine  Stimme,  welche  ihn  als  ben  Sohn  ©otte? 
oerfünbete.   M§  3-  30  3ahte  alt  geworben  war,  begab  et 
fich  in  bie  SBüfie,  übte  ©ebet  unb  Saften  unb  beffanb  bie 
Söerfuchungen ,  welche  ihm  nahe  traten.    ÜRacbber  ging  er 
iuturf  in  taä  galildifche  ?anb  unb  fing  an  taS  SSolTiut 
S3uße  jtu  rufen  unb  ju  belebten.  Qx  fammelte  auch  um  ftch 
bie  Scannet,  welche  Xpcflel,  t.  b.  (Boten  obet  SBerfünbiger 
feiner  Sehte,  wetben  follten.   (Balb  fammelte  fich  eine  große 
Spenge  SüolfsS  um  ihn,  welche  tfjeilä  um  feiner  Hehre  wtDeit, 
tbei:&  wegen  ber  SSunbetwerfe,  bie  et  jur  (Befldtigung  fei- 
ner göttlichen  Srntung  verrichtete,  an  ihn  glaubte.  6t 
felhfi  aber  tabelte  Siejentgen  hart,  welche  3ei*en  unb  San 
her  fehen  wollten,  um  ju  glauben,  benn  er  wollte,  baß  man, 
um  ber  feiner  Sebre  inwobnenben,  überjeugenben  unb  befett 
genben  Ätaft  willen  an  ihn  glauben  foQe.  3.  lebte  fheng  nach 
bem  jüb.  ©efetj,  fagte  auch,  baß  et  nicht  getommen  fei, 
baffelbe  aufjuheben,  fonbern  e8  ju  erfüllen,  inbem  ti  nicht 
genug  fei  an  ber  äußerlichen  ©crecfjtigfeit  ber  S5erfe,  fon 
betn  c6  barauf  anfomme,  baß  bte  ©eftnnung  \}til\g  fei, 
welche  b<n  SBetfen  ju  ©tunbe  liege,  ©eine  Sünder  berettete 
er  auf  ihre  große  Senbung  cor  unb  obfebon  fie  ihn  fielfach 
mi6t>et(ianben,  inbem  fie,  wie  bie  SJJeng^e,  auf  ein  farbifchef 
Weich  beö  SKeffiaS  hofften,  fo  würben  tiefe  Hebren  an  ihnen 
boeb  ftuchtbtingenb,  na  cht  cm  <Shri|iu§  von  ihnen  gefebieben 
unb  butch  fein  Siethen  ihnen  bie  höhere  Anficht  über  bie 
SBefrimmung  feiner  Senbung  aufgegangen  war.  ©eine  fehrt 
fcbloß  fich  bet  gaffungsftaft  feinet  3ul)ötet  an;  er  trag  fie 
ihnen  meijl  in  (Betfpielen  unb  ©leicbniffen  cor,  fprach  aber 
oft  auch  mü  *>tx  Begeiferung  eine  §  Propheten.  Sörth  fei- 
nen eignen  SBanbel  war  er  ein  leuchtenteS  Borbilb  ber  Zu 

?enb  unb  ©ittenreinheit,  unb  felbfi  feine  etbittettflen  geinbe 
onnten  ihm  nie  einen  Vorwurf  in  biefer  (Bejiebung  machen. 
Sabei  war  feine  &  ömmigfeit  unb  ßtgebenheit  in  ben  Sü- 
lm ©otteS,  ben  et  alö  liebenben  S3atet  btä  Stenfchengc 
fchlechtü  anbeten  lebite,  weit  entfernt  »on  aller  emppnbeln 
beu  Schwärmerei;  er  wat  »ielmeht  fttti  beitet  unb  freute 
fich  mit  ben  gröblichen,  fowie  er  bie  (Betrübten  tröjlete.  C 
bulbete  bie  ©ünber,  auch  erhatmte  et  fich  bet  ©efallenen, 
inbem  er  fie  )u  retten  hoffte,  aber  er  eiferte  gegen  fie,  wenn 
fie  fre<b  «*  ^et  SBerunehrung  beS  .^eiligen  auftraten.  3tnn 


Jesus  * 

Djlerfefle  (hörnten  aüe  Suben  naa)  Serufalem  unb  auch  3. 
tarn  jebeSmal  ju  biefem  gefte  babm  unb  trat  lehr'nb,  ftra» 
ftnl),  ermabnrnb,  aufricbtenb  aua)  $ier  im  Stempel  ©alomo'S 
tfuf.  2>ie  »erfc^rtcrt  83orftellunacn,  welche  bie  3uben  »om 
3)(efjla$  hatten,  als  welker  3-  toeitS  laut  »erfünbigt  würbe, 
fcbufen  ihm  unter  ben  SWdcbtigen  unb  2)enen,  bie  fteh  fiug 
fünften,  ©tele  geinbe,  bie  ihn  bis  jum  Stöbe  »erfolgten  unb 
denen  er  wobl  Jjdtte  entgeben  f innen,  fowie  auch,  bie  3aW 
'einer  Änbdnger  fo  groß  roaf,  baf  er  feinen  geinben  mit 
Seroalt  bdtre  entgegentreten  unb  bie  ebrgeijigen  2Bün» 
'dft  mancher  feiner  änbdnger  beliebigen  tonnen.  Xber  3« 
ofoEte  n»eber  25iefeS  noä)  SeneS,  fonbern  gab  ftch  felbjl  in 
?ie  $dnbe  feiner  geinbe,  («n  ©chicffal  oorauSfebenb  unb 
wauSfagenb,  um  alle  Srrtbümer,  an  benen  feine  JBefennet 
u>cb  fejtbielten,  ju  »ernichten,  bie  (SbnfruSlebre  in  ibrer 
lanjen  8?einr)eit  unb  t»mmlif$en  £errlicbfeit  barjufreileu 
mb  bie  SBahrbeit  berfelben  mit  feinem  Stöbe  ju  beft'egeln. 
IIS  er  jum  brüten  «Wale  auf  baS  äDfterfeft  naa)  3erufalem 
am,  empfing  ü)n  baS  SiolP  öffentlich  mit  jubelnbem  3urufe 
tlS  ben  aottgefanbten  Propheten.  2)a  uberlegte  bie  Partei 
»er  ungläubigen  Weichen  unb  Bornehmen,  wie  fie  ihn  fingen 
mb  töotrten.  Giner  ber  Sünger  beS  £errn,  3ubaS,  genannt 
M'rbariotb,  fam  aber  ju  ihnen  unb  bot  ihnen  an,  baf  er  für 
53flb  3.  m  ü)w  fcdnbe  liefern  »olle.  3-  fpeifle  mit  fei» 
cn  Süngern  naa)  ber  altertb umliefen  SJeife  feine«  SBolfö 
aS  Dfierlamm.  €r  wußte  ben  Spenrath  unb  rannte  ben 
Serrdtber  unb  fagte  feinen  Sängern  »orauS,  waS  gefebeb/n 
JÜrbe-  £aS  2Cbenbmabl  aber,  welche«  er  mit  feinen  3un» 
ern  bielt,  machte  er  ju  einem  ©ebdcbtnifmahle  für  fünf» 
ige  3eiten.  ®r  gab  ibnen  ©rot  unb  SBein,  bamit  fie  feU* 
ef  für  baS  $eil  ber  SBelt  gebrochenen  CeibeS  unb  »ergoffe* 
cn  üülutS  jteh  erinnern  follten,  unb  wmcb  ihnen  felbft  bie 
iifje,  auf  baf  feine  Sefetmer  in  bemütbiaer  Siebe  miteins 
über  umgingen,  weil  it>r  |>err  unb  2Retfter  ftcb  nicht  ju 

et)  pachtet,  ÄnechteSbienfie  für  fie  ju  ©errichten.  9ta$ 
ni  Pfahle  ging  3.  mit  feinen  Süngern  naa)  bem  jbtterge, 
fr  »or  3erufalem  liegt,  in  ben  ©arten  ©etbfemane.  $\tt 
trete  er  inbrünjlig  ju  ©ort,  wdbrenb  feine  3ünger  fcblum» 
erten.  ©eine  menfehliche .  Statur  erbebte  wol  »or  ben 
.'iben,  bie  ibm  beoorftunben,  aber  er  bejwang  fte  unb 
gte  fiel)  ganj  in  ben  SBillen  ©otteS.  (Snblicb  weefte  er 
e  Sünger  unb  ging  mit  ibnen  bem  SSerrdtber  SubaS  enfe 
gen,  welcher  mtt  bewaffneten  nabte.  JDurd)  einen  Äuf 
nietb  SubaS  feinen  £errn  unb  biefer  aab  ftcb  rubig  in  bie 
dnbe  feinet  geinbe  unb  wehrte  ben  Süngern,  welche  ihn 
freien  wollten,  ©ei  bem  £obenpriefter  ÄaipbaS  waren 
f  ©cbriftgele&rten  unb  flltejten  »erfammelt,  unb  cor  btefe 
"tbe  3.  geführt.  fSalfdjc  3<ugen  würben  gegen  ihn  i)tx- 
igebraa>t,  um  ihn  ju  oerberben,  man  oerbrebte  bie  Starte, 

er  ;um  SSolfe  gebrochen  hatte,  um  eine  ©chulb  ju  firu 
n.  3.  antwortete  biefen  3eugen  nicht;  alt  ihn  aber  bet 
nbepriefter  einen  feierlichen  (!tb  abverlangte,  ob  er  fei  <3bri» 
i«,  bet  @obn  ©otteS,  antwortete  er:  „Du  faafr  til" 
un  errtdtte  ihn  ber  •öol)epvte|ler  für  @inen,  ber  ©Ott  ge* 
lert  h*be,  unb  bie  Enwefenbcn  oerbammten  ihn  jum  2obe, 
?banbetten  unb  »erb6bnten  ihn.  <&$  burften  aber  bieSu» 
i  bie  2obec»ftrafe  nicht  ohne  SÖeitere*  »olljiehen,  weil  ih« 
n  bie  9?6mer  einen  Sanbpfleger  gefegt  hatten,  welcher  auf 
subung  ber  ©ereebtigfeit  ju  fehen  hatte.  5>ufer  war  ba» 
il$  Donttu«  f)ilatu8,  unb  »or  ihn  brachten  fie  3-  unb 


»3  Joch 

Ragten  ihn  an,  baf  er  Aufruhr  giften  wolle  unb  neb  für 
ben  SReffia«,  alfo  für  ben  Äönig  ber  Suben,  auSgdbe.  ?>u 
latus  hiflt  ©ericht  über  3«  unb  fanb  ihn  unfchulbig,  weU 
ched  er  auch  laut  unb  öffentlich  erfldrte.  *2fber  ber'Solf«« 
häufe,  welchen  bie  geinbe  3-  angeftiftet  hatttn>  fdfprie  fo 
laut,  baf  ihn  9>ilaru6  freujigen  laffen  folle,  baf  biefer,  alt) 
ein  fchwacher  ÜRann,  um  ntcht  einen  Aufruhr  ju  erregen, 
3.  in  ih«  <&<$nbe  gab,  bamit  fte  ihn  freujigten.  Somtfcbc 
Äriegäfnechte  trieben  ihren  frechen  ©»ort  mtt  3-,  ber  (ich, 
wie  fte  fugten,  für  einen  Äonig  ber  Suben  ausgegeben  hatte. 
2tuf  ber  {Kichnlatte  ©olgatha,  b.  b-  ©cbdbelftdtte,  nagelten 
fie  3-  an  ba8  Äreiu  unb  h'^«ten  an  baffelbe  eine  3nfchrift, 
welche  bieUrfache  fetneS  2obeS  angab:  „SefuS  »on  SRajaretb, 
ber  Suben  Äonig".  3wei  gemeine  »erbreeher  würben  mtt  ihm 
gefreujigt.  3.  betete  am  £reuje  für  feine  geinbe  unb  »er» 
fchieb,  eher  alS  fonfi  anö  Äreuj  ©efchlagene  ;u  enben  pße> 
gen.  3m  34.  Sahre  feincö  SebenS,  am  15.  be«  SKonate 
9iifan,  in  ber  britten  9iachmittagSftunbe,  fiarb  3.  unb  ts 
erbebte  bie  (Srbe  unb  ber  S3orhang  im  £rm»el,  welcher  baS 
Xderheiligfie  ab  fchieb,  gerrtf.  3ofe»h  von  Vrimathta,  ein 
Enbdnger  ber  GhrifiuSlef,  ive,  war  ein  reicher  SDlann  unb  hatte 
ftcb  ein  eignes  ©rabmal  in  einen  Seifen  hauen  laffen,  ber 
erbat  fteft  »on  Pilatus  ben  Seichnam  S-'S,  um  ihn  in  jenes 
©rab  ju  legen,  ©eine  Sitte  würbe  bewilligt,  3-  in  baS 
©rab  gelegt  unb  »or  baffelbe  ein  groftr  ©tein  gewdljt,  weU 
a)er  ben  (Singang  »erfchlof.  25a  nun  aber  feine  geinbe 
wußten,  baf  3-  »orauSgefagt  hatte,  baf  er  am  britten  Zage 
aufetfiehen  werbe,  fo  lief  Pilatus,  bamit  ber  üctcfmam  nicht 
etwa  heimlich  entwenbet  werbe,  baS  ©rab  »erftegeln  unb 
Sachen  ba»orfleuen.  Um  britten  Sage  aber  erbebte  bie  ßrbe, 
ein  (Sngel  wdljte  ben  ©tein  beS  ©rabeS  hinweg,  bie  Arie» 
gcr,  welche  eS  bewachten,  bebten  )urücf  »or  ber  leuebt entert 
Grfcheinung.  ahnftuS  entflieg  lebenb  ber  ©ruft,  üioch  40 
Sage  wanbelte  er  unter  feinen  3üngern  unb  belehrte  fie,  unb 
würbe  barauf  ju  Bethanien,  nachbem  er  fte  gefegnet,  gen 
immel  getragen.  SBir  glauben  alS  Cf>rtften/  baf  er  bei 
ott  ift  unb  bermaleinfl  am  6nbe  aller  Sage  ©ericht  ftftb 
trn  werbe  über  unS  im  tarnen  ©otteS. 

Joacrjhnfltrjaler  ober  ©chlicfenthaler  waren  bie  er* 
ftert  JSbaler,  jwet  Sott)  fchwere  ©ilberfiücfe,  welche  bie 
Örafen  ©chlicf,  jöefiher  bcS  reichen  ©ilberbergwerfS  Soa» 
chtmSthal  in  ©6hwen,  feit  1517  fchlagen  liefen.  2>aS 
SBort  %  haier  ifl  auS  So^ajimSthalcr  burch  Äbfürjung 
entjlanben. 

3od)  h«iftn  mancherlei  ^trten  »on  Vorrichtungen ,  welche 
jum  3tehen  ober  Strogen  bieneiw  ©o  j.  JB;  ift  Socb  in  ber 
2ßafferbaufunft  eine  {Reibe  eingerammter  pfähle,  welche  burch 
horizontale  halfen  »erbunben  finb  unb  bie  j&rücrenbahn  tra* 
gen;  biefe  wirb  burch  Sohlen  gebilbet,  welche  »on  einem 
Socb  xum  anbern  reichen.  3n  ber  Sanbwirtbf^aft  bebient 
man  fleh  einer  Zrt  Seche,  welche  ben  3ugoä)fen  aufgelegt 
werben.  Sn  manchen  ©egenben  finb  hierbei  immer  jwet  y~cb^ 
fen  burch -©in  Socf)  »erbunben  unb  man  fagt  baher  wohl 
ein  3oa)  ßchfen  für  ein  ?)aar  IDchfen.  2>aS  5ocf>  wirb 
alS  S»mbol  ber  äneebtfcbaft  gebraucht,  unb  auf  biefe  SBeife 
ifl  baS  2ßort:  unterjochen  entflanben.  2fucb  bei  ben  2tu 
ten  hatte  baS  3 och  fchon  eine  ähnliche  Sebeutung;  wie  eS 
benn  eine  ber  fchmachooll(len  ©trafen  war,  wenn  ein  Söer» 
urtheilter  unter  einem  3»<he  weggefchieft  würbe,  welches  in 

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Johann  (Päpste  dieses  Staunens)  & 

tiefem  gaOc  burct)  einen  einfallen  fiuerbalfen  oorgeftcUt 
würbe. 

3ol)dnn  ift  ber  Käme  mehret  $dpjic,  unter  benen  3o» 
fcann  XXII.  unb  Sodann  XXIII.  tue  legten  unb  merfwür» 
bigjten  waren.  3cncr  würbe  1316  jum  $apfle  gewdblt  unb 
war  ein  eifriger  ©egncr  be«  Jfaifer«  8ubwig,  genannt  ber 
ffiaicr,  welcher  ihm  in  Wifolau«  V.  1328  einen  ©egenpapfi 
entgegenftellte.  Diefer  ober  würbe  »on  3.  gefangen  genom» 
men  unb  mußte  feine  SBürbe  aufgeben.  3-  fuchte  ba«  Tin* 
fefcen  be«  9>apfte«  frafrtg  aufrecht  ju  erhalten  unb  machte 
ftcr)  »erbaßt  burch,  feine  ®elberpre|lungeii,  in  golge  beren  er 
1334  bei  feinem  JEobe  22  SKitt.  ©olbgülben  hinterließ.  — 
3ob.ann  XXIII.,  bec  1410  jum  $ap(te  gewagt  würbe, 
batte  jwei  ©egenpipfie,  ©reger  XII.  unb  JBenebict  XIII., 
(ub  Jpuß  (f.  b.)  vor  feinen  Wicbterflubl  nad)  Wom  unb 
t^at  ü)n,  ba  er  nicht  erfebien,  in  ben.  SBann.  Gr  befugte 
1414  bie  berühmt  £ircben»erfamm(ung  ju  JtonftanjO'.b.). 
4>irr  mußte  er  1415  feiner  SBürbe  entfagen,  unb  als  er 
floh  unb  feine  (Jntfagung  wiberrief,  |o  wurbt  ein  Qriminal» 
proceß  gegen  it>n  »erfcangt,  tym  bie  fct)wcrfrm  Verbrechen 
naebgewtefen  unb  er  feierlich  abgefefct.  &  faß  bann  bi« 
1419  im  ©efdngniß,  wo  er  (ich  loßfaufte,  »om  «papfle 
SWartin  Y.  begnabigt  würbe  unb  nod)  in  bemfetben  3a&re 
ju  glorenj  jiarb.  —  ©n  abgcfdjmacftcS,  aber  befonbert 
früher  febr  »erbreitete«  Sfldrcben  ift  ba«  »on  ber  $dpjtin 
Sobanna.  £iefelbe  feil  au«  «Wainj  gebürtig  gewefen  fein 
unb  ihrem  ©eliebten,  einem  Grngldnber,  in.  männlicher  Stier» 
flcibung  auf  einer  Steife  nach  2ftben  gefolgt  fein,  wo  fie 
felbjt  in  ben  2Biffenfd;aften  fo  große  gortfct>ntte  mad)te,  baß 
fie,  als  fie  fpdter  nach  Wom  fam,  unter  bem  Kamen  3o» 
banne*  'ÄnglicuS  allgemeine«  tfuffeben  erregte  unb  entlief) 
»um  $apft  gewdblt  worben  fein  foH.  'Äl«  3ot)ann  Vlll. 
foll  fte  »on  854—856  regiert,  8eo  IV.  jum  SJorgdnger 
unb  ©enebict  III.  jum  Wacbfolger  gehabt  hoben.  Wocb  wirb 
erjdblt,  baß  fie  in  geige  unerlaubten  Umgangs  bei  einer 
feierlichen  9>roceffion  pltTtjlich  Butter  geworben  unb  fo» 
gleid?  nad)  ber  Wieberfunft  geworben  fei.  Die  galfcbbeit 
biefe«  9J?drcbenS  ift  t>tfiortfc^  erwiefen,  boct)  r>aben  e«  felbjt 
fatbolifcfoe  ©elebrte  für  wabr  gebalten.  SBabrfcbeinlicb  war 
e«  erfonnen  worben,  um  ba«  unftttliebe  geben,  welche«  ei< 
nige  ^dpfie  führten,  ju  »erfpotten. 

3ohann  ohne  £an&  war  1166  geboren  unb  1199— 
1216  Jtinig  »on  Gnglanb.  (St  war  ber  »ierte  ©obn  Äö» 
nig  J&einrich  H.  unb  ein  ©ruber  bei  berühmten  Wicharb 
fcowenberj  (f.  b.).  (St  hatte  ftet)  gegen  feinen  Bater  cnu 
p6rt  unb  erhielt  nach  teilen  SEobe  fein  ©ebiet,  bah"  mon 
ihn  bem  {Beinamen:  „IDbne  SSanb"  gab.  Wicbarb  gab  ihm 
anfehnliche  IBefüjungen,  aber  wdhrenb  jener  auf  feinemjtreuj* 

Sge  abwefenb  war,  (hebte  %  nach  unumfd)rdnfter  £en> 
iaft.  Wicbarb  fehrte  jurücf,  »erjietj  ihm  unb  ernannte  ihn 
ju  feinem  Nachfolger.  Wad)  Wicharb'«  SEobe  machte  aber 
Xrthur,  bet  @ohn  eine«  altem  »ruber«  3-'«/  2tnfprüa)e 
auf  bie  iCrone,  unb  ba  für  benfelben  bie  franj.  f)rot>injen 
fid;  ertldtt  hatten,  fo  entflanben  itdmpfe;  welche  burch  ben 
Sob  be«  iungen  Arthur  enbeten,  ber  fernem  £>beim  3>  in 
bie  £>dnbe  gefallen  war  unb  oon  bejfen  Sganb  getibtet  wor» 
ben  fein  foDL  Philipp  Äugufl,  Ädnig  »on  granfreich,  fo» 
berte  3.  jur  Verantwortung,  weil  berfclbe  burch  bie  franj. 
ißefiftungen  XJafaU  oon  granheich  war,  unh      fid)  3.  nicht 


Ni        Johann  Friedrich  I. 

ffrUte,  fo  nahm  ber  franj.  Jtinig  aQe  jene  Sefifcimgen  ü)m 
weg.  JDa  %  bie  ©eijrlicben  in  ßnglanb  mit  Auflagen  brutfn. 
fo  that  ihn  $apß  3nnocenj  IU.  in  ben  IBann  unb  nur  burtb 
»öQige  Unterwerfung  unter  Wom  tonnte  3-  auf  feinem  Xw.  . 
ftch  baitcu.  Siergeben«  fuebte  3.  bie  franj.  Jöefibungen  Mid 
ber  ju  erobern,  er  würbe  gefeblagen  unb  auch  ber  Vbd  6ng> 
lanb«  empörte  ftcb  gegen  iiia  unb  brang  ihm  1215  bt(  be> 
rühmte  Magna  rharta  ab.  Da  3-  aber  auch  bicr  ftd)  treu» 
lo«  bewies,  fo  riefen  bie  S3arone  be«  Weich«  ben  5obn  be« 
franj.  Jt6nig«  Philipp  Xugu|T,  Subwig,  nach  Sonbon,  m 
fit  ihn  1216  jum  JUnige  fronten.  Süchtig  inte  3.  um 
her  unb  jiarb  1216  in  Jtummer  unb  (Jlenb.  @cbon  tra 
folgenben  3ah«  entfagte  üubwig  ju  ®un|len  Heinrich  UI., 
be«  neunjdhrigen  @ohn«  3.'«- 

3ol]Qnn  /riärid)  I.,  genannt  ber  Orofmüthige,  bei 
rühmt  burch  feine  S8erbienfie  um  bie  bart  bebrdngte  evangb 
lifche  Jtirche,  geb.  1503,  war  ber  (efete  iturfürfi  oon  €aa> 
fen  au«  ber  Crncfiinifcben  Äinie.  Wach  bem  £obe  feiaes 
»ater«,  be«*  Jturfürften  Sohann  be«  äöejldnbigen,  übernabm 
er  1532  in  feinem  unb  feine«  unmünbigen  £  ruber«  30bau> 
(rntft  Warnen,  bie  Wegierung  ber  väterlichen  Sanbe  unJ 
würbe  1535  ju  SBien  feinlich  mit  ber  Jtunvurbe  helebm 
3-  war  2Ritglieb  be«  fchmalfalbifchen  »unbe«  unb  balf  öS 
folche«  ben  ^>erjog  ^einrieb  «on  Sraunfcbwcig  r>erneit<a 
welcher  ein  $cinb  ber  protejiantifchen  $ürjien  war,  Spar- 
brenner in  ibr  8anb  gefchieft  holte  unb  bie  prote|iantifcben 
©tdbte  brüefte.  £ie  Einführung  ber  Jtircbenrcformation  ua 
Xemftifte  ju  Waumburg  unb  bie  Sürfenjieuer  in  SBlt.  " 
erregten  einen  3mifi  jwifchen  bem  üurfürjten  unb  feinen 
8}etter,  bem  nachher  fo  berühmt  geworbenen  SWorifc  0.t> 
bamal«  ^)njog  »on  ©achfen;  JCneg«beere  rücften  1542  m 
beiben  «Seiten  au«,  aber  ber  griebe  würbe,  noch  «be  el  u: 
einem  Srejfen  fam,  burch  ben  Sanbgrafen  »on  Reffen  rr 
mittelt  unb  bie  feinblichen  .Strieger  aßen  friebltcb  jufamaa 
ihre  Dflerflaien  in  SBurjcn,  baber  fpottlich  biefn  Jettja; 
ber  Slabenfrieg  genannt  würbe.  &mfilich  aber  würbe  ba 
1546  aufgebrochene  fa)malfa(bi|cbe  Ärieg.  Sange  jogtrt. 
ber  äurfürjt,  ehe  er  entfeheibenbe  (Schritte  ber  jßerbünbttti 
julicrj,  um  feine  Pflicht  gegen  ben  itaifer  nicht  ja  »erlebe 
unb  bie  äSaffen  nur  jur  Süertbeibigung  brauchen  ju  bürfa 
Wad}bem  er  aber  mit  bem  Sanbgrafen  »on  Reffen  »om  dU* 
fer  für  einen  WebeQen,  SWeineibigen  unb  ^och»errdther  ur 
in  bie  Äcbt  erfldrt  worben  war,  lie§  er  feine  Gruppen  tri 
benen  ber  ©unbe«genoffen  in«  gelb  rüden.  SBdbTenb  ab« 
ber  Jturfürjt  auf  btefe  äöeife  außerhalb  feine«  ganbe«  nst 
fiel  in  biefe«  ^>erjog  SWoriö  »on  ©achfen  ein,  welchen,  fi 
wie  ben  Jt&nig  gerbinanb  »on  äBöbmen ,  Äaifer  itarl  V.  rri 
«oUjtcbung  ber  gebt  beauftragt  hotte.  Um  nicht  ben  8h 
men  in  bie  #dnbe  *u  faUen,  ergab  fta)  ba*  ganje  Xarh 
ftenthum  mit  ausnähme  »on  Wittenberg,  eifenach  unb  ®e(ii 
bem  |>erjog  SRori^.  3m  £>ec  1546  lehrte  ber  Jturfürji  * 
fein  8anb  jurücf,  nahm  baffelbe  bem  geinbe  wieber  ab  vti 
eroberte  auch  einen  5Cheil  »on  ben  »errungen  »cri?:, 
nachbem  er  ben  biefem  ju  Aülfe  fommenben  SWarfgraf  - 1 
bred)t  »on  JBranbenburg  in  Wochli^  überfallen  unb  gefaap.'a 
genommen  hotte.  JBatb  war  bem  $erjog  SRoril  «0  HJ 
8anb,  bi«  auf  2>n5ben,  geipjig,  ?)irna  unb  Swicfan,  en> 
rijfen.  Wachbem  Äaifer  Äarl  ben  fchmalfalbifchen  Bmb  i 
©übbeutfchlanb  »emid)t«  hatte,  »erbanh  e«  jtch  «i  t<* 

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Rinigt  oon  »öhmen  unb  $erjog  SRorifc  unb  jog  nun  ge> 
jen  ben  äurfütfren.  £>iefer  brach  bie  (Jlbbrücf«  bei  SReißen 
w  unb  fucbte  Wittenberg  ju  meinen;  aber  bei  SÄü^lberg 
;i547)  ging  ber  Jtaifer  mtt  feinem  $«ere  bord)  bie  Crlbe, 
<  fam  jum  treffen,  in  welchem  baS  4?eer  beS  Äurfurjten 
jötlig  gefa>l«gm  unb  et  felbft  oerwunbet  unb  gefangen  ge» 
ummen  würbe.  $tr  Jtaifer  lief  über  ben  Äurfürften  baS 
ftbeSurtbeil  fallen,  würbe  jebodj  bureb  SSerwenbung  bei 
Äurfürfrcn  3oacbim  ton  öranbenburg  ju  milbern  2Raßrcgeln 
teftimmt.  3.  mußte  für  jicb  unb  feine  SRacbfommen  auf  bie 
urürftl.  SBürbe  SBerjidjt  leiften,  welche  auf  £er$og  3Ro» 
ifc  überging,  unb  folltc  fo  lange  in  ©efangenfebaft  bleiben, 
ilS  eS  bem  jtaifer  gefallen  würbe.  3n  #aüe  bemütbigre 
i<b  hierauf  aueb  ber  Canbgraf  von  Reffen  vor  bem  Jtaifer, 
ntfer  aber  hielt  aud)  ihn  gefangen,  obfebon  fid>  9Rori|  ton 
2aä)fen  gegen  ben  ßanbgrafen  für  feine  greift  oerbürgt. 
■tu.  SRonfc,  erjürnt  über  baS  Verfahren  bei  JtaiferS,  fiel 
um  1552  mit  einer  bebeutenben  JpeereSmacbt  in  Schwaben 
•in  unb  ber  Jtaifer  fah  fid)  jur  glutbt  unb  jur  greigebung 
5.1  genötbigt.  JDiefer  ging  nach  Sbüringen  jurücf  unb 
ourbe  mit  ungemeiner  freube  empfangen.  Grr  maä)te  in 
?er  golge  noch  man<berlei  fiSerfucbe,  bie  verlorene  Jturwürbe 
riebet  »u  erlangen,  welche  ieboä)  fdjeiterten.  Die  evange» 
it"d)e  JtlrtJje,  an  welker  er  nad)  wie  bor  mit  beglichet 
ftömmigfeit  hing,  erfreut«  ftd>  feine«  ©dbufeeS  bis  an  fei» 
ttn  1554  erfolgten  Sob. 

3oljann  öomeekt  ober  3o bann  UL.  1674—96  Jti* 
rig  oon  $olen,  war  ein  ©obn  beS  JtaßettanS  »on  Jtrafau, 
ourbe  1624  geboren  unb  war  einer  ber  größten  gelben 
mb  treffUcbften  gelbherren  im  17.  3abrb.  ©tänjenbe  Söaf. 
ernsten  gegen  bie  geinbe  feinet  SJaterlanbeS  oerfchafften 
-in  jundebß  bie  SBürbe  cineä  CbermarfcbalB  unb  ©berge» 
icralS  bei  JtönigreicbJ y  1673  fd>lug  er  bei  Sho^im  bie  Sur: 
en  in  einer  blutigen  ©cblacbt,  bei  welker  fie  28,000  SR. 
>erlcren,  unb  1674  würbe  %  jum  Jtönige  »on  9>olen  er» 
»iblt.  2flS  folcber  hielt  er  einen  glemjenben  $ofßaat,  war, 
elbjl  hocbgebilbet,  ein  SJeförberer  ber  SBiffenfcbaften  unb 
xfanb  fta>  faß  ßetö  auf  {Reifen,  inbem  er  mit  feiner  ©e= 
nablin  unb  feinem  Jpofllaate  eine  feiner  ©efüjungen  nad) 
I«  anbern  ju  befueben  pflegte.  «Rad)  feinem  Sobe  machte 
nan  ihm  ben  Vorwurf,  baß  er  bas  ©elb  aU;u  febr  geliebt 
Ktbe.  %'i  glanjenbfle  unb  berubmtefre  SBaffentbat  war  bie 
?ntfefeung  Söienö.  Die  Surfen  waren  fiegreieb,  unb  mit 
irofer  .freereemaebt  1683  »or  SSien  gefommen  unb  biefe 
pauptftabt  bei  (Jjriftlicben  £eutfd?lanb$  würbe  in  bie  S>a\m 
er  Ungläubigen  gefallen  fein,  wenn  it>r  nid  t  %  eilig  mit 
-'5,000  SR.  ju  Jg>ulfc  gejogen  wdre.  JJie  Surfen  würben 
n  ber  ©djlacfet  befiegt  unb  entflohen  au«  ihren  S3erfd>an= 
ungen.  @o  eilig  war  biefe  glua>t,  bag  ber  Jtinig  t>on 
Polen  fogar  bie  Jahne  ä^ohammeb'i  erbeutete,  welche  er  an 
>tn  f>apft  äB  @ieg4tropbäe  fchidte.  mit  unerhörter  S3e» 
Itifterung  würbe  3.  unb  feine  Ärmee  in  SEBien  empfangen, 
r  würbe  twn  ben  Einwohnern  als  8?etter  ihres  ©laubenS 
mb  threS  2eOenS  begrüßt.  3.  ftarb  1696,  naebbem  ihm 
tit  legten  Söhre  feines  gebend  noch  babureb  verbittert 
oorben  waren,  baß  er,  beffert  Stob  man  erwartete,  febon 
)ie  farteifampfe  fich  tntwitfeln  fab,  weld;e  bie  Sth 
ligswablen  in  ?>olen  ju  begleiten  pflegten  unb  welche 

8iitrt>Cono.»tar.  u- 


eine-  ^>aupfutf<«*e  beö 
ben  ftnb. 


(der  Täufer) 

ftnttraanaK   btrftä  QRti&Z 


3p|)flrmf6  (ber  Säufer),  ber  große  3ritgeneffe  unb  23er: 
gdnger  3«fu,  würbe  in  3ubaa  bem  >priefrer  3«d?ariaS  unb 
ber  eiifabeth,  einer  greunbin  unb  Söerwanbten  ber  2J?atra, 

?ieboren,  als  Söeibe  fd>on  betagt  waren,  ©er  ©ngel  ©abriet 
ott"  bie  ©eburt  bei  ÄinbeS  »orauSoerfünbigt  haben  unb  3ad>a« 
riaS  bis  &u  bem  Kugenblicfe  fhimm  genwrben  fein,  an  mU 
chem  baS  Äinb  feinen  9lamen  erhalten  fottte,  ben  er  jum 
(grflaunen  aller  nach  bem  IBefebl  beS  <ingelS  laut  ausrief: 
3ohannc«,  b.  h-  ©efebenf  ©otteS.  Jlurj  oor  bem  iffentli» 
eben  Auftreten  3efu  erf<bdnt  3-  in  ber  ©üfre  Suba  unfern 
bei  tobten  SReerS  in  ber  ftrengen  SebenSweife  eineS  ©ort» 
geweibeten  (9laftraer),  ber  ben  ©muß  beS  SBeinS  unb  aller 
geifiigen  ©etrdnfe  meibet,  mit  aitgenfetten  befleibet  iji,  um 
bie  ienben  einen  Eebergurt  triebt  unb  oon  Kräutern  unb 
wilbem  ^onig  lebt.  Igt  »erfünbigrt  bie  tWäbe  beS  £>immel> 
reicbS,  ermahnte  mit  mÄchtiger  »ußprebigt  jur  fittliihen  Um» 
fehr  als  bei  8?eicb3  SSebingung,  unb  »ottjog  bie  Saufe  als 
©innbilb  unb  ©elübbe  berfelben.  2tud>  3efuS  ließ  (ich  taufen 
unb  würbe  bei  ber  Saufe  von  3<  burd)  ein  erwartetes  inne» 
res  unb  äußeret  anziehen  als  äReffiaS  erfannt.  Sion  nun 
an  freute  ftd)  3-,  Hein  ju  werben,  bamit  jener  groß  würbe, 
unb  führte  ihm  bie  erften  3üngcr  ju,  ohne  bod)  felbft  ihm 
nadjjufolgen.  ©eine  SBorfiellung  »on  bem  8ReffiaSreid)e  war 
bie  auch  ben  3üngem  3(fu  anfänglich  anhaftenbe  von  ei» 
nem  irbifeben  Jtonige,  tarier  feine  Mahnung  an  ben  ^au» 
bemben  «WeffiaS,  baber  ber  TtuSfprud)  3efu ,  baß  berÄlemlte 
im  Himmelreiche  größer  fei,  als  3-,  ungeachtet  er  ihn  für 
ben  größten  Propheten  erflärt  hatte.  Sßeil  3.  feiner  rauben 
Sugenb,  feines  freien  fhafenben  9DorfS  wegen  bei  $ohen 
unb  Biebern  im  S3o(!e  in- großem  Xnfcbtn  ftanb,  hatte  fein 
3eugniß  für  Gr)riftuS  große  SSicbtigfeit.  Der  Säbel,  ben 
3.  unoerholen  über  bie  ebebreeberifebe  S3ermäh(ung  beS  $e< 
robeS  ÄntipaS  mit  ber  $erobia£  auSfprad),  braute  ihn  in 
bie  ©efangenfebaft  auf  eine  SBergfejie  in  ©alilia,  wo  er 
hingerichtet  würbe,  als  |>erobeS  bei  einem  gefte,  entjücft 
über  bie  Sugenbfcbönbeit  feiner  Softer  ©alome,  ihr  eine 
Sitte  ju  erfüllen  oerfprad),  unb  $erobiaS,  hie  ebenfo  räch» 
fücbtig  atS  lißig  war,  bie  ©tieftoebfer  anfiiftete,  um  baS 
^aupt  3  *«  hes  SauferS  ju  bitten.  Stocb  räa)te  fich  ^ttotiai 
an  bem  Seichname  beS  Hftl'9en'  inDtm  f«ne  3unge 
mit  Nabeln  burebfracb. 

»bit  3of)anneSiünger  beftanben  als  befonbere  ©effe 
am  3orban  fort,  wanbten  fich  oher  beim  einfalle  ber  Xra< 
her  in  falafiina  nach  ©Prien  unb  9)erfien,  wo  fie  im  17. 
3ahr:i.  ton  jefuitifeben  CWiffionaren  unter  bem  SÖamen  ber 
3a hier  (iHajarder,  SRanbaer)  aufgefunben  würben,  ©ie 
befifcen  h«lige  ©djriften,  ^ie  eine  gemifebte,  ber  8«h«  *>er 
Werfer  oon  jwei  Urwefen  nicht  unähnliche  {Religion  enthal» 
ten,  als  beren  Sermittler  fie  ben  %  oerehren,  mit  bem  fich 
ein  SBefen  beS  8id?treichS  vereinigte,  um  bie  SRenfcben  auS 
bem  {Reiche  ber  ginjterniß  ju  erlöfen.  Diefer  fReligion 
entfpricht  eine  Sittenlehre,  bie  auf  ganjficbe 
ber  ©innlichfeit  als  ©runb  beS  83öfen  bringt  Sie  Saufe 
ifl  ben  3^biern  bie  heilige  unb  wiebtigfte  Hanb(ung,  bie 
fowol  an  Sleugeborenen  alS  an  Crwacfcfenen,  an  biefen  we» 


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Johannes  (der  Evangelist)     506  Johanniterritter 


richtet  wirb.  Den  Stifter  beS  GbrifTentEjumS  erfennen  ffc 
nicfjt  a!5  jeneS  von  ihnen  verehrte  Sicbtwefen  an. 

2T15  Qebächtnißtag  ber  öeburt  t»c3  3.  feinte  bie  Äirdje 
feit  bem  5.  3«h*h-  baS  Johannis  fefi  obeeben  fogenann» 
ten  Johannistag.  Die  Seier  beffelben  würbe  auf  ben 
24.  3un.  »erlegt,  ba  3-  fechS  SRonate  dlter  war  als  ber 
grlöfer  unb  man  beffen  ©eburtSfeft  auf  ben  25.  Dec  feft» 
gefegt  lütte.  3n  ber  fatyolif$en  .Kirche  war  biefeS  geff  im< 
mer  ein  halber  Feiertag ,  ift  aber  hin  unb  wieber  burch 
päpftlidje  (Srlaubniß  in  verfdjiebenen  ©egenben  abgefommen 
unb  bie  Arbeit,  nach  angehörter  SReffe,  wie  bei  mehren  an» 
bem  gcfl -  unb  Äpofieltagen,  erlaubt  worben.  2Bo  eS  noch 
bei  ben  $>rotefIanten  üblich  t|r,  ba  ift  eS  ein  halber  Feiertag. 
Der  in  man  dien  ©egenben  übliche  ©ebrauch,  geuer  in  ber 
Stacht  vor  bem  Johannistage  anju  jünben  ( 3  o  b  a  n  n  i  5  f  e  u  e  r ) 
unb  barüber  ju  fpringen,  um  burch.  ben  Dampf  ben  Seufel 
abjura  ehren,  ift  ein  öftfi  ber  von  ben  alten  Deutfcben  unb 
(Sorben  beim  Gintritte  ber  Sonnenwenbe  begangenen  geier» 
Itchfeiter.  Hn  anbern  jDrten  begebt  man  am  Johannistage 
ein  JBlumenfe|i  unb  befränjt  bie  ©raber  ber  geliebten  JEobten. 

Johannes  (ber  <j?vangelifi)',  war  ber  SieblingSiünger 
Jefu  unb  galt  alS  baS  3beal  chrifilichcr  Siebe  unb  Sanft» 
mutfi.  (Jr  war  ber  Sohn  eines  wobjbabenben  gifcberS  3e» 
bebuuS  unb  ber  Salome  auS  ©aliläa  unb  ©ruber  beS  aU 
fern  JafcbuS,  mit  bem  er  jugleict)  auf  3efu  SRuf  baS  %i> 
fcherneö  oerließ,  naebbem  er,  wie  eS  feheint,  eine  3eit  lang 
ber  Schüler  3ol)anneS  beS  ääufcrS  gewefen  war.  3n  ber 
befiänbigen  Nachfolge  ßbrifii  würbe  er  von  ihm  unverfenn» 
bar  ausgezeichnet,  wovon  jeboeb  ber  ©runb  mehr  in  feiner 
gähjgfcit,  ben  SDleifter  geiftig  ju  faffen,  als  in  feinem 
Temperament,  namentlich  feiner  Sanftmutb,  gefuebt  wer» 
ben  muß.  3n  ihn,  alS  ben  Vertrauten  3efu,  wanbten  {ich  bie 
Jünger  bei  ber  <£infefcung  beS  ÄbenbmahlS,  um  beS  Ver» 
räthers  gewiß  ju  werben.  3n  ber  SeibenSnacht  jlanb  er 
3efu  bei  feiner  ©efangennebmung  jnr  Seite,  folgte  ihm  in 
ben  föeriditöbof,  trauerte  unter  fernem  Äreuje  unb  erhielt 
jlerbenb  von  ihm  ben  Auftrag,  für  bie  SDhitter  SDlaria  (f.  b.) 
ju  forgen.  2tucb  war  er  ber  (jrjle,  ber  an  ben  2luferjian» 
benen  glaubte  unb  benfelben  ben  übrigen  Jüngern  verfün» 
bigle.  Stach  bem  2tbfcf>iebe  Jefu  von  ber  (Srbe  war  er  für 
bie  Verbreitung  beS  CbriflentbumS  in  3erufalem  tbätig, 
wählte  ft'ch  aber,  alS  hier  bie  Sage  ber  Gbrijlcn  im  fiel:  er 
würbe,  nach  Einigen  nach  bem  Tobe  ÜBaria'S,  (SpbefuS,  als 
SWittelpunft  ber  ©emeinben  JÜeinafienS,  jum  bleibenbenSBohn» 
fir>,  wiber  Jrrlcbrer  i)cibnifchen  unb  jüb.  Stamme?  mutbig 
fämpfcnb,  mit  cbrifiticher  Siebe  Verlorene  rettenb.  unb  bte 
.Kirche  jufammenbaltenb,  bis  er  am  Grnbe  beS  JabrbunbertS 
im  hoben  ©reifenalter  einet  natürlichen  SSobeS  ßarb.  Doch  er» 
jäblt  bie  Sage,  baß  er  in  8?om*  jum  ÜRärtprertobe  in  fie» 
benbem  £>l  verurteilt  worben  fei,  aber  wunbe'rbar  gerettet, 
barauf  in  ber  Verbannung  auf  ber  wüfien  Jnfcl  f)atf)mo8 
habe  (eben  müffen.  ?Keid;  begabten  ©etfteS  unb  voll  tiefen, 
finblid)  reinen  <3emütl)5,  war  bem  3-  bie  innigfte  ©ei|ie3» 
aemeinfehaft  mit  feinem  hohen  SReijter  eigen tbümlid),  in  ber 
ftch  ihm  eine  ©emütbSroclt  auffebloß,  bie,  bem  3wiefpalte 
beS  DieSfeit  unb  Jenfeit,  beS  SKenfcblichen  unb  ©öttltehen, 
überhoben,  im  freubigen  Crntjücfen  bem  änfehaucn  beS  <£wi» 
gen  unb  ^immlifchen  lebte.  So  erfebeint  3.  in  ber  Sage, 
nach  welcher  er  feine  ©emeinbe  immer  mit  ben  SBorten  an> 


rebete:  /rftinber,  liehet  euer)  untern  mint  er",  unb  noch  niehi 
in  feinen  Schriften.  3u  benfelben  gehören  fein  Evangelium 
weniger  eine  Zahlung  beS  wunberbaren  SebenS  Ghrifti  in 
ber  SBeife  ber  bret  erften  @vangeliften,  als  eine  5Berhmi:. 
ebung  feines  liimmlifchcn  SBefenS  als  ©otteS  Sohn,  brei 
©riefe,  von  benen  ber  erfte  an  eine  ©emeinbe  iUcinaßen^ 
bie  beiben  anbern  an  einzeln e**Perfonen  gerichtet  ftnb,  unb 
bie  ihm  (heitig  gemachte  jDjfenbarung.  Diefr  galt  früher 
allgemein  als  eine  SBeiffagung  großer  unb  wichtiger  Creig: 
niffe  für  aQe  3ahrhunberte.  Jn  biefer  VorauSfe^ung  fuehtm 
unb  fanben  C5t>riften  aller  Reiten,  welche  bie  Ginbilbungen  ba 
^hontafte  einem  ruhigen  unb  befonnenen  Denfen  vorlegen, 
in  berfelben  abenteuerliche  Meinungen  unb  wunberhare  %ui> 
fdilütje.  Sine  gebilbete  unb  vorurteilsfreie  Vernunft  fint.-: 
in  biefem  SEBerfe  eine  mit  proph^ifcher  fi3egeiflerung  ab.;: 
. faßte  Schilberung  beS  Sieges  beS  GbriflentbumS  über  US 
•Öeibcntbum.  SRact)  biefer  Xuffaffung  jerfdUt  bie  Du^tusg 
in  brei  Xcte,  von  benen  im  erfiert  ber  $all  JcrufalemS  gba 
beS  JubentbumS,  im  ^weiten  ber  $aQ  IBabplonS  ober  beS 
.öeibcnttjumS,  im  britten  baS  ^erabfteigen  eines  neuen  ter> 
fchönerten  JerufalemS,  b.  Ii.  beS  Geichs  ©otteS  (6hriß;:.. 
thumS)  mit  feiner  ©lücffeligfeit  vom  Gimmel  auf  bie  Qttt 
bargefictlt  wirb.  DaS  ©anje  ifl  im  ©eifte  ber  orientalifchei 
Dichterfprache  abgefaßt  mit  geheimnißooQen,  bem  Daniel 
nachgeahmten  Silbern.  Der  Annahme,  baß  3-  ber  fßtv'c- 
fer  biefeS  äöuchd  fei,  fteht  bie  ©eftnnung  entgegen,  weldt 
ftch  in  bemfelben  auSfpricht  unb  welche  bem  milbtn  ur.: 
liebevollen  S3efen  beS  3«  nicht  gemäß  i(L 

3ol)anni$br0t  ober  darobbe  heißt  bie  büifenartict 
gruebt  beS  johanniSbrotbaumS  (CeratonU  SUiqw L.\ 
Diefer  (lammt  urfprünglicb  auS  Sprien  unb  %ppten,  nin> 
aber  jefct  in  ©übeuropa  häufig  angebaut.  Gr  hat  ^eficherte. 
immergrüne  fBlättcr  unb  traubenförmige  ron)e  »Bluten,  «* 
benen  ftch  grüne  fleifchige  Schoten  hüben.  Xuct)  ba*  %& 
liehe,  rotbgeflecfte  ^)o!j  beS  äöaumS  wirb  fehr  gefcbAftt  £u 
Schoten  furo  5—10  3oll  lang,  ungefähr  einen  3oD  tet» 
unb  einige  Sinien  bief,  unb  befommen  beim  Srocfnen  ehw 
rothbraune  garbe.  Sic  enthalten  runbliche,  braune,  bort« 
Samenförncr.  Jn  ben  ©egenben,  in  welchen  ber  ijohan» 
niSbrotbaum  häufig  ift,  benu|t  man  bie  Schoten  nicht  ncr 
jur  Slahrung  für  SJcnfchen,  fonbern  auch  jur  Viehfütterung 
unb  jur  ©ewinnunq  von  {Branntwein.  Sei  uns  werben  jie 
theilS  alS  iJcafchwerf,  tbctlS  wegen  ihrer  arjneilichen  SBir- 
fungen  verfauft.   SKan  genießt  ftc  gegen  baS  @tbbancn 

3öhannitfrrittfr,  ^ofpitaliter,  barm  «b»bna 
ritter  unb  entlieh  SRalteferritter,  ftnb  bie  SHitglut.. 
eines  berühmten  geifllichen  SittterorbcnS,  ber  im  2tnfa«ge  bei 
Jtreujjüge  in  ^aläftina  gegiftet  würbe.    Derfelbe  artfUnb 
auS  einem  ÜRönchSflofier,  welches  bem  Säufer  3ohaattel  w 
Uhren  unb  jur  Verpflegung  von  Jtranfen  unb  Thma,  v 
wie  jum  Schule  ber  dnifilidicn  Pilger  gegen  bie  UmUc 
bigen  1048  von  JCaufleutcn  auS  Xmaifi  im  fteapoutantftri 
gegrünbet  worben  war.   Die  ÜRöncbc  biefeS  Äloftert  bteßc: 
Johanniter,  ober  £ofpitalbrüber  unb  gelangten  aß 
mälig  burefe  fromme  Stiftungen  unb  Vermächtm'ffe  ya  auä 
gebehnten  unb  einträglichen  Vcfujungcn.    Um  1120  MrN 
bem  £)rben  burch  iKaimunb  be  $up  eine  neue  QejWt  * 
geben,  inbem  in  ihn  Stitter  aufgenommen  würben, 
nicht  nur  bie  «WöncbSgelübbe  ablegten,  frobern  ftch  ibotir* 


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um  Äampf«  gegen  bie  Ungläubigen  verpflichteten.  Die 
fRitglieber  be«  Erben«  würben  in  brei  Glaffen  geseilt: 
Ritter,  welche  bie  ©äffen  führen  mußten,  ÄapeHane,  welche 
>ic  eigentlichen  ©eiftlicben  waren,  unb  SBaffenträgcr  (itat. 
jcrrenii  d'arini),  bie  ben  pilgern  jur  fcpüfeenben  ©egleitung 
nitgegeben  unb  jur  Jtranfenpflege  oerwenbct  würben.  Der 
Drben  behnte  fld)  immer  mehr  au«,  gewann  an  Orbre,  SRacpt 
inb  SRetcbthum  unb  Kitter  au«  ben  »ornehmften  Käufern  biet- 
en e«  für  eine  Sbre,  in  ihm  aufgenommen  ju  werben.  3ut 
icit  feiner  größten  ©Iüte  behnte  ftch  ber  Drben  faft  über  ganj 
Europa  au«  unb  hatte  hier  faft  überaa  reiche  ©eftfeungen. 
Sein  Oberhaupt  war  ber  ©roßmeifter  be«  peil-  #ofpital«  ju 
5t.s3ob.anneS  in  3crufalem  unb  ©uarbian  ber  tfrmen  3efu 
Shrifti,  welker  burcp  freie  SBahl  ju  feiner  hohen  SBürbe  er« 
wberf  würbe,  <£r  hatte  feinen  Sife  ju  Baoalette  auf  ber 
Jnfei  2Ralla  unb  hatte  ungefähr  eine  SERitlion  ©ulben  jähr* 
irtsr  ©nfünfte,  welche  er  au«  ben  ©efällen  ber  3nfeln 
Watta,  ©ojjo  unb  Gomino  unb  au«  ber  JDrbenSfammer  be* 
jOg.  ©ein  SBappen  war  ein  filberne«,  aebteefige«  Ärcuj  in 
rotbem  gelbe,  über  welchem  eine  Jberjogöfrone  ftanb,  au« 
>er  fiep  ein  SRofenfranj  um  ba«  SBappenfcbilb  jog.  Unten 
im  SBappenfcbilbe  hing  ein  fleine«  Jtreuj  mit  ber  3nfcprift 
Pro  fide"  (b.  p.  für  ben  ©lauben).  Dem  ©roßmeifter  jur 
Seite  flanben  bie  acr>t  Ballivi  conventuali.  Der  ganje  JDr* 
kB  war  nämlich  nach  ber  geoarapbifepen  Boge  feiner  ©es 
tbungen  unb  ber  nationalen  'Äbftomnuing  feiner  bitter  in 
jeht  3ungen  getheilt.  Diefe  waren:  Provence,  tfuoergne, 
Sranfreicb,  3talien,  Bragonien,  Dcutfcblanb,  ßaftilien  unb 
Snglanb.  Die  #äupter  (Piliers)  tiefer  3ungen  waren  näcpft 
■RH  ©roßmeifter  mit  ber  größten  SDlacpt  befleibet,  unb  au« 
itn  ad)t  Bungen  würben  bie  Ballivi  conventuali  gewählt, 
welche  mit  bem.  ©roßmeifter  ba«  Gapitel  bitbeten ,  in  heften 
£>ünben  bie  gefämmte  ©emalt  be«  jDrben«  lag.  9lur  in  rein 
:  eiftlicben  Sachen  erfannten  bie  Scpamüterritter  ben  $apft 
il*  ihr  überhaupt  an,  wäbrenb  fie  in  weltlichen  Bngelegenbet» 
kfj  burcpau6  unabhängig  waren.  Die  weltliche  SRacbt  würbe 
>on  bem  ©roßmeifter  unb  ben  Häuptern  ber  einjelnen  3unj 
icn  ausgeübt  3ebe  3unge  bilbcte  einjclne  ^riorate; 
>iefe  waren  in -©alt ei en,  unb  bie©alleien  in  ßommen* 
HU  ober  Gommentbureien  getheilt.  Da«  »ornehmfte 
Priorat  war  ba«  teutfepe,  welches  baher  ©roßpriorat  ^teg 
mb  an  beffen  Spifee  ber  ©roßprior  ober  ber  3oh<«n» 
litcrmeifter  von  Deutfcplanb  ftanb.  Diefer  war  ein  beut» 
eher  fl?eicb«fürft  unb  reftöirte  ju  ^>eiter6beim,  einem 
Sürfienthume  be«  oberrbein.  Ärc;fc«.  XI«  SReicbafürft  hatte 
er  ©roßprior  Sifc  unb  Stimme  im  JReichöfürfienrathe,  jhmb 
tot  unter  bem  ©roßmeifter  »p  Walta,  bem  er  jährlich  un« 
jefähr  170,000  ©ulben  an  ^ürfen|lcuern  unb  SRefponSgeU 
)ern  ju  jahlen  h«Jtte.  Daä  ^)ecrmei|terthum  Sranbenburg, 
Ungarn  unb  S3öbmen  fianben  unter  bem  3obannitermeifter; 
Jcch  bilbeten  £|1reich,  JBihmen  unb  SWäljreu  ein  faft  unab» 
gängige«  ©reßpriorat  ber  beutfehen  3unge.  Die  «Ritter  wa* 
:en  "oerpflichtet,  wenigften«  brcimal  gegen  bie  Ungläubigen 
ju  gelbe  ju  jiehen,  welcher  JBerpflichtung  fie  jeboeb  fpäter 
ticht  mehr  nachfamen.  Die  Äleibuna  ber  Sfitter  in  grie» 
?en§}eiten  war  ein  langer  fcbmarjtr  Hantel;  bie  lüife  »ruft 
ebmuefte  ein  acbtecfigeS  weißes,  unb  mitten  auf  ber  ©ruft 
golbeneö  4treuj.  3m  Jtriege  trugen  fie  einen  rothen 
ein  fTlbemeS  Äreuj.  ©er  al«  Kitter  aufgenonn 


men  werben  wollte,  mußte  fiep  einet  ftrengen  »hn««probt 
unterwerfen  unb  Die,  welche  hierbei  auf«  twllfränbigfte  be. 
flanben,  würben  Sitter  t>on  9fecht«wegen  (ital.  Cavalicri  di 
giusiizia)  genannt,  wäbrenb  bieienigro  iRitter,  welchen  man 
wegen  ihrer  JJerbienfte  bei  ber  Ähnenprobe  Kacbflcht  erwie«, 
dtther  au«  ©naben  (ital.  Cavalicri  di  gnuia)  hießen. 

Slachbem  fich  ber  Drben  mit  ungemeiner  JEapferfeit  eine 
3eit  lang  gegen  bie  Ungläubigen  tn  gjaläftina  »ertheibigt 
hatte,  mußte  er  biefe«  8anb  enblid?  1191  räumen,  hierauf 
eroberte  er  Gppem,  welche«  er  jeboch  auch  wieber  hewuÄge» 
ben  mußte.  S?un  würbe  9?bobu«  |>auptfi|  be«  Orben«, 
welche«  berfelbe  »on  1309—1522  mit  ungemeiner  SEapfer- 
f eil  im  Kampfe  gegen  bie  Surfen  behauptete.  &aifer  Jtarl  V. 
fiberließ  ihm  cnblich  1530  bie  Snfeln  2Ralta,  ©omo  unb 
(Somino  unter  ber  ©ebingung  eine«  fortwährenben  JCampf« 
gegen  bie  Ungläubigen  unb  (Seeräuber  unb  ber  Siücfgabe 
jener  3nfeln  an  Neapel,  wenn  ben  JRittem  bie  fflieberer» 
oberung  cen  JRliobu«  gelänge.  Der  Sultan  Soliman  II., 
welcher  bie  Kitter  von  Khobu« -  oertrieben  hotte,  griff  fie 
auch  in  SJtalta  an,  aber  unter  ihrem  tapfern  ©roßmeifter 
ganalette,  gefl.  1568,  fchlugen  fie  1565  bie  SEürten  jurücl, 
welche  mit  großer  SRacht  gefommen  waren.  3n  3Racht  unb 
2tnfehen  beftanb  ber  JDrben  bi«  1760,  feit  welcher.  3eit  et 
ju  finfen  begann  unb  nur  burcp  ben  Schüfe  ftranfreid?«  ge^ 
halten  würbe.  2Ü«  ©onaparte  1798  «Dlalta  pläfelich  angriff, 
ubergab  ber  dommanbant  ©o«rebon  in  golge  einer  oerrä« 
therifchen  Kapitulation  alle  geftung«werfe,  unb  ber  ©roßmei» 
fier  ^ompefeft,  ber  erße  Deutfcpe,  welcher  biefe  Sürbe  bt 
fleibete,  würbe,  nachbem  er  eine  horte  ©ebanblung  hatte  rr> 
fahren  müffen,  nach  Srieft  eingefchijft.  j^ompefch  proteftirte 
feierlich  gegen  biefe«  Verfahren  unb  legte  barauf  feine  SBürbe 
nieber,  wetl  ber  )Drben  ben  Jtaifer  $aul  1.  von  Kußlanb  jum 
©loßmeifler  wählen  wollte,  um  unter  beffen  Schüfe  wiebev 
ju  »Wacht  ju  foinmen.  3m  3<>hre  1800  fefeten  fich  bk  Cng= 
länber  in  ©eftfe  ber  3nfel,  unb  obfepon  im  ^rieben  von 
Ämien«  1802  feflgefefet  würbe,  baß  bie  3nfel  bem  ßrben 
jurüefgegeben  werben  feilte,  fo  lieferte  fie  Grnglanb  nachmals 
boch  nicht  au«  unb  behauptet  fie  noch  jefet  (©gl.  5D?a (ta.) 
Schon  im  16.  3al;r[;.  hatte  fiep  bie  3unge  (Jnglanb  oom 
jDrben  lo«geriffen ;  währenb  ber  Keoolution  gingen  bie  3un> 
gen  granfreieb,  ^rooence  unb^luoergne  ein;  naep  bem  grie» 
ben  oon  'Ämien«  trennte  fiep  ßaftilien  unb  Äragonien,  auch 
bie  ital.  unb  beutfebe  3unge  erlofcp,  ba«  gürftenthum  Net- 
tersheim fiel  an  bem  ©roßherjog  von  ©aben;  im  parifer 
grieben  von  1814  würbe  @nglanb  im  ©eftfee  von  Walto 
beftätigt;  in  Greußen  würbe  feit  1810  ber  Ürben  aufgeho= 
ben,  unb  fo  iji  oon  bem  einfl  fo  mächtigen  jDrben  niept« 
mehr  übrig,  al«  ba«  ©roßpriorat  von  ©ohmen  unb  jwei 
©roßpriorate  in  Sußlanb.  Der  Jtänig  von  Greußen  pal 
jur  Erinnerung  an  ben  Drben  1812  ben  3obanniter 
orben  geftiftet,  beffen  "Protector  ber  Äönig  ift. 

lohn  Jßull  (b.  h-  $on«  Ocp«)  ift  ein  von  bem  engl. 
Satirifer  Swift  in  Aufnahme  gebrachter  9iame,  welchen 
man  bem  engl,  ©olfe  in  feiner  ©efammtmaffe  gibt  unb 
welcher  ben  ©olfscbaraftrr  ber  (Snglänbcr  in  fetner  Ho- 
heit bezeichnet.  Die  englänber  finb  befannt  at«  ftarfe  JKint 
fleifebeffer  unb  ©iertrinfer,  berbe,  manepe  Sonberbarfeiten 
an  fiep  rragenbe,  aber  in  ©anjen  autmüthige  unb  juoers 

84* 


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Jones  5 

lafpge  Heute.  Alle  tiefe  ©genfebaffen  bat  naturücr)  3obn 
©ull,  welcber  bem  beutfdben  3Ricbel(f.  b.)  »erglidjen  wer* 
ben  faiin,  nur  baß  et  nicht,  wie  tiefer,  eine  fd)impflid)e 
SRebenbebeutung  hat. 

3ünrß  (3obn  %)aut)  trat  ein  füljner  unb  fluger  ©ee* 
mann  unb  ber  SBegrtinbcr  ber  norbamerif.  ©eemaebt.  Qt 
würbe  aß  ber  Sohn  eine«  ©drtncrä  1747  in  ©cbottlanb 
geboren,  fam  fpäter  al§  fcebrling  ju  einem  Kaufmann  nad) 
Sübitebaöen  in  ber  ©raffebaft  üumberlanb  unb  machte  alö 
13jdbriger  Jtnabe  feine  erjlc  ©ecreife  nad)  Amerifa.  ©pä» 
ter  mad)te  er  mel;r<  Steifen  auf  ©f(aPenfd)iffeu  nad}  Afrifa, 
aber  unwillig  über  biefen  bie  ÜÄenft^r)eit  empörenben  #an» 
bei  begab  er  fid)  1708  nad)  ©cbottlanb  jurücf  unb  mußte 
auf  biefer  Steife  felbji  bie  Leitung  be»  ©diiffS  übernehmen, 
ba  ber  ßapitain  tcffclben  unterwegs  gefrorben  war.  Cr 
machte  noch  mehre  Keifen  auf  ^anbelSfcbiffen  unb  b telt  fid) 
1773  in  SUtrgiuien  auf,  um  bie  Angelegenheiten  eine*  ebne 
Crben  »crftorbenen  JBruberS  ju  prbnen.  58ei  biefer  ©ele» 
genbeit  nahm  er  ben  tarnen  3 one4  an.  AIS  ber  83efreiung$* 
frieg  9Zorbamerifa3  gegen  (Snglanb  au$brad>,  trat  3-  in 
amerif.  Dienfle.  Qt  hatte  vorher  eifrig  an  feiner  Söilbuug 
gearbeitet  unb  fid)  alle  einem  ©eeoffijier  nötbigen  Aenntniffe 
erworben.  Die  Amerifaner  hatten  bei  JBeginn  be§  ÄampfS 
nur  jwei  Ariegofabrieuge,  unb  auf  einem  berfelben  würbe 
3.  al6  rrfler  Lieutenant  angefleOt.  SRicbt  allein  arbeitete  er 
I; ier  bie  5>ldne  jur  Vergrößerung  ber  amerif.  ©eemad)t  unb 
jur  AuSbilbung  ber  nöfbigen  SRannfcbaft  aus,  fonbern  er 
lelbfi  eroberte  mit  einem  von  ibm  befehligten  ©d)iffe  von 
jwölf  .Kanonen  innerhalb  weniger  ffijocben  16  engl.  ©ebiffe. 
3m  3dbre  1778  wagte  ft'dj  3-  an  bie  Jtfifbn  öon  ©roß» 


8  Jordan 

brifannten,  überfiel  2Bb«teb«oen ,  rxrnagelte  bie  itanonen 
beS  gortS  unb  (icefte  im  ^afen  einige  ©d)iffe  in  JBranb. 
SJftt  größerer  SRacbt  beunruhigte  er  aud)  1779  bie  brit  & 
freu  unb  ftegte  in  mehren  ©efeebten  burd)  feine  -JBuglxi: 
unb  JEapferfcit.  9lad)bem  er  1780  nad;  Amerifa.  äHfe* 
feint  war,  begab  er  fid;  mit  Grrlaubnijj  beS  GongreffeS  au* 
bie  fraiiy  flotte,  auf  welcber  er  bis  jum  grieben  mrten: 
lanb  blieb.  Später  biente  er  auf  ber  ruff.  glotte  als  den 
treabmiral  unb  fdmpfte  1788  gegen  bie  turf.  glotte;  ba  er 
jebod)  von  ber  ruff.  {Regierung  feine  JBerbienfle  nidjt  nach 
SBürbigfeit  anerfannt  glaubte,  fo  ging  er  1789  au*  iK::f 
lanb  unb  lebte  nun  abwecbfelnb  in  #oü*anb  unb  grarrfreieb 
-picr  war  tnbeß  bie  ffieoolution  ausgebrochen  unb  furj  rot 
ber  giudit  beS  AönigS  Eubwig  XVI.  erfdiicn  3-  mit  noch 
mehren  Amerifanern  vor  ber  SRationafoerfammlung  ju 
riö  unb  flattere  ihr  ©lücfvoünfdbe  jum  (Srfolge  ber  SRcbolu 
tion  ab.  SRacbbem  er  1792  ju  $ari$  geftorben  reat,  legte 
bie  franj.  SRationalverfammlung  Xrauer  um  ihn  an.  <5einc 
©efeihiebte  if,  jeboeb  niebt  ber  SSirflic&feit  getreu,  in  Cooper'r 
Vornan  „35er  Sootfe",  fowie  in  Allan  üunningbam'S  Äc 
man  ,,^>aul  3one§"  wiebergegeben.  Der  SBabibeit  gemäv;: 
ift  „$>au(  Joncä,  ber  fübne  Seemann"  (au$  bem  Sngi  . 
geipi.  1826). 

3ütitan,  ifr  ber  auö  ber  h^ligen  ©ef(bicr)te  befamite 
$luß,  welcbcr  $al<ijiina  oon  9t  nad)  S.  tureb fließt.  JDet 
felbe  entfpringt  in  gwei  ^auptquellen  am  Äntilibunon ,  sc: 
weldjent  bie  eine  mit  bem  fleinen  <3ee  tyt)i<da  in  untaitti 
fd)cm  3ufammenhange  fleht.  9lad)hcr  bitbet  ber  S'uß  tet 
(Sumpf  SRaron  unb  weiter  unten  ben  (See  ©ene&oicic 
ober  Liberias,  roc  (eben  bie  Xbbilbung  je  igt.   3m  23«  c\  i 


grunbc  erblieft  man  bie  ©tabt  2iberia3  Der  See  grenjte 
an  bie  üatwftbaft  ©alilia  unb  würbe  baber  aud)  bas  gali- 
Idifcbe  SDfeer  genannt,  ©r  ifl  brei  SReilen  lang  unb  eine 
9Rei.fe  breit  unb  liegt  in  einer  reijenben  ©egenb.  dlact)  9lor; 
ben  unb  ©üben  iicht  fid)  eine  üppige  (£bene,  wdbrenb  an 
ben  Eft?  unb  S^eflufern  ftd)  fi)erge  erheben.  Dabei  hat 
ber  ©ee  ein  bis  auf  ben  ©runb  bufcbfiditigeS,  rooblfdjmecfen: 
teel  unb  ftfd)reid)e3  SSBaffer.  Außer  2iberia6  lagen  in  feiner 


9labe  nod)  bie  ©tdbte  Äapernaum,  S3ctbfaiba,  9Sa 
Ammau*,  2arid)äa  unb  Aubcre.  sJiacbtem  berÖorban 
fen  ©ee  wieber  »crlaffen  bat,  flröuit  er  langfam,  jule: 
burd)  ein  öbeö  ^elfentbal,  bem  tobten  2Reere  (f.  b.)  | 
in  welchem  er  fid)  »erliert.  ©injl  taufte  Sobannri  in  tt 
gluten  beö  3orban,  unb  nod)  je^t  wirb  er  häufig  von  fi'- 
gern  befuebt,  unb  bie  Araber  fd)reibea  feinem  SSaffer  ^eil 
ifrtJfte  ;u  unb  nehmen  religiife  SBafcbungen  mit  bemfrttai  ri 


Joseph 

Joßfiil)  war  ber  ©obn  3afob'S  unb  feines  geliebten 
SÖJcrbeS  &a$el,  unb  würbe  »on  bem  ©atet  feinen  altem 
Sörübtm  »orgejogen,  weil  er  üim  erft  im  Älter  unb  nacb 
langer  Unfrucbtbarfeit  ber  SRabel  geboren  worben  war.  £>ie 
ttuSjeicbnung  unb  ber  übermutb  beS  Änaben  empörte  feine 
SJrüber  wiber  it>n,  unb  alS  er  baber  einmal,  »on  feinem  ©a* 
ter  auSgefcbjcft,  vor  tynen ,  n?elct>e  mit  ben  «beerben  auSgejo» 
gen  waren,  erfetyen,  wollten  fie  ü)n  ermorben.  3tber  9Jubcn 
»rollte  ü)n  enetten  unb  bewog  bie  ©ruber,  ibn  in  eine  Qu 
Perne  j«  werfen,  auS  welker  ibn  Stuben  naebber  beroorju* 
jieljen  Darbte.  Snbeß  tarnen  iSmaelififcbe  Äaufleute,  welche 
mit  ©ütem  nacb  Ägwpren  jogen,  unb  auf  ben  3Jatb  3uba'S 
würbe  3.  an  biefe  »erlauft  unb  »on  ibnen  mit  nacb  tfgW 
ten  genommen.  £>it  ©ruber  aber  Ratten  bem  3.  ben  fer- 
nen Äoef  auSgejogen,  mit  bem  tt)rt  fein  ©ater  gefct/mücft 
batte,  tauften  brrifelben  in  baS  ©lut eineS  ©ocfS  unb  fd>icf* 
ten  ir)n  an  ben  Söater,  welker  glauben  mußte,  fein  ©obn  fei 
»on  einem  wilben  SSbJere  jerriffen  worben.  3.  würbe  »on  ben 
&  aufteilten  an  ?)otipbar,  ben  Ädmmerer  beS  dg»pt.  ÄonigS, 
»erfauft,  ber  ibn  balb  »or  feiner  ganjen  £ienerfct)aft  auS* 
jeiebnete,  unb  ibn  über  fein  £auSwefen  febte.  Xberbie  buk 
lerifcbe  grau  beS  «Potipbar  woate  ben  3.  jur  Untreue  an 
feinen  £errn  »erfuhren,  unb  als"  er  ibre  Siebe  jurücfwirS 
unb  ihren  Umarmungen  entfloh ,  hielt  fte  ihn  am  Hantel, 
welchen  et  in  ihren  .jjdnben  jurüctließ.  ©ie  badete  ben  ihr 
angetanen  ©ebimpf  ju  rdrben,  fchtie  alfo  nach  ^ülfe  unb 
fagte,  3.  habe  ihr  ©ewalt  atubun  wollen,  fei  auf  ihr  ©es 
febrei  aber  entwirren  unb  fyabe  ben  SJcantel  bei  ihr  jurücfj 
geladen,  an  bem  fie  ibn  feilzuhalten  gefuebt  babc ,  bamit  er 
ber  ©träfe  nict>t  entgehe.  3-  würbe  nun  »on  feinem  6errn 
in  baS  ©efdngnig  geworfen.  2lucr)  Die«  erwarb  fi(§  3- 
baS  SBoblwollen  be$  2Cuffebcr8  über  baS  ©efdngnig  unb 
eS  machte  «uffer/en,  alS  bie  Auslegungen,  welche  er  ben 
Sräumen  jweier  ©efangenen  gab,  eintrafen.  3wei  3al>re 
naebber  batte  ber  Äonig  $&arao  ben  befannten  Sraum  »on 
ben  fiebert  fetten  unb  ben  fiebert  magern  Äüben,  welken 
bie  Sßeifen  unb  SBahrfager  SgnptertS  niebt  auSjulegen  »er« 
moebten.  ©a  erinnerte  fieb  einer  jener  ©efangenen,  an  be; 
nen  bie  Sraumbeutung  beS  3.  in  Erfüllung  gegangen  war, 
an  biefen  unb  erjdblte  »on  ibm  bem  sPharao.  liefet  lieg 
ben  3.  tommen  unb  erhielt  »on  u)m  bie  2)eutung,  baß  na 
fieben  fetten  unb  fruchtbaren  Sauren  fiebert  magere  unb  un- 
fruchtbare Sabre  über  'Xgwptrn  fommen  würben,  unb  et  m6ge 
baber  in  ben  fetten  3ab«n  fammeln,  bamit  in  ben  magern 
baS  ?anb  niebt  Langel  leibe.  2)er  lonig  ubertrug  nun  bem 
3.  biefe  (Sorge  unb  ebrte  ibn  b">cb,  gab  ibm  bie  Siebter  tu 
neS  dgwt.  ©roßen  junt  SBeibe  unb  nannte  ibn  einen  ©a> 
ter  beS  SanbeS;  ber  2raum  aber  traf  ein,  wie  ibn  3-  ge» 
beutet  batte.  'ÄIS  nun  bie  fieben  .pungerjabre  famen,  er* 
hielten  bie  "Ägwptcr  auS  S.'S  SDJagajinen  ©etreibe,  unb  aueb 
in  Äanaan  mugte  8Rangel  fein,  benn  3afob  febiefte  feine 
©6bne,  mit  ausnähme  beS  jüngflen,  be«  ©enjamin,  nact) 
Ägypten,  um  ©etreibe  ju  taufen.  Qiefe  Famen  »or  3V 
cen  fte  niebt  fannten,  wdbrenb  er  fte  gar  wohl  erfannte, 
neb  aber  »erfiellte  unb  fie  a(S  ©pione  bebanbelte.  <£r  et* 
funbigte  fieb  nacb  «b«ni  ©ater  3afob  unb  ©ruber  ©enja« 
min  unb  entlieg  fie  enblicb  mit  ©etreibe,  bereit  aber  ben 
Simeon  gefangen  juritcf  unb  fagte,  berfelbe  folle  niebt  eber 
ifommen,  btö  bte  ©rüber  jurücf gefehlt  wdren  unb  ben 


Joseph  I! 

wdren.  üttacb  langem  SSeigern  unb  als  bie  9totb  brang, 
neues  ©etreibe  ;u  taufen,  lieg  enblicb  3afob  feine  ©ohne 
mit  ©enjamin  wieber  nacb  tfgnpten  jier)en.  3>  nafcm  bie 
©rübei  freunblict)  auf  unb  naebbem  er  fte  geprüft,  gab  er 
fieb  thnen  ;u  erfennen,  »ergab  ihnen  unb  foberte  fie  auf, 


mit  ihrem  ©ater  unb  aQen  ihren  Ainc-em,  ©efinbe  unb  &iu 
tern  nacb  ^gvpten  ju  fommen,  wo  fie  mit  beS  Königs  ©es 
willigung  in  bem  nuefjtbaren  Sanbe  ©ofen  wohnen  follten. 
©o  fam3afob  mit  feinen  9?acbfommen  nacb  Ägypten,  »on 
wo  biefe  fpdter,  nac^bem  ein  bebeutenbeS  ©olf  auS  u)nen  gej 
worben,  bureb  SOJofeS  (f.  b.)  wieber  auSgefübrt  würben. 
£>urcb  3-'S  Sinricbtung  fam  aber  alles  ©elb  unb  2anb  in 
ftwpten  an  ben  Pharao ,  benn  bie  ftgppter  mugten  AlleS  hin: 
geben,  um  nur  ©etreibe  jur  $ri)tung  beS  2ebenS  \i\  erbaU 
ten.  ÜRur  bie  ^riefierfafle  würbe  gefront  yfaebhem  3as 
tob  gefiorben  war  unb  »or  feinem  &obe  ben  ©6bnen  %% 
6pb,raim  unb  2ftanaffe,  gleite  SRecr>te  mit  feinen  eignen  ©ö^ 
nen  juerfannt  batte,  begrub  tfptt  fein  ©obn  3.,  wie  er  ibm 
gelobt  harte,  im  Canbe  JCanaan,  ba,  wo  aueb  Abraham  unb 
3faat  begraben  lagen.  3.  aber  lebte  110  3al;rc  unb  alS 
er  flarb,  weiffagte  er  feinen  ©rübern  ben^uSjug  auS  Agpp« 
ten  nacb  Äanaan  unb  trug  ibnen  auf,  alSbann  feine  ©e» 
beine  mit  nacr)  bem  gelobten  kante  ju  nehmen. 

3ö8cpll  n.,  röm.sbeutfcber  Äaifer,  1765— 90,  ein  ©orm 
granj  I.  unb  ber  «Karia  iberefia,  geb.  am  13.  «Wdn  1741, 
war  einer  ber  woblwonenbjien  unb  freiftnnigften  gürfien, 
ber  aber  bureb  bie  »on  t'bm  nic$t  mit  ber  nötbigen  9(ücfftcbt 
auf  bie  ßulrurfhtfe  ber  ibm  unterworfenen  SBölfer  eingej 
führten  ©erbefferungen  unb  Neuerungen  ftc§  felbji  Äummer 
unb  9iot&  bereitete,  ©ebon  in  ber  3ugenb  jeicr>nete  ftcb  3- 


baß  fie  nicr)t  ©pione 


burtb  einen  gewanbten  unb  lebbaften  ©eifl  auS,  bet  ftcb 
ungern  unter  ben  |rrengen  SBiUen  feiner  Sftutter  fügte  unb 
ber  SWiSbraucb,  ber  mit  feiner  SRutter  frommer  ©epnnung 
wol  niebt  feiten  aetrieben  würbe,  erregte  in  bem  3üng^ 
linge  eine  b^eftiae  Abneigung  gegen  bie  ©etfiliebfeit.  3.  würbe 
nacb  bem  b"«rtSburger  Rieben  1764  jutn  rom.  Äonige 
erwdbtt  unb  folgte  im  ndebfien  3abre  feinem  ©ater  als  jDben 
baupt  beS  beutfeben  aieicbS.  SKaria  SEberefta  bereit  feu>fr, 
wie  bei  ben  £tb}eiten  ibreS  ©emablS,  bte  Regierung  über 
bie  6ftar.  ©taaten,  obgUitb  fie  3-  jum  SRitregenten  erfldrte 

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I 


Joseph  II. 

btrtt  ben  großen  ©egnet  frineS  «6aufe$,  ben  Ä6nig  %xitt» 
rid)  ben  ©roßen,  unb  nahm  ü)n  fTd)  jum  ÜRuflor.  Gr  macbte, 
fo  lange  feine  2ßutter  noeb  lebte,  Steifen,  um  fid)  mit  feinen  ©taa* 
ten  genauer  unb  burd?  eigne  Anfcbauung  befannt  ju  machen, 
unb  lernte  auf  einer  berfelben,  1768,  ben  »reuß.  Äärrig  per* 
fonlitb  fenrten.  9facf)  bem  SEobe  ber  STOaria  Sberefia  begann 
3.  mit  3uru<ffefcung  ber  bisherigen  $oIitif  jfeflreicbS  feine 
Reformen,  burd)  reelle  er  bie  UBewunberung  beS  AuSlanbeS 
unb  bie  Siebe  feineö  SBolfS  fid>  erwarb,  aber  bie  burd)  bies 
felben  benachteiligten  ©tdnbe,  Abel  unb  ©eifllicbfeit,  gegen 
ftcb  aufregte.  Gin  SBefucb,  ber  ibm  1782  »on  bem  «Papfte 
9>iuS  VI.  in  SBten  ju  2beil  mürbe  unb  welken  er  in  JRom 
erwiberte,  bielt  i^n  triebt  ab,  fortwetyrenb  an  ber  SBermim 
berung  ber  Äl6fler  »u  arbeiten,  naebbem  er  ftc  vorher  »on 
JKom  mogriebft  unabhängig  gemalt  batte.  Gr  febaffte  bie 
9connenflo|ter  unb  alle  birjenigen  SDtönd^Wfler  ab,  weldje 
fieb  nicöt  auf' eine  ober  bie  anbere  SBeife  nüfelicr)  matten, 
«uf  biefe  SBeife  Farn  in  aebt  fahren  in  ben  6ftr.  Staaten 
bie  3<«)l  ber  ©rbenSteute  »on  <>3,000  auf  27,000  herunter. 
Gr  fdjaffte  ferner  bie  Ceibeigenfcbaft  ab,  bob  bie  3uben  auS 
ber  gebrüdten  Sage,  in  welcher  fte  fict>  biSber  befunben,  er« 
wetterte  bie  9>reßfreibeit,  »etbejferte  baS  ©cbulroefen,  baS 
Äircbenwefen,  bie  $olicei  unb  bie  ©taat$»erwaltung,  &ob 
bie  SobrSjrrafe  auf,  f6rberte  ben  Eanbbau  u.  f.  w.  & 
mußte  aber  balb  bie  traurige  Grfabrung  rnacbrn,  baß  er  fafl 
uberall  mit  feinen  ©erbefferungen  ju  fcbnell  ju  SBerfe  ge? 
gangen  war  unb  babureb,  ftatr  wtrflicb  baö  SBobl  feiner  üiv 
tertrjanen  ju  förbern ,  fte  nur  in  einen  3ujfanb  ber  Unbe* 
bagltcbfett  unb  ßeroirrung  »rrfefct  batte.  Denn  auS  ben 
biSberigrn,  wenn  auch  »ielfaa)  mit  SJtiebrdtidjen  »erwebten, 
aber  boeb  aewobnten  SBerb<Sltniffen  faben  fie  ftcb  berauSge: 
rijjen  unb  tonnten  fiel),  weil  eS  ibnen  an  bem  flaren  üben 
blief  feblte,  ben  nur  ordere  ©eifleSbilbung  ju  geben  ben 
mag,  in  ben  neuen  3u|tanb  ber  Dinge  nicöt  ftnben.  Daju 
fam,  baß  ber  gebildete  2b eil  ber  Nation,  bie  ©eifllicbfeit 
unb  ber  Abel,  flatt  ben  gemeinen  Wann  ju  berubijjen  unb 
ju  belegen,  nur  bemüht  war,  il?n  gegen  ben  Äoifer  unb 
beffen  SJerorbnungen  einzunehmen.  3uerjl  empörten  fieb  bie 
2öa  lachen  in  Ungarn,  boeb  würbe  ber  Auffianb  nod)  bureb 
bie  «£>inrid)tung  ber  Anfübrer  unterbrüeft.  3.  fam  in  ©freit 
mit  ben  £ollä*nbern  über  bie  freie  ©d)iffa$rt  auf  ber  Scbcibe 
unb  feine  JBerbanblungen  über  ben  Umtaufd)  SBaiernS  gegen 
bie  6|lr.  SRieberlanbe  würben  1785  burd)  ben  beutfdjen  fmxt 
ftenbunb  »ereitett.  Sin  Aufjtanb,  ber  iu  ebber  in  ben  y!ic= 
berlanben  auibraä),  n6tbigte  ben  Äaifer,  feine  JöerbefferungSs 
plane  liier  aufzugeben.  3m  3.  l~t>3  bract)  ber  Ärieg  mit  ben 
Surfen  aus  unb  3-  felbft  brachte  wdb«nb  berfelben  feine  ©es 
funbb(it  unb  fein  fiebert  in  Wefahr.  S)on  aDen  Seiten  brad) 
aber  bte  llnjufr iebenh ei t  au* ,  nact)bem  1789  baS  neue  ©teuer« 
gefefe  erfebienen  war.  £ie  9tiebeT(anbe  erf Unten  ftcb  für  unab« 
bdngig  unb  bie  6frr.  Jöefafeung  würbe  uberall  vertrieben,  fo« 
baß  nur  Suremburg  in  ihrer  ©ewalt  blieb.  Ulk  Unterr)anb: 
lungrn,  wc(d)e  ber  Äaifer  anjufnuofen  bereit  war,  würben 
juruefgewiefen.  ©ewaltiger  alö  »orr)er  brad)  aud>  in  Ungarn 
bie  allgemeine  Unjufriebenheit  miß  unb  in  Sirol  roar  girier): 
fall*  bie  Aufregung  ffcof.  Durd)  biefe  Unglücff fälle  fa'b  ftd> 
ber  Äaifer  gen&tbtgt,  in  ben  genannten  fcanbem  aBe  »on 
ibm  gemacr)ten  Steuerungen  aufzubeben  unb  ben  frühem  3u* 
flanb  ber  JDinge  wieberberjujietlen.  ©eine  feit  bem  törf. 
Jelbjuge  wanfenbe  ©efunbbeit  fonnte  ftcb  nic&t  wieber  befe* 


Josaa 

fh'gen  unb  ber  Äaifer,  welc&em  jum  wabrr)aft  großen  9fe 
genten  unb  SBokttbdter  feiner  Bolfer  nur  bie  nbtbige  »r 
fonnenbeit  gefehlt  batte,  erlag  am  20.  gebr.  1790.  Äaifer 
gram  I.  ehrte  baft  Xnbenfen  feinet  £>heim6  3.  burd)  ein 
2)enfmal,  weldjeS  er  ihm  1807  ju  SBien  errichten  lief. 

Dosrpl),  regierenber  ^>erjog  ju  ©acbfensTfltenburg,  würbe 
als  $rinj  »on  ©aebfen » fiilbburgbaufen  am  27.  2Cug.  1789 
geboren.  9Jacr}  bem  erlöfeen  ber  Eime  ©aeb,  fens©otiba  unb 


Altenburg  im  Sab"  1825  würbe  fein  JBater  Jriebricr)  -^er: 
jog  »on  ©aebfen  •  Altenburg  unb  trat  bafür  £ilbburgbaufn 
an  «Weiningen  ab.  i)erjog  Jriebricb  war  Senior  ber  ffme- 
jiinifeben  8tnie  unb  ffarb  am  29.  @e»t.  1834,  worauf  itrr. 
ber  $rin$  3.  folgte.  2>iefer  batter  wie  feine  ©efebwifte 
eine  »ortrefflicbe  Grjiebung  genoffen,  unb  febr  frür)  batte  fU 
bei  ibm  ein  tiefer  religiöser  ©inn  auSgebilbet.  ©eit  1817 
iji  ber  fierjog  mit  ber  ^Irin jeffin  Amalie,  5£ocbter  bei 
gogS  Subwig  »on  SQürtemberg,  vermählt,  auS  welcbtr  et: 
bis  ;,m  fünf  S6ebtcr/  aber  norb  fein  ©obn  bervorgegangen 
ftnb.  2>er  ^>erjog  3-  b"1  noeb  breiSJrüber,  »on  benen  t.: 
Ältere,  $rtnj  ©eorg,  geb.  1796,  \u  Cifenberg  refibirt 

3oeua,  ber  Grobem  be§  gelobten  ganbeS,  war  bei 
©obn  9lunS  auS  bem  ©tamme  Gpbwim  unb  würbe  in 
Agoöten  geboren.   Unter  feiner  Anfübrung  fiegten  bie  3f«e 
Uten  in  ber  SBüjie  über  bie  rduberifeben  Amaletiter  unb  bei 
ber  AuSfunbfdjaftung  beS  EanbeS  Äanaan,  bie  3-  mit  Äaleb  un 
ternabm,  empfabl  er  ficö  SDtofeS  bureb  SRutb  unb  Ginficti 
AIS  biefer  im  Angefid;te  ^alaftinaS  fein  Gnbc  b"annaber. 
füblte,  ernannte  er  baber  3.  jum  4?eerfübrer  ber  . 
liten.    AIS  foleber  überftbritt  berfelbe  mit  bem  Bolft  ben 
3orban  unb  eroberte  in  einem  S3ertilgungSfriege  »on  ba 
beteiligten  üager  ju  ©ilgal  auS  einen  betricötticben  3t>e. 
yalafttnaS,  mußte  aber  noeb  mandje  beibnifcöe  Sü^ 
unter  unb  neben  ben  Sfraeliten  bulben.    DaS  fo  nur  un 
»ollflanbig  eroberte  8anb  würbe  barauf  »on  ibm  unter  t'.t 
ifraelit.  ©timme  »ertbcilt,  »on  benen  jeber  »on  bem  ibm 
jugewiefenen  ©ebiet  fo  »iel  tu  erobern  fuajte,  als  er  »er 
mödjte.  3.  flarb  im  UO.  gebendjabre,  naebbem  er  3 


SlO 


Digiti^^j^jgle 


JTourclan  5 

?fnfü^rer  ber  Nation  gewcfen  war,  unb  würbe  ju  SEI)  im  na  tb 
Sevab  auf  bem  ©ebirge  (Spbraim  begraben.  Die  ©efcbjcbte 
feiner  (froberung  ijl  in  bem  nacb  ibm  benannten  83ucbe  btf 
X  SE.  befcbrieben,  ba«  aber  »eber  von  ibm  nod>  ju  feiner 
Seit  »erfaßt  ifr. 

3<mrJ>an  (3ean  SSaptifle,  ©raf),  einer  ber  berühmte* 
jien  Generale  ber  franj.  JRepublif  unb  iRapoIeon'S,  2Rar: 
icfjail  unb  f)air  uon  granfreieb ,  war  ber  ©ob"  eined  ÜBunb* 
arjted  ju  WmogeS  unb  würbe  im  3abre  1762  geboren. 
9?ad>bem  er  fdwn  1778  in  Äriegöbienfie  getreten  unb  in 
Xmerifa  bie  SEBaffen  getragen  batte,  wibmete  er  fieb,  nacb 
granfreieb,  jurücfgefebrt,  ber  ^anblung.  Die  {Revolution 
rief  ihn  wieber  ju  ben  SBaffen  jurücf.  3-  trat  1790  bei 
ber  9iariona(garbe  ein ,  f am  1792  mit  einem  SSataiKon  greis 
williger  jur  Slorbarmee  unb  würbe  fcf>on  1793  JBrigabege: 
neral  unb  balb  barauf  DioifionSgeneral.  (5r  batte  ftcb  bei 
&erfdjiebenen  Gelegenheiten  al§  gelbberr  auSgejeidmet,  als 
er  an  $od)e'S  Stelle  ba5  Gommanbo  ber  SRofelarmee  über; 
nabm.  3m  3abre  1794  ftegte  er  bei  Ärlon  unb  fpdter  bei 
gleuruö,  nafcm  ben  SSerbünbeten  bie  eroberten  gelungen  ab 
unb  trieb  fie  über  ben  9Jr>etn  jurücf,  fobaß  aueb  SRafhicbt 
unb  8ur«nburg  fieb  ergeben  mußten.  £>ierauf  ging  3*  1795 
felbft  über  ben  iRbein,.  ofone  jeboeb  feine  Stellung  bebaurw 
ten  ju  f&mten.  SRadjbem  er  an  9>id>egru'S  ©leBe  getreten 
war,  überfiel  er  ba«  rechte  8?bemufer  unb  brang  nad)  ber 
Eroberung  granfrnS  fiegreiA  gegen  S36bmen  unb  3cegen8* 
bürg  t>or.  2fl>er  eon  bem  Cmherjoge  Äarl  gefdjlagm,  mußte 
er  |2dr>  jurütfsiebm  unb  cntlict)  über  ben8?bein  fluchten.  ©r 
trat  nun  vom  ÄriegSfcfjauplafcc  jurücf  unb  lebte  jurürfgejos 
gen  in  feiner  SJaterftabt.  ©ebon  1797  würbe  er  jeboeb,  alt 
SRifglteb  be«  SRatbS  ber  günfbunbert  wieber  in  Sbdtigfeit 
gefegt  unb  »erfocht  als  foldje«  bie  Hufrrcbtbaltung  ber  3la 
publif.  9iad)bem  er  1799  ben  Oberbefehl  über  bte  Hönaus 
armee  übernommen  fyxtte  unb  in  ©djwaben  cinqebumgen 
war,  beftegte  tfjn  nochmals  ber  Ghrjberjog  Äarl  bei  Storfacö 
unb  3f.  trat  ben  JDberbefebl  an  ÜJJaffe'na  ab.  SJergebenS 
hatte  ftdj  3.  ber  iSinfübrung  ber  confularifd^en  Regierung«: 
form  am  18.  SJrumaire  (9.  SRoo.)  1799  wiberfefct,  bureb. 
welc&c  S'rnpolecm'»'  ©riße  begrünbet  unb  ber  erfle  Stritt 
jux  2fufbcbung  ber  franj.  9tepublif  gerban  würbe.  Cr 
würbe  1800  mit  ber  Verwaltung  von  yiemont  beauftragt, 
1802  fRitglieb  be$  ©taat$ratbS,  warb  1803  oon  Napoleon 
mit  bem  Öberbefebl  über  bie  ital.  Xxmtt  beauftragt  unb  im 
folgenben  3«bre  jum  JReicb^marfdjall  unb  ©roßfreuj  ber  Crb; 
renlegion  ernannt.  SRadjbem  1805  SRaffena  bie  ital.  Xrmee 
übernommen  batte,  biente  3.  al8  ©eneral  unter  bem  Einige 
äofepb  er ii  in  Neapel  unb  bann  feit  1808  in  Spanien. 
25er  fd)ltd)te  Srfblg,  ben  bier  bie  franj.  ©äffen  batten,  be* 
roo«  3-,  fieb,  1809  jurücf  utjicben,  aber  Napoleon  fdjicfte 
ihn,  att  er  ben  ruff.  g'lbjug  unternabm,  nacb  Spanien  jus 
tücf.  SRacbbcm  bie  granjofen  bei  Siittoria  1813  gefc^lagen 
worben  waren,  febrte  er  nacb  granfreieb  jurücf  unb  würbe 
1M4  ©ouoerneur  ber  15.  üftilitairbimiion.  ÄI5  9lapo* 
leoxi  abgebanft  liatte,  jogerte  3>  ni$t,  bem  Äönige  l'ub= 
wig  XVJ1I.  ju  bulbigen.  2>ennoc^  ernannte  ber  von  Glba 
roieber  nad)  granfreieb  fommenbe  Napoleon  ibn  »um  $air 
uon  granfreict)  unb  übergab  U)m  S3efan?on  ^ur  XJertbeibii 
gung.  Sie  SBaffen  ber  Sicrbünbeten  fübrten  Subwig  Will, 
juruef  unb  3.  erfldrte  ftcb  fogleicb  für  benfelben.   Cr  fianb 


11  Jubeljahr 

an  ber  ©pi&e  M  Äneg&gericbiS,  welc^ed  über  ben  9Xar. 
fcball  9? et)  baS  Urtbeil  fpiecben  follte,  ftcb  aber  für  incoin: 
Petent  erfldrte.  5Bon  8ubwig  XVIII.  würbe  3.  1817  jum 
©ouberneur  ber  7.  SRilitairbwijton  unb  1818  jum  $air  er: 
nannt,  unb  nacb  ber  3uliu3ret>o(ution  würbe  er  1830  ©ou« 
»erneur  be8  3n»alibenbaufei  w  ?)ariö,  a»  welker  er  1833 
geworben  ifr. 

Journal  beißt  eigentlid)  ein  „SEagebucb/'  unb  es  werben 
unter  biefem  tarnen  oorjugöweife  biejenigen  regelmdßig  en 
ftt)einenben  Schriften  (SEagebldtter,  S3ocr)enbIdtter,  ÜBonatß-- 
fünften,  SBiertcIjar>rö fcrjrtften)  oerflanben,  weldje  entweber 
ben  3wecf  ber  Unterbaltung  ober  ber  überftdjtlicben  jDarjieU 
lung  ber  in  ber  Literatur  auftretenben  SReuigfeiten,  ber  gort: 
febntte  in  Äünflen  unb  SBiffcnfcbafteii,  ober  enblio>  eine 
Seurtbeilung  ber  bebeutenbern  tiefer  ©rfeejeinungen  jum  3wccf 
baben.  3(ua)  bie  3eitungen  (f.  b.)  finb  eigentlid)  3our= 
nale,  pflegen  jeboeb  unter  biefem  SRamen  nidjt  mit  begriffen 
ju  werben.  25ie  3ournale  fonnten  erft  auffommen,  nac^s 
bem  baS  Sefen  aufgebort  batte,  nur  baS  Gigentbum  eincS 
fleinern  Greife«  oon  ©ebilbeten  ju  fein,  unb  würben  ein  f8t- 
bürfniß,  nad^bem  fic^  in  Äunfl  unb  SEBiffenfd^aft  ein  fo  res 
ge8  geben  entwicfelt  unb  jugleid).bie  ÜRenge  neuer  (5rfd;et-- 
nungen  auf  biefem  ©ebiete  fo  groß  geworben  war,  baß  eS 
immer  febwieriger  würbe,  eine  Uberpdjt  über  biefelben  ju 
erbalten.  Die  erften  Sournale  waren  baö  „Joomal  des 
sarans"  feit  1665  in  granfreid),  ba$„Giornale  de'  IcUerali" 
fett  1668  in  Stalten  unb  bie  „Ada  eniditorum"  feit  1682  in 
£>eutfd)lanb.  Die  3ournale  finb  b^uftg  jur  föeförberung 
oon  ^arteiintereffen  benubt  worben,  baten  oielfadj  jur  %ni: 
breitung  fdpiefer  unb  oerleumberifcber  Urtbeile  gebient,  fowie 
fte  bte  Seicbtigfeit  unb  JDberfIdd)licl>feit  beaünjiigen;  aber 
fte  geben  audj  ber  Literatur  eine  eigentbümlid^e,  ber  SBiffcn: 
febaft  unb  ber  Äunft  felbfl  f6rberlic|e  Slegfamfeit,  unb  ber 
SBerjldnbige  legt  ibnen  nur  ben  toorübergebenben  SfBertr)  ei: 
ncS  3ag§gefd)wd£e$  bei,  wenn  fie  ntebt  bureb  gn'mblicbere 
Äuffalfung  i'breS  ©egenfianbd  fieb  feine  X$tung  oerfdjaffen. 
—  Sournal  nennt  man  im  faufmdnnifdjcn  ©efc&dftSle: 
ben  ein  S3ud),  in  weldjeö  gew6bnlid)  monatlich  bie  oorge: 
fadenen  Gefcbdfte  nad;  ibrer  ©leiebartigfeit  jufammengcfiellt 
werben. 

Jubdjoln;  bieß  bei  ben  3uben  jebeS  50.  3ab«/  ba§  bureb 
ben  ^all  ber  $ofaunen  am  10.  £)rt.,  als  am  großen  SBer? 
föbnung§tage,  im  ganjen  Sanbe  verfünbigt  würbe,  weSbalb 
cö  aud)  ^adja^r  genannt  würbe.  2ßdbrenb  beffelben  mußte 
alle  gelbarbeit  ruben;  Sflaoen,  welcbe  ^»ebrder  waren,  wür- 
ben frei;  baS  oerdußerte  ©runbeigentbum  fam  an  ben  ur- 
fprünglid^en  ä8efi(jer  ober  feinen  recbtmdßiaen  (Srben  wteber 
jurüd;  alle  ©djulben  würben  erlaffen.  Diefe  Einrichtung 
batte  ben  wobltbdtigen  3wecf,  einer  gdnjlicben  Verarmung 
ifraelit.  gamilien  oorjubeugen,  bte  gruebtbarfeit  beS  ßanteS 
)U  erbeben  unb  bte  Gleichheit  unter  ben'  ©üterbefi^ern  ju 
erbalten.  Docb  febeint  fte  niebt  oor  bem  Gril  befianben  ju 
baben.  —  3n  9tacbabmung  bed  iüb.  3ubeljabrS  erfldrte  ber 
$apfi  SBonitacius  YUI.  1300  bau  erfle  3abr  beS  neuen  3abj> 
bunbertö  für  ein^ubelfabr  ober  3ubildum,  in  welcbem 
ollen,  bie  nacb  Korn  wallfabrten  unb  fromme  ©penben  brin- 
gen würben,  SBergebung  ber  Sünben  bureb  ben  2(blaß  cm-. 

fjefünbtgt  würbe;  baber  aud;  Xblaßiabr.  Die  großen  ©c(b: 
ummen,  bie  baburcp  bem  r6m.  öruble  judoj|en  unb  ber 


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Jubüate 


512 


Joden 


SBunfcb,  bof  jebrr  Sbrifl  ein  3ubeliat)r  erleben  möchte,  be« 
»ogen  (Siemens  VI.  1350  jebeS  50.,  Urban  VI.  1389  iebeS 
33./  in  iß^icbimq  auf  3efu  33idbrigen  % uf enthalt  auf  ber 
&rbe,  $aul  II.  1470  jebe*  25.  3<»bi  ju  einem  3ubeljabrc 
ju  beftimmen.  Da  aber  ber  in  einem  Subeljabjre  von  ber 
Ätrchc  gefpenbete  Segen  »egen  ber  foflfpieligen  9?eifen  nad) 
{Rom  ber  Gbrifienbeit  nicht  allgemein  ju  £b  c  i  l  »erben  fonnte, 
fo  erflirte  g)aul  in  ben  verriebenen  Sdnbern  gewiffe  Äir* 
eben  ju  ©nabenfütten ,  wo  er  3ebem  für  ben  t  ritten  SEbeil 
ber  zumute  juertbeilt  würbe.  Die  bureb  foldje  allgemeine 
2lblaffe  gefammelten  ©clber  rourben  jualeid)  als  eine  Steuer 
jum  aürfenfriege  ober  »um  S$au  ber  5>eterSfircr)e  betrachtet. 
2tber  fie  famen  immer  fparfamer  ein,  feitbem  bureb  bie  Stu 
formatton  ba8  Viblajjmefen  erfdjüttert  roorben  mar.  Doch  rourbe 
nod)  1825  baS  3ubeljabmnit  vielem  @ntbufia§mu§  in  3?om 
gefeiert.  3n  ber  prote|tantifd>en  .Kirche  ifi  bem  Jfnbenfen 
an  bie  Deformation  von  1517,  an  bie  Übergabe  ber  aug8». 
burgifeben  ßonfefjton  von  1530  unb  an  bie  Stiftung  be8 
iReltgionSfriebeno"  von  1555  aller  btmbert  3al)re  eine  brei> 
tagige  Seier  gewibmet  roorben.  3£ucr>  anbere  wichtige  (freig* 
niffe  beS  SBälfer*  unb  Familienlebens,  ber  Staaten,  SBiffen» 
föaften  unb  JtänfU  »erben  burd;  Subilaen  ober  3ubel* 
fejle  gefeiert. 

3ubilcitc  be'ft  ut  Aircbenfpracfte  ber  britte  Sonntag 
nacr)  JDftern;  er  fuhrt  barum  biefen  tarnen,  weit  an  ibm 
ebemalS  ber  ©otteSbienft  mit  ben  SBorten:  Jubilate  De«, 
omnes  terrae,  lobfinget  ©ort,  alle  8anbe  ($falm  66,  2.), 
begann. 

3iri>06,  Sobn  Simon'?,  mit  bem  Seinamen  3fd)ariott), 
einer  ber  Xpoftel  3efu  unb  al8  fein  58errätber  ein  ©egen« 
ftanb  beS  Bbf<beu5  bei  ben  ßbriften.  3n  ber  ©cfellfdjaft 
3efu  machte  er  auf  ben  Sebrretfen  ben  gemeinfamen  Jtaffen« 
fuhr  er,  mit  brau  ehre  aber  ba§  ibm  gefebenfte  SBertrauen  burd) 
betrugerifebe  ©ewtnnfucr)t,  inbem  er  fieb  jualeid)  ben  Schein 
ber  Uneigennü&igfett  unb  SRilbtbatigfeit  gab.  enblid)  »er* 
rtetr)  er  feinen  #errn  unb  5Diei|ter  für  30  Settel,  weldjeS 
etwa  20  Sbaler  beträgt,  bereute  aber  nachher  bie  febwane 
2 bat,  a(8  er  ihren  febreef  lieben  Grrfolg  fab  unb  erbing  ftcr), 
natbbem  er  juvor  ben  SBerratberlobn  in  bie  $anbe  ber  3u« 
btn  jururfgegeben  batte.  Da  fciebe  unb  Danfbarfeit  3. 
gleich  Hart  an  3efu8  feffeln  mußten,  fo  ifi  e*  febwer,  ju 
entfebeiben,  auä  weich  cm  ©runb«  bie  ungeheure  ;2'hac  ber» 
vorging.  ÜRan  bat  biefen  nicht  nur  in  ber  $abfud>t,  ju 
ber  3.  einen  überwiegenben  #ang  jeigte,  gefugt,  fonbern 
au  *  gemeint,  er  habe  bie  törichte  Hoffnung  gehegt,  baf  ein 
herbeigeführter  offener  'angriff  3efu8,  ber  tbm  ju  lange  ji» 
aerte,  beRimmen  werbe,  fich  jum  .König  ber  3uben  ju  er* 
flehen.  Die  alte  Jtira>e  betrachtete  3.  M  ein  SÖerf jeug  Ui 
Teufels  unb  noch  immer  gilt  im  gemeinen  Seben  eure  3u* 
baSfeele  a\i  ber  3nbegnff  bei  f<bwawfren  Unbanfd,  oti 
niebrigßen  @<i)e$  unb  cnblofer  Salfa)beit  unb  ©o?heit, 
»elo>en  öbarafter  auSbrücfenb  fein  Silbnig  auch  von  jtunfb 
lern  bargefieUt  »orben  \% 

3ui)ao,  mit  bem  3unamen  gabbdu«  ober  SEb^bbdud 
(ber  Wutbtge),  »ar  einer  ber  j»6lf  Xvoftel,  em  ©ruber 
3afobu§  brt  Steinen  unb  Sobn  M  TU^ioi  unb  ber  SRa» 
ria.  habere  9tatbricf;ten  über  ihn  ertbeilt  Weber  bie  heilige 
Sdmft  ned)  bie  foatere  ©efdjicbte.  9latb  einer  Sage  foü" 
er  m  »erotnoung  mtt  yetru«  für  bte  JBerbreitttng 


fientbuin5  in  $erfien  gewirft  unb  bafeu^ji  ben  SDHärtgrcrw 
erlitten  baben.  2>agegen  maebt  ihn  eine  anbere  Sa9e  jum 
Stifter  ber  foriftbtn  Jttrdje  unb  lagt  ihn  in  ßbeffa  narl- 
lieben  aobe§  fterben.  3»eifelbaft  ijl  e«,  ob  er  ber  8etf» 
fer  beS  f leinen  »riefS  ifi,  ber  fieb  unter  feinem  Stanen  in 
ben  Stfcrtften  be«  5».  X.  ftnbet.  • 

3uim  b«'§t  ba«  gefammte  ifraelit.  JBolf  fett  feiner  Soft 
febr  au8  ber  babvlon.  ©efangenfdjaft,  weil  eä  grtfttnfrfc 
2lngebörige  beS  ebemaligen  3tei<b3  3uba  waren,  bie  (eil  SÜ 
auf  bie  (^rlaubnip  beä  6»ru§(f.  b.)  nacb  ?)aläpino  fM 
febrten.  25em  erflen  »on  eära  (f.  b.)  geführten  $wa. 
ber  mit  Söcibern,  Jtinbern  unb  Sflaven  nidjt  über  50,oa 
Seelen  jäblte,  folgte  Später  unter  9t ebenda  (f.  b.)  th 
jweiter  minber  jabtreidper.  Der  größere  Sbeit  ber  Stra- 
ten blieb  am  euphrat  unb  in  '^gppten  *urüd,  bes  Sc;:-? 
b«S  neuerrungenen  Seßenöglücfö  bem  Anbaue  beö  »eroulit 
ten  SJaterlanbeS  »orjiebenb.  Unter  ibren  begeiflcrtm 
rem  begannen  bie  3urücfgefebrten  ben  SBieberaufbaa  3ro« 
falemS  unb  be§  SemvelS,  bocr).nia>t  ebne  Jgttnbctniffe,  c« 
fid;  bemfelben  bie  Samariter  (f.  b.)  entgegenjieHten,  »ei 
cbe§  ben  ©runb  m  bem  riefgemur&elten  |>affe  beiber  %t 
ttonen  legte.  Die  von  <23ra  unb  Siebemia  getroffenen  is- 
gerlidben  unb  gotteSbicnfllidjen  Xnorbnungen  matten  ic 
neugegrunbeten  ^itaat  in  2tßem  ju  einem  treuen  »at^tot 
ber  «Wofaifeben  ©efe&gebung.  Derfelbe  war  im  3tmern  ie 
Leitung  eigner  4>oberpriefler  unb  ^Iteften  überlaffen  unb  Hici 
unter. ber  £)berberrfd>aft  ber  Werfer,  bi«  Äleranber,  ber  & 
fieger  be«  3RorgenlanbeS,  ben  Semvel  3ebova'«  330  berat 
25te  ©efdjicbte  btefe«  3eitraum»,  minber  bebeutenb  irt* 
ben  Drucf  ber  fremben  |>errf<baft,  legte  ben  ©runb  jn  bm 
[pätcr  fo  fdiroff  hemprtrctenCen  ciqcittbümlicben  Gbowftc 
be*  SJolW.  Die  wib«nb  einet  mebr  al«  SOjabriaen  Ii 
matloftgfeit  uberftanbenen  Drangfale  batten  baS  Boll  jo  m- 
überjeuguna  gebract/t,  baß  Untreue  gegen  3«bova  unb  t> 1 
fall  vom  väterlichen  ©efeg  jum  Unglücf  führen  müfit  SS» 
frommem  gifer  würben  bie  alttejiamenrlicben  Schriften » 
fammelt  unb  tri  ba«  ^»eiligtbum  beS  SCemvel«  ge#eBt  i» 
Snnagogen  entfianben,  iöet»  unb  gebrfäle  würben  m  ytc 
grogern  Ortögemeinbe  eingerichtet  unb  unter  bie  Xurnc; 
frommet  unb  febriftfunbiger  SWänner  gebellt,  bawt  bn 
SBolfe,  welche*  inbejj  bie  tbalbdifcbe  ©unbart  ongenannB 
batte  unb  nid)t  mebr  feine  tieiltgen  ScbrifUn  verft«^.^ 
®ei(t  ber  grimmigfeit  unb  ©efeblidifeit  eingeprägt  unb 
f,u  neuer  ÜJiacbt  unb  ©röf?c  geführt  würbe.  Xbet  bk  rfy 
ängfllicbe  ©etnifTenbaftiafeit  beft  hierbei  beobachteten  Ser^ 
rend  ließ  biefe  Änftalten  nur  wenig  ihrem  3wcJ  emtprecb» 
Det  ttligi6*jftttliche  3nl>nlt  be*  ©efefte*  ging  bem  Bfih 
burcr)  bie  meift  fvi^ftnbige  unb  oft  cbalbAifcK  fädii)cx  w 
mifcbenje  Dcutuugörotife  ber  ©efeßlebrer  verloren.  8" 
fcblimm  e«  um  beii  fräfrigen  retigi6fen  Sinn  ffomb,  j«f 
vor  'ÄTlem  ber  BerfaU  ber  Dicbttunfr  feit  bem  m 
rtnb  fo  bei  erneuerte  ©fer  für  bas  ®cfe^  wenig  gute  Rruff- 
brachte,  lief  er  jugleitb  bic  baran  gefnüpften  |>offnunsö 
auf  rrbifebe  ©rofe  unb  Wacht  unerfüllt.  Starf  im  Äanta 
an  eine  befonbere  SBertieb«  ©otteS,  muffen  bie  3utm 
fortwabrtnb  ihre  Obnmacbt  in  ber  Xbbängigfeit  p»n  m« 
ber  Jg>errfd>aft  empftnben.  9?ad)  Xleranbet"*  Stob«  Pf* 
fie  unter  tfgvpten  323—221,  bann 
Untcrtbanen  bau)  ber  ügnpt.,  balb  bet 


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Jaden 

Kenige,  bit  fit  um  bat  3abt  180  unter  Seleufui  ^bi(o> 
:mx  bem  fvttfcbcn  Weiche  autfcpliefjenb  zufielen.  Dat 
2cbwanten  ber  auswärtigen  $errfcbaft  fonnte  bem  JBolfe 
m  ®anjen  nicht  frommen;  verbrrblicb  aber  würbe  et,  ba 
nc  Jtämvfe  jwifepen  Egypten  unb  Sprien  auf  »aläff.  8$o-- 
nn  autgefoepten  würben,  ober  SErupvenzüge,  welche  bat 
!anb  autfogen,  veranlagten.  Der  JBerfucp  bet  'Äntiocbut 
fpiphanet,  bem  ausgeplünderten  unb  mit  Steuern  unb  äb- 
jaben  beladeten  Siolfe  grieeb.  (Sitten  unb  {Religion  aufju* 
ringen,  brachte  baffetbe  jur  Verzweiflung.  Unter  bem  prie» 
i  erbeben  #elbengefcblecbre  ber  aSarfahäer  (Jrwmmerer)  Jämpfte 
•  feit  167  für  {Religion  unb  Nationalität,  unb  bei  .Kampf 
•nbete  141  mit  bem  Sturze  ber  fpr.  .ßerrfebaft  unb  ber 
Eieberherflelluna  ber  nationalen  Unabhanajgfeit.  Simon, 
er  iei;te  SRaHaoaer  (bie  jwei  anbern  ©ruber  waren,  ber 
ine,  3ubaö,  ben  $eibentob  geworben,  ber  anbere,  Sonatbcn, 
SBeuchelmorb  umgefommen)  eröffnete  eine  {Reibe  felb» 
iänbiger  Sürßen,  bie  jugteieb  bie  4>obevriejlerwürbe  be» 
.eibeten  tmb  bie  von  bem  Urvater  ber  gamilie,  .£>a&mon, 
lammt  ben  Namen  ber  4j>atmonäer  (Cfrlaucbte)  führten, 
ununterbrochene  Sfcbronfireitigfeiten  in  'Kgppten  unb  Sp* 
ien  liefen  bie  3uben  ihre  Unabl>äna.tgFeit  genießen.  Simon 
rüftigte  bat  {Reich  bureb  ein  5ßünbni§  mit  ben  Körnern,  unb 
Johannet  gprfanud,  fein  Sopn  unb  Nachfolger  (136—105), 
neeiterte  cd  bureb  Eroberungen  unb  Stege,  ton  benen  ber 
Sieg  über  bie  Samariter  bureb  bie  3er|lörung  ihres  SEem« 
jeU»  auf  ©arijim  129  eine  ©efriebigung  bet  Nationalbaffet 
rurbe.  Der  um  biefe  3«t  entflanbene  Sanbedrin,  ber  hohe 
Karg,  bilbet«  ben  oberfien  ©ericbttbvf  in  {Retigiontfacpen 
mb  biente  juglcicb  als  Unferbehörde  über  $olicei  unb  {Kecbtö» 
jfltge.  Die  fortgefebrittene  Salbung  jeigte  ber  ^anbel,  ber 
icben  ber  JBefdpäftigung  mit  Sanbbau'eine  zweite  Raupte« 
ocrbtgueUe  ber  Nation  geworben  war.  Die  Neigung  ju 
(mfelben  war  bei  ben  Sfraelit'cn  febon  im  Grit  erwacht, 
Kirch  bie  vermehrte  Skttölferung  bet  ganbei  unb  btffen  für 
m  erweiterten  Völferverlebr  vorteilhafte  Sage  würbe  fie 
efct  noch  befonbert  unterhalten  unb  begünfhgt.  2Cucf)  bie 
Verbindungen  mit  ben  auswärtigen  ägvpr.  unb  babpl.  3uben, 
ie  je$t  noeb  fortwäbrenb  burd;  freiwillige  Xutwanberer  in 
Mi  griccb.»röin.  feänbergebiet  vermehrt  mürben,  führten  ju 
H'eicbtbum  unb  Jtenntniffcit,  ba  jene  eine  ©teuer  an  ben  Sem« 
Ml  entrichteten  unb  nur  jjett  ber  bobjn  gefte  in  jabtreieben 
itaravanen  nach  bem  jpciligthume  wallfabrteten.  Tiber  ber 
m  3nnern  unbefriebigte  Sinn  bet  Volft  trat  in  ben  §>ar» 
eien  ber  Sabbucäer,  »pbarifäer  unb  Gffäer  hervor,  von  be> 
n  bie  beißen  erfren  ben  Jtampf  üiieländifeber  Sitte  unb 
Kiftetbilbung  mit  nationaler  'Äbfcnberung  unb  religi6fer 
öcoonugung  unterhielten,  bie  leßtern,  alt  jerfallen  mit 

■  bürgerlichen  unb  religiöfen  ©emeinwefen,  in  frommer 
Stillt  fid>  ber  JtTffentlicbfeit  entzogen.  $arteipaf)  unb  ärger« 
ia>t  äwifcigf  eiten ,  bie  in  ber  fürjtl.  gamilie  felbjr  außbra» 
ben,  bezeichnen  bie  nachfolgenden  {Regierungen.  Subot  Hri« 

•  ului(i0.r)— 104)  legte  fieb  ben  Aönigttitel  bei  unb  Wer* 
3annai  (104—79)  eroberte  in  einem  glücf  Heben  Äriege 

cgen  'Ägnpten  bie  ©ren^fefie  Waja.  Unter  bem  Söeiftanbe 
barifäer  regierte  bie  Königin  Salome  Äleranbra.  Uli 
'  geftorben,  machten  ihre  beiben  Söhne  ^>pr(anu6  unb 

nftobuluj  fieb  bie  Ärone  ftrettig.   Der  {Römer  i)ompeju*, 

on  ber  febwäcbern  Partei  jur  SJermittelung  bwbeigerufen, 

•iftftjCMW.iJtt.  II. 


Juden 

vermittelte  nach  rönt  ©runbfä^en  burcp  allgemeine  Unterjo« 
ebung  63.  Subäa  würbe  eine  tson  ber  $rooim  Sprien  ab- 
hängige Gtbnarcbie  (Solfdfürßentbum)  unb  |)prfanud  in 
berfelben  tum  ^»ohenprieftcr  unb  fftbnarcben  eingefe^t,  wäb.« 
rtnb  'XriftobuluS  mit  feinen  Söhnen  unb  Socptem  ben 
Sriumpbjug  bei  ^ompejus  in  {Rom  verherrlichen  foQte. 
Seine  unb  feiner  Söhne  <?ntroeicpung  au6  ber  befangen« 
febaft  brachte  neue  itriegSunrupen  über  bat  £anb.  Nacp 
blutigem  wecbfelooQen  Aampfe  gelang  cd  bem  Xntigonnd, 
Ariftobumd'  jroeitem  Sohne,  bie  röm.  Partei  511  terbrängen. 
3uhelnb  begrüßte  in  it)m  ba8  Süolf  (40)  noep  einmal  rinen 
freien  jüb.  Jtönig.  21ber  toben  im  dritten  ^abre  f einer 
{Regierung  würbe  ibm  ber  SEhron  bureb  ben  röm.  ©ünßling 
unb  .palbjuben  $erob<ä  entriffen  unb  er  fclbfr,  ber  (e^te 
S&roffe  ber  ^>a5monäer,  am  Scbanbpfabje  fcbmacbooll  bin« 
gerichtet  De»  ^»crobeS  halb  jüb.  unb  halb  röm.  @eftnnung 
fieberte  ihm  bie  jperrfepaft.  Unter  ihm  entartete  bie  Nation. 
Sübifche  @roge  würben  röm.  Schweiger  unb  baS  83ol(  foüte 
über  glän^enben  ^Bauten,  äheatern  unb  Jlampffpielcn  bat 
allgemeine  Unglücf  oergeffen.  3n  feine  {Regierung  fiel  brei 
3apre  r>or  feinem  Sobe  bie  ©eburt  3efu.  Son  bem  unter 
feine  Pier  Söhne  getbeilten  {Reiche  erhielt  Xrcbelaul  3ubäa 
mit  Samarien.  'Aber  feine  Unun>erlä{jigfeit  brachte  ihn  nach 
SBienna  in  bie  JBerbannung,  fein  @einet  tarn  jur  9>rooinj 
Sprien  unb  würbe  feit  dem  zehnten  3ai;re  n.  (ihr.  durch 
3>rocuratoren  perwaltet.  Die  ßabfurbt  unb  $ärte  biefer, 
wie  bie  nicht  minber  gewinnfüchtigen  äollpacfcter  machten 
bem  verachteten  fUolfe  die  röm.  4?errfcbaft  \u  einer  urier« 
traglichen  Haft.  {Röm.  Strenge  würbe  von  iub.  4>artnäctig> 
feit  hcrauägefobert.  Schwer  gereijt  burd.)  bie  ©ewaltthätig« 
feiten  be*  $>rocurator6  Qaffiu6  gioruä  begann  bad  Uoif  im 
3abre  66  n.  (Shr.  den  Ärieg,  weniger  in  ber  Hoffnung  bco 
Siegt,  alt  in  ber  Verzweiflung  an  aller  irbifepen  25iohifabrt. 
Dat  ^riegtglücf,  anfangt  ben  Verzweifelten  günftig,  wanbte 
iub  auf  bte  Seite  ber  {Römer,  alt  Ketvafian  67  unb  nach 
feiner  Erhebung  jum  Jlaifer  Xitut  (70)  eine  große  Streit: 
macht  gegen  3 er u fa lern  führte,  weichet  unterging.  (S.  St 
rufaletn.)  Der  Ärieg,  ber  balb  in  den  ©ebirgen  3ubäat 
auttobte,  hotte  einer  SRillion  5Renfchen  bat  geben  gefofiet. 
Die  übriggebliebenen  mußten  gezwungen  auswandern,  ober 
würben  alt  .Kriegsgefangene  theilt  hingerichtet,  theilt  in  bie 
IBergwrrfe  nach  £beräg»vten  gefchieft,  theilt  auf  bie  Sfla« 
»enmärfte  gebracht,  theilt  für  bie  Äampffpiele  aufbewahrt, 
bie  jur  geier  bet  Sieget  bie  {Römer  p  Qäfarea,  SSerptut 
unb  an  anbern  jDrten  aufführten.  Die  3ubcn  hörten  auf, 
ein  felbftänbiget  83olf  ju  fein,  ihrer  honte  fortan  bat  tu 
ben  in  ber  Berjheuung,  bie  eine  allgemeine  würbe  unb  fiep 
balb  über  bie  ganze  befannte  alte  Seit  erfireefte  3n  bem 
weiten  eänbergebiete  bet  röm.  Seicht  waren  bie  3uben  mit 
ber  Übertragung  ber  Semvelfteuer  an  ben  Schubgott  bet 
Seicht,  3uptter  dapitoünut,  nach  ben  be|tepenben  {Religiont. 
gefe^en  geduldet,  bodj  brüefte  fie  ber  SBolttbaß,  ber  jtc  mit 
bem  Namen  bet  fcbeufHicbJen  83o((t  bezeichnete.  Deffenun« 
geachtet  gewannen  fie  burd)  ih"  angebilbete  Umficht  unb 
eine  meift  auf  ^anbel  gerichtete  jBetriebfamfeit  ein  IdjneUes 
Cmporfommen,  unb  ber  treu  bewahrte  ©laube  an  bie  ewige 
Dauer  ü)ret  S3olft  unb  feinet  ©efe^et  erwucht  fogar  un> 
ter  ber  bulbfamen  {Regierung  ^>abrian't  in  einem  von  bem 
fallen  9Sefftai  iBar  Cochba  erregten  «ufjlanbe  zu  bem 


513 


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Jaden 


514 


Jaden 


fübnen,  aber  mißlungenen  SBerfudje,  $alä|ttna  roteber  ju  er* 
obern.  Sine  Annäherung  an  baS  Gt?rifrcntr;um  »erhinberte 
bie  it)nen  eigne  Abneigung  gegen  baffcibe.  Dod)  brauten 
bie  von  Jtonftantin  ben  <3r>ri|ren  geronnen  großen  jßegüns 
fiigungen  viele  Suben  jum  Abfall.  25er  allen  JReligionSpar* 
feien ,  nur  md)t  ben  Gbriften  günfiige  Jtaifer  Julian  (f.  b.), 
erlaubte  ihnen  ben  SBteberaufbau  bei  Stempels  in  bem  eon  $a-- 
brian  auf  ber  Stelle  beS  alten  3erufalem  unter  bem  tarnen 
Aeli«  capitolina  erbauten  ©tabt.  DaS  Unternebmen  würbe 
bureb  ben  fd)neHen  SEob  beS  JSaiferS  verbinbert.  Von  gr&» 
§erm  Erfolge,  als  baS  Streben  nacb  SBieberberftellung  ber 
äußern  ©elofiänbigfeit,  war  im  3nnern  ber  ber  Religion  ge» 
wibmete  JBilbungSeifer.  Die  ©tabt  SiberiaS  »rar  burd)  trjce 
©cbule  ber  ©üj  eine*  geiftigen  3nufatemS  geworben,  ©ie 
beberrfcbje,  auSgueicbnet  tureb  ben  ©eift  unb  bie  firtiicben 
Vorzüge  ihrer  fltabbtnen  (®efe£(ebrer)  alS  oberffer  ©erid)t5s 
bof  (©anbebrin)  unter  einem  Vorfteber,  ber  9lafi,  gürft  ber 
©efangrnfdjaft,  \)\t§,  fämmtlid)e  3uben  beS  AbenblanceS  bis 
429.  ©leid)eS  Anfefoen  behaupteten  bei  ben  6fil.  Juten 
©tbulen  in  JBabylonien,  beren  SJlüte  bis  tief  ins  Mittel* 
alter  binaufreid)te.  ein  22er?  berfelben  war  bie  ©ammlung 
ber  burefc  Uberlieferung  fortgepflanzten  Auslegungen  unb  3u= 
fä&e  jum  A  Z. ,  welche  um  200  von  9?abbi  3«buba  bem 
^eiligen  vnanfialtet,  um  500  voQenbet  unb  unter  bem 
men  SSalmub  ben  Suben  fafl  aller  Reiten  fefiftebcnbe 
©laubenSnorm  geworben  ift. 

3m  Mittelalter  waren  bie  3uben  im  Allgemeinen  ein 
überall  frembeS,  überall  bcimifcbeS,  immer  unterbrucffeS, 
verfolgtes,  verbanntes,  immer  von  Beuern  auftaud)enbe$, 
veraltetes  Volf.  Die  9>äpfte,  wenige  Ausnahmen  ab; 
gerechnet,  begünfiigten  fte,  foweit  eS  fid)  einigermaßen 
mit  ihrer  d;rifrlicbeu  Dberberrfidjfeit  vertrug.  Venebig 
fdjloß  fte  von  feinem  Meerbanbel  auS.  3n  ©panien  wurs 
ben  fte  von  ben  SBeftgotben  faxt,  beflo  milber  von  ib> 
ren  4>albbrübern,  ben  erobernben  Arabern,  bebanbeltt  mit 
benen  fte  fid)  fobon  in  Alien  unb  Afrifa  befreunbet  hatten. 
Daß  fte  ben  AuSfafe  mit  nacb  granfreieb  gebracht  batten, 
fefete  fte  befonberS  in  Vurgunb  beftigen  Verfolgungen  auS. 
Äarl  ber  ©roße  bewies  fid)  bulbfamer  unb  noch  mehr  £ub> 
wig  ber  fromme.  Der  9tubm,  ben  fie  feit  bem  10.  3ab*b. 
in  allen  fünften  unb  SBiffenfcbaften,  befonberS  a(S  Matbe« 
matifer,  Afironomen  unb  a(S  bie  gcfcbicfteftcn  Arjte  ber  Ghrbe 
an  ben  vor$uglid)ften  eure».  <£>6fen,  bis  jum  16.  3at?rt>. 
K-gar  an  bem  päpfilicben  befcaupteten,  milberte  nidit  ben 
f>aß,  ben  bie  (Triften  gegen  fte  a(S  eine  befonbere,  burd) 
22ud)er  unb  Unterbänblergefd)afte  gteichfam  jum  allgemein 
notbwenbigen  Übel  geworbene  Partei  hegten.  Gegen  Qnbt 
beS  12.  Jahrb.  ermorbete  baS  aufrubrift^e  SBalf  ßafliltenS 
bie  febeme  jüb.  ©eliebte  feines  JtonigS  Alfons  IX.,  unb  ber 
Jtönig  ,  welcher  feiner  Untertbanen  jum  Siege  von  SEolofa 
beburfte,  wagte  nicht,  ben  grevel  ut  betrafen.  3n  granf» 
reich  rntftanb  baS  Märd)en  von  einer  wunbertbätigen  #o* 
fiie,  wdebe  bie  Suben  gefioblen  haben  feilten ,  unb  biente 
«um  Vorwanbe,  bie  ©pnagogen  ju  jerfiiren.  Den  blutig» 
Ren  Verfolgungen  waren  bie  Suben  burd)  bie  Jtreujjüge 
ausgefegt,  ungeachtet  fie  ju  benfelben  borten  (ieuern  helfen 
muffen.  Die  wäbrenb  berfelben  an  ihnen  verübten  ©rau< 
famfeiten  waren  Jahrbunbcrte  binburd)  ben  ©emeinben  (e> 
heutiger  AuSbrucf  beS  ©dprecfenS,  unb  fte  bauerten  auch 
nacb  ibrer  SBeenbigung  noeb  fort,  ba  bie  9)efi,  welche  btn 


Äreuifabrern  nad)  Europa  folgte,  von  SBergtfhmg  berßr.: 
nett  burd)  bie  3ubrn  abgeleitet  wtube,  unb  anbere  getäi",; 
©m'tdjre,  baß  fte  (Shriftentinber  morbeten  unb  geweibete  ^«pu 
ertauften  unb  burebftacben,  JBorwinbe  ju  einem  b!u:;i: 
fahren  gegen  fte  würben.    AuS  bem  fübwe(l(.  Deutf*; :•: 
gewaltfam  oerbretngt,  wanberten  fte  nad>  Mähren  tut«  fr 
len  unb  grünbeten  bie  bortigen  jal)lreicben  ©emeinben.  Ii:: 
^>anbelSvortl)cile  gereift  unb  bem  fürftl.  @igennu(e  ant> 
behrlid),  feierten  fie  fpdter  in  bie  verlaffenen  ürib«  r: 
©täbte,  in  benen  ft«  in  abgelegenen  ©äffen,  Subflij«^ 
genannt,  jufammenwobnen  mußten,  wieber  jurutf;  aber  tr 
neue  Aufenthalt  war  mit  bem  SJerlufle  ader  SRcnftbrnti 
unb  ber  Erlegung  febwercr  Abgaben  oerbunben  unb  i 
ihnen  an  mandjen  Drten  noeb  befonberS  baburd)  »erbittat. 
baß  ft«  jur  allgemeinen  93erfpottung  ein  iußereJ  Jtenr;; 
eben  an  fid)  tragen ,  jäbrlid)  einmal  gewiffe  entebrenbc  « 
beiten  r<errtd)ten  ober  jum  eignen  Arger  in  bie  Jütdjen  tr 
ßhrifien  geben  unb  mit  Demutb  eine  gebafftge  fr;::: 
anboren  mußten.    3n  3talien,  wo  man  Jte  bruefte,  g:':c 
fie  bod)  Anlaß  jur  (jrrid^ung  von  Üeihbdufern,  aua)  M 
ren  fte  im  Söeft^e  berühmter  Drucfcreien,  befonberS  ju 
eino,  Neapel  unb  SJenebig.   Die  ^äpfte  blieben  r 
renttjeilS  gewogen,    ©eit  bem  Anfange  beS  II. 
je(}t  erfebetnen  "fie  bei  jeber  papfilieben  a^tjrontefteigung, 
reichen  ihr  ©efegbud)  unb,  als  Tribut  an  bie  Äammer 
^>funb  ^feffer  unb  ^wei  ?)funb  ^immt.    3n  ©paniert  nit 
ben  fte  im  frieblicben  jufammenwobnen  mit  btn  5«t 
alle  Jtünfte  unb  22iffcnf(baftcn,  unb  fclbft  bie  £icbjW 
blieb  ihnen  nid)t  fremb;  aber  1492  traf  fie  baS,  auf  fr" 
gen  beS  ©roßinquifttorS  £orquemaba,  von  Jerbinanb  .• 
Sfabella  gegen  fte  erlaffene  SöerbannungSebict.  9lie 
ein  ©tfe^  unbarmberjiger  vollzogen;  fctbfl  Die,  »elcbe 
jum  ($l)riftentbtimc  befebrten  ober  befebrt  ju  fein  tct 
würben  mit  unetl)6rter  Ungcretbtigfeit  bebanbelt,  JDie  •  ' 
ften  unb  oornebmften  ber  Verbannten  entwid;en  naeb  fOP 
tugal.   Die  geringere  Menge  rettete  fid)  nad;  Afrifa  : 
lebte  bort  in  Ärmütb  unb  Änecblfcbaft.  Aber  aud)  ou^ v: 
tugal  würben  fie,  auf  gerbinanb'S  Antrieb,  unter 
dmanuel  1507  oertrieben.    Die  glüa)tigen  nabm  grcfn 
tbeilS  3talien  unb  Äonffantinopel  auf;  bod)  behauptete  r. 
gegen  (fiibc  beS  18.  3«>brb-  ein  vieloerbreiteteS  ©erüi  : 
befdnben  fid)  unter  ben  erfien  Familien  Portugals  ur,r 
n'tenS  folebe,  bie  dußerlid?  (ihriften  fchienen  unb  im  ^ 
il)reS  ^aufeS  ben  ©tauben  unb  Dienfi  ihrer  jübifa)e»ßäK 
betvabrten.   Die  bollanb.  Suben  waren  feit  ber  €nü - 
beS  ^reiftaats  burd)  unermeßlidu  Sfeicbthümer  berubrr:; 
poln.  unb  ruff.,  nid)t  befriebigt  burd)  einen  attSacbe- 
Äanbel,  braebten  nodb  ben  Vier»  unb  Vrannnrtinfcban! 
fid),  ja  felb|l  ju  ^)ojlb>Jltcrn  wußten  fit  f'd)  bin  unt  : 
emporjufebwingen;  bagegen  ben  befd)rdnftem  beutfcl1- 
ben  Armutb  unb  ein  nur  mittelmäßiger  SBobliionb  ju  S 
warb.  Aber  barin  waren  fid)  bie  3uben  aller  Cintt 
baß  fte,  obne  Antbeil  am  fiaatSbürgerlicbert  8eben,  M 
SJaterlanb  unb  greibeit,  überall  als  grembünge  lebten 
jeben  JRubm  eines  gemeinnü|igen  SöirfenS  einem  Biet 
Cigennu<5e  jum  Dpfn  bringen  mußten.  Diefe  6c 
«Riebrigfeit  begann  erjl  feit  ber  Mitte  beS  18.  3abrb.  |: 
einen  allmdlig  verbefferten  3uftanb  für  bie  Suben  Bfflj«^1 
bern,  feitbem  bie  fortgefebrittene  Vilbung  ibnen  nid'i 
ben  JBeftfc  ber  Mtnfcbenrecbte  flretttd  ntacble  unb  fu 


Joden  -  Christen 


515 


Judith 


vitttgt  btmh  ^od^gebilbetc  unb  geiftvoöe  ©olfSgenoffen, 
iebe  üöcife  ben  goberungcn  ber  3«it  nacbjufommen  fueb» 

::  ©o  würbe  bie  ©olfSerjiebung  verheuert,  bie  talmubi» 
Sahungen  verloren  ibr  ©eroicfjt  unb  beim . ©otteöbtenfle 
!.im  bie  fcanbeSfpracbe  in  ©ebrauch.  2>a§  natürliche  <?rgeb< 
ijjfl  biefeS  Bufianbed  war  bie  goberung  ber  vollen  bürgert 

-  ;i  ©(eiibfiellung  mit  ben  Gbrijten.  DaS  8ofungSwort 
UiberaliSmuS :  bürgerliche  unb  religiöfe  greibeit  für  alle 
Seit!  gewann  biefer  Umancipation  eine  mächtige  gartet, 
ftjpoleon  eoOjog  bie  bürgerliche  tjrläfung  ber  3uben  1806, 

c  auch  in  .Öollanb  unb  ©elgien  gültig  blieb;  in  Worbame» 
•ifa  gehörte  fte  jum  SBJefen  beS  ©taatS.  Xucb  in  beutfdu-n 
ianben  iß  ber  bürgerliche  jjuftanb  ber  3uben  feit  Jofepi)  II. 
njnnicbfach  gebeffert  worben,  aber  gegen  ihre  voÜfommene 
Micidjfttllung,  bie  nur  unter  ber  franj.  |>errfchaft  vorüberge» 
enb  fiaufanb,  erinnerte  eine  fonft  nicht  illiberale  Partei,  baß 
juben  bem  SSaterlanbe  boch  nur  grembünge  feien,  be* 
ich  baber  bie  bocbjte  ©aflfreunbfdjafr ,  aber  fein  ©taatSbür» 
jcrrecht  gebühre,  unb  baß  bie  europ.  (Staaten  auf  cbrifllicben 
Srunblagm  ruhen,  bie  bureb  bürgerliche  ©leicbflellung  ber 
Jubcn  jroar  nicht  erfebüttert,  boch  verleugnet  würben.  Xber 
5  ifl  eth  harter  SBibcrfprucb,  von  ben  3uben  bürgerliche 
Befmrtung  unb  ©efittung  fobern  unb  fie  bennoch  von  bem 
bt-nuffe  bürgerlicher  unb  politifcher  Stechte  ganj  ober  jum 
Ebeil  ausfließen.  —  ©erfuebe  jur  ©efebrung  ber  Sucen 
inb  auch  in  neuerer  Bett  vielfach  gemacht  werben,  febeitem 
bei  jumei|i  an  bem  Langel  an  ©tauben  unter  ben  CSbrc- 
ttn  ftlbff.  3n  JRußlanb  ftiib  ben  3uben,  welche  fleh.  Aum 
l'brifienthume  befebren  unb  welche  ifraelitifdje  (Särtften 
't;f;en,  befonbere  SBortbeile  eingeräumt.  Sie  fönnen  fic±> 
ir  jcbeS  cbrifilube©cfenntniß  beftimmen,  erhalten  fiänbereien, 
ikrorrbefreibeit,  ©ürgeneebt,  f6nnen  fieb  burch  felbfigewäblte 
Dbere  regieren,  finb  von  allen  ©taatsbienfien  befreit  unb 
nun  erft  nach  ^0  %a\)xtn  mit  ben  übrigen  Untertanen  in 
Jeicbe  SBerpflicbtungen. 

3u&fn-€l)rißtfn  würben  in  ben  erften  chrifilteben  3abjr» 
unberten  Diejenigen  6bri(ten  genannt,  bie  neben  bem  fyod)-. 
uitbe  auf  ihre  iübifche  "Äbfiammung  jugleich  baS  ©orurtbeil 
lilirtf n ,  tag  bie  gefefclidjen  SBerfe  unb  bie  ©ebräuebe  ber  jübi« 
hm  {Religion  ein  notbwenbigeS  (Srfoberniß  ber  chrijllichen  feien, 
'tfbalb  fie  auch  ben  Reiben  bei  ber  Aufnahme  ins  6hnften= 
>um  bie  ©efebneibung  auferlegten.  Wacbbrücflicb  befämpfte 
Jautus  biefe  »JWeinung  in  einigen  feiner  ©riefe,  inbem  er  bie 
itbingung  beS  ßbriiientbumS  in  ben  ©lauben  an  (2bri|lu8 
't'tt;  boch  hflt  biefelbe  unter  mancherlei  SQeränberungen  unter 
en  ßtiri[ien  in  bem  ©egenfafce  bet  SBJerfbeiltgfeit  gegen  ben 
Einigen  SBertb  ber  gläubigen  ©efinnung  fortbefianben. 

.  3ubrnkirßd)f n ,  ©lafenf  irfchen,  S5oberellen  ober 
5tb(u tten  werben  bie  von  einem  großen,  aufgeblafenen, 
nnoberrothen  JteUbe  eingefchloffenen  glänjenb  fdjartaebros 
!tn  JBceren  einer  auf  fonnigen  Mügeln,  in  SBetnbergen  unb 
pebufeben  im  mittlem  unb  fübl.  Europa  wachfenben  mehr* 
1  $flanje  genannt.  £)iefe  ^flanje  bat  baS  Gigem 
jümliebe,  baß  ber  währenb  ber  ©lütejeit  grüne  Jtelcb  nach 
erfelben  noch  fortwächj),  fich  atlmälig  licht  jinnoberrotb  färbt 
nb  bei  ber  Steife,  wo  er  eine  große,  nur  an  ber  ©pige 
Offnere  Blafe  bilbet,  auf  feiner  3nnenfeite  mit  fleinen  jDrü* 
*  befttf  iß,  bie  einen  febr  bittern  Saft  abfonbern.  £>U 


von  biefem  Jtelch«  eingefdjloffene  (Beere  hat  einen  nicht  um 
angenehmen  fäuerlich'füßen  öefebmaef;  fie  muß  aber  febr 
vorftchtig  von  bem  Jteldie  befreit  werben,  fobaß  biefer  fie 
nicht  berührt,  weil  fie  fonft  bitter  unb  unangenehm  febmeeft. 
grüber  galten  bie  SBeeren  für  ein  gutrt  9Rittel,  Jpaxn,  ©riet 
unb  Steine  au6  ber  S3(afe  abzuführen,  werben  aber  jefet 
nicht  mehr  angewenbet. 

Du&mpfcr),  ÄSphalt,  Crbharj,  (Srbpech,  ©erg: 
pech  ifl  ein  mineralifcheS  ^)arj  von  braunfebwarjer  garbe, 
weichet  fejle,  im  ©ruche  mufcbelige,  unburcbfidjtige,  aläm 
genbe,  eigenthümlich  horjig  (bitumin6S)  ricdienbc  ©tuefen 
bilbet,  welche  wenig  fchwerer  al$  äßaffer  finb,  bei  ber  Sem» 
peratur  beS  fiebenben  SBafferS  fchmelten  unb  mit  einer  ru> 
ßigen  glamme  verbrennen.  3m  abfoluten  Söctngeifr  wirb 
ein  ^beil  aufgeläjr,  welcher  nach  2tbbampfung  bcS  Sßeingeü 
fteS  alS  ein  gelbes  fiebriges  $arA  erfebeint.  Wlan  finbet  baS 
Subenpech  (welches  von  biefem  Umflnnbe  auch  ben  Warnen 
erhalten  bot)  vorjügltcr;  auf  bem  tobten  9Reere,  beffen  SBaf« 
fer  febr  faljig  unb  taber  fchwerer  als  reineS  2Boffer  iff,  ba« 
her  bie  ^»arjflücfen  auf  ihm  fchwimmen  unb  am  Ufer  auf: 
gepfcht  werben.  2(ußer  biefem  feften  Grbharj  finbet  man 
aber  auch  noch  «in  flüffigeS  ober  meicbeS,  welches  auch 
©ergtheer  genannt  wirb  unb  als  eine  Xufl6fung  von  2fS» 
phait  in  St  ein  61  (f.  b.)  ju  betrachten  ijl.  £er  ©ergtheer 
t)at  eine  fchwärjliche  garbe  unb  bilbet  in  gewöhnlicher  Setm 
peratur  eine  tiefflüffige,  auf  bem  äßajTer  fchwimmenbe,  in 
jDelen  läSliche  SJIajJe,  welche  wie  ZSpbaft  riecht  unb  auch 
mit  rußiger  glamme  brennt.  Sftan  finbet  ihn  vorjüglich  ju 
£obfan  unb  an  anbern  JDrten  in  granfreieb.  'Und)  in  ©rie» 
chenlanb,  türf.  Albanien,  25almatien,  ©alijien,  hei  ©enf  in 
ber  ©djweij,  ©arbaboS  u.  f.  w.  wirb  er  gewonnen.  25a8 
3ubenpecb  würbe  von  ben  ©abvloniern  als  SWärtel  benufet 
unb  bie  Agppter  feilen  eS  bei  ber  Sinhalfamirung  ber  £ei> 
eben  angewenbet  haben.  Sefet  bebient  man  ftch  beffelben  in 
ber  jblmalerei  ju  einer  braunfebwarjen  garbe  unb  bie  Jtu> 
pferfrecher  nehmen  eS  jum  2>ecfgrunbe.  ©S  gibt  ferner  eU 
nen  Sufae)  jum  fchwarjen  girniß  unb  wirb  ju  verfchiebenen 
Xrten  von  Äitt,  fowie  jum  fchwarjen  ©iegeflaef  verwenbet. 
2tuS  bem  ©ergtheer  bereitet  man  ben  (Jrbharjfitt  unb  be* 
nu|t  Jenen  auch  büm  ^h«""  ber  Schiffe,  ber  SEaue  unb 
beS  Segeltuchs.  3n  neuerer  3eit  hat  man  bcfonberS  in  granf» 
reich  unb  dnglanb  ben  Asphalt  jur  äerfrelluna  eineS  fehl 
baltbaren,  reinlichen  unb  bequemen  ©traf enpflafterS ,  na> 
mentlich  für  gußgänger,  henu^t. 

3uöica  he'ßt  in  ber  Äirchenfprache  ber  fünfte  Sonntag 
in  ber  gaflenjeit,  weil  ber  ©otteSbienfl  an  bemfetben  mit  ben 
Sßorten:  Judicn  an,  domine,  b.  b.  deichte  mich  ©ott($falm 
43,  1)  begann,  ttuch  ber  Warne  fchwarjer  Sonntag  war 
biefem  Sage  beigelegt,  weil  man  fich  v<>n  bem  fei  ben  an  bis 
JDftem  f£bwarj  fleibete,  jur  Srauer  für  bie  Reiben  Sefu. 

3uditl)  ifl  ber  Warne  eines  ferjönen  unb  muthigtn  hebr. 
SrBeibeS,  welche  ihr  ©olf  auS  ber  {>anb  feiner  geinbe  erlöse. 
SS  hatte  nämlich  Webufabnejar,  ber  Aon  ig  von  ©abplon, 
feine  ©ottn  an  aOe  umwohnenben  ©6lfer  unb  fo  auch  an 
bie  Hebräer  auSgefenbet  unb  Unterwerfung  unter  feine  Stacht 
gefobert,  unb  alS  fich  bie  ©6lfer  wiberfefeten,  fanbte  er  fei» 
nen  gelbbauptmann  ^oloferneS  auS  mit  großer  ^ecre&macht/ 
fie  jur  Unterwerfung  au  jwingen.    ©chreef  unb  XngP  b<» 

65* 


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Julien  516       Julianns  Crom.  Halser) 


fiel  bie  835lfer,  bafj  ftc  Heb  an  .ftolofmieS  ergaben,  welker 
itjrc  ^cilifltbümcr  jerftörte,  bamit  fte  nur  bem  überm ütbi^en 
Aönige  SRebufabnejar  göttliche  Gbrerbietung  betreifen  foQten. 
Die  Hebräer  allein  wogten  e3,  für  it>re  9?etigion  SBiberfianb 
ju  leifien  unb  £oloferne*  frei  in  ihr  Sanb  mit  einem  großen 
Ätere  unb  belagerte  bie  ©renjfefte  Setbulia.  Cr  fchmtt  ben 
.pebrdern  in  ber  ©tabt  ba3  ffliaffer  ab  unb  biefe  waren 
nabe  baran,  firf>  ju  ergeben.  Sa  befchloß  %,  welcbe  eine 
aotteSfürcbtige  SBitwe  war,  ibr  Siolf  unter  ©otteö  S3ei* 
ffanbe  ju  retten.  Sie  ermahnte  bie  'Äiifütircr  mit  begeifters 
ten  Sorten,  fiärfte  fieb  felbft  burch  inbrünfligrt  ©ebet  unb 
ging  febön  gcfdjmücft  unb  nur  von  einer  SMagb  begleitet 
binauS  in  ba&  Sager  ber  getnbe.  .£>icr  ließ  fte  ftd;  vor  £>o» 
lofernrt  führen  unb  verfünbete  ibm  ben  ©ieg  über  bie  .f>e» 
bräer,  welche  fid;  an  ihrem  ©ott  verfünbigt  hätten  unb 
barum  von  ibm  verlaffen  würben.  (Sie  felbft,  Jagte  fte, 
woDe  ben  £o(oferne&  fiegreid)  nud>  Serufalem  führen,  bat 
aber,  man  möge  fte  frei  im  Säger,  na<h  bem  ©efefc  ihrer 
SJater,  leben  laffen.  Diefrt  würbe  ibr  bewilligt,  #olofer« 
neS  aber  entbrannte  in  finnlicber  JBegierbe  ju  bem  frönen 
SBeibe  unb  lief)  fte  am  vierten  Sage  ju  ftcb,  jum  JÖanfet 
laben.  3-  crfd)ien,  fleQte  ftcb,  al§  ob  fte  bem  gclbbcrrtt  ju 
äBiflen  fein  wolle  unb  reijte  tr)n  jur  gröblidjfeit,  fobaß  er 
viel  trau?,  unb  als  er  mit  3.  allein  in  fein  ©djlafgcmijcb 
fam ,  tr unten  auf  bad  Sager  fiel.  3-  faßte  nun  fein  ©<hwert, 
betete  noch,  einmal  ju  ihrem  ©otte  unb  febnitt  bann  bem 
$oloferne$  bad  ipaupt  ab,  welcbeS  fte  in  ben  ©ad*  tliar, 
mit  bem  ihre  SRagb  vor  bem  Seite  harrte.  Unangefocb» 
ten  ging  fic  hierauf  nad?  ber  belagerten  ©tabt  jurücf.  H13 
cö  aber  SRorgen  geworben  war,  markten  bie  Hebräer  einen 
'ÄuSfciU.  Die  Affvrer  gingen,  ihren  gettberrn  ju  werfen, 
fanben  ihn  erfragen,  unb  in  ber  Verwirrung  über  biefen 
unerwarteten  Unfall  ergriffen  fte  bie  gluchr.  Die  Hebräer 
verfolgten  fte,  erfeblugen  Stiele  unb  matten  große  äöcute. 
3.  würbe  von  ben  SJornebmften  tbreö  SJolfä  a\i  Äetterin 
beffelben  begrüßt  unb  boeb  gefeiert,  fte  aber  pries  laut  ben 
©ott  3ebova,  ber  ibr  beigeftanben  unb  bureb  ibre  febwadje 
.franb  fein  5Bolf  errettet  habe,  ©ie  lebte  ehrbar  unb  gottrt» 
furdjtig,  unverebelicbt  biö  an  ihren  £ob.  riefe  Grjdblung 
von  ber  3-  ift  niebergefebrieben  in  bem  S3ucbe  3ubith, 
weiches  ju  ben  Apofrvpben  brd  X  X.  gerechnet  wirb. 

3uflm  ober  Suchten  beißt  eine  Art  au8  JRußlanb  unb 
$olen  fommenben  Seber5,  welches  aus  ßiegen*  unb  Äalb* 
feilen,  fowie  au«  Auf}:  unb  SRoßhduten  bereitet  wirb.  Sei 
bem  färben  werben  bie  gelle  »aarroeife  jufammengenäbt, 
unb  ba  im  fRuffifdjtn  3ufti  ein  <paar  bebeutet,  fo  ift  hier.- 
au5  wabrfdjeinlicb  ber  Warne  entflanben.  SJladbbem  bie 
gelle  gegerbt,  getroefnet  unb  jugeriebtet  worben,  werben 
fte  auf  ber  gletjchfeite  mit  S3irf entbeer  getrdnft,  barauf  ge* 
febmeibig  gemadjt  unb  cnblidb  gefärbt.  SBit  einer  mefftnge* 
nen  ffiaije  werben  bie  gelle  gefrifpelt.  Der  SSirfentbeer 
madit  bas  Seber  wafferbtebt  unb  gibt  ibm  feinen  eigenrbüra> 
lieben  ©erud?,  weld>et  vor  Snfeften  febüfet  SKan  unter* 
febeibet  nach  ber  Qualität  verfdbiebene  ©orten,  unter  betten 
ber  Stoß  wall  bie  fcbjecbtejte  ifl.  ÜB  an  verwenbet  ben  3uf< 
tin  ju  allen  Strien  von  Sliemerarbeit,  jum  JBefdjlagen  von 
Äoffern,  ju  ©tiefein  u.  f.  w. 

Dulianne  (gtaviu«  (SlaubiuS),  röm.  Äaifer  360—365 
n-  ßbr.,  von  ben  (Sbrtfien  Ävoftata,  b.  b-  ber  Abtrünnige, 


genannt,  war  ein  SBruberefolm  Äonflantin'i  brt  &nir 
(f.  b.)  unb  geb.  331.    Dutd)  bie  ©raufamfrit  be*  Jtamr! 
Äonflantiue^,  feine*  SSetterS,  verlor  er,  faum  feeb*  Sal 
alt,  feinen  SSater  unb  mebre  ©lieber  feiner  gamilie.  2t 
©djidfal  blieb  bem  ÜRörber  feined  ^>aufr<  überlaffen,  I 
ibn  jum  geifllidjen  ©tanbe  beftimmte  unb  bem  fDifcbt"'  Q 
febtuö  von  Wiromebien  jur  I5v;tcbung  unb  jum  Untern*: 
im  Gbriftentbume  übergab.    Da  jebod)  %  bierin  nie 
SRittei  ber  Unterbrücfung  erbliche,  fo  rourbf  er  bem  Cbriü; 
tbume  ebenfo  feinb  wie  bem  Äaifer.    3m  vrrfioblenen  UV 
gange  mit  ben  Diestern  ber  SSorwelt  entjog  er  fid>  ben 
jajife  ber  ©eiftlidjen  unb  bem  ©ewebe  fvi^finbiger  ge- 
mein, ^u  welcben  baä  Qbriftentbum  jener  3eit  an^geir:' 
war.    @d>on  je^t  von  ber  voctifchen  Seite  M  ^eibent:-. 
gefcffelt,  bing  er  an  bemfelben  mit  febweirmerifeber  Sif 
rung,  feitbem  e$  ibm,  jum  3ungling  berangeretft,  veTjcn:: 
war,  bie  «cbulen  ju  Ätben  unb  9hfomebien  ju  fetner  - 
fügen  JBilbung  ju  benufcen.   >f)ier,  im  Umgange  mit 
bctübmteften  ^bilofopben  feiner  3eit,  voll  SBewunberun.-; 
ibr  gebeimnißvotlrö  unb  berebteS  SLMffen  unb  birrcb,  ihre 
flüfterungett  ju  ben  tulrnften  Hoffnungen  erboben, 
nur  bie  gurd)t  vor  bem  Äaifer  ab,  fernen  3CbfaH  vor. 
flentbumc  offen  funb  }u  tbun.  Sßdbrenb  3«  nach  bem^r. 
ber  i>bilofopbie  unb  SBerebtfamfeit  rang  unb  ba3  gffan 
5Bi|jen  bc$  HeitentltuinS  in  ftd)  aufnahm,  würbe  er  r:. 
lieb  in  biefem  Gifer  bureb  ben  Gntfd)luß  bed  Äaifer« 
brechen,  ben  SBeflen  br&  JlieicbS  gegen  bie  Gtnfdlle  berlV: 
manen  ju  febübrn.   3n  SKnitarjb  355  jum  Gdfar  ent:r- 
unb  mit  be$  ÄatferJ  ©ebreefter  ^elena  cermät)ltf  j 
an  ber  ®pi|jc  eineö  ^eert  nach  ©allien.  Durch  ferne  c 
über  bie  graufen  unb  Alemannen  bei  Svon  unb  ©trsr: 
unb  wieberbolte  Ginfdlle  nacb  Deutfcblanb  ftcllte  r: 
9?ubm  ber  r$m.  SBaffen  wt'eber  her,  unb  in  ber  fBerrral: 
beö  SanbeS  erwarb  er  ftd)  bie  allgemeine  Siebe  bureb  '" 
SJfdfjigung,  Uneigennu(figfeit  unb  ©ereebttgfeit.  ©ein  : 
unb  feine'  Üugenb  enegten  ieboeb  beö  Äaifer*  Gifcrfueb 
einem  Jöefcble  foberte  er  ibm  ben  größten  Heil  beS 
ab,  angeblich  flum  Äriege  gegen  bie  Werfer.  2tber  bie  «2c 
riefen  3.  ju  ?)ariö  30t  >  jum  Äaifer  au^.   Der  ©ürj 
ftbirn  uuvenueiblid)  unb  fcfaon  waren  beibe  Parteien  ju  bem» 
fclbcn  gerüfiet,  al8  ibm  ber  febneUe  Sob  be$  Äaifert  .H. 
fiantiuö  jtworfam  unb  3-  in  ben  alleinigen  SBeftrj  brt 
brachte.   Den  Antritt  feiner  SJegicrung  bejeiebnete  3« 
ber  Sierrinfachung  beä  .pofflaatä  unb  mit  ber  öerringerur 
ber  Abgaben.   Aber  in  feiner  ftJorliebe  für  bribnifehe  8tö 
gion  unb  ©eiflcsbilbung,  bie  er  alö  bie  ©tüfee  brt  war 
ben  JHeirhS  anfab,  trat  er  bent  Gbriftrntbume  feinbfelig  n 
gegen,  jwar  nid>t  im  offenen  Kampfe,  boeb  burefa  ric 
greifenbe  SKaßregeln  betreiben  ben  Untergang  brobenb. 
ßbriflen  würben  von  ©taatsdmtern  entfernt,  jurffiieb^' 
fieüung  ber  jerflörten  2cmpel  oerurtl>eilt  unb  eon  ben  S 
ten  ber  bobern  getftigen  SJilbung  aii8gefd)!offen.   Die  ff- 
rungen  ber  ©erechtigfeit  felbft  würben  gegen  fie  in  fein' 
aer  ©eftmtung  geltenb  gemacht;  alle  Seften  würben 
fannt,  alle  vertriebenen  SBifd)6fe  jurücf  berufen ,  bie 
jur  SBieberberflellung  be3  #etligjbum$  eingraben. 
waren  bie  Reiben  bürgerlich  begitnfligt,  unb  wa5  ibnen 
ftttlicben  Sorjügen  gebracb,  baS  follte  bureb  neueni* 
SBolföfchutcn  erfe(jt  werben.    SBenn  3-  in  biefem  Unter 
men  feine  3eit  mi?oerfianb,  fo  binberte  ihn  ber  2ob, 


•j 


>ü>nben.  Sn  einem  ÄriegSjuge  hatte  et  bie  mdcbrtgen  $en 
r  ju  fcmütbigen  bcftbloffen.  6*on  war  er  fiegrekb  burtb 
rprien  unb  SBefopotamien  porgebrungen,  old  et  in  einet 
Schlacht  (365)  eine  töbtlichi  fikmbe, -angeblich  Pon  ber 
ianb  eüte*  Gbriflen,  erhielt,  an  welker  er  flarb.  3.  bei 
juptete  als"  falbben  unb  ©taatSmann  einen  hoben  Rang 
nter  ben  tont.  Jtaifetn  unb  war  felbfi  als  $bilofopb  unb 
•rebtet  ©cbrififtefler  aufgezeichnet.  Unter  feinen  ©Triften  i|t 
nter  anbern  eine  ©pottfibrift,  „Wfifopogon",  gegen  bie  Tin* 
ocbier,  bie  tbn  weqeittffeine*  großen  harter  »erlaßt  Ratten, 
ab  bie  Aaifrr  ober  baß  ©ajtmabl,  ein  fomifcbeS  ©ittenge* 
Übe  bet  Safter,  9Jldng«l  unb  ftlecfen  oüer  frühem  Äaifer, 
uf  untere  Jerxen  geformten ,  bagegen  i|r  ein  größere*  SBerf 

ibm.  aeaen  ba£  Gbriftentbum.  Oerloren  aeaanaert. 

i.  «1  ' 

3ulitll0f  (bte)  werben  junt  3Cnbenfen  an  bie  Revolution 
m  27.,  28.  unb  29.  3ut.  1830,  bureb  welche  fiubwig  $bi» 
p»  (f.  b.)Äönig  bergranjofen  würbe,  in  mati*  mit  öffetit» 
eben  ?uflbarf eiten  begangen.  Die  ndcbjte  Seranlaffung  jur 
ulirepolution  gaben  btfannttieb  bie  bom  Jtönige  Äarl  X. 
nb  feinem  «Rinifter  Lignac  am  25.  3ul.  erlaufenen  JDr» 
ennanjen,  bureb  »reiche  gegen  bie  iBefiimmungen  ber  franz. 
■hatte  baS  SBat)lrccbt  abgednbert  unb  bie  greifet  ber  treffe 
ffcbrärtft  würbe.  Tim  26.  3u(.  erfebienrn  in  jwei  ber  ge; 
fcnflen  Betlungen  Rügen  gegen  bie  SBerlefcung  ber  (Sparte 
nb  44  ©djriftjtftler  unterzeichneten  eine  gegen  bte  Crbon; 
anjen  gerichtete  (Srflarung.  Die  SRafjregcln,  welche  bie  Sie* 
tcrung  burd)  bie  $oltr/i  gegen  jene  3eitungen  ergriff,  biem 
m  mir,  bie  Aufregung  im  äiolfc  ju  pergropern.  DaS  Siolf 
rbeb  fich  in  SWaffe,  bie  Rotiert  fonnte  feiner  nicht  .$err 
rerbrn  unb  ^>oltgnac  rief  bie  bewaffnete  SKacht  ju  #ülfe. 

bewaffnete  SSolf  unb  bie  f6nigl.  Gruppen  unter  bem 
Üefeble  beS  SRarfcball*  SRarmont  gerifthen  am  27.  in  Äampf, 
fr  mit  ber  beftigjten  Erbitterung  geführt  würbe.  3n  ber 
«auf  folgenben  Rächt  würben  über  4000  SJarrifaben 
f.  b.)  aufgeworfen,  hinter  benen  ftcb.baS  S3oH  gegen  bie 
iruppen  oettbeibigte.  ©egen  18,000  regclmdfiig  bewaffnete 
Bürger  jianben  ben,  nur  6400  ©olbaten  entgegen,  weicht 
Äarmont  befehligte,  *unb  überbie*  würbe  auch  aus  bm  £>du; 
tm  unb  oon  ben  Ddet)ern  berab  ber  Stob  gegen  bie  Srup* 
en  gefcbleubert.  ©o  war  eS  fruchtlos,  bafj  am  28.  $ariS 
ü  ÖctagerungSzufianb  erfldrt  würbe.  Der  Äöntg  unb  bet 
m  brfanben  fich  ju  ©t.sQIoub.  Dabin  begab  ftch  am 
borgen  bf§  28.  ein  Cerein  oon  Deputitten,  untet  ihnen 
(atfjtte,  ßafimir  %>^rter  unb  ber  ©enerol  ©e"rarb,  um  ben 
lönig  ^ur  Xuftebung  ber  jDrbonnanjen  unb  jur  <£ntlafjung 
inet  SD(ira(ler  ju  bewegen;  fie  würben  aber  nicht  oorgelaf» 
n  unb  bie  2>t|>utirten,  fowie  bie  ?)airS,  welche  an  bem* 
c^n  2Rorgen  eine  9)Totejtation  gegen  bie  Cirbonnanjen  uns 
eignet  hatten,  bauten  nun  an  bie  Aufhebung  bet  befle» 
unben  Regierung.  Die  föürger  hatten  ba$  ©tabthaue  ex> 
tert  unb  noch  am  28.  wnrbe  von  ben  Deputaten  bie  äc-- 
urvung  oorlduftg  2afar>ette,  ©crarb  unb  bem  «^erjoge  pon 
Sljoifeul  ubertragen,  ben  JDbtrbeKhl  übet  bie  9totiorialttu»> 
3m  erhielt  gafapette.  'Äuf  dbnliche  Söeife  würben  bie  übru 
un  norbreenbtgßen  ©ehirben  organiftrt.  Die  niebergefe(äte 
Ofumtipalcommiffwn,  )u  weftber  Äubrp  be  ^uvraueau,  8af* 
tue  unb  eaftrair  Werter  gehirten,  machte  früh  «■  99,  be^ 
:annt:  Äatl  X.  habe  aufgehört  ;u  regieren.  08  war  ^u 
*ät,  au}  Äarl  X.  nachzugeben  fich  entfcblofc.  «KarfchaU  mar- 


mont  jog  mit  ben  darben  nach  ©t.;Qloub  unb  um  2  Uh 
war  ber  Äamyf  in  ^ari«  bcenbet.  3m  «olfe  hatten  ffch 
laute  ©timtnen  erhoben,  welche  foberten,  ba^  gremfteiet)  jur 
Öiepublif  erfldrt  werbe;  aber  bie  J^dupter  ber  Stepoluhon 
waren  ;u  befonnen  unb  tou^ten  »u  gut,  wat  bal  wahre 
SAJol>l  ihre*  «aterlanbe*  erheifche,  als  b«jj  ffe  mit  jenen  in 
Übereitiih'mmung  gehanbelt  hdtten.  ftibwig  Philip»,  £er$og 
Pon  Drlean«,  würbe  oon  9ieuiap,  feinem  gewöhnlichen 
2lufenthalt«orte,  oon  89  Deputfrten  unb  30  ^atr*  natb.  9a< 
ti§  berufen  unb  am  30.  Vbenb*  traf  berfelbe  in  bet  £aupt: 
fratt  ein.  "Km  borgen  be*  31.  geleitete  ihn  eine  Deputa« 
tion  ber  Deputirten,  an  beren  ©pi§e  ?affttte  ftdnb,  au8 
bem  Calais  ropal  auf  bad  ©tabtbau*  unb  hier  würbe  er 
jum  ©enetallieutenant  t>t$  Königreichs  aufgerufen.  Keglei' 
tet  oon  3000  ©atb<n  jog  am  31.  SRorgeri*  bet  entthronte 
Äarl  X.  pon  ©t.*Gloub  nacf)  Rambouillet  unb  am  2.  Hug. 
entfenbete  er  ein  von  tbm  unb  bem  Dauphin  unterzeichnete* 
©treiben  an  ben  ^>er}og  eon  Orleans,  in  »reichem  er  bies 
fen  a(*  Reicr;*oeTwefer  anerfarmte  unb  ju  ©unften  be*  jnn= 
gen  ^einrieb,  |)er}og#  oon  JBorbeaur,  bet  Ätone  enrfagte. 
Untet  ©etatb  sogen  Gruppen  unb  bie  parifer  9tati»nalgarbe 
gegen  RambouiUet,  unb  5tarl  X.  würbe  bind)  bte  an  ihn  ab- 
gefanbten  dommiffarien  bewogen,  feine  ©arben  )u  entlaffen, 
bie  Diamanten  ber  Ärone  auszuliefern  unb  Sranfreicb  ju 
Perlaffen.  "Um  3.  Xug.  perlie^  er  RambouiQet  unb  am  16. 
in  ßberbourg  ben  [ran;.  Koben.  3nbe$  wutbe  )U  $ari* 
ein  nem*  ©taat*grunbgefe^  entworfen,  ber  Cntwutf  am  7. 
^Äug.  pon  beiben  Äammern  angenommen  unb  nod)  an  bem* 
felben  2age  8ubwig  Philipp  oon  ber  ?>airSfammet  al*  „Küfj 
gerföttig"  begrüßt.  %Ue  untet  Äarl  X.  Regierung  erfolgten 
9)air8ernennungen  waren  für  ungültig  erfldrt  worben.  £ub* 
wig  Philipp  befchwor  am  9.  Äug.  in  ben  oereinigten  Äanu 
mern  bie  neue  Gbarte  unb  befiieg  als  Äördg  ber  granjofen 
ben  erlebigten  2hton.  Sum  3(nbenfen  an  bte  3ulitage  1830 
ftiftete  am  30.  Dec  beffelben  3abre*  Subwig  |>bUtpp  bm 
SDrben  be*3ulifreu)eS,  welch. e*  Denen  erteilt  würbe,  bie 
ftrb  in  ben  RepolutionStagen  ausgezeichnet  hatten.  'Kuä>  ba* 
Änbenfen  ber  in  ben  bret  Sagen  ©efaUenen  würbe  ge  ehrt. 
6S  wuTbe  ü)nen  ein  Stauerbenfmal  auf  bem  9)la4e  ber  JBa< 
jfille  errichtet,  auf  welchem  tbte  9?amtn  petjeichnet  ftnb;  ü)re 
SBitwen  unb  SBaifen  erhielten,  foroie  bie  »erwunbeten,  ?)en- 
ftonen  unb  tfrre  Xöcfatet  erhalten  bei  ©elegenbeit  bet  3uu= 
fefte,  wenn  fie  für)  oetbeiratfcen,  ZuSflatfungen.  Die  Zibetb 
nähme  be*  ÖolfS  an  ben  ge(tlichfeiten  bet  3ulitage  haben 
fich  pon  3ahr  zu  Saht  pertingert,  ie  mehr  man  etngefehen 
bat,  ba|  bie  ercentrifd)en  £offiiunäen,  welche  Btele  an  jene 
Revolution  fnüpften,  nicht  in  ©rfuflung  gegangen  ftnb. 

3uliu0  ober  3uli,  bet  ffetente  5Renat  beS3ahreS,  Pete 
banft  feinen  tarnen  bem  3u(iuS  @dfar(f.  b  >,  wtlther 
in  ihm  geboren  war  unb  bem  ju  @bren  bie  Römer  ihn  be» 
nannten,  griiher  bieg  er  £lutnttliS,  b.  b.  bet  günfte, 
noch  aus  ben  dltern  töm.  3«ten,  in  bentn  bet  5Witj  b« 
ctjle  2Konat  war. 

3urtfl  (3oh.  ^>einr.)  genannt  ©tilling,  wat  bet  ©obn 
atmet  Xltern  unb  wurbt  1740  zu  3m»©rnnb  im  Staffaut* 
fthen  gebort».  Cft  wollte  erfl  Äohlenbrtnnet,  bann  ©d>ntt» 
ber  werten,  fühlte  fich  iebod)  oon  höhetn  getjrtgen  3ntettf« 
fen  fo  angezogen,  baf  er  nebenbei  rajilo*  für  eine  höhere 
»uSbilbung  ferne*  ©eifte*  bemüht  war.  6t  befleibete  mehre 


uigitizea 


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Jüngstes  «ericfit  MS  Im  ?«, 


^rwatfebrerfiellcn  unb  braute  ti  enblid?  fo  weit,  bafj  et 
pon  einigen  <?rfparnijfen  ju  ©traSburg  SMebicin  ftubiren 
fonnte.  9iacbbcm  er  hierauf  einige  3eit  alJ  Arjt  ju  ©Iber» 
feit  gelebt  unb  fid)  befonberS  mit  fameraliflifcben  ©tubien 
bVcbaftigt  batte,  trat  er  1778  als  gefyrer  an  bie  Jtameral» 
fcbule  ju  gautern  unb  fam  mit  biefer  ncs rf>  ,£eibelberg,  wo 
er  jum  9>rofefTor  ernannt  würbe.  9lacbbem  er  1787  einem 
Kufe  jum  ^rofeffor  ber  Jbfonomie  unb  Äameralmiffenfcbaf» 
ten  nad;  Harburg  gefolgt  war,  führte  er  1804  als  orbent» 
lieber  $rofeffbr  ber  ©taatSwiffcnfcbaften  nad>  $eibelberg  ju> 
n'i tf.  <Sr  würbe  jum  bab.  ©ebeimratb  ernannt  unb  lebte 
bie  legten  3abre  »or  feinem  1817  erfolgten  Xobe  obne  öf» 
fentlidje  AnfieBung  ju  Jtarierufje.  (Sr  bat  nützliche  famera« 
UfUfcbe  SÖJerfc  getrieben,  aber  befonberS  tuxd)  feine  pieti» 
ftifcb » frommen  unb  jum  Sbeil  von  mancherlei  Aberglauben 
nicht  frei  ju  fpreebenben  ©djriften  allgemeine  Aufmertfam» 
feit  erregt.  $öcbfi  intereffant  ift  ba§  von  ihm  felbft  »er« 
faßte  iBucb:  „£.  ©rilling'3  lieben,  eine  wahrhafte  ©efdjtcbter" 
(5  58  be.,  JBerl.  1806),  ju  bem  noch  ein  »on  feinem  ßnfel 
SB.  Schwer,,  bwauögegebener  federet  58anb  fommt:  „£. 
©ri^ing'«  Alter". 

Dünqßtes  (Verteilt  ober  jängfter  Sa g  ifl  in  ber  a)rilb 
lieben  ©lauberuMebrr  baS  am  (Snbe  ber  SBelt  ju  erwartenbe 
(Beriefet,  bei  welchem  Gf>rifru$,  a!5  ber  oon  ©Ott  uerortnrte 
dichter,  alle  Mem'cbcn  obne  Unterfcbicb  be3  StanbeS  unb 
ber  Sieligion  wegen  ihres  in  ber  SBelt  geführte«  Sebent 
jur  Sledjenfcbaft  jieben,  ibnen  tt>r  gerecbtrS  Urtbeil  fpreeben 
unb  fie  nacb  tyrem  »erhalten  entweber  ewig  belobnen,  ober 
ewig  beftrafen  wirb.  £ie  Belohnungen  unb  ©trafen  wen 
ben  im  91.  ü.  unter  uerfchi ebenen  Bilbrm  bargefiellt,  jene 
unter  bem  Silbe  eines  ©aftmabW  ober  einer  #errfcbafr,  biefe 
balb  unter  bem  Bilbe  eines  nagenben  2Burm6,  balb  unter  bem 
beS  geuerS,  balb  unter  bem  einer  fürchterlichen  ginfrernijj. 
3e  unerreichbarer  bie  SSJahrbeircn  ber  Religion  bem  forfchen- 
ben  2)cenfd>encjeiiTe  ftnb  unb  je  offener  auch  hier  ba$  SBelt* 
geviebt  unb  bie  auf  baffelbe  fict)  bejiebenben  ©d>ilberungen 
im  9i.  2.  fieb  ale>  abnungSooüe  Silber  Neffen,  waS  ben 
Menfdjen  jenfeit  beS  ©rabeö  erwartet,  anfünbigen,  um  fo 
mehr  mußten  bie  ton  3eit  ju  Beit  gemachten  SUerfucbe  mis-- 
tfngen ,  baS  9laV"  uber  ben  Ort,  bie  3ett  unb  bie  Art  unb 
Söeife,  wie  baS  SBeltgericbt  gehalten  werben  follte,  ju  er; 
mittein.  2Me  Reiben  rannten  ben  ©lauben  an  ein  jüngfteS 
0erid)t  am  <§nbe  aller  Dinge  nicht,  boeb  gebart  er  wefent* 
lieb  5ut  iubifdben  wie  jur  mobammebanifeben  Sieligion. 

3untU0  ober  3uni  ift  ber  ferste  Sltonat  beS  Sabre^, 
welcher  bei  ben  Römern  ber  Güttin  3uno  (f.  b.)  gewibmet 
war.  6r  bat  jefet  30  Sage  unb  am  21.  beffrlben  beginnt 
ber  ©ommer,  als  am  Idngften  Sage  be3  3abre*.  (»gl. 
3a&re$jeiten.) 

3uniu0  (bie  IBriefe  be«)  ftnb  eine  Weibe  »on  Briefen 
politifeben  Inhalts,  welche  in  @nglanb  in  einer  von  bem 
Bucbbrucfer  SBoobfaD  berauSgegebenen  3eitfcbrift  1769—71 
erfebienen  unb  gröfjtentbeilä  mit  bem  tarnen  3unius  um 
terjeiebnet  waren.  Die  ödiarfe,  ©achfenntnig,  Jtübnljeit 
unb  ftpliltifcbe  Feinheit,  mit  welcher  biefe  {Briefe  gefchrieben 
waren,  baS  unburebbringliebe  ©eheimnifj,  welche»  über  bem 
wahren  9tamen  ihres  »erfaffer*  fchwebie,  tn blich  bie  Art, 
wie  bie  fpeciellflen  Serbaltniffe  ber  Männer,  weleben  bü< 
malS  bie  Leitung  beS  Staats  anoertraut  war,  aufgebeeft  unb 


angefoebten  würben  —  alle«  Diefrt  febuf  ben  S3rief«  efctm's 
eifrige  iBewunberer  als  eifrige  ©egner.  ©efammelt  erfebu» 
nen  bie  JBriefe  1772  unb  in  einer  vermehrten  Ausgabe  1811 
Wegen  ben  Herausgeber  ber  Briefe  würbe  1770  ctntyrfcef 
geführt,  beffen  SQerbanblungen  aber  enblicfe  niebergefebiagn 
würben.  Uber  ben  Söerfaffer,  welcber  jebenfallä  eine  bebeu> 
tenbe  Stellung  im  ©taatdleben  eingenommen  haben  au?, 
ftnb  febr  verfchiebene  iBermutbungen  aufgeffellt  werben.  Zi 
meiden  SBabrfcbeinlicbteit  bat  bie  Meinung;  ba§  ber  1818 
Perjlorbene  Sir  Philipp  $rancU,  welcber  unter  bem  8«' 
perneur  j^afringS  ißeifiber  beS  hohen  9fatbä  von  jDliinbio! 
war,  fpäter  ^arlamentSmifglieb  würbe  unb  fieb  als  Setsn 
unb  Staatsmann  auszeichnete.  3n  feiner  erff  vor  Jturjem 
verfteigerten  fBibliotbel  bat  man  &rem»lare  ber  Briefe  mt 
banbfcbriftlicben  93emerfungen  unb  ätobefferungen  aefunin, 
unb  bie  ^anbfebrift  jeigte  eine  merfwürbige  übercinlnmmisj 
mit  beteiligen,  welche  urfprüngüdj  bem  feuebbrutfer  ffioc<» 
fall  mitgetbeilt  worben  ift. 

Dünn  b«e|?  bei  benStJmem  unb  ^ere  bei  ben©rie*'i 
bie  »ornebmjte  ber  ©öttinnen,  bie  ©emablin  bei  3upi:tr 


ober  Btüi,  beffen  ©cbwrflrr  fie  jugleicb  war,  alt  E»eJto 
bed  Saturn  unb  ber  Sffcra.    ©amoö,  Arfabien  unb  l:<tt? 
flritten  fitb  um  bie  6bre  ibrer  ©eburt.    2>ie  alten  ft*« 
fcbilberten  ffe  ale?  raebfütbtig  unb  auf  ibren  niefet  feiten  tu- 
Untreue  fie  frdnfenben  ©emabl  eiferfuebttg.    Am  nrA 
batten  oon  ir>r  bie  Öeliebten  beJ  3eu5  unb  beffen  Ä»*? 
(»gl.  3o,  »acebu«  unb  #erculr«)  ;u  leiben,  welaV  > 
mit  ihrer  JRarbe  oerfolgte.    Aucb  mit  ibrem  ©emabl  -i: 
fie  oft  in  Unf rieben,  fobaß  biefer  fte  einfl  iurStTofean  ? 
paaren  aufhing  unb  it>rr  Jü^e  überbieö  noeb  mit  jwei  Sr 
bofen  befd)werte.  2)ie  Äinber  bet  3«  waren  ^ebe,  3Ip- 
SWarS  unb  JBulcan.   ©ie  wirb  aW  eine  grau  von  erbiton 
Scb6irbe]t  gfftbilbert,  mft  ebrfurcbtgcbietenbrr  SWajcfiir 
fleibet.  ©ie  trug  in  ben  Abbilbungen  ein  roeifk<  ©emanb  «■ 


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(Planet) 


not  ©Rietet,  <mf  bem  Raupte  eine  ©d)etbe  ober  eine  Krone 
ib  m  bet  $anb  einen  ©cepter,  eine  ©c&ale  ober  eine  ©ranat» 
ute.  £er  Ku(u( ,  bie  (Sani  unb  ber  $fau  waren  :i-r  !?cu 
5.  Sfympfyen,  ©rajien  unb  #oren  bilbrn  ihre  Begleitung, 
rii  (f.  b.)  ift  ü)re  Dienerin.  JBei  ihrem  gefle  >rfd)ienen 
rig  geKeibere  Sungfrauen  unb  weige  Kühe  würben  ihr  jutn 
'pfer  bargrbracbt.  3n  ©riecbenlanb  unb  8?om  »erebrte  man 
t  al$  ©hfterin  ber  €(>en  unb  old  ©cbufegötrin  ber  %xaütn 
ib  ber  ©eburten.  8:e  rourbe  »orjüglich  ju  2lrgo8,  ©parta, 
fpceite,  ©amo$,  Ärfabien,  ©i$,  Karthago,  Kreta  unb 
ora  verehrt.  3u  Xrgo«  würben  bie  3abre  nad)  ben  jDber« 
■iffierinnert  ber  3»  beftimmt.  fl3ei  ben  9?6mern  waren  ihr 
t  SKonat  SuniuJ  unb  bie  erjlen  SEage  ber  übrigen  SKo; 
ite  beilig. 

3uno  ift  ber  Slame  tfä  an  1.  ©ept.  1804  »on  bem 
fkonomen  £arbing  entbecften  ((einen  platteten ,  ber  ftd) 
ud>  fein  fanfteß  weige*  fcicbt  au*jeicbnet,  aber  mit  unbe* 
afnetem  Äuge  wegen  feiner  Kleinheit  nicbt  wabrgenotnmen 
frten  fann.  Die  mittlere  Entfernung  bicfe*  Planeten  »on 
:r  Sonne  betragt  54'/*  SRillionen  teilen,  ©eine  SJalm 
n  bie  ©onne  legt  er  in  beinabe  1594  Sagen  junicf  unb 
in  Durdmuffer  betragt  nad)  ber  ^Berechnung  von  ©ä)r6ter 
09  aeograpf)if<f>e  SDfetlen,  wonach  bie  Suno  ungefdbr  172 
a(  fleiner  al*  bie  6rbe  wäre.  4>erf$el  behauptete  fogar, 
ig  ber  Durcbmeffer  ber  3uno  (eine  30  fWeilen  betrüge. 
a&  ben  febneUen  Xbwecbjelungen,  welche  biefer  planet  in 
tner  iHcbtfMrfe  jrigt,  bat  man  gefcbloffen,  ba§  er  eine  be* 
rutenbe  2frmof»l)äre  baben  mittle. 

3unot  (2fnbod)e),  Jjperjog  »on  ttbrante*  unb  3J?arf<bau* 
en  5ran(reidf>,  würbe  1771  geboren,  flubirte  nachher  bie 
ied)te  unb  trat  1792  al*  ©renabier  jur  franj.  Hrmee.  6t 
wr  vtv.br cn t  ber  ital.  gelbjüge  Tftjutant  bei  Napoleon  unb 
gleitete  tiefen  aitd)  nach  «gvpten.  SRapoleon  foQ  bei  ber 
Belagerung  von  SEoulon  Um  rennen  gelernt  haben.  ZU  2fr» 
aerietommanbant  bictirte  er  ndmlicb  3.  einen  ©rief,  wdf>» 
mb  bie  (Sngldnber  fortwdbrenb  -Kugeln  warfen.  3.  fdjrieb 
ngeftört,  oB  eine  SBombe  einfeblug  unb  beibe  .Krieger,  fo* 
)ie  ben  fBrtef,  mit  ffrbe  befebüttete.  ,,©o  brause  icb  fei» 
en  ©treufanb",  fagte  3-  faltblütig.  9iaa)  bem  18.  JBru» 
iflire,  an  welcbem  Napoleon  ßonful  würbe,  erbielt  3.  ba$ 
bat  cine$  Gommanbanten  von  %)arid  unb  würbe  fpdter  jum 
iouverneur  ber  #auptjtabt  ernannt.  3-  würbe  1807  »on 
lapoleon  mit  2(u*fübrung  ber  SDiagregetn  beauftragt,  burrt) 
'{lebe  ba*  $au*  »raganja  vom  SEbrone  Portugal*  geflogen 
werben  unb  btefe$  ein  felbfianbigeS  9?eid)  ju  fein  aufboren  foflte. 
Dura)  einen  fcbnell  auSgefubrten  fügten  SSarfcb  brang  3.  bor 
nb  tefe^te  bie  ^»auptfiabt  unb  einen  großen  Zi>til  bti  Sam 
*S.  Sei  biefer  ©elegenbeit  würbe  er  nad?  einer  SBttta  am 
Eejo  in  ber  9rooinj  Q (hemabura  tum  £>erjoge  von  Zbran* 
A  ernannt.  Uli  jebod)  bie  Cngldnber  ben  f)ortugiefen  ju 
pulfe  geeilt  unb  biefe  felbfl  von  bem  plöfelicben  ©cbred*en 
ür  öepnnung  jurücfge(ebrt  waren,  fab  ftcf>  3.  gen6tbigt, 
808  bie'übereindmft  »on  ßintra  ab\ufä)liegen  unb  würbe 
ifld)  einer  bafb  barauf  erfolgenben  überefn(unft  ju  8iffabon 
>ni  feinen  Sruppen  auf  engl,  ©ebiffen  nad)  Srantreid;  ge« 
radjt.  SRapoleon  war  über  biefen  XuSgang  feb.r  unwillig. 
Ihn  3«>re  1809  befebligte  3-  im  Jtriege  mit  SDfrreicb  ein 
irmcccotpS  unb  würbe  naebber  ©ouoemeur  ber  iUprii'cben 
Pnotmta.  TUi  a  aber  Mapoleon  nad)  «uglanb  begleitite, 


519  Jupiter 

fiel  er  bei  bemfelben  burtb  fein  unentfcbloffeneS  S5eneb.men  \>bU 
lig  in  Ungnabe  unb  mugte  nad)  ben  idpr.  |)rooin)en  jurücf; 
(ebren.  Qx  verfiel  t>terauf  in  eine  ©eifieäfranrfyit  unb  lebte 
fpdter  im  ©tdbtd)en  SRontbart  in  Sranfreia),  wo  er  1813 
bureb  einen  gaH  von  einer  ©artenmauer  um  ba3  geben  (am. 
©einem  dlteflen  ©obne  würbe  1815  ber  Sitel  eines  4)er> 
iogS  von  Äbranteä  bejldtigt.  —  9tod)  lebt  bie  5Birwe  3-'*, 
gaurette,  ^erjoqin  von  ÄbranteS,  in  $ari3  unb 
b^at  über  ibr  an  ©rfabrungen  reidje«  geben  niebt  uninteref» 
fante  SRemoiren,  fowie  viele  anbere  ©ebriften  bwauSge» 
geben. 

3unta,  b.  b.  SSereinigung,  wfrb  in  ©panten  jebe  S3er* 
fammlung  bevollmdcbtigter  SRdnner  )u  Raffung  politifd)er 
jBefdjlüjfe  genannt,  ajorjugörveife  waren  ti  bie  SÜerfamm* 
lungen  ber  (Sorten,  welcbe  biefen  tarnen  erhielten.  ^>duffg 
finb  aber  in  früherer  unb  neuerer  3eit  auö)  in  ben  einzelnen 
^rovinjen  3unten  jufammengetreten,  tbeilS  um  ba*  politi* 
fcfcc  Sntenffe  ber  berrftbenben  Regierung,  aber  auf  eine  ben 
örtlichen  SBerhdltniffen  angemeffenere  SBeife  in  Äu«führuna 
ju  bringen,  tbeil«  in  Oppofition  mit  ber  Regierung,  burtt) 
tvelcbe  man  bafi  vroDimielle  ^nterelTe  aefabtbet  alaubt. 

3upitrr  bei  ben!R6mern,  3eu8  bei  ben  ©riedjen,  t>teg 
ber  .König  ber  ©ötter,  ber  Sater  ber  ©6tter  unb  SUlenfehen. 


Qt  war  ein  ©obn  be8  ©arurn  ober  .rironoy  unb  ber  9t\)ta, 
ein  »ruber  ber  SBefta,  GereS,  3uno,  beä  Neptun  unb  $luto. 
3hn,  wie  alle  feine  Jtinber,  bie  Äroniben,  wollte  ber  gie* 
rige  ffiater  balb  näd)  ber  ©eburt  verfebfingen,  aber  Sipea 
errettete  jenen,  inbem  fte  bem  JtronoS  flatt  be*  Äinbe*  tu 
nen  eingewurzelten  ©tein  jum  »erfdjlingen  gab.  3-  warb 
nun  beimlid)  auf  bie  Snfel  -Kreta  gebracht  unb  hier  »on  ben 
9cpmpben  mit  ber  SWilcb  *et  3iege  Ämaltbe«  auferjogen, 
beren  ^orn  er  in  ba*  gü'.lborn  (f.  b.)  »erwanbelte.  Qi 
wirb  auch  erjdh't/  Wbea  «t>n  ««f  b«««  S3erae  3ba 
(f.  b.)  in  .Kreta  jur  Sielt  gebracht,  worauf  ihn  ©aa  erjog. 


uigiiiz.e 


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Jupiter  5 

unb  beö  in  einer  $6t?(e  beö  wafbigen  ©ebirgeS  2fr« 

gdni  uerbarg.  Stauben  nährten  baS  Jtinb  mit  Hmbrofta. 
Hutb  werben  bie  Jtureten  ale  £3eftf>ü&er  be$  Jtinbeö  ge> 
nannt,  welcbeS  SHompben  warteten,  tntep  bie  Aurelen  mit 
ben  Schiiten  jufammenfcblugen ,  tu  mit  oor  bem  ©erdufet) 
ber  Sßaffert  ÄronoS  ba§  ©efdjret  be5  ÄinbeJ  nidit  hören 
foQte.  SÖrit  ber  2Butter  oerbanb  für;  fpäter  3-  jum  Sturje 
feineS  SBaterä.  äundcbft  gab  ihm  SMetiS,  bie  Güttin  ber 
«Klugheit,  ein  flSrecbmittel,  welcbe$  3-  bemJtronoS  beibrachte 
unb  burd)  beffen  SBirfung  bie  üerfctjlungenen  Jtinber  beffel» 
ben  fammt  jenem  (Steine  teteber  jum  SJorfdjein  famen.  Den 
Stein,  ber  ibm  ba§  Beben  gerettet,  legte  3.  bei  $ntb>  am 
guße  be*  ^arnaffuS  nieber.  3m  SEartaruS  lagen  fyart  ge* 
feffelt  bie  Senttmanen  (gried).  Jpefatontbeiren)  unb  ßpflopcn, 
bie  ©ebne  beS  Uranuß  unb  ber  ©da,  bie  ©ruber  beS  Ärt» 
110$.  Daä  Ungeheuer  Jtampe  betrachte  ben  Eingang  juni 
SEartaruS.  3.  erfcblug  ba$  Ungeheuer  unb  befreite  bie  Sie- 
fen ,  welche  nun  bem  3-  ben  bis  babin  im  3nnem  ber  6rbe 
verborgenen  fBlitj,  bem  9teptun  ben  wogenbeberrfebenben 
Dreijaef  unb  bem  9(uto  ben  unfiebtbar  macbenben  jpcim 
jum  ©efebenf  gaben,  hierauf  würbe  JlronoS  ber  J^errfcbaft 
bureb  bie  Aroniben  beraubt.  3-  erbirtt  bie  Aerrfdjaft  über 
Äimmel  unb  Grbe,  Neptun  bie  dperrfebaft  über  ba$  SJteer 
unb  bie  ©cwäffer,  ^luto  bie  jperrfebaft  über  bie  Unterwelt. 
9tod)  aber  mußten  bie  Jtroniben  einen  harten  .Kampf  mit 
ben  eiferfüebtigen  SEitanen  befielen,  unb  erft  nacb  ^ebniäbru 
gern  ferneren  Singen  ftegten  bie  Äroniben  unb  (hinten  bie 
Titanen  wieber  in  ben  SEartaruS  hinab,  Darüber  jürnte 
bie  Urmutter  ©da  unb  fchuf  ben  Äronibcn  neue  geinte  in 
ben  ©ig  an  ten  (f.  b.)  unb  nach  bem  auch  biefe  unter  bem 
jßeifianbe  beS  mannbaften  d^erculeä  beftegt  worben  waren, 
ben  Sippbon  (f.  b.j,  ein  nefigeft  Ungeheuer,  vor  bem  bie 
A'ronitcn  entflogen  unb  bem  fogar  3.  unterlag.  Tiber  turch 
ben  liftigen  SWercur  befreit,  (Tritt  3-  nochmals  mit  bem  Un» 
geheuer,  baö  er  entlieh  bdnbtgte  unb  unter  ber  3nfel  Sicilien 
begrub.  9Jun  begann  ber  Aon  ig  ber  ©dtter,  nur  bem  felbft 
bie  ©otter  jwingenben  SAicffal  unterworfen,  mächtig  ;feine 
J^errfcbaft.  Qx  rühmte  fieb  felbft  fo  ftarf  ju  [fein,  baß  er 
etne  Äette  vom  ßlpmp  bevablafjen  wolle,  an  ber  feilten  alle 
©otter  ihn  berabju^tehen  oerfudpen,  er  aber  werbe  bie  ©6t* 
ter  alle  fammt  Crbe  unb  SKeer  emporheben  unb  bie  Aette 
um  ben  Wipfel  beS  jDlomp  fchlingen,  baß  füe  alle  frei  in 
ben  SBolfen  febweben  faßten.  Da3  9Jcenfcbcngefchlecbt  war 
oerborben  unb  hegte  feine  Ehrfurcht  oor  ben  @6ttern.  3. 
oernidptete  e«  turch  eine  grofie  glut,  bei  welcher  nur  Deu* 
falion  (f.  b.)  unb  3)nnba  gerettet  würben,  um  bie  Stamm» 
Altern  eines  neuen  ©efebleebtS  ju  werben,  für  weldje§  ^)ro> 
m e  t b  e u  S  (f.  b.)  himm I ifefce  8  geuer  entwenbete.  Da f ür  würbe 
tiefer  mit  febwerer  Strafe  belegt  unb  nicht  minber  mußte 
ttSfutap  (f.  b.)  bie  «Kamt  be$  Öotte-3  erfahren,  weil  et 
turch  Urfinbung  feiner  ilunft  tas  Seich  bei?  "jCluto  bcnacb> 
tbeiligte.  Selb|i  bie  ©otter  mußten  feine  2)facht  empfinben. 
Cr  ftrafte  bie  tbn'mit  Siferfucbt  oerfolgenbe  3uno  (f.  b.) 
unb  oerbannte  ben  yijöbuö  eine  3ett  lang  00m  Äimmel  auf 
bie  örbe,  weit  er  gewagt  hatte,  ben  S£ ob  tes  ^Sfulap  an 
ben  (Ipfiopen,  welche  ben  fhrafenben  Söiih  gefebmiebet  \\\u 
ten,  )u  rächen.  3<  bieU  auf  Sed)t  unb  &crechtigfeit  im 
Gimmel  unb  auf  Srben;  barum  faß  junäcbjl  feinem  auf 
bem  £U;mp  ftehenben  throne  bie  Shemiö  ober  j£)i(e,  bie 
©ottin  ber  ©erea>rigteit.  Cr  war  ftuerfi  mit  ber  f lugen  Tie» 


O  Jupiter 

tiy  tcrmdhlt ,  aber  aß  ihm  Uranu*  unb  ©da  gereeiffagt  ^ 
ten,  biefelbe  werbe  ein  SÜnb  gebären,  baö  ttjn  ber  $m> 
fetaft  berauben  werbe,  pcrfdilang  er  jene,  bie  bereit*  fit: • 
ger  war.  9cad>mals  fchmcrjte  bem  3-  bas  a)aupt  unb  6d 
can  mußte  mit  feinem  Jammer  gegen  feine  6tim  fa):j;c: , 
ta  fprang  gerüftet  SRineroa  au3  berafelben  beroor.  Kit  Iis 
miS,  feiner  ^weiten  ©emablin,  uugte  3*  bie  £oren  mb  (ii 
*$arjen.   Seine  britte  unb  bleiBenbe  ©emablin  »inte  ab 
lieb  3uno.  £urcb  £ifi  gewann  er  ihre  Umarmung  unb  t.i 
Siebe,   (fr  fah  fte  ndmltrb  einfam  auf  SamoS,  febüfte  « 
fdjwereä  ©ewitter  unb  fiel  felbft  in  ber  ©eftalt  eine«  tw 
3(äf|e  unb  Ädlte  jitternben  ÄufufS  vor  ibr  nieber.  fktc. 
big  hob  ihn  bie  Wüttin  auf  unb  barg  ihn  in  ibr  Sts:r.: 
um  ihm  SBärme  unb  c-cben  jurücfjugeben.    ©cbjttH  tct> 
wanbelte  ff*  nun  3.  in  feine  wabre  ©eftalt  unb  gntt~ 
ibre  Siebe  gegen  ba$  }8erfpnd>en,  fte  )u  feiner  Qau&t 
unb  jur  ©otterfönigin  ju  macben.   Äber  er  würbe  ih:  rui 
fad;  untreu.   £ione  würbe  burtb  ihn  9?utter  ber  Sirnirf. 
gjtnemofnne  bie  9)tutter  ber  IKufen,  GereS  bie  SÄuttn  tn 
©rajten,  Satona  bie  STOutter  bei  Äpotl  unb  ber  25iöria,  2b* 
fterblicbe  Jfrauen  ff  nb  3-  feiner  ßuneigung  würbig.  60  n-n 
er  mit  ber  9tiobe  ben  2frgo5,  mit  ber  £anae  ben  ^eri^; 
mit  ber  ORaja  ben  SRertur,  mit  ber  Semele  ben  ftociiti 
mit  ber  (Juropa  ben  2Rinoä,  Sarpebon  unb  9?bab<nwstb, 
mit  ber  3o  ben  (fpapbuS ,  mit  ber  Seba  bie  #elena  on>  ta 
«JPoIlur,  mit  Xlfmene  ben  ^ertuleS  u.  f.  w.  Xucb  bBtö*1 
nen  Jtnaben  ©anomeb  liebte  3-  unb  entführte  ibn  wb  Um 
3ba.   9?kbt  nur  IBli^  unb  Donner,  fonbern  au<b  bic  w> 
ften  übrigen  meteorifeben  ffrfebrinungen  würben  wit  Ut 
SRarbt  beä  3.  abgeleitet.    3)ie  Ü){enfd;en  oneb«en  in  ts 
ben  Scbüfeer  alled  ©uten,  ben  WdAer  atleä  UnrobÖ, 
Schinnberrn  beö  bduölicben  JBejtfttbumS,  ber  Staaten 
SB&lfer,  ben  Reifer  ber  ©ittenben  tmb  «Rothfeibenben  ■ 
SSefchü^er' ber  5»mblingc,  ben  bergen  2Bdcbter  bei  ^ 
rechts,  ben  @rth<tlcr  fluger  fJvatbfcblage,  ben  Urvater  w 
©efefjc,  welcber  ten  Königen  it)rc  9Ra6t  oerleibt  «4* 
in  feinen  befonbern  Schu^  nimmt,  ben  ©efebirfe  Xujttfi!- 
ben,  ben  Sdcher  teo  9Reineibe§,  ben  Wetter  in  Jtric- 
ben  SBcfreier  aus  Jlnecbtfcbaft.   Seine  berübmuften  2r 
batte  3euS  juJDlumpia,  'Ätben,  GliS  unb  juflfom  airj 
Gapitol.   3m  elomptfdjcn  Tempel  fiant  bie  berwebt  ■ 
fale  JBilbfdule  bc5  3-  »on  «pbibiaJ.    ©ewobnlicb  : 
auf  bem  Ähnmc  ft'^nb  abgebilbet,  in  ruhiger,  ®?rfirabt  gt> 
btetenter  Stellung  —  wenn  er  brobenb  bie  Xitaair:;- 
bewegt,  fo  erbeben  J£>immcl  unb  Grbc;  ber  ^en"u 
ber  iDonnerfeil,  ber  iblcr  finb  feine  Attribut».  3-^ 
lebwebt  noeb  eine  Siegesgöttin  auf  feiner  ftarfen  ^jh?  - 
reicht  ihm  ben  Jüan;  bar.    25cn  olpmpifchen  3- 
ein  Jtranj  oon  wilbem  Dlbaum,  ben  von  ^ot: 
Gicbenfvan^.    Der  capitolinifebe  3-  hält  eine  £pm' 
'än  oerubietenen  Cnen  gab  e6  au6  Crafel  bcjS  3eur. 
ter  benen  ba3  ju  Dobona  ba§  dltefte  unb  berubmte': 
3bm  vi  Ql)xtn  würben  bie  ol»mpifrl)en  Spiel« 
gefeiert.  —  3brcn  3euö  baben  bie  ©riechen  mit  tem 
©otte  'Ämmon  in  SJerbinbung  gebraebt  unb  tiefet  ig 
piter  Ämmon  genannt  worbeu,  welcber  in  ber  Sei- 
nes SBibberä  ober  in  ber  eineä  9)rannei  mit  ffittter^.: 
abgebilbet  würbe.   Huf  feinem  3uge  narb  3nbtcn 
cbuS,  oon  ipt^e  unb  Dürft  ermattet,  ben  iJeuf  um  4\ 
geflebt  haben,  aJ§  ein  Sßibber  erfebien  unb  mit  fernen  ' 


Jupiter  (Planet) 

im  in  bert  ©anb  fcbarrte,  aus  »tigern  fogletd;  ein  Cucll 
inrfprang.  BactbuS  erfannte  in  bem  SBibber  ben  SeuS  unb 
ieß  ihm  on  jener  ©teile  einen  Tempel  errichten.  Riefet 
lempel  ftanb  auf  einer  JDafe  in  ber  SBüfte  unb  r>tct  erteil* 
e:i  $rießer  SBeiffagungen  nicht  burcb  2öorte,  fonbern  burcb 
Jeidjcn.  Aleranber  ber  ©roße  (f.  b.)  befugte  biefen 
lempel  bei  3-  •■  Ämmon  unb  würbe  »on  bem  weiffagenben 
pricfler  als  ©obn  beS©otteS  anerfannt  (»gl.  ©emmen.) 

Dupiter  heißt  ber  fcfoon  in  ben  älteften  Seiten  befannte 
Planet,  welcher  fiel)  in  einer  mittlem  Entfernung  von  mehr 
itt  107'/»  üRillionen  !K.  um  bie  ©onne  bewegt.  25a  er 
utvcilert  an  gtAtglanj  noeb  bie  BenuS  übertrifft,  fo  ift  er 
nit  bloßen  Äugen  als  ein  ©tern  erfter  ©röße  fid>tbar.  ©ein 
Ücbt  i|t  aelblid)  unb  wenn  man  it)n  bureb  gemröbre  be» 
ragtet,  fo  erblicft  man  auf  ber  ©cbeibe,  bie  er  bem  Äuge 
'«bietet,  ungleich  erleuchtete  ©treifen  unb  feine  SJtonbe, 
aen  er  vier  bat  unb  welche  ihre  Stellung  gegeneinanber 
mb  gegen  ben  Planeten  fcbnell  verändern.  3ene  ©treifen 
ilt  man  für  SSBolfenjüge  in  feiner  Ätmofpbäw.  Änbcre  re» 
ic!mäßig  wieberfebrenbe  bunflere  glerfe  febeinen  ihren  ©runb 
n  ber  Befcbaffenbeit  feines  feften  JC5rpcrS  ju  haben,  unb 
m§  ber  Bewegung  berfclbcu  bat  man  berechnet,  baß  fieb 
n  3upiter  febr  fcbnell,  nämlich  alle  9'/'*  ©tunben,  um 
eine  Äre  breben  muffe.  DaS  3«br  befi  Supiter,  b.  f>.  Sie 
kit,  wäljrenb  welcher  er  einmal  feine  Bahn  um  bie  ©onne 
ellenbet,  ifi  jwölfmal  fo  lang  als  unfer  3abr.  Eine  golge 
cS  fcbnellen  UmfcbrounqS  beS  3upiter  um  feine  Äre  ift  feine 
iurfc  Abplattung,  inbem  bie  Entfernung  feiner  $ole  von* 
inanber  um  V«  Mein«  ifi  als  fein  Durchmeffer  in  ber  Stieb» 
ung  beS  Äquators.  Da  ber  3upiter  beinahe  fenfreebt  auf 
einer  Bahn  fleht,  b.  b.  bie  Ebene  feines  Äquators  nurwe» 
ig  gegen  bie  Ebene  feiner  Bahn  geneigt  ift,  fo  weichen 
ie  fcageStängen  auf  ihm  in  ben  »erfebiebenen  ©reiten  (Ent> 
.'inungen  »on  ben  folen)  nur  febr  wenig  voneinanber  ab, 
nb  ber  SBecbfel  ber  3abre3jeiten  unb  3onen  muß  auf  bem 
topiter  geringer  fein,  alS  j.  B.  auf  ber  Erbe  ber  gaU  ift. 
5tr  Durcbmeffcr  bicfeS  Planeten  ifr  19,300  geograpbifebe 
Keilen  groß,  b.  b.  mehr  alS  elfmal  größer  alS  ber  Erb« 
urdjmejier  unb  hieraus  folgt,  baß  ber3upiter  eine  12t>mal 
>  Stoße  Oberfläche  unb  einen  HOOmal  fo  großen  Eubifin» 
ilt  als  bie  Erbe  bat.  dagegen  t;at  man  berechnet,  baß  bie 
Mdttigfeit  feiner  "Waffe  nur  V«  fo  groß  als  bie  mittlere 
Jicbtigfeit  beS  ErbförperS  ift.  Die  »tcr  SJtonbe  beS  Jupiter 
wegen  ftd>  um  ihn  in  Ji reifen,  welche  mit  feinem  Äquator 
swliel  laufen.  Balb  nach  Entbecfung  ber  gernröhre  finb 
icfe  SJtonbe  beobaditet  worben.  3h»  ®*öße  ift  »erfebieben, 
fr  eine  fommt  unferm  SJtonbe  gleich,  i^ei  anbere  finb  we» 
ig  größer,  ber  vierte  aber  ift  57«mal  fo  groß.  Diefe  SJtonbe 
ibcn  für  bie  Äflronomie  eine  befonbere  SBicbtigfeit  erlangt, 
-a  nämlicb  faft  in  jeher  Stacht  eine  SSerfinfterung  bet 
upüerömonbe  »orfäat,  b.  i).  einer  ber  9)?onbe  hinter 
c  Scheibe  feine*  platteten  tritt  unb  nachher  wieber  hinter 
*  hervortritt  unb  man  bie  3eit  genau  berechnen  fann,  in 
für  einen  gewiffen  JöeobacbtungSort  auf  ber  Erbe 
cfe  Erfcheinung  eintritt,  fo  fann  man  auch  umgetehrt  auS 
B  3eit,  in  welcher  bie  Sierftnfterung  gefebiebt,  berechnen, 
Ute  welchem  SWeribianc  ber  JDrt  liegt,  von  welchem  He 
Pachtung  angefleOt  worben.  S5ei  ber  Berechnung  jener 
II. 


Berfmfterungen  machten  bie  Äfhronomen  aber  bie  anffallenb« 
Bemerfung,  baß  bie  Seiten,  nad;  welchen  bie  Berfütfterungen 
wir  flieh  eintreten,  um  fo  größer  werben,  je  bebeutenber  bei 
Äbflanb  ber  Erbe  von  bem  Jupiter  wirb,  wofür  es  feinen 
anbern  ©runb  geben  fann,  als  ben,  baß  baS  Eicht  in  feu 
ncr  Bewegung  von  ben  3upiterSmonben  bis  }u  unS  eins 
längere  3eit  braucht,  je  größer  ber  Äbfianb  ber  Erbe  »on 
bem  Suoiter  wirb.  Die  ungeheure  ©efebwinbigteit  beS  8ichtS, 
welche  auf  ber  Erbe  wegen  ber  nt  geringen  Entfernungen 
im  Berhältniß  gegen  biefelbe  gar  nicht  wahrgenommen  wer» 
ben  fann,  ifi  auf  biefe  2Beife  berechnet  worben  unb  man 
bat  gefunben,  baß  baS  giebt  in  einer  ©ecunbe.  ungefib? 
40,000  SReilen  jurücflegt. 

Iura  (ber),  auch  Seberberg  aenannt,  ift  ein  mit  ben 
Älpcn  in  3ufammenbang  ftehcnbcS  ©ebirge,  welches  fieb  bis 
über  5000  g.  ^)öhe  erhebt.  Er  bilbet  bie  ©renje  jwifchen 
ber  ©chweij  unb  ber  granche  Eomte*  unb  jieht  ftch  in  füb» 
wcftL  {Richtung  in  einer  Breite  »on  5—10  SWeilen  uftb  ei» 
ncr  üäna,e  »on  40  Steilen  »om  Sfbeinburcbbrucb  oberhalb 
Bafel  btS  jum  9thoneburchbruch  unterhalb  ©enf.  Er  hübet 
mehre  einzelne  nebeneinanber  hinlouff  be  Äetten,  bie  im 
©D.  am  bödjften  finb  unb  wanbartige  gelfenfämme  barftel« 
len,  auf  benen  ftd)  wenige  abgerunbete  jtuppen  erheben, 
»on  benen  bie  böcbjcn  ber  $re*  beS  SJtarmierS  bis  ju  5300 
g.,  ber  Steculet  bis  ju  5280  g.,  bie  ©ranbS  GolombierS  bis 
jir  5220,  bie  £6le  bis  ju  5160  g.  über  bie  SDteereSfläcbe 
fid)  erheben.  Wit  ben  Älpen  ift  bcr3ura  burd>  ben3orat 
ober  baS  3urtengebir qe,  welches  bis  gegen 3000g.  an» 
fteigt,  in  Berbinbung  gefegt,  währenb  er  mit  ben  Bogefen 
burch  flache  £öhenuije  in  Sufammenhang  ftcht.  Stach  ber 
©chweij  5 11  begrenjen  ihn  ber  ©enfer«,  Steufdjateler «  unb 
Bielerfee,  fowie  bie  untere  Äar;  auf  ber  franj.  ©cite  baebt 
fid)  bas  ©ebirge  längs  ber  ©aone  in  hohen  gläcben  ab. 
Titr  3ura  befteht  faft  ganj  auS  einer  eigenthümlichen  JRalf« 
art,  bem  3urafalf,  unb  ift  arm  an  ÜSaffer  unb  ?)flan» 
jcnwuebS,  wie  alle  Äalfgebirge,  bietet  jeboeh  jum  Sheit 
auch  2ßalbungen  unb  üppige  Siefen  bar.  2)tan  finbet  in 
ihm  viele  ^>öhlen  unb  Eifen.  J5aS  3urabepartement 
in  granfreich  bilbet  einen  SEheil  ber  granche  Eomte"  unb 
man  gewinnt  hier  außer  Eifen  unb  SJtarmor  auch  ©Uber, 
.Kupfer,  Blei  unb  ©alj. 

Juste  milieu  (franj.)  ober  bie  rechte  SRitte  tftbaSoft 
»erfpottete  politifchc  ©»ftem,  welches  Subwig  Philipp,  ber 
Äönig  ber  granjofen ,  halb  nach  feiner  Shronbeftcigung  mit 
großer  Klugheit  annahm  unb  burchfübrte,  um  [ich  in  fetner 
^errfdjaft  ju  befeftigen  unb  granrreich  ben  grieben  )u  et» 
halten,  fobaß  ftd>  4?anbel  unb  ©e werbe  h,eben  fonnten  unb 
auf  biefe  SEÖeife  bie  3ntereffen  beS  begüterten  2Jtittelftanbe8 
mit  benen  beS  JtönigS  fid)  vereinbarten.  Die  {Regierung 
wies  mit  biefem  ©vfteme  bie  Änfoberungen  ju  atlju  fchneüen, 
nic^t  gehörig  »orbereiteten  ober  nur  febeinbar  »erbefTcrnben 
Steuerungen  jurütf,  fowie  bie  Änfprücbe  ber  Parteien,  welche, 
bem  Beifpiele  granfreid)S  folgenb,  auch  in  anbern  Säubern 
Unruhen  wirf  lieb  erregten  ober  boch  &u  erregen  vorhatten  unb 
babei  ©cbu(j  unb  Beiftanb  gtanfreichS  in  Anfprud)  nahmen. 
ES  ift  gewiß,* baß  nur  burd;  biefe  fluge  $olitif  £ubwig 
Philipp  bie  Anertennung  ber  übrigen  Regierungen  ftd)  ver« 
febafft  unb  in  bem  «ignen  8anbe  bie  mächtige  Partei  Der» 


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Jnstinianiis  I. 


522  Juvenali* 


jenigen  auf  feine  (Seite  gejogen  bat,  welche  Sicberbeit  beS 
föef'fcjS  öor  allem  Anbern  wünfebt;  wenn  au*  ntebt  abge» 
leugnet  werben  fann,  baf ,  um  biefe«  ©»ftem  aufrecht  ju 
(alten,  ntefit  allein  bie  Hoffnungen  SBieler,  bte  jur  'tfufrieb. 
tung  beS  JBürgerfonigt&umS  in  grnnfrcirfj  beigetragen  Ratten, 
getauft  würben,  fonbetn  audj  bie  ^elitif  bet  franj.  Bit* 
gierung  mit  ihm  ben  (Jbarafrer  frafttofet  Unentfebitbenbeit 
unb  treulofer  UnjUöerldfjtgfeit  oielfad;  angenommen  bat.  2Ran 
bat  gegen  baS  Joste  mUiea  geltenb  gemalt,  baf  baS  {Recfcte 
unb  SEBabre  (rets  nur  Sind  fei  unb  baß  biefeS  mit  aller 
SDtarbt  unb  felbfi  mit  Aufopferung  mancher  auf erlitten  83or« 
tyeile  ju  «erfolgen,  bie  (Fbre  ber  Station  unb  bec  biefelbe 
»ertretenben  {Regierung  erfobere. 

3u0tmtanu0  l,  527—565  Äaifer  beS  ofrrom.  Steicbs, 
bat  ben  itjm  erteilten  {Beinamen  „ber  ©roße"  roeniger  fei« 
nen  perjonlicben  geifligen  JGorjügen  ju  berbanfen,  alS  ben 
ausgezeichneten  gelb&erren,  welche  in  feinem  SJamen  gtan« 
|mbe  Siege  erfochten,  unb  ben  großen  JRccbiSßelebrten,  buref) 
meiere  baS  norb  jefet  in  Anfeben  flebenbe  rem.  Sterbt  feine 
AuSbi  Ibung  erhielt  Äaifer  3 ufti nuä  I. ,  welcher  a uS  einem 
tbraeifeben  Sauer  ein  Jtaifer  geworben  war,  erjag  feinen 
Neffen  3.,  beförderte  ihn  unb  ernannte  iljn  enblub  527, 
nadjbem  er  felbfi  alterSfcbwacb  geworben  war  unb  3«ner  fi* 
tn  ber  BoIfSgunft  befeftigt  hatte,  jum  SRitregenten.  9cad?» 
bem  3u(linuS  no$  in  bemfelben  3öhre  geflorben  war,  musbe 
3.  jum  J?aifer  aufgerufen.  Siefer  »ermdblte  fieb  mit  ber 
©dbaufpielerin  SEfoeobora,  welche  balb  eine  unbedingte  4?rrr' 
fdjaft  über  tt>n  ausübte.  3n  Äonflantinoöel  erhoben  fid? 
9>arteiftreirigfeiten,  welche  ber  Aaifer  ju  unterbrurfen  fachte, 
wa6  ihm  jeboefy  nur  erfl  nach  bartnidfigen  Wimpfen,  nach» 
bem  ein  großer  SEbeil  ÄonflantinopelS  bureb  eine  geuers» 
brunfl  jerjlört  unb  naebbem  eine  große  Angabt  3Renfa>en 
Eingerichtet  worben  war,  gelang.  Surdj  bie  beiben  großen  gelb» 
Herren  flJelifar  (f.  b.)  unb  SRarfeS  würbe  bie  2Rad)t  beS 
Jtaifertyumft  wieber  befeftigt  unb  erweitert.  Sie  Sfaurier 
würben  gebemüttjigt,  bie  Werfer  befiegt,  baS  ßanbalenreicb 
in  Afrtfa  oernidjtet,  Spanien  unb  ©icilien  erobert,  bieJDfh 
gothen  in  Stalten  bewältigt  unb  ihrer  jpenfebaft  ein  (jnbe 
gemacht.  Unter  bem  f lugen  SEribonianuS  (f.  b.)  trat  auf 
JBefebl  beS  Jtaifer5  eine  ©efeUfcbaft  oon  SJecbtSgelebrtcn  ju» 
fammen  unb,  (teilte  auS  einer  faft  unüberfeblicben  SRenge  U* 
terer  redjtSwiffenfcbaftlicber  ©ebriften,  älterer  unb  neuerer 
faifcrl.  Serorbnungen  unb  Grntfcbeitungen  baS  berühmte 
Corpus  juris  (f.  b.)  ber.  3.  war  »racbtliebcnb  unb  nahm 
an  ben  tbtologifcben  ©treitigfeiten  feiner  3«t  lebhaften  An« 
rbeiL  (fr  erbaute  mehre  neue  ©tdbte  unb  berfrbonte  anbere 
mit  großartigen  JSauwerfen.  3uglei<b  war  er  bemüht,  bie 
jerflorte  Einheit  ber  cbriftlidjcn  Jtirrbe  ber^ufieUen  unb  auf» 
recht  ju  erhalten.  Sic  ©opbtenfircbe  ju  Jtonflantinopel, 
welrbe  bei  bem  erwähnten  Aufrubre  ein  {Raub  ber  fflammtn 
geworben  war,  ließ  er  auf  baS  pracr>tt>oII(le  wieber^er(leüen. 
©ein  ßharafter  war  inbeß  nicht  rein  von  glecf tn.  <fr  lohnte 
bem  großen  SSelifar  mit  Unbanf  unb  foD  in  feinen  legten 
3al>ren  geijig,  babfüdjtig,  miStrauifcb  unb  hart  gewefen  fein, 
»on  feinen  föünfllingen  bie  drgflen  Verbrechen  ungeflraft  ge> 
bulbet  unb  baS  S3ol(  mit  Auflagen  gebrüeft- haben.  SRarb 
feinem  565  erfolgten  Xobe  würben  von  ben  Theologen 
auch  feine  religtofen  Anfielen  jum  Shcil  als  fe^erifcb  t>er» 
büebtigt. 


t  3u0tmuß,  genannt  ber  SRärtprer,  war  einer  ber  erßen 
g_riecbifd)  gebilbeten  ^Pbilofopben,  welche  jum  Shriffenttu-. 
ubertraten  unb  baffelbe  gegen  bie  Angriffe  ber  btibnrfda 
$bilofopb.ie  bert^eibigten.  dt  war  in  $aUüfrma  89  n.  % 
geboren,  beschäftigte  ficr)  angelegentlich,  mit  ^Prjitofopbie,  ii^ 
befonbere  mit  ber  ?)latonifc^en,  unb  befarmte  fieb  alt  ®rri* 
jum  dhrifientbume.  Qx  unternahm,  trofe  feines1  bobn  B 
terd,  mehre  Keifen  jur  Ausbreitung  be|felben  unb  föritf 
meiere  Sctjriffen  ju  beffen  Söerttpeibigung,  bis  er  im  iiim 
163  ober  165  ju  SRom  ben  $ob  als  SRartprer  erlitt  tau 
gefammelten  5Qerfe  ftnb  1551  ju  tyaxii  unb  1777  is  tn 
JBänben  ju  SBürjburg  berauSgegeben  worben. 

3u6titta  bief;  bei  ben  {Römern,  X^emiS,  A|lr4«  ttr. 
Sife  bei  ben  ©rieeben  bie  ©öttin  ber  ©ereritigfeit  tu 
ältere  Sife  ber  ©rieeben,  eine  Softer  te$  UranaS  xai 
ber  ©da,  bie  SKutter  ber  Jg>oren  unb  fJarjen,  lehrte  ta 
Ayetlc  {Recht  unb  ©eredjtigfeit  unb  flanb  r>or  i^m  ben  teV 
pbifeben  Drafel  vor.  3bre  Socbter,  bie  jüngere  Sif  e  (t(L 
^>oren),  bie  ©ottin  ber  ©ereebtigfeit,  oerweilte  noa)  ia> 
tcr  ben  von  ihr  geliebten  2Renfcben,  a(3  fieb  febon  bie  ubev 
gen  ©ottcr  oon  bcnfelben  jurüefgejogen  batten,  bii  fit  etV 
lieb  als  3ungfrau  unter  bie  Sterne  verfemt  würbe.  6<M 
bei  ben  {Römern  würbe  bie  3.  mebr  alS  bloßeS  €mr.L.' 
ber  ©ereebtigfeit  betrachtet.  SRan  (lellte  fie  bar  alS  eineatt 
bem  Siabem  gefebmüdte  3ungfrau  mit  bem  ©ebwtrt  Dl 
ber  SBage,  bie  Strenge  unb  ©enauigfeit  beS  StecbtS  utc» 
tenb,  ober  mit  bem  ©cepter,  bem  3eicben  ber  fyr 
unb  ber  jDpfcrfcbale,  bem  3eicben  ber  ©ewiffmbafnefc 
Später  bat  man  wol  au*  eine  Jötnbe  um  bie  Augen  brrSc: 
tin  gelegt,  weil  fie  blinb  für  alles  Anfeben  ber  Herfen  fein  fei 

3uett3  b^ißt  bte  ©ered>tigfcit5pflcge  im  ©taat  un:  .' 
Suftijbo^eit  i|t  baS  bem  r behaupte  beS  ©taati  ffo 
benbe  Sterbt,  jur  Serwaltung  ber  3ufrij  Sücbter  ju  K 
len,  barüber  ju  wacben,  baß  baS  {Recbt  gebanbbabt  «(■'■ 
baS  ©ericbtSberfahren  gefefelicb  ju  orbnen,  für  bie  lu:  - 
rung  ber  von  ben  .'Richtern  erfannten  Urtr)cilc  Sorge  ju  I 
gen,  ober  burrb  bie  fürjll.  ©nabe  bei  Qriminaloergefyngc 
bie  ©träfe  ju  milbern.   Ser  {RecbtSjufianb  wirb  gefä^i 
wenn  bie  Stegierung  bie  Sreihett  ber  rid;terlicben  ®eir:'« 
welcbe  fie  ben  in  33ejug  auf  ihre  {Recbtsf unbe  gepruftn  i 
»ereibeten  JRiditem  anvertraut  bat,  befchränft  unb  c 
tige  Eingriffe  (GabinttSjuPij)  fid)  erlaubt,  benn  frlbfl  ■«» 
fie  fcierju  bie  ÜRatbt  unb  babei  ntcbtS  AnbereS  alS  t\tl-: 
Übung  ber  ©ereebtigfeit  im  Auae  bat,  fo  wirb  boa)  tie  ? 

beS  JRecbtS  Beriefet.           3upijntorb  »flegt  man  bii 

fccnecfctlicbe  Sierurttjeilung  etneS  SRenfd?en  bureb  ricbterl:- 
AuSfprud)  jum  Xotc  ju  nennen.   3n  fflabtbeit  pnb<£ 
Suflijmorb  nur  ba  (latt,  wo  bie  ©erecbtigfcitSpflege  b 
nem  ©taate  fo  »erberbt  ifl,  baß  wiffentlid)  unb  wi'h-  ' 
ÜRenfcben  bureb  ttblecbte,  nur  im  yrioatinterefft  bei 
waltljaber  gegebene  ©efefee  jum  Svbe  »erurtbeilt  rec:' 
SRit  Unrecbt  aber  nennt  man  3uftijmorb  einen  riebt; 
AuSfprucb,  »reicher  fid)  fpärer  alS  Unrecbt  erwerft,  aber 
bem  {Ricbter  felbfi,  in  ber  überitugung,  ba$  {Redjt  erf 
ju  baben,  nadj  beflem  ©ewiffen  gefällt  würbe.  SDtnn 
iRiditer  ifl  fo  wenig  wie  irgenb  ein  anberer  SÄenfct  - 
ben  3rrtbum  erhaben. 

OuoenältB  (SetlmuS  3uniuS)  war  ein  bentyrnffr  rj 
©atirenbiebter,  welcber  gegen  6nbe  beS  1.  Sa^rb.  n  l> 


n  ©ebietc  ber  BolSfer  in  Starten  geboren  würbe  unb  82 
jafcrt  alt  ju  8tom  ftarb.  6t  griff  tn  geiffreieben  unb  fcbar« 
n  8atirtn  bie  Softer  ber  JS ömcr  unb  bcirtn  ^borbeiten  an. 
Die  Satiren  jtnb  uns  erbalten  unb  in  verfd;iebenen  (Küt* 
abm  frfcticnen,  au*  mehrmals  in*  Deutle  überfefet  war« 
tn,  namentlid;  von  £augwifc  (Setvj.  1818)  unb  von;£on» 
i«  ($üb.  1821). 

Duwelm  »erben  bic  gefdjliffenen  Cbelfieine  unb  perlen, 
?:l  auch  bic  mit  fotcben  befehlen  ©efdpetbe  unbÄoflbar» 
tilm  genannt.  —  Suweltere  ftnb  bie  Äünfiler,  welche 
iefe  Äunftgegenftänbe  buflellen  unb  SuwelenbAnbler 
ie  ilaufleute,  welche  Suwelen  ein*  unb  verlaufen, 


fifcben  geborenber  8tf<b,  weither  2-4  g.  fang  wirb,  eine 
grauliebe  garbe  mit  gelben  glecfen  unb  jieralidj  große  6d)u?« 
pen  unb  einen  JBartfaben  am  Unterftefer  b«t    <fr  ndbrt 


K. 


Uabbalci,  b.  b.  bie  Überlieferung ,  war  urfprüngfic$  bet 
jemeinfame  9iame  für  bie  aanje  münblid;  fortgepflanzte  Qx» 
'lätung  beS  jüb.  ©efe(je»  fett  bem  5 ril.  9? od)  vor  bem  ©n* 
ritte  ber  djrifilicben  Seit  fdpieb  fid;  ibr  3nbalt  in  eine  offent* 
td»e  unb  ©ebefmlebre.  (grflere  machte  bie  ÄuSlegung  beS 
3efe^e5  ju  einem  SRittel  ber  SebenSweiSbeit  unb  mürbe 
djriftlid;  in  ben  jwel  Salm  üben  (f.  b.)  abgefaßt  Severe 
[utbtc  in  bem  angeblid;  auf  unmittelbare  Offenbarung  (9)c> 
Wj  gegrünbeten  ©efefee  eine  höhere  ^atur;  unb  SleiigionS* 
iteiSljeit  ju  erforfeben  unb  bebiente  fid;  hierbei  ber  aUegoru 
'ebra  Jtunft,  bie  ben  »örtlichen  Sinn  in  einen  geheimen  tie« 
fem  Sinn  umjubeuten  lebrte.  ©orool  baS  ©«broierige  ber 
KuSItgung,  alS  baS  überfdnvenglicbe  ifyrer  ©ebeimniffe  madj» 
<n,  baß  biefe  2t rt  ber  Überlieferung  nur  tun  wenig  &t- 
seibten  gefaxt  unb  eben  bcSbalb  auep  nur  unter  ©eweibten 
ertgtpflanjt  werben  fonnte;  unb  ba  ftd)  ibt  Snbalt,  aud; 
Nqwm  jie  febriftlicb  abgefaßt  werben  war,  niebt  voüenbete, 
•  erhielt  fte  »orjugStvetfe  vor  bem  Xalmub  ben  Stamm 
Kabbala.  25er  Snbalt  ihrer  gebcimmpcollcri  Sebre  n  ift  jum 
jroßenSbetl  (balbaifd)e  unb  ptrftfdje  9?eligionSwei$bett,  um 
etfebeibet  firfi  aber  burd;  ihren  mpftifeben  ßbarafter;  baber 
;ie  fonberbaren  Sebren  von  ben  ©genfebaften  ©orte*,  von 
>m  rier  fabbalifhfdjen  SBelten,  von  btn  32  gußtapfen 
MC  SSeiSbeit,  von  ben  50  Singingen  ber  Jtlugbeit  u.  f.  w. 
Die  Äabbata  will  ibrem  Bnbdnger  nidjt  nur  baS  3ntereffe 
NT  SBiffenftbaft  gewahren,  fonbem  für  ihn  oud)  von  prafc 
"ifaer  SBtcbtigfett  fein,  ba  fie  ibn  in  ben  Staub  fefet,  ©et» 
'iet  ju  berufen,  Jtranrtyiten  )u  vertreiben  unb  anbtre  SBunbff 
|U  verraten.  Stad;  bem  SJorgeben  ber  Jtabbalifien  empfing 
Äbam  bie  ®ebeitnler)re  in  einem  »uefce  vom  ^immel.  SKad)-- 
fte  mehrmals  verloren  gegangen  war,  würbe  fte  auf* 
Ktue  von  Xbrabam,  3)tofeg,  (5»ra  unb  julefct  von  «Simeon, 
3«m  ßobne  be«  3o<bai, .  aufgejeidjnet.  3br  ©nfluß  auf 
>|e  ffiifftnfcbaft  erftretft  pd;  bi«  auf  bie  neuefte  3eit,  obgleid? 
:it  JBilbung  ber  Seit  über  ben  in  ber  Äabbala  berrfd;tnben 
Iberglauben  erbebt  • 

fiabliau  ober  Jtabeljau  (ber)  iß  ein  in  ben  ru'rtl. 
beeren  in  großer  SKenge  vorfommenber,  ju  ben  ©ebeO* 


f  d>  von  Keinem  gifdjen  unb  ©eegewürm.  ©anje  Klotten 
madjen  jabrlid)  3a gb  auf  ibn;  feine  ftd;  ben n cd)  nie  cr> 
fcböpfenbe  9Rtnge  ift  ertldrlid;,  wenn  e*  rcabr  ifl,  bog  ie< 
be*  5ESetb(ben  iabrlid;  über  vter  SRillionen  ©er  legt.  JBei 
Keufunblanb  werben  bie  meifien  ÄabliauS  erbeutet  9Son 
fängt  fte  biet  in  SRefeen,  nad)  bem  Said; tu  aber  mit  Xngetn, 
btren  Seinen  bei  ben  Sifdjern  Nabeln  beiden,  woraus  ber 
SRame  be*  gifcbeS  entfianben  ifi.  21  merif arter,  gran^ofen, 
©tglAnber  unb  ^oUdnber  befcbdftigen  fid)  vorjugfiweife  mit 
bem  äabltaufange.  ffite  bebeutenb  berfelbe  fei,  fann  man 
au*  ben  Sbat  fachen  entnehmen,  bafj  vom  ST  ct.  1831  biä 
jum  5Dct.  1832  von  ben  Xmerifanem  allein  250,514  Gntr. 
getroefneter  unb  102,770  SdfTer  gefallener  Jtabltau  auSge« 
fuhrt  würben,  unb  baß  in  bem  3<>bre  1831  in  ben  franj. 
^>dfen  302  mit  gifdjen  belabene  ©djiffc  einliefen.  Sebenbtg 
bringt  man  ben  Jtabliau  nur  in  bie  ©cefiäbte,  weil  er  fid) 
nidjt  lange  UUf.  Xiit  meinen  biefer  giftbe  werben,  naebbem 
ber  Äovf  abgefdjnitten  worben,  getroefnet  unb  geben  ben 
(stodfifdh;  febr  viele  werben  in  Seefalj  eingefallen  unb 
in  Sonnen  fefl  vervaeft  unb  Reißen  nun  Saberban;  nod; 
anbere  enbltd)  werben  erfi  eingefaljen  unb  bamt  getrocJnet 
unb  geben  ben  Jtli»»fifo>.  3ft  ber  Äobliau  beim  SErotf» 
nen  aufgebangt  worben,  fo  beißt  er  naebber  ^jdngefifd;, 
wdbrenb  beim  ^[aAfifA  ber  Seib  fladj  ausgelegt  tfl,  weil 
er  liegenb  getroefnet  wirb.  Unter  ben  verfd)iebenen  ©orten 
beS  ©tocffifdjrt  ifi  ber  fogenannteSangfifcb  ber  befle.  äu 
ben  Jtlippfifcben  pflegt  man  bie  fetteften  JSabliau  ju  neb' 
men  unb  nennt  bie  großen  gefpaltenen  S3reitfif cbe.  21uS 
ber  Seber  beS  Jtabltau  wirb  ber  fogenannte  Sebertbran 
bereitet,  auS  ber  ©cbwtmmblafe  maa;t  man  Seim  unb  bie 
etngefaljene  3unge  ijl  ein  befonberer  Secferbiffen.  —  J5aß 
bet  bem  Stodrtftbfange  nod;  febr  viele  anbere  bem  cigentli* 
eben  Xabliau  mebr  ober  weniger  verwanbte  §ifcbe  mitge* 
fangen  unb  auf  ähnliche  SBeife  unb  unter  bem  ®efammt< 
namen  beS  ©totfftfcbeS  mit  jubereittt  unb  verfauft  werben, 
verflebt  fid;  von  felbfl. 

fialinlm  ober  Äabavlen  beißen  btejentgen  »ewobner  in 
ber  ie^t  ben$ran^ofen  unterworfenen  SRegentfdjaft  2flgter,  rcelcbe 
jum  ©tamme  ber  Berbern,  ber  Ureinwobner  beS  9iorbranbeS 
von  Zfrifa  unb  ber  Sbdler  beS  2CtlaSgebirgeS,  geboren,  ©ie  ftnb 
von  ben  fpdter  eingewanberten  ÜRauren  uno  Arabern  forool 
bureb  <3prad)e  als  Sitte  unb  Jt6rpergeftalt  verfebieben.  3u  dt* 
niS  beißen  fie  3uaven,  in  SEripolt  Ttbemfer,  in  SRaroffo 
Xmajirgben  unb  ©cbel(6d;en,  unb  auch  bieSibbuS, 
SuatSunbSuaritS,  welcb«  bie  ©abara  burebfheifen,  ftnb 
vom  Stamme  ber  Berbern.  2>ie  JCabplen  geboren  jur  fautaf. 
SKenfcbenrace,  finb  von  mittlerm  SBucbfe,  baben  eine  bunfle, 
in*  «otbbrdunlid;e  faQenbe  Hautfarbe,  braune*  ober  fd;war. 


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5*4 


«3  glatte«  $aax,  unb  finb  jwar  mager,  aber  fcbt  muSfd» 
Rarf.  Sie  bcfennen  fid)  jum  3«lam,  finb  fanatifdjere  9Ro» 
bammebaner  al«  felbft  bie  SKaureri  unb  begen  »or  ibjen 
flftarabut«  ober  Jpeiligen  eine  unbebingte  5üerel)rung.  £>od> 
effen  einige  Stamme,  |.  JB.  bie  Sd)illab«,  ba&gleifcb  ber 
»üben  Scbwcirie  unb  trinfen  fogar  SBein.  Sic  jerfaöcn  in 
dne  3Bcnge  »on  Stammen,  führen  ein  feßljafted  geben,  wob- 
nen  in  großen  Dörfern,  beren  jebe«  feinen  '.Hltefien  bat,  unb 
treiben  äderbau.  Die  in  ben  #ocbtbälern  t>c«  'Mai  wob* 
ncnbeii  finb  jum  Xtytil  wabrbafte  £roglob»ten,  inbem  fic 
in  Noblen  baufen.  Der  äabple  tfi  im  ©runbe  ganj  un» 
abbungig  unb  ber  Regierung,  welcb«  er  nad)  ^Belieben  ei» 
t^en  geringen  SSribut  jaljlt  ober  »erweigert,  böcbflenS  bem 
Kamen  nad)  unterworfen.  SSon  früber  Sugenb  an  wirb  er 
in  ben  SQaffen  geübt  unb  3lle,  ohne  VuTnabme,  finb  von 
treffliebe  Schüben.  Sie  »erfertigen  ibr  ?Pul»er  felbft.  3b« 
£rad)t  ift  fef>r  einfad)  unb  ba«  £auptfleibung«|tüd  beftebt 
in  einem  wollenen  JRocfe  ober  SWantel.  3m  (Jffen  unb  £rin« 
fen  ftnb  fie  fet>r  maßig  unb  ndbren  ftcf>  bauptfäcbltd)  von 
bem  gleifcbe  ber  wilben  SCbiere,  welcbe  fie  auf  ber3ägb  er: 
legen,  »on  bem  ibrer  Jbeerben,  »on  Sa)warjbrot  unb  £>li» 
»en.  Aauptgrunbjüge  ibre«  Gbarafter«  finb  ipeftigtett,  Äübns 
beit,  ^acb|'ud;t  unb  ©raufamfeit,  unb  baß  fie  an  Sapfers 
feit  wrtcr  ben  Arabern  noch  ben  Mauren  naebfteben,  baben 
bie  ^ranjofen  wabrenb  ber  legten  fieben  3abre  erfabren 
muffen.  2ötc  ftarf  bie  #n,ahl  ber  Xiabnlen  in  ber  SSegents 
fdjaft  Algier  iff,  i|t  niebt  befannt,  in  ber  £auptfiabt  felbjl 
finb  ibrer  etwa  1200  anfdffig. 

fiaöi  bejeitbnet  im  3rabifd)en  ^  einen  SledjtSfunbigm 
ober  einen  9?id)ter  unb  ifl  bei  ben  dürfen  ber  Sitel  ber  Uns 
terrtebter.  Der  JDberrid)ter  beißt  SR  oll  a  unb  beibe  ßlaffen 
ber  Siebter  werben  ju  ben  bobern  ©nfilicbrn  geregnet,  weil 
bie  ©rfc&e,  nad)  benen  bie  Urtbeile  gefdllt  werben,  »on 
bem  Stifter  ber  Steligion,  «Kobammeb,  abgeleitet  werben, 

ÄaöntUß,  ber  ©rünber  be«  ftebenu)origen  Sfceben 
SBooticn  in  ©riedjenlanb,  war  ein  Sobn  bei  Königs  »on 
$Pböni}ien,  Jtgrnor,  unb  ein  ©ruber  ber  (Europa  (f.  b.). 
iRad)brm  biefe  »on  bem  Supiter  entfübrt  worben  war,  würbe 
Ä.  mit  ber  SBeifung  »on  feinem  Siater  aui\qcf6ictt,  er  fcUe 
niebt  obne  feine  Schweiler  in  bie  #eimat  jurüiffebrea.  <Sr 
irrte  »ergeben«  bie  (Suropa  fud)enb  umber  unb  fam  enblid) 
tud)  Delpbi,  wo  er  ba«  JDrafel  befragte,  »on  biefem  er» 
bielt  er  bie  SBeifung,  er  folle  »on  f ernenn  Sudben  abfielen, 
unb  wenn  er  ba«  Oratel  »crlaffen,  einer  weißen  Jtiü)  foU 
gen,  rc ei rf> c  ihn  binfiibren  werbe,  wo  er  eine  Stabt  grüm 
ben  folle.  Die  Äub  «rfebien  unb  fübrte  ben  Ä.  nad>  3ö6os 
tien,  wo  fie  ftc^  nieberließ.  $itx  nun  wollte  £.  bie  Äub 
ber  9Siner»a  opfern  unb  fd)idte  einige  feiner  ©rfibrten  nad) 
einer  «Quelle  au«,  SBaffer  ju  f)oltxi.  Sie  fanben  eine  bem 
SRar«  l)c.;:ge  ßueHe,  würben  aber  »on  einem  fie  bewachen' 
ben  Dramen,  einem  (Srjeugten  beS  SRar«,  umgebracht.  Jt 
fam  nun  fjerbei  unb  erfdjlug  ben  Dramen,  nabm  beffen 
3dbne  unb  fdete  fie  nad;  bem  Sfatbc  ber  Minerva  in  ein 
gepflügte«  Selb.  9lid)t  lange  wäbite  ff,  fo  ging  bie  Dra» 
cbenfaat  auf,  unb  e8  wuebfen  au«  ber  (SrDe  gebarnifd)te 
Dinner.  SBieber  auf  JRatb  ber  ©6ttin  warf  nun  Ä.  einen 
Stein  unjter  jene,  worüber  fie  in  £ampf  gegeneinanber  enfe 
btannten  unb  ftc^>  gegenfeitig  umbrachten  bi«  auf  fünf,  weld^e 
bt^n       tci  ^ft  C!s i b '»i *i u n ber     tut v  b t ^ n L f[ \ VMfetClt p  tTl 


welker  er  ald  Ädnig  berrfebte  unb  in  ber  noeb  in  ^dtetrr 
Beit  bie  IBurg  ben  Kamen  Aabmea  hatte.  3upiter  gei 
bem  je.  fpater  bie  Xoebter  be«  2Rari  unb  ber  Benu4>  ^tr> 
monia,  jur  ©emablin  unb  ade  Öotter  faraen  jur  ^M^riti 
feier.  Hntinoe,  3no,  Semele,  Äga»e  unb  1>olpboro<  xoan 
bie  .Hinter  be«  jtabmuä.  Spdter  begab  ficb  biefer  mit  feino 
©emablin  auf  ben  JtBefcbl  iBacdpu«  ;a  ben  Qncbelicn> 
fern  unb  fiegte  über  bie  3ß9"er,  ibre  geinbe.  5r  warb  ih 
Äinig  unb  erzeugte  nod>  einen  Sobn,  ben  3Mu«.  Ju. 
piter  »erwanbelte  enblid)  ben  Ä.  unb  bie  ^aunonu  ia 
Sdjlangen  ober  Dracben  unb  »erfegte  fte  natb  ©tftun. 
3tu8  ^bonijien.  wirb  erjagt,  foll  Ä.  bie  IButbffabrnfcbrift 
unb  anbere  Äunfte  mit  nad)  ©riecbenlanb  gebradjt  ba&o 
unb  bie  ©runbung  2^eben3  wirb  um  ba$  3-  1550  M 
6br.  angenommen. 

fiäfcr  (bie)  bilben  bie  erfte  SDrbnuna  ber  3nfef!rn 
(tat.  Coleopii-m,  »gl.  3nfeftcn)  unb  jeiebnen  fid)  ttnrti 
bornartige  25eden  au«,  welcbe  über  ben  jweibdutigen  buttbi 
fiebtigen  glügeln  liegen.  Die  eigentlitben  glügel  feblen  bei 
einigen  Ärten  unb  bei  anbern  finb  bie  glügelbeden  jufa»» 
menaewad;fen,  fobaß  fie  niebt  geboben  werben  tonnen.  Z:.t 
ber  übrige  Jtdrper  ber  3nfcften  ift  gewobnlid)  mit  einer  ^co 
artigen  scc&ale  überjogen  unb  bie  güblborner  unb  Seine  k» 
fiebert  ganj  au*  bornartiger  SRaffe.  Sou  ben  fe$*  Sfinea 
filjen  mti  am  Skufrftücf  unb  »ier  am  Hinterleib,  unb  auf 
jeber  Seite  baben  bie  Jtdfer  an  ber  £rufi  unb  am  .öinüt» 
leibe  ach:  26cber,  burd)  welcbe  fie  8uft  einrieben.  SBir  tii 
übrigen  Snfeften,  baben  auep  bie  Ädfer  »ier  SSen»anblunji« 
ftufen  burcbjumacben,  inbem  au«  ben  dient  fid)  bte  &mw 
ober  bie  (Engerlinge  bilben,  »on  benen  bie  rwifirn  an  ba 
S5ruft  brei  Jöeine  baben,  weld>e  fid)  ju  Kfmpben  »erp^ 
ptn  unb  enblid)  al«  jtdfer  erfd)einen.  Die  Ädfer  finb  fett 
an  Erten  jablreic&Je  Drbnung  ber  Snfeften.  2Jlerrwürtii 
finb befonberö :  bie  fogenannte  fpanifebe  gltege  ($.  Site 
ge);  ber  2)?aiwurm,  ein  fdfctwarjblauer  Jtdfer  mit  tyüa 
glügelbeden  unb  obne  glügel,  weldjer  gegen  bie  «bunti« 
wutb  angewenbet  wirb  unb  einen  febr  ubeln  ©eruti  feit; 
ber  fdt)warje  Äornwurm  (f.  jtornroürmer);  ber»efel« 
wurm  (f.  9RebO?  ber  Sa)abfdfer  (f.  b.):  ber  »efe:» 
tdfer,  weleber  b6i;erne  unb  anbere  ©egenfianbe  jemagt; 
ber  SKaif  dfer  (f.  b.);  ber  (grbflob  (f.  Slob);  ber  9la*. 
bornfdfer(f.b.);  ber ©ombarbirf dfer  mit" 


ärüner  glugelbede  unb  übrigen«  roftbraun,  weld)er  au«  ben 
Xfter  einen  dgenben  Saft  au«ft6ßt;  ber  Suwelentdfer, 
weleber  in  Srafilien  lebt  unb  im  Sonnenfcbeüt  nk  r:"> 
(Sbelfieinen  befefet  erfebeint;  ber  Sobtengrdber,  »elctn 
Keine  tobte  Zbtere  eingrdbt  unb  in  fie  feilte  (gier  legt,  üb* 
»erftbiebene  anbere. 

*  Äaffff  (ber)  ift  bie  befannte  IBobne  bei  Ä«ffee» 
bäume«  ober  Jtaffeeftraud)e«,  welker  «t«  ber  orA 
f>ro»inj  Renten  (lammt,  »on  bier  aber  feit  bem  <2nbe  Ui 
16.  Sabrb-  nacb  JBata»ia,  auf  mebre  oftinb.  3nfeüi  imfe 
nad)  Ttmerifa  »erpflan3t  worben  ifi  35  er  hoffet  bäum  btl 
einen  geraten  Stamm,  ber  gew6bnlid)  15 — 20  %.  bo4 
wirb,  m  Arabien  aber  juweilen  über  40  %.  lang  unb  4—4 
3oH  bid  wirb.  Die  immer  grünen  öldttet  ^nb  ben  htbn 
blättern  dbnlid)  unb  ftnb  auf  fwrjen  Stielen  cinanber  op 
genübergefUHt.  Sie  werben  bi«  fünf  3oU  lang  unb  i«« 
3oQ  breit  unb  b«ben  eine  gldnjenbe  Dberfldcbe.  3n  b« 


DigitizecfbV^j^^cJ 


Kaffee 


525 


Kaffee 


JTattad)j>fn  erföeimn  bie  fölüten  in  fBüfcfcefn  jufothmrn» 
ebenb,  unb  gleichen  an  ©criicb,  Sonn  unb  Jarbr  ben  3a3; 
linblütrn,  wc6»egen  bit  ältern  JBofanifer  btn  Äaffeebaum 
ud)  Jitsninnm  arabicum  tmmitrn.  'Au?  ben  8)  litten  tritt 
litfrln  fict)  bit  an  @rflalt  bm  Gornelfirfcfcen  ähnlichen 
richte,  mrld^e  erfl  grün  fmb,  bann  beUrott>  unb  julefct 
unfelt>i«Iett  »erben.   «Sie  haben  rin  fd)leimige« ,  hipltd) 


jö  fchmecfenbeS  glfifd),  in  »elcheS  jwei  ©amen  oon  b« 
efannten  @e|Talt  eingefchloffen  finb.  jDirfe  liegen  mit  btn 
aeben-  ©eiten  gegenetnanber.  C'i  umgibt  biefelben  nod)  ein« 
igne  aud)  in  ba$  3nnere  einbringenbe  £aut,  bie  ©ameru 
ede,  oon  bei  man  an  ben  in  ben  £anbel  fommen* 
en  Sonnen  ^aufig  noch  Überrede  ftnbet-  2Benn  bie  grüdjte 
;re  geborige  Steife  erlangt  haben,  fo  fcbüttcit  man  fie  ab 
ber  eflücft  fte ,  unb  trocfnet  bann  bie  fiJreren  auf  fl  einer» 
en  Srodenplaljen  ober  in  Srorfenjiuben.  hierauf  »erben 
e  auf  Mühlen  mit  höl,emen  SQal^en  gebracht,  auf  »eld)en  bie 
3pbnen  oon  bem  eingetrodnetenSleifche  befreit  »erben.  3Durd) 
Sieben  unb  ©entringen  »erben  bie  SSohncn  »eiter  gereinigt 
nb  enblid)  nod)  oollenbe"  getrotfnet.  9lun  finb  fte  jum 
'erfenbrn  gefd)icft.  3n  einigen  ©egenben  Idjjt  man  bie 
ntd>te  rintge  Seit  im  SB  äff  er  liegen  ober  gabren,  um  bie 
httfemung  ber  gleifcbliüUcn  leidster  bewerfjielligen  ju 
innen. 

2>urd)  bie  S3ehanblung8art  »irb  ebenfo  fef>r  »ie  burd) 
<rf  Xlbna  bie  ©üte  teS  Jtaffecö  beflimmt.  3n  ben  fältern 

v.enben  »erben  bie  Sonnen  nicht  oollfommen  reif  unb  ha- 
f n  babet  einen  gerben,  f rautartigen  ©efefemad ;  burd)  6rf)i(}ung 
Hm  Zrocfnen,  wie  burd}  ju  langfameS  2rarf  nen  nehmen  bie 
Söhnen  einen  febarfen  unb  unangenehmen  ©efd)mad  an.  £>tx 
•T'üfllid)|it  Jtaffee  fommt  nod)  immer  au$  'Arabien,  iöei 
rm  Zor\t  SBulgofa  in  Arabien  li<gt  baS  foge  nannte  Äaffee  = 
ebirge  -£> ter  liegen  bie  ©drten  terTaffenf6rmig  übereinan« 
er  unb  finb  forgfdltig  bemdffert.  Die  Söäume  flehen  fo 
id)t  beifammrn,  bap  bie  Sonne  faum  biß  auf  ben  Stoben 
«^bringen  (ann.  I)er  befte  Jtaffee  in  'Arabien  foli  bei  ber 
Stobt  Iben  in  fernen  gewonnen  »erben.  2Me  Bäume 
>rtben  20—30  3<U)re  alt  unb  jeber  gibt  jährlich  3—4  $f. 
ititdjte.  Der  arabifch«  ober  leoantifd)e  .Raffer  wirb  aud;  Mof« 


fafaffee  genannt  unb  »irb  in  SRoffa  ober  SRod)a  eingefd)ifft. 
©eine  85ot)nen  finb  flein  unb  runblid),  gtlblid)  ober  grün; 
lieft,  unb  es  fommen  oon  ihm  jährlich  etwa  12  Millionen 
fPfunb  in  ben  .£>anbrl.  Beinahe  nod)  einmal  fo  oiel  Jtaffee 
fommt-  au$  Bataoia  auf  ber  3nfel  3aoa.  25ie  f>ier  erjeug: 
ten  Bohnen  geboren  ju  ben  oorjüglicbffcn  unb  finb  bla|gelb 
unb  langtief).  'An  ©ejfalt  bem  Moffafaffee  df)nlid),  an 
©üte  if)m  nadjffebenb,  ifl  ber  Jtaffee  oon  ber  franj.  3nfel  ^ 
Beurbon.  %n  1»H>  SWiliionen  ?)funb  Äajfee,  »on  geringes 
rer  Qualität,  fommen  jährlich  auä  i^rafilien.  Sjon  fd)lerb; 
tem  3u$fef)en,  aber  gutem  ©efd)macf  ifi  ber  5taffee  oon 
Qe»lon;  aud)  ber  Äaffee  »on  3>emeraro  im  engl,  ©uiana, 
oon  ©t. Domingo,  ©uabeloupe,  Samaica,  9?? arte  ©alante, 
Martinique,  ©urinam  i|l  oon  gutem  ©efd)mad.  2>ie 
Menge  beS  jahrlid)  probucirten  Äaffeeä  iff  faff  unglaublich 
unb  waefjit  jahrlid).  3m  3-  1835  würben  nad)  ©uroipa 
über  217' i  SJcillionen  >Pfunb  eingeführt.  2)ie  garbe  be* 
Jtaffeeö  entfd)eibet  nict)t  immer  über  bie  ©üte  brffelbcn,  be: 
fonber«  barum,  weil  fte  aud)  buref)  fünfllicfje  ÜRittel  oerin: 
bert  »erben  fann.  3uweilen  »irb  fd)led)ter  Jtaffee  burd) 
langes  Siegen  beffer,  unb  guter  Jtaffee  nimmt  einen  unam 
genehmen  ©evutf)  unb  ©efchmadf  an,  wenn  er  in  ber  9Jdh< 
oon  flarfried)enben  SBJaaren,  wie  ©todfifd),  Sranntwein, 
©ewürjen  u.  bgl.  aufbewahrt  wirb.  £ue  {erbrochenen  S3ob- 
nen  werben  unter  bem  tarnen  2riage  oerfauft,  unb  bie 
aü*crfd)lcd)tefie  ©orte  l>tipt  S3rennf äff ee.  35er  burd)  ©ee: 
waffer  befchabigte  »irb  marinirter  Jtaffee  genannt. 

Sange  bevor  man  ben  Jtaffee  nad)  Europa  brachte,  ge* 
nofi  man  ihn  fd)on  im  ÜJforgenlanbe,  wegen  feines  angeneh« 
men  ©efd)madS  unb  feiner  aufregenben  Jtraft.  ©d)on  im 
t).  3ahth-  n.  Qi)t.  foü  man  in  Arabien,  'Ägpoten,  ©orien 
unb  Äonflantinopcl  Jtaffee  getrunfen  haben.  6ine  ©age  er: 
jdhK,  her  ?)rior  eine«  perftfdjen  ober  arabifd)en  JtlojlerS 
habe  bie  {Beobachtung  gemacht,  bap  Biegen  nad)  bem  ©e» 
nuffe  oon  Jtaffeefrüd)ten  eine  ungewöhnliche  Munterfeit  jrig: 
ten,  unb  f)abe  baher  auS  jenen  grüchten  ein  ©etränf  otttu 
ten  laffen,  um  feine  Mönche  bei  ben  nächtlichen  83etübun: 
gen  munter  ju  erhalten.  Anfänglich  traut  man  in  Arabien 
einen  'Aufgujj  auf  bie  Jötatter  beö  JtaffeebaumeS,  fpäter  »uri 
ben  bie  Srüd)te  roh,  bann  geröftet  unb  ju  f)u(oer  geriehen 
aenoffen  unb  erfl  jale&t  fam  man  barauf,  einen  'Aufgujj 
über  bie  gerotteten  urjb  {ermahnten  Srüd)te  ju  genießen. 
Tili  fid)  löHO  Prosper  2(lpinu5  ju  Jtairo  hefanb,  war  ber 
Jtaffee  fehon  allgemein  gebräuchlich  unb  »urbe  in  ©afihäu: 
fern  oerfauft.  Srrfelbe  SReifenbe  brachte  1591  ben  Jtaffee 
ald  'Arjnei  nad)  Sienebig.  ©chon  1673  hatte  aber  ein  beut: 
fd)er  Arjt,  ?eonhart>  9fau»olf,  über  ben  Jtaffee  gefd)riehen. 
bereits  1644  tränt  man  in  $ranfreid)  Jtaffee.  ©eit  ber 
Mitte  M  17.  3abrf).  »urbe  ber  Jtaffee  aud)  in  Deutfdj: 
lanb,  aber  nur  nad)  unb  nad),  eingeführt  unb  er  ff  1694 
fam  ber  erjte  rohe  Jtaffee  nad)  Üeipjtg.  3n  jBataoia  »ur> 
ben  1680  bie  erjten  Jtaffeepflartjungen  burd)  ben  £oOdnbrr 
van  .f>om  angelegt ,  unb  «on  i^itx  fam  1690  ein  Saum 
nad)  (Suropa,  oon  »elchem  bie  erffen  Xnpffanjungen  in 
©urinam  unb  SBeflinbien  abffammen  follen.  Daö  erjte  if» 
fentlid)e  Jtaffeehau«  in  (Suropa  »urbe  1551  ju  Jtonffan: 
tinopel  errichtet  unb  1652  grünbete  ein  ©ried)e  ein  Jtaffee» 
hau«  au  ronbon.  granfrei'd)  fyatte  fein  erfie«  Jtaffeehau« 
1671  ju  Marfeille.  3m  folgenben  3 ah«  würbe  aud)  ju 
^ari*  ri»  Jtafftehaul  eröffnet.   9?ad)  anbern  9cad)tid)tra 


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Kaffee 


Haffern 


nwrb  ba«  crfle  parffer  Äaffeehau«  um  1724  von  brat  Siel» 
(ier  ^rcccpto  gcgrünbet,  welcbefi  noeb  jefct  befielt  unb 
ben  tarnen  Cafe  Procope  führt.  3n  geizig  foH  fcficn  1694 
ein  Äaffeebau«  errichtet  worben  fein.  3n  ^art«  befteben 
gegemvdrtig  gegen  6000  Jtaffeebdufer. 

Die  »ereitung  be«  Jtaffeegetrdnfe«  geliebt  auf  febr 
»erfcbiebene  SBeifen,  im  Allgemeinen  aber  fo,  baß  bie  Jtaffee» 
bobnen  rrft  gebrannt,  bann  in  Pulver  verwanbrlt  unb  erb» 
lieb  mit  SBaffer  auSgejoaen  werben.  Seim  ©rennen  be« 
Jtaffee«,  welche«  bei  un«  in  ber  fogenannten  Jtaffeetrom» 
mel  gefebjebt,  fommt  e«  barauf  an,  ben  regten  #ifeegrab  ju 
treffen,  benn  ju  wenig  gebrannter  Jtaffee  (aßt  fieb  niebt  voll» 
fommen  ausüben  unb  bat  einen  ftrengen  ©rfebmaef,  wdb> 
renb  ju  ftarf  gebrannter  beißenb  unb  ranjig  feb,  meeft.  Äafj 
fee,  welcher  einen  Übeln  ©erueb  angezogen  bat,  fann  ba» 
bureb,  uotx  bemfelben  befreit  »erben,  baß  man  ihm  beim 
©rennen  einige  Stucfcben  3rt>iehfl  beimifebt.  3e  weniger 
Jtaffee  auf  einmal  gebrannt  unb  je  fa)neller  ber  gebrannte 
»erwenbet  wirb,  befto  beffer  wirb  ba«  ©etrdnf.  Da«  *Pul» 
»em  be«  Jtaffee«  gefebiebt  bei  un«  flet«  mit  ber  Jtaffee» 
mülilc,  wdbrcnb  bie  Orientalen  ben  Jtaffee  im  Werfer  jer» 
jtampfen  ober  jwiftbfn  £6ljern  jerquelfdjen.  Die  fcblecb* 
tefte  Spanier,  ba«  Au«jieben  be«  Jtaffee«  ju  bewirten,  ifi  bie, 
nacb  wclcber  berfelbe  mit  bem  SBaffer  formlicb  gefoebt,  bann 
niebergefebfaaen  unb  enblicb  abgegoffen  wirb,  hierbei  ge» 
febjebt  bie  Aushebung  nicht  vollfldnbig.  SJeffer  ift  e«,  ben 
Jtaffee  in  einen  giltrtrfacf  ju  tbun  unb  ba«  fiebenbe  2Baf« 
fer  barauf  ju  gießen;  am  ootlfommenflen  aber  geflieht  bie 
Außjiebung  bet  benjenigen  Jtaffeemafcbinen ,  bei  welchen  ba« 
unter  einem  fiebartiaen  ©efdße  befmblicb/  SBaffer  in  Dampf» 
geflalt  bureb  ben  Jtaffee  binbureb  getrieben  wirb  unb  bann 
wieber  in  SBafferform,  aber  noch  fiebenb,  bureb  ibn  jurücf» 
lauft.  (Sineti  fehr  woblfcbmecfenben  Jtaffee  erhalt  man, 
wenn  man  ben  gemahlenen  Jtaffee  mit  faltem  SBaffer  ertra» 
birt  unb  ben  getldrten  (Srtract  erwdrmt,  entweber  im  ©e» 
faß  ober  bureb  3ufa(j  t>on  heißem  SBaffer  ober  heilem  Jtaffee. 
Die  Araber  unb  Surfen  trinfen  ungemein  viel  unb  flarfen 
Jtaffee  unb  geben  bemfelben  nodj  einen  3ufafc  von  allerlei 
©ewürjen,  juweilen  fogar  von  JBalfam  unb  Opium.  3ucfer 
unb  Milcb  nehmen  fie  niemals  in  ben  Jtaffee.  Aud)  au« 
bem  getroefneten  Samenflcifcbe  bereiten  fte  ein  ©etrdnf,  Sul * 
tanöfaffee  genannt,  unb  au«  ben  eigentlichen  Samen» 
beefen  ein  anbere«,  welc&e«  Jtifcber  ty'ifyt.  ©ei  un«  vef» 
fe(jt  man  ben  Jtaffee  juweilen  mit  etwa«  Gognaf  ober  Ära! 
unb  nennt  ba«  ©etrdnf  bann  ©loriat.  Auch  bat  man  ber 
Gbocolabenmaffe  Jtaffeepulver  jugefebt  unb  auf  biefe  SBeife 
eine  Jtaffeedjoeolabe  bergeftellt.  Man  benufet  ben  Jtaffee 
au<b  jur  Bereitung  von  Jtaf feeeffenj,  Jtaffeeliqueur, 
Jtaffeeet«,  Jtaffeefijrup,  gebaefenem  Jtaffee  u.  f. w. 

Der  Jtaffee  entbdlt  ofenbar  arjneilicbe  Jtrdfte  unb  man 
bat  beäwegen  in  neuerer  3eit  von  mancher  Seite  fehr  gegen 
ben  aHju  hdufrgen  ©enup  beffelben  geeifert;  bap  er  aber  niä)t, 
wie  behauptet  worben  ift,  alt  ©ift  wirfe,  bafur  g»t  e$  un* 
jdbliae  JBeifpiele,  benn  febr  »iele  alte  8eute  aeniepen  ibn 
feit  ihrer  Sugenb  in  febr  großer  SRenae.  Alten  beuten 
betommt  er  am  beflen.  Die  Smpfmblicbfeit  beä  SJTenfcben 
für  bie  SBnfungen  brt  Jtaffee«  flumpft  burd)  ben  bdu* 
ftgen  ©ebraueb  felbft  ab.  5Kenfcben  ieboeb,  welche  an  ßotfe 
bltitigfrit,  fBlutwalliingen ,  an  einer  bibigen  ober  fcbleicben« 
Den  (Sntjünbung,  ^)dmonboiben,  Unorbnung  in  ber  SKtn» 


fhruation,  ^ppotbonbrie,  ^^fierie,  Werüenreijbarfeit,  fileii 
fuebt  u.  bgl.  leiben,  muffen  ben  Jtaffee  burebaue»  oerraeitn, 
weil  bureb  ibn  ihre  Reiben  einen  gefährlichem  (iharaftet  dv 
nehmen  tonnen.   Die  Jtraft  be§  JtaffeeS  ij!  im  ÄUgoneina 
eine  fi)lut  unb  Nerven  aufregenbe  unb  ift  um  fo  mr.< 
je  retjbarer  unb  jünger  ber  Sftenfd)  ifl,  welc&er  ben 
genießt ,  unb  je  ftdtrer  biefer  bereitet  ifl.  Die  bomictr  . 
fchen  Arjte  haben  in  ber  Strenge,  mit  welcber  fie  fän 
allen,  befonber«  aber  ben  in  drjtlieber  ©ebanblung  jUtctr. 
Jtranfen  ben  ©enuß  beö  Jtaffee«  unterfagten,  febr  nite 
laffen,  weil  fte  bie  Crrfafjruna  beleb.it  bat,  b»;ß  bie  \mA 
rige  ©ewobnbeit  biefen  2Cranf  fafl  unfcbdblicb  maebt.  ?  i 
wenbet  ben  Jtaffee  al«  Arzneimittel  »ielfacb  an.  Smb 
narfotifebe  ©ifte  bient  er  ale3  ©egengift,  gegen  SBeibfelnrlr 
XJerflopfung,  Auaenentjünbungen,  d^ronift^e"  @tdtjt  als  ^e4 
mittel,    ©egen  3ahnfcbmer$en  von  boblen  3abnen, 
Gntjunbung  be«  3ahnfleifcbe^,  bat  man  empfohlen,  gehao» 
ten  unb  grobgepuloerten  Jtaffee  wie  Üabacf  ju  ra: 
9i!acb  ©enuß  eine«  Übermaße«  von  SBein  wirft  eine  2  ' 
florfert  Jtaffee«  al«  nieberfcblagenbe«  Littel.  UbclrieebecC 
Dünfle,  namentlicb  »on  »enoefenben  Jtirpern,  werben  tu 
Stdueberungen  mit  Jtaffee  unwirffamfür  benöerueb  ger.;ü 
Der  Jtaffee  wirb  jur  ^Bereitung  eine«  grünen  2adfe#,  om 
au :-^c zeichneten  Malerfarbe  benu^t,  ben  man  mit  reiner  C| 
ftgfdure  auflöfen  unb  al«  grüne  2inte  braueben  fann. 
bem  Jtaffeefaee  fann  man  burd)  Serbrennen  in  . 
nen  ©efdßen  eine  ftböne  febmar^e  garbe  bereiten. 

Da  fo  »iele  «Kenfcben  an  ben  ©enuß  be«  Jtaffee?  W 
gewibnt  haben  unb  ibn  becb  nachher  wegen  franfbuüe; 
febwdeblidjff  Jtirperbefcbaffenl>eit  »ermeiben  muffen,  ba  fer.: 
ber  Jtaffee,  befonber«  wenn  SKiScruten  eingetreten  fmt.  is 
9(icbtwotlbabenbe  ein  aUju  foflbare«  ©etrdnf  ifl,  fo  ifl  ns 
»iel^icb  bemüht  gewefen,  ein  Surrogat  ober  Crr 
für  benfelben  iu  finben..  Die  3abl  ba  rorgefeblaarr.' 
febr  grof,  aber  feine«  fommt  bo<b  an  ©oblgefAmaf  o 
natüriieb  noeb  weniger  in  ber  leiebt  aufregenten  Sirfi«! 
bem  Jtaffee  gleicb.  Da«  oerbreitetile  ifl  .rol  norb  irr 
üichc-rie  (f.  b.);  bo$  bat  man  aueb  Mobren,  Änfl 
Afajienfamen,  Dartelferne,  bie  Jlerne  ber  ßorneliu-^ 
liebeln,  (Srbfen,  ©ahn»"»,  <£rbmanbeln  u.  f.  w.  ■■ 
neuefler  3eit  befonber«  {Roggen  ober  Jtorn  unb  (Bcrfle  f 
roflet  unb  wie  Jtaffee  jubereitet. 

fiaffem  (bie),  b.  b.  bir  Ungldubigen,  baben  birfö 
men,  weil  fie  Reiben  finb,  oon  ben  Arabern  e:i 
unb  bewohnen  ben  füb6fll.  2beil  AfnTa«,  nirbl.  fit 
^ottentottenlanbe  unb  ber  Capcolonie,  vom  bluffe  Jteirf  . 
bi«  jur  SJagoabai  mit  unbeflinimter  Begrenzung  DJ 
Sie  unterfebribrn  fich  bureb  bie  Scbdbelbilbung  oon  tr. 
gern,  baben  aber  aufgeworfene  ftppen  wie  biefe  unb  IjWB 
benbe  ©aefenfnoeben  wie  bie  Hottentotten ;  ibr 
ber  JBart  jiemlieb  ftatf  unb  bie  Jarbe  fpielt  aus  bem  Cr- 
nen  in«  (Sifengraue.    Sie  felbfl  nennen  fieb  Jtufü 
ben  einen  fcblanfen,  fehr  ebenmäßigen  SJucbö.   £*i  '• 
welche«  fie  bewohnen,  wirb  oon  mehren  bebeutrrtc 
burcbflromt  unb  ifl  jum  großen  Uheile  noeb  unbefanat 
wirb  von  einer  großen  Menge  wilber  2bier<  burtbfheri! 
©ajellen,  Antilopen,  roilbeti  ?)ferben ,  Cbern,  et: 
£6wen,  Panthern,  S«bafal«,  unb  in  ben  Srwmniebenß! 
leben  vorjug«weife  Elefanten  unb  glußpferbe.   2)a<  ^  ! 


ift  frfir  heiß,  im  Snnem  aber  gefunb.  (Ji.qcntfiümlicö  ift  bei 
?m  Jtafern,  baß  ei  unter  tariert  betweitem  metyr  2Beiber 
tlS  SRdnner  gibt;  e*  berrfät  baljer  unbefcbrdnftc  ©ielroei* 
bcrci.  ©ie  ftnb  ein  #irtenvolf  unb  verfieben  [ich  treffiicb 
suf  bie  Abwartung  ihr«  jablreic&en ©iebbeerben,  beren  Wild) 
inb  gleifcb.  ifcre  .£>auptnabrung  ift ;  außerbera  efjfen  jte  vor* 


ugSweife  girfe,  2Rai*,  SBaffermeionen  unb  trinfen  faft  nur 
Öaffer.  ©cbwein**  unb  £afenfleif$,  (Snten  unb  ©dnfe, 
>mie  gifte  gelten  üjnen  für  unrein,  ©ie  finb  leibenfcbaft; 
ebe  SEabacBraucber;  ibre  Äletber  verfertigen  fie  au*  gegerb» 
m  S^ierfeuen.  ©ie  finb  gafifret,  xdnlxd),  t\)xtid),  juvor* 
>mmenb,  t  bat  ig  unb  von  9ktur  3um  ^rieben  geneigt; 
»erben  jte  aber  gereyt  unb  beleibigt,  bann  jetgen  fte  jub 
>enf>  tapfer  al*  graufam.  2>md)  bie  Anmaßungen  bet 
oll.  ©auern  in  ber  Gapcolonte,  welche  bie  Äaffem,  wo 
d)  ein  Wittel  barbietet,  um  ibre  beerben  unb  Siefen  ju 
ringen  fueben,  tflt  e*  jwifeben  beiben  ju  häufigen,  md)t 
Iten  $6d)ft  blutigen  gebben  aefommen,  in  welken  bie 
affern  bewunbemSwurbigen  .pelbenmutb.  gejeigt  babrn. 
bre  .pauptraaffc  iß  bie  3agave  ober  .fjaffagave,  eine  4—5 
uß  lange,  mit  eiferner  Spiuc  verfebene  üanjr;  außerbem 
ibren  fte  ©cbjlb  unb  Äeule.  ©ie  verfieben  ba*  ©fen  ju 
jmieben,  balten  ibre  £dufer,  bie  fdmmtlicb  an  ©eftalt  ben 
lienenfirben  gletcben,  febr  reinlicb,  unb  bie  einzelnen  fßiU 
r  tbeilen  ficb  in  ©tdmme,  beren  jeber  unter  einem  >j>dupt* 
ige  fiebt,  beffen  SRacbt  nur  febr  wenig  befördnft  iji.  Sbte 
ipradbe  ift  febr  woblflingenb.  2)ie  jablreicbjen  Bölfer  finb 
i  Äüflenlanbe:  bie  SÜambufi,  welche  15,000  Ärieger  jteU 
i  f innen  unb  bie  SDtambuft,  ein  febr  tapferer  Stamm, 
t  auefc  Acferbau  treibt.  SDaffelbe  gilt  von  ben  SBet* 
buanen,  ben  im  Innern  lebenben  Äafferno&lfern,,  bie 
iebet  in  mehr e  836lfer  jerfaflen.  2)ie  mdebtigfien  finb :  bie 
irifal,  am  Jtruman  unb  beffen  Stebenfliüfyen;  viele  ber* 
ben  finb  von  ben  ÜRiffionaren  jum  Gl?rifrcntE;um  befebrt} 
re  .fwuprftabt  iji  Slrulitafu  mit  6000  (Sin».;  bie^Bar* 
long«;  bie  Sfearu|t*  am  SRafumo  ftnb  ben  meiften 
rfgen  ©tdmmen  an  3nbuftrie  überlegen,  unb  i&r  £dupt* 
ig  ober  Jtomg  rejibirt  in  ber  großen  ©tabt  Suritfcfciane, 
•  erft  vor  etwa  etnem  3abrjebnb  ben  (Suropdern  befannt 
rrb  unb  16,000  einw.  bat.  2>a*  civilifirtefte  83olf  un* 
Äafferfidmmen  finb  aber  bi«  SRa (quin i*,  wtlc&e 


nod)  nirblicber  wobnen  al*  bie  vorigen,  unb  mit  großer 
©etriebfamfeit  i^re  ©fen*  unb  Äupfergruben  ausbeuten. 

fiorton  (ber)  iji  bie  eigentbumlio^e  BolKtracbt  ber  2fir« 
fen,  toelcbe  einem  Oe^Iafrocfe  dbnlicb  ifi  unb  gewöbnlicb  au* 
einem  »eißli^en,  mit  großen  blaßgelben  iölumen  gezierten 
Stnd)t,  bei  ben  9feicr>ern  au*  ©eibe,  beliebt  unb  mit  fofU 
barem  $el)n>erfe  verbrdmt  iji.  wdbrenb  bie  Armern  bäum« 
wollene  3euge  tragen.  Am  turfiftben  ^)ofe  werben  Jtaftan* 
bduftg  al*  öefcfcenfc  außgctbetlt  unb  felbfl  bie  ©efanbten 
europdif^er  SÄd^te  muffen  bei  ben  Äubtenjen  im  Äaftan 
erf(beinen,  wenn  fie  ficb  mcr>t  auflbrücflicb  bie  ßrlaubniß 
auögewirft  .baben,  babet  ü)re  eigne  «Rationalf leibung  ju 
tragen. 

ßain  war  ber  dltefie  ©obn  be*  2tbam  unb  ber  Oha, 
ein  Bcferömann,  ber  raube,  wilbe  ©itten  batte  unb  al*  ber 
erjle  5K6rber,  al*  «Brubermörber,  berüchtigt  ifl.  AI*  et 
namlicb  mit  feinem  jungem  ©ruber  Abel,  ber  ein  jbixt  war, 
©ort  £)pfer  barbraebte,  3eber  auf  einem  anbern  Altar,  fab 
Äain ,  baß*  ber  £err  mebr  SSoblgefallen  an  bem  Opfer  fei> 
ne*  ©ruber*  batte  al*  an  bem  feinen.  SReibifö  auf  Abel, 
gerietb  er  mit  ü)m  in  SQorttoecb.fel  unb  erfcblug  ihn.  AI* 
(Sott  b^arauf  ben  Jtain  nad>  feinem  ©ruber  fragte,  antwor* 
tete  er  tro|ig  unb  warb  von  ®ott  verurtbeilt,  unjidt  unb 
flüchtig  auf  ber  @rbe  unu)er)uf$weifen.  £>er  -pen  batte  ihn 
aejeiebnet,  baß  ü)n  9tiemanb  erfc^lagrn  foQe  unb  bi*  jur 
©übflut  foH  Äain  umbergeirrt  fein.  3m  2.  Sabrb*  n.  Q\)x. 
Itbte  eine  gnoflifcbe  ©efte,  bie  Xainiten  ober  Jtajani* 
ten,  welcbe  ben  Aain  über  Abel  feb^ten,  unb  jenen,  fowie 
ben  Sfau  unb  bie  ©obomiten,  für  fromme  erachteten. 

JRatro  ober  Cl  Ä ab ir ab,  b.  h.  bie  ©iegreic^e,  iji  bie 
größte  ©tabt  Ägppten«,  JRefibenj  be*  SBicefönig*,  unb  lieat 
am  testen  Ufer  be*  9Kl*,  etwa  600  Älaftern  vom  Jluffe 
entfernt,  an  ben  (efeten  Au*(dufen  be*  ÜRofattemgebirge*. 
Sie  Altjiabt  foQ  febon  von  ©efofiri*  gegrünbet  fein;  meut 
fairo  aber  warb  um  970  n.  Sbr-  von  Alm  an  für,  bem  erfien 
fatimitifeben  Jtbalifen,  erbaut,  von  ©alabin  1176  mit  einer 
SRauer  umgeben,  unb  erb  ob  ficb  f<b<"i  frutj ,  auf  Höften 
Aleranbria* ,  ju  bober  ©Iure.  £ie  ©traßen  finb  fdmmtlicb 
eng,  jum  Zbeil  fo  f$mal,  baß  bie  ©alcone  ber  gegenüber* 
fiebenben  ^dufer  bio>t  anemanber  flößen.  SRancbe  ©traßen 
finb,  um  bie  ©onnenftrabten  abjubalten,  bebeeft,  unb  baben 
Pforten.  2)a  fie  fdmmtlicb  ungepflajiert  finb.  unb  e*  bin 
nur  1)id)\t  feiten  regnet,  fo  bffffebt  in  ber  volfreicben  ©tabt 
ein  Idfitger  ©taub,  we*balb  woblbabenbe  Seute  in  ber  Sie. 
gel,  um  föneUer  forttufornmen,  auf  Gfeln  reiten.  Sic 
tpdufer  baben,  eine  (Seltenheit  im  iDriente,  »um eilt  brei 
©toerwerfe,  unb  finb  au*  6rbe  ober  ©ad  jleinen  aufgeführt^ 
bie  ftenfier  geben  nacb  bem  gerdumigen  £ofe  liinauö  unb 
bie  ©äffen  werben  baber  von  ununterbrochenen,  einf6rmiaen 
Stauern  gebübet,  übrigen*  bat  Jtatro  einige  große  9>la&e,  . 
von  benen  etliche  im  ©ept.,  wenn  ber  fRxi  feinen  \)bd)\}m 
©tanb  erreicht  hat,  gan)  unter  SBaffer  fiebert,  j.  ©.  ber  große 
Cjbefpebplafc.  SBenn  ber  gluß  wieber  in  fein  ©ett  jurücf» 
getreten  ift,  bann  bebeefen  fie  ficb  bafb  naebber  mit  man* 
derlei  $flan}en.  Außer  ben  vielen  ©drten  innerhalb  ber 
©tabt  finb  bie  >punberte  von  SRofcbeen  mit  ihren  fcb^lanfen 
SRinaret*  eine  3«erbe  berfelben;  bie  be*  ©ultan  ^ajfan  iji 
unter  ibnen  bie  größte.  Unter  ben  ©tabttboren  finb  einige 
in  ebenfo  einfachem  al*  großartigem  ©tple  erbaut,  unb  £af* 


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Kaiser 


528 


Kaiser 


fefbe  gilt  wn  ben  öffentlichen  S3äbern,  ben  mit  Marmors 
fdulcn  gefcbmücftcn  6i|lcrnen  unb  mannen  ©rabmalcrn  ber 
Sftamlufen.  2>cr  äiieefonig  wohnt  in  ber  Gitabclle,  welche 
fich  auf  einem  >Öügcl  erhebt  unb  einen  bebeutenben  Umfang 
hat.  £ie  Äktwlferung  brlduft  ftd)  auf  etwa  330,000  Gtnw., 
»on  benen  bie  SWehrjabl  Araber  ftnb;  etwa  10,0<m  Äoptcn, 
ebenfo  fiele  3uben,  mehre  taufenb  Armenier,  ©prer  unb 
Europäer  bef Saftigen  fich  üorutg&wcife  mit  $anbel  unb  &c- 
werbe;  bie  3nbujhie  ifl  übrigem?  pon  feiner  gropen  S3ebcu: 
hing  unb  bejiebt  fich  auf  SKatten^  unb  ^ofamcntirwaarcni 
manufactur,  £rcd)S!crei ,  l'eimranb:,  SBollenmaareit:  unb 
£eberf*brifation  unb  Verfertigung  t>on  ©olbfchmiebe;,  26= 
pfers  unb  GilaSwaaren.  Dagegen  ifi  Ä.  ber  widjtigßc  £ta= 


pelplafc  tffrifaö  unb  au$  allen  «Stätten  SßorberafienS,  9teft 
unb  SWittelafrifaS  fommen  jahlrriche  laraoanen  an.  ?i 
ba$  Unterfommen  ber  Sieifenben  ift  hinlänglich  gtforgt,  uci 
e$  ftnb  mehr  alö  1 2m  Äaffccbaufer  eorbanben.  —  3n  to 
unmittelbaren  Umgebung  ber  Stabt,  gleichfalls*  auf  brra  it& 
trn  Nilufer,  liegen  bie  beiben  •parniuläfce  ÄairoS:  Suli! 
unb  ttltfairo.  3n  löulaf  bat  ber  $afcha  eine  £tutfcir. 
unb  eine  b.6l)er«  Jebranflalt  grgrünbet,  in  welcher  btt %t< 
ter  in  europ.  5ü}i(Tcnf<r;aften  unb  Äünftrn  unterrichtet  imfa 
unb  eine  grojje  Äattun;  unb  Scibenfabrif  angelegt,  intcr  I 
lieb  81XJ— HJUO  Arbeiter  beschäftigt  ftnb.  Gtwac*  nwtt. 
wärt$  am  Nil  Eicqt  bar  unten  abgebilbete,  uon  3bn»friis  Ii 
fcha  erbaute  $ala|r.  3n  Xltfairo  ftnb  grofje  Öctrcibf!. 


fiatfifr  (lat.  Ini|K'raior  ober  Aupustns)  ijl  ber  pornehmfie 
Uitel,  welcher  einem  weltlichen  £errfcber  enteilt  ju  werben 
pflegt.  Nachbcm  JKotn  feine  Äonigc  »ertrieben  unb  Jahrhun* 
berte  lang  al6  Sfepublif  beftanben  hätte,  fügte  et  flt^  entlief?  unter 
bie  geijiiae,  auf  allgemeine  SJerebrung  gegrünbete  Stacht  bc$ 
3ultu§  ßäfar  (f.  b.),  ben  gefeierten  Imperator  (f.  b.), 
unb  natf)bem  biefer  ernwrbct  werben  war,  bie  SJomer  fich 
aber  einmal  barau  gewöfcnt  hatten,  bie  hochfte  Wacht  in  bet 
•?>anb  GineS  Scanne»  »ereinigt  ju  feben,  würbe  e§  betn 
"Xbopimfobne  unb  Sfächcr  be&  Cäfar,  "ÄugufluS  (f.  b.), 
leitet,  jur  r-herherrfchaft  ju  gelangen.  Tax  Itbcrrcfi  ber  re* 


puHifanifchen  ©cfiummg  be$  5Belfce  war  ber  4! 
2itel  Jtönig  (lat.  U<'x),  unb  fo  mußten  bie  erfle 
JAomS  noch  republifänifche  üiul  unb  formen  heil 
ber  SBeitläuftgfcit  brr  rötn.  ^perrfebafr  nabn 
rom.  Imperatoren  einen  föcbuifen  ober  sl\'itre. 
ju  ibreln  Nachfolger  beilimmt  war,  an,  unb  biefi 
jugüweife  ben  iiitel  ßäfar,  welcher  griech-  Äaifar 
trurbe,  tvorauö  beim  bas  beutfehe  Äaifet  entfianbeil 
5\arl  ber  Wroftc  sou  ui  flfoin  gerriut  würbe,  .)%f 
gleich  ber  Schuljherr  ber  Äirebe  unb  vereinigte  c 
ÜBirbe  bie  SDberberrtichfcit  über  bie  ganje  <M 


Kaiserschnitt 


529 


n>e($e  an  Stom  gefnupft  war,  unb  fo  erbielt  rr  ben  Xitel 
eincö  rimifc^en  Äaifer  8.  2fucb  fpdter  nocb  blieb  bet 
Äaifertitel  mit  9Jom  in  3ufammcnl><mg,  wie  bmn  juer|I  nur 
itaU  gurfien  benfelben  fubrtrn.  Otto  L  Bereinigte  erfi  962 
bie  SBürbe  eines  r6m.  Äaiferi  mit  ber  bei  Äonig6  bon 
JDeutfcbtanb.  25er  Äaifer  bebauptete  ben  erjien  Sfang  unter 
allen  gurjten  ber  <5bri|tenbttt  unb  bie  Dränung  beffelben  ßc - 
febab  urfprunglicb  ftete  in  »Com  burib  ben  $apfi;  tahet  bie 
r6m.  Äonige  mit  großem  Gefolge  unb  #eere8macbt  bureb 
bie  Jfombarbet  nad)  Stom  ju  jieben  pflegten,  ©eit  SWari; 
müian  I.  tarnen  bie  tR6merjüqe  ab  unb  bie  Äaifer  rnur» 
ben  in  25eutf<blanb  gefront.  (JBgl.  2>eutfcbe  Äaifer.) 
granj  II.  war  ber  legte  rom.sbeutftbe  Äaifer.  Stacbbem 
ba«  beutföe  Äaiferreicb  1000  3abre  beflanbeit  unb  all* 
tnältg  immer  mebr  an  STZad^t  unb  geffiq,Fcit  verloren  batte, 
»eil  bie  einzelnen  S?eicb$fur|ien  ju  einer  bie  ©ewalt  bet 
Äaifer  aufbebenben  ©elbftdnbigfeit  gelangt  waren,  würbe  c» 
tuxa)  Crriditung  be§  SlbeinbunbeS  factif*  aufgelofl  unb  ber 
Äaifer  banrte  1806  ab,  fübrte  aber  bafftr  alfi  granj  I.  ben 
Eitel  eine«  GtrbfatferS  *>on  Ofhreicb.  ©djon  in  frübern  3ei* 
ten  borten  ft*,  um  ibre  ©elbfidnbigfeit  bem  beutfdbtn  Steide 
neaenuber  ju  bebaupten,  Die  Äönige  oon  GafWien,  granf; 
reieb  unb  (Jnglanb  faifet*  SBürbe  beigelegt,  unb  $eter  I. 
nannte  fub  feit  1721  Äaifer  »on  Siujjlanb,  würbe  als  foU 
iber  ober  erfl  fpdter  toon  ben  übrigen  Staaten  anerBannt. 
Napoleon  nabm  ben  Äaifertitel  an,  weil  er  mit  SJerwirfc 
:id;uttg  ber  3bee  umging,  einen  europ.  ©taatenbunb  unter 
l5ranfrei(b$  unb  feiner  Oberleitung  m  errieten.  2>er  <Sultan 
in  Äonjlantino^el  wirb  bdufig  alt  turf.  Äaifer  be3ei<bnet,  bat 
ebo*  tiefen  Titel  frd)  niemals  beigelegt,  no*  baben  ihn  bie 
.'ibrigen  Üftddjte  oIS  Äaifer  anerfannt.  £ae  bebeutenbße  Äaü 


Kalsergwerth 


ferrel*  ouferbofo  Qvxopai  ifl  ba8  von  »rafilien,  unb  übrigen* 
pflegen  au*  bie  aeberrfdjer  oon  ©ina,  3apan,  ©iam,  gej 
unb  «Waroffo  u.  Ä.  als  Äaifer  bejeiebnet  *u  werben. 

Äaiötredjnitt  nennt  man  bie  ftetS  febr  gefdbrlic&e  Ope> 
ration,  bur*  weld^e  bocbfd>wangcre  grauen,  bie  wegen  feb* 
Ierbaften  SJaueS  nidjt  ju  gebdren  vermögen,  entbunben  wer. 
ben,  fobafi  ft'e  jebenfallS  (ferben  mujjten,  w*nn  fie  nidbt  buw& 
Äunft  »on  bem  Äinbe  befreit  würben.  2Ran  oolljiebt  au<b  ben 
Äaiferfajnitt  an  grauen,  welcbe  furj  vor  ober  wdbrenb  ber  6nt* 
binbung  flerben,  um  wo  ln&alitb  baS  Äben  txö  Äinbeä  ju  ret« 
ten.  2Kit  bem  SPleffer  wirb  bie  iBau(bbunnung  unb  bie  ©ebdr* 
mutter  aufgefebnitten  unb  ba«  Äinb  fammt  ber  Stotbgeburt  ber* 
ausgenommen.  3(n  Beiajen  würbe  biefe  Operation  ftfon  in  ben 
dlteflen  3«iten  DoCjogen  unb  bet  rom.  ©dbriftfieUer  9>liniu« 
erjdblt,  bofj  ber  nacbmalö  berübmte  Smperator  ©eipio  2ffri« 
canuö  unb  ber  erfre  ber  ßdfaren  auf  biefe  SSeife  anö  Siebt 
ber  SBelt  gebraebt  werben  waren,  ©aber  bat  bie  Operation 
ben  tarnen  Äaifcrfcbnitt  ehalten,  »er  ©rfle,  welker  an 
einer  lebenben  grau  ben  Äaifcrftbnitt  woüjog,  war  ein 
©ebroemefebneiber ,  S^amenö  Dlufcr,  ju  ©legerfboufen  im 
Sburgau.  ©eme  eigne  grau  fonnte  na*  bem  3eugniffe  ber 
Ärjte  auf  reine  anbere  SBeife  entbunben  werben  unb  mit 
grlaubnig  ber  Obrigfeit  nabm  9hifer  bie  Operation  m, 
bureb  weltbe  «Kutter  unb  Äinb  gerettet  würben,  ©eitbem 
ilt  fte  immer  bduftger  von  ben  SBunbdrjten  in  Jfnwenbung 
gebraut  worben  unb  um  fo  mebr  mit  guitfliAem  (Srfbtg, 
je  grifer  bte  gortfebritte  ber  SBunbarjneifunbe  im  Zllaemeu 
nen  gewefen  fjnb. 

Äai9frßn>frtl)  (ba3  ©cblo§  auf)  war  eines  ber  arofiap 
tigjten,  tn  ber  beutfeben  ®cf(bt*te  mertwürbigen  S5au»erfe. 


ffitlbeef6cn».«8<x.  II. 


igmzea  □ 


y  Google 


Kakerlaken 


530 


Kalender 


Daffelbe  ffanb  auf  ber  St^eininfol  ÄaiferS  wertt),  fo  viel  roie 
Jtaifer$  werter,  unb  beflanb  frbon  \ux  3eit  ber  farolingifa>en 
Jtönige.  Seht  oft  hielten  fid)  biet  bie  läefcf.  Jtaifet  auf/ 
unb  Dort  free  entführte  ber  fölnifcbe  Grrjbifchof  £>anno  ben 
jungen  £einrid),  nachmals  Äaifer  ^einricr;  IV.  (f.  b.). 
Da3  Schloß  war  mehrmals  ffarfen  Angriffen  auSgefefct,  bt» 
ffanb  aber  noch,  in  ber  ©eflatt,  in  welcher  eS  bie  Abbilbung 
jtigt,  gegen  baS  (Snbe  beS  vorigen  3<>&rhunbertS.  Die  Jran» 
jofert  haben  eS  1794  gänjlid)  5 erfrört,  bie  Steine  würben 
nadlet  ju  Sauten  in  ber  Umgegenb  verbraucht  unb  nach« 
bem  ber  ben  Sfterber  umgebenbe  9?t}einarm  verfdnbtt  ifl, 
ftnb  3nfe(  unb  Schloß  verfebwunben.  Sbnweit  von  bem 
Crte,  n>o  e§  geftanben,  liegt  i er? t  bie  f leine  Statt  Jtai» 
f erSro ertr)  im  preuß.  SRegierungSbejirf  Düffelborf. 

ßakrrlakm  ftnb  SRenfchen  von  einet  eigentümlichen, 
franf  haften  Äörpnbefehaffetiibeit,  welche  unter  allen  (Bölfcrn 
unb  in  öden  ©egenben,  obrcol  in  einigen  mehr  als  in  ans 
beim,  vorfommen  fann.  3m  Allgemeinen  ftnb  bie  Äafer» 
lafen  unter  ben  2Ren|cben  dbnUd)e6rfd)einungen,  wie  unter 
ben  Sbieren  bie  weißen  Jtanincben  unb  bie  weißen  SRdufe. 
SRacb  ihrer  Abjiammung,  forote  nach  ber  großem  ober  gerin» 
gern  AuSbilbung  ihrer  franf haften  2Jefd)affenbeit.  hat  man 
ben  Äaferlafen  verfebiebene  dornen  gegeben,  unb  m  txft  fpda 
ter  ju  ber  ßinftebt  grfommen,  baß  alle  biefe  verfebiebenen  Ar* 
ten  $u|ammen  zurechnen  ftnb.  SDlan  nennt  fi'e  weiße  9c eg er, 
XlbinoS,  JölafarbS,  JJeu  f  ä  t  hi  0  p  e  n,  DonboS.  Qtt)U 
malS  glaubte  man,  baß  bie  Jtaferlafen  vorjügltd)  nur  auf  ber 
Sanbenge  von  Manama  unb  an  ben  üRünbungen  beS  ©angeS 
vorfdmrn,  aber  man  bat  fte  feitbem  auch  in  ftranf  reich,  in 
ben  dtfyeingegenben,  in  SEirol,  in  Savovcn,  in  ber  Scbrorij 
Unb  an  anbern  £>rten  gefunben.  Sie  haben  ein  letä)enfyaf* 
teS,  milebfableS  Anfeben,  ibre  -£>aut  ifl  runjlicf),  braun  mit 
weißen  Sprenfeln,  bei  ben  Albinos  gattj  weiß,  bie  Augen 
ftnb  rotf)  unb  enthalten  fein  fcbroarjcS  Pigment,  bie  £)aare 
ftnb  milcbfabl.  Die  öefebaffenbeit  if>ret  Augen  bringt  eS 
mit  ftd),  haß  ft'e  baS  SageSlicbt  nicht  roob,l  vertragen  fön* 
nen  unb  habet  lieber  in  ber  Dämmerung  unb  bei  SDfonbs 
febetn  ausgeben.  5Berfd)iebene  9laturforfcr)er  haben  ihnen 
wegen  biefeS  UmflanbeS  ben  Flamen  9cacbtrnenfcben  gegeben. 
Sie  ftnb  dußerft  fctjtr äcblicb ,  oermögen  nur  felteti  Äinber 
ju  jeugen,  bte  aber  ftetS  ben  Altern  gleich  werben,  unb  ba= 
ben  gewöhnlich,  nur  fet)c  geringe  ©eificSfdbigfeiten.  AuS 
Sd)legel'S  „JBritrdgen  jur  nähern  Äenntniß  ber  AlbinoS" 
CSKe iningen  1824)  fiebt  man  aber,  baß  eS  auch  geijlig  fähige 
unb  auSbilbfame  AlbinoS  gibt —  jtaferlafen  werben  von 
ben  Snbtanern  au  et)  gewiffe  Arten  von  Schaben  genannt, 
namentlich  bie  JKiefenfchabe  (tat.  BUtu  «gute«),  weicr/eS 
3nfeft  in  ben  inbianifdjert  SBdlbcrn  vorfommt  uab  gegen 
brei  3od  groß  wirb.  Sie  ift  bunfeibraun  unb  gfinjenb  unb 
bat  furböroibe  unb  gelbliche  $(üge(becfett.  3n  ©tbjffen  unb 
JüorratbC'fammem  werben  mehre  tiefer  €tyabenarten  fehr 
fcbdblicb,  weil  ft'e  eine  außerorbentlu^t  ÖefrJfigfeft  brft^en 
unb  fid)  febr  fcr)ne(I  oerme^ren. 

fialanö  i|l  ber  Warne  einet  ©efeDfeftaft  ober  Brfiber* 

fdjaft,  welche  im  13.  ^ahrb.  in  Deuticblaub  entftanb  urtb 
fid)  jiemlid)  weit  ausbreitete.  Diefelbe  hatte  urfprünglid) 
ben  religiöfen  3wetf,  an  bem  €r(len  jebeS  ?WonatS  jufam» 
menjufommen,  um  für  bie  ©eelen  ber  verdorbenen  Jreunbe 
unb  Serwanbten  ju  beten,  Seelenmeffen  für  biefelben  (efen 


\u  laffen  unb  bann  *u  einem  Sfflmab,Ie  fier)  ju  cerfamrli 
Da  im  römifd)en  Jtalenber  ber  erfie  jebeS  Imnats  bie  Ii* 
lenben  \}it^,  "fo  entftanb  hieraus  ber  9tame  Aalaab.  Iii 
Drte,  wo  fid)  bie  SJrüberfcr/afren  oerfammelten,  biefeu  $i< 
lanbSbdufer  ober  ÄalanbSböfe  unb  bie  nBeto 
nannten  fid),  bie  2aien  ÄalanbSbrüber,  bie  SeijUtta 
JCalanbSi)erren.  9lad)  unb  nad)  gab  man  bie  übet 
erfreuliebe  ©orge  für  bie  SBerftorbenen  auf  unb  bebielt  m 
bie  ©afhnab.  le  bei,  welche  ju  vielfachen  AuSfcbweifungen  Bea» 
laffung  gaben,  in  beren  Jolge  bie  3ufammenfünfte  erf  «ff  «4 
bie  hohen  Sefttage  befdtranft,  enblid)  aber  gart)  utüerfajt  m» 
ben.  9?od>  jefjt  beftebt  tnbeß  ein  jtalanbSfiift  in  öraanfoanj 
ju  bem  ©etfl(id)eunb  Sdjuilebrer  gebören,  bie  für  geniffe  G» 
fünfte  jum  regelmäßigen  JBefud)  eines  furzen  fo— tigfi^W 
©otteöbienfieS  verpflichtet  finb.  Der  SHame  Jtaluntti 
bat  fid)  nod)  in  einigen  ©egenben  ÜJüeberfacbfenS  erbatav 
inbem  man  bamit  fe|i liebe  ©aflmable,  befonberS  «bei  Iii 
jährlichen  Sufammenfünfte  ber  ©eiftltd)en  auS  einem  &> 
jtrfe  bezeichnet.  Äalanbiren  wirb  wol  auch  überlü 
baS  £erumfd) weifen  auf  ©aftmdblern  unb  ©elogen  getusn 
Qin  nod)  ben  Warnen  ÄalanbShof  fübrenbeS  ©thabc  t 
Berlin  wirb  jebt  als  StaatSgefdngttiß  benuftt. 

fialeiiioßkop  ober  @d)6ngucfer  wirb  ein  6pWw? 
genannt,  weldjeS  ber  berühmte  ^höjiftr  fflreroftet  in  Art» 
bürg  erfunben  f>at  unb  baS  eine  3eit  lang  febr  beliebt  ta 
Dajfelbe  befleht  auS  einem  tnwenbig  gefd)wdrjten  3fc 
burd)  welches  ber  fange  nach  Spiegel  gehen,  bie  in  eines 
SEBinfel  gegeneinanber  geneigt  ftnb.    Unten  bot  bo<  Jtyr 
einen  Anfa^,  ber  nach  oben  mit  einem  flaren,  nad)  c 
ten  mit  einem  mattgefchliffenen  ©lafe  »erfebloffen  ijl.  3« 
fchen  biefe  beiben  ©Idfer  bringt  man  allerlei  bunte  Ärte 
feiten,  farbige  ©laSftürfd>en ,  perlen,  <KooSjrüda>Ji,  !*> 
menbldtter,  bunte  ^Papierfchnifcet  u.  bgl.    Der  obere  2bS 
beS  3fohreS  ifl  mit  einem  Decfel  verfchlofjen,  in  brfc 
SRitte  eine  fleine  runbe  Öffnung  angebracht  rfl.  Dieft  £1 
nung  hält  man  vor  baS  Auge,  wenbet  baS  mattgef^i 
©las  gegen  baS  Sicht  unb  erblicft  nun  ftetS  eine  fchine  fß> 
metrtfehe  gigur,  welche  fid)  jebeS  9Ral  verdnbat,  Ij 
man  baS  Sloht  etwaS  wenbet  ober  erfchüttert.  Der 
ber  unberechenbar  großen  SRannicbfaltigfeit  ber  ffgnmt  i 
bie  Anorbnung,  welche  bie  Weinen  ©egenftanbe  jwifchrijs 
beiben  ©lafem  }ufd(lig  annehmen  unb  bie  Urfaebe  tri  ' 
gclmdßigfeit  ber  rrfebeinenben  jiguren  ftnb  bte  beiben  €|ia£ 
3eber  von  benfelben  fpiegelt  nämlich  bie  Keinen  tiwrcV1 
In  ber  8oge  ab,  bie  fie  eben  ty&t n,  unb  baS  von  ihm •  " 
gefleate  »ilb  fpiegelt  fid)  wieber  in  bem  anbern  Spie? 
Bon  ber  ©röße  beS  SBinfelS,  ben  bie  beiben  epieyl  * 
einanber  machen,  hingt  eS  ab,  wie  oft  biefe  SpiegeUBif 
fchieht.   Die  einjelnen  ©piegelbilber  erfd)einen  bem  I« 
nebeneinanber  georbnet  unb  biefeS  bat  boher  jlft*  :" 
Anblicf  einet  auS  dOen  biefen  untereinanber  gleichen  ? 
bem  wohlgeorbneten  g'gur-   2>i«  Bervielfdln'guna^rl' 
beS  wirb  gefunben,  wenn  man  mit  bet  Aniobl  ber  ff  - 
welche  ben  Sletgungöwinfel  ber  Spiegel  auSbrüdrn,  ra 
bivibirt.  3eid)ner  vdti  Wnflem,  ArabeSfen,  Äofrtten  l 
Wimen  fid)  beS  italeiboffopS  alS  eine*  SDJittelS  ^t^f 
um  jabjlofe  Sorbilber  ju  neuen  Darfttflungen  }a  0I*1 

fial^t^fT  ifl  eine  übcrficbiliohe  DoTflenung  ber  2«e  * 
neS  3ahrcS,  nad)  ben  in  ber  bürgerlichen  ©efeüfaV'i f  " 


Kalender  53t  Kalender 


ührten,  fowie  nach  ben  burcfa  bic  (Einrichtung  ter  Statur 
wgrünbeten  ©ntbrilungen.  2>er  SRame  Äalenber  ifl  au« 
»m  lat.  Kalendnc  entflanben,  womit  ber  Crfle  jfbrS  SRoj 
tat«  bejeicbnet  würbe,  oon  bem  au«  bie  übrige  5Äonat«s 
•intheilunq  btr  {Römer  bejiimmt  würbe.  2>ie  eintbcilung 
>rf  3abrr$  gefebiebt  -,unäcb|i  in  Monate,  2Bochen  unb  Sage 
anb  jwar  bat  e«  im  Mgemeinen  365  Sage,  t.;:-  Sdv.it; 
abr  366  Sage  (f.  3abr),  welche  etwa«  über  52  SBodjtn 
tnb  genau  12  SRonate  geben.  9lame  ber  9Äonate,  SDrbs 
mng  unb  ?ange  bcrfelbcn  flammt  noch  au*  r6m.  3eit  unb 
,n»r  haben  3anuar,  ü&rarj),  9Äai , '  3uli ,  Vluauft ,  Cctober, 
Dtcember  31  Zage;  "April ,  3uni,  September,  9lo»ember 
M  Sage;  unb  ber  gebruar  in  einem  gemeinen  3»ibre  28, 
n  rinrm  Schaltjahre  29  Sage.  SDtan  fann  fcbneU  auffin= 
>rn,  wie  bitte  Zage  ein  SRonat  bat,  wenn  man  bie  .£>anb 
<aUt  unb  bann  bie  9Jfonate  in  ©ebanfen  mit  ben  Änöcbetn, 
ttrcb  welche  bie  Singer  mit  bem  .£)anbgclenf  »erbunben  ft'nb, 
'oroie  mit  ben  jwifcbenliegcnben  Vertiefungen  (ber  Baumen 
r.tö  auSgefcblojTen)  jufammenfiellt,  alfo  bafj  ber  3anuar 
utf  ben  Äniicbel  be«  fletnen  Ringer«  fommt,  ber  Februar 
luf  bie  nebenliegenbe  Vertiefung  u.  f.  f.  biß  u;m  3uli,  weis 
$em  ber  Anöcbel  bce  3eigefinger«  entfpriebt;  bann  fängt 
nan  wieber  ron  vorn  an,  alfo  baß  ber  2luguft  auf  ben 
Knöchel  be«  fleinen  Ringer«  fommt  u.  f.  w.  &üt  SRcnate, 
telcbe  hierbei  auf  Änöcbcl  fommrn,  ft'nb  tange  SRonate  von 
II  Sagen,  wabrrnb  bie  furjrn  Monate  auf  bie  Sertiefun: 
Jen  fallen.  2>a  bie  3abre$recbnung  eine  Ginfchaltung  n6s 
Hg  macht,  fo  hängt  mit  ber  2trt,  in  welker  biefe  geflieht, 
M  Halenberbefiimmung  $ufammcn,  unb  e«  ifl  bah«  »on  ben 
Abweichungen  be«  altröm.,  tes  Sulianifeheu  unb  be«  ©rc« 
^orianifeben  Äalenber«  unter  3<»br  bic  Siebe  gewefen.  2Bä> 
utit  jebem  neuen  3<ibre  auch  bie  SD?onatSrecr>nung  unb 
:ie  {Rechnung  ber  Sage  nach  ben  SJlonaten  »on  Steuern  bei 
;mut,  pflegen  bie  SBochcntage  fortjugehen.   3ebe«  ©emeins 

hat  365  Soge,  b.  b-  52  SBoc^en  unb  einen  Sag;  fing 
Mjfeibe  alfo  j.  £3.  mit  einem  Montage  an,  fo  enbet  cd  auch 
riete:  mit  einem  folgen,  weil  ber  lefcte  Sag  be«  Söhre« 
:cr  erfle  ber  (oon  ÜJlontag  ja  9)?ontag  gerechneten) 
)3.  SSoche  ifl.  3cbeä  auf  ein  ©eraeinjabr  folgenbe  Sohr 
wginnt  alfo  mit  bem  2ßor$entage,  ber  in  ber  gewöhnlichen 
Drbnung  ber  2Bo$cntagc  bemjenigen  folgt,  auf  welchen  ber 
|.  3«n.  be«  »orbergebenben  3obre«  fiel-  3m  Schaltjahre 
iinb  jwei  Sage  über  52  2Bo$en,  mithin  rücft  ber  f.  3m. 
ehe«  auf  ein  Scb,altjabr  folgenben  3ol?re5  um  jwei  ®od>en= 
agc  argen  ben  Anfang  beä  uorr/ergebenben  <Scbaltjar)red  fort, 
iur  Xalenbcrbcrec^nung  i?at  man  ben  fogenannten  @onn: 
;aa.6bucr)ftaben  eingeführt.  S3ejeic^net  man  ndmlicb,  ben 
1 1  jan.  eined  ©cmeinjafyreä  mit  A  unb  febreibt  bann  )u  ben 
tn  3(i4  Sagen,  immer  wiebet  von  vorn  anfangenb,  bie 
crflen  Jöiicbflabcn  be6  XlpbabetS  (alfo  A  bid  G),  fo 
•  in  berjenige  SSut^jiabe,  welcher  bem  erflcn  ©onntage  ent» 
i'v  riebt,  ber  <2onntag6bud)fiäbe  beffelben  unb  alle  Sage,  auf 

&e  berfelbe  JButp'flabe  w  flehen  fommt,  ftnb  Sonntage. 
S5.  beginnt  ba?  3-  1838  mit  einem  SKontage,  mitj 
Un  fallt,  wenn  man  ju  biefem  A  fcoteibt,  ber  erfle  ©onn« 

auf  ben  ©ucbjTaben  G  unb  G  ijl  folglich  ber  ©onntagS; 
.ud){labe  beS  3.  1838.   3ebe§  Schaltjahr  bat  jwei  ©onn= 

bucbflaben,  t>on  benen  ber  erfle  »or  bem  24.  %<br. 
bem  ©e$alttage),  ber  jweite,  welker  ber  bem  crflen  in  ber 


alphabetif$en  Drbnung  rorangebenbe  ifl,  nach  bem  24.  Sehr, 
gilt.  SBenn  wir  nur  ©emeinjahre,  feine  ©chnltjahe  h^'ten, 
fo  würbe  jebe£  SDfal,  wie  <M&  bem  SJor  hergehen  ben  folgt, 
nach  fieben  fahren  ber  3ahreianfang  wieber  auf  benfelben 
Stto$entag  fallen;  wirb  bagegen  (wie  im  3uliamfchen  Sa- 
lenber  gefchiebt)  in  jebem  vierten  Söhre  ein  Sag  eingefchaltet, 
fo  ftnbet  jene*  3ufammcntreffen  erfl  nach  2s  Sahnen  flatL 
2>a  in  bem  ©rrgorianifeben  Äalenber  gewiffc  Säcularjahre 
feine  Schaltjahre  {inb,  fo  wirb  hier  biefe  regelmdf ige  SBiieber-- 
frbr  erwa$  qeftört.  !0?an  nennt  ben  Äreislauf,  lat.  C>clus, 
öon  28  Sohren  einen  ©onnenerjf lu6  ober  Sonnen« 
cirfel  unb  hiernach  ifl  für  ba«  19.  Sabrh-  folgenbe  Saftl 
berechnet  worben,  in  welcher  man  für  jebeS  3ahl  *>m  ©onn» 
tagSbuchflahen  finben  fann.  2)fl  ba5  erfle  3«hr  unferer  3eit« 
rechnung  baö  10.  3«hr  eines  ©onnenajfluS  war,  fo  finbet 
man  bie  3ftbl,  welche  fagt,  baS  wteuielfle  3ahr  be8  ©on» 
uencirfel«  ein  gewifle*  3ahr,  8»  ©•  3-  1838  {P» 
wenn  man  jur  SahreSjahl  9  hrnjurethnet  unb  in  bie  ©umme 
mit  28  biw'birt;  ber  9?efl  gibt  ba«3ohr  be«  laufenben  ©on» 
nencirfel«.  ©o  ftnbet  man,  baß  ba8  3.1838  ba*  27.3ahr 
be6  laufenben  ©onnencirfd$  ift,  unb  baf  folglich  baffelb« 
nach  ber  hier  folgenben  SabeHe  ben  ©onntagöbuchflaben  G 
hat.  '  3n  biefer  Safel  erhalten  bie  ©chaltjabre,  wie  ftch  ge» 
h&rt,  jwei  ©onntagfbuchflaben. 


3a^r  M 
©etinmcin 

IUI 

bu<h|tab( 

3ahr  M 
Eonntncirr 
frl< 

Sonntag«; 
biKfefiake 

3aijr  M 
Sonnende 
Uti 

Sonntage« 

1 

ED 

11 

F 

21 

AG 

2 

C 

12 

B 

22 

F 

.  3 

B 

13 

DC 

23 

E 

.  4 

A 

14 

B 

24 

D 

5 

GP 

15 

A 

26 

CB 

6 

B 

16 

6 

26 

A 

7 

D 

17 

FB 

27 

G 

8 

C 

18 

D 

28 

F 

9 

BA 

19 

C 

10 

G 

20 

B 

3uv  Berechnung  be<  Äalenber«  gebirt  ferner  bie  Seftim; 
mung  trt  ÜRot^laufe«  unb  beS  von  bttfem  abhängigen  <5hv 
treten«  be«  |D#erfefle«.  ViUcr  19  3abre,  welche  jufammen 
ben  5?? onb cirfel  ausmachen,  fallen  9lenmonbe  unb  SSolk 
monbc  wieber  auf  biefelben  Sage  be«  Söhre«,  unb  bie  fo» 
genannte  g&lbene  3<>b(  9lt)t  Qn<  ba5  wtewielfle 3ahr  eine« 
Slonbcirfel«  ein  gewiffe«  Sonnenjahr  ifl.  55a  ba«  3abr 
ber  cbriflücbfn  Seitrecbtumg  ba«  »weite  3abr  eines  2Ronb.- 
cirfel«  ifl,  fo  finbet  man  bie  gulbene  3ahl  iebe«  3abttf, 
wenn  man  %ur  Sabrce^ht  1  l>iruufe|t  unb  in  biefe  Summt 
mit  19  büubirt;  ber  Sefi  ifl  bte  gülbene  Babl-  2fuf  biefe 
SBeife  ftnbet  man  biefe  3ahl  für  1838  :  15.  3ebe«mal, 
trenn  bie  gülbene  3abl  1  ifl ,  fdSt  ber  ÖJeumonb  auf  ben 
1.  3an.  Um  für  bie  übrigen  18  Safcre  b<8  fltonbcirfel« 
ben  crflen  Steumonb  fennen  )u  lernen,  muf  man  wtffen, 
wie  viele  Sage  nach  bem  legten  9ceumonb  be«  oorbetgeheru 
ben  3ahre«  ber  Anfang  be«  neuen  3abreö  faßt;  bie  buefe« 
beflimmenbe  3abl  heifjt  bie  Spalte.  £>a  ba«  SRortbeniabr 
Um  fa|l  11  Sage  fürjer  ift  al«  ba«  ©enntnjabr  (f.  3abr), 
fo  wdcbfl  bie  ßpaftc  jährlich  um  11.   $4dt  ber  9leumonb 

07* 


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auf  ben  gfcuia&ritag,  f°  We  ®P<*ta  °>  ««  ndcbften  Söhre 
wirb  f»  11,  bann  22,  bann  3  fein,  »eil  man  nach  30 
roieb«  »on  vorn  gu  gdblen  pflegt,  ©er  SRonWumlauf  be* 
tragt  29 'Z*  Sage  unb  man  rann  baber  aBe  9leumonbe  unge* 
fd&r  beregnen,  wenn  man  ben  Sag  beS  erflen  Stteumonbe« 
rennt  unb  »on  ba  abwechfelnb  29  unb  30  Sage  bis  jum 
ndcbflen  Steumonbe  red)net.  3n  folgenber  fleinen  SabeHe 
ftnb  baber  bie  gülbenen  Balten  mit  ben  epaftctt  jufammetu 
geftellt.  <S8  gilt  biefelbe  wdbrenb  beS  19.  Sabrb.  für  ben 
©regoriantfdjen  Äalenber, 


3<W 


1 

2 
3 
4 
5 
6 
7 
8 
9 
10 


Spaftc 


0 
XI 

XXII 

in 

XIV 
XXV 
VI 
XVII 
XXV1I1 
IX 


ßfltrooffmonb 


13.  3(pr.  E 
2.2tpr.A 
22.2RdrjD 
10.  2tpr.  n 
30.<D?dr&E 
18.  2tpr.  C 
7.  Xpr.  F 
27.2RdrjB 
15.  2fpr.  G 
4.2Ipr.C 


öülbnc 


11 
12 
13 
14 
15 
16 
17 
18 
19 
20 


Spaftc 


XX 
I 

XII 
XXIII 

IV 

XV 
XXVI 

VII 
XVIII 
0 


DflcrneHmonb 


24.  9»drj  F 

12.  Bpr.  0 
L  2tpr.  G 
21.9RdrjC 
9.2Cpr.A 

29.  SDtdrj  D 
17. 3pr  B 
6. Epr.  C 

26.  ÜJfdrj  A 

13.  tfpr.  E 


Da«  20.  Safer  ift  ba«  erfle  Saht  eine«  neuen  ßirfel« 
unb  biet  febrettet  bie  @pafte  nicht  um  11,  fonbern  um  12 
fort,  welches*  t  ah  er  fommt,  baß  ber  Unterfcbieb  awifeben 
ÜRonb:  unb  ©onnenjabr  nicht  genau  11  Sage  betragt  unb 
ber  ©prung  ber  ßpafte  b^t.  3m  3.  1838  ifl  bte  gül* 
beneäabt,  wte  wir  gefefeen  haben,  15,  folglich  bie  GrpaftelV, 
b.  b.  ber  1.  3an.  1838  fällt  auf  ben  vierten  Sag  nach 
9?eumonB,  mitbin  muf?  ber  erfle  SReumonb  be«  Sabte«  ben 
26.  San.  fein,  ber  aweite  ben  24:  gebr.,  ber  britte  ben 
25.  fWdrj  u.  f.  w.  —  Die  gefltage  be«  3abreS  werben  in 
bewegliche  unb  unbewegliche  getbeilt.  Die  le^tern  fallen  inu 
mer  auf  biefelben  Sage  beffelben  3abreS:  SpipbamaS  ober 
beil.  brei  £6nige  auf  ben  6.  San.;  SHcbtmef)  ober  SRarid 
Steinigung  auf  ben  2.  gebr.;  «Warid  Serfunbiguna  auf  ben 
25.  2»drj;  SobanntS  auf  ben  24.  Sun.;  SWarid  ^eimfu* 
ebung  auf  ben  2.  Sul.;  aJeicbaeliS  auf  ben  29.  ©ept.;  ba« 
SReformattonSfefi  auf  ben  31.  fDct. ;  Weihnachten  auf  ben 
25.  Dec.  Dasjenige  bewegliche  geft,  nach  welchem  [ich  bk 
übrigen  beweglichen  gefle  rieten,  ifl  ba«  £>flerfeft,  welche« 
auf  ben  ©onntag  fallt,  welcher  jundcbfl  bem  erflen  SBolD 
raonbe  nach  fwingSnacbtgleicbe  (21.  SRdrj)  folgt.  Wenn 
biefer  »o&monb  felbfl  auf  einen  ©onntag  fdllt,  fo  tjl  iDflem 
ber  ndchflfolgenbe  ©onntag.  Da  wir  nun  au«  ben  (Spalten 
bie  SReumonbe  berechnen  rinnen,  fo  ifl  e«  auch  leicht,  ben 
fogenannten  JDflervollmonb  unb  jDflern  felbfl  ;.u  berechnen. 
Der  »oßmonb  fdHt  ndmltd)  ungefdbr  ftet«  13  Sage  nach, 
bem  ndcbfborbergebenben  Sleumonbe.  9?un  waren  %.  83. 
für  1838  bie  «Reunwnbe:  26.  San.,  24.  gebr.,  25.  3Jtdrj, 
alfo  fdllt  ber  jDflerwumonb  auf  bie  jweite  Woche  be«  2(pr. , 
unb  ber  15.  Kpr.  als  ndcbfler  ©onntag  ift  ba«  £>|terfefl. 
3n  noch  leichterer  ttberftebt  ift  in  ber  oben  angegebenen 
ßpaftentafel  ber  jDfleroollmonb  mit  ben  (Spaften  unb  ber 
gülbenen  3ah(  jufammengefiellt.  9lad)  bem  )Df!erfefie  rieh* 
ten  (ich  nun  alle  übrigen  beweglichen  ©onn*  unb  gefttage 
be«-3abte«.  9fcun  fBochen  tor  jDflem  ifl  ber  ©onntag 
©eptuagefimd  Sbtn  gehen  bte  Gpipbantaftfonn* 
tage  wrau«,  »on  benen  ber  erfle  fletö  auf  ben  erflen  ©onn-- 


tag  nad>  ^tm  6.  San.  fallt.  Die  ©onntage  von  ©eptiu> 
geftmd  bi«  jDfiern  b«f«n  ©eragefimd,  eflomtht  obn 
£luinquageftmd,  Snoocaoit,  dteminideere,  £)cs< 
Ii,  Sdtare,  Subica,  9>almarunu  Der  le^tgenarmK 
©onntag  beginnt  bie  fogenatmte  Cbarwoche  ober  SRat- 
terwoche,  in  welcher  ber  grüne  Donnerstag  unb  ttt 
^barfreitag  liegen.  Sn  ber  SSoche  nach  6flomu>i  ^dfü 
ber  Dienflag  gaff  nacht  unb  ber  SRittwod)  Äfchermitti 
woch,  fowte  ber  SEßittwoch  nach  £)culi  SRitfajien  $■ 
Swocauit  ifl  ber  erfle  gaflenfonntag.  ^immelfabtti^ 
ber  40.,  |)fingflen  ber  50.  Sag  nach  Cflern  unb  t;t 
©onntage  juMfcben  Dflern  unb  $fmgflen  beißen:  £luafi: 
mobogentti,  SKifericorbiad  Domini,  Subilate, 
Kantate,  97ogate  unb  @raubi.  Die  «Kamen  berScnn 
tage  oon  3m>ocawt  bi«  (Sraubt  leiten  ihren  Urfprung  ab  rea 
ben  Änfdngen  ber  in  ber  dltern  thrifllichen  Äirü>e  an  ben- 
felben  üblichen  lat.  ©otteSbienfle.  Vicht  Sage  naa)  vPf«;t.v':. 
ifl  ba6  Srinitatififefl,  auf  welche«  bie  ©onntagt 
nach  Srinitatt«  folgen  bis  ^um  3(bt>ent*fonntag(, 
ber  auf  ben  »ierten  ©onntag  wi  Weihnachten  fdüt.  Stall 
bem  werten  3fb»ent$fonntage  folgen  bie  beiben  Sö  c  i  b  n  a  4 : 
fetertage  unb  wenn  {einer  von  biefen  auf  einen  ©oruna 
gefallen  ifl,  fo.  folgt  noch  ein  ©onntag  nach  ffieihnatfc: 
ten.  ©ieben  Sage  nach  SBeibnachten  nt  Neujahr.  9ei 
ftnb  bie  vier  &uatember  ober  £luarta(tage  ju  btmen 
Un ,  welcbe  bie  Aatholifen  al«  gefltage  feiern  unb  bie  ts 
manchen  ©egenben  3ahlung«termine  ftnb.  ©ie  ftnb  bie  fäss 
angeführten  SteminiStere  unb SrtnttatiJ,  ferner  ßrt; 
eis,  welcher  auf  ben  Mittwoch  nach  bflu  14-  ^crt.  vsi 
Sucid,  welcher  auf  ben  fDtittwoch.nach  bem  13.  Det.  fdüt. 

Sftach  Anleitung  ber  mttgetbeilten  Beflimmungen  fana 
man  nunmehr  für  febeö  beliebige  3abt  einen  auSreithentfr. 
Äalenber  berfleHen.  3ur  gr6pern  JBequemlichfeit  bebtent  m«i 
ftch  hierbei  ber  nacbflehenben  SabeQe,  in  welcher  bie  iK.- 
natStage  mit  ben  ©onntagSbuchflaben  unb  Sparten  jufan; 
mengcftellt  ftnb,  unb  welche  ber  immerwdb** nbe  Sic 
gortanifche  Äalenber  beißt 

©efe^t,  wir  wollten  mit  ^ülfe  biefe«  immerwdbrcnto 
jtalenber«  einen  .Halenber  auf  baS  3«  1838  berflellen,  ff 
ftnben  wir  jundchfl  auf  bie  oben  angegebene  JBktfe  bei 
©onntagSbuchflaben  G  für  tiefe«  3ahr;  eS  ftnb  alfo  äße  bb 
jenigen  Sage,  bei  benen  im  tmmerwdbrenben  jtalenber  G 
fleht,  ©onntage,  b.  b.  ber  7.,  14..  21.,  28.  San.,  ber  4., 
IL ,  18.,  25.  gebr.  u.  f.  w.  (2Bdre  1838  ein  ©chaltjabi, 
fo  würbe  vom  24.  gebr.  an  auf  ben  weiten  ©onntag 
buchjlaben  ;.u  achten  fein.)  92ach  ben  ©onntagen  beftim» 
men  ftch  nun  bie  übrigen  Wochentage.  Der  9J?onblauf  wrtc 
naa)  ben  Spaften  befltmmt.  S3ir  haben  gefimben,  baf  15 
bte  gülbene  3ahl  für  1838  iß  unb  feben  au«  ber  obenan, 
geführten  Safel,  baß  IV  bie  jugehirige  (Sparte  ijL  2ta 
allen  Sagen,  bei  welchen  im  immerwdhrenbcn  Xalenber  l> 
fleht,  tfllKeumonb;  alfo  am  27.  San.,  25.  gebr.  27.  mir, 
u.  f.  n>.  3m  immerTOÜbrenben  Äalenber  ift  ffett  0  unb 
XXX  in  ber  Cpaftenbejeicbnunq  ein  @tema>en  gefegt  D« 
übrigen  SKonbpbafen  beflimmen  ftch  nach  ben  iReuawnb& 
unb  ebenfo  in  angegebener  SBeife  jbflern  unb  bte  übrigen 
wegliefen  gefltage.  Die  unbeweglichen  gefltage  fana  man 
fowie  bie  £eiligcmiamen  ber  einjclnen  Sage  auS  ieben  m 
tern  Äalenber  nehmen.  9loch  pflegen  in  ben  gewohnB*«' 
Boltsfalenbern  ber  tdgltthe  ©onnenaufgang  unb  be?  ~ 


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534 


nenuntergang ,  fowie  ter  monatliche  Gintritt  bet  Sonne  in  £em  jübifcben  .Ralenbet  liegt  nedj  ein  «Monbjafct  t:r. 
bie  deichen  bet?  ihcif reife*,  ferjricbiut  ju  fein.  Der  lefetere  364  Sagen  ju  (Srunbe,  wtirtec?  :~cbpd>  in  einem  l$tyrip 
gefebiebt  imitier  s»ifcben  bem  20.  unb  23.  icbeö  Monats    <Spriut?  mit  bem  ©onnenjabre  in  übereinflimrmmg  ;u  br» 


unb-  jtvar  im  San.  in  ben  SEBaffermann,  im  gebr.  in  bie 
gifebe,  im  SDcän  in  ben  SBibber,  im  Xpr.  in  ben  ©tier, 
im  9Rai  in  bie  3wi  Hinge,  im  3un.  in  ben  ÄrebS >  im  3ul. 
in  ben  26wen,  im  Bug.  in  bie  Sungfrau,  im  ©ept.  in  bie 
SBage,  im  Dtt,  in  ben  ©foryion,  im  9lo».  in  ben  ©cbü* 
feen  ■  im  £>ec.  in  ben  ©tetnbotf.  TLn  ben  Sagen  ber  9lscht.- 
gl  ei  eben,,  am  21.  SD?drj  unb  am  23.  ©ept.,  gebt  bie  ©onne 
um  6  Ubr  SRorgent?  auf  unb  um  6  Ubr  'Äbenbc?  unter. 
2>er  längfie  Sag  fällt  auf  ben  21.  Sun.  unb  währt  in 
Deutfcblanb  von  3  Ubr  45  2Bin.  SDtorqrna  bid  8  Ubr 
15  2»in.  XbenW,  16V»  ©hmben;  brr  fürjefh  feg  fällt  auf 
ben  21.  ©et.  unb  bauert  7'/*  ©tunben  »on  8  Ubr  15  SKin. 
SHorgenc?  bis  3  Ubr  45  SWin.  2(benb$.  GS  Pflegen  ferner 
bet  fttuf  bet?  2)?onbet?  in  ben  3«cben  bet?  übierfreifet?  unb 
bie  9>bafen  beffelben,  bie  3eiten  feinet?  täglichen  Hutyanart 
unb  Unterganges,  bie  <5rfcr>einungen  ber  Planeten,  bte  3u« 


gen  gefuebt  wirb.  Ci.n  Siabbiner,  $illel  Jpcnrdti,  gab  ia 
4.  3abrb-  bem  iüb.  Aalenber  feine  jefcige  Einrichtung,  3a 
bem  angegebenen  (Sutlut?  ftnb  bat?  3.,  8.,  11,  14,  17, 
19.  ©cbaltiabre  wn  13  «Monaten  ober  384  fegen.  1 
lebtm  3*brt  tarn*  aber  noch  ein  Sag  augefügt  ober  braue«/ 
gelaffen  werben.  Die  einzelnen  3T?cnote  haben  abnieebfeli» 
29  unb  30  Sage  unb  richten  fub  in  Bejua  auf  ibten  2» 
fang  nach  bem  3Ronbe«laufe.  ©ie  beigen  Sifri,  Stank* 
t>an,  AiSleo,  Sbebbetb,  ©cbebbetb,  »bat,  bet  edwUnusJ 
Sieabcir ,  Siifan,  3*«,  ©imut,  SatiuS,  2Cbb,  (HuL  ßt 
mid'tiiiern  ^ajttnqe  auf«  ben  ©abbaten,  ben  SReumente 
unt>  ben  vielen  Sajhagen  ftnb  baS  SNeujabr,  welche*  in  tu 
«Dritte  unfer*  ©eptembetd  fällt,  ben  10.  Sifri  ber  Berfa 
uung*rag  ober  ber  lange  Sag,  ben  15.— 21.  befielbm  Sc 
natc?  bat»  fiauberbüttcnfefl,  worauf  ben  23.  ©tfetjtJfrtott: 
ben  25.  StiUw  Sempetfefi;  ben  2.  Sbebbetb  XUttrneüK: 
jammenfünfte  berfeumt,  bie  ßrbfernen  unb  (Srbnäben  bet?    ben  5.  ©thebbetb  greubentag,  weil  ber  ©aft  inbitSäic; 

tritt?  ben  14.  unb  16.  Äbar  #urim  (in  einem  ©cbaliicfo 
fällt  $urim  in  ben  SJeabar  unb  im  2fbar  wirb  an  ben  a 
gegebenen  Sagen  flein  Parin  gefeiert);  ben  15.— 23. %v 
T«Jfcba;  ben  14.  3far  9iad>paid>a  ber  Unreinen;  btn6.ia! 
7.  ©ioan  yfingflen;  ben  15.  &bb  greube»«ber  $oH«V: 

Äolfö*frn  (ba«)  ber  ©tbiffe  wirb  ba$  «uSjiopfrn  ta 
Siigett  eines  ©ebiffet?  mit  SBerg  unb  UbeTfrrticben  mit  2b« 
ober  $ecb  genannt,  weites  geliebt,  um  bar?  ©nbrii»:;: 
bei  fSaffert?  ju  perbinbem.  3n  ät>nfitl)er  »bfia)t  rrertn 
aud»  ©d)leufen  falfatert,  b.  b.  aDe  9ii|en  mit  Berg  t# 
geflopft. 

Äält  ifl  eine  alfalifd)e  ©ubftanj  (f.  XI fall*),  w* 
aut?  einem  eigentburalidjen  SRetalle,  Äalium,  unb  C«^ 
ftoff  (bemifd)  jufammengefe&t  i|t.  ©ar?  Äali  fonrmt  \tia 
rein  »or  unb  ijl  gew^nlid)  mit  Sßaffer  ober  Äobieiti'j-rr 
»erbunben.  ®at?  fogenannte  troefene  Xftfali,  bie  (fJci?f; 
SReifrerlauge,  ber  ISöjtein,  ftnb  Berbinbungen  mit  SS* 
fer,  weldje  in  bet  SKebicin,  namentlidj  in  ber  Gbiircgir, 
Änwenbung  finben.  —  SJefonbert?  merfwirbig  i^  bie  Srr- 
binbung  ber?  Jtali  mit  Gb>r,  weldje  ba«  1786  »ob  Sertbs.' 
let  entbedfte  Änallfal \  gibt,  bat?  mit  brennbare^  ©toffea 
eerbunben,  burtf)  einen  ©tplag  jum  Bercuffen  j 


Slonbes  unb  ber  ©onne  u.  f.  w.  angegeben  }u 
Die|e  Angaben  bienen  aber  niebt  gur  ^intbeilung  bet?  bür* 

(erlitbcn  3abre§,  geb6rert  ba^er  niept  wefentlitt)  ju  bem  .Ha: 

enber  unb  ftnb  nur  alt?  mebr  ober  weniger  tuu)li(r)e  unb 

ntereffante  Sugaben  gu  betrachten.   Stocb  weniger  geboren 

n  bie  Jtatenber  bie  Angaben  über  ben  Verlauf  ber  SBitte; 
rung,  weil  bie  menfcbhtbe  Sttiffenfcbaft  nott)  nict)t  fo  weit 
»orgrfcbrittrn  if!,  bag  man  bat?  SBetter  im  SBorauS  btredb; 
nen  fann  unb  bie  Angabe  ber  Sage,  an  benen  t$  gut  fem 
foll  uj  ftbrÄöfen,  3Cber  gu  laffen  u.  bgl.,  weil  bie  neuere 
fflrebttin  eine  fold)e  SBebanblung  beS  gefunben  Ä^rperr?  alt? 
bureb.ni*  fcbäblid)  erwirfen  bat.  3fnt?  ben  beffern  neuern 
jtalenbern  ftnb  berartige  Angaben  baber  au*  weggelafTen 
werben  unb  man  bat  bafur  allerlei  anbere  wiffent?würbtge 
unb  im  täglichen  S3erfebr  brauchbare  (Begenfiänbe  aufgenom: 
men.  SRcub  ber  äußern  Einrichtung  ber  Aalenber  unb  nach 
ben  ©tänben,  auf  weld)e  man  bei  Kufnainne  ber  unwefent: 
litbern,  aber  mit  bem  3abrer?lauf  in  Söerbinbung  ffehenben 
»Jictt^fti  Siucffttht  genommen  bat,  unterftbeibet  man  »erf(hie= 
bene  2lrten  oon  Jtalenbern,  alr?:  Safeh,  ©tjbreib>,  2a: 

icben*,  ÄmtSs,  t^efcbäftr?^  gorfl  =  unb  Sagb*, 
Cbreßs,  SBoltSfalenber  u.  f.  w.    Wt  bem  tarnen 
immerwäbrenber  5talenber  bejeict)net  man  nicht  nur  m 

bie  obenangegebene  Safel,  fonbern  auch  ntxh  «orrichtungen,    ^f"  tac9te  VW«  Hm,*  m  Beratung 

welche  fo  gefteUt  werben  f6nnen,  baf  für  jebe§  3abr  &o*    ful«r  W  9ffcif.*f«'  Jg  gf  «H"^  . 

ten  CntjunbltebWt  bet?  ©toffet?  auf.  2>afur  tft  e*  jur 


chenj  unb  SRonatötage  richtig  ju'fammentreffen.  3weiS3lätter 
liegen  nebeneinanber  unb  bat?  eine  berfelben,  welcher?  bie  fBlo: 
natt?tage  entbcUt,  ift  jum  83erfchieben  eingerichtet,  fobaß  man, 
wenn  $.  IB.  ber  1.  3an.  ein  SWontag  war,  nur  bie  »läd- 
ier fo  ju  fleaen  braucht,  bafj  bie  3abl  1  mit  ber  »ejeichi 
nung  fiRontag  in  eine  Knie  ju  fleben  (ommt,  um  bann 
auch  für  bie  folgenben  fege,  foweit  bie  ©ejeidjmmg  fort 

geführt  ift,  Saturn  unb  SBochentag  in  Übereinftimmung  tu  t  ^ 

Sabm.    ©olefae  Vorrichtungen  f6nnen  manniefafach  abaeäL    !n  W<n  5J25?  %  l"%Jf  Sftte 

bett  werben.  Sefonber«  bie  überfichtlichen,  aut?  ©nemllatt  m  *£lff*n?Mrt*!fi  Ä  ^Ä"Ä  52*if  ifS 
befie^enben  Äalenber  pflegt  man  aud)  Xlmanacbe  }u  nen> 
nen,  weichet  fÄame  bann  auch  auf  jährlich  erfcheinenbe  Sa* 
febenbücher,  j.  ®.  «Dtufenalmanac^e  u.  bgl.,  übergegangen 
Urfprünglich  ift  bat?  SBort  atabifä)  unb  uon  AI  Monkh, 
b.  h.  3äblung,  Berechnung,  abiulaten. 


fteflung  »on  3unbfraut  obet  3ünb»uloer  (f.  f)ertuffie«l 
unb  ben  fogenannten  ©chwefelbiljchen  bei  *emifdben  Scntn 
jeugen  (f.  b.)  benuöt  worben.  —  2)at?  Äalitim,  ca4 
?)otafftum,  ift  ein  ftlberweiße«,  ^ellglänjenbet?  SRft;- 
wrlcbec?  auf  bem  2Baffer  fchwimmt  unb  in  ber  geroibnli*« 
Semperatur  weich  wie  SSacht?  ift,  wäbrtnb  et?  tn  bn 
brüchig  wirb.  3n  fchwacher  9totbglüt)bi|e  oaflüchtigt  ti  ü 


auf  SBaffer,  fo  entjünben  ffe  ftch  alÄalb,  fahren  bin  unb  te 
unb  »erbtenntn  mit  farbigem  2ict)t,  bh?  p«  unter  fcbaaiF 
Crptofton  »erfchwinben.  (»gl.  |>ottaf*ejL 

ftaltbrr  wirb  ber  j)urcbmeffet  ber  SBeite 
förmigen  fl!6bre  genannt.    Ha»  Jtalibr' 


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\  bie  Unterfuebung,  ob  tieft  bi«  ge&6rige  unb  burc$gdngtg 
leicbmdßige  SBeile  boben.  löefonber«  bei  pbpfifalifcben  Stu 
rumenten,  namentlich  bei  SSbermomrtern,  ifl  biefe«  Äaübri; 
•n  »on  großer  SBicbtigfeir.  21m  häufigen  bebient  man  ftcr> 
n$  ißortcö  Äaliber,  um  bie  @r6ße  eint«  @efcbu|e«  ju  be* 
■irfmen,  wil  »on  ber  SBeite  ber  Siöbre  bie  ©riße  bet  Äu» 
(l,  irddje  au«  ifjr  geworfen  werben  fann,  abbdngt.  üftan 
fügt  inbeß  gegenwärtig  ba«  .Kaliber  ber  ©efcbüfce  fetten 
H  einem  ?dngenmaße  ju  befrtmmen,  fonbern  brüeft  baf* 
16«  bureb  ba«  ©ewiebt  ber  Äuget  au«,  weu$e  in  i&ret 
Mpe  bemfelben  entfpric$r.  grüber  batte  man  bie  fege* 
anntett  Äaliberfldbe,  welc&e  154«  tn  Dumberg  »on 
ieorg  gsartmann  juerft  t^ergefleUt  würben  unb  auf  brnen 
■  Shtmin,  bleiernen  unb  fteinernen  Äugeln  nad)  ihren 
^mebmeffern  eingejeidjnet  waren.  Um  m  unterfueben,  ob 
u^cln  ober  ©ra innen  bie  erfoberlic&e  ©roße  fcaben,  bebient 
im  jieb  eine«  fogenannten  Äaliberringe«,  welker  bie 
•verliefet  SBeite  bat. 

ÄalK  (ber),  ober  bie  Äalferbe,  i|l  ein  in  ber  9latur 
•br  bäuftg  eorfommenbe«  9J?meral,  eine  Sierbinbung  von 
üauerjtojf  mit  einem  eigentümlichen  Metall,  bem  (5 als 
iunt,  womit  no<ä  »erfefciebene  anbere  Stoffe,  befonbert 
loblenfloff,  »erbunben  ju  fein  pflegen.  9ltcbt  nur  al«  ®e* 
ein  finbet  man  bie  Äalferbe,  fonbern  aueb  in  ben  tbieri» 
ben  Änoc$en,  in  ben  SKufcbeln  unb  wenig  auch  in  manchen 
Wanden.  6«  fommen  bie  falfavtigen  Stoffe  tt>eil«  in  locfc: 
tr,  tbei»  in  fefler  ©eflalt  »or.  $ene  ftnb  äfter«  mit  SBaf» 
:r  burebbrungen,  weict)  unb  fldrfedt)nlicr)  unb  heißen  bann 
;i:rr,  3} t  v  a  :n  i  i  ch  ober  ^onbmilcb.  SWan  finbet  bie« 
•Ibe  in  ben  Jxifcen  unb  Älüften  ber  gelfen.  £ucf>  au«  bem 
tit  Äalf  gefcbwdngerten  SfiSaffer  fcfct  ft'dt)  Äalferbe  in  fefler 
urm  ab,  tfjeil«  auf  $ldcben,  wo  fte  bann  Sinter  beißt, 
)ril«  in  jjapfen  unb  allerlei  feltfam  geflalfeten  Spuren,  wo 
e  Sropfftein  (egt.  #6blen)  genannt  wirb.  Der  Äalf* 
äff  ifl  au«  SBaffer  niebergefct)(agene  Äalferbe,  welebe« 
ia)t  bur$  <2rbfcbic$ten  gegangen  tfl;  Sncruflat  ifl  ein 
berjug  über  Äürper,  bie  m  faifbaltige  £Xueu*en  (wie  bie  in 
pßfab)  getauft  worben  ftnb.  2(1«  83einbrerjt)  (egt  ft«$ 
it  Äalferbe  juweilen  um  S5runnenwurjetn  unb  bilbet  bann 
uxbenf&rmige  ütbtytn.  9lac&  ben  in  ber  Äalferbe  »ordert* 
benben  Sauren  unterfcr)eibet  man  f  oblenfaure,  f$we* 
tlfaure,  flußfaure  unb  pboöp&orfaure.  So  lange 
ie  Äalferbe  im  natürlichen  Buflanbe,  mit  Äobtertfdure  unb 
Baffer  »erbunben,  fjl,  beißt  fTe  rot)  er  Äalf.  Diefe  SJerbin» 
ang  fann  mit  $ulfe  be«  Jeuerö  aufgeboben  werben  unb 
um  tat  bann  (ebenbtgen  ober  reinen  Äalf,  Wl&xtel, 
tt  einen  trorfenen  »errtibfie^en  Stoff  bilbet  unb  gew6bnlio> 
ngellfebter  Äalf  $ti$t.  er  ifl  febr  begierig,  Gaffer  eht* 
ifauflen,  unb  wenn  man  ibn  baber  mit  SBaffer  übergießt, 
1  oerbinbet  er  fto>  mit  bemfelben  unter  flarfem  Tfufbraufen, 
bwtilt  Alf  unb  oerwanbelt  ftcb  in  einen  2eig,  rcelcber  ge< 
Holtet  Äalf  |eift  2)er  foblcnfaure  Äalf  fonrmt  vor 
II:  ^l«einer  Äalfflein,  2ropffiein,  Äalffpatb, 
"Jarmer  <£b.)f  Äreibe  (f.  b.)  u.  f.  w.  Der  gemeine 
alfflein  tft  gcw6bn(irb  grau,  rommt  aber  au$  tn  allerlei 
tbern  garben  »or  unb  bilbet  im  Übergang«  5  unb  glo> 
rbirgt  febr  bebeutenbe©ebivg«maffen.  ü»an  bedient  peb  beffel« 
7t  5 um  Jöauilein,  auf  naffen,  tboniqen  Selbem  jur  SSotcn-. 
rrbefferung,  beim  (Sifenfebmcljen  aU  duCdjia^  unb  oorjüg* 


lieb  jur  ^erfleOung  be«  9R6rtel«,  in  welker  löeüebung  man 
fetten,  magern  unb  bpbraulifc^en  **Ä  unterftbeibet.  Der 
erfie  rrcetnet  febwer  unb  an  fruebten  IDrten,  fowie  unter 
SBaffer  niemal«,  ifl  baber  bie  frbleebtefie  Sorte.  Der  ma* 
gere  Äalf  trodfnet  an  ber  2uft  fcb^nell  unb  ber  b.pbrau(ifr^e 
troefnet  auch  an  feuerten  Orten  unb  unter  SBaffer  unb  be» 
barf  feiner  Beimengung  t>on  Sanb.  eine  befonbeie  "Ktt 
be«  biebten  Äalffieine«  ifl  ber  litbograpb«f<b«  Stein, 
beffen  man  ftcr)  jum  Stein bruei  (f.  b.)  bebient.  <Sr  wirb 
»on  »orjüglicber  ©üte  au  Solenbofen  in  ffiaiern  gewonnen. 
—  Der  Äalffpatb  rommt  in  einer  grofjen  2tn$abl  man* 
ntdjfacb  abgednberter  ÄrpfiaUgeflalten  »or,  fobafj  man  inbies 
fer  jßejiebung  febon  gegen  7000  2(bdnberungen  unterfr^iea 
ben  bot,  unb  finbet  ftcb.  au  cb  tropf  fleinartig.  <Srr  ifl  »on 
weifjer  garbe,  gebt  aber  in  »iele  anbere  garben  über,  r>at 
©la«j  unb  f)erlenmutterglanj,  ifl  burebfiebtig  ober  bureb« 
febeinenb  unb  sen«  Doppelte  Strafrlenbreo^una  (f.  b.). 
®t  wirb  al«  3ufeblag  beim  6ifenfcbntel>en  unb  \u  ebesrifeben 
3wetfen  »erwenbet.  —  Der  fdbwefelfaure  Äalf  fommt  in 
ber  9latur  in  »erfe^iebenen  tfrten  al«  ©pp«  (f.  b.)  »or. — 
Der  ßufifaure  Äalf  fmbet  ftcb  al«  Sluftfpatb,  ein  buroV 
leuebtenber  K-Cer  Stein,  ber  in  allen  Farben  unb  »orjuglieb 
bn  fdebf.  erigebirge  gefunben  wirb.  (2r  wirb  beim  StbmeU 
jen  mebrrr  fcbwerflüfftger  ÜÄineralien,  *um  X|en  be«  ©la» 
fe«,  jur  Bereitung  be«  ^orjeuan«  unb  be«  weißen  Sebraelj» 
glafe«  »erwenbet,  man  fcbleift  ibn  aueö  unb  »erfertigt  au« 
ibm,  befonber«  in  ber  engl,  ©raffebaft  Derbp,  SJafen,  8cud>i 
ter,  »eeber,  Sdulen  u.  -bgl.*  idjjt  man  ben  gluf}fpatr>  et» 
nige  Minuten  »on  ber  Sonne  beflrablen  unb  bringt  ibn 
bann  an  einen  bunfeln  £>rt,  fo  jeigt  er  ein  fo>wacbe«  SeucJ^» 
ten.  Xueb  wetm  man  ihn  in  ©eflalt  eine«  $uloer«  auf 
beiße«  ©fenbledd  bringt,  pbo«pbvore«drt  er.  —  Der  pbo«» 
pborfaure  Äalf  finbet  ftcb  im  3Rineralrei$e  al«  Kpatit 
unb  bilbet  einen  ©eflanbtbeil  ber  Änocfjen.  —  Uber  ben 
ßblorfalf  f.  G&l°r. 

Äolmürken  (bie),  ober,  wie  fte  »on  ib.ren  6|H.  9lacbba» 
ren  genannt  werben,  Otiten,  nennen  fn1>  jetn  O'/rat  unb 
ftnb  ein  jur  mongoL  Stau  aeb6renbe«  fBolf,  ba«  in  ber 
Djungaret  am  jablreicbjlen  rft;  b»cb  wobnen  au<b  mebre 
^unberttattfenbe  in  ben  ruff.  ©ou»ernement«  Äflraeban,  Sa^ 
ratow,  £)renburg  unb  Simbirdf.  Die  Djungarei  ober  Äal< 
muefei  ifl  ben  (Sbinefen  unterworfen,  bei  benen  fte  Uliia:;- 
fcban*pc»lu  beißt/  unb  cjrenjt  im  SB.  an  ba«  Sanb  ber^Su» 
raten  unb  ber  Äirgigfaifafen  »on  ber  großen  $orbe,  im  ID. 
an  jene«  ber  Äalfa«mongo(en,  im  S.  an  ba«  ct)inef.  Zur» 
feflan  unb  im  91.  an  bie  Steppe  ber  ÄirgiSfaifafen  unb 
Sibirien.  S<bon  im  früben  SSittelalter  trennten  ftcb  bie 
flöten  »on  ben  übrigen  Mongolen  unb  waren  unabbdnaig, 
bi«  fte  in  ber  SRitte  be«  »origen  Sabrbunbert«  »on  ben  6bi» 
nefen  bezwungen  würben;  fett  jener  3cit  bat  ein  ebinef.  ©e» 
neral,  ber  ftet«  im  gante  anwefenb  ifl,  über  ade  wichtigen 
Süorfäae  ba«  Cnburtbeil  ju  fallen.  Sine  große  «njahi  Äal> 
mücfen  ifl  aber  feitbem  über  bie  ©renje  gejogen  unb  bat 
ftcb  unter  ruff.  Scbufe  begeben.  Die  ^auptflabt  ber  Djun» 
garei  i|l  ©ulbfeba  am  3  it ;  fte  bat  etwa  10,000  ^>4ufer  unb 
tfl  ber  £auprflapelp[a&  für  ben  |)anbel  be«  mittlem  Äffen 
mit  bem  SBeflen  unb  Oflen.  Die  Äalmücfen  jinb  »on  flei» 
ner  Statur,  babei  fcblanf  unb  boger,  »on  gelbbrauner  garbe 
unb  haben  febwarje«  J>iar,  platte«  ©eftebt,  flache  Äugen» 


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Kalmnfc  536  Kalmus 

winfet,  biete  Sippen,  breite,  eingebriicfte  «Wafc  ©ie  finb  ge»  aen  unb  ©feile    unb  in  tmn  *0n<u„h;*«. 

feü.cj ,  gaflfre Komtrm  unb  luftig,  aber  febe  «rage,  L  Lr,  "in  Sje'r.  eie^unto^^Ät 

remU*  jk%  unb  betrügerifeb.  @ie  wobnen  in  tragba.-  jon  genannt,  beten  ffifi be rbK ifr  Sw  $ÄJu 
ren  ffQ  utten  ober  t  bitten  in  benen  fretS  ein  geuer  brennt,  ben gerne Sef  »«nn  ab«  Lfr  22j?£ 

über  welcbem  e.n SnJlA  baber  finb  ibnen  bie Jfesbru*  Stamm,  welchen  feieb  e    JäS  beberrÄ^  ESm* 

geucr  »ber  »«mibe  gletebbebeutenb.  Sie  finb  ein  9<omaben*  jerfaltt  wiebet  in  Uiiterabtbeiluri«n   Ä'  h „  ' 
»elf;  We  titam  befestigen  fub  auslief  Geb  mit  ißiebi        them  K 

juebl :  «nb  Sfagb,  alle  übrigen  Arbeiten  fallen  ben  SBeibcrn  ober  Gbatun  Z  1H12  ÄSe?7er/rnt  Sf^ft 

iur  M  jsu  balten  mebr  ^ferbe  aM  JSinboieb  unb  ©cbafe,  für,  jur  (amaiftcit  StA  aion  un "bita  «dS  ÄS 

nabren  fub  befonber«  von  gleifcb  unb  SWilcb  unb  bereiten  unb  «ebener  mit  Ä  JIt  to,hL  *nft' 

«6 ;  ber  Wiub  bet  ©tuten  ben  befannten  ÄumüS  öbe  ©eUongS  obe^  5  riefe  IHlÄhKÄ 

JÄSft    3br  ganjer  {Keitum  beffegt  im  Sliieb  Unterr&t  in  be :U  gut  Kn  IÄ  in  8£Ä2 


flalmuli  nennt  man  ein  wollenes,  langbaarige«,  locfer 
gewebte«  unb  btcteS  3eu$  in  »ergebenen  färben,  welcbeS 
gu  SBinterfleibern  gebraucht  wirb  unb  feinen  Warnen  oon 
einem  abnlicben  3eucbe  bat,  beffen  fitb  bie  Äalmücfen  Sur 
"fj  bebtenen.  <£ö  werben  bie  Äalmufe  in  fceutfcb* 
lanb,  englanb  unb  ben  9tiebrr[anbrn  in  großer  «Wenge  «er- 
frrtigt.  Urfprunalitb  bieg  jeboeb  Äalmuf  eine  2Crt  ianaue* 
boefeber  fogenannter  ßorbontücber,  welche  in  ben  £eparte: 
ments  ber  tfojere  unb  beö  2arn  in  GafheS  unb  beflen  Um* 
gegenb  gefertigt  werben.  11 

unb  feit  bem  15.3abrb.  bet  uns  einbeimifebe  ©umpfpflanje 


mtt  frteebenben,  bieten,  fd)wammtV.en ,  geglieberten  » 
von  benen  eine  grofje  Wenge  SBurjelfafern  auslaufen.  I 
ffilüten,  welcbe  auS  ber  Süurjel  entringen,  jtnb  ftbtwrt 
firmig,  unten  febeibenartig  erweitert,  ifcn  mei|r  mit  wefle* 
artigen  öuerfalten  unb  juweilcn  brei  gd§  lang.  fl)et 
tenfebaft  ift  bem  «Blatte  dbnlicb  unb  bfad  (üb  fegen  * 
Witte  in  eine  9f%,  au*  welker  ein  uigejiititcr,  :v. 
formiger,  biebt  mit  »löten  bebetftet  Äolt*  t*fot 
gegen  brei  3oU  lang  wirb,  ^ie  SBiir^el  bifa 
getrocFnet  gelblicbwetß  unb  bat  einen  ffarf  arV^*0" 
rutb  unb  bitterlicb  gewurjbaften  ©efebmaef    $™  f-:,: 
bie  SEBurieln  im  Sfrubling  unb  ^)erb|l,  r&&n TM"*" 
fie.  2)ad  Strocfnen  barf  niebt  ju  febarf  3tfcbcbe^W'*,* 


Kambyses 


531 


Hämclzlege 


>ie  aromatifd>en  JBeflanbtbcile  verloren  gehen,  ©ie  ifl  ein 
taftigeS  Ärjnermittel  unb  n>irb  als  fWagenmittel  von  ben 
Sontttoren  uberjurfert  unb  verfauft.  SDcan  benufet  fie  aud) 
ur  SJereitung  verfchiebener  bitterer  ßiqueure.  £>urd)  £>t: 
tiüation  mit  SBaffer  gewinnt  man  aus  ben  frtfchen  ÄalmuSj 
.  m  baS  ÄalmuSöl,  welches  in  ber  'Ärjneifunbe  ge; 
>:aud)t  wirb  unb  eine  gelbbrdunlidje,  bidlidje  unb  an  ©erud) 
mb  ©efömad  ber  SEurjel  gleite  glüffigfcit  ijl. 

fiambijöfö  war  ber  SBater  brSßoruS  (f.  b.)/  unbben-- 
rlben  Warnen  führte  auch  ber  ©oljn  unb  SNadjfolger  bfS 
JvruS.  9lad)bem  biefer  630  v.  dbr.  bie  .£>rrrfd)aft  angetreten, 
internabm  er  einen  3ug  g'g«n  ttgppten  unb  eroberte  befien 
)auptflabt,  SRempbiS,  fowte  baS  ganje  2anb.  SBeitere  \Xn- 
rrnebmungen  gegen  Äartbago,  Äthiopien  unb  ben  Scmprl 
ti  Supiter  Ammon  würben  vereitelt  unb  Ä.  lieg  nun  feU 
en  3orn  an  ben  Agvptern,  namentlich  an  ber  ^rieflerfafle, 
uS,  ergab  ftd)  bem  Srunfe,  lieg  feinen  öruber  ©tnerbiS 
rmorben  unb  tobtete  feine  ©emablin.  2>a  trat  ein  Wagirr 
nter  bem  angenommenen  9lamen  beS  ©merbiS,  Don  ber 
>artei  ber  SRi&vergnügten  begünfligt,  <flS  ©egenfinig  auf. 
t.  wollte  nad)  ©ufa  eilen,  um  ilm  ju  betrafen,  verwuns 
ete  ftd)  aber,  alS  er  auf  baS  yf«b  flieg,  mit  feinem  eig; 
cn  (Schwerte,  fobag  er  622  ju  (Sfbatana  in  Affvricn,  orjne 
taebfommen  ju  binterlaffen,  flarb. 

Üamccl  (bas)  ifl  ein  wieberfducnbcS  ©dugtln'er,  mtU 
>c8  aud  jwei  Birten  befielt,  bem  gemeinen  Manuel 
bei  Dromebar  unb  bem  jweib6cferigen  Aamcel 
Der  Zrampeltfyicr.  «Sic  haben  beibe  einen  langen  ge; 
ogenen,  öerhdltnißmdßig  binnen  $al$,  eine  längliche 
:  ebnauje  mit  grfpaltencr  Oberlippe,  fune  CItcu,  furje* 
olligej  «paar  unb  tief c  ©Twielen  an  Jörufl  unb  güfien. 
>ic  fttiße  Onb  in  jwei. Älauen  gefpalten  unb  Dum  mit  -bin- 
auen  befe|t,  auf  ben  ©ohlen  aber  mit  einer  flarfen  £aut 


u'gen-  Auf  bemföüdtn  &at  baSJDromebar  einen  #6dcr, 
i  von  einem  auS  gleifd)  unb  gett  beflehenben  AuSwuchf* 
:tet  wfrb  unb  mit  langen  paaren  bewarfen  ifl.  ©aS 
mpclthier  ^at  bagegen  jwei  £6der,  von  benen  ber  fein-- 
ber  größere  ijl.  3e  beffer  genährt  bie  Zbicre  flnb,  befto 
. r «Scno.iStr.  II.  i 


größer  werben  bie  -tiefer.  2)aS  Srampeltbier  pflegt  noch 
etwas  gröget  alS  baS  25rom<bar  ju  fein,  beibe  übertreffen 


an  ©r&ße  baS  ^fert.  Sßie  ade  SBieberfduer  haben  bit  Äa< 
raeele  einen  aud  vier  Abteilungen  beflehenben  3)lagen,  cm- 
gerbem  aber  aud)  nod>  ein  eignet  äöcbäUnij},  in  weld>em 
jid>  bal  SSBaffer  Idngere  3fit  unr>erdnbert  erhalt.  <£ie  tin- 
nen  baber  fetjr  lange  befielen,  ofjne  ju  trinfen,  unb  fdjon 
biefer  Umflanb  empfiehlt  fte  bem  Sleifenbcn  burd)  Sanbwu= 
flen,  in  benen  SBaffermangel  ^errfd>t.  Uberbieö  oermigen  fi< 
aber  aud)  Mafien  »on  12 — 1000  $funb  tragen,  legen 
gegen  16  9)lcilen  in  (Sinem  2age  jurud  unb  laffen  fid)  »or» 
trefpid)  jdt)men  nnb  abrichten,  fobag  fte  bergübrer  nur  mit 
Sorten  ju  leiten  braurbt.  2>a§  Äamcel  ifl  im  SDrient  ^auö« 
tl;ier  unb  man  bat  aud>  mer^re  S3erfud)e  gemalt,  eS  inGu» 
ropa  beimifd;  ju  madjen,  wie  ftd>  benn  im  @rog^er)og> 
tljumc  SoScana  beim  Sanbgute  SaiuKoffore  ein  Äameels 
geflüt  finbet.  Sn  Arabien  »erjefjrt  man  ba$  gleifd;  berÄa« 
ineele  unb  genießt  bic  SWild)  berfelben,  auS  welcher  ber  Äp: 
mig,  ein  beraufdjenbeS  ®etrdnf,  bereitet  wirb.  3m  grülj; 
jabre  verlieren  bie  Äameele  alle  .paare  unb  man  berettet  aud 
tiefen  ©arne,  3«idje,  £cden  u.  tgl.  2>en  getrodneten 
SP? ifl  brennt  man  unb  gewinnt  aud  iljm,  fowie  aud  bem 
Urine  Satmiaf.  Äu5  bem  Saig  enbltd)  bereitet  man  2id)tc 
unb  auö  ber  -&aut  ein  guteS  8eber.  —  Äameele  werben 
aud)  gewiffe  Vorrichtungen  genannt,  weldje  gegen  Gnbc  bed 
17.  Sar^rb.  ju  Amflerbam  erfunben  würben  unb  baju  bienen, 
fcb.were  Schiffe  über  Untiefen  unb  Santbanfe  ju  bringen, 
©ie  ftnb  bis  200  g.  lange  unb  36  g.  breite,  flache  unb  in 
nicljre  Kammern  geteilte  Ädbne.  55ie  Kammern  ftnb  mit 
SBaffer  gefüllt  unb  fo  werben  bie  Ääbne  ju  bciben  Seiten 
beS  ft^weren  ©djiffeS  angebracht,  welches  fte,  fobalb  man 
fte  gtetchjeitig,  bamit  baS  ©teid)gewicf;t  nicht  geftört  werbe, 
auSfchopft,  um  6  unb  mehre  gug  emporheben. 

fiämfl)tejie  (bie)  ober  angorifche  3«tge,  Angora  = 
jtege,  ifl  etne  m  ber  ©egtnb  von  Ängora,  einer  ©tabt 
ÄleinafienS,  lebenbe  3iegengattung  mit  horizontal  auSgebrei= 
teten,  fpiralfirmig  gewunbenen  ^>6mem.  ©ie  interfAeibet 
ftch  uberbieS  von  ber  gemeinen  Siegt  turch  längere  Seine, 

68 


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Kamille 


538 


Kammer 


rfirjern  9eib  unb  lange,  gldnjenbe,  biebrgefrdufelte  unb  ge« 
lodte  .fjaare  »ort  roriiirr  garbe  unb  feibenartiger  ffieicfnVit 
unb  Reinheit.  3"  anbere  J?dnber  »erpflanjt,  ortet  bie  in» 
gorajiege  balb  aul.  2Ran  pflegt  bie  fcb&nen  Sjactrt  ber 
Siege  ntc^t  abjufcbeeren,  fonbern  nur  burd)  flammen  ju  ge* 
»innen,  genießt  Sleifd)  unb  SRilcf)  betfelben  unb  bereitet 
aul  ihrer  £aut  ben  fd)6njten  Saffian  unb  Gorbuan.  Die 
rohen,  oft  gegen  8  3oU  langen  £aare  fommen  unter  bem 
"tan 


.Kamelhaar,  Äameelbaar,  Hngorawolle, 
le»antifd)el  3iegenr>aar  in  ben  <panbe(,  werben  aber 
aud>  mit  ben  paaren  ber  Äameele  unb  SErampeltbiere  «er« 
fdlfaV^  2)?an  bereitet  aul  ibnm  bal  Äameelgarn  unb  einen 
eigentümlichen,  Äamelott  genannten,  3eud).  Dal  Äa« 
meelgarn  wirb  befonberl  »on  ben  Stauen  in  ber  gctxmte 
in  auperorbentlidjer  Seinbett  unb  ©ebonbeit  bereitet  unb  ut 
Seuchen,  befonberl  u;  f6ftlid)en  ©bawll,  «erarbeitet,  welche 
berühmt  unb  in  ber  Surfet,  in  %ppren  unb  Kerpen  febr 
gefud>t  ftnb.  3efct  wirb  Äameelgarn  auef)  in  Crnglanb, 
granfrrid)  unb  ben  Weberlanbrn  fabrieirt.  Äamelotte 
beiden  bie  früher  nur  in  Jtleinaften  bereiteten  bieten,  aul 
Jtamelbaaren  gewebten  «Stoffe,  bie  man  jefet  auch  jum  2lxil 
mit  einem  3ufa&e  »on  Leinengarn,  SBoUe  ober  ©eibe  in 
mehren  ©egenben  6uropal  ^erfieQt. 

ftamille  ober  Gbamille  ift  berSfame  befonberl  jweter 
9>flanjen,  beren  ©lüten  r.ebicinift&e  Xnwenbung  ftnben. 
Die  gemeine  ober  gelbSamille,  autf>  ed>te  Äamille 
genannt,  ift  eine  jdrnige,  auf  unbebautem  fanbigen  S3oben 
unb  auf  Ätfern  tn  ganj  Europa  wilbwacbfenbe  $flanje, 
weifte  bie  befannten  ffrabfigen,  jufammengefefeten  ffilumen 
hervorbringt,  beren  innerer  Xtyil,  bie  ©lumeufebeibe,  hoch* 

Selb  ift,  wdbrenb  bie  ringlumfrcbenben  ©trablenWumen 
©lütenbldttcbrn)  »eif)  firtb.  Diefe  ©lüten  baben  einen 
warfen  eigentümlichen  aewürjbaften  ©crud;  unb  einen  bit< 
tern,  niebt  angenehmen  0<fd>mad.  Die  ©tüten  werben  ges 
fammelt  unb  im  getroefneten  3uftante  aufbewahrt.  Sie  ftnb 
eine!  ber  befannteflen  unb  beliebteren  .£aulmitteL  inbem 
man  ft'e  »orjüglich  gegen  ©Übungen  unb  gegen  SDcagencn 
fdltung  anwenbet;  aud)  in  Umfcbldgen  jur  3ertbeilung 
ftodenber  ©dfte  ift  bie  ÄamtHe  beilfam.  Xul  ben  frifeben 
unb  getroefneten  ©turnen  ber  JCamiHe  bereitet  man  buref) 
Deftillation  bal  Jtamillen6l,  ein  bunfelblauel,  bidflüfft* 
gel,  etroaJ  jdbel,  atlmdlig  grünbldulid)  werbenbei  £>l,  mU 
<hel  flarf  nach  Äamiüen  riecht,  bitterlich  gewürjbaft  riecht 
unb  etwal  leichter  atö  SBaffer  ift.  £dufig  bat  el  einen  3u* 
fa(j  »on  SercentbMl  ober  6eber6l.  —  Die  römifc&e  £g> 
mtlle  wdcbfi  im  fübL  duropa  »ilb  unb  »irb  bei  unl  in 
©arten  angebaut.  Die  ©lumenföpfe  ber  9>Panjen  ftnb  tbeilS 
bobl,  tbeilS  gefüllt  unb  dbneln  in  ©erueb  unb  ©efebmaef 
burt|au3  ber  SelbfamiOe.  Die  ©la*tter  ftnb  frifdj  gelblid)^ 
»ei§  unb  »erben  im  2flter  brdunlicb*getb.  9J?an  Fann  au8 
tbnen  ein  blafbrdunlicf^^gelbeS,  et»a$  in«  ©rune  fpielenbeS 
Cel  buwf)  Deftttlation  gewinnen. 

fiamm  nennt  man  uerfebiebene  Xrten  ton  natürlichen 
ober  von  fünfilieb  beroorgebraebten,  »erbaltnigmdßig  fcbmalen 
unb  langen  Äercorragungen,  §.  ©.  ©ebirgäfamm,  ber  obere 
Xbeil  eines  Damme* ,  ber  Äamm  ber  .öuhnei-  u.  f.  ac-- 
wiffe  3nfirumente,  befonber«  folebe  mtt  einjelnen  m  regele 
mdgigen  Ibftänben  angebraebten  3acfen,  3»nfen  tia.'Mt)-. 
ntn,    Borjügltcb  ftnb  bie  £aarfdmme  ju  erwdbnen, 


»tlcf)e  jut  SReinfgun^  unb  jDrbnung,  aud>  jur  IBefeftigus; 
be6  ^>aar5,  namentltcb  be$  ÄauptbaarS,  bienen  unb  aus 
Jboxn,  Änocben,  Clfenbein,  ©cbilbfrit,  ßlenb^flaue,  ^tty 
rbol  aueb  auSSRetaU  gemaebt  werben.  Die  engen  Stimm 
bienen  gur  iReinigung  beS  jtopfeS  von  @cbuppen  unb  Ufr 
gejiefer,  bie  grifirfdmme  jur  Xnorbnung  beS  $>&v.:i 
baarä,  bie  (Sinftecffdmme  in  mandjen  ©egenben,  wo  fk 
nocb@itte  fjnb,  jur  ©tfefligung  beä^aarö,  bie  <5b«gnon. 
(dmme  jum  gcflbalten  be§  am  ^intertopfe  al3  Gbigmu 
oberBopf  aufgefcblagenen  ^>aar§,  bie  ©eitenfdmme  jea 
ffiefefligen  be*  an  ben  Seiten  beä  JJopfeä  glatt  geflricbtna 
ober  in  Socfen  georbneten  ^>aar§.  —  Die  Äammmacbtr 
fmb  künftige  ^»anbwerfer  unb  »erfertigen  Xamme  aui  Sbm, 
©ebilbfröt  unb  Elfenbein,  aber  aueb  anbere  ^omgegenjiante, 
ju  benen  feine  Drebbanf  gebraucht  wirb,  als  ^uloerbömct, 
Kach'twdchtcrhorner,  SSJagfcbaUn,  ©abeln,  geffel  u.  bgl. 

(iamnur  bejciö)net  im  JCttgemeinen  einen  abgefcb>f[eria 
S?aum,  bat  aber  noch  eine  befonbere  ©ebeutung  in  ©f.; 
auf  bal  Vermögen  bei  Staatloberbaupteg  erlangt.  flUi 
nannte  ndmlicf)  Jtammer  bie  ©efammtbeit  ber  23mTa.:. 
be$  ©ermögenS  unb  ber  Ginfünfte  bee»  gürfien ,  fowol 
jenigenr  »eldje  er  all  Privatmann  befaß,  alä  c-erjenigtj 
bie  ibm  nur  in  feiner  Gigcnfc&aft  al*  überhaupt  be5 
teS  jufianben.  Die  Oberleitung  ber  Jtammer  pflegte  eirtra 
Jtdmmerer  übertragen  *u  fem.  3Cflmdlig  erwetterfe  &4 
mit  ber  9Rad>t  ber  Surften  ber  Hinflug  ber  üarnmer,  m 
bie  ganje  ©erwaltung  ber  innern  @taat5wirtbfd)aft  wn 
abhängig  würbe.  ®r\i  in  neuerer  3eit  bat  man  »teber  eins 
©onberung  jwifdten  bem  5>ri»at»erm6gen  beS  gürflen  ur.^ 
bem  ©taatSoermogen  ju  matten  gefutht.  (Sgl.  Do  nur- 
nen.)  über  ba8  erflere  bat  ber  gürft  frei,  wie  jebet  ^ri' 
»atmann,  ju  »erfugen,  über  ba$  ledere  nicht  unb  bajfrlit 
gebt  auf  ben  jebedmaligen  Thronerben  über.  Die  6ta^< 
»erwaltung  unb  bie  mit  berfelben  beauftragten  ©eberln 
ftnb  in  neuerer  3eit  jlreng  »on  ber  ©erechtigfeitSpflege  er? 
ben  mit  biefer  beauftragten  ©eh6rben  gefonbert  worben,  Ot 
man  bat  biejenigen,  welche  ftrh  bem  Öerwaltung8fad>e  rät 
men,  Jtameralifien,  bie  ©efammtbeit  ber  ihnen  niu)i:cn 
Jtenntnifje  aber  itameratwtffenfd)aften  genannt.  2* 
bie  ©egenfldnbe  ber  ©erwaltung  fo  unenblidj  mannicbfal::? ' 
finb,  tnbem  nio)t  aQein  bie  ©erwaltung  ber  Domainen,  tt? 
<?teuerwefen3,  ber  ©taatSfcbulben,  bei  Sorfhrefenl,  M 
SRilitairl,  fonbern  auch  ber  'Pd  licet,  ber  Jtird)cn*  unb  24^ 
angelegenheiten,  bei  6ffentlichen  9Rebicinalwefenl,  bei  ©eic< 
baul,  ber  öffentlichen  ©auten  u.  f.  w.  hierher  «hiren,  f: 
ift  ber  Umfang  ber  ÄjmeralroifTenfcbaften  aupetorbenrüii' 
groß  unb  f6nnen  bicfeiben  »on  ben  Sinjelnra  nur  in  eis 
gelnen  fächern  grünbltch  betrieben  werben.  —  Da*  rca 
Könige  in  eigner"  ferfen  abgehaltene  ©ericht  b«*#  utfprint? 
lieh  Äammcrg ericht.  3ur  JBerrealtung  beffelben  fefw 
Äaifer  Sfriebrict)  II.  einen  eignen  5Cammeritc|ter  ein  ustt1 
behielt  ffch  nur  cor,  in  rcfchtigen,  bie  JKeichlfürften  bctrtf' 
fenben  XngeitgenKitcn  felbfl  ju  ©eridjt  ju  ft&en.  Umn 
Äarfet  flfflrlmilian  I.  rcitrbe  biefe  Einrichtung  jettgemdp  w 
beffert,  tnbem  ein  Meibenbel  oberflel  ©ericht  all  bei  3Ut> 
ferl  unb  bei  iKetdjö  Äammergericht  1495  ju  ©tante  fam. 
Daffelbe  hatte  nicht  allein  bie  .£>anbbabung  bei  StcQt-S  ia 
ganzen  Weiche  ^u  beauffichtigen,  fonbern  namentlich  an*  auf 
Jtulgleichung  ber  Streitigfeiten  ber  ©tdnbe  bei  Weirbs  im» 


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Kammern  (der  Stünde)       539      Kammern  (der  Stände) 


tcretnandcr  ju  feb>n,  damit  bie  früher  in  Seutfeblanb  fo 
vielfache  Selbfibülfe  unb  Selbfhache  unterbliebe.  9ta$bem 
baS  Äammergericht  längere  3<it  abwechfelnb  in  verfchiebencn 
JKeichSfrdbten  fiel)  aufgebalten  hatte,  nahm  eS  endlich  1526 
feinen  feften  Sife  im  Speyer  unb  burd)  ben  jtrirg  von  hier 
vertrieben,  1689  in  SBefelar,  wo  es  bis  ju  feiner  unb  beS 
beutfchen  JReidjS  1806  erfolgter  Tfuflöfung  blieb.  25affrlbe 
bat  ungemein  viel  jur  Sefefligung  beS  ScecbtSjufl'anbeS  in 
25eurfchlanb  beigetragen,  füllte  eigentlich  50  Sctfifeer  baten, 
welche  jebod)  niemals  voUftanbig  waren,  unb  ftanb  unter 
ber  «itung  jroeier  3>rdfidenten  unb  eines  Äammerrid)ter6,  ber 
ein  Surft  ober  ©raf  beS  SirichS  war.  Gs  litt  namentlich 
an  jroei  SKdiigeln,  an  Scbwcrfdlligfcit  ber  ihm  vorgefebriej. 
taten  formen  unb  an  gegen  ben  r>on  ihren  Scannen  ge; 
foberten  2(ufwanb  ju  geringen  Sefolbungen.  £>ie  golge 
beS  erjlen  SHangelS  roar  eine  fprücbwörtlicb  geworbene  üang; 
famfeit  beS  ^roecfjgangeS  unb  eine  allmalig  faji  unüber; 
»»inblich  geworbene  Anhäufung  ber  ©rfebafte;  bie  beS  3wcü 
ten  bie  Seftccblicbrcit ,  welche  bem  (Berichte  ebenfalls  jum 
arogen  Borwurfe  gemacht  werben  i|f,  jedoch  nur  barin  beftanb, 
bag  man  burch  ©efebenfe  »u  bewitfen  fueben  mußte,  feine  'An; 
gelegenbeiten  früh«  in  Vortrag  gebrach^  ju  feben.  —  3n 
ben  Stdbten  wirb  bie  Verwaltung  ber  ftabiifchcn  Ginfünfte 
&d  mm  er  ei  genannt. 

Hämmern  werben  bie  Verfammlungen  ber  Stdnbe 
(f.  b.)  eined  Staats  genannt,  welche  gur  Seratbung  über 
baS  allgemeine  2Bobl  beS  ganbeS  betreffende  ©egenftände 
jufammenjutreten  pflegen,  fowie  bie  JDrte,  an  welchen  jene 
^ufammenfünftc  abgehalten  311  werben  pflegen.  SBenn  aQe 
Stande  ihre  Verätzungen  gemcinfdjaftlich  abhalten,  fo  fagt 


man:  ber  «Staat  habe  nur  Sine  Cammer,  wogegen  jwei 
.Kammern  ba  ftottfinben,  wo  tS  gwei  Bbtbeilungen  ber 
Stdnbe  gibt,  von  benen  jebe  ihren  befonbern  Verfamm» 
lungSort  unb  ihre  befonbern  Seratbungen  bat  unb  beren 
Serbältnijj  jueinanber,  fowie  baS  beiber  .Kammern  gegen 
bie  Regierung,  gcfchiich  georbnet  i fr.  Schon  in  frübeften 
Reiten  gab  eS  bei  ben  germanifchen  Völfern  Serfammluru 
gen,  bie  ibeilS  auS  ben  SJornebmjten /  theilS  auS  Xbgeorb» 
neten  beftanbert  unb  welche  auf  bie  Staatsangelegenheiten 
einen  mehr  ober  weniger  hebeutenben  Ginfluß  ausübten. 
Später  fam  bie  ©ewalt  immer  mehr  in  bie  ioänbe  ber  gut» 
fien,  tbeilS  burch  bie  Sucht  ber  cinjelnen  Gorporationen, 
befonbere  Vorrechte  ju  erlangen,  worüber  fic  ben  Ginflujj 
'auf  allgemeine  Angelegenheiten,  fowie  ben  Sinn  für  biefel» 
ben  verloren,  tbeilS  burch  baS  Streben  ber  Surften  nach 
2fnfebcn  unb  Stacht,  wobei  *Prie(ter  unb  Solbaten  bebilf» 
lieh  waren,  tbeilS  enblich  burch  baS Gmporfommen  bcS  Sur« 
gcrfranbcS.  Siefer  war  nämlich  in  ben  dlteflen  germanifchen 
Staaten  nicht  vorhanden,  hatte  daher  bei  feiner  allmdligen 
"ÄuSbilbung  {eine  fidnbifeben  Siechte  unb  tonnte  fich  nur 
burch  ben  Schüfe  ber  Sürßen  erhalten.  3nbcm  aber  tiefe 
fich  beffclben  annahmen  unb  er  immer  bebeutenber  würbe, 
verfebwanb  baS  2nfeben  ber  alten  Stdnbe  immer  mehr  vor 
bem  ber  Sürßen,  welches  fich  auf  bie  Sebeutenbeit  beSSür» 
aerftanbeS  flüfete.  2>cr2lbei  würbe  gebemütbigt,  ber  Säuern« 
ftanb  unterjocht,  junäebjt  von  bem  Abel,  ber  bie  Sauern 
erft  als  Schüfelinge,  bann  als  Untertbanen  behandelte.  Die 
5ü){iSverhdltniffe ,  welche  fich  in  ben  beutfchen  Staaten  burch 
bie  gdnjliche  Umänderung  ber  Stdnde  gebildet  hatten,  führ« 
ten  allmalig  ju  neuen  fidndifcben  SJerfajfungen  mit  einer 
.Kammer  ober  mit  jweien,  bie  ben  neuen  ^citbebürfniffen  flt* 


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Hamplier  5 

mdß  finb  unb  in  welc&en  baf  alte  9red)t  btS  BelfeS,  buro} 
feint  Stellvertreter  t>te  Steuern  ju  bewilligen  unb  ©efefcej; 
»orfcfcldae  ju  prüfen,  wieber  anerfannt  ijt  Äm  frübeften 
bilbele  jtcb  auf  ben  Örunb  ber  berühmten  Magna  charta 
(f.  b.)  eine  jeitgemdße  ftdnbifrbe  JBerfaffung  in  Gnglanb  aus. 
4>ier  ndmlicb  befielen  feit  bem  Anfange  beß  13.  3abrb. 
jwei  Äammern.  3n  ber  erfien  ober  bem  Oberläufe  verfam* 
mein  ficb  bie  2)c  itgiieber  ber  Pornehmen  ©eiftlichfcit  unb  ber 
hohe  21t cl,  wdbrenb  ber  niebere  Xbel  unb  bie  Vertreter  ber 
Stdbte  baS  Unterbaut  ober  bie  jrecite  Jtammcr  bilben.  ZU 
lerbingS  beftanben  bie  engL  Jtammem  3af>rl)unberte  lang 
faft  nur  bem  tarnen  na*,  nie  ftrh  aber  baJ  Siolf  allmd; 
fig  geiftig  immer  mehr  emporarbeitete,  fanb  eS  in  ben  Äams 
meru  ©eteqenbeit,  feine  ben  Peränberten  3ettumfiunben  ent; 
fpreditnben  Hnfoberungen  auf  gefefeli&em  SBege  t^ettenb  ju 
maßen.  (SJgl.  (Großbritannien  unb  3rlanb.)  Zul  ben 
Verwirrungen  ber  franj.  flteoolution  ging  enblicb  baß  befpo» 
tifdje  Äatferreicb  berpor  unb  nach  bejfen  Sturj  würbe  mit 
ben  JBourbonJ  eine  SBerfaffung  eingefubrt,  nach.  roeld>er  jwei 
Äammern  befteben.  Diefe  finb  in  ber  golge  au$  bei  man* 
eben  SJerdnberungen  ihrer  Einrichtung  beibehalten  werben. 
Die  erfte  ifi  bie  Äammer  ber  $airö,  bie  jweite  bie 
Deputirtenfammer.  £>i«  (entere  hält  ihre  Si&ungen 
in  bem  umftebcnb  abgebtlbeten  spalafie  äöourbon ,  ber  1721 
von  ber  iper^ogin  von  SSourbon  gegrunbet  mürbe,  aber  erft 
fpäter  feine  tjerriid>cn  SBerjierungeri  erhielt.  SSäbrenb  ber 
Revolution  mürbe  er  geplünbert,  inbem  ihn  oorber  bie  9>rin» 
jen  aus  bem  ipaufe  Conbe*  bewohnten,  unb  1798  hielt  ber 
9?atb  ber  günftiunbert  tytt  feine  Sitjungen.  3Dtr  SJerfamms 
lungjfaal  bat  bie  ©eflatt  eines  JpalbfreifeS,  beffen  ©runb* 
Unten  ber  |)rdfibentenftui)l  unb  bte  Sdjreibepulte  ber  Secre« 
taire  einnehmen.  Die  Deputtrten  jlfeen  in  einer  Zxt  Zm» 
pbitbeater  unb  orbnen  ftch  fo,  baß  bie  Itnfe  Seite  »on  ben 
liberalen,  bie  rechte  »on  ben  ropaliflifcbgefihnten  unb  bie 
QJfitte  (baS  Zentrum)  von  ben  gemäßigten  SRitgliebern  ber 
Äammer  eingenommen  merben.  (83al.  gra  nf  reich.)  3n 
fleinern  Staaten  hat  man  mit  9?edjt  gewöhnlich  nur  Gine 
Äammer  eingeführt,  in  großem  Staaten  bagegen  Robert  ficb 
jwei  Kammern  als  jwecfmdßiger  ermiefen.  Sie  jweite  Äam> 
mer  pflegt,  wie  e$  ber  Staub  ihrer  §Kitgliebet  erfobert,  in 
ber  9?ege(  für  fortmd&renbe  Umgejialtung  ber  bejtebenben 
öerhältnifle  ju  fein,  weil  im  Heben  bei  SBolfeS  felbft  eine 
fortwdbrenbe  Umgeflaltung  vor  ficb  gebt,  wogegen  bie  erfte 
Äammer,  auä  ber  fictjen  ©eiftlicbfeit  unb  ben  reichen  unb 
o  er  nehmen  ©runbbefjujem  befiel)  enb,  mehr  auf  tfufrecbtbaU 
tung  be-5  JBeftebenben  ju  fehen  pflegt,  unb  es  ifl  gewiß,  baß 
nur,  wenn  beiber  Jtammern  Sntereffen  im  Staate  wabrge* 
nommen  werben,  ein  wirtlicher  SBoblftanb  beffelben  fi*  er« 
halten  fann,  benn  nur  bann  wirb  ber  gor tfd; ritt  ebne  überei« 
lung  unb  Übcrfdjäöung  wahrhaft  geitgemdß  erfolgen. 

Äantplirr  ober  Jtampfer  ifl  eine  eigen thümltcbe  <Zub> 
ftan.5 ,  rotiere  juerfi  bureb  bie  21  raber  n&df  (Suropa  gebraßt 
würbe  unb  für  eine  Qummiart  aalt.  DerfeCbe  ftnbet  ficb  tn 
allen  SEbeilen  ber  fogenannten  JCamp^erbdume,  bem  Äam  = 
pberlorber  (Lavrns  camphoni  Linn.)  unb  ber  Jtampfer« 
flüge lettre  (DijobalaDops  campbora  Colebr.).  %U$  in 
ben  SEBurgeln  be6  3tmmtlorbrr  unb  in  anbern  ^ßaruen  hat 
man  ihn  entbeeft.  Der  Sumatra  unb  iBorneorampber 
(ommt  von  ben  jDrvobalanopibdumen,  welche  man  ungt> 


0  Kampher 

fahr  12  ftuß  über  ber  Grbe  anhaut,  um  tu  unterfu6>m,  e: 
fie  no<b  it»l  ober  febon  Äampber  enthalten.  3fl  ba«  (Jrftere  tr 


gall,  fo  fammelt  man  ba*  natürliche  Äampber*!,  mei 
ebet  in  jDftinbien  vielfach  gebrauit  wirb,  aber  nißt  nad 
Europa  fommt.  ginbet  man  Jtampfer  in  bem  öaume,  fe 
wirb  er  umgebauen  unb  gefpalten,  unb  man  ftnbet  b« 
Äampber  in  ber  2J?arfr6&re.  SKan  untrrf#eibet  von  ciefra 
Äampber  verfebiebene  2trten,  von  benen  ber  befte  ber  Jtopf» 
fampber  b.eißt.  Cine  geringere  Sorte  ijl  ber  9Ragen: 
ober  gußfampber,  welcher  au8  bem  Splint  brrairfge» 
febarrt  wtrb,  ber  ben  Äampber  umgibt.  Ä)ie  *lbaltenbr. 
©dume,  auc^  wenn  fie  umgehauen  roorben  finb,  fntbalrn 
nach  einigen  Sauren  ebenfalls  Äampber,  ben  man  JDrgaa 
nennt.  Der  Äamp(ierbaum  auf  Sumatra  bot  bie  <Br6ße  unt 
Stdrfe  einer  Gic&e,  eirunbe  »Idtter  unb  tulpenfirmige  Clus 
nun,  aus  benen  JBeeren  entfielen.  3n  3apan  wirb  ba 
Äampber  aus  bem  bjer  abgebilbeten  Äampberlorber  gerrcr 
nen.  Derfelbe  ftnbet  fiA  tn  3apan,  Ohina  unb  verfebirbe 
nen  ®egenben  IDflinbieni.  Gr  erreicht  bie  ©r*ße  einer  9inbc 
unb  bat  immergrüne  lanjettfdrmige  iBldtter.  Die  oft  fpat 
bervorfommenben  iBlütcnfiicle  finb  febtanf,  tretten  oben 
mebre  3weige,  welebe  fia>  in  furjf  Stengel  tbeilen,  av 
benen  bie  etnjelnen  iölüten  flehen.  ÄuS  ben  weifen  ©lü 
ten  bilben  fto>  purpurrote  ffieeren,  bie  in  einer  fWfcbiam 
Schale  einen  «einen  Äern  verfließen.  Der  ganje  »aen 
mit  SJurjel,  Stamm,  ttften,  3rveigen  unb  »Jdttern  wir? 
jerfleinert  unb  in  große  eiferne  Äoiben  mit  ffiaffer  gebrad: 
rreldje  mit  irbenen  Reimen  bebedt  werben,  bie  intvenbig  W 
JSinfrn  ober  9f  ei  S  ff  roh  aüSge?  leibet  finb.  GrbÜ>t  man  bie  Ä- 
ben  bt«  jum  Äocben,  fo  aebt  ber  Äamvber  in  Danwffbrr 
in  bie  ^elme  über  unb  fcfct  ficb  bier  in  fefler  SejUIt  an 
bie  äBinfen  ober  baS  Stroh.  GS  gibt  inbeß  noeb  anbnf 
Tfrten,  nao5  benen  ber  Äampber  auSgrfcbieben  wirb.  %a' 
biefe  3Brife  bot  man  ben  roben  Äampber  gerconnrn,  bn 
entweber  auS  lofen,  weißlichen,  gelblichen  ober  fe$nn»ic 


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grauen  Äirnern  befiebt  ober  eine  äufammenhdngenbe  gldn: 
enb  frpflaUinifche  Mafje  von  jum  2be»l  rotblicher  garbe 
ulbet.  3n  Europa  wirb  ber  rohe  <Rampb.fr  rafftnirt,  jje* 
r6^nltcb  intern  man  ihn  fublimirt.  3m  «öanbel  fornmt  bte* 
er  geretnigte  Äumpber  gewöhnlich  in  weijjen  burcbfcheinen» 
>en.  unten  flachen,  oben  gerunbeten  Äuc&en  vor,  welche  uns 
lefabr  1  —  2  $)funb  wiegen  unb  ein  frpflaHinifcb  förnige« 
Befuge  haben.  Jöci  gewöhnlicher  Temperatur  iß  er  weich 
inb  etwa«  jdb  unb  verflüchtigt  ftefe  allmdlig.  dt  ifl  leicb» 
er,  alS  SBajfer  unb  wirft  man  f leine  Jtampherßücfchen  auf 
ine  SBafferflacbe,  fo  geraten  fte  in  eine  eigentümliche  frei* 
"enbe  SJewegung.  Der  Äampber  bat  einen  eigentümlichen 
larfen  ©erueb  unb  einen  aromatifebs  bitterlichen  ©rfebmaef. 
5r  ijl  fehr  leidet  entjünblich  unb  brennt  fogar  auf  bem  SBaf* 
er  fcbroünmenb  mit  flarf  rufjenber  flamme.  Der  Äampber 
virb  dufjerlicb  unb  innerlich,  in  ber  Mcbicin  angewenbet,  auch 
n  ber  geuerwerferei,  in  ber  Sacfirfunfl,  jum  SBertreiben  ber 
3nfeften  u.  f.  w.  benufct.  —  Man  fennt  noch  mebre  bem 
Kampber  dbnlicbe  ©ubflanjen,  welche  auch  uneigentlicb  alÄ 
itampber  bezeichnet  werben,  namlid)  ben  Stoncofampher, 
reifer  ftch  an  ben  Stoncobobnen  ftnbet;  ben  Xlantfam* 
.ber,  ber  au 5  ber  2Clant«wurjet  gewonnen  wirb;  ben  £a* 
jacfSfampber;  ben  ^afelwurjfampber;  ben  Xne* 
nonenfampber;  ben  Gantbanbenfampber  u.  a. 

Äamtecljatka,  eine  etwa  4000  rjM.  grofe  ^albinTel 
m  norböfll.  Sbeile  Äffen«,  würbe  erfl  im  3- 16%  befannt, 
>alb  nachher  ccn  tm  Muffen  befefet  unb  bilbet  feitbem  tu 
len  Difhict  be«  ftbir.  ©ouvernement«  3rfufcf,  Sie  ifl  an 
naneben  ©teilen  etwa  50  M.  breit,  140  M.  lang  unb  wirb 
'er  gange  nach  von  einem  ©ebirge  burchjogen,  von  welchem 
jerab  jablreiche  ©tröme  bem  famtfebatfifeben  unb  bem  oebot«» 
tfeben  Meere  jufaUcn;  bocb  ifl  unter  allen  nur  ber  Jtamt» 
i  .ufa  febiffbar.  ganje  ßanb  ifl  burebau«  vulfanifcb 

tnb  bat  mehre  feuerfpeienbe  Serge,  viele  warme  üuellen, 
Reicbthum  an  Tflaun  unb  ©cbwefel,  boch  bat  man  übrigen« 
eine  wertvollen  Mineralien  in  beträchtlicher  Menge  gefun* 
en.  ffiiewol  bie  .^albinfel  mit  ©rofjbritannien  unter  ber«- 
eiben  »reit*  liegt,  fo  ifl  boch  ba«  Älima  fo  raub,  bag  ©e» 
reibe  nur  an  wenigen  ©teilen  reif  wirb.  Die  falten  SBinbe, 
oelche  von  Sibirien  herüberwehen,  bie  SJlebel,  welche  au« 
era  Meere  aufzeigen  unb  bie  ©türme,  bie  beinahe  bafl 
ianje  Saht  h'nburd)  wehen,  tragen  jur  ©rniebrigung  ber 
Eemseiafut  bei;  erfl  im  3un.  fcblagen  bie  Saume  au«  unb 
m  Züq.  fällt  fchon  wieber  Steif.  CS  warfen  befonber« 
»eifje  Rappeln,  öhrlen,  Serchenbaume,  Sirfen,  beren  dufjerfle 
Kinbe  wie  gabennubeln  wbaeft  unb  ju  getroefnetem  Aa* 
>iar  al*  Delicateffe  genoffen  wirb;  ferner  eine  grofje  Menge 
r  barer  Seeren.  Steffeln  vertreten  bie  ©teile  beS  £anf«  unb 
Slacbfe«.  it  ifl  befonber«  wichtig  wegen  feine«  Steichtbum« 
in  peljitragenben  ^bieten,  befonber«  S3ären,  ^üchfen,  3o> 
?eln,  4>afen,  Hermelinen,  SWurmels  unb  gaultbieren  u.  f.  w. 
Xn  ben  Äüflen  finbet  man  Dttern,  ©cebunbe,  ©almen, 
geringe  in  unzähliger  Spenge,  auch  SB3alftfche.  Die  nüft* 
tchflen  Ztjittt  ftnb  bie  {Renntbiere  unb  befonber«  bie  Aunbe, 
reiche  ben  SRangel  an  3ugoieh  minber  fublbar  machen.  Die  ge* 
ammte  Cewohnerjahl  ber  ^albinfel  befleht  au«  b&<bflen3  6000 
©eelen,  S?u|fen,  jtamtfcbabalen  im  ©üben  unb  Aorjdfen  im 
Horben.  Die  beiben  Untern  ftnb  ei  na  nb  er  febr  feinblich  8ts 
tnnt.    Die  Äamtftbabalen  finb  gajlfrei,  gutmüthig,  aber 


1  Kanäle 

febmugig,  fehr  ftnnlirh  unb  gefräßig,  ©ie  ftnb  t>on  fi einem, 
atbrungenem  SBuchfe,  haben  furje  Seine,  biefe  Äöpfe,  f leine 
Äugen,  wenig  Sart  unb  manche  fdrperiicbe  3üge,  bie  auf 
SBerwanbtfcbaft  mit  ber  mongol.  9?aee  beuten.  De«  SBin* 
ter«  wohnen  fte  in  fogenannten  3urten  ober  <2rbbütten,  oon 
benen  nur  ba«  Dach  über  bie  @rbe  hervorragt,  im  ©om* 
r  er  in  luftigem  SBohnungen,  Sala^anen  genannt.  Die  bei* 
ben  D6rfer,  welche  ben  9tamen  ©tabte  fuhren,  ftnb  Siifch» 
ni>JCamtfchat«f  am  Aamtfchatfafluffe  mit  300  tfinw.  unb 
9)etropawlow«f  ober  Äwatfcha  mit  etwa  800  Crinw.  unb  ei» 
nem  »ortrefflicben  ^>afen.   es  ifl  ©ife  ber  ruff.  Sehörbe. 

fumrt'e  finb  fünfllich  angelegte  SBafferwege/  in  benen 
gewöhnlich  ba«  Saffer  mittel«  ©chleufen  auf  einer  folcben 
^>5he  erhalten  wirb,  ba|  e«  fortwdhrenb  ©chiffe  unb  Adbne 
gu  tragen  im  ©tanbe  Die  handle  tragen  befonber«  gut 
gorberung  be«  >panbel«  twrtbeilbaft  bei.  ©rhon  in  fehr  alten 
3eiten  hatte  man  Äandle,  wie  e«  benn  befannt  ifl,  baf  ba* 
alte  Ägppten  oon  einer  Menge  von  .Kanälen  burthfdmitten 
war,  welche  theil«  ben  3wecf  hatten,  )um  Transport  für 
Menfchen  unb  ©üter  ju  bienen,  theil«  ba&  nicht  unmitteU 
bar  am  9li(  liegenbe  Sanb  )u  bewdffern.  Die  Xgppter  unter* 
nahmen  e«  fogar,  burch  einen  Aanal  ben  9?it  mit  bem  rothen 
Meere  ,ui  oerbinben,  auf  welche  SGBeife  eine  ©chifffahrt«oeT* 
binbung  jwifchen  (Suropa  unb  bem  fübl.  Xften  hergefleUt 
worben  wdre  bei  welcher  Äftifa  nicht  umfahren  3U  werben 
brauchte.  Siech  alter  al«  bie  dgpptifcben  finb  vielleicht  bie 
ebineftfeben  handle,  unter  benen  ber  große  ober  faiferl.  Jta* 
nal,  welcher  ^Oesfirt  unb  Äanton  uerbinbet,  ber  bebeutenbflc 
ifl.  3n  neuerer  3ett  hohen  in  (Europa  juerjl  bie  3talienet 
handle  angelegt,  befonber«  in  ber  Sombarbrt  im  10. — 13. 
Sabrb.,  welche  iebocl)  vorjugSweife  ben  3wecf  ber  Sewdffe* 
rung  hatten.  Die  meiflen  Jtandle  bat  im  Serbdltniß  y,i  (ei- 
ner ©r6ge  £oQanb,  wo  ffe  fafl  bie  ©tragen  anberer  Satt* 
ber  erfefeen  unb  ehenfo  flarf  benuht  werben.  Stieren  biefe 
Xandle  ju,  fo  werben  fte  oon  ©chltttfcbubldufcrn  unb  ©chtit» 
ten  belebt.  Man  bat  berechnet,  baß  ^ollanb  von  feinen 
Sandten  einen  fo  grofen  ©ewinn  siebe,  bafi  auf  bie  Meile 
gegen  4000  3i.>ir.  jährlich  fommen.  3n  ber  Siegel  ftnb 
biefe  Äandle  60  g.  breit  unb  6  ff.  tief,  werben  forg* 
fdltig  rein  gehalten,  inb'em  man  ben  au«  ihnen  gewonnenen 
©cblamm  al«  Dünger  benugt.  Ungeheuer  biefe  unb  flarfe 
Ddmme  bilben  bie  cinfaffung  berfelben,  um  ba«  tiefliegenbe 
8anb  vor  Überfchwemmung  ju  fchüfeen.  Der  größte  JEanal, 
ben  e«  vielleicht  in  ber  SBelt  gibt,  ifl  ber,  welcher  »on  2tm» 
flerbam  nach  bem  9Iieuwe  Diep  bei  gelber  gebt.  Derfelbe  ifl 
über  12  beurfebe  Meilen  lang,  an  ber  Oberfläche  120  rt)ein. 
breit  unb  20  g.  9  3«  tief,  «r  würbe  1819—25  ausgeführt. 
3n  Ddnemarf  ifl  ber  bel|leinifche  Kanal ,  welcher  bie  (Spber 
mit  ber  fieler  23ai  verbinbet.  von  SBichrigfeit,  weil  burch 
ihn  %oxt  i  unb  Dflfee  in  SeTbinbung  flehen,  fobaß  bie  gahrt 
um  3ütlanb  burrt)  baS  Äattegat  unb  ben  ©unb  oermieben 
ifl.  3n  ©chweben  leichnet  (ich  ber  berühmte  ©ötbafanal 
(f.  b.)  au«,  granfreich  bot  mehre  bebeutenbe  JCandle,  un> 
ter  benen  ber  Jtanal  von  £angueboc  jur  ^erflellung  einer 
Serbinbung  be«  mitteUdnbifchen  Meere«  mit  bem  atlantw 
fdben  Dcean  bient  unb  von  Üouloufe  bi«  jum  £afen  von  (Sette 
in  einer  Sange  von  44  franj.  Meilen  ftch  erfheef  t.  6r  ifl  (•  g. 
tief  unb  hat  urf^rünglich  114  ©chleufen.  Der  Idngfle  Äa= 
nal  granf reich«  ifl  ber  von  33efan<;vn,  welcher  bie  Ähone 


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mit  bem  Kfceine  Perbinbet  unb  eine  fi^ngc  pon  50  «Keilen 
bat.  ©panien  hu  wenig  Äandle,  obgleich  biefelben  nid)t 
wenig  baju  beitragen  würben,  ben  aefunfenen  £anbe(  ju 
beleben;  ber  wicbtigflc  iji  ber  pon  Äaifer  Äarl  V.  begon; 
nene,  aber  immer  nod)  3  um  2hi(  unpollenbete  (Sbrofanal. 


©roß britannien  unb  Srlanb.)  3n  ben  bereinigten 
Staaten  pon  Korbamerifa  bat  man  ebenfo  großartige  alS 
»ortheilbafte  Äanalverbinbungen  angelegt.  SDer  ©riefee  wirb 
mit  bem  .jjubfon  burd)  einen  73  beutföe  teilen  langen 
Äanal  mit  (ebenen  ©chleufen  oerbunben.  Kodjj  großartiger 
wirb  ber  1828  begonnene  ßbefapeaf  j  unb  Dbioranal,  ber 
eine  Sänge  von  über  70  teilen  erhalten  foU  unb  eine  »reite 
pon  60—80  g.,  bei  6—7  g.  SBaffertiefe.  —  3n  £>eutfch* 
lanb  ift  ber  Äanalbau  nicht  bebeutenb  unb  nur  bie  großem 
Staaten  haben  einige  bebeutenbe  Anlagen  ber  2Crt  gemalt. 
3n  Ungarn  finb  jroet  große  Äandle  angehgt  roorben,  ndm« 
lief?  ber  JBegafanal,  melier  ungefdbr  18  «Keilen  lang  ifl, 
unb  ber  Äaifer^granjenSfanal.  3m  preuß.  ©taate  finb  eine 
Änjabl  fleinerer,  für  ben  SJerfebr  wichtiger  handle.  Der 
ton  «Küblrofe,  welcher  fd>on  1662  unternommen  würbe, 
»erbinbet  bie  JDber  mit  ber  ©pree.  griebrieb  ber  ©roße 
perbanb  burd)  ben  ginowfanal  feie  jDber  mit  ber  £aoel, 
unb  biefe  fleht  burd)  ben  plauefdjen  Äanal  mit  ber  ©Ibe  bei 
«Kagbeburg  in  SJerbinbung.  Sebeutenb  ifl  notf>  ber  Pon 
griebrid)  11.  angelegte  bromberger  Jtanal,  meiner  bie  Kefce 
unb  bie  JBrabe  unb  baburd)  bie  2Bcid)fel  mit  ber  <Slbe  in 
Sßerbinbung  fefct.  2>ie  bebeutenbjte  Äanalanlage  in  £eutfd)* 
lanb  wirb  ber  bereits  begonnene  2)catn:25onau*  Äanal,  ber 
bei  Äebl  an  ber  Hltmubl  beginnen,  «Dürnberg,  gelangen 
berubren  unb  bei  SJamberg  in  bie  Kegnüj  fuhren,  alfo  23'/t 
beutfehe  «Keilen  lang  werben  foH.  3n  Kußlanb  ifl  ber  pon 
«peter  bem  ©roßen  angelegte,  15  beutfdje  teilen  lange 
Sabogafanal  ju  bemerferu  —  25er  SJortbeil,  welken  bie  Äa; 
ndle  bem  6anbd  gerodbren,  ifl  Idngfl  anerfannt  unb  wenn 
ütirf)  bie  Anlage  pon  ßifenbahnen  bie  Äandle  in  folgen 
©egenben  ju  erfefcen  vermag,  in  benen  le&tere  ficT)  niebt 
wohl  anbringen  Iaffen.  fo  werben  bie  (Sifenbaljnen  bod?  ben 
bejlebenben  Äandlen  feinen  ©d)aben  jufügen,  um  fo  mebr, 
ba  eud)  bie  Schiffahrt  auf  ben  Äandlen  nod)  mannitbfacb 
verooQfommnet  j\u  werben  vermag,  unb  ber  ÜranSport  auf 
benfelben  woblfeiler  alS  ber  auf  Grifenbabnen  ifl.  öerfud)e  auf 
einem  ber  unbequemften  Äandle  in  ©cbottlanb  haben  ge» 
jeigt,  baß  man  auf  Äandlen  bequem  2'/*  beutfd)e  «Keiien 
in  ber  ©tunbe  jurücflegen  fann.  —  35er  Äanal  wirb 
porjugSweife  bie  Meerenge  genannt,  welche  Grnglanb  unb 
granfreid)  Reibet,  bie  «Kee«nge  Pon  GalaiS  (f.  b.). 

ÄanMa,  bie  im  2lltertbume  unter  bem  tarnen  Äreta 
berübmte,  pon  ben  Surfen  djalet  Äirib  genannte  3nfel, 
liegt  17V.  teilen  pon  ber  ©übfpi&e  ber  £albinfel  «Korea 
unb  50  «Keilen  Pon  ber  afrif.  Äufle  entfernt  unb  hat  einen 
gldcbenraum  Pon  ungefähr  188  DSReilen.  ©ie  trdgt  mäcb* 
ttge  »erge,  welche  ft$  in  )wei  2lrmen  tuidi  tbre  ungefdbr 
33  «JReilen  betragenbe  £dngenricf)tung  ^injte^en  unb  fit§  im 
^filoriti  (bem  alten  3ba)  bi«  }U  7200  g.  erbeben,  »uf 
ben  JBergen  entfpringen  jablreicb,e  ÖueDen,  welche  im  «JBins 
ter  bureb  reicblicfc  jhömenbe  öde^e  ibr  SEBaffer  bem  SReere 


jufoiijftt,  wdbrenb  biefe  &d<$e  im  ©ommer  jum  Zktti  v-c 
troefnen.  25a5  ©ebirge  trdgt  mdebtige  SBalbungen  unb  btt 
2bdler  geigen  gr6ßtentbetlö  eine  üppige  gruebtbarfeit  35aS 
Älima  ifl  milb  unb  wdbrenb  ber  «Sinter  nur  burdb  Sfegrn 
fiL-fi  dußert,  fletgt  im  ©ommer  bie  £i$e  feiten  ju  einein 
unterließen  ©rabe,  weil  wdbrenb  tiefer  3eit  füblenbe  9?orN 
winbe  b'errfcbm.  Sinfl  tvar  bie  3nfe(  ber  äBobnpta^  von 
1,200,000  aewerbtbdtigen  unb  einen  blubenben  «fpanbel  be« 
treibenben  «iRenfc^en,  ndmlicb  jur  d.eit  beS  alten  ©riecbci» 
lanbö;  feßon  )ur  3eit  ber  S3enetianer  fanf  aber  ber  SEBebl» 
flänb  unb  bie  iah:  ber  @inwobner  unb  jcf>t  ftnbet  man  auf 
Äanbia  faum  nodb  270,000  i;ail>  aud  Dämonen  b^tb  '<ai 
©rieben  bejlebenbe  JBewo&ner,  bie  obne  alle  ©ewerbrbätiä» 
feit  nur  von  25em  leben,  wa£  ibnen  bie  perfcb.wenbrrifd}( 
«Jlatur  unaufgefobert  barbietet.  25ie  ^dfen  ftnb  biftnurf  ben 
pon  Äanea  perfanbet  unb  bie  einfl  blubenben  ©tdbte  bieten 
ein  trauriges  Silb  ber  Süerwüflung  bar.  2)a3  ©flaoenjodt 
weichet  bte  türfifc^e  ^errfebaft  ben  »ewobnern  aufgelegt, 
bat  biefelben  fo  beruntergebratbt.  2>ie  £auptfiabt  ber  3nf<l 
beißt  gleic^faUS  Äanbia.  ©ie  jdblt  etwa  12,000  ©nrc. 
unb  liegt  in  ber  «Habe  bes"  jöergeS  3ba,  ungefdbr  in  bn 
«Kitte  ber  n6rbl.  Äüjle,  an  einem  perfanbeten  -fjafen.  £u 
Umgegenb  biefer  ©tabt  ifl  reid)  an  (Erinnerungen  unb  übet» 
bleibfein  ber  Sorjeit.  «JRan  ficht  nod)  bie  «Kauern  bei  ab 
ten  ÄnojJuS  mit  bem  berübmten  Sabprintbe.  JBei  bem  flei« 
nen  Dorfe  vfpagioS  2>efe  lag  in  ben  K6meneiten  baS  blühend 
©ortpna,  unb  man  finbet  nod>  ©dulenaberrefle  in  SKertot, 
weld)e  ieugen,  wie  prad;tPoB  baffelbe  gebaut  gewefen  fein 
muß.  «Riebt  weit  bapon  finbet  ftd)  eine  ^>6t>lc  mit  einen 
1200  g.  langen  >fpau)}twege,  pon  bem  u  neu  Niete  3rrgdngt 
abfübren.  «JRan  fynt  biefe  <$b\)le  mit  Umed)t  für  ba*  Sä» 
bprintb  t>on  Äreta  gepalten.  Äanbia  ifl  aua)  bie  £aupt* 
flabt  be3  ©anbfcbafS  («J>romnO  Äanbia  unb  Kefibenj  fcrf 
GrjbifdwfS  pon  ©ortpna.  3m  ©anbfd;af  Kbetpmna  ober 
{Retimo  liegt  bie  gleichnamige  ©tabt,  in  welcher  ebenfaüi 
ein  ü8ifd>of  refibirt  unb  bie  6000  6inw.  bat.  Äanea,  bk 
£auptflabt  beS  gleichnamigen  ©anbfd>afS,  ifl  baS  alte  Äp» 
bonia  unb  gegenwärtig  bie  burd>  ibren  {»anbei  bebeutentüt 
©tabt«  auf  ber  ganzen  3nfel.  ©ie  liegt  gleichfalls  an  bei 
«Jiorbfüfle,  aber  oflltcber  als  Äanbia,  an  einem  nad)  ibr  be» 
nannten  SKeerbufen,  jdblt  9000  ©nw.,  ijl  auc^  ©ift  eines 
JBifcbofS  unb  bat  einen  woblerf>altenen  «^>afen. 

Än  Äreta  fn&pften  fieb^  Piele  ©aaen  ber  alten  ©rirebm. 
3tuf  bem  3ba  foH  Suptter  (f.  b.)  erjogen  worben  fein, 
bort  foU  Saturn  (f.  b.)  geberrfc^t  haben  unb  fpdter  SRi« 
noS  (f.  b.),  ber  weife  ©efe|geber.  35er  SKirfotaurul 
(f.  b.),  welken  2b«feu3  tibtete,  war  hier  in  bem  »on  2M> 
baluS  erbauten  fcabprinthe  eingeft)ent.  35orifd)<  ©tdnunt 
bep6lferten  in  ber  gefebjcbtlichen  3eit  -Äreta  unb  bildeten 
eine  SRepublif,  bis  ftd)  ciücifehe  ©eerduber  auf  ber  3nfel 
nieberließen,  welche  lange  ein  ©Breden  aller  Schiffe  bei 
SJcittelmeereS  waren,  aber  enblid)  Pon  ben  Körnern  gebdnbtgt 
würben.  Äreta  tarn  an  bie  öftrem.  Äaifer,  »reichen  ei  823 
n.  Shr«  bie  ©ara jenen  abnahmen,  bie  Äanbta  auf  ben  Srum» 
mem  beS  alten  |>eraf(ca  bauten,  aber  962  pon  ben  ©rieebes 
wieber  pertrieben  würben.  3m  3.  1204  fam  bie  3nfel  burd< 
Äauf  an  öenebig,  welches  bie  ©tdbte  befefligen  ließ,  ew 
milbe  Kegierung  führte,  »fjanbel  unb  ©ewabtbdtig* 


unb  bie  ^nfdlTe  ber  Surfen  prruefwiri.  Sange  fdurpfren 
biefe  mit  großen  3lnflrengungen  um  ben  fß*fUf  ba  2Wfi 


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513 


Seit  1656  Bf  lagerten  fle  unauSgefefct  bie  £aupt|rabt  Äatt: 
«ia  unb  1667  brachten  fie  80,000  2»ann  »orbiefrlbe,  treidle 
»oblbefe|tigt  unb  out  »ertbeibtgt  war.  Die  auSgejeicbnetften 
Ingenieure  jener  Seit,  greiwillige  aus  allen  ©egenben,  was 
en  nach  Jtanbia  gegangen,  bie  SBcalteferritter,  ber  ?>apfr, 
franfreid),  Deutfcblanb  fcbirften  SBtannfcbaft,  aber  bie  Sur* 
en  waren  nicht  minber  tapfer  in  ihren  Angriffen.  Crnt-iicö 
nußte,  nadjbem  ein  unglücklicher  HuSfall  bie  Gntfcbeibung 
legeben  hatte ,  1669  bie  ©tobt  burch  eine  ehren»oße  GapU 
ulation  ben  Surfen  übergeben  werben,  naebbem  ber  -Krieg 
!5  3abre,  bie  Ginfcbließung  ber  ©tabt  13  3abre  gewdbrt 
jatten  unb  bie  Srancbeen  2V»  Sabr  offen  gewefen  waren. 
Die  Befafcung,  welche  pon  8— 10,000  SRahn  auf  2500 
>eruntergefommen  war,  erhielt  freien  2Cbjug  unb  burfte  ifjr 
Sigentbüm  unb  bie  ©efcbfcfce  mitnebmen ,  unb  ben  Benetiai 
lern  würbe  ber  Befi&  ber  SHdfce  ©uba,  ©arabufa  unb 
Spina  longa  |ugeficbfrt  SBdbrenb  6er  Belagerung  hatten 
?ie  6b. riflen  96  «uSfdUe  gemalt,  bie  Surfen  56  Wal  ge* 
türmt,  jene  1173  SRinen,  biefe  472  fpringen  lafjen,  bie 
lljrtfteri  509,692  ©tütffcbüffe  au«  ber  gcjtung  getban, 
180,449  Gentner  Blei  ju  SKuSfetenfugeln  »erbraust.  GS 
raren  30,985  Ghriften  unb  118,754  Surfen  in  biefer  3eit 
jetobtet  ober  perwunbet  worben.  3tlS  bie  Surfen  bie  ©tabt 
n  Befifc  nahmen,  fanben  fie  biefelbe  im  3u|tanbe  »Slliger 
üerwüjhmg.  Die  abuebenbe  Bcfafcung  hatte  noch  21lle6, 
oaS  »on  etnigem  SBertbe  war,  mit  ft'cb  genommen  unb  9?ie* 
nanb  war  in  ber  ©tabt  geblieben,  als  33  SWenfcbcn,  gr6ß» 
entbeÜS  ©reife.  SBdbrenb  nt  gabrb.  »erloren  bieBe-- 
tetianer  tbeilS  burch  SJerratb,  tbeilS  burch  Übergabe  aud) 
tod)  bie  erwähnten  brei  fcflen  spidbe,  bie  fie  fid)  auSbebungen 
jatten,  unb  fo  fam  bie  ganje  3nfel  in  bie  #dnbc  ber  Sur* 
en.  •  Die  brei  $afd)a*  »on  Äanbia,  Slberpmna  unb  Äa* 
rea,  welche  bie  Surfen  einfetten,  waren  bdufig  unter  eins 
mber  uneinig  unb  biefeS  benufeten  bie  Bcwobncr  beS  weflL 
Gebirge«,  bie  ©pbaebioten,  firf)  eine  gerciffe  ©elbftdnbigs 
'ett  ju  geben,  obfebon  fie  immer  unter  türf.  £obeit  blieben. 
RebrmalS  »erfuebten  bie  $afcha$  vergeblich ,  fie  ju.  »&Uiget 
Jnterwerfung  ju  bringen.  Tili  bie  gricch.  Unruben  auSge* 
»rotten  waren,  »erlangten  bie  türf.  9>afcba$  »on  jenen  ©e* 
>irg$bewobnern  ©eifeln,  welches  jene  empörte  unb  beftimmte, 
nit  ben  übrigen  ©riechen  genuinfcbaftlicbe  Sache  ju  machen. 
ftad)bem  1830  ber  Bicefänig  »on  'Hgppten  mit  ber  BerwaU 
ung  JtanbiaS  beauftragt  worben  war,  (teilte  biefer  mit  grau* 
amet  ©trenge  bie  JRube  wieber  ber  unb  nach  bem  Bertrage 
um  Aiutabia  1833  blieb  bie  3nfel  unter  dgppt.  ^x>I?cit. 

Äanmdjm  (baS)  ift  baS  jur©artung  ber  .pafen  (f.b.) 
jeWrenbe  befannte  Stagetbier,  welches  tbeilS  wtlb,  tbeilS  als 
■ahmeS  |)au6tbier  »orfommt.  DaS  wilbe  gleicht  bem  §ab* 
nen,  nur  baß  eS  etwas  fleiner  unb  ftetS  »on  grauer  garbe 
ft.  2Ran  finbet  baffelbe  in  allen  gemäßigten  unb  warmen 
Segenben  6uropa5,  wo  eS  ebene«  ?anb  gibt.  <S*  lebt 
n  erbl6*ern,  ju  benen  mebre  lange  (Einginge  führen,  unb 
i%t  ftt^  »on  ^)flanien.  J)a  eö  aber  bie  6rbe  jerwüblt 
jnb  ungemein  fruchtbar  ift,  fo  rietet  e8  oft  großen  ©cba* 
^en  an.  Daö  SGBeibt^en  wirft  ba«  3abr  eier=  bis  fiebern 
nal  4—8  Sunge.  9»an  mad>t  auf  fie  tbeil«  mit  ©d)ief» 
lewebwn,  tbeil«  mit  bem  fSrettdjen  (f.  grett)  3agb.  — 
Da*  jafjme  Äanind>en  wirb  jum  9tu§en  unb  Bergnügen 
5tbalten,  benn  feine  £«are  unb  fein  gea,  fowie  fein  gleifd) 


finb  nufebat  unb  feine  fomifd>en  ©tellungen  unb  ©prünge 
beluffigen.  GS  pflanzt  ft*  faft  noeb  (tdrfer  alS  ba6  wilbe 
Äantncben  fort.   SOJan  pflegt  bie  Äanind;cn  bäufig  in  ©tdl« 


len  ju  ^egen,  wel$e3  jet od;  barum  niebt  gut  ift,  weil  fie 
in  bie  Ärippen  ju  gelangen  fuebert  unb  nenn  bann  ihre 
«^aare  unter  ba8  gutter  be8  Bie^eS  fommen,  biefeS  ba»on 
erfranfen  fann.  —  Gine  burd;  tb-r  fd;öne8  feibenartigeS  unb 
langes  #aar  au§gejeid;nete  Äanind;enart  ift  baS  3tngora« 
fanindjen,  aud;  ©eibenbafe,  englifcbeS  ober  bdni« 
fdi es  Jtanindben  genannt.  2?affelbe  ift  etwaS  größer  als 
baS  gemeine,  bat  einen  runben  biefen  Äopf  unb  furjere  Ob* 
ren.  ©eine  4!>aare  werben  juweilen  fünf  3oll  lang.  üRan 
pflegt  bie  jalimen  Äanincbcn  bäufig  ju  calhiren,  weil  bann 
tbt  gleifd;  fetter  unb  woblfd;mecfenber  unb  itjr  .f>aan»ud;S 
ftärfer  wirb.  2Me  ^aare  gewinnt  man  burd)  Stimmen, 
JRupfen  unb  Ginfammeln;  baS  lefctere  gefd;iebt,  inbem  man 
bie  SRefter  auffudjt  unb  bie  ^laare  berauSnimmt,  mit  wef« 
d;en  fie  auSgepoljtert  finb.  ©ie  werben  befonberS  »on  ben 
^utmad;ern  gebraud)t.  23a5  gett  beS  jabmen  ÄanindjenS 
gibt  aud;  ein  guteS  ?>eljwerf,  befonberS  b«S  ber  weißen  unb 
gleichfarbig  blaugrauen. 

fianort,  b.  %.  eigentlidb  Kegel,  beißt  baS  Berjeidbnif 
ber  ©ebriften  beS  TL.  unb  9t.  S.,  weil  fie  wegen  ibreS  g6tt» 
lidjen  UrfprungS  jum  Borlefen  bei  ben  gotteSbienftlicben 
Berfammlungen  ber  (%iften  gebraust  unb  a(S  9?id>tfct>nuc 
beS  ©laubenS  unbSebenS  angefeben  würben.  Die  tanont* 
feben  ©ebriften  werben,  als  geoffenbarte,  unter  Ginwirfung 
beS  g6ttlidjen  ©eijteS  abgefaßte,  ben  apof  r»pbifd;en  ent» 
pcgcngefe&t,  benen  man  biefe  Gigenfcbaft  niebt  juerfannte 
unb  bie  beSbalb  nur  jur  b^uSlicben  Grbauung,  nicht  aber 
jum  firdjlicben  ©ebraud;e  angewenbet  werben  burften.  2Det 
Jtanon  ber  heiligen  ©djrift  gerfdQt  in  bie  jwei  Shcilc  beS 
TL  unb  9t.  S.  Der  Äanon  beS  Tl.  S.  erbielt  feine  ge» 
genwdrtige  ©eftalt  gegen  baS  3abr  336  ».  Gbr.,  nadjbem 
ffbon  Gfra  unb  9teb«mia  bie  ©ebriffen  beffelben  ju  fammeln 
begonnen  harten,  ©ie  finb  in  ber  bebr.  @Bracbe  «bgefaßL 
Der  Jtanon  beS  3t.  S.,  beffen  Urfpracbe  bie  gried;.  i|t,  unb 
ber  in  biftorifebe  ©ebriften,  woju  bie  »ier  G»angelien  unb 
bie  2lpoftelgefcbid;te  gehören,  in  8ebrfd;riften ,  welche  bie 
Briefe  umfaffen,  unb  in  eine  propbetifebe  ©chrift,  bie  &f> 
fenbarung  3obanniS,  etngetbeilt  wirb,  würbe  in  feinem  g* 
genrodrtigen  Umfange  erft  am  ©ebluffe  beS  4.  3abrb-  »cQtn» 
bet.  —  JtanoneS  werben  femer  bie  ©efefte  unb  Berorbtiun» 


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Kanonisches  Recht  544 


Kant 


gen  ber  ßoncilien  (f.  b.)  genannt,  nach  welchen  bie  An» 
gelegenhetten  ber  Jtirche  geleitet  werben  foHten;  bähet  ba5 
Äircbenredjt  ben  tarnen  bc3  fanonifeben  S?ert)tS  (f.  b.) 
erhielt  —  3n  ber  SBuftf  nennt  man  Jtanon  ein  SRufif« 
ftücf,  welches  »on  mehren  (Stimmen  vorgetragen  wirb,  fo» 
baß  alle  einzelnen  Stimmen  genaue  SBteberboiungen  ber  er> 
ften  fit5 b,  aber  ju  »erfdjiebenen  3eiten  einfallen.  2>ie  Stirn» 
nun  ftnb  mit  ber  erften  halb  in  berfelben,  halb  in  einer  höhern 
ober  tiefern  Jfconfhife.  SBtnn  ber  Aanon  entlieh  in  einen 
©cfejufj  ausgeht,  in  reellem  bie  »erjehiebenen  Stimmen  in  ci» 
ner  Jparmonie  ftcf?  oereinigen,  fo  heifit  ber  Aanon  ein  c n  b  [  t - 
eher,  fyat  er  feinen  folgen  Schluß,  fo  ifl  er  unenblich. 

ftanoniöcljfs  Herl)t  ober  £  Er  d)  enr  cd) t  ((at.  jus  eccle- 
eiasticum)  heißt  bie  ©cfammtbeit  ber  JKedjtsbcftimmungen  (f. 
Jünon)  über  bie  innere  (Einrichtung  bei  Air  du-,  beren  83  er« 
galten  gegen  ben  (Staat  unb  gegen  anbere  Jtirchen,  fowie  bie 
SBiffenfchaft  »on  eben  tiefen  SJedjtSbeftimmungen.  Selbfldnbig 
auSgebilbet  fjat  ficf>  baS  fanonifdu  9}ed)t  wdbjenb  beS  SRittel» 
alters  burd)  bie  eigentümliche  Stellung,  welche  bie  fatholi» 
fdje  Äirctje  ben  europ.  Staaten  gegenüber  einnahm  unb  burd) 
bie  Obergewalt,  welche  biefelbe  über  alle  mit  ber  Steligion 
in  ndherer  ober  entfernterer  fBejierjung  flefjenbe  SSerbdltniffe 
in  #nfprucb  nahm.  CS  beruht  baffcibe  auf  Jöibcl  unb  Sra» 
bitton  (Überlieferung)  unb  baS  Corpus  juris  canonici  (f.  Cor- 
pus juris)  wirb  a(6  fifrgdnjung  ber  «bürgerlichen  ©efefc» 
gebung  aud)  in  bürgerlichen  DiechtSangelegenheiten  in  än-- 
wenbung  gebracht.  Qi  »erfleht  fidt>  »on  felbft,  bafi  baS  fa» 
nonifdu  Siedet  in  ber  angegebenen  ©ejlalt  nur  für  Aatboli» 
fen  ©ültigfeit  Ijatj  fcuther  hat  baffelbe  ju  Wittenberg  öffent» 
ttdj  verbrannt,  unb  in  ben  proteftantifdun  Staaten  gibt  cd 
fein  ber  StaatSgefefcgebung  felbfränbig  gegenüberftefunbeS 
Airchenrecht,  fontern  bie  Fir$lidun  Angelegenheiten  machen 
einen  ©egenflanb  ber  StaatSgefefcgebung  felbft  auS.  hier- 
mit fiängt  auf  baS  engfte  jufammen,  baf ,  tvdr)renb  bie  fa» 
tholifdje  Airche  ein  bie  ©reitjen  ber  einjelnen  Staaten  über» 
fchreitenbeS  ©anje  bilbet,  bie  et>angclifcr>c  ober  proreffanri» 
fche  Airche  nicht  ein  folcheS  bilbet,  fonbern  in  ebenfo  »iele 
SanbeSfirchen  jerfdßt,  als  Staaten  ftd>  ju  berfelben  befennen. 

Äont  (Smmanuel),  einer  ber  berühmteren  ^(jtlofop^en 
unb  fdjarfftnnigllen  2>enfer.  roeldie  jemals  gelebt  haben,  würbe 
am  22.  Äpr.  1724  ju  ÄönigSberg  in  warfen  geboren,  wo 
fein  föater  baS  8?iemerhanbwerf  betrieb.  Pachtern  A.  bie 
Schulen  feiner  fBaterjlabt  unb  nad>t>er  bie  Unioerfttdt  ber» 
felben  befugt  hatte,  war  er  langete  Seit  £auSlebrer,  bis  er 
1755  bei  ber  Unmerfitdt  ju  ÄönigSberg  baS  Äedjt  iöorle* 
fungen  ju  falten  erwarb.  6r  titelt  nun  »ortrdge  über  ©e» 
genftdnbe  ber  'Pbilofoö&ie ,  Dbpfif  unb  SRatbematif  unb 
würbe  enblid)  1770  jum  «Profeffor  ber  SRetaphpfif  unb  &>* 
gif  ernannt,  welche  Stelle  er  bis  1794  »erwaltete.  2)te 
»efd)werlidjfeiten  beS  HlterS  gwangen  i^n,  in  biefem  3ab.re 
fein  Umt  nieberjulegen.  6r  lebte  aber  noch  bis  »um  12.  gebr. 
1804.  Ä.  war  ein  Reiner  magerer  Sflann,  mit  höh«  Stirn, 
ebler  SRafe,  aber  unfeinem  5JÄunbe,  ein  greunb  ber  ©efefe 
ligfeit,  obgleich  unverehelicht,  unb  in  feinen  Sitten  ebenfo 
frreng  wie  im  Denfen.  6r  befaf  ein  ungemeines  @ebdcb> 
niß  unb  eine  auperorbentliche  »elefenh«it  unb  ©elehrfamfeit, 
welche  feinen  »orlefungen  nod)  ein  befonbereS  Sntereffe  ga* 
ben  neben  bem  tiefen  ©ebanfeninhalte  berfelben  unb  welche 
jur  Beranfchaulichung  biefeS  »on  ihm  bemujt  würben.  Auf 


bie  ttmgeftaltung  ber  ^hitofopbic  wirft«  Ä.  befonberS  burd) 
feine  Schriften,  am  meiften  burch  feine  1781  juerji  erfebie^ 
nene  „Aririf  ber  reinen  83crnunft",  an  welche  ftch  1787 
feine  ^JtdtK  ber  »raftifchen  jöernunfr"  unb  1790  bie  „Äri- 
tif  ber  Urtr)etlSfraft"  anfchloffen.  35ie  ,^trinf  ber  reinen 
fQernunft"  fanb  ebenfo  lebhafte  ©egner  alS  greunbe.  Unter 
jenen  ftnb  befonberS  ©aroe,  Sacobi  unb  «öerbrr  ju  nennen. 
2)ie  Anficht ,  »on  welcher  Ä.  bei  feinen  f(|arfjtnnigen  Unter- 
fuchungen  ausging,  war,  baß  man  niept  eher  }ur  "Xxifüc. 
lung  emeS  SpfiemS  ber  erfannten  23abrbeit  fd) reiten  fonne 
unb  bürfe,  ehe  nicht  baS  menfehliche  (Srfenntni§»ermogfn 
felbjl  unterfucht  unb  geprüft,  f ritifirt  worben  fei.  Öä/n 


erhielt  bie  Äant'fdje  ?>h'lt>fo»ht«  »orjugSweife  ben  Kamm  ber 
fritifchen  ^>bilofoph'f>  welcher  Segriff  jebod)  fpotr 
eine  weitere  XuSbehnung  erhalten  hat,  rnfofern  fpdtere  ^>bt- 
lofophtn  gleichfalls  fritifcher  SKethobe  fidj  bebient  faben, 
ohne  in  ben  fRefultaten  burchauS  mit  ber  5tant'fd)en  jßi- 
fopbie  übcreinjiiftimmen.    Obgleich  ndmtid)  nad)  ber  ance 
gebenen  Senbcnj  bie  Hauptaufgabe  ber  Äant'fdjen  Untci 
d>ungen  nur  bie  ber  Sntfcbribtmg  über  bie  grage  ju  k 
fd>eint:  ob  eS  überhaupt  möglich  fei,  eine  echte,  b.  h* 
fenntni§  ber  ©ahrheit  entr)altenbe  ^>hilofophie  feernufleUfn 
fo  cntbdlt  bod)  bie  Beantwortung  birfer  ^rage  felbft  eine 
(f rfcnntnip  ber  SBahrbcit  unb  ifl  nicht  eine  »orlduftge  ür 
6rterung,  fontern  wahre  ^3r>iIofopt>ie.   Um  jene  ?raae  p 
beantworten,  mu(?  ber  ©eifl  erfannt  werben,  beffen  Crfenn! 
ntfj  »on  jeher  ben  Snbalt  aller  wahren  ^bitofophie  auSge 
macht  bat.   Kur  baburef)  unterfchieb  fid)  bie  Äant'fd>e  »on 
aller  frühem  $HJofopbif,  bag,  wdhrenb  man  bisher  ben  ©e 
jundchfl  in  feinem  gegenftdnblid)en  25afcin  als  Katur  un! 
göttlicher  ©eifl  aufgefaßt  unb  S3eftimmungen  üba  benfelbr 
auSgefprochen  hatte,  jefct  auf  ben  ©eifi,  n?ie  er  fith  fti" 
jecti»  als  ber  erfennenbe  oerhdlt,  reflertirt  unb  »on  ber  6r 
fenntniß  biefeS  auSgegangm  würbe.    So  würbe  benn  ber 
erfennenbe  ©eifl,  inbem  er  felbft  ftcf)  erfannte,  ihm  feihn 
bie  JQueUe  aHer  (Srfenntnig.    A.  hat  fo  in  ber  ©r 
ber  ^>bilofo»hie  bie  große  S3ebeutung,  bie  (hfenntnif  ttf 
Sclbflbewußtfein  beS  erfennenben  ©eifleS  gerechtfertigt  , 
haben.   SBenn  jeboä)  alS  JKefultat  ber  fritifchen  $bÜo{ft#ir 


t 


Kant  £45 


mSgefprochen  worben  iß,  baß  ta»  menfcblicbe  ©rfenntnißi 
■ctm6gen  ben  ©eifl  in  feinem  objeetwen  Dafein  nicht  ju  bei 
rretfen  vermöge,  fo  brueft  tiefet  nur  ben  Unterftbieb  bet 
icuern  ^Pbilofopbic  gegen  bif  frühere  au*,  baß  ndmlich,  eben 
»eil  alle*  Srfennen  eine  3nein*fefcung  be*  fubjeeiwen  unb 
bjectiven  ©eifle*  enthält  (bet  erfannte  fubjrctive  ©eifl  ifl 
benfofebr  bet  objective,  wie  ber  erfannte  objectioe  ©eifl  ber 
ubjectioe  ifl),  ber  objectipe  ©eijl  nicht  al*  ein  anberer  ge= 
tu  ben  fubjectroen  begriffen  werben  femne.  Seit  St.  bat 
ich  nun  bie  beutfebe  ^>^iIofopt>te  in  jwet  ^Richtungen  ge; 
beilt,  welche  fid>  im  Allgemeinen  wie  folgt  djarafteriftren. 
Die  eine  Stiftung,  bie  ber  vorjugSwrife  fogenannten  Äan* 
iancr,  macht  eine  Irrende  Sebribung  jwifeben  bem  erf&ttt» 
aren  fubjrchoen  unb  bem  ntc^t  erfennbaren  objecriven  ©eijle, 
teilt  entweber  biefen  über  jenen,  ober  jenen  über  biei 
m,  unb  macht  tobet  balb  bie  menschliche  (Srfenutniß  $u 
twa*  gegen  bie  SSabr&eit  ber  SBirflicbfeit  Schlechtem  unb 
lufdlligem,  balb  biefelbe  ui  etwa*  viel  £6berm  unb  äJor; 
reffliebetm.  Die  anbere  Dichtung,  welche  nicht  wie  jene 
n  eine  Unjabl  von  ^rivatmeinungen  unb  Hnfthten,  bie  ein; 
rnber  fcbnurjlracf*  entgegenlaufen,  jerfdllt,  fonbern  feit  Ä. 
urd>  giebte,  ©Delling  unb  «£>egel  ftcb  «nfequent  fortgebt 
•et  bat,  wenbet  jundcbfl  gegen  bie  vorige  {Richtung  ein,  baß, 
»rnn  ber  fubjecnve  ©eijl  roirflicb,  erfannt  wirb,  er  fieb  ta; 
nil  frlbjl  311t  Objectivitdt  ergebt,  baß  alfo  jener  fogenannte 
merfannte  unb  unvrrfrnnbare  objectioe  ©eifl  ju  einem 
Hiebt*  jufammenfdbrt,  unb  bat  bie  Hufgabe  geuSfl:  ben  ©eift 
n  feinet  Subjectivitdt  ju  erfennen,  um  in  ihm  felbfl  nic^tö 
Inbere*  al*  ben  ©eifl  in  feinem  objeettven  Däfern  ju  be= 
ireifen.  3n  btefer  SÖeifc  ifl  ba*  SBerf  £.'*  »ollenbet  wor= 
>rn,  welker  bie  Crfrnntniß  be*  ©eifle*  begonnen,  aber 
•bgleicb  auch  febon  angebeutet,  boeb  noch  nicht  nachge^ 
oiefen  hatte,  baß  in  bem  waebfenben  Selbflberoußtfcin  be* 
Grifte*  ber  ©eifl  vor  ficb  felbfl  al*  SBabrbeit  aller  SBirfltcb* 
eit  erfebeine.  —  Ä.  felbfl  bot  außer  ben  erwähnten  „ocb 
nebre  ^  Schriften  berauSgegeben ;  nacb  ff inem  Zeit  haben 
emalige  Schüler  auch  bte  t>on  ibm  gebaltenen  SBorlrfun; 
m  bruefen  unb  enblieb  bat  man  übet  fein  8eben  unb  feine 
'.'erfonlicbfeit  fowol,  al*  übet  feine  ?ebre  eine  große  Hnjabl 
•Ott  Schriften  etfe^cinen  (äffen ,  auch  feine  SBerfe  in  frembe 
;  prägen  überfeftt.  3n  neuefler  3eit  erfebeinen  in  Peipjig  jwei 

iiiebene  ©efammtau*gaben  von  Ä.'*  Schriften.  3n  ber 
■.•liaöberget  25omi  unb  Unioerfitd^firc^e,  in  weichet  Ä. 
cerbigt  ifl,  ifl  1811  feine  SKarmorbüfle  aufgcflellt  worben. 

Die  Äant'fcb«  ?)b.ilofopbi«  ifl  »on  febr  großem  (Einfluß 
uf  ade  SGBiffenfcbaften  gewefen,  wie  tiefe*  übrigens  bei  je» 
C  beoeutenben  ^)bilofopbie(  welche  ganj  ben  ©eifl  ibret 
»eil  begriffen  b,atte,  nodj  ber  JaU  cjeroefen  ifl.  5Kit  ben9la* 
.nuiffenfcb,jften  befebaftigte  fid>  St.  felbjl  angelegentlich,  unb 
od  ber  Sbrilnabme,  welche  feine  Äuffaffung  berfelben  fanb, 
eugt  f*on  ber  Umflanb,  baß  feine  17SH  ju  Äiga  juerll  er» 
:c:tenen  ,#9Wetap^nfifc^en  'ÄnfangSgrünbe  ber  9?atum>iffem 

;"  biö  1800  brei  Auflagen  erlebte.  Tim  bebeutenbflen 
in  83e,*ug  auf  bie  gefammte  meufcblicbe  ©efeflfe^aft  bet 
;nfluß  gewefen,  welcben  bie  Äanffd>e  »Pbtlofopbie  ouf  bie 
Geologie  unb  bamit  überbauet  auf  bie  Kuffajfung  bet 
vitllicbtn  Sieligion  ausgeübt  bat.  I)ie  entgegengefe^tejlen 
:ditungen  finb  untet  hefem  ©nfluffe  entflanben.  Cinetfeitä 
i-nbete  man  ndmlic(»  bie  Äritif  gegen  ben  bogmatifc^en  ©e* 
WilbetiCono.«e<jc  U. 


Kanton 

balt  brr  chriiilictjcn  0?e(igion  an  unb  ba  bie  Jtant'fcfee  $bi> 
lofopbie  felbfl  eine*  $rincipd  für  bie  Grfenntniß  bet  abfolu» 
ten  SBabrbrit  entbehrt,  fo  fam  e3  balb  babin,  baß  oon@ei; 
ten  biefer  fogenannten  rationalijlifcbcn  SEbeologie  aller  pofü 
tioe  Snipalt  bet  Religion  wanfenb  gemacht,  obne  baß  et; 
wa*  ißcijcrc?  an  bie  Stelle  gefegt  wutbc.  2)a  bie  S3er* 
nuuft  einen  reellen  3nbalt  niebt  ju  geben  oermoebte,  fo  »er* 
fuebten  einige  au»  @emüt()  unb  ©efübl  einen  foleben  ju 
feböpfen,  festen  bamit  aber  nur  an  bie  Stelle  ber  gottlicben 
Offenbarung  ibre  eigne  fcbwanftnbe,  für  bie  Dauer  feine 
^Befriedigung  gewdl^renbe  Hnftcbt  unb  Meinung.  'Änbererfeitö 
folgerte  man  bagegen  au£  bem  oermeintlicben  ^Refultate  ber 
Jtam'Klicn  ^bilofopbie,  baß  ber  3ßenf(b  ©ott  unb  g6ttlicbe 
Dinge  ni$t  ;:;  erfennen  vermöge,  baß  man  ft'eb  babet  bet 
Offenbarung  mit  völliger  S3linbbeit,  obne  irgtnb  eine  $ru: 
fung  jujulaffen,  hingeben  müffe.  2(uf  biefem  Stanbpunfte 
ging  bann  natürlich,  alle  SBiffenfcbaft  verloren. 

Cvaiitcm  ifl  bie  Spaux> tflabt  brr  fübebinef.  'Prüvinj  Äuang- 
tung,  welche  ju  ben  frucf?tbarflen  be§  bimmlifcben  9ietcbe$ 
gehört  unb  reieb  an  ©olb,  ^perlen,  ©belfleinen,  3inn,  9?ei$, 
ebenholj  unb  eifenl;olj  ifl.    Die  Stabt  heißt  eigentlich 
Äuang tfcbeu  unb  liegt  an  ben  bluffen  äfebusfiang  ot)et 
^igre  unb  9>e-ftang,  aehört  ju  ben  größten  unb  oolftticb» 
flen  in  Gbina  unb  urfdllt,  wte  ?)efing  unb  anbere  bebeu= 
tenbe  jDrtfcbaften,  in  jwei  bureb  eine  9Rauer  voncinanber 
getrennte  ^^et(e,  bte  ßhinefen«  utib  bie  SRongolenflabt.  Die 
Strafjen  finb  jiemlicb  eng  unb  winfelig,  aber  geppaflcrt  unb 
fehr  fauber;  ben  Rufern  entlang,  bie  fafl  alle  nur  ein 
Stocfwerf  haben,  laufen  ununterbrochene  JBubcnrci^en,  in 
benen  SBaaren  feilgeboten  werben,  bie  bet  Gfnntfe  mit  »iel 
©efebmaef  unb  ©eganj  auS^ujleUen  weiß.    3n  manchen 
©äffen  finbet  man  nut  einetlei  £anbwerfer  ober  Äaufltutf, 
bie  mit  benfelben  Hrtifetn  hanbeln.   Die  europ.  gactortien, 
welche  Mafien  gleichen,  flehen  am  Ufer  beS  afcbu»fiang 
unb  bilben  ein  eigne*  Öuartier,  auf  welche*  bie  <?hgldnbtr, 
9lieberlänber  unb  anbere  grembe,  benen  fdmmtlidje  übrige 
ebinef.  ^>dfen  terfchlojfen  würben,  befebränft  finb.  Jteiner 
»on  t'bnen  batf  in  einem  anbern  ©tabttb«i!e  wohnen;  auch 
ifl  europ.  grauen  bet  Hufenthalt  nitgenb,  nicht  einmal  in 
ben  gactoreien,  geflattet.    25ic  beiben  #auptflraßen,  9ltw» 
ßbina  *  Street  unb  ßb'na«  Street,  finb  ungemein  lebhaft  unb 
haben  ein  europ.  Hnfeben.   Untet  ben  ©ebduben  bet  chinef. 
Stabt  jeiebnen  fieh  nur  bie  Sempel  vonheilhaft  au§.  Ubri« 
gen*  Mint  et  fieb  bei  St.  noch  eine  britte  Stabt  von  qanj 
eigentümlicher  JBcfchaffenbeit,  bie  fogenannte  SBafferf^abt. 
Der  S£fcbu»fiang  ifl  nämlich  auf  einet  Strecfe  von  beinahe 
einer  beurfeben  «Öleile  mit  SUQtttU  unb  SJarfen  von  oerfchie» 
bener  ©roße,  Sampang»  genannt,  bebeeft,  bie  in  geraber 
8inie  nebenetnanber  liegen  unb  nut  einen  freien  SBafferraum 
für  bie  auf»  unb  abfabreitbcn  Schiffe  (äffen.    Huf  biefen 
JBooten  lebt  eine  ungemein  »ablrticbe  S3ev6lferung,  bie  fiel* 
leicht  100,000  Seelen  überfleigt  unb  3ahr  au«  3ahr  ein  feine 
anbere  ©ebaufung  hat.   J)ie  SBJeiber  unb  Äinber  berfelben 
fommen  oft  ?Konate  lang  nicht  anä  8anb.    Di«  2Bdnntr 
finb  gifcher,  Saglibner,  Hafltrdger  unb  8oot8ltute.  ©nen 
Sbeil  biefet  SBafferflabt  ncbfl  ber  SBorflabt  fleüt  bie  umfle* 
benbe  "Äbbilbung  bar.   St.  ijl  burch  ben  au«gebehnten  ^an= 
bei  unb  feine  Stapclgcrecbtigfeit  bie  reichfle  Stabt  in  übtna 
geworben  unb  hat  ficbcrlicb  mcljr  al$  eine  halbe  Million 


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Kanton 


546 


Kanton 


<?irw.  2Mt  Cngtinb«  fleben  feitr  jnm  engl,  äritungtn  her»  fdiiffc  nicht  fahren  fennen,  bübtt  SSBbampoa;  bi«  fecjnba 
au*.   JDen  £aftn  bfr  <ötat>t,  bis  w  rcelebfr  qr6fj*re  ©ff fid>  aud)  bit  iintf.  äoUftarttn. 


Kanzler  5 

fionjUr  ifi  ber  Site!,  ben  »erfdjiebene  bocbgefielJte  SSo 
amfe  ju  erbalten  pflegen.  Urfprünglid)  ifi  berfelbe  terjent^e 
Öeamte,  welchem  bie  Ausfertigung  effcntlid>cr  SAriftm  m 
Staatsangelegenheiten  anvertraut  ifi,  unt  ber  baber  bie 
Cberaufftd)t  bat  über  bie  Äanjlei,  b.  fj-  ben  ©rt,  an 
rorlcbem  bie  Ausfertigung  jener  ©ebriften  gefebiebt.  SDa  biefe 
l'd>on  an  fid)  von  groger  SBicbtigfeit  ifi,  ba  auS  ben  2Bor: 
ten  jener  Schriften  bie  wid)tig1ten  SRedjte  abgeleitet  werben, 
fe  mußte  ber  Äanjler  eine  höbe  Stellung  unb  bebeutenbe 
£3id)tigfeit  erhalten,  befonberS  in  3eiten,  in  benen  bie  Äunft 
3e8  «Betreibens  unb  bei  fd)riftlid)en  AuSbrucfS  nod)  feltener 
ilfi  gegenwärtig  unb  ber  Jtamlcr  eö  war,  welcher  bie  BtU 
ienSbefcbtüffe  beS  gürflen  berannt  machte,  Urfunben,  ©es 
'efee,  Urtt)eile  u.  f.  w.  abfaßte.  Gr  gebärte  baber  ju  ben 
Werften  £ofbeamtcn  unb  ba  er  gelehrte  S3ilbung  brfüjen, 
*owie  'ein  bei  SJertrauenS  womöglich  fd}on  burd)  feine  fon» 
"tige  Stellung  würbiger  SWann  fein  mußte,  fo  würben  halb 
uoYjUgSweife  ©ciftlidje  mit  biefem  Amte  befleibet.  3n 
Deutfdjlanb  würbe  enblieb  ber  »orncbmjte  9>rie(ler  beS  JRei; 
tbeS,  ber  Crjbifcbof  unb  Aurfürjr  r»on  Sfcainj,  bleibenb  alS 
Irjf analer  anerfannt.  Derfelb«  birigirte  alS  folcber  ben 
[Reichstag,  leitete  bie  SfeicbSgefcbdfte  unb  beaufsichtigte  bie 
HeicbSfa^Icien.  Am  £ofe  beS  Äaiferf  befleUte  ber  &rj: 
fanjler  einen  SBicefanjler,  welker  tie  ©teile  eines  Keid)8s 
;nmiftetS  verwaltete.  Auf  ähnliche  2Beife  war  ber  jebeSs 
nalige  Abt  von  gulba  Gfrtfanjler  ber  Jtaiferin.  £>tn  Jitel, 
iber  nicht  wirflieft  baS  Amt  eines  GrjfanjlerS  von  Italien 
fübrte  ber  (Srjbifcbof  »on  Solu  unb  ebenfo  war  ber  dtr^ 
bifebof  «on  2riet  Grjfan^Irr  von  ©allien  unb  Arelat, 
rem  früher  mit  £eutfa>lanb  pereinigten  Äonigreicbe  S3ur: 
^unb.  —  3n  frantwid)  war  ber  Aanjlcr  ber  oornebmfte  Söc» 
atnte  unb  ber  einigt,  welcher,  einmal  ernannt,  nicht  wieber 
mtlajfen  werben  tonnte.  Söolite  man  ibn  außer  JEbdtigfcit 
ffcen,  fo  ernannte  man  einen  ©icgelbewabrer.  ©eine  ©cj 
cbäfte  waren  bie  cineS  3ufrijmini|ter$  unb  man  übertrug 
über  bie  SBürbe  beffelben  »or^ugSweife  Söcdnnern,  welche 
'ich  mit  ben  ffiecbtSwiffenfcbaften  befd>äftia.t  bitten ,  bod) 
Mieb  auJ  ein  tiberreft  ber  urfprünglicb  geijtlicbcn  SBürbe  bie 
2itte,  baß  bie  frarbe  ber  Äleibung,  fogar  ber  ÜRobilien  unb 
:eS  SBagenS  beS  ÄanjlerS  febroarj  fein  mußte.  9ceben  bem 
Ranker  »on  granfreid)  hatten  nod)  bie  einzelnen  9Sitglieber 
xi  fonigl.  «^aufeS,  bie  UnioerfTtätrn,  bie  ScitteTorben  u.  f.  w. 
•igne  Jtanjler.  —  3n  (Snglanb  fübrt  ber  erfre  ÜRinijier,  ber 
uglei(fe  |)raftbent  beS  DberbaufcS,  Sufli^miniiter,  oberfler 
Sinter  im  Äanjleigericbt  unb  im  JDberbaufe  ifi,  ben  Sitel 
•ine«  8orb  ©roßfanjlerS.  35aS  Äirrigreicb  Shrlanb  unb 
<aS  ^erjogtbum  8ancafler  baben  eigne  Äanjler  unb  außer 
:iefen  gibt  e8  nod>  einen  Äanjler  be«  £ebnbofe*  unb  bet 
^nanjrammer.  3n  ben  uerftbiebenen  beutf^en  ©taaten  bat 
nan  biefen  2itel  t*erfcr)iebenen  Dberbeamten,  gew6bnlid)  f)rdj 
ibenten  t>on  ©eridbtS  ■  unb  8iegierung,Sbeb6rben ,  erteilt. 
?tudb  bie  Unwerfitäten  bßben  jum  tynl  »pre  Äan^ler.  —  3n 
irtußen  gab  ti  eine  3eit  fang  einen  ©roßfan^ler,  weU 
ber  3ufhjrninifter  war,  unb  ber  gürfl  won  Hartenberg 
f.  b.)  fübrte  ben  Xitel  eines  ©taatSf anjler*.  >»>cf- 
mb  ©taatöfanjler  bieß  in  ßfheieb  früber  beT  gürfl 
Kaunifc  unb  gegenwartig  ber  gürjl  Wem  mich  (f.  b.)  — 
Qon  ber  anfänglichen  äSebeutung  beö  SBorteS  Aanjlei 
uurbc  ft^on  gefproeben.    JJaffelbe  ifi  abgeleitet  pon  bem 


9  Kaper 

lat.  ranceili,  welcbeS  ©ebranfen  bebeutet  unb  woraus  aueb 
baS  SBort  Äanjel  für  ?)rebigtfrubl  entfianben  ifi.  25en 
tarnen  Aanjleien  haben  fpäter  bdufig  aueb  bie  hohem  @e- 
riü)tc  erbaltetv  beren  SSorfleber  gew6bnlicb  Äan »leibiret  = 
toren  ober  Äanjleisrdfibenten  bießen.  yJtan  nennt 
aua)  Äanjlei  in  einigen  ©taaten  baS  ?)erfonal  ber  ©ubaU 
ternbeamten,  weld»e  bamit  beauftragt  finb,  bie  bei  ben  t)fc 
bern  ßoliegien  gefaßten  fflefeblüffe  fcbriftlicr)  auszufertigen 
(ju  conciuiren,  ertenbiren)  unb  naebbem  fie  gebilligt, 
inS  9?eine  ju  febreiben  Qu  munbiren).  —  2)te  iffentlic^en 
©ebriften,  welche  urfßrunglicb  auS  ben  Äanjleien  !ommen, 
muffen  mit  »ollfommener  S3efh'mmtbeit ,  jum  Sbeil  unter 
S5eot»acbtung  gewiffer,  naa)  ibrem  2Borroer|tanbe  recbtlid)  an= 
erfannter  ÄuSbrucfSweifen  unb  naeb  frreng  richtiger  ©ebanfen: 
folge,  obne  ungehörige  (Sinmifcbuna  ber  ^>erfdnlicbfeit  beS 
©cbreiberS  unb  mit  einer  ben  öegenftanb  nur  mit  bem  83er= 
flanbe,  nict)t  mit  bem  ©efübl  auffaffenben  Älarbeit  abgefaßt 
fein.  Auf  biefe  SBeife  bat  per)  für  öffentliche  ©ebriften  eine 
eigne  ©ebreibart,  ber  fogenannte  Äanjleiflttl,  auSgebilbet. 
2>a  man  in  bemfelben  gefliffentlict)  Steuerungen  v»erimrb,  um 
nicr)t  buret)  biefelben  Gelegenbeit  ju  m6gltcben  9?ecbtSoer: 
brebungen  ju  geben,  fo  ift  bafelbe  neben  ber  fia)  lebenbig 
fortentwicfelnbcn  fonfiigen  ©ebriftfpraebe  beS  SJolfcS  veraltet 
unb  hierbureb  unperjianblicb  geworben.  <5r  ijl  baber  mit 
ftcb  felbfl  infofern  tn  SGBiberfprucb  gefommen,  alS  grabe 
höcblte  SJerfiänblicbFeit  fein  vorjüglicbfler  3wetf  fein  foH. 
jüe,  welche  biefen  ©tvl  erlernt  hatten,  gefielen  fieb  in  fei= 
ner  pebantifeben  ©teifbeit  unb  festen  wol  gar  ein  jöerbienfi 
hinein,  recht  abfonberlicb,  altfrdnfifct)  unb  gelebrtfltngenb 
ficb  auSjubrücfen.  3n  JDeutfcblanb  fyat  man  wegen  feiner 
©cbwerfälligfeit  unb  Unocrfidnblicbfeit  ben  Äanjleifrvl  ganj 
abgefdbafft  unb  namentlich,  in  Greußen  oerorbnet,  fiatt  bef- 
felben ben  gewöhnlichen  iöriefjr»l  etn^ufüljren.  iöefonberS 
ber  noct)  in  Crnglanb  berrfebenbe  Äanjleifrpl  jeiebnet  fid)  burtb 
SBortfebwaO,  (Befcbraubtbeit  unb  Unbehülflicbfeit  auS. 

Äctpcllrn  »fiegt  man  fleinere  nur  ju  gtwiffen  geifilicben 
93erricbtungen  beftimmte  ©otteSbdufer  ju  nennen,  wie  fie 
bcfonberS  frübet  vornebme  ^>erfonen  häufig  in  Sierbinbung 
mit  ihren  SBolmgcbäuben  hatten.  Aueb  bie  fleinern  Anbaue 
mit  Altären  inÄircbcn  nennt  man  Capellen,  fowie  wol  aud) 
bie  f (einen  Aufbaue  an  ©traßen,  welche  bcfonberS  ba  ange- 
bracht finb,  wo  SBallfabrer  »orbeiiujieben  pflegen  unb  welcbe 
bie  ©efiimmuug  ber  Auffoberung  jum  ©ebet  b^ben.  Ur= 
fprünglid)  biegen  Kapellane  ober  Äa plane  bie  bei  ben 
Ma Vellen  angeflcllten  ©eifilirt)en,  bod)  ging  biefer  2itel  fpäter 
überhaupt  auf  untere  ©eijllicbe  über,  fowol  bei  ben  ^>rt;te- 
(ianten  als  vorjüglid)  bei  ben  Äatbolifcn. 

fkaptv  (ber)  b«ßt  ein  ©d)iff,  welcbeS,  währenb  ©ee; 
machte  jtrieg  führen,  oon  ^ricatleuten,  welebe  aud)  Äaper 
genannt  werben,  mit  ber  Abftd)t  auSgerüfiet  wirb,  feinblicbe 
©d)iffe  fammt  beren  Sabung  wegjunehmen,  ju  fapern 
unb,  obne  bie  in  bem  feinblid)cn  Sanbe  bejlehenben  Öefe^c 
ju  bead)ten,  ^anbelSoerfebr  mit  ben  ffiewobnern  beffelben 
ju  unterhalten.  3tt  biefem  ©ewerbe  müffen  diejenigen, 
welebe  eS  unternehmen,  oon  il;rer  Regierung  einen  Äaper-- 
brief  erhalten  haben,  wenn  fie  unb  bie  Bemannung  ibreS 
©d)ifed  nicht  alS  ©eeräuber  bebanbelt  werben  wollen.  2>er 
Äaperbrief  gibt  bie  ermäd)rigung  ju  Seinbfcligfeiten  unter 


Itapern 

ber  fcebingung,  baß  bie  befall«  beffebenben  Bwrfct}rifien 
beobachtet  werben.  SJerfcbJebene  SRdchte  b,abrn  untereinan« 
brr  SUrrrräge  abgefcbloffen ,  nach  bencn,  aucb  wenn  ein 
JtriegSjujlanb  eintreten  follte,  boa)  feine  bet  betreffenben 
Regierungen  Äapetbriefe  ou8(ieHen  foH. 

fiapcin  Reifen  bie  mit  (5 füg  ober  Ca!*  eingemachten 
JRlumenfnuSpen  beS  ÄapetnfttaucbeS  (Cnpaarii  spinos* 
Linn.),  ber  urfprünglid)  auS 'Äfien  gefommen  ift  unb  gegen; 
wärrig  im  ganjen  fubl.  (Europa  in  fteiniaen  (Segenben  wäcbfr. 
JDerfelbe  i fr  ein  niebriger,  ft adeliger  Strauch'  mit  bünnen 
Reifem  unb  rjerjfftrmigen  »(dttern.  Sie  JBlumenfnoSpen 
gleichen  f (einen  (Srbfen,  auS  welchen  fööne  weißrotbltche 
»litten  fjeroorbrecJjcn,  bie  Ad)  ,u  rotben  Jöceren  umbtlben. 
2Ran  benufct  bie  grüßte  wieäDliven;  baS  SBicbtigfte  aber  an 
ihm  finb  bie  SMütcnfnoSpcn,  welche,  fowie  fte  bercorge  treten 
ftnb,  ehe  fte  ju  groß  geworben,  abge(efen  werben-  An  je* 
bei  JttwSpe  barf  nur  ein  fleiner  Sbeil  bee  StieleS  bleiben. 
Scachbem  man  bie  ÄnoSpen  im  «Schatten  bat  weif  werben 
(äffen,  fiebt  man  fie,  fobaß  fi$  bie  fleinern  von  ben  grö« 
ßern  (Reiben,  fluttet  bann  jebe  Art  btfonberS  in  eine 
reine  Sonne  unb  gießt  fo  viel  ßfftg  auf,  baß  in  ihm  bie 
ÄnoSpen  fchwimmen.  Starb,  acht  Sagen  nimmt  man  fte  auS 
ber  bis  bahin  verbeeften  Sonne,  troefnet  fte  obcrflddjlitf), 
unb  erft  nachbem  man  tiefe  Arbeit  breimal  wicberbolt  bat, 
febidgt  man  bie  Sonnen  ju  unb  verfchieft  fte.  Die  fleinen 
Äapern  ftnb  fünf  bis  feefrs  SRal  fo  tbeuer  als  bie  großen, 
obgleich  biefe  an  ÜBoblgefchmacf  jenen  nicht  nachgeben.  GS 
bleiben  aber  beim  .Soeben  bie  fleinen  Äapern  jufammen, 
wdbrenb  bie  großen  jerfallen.  Hui)  mit  troefenem  Salje 
pflegt  man  bie  Äapetn  in  Sonnen  einjumacben.  5Kan  un* 
terfäeibet  nach  ber  ©töße  fünf  Arten  ber  Äapern.  —  Auch 
bie  ÄnoSpen  unb  grüebte  anberer,  Pflanjen  pflegt  man  in  dbtu 
lieber  SBeife  eimumacben,  wie  bie  beS  ÄapernffraucbeS ,  unb 
nennt  fte  unechte  Äapern.  3u  biefen  Surrogaten  gehören 
bte  gelben  ffilumenfnoSpen  bc4  S3efengin|ierS  ober  Pfriemen, 
bie  ÄnoSpen  ber  inb.  ober  Äapujinerfreffe,  beS  #ollunberS, 
ber  Sumpfdotterblumen  it.  a.  Sie  werben  in  Saljwaffer 
eingeweicht,  ausgepreßt  unb  in  Cjfftg  eingelegt.  Sie  Äapern 
werben  als  ben  SSoblgefchmacf  evhöbenber,  ben  Appetit  reis 
jenbet  unb  magenftirfenber  3ufa&  »  Saucen  unb  anbera 
Sptifen  genommen.  £>ie  meiften  Äapern  fommen  auS  bet 
Provence  in  granfreid). 

ftappötßtriae  OoauniS  Antonios,  ©raf),  Prdftbent  beS 
griech.  Staats  1827 — 31,  würbe  in  einem  vornehmen  ©e> 
(cblecbte  ju  Äorfu,  einer  ber  ionifchen  3nfeln,  177f>  gebo; 
ren  unb  befleißigte  fieb  ju  Pabua  unb  SBenebig  beS  Stu< 
biumS  ber  ijjtilfunbe.  3nbef|en  hatte  granfreieb  nach  2fuf* 
löfung  ber  Republif  SJenebig  1797  ber  ionifchen  Unfein  ftdh 
bemächtigt,  unb  a(S  um  tiefe  3eit  St.  nach  $aufe  )urucf< 
fehrte,  fanb  er  feinen  Bater  in  franj.  ©efangenfehaft  unb 
würbe  wegen  feiner  politifchen  ©efinnung  felbfl  mit  SBer« 
weifung  bebtobt.  3nbeß  war  et  eifrig  mit  ber  ^Befreiung 
fernes  SaterlanbeS  t>on  bem  franj.  3ocr?c  befchdftigt,  unb 
a(S  bie  gtanjofen  1799  bie  ionifchen  3nfeln  rdumen  muß* 
ten,  gehörte  ber  SBater  Ä.'S  ju  ber  ©efanbtfchaft,  welche  an 
ben  tBerbanblungen  in  Jtonfiantinopel  über  baS  fernere 
©cbicffal  bet  fteben  3nfeln  tbeilnebmen  fodte.  3n  ber  um 
ter  engL  unb  ruff.  Schufte  flebenben,  ben  Sürfen  jinSbaren 
ÖJcpublif  befleibete  ber  junge  St.  balb  wichtige  ^mter,  in* 


bem  er  9Ritglitb  bet  tepublifanifd;en  Regierung  war.  Slai^bca 
er  1802—7  baS  '2t mt  eines  SRiuifltts  etfi  beS  3nnern  untl 
bann  ber  auswärtigen  Angelegenheiten  »erwaltet  hotte,  würfe 
St.,  weit  'XU^afcba  von  3anina  unter  bemSa)ut«  ber  St 
publif  fte^enbe  ©tdbte  angegriffen  hatte,  jum  aufexorbent 
liehen  äBcDollmächtigten  bet  Regierung  ernannt  unb  ü)a  b« 
Oberbefehl  über  fammtlicbc  tRilijen  brr  Republif,  forote  übet 
bie  oon  bem  gefiiance  geflüchteten  ©riechen,  auS  benen  bie  Sit- 
publif  ein  eigneSSotpS  gebilbet  hotte,  anvertraut.  Sei  biefer  Gk 


Icgenheit  würbe  St.  mit  mehren  ber  nachmalS  im  $rcu)ei& 
htege  auSgejeicbnetflen  griech.  Sruppenführer  befannt  Sa 
burch  ben  Stieben  von  Silftt  1807  gtanfttich  jum  jweiten 
!Rale  in  jßeftb  bet  ionifchen  3nfe(n  fam  unb  biefe(b«i  ber 
franj.  Jtaiferretcbe  einverleibte,  fo  verließ  St.  ben  Staat*, 
bienft,  lebte  einige  3eit  auf  feinen  ©ütern  unb  ging  enbUcb 
1809  nach  Petersburg,  wo  er  in  ruff.  StaatSbienfle  ttat 
Qx  erwarb  fleh  burch,  feine  Pflichttreue  unb  ©ewiffenhaftig: 
feit  immer  mehr  bie  ©unfl  beS  ruff.  ÄaiferS,  nahm  an  bem 
gelb^uge  gegen  granfreich  in  biplomatifcher  ffiefchiftigung 
Sbeil,  unterjeichnete  als  ruff.  iB3evollmda)tigtet  1815  ben 
^weiten  partfet  ^rieben  unb  würbe  1816  gum  Srinffter  ber 
auswärtigen  Angelegenheiten  RußlanbS  ernannt    3US  fub 
bie  ©riechen  gegen  baS  türf.  3o<b  erhoben  unb  Rußlanb 
biefe  Qrrb«t>"rtg  miSbilligte,  legte  St.  fein  Amt  1822  niebet 
unb  begab  ftcb  nach  ber  Schweij,  wo  er  bte  gried?.  Satbe 
nach  feinen  Gräften  unterffü^te  unb  für  bte  ftriiebang  ju- 
ger  nach  ber  Schweij  geflüchteter  ©riechen  Sorae  trug,  fr 
machte  fpdter  verfrbiebene  Reifen  unb  befanb  fut  1827  in 
Part»,  als  er  bie  9?adj riebt  von  feiner  Ernennung  jum  S< 
genten  beS  griech.  Staats  erhielt.    Qt  fuchte  nun  ein  bä 
Bufunft  beS  jungen  Staats  begrünbenbeS  &noerfiänbniß  am 
Sranfreich  unb  <£ng(anb  unb  ben  übrigen  europ.  ®rojhnäa)> 
ten  }u  begrünben  unb  ging  im  Jan.  1828  nach  ©rietben 
lanb,  leiffete  ben  von  ihm  gefoberten  ©b  unb  übernabo 
bann  bie  ihm  übertragene  ©ewalt.   ©riecbtnlanb  (f.  t) 
war  aQ)u  ftht  in  Parteiungen  jerriffen,  als  baß  (S  u)m  btot 


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Kapodan  Pascha 


54f) 


dingen  Wnnen,  auf  eine  2(11  c  gteieb  befriebigenbe  SBeife  ju 
egieren.  Um  mit  ben  9Raß regeln,  welche  et  für  notf>wen> 
>ig  trottete,  ftäftig  burcbbnngen  ju  fönnen,  mußte  et 
ijancr)e  »ermeintliebe  JHcc^te  unb  Znfprüdje  ßinjelner  »er« 
i\\cn ,  unb  ber  3wiji  mit  ber  berühmten  unb  angefebenen 
Familie  SBauromicbaliS,  welcbe  ff*  von  ihm  auf  baS  tieffre 
?erlefet  meinte,  braute  ibm  enblicb  ben  Untergang.  Jton* 
fantin  unb  ©eorgios  2Rauroinic*aliS  ermorbeten  ihn  im  Set. 
1831,  atS  er  eben  bie  Jttrcbe  beS  beil.  ©piribion  betreten 
ttollte.  (fr  würbe  in  bie  Jlirc^e  gebrach  unb  betrieb  Mb 
Darauf.  "Km  meiffen  fjjttc  gegen  St.  ber  Umflanb  bie  ©e» 
mütber  erbittert,  baß  er  feine  SBrtiber  Siiaro  unb  Eugu« 
ftin  St.  mit  einer  ©ewalt  befleibet  batte,  bur*  welcbe  ffcb 
SJielc  jurüefgefeur  faben,  unb  welcbe  jene  feineSwegS  Flug 
ju  benufeen  verffanben.  Der  ältere  ÖJruber  SSiaro,  ber  früher 
9?ecr>t§aeter)rteir  in  JCanbia  gewefen  war,  machte  ruh  burcr; 
fein  befpotifcbeS  unb  unflugeS  83enebmen  »erjagt  unb  würbe 
noeb  von  feinem  ©ruber  1831  ton  ben  öffentlicben  ©efebäf» 
ten  auSgefd)loffen,  worauf  er  ff*  nact)  .Rorfu  jurücf  begab, 
fluguftin  St.  t)atte  ff*  aueb  mit  bem  ©tubtum  ber  KeebtSs 
wijfenfd>aften  befdjäftigt  unb  jeigte  in  ©riedbenlanb  mebr  Un* 
gefdjirflidjfeit  unb  Unerfabrenfyeit  als  ©öSwiHigfeit.  @r  be* 
gab  ffc&  na*  feine«  83ruberS  ©rmorbung  erfi  nad)  «Rorfu, 
bann  na<&  «Reapel  unb.  enblia)  nad;  Petersburg. 

Äajmöcm  paocJja  i fr  in  ber  SEürfei  ber  Site!,  weldjen 
ber  JDberanfübjrer  ber  gefammten  ©eemaebt  fübjrt,  bie  jäbr» 
liefen  Übungen  ber  glorte  wäbrenb  beS  ©ommerS  im  2tr» 
cbipel  leitet  unb  jugleicb  bie  Abgaben  auS  ben  umliegenben 
Proc-injen  eintreibt.  <$t  wirb  gemöbnlicb  nur  auf  ein  3abr 
ernannt,  ift  Paffba  ton  jwei  ober  brei  Seoßfdbweifen  unb 
SlRitglieb  beS  DivanS. 

&arau6rf)e  (bie)  in  eine  ben  Jtarpfen  berwanbte  gifcr>= 
art,  welche  ungefäbr  ein  Pfunb  febwer  wirb,  einen  breiten 
2eib,  eine. ungeteilte  ©djwanjfloffe  unb  einen  bogenförmi* 
gen  «üefen  bat.    Der  Seücfen  i|t  bunfelgrün,  ber  fBaucb 


weif  unb  rotblidj  unb  bie  Srufffloffen  finb  t-iolet.  SRan 
finbet  bjefen  woblfcbmecfenben  giftf)  «»  fumpffgen  ganbfeen 
unb  JKeidjen  in  (furopa  unb  bem  nörbU  Äffen.  <?r  öermebrt 
ffarl  unb  if:  ben  Verfolgungen  tcr  Slaubfffcbe  febr  auS« 
9tty,  baber  man  ibn  juweilen  in  Steidje  fefct,  in  benen 
•v^it  gejogen  werben,  um  biejen  als  gutter  ju  denen. 


Harabancrt  Reifen  bie  in  Xfrifa  uhb  in  ber  Swaftte  ju* 
fammentretenben  JReifegefelIfd>aften,  welche  oonüafid)  auS 
^>anbe!8Ieuten  (»erf.  Äaroan,  baber  ber  9?ame)  beftet>ett,  bie 
itjre  ®uUx  auf  itameelen  mit  ff*  fähren.  £)ie  Keifenben 
»ereinigen  ffdj,  um  »or  tduberifdjen  ÄnfaUen  gefiebert  ju 
fein,  unb  ff*  in  ber  9cotb  gegenfeitig  fBeijtanb  (eifren  ju 
!6nnen.  jDft  t>at  eine  Jtaraoane  mebr  alö  1000  jtametle 
bei  ftd),  »on  benen  jebesS  entweber  eine  ganje  gabung  eon 
5—600  $funb  l>at,  in  welchem  galk  bie  Jtaraoane  eine 
fdjwere  beifft,  ober,  um  größere  Sagereifen  ju  macben, 
nur  mit  ber  £ätfte  jenes  ©ewid)ts  belaben  ifi,  wo  bann 
bie  Jtaraoane  eine  leiebte  iff.  9lidjt  aber  nur  #anbel6« 
jweefe  t)abm  bie  Jtara&anen,  fonbern  aueb  religiofe.  <S*  i|t 
nämlicb  jReltgionspflicbt  jebes  ÜRobammebanerd,  in  feinem 
geben  wenigffenS  ein  ÜHal  baS  ©rab  bes  ©tiftert  feiner  9? u 
ligion  ju  befue&en.  ©ie  Pilger  fcbliegen  ffd;  nun,  um  ffeber 
unb  bequem  tu  reifen,  ben  Aaraoanen  an,  «erbinben  au* 
mit  ibrer  Steife  gew6bn(icb  nc*  faufmdnnifd)«  äweefe.  34r)t* 
lieb  8<^n  }wei  .Haravanen  nacb  9J?effa  jum  ©rabe  bes  tyro- 
pbeten,  bie  ff*  in  ^amascus  ober  jtairo  uerfammeln.  Die 
itaratanen  aus  Werften  fammeln  ffd)  in  S3agbab  unb  febif: 
fen  ffcb  in  Saffora  am  ©upbrat  obnweit  von  befftn  3JIüti-- 
buna  in  ben  »erf.  SReerbufen  ein.  Die  haravanen  sieben 
gewobniieb  fo,  baff  einAameel  hinter  bem  antern  gebt  unb 
bilben  baber  febr  lange  3üge.  3ur  JBebecfung  baben  ffe  in 
ber  9?egel  einige  ©tuef  leisten  ©efebüöes  bei  ffdb. 

fiarouanBfraiö  (^araeanenbäufer)  erfetjen  im  JDrient, 
na  mein  Ii*  in  $erffen,  ben  ÜRanget  ber  ©ajltjiufer  für  bie 
in  ber  JRegel  in  grojjen  ©efeQfebaften,  Jtaraoanen,  anfonu 
menben  9ieifenben.  ©ie  finb  tum  &beil  pr.i*t»ollc  ©e> 
baute,  weid;e  von  bem  2Bobltbärigfeitsffnne  einzelner  reieber 
Privatleute  ober  bon  ben  gürfferi  gebaut  unb  ;um  Zbeil 
mit  großer  ^)ra*t  aufgeführt,  aber  binii*t[i*  ber  Sollftan-. 
bigfeit  ibrer  @inrid;tung,  ©röfje  unb  Pracht  febr  oerfebieben 
finb.  Die  naebfiebenbe  Äbbilbung  fleQt  eine  ber  »outom* 
menfien  itaraoanferaien  bor.  Den  äußern  Umfang  bUbct 
eine  bobe,  jum  ^beil  mit  9Hfd>en  »erjierte  3Jcauer,  weldje 
in  ber  Siegel  ein  großes  S3ierecf  bilbef.  3n  ber  Witte  ber 
einen  ©eite  tiefes  JBierecfS  befinbet  ff*  ein  großer  Sborweg, 
ber  oft  mit  einem  ftattlicben  Überbaue  aerfeben  ifl,  in  votU 
cbem  ffcb  Limmer  für  vornehmere  ©äffe  ober  &ur  JBerricbtung 
ber  »nbaebt  befinben,  unb  innerbalb  beS  ©ingang«  ftnb  ju» 
weilen  JBerfauföläben  eingeridjtet,  in  benen  gebenSmittel 
u.  bgl.  aufgeboten  werben.  $u  ben  ©eiten  beS  SborwegS  ba* 
ben  bie  Xuffeber  über  bie  JtaravanferaiS  tr>rc  SBobnungen. 
3nwenbig  btlbet  baS  Äaravanferai  einen  biereefigen  ^>of ,  ber 
ringS  von  einem  Säulengange  eingefcbloffen  wirb,  t>iriter  weU 
cbem  bie  etwas  erhöhten,  nad)  vorn  geöffneten,  einjelnen  @e.- 
mä*er  ffcb  beffnben.  3n  ben  ©emäcbern  finb  2Banbf*ränfe 
angebracht  unb  im  ^>intergrunbe  beffnbet  ffcb  bie  £bür 
i\x  einem  fleinern,  nur  bei  fcblecbtem  SBetter  unb  von  grauen 
benu|ten  ©emacbe.  3n  ber  3DKtte  jeber  ©eite  beS  SBier« 
tdi  ifi  ein  b Oberes  .unb  größeres  @ema*  angebraebt,  weU 
*c&  jum  SSerfammlungSorte  ber  Sieifenben  btent.  3n  ber 
«Witte  beS  ÄofeS  ifl  ein  ßrunnen  ober  ein  unterirbiffieS 
©emacb,  beffen  gemauerte  Decfe  ffcb  etwa«  über  ben  J8o* 
ben  erbebt.  $ier  ffnben  bie  Seeifenben  wäbrenb  ber  ÜRit* 
tagSbt|e  Äüble.  3n  ben  grfen  beS  JbauptbaueS  fuhren  XttQ* 
»en  auf  baS  platte  Da«  be8  ©ebäübeS,  auf  btm  bie  Per* 


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* 


Karden 

fer  bie  9ted>t  jujubringen  pflegen  unb  hinter  ttm  innern 
©cbäube,  jwifd?en  t^tn  unb  ben  iKingmauern,  finb  ©tälle 
für  bie  agiere  unb  ©tmädjcr  für  bie  SBärtcr  berfelben. 


in  bem  itara&anferai  vorfinben.  JDft  finb  biet  triefet  eirrnv.' 
Lebensmittel,  ^oij  unb  SUaffet  $u  bekommen.  JDie  Xufträr 
ter  ber  Jlaravanferai«  erhalten  feine  33ejablung,  fonbetn  nur 


'ÄUeö,  wa$  ber  JReifenbe  ju  fetner  JBequemlidjfeit  gebraucht,  juroeilen  eine  JBelobnung  für  gtleiftetc  jDienjle,  reelle  oen 
muf  er  mit  ftd)  führen,  intern  ft'd)  gar  (eine  ©erätbfcfaaften    bem  guten  SSiUctt  be$  IReifenben  abbangt. 


fwr&rn  ober  SBeberbijleln  beifjen  bie  mit  SBiberba. 
fen  befefcten,  länglicb  waljenf  innigen  JBlütenföpfe  ber  2Be» 
berfarbe,  einer  im  fübl.  Guropa  wilb  wadjfenben,  in  »ie» 
m  ©egenben  £eutfd;lanb8 ,  $oH,anb3  unb  gtanfreicbS  an« 


gebauten  biftelartigen  ^flanje.    9J?an  bebient  fid>  ber  lai 
ben  bei  ber  Aufbereitung  jum  Xuffragen  ober  Kauben  bet 
JKuebS,  wobureb  bicfeS  fem  feinhaariges  'Änfeben  erbalt.  Su 
bilben  einen  nirbt  unwichtigen  #anbel$artifel.    3n  neuerer 
3<it  bot  man  fte  aus  ÜXetaQbrabt  nadjjuabmen  ober  tu. 
mehr  ju  erfefcen  gefacht;  inbefj  haben  fie  immer  benSGor::. 
bei  t?tnreidjcnber  Jefligfeit  bod>  eine  SBeicbbeit  unb  Q'.ih . 
tat  ui  befifcen,  welebe  bie  Befähigung  beS  Audis  bei 
rer  «nwenbung  wrfoinbert. 

fiarfuntul,  Jtarbunfel  wirb  ein  bösartiger  Blut 
frhmär  genannt ,  ber  fich  burrb  ©r6fje  unb  burefe  bie  9ieigur: 
in  SBranb  uberjugeben,  auszeichnet  unb  nicht  blcä  ben  vRcr. 
fdben,  fonbern  noch,  weit  Öfter  bie  £auStbiere  b«nnfucbi 
83on  (entern  wirb  er  nidjt  feiten  auf  trftern  übertragen,  ent; 
fleht  aber  bei  tiefem  auch  ohne  Xnfiecfung  unb  »etat  ftcb 
bann  am  bäupgften  im  Warfen  unb  jwifchen  ben  ©djulte: 
blättern.   'Äbgefeben  »on  ber  Übertragung  bei  SDttljbranb- 
farfunfelS  (f.  SBfiljbranb),  foroie  t>on  bem  $<fHarfun^ 
(f.  tytfl),  entfleht  bn  einfad}«  Jtarfunfel  am  gewöhnlich  ftf- 
roübrenb  großer  ©onnenbjfce  unb  befällt  torjugSroeife  arr 
Ceute  auf  bemganbe,  welch'«,  ben  brennenben  ©onnenftrab- 
(en  ausgefegt,  arbeiten.   SRacbbem  gieberbtroegungen,  an 
ungewöhnliche*  SWattigfeitSgefubl,  Unruhe,  2tngft,  Cbnmcut 
ten,  erbrechen  u.  f.  n.  vorausgegangen,  bilbet  f»d>  eini  nx 
ber  febr  bw*orfpringenbe,  nod)  fet>r  in  bie  Uiefe  gebenf. 
harte  unb  fcbmerjbafte  ©efrhwulft,  wäbrenb  in  ber  Ornat 
bung  berfelben,  tveldje  ebenfaS*  anfd)wiQt  unb  ftd)  enrjfc 
bet,  ein  ©efubl  von  Spannung,  Bitben  unb  Cremten  ft 
einfteDt   SDiefe  ©efcbroulfl,  rcetdje  juweilen  bie  ©rtyjc  fori 
Aellerö  erreicht,  erfdjeint  ftuerft  bunMrotb ,  bann  violett,  I» 
auf  fdmtujigblau,  enbliefe  grau  unb  julcfct  febwarj  unb  wir' 
im  weitern  Umfrei fe  von  einem  errtjünbetrn,  gtänjenbr 


Karfunkel  551  Karl  der  Grosse 


Ringe  titflgftat,  ber  firib  rafd)  u6er  bie  benachbarten  SEbtile 
Abreitet,  hierauf  fommen  am  ©tpfel  bei  ©efcbwulff  plöfc» 
icf>  eine  ober  mehre  Ruffeln  ober  Jölafen  von  Pcrfcbiebener 
Mröfje  »um  Borfcbein,  welche  batb  plafeen  unb  jur  Entffe» 
ung  fort  ßöcbern  83eranlaffung  geben,  au«  brnen  eine  ffin* 
eilte,  freffenbe,  mit  febwarjen  »lutflumpen  unb  branbigen 
Jeflgewebeflocfen  termifebte  Jöraiibjaucbe  hervorbringt.  9lad) 
tnb  iKi*  werben  bie  Schmerjen  immer  unertrdgücber  unb 
?ie  3erftörung  ergreift  riebt  nur  tie£aut,  fonbern  aud?  bal 
mter  tt>r  gelegene  3ellgeroebe,  fobaf  enblich  SRulfeln,  ©eb» 
ten,  ©efape  unb  Nerven  blofjuliegen  fommen.  9iacb 
üuflöfung  bei  harten  ÄernS  unb  noch,  3erfiörung  ber  etroa 
iad)  vorbanbrnen  opautbrüefen  wirb  ber  Jtarfunfel  ju  einem 
injigen  großen  ©efebwur,  bal  von  ungleichen,  fd)roffen, 
>art  an$ufublenben  Stdnbern  umgeben  ijt,  bei  jwecfmdfiger 
öebanblung  jeboeb  entlieh  ein  gefunbel  Anfehen  befommt. 
3m  Allgemeinen  gehört  ber  Jtarfunfel  ju  ben  gefährlichen 
Kranf betten,  infoferu  er  fletl  bie  SEbeile,  in  benen  er  ftct> 
ntroicfelt,  jerflört  unb  meift  von  allgemeinen  Erfdjetnungen 
sebenflieber  Art  begleitet  wirb.  ©o  führt  namentlich  ein 
Ratfunfel,  ber  im  ©ejtcfjt,  am  Jpalfe  ober  am  obern  SEbeile 
:cr  JBruft  feinen  ©ib.  bot;  leicht  unb  balb  bie  gefdbrliebfjen 
mb  furchtbarften  3ufdÜe  berbet ,  wie  j.  SB.  Erfticfunglnotb/ 
2d>lucb»en,  3rrereben,  Eonvulfionen  unb  ©cblaffucbt.  3n» 
>ej[en  vermag  grabe  bei  biefent  Übel  ein  jeitigel  unb  ange» 
neffenet  Eingreifen  ber  Jtunft  viel,  fobag  gelinbere  gaue 
eicht  jur  J£>eilung  gebracht  unb  felbfi  heftigere  nur  burdb 
Üemadjlaffigung  unt>  bei  febr  gefebrodebten  alten  $erfonen 
:e-ttlicb  werben.  Eine  verroalfcnbe  ©eneigtbeit,  von  Jtar« 
unfein  befallen  ju  werben,  will  man  bei  febwammigen, 
etten,  an  ipdroorrhoibalbefcbwcrben  leibenben  9)erfonen  beob* 
lebtet  hoben,  jumal  wenn  fie  babei  noch  bib'ge  ©etrdnfe, 
mmentlicb  ben  JBranntroetn,  lieben,  ferner  bei  folgen,  bie 
lichtifd),  ffrovbulöl  fiitb  ober  fich  bureb  Sienerie  unb&uecf* 
Übereilten  fcblecbte  ©dfte  jugejogen  hoben;  bei  bem  weibli* 
ben  ©efcblecbte  mehr  all  bei  bem  männlichen. 

ßarfunkrl  nannten  bie  Elten  ben  rotben,  eblen  ©ra* 
tat,  wäbrenb  man  jefet  mit  biefem  tarnen  ben  9fubin 
f.  b.)  beliehner.    -Jur  3cit  bei  «Mittelalter!  fabelte  man 

i  von  einem  feuerroten,  wie  ©olb  gldnjenben,  im  gin» 
iern  leutbtenben  ©teilte,  ben  bie  3eifige  in  ihr  9te|t  legen 

Uta  unb  ben  man  Jtarfunfel  nannte.  Unter  anbern  wun» 
«baren  Eigenfcbaften  follte  er  aueb  bie  hoben,  25 en,  btt 

n  trug,  unfiebtbar  ju  matten. 

Äarl  der  törosee ,  Jtönig  ber  granfen  768—814  unb 
eit  800  r6m.  Jtaifer,  ber  föegrünber  bei  <bri|ilid)»gerraani» 
eben  ©taatenlebenl,  war  ein  ©obn  beS  franf.  Jtintgft  Dt« 
m  bei  Äur3en  unb  rourbe  742  auf  bem  ©dblofje  Äarl*« 
>erg  am  SUurmfee  in  Dberbaiern,  nach  3tnbem  Karben 
r  auf  bem  ©cbloffe  3ngelbeim  bei  «Kainj  geboren.  9ladb 
(ina  Sarertf  Stöbe  würben  SL.  unb  fein  Srubet  itarlmann 
M  ^Taufen  )u  Königen  geroabit  unb  tbctlten  fi«b  gleich 
näftg  in  baö  franf.  JHeicb.  Allein  bie  beiben  »ruber  xoa* 
tn  wenig  einig,  wovon  tf)eil$  ^arlmann'ö  Unbeflänbigfeit, 
beiU  bie  Äufreijungen  be§  3)eftberiu«,  JtonigS  ber  8ongo» 
arben,  bie  ©cbulb  trugen.  £)ie  Songobarben  waren  bal 
errfebenbe  SJolf  in  £)berita(ien  unb  einem  2!bcile  Unterita» 
icnj  unb  waren  befonberö  ben  9t6mern  verbapt.   Jt.  battt 

mit  einet  Zoster  iti  SDefiberiuS  vermählt,  welche  et 


febon  im  jweifen  3abre  ber  9bt  wieber  ju  ib^rem  83ater  ^u« 
rücffcbicfte,  vielleicht  bureb  r6m.  Vufbe|ungen  gegen  fk  ein-, 
genommen.  Vli  balb  nad)  St't  Sbjronbefteigung  bie  SBölfer 
Aquitaniens  fict>  empörten,  bemüttjigte  fte  ber  junge  J?cnig, 
obgleich  fein  JSruber  Jtarlmann,  auf  beffen  JBeiffanb  er  ge« 
rechnet  hatte,  ibn  treulos  vertief.  Jtarlmann  ftarb  771  unb 
feine  ©emablin  flob  mit  ibren  Jtinbern  ju  Defiberiui,  wor* 
auf  Jt  im  ganzen  franf.  9?eict)e  alä  Jtonig  anerfannt  würbe. 
dt  hielt  772  einen  0tei$6tag  )u  aßormä  unb  bewog  feine 
biet  verfammelten  Vornehmen  ä^a fallen,  ben  Jtrieg  gegen  bie 
©aebfen  unb  bie  Sefebrung  berfelben  jra  ßbriflentbume  ju 
befcb liegen.  3Me  ©aebfen  waren  namhef)  nod)  £>eiben,  leb* 
ten  noct  ganj  in  ber  SBeife  ber  altgerman.  S36lfer  unb  be> 
unru^igten  bureb  jäbrlieb  fid)  roieberbolcnbe  Ofaubjüge  baS 
attgrenjenbe  franf.  Sfeicb.  25er  Jtrieg  ber  granfeit  gegen 
bie  ©aebfen,  roelcter  ihre  en bliebe  völlige  Unterwerfung  unb 
JBefebrung  jum  Übriftcntbume  jur  golge  botte,  wdbrte  mit 
Unterbrechungen  gegen  32  3abre,  namlicb  bid  803.  & 
würbe  in  tiefen  Jtriegen  viel  JBlut  versoffen,  benn  immer 
von  Steuern  brachen  bie  ©aebfen  auf  bte  rreulofefle  SBeife 
bie  gefdjloffenen  fflünbniffe  unb  Jt.  fah  (ich  )u  ben  härteren 
SJta^regeln  aen6tbigt,  um  fte  burd)  ©d>recf  unb  Angfi  jur 
Unterwürffgreit  jurutf^ufübren  unb  neuen  Empörungen  vor« 
jubeugen.  Am  härteftett  traf  bie  ©aebfen  Jt.'ö  Born  782. 
3n  biefem  3a^re  füllten  ndmlid)  bte  ©aebfen  einem  franf. 
ecre  im  Jtriege  geaen  bie  ©lawen,  welche  ofll.  von  ben 
aebfen  wobnten,  beigeben  unb  auf  bem  IBerge  ©untel  an 
ber  2üefer  fehl  offen  fie  baä  frdnf.  Jpeer,  welcbeS  fich  feinet 
5öerratl)5  verfab,  ein  unb  machten  einen  großen  Übeil  bcffeU 
ben  fammt  ben  frdnf.  ipeerfübrem  nieber.  Jt.  verbeerte  nun 
baö  fdebf.  £anb  unb  lief  über  4000  gefangene  ©aebfen  bei 
Serben  an  ber  Aller  enthaupten.  Damit  botte  et  jetod;  bie 
©aebfen  nur  ju  verjweifelterm  SSBiberfjanbe  berausgefubert, 
unb  783  vereinigten  fich  tiefe  Iben  unter  SKBirtefinb  unb  AI* 
bion.  3wei  blutige  ©cblacbtcn  würben  geliefert,  in  ber  gwei* 
ten  bie  ©aebfen  völlig  gefchiagen  unb  fo  gebemütbigt,  baß 
ihre  Anführer  felb|t  nach  granfreiet  ju  fommen  unb  baS 
ßbri (tentbum  anzunehmen  verfprad)en ,  we(d>ef}  783  aud)  ge* 
fchah.  Jt.  felbfi  war  Staufjeuge,  all  ber  fdebf.  JJ)erjog  SBit* 
tefinb  ju  Attignp  getauft  würbe.  3ur  Ausbreitung  unb  Ißt*  • 
feftigung  beö  ühriftentbumS  ftiftete  Jt.  im  Sanbe  ber  ©ad)* 
fen  mehre  JBisthümer  unb  Stifter  unb  baute  bie  Jtircben  ju 
fBarbewicf,  ©eligenftubt,  Ei  je  unb  Serben.  Aber  immer 
nod)  aufS  sJ?euc  verweigerten  bie  ©aebfen  ben  ©eborfam  unb 
{hebten  nach  Unabbdn^tgfeit,  bi8  enblicb  803  ju  ©elj  (je|t 
im  9&urjburgifd>en)  ein  bauernbtr  griebe  gefcbloffen  würbe, 
in  roelcbem  fie  bie  Oberbobett  bei  Jtaiferl  anerfannten  unb 
bagegen  bie  SJerficberung  erhielten,  bofj  fie  nad>  ihren  ©efeften 
unb  ©ewohnheiten  bureb  ©rafen  unb  fönigl.  ©enbboten  re* 
giert  werben  fönten.  Um  bie  Stühe  ju  erhalten,  verpflanzte 
Jt  gegen  10,ouo  ©achten  in  das  frdnf.  ganb  ali  Anbauer  • 
auf  bie  Jtönigihöfe.  SDa  ber  £ongobarc>enfönig  Deftberiuö 
vom  »Papße  fpabrian  verlangt  botte,  baß  er  bie  bei  ihm 
weitenben  ©öhne  Jtatlmann't  alJ  frdnf.  Jtönige  falben  follte, 
unb  ali  ber  $apfi  fich  weigerte,  ihn  mit  Jtrieg  überwogen 
hatte,  fo  ging  Jt  übet  bie  Alpen  unb  belagerte  774  ben 
Deftberiu*  tn  feiner  Jpauptfiabt  vPavia.  9iacb  fed>«monatli= 
eher  {Belagerung  fiel  biefe  in  feine  Jjjdnbe  unb  Defiberiu« 
würbe  in  baS  Jtloßer  ju  Jtorvei  gefebicft.  Jt.  lief  fieb  AU  • 
SRaiUinb  all  JWnig  bet  Üongobarben  frönen  unb  unterbruefte 


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776  einen  Aufftanb  eines  longobarb.  ,§erjogS,  bec  f1d>  um 
abhängig  au  m .uteri  (hebte,  äwet  Safere  nacpfeer  fämpfte 
Ä.  fiegreicp  gegen  bie  SWauren  in  Spanien  unb  unterwarf 

•  baS  ganb  btS  an  t>en  <?bro,  weltfeeS  ald  bie  fpan.  2Rarf 
feinem  Striepe  emoerleibt  würbe,  auf  bem  öiüdjuge  burd) 
bie  9>prenäen  würbe  bie  9<acpfeut  von  JL'S  $cere  im  Stbale 
JRonceoaCeS  überfallen  unb  Alle,  fammttprem  Anfüferer,  bem 
berüfemten  9?olanb  (f.  b.),  umgebracht.  St.  patte  oier  Sopne. 
£«  ältefie,  $ipin  genannt,  würbe  oon  feinem  Spater  we» 
mg  geliebt,  waferfcpeinlicfe  weil  er  ein  Sofen  feiner  erjjen 

.  oon  itnst  oerfloßcnen  ©emafelin  war.  Cr  macpte  baper  eine 
SBerfcfewörung,  welcfee  entbecft  würbe  unb  ifem  lebenslang» 
licpe  ©nfperrung  in  einem  JSlofler  jujog.  Der  aweite  Sofen, 
Karl,  begleitete  feinen  Siater  auf  allen  feinen  gelbjügen,  unb 
bie  beiben  iüngjten  Söfene,  $ipin  unb  gubwig,  bef  gromme 
genannt,  ließ  St.  780  in  JRom  oom  topfte  frönen,  jenen 
tum  Äönige  Aber  Italien,  biefen  jum  .Könige  übet  AguU 
tanien  ober  baS  fübl.  granfreicp.  St.  Pachte  oon  nun  an 
barauf,  eine  2Beltfeerrfcpaft  ju  grünben,  gleich  jener  ber  9?ö« 
mer,  welcfee  aber  burd)  ben  ©eijt  beS  (2briflcntl>um;>  }ufam» 
mengebalten  werben  follte.  9Äit  ber  gneeb.  Äatferin  3rene 
würbe  fogar  wegen  einer  Bereinigung  beS  OBorgenlanbeS 
mit  bem  Abenblanbe  unterfeanbelt.  3rene  (f.  b.)  entthronte 
ihren  eignen  ®ofen  unb  ließ  St.  iure  £anb  antragen,  weU 
eper  auefe  niefet  abgeneigt  gewefen  fein  foO,  biefelbe  anju* 
nepmen,  alS  bie  Entthronung  3rene'S  ber  Sacpe  eine  an-, 
bere  SBenbung  gab.  9facfebem  fiep  787  ber  longobarb.  $er> 
jog  ÄrriefeiS  gu  ffieneoent  in  Unteritalien  St.  unterworfen 
batte  unb  SEpaffilo,  äenog  oon  S3aiern,  auep  ein  Scfewie» 
gerfoim  beS  gongobarbenfönigS  DefiberiuS,  wegen  feinbftli* 
ger  ©efinnung  entfernt  unb  fammt  feinem  Sopne  788  in  ein 
Älofler  gefepiefi  werben  war,  jog  St.  gegen  bie  Aoaren  in 

•  £>|lreid)  unb  Ungarn,  macpte  große  SSeute  unb  unterwarf 
baS  8anb  bis  an  bie  9?aab  feiner  #errfcpaft.  3um  «Kittel» 
punfte  feine«  großen  9?eicfeS  patte  it.  ber  ©roße  bie  JtönigS» 
fipe  )u  3ngelpeim  bei  SJcninj,  Aacpen  unb  9timwegen  ge» 
macht,  unb  ber  freiliefe  nicht  jur  öoilenbung  aefommene  ©e» 
banfe,  ben  9?feein  mit  ber  Donau  burtfe  emen  &ana(  ju 
oerbinben,  jeigt,  wie  er  bie  Abftcbt  batte,  bie  innere  Hier» 
binbung  feines  KeicpS  auf  alle  2Betfe  ju  oeroollfUnbigen. 
Scacfebem  ber  $apfl  $abrian,  welcpen  St.  fefer  poefe  geefert 
batte,  geftorben  war  unb  fein  9cad>folger  8eo  Ul  bei  St. 
Scfeufc  gefuefet  featte,  weil  ifen  bie  «Ädmer  bei  einem  Auf» 
flanbe  gemiSfeanbelt  patten,  fo  füferte  biefen  St.  oon  «paberborn 
naep  91  om  jurücf  unb  beflrafte  bie  (Smpöret,  ÄIS  nun  800 
ba3  ffieibnacptSfefl  mit  großer  «prad)t  in  9iom  begangen 
würbe  unb  St.  naep  bem  4?ocpamte  in  ber  «PeterSfircpe  »or 
bem  {)ocpaltare  tniete,  brachte  ber  $apft  geolU.  eine  -Hau 
ferfrone  unb  fe^te  fie  Pem  Jtonige  auf  baS  ^>aupt,  unb  wa> 
renb  ber  |)ap|i  »or  St.  meberfniete,  rief  baS  eerfamraelte 
Sßotf  ir>n  als  Qifar  unb  KugujhiS  aus  unb  fomit  war  bie 

•  476  mit  StomuluS  XugufhiluS  untergegangene  röm.  Jlaifer» 
würbe  wieberbergeftellt.  St.  ließ  fiep  tjierauf  oon  allen  fei» 
nen  Untertpanen  aufs  9leuc  ben  4>ulbigungäeib  fdjworen. 

••  eeme  ^enfdjaft  erfkeefte  fiep  über  Italien,  Rranfreid),  6a» 
talonien,  bie  JBalearen,  auf  ber  entgegengefegten  «Seite  bis 
)ur  Worbfee,  bie  Slbe,  ben  SBöbmcrwalb,  bie  Staub  unb  an 
bie  ©ebirge  ÄtoatienS.  SD?tt  4uSnapme  (^nglanbS  pulbigte 
bie  ganje  german.  Qbrijlenpeit  sc.  bem  ®rof en.  3m  3apre 
806  tpeilte  biefer  ,u  Dietenbofen  feine -gefaramte  ^errfepaft 


unter  feine  bret  66pne;  Dipin  erpielt,  wie  fepon  kübrr 
febeben  war,  3talien,  Subwig  Aquitanien  unb  Jtari  h 
penfepte  bie  übrigen,  größtem üeiiä  beut fd?en  ^dnber,  übe 
ibnen  ftanb  alS  Äaifer  ibr  mdeptiger  föater.  Xber  fd?on  sl' 
ftarb  9tpin  unb  im  folgenben  Safere  Äarl,  fobaß  bem  i 
ternben  Jtaifer  nur  noeb  fein  @opn  Subwtg,  ber  fdurictit; 
oon  allen,  übrig  blieb,  welcpen  er  813  in  Xatben  jutn:" 
regenten  annapm.  St.  entjog  ftfb  nitljt  feinet 

wobnten  Xfedtigfeit,  aber  er  trantelte  unb  oerfepieb  am  :N 
San.  814,  tnbem  er  bie  $dnbc  über  bie  JBrufi  faltete,  \k 
Augen  fcbloß  unb  mit  leifer  Stimme  bie  Sorte  fang:  £ 
beine  #anbe  befehle  itp  meinen  ©eift"  Der  geiepnara  »iah 
noep  an.bemfelben  Zagt  gefepmücft  unb  gefalbt  unb  in  ka 
oon  bem  äaifer  felbfi  ju  Aacpen  erbauten  Jlmpe  in  eäc 
©ruft  beigefegt.  $ier  faß  er  auf  golbenem  Zpnne,  m 
thju  mit  bem  faiferl.  $j)racptgewanbe,  auf  bem  ^aupit  t>. 
Strom  unb  eine  peilige  9ieliguie,  ndmlicp  ein  ©tüd  b«  f 
ÄreujeS.  3n  ber  $anb  pielt  er  einen  itelcp,  an  ber  6ci; 
patte  er  baS  Scpwert,  Scepter  unb  Scpilb  lagm  ju  ferne 
güßen  unb  auf  feinen  Änicen  rufete  baS  goanaelienhic!' 
Die  ©ruft  würbe  mit  SJeibraucp,  «alfam,  Spetereiea  tn: 
Bielen  Sd>äfcen  gefüllt,  oerfcploffen  unb  oerftegelt.  Uber  tt: 
fratib  eine  Art  oon  Sriumppbogcn,  auf  welcpem  bie  SBcm 
ju  lefen  waren:  „Spitt  rufet  ber  Jtörper  Aarl'S,  bei  grofc 
unb  retfetgldubtgen  ÄaiferS,  ber  baS  9?eia)  ber  granten  gier 
reiefe  erweiterte  unb  47  Safere  glüdlicfe  regierte."  St.* 
Etto  HI.  ließ  bie  ©ruft  öffnen  unb  fanb  it.  ben  9re|a 
noefe  in  ftgenber  Stellung;  Äaifer  griebriefe  I.  ließ  enU 
1165  bie  ©ebeine  in  ein  pracfetvolleS  ©rab  legen.  TM  wr 
bie  9<acbricfet  oon  beS  4aifer*£obc  oerbreitete,  wir  2: 
unb  itlage  allgemein,  benn  alle  feine  Untertfeanen  bettr 
ben  großen  &aifer  ebenfo  fefer  geliebt  unb  geefert  all  f 
fürefetet.   Sr  parte  bie  ifem  unterworfenen  Bölfer  bei  ÜB 
©efegen  unb  ©ewofenpeiten  gelaffen  unb  Neuerungen  ms 
infofem  eingeführt,  als  eS  ifem  bäran  lag,  alle  feine  U';-' 
tpanen  ben  Segnungen  ber  tferi|ilicfeen  {Religion  unb  ei» 
orbentlicpen  97ecfetSpf!ege  tfecilfeaft  ju  machen.  St.  ber  9n4 
war  oon  Anfefeen  ein  großer  unb  ftarfer  SRann;  eS  featjic 
noefe  eine  eiferne  8anje  erfealten,  welcfee  genau  feine  8äsj- 
feaben  foty  biefelbe  mißt  6  g.  3  3oÜ  rfeeinl.    ©ein  In« 
fiept  war  in  ber  9?egel  feeiter,  feine  Augen  wotw  gro§  an: 
lebfeaft,  feine  Sflafe  groß.  Dabei  patte  er  eine  überaus  oc 
beooüc  Äörperfealtung ,  feflen  ©ang  unb  war  im  Äeiwi. 
3agen,  Scfewimmen  fo  gefepieft,  baß  eS  ifem  fflenige 
tfeaten.  @r  war  fefer  mäßig  im  gffen  unb  Srinfen,  eiftf^1 
flefe  WS  in  bie  lepten  3«fere  feines  geben*  einer  feßen  ®s 
funbfeett  unb  moefete  bie  Arjte  nicht  leiben.  AirllinJ;1- 
Sitten  unb  Äleiber  waren  tfem  jnwiber.    Auf  bem  tt* 
trug  er  ein  leinenes  £embe  unb  barüber  einen  mit  (eiban 
JBorte  eingefaßten  Rocf,  lange  JBeinfleiber  unb©d)nünV^ 
3m  SEBirter  trug  er  über  Jöruft  unb  Schultern  eint  ß$ 
oon  IDtterfeHen.    @n  äRantel  oollenbcte  feine  «efint;-: 
Stets  war  er  mit  bem  Scfewerte  umguttet ,  beJenSrrrf  ■ 
fSefergefeenf  oon  eblem  9Retaa  waten.    fiJei  befwbetl  fei' 
liefern  ©elegenfeeiten  trug  er  eis  golbburcpwirfttS  JBeit  int 
ein  mit  (5  b  elftem  en  hefepteS  Scpwert,  fowie  ein  mit 
unb  Sbelfieinen  gefcfemüefteS  Diaban.  9t  befaß  en»  jt* 
JBerebtfamfeit  unb  war  iiberpaupt  ein  greunb  bei  Ciü» 
fefeaften,  obfepon  feine  eigne  (Srjiepung  ifen  Hiebt  auf  ■#» 
fcfeaftlicpe  »ilbung  feingefc  Jattt.    Siech  in  fpitern  30 


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Karl  der  ©rosse 


£53     Karl  V.  (deutscher  Kaiser) 


»t  gab  er  fTc^>  ernflfiche  SRübe,  Ccrßumfrö  nachzuholen, 
09  ausgezeichnete  ©elebrte  in  feint  9cäbe  unb  lief)  ftch  von 
btten  unterrichten.  Auch  auf  frembe  Sprachen  verwenbete 
r  gleiß,  wie  er  benn  baS  ©rieebifebe  gar  wobl  verflanb 
mb  baS  8ateinifcbe  ebenfo  ferrig  wie  feine  SRutterfpracbe  re= 
Ute.  Jt  war  mit  aufrichtiger  gr&mmigfeit  bem  Gbriftens 
bume  ergeben ;  burch  ©ebet  unb  ©efang  bereitete  er  fict*  unb 
ein  wer  jum  Kampfe  cor,  unb  wenn  er  in  eine  eroberte 
Stabt  feinen  Einjug  hielt,  fo  eröffneten  ©etfllicbe  unter 
Herlübem  itirebengefange  ben  3ug.  Xion  feiner  grömmig* 
dt  fowol,  als  von  ferner  Kiebe  ju  ben  Äünfien  (egt  ber 
>on  ihm  erbaute  SDlünftcr  \u  'Aachen  3eugniß  ab,  welcher 
ür  bie  bamalige  3eit  mit  großer  bracht  unb  vielen  Jtofien 
mtgefubrt  würbe.  Die  Armen  unterflüfcte  it.  eifrig  unb 
.riiite  fogar  ©elb  an  Qbrtflcn,  welche  außerhalb  Europas  in 
3ebrüctung  unb  Armutb  lebten.  Um  ben  3ufianb  berfelben 
u  erleichtern,  trat  er  auch  mit  außereurop.  Jperrnheni  in 
rtunbfchaftliche  Sierbinbung.  Der  berühmte  Äbalif  von 
öagbab,  Spaxun  al  Wafcbib,  nahm  bie  Abgeorbneten,  welche 
it.  mit  ©aben  ju  bem  ©rabe  beS  ,§eilanb$  fehiefte,  juvor» 
oinmenb  auf  unb  gefeilte  ben  ^>eimfehrenben  feine  eignen 
Sefanbten  bei,  welche  foftbare  ©efebenfe  oon  ©ewänbern, 
*croürjen  unb  anbern  Äoftbarfeiten  beS  SRorgenlanbeS  für 
een  itaifer  mit  ftch  führten.  jüorbcr  fchon  hatte  $arun  al 
Wafcbib  bem  itaifer  einen  Siefanten  jum  ©efebenf  über» 
anbt,  ber  alle  Sßelt  in  Europa  in  Erftaunen  feljte,  fowie, 
utltbe*  baS  SRcrfwürbigjic,  eine  Uhr  auS  SBeffing,  bie  von 
inem  SBafferwerfe  getrieben  würbe.  Ein  3eiger  burchlief 
wolf  Stunbcn  unb  fo  oft  eine  Stunbe  vorüber  war,  fielen 
bemt  itügelcben  in  ein  untenfiebenbeS  ehernes  SJecfen,  welche 
ureb  ben  Schall  beS  JBecfenS  bie  Stunben  anzeigten;  ba= 
vi  traten  Witter  nach  ber  3abl  ber  Stunben  »u  jwölf  iBff» 
Hingen  hervor.  Dagegen  fehiefte  St.  an  ben  itbalifen  fpan. 
Pferde  unb  SRaulefel,  frteftfdbe  Sföäntel,  3agbbunbe  u.  bgl. 
lud)  im  engern  Greife  feines  $of  s  unb  Familienlebens  war 
I  ebenfo  verehrungS  ■■  alS  liebenSwürbig.  Qx  bebanbclte 
tut  Ehrfurcht  feine  SRuttcr  JöertrabiS,  mit  fciebe  feine  t'in-- 
ige  €chwejier  ©isla  unb  feine  jweite  ©cmablin  £ilbegar» 
'iS,  von  welcher  feine  brei  vorhin  genannten  ©ohne  waren, 
r;.r  ihm  überaus  theuer.  Er  hatte  auch  brei  Sichter, 
mb  eine  berfelben  vermählte  er  mit  Angilbert,  einem  jun= 
\tn  Spanne  auS  angefebencr  Familie,  welchen  ber  itaifer 
etjr  liebte,  ber  ftetS  in  feiner  92äbe  war  unb  von  ihm  mit 
tu  wichtigfien  ©efebaften  beauftragt  würbe.  St.  hatte  auf 
onen  3ügen  feine  gamilie  faft  immer  bei  fiep  unb  hielt  auf 
i:te  treffliche  Erziehung  feiner  itinber.  Die  Herren  an  fei- 
um  ^>ofe  fürchteten  feinen  3orn,  aber  er  vergab  auch  gern 
ibertretungen  unb  nahm  flugrn  Watb  willig  an.  Daher 
;ingen  felbjt  Diejenigen,  welche  er  ftrafenb  feine  ganze  SJlacbt 
'  Ute  empftnben  (äffen,  noch  mit  aufopfernder  Verehrung  an 
BL   Er  befümmerte  ftch  trog  ber  großen  StaatSangeIegen= 

ten,  bie  ihn  fortwdhrcttb  in  Anfprucb.  nahmen,  felbfl  ge= 
tau  um  alle  ©egenftänbe  beS  ijauöwefenS;  er  verbefferte 
'Urcb  feine  Anweifungen  bie  üudjt  ber  ^auStbiere  auf  fei: 
Hti  Sföeiereien,  bie  Bereitung  beS  SBierS  unb  SÖeinS,  bie 
öienenjuebt,  bie  ©drtneret,  bie  gifeberei  unb  ben  Eanbbau. 
DKl  einem  gelehrten  Englänber,  Alcuin,  unb  anbem  auS= 
zeichneten  ©elebrten  hatte  St.  eine  gelehrte  ©efeüfcbaft  ein* 

Kbtct,  in  welcher  er  felbjt  ben  Manien  beS  JtönigS  Do» 

SBiltin Cent. «fei.  II. 


vtb,  TUcutn  ben  beS  $ou),  XngObert  btn  beS  £>omet 
u.  f.  w.  führte-  St.  wenbete  eine  "befonbere  Sorgfalt  ber 
beutfehen  Sprache  ju.  Qx  hatte  ben  Entwurf  ju  einer  beut« 
fchen  ©rammaäf  gemacht,  ben  25  in  ben  unb  ben  SRonatcn 
paffenbc  beutfehe  tarnen  gegeben  unb  eine  Sammlung  alter 
£>elbenlieber  veranftalttt.  Der  erwähnte  Alcuin  war  $Bor< 
ffeber  ber  hohen  Schule  ju  ?)orf  in  ßnglanb,  als  ihn  it. 
793  bureb  wieberholte  Sitten  bewog,  nach  granfreitl;  ju 
lommen,  um  bie  nachmals  berühmte  Schule  ju  SourS  an>  - 
julegen.  Außer  tiefer  legte  it.  in  aßen  ©egenben  feines 
Weichs,  wo  eS  möglich  war,  Schulen  an.  Auch  für  JBer» 
eblung  bcö  ©ortedbienfleS  war  er  thättg.  dx  ließ  ju  biefem 
3wecfe  Sänger  unb  SDrgelfpieler  auS  Italien  fommen  unb. 
richtete  Singfchulen  ju  ÜRefc  unb  SoiffonS  ein.  <&x  ver» 
orbnete,  baß  in  *>er  vaterlänbifchen,  bem  SBolte  verftänb(i> 
eben  Sprache  geprebigt  werbe  unb  ließ  vorzügliche  ^)rebig< 
ten  auS  bem  ©riechifchen  m$  gränüfehe  überfe^en  unb  bem 
S3olfe  vorlefen.  Den  aeifrlichen  Stanb,  ben  bamald  allein 
höher  gebllbeten,  hob  it.,  inbem  er  ben  Sifcböfen  Anthcil 
an  ben  StaatSgefcbäften  übertrug  unb  ihnen  Sift  unb 
Stimme  auf  ben  Weichstagen  gab.  Die  Weichsverwaltung 
erhielt  eine  neue,  beffere  jDrbnung.  Die  bisherigen  ^>erjöge, 
welche  ganjen  »Provinzen  vorge(lanben  hatten,  würben  abats 
fchafft  unb  an  bie  Spifec  ((einerer  fBeiirfe  würben  bc« 
fonberS  baS  Wtchteramt  verwaltenbe  ©rafen  gefteQt.  Um 
fich  ftetS  eine  genaue  itenntniß  über  ben  3ufianb  ber  ein* 
telnen  »Provinzen  ju  erhalten,  fehiefte  er  von  Seit  m  3ett 
f6nigl.  Senbboten  tn  biefelben,  welche  fchrtftlicben  Jöeriebt 
»u  ermatten  hotten.  ©ew6hn(ich  würben  ein  JBifchDf,  um  bie 
geifilichen,  unb  ein  ©raf ,  um  bie  weltlichen  Angelegenheiten 
ju  prüfen,  gemeinfebaftlicb  abgefenbet  Sährltch  hielt  er  zwei 
Weichs verfammlungen  ober  SRale,  von  benen  baS  ÜRaifclb, 
welches  im  grühiapre  abgehalten  würbe,  bie  wichtigere  war, 
infefern  ftch  ha  berfelben  bie  Stänbe  beS  Weichs  verfammeU 
ten  unb  unter  beS  JtaifcrS  Leitung  bie  äöefchlüffe  faßten, 
welche  wegen  ihrer  Gintbeilung  in  (Sapitel  (Sapitularen  ge? 
nannt  worben  ffnb.  Die  jweite  Serfammlung  im  ^erbft 
beßanb  nur  auS  beft  itaiferS  Mathen  unb  »Sertrauten  unb 
ben  vernebmfien  ©roßen.  ÜberbieS  hatte  it.  Einrichtungen 
getroffen,  baß JJeber  feine  ©efebwerben  höhtm  JDrtS,  ja  vor 
bem  itaifer  felbfl  vorbringen  tonnte,  unb  baß  alle  aOgemeu 
nen  Einrichtungen  erfl  vor  bie  ©em einten  gebracht  würben, 
um  nur  bureb  beren  {Bewilligung  unb  nach  Serüctfidbrigung 
örtlicher  3ntereffen  Einführung  ju  finben.  itcin  großer  Sr> 
oberer  ift  zugleich  wie  it.  ber  ©roße  ein  fo  weifet  unb  mit 
feinem  Scharfblicf  alle  BebenSvcrhältniffe  biucbbringenber  @e« 
febaeber  unb  ein  fo  mäßiger  unb  liebenSwürbiger  TOenfcb  gei 
wefen,  feiner  hat  fo  einzig  fegenSreich  für  baS  SBohl  ber  be* 
fiegten  Siölfer  geforgt,  reiner  hat  aber  auch  ein  fo  ungebeu» 
reS  Weich  nicht  burch  SBefagungen  unb  ©ewalt  ber  2ßaffen,  • 
fonbem  burch  bie  feiner  ?>erfon  gewollte  Ehrfurcht  unb  bie 
anerfannte  ÜBeiSbeit  feiner  ©efetjgebung  utfammenaehalten. 
—  Der  gelehrte  Eginbarbt  (f.  b.),  ein  Schwiegerfohn  beS 
itaiferS,  hat  bie  ©efchichte  beffelben  gefchrieben,  unb  in  neue, 
rer  Seit  ift  tiefe  von  Dippolbt  („Üeben  itaifer  Jtarl'S  beS 
©roßen",  Süb.  Ib21)  bearbeitet  worben. 

fiarl  V.,  röm..beutfcher  itaifer  1619—68  unb  fchon 
feit  15 lü  itönig  von  Spanien,  war  geboren  ju  ©ent  in 


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Mari  V.  (deutscher  Kaiser)    554    Hart  V.  (deutscher  Kaiser) 


ben  9Mebetlanbin  am  24.  gebr.  1500,  ein  be3  tfrj» 
berjogS  Philipp  von  £>jfreicb  unb  bet  fpan.  Snfantin  3fa» 
beUa.  Durch  feinen  Sater,  welker  ein  ©obn  beS  Jtai» 
ferS  SWarinrilian  unb  SRaria'S,  bet  einigen  %oä)ta  Jtarrs 
beS  Jtubnen,  leiten  #erjoQÖ  von  SBurgunb,  war,  bat te  Jt  3tn» 
fprücbe  auf  bie  öfrr.  JBcfujungen,  auf  SBurgunb  unb  auf 
bie  beutfd)e  Jtaiferwürbe,  wabrenb  er  mütterlicher  ©eitS  ein 
(rnfel  gerbinanb  V.  unb  SfabellenS  war  unb  baburch  Crrbe 
ber  unermefjlicben  fpan.  jöeftfcungen.  3n  ben  Slieberlanben, 
welche  bem  fpan.  ©cepter  geborenen,  würbe  Jt.  erlogen  unb 
nacb  bem  SEobe  gerbinanb  V.  würbe  er  Jtönig  von  ©pa» 
nien,  bod)  führte  bie  Regierung  nod)  ber  Garbinal  BEimeneS, 
feines  ©rojjvaterS  berühmter  SRinifler,  fegenSreid)  fort.  Jt.'S 
«Sater,  9>bilipp  ber  ©d)öne,  war  febett  frübjeitig  gefforben 
unb  feine  SRutter  3fabella  war  in  SBabnfinn  verfallen.  £cr 
junge  Jtonig  barte  ficr)  nach  (Spanien  begeben  unb  lebte  bier 
nur  bem  Vergnügen.  EIS  1519  Jtaifer  SRarimiltan  I.  ge» 
fr  erben  war,  traten  fem  (fnfel  Jtarl  V.  unb  ber  berühmte 
franj.  Jtönig  granj  1.  a(S  {Bewerber  um  bie  beutfebe  Jtai» 
f erwürbe  auf  unb  ber  Umflanb,  bafjJt.  aewdblt  würbe,  wo* 
ju  noeb  beffen  2fnfprua>c  auf  JBurgunb  tarnen,  baS  granf* 
reieb  unred)tmd(?ig  an  fiel?  griffen  harte,  würbe  bie  Urfadje 
langer  blutiger  Jtrirge  jwifcben  beiben  dürften.  Jtarl  V. 
war  ber  erfre  beutfebe  Jtaifer,  weldicr,  weil  man  fürchtete, 
er  fonne  feine  große  2Kad)t  jur  Untcrbvücfung  ber  9ted)te 
beS  &eid>S  benuiKtt,  eine  äBablcapitulation  untergebnen 
mußte.  3n  berfelben  verfprad)  er  als  Jtaifer  obne  ber  Jtur» 
fürften  Einwilligung  feinen  Jtrieg  fuhren  unb  feinen  grie« 
ben  fcbliejjen  ju  wollen,  fein  frembeS  JtriegSoolf  in  baS 
Äeid)  ju  bringen,  JReicbS unb  Jpofämter  nur  mit  gebore« 
nen  Teutleben  \u  befeuert,  feinen  ©tanb  bcö  JReiebS  unver» 
hört  in  bie  9ietebSacf)t  ju  erfliren  u.  f.  w.,  gegen  welcbe 
Sierfprecbungen  er  ftcb  fpdter  in  ber  9cotb  ber  UmfUnbe  aller» 
bingS  mehrfad;  verging.  Stadlern  Jt.  Jtaifer  geworben  war, 
ging  in  feinem  SBefen  eine  ganjlidje  SBcränberung  vor,  in» 
bem  er  oon  nun  an  einen  beben  würbevoQen  <5rn|l  unb  ein 
ftrena  ftttlidjeS  feben  onnabm.  Kur  ein  großer  SHami  fonnte 
ein  fo  gewaltiges  Sieicb  in  fo  fdjmierigen  Seiten  regieren, 
unb  wenn  bie  eifrigen  83e|trebungen  Ä.'S,  bureb  milbeS  3u> 
reben  fowol  al6  burrr)  friegerifebe  (Strenge  bie  bureb  bie  Ke» 
ligtonSfpaltungen  gcficrte  fönbeit  ®cutfct)lanbS  r>erjufleUen, 
erfolglos  blieben,  fo  war  hieran  nur  ber  Umjtanb  ©djulb, 
ba§  ber  ©egenjtonb,  wetzet  bie  Wcmüther  entzweite,  aO}U 
grogartiger  9tatur  war,  alS  bafj  irgenb  ein  iB?cnfcr>  im  ©tanbe 
gewefen  wäre,  tr)n  ju  bewältigen.  9lacb  feiner  3öal)l  eilte 
St.  fogleicb  nacb  ^eutfcblanb  unb  würbe  ju  Karben  mit 
unerborter  H)ratbt  gefront.  Jpietauf  berief  er  ben  SleicbStag 
ju  SBormS,  auf  weldjem  15'2l  bie  2lngelegenbeiten  ber  Äirdje 
in  Unterfudumg  gebogen  werben  follten.  Jt.  würbe  burdj 
Cutber  nitbt  überzeugt  unb  biete  eS  überbieS  für  feine  Pflicht, 
als  ©(birmberr  ber  fatbolifcben  Jttrd>e  aufjutreten.  Swar 
lebnte  er  cS  befhramt  ab,  ßutber'n,  ber  einen  faiferl.  ®u 
leitabrief  erbeten  batte,  wie  einfl  Jtaifer  ©igiSmunb  ben 
S~>u\i  (\.  b.)  träfe  bem  freien  ©elette  als  einen  Jtefecr,  bem 
man  nidjt  ©ort  ju  balten  brauche,  fogleicb  feitnebmen  ju 
laffen,  aber  nacb  beffen  föreife  evfrinett  ein  faiferl.  ßbief,  buref) 
welcbeS  gegen  Üutber,  fowie  Alle,  welcbe  tmn  ferner  anban» 
gen  unb  ibn  befcbufeen  würben ,  bie  iVeicbSadjt  ausgebrochen 
würbe,  ßutber'ä  ißueber  follten  überall  verbrannt  unb  er 
felbjl  bem  Jtaifer  ausgeliefert  werben.  3n  bemfelben  3abre 


bracb  nun  aud>  ber  Jtrieg  mit  granfreief)  miS.  SSähtrl 
bie  gran^ofen  in  Spanien  ftegreief)  waren,  würben  ft - 
ben  dlieberlanben  gefdblagen.  IBalb  entfebieb  ftd)  baS  p:.; 
für  Jt.  auf  bie  gldnjenbfte  SBeife.  X)aS  JpeTjogtbun  S5» 
lanb,  ein  beutfcbeS  SJcicbc^leben,  war  von  granj  L  inSeü; 
genommen  werben  unb  überbieS  fuebte  btefer  aud>  veraltete I» 
fprüdje  aufKea»el  geltenb  ju  machen;  baber  entbrannte  ba 
Jtrieg  am  (ebbafteften  in  Stalten.  J>erjog  Jtarl  oon  Bei» 
bon,  ein  auSgejeicbneter  franj.  gelbberr,  ging  ju  Jt.  üc> 
balb  würben  bte  granjofen  auS  Stalten  vertriebe«.  Se 
granj  I.  brang  wieber  vor,  eroberte  ÜMlanb  unb  bellum 
SJavia.  Aier  fam  cS  1525  jut  emfebeibenben  ®a)(aü)t(  in 
welcber  Jt&nig  §ran*  felbfl  gefangen  genommen  nmrtt  1 
ließ  ibn  nad)  SRabrio  bringen  unb  entließ  ibn  erfi  nacr)  3jS 
reSfrifi  unter  borten  Seb in^ungen,  welcbe  Stanj  gm  (to 
lieb  befebwor,  aber  niebt  bielt.  hierüber  maebte  ihm  mm 
Jt.  febwere  SBonvttrfe,  fagte  ifmt,  baß  er  weber  aU  $4 
mann  nod)  als  Surft  gebanbelt  gäbe,  unb  eS  fam  unter  bei 
beiben  dürften  ju  einer  JperauSfoberung  jum  äroeiksi?''; 
ber  inbefj  nicht  abgehalten  worben  ifi.  £te  unter  bat  4jc* 
^og  von  JBeurbon  nod)  in  Italien  ficbcnbett  Gruppen  r# 
ten  inbef ,  wie  Jt.  feierlidj  verfteberte,  obne  fein  SBtffen  nt 
wiber  feinen  SBißen  1527  gegen  JRom  vor,  eroberten  eS  tn£ 
belagerten  ben  ^apfi,  welcber  eS  aQerbingS  mit  granj I.  bi*. 
in  ber  @ngelSburg,  bis  er  ftcb  mit  einer  grofjen  6nm 
QJelbeS  loSfaufte,  weldje  bie  ©olbaten  als  rudftänbiaa  Se2 
in  Änfprucb  nabtnen.  Jt.  war  wabrenb  ber  3eit  n  ©P* 
nien,  lief)  für  ben  ^Japfl  öffentlidj  in  ben  Jtirdjen  beten  iml 
legte  mit  feinem  Jpofe  ÜErauer  um  baS  uiiglüctlidje  (Frti^? 
an.  Jt.  ift  wegen  biefer  JBorfäDe,  bie  niept  obne  fein  Bf» 
wiffen  gefebebeti  fein  foQen,  ber  galfcbbeit  angeflagt  «wta 
Sftatbbem  ber  Jtrieg  mit  Jranfreid)  t>ortbeilr>aft  für  ben  m 
fer  bureb  ben  ^rieben  von  Gambrap  1529  beenbet  w*» 
mar,  würbe  Jt.  ju  (Bologna  ^um  Jtontge  ber  2»mM« 
unb  vom  9>a»fre  jum  r6m.  Jtatfer  gefr6nt.  aJcTaeienl^ 
mübte  ftcb  Jt.  im  folgenben  3<*bre  auf  bem  8tctcb«4«*jt  I 
ÄugSburg,  bie  fatbolijir)e  unb  »roteffatttifebe  Partei  in  gwf^ 
lanb  jur  jüerf6bnung  ju  bringen.  3Da«  enblicbe  SaeM 
waren  ein  faif.  2)enet,  bureb  welches  bie  lun)erifi^e  Mß 
von  Steuern  alS  Jtefeerei  verbantmt  würbe  unb  ber  f(b«d 
falbifdje  JBunb,  ;u  »eldjem  bie  joroteffantifeben  9tö4tt  ]* 
fammentraten.  ffilcibenbeS  SJerbienfl  um  bie  benrfebe  Äed»* 
pflege  erwarb  fid)  Jt.  burdj  bie  1532  publirirte  J)«t*JV 
rid)tSorbnung  (f.  b.).  9lad>  bem  augSburgifcbtU  Äew*1 
tage  b<Me  St.  ju  Äetn  1531  bie  Jturfürficn  btwt^a,  je» 
nen  S3ruber  gerbinanb  jum  r6m.  jtöuige  ja  <BB*^]* 
ffin  vorlüttftger  9teligion»fricbe  fam  1532  9tümherg  ntii 
ben  ^rolefianten  ju  ©taube.  £ic  protefiantifeben 
flen  erfüllten  nacb  wie  vor  ibre  gebnSpflictt,  anb«* 
ein  Jpeer  gegen  bie  dürfen  fammelte,  Pellten  mia)  b»t 
teftanten  ibren  Äntbeil.  9cad;bem  ber  türf.  Ci«« 
SRüdjuge  genötigt  worben  war,  unternabm  JtT.  tty^ 
nen  3ug  nad)  SuniS,  bureb  weisen  er  20,000  jb#»** 
ber©flaverei  befreite.  2CufS  9?eue  brad)  ber  Jtrieg  tnt 
reieb  auS,  obne  baß  eS  jebod>  ju  einer  (frtfdjcibung 
men  würe,  unb  1537  würbe  ein  ffiJaffcnftiQfianb  goW* 
ber  im  folgenben  3«bee  auf  jebn  3abre  verlängert  «ru.«» 
Jt.  V.  unb  granj  I.  tarnen  felbft  ju  Xigut?merte« 
9Rünbung  ber  Wbone  jufammen  unb  eS  berrfebte 
an  eine  jjeit  lang  ein  freunbfcbaftlicbeS  lüeTbtilflnf 


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le 


Karl  V.  (deutscher  Halser)  (SM 


Karl  der  Kühne 


eben  beiben  Sflonardien.  Wad>  Deutfd/lanb  fe^rte  £.  1541 
urücf,  nad/bcm  er  eine  Empörung  gu  ©ent  in  ben  9lie» 
crlanben  untrtbrücft  t;attc.  6$  würbe  ber  Sfeid/Stag  gu 
KtgtnSburg  geilten,  auf  welchem  Ä.  abermals  bemüht 
oarf  eine  JBerftänbigung  beiber  9ieligionSparteien  gu  bewies 
ta.  Siocr)  in  bemfelben  Sabre  unternahm  Ä.  einen  Bug 
itgcn  Jflgter,  aber  bie  SafcreSgeit  war  ungün|h'g,  unb  nacb 
den  Jßefdiwcrten  unb  perfonlid/en  ©efabren  mußte  er  ebne 
frfolg  beimfebren.  Snbeß  hatte  auef)  Rr«:i j  I.  neue  geinbi 
tligfeitcn  begonnen,  aber  ohne  ©lücf,  unb  naebbem  Ä.  1543 
•en  abtrünnigen  £er$og  von  .Kleve  gegüa/tigt  unb  ben  Weichs» 
ag  in  ©peier  gehalten  batte,  rüdte  er  1545  in  granfreid) 
in,  brang  bis  gu  gwei  2agerrifen  von  Taru>  cor  unb  febloß 
en  grieben  gu  GreSpp,  welcher  ben  frühem  Auftaut  wie; 
crberjteüte.  it.  mufiic  trog  ber  SJortbeile,  welche  er  errun: 
tu  hatte,  in  tiefen  grieben  willigen,  weit  bie  beutfdjen  Än; 
Regenzeiten  immer  fdjwieriger  würben.  2Ni  bie  protefian» 
tfa)en  gurjlcn  auf  feine  Sßcife  nachgaben,  fo  crflarte  eitt- 
idj  Jt  1540  bie  £dupter  beS  fcbmalfalbifcben  SJunbeS  in 
•ie  Reic&Sacbt  unb  trat  gegen  fte  in  offenen  Äampf.  3o: 
iann  griebrieb  (f.  b.),  ber  Äurfürfi  von  ©ad/fen,  fiel 
1547  in  ber  ©d/lad/t  bei  ©liiblberg  in  feine  Aänbe  unb 
rud)  bet  $erfon  beS  ßanbgrafcn  von  Reffen  =  Äaflet  bcmAd?» 
igte  er  fid>.  2(18  bei  Übergabe  beS  ÄurftirfientbumS  an 
a  Jpcrjcg  2Reri(j  von  ©ad/fen  ber  Jtaifer  in  Wittenberg 
ich  aufhielt,  wollte  er  nicht,  baß  man  um  feinetwiHen  bie 
luöübung  beS  proteflantifcben  ©otteSbienflcS  cinjiellte,  unb 
iQ  einige  ßiferer  iljm  ben  JRatb  gaben,  bie  Gebeine  8u» 
:;r'j  aui  bcfjen  ©rabe,  weld/eö  er  befud/te,  herauswerfen 
u  lafjen,  enviberte  ber  tftaifer:  „3d;  führe  nid/t  Äricg  mit 
en 5Eobten;  er  rube  in  grieben;  er  fleht  bereits  vor  feinem 
Siebter!"  25aS  Interim  (f.  b.),  weld/eS  St.  in  gotgt  beS 
Reichstags  ju  XugSburg  1548  erließ,  batte  abermals  eine 
abliebe  Bereinigung  ber  SieligionSparteien  gum  3wccf.  (sin 
efäbrlid/er  unb  unerwarteter  geinb  trat  bem  Äaifer  in  bem 
turfirfUn  SDforuj  von  ©ad/fen  entgegen,  weldjer  fid/  mit 
em  frang.  Jtönig  ^einrieb  II.,  bem  Sftad/folger  gran»  I., 
etbunben  blatte,  St.  in  Sirol  überfiel  unb  ibn  faft  felbft  in 
5nn»bru<f  gefangen  genommen  batte.  SUon  ber  ©id/t  beim» 
cfud)t,  mußte  fid/  ber  Aaifer  in  einer  Sänfte  beS  Wad/tS 
orttragen  laffen.  SDlorife  überließ  baS  faifcrl.  ©d/loß  gu 
suusbrucf  ber  ^lünberuna  unb  begab  fid;  barauf  auf  bie 

:  sPaffau  berufene  gürfienoerfammlung.  4?ier  unterban» 
ttte  ber  Äaifer  burdj  feinen  Jörubcr  ^erbinanb  mit  ÜVori(j 
ab  feinen  SJerbünbeten  wegen  beS  griebenS,  worauf  1652 
r.  paffaucr  Bertrag  gu  ©tanbe  fam,  welcher  bem  Sanbgra» 
in  von  Reffen  bie  greit>eit  wieber  verfduffte.  9?un  wen» 
tu  fid)  Ä.  trog  feiner  fortwäbrenben  JtranflicbJeit  gegen 
5 unfreier/,  ebne  jebod)  gu  einem  befriebigenben  Erfolge  gu 
:'iuugcn.  '2luf  bem  9ieid)Stage  gu  Augsburg  1555  warb 
a  paffauer  SU  er  trag  betätigt.  &  faf>  aU<  feint  großartigen 
Plane  met/r  ober  weniger  curdi  baS  3fti$gcfd)ict  ber  legten 
syre  vereitelt  unb  war  überbieS  von  fortwäbrenber  Äränf» 
iebfeit  ^eimgefud/t,  baber  verfammelte  er  1555  bie  nieber» 
iub.  Staube  gu  iiöwen  unb  übertrug  bicr  feinem  Sohne 

lipo  bie  Siegierung  ber  9ueberlanbe,  na* fem  er  in  einer 
tierlicpen  Stete  gefebilbert  batte,  wie  er  fein  gangeS  geben 
tm  SSJoble  ber  ^tetigion  unb  feiner  Uutert bauen  gewibmet 
abe  unb  jefct,  ba  ir/m  bie  Gräfte  immer  meljr  ftr/wänben, 


feine  testen  gebenStage  ©ort  wibmen  wollt.  3m  folaenb« 
Sabre  ubtrgab  tr  feinem  Sohne  auch  bie  fpan.  Stegterung 
unb  machte  fieb  nur  ein  Sabrgclb  von  12,000  Xufatea 
auS.  ©ein  IegteS  23erf  war  bit  JQtrmittelung  beS  üöaffen* 
fünft  ante»  mit  gran  freier/,  weldjer  1556  gu  BauctUtS  ab* 
gefd/loffen  würbe.  Qt  machte  ned/  tintn  SSerfudb,  feinem 
©or/ne  bie  btutfcfce  Äaiferfrone  gu  verfd/affen,  unb  banfte, 
a(S  berfelbe  feblgefdplagen  war,  fkmlicf/  ab.  3m  Sept.  1556 
febiffte  fieb  St. .  nad/  ©panien  ein  unb  ging  l;ier  in  baS  $ie> 
ronr/mitenflofler  ©t.*3uff  in  Gflremabura,  wo  er  noch  gwei 
Sabre  in  ftöjitrlicf/tr  ginfamfeit  nur  mit  2tnbacbtSübungtn 
unb  fünjilidjen  ^anbarbeiten  befdjdftigt,  lebte.  GS  wirb  tri 
gihlt,  tr  l;abc  gwti  Uhren  verfertigt  unb  fid}  lange  ver» 
geblid)  bemüht,  biefelbtn  in  völlig  gltid/mdßigcn  ®ang  gu 
bringen;  entlief?  habe  tr  ausgerufen:  „Wicht  einmal  gwei 
Uhren,  bie  mtintr  tigntn  £anbe  Sßert  jmb,  vermag  ici>  in 
Ubereinfiimmung  gu  bringen  unb  unternahm  tS  in  thorid}» 
tem  Sinne,  fo  viele  von  Watur  verfd/iebtnt  5B6lftr  gu  Qxntt 
Überzeugung  gu  gwingen!"  ISS  wirb  auch  ergabt,  baß  St. 
furg  vor  fernem  &ote  fein  eignes  geidjenbegängniß  t/abe  be» 
geben  laffen.  Qx  ließ  ftd)  im  offenen  ©arge  ftitrlicf/  in  bie 
jtiref/t  tragen  unb  biet  wurbt  für  ibn  tin  Sobttnamt  gt« 
halten,  föalb  barauf  ffarb  et  1558.  (sbe  er  von  Äranfb'eit 
niebergebeugt  würbe,  war  er  tin  fdj&ner,  ffattlicber  2Kann 
mit  belfern  «f)aar  unb  blautn  "Äugen.  'Äuf  feinem  blaff tn  @t> 
ficht  ruhte  ffttS  tin  tiefer,  (5l;rfurd?t  einflößenbcr  Gmfl 

Earl ötr flüljnf  ob«  beröerwegtne,  ^erjog »oniBur» 
gunb  1467 — 77,  war  einer  ber  ftreitbarflen  gurff  en  feiner  3eit 
unb  würbe  aB  ein  Sohn  ^hiiipp'S  beS  (Hüten  unb  SfabtQenS 
von  »Portugal  1435  gu  £)ijon  geboren.  Gr  führte  anfangs  btn 
Warnen  eines  ©rafen  von  Gbarolaiö  unb  zeichnete  fieb  f*sn 
als  fol(f)er  tureb  Xapferfeit  auS.  ©ine  Seit  lang  lebte  er  ent= 
femtvon  bem  ^>ofe  ftineS  SaterS  tn^olianb,  bis  er  auSge« 
föhnt  mit  bemfelbrn  .^urücff ehrte  unb  an  bie  ©pifce  tintS  gtgen 
ben  fremj.  Äönig,  ifubwig  XI.,  gerichteten  SSünbniffeS  trat. 
5JJit  einem  mächtigen  ^eere  erfd>ien  er  vor  $ariS  unb  lie= 
ferte  baS  treffen  von  SÄontlheri,  in  welcf)em  er  gwar  tintn 
Xbeil  beS  (inigL  ^eerS  in  bie  $(u$t  warf,  aber  feibff  tn 
(De fahr  aerietb,  getootet  ober  gefangen  gu  werben.  Wur  bie 
belbcnmdißigffe  Xapferfeit  rettete  ibn.  Wächtern  St.  1467 
feinem  Safer  als  ^ergog  gefolgt  war,  güd)ttgte  er  ?u  nach  ff 
bie  rebellifd)en  üüttieber,  ging  bann  nad)  ©ent  unb  hielt 
hier  ein  nach  febwereres  ©trafgeri(f)t,  benn  bie  ©enter  hat- 
ten ibn  v orber  genöthigt,  ihnen  gewiffe  Freiheiten  gurüefgu.' 
geben,  bie  ihnen  von  Philipp  bem  (Duten  tntrifftn  Worten 
waren.  3m  folgtnbtn  Sahrt  vttmdblte  fid)  ber  £ergog  mit 
ÖJeargarethe  von  ?>orf,  einer  ©cf)wefler  beS  X6niqS  von 
dnglanb.  (Einen  neuen  Sinfall  in  granfreid)  webtte  Äonig 
ßubwig  nut  baturd)  ab,  baß  er  bem  ^ergoge  St.  bie  (Summe 
von  120,000  (Doltgulben  auSgablte.  8ubwtg,  we'cher  ebenfo 
liftig  unb  treuloS,  wie  Ä.  unterntbmenb  unb  ver -regen  war, 
fam  nun  gu  gütlicher  ÄuSgleicbung  gu  Ä.  nad)  gerönne. 
Aber  Ä.  erfuhr,  baß,  währent  Subwig  ih'n  greuntfehaft  l)tu-- 
d)elte,  frang.  Äbgeorbnete  bie  Süttid)er  gur  (Empörung  auf* 
reigten,  nahm  bah  er  ben  &6nig  gefangen  unb  gwang  ibn, 
mit  Mm  bic  (Smp6rer  gu  gieben.  cüttid)  wurbt  mit  ©türm 
genonnun  unb  ben  Änegem  gut  $uiaberung  preisgegeben. 
2>en  flüchtigen  Xonig  von  Snglanb,  Gbuart  IV.,  unter; 

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fhfljte  K.  1470  mit  ©elb  unb  Sdnffrn,  um  fein  JReicb  wie» 
berjuerobern.  ©cbon  im  folgenben  3abre  brod)  ein  neuer 
Krteg  mit  bem  franj.  Könige  aus,  in  meinem  üdj  Ä.  burc& 
©raufamfeit  unb  £arte  »erjagt  machte.  6r  würbe  gejwuns 
gen,  einen  SBaffenfhtlftanb  einzugeben,  brach  benfelben  ober 
unb  »erwüftete  baS  Lanb  jrnfrit  ber  ©omme.  €r  ging 
mit  bem  $Iane  um,  fein  Lanb  nod>  weiter,  befonberS  au* 
nad)  bem  fl?^eine  bin,  ju  vergrößern  unb  bann  baffelbe  ju 
einem  Königreiche  ju  erbeben,  wobei  ibm  ber  röm.  beutfepe 
Kaifcr,  firict-rid)  III.,  b c b ü  1  fl i cf>  fein  fodte,  mit  beffen  ®or)ne, 
bem  nachmaligen  Kaifer  SKarimiltan ,  bie  einzige  :2V  du  er 
K.'S,  SKaria,  bie  (Srbin  aller  feiner  {Bedungen,  »ermdblt 
werben  foQte.  3n  biefer  2f bfict^t  {am  ber  Kaifer  mit  K. 
1473  in  Zrier  jufammen,  ohne  baß  man  jeboeb  ui  einem 
beftimmten  9?efultate  gelangte,  obfehon  K.  bereits  mit  fönig* 
lieber  bracht  auftrat  unb  alte  SBoranftalten  jur  Ordnung  ge^ 
troffen  hatte.  £>et  &aifcr  bracb  bie  Unterbanblungen  ab 
unb  ber  in  feinem  ©tol^c  gcfrdnftc  «fjerjog  begann  nun, 
1474,  ben  fölnifeb, i«  burgunbifcb,  en  Ärieg,  in  welchem  ber 
Kaifer  fclbfl  mit  einem  '4>eere  ihm  entgegentrat.  Wachbem 
K.  10  SRonate  lang  9feuß  »ergebend  belagert  hatte,  mußte 
er  einen  grieben  abfctjließen,  ber  feinen  rroberungSfiicbtigen 
unb  ehrgeizigen  flauen  nicht  ertt-pracb.  ßr  jog  nun  nach 
Lothringen,  »ollenbete  beffen  Eroberung  1475  burch  bie  ©in» 
nähme  »on  9cancn  unb  begann  ben  Kampf  mit  ben  ©cbwei* 
jern  buret)  bie  ©roberung  »on  ©ranfon,  in  welcher  ©tabt 
er  bie  800  9R.  frarfe  {Befabama  niebermachen  ließ.  Darauf 
würbe  K.  aber  1476  bei  berfelben  ©tobt  in  einer  Schlacht 
pillig  befiegt  unb  ein  neue«  .£>ecr,  mit  welchem  er  nach  ber 
©cbweij  fam,  unterlag  ebenfo  in  bemfelben  Sab«  in  ber 
©cbiacbt  bei  Kurten.  Unter  ber  Leitung  be*  »frerjogS  von 
Lothringen  jogen  bie  fiegTeichen  ©cbweijcr  »or  9cancp,  »er* 
rdtherifeh  ging  ein  STbetl  »on  K.'*  $eere  jum  geinbe  über, 
aber  mit  einem  nur  4000  SR.  ftarfen  £eere  wagte  ber  #er* 


funffi 


bennerf)  1477  bie  ©flacht  gegen  ben  ihm  mehr  al* 
ach  überlegenen  geinb.   Die  82 


JBurgunber  würben  »öllig 
gcfcblagen,  K.  felbfl,  »on  ber  {Berwirrung  ber  glucbt  mit 
fortgenffen,  fh'irjte  mit  feinem  3>ferbe  in  einen  ©raben  unb 
würbe  burch  einen  Lanjenfticb  get6btet.  (hfl  nach  einigen 
Sagen  fanb  man  ben  Leichnam,  welcher  burch  &Iut  unb 
©chmuj  fo  entfleQt  war,  baf  man  ihn  nur  an  ber  Länge 
be*  JBarte*  unb  ber  ginaerndgel  für  ben  beS  £erjogS  ers 
tonnte,  ©cit  ber  ©ctjlacbt  »on  Kurten  hatte  nämlich  Ä. 
SBart  unb  9tägel  rtiebt  »erfdbnitten.  K.  war  fampflufrig, 
ftolj,  cljvgetjig  unb  in  ber  SButb  be*  Kriege*  graufam  unb 
hartherjig;  feine  Unterthanen  aber  beljanbelte  er  »dterlich 
wohlwollenb  unb  hielt  auf  (Irenge  ©eteebtigfeit.  ©ie  Leiche 
be*  $erjog*  würbe  ju  Siancn.  beigefefct,  fpäter  aber  brachte 
fte  Kaifer  Karl  V.,  ber  Urenfel  Stfi,  nach  »rügge.  ÜRaria, 
Ä.'ö  JEocbter,  warb  1477  mit  Äaifer  2»arimilian  I.  »ermdt.lt. 

Sari  IX.,  König  »on  Srantreitt)  1660— 74,  ber  jweite 
©obn  ^»einrieb  U.  unb  ber  Katharina  »on  Webici  (f.  b.), 
geb.  1550,  folgte  feinem  »ruber  granj  II.  jundchfl  unter 
ber  SJormunbfchaft  feiner  »utter.  SDurch  Katharina'*  e(t 
aenniigige  f  oiit iE  entbrannten  balb  bie  blutigen  Hugenotten* 
itriege,  welche  mit  ber  »arifer  IBlut boeb^ett  (f.  b.),  fo 
graufam  biefelbe  auch  mar,  nkbt  beenbet  waren.  Vu%nacb< 
bem  K.  1563  für  münbig  erfldrt  worben  war,  h<rrfcr)te  Ka» 
tharina  burch  bai  geißige  Übergewicht,  weicht*  fte  über  ihn 
ju  behausten  wufte.   »tfonbtr«  mochte  Ä.  babura)  gegen 


Karl  X.  (KSniff  tob  Franfcr  | 

bie  Hugenotten  empört  worben  fein,  baß  biefelben  1563 its 
?)lan  hegten,  fidb  feiner  $erfon  }u  bemächtigen,  beffen 2tc«c 
Wh™ng.  Per  König  nur  burch  eilige  glucht  entfam.  J>ennixJ 
neigte  fich  K.  fpäter  bem  £)berbau»te  ber  Hugenotten,  ta 
2(bmiral  Qolignn,  mit  folchem  SSertrauen  ju,  ba§Kan)ariiu 
ihren  ßinfh: p  fchwanfen  fob.  ©ie  wufte  baS  ©tmütb  ibrri 
©ohne«  jeboch  fo  eingufchüchtern,  ba§  er  bie  SJewiUi^u"; 
;u  ber  »luthochjeit  gab.  (Sx  felbP  foO  »on  bem  »alcon  tri 
^alafie*  au$  auf  bie  fliehenben  Gal»ini|}en  gefeboffen  b:bc. 
dennoch  Flagte  K.  felbfl  nach  »er  Zbat  bie  ©uifm  in  ^ 
fentlichen  ©riefen  wegen  ber  »eiübten  ©raufamfriten  en; 
aber  febon  in  acht  Sagen  hatte  ihn  feine  SRutter  wieber  f» 
umgejhmmt,  baß  er  fclbft  erflärte,  bie  $mri#tung 
genotten  befohlen  ju  hoben,  ©ewiffenlangft  foU  ben  5., 
bi«  an  feinen  Äob,  1574,  »erfolgt  unb  geangßigt  tytoa. 

fiarl  X.  (Philipp) ,  König  »on  granfrtich  1824-30, 
ber  S3ruber  ber  franj.  Könige  LubwigXVL  unb  Lubwig  XTIÜ, 
geb.  ju  S3erfaifle8  am  9.  £3ct.  1757,  führte  anfangs  >o 
SEitel  eine*  ©rafen  »on  ÄrfoiS.  Gr  »ermählte  fich  1773 
mit  ber  9>rinjefTin  ÜRaria  SEherefe  »on  ©a»o»en ,  welche  i>n 
ben  4j>fr5°9  »on  2(ngoul*me  (f.  b.)  unb  ben  fierjog  rra 
Serri  (f.  b.)  gebar  unb  1805  ftarb.  8ei  ber  Sdagranj 
»on  ©ibraltar  1782  biente  ber  ©raf  »on  Brtoi«  ali  fteu 
wiüiger  im  Lager  »on  ©t..9?och  unb  würbe  barauf  $un 
LubwigSritter  ernannt.  3m  3.  1787  jog  er  al8  ^räiitru 
be*  {BureauS  ber  Notablen  burch  bie  »on  benen  feiner  Sri 
ber  abwetebenben  ariftofratifeben  ©Innungen  ben  Uas>t2a 
be*  Boltt  auf  fleh.  Qx  unb  ber  fhrinj  »on  ßonbe"  wms 
bie  erflen  »ornehmen  granjofen,  welche  auS  bemSaterlaoN 
auSwanberten ,  um  auswärts"  ben  {Bewegungen  ber  Sircit' 
tion  SSiberflanb  ju  leiflen.  K.  ging  1789  junädjß  n:± 
Surin,  bann  nach  SRantua,  wo  er  mit  bem  Kaifer  tec^i 
jufammenfam,  SBormd,  Srucf  bei  {Bonn,  {Brüffrl  unb  SSia 
{Bei  bem  ßongreffe  ju  ^pillntft  war  er  für  bie  ©ache  bt*  fta^ 
KönigthumS  überaus  thätig.  9la*tem  Lubwig  XYl  hi 
ßonßttution  1792  angenommen  unb  befchworen  h«tte,  f> 
bette  er  bie  franj.  f)rinjen  auf,  nach  grantreich  pnitp- 
fommen;  biefe  aber  erflarten,  baß  fte  bie  ßonffitutum  icm 
anerfennen  unb  unter  ben  obwaltenben  fBerhältmffen  rriebt 
»urücffehren  woHfctt.  Uie  ^lationaloerfammlung  entzog  4 
hierauf  ba*  ihm  au?>gefcfetc  3abr3elb.  K.  war  thätig,  rät 
©egenre»olution  in  Sranfreicb  ju  »eranlaffen  unb  führte  Ka 
JDberbefehl  über  baS  (fmigrantencorpS,  welche*  mit  ber  pwf 
Brmee  1792  in  bie  ßb^mpagne  einbrang.  SRachbe«  8ot« 
wig  XVI.  auf  bem  Jöluigcritffe  gefaUen  war,  nahm  fein  1 
terer  JBruber  Lubwig  beit  STitel  eineS  Regenten  »on  Jw» 
reich  an  unb  ertbeilte  K.  ben  eineS  ©enerallieutenantS  W 
Königreichs.  Jür  feine  ©acbe  fuebte  biefer  auch  bie 
rin  Katbarina  »on  Kuplanb  gu  gewinnen,  fanb  awh  N"1 
ihr  wohlwoQenbc  2Cufhahmc  unb  erhielt  »on  ihr  ^"g^ 

•wef 


Degen.  Cnglanb  bewiUigte  ihm  1794  einen 
halt  von  15,000  $f.  Gr.  unb  in  ber  Hoffnung  auf 


nm  eine«  ruff.  H^Hheer*  begab  fich  K  1796  nach 
lanb  unb  »on  hier  fchlffte  er  nach  3le>£>ieu,  um  ben  fr 
niglich  ©efinnten  in  ber  SBenbee  ju  Äülfe  ju  fommen.  t'A 
ausbleiben  be*  ruff.£eereS  beftimmte  ihn,  unoerriebterer 
jurücfjugehen,  unb  nun  lebte  er  bi«  1799  auf  bem  ©ebie 
Hol»roob  ku  ffibinbura.  3n  biefem  3^hre  woOte  er  W  ni* 
ber  ®«h»eij  ju  bem  ©uworofffchen  Aeere  begeben,  erfitrr 
aber  unterwegs  bie  Slieberlage  Korfafoff"«  unb  ging  W- 


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Karl  X.  <K5nlg  von  FraaMr)    551  Karl  I.  (Ktfnlg  tob  England)  ' 


acb  Ängtonb  jurücf.  9cachbem  er  fieb  wieber  längere  Seit 
t  ebinburg  aufgehalten,  fam  er  1803  nach  Sonbon  unb 
bte  feit  1809  auf  bem  von  gubwig  XVIII.  erfauften  ©cbloffe 
MrtrceU.  Tili  enblicb  bte  pecre  ber  5Bcrbünbeten  1813  ge» 
tn  granfreici.)  vorrüeften,  fam  A.  nacb  bem  geftlanbe,  ging 
ii  gebr.  1814  über  ben  JRbein  unb  trat  in  9iancv  nach 
capoteon'S  Xbbanfung  als  Söerfunbiger  „beS  5£riumpbS  ber 
rtibeit,  ber  perrfdjaft  ber©efefce,  ber  2fufoebung  ber  6on» 
ription  unb  ber  bereinigten  ©efälle,  unb  ber  gänjlichcn 
tageffemjeit  beS  Vergangenen"  auf.  3u  Paris  hielt  er  am 
2.  'Äpr.  1814  feinen  ©injug,  übernahm  bie  Seitung  beS 
:taatö  im  9lamen  feine»  SBrubcrä  unb  unterzeichnete  ben 
IkjfenfHailanb  mit  ben  »erbünbeten.  211S  gubwtg  XVIII. 
ngefommen  war,  ernannte  er  ü.  nun  ©eneraloberjten  Jber 
SaWijer  unb  ber  9lationatgarbe.  9?acbbem  1815  bte  SRacbi 
cht  von  Kapoleon'S  Banbuncj  naa)  Paris  gefommen  war, 
Ite  £.  nach  8pon,  fanb  hier  jebodj  eine  fo  ungünftige 
Stimmung,  bajj  er  ftd;  ebenfo  eilig  wieber  entfernen  mußte, 
fl  ging  ju  bem  Jtonige  nad;  ben  9cieberlanben.  Surücfge« 
(kl  nad;  Paris,  erwarb  er  fieb  bte  äuneigung  bce  SBolfd, 
er  bei  ber  SBablverfammlung  in  Paris  ben  JBorftft 

';.  ZU  am  7.  Ott.  1815  bie  itammer  eröffnet  würbe, 
meuerte  er  ben  fcfeon  am  16.  SRärj  geleiteten  gib  ber 
Crtue  für  bte  ßbarte.   2113  SJorffanb  eincS  SBureauS  nat)m 

;  crauf  an  ben  ©efebäften  ber  PairSfammer  £ljeil,  jog 
4  icbocb,  fp^tcr  juritd?  unb  legte  1818  auch  ben  JDberbei 
:U  über  bie  SRarionalgarbe  nteber.  £ie  Partei  ber  an  ber 
Uen  SD?acbt  beS  JtönigS  unb  ber  .Kirche  £ängenben#  feblop 
'a>  enger  an  ir>n  an,  unb  babureb  verlor  er  [ehr  in  ber 
lebe  beS  SBolfS.  Stadlern  er  jebod)  am  16.  Sept.  1824 
tlbft  JWnig  geworben  war,  erregte  er  bureb  feine  offentli» 
'icn  (frflürungen  bie  IBcgetfterung  beS  SMfS  für  fidj  unb 
nurbe  mit  Jubel  in  partS  empfangen.  JBalb  barauf  flellte 
t.  bie  Freiheit  ber  treffe  btnficbtlid)  ber  äeitfebriften  ber. 
3<t  feiner  feierlichen  Krönung  ju  ÄbeimS  1825  febwur  at. 
iaa>  ber  Short",  regieren  ju  wollen.  2lUmälig  neigte  er  fieb 
ta  immer  mehr  einer  unter  bem  SRanfcl  ber  JKeligton  geinb» 
tiigfeiten  gegen  bie  bejicbenbe  SBerfaffung  verbergenben  Par« 
i  i\u.  Die  3cfuitett,  welche  burdj  ein  unter  gubwig  XV.  er» 
tienenel  ©efefc  für  immer  auS  granfreich  oerbannt  fein  foQ> 
m,  bitten  fieb  eingefeblicben  unb  fanben  beim  jVönige  unb 
Sinifterium  Unterftüfcung.  55er  Sftinifter  SBiUcle  hatte  fid; 
J  in  ber  ginanjvermaltung  mancherlei  Vorwürfe  jus 
i  unb  1827  trat  eine  bem  SKinifterium  burcbauS  wi* 
iftrebenbe  .Rammer  jufammen.   Der  Aönig  entlief?  SJitlcle 

berief  Aurignac  an  feine  ©teile,  welcher,  um  baö  Sier» 
■  mm  beS  SjolfsJ  berjuflellen,  ju  (Soncefftonen  bereit  war, 
i«  aber  ber  Äönig  mit  @nrfcpiebenbeit  von  fieb  abwies. 

uiuernabm  eine  Steife  nacb  bem  Slfaß,  ber  am  wenig« 
len  ber  fönigL  Partei  ergebenen  ^Örovinj,  unb  ba  ba5 
K  bierin  eine  Ttnnäberung^  }u  feinen  SBünfchcn  ju 

icn  glaubte,  fo  würbe  er  überall  mit  S3egcijterung  em> 
fangen,  (ix  aber  glaubte,  bie  tbm  bezeugte  3uneigung  gelte 
einer  »perfon  unb  befcblofj,  mit  entfebjebener  Strenge  gegen 
in  wiberfhebenbe  Partei  aufzutreten.  d&  erfolgte  bier< 

W  Cntlaffung  bed  ÜRinifteriumS  Wartignac,  ber  @ün(I> 
:sg  beä  ÄcnigS,  ^olignac,  würbe  jum  trften^Winifter  erhoben, 

-Kammern  würben  aufgelöft  unb  bie  verbängnifvollcn 
^nnanjen  erlaffen,  burdp  welche  bie  SuliuSreoolution  1830 
f.  Sranfrcicb  unb  3ulitage)  herbeigeführt  würbe.  SL 


verharrte  bei  ben  gefaßten  iBefcblüffen,  bis  eSjtu  fpcit  war.  Qx 
hielt  fieb  in  ©t.  =  ßloub  auf  unb  war  vom  ®ange  ber  S3eae< 
btnheiten  in  ^ariö  nicht  genau  unterrichtet.  Tili  er  ba§  bis- 
herige äRinifterium  entließ  unb  ben  $erjog  von  SRortemart 
an  bie  ©pifee  eines  neuen  SRinifleriumS  ff  eilte,  war  bereits 
feine  unb  feines  £>aufeS  Untfcfcung  vom  franj.  Königsthron« 
befcbloffen.  (Sbenfo  vergeblich  war  bie  am  2.  Kug.  ju  9?am» 
bouitlet  erfolgenbe  (^ntfagung  Jt.'S  unb  feines  SobneS,  beS 
£>erjogS  von  Xngoutcme,  ju  ©unften  beS  jungen  $einriet), 
eperjogS  von  IBorbeaur  unb  ©ofrn  beS  a^erjogS  von  S3erri, 
für  welchen  ber  ^)erxog  gubwig  Philipp  von  ßrleanS  bie 
8?egentfcbaft  führen  folite.  Durch  bie  Drohung,  mit  ($u 
walt  feine  Entfernung  erzwingen  ju  wollen,  ließ  fid)  Ä. 
bewegen,  nad;  öberbourg  abgreifen,  nachbem  er  bie  Äron> 
biamanten  fyeTauSgegeben  hatte.  Ginige  ©cbwabronen  ba 
Leibwache  bienten  ihm  auf  ber  9?eife  )um  ©d)ue).  21  m  16. 
2(ug.  verlieg  SL  mit  feinem  (befolge  ben  franj.  JBoben.  3h" 
begleitete  ber  Dauphin  (-per jog  von  2IngouUme)  unb  beffen 
©emahlin,  bte  $er)ogin  von  »erri  unb  beren  Ämter,  ber 
SDrarfcbaU  Wiaxrnont,  ber  «perjog  2(rmanb  be  ^olignac,  bei 
^>erjoa  be  Öuife,  jufammen  60  Verfemen  von  ©tanbe.  2(uf 
jwei  Schiffen  begab  fieb  bie  ganje  ©efellfchaft  nach  <£nglanb, 
wo  St.  bie  (Jrlauonifj  erhielt,  als  Privatmann  fid;  aufjufctalttn. 
St.  führte  ben  Kamen  eincS  ©rafen  von  ^ontbieu  unb  hielt 
[ich  mit  ^Bewilligung  ber  engl.  {Regierung  wieber  }u  ^ol^roob 
in  Gbinburg  auf.  <Sx  fanb  hier  allgemeine  SThetlnabme  unb 
erwarb  fid;  bie  Siebe  unb  Serebrung  ber  iBewobner,  fobag 
er  bei  feiner  im  ©ept.  1832  erfolgenben  2lbreife  ^ridjen 
aufrichtiger  Zuneigung  empfing,  über  pamburg  unb  JBerlin 
ging  bie  fonigl.  gamtlie  nacb.  Prag,  wo  fte  ihre  SBor)nung 
tn  bem  .prabfebin  nahm.  Der  Jtönig  fuebte  ju  ®itk  in 
bem  Vergnügen  ber  3agb,  welche  er  von  jeher  leibenfcbeift« 
lieb  liebte,  äerftreuung;  bod)  bielt  ihn  fpäter  Ävänflicbfcit 
häufig  von  berfelben  ab.  ©egen  baS  Cnbe  beS  %al)xt$  1836 
begab  er  fieb  mit  feiner  $ami(ic  unb  feinen  bei  ihm  geblie» 
benen  Xnt/cmgern  nad;  ©örj,  um  bort  feinen  bleibenben 
SBobnft^  ju  nehmen,  iturje  3eit  nad)  feiner  2£nfunft  er« 
trantte  er  an  feinem  9IämcnStage  an  ber  (Sbolera  unb  ßarb 
am  6.  £>ct.  1836. 

ßürl  h,  1625—49  Äomg  von  Cnglanb,  war  ein  ©o&n 
3a! ob  IV.,  jt&nigS  von  ©djottlanb,  welcher  ber  eiifabeth 
alS  3a?ob  L  auf  ben  engl.  Sbron  folgte.  Der  -^erjog  von 
Söucf ingha m,  ber  ebenfo  ränfefüdjtige  als  unbefonnene  ©ünft« 
ling  fernes  CaterS,  wufjte  fid}  beS  jungen  Prinjen  S3er« 
trauen  in  einem  ©rabe  )u  erwerben,  baß  er  ihn  ebenfo  febr 
unb  noch  mebr  als  3afob  I.  beherrschte.  Ä.  folite  fid)  mit 
einer  fpan.  3nfantin  vermdblen,  aber  JSudingham  hinter« 
trieb  burch  fein  unbefonneneS  benehmen  biefe  JBerhinbung 
unb  fchtof  bann  mit  bem  franj.  £ofe  ben  Bertrag  )urfBer> 
^eiratbuna  St,'t  mit  ber  Prinjeffin  Henriette,  einer  lochte r 
.^einrieb  IV.,  ab.  9?ad)bem  it.  ben  Zbron  befHegen  hatte, 
würbe  bie  8krm(u)lung  vollzogen.  2tlö  baS  erfte  Parlament 
jufammengetreten  war,  verweigerte  baffelbe  auS  ^afj  gegen 
ißudingljam,  welcher  ben  Ä6ntg  Ienfte,  bie  aefoberten  ©elb* 
bewiQigungen.  DaS  Parlament  würbe  aufgelSft  unb  im  foU 
genben  3at)re  ein  neues  berufen,  welct)eS,  ba  eS  ffirfchrceo« 
ben  gegen  bell  ©ünftlina  auSfprad),  baffelbe  ©chidfal  hatte. 
Sortwabrenb  verleitete  iBucfingbam  ben  Xonig  ju  unbefon* 
nenen  unb  wiUfurlictjta  SRafrcgeln  unb  vcnvidelt«  ihn 


Marl  I.  (König:  von  England)  558  Karl  EL  (König  Ton  England) 


enblid)  auch  mit  granlreicb,  tn  einen  Ärteg,  bet  ebenfo  un* 
glücflid)  als  f&itnpfud)  geführt  würbe.  C£irt  1628  jufains 
menberufeneS  Parlament  ging  barauf  auS,  ben  burch  bie 
Magna  iharta  begrünbeten  ©runbvertrag  jwifchen  Äönig  unb 
Siolf  uj  erneuern  unb  Sucfingbam  verleitete  ben  Äöniq,  bem 
Parlamente  bie  SBeifung  ju  geben,  baß  eS  ficr)  nicbt  mit 
Staatsangelegenheiten,  fonbern  mit  ben  ©elbbewiüigungen 
ju  befcr)dftigen  fjabe.  hierauf  warb  JBucfingham  angeflagt 
unb  man  bat  ben  Äönig,  ihn  von  feiner  Perfon  ju  entfer- 
nen ,  worauf  bie  Vertagung  beS  Parlaments  erfolgte.  Seicht 
lange  barauf  würbe  öuefingham,  ber  mit  großem  Gifer  eine 
neue  ÄrirgSrüftung  betrieben  hatte  unb  felbjt  bie  Leitung  bers 
felben  übernehmen  follte,  von  einem  ftanatifer  ermorbet. 
SBegen  gewiffer  Abgaben,  ber  Pfunbj  unb  SEonncngelber, 
entfpannen  ftd)  neue  3wi(lig?eiten  beS  Parlaments  mit  ber 
Regierung,  welche  bei  ber  Vertagung  beS  Parlaments  gut 
Gmpörung  ausarteten.  2)aS  Parlament  würbe  aufgelöfl; 
bie  ßmpörer  würben  befhaft  unb  ber  König  erflarte,  baß 
er  ?ünftigl)in  ohne  Parlament  regieren  wolle.  9iad)bem  nun 
1629  mit  Sranfreicr)  unb  1630  mit  «Spanien  Jrteb«  gefdjlofs 
fen  worben  war,  regierte  Ä.  11  3abre  eigenmächtig,  aber 
jum  ©lüde  unb  2Boljlflanbe  feiner  Untertanen.  £>a  faßte 
er  ben  @ebanfen,  bie  fdjot.  Äirdje  mit  ber  engl,  ju  »er* 
einigen  unb  2aub,  ber  ©ifebof  von  2onbon,  betrieb  biefe 
Angelegenheit.  2Me  gewaltfamen  Schritte  aber,  welche  ju 
Erreichung  tiefer  ttbftcht  getban  würben,  hatten  einen  Hufs 
rühr  jur  Solae.  35urch  eine  allgemeine  SBerfammlung  ber 
preSbnterianifchen  Äircfae  glaubte  Ä.  bie  9tube  h^ßeQen  ;u 
f innen,  ba  aber  biefelbe  fogleid)  mit  einer  Anflöge  ber  53i; 
fcr)öfe  anfing,  fo  ließ  ihr  ber  Äönig  ihre  Äufiöfung  anfün; 
bigen,  ohne  baß  fie  jebüd)  gotge  leijtete.  SS  tarn  entlief) 
»um  S3ürger?rtege.  ©raf  von  ©trafforb,  ßterfönig  von 
Srlanb,  leitete  bem  Äönige  frdftige  £ülfe  unb  veranlagte 
ihn,  etn  Parlament  einzuberufen,  welches  auch  jufammens 
trat,  aber  ebenfo  fchnell  wie  bie  frühem  Parlamente  wieber 
aufgelSjt  würbe,  inbem  ber  StaatSfccretair  Siane  burch  faU 
fche  Berichte  Parlament  unb  Äönig  hintergangen  hatte.  Gin 
2£ufiranb  in  ßonbon  brachte  baS  Beben  beS  GrjbifcbofS  2a ub 
in  ©efahr.  ©cgen  ben  Statt)  Strafforb'S  ging  Ä.,  welchen 
bie  brohenben  Bewegungen  gefchreeft  hatten,  auf  Unterhanb; 
lungen  mit  ben  Gmpörern  ein,  fd)loß  einen  vorläufigen  Stie- 
ben unb  eröffnete  1640  baS  in  ber  ©efchichte  unter  bem 
JBeinamen  beS  langen  berüchtigte  Parlament.  2)aS  Unter« 
hauS  beffelben  beflanb  größtenteils  auS  Puritanern,  welche 
Äundcb|t  ben  ©rafen  von  ©trafforb  beS  £ocbverrathS  an» 
(lagtcn.  Derfelbe  würbe  trog  beS  gBiberjtrebenS  beS  ÄönigS 
Htm  Xobe  verurtbeilt  unb  1641  hingerichtet.  Gin  gleiches 
ischic* fal  traf  1645  ben  Grjbifdwf  2aub;  balb  fah  fttfj  ber 
Äönig  nur  «on  Puritanern  umgeben,  welchen  er  ebenfo  febr 
mißtraute,  wie  fte  ihn  haßten.  £a*  Parlament  maßte  ftcb 
inuner  mehr  von  bem  finiglicben  tfnfeben  an,  eS  fpradb 
laut  feine  ÜJciSbilligung  über  bie  bisherige  {Regierung  Ä.'S 
auS,  fpvacb  ihm  baS  Siecht  ab,  baS  Parlament  aufjulöfen 
ober  ju  vertagen,  errichtete  für  fich  eine  eigne  ©arbe,  griff 
bic  Gbre  ber  Königin  an  unb  foberte  bem  Könige  entlieh 
fogar  bie  ©ewalt  über  bie  militairifebe  2Racbt  ab.  2flS  ftefa 
berfelbe  weigerte,  brach  1642  ber  offene  Jöürgerfrieg  auS. 
£er  Äönig  ging  nach  *2)orf  unb  berief  ein  bem  lonboner 
cntgegenwirfenbeS  Parlament  nach  JDrforb.  2>ie  Sache  beS 
ÄönigS  machte  wieber  entfebjebene  gortfchritte,*ulS  Ä.  1645 


von  Gromwell  (f.b.)  tn  ber  Schlacht  bei  Stafeb«  on'f': 
gen  würbe.   Ä.  entfloh  nach  Schottlanb,  würbe  anfa^ 
vom  ^eer  unb  Parlament  gut  aufgenommen,  aber  n«c: 
für  400,000  Pf.  et.  rürfjianbige  ©ubfitien  vom  fi: 
Parlamente  an  baS  engl,  ausgeliefert.  9?un  bemdehtiotr  -  : 
baS  unter  Gromwell'S  Leitung  ftebenbe  J^eer  aUed  (h'nf.:; 
feS,  entriß  bem  Parlamente  ben  gefangenen  Äönig,  bem  < 
jwar  gelang,  nadj  ber  Snfel  2Bight  ju  entfommen,  ber  fr: 
vom  ©ouverneur  berfelben  wieber  ausgeliefert  würbe.  6ror 
weit  bilbete  baS  Parlament  nach  feinem  ©efaüen  um  r 
barauf  würbe  1649  Ä.  beS  <v>  och  Venrath*  angeflagt.  tn 
Äönig  erfannte  baS  niebergefegte  ©cricht  nicht  an,  irurt. 
aber  boeb  von  bemfelben  jum  STobe  verurtheilt  unb  am  30. 3" 
1649  hingerichtet.   Gr  fiarb  würbevofl  unb  ruhig,  nrt 
Leichnam  würbe  gwei  Sage  öffentlich  auSgefreQt,  bann  tt 
in  ber  ©ruft  .^einrieb  MU.  beigefefct.  —  Ä.'S  I.  nd 
franj.  Prinjeffin  Henriette  Sohn,  geboren  1630,  befant 
nachbem  er  ftbon  friiher  Gnglanb  vcrlaffen  b^tte,  beim  3 
feineS  StiaterS  *.u  ^>aag  unb  nahm  fogleid)  alS  Äarl  I! 
ben  Sitel  eineS  ÄönigS  von  ©roßbrrtannien  unb  Srlart:  :• 
Sie  fönigl.  Partei  in  3rlanb  ergriff  alSbalb  für  t| 
2ßaffen,  unterlag  jeboct),  unb  nicht  beffer  ging  eS  ben24r: 
ten,  v.;  welchen  fid)  Ä.  1650  begeben  hatte.   9?ad)  I 
©chlacht  bei  SBorcefter  mußte  Ä.  flüchtig  werben  Ml 
fam  nad)  Sranfreich,  von  wo  er  auf  Gromwell'S  JBriri^ ' 
entfernen  mußte  unb  fta)  nach  Äöln  begab.  9?acb  Gr 
well'S  2obe  Ut)xte  Ä.  naa>  Paris  jurücf.   3>er  Stau! 
von  «eAottlanb,  SJionf,  jog  enblid)  lf>60  mit  feinen  Ii 
pen  nach  Gnglanb  unb  berief  ein  neue?  Parlament,  t ;: •*. 
welches  Ä.  in  bie  ^önigL  9Jed>te  wieber  eingefe^t  nmrte.  & 
jog  tmSRai  inSonbon  ein,  eS  würbe  eine  allgemeine lnmt- 
fiie  mit  ÄuSnaljme  derjenigen  verfünbigt,  welche  W 
bcSurtheil  über  Ä.  I.  auSqefprochen  hatten,  unb  el  fi 
eine  SUerföhnunq  ber  ©cmüther  einjutreten,  alS  bie  f.--' 
Verlegenheiten,  in  welche  Ä.  burch  feine  SJerfdjwenbunirfr.i 
gcrieth,  bem  3J?iSvergnügen  neue  tfnbaltpunft«  aabert. 
nahm  einen  3ährg«balt  vom  franj.  Äönige  Subwig  Mv  ; 
unb  eS  büß  baher  in  Gnglanb,  er  fei  ber  8Jicetöiti;i  t'-' 
wig  XIV.   Gin  mit  4jollanb  1672  angefangener  Ärieg  r;  - 
eine  unglüefliche  SBcnbung  unb  enbete  1674  mit  einen: 
ehrenvollen  ^rieben.  Ä.  flanb  unter  ber  Leitung  eint 
franj.  ^ofe  ergebenen  ?KinijieriumS,  welches  er 
burch  baS  Parlament  genöthigt,  entlaffen  mußte. 
JBruber  3afob,  ^»er^og  von  ?)orf,  ber  Thronerbe,  | 
tholifcben  SSeligion  uberging,  fürchtete  baS  Bolf  I 
greiheit  ber  proteßanrifeben  Äirdje,  nahm  eS  jebod)  j 
heruhigcnbeS  Greigniß  auf,  baß  ber  Äönig  1677  feint  ?! 
mit  bem  proteftantifchen  prüfen  SBilljelm  von  Dranit 
mahlte.    Schon  im  folgenben  3ahre  würbe  aber  ein.'  ' 
fdjwörung  entbceft,  nach  welcher  Ä.  ermorbet,  fein 
3afob  auf  benSh^n  erhoben  unb  bie  fatholifd)eÄir*' 
geführt  werben  foüte,  worauf  mehre  Einrichtungen  er 
2)urd)  baS  Parlament  würbe  1679  bic  berühmte  .^al' ; 
GorpuSsBcte  (f.b.)  burd)gefe<}t.    Gine  neue  arvq.J- 
SSerfchwörung  hatte  bie  Stiftung  einer  Partei  bf*  ^ff' 
ber  Station  jur  SJolge,  welche  ber  SJolf Spartet  baS  (v 
wicht  holten  follte;  auS  bieten  beiben  Parteien,  ben  I 
ferS  unb  WborrcntS,  finb  bie  je^t  npcb  beftebenbrn  • 
unb  SorieS  entftanben.   £>tx  Äönig  jog  inbeß  turtfr 
SBiltfür,  burch  bie  ©ewaltmaßregeln,  burd»  weicht  <; 


Karl  XII. (König v. Sehwed. )  559   Karl  XBL (Könlgv.Schwed.) 


im  tönigl.  2Cnfeb>n  entgegenflebenben  Freiheiten  unb  JRechtc 
ifbob,  allgemeinen  Unwillen  auf  ficb  unb  ber  2fuSb«ch  ei» 
;r  Steoolution  würbe  nur  burcb  bif  <Srinne«ng  an  bie  fei: 
:r  JRegicrung  »orauSgegangenen  (2 Arteten  jurütfgebalten. 
nbejj  würbe  eine  Serfci)w6rung,  welche  gegen  fein  geben 
richtet  war,  entbeett,  m  welche  Wdnner  »öm  böcbften2irt> 
ben  tvrwiäeit  waren,  wclibe  ben  Hob  auf  bem  SBlutaierüfl 
Opfingen.  S.  regierte  ohne  Parlament,  unterbrudte  burcb, 
iraufamfeit  ben  SBiberjlanb  ber  biftb6flicben  &ircbc  in  Sdwtt« 
nb  unb  baue  fo  faß  abfolute  (Gewalt  f:\!>  v.i  eigen  gemacht, 
S  er  1685  plofclicb  ftarb.  Qt  empfing  auf  bem  Sterbebette 
e  caeramente  ber  tatbolifcben  A;irc!ic,  ber  er  alfo  wahr* 
jeintid)  fc^en  längere  3eit  betmlich  jugethan  gewefen  war. 
iein  SJrubcr  3afob  Ii.  würbe  Äönig  »on  ©rofjbritannien 
ib  Shrlanb. 

fiarl  XII.,  1607—1718  ÄiSnig  »on  Schweben,  war 
>82  ju  StorJ&olm  geboren,  ein  Sohn  Äarl  XI.  unb  hatte 
nc  ausgezeichnete  ßrjiebung  grnoffen,  aI5  er  nach  bem  Sfcbe 
ineö  öaterS,  erfl  15  3abre  alt,  »on  ben  fiweb.  Stdnben 
;r  groflidhria.  erflart  würbe  unb  bie  Regierung  antrat.  2>ie 
trtifcfyen  SDiacbte  SKufjlanb,  9)olen  unb  2)dnemarf  wollten 
(  Sugenb  bcS  fehweb.  ÄönigS  benufcen,  um  baö  Änfehen, 
elcbcS  Schweben  im  Horben  CruropaS  behauptete,  ju  »er» 
idnen,  unb  fcbloffen  baber  ein  Söünbuif?,  in  beffen  Solge 
r  norbifefie  .Krieg  ausbrach.  25  er  erjie  Angriff  gefebah  »on 
eiten  ©anemavlS  gegen  ben  £erjog  »on  .£>olftem;©ottorp, 
tlcher  mit  einer  Schweflet  Ä.'S  »ermdblt  war.  Ä.  begab 
i)  1700  feinem  Schwager  ju  Hülfe  mit  einer  gfotte,  welAe 
:d)  bou  einem  engl.^oüdnb.  ©efcbwabei  untajiuijt  würbe, 


3>dnemarf;  »or  feinet  überlegenen  9Jcact)t  jogen  ficb.  bie 
cn  jurücf,  unb  als  ftd)  Ä.  jur  »Belagerung  .Kopenhagens 
iefte,  fam  ber  griebc  ju  Stanbe,  burcp  welchen  ber 
t>g  von  £otftein;©ottorp  fein  ganzes  il;m  flreitig  gernad)» 
Infeben  juruefevbielt.  Huguft,  Äonig  von  9>olen  unb 
ürft  uon  Sacbfen,  belagerte  intefj  eHiga,  fowie  ?>eter  brt 
\t,  bei  £at  »on  Öiufjlanb,  9torwa  unb  bad  um  ben 


finnifien  SReerbufen  gelegene  $anb  bebwhte.  Ä.  wenbete 
ficb  jundcfcft  gegen  bie  SRuffen,  gri(f  mit  feinen  20,000  M. 
baS  tn  einem  »crföanjten  Sager  bei  9?arwa  ftefcente  50,000 
fSt.  fiarfe  raff.  Heer  an  unb  trug  ben  »olljrdnbigften  Sieg 
baöon,  beim  bie  ganje  feinblic&e  Xrmee  würbe  auSeinanber* 
gefprengt  unb  tarn  gr6fjtentheti$  um  ober  würbe  gefangen 
genommen.  Pachtern  über  bie  35üna  gefefet,  würben 
autfj  bie  ?)olen  beftegt.  ©er  junge  mutbige  Ä6nig  wieS  all« 
Unterbanblungen ,  ju  welchen  fiA  feine  Seinbe  bereit  erfldt» 
ten,  juruef,  »erfolgte  unb  beftegte  bie  9)olen  wteberbolt  unb 
batte  enblict)  17a3  ganj  f>olen  befe^t.  9tun  lieg  Ä.  buret) 
ben  Garbinal  $rima§  ben  polt».  Xbron  für  erlebigt  crfldren 
unb  Stanislaus  ücSjcjymSfi  jum  ÄiJnig  cnvdblen.  Sogar  bis 
nact)  Saibfen  würbe  ber  entthronte  Äinig  Äuguft  v>on  Ä. 
»erfolgt  unb  jener  fa$  fict)  genötbigt,  1706  im  grieben  ;u 
Ältranftibt  bie  hdrteften  öebingungen  cinjugeb,en.  ?>atful, 
ein  fiefianber,  welcher  bie  Stabinbung  ber  norb.  9??ätht£ 
gegen'Schweben  juStanbe  gebracht  hatte  unb  ficf)  in  £reS* 
ben  als  ruff.  @efanbtet  hefanb,  mußte  9t.  ausgeliefert  wer« 
ben  unb  würbe  »on  tiefem  gum  Sobe  burü)  bai  Stab  »et* 
uttbeilt.  Ä.  flanb  jefet  auf  bem  ©ipfel  feiner  3Racbt;  ntyt 
nur  burcr)  feine  Äut;n|cit  unb  feine  Siege  harte  er  fiel)  bre 
Ächtung  feiner  äeitgenoffen  erworben,  fonbern  auch  burcr) 
bie  ftrenge  SHannfyucht,  welche  et  in  feinem  £>eere  hielt;  unb 
burcr)  feine  eigne  SRdgigung.  3m  2ager  »on  Ältranftdbt  wurbt 
er  »on  mehren  durften  perfonlicr)  unb  »on  anbern  burcr)  ihre 
©rfanbten  begtufjt  unb  auf  fein  SJcrwenben  »erfpract)  bei 
Äaifcr,  ba^  ben  ^)roteftanten  in  Sd)Ieften  »oüfidnbige  ©e« 
wiffenSfreibeit  jugeftanben  fein  foUe.  3m  »pfr^ft  1707  »ex> 
lief  iv.  Sachfen  unb  jog  gegen  feinen  noer)  übrigen  ©rgner, 
ben  Sar  %>ettx.  Qt  wollte  mit  feinet  Hauptmacht  grabeju 
gegen  SRoSfau  »orruefen,  ald  er  fia)  heiSmolenSf  »on  bem 
SCofacfen^etman  SJraseppa  (f.  b.)  beflimmen  lieg,  nact)  ber 
Urratne  ;u  geben,  wo  tbm  nach  beffen  SSerfprccrjen  bie  £o> 
faefen  al3  Üerbunbete  gufaden  follten.  heftige  Ädlte,  be« 
ftdnbige  Angriffe,  ÜJeangel  an  Lebensmitteln  fcpwdchten  fein 
^eer,  bie  burd)  «ff.  Strenge  eingefct)üct)terten  Äofacfen  let= 
rieten  bem  .Könige  nicht  ben  erwarteten  Seiftanb,  unb  ein 
»om  ©eneral  2ewenhaupt  au5  2iefTanb  fjerbeigefuhrteS  >^Ufli 
teer  langte  in  einem  traurigen  Buftanbe  an.  Sic  lerne  Hof* 
nung  beruhte  auf  ber  Eroberung  beS  mit  SScrrdthcn  reich 
auögeftatteten  ^ultawa,  al«  f)eter  ber  ©rofje  mit  einem 
70,000  9R.  fiarfen  $ecrt  ftd)  bem  fAweb.  Äönige  in  ben 
5SJeg  ftellte.  Ä.  felbft  war  bei  einer  SJecognoScirang  am 
SAenfel  »erwunbet  worben  unb  fonnte  bähet  bei  ber  nun 
erfolgtnben  Scf)la<f>t  fetn?)ferb  befleigen,  fonbern  mußte  fieb 
in  baö  treffen  in  einer  Sanfte  tragen  laffen.  3n  ber  SAlacbt 
bei  $ultawa  1709  würben  bie  Schweben  »6Hig  gefdjfagen; 
iL  felbft  entfloh,  mit  SRajeppa  unb  einer  geringen  S3ebecfung 
unter  t>arten  9J?uhfeligf eiten  auf  turf.  ©ebiet,  wo  er  inSBen; 
ber  ehrenwolle  Äufnapme  fanb.  9?un  erhoben  ftd)  fdmmti 
liAe  geinbe  Ä.'S  »on  9teuem.  25  er  Jturfiurft  2£uguft  wibeti 
rief  ben  Rrieben  »on  Xltranftdbt,  griebri6  IV.,  Äönig  »on 
Sdncmarf ,  lanbete  in  Sc&onen  auf  fa)web.  ©ebiet  unb  9>e» 
tet  brang  m  Weflanb  ein.  SBd^ienb  bie  Sdjweben  fld)  fo 
auf  a«  mf glith  gegen  bie  weit  überlegenen  jeinbe  hielten, 
fachte  Ä.  »on  Center  auS  bie  Sutten  gum  Kriege  mit  9?u&« 
lanb  aufzuregen,  rcelcfaeS  ihm  auch  gelang,  unb  $eter  befanb 
flef)  1711  m  bet  oeTjweifeltften  8age,  als  ibn  bie  l(ufopfe= 
nrag  unb  Alugbeit  feinet  ©enahlin  JCathariaa  rettet»  Sie 


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KarlXII.fKönlffv.ScIiwed.)   MO   Karl  XIV.  (liöni*  \.§chwed.) 


bewog  bie  Stoffen  jum  Serben,  in  welc&em  auf  £.  gar 
feine  JRücffidjt  genommen  war.  93alb  gelang  ti  nun  auch 
ben  Stoffen,  ben  fdjweb.  Äönig  bei  ber  Pforte  anjufdjwar* 
jen,  als  ob  er  femblidje  Abfitbten  gegen  biefe(be  hege,  unb 
tahcr  rourbe  bem  ^Befehlshaber  von  öenber  bei  Auftrag  er: 
tbeilt,  ihn  jur  Äbreifc  ju  n6tfcigen  unb  roenn  er  fidj  roei- 
gere,  ihn  gefangen  ju  nehmen.  St.  hatte  nocb  ungefdfjr  300 
SR.  um  fid)  unb  beftbloß,  fid;  mit  tiefen  in  feinem  Aufent= 
baltSorte  JUarnifca  bei  SJenber  gegen  bie  Surfen  ju  vertbei= 
bigen.  9Rit  verjweifeltem  #elbenmutbe  fdmpfte  bie  fleine 
©cbar  gegen  ein  $eer  wn  Surfen;  enblid;  geriet^ 
£au8  inSJranb,  er  wollte  fid;  t)erauSftürjen,  verwicfelte  ftctj 
aber  in  feine  ©poren,  fiel  unb  würbe  von  ben  Surfen  ge* 
fangen  genommen.  2)ie  Äleiber  roaren  ihm  mit  iBlut  ge= 
trdnft  unb  bie  Augenwimpern  vom  Pulver  verbrannt.  @r 
würbe  nun  von  ben  Surfen  nach  2>emotifa  bei  Abriaihopel 
gebraut,  SDlit  ßefcti  unb  todjreiben  befcbufttgt,  brachte  er 
hier  jwei  SRonate  imJBette  ju,  intern  er  [ich  für  franf  au*; 
gab,  unb  nacktem  er  entlich  jete  Hoffnung  auf  Unterftüfeung 
von  Seiten  ber  Pforte  aufgegeben  hatte,  begab  er  [ich,  nur 
oon  jwei  SDffijieren  begleitet,  auf  bie  $eimrrife.  Sag  unb 
SRacbt  ritt  er  ungefannt  tureb  Ungarn  unb  ©eutfcplanb, 
muftte  noch  einen  feiner  ^Begleiter,  ber  ihm  nicht  ju  folgen 
vermochte,  unterwegs  jurücflaffen  unb  fam  entlieh  im-9(0V. 

1714  beS  öcaebts  vor  ©tralfunb  an,  wo  man  faum  feinen 
Augen  traute.  SDfit  uubefdjreiblidjem  Subel  würbe  St.  von 
feinen  Untertanen  begrüßt;  aber  halb  nad)  feiner  Anfunft 
würbe  ©tralfunb  von  ben  äierbünbeten  belagert  unb  mußte 

1715  ubergeben  werben.  Ä.  ging  nun  nach  ?unb  in  5cbo= 
nen,  griff  baS  ju  Ddnemarf  gehörige  Norwegen  an  unb 
ging  mit  bem  ©ebanfen  um,  nach  ©efriebigung  JHußlanbS, 
mit  welchem  Unterbanblunjjen  angefnüpft  worben  waren,  fid) 
Norwegens  unb  nachher  edjottlanbS,  weit  ber  engl.  Äönig 
©eorg  1.  fidj  gegen  Ä.  erftart  hatte ,  ju  bemächtigen.  St. 
war  mit  ber  Belagerung  voji  grietricbSbaU"  befdjäfiigr,  unb 
als  er  im  Saufgraben,  auf  bie  SBruftwebr  gelehnt,  auf  bie 
Arbeiten  fjerunterblicfte,  traf  i&n  eine  glintenfugel ,  weldje 
ihm  tureb  beibe  Schläfe  ging.  AIS  man  ben  Ä&ntg  in  ber: 
felben  Stellung  tobt  fanb,  hielt  feine  £anb  ben  ©riff  beS 
25egenS  frampfbaft  umfaßt.  66  ift  fer>r  wabrfdjeinlid),  baß 
bte  Äugel  nidjt  von  ben  geinten,  fonbern  von  einem  3R6r* 
ber  im  fd)web.  ^eere  gefommen  ift.  Ä.  XII.  war  gang  jum 
jtrieger  gefdbaffen,  er  haßte  Hütt,  waS  baS  Sehen  verweidjs 
lid)t.  Sn  frubefter  Sugenb  fdwn  liebte  er  bie  3agb,  befotu 
berS  bie  JBdienjagb  unb  anbere  anftrengenbe  SetbeSbeweguns 
gen.  ©pdter,  auf  feinen  geistigen,  lebte  er  wie*  ber  aes 
ringfte  feiner  JCrieger.  ©eine  Aleibung  war  ein  einfacher 
grobtud)ener  blauer  9iorf  mit  f upfernen  Änäpfen ,  baju  fatte 
et  ftetS  große  Steiterfiicfetn  unb  iReiterbanbfdjube  an.  Auf 
feinen  Sifd;  fam  fein  SBein,  6fterS  genoß  er  nidbtS  als  gro* 
beS  ©rob  unb  Sßafjer,  unb  im  Sager  hüllte  er  ft<$  in  fei* 
nen  SÄantel  unb  fdjlief  wie  feine  Ärieger  auf  bloßer  Crbe. 
©ein  (Sbarafter  war  von  eiferner  geftigfeit,  bafoet  er  fid) 
im  Unglücf  ebenfo  wenig  nieterbeugen  ließ,  alS  er  im  ©lücf 
iibermütbig  würbe.  23  od)  artete  fein  ÜRutb  juweilen  in  Soll» 
fiujnbeit  au6,  unb  in  ber  Verfolgung  feiner  ?>Idne  ging  et 
Au  weit,  weil  feine  ^Idne  felbft  über  ba£  ©ebiet  beS  9)?6gj 
liehen  bitiau3fd)weiften.  gowie  ©d>n>eben  unter  i^m  fei» 
nen  hitbften  ©lanjpunft  erreicht  hatte,  fo  fanf  et  auch 
naü)  feinem  Sobe  immer  me^r  jur  pvlitifd)en  ©etcu; 


tungSloftgfett  herab.    Auf  bem  fdjmeb.  Sbrone  folgte  1 
feine  an  8riebrid>,  ben  CTbprinjen  von  «Reffen,  verberrs:;- 
©cbwefter  Ulrife  Eleonore.    Sioltaire  bat  St.  Xli  ©efebid 
fcfaön,  wenn  aud)  nitbt  mit  hiftorifd;er  ©trenge,  ^efdjrittr. 

finrl  XIV.  Johann,  feit  1818  regierenber  Jtönig  m 
©chweten  unb  Norwegen,  heißt  eigentlich  3ean  JBac: 
3 ul iuö  JSernatot te  unb  i(l,  geb.  am  26.  3«n.  1764,  tc 
©or>n  einet  Sted^tSgelc^rten  ju  ^ou  im  franj.  Departar 
9cieberpprenäen.  AuS  Neigung  beflimmte  er  fld>  1780  für  bc 
5>fititairfianb,  fam  wdbrenb  bei  norbamerif.  Ärieg*  üi  tn§i 
©efangenfebaft,  würbe  jebod)  balb  wieber  ausgeliefert  mi 
war  bei  Seginn  ber  franj.  Sieoolution  nod>  ©ergeant  fiii 
rent  beS  nun  folgenben  &evo(ution$friegS  flieg  er  ai\:  : . 
ju  bebeuttnben  ©teilen  in  ber  Armee.    6r  war  1794  n 


ber  Schladt  bei  gleuruS  2>ivifionSgeneral,  fam  im  v 
ben  Saljrc  in  berfelben  ©genfebaft  jur  SKbeinarmee  Knl 
namentiid)  jum  SVbeinübergange  bei  9teuwieb  bei,  ton 
birte  1796  eine  Divifion  unter  ber  {Kbeinarmee  3ou 
unb  empfahl  fid;  im  näclftcn  ^ahre  Napoleon,  unta 
diem  er  in  "ualien  bientc.    Qx  überbrachte  in  helfen 
trag  bie  bei  Tivoli  eroberten  gähnen  nadj  sPariä.  IM 
rectorium  wollte  il;m  ben  Auftrag  geben,  baS  empörte 
feilte  jur  JKube  ju  jwingen,  bod>  lehnte  ei  benfelben  ab 
fehrtc  nad)  Stallen  juru<f.    SRaebbem  1707  ber  $ri<c< 
(Sampo  Sormio  gefobloffen  worben  war,  vermäblte  rr^ 
baS  3ar)r  barauf  mit  (jugenie  flScrnharbinc  £efiree,  % 
ter  beS  Kaufmanns  ©an;  in  OBarfeille  unb  ©a>weffe: 
©emablin  Sofep^  S5onaparte'S,  unb  fam  alS  franj. 
ter  nad;  SBien.   K£in  ^öbelauflauf,  welcher  bura) 
franj.  ©efanbtfcbaftSbaufe  aufgeflecfte  breifarbige  Jabfle 
anlaßt  würbe,  bewog  ihn,  Sien  ju  verlaffen  unb 
Siaftabt,  bann  nacb  »Paris  ju  geben.    S3et  SSiebcns 
beS  jtriegeS  1799  war  er  anfangs  mit  bem  GbtA 
bie  iDbfervationSarmee  beauftragt,  würbe  jebod;,  al* 
reicher  unb  SJuffen  in  J)eutfd;lanb  unb  Stab 


Karl  XIV.  (König   Schwert)  5 

15  JtriegSminifler  na*  ^Jariä  gerufen.  BIS  man  ibm  fAon 
:a*  brei  SWonaten  btefeS  Zmt  wieber  abnahm ,  ging  er  ntcf)t 
ur  3rmee  jurücf ,  fonbern  ncifim  bcti  'Äbfdjicb  unb  lebte  auf 
cm  ganbe.  9?a*  9lapole»n'S  Erhebung  jum  erflen  ßonful 
on  biefem  in  ben  ©taatöratb  jurücfbcrufen,  fonnte  er  mit 
cmfelben  ni*t  übereinftimmen,  unb  bie  bur*  3ofepb  S3o: 
laparte  bewirfte  XuSföbnung  mar  nur  f*einbar.  SEJerna» 
otte  erhielt  nun  ben  jDberbefebl  über  bie  S5$e(iarme«  fitgtn 
ie  aberma(9  im  2fufjlanbe  begriffene  SJcnbc'e.  £>ur*  SÖtilbe 
inb  3Renf*li*feit  wirfte  er  verföljnenb  unb  berubigenb. 
Scbon  mar  er  jum  franj.  ©efanbten  na*  9lorbamerifa  be> 
limmt,  alS  bur*  ben  2Bicberau$bru*  beS  ÄricgeS  mitdngs 
unb  feine  Äbreife  verbinbert  »urbf.  9la*brm  Jöernabotte 
.804  an  SRortier'S  ©teile  na*  £ano»er  gef*icft  worben 
rar  unb  er  ft*  hier  bur*  fein  bumancS  JBenebmen  aUge» 
neine  Siebe  erworben  battt,  ertbeilte  tom  9fapoleon  1805 
m3  ©roßfreu}  ber  CrbKnlegton  unb  ernannte  ifjn  jum  ÜKar* 
*all  von  granfrei*.  SJon  £ano»er  auS  führte  JSernabotte 
in  franj.  £>ecr  bei  BuSbru*  beS  ÄriegeS  gegen  Sbfhei* 
>en  £)frrei*em  in  ben  iRücfen  unb  jei*nete  ft*in  ber 
5*la*t  bei  flufttrliö  auf  baS  t>ortt)ciI^«ftefie  auS,  worauf 
rr  1806  ben  3itel  eines  Surften  »on  $onte  ßorvo  erhielt. 
5u*  an  bem  (Erfolge  ber  Schlachten  bei  3«na  unb  fluerftäbt 
»arte  93ernabotte  wefentli*en  Xntbeil  unb  er  mar  eS,  ber 
)cn  ©eneral  83lü*er  na*  Bübecf  »erfolgte  unb  ihn  jur  6a: 
5itutation  »wang.  Segen  eine  Äbtbetlung  ©*roeben,  welche 
it  granjofen  ju  ©efangenen  ma*ten,  benahm  er  ft*  mit 
rroger  2Renf*enfreunbii*feit.  9?a*bem  er  fi*  hierauf  na* 
Preußen  gewenbet,  lieferte  er  1807  ben  Sfujfen  bie  ©*la*t 
><i  ÜRobrungen,  bur*  wcl*e  biefelben  von  einem  Überfall 
hc  franj.  £auptarmee  abgehalten  mürben.  23ei  ©sangen 
vurbe  er  tnbeß  »erwunbet  unb  jurücfjugeben  gezwungen. 
£a3  in  ©cutfdjlanb  jurücfbleibenbe  $eer  würbe  nun  feinem 
Oberbefehle  übergeben  unb  1809  erhielt  er  ben  SJefebl,  mit 
na  SaAfen  ju  ber  franj.  $auptarmee  in  jbftreiA  ju  flößen. 
b  fo*t  in  ber  ©*ta*t  bei  Söagram  mit,  eroberte  baS  £>orr 
irtb  behauptete  eS  jwei  ©tunben  lang.  25a  foberte  er  oon 
Mn  ©eneral  £>upaS  Unterjtüfeung,  erhielt  aber  jur  UnU 
»ort,  baß  benfelben  b^bere  fBefeble  abhielten,  ihm  JBeijtanb 
iu  leijien.  9ta*bem  fi*  IBernabotte  nun  auS  Bagram  jus 
üefgejogen  hatte  unb  bie  ©*Ia*t  beenbet  war,  bef* werte 
I  fi*  bei  9tapoleon  über  ben  ©eneral  25upaS.  Siefer  aber 
»urbe  »on  bem  Jtaifer  entf*ulbigt  unb  SBemabotte  »cruncinigte 
tarüber  fo  mit  Napoleon,  baß  er  feine  JBefeblSbaberftellc 
ueberlegte  unb  bie  Xrmet  oerließ.  91  un  lebte  er  ju  9>ariS, 
uurbe  |ebo*  »on  bem  Ariegöminiflerium  an  bie  ©pifce  ber 
Jruppen  gefleüt,  wel*e  ben  (fnglänbern  entgegengeben  foü» 
ttn ,  bie  auf  SSal*eren  gelanbet  waren.  er  war  in  ben 
•Prioatflanb  jurücfgefebrt,  als  er  1810  bie  9ia*ri*t  erhielt, 
faß  man  bamit  umgebe,  ibn  jum  Jtronprinien  »on  ©*weben 
)\i  erwählen.  Die  bei  ibm  erf*einenben  f*web.  ©efanbten 
ivieS  Ccrnabotte  an  Napoleon,  wel*er  bie  2üabl  auf  ben 
Wntj  »on  Ddncmarf  ju  lenfen  gemünf*t  hatte,  aber  ben 
:  ten  erwiberte,  baß  er  ber  (Erhebung  beS  $rinjen  »on 
Tonte  Soroo  jum  Äronprinjen  »on  ©*weben  ni*t  entge* 
m  fein  wolle.  Zm  18.  2Tug.  1810  f*lug  wirfli*  ber 
lAmeb.  Äönig  Äarl  XIII.  ben  Stauben  beS  Jtonigrei*S  S3cr> 
•  rotte  jum  Äronprinjen  unb  einftigem  Ä6nige  »or,  unb 
ein  von  ben  ©tanben  nicbergefejjter  'ÄuSfcb uß  wählte  ihn  am 

BlU«;CcilS.i£(f.  II. 


I  Karl  XIV.  ( König: v.  Schwert.) 

21.  2fug.  fall  einff immig  mit  ber  Sebingung,  baß  er  )ur 
etangelif*  •  lu*erif*en  weligion  übertrete.  Äarl  XIII.  ma*te 
bie  2ßaht  am  26.  ©ept.  1810  ber  S?ei*§»erfammlung  ju 
fcrebro  befannt,  na*bem  S3ernabotte  »orber  jum  Siitter  beS 
©erapbinenorbenS  erhoben  werben  war.  Der  nunmehrige 
Äronprinj  »on  ©*weben  würbe  juglei*  9?ei*Sgeneraliffij 
muS.  dx  legte  am  19.  £)ct.  1810  ju  £cift'ngör  im  ^attfe 
beS  f*web.  GonfulS  baS  ©laubenSbefenntniß  ber  e»angeli|*> 
lutherif*en  Jtir*e  ab,  (anbete  am  20.  ju  $elfmgborg  unb 
würbe  am  31.  JDet.  ber  9?ei*S»erfammlung  »orge|teüt.  fytu 
auf  warb  er  bur*  eine  Acte  »om  5.  910».  1810  von 
Aarl  XIII.  aboptirt,  nahm  bie  9tamen  £ar(  3»bann  an, 
leiflcte  »or  bem  Ztjxont  ben  Qib  als  Jlronprinj  unb  Xt)ton> 
folger  unb  empfing  enbli*  bie  gpulbigungen  ber  ©täube. 
3n  golge  feines  etttfluffeS  erflArte  ©*weben  am  17.  9Io». 

1810  an  Sngtanb  ben  Ärieg,  alS  £.  jebo*  am  17.  fftärj 

1811  für  feinen  franfen  Hbopti»»ater  bie  {Regierung  unter 
einigen  Ginf*ränfungen  übernommen  hatte  unb  9?apoleon 
2000  ÜJ?.  f*web.  2»atrefen  für  bie  franj.  fflotte  in  JBrefl 
»erlangte,  »erweigerte  er  biefe.  2>a  ©Aweben  au*  baS 
Sontinentalfpffem  ni*t  mit  ber  Strenge  hanbbabte,  we(*e 
9lapoIeon  »erjangte,  fo  befe^te  berfelbe  ©*webif*^ommern. 
Jlarl  XIII.  übernahm  am  7.  3an.  1812  bie  Regierung  wie- 
ber unb  ber  Jtronprinj  erfi artete  nun  einen  merfwurbigen 
Jßeri*t  über  ben  3«ftanb  beS  Äönigrei*8,  in  beffen  golge 
am  29.  3ul.  1811  aOcn  Nationen  bie  fAweb.  Reifen  wie» 
ber  eröffnet,  alfo  baS  (Sontinentalfpflem  völlig  aufgehoben 
würbe.  Gin  »on  Jranfrei*  angetragenes  JBunbniß  gegen 
Stußlanb  würbe  auSgef*lagen  unb  bagegen  ein  geheimer  85er» 
trag  mit.  Kußlanb  gtgen  granfrei*  eingegangen.  Der  Ärom 
prinj  felbfl  batte  eine  äufammenfunft  mit  bem  ruff.  Jtaifer 
Xleranber.  9ta*bem  au*  mit  (Snglanb  ber  griebe  formli* 
abgef*lojfen  mar,  erflärte  enbli*  tm  3ul.  1813  ©*weben 
an  granfrei*  ben  Ärieg.  äuglei*  traf  Jt.  im  #auptquar» 
tiere  ber  »erbünbeten  9Ronar*en,  beS  ruff.  ÄaiferS  unb  beS 
ÄönigS  »on  Greußen  ju  5Era*enberg  in  ©*leficn  ein.  it.  über« 
nabm  ben  SBefebl  über  bie  9eorbarmee,  war  jebo*  fortwib» 
renb  bemübt,  eine  Sermittelung  unter  ben  jheitenben  üRäeb* 
ten  b«tbeijufül)rcn.  &  f*rieb  beSbalb  ju  wieberbolten  9Ra> 
(en  an  Napoleon,  unb  fpäter  war  er  au*  gegen  ben  Uber* 
gang  ber  Süerbünbeten  über  ben  8?bein.  SRit  feiner  Ärtme 
beftegte  St.  bie  granjofen  in  ben  ©*la*ten  bei  ©roßbetren 
unb  bei  Dennewife,  unb  rüdte  bann  gegen  Seipjig  vor,  wo> 
bur*  er  jur  6ntf*eibung  ber  leipziger  ©*ia*t  wefentli* 
beitrug.  9?a*  berfelben  richtete  ft*  St.  na*  ÜWecflenburg 
gegen  bie  vereinigte  franj. » binif*e  Ärmee,  trennte  biefelbe, 
ließ  ein  93locfabecorpS  vor  Hamburg,  in  baS  ft*  Davoufl 
mit  ben  granjofen  geworfen  unb  nötbigte  ben  Ä6nig  von 
Dättemarf  1814  jum  grieben  von  Jtiel,  in  wel*em  9tor< 
wegen  an  ©Aweben  abgetreten  würbe.  3«(}t  jog  St.  mit 
bem  größten  $b«Ie  feines  Sbttxi  bur*  .§ano»er  gegen  bie 
franj.  ©renje,  rücfte  aber  fo  langtara  »orwdrtS,  baß  bie 
SBerbünbeten  fAon  in  9>ari$  «ingerüeft  waren,  ebe  St.  ben 
jtriegSf*aupla(j  errei*t  hatte.  9la*bem  Äarl  XIII.  am  5. 
gebr.  1818  gefiofben  war,  befKeg  St  ben  Sbron  unb  ijl 
feitbem  unabtäffig  bemübt  gewefen,  baS  ©lüd  feines  neuen 
ÜBaterlanbeS  ju  förbem  unb  bie  Siebe  feiner  Untertbanen 
ju  gewinnen.  2lrmee  unb  glotte  finb  »on  ibm  auf  einen 
boh.cn  ©tanbpunft  gebra*t  unb  bie  jßilbungSi  unb  Un> 


terric&tSanffalten  ©cbwtben«  ftnb  »erraefcrt  unb  »erbeffert 
worben.  gottwdbtenb  ift  St.  mit  bet  iabfcbaffung  veralteter 
«KtSbrduc&e  befcbdftigt  geroefen,  r)at  ab«  babet  rmtt  weifen 
«JRdfiigfeit  fietd  ©er>öv  gegeben.  Kübt  wenig  baben  jut  £h= 
bung  ber  Betriebfamfeit  Im  8onbe  bie  unter  Si.  »ottenbeten 
Jtanalbauten  (t>g(.  ©fttbafanal)  beigetragen;  auch  wutbe 
»on  ihm  bie  ßcnttalfefhmg  SEBand«  bei  bem  SBctterfee  be» 
grünbet  Kacbbem  Jt.'S  ©emah/lin  1811  auf  furje  3eit  na  er) 
vStocf holm  gefommen  war,  ging  biefcibe  natb  «Pari«  unb 
lebte  &ter  unter  bem  Kamen  einet  ©tdfm  »on  ©otblanb  bi« 
1829,  wo  fie  *u  ibrera  ©cmabl  juriieffebrte  unb  oi§  Ä6» 
nigin  gefront  würbe.  JC.'S  ©obn,  je|t  jtronprin)  von  ©cbwe» 
ben  unb  Korwegen,  Sofepl)  granj  £>6fat,  geb.  1799,  er» 
bjelt  natb  feine«  Bater«  Hboption  ben  Eitel  eine«  ^>erjog« 
»on  ©ubermanlanb.  &  MÜbnete  fid)  iuetjt  bei  ©elegenbeit 
be«  gelbjug«  gegen  ben  bdn.  «ptinjtn  (Sbtiftian  gritbrieb  au«, 
»reichen  bie  Kc-nregcr  1814  jum  .Röntge  ernannt  batten. 
(St  ijl  ©tofjabmital  unb  ©rojjmtiflet  ber  'Ärtilletie  unb  würbe 
1818  butcb  bie  febweb.  Kticbö|tdnbe  unb  ba«  norweg.  ©tot> 
tbing  tut  Ausübung  ber  finigl.  ©e»»alt  ermdc&tigt,  fobalb 
ber  Äonig  turdi  Hbwcfenbeit  ober  Jtranfbeit  an  ber  .»Hegte» 
rung  gebmbert  wdre,  weidjer  gaü"  1831  eintrat.  ©eit  1823 
ijl  berfelbe  mit  3ofepbine,  sptin;tffm  von  geuebtenbetg, ,  »er» 
mdblt  unb  bat  meine  €6bne. 

fiarl  ((Smanuel)  Ulbert,  feit  l&3t  rrgterenbet  Äc% 
mg  von  ©arbimen,  wutbe  am  2.  JDct.  1798  geboren.  «Kit 
ü)m  fam,  nac&bem  bie  $auptlinie  beö  farbin.  Jöaufe«  mit 
bem  JtAnige  Aar!  geiit  au«gefiotben  war,  bie  Nebenlinie 
®a»o»enj(F.arignan  auf  ben  2b!  ton.  SMefelbe  würbe  1656 
»on  bem  «prinjen  2boma«  gtanj  gefüftet  unb  batte  anfebn* 
liebe  Beft'&ungen  in  gtanfreict),  welche  Äatl  (Smanuel,  ber 
Batet  beS  jefet  regietenben  Äönig«,  in  ber  franj.  Revolution 
babuttb  ficb  etbielt,  b<rf  er  ba«  franj.  Butgertecbt  annabm. 
ZU  1800  Äatl  (Smanuel  (wtb,  folgte  üjm  fein  ©obn  Äatt 
Ulbert  in  ben  piemontef.  unb  franj.  Bedungen  unter  Bor» 
munbfebaft  feiner  «JKuttet,  weltbe  ficb  &um  jweiten  «Kaie 
mit  bem  gutften  »on  «Kontleart  »ermd&lte.  25a  ftd)  bie 
«prinjeffin  bduftg  in  EreSben  aufbielt,  fo  etbielt  ber  «prina 
bier  jum  2beil  feine  (Srjie&ung,  auf  welc&e  groie  ©orgfalt 
»etwenbet  wutbe.  «Racbbera  fub  St.  1817  mtt  ÜRarie  Sb.e* 
reff ,  einer  Socbter  beä  ©rpfjber,jog§  $erbtnanb  v on  2o6cana 
termdblt  b.atte,  lebte  er  auf  feinen  ©tammgötern  tn  Via 
mont,  o^ne  an  ben  ©taatögefcbdften  be«  ÄOnigreicb*  ©at» 
binien  2beil  ju  nehmen.  3m  Sabre  1821  btacb  bie  *ie« 
mont.  Weoolution  (f.  ©atbinien)  au«,  butcb  weltbe  ber 
bamal«  ttgietenbe  Ädnig  Bittot  (Smanuel  genotbigt  wutbe, 
am  13.  ÜRdrj  bie  Stegietung  nitbetjulegen.  (St  ernannte  gu 
feinem  ÜHacbfolger  feinen  ©ruber  Jtatt  gelir,  unb  wdbrenb 
biefet  abwefenb  war,  »um  Kegenten  ben  «ptinjen  Jt.  Ulbert, 
tiefer  war  von  ben  Urhebern  be«  VufftanbeS  ftbon  oot  befj 
fen  Äuöbfucb  »>on  ibTen  30>fTcbten  in  Äenntnig  aefeftt  wor* 
ben,  nab.m  nun  al«  SJegent  bie  ftxm.  öonftitution  an 
unb  fefete  eine  Sunta  ein.  ftarl  gel»  erfldrte  jeboeb  von 
SHobena  au3  alle  feit  feine«  JBtubert  Äbbanfung  aetroffe» 
neu  einriebtungen  füt  ungültig,  jugleitb  ruefte  ein  6ftr.  ^eet 
gegen  »Diemont  »or  unb  Ä.  Xtbert  fab  ftcb  geneigt,  2urin 
betmltcb  xu  oetlaffen  unb  ber  Kegentfrbaft  ju  entfagen.  Bon 
betbtn  Seiten  wutbe  nun  btt  «ptint.  angeflagt;  wdftrenb  bie 
tewolutionnaire  «Partei  feinem  unftebetn  ifeenebmen  ba«  SKiö* 


fingen  be«  Unternebmen«  juftbrieb,  würbe  ifon  *m  $kr. 
ber  3nttitt  am    c\c  unterfagt.  «Jtaebbem  fio>  bei  fmns 
nige  3eit  ju  glotenj  aufgebalten  botte,  ging  et  ndflfrd. 
tetcb,  matbte  1823  im  be«  «^etjogS  »on  Zog® 

lerne  ben  gelbjug  natb  Spanien  mit  unb  jeicbneU  ^  M 
mehren  ©elegenbeitcn,  naraentlicb  vor  Gabij,  «ut.  9tao)  ü 
ner  1824  erfolgten  Kucffe^t  batten  fitb  bte  frubeni  9ltitc. 
»et^dltnijfe  mit  bem  turiner  J>ofe  auSgeglicben,  1829  er= 
^ielt  er  bie  (Stnennung  gum  Bicef6nig  bet  3nfel  Sart-inien 
unb  nabm  nun  feinen  SBobnruj  §u  ßagliari.  Die 
ber  fran*.  3ulitet>olution  matbten  fttb  aueb  in  ©aoo^en  futU 
bar,  boeb  gelang  e$  bem  s/>rinjen/  butrb  feine  »erfinliifte  6k> 
genwatt  bte  ©emutfyer  ju  beru^tgen.    (Sbenfo  wenig  grto 
flen  bie  «Pldne  einer  Betfcbw6rung ,  welo)e  balb  naö>  \aa 
im  Tivt.  1831  erfolgten  2btonbe(teigung  fid>  eetbteiteu  s& 
bie  ben  3»vecf  gehabt  haben  foO,  ben  <&etjog  oon  WtttrA 
einen  ©cbwiegetfobn  be«  terflorbenen  Jl6nig3  Bieter  Cr: 
nuel,  auf  ben  Sfron  ju  feben.    Ä.  Ulbert  wutbe  wo  ta 
SWebtxabl  bet  JBeuilferung  mit  gteuben  als  ÄJnig  enrtfa 
gen,  tnbem  man  gtoge  Hoffnungen  auf  Betbeffenmsen  c 
feine  «perfon  fnupfte,  welche  er  jum  Sfreil  auo>  aU%: 
reebtfertigte.  6«  wutben  ebenfo  weife  aW  teitgemdle  8ei> 
dnbetungen  in  bet  Kec^tööflege  torgenommen.  SDi* 
wenbung  bet  EobtSjhafe  wutbe  befcbtdnft,  bie  bi*ttr  vi 
{(blieben  qualvollen  .»3inriebrung5arten  würben  abgrl&r 
{Rftbt^jlreitigfetten,  beten  Cntfcbtibung  bi«ber  bem  SM? 
©otbet»alten  gewefen  war,  wutben  ben  ©ebirben  äbetwi^r: 
unb  bie  ßbelleute  unb  «prieflet  blieben  nio^t  länger  wa  fo 
3oDabgaben  befreit.  2>a«  .»beer  etbielt  eine  neue  ©ejlatoct 
mebte  al«  unfteillnnig  befannte  «JKinifler  würben  tt6w 
unb  in  ber  ©taat«»erroaltung  wutben  (Srfparnijft  br,*tf 
Obfebon  nun  bie  »Bünfcbe  einer  großen  Xnjabl  fnbtn.  & 
tertt)an«n  natb  einer  auf  Bolf6oertretung  gegrünetten  5s" 
faffung  feine  Erfüllung  fanben,  fo  ^CRWW  boa>  im  8<t 
)en  eine  foltbe  3ufrieben|>eit  mit  ber  beftefrenben  Segjfrrri 
baß  eine  Unternehmung,  wie  tie  im  gebr.  1834  Wtfiifc 
burefe.  welche  bie  Grriebtung  einer  Kepublif  »eabfta)tijt  »arte., 
feine  Beforbetung  finten  fonnte,  unb  autb  bie  183*«'' 
ber  3nfe(  ©arbinien  au^gebroebenen  Unruben  baben  ni^i  ht 
beabfiebtigten  golgen  gebabt,  obfebon  biefelben  bejeugen,  wli' 
ftete  SBaribfamfeit  unb  Borftcbt  bet  Ä6nig  n6n)ig  bat-  A 
Älbert  bat  fio>  binfirbtlicb  feiner  bofitift^en  eteöiraa  offl 
an  jbfrmcb,  angefcbbffen;  et  bot  gegen  bie  Befefcung  %fr» 
butcb  bie  granjofen  btotejürt  unb  bie  neue  2bnmfcic< « 
©sanien  nicht  anerfannt.  (Bgl.  ©arbinten.) 

ftarl  (8ub»ia),  rtgierenber  4>er»og  eon  fticta, 
am  22.  Dec.  1799  ju  SKabrib  geboten  unb  ijl  ber  €efc 
be*  1803  ge|totbenen  Äinig*  8ubwig  »on  |>tmirien  tr' 
ber  1824  geworbenen  3nfantin  SRarie  Euife,  anet  Äo*" 
be«  Äinig«  Äatl  IV.  »on  ©panien.  J>er  jürtgern  ober  fi^ 
ginie  be«  Äaufe«  Bourbon  (f.  b.)  ongeb6tenb,  wsj° 
©tojjoatet  gttbtnanb  |)tt}og  »on  «Parma ,  unb  1801  ert  ( 
bet  (Stbptinj  Eubroig  ba*  neugegriinbete  jl^nigreiö)  $  i'J^ 
rien  (f.  b.).  30*  aber  im  folgenben  3abre  ber^wjejF 
binanb  fiarb,  fo  bemdebtigte  ficb  grantttio^  fJatmfl« 
nig  gubwig  fiarb  1803  unb  St.  Subwig  folgte  f*W  J 
ter  unter  Bormunbfct>aft  feiner  «Kutter  alt  Äömg  w"  ^ 
trutien.  JDocb  1807  nrnftt  «Äarie  8oifie  bie  Kejienw« a 
Kamen  ibtt«  ©obne«  nieberlegen  unb  £>etrurien  an  W 


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I 


f 


ltarlAus.(OrogsIi.v.N.-Woim.>  5< 

•ei*  abtreten.  2fu*  na*  bem  »wrifet  grieben  1814  betont 
*  gamilie  SBourbon  »Parma,  Tiaamja  unb  ©uafialla  nicht 
uieber  junirf ,  inbem  biefeS  an  9?a»oleon'S  ©emoblin,  «Marie 
iuife,  gegeben  würbe.  £>ur*  einen  1817  ju  9>ariS  grfcbtof* 
enen  Vertrag  würbe  jebo*  feflgefefct,  tufs  na*  bem  SEobe 
NT  (Snberjogin  SDfarie  Cuife  Tanna  an  baS  4>iu$  föour» 
MI  nurüeffaflen  foöe.  3nbefj  erhielt  biefeS  baS  ^erjogt^um 
rticca,  wel*eS,  fobalb  Marina  »on  bem  Jg)oufe  SBourbon  in 
Sefuj  genommen  roirb,  an  £o$cana  abgetreten  »erben  foH. 
)la*bem  no*  jwei  Sabte  feine  SÄuttcr  bie  83ormunbf*aft 
jefuört  hatte,  trat  im  Dec.  1819  St.  8ubwig  felbft  na*  er. 
angtet  83oQiäf}rigfett  bie  Regierung  an  unb  vermählte  ft* 
1820  mit  STOarie  Sberefe,  einer  SEo*ter  beS  Jt6nigS  Stator 
imanuel  »on  ©arbinien.  9ta*bem  ft*  1825  bie  ©*we« 
}er  beS  ^>erjog8,  ÜRarie  8uife,  mit  bem  springen  9Rarimi» 
tan  »on  €ta*fcn  »ermißt  hatte,  biett  ft*  St.  abwe*felnb 
ängere  3eit  in  2>reSben  unb  an  anbern  beutf*en  $ jfen  auf, 
»gl.  8ucta.) 

fiarl  OTugUBt,  ©roffterjog  »on  ©a*fen  2Beimar*<Si. 
ena*  1758—1828,  mar  ein  ebenfo  um  bie  2fu6bilbung  unb 
xn  'Boblßanb  ferne?  Holte,  alS  au*  um  bie  beutf*e  Äunfl 
tnb  8Bif|enf*aft  überhaupt  t)0*oerbienter  Surft,  ©ein  SBatet 
rat  ber  JgKnog  Grnft  Äuguft  JEonftantin,  welchen  er  f*on  ein 
Sabr  na*  feiner  1757  erfolgten  ©eburt  »erlor,  unb  feine 
Kutter,  bie  hocha/bi [bete  'Amalie,  eine  braunfAroeig. fhinjef« 
in  wel*e  na*  bem  3obe  ihres  ©emablS  no*  einen  ©obn 
tebar.  Wlit  grofer  Jtlugbeit  führte  bie  »ortreffli*e  grau  bie 
Kegentf*<jft  unb  leitete  bie  (Srjiebung  ihrer  <S6hne,  benen  fie 
rüb  einen  lebbaften  Sinti  für  aUeS  ©*6ne,  <5ble  unb  ©rofse 
:  'flößte,  ©raf  »on  ©örfc  roarb  auf  Empfehlung  beS  JtonigS 
MMI  Treuen,  grtebri*  II.,  ©ouoerneur  ber  beiben  5>rinjen 
inb  mit  ihm  unb  bem  als  geiftrei*er.  ©*riftfreUer  befann- 
cn  »on  .Knebel,  reiften  bie  ^rinjert  gegen  ffnbe  beS  SabreS 
1774  na*  9>ariS  unb  in  bie  ©*weij.  Xuf  biefer  Steife 
»urbe  St.  mit  ®oe*e  befannt  unb  wurbigte  benfelben  balb 
einer  greunbf*aft.  2(1$  St.  fein  18.  3abr  errei*t  hatte, 
curbe  er  für  münbig  erflärt,  unb  1775  übernahm  er  felbft 
ie  Regierung.  Salb  barauf  »ermäblte  er  fi*  mit  8uife, 
Drinjefjin  t>on  Reffen  »©armflabt.  9la*bem  SL  1786  in 
»reufj.  Jtriegöbienfte  getreten  mar,  ma*te  er  als  greiroifli» 
er  1792  unb  1793  ben  gelbjug  gegen  granfrei*  mit  unb 
ourbe  1797  »reuß.  ©enerallieutenant.  91a*  ben  ©*la*< 
n  bei  3 ena  unb  Xuerfiäbt  »erwüfteten  bie  granjofen  fein 
;anb  unb  babut*  fab  er  ft*  gen6tbigt,  feine  (fntlaffung 
u$  bem  preuß.  ^>eere  au  nebmen  unb  ft*  im  Dec.  1806 
em  Sibeinbunbe  anjuf*ließen.  BIS  ft*  iebo*  1813  bie 
ut$ft*t  jur  {Befreiung  oom  franj.  3o*e  eröffnete,  f*loJ 
ich  alSbalb  ben  Serbünbeten  an,  trat  1814  in  ruff. 
itieaSbienffe  unb  führte  25,000  2».  ©a*fen,  Reffen  unb 
Rinn  na*  ben  9lieberlanben.  Cr  na^m,  na*bem  er  )u 
'.tri»  unb  Eonbon  gemefen  mar,  am  (longreß  jü  Sßien 
bur*  mel*en  fein  Sanb  erweitert  mürbe  unb  ben 
Sang  eines  ©roffterjogtbum«  erbielt  (fr  unb  fein  <5obn 
3ernbarb  raa*ten  au*  ben  gelbjug  »on  1815  mit.  €ine 
:ntf*äbißungdfumme  von  800,000  3;blrn.  benu^te  er,  um 
tn  SBobJlfianb  feines  SanbeS,  wel*er  bur*  ben  Jtrieg  febc 
e litten  battc,  »ieber  ju  b«ben..  3L  mar  ber  erfie  beutf*e 
fürß.  melcber  bie  1815  allen  beutfeben  Sdnbern  luaefciate 


lanb(linbif*e  SBerfaffung  in  feinem  8anbe  1816  einführte. 
überbieS  war  er  eifrig  um  SBerbefitrung  ber  9?e*t3pflege 
unb  ber  Verwaltung,  fowie  um  bie  Pflege  ber  SE3ifi"ertfet>aftert 
auf  ber  Unioerfttät  3ena  beforgt.  2u*  bie  ^re^freibeit  bt* 
febübte  er,  bis  bie  2tuSf*weifungen ,  ju  wel*en  ft*  Un> 
überlegte  hinreißen  ließen,  eine  JBef*rdnfung  berfelben  no*< 
wenbig  ma*ten.  SBeimar  würbe  bur*  bie  Unterfiüfeung 
unb  abtünabme,  wel*e  fein  gürfl  talentwollen  ?D?dnnern 
angebeiben  lief,  ber  üRittelpunft  ber  $oefie  in  X)eutf*(anb, 
wel*e  hier  ihre  größten  Tflcgcr  hatte,  ©oetbc,  Berber,  äßic» 
(anb,  @*iQer,  ^ufc\uS,  Jlnebel  unb  no*  »tele  anbere  auS* 
geui*nete  Witwer  lebten  unter  £.'S  o;hu \s  in  SBcimar.  Xtnh 
maier  beS  ebenfo  baS  9!ü^(t*e  wie  baS  @*6ne  förbernben 
gürten  ftnb  ber  f*6ne  T.ivf,  baS  von  ibm  na*  bem  JBranbe 
1771  fAöner  aufgebaute  9?eftbenjf*loß,  ber  botanif*e  ©ar» 
ten  ju  Jöeloebere,  bie  aRuflerwtrti)f*aften  in  jDberweimat 
unb  oerf*iebene  anbere.  St.  war  auf  ber  JKücfretfe  oon 
{Berlin  na*  SQeimar  begriffen,  a(S  er  1828  »löfeli*  in  ©ra< 
bife  bei  fcorgau  ftarb.  ©eine  8ei*e  n*t  in  SBeimar  bei 
©*iller  unb  ©oetbe. 

Äarl  ^riförifl).  feit  1828  regierenber  ©roßberjog  »on 
@a*fensSBeimar<6tfena*,  geb.  xu  SBeimar  am  2.  gebr. 
1783,  ein  @obn  beS  feit  1815  ben  $itel  eines  ©roßberiogS 
fubrenben,  um  bie  beutf*e  $oefte  fo  bo*  »erbienten  Äarl 
Xugufl  (f.  b.)  unb  bejfen  ©emablin  Suife,  ao*ter  beS  canb. 
grafen  ftubwig  DL  »on  Reffen  i  Darmtfabt.  Die  »ielen  bur* 


Jtunjl  unb  9Btf[enf*aft  auSgejei*neten  SKdnncr,  wel*e  an 
bem  ^)ofe  feines  SJaterS  lebten,  fonnfen  ni*t  obne  Ginflug 
auf  bte  2tuSbilbung  beS  ?)rinjen  bleiben,  ©eine  Grjtebung 
würbe  namentli*  »on  £erber  unb  äBottiget  geleitet.  3«  fen 
ner  weitern  Ȇbung  unternahm  ber  f  rmj  1802  eine  S?eife 
na*  $ari$,  unb  balb  na*  feiner  Äücffebr  würbe  er  1804 
mit  Wavia  ^aulowna,  ©roßfürflin  t>on  Kußlanb  unbXo*« 
ter  Äaifer  Vtnl  L,  einer  h»*gebilbeten  Dame,  t-ermählt 
Ä.  befanb  ft*  ju  yeterSburg,  als  er  bie  9ta*ri*t  von  bem 

71* 


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Karl  (Erzherzog  von  Ostreich)    M4    Karl  (Fiirtt  von  Ifoli-Niffmar 


Zobt  feines  SSaterS  erhielt;  et  fahrte  alSbatb  notb  fernem 
ganbe  jurücf,  befchnjor  bie  bemfelben  1816  ertbettte  Berfaf» 
fung  unb  empfing  bie  4?ulbigungen  feines  SJotfs.  Durdb 
föefc()rdnfung  beS  SägbaiiftvanbcS  unb  SBcrminberung  bei 
©ilbftanbeS  erwarb  er  fufy  t>tn  Danf  »ielet  (einet  Unter» 
tbanen;  bod)  erhoben  fieb  ßiele  Stimmen  für  noeb  weitere 
ifrnfcbranrungcn  beS  AofbauShaltS,  fowie  für  ©teberberftel» 
lung  ber  fett  1823  aufgehobenen  f>ffenllict>feit  ber  flänbifa^en 
JBerbanblungen.  Unruhen,  bie  bei  ber  allgemeinen  ©ewe» 
gong  im  3«&re  1830  aud)  in  ©eimar  rege  mürben,  nur* 
ben  halb  befebnriebrigt,  weil  ber  gürf:  mit  ff  r  eng  er  ©ered)> 
ligfett  auf  ÄbfteQung  alleS  Deffen  brong,  meines  benfelben 
jur  Slabrung  f>ätte  bienen  finnen.  (33g l.  Sachfen»©ei. 
ma  r  -.Qi  fenacb.)  €rbgro|jberjog  ifl  ber  am  24.  3un.  1818 
geborene  $rinj  Karl  Äleranbet  'Äitguft  3obann.  Tin  per 
biefem  Sohne  bat  ber  #erjog  noch,  jroci  SCÖcbter,  »on  be* 
nen  bie  ältere  an  ben  $tinjen  Karl  »on  Greußen,  bie  jün» 
gere  an  ben  $rinjen  ©ilbelm  ton  Reußen  »erwählt  ifl-  — 
Cin  ©ruber  beS  4>erjog9  ifl  ber  1792  geborene  AttMfl  «Karl 
SBc-rnbarb,  ©eneraltieutenant  in  nieberlänb.  Dienften,  wel» 
djer  fowol  al§  Krieger  wie  burd?  feine  Reifen  fia)  auSge« 
jeiebnet  hat.  3m  3«h«  1825 unternahm  er  eine  Steife  nad) 
ben  Kkretnigten  Staaten  von  9<orbamerifa ,  unb  nad)  fei» 
nem  Sagebucbe  gab  ^rofeffor  2 üben  in  3ena  heraus :  „Steife 
beS  $er}ogS  SSernbarb  »on  Sacbfeni  ©eimar  *€ifenad)  buret) 
ScorbammtV'  (2  »be.,  ©eimar  1828). 

ftarl  CuöttHd,  ©raberjog  »on  £>frretch,  |>erjog  ju  Se. 
fdjen  unb  ©eneralfelbmarfcball,  ein  ausgezeichneter  gelbem, 


I 


warb  am  5.  Sept.  1771  geboren  unb  ifl  ein  Sohn  beS  .Rai» 
ferS  gcopolb  II. ,  alfo  ein  ©ruber  beS  »erftorbenen  KaiferS 
Stanj  I.  unb  Cbeim  beS  jefjt  regierenben  JtaiferS  gerbinanb 
»ob  j&flreid).  3m  %  1793  betrat  er  bie  militairtfibe  Sauf« 
bahn  unb  würbe  ©ouuerneur  ber  Sfteberlanbe.  9?ad;bem  er 
1796  »teicbeifelbmarfeball  geworben  war,  übernabm  er  ben 
Oberbefehl  über  bie  SleicbSarmee  unb  bie  öflr.  'Ärmeen  am 
dtyein  unb  fämpftt  fiegreieb  gegen  bie  franj.  Generale  STOo» 


reatt  unb  3»urban,  welche  er  jwang,  Rd)  über  ben  9rbm 
jurücfjmieben.  SWittcn  im  ©intet  nahm  er  1797  baS  t» 
f  eftigte  Kehl  ein.  Da  inbef?  ßonaparte  ^ortfeh ritte  m  St» 
Iten  gemacht  hatte,  fo  begab  ftd)  St.  gubwig  babin  unb  fdir ' 
bie  JriebenSpräliminarien  flu  Sechen.  Stach  bein  ©itber« 
auSbrucbe  ber  geinbfeligfeiten  zeichnete  ftd?  bererjberjog  in 
Kampfe  gegen  ben  frorn.  Oeneral  3ourban  in  S<bwabci 
unb  gegen  ben  @eneral  SNaffcita  in  bet  Sdpweij  rütjmh? 
auS,  mußte  fid?  jebod),  weil  feine  ©efunbbeit  febr  angeari'« 
fen  war,  1800  »om  -Speere  jurücf sieben.  (St  würbe  ©err. 
ralgou»eimeur  »on  JBöbmen.  S3alb  jeboeb  fab.  er  ft<b  gene« 
tbigt,  ben  £riegSfd\utp[at>  wieber  ju  betreten,  benn  b» 
gtanjofen  brangen  fiegreieb  in  £>jhcid>  ein.  SRadj  bem  ls> 
neoillet  ^rieben  würbe  er  mit  bem  JtriegSminiflerium  beatr> 
tragt.  3m  3-  1806  commanbirte  St.  gubwig  eine  6#r.&r> 
mee  gegen  Sßaffe'na  in  Stalten,  feblug  ibn  bei  Galbtero  tat 
febrte  nad)  Deuffdplanb  jurücf ,  wo  SRapoIeon  fiegreidb  in> 
mer  weiter  »orbrang.  Wadjbem  ber  prc$burger  Sriebe 
fd)loffen  worben  war,  würbe  er  oberfter  Cbef  beS$offi 
raü)S  unb  (SeneralifftmuS  ber  gefammten  ifx.  2Crmec 
abermals  ber  Jtrieg  gegen  jranfreidj  eröffnet  wer 
war,  fübrte  er  18U9  bie  öflr.  Jg>auptmacbt  nadj  Saien 
fleüte  fieb  Napoleon  unb  feinem  gemattigen  jpeere  entc 
unb  feblug  ftd)  mit  großer  Sapferfeit,  wenn  aad>  «tgiuc< 
lieb,  in  ber  Sditacbt  bei  gtfmtibl  (f.  b.).  Ü7?it  «nerbortri 
Xapferfeit  feblug  hierauf  &.  unb  baS  öfhr.  Jpeer  bie  Seblü: : 
bei  XSpern  (f.  b.)  unb  errang  einen  glanäenben  Sieg,  a» 
gegen  er  bei  ©agram  (f.  b.J  wieber  unglüdlicb  war.  (rr 
»eg  ftd)  mit  feinem  jpeere  in  trefflieber  Orbnung  nunl' 
föalb  barauf  mad)te  ber  ©affenfiillflanb  bem  Kampfe  ta 
Silbe  unb  St.  legte  hierauf  ben  Oberbefehl  nfeber,  bei  et 
aueb  in  ber  $o(ge  nicht  wieber  übernahm.  Pachtern  9tapo> 
(eon  »on  ber  3nfel  6lba  jurüefgefehrt  war,  befehligte  & 
eine  ßeit  lang  als  ®ou»erneur  »on  üJtainj.  dx  »ermabllt 
fid;  1815  mit  ber  9>rin}cffin  Henriette  »on  ißaffauiSBeä« 
bürg  unb  1830  feierte  $u  XremS  baS  britte  6fh.  ginieninfn- 
terieregiment  baS  fünfzigjährige  Jubiläum  Jt.'S  als  Sbtbaberi 
biefeS  Regiments.  3Der  <Srjh«jog  felbfl  war  jugegen  uzt 
begrünbete  eine  Stiftung,  nach  welcher  jur  Criiehung  ibr« 
JEochter  jefjn  unbemittelte  SDffijiere  jahrltd)  jeber  150  Sal- 
ben erhatten.  2fucb  alS  mititairifcher  SchrifrßeQcr  bat  fia) 
St.  gubwig  ausgezeichnete  SJcrbicnfle  erworben  burtb  jva 
©erfe,  »on  benen  baS  eine  bie  Örunbfätjc  ber  Strc:. 
burd)  bie  £>arftcü~ung  beS  gclbjugS  »on  1796  in  JDeuifc- 
(anb  erläutert,  baS  anbere  eine  Q)efchicbte  bed  StlbAuaS  m 
1799  in  JDeutfcblanb  unb  ber  Schweif  entijälL 

f 

Äarl  (Änton  ijriebrich),  feit  1831  regierenber  gürft  rc: 
^ohenjoHern« Sigmaringen,  ber  Sohn  beS  gürjlen  Vntst 
'Älo»S  SHainrab,  würbe  geb.  ben  20.  gebr.  178S.  Sä 
SSater  war  wdhrenb  ber  itriegSoerhältniffe  ju  Anfang  tiefe. 
3ahrhunbertS  eifrig  bemüht,  bie  Selbflänbigfeit  feines  goB' 
beS  ju  erhalten,  mußte  jeboch  biefem  ©efheben  manche  JDp'c 
bringen,  inbem  ber  franj.  Jtatfer  roicberholte  2rupprn|es< 
bungen  foberte.  9lad)bem  bie  Kriegsgefahren  vorüber  ir* 
ren,  fuchte  ber  gürfi  2t n  ton  feine  Untertbanen  auf  aOcBeifc 
burd)  Einführung  eines  SuflanbeS  ber  Orbnung  Mab  2b* 
b'gfeit  ju  beglücten.  Der  i)rin)  battt  ftd)  1808  mit  latt* 
nette  SWurat,  ber  fi3ruberStod)ter  beS  Königs  Sc^cbi«  M 
SReapel,  fcrmühlt,  nadpbem  biefetbe  »on  SRapoleon  baSw 


oggle 


Karlsbad 


565  Karlsbad 


iiet  ^rfajeflin  «falten  batte.  Diefe  Berbinbtmg  fcbon  n6» 
»igte  ihn,  baS  franj.  Hauptquartier  ju  begleiten,  unb  hier 
iwrbe  er  ju  verfebiebenen,  jutn  Tbeil  gefabrvollen  Senbun» 
tn  benufct.  Stacb,  bem  girieben  nahm  Jt  an  ben  JÖeratljun» 


tn  ber  oberjten  SBe^6rben  be§  8anbe$  lebhaften  Äntbeil  unb 
erftbajfh  ftcb  auf  biefe  SBeife  eine  genaue  «Renntniß  von 
fr  Sage  unb  ben  JBebürfnifTen  feiner  fünftigen  Untertanen, 
lacbtem  fein  SSater  geworben  war,  trat  Jt.  am  17.  Der. 

i  bie  Regierung  an,  unb  roibrenb  er  btefelbe  übrigen* 
in  ©eijte  feine$  SBaterS  fortführte,  ließ  er  e$  eine  feiner  er» 
'm  Sorgen  fein,  bem  jjanbe  eine  ftanbifc&e  JBerfaffung  ju 
.eben,  weiche  nach  JBefeifigung  einiger  üBiSverfianbitiffe  ju 
Staube  fam.  (Srbprin^  ift  ber  1811  geborene  °prinj  Jtarl 
Iztcn  Scacbim  iJcpbijrin  gritbrieb  STOainrab,  ber  fub  1834 
ntt  ber  $rmjefjiit  3ofepbine  von  SBaben  vermählt  bat.  . 

fuirlebair  ijl  eine  ©tabt  im  elnbogner  Areife  be*  Sti* 
iigreicb$  »öfjmen  mit  3000  6inw.,  weldje  bureb  itjre  feigen 
peilqueQen  eine  verbiente  JScrübmtbett  erlangt  bat.  Den 
'tarnen  beS  JDrti  leitet  man  vom  Äatfer  Jtarl  IV.  ab,  wel« 
her  1347  ober  1358  bei  Verfolgung  eine«  #itfcbe*  auf  ber 
3agb  bie  beißen  Duellen  aufgefunben  baben  foü".  Der  StaU 
n  bebiente  fid>  auf  Änratben  eine«  ILr jte«  be§  SßafferS  unb 
vurbe  bureb  baffelbe  von  einem  ©tcfcrfdbaben  am  guße  voll« 
ommetr  beracfteUr.  Dort,  wo  jefet  ber  Stabttburm  fleht, 
>aute  ÄaTl  IV.  ein  @<bloß  unb  bureb  bie  SSorrecbte,  welche 
t  Änfteblcrn  jufteberte,  batte  ftc^  1370  fcbon  ein  fo  anfebn» 
idjer  Drt  gebilbet,  baß  berfelbe  ben  flfang  einer  ©tabt  er« 
altern  formte.  Diefelbe  liegt  in  einer  boc^fi  romantifefcen 
,:^<nb,  ju  beiben  Seiten  be*  gluffei  Tepel  in  einem  en. 
M  Sbale.  ©ie  ijl  freunblicb.  gebaut,  bat  mehre  frattlicbe 
^jfTbiufcr  mit  gefebmaefvouen  ©dien  unb  ein  na<b  bem 
dufter  be*  manbeimer  erbaute*  Scbaufpiethaus.  (Sine  große 
Snjobl  mit  ©efebmaef  verfebönerter  unb  bequem  eingenebte» 
er  Spaziergänge  umgeben  bie  ©tabt,  j.  fSf.  ber  Söeg  nacb 
Rlein«BerfaiQe«,  welcbe*  auf  einem  abgefebiebenen  2Biefen» 
imnbe  liegt,  ber  SBeg  nacb  Jammer,  nacb  bem  Hirfcbfprung, 
iaa>  gmblater**  Tempel  unb  ©pifcfaule  unb  nacb  ^tm  JBeU 


vebere,  bet  GboteTfcbe  SBeg,  bie  Bierübrproinenabe,  bet 
Dreifreu  jberg ,  ber  $an*«.beiling*felfen  an  ber  ffger,  bie 
{Ruinen  von  (ärngelbau*  u.  ?.  n>.  Die  Xnjgbl  ber  idbrttib 
bier  Teilung  fudjeuben,  au*  ben  femften  ©egenben  (furo* 
pa«  jufammenfhomenben  SBrunnengäfte  ift  febr  anfebnlicb; 
man  fann  jährlich  auf  mebr  als  6000  $erfonen  reebnen. 
Genauere  Untcrfucbungcn  haben  ju  ber  febt  n?obrfcf>einlid?en 
SJJermutbung  geführt,  baß  bie  fä mm t liehen  warmen  Duellen, 
von  benen  acht  ju  ^eüjroecfen  benufet  werben,  au*  bem* 
felbert  großen  unterirbifeben  Sebdlrniß  entfpringen.  eint 
Jtalfbedfe  liegt  über  bemfelben  unb  über  biefe  fließt  bie  %** 
Mli  fowie  «ueb  ein  großer  £bcit  ber  ©tabt  auf  berfelben 
lebt.  Dae«  SSaffer  bat  einen  eigentümlichen  faben  antma» 
ifeben  ©eruefe  unb  einen  öefchmaef ,  welcber  bem  von  ven 
al jener  ^übnerbrübe  vergleichbar  ift.  Sdßt  man  baffelbe 
an  ber  fiuft  flehen,  fo  trübt  es  ftcb,  unb  es  fcheibet  jlch 
entlief)  ein  gelbbrilunlicher  9liebafd)lag  ab.  i'egt  man  in 
bie  be<ßern  Duellen  einen  feften  Aörper,  fo  überjieht  (ich 
berfelbe  mit  einer  fleinigen  bräunlichen  ©cbale,  »eiche  bie 
fogenannten  ©prubeljteine  bilbet  ® ena u e  ebemifebe  Unter» 
fuebungen  hohen  gegeigt,  baß  bie  verfebiebenen  Duellen  nur 
bureb  ihren  SBärmegrab  fid;  unterfcb, eiben ,  nicht  aber  inSSe* 
jug  auf  ihre  iBeftanbt^eiie  unb  beren  5Rifd)ungSverhältnijfe. 
Die  verfebiebenen  mebtcinifeb  angewenbeten  Duellen  finb  foU 
genbe :  1)  ber  ©prubel,  welcber  eine  SBdrme  von  59—60°  &. 
bat  unb  einen  mehre  $uß  hohen  ©pringqueQ  von  folebe r 
©tarfe  bilbet,  baß  in  jeber  Minute  mebr  aü  25  (Eimer 
Söafier  emporgef6rbert  werben,  unb  beffert  ffiaffer  bie  fBdrme 
fo  feilhält,  baß  noch  beim  Xbßufje  beffdben  in  bie  Sepel  * 
gebervieb  in  ihm  abgebrüht  wirb  unb  &tt  gehartet  werben; 
2)  ber  neue  ©prubel  ober  bie  ^»gieaägueüe  in  bei  9(äbe 
bes  ©prubetö,  von  berfelben  Temperatur,  aber  mit  fchroacberm 
Strahl;  3)  ber  92eubrunnen,  beffefi  Söaffer  eine  Sempera» 
tur  von  48—50°  üt.  bat;  4)  ber  SKüblbrunnen  mit  einer 
Temperatur  von  45 — 47 "Ä.;  5)  ber  SEberefienbrunnen  ob« 
©artenbrurmen  von  42 — 45°8f.;  6)  ber  S3ernbarb«brunnen 
von  55 — 57°  81.;  7)  ber  bocbgelegene  ©ebloßbrunnen ;  8)  ber 
©pitalbrurmen  von  46°  St.  Die  fecb5  julebt  genannten 
Duellen  liegen  auf  bem  anbern  Ufer  ber  Sepel.  Der  ©pt» 
talbrunnen  wirb  nur  von  ben  Jtranfen  bes  Jöemharbhofpu 
talS  benu^t.  9Xcrtwürbig  ift,  baß  ber  ©ebloßbrunnen,  wel» 
eher  eine  Temperatur  von  40°  hatte,  1809  pläfelicb  vec* 
febmanb  unb  1823  roieberfehrte,  aber  ohne  ben  frübern  2Buc» 
megrab  wieber  ju  erreichen,  ^lußer  ben  genannten  fommrn 
noch  in  mehren  $rivatwobnungen  \)tl§t  Duellen  vor,  weubt 
aber  nicht  benufet  werben.  3n  ber  'Dia he  ber  ©tabt  finbet 
[ich  noeb  eine  Duelle,  ein  fogenannter  Säuerling ,  welcber  falt 
ift  unb  nur  feiten  mebtcinifeb  angewenbet  wirb.  —  Das  f  ar(e»> 
baber  ©al)  wirb  bureb  'Ähbampfen  be4  ÜRineralwafferS 
unb  wieberbolte  JfrpftaQifation  gewonnen  unb  bdufig  jur 
Unterftü^ung  ber  &ur  unb  ib.rer  veaebwirfungen  angewenbet 
Dafür,  baß  bie  verfebiebenen  Duellen  unteretnanbet  jufam-- 
men hängen,  jeugt  auch  ber  Umfianb,  baß,  wenn  bie  ae< 
wibnlicpe  2lueftrcmung  bes  SBafferS,  bes  Dampfs  unb  ©a» 
ftS  auS  mehren  Duellen  gehemmt  wirb,  bie  übrigen  Duck 
len  ftcb  beßo  flärfer  ergießen,  ober  wol  fogar  neue  Dffnun« 
gen  in  ber  ©prubelbecfe  ftct>  gewaltfam  bilben,  welcb* 
©prubelauSbrücbe  genannt  werben.  —  Da$  Söaffer  ber 
farlftbaber  Heilquellen  wirft  auflcjfenb  unb  abfübrenb  auf 
ben  Darmfanal,  ohne  jeboeb  benfdben  gleich  anbern  Xbfüb« 


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rungSmitteln  ju  fcbwdcben.  Xtiferbem  erffrecfen  ft$  übet 
(eine  auflifenben  unb  erregenben  SBirfungen  au*  nod)  auf 
anbere  Sbette  be*  Prüfen--  unb  gpmpbfpfiem«.  £>ie.Rranf» 
betten,  in  welchen  er  mit  (erfolg  angewenbet  wirb,  ftnb  im 
ungemeinen  fcbiechtc  SSerbauung  unb  langwierige  SBerftopfuna, 
ffropr>ulofe  Übel,  ©aQenfiein,  ©elbfucbt,  «Kagenfcbmerji,  £a. 
monboibalbefcbroerben,  ^»ppoebonbrie,  iMi*;,  ^arnjreinc  unb 
anbere  Äranfyeiten  ber  Urinwerf jeuge,  £>pfterie,  fljleicbfucbt, 
ftettfuebt,  langwierige  f>autau6fcblige,  5Kelancbolie,  perfebie« 
bene  SRetpenleiben  u.  f.  w.  Sei  allen  biefen  geiben  fommt 
ti  jeboeb  wefentlicb  au|  bicUrfaeben  an,  auS  benen  fie  b«J 
vorgegangen  ftnb,  benn  nur  bann,  wenn  fie  non  Unnötig* 
feit  Der  Ergane,  ©cbjrlmanbdufung  u.  bat.  abjuleiten  ftnb, 
wirb  &.  bnlfam  fein.  2flle  ÄranFe,  welcbe  aufregenbe  SKit* 
te(  Permeiben  muffen,  bürfen  auo)  Jf.  nitr)C  braueben,  alfo 
folc&e,  bie  bureb  ©dfteprrfufl  unb  anbere  febwddbenbe  Urfa* 
eben  erfranft  ftnb,  beren  ©lut  $u  3erfe|ung  geneigt  tfl,  bei 
benen  innere  Sereiterung  ber  f  raane  ftattfinbet.  ©d)wan* 
pere,  Sollblütige,  ©cnminbfüch'tigc,  SÖafferfücbtige ,  am 
©forbut,  orgamfeben  gehlem  br5  >bcr$rn$,  Äreb«,  SJeneric 
gribenbe  bürfen  i;:mwrt>  ba$  farlöbaber  Ä&iffer  nirbt  trinfen. 
3m  Allgemeinen  foff  man  ftd)  beffelben  nitbt  obne  Anrathen 
unb  fortwdbrenbe  »eratbung  be$  Ante«  bebienen.  3fuct> 
bie  SBabl  ber  ßuette  b<$ngt  pon  ber  »effimmung  be«  Ärj* 
te«  ab,  benn  wegen  ber  »ergebenen  Semperatur  ber  ßnel* 
tat  tfl  ihre  SBirfung  auf  brn  hänfen  !Drgant$muS  fer)r  Oer* 
fcbu'bon.  (Snblicb  muß  ber  JCranfe  feine  ganje  gebenSweife, 
befonber*  in  JBejug  auf  Cjfen  unb  Srinfen,  ben  SBorfcbrifi 
ten  bee*  ArjteS  gemdfi  einrichten,  wenn  ibm  ber  ©enuß  beS 
SBafferf  nidjt  Pielmebr  febaben  alS  nüfeen  foH.  griffe«  Cbfl, 
JBacfwerf ,  ©alat  unb  überhaupt  alle  fauren  ©peifen  muffen 
flreng  grmteben.  werben.  9licbt  nur  aber  getrunfen  wirb  ba« 
farttbater  SBaffer,  fonbern  man  wenbet  namentlich  baö  SBaf* 
fer  br«  ©trubelo"  aud?  ju  Älpfliren,  fowte  ju  SBannen*  unb 
Dampfbdbcm  an.  JDie  woblthdtigrn  2ßivf ungen  be«  farlS» 
baber  ffiaffert  treten  feiten  früher  als  narb  einer  Pterw&cbent* 
lieben  (Eue  in  bem  ©rabe  ein,  baß  man  tiefe  alS  befd>loffen 
anfeben  barf ,  in  vielen  gdflen  erfolgt  bie  Teilung  erft  narb 
wicbcrboltem  ©rbraueb  in  aufeinanber  folgrnben  3abren 
ober  in  bemfelben  3af>re  narb  einer  2ßirberbolung  be« 
Srinfen*.  2Me  eigentliche  (Surjeit  wdbrt  in  Ä.  Pom  Ttn* 
fang  SWat  bis  6nbe  ©rptember,  unb  am  befuebteflen  ijl 
baS  Jöab.  oon  ÜHitte  Suni  bii  «Kitte  »ugufl.  —  Steuere 
eebriften  über  Ä.  finb:  fÄwba,  ^arUbab  unb  ferne  $tiU 
quellen,  ein  <$anbbu<b  für  öurgd|Te"  («präg  1828);  ©erle, 
,,»6bmen8  ^eilqueüen"  («präg  1829),  unb  ber  »on  bem 
»abearjte  be  Oano  jar>rtkr>  berau$gegebene  ,^Um*n»c  de 
Carlsbad". 

fiarlßbaöcr  6<0rt)liidee.  Unter  biefem  tarnen  finb  bie 
Verfügungen  befanm,  welebe  in  $o(ge  eines  )u  JtarlSbab 
abgebaltenen  beutfebea  SWiniflerialcongreffrt  am  20.  @ept 
1819  für  bie  beutfeben  Sunbe§flaaten  erlaffen  würben.  25er 
wefentlicbe3nbaltberfelbenwar:  1)  a  foDte  burtb  eine  pro» 
toiforifebe  ererutionSorbnung  bie  ÄuSfübrung  berjenigen  «e» 
febuiffe  in  ben  beutfeben  ©unbeäflaaten  ftcbirgefleat  werben, 
weitbe  bie  8unbe$»trfammlung  jur  Crbaltung.  bet  innern 
«Sicherheit,  6 jf entliehen  jDrbnung  unb  jum  <5rbu(je  beä  fßu 
ftfeftonbe«  faffen  würbe;  2)  Kuratoren  ober  Äegierungdbe» 
coUinädjrigte  fottten  an  ben  beurfa>en  Unieerfitaten  über  ben 


@<ifl  bet  Scbrer,  bte  £>t$ctplin  unb  bie  geheimen  Btfc 
bungen  ber  Stuben  ten  warben;  3)  periobifebe  unb  nma 
als  20  Sogen  fiarfe  2)ruelfd;riften  feilten  Porläufig  «ui  fd 
3abre  unb  bann  weitet  auf  unbeflimmte  3eit  einer  traget 
Qenfur  unterworfen,  namentlicb  niebt  geflattet  fei«,  U{ 
in  einem  fi3unbeSßa>Ue  @d)riften  erfchtenen,  in  taten  et 
anberer  S5unbe8flaat  angegriffen  unb  brabgefelt  »fct; 
aueb  foOte  bie  Sunbeöperfammlung  jur  Unterbrüching  ßu* 
gefährlicher  «Schriften  befugt  fein;  4)  von  fieben  enoititri 
iRegierungcn  (tiflreicb,  ^reußen^  S5ai«n,  ^anooer,  Catee. 
£>cffen*£armftabt  unb  IRaffau)  füllte  eine  denrrdlunjcr'j. 
cbungScommifpon  eingefebt  werben,  welcbe  bie  in  Docfö 
lanb  »trbreiteten  unb  ber  rjffcntlieben  Otube  gefahrltthra  * 
polutionnairen  Umtriebe  unb  bemagogifeben  SJerbintunau 
unterfueben  follte.  X'icfe  Gommiffion  nabm  ibren  6it  a 
SRaitt]  unb  würbe  1828  gefebloffen.  ©eitere  SRimfieu.: 
ferenjen  würben  nod>  1819  }u  fflien  abgehalten,  tue 
fultat  bie  <Bcblugactc  Pom  15.  2Bai  1820  war. 

flarlövtthc  bt(  ^auptiljbt  beS  ©ro^beqogthutrij  ?■ 
ben,  liegt  etwa  anbertbalb  <Stunben  Pom  Sffceme  enrr. 
am  ^»arbtwalbe/  bet  bt«  biebt  an  bie  <5tabt  reidjt,  un? « 
febr  regelmäßig  gebaut.   3Me  etra§en  fmb  fammfli*  h:- 
unb  laufen  tn  ©eflalt  eineä  gäcbert  Pom  (Stblotplo 
bem  fogenannttn  Üu-fel  aus.   S>a8  ©(bloß  felbfl,  in  - 
teile  ©ebdube  Pon  Jt,  warb  1715  erbaut;  e8  it  f  t 
gant,  bat  auger  anbern  wiffenfehaftfitben  unb  Äun' 
hingen  eine  SSibliotbeP  unb  jl6ßt  an  ben  großen  €d 
ten,  mit  bem  ber  Rafanen  =  unb  botanifebe  ©arten  in " 
binbung  fieben.   Unter  ben  übrigen  ©ebaubtn  finb  er. 
ber*  bie  epangttifche  unb  bie  fatbolifdje  Ährcbe,  Wie  •  ■■ 
?trcbiteften  fffieinbrermer  aufgefübrt,  beinerfenßtpertb;  tdy- 
bem  bie  ©wnagoge  im  orientaliftben  ©efcbmacl,  b«J 
bebau*,  9iatt)bau5  unb  «JRufeum.   Unter  ben  miferf*.* 
eben  ^nflalten  jeiebnen  fieb  baä  gpeeum  unb  befonier»  tu 
porrrcffiicbe  polptecbnifcbe  'Änfialt  au8;  aueb  f«nb  «n  kl-:., 
lifcheg  ©cbuUcbrerfeminar,  eine  SSibelgefellfcbaft,  eine 
begalerie,  ein  2tltertl)um8»  unb  Slaturalientabinet  unt 
anbere  Sammlungen  porbanben.  S.  ifi  ©ift  ber  Sü  - 
pcrfammlung,  \)at  etiua  21,(XX)  tünw.  unb  einige  äij»* 
rtc«,  STapeten*,  SEabacfS»  unb  ©tdrfefabrifen. 

fiarlßtaöt  würbe  naeb  feinem  ©eburtSorte  in 
2(nbrf  £Sobenflein  genannt,  welcbet  fio>  jtrr  3«t  l« 
Jtirchenreformation  befannt  gemaebt  bat.  Derfelbe  xm  eis  f/ 
lebrter  «Kann,  Xrcbibiafonu* ,  Äanonifuä  unb  f>roftffMW 
Rheologie  ju  SSittenberg,  unb  unterfrufere  fräftig  bai  mj 
gutber  begonnene  9feformatton*werf.  3u  Beipjig  bjtlt  i 
mit  Dr.  Sri  1519  eine  berühmt  geworbene  £?u?putaticn  i. 1 
bie  eebre  wn  bet  göttlichen  ©nabe,  inbem  Ä.  bie  ftwi 
Ttugufltnifebe  ge^re  pertbeibigte.  TM  ßutber  1520  »om 
fie  tn  ben  ©ann  getban  würbe,  fo  traf  biefet  oud)  &  *- 
einen  Änl)änget  Butber'ö.  Ä.  appellirte  nun  öjfentlicb  re" 
9>apfl  an  ein  aQgemeineä  Goncilium.  «Kit  grofe»  frf 
trat  Ä.  auf,  fpratr)  ft*  namentlicb  für  bie  Gb<  ba  ®c- 
lieben  aus  unb  ging  enblicb,  wäb"«'b  Suthcr  auf  bei  Sy- 
burg perborgen  war,  fo  weit,  baß  t6  \u  turaulruani^' 
Auftritten  fam.  »ei  ©elegenbeit  bes  ©eibnaettsfeWjW 
begann  St.  in  bet  ecblofifircbe  ju  SBittenberg  bie  9wJ 
beutfeber  ©pracbe  abzuhalten,  ba$  Xbenbmabl  « 
©eNt  auSjutbeilen,  bie  äötiebte  »egjulatien  unb  bd 


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ut  3erfttomg  ber  «Beirtrfiüble,  Altäre  unb  J&eEIiqenbi IDct 
njulciten^  AI*  8utbet  von  tiefen  Unorbnungen  Aunbe  tr» 
ielt,  verließ  et,  ohne  erfl  bie  Srlaubniß  be*  Kurfürflen 
inge^olt  ju  baten,  bie  SBartburg  unb  f ehrte  nach  Söitttru 
erg  JUfücf,  WO  ti  ihm  aucf>  halb  gelang,  bie  Crtnung 
Meberberjuftellen.  £.  l)ie(t  jwei  3abre  lang  Stube,  im 
i  1524  aber  begab  et  ft<b  nacb  Crlamünbe,  vertrieb  btn 
darret  unb  witberbolte  mit  bem  von  ihm  aufgeregten  SBolfe 
ie  t  übern  Auftritte,  fobaß  füb  gutbtt  genötbigt  (ab,  üi 
Unci  gegen  biefelben  ju  »»rebtgen.  9cun  trat  aurb  St.  ge* 
■  Äutber  In  SBort  unb  ©ebrift  auf,  unb  weit  et  febon 
ccf- er  mit  ben  jBilberfrurrnern  in  3wicfau  unb  ben  9?ube> 
törero  in  ÜRüblbaufen  in  JBerbinbung  getreten  war,  fo  ver« 
annte  ibn  bei  Jturfurft  von  ©aebfen  au6  feinem  £anbe. 

I  trat  btfonber*  in  btr  8ebre  vom  Abenbmabl  Uutbet  ent* 
egen,  inbem  er  bie  («bliebe  ©egenwart  Gbri(H  im  Abenb. 
ubl  befhritt.  25a  3wingli  auf  ©eite  trat,  fo  entftonb 
ierau3  bie  Trennung  bet  teformirten  unb  proteffantifeben 
Itrdje.  Unflat  unb  flücbttg,  in  ba*  tieffte  (Slenb  verfunfen, 
erte  Ä.  in  Deutfcbianb  umber  unb  mufte  enblicb  8utt)et 
abjl  um  Äülfe  bitten.  Diefct  t-erfebaffte  ihn  aurb,  nadj» 
em  St.  uerfproeben  hatte,  feine  abwetebenbrn  Anfügten  fer» 
m  bei  fid>  jurücf  ju  behalten,  eine  3ufIucbtSfiätte  in  Äem« 
•erg,  wo  et  faft  brei  3abre,  mit  gelbbau  unb  einem  Keinen 
panbcl  fiel)  uabrtnb,  lebte.  Salb  aber  fing  er  neue  Un> 
tbnungen  an  unb  entwieb  enblirb  1528  nacb  bet  ©<bw«3, 
co  er  erfl  |>farrer  ju  Altfiäbt  am  Stbein,  1530  Diafonu* 

II  3üridb  unb  enblicb  1531  ^rebiget  unb  tbeologifebet  $ro. 
cfjcr  }u  JBafel  würbe,  fortan  ein  rubige*  Beben  führte  unb 
1541  ober  1543  ftorb.  2Bie  unbefonnen  aurb  bie  Art  wat, 
n  roelrber  Ä.  auftrat,  fo  ijl  boeb  amuerfennen,  baß  et  mit 
ort  ttblicbet  »egeifterung  für  bie  Sßabrbeit,  weiche  et  et> 
anttt  ju  baten  glaubte,  fieb  beißen  lief. 

üannrl  ift  ein  Vorgebirge  9>aU(Iino$  an  bet  ©üb» 
ette  be*  SJceerbufenS  von  $tolemai3,  bem  beutigen  Atta,  am 
nittelldnbifcben  SReere.  Durcb  eine  #ügelreibe,  beren  AuS* 
mgöpunft  e3  bittet,  bangt  e*  in  norböftliefeer  JRicbtung 
nit  bem  8iban«n  jufammen.  Da*  ©ebirge  felbfl  befielt 
tu«  Einer  ©erg »  unb  Aügelreibe,  bie  ad>t  Weilen  im  Um» 
ang  bot,  ift  woblbewaffert,  anmutbig  unb  febr  fruebtbar, 
mb  auf  bem  nur  wenige  bunbert  guß  übet  bie  2Reere«flacbe 
rhabenen  ©ipfel  mit  SBilbern  unb  graJreieben  STriften  be» 
■.:t.  ©egen  bet  Bielen  £öblen  unb  ©rotten,  bie  ber  ÄarmeJ 
rttb ält  unb  beren  man  gegen  2000  ^Mr,  wat  et  von  jeher 
Ml  Verfolgten  unb  (Jinftcblern  ein  erwünfebter  äufluebtöort, 
mb  no<b  je|t  »igt  man  bie  <g>6bte,  bie  einft  bet  $ropbet 
5UaS  bewobnt  haben  fotl.  Sin  JCreutfabret,  ©ertholb  au8 
lalabrien,  ber  um  1156  bei  biefet  £öi>le  fut  einigt  ©enoffen 
n  bat  arihnmern  eine*  »erfaKenen  Älojler«  £ütten  baute, 
vurbe  bet  ©rünber  be*  SDrbenft  Unferer  Sieben  grauen  vom 
8erge  Äarme!.  Die  SRönche  tiefe*  £>rben*  verleugnen  abet 
liefen  Stiftet  unb  nennen  al*  folchen  ben  $ropbeten  Qliat, 
::«al;i[en  aucfi,  bafj  aDe  fpätem  Propheten  unb  heiligen  5Rän» 
1er  bem  Orben  angehört  hätten,  (beine  Siegel  erhielt  bet  £)t* 
Ja  von  bem  ^atnarrben  Xlbrecbt  von  3erufalem,  nach  bet 
»ie  CtbtnSglieVet,  bie  Karmeliter,  vereinjelt  in  3eUen 
mobnen,  bauftg«  gapen  balten  unb  ein  tieft«  ©tiüfcbweigen 
ixobaebten  mußten.  2)ur*  f>apfl  £>onoriue<  W.  würbe  bet 
Ctbtn  1224  befUtigt  X»  mit  bem  »etlufle  be*  tyil  8anbe* 


bie  Jt  arm  eliter  ihren  Aufenthalt  aufgeben  mußten,  wanbten 
fte  fieb  nacb  Svvern  unb  ©iciüen,  von  wo  au*  fle  ffcb  üb« 
ba*  ganjc  2(benblanb  verbretteten,  ©eitbetn  würbe  niebt 
nur  ihre  Stege!  vielfad;  veränbert  unb  gemilbert,  fonbern  fte 
erbielten  aueb  bie  Privilegien  ber  iBettelorben  unb  nabmen 
(tatt  ber  früher  weiß  unb  braun  geflreiften  Drben«fTeibung 
eine  ganj  braune  an. 

Eannitt  ijl  ber  boebrotbe  gatbeftoff,  wtltbet  burrb  Wie* 
berfcblag  au*  einet  2uß*fung  bet  docbeniQe  gewonnen  wirb. 
Sie  {Bereitung  gefchiefjt  auf  verfrbiebene  SBeife.  Der  ge» 
wöbnlicbe  Karmin  wirb  mit  Alaun  bereitet  unb  ifl  auS  bem 
garbefloff,  etwa«  tbierifebem  ©toffe,  Sbonerbe  unb  einn 
(Säure  tbemifrb  jufammengefeftt  j>et  eigtntlicbe  St  a  1  m  i  n« 
ji off  ober  baS  SoccuSrotb  bilbet,  fut  ficb  bargefletlt,  »ur» 
vurrotbe  frpfiaUinifcbe  Kernet  ober  eine  boebrotbe  fprupar» 
tige  SRaffe.  Durch  Gintaueben  von  Seinwanblapven  in  bie 
roäjferige  Abfocbung  ber  GocbeniQe  erbält  man  bie  rot  ben 
Ii*  min  Häppchen.  JDie  fSJtaUt  gebraueben  unter  bem 
tarnen  flüffiget  Karmin  eine  Auflöfung  von  Jtarmin  in 
verblümtem  Ämmoniaf.  Der  befte  Karmin  fommt  aus  SBien, 
ber  tbeuexfle  au*  ?)ari*.  ©eringere  ©orten  »flegen  mit 
JEbonerbe  unb  3innober  »erfdlfcbt  ju  fein.  Der  fogenannte 
blaue  Karmin  ift  niebtä Anbere*  al* gefällter 3nbigo  unb 
bet  braune  Karmin  gereinigte*  Umbtaun. 

Karpaten  (bie)  flnb  eine*  bet  btei  gr&ften  ©ebirge 
Europas.  3wat  erbeben  ftä)  ihre  ©tpfel  niebt  ju  einer  fo 
betrachtlichen  Qclit,  wie  manche  Serge  in  ben  Alpen  unb 
Brenden,  aber  bie  San  genaust  ehnung  berfelben  ift  [ehr  be* 
beutenb  unb  betragt  mehr  al*  100  Steilen,  rcäbrenb  bie 
©reite  verbaltnißmcVßig  febr  gering  iff.  Die  JBorgebirge  be» 
ginnen  im  ifrretcbifeben  ©ebleften,  bie  Karpaten  felbft  lau* 
fen  in  einem  Ungeheuern  {Bogen  nacb  9c. ,  £).  unb  ©.  von 
^)re6hurg  an  ber  Donau  bi*  oberhalb  jDrfowa  an  bcmfelben 
©trome,  unb  febeiben  Ungarn  unb  Siebenbürgen  von  3Räb» 
rtn,  ©ebleften,  ®ali)ien,  bet  SRolbau  unb  bet  aßalaAei. 
Die  SBorgebirge,  welcbe  auf  bet  ©renje  jwifeben  Ungarn, 
©ebleften  unb  ©alijien  liegen,  beißen  öeöfiben;  jene, 
welcbe  äRAbten  von  ©ebleften  trennen,  nennt  man  gcw*bn* 
tieb  ba*  ©efenfergebirge.  Det  tjöchfie  3ug  bet  Karpaten, 
welcher  abet  nur  etwa  «Em  Steilen  lang  ift,  beißt  Satra, 
unb  liegt  in  ben  ungar.  ©efpanfebaften  3ipS  unb  Siptau. 
9iur  ein  S5erg,  9iu«fa  ^opana,  erreicht  eine  ^chc  von 
9300  g.,  bie  lomni^n  ©pifee  b«t  7950,  bie  ei«balet  ©pi|e 
8200  g.  £öbe.  Diefe  testete  ifi  auch  ber  einige  «Punft 
be*  ©ebirge*,  wo  man  ©letfeber  antrifft.  3m  Allgemeinen 
ftnb  bie  Karpaten  böchu  malerifcb,  abet  fchroff  unb  roilb, 
benn  bie  benlirben  SGßiefenmatten  unb  bie  tlaren  ©een,  wel* 
<be  ben  ©ebirgSlanbfcbaften  bet  Alpen  einen  fo  anjiebenben 
Weij,  verleiben,  finb  bier  niebt  vorbanben.  An  vielen  ©tel* 
len  finb  et  man  noa)  bi*  ju  3000  g.  SReereftbäbe  flSucben* 
unb  Sicbenwalbungen;  ©emfen  unb  fDrurmeltbiere  trifft  man 
in  geringerer  3abi  at*  in  ben  Alpen,  befio  häufige t  finb 
{Baren  unb  fBölte.  Det  SJlorboflabbang  ifi  teiob  an  ©alj, 
aber  arm  an  ebcln  SRetaUen,  welcbe  Dagegen  auf  ber  ©üb« 
feite  in  Ungarn  unb  Siebenbürgen  fo  häufig  gefunben  met» 
ben,  baß  btefe  beiben  2änber  ju  ben  golbreicbften  Suropa* 
gehären.  S3on  ben  Karpaten  fhomen  eine  Spenge  von 
Ri üt'fen  herab;  von  ben  iBedfiben  fommt  bie  SBetcbfel ;  bie 
Donau  empfängt  au 3  ihnen  febr  bertäctjtliche  3ufluffe,  vom 


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9corbofiabbange  j.  A3.  9>rutb,  ©eretb, 
banae  SBaag  unb  3$eiß. 


vom  ©ütab» 


ftarpfm  btigf  im  allgemeinen  eine  ort  gtußfifcie,  »et« 
cbe  ftdj  burcb  einen  eHiptifcb.  jufammengebrüclten  Jtörper, 
große  ©cbuppcn,  fleinen  jabnlofen  SRunb  mit  oerfcbiebbaren 

Kippen,  ftarfen  3abncn  im  ©ditunbe  auöjeicbnen  unb  von 
^flanjcn,  ©cblamm  unb  SZSurmcrn  leben.  3u  tiefer  ©af; 
hing  gehören  bie  ecirifce,  ber  ©eißfifcb,  ber  ©rünbling,  bie 
JBarbe,  ber  23lei,  bie  Jtarauföe  unb  onbere.  Unter  biefen 
bilben  eine  eigne  Art  bie  eigentlichen  Jtarpfen.  tiefer 
fcifcfe  wirb  4-5      lang,  bat  »ier  Jßartfabett,  große  ge» 


greifte  ©ebuppeu,  ifl  au)  btm  8?ücfen  beultet),  an  ben  ©ei» 
ten  gelblidj  unb  auf  bem  »auebe  weißlieb.  £>ie  Kütfenfloffe 
jeiebnet  ftch  burcb  Sdnge  aus,  bie  2(frcrfieffe  iß  flatbelartig 
ge*abnt,  bie  untm  gloffe  r6tblicb.  SRan  finbet  Jtarpfen  in 
glüffen,  Seen  unb  Seiten  unb  unterfebeibet  biernacb  glufs, 
©ee«  unb  Seichf  arpfen.  SWan  fagt,  baf  bie  Äarpfen 
über  200  3a&te  alt  werben  unb  ein  ©ewiebt  ton  70  9>fb. 
erlangen  ftnnen.  ©ie  baben  ein  jibe«  Beben  unb  man  f ann 
fie  baber  forool  im  ©ommer  in  gtfcbbdltern  unb  in  Sijiemen 
im  Jteller  aufberoabten  unb  mit  »rot  unb  ©alat  etbalten, 
al«  auch  im  SBintet  lebenbig  weit  oerfebicren,  wenn  man 
fie  in  ©ebnee  einpaeft  unb  iljnen  ein  in  SBein  ober  »rannt» 
wein  getauchtes  ©tuefeben  S3rot  ins  «Raul  ftetft.  3n  SpoU 
lanb  fod  man  fie,  wenigften«  früher,  in  JteUem  in  feuchte* 
ajloofi  eingefcblagen,  mit  ©emmel  unb  Urilcb  gemäße t  ba> 
ben.  'iLuA)  cafrnrt  man  fie,  um  fie  fettet  ju  machen.  -Da« 
gleifd;  ber  Jtarpfen  ift  febt  beliebt  unb  woblfcbmedenb  unb 
jwar  ift  ba«  bet  glußfarpfen  ba«  befte.  !Da«  fleifcb  bet 
Äarpfen ,  »reiche  in  SBaffer  mit  fcblammigem  @runbe  leben, 
nimmt  einen  moorigen  ©ef$mac?  an.  fßotn  Ott.  bi«  in  ben 
Xpril  finb  bie  Jtarpfen  am  woblfcbmecfenbfien.  —  ©ne  be» 
fonbere  »art  ift  ber  ©piegelf ar pfen,  welker  wenige, 
aber  bie  be«  gemeinen  Jtarpfen«  an  @r6fe  breimal  flbertref« 
fenbe  ©ebuppen  auf  bem  Süden  unb  an  ben  Seiten  bat 
unb  übrigen«  unbefebuppt  ift.  2>er  Äarpfen  läßt  fücf>  in 
gifdjbtboltem  fo  abrichten,  baf  et  auf  ben  2on  einer  ©lode 
ober  pfeife  jut  gütterung  betbeifommt. 

fiartät scljc  nennt  man  eine  Brenge  eiferner  ober  bWet* 
ner  Äugeln,  wd$c  auf  oerfebiebene  'Art  ju  einem  ©anjen 
oerbunben  unb  fo  gemeinfebaftiieb  au«  einem  Öefcbiu}  gegen 
ben  $einb  geworfen  werben,  ©ewobnlia)  wiegt  oon  ben 
einjelncn  ei  fernen  Äugeln  jebe  fo  »iel  Botb,  alt  ba«  JtalU 


ber  tc3  ©efcbüfce«  nach  ^funben  au«gebriuft  in  folebet  h 
tragt ,  unb  biefe  Jtugeln  pflegt  man  georbnet  ober  unjöd. 
net  in  eine  blecherne  SBüchfe  ju  tbun.  Sur  (erbibuiij  tc 
SBirffamfett  bet- Sabung  wirb  auf  ben  hl fernen  Stoben  Ii 
»ücbfe,  bet  auf  ba«  $u(«et  im  ©efebüfc  aufgefegt  rwrt,  ei 
©piegel  »on  ©turjblecb  gelegt.  IBei  geringen  €nrferawijrc 
nimmt  man  eine  größere  '^njabl  Reinerer  Äugeln,  i*it< 
ttnb  bei  arofjem  Entfernungen  oortbeilbaftet  eine  {icbitt! 
'Änjabl  größerer  Jtugeln  angewenbet  wirb,  ©ne  1x1 
faft  9 an j  abgefommener  Äortctf eben  fmb  bie  Sreukti, 
welche  «u«  3wilf*  unb  SBierunbjwanjigofünbem  gefcjcfc 
wutben  unb  au«  einpfünbigen  Jtugeln  befianben,  bie  ta 
eine  ©pinbel  gelegt  unb  in  einen  leinenen  ©ad  geh::: 
waten,  »eleber  bann  bureti  Umwiclelung  mit  einer  fcria 
©ebnut  weitere  ge|hgfeit  erbielt. 

fiartljarjo  war  bie  wiebtigfie  ©tobt  Zfrifa«  im  tat 
tfnime,  bie  Jpauptflabt  einer  maebtigen  Sfepublif,  wdebe ri 
nen  feh  ausgebreiteten  b  anbei  trieb  unb  eine  lange  Bot  m 
9tom  um  bie  S9BeIt^errfd)aft  fdmpfen  fonnte.    3&r  6ta 
würbe  and)  ba«  eigentliche  2(frifa  obet  2ibpa  genannt,  tan 
bie  ttlten  regneten  Itgopten  noet)  ju  Xfien.    Jtartba^,  c*i 
©tabt,  lag  auf  einet  .£>albinfel  obnweit  oon  bem  beurifc 
Suni«,  war  groß  unb  febön  gebaut  unb  batte  5— 6  Stete 
im  Umfange,  unb  jut  3eit  feinet  fcb6nften  Slüte  cer 
700,000  cinw.   2lnbere  berühmte  ©t4bte  in  ben  ^ 
biete  Jt.'«  waren  Urica,  Sune« ,  Äbrumetum  unb  ostot. 
2>et  Urfprung  Jt.'«  ifi  ganj  in  «Kolben  gebüüt,  au«  ir.r. 
nur  fooiel  mit  ©ewipbrn  betoorjugeben  fo>eint,  baf  th  ci* 
^flanjftobt  ber  ^bonijier  toar.    %)ibo,  beißt  e«,  fofl  r.:r 
bet  6rmorbung  ibrr«  ©emabl«.  be«  reiben  ©io>«»,  w 
ib,rem  »ruber  ^pamalion.  Jt6mg  »on  2pru«  in  flbJnijio 
welcber  be«  ©pebau«  ©c&dbe  an  f;cb  ut  reißen  trachtete, 
flohen  fein.   Da  fie  nut  SRänner  an  söorb  ibrer  Steife  et 
nommen  batte,  fo  nabm  fie  auf  Gppetn  noeb  eine  W 
junger  SBeiber  auf,  um  eine  Kolonie  grunben  ui  foema 
unb  (anbete  bann  bei  Ua'ca,  einet  torifeben  ^anjjiatt  a 
bet  afrifan.  Jtiifte.   ^>ier  würbe  fie  freunblid)  aufgenoan» 
unb  oon  ben  Angeborenen  be«  Üanbe«  erfaufte  fte  ein  ©tai 
fcanbe«,  fo  groß  al«  fie  mit  einer  Jtubbmit  würbe  mim 
nen  f6nnen.  ©ie  jerfebnitt  aber  bie  Jtubbaut  in  bännt  fö 
men  unb  umfpannte  fo  mit  bet  ^aut  ein  ftattlicbeä  5rJ 
£anbe«,  auf  welkem  fie  bie  »urg  »orfa  erbaute,  tä 
Seitalter  ber  2)ibo  wirb  um  888  o.  Gtir.  angenommen. 
gil  aber  erjagt,  baß  «nea«,  obaleia)  naa)  bet  gffa>4tliäa 
Annahme  200  3abrc  älter,  nach  ämU  geformnen  fei, 
mit  X)ibo  ber  Siebe  gepflegt  unb  enblid)  »br  beimlia)  entjlp 
ben  fei,  worauf  2>ibo  au«  SBnjweiflung  ficfj  umgebraebt  t* 
ben  fott.   Die  »ewobner  oon  Jt.  #tfan  nad)  ibrer  »tut 
mung  9> unier,  weldbe«  2)affelbe  wie  f>boniiiet,  «tob  * 
bieß  in  pbönijifd)cr  ©ptacbe  Jtattbabala,  welaV« 
ftabt  bebeutet.  2>ie  »erfaffung  be«  ©taat«  wat  in  ber  W 
tepublifanifeb.  3wei  jdbriid)  neuerwd^lte  ©uffeten  (ben  rM 
6onfuln  entfprecbenb)  ftanben  an  bet  ©pi|e  be«  ©wj- 
tbnen  )ut  ©eite  ein  Senat,  unb  bie  3Cuffid>t  Uber  bieff 
herren  be«  ©taat«  batte  ein  engerer  Xudfcbuß  au«  ttm 
nate.    Sßenn  jwifcbeit  ben  ©uffeten  unb  bem  ©mal  J» 
3Reinung«oerfcbiebenbeit  eintrat,  fo  entfebieb  ba«  Soff. 
breitete  ftefe  ber  ©taat  bureb  feine  ^anbelöoerbmbunaen 
bie  »egrunbung  neuer  Kolonien  »ettbin  au«.  Inf  X«  ■* 


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Karthago  569 


Marthäuser 


•ar.fcben  Snfeln,  auf  ©arbinirn,  Gorft'ca,  in  Spanien  bri 
jcbrS  (Sabij)  btrrfc&trn  bie  $unier.  ttucb  in  2tfrifa  mtu- 
<n  (Eroberungen  gemalt  unb  enblicp  fogar  Utica  jur  Un> 
niafcit  untre  bem  9?amen  t>rr  Äunbeigenoffenfepaft  ge* 
raebt.  ÜSit  ben  ?)bocdern  (drnpfte  Ä.  fiegreid)  um  ßorfica. 
Sie  weit  »orgefepritten  bte  Turner  fein  mußten,  ba»on  jeugt 
e$  .panno'e"  Umfcbiffung  2tfrtfa$  um  450  ».  Gpr.,  auf 
jeldjer  er  bi$  jur  Äüfle  »on  ©uinea  fam.  SRit  ben  fHb- 
lern  foüen  bie  Äartbager  ftpon  509  einen  £<tnbelS»ertrag 
rmarpt  baben.  2fuf  ©icilien  trafen  bie  $unier  mit  ben 
■m'ecbcn  feinblid)  jufammen  unb  waren  bie  SJunbeSgenoffen 
er  gegen  ©rieebenlanb  fdmpfenben  perf.  Einige  DariuS 
jpfiaSpeS  unb  JerreS.  £n  bemfelben  Sage,  an  welcpem 
IrrreS  »on  ben  ©rieepen  (f.  ©rietpenlanb)  bei  ©alamiS 
BO  aeftplagen  würbe,  unterlagen  bie  Junior  bei  £imera 
cm  (Selon  »on  ©prafuS.  3m  grieben  würbe  feffgefefct, 
i'j  bie  Äartbager  eine  (SntfepdbtgungSfumme  bejahen,  jwei 
Eemprl  bauen  unb  bie  3)?enfd)eno»fer  abfepaffen  follten. 
Uon  Cgefta  gegen  ©profus  ju  £itlfe  gerufen,  führten 
k  Runter  »ier  .Kriege  mit  DionpS  bem  Altern,  2prannen 
M  ©prafuS,  au$  weisen  fte  enblid)  (368)  nad)  mand)er; 
i  Sebwanfungcn  be$  ÄricgSglürfS  al$  ©ieger  brroorgingen, 
nbem  fte  jugleicp  Jöeftfcungen  in  ©icilien  gewannen.  ä13 
ic  aber  nod)  weiter  um  fiep  ju  greifen  fuebten,  riefDümpS 
er  Jüngere,  ber  fte  »ergebene?  ju  beliebigen  »erfuept  batte, 
ic  Äorintber  ju  4>ülfe,  welcf)e  fte  340  ju  SBaffer  unb  ju 
!anbe  fähigen.  @n  jweiter  £anbel$  »ertrag  war  348  mit 
Rom  abgesoffen  »erben.  Die  ©raufamfetten  beS  Spran* 
len  agatbofleS  von  ©prafu«  gaben  ben  Äartbagern  neue 
Sclrgenbeit,  fttp  in  bie  ficiL  angelegenbetten  ju  mifd)en, 
mb  317  nabmen  fte  ganj  ©icilien  ein,  mit  2tuänabme  beS 
eften  ©prafuS,  weldjeS  fte  belagerten.  Xgatiwf  1(6  aber  fefcte 
adj  Hfrifa  über,  madbte  fcpneUe  gortfepritte  unb  bebrobte 
?gar  Ä.,  »o  fitb  JBomilfar  ber  £errfcpaft  bemdeptigen  wollte, 
(ber  balb  erbolte  fiep  baS  S3olf  »om  erflen  ©ehreef ,  )öomil= 
ar  würbe  gefreujigt,  2Cgatt>cfIeö  gefeplagen  unb  vertrieben, 
rin  oortbeilbafter  triebe  befebloß  314  biefen  Ärieg.  Sm* 
irr  weiter  griffen  bie  9>unier  um  ftd),  unb  fepon  mußten 
mm  fafi  alle  ©icilier  geborgen,  al«  biefe  276  ben  mdd); 
jen  Äonig  VprrbuS  »on  ßpiruS  ju  £ülfe  riefen,  welcher 
en  äartbagern  fafi  ade  ibre  93eftpungen  entriß  unb  feinen 
;obn  jum  Ä6ntg  »on  ©icilten  ernannte.  2)utd)  feine  £arte 
latbte  ftd)  ?)prrl)uö  aber  aud)  ben  ©iciltern  »erbaßt,  (ab 
cb  enblid)  grnötbi^t,  fid)  uirücf^ujicbcn  unb  »erlor  eine 

r'cbiacpt.  (5r  flob  nad>  Xarent,  wo  ü)n  nun  bie  916» 
irr  oom  fcmbe,  bie  ^unier  »om  SWeerc  aud  belagerten,  wo» 
urd>  jebod>  bie  bcimlicbe  6ifrrfud)t  btefer  beiben  nad>  SBelt» 
enfepaft  ftrebenben  SSolfer  gendbrt  würbe.  J)tr  etfle  bet 
genannten  punifepen  Kriege  (264—  241)  jwifd>en 
unb  S..  brad)  au«,  als  bte  3*6mer  brr  fteil.  ©tabt 
fleffana  4>ülfr  gegen  bie  Äartbager  fenbeten.  Sange  fcpwanfte 
a&  Ärieggglüd,  beibe  mdeprige  ©taaten  waren  erfeböpft, 

brr  ©tea  bed  SJömers  9.  guetatiu*  <Satu(ud  über  ben 
^amiJfar  JöarfaS  bie  ?)unirr  nötbigte,  einen  fcpmadwollen 
rieben  ju  fd)ließcn,  nad)  wetdjem  fic  ganj  ©icilien  aufges 
n  unb  eine  bebeutenbc  ©elbfumme  an  JKorn  jablen  mufs 
rt.  Snnrre  Unruben  bracben  bitrauf  in  JC  auf»  unb  würben 
Bt  SJlübe  gebdmpft,  bte  9f6mrr  untrrftüfetrii  einen  Äufrupr 

v2arbinten  unb  bemdebtigten  ffä)  enbticp  ber  SnfeU  ^)a» 

öitbet  ••*».«««.  II 


milfar  fud)te  fein  S3aterlanb  buref)  großartige  Eroberungen 
in  ©panien  \u  entfcpdbigen. .  9Ia(pbem  er  m  ber  ©cplac^t 
gefallen,  fe|te  baä  unternommene  SBerf  Xdbrubal  fort  unb  baute 
Äartpagena.  Die  9J6mer  fuepten  burd;  einen  Bertrag  biefen 
Eroberungen  ©renjrn  ju  fe^en,  aber  £anni'bal  (f- 
©ofcn  beS  ><>amilfar,  weiter  nach  "XfombaVS  Ermorbung 
grlbljen  wirb,  überfebreitet  jene  ©renken  unb  et»  entbrennt 
ber  jwette  punifebe  Ärieg  (218 — 201),  in  welcpem  ^anni^ 
bat  ftegreier)  nad)  Stalten  bringt,  aber  »on  &,  wo  ber  Se- 
nat ftd)  in  jwei  Parteien  grfpalten  batte,  »erlajfen,  unb 
burd)  bie  ©i<fg<  ber  Börner  in  ©panien,  burd)  bte  lieber, 
läge  feineö  33ruber6  Xsbrubal,  enblid)  burd)  bte  ftmbung 
bed  ©eipto  in  ?(frtfa  gezwungen  wirb,  nad)  feinem  SJatcr 
lanbe  jurüeräufebren.  9tad)  ber  9(ieberlage  bei  3ama  ftebt 
fid)  Ä.  genotbigt,  bte  b^rtrflen  RriebrnSbebingungen  201 
einzugeben.  66  muß  eine  große  ©umme  (über  13  372 tüte 
nen  2baler)  briablen,  alle  Ärirgöfebiffe,  big  auf  *ebn  Drei: 
ruberer,  ausliefern,  barf  obne  WomS  fflrwilligung  webrr 
Ävirg  führen  nod)  ^rieben  fd)(ießen.  ^annibal,  »erleumbet 
unb  »erfolgt,  muß  »on  Ä.  cntflteberu  DiefeS  wirb  »on 
SKaftniffa  ungererpt  angegriffen ,  ftnbet  bei  ben  9l6mern  feine 
©ereeptigfeit  unb  fucht  ftd)  enblid)  biefe  fclbfl  ju  »erfd)afen, 
weld>eS  bie  9?6mer  für  griebenSbrud)  erfldren  unb  bie  3er- 
ffirung  Ä.'S  befepließen.  ÜRit  bem  SRutbe  ber  Öerjweifiiing 
wirb  bte  ©tabt  im  br  itten  punifepen  Äriege  (148—146)  »er; 
tbeibigt,  erliegt  aber  bem  ^ubltuS  GomeliuS  ©dpio  unb 
wirb  jerftört.  23cm  3uliuS  ßdfar  ober  ^uguftuS  würbe  fte 
nacpmalS  wieber  aufgebaut,  gegen  Snbe  beS  7.  3abrb.  n. 
Gbr.  aber  »6Qig  jerflört 

Die  Aartbager  befaßen  jur  ^eit  ihrer  SBlüte  große  ©ü- 
ter,  welche  burcp  ben  ^>anbel  aufgehäuft  würben;  genauere 
Äenntnifjfe  »on  ibrem  geiftigen  2eben  befifeen  wir  aber  ntrbt, 
benn  ibre  Literatur  ift  »erloren  gegangen ,  unbbeiipnen  felbft 
war  cö  »erboten,  ©rieepifep  ju  lernen,  bannt  bie  erlangten, 
befonberS  geograpb<fä)tn  unb  auf  (Srftnbungen  bejüglid)en 
Äenntniffc  niept  weiter  »erbreitet  würben.  Sb"  Strligion 
berubte  urfprünglid)  auf  9tatur»erebrung  unb  ibre  »ornebm- 
ften  ©ottpetten  waren:  ©aal  ober  ÜRolocp,  ber  Sonnen- 
gott, bie  jeugenbe  Äraft,  unb  21  ft arte,  bie  gebdrenbe  SWatur. 

fvartl)äußfr  (bie)  ftnb  ein  befannter Jttr  fir enger  getjt; 
lieber  jDrben, «welker  »on  bem  bei! igen  Sruno  1086  geftif- 
tet  werben  ift.  Diefer  würbe  um  1040  ju  Äöhi  geboren 
unb  ftubirte  ju  9?peimS.  SWiömutbig  über  bie  ©ittenlofig* 
(eit  ber  Seit  begab  er  fiep  mit  feeps  gleid)grfhmmten  Jreun-- 
ben  in  bie  (Sinfamfeit,  unb  jroar  auf  ben  JKatb  brS  heiligen 
«^ugo'S,  SBifcpofS  »on  ©renoble,  in  einer  einfaraen  ©egenb, 
vier  ©tunben  »on  ©renoble,  welepe  in  Cb«rtreuse  bieß  unb 
»on  weicher  ber  Cr  ben,  fowie  feine  Äi  öfter,  bie  Äarthau^ 
fen,  ben  92amen  erhielten.  JBon  feinem  ehemaligen  ©d)ü> 
kr,  bem  $apft  Urban  II.,  nad)  fRom  berufen,  feplug  S3runo 
jebe  geiftlicbe  SBürbe  auS  unb  erlangte  1094  bie  Grlaubntß, 
eine  jweite  Äarthaufc  in  ber  Sinfamfeit  »on  bella  Sorre  in 
Ealabrien  ju  lüften,  .pier  lebte  unb  fiarb  er  1101.  3m 
3abre  1628  würbe  JBruno  in  bie  Sab!  ber  ^eiligen  aufges 
nommrn.  JBruno  binterlteß  feinen  Anhängern  (eine  befftmmtr 
Siegel,  biefe  bilbete  fxcb  erft  allmdlig  auS.  S3on  ihrem  fünften 
^>rtor,  ©uibo  (geft.  1137),  erbielten  bie  Äartbdufer  bie  83or* 
feprift  beS  ewigen  ©hdfrpmeigertd  unb  ber  ©infamfeit  nod) 


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Kartoffeln 

außer  bru  gewöhnlichen  8R6mbSgelübbr n ;  1176  würbe  ber 
Drbrn  »om  Zapfte  bcfiätigt,  unb  er|l  1581  fam  bie  »oflfläns 
bige  Sfcgel  tcr  Äarlbauffr  ju  ©tanbe,  welche  ber  $ap(l  bt- 
frotigte.  3>ie  JCarthdufer  haben  ftcb  fletS  burch  fBilbung, 
SSobltbdtigfrit  unb  Öaftfrribftt  ausgezeichnet.  3b«  ®tfä&U 
tigung  war  ber  ©otteSbirnfi,  £anbarbeit  unb  Sücherabfcbreis 
ben;  Rleifcbfpeifen  warm  ihnen  gan;licb  verboten,  jirenge 
SJcißigfrit  ibre  ^Pflicht;  nur  bei  befonbern  ©elegcnbeiten  burf; 
ten  fie  in  ©efcUfchaft  fpeifcn,  jährlich  mufften  fte  fünf  SDfal 
jur  Aber  laffrn,  nur  an  einigen  ©tunben  bcS  25onnerStagS 


Kartoffeln 

unb  an  ben  Gapiteltagen  burften  fie  fprecben.  25ie  Drbiuf 
fleibung  war  ganj  weiß  mit  einem  fcbwariien  Stattet,  ad 
bie  gaienbrüber  jeidmeten  fich  burch  ben  ffitort  unb  ein  fr 
jereS  ©capulier  au«.  ©eit  bem  %at>xt  1  «>  1 « >  fomen  est 
Äartbauferinnen  auf,  beren  Siegel  etwa*  weniger  irr* 
war.  Sie  gingen  gleichfalls  weiß  gefleibrt  mit  einem  ftbwti 
jen  Schleier.  Der  jebeSmalige  sprior  ber  Äartbaufe  bei  9a 
noble  war  ber  ©eneral  brS  ganzen  jDrbenS.  25iefe  in  et 
net  wilbromantifebrn  ©egenb  gelegene  £artbaufe  ift  nttn 
abgebilbet.  57Jan  tann  ju  ihr  nur  auf  einem  böchft  beirre 


lieben  SBege  gelangen,  benn  fte  liegt  in  einem  engen,  jum 
2heil  t>on  ganj  fteilen  Relfwanben  umgebenen  übale,  we(» 
cbeS  acht  SBonate  beS  3abrcS  »on  ©ebnee  umlagert  ift.  3n 
ffolge  ber  fran}jP?et>olution  würbe  baS  Jtlofter  aufgeboben 
unb  feine  JBeftfcungen  »erfauft,  hoch  ift  eS  MM6  wieber  ein» 
gerichtet  worben. 

Äcirtoffrln,  auch  ©rbäp'fet,  Crrb*  ober  ©runbbir« 
nen,  Jtn  ollen  ober  lüften  finb  bie  befannten  überaus 
nüläliebenSBurjelfnoQen  einer  auS  Amerifa  flammenben  ^flanje 
(lat  Solnnum  tuberosum),  welche  eine  Art  9f.aebtfcbaiten  ijt. 
3n  mehren  ©egenben  ©übamerifaS,  namentlich  in  ißtru  unb 
Sbjle,  fmb  bie  Jtartoffeln  einbeimifch,  eine  anbere  Art  finbet 
[ich  auch  in  SRerico.  ©er  ©flaoenbanbler  #awfinS  brachte 
bie  Jtartoffel  juerfr  1565  auS  9>eru  nach  (furopa.  «Bieber 
»ergeben  fam  fte  jum  jweiten  SDlal  burch  granj  Drafe  1585 
auS  SSirginien  na  eh  tfnglanb,  unb  berfelbe  gab  fich  SJcübe, 
ibre  Anpflanzung  in  (Inglanb  allgemein  ui  machen.  83on 
hier  breiteten  fid)  bie  .Kartoffeln  nach  ben  9?ieberlanben,  ffxanb 
reich  unb  Beutfcblanb  au?.  5Der  S3auer  $anS  Scogler  auö 
@elb  im  83oigtlanbe  brachte  fte  lf47  nach  ©achfen,  ibre 
größere  jßerbreitung  bafelbft  gefchab  itboeb  erfl  1717  burch 
ten  ©enetal  von  SWittau;  1708  tarnen  fie  in  baS  Sföecflens 


burgifebe,  1710  bureb  ben  Söalbtnfer  Ant.  ©eigtir«,  t« 
ju  Wimberg  fid)  niebergeloffen,  nach  SJürtemberg.  & 
riS  würben  bereit*  1616  Äartoffeln  an  ber  finigl.  2a''1 
Seltenheit  gefpeift.    Urft  feit  1780  ftnb  fie  in  »eun 
als  geibfrueht  angebaut  worben.    3brer  grJßem  Ufr-1"' 
tung  llanb  befonberS  baS  Borurtbeil  entgegen,  haf  m:n 
als  ju  einer  in  ben  meiften  Arten  giftigen  ©ennW^ 
geb6rig,  ebenfalls  für  ber  ©efunbbeit  na<htb«lig  b>lt 
bem  biefeS  unb  einige  anbere  SJorurtheile  überwunben 
ben ,  nachbem  man  bie  groß«  unb  »ielfeitige  9tu^barfttt  fr 
itartoffeln  immer  mebr  rennen  gelernt,  b«'  »b«  luSb«  :.- 
mit  JRtefenfchritten  jugenommen  unb  man  finbet  fit  iefct 
auf  ber  ganjen  bewobnten  Qxtt  bis  both  in  be»  9*>6* 
.  ©.  in  Jtamtfcbatfa.    Durch  ben  Anbau  bat*"  ftd? 
*n  Jtartoffeln  febt  «tele  »erfthiebene  Arten  gebttbet,  b«'  1 
tbeilS  burch  ©eflalt,  innere  «efchaffenheit,  Mk,  ** 
unbSRenge  berÄnoQen,  tbeilS  auch  burch  ©eftalt  unb f"1 
ber  Jölätter  unb  JBlüten  unterfcheiben.    tRan  tarnt  ap 
führ  80  ©orten  unb  unterfebetbet  btefe  int  Algfrinw  ' 
folche,  welche  jum  Berfpeifen  unb  in  fblch«,  »ekbtjWF 
terung  be)nmmt  finb,  fowie  nach  bet  3eit,  ni  »ei* 
genießbar  werben,  in  $rüb<  unb  ©pätfartoffrä». 
©enuß  unreifer  Jtartoffeln  fchablich  i^,  iubem  " 


em  Um«  7 


I 


Kartoffeln  5 

ingen  Anoden,  ebenfo  wie  baS  Araut  unb  bie  ffieeren  unb 
.eune,  welche  auS  ben  Anoden  hervorbrechen,  ein  narfoti» 
beS  ©ift  enthalten,  fo  ift  in  vielen  ©egenben  ber  aü)u  frube 
Jerfauf  ber  Aartoffeln  polieeilicb  unterfagt.  ©ei  ber  SBabl 
er  a:i^ubaucnben  J^artofftl^ottun^  mug  man  fidj  nach  bem 
Jebtirfniß  unb  nach  ber  ©efebaffenbeit  beS  ©obenS  rieten, 
illc  Ärten  ftnb  übrigens  fct>r  ber  Entartung  auSgefefct.  Än 
er  Aartoffel  roirb  beseitige  £beil,  an  welchem  bie  SBurjel 
ngewaebfen  ifr,  ber  91  a bei,  ber  entgegengefegte  ber  Aopf 
ber  bie  Slafe  genannt.  SJon  allen  .Kartoffeln  ifi  bie  ftü» 
efle  unb  burd)  angenehmen  liicfdmiacf  ausgezeichnete  Ärt 
ie  rothe  grub;  ober  rotbe  £orn(artoffel,  welche 
cm  Hafens  nach  bei«  9cabelenbe  fpi(j  jutauftnbe  längliche 
tnoden  bat/  bie  ungefähr  bretmal  fo  lang  als  bief  ftnb. 
H-ivöbnlidb  ftnb  bie  .Knollen  etwas  gefrümrat.  Sie  ftnb 
lit  vielen  'Äugen  befefet,  t>on  benen  je  vier  immer  ein  }iem> 
ich  regelmäßige»  SJierecf  bitten ;  baS  gicifcb  ifi  weiß  unb 
hliffig,  bte  Schale  beQrotr>.  Sanggefhecfte  walzenförmige, 
nit  otelen  titfliegenben  Eugen  befehle  AnoUen  bat  bie  gelbe 
früh:,  Saurentii:  ober  3af o b 3 f artoffel.  Sie  bat 
ine  bedgelbe  Schale  unb  ein  wcißeS,  zarteS,  mehlige»  Sleifcb. 
i^entbümlich  ifl  bie  ©urf enfartoffel,  weiße  £otn» 
artoffel,  auch  Ära(atfcba  genannt,  weil  beren  läng« 
iebe,  gefrümmte  Anoden  fiel)  ring»  um  ben  .^auptftengel 
:cr  »Pflanje  fo  anhäufen,  baß  fie  jufammen  eine  nach  un* 
en  gefebrte  ^pramibe  bilben.  Schale  unb  gleifcb  ftnb  gelb 
icb  unb  baS  Untere  von  faßlichem  ©efebmaef  unb  mebXreicb. 
Durch  ©röße,  tjrgtebigfcit  unb  fflfeblreicbthum  ausgezeichnet 
(t  bie  rothblau  marmorirte  ober  Airfbamfat  toffel, 
auch  pfäljer  ©runbbirne  genannt,  welche  graurotbe, 
|Um  £beil  mit  weißen  Streifen  marmorirte  Knollen  bat. 
üinen  febr  angenebmen  ©efebmaef  haben  bie  gelblichen,  an 
>cn  dnben  rcttjlidjcrx  ©iScuitfattoffeln.  Sehr  bau  bar 
lutb  febmaefbaft  ift  bie  fd}warje  ober  9tegerfartoffel, 
penfo  bie 9? oef sfartoffel,  fibonifdje  ober  geißberget 
Kartoffel  mit  febmuztg  bunfelrotber  Schale,  unter  welcher 
m  $!cifcb  blutrotb  ift.  Ergiebig  unb  angenehm  febmeefenb 
jx  bie  cble  gelbe  ober  Sammetf artoffel,  auch  8orbS» 
t er  #errenfartoffel,  mit  runben,  etwa»  länglichen 
bwdett.  £>ie  itr cb  enfartoffel  ift  in  ieber  {Begebung 
iBSgejetcbnet  unb  hat  runbliche,  etwaS  glatte  An  ollen,  be* 
en  9lafe,  wo  ftcb  bie  meinen  Eugen  jufammenbrängen,  et> 
pai  jur  Seite  (lebt    Seht  woblfcbmecfenb  ftnb  bte  Grb» 

terfartoffef  unb  bte  ©or&boricräpfelfartoffel, 
Itt  Drei»  von  .ftollanb  unb  bie  weifte  Aartoffel, 
«lebe  febr  groß  wirb  unb  eine  weife  Schale  bat.  Sehr 

^Sreich  unb  angenehm  fd;mecfenb  ifi  auch  bie  rotbe  lange 
-  :cr enfartoffel  mit  walzenförmigen  folbigen  Anollen. 
|Hut  von  ber  Qrojje  einer  9luß,  aber  lieblich  manbelartig 
'cbmecftnb  unb  überaus  ergiebig  ftnb  bie  (leinen  ebinefi* 

eben,  gjfanbeU  ober  $erü.rf  enf  attoffeln.  Ähnlich 
It  tleinc  Schottlänberin  unb  bie  (leine  91  u p * 
'artoffel.  Sehr  groß,  oft  brei  9>funb  fchwer,  ftnb  bte 
'".lien  be$<preiS  »on$>eru  mit  beUgelber  Schale;  ergie» 

;  unb  meblreicb  ift  bie  engL  Aartoffel,  beren  Anoden 
tcrfdjiebene  ©eftalten  annehmen,  2?äffelbe  gilt  auch  »on  ben 

Iben,  mit  fielen  4pert»orragungen  »erfebenen  wuchefelbet 
Kartoffeln.  25ic  blaue  runbe  Aartoffel  hat  große 
ÄnoHen  von  angenehmem  ©efebmaef,  beren  £aut  an  ber 


1  Kasan 

8uft  admälig  fchmujtig  fchwarftblau  wirb.  Sei  bet  blauen 
ftotnt artoffel  ifi  auch  baS  gleifch  bet  gurfenähnltthen 
Anoden  blau  ober  blau  marmorirt.  Sehr  ergiebig  ift  bte  glatte, 
hellgelbe  pomraerfebe  Aartoffel  unb  ebenfo  bie  burd) 
©roße,  zuweilen  wie  ein  Äinbcrfopf,  ausgezeichnete  Äo> 
warbö:  ober  furtnamifche  Aattoffel,  bte  man  ieooeb 
nut  tun  Siebfuttet  brauchen  fann.  Sbenfo  wenig  f*macf> 
baft  ftnb  bie  wilben  ober  ©üfcheb,  and; Schwein«  ober 
Srauben(artoffe(n,  beren  Anoden  anfangs  rotb  ftnb ,  an 
betSuft  abet  blaffet  wetben,  unb  bie  3witter(artoffeln, 
auch  £ra(e'S  @bre  genannt,  welche  eine  blutrot  he  Schale 
haben  unb  ftch  }um  JBranntwetnbrennen  empfehlen. 

£)ie  gurtpflanjiing  ber  Aartoffeln  gefdjiebt  auf  febr  man« 
nichfalrige  SSeife,  abet  feltenet  burd)  ben  Samen  bet  $flame, 
als  bureb  bie  Anoden  ober  Striefen  betfelben,  an  benen  fid} 
mehre  Äugen  befinben.  3«be  in  bie  6rbe  gelegte  Aartoffel, 
fowic  jebeS  einzelne  S trief  bilbet  nämlich  einen  neuen  Stotf. 
Wlan  fann  bie  Aartoffeln  auch,  Wtewol  mit  geringerm  Qu 
trage,  burd)  Sfücfen  biefer  Schale,  bureb  Stüd en  ber  Aeime, 
welche  fid)  in  Aedern  im  grübiabje  unb  Sommer  aus  ben 
Anoden  entwicfeln  unb  nod)  auf  anbete  Ätten  fortpflanzen, 
©egen  ben  Sommer  verlieren  bie  Aarto  ff  ein  ihren  9£  obige» 
febmaef  unb  fangen  auch  in  guten  Acdem  ju  (eimen  an. 
SDlan  hat  auf  SWitrel  gebaut,  btcfcS  zu  t>erbtnbem.  So  z-  SJ. 
(ann  man  im  SDctober,  wenn  bie  Äeife  ziemlich  eingetreten 
ifl,  baS  Ataut  abfehneiben,  bann  einen  guß  hoch  @rbe  auf. 
febütten  unb  noch  mit  bem  Aartoffelfraut,  Stroh,  Säge» 
fpäbnen  unb  bgl.  eine  £ecfe  bilben,  unter  welcher  fid)  bie 
Anoden  bis  zum  näcbflen  Sommer  frifch  unb  wohlfchmecfenb 
.erhalten.  —  SBenige  gelbfrücbte  haben  eine  fo  mannichfaltig^e 
Änwenbung,  wie  bie  Aartoffel,  nicht  adein  geben  biefe  für 
SWenfdjen  unb  Sbtete  ein  wohlfcbmecfenbeS,  wohlfeiles  unb 
gefunbeS  9cahrungSmittel,  fonbern  man  benufct  fie  euch  jut 
©rotbe reitung,  zur  ftabrifatton  ber  Stärfe,  zum  ©rannt« 
weinbrennen,  zur  ©ietbrauerei,  nur  ©etettung  beS  SSeinS, 
Srjrupö  unb  SucferS,  als  Aaffeefunogat  unb  noch  zu  maru 
chetlei  anbetn  3we<fen.  DaS  Ataut  wirb,  befonbetS  eiruje» 
fa^en,  mit  5Borthetl  zu  ©iebfutter  Derbraucht.  Äud)  ge« 
winnt  man  barauS,  namentlich  aus  ben  biübenbett  Spieen, 
eine  gelbe  garbe  unb  bat  unternommen,  eS  als  Surrogat 
für  ben  Zabacf  zu  benufcen.  % 

Äarrjattirrn  pnb  menfebliche,  »orzüglirb  wetbltd;e  ©eftal« 
ten ,  welche  in  ber  ©aufunft  flatt  bet  Säulen  zur  Unterfhigung 
bon  ©aKonS,  von  ßbören  in  Sälen  u.  bgl.  zuweilen  ange» 
bracht  werben.  SÖitruoiuS,  ein  röm.  Sdjrtftftedet  unb  ©au» 
runjller,  erzählt  »on  ihrem  Urfprunge  golgenbeS:  9lach  ben 
Ariegen  mit  ben  Werfern  eroberten  bte  ©riechen  bit  ben  Jein» 
ben  verbünbete  Stabt  Aanpä,  tobteten  bie  männliche  ©e> 
DöUerung  unb  führten  bie  grauen  gefangen  fort.  3um  Än* 
benfen  an  biefe  ©egebenbeit  foden  bte  ©aufünftler  bann 
tragenbe  (bienenbe)  Jrauengeftalten  flatt  ber  Säulen  in  Äm 
wenbung  gebracht  haben.  «TOannttcbe  ©ilbfäulen  na*  Ärt 
ber  Aarnatiben  werben  per  f.  ©ilbfäulen  genannt. 

Haetm,  ein  ©ouoernement  in  Dflrußlanb,  hat  einen 
tflacbeninbatt  »on  1120  mit  etwa  1,150,000  Sätw., 
pon  benen  ein  betrichtlicber  Xt}t\l  ©afch(iren,  Aalmücfen, 
Sfchuwafchen,  «Korbrotnen  unb  Sataren  ftnb.  £iefe  leg* 
tent,  welche  ftd)  meifl  }um  SRohammebamSmuS  befenmn, 

*  72* 


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ftnb  ein  waeferer  ÜJlenf*cnf*lag,  retnli*,  müßig,  cbrliebenb, 
beforgt  für  bie  JBilbung  ber  Sugenb,  fobaß  an*  ba*  flein* 
ße  Dorf  feine  @*ule  bat/  unb  febr  gewerbfam.  Sa*  8anb 
tß  eine  Gbcnc ,  bie  oon  ber  SSolga  unb  Stama  bur*ftr6mt 
wirb,  unb  rei*  an  ©etreibe,  Sieb/  Baub»  unb  Stabelbolj, 
peljtragenben  &bieren  unb  gif*en.  ßfl  war  früher  ein  uns 
abbängtge*  tatarifc&e*  Slei*,  ba*  ton  9la*fommen  SBatu 
Äban'ö  bcl;crr[dn  würbe,  Wel*e  mit  ben  mo*fowitif*en 
©roßfurjlen  bäuftg  Kriege  führten,  enbli*  aber  »on  3wan 
SBafitliewttf*  (1552)  »öuig  bejwungen  würben.  Sie  $aupt< 
ßabt  Äafan  liegt  an  ber  Jtafanfa,  bie  eine  SReile  unter» 
halb  ber  ©tabt  in  bie  SEBolga  fällt,  bat  nabe  an  50,000 
©nw.,  unter  benen  14,000  mobammebanifebe  Sataren,  unb 
muß  al*  ber  bebeutenbfie  £)rt  im  efili*en  Sfujjianb  betra*« 
trt  werben;  ber  #anbel  iß  fer)r  beträ*tli*,  unb  ber  große 
Äarawanenjug  au*  bem  ©eßen  na*  £)ßen,  »on  SJloöfau 
na*  ber  JBu*arei  unb  ßbina,  fleht  über  &  Ser  Umfang 
betrügt  brei  ©tunben;  außer  ber  Jtatrjebrale  jäblt  man  40 
anbere  grie*.  £ir*en,  a*t  2)?of*een,  meljre  fatbolif*e  unb 
eine  proteßant.  Äir*e.  Sie  ©tragen  ftnb  nacb  ben  beiberi 
fur*tbaren  geueröbrünßen  »on  1774  unb  1815  febr  reget» 
mäßig  wieber  aufgebaut,  aber  no*  immer  *um  großen  Steile 
mit  $ol$  gepflaßert;  au*  bie  wenigßen  ^äufer  ftnb  mafft». 
C*  berrfept  große  Siegfamfeit  in  gewerbli*er  4pinft*t;  bie 
gabrifation  »on  lieber,  3u*ten,  yftaroquin  unb  ©eife  ifl 
febr  berräcbtfi*;  au*  wirb  t>ict  SEu*  »erfertigr.  "Km  be» 
fannteßen  ifl  aber  St.  bur*  bie  1803  gejitftete  Univcrfitat, 
auf  ber  ßet*  me&re  Rimbert  ©tubenten  an  ben  SSorlefungen 
SEbeil  nebmen.  ©ie  bat  vier  gebrfluble  für  bie  aftatif*en 
©pra*en,  eine  S3ibIiotbcf  »on  30,000  ©änben  unb  vielen 
mongolif*en  unb  anbern  orienta(tf*en  #anbf*riften,  eine 
©ternwarte  unb  »tele  wiffenf*aftli*e  Sammlungen.  Hnbere 
33ilbung*anßalten  ftnb  ba*  afabemif*e  ©pmnaßum,  auf 
weldbem  au*  beutf*,  englif*,  franiöftf*  unb  italienif*  ge» 
lehrt  wirb,  mer  9cormalf*ulen,  etne  Unterri*t*anßalt  für 
350  ©olbatenftnber»  unb  eine  @*ifffabrt*f*ule.  Sa*  bie* 
füge  STOarinearfenal  unb  bie  SBerften  für  SBolgaftbtffe  ftnb 
»on  S3ebeutung. 

fiascfjmir  ober  öafbemere  ifl  ein  bobe*  SEbal  im 
Aimalapagebirge,  früber  eine  9>ro»inj  »on  Xfgbanißan 
(f.  b.),  bi*  e*  1823  9?unbf*it  ©ingb,  ber  S3eberrf*er  be* 
Staat*  ber  ©ifb*  (f.  b.)  an  fi*  riß.  3Cuf  allen  ©eiten 
wirb  biefe  berrli*e  8anbf*aft  »on  800  DÜR.  mit  2,000,000 
ÜKenf*en  »on  ben  (oben  ©ebirgSfetten  be*  ipimalapa  amb 
Äinbufuf*  umgeben.  SRur  »on  einer  ©eite  ifl  es  bur* 
fu-ben  $äffe  jugängli*.  ©ein  fiauptßuß  ifl  ber  ©*elum, 
5£f*elam  ober  Sebat,  ber  ippbaSpe*  ber  Xlten,  wel*er 
eine  SRenge  Keiner  glüffe  unb  S3ä*e  in  fi*  aufnimmt,  bie 
in  pra*tuoHen  SBaff/erfäHen  »on  ben  Sergen  bernieberfommen. 
Ser  ©*elum  bur*bri*t  bie  füb(.  ©ebirg*fette  unb  fließt 
bann  na*  3nbien,  wo  er  in  ben  ©inb  ober  Snbu*  ji* 
ergießt.  Sie  bobe  Sage  ma*t,  baß  St.  ein  Üußerfl  gefun» 
be*  unb  milbe*  Jtlima  bat  unb  t>on  einer  üppigen  S3egeta< 
tion  gef*mücft  ifl.  ©etreibe,  JDbft,  SBrin  unb  berrlicbe 
93(umen  gibt  e*  hier  in  SRenge;  ba*  wi*tigfle  @rjeugniß 
aber ,ift  We  ffiolle  ber  Äaf*mirjiege  (f.  b.),  au*  wel» 
*er  bie  foflbaren  Jtaf*mirfbawl*  eerfertigt  werbe«.  Sie 
Sinwobner  biefe*  grfegneten  Sanbe*  ftnb  ben  J&inbu*  oer> 
wanbt  unb  befennen  ft*  jur  Religion  be*  ©rabma.  (Sine 


große  Sßenge^oon  Xempeln  unb  $eiligtb&mern  erfüHen  u> 
Üanb.  ©ie  finb  tbatig  unb  ni*t  obne  eine  gewrffe  ifam 
iBilbung,  unb  fpre*en  einen  vom  ©anSfrit  abgeleiteten  £; 
(ett.  Sie  Jg>auptflabt  Jtafcbmir,  früher  ©erinagur, 
liegt  in  einer  wetten  Gierte  an  einem  ©ee  unb  am  ©*elum. 
©u  ifl  febr  groß,  )äb(t  gegen  200,000 ©nw?  ifl  aber  *a- 
fallen  unb  unreinli*.  SDlan  ficht  bier  no*  bie  SJuinen  fees 
alten  ©ommerpalafie*  ber  inbif*en  Jtatfer  mit  pra*tro^c 
©arten.  @b.ema(*  feilen  bier  40,000  SBebftüble  für  6er» 
fertigung  ber  JCaf*mirfban>l3  tbdtig  gewefen  fem,  wm  be; 
nen  jefet  aber  faum  no*  15,000  übrig  ftnb.  —  .  Biete  ®e- 
f*i*tf*reiber  baben  in  X.  bie  JUJtege  be*  aÄenf*engef*Ucb:? 
)U  erblicfcn  geglaubt.  Sie  geograpbif*e  Ä3 efetja ff en^cit . ttr 
(rite  unb  bie  alteflen  ©puren  ber  ©ef*i*tt  Iqfen  wxmu- 
tben,  baß  au«  ben  $ocbtbalern  be*  Ätmalap«  bi«  erften 
TtuSwanberungen  jur  !SBeo6lferung  ber  übrigen  ffrbc  gefebt- 
ben  finb,  unb  bie  (eiligen  Sagen  ber  3nbet  beuten  gleit 
faO*  auf  St.,  al*  ben  Urftfe  be*  9lenf*engef*(e*t«,  btc. 
SMorgenlanbif*e  @*riftfleUer  baben  Ä.  gepriefen  unb  be 
wunbert,  in  einer  SBeife,  wel*e  bie  neuem  europ.  ffttäa- 
ben  ni*t  baben  anerfennen  Finnen.  Jene  nennen  ba*  Zbei 
ba*  Darabie*  »on  Snbien  unb  ben  ©arten  oe*  ewiges 
grübling*.  .  .  \  ■ 

fiaecliminifgc  (bie)  ifl  eine  in  Äaf*mir  unb  in  einer 
Iteinern  ©attung  au*  in  SEibet  einbetmtf*e  3iege,  «wlct 
ft*  bur*  bie  getnbeit  ihrer  «Bode  au*}ei*net  Gic  wirb  tre 
Suß  lang  unb  jwei  $uß  bo*,  bat  platte,  ba'bgercur.r. 
rücfwdrtgflebenbe  unb  mit  ber  ©pi^e  weiter  aufwärt*  ge 
boome  Horner.   'Äm  Äopf  unb  SpalS  iß  fte  febvorj,  übri- 
gen* aber  weiß;  bo*  tommen  in  ber  §<ürbung  au*  ma» 
cli er: ei  Abweisungen  oor.    3bre  $aare  finb  lang,  glatt 
fein,  feibenartig*  gldnjenb  unb  berabbängenb.   Unter  tiefen 
paaren  liegt  aber  no*  eine  außerfi  feine,  jottt,  ßaume& 
artige  SBoQe.    3Cu*  tiefer  (entern  werben  bie  bcrübmtn 
Äaf*mirfbawl«  »erfertigt.   3m  grübjabre,  tun  wttc 
ehe  bie  wärmere  3abre*jeit  einfällt,  werben  bie  Stegen  & 
f*oren,  unb  oon  ber  feinen  SßoQe  werben  bie  tauen  fc 
benartigen  ^)aare  forgfältig  gefonbert.    hierauf  «ttb  bie 
SBoIIe  in  einer  warmen  Xuflofung  von  $otaf*e  unb  bel- 
auf in  reinem  SBaffer  gewafepen,  wobei  barauf  gefeben  wer 
ben  muß,  baß  fte  ft*  ni*t  filjt.   Sann  wirb  fte  gebleid 
unb  gerrempelt.    Sretmal  wirb  bie  au  ben  ©bawl*  bt 
fhmmte  SBoCe  gefärbt:  erft  »or  bem  irempeln,  tarn  nad 
bem  ©pinnen  unb  enbli*  im  ©(awL   Seim  Sphmen  et: 
5ß  olle  be  tiein  man  ft*  einer  eignen  ©pinbel,  bie  an*  r 
ner  Sbontugel  mit  t?i Antrabt  befrebt,  unb  ber  ©p inner  r 
halt  feine  ginget  bur*  ©pecffteinpulDer  gefebmeibig.  3Rc 
brauet  brei  bt*  fünf  ^funb  SSoHc  ju  einem  ©bawl,  ssc 
an  einem  ernjigen  großen  ©bawl  wirb  oft  »on  brei  Zrbc 
fern  über  ein  3abe  gearbeitet.  Hin  e*ter  Jtaf*mirfbic 
oon  ber  befien  Qualität  ifl  rroft  feiner  ©röße  fo  fa 
ßerfl  fein,  ba|  er  bur*  einen  gingerring  gejogen  tper 
ben  fann.    Sie  Verarbeitung  ber  SBoQe  ju  SbawU 
f*ie(t  nur  in  Jtaf*mir,   inbem  »on  bier  au*  tn  tiK-r 
2BoÜe  aufgefauft  wirb.    &n  ©bawl  fofltt  juweilen  An 
1000  S^lr.    Scr  um  bie  fronjof.  3nbuftrie  bo*»«tbier: 
»aron  STernaur  lief  1820  in  4t  über  1200  3kge>  ctr 
taufen,  »on  wel*en  über  400  glücfli*  na*  9Mflj»*  fc 
men  unb  ft*  bier  gut  gehalten,  au*  fortgepflanjt  fr*. 


Digitized  by^^ogte 


<  Hawaii 


533 


5ri<bm  tat  mm  unter \>m  Kamen  Sernaur.  Sbaml«  Sarben  wr  be«  JtaWmirffwwI«  noeb  ben  »onug  baben 
rabnfate  geliefert,  weicht  tn  ©ejug  auf  gtbbaftigfcit  tat    unb  weit  MBiger  al«  biefe  finb. 


C  (ber)  ifl  ctncS  ber  befannteflen  unb  am  toeitefitn 
wrftteiteien  Lebensmittel,  welcbeS  au4  bet  SDltlcb,  namenfe 
bet  Äütje,  diesen  unb  ©cbafe  bereitet  wirb.  3m  '2fH> 
temeinen  iß  bie  {Bereitungsart  bie,  baß  man  bie  SRild)  jum 
Gerinnen  bringt/  von  ber  geronnenen  Äd  fem  äffe,  weUbe 
uicb  JUfe  matte  ober  &uart  genannt  wirb,  bie  glüffig» 
rit  (bie  2Rolfen,  Sdjotten,  SBabidfe)  abfonbert  unb 
tun  bie  {Raffe  foljt,  formt,  trodnet  unb  einigt  3"t  einer 
reiwiStgen  @dbrjmg  überißt.  £iefe$  SSerfa^ren  faun  febr 
nanniebf altig  abgednbert  werben,  unb  man  erijalt  auf  tiefe 
iüeife  febr  tetfcbiebene  Veten  von  Jtäfe.  2Ba8  jundd>|l  ben 
ber  JtubmÜdj  gewonnenen  Äubfdfe  betrifft,  fo  b«ft  er 
etter,  ©abn*  ober  Kabmfäfe,  wenn  man  tt>n  auS 
:  er  unabgerabmten  SRilcb  bereitet  unb  fo  allen  Cuttergebalt 
:er  SÄilqi  in  ibn  aufgenommen  bat.  ©ertnget  ift  bei  ma* 
;ete  XLuarf*,  JPott*  ober  ©auermild)! ife,  welker 
iu$  abgerahmter,  fauet  geworbener  Wild)  bereitet  wirb.  Um 
Vre  gewobnlicben  Saab*  ober  ffiauerfdfe  finb  von  ber 
^genannten  Erl,  wdbrenb  gu  bei  etilen  bie  metfien  auS« 
Ädfearten,  wie  bet  boUdnb. ,  engt,  unb  Qfewex* 
25 er  SBafdjttin  in  bei  @cbweq  nürb  au» 
JÄrOetfertigt}  yx  bem  engL  SMli  bem 
Stracdjini)  unb  anberm  wirb  uuftojerafcmie 


Wild)  mit  noct)  einem  üufafee  von  JRabm  genommen;  jit 
bem  $armefantdfc  unb  bem  m  eilten  Umbutget  Ädfe  eine 
SBifcbung  von  unabgetabmtet  unb  abgerabmtet  SDlilcb.  SDer 
Scbabjieger  wirb  au*  ben  SMolfen  bereitet,  weldje  bei  IBe» 
reitung  anberer  Ädfe  übrigbleiben.  VDe  Ädfearten,  bei 
weisen  unabgerabmte  SRilcb.  angeroenbet  wirb,  werben  um 
tcr  bem  Kamen  bed  ©üßmtlcbtdfeS  begriffen,  wdfyrenb 
bie  auS  abgerahmter  fautet  üRild)  bereiteten  3rten  2  auen 
milcbfdfe  beißen.  JDie  vorjügltcbften  auSldnbiftben  Sor» 
ten  finb  nun  fblgenbe:  1)  Der  bollanb.  Ädfe,  welrfjer  ge: 
wdbnlicb  bie  ®»tfalt  gebrüefter  Äugeln  bot,  aber  audj  in 
großen  runben  unb  platten  {Broten  »orfommt  unb  eine  weiße, 
r6tbttdje  obet  bldulirbe  Rinbe  bat.  Sur  ben  beflen  gilt  bei 
ebamet  Ädfe,  bet  faft  fugelrunb  ifl.  KuS  25anjig,  9tc<f* 
lenburg,  ©ftfrteSlanb  unb  £olfteiti  fommt  vieler  Ädfe,  wel< 
cbet  unter  bem  Kamen  von  boQdnb.  »errauft  wirb.  2)  2>er 
limburger  Ädfe,  weldjet  bacTftetnfirmia  unb  jiemlirb 
weieb  ifl,  unb  in  ben  Kieberlanben,  am  beften  in  ber  ®e= 
genb  »on  £erve  in  {Belgien,  bereitet  wirb.  JBerabmt  finb 
3)  oerfrbiebene  Sorten  engl.  Ädfe3,  wie  ber  ©loucefler--, 
Gbefler«  unb  (3 tiltonf dfe.  Sie  betten  erften  baben 
eine  gelbtötblicbe  $atbe,  ber  testete  ifl  atunlicb,  weidb  unb 
febt  woblfdpmecfenb.    JD«  Gfceffertdfe  fommt  juweilen  in 


Kasimir 


574 


Kagguben 


JBrotcn  ton  übet  100  $f.  ©ewiebt  tor.  Unter  ben  4)  franj. 
©orten  ifl  befonberS  ju  ermähnen  berflraSburger©d)acb» 
t elfäff,  roddier  in  ©djaibreln  terfenbet  wirb  unfc  einen 
überaus  feinen  ©efebmaef  ijat,  fowie  ber  roqueforter  Käfe, 
ein  fetter  ©d>af«  ober  äiegenfäfe.  5)  Der  ©cbweijer> 
fäfe  fommt  grogtentbeilS  auS  bem  Gmmentbal ,  am  bcflen 
aus  ber  ©egenb  ton  ©rupireS  im  Ganton  greiburg.  Gben 
bat)«  fommt  ber  SJafcbrein,  fowie  auS  bem  Ganton  ©las 
ruS  ber  grüne  ©cbabjiegerf äfe.  2CuS  ben  faljburger  'Äl» 
pentpälern  fommen  f>)  ber  ©perr«  ober  Srocfenfäfe  auS 
Taurer  ÜJfilcb,  ber  ©ebnitting,  ein  ©ügmilcbfäfe,  ber 
^>a(bguti  unb  ber  ©anjgutfafe,  fowie  ber  ©eigmilcb» 
fäfe.  Serfebiebene  auSgejeidmete  "Sorten  liefert  Italien, 
als  7)  ben  ^armefanfafe,  ber  in  ber  ©egenb  ton  tobi 
im  SJeaHänbifcbett  »erfertigt  wirb  unb  50—  ioo  <pf.  wiegt. 
JBefunnt  ifl  auch  ber  fette,  in  jwei  ©orten  (einfach,  unb 
hoppelt  fett)  torfommenbe  ©traed)ino.  8)  Der  cb er ta* 
in  er  Ääfe,  ein  trefflicher  3i«g«tfafe,  fommt  auS  tfbertam 
im  faafecr  greife  beS  Königreichs  JBöbnten.  9)  Der  brie* 
(er  Käfe,  ton  SBrieS  bei  9ieufobl  in  Ungarn,  wirb  auS 
©cbafmiub  bereitet.  10)  Die  'ÄngelotS  finb  f  leine  fette, 
tiereefige,  (»erjfirmige  ober  runbe  Käfe  au5  ber  9iormanbie. 
3uweilen  gibt  man  bem  Käfe  noch  befonbere  3ufäfcc,  j.  JB. 
ton  Kräutern,  Giern,  JBier,  2Bein,  ©ewürj,  äutfer,  um 
ihm  einen  befonbern  SBoblgefcbmad  ju  erteilen.  S?an  ge* 
niegt  ben  Käfe  am  bäufigflen  mit  83rot  unb  SBultcr,  benufet 
ibn  aber  auch  jur  JBereitung  uerfd^i ebener  3trten  ton  ©pei> 
fen.  Die  fetten  Käfe  fönnen,  ju  reichlich  genoffen,  ben 
©Jagen  befebweren  unb  erjeugert  unreine  ©äfte,  baber 
befonberS«  ju  EuSfcblägen  geneigte  9>erfonen ,  fowie  an  ©iebt, 
©teinfebmerjen,  Gngbrüftigfeit  unb  £ppocbonbrie  geibenbe 
ben  ©enujj  berfelben  meiben  muffen. 

fiaßlmir  ifl  ein  gefäperteS  Sud),  welches  fieb  übetbteS 
hurch  geinbeit  unb  Wcbtigfeit  auszeichnet.  2Han  bat  baf* 
felbe  ton  ben  terfdjiebenften  2frten,  einfad;  unb  boppelt, 
einfarbig,  melirt,  gebrurft,  fa<-onnirt,  jjerifcbt,  gefheift  u.  f.  w. 
tmb  trägt  e$  torjugSweife  ju  JBeinfleibcm  unb  SSeflen. 
Gnglanb,  Jranfreid;  unb  Deutfcblanb  liefern  bie  bellen  ber= 
artigen  Stoffe. 

fiaseanörci  ober  Äleffanbra  war  eine  ber  Zbditn 
befi  $riamu$,  Königs  ton  £roja  (f.  b.),  welker  bie  ®ÖU 
ter  bie  ©abe  ber  SBeiffagung  terliebcn  bitten.  'Äpollon  fo» 
berte  bie  Siebe  ber  febönen  Jungfrau,  würbe  aber  ton  ihr 
terfebmäbt  unb  richte  fid)  nun  an  ihr  burd)  ben  ghicb,  baß 
ihren  Söeiffagungen  9ciemanb  jemals  ©lauben  febenfen  folltc. 
3u  ihrem  eignen  Unglücf  fepenften  bie  Trojaner  ber  begeu 
flerfen  3ungfrau  niemals  ©(auben,  fclbft  nicht,  alt»  fie  ib: 
nen  fagte,  tag  jenes  riefige  9>ferb,  burrf)  weiebeö  bie  ©rie> 
eben  entlieh  Sroja  einnahmen,  in  feinem  3nnem  bie  geinbe 
berge.  2(IS  nun  &roja  in  ber  ©ewalt  ber  ©riechen  war 
unb  biefe  mit  ©djwert  unb  gettcr  eS  tentüjlctcn,  floh  St. 
in  ben  Tempel  ber  ^aQaS;  aber  TL\ax,  beS  jDileuS  ©obn, 
einer  ber  gried).  gelben  tor  Äroja,  riß  bie  Jungfrau  fre> 
tentlicb  ton  bem  'illfarc  ber  ©ottin  unb  entehrte  fie.  Scadjher 
tarn  bei  'ÄuStbeilung  ber  Jöeute  Ä.  an  ben  Agamemnon,  ber 
fie  alS  feine  ©eliebte  hielt  unb  beffen  ©chidfal  fie  tbeilte,  in. 
bem  fie  ton  beffen  ©emat)lin  Ähjtämneflra  umgebracht  würbe. 

fiassrl,  bie  ^pauptflabt  beS  ÄurfürftcntbumS  Reffen, 
liegt  an  ber  fdjiffbaren  gulba,  üler  weltpe  eine  273  jjufj 


lange  fjeineme  förürfe  führt,  ©te  wirb  ton  tiefem  fhft 
in  jwei  Sbeile  gefonbert,  in  bie  Wtflabt,  bie  fcmeiwtjl 
gut  gebauet  ifl,  auf  bem  linfen  Ufer,  unb  bie  £ber>nl 
Unter  »ÜJeeufiabt,  welche  nebft  ber  leipjiger  SSorflabt  fo  mrü 
mäßig  unb  gefcbmadtoll  gebaut  finb,  tag  St.  gu  ben  f4& 
flen  ©tätten  in  Deutfcblanb  gel)6rt.  Unter  ben  19  iffe* 
liehen  "plä^en  unb  ben  fcb^nflen  ©tragen  nennen  wir:  bä 
?)arabepla^,  ben  freiSrunten  Ä6nigSplaft  mit  einem  GcW. 
ben  ©eUetue  =  unb  ben  KKW  gujj  langen  griebricMpl*|; 
fobann  bie  JtonigS«,  äBeQetuej  unb  franf^rter  ©träfe. 
Die  ausgezeichneten  ©ebäub»  liegen  meift  in  ber  SRcafaH 
welche  gegen  Gnbe  tcS  17. 3abrbunbertS  ton  granjofea  w> 
gelegt  würbe;  babin  gebiren :  bie  fatbolifebe  Wartinäfinie, 
mit  bem  Grbbegräbniffe  beS  ^>errfct)erbaufeS  unb  einem  £wt 
male  Philipp  beS  ©roßmütbigen ,  baS  SRufeum,  ber  Selb 
tuepalafl,  bie  SJlünje,  baS  JVathhauS,  baS  ©tänbebuuS  eil 
ber  furfürfllichc  ^alafi;  in  ber  'Ältjtabt  aber  fintin  rrir  ti< 
Katlenburg,  baS  äeugbauS,  ben  üRarftall,  uhb  mebre  ;u 
militairifebtn  3weden  benu^te  ©tbäube.  Die  ©taM  : 
'Änftalten  jur  S5ef6rberung  ton  Süiffenfchaft  unb  Jtiat 
j.  53.  einüpcfum,  eine  Gatetten:,  eine  Jöau*  unb  ©{Tterte 
fdniic,  eine  Xfabcmic  für  Malerei,  JBtlbbauerei  unb  ßa> 
f unfr,  einen  Kuib ivirthfdiaf: liehen,  ^anbelS •  unb ©eroerbererra, 
einen  folchcn  für  'Alterih inner,  ein  SRufeum  mit  'Äntifca» 
fammlung,  eine  ©ternwarte,  eine  JBibliotbef  unb  eine  9e> 
mcilbegalerie.  Die  ©tabt  erfebeint  wegen  ber  tielen  grr£i 
^lifje  unb  breiten  ©tragen  etwas  menfdjenleer,  boeb  betrijl 
ihre  Ginwobnerjabl  nabe  an  33|000j  fie  i(l  Sfefitcn;  tef 
©taatSoberbaupteS ,  ©i|}  ber  Eanbflänbe  unb  ber  cberfta 
JBcborben.  Der  Sranfitotjanbel  ifl  bebeutenb;  ri  irnt« 
jährlid)  jwei  ®ccffen  gehalten,  unb  bie  ^ut»,  Seiten», 
2BolI Jtattun  ^antffbut)  *,  Tapeten  =,  ©olb<  unb  & 
berwaarens,  fo  wie  bie  SEabadS^,  SßacbStueb*  unb  Sa§» 
fabrifen  finb  ntctjt  unbeträchtlich.  St.  bat  bübfebe  Umätto 
gen,  j.  SB.  bie  Hut,  einen  prächtigen  ^arf  mit  ffbietj«*« 
unb  gafanerie,  unb  bie  SBilr)elmSbobe,  eine«  ter  bc» 
lidjflcn  gujlfchlöjfer  inGuropa,  baS  fieh,  etwa  eine  Stt* 
ton  ber  ©tabt  entfernt,  auf  einem  JBerge  im  £abia>t*wfe 
erbebt  unb  mit  St.  turd)  eine  Hütt  terbunben  iß;  ben» 
bewfelben  gebirenbe  'JJarf  hat  eine  Steile  im  Umfange.  Bf 
merfenSwertt)  ifl  baS  ßctogon  ober  ber  fogenannte  SBarBf 
faflen  auf  bem  ÄarlSberge ;  eS  begebt  auS  brei  Äeitien  & 
caben,  bie  ton  192  foloffalen  Pfeilern  geflü^t  werten;  m 
ber  9>latform  erbebt  jtcb  eine  96  gug  höbe,  auS  t 
fleinen  cmfjMfübrtc  »Ppramibe,  unb  auf  biefer  ficht  bie  31 
gug  höbe  'iperculeSbilbfäule,  gewöhnlich  ber  grofe  Q 
genannt;  in  ber  Keule  befTelben  boben  füglid;  feds  T 
?*la(}.  Die  berühmten  Springbrunnen  tor  ter  SBilt ' 
höbe  treiben  SBafferfäulen  bis  ju  im  gug  ^6be.  * 
nem  anbern  JBcrge,  mitten  im  ©albe,  flerjt  tte86rrenl 
ein  im  ©tolc  ber  mittelalterlichen  JBurgen  in  neuem 
ten  aufgeführtes ,  aber  nicht  toüenbcteS  ©ebäute  mit 
hoben  aeburme  unb  einer  JKüflfammer.  GrrtaS  weiter 
ber  #auptfiabt  entfernt  liegt  bei  Kalben  baS  1763 
guflfchlog  SBilhclmStbal. 

fiöeoflbnr  h'igft  biejenigen  IBewobner  beS 
arfjcileS  ton  Bommern  ( S?egierung6beurf  KöSlm), 
tbrl  w^raiWceVr  !Sbfunft  finb,  unb  eine  wenbffdte.  mä 
gerV:^{öf5<fH  tmb  tiefen  pölnifebm  Sirtem  ejtnwfqPF^ 


toftnti 
ibfin* 

rn  3ß 
lit  einffl 
eitet  (• 


Rastelia 

rt  reben.    Sie  ctfch einen  als  ein  triftiger,  btrbtr  2ßen  = 

ijenfchlag,  ober  nid>t  befonberS  regfam.  3hre  Jg>auptb<* 
cjjdftigungen  finb  'Äcferbau  unb  Biehiucbr, 

fiaotalia  ober  bie  faflälifcbe  üuelle  war  ttne  im 
t'ltertbume  bocbberübmtc  £lucQe  im  ©ebirge  $arnafju8  in 
er  S'uihc  be$  XpollotempelS  in  ber  grieeb.  Statt  £e!pbi. 
Sbj  2Ba(fer  foUle  eine  fcegeiflcrnte,  ben  (Sinn  göttlich  er« 


Kastanien 

leuebtenbe  SBirfung  haben,  baber  tranfen  auS  ihr  2flle, 
welche  oom  belphifchen  jDrafel  eine  SBeifjagung  «erlangten, 
fowie  au  et)  bie  weiffagenbe  ^mbia  von  itjrem  Söaffer  ge« 
no(j  unb  in  ihr  fiel;  babete.  3efet  ftebt  an  ber  Stelle  beS 
ehemaligen  2>elpbi  ein  f leint»  2>orf<bcn  Äaftri,  unb  ber 
faftalifcbe  Gueü,  welchen  bie  tfbbilbung  jeigt,  ergiefjt 
fein  fiarcS  2Baffer  in  ein  gelfenbecfen,  au 3  welchem  eS  in 
mehre  (leine  £3dd)e  überläuft. 


äaetanirn  beigen  bie  grüebte  bc5  eblen  Äaftanienbaum« 
.«Manen  vesca),  welcher  auS  ©riccbenlanb  flammen  feil  unb 
jeejemoartig  im  ganjen  fübl.  Curopa,  fowie  in  einigen  ©e» 
;cnben  JDeutfchlanbS  gefunben  wirb.  Durch  pfropfen  er» 
jält  man  Saume,  welch e  größere  grüßte  tragen,  bie  9Ra* 
ronen  genannt  werben.  £)em  Äußern  tfnfehen  nadj  gleicht 
J«  ebU  Äaftanienbaum  einer  23ucbe.  (Seine  eßbaren  grüchte 
ieaert  »aarweife,  juweilen  auch  ju  feebä  bis  aebt,  in  einer 
lrunen  (laebeligen  Schale  beifammen,  bie  im  Äerbfle  nach 
rungter  SReife  auffangt  unb  bie  grüebte,  welche  noeb  mit 
irter  glatten  braunen  Schale  übersehen  finb,  herausfallen 
•"t.  9tocb  ehe  aber  bie  Keife  fo  weit  gebieljen  ift,  pflegt 
am  bie  Jtaflanicn  einjufammeln.   SKan  fcblagt  fie  ab,  be* 


wahrt  fie  bann  einige  Seit  auf  unb  brifcht  fic  nach  erlang« 
ter  twüiger  Weife  mit  ©tiefen,  wobureb  ftcb  bie  grüebte  »on 
ben  Schalen  trennen.  S3efonberS  in  ben  fübl.  ©egenben 
Europas  bilben  bie  Äaftanicn  ein  wichtiges  Nahrungsmittel, 
inbem  fie  thei«  roh,  tbeÜS  auf  mancherlei  SBeife  jubereitet 
genoffen  werben.  Buch  jur  iUiehmaft  braucht  man  fie  mit 
auSgejeicbnetem  Grfolge.  Äußer  ben  Früchten  benu&t  man 
»on  bem  Jtaflanienbaume  auch  baS  #olj,  welches  fieb  bureb 
gefiigfett  auSjeicbnet,  befonberS  ju  SSemfdffern,  bie  Siinbt 
in  ber  garberei  unb  als  ©erbematerial,  bie  jungen  äweige  in 
©übfranfreieb  ju  Keifen  um  SBeinfäffcr.  —  3u  einer  ber  in« 
tereffantejien  9caturmerfwürbigfeiten  gebort  ber  unten  abgebil» 
bcteJRiefenfafianienbaum  auf  bem  Ätna,  welcher  jeben» 


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> 


Kasteien 


596 


Kasten 


fall«  etn  ungeheure«  2üter  haben  muß,  wenn  er  aud?  nicht,  h«««  ber  ©aum  febon  im  3:  1784.  &  ifl  «walten 
wie  bie  Sicilter  »erfichern,  ber  dltefle  ©aum  ber  (Jrbe  wenbia  hobt  unb  foulig  unb  fcbeint  au«  fünf  orwn 
frin  follte.  ©H  ©eflait,  in  welcher  ibn  bie  abbilbung  *eigt,    jwei  Keinen  ©dumen  ",uf<>mmerigefeM  ju  fein,  bw  jeitf 


cm«  gemeinfame  SBurjel  haben  unb  erft  burch  fpdtere  Spall 
tungen  entftonben  fein  mögen,  über  bem  ©oben  ifl  ber  Um« 
fang  be«  ganjen  ©aumc«  163  Gine  Straße  »on  *wei 
2Bagenbretten  fuhrt  bureb  ihn  bwburcb,  unb  außerbem  fleht 
in  feiner  4?5hlung  noch  eine  £ütte.  Öx  pflegt  ber  fi3aum 
ber  bunbert  Leiter  genannt  ju  werben,  weil  bie  Königin 
Johanna  ton  Xragonien  mit  fo  viel  Weitern  bei  einem  Um 
werter  unter  feinen  äwetgen  Schub,  gefunben  haben  foIL  — 
®ar  nicht  oerwanbt  mit  bem  eblen  Jtaftanienbaume  ifl  bie 
SRoßfaflanie,  »eiche  1550  burch  Glufiu«  au«  9lorbaften 
nach  (Suropa  gebracht  roorben  fein  foü*.  Siefelbe  ifl  febr  be« 
Lxnnt,  inbem  man  fie  wegen  ihre«  fch6nen  SaubeS  unb  tb« 
rer  fcb6nen  ©lüten  fer>T  bduftg,  befonber«  in  ttlleen,  anpflanjt. 
2>ie  Frücht,  welche  eine  entfernte  tthnlicbfeit  mit  ber  echten 
Äaflanie  bat,  ifl  für  ÜJlenfcben  nicht  genießbar,  gibt  aber 
für  Schafe  eine  gefunbe  Stalirung  ab. 

fiastrim  beißt,  nach  bem  fireblichen  Spracbgebraucbe, 
jid)  jur  ©ewabrung  oor  ber  Sünbe  ober  jur  ©übnung 
berfelben  freiwillig  gewiffe  förperlidje  (Jntfagungen  ober  2et» 
flungen,  bie  für  fogenannte  gute  SBerfe  gelten,  auferlegen, 
wie  Mafien  (f.  b.),  Geißeln  (f.  b.)  u.  f.  w.;  baber  jca» 
fleiung  jebe  freiwillige-  (Srbulbung  gewiffer,  juv  ©üßung 
übernommener  ßualen. 


Äaetm  r>et^rn  bie  Staube  ober  Stimme,  in  k(A< 
mehre  altertümliche  XJölfer,  namentlich  bie  flgppfer  int 
Snbier  (f.  tfgppten  unb  JDjlinbien)  gefebieben  n\a:a 
unb  welche  ihren  Urfprung  tbeil«  in  btr  terfebiebenen  & 
fcbäftigungSweife,  welche  einjelne  fieb  immer  mehr  •■«*■ 
tenbe  gamilien  »orjugSweife  betrieben,  tbeil«  in  ben 
wanberungen  haben,  (finjelne  Stämme  brangen  al«  (fr^ 
rer  ein  unb  unterjochen  bie  uorbanbenen  ©nwobner,  n>ei4< 
jte  »wangen,  bie  niebern  Eienfte  ju  »errichten,  wabrenJ  P 
felbfl  größere  83orred)te  unb  Hrbeitlofigfeit  in  Änfprttd?  im« 
men.  Sie  $riefler,  im  ©efty  ber  SBilbung  unb  ber  ml 
tbeilS  geheimen,  auf  9laturwei«beit  fieb  grünbtnben  Äeli^ir 
lehren,  behaupteten  bie  erfle  Äafle,  unb  näher  an  fi<  - 
fcbloß  ftcb  bie  Jtriegerfajle,  wahrenb  bie  untern  bienentf 
Äaften  au«  ©ewerbtreibenben,  äeferbauern,  £irten  u.  tJ 
beflanben.  2>a5  SBefentlicbe  bei  ber  Jlafreneintbeiüirig  bnh  r* 
ftrenge  Sonberung,  inbem  bie  Aajte  unb  bamit  au*  '* 
flanke  Stellung  im  bürgerlichen  8eben  burebau«  crNüb  «p" 
©ei  ©riechen  unb  JR&mern  gab  e«  feine  .Saften,  ■ 
pnben  ftcb  Spuren^  baß  namentlich  bei  ben  ©rieeb«  in  m 
bomerifebtn  Reiten  eine  Ähnliche  SBerfaffung  flattgefunben  b«H 
3m  SRittelalter  haben  ftd)  bie  Stanbe  wieber  jhenjei  r 
fonbert,  unb  inbem  bie  üornebmem  Stinbe  »or  ben  $f ' 
gern  gewiffe  SJonechte  in  Hnfprucb  nahnftn ,  bie  iwni^ 


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Kastor  und  Polln* 


5V» 


Kasuar 


irojientbeilS  auch  erblich  «arm,  fo  bat  man  in  neuerer  Bett, 
im  baS  ©ebdiftge  in  ber  ©onberung  ter  ©tdnbc  ju  bejeicb* 
ttn,  von  Aaften  gefproeben,  unb  namentlich  ben  tn  ben 
injelnen  ©tdnben  berrfcbenben  ©ei|l  ber  Abfonberung  alS 
taftengeift  bezeichnet.  9ti«m«3lö  ifi  inbcß  bie  Abfonberung 
er  3:dnbe  im  cbrifilicben  Gruropa  von  ber  Art  gewefen, 
jfi  ein  Ubergang  aus  einem  ©tanbe  in  ben  anbern  fcblecht; 
in  unmögltd)  gewefen  wäre,  wie  fdd>S  bei  ber  wahren 
taficneintbeilung  ber  gaü*  ift. 

fiasttfr  und  Polhiv,  and;  jufammen  bie  SMoSfuren 
mannt,  waren  bie  (Söbne  ber  JJeba,  ber  ©emablin  bcS  fa» 
eeämonifeben  AönigS  2tynbaruS  unb  ber  ©eliebten  te§  3«= 
itcr.  Diefer  war  tbr,  all  fte  ftch  habere,  in  ber  ©eftalt 
intS  ©a)waneS  genaht  unb  8eba  gebar  nun  jwei  ©er,  auS 
trtn  einem  ^oQur  unb  #elena  hervorgingen,  wdbrenb  baS 
ncere  Aaftot  unb  Alptdmnefrra  »erbarg.  25ie  erften  beiben 
jaren  göttlichen  UrfprungS  unb  barum  unfierblich,  wdbrenb 
it  beiben  legten  trbifeber  Abfunft  waren.  2)ic  beiben  ©rü« 
et  fingen  inbeß  mit  jdrtlicbtr  Siebe  aneinanber  unb  Der« 
ia>ttten  gemeinfebaftlid)  ihre  £elbcntbaten.  SSJdbrcnb  fid> 
)oUur  alö  geebfer  auSjeicbnete,  tbat  eS  A.  in  ber  Aunft 
eS  StoffebönbigenS  'Alien  juvor.  £ie  3üngling<  waren  un» 
ei  ben  gelben  bei  Argonauten jugeS.  Auf  biefem  Suge  foQ 
5  gefcheben  fein,  baß  ein  fürchterliches  Unwetter  fich  erhob, 
jeldjeS  baS  Schiff  in  ben  Abgrunb  beS  SKeereS  ju  werfen* 
m  brohte,  als  plötzlich  auf  ben  #duptern  ber  Sünglinge 
flammen  ober  ©ferne  erfebienen,  worauf  fich  alSbalb  baS 
Inwettet  fegte,  2>iefe  in  alter  wie  in  neuerer  3eit  bdufig 
H  ganbe  fowol  alS  ju  STOeere  (hier  jebod;  öfterer)  beobad;» 
■te  ßrfcheinung  ijl  gegenwärtig  unter  bem  ÜRamcn  beS 
5t.:ßlm5feuer8  befannt  unb  ift  eine  ohne  Örplofton  (©li(j 
nb  Bonner)  cor  fich  gjbenbe  ßntlabung  ber  eleftrifcben 
ßolfen,  baher.ben  ©chirfenben  ein  ficbereS  3eidjen,  baß  baS 
irttvettcr,  welches  fie  dngftete,  unfcbablicb  vorübergeht.  SDie 
3ten  erbüeften  in  ben  Summen,  welche  bei  biefer  ©elcgem 
fit  an  ben  ©pifeen  ber  ©egelflangen  unb  ber  SWafrcn,  wol 
udj  auf  ben  £dupfern  ber  SDlenfchen  erfcheinen,  bie  retten« 
tn  JJioSfuren,  unb  biefe  galten  baher  überhaupt  für  ©e; 
foüfccr  ber  Seefahrer  unb  in  noch  weiterm  ©inne  für  bie 
twerhofft  fommenben  Wetter  in  ©cfabr.  25a  bei  bem  ©t« 
toiefeuer  feineSwegS  fletS  jwet  glammen  auftreten  unb  bod) 
iefeS  Reiter  als  bioSfurifcbeS  ober  järoillingSfeuer  bejeichnet 
'irb,  fo  fann  man  febon  hieraus  bie  2Rutbmaßung  entnefj» 
ten,  tag  bie  Alten  unter  £)ioSfuren  bie  ©(eftricitat  oorge» 
m  haben,  unb  baß  fte  bie  eteftricitdt  (f.  b.)  felbfl 
aa?  ihrem  25oppelwefen  gefannt  hah^en.  9tocb  mehr  ftnbet 
iefe  Annahme  S3efidtigung,  wenn  man  auf  bie  übrigen  mp= 
?ifchm  Überlieferungen  »on  ben  DioSfuren  einen  ©lief  wirft. 
5o  beißt  eS,  bag  ber  feiner  Abdämmung  nach  un(ierbliche 
>ollur  von  3upitet  erfleht  habe,  baß  er  mit  feinem  JBru» 
er  Ä.  bte  Unflerblichfeit  theilen  bürfe.  6S  würbe  ihm  biefe 
^tte  tnfpwett  gewdhrt,  bag  fortan  fte  »eibe  leben  foTJten, 
W  fo,  bag,  wenn  ber  eine  ber  Unterwelt  entfliege,  ber 
"bete  in  ffe  hinabfleigen  müfjfe,  3m  aBiberfpruche  hiermit 
rißt  eS  aber  auch,  baß  bie  2)ioSfuren  tlets  nur  gemein* 
faftlicb  auftreten,  um  ihre  Saaten  ju  vollbringen.  3Rit  ber  9la» 
*  bertBeftricitdt  (rimmen  biefe  wiberfprechenben  ©agen  auf 

voüfommenfle  jitfammen.  ©eibe  (pojttive  unb  negative) 


eieftricitdten  ftnb  nur  in  bem  ©egenfafee  vorhanben,  fobaß 
bie  eine  nur  ba  erfcheinen  fann,  wo  bie  anbere  eben  nicht  ift, 
unb  boeb  ift  bie  eleftrifcbe  SBirffamfeit  flets  bnreh  baS  gemein« 
febafttiebe  Auftreten  beiber  eieftricitdten  bebt'ngt.  JDie  3Äpthe 
cr;äh't  noch  mancherlei  von  ben  £baten  ber  £)ioSfuren;  fo 
foikn  fie  ihre  ©chwefier  ^elcna  aus  ber  ©efangenfehaft  bc< 
freit  haben,  in  welche  fit  SEhefeuS  geführt  hatte,  unb  foQen 
an  ber  3agb  auf  ben  falpbonifcben  @ber  Z^til  genommen 
haben.  Qnblicb  feilen  fie  um  bie  Siebter  beS  EeuctppuS  mit 
beffen  ©obnen  gefdmpft  haben,  unb  in  biefem  ©treite  foU 
A.  erfchtagen  worben  fein.  3"  ber  grieeb.  unb  rom.  ©e« 
fchichte  werben  gälte  erjdhlt,  in  weldjen  jte  plifjlid)  auf 
weißen  hoffen  reitenb  in  ber  Weihe  ber  Admpfenben  erfebie« 
nen  fein  unb  ben  ©ieg  entfebieben  haben  feilen.  SS.wurben 
ihnen  Sempel  unb  Altare  gebaut,  unb  befonberS  bie  ©eefat>> 
rer  flehten  ju  ihnen  alS  fchü^enbe  Wetter.  Abgcbilbet  wur« 
ben  fte  gewöhnlich  juWofi  ober  neben  ihren  Wolfen  fkbcnb, 
ijer  eine  (infS  unb  ber  anbere  rechts  um  fieft  brebenb,  unb 
ihre  befidnbige  Aopfbebecfung  ift  ein  runber  .geirrt  obet  tiJiiitit, 
über  welchem  ein  ©fern  fleht,  an  baS  biosfurifebe  geuet  er> 
innemb.  Auch  pflegen  fte  8anjen  unb  juweilen  einen  ÜRan« 
tel  ju  tragen,  übrigens  aber  unbef leibet  ju  fein.  Auch  bie 
altertümlichen  Abbilbungen  ber  £io§furen  hat  in  neueret 
3eit  ^rofeffor  ©ehweiager,  ein  auSgejeichneter  ?)hpftfer,  mit 
ber  üehre  von  ber  Gleftricitdt  auf  eine  hödjfi  intereffante 
SBeife  in  SSerbinbung  gefegt. 

fiasuar  (ber)  ifl  nach  bem  ©trauß  ber  größte  befannte 
Sögel,  welcher  nur  gnnj  furje  glügel  hat,  fobaß  er  nicht 
jum  fliegen  ßefebieft  iff,  unb  beffen  gebern  einen  fo  unbe» 


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Kasuar 


578 


Katakomben 


tcu teilten  Start  baben,  baß  fte  fafl  ba3  Xnfeben  von  #aa« 
ten  baben.  '„In  ben  vcrbaltnißmdßig  niebt  langen  SSeinen 
bat  tr  brei  3e&en  mit  jicmlicb  großen  flauen.  Wlan  fennt 
groet  ttrtem  Der  umflebenb  abgebilbete  gemeine  ober 
oflinb.  Jtafuar  tommt  in  JDjlinbien,  befonberS  auf  3aea 
unb  ben  2J?oluffen,  vor,  unb  wirb  auf  ber  3nfel  Sanba 
@meu  genannt,  welcher  Warne  wot  aueb  bem  neubolldnb. 
Äafuar  gegeben  worben  ijl.  3ener  erlangt  eine  £6be  »on 
fcdjS  fein  Schnabel  ffl  oon  ber  Seite  jufammengebrücft 
unb  am  Jtopfe  bat  er  eine  jtnoebenbereorragung,  bie  mit 
einer  4?ornfubftanj  überwogen  ijl  unb  ungefaßt  brei3otl  i>cdf 
wirb;  Äopf  unb  £>berbctl3  ftnb  narft,  fcb6n  bimmelblau  unb 
feuerrot  1)  unb  mit  berabbdngenben  gleifdjlappen,  öbnticb  wie 
beim  Strutbabn.  Die  glüget  bejteben  au8  bloßen  fteifen  Stio 
(en  obne  83art,  »on  benen  fünf  an  jebem  glügel  flehen 
unb  ber  mitteilte  ber  tdngjle  tfl.  einen  S<bwanj  ku  biefer 
SBogel  nicht,  fonbern  c$  hängen  mir  über  ben  Sürjel  bie 
Idngften  Gebern  herab.  5>ie  Seine  ftnb  bi*  jutn  Änie  befie* 
bert.  Da$  ©rfieber  ijl  febroarj.  Die  gewöhnliche  Wahrung 
be$  gemeinen  Jtafuar  ftnb  JBaumfrürbte  unb  SBurjeln,  boeb 
verf  (Hingt  er  auch  Steine  unb  bergl.  Seine  Stimme  ifi 
febreaeb  unb  gleicht,  wenn  baS  3'bicr  jornig  wirb,  welches 
feh v  leiebt  ber  gall  tjt,  bem  ©runjen  eines  Schweine«.  Diefe 
5$ögel  leben  einjeln  unb  ba«  SHScibcben  legt  einzelne  grüne 
Gier,  beren  HuSbrütung  e$  gewöhnlich  ber  Sonne  überldßr. 

Der  neubolldnb.  itafuar  wirb  noeb  größer  als  ber 
ofiinb.,  gegen  fiebert  g.  t)oc^  unb  unterfebeibet  fieb  iwn  bem* 


felben  befonbet5  bureb  Äopf  unb  #al$.  Denn  biefe  Zt)t\k  ftnb 
bei  ibm  niebt  nach,  fonbern  mit  gebem  befefet.  9cur  an  ber 


r-brgegenb  unb  beim  9)canncben  noeb  an  ben  ©eiten  hl 
JpalfeS  befinbet  fich  eine  fable  blaue  Stelle.  $it  gecen 
ftnb  meieber  als  beim  ofhnb.  Jtafuar,  haben  etwa*  r.t; 
»ort  unb  binden  an  ber  JBrujl,  an  ben  Seiten  unt  n 
bem  93ürje(  lang  herab.  Scbwanj  unb  glügel  fehlen;  |k 
ber  lefcfern  baben  biefe  Sögel  nur  fleine  herabhängend  lip 
pen  mit  einem  febwaebgefrümmten  Stachel.  %m  J)ilfc  ic* 
an  ber  ffirujl  ftnb  bie  gebern  graubraun,  übrigen«  tunto 
braun.  Die  Hungen  finb  weif  unb  gelbbraun  geffreift.  3n 
Seiten  ftnb  tiefe  Jtafuare  um  ben  Stumpf  mit  großen  5m> 
Humpen  umgeben,  welcbe  man  auöfcbmiljt  unb  febr  tt& 
fcbdfct.  DaS  SBeibcben  legt  etwa  fecbS  feböne  bunfeljräi 
<5ier,  welcbe  baS  Männchen  ausbrütet.  Diefe  ©er  brr: 
fafl  bie  ©röße  ber  Straußeneier  unb  eine  febr  fejle  Sicii 
auS  welcher  man  Srinfgefcbirre  verfertigt,  wdbrenb  toi  3* 
nere  beS  @ieS  eine  febr  febmaefbafte  Speife  gibt  J5i  M 
gleifcb  ber  neubolldnb.  Jtafuare  woblftbmecfenb  ijl,  intet 
eS  fiele  'iü-niicMeit  mit  bem  JXinbfleifcbe  bot,  fo  wirb  fci 
bduftg  3agb  auf  biefelbcn  gemaebt.  9)lan  jagt  fie  mit  jli4' 
tigen  ^»unben,  benen  fte  jeboeb  bdurlgnocb  enteilen.  San 
tbnen  bie  ^)unbe  nabe  fommen,  fo  fcblagen  fte  mit  Ca 
flauen  fo  flart  au«,  baß  fte  ibre  ©egner  oft  weit  tut 
fcbleubern  unb  gefdbrlicb  »erwunben.  Die  Jg>unbe  fuöjen  k 
baber  am  ^>alfe  )u  paclen. 

fiatttfalk  ober  Srauergerüjl  wirb  ba$  ©rrijl 
allen  ju  bemfelben  gebörigen  Sßerjierungen  an  ®ap»en,  3* 
fdiriften  u.  bgl.  genannt,  auf  weldjen  man  ben  Sarg  einf??rt 
nebmen  SEobten  aufjujlellen  pflegt,  wenn  bem  SJerftertaa 
ut  titM-ci:  geiebenfeiertiebfeiten  begangen  werben  foQett.  25.*': 
beflebt  ter  Äatafalf  in  einer  flufenförmigen,  ftnnreicb  w& 
febmücf ten  SrbtMjung,  um  welcbe  Jterjen  auf  bobm  Santa 
bem  gejleüt  ftnb.   SBirb  babei  ba$  3immer,  bie  JUptflt 
Äircbe,  in  welcber  berÄatofalf  jlebt,  fcbn>arj  auSgeftblijf", 
unb  ber  SBürbe  ber  gcierlicbfeit  unb  be8  lobten  gemÄB  ciri: 
flefcbmücfr',  fo  beißt  baS  ©ame  ein  Castrum  dolor»  ober  eint 
SErauerbübne.   3n  ber  Siegel  fiebt  ber  Äntafall  tute 
Witte  be3  5)faum8  unb  auf  ibm  ber  gewöbnlicb  leere 
fopbag  (f.  b.),  auf  welcbem  bie  3nf«gnien  liegen,  «w5*f 
ben  Stanb  unb  bie  SEBürbe  beS  SBerjlorbenen  anbeuic 
über  bem  Sarfopbage  pflegt  fieb  ein  Sbronbimmel  ju  f 
beben,  an  betjen  Pfeilern  SraucrmarfcbdQe  jleb<n.  tu 
ndcbfle  unb  oomelmifle  Untergebene  bed  Cerftorbencs 
am  ^xtupte  be«  SargeS  unb  berührt  benfelben 
eben  ber  über  ben  £eb'  ^inauSgebenben 
terlaffenen. 

fiatahombrn  ijl  ber  altertbümlttbe  9lame  für  untrr; 
bifebe,  in  ben  gelfen  gebauene  Spbffltn  unb  ®4n^e,  welcbe  r 
nigflenS  großentbeil«  auS  ebemaligen  Steinbrüchen  entft:' 
ben  unb  naebber  bdufig  ju  ©rabgewölben,  fowte  «c 
Aufenthalt  »on  Verfolgten  benu|t  worben  finb.  Die  enr 
ßbriflen  biegen,  um  ficb  »or  ibren  Berfolgern,  ten  £mv 
tu  öerbergen,  ibre  Teligiifen  äufammenfünfte  in  ben 
foniben.  JBefonber«  reieb  an  ibnen  finb  Xgtiptett,  €M* 
Jtleinafterl  unb  Werften,  llv.d}  Stalten  bat  fiele  Jtatofcr 
ben,  unb  «rat  finb  e*  befonbert  bie  tint.,  in  benen  w-1 
cbrifllicbe  SHarrprer  Hegen.  3n  neuerer  Seit  baben  bi« '; 
rifer  Äatafomben  große 
ftnb  au«  Steinbrüchen  ei 
len  Äircben  unb  ben  abgefebafften 


Katarrh  5 

brrauinahm,  wählte  man  biefe  .Ratafomben  jum  Aufbe» 
a»ar)rungSort  für  biefelben.  ÜRan  weihte  fie  ju  biefem  3wecfe 
mit  religiöfen  geierlicbfeiten  ein.  Der  Eingang  ju  it>nen 
liegt  an  b«r  Barriere  d'enfer.  «Hachbem  man  üo  ©rufen  &im 


tbgtßiegen  iß,  gelangt  man  in  eine  SJorfaUe,  in  beten  #in» 
ergrunbe  jwifer)en  jwet  Pfeilern  eine  SEbür  angebracht  iß, 
Teiche  ju  ber  großen  Äobtengruft  führt,  über  bcr  5£bür 
lebt  bie  Snfcbjrift:  Memoriae  majorenn  (b.  t).  „Dem  Änbens 
'en  ber  SJorfabren"),  unb  auf  ben  Pfeilern :  Ha»  ulira  me- 
ns reqaiesrant  benUm  spem  exspechtntcs  (b.  b.  „3enfeit  bie» 
tr  Schwelle  ruhen  ffe,  reelle  feiiger  Hoffnung  barren"). 
Sanbe,  Altäre,  Capellen  ftnb  auS  ben  ©ebeinen  ber  lobten 
rrrichtet;  einzelne  3nfcbriften  beuten  auf  ben  £>rt,  bem  biefe 
Sebeine  entnommen  ftnb,  fowie  auch  eine  Snfdjrift  anjeigt, 
ujj  man  »or  ben  tlberreflen  ber  Unglücf  liehen  flef>t ,  welche 
tn  ©ept.  1792  ermorbet  würben.  An  ben  gelSßücfen, 
erlebe  bie  Deere  bilben,  gebt  ein  fchwarjer  ©trieb,  bin, 
weh  beffen  ,§ülfe  man  fich.  burch  bie  fchauerlichert  ©ewölbe 
unburebfinbet  unb  ohne  ben  man  fich  leicht  »erirren  fönnte, 
>enn  eine  SRenge  Webenwege  führen  feitwärtS  ab  unb  freujen 
ich  untereinanber.  Seit  etwa  20  3at>ren  finb  biefe  Jtata» 
omben  gcfcbloffen  unb  werben  JBefucbenben  nidjt  mehr  geöff» 
tet,  weil  man  bie  ©efabr  eines  SinßurjeS  befugtet. 

fiatorrli  bejeiepnet  im  weitern  ©inne  beS  SBorteS  einen 
neißenö  nur  auf  einen  $beil  ber  Schleimhäute  beS  JlörperS 
»efebränften  äußanb  von  ©efäßreijung,  wobei  bie  grabe 
.cfaüene  Schleimhaut  für)  auflocfert,  rötr)et  unb  im  Anfange 
:inen  bünnen  unb  fd)arfen,  fpäter  einen  bieflichen,  milben 
Schleim  in  größerer  «Wenge  als  gewöhnlich  abfonbert,  biS 
ua>  unb  nach  ber  naturliche  äußanb  jurücffebrt.  3m  en* 
,«n  ©inne  oerßebt  man  unter  Aatarrb  nur  ben  burch  @r> 
lilrung  entßanbenen  ber  Schleimhäute,  ber  AthmungS>unb 
■cdjlingwerfjeuge,  ber  Ulafe,  beS  hintern  &beileS  ber  9J?unb» 
3iihle,  bei  öfachene,  beS  Jtehlfopfeä,  ber  guftröbre  unb  ber 
Hungen  —  Schnupfen  unb  Ruften.  Der  Äatarrl)  Oer« 
lauft  batb  rafcher,  halb  Ungfamer.  3n  erßerm  galle  wirb 
tt  nicht  feiten  von  einem  mit  abweebfelnbem  größeln  unb 
Öifte  unb  großem  SDtattigfeitSgefüble  beginnenben,  unb  mit 
Äopffchmerj,  Äppetitmangel  unb  fcblechtem,  unruhigem  Salate 
uerbunbenen  Sieber,  Jtatarrhalfieber,  begleitet,  baS  fich 
nach  3—7  ober  böcbßenS  14  Sagen  burch  »ermehrte  £auta 
auSbünßung,  fowie  fritifche  ©chleim «  unb  Urinabfonberung 
meift  alucflicb  au  entfeheiben  »Reat    Der  einfacbße  unb  (eich* 


I 


9  '  Katarrh 

tefte  Äafarrt)  ber  Suftroege  äußert  für)  burch  «|)eiferfeit  ober 
boch  mehr  ober  weniger  unreine  ©timme  unb  burch 
(ien,  woju  fich  gewöhnlich  noch  einige  SJerdnberung  beS 
©eruchS  unb  ©efehmaefs,  SErocfenheit  ober  bünne,  fcfjarfe 
Äbfonberung  ber  »erflopften  9?afe,  Ttbnahme  ber  ffbift 
allgemeines  «KiSbehagen,  SBüftigfeit  bes  befonberS  in  ber 
mittlem  ©tirngegenb  eingenommenen  JtopfeS  unb  ÜKattig« 
feit  gefeQen.  Über  SHafens  Äatanh  ober  ©chnupfen  tnSbe< 
fonbere  beginnt  mit  einem  ©efühle  oon  Srocfenheit,  $ii}e 
unb  Äi^eln  in  ber  9?afe,  bie  jugleich  für  ben  Durchgang 
ber  8uft  unwegfam  wirb,  waS  fich  fch»n  burch  ben  eignen 
bumpfen  5Eon  ber  ©prache  oerrith,  mit  ofterm  9liefen, 
Drängen  jum  ©chneujen,  bumpfem  Jtopffchmerje,  Drucf 
in  ben  Xugengruben,  i)iötbung  unb  unmiOrurlichem  Shrä. 
nen  ber  Äugen,  worauf  fich  (in  tum n er,  fct)arfer  ÄuSfluß 
aus  ber  9{afe  einßellt,  ber  nur  bei  einem  böhem  ©rabe 
oon  tlntjünbung  ber  bie  SWofe  auSfleibenben  Schleimhaut 
ausbleibt,  übrigens  im  weitern  »erlaufe  eine  biefliche  unb 
milbere  JBcfcbaffenheit  annimmt,  womit  fleh  bie  Äranfheit 
entfebeibet.  S3eruht  ber  ©chnupfen  hauptfäcMi*  auf  einer 
Leitung  ber  ©chleimhaut  im  oorbern  unb  obern  Shcile  ber 
Wafe,  fo  gibt  pch  bieS  meiß  burch  ungewöhnlich  heftigen 
Äopffchmerj  ju  erfennen;  hat  er  aber  feinen  ©ifc  iporjüglich 
gegen  bie  (altern  SRafenöffnungen  hin,  fo  beldßigen  ben 
Aranfen  außer  ben  febon  genannten  S^efchroerben  noch  ein 
©efühl  oon  fi3öHe  im  Stachen,  h^ußgeS  Sfduöpern,  ©chwer* 
hörigteit,  Saufen  in  ben  bbren.  6inen  Jtatarrh  beS  SLt^U 
fopfcS  bejeichnen  b<*uptfacblich  Lauheit  unb  Jg)eiferfeit  ber 
©timme,  erfcbmerteS  Sprechen,  öfteres  ^>ußen  nach  einem 
im  iteblfopfe  empfunbenen  Äifjel,  ©efühl  oon  »oQfein  in 
tiefem  u.  f.  w.  Gewöhnlich  ftnb  beim  -Katarrh  mehre  ber  oben 
genannten  Organe  jugleich  angegrißen.  3m  Allgemeinen  iß 
ber  .Hatiurh  ein  unbebeutenbeS  Übel,  baS  nur  burch  S3er< 
nachlafügung  unb  öftere  SBietterfebr  bebenflich  werben  fann. 
Siiel  fommt  inbeß  für  feine  SBebeutung  auf  ben  Sife  beßed 
ben  an;  fo  hol  j.  03.  ein  Äatanh  ber  Wafe  viel  weniger  &u 
fagen  als  ein  Äatarrh  ber  Bungen.  SGBieberholen  fich  Äa» 
tarrhe  ju  oft,  fo  hinterlaffcn  fu  in  ber  Siegel  eine  große 
Schwäche  beS  von  ihnen  btimgefuebten  SEbeileS.  Qxnt  bt> 
fonbere  Anlage,  oon  Katarrhen  befallen  ju  werben,  wirb 
burch  (ine  wtbernatürlich  geßeigerte  Smpßnblichfeit  unb  (5m= 
pfängüdjfeit  theilS  ber  Schleimhäute  felbß,  theilS  ber  äu* 
ßern  Jbaut  für  äußere  Sinßüße  begrünbet  unb  enrtvicfelt  n-± 
entweber  in  golge  bereits  früher  uberßanbener  Äatanhe  unb 
4?auttranFc)eiten  ober  auch  ohne  bieS  m  golge  oon  SJerjär* 
telung  ber  $aut  burch  aU^u  warme  ©efleibung,  allju  forg= 
fameS  ^)üten  »or  bem  2BitterungSs  unb  Semperaturwechfel, 
SKiSbrauch  warmer  unb  fchweißtreibenber  «Kittel.  Die  näcfc 
ße  Seranlaffung  »ur  (fntßebung  ton  5tatarrhen  geben  am 
geroöhnlichßen  erfältungen,  befonberS  beS  Jg>alfeS  unb  ber 
Süße,  burch  umwrßcbhgeS,  »orjeitigeS  Ablegen  gewohnter 
warmer,  namentlich  wollener  JtleibungSßücfe,  ober  plöfelicheS 
entf leiben  bei  erbittern  Jtörper,  unjeitigeS  falteS  «Bafchen 
unb  S5aben,  plöftliche  SJeränberung  beS  SEemperaturgrabeS 
ber  Atmofphäre,  wechfelnbe,  feuchte  unb  falte  SBitterung 
(baher  Äatarrhe  am  häußgßen  im  Jrühiflhre  unb  £erbße 
oorfommen),  burch  ben  Aufenthalt  in  feuchten  ober  eben 
gefcheuerten  SBobnungen  unb  ©tuben.  -Auferbem  werben 
IXatarrbe  noch  erzeugt  burch  ba&  ©nathmen  fcharfer  Dünße, 


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j.  58.  in  frifrfjgweipten  2Bobnungen,  Saufen  unb  {Reiten 
gegen  ben  2Bint>,  ju  flarfe  Anfhengung  im  Sprechen,  ©in» 
gen  u.  f.  w.  2Ba8  bit  JBehanblung  beS  Katarrhs  im  AU* 
gemeinen  anlangt,  fo  i(l,  um  alle  Veranlaffungen  ya  neuen 
@rf Ortungen  ;u  »ermeiben,  ein  gehöriges,  jeboeb  nicht  über* 
mäßiges  SBarmbalten,  namentlich  beS  4j>alfeS  unb  berguße, 
febr  jweef mäßig,  unb  ju  biefem  S3ebufe  bei  nur  einiger 
#eftigfeit  beS  Katarrhs  unb  rauber  SBitterung  bie  6nu 
be,  wenn  auch  nicht  grabe  baS  JBette  ju  büten.  Von  felbjl 
verfielt  fiefc  übrigens,  baß,  ba  jeber  Äatarrb  auf  einer  ®e* 
fäßreijung  ber  betreffenben  Schleimhaut  beruht,  »on  ©pei» 
fen  unb  ©etränfen  alle  biejenigen  gemieben  werben  müffen, 
welche  aufregen  ober  erbten  tonnen,  roie  2Bein,  JBier  u.  f.  n>. 
dagegen  ftnb  eine  einfalle,  roenig  näbrcnbc,  rctjlofe  Äofl 
unb  in  reichlicher  2Renge  gen  offene  »erbünnenbe  ober  fehlet» 
mfge  ©etränfe  juläffig.  jbft  bebarf  eS  gar  feiner  eigent« 
lieben  Arjneien,  oft  reichen  febon  bie  4?flutauSbünffung  be« 
f6rbernbe  3!r)eeaufgu|fe  von  glieberblumen,  Mamillen,  ab: 
Uitenbe  #autreije,  ein  ©enfteig,  ein  SReerrettigpjlafler,  eine 
fpanifebe  Stiege  auf  bie  JBruft  bin,  ben  ganjen  KranfbeitS: 
juflanb  m  befeitigen;  juweilen  muffen  tnbeß  aueb  eingrei» 
fenbere  ÜRittel  in  ©ebraueb  gebogen  »erben.  £>ie  2Öabl 
biefer  überlaffe  man  jeboeb  ftetS  bem  Arjte.  3ur  Tilgung 
ber  Anlage  ju  Katarrhen  bient  r)ouptfad>Iicr>  eine  mit  Vor« 
jubt  »erfuebte  Abhärtung  beS  Körpers,-  namentlicb  aber  bie 
#aul  gegen  äußere  @inbrücfe  burch  aümäligeS  ©eiuäbnen 
an  eine  leichtere  Söefleibung,  an  ben  SBecbfel  ber  aBitte* 
rung,  falte«  SBafcben  unb  SBaben,  ben  ©ebraueb,  »on  Sool« 
unb  ©eebäbern  u.  f.  w. 

Cla t aß t n  beißt  ein  namentlicb  jum  Berufe  ber  Sefreue« 
rung  auf  Befehl  unb  unter  Auffielt  ber  Regierung  eined 
<3taat$  angefertigte^  JRegifter,  in  welchem  baS  gefammte 
©runbeigentbum  nach  feiner  beftebenben  Vertbeilung  unb 
feinem  »on  ber  Befcbaffenbeit  beS  BobenS  u.  f.  w.  abbän» 
gigen  drtrage,  ferner  bie  ©ebäube  nacb  ibrem  tfrtrage  unb 
bie  ©ewerbe  nad>  bem  ©ewinn,  roeltben  fie  burcbfcbnittlicb 
abwerfen,  eingetragen  ftnb.  2)ie  Anfertigung  biefer  S?egi» 
fter  ifl  überauä  wichtig,  weil  »on  ber  JRicbtigfeit  unb  ®e« 
nauigfeit  berfelben  bie  ©eredjtigfeit  ber  Vertbeilung  ber  8a« 
(fen  für  ben  @ta,u  abbängig  ift,  unb  überaus  febwierig, 
weil  bei  ber  AuSmtftelung  ber  nithigen  Angaben  auf  eine 
unberechenbare  -»Wenge  »on  Umftänben  Sfürffiebt  genommen 
werben  mujj  unb  well  fieb  bie  Bebörben  auf  bie  Angaben 
ber  Beteiligten  burcbauS  nicht  »ertaffen  fonnen. 

fitttaötröphf  bebeutet  ursprünglich  SBenbung  unb  wirb 
»ornebmlicb  gebraucht  »on  jeber  fdmellen  entfebiebenen  SBen« 
bung ,  welche  baS  ©cbicffal  eineS  SWenfchen  jum  ©uten  ober 
Bifen  nimmt.  Auch  in  ber  $oeftc,  welche  SebenSfcbicffale 
barfteUt  (alfo  in  ber  epifchen  unb  bramatifeben  $Poefie),  fpricht 
man  »on  Katafrropbe,  als  ber  entfebeibenben  SBenbung, 
welche  bie  bargeflellte  Äanblung  nimmt,  unb  bie  in  einem 
Wabren  Kunjlroerfe  nicht  burch  ben  SufaU"  herbeigeführt  fein 
barf,  fonbern  »om  dichter  in  ihrer  SRotbwenbigfeit  begrün» 
oet  fein  muß.  2)ie  ©rünbe  ju  biefer  Sntfcheibung  müfTen 
vorhanben  fein,  wenn  auch  burch  ibjc  Sufammentreffen  bie 
©ntfeheibung  erfi  wirflich,  vielleicht  auf  übenafchenbe  SBeife, 
|M  ©tanbe  fommt. 

ÄOtcdjft  bjtß  in  ben  früheren  Seiten  beS  QhriftentbumS 
Uerjenige,  welcher  bie  ii:  bie  cbriflliche  ©emein|cbaft  Aufjunebs 


menben  in  ben  ©runblehren  ber  chrißüchen  Religion  unferäf: 
tete  unb  jur  Aufnahme  in  ba§  Cbri|Tenthum,  «elcbe  ttmb  tu 
Äaufe  »ottenbet  würbe,  vorbereitete.  Daä  Öefcbält  bicfdlb 
terrichtS  fonnte  jeber  ©eijiliche  »erwalten,  ber  birrju  to»  So 
fchof  beauftragt  würbe.  AIS  ber  übertritt  }um  (5bri|:cr.!::r 
häufiger  würbe  unb  auch  gelehrte  unb  pbilofopbifcb  gttiitc:; 
juben  unb  Reiben  ben  Unterricht  in  bemfelbcn  begtbrto, 
würbe  eS  nöthig,  baß  man  ju  Katecheten  SJännet  »äMte. 
bie  neben  einer  tiefen  ©nfiebt  in  bie  Sehren  beS  (Stfito 
tbumS  jugleich  eine  genaue  Jtenntniß  ber  »bücio^-.'ic 
SKeinungen  ihrer  Seit  »erbanben,  um  bie  Öef4affn5di 
beiber  jeigen  unb  jebem  Sweifel  an  ben  Borjügen  tt^fe 
ftentbumS  begegnen  }U  f6nnen.  grübseitig  geföab  tu  f 
Aleranbrien,  bem  Z'w-c  »ielfeitiger  JBtibung ,  wo  iieae 
ber  «Kitte  beS  2.  3abrh.  für  biefen  3wecf  burc^  einet  f 
wifjfen  ?)antänuS  bie  Jtatechetenfchule,  eine  Znfclt  fi 
religiiSiwiffenfchaftliche  ©ct(leS5ilbung,  gegrünbet  warb,  cii 
burch  bie  Katecheten  Siemens  »on  Aleranbrien  unb  £tig< 
neS  (f.  b.)  ©lanj  unb  9?u&m  erhielt.  Ähnliche  beritnüf 
gebranftatten  gingen  fpäter  ju  däfarea  in  ^alaffou  ust  s 
Anttochia  bwr.  Sbnen  »erbanften  bie  auSgejei^nttfr 
gricch-  Äirchcnlebrer  ihre  Bilbung.  @ie  blübeten  tat  1  v- 
4.  3<»brb-/  bis  jte  am  6nbe  btefeS  3eitraumS  bei  btt  A 
gemeinen  Verbreitung  beS  6b«nfnthumS  »erfebroinbett.  — 
©ine  anbete  Bebeutung  i-at  baS  2Bort  Katechet  in  tc 
heutigen  cbriftlicben  Kirche,  ^ier  wirb  eS  im  raeiteften  5:a 
»on  jebem  JRetigionSlebrer  ber  Sugen^»  gebraucht,  I: 
Kunft  ber  Katechetif  theoretifch  unb  praftifch  ßch  'flng^ 
net  bot-  3n  einem  engern  ©inne  nennt  man  oft  N 
unb  wieber  im  proteftantifchen  Deutfchlanb  jüngere  2Ki^( 
ber  ber  ?)rebigerfcminare  Katecheten,  benen  äußn 
^)rcbigtübungcn  auch  bie  Verpflichtung  obliegt,  |tcb  tu  >v« 
Kun|l,  ju  fatechiftren,  ju  »eroollfommnen.  3w 
unb, gew6hnlichften  ©inne  enblich  nennt  man  ,H «:(... 
eine*  ©attung  »on  Sanbfchullehrern,  bie  in  2)6rfern, 
»on  ben  ^farrfirchen  unb  ben  ja  benfelben  geborigen  cto 
ju  weit  entfernt  finb,  ben  Unterricht  ber  Äinbcr  befcr;c 
(Sic  flehen  unter  ben  eigentlichen  ©chulmeifiern  unb  beirrte 
aew6hn(ich  ihre  Stellung  als  Vorbereitung  ju  Scbutafa 
ftellen.  —  35ie  SBiffenfchaft  »on  ben  SSegeln,  nacb  kW 
man  Anfänger  unb  Ungeübte  im  Gbriftentbume  »erraittelp  p 
gen  unb  Antworten  unterrichten  muß,  wirb  Katechetif  f 
nannt.  Cine  Katechifation  ifi  mithin  eine  munblich 
terweifung  im  (Sbriftenthume,  welche  ben  Unfunoignt  tut 
fragen  unb  Antworten  ertheilt  wirb.  25ie  Kunft  bei  M* 
tifeben  Unterrichts  belebt  barin,  baß  in  ber  gegenfeitijen  Ii- 
terrebung  bie  mitjutheüenbe  SSahrheit  burch  baS  eigne 
benfen  beS  Sernenben  begriffen  werben  muß.  $ierbara)  w; 
bie  Katechifation  baS  SRtttel,  bie  SBabrbeiten  ber  ttäfi 
für  Verflanb  unb  4>erj  fruchtbar  ju  machen.  JHjear 
eingeführt  in  ben  (schulen  würbe  baS  Katecbiftren  eri  p 
hinter  (f. b.),  ber  jugleich  alSVorbilb  teffclbcn  galt.  — 
3n  ben  erfien  Seiten  ber  chrifilichen  Kirche  würbe»  bi< 6 
waebfenen  3uben  unb  Reiben,  welche  getauft  ju  rede 
wünfehten,  unb  bie  beShalb  »orljet  in  ber  chrifi(td>en  h'-- 
unterrichtet  würben,  alfo  bie  £ebrlinge  im  äbeiftorßc:- 
Katechumenen  genannt.  Sie  Aufnahme  in  ben 
ber  Katechumenen  gefebab  burch  Auflegung  ber  $ir.t: 
burch  baS  äeichen  beS  KreujeS,  bie  entlajfung  aui  beut' 
ben  mit  bei  Aufnahme  in  ben  dbrijlcnbunb  butch  NtS^ 


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Die  3<tt  ter  $TÜfunq  burch  ben  .Katecheten  bauerte 
gewöhnlich  rae^re  3$re  binburcb,  weit,  man  fich  »on 
Oer  äSSürbigfcit  ter  Aufjunebmenben  »oUfommen  uberjeugen 
wollte,  thcüä  um  ibrer  felbft  willen,  tbcilä  um  nicht  »er* 
rätberifebe  SRenfcben  in  bie  ©emeinben  aufjunebmen,  »riebe 
befonberS  ju  ben  Seiten  gefährlich  werben  formten,  wo  baä 
übrifrentbum  noch  SJerfolgungen  aulgefefct  war.  SJeim  ©ot» 
teäbienfie,  roo  bie  Äatechumenen  einen  befonbero  fiu\  bat» 
ten,  war  e$  ihnen  jwar  erlaubt,  bie  *})rebigt  unb  baS  Bor« 
!cfen  ber  b.  Schrift  anjubören,  boeb  burften  fie  bei  Au$» 
tbeilung  be$  Abenbmabu*  niebt  gegen mbtk  fein,  ©egenwar» 
(ig  werben  biejenigen  jungen  Gbriflen  Äatechumenen  gt< 
nannt,  welche  jum  erfren  Wale  jum  Abenbmable  geben 
wollen,  ™b  burch  Unterriebt  baju  »on  bem  £rt3geifllicben 
vorbereitet  werben. 

fiatfcJjiemua  ift  ein  teueb  in  gragen  unb  Entworfen 
gefaßt,  jum  Unterricht  in  ben  ©runbwabrijeiten  ber  cbriirl. 
Religion  ober  aueb  kber  anbern  Äunfl  unb  Sßiffenfcbaff. 
Saft  iebe  gartet  unb  ©efte  ber  chriftl.  Kirche  bat  ÄateibiS» 
rr.cn  <U3  furje  Abriffe  bei  ©laubenS  für  ben  3ugenb:  unb 
äjolfäunterricbt  aufjuweifen.  3n  ber  fatboL.  Kirche  war  ber 
ritmfebe,  in  ber  refovmirten  ber  beibelberger  KatechiSmu« 
allgemein  im  ©ebraueb.  JBeibe  cntjiantctt  nach  Uutber'S 
Vorgänge,  ber  nach  ber  »on  ibm  gehaltenen  Kircbenoifita» 
tiottj  wo  er  eine  faum  glaubliche  Unwiffenbeit  ber  ©ei|tli» 
eben  unb  beS  SJolfeä  in  ber  Religion  entbeefte,  1629  feine 
beiben  Katechismen  febrieb ,  ben  ficinen  für  baS  5öolf,  ben 
^rößern  jum  ©ebraueb  ber  gebrer.  35eibe  befteben  auS  fünf 
^auptabfebnitten,  nämlich:  ben  je&n  ©eboten,  bem  apojiol. 
ölaubenSbefenntniß ,  bem  XSaterunfcr,  bem  Unterricht  ton 
ter  Saufe  unb  bem  Abenbmabl.  S3t6r>cr  bilbeten  biefe  Ka> 
tccbiSmen  in  ter  protejlant.  Kirche  niebt  nur  in  ben  ©dbu» 
len  bie  ©runblage  be3  SieligionSunterricbtS,  fonbern  c$  muß» 
tert  auch,  um  fie  Ju  erflaren,  m  ©onntagS  unb  in  ber 
SSocbe  \u  gewiffen  Betten  bie  fogenannten  Katechismus» 
preb igten  unb  (Jramina,  welche  lefctern  bin  unb  wieber 
noch  »orfommen, 'gehalten  werben.  "ÄIS  (ich  Urtbeil 
bübete,  baß  gutber'S  KatecbiSmuS,  bei  allen  SBorjügen  für 
feine  3eit,  boeb  niebt  AlIcS  umfaffe,  wa3  ju  einem  bilben» 
ten,  faßlieben  Unterricbt  im  (Sbriflentbume  gehöre,  würbe 
terfelbe  auS  ben  ©cbulen  »erbringt  unb  feine  Stelle  burch 
neue  gebrbücber  erfetjt. 

fiaUjärrr  (b.  b«  Keine)  ijl  ein  Kante,  mit  welchem  »on 
cet  «Kitte  be5  11.  bis  jum  13.  3abrb.  mebre  cbriirlicbe  ©ef« 
ten  bezeichnet  worben  ftnb,  welche  gewiffc,  benen  ber  Sföa* 
niebder  (f.  b.)  ähnliche,  religiöfe  Anfügten  unb  bie  5Ber» 
lrerfun^  be§  KatboIiciSmuä  gemein  hotten.  ©ie  hielten  fich 
felbfr  für  bie  echten  (Sbriffen  unb  reinere  2Renfcben,  unb 
erbielten  baber  ben  Kamen  Jtatr)arer.  Sonfl  nannte  man 
fit  auch  roegen  ibrer  {»erfunft  au8  ber  Sulgarei  S3u(ga> 
ren  (worau«  ba8  franj.  ©ehimpfwort  Bougres  entflanben 
i(l),  |)atarener  (nach  einer  fcblecbt  berüchtigten  ©egenb 
bei  ÜRailanb),  «JJublicaner,  «Popelitaner,  in  ben  Kie» 
berlanben  «JJipbleJ.  ©ie  »erwarfen  im  Allgemeinen  bar» 
Wte  Sejlamcnt,  bie  Steffe,  bie  ©acramente,  baS  fatbolifebe 
IJrieflertbura,  bie  pap|llichen  ©a^ungen,  bie  Anbetung  ber 
•^eiligen,  bei  JtreujeS,  ber  JReliquien,  unb  befleißigten  fich 
ber  dntbaltfamfeit  unb  ber  innigen  Anbacht  im  ©ebet,  welche 
jie  bis  jur  mpjtifchen  Bereinigung  bei  SRenfcben  mit  bem 


g6tt(icbrn  ©eijie  ,u  fleigern  fudjten.  Die  unter  ihnen  jum 
SEbeil  eingefübrte  ©ütergemeinfebaft,  bie  berumfehweifenbe  8e» 
benSart,  welche  fie  nicht  feiten  führten ,  ibre  nächtlichen  3u* 
fammenfünfte  würben  b^ufig  58rranlaffung  ju  Au€fchweifun> 
gen,  bie  mit  ibrem  ©treben  nach  @ntba(tfamfeit  unb  ©it< 
tenreinbeit  nicht  übereinjtimmtm.  ©ie  würben  »on  ber  fa> 
tbolifeben  Äird)e  heftig  »erfolgt,  wie  ba3  ©chicffal  ber  gro« 
fenrbeil«  au«  Äatbarent  bejtebenben  Älbigenfer  (f.  b.) 
lebrte.  Zu$  bem  SSorte  Äatbarer  foO  ber  AuSbrucf  Üe(jer 
(f.  b.)  entflanben  fein. 

Katharina,  bie  heilige/  von  ©iena,  hieß  eigentlich  Äatb. 
©enincafa  unb  war  bie  Tochter  eineä  gärberä,  geb.  1347. 
©ebon  alS  Äinb  legte  fie  fich  febwere  JBü§ungen  auf,  inbem 
fie  nichtä  aB  S3rot  unb  Ärauler  genof,  unb  bereite«  im 
achten  3at)te  ewige  ^ruftbbeit  grfobte.  ÄI3  fte  3ungfrau 
geworben  war,  wollten  fte  ibre  Altern  »erbeiratbrn ;  aber 
St.  wiberfTrebte  ibrem  IBorbaben,  unb  trug^  fehwetgfam  jebe 
ibr  beSbalb  jugrfügte  Jtrdnfung.  &on  ibrem  20.  3abte 
an  aß  fie  auch  fein  Sörot  mebr,  fonbern  nichts  ald  rohe 
2ßur,eln  unb  Füchte,  unb  trat  barauf  in  ben  £>rben  ber 
Dominicaner,  wo  jie  fich  jut  »oOenbeten  ^eiligen  ihrer  3eit 
bilbete.  Um  ben  Gimmel  ju  gewinnen,  febwärmte  fte  für 
ben  ©cbmen  ber  (Srbe,  unterwarf  fich  täglich  bitten  99üßun> 
gen,  trug  eine  febwere  .Rette  um  ben  Jäcib  unb  rebete  brei 
3abre  binbureb,  außer  in  ber  SBeicbte,  fein  Sort.  Doch 
wirb  ibr  auch  bie  rücfficbt$DolI|Te  ©orgfalt  gegen  Arme  unb 
Äranfe  unb  eine  5Kad)t  felbjl  über  bte  #erjen  ber  »erftoefv 
teflen  ©ünber  nacbgerübmt.  2>er  Ißxtii  emeä  fo  heiligen 
Sebent  war,  baß  fte  in  bie  innigfle  ©emeinfebaft  mit  <§t>rt> 
fhid  fam,  bef  fleh  förmlich  mit  ibr  »erlobte,  jTe  mit  SBer» 
flürten  in  ibrer  3eUe  befuebte,  ibr  SMut  auä  feiner  ©rite 
iu  trinfen  gegeben,  unb  unter  anbern  auch  feine  fünf  SBun* 
oenmale  ibrem  Ü6rper  eingebrüeft  hoben  folL  ©o  war 
St.  noch  in  ben  JBanben  bei  geibeä  eine  fcb>5rmenbe 
SeJerflärte  geworben  unb  bei  ihren  3ritgrnoffen  ju  aUgemeif 
nem  Anfeben  gefommen,  ba$  fo  groß  war,  baß  *Papß  ©re> 
gor  XL  auf  ibr  ©ebeiß  »on  A»ignon  nach  Kern  jurücfi 
febrte,  unb  bie  große  Jtircbenfpaltung  aufhörte,  Urban  VI. 
rief  fte  1378  nach  Korn,  wo  fie  13S0  Rarb  unb  wo  ibr 
geiebnam  foglrich  eine  2Henge  SBunber  wirfte.  Der  «papjl 
|)iu5  P.|  fprach  fte  1461  beilig ,  nachbem  fie  febon  »ort^er 
»on  bem  bureb  fte  »erberrlicbten  Dominicanerorben  aU  eine 
^eilige  »erehrt  worben  war.  3b'  Sf(t  feiert  bie  fatholt. 
fche  .Kirche  ben  30.  April. 

Äatljartna  von  itlfbici,  eine  Tochter  beä  Äerjog«  »on 
Urbino,  Sorcnjo  »on  ÜRebtci,  unb  Kichte  beä  yapjle*  (Sie* 
mens  VII.,  geb.  1519,  würbe  1533  mit  bem  jmeiten  ©obne 
be5  franj.  Aonigd  granj  I.  »ermiblt,  welcher  ald  ^einrieb  II. 
1547  jur  Kegieruna  fam.  Ä.  war  ebenfo  feh6n,  geifheich 
unb  gebilbet,  alel  ranfefüchtig,  berrfcbfücbtig  unb  unjtttlich, 
unb  brachte  wäbrenb  ber  f>crrfcbaft  ibreS  ©emabli  unb  ü). 
rer  brei  nacheinanber  ben  franj.  Zt)ton  befleigenben  ©6hne 
Sranj  II.,  itarl  IX.  unb  ^einrieb  IE  umäglicbeJ  Unglücf 
über  granfreich,  inbem  fte,  um  felbfi  ju  benfehen,  baS  jfanb 
in  ffiürgerfriege  »erwicfelte  unb  ihre  ©öbne,  wie  ihr  nach* 
gefagt  worben,  geflijTentlich  ju  AuSjchweifungen  unb  Unfttt» 
liebfeiten  »erleitete,  welcbe  tbre  moralifebe  Äraft  febwaeben 
foQten,  bamit  bie  ehrejeijige  Butter  nur  ihren  €inf(uß  nicht 
»erlore.    3wei  Parteien  jlritten  in  granfreieb,  ebenfo  fel;r 


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Katharina  I.  (Kate.  v.  Russl.)  £82  Katharina  II.  (Kate.  v. 


au?  £Rü<fftd>ten  be*  (J^rgcijeS  al*  ber  {Religion,  bie  @ui» 
fen  (f.  b.)  unb  bie  Hugenotten.  (©.  ßevennen.)  Ä.  be* 
günfligte  balb  bie  eine,  balb  bie  anbere  Partei,  bt*  ftc  enbs 
lieb  bie  Hugenotten  burch  bie  (?rmorbungen  in  ber  S3artb> 
lomäußnacbt  1572  ju  vernichten  gebaebte.  (©.  SJluthod)* 
»eit.)  £ur*  Qrrpnbung  biefer  SÜtaßregel  hat  £.  auf  alle 
3eiten  ihr  ©tbäcbtniß  gtbranbmarft.  Hl*  Jpeinricb  III.  bie 
©uifen  hatte  ermorben  laffen,  war  St.  febr  unglütflich,  weit 
ftc  babureb  alle  it>rc  3>länt  vereitelt  »an ,  ben  ©uifen  bie 
SEhtonfolge  jujuwenben.  ©ie  flarb  balb  barauf  im  Anfange 
be*  3-  1589.  St,  liebte  unb  begünfiigte  bie  aasiffenfdjaften 
unb  Jtünjle.  ©ie  baute  eine  Hnjahf  auSgejeicbnet  frönet 
©cblöffer  unb  bc^og  au*  ©riecbenlanb  unb  Italien  fojl» 
bare  ijyanbfcbriften.  Durch  ba*  SBeifptel  aber,  welche* 
fte  ihrem  £ofe  gab,  trug  fie  jur  allgemeinen  ©ittenoet» 
berbniß  bei  unb  in  golge  ihrer  Berfcfnoenbung  fog  fte 
ba*  Sanb  auö.  SBci  ihrem  Sobe  hinterließ  fie  noch  8  2RiB. 
granc*  ©cbulben. 

ftutyarfna  U  ©emahlin  $etet'*  be*  ©roßen  unb  1725 
—27  Äaiferin  von  Nußlanb,  roar,  wie  man  erjäblt  bat, 
bie  Softer  eines  fatholiftben  SBauer*  in  Sitbauen,  1636  ge- 
boten unb  hieß  urfprünglich  SKa«I;a.  Sbr  S3atcr  vi;  fie 
bei  einem  lutberifehen  ©eullichen  ju  Noop  im  rigaifchen  Jtreife 
in  Dienfi  gebraut  haben,  wo  fie  mit  bem  lutherifchen  ©lau* 
benSbefenntni(fe  näher  befannt  geworben  unb  enblich  ju  3Jta» 
rienburg,  einem  Keinen  ©täbtcbeit  im  wenbenfeben  &  reife, 
&u  bemfelben  ftd?  befannt  habt"  foll.  3n  SNarienburg  bei» 
rathete  fie  1702  einen  febweb.  Dragoner,  ber  einige  £age 
nach  ber  ipochjeit  in*  gelb  rüden  mußte.  SBarienburg  fiel 
in  bie  ipänbe  ber  Nuffen  unb  bie  junge  grau  rourbe  bie 
©efangene  be*  ©eneral*  ©eberemetjeff,  welcher  fie  an  ÜRen; 
jifoff  uberließ.  25ei  biefem,  bem  ©ünjtlinge  unb  SKtttifier 
spetet  be*  ©roßen,  (ernte  ber  Jtaifer  bie  burch  ©ebonheit 
unb  SBerfltanb  gleich  ausgezeichnete  grau  fennen  unb  lieben. 
Nacbtem  fte  1703  jur  grieeb.  .Kirche  ubergetreten  roar  unb 
babei  bie  tarnen  Katharina  Weriewna  angenommen  hatte, 
oermahlte  fich  $eter  mit  ihr,  ohne  baß  ieboch  biefe  SSetbin« 
bung  veröffentlicht  rourbe.  <£rjt  naebbem  St.  1708  bie  ^ritn 
jefjin  2Cnna,  nachmaß  SJcutter  $eter  1)1.,  unb  1709  6lif<u 
beth,  nachmal*  Jtaiferin  oon  JKußlanb,  geboren  hatte,  rourbe 
1713  Jt.  oon  ?)eter  bem  ©roßen  öffentlich  als  feige  ©emah^ 
lin,  1718  alä  Äaiferin  erflart  unb  noch  in  bemfelben  Sahre 
ober  auch  crjl  1724  ju  9»o§fau  M  folche  aefriutt.  ©ie  hatte 
fich  immer  mehr  in  ber  Siebe  unb  Ächtung  ihre*  großen  ©e* 
mahl*  feftgefleUt  unb  ihm  befonber*  1711  Seroeife  ihrer  auf* 
opfernben  Siebe  unb  Klugheit  gegeben.  3n  biefem  3afjre 
befanb  fttb  nämlich  ^eter  mit  feinem  $eere  am  ^ritth  in 
ber  ocrjroeifelrfien  gage,  inbem  et.  oon  ben  Sturfen  fo  ein« 
gefcbloffen  roat,  baß  jebe  Hoffnung  auf  Wertung  »etloten 
fchien,  unb  $etet  felbft  fchon  bie  &krhaltung$befeb(e  auSge» 
fertigt  hatte,  wie  eS  im  Saite,  baß  er  bliebe  ober  gefangen 
rourbe,  mit  ber  Regierung  gehalten  roerben  feilte.  St.  »et» 
rotnbete  ihten  ganjen  ©ehmuef ,  um  bie  Umgebung  be*  tütf. 
©roßoejier*  ju  beigeben  unb  unterbanbelte  bann  mit  biefem 
fo  gtüctlicb,  baß  ein  Vertrag  ju  ©tanbe  fam,  welcher  ben 
xaifer  unb  ben  ©taat  au§  bet  btobenben  ©efahr  befreite. 
£ie  Eintracht  mit  ihrem  ©atten  rourbe  inbeß  noch  für)  oot 
befjfen  S£obe  getrübt.  St.  hatte  nämlich  ihre  ©unfl  einem 
Äammerberrn,  SRamen*  9Ron*,  jugeroenbet  unb  ein  ©etüa)t, 


welche*  bem  Xaifet  ju  Dhren  fam ,  bcfcbulbigte  fte  ber  Ua^ 
treue  gegen  ihten  ©emabL  f>eter  überrafebte  feine  Sttta 
mit  SDton*  in  einem  vertraulichen  Bwiegefpräch,  unb  editier 
feine  93eweife  oon  X.'*  ©chulb  vorlagen,  fo  ließ  et  coeb 
feinen  3orn  bunb  SD(i*hanb(ungen  an  ihr  au*  unb  tan 
jeammerberrn  ÜRon*  würbe,  angeblich  anbetet  SBertrnhc 
wegen,  ber  $roceß  gemacht,  ber  feine  gntbaupruna  jur  gclc 
hatte.  «Bieöeicht  hätte  biefer  SorfaU  noch  fcblimmere  %i- 
gen  für  X.  gehabt,  wenn  nicht  fchon  im  nächfien  1725 
$etet  gefroroen  wäre.  St.  pflegte  ihn  auf  bem  Jtranfmbet:; 
mit  treuer  Siebe  unb  jerfloß  bei  feinem  Sobe  in  ungehei: 
cbclten  Üiiräncn.  3nbeß  waren  ihre  mächtigen  grtunbe  ÜKot 
jifoff,  3agufchin*f9  unb  ber  (i^bifehof  oon  $le*fe«v,  JIkc- 
phane*,  bemüht,  'ÄUe*  vorzubereiten,  bamit  Jt.  ruta)  bef 
Jlaifer*  £obe  al*  beffen  Nachfolgerin  erflärt  unb  anert-n- 
würbe,  welche*  fte  auch  glüeflich  ju  ©tanbe  brachten.  £uro 
fluge  unb  wohlwollende  SSaßregeln  wußte  fich  it  bie  Sich 
be*  £$o(f*  ju  ftchern  unb  regierte  im  öeijte  ihres  Senat, 
fort.  3h^en  frühern  ©egnern  ließ  fte  feine  2frt  von  9t«t< 
empfinben  unb  }og  fte  baburch  oon  ihren  feinblithen  f.t.c 
ab;  au*btechenbe  Untuhen  wußte  fte  burch  fräftige  SRafr: 
ge!n  ju  unterbrüefen.  ©ie  jiarb  pUfelich  1727  unb  bitt: 
ihren  ©riefenfei  $etet  IL  jum  Nachfolget  ernannt 

fiatrjarina  II,  1762—96  Äaiferin  von  JRußtonb,  bitf 
eigentlich  ©opbja  Äugufia  unb  war,  geb.  1729,  tüte  ft# 
ter  be*  gürpen  <§t>rifltan  Äugufl  von  Inhalt  säetbjL  tu 


preuß.  jtönig  gfriebrtcb  II.  empfahl  fte  bet  raff.  Äwffl* 
eitfabetb  jut  ©emahlin  ihre*  jum  JChronfolger  emantitc 
Neffen  ^tttt.   2>ie  9)rinsefftn  trat  jut  gtieth.  Jtm*  m 

s,  unb 


erhielt  bie  Namen  Katharina  2nerie»n*r  nnt>  ^ 
mit  bem  tuff.  Shtonfolger  vermählt.  Ä.  »at  geifrret*  ur 

fjebilbtt,  ibr  ©tmahl  Dagegen  be|cbt4nft  unb  roh,  fr  «J 
hte  Che  nut  unglüeflich  fein  fonnte,  Bon  ihrem  ®*oii 
gemi*hanbelt  unb  vernachläfftgt,  ließ  fich  &•  verleiten,  ^ 
betn  gebilbeteten  Wännern  an  bem  raff.  #ofe  ihre  SWjtoi? 


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Katharina  II.  (Hais.  v.  Russl.)    583    Katharina  II.  (Kais.  v.  Rossl.) 


ujuwenben.  Namentlich  war  e*  bfr  nachmalige  £6nig  »on 
Oolen,  $ontatow*fi,  welchem  fte  ihr  ganje*  Vertrauen 
^enfte,  unt>  war  nicht  ci-mc  baß  bie  .Raiferin  Elifabetb 
on  biefem  SOerbältniß  gewußt  hätte.  Dcrfclbe  war  bamal* 
l*  polnifcber  ©efanbter  in  Petersburg;  auö  politifeben 
Rücfftcbten  wußte  jcboeb  ber  franj.  #of  bie  3urücfberufung 
0oniatow*fi'*  ju  betvirPen,  unb  nun  roanbte  St.  ihre  ?U\. 
,ung  einem  jungen  ©arbeoffijier,  bem  ©rafen  Arloff,  ju. 
flifabett)  war  1761  geflorbcn  unb  ^eter  III.  ibr  gefolgt. 
Durch  unfluge  Maßregeln  machte  fich  bicfer  balb  beim  5Boffe 
nie  bei  ben  ©roßen  verbaut,  unb  bebanbelte  feine  ©ernaf)» 
:n  mit  immer  größerer  iJurücffefcung.  Diefclbe  mußte  Süer» 
roßung  »orau*fehen,  ja  fonnte  fogar  für  tbc  Heben  fürchten. 
Inter  biefen  Umfiänben  fanben  fich  St.'t  greunbe  aufgefo» 
ert,  fich  jur  Entthronung  ^crer  III.  ju  »erfebwören,  um  St. 
u  beffen  Wacbfolgerin  ju  erbeben.  Eine  große  Partei  war 
cbadb  bafür,  baß  ihr  Sohn  ^aul  jum  Jtaifer  unb  fie  felbft 
lur  jur  Äcgentin  wäbrenb  beffen  Unmünbigfcit  ernannt 
oerben  feilte,  Schon  war  man  im  ^Begriff,  bie  Jüerfcbwi» 
ung  ju  entbeefen,  ba  eilte  bie  jtaiferin  nach  Weierhof,  re» 
'cte  bie  ©arbe  mit  fräftigen  SBortcn  an  unb  würbe  »on 
br  al*  SRonarcbin  anerfannt.  Der  ©raf  JDrloff  betrog  ben 
lacbmaligen  Senator  £eplow  in  ber  fafanfehen  Äircbe  ftatt 
ine*  »on  ber  9DicbrjaI;t  ber  ÜUerfcbworenen  burebgefefsten 
Wanifefle*  ju  ©unfien  be*  ©roßfürftert  faul  ein  anbere* 
>orjulefen,  welches  St.  auf  ben  JEbron  erhob.-  fun  HI. 
»erlor  bei  biefen  Vorgängen  bie  ftaiTung ,  übergab  ben  "ikx- 
ebworenen  feine  'Äbbanfung,  würbe  von  benfelbcn  gefangen 
jefegt  unb  einige  2agc  barauf  ohne  SBiffen  ber  Aaiferin 
rmorbrt.  St.  benahm  fict)  dußerft  ftug;  fie  ließ  fajl  alle 
Stellen  befefct  wie  fie  waren,  fchaffte  mehre  bem  SBolfe 
dflige  Einrichtungen  ab  unb  gewann  ben  großen  Raufen, 
nbem  fie  bem  ruff.  9cattonalgefübI  fcbmeichelte  unb  eine 
iroße  S3egeijieruug  für  bie  grieeb.  Äirdbc  au  ben  2ag  legte. 
Dtit  Eifer  unb  tfnflrengung^  ergriff  unb  »erfolgte  fie  wabs 
enb  ihrer  ganjen  Regierung  ben  großen  sPlan,  im  ©eifie 
bre*  erhabenen  Vorgänger*  s])eter'*  be*  ©roßen,  9?ußlanb 
lümdlig  jur  europäischen  Gioilifation  fortzuführen.  2Benn 
br  bterbet  auet)  ^>cter*ö  allfeitige  Äenntniffe  unb  beffen  SBcr: 
rautbeit  mit  allen  einjelncn  »ebürfniffen  ber  »erf ergebenen 
fegenben  be*  au*gctebntcn  Weiche*  abgingen,  fo  bcir  fie 
ich  boch  um  JRußlanb  unterbliebe  Sierbienfte  erworben. 
Ramcntlicb  war  fte  bebaebt,  bie  ausgebreiteten  wüften  Step: 
<cn,  an  benen  brfonbcrö  ba*  fübl.  JKußlanb  reich  war, 
nit  betriebfamen  Einwohnern  ju  bevolfern,  unb  bewog  ba= 
er  eine  große  2fn$abl  »on  £u*ldnbrrn  jur  Uberfiebelung 

anbern  europ.  Staaten  nach  Slußlanb.  Sie  grün; 
(tt  über  200  neue  Stdbte,  »icle  Äranfen;  unb  ginbelbdu; 
er,  fehiefte  Xrjte  nach  allen  berer  noch  brbürftigrn  ©egen: 
cn,  führte  bie  ^oefenimpfung  ein,  fuchte  ^feferbau  unb 
bewerbe  ju  bfben  unb  bie  lefetern  ju  »er»iel(dltigen.  Stra: 

unb  Äandle  würben  angelegt,  um  ben  -jpanbel  ju  beben, 
tnb  noch  anbere  wichtige  Maßregeln  ^ur  SJelebung  beffelben 
f troffen.  Tfuch  bie  JCunjle  unb  SÖijfenfchaften  fuchte  fie 
uch  Ärctften  in  ftußlanb  ju  f6rbertt,  fonnte  e4  jecoch  nur 
tu  wenigen  erfreulichen  SJefultaten  in  biefer  ^inficfat  brin* 
ifn,  weil  baö  ruff.  Solf  im  Tfllgemeinen  noch  allju  roh 
var,  um  ihr  bei  biefen  ^Bemühungen  entgegen",ufommen. 
Selbft  außwdrtige  große  ©elebrte  hatten  fieb  ber  ©unft  unb 
Cufmunterung  ter  kaiferin  ju  erfreuen,  unb  verbreiteten  ba* 


her  ihren  Scubm  in  bem  gebilbeten  (Suropa.  $ür  bie  Drbs 
•nung  ber  9?echt$pflege  in  ihrem  Staate  war  St.  eifrig  be; 
müht;  boch  fct)eiterte  baS  Unternehmen,  ein  allgemeine*  ©e: 
fefjbucb  für  ba*  ganje  ruff.  Weich  w  Staute  ut  bringen, 
ju  welchem  fie  bte  großartigjlen  Änflalten  getroffen  harte, 
an  ber  alljugroßen  Se3erfdr>iebenheit  in  ber  ©efittung  unb  in 
ben  örtlichen  &erbdltniffen  ber  fo  weit  au6einanber  liegenben 
^>ro»injen.  2)ie  vielen  Neuerungen,  welche  bie  5taiferin  ein: 
führte,  »eranlaßten  inbeß  auch  in  manchen  ©egenben  Um 
ruhen.  Die  Unjufriebenen  richteten  ihre  «Hoffnungen  auf 
Swan,  welcher  ber  Urenfet  be6  3aren  3wan,  eine*  >&albs 
bruber*  ^Jeter'ö  be*  ©roßen,  unb  nach  bem  Seftamcnt  ber 
Äaiferin  'Änna  al*  jarte*  Äinb  ein  3ahr  lang  Äaifer  gewe; 
fen  war.  Glifabcth  hotte  ihn  entfernt  unb  gefangen  gefegt 
mit  bem  ^Befehle,  baß  ihn  bie  wachthabenben  JDffijiere  t6b? 
ten  feilten,  wenn  ein  SBerfucb  }u  fetner  ^Befreiung  gemacht 
würbe.  SMrfer  Söefehl  war  »on  St.  nicht  auSbrucfltrb  ju- 
rücfgenommen  worben;  al*  baher  17ti3  ein  SSerfucb  jur 
ISBefreiung  be*  unglüeflichen  Swan  im  SBerfe  war,  fo  würbe 
berfelbe  »on  feinen  SBdchtem  umgebracht.  #ierburcb  »erlo« 
ren  bte  Unjufriebenen  eine  3eit  lang  ben  SBorwanb  jur<Sm» 
p6rung.  Auch  nach  außen  machte  St.  ben  Einfluß  9?uß: 
(anb*  »ielfcitig  geltenb.  Sic  n6tbigte  1763  bie  jturldnber, 
ihren  unter  Einfluß  be*  poln.  $6mg*  Xuguft  III.  eingefe^: 
ten  «^erjog  ju  entfern  unb  ben  vertriebenen,  beim  ibel 
verhaßten  JBiron  jurücfjurufen.  Ebcnfo  fefete  fte  e*  burch, 
baß  nach  bem  Sfobe  Xugu|l  III.  ihr  ©ünfiling,  StaniSlau* 
9oniatow*fi,  17fi4  jum  »oln.  Aßnige  erwählt  würbe.  JBon 
ba  an  mifchten  fich  fortwahrenb  ruff.  ^eere  in  bie  poln.  2(n: 
gelegenheiten.  3m  3.  1768  erfldrte  bie  Pforte  ben  Jtriecj 
an  Wußlanb,  welchen  St.  mit  9cachbrucf  unb  ©lücf  führte. 
Sie  ging  fogar  mit  bem  ^)[ane  um,  bie  Wepublifen  Xthen 
unb  Sparta  wieber  ju  errichten,  unb  fo  ben  Sfürfen  im 
eignen  ?anbe  einen  Seinb  ju  f(t)affen,  bem  »ereinigt  mit  ber 
niff.  SJfacht  bie  Pforte  erliegen  mußte.  Unter  ben  beiben 
Drloff  lanbete  ein  ruff.  £ccr,  ba*  Europa  umfcbtfft  hatte, 
auf  ber  #albinfel  9>?orea.  Die  JRuffen  fanben  bei  ber  grieeb. 
JBevilferung  begeiflerte  Aufnahme,  eroberten  auch  einige  Je» 
ffungen,  mußten  aber  boch  SÄorea  fchon  nach  brei  SWonaten 
wieber  »erlaffen.  SJalb  barauf  ftegten  bie  9fuffen  bei  Sfio  v 
jur  See  unb  vernichteten  bie  ganje  türf.  flotte.  3n  ber 
2ürfci  unb»  in  JRußlanb  wüthete  inbeß  bie  ^eff,  an  welcher 
fogar  in  5Ko*fau  90,000  SRenfchen  ftarben.  Dennoch  würbe 
bie  Ärim  1771  erobert  unb  für  unabhängig  erflärt.  9?och 
anbere  bisher  »on  ber  Pforte  abhängige  9l5lPerfchaften  fielen 
»on  berfelben  ab  unb  unterftü^ten  bie  JRuffen,  fobaß  1773 
bie  türfifdje  .£>errfcbaft  in  Europa  ihrem  Enbe  nahe  ju  fein 
fchien.  £)ftretch  unb  Greußen  »erwenbeten  aber  ihren  gan* 
jen  Einfluß  ju  ©unfien  ber  Pforte,  unb  noch  mehr  fam 
berfelben  ein  ffufftanb  ju  flatten,  ben  in  JRußlanb  ein  ge* 
meiner  Jlofaf,  ?5ugatfcheff,  erregte,  inbem  er  fieb  für  ben 
Aaii'cr  *J>eter  III.  au*gab.  Derfelbe  hatte  balb  ein  mächtige*  • 
.£>cer  um  fich  gcfammelt,  unb  wußte  fich  allen  Verfolgungen 
burch  bie  berühmteflen  ©enerale,  obfehon  wieberbolt  gefcblaj 
gen,  ju  entjtehen.  Erfl  gegen  ba*  Enbe  be*  3«hre*  1774 
würbe  ?)ugatfeheff  »on  feinen  Anhängern  ausgeliefert  unb 
barauf  hingerichtet.  3nbeß  fchloß  St.'i  gelbherr,  womanjow; 
ba*  türf.  .prer  bei  Scbumia  ein  unb  erjwang  babureb  1774 
einen  ^rieben,  burch  welchen  JRußlanb  freie  Schiffahrt  auf 
bem  fchwarjen  3Reer  unb  burch  bie  9Reerenge  ber  Darba: 


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Katharina  II.  (Kais.  v.  Russl.)  5S4 


nellen,  fo  wie  einen  bebeutenben  JMnberjuwacbS  erhielt,  ©cbon* 
1771  hatte  £>fhercb,  öeraltete  2fnfprücb«  «rneufrnb,  Sfceile  beS 
£6nigreicb8  $olen  in  IBefi^  genommen,  obne  in  biefem  Uns 
ternebmen  von  Ä.  gebinbett  ju  werben.  Siiclmri-r  t heilt« 
Ä.  bem  eben  an  ibrem  «^ofe  »erweilenben  ^rinjen  ^ein» 
rieb  (f.  b.)  »on  Greußen  ben  9>lan  mit,  Polen  tm.löerein 
mit  Greußen  unb  ßflreicb  einen  Sbeil  feiner  fd)6n|len  Pro* 
»injen  gu  entreißen.  55er  Prinj  betrieb  bie  Sbeilung,  weis 
4«  1772  ju  ©tanbe  fam,  unb  in  weltbe  bie  poln.  Regie- 
rung, »on  bet  übermalt  gezwungen,  einwilligen  mufjte. 
St.  gewann  2000  DWt.  mit  1,800,000  ßinw.  Den  bro=  • 
benben  biftrifcf>en  Srbfolgefrieg  vereitelt«  1778  St.  burd)  bi« 
ßrfldrung  für  Preußen.  9lacbber  traten  ber  Äaifer  3ofepb  1  f- 
unb  Ä.  einanber  naber,  unb  bie  lefetere  unterflüfcte  jeneS 
Plan  eine«  HuStaufcbrS  ber  6fircidbifd»en  SRieberlanbe  gegen' 
öaiem,  ber  burd>  ben  »on  griebrieb,  bem  ©rofjen  erriebteten 
gürflenbunb  (f.  b.)  vereitelt  würbe.  9ieue  3wiftigfeiten 
mit  ber  Sturfei  würben  1784  bureb,  granfreidjS  ajermirtr* 
lung  betgelegt  unb  JC.  oereinigte,  bie  Ärim  unter  bem  Sla* 
men  Saunen  (f.  b.)  mit  ibrem  Steide.  Der  lefete  Äiwi 
feer  Ärim  batte  biefe  1783  an  Sfujilanb  abgetreten,  unb 
ebenfo  trat  ber  Surft  OerafliuS  feine  SBefifcungen  Äarbuel 
unb  Äaebet,  an  St.  ab.  Die  fortbauernben  feinblid>en  2lb= 
fixten  St.'i  gegen  bie  Surfen  »emetben  ber  Schüfe,  wel> 
djen  fte  SWauroforbatoS,  bem  geflüchteten  $oSpobar  ber  SKols 
bau,  angebeiben  lieg,  ffarfe  ÄriegSrüflungen  ju  Gkrfon  unb 
bie  3nfdjrift,  welche  St.  an  baS  nad)  ber  Sürfei  geriebtete 
Sfcjor  ju  Gberfon  fe(jen  ließ:  „£ier  gebt  ber  SBrg  nad) 
ÄonflanHnopel."  St.  unternahm  1787  eine  9ieife  burd) 
mebre  Sbeile  ibreS  SReidbeS.  3b*  ©ünflling  unb  SKinifler 
Potemfin  begleitet«  fte  nadt)  Saunen  unb  wenbete  alle  9Rit* 
tel  an,  um  ibre  Keife  ju  einem  feftlicben  Sriumpbauge  ju  ' 
madben.  Huf  bem  ganjen  gegen  500  9K.  langen  SBege 
würben  in  geringen  (Entfernungen  bie  Tfupenfetten  »on  ©tdb* 
ten  unb  Dorfern  bergrfleQt,  unb  IBewobner  in  biefelben  »or* 
aitSgrfdbicft,  welche  mit  Subel  unb  finnreidben  @b«nbejeu* 
gungen  bie  $errfd)erin  empfangen  mußten.  Södbrenb  bet 
■jfad)t  würben  biefe  2Renfd)en  bann  wieber  »orauSgefcbicft, 
um  am  nicbflen  Sag«  «in  neue«  ©cbaufpiet  aufjufübreu. 
SRit  unerhörtem  8uruS  waren  bie  SBagen  unb  ©glitten 
auSgejiert,  in  welchen  biefe  Sieife  jurücfgelegt  wmbe.  Der 
Jtötiig  »on  Pulen  unb  ber  Äaifer  von  jBfrreidb  begrüßten  St. 
auf  biefer  Steife,  unb  ber  (entere  oerfprad),  ft«  in  ibren  Pl<b 
nen  gegen  bie  Surfen  ju  unterflüfeen.  Hber  bi«  Surfen  fa* 
men  ihr  mit  ber  .ÄrifgScrfldrurtg  juvor.  SJufjlanb  uttb  balb 
aud)  £>flreid)  jtritten  mit  ©lücf  gegen  bie  Pforte,  ba  »er* 
banben  ftcb  Greußen,  ©cbweben,  Gnglanb,  Ddnemarf  unb 
^ollanb,  um  ben  ferneren  ßergröfjerungen  beS  ruff.  9teidt)3 
©renken  ju  feb/n.  ©ufla»  III.  füljrte  fc^on  feit  1788  offe* 
nen  Arieg  gegen  St.  unb  madt)te  $ortfdc)ritte.  3undcr)fi  würbe 
^ftreieb  }um  ^rieben  mit  ber  Pforte  1791  bewogen,  unb 
nact)bem  1790  St.  mit  ©c&weben  grieben  geft^loffen  fatte, 
ging  fie  audö  mit  ber  Pforte  einen  grieben  ein,  welker  ibr 
einen  neuen  3uwac^«  von  fdnbereien  braute.  Die  Revolu« 
Hon  in  granfreid^  sog  Si.'i  SKiSfallen  auf  fidt),  boct)  I>tnbers 
ten  fte  bie  SJerbdltniffe  in  9>olen,  frdftig  für  bie  f6niglidt)e 
Partei  in  granfreie^  aufjurreten.  ?)olen  batte  ftcb  ndmlicb, 
roetb^nb  beö  türf.  Äriege«  einen  ©c^ein  »»n  ©elbfranbig* 
feit  wiebergegeben  unb  eine  Sierfaffung  war  ju  ©tanbe  ges 
fommen,  bte  einer  ariflofratifc^  geft'nnten  Partei  nieftt  gepel. 


I 


Diefe  bat  St.  um  ǣȟlfe  unb  1792  fc&itfte  biefe  ein  jrt^< 
ruff.  $eer  nadb  ^olen,  unb  na<b>m  felbfl  ber  poln.  Äk; 
auf  bie  ©eite  jener  gartet  getreten  war,  fo  tmternafe 
fltu^lanb  unb  9>reuj?en  1793  bie  jwrit«  Sheüung  $:ta 
unb  zwangen  ben  poln.  fl?eid>$tag  jur  Einwilligung.  Jt.  ^ 
wann  4500  □«!)?.  mit  3  Wiü.  9Kenfa>en.  Uergf&enj  c: 
bob  ftc^  im  folgenben  Sabre  ^olen  mit  ungemeiner  2a?fc 
feit  gegen  feine  Unterbrücfrr.  Ü)(lreia>  trat  auf  $x$ah 
unb  Greußen«  ©eite;  bie  $o(en  würben  befiegt  unb  V< 
bie  britt«  Sbeilung  dolens  au8gefproct)en ,  bura)  mtebe  1 
noct)  2000  mit  1, '.'00,000  6inw.  gewann,  terpf- 
Mönig  ©tant§laud  erhielt  eine  $>enfton  unb  lebt«  fortan  i 
Petersburg.  2fud6  ber  -Öeriog  9>eter  -JBiron  oon  luilc: 
rourbe  1795  bewogen,  fein  Sfanb  an  9Jußlaab  afrurttttc, 
unb  erbielt  bafür  eine  $enfton  jugeftdt>ert.  3ule^t  fubitt  I 
nod)  mit  ben  ^er/em  Ärieg  unb  foll  ben  $lan  grbfgt  \b 
ben,  nad)  Unterwerfung  brö  perf.  8?eicb,e§  ber  |>errftt>ift  tn 
(Sngldnber  in  Djtinbien  ein  ©nbc  ju  madben.  Gin 
flug  raubte  ihr  aber  am  9.  9to».  1796  baä  Seben.  — 
<3o  unleugbar  tt  i(i,  baß  >i.  eine  grope  Sfonarebin  irr 
fo  muß  bod)  audb  anerfannt  werben,  baß  fte  oon  rawi 
fcb.  er  @eite  burdbau«  nur  tabelnSroürbig  erfebeint.  Sic  ik 
befonbert  in  ber  Siebe  auSfd&weifenb,  tnbem  fte  tbre  So« 
linge  unb  ?iebbaber  ganj  nad)  ibren  ftdb  fd?nefl  aofceret« 
Saunen  wedoplte,  unb  batet  nicht  einmal  eine  ben  aujc 
Vnflanb  berucffidbtigenbe  Surüdfbaltung  beobad}tete.  3^ 
©ünflling«  würben  mit  Gbrenbejeugungen  überbanft,  fe 
lange  bie  ©ewogenbeit  ber  Äaiferin  währte.  9lur  ^«cofe 
erbtelt  ftcb.  bis  an  feinen  Sob  in  ber  ©unfl  feinet  S 
berrfeberin. 

Ätttljröcr,  von  bem  grieeb..  Äafljebra,  n?ela>eS  einre 
©effel,  einen  Jfebrflubl  bebeutet,  ift  in  ber  lefctern  8r 
beutung  aueb  in  bie  beutfebe  ©pradbe  übergegangen,  nsarr. 
lieb  t)etfen  fo  bie  erhabenen  Stüble,  auf  benen  in 
unb  auf  Unwerfitdten  bu  Bebrer  tbre  Vorträge  balt<m.  h 
oon  fommt  aud)  ber  9tam« 

ÄatijeiräU,  welcber  ber  ^auptfirtbe  eineS  ®prn^ 
«rtf)rilt  wirb,  unb  bei  weldber  ber  Ghrjbifdwf  ober  ßifi' 
beSSprengelS  feinen  ©ift  Ijat.  (SJgl.  Dom  unb  SRitofu 

fiotljeter  (ber)  ifl  ber  «Ramc  eines  tbirurgtfcbflt  SNN 
ruentS,  weldjeS  aus  einem  bünnen  Wobreben  beflefrt,  rat 
weber  gerabe  ober  etwas  gefrümmt  ifl  unb  baju  bfent, 
Äranfbeiten  in  ben  Urinwerfseugen  buret)  bie  ^amrofcTe  Ö 
in  bie  JBlafe  gehoben  »u  werben,  entweber  um  ben  in  ri: 
fer  befinblicben  Urin  abjulaffen,  ober  um  glüff^feiten  s 
ben  mebteinifeben  3we<fen  in  bie  ^arnr6b,re  ju  bringen,  t*1 
«nblid)  um  )u  untrrfueben,  ob  ftcb  in  ber  xMafe  ein  ®fff 
ober  ein  anberer  fejler  Ä6rper  bepnben.  2Ran  b«t  unbic 
fam«  Äatbeter  auS  fföetaH  unb  biegfame,  »ela>«  mit  W 
»on  Äautfebud  bergeftelll  w«rb«n.  3«  natbbem  fte  für  ^ 
mdnnlidbe  ober*weiblicbe  ©efdbledjt  beflimmt  pnb,  baben  t 
jtatbeter  ein«  oerfd>iebene  ©nriebtung.  Der  weiouVbt  * 
tbeter  ifl  beinahe  gerabe  unb  nur  5— 6  3oU  lang,  w&r, 
ber  mdnnlicbe  10—11  3oü*  lang  unb  am  »orbmi  w; 
jiemlicb  flarf  gefrümmt  ifl.  Jöei  Äinb«rn  wenb«t  tmt 
nere  Äatbeter  an.  —  Äatbet«tifit«B  wirb  baS  ©nf"^ 

Äatr)oliriemu8  bejeitbnet  im  OTgemeinen  baS 
tbum  ber  fatbolifeben  £trd>«,  im  »efonbem  bie  ©efammiW : 


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ie  fat&oliföe  £itd)e  cbarafteriftrmben  Sigenrbümlicbfettcn. 
>er  ÄatboliciSmu«  ifl  al«  eine  befonbere  gorm  bt«  cbriftlid) 
:li3i6fen  gebend  alter,  al«  cd  bic  irgenb  einer  anbem  .ftircbe 
Im  boeb  ift  er  niebt  fo  alt,  als  ba«  ß  h  rillen  tbum  felbfi. 
SielraeJjr  entjlanb  bie  3bee  eines  fatbolifcben,  b.  b.  allgemei* 
cn  unb  barum  echten  ©tauben«  unb  einer  fatbolifcben  Airdje 
rft  natbbem  ba«  ßbrifhnrbum  itegretdr)  gegen  jübifebe  unb 
eibnifebe  3rrlebren  ftd)  geltenb  gemacht  hatte,  bureb  bie  Äir* 
icngemcinfcbaft  auf  ©onoben  feit  beut  4.  3<>bri>-/  bie  ftcb 
a«  «Recht  beilegte,  im  Kampfe  ber  Meinungen  ba«  eebe 
:brifiu^apofloli[d)e  com  ©ibercbrijilichen  ju  Reiben,  unb 

>  eine  ©efefcgebung  für  ed)te«  ßbriftentbum  ju  fein.  Der 

>  entflanbene  Äircbenglaube  tourbe  unter  bem  (tinfluffe  ber 
)ierarcbie  (f.  O  unb  be«  ©cbolafiiciämuä  (f.  ©cbola» 
if er)  immer  weitet  entwicfelt,  war  aber  febort  in  allen 
:inen  £auptjügen  Dollenbet  unb  in  bie  §)rari«  ber  Aircbe 
ingefübrt,  al«  er  als  ein  abgesoffene«  ©an  je  Don  ber 
öm.  Äircbe  feierlich,  beftätigt  tourbe.  ©«  gefebab  bie«  in 
m  JBefchlüffen  be«  tribentiner  ßoncil«,  ba«  in  25  ©ifeun* 
en  Don  1545—63  gehalten  würbe,  beffen  (£ntfd)eibungen 
i  ber  fatbolifcben  Äircbe  für  alle  Reiten  ein  für  ben  ©lau* 
n  binbenbe«  2fnfet)en  erlangt  haben,  unb  bie  bureb  ^apjt 
?iu«  V.  in  bem  1566  erfebtenenen  röm.  &atecbi«tmi«  aud) 
cn  gaten  befannt  gemacht  werben  ftnb.  fragen  wir  nun 
lad)  bem  religiöfen  Snbalt  biefe«  Sebrbegriff«,  fo  ift  es  bie 
pcilsicbre  be«  Gbri|fentbum§,  beren  fatbolifcbe  SBeifc  in  fol* 
ciCen  näber  ju  erirternben  fünften  am  bcutlicbjten  bert>or- 
ritt:  nämlid)  in  ber  Äuelle,  au«  ber  bie  ^>etlSlebre  ba« 
Ifiriflentbum  gefa)6pft,  in  ber  Ser)re  Don  ben  guten  ©er» 
en,  burd)  bie  ibr  Umfang  beftimmt,  in  ben  ©acramenten 
mb  ber  SReffe,  burd)  bie  fie  »ermittelt  unb  gewonnen,  unb 
tt  ber  ganjen  Xnjlalt  ber  Äirdje  mit  bem  fettigen  ^rieften 
ranbe  unb  bem  9>apfle,  bureb  bie  fte  oertreten  unb  für  alle 
Mcn  unwrfalfcbt  erhalten  wirb. 

Der  fatbolifcben  Äird)e  ift  ba«  eebte  ßbriflentbum  auf  einem 
■cpuclten  2öcge  jugefommen,  burd)  bie  b-  ©d)rift,  ju  wel» 
ber  aud)  bie  2Cpofr9pr)en  be«  TL.SL  gebären,  unb  bie  ton 
lieber  Belehrung  unb  Änorbnung  ber  2fpoftet  au$ge= 
uingene  unb  unoerfälfcbt  fortgeleitete  grblebre  (Swbition). 
Bei  De  ffnb  gitt  heben  Urfprung«  unb  ergangen  f!d)  gegen» 
:iug,  unb  beibe  finb  mit  gleicher  Hochachtung  ju  betraf 
en.  Der  ©runb,  warum  bie  tatboltfcbe  £ird)e  bem  SBorte 
Bottee  in  ber  ©ebrift  ba«  SGBort  ©otte«  in  ber  Äircbe,  bie 
Srblebre,  jur  Seite  fiellt,  liegt  barin,  bafi  bie  Hpofiel  fo< 
rol  bei  ber  fd)riftlid)en  2fuf jeidmung ,  al«  bei  ber  münblt* 
fcen  SJertünbigung  beffelben  t>om  g6ttlio>en  ©eifle  geleitet 
uaren;  ledere  aber  ift  für  bie  ©efammtbeit  ber  ©ifeböfe, 
itnbefcbabet  ibret  Urfpnuiglicbfeit,  ba  fte  bie  ebenbürtigen 
Kacbfolger  ber  Xpofiet  ftnb,  ba5  SRittel  geworben,  bem 
Sriftefflbume,  alt  einem  3nbegriff  eon  Sebren  unb  ©ebrüu» 
eben,  Diejenige  dinbeit  unb  8ioII|ianbigfeit  ju  geben,  bie  t&  im 
B aufe  ber  3abrbunbcrte  in  ber  fatbolifcben  Äird>e  erlangt  bot. 
Die  Jolge  hiervon  ifl,  tbeilJ  ba§  ber  SSorwurf,  ti  fei  ber 
fatbolifcbe  ©laube  jum  großen  Xbeit  menfcblid>e  (Irftnbung 
unb  ®ei8b«t,  binwegfäUt,  unb  ba|  bie  fpatern  ftra>litben 
Bebren  unb  @inrid>tungen  nidbt  weniger  burd)  ba&  göttlid>e 
Xnfeben  ber  Äircbe  gerechtfertigt  jtnb,  alS  bie  auS  ber  b«l. 
cebrift  b«rt>orgegangenen  e*  fmb;  tbctU  baf  Untere  für  ba« 
roafcre  ßbrififntbum  »on  geringem!  ffiertbe  ift,  bem  ^nfe» 
»»ir.eciw.«tflc.  II. 

. 


ben  ber  &ird>e  narbfieht,  nur  von  tiefer  riebt iq  evf Ltrt  unb 
nur  unter  ibr  er  3ufftd)t  mit  Stufen  gelefen  unb  »erftt  nten 
werben  fann. 

9ioct>  mebr  erfebetnt  bat  ffiefen  beS  Äatbolici§mu5  bar» 
in,  ba§  er  ben  bureb  (Sbttfiud  ©ebefferten  gute,  b.  i.  Der* 
bienjilicbe  Sßerfe  DoÜbringcn  läfit ,  ba^  mitbin  bat  ewige 
©eelenbeil  bed  ßbrifien  niebt  ganj  jenfeit  ber  ©renjen  eig» 
ner  SLxaft  unb  äftUentoolIfornmenbeit  liegt.  3fl  namltd; 
burd)  bie  Saufe  bie  ©djulb  unb  ©träfe  ber  Srbfünbe,  je- 
mt  burd)  21  Kim'?  SaU  ber  ganzen  SKenfcbbeit  raitgetbeilten 
natürlicben  SJerberbniffeö ,  Don  ibm  bi»«veggenommen  wors 
ben,  fo  b«t  bn»  erflen  ©ebritt  jum  Aetl  getban.  Äber 
wegen  ber  ibm  inwobnenben  böfen  Sufi  begebt  er  aueb  nacb 
ber  Saufe  noeb  ©ünben  au§  JBoybeit  unb  au«  ©cbwad)> 
bett  unb  Unwiffenbeit,  unb  riebt  ftcb  babureb  ewige  unb 
jeitlicbe  ©trafen  ju.  3wat  für  bie  erflern,  bie  ©trafen  ber 
Sobfünbe,  erbalt  er  bei  ernjter  unb  anbaltenbrr  9?cue,  um 
be£  DerbienfboOen  Seiben«  unb  ©terben«  Gbrißi  willen,  bei 
©ott  Vergebung;  aber  bie  Untern,  bie  ©trafen  ber  Srla^ 
fünben,  mu^  er  felbfl  abbüßen  unb  ©ott  bafür  genugtbun, 
wa«  gefebtebt,  inbem  er  gewtffe  befcbwerltcbe  Seifiungen,  bie 
fogenannten  guten  SBerfe,  wie  Safien,  iBeten,  'Älmofen  ge» 
ben,  SBaUfabrten,  Xnbacbten  an  bie  SRaria  u.  f.  w.  über« 
nimmt,  wofür  ibm  bann  ©ott,  al«  einem  geringem  Übel, 
ba«  weit  größere  feiner  jeitiidjott  ©ünbenflrafen  erlägt.  Bei 
btefem  befcbtoerlicben  ©efebäfte  ber  ©enugtbuung  Dermag  ibm 
aua)  bie  5Cird)e  ben  bülfreid)flen  S3eiftanb  burd)  2Cb  I  a  f) 
(f.  b.)  i'd  leiften,  ba  fte  ben  unerfcbo>fttd)tn  ©d)ag  be«  über: 
fcbüfiigen  S3erbienfle§  ßbrifli  unb  ber  ^eiligen,  worau«  fie 
ibn  crtheiit,  beft^t.  ^at  er  nun  auf  biefem  boppelten  SBe» 
ge,  bureb  bie  ©nabe  in  Qbrifiu«  bei  emfter  9?eue  unb  burd) 
eigne  ©enugtbuung,  bei  ©ort  Vergebung  aller  feiner  ©ün» 
ben  erlangt,  fo  tritt  er  alöbann,  Don  bem  b-  ®«jie  in  al. 
lern  ©uten  auf  ba«  wirtfamjie  unterfiüftt,  in  ben  ©tanb 
eine«  ©ereebtfertigten,  ber  ibn  feiig  mad)t  in  feinen  SBerfen. 
3tl«  ein  folget  fann  er  fogar  bie  ©etigfeit  eine«  »fliö)t= 
mäßigen  Seben«  überfebreiten  unb  bie  iuMiere  ^eiligfeit  eine« 
gleicbfant  überftttlicben  Seben«  erringen,  wenn  er  nod)  an« 
bere  Don  ©ott  triebt  gebotene,  wol  aber  empfoblene  SBerfe, 
wie  au«  ben  eDangelifcben  Statbfcblägen  b'^orgebt,  al«  frei» 
willige  Brmutb,  Äeufcbbeit,  blinbm  ©et)orfam,  Unrecbtlei» 
ben  u.  f.  w.  Dollbringt,  worauf  ftd)  ba«  85trbien(llid)e  be« 
SRöncb«lebenä  grünbet 

©eben  wir  im  &att)olici«mu«  auf  Da«,  wa«  äußcrlicb 
utt  (Srwecfung,  Säermebrung  ober  SBieberberfiellung  be« 
6btifi«ntbum«  in  bem  SRenfcben  bient,  fo  treten  un«  be« 
fonber«  in  bem  ceremonienreieben  ©otte«bienße  bie  ©acra» 
mente  unb  bie  SReffe  al«  bebeutfam  entgegen.  SBie  ba« 
SReiopfer  al«  ein  wieberbolte«  unblutige«  jDpfer  be«  fieibeS 
Gbrifri  fortwäbrenb  gut  Süerfobnung  unb  Sntfünbigung  ber 
2Renfd>beit  bargebraebt  wirb,  unb  tn  feinen  SBirfungen  ftcb 
fogar  auf  bie  Xbgefcbiebenen  im  Segefeuer  (f-  b.)  ctfrrecft, 
fo  umfcblteßen  aueb  bie  ©acramente  ba«  gante  irbifebe  Se< 
ben  unb  bringen  ibm  in  feinen  wid)tigflen  aRomenten  ben 
©egen  ber  Religion.  Dergleichen  gibt  e«  fteben:  Saufe, 
Stundung,  2(benbmabl,  in  bem  ©inne,  baß  JBrot  unb 
Ößein  babei  in  ben  Seib  unb  ba«  Slut  3eiu  ßbrifti  wirf« 
lid)  oerwanbelt  werben,  fBuße,  ju  ber  bie  jDbrcnbeid)te  ge* 
b6rt,  f>riefter»«be,  €b«,  bie  unaufloälid)       unb  lefete 


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ßlung,  unter  welchen  fcrei ,  nämlich  bie  Sauft,  grrmelung 
unb  $riefterweibe,  einen  imau«löfcb lieben  ßbarafter  auf* 
brüefen  unb  nicht  wieberbolt  werben  bürfen.  Sie  ftnb  auch 
ohne  Sfceilnabme  be«  ^>er$en$  vermöge  ber  ihnen  al«  facra« 
mentirlicben  £anblungen  tnwof>nenben  göttlichen  Äraft  jur 
SJetbtfertigung  unb  Befeligung  ber  ©ünber  roirffam,  wenn 
nur  ber  $riefter  mit  $tnwenbung  be«  ©eiffeS  auf  ihren 
3wecf  fte  oerrubtet.  Unb  wie  e«  ffeben  Garbinaltugenben 
unb  [üben  Jtobfünben  ober  geiftige  .Äranfheiten  gibt,  fo  ent» 
fpriebt  beiben,  biefe  bebenb  unb  jene  oermtttelnb,  bie  <3ie* 
befahl  ber  ©acramente:  bie  Saufe  vermittelt  bie  (Jrbfünbe 
jum  Klauben ,  bie  Bufje  bie  wirf  liebe  SEobfünbe  jur  ©ererb» 
rigfeit,  bie  Firmelung  bie  geiftige  ©ebwaebbeit  zur  Jgwffnung, 
ba«  Xbenbmabl  bie  Bo«beit  gut  Siebe,  bie  S)rieflerwcibe 
bie  Unwillen!' eit  jur  Älugbeit,  bie  &ft  bie  2 ufl  ;ur  OnU 
baltfamfeit,  bie  leb.te  Dlung  ben  überrefi  ber  ©ünbe  jum 
SRutbe.  ift  im  .ÄatboliciSmu«  baS  religiöfe  geben  oon 
einer  SRcitje  belüget  £anblungen  umfcbloffen,  fo  wirb  eS 
gewedft  unb  genährt  bureb  eine  SJtenge  heiliger  ©ebräuebe 
unb  Zeremonien,  fo  {leben  ihm  bie  Silber  ber  ^eiligen  unb 
ber  SRutter  ©orte«  gur  ©eite  unb  bringen  bie  fchüehternen 
Sitten  ber  ©läubigen  vor  ben  JEbron  be«  MerbÄcbften ,  fo 
tritt  aber  auch  <n  ibm  baS  lebenbige  SBort  ber  $rebigt  als 
religiöfe 8  ÖrwccfungSi  unb  @rbauung$mittef  in  ben  J^inter« 
grunb  unb  wirb  ber  feierliebfte  Z^vi  feine«  ©ottrtbienfieS 
bie  ÜReffe,  welche  in  tat.  Sprache  abgebalten  wirb. 

©eine  JUoHrnbung  erhält  ber  JtatboliciSmu«  cnblicb  ba> 
bureb,  baß  ibm  bie  Äird:e  eine  fiebtbare  Änftalt  ift  unb  in 
ihr  bureb  ben  $>apfl  al«  ben  ficbt baren  (Stattbai ter  (ibrifii 
unb  ben  jum  ebelofen  geben  oerpfliebteten  ©tanb  ber  Äle* 
rifer(f.  b.)  aUeS  wahre  ßbrifientbum  oertreten  unb  für  ade 
3eiten  rein  erhalten  unb  fortgepflanzt  wirb.  £>enn  al«  ein 
fiebtbarer  4>eilbrmger  trat  6bri|lu«  in  bie  9Xenfcbbeit  unb 
begrünbete  in  ficbt  barer  ©eftalt  ba«  $eü;  fo  ift  auch  bie 
jtirdie,  bie  e«  fortbauernb  wirffara  unb  lebenbig  erbalt, 
eine  luftbare  Xnftalt,  äuferlicb  burch  Befenntnifj,  Sacra* 
in ente  unb  ^rieftertbum  alle  auf  GbriftuS  (Betauften,  ©Ute 
unb  Böfe,  ja  felbft  offenbare  ©ünber,  umfaffenb.  ©ie  ift 
ba«  fortgefefcte  ©alten  Gbrifti  felbft,  —  ber  fortgefefcte  QbrU 
ftuS.  -Carum  ift  aber  auch  nur  in  ibr  wahre  ö  ßbrijierts 
tbum  unb  ©eügfeit,  barum  in  ihr  ber  ©taube  be«  ffinzel» 
neu  von  ber  Äircbe  ju  empfangen  unb  ber  gehrfati  eemünf» 
tig,  man  foDe  glauben,  waS  bie  Äircbe  glaubt,  b.  i  ßbriftuS. 

(Jinbeit  unb  Boll ftänbigf eil  ber  Behren  im  genaueren  3u* 
fammenbange  mit  allen  gotteöbienfilkbtn  ©nrtdjtungen  unb 
©ebräuchen  ifl  ein  nicht  w  oerfennenber  SJoriug  bei  Äa» 
tboliciSmuS,  in  welchem  bie  «Religion  mehr  verjurnli$t,  tn6 
TCeuf erlicbe  »erarbeitet,  gleicbiam  im  dufierlieben  0 ui tu ä  aufge* 
( oll  ifl.  jDaburcb  wirb  nun  bai  f atbdifcbc  Jtirct;enleben  tbeilS 
erleicbtert,  tbciiä  baft  innerliche  ebttfrtiebe  @emütb§leben  in 
©chatten  gefteOt  Gin  anberer  »orjug  bei  ÄatboüciSmu« 
ift,  ba0  er  ben  ©tdubigen  ben  ©cbanfen  an  ba$  ©ötuiebe 
boehfl  nahe  ,ju  bringen  weiß.  £ic  ficbt  bar  Ii  che  ^>erab(affung 
ber  gittlichen  ©nabe  in  ben  ©aaameaten,  bte  be(länbige 
©egenwart  <Sbri|li  in  ber  täglichen  gßieberholung  beö  iVef- 
opfert,  ber  uberft'nn liehe  IBerfebr  mit  ben  ^ eiligen,  fte  ftnb, 
je  mehr  Unbegreifliches  unb  SBunberbarefi  in  ibnen  enthalten 
ifl,  um  fo  mehr  ber  eigentliche  ©runb  unb  SB  eben  für  bie  £Re* 
ligion.  £arin  liegen  auch  bie  Ur fachen ,  warum  twr  2i"llem  ber 
Ä»tholici6mu*  bte  ftböntn  Äünjle  bem  ^eiligen,  bet  ÖJrliaion, 


bienfihar  gemacht  unb  in  feinem  ©choofe  entwicfelt  hat,  warm 

Sr6mmigtett  unb  ©taube  von  ihm  tau  unzertrennlich  ül 
unb  ebenbaber  fidj  befonbert  gemüttjoolle  ÜÜfenfdjen  *u 
hingezogen  fühlen.   2)od>  barf  auch  nicht  unbemerft  bu;: 
tafj  er  burri)  (iinfdjiebung  ber  ^eiligen  zwtfdjcn  ©ort  mit 
sJ7eenfchen  jenrt  innige  Se3err)a(tni§  aufbebt,  in  welche*  bai 
(Shriflenthum  ben  ÜRenfchen  ju  ©ort  bringt,  unb  in  welchen 
wir  ju  ihm  beten  tonneu,  wie  bie  lieben  Amber  |n  ibrea 
lieben  Sater,  unb  bag  weber  jtunjl  noch  ©iffenfehaft,  ft 
hoch  auch  ihr  3ntereffe  bem  SRenfchcn  erfa>einen  mag,  ba 
richtigen  2fta§{lnb  für  ben  Sierth  einer  Religion  abgebe 
£>er  qanje  fatbolifcbe  ©laube  enbiieh  beruht  auf  'Äucicr  • 
auf  bem  Änfehen  ber  Äirche  als  einer  gottlichen  XnjüX 
Äber  2fuctorität«gIaube  ifl  am  mei|len  mit  rekaiöfem  ©U& 
ben  oerwanbt  unb  bei  weitfm  für  bie  meijien  SRenfcben  ti* 
S3eruhigenbfle.  (3$eigl.  .h  trehe.) 

Äatr)oli9cr)e  ßrkfe  würben  fett  bem  3.  3ahrr)-  airSer 
ben  9>aulintfcbcn  ©riefen  unb  bem  ©riefe  an  bie  ^ebratr 
alle  im  91.  X.  befmblicbcn  ©riefe  genannt,  nicht  fÖMl 
weil  fie  an  bie  ganje  (Sbrtffenrjett  gerichtet,  ober  ihr  SnbiU 
oorjugäweife  bem  8ebrbegriffe  ber  5vrr<he  enrfpredienb  gew. 
fen  wdre,  fonbern  weil  fie  urfprunglreh  wabrfchetnHch  Ujtj 
lauffchreiben  waren,  bie  biefen  Beinamen  brtba»  erbielf« 
um  wegen  ber  Utrbefrimmrbeit  ihre«  (Sbaraftert  nicht  wr 
apofrpphifd;en  ©riefen,  bie  man  oom  firtblichen  ©ehraB*t 
auSfcbloji,  oerwcchfelt  ju  werben. 

Äottrgat,  ein  6oIL  SBort,  welches  ^cujenloch"  hebertet, 
heißt  ba«  SReer,  weldpeS  jur  Sierbinbung  ber  9lort>:  unr 
D|ifee  bient  unb  jwifchen  ber  Eßluffe  JüÜanbS,  ber  Ski. 
fiifle  Schweben«  unb  norblich  oon  ben  binifchen  Snfeln  lieat- 
Z\t  brei  Meerengen,  ber  grofe  ©elt,  ber  f leine  Bex 
unb  ber  ©unb,  oerbinben  e«  mit  ber  SDfifee.  In  ber  btt 
fehen  Äüflc  liegt  ba«  Borgebirge  ©fager  9tad,  nach 
cr)em  ba8  9Keer  bei  ben  2>in«n  genannt  wirb  unb  auf  trd< 
chem  im  SBinter  ein  geuer  brennt.  Sie  febwebifche  JU* 
i(l  fehr  fleil  unb  felftg.  überhaupt  ifl  ba8  Jtattegat  feto* 
rig  ju  befahren. 

Ärütm  (bie),  ein«  ber  herührateften  SBölfer  im  aha 
©eutfcbianbe,  wohnten  im  heutigen  jtuTbeffen,  oftlich  ^ 
an  bie  ©aale  unb  füblich  bis  nach  9iafjau  hinein,  aj'e 
auch  in  einem  Sbeile  be«  oft  liehen  SÖeflfalen,  an  ber  guiba 
ber  gahn  unb  bem  SKain,  bi«  in  bie  9ldhe  be«  »bries 
3ht  ganb  war,  ben  Berichten  ber  rom.  ©chrifrjlefler 
folge,  nicht  fo  fumpfig  als  baS  ber  übrigen  Beutfeben.  tu 
Boll  hatte  in  ©itten  unb  ©ebrüueben  manches  fc^entbwr, 
liehe,  j.  B.  baf?  bie  meinen  3ünglingc  Bart  unb 
wachfen  liegen,  bis  fie  einen  geinb  erlegt  hotten.  £it 
ten  waren  fprüchw6rtlich  tocgen  ihrer  Xapferteit,  unb  füg- 
ten häufig  Kriege  mit  Qh^uSfern,  ^X^unburen,  Uftpeter 
unb  Senctterern.  Gifar  tarn  mit  ihnen  in  feinbliche  ©au 
rung;  er  fannte  fie  aber  nicht  befugen,  weif  fte  ihm 
bloS  alS  tapfere  Jänner,  fonbern  auch  in  gegliederten  Sic. 
ben  unb  oöüig  geregelter  ©cblachtorbnung  entgegentra:.~ 
wohlüberlegte  Unfälle  wagten,  immer  auf  ber  £ut  warf" 
unb  jebe  günflioe  ©elegenheit  benuftten.  3war  mürben  r.: 
fpäterhin  oon  Srufu«  befiegt,  aber  nicht  bezwungen; 
äRaebt  würbe  oielmehr  ben  übrigen  beutfeben  B60em  l 
furchtbar,  ba§  bie  GberuSJer  ihr  alte«  Xnfehen  »erlorr- 
unb  nebft  anbn-n  beutfeben  Stämmen  eine  gewiffe  JDberben 


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aft  ber  Statttn  anerfennen  muffen.  Wach  Tfblauf  bee"  erfkn 
iprpunbert*  unfercr  3*itrecbnung  werben  bie  Satten  nut 
d>  feiten  genannt^  unb  julefct  (392)  al«  »erbünbete  bec 
anfen  aufgeführt;  bann  erfcbeinen  im  7.  3abri>.  tie  -öaffi, 
:ld)e  mit  ben  alten  Jtatten  unb  ben  neuern  # offen  tin 
b  baffelbe  SBotf  flnb.  Daä  8anb  ber  Jtatten  mar  in  hun. 
rt  ©auen  geteilt,  unb  jeber  einjelne  @au  fonnte  taufenb' 
iffenfibige,  2Ranner  inS  gelb  flellen;  bie  ÜRebrjabl  ber 
rieger  beflanb  aufi  gußgdngemj  ber  Weiterei  bebienten  fte 
j  nur,  wenn  fte  fcbneU  angreifen  unb  ben  geinb  un»er» 
itpet  überfallen  wollten. 

üaltuit  ober  Gotton  peißew  eine,  große  ttnjabl  glatter, 
nwanbartig  gewebter  Beuge  von  JöaumwoHe ,  welcbe  tbeiW 
•i'j,  tbei(d  bunt  gearbeitet,  theü»  entließ  gefdrbt  unb  mit 
rfdbjebenen  Farben  bebrueft  finb.  Die  erften  Jtattune  nun 
n  in  JDftinbien  »erfertigt  unb  *»on  biet  führten  birfelben 
iber  «&oll<inber,  Ddnen  unb  ©ngldnber  naeb  Curopa. 
egenwärtig  werben,  befonberS  feitbem  bafi  SWafepinenwefen 
ne  Siollfommenbeit  erlangt  bat,  in  Suropa  fo  viele  Jtat* 
ne  »erfertigt,  baß  »on  tyntn  fogar  nacb  Eflinbirn  auSge* 
brt  wirb,  unb  bie  europdifepen  Äattune-  übertreffen  bie 
iinbifepen  auef>  an  ©üte.  3m  allgemeinen  fann  man  »ier 
auptgattungen  von  Jtattun  unterfebeiben:  l)ben  weifen, 
»ben  ober  bie  Jta-ttunleinwanb,  ben  Jtittao;  2)$aU 
n,  bei  bem  bunte  ober  ausgemalte  SRufler  auf  farbigem 
runb  gebrueft  finb,  Jtallifo,  3nbienne*u.f. w.;  3)  bie 
nen,  urfprünglicp  oflinbifeben  ©aumwollenjcucbe,  äbnlicb 
m  Äaßifo,  unter  bem  tarnen'  3ifce,  C&bitfe,  $er* 
enne«;  4)  bie  einfarbigen  bunten  Jtattune  obne  SRufler, 

fiatjhttcl)  beißt  ein  Heiner,  ffcp  in  bie  jDber  ergteßenbet 
:uß  im  preuß.  WegierungSbejirf  ttegnifc  in  ®a)leften,  weU 
er  tureb  bie  1813  bier  gefeblagene  ^cbljcbt  an  ber 
a&bacb  berühmt  geroorben  ifl.  DaS  preuß.  $eer  unter 
üücber'S  JDberbefebl  unb  ben  ©eneralen  Dorf,  r-angeron 
ib  ©aefen,  unb  ba6  franj.  unter  2Äaebonalb'8  JDberbefebl 
ib  ben  3fnfubrem  Wep,  8auriflon  unb  ©ebafliani  ftan* 
rt  ueb  mit  etwa  80,Q(X)  9Ä.  einanber  gegenüber,  inbem 
e  Greußen  baS  rechte,  bie  granjofen  bM  linfe  Ufer  ber 
afjbad)  inne  patten,  unb  waren  eines  Äampfe«  gewdrtig. 
m  26.  Äug.  ging  SRacbenalb  über  bie  Jtapbacp,  tnbem  er 
e  unter  ben  ©eneralen  $orf  unb  fcangeron  ftebenben  4?eer» 
?tl>eilungen  Aurücfbrdngte.  gortwdprenb  frrdmte  ber  t>«f* 
3fle  Wegen  »om  £imme(.  3wifcben  ben  D6rfern  ©icbbolj 
nb  SBeinberg  griff  S3lü<ber  bie  granjofen  juerjl  An,  unb 
i  fein  ©epteßgewepr  wegen  be$  Wegen«  losging,  fo  fonnte 
ur  mit  Jtanonen,  Äaponnet  unb  5tolben  grfdmpft  werben. 
)ie  ^teufen  fdmpften  mit  ber  gräfjten  Üapferfeit  unb  bie 
ranjofen  ergriffen  enblit|  in  fälliger  Äuflifung  bie  glutbt. 
inbef  waren  bureb  ben  anbaltenben  Wegen  bie  Jtafcbao> 
nb  ein  gewöbnlicp  fer>r  unbebeutenber  in  biefetbe  fftb  er« 
ifjknber  jßacb,  bie  wütbenbe  Weifte  genannt,  »u  tiefen, 
ligenben  glüffen  r.nqffibwollen  unb  eine  große  Znjabl 
»fen  fanben  beim  Wücfjuge  in  btefen  ©ewdffem  ben  Zob. 
m  ben  folgenben  Sagen  würben  ben  fliehenden  geinben  bei 
tegnüj,  ©olbberg,  «wenberg  neue  ©tplage  ertbeilt.  JDer 
•5eneral  |>ütbob  war  am  24VV«g.  mit  8000  SR.  abgefAicft 
?orben,  um  »on  3auer  au«  ben  Greußen  in  ben  Rßcfen  ju 


fallen.  Gr  fam  ju  fpit  in  bfe  (Boge nb ,  in  wtltber  bie  Schlacht 
geliefert  worben  war,  unb  würbe  nun  fo  peftig  angegrif* 
fen;  baß  »on  feinen  beuten  nur  700  jum  frani.  «öauptbeere 
uirucffamen.  Wit  taum  noch  12,000  SR.  ging  SRacbonalb 
in  ber  Wacbt  »om  29.  jyum-  30.  3(ug.  über  ben  Sober.  @o 
war  nun  @cblefien  »om  geinbe  gereinigt.  2)ie  Greußen 
batten  103  Äanonen,  250  SRunitionöwagen,  2  2(bler,  bie 
franj.  8a}awtbanftatten  unb  18,000  Gefangene  jn  bie  >&Anbe 
befommen.  ißlücbcr  erhielt  nach  tiefem  ciege  »on  bem  in 
ber  Wdbe  bei  @ü)lad)tfelbe*  gelegenen,  febon  au8  ber  frübern 
fcblefifcpen  ©efebiebte  berühmten  £orfe  SBJabl|latt  ben  Zitel 
Surft  jßlücber  »on  SBat)lfratt,  unb  auf  bem  <^cf>(acr>tfeU>e 
folbfl  bat  ber  Jt6mg  »on  Greußen  ein  eiferne«  3>enfmal  er* 
rupten  wjjen. 

Äat3e  (bie)  bilbet  ein  an  Ifrten  aabh-eioV«  ©efcblecpt 
ber  Staubtbiere,  au  »elcpem  bie  meiflen  großen  unb  gefäbr- 
licben,  felb^  ben2Renf<ben  nid»t  fepeuenben  reißenben  (54tMs 
tpiere  geboren.  £er  2ucpä,  ber  Panther,  ber  ?eoparb, 
bie  Unje,  ber  ©eparb,  ber  Saguar,  ber  2iger,  ber 
8  6me  (f.  b.)  gehören  jum  Äabengefepleo^t.  Die  cparafteriftü 
fepen  &igentbümiicbfeiten  beffelben  finb  ein  runblicber  itopf 
mit  für; er  oebnau^e,  rauber  unb  flacbeliger  3unge,  furje, 
fpi^ige  unb  fteife  -paare.  3m  dachen  ftepen  oben  unb  unten 
feebö  ©ebneibetibne,  oben  »ier  unb  unten  brei  IBacfAdbne. 
Ii a  ben  jiemliep  hohen  Süßen  finben  fieb  hinten  fünf  unb  »orn 
»ier  Sehen,  bie  gußfoblen  finb  behaart  unb  bie  bafenf&rmU 
gen,  gefrümmten,  febarfen  Jtlauen  formen  berJtaften  jurüefs 
jieben ,  fo  baß  fie  biefelben  nur  beim  Angriff  berau«|hecfen. 
©ie  finb  blutgierig,  liflig,  gewanbt,  fcpnell,  falfcb,  flarf, 
f6nnen.  getieft  f'lettem,  gepen  gewobnlitp  be8  Wac^W  auf 
Waub  auS,  wdprenb  fte  am  Zage  fcblafen,  unb  bemächtigen 
fieb  ihrer  iBeute  im  ©prange.  —  Die  gemeine  ober 
wilbe  Jtabe  lebt  einjeln  in  allen  SBalbungen  DeutfcblanbS 
unb  ftnbet  ftcb  überhaupt  in  gang  (Suropa,  mit  KuSnabme 
ber  nörtlichfien  ©egenben ,  foroie  in  einem  grp|en  Steile 
XfienS  unb  im  n6rbL  Xfrifa.  Sie  tft  ein  wilbeS  Waubtpier, 
welches  &öge(,  fleinere  ©dugtbiete  unb  wol  auch  fti&e  auS 
ben  deichen  Täubt,  unb  wegen  bei  ©epaben«,  ben  e3  in 
«ben  SBilbfidnben  anrichtet,  »on  ben  Sagern  fehr  »erfolgt 
wirb.  Die  wilbe  Äa^e  wirb  1  %.  bwb,  2'/t  g.  lang  unb 
bat  einen  »on  oben  gelblicp  graubraun  gefärbten  $elj,  mit 
febwanen  an  ben  ©etten  berablaufenben  Streifen,  ©cbroatij 
unb  »eine  finb  geringelt.  Dad  Seil  wirb  als  9>el)werf  ge« 
brauch r.  3m  Sommer  lebt  biefeö  2bier  in  hohlen  Baum> 
flammen  unb  im  SBinter  »erfrieebt  e$  fieb  t»  leere  gueb«- 
ober  Dacbdbaue,  Jtlüfte  u.  bgl.  —  83on  ber  wilben  flammt 
unfere  jahme  Jta^e,  welche  baburtb,  baß  fie  fßtäufe  unb 
Watten  gierig  »erfolgt,  gu  einem  nufjUcptn  jpauSthiore  wirb, 
©ie  ifl  fleiner  als  bie  wilbe  Äafce,  bat  furjere  -paare  unb 
ein  fehr  wfebieben  geerbte«  gell.  S3efonberö  bie  ganj 
blauen  unb  bie  breifarbigen  Jtafeen  finb  febön  unb  feiten. 
Die  JtatK  beft^t  niebt  bie  2reue  unb  2(nbdnglicbfeit  bee< 
^>unbe6,  fie  bangt  mebr  an  ber  SEBobnuna  ibre«  ^>enn,  ip» 
rem  3agbpla|e,  als  an  beffon  ?)erfon.  ©ie  »erwilbert  leitbt 
unb  legt  ihre  angeborene  Xiidt  fafl  nie  gan)  ab;  auch  er^ 
tdblt  man,  baß  xapen  fie  ine  Äinber  erwürgt  haben  foden. 
3n  manchen  ©egenben  werben  bie  Jta&en  geaeffen  unb  ihr 
gieiftb  foO  mit  bem  bei  -pafen  ^bnlicbf eit  paben.  Sei  ben 


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Katzenelnbogen 

'Ampfern  unb  bei  ben  Wörnern  ffanben  bte  £a|«n  in  qto« 
fcem  Snfeben,  weichet  gegenwdrtig  bei  ben  SRobammebanern 
bet  S<»n  i|t.  3u  Äleppo  in  S»nen  foll  ein  Jta&enbofpital 
befieben,  in  welkem  gegen  500  Äafeen  Dorpflegt  »erben.  — 


Kauf  und  Verkauf 

Sowie  manche  SRenfeben  eine  befonbere  Cortiebe  für  Jtatk- 
baben,  fo  empfinben  anbere  gegen  fie  einen  natürlichen  S:> 
berwtüen,  weichet  fo  weit  geben  fann.  bog  fr  fcfc.cn  tk 
SRdhe  einer  Aabe  beunruhigt,  ihnen  übelfeiten  unb  ßbnmacb: 


juu'rbt,  frlbft  wenn  fie  bie  jtafce  noch  nicht  frfjrn.  Vielleicht 
bangt  biefet  mit  ber  frarfcn  eteftrifcrjen  ©rregbarfeit  jufanu 
mcn,  welcher  bat  JCafeenfell  fähig  tjt  SBenn  man  eine  Äa&e, 
befonbert  eine  fcbwarje,  im  ©unfein  wiber  bat  £aar  ffreicjjt, 
fo  erblicft  man  fnifiembe  gunfen.  2>ie  wicbtigflen  Abarten 
ber  £a$e  ftnb:  bie  angorifcbe  &abj  mit,  befonbert  um 
ben  #alf,  langen,  filberweißen  ober  gelblichen,  feibenartigen 
•paaren;  bie  ßpperfafee  mit  fcbwarjrn,  auf  bem  Würfen 
geraben,  an  ben  Siebenteln  gewellten  Streifen;  bie  weiß, 
gelb  unb  febwarj  gefärbte  fpanifebe,  bie  bunfelafcbgrauei 
feinbaarigcÄartbäuferf  a&e,  bie  rotbgelbe  Iangf6pfige, 
bie  fcbwarje,  jaeanifebe,  enprifebe,  f^rifetje,  Üb?« 
febe,  crettfebe  jtafee  u.  m.  a.  Stach.  Xmerifa  fmb  bie 
.flaben  erjl  burch  bie  Spanier  gebracht  worben. 

ftat3rnrlnbofl,rn>  «ne  öltf  ©raffebaft  am  JRbein  unb 
SRain,  gehört  iefct  tbeilf  jum  ©roßb«iogtbume  «Reffen* 
£iarmftabt,  tbeilt  jum  ^erjogtbume  Staffau.  unb  bat  etroa 
28  D9R.  mit  nahe  an  80,000  (Sinw.  Sie  ift  ein  frucf)t> 
baret  8anb  mit  milbem  Jtlima,  reieb  an  9Betn,  $olj,  ©e» 
treibe,  Cbfl,  SJieb,  unb  jerfällt  in  bie  obere  unb  unter« 
©raffebaft.  Die  erfiere  bilbet  einen  beträchtlichen  &l;eil  ber 
großberjogl.  b<ff«  ^tooinj  Starfenburg  unb  liegt  jwifeben 
ber  SBetterau,  bem  9f  Ii  eine  unb  bem  jDbenwalbe;  bie  <&aupt* 
flabt  ift  2>arm|rabt ;  bie  untere  ©raffchaft  wirb  »om  Steine, 
bem  9?beingau  unb  bem  alrnaffauifa)en  ©ebiete  umfcbtofTen, 
mit  bem  fte  feit  1815  »ereinigt  ift.  Sie  ift  reich  angines 
ralqueden;  in  ihr  liegen  bie  berühmten  föabeörter  (Smt,  2an* 
genfcbroalbacb,  Scblangenbab;  bie  Ruinen  bet  alten  Stamm* 
fchloffeS  ber  ©rafen  »on  Äarjenelnbogen  liegen  am  glüßcben 


35reutfch  in  einer  romantifeben  ©egenb.  ©egenüber  ber  Strt: 
St.  i  ©oaröbaufen  am  Wbein  liegt  9ceufa^enelnbogrn,  ge» 
wohnlich  bie  Äa?  genannt,  ein  Schloß,  weichet  ©raf  3»> 
bann  von  Äafcenelnbogen  1398  erbauen  unb  Napoleon  1806 
fprengen  lieg. 

fiauf  un&  Derkauf  C  tat.  emtio,  TendiuV)  nennt  ma 
einen  SBertrag,  burch  welchen  Seraanb  eine  beßimmte  Sa6e 
ober  irgenb  ein  Siermögentrecht  gegen  einen  gewiffen  Vre.' 
einem  ftnbern  ju  übertragen  ober  einzuräumen  eerfprii: 
SDiefeö  97ec^t$cjefcfyäft  gehört  nach  rimifebem  Stechte  (weubei 
babei  noch  beutiges  Sagt,  fofern  nicht  einzelne  2anbee»gefe$e 
etwaö  Qtnberet  feftfe&en,  in  jDeutfchlanb  alt  bat  gemem> 
gültige  j,ur  Xnwenbung  fommt)  ju  ben  Sonfenfualcontra« 
ten,  wetl  et  febon  burch  bie  bloße  gegenfeitige  äuftimmun: 
beiber  Sbeilc  begrüntet  ober,  wie  ber  3Eurifl  faat,  per fc :: 
wirb.   'itUe  Sachen,  welche  überhaupt  im  Serfebr  unb  bei 
j£)itpofition  bet  Serfdufert  unterworfen  ftnb.  (onnen  auä 
©egenftanb  biefet  Vertragt  fein.    Selbfi  jufünftige  Soeben 
fönnen  oerfauft  werben,    ipdngt  ihre  Erlangung  Ubiglicb 
vom  3ufall  ab  (wat  bie  {Romer  eine  emtio  spei  nennen), 
fo  muß  fich  ber  Ääufer  wie  ber  SBerfaufer  bem  Spiet  bef> 
fe Iben  unterwerfen,  unb  Qrfterer  hat  feine  (Sntfchdbtgunj: 
anfprüche,  wenn  feine  Hoffnungen  gan,j  ober  thetuoetfe  » 
tdufebt  werben.  Sinb  et  aber  Sachen,  beren  ©ewinn 
bem  gewöhnlichen  £aufe  ber  Statur  mit  Sicherheit  gebcf 
werben  fann  (emtio  rei  sper»ue),  j.  A3.  $rüa)te,  fo  ift  on 
Äauf  nur  bann  gültig,  wenn  fie  wenigftent  einigernwf- 
jur  SBirflichfeit  gelangen.  —   Sie  adgeraeme  Äegel,  Uf 
ber  äaufcontract  burch  bie  bloße  Ubereinfttmmunfl  ber  fx> 


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eien  perfed  wirb,  leibet  eine  HuSnabrne:  1)  wenn  et  imtit 
ine»  JBebingung  gefcbloffen  würbe,  in  »eifern  galle  erfl 
fcfe  erfüllt  fein  muß;  2)  wenn  verabrrbet  würbe,  itjn  febrift» 
td)  objuföffen,  wo  er  erfl  burch  bie  beiberfeitige  Unterfcbrift 
er  Parteien  voujogtn  wirb;  3)  wenn  Sachen  n«b  SBfaß, 
}abl  unb  ©rwiebt  verfauft  ftnb,  in  welkem  galle  ber  öoru 
raü  erfl  perfect  wirb,  wenn  fie  bem  Ääufer  jugemeffen, 
ugej<H)U  unb  jugewogen  ftnb;  4)  ftnb  ©acben  naß)  ?>robe 
nd  jrustain)  verfauft,  fo  iß  bet  Äauf  erfl  als  volljogen  ju 
<frad>ten,  wenn  fte  geprüft  unb  annehmbar  befunben  wor» 
en;  6)  wenn  bem  Ädufet  unter  mebren  ©egenftdnben 
>brr  unter  einer  ©attung  r>on  ©atbrn  bie  SBabl  gelaffen  ifl, 
o  verftebt  e*  ud>  von  felbfi,  baß  baS  ©efdjäft  erfl  als  per« 
ect  ju  betraebten  ifl,  wenn  er  biefe  SBabl  getroffen  bat. 
ibenfo  fann  man  6)  wenn  bie  Seftimmung  beS  ^reifes  ei- 
lern  Dritten  überlaffen  ifl,  ben  Gontract  erfl  bann  für  voll* 
nbet  anfeben,  wenn  biefer  Dritte  fich  über  ben  %>rci*  er* 
lärt  bat.  —  öon  bem  Xugenblicfe  an,  in  welcpem  ber 
iaufcontraet  perfett  geworben  ifl,  gebt  Ocfatjr  unb  SBor* 
Beil  ber  »erfauften  Sache  auf  ben  Ädufer  über;  hoch 
wirbt  er  baS  Gigentbum  immer  erfl,  wenn  ibm  bie 
2ad>e  wirflieb  ubergeben  unb  er  ben  ÄaufpreiS  bejablt 
iat;  nur  wenn  auf  ßrebit  gebanbelt  würbe,  gebt  baS  GU 
;?ntbum  foglctcb  mit  bem  Empfang  ber  Sadje  auf  ihn  über. 
Die  Ubergabe  ber  öaehe  muß  in  ber  Siegel  fofort  nad)  bes 
.jbttem  Äaufpreife  unb  an  bem  verabrebeten  Orte  mit  allem 
3ut>eb6r  unb  ben  feit  ber  $erfection  beS  SBertrageS  gejoge* 
un  gtüdjten  erfolgen,  unb  ber  »erfäufer  baftet  für  jebe 
}?jd)läffigfeit,  wclcbe  er  ftcb  babei  ju  Scbulben  fommen 
ä§t.   Äußerbem  r)at  er  aber  auch  noeb  jwei  S3nrpflicr)tun3 
;cn  auf  fieb,  bie  nict>t  feiten  ju  verwiefeden  Stecbtöbänbeln 
übren;  er  muß  ndmlid)  für  bie  verborgenen  Seblet 
tnb  üRdngel  l> a f t e n  unb  ©cwäbr  leijten.  SBaS  ben 
rrften  Umftanb  betrifft,  fo  läßt  baS  r6m.  JKccbt,  wenn  bi< 
.^rfaufte  ©acbe  jur  -Seit  beS  GonttacteS  mit  verborgenen 
$tblem  behaftet  tft  (ohne  Unterfcbieb,  ob  eS  #aupt*  ober 
bringe  ffilängel  ftnb  unb  ob  fie  ber  SBerfdufer  tannte  ober 
licht),  ober  bie  Gigenfcbaften  nicht  befibt,  welebe  ber  83er* 
'dufer  auSbrücflicb  verfpracb,  bem  Ädufer  bie  SBabl/  ob  er 
mf  gdnjlicbe  Aufhebung  beS  ©efchdftS  ober  bloS  auf  SJcinbe« 
Tmg  betj  $reife$  flagen  will.    Die  ÄufbclningSflage  (actio 
t'dbibitoria)  muß  binnen  jroei,  unb  bie  9ttinberung$flage 
actio  qnanii  minoris)  binnen  fect)S  2J?onaten  angeftellt  wer* 
Jen,  wofern  nicht  ber  SJerfäufer  Gaution  geleijiet  bat,  in 
liebem  gaüc  jur  Hnftellung  ber  erflern  fe<b§  SKonate 
anb  ber  tefetern  ein  3abr  geflattet  ifl.   Da*  Qapitel  von 
^tn  SÄdngeln  unb  geblern  einer  verfauften  @act)e  wirb 
«fonbere»  wiebtig  beim  ?>ferbebanbel ,   unb  ba<  beutfebe 
'Kerbt,  fowie  bie  9>articulargefe$gfbungen  finb  be«r)alb  M 
Ptefer  ©eüebung  bureb  befonbere  Seflimmungen  bem  rfirnt» 
feben  vielfarb     $ülfe  gefommen.   3n  ©aebfen  wirb  eine 
Xlage  auf  Äuffjebung  bed  ^ferbefaufö  nur  jugelaffen,  wenn 
$ferb  mit  einem  ber  vier  Hauptmängel  behaftet,  pd» 
tig,  flaarbtinb,  fcartfcbldgig  ober  rofeig  ifl,  ober  aueb  obne 
Ca6,  fobalb  ber  Sierfäufer  abficbtltct)  anbere  %tt>\tt  ver* 
febtviegen  ober  überbaupt  ba8  9>ferb  feuerfrei  ju  gewdb* 
rtn  auSbrüdlicb  verfproeben  bot.  —  SBaS  bie  zweite  Ser» 
uflicbtung  be«  aierfdufer«,  bie  ber  ©ewdbrleiflung  (cvieiio) 
anbetrifft,  fo  vergebt  man  barunter  bie  SJerbinblicbtett,  ben 
Ädufer  ju  entfdjdbigen,  wenn  ibm  bie  erfaufte  ©aepe  im 


SBege  Kerbten«  wieber  abgefhitten,  fie  epincirt  whb. 
t?8  fann  ftcb  ndmlicb  ereignen,  baß  3emanb  wiffenttitr)  ober 
unwiffentlicb  «ine@aidt>c  verfauft,  bie  it>m  gar.nicbt  jugeb6rt 
unb.  ba#  nun  ber  witflicb,e  digentbümer  fie  von  bem  £du< 
fer  jurücfverlangr.  ^at  Semanb  wiffentlicb  eine  frembc 
©aebe  verfauft,  fo  muß  er  ben  .Käufer,  welkem  fie  wieber 
abgeflritten  wirb,  voüfommen  entfebdbigen,  niept  bloß  in 
iB'fiug  auf  ben  Berlufl  ber  ©atbe  felbfi,  fonbern  autr)  bin« 
ftcbtlicb  feines  3ntereffe8  ober  aller  ber  SSortbcile,  bie  ber 
»eftb.  ber  ©adje  ibm  gewährt  bat.  gebltc  ber  SBerfdu, 
fer  aber  unwiffentlitf)  unb  blo«  auS  3rrtbum,  fo  ifl  er 
aueb  nur  jum  (Jrfaf?  bei  wirflieb  erlittenen  6d)aben$  ver« 
pflichtet,  weleper  naeb  bem  wahren  SBertb  bet  <5a<!t)e  jur 
3eit  ber  Svittion  ober  <5ntwd(>rung  ermittelt  wjrb.  Der 
Ädufer,  gegen  welchen  eine ßvittionSflage  erhoben  wirb,  b,at 
bavon  ben  Berfäufer  in  Äenntniß  ju  feften  (ibm  litem  ju 
btnunciiren),  bamit  biefer  ibm  in  ber  f6ertt)eibigung  beifleben 
fann.  Sbut  er  biei  ntebt,  fo  macht  er  ftcb  tatuveb  feiner 
Änfprücbe  verluflig.  —  Die  au6  bem  Äaufcontract  ers 
waepfenben  8Jerbmbtid)f eiten  be*  Ädufer«  befebrdn« 
fen  fid)  auf  eine  riebtige,  gleich  bei  Übergabe  ber  Sache  ju 
bewirfenbe  IBejablung  bti  ÄaufpreifeS  unb  auf  Grfa|}  ber 
Äoflen,  weldje  bie  Crbaltung  ber  ©atbe  vom  Qlugenblitfe 
ber  ?)erfettion  be8  CEontractfi  an  bis  ^ur  UbttQabt  verurfaebtr. 
fiier;6gert  ber  Ädufer  bie  ßablung,  fo  muß  er,  felbfi  wenn 
bie  ©ebutb  nicht  an  ibm  liegt,  ober  er  ein  Sttty  baju  hatte, 
SJeriugSjinfen  bejablen,  von  benen  er  fiep,  nur  bureb  geriebt* 
liebe  Sllieberlegung  ber  Äaufgelber  befreien  fann.  Der  Äauf« 
prei«  muß  auch  immer  einigermaßen  mit  bem  SBerthe  ber 
fache  übereinflimmen.  SBenn  DaS,  waS  man  erhalt,  nicht 
balb  fo  viel  wertb  ifl  alt  DaS,  waS  man  bafür  gab,  fo 
nennt  man  bieS  eine  JBerlefjung  über  bie  £dlfte  (laosio  ultra 
dimidiam  b.  enormis),  welct)e  jur  Älage  auf  Aufhebung  be< 
GontractS  bereebtigt.  Dem  Seflagten  bleibt  e8  inbeß  über» 
laffen,  noeb  fo  viel  gugulegen,  baß  bie  S3erlet>ung  wegfddt, 
wobureb  er  bie  Älage  abwenben  fann.  (Eine  folebe  enorme 
SBerlebung  begrünbet  inbeß  fein  Älageredjt,  wenn  beib« 
2beile  barauf  SJerjicbt  geleiflet  baben,  ferner  bei  bem  oben 
erwdhnten  ^offnungSfauf  (emrio  spei),  bei  6ffentltcben  SSers 
fleigerungen,  unb  enblicb  wenn  ein  (Srblaffer  ben  SJerfauf  ei* 
ner  ©adje  für  einen  beflimmten  tyrtii  in  feinem  letjten  SBtU 
len  angeorbnet  b«t.  Äußer  ben  bereits  erwähnten  Älagen, 
welebe  bureb  einen  gefrbloffenen  Äauf  bttvorgerufen  werben 
tonnen,  ftnb  bie  beiben  .pauptf lagen,  welcpe  babureb  ent» 
fteben:  bie  actio  emti,  mit  welcher  ber  Ädufer,  unb  bie  actio 
Tcnditi,  mit  welker  ber  Serfdufer  auf  tjrfünung  ber  auS 
bem  Äaufeontracte  unb  feinen  Slebenverabrebungen  entheben* 

Pf  tl  sei  f  rhi  Tin  Ilm  r  i^ttptt  f  1 130  l. 

fiauffttljrfr  ob«  Äauffabrteifcbfffe  finb  ©ebiffe, 
welche  jum  SranSport  ber  4?anbelSgüter  benimmt  unb  bem« 
gemäß  eingerichtet  finb.  Diefelben  ftnb  mit  einem  bis  brei 
Sttaften  verfemen  unb  werben  ber  ©röße  nach  burch  baS  ©e= 
wicht  (nach  Mm  ju  4000  ?)fb.  .£>anbelSgewitht  ober  nach 
Sonnen  ju  2240  unb  2000  9>fb.)  beflimmt  3n  ©ejug  auf 
bie  SBauart  unterfcheibet  man  Sre galten  (f.  b.),  fcfanell, 
fegelnbe,  jur  Sertbeibigung  mit  ©efcbül  verfebene  Schiffe; 
^aefboote  ober  ^Jinfen  (f.  b.):  »arfen  (f.  b.),  ©loopS 
ober  Äatten,  .welebe  verhdltnißmaßig  bei  ber  größten  Labung 
biewenigflen  ÜRenfchen  erfobern;  unb  platte  gabrjeuge:  ©a: 


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llslif: 


liefen,  $ucfer,  Muffen,  ©cbmecfert,  welcbe  nicht  tief  im 
SBafiet  flehen,  weit  jte  eine  febr  flaa)e  Jüauart  baben.  JDft 
unternehmen  meiere  Äauffobrer  jufammen  «ine  {Reife  unb 
bilben  bann  eine  Ä  auffahrt  ei  flotte,  weUbe  bt«wetten:ehi 
5trieg«fcbiff  jur  Öebecfung  mitfQbrt. 

flaiikiie.ua  (ber),  ein  ©ebirge,  ba«  bie  ganbenge  jwi» 
fe&en  bem  fcbwarjen  ©leere  unb  betn  fafpifcben  ©et  ein* 
nimmt,  unb  bort  eine  SHauer  biibet,  bie  Cruropa  fon  Äffen 
fcbeibet,  tft  etwa  140  Reifen  lang  unb  im  SDfJen  40,  int 
SB  eilen  aber  nur  20  2Ji  eilen  breit.  Gr«  fübrerr  nur  jwei 
9>dffe,  bie  fogenarmten  faufaftfeben  Pforten,  wm  ber 
europ.  Seite  nacb  ber  ofiat.:  ber  "Pag  oon  2>erbenb  unb 
ber  von  9Ro«bof  nac$  Sifli«.  25a8  ©ebirge  erficht  au« 
bret  gleicblaufenben  3i<gtn >  von  benen  ber  mittlere  btr  ho  ehrte 
ifr;  ber  Äaßbef  erbebt  ffcb  bi«  ;u  14f400,  ber  Clbru«  ju 
16,800  g.  2)ie  Sedier  ftnb  im  Allgemeinen  febr  fruchtbar, 
auf  ben  ffiiefenfldcben  weiben  jablreicbe  SBtebbeerben,  unb 
bie  Serge  ftnb  bi«  ,;u  einer  bebeutenben  .»>ohe  mit  t lebten 
Salbungen  bebeeft.  Aü*e  fünfte,  bie  füb  über  11,000  %. 
erbeben,  liegen  in  ber  JRegion  be«  ewigen  ©djnee«;  wdb* 
renb  im  Stieflanbe  bie  ©ommet  febr  betjj,  bie  SQinter  mi(b 
ftnb.  An  ben  Ä.  fnüpfen  ffcb  fä)on  fm  b°ben  Altertbume 
bebrutungäooUe  <Sagen;  bort  war  ?)rometbeu«  an  ben  gel« 
gefeffelt,  unb  au«  ber  Umgegenb,  »om  ffluffe  $baff«,  bot 
ten  bie  Argonauten  ba«  golbene  S3ltef.  Auf  bem  waffer* 
reichen  ©ebtrge  entfpringen  jablreicbe  ©tr6me;  bem  febwars 
jen  SWeere  fließt  im  SR.  ber  Äuban,  im  ©.  ber  ?>baff*, 
jegt  drioni  genannt,  ju;  in  ben  fafpifdben  ©ee  rnunbet  ber 
iteref;  ber  Äur,  welker  au«  Armenien  rommt,  begrenjt 
ben  St.  im  ©üboften.  2Me  Äaufafu«ldnber  bereinigen  aUe 
curopdifdben  Älimate  in  fid>  unb  baben  baber  aud)  eine 
große  ^)robuctenfülIe ;  ba«  SDfineratrcicft  liefert  Salpeter, 
0CM&«  9Jiineralwaf[er ,  Äupfer,  (Sifert  unb  S3lei;  in  ben 
22dlbern  leben  peljKagenbe  Sbicrc ,  auf  ben  <£od)alpen! 
©teinbiefe;  bie  i>ferberace  ifr  auSgejeicbnet  frdftig  unb  bie 
©cbate  liefern  gute  SBolIe.  Am  ©ibabbange  ijt  ber  %afan 
einbrimifdb;  Sßein  unb  ©übfruebte  gebeiben  »ortrefflieb ; 
©afrart,  Sabacf,  glacb«,  $anf  unb  »aumwolle  werben  frort 

?ebauet.  2)er  faufaftfcf>e  Sffbmu«  beberbergt  eine  Stenge 
leiner  836lfer,  bie  tbeil«  Ureingeborene  finb,  tbeil«  bon  ben 
aftattfeben  Horben  abftammen,  weltbe  mebrmal«  bureb  ben 
Äaufafu«  nacb  Suropa  oorbrangen,  unb  »on  benen  eituelne 
$eerbaufen  \)itx  jurücfblieben.  2>ie  Aaufafusooifcr  fann 
man  nacb  ibren  ©pracben  in  neben  ©nippen  tbcilen,  ndm» 
l-tf>  1)  ©eorgier  (f.  ©eorgten),  mit  benen  bie  Sicroobner 
t>on  SRingrelien,  3meretbien  unb  ©uriel  jiammoerwanbt  ftnb; 
2)  Abaffen  ober  Abcbafen;  3)  Sfcberfeffen  (f.  öirfafften), 
am  Auban  unb  in  ber  Äabarbe;  4)  jDffeten;  5)  itiflen  ober 
Sfcbetfcbenjen  mit  ben  3nauftben;  ti)  8t#gbier,  unb  7)  bie 
fRtftt  oon  2ataren  unb  SÖeongolen,  »elibe  im  3Rittelalter 
bier  ftfeen  blieben.  Die  Anjabl  tiefer  fdmmtlicben  Äaufaftet 
mag  ftcb  auf  3  —  4  ÜRill.  belaufen;  fte  ftnb  tum  großen 
Zbeile  SRobammebaner,  jum  «tbeil  aber  noeb  Reiben;  bie 
©eorgier  aber  befennen  fieb  jur  grie$.  itirebe. 

3n  politife^er  ^inftebt  fpriebt  Scuflanb  bie  Oberberrfd^aft 
fiber  ben  Aaufafu«  an;  bie  meiflen  S36lfer,  jene  t>om  geor> 
gifdben  ©tamme,  welche  ftcb  unterworfen  baben,  auSgenoiro 
raen,  ftnb  jeboc^  e6Uig  frei  unb  unaWjdngig;  unb  manche, 


tet  bem  9lamen  (Shtafftex  ober  SKfcberfefcn  begreift,  ßhr 
Intt  ben  Muffen  Jtrieg  auf  geben  unb  Stob.  Atte  jetifcn 
ftcb  bura)  febme  Ä6rperbilbung  unb  eble  6efi^t«jfigf  iti 
ftnb  tapfer  unb  aafflrct,  aber  graufam  unb  rduberi^,  U 
foubert  bie  ?e«gbier ;  ndcbft  bem  Äriege  finb  SMebunbt  ei 
Acferbau  ^auptbefcbdftigungen. 

9tu0(anb«  faufaf.  fJrootnjen  baben  etwa 6000 D2? 
gldcbeninbalt;  e«  ftnb  1)  ©eorgien  (f.  b.).  2)  Smactti, 
9)?ingrelien  unb  ©uriel,  wo  ber  SSeiaPocf  wilb  mM,  tt> 
wa  700G5».  Die  bebeutenbjte  ©tabt  iftÄutaiflL  3)ait. 
faffien  (f.  b.)  ober  Sfcb,erfeffteru  4)  Dagbefran,  obrtiJ 
»erglanb,  430  DS».  200,000  einw.,  welche«  ben  £8* 
bang  be«  $.  bt«  jum  fafpifeben  ©ee  begreift;  \)ta  Sfjt 
jDerbtnb,  eine  alte  ©tabt,  bie  ber  ©age  nach  von  "<":.-. 
ber  bem  ©rogett  erbauet  würbe.  5)  ©ebirwan,  450  05 
ein  £anbfiricb,  ber  hn  3D.  «om  fafpiförn  ©ee,  un  2.  m 
Äur  unb  im  91?.  t>on  Dagbeflan  begrenjt  wirb;  bie^imt' 
ßabt  ifr  Alt  •  £ dymtac&t.  ißaf u  bat  einen  -0 af t n  am  Up 
fdjen  ©ee  unb  treibt  anfrbnlü^en  <$>anbe(  mit  robrr  ©rite 
©afran  unb  sJ?apbtba.  6)Äaufaficn,  an  ber  9lcrbfci:e : : 
©ebirge«,  1900  Q$L  mit  200,000  Q'mvo. ;  bie  €tdW<  it 
biefer  ^Ooirt)  ftnb  fdmmtlicb  jugletcb  Setzungen  gegen  tu 
Söevgüölfer;  ^auptfiabt  tfl  ©tawropot  mit  5000  Cintr.. 
©eorgiew^f  an  ber  fleinen  Stvana  bat  nur  1000  §itre.: 
»iel  wiebttger  finb  5Ko8bot  am  2eref  mit  4000  eins., 
unb  bie  ^)anbe!ö|labt  Äi«liar  mit  9000  ©nw.,  jumei«  Ii- 
meniem.  7)  3n  fRufftfcb^ArmenKn  (f..Armenien)  lös 
bie  flarfe  gc|lung  driwan. 

fiauntt)  (SBenjel  Anton,  gurjl  oon),  ©raf  ut  !fc 
berg,  f.  f.  .j?of «  unb  ©taatöfanjler,  würbe  1711  ju  fStß 
geboren  unb  tum  geijhidjen  ©tanbe  bejttmmt,  weil  n  ta 
rungfre  r*on  fünf  SJrübern  war.  <5r  erbielt  eine  2>ora$rrn; 
ficlle  ju  «Künfler-  AI«  aber  feine  SBruber  gefiorben  ma 
trat  er  au«  bem  geblieben  ©tanbe.  9iacbbem  er  p  Si«. 
geip}ig  unb  Sepben  fiubirt,  @nglanb,  granfreieb.  unb  State 
berrifi  batte,  ernannte  ihn  Aatfcr  jtart  VI.  1735  ju» Seide* 
bofratb  unb  halb  barauf  jum  jweiten  faif.  Gommiffariui  M 
JReicb«tage  ju  9fegen«burg.  9cacbbem  jener  Äaifer  1/4«  » 
jiorben  war,  lebte  .n.  auf  feinen  ©utern  in  SRdbren.  24.v; 
im  folgenben  3abre  würbe  er  aber  oon  ber  Jtdmgtn  SR«'  ■ 
SEliereiia  verf*i ebenen  biplomatifcben  ©enbungen  oermr 
bet  unb  fam  1744  al«  oflreicb-  SWnitler  an  bea  £of  tf; 
^>erjog«  Äorl  oon  Sotbringen,  be«  ©eneralgouoemfur*  f 
öfireieb.  ftieberlanbe.  üBalb  barauf  ftaxb  be«  «öenag«  ^ 
mab i in ,  bie  ©rjbcrjegin  SRaria  Anna,  unb  Jt.  obemabm,  h 
ber  $erjog  abmefenb  war,  auf  einige  3ett  bie  8l<a«n«9  te 
iftreirb.  Ötieberlanbe.  9?acbbem  er  ff*  in  ben  Ätefcer.^-: 
norb  einige  3eit  al«  wirf  lieber  beooümdcbtigter  9Knr|rcr  «n 
gehalten  batte,  begab  er  ftcb  nacb  Aacben  unb  tu  rite,  tr 
ber  ^erflellung  feiner  ©efunbbeit  leben  ju  formen,  ran  ^ 
entlaffung  nacb.  <Docb  balb  barauf  trat  er  bei  bem  frJ 
ben«congreß  ju  Aachen  wieber  al«  ©efanbter  auf  unb 
ffcb  r\ad)tyrf  jum  wirflieben  Gonferenj*  unb  ©taartoinU'1 
ernannt,  1750  al«  ©efanbter  an  ben  ftanj.  £of,  n 
bt«  1752  eine»oUfommeneAu«f6bnunq  mtt£fheicb.  bete  :. 
AI«  nun  Ä.  1753  £of*  unb  ©taat«fanjler  unb  «wt^ 
1756  nieberldnb.  unb  italicn.  ÄanUer  geworben  xmx,  - 
et  bie  oberfle  eeitong  ber  ^titiftben  unb 


beit  be« 


Äat)cr|taate6  in  ^paneen. 


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irnter  Cerbienfle  erlpob  ihn  unb  feine  mdnntt*en  9?a*font5 
um  Äaifer  gratr,  1.  1764  in  ben  9t>i*öfürfienfianb.  3 mar 
■Ui  Ä.  na*  bem  2obe  ber  Äatferüt  arta  SSberefia  feine 
Stellung,  bo*  na&m  ff  in  ffinfluß  untre  ben  folnenben  Sied» 
txn  ofepb  IL  unb  Seopolb,  iL  immer  raebr  ab,  unb  oll 
uinj  U.  bte  iRrgierung  antrat,  fo  legte  er  bieffiürbe  eines 
?ofs  unb  ©taatlfanjlerl  nitber.  Cr  bef*loß  fein  tbflten* 
riebe!  Seien  ben  27.  Sun.  1794.  Ä.  irar  ein  greunb  unb 
öerorberet  ber  fünfte  unb  2Stjfenf*aften,  wußte  bai  poli« 
ti<be  Änfeben  Dfhei*!  würbe  voll  gelteub  ,$u  machen,  f6r* 
e:te  beffert  innern  ffiolilfianb  unb  fu*te  au*  jur  griffigen 
rrhe&ung  bei  ßolfel  beizutragen,  tvie  man  benn  ihn  na« 
ic:-.tudt>  bie  fir*fi*en  Sieformen  $uf*rieb,  welche  3ofepb 

fiaurtf,  ou*  »on  ibter  ©tfalt  SDtternf  6pf*en, 
uflbarnifeb  u.  f.  w.  genannt,  finb  eine  2trt  9)orjeÜan* 
cfaitecfen,  wel*e  in  ben  inbif*en  SReeren  oorfommen.  ©ie 
mn  tau  glatte  eiförmige  ©*ale,  ftnb  oben  gbinjenb  weiß 
i  frrobgdb,  am  S3au*e  weiß  unb  inwenbtg  blau,  unb 
rveieben  &o*fienö  eine  ©roße  Pon  l1/«  3oü*.  2fuf  beiben 
reite«  ber  2Runb6/fiiung  ftnb  fie  gejabut.  So  ftbr  gros 
l  SNenge  fmtet  man  biefe  ötuübem  an  ben  Äuflen  ber 
ruibiuifcben  Snfeut.  3n  gaoj  jDfiirjcien,  befonber*  in  fiiem 
;aien  unb  im  öhrif.  £aubel  bebient  man  fkfe  ber  Äau? 
iy  au)  ©tbetbemün^e.  3"  Europa  pflegte  man  fie  früher, 
taubem  fie  jerf*nttten  worben  waren,  jur  Jöefeejtmg  pon 
Pf  er  beräumen  $u  benufcen. 

ftattödjfr  ober  Äof*et  nermett  bie  Smben  2>ritfenige, 
ra3  rein  unb  beffen  ©enuß  ober  ©ebrdu*  bur*  ba*  ©e; 
tg  ibnen  erlaubt  t|t  2>ar>et  iß  Äofc&er*5Bein  fol*er 
Sein,  ber  Htm  ©ebrau*  für1  bie  Subeu  gefpjtyett  ifi  rmb 
nit- einem  Siegel  Perfefyen  wirb,  wcl*cl  btefel  bejeugt. 

&t$d  pflegt  im  angemeinen  einen  unten  breiten,  na* 
ibtn  fptfc  UiUmfenben  Körper  ju  bejeübnen.  3n  ber  ©eo* 
-enic  nennt  man  genauer  Äegel  einen  Äorper, j beffen  ©runb? 
liebe  ein  Äreiß  ijt  unb  ber  übrigens  pon  einer  frurmnen, 
Lcrt  in  eine  ©pi<je  aulgebenben  gla*e,  bera  Hantel. bei 
Xeßclv,  eingef*toffen  tft  2Kan  fann  fi*  ben  Ärael  fo  ent* 
tanben  porfictlen,  baß  man  über  einer  Ärei*fia*e  einen 
Punft  annimmt,  bur*  wetzen  man  ft*  eine  gerabe  fiinie 
I  gelegt  benft,  baß  tlu  «nbere*  Snbe  bur*  einen  f  ünft  im 
Imfange  jene§  jtreifeg  gel>t,  unb  nun  bie  gerabe  ßinte  ringt« 
im  bie  ganje  ^Jeripberte  bei  Äreife*  fübrt,  of;ne  bafi  tr>r 
bftc6  ©nbe  ben  angegebenen  ^)unft  perlaßt.  1  %n  biefem 
5aHc  beftbjfibt  bie  bewegte  ?inie  ben  5Rantel  bei  Stege». 
Die  gerabe  rHnie,  »d*e  tm  Snnern  bei  Äegell  beffen  ©pifce 
tttt  bem  3Rifteü)unfte  ber  einen  Äreil  btlbenben  ©runbj 
ilädjc  perbtnbet,  ift  bie  TLvt  bei  Jtegell,  unb  bie  ®enfrecr)te 
con  ber  @pt'$e  na*  ber  ©runbfi<Sa)e  ober  beren  Sierldnges 
wng  ijl  bie  $b  bt  bei  Äegell.  6in  Äeg^el,  beffen  2fjre  unb 
OJbe  jjifanim<nf<Jp«i  ober,  wa5X!Jf[elbe  »P,  beffen  Are  fenf* 
recht  auf  ber  ©runbfTarfte  fleftt,  (fl  ein  geraber  ober  fenf* 
regtet  Äegel,  unb  ein  artberrt  ^teger,  bei  welchem  bie* 
Ui  niebt  ber  gaU  i)t,  ein  febiefer.  "»ie  gerabe  tinte  »on 
^er  6pi^e  nati  bem  Urm;ange  ber  ©rurrtflatbe  einel  5tegell 
fbureb  beren  Bewegung  ber  «tanM  entftebt)  $eißt  bie  65  ei  te 
pel  legefl.  ffüt  bie  rubere  9Ratb<matif  unb  beren  Änroen» 
tning  pon  SBicfitigfeit  frnb  bie  fogenannten  Äegefftdnitte, 
b.  .    btt  frummen  fmien,  -»e<*e  auf  bem  Wftntel  einel 


Jtegcll  entfiel) en,  wenn  man  in  perf*iebenen  S?i*tungen 
gegen  bie  £rt  bei  Aegell  biefen  bur*f*neibet.  £at  man 
eirten  fenrreebten  Äegel  fenheebt  auf  bie  Axe  ober,  toal  25a f« 
felbe  iftr  parallel  mit  ber  ©runbfldd>e  burrbfd)nittert,  fo  ifi  ber 
Jieneifrfinitt,  wie  bic  ® umbildete,  ein  Jtreil,  beffen  fDtttteU 
punft  trtnerbalb  bec  Tire  liegt.  SEBurbe  ber  ©*nitt  nict>r 
parallel  mit  ber  ©eunblinie,  aber  bo*  fo  geführt,  baß,  nxlr> 
renb  er  auf  ber  einen  @ette  in  ben  Kautel  bei  5tege(l  ein« 
tritt,  er  auf  ber  entgegengrfefcten  Seite  brffelben  wieber  aul 
ihm  herauf  tritt ,  fo  ip  ber  Äegelfcbnitt  euu  in  fub  iuxücf« 
laufenbe  frumme  Sink,  wel*e  dflltpfe  (f.b.)  genannt  wirb. 
ffiJurbe  ber  ©fbnht  paraüel  mit  ber  ©eite  bei  Äegell  ge. 
fübrt,  fo  ifi  ber  Äegelfcfmitt,  welcber  entfianb,  eine  frumme, 
niebt  in  fteb  felbfl  }urü(flaufenbe  imt,  int  Parabel;  unb 
würbe  enbß*  ber  ©*nitt  parallel  mit  ber  2fre  bei  Xegelf? 
gefuprt,  fo  entßanb  eine  ^öp  per  bei,  welcbel  au*  eine 
frumme,  nicht  in  ff*  felbft  jurütflaufenbe  State  ift.  6in 
Äeqel,  beffen  ©pi(je  abgef*nttten  ifl,  fobaß  er  in  eine 
gla*e,  ftatt  in  einer  ©pi$e  aulgebt,  wirb  ein  abgefiumpf« 
ter  Äegd  genannt.  SBal  bie  öere*nung  bei  Äegell  be* 
trifft,  fü  weiß  man,  baß  ber  forperli*e  Snbalt  eine*  Jte. 
gell  '/i  bei  f6rperti*en  ^511  halte 6  einel  Splinberl  (f.  b.) 
betrogt,  welcber  mit  ihm  gtei*c  ©runbfldcbe  unb  glei*e 
Spbbe  tv.t.  —  Sine  eigenrbumliä>e,  hinid:tgii,b  befannte  @e> 
ftalt  ^aben  bie  Äegel,  beren  man  fttb  beim  Äegelfpiet  be» 
bient,  wel*el  auf  »erf*iebene  2(rten  gefpielt  wtrb,  bei  bem 
e*  aber  im  Allgemeinen  barauf  anfommt,  eine  m6gli*ft  große 
Anjabt  Pon  gehörig  aufgehellten  Äegeln  mit  einer  aul  einer 
gewiffen  Sntfeuiung  gerollten  ober  geworfenen  Äugel  unv 
iuwerfen. 

\  «j.  .  1. ...  *. 
ütljJe  u>ttb  bie  am  unteren  unb  borberen  Steile  bei 
^alfel,  unmittelbar  über  bem  obern  Hube  bei  fiJrujtbeintf- 
beftnbli*e  Vertiefung  genannt,  Äef>(fopf  ein  b.obiel/  aul 
mebjen  bewegli*  untereitunber  verbunbenen  Änorpeln, 
iödnbeni ,  SRulfeln  unb  ^aut  bejiebmbel,  am  obern  unb 
Porbern  Steile  bei  ^alfel,  über  ber  Suftribre,  unter  bem 
3ungenbeine  unb  ber  SBurjel  ber  3unge  gelegene!  Organ 
pon  ber  ©eftalt  einel  abstumpften  Äegell,  beffen  ©runb; 
fld*c  na*  oben,  beffen  Spifee  na*  unten  gefebrt  ifi.  Tk- 
fel  Drgan  bient  ber  atmofpbdrif*en  iuft  fowol  bei  tyrem  Cin# 
tritte  in  bie  fetngen  all  bet  ibrem  Austritte  aul  benfelben  jura 
«Durcbaange  unb  ifl  bal  ^auptorgan  ber  Stimme,  welcbe 
bauptfa*lt*  bei  bem  Xulatbmen  entflebt.  (©.  otimme.) 
£>\t  Änorpel,  wel*e  baffelbe  im  Sliefent lieben  jufanunerw 
fe(}en,  ^aben  eine  »erf*tebene  ©eftalt  unb  ie  na*  biefet 
befonbere  Stamen;  fie  ßnb:  ber  ©*ilbfnorpeI,  wel*er  bei 
Scannern  einen  jpifeen,  bei  4B)eibem  einen  ftumpfen  SBinfel 
na*  Pom,  bei  erflern  einen  unter  ber  Benennung  2lbaml» 
apfel  befannten  »orfprnng  bilbet;  ferner  ber  ffiingfnorpel, 
bte  ©teßfannen  *  unb  runb(i*en  Änorpel,  jwif*en  benen 
f*  bie  ©timmruje  befinbet,  unb  berÄeblbeefel/  ber  feinen 
9lamen  Pon  fetner  Sage,  unb  ^auptfdcbli*  bie  jBefttmmung 
bat,  Por  bem  einbringen  frembarttger  25mge  ju  f*fi<jen, 
>wai  um  fo  notbwenbiget  ift,  all  bte  ©tbkinibaut,  wel*e 
ben  Äeblfopf  afulfleibec,  eine  außerorbentli*e  <Sntpftnbli*(ett 
beft^t,  fobaß  fie  burtb,  ben  Reinsen  fremben  Äorper,  ber  fie 
berübrt,  in  einen  3u#onb  b'fttger  föeijung  perfekt  wirb, 
»er  ÄeMfopf  gebort  p  bettjenigen  Drganen  be*  Äirperl, 
wef*e  erfl  mit  Wt  «ntritte  bef  3Rannbarfeit  }u  ü>m  poO. 


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Meli 

jldnbigen  ©ntwicfelung  gelangen,  in*  «treibt  Nt  1 
lieben  ©efcblecbt  eine  weit  betrddjtlicbere  @r6ße  oIS  bei  bem 
weiblichen;  nur  bei  ßaffraten  bleibt  et  fo  Kein  wie  bei 
grauen.  BloS  Sbiere,  welche  burd)  gütigen  at&mm,.befi&en 
einen  Äefclfopf.  2)er  Äeblfopf  ijl  nid)t  fetten  ber  ©üj  »on 
Äranffeeiten,  bie  juweilen  einen  M>r  bebenflid)en  Gbarafter 
baben.  3u  ben  gefdbrlicbjten  Übeln  bet  Ärt  gebiet  bie 
£ebtfopföfd)winbfud)t,  bie  ^duftq  mit  8ungenfd)winb* 
fud)t  »ergefellfd)aftet  i|t  ober  in  biefe  ubergebt,  ©iefe  Äranf* 
i)ät,  weld)e  drtlid)  in  Öereiterung  ber  ben  tfefjlfopf  auSflei» 
benben  ©djleimbaut  bejiebt,  entwiefelt  ftd)  (oft  unter  fi3e* 
günjligung  einer  ererbten  Anlage)  auS  »ernad)ldffigten  Äa» 
tarrben,  meifl  nur  frbr  langfam  unb  unmerflid),  fann  3abre 
lang  bauem,  enbet  aber  fajt  immer  töbtlid).  3>ie  firanfen 
werben  leiebt  beifer,  befonber«  nad)  längere  3eit  fortgefefrtem 
Sieben,  ©ingm,  8ad)en  u.  f.  ».,  'logen  über  eine  (Impfin* 
bungpon  Drucf,  Äifeel,  Brennen,  Raub- ober  SSunbfein 
im  Jteblfopf,  mit  »on  3eit  ju  3ett  bureb  benfelben  binburd)» 
fabrenben  ©tid)en  unb  einige  Bebinberung  beS  ©ä)ltngenS, 
£üjteln,  befonberS  in  ben  SWorgenflunben ,  wobei  fie  entwe* 
ber  SRicbtS,  ober  einige  fd)letmige  ober  eiterige,  juweilen  mit 
Blutftreifen  t>ermifd>te  Älümptbm  auswerfen,  leiben  an  eis 
nem  b&bern  ober  geringem  ©rabe  »on  Äurjatbmigfeit,  fan* 
gen  enblicb  an  ju  fiebern,  jebren  ab  unb  fterfwn,  naebbem 
u)nen  b&cbft  erfebopfence  ©d)weiße  unb  Durd)fälte  bie  leg; 
ten  Äräfte  geraubt  boben.  Diefe  Ärantyeit  befällt  faft  nie 
Äinber  unb  fer>r  alte  ^erfonen,  fonbetn  meijienS  nur  junge 
Seute  unb  fold)e,  bie  im  mitttern  Lebensalter  {leben,  läßt 
nur  bann  einen  günfHgen  2fuSgang  boffen,  wenn  fie  bei 
3eiten,  b.  b.  in  ibrem  ilntjteben,  jur  Bebanblung  Fommt, 
unb  tjt  überbaupt  leichter  ju  »erbüten  als  ju  beilen. 

Äeil  (ber)  ijl  eine  einfaebe  2Rafd)ine  ober  ein  einfac&eS 
3njtrument,  bejfen  man  ftd)  jum  brennen  ober  ©palten, 
j.  B.  »on  J&olj,  wol  oud)  jur  Befejligung  bebient.  25er» 
felbe  befiebt  wefentlid)  in  einem  fejten  Äörper,  weld)er  jwet 

Segen  etnanber  in  einem  fptfcen  SBinfel  geneigte  ßbenen  bar* 
ietet.  SMefe  beiben  ßbenen  bilben  eine  fd)arfe  Äante  (ober 
eine  ©püje),  mit  weld)er  ber  Äeil  in  einen  ©palt  gefteeft 
unb  bann  burd)  ©d)(agen  tiefer  eingetrieben  wirb,  woburd) 
ber  ©palt  ftd)  erweitem  muß.  Die  2ebre  »om  Äeil,  wetd)e 
einen  Sbeil  ber  9J?c4antf  auSmacbt,  wirb  auf  bie  »on  ber 
fd)iefen  ebene  (f.  ©bene)  jurücfgefubrt.  ©dmeibe»  unb 
©tid)inftrumente,  wiettrte,  «Keffer,  Siägel  u.  bgl.  ftnb  nid)tS 
XnbrrrS  alS  Äetle,  welä)e  auf  befonbere  SBeife  in  Änwen: 
bung  gebratbt  werben.  —  Xud)  ber  ©ä)Iufjftein  in  einem 
©ewolbe  pflegt  in  ber  Baufunft  Äeil  genannt  ju  werben. 

Ärilßtljrift  finb  »erfä>iebene  ©ebriftarten  genannt  wor» 
ben,  weld)e  man  auf  alten  2)enfm4(ern  9>crfienS  unb  S3cu 
bplonienS  gefunben  bat,  unb  beren  ©d)riftjüge  auS  aQerlet 
leilformigen  ©trieben  }ufämmengefe(}t  {tnb.  SRan  bot  »er» 
fd)iebetu  Hxttn  biefer  Äeilfd)riften  unterfd)ieben,  aber  bis 
je^t  nod)  feine  »on  ibnen,  mit  ÄuSnabme  einjelner  tarnen, 
ju  entziffern  »ermod)t.  j 

firint  nennt  man  bie  ©runblage,  au3  weld)er  fid)  ein 
organifd)er  Äirper  unter  ben  crfoberlitben  Umftdnben  ent* 
wttfeln  fann;  »orjug«weife  aba  nennt  man  Äeime  bie^flan» 
jentbeile ,  aus  benen  fid)  ganje ,  »illige  Wonjen  bilben  f in= 
nen.  25ie  grud)te  ober  ber  ©amen  ber  @«ro4d>fe  entbalten 
per«  Äeime,  rodebe  in  bie  «rbe  gelegt  unter  bbw'tatoi 


Ketten 

3urritt  »on  Seud)tig!ert,  ?nft,  Kd)t  unb  «Wrme  fi*  t 
mdlig  ju  Donjen  berfelben  ©attung,  wie  bie,  »on  w. 
d)rn  ber  ©ame  Farn,  cntmidcln.  Xber  aud)  bie  in;; 
^>en  an  nubriäbrigen  ^flansen  unb  bie  3»iebeln  unb  St«: 
len  onttr  ber  6rbe  ftnb  Äeune,  wie  man  barauS  jtejt,  Iii 
fid)  beim  einimpfen  aus  ben  ÄnoSpen  ober  TCuam  m 
9flan)en  bitten,  uub  baß  man  »iele  ^flanjen,  j.  S.  %c> 
toffeltt,  ^rjacintben,  Sulpen  u.  a.  burd)  2beilung  ber  tzs. 
len  ober  3wiebeln  »ermebrt. 

fieitf)  (3afob  »on),  ein  berühmter  Selbberr,  rvrte  UM 
ju  greterreffa  in  ber  fd)ot.  ©raffd)aft  Äincarbine  geboren  es? 
nabm  auf  ber  ©eite  be3  |)r<Jtenbenten  Pebenb  an  bem  8t 
gerfriege  Slljett,  wetd)er  bie  (Srfcebung  3ofob  III.  auf  fc 
grojjbrlt.  2bron  beabfid)tigte.  9?ad)bem  biefer  Ärieg  ftcj  zv. 
günffia  für  ben  $rdtenbenten  entfebieben  borte,  enrft^  t 
nad)  granfreid),  wo  er  fid)  eifrig  mit  SKatbematif 
ttgte  unb  balb  ftd)  ber  XufnabmC  in  bie  Xfabemie  ber  &f: 
fenfd)aften  würbig  gemad)t  hatte.  <£r  bereite  bierauf  Mc 
fd)iebene  £dnber  unb  trat  enblid)  ju  ÜRabrib  alt  £*ri^  M 
irldnbifcben  Regiments  in  jDitnjl.  ©ein  ©6nner,  ber  £n 
jog  »on  eepria/  jum  ©efanbtm  nad)  Petersburg  enuK' 
nabm  ibn  mit  ftch  nad)  9?ufKanb,  unb  1728  trat  1  & 
jSBrigabegeneral  in  ruff.  2)ienße.  ÜRad)bem  er  balb  ®m£ 
lieutenant  geworben  war,  jeid)nete  er  ftd)  in  ben  *rkn 
gegen  bie  Surfen  unb  ©d)weben  auf  baS  »ortbriibawti 
auS,  ging  rud)  bem  ^rieben  bei  'hbo  alt  ruff.  Gkfanttfr 
nad)  ©tocrbolm  unb  würbe,  junufgefebrt,  jum  jelenur^ 
ernannt,  ©ein  ©ebalt  war  jebod)  (einen  XuSgaben  n& 
angemeffen,  unb  bo  er  ftd)  uberbieS  »on  bem  ruff.  Sricbf 
fanjler  S3effufd)ef  beleibigt  fab,  fo  »erließ  er  Kulant  usi 
aing  an  ben  poi  S^iebrid)  IL,  ÄoniaS  »on  f)reu|cn.  tx 
fer  ernannte  ibn  1749  jum  preuf.  tjelbmarfd)olI  unb  ®k 
»emeur  »on  löerlin.  <lr  war  ber  Begleiter  beS  £4m$f  ■: 
mehren  Sieifen  unb  würbe  bei  2CuSbrud)  beS  fieberoabn*"1 
ÄriegeS  mit  einem  £eere  nad)  Süeberfadbfen  gefdjicfL  ib{ 
bie  Belagerung  »on  £>(müt}  1758  aufgeboben  werben  m 
te.  beefte  St.  ben  Siucfjug,  fiel  aber  nod)  in  bemfelben  J^s 
bei  £od)fird)en  (f.  b.),  inbem  ü)n  eine  ©tüdfu<?et  r» 
Pferbe  riß.  griebrid)  ber  ©rofie  ebrte  baS  Xnbenten 
f lugen,  tapfem  unb  dußerft  red)tfd)affenen  unb  uneigen:^-' 
gen  Jelbberm  burd)  eine  SWarmorflatue,  bie  er  ibm  ju8c 
(in  auf  bem  SBilbelmSpla^e  errid)ten  ließ.  Xud)  in  ber  h 
d)e  ju  ^>od)fird)en  bot  berfelbe  ein  2)enfmal. 

fiflfh  beißt  in  ber  Äird)e  ba5  ©efdß,  weld)eS  bei  2a! 
tbeilung  beS  b«  ÄbenbmablS  ben  geweü)eten  SBetn  enft«- 
unb  weil  eS  bloS  ju  biefem  religßfen  ©ebrauebe  befiin^ 
ijl.  gewobnlicb  baS  Beiwort  „beilig"  erbdlt.  3Di* 
öolfer  beS  HltertbumS  batten  etn  befonbereS  beilige«  ®<f-l 
gew6bnlid)  war  eS  eine  ©d)ale,  in  weld)er  fie  ben 
ftbationen  brachten.  ©d)on  feit  bem  2.  unb  3.  3^' 
berrfd)te  in  ber  d)rifilid)en  Äfrcbe  bie  ©itte,  ben  Äriö  * 

£  r  ^ 

(Sßergl.  Ä.benbmobl.)  .  "     '.  .      '  --   '1  . 

Äeltrn  ober  (Selten  ift  ber  Slome  eineS  »ablreiaV», 
baS  ganje  wejlt.  (Europa  »erbreiteten  Botterp«wrf,  ^ 
fd)on  »or  ben  b<ftorifd)en  Seiten  in  unfenn  erbrt)<ü<  ^ 
.fft  "»r;  .*¥f  ber  pprendifdjeq  ^alKirfeX  &le«  ätöiitl 
Ißt,  befonbetS  im  mtWrro  wib  . 


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Kepler 


593 


Kerbe! 


»ertbttbtgte,  unb  burd>  ©riefe  lernte  St.  ben  fcerübmfen  2fjltO' 
nomen  äncbo  be  ©reibe  rennen,  unb  al«  biefer  1599  nad) 
?>rag  Füm,  begab  ft'd>  J(.  eben  babin,  um  be«  großen  ©e- 
lerjrten  Umgang  ju  feiner  eignen  Au«bilbung  ju  benufcen. 
£y*o  bewirf te ,  baß  Si.  al«  faiferl  5D?atl)cmatifcr  angepeilt 
mürbe.  Der  geringe  (Behalt,  melden  er  al«  foldjer  erhalten 


fabrbunberte  fang  Kriege  mit  ben  Sberern  unb  »erfcbmol&en 
t'd)  enblid)  mit  btefen  ju  einem  SBolfe,  ben  (Seitiberern. 
?in  großer  £betl  be«  beutigen  granfreieb«,  W>n  ben  $»re* 
iden  bis  jur  ©eine  unb  jum  SRbrrrte  war  gletcbfatl«  »on 
Helten  (©aüiern)  bewobnt,  bie  ben  Sl&mern  60  Sab«  lang 
>en  tapferflen  SBibcrftnnb  leifhten  unb  fieb  nur  ungern  un« 

er  ba«  Socb  ber  SBettbcrrfcfiet  beugen  ließen;  auq  ßber«  folUe,  würbe  ibmln  goige  ber  ©ebrdngniffe  be«  breißigjdb» 
talien  war  »on  fclHfc^en  Bölfern  befefct,  j.  ©.  gigurern, 
Smomanen,  Snfubrern  unb  anbem.  Die  ©elgier  aber  mif* 
en  al«  ein  SNifdwolf  au«  ©afliern  (Äelten)  unb  ©ermanen 
etraebtet  werben  unb  glidjen  an  ©itte  unb  ©pran)e  meb» 
iefen  lefetern.  Die  $e(»etter,  ©ojer,  ©corbiSfer  unb  »iele 
nbere  ©öfter  in  ben  Alpen  unb  im  ©üben  ber  Donau,  in 
Serien  unb  bt«  jur  ©rrn^e  SWacebomen«,  werben  »on  ben 
5d)rtftfteüern  be«  Altertum«  gleicbfall«  al«  Äeltm  bejeid); 
irt.  @d>on  im  6.  3abrb-  ».  Sbr.  gingen  Äelten  au«  ©al* 
ien  nad)  ben  brit  Snfefn  binfiber,  unb  bie  febot.  #od)lanbe 
ourben  »on  3tlanb  au«  mit  ibnen  be»öltert.  ©ie  ftnb  jefet 
a]l  überaß  mit  neuem  Bölfern  »erfebmoljen,  bere»  ©prad>e 
ic  reben;  nur  in  3rlanb,  ben  febot.  £o(6lanben  unb  auf 
inigen  fdbot.  Snfeln,  im  gurftentbume  SBalc«  unb  ber  ©raf* 
cbaft  <5ornwalIi8  in  Englanb,  fobann  in  ber  franj.  «Bretagne 
eben  fte  noeb  jiemlid)  unoermtfebt  unb  baben  tbre  eigentbunts 
üb«  Spraye  bewabrt.   Die  Äelten  waren  im  Allgemeinen 


rigen  Kriege«  niebt  auggejablt,  unb  in  tiefer  Armutb  braute 
baber  Ä.  jebn  3abre  in  t)ra<j  ju.  2Benig  beffer  ftanb  er 
fieb  bierauf  ali  $rofe|for  ber  ÜÄatbematif  in  fctnj,  unb  na(b> 
bem  abermal«  15  Sab«  be«  Elenb«  an  ibm  »orübergegan» 

8en  waren,  ging  er  enblid;  nad)  Ulm  ju  einem  3>rtȊtmanne, 
ei  weitem  er  brei  3abre  uibracbtc  unb  barauf  in  bc«  be-. 
rubmten  SBaUenftein  Dien|te  trat.  SBaUenftein  btng  nod) 
an  bem  in  feiner  3eit  »iel»erbreiteten  Aberglauben  an  Afiret 
logie  unb  moebte  baber  mit  ber  burd)  feine  wiffen» 
fcbaftlidje  ©ilbung  über  abergläubifdje  5üor(lelIungen  erboben 
würbe,  ntebt  eben  jufrieben  fein,  (fr  machte  ibn  jum  ?)ro* 
fejfor  an  ber  Unioerfitat  9?oflocf.  Vüu!i  bin  würbe  ibm  ber 
oerfproebene  ©ebalt  nidit  au«gejab(t,  unb  St.  ging  tober  im 
ndcbflen  3abre  nad)  9»egcn«burg,  um  wo  möglidj  bei  bem 
bicr  »erfammelten  9Jcid;Stage  bie  AuSjafclung  ber  ibm  nod) 
rudflänbigen  ©elber  ju  erbitten.  9liebergebrüd*t  »on  feinem 
harten  ©dpidfale,  ertranft  burd?  bie  Sefcbwerben  ber  Keife, 


ebr  (fort  gebaut  unb  tapfer,  befonbrr«  bei  SBertbeibigung  ibre«    flarb  er  jeboeb  balb  nad)  fetner  Anfunft  ju  9iegen«burg  1 


lanbe«;  bie  ©allier  jeigten  fld)  fd^on  bamal«  al«  licttcre, 
lufgewetfte,  pufefud)tige,  unbejidnbige  unb  le idjtfinnige  8eute, 
oaren  aber  babet  unerftbroefen,  r*ater(anb«(iebenb  unb  gafl< 
rei,  aud)  gegen  Srembe  febr  boflid)  unb  jut-orfommenb. 
Die  in  »ntannien  lebenben  Äelten  batten  mit  ben  ©aaiern 
•icl  Uberetnfiimmenbe« ,  bebienten  fid>  im  ©efed)tc  be«  breis 
en,  langen  feltifd>en  ©<ibel«  unb  trugen  weber  «öelme  no<^ 
Danjer;  baför  batten  fte  aber  wn  ben  german.  ßaleboniern 
ielernt,  fieb  ber  ©treitwagen  ju  bebtenen,  bie  ben  ©alliern 
inbefannt  waren,  ©ie  bemalten  fid>  ba«  ©efid)t  mit  blauer 
färbe ,  fianben  unter  einzelnen  Häuptlingen  unb  trieben  SBirl^ 
ud)t  unb  Xcfcrbau.  Der  Äelte  ließ  fein  £aar  lang  über 

ie  ©djultern  berab^dngen,  trug  einen ©djnaujbart unb  flei*  ju  ben  berübmten  Äepler'fcben  ©efefeen.  Diefe  ftnb: 
ete  fkb  wdbrenb  be«  SBinter«  in  2f?ierfelle.  Die  S3erfaf<  1)  Die  Planeten  bewegen  fi*  nidit  in  .ft reifen ,  wie  Roper; 
ung  war  bei  ben  meinen  feltifd)en  S36lfern  ariflofratifd) ;  nicu«  annabm,  fonbern  in  SUipfen,  in  beren  einem  ©renn, 
ie  Häuptlinge  bilbeten  eine  Art  oon  9iatfona(perfamm(ung,  punfte  bie  ©onne  ftrf?  beftnbet  (Sgl  (Sllipfe.)  2)  SSenn 
oeld)e  über  bie  gemeinfamen  8anbrttntereffen  SBeratbungen    man  ftd)  »on  ber  ©onne  nacb  bem  bewegten  Planeten  eine 


531. 

dt  bat  mebre  b&d>|t  geifhoHe,  jeftt  feiten  geworbene"©d)rifs 
ten  berauSgegeben,  unter  benen  bie  „AstronomiA  uoml"  (3ltut 
Aftronomie,  ^>rag  1609)  ben  erften  9{ang  einnimmt.  Auf 
ffietrteb  be«  gürjlen  Dalberg  ift  bem  größten  Aftronomen 
ber  Deutfdjen  unb  otelleidbt  aller  5B6lfer  180«  ju  Kegen«^ 
bürg  ein  Denfmal  erridbret  worben. 

Newton  bot  bie  Cr  tu  bedungen  St 'S  benu^t,  um  biejeni- 
gen  Sebren  aufjufleQen,  auf  benen  bie  gan^e  wiffenfcba^licb« 
Agronomie ,  namentliä)  bie  debre  eon  ben  Bewegungen  ber 
SBeltfJrper  berubt.  3nbem  St.  bie  langidbrigen  unb  genauen 
©eobadjtungen  Styüo'i  einer  ebenfo  febwierigen  unb  lang= 
wierigen,  al«  fd>arfftnnigen  ©eredjnung  unterwarf,  fam  er 


ielt;  tbre  Drieper  waren  bte  Druiben  (f.  b.). 

fifpler  (3ob  ),  einer  ber  tiefftnnigflen,  gelebrteflen  unb 
im  bie  ffliffenfebaft  perbienteflen  Afhonomen,  war  ber  ©obn 
ine«  armen  ©aflwirtb«  unb  wurb«  ju  SRagfiabt,  einem 
leinen  Dorfe  bei  SSeil  im  2Bürtembergifcbm  1571  geboren. 
Die  (Srjiebung  unb  >er  Unterricbt,  welapen  er  in  feiner  3u» 
}enb  genoß,  waren  febr  unwoDfornmen.  «Rad)bem  er  jub 
mf  ber  Äloflerfdjule  ju  «Kaulbromt  vorbereitet  botte ,  ging 
t  auf  bie  Uniperfttdt  ju  Bübingen,  um  fieb  bem  ©tubtum 
er  Sbeotogte  äu  wibmen.  3nbeß  befcbdftigte  er  fitb  au« 
Vorliebe  mit  9J?atbematif ,  unb  noch  ehe  er  e«  in  tiefer  SBif> 
enfebaft  ju  bebeutenben  gortfdnritten  gebradjt  botte,  erbielt 
r  1593  eine  AnjteHung  al«  $rofefior  ber  gSatbematif  m 
*3rä&.  tJbn  nun  an  ergab  er  ftcb  mit  bem  größten  @ifer 
natbematifeben  unb  namentlicb  afhonomifeben  ©tubien.  Durd) 


gerabe  Sinie  gejogen  benft,  fo  ift  bie  ©ewegung  be«  $la> 
neten  von  ber  Art,  baß  jene  Sinie  in  ber  (Irbene  ber  spiant» 
tenbabn  in  gleicben  3eiten  fret«  gleidje  ©tücfe  (in  ©ejug 
auf  btn  glddjeninbalt  berfelben)  jurüdlegt.  3)  Die  flua* 
bratjablen  ber  Umlauheiten  ber  Planeten  oerbalten  fieb  wie 
bie  Gubif jablen  ber  mittlem  Entfernungen  ber  $laneten  eon 
ber  ©omte.  9iod>  tiefem  tritten  ©efefee  tann  man  au«  ben 
Umlauf«jeiten  ber  Planeten  (bie  man  burd;  ©eobadjtung 
ftnbet),  bie  mittlem  Entfernungen  berfelben  »on  ber  ©onne 
febr  l«d)t  finben,  wenn  man  nur  bie  Entfernung  Eine«  $la» 
neten  »on  ber  ©onne  fennt 


«crbel  (ber)  ift 
be«,  bei  un*  in  ©er 


an  tm  fübl.  Deutfdjtanb  wi(bwad)fm= 
mufegdrten  gezogene«  ©emüfefraut  mit 
angenebm  aromatiftbtm  ©mtcb  unb  ©eftbmaef,  weldjei  in 
©uppen  unb  ju  ©ereitung  »erftbiebener  anberer  ©peifen  be.- 


eine  ©djrift,  in  welker  er  ba«  Äopemicanifcbe  SBeltfoflem  nufet  wirb,  ©efonber«  beliebt  ift  ber  fogenanntc  gefüllte 
«itxr.«o«?..eff.  IL  75 


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fiar!  gefraufeKe  ©tötfer  fyat  (Er  ifl  eine  etni^nge 
9>flanie,  fd^tcßt  leitet  in  ©amen  unb  pflanjt  fleh  burch  ben 
a  11  Sg?fa [leiten  ©amen  Dort  felbfl  fort.  Sion  noch  fUrferm 
©erud)  unb  ©efdjmacf  finb  bie  S3  litter  beS  großen  fpan. 
ober  wobjriechenben  Acrbclä,  welcher  im  £erbfl  gefaet 
unb  im  grühling  »erpflanjt  wirb.  Derfelbe  befommt  eine 
jiemlich  biefe  SBurjel,  welche  al5  ©emüfe  unb  als  ©alat 
»erfpeifl  roirb. 

fimtifs,  JtermeSbeeren,  Scharlachbeeren,  un* 
cc^te  Cochenille,  fjeijjen  bie  SBeibchen  einer  ©cbilbtauS» 
ort,  welche  getroefnet  roegen  beS  in  ihnen  enthaltenen  garbe» 
floffS  in  ben  Jfranbtl  fommen.  DaS  SRännchen  biefeS  3n« 
fefts  hat  golbgelbe  glügcl,  jwei  lange  Sübüjomer,  fedjS 
güße  unb  einen  gabelförmigen  ©chwanj,  wäbrcnb  baS  SBeib* 
4>en  ungeflügelt,  mit  einem  ©chilbe  bebeeft  ijl  unb  un« 
gefaxt  bie  ©röße  einer  (Erbfe  fyrt.  3m  fübl  (Europa  unb 
in  ber  Beoante  pflegen  fte  auf  ben  ©tattern  ber  ©teineiefce 
)U  fifecn  unb  hier,  namentlich  im  fübl.  granfreich,  pflegt 
man  bie  trächtigen  SBeibdvn  ju  fammeln,  mit  Gfjlgbampf 
ju  t6bten  unb  enblich  ju  troefnen.  ©ie  erfchtinen  nun  als 
runbe,  leichte  Jt6mer  ober  ©eeren  oon  angenehmem  ©eruch 
unb  bitterm,  flechenbem  ©efehmaef.  Der  garbefloff  beS  Äer> 
meS  gleicht  fafl  ganj  bem  ber  ßochentUe,  fmbet  fi<h  jeboth  in 
weit  geringerer  2)lenge  alS  bei  biefer.  —  Der  poln.  Äer» 
meS,  auch  3ohonni§b(ut  ober  beutfehe  Cochenille 

!|enannt,  ifl  eine  anbere  in  $olen  unb  Deutfchlanb  auf  »er» 
chiebenen  $flanjen  (ebenbe  ©chilblauS.  (Cgi.  GactuS.)  — 
Durch  Jtochen  be5  JtermeS  mit  weinfteinhaltigem  SBaffcr  unb 
Slieberfchlagung  mit  2Haun  unb  $otafche  gewinnt  man  ben 
JtermeSlacf.  —  «Wineralifcher  ÄermeS  ober  Jtar* 
thiuferpulber  nennt  man  auf.naffem  SSege  beretteten, 
fctjr  fein  jcrthetlten  ©chwefelfpießglanj,  welcher  ein  braun-- 
rotheS,  alimalig  hellbraun  werbenbeS,  geruch*  unb  gefdjmacf» 
tofeS  $ul»er  bitbet  unb  in  ber  SRebicin,  befonberS  als  »rech» 
mittel,  angewenbet  wirb. 

fternbfteeer  (bie)  fmb  eine  ©attung  ber  fperlingartigen 
ßogel,  welche  ftcr)  burch  einen  fiumpfen,  an  ber  SBurjel 
fehr  bkfen  ©chnabel  auSjeicbnen,  mit  welchem  fie  harte 
Äerne  leicht  xu  jerbeißen  t>erm6gen.  ©ie  leben  gefellig  unb 
hoben  jum  art;et[  einen  nicht  unangenehmen  ©efang.  Der 
gemeine  Jternbeißet,  auch  Jtirfchfinf  genannt,  ifl 
grau  mit  fchwarjer  Jtehle  unb  einem  weißen  £luerflecf  auf 
b«n  glügeln.  SRan  pnbet  ihn  in  bem  mittlem  (Europa,  wo 
er  nicht  feiten  in  ben  Äirfchbaumpflünjungen  ©ct/aben  an» 
richtet,  inbem  er  ben  jtirfchfernen  nachgeht.  (Er  r)at  ein 
wohlfchmecfenbee  gleifch  unb  wirb  feinet,  übrigens  nicht  eben 
ausgezeichneten  ©efangeS  wegen  auch  im  {Bauer  gehalten. 
—  SRerfwürbig  ifl  ber  gefellige  Aernbeißer  wegen 
ber  eigentümlichen  Tfrt,  in  welcher  tiefe  in  großen  ©efta« 
ren  jufammenlebenben  836gel  ihre  Hefter  anbauen.  Derfelbe 
ifl  olwenbraun  mit  fcbroarjltchem  Jtopfe  unb  glügeln  unb 
unten  gelblich,  unb  lebt  im  innern  Xfafa.  Die  Xbbilbung 
jeigt  bie  Xrt,  in  welcher  biefe  Slnerchen  ihre  Sehaufung  an» 
legen,  ©ie  machen  nämlich  auS  ©raS  eine  große  Decfe, 
welche  »on  hin  iBaumäften  feflgehalten  wirb  unb  legen  un» 
tet  biefer  »or  {Regen  fichernben  Decfe  einjeln  ober  bicht  n^ 
beneinanber,  wol  auch  übereinanber,  bie  Meinen,  immer  nur 
für  ein  $aar  befiimmten  9te(ier  an,  beren  iebeS  feinen  eig* 
nen  (Eingang  hat.   3«weilen  haben  abtr  auch  mehre  über« 


einanberfiegenbe  9cefler  einen  jemdnfchaftlichen  (Eingang.  > 
bem  abgebilbeten  ©aume  fanb  man  bei  ndhmr  Untere 


chung  nicht  weniger  als  320  bewohnte  ÜRefier.  —  Betamu 
2trtert  ber  Kernbeißer  finb  ber  ©impel  (f.  b.)  unb  it 
Jtreujfchnabel  (f.  b.). 

firttfnrfrfjnung  ifl  eine  Rechnungsart,  burch  Ntife 
nach  einer  gewiffen  9?eget,  ber  Jtettenregel,  baS  (imSt 
fannfe)  »erhältniß  jweier  ©rößen  gefunben  wirb,  wenn  H 
weiß,  wie  biefe  ©r6ßen  ftch  ju  anbern  ©roßen  unb  w 
wieberum  biefe  untereinanber  fich  »tt^alttn.  Dabei  yifei 
man  einen  eignen  Xnfah,  ben  fogenannten  ÄettenfaJ,  u 
bie  Rechnung  ftch  J«  erleichtern.  )U  machen,  ©efe^t, 
woUe  wiffen ,  welches  SBerhältniß  jwifchen  fein  Silber 
fein  ©olb  flattfinbet  unb  man  wtffe,  baß  l  3Rarf  Str. 
fein  fo  viel  wie  21  ©ulben  9>r.  ifl,  baß  ferner  3  ©ufttnF 

2  SThaler,  öVt  SChaler  1  griebrt'chSbor,  35  griebrieb««  1 
«Warf  ©olb  »u  21*/i  Äar.  unb  24  SRarf  ©olb  ju  2^ 
enblich  21*/»  »Warf  ©olb  fein  geben.  Slun  maa>t  man  bo 
Xnfag  fo,  baß  man  mit  ber  erflen  ©eflimmung  «on  6t!bn 
fein  anfingt  unb  bann  bie  folgenben  JBeftimmungen  (tco 
jebe  aus  jwei  ©liebern  befleht)  fo  untereinanberfett  baß  v> 
beS  erfle  ©lieb  einer  ©eflimmung  bem  {weiten  ©liebt  bc 
junichfl  oorhergehenben  entfpricht  hiernach  hat  ®in  ^ 
genben  Jtettenfa^: 

1  SRarf  ©Über  fein      s*  2t  ©ulben  $rv 

3  ©ulben  $r.  =  2  ZW«, 

ö'/t  ZW**  =  1  SrtebrichSbor, 

35  griebrichSbor  =  i  «Warf  ©olb  }U  21*>  Jtit 

24  «Karf  ©olb  ju  21%  =  21V»  9Rarf  ©olb  fäit 
Um  ftch  bi<  {Rechnung  ju  erleichtern,  fucht  man  je  jwei  3-"-1 
len  ber  beiben  ©lieber  «ßolumnen  gegeneinanber  aäfwbcbs 
b.  h-  wan  fteht,  ob  fich  jwei  3ahlen,  t>on  benen  bit  «® 
rechts,  bie  anbere  linfS  fleht,  mit  berfelben  3abl  biribitc 
laffen,  unb  fefet,  wenn  biefe«  möglich  »,  ftatt  ber  greyrn 
3ah'«n  bie  ?(einern,  welche,  mit  bem  gemeinfcbaftlitb« 
multiplicirt,  iene  geben.    (Enblich  werben  aDe  ä^a  w 


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Ketzer  5 

Solunmcn  rtt&tt  u nb  «benfo  alle  3ablen  bct  Gotumnen  UnB 
nttcinanber  muCttpUcirt  unb  för  bie  fo  gefunbenen  «probucte 
sieb«  gemeinfcbaftliche  gactoren  gefugt,  um  <m  i^re  ©teile 
Heinere  Labien  ju  befommen.  '2t u f  biefe  SBeife  eriiält  man 
n  unferm  JBeifpiel  bie  3ablen  198  unb  13  unb  man  wei§ 
uut,  bog  198  «Warf  ©über  fein  fo  viel  finb  wie  13  «Warf 
Selb  fein.  3|t  ber  Xnfafe  in  ber  angeführten  Ärt  gemalt 
rcorben,  fo  bat  man  eine  ungefchloffene  Jtette,  weilba* 
e^te  ©lieb  ber  ganzen  Äette  mit  bem  erflen  ©liebe  berfel» 
nn  nicht  gleichnamig  ift;  wäre  biefe*  bagegen  bei  gall,  fo 
jatte  man  eine  gefaxt  offene  Jtette.  S8ei  biefer  flellt  man 
He  ju  wfenbe  graae  an  bie  ©pifcc :  tote  »iel  Warf  (Silber 
ein  ftnb  1  SWarf  ©olb  fein?  hierbei  wirb  bie  noch  unbe* 
'annte  ©rofie  (ber  Hnjabl  STOarf  ©Über  fein,  welche  1  «Warf 
Solb  entfprechen)  »orlduftg  mit  x  bejetchnet.  Sann  erbdlt 
XI  Hnfaft  foloenbe  ©eftalt: 

x  «Warf  ©über  fein  =  1  «Warf  ©olb  fein, 
217»  ÜRarf  ©olb  fein  =  24  SWarf  ©olb  ju  21%, 
1  «Warf  ©olb  ju  21*/»  =  35  griebrichSbor, 

1  griebrichSbor        =  5'/»  iKbaler, 

2  Sbaler  ==  3  ©ulben, 

21  ©ulben  «pr.  =»  1  «Warf  ©übet  fein. 
§ier  ftnb  ba*  erfre  unb  ba«  le^te  ©lieb  bet  ganjen  Jtette 
ileicbnamig.  Sa*  Verfahren  ift  wie  »erber,  nur  bo»j  man 
)ie  «JKultiplication  mit  x  in  ber  Golumnt  linf*  nicht  au** 
übnn  fann.  «JWan  erfierjt  enbtich,  baß  13.  x  =  198  ober 
v.  b.  x  =  b.  b-  mi*  SRarf  ©ilbtr  fein  finb  fo  »iel 
t>ie  1  «JRarf  ©olb  fein. 

ftetjer  ober  «fjdretifer  Reifen  nach  bem  ftrc^ltd^ert 
Sprachgebrauch«  alle  Sie,  welche  von  ber  als  rerbtgldubig 
mrrfannten  £e$re{  befonber«  in  ben  $auptartif ein ,  abwei* 
ben  unb  nach  rotflfurlic^er  9Sar)I  eigne  fielen  auffallen. 
Rath  biefer  IBebeutung  be*  SBort«  bat  jebe  Weligion*partei, 
saben  bie  Suben  wie  bie  «Wobammebaner  tf)re  Jtefcer  gebabt 
mb  felbft  ba«  ßbrifimtbum  erfcheint  in  feinem  erften  <Snt» 
ieben  al«  eine  Jtefcerei  b«8  Sfubentbum*.  3n  ber  rhrifllichen 
£ira)e  mußten  girier)  anfangs  Jtefcereien  enrftebin  bnrtt)  ba« 
foweichenbe  ber  religiöfen  Senfungöweife,  an  ber  Suben 
mb  Reiben,  auch  naehbem  fie  Gl>riflcn  geworben  waren, 
beilweife  noch  feftbielten.  3e  mebr  aber  ba«  ßbriftentbum 
i  ba*  3 "ten  unb  £>eibentbum  jurücfjufallen  breite,  um 
o  eifriger  würbe  ba«  ©rreben,  baffelbe  gegen  biefe  ©efafyr 
D  bewehren,  ©o  enrjlanb  im  beftigen  Jtampfe  mit  frem* 
w  8ebren  unb  «Weinungen,  beren  Anbdnger  bie  jablreicr)en 
fofcerfamiiien  ber  erflen  cbrifUicben  Sab* bunterte  bttben,  bie 
:ttc  einer  rerhtgldubigen  Jtirrhe,  bie,  nacht  cm  fte  bie  6f; 
entließe  2Cnerfennung  beS  ©taatä  erlangt  batte,  eine  ©laiu 
>enSgefe6aebung  würbe  unb  unter  ibrem  ©d>iuje  jeben  SBU 
Yrfprucr)  gegen  bie  eigne  Unfeblbarfeit  in  ©lauben^fadjen 
jnterbrurf te.  «Bie  fi$  »on  je^t  an  bie  3abl  ber  Stt^tt  oer* 
ingerte,  fo  dnberten  ft'd>  aud>  bie  «Wagregeln,  bie  man  bi&* 
»et  gegen  fte  beobachtete.  Ratten  bit  Jtpojlel  bie  ©laubiaen 
rmuntert,  für  bie  Srrenben  ju  beten,  war  ti  ben  Gr>riftert 
^e$  2.  unb  3.  %\kr\).  genug,  bie  geinte  ber  Sltjbrfceit  ux 
i^ner  ©träfe  unb  Änberer  SBarnung  auf  eine  feierliche  SBeife 

it)rer  @<meinfcr)aft  auSjufciliegen  unb.  wenn  fie  in  bit> 
elbe  wieber  aufgenommen  ju  werben  wunfrjten,  biefelben 
iner  fhengen  »ufe^ju  unterwerfen,  fo  »erfielen  ieftt  bie 


Äe&er  ben  ©efefeen  be8  ©taat«,  bie  ibnen  iBeft^tbum  unb 
(5bre  raubten  unb  fie  be«  jßürgerrecht«  eerlujiig  erfldrten. 
Der  erjte  Äefeer,  beffen  ©lut  nach  förmlicher  rrcf>t[t£f>ex 
(Sntfcheibung  oergoffen  würbe,  war  ber  386  bingeri$tete 
«prigciUian.  SBenn  bie  Unwiffenbeit  be6  «Wittelalter«  für 
bie  geizige  ^bdtigfeit  ber  Äcfeer  nicht  günjtig  war,  fo  batte 
boer)  bie  Äirdie  auf  fte  ein  wachfameS  Xuge  unb  felbfl  ber 
Wubm  eined  Ttbdlarb  (f.  b.)  burfte  ftCt)  nicht  unge* 
firaft  über  bie  Äirdbenlefire  erbeben.  Sie  grpcnfivrfiliche  Wich« 
tung  ber  Äat barer  (f.  b,),  wouon  baö  SBort  Äeö«  ^9«* 
leitet  wirb,  unb  ber  Slbigenfer  unb  SBalbenfer  (f.  b.) 
im  12.  unb  13.  3abrb>  fubrtrn  enblich  bie  Jtirrhe  in  tr)rcr 
felbjlangeeigneten  ©laubenSunfeblbarfeit  jur  ßrfinbungj  ber 
Äe|ergerichte  ober  Snquifition  (f.  b.),  womit  bie  religi6fe 
Unbulbfamfeit  jugleicb  auf§  b^fre  unb  betrubenbjte  gefleU 
gert  würbe,  »bfehon  bie  «Protefianten  unb  Weformirten 
bierin  milbern  ©runbfdfcen  folgten,  fo  bat  eS  boch  auch  un« 
ter  ibnen  nicht  an  Äußerungen  etnrS  glek^  verwerflichen  9tt* 
ligtonöeiferS  gefeblt,  wie  bie*  ©eroefg  (f.  öaloin)  unb 
Grell'*  (f.  b.)  Einrichtung  genugfam  beweifl.  @r(}  mit 
bem  gortfehreiten  ber  3tujfldrung,  welche  freilich  auf  ber  an» 
bem  ©eite  auch  oft  ©leichgültigfeit  gegen  alle  Weligion  mit 
ffch  füb^rt,  bat  ber  Äcfcerbaf  feine  ^Jlat^t  m  ben  ©emötbern 
eerloren  unb  e«  gilt  mit  Weeht  al*  ein  3«ifhen  mangelnber 
ßinftcht  in  ba8  SBefen  ber  chriftlichen  Weligion,  wenn  fte 
ftott  berffebe,  bie  fie  gegen  alle  «Wenfcben  empfteblt, 'bie  eig« 
nen  ©lauben^genoffen^a«  ^ff<n  «nt>  4"  »erfolgen  lebren  foU. 

Äeucljrjuetm,  ©tid^uflen,  blauer  »fjujren,  ßfel«. 
r)uften  wirb  eine  faß  immer  nur  Jtinber,  bArbfr  feiten  @r< 
warhfene  befaOenbe  jtranfbeit  genannt,  bie  man  erff  feit 
Anfang  bes  15.  3^rb.  ndfjer  fennen  gelernt  bat  unb  in  pt* 
riobifcb,  ieboch  » u  unbefHmmten  Seiten  wiebetfebrenben,  t  urd? 
gan}  freie  3wifchenrdume  unterbrochenen,  frampfbaften  >«pu< 
jtenanfdUen  befielt,  bie  mit  einem  febr  gejogenen  ©natb* 
men,  welche«  einen  bem  CrfetSgefchrei  ähnlichen  2on  »erur* 
facht,  ju  beginnen  unb  meijl  mit  ©rbrechen  ju  enbigen  pfle* 
gen.  Sie  Jtrantheit  fdngt  ganj  wie  ein  gew6bnlirher  3t a» 
tarrb  (f.  b.)  mit  einem  troefenen,  bellt inenben  -puffen  an, 
ber  befonber*  gegen  ttbcnb  junimmt,  t>on  einem  leichten  gie* 
ber  begleitet  wirb  unb  in  btefer  Zrt  3 — *  foge  bauert,  oft 
aber  auch  «Bochen  lang  anbdlt.  Siefer  Ruften  nimmt  aU* 
mdlig  einen  nervifen  v&barafter  an.  (Er  (teilt  ft db  anfalle« 
weife  ein,  beginnt  mit  bem  frhon  erwdbnten  ßinatbmen,  auf 
ba«  frhnett  binteretnanbet  5—6  furj  unb  geOenb  abgeflogene 
Äu«atbmungen  folgen,  worauf  bie  (Sinatbmung  ftch  in  gleU 
eher,  aber  rtoch  qudlenberer  Yrt  wieberbolt,  bi«  abermaul 
mebre  ftafjweife  erfolgenbe  Xu«atbmungen  ben  XnfaQ  been* 
bigen.  Ser  eintritt  biefer  ÄnfdOe,  bie  immer  pl6ßlich  fom« 
men,  verrät b  ftch  »"t  f leinen  Äranfert  burrh  eine  Cmpftru 
bung  von  Äitjel  ober  Srud  in  ber  Sufrrohre  ober  «jßageru 
gegenb  unb  ein  dngfiliche«  jßorgefübl,  welche«  fte  oeranlaßt, 
fieb  aufjuriebten  unb  nach  einem  feften  ©tüftpunfte  für  ben 
ßberf 6rper  unuufer)en.  Wimmt  nun  ba«  «ßuflen  feinen  TLn» 
fang,  fo  gerat  ben  fafi  alle  «Wu«feln  in  eine  jitternbe  ober 
juefenbe  ^Bewegung,  ba«  ©ejTcbt  fdrbt  ftet)  tunfei  t  ober 
blaurotb,  cbenfo  bie  Sippen,  bie  Äugen  beginnen  ju  tbr einen 
unb  werben  b«r»orgetrieben,  ber  «Pul«  wirb  bduftg,  flein 
unb  Iwrt.  wol  auch  utternb,  -f>dnbe  unbgüfie  erfalten.  bie 

"I  I  * 


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•baut  bettelt  fich  mit  einem  fiebrigen  Schweife,  Unit  unb 
Äotfc  geben  unwillfürlicb  ab,  ber  immer  qualvoller  werbenbc 
£ufttn  entleert  b6cb|Jen$  etwas  Schleim  aus  ber  2uftr6bre, 
juweilen  gar  niebre-  unb  enbet  meifl  unter  ßrbreeben  ober 
mbem  ©lut  auS  SWunb  unb  Nafe  fornmt.  Nach  ©eenbU 
gung  eined  folgen  XnfaUS,  ber  eine  bis  brei  ober  vier  SD?i= 
nuten  ju  bauern  pflegt,  »einen  *war  bie  Äinber  noch  einige 
3eit  unb  fühlen  jtch  etwas  erfebopft,  febren  aber  halb  wie* 
ber  }.u  ihren  Spielen  jurücf  ober  »erlangen  wol  auch  ju  efs 
fen  ober  ju  trinfen.  dergleichen  Xnfaüe  treten  oft  ohne 
alle  befonbere  SJeranlaffung  ein,  »erben  aber  auch  oft  burch 
©emütbSbcmegungen,  heftiges  Schreien  unb  Sachen  unb  ber* 
gleiten  beroorgerufen,  finben  im  Anfange  nur  einige  SOJale 
beS  SageS  flatt,  »erben  inbefj  nach  unb  nach  immer  bdufts 
ger  unb  anfrrengenber,  fobaß  fie  auf  ber  £6be  ber  Jtranfs 
beit  alle  halbe  Stunben  ftch  einftellenf  unb  beroirfen  enblicb, 
bafj  ftch  bie  -Äranfen  auch  in  ben  3n>ifcben$<ttcn  unwohl  unb 
erfchopft  fühlen.  diefer  3eitraum  beS  JteucbhuflenS,  weis 
eher  ber  frampfhafte,  conoulfioifcbe  genannt  wirb, 
bauert  gewöhnlich  brei  bis  vier  SBocben,  oft  noch  langer, 
bis  ber  Ruften  aHmdlig  »eniger  qudlenb,  mehr  feucht  unb 
löfenb  wirb  unb  bie  ganje  Jtranfbeit  unter  reichlichem  2tuSs 
»urfe  eine6  wetf}gelblicben  ober  grüngelblicbeii  tacble imS,  fos 
wie  unter  allgemeinen  erleicbtemben  Scbroeifien  in  ©enrfung 
ober  in  anbere  jtranfbeiten  ubergeht,  der  Äeucbbultm  berrfcht 
meift  epibemifch  unb  entwicfelt  juweilen  einen  ÄnftecfungS; 
floff ,  ber  feine  Ausbreitung  nur  noch  mehr  begünjtigt.  äm 
bdufigpen  beobachtet  man  ihn  in  ben  fpdtern  SBintrrmonas 
ten  unb  im  grublinge,  juweilen  im  ©efolge  »on  ^oefetu 
unb  SBaferneptbemien,  »orjüglicb  bei  Äinbern,  bie  fchon  frü* 
her  an  anbem  Ainbers  ober  Sungenfranf beiten,  .Katarrhen 
ober  Nrrvenübeln  litten.  Cr  befallt  in  ber  Negel  nur  ein* 
mal  im  geben.  Bange  Dauer,  gro§e  ^eftigfeit  ber  Äranfs 
heit,  fowie  fcbwdcblicbe,  nert>6fe  äorperconftitution  unb  uns 
gewöhnliche  SJoblbeleibtheit  ber  befallenen  .Hinter  (äffen  üble 
tfuSgange  befürchten,  alS  welche  man  bisher  Scbwtnbfucbt, 
'äb Ehrung,  ©cbirnbählenwafferfucbt  unb  bleibenbe  Cngbrüs 
jtigfeit  beobachtet  bat,  ja  juweilen  t6btet  baS  Übel  wol  auch 
burch  (Erflicfung,  fBlurfhirj,  (Schlagflug,  bie  bann  wdbrenb 
etneS  XnfallS  eintreten.  JBiel  fommt  übrigens  auf  ben  (Ibas 
rafter  ber  eben  henfdjenben  6»tbemte  an,  ob  biefer  guts 
ober  biSartig  ijt.  «NdjKgeS  SBarmbalten,  Sicherung  »or 
nachtheiligen  SBitterungBrmflitffen  in  auch  tei  bem  «euebs 
buften  wie  hei  bem  Äatanb  baS  bejle  »erhalten,  waS  man 
in  bidtetifcher  $inficbt  beobachten  fann. 

flljaliffn  «nb  Äbalifat.  Stach  ÜBobammeb'S  SEobe 
ging  bie  £rrrfcbaft  über  bie  ©Idubigeu  an  SNdnnet  über, 
bie  uiqicicb  politifcbe  -benfebeT  unb  hohe  ^rieftcr  beS  neuen 
©laubenS  waren,  unb  als  Nachfolger  unb  Statthalter  bcS 
Propheten  ben  Warnen  Äbalifen  führten,  die  äBefcnner 
beS  ÜJSSlam  breiteten  ihren  ©lauben  nicht  etwa  wie  bie  erfreu 
Gbriften  in  frieblicher  SBeife  auS,  fonbem  mit  geuer  unb 
Schwert;  fte  brangen  ihre  Sieligion  anbern  SJ6lfern  auf, 
waren  in  ben  Ärieaen,  in  welche  fie  wrwicfelt  würben, 
fiegreich,  machten,  «idei  »or  fieb  nieberwerfenb ,  (Eroberung 
auf  Eroberung,  unb  grünbeten  binnen  tur,er  3eit  ein  Weich, 
»elcheS  w>n  ben  ^prenden  bis  )u  ben  ©renjen  3nbicnS 
reichte,  ba«  Ähalif at.  ©leicb  nach  beS  Propheten  Sobe 
entflanb  unter  feinen  2tnh<Jngern  ©freit  über  bie  Nachfolge; 


Ejcfcba,  eine  ton  iDrohammeb'S  SBitwrn,  brachte  eS  bmc 
ihren  ©nflug  bahin,  baß  Äli,  beS,  Propheten  Ob** 
w>n  berfelben  auSgcfchloffen  unb  «Wobammeb'S  &<brn?. 
geroater,  Xbubefr,  633  n.  Gbr.  ^balif  würbe.  Seim 
gelbherren  burchjogen  alleS  Sanb  wm  2igriS  unb  öirptr- 
biS  jum  mittelldnbifchcn  Wletxt.    Nach  ^bubtfr's  Ztt< 
würbe  Uli  jum  jweiten  SKale  übergangen  unb  Cmar,  untn 
bem  bie  'Araber  Kippten  unb  f)a[dßma  bcjwanaen,  uin 
Surften  ber  ©Idubigen,  ©mir  al  5Rumenin,  erforen,  M4. 
Unter  feinem  Nachfolger  ßthman,  643—654,  ^ufte  au* 
9>erfien  fich  »or  ber  Sapferfcit  ber  fanatifchen  SRohammeti 
ner  beugen,  welche  jugleich  in  Äfrifa  bis  an  bie  ©iulm 
beS  $erculcS  »orbrangen,  glotten  bemannten  unb  Coren 
unb  NhobuS  verheerten.    (Snblich  gelangte  %li,  nachher, 
äDthman  654  ermorbet  worben  »ar,  jum  Ähaltfate,  onfc 
eine  mohammtbanifche  ©ehe,  bie  «Schiiten,  welche  befontni 
in  Werften  jahlreich  ifl,  erfennt  ihn,  mit  Übergebung  'Ar.; 
befr'S,  jDmar'S  unb  CXhman'S,  für  ben  erffen  rechtmd^er: 
Nachfolger  beS  Propheten  an,  boreifi  ihn  auch  aarr. 
felbe  Ehrfurcht  wie  biefem  fclb^.  doch  hatte  er  »on 
fang  an  mit  einer  Wenge  »on  ©egnern  ju  fdmpfen,  unb  ter 
märt  tiefte  unter  benfelben,  3Roa»ijah,  ber  ftch  in  Serif o. 
^gppten  unb  einem  2heile  ÄrabienS  gegen  ihn  bebaupteie 
warb,  nach  Bli'S  (Srmorbung,  660,  jum  gurflen  ber  ©Lb 
bigen  erhoben,  unb  wdhlte  damaScuS  W  feiner  ^ureft;:: 
9Rit  ihm  beginnen  bie  .yerrfeber  ber  berühmten  ommatah- 
fchen  dpnaffie,  unter  benen  bie  Araber  ^leinaften  binaV 
jogen,  669  Jtonflantinopel  belagerten,  2urfeftan  beimfui 
ten  unb  Äborafan  bejwangen.    3h"  ©äffen  würben  nrf 
weit  furchtbarer  gewefen  fein,  wenn  fte  nicht  uneinig  untn 
fich  felbft  geworben  waren,  unb  ihre  Jtrdfte  jerfplittert  h»innL 
6r|t  2fbbalmeleF,  ber  684  —705  regierte,  vereinigte  trie- 
bet alle  «Sldtnme  ui  gemeinfamen  83eftrebungen,  unb  unui 
feinem  Sohne  SBaüb  l.  würbe  GbowareSmien,  Surffceji^ 
©alatien  unb  Spanien  erobert.  Soliman,  SSalib'S  Sittts 
unb  Nachfolger,  belagerte  Äonflantinopel,  baS  fich  mh^ci!« 
beS  grireb.  Seuerff  »ertheibigte,  »ergeblich.  Sßdhrenb  bie  %is> 
her  einerfeitS  auf  ber  Sübfeite  beS  JtaufafuS  ©eorc^ten  h 
festen,  brangen  anbererfeitS  ihre  .beere  »on  Spamen  Ml 
über  bie  Brenden  in  Sranfreicb  ein  unb  bebrobeten 
ganje  JCbenblanb.  3Cber  hier  fliegen  fte  nicht  auf  entnm* 
©riechen,  ober  ein  burch  innere  3wifte  jerrütteteS  »olf.tr:* 
bie  SBeftgotben  in  Spanien,  fontern  auf  bie  tapfern  ?r  ■ 
fen,  welche  unter  Jtarl  TlaneU  burch  bie  Schlachten  ir. 
SourS  732  unb  hei  Narbonne  736  ihrem  weitem  öorbrn 
gen  ein  3iel  fehten.   damals  hatte  aber  baS  Neich  ber  jtba> 
lifen  feine  gräfjte  ÄuSbchnnng  eneicht,  alS  mit  ÜRerwan  H-, 
ber  752  fiarb,  bie  dpnaftie  ber  Ommaiaben  ju  Snbe  ging 
unb  bie  «^errfchaft  an  bie  XbaHiben  fam.   3öier  gleich  hjä 
biefem  &reigniffe  ging  Spanien  für  baS  Ähalifirt  Bttlerm 
weil  2fbborrahman,  ein  £>mmaiabe,  fich  ton  bemfelben  unae 
hdngig  machte,  unb  Spanien,  »on  feiner  Strftbenj  ßortoN 
auS,  felbftdnbig  regierte.  3nbe|fen  erhob  ftch  baS  Jlbui"'- 
unter  ben  2tbaffiben  ju  feinem  bicbflen  Ölanj  unb  9iute 
unter  Äbu  ©iafar,  genannt  Äl  SRanfot,  b.  h-  bet  ©ff 
reiche,  würbe  ein  großer  Uhcii  JtleinaftenS  unb  Xnnetne: 
erobert;  er  erbauete  764  eine  neue  >&auptf!abt,  S5agbab  ff 
SigriS.   Unter  ihm  unb  fernem  Nachfolger  vbarun  al  Sf 
febib,  b.  h-  bem  ©erechten,  einem  3«tgeno|Jcn  Ärrl  W 
©ropen,  benn  er  regierte  »on  786— 809,  erhoben  R 


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Hünfte  unb  2BijTcnfcbaften  unter  ben  Erobern  ui  einer  bo* 
>en  SJlüte  5  rt  würben  Stdbte  gegrünbet,  prächtige  ^oldjre 
mb  großartige  SBafferleitungen  gebauet,  ©arten  angelegt-; 
>ie  fielen  gabrifen  in  ben  gewerbfamen  Stdbten  lieferten 
Baaren,  wie  fie  bog  $rijtli$e  Hbenblanb  nicht  gu  erzeugen 
>ermochte;  bie  ©e»6lferung  jtieg  allenthalben  unb  erhielt 
n  aablreicben  Schulen  jwecfmdßigen  Unterricht.  2>amalS 
lanben  bie  Araber  aufber  hec&iim  öwilifation$jrufe,  welche 
te  überhaupt  jemals  erreicht  haben,  ©abureb,,  baß  $atwi 
ein  Neid)  unter  feine  brei  Sohne  tbeilte,  »cvlnr  baS  &t)cn 
ifat  an  (Smbeit  unb  Äraft;  gwar  f>errfd)te  2t  l  2Ramun  von 

i.: — 833  allein,  aber  er  war  ma)t  ftarf  genug,  bie  ein: 
einen  ftinber,  welche  politifd)  vom  Äbalifat  unabhängig  ju 
»erben  (hebten,  im  ©ehorfam  -u  erhalten;  auch  war  baS 
Keicb,  ju  groß  unb  auS  ju  »ielen  »erfchictenartigen  SJeftanb* 
feilen  }ufammengefe|t,  als  baß  beffen  einbeit  auf  bie  Stauer 

attc  aufregt  erhalten  werben  fönnen.  Schon  um  baS  3abr 
$00  hatten  bie  Xglabiben  in  SuniS,  unb  ba(b  barauf  bie 
Sbriftben  in  gej  felbftdnbige  Neicbe  gegrünbet;  Äboraffan 
»arb  unter  ben  Sbaheriben  unabhängig,  ju  berfelben  Seit, 
il$  bie  einzelnen  NeligionSfeften,  welche  fich  im  Schoofj. 
>eS  3$lam  gebilbet  Ratten,  einanber  mtt  wütbenbem  »dafte 
verfolgten,  ©och,  würben  bamalS  Sicilien  imb  Sarbtnien 
jon  ben  Arabern  erobert  unb  bis  gegen  bie  SNitte  beS  11. 
Jahrb.  behauptet.  Sie  SNactit  beS  x^alifen  war  alfo  U* 
■eitS  gefchwdcht,  unb  würbe  e$  noch  mehr,  als  unter  «öa* 
.un'S  brittem  Sohne,  9Rotaffem  Jöitlab,  bie  rurfifd^en  <S6lb; 
ler,  welche  bie  8eibwache  beS  itbalifen  bilbeten,  nach  beffen 
lobe  Jt$  bie  SBabl  beS  Nachfolgers  anmaßten,  etwa  wie 
»ormalS  bie  9>rdtarianer  röm.  Smperatoren  wdblten.  Unb 
:a  außerbem  biefe  Surfen  balb  untereinanber  in  gebben 
^rrietben,  fo  entjlanben  Unorbnungen  aller  2Trt.  Siefen  jer* 
rütteten  3ufianb  benufcten  einjelne  3fro»injen,  um  fid^  »om 
üerbanbe  mit  bem  Äbalifate  abjulofen.  3m  3.  873  folgte  m 
Rhoraffan  auf  bie  ©pnafKe  ber  Sbaheriben  bieber  Soffariben; 
*77  würben  unter  Bcbrneb,  Sulun'S  Sohn,  einem  Surfen 
unb  Stifter  ber  Suluniben,  welche  bis  905  b,errf*ten,  'Ägy- 
pten unb  Sprien  felbftdnbig;  unter  «Koftabar  SiUab,  909 
—931,  fanf  baS  2lnfeben  wie  bie  9Racbt  ber  Ähalifen  im* 
mer  tiefer;  'äbu  SRohammeb  jDbeiballab  ffünte  in  SuniS  bie 
Äglabiben  unb  warb  ©rünber  ber  gatinjiben;  ra  Werften 
.v uv ben  umS  3<»ht  925  bie  Suiten  mächtig,  in  einem 
I heile  Arabiens  bie  fe|crit"rben  .Harmaircn ,  in  *Nefopot& 
mien  bie  £amabamiten  unb  in  %?pten  erhoben  bie  ÄffchU 
biten  itft  |>aupt.  ßnbli^  erfcob  fid(>  ber  iöefeblSb.aber  ber 
öeere  be§.  Ähalifen  jum  (Smir  al  jDmrab,,  b.  b..  jum  S5es 
fehl*b>Jber  ber  ffiefeblSbaber;  er  befaß  bab,er  alle  wirflit^e 
©ewalt,  wetyrenb  ^  jt^alif,  ber  eigentliche  Nachfolger  be« 
|hoph<ten,  jum  bloßen  v&obenpriefter  herabfanf.  3(16  folgen 
erfamtten  ihn  auch  Seherrfcher  ber  unabhängig  geworben 
nen  fhooinjen  «n,  feine*n>eg8  aber  alö  weltlichen  Uberherrn. 
3m  3. 969  unterwarf  ein  gatimibe,  5Wo«lebbin=2(llah,  tfgpp» 
ten  unb  erbaute  Äairo;  «Kacbmub,  gürft  »»n  ©ajna,  fttftrte 
•)98  in  Ähoraffan  bie  £>pnafh'e  ber  ©auieoiben,  welche  aber 
fchon  1030  »om  türfifdben  ©ultan  Sogrul  &eg  gefh*tr)t 
würbe.  2)iefer,  ein  gewaltiger  Ärieger,  unterwarf  bann 
ßhowareimien,  ba8  perf.  Sraf  unb  Georgien,  jog  1055 
ft'egreich  in  ©agbab  ein  unb  erfldrte  fid)  jum  gurfttn  ber 
©Idubigen.  2tifo  faß  nun  auf  bem  Stbrone  ber  ärabifehen 
Nachfolger  be*  ?)ropheten  ein  Surfe.  2fber  unter  Sogrul 


IBeg'6  Neffen,  2flp  ÄrSlan,  gelang  ti  mehren  turf.  gelb* 
herren,  ÄtabcfS  genannt,  fich  al«  felbjldnbige  JÖeherrfcher 
fleiner  Staaten,  namentlich  in  @»rien,  gegen  ben  Ähalifen 
ju  behaupten,  unb  fie  ftnb  ti,  mit  toten  bie  jtrcujfabrer 
gleich  ÄUf  ihrem  erflen  3uge  gufammenflicßen.  3n  ber  jweU 
ten  «^dlfte  beS  l'J.Sabrb.  fiürgte  ein  Selbfchucfe,  ©alabin, 
bie  gattmiben,  machte  fich  jum  Sultan  oon  Ägppten  unb 
fliftete  bie  DpnafHe  ber  'Äjubiben,  bie  erß  1250  ben  9Ra^ 
melucfen  erlag.  Hu  6nbe  beffelben  3ahrhunbert$  behaupteten 
feltfchucfifche  gurjien  ihr  Sieich  3fonium,  unb  brefet  türf. 
Stamm  i|t  eS,  bem  ba5  jefeiae  o£manifche  Neieh  (f.  b.) 
fein  dntfieben  »erbanft.  t)\t  mächtigen  chowarrtmifchen 
Sultane,  welche  auch  3Taf  erobert  hotten,  würben  1220 
»on  25fchingi8'Ähan'ö  Sohne,  Oftat,  bejwungen,  unb  1258 
fiel  »agbab  unter  bem  56.  Jtbalifen  «Ofotajem  in  bie  ©e= 
walt  ber  Mongolen,  ©er  Neffe  beffelben  floh 
pten,  warb  oon  ben  !Namelurfen  unterftu^t  unb  »ererbte 
bie  Äbalifenwürbe  auf  feine  Nachkommen.  25en  leiten  befs 
felben  brachten  bie  Surfen,  al«  biefe  1517  Ägppten  erobere 
ten,  nach  &önfiantitiope(,  fehieften  ihn  jeboch  fpdter  wieber 
in  feine  ^eimat,  wo  er  1538  jiarb.  Seit  tiefet  Seit 
machen  bie  oSmanifchen  Jtaifer  2lnfpruche  auf  bie  .Hhaiifen-- 
würbe,  alfo  auf  bie  geijHirhe  Öberberrfchaft  über  fdmratliche, 
«Nobammebaner;  boch  wirb  biefelbe  feineSwegS  »on  allen 
anerfannt,  namentlich  nicht  oon  ben  fcbjitifchen  Werfern. 

filjon  ifl  ein  SEitel,  welcher  ^errfcher  ober  gürfl  bejeich» 
net  unb  welchen  bie  ©ou»emeur3  perf.  ^Jrooinjen  unb  wol 
auch  anbere  »ornehme  ?)erfonen  führen,  ber  jeboa)  »orjugSs 
weife  bem  S3eherrfcher  ber  Sataren  ertheilt  wirb. 

fiibit3  (ber)  ifi  eine  ©attung  ber  Sumpfoogel,  welche 
fich  turch  einen  geraten ,  beinahe  walzenförmigen  Schnabel, 
(anggert|te  Nafenl6cher  unb  h»he  Sttm  auszeichnet.  £>tx 
Jlibife  bat  ziemlich  lange  Stelzbeine  mit  gehefteten  3ehen. 
Sie  Saumenjehe  ifi  \d<t  furj  unb  hinaufgerüeft.  Um  wich» 
tigfien  ifi  ber  gemeine  ober  gehaubte  Jttbt|,  welcher 


am  Äinterfopf  einen  wagerecht  fiehenben  geberbufeh  t>at. 
35er  geberbufeh,  Scheitel,  SorberbalS.  Jtehle  unb  ©rufi 
ftnb  gldnjenbfchwarj,  ber  Unterleib  unb  bie  Seiten  be3  Jöafc 
weiß,  bie  Detffebern  be«  ScbwanjeS  roflfarben,  ber  Schwanj 
felbfi  weiß  unb  febwarg,  ber  Nacfen  grau,  ber  ^interbalS, 
ber  2Kantel  unb  bie  Secffebern  ber  glügel  ftnb  bunfelgrün 
unb  brongefarben  gldngenb,  bie  Schwungfebtrn  fchwarg,  an 
ber  Spi|e  grau,  bie  ©eine  h«ßwthh^-    9R<m  ß[nbtt  ben 


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Miel 

JtttHfe  faft  in  allen  (Segenben  bet  gemäßigten  3one  von  ,<?u* 
ropa  unt  Apen,  namentlieb  aber  tn  $oQanb,  auf  feuchten 
SBiefen,  an  fumpfigen  Ufern  unb  auf  ben  gelbern.  dt  ift 
ein  3ugoogel  unb  bdlt  ftcb  in  Deutfcblanb  »om  War»  bis 
Ectober  auf.  Den  Kamen  bat  et  oon  feinem  eigentbümlt« 
eben  ©efebret,  welcfceS  er  bduftg  b^ren  Idfit.  &  bat  eine 
große  JBeweglicbfeit,  ift  Rüg  unb  febeu,  lauft  bebenb  mit 
oorgefrreeftem  £alfe  unb  gehobenen  glügetn  unb  fliegt  letebt. 
©eine  ipebe  betragt  ungefähr  12  3oU.  ©ein  9eeft  baut  ber 
Jlibtfe  auf  SBiefen  ober  ©ümpfen  unb  baS  SBeibcben  legt  in 
baffelbe  vier  große,  olioenfajbene,  braungeflecfte  Cirr.  Da 
biefe  fet)r  woblfcbmecfenb  fmb,  fo  »erben  fie  von  ben /Wen» 
fct)en  aufgefudbt  unb  weggenommen.  Gegen  Heinere  Spiere 
oertbeibigt  ftcb  ber  Äibt|  mutbig,  wobei  ihn  bie  anbern  in 
ber  9idbe  beftnblicben  Jtibifce  »u  #ülfe  eilen.  DaS  gleifeb 
berfelben  ift  nur  im  Jperbfl,  wo  biefe  &3ögel  febr  fett  wer* 
ben,  woblfcbmecfenb  unb  man  maebt  bann  mit  ©cblütgen 
unb  ©ebteßgewebren  3agb  auf  fie. 

jftifl  b«ft  ber  fürte,  auS  brei  ©rücfen  befteb/enbe  S3aU 
fen,  welcher  ben  unterften  Zbc\i  jebeS  ©cbiffeS  ausmacht, 
fobafj  er  in  ber  ganjen  AuSbebnung  beffelben  fieb  b»n* 
jiebt  unb  felbfr  jum  3ufammenbalt  unb  jur  flSefeftigung 
beS  ganjen  »aueS  bient.  £>ft  bebienen  jia>  Siebter  beS 
SBorteS  Jtiel  jur  JBejetcbnung  beS  gangen  ©cbiffS.  Jtie* 
len  beißt  biernaeb  ein  ©ebiff  mit  einem  neuen  Atel  auSrü« 
ften  ober  aueb  cd  fo  auf  bie  ©eite  legen,  baß  fein  Jtiel 
über  SBaffer  fommt  unb  man  AuSbefferungen  an  ibm  unb 
anbern  in  feiner  Stabe  gelegenen  SEbeilen  beS  ©cbiffS  not* 
nehmen  fann.  DiefeS  Umlegen  beS  ©cbiffS  wirb  auch  Atel» 
holen  genannt,  boeb  oerftebt  man  unter  bem  (entern  AuS* 
bruef  oorjugSweife  eine  gewiffe,  jefct  niebt  mehr  übliche  ©träfe, 
roelcbe  wegen  ibrer  fcebenSgefdbrliebfeit  für  roenig  gelinber 
als  JEobeSßrafe  galt,  ©ie  beffanb  im  Allgemeinen  barin, 
baß  man  ben  IBerbrecber  an  ben  güßen  mit  febweren  Jt6r* 
pern  oetaftete  uno  an  <öetie  petentgt  untertauchte  uno  Dann 
mit  £ulfe  ber  ©eile  unter  bem  Atel  beS  ©cbiffS  mebrmalS 
wegzog.  J&dufig  würbe  bei  biefer  Gelegenheit  bem  Cerur* 
tbetlten  am  Aiele  ber  Jtopf  jerfebmettert.  —  gür  ©ebiffer 
fagt  man  aueb  Jtielberr  unb  bie  Abgabe,  welche  ein©ct)tff 
jablen  muß,  wenn  eS  »um  erften  Wale  in  einem  #afen  cor 
Anter  gebt,  wirb  Jtielrecbt  genannt.  —  SBenn  ein  ©ebiff 
auf  bem  Weere  babin  fdfjrt,  fo  tbeilt  fein  Jtiel  baS  SBaffer 
unb  cS  entftebt  babureb  tjtntet  bem  ©ebiffe  im  Weerwaffer 
eine  gurebe,  in  wclcber  ber  SBellenfcblag  gemäßigter  ift.  3n 
biefem  fogenannten  Jttelwaffer  fahren  baber  bie  IBÖte  gern, 
inbem  fie  ftcb  ben  gr5ßern  ©ebiffen  anfcblteßen.  —  Äiel 
beißt  aueb  bei  ben  gebern  ber  SBogel  ber  ^auptflamm,  an 
welcbem  ju  beiben  ©eiten  Heinere  gebern,ff$en,  welcbe  ju« 
fammen  bie  Sahne  bilben.  2>ie  Jliete  ber  ©clnfefebem  wer« 
ben  befanntlicb  »um  ©ebreiben  gebraudbt  unb  baber  fagen 
woi  auep  Jviei  uoertjaupt  tut  ^coretDjeDer. 


ftiemen  ftnb  ben  flet«  ober  jum  Übeil  im  SBaffer  le* 
benben  2hicren  eigentbümlicbe  &Ygane,  welcbe  bei  benfelben 
bir  ©teile  ber  Hungen  vertreten.  Dag  ©efebäft  ber  Siemen 
ift  ndmlicb,  ben  im  SBaffer  enthaltenen  ©auerfloff,  ohne 
welcben  fein  lebenbe«  ©efebipf  auf  bie  5)auer  befteben  fann, 
abjufcbeiben  unb  benfelben  bem  IBIute  gujufübren.  Die 
©rdtenftfebe  haben  bie  auggebilbetjien  Xiemen,  welcbe  bei 
ü)nen  unmittelbar  b'nter  bem  Äopfe  auf  beiben  ©eiten  bed 


Ä'Srperf  liegen.  Außer  ben  gifeben  haben  ne-cb  orrfebirtm 
anbere  2'hiere  jtiemen,  namentlich  bie  Irrbfe,  bie  S» 
fcbeln  u.  A.  Einige  SEbiere  haben  fowol  lungenam{(  Ü 
firmenartige  Drgane,  unb  überhaupt  bat  man  bärget^ 
baß  aueb  bei  ben  2bteren,  welche  fpdter  bureb  baam  «ö* 
men,  im  g6tu5jufianbe  bie  Hungen  bureb  eine  Art  im 
Äiemert  oertreten  werben,  welche  fpdter  »erfchrointea 

Ätffiel  ift  ein  auf  ber  erbe  fet>t  verbreitetes  ©eWf 
ber  SWineralien,  beffen  ^auptbeflanbtbeil  bie  Jtitfeltitr 
au6macbt,  welcbe  ihmfetts  wieber  eine  SSerbinbung  cco  c< 
nem  ebemifeb  einfacben  nicbtmetaUifcben  ©offe,  ©iliciim 
ober  Jtiefel  unb  ©auerfloff  ift.  Die  Jtiefelerbe  matbt « 
nen  ^auptbeflanbtbetl  bei  erbfirper«  au«,  fowett  trit  te» 
felben  fennen.  2Ran  ftnbet  fte  tbeil«  rein  al£  £luar|  (8er^ 
froflall,  Ametbofl),  geuerflein  u.  f.  w.,  tbeilS  mit  uttta 
•  Crben  unb  SJletaUoroben  gemengt  ober  gemifebt  Streb  a 
organifebtn  Äörpern  ftnbet  man  fte,  wiewol  biet  nur  in  g« 
ringer  Wenge,  alä  fogenannte«  Sabafbeer,  abgefonbert  ti 
ben  Änoten  be8  93ambu6robre4  u.  f.  w.  3n  nacb  gerraj& 
rer  Wenge  al3  im  f>flanjenreicb  ift  fte  im  Sbierreia)  Ml 
hanben.  Die  natürlich  oorfommtnbe  Jtiefelerbe  btlbet  arh 
ober  weniger  t)ell  burebftebtige  Jtrpflalle,  ift  febr  t)«Tt,  f> 
baß  fte  am  ©tabl  gurifen  gibt,  )wei<  bi8  tretmal  febnxtn 
a($  SBaffer.  Durch  Jtunß  erlangt  man  fte  noch  reiner  lä 
bann  (teilt  fie  ftcb  all  ein  weißes  raubeS  ?)uloer,  baS  fc^tr:; 
an  ber  3unge  flebt  unb  feinen  ©efebmaef  bat,  bar.  ja 
ftcb  allein  ift  bie  Aiefelerbe  nodj  im  fldrfflen  Cftnfecet  e» 
fcbmeljbar.  3m  SBaffer  unb  in  ©duren  ift  fte  nia)l  lt#- 
fieb;  nur  bureb  bie  glußfiure  Wirb  fte  angegriffen.  Ml 
©oba  unb  $otaf$e  »ufammengebraebt  unb  bem  jeun  «* 
gefegt  ftbmil»t  bie  Aic feierte  tu  ©la8  (f.  b.),  unb  c» 
fe8  »erbanft  tbr  feine  Durcbftcbtigfeit  unb  ^drte  unb  fest 
Unangreifbarfeit  bureb  ©duren,  mit  AuSnabme  ber 
fdure.  Die  Jtiefelerbe  felbft  wirb  wegen  ibrer  Srauebb» 
feit  )ur  ©laäbereirung  glaSacbtige  ober  (lat.) 
Crbe  genannt. 

fttniibtttfieber,  Äinbbetterinnenfieber,  böf«51 
bödjjt  gefäbrlicbe,  fteberbafte  Äranfbeit,  welche  »ermifieih 
rer  9latur  nur  bei  2B6t^nerinnen  ootfommen  famt,  tea 
fte  wefentlicb  bureb  ©t6rung  oon  SJent'cbtungen  bebingt  m). 
bie  nur  baö  Äinlbett  für  ben  weiblicben  Äorper  mit  ^ 
bringt.   ©ew6bnlicb  am  »weiten  ober  britten  Sage  na^  ta 
9iteberfunft,  juweilen  jeboeb  aueb  fpdter,  wirb  tue  SBoci- 
rin  oon  einem  grofle  befaßen,  ber  gleich  anfangs  mit  t' 
genommenbeit  beS  AopfS,  S3ecingfligung  unb  »e/Ummus; 
ber  ©ruft  unb  großem  WattigteitSgefübl  oerbunben  ju  fß 
pflegt  unb  nacb  längerer  ober  fürjerer  Dauer  in  Pom 
übergebt,   ^atte  bie  Gntbunbene  niebt  febon  »or  bem  fo- 
rritte  ber  erften  gieberbewegungen  an  trgenb  einer  ©teile 
ÄdrperS  ©cbmerj,  fo  fiellt  fieb  folcb«  nun  ein  unb  ttw 
meift  in  ber  S3aucbb6ble,  wirb  faft  mit  jeber  S3iertel|lu'" 
heftiger,  ftecbenb  unb  bobtenb.    3ugleio)  mit  bem  «Jeff 
ber  erften  £ibe  tritt  ein  außerorbentlicb  beftiger  Dürft  £ 
ber  oon  nun  an  bis  »um  9?acblaffe  ber  Xxanfbeit  ober  W 
»um  2obe  fortbauert;  ber  Appetit  »erfebroinbet,  eS  ftw 
ftcb  Übelf eiten,  SBürgen  ober  aueb  wirflicbeS  eTbretben 
bie  3unge  belegt  ftcb,  ber  ©efebmatf  wirb  meift  bitter, ,  »J 
Wunb  troefen,  ber  ©tublgang  bleibt  gdnjltcb  auS,  ber^. 
erreicht  eine  ©cbneüigfett  »on  120-130  ©ebldgen  ■  * 


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Kindbettfiener  59»  Kinderkrankheiten 


IRtmtie,  ift  im  Anfange  groß,  gereijt  unb  fcdrtlicb,  roirb 
Iber  fpcitcr  ganj  (lein  unb  fei)  iv  ach.  Die  t>irQeicbt  f$on 
:  tirch  bie  SDiilcb  angefchroeHten  SBrüfte  werben  weif,  biefe 
»erfchvoinbet  ganj  ober  jum  Ubeil  au§  ihnen,  wirb  bünner, 
ifdfferiger  ober  bleibt  auch  ganj  au${  brr  SBJocbenfluß  <j«rätb 
n$  ©tocfen  ober  werdnbert  fich,  in  fetner  fBefcf}affcnbeit,  roirb 
;auehig,  übelriedhenb  —  3uflänbe,  bie  jebocb  nach  bem  bes 
onbern  ©tee  ber  Äranfbeit  außerorbentlicb  weebfeln,  inbem 
L  35.,  roenn  ber  .Hopf  ber  »orjugSwcife  leibenbe  2beil  iß, 
^er  2Bo<henfIuß  oft  in  naturgemäßer  SJefchajfcnbeit,  obfcf)on 
parfamer  ald  gewöhnlich,  abgebt.  Bu  ben  eben  befprocbe* 
ien  ©rfchetnungcn  qcfellen  fich  ferner  balb  ailerlv.nb  foge; 
lannte  nerooTe  3ufälle,  juerft  gewöhnlich  Vcrbunfclung  bei 
BejicbtS,  fobaß  bie  Äranfe  felb|t  bei  bem  belljten  Sonnen* 
\ä)tt  über  ginjlemif  flogt,  bann  Saufen  unb  33raufen  Por 
>en  Dören,  eine  allgemeine  Unruhe,  ein  Btttern  unb  ©eben 
n  ben  SBluSfeln,  fpdter,  wenn  bie  Äranfbeit  weitere  gort* 
djritte  gemacht  bat,  ftilleS  Srrereben  u.  f.  w.  Sfacbbem  ber 
rrfte  gieberanfall  mehre  ©tunben  in  ber  eben  angegebenen 
Urt  angebauert  bat,  [äffen  bie  gieberbewegungen,  ber  brftioe 
3chroriß,  bie  JÖeängfiigung  u.  f.  w.  nach;  unb  bie  Äranfe 
uhlt  fiel)  im  Allgemeinen  brffer  unb  roobler,  jebocb  febr  matt 
inb  angegriffen.  Die  eingetretene  JBefferung  unb  ber  9cach* 
ap  be5  gieberä  finb  inbeß  von  feiner  langen  Dauer,  biefeö 
lehrt  balb  nur  noch  ftdrfer  unb  anbaltenber  juruef,  ber  Scbmerj, 
überhaupt  alle  JtranfbeitSerfcheinungcn,  fhigern  ficb  oon  Beuern. 
Unter  Peter  3unabme  ber  gieberbige  mit  unterlaufenben 
3d>auern,  unter  beträchtlicher  «Steigerung  ber  Angft,  bet 
Ätbembefcbwerben ,  beS  quälenben  DurfteS,  fommen  nun  fo» 
^nannte  ^etefchen  (bldulicbrothc,  globftichen  at>nlicr>e  gierten) 
jber  roeiße  griefelbläScben  auf  ber  #aut  jum  Vorfdbein  unb 

in  reichlicher  SKenge  im  Vlute  enthaltene,  oon  feiner  na« 
:urgemäfjcn  {Richtung  nach,  ben  S3rüften  abgeleitete  SRiltbfloff 
Reibet  fleh  in  eine  ber  brei  «£auptböblen  beS  ,R&rper$,  irrt 
jlücflichern  galle  an  ben  ©liebmaßen  jreifchen  bie  3RuSfeln, 
Sehnen  unb  JBänber  ab.  Am  geivöhulicbften  gefebieht  bie* 
fboe^  in  ben  Unterleib,  ber  bann  in  feinem  ganjen  Umfange 
ro  m&glicb  nocl)  empfinblicber  wirb,  roie  bei  VautbwafTer* 
uebt  anfchvoillt  unb  beutlicbe  Scbvoappung  wahrnehmen  laßt. 
Bar  bie  (Sntbunbene  bieder  noch  bei  S3enuißtfein,  fo  per* 
iert  fte  e«  jegt,  rebet  frre,  fdngt  an  ju  fer/reien,  juroeilen 
nit  lauttänenber  ©timme  ohne  Aufhören  ju  fingen,  rafet 
mb  tobt#  roaS  befonbcrS  bei  Abfegung  beS  5Kilcbjioff8  in 
;ie  ©ebimböblen  ber  galt  ifi,  wo  überhaupt  bie  6rf(r)einun» 
jen  am  furebtbarften  finb.  2)aS  Auge  wirb  roilb,  |lier,  bie 
Pupille  fd>roer  ober  gar  ntebt  beroegltcr),  ba4  öermigen  ju 
>ben  ganj  ober  tum  Sb«l  aufgeboben,  ©el)6r  unb  ©eruo> 
lumpf  ober  im  ©egentbeil  in  einem  b»b«n  ©rabe  »erfebdrft; 
intet  bie  AuSfcbroigung  beö  2J?ilcbfloff3  in  bie  Sämft  flatt, 
rj?  jeboef)  feiten  ju  gefebeben  pPegt,  fo  werben  bie  SBer* 
iebtungen  ber  ßungen,  be8  ^erjenfi  unb  ber  grJfjern  ®e* 
dge  geflirt.  3n  ber  JRegel  erfolgt  12—24  ©tunben  naefr 
<m  weginn  ber  enwdbnten  Auöfcbwigung  (meijl  am  oierten, 
ünften  ober  fetfjöten  2age  ber  Äranfbeit)  unb  nacb  83orau6j 

l  allgemeiner  (Sonoulfionen  ber  Sob.  SEBeniger  (lurmifcb 
inb  im  Allgemeinen  bie  porgenannten  (Jrfcbeinungen,  wenn 
tit  Äranfbett  ficr)  erf!  in  ber  jweiten,  britten  ober  oierten 
iBocbe  natb,  ber©eburt  entwicfelt,  aueb  ubeuafebt  bann  ber 
Job  ni$t  fo  pl6glicb.  2>ie  Seiten  »on  am  Äinbbettfteb'r 
.rrjioroenen  jWödjnennncrt  geben  au^erorbentlid)  fc^neß  in 


gdulniß  über.  2>er  auf  wibernatürli<$e  SSeife  abgelagerte 
»JSJJiicbfloff  beftebt  in  einer  balb  ganj  gellen  unb  fiaren,  balb 
aber  aueb  in  bobem  ©rabe  getrübten  glüfftgfeit  pon  mrifl 
gelblicher  ober  brdunlidjer  garte,  in  welcher  gelbliche  glocfen 
umberfebwimmen.  Die  ^enge  berfelben  betrdgt  juweilen, 
jumal  wenn  bie  Abfegung  berfelben  in  bie  S3aucr;b6ble  er* 
folgt  ifl,  feebs,  ac^t,  jwölf  unb  mebr  $funbe  an  ©ewi<r)t. 
©o  gefabrlir^  nun  bad  jtinbbettfieber  ift,  inbem  e£  erfar)* 
rungSgemdß  in  ber  großen  3Jeebr}abl  ber  gdQe  mit  bem  Ü£obe 
enbet,  fo  gebt  tS  boeb  audb,  wenngleich  feiten,  in  ©enefung 
über,  ober  in  anbere,  freiließ  auch  immer  bebenf(i$e  Äranh 
Reiten,  ©rjlere  pflegt  bann  ebenfo  ra[o>  )u  erfolgen,  alJ  ber 
Eintritt  ber  Xranfbeit  unb  im  unglüeflieben  galle  ber  2ob. 
3ebocr)  barf  man  nur  fo  lange  auf  ©enefung  boffen,  al6  e3 
noch  nicht  jur  franfbaften  Aufifcf)eibung  beS  ^D2ilrhfioff$,  ju 
einer  fogenannten  ÜRilchiloffperfegung  gefommen  ift.  92immt 
tat  & i nbbe trft'cb er  ben  Aufgang  in  ©enefung ,  fo  laffen  alle 
mit  ihm  oerbunbenen  Bufalle  nach,  namentlich  ©chmergen 
unb  gieber,  bie  burch  ben  3uftanb  bti  SBorhenbette  bebing* 
ten  Verrichtungen  be§  weiblichen  Jtirperft  (teilen  ficb  wieber 
her,  fo  befonberS  bie  Abfonberung  von  SRilcft  in  ben  S3rü= 
ften,  unb  gleichzeitig  ftnben  fritifche  AuSfcöeibungen  burch 
Spaut  unb  Stieren  jtatt.  3u  ben  golgefranfheiten,  bureb 
welche  baS  ^inbbettfieber  noch  mittelbar  unb  fpdter  t5btlich 
werben  fann,  gehören  fchfeichenbeS  gieber,  ©eelenftdrungrn, 
namentlich  SKeiancbolie,  Abzehrung,  ©chwinbfucht ,  £3auch: 
unb  Gierfiocfdroafj'erfucht,  SJerwachfungen  einzelner  Singe* 
weibe  bei  Unterleibs  ober  ber  S3ru[t  unter  ficb  ober  mit  an* 
bem  jDrganen  mit  meift  unglücTlicbem  Ausgange  in  Gnt)an* 
bung,  Sereiterung  u.  bgl.  »ergleich^roeife  am  gefährlich |len 
wirb  baö  5tinbbettpeber  bei  epibemifcher  Verbreitung,  barum 
fo  prrheerenb  in  großen  ©ebärbdufern,  in  btnen  fafl  alle 
baoon  befallenen  SB6chnerinnen  ohne  Aufnahme  ff  erben.  Un* 
ter  ben  Urfachen,  welche  $ur  Sntroicfelung  bcffelben  Veraru 
laffung  aeben  fallen,  oerbtenen  Erwähnung  £idtfebter  aller 
Art,  Grtdltung,  Steigung  ber  ©ebdrme  burch  ben  ©enuß  )u 
vieler  ober  fchablicher  ©peifen  unb  ©etrdnfe,  unseitiger  ©e* 
brauch  oon  Arzneien,  namentlich  Pon  Abführungimirteln,  bie 
Unttrlaffung  bei  ©tidend  bei  reichlich  oorbanbener  SKilcb,  - 
unjioecf mäßiges  Verfahren  bei  Ausführung  beffelben,  @e= 
mütbSbewegungen,  Alles ,  was  bie  Zbärigfeit  ber  ©efchiechtS- 
thetle  unb  ber  genau  mit  ihnen  jufammenhdngenben  Organe 
permehrt,  e nbl ich  bie  epibemifche  Ausbreitung  ber  firantbeit, 
welche  porjüglich  burch  naßfalte  Witterung  bef6rbert  ju  wer^ 
ben  fcheint. 

HinbtrKrcmkhntrTt  pflegt  man  folcbe  ju  nennen,  bie 
ben  SKenfchen  entweber  auöfchließlich  ober  boeb  oorjugdweife 
im  JtinbeSalter  befallen  unb  jum  2h eil  in  ber  eigentümli- 
chen fiebenSthätigfeit  unb  Vefchaffenheit  bei  finblKben 
ptti  begrüntet  finb.  3u  benen,  melche  namentlich  bei  vitu-- 
geborenen  beobachtet  werben,  gehiren  bie  fogenannte  ASphp-' 
rte  (ein  3uftanb  oon  ©cheintob),  bie  ©elbfucht,  bie  ©cbroämmi 
eben,  eine  eigen thitm liehe  Augenentjünbung ,  bie  Verhärtung 
beft  3eügewebeä,  fpdter  bie  mit  bem  Sahnen  oerbunbenen 
3 ii falle,  bie  unter  ber  ^Benennung  Atrophie  befannte  Abjeh-- 
rung,  bie  ©frofelfucht,  ber  3weiwuchS  ober  bie  engl,  jtranc* 
beit,  bie  ©urmfaAt,  fafl  alle  rafch  ober  langwieng  oerlau« 
fenbe  ^autfranfheiten,  wie  bie  Vtattern,  SRafern,  Scötheln, 
ber  Scharlach,  ber  Wild)--  öber  ©efichtSgrinb ,  ber  Äopfgrinb 


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Klndermorü  600  Kinkaju 


ober  Änfvrung,  ferner  ber  dußere  unb  innere  SBafferfopf, 
ber  2Bafferfreb$,  bie  gütige  Jöräune,  ber  Äeuchbuflen  u.  f.  w. 

ftinöcrmorti  ifl  bie  von  einer  ÜJlutter  nach  vorrangiger 
Verheimlichung  ber  Scbwangerfchaft  an  ihrem  neugeborenen, 
lebensfähigen,  unehelichen  Ätnbe  begangene  26btung.  2>a  bie 
gew6t>nlicpen  Seweggriinbe  ju  biefem  Verbrechen ,  bie  §iir<bt 
vor  ber  Scbanbe  unb  bem  Verlufl  ber  ©efchlechtäehre,  an  fia> 
nicht  verwerflich  unb  grabe  in  eblen  ©cmütbern  am  lebhafte (Ion 
fmb,  auch  ber  vbvft'fche  3uflanb  einer  ©ebdrenben  bie  volle 
3ureä)nung$fdhigfeit  febr  zweifelhaft  macht,  fo  hat  man  ben 
Äinbermorb  mit  Stecht  alö  ein  befonbereS  unb  eigcnthümli* 
AeS,  nicht  nach  ben  gewöhnlichen  ©runbfdfcen  über  ben 
vJloib  ju  beurtheilenbeS  Verbrechen  angefeben  unb  feinen 
SSegriff  in  ber  oben  angegebenen  Brt  brfcbrdnft.  Da5  Ver* 
brechen  bei  ÄinbrrmorbS  fann  bemnach  fo  wenig  von  einer 
ehelich  gefchrodngerten  9J?utter  atd  vom  Vater  bei  unchclt- 
a)en  ÄinbeS  begangen  werben.  3fucf)  muß  e§  im  Eugens 
bliefe  ber  ©eburt  ober  gleich  nach  berfelben  begangen  wor* 
ben  unb  ba«  Äinb  wtrflicb,  lebenbig  unb  jur  gortfefeung  bei 
Gebens,  getrennt  von  ber  SHutter,  im  Stanbe  gewefen  fein. 
Verheimlichung  ber  ©chwangerfchap  wirb  von  Stielen  jum 
JSegriff  beS  ÄinbermorW  nicht  für  nothwenbig  gehalten; 
boch  geht  ft'e  meifiens"  biefem  SJerbrechen  vorher  unb  ei  Idßt 
ftch  auS  ihr  in  ber  Kegel  fchon  auf  eine  flrdfliche  TtbfTcht 
ber  SRutter  fchließen.  Manche  ©efefcgebungen  bebrohen  t>e3* 
halb  auch  fchon  tiefe  fBerheimlichung  an  ftch  mit  einer  ®tra» 
fe,  auch  wenn  fein  Äinbermorb  in  «folge  berfelben  begangen 


worben  iß.  X>ai  gemeine  Stecht  betraft  fte  inbei  nur,  wnt 
baburch  eine  hülflofe  92ieberfunft  entflanben  ifl,  »obui6> 
2ob  beS  Äinbe»  herbeigeführt  würbe,   ©benfo  (rraffiHij  ü 
auch  jebe  anbere  gabrläffigfett,  j.  ».  ba«  febr  häufig  m 
fommenbe  Unterlaffen  ber  Unterbinbung  ber  tmäßm 
welche  ben  2ob  'eines  ÄinbeS  jur  golge  hat.   ©an  nr 
Verbrechen  biefer  Hrt  culvofen  (verfcbulbeten)  Ämberrocr; 
£>ie  Strafe  beffelben  ifl  wiUfürlich.   Zuf  ben  abfia)tl:di.- 
ben  bolofen  Jtinbermorb,  fefct  bie  Carolina  ba*  6rtn 
fen,  wogegen  bie  heutige  $rartt  auf  Enthauptung  erfrani 
Vber  auch  tiefe  Strafe  fommt  feiten  jur  Ärrroenburw,  cj 
man  bei  biefem  Serbreeben  in  ber  JRcgel  eine  Urtjafci  m 
SWtiberungSgrünfcen  juldfit,  welche  eine  getinben  €tr;:! 
rechtfertigen,    £ie  neueren  ©efefegebungen  haben  an  terrn 
©teile  meiflenS  bie  3uehtbauöfrrafe  gefegt.   Qi  burfte  as: 
bei  feinem  anbern  Verbrechen  bie  2ttfa)retfung$tbeorif 
wenig  anwenbbar  fein,  ali  bei  biefem,  welches  fieb  turi 
bie  $drte  ber  angebrobeten  Strafe,  an  welche  bie  Jtorti: 
im  'tfiiambltcfe  be8  ©ebdhrenÄ  am  allerwenigflcn  benft,  ge- 
wiß nicht  verhüten  läpt.    SBeit  mehr  werben  jweefmia; 
eingerichtete  £dufer,  wo  eine  unehelich  ©efchwdngerte,  ctr.. 
ganten  unb  Stanb  w  nennen,  nieberfommen  fann,  wie 
hie  unb  ba  bereits  eingeführt  finb ,  jur  Verminberung  fr 
foö  leiber  fehr  bdufigen  Verbrechens  beitragen. 

Äinhaju  (ber)  ifl  ein  in  Sübamerifa,  befonbert  in  Kg 
granaba,  lebenbeä  Staubtbier,  welches  fiep  an  abgefebiefcar 
ibrten  in  ben  Räumen  aufhält,  ben  2ag  über  ftch  ^ 


Kiosk 


601 


Kirche 


itnrotlt  unb  fcblcift,  unb  erfl  mit  rinbrecbenber  9cad)t  auf 
?aub  aulgebt.  Seine  Rügen  finb  fo  eingerichtet,  bafj  er 
al  2agellicr;t  nicht  »ertragen  fann.  Gr  bat  ungefähr  bie 
3rofje  einer  grofjcn  Äa(je,  abgerunbete  £brcn,  einen  langen, 
u§cr|i  beweglichen  unb  fraftoollcn  Scbwanj  unb  einen  bid); 
m,  feinen,  etwal  furj^aarigen  ^)elj.  En  jebem  5?ufj  bat  er 
inf  3ebcn  mit  flarfen  gefrümmten  flauen.  v2etne  3unge 
Jim  er  ungemein  lang  unb  bünn  auSbebncn  unb  frümmen, 
)ba§  er  fidt>  berfefben  febr  gefebieft  jiim  'Äullccfcn  bei  .f>o* 
igl  aul  ben  Siaben,  feiner  S!icblina>fpcifr,  jum  -{jerttorbo* 
•n  fleincr  3nfrften  unb  SBürmer,  ber  Gier  aul  ben  Seffern 
.  f.  w.  bebient.  Gr  macht  übrigenl  auch  auf  SJögel  unb 
eine  Saugtbicre  3agb.  Gr  flettert  febr  getieft,  fpringt 
nb  bebient  ficb  $um  ?jffibalten  feine!  tocbroanjcl.  3n  ber 
rribeit  ift  er  wilb  unb  mutbig,  lifjt  ftch  aber  leicht  jdbmen. 

fiioek  werben  mit  einem  urfprünglicb  türf.  5Borte  bie 
einen  Sufibäulcben  genannt,  welche  man  in  ©arten  flatt 
tr  ßauben  unb  befonberl  an  Crten,  von  melden  aul  man 
<n  'Änblicf  einer  febänen  fianbfebaft  geniejjt,  ju  errichten 
fleqf,  bamit  fte  einigen  Scbuö  gegen  SSBettcc  unb  Tonnen: 
rablen  unb  jugleicb  felbfl  einen  freunblicben  Hnblicf  et» 
>Abten,  (Sic  befiebett  gewöhnlich  aul  einigen  roben  Saus 
'n  »on  SBaumiiammcn,  welche  ein  ©ad)  ton  Strob  ober 
rragen,  unb  finb  unten  mit  einem  einfachen  ©clÄnbcr 
mgefafjt.  ©en  türf.  tarnen  baben  biefe  ©artenbaulcbcn 
ehalten,  weil  fte  juerft  »on  Surfen  unb  »Perfern  angelegt 
nb  erjl  fpater  bei  uns  eingeführt  worben  finb. 

Clipper  uni)  tPipprr  Ijiejlen  bie  ©elbfccrfalfcber  unb 
3erbcrber,  welche  befonberl  in  ber  erflcn  .ftalftc  bei  17. 
Tatjrl).  in  ©cutfd>lanb  ihr  SBcfcn  trieben,  kippen  bejeichä 
!<(  im  JDberfSerififdjen  fo  üiel  all  SJcfcbnciben,  unb  SSippen 
eim  SSagen  bie  3unge  an  ber  Söage  burch  einen  beimlt» 
ijen  ©rucr  »um  2tulfd;lag  nach  ber  gewünfehten  (Seite  brin» 
en.  ©o  fdjlecbt  war  bal  ©elb  burch  ben  Unfug  ber  Äip« 
fr  unb  SSipper  geworben,  bafj  man  im  3. 1623  für  einen 
uten  analer  16— 20  Sblr.  geben  mufjtc.  ©ie  beutfeben 
iürfien  waren  bemüht,  burch  ©efelje  entgegenzuarbeiten,  boch 

|  biefel  nicht  eher,  all  bil  1667 ,  ein  fe|ler  2)iun$fuji 
i  ©etttfcblanb  eingeführt  worben  war. 

fiircljf  wirb  im  umfaffenbjlen  Sinne  bie  gan^e  Ghtu 
entjeit  all  bie  geiflige  ©emeinjebaft  jum  cbrifilicbett  ©lau» 
tn  unb  Beben  genannt.  3br  SßJcfcn  bot  fie  bemnach  im 
ibrijtentbume  felbfl,  beffen  bodjfler  unb  lefeter  3wec(  in  ihr 
:nb  burch  fie  erfüllt  werben  foü,  unb  bamit  unterftbeibet 
fit  fid)  jugleicb  »om  Staate,  ber  nirbt  bal  geiflige  3nterefTc 
er  {Religion,  bei  SRenfdjen  cwigel  Seelenbeil,  fonbern  bal 
yittrcffc  ber  böcbfleti  irbifeben  SBoblfahrt  bejwccft.  3«  nad)> 
cm  ba3  GbriRentbum  all  bie  wirflieb  twrbanbcne  mangel« 

Äußerung  bei  rbrifllicben  Sinnel  unb  SBanbell,  ober 
Ml  bureb  Gbriftul  geoffenbartc  religi6l«fittlicbe  ÄJollens 
ung  bei  fcebenl  gebadjt  wirb,  ie  nadjbem  gefaltet  fid)  ber 
Se^riff  bet  Äirdje  bifforifd)  unb  ibcalifd)  all  ©emeinfebaft 
:cr  cr|i  ju  erfrrebenben  unb  belljalb  nur  unoollfommcn  oorj 
hanbenen,  ober  bet  fdjon  errungenen  unb  in  ber  Äircbe  be« 
M  aufgegangenen  d)ri|Hid)=reiigi6fen  Sßcltorbnung.  ^)ins 

u^en  auf  biefelbe  finben  fieb  im  9c.  X£.  in  ben  bilbli» 

.'lusbrüden:  ^immetTeicb,  JReid)  ©ottel,  Sitld)  (Sbrifii, 
Tempel  ©ottel,  Ceib  Gbrijti.    So  jiüfet  ficb  bie  tbrijilicbe 
Bilb«ti«enD.  =  ?tr.  IL 


Äird)e  auf  bie  ©ememfebaft  ber  Gbriflen,  unb  bal  gemein« 
fame  S3anb  ihrer  ©lieber  iß  bal  Cbviftcntbum.  ©aber  finb 
bie  Sefermer  ieber  anbern  {Religion  nirbt  auch  bre  ©liebet 
einet  nacb  ihr  genannten  Airdje.  £)ie  &M)t  fleQt  bal  3n> 
tereffe  ber  {Religion  unb  bei  religiöfen  SDienfdjen  Ijöber  all 
irgenb  ein  Sntereffe,  welcbel  ber  enblicbe  unb  (innlidje  SKtnfd) 
untet  aüen  anbent  S3trbiltniffen  bei  gebenl  ^at.  3u  btefcT 
3bee  führte  juerfi  bal  Gbrijitntbum  bie  SWcnfcbbeit,  wel= 
halb  fid)  auch  weber  bei  ben  ©rieben  unb  {Römern,  wo  bie 
{Religion  im  <3taate,  noch  bei  ben  3uben  unb  aftobammc- 
banern,  wo  ber  Staat  in  ber  {Religion  aufging,  bie  Sbec 
einer  JCircbe  finbet  unb  man  belbalb  wol  von  einet  jüb. 
unb  mobammeb.  {Religion,  nicht  aber  t>on  einer  Kirche  bei: 
ber  fprid)f.  —  ©er  Stifter  ber  Jtircbe  war  3eful  Gbtifiul. 
©enn  obgleich  er  ficb  wabrenb  feinel  SBirfenl,  nebjl  ben 
um  fid)  «erfammelten  Schülern  unb  ^reunben,  t>on  ber  ©e< 
meinfehaft  ber  3uben  nicht  trennte,  fo  mußten  borb  feine  ei- 
gentümlichen unb  oon  bem  3ubailmul  wefentlid)  t»erfrbtes 
■benen  Eebren  )U  einer  folefaen  Trennung  führen.  Äud>  leigt 
el  bet  bei  feinem  Xbfcbiebe  an  feine  3unger  gerichtete  Xuf> 
trag,  auljugeben  in  alle  SBelt  unb  bie  Reiben  ju  (ebren, 
fowte  bie  jwei  t>on  ihm  angeorbneten  {Religionlhanblungen. 
bie  SEaufe  unb  bal  Xbenbmabl/  welche  Unterfcbeibungl)eich<ft 
feinet  Öcfcnner  fein  füllten,  baß  bie  Stiftung  ber . Jtircfae 
in  feinem  Allane  tag.  Ruferlich  trat  biefelbe  jueift  bw«or, 
all  bie  XpefM  uoU  bei  b.  ©eiffel  am  9tmgftfe(ie  nd)  oon 
bet  0e meinfehaft  bet  Synagoge  trennten  unb  bie  Serfaffung 
berfelben  ficb  jum  5Wu(ler  nehmenb,  bie  erfle  cbriji!id>e  ©e= 
meinbe  ju  3erufafem  grunbeten.  ©ie  wettere  Ausbreitung 
bet  jttrebe,  ihren  iCampf  mit  bet  SBtlt  bil  iu  ihrer  gefe^i 
liehen  Änerfennung  »om  Qtaate,  ibr  in  tmfdubtneu  3eittn 
verfchicbenel  SBerb/altnig  ju  bemfelben,  bie  AulHlbung  ihrer 
SBerfaffung,  bie  tbc  3nnerel  umgi|laltenben  Streitwerten, 
bal  Äuffleigen  unb  bal  Sinfen  ihrer  9Racht,  ihren'  Jlueb 
unb  ihren  Segen,  ihten  Ginflug  auf  JBilbung  unb  ®e|tts 
tung,  auf  ©efeu  unb  {Redjt,  auf  Sölferwohl  unb  5Dcenfd)en-- 

!|lücr,  befchreibt  bie  Äirchengefchithte,  eine  fet>r  umfaf* 
enbe,  aber  lehrreiche  unb  fruchtbare  SBiffenfcbaft. 

Ginen  geringem  Umfang  hat  bal  ©ort  JJirdie,  wenn 
el  nur  »on  einem  £beile  bet  Cr>tifl«nr>eit  gebraust  wirb, 
welcher  fldt>  burch  eigentümliche  fielen,  53erfa|funaen  unb 
©ebraudje  oon  anbem  (Sljriften  unterfch'ibet.  gibt  el 
eine  grieeb.,  röm.  unb  proteflantifcbe  Jtirdje,  weuhe 
(entere  ficb  wieber  in  bie  (utberifrbe  unb  refotmirte 
theilt,  unb  jeber  werben  gewiffe  Seften,  bie  (ich  oon  bet 
Äirchcngemeinfchaft  trennten,  jugeorbnet,  bie  aber  inlge» 
fammt  nur  bie  eine  .ftivdie  Ghrijlt  aulmachen,  ba  fie  burch 
ben  ©tauben  an  biefen  miteinanbet  »erhunben  ftnb  unb 
alle  Aireben  unb  Seften  ihren  iBefennetn  unb  Xnbangern 
chrifliichcl  SBoblwotlen  unb  chrifllidje  Siebe  empfehlen.  Gine 
Sbciu  ober  ^articularf irche  wirb  übrigenl,  nad>  bem 
einmal  angenommenen  Spraehgebraurbe  nur  bann  «ine  Jtirche 
genannt,  wenn  fte  burd)  bie  öffentliche  Xnerfennung  bei 
Staatl  ein  gefe^lichel  ©afein  gewonnen  hat-  {Religi6fe  |)at« 
ttien,  welche  nicht  ju  einem  Äorpet  jufammentreten,  wer« 
ben  nicht  all  Äirchen,  fonbern  all  Separatiflcn  ober 
Seften  betrachtet,  ©ie  Jttrebe,  welche  ficb  in  ©ebrduchen 
unb  SJerfaffung  pon  ber  h«rtfcbenben  Äirche  trennt,  h*i|t 
fcbilmatifd;;  wenn  fte  aber  in  wesentlichen  Seiten  oon 


Kirche 


0O2 


Kirche 


biefer  abweist,  fo  w'rb  fte  feUerifcb.  3"  ben  frören 
äeiten  beS  (Sbrif!<ntbumS  fanb  eine  foldje  3erriffenbeit  btt 
Jtircbe  ßbrifii  nic^t  fratt.  2)?an  fannte  nur  bie  ein«  fatbo* 
lifdje,  b.  b.  allgemeine  Jtircbe,  barum  fo  genannt,  »eil  fic 
auf  burcbgdngiger  ttbercinjh'mmung,  einet  'Ällgemeinbeit  beS 
©faubenS  unb  ber  Sebre  beruhe.  Unb  ba  bie  allgemein« 
(Geltung  ber  ©laubenSlebren,  vorbereitet  buret)  bie  enge  Hier« 
binbung  berdlteften  (feriirlicben  ©emeinben,  burebgefübrt  fpA* 
tcr  auf  ben  ßoneilien,  jugleicb  als  ÜBaßßab  ibw  (brifilicben 
JBefcbaffenbeit  ongefeben  würbe,  fo  bi*ß  fatbolifdje  Jtircbe 
aud)  fo  viel,  als  alleinwabre,  alleinfeligmacbcnbe  Jtircbe, 
außer  weldjer  fein  Jpcil  ju  erwarten  ijl,  wie  bieS  febon  im 
3.  3abrb-  namentlid)  von  ßvprian  jjelebrt  würbe.  3n  ber 
ftotge  trennte  ftd>  jeboeb  bie  morgenlanbifebe  ßbrifienbeit  von 
ber  abenbldubifcben ,  tt-ei.s,  weil  ber  JBilbungSjujtanb  beiber 
ei»  verfdjiebener  war,  tljeilS,  weil  mit  bem  Untergänge  ber 
cjriccb.  ^>errfd?aft  in  Stnlien  baS  ©anb  ber  Jtircbengemein» 
i'djaft  immer  locferer  wurbe.  SBdbrenb  beS  S5itberflreitcÖ 
trat  ber  ©egenfafc  be§  flbenblanbeS  jum  SJforgenlanbe  im* 
mer  fdjroffer  rjervor,  bis  enblicb  bogmatifebe  3wi|rigfeitcn 
im  II.  3abrb.  bie  Trennung  entfdjiebcn.  Sie  morgenldn» 
oifebe  (Sbnfienbeit,  beren  Dberbaupt  ber  ^atriareb  von  Jton* 
fwntinopel  war,  bilbete  von  jefetan  bie  recbtgldubige  grieeb. 
Kirche  (f.  b.),  wogegen  bie  abenbldnbifcbe  Gbrift'enbeit,  un* 
ter  ibrem  gemeinfamen  ©behaupte,  bem  tapfre,  fortfubr, 
fieb  alS  bie  fatbotifebe  Jtirdje  ju  betrachten,  'iber  aud)  in 
ibr  war  bie  burebgängige  ©emeinfebaft  ibrer  ©lieber  niebt 
von  Dauer.  3m  k(>.  3al)rt>.  riß  ft'cb  bureb  bie  {Reformation 
ein  Sbeil  berfelben  t-on  ber  Verbinbung  mit  bem  sPapjte  loS 
unb  nabm,  bie  bis  babin  geltenben  Sebren  jum  großen  Sbeil 
oerwerfenb,  einen  neuen  JJebrbegriff  an.  So  entjlanb  bie 
protejtantifdu  Jtircbe,  bie  auf  baS  SBort  ©otteS  in  ber 
©ebrift  gegrünbet  ijt,  fein  ftcbr*«treS  Ebcrbaupt,  fein  bei»*' 
geS  $rie|iertbum  bat  unb  ben  äußerlichen  GultuS  t>tnter  ben 
felbftdnbigen,  religi6fen  ©tauben  jurüeftreten  lagt.  2fu<b  fie 
will  ftcb  in  einem  gewiffen  (Sinne  als  bie  atleinfeligmas 
djenbe  Jtircbe,  außer  ber  fein  ipeil  ift,  betrachtet  wtffen, 
boeb  mit  bem  Unterfcbicbe,  baß  baffelbe  nicht  in  ber  dußer* 
lieben  Jtircbengemeinfcbaft  unter  bem  tapfre  unb  ben  S3U 
febofen,  fonbern  in  ber  ©emeinfdjaft  ber  wabrbaft  ©laubi» 
gen,  bie  ben  feligmachenben  ©lauben  mitbin  in  ftd)  tragen, 
gewonnen  wirb,  ©ie  bejlebt  auS  ben  jwei  ©cbwe|terfircben, 
ber  lutherifdjen  unb  reformirten  Jtircbe,  bie  nur  in 
einigen  außerwefentlicben  fünften  voncinanber  abweichen, 
unb  in  maneben  beutfeben  Üanbern  aud)  unter  bem  SRamen 
ber  eoangelifrben  Jtircbe  völlig  vereinigt  worben  ftnb. 
©o  febr  auch  ber  S>rotejlantiSmuS  (f.  b.)  bem  Jtatbo* 
lictSmuS  (f.  b.)  entgegenjfebt,  fo  baben  boeb  bie  ©runb» 
•ViS'c  ber  £ulbung  unter  ben  JCatbolifen  wie  unter  ben  Ttc= 
tejianten  Eingang  gefunben.  —  &ne  nod>  engere  IBebentung 
bat  baS  SBort  Äirdie,  wenn  man  brittenS  barunter  bie  Qfyxu 
iten  eines  CanbeS  verjtebt  unb  von  einer  beutfeben  Äirdje, 
einer  engl.  Jtircbe  unb  einer  gallifanifcbcn  Ütrcf>e  rebet. 

3n  einer  vierten  SJebeutung  bejeidrnet  femer  ilirdje  bin 
Drt  ober  baS  ©ebdube,  in  weldjem  fid)  eine  d>rifHicbe  ®e* 
meinbe  jum  ©otteSbienfle  verfammelt,  unb  in  biefer  ©ebeu» 
tung  unterfebeibet  man  eine  itirebe  von  einem  Tempel,  wo 
Reiben,  von  einer  ©pnagoge,  wo  3uben  unb  von  einer 
»Äofdjee,  wo  9Kobammebaner  ibren  öffentlidjen  ©otteSbienjl 
balten.  3n  ben  erjien  djrifiiicben  3abri)unberten  fonnten  bie 


Griffen  tfjre  gotteibienfilicben  Serfammlungen  nur  in 
vatbdufern  balten,  unb  jur  3eit  ber  Verfolgung  geüfulj  t: 
aud)  in  einfamen  ©egenben  unb  ^>6bferr.  25o<$  ftrtbci  u 
ffdj,  baß  fte  bereits  im  3.  3abrb-,  wo  bie  »erfolgunaa  l- 
beftipiften  waren,  Äircben  befaßen,  bie  fte  Setbdnfn  tn: 
©otteSbaufer  nannten,  ©eit  bem  4.  3abrb-  wetteiferten  h- 
ebrifilidjen  Äaifer,  ibre  SBerebrung  gegen  baS  Cbri|};it:H: 
bureb  bie  Erbauung  großer  unb  prdebtiger  Jtircben  an  tc 
Sag  ju  legen,  was  namentlid)  von  ^onfianrin,  S^cttifs- 
unb  3ufiinian  gefdjab,  weldjer  Severe  ben  IBau  ber  grt^r 
©opbienfirdje  in  Äonftantinopel  unternabm,  bie  3ierbe  iJr 
Jtircben  im  'Ältertbume;  aud;  würben  viele  beibrrifebe  Je 
ue(  in  cbrilllicbe  ^ireben  verwanbelt.  T.t  neuerbauten Jttt 
dien  waren  meijlentbeilS  in  ber  ÄreujeSform  gegen  3Jfc;;cr 
erbaut  unb  na^  bem  unverfennbaren  SBorbilbe  beä  b.  2a 
pelS  ;u  3erufalem.  SBei  bem  ßingange  war  ber  «it  ck 
lengdngen  verfebene  Jüorbof,  in  weltbem  fid)  bie  »üptnra 
aufhielten  unb  bie  83rüber  beim  Eintritte  in  baS  ©cm* 
l>auS  um  ibr  ©ebet  baten.  Xucb  befanb  ueb  hier  ein  ©4 
ferbebdltniß,  weil  man  fid)  nadj  jüb.  ©itte  vor  bem  ein 
tritte  in  baS  ©otteSbauS  bie  ^>dnbe  ju  wafeben  pjtesu 
Von  bem  Vorbofe  fam  man  in  ben  erjten  ^auptt&eil  M 
Äircbe,  iBorberfcbtff  genannt,  ber  für  bie  ^ateebumer 
bejlimmt  war.  ÄuS  il>m  gelangte  man  bureb  eine 
unb  praebtige  Wfit  in  baS  ©ebiff,  ben  jweiten  $uut: 
tbcil  ber  Jtircbe,  wo  ftcb  bie  ©laubigen  verfammelten.  Ic 
britten,  bureb  ein  ©itter  abgefonberten  £uuipttbeil  ber  Jtirf< 
nabm  baS  ^eilige  ober  ber  CboruS  ein,  ben  bie  QeiftlKite 
auSfcbließlicb  inne  (potte.  Verzierungen  ber  Äirdjen  tsri 
Jöiibwerfc  gab  eS  in  ben  erfien  Seiten  beS  Gbriftentj-Lr. 
burcbauS  nid;t,  ja  fte  waren  niebt  einmal  geßattet.  Z'- 
gen  pflegte  man  wol  ©teilen  auS  ber  b-  ©ebrift  an  I 
SBdnbe  ju  jeiebnen,  ober  bie  Üödnbe  mit  S3lumen  unb  jr.. 
gen  auS^ufcbmücfen.  Cingeweibt  würben  bie  jtirdjtn  bare 
einen  feierlichen  ©otteSbienft,  verbunben  mit  ber  gctci 
XbenbmablS,  mit  bem  'Äu^fprecben  von  £anfgeb«trn,  r. 
'ÄuSfbeilungen  von  Xbnofcn  unb  ©efebenfen  an  bie  ISA 
2Bie  im  Mittelalter  ber  ©influß  ber  Äircbe,  ber  vorberrfict 
war,  fo  bat  fid)  ber  firdjlicbe  ©eift  beffelbcn  namentiii  - 
JBauen  ber  Äircben  verberrlidit.  ©ie  berubmteffen  Äirfc 
finb  gegenwärtig  bie  ^eterSfircbe  j«  {Rom,  bie  $aul«.T:. 
iu  Bonbon,  bie  itirebe  9totrebame  ju  ^)ariS,  bieSttptJ^ 
ifirdje  ju  2Bien,  bie  3afobSfird>e  ju  Petersburg,  ber 
jler  ju  Strasburg  unb  ber  Dom  ju  Jtoln.  dnaetbeiliwr 
ben  bie  Jtircben  bisweilen  in  Äatbebral*,  <folle<ji^ 
unb  ^arocbialf  ireben.  Dio  erflern  finb  folebe,  bei  iw 
eben  ein  SBifdwf  feinen  ©i&  bat.  ßonegialfircben 
bie  Jtirdjcn ,  an  wel*cn  fein  ©ifebof  refibirt  unb  $arttv 
firdjen  finb  bie  Airdicn,  welcbe  entfernt  von  ben  JUtbdti 
fireben  in  gkdtn  unb  ^Dörfern  liegen,  baber  von  bem  ßtT^ 
baS  Sfcdjt  erbauen,  bur*  befonbere  ©eifllicbe  ib«  St»;* 


genbeiten  beforgen  ^tt  laifctt. 


>arf  niebt  mtlvcn-' 


bleiben ,  baß  bie  {Kabbinen  ber  3uben,  auS  JjMß  gegen  u 
ßbrijlen,  eine  cbrijllicbe  Jtirdje  einJpauS  ber  Äbgc»Brrfl,  ff 
J>auS  beS  ©o^enbienfle«,  ein  Äau*  ber  SEborbeit  ob«  W 
©efpfittS  nennen.  Unb  naef,  XnTeirung  beS  Salome  feü  a 
3fraelit,  wenn  er  eine  Jtircbe  ftebt/  fagen:  „©etJ^err^ 
baS  JpauS  ber  Jpoffdrrtgen  verwüjlen."  g: 

3n  einer  fünften  »cbeurung  enblicb  beißt  Jftr*»  p 
Verfammlung  ber  ©emeinbe  cineS  ßrtS  jur  Xitfübtmi 


* 


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Kirche  603  liirchc 


<ffentlicben  ©otteSbienficS,  in  welcher  jßebeufung  man  baS 
Bort  nimmt,  wenn  man  fagt,  baß  an  biefem  ober  jenem 
Sage  JtirdK  gehalten  werbe.  33aS  ben  Urfprung  beS  2Sort3 
Kirche  betrifft,  fo  ifi  eö  wabrfd)einlicbcr,  benfelbcn  entweber 
ton  bem  griecr).  SBortc  Ävriafon,  welches  „baS£auS  beS 
perrn"  bejeiebnet,  ober  bem  gleichfalls  griceb.  Äyric,  womit 
)a  beim  Anfange  beS  ©ottcSbtenjieS  abjuftngenbc  £nmnuS  bc- 
lann,  unb  ba»  ber  rteubcfebrte  Deutfdjc  bei  feinem  Eintritte  in 
>aö  ©otteSbauS  juerft  gehört  haben  feil,  abzuleiten,  alS  von 
ein  bemfeben  Sorte  führen  ober  führen,  baS  bem  im  iai 
einigen  für  Äirdje  üblid;cu  cccleei«  entfyredjenb,  ben  {Begriff 
er  Auswahl  ober  beS  auScrwäblten  Volfs  geben  würbe. 

Sa  bie  Äircbe,  inbem  fie  bem  SJtcnfcben  ben  Sßeg  \m\x 
peil  tronnet,  juglcid)  ein  Verein  }ur  Ausübung  ber  Sfeli» 
lion  mit  einem  gcfellfcbafilich  georbneten  Verbältniß  ift,  fo 
inbet  jwifajen  ihr  fclbji  unb  bem  Staate  ein  rechtliches  33er» 
ültniß  ftatt,  baS  nach,  bem  ©runbfage  ber  Abbängigfeit  bie« 
t&  von  jener  ober  umgefebrt,  ober  ber  ©leiebbeit  beiber,  als 
in  breifacbeS  gebaebt  werben  fann  unb  ebenfo  in  ber  2Sirf» 
iebfeit  in  oerfdnebenem  2)?aße  auSgebilbet  vorgefunben  wirb. 
Bewöbnlid)  nennt  man  bie  ©runbanfiebten ,  worauf  bie  ge» 
IjeiUen  ^Meinungen  hierüber  jurücfgefübrt  werben,  Spfteme 
inb  unterfdjeibet  barnacb  baS  t)icrctrd>ifc^c  Svfrem,  baS 
Serritorialfvflem  unb  baS  ßollegialfvfiem,  bie  je* 
od)  mit  verfebiebenen  Abänberuugen  and)  ju  neuen  Sufte: 
nen  auSgebilbet  worben  ftnb.  £>a$  bicrarebifebe  Softem 
iebt  bie  unter  einem  gemeinfamen  Obcrbaupte  oereinigte  ©e» 
«mmtbeii  höherer  unb  nieberer  ©eifllicben  für  bie  von  (Sott 
•eocUmÄdjtigten  Sicgiercr  unb  genfer  ber  .Kirche  an  unb  fo: 
ert  beSbalb  bie  Unterwürttgfeit  ebrifllieber  Staaten  unter 
Ii  Xtirebe  ober  bie  fie  beberrfebenbe  üi-c  ra  r  cb  i  e.  2>tefe3 
crllein  würbe  von  jeher  in  ber  fatbolifeben  ,Hird)e  feiige* 
alten  unb  ba  fich  bie  (Staaten  unter  ihrem  Ginfluffe  ent» 
riefelten,  in  einem  hoben  ©rabc  geltenb  gemacht,  bat  aber 
n  neuerer  3«t  bei  ber  Ohnmacht  ber  röm.  JCircbe  unb  bec 
!b:rmacbt  ber  Staaten  feine  frühere  Sebeutung  unb  .§err» 
übfeit  verloren.  2)aS  £erritorialfpflem  unterwirft  bie 
tirtbe  bem  Staate,  inbem  cd  lehrt,  baß  ba»  tfanbeSober» 
•attüt  jugleid)  ber  Oberbifcbof  ber  Jiircbe  fei  unb  ihm  baS 
Recht  jugefianben  roerben  müffe,  firrblidjc  Grinricbtungen  unb 
morbnungen  \u  treffen.  SMefeS  Syitem  würbe  fchon  von 
tonjtanttn  nach  feinem  Übertritte  jum  Gbrißentbumc  gtltenb 
lemacbt.  Aufs  9ieue  erfdnen  e8  wieber  unb  fcharf  entroi* 
feit  in  ber  icit  nach  ber  9?eformation  in  ber  proteflautifcben 
üUbe,  bie  unter  fürfli.  Sdm|e  aufwuchs  unb  gebieh,  aber 
ich  baburrb  zugleich  ihrer  Selbftanbigfeit  an  bie  lanbeShcrT: 

M  ,C berberreu  begab.  £a3  doUegialfnflem,  auf  ben 
nilben  ©runbfa^  „Sebem  baS  Seine"  gejiübt  unb  in  neues 
S  .jeit  vielfach  vertheibigt,  lehrt,  baß  Staat  unb  Kirche, 

h  SBruber  unb  Schwefler,  ba  fie  nur  ©inen  ^aupt^weef 

(gen  unb  fieb  wechfelfeitig  unentbehrlich  ftnb,  freunblicb 
einanber  \u\un  unb  al8  jwei  verfchiebene  3nfritute  uiu 
er  einem  gemeinfamen  Oberhaupte,  bem  Sürßen,  vereinigt 
ein  foQen.   Jpietbei  muß  jeboch  vorauSgefe^t  werben,  baß 

'  Oberhaupt  ber  Jtircr)e  eines  Sanbeö  aud)  ein  SOfitglieb 
:crfel(Kn  unb  nia)t  einer  fremben  ßonfefft'on  jugethan  fei. 

BaS  Äirdjeniahi  bat  feinen  Warnen  baber,  weil  bie 
U'ttcäbienfrlicbeu  Refitagc  nach  bemfelben  eingerichtet  finb. 
Ungeachtet  baS  Seft  ber  (Schürt  Gbrifii  in  ber  Orbnung  a(S 


baS  »r|le  geß  betrachtet  würbe,  fo  beginnt  boeb  baS  Äir» 
ebenjahr  nicht  ben  25.  2)ec,  fonbern  in  2)eutfchlanb  unb 
in  ben  meiflen  fatholifeben  unb  proteftantifrben  gdnbern  mit 
bem  erften  ^bventfonntage.  3>er  ©runb  bavon  liegt  barin, 
baß  man  fu1>  auf  baS  burcr)  bie  @eburt  (übrifti  auSgej(td> 
nete  äßeihnacbtsfcfl  ebenfo  vorbereiten  ju  muffen  glaubte, 
wie  man  ftch  auf  baS  0|lerfeft  bureb  verfchiebene  vorherge. 
beube  3i$ocben  ober  bureb  bie  fogenannten  Saften  vorbereitete. 
3n  ©nglanb  fingt  baS  JUrcbenjahr  mit  bem  gefle  ber  »er* 
fünbigung  2Karia,  ben  25.  2Mrj,  als  mit  bem  ^age  an, 
an  welchem  bie  @ntftcbung  ber  menfcblicben  Warur  3cfu 
©hrifii  in  bem  Seibc  feiner  WlutUt  begonnen  habe. 

£)aS  von  ber  bödmen  fird?lid>en  iöehörte  eines  CaubeS 
feftgefe^te  IBuch,  welches  bie  bei  ber  Sonn»  unb  gefltagS» 
feier,  hei  ber  3aufe,  bem  Vlbcnbrnahte,  bei  Trauung  unb 
anbern  firebüchen  4>ä"blungen  }u  brauebenbeu  Formulare 
enthalt,  beißt  bie  Kirche  nag  enbe.  £>a  jeboch  ber$ret)igcr 
jur  wirffamen  SBerwaltung  aucr)  ber  b-  ©ebrduche  unb  ^>anb. 
lungen  ber  eignen  freien  ®eifieStbatigfeit,  nach  bem  (£rmef< 
fen  ber  jebeSmaligen  Umjlctnbe  unb  ber  ^)erf6nlichfeit  feiner 
3ubörer  nicht  entbehren  foU,  fo  tonnen  ihm  bie  Tfgenben 
nur  eine  Xmoeifuna,  ju  feinen  XmtSvenicbtungen  fein  unb 
ihn  nötigenfalls  un1trftü(}en,  wo  ihm  eine  Vorbereitung 
auf  fein  Gkfchaft  nicht  möglich  ifi.  TflS  feit  1821  in  ^)reu> 
ßen  bie  berliner  ^omagenbe  eingeführt  werben  foUte,  bie 
ben  ßweef  hatte,  bie  betben  evangelifcben  Kirchen  einanber 
gu  nähern,  ben  ©otteSbienfi  gu  vereinfachen  unb  ber  ©e« 
meinbe  burch  bie  Xnriphonten  (SBecJbfelgefang)  eine  größere 
£beilnabme  an  ber  Liturgie  )U  geben,  fo  tonnte  bieS  nur  nach 
unb  nach  unb  jum  $beit  nach  großem  SBiberjiaube  gefebeben, 
ba  fireng  lutherifeh  geftnnte  (Bemeinten  bie  Annahme  berfeU 
ben  als  eine  £5erunftattung  ihres  protefiantifchen  (BotteSbien-- 
fieS  anfaben.  JBeranbert  erfchien  fie  in  einer  neuen,  nach 
bem  ©utaebten  einer  geifilieben  Gommiffton  abgefaßten  Um*-- 
gäbe  am  10.  'Xug.  1Ö29  unter  bem  Xitel:  „Vgenbc  für  bic 
evangelifche  Kirche  in  ben  fonigl.  preuß.  Staaten".  —  &en 
Warnen  Jtirchenbiener  erhalten  aUe  diejenigen,  beren 
firchtiche  Slenichtungen  bie  97eligionSübung  nicht  unmittel-, 
bar  \um  3wect  haben,  fonbern  nn  gewiffen  von  bem  etr 
gentlichen  ©otteSbienfie  unabhängigen  äußerlichen  Dienfilei» 
guitgen  unb  SKebenbanblunqen  belieben,  hierher  gehören  nicht 
nur  bie  ben  ©eidlichen  bei  ber  Verwaltung  ibreS  2(mtS 
bienfipfliebtigen  Lüfter  ober  Äir ebner,  fonbern  aud)  bie 
Kantoren,  Organißen,  Csvmbalträger,  ©löcfnct 
u.  f.  w.;  ferner  bie  Jtircb envor clier  unb  ^irchenvä» 
ter,  benen  bie  Sorge  für  baS  weltliche  Sntereffe  ber  Jtiuln\ 
bic  Verwaltung  unb  (Erhaltung  beS  Jtira>enMrm6^enS  über 
tragen  ifr.  2>cn  Airchenbienft  verrichten  gegenwartig  auch 
in  her  fatholifdien  Airchc  Saien,  vor  bem  7.  jahrl).  aber 
würbe  berfelbe  nur  von  9>erfonen  verridjtet,  welch«  bie  höchfie 
von  ben  vier  f leinen  SBeihen  erhalten  hatten  unb  3folu> 
then  ober  Xfolptbtn  hießen.  25ie  Jtirchenbiener  ftnb  von 
ben  .Kirch  en  beamten,  ben  wirtlichen  ©ei  ü  Ii  eben,,  w  un< 
terfebeihen,  beren  2(mSanrritt  eine  feierliche  SSBeihe  vorange* 
qangen  iß.  Sie  werben  von  ben  geifitieben  Obern  einge-. 
fot  unb  genießen  verfrhiebene  mit  bem  geijtlicben  Stanbe 
verbunbene  Vorzüge,  bie  jeboch  von  ben  fcanbeSgefefeen  halb 
mehr  balb  weniger  befebränft  werben.  —  3eber  2)ißrict, 
beffen  »ewohner  ftch  jum  gemeinfchaftlieben  ©otteSbienji« 


unter  «tum  Pfarrer  bereinigt  haben,  mag  berfelbe  nun  ou8 
ein«  ober  mehren  ßrtfebaften  befielen,  bittet  einen  Aird>en« 
fprengel,  einÄircr/foiel  ober  eine  Atrcbfaprt. —  Um 
tet  Aircpengut  o  erfleht  man  ba«  ber  Jttrc^e  jugebörige QU 

f,ent£jum ,  ba«  ihr  \ux  SSeßreitung  ber  für  itjre  3roetfe  er* 
ooerlicben  Aoßen  bient,  mag  nun  baffelbe  in  ©runbbeftfc 
ober  beweglichem  SBermögen,  in  Abgaben  ober  nufcbaren  Dien« 
flen  unb  fechten  befielen.  Da«  «echt  ber  Aircpe,  eigen» 
tbum  &u  erwerben ,  berubt  auf  ber  Ancrf ennung  berfelben  al« 
iurißifcpe  9>erfon  turd»  ben  Staat,  unb  ba  fte  fein  jufäl* 
licje«  IBeßeben  bat  unb  biefe«  obne  einen  äußern  Aufroanc 
mept  gebatbt  werben  fanrt,  fo  iß  ihr  SJeftfe  unb  (Sigcn tbum 
nötliig.  üroar  ba«  unermeßlich  reiche  Airebengut,  wa«  bie 
Aircpe  in  Seiten  an  ftep  braute,  wo  e«  ein  ©eringe«  galt, 
bem  Anteile  an  ben  geißlieben  unb  eroigen  (Sutern  ber 
Äircbe  ba«  jeitlicbe  unb  irbifebe  JBefiptbum  aufzuopfern  unb 
roo  man  namentlich  S3ennäcr)tniffe  an  bie  Äircbe  al«  förber» 
lieb  «urSeligfeit  betrachtete,  befifet  fte  jefct  nicht  mehr.  SBie 
fte  feibfl  ben  nacbtbeiligen  Einfluß,  ber  ihr  unb  bem  «Ratio* 
nalwoblßanbe  ber  gänber  au«  bem  übermäßigen  Sfcidubume 
erwueb«,  nicht  »ermeiben  tonnte,  fo  vermochte  ßeauep  nicht 
bie  ©äcularifiru ng  eines  großenteils  it>ret (Sütec  ober 
bie  JUerwanblung  be«  fachlichen  gigerftpum«  in  ©tantSeigen* 
tbum  con  Seiten  bei  ©taatö  ju  bmbern.  3Bo  einjelne  Air» 
eben  bei  Aircpenoermögen«  gdnjlid)  entbehren,  ba  muffen  bie 
einjelnen  ©lieber  ber  Airche  bie  S3erwaltung«foßen  betfen. 

Die  Äircpenoerfaffung  ober.ba«  Aircpenregiment 
beißt  bie  Äußere  JDrbnung,  auf  roelcbe  bie  Eeitung  ber  fireb» 
lieben  Angelegenheiten  bei  ber  Ausübung  ber  Aircbengemalt 
gegrünbet  iß.  3n  ber  Iatbolifd)en  roie  in  ber  proteßantifepen 
Jttrct>e  erfcheint  fte  in  bem  untergeorbneten  SJerbältnijfe  ber 
niebern  ju  ben  bob«rn  Aircpenbeamten  ober  fachlichen  S3e» 
pörben,  fo j.  83.  in  jener  ber  Pfarrer,  Bifcböfe,  gTjbifcpöfe, 
Airchenoerfammlungen  ju  bem  Raufte,  al«  bem  allgemeinen 
JDberbaupte ;  in  biefer  ber  Pfarrer  unb  ©uperintenbenten  \ u 
ben  Gonfißorien,  ©pnoben,  IBifchöfen,  geißlicpen  SWinißerien 
u.  f.  w. 

Der  Inbegriff  ber  Stechte,  bie  ber  Airche  al«  einer  reit* 
giöS«ßttlicben  ©efeDfebaft  jufhben  unb  vermöge  welcher  fte 
bie  für  ihren  3we<f  nötigen  Einrichtungen  treffen  unb  in 
Ausübung  bringen  fann,  iß  bie  Air cp enge» alt  ober  (fo* 
tbolifcb)@eroalt  ber  ©cplüffel,  inbem  nach  einer  jüb.  Sor» 
ßelhmg  bureb  bie  ©cblüffel  bie  göttliche  SWacpt  fpmbolifcb  heuich* 
net  würbe.  3pre  jebe«malige  SSeßimmung  erhalten  tiefe  fechte 
aber  wieberum  tbeil«  oon  ber  Jöefcbaffenbeit  be«  gebrbegriff« 
einer  Air  che  felbß,  tbeil«  von  ihrem  angenommenen  ©erhält» 
niffe  jum  ©taate.  3n  ber  tatbolifeben  wie  in  ber  proteßan» 
tifchen  Airche  iß  ber  Unterfcbieb  jwifeben  einer  tnnern  unb 
äußern  Airchengewalt  feßgeßeHt,  inbem  jene  (pousus  ordi- 
ms  ober  ministerii )  bie  ÄUÖtbeilung  ber  geißlieben  ©üter  ber 
Atrcbe,  biefe  (potenUs  jurijdictionis)  bie  Jj>anbbabung  ber 
aupern  Jüronung  in  oer  wtmemee  uno  unter  oen  ttrajuepen 
S3eamten  umfaßt.  £}u  her  erjlem  gehören  namentlich  bie 
Stechte,  baß  bie  Airche  unabhängig  oon  bem  Ginfluffe  beS 
©taat§,  in  fo  fern  babureb  bie  bürgerliche  £)rbnung  nicht  go 
fäbrbet  wirb,  über  Glauben,  £ehre  unb  Airdiengebräu  che 
beßimmen  unb  oerfügen,  baß  fte  (ich  feibfl  regieren,  baß  ffe 
ferner  bie  SJiänner,  bie  ba3  SSort  @otteS  (ehren  unb  bie 
©acramente  oerroalten  foHen,  wählen,  berufen  unb  weihen 
rann.  3«  ber  fatbotifepen  Airche  ijt  biefe  ©ewalt  in  ben 


fiebert  {Reiben  enthalten,  bureb  bie  fte  auf  bie  ©rufenfoljt 
geijtlicher  Amt«*  unb  JEBürbeträger  ald  eine  wahre  £errf(fcrn 
über  ben  QJlauheri  ber  Airche  übertragen  wirb;  in  ber  prt 
tefiantifeben  Airche  hingegen,  wo  ber  geiftlicbe  ©tanb  un 
S3erfünbigung  be$  Goange(ium9  unb  jur  AuSfpenbung  ta 
©acramente  bejrimmt  iß:,  wirb  fie  eigentlicher  ein  Dienp  bei 
göttlichen  SBortd  (ministeriuita  Tcrbi  difini)  genannt/  ha 
c3  ber  IBeruf  ber  Airchentehrer  jwar  iß,  über  Vie  l'chrc  ju 
urtheilen  unb  irrige  ßebre  ju  verwerfen,  aber  ihr  Urtbeil  er: 
burcp  bie  3uftimmung  ber  Airche  jur  Firchlichen  febre  wir» 
unb  t>on  ber  Prüfung  be«  ©lauhenS  aud)  fromme  unb  un> 
tenichtete  Saien  nicht  audgefcbloffen  ftnb.  Die  @cwa(t  r«r 
3uri8biction  bat  )um  ©egenflanbe  ber  Sbätigfeit  aSe  äu> 
f erliefen  firchlichen  Angelegenheiten.  @ie  erffreeft  (ich  Nu 
her  auf  bie  febre  unb  bie  gotteSbienftlicben  ^wnblungen 
nur  infoweit  biefe  ein  ©egenfianb  bloft  biSciplinarifcbcr  Atf 
orbnung  werben  fönnen,  wie  bei  ber  SBefefeung,  bei  ba 
JBeaufftchtigung  be5  BehramtS,  ber  ßorforge  für  JBeohact: 
tung  ber  Btturgie,  für  gehörige  SBerwattung  ber  ©acramtntt 
u.  j.  w  ;  biefer  £bei(  ber  Airchengewalt  ifi  bem  GnttMe 

ber  weltlichen  [Regierung  oorjüglicp  auSgefefeL    Air« 

cbengefefte  h«ßen  bie  SJerorbnungen  für  firchliche  Anj* 
legenheiten.  (©.  Aanonifcbeg  Stecht.)  Die  fircplicbe  @e 
fehgehung  geht  ehenforool  »on  ber  Aird)e  al*  t>om  ©raaa 
au8.  Der  Antbeil  beiher  wirb  bunp  bie  Statue  imi 
©renken  ber  Airchengewalt  unb  be£  firchlichen  Skat 
jtätSrecht«  befh'mmt.  Da  bie  Religion  Pflichten  aufUat 
biefe  aber  mit  einer  für  baä  bürgerliche  Beben  folgerrrekti: 
^anblungSweife  terhunben  finb,  fo  fönnen  oon  ba  ' 


aud)  in  rein  firchlichen  Angelegenheiten,  wie  fte 
ßebre  unb  Aircbengebräucbe  betreffen,  ohne  äuflimnntnjj 
©enebmigung  beS  ©taat«  feine  ©efefce  gegeben  werte. 
SWan  nennt  biefelbe  ba8  pl*ce4  regium,  ba8  auch  in  htfr 
lifcben  Eänbern  ber  SSefanntmachung  einer  päpfllicpen  fl3ul 
ober  anbercv  fircplicher  Sierorbnungen  vorausgegangen  k: 
muß.  3n  ben  beutfehen  protefiantifihen  SänSern  geht  b 
firchliche  ©efeftgebung  ju  gleicher  3eit  oon  ber  ArMhe  bs> 
bem  ©taate  au§,  ba  bie  SBerfjeuge  berfelben,  bie  beer: 

firchlichen  ^Beamten,  jugleiä)  lanbeSprrrlichc  ftnb.  Ait= 

eh  cn  (träfe  wirb  eine  ©träfe  genannt,  welche  oon  ben! 
nern  ber  Airche,  benen  bie  gefegauSübenbe  ©eroalt  jufomm 
über  bie  ©emeinbeglieber  ober  ©emeinben  verhängt  wirb, 
roelcbe  bie  Serorbnungen  ober  ©efege  ber  Airche  Übertreter: 
haben,   ©okbe  ©trafen  ftnb  Airchenhufen  (f.  &ufej, 
ber  große  unb  Heine  Airchenbann  (f.  JBann),  bie  £ 
raubung  eine«  chrijllichen  JBegrähniffe«,  ja,  in  bet  wo 
Airdje,  »erlujl  feibfl  atter  bürgerlichen  Stethle  unb  Zcttt- 

ftrafe.  (S3g(.  3n  q  uifition.  )          Air*  enfreoel  iß  tm 

{>anblung,  burcp  roelcbe  bie  ber  Aircfie  fcpulbige  Sprfurd: 
oerle^t  wirb.  3ft  mit  foleber  ^anblung  jugteieb  ein  rechter 
briger  Eingriff  in  ba«  ffigentpum  ber  Airche  oerbunben,  & 
heißt  fte  Aircpenraub;  bagegen  wirb  fte  Aircpenfcb.;'; 
bung,  roenn  ihr  ein  SSerbrechen  anhängt,  bem  jufolge  e* 
nicht  erlaubt  iß,  ben  ©otteSbtenß  ohne  vorgenommene  Xtf 
föbnung  ber  Aircpe  roieber  ju  halten.  3n  ber  fatboUfcbei 
Airche  gefchteht  bie«  burch  eine  roieberbolte  SBetbt  (ft 
Airchweihe.)  —  Airchenraub  (sacrilegium)  heißte 
weitem  ©inne  iebe  fi3eeiirträchtigung  ober  Süerleftung  Ui 
firchlichen  ©ute«  burch  »etrug  ober  DiebßaW»  im  «o«^ 
©inne   bie  geroaltfame  Crbrecpung  ber  Äircpe,  tatvrtn 


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Kirche 


605  Kfrcticngang 


mit  bem  SRauBe  fälliger  ©ef4f e ,  ffojtbarfetttn,  Selber  ober 
eines  anbern  ber  Äircbe  jugebörigen  (SigenthumS.  Da  man 
?en  Äirchewaub  im  engem  (Sinne  als  eine  jugleid)  gotteS» 
äfierlidje  ßanblung,  alS  ein  Verbrechen  gegen  bie  Steltgion 
k'.b\i  anfielt,  fo  wirb  er  nad)  ben  Grtminot^cfeben  ber  meb 
Üen  Ednber  bdrter  als  ein  an  anbern  £>rten  unb  ©egett» 
Idnben  verübter  Staub  befhraft. 

Schon  in  ben  aLtcffon  Seiten  würbe  jur  Erhebung  telu 
u'6fer  geierlid)feiten  von  ber  3)?uftf  Anwenbung  gemacht 
Der  eigentümliche  ©eifr  ber  d)rifllid)en  Äirche  müfjtc  fid) 
iud}  in  ber  SRujtf  auSbrüden  unb  fo  entftanb  bie  cririfllidie 
itirebenmufif.  3n  ber  crjrtfllierien  Strebe  jeiebneten  ftcb 
ür  bie  AuSbilbung  wie  beS  ÄirchengcfangS ,  fo  aueb  ber  für 
;cn  tbrtfllichen  ©otteSbienft  beftimmten  twufifer  mehre  ffii» 
d)i»fe  auS ,  namcntlid)  AmbrofiuS  von  ©ailanb  unb  ©regor 
>tr  ©rofje.  Dod)  würbe  eö  tuweUen  von  ben  (Soneilien  auS* 
?rücflid)  gemiSbilligt,  burd)  Snflrumentalmufif  bie  geier  beS 
%ttc5bienfle5  ju  erbeben,  weil  biefe  baburd)  profanirt  werbe; 
iber  fte  fanb  nachmals  wieber  JöeifaH,  als  bie  fanonifdjen 
Stunben  in  ben  Slefrem  eingeführt  würben,  bie  nod)  jefet, 
nie  bei  ben  Giftercienferinnen  unb  Äanoniffinnen  vom  beil. 
Srabe,  wo  bie  Tonnen  bie  Snfkumente  felber  fpielen,  mit 
Snjirumentalmufil  gehalten  werben.  Seit  bem  15.  3abrb. 
rurbe  ^außtfiidjlid)  bie  giguralmujif  unb  ber  figurirte  ©<* 
ang  («intus  6guraius)  entwitfelt,  inbem  man  juerfi  ben 
Urunbton  ober  bie  ©runbmelobie  unverdnbert  beibehielt,  bie 
jegleitenben  Stimmen  aber  in  ber  SHelobie  auSfdjmörfte  unb 

:>  Sierdnberungen  erweiterte.  Diefe  Art  ber  Äirdjeninu» 
ff  würbe  jebod)  balb  ju  alänjcnb  unb  weltlich.  3hre  gdnj« 
iebe  Umgejlaltung  jur  geglichen  Äunfl,  bie  baS  .berj  uns 
■nittelbar  jum  Unenblicben  ergebt,  unternahm  juerjl  in  ber 
Kitte  beS  16.  3ahrf>.  ber  Stallen«  $aie|rrina,  beffen  5Kiffa 
JJtarceUi,  baS  ©ebeimniß  ber  göttlichen  5Wenfd)werbung 
Vicrnb,  bie  ganje  Tonleiter  djrifflidjer  ©efühle  verhenlicht 
;M,  naebbem  fdjon  früher  in  ber  proteftantifchen  Äircbe  burd) 
futber  ber  Sircbengcfang  verbeffert  unb  burd)  baS  Spiel  ber 
Crg'et  vervollfommnct  worben  war.  SSenn  von  jefct  an  bie 
Rirdpenmufif  fowol  in  ber  fatholifdjen  als  in  ber  proteftan« 
ifchen  Äird?e  fdmell  ju  einer  hohen  SBoHenbung  gebiet)  unb 
it  lefcterer  ber  leipjiger  Gantor  Sebaflian  85 ad)  (f.  b.)  in 
frertger,  harmonienreicher,  himmelfirebenber  Ü7?uftt  baS  er* 

nfle  2Bort  beS  beutfeben  ^roteflantis-muö  feiner  3eit 
pract),  fo  ijt  fte  in  neuerer  3cit  namentlich .  burd)  An» 
idberung  an  bie  ©pernmufif  verunffaltct  worben.  Denn  wie 

i)r3wetf  ifi,  burch  ahnung6»oHe  ^nnigfeit,  burd)  ernjle, 
irbabene  unb  feierliche  Harmonie  ba$  f>erj  ^ur  Änbad)t  unb 
\iommigfeit  ju  ftimmen,  fo  muß  auep  ber  gute  Äirchenjrpl 
aller .  überflüffigen  Äünflelcien,  aüe3  glinjenben,  bie  ©inne 
beraufchenben  ?>runfe§  entbehren,  nod)  barf  er  buref)  über» 
rafd>enbc  gäufer  unb  Coloraturen  bie  Äunflfertigfeit  ber  ©ein» 
v-r  unb  (Spieler  jeigen  wollen,  wie  bie§  bem  freiem  unb 
ungebunbenern  ©tiple  ber  weltlichen  «Dlufif  eigen  ifl.  gc|t» 
llebenbe  gormeu  be$  SücrteS  für  bie  Äirchenmu|i6  finb  in  ber 
fatfjolifcben  Äirdjc  bie  ©effe  ober  2J?iffa  (f.  b.),  bie  öffert 
toriett,  baö  To  denm,  Salve,  Renaieiu,  ^falmen  u.  f.  W.;  ba> 
geaen  fyabtn  fid)  bei  ben  i>roteftanten  Dichter  unb  6ompo« 
tiiften  neue  gormen  erlaubt  unb  e$  werben  bei  ihnen  neben 
jenen  lat.  gefungenen  (Stücfen  beutfd>e  SRotetten,  6an» 
leiten,  Oratorien  (f.  b.)  alä  Äitchentniifif  aufgeführt- 
  SDer  Ätrth engefang  i]i  etnä  ber  wirtfamfien  SKittel 


ber  (Erbauung,  ba  nichts  tiefer  ben  SRenfd)en  rühren  fann, 
al3  bie  gememfd)aftlid)  gefungene  fromme  SBeife  eineS  8it> 
be§  in  23erbinbung  mit  bem  emflen  unb  feierlichen  &(ange 
ber  DrgeL  £>a5  2fi>jtngen  »on  ?)falmen  unb  $pmnen  beim 
©otteSbienfie  war  als  eine  jüb.  ©itte  gleich  anfangs  oon 
ben  (5f)ri|ien  beibehalten  worben  unb  ftnbet  fid?  beShalb  frü- 
her unb  allgemeiner  bei  ben  morgenlanbifd)en  alS  bei  ben  * 
abenblänbifchen  <5t>riflen.  ©eregelt  erfcheint  ber  Sirdjcnge; 
fang  juerfi  in  Antiochien,  wo  er  fid)  befonberS  als  SBedpfeU 
gefang  (Antiphonien)  auSgebilbet  hotte.  AmbrofiuS  (f.b.), 
ber  fid)  jugleich  alS  SBerfofljer  d)rifilid)er  ©efdnge  oerbient 
machte,  legte  ihn  bem  nach  '&m  genannten  2tmbroftanifchm 
^irchengefange  ju  ©runbe  unb  würbe  fo  ber  «Stifter  beS 
Äirchengefangc»  im  2tbenblanbe,  wo  feit  bem  4.  Sahrb.  nod) 
befonbere  SBorfdnger,  (SantoreS,  bie  ben  Jtird)engeifang  an-. 
orbnen  unb  leiten  mufjfen,  angebellt  würben.  Die  Hxt  beS 
©angeS  felbft  war  balb  ©otogefang,  halb  SG3ed)fetgefang, 
balb  Ghorgefang  ber  ganzen  SBerfammlung ,  bie  in  einen  bor» 
gefagten  ober  uorgelefenen  (Spruch  einfiel,  WObon  wahrfchein- 
lich  erft  fpdter  baS  weibliche  ©efchledjt  auSgefd)loffen  würbe, 
tjine  mehr  muft'falifche  XuSfiattung  erhielt  ber  Aird)engefang 
burd)  $apji  ©regor  ben  ©roßen  (f.  b.),  ber  fogar  eine 
©ingfchule  errichtete,  in  welcher  Änaben  xu  Äirdjenfdngem 
gebilbet  würben.  Dergleichen  «Sänger  berief  fpdter  Jtarl  ber 
©rope  auS  Italien  in  bie  neue  9?eidj$fircbe.  SJiel  oerlor  im 
Mittelalter  ber  Jtird)engefang  baburd),  bap  er  burd)auS  (a^ 
teinifd)  war,  mithin  burch  XuSfcbliefjung  ber  Saien  tum  bem.- 
felben  feine  JSirfung  auf  fte  oerfebtert  mugte.  drfl  burd) 
Rüther  (f.  b.)  ift  er  jum  mdd)tigen  JßolfSgefange  gewors 
ben,  inbem  bie  wiebergeborenen  ^mmnen  ber  alten  Jtird)c 
mit  ben  eignen  8iebem  fetneS  ^)erjenS  ux  einem  «Strome 
heiliger  ^Joefie  in  ber  beutfdjen  Aird)e  würben,  ber  ihre  tief« 
ften  CebenSfldnge  in  ftd)  aufnahm.  Änjjemejfen  ber  ©efangS»  . 
b'efchaffenheit  einer  großen  SBolfSmaffe  ifi  ber  jtird)engefang 
in  ber  [Regel  ein(limmig  unb  gewinnt  burd)  baS  IBegleirungS» 
fptel  ber  Drgel  ruhigen  gortfefcritt  unb  Sicherheit.  AIS  ber 
tnerftimmige  Äirchengefang,  ber  in  einigen  reformirten  ©e» 
meinbm,  DefonberS  ber  (Schwei),  ein  väterliches  @rbtheit  ifi, 
ba  man  auch  nicht  einmal  bie  £)rge(  gulaflen  wollte, 
burd)  einen  iBerein  in  Stuttgart  eingeführt  unb  von  ber 
würtemberg.  Svnobe  1823  empfohlen  würbe,  erhoben  fich 
viele  Stimmen,  bie  folchen  ©efang  für  eine  ©emeinbe  )u 
!ünfilich  unb  pörenb  nannten. 

Ätrdjmgang  h«&t  We  l)in  unb  wieber  nod)  fftxx-- 
fdjenbe,  aber  in  ben  größern  ©tdbten  faft  gdnjlid)  ver-- 
fchwunbene  ©ewohnheit,  nach  welcher  ber  erfte  Ausgang  ei» 
ner  SBdchnerin,  fei  eS  nun  eine  beftimmte  3eit  nad)  ihrer 
SRieberfunft,  ober  fobalb  fte  wieber  inCBefife  von  Ävoft  unb 
©efunbbcit  ift,  ein  Äirchenbefuch  fein  muf,  um  ©Ott  im 
vereinten  ©ebet  mit  ber  ©emeinbe  für  bie  gtücfiirbe  lieber» 
fünft  ju  banfen  unb  baS  neugeborene  Jlinb  feiner  vdterlichen 
Aulb  unb  ©üte  anjuempfeblen.  Die  jebenfaHS  burch  baS 
jub.  ©ebot  von  bem  9Jeinigung3opfer  unter  ben  tfyrijtai  ent' 
jtanbene  Sitte  hat  baS  ©ute,  baf  |te  in  einem  befonberS 
wichtigen  gebenSverhdltmffe  ben  \)bi>txn  JRücfftchten  ber  9?e> 
Ugion  auf  eine  würbige  SBeife  genügen  h«|t  unb  ber  SRut* 
ter  bie  f)(t)ere  IBebeutfamfeit  ihres  SSemfS  vor  bie  Augen 
führt.  9lad)  bm  itirchengefeften  foD  bie  2Böd)nerin  bm 
Äirchgang  jwar  erft  40  Sage  ober  fed)S  SBocben  nacb  ber 


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Slicberfunft  falten,  *>od;  gcfcbiebt  er  auch  früher,  wenn  ei 
btc  ©efunbbeit  geliattet. 

fitrdKttspnltima  ctcr  3;:.H}ma  bcjeidmct  ben  jenigen 
»Juftanb  ber  fatbolifcben  Äirdje,  wenn  burch.  bieSBabl  mch* 
rcc  9>dpfte  bie  oberfte  Äircbcngcwalt  getrennt  unb  baburcb 
bte  ©nbeit  ber  Äird^c  aufgehoben  wirb.  #t|rorifcb  wichtig 
ifl  namentlich  baS  große  ©cbiSma  von  1378—1417, 
wdbrenb  beffen  jwet  ^dpfle  jugleicb  mit  ihren  Nachfolgern 
von  Siom  unb  Ävignon  auS  bie  Sbriftcnbeit  regierten.  3m 
engern  ©inne  ivifu  Äirchenfpaltuna  noch  iebe  anberc  Ären* 
nuncj  unter  ben  ßbrifien,  welche  über  SieligionSfacben,  bte 
aber  nicht  ben  (Stauben  betreffen,  entgeht,  (Vgl.  Strebe.) 

JlRirct]nt&taat  (ber),  ein  2anb  im  mittfern  Italien,  fübl. 
vom  $o,  grenzt  im  91.  an  bat)  |ombarbifd;=venctianifcbe  «Rds 
nigreid),  im  SD.  an  baS  «briätifdjc  STOeer  unb  Neapel,  wel* 
djeS  ledere,  ncbjt  bem  mitteUdnb.  9fteere,  auch  bie  ©üb: 
grenje  bilbet;  im  ffi.  floßt  eS  ebenfalls  an  baS  mitteUdnb.  «Keer, 
SoScdna  unb  SDJobcna.  Anfangs  Ratten  bie  ^dpfte  (eine 
weltliche  2Jlad)t,  erft  atö  ber  fronf.  SRajor  DomuS  $ipin 
in  Stalten  (Sinfluß  gewann  unb  bem  3>apjie  üJacbariaS  für 
ben  'ÄuSfprucb,  baß  bie  Jtrcne  rem  gebühre,  »eichet  bie 
funigl.  SRaeht  roirftid)  ausübe,  ft'dj  verpflichtet  füllte,  weit 
er  in  golge  beffelben  ben  frdnf.  Zj)xoa  beftieg,  erhielt  ber 
g>apji  weltliche  Befiöungen ,  ndralidb  baS  (Srarcbat  JKavcnna, 
weld;e$  ^ipin  von  ben  Eongobarbcn  erobert  hatte.  Die  ©eben* 
fung,  bie  fchon  Äaifer  Äonfiantin  bem  SSifcbofc  ©»tvefter 
gemacht  haben  foU,  ift  nmmA  von  allen  Seiten  als  fabel* 
ijaft  anerfannt  worben.  Jtarl  ber  ©roße  fügte  jum  (Jrar* 
dbate  noch  Perugia  unb  baS  Jbc^ogtbiun  ©poleto  binjü. 
J5od>  erft  im  Iii  3abrb.,  fettbem  bie  tüpfle  baS  freunb» 
fchaftliche  Verbdltniß,  in  welchem  fie  ju  ben  9cormannen  in 
Unteritalien  fianben,  ju  benufeen  voufcttn,  unb  .^einrieb  HL 
oon  Deutfcblanb  fte  in  tieft  beS  J)er;ogtbumS  JBcnevent 
gefefet  hatte,  gewannen  fie  potitifeben  (finjtuf  auch  burch  ihre 
Bedungen,  unb  biefer  flieg  noch  hüher,  als  bie  (Sräftn 
SRatrjilbc  von  2£o6cana  ihnen  ba$  fogenannte  Patrimonium 
beS  b.  Petrus  vermachte,  baS  auS  ben  (Gebieten  von  BoU 
fena,  Bagnarea,  SRonteftaSconc,  ÄJitcrbo,  Giuita^aficQana, 
©»meto,  ©vita  veeebia  unb  Bracciano  befiehl.  9t om  felbfi 
aber  gehörte  bamalS  noch  md>t  bem  Zapfte,  fonbem  war 
bem  beutfeben  deiche  unterthan  unb  hatte  feine  eignen  XLic= 
herben;  eS  fam  crfl  ju  (5nbe  beS  14.  Sabrh.  nebfi  bem  ©a* 
binerlanbe  unter  bie  4?crrfcbaft  feines  BifcbofS.  3m  gort» 
gange  ber  3abrbunberte  erwarben  bie  $dpjie  ju  biefen  33c* 
jijjungen  noch  manche  anberc;  ihnen  gehörte  auch  bis  jur 
franj.  Revolution  bie  ©raffebaft  2tmgnon  mit  Si>enai||iu  im 
fübL  granfreich;  1513  fiel  ihnen  JBologna  ju,  1532  unter 
(Siemens  VH  bie  «Karl  flneona,  159a  gerrara,  162G  Ur> 
bino,  fpdter  noch  £rmeto,  baS  ^erjogtlmm  ßafiro  unb  bie 
©raffebaft  9Jonciglione. 

©eitbem  bie  t'.'ipfl«  Sdnber  befaßen,  würben  fie  aua)  in 
bie  politifchen  SBuren  StalienS  als  Scrritorialmacht  hinein^ 
geigen;  im  Sßittelatter  waren  fie,  als  #aupt  unb  ©tütje 
ber  gueiftfcben  Partei,  bie  gefürchtetfteh  geinbe  unferer  beut« 
fchen  Äaifer,  befonberS  ber  Jjpobenfiaufcn,  weil  ihr  hiewr« 
chifdjer  Einfluß  über  bie  gemje  abenbldnbifche  Ghriltenheit 
reichte;  fpetterhin,  all  fchon  bie  geifHicbe  iDbermacht  an  Um* 
fang  unb  Hnfeben  verloren  hatte,"  fpielten  einjetne  frdftige 
»  ^dpjie,  befonberS  burch  ihre  ^erfönlicbfeit,  wie  'Äleranbcr  YL 


Kirchenstaat 

ju  Gnbe  beS  15.  unb  3uliuS  U.  im  "Änfange  beS  16.  3abrt 
wichtige  fReHen.    9Rit  ihnen  erlojeh  aber  aud)  bie  politif^ 
Bcbeutung  beS  JUrcbenfiaatS  als  einer  weltlichen  9Rad;t,  tu 
bisher  nicht  feiten,  wenn  fie  ftdf>  ber  einen  ober  anbern  ^at 
tei  angefchloffen  hatte,  ben  «uSfchlag  gab.  ©eit  ber  Sie»"« 
mation  warb  ferner  auch  ber  gciftJicbe  Ginflup  wefenttid?  9<: 
fchwdcht  unb  felbfi  fatholtfche  Uänber,  wie  92eapet,  weicht; 
ftch  bem  Cebetwcrbanbe  JKomS  entzog,  raubten  bem  ein: 
©tuhle  alte  fechte,    über  bie  ©cbictfal«,  welche  ben  Ab 
chenfiaat  feit  ber  franj.  Stetwlution  betroffen,  f.  Staliti- 
^on  icher  hat  man  ber  Verwaltung  beS  ÄircbenfiactS  gttj: 
Vorwürfe  gemacht.  Ginjelne  frdftige  9Rdnner,  wie  ein.; 
Tüchten  Drbnung  in  bie  2(bminifiration  ,u  bringen;  alle, 
ihre  Bemühungen  trugen  wenig  grüd'te,  weil  bie  utuv.  . 
9{a6folger  baS  alte  Unwefen  wieber  aufivuehern  ließen.  Zlt 
\tx  diifianb  ber  ^bminiftration  if!  wefentlich  f$ulb  an  be. 
Uii}ufricbenbcit  beS  SSolfS,  welche  fieb  fo  hduftg  buid>  ®a 
tereicu  unb  in  Xufftänben  guft  gemacht  hat.   Unb  ba  tu. 
bm  Mahnungen  ter  großen  europ.  9Rdcbte,  bU  ben  ^api'. 
t>or  einigen  Siaibrcn  erfuchten,  ber  itbminiflration  beS  Sanbe.- 
größere  ''Äufmerffamfeit  ju  wibmen  unb  offen  ui  $ag«  lit 
genben  ^isbrduchen  unb  übelftdnbcn  abzuhelfen,  im  Sc 
fentlichen  noch  feine  SSerbefferungen  eingeführt  wurtxn,  tu. 
ginanjen  »errüttet  ft'nb,  bie  ©chulbcnlaft  ungemein  briufen 
ifl,  fo  barf  eS  nicht  befremben,  baß  bie  ©emuther  beSSic.; 
noch  feineSwegS  beruhigt  ftnb.    JDer  SiegietungSanfang  tt 
ieht  regierenben  ^apjieS  ©reger  XVI.  (f.  b.)  fiel  in  t* 
jlünnif*e  3ahr  ls,M;  bi<  3"furgenten  erfldrten,  bie  well 
liehe  vA\Vuht  beS  ^apiieS  fei  ju  (inte  unb  er  behaup^ae  ftd 
nur  baburch,  bafi  bie  J&jhcicber  fein  8anb  oteupirten  un. 
burch  überlegene  Waffengewalt  bem  3fufj!anbe  ein  gut. 
machten.    Um  ihnen  ein  ©egcngewufrt  ju  hatten,/  erfebittio 
bie  granjofen  mit  einer  itricgSflotte  1832  vor  Kncona,  {ebi 
ten  Gruppen  auS  unb  befctjten  bie  ©tat  eile  bUfer  ©tdti 
welche  fie  noch  i«fct  »«»  Befiy  haben,    ©eit  bem  (Sribe  te 
Oorigtn  3al>reS  (1837)  i\t  öregor  XVI.,  welker  t 

}  nai 
beS 


bierärtbifebe  Beftrebungen  begün|Iigt,  unb  rwmentlicb  in  ta 
rölnifchen  2Birven  (f.  Äöln)  bie  Partei  beS  ÖrrjbifdjofS <Si* 
mens  tfugtifl  gegen  bie  preuß.  Siegierung'  ergriffen  ^ot,  pi 
biefer  ledern  in  bebenritdjc  ierwürfniffe  gerathen. 

t  £k  5ScgierungSform  beS  JlircbenftaatS  ift  eine  abfolu. 
geijtlicl?e  äöablnionatdjile.  3D«  ^ap|1  wirb  von  bem  im  öcn 
ctave  verfanunclteu  ßarbinalScoäegiiun  ernannt,  baS  aai  ej 
len  70  (iiirbhidEcn  belieben  foU,  bod>  ift  biefc  3pt>I  feiten  vel 
fianbig;  er  muß  minbeflenS  jwei  drittel  ber  Stimmen  «baltii 
haben,  bie  burdj  f leine  veritcgcltc  Briefe  abgea^ben  weit-en 
SBdhrenb  ber  Söabl  finb  bie  @minenjen  in  einem  fytiä 
cingefchloflen  unb  foQen  gcfef*lich  von  allem  öerleb«  nr. 
ber  Außenwelt  abgefpent  fein;  fie  bürfen  auch  baä<&m(lar. 
(©nfchliefuma)  nid;t  el;er  vcrlaffcn,  alS  bis  eine  SGBabC  wir? 
lid)  ftaitgefunben  bat.    #aben  fie  einen  §)apjl  auS  ibu: 
W\tk  ernannt,  bann  Itcfjt  biefer  in  ber  ^eterSfirrbe  bte-SRof 
unb  ber  dltefie  (SarbinalbiafonuS  fei-t  ihm  bie  breifaebe  SLir 
(bie  2'iare.)  aufS  ^>aupt.    ©eine  |)aldfie  ftnb  ber  Saticjn 
unb  ber  SluirinaL  Uber  feine  geiftlichen  SSerhditniffe  f.  I^ap3 
3n  weltlichen  Angelegenheiten  jiebt  er,  wiewot  ec  im  'XDp 
meinen  abfotuter  ^>crrfcbcr  unb  nur  an  gewiffe  ©a^unan 
gebunben  ift,  bei  wichtigen  Veranlagungen  baS  darbtna^ 
coltegium  ju  9?athc.   Die  VcrwaltungSbebtoben  \fä$m,  ^ 
fofern  fie  nur  auf  geitfliebe  Dinge  Bejug  baben,  öonß^ 


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ritit,  in  ©ejug  auf  weltliche  Dinge  Gongregationen.  2föe 
hohem  Ämter  »erben  »on  ©eiftlicben  betreibet;  jeber  Garbi» 
nal  bat  jugleicb  eine  ©taatSwürbe.  3fucb  bie  einjelnen  9J?i» 
niflerien  ftnb  in  ben  .|>anbcn  »on  (Sorbinnen;  baS  ber  gu 
nanjen  3.  S3.  in  jenen  beS  Gamertcngo,  bie  ©creebtigfeitS» 
pflege  »crwaltct  ber  Garcunal»'Xubitor;  ber  Garbinal»Slica» 
riu§  beforgt  bie  ^Poltcei  unb  bie  bifcböflicbcn  Xngelegenbei» 
ten,  roclcbe  ftd>  auf  ben  rem.  «Sprengel  felbfl  bejiehen.  Äünfle 
jnb  2Bt|Tenfebaften  blühen  im  .Rircbcnftaate  weniger  «IS  tri 
mbern  ital.  JJanbem;  gebrfreibeit  ijl  auf  ben  Uniocrfttäten 
Vtr  nicht  »orhanben.  3war  befielen  in  ben  $rofjen  ©tabten 
:nb  namentlich  in  {Rom  felbfl,  »tele  2lfabemien,  fte  leiflen 
5 ber  jumcifl  nur  UnbebeutenbeS.  Der  b eilige  Söater  fear  et* 
im  16  SßÜL  ©ulben  Gintünfte  unb  mehr  als  220  «Bin. 
iititcn  ©dntlben.  Gr  unterbau  eine  SWilitairmacbt  »on  10 
—16,000  301.,  bie  sum  5Et>eiI  auS  angeworbenen  fluSlanbern 
t"frct?t  unb  im  £afen  »on  Gioita  »eceb  ta  liegen  einige  .Kriegs» 
rbijfe.  ^Dw  Ätrchenflaat  jerfallt  in  #injtcht  auf  Ttbmini» 
:u\üon  in  14  $ro»injen,  welche  tt>eilS  Negationen,  tbcilS 
Delegationen  ftnb,  ie  naebbem  ber  Statthalter,  welcher  immer 
in  ©eifilicber  ijl,  ben  SEitel  Bcgat  ober  Delegat  führt;  9?om 
uitct  einen  eignen  Diftrict,  bie  fogenannte  Gomarca  bi  9?oma. 

Die  fammtlic^en  ffiefi^ungen  bee»  9)apfIeS  haben  einen 
?L\d)eninbalt  »on  811  DSK.  unb  etwa  2,700,000  ©im., 
;ntcr  benen  ungefähr  17,000  3"ben,  welche  manchen  33e» 
ebränfungen  unterworfen  ftnb.  SRafje  an  60,000  3nbi»t» 
nett  beiderlei  ©efcblechtS  gehören  bem  geifllieb en  ©tanbe  an. 
Da3  gvinb  >wrt  oon  ben  'Xpcnninen ,  bie  fieb  in  SJconte* 
Selino  bi*  nabe  an  8000  g.  fl)^eercSb6be  erbeben  unb  e$ 
»on  Horben  nacb  ©üben  burcb.jie^en,  in  jwei  SEbeile  ge« 
rennt;  ber  eine  baebt  fieb  nacb.  bem  mitteQanb.  SDieere,  ber 
innere  nacb  bem  abriat.  SDceere  ab.  3eneS  empfängt  bie 
pcitbcrübmte  SEiber,  bie  auS  £o§eana  fonrmt,  bureb  S?om 
ließt  unb  bei  ßfiia  münbet;  fte  nimmt  bie  Gbiana,  ben 
Eeoerone  unb  anbere  fleine  glüffe  auf;  inS  abriat.  SRecr  er» 
lieft  ft'cb  ber  $0,  beffen  Hauptamt  bie  SHorbgrenje  beS&ir» 
iMifiaata  berührt,  wabrenb  jwei  Nebenarme  baS  ©ebiet  »on 
fertara  burclMtromen ;  bie  übrigen  ©tröme  finb  unbebeutenbe 
fpcnmnenflüfte,  wie  ber  SJletauro  unb  ber  SEronto.  tfuch 
in  ige  Seen  bot  ber  Äircbenfiaat,  j.  SB.  ben  »on  SSolfena, 
»elcbet  2%  Steilen  lang  unb  jwei  Sweilen  breit  ijl;  ben  »on 
Perugia  unb  ben  Sago  bi  SBracciano.  Da«  Älima  ijl  in  ben 
Hebirgen  jur  SBinterjeit  raub.,  in  ben  Gbcnen  erreicht  bie 
lältc  feiten  6°  31.;  im  Sommer  ftnb  »iele  ©egenben  beS 
ricflanbeS  ber  Reifen  2Binbe  wegen  ungefunb,  befonberS  bie 
tö  ital.  Weilen  lange,  10—12  SBeilen  breite  Gampagna  bi 
Koma,  welche  fieb  pon  S?crracina  bis  Gioita  »ecc^ia  erfheeft. 
5ie  ift  eine  breite  ganbfrrecfc  oon  burebaue  pulfanifcb.em 
Irfprunge,  wo  fieb,  in  ben  ehemaligen  Äratern  SBafTermaffen 
ufgebüuft  boben,  au§  benen  in  ber  beifcn  3ßbreSjeit  febäb* 
icbeDünfie  emporfteigen,  unb  bleibt  bader  im@ommer  we» 
icn  ber  böfen  Üuft  burcfeauS  unbewobnt.  Zn  ber  neapolit. 
sjrenje,  fübl.  oon  S?om,  liegen  bie  pontinifeben  ©ümpfe, 
oeldbe  »on  SJettuno  bis  J£erracina  retten,  20  5Kig>lien  lang 
nib  6—8  breit  ftnb.  Sie  treiben  burdj  EpenmncnflülTe, 
?enen  e8  am  ndtbigsn  ©cftUc  fefett,  gebilbet  unb  ihre  Äu8s 
lunftungen  ftnb  niefit  mtnbcr  f*ablicb,  al6  bie  ber  Gampagna. 
£>te  ^eerfhafe  oon  Stotn  nacb  Neapel  get>t  mitten  biirc^» 
ie  pontinifeben  ©ümpfe.  Der  Jtircbenjtoat  ijl  übrigens  feljr 
rucbiiwr,  ergiebig  an  ©erreibe,  SäJein,  ßbfl,  ©übfrüdjten, 


K  in-hensfaat 

befonberS  SDlwen,  Äaflahien  unb  2fla$S;  ber  ©eibenbau  ijl 
beträcbtlicb,  ebenfo  bie  SJiebjucit;  in  bet  Gampagna  irren 
balbwilbe  ©üffel  umber;  baS  9J?eer  ifl  ftfebreie^  unb  ba$ 
SfJfincralreicb  liefert  ©c^wefel,  2flaun,  SBitriol,  SRarmor  unb 
^ujwlanerbe.  Die  3nbuflrte  blüht'  nur  in  ben  großen  ©tetb« 
ten  unb  auch  bort  nur  in  einjelnen  3weigen ;  bal)in  gehören 
bie  ©eibenfabrifation,  bie  Serfertigung  fünillicber  ffilumen,  bie 
©erberei,  SBacbSfabrifarion  u.  f.  w.  Der  ^>anbel  aber  liegt 
febr  banieber,  wiewol  eS  an  Gapitalien  nicht  fehlt;  boa> 
werben  bie  eben  genannten  Sabrifcrjcugniffe,  fowte  sProbucte 
beS  "ÄcferbaueS,  ferner  falfche  perlen,  Darmfaitcn,  gar= 
ben,  SWofaifarbeiten  unb  SSRajolifagcfchirr  in  beträchtlicher 
SJlenge  ausgeführt.  Die  einzelnen  ^Propinjcn  finb  folgenbe: 
l)DieGomarca  oon  9?om  mitbergegattonSJelletri, 
etwa  60  o3Jl.  mit  330,000  Ginw.  ^)icr  liegt  bie  |>aupt= 
flabt  beS  i'anbeS,  9iom  (f.  b.)  an  bcr£iber.  3n  ber.Umgcs 
genb  erinnern  bie  Warnen  vieler  Ortfcbaften  an  bie  fchonjien 
Reiten  ber  alten  SZBeltbebcrrfcberin.  Siooli  ijl  reieb  an  'Älter» 
thümern,  in  einer  bertlicben  ©egenb  am  SKeoerone,  ber  hie*  ei» 
nen  60  j.  hohen  SßafferfaCl  bilbet,  unb  hat  6000  Ginw.  9Ban 
jeiat  bie  Ruinen  eines  BcflatempelS,  fowie  beS  ßanbbaufeS  beS 
SWacenaS  unb  ber  SJilla  beS  JEaifcrS  ^abrian,  »on  ber  man 
noch  bie  9J?auern  ber  grofjen  fallen  fteht>  in  welchen  bie 
^ratoriancr  wohnten.  SSeUctri,  ebenfalls  reich  an  Eltertljü» 
mern  unb  ©i(j  eines  ©ifchofS,  wie  fafl  jebe  grißere  ©tabt 
in  biefem  ganbe,  h"t  12,000  Ginw.  DaS  berühmte  9Hu> 
feum,  welches  ftch  früher  tytt  im  »Palafle  SBorgia  befanb, 
tfl  jefet  thcilS  in  9iom,  theilS  in  9lcapel.  Sei  :Älbano,  ei» 
ncr  fleincn  ©tabt  mit  3000  Ginw.,  unweit  »on  bem  nach 
ihr  benannten  ©ee,  hohen  »iele9f6mer  t>errlicf>e  Sanbbaufer. 
SfraScart  ifl  .baS  alte  SuSculum,  wo  Gicero  eine  Scilla  hatte, 
unb  jihtt  etwa  4000  Ginw.  JDflja,  an  ber  SEibcrmünbung, 
einft  9comS  ^)afen,  in  bem  beS  ÄugufluS  glotte  lag,  fanf 
im  ßaufc  ber  Seiten  41t  einem  öben  gifcherborfe  h«ab.  Ser» 
racina,  baS  alte  'Änrur,  mit  8000  Ginw.  ifl  wegen  ber  9tthe 
ber  pontinifchen  ©ümpfe  ungefunb.  —  2)  Die  Delegation 
grofinone  unb  ?)onte»Gor»o.  DaS  Sürflcnthtun  ^)onte» 
Goroo  tfl  ringS  »on  ber  neapolitan".  Serra  bi  Caooro  um» 
fchloffen,  liegt  am  ©arigliano  unb  hat  nur  jwei  DSD?.  GS 
gehörte  »on*  1806—10  bem  je&igen  Jtönigc  Jtarl  3ohann 
(Scrnabotte)  »on  ©ch weben.  —  3)  Die  Delegation  ©  p  0 1  e  1 0 
unb  JRieti.  ©polefo  mit  7000  Ginw.,  am  gufje  ber  Äpen» 
ninen,  hat  noch  viele  überrefle  aus  bem  tflterthume ;  eben« 
fo  bie  ©tabt  SEerni,  in  beren  9lahe  ber  glug  SBclino  einen 
herrlichen  QBafferfatl  bilbet.  —  4)  Die  Delegation  83tterbo 
unb  Gioita  »ecchia.  S3iterbo,  in  ber  Vläbe  beS  alten 
gorum  Gaffii,  ifl  regelmäßig  gebaut;  unter  feinen  13,000 
Ginw.  finb  »iele  SBinjer.  Xucb  bei  3Dr»ieto  mit  8000  Ginw. 
unb  «WonteftaScone  wachfen  gefchafete  SBeinforten.  Gi» 
»ita  »ecchia,  am  torrhenifchen  SKeere  mit  7000  Ginw.  hat 
einen  befefiigten  greihafen,  ©chiffS werfte  unb  Ärfenal.  3n 
ber  ©egenb  »on  Gorneto,  SRontalbo,  Ganino  unb  einigen 
anbern  Hcinen  Drtfchaften  liegen  bie  S3egribnißftättcn  ber 
altetruSfifcbcn  ©tabte  SEarquinii,  Gorioli,  58oIci  unb  ©ra» 
»iSca;  allein  in  ber  ©egenb  »on  SEarquinii  ftnb  fchon  mehr 
als  600  ©raber  entbceft,  eine  Spenge  »on  Safen,  ©chilben, 
©ötterbilbern  unb  anbern  wcrtbvoQen  ^(terthümern  ju  Xage 
geförbert  worben.  —  5)  Die  Delegation  Perugia  mit  ber 
gleichnamigen  J^auptflabt,  am  gufe  ber  Epenninen  iwifchen 
bem  JEiberthalc  unb  bem  trafiiiienifd)en  ©ee.    Die  ©tabt 


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T>at  16,000  Sin».,  eine  Umverfitdt  unb  ©eibenfabrifen.  3nt 
Dome  ber  Keinen  ©tobt  Bffift  mit  4000  ©nw.  befinbet 
fiel»  baS@rabmal  beS  beil.  granciScuS,  jtu  welkem  ftarf  ge* 
waüfabrfet  wirb.  —  6)  Die  Delegation  germo  unb  Z  5« 
coli  am  abriatiföen  SHeere  unb  ber  neapolitan. ©renje  mit 
ben  gleicbnamigen  ©tdbten,  von  benen  jebe  etwa  8000  ginn», 
jablt.  —  7)  Die  Delegation  «Wacerata  unb  Gamerino, 
norbL  unb  we|tl.  von  ber  vorigen.  Die  ©tabt  SWacerata  mit 
17,000  ©nw.  am  glui|c  Übienti  bot  eine  Univerfitdt.  Xo> 
lentino  mit  3000  ©nw.  ift  bemerfenSwertf)  bar*  ben  gric: 
ben  vom  17.  gebr.  1797  jwifeben  granfreieb  unb  bem  9>apfte, 
unb  ber  ©cblacbt  t>om  2.  unb  3.  2Bai  1815,  in  beren  golge 
Äönig  ScaAtm  Ütturat  ben  Zbxvix  von  SRcapel  verlor.  3n 
biefer  Delegation  liegt  au*  üoreto,  unweit  vom  abriatifeben 
«föeere,  berübmt  wegen  beS  beiligen  4>aufeS,  in  wefebem  bie 
3ungfrau  Flavia  ju  Kajareti)  .gewobnt  baben  foH  unb  baS, 
ber  ©age  nacb,  von  Ingeln  nadb  Dalmatien  unb  fpdter 
über  baS  5J?eer  bierber  getragen  würbe.  SS  (lebt  im  3n; 
nern  einer  pracbtvoQen  JKirdjc  unb  jaferlicb  waUfabrten  viele 
JEaufenbe  ju  ibm.  Gamerino  bat  7000  ©nw.  —  8)  Die 
Delegation  Hncona  (f.  b.)  am  abriatifeben  Speere.  — 

9)  Die  Delegation  Urbin  o  unb  $efaro.  Urbino  mit 
12,000  ©nw.  bot  eine  ©tabeHe;  bier  warb  ber  berübmte 
SKaler  9?afael  (f.  b.)  ©anjio  1483  geboren,  gano,  mit 
15,000  ©nw.,  ift  eine  $afenflabt;  Spefaro,  ber  ©eburtSort 
JRoffini'S  (f.  b.),  bat  14,000  ©nw.  unb  liegt  an  ber 
SRünbung  beS  goglio  irtS  abriattfebe  SKeer.  3u  biefer  De« 
legationgebört aueb  ©inigaglta,  eine  fcflc  ©eefhtbt  am  abria* 
tifdjen  SJteere,  feebs  2J?eilen  von  Äncona,  berübmt  bureb  bie 
Stteffe,  welcbe  bier  alljdbrlicb  im  3uli  gehalten  wirb.  — 

10)  Die  Cegation  gorti  mit  ber  gleichnamigen  ©tabt,  von 
beren  16,000  ©nw.  fieb  bie  SJfebuabl  mit  ©eibenfpinnerei, 
©acbStucbfabrifation,  SBetn*  unb  ©cbwefelbanbcl  befcbdftigt. 
Gefena  bat  15,000,  Stimini  18,000  Ginw.;  ledere«  liegt 
an  ber  ÜRareccbia,  über  welche  eine  von  HuguftuS  erbaute 
ÜJtarmorbrücfe  fübrt.  Der  Dom  erbebt  ftcb  auf  ben  SErüm* 
mern  cincS  Tempels  beS  Äaftor  unb  $oÜur.  —  11)  Die 
Segation  SRavenna.  Die  ©tabt  gleiten  9eamenS  bat 
18,000  ©nw.  unb  liegt  in  einer  fumpftgen,  ungefunben  ©e* 
genb;  ju  ben  3eiten  ber  Sldraer  unb  tn  ben  erfien  3abr* 
bunberten  beS  2RittelalterS  war  fie  groß  unb  anfebnlicb,  jefet 
aber  ijl  ber  £afen  Idngft  verfanbet;  bie  bortige  SBttalSfircbe 
Diente  Äarl  bem  ©roften  als  SRufter  für  ben  aacbener  Dom. 
gaenja  mit  15,000  ©nw.,  bureb  einen  Äanal  mit  bem 
9>o  verbunben,  ift  eine  febr  gewerbfame  ©tabt  unb  fübrt 
viele  gapenee  aus,  welcbe  von  ibr  ben  tarnen  bat.  — 
12)  Die  ßegation  Bologna  (f.  b.),  ein  ungemein  fruebt* 
bares  ganb.  —  13)  Die  Negation  gerrara  (f,  b.)  am  $o 
mit  ber  gleicbnamigen  ©tabt  —  14)  Die  gegation  IBene« 
uento  ift:  ringS  vom  neapolitan.  ©ebiete  umfcblofTen;  bie 
glticbnamige  ©tabt  mit  15,000  Ginw.  ifi  ©ife  eineS  ©$« 
btfebofs,  bat  fünf  Steffen,  treibt  bebeutenben  $anbeJ  mit 
ben  Grjcugniffen  ibreö  ©ewerbflcipeS,  ndmlicb  mit  golbs 
unb  jtlberplattirten  SBaaren,  Heber,  Pergament  unb  SBür-- 
jten.  Unter  ben  Bltertbümern  ifl  bie  Äuine  eine§  Äriumpb» 
bogen«  auS  Äaifer  Srajan'J  3eiten  baS  IBemerfenäwertbefte. 


ftirclimväter  (paires  ecclesiae)  werben  gewibnlieb  bie* 
ienigen  8ebrer  unb  ©cbrift(ieller  ber  alten  Jtirebe  genannt, 
welcbe  vom  2.  bis  in  baS  6.  3«brb.  lebten  unb  wirften. 


e  gtici 


Die  vöm.  Jtird?e  füfjrt  bie  iWeibe  ber  Äircbenuatrr  tii 
bem  ©cbolafhfer  ^erruS  Sombarbu«,  gefi.  1164;  bie 
Strebe  bis  &u  3obanneS  DamaScenuS,  gefL  754# 
Diejenigen  $ircbentt<üter,  welcbe  noeb  ©cbuler  ber 
waren,  beißen  bie  apoflolifdben  Säter.  9tit  ber  ^ 
lebrten  DarfleHung  beS  SebenS,  ber  8ebren  unb  Cdmita 
ber  Äircbenvdter  befebäftigt  ftcb  eine  befonbere  ffiijfenf*c'! 
bie  gOatr  ifltf.  Die  Äircbenödter  baben  baS  tyrijhr. 
tbum  a(S  S3olf§glauben  juerfi  in  ber  ©pracbe  ber  Sitjenf^c 
bargeficSt.  3um  S^eil  in  ben  ©cbulen  ber  b«ibnifa)cn  ?d 
lofopben  unb  Sibetoren  gebilbet,  vertbeibigten  fit  baS  &: 
ftentbum  n ach  ihren  Übertritte  ju  bemfelben  mit  ben  Bs?'- 
fen  ber  belbnifcbeu  SBiffenfcbaft  unb  maebten  ti  ju  ( : 
©egenjianbe  gelehrter  Unterfucbung.  SBobl  finb  barem  i(n 
©Triften  im  ©efebmaefe  jener  Bett  unb  felbft  nia>t  cb»e  tc 
Einfluß  ber  frübern  S3ilbung  auf  ben  (ferifllicben  Snbalt  tet- 
felben  abgefaßt,  aber  fie  feilten  bie  crfle  jugenbliebe  SBegtL 
jrerung  beS  (5b"fientbumS  unb  geben  ein  fprccbenbeS  3cu 
niß  von  bem  ©lauben  unb  geben  ber  erfien  (griffen,  e 
bat  beSbalb  baS  ©tubium  ber  Äirebenvdter  in  3fe 
in  benen  baS  ßbrijrentbum  im  geben  wie  in  ber  ©iffen^ 
jur  grömmelei  unb  jum  ^Aberglauben  ausgeartet  aar,  etc 
bureb  eine  bloS  verfianbige  SBetracbtungSweife  feine  SBirffiur 
feit  auf  ^erj  unb  ©emütb  verloren  batte,  mebr  ott  cwbk: 
jur  Erneuerung  unb  SBieberbelebung  echter  Äeligicftät  U 
fame  golgen  gebabt.  3n  ber  protefiantifeben  Äircbe  teme 
bie  ^ircbenvdter  von  bem  ©lauben  bloS  Beugnif  geben,  t~ 
gegen  fie  in  ber  fatbolifcben  Äircbe  für  eine  6rfennfttifi?ut: 
beflTclben  angefeben  werben.  Die  ©ebriften  ber  Jtm&nrw» 
finb  apologetifeben  unb  pclemifcben,  ober  cjrcgetifcben,  c« 
matifeben,  moralifcben,  bifiorifcben  unb  enbltcb  aJfeltf^ 
SnbaltS,  je  naebbem  fie  ftcb  mit  ber  IBertbeibigung  ber  id 
lieben  Sieligion  unb  mit  iBeflreitung  beS  Reiben  *  uni  3^ 
bcntbumS  unb  ber  Äe|er,  ober  mit  ber  ©fldrung  bei  tc: 
IBücber,  mit  Dar|?eü*ung  ber  ©laubenSs  unb  eittcnlcii 
mit  ber  ©efebiebte  beS  GbrifientbumS  unb  ber  ebrißl^i^ 
ober  enblicb  mit  bem  Unterriebt  unb  ber  Erbauung  bei  Sei 
befcbdftigen.  Die  5tircbenvdter  felbft  tbeilen  ftcb  in  bie  gritfc 
unb  tat.  Die  berübmtefien  unter  ben  grieeb.  finb:  &to& 
von  ^leranbrien,  IDrigeneS  (f.  b.),  (SufebiuS, 
fiuS,  G^rpfoflomuS  (f.  b.).  Die  merfwürbigjen  UL  J* 
cbenvdter  finb  «ertullian,  ßpprifln,  ambrofui, 
Äugufiin,  Hieronymus  (f.  b.). 

Äircljwfiljc  ifl  urfprünglicb  baS  fowol  in  ber 
fdjen  als  in  ber  evangelifeben  Jlircbe  gebrducblicbe  Jeft  ^ 
feierlicben  Einweibung  eines  ©ebdubeS  jum  (Sottejcur: 
alfo  jur  Jtircbe,  fowte  bie  jdbrlicbe,  urfprünglicb  «nf  [' 
aag  ber  erfien  ©nweibung  faOenbe  geier,  an  »el4«: 
ber  CiumI  ber  Sßobltbat  ber  Äircbe  unb  beS  ibm  in  fr  f 
jlatteten  freien  S3e!enntniffeS  feine«  ©laubenS  eriwern  jw 
S3ei  ben  Äatbolifen  unterfifteibet  man  bie  eigenttioje 
weibe  (conserratio) ,  welcbe  nur  ein  JBifcbof  ober  ein  wn^ 
^apjle  auSbrücflicb  mit  biefem  »eibte  beauftragter  |wf 
voltjieben  fann,  von  ber  biegen  Ginfegnung  (kcH«*«-- 
bie  jeber  fJriefier  »erriebten  barf.  ©ei  ben  neu  einjeiep 
ten  Äireben  ft'nbet  feine  idbrlicbe  ©teberbolung  bei ^ 
weibfefteS  fiatt,  übrigens  aber  wirb  in  ibnen  ber  9o^ 
bienjl  ebenfo  unb  mit  bemfelben  Erfolge  verriebter»  »« :- 
ben  (onfecrirten  Streben,  wenn  nur  b«  Ätar  wt  ^ 


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bie 


Kirgisen 


609 


Kirgisen 


bem  »ifdjofe  eingeweihten  Bltarjteine  verfepen  ijL  IBei    SRiemanb,  Hauptnahrung  iftgteifd)  unb  «Wild);  gifdjfangunb 


Saab  werben  nur  auS  Siebpaberei  getrieben;  bod)  finb  bie 
Äirgifen  in  ber  lefctern  febr  erfahren  unb  vergeben  ben  ©olb* 


•et  ßonfecration  ftnben  eigentümliche  geiertiebfeiten  ftatt, 
veufc  ftet)  IpeilS  im  Allgemeinen  auf  bie  fatpolifcbe  Äir» 
benlepre,  tbeilS  auf  ben  ^eiligen  beziehen,  welker  von  bem 
Srünber  ber  Stirbt  jum  f>atr»n  ober  ©cbufcbeiligen  ber 
teuen  £ird)e  erwählt  ift.  Die  überrede  beS  imligen  ober 
>ie  fonftigen  SJeliquien,  burd)  welcbe  ber  bem  ©otteSbienfh 
jfroeipte  jDrt  eine  befonbere  J^eiligfeit  erpalten  foü,  werben 
>et  tiefer  ©elegenpeit  feierlich  im  #auptaltare  beigefegt.  DaS 
feft  einer  (Jonfecration  wdprt  ad;t  SEage,  inbem  biefe  3eit 
»inbureb  ber  ©orteSbienft  auf  bie  &'nweit)ung  bes  ©otteS* 
)aufe$  fid)  bejiept.  Die  Grvangelifdjen  weihen  ipre  .Kirchen 
im  burd)  ©ebet  unb  $rebigt,  welche  fid)  auf  baS  ©lücf 
)rl  JBefi&eS  einer  Kirche  unb  beS  öffentlichen  JBefenntniffeS 
jejiept.  —  Bud)  foldpe  ©otte&päufer,  welche  eine  3eit  la«8 
>em  fird)lid)en  ©ebraueb  entzogen  waren,  ober  burd;  ein 
mpeiligeS  ©reignif?  entweiht  würben,  pflegen  burd)  eine 
icue  SÖeilje  bem  ©otteSbtenfle  wiebergegeben  ju  werben.  — 
in  fatbolifd  eu  fowot  als  in  etxingclifdjen  ©egenben  r>aben 
tcb  mit  bem  fird)ltd)en  Äircf>»eif>fefl  weltliche  Softe  verbun» 
?en,  bie  urfprünglid;  aud)  nur  ein  HuSbrucf  ber  greube 
jber  ben  ÜBefty  einer  eignen  .Hinte  fein  fottten,  nach  unb 
iad)  aber  tpre  religiöfe  {Begebung  gänjlich  »erloren  paben 
jnb  befonberS  auf  bem  fcanbe  ut  bloS  irbifeben  geflen  ge-- 
rotten  finb,  an  weisen  gegeffen,  getrunfen  unb  getankt 
virb.  SRan  nennt  bicfeS  ge|t  gewöhnlich  JCirmeg  ober 
RirmS,  welches  auS  Äircbmeffe,  fo  viel  wie Kircbweih e, 
>urd)  3ufammtnjiepung  im  Sprachgebrauch  entfianben  ift. 

tiirqtsm  (bie),  ein  Stomabenvolf,  baS  in  ben  ©teppen 
>e$  mittlem  unb  nörbl.  Surf  eftan,  bftl  vom  Uralflujje  unb 
Jem  fafpiftfcen  'ott  bis  jum  Sffi »Äul,  einem  ®ee  im  dji« 
ufifd)en  9?eid)e,  umperjheift,  jerfäUt  in  bie  JBurutS 
>ber  öftlicben  unb  bie  jtafacfS  ober  wefilid^en  Äirgifen. 
Jt?r  2anb  beliebt  jumeifl  auS  offenen  troefenen  gldd)en ;  ber 
Öoben  ifi  mit  ©aljtpeilen  gefd)wdngert;  anSBalb  unb  2ftfer= 
anb  ift  völliger  Langel ,  weShalb  Dünger  unb  bürreS  9?ohr 
il§  giuerungSmittel  btenen.  dagegen  aber  finb  eine  5J?enge 
Beibefheden  oor^anben,  weldpe  für  ?>ferbe,  Äameele,  ©djafe, 
iiegen  unb  Siinboie^  naprpafteS  gutter  tiefem.  2>ie  Äirgi» 
m  bilben  bret  ooneinanber  völlig  unabhängige  Horben, 
?ie  fleine  im  weßL,  bie  mittlere  im  nirbt.  unb  bie 
irojje  Horbe  im  6jll.  Steile  bei  ?anbrt,  ba*  im  ©ans 
,en  einen  ??ldd)eninbalt  von  mepr  ali  30,000  o9R.  ein* 
ltmmt.  Tic  beiben  nrflera  Horben  ertennm  fd>on  feit 
1731  bie  IDbergobeit  bei  Äaifert  von  ftußtanb  an,  bie  Ieg> 
ere  aber  Ijat  fid>  erfl  1819  baju  verflanben.  ©ie  leiten 
J<n  (Sib  ber  Sreue,  finb  aber  nid)t  ruff.  Untertanen,  jap* 

<n  aud)  feinen  Tribut,  dagegen  erhalten  tt)re  Ä^ane  von  Sommer  bie  ^ii<je  oft  beinahe  unertrdglid)  wirb.  JBebiencn 
^u^lanb  fowol  aU  tpeilweife  von  ßptna,  weit  eine  Ttnja^I  ldj)t  er  ftd>  von  ©fiaoen;  benn  ieber  Kriegsgefangene  fallt 
Äirgifen  aud)  innerhalb  ber  ©renjen  biefeS  JReidjeS  umb/r*  ber  ©flaverei  anpeim.  3tUe  freien  £eute  haben  gleidpe  5Recpte 
iiept,  ©efcpmfe;  aud)  muffen  ipnen  bie  von  unb  nadj  S3u*  mit  einatiber;  erblidje  ?>rivilegien  unb  SBürben  werben  ntd)t 
^ara,  Safdjfenb  unb  ßpiroa  panbelnben  jtaufleute/  wenn  fie  anerf annt ;  fheitige  gällc  werben  nad)  bem  Äoran,  altem  £ers 
He  JCaravanen  nid)t  geplünbert  fepen  wollen,  eine  gewiffe  Fommen  unb  JBitiigfeU  entfdjieben.  ©ro^en  ©nflu^ paben  bie 
Äbgabe  entridjtm.  3eber  Äirgife  blirft  auf  alle  9Renfd>en,  gamiliendltefien,  fobann  bie  Xnfüprer,  weldje  von  ben  iun» 
Die  fejle  SBobnfiße  paben,  mit  ©eringfepdfeung  perab,  weit  gen  Äriegem  ervodplt  worben  finb.  Die  ÄIkuu  ber  einjelnen 
fr  fid>  ba*  4jauS  al«  ein  ©efdngnip  vorhat.  6r  wopnt  Horben  finb  baper  feineSroegS  unumfcgra'nft,  unb  b.dngm 
n  beweglichen  Starten  unb  jtept  mit  feiner  &eerbe  immer  von  bem  87atpe  ber  ti teilen  unb  ber  öffentlichen  Meinung 
cahin,  wo  er  gutter  für  fein  S3iet>  finbet.  Zdetbau  treibt  ab.  Gharafterifrifche  (Sigenfchaften  biefeä  Söolfe«,  baS  mehr 
.«er.  n.  17 


fallen  (BerFut)  vortrefflich  abjurichten.  3h*  gamer  3ieich» 
thum  befleht  in  ben  Stiicpbettben;  es  gibt,  namentlich  in  ber 
mittlem  £orbe,  einzelne  SJfdnner,  bie  10,000  ?)ferbe,  300 
Äameele,  400  ©tücf  Hornvieh,  20,000  ©djafe  unb  1000 
3iegen  befifceit.  @n  bebeutenber  ^anbeWartifel  finb  ©cpafj 
unb  £dinmerfclle,  welche  in  Drenburg,  bem  «paupthanbelS: 
pta|e  mit  tiefem  Söffe,  fepr  gefugt  werben.  'Äud^  eine 
beträchtliche  SJlengc  von  ^eljwerf  geht  borthin,  weil  bie 
©teppe  reich  an  SBilb  ifl.  Die  Stoffen  liefern  für  jene  2fr* 
tifel  aDe  SEBaaren,  Deren  bie  Äirgtfen  bebürfen;  benn  ^öanbs 
werf  er,  ©dj  miete  auSgenommm,  l;aben  fte  nid)t.  ©ie  bes 
fennen  fldj  au  SRohammeb'S  2ehre  unb  reben  eine  türfifdje 
ÜJlunbart,  Der  Äirgife  bewohnt  ein  im  SEBinter  falteS,  bürs 
reS  8anb,  über  baS  etfige  Korbwinbe  hinfheichm,  wäbrenb  im 


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Kirschbaum 


©10 


Kitzel 


alS  brei  Mill.  Serien  jählt,  ftnb  Waublujl,  ©toi},  SBoHujl, 
ober  aurf)  ©aflfrribeit,  tapfer feit  unb  ein  fef;r  juDorfoms 
menbfS  SBefen;  fiStutburfl  fennen  fi'e  nicht.  3&re  ©ffidjt3= 
Lübung  rft  angenehm,  ihr  Äirperbau  fräftig.  Die  f  leine 
-601  be  beffe^t  auS  150,000,  bie  mittlere,  welche  bie  fldrffle 
tjl,  liuö  100,000  Simulien,  unb  bie  große  -Octbe  fann  etwa 
10—15,000  fheitbare  Männer  inS  gelb  fleHen. 

Äircrlilnium  (ber)  mit  feinen  wohlfdimedenben  fauch» 
ten,  ben  Äirfdjen,  ifl  ein  ebenfo  beliebtet  als  nu^Iid^er 
Obfibaum  unb  bat  befonberd  jwei  oerfebiebene  Arten,  von 
welchen  bie  eine  faure  ober  herbe,  bie  anbere  füge  grüchte 
trägt.  25 er  ©aiterf  irfebbaum  (tat.  Pranas  cenwus)  foH 
von  bem  röm.  §elb!>crrn  CuculIuS,  nadpbem  berfelbe  ben 
.König  Mitbribateo"  beftegt  hatte,  im  3-  74  P.  (Mir.  au« 
ber  ©tobt  GerafuS  ober  Gerafunte  in  ber  9>ro»inj  ^ontuS 
(tm  fdjroarjen  Meere  mit  nach  Statten  gebracht  würben  fein, 
unb  »on  [euer  ©tabt  au 4  feinen  (atein.  SJlamen  ermatten 
baben,  »on  welchem  auch  ber  franj.  9tame  ber  Kirfeben,  les 
rfris*s,  abzuleiten  ifl.  Um  baS  %\hx  50  n.  Cbv.  ifl  ber 
JBaum  noch  ßnglanb  gefemmen  unb  von  hier  au»  bot  er 
lieb  aümätig  über  ganj  Europa  oerbreitet.  Derfelbe  bat 
wieber  jwei  ©pielarten,  von  benen  bie  eine  flattlidje  Säume 
bittet,  roäbrenb  bie  anbere  mehr  |lr  au  chartig  bleibt  unb 
bängenbe  Ufte  bat-  3n  SJejug  auf  bie  fauchte  gibt  cS  fet>r 
oerfebiebene  Arten,  tnbem  biefelben  burd)  Guttut  mehr  ober 
weniger  »erebelt  finb.  Namentlich  ftnb  jwei  ©orten  ju  um 
terfdjeiben,  eine  mit  bcUrotben  Kirf  eben,  bie  einen  farblofen 
©aft  enthalten,  unb  eine  mit  fcbwär^idicri  Jttrfd>en  unb 
gefärbtem  ©oft.  25er  © üßftrfcbbaum  wächd  in  Guropa 
roilb  als  SJogels  ober  2Salbfirfcbbaum  (tot.  Prunns 
nviüinj  mit  f Ictncu,  retb  ober  fdjwarj  gefärbten  fußen  Früch- 
ten. Durd)  Gultut  bat  man  eint  große  Änjabl  perebelter 
Arten  gewonnen.  Die  feinen  woblfdjmedenbern  Kirfcbfor» 
ten  werben  meifl  rot)  genoffen,  roäbrenb  man  aus  ben 
febwarjen  Bogelfirfcben  baS  Kirfchwaffer  unb  ben  Äirfcb* 
g e ifl' ober  5tirfcbbranntroein  bereitet.  3 h ren  eigentbüm» 
lieben,  ben  btttern  Manbeln  ähnlichen  ©efdmtad  »erbonfen 
biefe  glüfftgfeiten  ben  »erftoßenen  Kirfcbfernen,  wefebe  einen 
geringen  2(ntr>et(  JBlaujaure  enthalten.  AuS  ben  fauren  Kir» 
Üben  wirb  ber  Kirfcbfprup  bereitet,  welcher  ein  fübtcnbc* 
©etränf  gibt,  baS  man  in  Iii  feigen  Ära  nf  bei  ten  emp  üblen 
t)at.  Außerbem  benuftt  man  bie  Kirfeben,  namentlich  iit 
fauren,  jur  Jöereitung  von  .Kuchen  unb  einer  Menge  anbe> 
ret  woblfdjmedenber  ©peifen.  3n  neuerer  3«t  bat  man  in 
oielen  ©egenben  bie  Kirfebbäume  in  großer  Menge  ange> 
pflanzt,  tnbem  man  tbeilä  bie  ©trafen  au  beiben  ©ei ten 
mit  ihnen  befetjt,  tbeilS  größere  Plantagen  angelegt  bat. 
Da«  #ol$  ber  Kirfebbäume  ifl  pon  feiner  ©truetur  unb 
wirb  bäher  pon  Üifeblem  unb  Dred)8ltrn  ju  feinem  .$>olj« 
arbeiten,  namentlich  ju  Möbeln  verarbeitet.  Cr«  nimmt  eine 
feine  *j>oltfur  an,  burd)  welche  e«  bem  Mabagonibol$  äbni 
liefe  wirb.  —  DaS  Ä i rfcr> bor j,  welches  oft  tn  febr  großer 
Menge  aus  ben  Ktrfcbbäumen  fließt,  ifl  ein  ©ummt  unb 
fann  ähnlich  wie  baS  arabifche  ©ummi  gebraucht  werben. 
211* ßierpflanje  baut  man  in  ©arten  ben  gefüllten  Kirf cb* 
bäum  an,  welcher  feböne  große  unb  gefüllte  weiße  S31üten 
bat,  aber  feiten  grudite  trägt. 

üirecljlorbrr  (lat.  Prunus  InnwmMi )  ifl  ein  flatt« 
lieber,  witb  im  Orient  unb  wo(  auch  im  füclirten  Guropa 


waebfenber  JBaum,  wetzet  bei  un*  in  ©taShä ufern  gtbaltn 
wirb.  (St  bat  glänjenbe,  immergrüne,  leberartige  Statte: 
pon  länglicher,  fpi|p(aufenber  ©eftalt  unb  traubenfönniq  iu 
fammenftehenbe  wetße  Slüten.  Die  JBlätter  enthalten  u> 
jiemlicb  anfebnlidjer  Menge  IBIaufäure  unb  auS  ihnen  ge 
winnt  man  babtr  baö  giftige  Äirfchlorberöl  unb  t.- 
ebenfalls  giftige  Ktrfcblorberwaffer,  welche,  btfonber: 
baS  lefetere,  als  fräftige  Ttrjneimittel,  aber  mit  großer  Skr 
ftcr)t  angeroenbet  werben. 

fiiöSinjtfn,  ein  oormatS  würjburgifcfceS  ©tabteben  in 
ber  bair.  %Prouinj  Unterfranten  ( Unter sMainfreiJ),  liej: 
in  einer  romantifd^cn  ©egenb  am  linfen  Ufer  ber  frin! 
©aale,  unb  ifl  befonbert  in  ber  neueren  Bett  feine; 
Heilquellen  wegen  befugt  worben,  beren  jduerlict)  -.  fähiger 
Sßaffer  im  Allgemeinen  ziemliche  ibnüdjfeit  mit  bem  M9 
SBieSbabcn  bat,  unb  beffen  Öebraudb  fid)  alS  b'ilfam  gegen 
manebe  JtranPheiten,  \.  2S.  Serfcblrimung,  ©dj wiche  ber 
SerbauungSorgane ,  #amorrboibrn,  9?beumati5men,  Drufrs 
franfbeiten  u.  f.  w.  bewährt.  Die  brei  XlueQen  haben  eint 
Temperatur  Pon  etwa  8 — 9°  St.\  ber  3\  ago  j  jibru:: 
nen  wirb  am  met|len  benufct,  unb  Ä.  oerfenbet  ja^rfid)  tie- 
taufenb  Krüge  pon  biefem  SBaffer;  bie  beiben  übrigen  b«sn 
ber  $anbur  unb  ber  Maximilians  =  ober  ©auen 
brunnen.  Der  «panbur  wirb  oorjüglicb  ju  fflätem  hcn_ 
—  Unweit  »onÄv  beim  Dorfe  38 od l et,  befinbet  fifd)  eben, 
falls  eine  Surbabeanflalt,  bie  aber  ntdjt  fo  fiart  tefudjt  r. -. : 

läit}f  1  wirb  eine  niept  wobt  ju  befeftreibenb«  Crapfratur 
genannt,  bie  in  Jfolgt  einer  eigentümlichen  Jörrübrungiweife 
tn  maneben  ©egenben  ber  äußern  £aut  unb  ba,  wo  bin 
fid)  alS  ©djleimbaut  in  baS  3nnere  beS  JC6rperö  fortfrs: 
entflebt,  mei|l  jum  £ad)e«  reijt,  bureb  Übertragung  be«6m 
pfunbenen  oon  ber  SBrrübrungSflelle  auS  auf  ba«  Slerrr 
(lern  beS  ganjen  Ä6rperS  biefen  in  einen  frampfäbnlitbn 
3uflanb  perfekt  unb  im  Anfange  ein  fo  lebhafte«  SJergni  :; 
gewährt,  baß  eS  niebt  lange  anhalten  fann,  barum  bei  Ii-, 
gerer  Dauer  unb  \)bf)tttx  Steigerung  in  ©djmer}  auSartr:. 
Der  Ki(}fl  ifl  (letö  eine  burd)  Jöerubrung  brroorgebrar:- 
b.  t).  eine  foaenannte  äußere  Gmpftnbung.  ÜRicbt  jebeSreL 
ber  äußern  ^aut  unb  ber  ©cbleimbäute  ifl  berfelben  k: 
fonbern  uorjugSweife  nur  bie  feitlicben  ©egenben  beS  Wunqjfr, 
bie  £oblbdnbe,  bie  gußfobltn,  bie  Oberlippe,  bie  ßffn^r. 
beS  MunbeS,  ber  9lafe,  ber  Obren  unb  ber  ©e fcbledjtSrbete 
(grfalirungSgemäß  ifl  bie  5mpfdnglicb,feit  für  bie<Smpftn:- 
bes  Kifceis  qr6ßer  ober  geringer  je  naeb  ber  befonbern  «5:  rr 
mung  beS  Keroenfpflem« ;  in  ber  Segel  finb  Menfd)en,  t 
fehr  reijbare  Sleroen  b«fi(jen,  fo  im  Allgemeinen  rrrauen  .. 
Äinber  fifelid)er,  wie  man  ju  fagen  pflegt,  al6  Anbere, 
«6  gibt  *Perfonen,  benen  eine  fo  außerorbentlidje  Qm. 
licb^eit  für  tiefe  (Smpfinbung  eigen  ifl,  baß  fie  fdjon 
bie  ©el»crb<  baju,  ja  felbfl  bureb  bie  bloße  Drobung,  r 
wolle  fie  fifeeln,/  in  ben  jjufranb  von  Krampf  ober  SRcr: 
erftbütterung.  ber  biefeS  ©efübl  ju  begleiten  pflegt,  i: 
werben.   SBte  eS  übrigen«  jugebe,  baß  bie  (Jmpfinbimü 
KifeelS  ein  unrpibrrflrblicbed  £ad)en  unb  unwillfürlid)f  Cr 
wegungen  be$  ganjen  K6rperS  beroorbringe,  weiß  man 
jefet  nidjt  ju  erfldren.   AUju  bäufige  ^eroorbringung  be- 
ben überreyt  ba8  9leroenfüfhm ,  erfcb,6pft  unb  entnervt.  3i 
»eilen  rohb  baS  Kifeeln  alt  Crroedung^mittel  au«  Cbn«4 
ten  benu^t. 


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Klattgflguren  611  Klapperschlange 

JUanafigurcn.  SBenn  man  eine  gefpannte  Saite  in  gleichen  Umfldnben  bie  einfädle  ftigur  immer  bem  tiefen 
i>nenfce  Schwingungen  »erfefct,  fo  entfielen  befartntlid)  auf  Stone  entfpriebt.  übrigens  bäna,t  bie  Hnortmuiig  biefer  i'u 
yx:  (»genannte  knoten,  b.  b-  e6  gibt  fünfte  in  ihrer  ihn*    nien  von  ber  Hxt  ab,  in  welcher  bie  platte  uriterfrü&t  ifr, 

c nauSbebnung,  weiche  nicht  mit  beben,  wd^renb  bie  jwi«  von  bem  fünfte,  an  meinem  bec  Violinbogen  applicirt 
cf>en  ihnen  liegenben  Sbeile  ber  Saite  in  Schwingungen    wirb,  von  ber  gorm  unb  ©truetur  ber  platte,  unb  oon 

eratben.  Die  Mty  biefer  Änoten  if!  um  fo  großer,  je  noch  anbern  Umfldnben.  Namentlich,  bringt  ber  Umftanb, 
i  6  t) er  ber  mit  ber  ©aite  hervorgebrachte  SLon  i|t.    "SRan    baf  baS  umgebenbe  Littel  ber  platte,  welches  in  ber  Kegel 

t  eicht  bie  Änoten  bemerflieb,  intern  man  auf  bie  rubenbe  bie  2uft  ift,  jugleicb  mit  in  febwingenbe  SBewegung  gefefet 
Saite  f leine  ^apierreiter  fefet;  wirb  bann  bie  Saite  in  wirb,  ungewöhnliche  €rfcbeinungen  hervor,  beten  (frfldrung 
3 djwingungen  »erfefct,  fo  faden  alle  {Reiter  ab,  nur  bie  ben  ^bnfifern  er|r  in  neuejler  ä«it  gelungen  iji.  Der  »er« 
liebt,  welche  auf  ben  Änotcn  fi&en.  @anj  etwa«  "Hl>nlict>«5  bienftooDe  $bvjifer  öbjabni  (geb.  1756,  gejl.  1827)  bat 
:nt>et  nun  aueb  flatt ,  wenn  man  Radien,     Sö.  ©Reiben    juerft  bie  Jtlangfüguren  beobachtet  unb  erfldrt,  welche  barier 

ort  ,©Ia$,  SRetatt  ober  #olj  ober  gefpannte  2Remtranen  auch  nach  ibm  öblabniftfee  giguren  genannt  »orben  finb. 
Sr>&ütü}tn)  in  tonenbe  Schwingungen  oerfegt,  welches  am    Daburcb  iß  bie  ifuftif  (Cehte  com  ©cball)  wefentlicb  ge< 

•  eften  gefebiebt,  inbem  man  fie  auf  eine  paffenbe  SBeife    fÖrbert  »orben. 

•  cfefligt  unb  bann  mit  einem  gebauten  «iolinbogen  gegen  ÄlapiJrTerhJan«  (bie)  i|i  eine  ber  gefdbrfichfren  ©eblan* 
f>rcn  fl?anb  (bricht.  £ier  entfielen  aber  mebt  Jtnotenpunfte,  gen  aud  ber  gamilie  ber  SBipern.  Sie  bat  am  JBauche 
ontem  jtnotenlinien.  SBefireut  man  nun  bte  platten  mit  grofje  ßuerfcbilber,  auf  bem  breiten,  »lattgebrueften,  beinahe 
jnem  feinen  $uloer,  j.  23.  feinem  ©anb,  ©taub  ober  breiedigen  Jtopfe  »ide  Reine  ©ebilber  unb  hinten  ©(huppen, 
perenmebl,  fo  fammelt  ftcb  biefer  bei  ben  Schwingungen    einentbümlicb  jinb  ifcr  bie  born  *  ober  pergamentartigen, 

er  platte  in  eigentümlichen  Sinien,  welche  allerlct  Siguren  f0(fft  jufammenbängenben  Jtapfeln,  in  welche  ber  ©ebroanj 
>ilfcen,  wie  bie  Hbbilbung  folcbcS  veranfebautubt.^  Jtuf  bie    ausgebt,  mit  benen  fie  bei  ber  »ewegung  ein  flappernbeS 

'  ©eraufdj  hervorbringt.  @S  gibt  in  Hmerifa  mehre  'Arten 
jtlapperfcblangrn  von  »erfebiebener  ©röfje  unb  jum  Zfyzil 
mit  febönen  äeiebnungen  in  verfebiebenen  ©cbattirungen  von 
Jöraim.  'Die  ©cbweme  füllen  biefe  ©cblangen  ctjnc  ©cba« 
ben  freffen,  unb  aueb  ÜRenfcbtn  foQen  fte,  naebbem  ihnen 
<23<ftb<iff<nbeit  biefer  giguren  i|i  namentlicb  bie  $5&e  bed  ber  Äopf  abgefeplagen  worben,  ob^ne  9?acr>tr><il  »erjebren 
Ijcruorgebracbten  Ston$  »on  (Sinfluf,  inbem  unter  übrigen«    fönnen.  Die  Älapperfcblange  fällt  alle  Erten  »on  fleinern 


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Spieren,  namentlich  nud?  Bögel  an,  ben  SRenföen  aber 
nur,  wenn  fie  gereift  ober  gehört  wirb.  Dann  ringelt  fie 
Hit  fpiralformtg  jufammen,  f  läppert  unb  fließt  plöfclicp  blifc» 
fd^nell  mit  bem  Jicpfe  gegen  ihren  geinb,  bem  fte  au*  fo» 
gleich  ben  töbtlidjen  2?i$  beibringt.  Diefer  fdjmerjt  anfangs 
nur  wie  ber  ©tidt  eine*  Dorne«  unb  man  bewerft  nut  eine 
SBunbe  wie  bie  von  einem  SBefpenfüd; ;  balb  aber  ftb.  »eilen 
bie  »erlebten  Steile  an,  werben  bldulid),  unb  unter  £>tm< 
matten,  Eonoulfionen  unb  3rrereben  erfolgt  juweilen  fefcon 
nach  einer  falben  ©tunbe  ber  JEob.  ÄuSfaugen  ber  SBum 
be,  ÄuSfdjneiben  berfelben  ober  2tbtrennung  beS  eerwunbeten 
i^rpertpeilS  ftnb  bie  einjigen  in  mannen  gdHen  rettenbra 
Littel;  weniger  juoerldflig  ifi  ber  ©enuß  »erfebiebener  2Bur» 
{((arten  alS  Gegengift.  Die  umflefoenb  abgebilbete  eigen  t» 
liebe  JUapperfcbJange  ift  bie  geftyrlidtfe  TM.  Bit  er» 
langt  eine  Eange  »on  5—8  g.  unb  bie  Dtcfe  eines  2RannS* 
arme$,  hat  172  © dnlber  unter  bem  Bauche  unb  21  @d;ils 
ber  unter  bem  ©cfcwanje.  9J?an  rrjdt)ll  oon  ber  .Klappers 
fcblange,  baß  fte  mit  ihren  rotten  Bugen  ein  Reinere«  Stfoier 
nur  frarr  anjufeb,en  brause,  fo  fange  baffelbe  an  ju  jittern, 
entweiche  nicht,  fonbern  lafie  fid>  fangen,  ja  taumle  wol 
felbfl  in  btn  «Rachen  be«  UngetbumS. 

i 

filaumsfucije,  Älauenroeh,  Ärümme,  #tnfen 
wirb  eine  Äranfhrit  ber  Stoiber,  ©c&afe  unb  ©chweine  ge* 
nannt,  bie  mit  febmdebern  ober  fldrfern  gieberberoegungen, 
oft  auch,  mit  SEraurigfeit,  Berminberung  ber  greßluft,  Sana« 
famwerben  unb  Unterbrechungen  be«  &ieberfduenS,  Erho* 
hung  ber  allgemeinen  JCirpertemperatur  unb  trorfenem  ÜRiflen 
ju  beginnen  pflegt,  worauf  fich  an  ben  gußenben,  nament* 
lieb  im  Älauenfpalte  unb  am  Äronenrouljle ,  eine  auffallenbe 
Empfinblichfeit  einteilt  unb  eine  fceij?  anjufühlenbe  ©efd;wulfi 
ent|rebt,  bie  fo  fcbmerjhaft  ift,  baß  bie  Stpierc  fich  ftrduben, 
mit  bem  franfen  guße  aufzutreten,  tfuf  biefer  ©efcbwulft 
fommen  eine  große  SRenge  fleiner  BIdSchfn  jum  Borfchein, 
bie  fich  mit  eiterartiger  glüfft'gfeit  füllen,  bann  aufplafcen 
unb  abheilen,  wonach  ba«  gieber  aufhört  unb  binnen  wem* 
gen  Sagen  bie  ©enefung  ooHenbS  ;u  ©tanbe  fommt.  3uf 
bie  eben  befchriebene  SBeife  dtißert  ftd>  bie  Jtranfbeit,  wenn 
fie  gutartig  oerlauft,  wa«  aber  leiber  feiten  ber  gatl  ift. 
Die  größte  Berfcbiebenbett  jeigt  ba«  Übel  bei  ben  ©djafen, 
bei  benen  man  beSbalb  »orjitgSroeife  eine  gutartige  unb  bös* 
artige  Älauenfeucbe,  welche  Irrere  auch  wol  Jtlauenfreb«, 
fpan.  Älauenfeuche  genannt  wirb,  unterfcheibet.  Diefe, 
welche  noch  baju  faß  nur  »ercbelte  ©cbafe  befallt,  dußert 
fiebbureb  anfänglich  febwaebe«  Sfabmgeben  mit  beträchtlichem 
.Ropfroacfeln,  Entfernung  ber  Älauen  »oneinanber,  «pctßs, 
Schuppig  ■  unb  ©plittrigroerben  unb  entjünblicber  "KnfärvtU 
lung  berfelben  mit  Übergang  in  iibelariiae  Eiterung  unb  33er; 
fcbwdrung,  burch  weld>e  oft  ba«  ganje  gufenbe  jerfWrt  wirb, 
worauf  btc  2b.iere  nad)  unfaglidjen  Reiben  frerben.  Selb|t 
in  günfiigern  gdllen  bleibt  bie  4peilung  unoollfommen,  in« 
bem  bie  Äranfbeit  gern  SJerunftaltungen  ber  Älauen  unb 
feblerljafte  ©rndl)rung  be«  »<>ornfd)ub.e«  juritrfldßt.  Die 
Älauenfeudje  ber  JRinber  unb  Sdjweine,  foroie  bie  gutartige 
ber  @d) afe  wirb  meifl  bur$  eine  naffe,  feuchte,  nebelige  unb 
falte  SBitterung,  wie  fte  am  bjluftgflen  jur  ^erbfljett  öor= 
fommt,  unb  bureb  ba«  SBeiben  auf  naffem,  fumpfigem  ober 
auf  troefenem,  f  eifiem  JBoben,  mitunter  aber  aud)  tureb  'An- 
fieefung  fjerbeigefüb.rt,  wdljrenb  bie  b6f-artige,  fpan.,  bie  man 


in  Deutfdjlanb  erfl  fett  einigen  20  3ab.ren  fennt,  nur  bun$ 
Änfterfung  unb  jwar  »ermittel«  ber  in  ben  Älauen  abgeftn; 
berten  fhnfenben  9»aterie  ent|lef>t.  Söegen  ber  großen  Bt: 
gerungen,  welche  biefe  lefctere  Ärt  ber  Äranfbeit  juweile» 
unter  ben  ©djafen  anridjtet,  fud)t  man  ü)re  roeitrn  TLvit 
breitung  burd)  Xbfpemmg  ber  £)rtfd>aftrn,  wo  fit  aai 
djen  ifl,  ju  »er&üten  ober  wenigjien«  ju  befd)rdnfen. 

J&lfbtr  (3o^.  SBaptijl)  war  einer  ber  au«gejeiajnetßen 
franj.  Generale  in  ben  Kriegen  ber  fflepublif.  gr  uwrtc 
1753  ju  Strasburg  geboren,  wo  fein  Bater  ©artenarbeitn 
war,  unb  bjelt  iii?  im* her  einige  3eit  in  $ari«  auf,  um 
bie  Süflufunft  ju  erlernen.  9iad;  6rraäburg  jurürfgefebr: 
v.wAnt  er  bie  &3efanntfd;aft  jweier  Saiern,  wcld^e  $n  be> 
wogen,  f:dj  bem  ©otbatenfianbe  ju  wibtnen.  .ft.  ging  mit 
ifynen  nad;  2Ründ>cn  unb  würbe  i;icr  in  bie  ^Dtilitairfa)ul( 
aufgenommen.  Kadjbem  i^n  1772  ber  ipreid;.  ©cterc! 
Äaunife  in  feinem  {Regiment  jum  Eieutenant  ernannt  batte, 
madjte  Jt.  ben  türfifdjen  gelbjug  mit,  fanb  jebod)  feine 
Sef6rberung  unb  natjm  beSwegen  1783  feinen  Xbfa)teb. 
Er  ging  nad;  bem  Elfaß  *urücf  unb  lebte  hier  a(S  Sana- 
fpeetor,  als  bie  franj.  JReoolution  auSbraa).  fi3egeijiert  wn 
ben  Sbeen,  weldje  baS  Bolf  aufregten,  trat  Ü.  1792  ali 
©renabier  in  baS  fran^.  ^>cer  unb  ging  nidjt  lange  nad 
alS  Hbjufantmajor  bei  einem  SBataiUon  nad;  bem  SRaa 
Sßti  ber  ©elagerung  oon  SRainj  jeid;nete  er  fid;  au« 
würbe  ©eneralabjutant.  Salb  barauf  aber  würbe  et  txr: 
haftet  unb  foQte  gegen  ben  ©eneral  c5 inline  alS  oeupe  0$ 
treten.  (Statt  beffen  &ertb,eibigte  er  benfelben  mutbtg  ret 
bem  9?eoo(utionStribunal.  9iad;bem  er  bie  greifet!  wtetr 
erhalten,  würbe  er  als  ffirigabegeneral  in  bie  gegen  Kl 
BolfSregierung  in  ^(ufflanb  begriffene  Benbe'e  gefdjirft.  & 
fud;te  nid;t  nur  burd;  bie  ©ewalt  ber  SBaffen,  fonbern  ani 
burd;  9Rilbe  bem  Xuffianbe  entgegenjuwirfen,  mad;te  gert: 
fd;ritte,  würbe  tebod;  abberufen,  weil  man  in  9>ari«  nc: 
blutige  (Strenge  gegen  bie  BenbeVr  geübt  wiffen  vre:. 
Dennod;  fd;icfte  man  ihn  balb  barauf  als  DwifionSgenerx 
erfl  jur  Siorbarmee,  bann  »ur  ©ambrearmee.  Er  fampn: 
1794  in  ben  Schladjten  bet  gleuru«  unb  iüJafkutn  ,  ginp 
im  nddjjlen  %a\)xt  über  ben  Siljem  unb  befehligte  1796  br. 
linfen  glügel  ber  Hxmtt  3ourban'S.  9lad;bem  er  bei  Äton^ 
firdjen  gehegt  unb  granffurt  genommen,  würbe  er  burd)  bit 
gegen  irjn  auSgefprengten  unb  bei  ben  2Jtad;tbabern  ©lau 
ben'finbenben  Berleumbungen  bewogen,  feine  Entlaffung  ;u 
nehmen.  Er  lebte  nun  rufng  in  ber  9iähe  «on  $ari«,  m 
i\)ti  Bonaparte  1798  auffoberte,  ibn  alS  DioiftonSgentral 
auf  feinem  gelbjuge  nad;  ttgopten  ju  begleiten,  it  gin: 
mit  unb  jeidmete  ft'd)  im  AriegSratbe  unb  burd;  JEapfcrfett 
auS.  Starb  t  cm  Bonaparte  nad;  Europa  ;  urü<f  gef  <t>rt  wat. 
übernahm  &.  ben  Ob*rbefet>L  Er  fnüpfte  erfl  Unterfcant 
lungen  an  unb  a!S  biefe  ju  feiner  Entfcpeibung  führten 
fdmpfte  er  ficetveid;  gegen  bie  geinbe.  Bon  einer  Äeife  je 
rucfgtfebrt  würbe  er  jeboeb  1800  von  einem  fanatifd?«.- 
S?ufelmanne  in  feinem  ©arten  ju  Äairo  ermorbet 

Älff  tfl  ber  Siame  einer  bejhmmten  ©ewddjSgatrunci 
wtldic  lat  Trifolium,  b.  h.  Dreiblatt,  beijit}  in  ber  Sanr 
wirt^fd;aft  werben  aber  nidu  nur  bie  in  bie  angefuPrtr 
©attung  geboriac,  fonbern  aud?  nod;  eine  2lnjab.(  cnbm: 
@etvdd)Sarten  Jtlee  genannt,  welche  gute  gutterfrdtrtcr  g< 
ben  unb  beSwegen,  obgleich,  fie  aud;  wilb  »orfonmen. 


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ingebaut  »erben,  inbetn  fte  burcr)  bie  ßultur  an  ©röße, 
Starte  unb  ©aftigteit  gewinnen.  2facb  werben  im  gemeü 
ten  geben  mancherlei,  übrigen«  fcr)r  verfcbiebene  fangen 
Klee  genannt,  welche  gemeinfcbaftlicb  nur  bie  (Sigenfcbaft 
uiben)  baß  bei  ibnen  je  breilBlättcr  an  einem  gemeinfamen 
Stiel«  »ufammen  füjen.  SBirflieh e  Äleearten  finb:  ber  rotbe 
Stopf  (lee  (lat.  Trifolium  pratense),  ber  weiße  Älee  (lat. 
rriloliiun  repens),  ber3ncarnat(lee  (lat.  Trifoliom  incar- 
latura),  ber  gelbe  Ale  e  (lat.  Trifolium  agnirium  ober  alexan- 
Maiua),  ber Jöaflatbdee  (lat.  Trifolium hybridum).  Siefe 
vir  Hieben  Äleearten  -nennen  ftcb  au8  bureb  einen  röbrigen 

«abnuu-n  Äelcb,  verwaebfen  bleibenbe  ^Blumenblätter, 
iiter  auffpringenbe,  vom  Äelcb.  urafcbloffene,  nur  wenig 
Samen  baltenbe  Wulfen  unb  gu  breien  gufammenftfeenbe 
Akuter.   25er  erflgenannte,  ber  rotbe  Äopfflec,  weiter  auch 

nifcfcer  ober  brabanter  Älee  genannt  wirb,  ijl  baS 
criüglidjfle  guttergeit>Ad?5  unb  empfiehlt  [irti  gum  Hnbau 
ibcroteS  nocJr)  babureb,  baß  er  auf  ben  2(cter  von  günfiigem 
finfluß  ifr.  <2x  hat  einen  äfrigen,  ftch  bis  über  brei  guß 
cd)  erbebenben  (Stengel  unb  weichbehaarte,  eiförmige,  mit 
mein  weißen  glect  gezeichnete  SBlatter,  fowie  vethe  ffilüten, 
reiche  in  JBlumenföpfen  an  ben  ©pifcen  beS  ©tengelS  unb 
•er  "Äffe  beifammen  fteben.  tiefer  Älee  würbe  guerjl  in 
ötabant,  in  ben  ehemaligen  fpanifeben  SRieberlanben  (ba» 
ier  auo>  fein  9?ame),  angebaut  unb  (am  von  ba  nach 
Deutfcblanb,  wo  bureb  ihn  ber  Äcterbaü  unb  bie  mit  bie< 
ein  oerbunbene  5Bieb$ud>t  eine  \>ertbcttl>afte  Umgeftaltung 
rrr?iclt  unb  er  bett  SBoblftanb  ber  ganbwirtlic  forderte.  (Ibens 
:Mi  ein  vortreffliches  gutterfraut,  aber  betweitem  niebriger 
Mcibenb  ift  ber  weiße  Älee,  ber  auch  ©teinflee  ober 
:  rieche  nber  Älee  genannt  wirb.  ©eine  weißen,  fpäter 
.^raun  werbenccit  boffienattiaen  SMumenföpfe  hangen  an  lan* 
im  (Stielen.  Sie  JBläfter  finb  glatt,  fein  gegähnt,  oft  braun 
mjc  weißlich  gefledt  unb  (leben  auf  langen  gefurchten  ©tie« 
en.  Sie  ©tengel  finb  hiechenb  unb  werben  über  1  guß 
ang.  Qx  eignet  fteb  befonberS  gum  Ebweibcn ,  vorgüglicb 
rureb  ©chafe,  unb  wächft  fehr  fchneU  nach.  Ser  Sncar» 
i alt lee  trägt  bie  JBlüten  in  langen  walgigen  Jtbten  mit 
[eifebrotben  Ißlüten  unb  hat  runbliche,  an  ber  ©pifee  ge« 
ibnte,  gehaarte  iBtätter.  Grr  wirb  befonberS  im  äJaabt* 
anbe  unb  in  mehren  ©egenben  granfteicbS"  unb  Italiens 
iIS  gutterfraut  angebaut  unb  fonft  auch  alS  Gartengewächs 
jejogen.  —  SJon  ben  nicht  eigentlichen  Äleearten  finb  gu 
:rwar/nen:  ber  (SSparfetteflee  (lat.  Onobrjckis  sativa);  ber 
Ugerne(Ue  (lat.  Medicago  sativa);  ber  blaue  Steins 
:lee  (tat  Trigonplla  coemlea),  auch  ©cbabgieger( lee  ge* 
letnnt,  weit  er,  in  ben  boten  Gebirgen  wadjfenb,  bem 
Scbabjiegerfäfe  gugefefet  wirb;  ber  gemeine  ©teindee 
>Ux  SRelilotenflee  (tat.  Melilotus  officinalis),  mit  (tarfem 
3eruch,  baher  gum  2lbfjaltcn  ber  Letten  von  Kleibern  unb 
•iVljwerf  angewenbet,  fowie  als  WafUf  al8  jertheilenbeS 
unb  erweichenbe«  Heilmittel;  ber  gieberflee  (lat.  Me- 
ayanthfcs  rrifoliata,  in  ben  2fpotl)efen  Trifolium  librinum), 
welcher  an  feuchten  Crten  wäcbft,  ein  bitteres  Heilmittel 
libt  unb  al6  folcr)eS  in  vielen Äranfheiten  angewenbet  wirb; 
:cr  ©auerflee  (Oxab's  acetosella),  auS  welchem  ba8 
©aucr<  et  er  jSSitterrttefali  bereitet  wirb. 

Älrinkinirrecljulm  l>ei§en  bie  in  neuerer  3«t  in  ben 
meiften  gebilbeten  Staaten  wenigflen*  an  einzelnen  JDrten  ein» 


gerichteten  ©ewahranflalten  für  Äinber  im  jartefien  Älter,  in 
welche  biefe  von  armen  Altern  gebracht  werben,  weil  fte 
felbfi  außer  ihren  SBohnungen  befchäftigt  unb  baher  nicht 
im  ©tanbe  ftnb,  für  bie  Bewachung  unb  ßrgiehung  ber 
Äinber  hinreichenb  ju  forgen.  ©«tvöhnlich  haben  wohlwot 
lenbe  gebilbete  grauen  |ich  vereinigt,  um  bie  Äinber  $u  be= 
auffichtigtn,  ;u  unterhalten  unb  foweit  e8  ihre  iuuenblidien 
Äräfte  erlauben,,  ju  belehren.  £er  3wea7  biefer  Änjtalten  ift, 
ber  (örperlichen  unb  getfligen  SBerwahrlofung  armer  Äinber, 
welche  fleh  b«n  Sag  über  allein  überlaflen  finb,  vorjubeu« 
gen.  9licht  allein  wirfen  biefe  »njlatten  fegenSreich  für  bie 
Äinber  felbji  unb  beren  Altern,  fonbern  auch  ber  gange 
©taat  muß  aul  ihrem  SBirten  bie  erfreulichfien  grüßte  gie> 
hen,  inbem  biefelben  iebenfallS  bie  2lngahl  ber  Cerbrtcher 
verminbern  werben,  infofern  al«  bie  meijien  SJerbrechen  au5 
JBerwahrlofuna  in  ber  Äinbheit  entfpringen.  'Jui*  bie  Sser- 
armung  im  Ssolte  wirb  verminbert  werben,  ba  au8  Äin» 
bern,  welche  frühjeitig  Slhätigteit  liehen  unb  nämliche  Äennt> 
niffe  fcha^en  gelernt  haben,  wahrfcheinlich  auch  arbeitfame 
Sßitglieber  ber  menfehlichen  ©efellfchaft  erwachfen.  Sie  erfle 
SSewahranfialt  für  (leine  Äinber  würbe  von  ber  verdorbenen 
gürftin  ^auline  von  ßippe  »JDetmolb  180^.ju  Setmotb  ge^ 
fiifiet,  unb  biefe  vtit|Tc.lt  befiehl  noch.  3n  vnglanb  würben 
biefe  Änflalten  guerfl  in  großem  «Kaßflabe  ausgeführt,  fo 
baß  biefelben  bort  allgemein  verbreitet  finb.  3n  ben  S3er: 
einigten  ©taaten  92orbameri(a$,  in  grantreich,  &fheich, 
Greußen  unb  in  anbern  beutfehen  ©taaten  finb  nach  bem  Sätu 
fpiele  Gnglanbö  immer  mehr  folche  Änftalten  entfianben.  8c- 
fenSwerth  ijl  in  äBegug  auf  bie  Älein(inberfchuUn  bie  ©chrift 
von  ©chuch:  „Sie  Äleintinberfchule  al§  ein  wichtiger  Xn> 
fang  von  Unterricht  unb  ftvenöbilbung"  (^eibelb.  1634). 

lllfiöt  (Swalb  Gr)rifltan  von)  würbe  1715  ju  3eb(in 
»ei  ÄöSlin  in  Bommern  geboren  unb  erhielt  feine  (frjiehung 
auf  ber  3efuitenfchule  ju  Ärone  in  ©roßpolen  unb  auf  bem 
©pmnafium  ju  Sanjig,  von  wo  er  1731  auf  bie  llmoer* 
fttät  ;u  ÄönigSberg  ging,  um  ftch  bem  ©tubium  ber  Siechte 
ju  wibmen.  Slaehbem  er  fiel)  eine  fehr  ausgebreitete  JBil» 
bung,  namentlich  auch  matbemattfebe  unb  ©praebfenntniffe 
erworben  hotte,  befuchte  er  Hneerwanbte  in  Sänemarf,  trat 
enblich  in  bänifebe  ÄriegSbienfle  unb  würbe  1736  jDfftjier. 
SBalb  barauf  verließ  er  jeoeeb  bie  bärt  Sienfle  unb  trat  in 
preußifche.  Crjl  fpättr  trat  Ä.  al«  Sichler  auf  unb  fanb 
außerorbentltcben  IBeifaQ.  ©ein  ©ebteht  „Ser  gruhling" 
würbe  juerft  1749  nur  für  greunbe  gebruett,  erlangte  aber 
halb  eine  große  ^Berühmtheit  unb  erlebte  mehre  Auflagen. 
3n  biefem  ©ebichte  jeigte  Ä.  fein  ihm  eigenthümlicheä  »a« 
lent  jur  ©chilberung  ber  9latur.  Slachbem  er  1757  Dbrifl» 
wachtmeifler  bei  bem  $aufen'fcbcn  Regiment  geworben  war, 
(am  er  nach  ütipjig  in  ©arnifon  unb  würbe  liier  ©cllerfS 
unb  SBeiße'S  greunb.  3n  ber  ©cblacbt  bei  ÄunerSborf 
würbe  Ä.  1759  baS  rechte  Bein  jerfebmettert.  &  brachte 
bie  9Jacbt  bülftoS  auf  bem  ©cblachtfelbe  ju  unb  würbe  "erfl 
am  nächfien  JEage  nach  ?tan(furt  a.  b.  £>.  gebracht,  wo  et 
am  11.  Sage  barauf  an  feiner  SBunbe  jlarb.  JBon  Ä.'S 
©ebichten  erfchienen  1756  unb  1758  ©ammlungen  unb 
Sammlungen  feiner  SSerte  von  JRamler  (2  JBbe.,  0erl.  1760) 
unb  von  Äörte  (2  JBbe.,  »erl  1825). 

fi.lftßt  (v&einr.  von)  würbe  1777  gu  granf furt  a.  b.  jD 
geboren,  war  eine  (urge  3«t  ©olbat  unb  wibmere  pch  bann, 


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Kleist  von  Kollendorf  6 

na  ebbe  m  et  feinen  Äbfchieb  genommen  hatte,  ju  granffurt 
bem  ©tubium  ber  TRechtSwiffenfchaften.  SRachbem  er  h««s 
auf  tn  »erlin  beim  ÜÄtmflerium  »rfcbdftigung  grfunben  \)oitt, 
machte  er  mehr  ju  feiner  fernem  HuSbilbung  unb  ju  feinem 
SBrrgnügen,  al«  in  Buftrdgen  ber  SKegierung,  Sieifen  nach 
granfretch  unb  ber  ©chweij.  Nach  93erlin  1806  jurüefgej 
fehrt,  arbeitete  er  im  ginanjminifieriura ,  mußte  aber  nach 
ber  ^cblarfH  bei  Sena  nach  Königsberg  fliehen  unb  nabm 
hier,  tief  befümmert  über  bat?  2RiSgrf$i(f  feines  SBaterlanbr«, 
feine  (Sntlaffung.  <2r  ging  nact)  »erlin  jurücf  unb  gerieft  in 
franj.  ©efangenfct)aft  Nach  feiner  gretfaffung  hielt  er  fiel) 
in  2>re«ben  auf  unb  gab  bier  1808  mit  3fbam  2RüHer  ba« 
3»urnal  „g>böbuS"  heraus.  Uli  Öftreich  1809  aufS  Neue 
gegen  granfreid)  fich  rüjlete,  wollte  K.  an  bem  gelbjuge 
äbeil  nehmen  unb  eilte  nach  SBirn,  alS  er  unterweg«  bie  Nach» 
riebt  »on  bem  bereit«  abgefchloffrnen  grieben  erhielt  <St 
ging  nun  wiebet  nach  »erlin  unb  »etftel  in  immer  tiefere 
©chwermuth ;  wdbrenb  ihm  ba«  Beben  in  SBolf  unb  (Staat 
nur  ba«  »ilb  be«  Untergangs  barbot,  erfehien  ihm  auch  fein 
eigner  Bebenäweg  al«  etn  gdnjlich  »erfehlter.  ©r  gab  fict) 
1811  jit  $ot«bam  mit  einer  t&m  gleichgefinnten  greunbin 
felbft  ben  Sab.  »erüfjmt  gemacht  bot  fich  ^einrieb  »on  5t. 
t  ureb,  feine  ©et ichte,  namentlich  bureb,  feine  bramatifchrn  SBerfe, 
in  benen  eine  feltene  2iefe  unb  3nnigfeit  be«  ©rfühl«, 
fdiarfe  (Sharafteneühnung,  aber  auch  bie  trübe  2B  eltanficht  (ich 
ausbricht,  welche  ü)m  baS  Beben  »erbitterte,  ©ein  „Kdtbchen 
von  £eilbronn"  gehört  noch  immer  ju  ben  auSgrjeichnetfien 
unb  mit  bem  größten  »eifall  fortwdbrenb  auf  allen  »ühnen 
wieberholten  ©ct)aufpielen.  ©eine  „©efammelten  ©ebriften" 
ftnb  »on  8.  Siecf  (3  Jtylc,  öerL  1826)  (»«ausgegeben  worben. 

Älftat  von  ITolIendorf  (CnB  griebr.,  ©raf  »on),  ein 
auSgejetchneter  preuß.  ©eneral,  würbe  1762  ju  »erlin  gej 
boren  unb  trat  früh  in  ben  preuß.  Stttlitairbienff.  Gr  hatte 
(ich  f^on  bei  mehren  Gelegenheiten  in  ben  Kriegen  auSges 
jeichnet,  welche  Greußen  gegen  Gabe  be«  vorigen  Sahthuns 
bert«  führte,  a(S  er  »efeblSbaber  eine«  ©renabierbataitlon« 
unb  1803  »ortragenber  Xbjutant  beS  König«  würbe.  ®r 
folgte  1806  nach  ber  ©flacht  bei  Sena  bem  Könige,  würbe 
von  biefem  als  £eputirtrr  an  Napoleon  gebraucht  unb  nach 
bem  grieben  jum  ©eneralmajor  unb  Ghef  ber  weftpreuß. 
»rigabe  ernannt  3m  3at)re  1809  würbe  er  Gommanbant 
»on  »erlin  unb  1812  befehligte  er  im  ruff.  genüge  eine 
»rigabe  im  5)ort"fch<n  GorpS.  3um  ©eneraüieutenant  erho* 
ben  bloclirte  K.  1813  bie  grftung  Wittenberg,  befefete  f»<$* 
ter  £au*e  a.  b.  ©aale  unb  »ertheibigte  bie  ©tabt  mit  unge* 
meinet  Sapferfeit.  Nachdem  er  in  ber  ©flacht  bei  »außen 
fich  ausgezeichnet  hatte,  febjoß  er  alS  preuß.  »e»ollmdchtig= 
ter  ben  SBaffenfhllfianb.  Nach  ber  unglücflidhen  ©chlac$t 
bei  JSreSben  jum  Stücfjuge  genötigt,  geriete)  er  mit  feinem 
GorpS  in  bie  peinlichfle  tage,  fuhn  unb  flug  rettete  er  aber 
nicht  nur  fein  Corps,  fonbern  fiel  auch  bengranjofen  unter 
fijanbamme,  welche  bereits  in  »öhmen  eingerueft  waren,  in 
ben  Stücfen  unb  brachte  ihnen  bei  9toHenborf  eine  entfehiebene 
9Iteberlage  bei.  3n  ber  ©flacht  bei  Beipiig  befehligte  K. 
auf  bem  linfen  glugel  beS  #eer$  ber  Öerbunbeten  unb 
fdmpfte  jtegreich.  hierauf  blocfirte  er  ©rfurt  unb  folgte 
bann  nach  »rdnfreich.  «^ier  jeichnete  er  fich  bei  mehren  ©e* 
legenheiten  auS,  namentlich  &  ©«  ©chlacht  bei  ?aon.  JDer 
König  oon  teufen  ernannte  ihn  jum  ©rafen  »on  9loUen= 


4  Kleop&tra 

borf,  nahm  ihn  mit  nach  Bonbon  unb  ubergab  ihn  ta.v 
baS  dommanbo  über  bie  am  Stbeine  jurüctbleibertbe  &r 
XlS  Napoleon  oon  €lba  jurücfgeJehrt  war,  folltt  jt.  toi 
norbbeutfehe  »unbeScorpS,  fowie  baS  jweite  pteug.  6er;: 
befehligen,  eine  gefährliche  Kranfheit  hinberte  ihn  jefcoc^  n 
ber  Sheilnahme  an  ben  Greignijfen.  97ach  bem  grieiea  m)( 
K.  jum  tommanbirenben  ©eneral  ber  preuß.  Stoobt} 
fen  ernannt.  Qv  nahm  1821  feinen  Zbfcbjeb,  bei  wUr. 
©elegenheit  er  ben  Stang  eine«  gelbmarfchallS  erhielt,  an: 
fiarb  1823  ju  »erlin,  allgemein  geehrt  unb  geliebt,  tea 
er  war  ebenfo  auSgejeichnet  alS  ÜRenfct)  wie  ttt  gt^m. 

filföpcttra,  bie  burch  ihre  Schönheit  berühmte  Kfnkp 
»on  ttgpptcn,  war,  geb.  69  ».  Chr.,  eine  Zoster  Ui  £ 
nigS  $tolemduS  ÄuleteS.  2fl3  ihr  Sater  51  ».  Chr.  fbi. 
war  fte,  fowie  ihre  beiben  »rüber,  welche  auch  ^tolanii:." 
hießen,  noch  minberjähng;  baS  Sefiament  beS  SJatcrS  fo: 
ben  altern  $totemdu$  unb  bie  K.  alS  Nachfolger  ein  iu: 
ernannte  bie  Börner  ju  £)bervormünbern.  K.  war  jugveti 
bie  ©emahlin  ihre«  »ruber«,  wie  folefre«  in  %pten  siiji 
feiten  ber  gaH  war.  Tili  »ormünber  in  %ppten  wurta 
bie  eingeborenen  TfchtlleS  unb  ^)othinu«  »on  ben  Kinuni 
befidrigt.  SBon  biefen  würbe  aber  bie  mit  ihrem  Semit, 
unb  »ruber  uneinige  £.  in  ihren  Siechten  gehdnft,  rottet 
nach  ©prien  unb  fammelte  bort  ein  £eer.  3nbeß  (amM 
große  9>omprju«,  »or  Sdfar  fliehenb,  nach  aieranbria,  tri 
^»auptjiabt  Jigppten«  unb  würbe  »on  XchilleS,  roeldfeer  (- 
bem  Gdfar  beliebt  machen  wollte,  umgebracht  Gdftr  i&c- 
nahm,  gleichfall«  nach  Äleranbria  fommenb  unb  be*  9t* 
pejus  Srmorbung  feineSwegS  billigenb,  baS  7imt  eine«  'ci-: 
richte rs>  jwifchen  K.  unb  ihrem  »ruber.  (&t  wollte  bie  fäx 
grau ,  welche  überbie«  feine  Siebe  gu  gewinnen  gercupi  ^ 
.  wieber  einfeßen.  mußte  aber  gegen  bie  geinbe  berfeliffs 
welche  ba«  SBolf  in  Äleranbria  bewaffnet  hatten,  einen  te 
ten  Kampf  fdmpfen,  in  welchem  ber  König  f)tolemdaS  iM 
umfam.  hierauf  ernannte  Gtdfar  bie  K.  jur  Königin  x 
^gppten  unb  gab  ihr  ü)t«n  iüngetn  erfl  elfidhrigen  Ätstc 
jum  ©emahl  unb  5Dlitregenten.  K.  regierte  in  ihrem  unt  | 
re«  »ruber«  9?amen  ungeflört  unb  fam  nachher  nach  Sef, 
wo  fie  Gdfar  mit  großer  bracht  aufnahm  unb  ihre  »ilbfiw 
neben  bie  ber  SenuS  in  bem  Sempel  biefer  ©öttin  aurfeüt^ 
ließ.  2>a«  röm.  »olf  äußerte  jeboch  fein  «KiSfaDen  üc 
biefe  ^)ulbigung  unb  K.  fehrte  balb  nach  ^g»P»n  i1"* 
TÜt  ihr  »ruber  14  3 Jbvc  alt  geworben  war  unb  Zrt< 
an  ber  Regierung  foberte,  brachte  ü)m  K,  ®ift  W  ia>s 
herrfchte,  ohne  »on  ben  Körnern  jur  Slechenfchaft  gejwr 
ju  werben,  fortan  allein.  Scacbbem  SM»  ermorbet  wtrtc 
war  unb  bie  SRörber  beffelben  in  bet  ©chlacht  bei  Vfim 
befteat  worben  waren,  fuhr  K.  auf  einem  prachtvoll  «i** 
fehmueften  ©chiffe  nach  Sarfu«  jum  XhIoIUI  »}* 
©ie  felbfl  faß  al«  83enu«  gefleibet  unter  einem  2h»i*n 
met  »on  ©olbftoff,  unb  fchöne  Knaben  unb  SDcahh«  ; 
Biebe«götter  umgaben  fie.  Äntoniu«  würbe  buro)  bie  : 
be«  fchönen  unb  geifheichen  SBeibe«  fo  gefejfelt,  Daferw- 
an  nur  um  ihretwillen  ju  leben  fthkn  unb  feinen  jaw- 
SJuhm  bet  Siebe  ju  ir>t  jum  Opfer  brachte.  6ie  wg1""1 
ihn  auf  feinen  gelbjügen  unb  erhielt  »on  u)m  bk  enwtf 
Bdnbet  jum  ©efebenf.  K.  hatte  einen  »on  ihr  mit  (M* 
gejeugten©ohn,  ßdfarion,  unb  brei  anbere  waren  bn  f*5; 
ihrer  «ehe  ju  Äntoniu«;  biefe  vier  Knaben  erhob  ww* 


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t  Ädnigen.  Dctaoian  gog  enblitb  mit  einem  rfm.  £etre 
trän,  um  an  bem  XntoniuS  Stäche  gu  nehmen.  Bet  Äc= 
um  fam  eS  gur  igrfjlacbt,  welche  Ä.  babureb  entfebieb,  baf 
I  pldfclid)  mit  ihren  60  ® ebiffen  bie  Sfudjt  ergriff.  Änto» 
iu5  folgte  it)r  im  2iebe8wabnftnne  nad)  ttgppten.  Bergt* 
ett§  etfldrten  fie  nun  bem  SDctaotan,  bafi  fie  bie  Äeginrung 
n  bfe  Äinber  ber  Ä.  abtreten  wollten.  SDiefer  hatte  ben 
ob  beS  .Antonius  befcbloffen  unb  brang  nach  Äleranbria  w>r. 
titemiuS,  bureb  bie  falfcbe  9cacbricbt  betrogen,  baf  Ä.  fkb 
t*  2ob  gegeben  bdtte,  ftörgte  ftcb  in  fein  ©cbwerr,  würbe 
arauf  gu  Ä.  gebraut  unb  »erfebieb  in  ihren  Xrmen.  jDcta» 
ian  nahm  bie  Ä.  gefangen.  BergebenS  fud)te  fie  auch  ihn 
i  ihre  SiebeSnefce  gu  Perioden,  unb  um  nicht  von  ihn  im 
:riumpbguge  in  9?om  aufgeführt  gu  werben,  braute  fie  fid^ 
Ibjr  um.  Bei  einem  glanjenben  Seite  ließ  fk  fieb  unter 
Humen  »erfieeft  buret)  einen  treuen  Diener  eine  giftige  5J?at= 
rr  bringen,  fefcte  biefelbe  an  iferen  'Ann  unb  »erfebieb  barauf 
alb  an  ben  golgen  beS  JRatterbiffeS  im  3.  30  ».  ßbr. 

jfUrntd  ober  Älerifer  beifSt  in  ber  fatbolifcben  Äircbe 
er  »on  ben  gaten  fheng  unterfebiebene  unb  gu  einem  ehe» 
>fen  8eben  »erpfliebtete  ©tanb  ber  ©eiftlicben.  Da« 
ried».  SBort  betf?t  eigentlich  ?oo$  unb  bann  Eigentum, 
"i:;i'eit  unb  war  bei'  ben  3 üben  bie  {Benennung  beS 
StammeS  Seei,  weil  berfelbe,  auSfcblieljlicb  jum  3Mcn'|te  ber 
leligion  beftttmut,  in  einem  befonbern  ©inne  ©otteS  Ci» 
entern  unb  Crbtbeil,  b.  u  »eUfommener  unb  ihm  wobige* 
iiiiger  war.  eck  bem  2.  Sabrb.  famen  tiefe  Borfrellun* 
en  auch  bei  ben  Gbriflen  in  Aufnahme  unb  bie  8tbrer  unb 
3orfieber  ber  ©emtinben  fingen  an,  unter  bem  tarnen  beS 
tleruS  ober  ber  Älerifer  einen  befonbern  ©tanb  gu  bilben, 
er  eine  c^riftüc^e  ^rieflerfcbaft  würbe,  auSgegeicbnet  burdf 
enBefifc  beS  befonbern  göttlichen  2SoblwoUenS,  unb  für  bie 
higen  SWenfcben  bie  Bermirtler  mit  ©ort  25ie  Älerifer 
>urbrn  nun  als  bie  leitet  unb  SRegierer  ber  Ätrcr)e ,  bie  ?aien 
18  ihre  geiftlidben  Untertbanen  angefrben.  7C\$  mit  ber  Bergro» 
erung  ber  cbrifilicbrn  ©emeinben  ber  ÄleruS  gasreicher  würbe, 
ilbtte  ftch  ber  Unrerfcbjeb  beS  t)6t)txn  unb  niebern  Äle» 
u*.  Jener  befianb  in  breiOrbnungen:  ben  Bifcböfen,  $»reS> 
ntern  (Klteftcn)  unb  SMafonen;  biefer  umfcbjoji  in  »ier 
)rbnungen  baS  bienenbe  Äircbenperfonal,  weiche  JDrbnungen 
tJgefammt,  nach  ber  ?ebre  ber  fatholifchen  -Strebe,  ßhrifiu«, 
»ie  bie*  an  mehren  IBibeifiellen  gejeigt  whrb,  burthiaufen 
oben  foll.  Küi  bem  niebern  £lrru*  erganjte  ftch  ber 
ere,  anfangs  mit  3ufhmmung  ber  ©emeinbe,  bis  enblich 
it  ©abl  unb  83eforberung  ber  ihm  untergebenen  ©eiftlicben 
m  Borrecht  beS  »ifchofS  würbe.  2>aS  Änfehen  be«  Äle* 
«»  wuchs,  feitbem  twm  4.  3abrh.  bie  fZBtffenfc^aft  feltener 
mb  bie  $rdmmtgfeit  allgemeiner  geworben  war.  £aS  ehe« 
oft  geben,  ;u  bem  fiep  ber  JtleruS  afim4(ig  oerpfl übten 
nufte,  trug  auch  bei,  fein  Bnfeben  ju  er^hen.  ©er  Sit* 
uS  würbe  baber  frübjeitig  in  ber  bürgerlichen  ©cfrfcgebung 
u8gei<ichnet  unb  im  ^rioatteben  burch  ©chenfungen  unb 
J3ermddt>tniffe  an  bie  Äircbe  bereichert.  9?acb  unb  nach  er» 
nett  er  bie  geifttiebe  ©erichtebarfett  für  fid)  unb  gewann 
"rri^eit  eon  allen  bürgerlichen  Abgaben  unb  Sofien,  boch 
nuftt  ber  S3ifdt)of  feinem  weltlichen  Sürflen  im  Jtriege  ^ee> 
e^fotge  letfien,  unb  ber  niebere  Älerifer  war  in  einer  petn» 
itben  ©ache  einem  gemtfehten  ©erichte  unterworfen.  SBie 
>tr  Älerifer  burch  bit  $riejferweü)e  «uf  immer  an  bie  Äircbe 


gebunben  würbe,  fo  war  eT  duferlich  burrf)  baS  Cilibat 
(f.  b.),  burä)  eine  eigentümliche  Äleibung  t-on  anfangs  votU 
fer,  fpiter  fdbwarjer  $arbe  unb  burch  einen  eigentbümlic&en 
©chnitt  beS  ^»aupthaarS  (Xonfur)  oon  jebem  a'nbern  ©tanbe 
fireng  abgefonbert  2>aS  Xnfrben  beS  ÄleruS  fKea  am  bod): 
fien,  alS  er  ftch  }u  einer  9 eift liehen  ffiaebt,  Hierarchie 
(f.  b.),  auSbilbete,  bie  er  eben  in  ben  tterfchiebenen  fRang: 
orbnungrn  geifHicher  Zmtis  unb  SBürbetrdgrr  mit  befrimm» 
ten  geijtlichen  Berrichtungen  unb  ^Berechtigungen  unter  ber 
Oberhoheit  beS$apfreS  bereinigt,  barfiellte,  auf  beren  -CiMie-- 
punfte  Bifcb6fe  mit  dürften  unb  ©roßen  an  Xnfehen,  5Je j±t 
unb  9?eicbtbum  wetteiferten.  Vbtt  je  mehr  bierbureb  ber  Äle* 
ruS  von  feiner  urfprünglicben  SBeflimmung  ab  unb  ju  einem 
eiteln  SJeltleben  »erfuhrt  würbe,  um  fo  mehr  »erfanf  er  in 
Unwiffenbeit  unb  ©ittenloftgfeit,  bie  ihn  Bu  f'!U"in  $rgemif} 
ber  £aien  machten  unb  in  ber  ftrfge  bie  9teformarion  befehlen» 
nigen  batf«"-  ©«  bem  febarfen  Unterfchiebe  ber  @eifilid)en 
»on  ben  JJaien  unb  bem  unter  ben  Älerifem  felbfl  flatt^nj 
beuten  Stangoerbdltniffe  geht  bit  fatbolifebe  Äircbe  bauptfacb'- 
lich  f on  ber  Meinung  auS,  baß  bem  3>riefrrr  bureb  bie  oon 
ben  Xpofleln  abgeleitete  SBetbe  auferorbentliche  ©aben  )u 
Zt)tll  werben,  t> ermöge  beren»  er  bie  ©actamente  unb  baS 
5D?egepfer  frdftig  verwalten  fdnne.  25a  bie  protefrantifebe 
Äircbe  weber  ein  9>riefterthum  anerfennt,  noch  ber  jDrbina« 
tion  ihrer  ©cijtlicbtn  berartige  SBirfung  beilegt,  fo  fdHt  für 
fje  ber  ©runb  ju  jener  Unterfcheibung  gctnjlicb  hinweg. 

Älima  (baS)  eines  jDrteS  ntnnt  man  bie  allgemtinen 
SBitttrungSoerhaltniffe  beffelben ,  welche  im  aiemperatunotch* 
ft(,  in  23inbtn,  {Regen,  ©chnee,  ©ewittern  u.  f.  w.  ftch 
ctugern.  Bon  bem  Älima  hingt  bann  bie  ganje  dußere  5r« 
febeinung  eines  jDrteS  ab.  ©er  ^panjenmucbS,  bie  S£r)iee> 
weit,  felbfi  bie  Befcbaffenbett  beS  SRenfchen  unb  bie  3rt, 
wie  feine  StbenSweife  eingerichtet  ift,  ftnb  in  ben  oerfchiebe» 
nen  Älimaten  gdnjlich  t-crfdjicbcn.  9Ran  fann  bie  Urfachen, 
welche  bie  flmtatifcbe  S3efchaffenheit  eines  DrteS  bebtngen,  in 
allgemeine  unb  befonbere  etntheilen,  infofern  bie  Unteren 
nicht  an  allen  Orten  ber  Crrbe  tbätig  ftnb.  2)ie  wichtigfle 
ber  aDgemeinen  Urfadjen  ift  bie  geograph.  Breite,  bie  @nrfer* 
nung  »on  bem  Äquator;  benn  eS  ijl  befannt,  bag  bie  ^i^e 
unterhalb  beS  HguotorS  unb  in  ber  SR<ibe  beffelben  am  pef» 
rigflen  ift,  »on  ba  ab  aber  nach  ben  3>oltn  burch  alle  SBär* 
megrabe  in  bie  peftigfle  Ädlte  übergeht.  SfÄit  biefer  »on  ber 
Breite  abhängigen  Berfchicbenheit  ber  JKemperatur  hdngt 
bann  auch  bie  Berfchicbenheit  im  Berlauf  ber  3ahreS» 
| ei  ten  (f.  b.)  innig  jufammen  unb  wabjenb  in  ben  $olar* 
gegtnben  ©chnee  unb  ©8  nie  »erfcbwmbet,  ftnb  biefelben 
in  ben  ttquatorialgegenben  »6Htg  unbtfannt.  Bon  nicht 
»it(  geringerm  dinfiuffe  auf  baS  Älima  cineS  OrteS  ift 
beffen  ^rh'bung  über  ben  ÜReereSfpiegel.  SBenn  man  einen 
febr  bobtn  Berg  erfieigt,  fo  burchwanbert  man  aQmdlig  bie 
eerfchiebenfien  Älimate.  SBdbrenb  »ieDeicht  am  gug  beS 
Berges  niemals  baS  ©affer  ju  CiS  erfiarrt,  ^ttxfd)t  am 
©ipfel  beffelben  ein  ewiger  SBinter.  lud)  ber  fangen» 
wuchs  geigt  an  Bergen  btefen  SBechftl  ber  Älimate.  €8  i|i 
eint  btfanntt  Sthatfacht,  baß  wir  bei  Befteigung  eines  ho» 
ben  Berges  biejenigen  f)flanjen  nach  unb  nach  treffen,  auf 
welche  wir  ebenfalls  bet  einem  weitem  Borbringen  nach 
ben  $olaraegenben  ftofjen.  Befonbere  Gigentbümlicbfeiten 
jeigt  baS  ÄJtma  btr  ^ochtbtnen,  b.  h-  *>er  Cbtntn,  wtlcht 


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©egenben  SBerfietnerungen  von  ^flanjen  unb  2biemt  m 
funben,  welcbe  einft  biet  gelebt  baben  muffen,  bie  M 
ibrer  natürlichen  S3cfdr>affent>eit  na*  nur  in  »armen,  p 
beißen  ©egenben  erifliren  fönnen.  JDiefe  großartigen  Ba 
dnberungen  fyaben  unjheitig  barin  frjren  ©runb,  ba§  il: 
Erbe  ibre  Stellung  auf  itjrtr  S3abn  verdnbert.  ^«if$La: 
muß  nad)  ber  Erjäblung  ber  'Älten  einft  ein  weit  BM|a) 
8anb  geroefen  fem  a(S  gegenwärtig,  unb  man  fiebt  ic, 
©runb  bitfer  Berdnberung  in  bem  Änbau  beS  »oben*  M 
ber  Ausrottung  ber  SBälber. 

25eS  EinfluffeS,  welcben  baS  Jtlima  auf  bie  9«:: 


616 

tfd)  in  einer  bebeutenben  Äöbe  über  bem  SReereSfpiegel  bin*  Idngern  Zeiträumen  allerbingS  febr  bebeutenbe  ßewnbfnr.- 
jieben.  Jg>ier  wecbfeln,  befonberS  wenn  jene  ebenen  in  ®e«  gen  in  bem  Älima  ber  meinen,  wabrfcbeinlicb  aller  (Seen 
genben  liegen,  welche  vermöge  ibrer  geogr.  »reite  eine  bo!;ere  ben  ber  Erbe  vorgegangen  fein  muffen.  äRan  bat  in  Wtt 
Temperatur  baben,  verbdltnißmdßig  febr  »arme  Tage  mit 
febr  falten  SRdcbten  unb  nur  feiten  erbeben  fleb  JRegenwol» 
fen  bis  über  tiefe  Ebenen.  So  liegt  j.  93.  jhuito  unter 
bem  Äquator,  unb  boeb  finft  biet  ber  Thermometer  juwei« 
(en  bis  unter  Os,  weil  baS  £anb  8000  g.  über  bem  SReere 
liegt.  £k  britte  allgemeine  Urfacbe  ber  flimatifd)en  33e» 
fdjaffen&eit  ifl  bie  Sefcbaffehbeit  beS  »oben«.  3n  fanbigen 
©egenben  jie&t  fid)  bie  atmofpbdrifcbe  geuebtigfeit  febneu*  in 
ben  »oben,  ber  bennexb  eine  fortwdbrenbe  Trocfenbeit  jeigt. 
fiJci  größerer  HuSbebnung  foleber  Sanbgegenben  verbunftet 
niemals  SBaffer  von  bem  S3oben  in  bie  läuft  unb  eS  fön» 

nen  bafjer  aud)  feine  wdfferigen  SRieberfebldge,  fein  Wegen,  organifebe  Sielt  ausübt,  würbe  im  allgemeinen  fifrrägt 
erfolgen.  2fuf  biefe  SEBeife  entfteben  bie  2Bußen,  in  benen  baebt.  9iur  ber  9Renfcb  febeint  unter  allen  $imntet$ifei 
auf  bie  Sänge  fein  Tbier  unb  feine  g>flonje  mit  wenigen  dien  fortfommen,  fieb  an  einibm  von©eburt  frcrabeSÄ  « 
ÄuSnabmen  erifliren  fann.  bitten  in  biefen  SBüflen  liegen  gewönnen  ober  ffcb  afflimatiftren  ju  fönnen;  M  jini 
aber  Stollen,  welche  einen  febr  üppigen  $ffanjenwu$S  J«J  oud)  ibm  bie  junäcbjl  um  bie  9>ule  (iegenben  ©*gcirr 
gen,  bie  ßafen.  ES  finb  biefe  folebe  Stellen,  wo  Rd)  um 
ter  bem  Sanbe  ein  fefteS  ©eftein  befinbet,  welkes  baS  Tie» 
ferfmfen  beS  atmofpbärifd)en  SBafjerS  btnbert,  fobaß  biefeS 
(ich  fammelt  unb  pereint  mit  ber  r)errfd)enben  SBärme  baS 
blübenbfie  lieben  mitten  in  ber  Einöbe  hervorruft.  — 
Äußer  ben  angegebenen  Urfac^en  wirfen  nun  aber  bei  jebem 
einjelnen  £>rte  auf  ber  Erbe  eine  Unjabl  Pon  Einjelntjeitett, 
welcbe  ber  Umgebung  beffelben  angebören,  auf  baS  Jtlima 
beffelben.   Hm  wenigflen  ifl  biefeS  auf  bem  SReere,  befon» 

berS  in  größerer  Entfernung  von  ben  Äüften  ber  %aU.  2fuS  man  gegen  bie  $ole  vorbringt,  befto  mefcr  verfebwinbet  ti: 
biefem  ©runbe  jeigt  aud)  baS  Älima  über  bem  SReere  eine  SRanntcbfaltigfeit  ber  Ti?itr  »  unb  Pflanzenwelt,  ftirl  .;. 
größere  Sfegelmaßigfeit,  inbem  niebt  allein  weniger  unb  nur  bie  ttauatorialgegenben  ftcb  anzeichnen.  3<beS  Xüma  b 
aQmälige  SBecbfel  »orfommen,  fonbern  aueb  eine  faji  »öUige  feine  etgentbümlicbe  abi«=  unb  $flan jenweit,  aber  »^rßC 
Jtbbangigfeit  pon  ber  geogr.  ©reite  ftattftnbet  2fuf  bem  befonberS  bie  $flanjen  faltet  ©egenben  gut  in  warmen  & 
£anbe  ftnb  bie  befonbern  Urfacben  ^uwetlen  ebenfo  mächtig  bern  gebeiben  unb  biet  oft  noch  f$öner  unb  fräftiger 
ober  noch  mächtiger  ald  bie  allgemeinen.  Serge,  nament»  auSbilben,  fommen  bie  ©ewaebfe  warmer  Jtlimate  gar  vt 
lid)  IBergfetten,  füllen  bie  tuft  ab,  fammeln  bie  Jfeueljtitt«  ober  nur  mit  ^ülfe  ber  Jtunfl  in  ben  falten  fort  3ntn 
feit  auS  ber  Ätmofp^dre  unb  feilen  biefelbe  bem  Kanbe  in  beißen  ©egenben  erreichen  b[e  ©ewadjfe  oft  eine 
XlueQen  unb  Sdcben  mit  unb  beftimmen  bie  JNidjtung  ber 
SSinbe,  balten  wol  aud)  gewiffe  SBinbe  von  ben  unter  il)» 
nen  liegenben  ©egenben  völlig  ab.  SRan  ftnbet  in  9Iorwe» 
gen  Z\)akt,  welcbe  gegen  Suben  gerietet  unb  übrigens  vor 
allen  anbem  SBinben  geftbüfet  finb;  in  benfelben  berfcr)t  ein 
fo  milbeS  Älima,  baß  felbfr  bie  feinern  Dbflforten  jur  Weife 
gelangen.  3n  engen  abdiern  finb  bie  ©ewitter  beftig, 
lang  anbaltenb  unb  oft  wieberfeljrenb,  weil  bie  tief  geben» 
ttn  5Betterwolfen  von  ben  SBergmdnben  niebt  fortgelaffen, 
fonbern  jurüefgeworfen  werben.  2)ie  SBinbe  felbfi  fmb  von 


unzugänglich  SRan  l>at  viele  Serfucbe  gemacht ,  aber  nr^ 
Kiemanb  ifl  eff  gelungen,  in  bie  9labe  beS  Worbpo»,  nc6 
weniger  in  bie  beS  SubpolS  ju  gelangen.  £ie  Aalte  | 
bier  unertrdglid).  DoS  (Snbe  ber  norblicr)en  (Hegne© 
in  benen  eS  SKenfcben  34"  lang  auSgebolten  b«itn,  k 
Sptfebergcn.  ©er  befannte  9f eifenbe  unb  9laturforfa>er  €a 
reSbp  war  mehre  3Ra(  wdbrenb  beS  SommerS  ritt,  M 
.  aber  nur  einmal  eine  Temperatur  von  etwas  über  7°  S 
©ewöbnlid)  ift  bie  Temperatur  böcfeflenS  1°  St.  3« 


liebe  ©röße,  wie  benn  j.  S5.  TL  von  ^>umbolbt  unter  hs 
Äquator  geigenbdume  fanb,  weld)e  Stdmme  von  22  ?«f 
im  2)urcbmeffer  batten.  3"bem  man  mit  ber  Sütel  a> 
nimmt,  baß  aDe  «Kenfcben  von  (?inem  SKenfcbenpaaK  o 
fprüngüd)  abffammen,  muß  man  bie  großen  förperlia>eji  »&' 
aueb  geiftigen  SJerfcbiebenbeiten,  welcbe  bie  fogenannten  jEHa- 
febenracen  jeigen,  von  bem  febon  3abrt<»ufen0<  normte 
Einfluß  beS  jtltmaS  ber  8dnber  ableiten,  in  welcbe  bit$& 
febtn  fid)  vertbeilt  b«ben.  JBemerfenSwertb  ifl  ontb,  }* 
bie  S3ewobner  gewiffer  ©egenben,  welcbe  flimatifa)e  Ci?« 
febr  verfebiebenem  Einfluß  auf  baS  SBetter,  je  nadjbem  fie    tbömlidjfeiten  b<»ben,  von  gewiffen  Äranfbeiten  NQMjtoi 


über  weit  ausgebreitete  Ebenen  ober  über  ©ebirge,  ober 
enblid)  über  baS  SReer  fommen.  Jtüflen  unb  Snfeln  böten 
ein  eigrntyüralicpeS  itlima,  inbem  fie  fafl  biefelbe  Siegel» 
mdßigfeit  unb  ®leid)förmigfeit  beS  ÄlimaS  jeigen,  wie  baS 
fie  umgebenbe  SReer.  überbieS  finb  ibnen  Stürme,  Webel 
unb  jum  ZIh'ü  Ub erfebwemmungen  eigentümlich  Uon  be» 
beutenbem  Einfluß  auf  baS  jttima  foden  aud)  große  3Ba(< 
bungen  fein,  fobaß  bie  ganje  fUmatifcbe  93efcr)affent)eit  von 
fcdnbern,  welcbe  mit  SBalbungen  bebeeft  finb,  verdnbert 
wirb,  wenn  man  biefe  ausrottet.  —  JDaS  Äü'ma  einjeU 
ner  Sdnber  erleibet  in  3abrb"n*>erten  feine  jßerdnberung. 
Eine  2Renge  von  Siv.ifadien  bejeugen  aber,  baß  in  nod; 


beimgefud)t  werben.   So  ftnbet  man  _^>tnxtau'äftbügf , 
t)eft,  baS  gelbe  gieber  vorjugSweife  in  r>ct#en  ©egenfr 
ben  SBeicbfeljopf  in  ber  großen  Tatarei,  in  Siebenbür;:' 
Ungarn  unb  >J>olen;  Äaferlafen,  iTretinS  in  ben  engen  fie? 
fdjlucbten,  namentlid)  ber  »pengebirge:  b«ftig«  ÄUS«101 
jünbungen  in  Sgnpten.   Einjetne  Ärantbriten  fmb  auä  ff 
nen  ©egenben  nadb  Europa  vorgebrungen,  febeinen  aber 
aHmdlig,  fowie  fie  ftcb  einbürgern,  an  ibrer  nrfprünjli*i 
$eftigfeit  ju  verlieren.  So  famen  bieSJceufcbenpod«  nc.. 
febeinlicb  aus  bem  innern  Xfrifa,  bie  SKafem  auS  W 
pien,  bie  Sppbtli«  auS  Ämerifa  unb  bie  dbolm 
inbien. 


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I 


6«  Klopstock 


Klialk 

filinik,  ctn  SEBort  grie$.  ttrfpruttgä,  bettlet  ben  am 
hranrcnbette  erteilten  Unterricht  in  ber  <£)etl(unfr.  Schon 
ie  Qllten  erfannten  bie  SBichtigfeit  befjeiben  für  bie  23ütung 
mger  Strjte.  £>hr«  fic  fehlt  eö  ndmlicr)  cem  angehenben 
yettfünPier  an  ber  für  ihn  fo  nötigen  ©elegenheit  unb  Tim 
itung,  eimelne  Äran(heit8fd(lt  in  ihrer  JBefonberheit  ju  he: 
fachten ,  richtig  ju  beurteilen  unb  ju  behanbeln.  #ier  ift 
},  wo  er  juerft  bie  Aufgabe  ju  löfen  hat,  bie  Kenntniffe, 
Ie  fr  [ich  burch  ©tubium  ju  eigen  gemacht,  in  Amve nbung 
i  bringen.  $ier  feit  er  bie  Äunft  erlernen,  ben  Suftanb 
neä  Aranfen  burch  jwedgemdße  Unterfuchung  beffelhen  ju 
:forfd)en,  bie  Seichen,  burch  welch«  fich  bie  verfchiebenen 
Iranfhetten  »oneinanber  unterfcheiben ,  ihrer  SBebeutung  irach 
ufjufaffen  unb  für  bie  iöeurtbcilung  te6  einzelnen  galleS 
i  benufcen,  ftdt)  von  ber  SBirffamfeit  ber  etwa  anjuwem 
tnben  Heilmittel  w  überzeugen  unb  [ich  für  bie  ^Ausübung 
tr  fthwerern  Äunji  vorbereiten,  bie  vielseitiger  Übung  bc= 
arf ;  hier  fann  er  biefi  noch  ohne  ©efahr  für  bie  ihm  über; 
ebenen  ÄranCen ,  ba  ihm  fietS  ein  in  ber  Siegel  wiffenfehafts 
ch  ho<hgehi(beter  unb  Meterfahrener  Sehrer  rathenb  unb  bcl- 
rcb  jur  ©rite  liebt.  3n  ben  Steffen  3<tten  beftanb  ber 
interner)!  in  ber  £eilfunß  hiwptfächlich  in  bem  am  Jtran; 
mbette  erteilten.  'Anfänglich  war  bie  Äenntnif?  unb  bie 
luSübung  biefer  Äunft  baS  (iigentbum  einzelner  weniger 
tomitien,  in  benen  fie  von  ©efcbtedK  }u  ©efchlecht  forterb; 
m.  2Die  SBorgdnger  be5  Spippofrattt,  fowie  biefer  fflbft, 
ilbeten  frer)  einjig  unb  allein  in  biefer  eigentlichen  ©chule 
er  Ulatur  unb  <änrfahr»ng.  ©pdter  würbe  ber  (linifche  Uns 
!rri<ht  bii  jum  17.  Sahrh-  Icibcr  gdnjlicr)  vemachlaffigt. 
rrfl  ba  fam  man  auf  ben  glücf liehen  ©eban(en,  bie  großen 
Sereinntifagen  von  Äranfen,  welche  bie  mittlerweile  enrfian: 
enen  «pofpitdler  barboten,  für  ben  Unterricht  in  ber  £eit» 
itnfi  )u  benub.cn,  unb  jwar  foU  werft  ©vlviu$,  $rofeffor 
n  ber  Univerfitdt  gelben  in  «öollanb,  1658,  über  bie  »er; 
hiebenen  ÄranFheitSfäUe,  welche  in  bem  unter  feiner  Sets 
mg  fiehenben  ©vitale  vorfamen,  SSorlefungen  gehalten, 
ach  ttnbern  fcr)on  lange  vorher  SBilh.  ©traten,  ein  berühm* 
t  Srji  in  Utrecht,  eine  fehr  befuchte  Älinif  gehabt  haben, 
loch  mehr  fanb  fie  bie  verbierue  Anerkennung,  alä  fich  ju 
Anfange  brt  18.  Sahrh-  auch  &ft  große  Jöoerbaave  ü)rer  be* 
iente.  Bon  nun  an  würben  in  verfchiebenen  Sdnbern  @us 
)pa&  (linifche  Schulen  eingerichtet,  namentlich  aber  erwar; 
m  fich  bie  von  Grbinburg  unb  SEBten  einen  fo  fyefym  {Ruf, 
if  alle  3n>eifel  über  bie  Hwecfmäfjigfeit  unb  ben  Dlufcen 
rrfelben  aufhörten,  ©egenwdrtig  bürfte  wol  (eine  £och- 
hute,  (eine  mebicinifche  Afabemie  in  Cruropa  ohne  eine  ?Xn- 
alt  für  (tinifchen  Unterricht  angetroffen  werben.  <j 

filopötock  (Sriebr.  ©ottlieb),  „her  burch  ben  erhabenen 
Schwung  feiner  spoeffcn  unb  burch  feine  SBerbienfte  um 
luSbilbung  ber  fceutfeben  ©pracr)e  ausgezeichnete  dichter  ber 
}cutfct)en,  war  ber  ©ohn  eine8  (5ommtffion8rathe6  ju&ueb» 
nburg  unb  würbe  bafelbft  am  2.  3uli  1724  geboren, 
iachher  pachtete  fein  SBater  ba*  Umt  griebehurg  hei  ©et« 
n  an  ber  @aa(e,  unb  ber  fünft  ige  Dichter  brachte  baber 
tmc  Anabenjahre  auf  bem  Sanbe  w.  Auf  btm  ©pmnas 
um  )u  SHtctiinburg  unb  auf  ber  Schulpforte  bereitete  er 
ch  ju  ben  Unwcrfit&täfhibien  «or.  An  ber  Scbuipforte 
ing  Ä.  noch  fpäter  mit  grofer  Siehe,  benn  bier  fanb  er 
Biuxi.- Coro.  «etr.  n. 


würbige  Sichrer,  welche  ihn  in  ba$  griech.  unb  rom.  Alter» 
tliunt  einführten,  an  beffen  2ReijIerwerfen  er  fich  bilbete  unb 
beqeifierte.  Schon  auf  biefer  jBilbungdanjtalt  befchäftigte 
fleh  St.  mit  bem  ©ebanfen  an  ein  großed  epifchea  ©ebicht, 
unb  auf  ber  Unioerfitdt  3<na,  welche  er  1745  belogen  hatte, 
um  Rheologie  ju  ftubiren,  arbeitete  er  fchon  an  ben  crflert 
©efdngen  feine«  weltberühmten  „SRefftaS".    ©chon  im  fot= 


genben  Sah«  ging  St.  auf  bie  Unwerfitdt  Eeipjig  unb  würbe 
hier  mit  ben«£ichtern  ßramer,  Schlegel,  SKabener  unb  3a- 
charid  befannt,  welche  bie  „jßremifchen  IBeirrdge"  h«au§= 
gaben,  burch  bie  1748  bie  brei  erffen  ©efänge  be$  ,fflt[- 
\xcA"  oeröffentlitht  würben.  Diefeä  ©ebicht  machte  grojje» 
allgemeines  Auffehen  unb  fanb  cbenfo  mele  SSewunberer 
unb  SBerehrer  alä  geinbe  unb  SJcrfe^erer.  Jt  ging  1748 
w  einem  Serwanbten  nach  Eangenfalja  unb  übernahm  bie 
Aufficht  über  beffen  Äinbcr.  ^)ier  lernte  er  Sanno  ©chmibt 
(ennen,  w  welcher  er  eine  tiefe  Siebe  faßte  unb  bie  er,  oh: 
gleich  «  (eine  <5rwiberung  in  feiner  Siebe  fanb,  boch  burch 
feine  an  ftc  gebichteten  Dbcn  verherrlicht  hat.  Jreunbe,  welche 
ihm  fein  „Wefft'aä"  in  ber  Schweij  gewonnen  hatte  unb  an 
beren  Spitze  Siobmer  flanb ,  bewogen  St.  1750  nach  Suricr) 
w  (ommen.  S3alb  barauf  erhielt  er  aus  Ddnemar(,  befon.- 
ber«  auf  betrieb  beä  ÜRinifler«  Öernfiorff,  einen  JRuf  nach  # 
.Kopenhagen  mit  Anbietung  eine«  Salzgehaltes  von  400 
SEhalern  ju  SSollenbung  beä  „SftefiiaS".  m  er  1751  nach 
Äopenbagen  reifte,  lernte  er  in  Hamburg  SD?eta  ober  ÜRar» 
garetba  SOToHer,  eine  eifrige  Verehrerin  feiner  $oefte,  (ennen. 
Qx  feierte  biefelbe  nachmals  in  feinen  ©ebichten  unter  bem 
Scamen  „ßibli".  3n  Äopcnhagen  würbe  er  ehrenooU  aufs 
genommen  unb  bem  Könige  §riebrtrh  V.  vorgeficllt.  3m 
folgenben  Sommer  hielt  er  fich  in  apamburg  auf,  lernte 
SRcta  noch  naher  (ennen  unb  lieben ,  unb  im  oommer  1754 
verbanb  er  fich  mit  berfelben  für  immer,  ©chon  1758  würbe 
ihm  aber  ba£  burch  bie  innigfle  Siebe  mit  ihm  vereinigte 
eble  SSeib  burch  ben  £ob  enrriffen.  Ä.  hielt  fich  nun  feit 
1759  abwecbfelnb  in  Söraunfdiwcig,  iQueblinburg  unb  Slan^ 
(enhurg  auf  unb  (ehrte  erft  1703  nach  Kopenhagen  wrücf. 
Tili  ber  ©raf  von  öemfiorff  1770  feine  (SnKaffung  al3 
sJWinifi«r  erhalten  hatte,  begab  fich  St.  nach  Hamburg.  Qx 


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Kloster 


618 


Kloster 


führte  ben  Site!  eincS  ban.  2egationSraff>e3  unb  war  »otn 
nacbmo'ligen  ©roßberjog  Jtarl  ftrtebrid;  oon  SBaben  jum  #of 
ratb  mit  «inem  3<»brgebalte  ernannt  Worten.  3m  3.  1773 
würbe  ber  „SOeeffiaS"  »ollenbet.  Stacbbem  ficf>  Ä.  1792  jum 
jweiten  SJfal,  unb  jwar  mit  3o^nne  Glifabetb,  geb.  oUn  Dim> 
»fei,  »erwitwete  grau  oon  SBintbem,  »erfceiratbet  batte,  fiarb 
er  am  14.  SWärj  1803.  S3ei  feinem  überaus  feierlichen  83e» 
aräbniß  auf  bem  «Jürcbhc'c  *u  £ttenfen  bei  Hamburg  geigte 
(icb ,  wie  groß  bie  Siebe  unb  SSercbrung  war,  welche  ber 
Didjtet  allgemein  genop.  grömmigFeit,  SReinbeit  ber  ©e« 
jinnung,  ©"crabbeit  unb  ein  ebler  ©tolj  waren  bie  ©runb» 
jüge  feines  Q.i)aratttt$,  unb  babei  bing  er  mit  aufopfernber 
Siebe  an  fetner  Familie  unb  an  feinen  ai  c  unten,  liebte  ben 
<3d)erj,  obne  bod)  in  feiner  J^eiterteit  ocrle&enb  ju  werben. 
Er  war  ein  großer  greunb  beS  £>d)rittfd)ublflufen$.  DaS 
'.äuSgejjeidmetfte  unter  ben  poetifdjen  Schöpfungen  Ä.'S  finb 
wol  feine  £)ben,  in  benen  er  bie  beutfehe  Sprache  mit  tu 
ncr  Jtraft  unb  ©ewanbtljeit  hanbhabte,  we(d)e  bis  tafjtn 
niebt  erb6rt  war  unb  burch  welche  bie  Sprache  ntctjt  »er» 
unftaltct,  fonbern  auSgebilbet  würbe.  Gr  machte  bie  SJerS» 
funfr  bet  Otiten  ber  beutfeben  Spradje  ju  eigen,  ©eeigneter 
nod),  in  baS  XJolf  überjugerfen,  waren  feine  geiftiidieu  lieber, 
welche  entfernt  oon  aller  Empftnbelci  bod)  bie  tiefte  unb 
inmgfte  9?eligioftt<it  atbmen.  3n  biefen  wenbete  er  auch 
ben  fonfl  »on  ibm  oerfebmäbten  Sfeim  an.  ©eine  gefam» 
melten  Sdjriften  finb  in  12  äöänben  (iJeipj.  1799—1817 
unb  1823)  erfebienen.  3m  3-  1824  feierte  man  in  aueb; 
Unburg  unb  Altona  bie  l)unbertj<if)rige  2öieberfet)r  feines 
Geburtstage«.  • 

üldötj r  b«ißt  tie  gemeiniglid)  burd)  Ijo&e,  büflere SHauern 
eingeftbloffene  SBobnung  ber  nach  irgenb  einer  gemeinfehafts 
lieben  Siegel  (ebenben  SJlönche  unb  Tonnen.  SDte  befebam 
lidje  unb  anbadjtige  SebenSweife  ber  SB  6  nebe  (f.  b.)  war 
im  2Rorgentanbe,  namentlich  in  ttgopfen,  lÄngft  betmifdi 
gewefen,  als  burd?  baS  Jöebürfniß  ber  ©emetnfebaft  bie 
Älöfler  entflanben.  ES  gefdjab  bicS  ju  Anfang  beS  4. 
3al;rb.  in  ben  SBüjlen  jDberagwptenS,  wo  ber  beil.  Tim 
toniuS  ff.  b.)  eine  tfnjabl  Emfiebler  um  ftcb  oerfammelte, 
bie  jur  2tu&iibung  gemetitfebaftlicber  tfnbacbten  ibre  Kütten, 
Bauren  genannt,  nebeneinanber  baueten  unb  für  ihren  Un< 
terbalt  unb  bie  Xrmen  hatten  von  Halmen  floaten,  Eine 
noeb  größere  unb  georbnetere  Einfieblercolonie  ju  gleid)  from= 
men  unb  gemeinnützigen  $mdtn  grünbete  um  bie  2Ritte 
beffelben  3ab*b-  $M)omiuS,  ein  Sdjülcr  beS  b-  Antonius, 
auf  Sabenna,  einer  SRilinfel  in  ©berfbebaiS.  Die  Eolonie, 
in  ber  ftcb  febon  Siereine  oon  Tonnen  befanben,  umfaßte 
mebre  in  geringer  Entfernung  ooneinanber  erbaute  ^>au> 
fer,  in  beren  jebem  eine  '.Änjabl  9R6ncbe  ju  brei  bis  biet 
in  BtQcn  neben  einanber  wohnten  unb  unter  einem  9)rjot 
ftanben.  Sämmtliche  ^riorate  bitbeten  baS  Gonobium 
ober  ÜRonaflerium  (fünfter)  unb  würben  oon  einem 
S3orj!eber,  ber  XbbaS  (SSatcr),  ^>egumen  (2(nfübrer) 
ober  2{rcftimanbrit  bie},  regiert  unb  ut  einer  beftimmten 
gleicbf6rmigen  Sebendorbnung  angebalten.  2>ie  an  bem  66; 
nobium  tbeilnebmfnbcn  SR6nd)e  !i;efait  oon  ihrem  gemein* 
famen  3ufammenwobnen  66nobtten,  im  ©egenfa^  ber 
vereinzelt  (ebenben  Eremiten  unb  ber  wilb  umberfebwei: 
fenben  Vnad?oreten.  Die  Xn^abl  ber  nad)  unb  nad>  auf 
STabenna  angefiebelten  9Jl6ndic  foll  fid>  nad;*  be8  ?*acbomiu5 


JEobe  Im  3. 348  auf  50,UUU  bt laufen  babt'it.  Bötb  tiit;:; 
ftdi  nad)  biefer  (Sinridjtung  ber  Üonobien  autt)  au§ttt>u 
'itgoptend  in  yaläflina,  Serien,  Armenien  unb  Jtldamia 
^ablreicbe  3)?r>ncb3gefellfcbaften.   3«beä  Atojler  cntpfrng 
nod)  feine  9?egel  oon  feinem  ©rünber  unb  bie  aQgentaa 
JBcbingungen,  benen  man  fid)  beim  Eintritt  in  tafntjjO 
febweigenb  unb  obne  feierliche  ©clübbe  unterzog:  Untä- 
ter ©eborfam  gegen  ben  Sjorfieber,  'tfufgebung  alle?  tiene 
SBiÜenö  unb  JBefifeeö,  Ert6btung  ber  ©innlidtfeit,  Sn^ 
tung  ber  SÖJelt,  um  aßein  ©Ott  unb  göttlicben  2)in^a 
bienen,  bitten  nur  fo  lange  ©eltung,  als  bie  SWjumj,  p 
;u  erfüllen,  bauertc;  bod)  gab  e»  in  jener  3«t  oft  SJ.-i 
bie,  hiertuv*  nicht  befriebigt,  bad  Jtlofier  »erließen,  cot  n 
ber  SBüfle  ben  furd;tbaren  Äampf  oerjweifelter  ©eüUpdii 
gung  ju  beginnen.   Er(i  als  bie  Älpler  aud)  in  uns  td 
ben  StAbten  errichtet  würben  unb  ber  firengen  ©aufai  ub= 
geartet,  wie  man  ba§  Verbot  binauSjugeben  unb  mit  £»::= 
leuten  ju  verfcljrcn ,  unb  bavon  aueb  bte  SKoncbSiDOtnunja 
t-laustra,  b.  i.  oerfd)lo|Tene  fcrter,  Alofier  nannte,  nia>t  geg^n 
bie  fittencerberbenbe  9Jabe  ber  Stäbte  gcfdjü^t  werben  fwüitoi, 
erhielten  ftc  burct>  SBafiliuS  ben©roßen  (f.  b.)  eint  Segel, 
bie  für  baS  ganje  Storgenlanb  ©eltung  gewann  unb  r.:i 
jebj  oon  ben  gricd>.  unb  armenifeben  ÜS^ncben  befolgt  wü*. 
Siorjüge  ber  Alerifer,  beren  ^flanjlcrmle  fie  fpätre  »utten 
genoffen  jc($t  bie  3726n<be  nod?  mein;  ti>d>  waren  fw  r.  i: 
^>anb  gewalttr>Atiger  JBifajöfe  ein  leidit  aufjureijenbe*  (!<«, 
weld)eS  oft  gebietenb  über  bie  Meinungen  unb  bit  ®kx 
ber  SRenfcben  im  Kampfe  gegen  ^iben  unb  Jte^er  arte 
bie  faiferlid;e  5B?ad)t  nod)  bte  ©efefee  fdjeuete.  3« 
lanbe  würbe  baS  2Rönd;tbunt  burd;  ba»  ©efolge  trä 
ttafttid  befannt,  juer(i  angcjlaunt  unb  oerabfcbjtt,. 
balb  burd)  bie  auSgeieid?net|ien  Aircbenlebrer  «Ktbtaa 
unb  befefligt.   Die  erfien  Älojlcr,  bie  in  Stalten  imla 
ber  ©übfüjre  oon  granheid)  gelüftet  würben,  nabmr"  (4 
anfangs  morgenlänbifdje  Siegeln  jum  Muffet,  mwälfl 
biefelben  baS  natürlid)e  S3eburfniß  abenblänbifd>er  »Iii* 
weit  überfliegen,  als  SBenebict  oon  SRurfta  in  ber  rwwi 
fd;en  Söitbniß  oon  «Wonttcafino  629  fein  Äloßet  jr» 
bete,  unb  burd)  feine  milbe,  aber  feffgeorbnete  Segel  sc 
ewigen  ©elübben  balb  bie  meifien  Älö|ter  beS  ^benetotej 
xu  einer  genau  geglieberten  ©efelifcbaft  oereinte  unb  jul^ 
famer  Shätigfeit  auljielt.   3"  ienen  Seiten  ber  Untwffo^1 
unb  be*  Aberglaubens  botten  bie  Älojter  ibren  großen  SaJ» 
2)em  ausgearteten  Gbriftentljum  erhielten  fie  bie  2ujato 
ber  ®ilbtbatigfeit  unb  5«igebigfeit;  anbere  finb  grapana 
ber  SBiffenfcbaft  geworben  unb  haben  burd)  gelebm  & 
fcbdftigung  ibrer  JBewobner  bie  Denfmale  beS  Äterriuc! 
einer  fpätern  3eit  aufbewabrt;  anbere  baben  SBüflmeien  c 
bav  gemad)t  unb  in  fruchtbaren  JBoben  umgewanbelt;  r.ci 
anbere  r;aben  burdj  bie  SWifftonarc ,  i>ic  fie  auS  ir>rex 
entfanbten,  oielen  europäifdpen  SBölfern  Sitte  unb  3 
rung  gebracht.    Doch  geigten  ftd)  inntrbalb  ber  Älötter 
fd)on  frübjeitig  bie  <£puren  ber  S3erberbntß.    3bf  fl 
renb  junebmenbet  SIeicbtbum  oerfübrte  ju  SBü§i)Man.c) 
©cbwelgcrei,  unb  bie  enwungene  ©efcbiecbtSi>etIft:i)--' 
jeugte  bie  unnatürlichen  ©ünben,  bic  ben  Hainen  »l**' 
fünben  erhielten.    Die  allgemeine  ÜKofceit  tcS  Sf-- 
madjte  baS  SJerbcrben  noct>  großer.   Dft  mürben 
wegen  tf;rer  eintrdglict)««  ^Pfrünben,  namentlid)  in  5i 
alS  ein  Srfcn  unb  Erbe  weltlicbcn  ©roßen  oon  VanbeJ?"« 


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•rtbeilt,  tri«  bann  als  ?aicn  unb  ßommenbaturäbte  nur  bie 
Sinfünfte  bejogen.  2Me  betligen  «Dauern  ertönten  nic&t 
Wien  »on  bem  ©efcbrei  ber  SBeibcr,  Äinber,  Solbaten  unb 
jjunbe,  unb  bie  33iftb6fe,  reelle  bie  urfprünglitben  Buffeber 
mb  Sifttatoren  ber  Älojier  waren,  traten  nic^td,  was  bie 
verfallene  Sudfct  unb  baS  »erwilberte  Seben  ber  «föoncbe  unb 
•Rönnen  gebeffert  b&te.  Dur  bie  »on  Äarl  bem  ©roßen 
,ur  belfern  ©Übung  beS  JtleruS  ju  2ourS,  Spon,  Äotn, 
Erter,  gulba,  SDSnabrücf,  «paberborn,  SBürjburg  unb  an  anbern 
Drtcn  «richteten  Älojier f er) ulen  behielten  «u*  im  9.  unb 
10.  3ar)rb.  eine  würbigere  Haltung,  ©in  neuer  unb  befies 
er  ©eifl  beS  ÄloflerlebenS  ging  jucrfl  wieber  »on  bem  «J10 
i listeten  Älojier  Glugn»,  in  $$urgunb  auS,  wo  bureb  ben 
IM  SBerno,  auS  bem  ©efd&lec&te  ber  ©rafen  »on  ©urgunb 
rammenb,  bie  faß  »ergeffene  Degel  jBenebt'ct'S,  mit  einigen 
)uf,;.ijen  gefetjarft,  rcieber  auflebte.  Unmittelbar  bem  ^apfle 
:tuerworfen  unb  »on  geifllicber  unb  weltlicber  ©erid&tSbars 
fit  befreit,  würbe  ßluqnij  unter  ben  jlreng  bierarebifeb  ge* 
muten  Dacbfolgem  beS  JBerno,  JDbo  unb  Cbilo,  baS  «fjaupt 
m  berübmten  SSenebictincrcongregation,  bie  im  12.  SSabrb- 
ki  2000  Älöfler,  meijl  in  granfreüb,  umfaßte.  Zn  ber 
rp'me  ber  monarcbifeb*arijtofratifcben  Regierung  ber(5ongre* 
lation  ßanb  berTtbt  »on  Glugn»,  »on  ben  SJ?6n(t)en  bafelbfl 
■twaMt,  auS  benen  erjpit  wenigen  2tuSnabmen  aQen  an« 
•cm  Älijlern  *J>rioren  brftelltc,  unb  einem  ©eneralcapitel 
•■crfciDen,  baS  fld)  jdbrlicb  in  Glugn».  »erfammrlte,  war  bie 
L'bcraufficbt  unb  ©efefcgebung  anvertraut.  ttueb  in  anbern 
ttnbem  »ereinte  baS  Jöeflreben,  bureb  bie  erneuete  unb  ges 
"cbarfte  (Regel  S9cnebkt*8  bem  fDincbtbume  feine  SJebeutung 
iU  fiebern/ begtinftigt  burd)  ben  allgemeinen  Srieb  nacb  Gor* 
ptetfctieri,  bie  Älojier  ju  etynlicbfn  Kongregationen,  ober 
vurbe  bie  Urfacbe  ju  neuen  £>rben  »on  Deligtofcn,  bie  obne 
fit  bifcb^flicbe  Eufftcbt  (erimirte  Älöfler)  meijr  unmittelbar 
m  2>ienjTe  ber  $<Spfle  jlanben,  »on  beren  S3ejldtigung  bie 
Kecbtsbcjlänbigfeit  etneS  ÄlofterorbenS  abhängig  war.  ipter* 
toA,  fowie  buvcf)  bie  Strenge  ber  Degeln,  würfen  bie 
Boiler  unb  äDrben  fcr)neu*  ju  SDacbt  unb  2lnfeben  empor, 
n  ben  3eiten  ber  Äreujjüge  beerbten  bie  Älöfler  oft  bie 
lyi:c\cx,  bie  niebt  wieberf ehrten,  unb  weil  in  bem  raub?  unb 
er  duftigen  '«Kittelalter  baS  Älofiergut  baburet),  baß  eS  ber 
hratmen  Sntfagung  unb  ben  2Crmen  jur  Pflege  unb  Unters 
lis&ung  biente,  meijl  notb  gefebüfet  unb  gefiebert  war,  fo 
»urbe  bieS  gleicbfallS  ein  Umfianb  ju  ibrer  S3ereicberung. 
Kp  ber  bifrburet)  entjlanbene  sEBiberfprueb  eincS  ©elöbbcS 
nx  Ävmutt)  neben  ben  erworbenen  JReicbt^umern  führte 
iuf§  neue  ben  SJerfatl  ber  Jtl6fter  t)crbei,  inbem  mit  beffen 
Benuffe  bie  Strenge  ber  ©itten,  bie  <Sbrfurcf>t  be«  83olfe« 
mb  ber  babureb  begrünbete  ßinflug  nachließ.  2)aber  war 
iueb  it>r  ©cbidfal  jur  3eit  ber  Deformation,  wo  fie  tbeilS 
lufgelifl,  tl^til^  gewaltfam  aufgel;oben  würben,  nidjt  ganj 
jnvrrbient.  Äbcr  bas>  baburet)  freigeworbene  Äloflergut 
Turbe  nur  jum  geringen  SE^eil  feiner  ©eftimmung  entfpre» 
4enb  ju  milben  unb  wiffcnfcr)aftii(ben  Stiftungen  anges 
itanbt;  ber  bei  weitein  gtJfew  Sfjfil  beffclben  fiel  bem 
Staate  anbeim,  ober  fam  burd)  3snitcf(\ilrung  »on  3infen 
unb  ©efdüen  bem  SJolfe  ju  ©ute.  SBie  gwß  inbeß  auer)  ber 
iupere  SJerlujt  war,  ben  bie  Äl&jler  bureb  bie  Deformation 
muten  batten,  fo  roar  er  bod)  felbji  für  bie  innere  Sierbeffrs 
rung  berfelben  nierjf  ot)ne  folgen  gewefen,  fobajj  fie  in  ben 


Hluinpftisg 

fatbolifeben  8cSnbern  noeb  bis  in«  18.  3fal;rr).  rubig  fortbe= 
fianben-  Tibtx  ber  febnell  um  fieb  greifenbe  dinfluß  eineS 
neuen  3'itgeifleS  raubte  ibneu  immer  mebr  in  ben  %ugen 
be3  SklfeS  ibr  Änfetjen,  foroie  bie  gefunfene  pdpjllicbc 
?Dcacbn"elbfl  bei  ben  felbftdnbig  geworbenen  «Staaten  ibneu 
aud)  feine  <otü^e  mebr  fein  .tonnte.  2Sa$  bie  Älöfler  bin 
unb  wieber  rtoct)  ©utcS  leiteten,  bureb  tfrmen  s  unb  Ärans 
frnpflege,  bureb  fluten i.lu  unb  (Srjiebung,  bureb  33cf[erung 
fittlieb  »erwabrlofler  SDlenfeben,  ober  waS  fie  in  frübern  3eis 
ten  für  Äunfl  unb  S93if[rnfcr)aft,  für  SU6l!erbilbung  unb  Sans 
beranbau  einflufjreieb  unb  »erbienfllicb  gemaebt  batte,  baS 
fanb  entweber  bei  bem  icibcnftfjaftlieb  verfolgten  Sntereffe 
ber  <£taaten»erbe(ferung  unb  aßgemein  menfebiieber  ©ilbung 
feine  Seacbtung,  ober  e5  würbe  aufgewogen  bureb  bie  Slaeb« 
tbeilr,  bie  fie  bureb  bie  S5ef6rberung  ber  6b«lofigfeit  ber 
Jöeoolferung ,  bureb  ibre  ©ereieberungen  bem  9lationalwobls 
flanbe,  burcl)  ben  SRü^iggang  unb  bie  gebeimen  ©ünben  ib- 
rer öewobner  bem  ©rme'rbfleifie,  ber  Äuffldrung,  ber  waljs 
ren  9teligiofttdt  unb  SittlicbFeit  braebten.  Süon  biefem  ©tanbs 
punfte  auf  war  eS  baber  ein  jeitgemäfer  ©ebritt,  als 
Sofepb  IL  juerjl  bie  Äl6jjer  einiger  £>rben  ganj  auf« 
l;ob  unb  ibre  einfünfte  bem  .Streben*  unb  ©cbulfonbS  ju« 
wanbte,  unb  anbere,  bie  er  befleißen  ließ,  auf  eine  bejtimmte 
3ab(  »on  Deligiofen  einfebrdnfte  unb  außer  alle  SJerbtn* 
bung  mit  auswärtigen  SDbern  fe|te.  "Olcä  ungünfliger  was 
ren  für  baö  Söcflelicn  ber  Älojier  bie  Devolution  in  granfs 
reieb  unb  bie  baran  gefnüpften  Greigniffe.  ©ureb  einen  SBes 
febluß  ber  9lational»erfammlung  »on  1790  würben  alle  £>r* 
ben  unb  Älofler  innerbalb  SranfrcicbS  aufgeboben,  unb  in  ber 
?olge  würbe  biefer  SBefdjlufj  aueb  über  alle  fatbolifebe  ?ctnber 
auSgcbebnt,  bie  bureb  Napoleon  unter  franjojtfebe  Aenfebaft 

äerietben.  3tlS  nacb  bem  ©turje  9lapoleon*S  baS  fatbolifebe 
lirebentbum  fieb  wieber  fefler  }u  begrünben  futbte ,  began> 
nen  aueb  bie  Äl6fler  ibre  frübere  Stellung  in  bemfelben 
wieber  einjunebmen.  3(m  frül;eflen  gefebab  bieS  in  Stalien 
unb  in  Spanien  unb  Portugal,  wo  fie  jeboct)  neuerbingS  im 
Sturme  ber  Deoolurion  wieber  untergegangen  finb.  Hueb  in 
anbern  Sdnbem,  wie  in  ^ranfreieb  unb  33aiern,  ifl  in  cini> 
gen  ßoncorbaten,  wie  man  StaatSoertrdge  mit  bem  ?)apfle 
nennt,  baS  gortbefteben  ber  notb  erhaltenen  unb  bie  tbeils 
weife  SBieberbrrjleHung  ber  aufgebobenrn  Ä(6fler  verbeißen 
worben;  botb  b<»t  bei  Unterer  ber  fromme  2Bille  ber  Degie« 
rungen  namentlieb  in  ber  Verausgabe  beS  ÄloflergutS  große 
^inbemiffe  gef*unben;  ebenfo  wenig  bürften  bie  wtebererjlans 
benen  £)rben  ber  Sran^iSfaner  unb  .«aw,tner  in  ©aiern, 
wie  febr  fie  fieb  aueb  bureb  ibre  ©eftimmung  für  baS  (ir- 
giebungSs  unb  UnterricbtSwefen  empfeblen,  bem  Scbürfniß 
ber  neuern  3eit  entfpretben. 

Elumpfu06  wirb  im  Allgemeinen  ein  ©ilbungSfebler 
ber  Süße  genannt,  bei  welcbem  ber  3fuß  nueb  innen  ober 
außen  »erbrebt  ijl.  Snbeß  unterfebeibet  ma^roieber  ben 
eigentlicb  fogenannten  Älumpfuß  unb-ben  Plattfuß. 
JBei  jenem  ip  ber  guß  fo  um  feine  Cangenefebfe  gebrebt, 
baß  ber  innere  $ußranb  naeb  oben,  ber  äußere  nacb  unten, 
bie  Soble  nacb  innen,  bie  DüctenfMcbe  beS  gußeS  nacb 
außen  gerichtet  ijl.  2>abei  finb  bie  3ebm  flarf  gebogen,  bie 
Duefenfldcbe  beS  gußeS  gewiftter,  bie  gußfoble  bobler  alS 
geroöbnlicb,  bie  gerfe  in  bie  |)6be  gejogen  unb  nacb  innen 


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gerietet,  fobaß  fte  ben  »oben  ntdjt  Berührt,  ölatürltt^  ifl 
M:rrt>  tiefe  SDfiSbtlbung  baS  ©eben  Muntert.  Stiegt  immer 
ift  ber  JClumpfuß  bis  ju  bem  betriebenen  ©rabe  auSgebil* 
bet  ©er  Älumpfuß  ifl  gewöhnlich  angeboren,  fann  aber 
auch  nad)  ber  ©eburt  entfteben,  »renn  ber  guß,  j.tB.  we* 


jen  beS  BorbanbenfeinS  u>on  ©efdmntren  u.  bergl.,  längere 
Bett  in  einer  befiimmten  Sage  geba(ten  unb  baburcb  baS 
©leicbgewicbt  jwifd)en  ben  ©rrecf  -  unb  83e'ugemuSf  ein  aufge> 
boben  wirb.  2>ie  SBerdnberungen,  welche  bie  SJdnber  unb 
Jtnocben  beS  gußei  uRb  ber  guöauir,iel  burd)  baS  in  föebe 
jtetyenbc  tibel  erleiben,  treten  erft  na<§  unb  nad)  ein.  2tlle 
an  ber  ocbie  unb  bem  innern  9tanbe  beS  gußeS  beftnb* 
Itcben  ffiänber  wrfurjen  fitb,  wäbrenb  bie  ber  8tucfenfläd)e 
unb  be«  «Supern  gußranbcS  mebr  unb  mebr  erfd)laffen. 
2Me  Jtnocben  ber  gußwurjel  weisen  je  nad)  bem  ©rabe  ber 
SJerfrummung  metyr  ober  weniger  auS  iljrer  gegenfeittgen 
®erubrung  unb  Perdnbern  ailmalig  aud)  ibre  ©eftalt.  Sie 
.jjeilbarfeit  beS  .Klumpfußes  i#  nur  bann  möglich,  wenn 
baS  Übel  nod)  ntc^t  bis  ju  einer  SKiSbilbung  unb  SJcrwacbs 
fung  ber  Änocben  fortgefd)ritten  ift  —  SJeim  Plattfuß 
ftnbet  nicht  eine  wirf  liebe  Sietbrebung,  fonbern  nur  eine  fols 
du-  Wweidnaig  beS  gußeS  nach  außen  flatt,  baß  ber  in- 
nere An6d)el  febr  (ervorragt,  tiefer  jlebt  unb  unter  bem 
äußern  eine  mebr  ober  weniger  beträchtliche  EuSboblung 
bilbet,  bie  natürliche  SEßolbung  beS  gußrücfenS  unb  bie  KuSj 
boplung  ber  gußfoble  »erloren  geben  unb  ber  guß  beim 
Auftreten  mit  bev  ganjen  gldcbe  ber  ©oble  gleich  flarf  ben 
JBoben  berührt.  £Beim  ©eben  richten  ^fattfußige  bie  Änie 
nact>  innen,  bie  guße  na*  außen.  —  !Drtt  ber  Söenens 
mmg  9>ferbe  -.  ober  ©pifofuß  bezeichnet  man  bie  3KiSbi(s 
bung,  bei  welcher  ber  gange  Plattfuß  mit  bem  Unterfcbenfel 
biefelbe  JRicbtung  hu  unb  bie  gerfe  bebeutenb  in  bie  £c*be  ge* 
jogen  ifl,  fobaß  ber  Äranfe  beim  ©eben  nur  mit  ben  3cben 
unb  borjüglid)  mit  bem  JBaUen  auftritt,  unb  wobei  jugleid) 
ber  guß  eine  folcbe  SSeugung  bat,  baß  bie  2B6lbung  bet» 
gußrücfenS  unb  bie  2(u$b6blung  ber  <2obIe  vergrößert  in. 
Euch  tiefe  SRiSbitbung  ijl  meifl  angeboren  unb  beruht 
auf  einer  wibernatürlicben  3ufammenjtebung  ber  Sorben 
muSfeln. 

jRhjstter  beißt  eine  flufflge  Tfyneiform,  welche  wrmiti 
telS  eerfcb iebener  ©prifcen  in  ben  SRafibarm  eingefprifct  wirb 
unb  bie  »erfdjicbenartigften  ©ubflanjen  enthalten  fann.  Die 
«Wenge  ber  glufft'gfeit,  bie  man  au  einem  Älpftiere  permen* 
bet,  ifl  nacf)  bem  'Alter  beä  Äranfen  unb  nad)  bem  3wecfe 
beS  JtlpjlierS  t>erfd)ieben.  gur  Crrwacbfene  betragt  bie  SRenge 
ber  »u  einem  Jtlpflier  \u  oerwenbenben  glüfjiigfeit  8—9, 
McbflenS  12  ünjen,  für  Jtinber  »on  3—8  Sabrer»  2— 
4,  für  noefi  jüngere  2  Unjen.  @oll  ba6  Äfpflier  ganj  ober 
bod)  Idngere  Seit  in  bem  2J?aflbarme  »erweilen,  fo  wdblt 
man  eine  fleinere  Portion,  foü  ei  bagegen  nur  wxiAtnts 
benb  einwir|^i  unb  ben  2>icfbarm  bauptfdcblicb,.  nur  jur  3u» 
fammen3iebung  unb  3fu8leerung  anregen,  eine  grißere.  Sie 
Ärt  ber  glüfftgfeit  bdngt  oon  bem  ^eiUwecfe  ab,  ben  man 
erreichen  will.  Salb  bebient  man  ftd)  bloßen  SBafferd,  balb 
erndbrenber,  am  bduftgflcn  aber  arjneiücber  ©ubflamen,  ba* 
ber  bie  fo  gewöbnücbe  Unterfcbeibung  ber  Ähtfliere  in  ein* 
fac^e,  erndbrenbe  unb  at§neilict)e.  Um  g>w6bnlicbj 
Ifen  gibt  man  bem  Ätyflier  eine  Temperatur,  bte  ber  um 
fert  JWrper*  gleiifi  fommt;  baß  e6  biefe  babe,  erfennt  man 


baran,  baß,  wenn  man  bie  mit  ber  glüffigfett  angefüllt 
©prifee  auf  bat?  gefcbloffene  Äuge  bröeft,  in  bitfera  ftii 
fcbmerjbafteö  brennen  entfielt.  Unter  befonbem  Umjiinren 
wenbet  man  jebod)  aud)  falte  Älpfliere  an.  Segtl  ift  ti, 
einen  Äranfen,  bem  man  ein  Älpfrier  geben  «iS,  äfft 
reebte  Seite  legen  unb  ft<b  etwaä  fritmmen  ju  laffen,  n 
bie  SaudbmuSfeln  in  ben  3ujlanb  t>on  (Srfcblajftmtj  ju  m> 
fefeen.  SEßirb  mit  Alvflieren  Sßtöbrauc^  getrieben,  w  dir» 
bei  Steigung  ju  SBerflopfung  nur  ju  leiebt  geliebt,  fe  m 
mebren  fie  in  ber  »egel  baö  Übel,  bem  fi«  abbelfen  folLiu 

ftnall  be^eiebnet  im  Allgemeinen  einen  bf fügen»  fsrjc 
©cbaQ,  porjugeweife  biejenige  Zrt  furj  anbalteuDen  las» 
©a>alle5,  weldje  burdj  fcbnelle  unb  gewaltfatne  2Cu*b«bnan^ 
einer  guftart  btroorgebraebt  wirb.  IBei  ber  SJinbbücbü  ;  i 
ifl  bie  Suft  in  einem  engen  9?aume  flarf  jufammengecrtft 
unb  beim  8o6brücfen  ber  JBüdbfe  gefebiebt  nia)«  2n>mS, 
als  baß  ber  jufamm engepreßten  Suft  plättet)  ein  Iumkj 
geboten  wirb,  fie  fid>  alfo  fcbnell  mit  ©ewalt  aHSbt^ttn 
fann,  wobei  fte  in  ben  SBea  tretenbe  jtörper  (bie  Sahuiij 
mit  [ich  fortreißt.  Gin  fldrferer  ÄnaB  erfolgt,  »enn  nun 
in  einen  luftleeren  diaum  pl^licb  bie  £uft  eintreten  lt$. 
tocin  man  3.  Sä.  auf  ben  Seiler  einer  Suftpumpe  tätet 
metallenen  fyotym  Qpliaber,  beffen  oberes  @nbe  mit  ein« 
Stiak  perbunben  ifl,  unb  pumpr  bann  bie  Suft  in  cot 
ßplinber  allmdlig  aus,  fo  wirb  pcb  bie  ©lafe  immer  mttt 
nacb  unten  fenren  unb  immer  febdrfer  anfpanntn,  bi& 
mit  einem  ferv  heftigen  Jinaüe  ^rplatjt,  inbem  bie  Suft  m 
außen  in  ben  6plinber  ftürst.  Äuf  einem  dbnlicben  See 
gange  berubt  aud)  ba3  JCnallen  von  geberbüd)fen,  neu' 
man  fcbnell  ben  Secfel  abjtebt.  Snbem  nämlia)  ber  Ztü 
abgezogen  wirb',  vergrößert  ftd)  ber  Kaum  im  3«ntrn  to 
äöücbfe,  bie  Suft  biefeS  ffiaumes  bebnt  ftcb  au8,  tf  bsaan 
als  bie  atmofpbdrifcbe  Suft  unb  fowie  bie  JBücpfe  geöfptt 
wirb,  fcbligt  bie  äußere  Suft  in  bie  93ücbfe  binein.  3i* 
man  ben  Secfel  langfam  ab,  fo  bringt  burd)  bie  feine 
9itbe  bie  äußere  Suft  nacb  unb  nad)  in  baS  Snnert  to 
fi3itd)fe;  bie  Siebte  ber  inneren  Suft  fommt  baber  ber£^ 
ber  äußeren  fafl  gleicb,  unb  eS  erfolgt  gar  fein  ober  int 
ein  geringer  Änall.  öeim  2lbfeuern  eines  ©ewebri  et« 
©efcbübeS  mit  ^uloer  ifl  bie  Gmtfiebung  beS  SxuSsK 
golge  beiber  erwähnten  SBorgänge.  S5eim  (fritjünbcn  ritt 
lid)  wirb  augenblicflia)  ein  fefier  Äärper  (baS  f)ulwr)  a 
einen  luftförmigen  »erwanbelt,  bebnt  fiep  babei  genwirijo 
auS  unb  fiürjt  auS  bem  SJobre,  bie  Sabung  m  ftd?  \ß 
treibenb.  (Sowie  aber  bieS  gefebe^en,  ifl  aucb  bie  baS 
erfüUenbe  Suft  bunner  als  bie  atmofpbärtfcbe,  unb  biefe  für? 
baber  in  baS  Siohr.  3<ber  biefer  Vorgänge  erjeugt  (ine 
jtnaQ,  boeb  folgen  bette  Jenaue  fo  fconeQ  aufeinanoer,  if 
man  fte  niebt  ju  unterftbeiben  permag.  Sei  ©efcbüjen  bc 
man  aber  beutlid),  baß  ber  5tnaQ  jebeSmal  mit  einem  rr.  : 
raetaQifcben  Älange  enbet,  weld>eS  bie  golge  ber  Cn'4"['; 
rung  ifl,  bie  baS  «KetaHrobr  erleibet,  inbem  bie  du^1 
Suft  in  baffelbe  flürjt.  2>er  JtnaU  einer  ?)eitfdte  ifl  glci 
falls  bie  golge  ber  fconellen  ©rjeugung  einel  leeren  Sa* 
mcS  in  ber  Suft  unb  beS  SlaebflurjenS  ber  Suft  in  Hefe: 
Kaum.  Scner  leere  St&um  entfielt  bei  ber  fduttOa  *f 
wegung  ber  yd  tüte  burd)  bie  Suft,  bernt  bet  Saum, 
eben  eben  nod)  bie  $eitfcbenfcbnur  einnahm,  wirb  plif'~ 
»erlaffen.    S5ei  einer  langfamern  (Bewegung  in  ber  6n 


Digitizedby  jjjbgk 


ritt  «i*  bie  8uft  fongfamer,  nicbt  fo  ptöfclicb  na*  unb  ti 
nrftebt  fein  ÄnaU,  fonbern  ein  mtbt  faufenber  ober  fum* 
nenber  ©cball.  JDen  Donner  bat  man  btfanntiict  auf  t>ie* 
tlbe  Zrt  erflart,  wie  btn  ÄnaU  ber  feitfcb«.  ^jtt  ift  ei 
wSJlie},  welcber  ben  leeren  {Raum  erjeiigt.  ßielleicbt  wirft 
wfttbe  aber  nicbt  |o  mecbanifcb  wie  bie  $eitfä)e,  fonbern 
rrebr  »i«  ber  gunfe  auf  baS  ©cbießpuloer,  inbem  er  beim 
Durcbfabren  bureb  bie  8uft  bie  SBaffertbeilcben  jerfefct  unb 
äbur^  (ine  fogleicb  ftcf?  bureb  ben  eleftrifcben  gurrten  ent» 
ünbenbe  unb  mit  beftigem  ÄnaU  wieber  in  SEBajfer  eerwan* 
«elnbe  ©aSmifcbung  bilbet.  Diefe  ©aSmifcbung  ift  aucb 
onft  alä  ÄnallgaS  ober  .Änallluft  befannt  unb  beftebt 
iuä  einem  ©emenge  »on  2Bafferfioffga8  unb  ©auerjtoffgafc 
Bereitet  man  ein  folebeS  ©emenge  unb  laßt  bann  einen 
lefttifcben  gunfen  in  baffelbe  fcblagen  ober  entyinbet  e8  auf 
mtcre  Sßeife,  fo  »erwanbelt  cd  fjd)  augenbiicflicb  in  (ine 
Quantität  SBaffer,  wela>e  einen  bei  weitem  Keinem  9?aum 
innimmt  al«  »orfcer  baS  ©aSgemenge,  unb  inbem  bie  8uft 
n  ben  ptöfclicb  leergeworbenen  JRaum  ftürgt,  entfielt  ein 
«feiger  ÄnaU.  6S  gibt  nun  eine  große  'Änjabl  »on  cbemi» 
eben  Stoffen,  welche  bureb  JSerübrung  mit  gewiffen  anbern 
Ä6rpern,  bureb  einen  gunfen  ober  einen  ©cblag,  ©toß,  Stei* 
Hing  u.  bg(.  plöfelicb  ihren  '.SggregationSäuftanb  inbern  (ent* 
otber  au«  feften  ober  flüfjtgen  Jtörpern  »u  luftfirmigen  ober 
iuS  tiefen  ju  jenen  werben)  unb  babei  ftets  einen  JtnaU  er* 
egen.  9Ran  nennt  biefe  ©ubftanjen  fnallenbe,  »erpuf» 
enbe,  betonirenbe  ober  erplobirenbe.  SBie  baS 
2chießpul»er  ftnb  biefe  ©ubftangen  großenteils  ©tiefftoff* 
»erbinbungen ,  wie  baS  ©ticfftoffcblorib  unb  baS  Stiel* 
toffiobtb,  baber  bie  Gbemifer  bei  ber  ffiebanblung  burfer 
Stoffe  große  SBorftcbt  anwenben  muffen.  DaS  Jtnall* 
jolb  ift  eine  Berbinbung  »on  ©olborpb  unb  Hmmoniaf 
baS  ©tiefftoff  enthalt)  unb  verpufft  mit  r)eftigem  Änatl  in 
(eringer  Spint.  gbenfo  ift  baS  auS  ©ilberorpb  unb  Um* 
noniaf  jufammingefefete  ilnallfilber  (baS  JSertbollet'» 
cbe)  eine  (tart  erplobirenbe  ©ubftanj.  (Sin  anbtrcS  JtnaQ» 
Über,  bas  owatb'fcbe  ober  »rugnatelli'fcbe,  wirb 
ind)  ©etjanblung  beS  ©ilbcrS  mit  ©alpeterfäure  unb  HU 
obol  (rbalten  unb  »erpufft  mit  noeb  größerer  4>eftigfeit. 
tuf  aljnlidje  "Seife  wie  btefeS  wirb  aucb  baS  Jtnallquecf* 
ilber  «halten,  welebe*  ju  3unbbütcben  angewenbet  wirb. 
Daffclbe  wirft  beiweitem  frdfriger  alS  baS  ©ebteßpuloer, 
I  aber  aucb  »i*l  (eiebter  erplobirbar  unb  muß  batier  mit 

roßet  Borficbt  befcanbelt  werben.  Sieiben,  ©djlagen, 
fnnfcung,  ber  eteftrifebe  unb  ber  ©tafclfunfe,  concenrrirte 
SctmwfelftUtre  unb  brennenber  3unber  bringen  eä  utm  50er» 
uffen.  es  bat  babei  eine  faft  30  SKal  größere  triebhaft 
!5  ©ebießpuloer.  SJian  bebient  fieb  beffelben  jur  SSereitung 
tr  3ünbt>ütdjen,  inbem  man  etwa  V*  ©cbiejjpul»er  in  bie 
Kh'cbung  nimmt.  —  SDaS  fogenannte  jtnalipul»et  er* 
iH  man  bureb  Sufammcnmcngung  »on  ©alpeter,  foblen» 
uirem  Jtalt  unb  ©cbwefelblüten  in  beftimmten  Guantitättn. 

be  entjünbet  fia>  bureb  ert)ifeung.  —  2fufer  ben  erwdbn» 
fit  gibt  eä  nodj  eine  große  Änjatjl  unter  Umftonben  »er* 
uffenber  ©ubfianjen,  »on  benen  bier  nur  ba*  ßblorga« 
oeb  angefübrt  werben  feil.  9Rengt  man  biefeä  ndmlicb  mit 
iner  gleiten  üuantitdt  Sßafferftoffgaä  im  Dunfein  unb 
bann  baS  ©onnenlicbt  barauf  ftrablen,  fo  »erpuffr  bat 
Gemenge  unb  ti  bilbet  ftet)  ©aljfäure.  SRerfwürbig  ift  aber, 
at?  bie  Srplofton  nicbt  erfolgt,  wenn  baä  ©a&  in  ©laä 


»on  rotber,  gelber  ober  grüner  garbe  eingefcbloffen  tfl.  — 
Sine  befannte  ©pielerei  ftnb  bie  fogenannten  JtnaUfu* 
geln,  welcbe  an  ber  Sampe  au$  ©lad  geblafen  unb  fo  be» 
im  titelt  werben,  baß  fte  inwenbig^  in  tbrer  ^>6blung  fafi 
luftleer  ftnb;  gerbriebt  man  nun  biefe  jtugeln,  fo  geben  fte 
einen  heftigen  JtnaQ.  ttnbere  tnaUen  beim  (Srluejen,  weil 
man  fte  innerlich  mit  einer  glüfftgfett  erfüllt  bat,  welcbe  ftcb 
bei  ber  (Irbifeung  auSbclwt  unb  bie  ©laft^üQe  jerfebmettert. 

Änfts  ober  Jtnaö  beißen  tn  iRußlanb  bie  STOitglieber 
be?  dltefien  unb  »ornebmften  XbelS,  welcbe  ihren  Urfprung 
jum  SbctI  »on  ehemaligen  reginrenben  gamilien  ableiten, 
beren  9?eicbe  nacbmalS  bem  größen  ruff.  ©taate  eineerleibt 
worben  ftnb.  SDJan  red)net  ju  ben  Jtnccä  etwa  18  gami» 
lien,  unter  benen  bie  alten  ober  etnbetmifeben  einen 
\)bi)txn  JSang  einnebmen  alö  bie  neuen  ober  fremben. 

ßnituc  (Äbolf  gran*  griebr.  Subwig,  greiberr  »on) 
warb  auf  einem  ©ute  feines  SBoterS ,  &u  ©rebenbeef  obn* 
weit  J^ano»«  1752  geboren,  ftubirte  feit  17G9  auf  bet 
Unioer|ttat  ju  ©ittingen  unb  würbe  bann  »om  fcanbgrafen 
»on  ipejTen  jum  ipofiunfer  unb  Effeffor  ber  Jtriegä  *  unb 
Uomainenfammer  ernannt,  ©eine  gerrütteten  SJermc-genS» 
umfianbe  n6tb.igten  ihn  jeboch,  jene  ©tcQung  wieber  ;u 
»erlaffen  unb  fieb  auf  feine  ©üter  ju  begeben.  SRacbbem  ei 
1777  Jtammerberr  am  weimarifeben  Jpofe  geworben  war, 
machte  er  mebre  ©efch^ftäreifen  unb  btelt  fta?  naebber  mit 
feiner  gamilie  abwechfelnb  ju  Jpanau,  granffurt  unb  5pei* 
belberg  auf.  3m  3-  1~90  würbe  er  £)berb«uprmann  unb 
©cholarcb  in  Sremen  unb  ftarb  1796.  St.  bat  »ielerlei  ge» 
febrieben,  namentlicb  Sfomane,  welcbe  großen  SBeifaH  fan* 
ben.  ©eringern  Söerth  haben  feine  aheaterfrüefc.  ©ein 
berüljmtefteS  SBerf  iß  „über  ben  Umgang  mit  SOIenfdjen " 
(3  JBbe.,  10.  Xufl.,  ipano».  1824),  ju  bem  ber  leftte  #er«  , 
auSgeber,  SBilmfen,  noeb  einen  JBanb  „® eltton  unb  SBelt* 
fitte"  (4>ano».  1824)  gefebrteben  bat.  65  fpriebt  ftcb  «n 
bemfelhen  eine  »ielfeitig  gebilbete  üJcenfcbenfennrniß  au5. 

finicjltf,  »erwanbt  mit  bem  beutfdjen  Sorte  Jtnecbt, 
bejeiebnet  in  diiglanb  einen  Ritter.  Sie  9?itter  geboren  ju 
ber  ©entrp  ober  bem  niebern  TCbtl,  unb  waren  urfprüng* 
lieb  nur  freie  SRAnner,  welcbe  ein  getviffcö  Sanbeigenthum 
befaßen.  ÜRan  unterfebeibet  »erfebiebene  Äangorbnungen  bet 
S?itter,  unter  benen  bie  eine«  Knight-b*chelor  bie  unterfte 
ift.  J^>6r>ec  fleht  ber  Sannerljcrr,  Knight  -  banneret.  Hucb 
bie  Witter  ber  »ier  engl.  £>rben :  beS  ipofenbonborbenS,  be* 
fflathotbenS,  be5  DiftelorbenS  unb  beö  b-  ^atrif,  geboren 
ju  ben  Anigbtö. 

flnipljauöcn,  eine  foub eraine  ^errüdjFeit  ober  ^errfchaft, 
bilbet  einen  ©taat  be§  beutfeben  fi3unbe$,  liegt,  ringsum 
»om  ©roßberjogtbume  Dlbenburg  eingefcbloffen,  weftl.  »on 
ber  3abbe,  unb  ift  ber  fleinfte  ©taat  UuropaS  j  benn  fein 
gldcheninbalt  beträft  nur  gwei  £luabrat|tunben.  (Er  wirb 
bebenfeht  oon  ber  gamilie  Sentincf,  welche  jugleicb  ©utet 
in  Scorbnieberlanb  unb  bie  ij>errfcbaft  Sarel  tn  jDlbenburg 
(2'/«  D9R.  mit  6000  einw.)  befifet.  Die  i^errfebaft  Jtnippau* 
fen  geb6rte  frül>cr  ju  3e»er,  würbe  aber  »on  ber  leiten  93efi&e* 
rin  bem  ©rafen  3»bann  »on  Dlbenburg  oermaebt,  ber  feine 
Steckte  an  ben  greiberrn  S93iu>elm  »on  Anipbaufen  überließ. 
3m  3.  1767  tarn  fte  enblicb  an  bie  aue»  ber  9>falg  ftam* 
raenbe  freiberrlicbe  gamilie  S3entincf,  welcbe,  in  ben  lieber« 
lanben  begütert,  mit  Jtonig  äöilbctm  III.  »on  Dramen  nacb 


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Knox 


6*4 


Knox 


bie  mfdjiebenen  tfrten  ber  knoten  no>r  in  Äetrocbt  ju 
jiebcn.  Sie  nacbftebenbe  3ufammen|Jeu"ung  jetgt  (ine  große 
HnjabJ  oon  Jtnoten,  welcbe  gr6|tcntt)eild  noa)  nid)t  jufam» 
mengejoaen  finb  >  bamit  man  (eistet  bie  Enorbnung  über* 
bilden  rann,  gig.  1  iji  bet  gew6bnltd)fte  Änoten,  mit 
bem  man  jwti  tjnben  ju  terbinben  pflegt;  gig.  2  i|l  ber 
fogenannte  SSeberfnoten ,  weldjer  jüt)  buttb,  gefligfeit  unb 
geringe  Dicfe  ou*jeid>net;  gig.  3—16  ftnb  Änoten,  welcbe 
am  jpuffaften  auf  ©cbiffen  tn  Xnnxnbung  fommen,  unb 
gig.  17  ifl  ber  fogenannte  SiebeSfnoten,  beffen  man  fid) 
bebienen  fann,  um,  rote  gig.  18  jeigt,  ein  ©etöfj  mit  #en« 
fein  ju  »erfeben.  2tm  berübmtejten  geworben  ifl  ber  gorbi» 
fdje  Änoten,  ben  Bleranber  (f.  b.)  mit  bem  ©cbwerte 
burrtfdmitt.  Die  notiere  S3efcr>affenr)eit  tiefe*  knotend  ift 
unbetannt.  ©orbiuS,  ber  au*  einein  armen  Sanbmann  Siii 
nig  von  ^brpgien  geroorben  war,  hatte  feinen  SBagen  bem 
3upiter  geweift  unb  an  beffen  Deid;fel  einen  hmitlirten 
.Knoten  gefnupft,  t>oit  bem  bie  ©age  ging,  baß  3>er,  weU 
d>er  ü)n  einji  ju  löfcn  t>erm6ge,  bie  2Belt  erobern  würbe. — 
3n  ber  'Äftronomie  nennt  man  Jtnoten  btejenigen  fünfte, 
in  welchen  bie  an  ber  .feimmelifugel  »erjeidjnete  SRonbSbabn 
bte  gegen  jle  geneigte  (frbbabn  burcbfcbneibet,  unb  bie  beibe 
fünfte  perbinbenbe  gerabe  Sinie  {>eipt  bie  Jtnotenlinte. 
Der  itnoten,  von  bem  au*  ft'cf?  ber  3J?onb  über  bie  Sfliptif 
gegen  91.  erbebt,  beifit  berauffteigenbe,  ber  anbere  ber 
nieberjleigenbe  .Änoten,  unb  man  bejeidmet  jenen  bureb 
fl,  biefen  bureb  b-  tfbnu'rte  Änoten  m arten  aueb  bie  y.a- 
neten  mit  ber  (Sfliprif.  Da  bie  Sage  ber  ebenen,  in  wet> 
eher  fid)  bie  .$immel$f6rper  bewegen,  üeranberlid)  iß  (ob> 
frton  biefe  SSeranberung  nur  (angfam  vor  fid)  gebt),  fo  »er* 
änbert  fid)  au*  bie  Sage  ber  Änotenlinien.  Die  knoten 
be5  SRonbe*  bewegen  ftrt  am  fcbnellflen  unb  geben  imSJer* 
taufe  »on  19  Sabren  bura)  alle  3eid)en  be*  äl;ierfreife8. 

ftnor  (3ob.),  ber  Reformator  ©cbottlanb*,  war  in 
©ifforb  bei  4?abbington  in  ©djorflanb  1505  in  einer  alten 
unb  achtbaren  gamilie  geboren,  fhitirtc  auf  ber  Unwerfttdt 
)u  flnbrew*,  war  biet  feit  1530  Setyrer  ber  9)&ilofopbie 
unb  feit  1535  proteftantifcb  gefinnt.  Angeregt  burdj  Sulber'* 
©rtriften  trotte  ba«  eifrige  ©tubium  ber  b-  ©djrift  unb  ber 
Äirdjenoater  in  ifcm  ba5  Siebt  ber  SBabrbeit  entjünbet.  3m 
«Stillen  ton  ber  Rotbwenbigfeit  einer  Jtirdjenoerbefferung 
überzeugt,  begann  Jt.  1542  iffentlid)  gegen  ba§  fapfrthutn 
ju  prebigen,  raufte  aber  be$balb  fludjteu  unb  fanb  in 
Rorbfrtottlanb  bei  einigen  gleicbgefinnten  tfbeltgen,  unter 
beren  ©äuße  er  ba§  9feformation§wcrf  muttjig  fortfefcte, 
einen  fiebern  Eufentbalt.  3m  3.  1547  fe&rte  er  wieber  naeb 
Änbrew*  jurücf ,  würbe  $rcbigcr  ber  jungen  eeangel.  @e» 
meinte  unb  crtbeilte  noch  in  bemfelben  3ab"  ba$  'Äbenb» 
mabl  unter  beiberlei  @e|!a(t.  Tfon  balb  barauf  würbe  er 
mit  allen  evangelifcb  geftnnten  Sinwobnern  ber  ®tabt  ge: 
fangeir  genommen  unb  mußte  jwei  3«bre  auf  ben  ©alee* 
ren  granfreiebä  febmaebten.  $axt  geprüft,  aber  gct(lig  er» 
fiarft,  batte  er  1549  faum  bie  Freiheit  wieber  erlangt,  alt  er 
nadj  ©ngfanb  eilte  unb  bier  unter  Granmer'S  (f. b.)  mddj* 
tigern  Crinfluffe  in  ber  n6rb(.  ^reoinj  S3erwicf  bie  neue  ßebve 
mit  fo(d)em  Cfifer  verfünbigte,  baß  er  bcäbalb  eine  Pfarrei 
in  Sonbon,  fowie  taö  öji&tbum  in  9}ewcafile  au§fcb(ug. 
3Ieue  IBerfoIgungen  brauen  über  ihn  aus,  a(8  Jtönig 
(Sbuarb  1553  geflorben  war,  unb  bie  eifrig  ?atb.o!ifcbe 


«Waria,  bte  ifcm  folgte,  iebe  ©pur  ber  Sfeformarion  ;u  rer: 
tilgen  furtte.    ©rton  waren  viele  dvangelifcbe  auf  bar 
©dberterbaufen  geflorben  unb  audj  St.,  »on  btm  Sater  fei 
ner  S3raut  oerratb.en,  febien  jum  ßpfer  ber  Berfolgunj*: 
wutb  beftimmt,  erttfam  aber  noeb  glüttiid)  nacb  ®er 
^>ier  lebte  er  ben  SBiffenfdjaften  in  oertrauter  JreunbiaN: 
mit  @a(oin,  ben  er  fieb  al§  Reformator  jum  S3orbi(b  H 
Xixi  bte  Sinlabungen  feiner  greunbe  febrte  er  gwar  155 
wieber  nacb  ©<bott(anb  jurürf  unb  ftiftete  bafelbft  jur  c; 
genfeitigen  SBertbeibigung  bie  erjle  SBerbrüberung  (Cor::; 
gation)  ber  eoaiigclifcben  Sdiotten ;  ba  aber  tjterburd  . 
ganje  fatl)o!ifcb.e  ©eifl(id>feit  gegen  ibn  in  Vufrubr  geriet! 
unb  »on  ber  regierenben  Waria  ».  Sotb.  ringen,  ber  eerontircc 
Butter  ber  Ataxia  ©tuart,  mit  Ungeflüm  feine  4?inrifibfc>; 
M  U6  gefcibrltcbflen  aller  Sttinv,  «erlangt  würbe,  fo  eilte  i 
oon  feiner  ©iattin  unb  ©d>wiegermuttcr  begleitet,  fefcon  155* 
wieber  nacb  ©enf  jurücf  unb  wirfte  bier  ali  ^rebiget  b 
ber  engl.  (Semeinbe.  ^bwefcnb  eeruvtbeilte  ibn  bie  ©etftl : 
in  Qbinburg  jum  geuertobe.    hiergegen  appcllirte  £.  i 
ein  allgemeine*  Goncil,  unb  bie  neugefh'ftete  öongnjatu: 
n.5 bin  i'tcb  feiner  fräftig  an.    Dennocb,  fonnte  er  ntebt 
©d;ottlanb  jurüeffebren.   Gr  blieb  ju  ©enf  unb  ooll. 
feine  berühmte  äöibelüberfe^unfj.    3ugteidj  fdjrieb  er  g 
einige  83ert^eibigung§fcbriften  für  fid)  an  bie  Äfnigi:: 
an  ben  Ebel  unb  bie  ©tanbc  SdjottlanbS.    Unb  ba 
frtotttfrtc  unb  engl.  ÜDfaria  fortwäbrcnb  ge^en  bie  JK. 
tion  tbdtig  waren,  fo  fdjrieb  er  über  fie  bte  heftige  <S 
„Srfler  3^rompcfenfloß  gegen  ba3  mon(lröfe  2Beibtrreg:;v 
wobtird)  er  aber  nidjt  allein  il)ren  3orn,  fonbern  aud> 
ibrer  sJJartfolgerinnen(  ber  Ä6mgtn  Slifabetb  (t  r>5N)  ant 
SOTaria  ©tuart  (1561)  im  böcbflen  ©rabe  erregte.  De:: 
febrte  er  auf  wieberljolteS  jßitten  feiner  greunbe  im 
nadj  ©rtottlanb  jurücf.   Jtaum  war  er  Iiier  angefer 
a(*  aud)  febon  bie  2fdjt  über  ir>rt  au§gcfprod>en  wc 
Da^  SJolt  aber  nahm  ibn  alä  einen  2fpoflel  auf, 
*Pertl)  fing  man  jeßt  juerfl  an,  mit  unbefebreii 
über  bie  Silber  in  beu  4tirct>en  Ijerjufalien  unb  bie  Ä: 
ju  venuiijlcn.    ©rtneQi  fclgten  aubere  ©täbte  biefer: 
fptelc  unb  t6  fam  ;u  einem  SieligionSfampfe  jwifeben  •. 
te|lantcn  unb  JtatljDlifcu.    St.  batte  bad  Ungewitter 
gefeben  unb  jum  ©dmlje  ber  Goangelifcbcn  burd>  verv. 
greunbe  am  engl,  .^cfc  ein  iBünbniß  mit  ber  Königin  , 
fabetb.  ju  ©tanbe  gebracht.   3n  ÜBerbinbung  mit  ben  e 
lanbeni  erjwang  nun  bie  eoangelifebe  gartet  gegen  t 
tbolifen  unb  bie  it)nen  verbünbeten  granjofen  Dulbun^ 
freie  Äulübung  ibrer  Religion.   2)urd>  einen  «parlam 
fdjluß  würbe  1560  ber  >J>rofejtanti8mu3  gefe^lid?  er: 
unb  burdj  St.  bie  einfad)  apojblifcbe,  aber  allju  jhrenge  pi 
bpterianifebe  Äircbenoerfaffung  eingeführt-    Xber  aurt  - 
biefem  r)err(id>en  Erfolg  r)atte  St.  noeb  manebe  ©efabre:- 
befieben.    Die  2(n(!altcn,  wclcbe  fflfaria  ©tuart  feit 
JRüdfebr  nacb  ©cbottlanb  jur  Unterbrücfung  ber  neuge 
beten  Jtirdje  traf,  maebten  feine  ganje  BSacbfamfeit 
S3ercbtfamfeit  nötf?igy  unb  mebr  alä  einmal  furtte  bie 
nigin  bem  furrtt baren  ©egner,  ber  felbft  ibre*  anüi 
%)riö<atlebene»  nid)t  febonte,  ben  ''froeeg  ju  macbert 
rettete  ibn  immer  feine  Umfidjt  unb  Unerfrtrocfenbert. 
am  Äbenb  feine*  (batenreidben  ßeben*  erfüate  bie  Slad 
oon  ber  parifer  Slutlwdjjctt  unb  bie  gurebt  t»cr 
©cbottlanb  bebrobenben  IReligionSfämpfen  feine  ©e 


ben 


Knute 


025 


Kobalt 


iefem  ©cbmerje.  6r  l^irb  am  24. 9tot>.  1572.  3u  ©laS.- 
.orö  (f.  b.)  iß  feine  $tec  abgebilbete  S3tlt>fdute  aufgerichtet 
uorben.  m 


üiutte  (bie)  ifl  ein  in  JKuflanb  übliches  unb  gefefelich 
rtgefübrteS  trüget-  unb  Srrafmftrumcnt,  weldjped  au§ 
rm  lebernen  Siemen  beflebt,  in  beffen  <5nben  Draht  ein: 
.•floaten  ift.  2)er  jur  Änute  »erurtbeilte  Serbrecher  wirb 
ufreebt  (lebenb  an  »wei  ^f.ifjk  gebunben  unb  mit  ber  JJnute 
uf  ben  Äücfen  gefchlagen.  ga(t  auf  jeben  Schlag  fliegt 
Mut,  unb  100—120  Jtnutenbiebe  werben  ber  SEobesftrafe 
leid)  geachtet,  benn  oft  bufjt  ber  SJlifTetbäter  über  ber  Soü": 
ebung  ba«  geben  ein.  2>er  ju  biefer  (tyfta  Anutenftrafe 
S<rurtb.eilte  wirb  überbieä  auf  ber  ©tirn  mit  einem  Wv 
•elcbeS  Wor,  b.  h.  ©c^efm  ober  ©djuft,  unoergctnglich  bu 
tchnet,  intern  ihm  bie  £aut  geriet  unb  bie  SBunbe  mit 
'uwer  eingerieben  roirb,  unb  fonft  würben  ihm  auch,  bie 
lafentödjer  auf^efct>(t^t  unb  bie  Obren  abgefchnitten.  9lacbbem 
e  bie  ®hafe  uberjtanben,  werben  bie  SBerbrecher  nach  ©i> 
rien  gebracht.  , 

ftniittflufrßf ,  Änüppelocrfe,  Serfe  auS  bem 
begreif  nennt  man  SBerfe,  welche  von  bem  2)ia>ter  ohne 

!5ilbfr<6(»n3.<e(T.  II. 


Sorgfalt,  wie  ffe  ihm  eben  in  ben  SRunb  ober  in  bie  %t- 
ber  fommen,  gemacht  werben,  bei  benen  alfo  weber  auf 
bas  ßeitmag  noch  auf  richtige  unb  gute  [Keime  JKücffidn 
genommen  wirb.  »Sie  Raffen  allein  ju  ©pruchen  im  83olf& 
ton  unb  ju  fomifcfyen  ©ebidjten.  4?ans  ©ad) 5  (f.  b.) 
machte  biefe  2Crt  ton  Serien  in  jDeutfchlanb  beliebt;  boeb 
famen  biefelben  nachmals  bureb.  fchledjte  &icf>ter,  welche  in 
tariert  ihre  lahmen  SorflcHungcn  unb  alltäglichen  ©ebanfen 
auSfpracben,  in  Serruf.  3n  neuerer  3*tt  rjaben  JRatfcbrV 
im  „SKeldjior  Striegel"  unb  Äorttim  in  ber  „3obftabe"  gute 
©ebichte  in  Anüttelüerfen  geliefert.  25en  Urfprung  bes  9la= 
mend  hat  man  von  Sc  neb.  .Knüttel  abgeleitet,  welker  um 
1700  Ttbt  bcS  (SiftercienferttoflerS  ©chimtbal  war  unb  feine 
fditediteti  holperigen  Serfe  überall  in  fetner  Xbtei  als  3n= 
fünften  anbrachte.  5ffiabrfd)einlicber  fommt  ber  9)ame  aber 
von  Am'ipöel  ober  Knüttel,  weil  biefe  SJcrfe  fo  ungefüg 
unb  holperig  wie  Knüppel  finb,  jufammenflappen  wie  Knüt- 
tel bei  einer  Prügelei. 

fiobalt  ober  Äobolt  iß  ein  fdjwereS  unebleS  Metall, 
welches  feinen  9?amen  »on  bem  neefenben  ober  b6fen  Sera« 
geifte  Kobolb  (f.  b.)  erhielt;  benn  bie  Sergleute,  welche 
früher  ben  Kobalt  nicht  metaflifet)  barjufleHen  wußten,  im 
bem  fte  burdj  einfaches  Schmelzen  feiner  ßrje  fein  SReraH 
gewannen,  gelten  ihn  für  ein  Grjeugnif  jene!  -©eilteS,  ber 
ihnen  bamit  fchaben  ober  fte  neefen  wollte,  ©ebon  in  dl: 
tern  Seiten  benufere  man  aber  bie  Kobalterje  jutn  »laufdrben 
bes  $tafes  unb  feit  bem  15.  Sabrb.  bereitet  man  aus  bem 
fclben  bie  ©malte.  SDaS  Kobaltmetall,  weldjeS  1733  juerfl 
bargefteHt  würbe,  ifl  im  reinen  3u(tanbe  von  röthtid)  wetfj= 
grauer  garbe,  iiemlid)  hart,  fpr6be,  aber  etwaS  hämmerbar, 
febwer  fchmeljbar,  feuerbejlanbig ,  achtmal  fd)werer  als  SSaf: 
fer  unb  (  ähnlich  wie  (Sifen  unb  Stiefel)  magnetifch.  £a& 
gtfchmoljene  S^etaQ  ifl  bei  gewöhnlicher  Temperatur  an  ber 
Suft  unb  im  SBaffer  unoeranberlid),  in  ber  ©luhhi&t  «her 
orhbirt  es  ftdj.  S3on  ben  d;emifd)rn  Serbinbungen  be8 
jtobalt  ift  merfwürbtg  ba6  faljfaure  Xobaltorpb,  weil 
man  baffelbe  ju  einer  fogenannten  fpmpathetifd)en  Xinte 
brauchen  fann.  Schreibt  man  nämlich  mit  einer  2fuf!6fung 
biefe ö  ©aljed  auf  Rapier,  fo  t>erfd)winbet  bie  ©$rift,  wirb 
aber  foglctd)  mit  blauer  garbe  fichtbar,  wenn  man  ba*  tya-- 
pier  erwärmt,  ©o  oft  man  bas  Rapier  wieber  erfalten 
lägt,  wirb  bie  ©chrift  wieber  unftd)tbar,  weit  ndmlid)  beim 
(frfalten  baS  ©al)  SSaffer  aus  ber  atmofphärifchen  Suft  ein- 
jie h t  unb  mit  biefem  eine  farblofe-  Serbinbung  gibt.  5>a? 
ftobattoftb,  welches  ft'ch  beim  (ütühen  bes  letalis  bilbet, 
crtheilt  bem  ®lafe,  wenn  c3  mit  bemfelben  jufammenge- 
fchmoläcn  wirb,  eine  fchöue  blaue  garte.  Zvnb  in  ber  ^or; 
jeilan ;  unb  Gmailmalerei  benufet  man  tas  Drob  jur  ^ 
}eugung  ber  blauen  garbc.  2lm  meijlen  werben  bie  Jtobalt: 
erje  jur  Sarflrllung  ber  befannten  blauen  garben  be«  3a \- 
fer  ober  ©afflor  unb  ber  ©malte  benufet.  Jener  be; 
fleht  au§  gerodeten  unb  mit  ©anb  oermifdjten  unb  jufanu 
mengemahlen en  Xobalterjen;  biefe  ift  eigentlich  burd}  Jfobalt- 
ojrpb  blaugefärbteö,  erwa§  arfenifhaltigeö"  ©la§,  welches  fein 
gerieben  unb  fo  »erfauft  wirb.  fBci  ber  SBereitung  berfeU 
ben  wirb  eine  SJeifcbung  oon  ©anb,  Äali  unb  Äobaltonjb 
xufammengcfchmoljen ,  ba6  fo  erhaltene  blaue  ©las  wirb  jer: 
floycrt  unb  burd)  ©dämmen  fortirt.  SDie  feinfle  ©orte  ber 


1 

Kobi  626  Koblenz 

©malte  ebdlt  ben  9?amrn  (5  f cfi  c  I.    SDiefe  JSrreitung  gc=  cfjcn  mit  grasartigen  ©ewatbfrn  ober  3wergge{hJiHb  kbit; 

fcbiebt  auf  cm  fogenanntrn  ©lau  färben  werfen.    ÜJian  auch  finbet  man  rcilbe  2lprifofen  unb  afajtenarticjtjfan 

wenbrt  bif ff  garhc  fowol  in  ber  gewöhnlichen  2)f  alerei ,  ali  3m  grüblinge  unb  im  Sommer,  rojrm  ber  Sfegm  maja 

auch  befonberS  in  ber  ganence  ■-,  ©teingut*  unb  ^orjrllan;  »erborren  bie  yflanjen,  bie  {>i^e  rotrb  brüdfenb,  iittjmi 

maierei,  ber  Qtmaiüt:  unb  ©laSfarberei  an.  —   (tine  SBer;  nicht  lange  an;  ber  SBinter  iß  flreng  unb  anbotet,  t 

binbung  »on  Äcbaltonjb  unb  Hbonerbc  gibt  baS  ÜhenarbSj  äufjcrß  wafferarme  SBüfle  wirb  »on  SBongoItn^rtw  m 

©lau,  welche*  auch  ßbemifch. t  ©lau  ober  wiener  #ulfe  beS  JtameelS  bUTcbjogen.    3n  ber  9cJbe  ms  Cb 

Ultramarin  genannt  unb  oft  für  Ultramarin  (f.  b.)  len  finbet  man  wilbe  5tameele,  Uferte,  Gfel,  ben  IM* 

wrfauft  wirb.    3>affelbe  iß  haltbarer  als  3nbigo,  ©erg*  unb  jablrcichc  Tfntilopcnbeerben.    Diefe  SBüftc  iß  alitS : 

unb  ©erltnerblau,  leichter  gertbeilbar  ali  bie  glasartige  bauS  burcbauS  unfähig. 

fift-ÄT  lÄ*  fajl        SltrTnM»l,T        *ob\m}f  bie  $auptßabt  eines  «Regierung^:*! 

fljan  nfamnt  e*  jur  Ölfarbe  H*  jur  SBafferfarbe.   (»ergl.  ben  prcu^  ^hdüptwinj«,  liegt  in  eine?  reijenJ«^ 

»laufarbenroerfe.)  am  @inpujrt  Dtt  g»^  in  0tn  ^at  «m  ,. 

fiflbi  ober  ©obi,  eine  ffiüfte  im  mittlem  'Äfien  (Hlon-  Qinro.  unb  iß  eine  bebeutenbe  Jcßung;  bie  betrichii 

golei)  liegt  jwifeben  7000  unb  11,000  g.  über  ber  SRcereS;  ©efefligungSwerfe  liegen  auf  bem  linfen  JÄ^einufer.  * 

fliehe,  bat  »on  £>.  naA  233.  eine  Sange  »on  minbeßenS  560  ©tabt  felbjr  bat  meiß  breite  unb  gcrabe  Straßen,  nnt 

©tunben,  ohne  irgenb  eine  Unterbrechung,  »on  ber  ©renje  9ieußabt  ober  ßlemenSßabt  hübet  ben  fcbönilen  Steil 

ber  Äalmücfct  unb  beS  ebinef.  £urfeffan  bis  jur  SRanbfcbu:  felben.   Unter  ben  ©ebäuben  finb  baS  beutfebe  fwus.  - 

rei;  bie  ©reite  betragt  200  ©tunben,  benn  bie  Jtobi  erßrecft  che»  gegenwärtig  als  (Jaferne  benufct  wirb,  baS  6i 

fich  fübL  bis  an  bte  ©renjen  »on  ftibet.    £ie  gefammte  »ormalige  3efuitercollegiura  unb  baS  ©cbaufpielbauS  t ; ! 

2Büflen*  unb  ©teppenflacbe  ©ittelajtenS  aber  bat  eine  Sange  merfenSwertbeßen;  »on  ben  »JMafeen  ifl  ber  ®a)lofc>la|  r 

»on  minbeßenS  400  beutfeben  teilen  unb  einen  glacbenin»  bem  GlemenSbrunnen  ju  erwähnen.   St.  bat  ein  futh 

halt  »on  40,000  D2R.    Den  6(11.  Sbeil  ber  JCbbi  nennen  ©»mnafium,   ein  ©eminar  für  bie  ©Übung  btbe&'i: 

bie  ßhinefen  ©cba--mo,  b.  b.  ©anbmeer,  ben  weßl.  ©cha»  ©cbuHebrrr,  eine  ©ibliotbef,  eine  ©ewerbsfcbulc,  fax 

ftbfn  ober  £a:fij  birfer  (rfetere  jeiebnet  fich  babureb  auS,  in  lacfirtcn  SBaaren  unb  Zabacf,  treibt  auch  bebätfate 

baß  man  in  ihm  neben  bem  beweglichen  ©ante  auch  bie  $anbel  mit  SXüblfteüun,  ©teinfoblen,  ©erreibe  tob  Wr 

unb  ba  fumpfige  Sanbßrecfen  antrifft,  waS  im  £>.  nicht  ber  bcrS  mit  9Rofelwetnen/  für  welche  cS  ©tapelpla|  ijt.  t 

Sali  iß.  tafen  finb  in  ber  Jtobi  weit  fcltener  als  in  ber  bie  SRofet  führt  eine  1072      lange  ©rücfe  ren  e: 

©ahar«.  «Die  meißen  ÜRamen,  welche  wir  auf  ben  Äarten  unb  eine  970  %.  lange  ©ebipriitfe  über  ben  Sfbcin  & 

ftnben,  bezeichnen  nicht  etwa  SBohnpld^e,  fonbern  irgenb  Zbalehrenbreitßew,  esacni  gcwrrhfamen  ©tabtehen  »on  2J! 

einen  ©runnen,  eine  .Elitclle  ober  einen  ber  vielen  fletncn  <finw.,  über  weichem  füfc  <nf  einem  feilen,  800  g.  W 

©aljfeen,  beren  ©eefen  häufig  burcbauS  troefen  liegen.  X)ic  ©erge  baS  gort  dbreubreitPein  erhebt,  weichet  nitt 

grcVfjte  £)afe  heißt  Jtami.  £ic  fanbigen  ebenen  tiefer  Aocb'  Befeßigungen  eon  Jt  em  9an}eS  hübet,  unbfebo«  rr. 

wüflc  finb  fafl  ohne  yflanjcnwuc^S;  hier  unb  ba  iß  ein  ^lccf=  a|p  berühmt  war.  3m  3.  1799  »irrte  el  »*u  ben  Jtffi- 


Kobolde 


Kochkunst 


en  gentmrmra,  nadj  bem  lunevtQer  ^rieben  r>on  ihnen  ge> 
cfjletft,  1816  aber  von  ben  ^reupen  nach  einem  beffem 
plane  wieber  aufgebaut.  St.  bat  feinen  iefeigen  Kamen 
>©m  lateinifeben  ConQuentefl,  «peil  biet  Wbetn  unb  SBofel 
neinanber  fliegen;  ed  war  eine  wiebrige  SRilitairftation  ber 
Homer,  unb  fpäter  t>te(ten  fieb  biet  häufig  ftänfifebe  Aönige 
tuf.  ffii*  gegen  (Snbe  beö  vorigen  SabrbunbertS  nvar  et 
Heftben)  bei  Äurfürften  von  JEritr,  unb  nach  Ausbruch  ber 
ranj.  Sie&olution  ©ammclpla&  ber  Emigranten.  ©päter 
Durbe  cd  Jpaupifiatt  beS  franj.  Departements  5? t?csn  unb 
Äpfel,  gebärt  feit  bem  ©turje  Napoleon'*  tum  preuß. 
Staate  unb  iß  ©ifc  eines  SEribunalS  erfter  Snjlanj,  eine« 
Venera (cormnanbanten  unb  beS  JDberpräftbrnten  ber  preuß. 
Kbeinprovinjen. 

Äobolöf  finb  natb  bem  nun  faft  erlofcbencn  BolTSabers 
itauben  ©elfter,  namentlich  JBerggeifter,  reelle  juwtilen  ben 
Sergmann  neefen,  inbem  jte  ü)n  in  feiner  Arbeit  froren  ober 
bm  vergeblicbe  Arbeit  beretten,  wenn  fte  ü)n  ©efiein  ffnben 
äffen,  toelc^eö  eine  reichliche  Ausbeute  rerfpriebt,  nadjber* 
ibet  als  nu&loS  ftcb  erweift,  —  After  aber  noA  ihn  in  feU 
iet  Arbeit  färbern,  ihm  reidjbaftige  Anbrüche  verfunben 
i.  bgl.  ©ie  erfebeinen  in  ©eftalt  ton  3wergen  ober  b(auen 
^ammt^en,  finb  bie  #üter  beS  3nnern  ber  ©ebirge  unb 
ammeln  bitr  felbft  in  fleißiger  ©ergmannSarbeit  bie  Steide 
bünter,  welche  bie  Erbe  m  ibrem  ©dwofe  verbirgt.  Auch 
>at  man  fia)  unter  ben  Aobolben  nrcfenbe  ©eifter  vorgefteflt, 
velcbe  an  einzelne  5Jtenfct)en  ober  Sfamilfen  gefnüpft  finb, 
>enen  fie  fid)  bienftbar  erweifen,  aber  auef),  wenn  fte  beleu 
>igt  worben  finb,  allerlei  ©cbaben  unb  Ketfereien  jufugrn. 
•Harb  b«  Meinung  bei  SolfeS  gab  eS  auch  «Drittel,  bie 
Äobolb«  fid)  untertänig  ju  marken  unb  mit  ihrer  «hülfe 
fid>  Weicbtbümer  ju  erwerben  unb  aufierorbentlidje  Übaten 
ui  verrichten,  an  weldjen  ©lauben  fid)  manche  ergä&licbe 
iSolfSfage  fnüpft. 

fiobura,  abwecbfelnb  mit  ©otba  bie  JRefibenj  beS  $er* 
jogS  von  ©acbfen:Aoburg»@otba  (f.b.),  liegt  in  einer 
ceijenben  ©egenb  an  ber  3fc,  einem  Keinen  jluffe,  ber  fict) 
in  ben  SOTain  ergießt  Die  ©tabt  bat  etwa  8500  Gtnw., 
ein  fcbäneS  Steftbenjfcbtoß,  öbrenfelS  genannt,  in  wel* 
±tm  fjd)  eine  wertbvoQe  JBibliotbef  von  mebr  als  30,000 
öänben  befinbet,  ein  3eugbauS  unb  ein  STbeater.  3n  ber 
SRorifefircbe  tft  baS  Grbbegräbnifi  ber  fierjoge.  A.  bat  ein 
©vmnaftum,  ein  Staturaltencabtnet,  eine  teebnologifrbe  ®v 
fcllfcbaft,  unb  ift  fet>r  gewerbfam;  baber  ber  jpancel  mit 
ben  biet  verfertigten  ^orjtüanwaaren,  Malereien  auf  9or> 
jellan,  ben©olbs  unb  ©ilberfabrifaten,  geinmanb»,  SBoUen« 
unb  ©aumwoQenwaaren  ni<bt  unbetr&cbtlicrj  ift.  3n  ber 
vJUbe  von  St.  liegen  bie  romantifeben  3fegrunbe  unb  bie 
bcr^oglirben  guftfebliffer  Kofenau,  Subwigöburg  unb  Jtal> 
Unberg.    Die  alte  gefte  Äoburg  i|T  jefet  ein  3ucb^auS. 

fiocl)Kun$t  t>eigt  bie  Jtunft  ber  3ubmitung  von  ©peifen 
unb  ©etrdnfen,  welcbe  bei  aüm  gebilbeten  »ilfern  alteret 
unb  neuerer  3«it  auSgebilbet  würben  tft,  unb  $war  um  fo 
bober,  je  mebr  fitb  bie  SRenfcben  von  Dem,  waS  bie  Statur 
ibnen  jum  ©ennjj  barbictet,  entfernten  unb  je  mebr  fie  beim 
$ffen  unb  Srinfen  nirfjt  nur  ben  3wed  ber  ©Ättigung  txr> 
folgten,  fonbem  aueb  auf  eine  angenebme  SBeife  ben  ©«* 
ttbmacHfinn  anregen  unb  ben  Xppetit  befrtebigen  wollten. 


Qin  ©prucfjwort  fagt:  „junger  ift  ber  befte  Jtotb",  weil 
bn  hungrige  febon  gufnebengefteOt  tft,  wenn  nur  üben 
baupt  auf  trgenb  eine  SBeife  baS  für  ibn  fcbmcrjbafte  ©e< 
fübl  geboben  wirb.  Die  Jtocbfunft  aber  will  ben  Appetit 
niebt  nur  angenebm  beliebigen ,  fit  toiQ  ibn  aueb  retjen. 
©ebr  weit  bitten  eS  in  ber  itoebfunft  bie  in  allen  gebend; 
genuffen  auSfcJbweifenben  9\6mer  aebradbt,  boeb  fuebten  fie 
tn  jener  Äunft  mebr  noeb  ein  Littel,  ifjre  aQe  ©renken 
flberfleigenbe  Serfcbwenbung  an  ben  ^ag  ju  legen ;  benn 
wenn  man  ).  05.  ©eriebte  aus  ben  Bungen  ber  foflbarften 
ftngenben  unb  jum  ©precb.cn  abgeriebteten  Sögel  bereitete, 
fo  fonnte  man  hierbei  nidjt  fowol  ben  SQoblgefcbmao?  als 
bte  Aoftbarfeit  beabftebtigen.  3n  neuerer  3ett  baben  ftcb 
befonberS  bte  franj.  Jtöcbe  burrb  bie  manniebfaebe  2£rt  auS< 
gejeiebnet,  in  welcber  fit  ©peifen  auf  bie  verfebiebenfien,  ben 
Appetit  reijtenben  Sanieren  j "bereiten  f6nnen;  boeb  finb 
hinter  ibnen  bie  Stity  anberer  europ.  SB6lfer  ntebt  iurücf; 
geblieben.  Dbwol  man  in  alten  unb  neuen  3eiten  Stbfyt 
gehabt  bat,  fo  ift  boeb  von  jeher  bie  JCo<b?un(l  a(S  eine 
mebr  bem  weiblicben  ©efcblecbt  in  ihrer  Ausübung  juffrbcnbe 
unb  gejiemenbe  Aunft  betrachtet  worben.  ©ie  ift  übrigens 
eine  Jtunfi,  welcbe  ftcb  weniger  auf  tbeoretifebe  Jltnntniffe 
über  bte  Statur  ber  roben  ©toffe  u.  f.  w.  grünbet,  als  eine 
folebe,  welcbe  nur  burd;  bie  Ausübung  erlernt  ju  werben 
pflegt.  Die  Sebrbücber  ber  Äocb. fünft,  bie  Ao  Abu  eher, 
geben  baber  aueb  ntct>t  auf  eine  wi|Tenfcbaftlicbe  Unterfucbung 
ber  ©runbfä^e  ein,  nacb  benen  bie  Aocbfunft  betrieben  wer* 
ben  foQ,  fonbem  geben  nur  an,  wie  man  gewiffe  unb  na» 
mentücb  folebe  ©peifen  jufammenfteüen  foß,  welche  feltener 
bereitet  tu  werben  pflegen.  DaS  widitigfie  S3ebürfni^  einer 
Jtäcbin  (jt  ein  guter  Xocbofen  ober  Aocbbtrb,  auf  c-e- 
ren  (Sonftruction  man  in  neuerer  3ett  grofe  ©orgfalt 
verwenbet  bat.  &  würbe  ju  weit  fuhren,  bie  verriebenen 
Einrichtungen,  welcbe  man  mit  mebr  ober  weniger  ©lüc? 
ausgeführt  bat,  ux  erwähnen,  boeb  bürfte  ber  unten  abge> 
bitbete  Aorbofen  ftcb  baburd)  empfehlen,  baf  man  mit  ihm 
eine  fortbauernb  gleiche  &ei&ung  erzielen  fann,  welcbeS  für 
bie  Bereitung  gewiffer  ©peifen  von  SBicbtigfeit  ift.  Die 
Abbtlbung  jeigt  biefen  SDfen  nacb  feiner  äußern  Anficht  unb 
auSeinanbergenommen  im  Durtbfcbnirt.  Der  eigentliche  Ofen 
(A)  beliebt  aus  öifenbtecb,  bat  eine  ^eijfamnur  (C),  bar* 
unter  einen  yfoft  (D)  unb  unter  biefem  einen  Afcbenberb  (B), 
welcber  eint  Öffnung  (B)  bat,  bte  bureb  einen  ©ebieber  (F) 
verfcbliegbar  ift.  über  bem  Aobtenfeuer  fleht  auf  bem  JDfen 
ein  fupferner  Äeffel  (U  ),  in  rreldjen  ein  oben  aufru  hen  ber 
blecbtner  Aod)topf  fo  gefenft  ift,  baß  nvifeptn  feiner  äußern 
Sßanb  unb  ber  innern  SBanb  beS  Jte^elS  ein  leerer  9?aum 
bleibt  AuS  bem  Äeffel  (H)  gebt  nun  no*  eine  Möhre  (L) 
tn  bie  Jböbe ,  welcbe  etwas  über  ber  £> 5 b e  beS  AeffelS  burcr> 
eine  3wifcbenwanb  (0)  verfcbloffen  ift,  in  beren  SOtttte  fieb 
(in  l'ocb  befinbet.  3m  oberen  ^bcile  ber  9?öbre  befinbet 
ftcb  tin  beweglicher  Gnlinber  (Q),  ber  an  einer  Aette  bdngt, 
bte  über  )wei  Stollen  nad>  bem  ©ebieber  (F)  reicht,  äßenn 
©ebraud)  füllt  man  nun  ben  3wifcbenraum  gwifeben  Stopf 
unb  Äeffel  mit  SBaffer,  tbut  bic  j)u  bereiteube  ©peife  in  ben 
Stopf  unb  bringt  glübenbe  Aoblen  in  ben  £cigraum.  DaS 
SBaffer  erwärmt  ftcb  ailmälig,  ccrwanbelt  fta)  in  Dampf 
unb  je  ftärfer  bie  Dampfbilbung  wirb,  befto  mebr  wirb. ber 
Qnlinber  (V)  gehoben.   Söenn  ber  Qnlinber  fteigt,  fo  ftnft 

79' 


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Kochsalz 


623 


Kochsalz 


burd)  bie  SSorrichfung  mit  her  Äefte  ber  Schieber  (F),  unb 
burd;  tiefen  SRecbamSmuS  bewirft  man,  büß  bei  einer  gc-. 


roiffen  Starte  ber  ©ampfbilbung  bic  geuerung  gemdßigt 
wirb,  benn  je  mehr  bie  Öffnung  (E)  burd)  ben  ©ebieber 
qefcbloffen  wirb,  befto  febwdcber  wirb  bic  geuerung,  weil 
ftch,  ber  guftjutritt  »erminberf.  2J?an  ficht  in  ber  abbtlbung 
bie  Äette  mit  bem  ©ebieber  noch  befonberS  gejeiebnet  unb 
bemerft  eine  S3orrichtung ,  mit  welcher  ber  SJfecbaniSmuS  fo 
regulirt  »erben  fann,  baß  bie  ©tdrfe  ber  geuerung  in  ir> 
rem  SJerbdltniß  jur  ©ampfbtlbung  nach  SSebürfniß  abgedn» 
bert  werben  Fann. 

ftoriieal)  (baS)  ober  Äüchenfalj,  auch  nur  ©a(j 
überhaupt  genannt,  in  ber.Gbemte  Ci)lornatrium  ober 
faljfaurefi  SRatron,  i|l  eine  cbemifche  SJerbinbung  oon 
Ghlor  unb  Natrium  unb  wirb  tbeilS  in  feflcr  ©efta(t  in  ber 
6rbe  gefunben,  in  welkem  galle  eS  ©teinfalj  beißt,  tbeiis 
au*  mit  ihm  gefcbwdngertem  SBaffer,  auS  ©anquellen  ober 
SKeerreajfer  gewonnen,  unb  beißt  bann  ©oolfal  j  unb  SReer; 
ober  ©eefalj.  2DaS  ©teinfalj  pnbet  man  oon  »erftbiebe* 
ner  Feinheit  in  großen  Sagen  in  glöijgebirgen.  Zuweilen 
ift  e3,  wie  5.  83.  in  ben  berühmten  ©ahminen  bei  SBie» 
V.ctfa  bei  Ärafau,  fo  rein  unb  burcbfid)tig ,  baß  man  eS 
gleich,  fowie  eS  auS  ber  (Srbe  fommt,  »erbrausen  fann. 
©emöbnlicb  ift  e$  aber  mit  ®np$,  ©lauberfalj,  grbbarj 
u.  f.  ro.  vermengt.  3n  biefem  galle  laugt  man  e*  in  ben 
Sägern  felbfi  auS,  inbem  man  SBaffer  in  bicfelben  leitet  unb 
fiebet  bann  öuS  bem  SBaffer  ba§  ©alj  wie  auS  ber  ©aljs 
foole.  Buch  bie  ©alj*  ober  ©oolqu eilen  finb  auf  feine 
anbere  SBeifc  entftanben,  als  baburd»,  baß  im  ©eboofe  ber 
(5rbe  SBaffer  über  ©aljlager  ftreicf>t,  welches  bann  in  &ueU 
len  jum  SJorfdjein  fommt.  SReift  bot  baS  ©aljwaffer,  bie 
©oole,  einen  nur  noch  fo  geringen  ©aljgcbalt,  baß  man  eS 
bureb  ein  eignes  ©erfahren  abbunften  muß,  ebe  man  eS  mit 
SSortbeil  \\im  ©aufleben  verwenben  fann.  SRan  bringt  bic 
tooole  ndmlicb  auf  bie  fogenannten  ©rabirwerfe,  welche 
au*  hohen  unb  langen  SBdnben  beliehen,  bie  au«  Wcißholj 


aufgehduft  finb.  £>urc&  baS  JReifig  laßt  man  ba«  (crfjte: 
SBaffer  burchlaufen,  bei  welcher  (Gelegenheit  eS  fich  feto  m 
breitet  unb  »ertbeilt  unb  in  ber  burchfheia)enfc<- 
abbunftet.  SRacbbem  bie  ©oole  hinlänglich  Cjutiri 
b.  h-  nunmehr  einen  r>tnreic^cnt>  ftarten  Äntbol  & 
enthdlt,  fo  wirb  fie  in  baS  ©iebbauS,  baS  $fann«; 
bau 3  geleitet  unb  hin-  jundebft  in  bie  Sdnarfu 
gebracht,  auS  welcher  fie  in  bie  große  auS  feienftii 
beftebenbe  ©iebpfanne  fließt,  fobaß  (tetS  in  tcr 
S3crbdltniß  neue  ©oole  nacblduft,  als  SBaffer  au}  fe 
heißen  ©iebpfanne  »erbampft.  Äat  bie  S5ertNiis:  Lv 
einen  gewiffen  ©rab  erreicht,  fo  beginnt  bd  E 
fich  in  ©eftalt  fleiner  ÄrpftaÜe  auSjufcbciben,  c<:c 
man  herausnimmt,  ablaufen  Idßt  unb  in  ebnen *.t 
mern,  5>fie fein,  börrt.  #*cb|l  merfnmrbia,  fbt 
wiffe  ©aisquellen  in  Gbina,  bie  jugleicb  ein  iu 
res  ©aS  auSftromen  unb  bie  dtteften  »i'bth.r 
finb,  welche  man  Fcnnt.    2>aö  ©ieben  lt.-  i 
wirb  mit  ber  glamme  ber  brennbaren  2uft  l 
welche  man  bureb  SambuSröhre  unter  bic  2 
nen  leitet.    @ine  cigcnthümliche  (^rfcheinuncj  iji 
baS  ©teppcnfalj,  ujelcheö  fich  in  9JotbJ?ni 
telafien  unb  in  9>eru  unb  Qbik,  als  ein  fr: 
llberjug  beSJÖobenS  in  unfruchtbaren  Cantftt; : 
ptn,  ftnbet  unb  bei  ber  ©onnenwdrme  auS  teni 
Att  effloreScircn  (herauSjublühen)  fcheint.  SBahrfcheinliii 
baffelbe  ein  ttberreft  ton  bem  SRecreSwaffer,  welches  1 
©egenben  bebeeft  tyat.    (Sine  ftaturmcrfwürbioK.! 
ber  ©allerg  oon  darbona  in  ©panien,  welker  BM 
IdngS  eines  gluffeS  htnAiehenbe  4—500  g.  höh« 
gebiegenem  ©alje  ift.    25aS  ©ee?  ober  SJleerfaU, 
jöanfalj  genannt,  wirb  an  ben  ÜJteereSfüften  tutet  fre 
geS  2(bbampfen  beS  SWeerivafferS  in  großen  JBaffim  otw- 
nen.   £ft  wenbet  man  aurf)  noch  julcfct,  um  bi« 
bung^  ju  bcfchleunigen,  baS  ©ieben  an.    £icfe$  £ 
enthalt  »tele  frembartige  ©al,\e,  welche  jum  3^eil  Uli 
entfernt  werben ,  baß  man  baS  gewonnene  ©al;  an  tn 
ausbreitet,  wo  bann  bie  ^erfließiichen  ©alje  fich  <#! 
Um  eS  noch  weiter  ju  reinigen,  läft  man  baS  Calj 
malS  in  ÜÄecrivaffer  auf  unb  bebanbelt  eS  bann  iric  5. 
foole.  2?er  ©aljgehült  beS  SReereS  ift  übrigens  fo  gwf,  ^ 
wenn  alleS  SBaffer  beS  SReereS  ferbunftete  unb  tv. 
jurücfbliebe,  biefeS  mit  einer  Ärufte  von  7iX)  cur.  7 
ben  ganjen  SReereSboben  überjiehen  würbe,  ober  1 
feftc  t'anb  qebracht,  biefeS  mit  einer  Arufte  r-on 
g.  Stiefe.  »ie  Änmenbung  beS  ©aljeS  jur  3ubrreitur.j 
©peifen  ift  allgemein  unb  befannt.    (SS  macht  bie  6| 
nicht  nur  fehmaefhofter,  fonbern  auch  gefünber  unt 
bert  baS  gaulwerben,  worauf  baS  Ginfaljen  ber. 
nuß  von  ju  oiclcm  ©alj  wirb  fchdblid),  inbem  ti  £c 
ber  ©dfte  erzeugt,  bie  fid)  in  Äranfheiten,  wie  ^1 
fchldgen,  äußert.    SRan  wenbet  in  ber  #eilfumt  bsi 
ui  reijenben  ^(pftiren  bei  ©c^eintobten,  ^u  tudtü 
fchldgen  bei  wdfferigen  ©efchmülften  unb  bei  Äröpftn 
nerlich  g^egen  iBluthuften  unb  befonberS  äußerlich  in  r* 
t>on  JBäbem,  ©alj:  ober  ©oolbdbern,  njmt; 
ffrophuldfen  getben  an.  Jöei  manchen  Sungenleibcn  l^i 
auch  ben  Jt raufen  fogenanntc  Bungcnbdber  nehmen, 
berfelbe  muß  tdglid)  an  ben  ©rabirmerfen  fpayu 
unb  bie  £uft  in  ber  'iRdhe  berfelben  einatbmen. 


AUiU 


629 


Kohlbaum 


rinft  be*  Äranre  ©elterwaffer  ober  wol  auch  ein«  geringe 
D.uanrität  fcbwacber  ©alifoole.   ©alj,  in  nidu  ui  großer 
Wenge  angewendet,  ifl,  befonberS  in  naffen  3abreit,  ein 
ui3ge$eiebnete$  Düngmittcl.   Söie  ber  Sftcnfcb,  fo  genießen 
-ich  bie  £au$tr)iere  baS  ©aty  gern,  unb  ed  bekommt  tinun 
"o  gut,  baß  eö  in  ber  ©cbweij  ein  ©prücbwort  gibt:  „Gin 
Pfunb  ©alj  gibt  jebn  $funb  ©ebmalj"  unb  bie  Araber 
>a9  ©alj  ba*  „ßonfect  be«  Äameelö"  nennen,  S3orjüglid>  be* 
:ommt  ba3  ©alj  ben  ©cbafen,  welche  baffelbe  vor  verfcbies 
:ncn  Äranfhcitctt  fdjufct.    üflan  bebient  ftd?  bed  ©alje$ 
rrblicb  oud)  jum  SMeicben,  in  ber  Färberei,  in  ber  $6pfe> 
rei ,  jur  ^Bereitung  be§  9catron6,  ber  ©aljfdure,  be3  ©al* 
-niaH  u.  f.  W. 

fioljl  (ber)  ifl  eine,  (at.  Brassica  genannte  $flanjengat< 
tung,  welche  in  ©arten  unb  jumSEbeil  auch  auf  bem  Selbe 
angebaut  wirb  unb  ein  (dir  beliebtes,  gefunbeS  unb  wobl> 
rdnncd'enbe»  ©emiife,  fowie  ein  ausgezeichnetes  Siiehfutter 
gibt.    Der  gemeine  Äobl  wdcbft  wilb  am  ©eeufer  <5ng» 
lanW,  vielleicht  (rammen  aber  nicht  alle  bei  unS  in  ©arten 
r-,  exogenen  (Spielarten  von  ihm  ab.   iöon  einigen  itoblarten 
werten  bie  SMütcnrnoSpen  alS  ©peife  benufet,  von  anbem 
bie  Äldtter.  3u  ben  erflem  geb6rt  ber  SJlumenfobl  unb 
bet  ©roecoli,  bie  bellen  ccr^ügiicbfrcn  Jtoblarten.  Der 
SBlumenfobl ,  welchen  man  dar« toi  nennt,  erzeugt  eine 
iStfenge  in  flarfen  fijüfcbeln  bietet  beifammenflebenber,  weißer 
unb  febr  woblfcbmecfenber  JBlumen.    3bm  tyrilid)  ifl  ber 
öroceoli  ober  opargcKobl,  welcber  auS  Unteritalien 
flammt  unb  beffen  SMuten  blau,  weiß  ober  fcbwdrjlicb  finb.  — 
3u  ben  Äo&lartcn,  oon  benen  bie  Blätter  verfpeifl  werben, 
gehört  junddbfl  ber  weiße  Äopffobl,  auch  2Beiß(raut 
ober  btoS  .Kraut  genannt,  ber  eine  große  Änjabl  verfcbies 
bener  2fbarten  bat,  welche  tt>eilS  fcblidbte,  tbeil»  (raufe  JBlciti 
ter  haben.   Die  Blätter  bilben  runbe  J?oblf6pfc,  »rclrfje  bei 
einigen  Arten  fetjr  groß  werben.    ©o  tragt  ber  febot. 
9?tefen(obl  bis  60  $funb  febwere  Jtöpfe,  bie  als  Sieb» 
futter  verbraucht  werben.    Sbenfö  groß  werben  bie  Jt&pfe 
t>c§  ftbweb.  9?iefen(oblS.  —  Der  ©avoper(obl  ober 
in  eiße  SB  ir  fing  bat  längliche,  nicht  feflgefcbloffene  JWpfe 
unb  gelbe  runzlige  Blätter.    &nt  Abart  beweiben  ifl  ber 
JRofen»  ober  ©proffen(obl,  welcber,  wenn  im  .g>erbfte 
bie  ©pijjc  ausgebrochen  wirb,  in  ben  83lattwin(eln  fleine, 
febr  garte,  etwa  bie  ©röße  eines  Apfels  erretebenbe  S3ldtler 
bilbet  —  Der  SBirfing,  £>erj»  ober  2Belfcb(ohl  bat 
locfere  £&pfe,  bie  auS  (raufen,  gr&ßtentbeil*  bunfelgränen 
Jöldttern  befielen.  —  JDie  folgenben  ©orten  bilben  (eine 
&6pfe.  Der S5raun(obl,  aueb  S3(au<,  ©run«,  ©tau> 
ben*,  S3latt(obl  u.  f.  w.  genannt,  (ommt  wieber  in  febr 
vielen  Carietäten  vor,  von  benen  einige  febr  niebrig  bleiben, 
anbete  eine  $6fee  von  4—6  S  erreichen;  ebenfo  haben  ei: 
nige  ©orten  ganj  glatte,  anbere  febr  flar(  getrdufelte  JBläti 
ter.    Der  ©cbnitt(obJ  jei ebnet  fieb  bureb  glatte,  breit> 
runbe,  bun(e(blaugrune  {Blatter  mit  langen  ©Helen  au$, 
von  benen  bie  untern  ben  ©tengel  balb  umfaffen.  Wlan 
frtjneibet  bie  Wan$e,  wenn  fte  bie  gehörige  ©röße  erlangt 
bat,  aanj  ab  unb  verbraucht  fte  als  ©petfe;  nacb  furjer 
3ett  ift  fte  wieber  fo  weit  naebgewaebfen,  um  auf»  9Ieue  ob* 
pefebnitten  ju  werben.   Zui  bem  ©amen  gewinnt  man  ein 
gute$  £)(.  —  Einige  Jto^larten  bilben  Jtnollen  unb  beißen 
bedwegen  Kohlrüben.   JBeim  Aoblrabi,  auch  JD bet« 


rübe  genannt,  Hegen  bie  JtnoHeit  über  ber  (firbc,  tnbem 
fict)  am  ©trunfe  ein  runber  JtuoQen  anfe^t,  ber  außerlieb 
grün  ober  blau  ausgebt  unb  ein  fet>r  wob ifeb.  medenbeä  gleifdi 
cuüiäit.  Die  Jlühlrüben  unter  ber  @rbe,  Unterru» 
ben,  6rb(oblrabi,  hnben  rübenartige,  woblfcbmecfenbe 
SBurjeln  unb  über  ber  <£rbe  nur  Blätter.  Gine  Abart  ifl 
bie  fogenannte  JRutabaga,  ber  fc^web.  SurnepS  ober 
bie  engl.  8?übe,  welcbe  eine  C  — 8  9>funb  febwere  9?übe 
bat,  bie  jum  Sbeil  über  bie  @rbe  emporragt  unb  febr  wcbU 
febmeefenb  ifl. 

Äol)lb(riim  (ber)  ijl  ein  b6cf)fl  mer(wurbiger,  auf  ben 
weflinbifeben  Snfeln,  namentlich  auf  iBarbaboS  roaebfenber 
iöaum,  welcber  mit  feinem  fcblan(en,  nur  6  — 7  3oU  im 
Durtbmcffer  baltenben  ©tamm  eine  .£6be  von  faft  140  5- 
encic^t.    Die  9finbe  beS  ©tammeS  ifl  beinahe  wie  bie 


JKinbe  bet  Gfcbe  gefärbt  unb  ungefähr  in  Kbfldnben  von 
5  §.  ftebt  man  bie  ©puren  abgefallener  3weige.  3n  einer 
Entfernung  von  30  g.  von  ber  ©pü^e  nimmt  aber  ber 
©tamm  etne  feegrune  jarbe  an  unb  verdnbert  jugleicb  feine 
innere  JBefcbaffenfceit.  ffidhrenb  ndmlicb  ber  untere  Sheil 
brt  ©tammeö  unter  ber  Siinbe  ein  b^irteS  bunde«  |>oIj  h<tt 


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Hohle 


630 


Hohle 


unb  unkt  tiefem  ein  mit  Jjoljfafern  burAtradjffneS  Warf, 
enthält  ber  obere  JTbeil  »erfcljtebcne  Sogen  einer  jähen  Siinbe. 
Auf}  tiefen  JRintcn  roaebfen  bann  bie  einzelnen  3rcci_qc,  mU 
die  fde^erförmig  berabliängen  unb  mit  großen  gegen  3 
langen,  l't  g.  breiten,  fpig  gulaufenben  ©lattern  befegt 
ftnb.  ©obalb  ßd)  oben  ein  neuer  3wcig  bilbet,  fdllt  unten 
einer  ab,  intern  ßcb  gugleicb  bie  S?inbc  töß,  au$  welcber  er 
berauSgewacbfen  mar.  Die  dufierßen  brei  ober  wer  hinten 
ßnb  nacb  außen  grün,  nad)  inwenbig  weiß,  unb  bie  garten 
innern  Siinben  ftnb  fdmeeweifi  unb  geben  ben  fogenannten 
Jtob.1,  roelcber  viel  £>(  enthalt,  manbclartig  febmeeft  unb  fo* 
wol  rob,  ali  auf  oerfduebene  SBeife  gubereitet  genoffeu  wirb. 
Da  bet  Baum  eingebt,  fobalb  ber  Äctil  berauSgefcbnitten 
roorben,  fo  pflegt  man  biefen  nur  bei  feßlidjen  QelegenbeU 
ten  gu  genießen.  Da,  roo  bie  beiben  »erfebiebenen  Steile 
beS  ©tammeS  aneinanber  grenjen,  bricht  bie  Blüte  fyccWT. 
Diefelbe  gleicbt  einer  £ülfe  unb  roirb  gegen  20  3oll  lang, 
©ie  enthalt  gelbe  ©amenförner,  bie  man  rote  grumte  ein» 
maefct.  3u  tiefem  3roecfe  muß  man  fte  aber  necb  jung  ab: 
febneiben,  benn  fpdter  fpringt  fte  auf  unb  e$  fallen 
mebre  ben  Seeren  be$  otaffeebaume"  ähnliche  9Jfifie  b«">uS. 
Au3  ben  innern  gafern  ber  Blätter,  weld)e  man  roie  #anf 
fbinnt,  werben  ©triefe  unb  s7?efce  »erfertigt  unb  ber  untere 
©tamm  gibt  ein  brauchbare«  £oig. 

Äobjt  »erben  »erfebiebene  ©toffe  genannt,  beren.£aupt» 
beftanbtbeil  reiner  Jtoblenftoff  iß.  Diefer  ifl  ein  (bemifcb 
einfacher  ©toff,  roelcber  rein  im  Diamant  unb  nur  febr 
wenig  »erunreinigt  im  ©rapbit  unb  Antbracit  »orfommt. 
jßon  ber  JCoble  ftnb  namentücb  »ier  Arten  gu  unterfebeiben, 
namlicb  ©teinfoble,  Jboljfoble  unb  tbierifdje  Jtoble,  »on  be» 
nen  bie  erße  in  ber  9Jatur  »orfommt,  bie  beiben  legten  aber 
fünßlirf)  erzeugt  werben.  Die  ©teinfoble  befielt  auS 
Äoblenßoff,  welrber  mit  SBafTerßoff,  ©ticfßoff,  (Sifcn  u.  f. ». 
»ermifebj  iß.  ©ie  iß  ein  wichtiges  Brennmaterial  unb  wirb 
baber  tureb  bergmdnnifcben  Betrieb  au$  tem  ©eboofe  ber 
6rbe  emporgebraebt,  wo  ße  an  vielen  JDrten  febr  große, 
weit  au&gebebnte  gager  bilbet.  Die  ©teinfoble  bilbet  eine 
febmarje,  gumeilen  bräunlicbe  ober  graultcbe  unburcbßcbtige 
SDlafie  »on  mebr  ober  weniger  ßarfem  gettglang.  ©ie  iß 
febwerer  alfi  ffiafier,  bat  muffeligen  Brucb  unb  wirb  ie 
nad)  ber  SSerfcbicbenbeit  ir>te*  AnfebenS,  ibrer  geßigfeit,  ib» 
reS  BrutbeS  u.  f.  w.  in  »erfdjiebene  Arten  unterfebieben. 
Die  ^ecbfoble  jeidjnet  fieb  bureb  ßarfen  ©lang  unb  »oU* 
fommen  mufcbeligen  Brucb  aus.  3eigt  bie  ©teinfoble  ein 
entfrbieben  fcbieferijjeö  ©efüge,  fo  t)ei^t  ße  ©ebieferf oble 
unb  wenn  bie ©rbieferblättcr  febr  fein  ßnb,  Sßldttcrfotjlc. 
©ebr  bicffdjieferig,  wenigglängenb,  grobförnig  unb  »on  un* 
ebenem  Brucb  iß  bie  ©robfotjte.  Die  ßannelfoblc 
ober  Jta n bei f oble  bat  groß*  unb  ßacbmufcbeligen  Bruch, 
geringen  ©lang,  iß  babet  (eiebt  entgünblicb  unb  brennt  mit 
großer,  beßer,  weif  er  glamme.  S93enn  man  bie  ©teinfoble 
ber  trocfenen  DeßiUation  unterwirft ,  b.  b.  ße  in  »or  bem 
Suftjvtritt  oerfcblcfftnen  ©efdßen  glübt,  fo  bleibt  eine  »er« 
dnberte  Jtoble  jurücf,  welcbe  (So äfft  genannt  wirb.  Die 
@oaf$  enthalten  niebt  bie  fonß  ben  ©teirtfoblen  beigemeng» 
ten  Xntbeile  foleber  ©toffe,  welcbe  bureb  bie  SBdrme  »er» 
ßücbtigt  werben,  benn  biefe  werben  in  ©eßalt  »on  Jtoblen» 
wafferßoffga«,  ölbilbenbem  ®a§,  Äoblenfdure,  SBaßwbampf 
u.  f.  w.  beim  iBercoafen,  baS  mit  einem  fcbiecbten  Unit 


bruefe  aurb  Ybfcbwefeln  genannt  wirb«  entfernt  Qk> 
rribnlicb  gefebietjt  bie  Bereitung  ber  6oaf4  in  Sfeilem.  Die 
(§i>ufy  ßnb  leiebter  als  bie  ©tcmfoblen,  baben  einen  feb»:- 
cben  ©eibenglanj  unb  graufebwarje  garbe.   Einige  ©teinfob- 
len  geben  Qoati  »on  ber  ©eßalt  ber  ©teinfoblen  unb  bie  jtr= 
fleinerten  2'beiie  bleiben  in  einem  pulverigen  3ußante,  bei 
anbern  bleibt  beim  Stocoafen  tas  Süolumen  baßelbe,  aba 
bie  Sbeile  fritten  gu  einem  feßen  Jtorper  gufammca  unb 
norb  anbete  enblicb  bldben  ßcb  auf  unb  bilben  eine  Mebe 
ober  weniger  loctere  ÜRaße.   ^iernacb  unterfebeibet  man  bie 
©teinfoblen  aueb  in  ©anbfoblen,  ©intettoblen  unb 
Sacffoblen.    Die  beiben  erßgenannten  Arten  babei  es 
mebr  araued  Anfeben,  ßnb  febwerer  enUünblicb  unb  baben 
einen  oebeutenben  3ufag  »on  ©cbwefeleifen ,  baber  fte  aua> 
mit  üblem  ©erueb  unb  bläulicher  garbe  »erbrennen.  ¥l;r. 
nimmt  im  Allgemeinen  an,  bafr  eine  ©teinfobie  tefto  y» 
bal rrei eher  an  jtoblenfloff  fei,  je  tiefer  febrearj,  je  f probet  m 
ibrer  Stoffe  unb  je  mebr  J)la&artig  gldnjenb  |ie  i|l  2;. 
bebeutenbßen  angebauten  ©teinfoblenlager  beßnben  fieb  in 
£nglanb  unb  man  nimmt  an,  baß  au$  benfelben  wenigßer.f 
400  Millionen  Centner  ©teinfoblen  jdbrlicb  erbeutet  weiter, 
aber  aueb  auf  bem  geßlanbe  SuropaS,  fowie  in  Anterifa  uni 
9teuboUanb  beßnben  ßcb  anfebnlicbe  ©teinfoblenlager.  $uu 
ßcbtlicb  ber  Art,  wie  ße  im  Bergbau  gewonnen  werben  un* 
terfebeibet  man  ©tücff oblen,  Aobie nf  lein  unb 6t«uk 
f  ob  len.    Der  bauptfacblicbße  Sierbraud)  bei  ©ttinlobUn 
iß  ber  als  Brennmaterial  unb  ße  empfeblen  fieb  baju  be> 
fonberä  bureb  ben  Umßanb,.baß  ßc  gugleicb  glömme«*  mb 
©lübfeuer  geben.    Die  »erfebiebenen  2trten  baben  etM  febr 
»erfebiebene  api^fraft,  man  fann  ieboeb  im  Allgemeinen  an 
nehmen,  baß  glcidje  ©ewiebte  ©tein»  unb  $ol}fob4e  gieta> 
SQirfunc)  in  Bejug  auf  ßrbifeung  baben.    Befonbcrl  cot 
pfebten  füb  bie  ©teinfoblen  unb  bie  au»  ibnen  beraejhfltis 
Qoati  ju  ©cbmiebe»,  ©iebe*  unb  ©cbmeljarbeiten,  jur. 
fieijen  ber  DampffefTel  u.  bgl.    gerner  fann  man  biefc 
Aoblen  aber  aueb  $ur  ©aSbeleucbtung  anwenben,  inbem 
bei  ber  trocfenen  DeßiDation  bcrfelben  £eucbtga$  enraricMt 
(wobei  man  bann  QoaU  unb  ©teinfoblentbeer  ali  Sebt* 
probuet  erbalt) ,  gur  Bereitung  be*  ©teinf oblentbeets, 
De*  ©teinfoblenilö  unb  bes  ©teinf oblenroafferS. 
Der  ©teinfoblentbeer  iß  eine  mebr  ober  weniger  tiefe,  bL.- 
fele,  febwargbraune,  übeirieebenbe  glüfßgfeit,  beren  man  ßcb 
utm  2 beeren  »on  Jpoljraer! ,  SRauerwerf  u.  bgL,  fowie  at 
Außifung  bed  otautfebuef  bedient.    Durcb  wettere  Deßiüa 
tion  gewinnt  man  eine  weniger  übeirieebenbe  5Raf[e,  bie 
»orjualtcb  Sur  Bereitung  »on  Jtitt  »erweubet  wirb  unb  bei 
ned>  ßarferm  Jlocben  erbdlt  man  ein  gerucblofc*  J^arjpect 
Die  4>  o  lg  f  oblen  werben  im  Allgemeinen  baburrb  o. 
Wonnen,  baß  man£olg  ober  anbere  spßan^enförper  ber^e 
ausfegt,  gugleicb  aber  ben  guftjutritt  bebtnbert.  <£i  bie:: 
im  Allgemeinen  um  fo  mebr  Äoi;le  bei  biefem  ÄJerfabren  i- 
rücf ,  ie  geringer  ber  angewenbete  ^»igegrab  iß  unb  je  an 
gemeß/ener  ber  Euftgutritt  gefcbwdcbt  iß.    ©*on  bei  erfi 
nem  geuer  erbdlt  man  Äoble,  unb  folebe  üoble,  beten 
©lut  man  bureb  Bebecfen  mit  ehernen  ©locfen  gebär 
bat,  wirb  göfcb»  ober  Bdcferfogle  genannt    Bei  t 
Bereitung  im  ©roßen  muß  man,  um  auft  einer  gnma 
gr6ßern  Quantität  {>o(g  möglicbß  »iel  Jtoblen  gu  erbattn 
weit  forgfdlttger  auf  Abfd>ließung  ber  Äuft  bebaebt  fn- 
«Kan  bebient  ßcb  gur  iüerfoblung  entweber  bet  »eilet 


&bet  bei  »erbeuten  Raufen  ober  eigner  Scrfoblung^ 
:iin  ober  eiferner  Qplinber.  SRtt  ber  Bereitung  ber 
£oltfoblen,  befonberS  in  Meilern,  befd>aftigt  ftd)  eine  eigne 
Jlafte,  bie  JCftbJer,  toelcbe  ihr  ©ewerbe  tm  Salbe,  fern 
>on  onbern  menfd)lid)en  Bebaufungen,  betreiben  unb  bober, 
■ie  aud)  ber  AuSbrutf  Jtobler glaube  begeugt,  gr6ß* 
tentbnlS  obne  einige  Bilbung  vielem  veralteten  Aberglauben 
web  anbangt.  Die  4>erfteÖung  ber  Meiler  gefd>iebt  auf 
jerfebttbene  Seife,  je  naebbem  baS  #o!g  in  ihnen  georbnet 
sirb,  bamrt  eS  bie  gur  Berfob'ung  nötige  8uft  bat  unb 
?ocb  aud)  »ieber  ber  fhtftgutritt  fo  gering  tfi,  baß  ein  mög« 
icbji  großer  ©ewinn  an  Jtoblen  ftattjmbet  Sei  aOen 
MM  bie  Bebedung  eine  ©<bid)t  von  Stafen,  über  weldje 
web  eine  ©d)id)t  <|rbe  unb  Jtoblenftaub  liegt.  Die  Jtenn* 
,ci(ben  einer  guten  £olgfoble  ftnb,  baß  fte  no<b  unoer» 
<tt  baS  ©efüge  beS  #oUe$,  bie  3abre§ringe  geigt,  niebt 
,crbr6delt,  fonbern  vielmehr  fo  gufammenbängenb  ift,  baß 
ie,  auf  einen  faxten  Jt6rper  fallenb,  einen  metallarrigen 
SUang  gibt  unb  einen  febwadjen  ©lang  beftfct.  Senn  bie 
Kohlen  »ei*,  leiebt  gerreiblidj  unb  bab.tr  auA  ftarf  ab»- 
aibenb  ftnb,  fo  ift  biefeS  ein  Beweis,  baß  fte  ,u  (larfer 
$i§c  auSgefefct  gewefett  unb  verbrannt  f;t;b.  Ebenfo  wenig 
urfen  bie  Jpolgtoblen  aber  auo>  fralboerfoblte,  b«^ige  unb 
ivoargbraune  5£t?eiic  entbalten,  benn  biefe  geben  beim  An» 
ünbm  eine  rußige  glömme  unb  haben  aud)  bie  übrigen  nü&» 
i<ben  Eigenfcbaften  ber  Jpelgfoble  in  febr  gefd)w4d)tem  ©rabe. 
Die  oerfebtebenen  Jpolgarten  geben  fämmtlid)  ein  q(eid>eS  Bo« 
unten  Jtoble,  aber  bie  von  borten  ipöljern  ift  febwerer  als 
>ie  von  leichten  unb  bat  baber  aud)  eine  bebeutenbere  Jpifc» 
raft.  Die  febwammige  unb  leiebte  Jtoble  empfiehlt  [ich  aber 
ur  »Puloerberettung.  Die  f>olgfo&le  ift  immer  leichter  als 
Baffer,  ©ie  enrbalt  oiel  mebr  Jtoblenftoff  als  bie  ©tem« 
et>£e,  tft  aber  mit  allen  Afdicnbeftanbtbeilen  beS  JpolgeS  »er» 
tnreinigt.  überbieS  ftnb  in  ihr  aueb  nodi  etwas  atntofpbi» 
if*>e  «uft,  Softer,  SafferftoffgaS,  ©auerfioffaaS  unb  wol 
ua>  noeb  anbete  ©afe  ober  Kampfe,  n>elo>e  fte  leid)t  ein« 
augt.  Die  ipoljfople  ift  unfd)metjbar  unb  nicht  flüchtig, 
IS  beim  Berbrcnnen,  roo  fte  ftd>  mit  bem  ©auerfloffgafe, 
dldjeS  in  ber  Hüft  entbalten  ift,  in  Jto&lenflofforpbgaS  unb 
eblenfaureS  ©aS  perwanbelt  3n  feiner  glüfftgfeit  ift  fte 
noeränbert  auftö6lid).  213  Brennmaterial  t|t  bie  £olgfoble 
em  Jpolge  oorjuueben,  benn  fte  gibt  beim  Serbrennen  eine 
ortete  unb  gletcbntdßigere  Jptfje  olS  ipolg  unb  brennt  bei 
otfera  fcuftjuge  atub  nod)  in  einem  Saume,  ber  fo  eng  ift, 
aß  £olj  in  ibm  nid>t  mebr  brennen  tonn.  Senn  bie  |>olj> 
pble  gut  ift,  fo  gibt  fte  beim  Brennen  gar  feine  «ber  nur 
ine  febr  fäjwadie  glömme,  »elcbe  weber  Stand)  nod;  Kuß 
erwbrinat.  Sßenn  eine  in  ber  Stotbglübbjfee  gebilbete  Jtoble 
i  wfdjlofTenen  ©efäjjten  weiß  geglüht  wirb,  fo  eutwidelt  fte 
cennbore  ®ofe,  gewinnt  nicht  feiten  an  Did)te,  »Abrenb 
fr  Umfang  geringer  wirb  unb  nimmt  babei  eine  fo  große 
Htte  an,  baß  man  ®laS  mit  ibr  ju  ri^en  oermag.  Senn 
roße  ÜRaffen  feingepuloerter  Jtoble  tufommenliegen,  wie  bie» 
i  j.  *5.  m  ^uloermüblen  ber  $aO  ift,  fo  erbau  fi'dj  bai 
uhienpuioa  unter  §ßcrfd)ludung  beö  in  ber  guft  entbalte* 
ra  ©ouerfloffgafed  unb  entjünbet  ftcb  entlieh.  Die  ftorf 
Fehlte,  in  »ctfdjloffenen  ©efißen  burdj  ©lüben  erhaltene 
mfdfdjwarje  Jtoble  tu  wefer  ©elbftentjünbung,  weld;e  na« 
:rlicb  fdjredlicbc  folgen  nod;  fi*  jieben  fann,  mebr  aui> 
efefjt  al«  bie  getvorjnlidje ;  man  »etbinbert  bie  Cntjünbung 


aber,  ttxtm  man  beim  Steiben  ut  9u(t>er  ©dhwetel  ober 
©alpeter  jufefet.  Tu  iligenf(ba(t  ber  Jtoble,  gasförmige 
©toffe,  wenn  fte  mit  benfelben  in  Berührung  gebtacht  wirb, 
iu  oeifd)lu(fen,  ftnbet  eine  nü^ltcbe  Xnwenbung,  intern  man 
an  Drte,  weltbe  burd)  übleDünfte  verunreinigt  finb,  £olj« 
tobten  bringt  unb  fte  einige  jjeU  bafelbft  flehen  lüßt.  £a$ 
Berfd)lucfunfSoerm6gen  ber  Jtoble  wirb  nod)  «höht,  wenn 
man  fte  etwas  mit  Softer  befprenat.  Die  Jtoble  bot  aud) 
eine  bie  $au!niß  binbernbe  unb  jerpoRnbe  Jtraft,  weswegen 
man  fid>  ber  Jtoble  jum  Aufbewahren  leid)t  ber  gdulnrß 
aufgefegter  ©toffe  unb  gum  DeStnftctren  bereits  angegange« 
ner  bebten t.  Jtleinere  £bicre,  gleifcb  u.  bg(.  bat  man  auf 
größere  Entfernungen  vcrfd)idt,  inbem  man  fte  in  Jtoblen« 
puloer  eingepadt;  Biet,  SKild)  unb  Softer  fiebert  man  vor 
göulniß,  intern  man  fte  in  verfehlten  ®efäßen  aufbewabrt 
ober  ihnen  Jtoblenftaub  beimengt.  Aud)  gum  Steinigen  per« 
unreintgten  Safterft  wirb  bie  f)o(gfob(e  febr  oortbeilboft  an* 
gewenbet.  (©.  giltriren.)  gaft  alle  garbeftoffe  werben 
von  ber  Jtoble  binweggenommen,  wenn  man  burd)  biefelben 
gefdrbte  glufttgteiten  ftltrirt.  Aud;  in  ber  «Dtebicin  finbet 
bie  forgfältig  bereitete  ij>olgtob(e  Anwenbung.  !0tan  wenbet 
fte  in  einigen  g&Oen  innerltd)  an,  böufiger  jebod;  äußerlidj 
jur  Steinigung  fauler  ©efebwüre,  bei  Jtopfgrinb  unb  Äaut« 
auSfd)tdgen  mit  @d)weinefett  «ufamtnengerteben  «IS  Jtob* 
(en falbe,  ©epuloerte  Jg>olgtoble  ift  baä  hefte  äabnpuloer, 
inbem  fte  gugleid)  bie  3öim«  weiß  mad)t  unb  ben  üblen  ®e> 
rud)  auf  bem  SRunbe  oertreibt,  Seinrebenfo^le  mit  $ot> 
afebe  abgerieben  unb  im  ©cbmefgtiege!  bc^anbelt,  gibt  bat« 
Jtoblen  blau,  eine  blaufdjwarge  gorbe.  Auch  mehre  An 
ten  »on  Äoblenfdjwarg  werben  burdb  Berfo&lung  von 
§JfIonjenfioffen  gewonnen. 

Die  thiertfrhe  Jtoble,  ourf)  Jtnoebenf oblc ' ober 
Beinfebwarg  wirb  oorgugSweife  au<  ben  Jtnoa>en  ber 
Spiere  gewonnen,  inbem  man  biefelben  in  verfehl  offenen  @e< 
fdßen  erbigt,  wobei  man  bie  Jtoble  in  einem  fein  gertbeiU 
ten  3ufianbe,  permifd)t  mit  erbigen  Stoffen  unb  in  ©eftalt 
ber  Jtnod)en,  aud  benen  fte  bereitet  worben,  erhält.  Man 
bebient  ftd)  berfelben  PorgugSweife  unb  mit  nod)  grüßerm 
Erfolge  «IS  ber  Jpolgfoble  gur  Entfernung  pon  garbungen, 
üblem  ©erud)  unb  ©efdimacf.  Durch  Bebanblung  mit  per« 
bünnter  ©algfäure,  woburd)  fte  pon  bem  in  ibr  enthaltener, 
pboSpborfauren  Unb  foblenfauren  Jtalf  befreit  wirb,  fann 
man  bie  Jtnocbenfoble  nod)  wirffamer  gur  Entfärbung  mo< 
eben.  Aud)  als  Düngmittel  wirb  bie  Jtnoebenf obje,  fowie 
auch  bie  Jj>olgfob(e,  in  vielen  gälten  mit  Bortfeeil  oerwen« 
bet,  unb  enblicb  bereitet  man  auS  jener  wie  auS  biefer  «er« 
fehiebene  Arten  pon  Jtoblenfdjwarg.  3m  Allgemeinen 
gibt  bie  Jtnoebenf  ob.  le  ein '  tieferes  ©cbworg  als  bie  ipolgfoble. 

Senn  man  Jtoble  perbrennt,  fo  entwtdelt  ftd)  ber  foge» 
nannte  Jtoblen bampf,  welcber  ein  ©emenge  Pon  foblen« 
fourem  ©aS  unb  JtoblenftofforpbgaS  unb  unatbembar  ift, 
ba^er  in  gu  großer  Stenge  ber  atmofpbdrifcben  8uft  beige» 
mengt  ErflicfungSgufoIIe  bei  lebenben  Sefen  Ijerporbringt, 
weitbe  eine  fo  verunreinigte  8uft  einatmen.  UnglüdSfaue 
unb  ©eibftmorbe  burd)  Jtoblenbdmpfe  ftnb  b^uftg  porgefom» 
men.  Die  erjten  Sirfungen  beS  JtoblenbampfS  ftnb  Efet, 
Erbred)en,  AtbmungSbefdjwerben  unb  beftiger  Jtopffd)merj. 
Darauf  folgen  jDbnmao>ten,  Bergudungen,  iperauStreten  bet 
Augen,  AuffcbweHen  beS  ©eftd)tsr  Blauwerben  ber  £tp* 
pen,  ©d)weaen  beS  Unterleibs,  ©djetntob  unb  Sob.  Um 


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KokkelakSrner 


632 


Kolik 


einen  auf  tiefe  SBeife  wunglücftcn  SWenfefcen  wo  möglid? 
nod)  ju  retten,  muß  man  ihn  fog(et4>  in  bie  freie  2uft  brin» 
gen,  tlm  aufregt  fefeen,  ©efidjt  unb  £eib  mit  eiSfaltem  2Baf* 
fer  begießen,  itjtt  reiben,  bürften,  ifom  jur  Hber  tojfen,  2uft 
einblafen.  Um  ein  3immer  von  JtobUnbampf  ju.  reinigen, 
fprengt  man  SBaffer  in  bemfelben  au*  ober  bringt  noeb  bef> 
fer  Jtalfwaffer  bin*'",  welcbeS  man  fo  oft  erngittt,  al$  ftd> 
ein  Ädutdjen  auf  bemfelben  bilbet. 

Sie  Äoblenfdure,  eine  djemiferje  SSerbinbung  von 
Jtobienftoff  unb  ©auerftoff,  wirb  gewonnen,  wenn  man 
Äreibe,  SDiarmor  ober  ungebrannten  Jtalf  mit  einer  ©du« 
übergießt.  6$  entftebt  bann  ein  ©raufen,  bei  welchem  fid) 
bie  luftformiae  Äoblenfdiire  bilbet.  2)a$  ©d)äumen  ber  gab* 
Tenben  ©etranfe,  be$  ©jampagnerS  unb  ber  ©auerwaffer, 
j.  S3.  beS  ©elterwafferS,  ift  eine  golge  ber  in  biefen  glüf» 
figfe'tten  enthaltenen  J(or)ienfdure,  welche  fid)  alöbalb  freiju* 
macben  fudjt,  wenn  fje  nid;t  mit  ©ewalt  jurücfgebalten  wirb. 
Euer)  bie  2 uff,  welcbe  wir  atl>men,  enthält  jtetS  einen  gerin* 
gen  2Cntbei(  jbbtenfäitre  unb  alle  Spiere  baueben  beim  'ätl)> 
nun  Äoblenfäure  au$,  fowie  biefeä  be§  StfacbtS  aud)  von 
ben  $)flanjcn  gefdjieijt.  ffieim  Verbrennen  ber  iCor>tc  ent« 
jlebt  ftetS  ÄobTenfdure,  weil  fid)  bei  bemfelben  bie  .Höhte 
mit  bem  in  ber  8uft  entbaltenen  ©auerftotf  »erbinbet.  SBie 
bie  Äoblenbdmpfe,  ift  aueb  bie  reine  Äoblenfäure  niebt  atr) em* 
bar,  au*  unterbalt  biefelbe  ba3  ©rennen  nid)t.  üDian  muß 
fieb  baber  bäten,  wenn  man  an  JDrte  gebt,  wo  fieb  in  <>: 
uem  eingefebloffenen  Staunte  oiele  Äoblenfdure  entwicfelr, 

^JB.  in  JteKer,  in  welchen  JBier  ober  SD? oft  gdbrt.  £>urd) 
nftlidje  (Haltung  fann  man  bie  Jtoblenfaure  fowol  in 
tropfbar  ftüffiger  alS  aud;  in  fcfler  ©eftalt  barfteOen.  2>a 
ba8  S55afjec  itoblenfdure  oerfd)lu<ft,  fo  fann  man  buret)  fünft» 
liebe  (Schwängerung  bc$  SBafTerS  mit  Jtoblenfdure  fünftlicbe 
2  auerwaffer  erjeugen ,  bie  wie  ba$  ©elterwaffer  gebraust 
werben. 

Äflkktbkörner  ober  gifd>f 6tncr  finb  ber  ©ame  et» 
neS  in  jDftinbien  waebfenben  ranfenben  ©traudjeS  (lat. 
Menispermum  coccalas).  5Die  ©teinfrüd)te  warfen  in 
Strauben  jufammen  unb  fjnb  frifcb  »on  purpurroter  garbe. 
■DJ od?  bem  SSrocfnen  werben  fie  graubraun,  baben  eine  Ritt* 
;etige  #aut  unb  bittern  ©efer/maef.  £>iefelbcn  enthalten  eine 
für  viele  £bicre,  namentlich  für  gifetje ,  betäubenbe  giftige 
©ubftanj.  SSertn  man  in  ftillffebenbe  ©ewäfTer  ÄoffelS» 
tömet  wirft,  fo  fommen  bie  gifdje,  welcbe  biefelben  t^cr- 
jel)rt  baben,  in  einem  3uffante  von  {Betäubung  an  bie 
Dberfläcbe  beffelben  unb  fönnen  hier  mit  ben  #anben  ge» 
fangen  werben.  Diefe  Zxt  bie  gifdpe  »u  fangen  ift  jebod) 
tn  vielen  gänbern  oerboten,  weil  ber  ©enuß  fotdjer  gifdje 
fid>  als  fthäMid)  bewiefen  bat  3n  gorm  von  $uwer  brauc&t 
man  bie  JtoffelSförner  gegen  baS  Unejejiefer  in  ben  paaren 
be4  Äopr>.  'vCud>  fc^cn  juweilen  bte  S3rauer  bem  S3iere 
ÄoffelstonuT  ju,  um  baffelbe  beraufebenber  ju  machen. 

daltlut  (ber)  ift  befanntlid)  bie  fleinfte  aQer  S36ge(gat- 
tungen  unb  burd?  einen  fd)6nen  geberf$mucf  nuSgejfidjnet. 
(Iluuaftetifti fdb  ift  für  benfelben  ber  bünne,  waljenfirmige 
unb  fpi&e  ©djnabel,  beffen  £)bertr)ei(  b'en  Unterteil  fo  mit 
feinen  9?änbern  umfaßt,  baß  ter  ganje  ©cb,nabel  gleicbfam 
eine.  9J6l?re  bilbet,  fowie  bie  3unge,  roeld;c  auö  ^wei  5D?uS= 
fetribren  beffebt  unb  fieb,  wie  tiefet  aber  aud)  beim  ©ped)te 
unb  nod;  aubern  S36geln  ber  gaU  ift,  bebeutenb  auöbebncn 


fann.  S)iefelbe  ifl  mit  einem  jaljen  <5d)leime  überjogen,  f?> 
baß,  wenn  ber  Kolibri  ein  fleined  Snfeft  mit  feiner  lat^en 
3unge  im  Äeld>  einer  ?)tlanje  berührt,  baffelbe  bangen  bleibt 
2)iefe  nteb(id)en  ^bietcbni  leben  in  ©übamrrifa  unb  fem 


men  in  fielen  ^trten  »or.  25er  gemeine  Jtolibri,  m: 
d)er  etwas  fleiner  unb  oiel  fdjlanfer  al*  unfer  3aunf.- 
i(l,  fommt  im  ©ommer  bis  nad)  Ganaba  binauf.  Derfr--- 
ift  golbgläuuiib  grün,  t)at  eine  rubinrotbe  Äeble,  r 
fdjwaribrauneu  tod)wanj  unb  brei  fdjwarje  ©eitenfebr 
weifien  ©pi^en.    2)aS  SfJäimcben  bat  *mtn  8fltsr-: 
SBaud),  beim  Söeibcben  ift  Äef?lc  unb  Bnterfeite  weiß.  £ 
fleinfteÄolibri  ))at  ungefähr  bie  ©r6ße  einer  Runt- 
er ift  oben  golbglänjenb  grun,  unten  weißlieb  unt  n 
glügeln  braunlid)  »iolett.    dagegen  gibt  eS  aueb 
JRiefenfolibri,  welcbct  auf  ben  weftinb.  Snfeln  lebt 
bie  ©röße  einer  SKauerfebwalbt  erreicb,L   ÄUe  Jtolibri?  | 
aen  dußerft  fdjnell,  wobei  fi«  «inen  fummenben  2on  vi 
ibrrn  werbdltnißmdßig  febr  langen  glügeln  erjeugen.  S 
finb  febr  mutbig,  oertt)eibigen  ibre  Sungen  tapfer  (ettß 
gen  größere  Spiere,  unb  bie  SRdnncfcn  begegnen  ein., 
feiten  obne  ju  fdmpfen.   3n  ber  obenftebenben  Xfcb: .: 
finb  mebre  2frten  tiefet  jierlic^en  ©efcb,6pfe  bargefteDt. 

t\olil\  wirb  ein  heftiger,  periobifd)  wieberfebrenbet  S± 
im  Unterlcibe  genannt,  ber  feinen  ©ifc  balb  in  ben  t: 
engen,  balb  in  ben  biefen,  weiten  ©ebdrmen  t>at,  ba" 
.lieb,  balb  nad)  »orgdngigem  Äppetitmangel ,  ©efür: 
5B6tle  in  ber  Magengrube,  ©tubloerbaltung  ober  jDur- 
entftebt,  fted^enb,  fdjneibenb  ober  jufammenfdjnürenb  i(J 
einer  ©teile  jur  anbem  wanbert,  unb  ntct)t  blol  ali  t" 
tenbe  Qhfcbeinung  einer  anbern  Äranfbeit  auftritt.  '!■ 


Köln 

tiin%  libel,  alS  wirfliche  £olifen  f innen  nur  betrautet 
nirtt n  bic  ßrampff olif ,  bie  SBinb«  ober  ©UbungS^ 
f o Ii P r  bie  JBleif olif  unb  bie  Äolif  »on  9>oitou.  Sie 
ftrampffoltt  beobachtet  man  »orjüglich  bei  nerucnfdjtrddjen 
ab  newenfranfen  ^erfonen,  namentlich  foldjen,  bte  an 
Mflfe  ober  #r)pochonbrie  leiben,  mehr  beim  »eiblichen  als 
nännlicbert  ® cfcfjiccf? t.  (  ©ie  entfielt  nad)  ©emütbSbewegun» 
\m,  (frfälfung  ber  güjje  unb  ift  in  ber  Siegel  mit  febt  UU 
igen  ©djmcrjen  »erbunben,  bie  plifclich  einzutreten,  plöfclich 
u  wrfcbroinben  unb  ebenfo  plö^ich  jurücfjufebren  pflegen, 
oobei  3ei«hen  bon  UnterletbSentjünbung  unb  83ertauungS= 
iiturtgen  fehlen ,  bie  5Baudjbtcf en  [ehr  empfmblid),  bie  #aut 
rocfra  unb  fühl,  ber  £arn  wdfleria,  bie  ©tublauSleerungen 
ft  trage  ftnb.  £>ie  SBinbs  ober  Sldbungsfolif  charaf» 
rrtfirt  fid>  burch  fneipenbe,  fpannenbe  ©chmerjen,  bie  t>on 
incr  ©teile  be$  Unterleibes  jur  anbern  jiehen  (wobei  biefer 
alD  hier  balb  ba  anfchwillt ,  ft'ch  ieboch  gegen  JDrucf  une m= 
finbiid)  jeigt),  ju  unbefiimmtcn  Reiten  nachäffen  unb  wies 
er  fölratmer  »erben,  bürch  laute*  foltern  unb  flottem  im 

.  ,  Abgang  ton  ©Idbungen  mit  bem  ©cfüble  t>on 
ifyerung,  unb  befällt  am  hauftgfien  nach  Überlabungen  beS 
Samens,  inSbefonbere  nach  bem  ©enuffe  bldbcnber  ©peifen 
nb  ©ctrdnfe,  9)erfonen  »on  ohnebin  fetjon  fch»acher  58ers 
mutig  unb  einer  eignen  (Geneigtheit  jur  (Sntwicfelung  von 
Übungen,  £ie  S3letf  olif  ober  SRalerfolif  fommt  bei 
:uten  »or,  bie  »ermöge  ibreS  ©efdjdftS  triel  mit  SBlei  umge= 
m  muffen,  barum  am  gewöhnlich  Ifen  bei  ©erg  j  unbÄürtenj 
uten,  Arbeitern  in  JBlciwcijjfabrifcit,  ^arbenreibern,  Swalern, 
iiftreichern,  ©d)rift;  unb  Sinngiejfrrn,  Söpfern,  aber  auch 
>en)aupt  nach  tffl  ©muffe  «on  ©peifen  unb  ©etxdnfen, 
nm  fich  bei  Aufbewahrung  in  fchTcdjt  glaftrtcn,  jinnernen 


Köln 

ober  terjinnren  ©efchirren  *Blei  jugemifcht  hat  ober  benen 
eS,  wie' namentlich  bei  SJerfätfchung  mancher  weisen  Seine, 
abfichtlich  jugefefet  worben  ifr.  ©ie  (teilt  fich  6ftcr  aümdlig 
als  plotjiicö  ein,  naeftbem  ihr  efelhaft  fufKictjer  ©efehmaef  im 
SRunbe,  Langel  an  (gßlufl,  SDcagenbrücfen,  Auf  flöße«  unb 
Chbrethen  vorausgegangen  fmb  unb  gibt  fich  burch  immer 
fchmerjbafter  wetbenbe  3ufammenfchnurung  beS  Unterleibes, 
fcWrjhafte  ©pannung  ber  SJaucbmuSfeln,  (SimrdrtS;ichm 
bei  9}abelS  unb  2(fterS,  meiftcnS  trägen,  troefenen  Stub U 
gang,  befchwerlid)en  Urinabgang,  großen  Dürft,  mitunter 
mehr  ober  weniger  bebinberteS  fttbembolen ,  jieljcnbe,  fpan* 
nenbe  ©chmerjen  hvgüficn  unb  £dnben  mit  nachfolgenber 
Cäbmung  biefer  Jfieite  u.  f.  w.  u:  erfennen.  25ie  53 ie if olif 
gehört  immer  ju  ben  bebenflichern  ÄranfbeitSjufldnben,  benn 
enbet  fte  nicht  unter  Eintritt  reichlicher  fiüffiger  ©tublauS* 
Icerungen  unb  ^euchtwerbrn  ber  Spant  mit  ©enefung ,  fo  geht 
fte  leicht  in  allgemeine  Xbjehrung  über.  Hit  fogenannte 
dpberfolif  ober  Äolif  »on  $oitou  beobachtet  man 
nur  in  ©egenben,  in  benen  viel  Apfelwein  (ßpber),  2Rofl 
ober  junge,  fauertichc  SBeinc  gerrunfen  werben,  unb  jeiebnet 
fich  burch  im  Seibe  fchnell  herumfehiefenbe,  oft  einige  ©tun« 
ben  anbaltenbe,  bann  ebenfo  lange  auSfefcenbe  ©chmerjen, 
35rucf  in  ber  ^erjgrube ,  ©obbrennen ,  fduerlicheS  Äuf|Io|en 
(Irbrechrn  fauerlichen  ©chleimeS  unb  ©elbfucht  auS. 

ftöln  (franj.  Colofrne),  eine  ber  älteflen  ©tübte  Deurfchj 
lanbS,  liegt  in  ber©ejlalt  eines  AalbfreifeS  am  linfen  SR  beim 
ufer,  unb  ift  Jjpauptftabt  eines  WegierungSbejirfS  ber  preuj?. 
^vooinj  9?heinlanb,  ber  auS5£b eilen  beS  oormaligen  Äurfürs 
ftenthumS  jtftn  unb  ber  Jg>er)ogthümer  Jülich  unb  S3erg 
beficht.    (Sfjc  Äfln  ben  tarnen  Colonia  A^rippin»  erhielt, 


.r«Conv.>e<i.  II. 


80 


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1 


HSln 

bieg  t3  bie  ©tobt  ber  Ubier,  unb  war  ein  widjtigcr  ^lafo 
für  bie  9Mmer,  welche  e$  jum  5)lunicipiuin  erhoben;  44'J 
würbe  ti  von  ben  granFen  befefct,  beren  Jtontge  bis  auf  Jtarl 
ben  ©roßen  hier  häufig  verweilten.  3m  3-  Öp*  erflärte  ÄaU 
Ur  Otto  L  cä  jur  JXctcbSfiabt,  1187  würbe  eS  mit  SRauern 
umgeben,  trat  fpäter  in  bie  Sieibe  ber  «öanfejlättc  unb 
fdjwang  fid)  gu  bober  S3lüte  empor,  ©djon  im  4.  SMtfri 
hatte  eS  feine  JBifcbofe,  welche  im  14.  3al;rf>.  Äurfürften 
würben,  unb  im  gortgange  ber  3eit  fo  aue»gebetjntc  JBe« 
fifeungen  erwarben,  bafj  fie  ju  Gnbe  teS  porigen  3<>brbun» 
tertS  134  CÄ.  mit  220,000  (finro.  unb  mehr  alä  1  SWill. 
(Bulben  ©infünfte  befafjen.  Der  letzte  Äurfürfl  war  ÜRarb 
milwn  granj  i'aoer,  Jtaifer  3ofepb  II.  JBruber;  er  ftarb 
1801.  3m  luneoÜIer  grieben  erwarb  granfreieb,  einen 
SEbeil  vom  Stifte  JC6ln ;  tiefe?  borte  auf  ein  Aurfürfrcn- 
tburn  unb  beutfcbeS  (Jrjbisthum  ju  fein;  bie  Sänbcr  wur» 
ben  verteilt  unb  famen  nach  bem  allgemeinen  grieben 


n 

an  spreufjen.   Die  Statt  &  ifi  altern)ümlid>  unb  untui 
mafiig  gebaut;  ein  Drittel  ibreS  Umfanget  befielt  au*  Sa 
ten,  ^läiKii  unb  Spaziergängen;  bie  (Straßen  finb  ai 
unb  büjier,  aber  fiele  ©ebdube  erinnern  noch  an  ben  alte 
©lanj,  vor  allen  bei  herrliche  Dom,  befTen  Sau  fft« 
1248  begonnen  warb,  aber  bis  auf  ben  feurigen  Sag  nie) 
niebt  vollenbet  ift.    Der  regierende  Äönig  von  $roifa 
bat  ber  Statt  mehrmals  anfebnlicbe  Summen  jum  Xuiias 
biefcS  b.errlicbfien  DcntmalS  ber  beutfeben  jöaufunjl  gefe&enfi. 
Der  Dom  ifi  400  g.  lang  unb  180  g.  breit  DaS  3nun 
beffelben  ift  ungemein  großartig  unb  majeftätifcf;;  bn  CBpi 
ßebt  vollenbet  ba  unb  b.at  200  g.  £6be;  baS  ©cafcbt 
wirb  von  100  Säuleu  gerragen;  bie  beiben  Stbürme  föüto 
nach,  bem  urfprünglidjen  9>lane  500  g.  r/orb.  werben  j  er  ui: 
hält  eine  Spenge  Reliquien,  b,err[idbe  ©laämalereitn  ur 
Schnttjwerfe,  unb  eine  225  Zentner  fdjwere  ©locfe.  Xntm 
bcmcrfenSwerthc  gottcöbienfilicbc  ©ebdube  finb:  bie  Qatmb 
fi'rchc,  bie  ^ctrifirebe  mit  ber  Äreujitunitt 
9>etri  von  SRubenS,  ber  in  Ä.  geboren V 
hier  getauft  warb;  bie  Urfulafircfre  ent^itt 
bie  ©cbeine  biefer  ^eiligen  unb  ber  Ii 
3ungfrauen.   ©in  bureb.  feine  ©efhaumn: 
unb  feine  {Bauart  bemerfenSwert&e*  Oetdstt 
ift  ber  umftcbenb  abgebilbete  ©ür  jenieb  e*r 
ba»  äerrenrjauS.   Derfelbe  bat  Ott  lbn 
von  feinem  ©rünber,  einem  Sfitter  vom*, 
jenia),  welcher  ti  bem  öffentlichen  Ber|it 
gen,  namentlich,  bem  JBalifpiel,  wibmtu  mf 
eS  ber  Statt  fdjenfte.  3»  bem  obem  2fe& 
beS  viereckigen,  mit  einer  9Raucrrrone  $e> 
jierten  ©ebäuteS  beftnbet  fieb  ein  gttfr 
Saal,  teilen  Decfe  bureb,  eine  Sterbe  w 
Säulen  geflutt  wirb.    Später  würbe  rc 
©ürjenid)  ju  SBaarennieberlagen  u.  bgL  k 
nu(jt,  bis  er  in  neuerer  3cit  feinen  nu^er 
3wecfen  infoweit  wiebergegeben  würbe,  r: 
man  ben  Saal  jur  'Aufführung  von  9WS 
feflen,  jur  ßarneoal»fcier,  ju  JBürgerbaafc 
ten  u.  tgl.  benufete.  211S  auSgejeic^nde  9f 
baute  finb  noct)  ju  ermähnen:  ba5  neber 
hent  abgebilbete  ÄatHauS  mit  einem  jck 
nen  portale,  bot  vormalige  3efuitercoUegiac 
ber  Suftijpalaft  unb  ba§  Sknfcomptoir.  . 
ben  64,000  ©nwo^nem  finb  etwa  30 
9>roteftanten,  400  geboren  ber  9Bo' 
I  Religion ,  alle  übrigen  ber  fatbolifcben 
an.  it.  ifi  Sife  eine«  ©ifefcof*  (ba  jnc 
wärtige  (Siemens  Xnton,  greiberr  oort  1 
ju  SBifdjcring,  würbe  gegen  Qnct  be*  3- 
1837  von  ber  preu^.  Regierung  feiner  iE 
enthoben  unb  nad;  Winten  abge. 
yreufun),  cineS  Äppellationi^oft*  tut 
nibeinprovinj,  \)at  ein  $anbcl6gcrid? 
©pmnafien,  ©ibliotljcfen,  mebre  anbete  - 
bungSanflalten,  j.  iB.  eine  «Kilitarrfdjule 
nen  botanifchen  ©arten,  ©cmälbcfaimr. 
cjen,  ©alraf ö  Sammlung  für  Aunfi  u;:- 
tertbum,  unb  treibt  einen  febr  au6. 
^anbel,  ber  bureb  bie  lebhafte  DampfT- 
fa^rt  wefentlicb,  bef6rbert  wirb;  ei 


Koloss 


635 


Koloes 


jtcicb  greihafen  unb  fjnt  mehre  bcnracfjtticfce  gabrifen,  welche 
yvunnwpllenwaaren,  ©teingut,  Stabacf,  SBolIenroaaren  u.f.w. 
tefern.  Ä.  ijt  bcfcftigt,  unb  mit  ber  gegenüber  am  rechten 
Jfbeinufer  liegcnben  ©tabt  ®eufc  »ermittelt  einer  auf  39 
Scbiffcn  rubenben,  1250  ©dritte  langen  JBrücfe  ferbum 
>ti\. —  JBerübmt  if!  ba§  fölnifcbe  2Baf(er  ober  (franj.) 
^nii  de  Colofjnc,  ba3  juerjt  gegen  Anfang  be§  t>ori$en 
SatyrbunbertS  »on  3ol>.  Sttaria  garina  bereitet  worben 
fr,  iefct  aber  nicht  nur  in  X.,  fonbern  auch  an  anbern 
Drten  nachgemacht  wirb.  3n  Ä.  gibt  eä  über  50  jum  3T(>til 
ebr  woblbabenbe  gabrifanten  bicfeä  wof)lriechenben  23affer3, 
nter  bencn  bie  garina,  fowie  3anoli  imb  $erftabt  bie  be= 
übmtcften  ffnb.  Die  gabrifation  be$  SüafferS  tfT  noch  im« 
riiv  ein  ©ebeimnifi,  roaS  baö  richtige  SBcrljaltnif»  ber 
u  benfetbea  ju  »crwenbenben  ©ubflanjen  betrifft.  Seine 
Bereifung  ift  im  ungemeinen  bie,'  baß  man  völlig  reis 
icn  2Beingei|t  in  eine  £eftiUirblafe  bringt,  unb  bcnfelben 


mit  gewiffen  buftenben  ^flanjentbeilen  wennifcbt,  al$  Tran: 
gebtute,  Gitrouenmelifje,  3intmt  unb  bergl.  9la<bbem  ein 
SEbeil  abbeftitlirt  worben,  werben  Atherifcbe  feie  jugefefet, 
al$  ßitronenel,  öergamotöl,  JRofen&l,  2a»enbel6l  unb 
bergt.  JBei  gutem  Ivan  de  Culo»nc  barf  feiner  ber  aro-- 
mafifeben  JBeflanbtbeile  ftcb  vor  ben  übrigen  bemerflirb 
machen,  aucb  bann  nicht,  wenn  man  jenes  langfam  uerbuf» 
ten  Idjjt. 

Üoloso  bezeichnete  bei  ben  ©riechen  jebe  Tlxt  rem  Jbitb; 
fdulc,  fpdter  aber  hat  mau  Dor^ugSweife  nur  biejenigen 
JBtlbfdulen  mit  tiefem  SBorte  bejeiepnet,  welche  über  bat- 
natürliche  ?D?a^  ber  von  ihnen  bargcftellten  ©eftalten  t/mau*; 
gehen.  ©o  war  im  Xltertbum  ald  einrt  ber  fiebert  "SBelts 
wunber  berühmt  ber  Äolofl  t>on  9?ljobu6.  JDiefer  mar 
eine  bem  ©onnengotte  ju  dfyrtn  errichtete  eberne  SMlbfduIe, 
welche  70  ©Den  hoch  n>ar,  am  Eingänge  brt  £afen$  ber 


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Kometen 


636 


Kometen 


genannten  3nfel  jftonb  unb  alt*  Seucbttburm  benufct  würbe. 
(Sin  Erbbeben  (Ktrjte  fie  um,  naebbrm  fte  etwaS  über  ein 
halbes  3abrbunbert  geßanben  hatte ;  baS  Grafel  verbot  ben 
SBieberaufbau,  wabrfd)einltcb  weil  man  ben  Umflurj  berfel» 
ben  ben  ©öttern  jufd)rieb,  wetabe  nid)t  »ollen,  baß  ber 
SRenfd)  foicbe  übermütige  SBcrfe  erriete,  unb  fo  lag  baS 
Erj  mehre  bunbert  3abre,  bis  eS  ber  Äbalif  £>Sman  (>54  v. 
Ehr.  einem  Suben  rerfaufte,  ber,  um  cS  fertjufebaffen,  noch 
980  Äameele  nöthig  gehabt  haben  foll.  —  Äoloffen 
werben  vorjugSweife  jwei  umftebenb  abgebilbete  18  hohe 
Statuen  mit  fpringenben  Sfoffen  genannt,  welche  SJarfieU 
•  (ungen  ber  ©ioöfuren  (f.  Äajtor  unb  ^ollur)  ftnb 
unb  vor  bem  »dplfticben  yalajie  auf  bem  9Jionte  Gavallo 
ju  9?om  flehen.  3wifchen  ibnen  erbebt  ftch  ein  dgvvt.  IDbes 
liSf  »on  ©ranit,  weldjen  9>a»fr  ^)tu5  VI.  aufrichten  lieg, 
unb  vor  ihm  freht  ein  fd;öncr  Springbrunnen.  2>ie  Äolof* 
fen  füllen  SBerfc  ber  berühmten  griech.  JBilbbauer  9)btbia5 
unb  $rarite(e§  fein,  welches  jebod)  unwahrfd)einlid)  ift.  5D?tt 
Unrecht  hat  man  ftc  früher  für  Itorfie  Düngen  beS  ben  äBm 
cepbalutf  bdnbigenben  Eleranber  gehalten. 

fiomettn,  4>aarflerne,  Schwang  ober  Schweif* 
(lerne  »erben  biejenigen  unter  ben  übrigen  ©efiirnen  fid) 
bewegenben  Sterne  genannt,  welche  fid)  burd)  eine  ncbel: 
fte  Umhüllung  unb  gewöhnlich  auch  bureb  einen  von  ber 
Sonne  abgewenbeten,  juweilen  febr  großen  Strablenfchweif 
auSjeichnen.  2>ie  Ungewöbnlicbfeit  ihrer  Erfcbrinung  unb 
ber  großartige  ftnbticf,  welchen  fte  gewahren,  befonberS 
wenn  fte,  im  Scaljerfommen  begriffen,  von  ütage  ju  Sage 
an  ©röße  junebmen,  finb  bie  Urfatpen,  »arum  fie  febr 
bduft'g  befonberö  bei  ungebildeten  Siölfem  Erfiaunen  unb 
Sehrccfen  verbreitet  haben.  3>aju  fam  nod),  baß  man  bie 
Sicgelmdßigfcit  ber  ©ahn  biefer  |>irnmclSförper  nid)t  fannte, 
fonbern  fte  für  Meteore  hielt,  welche  nur  erfebienen,  um 
ben  Sttenfchen  ein  brobenbeS  3eid)cn  beS  göttlichen  3orncS 
?,n  fein,  beffen  Strafgericht  bureb  ÄriegSnotb,  Überfd)»em; 
mung,  $efl  u.  bgl.  bevorftanb.  tiefer  2Cberglaubc  mußte 
»erfd)wtnben,  fobalb  erwiefen  war,  baß  bie  Äometen  gleich 
ben  Planeten  SBcltförpcr  finb,  bie  unferm  Sonnenfoftem 
angehören  unb  fid)  in  bemfelben  um  bie  Sonne  in  iBabnen 
bewegen,  »riebe  fid)  »on  benen  ber  Planeten  nur  baburd) 
unterfd)riben,  baß  fte  ungleich  länger  ffnb,  b.  h.  baß  bte 
Entfernung  ber  Planeten  »on  ber  in  einem  ©rennpunft 
bei  Ellipfe  flehcnbcn  Sonne  balb  außergewöhnlich  gering, 
balb  »icber  ungewöhnlich  groß  ift.  £a  auf  biefe  SBetfe  bie 
Kometen  auf  ihren  Sahnen  viel  weiter  von  ber  Sonne  ab* 
febweifen  als  biefeS  bei  ben  Planeten  ber  gaü  ift,  fo  wer» 
ben  fie  »on  ber  Erbe  au«  nur  bann  gefeben,  wenn  fte  in 
bie  9labe  ber  Sonne  fommen,  unb  finb  bann  viele  Sahre, 
einige  fogar  Sahrbunterte  lang  unftebtbar,  bii  fit  in  bie  @on* 
nenndbe  jurüeffebren.  2)ie  Jöcrccbtumgen,  welche  bieXfirono> 
men  nach  S3eobad)tungen  über  ben  Sauf  einzelner  itometen  ge< 
macht  haben,  {eigen  jeboch  hinreichenb,  baß  ihre  ^Bewegung  ge> 
nau  ebenfo  regelmäßig,  b.  K  innerhalb  befiimmtet  3ritraume 
gefchiebt,  wie  biefeö  bei  ben  Planeten  ber  gatl  ift.  ga(i  alle 
Planeten  weichen  nur  wenig  mit  ihrer  iöahw  von  berjenigen 
Ebene  ab,  innerhalb  welcher  ftch  bie  Erbe  um  bie  Sonne 
l erregt,  unb  alle  Planeten  bewegen  fidj  in  ihren  ^Bahnen 
von  2Be(len  nad)  JDjlen.  dagegen  erjheefen  ftch  bie  Äome* 


tenbabnen  nach  allen  Dichtungen  burch  taf  <2ormen^(fcni 
fotaß  {.  SJ.  einige  fogar  fenfrecht  auf  ber  Ertba^n  ffafa 
unb  mehre  Kometen  ftnb  beobachtet  worben,  wclcbe  fii  ce: 
jCllen  nad)  2iSejien  bewegten.    35a  bie  Äonuten  jttü  ~ 
vollen  l'icbte  erfd>einen,  auch  bann,  wenn  fte  unJ  ibtt  r 
ber  Sonne  abgewenbete,  alfo  nicht  t>om  Sonnenlicbt  bn'^ic 
nene  Seite  sufchien,  fo  i.it  man  hieraus  gefcbloffen,  tij 
fte  fclbfileuchtenbe  Aörver  feien,  nicht  wie  bte  f>lanetr 
ÜÄonbe  folche,  bie  erff  »on  ber  Sonne  ibr  ?id)t  erapfenst: 
garbe  unb  Stärfe  ibreS  Jüdjteö  ifl  febr  verfebitben.  i.. 
einigen  Jlometen  wirb  crjdblt,  baß  fie  bem  Äuge  tri  £k 
oba'd)terö  größer  alö  Sonne  unb  SRonb  erfchieaen  feir. 
3hr  ^itht  ifl  gelblich,  weißlifi)  ober  rotblich  unb  im  2.; 
meinen  mtnber  lebhaft  ale?  ba£  ber  Planeten.  3m  3sok 
ber  (euchtenben  3)un^büüe  fann  man  bei  ben  mrifbi 
meten  einen  mehr  ober  weniger  fcharf  abgegrenzten  nsto 
Aörper  unterfcheibrn,  tveleher  her  .Hern  ebrr  *tc. 
Äometen  genannt  wirb.   S$on  tiefem  breitet  ftcb  ter-si: 
au6,  roeld)er  gegen  baS  Enbe  ju  matter  unb  nebehj 
3?erfclbc  erflrecft  ftd)  oft  burd)  ganjc  Stcrabtlte:.  ; 
fogar  burd)  ba£  halbe  Himmelsgewölbe.   Durd)  gteje  ac 
gtanjenbe  Schweife  baben  ftd)  unter  ben  befannten  iemr. 
tie  »on  145«,  147i,  1577,  1618,  10»>4,  in 
1744,  17h!»  unb  1811  auögejeidmct.    3?ie  JRegelmäi 
ber  Planetenbahnen  würbe  erfl  in  ber  weiten  v. 
17.  3ahrh.  entbceft,  namentlid)  von.JDörfel,  einem 
ger  in  flauen  im  SJoigtlanbe.   TLÜe  bei  un$  fiitbarr. 
meten  gehören  unferm  Sonncnfvffcme  an,  bpch  ift  tt 
feheiniieb,  baß  au^>  anbere  Sonnen  (bie  girftemc 
Kometen  fowol  als  Planeten  haben,   5>ie  2ln^aM  ka 
unferm  Sonnenfvflem  gebörigjn  Äometen  iji  bciwciirni 
ßer  alS  bie  ber  Planeten,   veeit  bem  3-  -'40  n.  Q 
man  bis  jefet  eriva  1?<»0  Äometen  aufgejeich.net,  wobei  pr 
jtbod)  nod)  beriteffichtigen  muß,  baß  man  in  frühen 
ten  nur  bic  allergrößten  unb  nur  bie  Äomcten,  weltfct 
ber  von  ber  cultivirten  SSBelt  bewohnten  nörtl.  fiji 
Erbe  beobachtet  »orben  finb,  aufgejeiebnet  hat.  f  ÄStfie  I 
meten  »erben  barum  nidbt  gefeben,  »eil  fie  »»ihren: 
Sonnenmibe  bei  2*ige  am  Gimmel  fielen ,  bann  abn 
?id)te  ber  Sonne  überflrablt  werben.    9?ad>  einer  i. 
fd)eintichfeitSbercchnung  foll  bte  3«il?t  ber  .Kometen, 
ber  Sonne  ndlier  alS  Uranuß  fommen,  größer  als  43:  • 
fein.   35ie  Äometen  fcheinen  fdmmtlicb  eine  ffhr  ar 
QJiaffe  ju  haben,  weld)e«  namentlich  barauS  folg: 
wie  burd)  bie  genaueren  aflronomifchen  Seobaitunjea  t» 
wiefen  ift,  einen  ganj  unmerflichen  ober  gar  feinen  Cv 
auf  bie  Planeten  ausüben,  beren  JBabnen  fte  freuen 
mit  benen  jte  baber  nahe  jufumtncnfommen.  3< 
ndmlid)  bie  «Waffe  e'tneS  SEBeltförperS  i(l,  beflo  grefr. 
auch  bie  2lnjiehung,  welche  berfelbe  auf  anbere  mttty 
ausübt.   9Ran  bot  nun  bic  IBeobacbtung  gemadu,  b-=F 
Äometen,  wenn  fie  in  bie  9i\ibe  ber  Planeten  fe~~ 
gar  feine  anriehungSfraft  gedußert  b<w<ri-    So  ift  | 
ein  Äomet  jwifchen  bem  3upiter  unb  feinen  SRcnbr 
burchgegangen,   ohne  irgenb  eine  merfiiebe  Storni 
Caufc  tiefet  Planeten  unb  feiner  SKonte  nach  fitt  ju 
«Öierburd)  oerfchwinben  bie  Jabeln,  welche  man  Ml 
9Röglid)feit  eines  3ufammentreffenS  ber  Erbe  mit  < 
Äometen  unb  bem  barauS  folgenden  Unglücf  geroactr 


Digitized 


i«  berühmte  Hflronom  £>lberl  bat  He  SR&gliehfeit  eine« 
reben  3ufammentreffenä  berechnet  unb  gefunben,  t>afi  man 
ül  SRillionen  gegen  1  wetten  tonne,  baß  baffelbe  nicht 
ittfinben  »erbe.  2tucb  9?ewton'l  Hnnabme,  baß  bie  Äo* 
cten  jnweilen  in  bie  ©onne  ftefert  unb  berfefben  neue* 
cht  jur  SBeleucbtung  bei  ^ManetcnftjflemS  jufübrten,  bat 
enig  SBat>rfc^einIid>f cit ,  weil  bal  eigne  l'icbt  ber  Äonteten 
gen  bal  ber  ©onne  aßju  unbebeutenb  ift,  all  baß  biefe 
ircb  böö  einfallen  cineS  Äoineten  merflith  an  Pift)tintenfu 
t  gewinnen  fonnte.  föon  ben  beobachteten  Äometen  finb 
rjenigen  am  intereffanteften,  welche  eine,  furje  Umlaufet 
iben,  baber  ifter  wieberf  ehren.  3u  biefen  gehört  ber  fo* 
nannte  feböne  fallen ,  brffen  SS.ihi  »on  bem  berühmten 
fhonomen  ^alle»  beregnet  worben  ift.  £)erfelbe  bat  eine 
mlaufljeit  »on  gegen  77  3abrcn  unb  ift  julefet  im  SBin* 
t  1835  —  36  jt^rbar  gewefen.  JBei  feinem  jebelmaligcn 
■feinen  bat  berfelbe  eine  ganj  »eranberte  ©eflait  bargen 
•ten,  rocIc^eS  feinen  ©runb  jum  Sbeil  in  ben  Störungen 
treh  bie  Planeten  unb  in  ber  großen  (Entfernung  »on  ber 
cmne  haben  mag ,  welche  er  erreicht  bat.  Diefe  große 
ntfernung  muß  einen  außerorbentlicben  Unterfchicb  in  ber 
emperarur  bei  Äometen  jur  golge  baben.  Xußerbcm  finb 
xb§u  erwähnen:  ber  1815  erftbienene fclberl'iebeÄomet 
dt  einer  Umlaufljeit  »on  74  Sabren;  ber  1818  entbeefte 
ncfe'fcbc  dornet  mit  einer  Umlaufljeit  »on  nur  3 
obren  115  Sagen;  ber  1826  entbeefte  Jöiela'ftb«  Äoj 
et  mit  einer  Umlaufljeit  »on  6  3abren  270  Sagen; 
t  1743  entbeefte  Glau  fen'f  che  dornet  mit  einer  Ums 
nfflMft  »on  5  Sabren  220  Sagen,  dagegen  bat  aber 
tÄomet  »on  1080  eine  Umlaufiyit  »on  etwa  8814  3ab: 
I  unb  eine  ©ahn,  bie  185  Wtal  langer  all  breit  ift. 
lerfelb«  fam  ber  Sonne  bis  ju  28,000  2J?ei!en  nabe  unb 
•beifte  mit  ber  Wnge  feinet  ©cbweifl  beinahe  bie  ^dlfte 
:§  £hnmell.  3n  jßejug  auf  ben  (Schweif  bieten  übrigenl 
e  Kometen  »erfebiebene  Abweichungen  bar,  nach  benen 
an  fte  in  mebre  Staffen  unterfchetben  fann.  Cinige  nam* 
i>  baben  ftatt  eine«  ©Zweifel  nur  einen  nach  aUen  ©ei» 
n  jiemlicb  gleich  ausgebreiteten  JHeitnebel;  anbere  baben 
nen  ©cbweif,  welker  all  weitere  Xulbebnung  jcnel  Sie* 
■II  erfd)eint,  unb  nod)  anbere  enblid)  baben  eine  »on  ibrer 
rbeligen  Htmofpba're  ganj  getrennte  sRebelbüUe,  bie  ben 
ometen  an  ber  ©otmenfeite  balbfugelförmig  umgibt  unb 
$  bann  fegeiförmig  aulbreitet  unb  nach,  ber  ber  ©onne 
ttgegengefefcten  ©eite  erfheeft.  2)er  ©chweif  ifl  gewöbns 
Ö  etwa!  gefrümmt,  juweilen  jeboeb,  auch,  ganj  getabe. 
§  finb  auch  gdlle  »orgefommen,  in  benen  Kometen  jwet 
3ebweife  gezeigt  baben,  j.  33.  ber  Äomet  »on  1824,  bei 
clebem  ber  eine  ©cbweif  nach  ber  ©onne  ju,  ber  anbere 
m  ibr  abgewenbet  war.  2fn  bem  Äometen  »on  1743  will 
tan  jule&t  fogar  fech!  Schweife-  beobachtet  baben.  äöei 
nigen  Äometen  batten  bie  ©(bweife  ein  fo  1)tÜe$  Siebt, 
if  fte  felbft  bei  Sage  ftd)tbar  waren,  ©egenwdrtig,  wo 
if  Hffronomie  einen  \o  bob'n  ©tanbpunft  erreid)t  bat,  wer* 
m  fibtlidb  «in  ober  jwei  neue  Äometen  entbeift,  unb  man 
tbient  fic^  beim  3tuffu(ben  biefer  lid>tfd)wacben  ©terne  etg» 
er,  Äometenfudber  genannter Semribre,  weiche  febr  licht: 
arr  ftnb,  aber  ebenbelwegen  aueb  nur  wenig  »ergrögern. 

fiomißch  wirb  b«uftg  gletcfcbebeutenb  mit  „tdcberlicb" 
.'.n\uicbt,  bezeichnet  aber  eigentlich  nur  bal  £äcbcrlict>e. 


Kon-fa-tse 

burd)  beffen  Sborbeit  unb  ßitelfeit  auf  bad  @wlge,  bal' 
@etjtige  bingtbeutet  wirb ,  unb  ift  raivr  ein  ©egenfianb 
tünfilertfcber  2>arfteQung.  @nblicbe  unb  ewige  92atur  finb 
im  SRenfcbcn,  fo  wiberfprecbenb  aueb  beibe  finb,  unjertrenn- 
lieb  »erfnüpft,  unb  baber  fommt  e§,  baß  er  in  aDen  feinen 
S3eflrebungen  unb  S3ecbaltntffen  ftcb  uon  bem  Snblicben 
niebt  (olmacben  !ann,  welche!  befonberl  in  ben  niebem 
8eibenfcbaften  ftcb  all  bal  ben  2Wenfd>en  beberrfebenbe  fxln- 
eip  geltenb  maebt.  ©egen  bal  @wige  gebalten  ifr  bal  6nb» 
liebe  bal  Sbontbte,  SJergebliebe,  unb  all  folcbel  erfefteint  t§ 
baber  »on  bem  ©tanbpunfte  ber  Äunfl  aul.  2)er  Äunfb 
ler,  unb  ein  foleber  ijl  aueb  ber  £;cHer,  jlellt  alfo  im  So- 
mifeben  ben  enblitben  ÜBenfchen  mit  feinen  niebern  £eibem 
febaften  unb  lleinlicben  Sßerbältni(fen  bar,  inbem  er  jugleicb 
ben  gefer  ober  JBefcbauer  auf  ben  ©tanbpunft  bei  i?wigen 
erbebt,  »on  melcbcm  jene  IVcifchm,  ihre  j8efhrcbungen  unb 
ihre  SScrbydltniffe  all  in  fub  Richtig  unb  ti)6ricbt  erfebefnen, 
errfgt  alfo  bei  ibm  niebt  bal  ©efübl  bei  Unwillens  ober 
äornel,  fonbern  bal  ber  ^eiterfeit  bei  eben  bureb  jene 
£)infälligfeit  bei  (Enblicbcn  feiner  SBurbe  innewerbenben 
öetfiel.  ©ne  befonbere  2lrt  bei  Äbmtfeben  ijt  bal  S5ut; 
lelfe  (f.  b.). 

.  Eomninrit  ifl  ber  Marne  einer  berübmten  ^»errfeber: 
familie  ju  Äonfiantinopel  (f. b.)  unb  Srape junt(f.b-), 
welcbc  »on  1057— 1401  blübte.  2)er  lefete  ^»enfeber  aul 
biefer  gamilie  war  £>aiub  Äomnenul,  weteber  fein  JReicb 
an  SRobammcb  II.,  ben  Eroberer  Äonflantinopell,  abtreten 
mußte  unb  von  biefem  mit  allen  feinen  Äinbcrn  1462  bin- 
geriebtet  würbe.  3nbeß  wirb  erjablt,  baß  ein  ©obn  biefel 
S)a»ib  Ä.  tttfornmen  unb  feine  Samilie  fortgepflanzt  habe. 
SSon  biefem  ioUte  25emetriul  Äomnen  abjfammcn,  mU 
eber  auf  Gorfica  1750  geboren  würbe  unb  fpäter  frani. 
ßanalerieoffijicr  war.  Derfelbe  würbe  »on  bem  franj.  ÄO: 
nige  ßubmig  bureb  eine  ^arlamentlatte  »om  3.  1782 
all  eebfer  Äomnene  anerfannt  unb  erbielt  all  folcbcr  »on 
Napoleon  unb  Subwig  XVIII.  einen  3abrgebalt  bil  1821, 
wo  er,  obne  Äinber  ju  b^nterlaffen,  fiarb. 

ücn-fit-U'.c,  gcw^bnlieb  tat.  Confucius  genannt,  iit 
ber  9Jame  einel  berübmten  ebinef.  Sfeligionl  *  unb  ©ittem 
lebrerl,  weleber  551  ».  Gbr.  geboren  würbe.  Grr  flammte 
aul  F6nigli*em  ©eblüt  unb  würbe  im  Äönigreicbe  8u,  wel» 
cbel  jeht  ©cbangstong  he;f;t,  ber  erfle  9?atbgeber  bei  Ä6< 
nigl.  Dal  ebinef.  ff'eich  gerfiel  namlicb  bamall  in  mebre 
felb|idnbige  Äinigreiebe.  Ä.  war  unabläfftg  sum  SBobl  fei« 
nel  S3aterlanbel  2u  bemüht  unb  leitete  ben  Äonig  fo,  baß 
ftcb  bie  Untcrtbanen  beffelben  glüeflieb  priefen.  SJeilgunÜ 
unb  9icib  brachten  ihn  aber  enblieb  um  bal  SBertrauen  bei 
Äönigl,  unb  Ä.  legte  baber  fein  amt  meber  unb  trat  nun 
im  A6nigreicbe  ©um  all  ©ittenlebrer  auf.  Gr  übernabm 
nocbmall  ein  b*be!  2lmt  unb  legte  el  aul  Ähnlichen  ©rün« 
ben  tx>ie  bal  erfle  nieber.  gortan  jog  er  all  ©ittenlebrer 
bureb  bie  $ro»tnjen  bei  ebinef.  {Reichel,  gewann  »iele  ©ebü* 
ler,  mußte  aber  aueb  oft  Motb  unb  Wangcl  ertragen  unb 
ftarb  enblieb  478  ».  6t)r.  im  Äönigreicbe  £u.  gern  »on 
allem  (5igennu&,  aller  iperrfebfuebt  unb  aller  ^rablerei  i(i 
Ä.  nur  bemüht  gewefen,  reine  unb  bal  wahre  SBobl  beo 
SJlenfcben  förbernbe  ©itten  ju  »erbreiten.  3n  ber  ©efebjje» 
bung  unb  Sieligion  febloß  er  fleh  mit  großer  SBeilbeit  an 
bal  »eflebenbe  an  unb  fuebte  biefel  nur  ju  »ereteln.  92id)t 


uigiti. 


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Ktinigsstulil 


640     Konradln  von  Schwaben 


rtn  forperlicfjen  Seiten  auSgefcfct  gewefen  war,  flnrfc  fie 
1728- ju  fcueblinburg,  wo  man  in  ben  ©ewälben  ber  bo- 
ben  ©tiftsfirc&e  noeb  in  neuem  3eiten  ibren  mumitnartig 
lingetrocfneten  Seicbnam  jeigte.  J^enfwurbigfeiten  bei  ©rä* 
ttn  Ä.  bat  Gramer  berauSgegcbtn  (2  2)be.,  8»j.  1836). 

fiijnii}B9lul]l  betft  eine  im  preuj.  SJegierungSbejirfe 
Äoblenj  tm  eormaligen  Fuvrolnifcben  ©ebiete,  unfern  von 
SJenfe,  am  Bibeln  befinblicbc  6rb6bung,  welcbe  aus  fiebert 
16  %.  t)oben  ISBogen  beflanb,  ju  benen  28  ftrinerne  ©tufen 
führten,  unb  unter  benen  ftd)  fiebert  jteinerne  ©i|e  befan> 
ben.  $itx  tarnen  ebemalS  bie  {leben  beutfeben  iturfürffen 
jufammen  unb  riefen  ben  Flamen  beS  von  tfyncn  gewallten 
beutfeben  ÄaiferS  öffentlich  au§.  3cfct  bejeiebnen  nur  noeb 
vier  Steine  biefe  eforwürbige  (Statte.  —  Jütn  tarnen  Äo  = 
nigdflu r)l  fübrt  aueb  ein  563  g.  bober,  fleil  tnS  2Reer 
abfallenber  Äreibefclfen  auf  ber  Snfel  Stugen. 

ftörngdtrin ,  ein  ©täbteben  mit  1500  Qinvo.,  im  meifjs 
ntfdben  Äreife  be$  ÄonigreidjS  ©aebfen,  liegt  am  Jufie  be3 


gleichnamigen  JclfenS,  ber  fieb  fen freefit  bis  )U  mebr  sli 
1600  gufj  i)6bc  über  ben  «Spiegel  ber  Qibt  erbebt,  unt  b 
beffen  jCberftäcbe  nur  ein  einziger  fo  (teiler  $fab  fubn,  t-1 
SBagen  binaufgejogen  werben  muffen.  33er  Ä.  bittet  rsu 
natürliche  $efhing,  bie  fein  geinb  mit  ©ewalt  emner«n 
fann;  bie  SDbcrfiadje  beS  gelfenS  bat  etwa  eine  balbe  gtrait 
Umfang,  unb  es  beft'nben  fidj  auf  bemfeiben  ein  Kram 
giebtenwatb,  SBiefen,  ©emüfegärten  unb  jwei  Qtjterncn,  in 
weldjen  baS  JRegenwaffer  aufbewabrt  wirb;  in  ben  fdfc 
ift  ein  800  tiefer  {Brunnen  gedauert.  £tr  Sau  (ei  oben 
beftnblicben  geflungSwerfe  würbe  1589  begonnen  unb  1731 
»oUenbet;  fie  begeben  ouS  bombenfeften  Gafematten;  u? 
3eugbau§  ifl  flets  mit  Staffen  unb  ©djicfjbctarf  reift  * 
perfetien.  ;Dem  Ä.  gegenüber  am  (infen  Clbufer  erbebt  v* 
ber  rvnbum  freie  unb  jteite  gilienftein,  welcber  triebt  bew?tn: 
ift.  JDet  Äurfürfl  $riebricb  Eugujt  I.  von  ©atbfra  he 
flieg  tiefen  ben  £.  noer)  weit  uberragenben  Jelfen,  lt.: 
jum  ©ebäd)tnifj  biefer  Crflctgung  ijt  auf  ifjm  eine  fttoenu 
©pifcfaule  errichtet  worben. 


lionrainn  von  ©cbwaben,  ber  legte  ber  4j>obenftau* 
fen  (f.  b.),  würbe  1252  geboren  unb  war  ein  ©obn  be8 
ÄaiferS  Äonrab  IV.  unb  ein  Cnfel  beS  ÄaiferS  griebridb,  II. 
211*  fein  Sjotev  febon  1254  mit  bem  iöannflucbe  belaftet 
ftarb,  fiel  fein  Ä6nigreicb  9ec<wel  unb  ©teilten  in  bie  .£>dnbe 
SWanfreb'S,  eines  ©obneS  Snriebrid)  IL,  welcber  baffelbe  ans 
fang«  im  tarnen  Äonrabin'S,  nac^ber  aber,  um  nicr)t  ber 
Jperrfcbaft  gan)  uerluftig  ju  geben,  a(S  unabbdttgigcr  $6nig 
bebenfcb,te.  3>er  ^)apft  »erfolgte  SJianfrcb  wie  fruber  feinen 
Xiater  unb  feinen  Skufcer,  war  aber  ebenfo  wenig  geneigt, 
ben  jtingen  Ä. ,  weldjer  oon  feiner  SWutter  unb  feinen  SDbei- 


men  in  Skiern  unb  ©cr)waben  auferjogen  würbe,  als  tr: 
mdfigen  Äebenfcb/r  jenes  Äomgrei<$8  anjuerfennen.  f^f 
Siemens  IV.  rief  ben  berrftbfttcbrigen  Aar!  oon  Tüfru,  * 
nen  Sruber  beS  bamalS  regierenben  JÜnigS  »ob  Jtantri*- 
Subwig  IX.  ober  bei  «^eiligen,  nat^  Stalten  unb  nfclt 
als  tfonig  »on  Neapel  unb  ©teilten.    Äarl  erobertt  ftä 
JKetcb  tureb  eine  *ccbladt)t,  in  weichet  ibm  JBrnatt  ^ 
©ieg  »erfcb äffte,  unb  ffllanfreb  fiel.  Salb-  batte 
aber  burcr)  feine  graufame  ©trenge  ben  ^taliesern  fo  v 
baijt  gemacht,  baß  biefe  ftcb  beintlteb  an  St.  roenbeten 
ibn  auffoberten,  baS  ibm  gebubrenbe  Weieb  nrft  8owI»  ^T 


Konstantin  fr5m.  Kaiser)     641  Konstantin  (röm.  Kaiser) 

Baffen  fld)  anzueignen.  SXaum  ;um  Süngling  erwachsen  jog  Stallen  (Ute.  ©etfelbe  richtete  tntcfl  nicht  mehr  auJ,  <M 

t.  1267,  begleitet  von  fernem  Sugenbfreunbe,  tem  fMnjen  »orficr  ©e»eru»  unt>  raufte  ftd)  jurucfjieben,   Gr  ernannte 

piebrid)  »on  »aben,  unb  einem  £eere  »on  etwa  10,000  tum  fernen  Sßaffengefdbrten  fcicmiu«  jum  Augufht«  unb 

Rann  nad)  Stalien.   Überall  mit  Subel  begrüft,  unterjlüfct  muffe  gleite  SBurbe  aud)  bem  aJiarimtn  jugefteben,  ber  m 

«n  ben  alten  Xnbdngern  feiner  gamilie,  fam  Ä.  fiegretetj  Serien  unb  ^tgt>pten  berrfdjte.    Q$  waren  alfo  tn  'biefet 

:3  nad)  8?om.   2fud)  in  ber  ©flacht,  n>rld)e  et  1268  bei  Seit  ftdf)«  Aaifer,  wn  benen  je  brei  äufammenbielten.  5t. 

Cöglt'atojjo  gegen  Äari  »onanjou  lieferte,  war  ber©ieg  ans  unb  27torenriu$,  ben  SEBeflen  be$  9?cid)$  beberrfd)enb,  fiaiu 

»ngS  auf  feiner  ©eite.   Doch  bie  2>eutfcben  warfen  ftd)  ben  auf  Seiten  be«  2Rarimian,  wdbrenb  im  ßjten  be« 

Oju  eilfertig  auf  bie  fMünberung,  würben  »on  bem  «Sinter*  8teid)S  9Rarimin  unb  SiciniuS  bem  ©aleriu«  betjianben. 


itt  ber  granjofen  überrafd)t  unb  »öttig  in  bie  g(udt)t  ge 
Alagen.  5f.  unb  fein  greunb  griebrtd)  »on  S3aben  waren 
lucfltd)  ben  Verfolgern  entronnen,  alS  fie  fid)  einem  »er* 
jeintlic&en  3fnbanger  ber  £obrnfraufen  an»ertrauten ,  »on 
iefem  twrr<5tr>erifc^  gefangen  genommen  unb  an  Äarl  »on 
fajou  ausgeliefert  würben,  liefet  befjanbelte  bie  $rinjen 
tt  £od)»errdt&er,  bie  einen  rduberifeben  Cinfatt  in  fein 
fetd)  gemalt,  unb  lief  ffe  mit  iBereiaigunq  beä  Zapfte« 
m  J29.  SDet  1263  auf  bem  SWarf tplafce  ju  Neapel  binrieb* 
•n.  Bor  feinem  Sobe  erfldrte  5C.  »om  ©diaffot  herab  fei* 
en  Verwanbten,  $eter  wn  Bragonien,  jum  Grtbrn  feine«) 
?ed)te«,  unb  nad)bem  bie  fteilifebe  Vriper  1282  bet  fran»; 


SPcarimian  geriet!)  inbef  balb  mit  feinem  ©ohne  SDfarentiu* 
m  ©freit,  unb  ba  biefem  bie  prdtorianifebe  2eibt»ad)e  juftel, 
fo  fat)  ftd)  SJlarimian  genötbjgt,  bei  feinem  ©d)t»iegtrfobn 
»5t.  einen  3ufIut^tSort  ju  fudjen  unb  nachmaß  ber  jtaifer» 
würbe  ju  entfagen.  4t.  nabm  ibn  ehrerbietig  auf,  aber  balb 
barauf  benutjte  SSarmrian  bie  (Entfernung  feineS  ©chwieget* 
fobnS,  einen  neuen  Vürgrrfrieg  ju  tntjünben,  burd)  wel« 
eben  er  fein  früheres  Xnfefjen  wteber  ju  erlangen  boffte.  5t 
fchte  eilenb  jurücf,  bemdd)ft'gte  ftd)  be§  SJJartmian  unb  lief 
ibn  310  heimlich  hinrichten.  Sm  folgenben  Sabre  fiarb  au^ 
©aleviuS  unb  e6  tbeilten  ftet?  Üßarimin  unb  £iciniu&  in  fein 
©eblet,  aber  balb  barauf  traten  fi$  Ä.  unb  £iciniu5  ndtjer. 


^nwltberrftbaft  ein  <5nbe  gemalt  fyatte,  trat  jener  auq)  wdbrenb  aSarimin  mit  bem  SKarentiu*  ein  gebeime«  SBünb« 

Mrflid)  biefe  erbfd)aft  an.  nif  ftb>f.    3m  3-  312  bratt)  ber  JCfieg  ^wiftben  Ä.  unb 

üRarentiuS  auS,  ju  welkem  bie  ndebfre  Urfact>e  »erfönlicbe 

Konstantin  (HajuS  £Iat>iuS  SaleriuS  2fureliu*  6lau*  geinbfeligfeiten  gegen  Ä.  »on  ©eiten  be«  SRarentiu*  wur« 

iu§);  ber  ©rofe  genannt,  röm.  Äaifer  306—337,  würbe  ben,  inbem  biefer  oorgab,  ben  2ob  feinet?  ßater«  rdd>en  ju 

74,  alt  fin  @obn  beS  Äaifert  ÄonftantiuS  unb  ber  «^e*  muffen,    ©djnell  ging  «Ä.  über  bie  3H»en  gegen  einen  ibm 

ena  (f.  b.),  geboren.   Äonftantiuä  war  »om  Äaifer  3)iotle*  an  SRannfc^aft  wol  oiermal  überlegenen  Semb,  gegen  wel» 

an  jum  SWitregtnten  angenommen  worben,  unb  um  fiel)  bei?  4en  f$on  iwei  Äaifer  erlegen  waren.  £>urcb  Älugbeit  unb 

3aterö  »u  »erfidjern,  bebielt  ©iotletian  ben  jungen  Jt.  an  Sapferfeit  fiegte  Ä.  bei  2urin{  fßerona  unb  !Rom,  unb  in 

;inem  vpofeunb  lief  ibm  eine  treffliche  (Srjiebung  ertbeilen.  ber  legten  ©d>lod)t  »erlor  fein  ©egner  felbfl  baö  8eben. 

)ie  jtaifer  ©iotletian  unb  Warimian  batten  naci)b«  bie  8tegie*  85ki  »on  bem  ©efcfyedjt  bei  SRarentiuS  noef)  übrig  war, 

img  niebergelegt  unb  bat!  grofe  röm.  S?eid>  würbe  »on  ©ale»  würbe  aulgerottet.   3m  folgenben  Sabjre  trat  5t.  bem  8id« 

iuti  unb  5tön(!antiu3,  weltfce  ben  Xitel  Xuguftu*  führten,  unb  niu«  nott)  ndber,  inbem  er  bemfelben  feine  ©cbwefter  nur 

nter  beren  ^obeit  »on  SDrarhnin  unb  ©eDeru8,  weld&e  ben  ©emablin  gab;  aud)  würbe  in  biefem  3-  313  ba$  merfwür« 

:itel  (Sdfar  fubrten,  beberrfdjt.    ÄonftanthtS,  ein  »ortreff*  bige  (Sbict  erlajfen,  nad)  weldjem  bie  <3bri|ten  in  bem  rom. 

d)ft  güril,  »erwältete  ©allien,  ©»anien  unb  jöritannien,  Steidje  für  bie  golge  gebulbet  unb  nid)t  Idnger  ein  ©egen« 

>dbrenb  fein  ©etjrt  in  ber  ©ewalt  be5  ©aleriuS  blieb,  wel*  fianb  ber  Verfolgung  fein  foDten,  ja  Urnen  fogar  ba6  6i» 

»er  auf  eine  JBelegenbeit  fann,  ben  »iel  »erfüreetjenben,  an  gentbum  jurüdgegeben  werben  foUte,  weldjet!  ibnen  ht  ben 


irper  unb  ©eijl  gleicb  auSgejeidjneten  jungen  9Rann  auf 
ie  ©tite  »u  fd)affen.  Äonftantiuö  unternabm  einen  .t>eere<* 
jg  nad)  Sritannien  unb  wünfdjte  feinen  ©obn  bei  fid)  ju 
hen,  weiter  fi^  ber  ©ewalt  be8  übelwoHenben  ©aleriu« 
ur$  eine  eilige  Steife  ju  feinem  SSater  entjog.  jtonftantiud 
arb  in  {Britannien  306  unb  5t.  würbe  »on  bem  v0eere 
cffelben  all  XugujtuS  unb  Äaifer  begrüft.    ©o  erjürnt 


»orbergebenben  Verfolgungen  entriffen  worben  war,  unb  ib* 
nen  nidn  Idnger  öffentliche  Erntet  »orentbalten  werben  foD« 
ten.  ßtciniuS  »erbmg  jebod;  balb  neue  Verfolgungen  über 
bie  Gbriften.  Von  ber  3ufammenfunft  mit  bem  Siciniu*  eilte 
5t.  nad;  bem  Kbein,  um  einem  (Einfall  ber  granfen  ju  be= 
gegnen,  wdbrenb  üiciniu^  bem  ID^arimin  entgegenrütfte,  wel« 
tSftx  ben  SRarentiuS  rdd>en  wollte.  ^Jlarimin  würbe  gefcbla« 


ud)  ©aleriu«  über  biefe  9tad)rid)t  war,  fo  mufte  er  bod),  gen  unb  fiarb  furje  3eit  barauf.  SRit  bem  jügellofen  unb 
a  bie  ©ewalt  in  ben  vf>dnben  be$  5t.  war,  feine  @rbebung    graufamen  fciciniu«  gerietb  5t.  fd)on  314  in  3wtfl,  unb  im 


tfomeit  anerfennen,  baf  et  ü)n  gwat  nid)t  als  %ugu(iu§, 
od)  ali  ßdfat  beftdrigte,  unb  ibm  bie  ^»errfebaft  übet  bie 
^otwnjen  jenfeit  ber  Ülptn  überlief.  Valb  barauf  empörte 
d)  ba«  über  bie  Vernacbjdfftgung,  mit  weither  e$  bebanbelt 
'urbe,  unwillige  9tom  unb  erhob  ben  SRarimian,  weld)er 
iefe  SEBürbe  fdjon  befeffen,  unb  bejfen  ©obn  2)?a>:entiu§  ju 
Saifem.   ©e»eruS  eilte  nad)  Stalten  unb  »erlor  2ruppen 


ndchflen  Sabre  lieferten  ftd)  biefe  beiben  au§gejeid)neten  gelb» 
benen  3wei  ©d)lad)ten,  burd)  weld)e  8ieiniu*  ju  einem  nad)« 
tbeiligen  ^rieben  gezwungen  würbe,  aber  bod)  nod)  bie 
SBürbe  eine!  BuguftuS  behielt,  ©nen  ftebenjdbrigen  grie* 
ben  benufcte  5t.,  um  einen  gefrfcmdft'gem  äufianb  in  fei* 
nem  9teid)e  hnbeijuführen,  ber  Stoth,  in  welcher  »iele  fei» 
ner  Unterthanen  fchmachteten,  einigermafen  abjuhelfen  unb 


nb  fcben.   Um  ffch  ju  befeffigen,  ging  «Karimian  307  jum  bie  ©ittltchfeit  ju  tybtn.    3Do<h  waren  feine  "©efei^e  jum 

l'.,  »ermdhlte  u)m  feine  Rechter  gaujta  unb  ernannte  t'bn  Sbtil  »on  graufamer  ©trenge.    3m  3.  322  jüd)tigte  5t. 

um  Xuguftuj.    5t.  war  fo  flug,  biefe  @bre  anjunebmen,  bie  anbrdngenben  ©othen  unb  323  brad)  ein  neuer  SBürger* 

bite  ffcf  in  ben  Äampf  ju  mifd)en,  ju  bem  ©aleriu«  nad)  Weg  gegen  8idniuS  au«.  5t.  unb  fein  dltefier  ©obn  ßri«* 
Sftbet.  cjon».«?t;.  n.  81 


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Konstantia  (röm.  Kaiser)  Ml 


Konataatlnopel 


pu*  fdmpften  fiegreicb,  unt>  Siciniu*  mußte  fich  unterwerfen 
unb  ber  Äaifcrwurte  enlfagen.  Jöegnabigt,  aber  halb  bar: 
auf  wieber  verbächtig,  «folgte  enblid)  feine  Einrichtung. 
3tuf  tiefe  SBeife  rvat  325  Ä.  jum  alleinigen  $trm 
be*  röm.  ÜBeltreich*  gerporben  unb  berrfebte  nun  mit  wes 
nigen  2tu«nabmen  frieblicb,  unb  glücflict)  bi*  an  feinen  Sob. 
Da&  glänjenbftc  2Berf,  welche«  et  ausführte,  mar  bieörüiu 
bung  ber  nodb  jefct  feinen  tarnen  tragenben  Statt  Jton» 
flantinopel  (f.  b.)  an  ber  ©teile  be*  alten  S3y,janv  SDiit 
ungeheurem  Hufwanb  von  Gelb  unb  Triften  warb  tiefe 
große  Statt  erbauet  unb  mürbe  ber©i(j  ber  Siegierung,  bie 
erfie  Statt  bc«  Meiches  nach  9tom.  ©inen  fd>roarjen 
glecfen  warfen  auf  ben  Gbarafter  Ä.'*  bie  leibenfc^aftlichen 
•banblungen,  ju  benen  er  fich  im  3crn  hinreisen  lief. 
Sticht  nur  ben  Sob  be*  SRarimian  unb  üiciniu*  fann  man 
tl;m  jum  S3orwurf  machen,  fonbern  bie  ©efebiebte  flagt  ihn 
auch  ber  ungerechten  Einrichtung  feine*  ©ohne*  ßriäpu*, 
feine«  Steffen,  eine«  ©ohne*  be*  Ciciniu«,  unb  feiner  ©e* 
mahlin  gaufta  an.  6ri«pu*  war  ber  ©tieffohn  ber  gaufta, 
unb  vielleicht  ift  bie  9iacfjricr>t  gegrüntet,  baß  £.  ben  üriös 
pu*  verurtbeilte,  aufgereiht  bureb'  Xnfdjulbigungen  ber  gaufta, 
unb  baß  er  bann  an  biefer  bie  Unwahrheit  jener  Anfingen 
rächte.  Nochmals  mußte  Ä.  331  jum  jtriege  gegen  bie 
©otben  ftd>  ruften.  Der  Anfang  beö  gclbjuge*  war  für 
it.  unglücklich,  barauf  aber  würben  bie  ©otben  332  gänj= 
lieh  gefchlagen  unb  mußten  bemüthig  um  grieben  bitten. 
2fl*  bie  ©armaten  von  ihren  eignen  ©flauen  au*  ihren  bi«j 
Mengen  Sdnbern  vertrieben  würben,  wenbeten  fie  ftch  betmu 
tbig  hittenb  an  Ä.  um  Aufnahme  in  ba«  röm.  Weich,  unb 
biefer  wie«  ihnen  SSobnfifce  in  Shrajien,  Älfinfttttbicn  unb 
SKacebonien  an.  Pachtern  £.  ba*  breifiigfte  3abr  feiner 
IRcgierung  feftlicb,  begangen  hotte,  ein  ©lücf,  welche*  mit 
2lu*nabme  be*  Xugujtu«  fein  röm.  Äaifer  erlebt  hatte,  ftarb 
er  nach  f urgent  Unwohlfein  337  im  ^alaft  ju  'A'qurjrion 
in  ber  öorftabt  von  Scifomebia,  wohin  er  fict>  at  feiner  -*>er= 
ftellung  begeben  hatte.  .Hur;  vor  feinem  Sobe  ließ  ftch  &• 
buret)  ba*  ©acrament  ber  Saufe  feierlich  in  bie  ©emeinbe 
ber  dhrijten  aufnehmen  unb  fein  Üeidmam  würbe  in  ber 
Äirche  ber  Xpoftel  ju  Äonflantinopel  feierlich  beigebt.  Die 
gröfjte  SBicbtigfeit  tyit  Ä.  batuvef)  erlangt,  baß  turch  ihn 
bie  chrifiliche  Äircbe  au*  bem  3uftanbe  ber  Unterbrücfung 
unb  Verfolgung  fich  erhob  unb  von  nun  öffentlich  mit  bem 
Änfprudje  Söelrreligion  ju  fein  auftreten  fonnte.  ©ewiß  ift 
t&,  baß  ftch  Ä.  fchon  früher  bem  (Sbriftentbum  juneigte, 
unb  wenn  er  feine  feierliche  Aufnahme  in  ben  ©theo*  ber 
Äircbe  bi«  ju  feinen  legten  Äugenblicf cn  verfchob,  fo  fann 
tiefe*  tbetl*  (wenigften*  in  JBejug  auf  bie  erfte  3eit  feiner 
Segierung)  au*  polirifeben  ©rünten  gefebeben  fein  (  um  nicht 
unter  feinen  boerj  an  Xnjabl  noch  rveit  ben  CShriften  über- 
legenen heibnifchen  Unterthanen  ju  aufrührerifeben  SSewegun* 
gen  S3eranla{fung  ju  geben,  tbeil*  fann  auch  bie  Anficht  ju 
©runbe  gelegen  hoben,  baß  bie  Saufe  eine  von  allen  ©ün; 
ben  reinigenbe  Äraft  befitje,  alfo  am  heften  am  2Cbenbe  feine* 
lieben*  vorgenommen  würbe,  bamit  nicht  bmcb  neue  ©ün= 
ben  fein  ©eift  beflecft  werbe.  SBdbrenb  feiner  Regierung 
war  .K.  unabldfftg  bemüht,  ba*  Qhrißrnthum  \u  heben  unb 
ju  förbem;  er  ließ  feine  ©6hne  von  chriftlicben  Öeiftlicben 
forgfdltig  eaieben  unb  lebte  felbft  ftet*  im  UmMange  mit 
cbnfUichen  ©eiftlichen,  ja  fchrieb  fogar  Xbhanblungen  »ur 
RJerberrlichung  be*  Chriftenthum*.   9larJhbem  er  jur  Allein; 


berrfcbafi  gelangt  war,  befannte  er  offen,  feine  (tdaMti 
bc*  ßhrifientbum*  al*  ewige  SSkhrhett,  unb  fobertt  ..: 
feine  hribnifchen  Unterthanen  bringenb  auf,  bem  neuer. . 
ftch  Jtujuwenben,  obgleich  er  ihnen  auch  tri  ihren  alten  8t> 
ligiouSanjichten  volfige  Freiheit  juftcherte.  ffierutrr,! 
wichtig  für  bie  chriftlid)e  ©lauberu>lehre  würbe  ba*  C- 
lium  ju  Sfticda,  welche*  5t.  325  jufammenberief  unb 
befuebte.   Jt.  ift  ebenfo  febr  gepriefen  unb  bciounben 
angef lagt  unb  verachtet  worben ;  gepriefen  nament. 
chrtftlichen,  angcflagt  von  ^eibnifepen  ©chriftftellerrt.  0 
war  ein  fdfc)6ncr ,  fraftooller  9){ann,  geübt  in  allen  5tü 
eine*  Jtricger*,  babei  flug,  mäßig  in  allen  ©enüffen,  n 
ttiätig,  unb  milberte  feine  fehr  ftrengen,  aber  nur  auf  : 
nung  ber  ©itten  abjielenben  ©efefte  hduftg  butcb  [f.: 
©itabe,  nahm  fich  ber  Unterbrücften  an,  bcfchüfcte  naK£> 
(ich  bie  grauen,  welche  bisher  häufig  mit  großer  SBil 
hantelt  worben  waren (  fegte  bie  Abgaben  fynob  unt  br:i 
jbrbnung  in  alle  3weige  ber  Staatsverwaltung.  Zwp 
war  er  aber  auch  ehrgeizig,  jähjornig,  hinterliftig,  verfarm 
berifcb  unb  greunb  eine*  grenjenlofen  Sunt*,   ©eine  fit 
fchrung  jum  Ghriftenthum  ift  namentlich  einer  wunberic 
©rfcheinung  jugefchriehen  worben,  welche  er  gehabt  . 
foll,  al*  er  312  gegen  ben  SPiarentiu*  fdmpfte.  Cv 
nämlich  am  Sage  unter  ber  ©onne  ein  flammentt:  ! 
mit  ber  3nfa)rift:  In  hoc  sijrno  vinces  (b.  h.  SKit  i 
Seichen  wirft  bu  ftegen)  erblicft  haben,  unb  barauf  feil 
Ghriftu*  be*  %>$(*  erfchienen  fein  unb  ihm  befohlen  ! 
eine  gähne  in  ber  ©eftalt  jene*  i'icbtfreujei  ju  führen 
ihm  am  Sage  erfchienen  war.   &.  unb  nach  ihm  t:< 
liehe  Äird)c  führte  auch  wirflieb  eine  heilige  ßtanbart/ 
Sabarum  genannt,  welche*  eine  lange,  mit  einem  ü 
halfen  verfebene  Sanje  war.   S3on  bem  Cuerbalfen  1 
feibene*  Such  hrrab,  auf  welchem  bie  SMlbniffe  te.- 
renben  Äaifer*  unb  feiner  Äinber  eingewebt  waren;  - 
©pi(je  ber  8anje  ftanb  eine  golbene  Ürone,  welche  b< 
ligen  iRamen*jug  einfehloß,  ber  ben  tarnen  Ghrifti  ir: 
3eichen  be*  Äreuje*  barfteUte.    ©riechen  unb  Stujfi 
ben  ba*  geft  Ä.'*  al*  eine«  ^eiligen  am  21.  <Kat  - 
SJalb  nach  feinem  Sobe  verbreitete  fich  ba*  ©erürbi. 
bureb  feine  ©eitenverwanbten  burch  ©ift  umgebraebt 
Jt.  felbft  batte  biefe  ftet*  mit  großer  ©unft  bebantc : 
jte  ju  großem  Hnfehen  erhoben;  nun  aber  wenbete  f:i 
blinbe  öcachfucht  ber  Ärieger  gegen  fie  unb  alle  bi*  av 
lu«  unb  3ulian,  ben  nachmaligen  Äaifer,  würben  umgtrr 
Da*  fReich  würbe  unter  bie  brei  ©6bne  be*  Ä.  ur.i 
gaufta:   Äonftantin,  Äonftantiu*  unb  Äonft. 
getljeilt.   Durch  ©enatgbefchluß  würbe  Ä.  nacb  feinem  2 
ben  beibnifcf>en  ©ottem  beigefellt,  wie  tiefe*  auch  «A 
friihern  Äaifern  gefchehen  war. 

fionetontinoptl,  bie  burch  bie  Schönheit  ih«r 
berühmte  ipauptftabt  be*  türf.  deiche*,  hfißt  bei  bm  2 
fen  ©tambul  ober  Sftornbol,  bei  ben  SKorgcn 
Jtonftantinia,  bei  ben  SZBalacben  unb  Bulgaren 
grab,  b.  h-  Äonig&ftabt.    Tin  ihrer  ©teile  ftanb  ci< 
bie  ©tabt  S3pjanj,  welche  von  einem  SWegarenfer  c 
worben  fein  unb  nadh  bemfelben  ben  Stauten  erhalten  I 
foQ.    ©chon  ffipjanj  war  ihrer  8age  wegen  fo  bet. 
taß  man  tie  terfelben  gegenüberwobnenben  Cherfor.- 
„JBlinben"  nannte,  weil' fie  verfäumt  hatten,  h'«  fmf- 


i 


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Konstant!  nopei 


«43 


Honstantlnopel 


zulegen.  Jtotrftantin  ber  ®rofe  überfab,  nfAt,  bog  tiefe 
:abt,  welche  Äfitn  unk  Europa  »erbanb,  anb  ben  am  mei= 
n  aon  feinblieben  Überfällen  bebrangten  ©renken  bei  titn. 
cid)*  naber  a(*  Korn  lag  anb  bemttxr)  felbjl  fieber  war, 
b  bcff.tr  jur  $aupt|iabt  [eine*  gewaltigen  Cetebe*  eigne, 
5  ba*  alte  9?om.  5Stt  verfcbwenberifcr/er  $racbt  anb  un* 
teuren  Xnfbengungen  würbe  baber  bie  alte  mä)t  eben  be» 
utenbc  «Statt  von  Jtonfiantin  in  furjer  3«t  ju  einer  ber 
.fiten  unb  pradbtt>oüjten  ©täbte  erhoben ,  330  n.  6br. 
erlitt)  eingewei&t  unb  ton  ihm  ba*  „neue"  ober  „jnmte 
om"  genannt.  9fad)  ibre*  grogen  (Jrbauer*  Stöbe  würbe 
r  von  bem  feinen  abgeleitete  Käme  Jtonflantinopel  aQge> 
ein.  ©ie  blieb  nachher  bi*  1453  bie  8fef»enjflabt  ber  oft» 
m.  Jtaifer.  3n  biefem  3abre  würbe  fte  von.  ben  Surfen 
obert  unb  jur  $auptjiabt  be*  türf.  SfeidjeS  gemalt.  Die 


©tabt  Regt  auf  einer  in  ba*  SRarmoroieer  bjneinragenben 
2anbjunge,  bie  ein  ungleicbfeitigt*  Dreier!  bilbet,  btffen 
©runblinie  gegen  SBeften  liegt.  €in  18,000  g.  langer,  an 
feiner  fcbmalfltn  ©teile  1800  #.  breiter  JCanal  liegt  auf  ber 
9? orbfette  ber  ©tabt  unb  bilbet  ben  #afen  berfelbm,  inbem 
er  jugleicb  bie  ©tabt  von  ihren  großem  iBorfiäbten  ab« 
fdjncibet.  SBie  ba*  alte  9?om  liegt  St.  auf  fiebert  $ügeln, 
auf  benen  e*  fTcb  ampbitbeatralifcb  erbebt.  Sine  14 — 20  J. 
hohe  breifadie  STOauer,  auf  ber  ganbfeite  überbie*  ein  26  g. 
tiefer  ©raben ,  548  SEbürme  unb  einige  anbrre  ©efeftiguna*» 
werfe  bienen  jum  ©ebufee  ber  ©tabt,  au*  welcher  ft<h  fte» 
ben  3! bore  gegen  ba*  Sanb,  fecb*  2 bore  gegen  ba*  üDfeer 
anb  breijthn  Stbore  gegen  ben  #afen  offnen.  Da*  merf» 
würbigfle  üanbtbor  ift  baS  %,t)or  Stopf  apuffp,  weil  hier  bei 
türf.  Sultan  SWobammeb  II.  1453  iit  bie  ©tabt  brang  unt 


er  lefete  grieeb.  Äaifcr  Äonftantin  XI.  ben  Stob  fanb.  Un» 
:r  ben  16  XJorflabfen  finb  <J)era  unb  ©alata  bie  merfwür» 
igffen.  ©ie  liegen  auf  ber  ganbfpifee  bem  ©erail  gegen» 
ber  unb  werben  von  ben  fremben  ©efanbtcn  unb  vielen 
uropäifeben  Äaufleuten  bewohnt,  ehe  $tra  im  3-  1831 
uro)  eine  grope  geuer*brunfl  verwüflet  würbe,  foD  e*  an 
'00,000  ©inw.  gehabt  haben,  ©alata  ift  ehemal*  von  ©e» 
tuefen  angelegt  worben  unb  wirb  noch  jefet  von  vielen  ge> 
lucfifcben  Xaüfleuten  bewohnt.  Die  übrigen  XJorftabte  finb : 
Jtnifapu,  Stopbfcbilar,  Dftaftfdjilar,  SRifcfcanbftbb  »Pafd>a, 
kfcbomlebSfcbilar,  ©jub,  ©üblibfcbe,  $iri»$afcba,  Gba«foi, 
Rafftn»$afcr)a,  Stopbana,  ©cföiftafcr),  Drtafoi,  Äurut» 
thtSme.  3uf  aften«S5oben  liegt  bie  ©tabt  ©futari  ober 
ftfiubar  mit  40,000  ©inw.,  wo  ftd>  viele  Störten  au* 
fonfiantinopel  begraben  laffen,  unb  welche  häufig  auch  ol* 
ine  JBorftabt  Äonftanrinopel*  betrachtet  wirb.  SJom  2Baf» 
er  au*  betrachtet  bietet  Jtonflantinopel  einen  überau*  groß» 
rtigen  Ttnblid  bar,  prachtvolle  ©cbäube  erbeben  fiel)  in 


unabfehbarer  Wenge  unb  jwifeben  ihnen  erbfüff  man  berr« 
licr)e  93aumgrupptn.  Da*  innere  ber  ©tabt  ift  aber  fei« 
neäweq*  angenehm.  Die  ©trafen  finb  eng,  frumm,  fcbledjt 
aepflaltert  unb  werben  von  niebrigen,  boljerncn  unb  ge» 
fdjmacflo*  gebauten  ^dufern  gebilbet.  9lur  bie  nacb  bem 
JSbor  von  Xbrianopel  fübrenbc  ©trage  ijl  jiemlid)  breit, 
lang  unb  gefällig  gebaut.  Dabei  berrfdit  überall  eine  efel» 
hafte  Unreinlicbfeit,  unb  nur  in  bem  ^>afen  unb  in  ber  Stöbe 
be*  S3a)ar*  bemerft  man  ein  rege*,  erfreulieb  thdtige*  Sc» 
ben.  3n  ber  Wacht  finb  alle  ©trügen  unb  $lafee  verobet, 
unb  c6  finben  fieb  (iatt  ber  SRenfchen  groge  beerben  von 
Jgjunben  unb  9faubo6geln  ein,  welche  ben  auf  bie  ©tragen 
geworfenen  Unratb  verjehren.  2luSgejeid?net  trfebtinen  nur 
bie  grogen  praebtvoDen  SWofcbeen  unb  bie  au*gebehnten  ©e= 
grdbnigpläfce.  Der  Ätmevban,  unter  ben  grieeb.  Äaifern 
^»ippobrom  genannte  S>laei,  ift  ber  merfwürbtgfle  von  allen 
öffentlichen  *f>l&1)m.  Derfelbe  ifl  500  Idag  unb  300  8- 
breit  unb  wirb  von  mehren  fa)6nen  «paldflcn,  fowie  von 


•1 


HonstanUnopel  644  lionstaDtlnopel 


ber  SRofcbee  <5«Ua«  Hcbmeb'3  begrenjL  Äuf  ujm  fle^t  ein 
60  g.  fjo^cr ,  unter  bem  Äaifer  &beobofiu§  aufgehellter 
djwpt.  £)beliaf,  welcher  eine  Äugel  ton  ©rj  trägt,  ferner 
bie  ©cblangenfänle  unb  ber  94  g.  rjor)e  Colossus  structilis. 
2>aS  ©cratl,  bie  Steftbenj  be$  ©roßberrn,  ift  baS  tvidjtigfte 
Örbaube.  25a1jelbe  fleht  auf  ber  dujjerfien  ganbfpifce,  bat 
Drei  Sbore,  ift  nact)  ber  ©cite  ber  ©tabt  burd)  eine  tobe 
Wauer  abgegrenzt  unb  wirb  auf  ben  übrigen  brei  Seiten 
vom  SJieere  eingefdjloffcn.  2)affrlbe  bat  einen  Umfang  von 
im-iu  alt"  vier  ©tunben  unb  umfaßt  eine  Wenge  von  2Jto; 
febren,  ©ctrten  unb  ©ebäuben,  in  benen  gegen  20,000  SDien: 
fcfcen  9>!afo  finben  fonnrn,  aber  nur  etwa  bie  «£><Jlfte  biefer 
3abl  tpirflict)  »obnen.  'Üxx  ber  .frauptpforte,  n>el$e  mit  ct.- 
ner  ftarfen  3Bad>e  befefct  ift,  fietjt  man  bäuft'g  "fnfe^  abgc^ 
fchjagene  SWcnf^enföpfc  aufgefteeft  3n  einem  abgefonberten 
2  teile  be$  ©erailS  ift  ber  «jjarem ,  ber  Süolmpla^  ber  grauen. 
£ter  ftnb  bie  SBoljuungen  ber  fteben  Gbatun»  ober  recht: 
mäßigen  grauen  be$  ©ultanS,  von  benen  jebe  gegen  200 
Wabeben,  jDbalidfen  genannt,  ;ur  S3ebienung  bat.  'Äucö 
befinben  ftd>  neeb.  im  £arem  an  1400  Äeböroeiber  be$  ©uU 
tanö.  ©ine  ebemalige  gaoorite  bcS  ©ultan,  Äjäja  djatun, 
b.  b.  grauenauffe berm ,  genannt,  ift  bie  unumfcbrdnfte  S3e= 
berrfdjerin  be$«f)arem,  unb  fte  forgt  in  JBerbinbimg  mit  bem 
Äiälar  Äga,  bem  Söefeblsliabcr  ber  fcbivarneii  Gunucbfn, 
auch  für  Unterhalt  unb  Sierpflegung  bc8  £arem£.  Hur  iöt- 
tvadwng  bcffelben  bienen  300  fd)roarje  unb  ebenfo  viele  an 
.'•Ifang  jenen  nacbjlcbenbe  roeiße  Gunucbcn.  Sur  ÜBebienung 
bcS  ©ultan«  fmb  bie  Stfdb  SDglan«  ober  3tfcb  tfgaffvS  be; 
ftimmt,  roelct)e  nacb,  Siang  unb  &ef$äftigung  in  vier  Äam; 
mern  geseilt  finb,  von  benen  bie  vierte  bie  ©$afcfammer, 
ÄbaSne  £>baffp,  bilbet.  3cbcr  ©ultan  pflegt  rodbrenb  fei* 
ner  Regierung  einen  ©d>a&  jurütf ;ulegcn,  welcher  unter  fei- 
nem SWamen  abgefoitbcrt  aufbewahrt  wirb.    9iur  in  ben 


bringenbften  KotbfäHen  bürfen  biefeSdjdfce  angegriff«  wt> 
ben.   Sur  ßierbe  bei  ©rrailä  bienen  femer  bie  utwefibrf 
©turnmen,  öifebAn  ober  3>ilpi5,  eigentlich  bie  $0 
bei  ©ulranS,  vorlebe  aber  ebemaB  jur  Swlljiebuna,  oilre  i: 
beibefeble  im  ganjen  Weiche  benufct  würben;  fowie  ti-: . 
ge,  ©iubfc&e,  bie  um  fo  bötier  gefehlt  werben,  je  al-': 
lieber  miSgebitbet  fte  ftnb.   Gine  angefeuerte  ÄoBe  im  ft> 
ratl  fpielen  bie  in  ihm  ben  £>ienft  tbuenben  ÄapiMcb:  ; 
fcfji'ö,  bie  £ammert>erren  br8  ©ultanS,  benen  je&t  bie  J 
ftreefung  ber  Sobe6urtbeite  übergeben  ifL   £>ie  ßeftan: ;: 
urfprüngtic^  ©örtner,  bilben  je§t  eine  jab.Ireicbe  Eimer:./ 
©ie  baben  ju  \i)xtm  SSorgefefeten  ben  mit  ber  ^Policei  in  rn 
©erail  unb  in  jtonflantinopel  beauftragten  JBofianbfd: 
f<$»i.    2fuct)  bie  JBaltabfcbiö  (.rjo^baefer)  ftnb  eme  u:: 
JDienerclaffe  im  ©erail,  ferner  bie  »peifö  unb  bie  6cUi 
»elcbe  ben  ©ro^errn  at5  £eibroact>e  begleiten,  roettn  n  l 
©erail  verldßt.   3m  ©erail  woljnt  audt)  bie  SBktüDc?©^ 
nin,  bie  ÜWutter  be«  ©ultanS,  »elcbe  großen  Ginfi 
juüben  pflegt.   Änbcre  faifcrl.  ^Jaläfle  außer  bem  ei;<- 
cb.en  ©erail  ftnb  ba$  G§fi=©erail,  in  welchem  tie  ?  . 
unb  ßbaltSfen  be8  le^rverflorbenen  ©ultanö  aufbewar: 
ben;  baS  2efir= ©erail,  ber  ehemalige  ^alaft  Jtonü 
rvelc^er  gr6fitentbeilö  in  Srümmer  jerf allen  ift,  u.  a.  v- 
ift  ba6  ©cplof  ber  fteben  2l?ürme  an  ber  ©übroeftfeiit  i 
^albinfel  obmveit  vom  Speere.    jDaffelbe  r)atte  urjprf^ 
peben  Stürme,  5U  benen  fpiter  noeft  ein  achter  Lt. 
golge  von  Grbbeben  ftnb  fünf  von  biefen  Übürmrn  eine 
J5ie  2iti3ar;l  ,ber  ©ofe^een  ihÄ.  foll  485  betragen,  ix 
fommen  nod)  an  5000  «Dtebfcbebö  ober  öetbauftr. 
pract)tvo(lfte  27eof(!r>ee  ijt  bie  hier  abgebilbete  2Cja  ©ofia,  1 
bie  herrlicbitc  d)riftlicr>e  Äircbe,  von  Äatfer  3ufHnian  n 
2>iefelbe  ift  269  %.  lang,  243  g.  breit,  bat  eine  Den 
©ranitföulrn  getragene  eUiptifdje  Äuppel  unb  170 


lulen.  barunter  feefcS  Säulen  »on  arauem  ^aSttiS  »elcbe 

nft  baS  £acb  beS  berü Ernten  J&mpelS  ber  Diana  Jtt  Gpfic- 
iö  trugen.  Der  tfufjboben  unb  bie  treppe  finb  »on  SRar; 
lor.  Gin  SDlehlerwerf  orientaltfcher  ßaufunfl  ijl  bie  1550 
Acute  SRofcpee  ©olepmanie,  welche  eine  &rette  »on  210  g 
nb  eine  rMnge  »on  216  g.  bat.  Bei  ben  meiflen  3/4o-- 
been  ftnb  prachtvolle  ©rabraale  für  bie  (Stifter  berfelben 
rtb  ir^re  SWhfommen  angebracht,  auch  #eben  mit  ihnen 
Bobltb4tigfettSanflalten,  als  #ofpitdler,  Verbergen,  fo»ie 
Schulen  unb  JBibliotbefen  in  Berbinbung.  Die  griect).  6brU 
en  haben  in  Ä.  24,  bie  r6m.:fatho(ifch<n  9,  bie  arme* 
ifchen  3  Airchen,  unb  bie  3' üben  haben  mehre  ©pna* 
ogen.  83on  päbern  fiebranflalten,  SRebreffe  genannt,  in 
enen  bie  «Schüler  ben  Unterricht  unentgeltlich  erhalten,  gäblt 
:.  518,  unb  Äinbrrfchulen,  SRecpteb  genannt,  fott*  eS  1285 
eben.  Xnbere  SBtlbungSanflalten  ftnb  11  Afabemicn,  in 
eichen  SBorlefungen  über  Eflronomie,  ©eometrie,  ©eogras 
bie,  gortifteation,  Artillerie,  ©cpiffabrtSfunbe  gehalten  »et* 
en;  ein  griceb.  ©pmnaftum,  37  öffentliche  ©ibliotbefen, 
>elche  nur  $anbfcpriften  enthalten.  SRan  finbet  auch,  mehre 
irfifebe,  armen:  übe  unb  jübifebe  fiSUcbbrucfereien.  Unter 
en  öffentlichen  ©ebduben  j^epnen  ftch,  bie.  vortrefflich  ein* 
rrichtetrn  8Jäber  aus.  Unter  ben  630,000  ein».  Ä.'S  ftnb 
icht  ganj  bie  #dlfte  Üurfen,  120,000  ©riechen,  90,000 
rmenter,  50,000  Suben  unb  baS  übrige  granfen,  unter 
>elchem  9camen  alle  6uropder  begriffen  »erben.  Die  3uben 
>obnen  fämmtltcp  in  ber  SBorjfabt  «Piris^afcha,  »ofelbfl 
e  ü)re  eigne  SDbrigfeit  haben  unb  eine  'Art  von  Republtf 
Üben.  Ä.  ifl  ber  ©t(}  aller  oberfien  Sebörben  beS  türf. 
f eiche«,  einc§  grieeb.  Patriarchen,  eines  fatpolifcben  unb  eU 
tt  armenifthen  erjbifcpofS.  —  SRanufacturen  unb  gabrifen 
ibt  eS  in  A.  nur  wenige,  es  »erben  feibene  unb  bäum* 
»cHene  3euebe,  türf.  9totbgarn  unb  8ebcr  »erfertigt.  2tuec) 
ute  ©olb»  unb  ©tlberarbetter,  ©teinfepneiber  unb  ©äffen* 
hpii'be  gibt  eS.  Der#anbel  »irb  burth  ben  »ortreffliepen 
)afen  begünfHgt,  welcher  1200  ©chiffe  ju  faffen  »ermag. 
euerSbrünfie  unb  erbbeben  haben  bduftg  bie  otabt  »er» 
»üftet  unb  ebenfo  fehreeflich  ifl  fte  öfters  »on  ber  «Pefl  beim* 
efuebt  worben,  bie  ftch  fafi  idhrücp  einflefit.  —  «Werf, 
ürbige  JDrte  in  ber  ndcbflen  Umgebung  A.'S  ftnb  bie  fchon 
mahnte  SBorflabt  eiub,  wo  eine  SRofäjee  liegt,  in  welcher 
ix  ©ultan  bei  feinem  Regierungsantritt  feierlich  mit  bem 
Schwerte  umgürtet  wirb}  ©elgrab,  wo  fonft  bie  ©efanbten 
R  ©ommer  ju  wohnen  pflegten,  ehe  fte  a  wegen  feiner- 
rtgefunben  8uft  »erliegen j  Dulmab  Saftfcbe  mit  einem 
rofjberrltcben  $alafl  in  eptnef.  ©efehmaef;  SBefcpiftafcp  mit 
nem  ©ommerpatafl  beS  ©roftberrn,  ber  1816  fafi  ganj 
abrannte;  JBuiufbere,  b.  h.  groge§  3!l)ai.  riefer  £>rt  liegt 
t  einem  rei^enben  £h4j<  <»>f  ber  aftat.  .Hüfte  be$  S3oSpo« 
>i,  unfern  »om  fcbwar$en  SReere.  jDafi  SEbal  ift  eine  gort* 
fcung  beS  »om  SJoSporoS  in  gorm  eine§  ^albrirfeB  ge* 
ilbeten  faronifchen  ffiufenä.  üppige  SBiefen  bienen  ju  ben 
imuthigilen  ©pajiergdngen.  Auf  bem  untern  Sbeil,  weU 
>er  »prjug§»eife  bie  Sffiiefe  h«igt,  foll  ftch  ©ottfrieb  »on 
)ouiQon  mit  ben  ihn  begleitenden  Kreuzfahrern  1096  gela* 
:rt  haben,  eine  henliebe  Saum^ruppe  von  fiebert  «piata» 
m,  3ebi  farbafch,  b.  b.  «bie  fieben  äßrüber",  genannt, 
et)t  auf  biefer  SSiefe.  3n  bem  £>rte  fflujufbere  »ohnen  im 
?em  SEbcile  bie  fremben  ©efanbten,  im  untern  ©riechen, 
rntenin  unb  einige  Surfen.   Die  4>dufer,  «n  einer  jiem« 


lieh  fangen  Äunftfhafe  g^flen,  tob;  merft  rm  eurM».  ®(r 
febmaef  gebaut,  unb  an  bem  [ebenen  iQuai,  »eieber  bei 
berr  lieb  freu  ©pajiergang  barbictet,  liegen  bie  «palafte  mit 
thren  ©drten,  unter  benen  ftch  ber  be*  ruff.  ©efjnbten  «u4» 
jeichnet.  —  ^)iftorifch  mtrfwürbig  ifi  St.  noer)  bureb  bie 
tn  ben  erfien  3ahrhunberten  nach  ÄuSbreiruhg  be$  ebri(ten> 
thumS  im  rönt.  Reiche  hier  abgehaltenen  allgemeinen'  Air; 
chen»erfamm(ungen,  buret»  welche  bie  2lu3brlbung  ber  Jttr* 
chenlehre  wefentlich  bejfimmt  worben  i(l.  Die  erjie  381  war 
gegen  bie  ©egner  be3  niedifchen  ©laubenSbefenntniffe*  ge> 
richtet;  bie  jroeite  553  »er feuerte  mehre  beS  ScefioriamömuS 
»erbdebtigte  S3if<h6fe;  bie  britte  681  im  rruQamfchen  ^alafle 
»erbammte  bie  2ebre  ber  fogenannten  50?onot beteten;  bie 
»ierte  691  gleichfalls  im  frullanifcben  «j)alafie  gab  ftrenge 
Airchengefe^e  für  ben  AleruS,  welche  aber  »on  ber  latein. 
Aircbe  nicht  angenommen  würben;  bie  fünfte  754  würbe 
»on  ber  r6m.  Äircbe  nicht  befchiat  unb  nicht  anerfannt. 
©ie  eiferte  gegen,  bie  Silber»erehrung,  aber  ihre  SBefcblüffe 
würben  burch  bie  entgegengefeftten  ber  Äirchen»erfammlung 
»on  9licda  787  aufgehoben. 

Äonötcmj  ober  Jtoflni|,  bie  £au»tjrabt  beS  ©eefret« 
fe«  im  ©rofiberjogthum  »aben,  liegt  an  ber  SBefrfeite  beS 
Äonflanjer»  ober  S3obenfee5  unb  an  bem  linfen  Ufer  beS  9?brin8, 
»elcher  ben  obern  ©ee  mit  bem  untern  in  S3erbinbung  fefet. 
einfr  hatte  biefe  alte  ©tabt  36,000  ein».,  jefct  jdbtt  ffe 
beren  nur  noch  5000.  ©ie  ifi  weitlduftg  gebaut,  )um  Sheif 
befefiigt  unb  h«t  brei  Sorpdbte,  fowte  eine  Äheinbrücfe. 
Unter  ben  fünf  Airchen  ift  ber  altbeutfcbe  Dom  mit  febönep 
gotbifeben  Denfmdlern  ausgezeichnet.  Die  bticbc»iic5ie  Stefi» 
benj  ifl  gefchichtlich  merfreurbig.  A.  hat  ein  Spceum,  nicht 
unbebeutenben  &  anbei,  Seinwanbmanufactur  unb  SDbft*  unb 
©emüfebau.  ehemals  war  A.  eine  freie  SfeichSflabt,  bis 
e«  1548  in  bie  TUft  »erftel  unb  ftch  £|treicb  unterwerfen 
mußte.  3m  3.  1805  »urbe  eS  an  JBaben  abgetreten.  Das 
foflnifeer  SöiStbum  ifl  1827  aufgelip  worben.  SSerübmt  iff 
baS  »on  1414 — 18  bauembe  foflni|er  eoncilium, 
auf  welchem  ber  r6m.  beutf^e  Äaifer  ©igiSmunb,  ber  9>apfl 
Sohann  XXII.,  26  gürflen,  140  ©rafen,  über  20  ßarbi* 
ndte,  7  Patriarchen,  20  erjbifcböfe,  91  iBifthöfe,  600  ?>rd. 
laten  unb  Doctoren  unb  gegen  4000  «priefler  erfchtenen. 
Äuf  biefem  Ooncilium  würben  ^>uß  (f.  b.)  unb  ^ieronp» 
muS  »on  $rag  (f.  b.)  als  Ae&er  »erurtheilt  unb  verbrannt, 
würben  bie  brei  mit  einanber  um  bie  echtbeit  fheitenben 
pdpfle:  SohannXXIl.,  ©regor  X1L  unb  SBenebtct  XIII. 
abgefegt,  würbe  3Rartin  V.  als  recbtmd&iger  Papfl  erwdh» 
unb  eingefefet,  aber  ber  #auptjwecf:  »erbefferung  ber  gan» 
jen  Aircpe,  boch  nicht  erreicht-  Uberrefle  auS  ber  3cit  bie* 
fer  Äirchen»erfammlung,  welche  «n  fte  erinnern,  werben 

öopal  ifl  ber  9lame  eines  ^argeS,  welches  »on  »er* 
febiebenen  S3dumen  gewonnen  wirb  unb  auS  »rajtlien,  £>fl> 
inbien,  SBeflinbien  unb  Äfrifa  in  ben  $anbel  fommt  es 
ifl  ein  gelbes,  burcbfjcbrigeS  ober  burcbfcbeinenbeS ,  hartes, 
flingenbeS  Jbarj,  baS  in  unregelmdfjigen,  gewöhnlich  abgerun» 
beten  unb  äußerlich  rauhen  ©tücfen  »orfommt,  etwas  (<hwe* 
rer  als  2Ba|Jer,  aeruch  =  unb  gefa>macfloS  ifl.  3n  ber  SBdrme 
ifl  berfelbe  in  »afferigem  Alf obcl  l6Slich,  beSgleichen  in  Äther, 
'weniger  in  RoSmartnil  unb  SerpenthincU.  Die  »erfchie« 
benen  ©orten  »erhalten  [ich  in  biefer  25ejicbung  fet>r  »er« 


Digiti, 


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Kopeke 

(Uneben,  ©t  wtob  befonberf  jur  Bereitung  ton  ffrnif 
bcnufct 

fiopche  ober  JtopeiFa  iß  berStame  einer  ruff.  .Äupfcr» 
münje,  »on  welcher  100  ©tücf  auf  einen  SRubet  flehen.  £er 
ffiertb  berfelben  ifl  biernacfc,  o(5  VU  Silberrubel,  ungefdbr 
brri  Pfennige  Gonw'Künje  ober  1%*  Str.  9fr)cir».;  olS  'Aa* 
$?a»ierrubel ,  etwa  */u  ©rofd;en  <5on».  »Sftünje  ober  '/« 
Kbein.        »erben  einfache,  balbe  unb  £>oppelfopefen  au&> 

ftflrjfnhaflfrt,  bdn.  Äj6bnba»n,  ifl  bie ^ouptfiabt  be* 
Jtdnigreid)*  35dnemarf  unb  eine  ber  berrlidjflen  ©tdbte,  wek 
d^e  ri  gibt.  @ie  liegt  an  ber  ©uboftfufle  ber  3nfel  ©et* 
lanb  unb  auf  ber  Snfel  tfmaf  an  bem  ©unbe,  welefter  r>icr 
brei  SWeilen  breit  ifl.  3m  tl.  3ab/rb.  batten  ftd)  in  btefet 
©egenb  Jifcber  niebergelaffen,  unb  im  12. 3abrb-  erbielt  b« 
JBifdjof  Äbfalon  ben  Drt  »on  bem  bdn.  Jtänige  al5  ©efdjenf. 
<5r  befefligte  ben  §a\tn  unb  bauete  auf  einer  nabgelegenen 
3nfel  ein  ©(bloß  jum  ©ebufj  gegen  ©cerduber.  'tfUmdlig 
nabm  bie  3abl  ber  Ginroobner  ju,  unb  febon  im  ndcbflen 
Sabrbunbert  roar  St.  eine  mit  SöAUen  unb  ©rdben  um» 
gebene  ©tabt,  erbielt  1284  ©tabrrrebt  unb  würbe  1443 
Sterben)  ber  bdn.  jtomge.  SRebrmalS  ijl  St.  burd)  feinb« 
lid)e  Angriffe  r)art  bebrangt  worben,  fo  nod)  1807  burd) 


I 


Kopenhagen 

bie  fcngldnber.  Die  ©tabt  würbe  toter  Sage  lang 
birt,  305  ©ebdube,  barunter  bie  fd»one  Sraueirftt^e^  Mt> 
ben  verbrannt,  an  2000  ftdufer  befebäbigf,  unb  men  2000 
«Wenfcben  gelobtet.   St.  begebt  au*  brei  ibeilen,  btr  Hak«, 
ber  Weuflabt  ober  $riebrid;3ftabt  unb  GbrifiianJbafea.  tr. 
erfigenannte  Sbeil  ifl  ber  dltefle  unb  groftc,  »egfotat« 
Sriebricblfiabt,  bie  burd)  bie  4200  %.  lange  (Mwrfteft 
wn  ber  Bltflabt  getrennt  wirb,  burd)  SJegelmdfijWt  nc 
9>rad)t  ffd>  au3jeid)net.   Diefelbe  iR  befefligt  unb  nur» 
fonber*  burd)  bie  ©tabeHe  gnebriet>Sr>üfen  gefcbiujt  E 
beiben  genannten  3*beile  liegen  auf  ber  3nfel  Gcetanb,  m 
ibnen  jtebt  burd)  ©rüden  6briflian*bafen  in  Berbmcc" 
baft  auf  ber  3nfelXmal  liegt,  we(d)e  ber  JtäefteBgata  me 
Jtopcnbagen  genannt  wirb.    (Sine  Xnjobl  nUbedbti^e 
gamilien  batte  fid)  im  Anfang  brt  16.  3ab>b-  bjrr  »ebr 
gelaffen;  fie  (eben  nod)  jefet  urwermifd)t  mit  ben£ines  vr 
betreiben  Siieb*u*t  unb  ©emüfebau.    3wifeben  Gbrifn«* 
bafen  unb  ben  beiben  anbern  ©tabtfbeilen  liegt  ber  jnfc 
ßafen  mit  bem  3eugbauf<  unb  ben  SBerftrn.  3bie  Qtnfn 
X.'i  fmb  meift  breit,  gut  gepflaftert  unb  remliä);  er 
werben  ton  Jtandlen  burtbfdjnitten.  SJlebre  grofe  unb  $h 
$ldfce  jieren  bie  ©tabt.    Unter  benfelben  jeidjnet  jkS  t 
bier  abgebilbete  Ädnig*marft  au*,  auf  welkem  bie  0fc 
fdule  brt  Jtontgd  ßbrifüan  V.  ftebt.  3uf  bem  friÄii^ 


 '.  " 

pla(>  in  ber  Jriebridiäfrabt,  weiter  bie  tfmalienburg ,  ba* 
fenialirbe  JRe|ibenjfd)lofl ,  umgibt,  (lebt  bie  ffiilbfdule  grieb» 
rid)  V.  SWebre  grofe  jBrdnbe  baben  bie  ©tabt  »erbeert, 
in  bereit  Jolge  fie  fd)6ner  wieber  aufgebaut  worben  ifl. 
©o  verbrannten  1782  binnen  48  ©runben  67  ©tragen  mit 
fafl  lfioo  Ädufern,  wer  Jlird)en  unb  melden  offentlicben 
©ebduben;  ber  pracbtootle  Jl6nig«palafl,  bie  alte  Cbriflian*» 
bürg,  brannte  1794  ab.  ÄuJgejeidjnet  ifl  bie  neue  Gbri* 
fHan«burg  in  ber  Wtftabt,  wefd;e  unter  GbrifKan  VII.  be» 


gönnen  unb  unter  bem  je^t  regierenben  Äintgt 
worben  ifl.    Die  in  it>t  liegenbe  ©eblogfirdje  ig  ff  * 
lang,  100  g.  breit  unb  mit  einer  grofen,  mit  Äff 
beeilen  Äupwel  gefdjmücft.   Aerrlicbe  SRarmor »  W*JJ 
arbeiten  r>on  bem  beriibmten  Sborwalbfen  jieren  ba^W*' 
bie  fonigl.  »ibliotbef  entbdlt  1.30,000  Bdnbe  unb  12 
ftnb  mit  ©emdlben,  ©eltenbeifen  unb  Xltertbümem 
£ai  fdnigl.  ©djloß  JRofenburg  in  ber  griebricHMi  WJ* 
einem  großen  ©arten  umgeben  unb  entbdlt  ein  WKP^ 


Diaitized  bv  Gi 


3ogle 


tnc  eine  jiun]iramraer.  unter  oen  jurcoen  uicpnei  |icv  oor 
iB*n  bie  grauenfircbe  au«,  welche  im  gricdj.  ©tple  ouf  ber 
5teQe  ber  Domfircbe  erbaut  würbe,  nadjbem  biefe  1807  bei 
er  JBefcbießung  bureb  bie  Cnglänber  pfiört  werben  war. 
Der  oben  abgekartete  SEburra  berfelben  ifi  über  110  g.  hoch 
ab  bat  inwenbig  einen  breiten  Aufgang  in  flacher  fdjntcf f n> 
inniger  SBinbung.  9iocb  merfroürbiger  ifi  ber  Stburm  ber 
frfoferRrcbe  in  Gbriftian«bafen,  inbem  äußerlich  um  benfet. 
en  berum  eine  färnedenfirmige  Sreppe  bi«  ju  ber  300  g. 
oben  ©pit?e  bc§  SEburme«  führt.  2tuf  bem  Sturme  ber 
£rinirati«fircbe  befinbet  fid>  bie  von  Gfyrifh'an  IV.  erbaute 
Sternwarte.  3n  einem  frei«f6rmigen  Bimmer  be§  obern 
tyei«  be«  £burme«  ifi  bie  JBüfte  be«  berühmten  afrro'no» 
un  SCpcbo  be  ©rahe  aufgehellt.  St.  bat  «ine  1479  ae» 
rünbete  Unioerfttit  mit  einer  ©ibliotbef  t>on  100,000  »an» 
en,  eine  ebirurgifcbe  2fl abernte,  eine  SEbierarjneifcbule,  eine 
Scbifffabrtifcbule,  eine  polptecbnifcbe  Sebranftalt,  SRilitair» 
bulen  u.  f.  w.  Die  Xfabemic  ber  frönen  Äunfle,  1757 
rriebtet,  befinbet  (ich  im  fonigl.  ©cbloffe  Gbarlottenburg. 
Intcr  ben  gelehrten  ©efeUfcbaften  ifi  auszeichnen  bie  1742 
efHfttte  Hfabemie  ber  SBiffenfcbaften.  Die  120,000  Cinw. 
reiben  bebeutenbe  SRanufacturen  unb  gabrifen  in  ^oriellan, 
Japeten,  jßaum wollen  ■■,  ©eiben*  unb  üeberwaaren,  befon» 
ert  aber  in  5£ucb,  fowie  anfebnlicben  fianbel,  inbem  bie 
Statt  350  eigne  ©cbijfe  befät 
• 

ßoprmtcuö  (SRtfolauS),  ber  berühmte  Qrntbecfer  be« 
>abren  ©onnenfoft,em« ,  würbe  1473  ui  SEborn  an  ber 
Beicbfel,  welche«  bamal«  ju  |>olen  geborte,  geboren,  ©ein 
.Ter  war  ein  Sßunbargt  unb  feine  Butter  war  eine  ©cbwe* 
er  be«  JBifcbofS  oon  Crrmelanb,  bureb  welcben  St.,  naebbem  er 
i  Tralau  SRebtcin  ftubirl  hatte,  Doctor  geworben  war  unb 
ne  Reit  lang  in  Stallen  [ich  aufgebalten  hatte,  ein  Jtanonicat 
m  Dom  ju  grauenburg  erhielt.  ©ebon  in  Italien  Ijarte  Ä. 
inen  JRuf  beariinbet,  inbem  er  fett  1500  ju  9?om  mit  gro» 
ein  SSeifall  STOatbemati?  gelehrt  hatte.  (frft  in  ben  leinen  20 
abren  feinet  Eeben«  »erfolgte  aber  St  ben  grofen  ©e» 
mfen,  bureb  welcben  er  feinen  tarnen  unfierblicb  gemaebt 
it.  Cr  fanb  nämtieb  ftbon  bei  alten  ©cbriflflellern  mehre» 
al  bie  SJlrinung  wieberbolt,  baß  bie  ©rbe  nicht,  wie  e« 
n  Schein  bat,  fiiüftebe,  fonbern  fieb  bewege,  unb  ba  er  ju» 
eitb  wußte,  wie  außerfi  »erwicfelt  unb  in  maneber  JBejie» 
mg  unmöglich  e«  fei,  bie  »erfebiebenen  Stellungen  bet 
ümmel«rorper  unter  ber  bi^cr  allgemein  angenommenen 
ib  bureb  ben  Äugenfcbein  bejidtigten  83orau«fefcung  ju  er» 
Aren,  baf  bie  Srbe  ftitl  flehe  unb  bie  ©onne  fammt  ben 
?rigen  Planeten  fieb  um  fie  bewege,  aueb  einfab,  baß  bie 
latur  ftet«  nach  einfachen,  aber  nicht  nach  fo  t>erwi(feltcn 
efeben  wirfe,  fo  (am  er  auf  ben  ©ebanfen,  ju  unterfu» 
en,  ob  fieb  bie  ^Bewegungen  ber  $immel$förpet  begreifen 
nb  einfacber  erf Liren  laffen,  wenn  man  annimmt,  baß  bie 
;onne  fiiUfletje  unb  bie  (rrbe  wie  bie  übrigen  planeren  fieb 
Ti  ff e  bewegt.  Gr  fanb,  baß  bei  tiefer  'annähme  auf 
i§  ttberrafcbenbfte  einfach  unb  Rat  bie  mecbfelnben  ©tel* 
ngen  ber  bewegten  Äimmelöförver  »erjlanben  warben,  unb 
jn  arbeitete  er  ein  SBerf  au3,  in  welcbem  er  feine  Änftcbt 
oar  nur  erft  für  eine  wiQfurlicbe  Annahme  auSgab,  um 
ä)t  mi$  ben  jur  Seit  noch  geltenben  entgegenfiebenben  SDfet* 
mgen  in  Jtampf  ju  geratben,  in  ber  ifhat  aber  ben  iBe» 
ei«,  baf  Jene  Xnnabme  bie  einjig  riebrige  fein  Wime,  fubrte. 


Sene«  fiBer!  war  jwar  febon  1530  fertig,  erfebien  aber 
erfi  1543,  in  welchem  Sab«  St.,  noeb  ebe  er  bie  Xnerfou 
nung  unb  JBewunberung  feiner  3eitgenoffen  erfahren  hatte, 
fiarb.  Qx  würbe  in  ber  Domfircbe  ju  grauenburg  beige^ 
fefet,  unb  1581  ließ  ber  JBifcbof  t>on  ermelanb,  ÜRartin 
Gramer,  bie  ©teile,  wo  St.  begraben  liegt,  mit  einer  SJ?ar= 
mortafel  bezeichnen.  Schönere  Dentmale  würben  ihm  bura) 
ben  @rafen  ©ierafow^fi  ju  Jtrafau  unb  tureb  bie  war> 
flauer  ©cfellfchaft  ber  greunbe  ber  SBiffenfcbaften  ju  fflars 
febau  errichtet.   Da6  ledere  Denfmal  jeigt  bie  »bbilbung; 


rt  i(l  nacb^  .einem  fDlobeQ  »on  Äborwalbfen  geaoffen  unb 
1829  aufgerichtet  worben.  Dfl*  erwähnte  SBerf  be«  Ä.: 
„De  orliium  coelestiam  rtvolntionibas  libri  YI"  iß  bem 
tapfre  |)aullU.  gewibmet  unb  ifi  in  mehren  Ausgaben  er» 
febien en;  außer  ihm  bat  St.  neeb  jwei  anbere  SBerte  ge* 
febrieben.  Durch  feine  fcebre  »on  ber  «Bewegung  ber  (Srbe 
würbe  St.  ber  ®runber  ber  neuem  Xfhonomie,  welche  fo 
glänjenbe  gortfebritte  gemacht  bat,  unb  jwar  war  e*  ju» 
nachfi  ©alilei  (f.b.),  welcber  bie  t>on  St.  aufg  ' 
weiter  au«bi(bete. 


ftopfßchmer3  ift  faft  immer  nur 
rafchoerlaufenber,  fogenannfer  acuter,  l 


ein  ©pmptom  balb 
,  balb  langwieriger,  fo* 
genannter  ebronifeber  .JtranfbeitSjufidnbe,  wie  j.  fß.  ber  mei« 
ften  gieber,  Gntjünbungen  unb  fieberhaften  ,$autau«fcbläge, 
ber  ^bfierie,  $o»ocbonbrie,  juweilen  auch  ber  ©iebt,  8uft» 
feuebe  u.  f.  w.,  mitunter  feboeb  fo  »orwaltenb,  baß  er  fafi 
allein  bie  ganje  Jtranfbeit  aufmacht.  Dann  pflegt  er  in 
ber  8?egel  peberlo«  ju  fein,  aefeHen  fieb  aber  ja  gieberbe. 
wegungen  iu  ihm,  fo  finb  ftc  eine  erfl  ton  ibm  t)tTt>9r$u 
brachte  SBirfung.  Der  Äopffchmerj  bietet  jahlreiche  85er« 
fchiebenheiten  bar.  Salb  ift  er  Aber  ben  ganzen  Jtopf  »er« 
breitet,  balb  nimmt  er  mehr  ben  SBorberfoof ,  balb  mehr  ben 
Jgiinterfopf  ein,  balb  befallt  et  nur  eine  £älfte  be«  Äopf«, 
wo  er  bann  SRigtane  (f.  b.),  bofof«tigc«  Äopfweb  g^ 


uigiiizea 


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Kopten  648  Korallen 


normt  wirb ,  balb  beft^ranFt  er  fid)  auf  irgenb  eine  ©feile, 
jutveilen  auf  einen  fehr  fleinen  9?aum,  balb  tfl  er  flecbenb, 
reigenb,  flopfenb,  bobrenb,  fpannenb,  brermenb,  balb  flumpf 
unb  brücfenb  unb  entroeber  anbaltenb  unb  bann  gu  verfebie» 
nen  Seiten  nadrtaffenb,  ober  auSfc^rnb  unb  reget*  ober  um 
regelmäßig  »ieberfebrenb,  leicht,  fdjrocr  ober  aud)  gar  nicht 
heilbar.  (Sine  befonbere  Änlage,  von  Jtopffcbmerj  befallen 
ju  »erben,  reiß  man  bei  ^erfonen  mit  großem,  umfängli» 
cbem  stopfe,  furjem  $alf<  unb  platter,  enger  fi5ru|t,  tnfo« 
fern  fte  vermige  biefeS  Jt6rperbauc4  ju  JBlutanbrang  nad) 
bem  JTopfe  mehr  geneigt  finb  at8  Untere,  beobachtet  haben. 
2)ie  Urfacben  beö  Äopffd?merjeö  finb  unenblicb  verfebteben, 
weil  er  in  Segleitung  fo  vieler  verfchiebenartiger  Jtranfbcii 
ten  auftritt.  ^Demgemäß  ifl  auch  bie  ärjtliebe  ©ebanblung 
beffelben  verfebteben.  Äu8  ber  äßefebaffenbeit  beS  Äopffdtmer* 
je«  felbft  fann  man  häufig  einen  ©d)[ug  auf  feine  Urfadpe 
machen.  Um  nur  einige  Sieifpiele  angufübren,  fo  lagt  ein 
mit  Zähmungen,  Krämpfen  unb  Südlingen  verbunbener 
Äopffcbmerj  auf  JCrucf  be§  ©ebirnd  von  SBaffer,  (Siter,  auS» 
getretenem  SBlute,  ©efebmülfien  unb  Äulroüd)fen  ber  innern 
©cbibelplatte  u.  bat.  feblicgen,  ifl  ferner  ein  von  aUgemeü 
ner  ober  ertlicher  wollblütigfeit  abhängiger  Äopffdjtnerj  an 
ben  äeieben  biefer  ober  beS  JßlutanbrangS  jum  jtopfe  unb 
an  feinen  ©elegcnbeitSurfacben  gu  erfennen,  bat  ein  au§  bem 
SNagen  flammenber  ^rmöbnttc^  feinen  ©ifc  am  JOorbcrfopfe, 
ein  burcr)  Sicht  bebtngter  meiji  nur  an  einer  -£>älfte  bei 
ÄopfS,  »väbrenb  ber  bpflertfcbe  gwar  aud)  oft  nur  eine  JpAiftc 
beä  Jtopfd  befällt ,  oft  aber  aud)  fid)  auf  ba$  #intcrbaupt 
befebränft  unb  bann  von  Aalte  unb  bem  ®efüble  be§  3u« 
f.tmmenjiebenS  begleitet  wirb,  ifl  ber  rbeumatifebe  reifenb, 
flecbenb,  jtcbenb,  ^aftet  mehr  in  ben  äujjerlicben  ©chäbelbe; 
bedungen,  macht  beutlidje  9?acbläffe  u.  f.  w.    3«  nach  ben 


Umffanben  tonnen  bie  wfebiebenartigfien  Wittel  gega  Bei 
Äopffebmerj  ermünfebte  Dienjte  leifien,  allgemeioe  nfe  er. 
liebe  SSlutentjiebungen,  Ableitungen  auf  bie  {Mut  hrrf 
Senfteige,  fpan.  fliegen,  gugbäber,  JBrecb»  unb  Wer:- 
mittel,  2Bafd)img  an  ber  Sdjläfengegenb  unb  in  Sofr. 
mit  faltem  SBaffer  ober  geifligen  Sachen,  n>w|hhiU 
Wittel  ittnerlid)  unb  äugerlid;. 

Äoptm  beigen  bie  Übcrbletbfel  ber  älfeflen  SJeritfmi:: 
ÄgpptenS,  ba«  fie;  ungefähr  30,000  gamilien,  jcr|hrct  h 
wohnen.   Sine  fdjwarjgelbe  #aut,  it>r  aufgebünfrnti 
fiebt,  itjre  bervorquellenben  "Äugen,  ihr  »oütge*  (hu;  I 
fie  als  Äbfimmltnge  von  Negern  erfennem    Bega  ibr 
©efcbicflirbfeit  unb  Jtlugheit  »erben  fie  von  ber  türLftt: 
rang  jur  Sücrwaltung  ber  ©nnabmen  befi  Sanbel  gehat. 
wa$  tbnen  felbft  in  ben  Äugen  ibrer  geinbe  ein  lcfc 
gibt.   Dennoch  bilben  JJalfcbbeit,  areulofigfett,  $»cr; 
bcimtidieu  Ängebcret,  jum  Sptoniren  unb  fiScfieebltcbteit  M 
©runblagen  il)re&  GbarafterS,  ber  eine  traurige  Jeljc  Ha 
gebrueften  Sage  unb  ber  iRothwenbigfeit  fia>  ;u  Nrfeilo 
unb  ut  trieeben  ifl.   Sbrcr  9?eligion  nad)  gebiren  bie  1" 
ten  ju  ber  von  ber  grted).  Jtircbe  auSgefd;icbenen  Ccftt  te 
Salobiten  (f.  b.).    ein  befonbere«  3ntereffe  bat  bie ! 
tifebe  ©pradje,  weil  ti  erwiefen  i(l,  bag  fte  im  Brfer^ 
eben  mit  ber  alten  ägvpt.  übercinfiimmt. 

fi  orallcn  (bie)  finb  eine  Ärt  ^flanjentbiere ,  »da)« 
frnber  }um  5Wineralreid)e,  bann  jum  ^)flanjenreicbe  red' 
Q6  finb  aber  polppeuartige  Xbiere,  roeldje  mit  ema  feie, 
in  verfebiebenen  @efratten  geformten  Waffe  umgeben  c: 
mit  ber  fte  fid)  jugleid)  oft  fdjneü  unb  in  grofen 
ausbreiten,  grcfje  StWe  bilben,  von  benen  man  nübttc'- 
ob  fie  au§  einer  Änbäufung  einer  grogen  Änjabl  «r; 


Sfciere  befrepen,  et  er  jufammen  nur  Sin  Xpiet  btlbett.  Di« 
£>i:Uc  bfr  Korallen  ift  fteinartig,  baS  3nnere  fömta  unb 
>dutig.  ©ie  paben  pplfdben ,  »reiche  ihnen  gut  (Fr  ndbr ung 
lienlicb  fein  mögen,  ©ic  ftreefen  biefelben  auS  ben  offcs 
tat  (Jnben  ber  "ü»lc  heraus  unb  fönnen  (ich,  »enigftenS 
•k  meiften  von  üjncn ,  in  bie  Don  ifmta  bewohnten  Sichren 
uriiehieejeri.  Die  Korallen  fomnttn  btd  an  bie  jDberfldcpe 
9JitereS  empor  unb  breiten  fi*  ju  fo  großen  SRaffen 
ruS,  baß  man  bie  ©ntftebung  vieler  3nfeln  brr  ©übfee  ton 
Ijnen  abgeleitet  pat.  Die  Jtoralleninfeln ,  welche  nach  ihrer 
tufem  Grfcpeinung  bie  Äbbilbung  jeigt,  haben  nulft  in  ber 
Ritte  SWoröfte  ober  Sagunen,  stelle  [tch  erft  fet>r  aß* 
nilig  ausfüllen.  Stach  neuern  Beobachtungen  ift  man  je» 
oeb  ber  SReinung,  baß  bie  .Korallen  jene  3nfeln  mit  «rft 
»Jter  überjogen,  niept  fte  urfprünglicp  gebilbet  paben.  Um 
er  ben  vielen  Äoratlenarten  ftnb  namentlich  ju  merfen  bie 
fbelforalle  ober  rothe  Äoralle,  welche  fepon  im  3fl» 
att)ume/  fowie  noch  jefct  \vl  ©epmueffaepen  verarbeitet  mürbe 
utb  fiep  votjüglicp  am  SJlittelmeere  finbet  Sine  Jöcnbcic« 
icfeüfcbaft  bat  ju  SJcatfeille  eine  SHieberlaffung  gegrünbet, 
wljpe  bie  ÄoraUenfifcberei  betreibt  Die  geberbufepf  0-. 
alle  befielt  auS  einem  anfangt  weisen,  fpäter  barten 
Strunf«,  auS  welcpem  oben  ber  9)0(99  mit  vielen  $angar» 
iten  hervorragt,  bie  fiep  bewegen  unb  fo  einem  geberbufepe 
ilcicpen.  Die  Aornforalle  ift  fußbotp  unb  beffebt  auS 
inet  pomadigen  Stoffe,  welcpe  mit  einer  rotb.cn  Jtalfrinbe 
tfretiogen  ift.  Die  feproarje  Koralle  unb  bet  83enuS< 
liegenwebel  fommen  am  febönften  bei  Dftinbien  vor. 
Die  ©ternforalle  in  £>ft>  unb  SBeftinbien  unb  im  gro* 
im  SBeltmeere  ift  eS  namentlich,  meiere  bie  JtoraHeninfeln 
(Übet  Die  Kalfröpren  öffnen  fiep  fternförmig  unb  baS  Spier 
>at  große  fepeetenfötmige  gongarme.  Die  *J>unftforalle 
i&erjiebt  gleichfalls  ganje  gelfen.  Die  ©eefeber  gleicht 
inet  ©epreibfeber  mit  Kiel  unb  §atme,  welche  (entere  burcp 
(rme  gebilbet  werben,  auS  beten  jablreicpen  SWünbungett 
ie  Zbiercpen  ihre  acht  gangarme  vorgreifen.  2Rit  bem 
tiefe  obet  Stamme  ftfct  baS  Ztytr  am  ffloben  fefl,  fann 
:<p  aber  auch  losreißen  unb  fcpwimmt  bann  frei  petum.  — 
Die  Scöbtenforalle  befteht  au»  einet SRenge  geraber  pa* 
aDefet  Katfröbren,  bie  untereinanber  burcp  wagerechte  £luers 
xtabe  verbunben  ftnb.  SBefonberS  bie  rotten,  aber  auch  bie 
bwatjen  unb  bie  weißen  Korallen  werben  ju  aUerbanb 
5cpmu(ffqcpen;  vorzüglich  in  ©eftalt  von  perlen  ju  ^>ol5= 
ttttn  verarbeitet  unb  ftnb  bei  einiger  ffirifje  fer)r  tpeuer,  fo* 
af  3.  93,  eine  XoraQe  oon  ber  ©r6fe.  einet  ^(tntenfugel 
rit  bret  Dufaten  bejaht  wirb.  @ie  ffnb  um  fo  voriüali» 
jer,  »on  je  \)b\)txm  Äotp  fte  finb.  SWan  maept  bu  Äo» 
iQm  auep  naep  aud  gebeizten  5(nocpen,  auä  ^>irfct>porn 
bet  ©oefsborn  unb  au5  einer  SRifcpung  von  ©pp«,  3in» 
ober  unb  ©ummL 

JÜlcmm  obet  mit  bem  arab.  VrtiTef  7(tf  otan  peigt  ba$ 
1  beiligem  %nfer)en  ftepenbe  SleligionSbucp  bet  Grabet.  Daf> 
:lbe  tfl  in  atab.  Sprache  gefefeneben,  entpÄlt  9?eben  UJ?os 
ammeb'J,  -Jobpreifungen  ©otte«,  »errungen  über  ba«  9Be» 
:n  ©otttf,  SBorfebung,  Zufcrftcr)ung,  3"ftanb  naep  bem 
'obe,  Srmabnungen  jur  Sugenb,  SRafHgteit  unb  2Bop(tpd> 
gleit,  Gntfc^eibungen  ton  SiecptsfaUen  unb  (rr^Mungen. 
)ie  opraepe  ift  einfaep  unb  frdftig,  unb  eigentyümliep  pnb 

lPi;bcr»Ccno.'8o:.  II.  .  Vi  ;uüiJ3 


bem,  Jtoran  bie  gereimten  2(u3g&nge  ber  3eilen.  "Kbuhux, 
SD?opammeb'S  (Schwiegervater,  bat  ben  Jtoran  gefammelt  unb 
bet  britte  äpalif  SDtpman  pat  ft>n  berieptigt  unb  befannt  ge< 
maept  Die  SRopammebaner  beft^en  eine  große  ^tnjapi  von 
(?rf(ärungen  biefed  ©udjS;  e8  ift  auep  in  Deutfeplanb  (8pj. 
1835)  peraufgegeben  werben ,  fowie  e6  mehre  beutfebe  Ueber< 
fepungen,  bie  neuefte  von  ©apl  (^aOe  1828)  beffelben  gibt, 
(»gl.  3Ropammeb.) 

fiorfu,  bie  größte  bet  tonifc&en  Snfefn  (f.b.),  liegt 
wifepen  bem  abriatifepen  unb  ionifepen  Speere  unb  wirb 
urtp  ben  Jtanal  von  Jtorfu  von  bem  türf.  ^eftlanbe  ges 
trennt  3fuf  einem  Släcbcnraume  von  10*/*  wohnen 
4S,800  (Sinw.  Die  Jtuflen  finb  felffg  unb  haben  gute 
S3ucpren  {  baf  Snnere  ift  bergig,  von  ich  malen  Spdicm 
burchfepnitten.  Der  Soben  ift  frueptbar,  (eibet  ietodi  nicht 
feiten  an  Srocfenbeit,  weil  außer  bem  jum  2peU  fc^iffbaten 
SDfejfongi  alle  gu'iffe  im  (Sommer  vertroefnen.  ßlivenöl  ift 
baä  ^auotcruuajiip  ber  3nfel,  welche  auo)  einen  jiemlicp 
Quten  Sein,  jDbß,  (Sübfrucpte,  ©emüfe,  <Sa(),  Sfel, 
©cpweine,  3iegen,  fi3ienen  u.  f.  w.  liefert  Die  Cinwoh* 
ner  finb  grieep.  Ttbfunft  unb  befennen  fiep  fafl  ade  jur 
griech.  Äircpe.  Die  ganje  Snfel  jerfdllt  wiebet  in  jebn 
Diftricte  obet  dantone.  Vluct)  bie  ^auptftabt,  bie  Siejtbenj 
te5  engl.  Sorbobercommiffairf,  hei-H  .Uorfu;  fte  liegt  an 
ber  IKeetenge  gegen  Albanien,  ift  ftarf  befeftigt  unb  pat 
gegen  16,ooo  Cinw.  ^>ier  ift  ein  grieep.  Ghrjbifcpof  unb 
ein  fath.  IBifcpof,  eine  Univerfttat,  ein  ©pmnaftum,  ein 
•&afen  unb  ber  Sü-  ber  ionifepen  gelehrten  ©efeUfcpaft, 
Da  bet  ©raf  ©cpulenburg  1716  bie  "©tobt  S.  tapfer  je» 
gen  bie  Surfen  vertbeibigt  hatte,  warb  ipm  von  ber  Sie: 
publif  Senebig  eine  ÜSarmorftatue  errieptet. 

jRorintl)  war  einft  bie  prachtvollfte  unb  wegen  be«  8u» 
tu§  unb  bet  üppigfeit  ihtet  JBewohner  berühmfefte  Stabt  ©rie* 
cpenlanbS.  ©ie  war  ber  SRiftelpunft  bed  europ.  unb  aftat 
^  anbei?,  benn  auf  ber  ben  ^eloponned  mit  SjtUai  verbin* 
benben  8anbenge  3ft?moJ  gelegen,  würbe  fte  von  jwei  SReer« 
bufen  begrenjt  3m  ^>afen  gechcium  am  forinth.  SKeetbufeie 
lanbeten  bie  Guropder,  im  ^>afen  ÄenchreA  am  faronifepen 
SCieerbufen  bie  Xfiaten.  2ffroforintho<  büß  bie  83urg  bet 
©tabt,  welche  außerhalb  berfelben  auf  einem  jßerge  lag. 
Die  3ahl  ber  Einwohner  bei  alten  St.  foU  wenigftenS  300,000 
bettagen  haben.  3m  Xltertbutne  würben  alle  ©egenftdnbe 
unb  Einrichtungen  be«  gutuö  au8  Ä.  hergeleitet  unb  notp 
am  Sbofc  bet  bpgantinifeben  jtaifer  gab  tt  einen  foaenann* 
ten  Corinthiarias,  weichet  über  bte  ©chmucfmobilten  tti 
4>ofS  bie  «ufftdjt  fuprte.  Die  fepöne  forintbifche  @4u» 
lenotbnung  (f.  ©dule)  bat  ebenfalls  von  Ä.  ben  tarnen. 
St.  fpielte  eine  wichtige  Rolle  in  bet  ©efehiepte  ©riechen* 
(anbS  (f.  b),  bis  eS  146  v.  (ihr.  bie  0I6met  unter  9Bum< 
miuS  als  Aaupt  beS  achäifepen  IBunbeS  gdnjlicp  jerfi6rten. 
Julius  (Safer  baute  jwat  bie  ©tabt  wiebet  auf,  aber  fte  ge* 
langte  niept  wieber  ya  ihrer  vorigen  SMüte.  ©egenwdrtig 
gehört  SL  (von  ben  STürfen  ÄorboS  genannt)  ;u  bet 
|)rovini  Folien  beS  Königreichs  ©riecpenlanb  unb  tß  eine 
unbebeutenbe  ©tabt  von  etwa  4000  ginw.  Die  etnft 
fo  lebpaften  «Keerbufen  ftnb  verfumpft  3n  neuefter  3eit 
ift  viel  jur  ffiieberhetfteuung  bet  berühmten  ©tabt  getpan 
worben. 


uigiii. 


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Korinthisches  Erz  650 


ttörper 


fiorintljiedjcs  Cr3  wirb  «ine  fdjdne  SOcetatlmifdjung  ge» 
nannt,  welche  im  Ältertbume  jur  4perffrUung  t>on  itunft» 
werfen  angewenbet  mürbe.  fRöm.  ©cbriftjteller  erjäblen,  baf 
biefcä  Er*  bei  ber  3«rftorung  itorintb*  bureb  üRummiu* 
146  t.  Öhr.  bura)  3ufammenfcbmeljun8  ber  golbenen,  ftl- 
bernen  unD  ebernett  Äunfrroerfe  entflanben  fei;  boeb  bat 
man  Äunßwerfe  von  fortntbifebem  Erj  au*  einer  d[tem3«it- 

fiömrr  (£b<ob.),  ber  befannte  bcutfct>c  JMcbter,  würbe 
am  L>3.  ©ept.  1791  ut  Dreäben  geboren,  ©ein  Safer  war 
bier  feit  1790  a(*  jbberappenationSgericbtJrarr;  angefreUt. 
25erfelbe  war  ein  eifriger  SJerebrer  ber  Äünjie  unb  SSJiffen» 
febaften,  ein  greunb  ©oetbe'ö  unb  ©chiller'*,  unb  fein  £>au* 
war  ber  SWittelpunft  eine*  itreifc*  f>ecf>gebilbetcr  SDtcnfcben. 
tflad)  bem  Äricge  ton  1813  trat  it.,  ber  SBater,  in  preufj. 
©taatdbienfte  unb  ftarb  ju  S3erlin  1831  al*  geheimer  JDber» 
regierungfiratb  im  ÜJlinifierium  ber  geblieben,  UnterricbtSs 
unb  Wcbicinalangelegenbeiten.  SEbeobor  it.  gerate  febon  frub 
STalent  jur  ©icbtfunfi  unb  fanb  bei  feinem  tßater  unb  in 
beffen  geifhwller  Umgebung  Anregung  jur  Pflege  beffelbcn. 


^acfibem  er  in  £rc$ben  ftcb  hinlänglich  vorbereitet  hatte, 
befuebte  er  auf  jwei  Sabre  bie  JBergafabemie  ju  $reiberg 
mit  bet  Sbftrbt,  ftcb  bem  83ergbau  ju  wibmen.  3m  3obre 
1810  liefS  et  (ine  ©ammlung  ©ebiebte  unter  bem  Site! 
„Änogpen"  bruefen  unb  fam  halb  barauf  na*  Eeipjig,  um 
fi*  auf  ber  Uniterfirdt  weiter  au*jubilben.  Er  ergab  fid) 
biet  jeboefj  einem  ausgelaufenen  geben,  beffen  enblicbe  ftolge 
feine  Entfernung  ton  ber  Uniterfitdt  war.  Er  hielt  ftcf>  furje 
Bett  in  ©erlitt  auf  unb  ging  bann  nad)  SBien,  wo  er  mit 
einigen  bramattfeben  ©ebtcbien,  bie  er  fehneU  nacbeinanber 
auf  bie  ©ühne  brachte,  IBetfoU  fanb  unb  ben  Sütel  eine« 
faiferl,  f6nigl.  a^caterbiebter*  erhielt.  2fl*  ber  Äampf  ge* 
gen  bie  franj.  3wingberrfcbaft  1813  ausbrach,  ba  ergriff  Jt 
lebhaft  bie  3bee  ber  Befreiung  be*  beutfeben  SBaterlanbe*. 
Scidjt  nur  fprad)  er  feinen  greibeifSeifer  in  begeifternben  gie* 
bern  aus,  bureb  welrbe  aud)  Snberer  Äampflufr  erweeft 
würbe,  fonbern  er  felbft  verließ  feine  angenehme  «Stellung 
in  SBien  unb  begab  fieb  nad)  JBre*lau,  um  b.  ier  in  gütjpw'* 


©rfcar  einzutreten.    ?n  Äampf  unb  gittern  jeigte  er  Ccn 
frifeben  JpelDemiuttb ,  ber  ihn  brfeelte.  TM  nad)  ber  ©d)!a±: 
bei  güjjen  bie  gütww'fcben  3ager  ju  $uf  eine  3ett  lang  in 
Untbätigfcit  bleiben  mußten,  verlief;  A.  biefelben  unb  trat, 
nad;  ftbaten  bürjicnb,  in  ba*  gufeow'fcbe  Weitercorps,  ft 
würbe  ber  Äbjutant  be*  Anführer*.    3n  bem  ©efeebte  ba 
Ai&en  erbielt  er  eine  gefährliche  SBerwunbung  unb  würfe 
nur  mit  SDcübc  ton  ber  ©efangenfd)aft  errettet.  9lad)bent 
er  in  Eeipjig  bcrgefiellt  worben,  ging  er  fogleid)  über  Zt?:.- 
ut  feinem  (SorpS  jurüct  unb  fämpfte  nad)  abgelaufenen-. 
SSafjFenjriUjranbe  in  mebren  @efed)ten  gegen  ba$  INivoufi'fche 
6orp8,  fletö  burd)  SRurb  unb  Supfcrfeit  ftcb  au§}eia>nenr 
9?ad)  einem  9(ad)tmarfd)e  bid)tete  St.  am  26.  'Hu.}.  181 
fein  ben  3Rutb  unb  bie  ©egeijlcrung  be$  ^»elbentobeS  Mi 
menbed  „<5d)wertlieb"  unb  eine  @tunbe  barauf,  nadibem  a 
ba*  iiec  feinen  Jtameraben  vorgetefen  t>atte,  fam  (*  junt 
©efeebt  mit  ben  Sronjofcn.    'Auf  einem  gelbe  neben  ber 
©trage  von  JBerÜn  nad)  CBabebufd),  eine  halbe  ©runbe 
wejlL  von  9tofenberg ,  burd)bobrte  ihm  eine  Jtugel  bie  93ruü. 
©ein  Seicbnam,  fowie  ber  be3  gleicbfaQS  gefallenen  jungen 
©rafen  $arbenberg,  würbe  in  ber  9ttbe  be6£>rt3,  an  wt:. 
dpem  Ä.  fein  geben  au*gebaud)t,  beim  £orfe  SSöbbclin  unter 
einer  fd)önen  Gio>e  beerbigt,  welebe  feitbem  bie  Aörn err- 
eiche genannt  wirb.  £em  X>ater  ti.  j  fehentte  ber  ©rofber:. 
»on  9Recfleiibiirg:©cbwerin  einen  Kaum  con  45  DÄutbe:: 
ring*  um  bie©rab(icitte,  auf  welcher  bem  jungen  gelben  ur.c 
Singer  ein  gttgeiferne*  ^enfmal  errid)tet  werben  tjt  Jt'l 
einjige  ©d)wefler  folgte  ibrem  JBruber  febon  1S15  unb  wurb. 
wie  fpÄter  aud)  fein  SBater,  unter  ber  iirnerSeicbe  beerbiat 
Salb  nad)  Jt.'*  Ztbt  erfd)ien,  herausgegeben  ton  feinen 
Söater,  eine  Sammlung  feiner  fd)6nften  ÄriegSlieber  untn 
bem  Ättel:  „geier  unb  ©d)roert"  (»erl.  1814;  7.  2(ufi. 
1834)  unb  fein  „«poetifeber  Staeblar'  (2  83be.,  in-  WM 
—15).   ©treeffug  gab  (JBerl.  18  U)  eine  ©cfammtauSgab; 
ber  ©ebid)te  it.'*  in  Einem  SBanbe  berau*. 

jäorntvürmcr  werben  bie  garten  terfebiebener  3nfefttc 
genannt,  weldjc  beut  aufgefd)iutetcn  ©etreibe  oft  artgen 
schaben  jufügen.  J)er  rotb«  unb  ber  ftbroarje  lotn 
wurm  entfleben  auS  ben  Eiern,  weldje  gewifie  rleine  Ädfn 
in  ba*  Äorn  legen,  naebbem  ft(  bie  ©d)alc  beffelben  bureb 
bobrt  baben.   jüie  IBürmer  freffen  alle*  im  .Horn  entbalten: 
3Ucbl  auf  unb  laffen  nur  bie  leere  £ülfe  bejTelben  jurüJ. 
«Kit  bem  tarnen  tteißer  Äornwurm  hat  man  bie  gai 
ten  ton  jwei  wefentlid)  terfd)iebcnen  Snfeften  benannt. 
£rr  bei  unö  gerü6bnlid)e  weipe  Äorniourm  fommt  ton  t: 
ner  Slaefttmotte,  weldje  ibre  Eier  an  bie  &$mer  anlegt. 
6*  friedjen  nachher  gelbe  SBiürmer  au*,  welche  (ich  in  ti: 
itirner  bineinfreffen ,  unb  naebbem  fie  ba*  in  ü)nen  entbal 
tene  5Kehl  terjehrt  haben,  mehre  Horner  jufammenfpinneri 
3um  ©d)u<}  gegen  bie  Äornwünner  unb  jur  SJertreibun 
berfelbcn  empneblt  man  bie  Änwenbung  terfcfaiebeneT  pari 
riedjenber  ©ubflanjrn,  welche  bie  2ßürnier  ntd)t  tertra; 
f6nnen.   Daö  bepe  Littel  turfte  ba6  3}6rren  te*  ©ehe: 
be*  in  einer  jiemlid)  flarfen  #üjf  fein.   Übrigen*  ndfia  kü 
Äornwürmer  in  einem  ©etreibebaufen  nur  bi*  \\i  einer  2: 
ton  3  bi*  4  Boü  ©ebaben  an,  iitbem  fie  ba*  baruntet 
genbe  ©etreibe  unterfebrt  (äffen. 

Äijrprr  bfifjt  in  ber  SWaturlebre  jeher  einen  befrimmtm 
Kaum  ctnnebmenbe  Z\)tU  irgenb  einer  SRaterie.    Wan  u:: 


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651 

:erfc&eibet  brei  »erfcbtebene  Jtörp  erformen  ober  Tfggre*    nen  fonfh'gen  äußerlichen  3we<f  haben,  wie  j.  fB.  #anbel«» 


jationSjujrdnbe  ber  £6rper,  nämlich  bie  ber  feilen 
Körper,  ber  tropfbarflüffigen  .Körper  unb  ber  aul< 
>ebnfam  flüffigen,  erpanfihlen,  gas  *  ober  luft» 
örmigen  .Körper,  wobei  jebocb  $u  bemerfen,  baß  wir 
•ine  2Rtnge  »on  .Körpern  beftimmter  materieller  äSefdjaffen» 
>ett  rennen,  welche  in  jeber  biefer  brei  {formen  bargeftellt 
©erben  fönnen.  SBabrfebeinlieb  werben  alle  Körper  ficb  auf 
Unliebe  SBcife  »erhalten,  nur  baß  wir  niebt  bei  allen  im 
Stanbe  ftnb,  biejenigen  Äemperaturgrabe  $u  erzeugen,  bei 
Hnen  fte  auS  einer  gorm  in  bie  anbere  übergeben.  Die  fe* 
ten  Körper  ftnb  tbeilS  organifcb,  b.  b.  gegliebert  unb  ber 
Jntwicfetung  »on  3nnen  fähig,  tbeilS  unorganifcb,  bei 
?cnen  fratt  ber  ©lieberung  ÄrpfiaHbtlbung  (f.  Kr»  (lall) 
unb  ftatt-ber  Sntwicfelung  Anhäufung  »on  außen  auftritt. 
£ie  organifeben  Körper  fann  man  wieber  in  befeelte  (tbie» 
rifebe)  unb  unbefeelte  (»egetabtlifebe  ober  ^flanjenforper) 
.mterfebeiben. —  die  SRatbematif  nimmt  bei  ber  SBetratfc» 
ung  ber  .Körper  feine  JRücf jtebt  auf  beren  materielle  JBcfcbaf« 
:enbett,  b.  b-  eS  i(l  für  fte  gatu  gleichgültig,  ob  j.  fB.  ein 
n  ©olb,  gleifcb  ober  4>otj  ijl;  fte  betrachtet  an  bem 


Körper  nur  bie  ©eftalt  unb  bie  an  ibm  auftretenben  ©rößen» 
:erbältniffe.  3n  ber  9Ratbematif  ift  mitbin  .Körper  jeber 
itlfeitig  begrenze  {Raum  ober,  was  Daffelbe,  ber  Körper  i|t 
»ine  Staumgröße,  welcbe  alle  brei  Dimenftonen  beS  SRaumS 
;2änge,  »reite  unb  Dtcfe  ober  Sief«)  bejtfet.  3ur  JBegren* 
t,ung  ber  Äörper  bienen  gläcben  (©runbfläcben,  Seitenflä* 
i>en)  ginien  (Kanten)  unb  fünfte  (Knbpunfte,  Spifcen). 
2Ran  fann  unterfebeiben;  1)  .Körper,  welcbe  »on  fünften, 
ginien  unb  gläcben  begrenzt  werben,  wie  baS  9>riSma,  bie 
'ppramibe,  ber  Äegel;  2)  .Körper,  welcbe  nur  »on  glacben 
unb  Etnien  begrenzt  werben,  wie  ber  Kolinber;  3)  .Körper, 
welcbe  nur  »on  Kiner  Stäche  eingefcbloffen  werben,  wie  bie 
Jtugel.  9Ran  fann  fieb  aueb  einen  .Körper  »orjlellen,  weU 
j)tx  nur  »on  einer  fläche  unb  fünften  begrenzt  wirb,  diu 
elmäßige  Äörper  beißen  in  ber  SDfatbematif  biejenigen 


aefeOfcbaften.  DaS  cbriltlich.  europ.  Staatcnleben  »erbanft 
feine  Kntjtebung  unb  ©eftaltung  »onüglicb  ben  .Kirperfebaf« 
ten,  welche  [ich  bem  gerraan.  SBolfScbarafter  gemäß  in  ibm 
«uSbtlbeten  unb  bie  Heb  erfl  in  ber  neuern  ßeit  allmdlig 
wieber  aufyulöfen  begonnen  haben.  Da  nämlich  bie  ebrifb 
liebe  {Religion  ben  SSölfern  jwar  eine  JRicbtung  auf  ©efefc» 
liebfeit  uno  zugleich  ben  ©ebanfen  gleicher  geiftiger  SBürbe 
ber  SRenfcben  in  allen  Stänben  unb  äußerlichen  gebenSoer» 
bdltniffen  einflößte,  aber  bie  ©efefce  beS  Staats  weber  eine 
bemgemdße  AuSbilbung  noch  eine  binreiepenbe  5Kacfct  hatten, 
fo  entjtanben  balb  unter  Denen,  welcbe  ftcb  bureb  ihre  @tel< 
lung  im  bürgerlichen  Eeben  im  he  ftanben  unb  unter  bem 
<5d,>ufte  be8  ©taat§  unb  ber  Äircbe  ßorporationen,  welcbe 
feinen  anbern  Bwecf  bitten,  ald  in  f:d>  ein  gefe$licbe$  unb 
würbiges  rcduiichct  £)afein  ju  »erwirfli^en  unb  jugleicb  nacb 
außen  eine  ©tellung  ein^unebmen,  welcbe  bie£rdnfung  bie: 
feS  Dafeind  moglicbjt  binberte.  Zuf  biefe  SQeife  bot  allmds 
lig  jeber  (Staat  be£  2ßitte(alter§  ben  Znb\ii  eineö  wobig  ej 
orbneten,  au§  ftcb  felbfl  erwaüjfcnen  ©anjen  bar,  baö  ftdi 
in  feine  ein^etne  Korporationen  glieberte,  bureb  welcbe  wie* 
ber  ber  emijelne  Staatsbürger  feine  eigentbümlicbe,  ebren« 
werthe  ©teüung  im  @taat$leben  erhielt.  @owie  nun  aber 
allmdlig  bie  ©efefegebungen  ber  (Staaten  ftcb  »ollfommenet 
auöbilceten  unb  audreiebenb  würben,  bie  greibeit  unb  geifrige 
SBürbe  ber  ©njelnen  ;.u  febüfeen,  befto  mebr  mußten  bie 
Äörperfcbaften  als  überflüfjige ,  »ielfacb  bemmenbe  ÜRitteU 
alieber  3wifcben  Staat  unb  Sinjelnen  erfebeinen.  XUmdlig 
fam  e&  babin,  baß  bie  (feinen  in  ben  Korporationen  nid;: 
mebr  eineSewdbr  ibrer  greibeit,  fonbern  ein  Idjligeä  J^inber- 
niß  in  benfelben  erblicften,  unb  auch  bie  {Regierungen  faben 
fieb  in  ihren,  alle  ^Bürger  jum  ©egenjlanbe  ber  Sürforgt 
babenben  SJerorbnungen  »on  ben  Korporationen  gehemmt 
Die  golge  war,  baß  allmdlig  bie  Jtdrperfcbafttn  immei 
mebr  abgefcbajft  würben,  obfebon  e8  aueb  niebt  an  folgen 
feblte,  welcbe,  an  bie  SBortbeile  benfenb,  bie  fte  bem  Staate 


örper,  beren  ©nfdiließuncjSjläcben  fdmmtlicb  untereinanber    überbaupt  ober  perf6nlicb  ibnen  felbfl  gewährten,  für  beren 


:ongruente  regelmäßige  ebene  giguren  finb.  ©oleber  Jt6r» 
per  gibt  es  nur  fünf,  nämlich:  1)  £a$  Setraeber,  be* 
;renjt  »on  »ier  eongruenten  gleicbfeitigen  £reiecfen;  2)  baS 
£>eraeber  ober  ber  SBürfel,  begren)t  »on  fecf>d  cot 


Gtbaltung  tbdtig  waren.  —  9Ran  fann  im  Allgemeinen  un-. 
terfebeiben  bie  ritterfebaftlicben,  bie  geijtlicben  unb 
bie  (idbtifeben  Korporationen.  2)ie  erjten  ftnb  ganj  »er 
febwunben,  benn  bie  ©rbenSgefcUfcbaften,  weldje  noeb  befle^ 
ben,  baben  burcbauS  feinen  tnnern  äufammenbang,  feit  bie 
jDrben  j^u  einer  bie  Änerfennung  ber  SCerbienfte  beä  Kinjelnen 
»on  Seiten  ber  gürften  be^etebnenben  Decoration  geworben 
ftnb.  Die  geijtlicben  Korporationen  begeben  in  fatbolifeben 
Üdnbern  noeb,  geben  aber  überall  tbrer  fcbneüen  3lufl6funa 
3Ratbematif  betrachtet  in  bem  Stereometrie  genannten  entgegen  unb  b<">en  faum  noeb  irgenbwo  anerfannte  politt; 
Sbeile  ber  ©eometrie.  *     febe  IBebeutung.  Die  jldbtifcben  Jt6rperfcbaften  enblicb  ba- 

ben  aueb  bereits  in  ben  meijten  Staaten  tem  ?)rincip  ber 


jruenten  Cuabraten;  3)  ba5  JDctaeber,  begrenjt  »on  aö)t 
.-engruenten  gleicbfeitigen  Dreietfen;  4)  ba5  Dobefaeber, 
begrenjt  »on  jw6lf  eongruenten  regelmäßigen  günfeefen  unb 
3)  baS  3fofaeber,  begrenjt  »on  20  eongruenten  gleicbfeitu 
icn  Dreiecfen.    Die  8ebre  »on  ben  .Körpern  wirb  in  ber 


ftörptTBcljaften  ober  (lat.)  Korporationen  werben 
Bereinigungen  ber  SRenfcben  genannt,  welcbe  unter  bem 
Scbufce  be8  Staat«  unb  tnnerbaib  beffelben  befteben  unb  jum 
3mecf  ba8  recfatltcfo  begrünbete  Dafein  ibrer  SRitglieber,  mit» 
bin  ein  bleibenbeS  3ntereffe  b«ben.  SBBeber  alfo  geboren  ju 
ten  Jtorperfcbaften  folebe  Söerbinbtmgen,  bie  gegen  ben  Staat 
uno  beffen  bureb  f«n«  ©efefte  bebingteä  Söejteben  gerichtet 
ftnb,  noeb  überhaupt  SSereine,  welcbe  einer  Anerfennung  »on 
Seiten  bed  Staat«  ermangeln,  noch  enblicb  ©efellfcbaften, 
tte  einen  »orübergebenben  ober  nur  ba«  »ergnügen  ober  ei» 


©ewerbfreibeit  weisen  müffen.  (Sögl.  Crben,  fünfte.) 

ficiröar  wirb  im  3fUgemcinen  jeber  Seeräuber  genannt, 
namentlich  aber  würben  mit  tiefem,  »on  Inn  ttal.  »rutre, 
b.  b'  laufen,  ftreifen,  abjuleitenben  tarnen  bie  9Tjubfct>t|fe 
unb  beren  SJemannung  bejeichnet,  welche  »on  ben  fogenann; 
ten  JRaubjlaaten  Algier,  Sluniä,  2ripoli«  unb  ben  ti:aroffa= 
nifchen  ^dfen  ausliefen,  um  ftcb  ter2Baaren  unb  ter  9Rann= 
fchaft  frember,  befonberS  europdifcher  «Rationen  ju  bcmäcb= 
tigen.  Die  gefangene  9Rannfcbaft  »erfauften  bie  Äorfaren 


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Korvei 


652  Kopeken 


gewöhnlich  als  Sffoöcn.  (*uro»Jifche  <25d»tffe,  wefcb>  Wä> 
rrnb  eines  SeeFriegcö  gegen  bie  «£>anbelöfcbiffe  ber  fctnblic^cn 
Nation  auSjieben,  werben  bagfgen  Äupcr  (f.  b.)  genannt. 

fiorpri  iß  feit  1822  ein  jum  preug.  SlegierungSbejirf 
SRinben  gehörige«  OTebiatfürficntbum  »on  5  DSD?,  mit  10,000 
Cinw.,  welches  ju  ben  Jßefi&ungen  ber  &inbgrafcn  &on*&efi 
ftn  i  {Rotenburg  gehörte.  Urfprünalich  aber  i|i  Ä.  fine  Ü8es 
nebictinerabtei,  welche  »on  bem  Älofier  Äoroei  in  Sßrfis 
franFrn  (bet  nachberigrn  ^icarbie)  8'2'2  gefliftet  würbe. 
Die  neue  Stiftung  würbe  baö  f^chfifche  &orr>et  ober 
Sie  u Fort  ei  genannt  unb  blieb  eine  3eit  lang  in  einem  Hb: 
b<5ngigFeit$»erbaItniij  »on  XltFor&rt.  Durch,  ben  Äaifer  Üubs 
wtg  ben  Jfrommen  erhielt  tt  bebeutenben  Sanbbefüj  unb  an» 
febnüche  Vorrechte;  auch  foll  ihm  Äaifer  ?otbar  844  bie 
3nfcl  JRügen  gefcbenFt  haben,  welche  SrhenFung  ber  ^apft 
Xbrian  IV.  1 154  befldtigte.  "Uli  beutfeber  9feid)6flanb  nahm 
ber  Äbt  tu  Ä.  bie  lefcte  Stelle  unb  Stimme  unter  ben  ge* 
fürfteten  'itbten  ein.  Ä.  jeiefmete  ftcb  balb  burch  ©rlehrfanu 
feit  aut>  unb  wirFte  wobjthiitig  nir  Verbreitung  cbrifilichrr 
äöilbung  in  Deutfchlanb.  3m  3-  820  ging  au§  ihm  ber 
2fpo|lel  be$  Kortens,  Änfd)ar,  hervor  unb  berfelbe  foll  bie 
Schule  ju  gegrimbet  haben,  welche  im  9.  unb  10.  3abrb. 
fich  aufjrichnete.  Die  Forteifcben  Ä(o|teranmiIen  finb  für  bie 
©efebiebte  be$  «Mittelalter^  wn  SBiAtigfeit.  Unter  bem 
9)ap|le  ?eo  X.  würben  in  Ä.  bie  fünf  erften  Jöüther  be3 
röm.  ©efcbichtfcbreiberS  2aeitu8  aufgrfunben.  3m  3.  IT"  »4 
würbe  Ä.  junt  #ocbfiift  erhoben  unb  1802  würbe  e8  auf* 
gehoben  unb  an  OTaffau  gegeben,  toon  welchem  e8  1807  an 
ba5  &öntgreict)  SSeftfalen  unb  1815  an  Greußen  fam. 


Die  „QefdM'c&te  ber  Xbtet  Ä."  ijl  ton  Söiganb  (.pörttt  1819) 
gefebrieben  worben. 

fiööackm  ober  Äafacfen  werben  bie  jahlreicben  Bit 
FerftÄmme  genannt,  welche  an  ben  fübl.  unb  öftl.  ®reti.! 
WupfanbS  leben  unb  jur  Bewachung  biefer  ©renjen  fciener 
baber  eine  burcbgdngtg  militairifcbe  Einrichtung  haben  nt 
Feine  Schalung  hechten.   .JiajaF  r^ctgt  im  Sürfifthen  ein 
SfJuber,  im  JSatartfcben  ein  leichter  brrumfehroeifenbet  €W« 
bat,  unb  oon  biefem  SBorte  tjaben  bie  Aofacfen  wabjjtfcei» 
lieh  hen  tarnen.    Crutftanben  finb  biefelben  roabrfc 
aus»  Abenteurern  unb  ©efmbel,  welches  au$  »erfebiecenr. 
©co,enben  9?ujjlanb8  jufammenlief,  um  an  ben  ©renjen  im 
Äriege  gegen  bie  Sataren  S)eute  ju  dachen.    SBeit  tief; 
Ceute  eine  wohlfeile  ©renjberoachung  abgaben,  fo  Winten 
fie  »on  ber  ruff.  {Regierung  begünfligt  unb  erhielten  au 
gro^c  Anzahl  t>on  Vorrechten,  welche  jeboch  1804  bebtuten* 
eingefchränFt  worben  finb.    Di;  Sprache  ber  Jtpfatfen 
bie  ruffifche,  ihre  Religion  ba$  griech.  ruff.  Gbriftenrbms 
??ach  Verfaffung  unb  'Äbjiammung  unterfcheibet  man  M 
mentlich  jwei  ^au^tflämme,  »on  benen  jeher  wieber  reai 
?ln;abl   ton  9{ebcnflämmen  \)at.    Die  Fleinruffifcbe- 
ober  maloroffifchen  Aofaden  finb  ber  rofcere  Stamm,  ju 
welchem  bie  faporogifchen  Äofacfen  ober  ^apbamafc- 
»on  allen  bie  wilbeflen,  gehören,   ©ebilbetet  finb  bie  ben;* 
fchen  ÄofacFen.  —  9«an  rechnet  bie  3abJ  her  S 
auf  700,000  STOanner,  welche  »om  18.  bi«  jum  5<».  ^ 
friegSpflichtig  finb;  hoch  fann  man  nur  etwa  auf  100/XK) 
2)?ann  rechnen,  welche  im  ru(T.  ^)eere  bienen  fjimen,  in 
bem  nur  etwa  300,000  SKana  überhaupt  in  Dierrjl  «ni 


>on  tiefen  «oet  SDrittbeili  mit  bem  inneren  £ienffe  befch df« 
igt  finb.  Sit  bon.  itofacfen  bilben  bie  leicbtefte  Art  wn 
.Valerie  im  ruff.  4>eere  unb  ftnb  faft  ganj  «nregelmdfige 
Irupptn.  Strenger  ifl  bie  SBerfaffung  ber  fleinruff.  Jto* 
arten.  Sie  Jtofacfen  ftnnen  unter  fieb  'einen  Abel.  Sebet 
öejirf  bilbet  ein  Regiment  ober  einen  $utt,  bat  unter  et« 
lern  t>on  ihnen  ermähnten  German  ober  "human  fiebt.  AHe 
intet  biefetn  frebenben  Anführer  haben  feinen  fie  au$jeicb» 
tenben  8iang.  Ser  r>berbefeblä  habet  aller  Gorp$  K-^t 
iteidfofalB  ipetman  unb  wirb  »on  ber  Regierung  in  feinet 
BJürbe  befldtigt,  fann  auch  nur  mit  Ginwilltgung  berfelben 
ntfefct  werben.  Sie  ipetman$  erhalten  fortw&htenb  ©otb 
>on  bet  Regierung,  bie  gemeinen  Jtofacfen  nur  wdt)tenb  fic 
m  Sienße  finb.  Sie  9>ferbe,  welche  bie  Äofacfen  reiten, 
inb  flein,  bürr  unb  unanfebnlicb,  aber  fet>t  fcbnell,  bauet« 
taft  unb  gut  abgerichtet.  Sie  Äleibung  ber  Jtofacfen  ifl 
>olnifch  ober  orientalisch,  übrigen^  raillf ürttc^ ;  ihre  »orjüg« 
itbfie  9Baffe  eine  10  —  12  g.  lange  $ife,  mit  welcher  fte 
ei}t  getieft  umjugtben  wiffen  unb  bie  oft  mit  einen  fiei. 
len  gdhncben  gefcbmücft  unb  ftetS  mit  einem  Stiemen  jum 
llnbdngen  »erfeben  ifl.  Außerberh  ^aben  fie  Säbel,  Junten 
iber  $ijio(en,  ober  jiatt  beffen  f)feil  unb  Sogen.  Gin  au3 
Uber  geflochtener  Äantfcbu  bient  ihnen  jum  Regieren  ber 
Pferbe.  3m  .Kriege  fueben  fte  in  {(eine  Raufen  jertbeilt 
>uttt>  futje  Angriffe  ben  geinb  in  SScrwirrung  ju  bringen, 
lieben  eben  fo  fcbntu"  als  fte  anfommen  unb  erneuern  biefe 
griffe  wo  möglich  fo  lange,  bi4  ftcb  bet  feinblicbe  £eet> 
laufen  ju  jerflreuen  beginnt,  bann  fefeen  fie  mit  grofjer 
Scbnelligfeit  nach  unb  rtebten  burch  bie  ©ewanbtbeit,  mit 
>et  fte  ihre  pferbe  unb  ibte  ©äffen  banbbaben,  großen  Scba« 
?en  an.  Seber  $ulf  pflegt  jwei  ober  niedre  feibene,  gewöhn» 
ich  mit  #eiligen»ilbern  gejterte  gähnen  ju  haben,  um  wel« 
bc  fie  ftcb  wieber  fammeln,  naebbem  fie  im  Angriffe  unb  auf 
■er  gluo)t  fich.  jerftreut  hoben. 

fiö8fiu0)ko  (2tbabbdu8)/  ber  berühmte  poln.  gelbberr, 
tmrbe  in  trithauen  1756  geboten  unb  erhielt  feine  erfte  Gr* 
iebung  in  bet  Gabettenf$ule  ju  SBarfcbau.  Ser  gurfl  Aham 
Sjattonjisfi  bemerfte  feine  ausgezeichneten  Anlagen  unb  lief 
|>n  auf  feine  .Stoßen  in  ber  SRilitairafabemie  ju  SJerfailleS 
weiter  auibilben.  Ä.  f ehrte  na*  «Polen  jurfitcf  unb  mürbe 
Hauptmann;  eine  nict)t  glücflicbe  Eiebe  aber  würbe  Urfadje, 
afj  et  fein  Skterlanb  oerlieg  unb  nach  3iorbamerifa  ging, 
m  Ijiet  fit  bie  Unabhängigkeit  bet  greiftaaten  ju  fdmpfen. 
t.  jeitt)nett  fiel)  bei  mehren  ©tlegenbeiten  rübmlichft  au3, 
jurbe  bet  ^hreunb  be$  berühmten  SBafbington,  crtsielt  ben 
»incinnatulorben  unb  fiieg  bis  }ut  Sßütbe  einet  Beigabe* 
enetalt.  9lacb  ?)olen  1780  jurücfgefebtt  ttat  et  mit  ben 
3?annern  in  SSerbinbung,  Weld>e  mit  rebiict)etn  ß.ifer  an  eine 
Rettung  ilu-rS  immer  met)r  an  SelbfitinbigFeit  wie  innerer 
rtnbeit  oetlierenben  SBaterlanbet  bauten.  3m  17(J1  Farn 
ie  p9ln.  Gonftitution  iu  @tanbe,  welche  SRuglanb  oerwarf, 
nbm  ef  jugjeic^  ber  über  birfetbe  migoergnügten  Partei  in 
3t>lrn  friegettfe^en  S3eif!anb  leiftete.  St.  war  1789  jum 
«Jeneralmajor  ber  poln..2trmee  ernannt  worben,  erflirte  nd> 
791  für  bie  Gonftitution  unb  trat  mit  rubmwürbtget  &a* 
ferfeit  ben  8?uffen  entgegen,  tnbem  et  jtei)  bei  2)ubienfa 
itt  4000|)olftt  gegen  10,000  geinbe  fünf  Sage  birft.  Kacb* 
cm  aber  bie  Staffen  tt)te  Tlbficbten  butd>gefe|t  hatten,  nabm  A. 
en  2(bfc^ieb  unb  begab  fi$  tut*  Seifjtg.  25te  gefeggebenbr 


«etfammfung  fn  granfreieb.  woUte  Jt.'J  Betbienfle  fut  bii 
@acl)<  bei  gttiljeit  anerfennen,  inbem  fie  ibm  ben  2ite(  efc 
nti  franj.  fflürgerS  erteilte.  9?acb  ber  jweiten  Teilung 
potent  traten  Patrioten  in  $olrn  beimii*  lufammen  unb 
unterbanbelten  aueb  mit  5t.  über  f\M\<:  gut  «bwerfung  btt 
5rembberrftf)aft.  Jütr  3Cuffianb  bratt)  ju  geitig  aus,  aber 
am  23. 9Rdrj  1794  war  X.  ju  Ärafau,  trat  an  bie  ©pi&« 
ber  Serbunbeten  unb  erlieg  einen  Buftuf  jut  SBieberberfleU 
lung  bet  Qonflitution  oon  1791.    SWutbig  unb  fiegtetcr) 


fdmofte  St.,  wd&renb  bie  Sad)e  bet  gteit)eit  fic^  ausbreitet« 
unb  befeftigte,  abet  bie  tlbetmac^t  bei  Stuffen  unb  Reußen 
nötigte  ir)n,  ftcb  in  ein  »erfäanUeö  ?ager  »or  SBarfc^au 
juriicfjujiebeit.  «Mit  tafilofer  2biitigreit,  unwanbelbarer  9?eeh> 
liebfeit,  SRutb-unb  jtlug^eit  leitete  3t  alle  Angelegenheiten  bet 
jBerwaltung  unb  be8  «peet«,  unb  oertbeibiate  baS  »on  einet 
gewaltigen  tibermaebt  hart  bebrdngte  Sßarfc^au.  Sie  @cblacbt 
bei  SRacjiejowicje  entfe^ieb  cnMi*  |)olen$  unb  Ä.'S  ©ebief« 
fal ;  na#  bet  tapferflen  ,©egenwebr  würben  enblidt)  bie  Sei« 
ben  bereden  bmcbjnocbrn,  St.  felbft  fanf  oon  SBunben  be« 
beeft  mit  bem  2Cu$ruf:  „Finis  Polomae!"  (b.  b.  9>olen* 
Untergang!)  oom  pferbe  unb  würbe  gefangen  genommen. 
Sie  ruff.  Äaiferin  jtatbattna  lief  ibn  in  ben  Äerfer  werfen, 
aber  t^r  Slacbfoig«  ?>aul  gab  ibm,  feine  «joetbengrofie  bewun« 
bernb,  bie  gretfaett  wieber,  nacl)bem  er  gelobt,  ntebt  mebr  wi« 
ber  bie  9tuffen  bienen  ju  wollen,  unb  woHte  ibn  äberbieS  mit 
©nabenbejeugungen  ebren,  welche  IC.  .jeboct)  ablehnte.  Gr 
ging  1797  nact)  Slorbamerif « ,  wo  man  ibn  mit  S3ewunbe« 
rung  empfing.  3m  folgenben  3abre  fdiicfte  ibn  bet  (Jon» 
«reg  mit  Auftragen  an  bie  franj.  Regierung.  Gr  blieb  in 
jranfreict),  lehnte  fpdter  alle  Xntrdge  «Rapoleon'«,  weichet 
fi*  feines  <Hamen6  unb  GinfluffeS  jur  Bewaffnung  dolens 
gegen  Stuflanb  bebimen  wollte,  ftanbtjaft  ab  unb  lebte  auf 
feinem  Uantgute  bei  gontainebleau  fern  oon  bem  ©et6fe  bet 
©äffen.  3m  3.  1814  wenbete  er  ft$  bittweife  an  ben 
ruff.  Jtaifet  Aletanbet  um  Amneflie  für  bie  auS  ihrem  Söas 
tetlanbe  »ertriebtnen  ?>oien  unb  um©ewdhrung  einer  freittn 


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Kosten  «4 


Kotfcebue 


»erfafTung  für  $oUn.  Jt.  begleitete  1815  ben  ?orb  ®t*s 
wart  nach  Stalten  unb  lieg  fia  bann  1816  ju  ©olotburn 
in  ber  ©cbweij  nieber.  Durch  einen  ?frrit>rief  hob  er  1817 
bfe  Setbeigcnfcbaft  auf  feinem  ©ute  ©iecnowicje  in  $olen 
auf,  unb  noa)  in  bemfelben  3ab.re  frarb  er  in  $olge  eine« 
©turje«  mit  bem  $ferbe.  Durch  ben  durften  Sablonowöfi 
liejl  ber  Jtaifer  3(eranber  1818  Jt.'3  Seic&nam  naa)  JtrafaiT 
bringen  unb  ifm  hier  auf  Sitten  be«  poln.  ©enat«  im 
©rabmal  ber  poln.  Jtonige  betfefeen.  2(ucb  roarb  ibm  ba* 
felbft  ein  Denfmal  errietet.  Jt.  galfcnftein  bat  Jt.'i  ?eben 
befcbricbtn  (2.  2fuft.,  ?pi-  1834). 

fioßteit,  ©ertcbt«*  unb  $roceß!off  en  ftnb  biejeni* 
gen  Öelb  ausgaben ,  welche  für  bie  Pflege  ber  ©eredbtigfeit 
von  ben  beteiligten  tlicilö  an  bie  Sficbter  ober  ben  Staat, 
tbeilö  an  bie  Sachwalter  unb  beten  Schilfen  ju  entnebten 
ftnb.  ©ie  beftetjen  tbeiis  in  ber  SBiebererfiatfung  für  ge* 
machte  Auhagen,  al«  ©tempelgebübren,  3nfirtion§gebübren, 
©ebreibegebübren,  ©taatSabgaben,  ©riefporfo  u.  f.  w.,  tbeilS 
in  ben  ©cbübren,  welche  ©ericbtßperfonen  ober  für  biefe  bet 
©laat  unb  Sachwalter  für  ihre  in  ber  Angelegenheit  gehabte 
SJcübwaltung  in  Anfprutfj  nehmen.  JÜagrr  unb  JBeflagter 
flieilen  fitb  in  bie  $>rocefjroften  nach  93erbdltntß  beS  in  jebe« 
3ntereffe  JBerbanbelten,  unb  nur  roenn  einem  2h  eile  muth; 
williges"  9>roceffiren  naebgewiefen  »erben  farin,  t)at  biefer  auch 
bie  Jtoffen  be$  anbern  fcbeitt  ju  entrichten.  3n  ber  ©traf* 
lecbtepftege  werben  unterfebirben :  l)  bie Griminalf often, 
welche  benÄufroanb  für  Sriminalanftalten ,  Ilmerbalt ung  ber 
©eriebte,  ber  ©efängniffe  unb  Crecution  betreffen  unb  welche 
gewöhnlich  ber  ©taat  ubernimmt;  2)  Serich t$?  o |ten,  bie 
für  richterliche  <£)anblungen  inStecbnung  fommen;  3)  au  Ii  er; 
gtricbtlicbf  Soften  für  bie  SGertbeibigung,  unb  4)  S3 er» 
pffegungofoften.  Der  eineS  »erbrechen«  fcbulbig  fflefun* 
bene  wirb,  roo  m6glicb,  jur  Entrichtung  biefer  Äoftfn  an* 
gehalten;  aber  aueb  ein  bureb  bie  Unterfucbung  al«  unfebul* 
big  Änerfannter  muß  btefelben  trafen,  wenn  ber  auf  ft)n 
gefallene  ßerbadjt,  t>on  roelcbem  bie  Unterfucbung  ibn  rei- 
nigte,  bureb  fein  83erfd)ulben  berbefoefübrt  roar. 

fiotl)e  ober  richtiger  Äatbe  iji  ein  nieberfeiebftfeber,  nicfjt 
eben  mebr  gebrducblicber  Hüibrad  ju  bejeiebnung  eines 
SJauernfjaufee»  obne  £of  unb  Janbcreien,  brffen  83eft|er, 
genannt  ftotbfaffe,  Jtofaffe,  Jtoffdt,  Jtdtber  ober 
Jpinterfaffe,  baber  nur  ju  >f->jnb ;  unb  gufibienfren  »er; 
pflichtet  iß.  ©egenwdrtig  unterfebeibet  man  Srofj ;  unb 
Äleinf  6t ber,  unb  bei  beiben  fommt  £of>  unb  Sanbbefib 
vor.  —  Jtotben  ober  ©aljfotben  werben  in  ben  ©alj* 
werfen,  namentlich  in  <£>aHe,  bie  f leinen  Kütten  genannt, 
in  benen  baS  ©al)  gefotten  wirb. 

fiothunt  waren  im  Xltertbum  eine  2Ut  bober  ©ebube 
ober  ©a)nürfhefeln,  welche  namentlich  auf  ber3agb  getragen 
würben.  3>ic  ©cbaufpieler,  welche  Zrag6bten  barileilten,  pfleg« 
ten  ebenfalls  Äotburnen  }u  tragen,  bie  aber,  um  jenen  ein 
erhabenere^  Hnfebn  ju  geben,  mehre  3olI  birfe  jtorffoblen 
harten.  TLui  btefem  ©runbe  h^t  man  juweilen  Kothurn 
gleicbbebeutenb  mit  Zragibie  gebraucht,  auch  wot  bie  er* 
babene  SRebewetfe  unb  £eclamation  in  ber  2rag6bie  ba< 
(Sinbergehen  auf  bem  Jlotbum  genannt. 

&ot3rbuf  («"ug.  griebr.  ^nbinanb  oon),  ber  befannte 
unb  eine  3eit  lang  fer)r  beliebte  beutfebe  8ufrfpielbicbter, 
würbe  1701  ju  Sßeimar  geboren.    9&tcbbem  er  auf  bem 


©pmnafium  feiner  JBaterftabt  ftcb  vorbereitet,  befuebre  er  tie 
Unioerfttdt  3'na  unb  ftubirte  bie  Stecbtöroiffenr^ften.  ®cbon 
alS  Jtnabe  hatte  er  eine  lebhafte  Neigung  für  ba$  2beate: 
gefaxt,  welche  in  feinen  3üngling6jabren  nur  noch  lebbV 
würbe.   9Jud)bem  erTltoccat  geworben  unb  jit  r^eipjig  1781 
ein  iBanbeben  ßrjdhlungen  berau? gegeben  hatte,  begab  er 
fid>  nach  fyttatbuxs,  wo  er  ©ecretair  beim  ©eneralaouorr; 
neur  oon  8$am  würbe,  welcher  halb  nachher  bie  Xnrectwn 
be$  bemühen  Jbeaters  \u  Petersburg  übernahm.    Jt.  nabm 
fich  be§  Iheaterö  mitdifer  unb  ?iebe  an,  warb  bem  ©ebur: 
ber  ruff.  Xaiferin  empfohlen  unb  nach  Sawr'i  2obe  jum 
Xitularrath  ernannt,  barauf  1783  als"  2£ffe(Tor  am  C betör: 
pellationgtribunal  in  Nieral  angejlellt.    3m  folgenben  3ahre 
in-rmabite  er  fich '  mit  ber  Redner  M  ©enerallieutenanrt 
t?on  @ffen,  unb  1785  würbe  er  $rdfibent  M  ©ouvrme; 
mentömagiffratS  ber  $ror>in)  Cfihlanb  unb  jugleicb  in  ben 
Xbelftanb  erhoben.   Qx  befchaftigte  fi<b  nun  lebhaft  mit  J>oe: 
ffe,  entwicfelte  fein  Salent  für  bramatifebe  2>arftellung  m 
gewann  bureb  t<n<  9^eit><  von  gefälligen  Dichtungen  bie  9mf 
beS  ^ublicumö.   Unter  feinen  ©cbaufpielen  fanben  namen: 
lieh  „SWenfebenbaß  unb  Sfeue"  (S3erl.  1789.)  unb  „J>i< , 
bianer  in  Crnglanb"  ungewöhnlichen  S5eifaü.   Der  Hob 
ner  ©attin  würbe  Urfacbe,  bafj  er  ftcb  einige  3eit 
Steifen  begab.    (5r  hielt  ftcb  in  iv.ri?,  bann  in  fBtaixw  • 
hielt  enblich  uir|  K'ine  Cntlaffung  aus  bem  ©taatöbienfie 
unb  lebte  nun  feit  1795  auf  feinem  oon  ihm  erbauten  ?anr 
fifee  gricbenthal,  acht  ÜReilen  von  Staroa  in  GftHanb,  bi*  ei 
1798  einem  JKufe  nie«  .f)oftheaterbichter  nach  SBien  folgte, 
©chon  nach  jwei  3«h«n  oerlieg  er  biefe  ©tellung  wiet.~ 
erhielt  jeboeb  eine  9>enficn  von  1000  ©urben  jäbrlicb  t  ' 
lebte  nun  in  SBeimar.   Die  ©orge  für  feine  gamilie  M 
Ä.  1800  nach  Sluflanb  jurücfiuf ehren ,  aber  an  ber  ®ie  • 
würbe  er  fejtgenommen  unb  ohne  SBeitereS  natb  ©tbir 
tranöportirt.  "9?ur  bureb  *'ntn  befonbern  3ufaU  wurtf 
aus"  biefer  unglücfltcben  8age  gerettet.   Ä.  hatte  ein  fleine^ 
Drama:  „Der  geibfutfeber  ^eter'«  be«  ©roßen"  beraub 
geben,  welcbeö  eine  oerhüllte  8obrebe  auf  ben  Jtoifer  5>o 
enthielt.  (Sin  junger  Stuffe,  Ära«nopul«fi,  t>a\tt  biefe«  Dr 
in  ba5  Wuffifche  überfeftt  unb  biefe  Uberfebung  warte  bro 
.Hairer  ^)aul  I.  vorgelegt,  welcher  ein  fo  gro|je$  SBoblgefoBn 
an  bem  ©tücfc  fanb,  baß  er  ben  Dichter  beffelben  fogleici 
au6  Sibirien  an  feinen  4>of  holen  lieg  unb  ihn  mit  ©naben- 
bejeugungen  überhäufte.   Qx  febenfte  ibm  ba6  Ärongut  fSo 
frofull  in  rHtflanb,  übergab  ihm  bie  Leitung  be*  beutfebra 
Sbeatcr8  in  ^etertburg  unb  ernannte  ibn  jum  ^)of- 
©eine  SCerbannung  befchrieb  5t.  felbft  in  bem  SBcrfe:  ,.r 
merfwürbigfie  Saht  »™'n<*  ?ebenö"  (2  »te.,  S3?rl.  1»>1 
»Jlacbbem  fein  hoher  @6nner  gefiorben  war,  verließ  Jt.  rr 
ber  bie  ruff.  Dienfie  mit  bem  Uitel  eine^  Coüegienratt  c 
unb  hielt  ftcb  in  SBeimar  unb  3ena  auf.  SRifterpfataw 
mit  ©oetbe  würben  Beranlaffung ,  baö  Heb  Ä-  1^)2  n 
SSerlin  begab  unb  h«er  mit  ©arlteb  SRertel  ben  „^reimm, 
gen"  herausgab,  in  welchem  er  gegen  ©oetbe  unb  brffen  J- 
banger,  namentlich  bie  23rüber  von  ©cbtegel,  heftig  aufr.- 
©cit  1S03  big  «n  feinen  Job  gab  Jt.  ben  „Xlmanacb  ti 
matifcher  ©piele"  herauö;  ebenfo  gaben  ibm  verfebiebene 
fen  SJeranlaffung  jur  ^>erau§gabe  von  ffieifeerinnerunce 
Wlit  ber  (Srlaubmfj,  ba«  Xrcbio  ju  benu^en,  ging  er  1- 
nach  Ä&nigSberg  in  Greußen,  um  eine  ©efebichte  ?>reuf.e- 
ju  febreiben.   Der  unglücf liebe  Äampf  Greußen«  mit  bei 


ran).  Äaifer  trieb  ihn  nad)  StufUanb,  unb  er  lebte  nun  fett 
1807  auf  feinem  ©ute  Scbwarje  in  ßfiblanb  unb  trat  ton 
>i*r  aitS  mit  .£>eftig(eit  unb  Scbdrfe  gegen  Napoleon  unb 
ie  fttanjofen  auf.  Der  Ärieg  gegen  biefe  nabm  entlid) 
ine  glücf  liebe  SBenbung;  X.  (am  mit  bem  ruff.  ^auptquar* 
ier  1813  ita$  Deutfchlanb  unb  gab  in  Berlin  ein  rufftfcfc 
>eutfeb<S  S3olfd&latt  betau*.  3um  ruff.  ©eneralconful  in 
>en  preufi.  Staaten  ernannt ,  ging  er  1814  nacb  ÄonigSs 
•erg,  unb  1816  würbe  er  alt»  tetaatSratb  bei  bem  Departcj 
Beul  ber  auSwdrtigen  ttngelegenbeiten  in  Petersburg  ange* 
teilt.  Der  Äaifer  fötefte  u)n  enblicfc  1817  mit  einem  Sei 
a,:c  »on  15,000  SRubeln  unb  mit  bem  Auftrage  nacb  Deutfd)* 
über  ben  3uftanb  ber  Literatur  unb  ber  öffentlichen 


,1110 


Weinung  DeutfcblanbS  bem  Äaifer  ju  berichten.  DiefeS  ges 
cbat),  wdbrenb  er  in  SBeimar  unb  naebb«  in  Wlatu 
ifitn  aufbielt,  unb  jugleid)  fuebte  er  in  Deutfcblanb  felbff 
nif  bie  Literatur  unb  offentliehe  Meinung  burd)  fein  „Sitera* 
ifcbcS  SBocbenblatt"  ut  whrfen.  Die  2(rt,  in  welker  er  bier 
jufirat,  berCifer,  rmt  welkem  er  »eraltete  politifcbe  anfiel 
rn  oertbeibigre,  ber  8eicbtftnn  unb  befcbjmpfenbe  SJcutbwille, 
rät  welchem  er  gegen  bebeutenbe  Grfebeinungen  ber  Seit  mi 
?c-;be  joa,  brachte  ftJicte  gegen  ihn  auf,  unb  ein  für  »cütific 
>ccen  fc&wdrmenber  3ünglmg,  Sanb,  glaubte  im  bödiflen 
\ntereffe  DeutfcblanbS  »u  banbetn,  alS  er  Ä.  am  23.  9Kdrj 
LSI')  in  SRanbetm  burcr>  Dol$fticbe  ermorbete.  —  Um  bal 
eutfebe  Sbeater  bat  ftcb  X.  unflreirig  Berbienfte  erworben. 
LS enn  auc$  fän«  Scbaufpiele  (welct)'e  ?eip*.  1797— 1823 
n  28  Bbn.  unb  8etp».  1827  —29  in  44  Bbn.  erfttyenen) 
einen  tiefern  poefifeben  SBertb  baben,  unb  gegenwdrtig, 
lacbccm  bureb  bie  großen  Didier  ber  Dcutfcben  ber  ©e* 
ebmaef  fieb  »erebelt  b«t,  nur  noc$  tbeilweife  SSctfaU  finben, 
o  baben  fte  boeb  ben  SBertb  großer  Bübnenfenntnift  unb 
perben  immer  SJlufrer  bleiben  für  bie  Äunft  ber  Benufcung 
<ti  tbeatralifd)  SBirffamen.  —  3wei  S6bne  Ä.'S  ftnb  in 
uff.  SMitairbienffe  getreten:  Dtto  »on  Äogebue,  geb. 
1787,  in  ber  9Rartne,  unb  ÜRorifc  «on  Äofeebue,  geb.' 
280;  in  ber  fcmbarmef.  9eamentltc£)  ber  gerrere  bat  fieb, 
übmlid)  auSge^eicbnet.  Scbon  1803  —  6  batten  beibe  Brüs 
er  ben  ruff.  Qapitain  Ärufenfiern  auf  feiner  {Keife  um  bie 
Bett  begleitet,  unb  1815—18,  fowie  1823—26  motzte 
Ziio  »<  A.  neue  (SntbecfungSreifen  um  bie  £rbe,  auf  wtU 
hon  er,  in  Begleitung  mebrer  ausgezeichneter  92aturforfcber, 
tid) t  nur  jur  Grwriterung  ber  geograpbifcf>en  Äenntniffe  bei* 
rüg ,  fonbern  aueb  ©elegen&eit  in  fcr)c  wichtigen  naturwif* 
enfcbuftlicben  Beobachtungen  fanb. 

Iii  aft ,  ift  ein  2tuSbruc(,  beffen  man  ftd>  im  XClgemei* 
icn  jur  Beseicbnuna,  ber  unbefannten  Urfacbe  einer  roabrge* 
lommenen  SÖirfung  bebient.  SRan  fc^tteft  auS  ber  3trt  ber 
IBicfung  auf  bie  föaft  unb  bergleicbt  gleichartige  Ärdfte  mit 
hianber  nacb  ben  gleichartigen  äBirfungen,  bie  »on  tbnen 
»er»orgebracr)t  »erben.  3n  ber  9?atue  namentlicb  treten 
Xtdfte  in  mannigfaltiger  SBirffamfeit  ab  unb  man  farm  bie 
lanje  Statur  aB  ein  Stefultat  beS  iJufammenwirfenS  aUer 
n  ir)r  nach  ewigen  ©cfe(jen  tbdtigen  ÄreJfte  betrauten.  Die 
Kattrrlebre  bat  bann  ben  Swecf,  biefe  ©efe^e  aufjufmben, 
mb  bie  Ätmfle  macben  natbb«  oon  ben  Ärdften  narb  ienen 
Befefeen  eine  ber  menfcbltct)en  ©efeßfebaft  nüfelicbe  Änwen* 
?ung.  5ftan  (unn  unterfdjeiben  ^wifeben  cbemiftr)en  unb 
rtrebanifeben  Äraften.  Sßdbrenb  bet  jenen  bie  Äraftdufje* 
mng  barin  beftebt,  ba{j  eine  jBerbmbung  jweier  ober  mebrer 


Stoffe  ju  einem  t>on  beiben  »erfebiebenen  neuen  Stoffe  t)«* 
gefteat  rottb,  ober  baß  ein  Stoff  in  feine  »eftanbtbeile  jer^ 
fe|t  wirb,  tritt  bei  ben  meebanifeben  Ärdften  bie  SBufung 
«16  ^Bewegung  auf.  £iefe  JCrdfte  ftnb  eS  baber  namentlicb, 
welcbe  als  Beweger  oon  !Dcafcb/inen  benu|t  werben.  3lUe 
Ärdfte  wirfen  tbeilS  anjiebenb,  tbei»  abftogenb,  tbeilS  ju* 
gleich  anjiebenb  unb  abftoßenb.  Die  wiebtigften  ber  in  ber 
SRaturlebre  in  äBetracb,t  fommenben  Ärdfte  ftnb  folgenbe: 
bie  öofidfion  (f.  b.),  bie  TCuSbebnung,  welcbe  namens 
lieb  oon  ber  SSdrme  (f.  b.)  bebingt  wirb,  bie  %ggrega> 
tion  ober  baS  übergeben  auS  bem  feften  in  ben  tropfbar 
flüfftgen  unb  auS  biefem  in  ben  tuftfonnigen  Suftanb;  bie 
9Kaffenanjiebung,  t»on  welcber  bie  Schwere  fowie 
bie  Xbbdfion  (baS  Vnbeften  ber  Äörper  aneinanber)  bt» 
bingt  wirb;  ber  Drud  unb  Stof,  bie  ©raoitation 
(f.  b.),  bie  Aemifc^e  Serwanbtfcb. oft,  welcbe  bie  fidt> 
bentbrenben  Stoffe  jur  ebemifeben  Serbinbung  beftimmt; 
bie  Spannfraft  unb  @(afiicttdt  (f.  b.),  bie  |>ola* 
ritdt,  welcbe  namentlicb,  in  ben  erfc^einungen  ber  (Sief* 
trteitdt  unb  beS  SRagnetiSmuS  auftritt.  3n  eigen* 
tbumlicber  ©eftalt  fteQen  ftcJb  bie  in  einem  lebenben  organu 
feben  SBefen,  befonberS  in  ben  Sbieren,  wirffamen  Ärdfte 
bar.  Sie  ftnb  tbeÜS  unwillf urlicb,,  wie  bie  IBewe* 
gung  beS  ^»erjenS,  tbeilS  willf urlicb,  wie  bie  Bewegung 
ber  Tlxmt  unb  Beine.  Die  SRuSFeln  ftnb  bie  SDr* 
gane,  fcureb  welcbe  bie  willfurlicb.cn  Äraftdufjerungen  bebingt 
werben,  unb  bie  STOuSfel (raft  ift  barum  bem  tbierifeben 
Äirper  fo  überaus  nufelicb,  weil  .biefelbe  balb  alS  Drurf, 
balb  alS  Stoff,  balb  als  ^>ebel  wirft  unb  baber,  wenn  aueb 
niebt  ber  mdchtigfre,  boeb  ber  gefebieftejie  Beweger  »on  9Jla; 
febinen  ift.  Um  bie  «KuSlelfraft  »on  «ffienfeben  unb  2bie= 
ren  »ergleicben  ut  (innen,  bat  man  ftcb  eineS  eignen  3fn- 
ftrumenteS,  beS  ÄraftmefferS  ober  DonamometerS, 
bebient,  welches  im  Allgemeinen  auS  einer  Stablfeber  be* 
fiebt,  ber  burefc  bie  SWuSfeKraft  mebr  ober  weniger  cnfc 
gegengewir(t  wirb.  ÄuS  Berfuc^en  bat  fieb,  ergeben,  bafj 
ein  SDeann  »on  mittlerer  Stdr(e  bei  Änwenbung  feiner  gans 
jen  2JeuS(elfraft  beim  «&eben  265  Pfunb  bewegen  (ann. 
SBeiber  baben  etwa  bie  Äraft  emeS  löidbrigen  SunglingS 
unb  »ermogen  ungefdbr  */»  f»  °'tl  d$  ein  Wann,  ein  f>ferb 
jog  im  DurcbfAnirt  mit  einer  Äraft  »on  73G  9>funb,  unb. 
ein  ?Wenfcb  übt  im  horizontalen  3tfge  bmtenS  eine  Äraft 
»on  123  Tfunb  auS.  Die  fDeuS(e[frdfte  ber  3Jitenfcr)en  ftnb 
übrigens  ungemein  »erfebieben  unb  cS^ibt  (Sinjelne,  welcbe 
ftcb,  bureb  ungemeine  Äraft  au$xeic$nen.  Die  Äraftproben, 
welcbe  bfrutnreifenbe  Äünffler  abjulegcn  pflegen,  finb  inbefj 
bduftg  met)r  SarJ^e  ber  ©efchi(flicb(ett  alS  ber  9RuS(elfraft. 
.fjduftg  (ommt  eS  bier  auf  bie  Äunfi  beS  BatancirenS  an,  unb 
noeb  häufiger  in  gewiffen  Unterfiüfeungen,  bie  man  bem  Ä6r; 
per  gibt  ober  gewiffen  Stellungen,  bie  man  annimmt.  Be* 
(annt  ift  eS,  baf  bie  B6gel  m  ibren  klügeln  eine  unge; 
meine  Äraft  baben  in  BerWltnifJ  »um  ©ewiebt  ibreS  Ä6r» 
perS,  wobureb  aueb  baS  fliegen  bebingt  wirb.  Äueb  ber 
2Renfcb  würbe  bureb  ICnwenbung  feiner  Xrme  fliegen  Um 
nen,  inbem  er  fte  mit  Sittigen  uerfdbe,  wenn  er  ehte  fein 
eigene«  ©ewiebt  10,000  SRal  uberfteigenbe  Äraft  mit  feinen 
Xrmen  auSjuüben  oermic^te. 

Ärät)en  (bie)  bilben  eine  ©attung  ber  836gel,  welcbe 
fief»  bureb  einen  bitten  geraben,  bieten,  jufammengebrücften, 
mefferfirmigen  unb  »em  abwdrtS  gebogenen  Schnabel  auS; 


uiguizeo 


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KrHIien 


656 


Krahn 


eignet.  3b«  fnorpelige  3unge  tfl  twrn  gehalten,  fle  r)o» 
m  flarfc  gtifje  unb  ftrecfen  im  gluge  tie  toc^toungfebtn» 
ouß.  SWan  ftnbet  fte  in  großen  beerben  jufammen  unb  fte 
ndbren  [ich  ton  Hai,  ©ewurm,  Snfeften,  wol  auch  tieinen 
Saunieren  unb  S36ge(n  unb  ton  Sämereien.  Skfannt 
ftnb  fte  aueb  wegen  iiJrrS  DiebSftnneS,  inbem  fie  glänjenbe 
Dinge  gern  flehen,  obne  fie  benufcen  ju  f innen.  Der 
JRabe,  hie  Glfler,  ber  #eber,  ber  ipirol,  aueb  ber 
^arabieS&ogel  (f.  b.)  werben  ju  ben  hakenartigen  836» 
geln  geregnet.  Die  befanntefien  bei  und  (ebenben  Xrten 
ftnb  übrigen^  folgenbe.  Die  Do  bie  ifl  am  ©d?eitel,  dürfen, 
©chwanj  unb  giügeln  fdjroarj ,  im  SHacfen,  am  Unterleibe 
unb  an  ben  SBangen  afebgrau.  3br  jiemlicb  bünner  ©cfcna» 
bei  ijl  fcbwärjlid)  unb  ihre  Seine  ftnb  rötblicbfcbwarj.  ©ie 
erreicht  eine  Sänge  »on  13  3ou*  unb  ftnbet  fidt>  in  BcfbbdU 
jern,  foroie  in  SEbürmen,  Äircben,  ©cbläffern  u.  bgL  3m 
ßct.  unb  Slot*,  jieben  biefe  Sögel  bon  uns  fort  unb  fommen 
Anfang  SWärj  wieber.  boeb  geben  pe  juweilen  nur  bei  fco» 
beut  ©ebnee  wenig  füblicber.  —  Die  f?ter  abgebilbete  9?a» 
benfräbe,  aucr;  <S d; tx> a r j -  ober  2taSfri&e  genannt, 


tfl  gan»  fdjwari,  an  ber  SJruft  mit  bläulichem  ©lanje  unb 
wirb  l'/i  g.  lang.  —  SBenig  fleiner  ifl  bie  ©aatfräbe, 
welche  ein  [Acm  flablblau  fcr>ill«mbe5  ©efteber  bat  unb  im 
SBinter  naefr  6üben  jiebt.  —  Die  SJcebelfräfje  wirb  un« 


grau  unb  lebt  fn  ben  nirblicbern  ©egenben,  welche  fle  out 
in  jebr  harten  ©intern  oerlägt.    Sie  lebt  in  Silbern  i 
auf  SBiefen,  fommt  aber  mit  bem  erjlen  ©ebnee  nach  t 
©täbten  unb  Dorfern  unb  legt  l)ier  balb  ibre  natürlidc 
©cbeubett  ab.  —  3u  ben  fdjönflen  in  Deutfcblanb  lebenbt 
Siegeln  gehört  bie  SDlanbclt  rü tj e  ober  ber  blaue  Stadt, 


gefdbr  19  Soll  lang,  iß  an  JCopf,  Äeljle,  UnterhalS,  glü» 
3 ein  unb  ©djwanj  gidnjenb  fdjwarj,  übrigens  aber  afcb« 


weiter  SBogel  wol  auch  ber  beutfdje  $a»agei  genj 
worben  ül.    Die  J£>au»tfarbe  bilbet  ein  bellcS  ©rimb: 
ber  9?üclen  aber  ifl  beQ  jtmmetfarben ,  bie  obern  De* 
ber  gltigel  ftnb  lafurblau  unb  bie  ©ebwungfebern 
mern  gldn*enb  fchwarj»  unb  lafurblau.    Der  ©ebnah: 
febwarj,  bie  »eine,  furj  unb  ftarf,  ftnb  fcbmujiggelb. 
bie  klugen  jiebt  ftcb  ein  naefter  glecf  mit  fleirten  Barten 
Der  auSgewacbfene  Sögel  bat  eine  Sänge  t>en  14  3oß-  - 
gärbung  beS  aBeibcbrnS  ifl  mtnber  febön  alS  bie  btf  3R(h» 
eben«.   Diefer  Sögel  ifl  fef>r  febeu,  lebt  befonberi  in  fBa< 
Un*  unb  Jfieferwalbungen  unb  fommt  eigentlich  nti: 
©ommer  fn  unfere  ©egenben.    Den  Flamen  follen  flc  t. 
ton  haben,  baß  man  fte  häufig  im  gelbe  auf  ben  $Jlar\\ 
in  welche  bie  ©etreibegarben  jitfammengefleUt  werben,  f 

m 

Hröljmaugm  ober  JBrecbnüffe  (lat.  Nux  To«i» 
fnb  bie  ©amenfirner  eineS  in  Dflinbien  oorfommenco 
IBaumeS  (SüVchno»  Nnx  Tonrica).    Diefe  ©amen  bitte 
flacbe  fret'Srunbe  ©Reiben,  welche  äugerlid)  mit  ftlbagrautn. 
feibenartig  gldnjenben,  bidjt  anliegenben  paaren  befe^t  m 
bie  nad?  ber  vertieften  9Ritte  ber  ©amen  julaufen.  3nweÄij 
pnb  bie  ©amen  bornartig  feft ,  fobag  fte  ffd)  nur  nad)  eirn 
eigentbümlicben  ©e&anblung  »uloern  laffen.    ©ie  ftnb  et 
flarfeS  ©ift,  befonbert  für  Sbi«</  welche  blinb  auf  bie  2Be^ 
fommen  unb  für  bie  Jträben,  aier  aueb  für  bie  SRtnfcr: 
SWan  wenbet  fte  in  ber  SRebicin  an  unb  befonberS  finb  f* 
burd)  bie  ^omöopatbie  wieber  in  Äufnabm«  gefomrni 
Äucb  um  Ärdben  unb  SDldufe  ju  töbten,  werben  fä  angf 
wenbet. 

tfiralm,  Äran,  Äranid»  ifl  ber  flatne  einer  Aeber; 
febine,  bie  in  i^rer-  emfacbflen  ©eflalt  au*  einem  fenfrec 
flebenben  85alfen  beflebt,  Don  welchem  oben  unter 
ftumpfen  fiBinfet  ein  »weiter  SBalfen  auslauft,  an  bef?n 
dußerflem  (?nbe  ft<6  «ne  SloHe  beftnbet.  Uber  We  SJr- 
Iduft  ein  ©eil  unb  wenn  man  an  ba<  eine  Cnbe  berfettea 
einen  fd;weren  ©egenflanb  befefligt,  fo  farm  man  biefen,  » 


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Krakau 


«5* 


Kr&mpeln 


>em  anbern  enbe  »iebenb,  in  bie  £6be  b«ben.  Da  ber 
Itrabn  befonberS  gebraust  wirb,  um  febr  fcbwere  Sofien  ut 
jeben,  befonberS  um  bie  SBaarcn  auS  ben  Schiffen  an  baS 
Janb  ju  bringen,  fo  bringt  man  an  ihm  mancherlei  9?iber» 
fcrf  an,  um  mit  einem  geringen  flufwanb  von  .Kraft  ein 
ehr  fcbwereS  ©eroicbt  bewältigen  ju  fonnen,  unb  rid;tet  tbn 
iberbieS  fo  ein,  baß  er,  nacf/bem  bie  8afl  gehoben  worben, 
ammt.biefer  mit  £ülfe  eines  jweiten  9?dberwerf3  gewenbet 
cerben  fann.  Die  Jtrabne  »erben  an  ben  Ufern  ber  £äfen 
'ber  ber  glüffe  an  ben  2lu$»acforten  aufgerichtet.  @rfl  rieb» 
et  man  ben  Ärabn  fo,  baß  er  über  baS  ©cbiff  ragt,  befe» 
hgt  an  bie  barabNingenbe  .Rette  ober  an  baS  ©eil  einen 
ßaarenbatlen,  bebt  biefen,  bref)t  bann  ben  Strahn  unb  fefct 
en  iBaOen  auf  bem  Sanbe  nieber.  SHit  jroei  Äurbeln, 
»eldje  bie  beiben  9?äberwcrfe  in  Bewegung  fefcen,  fann 
itan  auf  biefe  SBeife  bie  febwerflen  Saften  bequem  regieren. 
Den  Namen  foQ  bie  9Rafd>ine  »on  ber  Ü'bniidjfcit  ihrer  ©e« 
talt  mit  ber  beS  SöogetS  Jhanid?  erhalten  haben.  —  Die 
lanbeSberren  baben  baS  fogenannte.Jtrabnrecbt,  b.  b.  baS 
Recht,  bie  ©djiffer  ju  nötigen,  an  bestimmten  JDrten  ir>re 
Baaren  auSjulaben,  wiegen  ju  laffen  unb  einen  3oH,  baS 
Krahngclb,  )U  bejahten. 

iärakau  tft  burd)  ben  wiener  dongreg  1815  ju  einem 
sreifiaat  erhoben  worben,  welcber  an  bem  ncrbl.  Ufer  ber 
!B<icbfel  liegt  unb  21  umfaßt,  auf  benen  123,000 
rinn?.  leben,  bie  in  jwei  ©täbte,  jwei  SWarftfletfen  unb 
füO  Dörfer  »erteilt  ftnb.  Greußen,  £>jrreicb  unb  SKußlanb 
egrenjen  biefen  greiflaat  unb  ftnb  jum  ©ebube  beffelben 
>er»fltd?tet,  wäbrenb  er  felbfl  in  fteter  Neutralität  bleiben 
miß.  Die  SSerfaffung  »om  3.  Sftai  1815  fefet  fefl,  baß 
ine  ajolfsoertretung,  welche  jährlich  auf  »ier  SBocben  ju» 
ammentritt,  bie  gefefcgebenbe  ©ewalt  bat,  wabrenb  bie  »oH« 
icbenbe  Gewalt  m  ben  £änben  eines  aus  neun  Senatoren 
inb  einem  $riftbenten  beftebenben  ©enatS  rubt.  Die  SBolfS» 
ertreter  roäblen  ben  ^räfibenten  auf  brei  Sabre.  XuSgabe 
nb  einnähme  belaufen  ftcb  jährlich  ungefähr  auf  nicht  gan§ 
ioo,000&blr.  grüber  machte  Jc\  einen  &beil  beS  .Königreichs 
)olen  aus,  1795  fam  eS  an  £>frreieb,  1809  jum  #erjog» 
jum  SSBarftbau,  bei  welchem  eS  bis  1815  blieb.  3m  3-  1830 
tigte  fid)  in  St.  große  Sbetlnabme  für  bie  »oln.  Revolution  unb 
I  würbe  naebber  ber  äufludjtSort  vieler  »oln.  Ärieger.  Die 
olge  war,  baß  raff.  &ru»j>en  ben  Staat  befehlen.  Nacbbem 
833  bie  9ie»ublif  wieberhergefteDt  worben  war,  fam  ein  ^>an* 
elSvertraa  jwifdjen  St  unb  bem  Äönigreicbe  9>olen  ju  ©tan* 
e,  —  Die  #auptflabt  Ära f au  liegt  am  äufammenfhiffe 
er  Nubawa  mit  ber  SBeicbfel  in  einer  weiten  ebene  unb 
ifjlt  33,000  6inw-,  barunter  10,200  3uben.  3brUrfprung 
>irb  »on  bem  gürjlen  JirafuS  abgeleitet,  welcber  um  700 
elebt  b«ben  foD.  Sinfl  war  Ä.  bie  ^auptftabt  dolens, 
iS  Jßönig  ©igiSmunb  III.  um  ben  Anfang  beS  17.  3ahrb- 
Barfcbau  jur  £auptflabt  maebte,  boeb  blieb  St.  bis  1764 
ie  &ronung3ftabt.  St.  bejiebt  auS  ber  mit  fi3efefligungS< 
■erfen  umgebenen  Ältftabt  unb  ben  SJorfWbten  ©trabom 
nt>  Älepar?  am  Unten  unb  JtaftmirS  am  rechten  Ufer  ber 
[ten  äßeicbfel.  St.  vi  ftliicd:  gebaut,  bie  ©fraßen  ftnb 
utnm  unb  fcbmu)ig.  Unter  ben  73  Jtircben  jeiebnet  ftcb 
c  ©ebloßfirebe  burco  ibre  gotbifebe  Söauart  unb  tbren  Sieicb» 
um  auS.  ^>ier  ftnb  bie  Denfmaler  »ieler  poln.  Äönige 
.8er.  11. 


ju  feben,  fowie  aueb  bie  berübmten  f)olen  ©obieSfi,  3of. 
|)omatowSfi,  ÄoSciuSjfo  unb  DombrowSfi  bier  beerbigt  flnb. 
3n  ber  Unit>erptätSfircbe  ju  ©t^Änna  tfl  ein  Denfmal  beS 
ÄopernicuS  (f.b.).  SL  wirb  von  bret  $ügeln  umgeben  unb 
auf  einem  berfelben,  bem  ber  beiügen  S3roniS(awa,  fiebt  baS 
120  %.  bob«  Denfmal  AoSciuSafo'S.  Die  fatbolifd;e  Unir-er^ 
fitiit  ifl  1347  gegrünbet,  würbe  1817  wieber  eröffnet  unb  ifl 
in  golge  ber  lebten  Revolution  1833  wefentlicb  umgeftaltet 
worben.  Sie  hat  eine  S3ibliotbef  mit  30,000  JBänben  unb 
vielen  ^anbfebriften,  eine  ©ternwarte,  ein  SRaturaliencabi» 
net  unb  einen  botanifeben  ©arten.  Unter  mebren  anbern 
Sebranffalten  ftnben  ftcb  jwei  ©omnaflen.  Der  in  Jt.  re^ 
fibirenbe  JBifcbof  fübrt  ben  Site!  eineS  ^erjogS  von  ©eve» 
rien.  Da  in  St.  mebre  JgjanbelSfhaßen  »ufammentreffen ,  fo 
fübrt  baffelbe  einen  blübenben  £>anbel,  ber  burdi  ^wet  freie 
Sabrmdrfte  unb  jwei  ^austwoumärfte  geboben  wirb. 

firake  (ber),  aueb  ©eewurm,  @ee»ol»»  genannt, 
ifl  ein  fabelbafteS  Ungebeuer,  welcbeS  nacb  btr  erjablung 
ber  ©eeleute  auf  bem  ©runbe  beS  Speeres  baufen  unb  all: 
jdbrlirh  nur  einmal  an  bie  £>berflacbe  fommen  foÜ,  um  9?ab> 
rung  ein?, ii nehmen.  Dann  bat  eS  bie  ©röße  unb  ©eftalt 
einer  febwintmenben  3nfel;  fein  ffiücfen  ift  mit  erbreieb,  mit 
&ergen  unb  Sbälcrn  bebeeft  unb  fogar  mit  ©ewdebfen; 
©rbiffe  fönnen  an  ibm  anlegen  u.  f.  w.  SDbgleicb  eS  mit 
feinen  tburmctbrd'cbM'  güblbotnern  ©ebiffe  in  ben  Jfbgrunb 
beS  SJeereS  ju  fcbleubem  »ermag,  fo  ift  eS  boeb  jiemlicb  friebs 
fertig  unb  frtßt  nur  gifebe  in  ungebeurer  ÜRenge.  ©efdbrlid) 
wirb  ber  Strafe,  wenn  er  wieber  untertaucht,  benn  bann 
entflebt  ein  foleber  SBirbel  im  SReere,  baß  bie  in  ber  Nabe 
beftnblicben  ©ebiffe  mit  beruntergejoaen  werben.  DaS  SJcerf: 
würbigße  ifl,  baß  ©ebiffer  ben  Ärafen  wirflieb  flefeben  b«J 
ben  wollen  unb  ibre  äuSfage  fogar  eiblicb  erbartet  baben. 
SBabrfcbeinlicb  b^en  Suf tfptegelungen  (f.  b.),  weldje 
eben  fo  fdjneU  entfleben  als  berfebwinben  unb  auf^  tau» 
fdjenbfie  3nfeln  mit  IBergen  unb  Z^itxn  barfleßen ,  beweg« 
liebe  erbebungen  unb  bergL  5Beranlaffung  gu  bet  gabel  ge« 
geben.  2Cnbere  haben  bie  erfebeinung  für  große,  bureb  bie 
|>bantafte  ber  ©Ziffer  übertriebene  23alftfct>e  erfldren  wollen. 

firommftßrjciflel  werben  »erfebiebene  Ärten  oon  Droffeln 
genannt,  weldje  in  Dobnen  (f.  b.)  gefangen  werben,  ober 
nod)  ungemeiner  alle  auf  foldje  SBeife  gefangene  »öael. 
Namentlid)  reebnet  man  su  ben  ÄrammetSoögeln :  bie  SBifteU 
broffel,  ben  3iemer,  bie  ©ings,  ©ommer»,  SSieiß»  ober 
3ie»brop  unb  bie  JBerg«,  Aon)»,  SBein*  ober  aBinterbrofr 
fei.  ©o  lange  biefe  Sßögel  ftcb  *on  3nfeften  nähren ,  ifl  ihr 
gleifcb  niebt  febmaefbaft,  wirb  biefeS  aber  im  §ab$t,  wo 
fte  SBeintrauben  unb  «eeren  effen.  CorjugSweife  erbdlt 
aueb  bie  SSacbolberbroffel  ben  Namen  ÄrammetSoogel.  («gl. 
Droffel.) 

Ärämprin,  aueb  Ärempeln  nennt  mangewiffe  SJerf» 
jeuge  gur  feinen  gleicbföratigen  3ertbei(ung  ber  SBolIe,  S3aum> 
wolle  unb  glocffeib«,  woburd)  biefelbe  jum  ©»innen  unb  »ur 
fonßigen  Verarbeitung  getieft  gemaebt  wirb,  ein  »erfebie» 
ben  geformtes  ©tücf  Seber  ifl  mit  feinen  ^defeben  ober  3ah» 
nen  tnebr  ober  weniger  eng  befefet  unb  buret)  biefe  3dbnc 
binbureb  wirb  bie  SBolIe  gebogen.  9Ran  befeftigt  biefe  Jtrdm* 
»ein  auf  ein  eignes  »ugefcbnitteneS  JBretcben  (©treiebbret) 
unb  bat  bann  eine  $anbfarbätfcbe.  JQorjugSweife  wer» 

8  3 


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Krampf 


*5S 


Kranach 


ben  jcboch  Krdmpeln,  auch  Kra|en,  (Streiken  bie  9Ra» 
f i n e n f ar t a t f ciK :t  genannt,  bei  btnen  SUaljen  angebracht  finb, 
über  welche  baS  mit  ben  Surfen  befegte  Seber  gebogen  wirb. 
Diefe  SBaljen  ftnb  bann  biircb  9fabcrwerfe  mannieb facti  t>er* 
bunben  unb  (UUen  fo  eine  KrämpeU  ober  $locfen« 
mafdjine  bar,  in  welche  baß  rohe  9)robuct  hineingebracht 
wirb  unb  bie  biefeS  bann,  jum  Spinnen  auf  baS  ttoDfom« 
men|te  oorbereitet,  wieber  oon  -fich  gibt.  25er  ßnajanber 
2trfwrigf>t  (f.  b.)  bat  bie  Krämpeln  erfunben,  tic  feit< 
berrt  allgemeine  Verbreitung  gefunben  Ijaben. 

Ärnrnpf  bejeichnet  einen  Kranfb«it$suftanb,  ber  ftdr>  baupt* 
(dcbltcb  bureb  unwillfürliche  Verlegungen  ber  SDiuSfeln  ober 
mudfutofer  iJhriie  dußert,  im  roeiteften  Sinne  beö  SBorteä 
jebod)  aKe  2bcile  bc§  Körpere"  befallen  fann,  bie  ibrer  Se* 
febaffenbtit  nach  baS  SJcrmögen  beftfeen,  ftd>  jufammenjus 
•rieben,  }u  berfürjen  unb  511  verbiebten.  Krampf  in  bem 
ctfigenanntcn  «Sinne  unterfefteibet  fich  in  ben  tonifdjen 
Krampf,  bei  welchem  anbaltenbe  3ufammeniiebung  ber 
WlnittUx  ftatt  bat,  unb  in  ben  fogenannten  flonifcben 
Krampf  ober  bie  3ucfung,  Gonoulfion,  wobei  bie 
Sufammenjicbung  mit  Grfcblaffung  wecbfclt.  3u  ben  wc; 
fentlichen  Grfcbemungen ,  welche  ben  3uftanb  oon  Krampf 
begleiten,  geboren  Serfürjung,  2fnfcbwellung,  -öart  -.  unt> 
Scbmerjbaftwerbcn  ber  eom  Krämpfe  befallenen  SRuSfeln 
ober  fonftigen  ©ebilbe,  wobureb  3ucfungcn,  SÜerjerrungen, 
Serbrcbungen,  (Spannungen,  Verengerungen  u.  bergl.  ent - 
(leben.  Dagegen  finb  örfebeinungen/  bie  jtcb  jwar  oft,  nidjt 
aber  notbroenbig  ju  Kvdmpfen  gefellen,  .pdrte,  3ufammcn; 
gejogenfein,  Unterbrucfung,  Ungleichheit  be$  hülfet! ,  auwei* 
len  auch  ftieberbewegungen,  Unterbrucfung  beS  Stuhlganges 
unb  ber  -£>autauSbünfrung ,  Urocfenbcit  unb  Kalte  ber  #aut, 
reichlicher  Abgang  cineö  faft  wdfferigcn  Urin*.  Der  Krampf 
fann  halb  allgemein  fein,  b.  b-  fich  über  ben  ganjen  Körper 
verbreiten,  balb  ortlich  fitrt  auf  einzelne  3  heile  befcbrdnfen, 
unb  erhalt  hiernach  ebenforool  oerfebteberte  Benennungen  alS 
auch  bie  3uid(le,  welche  ihn  begleiten,  oerfebiebenarttg  ftnb. 
Der  allgemeine  Krampf,  Starrframpf,  Sobtenf  rampf 
genannt,  beflcbt  in  unroillfüi lieber,  anbaltenber  unb  bochfi 
f.tmerjbafter  3ufammenjiebung  ber  üCRuSfeln  beS  Köpfet, 
•£alfe8,  Stadens,  bcS  töumpfeS  unb  ber  ©liebmaßen,  reo* 
burd)  ber  ganje  Körper  fteif  unb  unbeweglich,  unb  entweber 
gerabe  auSgcftredt  ober  nach  vorn,  rücfwdrtS  ober  nach,  ei» 
ner  «Seite  bin  gefrümmt  wirb.  3113  örtliche  Grfcbeinung  be* 
obaebtet  man  Krampf  in  ben  ?lugenlibern,  foroie  in  ben 
Äugen  felbfc,  in  ben  ©citcbtSmuSfeln,  roo  er,  wenn  babureb 
Die  kippen  auf  einer  ober  beiben  Seiten  gegen  bie  SDbren 
hingezogen  roerben  unb  ber  3)funb  fthnlichfeit  mit  bem  eineS 
b;c  3abne  flctfcbcnbcn  £unbe$  befommt,  4?unbSfratnpf 
genannt  wirb,  in  ben  Kau  5  unb  ©ebjafemuefcln  (Kinn  j 
baefenframpf),  ben  ^uöfeln  beä  .ftalfeö  unb  Ü7(acfen3 
mit  @cb.iefflellung  ober  3urucfbeugung  beS  Köpfet,  bann  beö 
©djlunbe«,  Keblfopfeß,  ber  fiuftröbre  unb  ibrer  SJerjweu 
gungen  mit  erftb,  wertem  fcbmrrjbaften  Sulingen  unb  bebtru 
bertem  dngfilid)en  Ätbembolen,  in  ben  <Sd>ließmuSfeIn  beä 
■Jlfccrö  unb  ber  ^arnblafe  mit  S :ubi  *  unb  Urinvrrbaltung, 
in  ben  ©liebmaßen.  35ie  nur  einjelne  2beile  betreffenben 
Krämpfe  finb  nur  außnabmSweife  felbftdnbige  Übel,  meiflen3 
Ho$  Symptome  anberer  Kranfbeitgjuftdnbe.  Äbgefeben  ba« 
von  bieten  bie  Krdmpfe  binftcjr>tlid>  beö  ©rabeS  ibrer  «{jeftigi 


leit,  ujreS  Serlaufe«  unb  ibrer  Dauer  mannigfaltige  Se» 
febiebenbeiten  bar.  Die  Anlage  ju  Krdmpfen  {um  emtt, 
angeboren  ober  erworben  fein,  unb  bejtebj  in  ber  ju  9ta> 
»enf ran f betten  überbaupt, 

Cuniinil)  (8ufa§),  ber  berühmte  beutfebe  State,  bie§ 
eigentlich  Sun  ber  ober<Sünber,  ober  wie  Tlnbne  weUert, 
Müller.  Den  tarnen  Kranacb  erbielt  er  r>on  ben  :  . 
gleichen  Ramend  im  Sitötbumc  Samberg,  an  voelcbem  n 
1472  geboren  würbe,  ©ein  Safer  war  gcnnnil*11«: 
ber  unb  Kartenmalec  unb  oon  ibm  erbielt  8ufal  ben  erfta 
Unterricht  im  SKalen.  ©pdter  lernte  ibn  ber  Kurfürji  Jrk 


rieb  ber  Steife  fennen  unb  nabm  ihn  an  feinen  Jbof.  i ' 
hatte  K.  ©elegenbett,  fieb  weiter  audjubilben,  unb  aui 
9?eife  nach  ^aldfRna  ,  auf  welcher  er  1493  ben  Kurfirfc 
begleitete,  mag  wefentlicb  ju  feiner  SUertJollfommnung  beif 
tragen  baben.   3m  3-  1504  würbe  K.  jum  Hofmaler  tc 
Kurfürften  ernannt  unb  nachbem  er  fpdter  in  ben  Xbeljto-' 
erhoben  worben  war,  würbe  er  1537  öürgermei^n 
SBiittenberg.   Qx  war  ein  eifriger  Xnbdnger  ber  SeferDi 
tion,  ein  greunb  JJutber'd  unb  SRelanchtbori'«  unb  ein  na: 
Diener  ber  fäcbf.  Surften  (gmeftinifchcr  ginie.  Seinen  Spr.  - 
ben  Kurfürften  Sobann  griebrieb,  begleitete  er  in  bie  * 
fangenfehaft,  al*  berfelbe  in  bic  4?dnbe  be8  ibm  ftintii- 
Kaifert  gefallen  war.  9?achbcm  er  mit  bem  Kurfiirflen  1 
nach  Saebfen  üurücfgefebrt  war,  jiarb  er  1553  ju  ße^ 
unb  würbe  in  ber  Scblopfirchc  bafelbft  begraben,  wo  «n<b  ■ 
fein  Denfmal  j)U  fehen  ift.  &  hinterließ  einen  Sobn,  gW 
St.,  geb.  1515,  geft.  1586  alä  ©ürqeTmeifter  ju  fBeiof 
welcher  gleichfalls  ein  au5gejeichneter  ÜSaler  war  unb  Nfc 
JBilber  bdufig  für  Silber  feinet  JBatert  ausgegeben  «*:'•' 
mögen.   i>duftg  h*>ben  beibe  St.  auf  ibren  äÖtloern  bai  ' 
rer  Jamilie  »on  Biebrich  bem  ffieifen  ertbeilte  2BajN»«  ;:' 
gebracht,  eine  geflügelte  Schlange  mit  einer  rotten  £w 
auf  bem  ftaupt  unb  einen  golbenen  Sing  mit  ettiera 
bin  im  ÜRunbe.    K.'ä  ©emdlbe  jeichntn  ftch  nnht  bc: 


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I 


tteaTe  Schönheit  unb  gebanfen»oÜ"e  ffuffcfFung,  fonbern 
fcura)  SBabrbeit  be«  2fu5brucfS,  9caturlfeüe,  fdjöneS  6olorü 
unb  richtige  3eicfcnung  au«.  2Sir  befiljen  von  ifym  »iele,  febr 
intereffante  Portrait?  von  3eitgenoffen,  namentlich  »on  ben 
{Reformatoren.  Die  3abl  feiner  ©emälbe  ift  febr  groß,  man 
finbrt  beren  in  allen  größern  ©emälbeaalerien,  fomie  in  vie» 
len  Ätrc^en ,  namentlich  befifcen  bie  Jttrd^tn  in  Wittenberg, 
SEcraau,  Weimar  unb  Naumburg,  fowie  bie  97atr>8&if>Iip* 
fbtf  in  Eeipjig  feböne  ©emälbe  »on  ihm.  3ntereffant  ijl 
Jt.'d  1814  in  ©erlin  herausgegebene«  Stammbuch,  in  wel» 
ffpem  einige  ber  berühmteren  3eitgenoffen  be«  jEünftler«  bar> 
gepellt  finb. 

Äranic!)  (ber)  ift  ein  in  mehren  TCtttn  »orfommenber 
Sumpfocgel,  beffen  Schnabel  nur  wenig  länger  al«  ber 
Äopf.  ftarf,  aerobe  unb  jufammengebrüciit  ift  unb  an  ber 
23unel  eine  fcongenfurebe  bat.  "Kn  ben  langen  ©einen  bat 
ber  .Kranich  balbgebeftete  3eben  unb  ber  Daumen  ift  abge* 
rüctt.  Der  gemeine  Äranid;  lebt  wäbrenb  be«  Sommer« 
im  nörbl.  2t)ten  unb  in  Europa ,  jiebt  aber  gegen  ben  SBin» 
ter  nach  2tfrifa.  9JJon  finbet  ibn  in  fumpftgen  ©egenben, 
rc c  er  SBürmer,  Snfeften  unb  'Amphibien  frißt.  Dod)  fügt 
berfelbe  aueb  ben  Seibern  Schaben  ju,  weil  er  bie  grüne  Saat 
frifjt  unb  burd?  ba«  geftfreten  be«  ©oben«  bem  ^flanjen« 
rouebfe  fdjabet.  Cr  erreiebt  eine  #6be  »on  mebr  al«  4  g. 
unb  wirb  37»  g.  lang.  Sein  Schnabel  ift  rcbmarjgrünlicb, 
feine  güße  finb  febwan.  Der  Jöorberfopf  ift  fdjwarj  unb 
mit  Sorten  befe(jt,  wabrenb  ber  £>inter?opf  mit  einer  naef« 
ten  rotben  >paut  übenogen  ift.  Stacfen,  SUorberbal«  unb 
Sdjwungfebern  finb  fdjwarj,  ber  ganje  übrige  Jtörper  iji 
afebgrau.  Äm  ©ürjcl  unb  an  ben  glügelenbtn  bat  biefer 
Äranicb.  lange,  geträufelte  unb  aufgerichtete  gebern.  Da  bie 
Buftröbre  btefe«  Sögel«  trompetenförmig  gefrümmt  ift,  fo 
bat  er  eine  überaus  fiarfe  Stimme,  welche  er  befonber«  bann 
boren  läßt,  wenn  er  in  beerben  gefammelt  im  ^»erbft  unb 
grübling  feine  SSSanberungen  maebt.  Da«  gleifcb.  befonber« 
Oer  jungen  Äranidje  wirb  gegeffen  unb  bie  gebern  werben 
pon  ben  ÜJtorgenlänbern  al«  $u(}  getragen.  —  Schöner 
fr  ber  g)fauenfranicb  ober  £ öntg«»ogel,  weldjer  bun» 
'elafcbfarbtg  mit  febwarjem  ©aud),  gelbbraunem  ©ür^el, 
peilen  glugeln  unb  Keinen  faßanienbraunen  unb  großen 
djroarjen  Sd;wungfebern  ift.  Äuf  bem  Äopfe  bat  er  einen 
4iigen  ©üfcbel  »on  gelben  bünnen  gebern,  welche  er 
.rlidi  aufrichten  tann.  Än  ben  Seiten  ift  ber  Äopf 
unb  weiß  unb  bie  .Reble  ift  mit  Heine n  rotben  Sappen 
.efct.  SRan  fmbet  biefen  gjogel  an  ben  Äüfien  be«  wefil. 
ifrifa«. 

ÄranKmanetttlt,  Äranfenbau«,  «^etlanftalt, 
!>ofoitat,  ?ajaretb  ftnb  gleid)bebeutenbe  Benennungen 
itr  Ttnftalten,  in  benen  niebt  nur  arme  Äranfe  unentgelb« 
et)  drjtlid)  bet)anbr(t,  mit  Vir,neten  ferfeben,  beifügt  unb 
rrpflegt  werben,  fonbern  aud),  wentgftenS  in  allen  ben 
5td&ten,  wo  e$  Unwerfttä'ten  unb  'jtfabemien  gibt,  Unter* 

bt  in  ber  ^eilfunft  ertbeilt  wirb.  Dergleichen  woMtfcätige 
"nftalten  gab  r6  fefcor.  lange  m  ben  Jtreujjügen  bin  unb 

ictcr  in  Europa,  vorjüglid)  aber  im  9Rorgen lanbe.  So 
runteten  fdjon  im  11.  3abrb-  Äaufleute  ein  Äranfenbau« 
:m  Ädufer  3obanne5  3U  fyxtn  in  Serufalem,  beffen  Äranfen* 
drta  fdj  fpdter  Sobanniter  nannten.  Snbefl  erfl  al«  burd) 


bie  Äreujjüge  ber  Xu«fa|  nad)  Europa  .«erfcblrppt  worbrn 
war  unb  eis  bie  SBeneric  bafelbjt  befannt  würbe,  jwet  burd) 
^fnfteefung  ffd)  weiter  terbreitenbe  ^ranfbeiten,  mad}te  Od) 
ba£  äBeburfnif  allgemeiner  füblbar,  öffentliche  Äranfenbaufer 
ju  erridjten,  unb  jwar  bauptfäd)lid)  um  bie  von  ben  genannten 
Äranf tjeiten  befallenen  ^erfonen  in  ilmen  unterjubringen  unb 
abjufonbern.  Xnfangft  nabm  man  jeboeb  nid)t  b(o$  jtranfe, 
fonbern  aud)  arme,  alter§fd)wad>*  Veute  in  brrgleid)en  Um 
ftalten  auf  unb  »erpflegte  fie  bafelbft  oid  an  ibr  JfcbenSenbe, 
ja  felbft  ©emirtetten  war  e«  geftattet,  fid)  lebenßlänglid)  in 
biefelben  einjufaufen.  Urft  fpater  jwang  bie  mit  ber  immer 
junebmenben  S$eo6lferung  aueb  ftd)  mebrenbe  3ab(  ber  Jtran« 
ten  jur  ©rrid)tung  befonberer  .jpofpitäler  für  alte,  be*  ©elbft* 
erwerbeS  nid)t  mebr  fäbige  ^erfonen,  fobafj  rrft  von  biefer 
Seit  an  bie  bidberigen  jtranfenbäufer  ^eilanftalten  im  rigeut« 
Iid)en  Sinne  brf  Jißorte8  würben.  Da  nun  aber  nid)t  fei* 
ten  Stange!  an  ben  erfoberlicben  Mitteln  nitbigte,  fäon 
»ort)anbene  ©ebäube  ju  Äranfenbdufern  ein^uriebten,  fo 
fonnte  weber  auf  eine  geeignete  Sage  ber  ©clxSube  nod) 
auf  3wecfmdßigfeit  ber  »auart  unb  3immereinrid)tung  bie* 
jenige  fRücfftcht  genommen  werben,  bie  bod)  für  bie  Grrri* 
d)ung  bei  3wetfe8  berfelben  fo  notbwenbig  ift,  unb  baber 
fommt  eS,  baß  tS  nod)  beute  .jjofpitäler  gibt,  bie,  wenig* 
ftenS  wa8  bie  äußeren  ©ebingungen  betrifft,  ibrem  3werfe 
nur  unooHfommen  entfpredjen,  obfct)on  anbererfeitö  wiebet 
niebt  ui  leugnen  ift,  baß  feit  einigen 3abrjebnben  fowol  »on 
Seiten  ber  Regierungen  unb  ©ebörben  alt  »on  Seiten  ber 
&r*te  »iel  für  bie  8)er»olIfommnung  biefer  SLBobltbätigfeit^ 
anftatten  gefd)eben  ift.  ^anbelt  e§  ftd)  nun  um  Erbauung 
eine?  neuen  Xrantenbaufee*  unb  bat  man  hierbei  freu 
S!öaM  be«  !Drte«,  fo  gilt  alS  Stegel,  baß  man  baffelbe  au« 
ßerbalb  ber  Stabt,  jebod)  nid)t  in  ju  großer  Entfernung 
»on  berfelben  anlege;  nötigen  bagegen  bie  Umfiänbe  jur 
Xntage  be«  ^ofpitale«  in  ber  Stabt  felbft,  fo  wähle  man 
wenigften«  einen  freien,  »on  feinen  hohen  ©ebäuben  um* 
fd)loffenen  f)lag,  bamit  ungehinbert  ein  freier  Suftjug  fiatt* 
ftnben  f6nne.  Sefinbet  ffd)  ein  nid)t  ju  fleiner  gluß  in 
ber  9täbc,  ber  ba«  für  Erhaltung  ber  allgemeinen  Reinlich« 
feit  fo  notbwenbige  SBaffer  gewährt,  beflo  beffer,  außerbtm 
muß  wenigßen«  bafür  Sorge  getragen  werben,  baf  ber  Tin- 
ftait  eine  hinreichenbe  7ln;ahl  gan}  in  ber  9täbe  angelegter 
©runnen  ju  ©ebote  fteh«.  Die  jwccfmäßiglre  gorm  für  ein 
größere«  jCranfenbau«  ift  iebenfall«  bir  eine«  an  einer  Seite 
offenen  Siierecf«,  fobaß  baffelbe  au«  einem  £auptgebäut* 
unb  jwei  glügeln  befteht.  Buch  barf  baffelbe  haften«  jwei 
Stocfwerfe  haben  unb  muß  mit  ber  gronte  ber  Äranfen« 
jinmier  wo  möglich  gegen  SRorgen  gelegen  fein,  gür  Stäbte 
»on  nid)t  »iel  mehr  al«  100,000 (Sinro.  reicht  ein  Äranfen: 
bau«  au«,  tn  welche«  bann  freilich  Jtranfe  aller  %U  mit 
2fuSfchluß  »on  3rren  aufgenommen  werben  müffen,  wobei 
fid)  jeboch  »on  felbft  »erftefit,  baß  bie  in  ein  fold>e«  aUge* 
meine«  Äranfenhau«  aufgenommenen  Äranfen  je  nach  bet 
Xrt  ibrer  Jtranfbeit  »onetnanber  abjufonbern  unb  fo  unter« 
jubringen  ftnb.  3n  biefer  |>inftd)t  hat  ftd)  al«  ba«  jwetf* 
mäßige  ^u^funftSmittd  eine  Sd)eibung  ber  Xnftalt  in  fedj« 
Xbtbeilungen  bewährt,  unb  jwar  1)  für  innerlid)  Jtranfe, 
2)  für  äußerlich  Äranfe,  3)  für  »ugenfranfe,  4)  für  SJene* 
rifebe,  ö)  für  Ärähige  unb  6)  für  Schwangere,  hierbei 
müffen  nicht  nur  beibe  ©efd)lechter,  fonbern  auch  überbte« 


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bie  SBenerifgeh  unb  Ärdfcigen  üon  ben  übrigen  Ärnnfen 
forgfältig  getrennt  werben.  Qfaßet  ben  bauligen  SBerhdlfc 
niffen  eine«  Äranfcnhaufe«  unb  bet  jweefmäßigen  JXaumtcr* 
theilung  in  bemfelüen  gibt  e«  aber  nog  Siele«,  was  in  tu 
ner  ^eilanfialt  eine  befonbere  Aufmerf  famfeit  terbient.  Jpxtx* 
ber  gebort  jundgfl  bie  Sorge  für  Ggaltung  einer  reinen 
8uft  bürg  Erneuerung  berfelben,  Sfäugerungen  u.  bergl., 
für  eine  jweefmäßige  (Einrichtung  ber  Abtritte,  für  angemef» 
jene  «ßeijung  ber  Simmer,  für  ßinrigtung  einer  öabean* 
ftait ,  in  welger  SSenerifge,  Äräfeige  ober  mit  anbern  ans 
fbefenben  Äranfbeiten  SJebaftere  ibre  befonbern  Saberoan* 
nen  haben  müffen,  unb  ein  fogenannte«  ruffifge«  S3ab  ob« 
an  beffen  ©teile  wenigflenö  ©gwifefaflenunb  bie  nötigen 
SJorrigtungen  ju  SDougen  nicht  fehlen  bürfen.  gerner  be» 
barf  e6  für  bie  JCranfen  jwecfmißia  eingerichteter  Sagerftät* 
ten,  baber  wo  m6glig  eiferner  Setrßellen  mit  SJlatrafeen  ton 
*Pferbeboaren,  ©troh,  |>eu,  9Roo«  ober  ©eegraö  jur  Unter: 
läge  unb  rooOenen,  gut  auögewalftcn,  wetzen  ober  grün 
gefärbten  Decfen  jur  S3ebecfung  unb  eine«  gehörigen  SBors 
ratbe«  an  £eib  *  unb  ©ettwäfge.  SBigtiger  tiecb  aber  al« 
alle«  £>irfe«  ift  bie  Anflellung  tüchtiger,  für  grenSJeruf  bin» 
reigenb  torbereitetet  unb  unterrichteter,  überhaupt  jutvrtafjtJ 

Ser  ÜBdrter  unb  SBdrterinnen,  bie  (ig  ber  Wege  ber  Äran» 
tn  mit  Hiebe  untergeben,  über  pünf  tlige  ©efolgung  ber  ton 
ben  Anten  erteilten  Storfgriften  wachen,  namentlich  auch 
barüber,  baß  gegen  bie  bidtetifgen  SJerorbnungen  in  Crffen, 
Srinfen  u.  f.  ro.  fein  Verfloß  begangen  werbe.  SBenn 
nun  auch  Äranfenhäufcr  Ellen  offen  (leben  müffen,  bie  eine 
3uflugt  in  ihnen  fugen,  baber  aug  SBobgaoenben ,  jumal 
wenn  biefe  fremb  ober  unterbeiratbet  (tnb  unb  be«balb  außer 
bem  ©pitale  bie  erfoberlige  Abwartung  nigt  haben  finnen, 
ober  wenn  ffe  (ig  leben«gefäbrligen  Operationen  unb  ßuren 
unterwerfen  muffen,  fo  ftnb  (ie  bog  in  gegenwärtigen  3cU 
ten  torjug«weife  für  arme  äranfe  au«  ben  niebern  Staffen 
bejlimmt,  benen  ihre  Angehörigen  in  ibrer  {Berufung  au« 
SRangei  an  Mitteln  nigt  bie  gehörige  Pflege  m  Sbeil  wer: 
ben  lajfen  fönnen,  baber  namentlig  aug  für  tranfe  2)ienft* 
boten,  arme  £anbwerf«gefeUen  unb  2er/rlinge,  arme  9ltU 
fenbe,  bie  fern  ton  ibrer  Heimat  erfranfen,  JCranfe  au« 
iJugt«  unb  Armenbdufern ,  tranfe  SUagabunben  u.  f.  w.  — 
Au«gejeignete  SCranfenbdufer  (tnb  ba«  griebrigöbofpital  in 
Stopenbagen,  ba«  fön.  Uajareg  unb  ba«  25anroicf«bofpital 
in  ©tocfbolm,  ba«  ^ofpital  vom  h.  Sohanne«  in  Sirrin, 
ba«  «ftofpital  in  SRatlanb,  ba«  allgemeine  Äranfenbau«  in 
SBien,  bie  (Ibaute  in  SBerlin,  ba«  ©enfenberg'fge  «fjofpital 
in  granffurt  a.  SR.,  ba«  3uliu«bofpital  in  Sßürjburg,  bie 
Äranfenbdufer  in  «Diüngcn,  Samberg,  Hamburg  u.  f.  w. 

firankfjeit  bejeignet  benjenigen  Suflanb  eine«  organi* 
feben,  belebten  5t6rper«,  in  weigern  auf  eine  wahrnehmbare 
SBeife  entwebet  beffen  fefle  ober  flüffige  ©ejtanbgeile  ton 
ibrer  gefunbbett«gemdßen  JSefgaffcnbrit  abwägen  ober  eine 
ober  mebte  Vcrrigtungen  brffelben  geftört  finb.  Äränfbeit 
unb  ©efunbbeit  (tnb  bte  beiben  3uftdnbe  be«  £eben«,  außer 
benen  ein  britter  nigt  gebaebt  werben  fann.  2Bo  ba«  ?eben 
aufhört,  fann  aug  feine  ÄranFbcit  mebr  flattftnben.  Sin 
franff^after  Buflanb  muß  fig,  wenn  er  wahrnehmbar  fein 
foll,  bürg  eine  ober  mebre  in  bie  Sinne  faUenbe  (Srfgeu 
nungen  offenbaren,  »erartige  erfgeinungen  werben  ©9 ms 
ptome  ber  Äranfbeit  genannt.  Diefe  Symptome  (tnb  wies 


ber  boppelter  Zxt,  folge,  bie  nur  non  bem  Fronten  (cllf 
wahrgenommen  werben,  <£mpftnbungcn,  «efüble,  bie  n 
fieb  lebem  Änbern  entgegen,  innere,  fogenannte  fubjectict 
©pmptome  unb  äußere,  aug  »on  Anbern  wahrnehmbare, 
objectioe,  bie  entweber  in  ©törungen  ber  naturgemäßen 
SBmigtungen  be«  Sbxptxi  ober  in  figtbaren  ISeranbcrun: 
gen  feiner  ©ubflanj  begehen.  2Cuf  bie  Zxt  unb  SBeife,  wie 
(ig  bie  Äranfbeitöerfgcinungen  äußern,  üben  wieber  eine 
Spenge  »on  Umflänben  mehr  ober  weniger  Einfluß,  fo  j.  S5. 
ba«  Alter,  (Befglegt,  Temperament,  bie  befonbere  Sorte:; 
conflitution,  bie  bürg  Seben«weife,  Neigungen  unb  £eib:r. 
fgaften,  Äranfheiten  berbeigefubrte  IBefgaffenheit  be«  JUn 
per«,  bie  unenblig  mannigfagen  Jöeyetiuuqen,  in  bnwa 
ber  äDrgani«mu«  ju  b«  Außenweit  (lebt.  2)en  Äranfbcu.- 
erfgeinungen  müffen  ferner  nogwenbig  Urfagra  jura  ©ntuit 
liegen,  bie  man  in  innere  unb  äußere  ;u  trennen  pflegt,  b 
bem  man  unter  erflern  bie  fogenannten  Äranfheitöaa- 
lagen,  unter  (efetern  bie  fogenannten  QJelegenbettJur- 
fagen  ter(leht.  Sie  .Uranfheiten  felbfl  unterfgetbet  man 
wieber  nag  bem  ©i|e  unb  ber  Au«behnung  in  allgemeine 
unb  irtlige,  innere  unb  äußere;  nag  ber  3>aiier  a 
rafg  unb  langfam  terlaufenbe,  obwol  (ig  bter  ferne 
genauen  ©renken  jiehen  lajfen  (in  fogenannte  acute  ml 
gronifge);  nag  ihrer  entfrehung«art  in  anfieefence 
unb  nigt  anjiecfenbe,  ererbte,  angeborene  unb  iti 
worbene,  in  epibemifge  (f.  b.),  enbemifge,  b.b.  n 
gewiffen  ©egenben  einheimifge  unb  fporabifge,  b.  b-  ncr 
»ereinjelt  torfommenbe;  ihrem  Gbarafter  nag  in  boSat 
tige,  leigte  unb  heilfame,  b.  h«  folg«/  »«tg«  ta 
Äorper  gefunber  terlaffen  al«  er  war,  ba  pe  ihn  befielen: 
ferner  in  einfage,  äufammengefefcte,  eerwttfeltt 
£>ie  Äranfbeitcn  gehen  entweber  in  ©enefung  ober  in  m 
bere  Äranfheiten  ober  in  ben  Sob  über  unb  burglaafen  c;= 
wiffe  3eiträume,  ton  benen  man  ganj  allgemein  brei  urru: 
fgeibet,  ben  be«  (SrfranfenS,  ben  bet  |Ü(c  ober  bet  Gr;= 
fgeibung  unb  ben  ber  ©enefung. 

firät)t  ifl  ein  fieberlofer,  anflecfenber,  al«  »lattern  de 
£3lä«gen  erfgeinenber  ^)autau«fg(ag,  ber  am  gewobnlicbtb 
in  ben  Bwifgenräumen  ber  Singer,  an  ben  .£anbw:::  . 
unb  in  ben  {Beugungen  ber  Ellenbogen  Jtnie  >  unb  gu? 
aelenfe,  ju weilen  aber  aug,  mit  Ausnahme  be«  ©efi±:.- 
uber  ben  ganjtn  Körper  terbreittt  torfommt  unb  ton  efaten 
läfligen,  jur  @ommer«jeit,  in  ber  JBettwärme  unb  nag  res 
©enuffe  geifliger  ©erranfe  junehmenben  Sucfen  unb  %xo\c 
in  ber  ipaut  begleitet  witb.  9Ran  unterfgeibet  eine  troefenr 
unb  feugte  ober  fette,  eine  wahre  unb  falfge  Arftf 
J>te  troefene  befhht  in  fehr  Keinen,  wenig  entjünbeten  uri 
in  ein  burgfigtige«,  weißlige«  »lä«gen  fig  jufpifcenbr 
harten  unb  rothen  #autf nötgen ,  bie,  wenn  fie  nigt  aufjt 
frabt  werben,  oertroefnen  unb  nag  Abfguppuna  ber 
fpurlo«  terfgwinben.  Die  feugte  ober  fette  Xrdfee  jei:: 
ftg  in  ber  $orm  ton  einzeln  ßehenben,  am  ©runbc  nwpi, 
entjünbeten,  erh<»btn<n,  eine  gelbe  SKaterte  erttbatesbw. 
^uflcln,  bie  nag  2  —  3  Sagen  reifen,  bann  aufbreebr. 
unb  nun  unter  3unahme  ber  (fntjünbung,  be3  fgmerjlK 
ten  Sucfen«  unb  unter  Verbreitung  eine«  eignen,  »ibngr. 
fgimmligen  ©eruge«  eitern  unb  fgwären,  ober  (ie  fenu: 
in  ber  ©eftalt  oon  entjünbungölofen,  »iemlig  großen,  wa 
einer  burgfigtigen  geugrigfeit  angefüllten  fBlä«gen  400 


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üorfchetn,  bie  ^ttt  unb  b<i  mit  Krifteln  unterm tfdht  fmb, 
:benfatlS  heftig  juefen,  nach  tinigen  Sagen  Berften  unb  thetlS 
1  •'.{!)  Bitbung  eine?  ((einen  Schorfes  heilen,  tbeilS  erft  nach 
:>crr;erigcr  SJerwanblung  in  eiternbe  $ufteln  ober  ©efdjwür« 
iur  Heilung  gelangen.  Die  in  Sucfbldtterchen,  Sucfgefchroür» 
t>m  beflebenbe  fogenannte  faifcbc  Strikt  unterfcheibet  ftrb  ba» 
ntreb,  baß  fie  nid)t  anfteeft,  uberall  an  ber  JDberfldcbe  be« 
£6rperS,  bcS  Seffent  nicht  ausgenommen,  jum  SBorfctjein 
Vmmt,  XbenbS  unb  in  ber  Bettwdrme  niä)t  mer)r  jueft  al« 
im  Sage  unb  oft  oon  fein-  furjer  Dauer  ifl.  Die  wahre 
ftrafce  mtflebt  immer  nur  burch  Bnjlecfung,  bie  ftch  jeboeb, 
'.-M  turd?  bie  Hüft,  fonbern  nur  burd)  unmittelbare  SBc* 
rübrung,  fowie  buret)  ben  Gebrauch  »on  JtlcibungSflücfen, 
2BAfct>e  unb  Betten  Jtrd&Franfer  mitteilt,  unb  burch  Un. 
reinlidjfeit  unb  Sernacbtäfftgung  ber  n&thigen  Hautpflege 
.'cgünftigt  wirb,  Doch  gibt  e5  $erfonen,  bie  fo  wenig  Crm* 
:fdnglicbfeit  für  ben  ÄnflecfungSfloff  ber  Jträfee  befifcen,  baß 
H  ftcr)  ber  Bnflecfung  auf  alle  Hrt  auSfefeen  f innen,  ohne 
tngeflecft  ju  werben.  ©o  fcheinen  auch  manche  $rofeffio» 
ten  gegen  fi«  ju  fdjü&en,  wie  3.  B.  bie  ber  Bäcfer,  2)Jü(» 
er,  ©erber,  gdrber,  ©eifenfieber,  Branntweinbrenner,  2Bä» 
'gerinnen,  wdhrenb  wieber  anbert,  wie  bie  ber  SEBotlarbei» 
:cr  unb  @a)«eiber,  eine  befonbere  Anlage  für  fie  begrünben. 
Ob  ein  Äijicr,  bie  fogAiannte  Ärdfcmilbe,  aus  bie  eigent» 
ad?e  Urfodjc  be5  ÄrägauSfchlageS  betrachtet  werben  muffe, 
ifl  noa)  unentfebieben.  Die  Jtrdfee  ifl  jwar  eine  läflige, 
tfelbaftc  Äranfpeit,  bie  wo(  faum  jemals  oon  felbfl  bellt, 
fonbern  immer  eine  angemeffene  Ärjttirfjc  Betjanblung  erfo« 
Dcrt,  aber  an  fich  gefahrlos,  unb  wirb,  wenn  fie  nicht  febon 
veraltet  ifl,  leicht  geseilt,  (ann  jebod)  freilief)  ben  SRenfchen 
mehrmals  befallen.  Dagegen  trofct  bie  »eraltete,  inSbefoni 
pere  bie  troefene,  oft  fehr  lange  aßen  Heilmitteln  unb  führt 
mit  ber  3eit  eine  frfjled^te  ©aftemifebung,  XnfcfjmeHungen 
oon  Drüfen  unb  Baucbeingeweiben,  Abmagerung  beS  gan> 
$cn  ÄörperS,  fcbleicpenbeS  $ieber,  SBafferfucbt  u.  f.  w.  l?er» 
bei.  dinem  fo  Übeln  ÄuSgange  ber  itranfheit  ftnb  »onüg* 
id)  .Rinber,  fetjr  alte  2cute,  wie  überbauet  gefebrodebte 
iJttenfchen  auSgefefct.  Die  gefährlicbfien  folgen  t)at  eine 
pti$fclief;e,  bureb  ßrfältungen,  erfdjütternbe  ©emüt&Sbewegun* 
jen  ober  H'nptritt  fieberhafter  ÄranfbeitSsuftänbe  »eran» 
af?te  Unterbrücfung  ober  aQm  rafebe,  burd:  unoorftebtige  Än» 
ttenbung  bloS  äußerlicher  Littel  herbeigeführte  Vertreibung 
?e3  SfuSfcblageS,  Solgen,  bie  mitunter  felbfl  fcureb.  SBie* 
jerberftellung  beS  "ÄuSfcblageS  nicht  ganj  gehoben  werben 
?6nnen. 

(Irduti'r  bejeichnet  in  ber  allgemeinffen  Bebeutung  fo 
oiel  wie  ^flanjen,  bann  nennt  man  trauter  oorjüglich  bie: 
enigen  ^^anjen,  bei  welchen  bie  SMattbilbung  oorherrfchenb 
fl,  fchüejjt  mithin  namentlich  S3viume,  ©traucher,  SRoofe, 
vcJncn,  $ilj<  u.  bgl.  au?.  S3efonber3  werben  bie  »erfchie^ 
Jenen  ja  einem  befrtmmten  ©ebrauch  nü^lichen  ^flanjcn  a(d 
Kräuter  btjeichnft,  inbem  man  »on  'Ä^neifräutem ,  garbe* 
frdutem,  gutterfrdutern  u.  f.  w.  fvricht.  3n  ber  ^h^ma» 
:ie  nennt  man  enblich  Kräuter  oorjugSweife  biejenigen  f^flan* 
en,  oon  bentn  bie  ganzen  ©tengel  mit  Blattern  unb  S3lü> 
cn,  ob«r  bie  3»eige  mtt  ben  Blattern  ober  nur  biefe  lefc* 
trn  etngefammelt,  getrodntt  unb  ju  mebitinifchen  3»ecfen 
eiiuenbct  werben,  einen  Shtil  ber  Sehte  oon  ben  ftrjnet» 
nittelrt  macht  baher  bie  mebtetnifche  XtAutertunbc 


aus,  wogegen  bie  Cotanif  (f.  b.)  ober  $flanjenlehre  wol 
auch  t>en  tarnen  ber  allgemeinen  Jtrduterfunbe  er« 
halt.  3ene  umfaft  nur  biejenigen  $flanjen,  welche  in  irgenb 
einer  jpinpeht  ju  mebicinifchen  3*oerfen  oerwenbet  werben. 

firebs,  ÄreBSfdhaben,  nennt  traut  eine  b&Sartige,  in 
Berfchwdrung  übergegangene  Söerhdrtung,  welche  eine  enta 
fchiebene  unb  befldnbige  »Weigung  jeigt,  aUe£h«l«  ohne  Una 
terfchieb  ihrer  Befdbaffenheit  ju  serftfiren,  fich  felbfl  uberlaffen 
nie  heilt  unb  hi$  jis  einer  gewifTen  XuSbilbung  gelangt  »er: 
fchiebene  aUgemeine  ÄranfhettSerfcheinungen  herbetführt.  Der 
ÄrebS  entwicfelt  fich  entweber  au$  ein«  fchon  früher  »or^ 
hanbenen,  unter  ber  Benennung  ©cirrhuö  befannten,  b65: 
artigen  58erh*5rtung  irgenb  eines  ©ebilbe«  ober  au8  einer  anbern 
©efchwulfl  ober  einem  ©efchwüre;  3fo  erfterm  %aüt  mU 
fleht  eine  ©efd)wulft  in  irgenb  einem  JDrgan,  bie  ftch  beut« 
lieh  begrenjt,  anfdnglich  »otlig  unfchmer3haft,  nur  feiten  bc* 
fonberS  empftnblich,  fogleich  »on  ihrem  entgehen  an  aber 
fehr  hart,  ungleich,  h^erig,  fchroer,  an  ihrer  IDberfWche  je» 
boch  hier  unb  ba  elaflifch  unb  ftellenweife  weicher  ift.  Da^ 
bei  läfjt  fidh  an  ber  dußetn,  fte  bebeefenben  <$aut  feine 
Beränberung  wahrnehmen.  DaS  Drgan  bagegen,  in  weis 
ehern  fie  ent'flanben  ifl,  oergrif  ert  fich  entweber  ober  fchrumoft 
auch  wol,  inbem  e8  fefler  wirb,  jufammen.  9laa)  einiger 
3eit  beginnt  bie  ©efchwulfl,  fei  eS  oon  freien  ©tuefen  ober 
nach  irgenb  einer  fchdblichen  (Sinwirfung,  emofinblich 
werben,  inbem  pch  ba«  ©efübt  anhaltenben  Brennen«  ober 
flüchtige,  burebfabrenbe,  dußerfl  fchmerhafte  ©tidhe  einfletten; 
gleichzeitig  wirb  fie  immer  harter,  gr6fjer,  fnotiger  unb  hocle* 
riger,  bie  fte  bebetfenbe  $ant  fdrbf  ftch  bldulia)roth,  wirb 
gefoannt  unb  »erwdchfl  mit  ber  JDberfldche  berfelben,  »äh* 
renb  bie  2fbern  im  Umfreife  anfchweüen.  Snjwifchen  oer* 
bünnt  ftch  bie  £aut  immer  mepr,  bricht  enblich  auf  unb 
Idßt  eine  jauchige,  blutige  ober  brdunlichgefdrbte  glüffigfeit 
ausfließen,  ohne  baß  ftch  oaburch  ber  Umfang  ber  ©efchwulfl 
im  ©eringflen  oerminbert;  eS  bilbet  ftch  ein  ©efchroür  mit 
harten  umgeworfenen  9tdnbern  unb  ungleicher  Überfldehe, 
auS  welchem  dugerfi  f4)«nerjhafte,  fchwammige  HuSwüchfe 
heroorwud)ern,  bie  nahegelegenen  Drüfen  fchweßen  an  unb 
entarten  ebenfaUS,  bie  3erprung  breitet  fleh  «a*  <&tn 
Stichtungen  hin  immer  weiter  auS  unb  ergreift  bie  naheges 
legenen  2!r>ri(e.  3m  Berlaufe  ber  Ätanfbett  treten  bduftg 
fchwer  ju  fliHenbe  Blutungen  ein,  ber  Äranfe  magert  ab, 
befommt  ein  eigenthümlicheS ,  gelbliche«  Hnfeben  unb  im 
©eficbt  einen  befonbern  »uSbrucf  tiefen  Reiben«,  enblich  ge* 
feUt  pch  fchleichenbeS  giebtr  mit  erfch6pfenben  Slachtfchwei*  . 
ßen  unb  Durchfällen  binju,  ba«  naä)  namenlofen  »iben 
bem  ftben  beS  Ärartfen  ein  ®nbe  macht.  Unter  befonbern 
Umfldnbe«  entwicfelt  ftch  ber  JtrcbS  uiweilen  auch  **> 
nerifchen,  ffrophulifen  unb  anbern  ©efchwüren  ober  auch, 
inbem  urfprunglich  gutartige  XuSwüchfe,  SBarjcn,  f}olopen 
u.  f..  w.,  burch  eine  ju  reijenbe  Bebanblung,  jur  frebfU 
gen  Gntartung  übergeführt  werben.  Die  ©eoilbe,  in  benen 
ber  ÄrebS  am  häuftgfien  beobachtet  wirb,  ftnb  bie  Brufc 
brüfen,  bie  ©ebdrmutter.  bie  Hoben,  bie  eippen,  bie  3unae, 
bie  Äugen  u.  f.  w.,  wdhrenb  anbere,  wie  ».  B.  bie  ber 
wiHfürhchen  Bewegung  bienenben  SRuSfeln,  Änorpel,  ©eh-- 
nen  fafl  immer  oon  ihm  oerfchont  ju  bleiben  fa)*inen.  Di» 
entwtcfelimg  be«  Ärebfe«  fefet  immer  eine  gewiffe  Inlage 
oorau«,  bie  ptweilen  ererbt  ju  fein  fchehrt,  ihrem  tBefen 


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Krebse  4 

noxfc  ab«  nocb  unerforfebt  ift.  DaS  Sorbanbenfein  ehiet  folgen 
Änlagr  bebingt  jugleid)  bie  fo  gewöhnliche  Grfolglofigfeit  drjt» 
Hebe:  ©ebanblung.  SBeibrr  fd>emen  im  Allgemeinen  bem  Ärebfe 
mebr  auSgefefct  alei  «Wannet,  befonber6  jur  3eit,  wo  bie  3eiu 
gung$fdbigfctt  erlifefyt ,  ferner  perforiert  oon  febr  reizbarem 
ober  me!an$o(ifcbem  Temperament,  bie  eine  ftfcenbe  Sebent 
toetfe  geführt,  t>tel  Sorge  unb  Aummer  gehabt  baben. 

Ärtter,  Aruffentbtere  ober  (tat.)  (Jruftaceen  (bie), 
biiben  bie  fünfte  ßtaffe  beS  Sbierreicbä  unb  ftnb  ©lieber* 
ttjiere,  welche  aebt  ober  mebr  giige  imb  feine  glügtl  b^ben, 
bind)  Aicmen  atbmen  unb  ftd)  burd)  gier  fortpflanzen. 
3f)t  Äopf  bübet  mit  bem  SJrufttbeil  ein  ununterbrochenes 
©anjed.  ©onft  reebnete  man  bie  Ärebfe  ju  ben  3nfefrcn. 
hierher  geboren  bie  Äffein,  weldje  einen  eiförmigen  geglie» 
berten  Airper,  oiernebn  ©eine  unb  borftenformige  gübtbor; 
«er  fjoben.  ©ie  leben  tijeilä  im  SBaffer,  tbeitö  auf  bem 
ganoe  an  feuchten  Drten.  JBefannt  ift  bie  Äclleraffel, 
eudb  Aellerefet  ober  Aellerrourm  genannt,  bie  inÄel« 
lern  unb  an  anbern  feuebten  JDrten  lebt,  bunfelgrau  unb  am 
JBauche  weiflicr)  ift  ©ie  werben  gegen  ©elbfucbt,  (5ngi 
briiftigfeit,  2ßaf[crfud)t  unb  SUerfiopfung  ber  £amwege  me» 
birinifcb  angewenbet  unb  heulen  in  ben  Äpotbcfcn  Sau; 
fenbfuße.  —  Äm  befannteften  ift  ber  glu§freb«,  wel> 


eher  eine  woblfcfjmeefenbe,  aber  nicht  leiebt  oerbauliche  ©peife 
gibt.  Derfelbe  bat  ungleich  gcErummtc,  naeb  innen  gejafcnte 
©dperen,  in  welchen  er  eine  fo  grofje  Äraft  befujt,  baß  er 
©eoenftdnbe  feftjubalten  oermag,  roelcbe  fein  eignes  ©ewiebt 
uberfteigen.  2) er  Äopftbeil  ifl  nur  oon  unten  beutlidjer  ju 
unterfebetben,  intern  er  oben  mit  ber  borten  9?ücfenfcba(e  ju 
einem  ©anjen  oerwaebfen  ift.  Än  bem  Äepfe  fifcen  bie  Au« 
gen  auf  (dnglicben  «Stielen,  längere  unb  furjere  gü&lb6rnet 
unb  bie  grefjwerfjeuge.  Die  Scheren  biiben  bas  erfte  Paar 
SBeine.  Die  beiben  folgenben  JBcinpaarc  haben  mit  ben 
Scheren  grofje  Ähnlichkeit,  obgleich  bie  lefeten  ©lieber  oiel 
Keiner  ftnb,  unb  bie  beiben  hinterften  gufjpaare  bähen  flott 
oer  Scheren  nur  einfache  ^>afen.  Die  Scheren  beftehen 
aus  einem  feftftebenbcn  abheile,  bem  Daumen,  unb  einem 
beroeglicben ,  bem  Singer.  Der  Schwang  beftebt  äußerlich 
au8  feebö  9)anjerringen  unb  an  bem  legten  fifet  eine  aus 
mehren  «Blattern  bejtebenbe  Stoffe.  Än  ber  untern  Seite 
ber  Schwimmringe  flehen  fufjarrige  Steile,  beren  baS  2Ränn> 
eben  brei  Paar,  baS  2Bei beben  fünf  Paar  hat.  Unter  bem 
©cbwanje  tragt  baS  SBeibcben  bie  ©er,  Halbem  biefelben 
bai  3«nere  bejTetben  oertaffen  fabelt  SRan  finbet  bie  Ärtbfe 


%  Krebse 

in  puffen,  Seieben  unb  Sachen,  unb  fie  finb  um  fo  »ebb 
febmeefenber,  in  je  rcinerm  ©affer  fie  leben.  Sie  ballen 
bcfonberS  in  ben  Schern  unb  unter  Steinen  am  Ufer  au' 
unb  geben  bee>  9Jacbtd  unb  bei  ©ewittern  gern  anS  8ar,;. 
Die  garbe  be8  ÄrebfcS  ifl  fcbwarjgrün;  nacb  bem  6 
aber  wirb  biefelbe  beflo  fdjoner  rotb,  je  neuer  bie  Sc&ale  ifL 
SRerfwurbio.  ifl  bie  fReprobucfionSfraft  ber  Ärebfe,  inbtm 
©cberen,  güblbörncr  unb  JBeine,  wenn  fie  abgebrochen 
»erben,  wieber  waebfen.   DaS  Äussreifjen  be*  @eb»an;e:< 
tobtet  ieboeb  ba*  Stbter.    Die  Ärebfe  näbren  fieb  oon  fiei. 
nen  gifeben,  gröfeben,  3nfeften,  aßürmern,  Cbfl,  befon. 
ber3  aber  oon  ä>v±,  9J?eter  unb  Schimmel   Sie  foQtn  eh 
Älter  oon  20  3ab"n  emieben  fännen  unb  bann  beinab  ci> 
nen  gujj  lang  werben.    Die  ÄuSbünftung  ber  ©cbwen. 
fönnen  fie  nicht  oertragen,  fobafj  fie  flerben,  wenn  jfc 
bie  9ldbe  berfelben  fommen.    ÄQjabrlicb  »eebfein  fie 
©d>ale,  bie  9J?anncben  im  fpaten  grübiahr,  bie  SBeib6cr. 
im  ^terbfle.    Die  neue  ©cbale  bilbet  jlcb  unter  ber  alta 
unb  fogar  bie  Singewcibe  häuten  fich.   SBäbrenb  biefer  $ai 
nennt  man  fie  JButterfrebfe.   3u  beiben  Seiten  bei  9fe 
qenS,  in  ber  9iäb«  be8  ÄopfeS,  finbet  man  bei  tiefen  Jret> 
Jen  jwei  f alfartige  ©teine,  bie  JtrebSfleine  ober  JEreb?. 
au  gen,  auS  benen  »abrfcbeinlicb  bie  neue  ©er>ale  fijb  ^ 
bet.   SSSenn  man  in  rubigen  bunflen  bebten  ober  roabn-.: 
©ewitter  am  Gimmel  flehen,  in  einem  hebSreirben  gu;«Ti 
mit  einer  8aterne  ^inattfgct>t ,  fo  fommen  bie  Ärebfe  c. 
au5  ihren  2öcbern  unb  begeben  ftcb  auf  ben  ©runb,  r: 
man  fie  mit  ber  £anb  faffen  fann.    Diefe  Ärt  Ärebfe  u 
fangen  ift  in  maneben  ©egenben  oerboten,  weil  bureb  f. 
;u  oiele  Ärebfe  weggefangen  werben.  ■ —    ©leietfaHs  ea 
febmaefbafte*  gleifd)  t>at  ber  ©eefrebS  ober  Rümmer, 
tri  ifl  chemo  gebilbet  wie  ber  glupfrebS,  wirb  ieboeb  c't 
2  gufi  lang  unb  b^at  babei  ein  ©ewiebt  oon  fafl  12  T'-* 
3)?an  finbet  ihn  oorjüglidj  in  ber  9iorbfee.   Gr  ift  röthi.: 
braun  unb  oermebrt  jicb  febr  ftarf.    SRan  bat  hei  v.r.. 
SBeibcben  gegen  13,000  Gier  gefunben.  —    Sehr  v. 
febmeefenb  foll  bie  ©arnele  fein,  ein  nur  jwei  ioU  lau«: 
ArebS,  ben  man  baupg  an  ben  norbifeben  unb  franj.  Gil- 
ten fangt.  —    @ne  eigne  gamilie  biiben  bie  SLai;- 
cbwanje,  beren  ©cbwinic  niebt  mit  ©ebaten  ta- 
tnb,  unb  bie  baufiä  letrt  ©ebneefen.  ober  9RufcfjeIf6^ 
jewobnen,  baber  aud)  ©cbalenf rebfe  ober  (Sinfu 
beißen.   Äm  befannteften  unter  Ümen  ift  ber  Äernbart 
frebö  unb  ber  Diogene«.  —  Die  Ärabben  lfm 
nen  ovalen  ober  eefigen,  fajl  ebenfo  breiten  ober  nocb,  breiter: 


Kreide 


663 


Kreosot 


I  fangen  Seih,  Sc&men,  unb  einen  futjen  St&wanj,  bet 
:im  Sßeibchen  unter  ben  Seib  gefrümtnt  ifi.  Die  »orfte» 
;nb  abgcbilbete  gemeine Ärabbe  ijl  von  grünlich  grauet 
arbe,  welche  gefönt  roth  wirb.  Sföan  finbet  fie  befonbet« 
i  ben  Jtiiflen  ber  fflorbf« ;  fie  wirb  faum  fauflgroß  unb 
:  wegen  ihres  wohlfcbmecfenben  ^leifcheS  geschäht. 

ßxfi&e  (bie)  ijl  eine  locfcre,  abfarbenbe,  häufig  »orfom» 
enbe  '2;rt  fohlenfauern  JtalfeS.  3e  reiner  fie  ifi,  beflo 
eißer  ifi  fie,  unb  burch  eine  SSeiniifchung  »on  SJbon  unb 
icielerbe  erhdlt  fie  eine  graue  garbung.  Den  Kamen  ber» 
Iben  leitet  man  »on  ber  3nfe(  JCreta  (jefct  Äanbia)  ab, 
o  fie  in  großer  Spenge  unb  ausgezeichneter  ©üte  »or; 
mmt.  3Ran  finbet  fie  in  großen  ©ebirgSmaffen  an  ben 
nbbeutfeben,  franj.,  engl  unb  ban.  lüften.  Die  Snfel 
ügen  wirb  faft  ganj  von  Äreibefelfen  gebilbet.  önglanb 
rrbanft  feinen  Kamen  Xlbion  bem  weißen  3(nblicf,  wel* 
en  feine  aus  Äreibefelfen  bcflehenben  Äüjlen  barbieten, 
lerwenbet  wirb  fie  »um  Schreiben,  SRalen,  übertünchen, 
ufeen  »on  SÄetaUfachen,  jur  erjeugung  von  Äohlenfdure, 
ir  83erfertigung  beS  SpiegelglafeS,  ber  Scbmeljtiegel,  alS 
irunbutgt  mebrer  färben  u.  f.  n>.  ©ewöbnlicb.  enthält  fie 
ine  Üuarjfoiner  unb  geucrflein  eingefprengt ,  unb  um  fie 
t  reinigen,  pflegt  man  fie  bafyer  *u  fchlämmen  unb  erhalt 

bie  geichläintnte  treibe.  Die  brianc-oner  Jtrei« 
e,  welche  man  jum  Schreiben  unb  jum  ftlecf  ausmachen 
•braucht,  ift  grünlichweiß,  weich,  unb  tbonbaltig.  dum 
•ufcen  »on  Sitberjeug  fcbäfct  man  bie  leichte,  feine  bo» 
jgnefet  Jtreibe.  —  Hüi  SLalt,  Thon  unb  ®»pS  be> 
itet  man  jum  Pufcen  unb  SSeißmacben  beS  SeberS  eine 
inflliche  Äreibe.  —  Spanifche  Äreibe  wirb  ber 
>pecfflein  (f.  b.)  genannt. 

firrie  ober  dirfel  (ber)  iff  eine  Frummlinige  ebene  gi> 
ir,  welche  »on  einer  frummen  Sinie  begrenjt  wirb,  bie  in 
Ien  irjren  fünften  gleich  weit  abjleht  »on  einem  in  ber 
ritte  ber  gigur  (iegenben  fünfte.  Diefer  Punft  heißt 
r  ÜKittelpunft  ober  baS  (Scntrum,  bie  frumme  be» 
:enjenbe,  in  ftch  felbfl  jurücflaufenbe  Sinie  bie  Ar  ei  3  Ii» 
ie,  ber  UmfreiS  ober  bie  Peripherie;  ber  ftbfianb  je= 
8  fünftes  ber  Peripherie  »om  Gentrum  (ober  bie  gerabe 
nie,  welche  ben  fWittelpunft  mit  einem  fünfte  beS  Um» 
eifcS  »erbinbet)  ber  $albmeffer  ober  ber  SlabiuS. 
erner  nennt  man  jebe  jwei  fünfte  ber  Peripherie  mit  ein» 
Iber  »erbinbenbe  gerabe  Sinie  eine  ©e^ne  ober  Sorbe, 
lb  jebe  Sehne,  welche  burch  baS  Genttum  geht,  einen 
»urchmeffer  ober  Diameter,  fowie  jeben  Tbeil  beS 
mfreifeS  einen  jßogen  ober  HteuS.  3wei  ^albmeffer 
mfcbließen  mit  bem  jwifeben  ihnen  (iegenben  jßogen  einen 
uSfcbnitt  ober  einen  Sectot  unb  jebe  Sehne  ümfcbliefjt 
it  bem  ihre  Guben  »erbinbenben  S3ogen  einen  Xbfdbnitt 
jet  ein  Segment.  Debet  Äbfchnitt,  beffen  Sehne  ein 
^urefameffer  ift,  ifi  ein  #albfret$  ober  ein  Semicirfel, 
nb  jebet  Zuftfcbnitt,  beffen  SJabien  einen  rechten  SBinfet 
Iben,  ifi  ein  SiertelSf reift  ober  ein  ßuabrant.  (Sine 
:rabe  Stnie,  roelche,  wie  weit  man  fie  auch  »erlangern 
tag,  ben  Äreis*  nut  in  Qincm  fünfte  trifft,  heißt  eine 
(ernhiungftlinie  ober  eine  üangente.  9Ran  pflegt 
m  Umfang  eine«  jeben  Äreife*  in  360  SEheile  getheitt  fidj 
^ufrellen  unb  nennt  jeben  biefer  2btU<  einen  ©rab(f.  b.). 
)tt  Jlae^ntaum,  welcher  »on  bet  ÄreiSlime  eingefchloffen 


wirb,  (Übet  bie  Areidfiache.  Die  ©rdße  biefer  jtttfaV 
flache  ifi  offenbar  abhängig  »on  bet  ©roße  be8  ^albmeffert 
be8  Jtteife«,  benn  man  fann  fleh  ben  ÄreiS  felbfl  fo  ent» 
ftanben  »orfieüen,  baß  man  eine  begrenxte  gerabe  Einie  (ben 
Stabiud)  in  einer  ebene  mit  einem  ihrer  @nbpunfte  (bem 
2Ritte(punfte)  befefligt  unb  fie  bann  mit  bem  anbetn  Snb« 
punfte  fo  bewegt  »orjieUt,  baß  fte  aUmalig  alle  möglichen 
»erfchiebenen  Sagen  in  bet  ebene  annimmt,  bi«  fie  ju  ihter 
frühem  Sage  jurücfgefebrt  ifi.  DaS  SSerbattnig ,  in  welchem 
bie  Jtreidflache  ,-u  bem  ihr  entfprechenben  Salbmcffer,  fowic 
ba3,  in  welchem  ber  JlrciSumfang  jum  Durchmeffer  fleht, 
ijl  erwiefenerraaßen  »on  ber  Zrt,  baß  ti  burch  ganje  3«h* 
Ich  überhaupt  nicht  auSgcbrücft  werben  fann.  Die§  wußte 
man  anfangs  nicht  unb  bie  SRatbemarifer  hoben  fieb  gtoße 
SWübe  gegeben,  jenes  Serbaitniß  aufjuftnben,  welches  bie 
befannte  Aufgabe  bet£luabtatut  beS  JtteifeS  ifi.  !Ran 
hat  gefunben,  baß  burch  einen  unenblicben  Dectmalbrucb 
auSgebrücft,  jenes  Jßerhältnif;  biefeS  ifi,  baß  ber  itreiSum» 
fang  3,1415926535....  mal  fo  groß  als  ber  Durchmeffer 
ift  3R«n  bot  mit  einer  überflüffigen  ©enauigfeit  156  De» 
cimalfieHen  biefeS  SrucheS  berechnet.  Kach  einem  ihret  85e» 
rechner  btät  jene  3abl  bie  £ u b o l f ' fct>e.  —  Die  Sehte 
»om  Ätetfe  macht  eintn  bet  wtefatigfien  Xheile  ber  ©eo> 
metrie  auS.  2Wan  fann  ben  ÄreiS  auch  tB  Äegelfchnitt 
(f.  JCegel)  betrachten. 

&rf0£Öt  (baS)  ifi  ein  eigentümlicher  Stoff,  weicher  bem 
9?aua),  bem  <$>o(}effig,  bem  Sheerwaffet  unb  anbetn  Stof» 
fen,  in  welchen  er  enthalten  ifi,  bie  eigenfebaft  mittbeiif, 
frifcheS  ^ ; c i f d>  »or  Sdulniß  )u  bewahren  unb  eS  fo  haltbar 
»u  machen,  baß  es  zugleich  noch  Nahrungsmittel  ju 
brauchen  ift  Schon  feit  langer  Seit  hat  man  bähet  bie 
JRauchetung  jur  erhaltung  ber  Speifen  angewenbet  unb 
bie  Zgppter  haben  mit  einer  Xrt  ^>o()effig  bie  geiebname  fo 
wohl  su  conferoiren  gewußt,  baß  fie  ftd)  a'<*  Mumien  bis 
auf.unfere  3eit  erhalten  haben.  Srfi  in  neuefler  3eit  hat 
SReicbenbacb  ben  Stoff  im  reinflen  3ufianbe  bargefiellt,  weU 
eher  ber  eigentliche  Scbüger  »or  SBerwefung  ifi  unb  ihn  mit 
einem  griech.  Kamen,  jtreofot  benannt,  welcher  „jlcifcb» 
erhaltet"  bebeutet.  Derfelbe  ijl  eine  tropfbare,  farblos  .burch* 
ftchtige,  ziemlich  bünne,  olartige  glüffigfeit,  toenig  fchwerer 
alS  SüSaffe'r  unb  »on.  flarf  lichtbrechenber  Äraft,  fobaß  er  in 
eefigen  Slafchen  im  Sichte  pr&chtig  irifirt  er  leitet  bie  Sief» 
triettdt  nicht,  macht  auf  Papier  einen  j&lflect,  ber  binnen 
Jturjem  wieber  »erfchwinbet,  bat  einen  burchbringenben,  ntar» 
fen,  fehr  lange  anhaltenben  ©erueb,  einen  febt  brennenb 
a^enben  ©efehmaef,  (o  baß  er  bie  3«mge  fogleich  »erlebt. 
Snnerlich  genommen  tfl  baS  Jtreofot  ein  heftiges  ©ift.  es 
»erbampft  bei  gew6hnlicber  Temperatur  langfam  an  ber  8uft, 
ifi  fehr  fchroer,  b.  h-  erfl  bei  fehr  niebrigen  JEemperaturgra» 
ben,  jum  ©(frieren  ju  bringen  unb  braucht,  um  ju  fiebert, 
einen  fehr  hohen  #ifcegrab.  Kach  flarfer  ©rhifeung  ober  mit 
$ülfc  eines  DrahteS  fann  man  baS^reofot  verbrennen,  es 
brennt  mit  heller  flamme  unter  flarfem  Scußrauch.  3n 
SBaffer  ifi  eS  fchwer  löslich,  inbem  100  STheile  SSaffer  »on 
gewöhnlicher  Temperatur  nur  lV.aheil  Jtreofot  au^iehmen. 
DaS  Äreofot  w  äff  er,  Xufläfimg  beS  ÄreofotS  in  SBaffer, 
hat  einen  brennen  ben,  bintennach  füßlichen  ©efehmaef  unb 
riecht  flarf  nach  9?audb,  welcher  ©cruch  unb  ©cfdimnsf  fich 
felbfl  bann  noch  nicht  »erliert,  wenn  ein  Theil  Äreofot  in 


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Kresse 


664  Kreuth 


10,000  Steilen  ©affer  enthalten  tft.  35aS  Areofofwaffcr 
confervirt,.  frifd^eS  ftleifcb  voSfommen.  #at  man  biefcS 
etwa  eine  Stunbe  in  Areofofwaffcr  liegen  (äffen,  fo  fann 
man  eS  bernad)  in  warme  tuh  fangen  unb  eS  wirb  feine 
giulnifi  eintreten.  Siielmcbr  troefnet  baS  gleifch  aüntälig 
ein  unb  gleicht  nach  einiger  3cit  bem  geräucherten  gleifche, 
hiermit  hängt  aua)  bie  blutjtiflenbe  SBirfung  beS  Areofots 
wafferS  jufammen,  weswegen  man  eS  bei  SBunben  an»ven= 
bet.  lind)  tobte  ^flanjentheile  werben  tuvcl>  Ärcofot  vor 
ber  Serwefung  gefcbüfct.  3m  Äreoforwaffer  vermag  jebod; 
fein  organifdjeS  SBefen  ju  leben;  Xbiere  jt  erben  in  ihm  un> 
ter  heftigen  Sucfungen,  ^Pflanjen  gerben  barin  alSbalb  ab. 
SRan  bat  von  bem  AreofotwafTer  nüfeliebe  Anwenbung  in 
ber  SKebictn  gemacht;  namentlich  eis  blutffiHenbeS  Düffel 
unb  gegen  ©efchwüre,  fogar  gegen  Strebs  unb  Änocfeenfraß. 
©egen  ben  Scbmerj  in  bohlen  3äbnen  hat  man  Areofots 
roaffer  angewendet,  inbem  man  einen  fpifcen  mit  jenem  be» 
netten  Air  per  in  ben  Sahn  einbrachte,  'lind)  jur  ßonfervi« 
rung  anatomifeber  Präparate  u.  tgl.,  fowie  in  ber  gärberei 
fmtet  baS  Ärcofot  Anwenbung. 

firt60f  »erben  mehre  burch  einen  rettigähnlidicn  Qtc-. 
fehmaef  fid)  auSjeidjnenbe  $>flanjen  genannt,  meiere  man 
a!5  Appetit  erregenbe,  gegen  ben  Sforbut  bienenbe  unb  urins 
treibenbe  9J?ittel  genieft.  ©efannt  ift  bie  ©artenf  reffe 
(tat.  Lepidium  sativum),  bie  häufig  in  (Sorten  angebaut 
aber  auch  wilb  wadjfenb  gefunben  wirb  unb  fid;  burch  auf: 
redten  Stengel,  vielfad;  eingcfcbmttene  JBlätter  unb  weifje 
traubtnftaubige  JÖlumen  auszeichnet  unb  ju  jpeiljwecfen,  fm 
ivie  a(S  ©emüfe  ober  Salat  benutjt  wirb.  Auf  gleiche  SBcife 
genießt  man  aud)  bie  SJrunnenf reffe  (lat.  Ssjnltrhan 
nnaturiium),  welche  in  Europa  unb  9forbamerifa  an  bellen 
JBädjcn  unb  Quellen  wilb  wächff,  gefieberte,  berjförmige 
{Blatteten  bat  unb  auch  }U  grüblingScuren  gebraucht  wirb, 
inbem  man  fte  mit  verjebiebenen  anbern  grünen  Aräutcm 
vermengt  unb  ben  ausgepreßten  Saft  trinft.  Auch  mctjre 
©orten  ber  SB iefenf reffe  (lat  Card.unine)  »erben  gegefs 
feu.  £ie  inbianifd) e,  peruanifdje  ober  Gapuciner» 
f reffe  (lat.  Tropaeolum  majus)  wirb  als  3ierblume  in  ©arten 
angebaut,  wäcbjt  in  Amerifa,  namentlich  in  9>eru  wilb  unb 
zeichnet  fid;  burch,  feböne  rotbe  ober  pomeranjenfarbene  JBlu-- 
men  auS,  »reiche  in  fübl.  2änbem  als  Salat  verfpeift  wer* 
ben.  £ie  {ßlumenfnoSpen  unb  unreifen  JrücbJe  werben  in 
dfftg  eingelegt  unb  wie  Äapern  benuhf.  S3Bie  aud)  an  an» 
bern  rotbgelbcn  JBlumen  fann  man  an  ber  Gapucinerfreffe 
beS  9fachtä  na*  beijjcn  Sagen  ein  blitjenbeS  geuebten  be» 
obachten. 

firftmm  ftnb  geiftig  unb  förperlid)  von  ber  Sflatur  ver* 
naebläfftgte  SJeenfcbcn ,  bie  fid)  von  gewöhnlidjen  3316t finni- 
ge n  baburdj  unterfdjeiben ,  bafj  fic  fa(l  immer  gewiffe  SJfiS» 
bilbungen  teS  ÄörpecS  jeigen,  bie  man  an  jenen  faß  nie 
beobachtet,  unb  baß  ihr  unvollfommener  3uffanb  baS  @r; 
gebniß  gan)  eigcnthumiicbcr,  an  gewiffe  £rt(id}feiten  gebun^ 
bener  Cinfiüffe  ber  Außenwelt  $u  fein  fdjeinr.  £)ie  Aretu 
nen  beurf unten  in  Allem,  waS  fie  tbun  unb  laffen,  eine 
auffallenbe  Armutb  an  Weift  unb  öemmh,  verraten  nur 
tbierifdje  2eibenfd)aften  unb  jßegierben,  finb  geil,  gefrdßig, 
unreinlid),  faul  unb  wiberlid;,  oft  blinb,  taub  unb  fiumm, 
unb  von  ©ejlalt  meiflenS  flein,  inbem  fie  feiten  bie  @röf}e 
von  4  gu§  unb  einigen  3ollen  überfd>reiten,  haben  babei 


oft  miSgeflaltete  ©liebmaßen,  bie  fie  faft  (tmner  pbw 
baüen  mit  gewöhnlich  einen  unförmlichen  Aopf  mit  eiarr 
unten  breitem,  oben  abgeplatteten  unb  nach  hinten  gefcrfaj- 
ten  ©tirn,  biefe,  aufgelaufene  Augenliber,  triefenfce,  reth 
©lo^augen,  eine  plattgebrücfte  9cafe,  einen  wegen  te*  fy. 
abhängen«  bc$  UnterfieferS  beflänbig  offenfiehenem  SS 
aus  welchem  tie  tiefe,  angcfchwollene  3unge  berw»1 
einen  birfen  unb  furjen  ober  auch  magern  unb  lanyn  f 
mit  einem  Arovfe  von  mehr  ober  weniger  betracb: 
Umfange,  eine  weife,  bleiche,  mit  frdö  j  unb  flechten 
AuSfcbiögen  bebeefte  ^>aut,  fchlaffeS,  weiches  ?51eif4 
erbfahleS,  alteS  Anfehen.   jDie  meiften  Äretinen  fieit 
vor  fte  baS  breiptgfie  Lebensjahr  erreicht  haben.  £ 
Äretinen  nur  in  ben  tiefen,  engen  unb  fchmalen  2\ir. 
hoher  ©ebirge  antrifft ,  wie  j.  Jö.  in  ber  <3d)wei},  nmr:. 
lid)  in  SSailiS,  in  Sirol  u.  f.  w.,  fo  «Hüffen  bie  $auX" 
fachen  beS  UbelS  wol  in  örtlichen  ßerhältniffen  bc. 
fein.   Chbtid)  fd>eint  baS  Übel  nicht  su^em/  wol  aber  r 
gen  mangelhafte  Srjiehung,  baS  Aufwachfen  in 
ilrägbeit,  ungefunbe  2Bobnungcn,  fd>lechte  9?abrung,  1 
rei/2runffud)t,  überhaupt  eine  mehr  tbierifd)e  alS  nwfc 
liebe  ^ebenSweife  jur  ©rjeuaung  beS  ÄretiniSmuä  »efw. 
beitragen,    entwicfelt  fic±>  übrigens  ber  Äretinifmu: 
ben  genannten  Umjidnben  nicht  bis  3um  achten  ober  ;err 
Lebensjahre,  fo  gefebieht  eS  fpdter  nicht  mehr.   Am  ;r 
lenbfkn  beurf unbet  ftcf)  bie  SJradjt  ber  enbemifdjen  &:c 
fungen  bei  gremben,  bie  fid)  in  ben  genannten  ©ejrts 
anfiebeln,  inbem  bie  Äinber  berfelben  häufig  von  Ämr 
muS  befallen  werben.    3n  gamilien,  in  benen  ber  <W: 
borene  ein  Äretine  ijl,  werben  eS  gewöhnlich  aud)  t; 
femmenben  Äinfeer.   dagegen  erjeugen  juweilen  Ä«:- 
bie  in  gefunbe  unb  woblgeftaltete  gamiUrn  heiratben 
funbe  unb  geifboUe  Äinber,  währenb  anbereTfeitS  ^ 
gan*  gefunbe  Altern  Aretinen  baS  ?eben  geben.  S«* 
genben'unb  Crtfchaften,  wo  nun  bie  meijicn  Äretine  • 
trifft,  haben  aud»  bie  (Sinwobncr,  welche  fich  vergleii •■ 
nodb  «n»  wobeien  befinben,  eine  fchlecbte,  ungeiunec 
ftchtSfarbe,  etivaS  Schlaffes  unb  WatteS  in  ber  s~ 
Äörperhaltung  unb  fajl  alle  ent^ünbete,  triefente  i- 
erner  gibt  eS  überaU,  wo  eS  Aretinen  gibt,  auch  > 
brigenS  fdjeinen  baS  ©efünbermacben  ber  ©egent: 
gortfdsritte  ter  ßivilifation,  bie  SJcförberung  ber  3nt: 
unb  eineS  allgemeinern  SoblihmbeS  ttxi  Äretinteir. 
vcrminbnn.   3n  ben  ©egenben,  wo  fte  vorfommea,  • 
ben  bie  Aretinen  häufig  mit  einer  Art  von  religiöfer 
betrachtet  unb  gepflegt.  —    dinc  ähnlich  wie  tie  f.: 
verwahrlose  SJf'enfchengattung  finb  bie  GagotS,  we.^ 
fübl.  Sranfreich  in  ber  9cat>e  ber  ?)nrenaen  leben.  : 
leitet  ihren  Urfprung  von  ben  SEBeftgothcn  ober  oen  ■ 
Arabern  ab.   Sie  finb  mit  einem  erblichen  AuSfaJ  her 
unb  würben  im  Mittelalter  alS-  viebifchen  Sünben  tw 
von  ©ott  verurtheilte  SÄenfchen  verabfeheut.    SWoeh  i«M 
bet  man  fte  alS  elenbe  JBettler  in  einem  an  tie  i: 
grenjenben  3ußanbe,  obfebon  Serfuche  gelehrt  habe:: 
fte  nicht  gau,  bilbungSunfahig  finb. 

fircutl),  ein  ^farrborf  unb  ßurort  in  ber£err 
gernfee  im  bair.  SEirol.   €d>on  in  früherer  3eit  «ra 
^eilguellen  bei  jjegernfee  befannt  geroefen,  aber  rrfl 

bem  ter  Aöm'g  9J?arimilian  I.  von  SJaiern  bie 


beS  aufgebotenen  Senebictinerflofteri  SEegcmfet  gerauft  fatte, 
»urben  bie  fiueUcn  aUgemeinerm  ©ebraucbe  jugänglicb  gc; 
macbt.  Das  erfie  SabebauS  warb  1818  gebaut  unb  feit« 
bent  baben  t er  Scuf  unb  bie  Serfcbönerung  bei  IDrti  forttpdt)* 
unb  gugenommen.  jÄutb  jum  ©ebrauä)  »on  3iegtnmolfen 
unb  frtfer/en  Ärduterfdften  ftnb  bie  geeigneten  83orrid}tungen 
getroffen  worben.  Unter  ben  rieten  Quellen  in  ber  91abe 
Ded  £>rti  ftnb  auijujeicbnen  bie  fiuelle  jum  b-  Äreuj,  bie 
Quelle  bei  ©cbwatjbof  unb  bie  £luelle  am  ©tinfergraben. 
Dai  Skffer  tiefer  £UieQen  ift  fcbwefetwafferjtofTbalttg  unb 
a/irb  forool  getrunfen  ali  jum  Saben  tenufet.  (£S  wirft 
sorjüglicb  auf  4j>amabfonberung  unb  wirb  baber  befonbtri 
bei  Äranfbeiten  ber  Slieren,  ber  Slafe  unb  ber  #arnwege 
mgewenbeL  Sei  an  ©icfct,  S?beumattimen ,  ©frofeln,  4?aufc 
rtanEbeiten,  Sdbmungen  u,  f.  w.  Setbenben  t)oben  bie  &u<U 
[en  fieb  b'Hfam  erwiefen,  wdbrenb  bie  2JJoIfencuren  in  Äranf* 
uiten  ber  Ätbmungiorgane,  bei  (Sntrrdftung ,  bei  ffrofu« 
ofen  unb  rbaebitifeben  Äranfbeitianlagen,  ^autübeln,  ©fort 
bat,  Szenerie ,  Ärdfee,  gleiten  mit  Erfolg  angewenbet  wer* 
»en.  »gLÄrdmer:  „Die  «Wolfen,  unb  Sabeanjlalt  Äreutb" 
;2Rüna)en  1829). 

firfU3,  bai  ©rrafwerfjeug  einer  fd>tmpflicr)en  Uobeiart 
jei  ben  Kornau,  ift  babureb,  baß  GbriftuS  an  bemfelben 
Kfiorben  ift,  ein  beiiigei  Sric^en,  ein  ©egenftanb  ber  "Km 
jadjt,  ein  ©innbilb  ber  cbrijrlic&en  Religion  geworben.  Gine 
>efonbere  2tuSjeict)mmg  würbe  bem  Äreuj  erfl  bureb  Äons 
tantin  ff.  b.)  ju  3 bei!,  ber  ei  in  Sejiebung  auf  bai  fieg= 
>crbeißenbe  Äreu* ,  ba§  ihn  auf  feinem  Buge  gegen  ben  2Ra* 
rentiui  erfebienen  war,  jum  panier  fetnei  «peerei  machte, 
mb  ei  nacb  erlangter  SHeinberrfcbaft  auf  öffentlichen  «JMdfcen, 
n  T>ai,ifren  unb  Streben  ali  ©innbilb  ber  neuen  Religion 
utfjlcllen  lief.  Salb  würbe  baS  Äreuj  ein  öegenftanb  ber 
Inbetung,  woju  befonberi  baiSeifpiel  ber  Äaifertn  «fiele  na 
f.  b.)  beitrug,  bie  auf  einer  SBaQfabrt  na$  bem  b«l-2anbe 
>rt*  Äreuj,  an  bem  (Sjfifiui  gejtorben,  in  Serufalem  auf: 
tefunben  ju  haben  glaubte  unb  batoon  einen  2bcil  nact) 
ionffantinopel  braebte.  3um  «Änbenfen  an  biefe  Segeben* 
ieit  feiert  bie  Äircbe  ben  3.  2Rai  bai  erfl  feit  bem  14. 
!Sabrb.  aUgemein  »erbreitete  geft  ber  Äreujeierfinbung. 
Kact)  ber  ©age  fottte  bai  Äreuj  ßbrifti  aui  ßopreffenil* 
mb  ^almbdumen  gefertigt  worben  fein;  ei  ftnbetjt-*  <bgar 
<ie  Angabe,  baß  man  bai  Äreuj  aui  einem  Salfen,  weU 
ber  im  $atafte  ©alomoi  gewefen  fei,  gcmac&t  t)abe.  Die 
tonigin  aui  ©aba,  erjarjlt  man,  habe,  ali  fte  in  ben  9>oj 
afi  ©alomoi  getreten  fei,  einen  Salfen  bemerft  unb  gefagt, 
aß  man  tiefen  gur  ^inriebtung  eine«  9Ranne6,  ber  für 
anj  3ftael  wberblid)  fein  werbe,  gebrauten  würbe,  ©a« 
Dtno  babe  folcbeS  Unbeil  abwenben  wollen  unb  ben  Satten 
n  ben  bei  toem  2empel  befinblicben  Seiet)  werfen  laferu 
Uö  man  jur  Areujigung  6bri|li  eben  ein  geeignetes  <f)olj 
urf)te,  habe  ber  Saiten  auf  bem  SBaffer  gefdbwommen  unb 
ei  jur  Serfertigung  be«  äreujeS  (SbrifH  benu^t  worben. 
$n  bie  Knbatrjt  für  boö  beil.  3ei<$en  mtfebte  ficr)  balb  ber 
iberglaube,  ber  bemfelben  eine  wunbertb^tige  Äraft  beilegte, 
•cem  es  erf!aunen6würbige  2batfa^m  bewirft  baben  loUte. 
Sunberbar  war  tS  aueb,  baß  ba8  xu  3«ufalem  aufbewabrte 
Stucf  be«  ÄreujboljeS,  fo  »iele  ©tucfcr;en  unb  Splitter  auce) 
on  bemfelben  abgenommen  unb  ben  Äirc&en  jum  b«ligen 

©ilbtt.Con»..C£r.  II. 


abgeladen  werben  mußten,  bertnee^  natb  ber  XvA* 
fage  be6  Sifcbofe»  oon  3erufalem  unoerfebrt  blieb.  3n  ei> 
nem  Kriege  war  eS  ben  Werfern  in  bie  Sj&nbe  gefallen.  Die 
SBieber^ewinnung  beffelben  burc^  ben  Äatfer  ^erafliud  631, 
ber  eS^ju  3«rufalem  auf  ber  ©#ebel|iatte  aufrichten  ließ, 
gab  Seranlaffung  gum  gefte  ber  AreugeSerbobung,  ba$ 
jum  2lnbenfen  an  biefe  Segebenbeit  gejltftet  unb  in  ber  rem. 
&ir<be  ben  14.  ©ept  gefeiert  würbe.  Unter  ben  bei:.  SU* 
bem  ber  Cbriflen  würbe  ba$  JCreuj  tum  jeber  immer  für 
ba$  bebeurung§eoll(le  gebalten.  <i$  finbet  ftt§  beSbalb  mit 
bem  baran  gehefteten  Silbe  bei  ©rlöferö  (Cnuifir)  nidjl 
nur  in  allen  .Hinten  aufgehellt,  um  bureb  feinen  Xnblid  an 
übrijii  Reiben  unb  ©terben,  fein  Serbienft  um  bie  SRenftb» 
beit  ju  erinnern,  fonbern  e$  wirb  aucr)  über  ben  ©nübern 
ber  Sntfcblafenen  aufgepflangt ,  jum  Sei  dien,  baß  fte  in 
Gfcrijluö  tollenbet.  (Soenfo  wirb  bai  3cicben  bei  JCreuted, 
bae*  Äreujfcblagin,  ald  eine  (Seremonie,  bie  ftcb  fepon 
in  ber  dlteften  Äircbe  finbet,  nott)  jeftt  in  ben  Äircben  »on 
ben  ©eiftlicben  jeber  Gonfeffwn  gebraust,  namentlicb  bei 
ber  Saufe,  bei  ber  ßinweibung  ber  Elemente  im  Kbenb« 
mable,  beim  ^fufnebmen  ber  äateebumenen  (f.  b.),  bei 
©egenSformeln  jeber  HxU  SSan  unterfct)eibet  übrigen^  bai 
2lntottiu«freuj  »on  ber  ©eftalt  einei  T ,  ba8  Xnbreaei; 
freu)  von  ber  ©efialt  einei  X  unb  bai  ©ebdeber«  ober 
©abelfreu)  t>on  ber  ©eflalt  einei  Y.  2fui  bem  erfien 
entflanb  bai  'griedbifebe  Äreuj  +  mit  »ier  aletd)  langen 
3lrmen  unb  bai  romifebe  Jtreu)  f,  an  welcbem  bie  beü 
ben  Huerarme  tur&er  ali  bie  beiben  ?dngenarme  finb.  — 
3n  ber  SRatbemattf  brauet  man  ein  flefjenbe«  Äreuj  + 
ali  3«d>en  ber  Äbbition  unb  ein  liegenbei  Äreuj  X  ali 
3«cben  ber  SRultiplication.  —  3n  ber  SRuftf  ifl  bai  Äreuj 
»or  einer  9lote  3«cf)fn  ber  <5rböb"ng  bei  Sonei,  welct)en 
bie  Sflott  fonfi  nacb  ibret  ©teile  bejcidjnet,  unb  )wat  crb6bt 
bai  einfädle  Ären-,  ( ]  )  um  einen  balben  Son.  bai  bop: 
pelte  Äreuj  (  X  ober? :#)  um  einen  gangen  Zon.  Dem 
Slamen  ber  mit  einen  bejeieb,  neten  9lote  wnb  i»  angebangt, 
fobaß  ).  S.  aui  f:fis  wirb,  unb  ber  9tame  ber  mit  bei 
jeiebneten  9lote  wirb  bemgemdß  eerboppelt,  j.  S.  tisfis. 
3m  ©eneralbaffe  bejeiebnet  bai  Äreuj  obne  3tffer  über  ber 
Saßnote  bie  große  2erj  ober  ben  Dreiflang. 

Ären 3m  (bai)  ift  ein  ©eemanoeur»«,  »elcbei  barin  be» 
fiebt,  baß  ein  ober  mebre  ©ebiffe  in  einer  befjimmten  ©e* 
genb  bei  SReerei  ftcb  aufbalten,  inbem  fte  nad>  t>erfcbtebes 
nen  Stiebtungen  bin«  unb  Verfahren.  ©ew6bnlicb  <jefcr>ier>t 
bai  Äreujen  in  ber  SRdbe  ber  Äüften,  um  bai  Äuilaufen 
ober  bai  Änlanben  feinblicber  ©ebiffe  )u  b«nbern,  einen  J>a« 
fen  ju  fpenen  u.  f.  w.  Wim  nennt  bie  mit  biefem  auf« 
trage  auigefebief ten  unb  bewaffneten  ©ebiffe  Jtreujer  unb 
nennt  bie  ©egenb,  in  welcber  ftcb  biefelben  auffjalten  foDen, 
bie  £<H1C  bei  Äreujeni. 

fkttüitx  fmb  eine  fleine  in  ©übbeutfcblanb  übltebe  ©djei* 
bemünje,  weüte  tbeili  in  ©ilber,  tbeili  in  Äupfer  geprägt 
worben  ftnb  unb  bie  einen  SBertb  »on  3'/«  Pfennigen  6ono. 
ober  vier  leicbten  Pfennigen  haben.  @b<malS  pßegte  man  bie» 
felben  beim  |>rdgen  nur  mit  einem  Äreuj  ju  bejeia)nen  unb 
baber  baben  fte  ben  Kamen.  (Si  fommen  brei  Äreujer  auf 
'  -  Äatfergrofcben,  »ier  auf  einen  leicbten,  fünf  auf  einen 
Safeen,  20  auf  ein  «opffhidf  ober  einen  3wanjigfrtu. 

8^ 


uigiti. 


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Kreuzotter 

jtr,  60  auf  einen  Äaifergulben,  90  auf  einen  fl?etcb$tbaler. 
Uebetbaupt  »erben  auf  jebe  'ätt  ©ulben  (f.  b)60  Areujcr 
Gerechnet,  fcabcc  ftd)  ber  SBcrtr)  tcrfctbcn  nach  bem  (Bulben« 
faß  unfcert.  £>ic  fcbwererrt  ober  SBccbfelf  reu jer,  leicb» 
ten  »Pfennige,  ftnb  eine  SJecbnungSmünje  im  5ZDcrtt>  oon 
vier  »Pfennigen,  fobaß  72  auf  einen  SleicbStbaler  gefjcn. 

Örnnottcr  (bie)  ober  gemeine  SBiper,  auch  Ctter, 
Bbber,  geueruttcr,  Äupferotter  unb  fälfchlich  9tat* 
ter  genannt,  ifl  bie  einjige  in  25cutfcblanb  unb  liier  fafr  in 
allen  ©egenben,  wiewol  nicht  läufig  eorfommenbe  giftige 
Schlange,  aus  ber  Gattung  ber  öipern.  2)aS  Männeben 
wirb  2  g.,  caS  "Beibeben  2  g.  6  3oü  lang.  Sie  gärbung 
ifl  nach  ©efebfeebt  unb  2fltcr  »erfebieben ,  aber  fletS  fann 
man  bie  Äreujotter  an  ber  bunfeln  3icfjacflime  erfennen, 
welche  über  ben  ganzen  SKücfen  bin  bid  jur  ©cbwanjfpifee 
lauft  unb  in  berert  Ausbuchtungen  auf  jeber  (Seite  beS  Stbu 
pcrS  f leine  bunfele,  eine  Sieibc  bilbenbe  gteefe  flehen.  2?icfc 
8>ipcr  bat  faner  ein  bie  Eugen  ganj  becfcnbeS  Scbilb  unb 
gleich  babintcr  jwei  anbete  große  Scbilber,  übrigens  aber 
auf  bem  Atopfu  lauter  {leine  Schuppen.  SBon  ber  Mitte 
1eS  DbertopfS  läuft  nad)  jeber  Seite  beS  ^>inierfopfd  eine 
fichclförmige  £inie  unb  beibe  fiinien  oereinigen  ftd)  juweilen, 
inbem  jwtfcben  ifjncn  bie  befchriebene  3i«jacflime  beginnt. 


£>ic  ©runbfarbc  beS  Männchens,  welches  ftd)  nur  wenig 
veranbert,  ifl  weiß.  JBei  ben  jungen  Männeben  gebt  fte  inj 
©raue  ober  hellbraune  über.  2>;e  Sintert  unb  »punfte  ftnb 
fletS  febwarj,  fowie  ber  2$auch.  £>aS  SSeibchen  ifl  Don 
ber  ©eburt  bid  jum  erjlcn  Söinter  bellgrün  ober  rÖtblicb* 
grau  mit  brauner  3cicbnuitg,  vom  jweiten  bis  jum  inerten 
3abrc  febön  beörotbbraun  mit  bunfelrotbbrauner  3eichnung; 
fpäter  wirb  eS  am  Äopfe  grau  unb  enblid)  am  ganjen  Äör» 
per  Ichmujig  ober  grüntiebgrau  mit  fcbmujig  fcbwarjbrauner 
äeidjnung.  25er  Unterleib  ber  jungem  2ßcibcben  ifl  rotb 
ober  gelbbraun,  ber  ältern  febwarj.  2>ie  klugen  hahen  eine 
fd)ön  feuerrotbe  3riS,  welche  bei  bem  Männeben  unten  febwarj 
ifl.  Gin  fenfredbter  ©palt  bilbet  bie  »Pupille.  £)aS  Maul 
ifl  groß  unb  beinahe  bis  jum  (ünbc  beS  JtopfS  gcfpalten; 
bie  3ungc  enbet  in  pei  überaus  feine  Spi&en.  «Die  ©ift* 
brufen  liegen  auf  beiben  Seiten  beS  ^intertopfS  unb  ftnb 
bei  au&gewacbfenen  Pipern  3  V»  Sinicrr  lang  unb  2  Sinien 
breit.  SÜon  jeber  führt  ein  feiner  Aanal  unter  bem  Buge 
bin  bis  ju  bem  burebbobrten  ©iftjabn.  3n  jeber  Ainnlabe 
bat  bie  Schlange  einen  ober  jwei  größere  ©iftjähne,  binter 
bieten  aber  noch  1—6  fleinere.  SBenn  bie  großen  ausfallen, 


Kreuzschnabel 

fo  treten  bie  fleinen  an  bie  ©teile  oon  jenen.    Sit  Oifb 
gähne  ftnb  1 — 1*/«  Sinien  lang  unb  äußerfl  fpift  unb  not 
einer  offenen  $autfcbeibe  überwogen,  bie  fta>  beim  Btfi 
jurücfjiebt.   ©te  fifcen  in  einem  eignen  Ateferfnocben,  Mb 
oben  bie  XSipcr,  wenn  fte  ruht,  jurücflrgen  fann,  wemt  fti 
ben  .»Karben  öffnet  aber  fo  (teilt,  baß  bie  ©iftjähne  fetihtdjt 
tu  flehen  f ommen.  2)aS  ©ift  ber  Areujotter  fteUt  eine  n>af> 
ferbiüc  gelbliche  geuehtigfeit  bar.   Auf  jeber  Seite  beS  ©cid 
mens  bat  biefe  föiper  noch  eine  {Reihe  febt  f leinet,  feiner, 
nach  hinten  gebogener  3äbne,  unb  ebenfo  ifl  bie  Untcrhnr. 
labe  bewaffnet,  'illljährlich  pflegt  fte  fid)  fünfmal  ju  binta. 
2Ran  ftnbet  bie  Äreujottet  am  bäuftgflen  in  gaubroalterr. 
befonberS  wo  eS  ^afelbüfcbe  gibt,  fowie  in  jungen  ^ .:: 
l)o fernlagen ;  auch  liebt  fte  bohe  ^»aibe  unb  #eibclbeerWi$t. 
Sie  legt  fid)  gern  in  ben- Sonnenfcbein,  währenb  fte  ic 
Haltern,  feuchtem  unb  naffem  SBettcr  ihre  $bl)le  auffuebt  5= 
Söinter  erflarrt  fte,  wad)t  aber  mit  bem  Sommer  tri:: 
auf.  Sie  nährt  ftd)  von  Käufen,  jungen  Maulwürfen, 
gen  5ß6geln,  gr6fd)en  unb  Cibechfen,  welche  fte  burd)  Ü' 
leS  äufabren  fängt,  mit  einem  Siffe  tobtet  unb  lan. 
hinunterwürgt.   5Benn  fte  gereijt  ifl,  fo  pflegt  fie  fi* 
fammcnjuringeln,  fobaß  ihr  Jtirpcr  bie  gorm  ctucS  Seile:: 
annimmt;  ber  £opf  liegt  tn  ber  Mine  unb  fcbncll  fdjleubct 
fte  benfelben  beim  Siß  '/«— '/»  5-  vorwärts.  Sie  fäüt  t 
»Slenfcben  nur  an,  wenn  er  fie  willentlich  obet 
auS  SJerfchen  reijt,  auf  fte  tritt  u.  bfll.  2>r. 
Jöiß  ifl  anfangs  mit  bloßen  Äugen  faum  ju  t 
merfen,  läuft  aber  halb  jlart  an  unb  wirb  - 
fcbmcrjlich,  bis  ©efüblloftgfeit  obetgähmung  t 
tritt.   £ie3  gefebieht  oft  fd)on  nad)  fünf  9&» 
ten  unb  bann  erfolgt  übelfcit  unb  Grbrttha. 
9lad)  »erlauf  »on  1—2  Sagen  ifl  eine  anfer- 
liebe  ©efcbwuljl  ju  feben,  welche  gewöhnlich  gi- 
gefärbt  iji  unb  oon  heftigem  gieber  bx 
wirb.   3il  bie  Schlange  beim  S3iß  fehr 
thenb  gewefen  unb  fyat  fte  ihren  geint 

fietroffen,  fo  pflegt  in  furjer  3eit  ber  JJcc 
clben  ju  erfolgen.    Man  weiß  eine  grofe  fc 
jahl  »on  ißcifptelen,  in  benen  ber  Stob  nad 
ger  3eit  erfolgte.    £>a$  befle  Mittel  gegen  ben  ©t? 
Äreujotter  ifl,  bie  SBunbe  alSbalb  auSjufchneiben ,  wobei  c 
wegen  ber  Kleinheit  ber  ©iftjähne  nur  etwa  jwei  ginien 
ju  gehen  n&thig  h<»t-  -Rann  baS  ÄuSfcbneiben  nicht  fe; 
gefeheben  unb  ein  Ärjt  berbeigerufen  werben,  fo  wafdbc  n> 
reibe  man  bie  SBunbe  fogleid)  mit  SBaffer  unb  feinem  Sa* 
auS,  meibe  erbifeenbe  ©etränfe,  reibe  ben  verlebten  SEheü 
mit  füßem  Saum6l  ein  unb  mache  um  ihn  Umfdjläge  t>on 
fochtem  Mehlbrei.  Äuch  fann  man  fehweißtteibenben  2 
rrinfen  unb  ben  Schweiß  gehörig  abwarten.  SBajfer,  0 
unb  bünne  Suppen  bienen  bem  Jtranfen  jur  RabrL 
2(uch  Ghlorwaffer,  täglich  etwa  jwei  8otr>  innerlich  einger 
men,  h«t  man  alS  ©egengift  empfohlen.  Man  will  beel 
tet  hoben,  baß  ber  3öiß  ber  Areujotter  oft  erfl  na6  tu 
fahren  feine  bösartigen  golgen  geäußert  habe,  SBuiTw- 
Äräl)en,  Störche,  3ltijTe,  Marber,  3gel,  Schweine  hr- 
bie  Areujotter  ohne  ©efahr. 

firfU}3cljnobrl  (ber)  ifl  ein  jur©attung  terÄem'rc 
gerechneter  Singvogel,  welcher  ftd)  bureb  feinen  = 
gebrüeften,  oom  ftch  mit  feinem  £>bet*  unb  Untenbeil  : 


MOtXIl  ©epnabel  auSjricpnet,  teffcn  er  ftcf;  bcbient,  um  bie 
gdpfett  ber  SRabelbdume  abjuteißen  unb  ben  ©amen  tjctauö* 
uilidert.  £)er  bier  abgebildete  gemeine  ober  giebten freu  v- 
fänabci  legt  mitten  im  SBinter  feine  (Stet  unb  brütet  fte 


suS,  inbem  er  fidj  in  SJcabelboljwälbern  aufhält,  wo  et  in 
riefet  3cit  reichliches  gutter  findet.  Gr  frißt  abet  au*  an* 
c?ern  -®«men  unb  fleine  Snfeften.  <?t  bat  einen  nicht  un« 
angenehmen  ©efang  unb  lernt,  wie  btr  (Simpel,  SRelobien 
pfeifen.  SBeim  Oettern  bebient  et  fTch  Ahnlich  wie  bet  ?>a* 
Paget  feines  ©cpnabelS  jum  Tinharten,  bähet  et  auch  San» 
nenpapagei  genannt  wirb.  Gr  ijt  jeijtggrün  unb  baS 
Männchen  wirb  aumattg  jinnobenotp.  2Ran  ftnbet  ihn  in 
Sutopa,  SRorbajten  unb  Ttmerifa.  Gin  größerer  (Schnabel 
zeichnet  ben  grofjfdbnäbeligen  obet  Äieferfreujfcbna* 
>tl  aud,  ber  olwengrün  unb  gelb,  baS  Männchen  rotr)  ijl 
inb  im  SSan  niflet,  Gr  (ebt  in  ©efeßfebaft  in  Äiefcmwal« 
)etn.^SRan  flelU  beiben  tfrten  wegen  ibvcS  woplfcpmecfen« 

ßreu}trä0tr  obet  Äreujbtfibet  ijt  bet  9?ame  eines 
eligiöfen  ErbenS,  welcher  im  12.  3abrh-  in  Stalten  ent* 
tanb,  bet  Kegel  beS  beil.  EugufHn  folgte,  außerbem  aber 
toch  feinen  (Sitebern  bie  fBorfcprift  auferlegte,  beftdnbig  in 
er  «hanb  ein  Äreu$  ju  tragen.  Wiefel  Äreuj  beffanb  an* 
ang«  auS  ©ifen;  fpdterbin  aber,  al«  bet  }Drben  ju  großen 
Scicptbümern  gelangte,  auS  ©ilber.  ©et  Keichthum  würbe 
mr  ihn  ber  ©runb  ber  Berberbniß,  bie  fo  fepr  überbanb 
ahm,  baß  $apfi  hieran  ber  VII.  fleh  genötigt  [ab,  ben 
Drben  für  Stalten  1566  ganj  aufyulofen.  {Bet  feinet  3uf* 
•funq  befaß  et  bier  noch  50  Älöjter;  in  fäner  SBlüte  belief 
St  bie  2tnjabl  berfelben  über  200.  83on  Italien  auS  hat« 
;n  ftch  bie  JSreujtriger  auch  nach  granf  reich,  ben  lieber* 
mfccn,  Cnglanb  unb  {Böhmen  verbreitet,  «pter  würben  fie 
uerft  burcp  bie  STocpter  beS  ÄönigS  Ettof at  I.,  VgneS,  ut 
inem  bem  beil.  SJranciBcuS  geweihten  £ofpitale  ju  f)rag 
237  eingeführt,  wdbrenb  ü)re  ©cfiwefter  Unna  ein  Oleicheö 
t  {Breslau  tpat  ©et  Erben  tragt  einen  fcpwarjen  fceib« 
yd  mit  einem  retben  Jtreuge  oon  acht  ©pifcen  unb  einem 
5tern  t>on  berfelben  garbe  auf  ber  linfen  ©eite;  im  Sbor 
uet  mos  einen  cte  an  ote  jtnie  retepenoen  axanteu  — 
Lreujbamen  tfi  ein  gleicher  Erben  für  grauenjimmer  bon 
5tanbe,  gefKftct  in  ber  SRitte  beS  17.  Sahrh-  »on  ber  Stau 
rtn  Cleonora,  au*  bem  «häufe  ©onjaga,  jum  Änbenfen 
n  ein  gEucf  lieb  wicbergefunbeneS  Jtrruj,  baS  wdprenb  et  tu  3 


{BranbeS  eerloren  gegangen,  unb.  in  baS  ein  ©tütfepen 
Äreuje  dhrifit  gefaßt  war.  9>apft  (Siemens  IX.  bejtdtigte  ben 
Erben,  ©erfelbe  ftanb  unter  ber  »uffiept  einer  ErbmSmeU 
flerin,  welche  Auszeichnung  ber  jebeSmaligen  röm.  Jtaiferin 
ftu  Sheil  warb.  ©ie  ©lieber  waren  »erbunben,  tdglich  * 
nen  Kofenfranj  gu  beten,  idhrlicp  aber  am  Gborfreitage  eine 
perfontiche  2fnbacpt  ju  5Kariahigingen  gu  tJerricpten.  2)a8 
ErbenSjeichcn  befiebt  in  einer  golbenen  SDccbaiilc  mit  einem 
fchwarj  emaiairten  Ärcu^e  in  einem  großem  blauen  Äreuje, 
hinter  welepem  ein  geboppelter  fchwarger  Äbler  unb  »ter  goU 
bene  ©terne,  mit  bet  Umfcprift:  Salaa  et  glorii!  (^et(  unb 
Ruhm!)  an  einem  fcpwarjen  IBanbe  an  ber  »ruft. 

ÄrtU3}üge  werben  bie  t»om  6nbe  beS  11.  bis  gegen  baS 
Gfrtbe  be«  13.  Sabrb-  »on  ben  abenblanbifchen  tyrifttn  jur 
Croberung  beS  heiligen  SanbeS  ^aläflina  unternommenen 
ÄriegSjüge  genannt,  ©eit  ber  Äaiferin  ^elena  (f.  b.j, 
welche  im  4.  Sabrb.  bie  Äircbc  beS  heiligen  ©rabeS  tn  Sc= 
rufalem  erbaut  hatte,  waren  bie  Erte,  an  weiepen  ber  btu 
(anb  gelebt,  gelitten  unb  endlich  auferfianben  war,  ein  ©e> 
aenftanb  ber  religi^fen  Verehrung  geblieben  unb  auS  allen 
©egenben,  in  benen  fiep  baS  Ghri^entbum  ausbreitete,  waQ> 
fabrteten  Pilger  nach  bem  ©rabe  tyrifii  SRachbem  aber  int 
7.  3abrt).  Serufalem  in  bie  #anbe  ber  Ungläubigen  gefal» 
len,  waren  bie  chrijH.  Pilger,  wenn  ihnen  ber  £3efuch  ber 
heiligen  Erte  nicht  gan»  unmcgi-cp  gemacht  würbe,  boep 
fortwahrenb  großen  IBebrücfungen  ausgefegt,  ©te  golge 
war,  Pap  bei  bem  ?>ap|l  wieberholte  JUagen  unb  bringenbe 
{Bitten  einliefen,  fein  Tfrtfeben  anjuwenben,  um  bie  chrifil. 
Surften  ju  vermögen,  alte  ibreSJcacbt  aufjubieten,  Pamit  bem 
Unwefen,  burcp  welcpeS  bie  heiligen  Erte  gefepänbet  würben, 
ein  Gnbe  gemacht  werbe,  ©ie  nachjie  SBeranlafJfung  jum  er» 
fien  Äreujjuge  gab$etert>on2tmtenS,bcr  Cinfiebler  ge» 
nannt,  weupet  1093  eine  23a H fahrt  naep  3erufa(cm  unter« 
nommen  hatte.  SRacpbem  er  gurüefgefehrt  unb  ben  traurigen 
3uflanb  beS  öhrijlenthumS  unb  feiner  JBefenner  im  Slor» 
genlanbe  felbfl  rennen  gelernt  hatte,  begab  er  {tep  gum  ^)apft 
Urban  II.  naep  9?om,  fiepte  tbn  um  $ülfe  an  unb  übergab 
ihm  auch  cin  ©^reiben  beS  Patriarchen  von  3erufalem,  in 
welchem  berfetbe  alle  abenblanbifchen  (Sbriften  aufrief,  tt)ren 
©laubenSbrübern,  bU  unter  bemSoche  ber  Ungläubigen  fepmaep» 
teten,  gu  {>ü(fe  p  fommen.  SRun  foberte  bei  9>apß  auf 
ben  großen  äirrpenoerfammlungen  ju  97iacenja  1095  unb 
ju  Glermont  1096  bie  GimfK-n  mit  begeiftemben  Sieben  jur 
{Befreiung  beS  heiligen  £anbeS  auf,  unb  fo  gewaltig  war  bie 
SRacpt  fetner  9?ebe,  baß  alle  »erfammeltcn  einftimmig  in 
Pen  3tu«tuf  ausbrachen:  „®ott  will  eS!"  —  „3a  —  fuhr 
Pet  $ap|t  fort  —  eS  ifi  ber  SSitle  ©orteS!  laffet  bieS  hei* 
(ige  SBort,  eingegeben  oom  heiligen  ©eifie,  für  immer  cu* 
ten  ©chlatptruf  fein,  um  bie  ©treiter  Chtifti  anjufeuern. 
©ein  JCreug  ijl  baS  ©pmbol  eurer  6rl6fung{  traget  eS,  ein 
rotbeS,  ein  blutiges  iCreuj,  als  dußereS^eicpen  auf  cum 
S3rufl  obet  euren  ©rpultern,  baS  pfanb  eurer  heiligen  unb 
unwiberrufUtpen  SBerpflichtung!"  ©ie  JBegeijterten  führten 
bieS  alSbalb  au*  unb  fo  würbe  baS  .Streu}  baS  Xbjeicpen 
bet  ©treiter  für  {Befreiung  beS  heiligen  ©rabeS,  unb  biefe 
fclbji  erhielten  ben  tarnen  Jtreujfahret,  wdhrenb  ihre 
M  Areu})üje  hießen.  9J? a n  trug  baS  reibe  jtreu) 


gewöhnlich  auf  ben  in  ©olb,  ©eibe  obet  SEucp 


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Hrenzzäge 

auf  baS  ©ewanb  genagt.  3m  britten  Äreujjuge  behielten 
nur  nod)  bie  granjofen  bie  rotbe  garbe,  wäbrenb  bie  Eng» 
länber  weiße,  bie  glamänber  grüne  äreuje  trugen.  SRod)  m 
bem  genannten  3abre  gingen  mehre  größere  Jbaufen  begeifler* 
ter  Thrillen  und)  bem  bciliaen  fcmbe  ab.  Äonffantino' 
pel  wollte  man  ftd;  fammeln,  um  mit  gemeinfamer  Bnfhen« 
gung  bie  Ungläubigen  anjugreifen.  Die  meinen  jener  ©efea» 
ren  aber  tarnen  um  ober  jerjheuten  fieb,  ehe  fie  Äonftanti» 
nopel  erreichten,  »eil  fte  obne  oerfiänbige  gübrer,  obne  8e» 
benSmittel,  obne  jDrtSfenntniß  waren  unb  jum  großen  SEbeil 
aud)  au3  fd)led)tera  ©eftnbel  beßanben.  Unter  ©ottfrieb 
oon  {Bouillon,  bem  #erjog  oon  SRieberlotbringen,  ging 
aber  ein  georbneteS  ibeer  oon  80,000  ÜJr.  ab,  unb  in  bie* 
fem  befanben  fid)  fntao,  ber  ©ruber  beS  ÄinigS  Philipp 
von  granfreidj,  fBafbum,  ©ottfrieb'S  SBruber,  Robert  oon 
glanbern,  Raimunboon  £ouloufe,  SBoemunb,  JEancreb  von 
Bputicn  unb  anbere  berühmte  gürfien  unb  Ritter,  liefet 
er  fte  Äreuuug  t)Mi  infofern  ben  günfligflen  (Erfolg,  at§ 
1099  3<rufalem  wirflid)  erobert  unb  ©ottfrieb  oon  Bouillon 
mm  JConig  oon  3*rufalem  ernannt  würbe.  83on  nun  an 
würbe,  ba  bie  Äämpfc  mit  ben  Ungläubigen  immer  fort« 
bauerten,  bie  JBegeifterung  für  baS  beilige  Untemebmen  im' 
mer  allgemeiner,  fobafi  j.  S3.  1102  über  260,000  SJcenfdjen 
oon  Suropa  naefe  ^aläftina  aufbrachen,  welche  aber  groß« 
tentbeilS  umfamen,  obne  3«ufalem  gefeben  ju  haben.  3m 
labte  1142  nahmen  bie  ©arajenen  Ebeffa,  woburd)  bie 
cferifilidje  #errfd)aft  im  SSorgentanbe  einen  gewaltigen  Stoß 
erlitt,  unb  bie  golge  war  ein  * weiter  regelmäßiger  Jtrcuj» 
jug.  $apft  Eugen  MI.  unb  SBernbarb  oon  Gtairoaur  reg» 
ten  ju  bemfelben  auf,  fobaß  ber  röm.*bcutfd)e  Äaifer  Äon» 
rab  III.  unb  ber  Ä6nig  oon  granfreieb  Cubroig  VII.  im  3. 
1147  mit  einem  großen  #eere  autogen,  obne  fid)  iebod) 
eines  gtücfttcbett  Erfolgs  freuen  ju  rönnen.  3«rufalem  fiel 
1187  m  bie^änbc  beS  ©ultanS  ©alabinunb  bie  bretmäefe» 
tigften  unb  berübmteflcn  cbriftlieben  Sürßen,  ber  beutfebe 
Äaifer  griebrid)  I.,  ber  Äönig  oon  granfreid)  ^biüpp  Äu« 
gufl  unb  ber  Äcntg  oon  Englanb  Riebarb  I.,  nahmen  baS 
Jtreuj  unb  1189  lam  ber  britte  Äreuuug  ju  ©tanbe, 
weldper  bem  großen  SBarbaroffd  baS  Beben  loftete  unb  feinen 
Erfolg  alS  bie  Eroberung  oon  2(cre  ober  ?HolemaiS  t^atte, 
welc&eS  für  bie  golge  ben  Cihriflen  im  IDriente  junt  45>auptan» 
balrSpunft  biente.  Ein  oierter  Jtreuj  jug  würbe  unter  Xn< 
fübrung  bei  ÄönigS  oon  Ungarn  XnbreaS  IL  im  3-  1217 
unternommen.  9cad)  langem  36gern  begab  [ich,  burd)  ein 
früheres  ©elübbt  oerpffitbtet,  Äaifer  griebrid)  II.  (f.  b.) 
nad)  ^aläfiina  unb  biefer  fünfte  Äreujjug  war  infofern 
3 tu cf lief),  a(ö  er  3trufalertt  wieber  in  bie  ^änbe  ber  Gbriften 
brachte,  obgleich  er  feine  Eroberungen  nicht  ju  behaupten 
vermochte.  2>en  fetbiten  unb  lefeten  jtreujjug  unternahm 
enblidj  gubwig  btr  ^eilige,  5t6nig  oon  granfreieb,  1248. 
(Sr  wollte  ba6  beilige  8anb  oon  ^gnoten  auS  erobern,  benn 
(ntt  War  ber  ©ife  btt  JBeberrfcber  'befTelben.  Cr  war  jeboefe 
nid)t  glütflieb  unb  überbieS  machten  fkh  1254  bie  SRamlufen 
j«  |>erren  oon  Zopten,  fobaß  Subroig  ber  fettige  bis  an 
feinen  5tob  1270  oergebenS  gegen  bie  Ungläubigen  in  2(ra< 
bien  fämpfte.  XQmalig  gingen  alle  notfe  übrigen  S3efigun< 
gen  ber  (Sbrifien  in  ©prien  oertoren  unb  1291  würbe  2fcre 
ober  ytolemaiS,  ber  lefere  Änbaltpunft  berfetben,  erobert  — 
ÜRan  bat  beretfenet,  baß  bie  Bnjabl  ber  SRenfdjen,  welche 
ju  (Eroberung  beS  Zeitigen  ÜanbeS  oergebenö  aufgeopfert  mon 


Kik« 

ben  finb,  wenigfienS  ftebm  Millionen  betragen  bat.  I 
S)egei|1erung,  mit  wclcfecr  man  bieftS  Untemebmen  oerfoigtt 
ift  nur  tbeilweife  ber  SJeligiofität  jujufcbreiben.  2tHnt-.n; 
maebte  cd  bie  cbriitlirfee  ©etftlicfefeit  jebem  webrfeaften  ftas 
jur  ©e)oi|Ten3pfjicbt,  jur  Eroberung  beS  beiligen  SanbeS  bei 
jutragen,  unb  befonberS  übuf  aud;  ber  Umfianb  viele  Äreu, 
fal)rer,  baß  man  burd)  einen  Üreujjug  nad)  ber  gefere  ba 
Aircbe  Vergebung  für  alle  feine  <2ünben  unb  einen  geroii  f  - 
2Cnfprud)  an  bie  göttlid>e  ©nabe  gewann;  febr  SJiele  bewogen 
aber  aud)  (Sbi nicht,  Ruhmbegier,  greibeitSliebe  unb  dqc-. 
nu|,  baö  Äreuj  ju  nehmen.   Qi  roar  eine  Ebrenfacbt  ba 
Ritter,  für  ben  heiligen  ©lauben  in  ben  .Kampf  ju  jiehr. 
bie  Ceibeignen  erhielten  ihre  greibeit,  wenn  fie  bte  Sofa 
©otteS  annabmen,  unb  jur  IBeute  gab  e3  auf  bem  weiten 
3uge  reiche  (Melegenhcit.    SRebre,  bcfonberS  f leinere,  niefet 
unter  ber  Leitung  mäd)tiger  gürften  unternommene  Sxm 
jüge  glirfeen  mehr  beeren  oon  Räubern  ali  oon  6Nl 
©ötte5,  unb  in  tb^riefetem  2tberglauben  meinten  SJiele,  : 
fie  jebes*  Sßerbrecben,  weld)eS  ibnen  £eibenfd)afr  unb  Alk 
gier  eingab,  breijl  begeben  finnten,  weil  fte  burefe  ba;<  I 
auf  ibren  ©djultern  entfünbigt  würben.    2>ie  golgen  ra 
Äreujjügc  ftnb  bebeutenb  für  bie  ©cftalrung  ber  abenb  i- 
bifdjen  SBelt  geworben.  3m  ?fHgemeinen  roarb  ber  befcbr.ir; 
(Sinn  ber  cbrifilidien  SJolfer  burd)  ben  lebhaften  Srrfebr  n 
tereinanber  unb  mit  bem  9Rorgenlanbe  erweitert,  fr- 
Sitten,  unbefannte  ©enüffe  wirf  ten  inärbtig  ein,  ein  hit; 
rifeber  ©ci|l  oerbreitete  fid)  in  allen  (Staffen  ber  ©efeHid 
iBefonberS  wichtig  rourben  aber  aud;  bie  großen  Beri 
rungen,  welcfee  tn  ben  SJermägenSoerbälmiffen  bureb  : 
JCreujjüge  b«»orgcbracbt  n,urt>en.   Reidje  gamilien  rei  - 
ten, arme  bereicherten  ftefe.    SiSb«  unterbrüefte  Q: 
befamen  mit  ben  SBaffen  baS  ©cfübl  ber  greibeit  unb  t 
'Änfprucb  an  biefelbe;  gemeinfame  S3egeifierung  unb  p 
meinfame  9?otb  unb  Öefabrcn  brachten  ^>obe  unb  Mitte 
einanber  näbet    Die  ©täbte  würben  angefeben  unb  I 
burd)  bie  (ebbaften  ^>anbelSoerbinbungen  unb  burd»  bfa 
<Scbwäd)ung  beS  2(bel6,  welcfeer  fufe  mit  belbenmütbign 
aeifteoing  aufopferte.   Der  ©nfluß  ber  ©eifilicfeen  Pcigfr.' 
ftd),  weil  fte  bie  fortwäbrenben  Sriebfebern  bei  Unteao 
mens  waren  unb  weil  ibnen  große  Reichtümer  ja  Xbc 
würben,  inbem  f«e  bie  ©üter  bec  abmefenben  ©treitcr 
walteten  unb  aus  ben  Verwaltern  niefet  feiten  ju 
berfetben  würben.  —  Die  au$gc$eid?nerfien  beutfefeea 
über  bie  Äreujjüae  ftnb  fßilfen'S  bis  jur  9Äitte  bd 
3abrb.  geheilte  |©efdiid)te  ber  Äreujjüge  nad)  morg 
biftfeen  unb  abenblänbifrfeen  JBcrtcbtcn"  (7  jßbe.,  C^j.  1 
— 32)  unb  ^eercn'S  „SJerfud)  einer  Cntwicfclung  ter 
gen  ber  Äreujjügc  für  Europa"  (®itt.  1808). 

ftrifg  ifi  ber  3uftanb  tbätliä)  ftd)  äußembe*  gtinbfa>n 
jweier  SJolfer  gegeneinander.  Die  SiiMfer  fteben 
btr  in  einem  SBerbälhiiß,  welefeeS  ganj  äbnüä) 
iß,  welcbeS  bie  einjelntn  2Rcnfd)en  gegen  einanber  I 
3ebeS  S3o(f  bat  fein  befonbereS  Uigentbum,  feinen  i 
lieben  6b«rafter,  feine  befonbtrn  Sntereffen,  unb 
benimmt  eS  fid)  gegen  bie  übrigen  Sieifer,  mit  beaen  d  n 
Eonflict  gerätb ,  fo  oft  ftd)  bie  geaenfeitigen  3*trreffiai  k> 
rubren.  SBährenb  nun  aber  bie  ähnlichen  »erbiinnfff  ba 
3nbioibuen  burd)  bte  in  bem  ©taatSoerbanbe  gefteabca  flk» 
fefte  georbnet  werben  unb  baburcr)  alle  ffiillfürüefefert  um  fe 


lebt  auSgefcbloffen  ifl,  je  beffet  bie  ©efefcgebung  im  ©taare 
l  unb  je  fräftiger  biefelbe  gchanbbabt  wirb,  fo  finb  böge«' 
cn  bie  ßölfer  niebt  ju  einem  tuvcfi  CntTcbc  geregelten  (Bon* 
:n ,  welches  burdi  eine  biefe  ©efefee  bemache nbe  riebt  jufam» 
tengebolten  wirb  —  gleicbjam  gu  einem  XJÖlferflaate  —  «er. 
uttben  unb  eS  fann  baber  nicht  fehlen,  baß  gewöhnlich  wenn 
egenfeitige  Sntereffen  fieb  feinblicb  berühren,  unter  SJölfetn  bie 
Jelbflbülfe,  b.  b.  .Krieg  eintritt,  wo  bei  bat  3nbioibuen  fa$ 
Jefefc  bie  entfebeibung  übernimmt.  XHerbing«  hoben  bie  gei 
ilbeten  ©taaten  einem  folcben  3uffanbe  ber  SBillfür  ber  S3öl* 
x  untereinanber  bureb  gegenfeitige  Verträge  obju^elfcn  ge» 
i:bt,  weit  man  wobl  bemertt  bot,  baß  ber  .Krieg  ftetS  für 
tibe  Üheile  nocbtbeilig  tfl  unb  nur  gezwungen  unternommen 
■erben  barf,  b.  b.  bann,  wenn  man  einfielt,  baß  ba&jenige 
$ut,  welkes  errungen  werben  foü",  fo  wertb»oö  ifl,  baß 
:gcn  baffelbe  bie  Scacbtbetle  beS  Kriegs  nicht  in  {Betraft 
>mmen.  SDie  SJerfräge  reiben  aber  nicht  immer  auS,  weit 
nter  ben  SJölfem  ebenfo  unoorberfehbare  9?e(btSoerwicfelun: 
tn  uorfommen,  wie  biefeS  unter  3nbwtbuen  ber  JaH  ifl, 
nb  e$  muffen  bann  in  ber  {Regel  bie  SBaffen  bie  entfebeibuna 
erbeifübren.  Diidit  eher  fann  man  bieroacb  hoffen,  baß 
n  baS  ganje  SKenfcbengefcbletbt  erfreuenber  ununterbroebes 
er  grtebe  ju  ©tanbe  fomme,  olS  bt'3  alle  SBölfcr  ber  Grrbe 
tfammen  einen  großen  gefefemäßig  beflimmten  Staat  bilben. 
Ran  bot  bie  .Kriege  nach  ben  #auptjwecfen,  welche  wäbrenb 
gelben  uon  einem  SSoffe  im  Äuge  behalten  »erben,  näher 
jjeiebnet  unb  in  biefer JBejiebung  uon  SroberungSfries 
en,  SertheibigungSfriegtn,  greiheitSf riegen  ge* 
>rocben  —  ober  nacb  ber  fiMcboffenbeit  beS  ÄriegSfthou» 
lafceS,  auf  welchem  ber  Jtrieg  geführt  wirb,  von  8anb* 
riegen  unb  ©eef  riegen  gerebet.  2>er  fcbrecflicbfle  .Krieg 
l  ber  ftTürgerfrieg,  welcher  uon  ^artetungen  in  einem 
nb  bemfelben  ©taote  geführt  wirb.  £>ier  finb  ftcb  bie  ©egner 
ureb  SolfS«  unb  gamilienbanbe  nabeflebenb,  unb  je  febwe* 
•r  eine  Zerreißung  biefer  natürlichen  JBanbe  fallt,  mit  um 
»  größerer  ©lutgter  »{legt  bann  auch  ber  .Krieg  geführt  m 
erben;  ben  überwunbenen  trifft  niebt  nur  bie  Strenge  brt 
HegerS,  fonbern  auch  noeb  bie  härtere  blutiger  ©efefee;  et 
irb  niebt  nur  als  tlberwunbener,  fonbern  auch  alSSBerbre* 
er  bebanbelt;  ftreunbe  unb  geinbe  febeiben  ftcb  niebt,  baS 
iertrauen  ber  SRenfcben  gegeneinanber  tfl  uemiebtet  unb 
tbfl  unter  ben  jufammenbaltenben  Parteien  bot  ber  gefefe» 
:fee  Suftonb  aufgehört,  weil  ftcb  ieber  bureb  ben  übertritt 
tr  (Gegenpartei  fogleicb  ©traflofigfeit  »erfef>affen  fann.  — 
rfprünglicb  tfl  jeber  waffenfähige  3Rann  im  SSolfe  aueb  ein 
Streiter  für  baffelbe,  ein  .Krieger.  Waebbem  ftcb  ober  in 
:n  SBöffern  £anbel,  ©ewetbe  unb  SBiffenfcbaften  auf  einen 
JbCT*  ©tanbpunft  gehoben  borten,  mußte  es  halb  bahin 
»rnmen,  baß  ftcb  ein  eigner  .Krieger  flanb  bilbete,  wtt» 
•et  uon  ben  übrigen  ©tänben  erhalten  würbe  unb  bafüt 
c  Pflicht  übernahm,  feinerfei ts  tiefen  im  gall  ber  Stört) 
tm  ©ebu&e  ju  bienen.  Buch  bie  2frt  ber  .Kriegführung 
t  eine  wefenttieb  anbere  geworben.  Stiebt  allein  ifl  biefelbe 
jreb  bie  ©äffen  bebingt,  beren  ftcb  bie  Krieger  bebienen, 
nbern  man  bat  aueb  allmälig  gelernt,  baß  .Klugheit  ebem 
I  t>M  tmÄriege  wertb  fei,  al«  eine  große  Äriegerjahl,  unb 
tt  bab«  au3  ber  rohen  jtriegführung,  bie  in  ungeregelten 
nfäDen  unb  Überfällen  beflanb,  eine  regelmäßige  Jfrteg«» 
un|1  gebilbet.  3u  ihr  gehören  bie  2Baffenlet/re,  uon  btt 
nwenbung  ber  einjetnen  SBaffenarten,  bie  Sagerfunfl,  welcbe 


uon  bem  ÜEerroin  abhängig  ifl,  bie  Sebrt  uon  ©tellunq  unb 
{Bewegung  ber  £ruupen,  bie  eigentliche  ©efeebtftlebrc,  bie 
IBefefitgungSlebre  unb  ber  geflungöfrieg.  (S3gl.  $e^ung.) 
?e  höher  bie  Ärieg&futtfr  gefHegen  ifl,  beflo  mehr  hoben  pcb 
bie  einzelnen  äbeile  berfelben  ju  wahren  Jtrieg6wiffen* 
febaften  auSgebilbct.  3u  biefen  rechnet  man  aueb  bie  SBif« 
fenfehaften,  welche  als  SBorfenntmffe  uon  ^Demjenigen  erwor* 
ben  werben  muffen,  bet  flcb  ber  ^riegSfunfl  wibmen  wiQ, 
alfo  namentlicb  SRathematif,  ©eographte,  ütaturlebre  unb 
anbere.  @ne  wichtige ÄriegSwiffenfcbaft  ifl  aueb  bie  JtriegS* 
ge fehiebte,  welche  namentlich  ber  fünftige  gelbberr  ju  ftu= 
biren  bot,  inbem  er  in  ihr  lehrreiche  Seifuiele  uon  ber^rieg« 
fübrung  großer  KriegShelben  ftnbet  unb  inbem  er  auch  be< 
gangene  gehler  bemerft,  folebe  felbfl  uermeiben  lernt,  ©eit* 
bem  bie  Ariegsf unft  eine  höhere  ÄuSbilbung  erlangt  bat,  ifl  e5 
für  aQe  gebilbete  ©taaten  SBebürfniß  geworben,  wiffenfehaft' 
lieb  gebilbete  £)fft)iere  ju  hoben,  unb  man  hat  ut  tiefem 
3wecf  bie  ÄriegS.  ober  ÜRititatrfcbulen  (f.  Wilitair) 
geftiftet.  —  iDa  ju  einer  funflgemäßen  Äriegfübrung  ein 
gehörig  eingeübtes  unb  namentlicb  aueb  ein  an  ben  ftrengs 
flen  ©eberfam  unb  ebrenhofte  Haltung  gewöhntes  $ecr  bie 
erfle  jßebingung  ifl,  fo  finb  befonbers  »ur  Äufrecbthaltung 
ber  SRannSjucbt  eigne  ÄriegSgefefee  gegeben,  beren  übers 
tretung  flreng  geahnbet  wirb,  unb  weil  wabrenb  eineSitrit> 
geS  feine  langwierige  Unterfuchuug  geführt  werben  fann,  fo 
tfl  bie  Qrntfcbeibung  über  bie  ©traffäuigfeit  einem  fcbnell  ab* 
urtbeilenben  JtriegS geriebt  übergeben.  (Bei  jebem  cinjel* 
nen  galt  nämlich  wirb  unter  bem  SBorfi^  eineS  ©eneralS 
ober  ©tabSofftjierS  ein  ©eriebt  (ufammenberufen,  baS  aus 
Kriegern  befleht,  bie  mit  bem  2Cngef tagten  uon  gleichem 
flfange  ftnb.  2>ie  beiben  uornebmflen  »eiftfeer  beS  ÄriegSs 
aerichtS  flehen  fletS  eine  ©tufe  über  bem  9cange  beS  fite 
flagten.  2)te  S3eifi^er  werben  ueretbet,  ber  fiJeflagte  er- 
febetnt  unter  JBeiflanb  eineS  ÄriegerS  uon  feinem  ©rabe,  ein 
Xubiteut  theilt  bie  Äcten  mit  unb  gibt  bie  uon  bem  ©efeb 
AuSgefurocbene  ©träfe  an.  9lachbem  ber  S3ef(agte  abge> 
treten,  fprechen  bie  fitafifeer  ihr  ©chulbig  ober  9{icbtfcbulbig 
aus,  wobei  je  jwei  IBeift^er  Sine  ©titnme  hoben  unb  bei 
gleicher  ©timmenjahl  ber  Jßorfujenbe  ben  ÄuSfcblag  gibt. 
Unterfcbieben  ifl  baS  noch  flrenaere  ©tanbreebt,  baS  im 
Kriege  über  Unteroffiziere  unb  ©emeine  gehalten  werben  fann 
unb  bei  welchem  ein  Hauptmann  ben  SSorfife  führt.  ®e= 
wöhnlicb  l>rid;t  baffelbe  bie  3obeSjlrafe  auS,  welche  fogleicb 
uolljogen  ju  werben  »flegt  —  3n  ben  jpeeren  »fliegen  g^ 
wijfe  ©ebräuebe  b«lömmlicb  ju  fein,  j.  85.  baß  eine  mit 
©türm  genommene  ©tobt  ber  fHünberung  »retsgegeben 
wirb,  baß  ber  ©efangene  bie  SBaffen  überaibt  u.  f.  w.,  unb 
biefe  ©ebräuebe  finb  eS,  welcbe  XriegSraifon  ober  Krieg Ss 
braueb  genannt  werben. —  2>ic  im  Kriege  gefangenen  ©ol< 
baten  ber  ©egenuartei  werben  Kriegsgefangene  genannt. 
Der  ©olbat  barf  fieb  obne  Serle^ung  feiner  Shre  als  fol» 
tber  nur  ergeben,  wenn  ihm  jebe  SDlöglichfett,  fein  Beben 
unb  feine  ehre  mit  ben  SB  offen  ju  oertbeibigen,  abgefebnit» 
ten  ifl  3n  Jtriegen,  welche  mit  großer  erbttterung  geführt 
werben,  bot  man  niebt  feiten  bie  Kriegsgefangenen  getöbtet, 
boeb  betrachten  bieS  einfh'mmig  alle  gebilbeten  S3öuer  als 
uerabfcbeuungSwürbige  ©raufamfeit.  ©ewöhnlicb  behält  man 
bie  ©efangenen  bis  »um  griebenSfdbluß  unter  fi3ewacbung, 
bamit  fie  niebt  aufs  9teue  bie  fernblieben  SBoffen  tragen,  ober 
man  wecbfelt  fle  gegen  ©efangene  ber  eignen  Partei  au«. 


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JDffij«re  werben  geroöfinticb  entlaffert,  nacpbem  fte  auf  ihr 
eprtnroort  gelobt  baben,  in  tiefem  Kriege  nirfir  wieber  bei 
bem  ©egner  Krieggbienjle  leiflen  ju  rooUen.  3«  frupern 
3eiten  war  e«  ©ttte,  bag  bie  Kriegsgefangenen  fiep  mit 
®etP,  bet  Uta njion,  auSlöfen  mußten. 

firifflsni(isct)tntn  (bie)  bet  2flten  Dertraten  bie  (Stelle 
unfern  (Sefcpüpe.  (f.  P.)  unb  erhielten  befonber«  erfi  unter 
ben  {Römern  eine  Dolffommenere  Äuöbilbung.  Sie  würben 
"befonber«  bei  bcr  SBelagerung  »on  ©tdbten  ongeroenbet  unb 
waren  tpeil«  SBurfmafcbtncn ,  tpeil«  Angriffs«,  tbeil3@cpu|» 
Waffen.  3u  ben  SItarfmafcpinen  gehörten  bie  Katapulten 
unb  85alliflen,  ton  benen  jene  ungeheure  Brmbrujle,  biefe 
große  ©cbleubem  waren,  unb  bie  gebraust  würben,  um 
große  ©teine,  SBurffpiefje,  brcnnenbe  gacfeln  u.  bat.  in  bie 
belagerte  Statt  ju  werfen.  Sic  würben  von  Krtegern  be< 
bient,  welche  gibratoren  Riegen.  Die  ÄngriffSwerfjeuge 
befianben  in  ben  Derfcpiebenen  ttrten  Don  SRauet  btecpetn, 
wel^e  mit  Zpiernamen  bejeicpnet  waren,  wie  SBtbber,  gal> 
len,  SJaben,  Kranicbe  u.  f.  w.  3m  Allgemeinen  beflanb 
bet  SDcauerbrecbcr  in  einem  langen,  fcpweren,  an  ber  ©pifce 
mit  SRetaü"  befcblagcnen  Saften,  welker  in  ber  SDfritte  an 
einer  Kette  unter  einem  ©epupbaepe  bing  unb  gegen  bic 
feinblicpe  SWauer'  gefcpleubert  würbe,  um  eine  JBtefdje  *u  be* 
wirfen.  Buch  parte  manSBippen  ober  ©epneübalfen,  ZoU 
leno  genannt,  welcpe  baju  bienten,  in  einem Korbe  ftfcenbe 
Krieger  auf  bie  SDfauer  ju  geben,  ©cpufewerfjeuge  waren 
bie  abörme,  ©cpufeböcper  unb  eine  Art  ©cpanjförbe.  Die 
SEpürme  waren  aus  .&0I3  gebaut,  patten  oft  mebre  ©toef« 
werfe  unb  jlanben  auf  SRäbern  ober  SBaljen.  3n  it)nen 
bargen  fiep  bie  ©olbaten,  bi«  ber  Zburm  ber  SRauer  nape 
gerucK  werben  war;  bann  liefen  fte  gatlbrücfen  niebec  unb 
eilten  über  biefe  auf  bie  3Rauer.  Die  ©turmbaeper  (lat. 
rineae)  waren  Dachet  »on  flarfen  SBoblen  unb  mit  rauben 
gellen  bebetft,  unter  welcpen,  gef<pü&t  gegen  bie  fernblieben 
SSurfgefcpoffe,  bie  ©elageret  ipre  HngriffSatbetten  »erriepte» 
ten.  SÖenn  ein  folcpe«  2?adj  auf  Kobern  ffanb,  baber  be» 
wegtiep  war,  fo  pief  eS  eine  ©ebilbfröte  (lat.  testado). 
Äußert  cm  parte  man  noep  SD  e<f  werfe,  bie  in  oben  offe< 
nen  ©epirmtn  (lat.  platei)  beflanben  unb  gegen  ba«  Xnjüm 
ben  mit  581c*  ober  rauben  Rauten  überlegen  waren.  Sie 
tienten  jur  Decfung  ber  ffeilfcpüpen,  welche  bie  3innen 
ber  9J?auer  befeboffen.  Die  ÄriegSmafcpinen  befianben  bi« 
tut  3*it  ber  (Stftnbung  beS  ^utoer«  unb  würben  j.  85.  no(p 
tn  Pen  3titen  Per  Kreujjuge  oielfacp  angewenbet 

firttflßßdjtffe  werben  bie  jum  ©cefriege  beflimmten 
©tpiffe  genannt  unb  in  Binienfcpiffe  (f.  b.),  gregat* 
ten  (f.b.)  unb  f (einer e  ©epiffe  ibter  ©röfie  na*  unter« 
fepieben.  Die  3apl  ber  Kanonen  beftimmt  bie  ©röfie  be« 
©epiff«  unb  biefe  Kanonen  liegen  in  einer,  jwei  ober  trei 
Sagen  übereinanber  auf  ben  ipnen  entfpreepenben  Decfert,  ba» 
per  man  »on  Gin«,  3wei*  unb  Dreibecfern  fpriept. 
<&$  gibt  fleine  85rigg8  mit  10  unb  Sinienfcpiffe  erflen  SXan- 
ge«  mit  120  Kanonen.  Kleinere  gabrjeuge  [inb  bie  83riggS, 
bie  Kutter,  bie  83ombarbiergalIioten,  bie  Kanonenfcpaluppen 
unb  bie  fleinen  ©aleeren  ber  ©cpeerenflotten  ©cpweben«  unb 
Wu§lanb«. 

fli-isr ,  ein  (Bort  gtietp.  Urfprungö,  bejeit^net  einen 
öorgang  in  bem  belebten  tbierifepen  ober  menfcplicpen  Kör* 
per,  ber  in  »ielen  Kranfbeiten  beffelben,  befonbert  in  ben 


raf(p  oerlaufenben  fieberpaften,  ftattfinbet  unb  entweber  0er 
feplimmerung  ober  6fter,  wenn  er  niept  in  feiner  Chttwide 
lung  peftett  wirb,  einen  glucflitpea  Aufgang  Perfelben  bt; 
bei^ufubren  pflegt.    3n  ber  Kegel  erfolgen  gleicpjetrig  rr 
bem  Gintritte  Per  Ärtfc  vermebrte  Yu*fcpeibungen,  buii 
welcpe  ber  Körper  fiep  alieä  JDejfen  }u  entlebigen  fhebt,  tnrt 
ibn  bisher  beldfHgte,  unb  welcpe  frttifepe  XuSftpeibun: 
gen  genannt  unb  Purcp  verfepiebene  £)Tgane  bewerffteLio; 
werben,  j.  85.  burcp  bie  £aut  al§  reieplieper,  ftatfrtecper.tr 
©eproeifj,  burtp  bie  «^amwerf jeuge  al5  einen  eigentpumli(?n 
SBobenfap  abrepenber  Urin,  Purcp  ben  Darmfanal  att  cet: 
mebrte  unb  befenberä  befepaffene  Stublaußlcerungen,  dS  Slu 
tungen  au3  ben  natütlicben  Öffnungen  bei  Körperd  u.  f.  c. 
Diefe  fritifipen  StpdtigfeuSdußerungcn  ber  Äeiftraft  Per  'Sla 
tur  finben  in  ber  Siegel  unter  ^unapme  fammüicper  Xur.! 
peitSerfcpeinungen  ftatt,  bie  inbef  im  glucflirpen  gafle  m 
uorubergebenb  i(t  unb  meiflenS  mit  bem  Gintreten  Per  ft;: 
fepen  2(u6fcpeibung  wieber  »erfepwinbet.  Ärifen  fönnen  |»a* 
fheng  genommen,  an  jePem  Sage  ber  Kranfpett  eintteur 
feprinen  aber  boeft  an  mannen  Jagen  l>duftgcr  alt*  an  <m- 
bern  ju  erfolgen  unb  bann  in  ber  Kegel  glucflicPer  für  be: 
Kranfen  auszufallen,   ©o  pflegen  fiep  bie  meifien  lieber  m 
7.,  14.  ober  21.  Zage  gu  entfepeiben.  Die*  finb  bann  bic 
eigentlicp  fogenannten  fritifepen  Zage.  Die  »orbertmm. 
gen,  welcpe  ein  ftanfer  Körper  gut  ^eroorbrinaung  einn 
Krife  rnac^t,  «erratben  fiep  Pem  aufmerffamen  ib<~.. 
QCl3?i^tllid^  f"^?  öit  t  Tt  i  2^ D  ort)  er» 

JRritik  ifl  (in  urfprünglicp  grieep.  SBort  unb  bejeif 
IBeurtbeilung  ober  83eurtbei(ung$funfl  unb  ift  in  tiefe 
S5ebeutung  naep  aQen  ipren  Xnwenbungen  in  bie  neuer 
©praepen  übetgegangen.   Um  einen  ©egenßanb  beurtbc:!- 
»u  fonnen,  muß  man  ibn  erfannt  paben,  unb  bte  Kritü 
bat  baber  bie  Grfcnntn$  )ur  83orau6fefeung.    Die  Krmf 
foD  ben  ©egenfianb  niept  ai5  DaS  anerfennen,  waS  er  nn 
u  fein  fepemt,  fonbem  naep  ferner  SBaprbeit  unb  8Birf.ir 
cit  ober  naep  feiner  <5ctrt?eit,  unP  in  böebfier  SBoUcnbs: 
muf?  baber  bie  Kritif  auf  ber  (Erfennfnifj  ber  SSaprpeit 
ruben.   DaS,  wonaep  bie  Kritif  entfebetbet,  Päd  9rerfix 
ber  SBabrbeit,  welepeS  ber  ©egenfianb,  um  »on  tpr  ana 
fannt  gu  werben,  an  fiep  tragen  muß ,  wirb  baft  K ri- 
tt um  genannt,  welcpe«  äujjerlicb  ober  innerlicp  ifl,  [t - 
bem  ber  ©egenßanb  nur  naep  fetner  Sorm  ober  naep  feiner 
SBcfen  beurteilt  wirb.   3n  ber  ^büofopbit,  ber  SBife 
fepaft  uon  ber  SBabrpeit  aB  ©egenflanb  ber  Gtfenrrtntf,  I 
bie  $rage  aufgeßeQt  worben,  ob  d  ein  Kriterium  betSBa  : 

ie  ^nficbten  unb  9tetnu- 


( 


peit,  namentlicp  in  SBejug  auf  bie  Xnficpten 
gen  ber  9Renfeben  gebe,  unb  welcpe«  Paffet  be  fei.    3a  bet 
berühmte  ^tjüofopb  Kant  (|.  b.)  brachte  fogar  bie 
tn  Anregung,  ob  überbaupt  ber  Sßenfep  ber  Grfenntni^  tc. 
SBabrpeit,  Die  niept  nur  beriet) unaSroeifc  a\&  fclcpe  gelte 
fönne,  fdpig  fei,  machte  mitbin  Die  Grfenntnif  unb  bar 
(Srfenntnifjo ermögen  be«  SRenfepen  fctbfi  mm  ©egenflanb  Im 
Unterfuepung:  baber  feine  unb  feiner  nacbflen  Änbinaet 
lofopbie  bie  frttifepe  genannt  worben  ift  —  £>auftg  mt=' 
befonberS  in  ber  S3eurtpeilung  Don  KunfigegenjlanPea,  bu 
©teile  ber  (Srfenntniß  bo«  gebilbete  9#pi,  ber  Qtfäfaa- 
urrtreten  unP  eine  auf  tiefem  berubenbe  Kritif  fann  Paba 
niept  auf  beflimmten  Kriterien  gegrünbet  werben,  fonbem  I 
jlet«  wn  ber  $erfönticbfeit  be«  Kritifet^Drfjen,  wtUv 


uigiti, 


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Kroatien 

njS  UrtM>  rpricbt)  abhängig,  Gtnfeitige  ober  töiefc 
Rrttif  fommt  überall  vor,  wo  ber  Äritifer  felbfl  emfeitig  in 
nbivibuellen  ober  9)artti<mftd>ten  befangen  ober  böswillig  ifl, 
ab  fl einliefe,  wo  ber  ©eurtbeiler  ben  ©egenflanb  nicht 
U8  ©arue«,  fonbern  nur  noch  einjelbetten  beurtbeilt,  welche 
:vä)  erft  burd)  tr>re  (Stellung  im  Ganjen  ibjrt  SSebeutung 
:rbalten.  Wian  nennt  einen  foleben  föeurtbeiler  mol  einen 
fcritilafler,  Ättttltr  ober  Äfterfritif  er.  Äritifd) 
virb  vorjugSweife  Dasjenige  genannt,  weld)e$  büro)  feine 
inbefhmmtbeit  jur  ©eurtbeilung  bcrauSfobert,  ober  noch  aEU 
lemeiner  überbau  pt  baS  Unbejtimmte,  Unliebere,  SRtSlicbe 
)ber  ©efibrlicbe. 

Urooticn,  wefc&e«  bie  Eingeborenen  .£>orroütb  obee 
DrSjag  nennen,  ifl  ein  jur  öftr.  SRonard)ie  gehörige«,  ftbon 
eit  Xnfang  beS  12.  3abrb.  mit  Ungarn  verbunbeneS  Äönigs 
cid),  welches  von  Ungarn,  Slawonien,  {Bosnien,  Stahna; 
ien,  Sßvrien  unb  ©teiermarf  begrenjt  wirb.  Äuf  einem 
Slicbenraum  von  172  DSR.  wobnen  588,000  (Sinw.,  welche 
leb  größtenteils  jur  röm.=fatbolifo)en  Stircbe  befennen,  ©n« 
iic$t  unbebeutenbe  Xnjabl  befennt  fidt>  aber  auch  jur  gried). 
mb  jwar  tbeilS  jur  unirten,  tbeilS  jur  niebtuntrten  Strebe. 
Xud)  ?>roteflanten  ftnben  ftd),  obfd)on  in  geringer  Xnjabl, 
jenen  feit  1827  freie  SleligionSübung  geflattet  ijl.  Hcferbau, 
öieb}ud)t  unb  gifc&erei  ftnb  if)rr  «fWptbefc&äfttgung.  Die 
Kroaten  seiebnen  ftcb  bureb  ©utmutbigfeit  auS,  ftnb  aber 
tod)  febr  ungebilbet.  ©ie  ftnb  flawifeber  7£bt unft  unb  fpre* 
$en  bie  flaweno-borwatifcbe  ÜHunbart.  DaS  fianb  ifi  gebir« 
rtg,  intern  ftd)  eine  gortfefcung  be«  f ramer  @ebirgS}uge6  in 
hn  ausbreitet.  Die  £auptflüffe  ftnb  Drau  unb  ©au,  bie 
)iele  Heinere  glujfe  aufnebmen. .  SBetn,  ©etreibe,  JDbfl,  2a* 
Mcf,  #oIj,  9>ferbe,  Sfinbvieb,  ©cbafe,  Schweine,  ©eflüget, 
SJilbpret,  JBienen,  gifebe,  ©olb,  Äupfer,  (Sifen,  ©d)wefel, 
SvpS  unb  Sbon  ftnb  bie  wtdjtigjlen  9>robuete.  Die  $ro* 
>inj  Jtroatien  jerfällt  in  brei  ©efpanföaften  /  ^reuj ,  3fgram 
mb  SBaraSbin,  woju  noch  baS  Äüflenlanb  ober  iütorale 
ommt.  ^auprfiabt  iff  Xgram  ober  3agrab  mit  18,000 
*tnw.,  ber  ©ifi  eineS  iBanS  ober  ©tattbalterS  von  Ä.  unb 
Slawonien,  (fs  bat  Seifen  unb  Sporjellanfabrifen  unb  tu 
ligen  #anbel.   JtarMfrabt  an  ber  Äulpa  tfl  befefligtj  2Ba» 

bin  an  ber  Drau  mit  etwa  8000  Grinw.  treibt  23 ein? 
au.  Äreuj  c-ter  Äörofcb  bat  nur  gegen  3000  ©nw.  3um 
Ütorale,  welches  6  umfaßt,  geboren  bie  £afenpl% 
Hunte,  welche*  gegen  7000  (Sinw.,  einen  greitjafen  bat 
tnb  bebeutenben  $  anbei  treibt:  SJuccari  mit  fa^  8000  (Sin», 
tnt»  ?)orto  Sie.  —  Über  bie  froatifa)e  2)ei"litairgrenje 
.  SKttttatrgren)«.  ■ 

fktobo  ober  ©ater  ifl,  wie  einige  bebauten,  ein 
9ctt  ber  alten  Deutfd)en  im  Sparet  gewefen,  ber,  wie  bie 
Ibbilbung  jeigt,  als  ein  alter  d)lann  mit  blofem  Raupte, 
nit  einem  Stabe  unb  einem  Slumengefdße  in  ben  «pdnben 
tnb  einer  weißen  SB  inte  um  bie  Ruften,  mit  bloßen  Säßen 
iuf  ben  febarfen  Scücfenfloffen  einrä  S3arfcbeS  fie(;ent,  ban 
lepteHt  würbe,  Diefe  Attribute  ^at  man  für  ©^mbole  ber 
all  in  roQenben,  Su(t  unb  £cib  mit  fid)  fubrenben  3eit  unb 
eil  5t.  felbfl  für  ben  ©ort  ber  3eit  gehalten.  Unter  ben 
ÜBocbentagrn  foK  ibm  ber  ©onnabenb  heilig  gewefen  fein. 
Jielleid)t  geborte  biefer  ©i^e  aud)  urfprüngltcb  ben  Slawen 
n,  wenigfienS  bat  man  feinen  tarnen  von  bem  fiawifeben 
frabu",  b.  b«  ffc&ltn»  abgeleitet.  %n  ber  ©teile,  wo  fem 


Krokodile 

fBilb  jlanb,  foH  nacbfjtr  vom  itaifer  ^etnrid)  IV.  bie  ^arj* 
bürg  erriebtet  warben  fein.  3n  bem  Dome  ju  ©oelar 
(f.  b.)  neigt  man  nod)  feinen  2Qtar. 


lürokodiU  (bie)  ftnb  eine  ©attuna  ber  Amphibien  auö 
ber  &rbnung  ber  ©bed)fen,  beren  Äorper  mit  ftarfen  gt* 
wölbten  Schuppen  ober  platten  bebceft  ifl.  2Crt  ben  fytyn 
haben  fte  größere  ober  Fleinere  Sd)wimmb<Jute,  ihre  Bunge 
ijl  fleifd)ig,  bief  unb  unbeweglich  unb  ü)re  3<übne  ftnb  fpuj 
unb  fegelformia.  Die  äußere  ßbröffnung  f6nnen  bie  Jtros 
fobile  mit  jwci  Sippen  nad)  ffiilifür  oerfcbließen.  ©ie  ftnb 
bie  größten  unb  furchtbar  freu  Amphibien,  leben  nur  in  fußen 
©ewdffern,  wo  fte  fid)  mit  großer  ©efd)winbigfeit  bewegen 
fonnen,  wdbrenb  fte  auf  bem  Sanbe  langfam  unb  ungelenf 
ftnb,  namentlich  ftd)  nid)t  fd)rteU  feitwctrtS  wenben  fönnen. 
2£n  bei  Äehle  haben  fte  jwei  f leine  Drdfenböblen,  in  welche 
fid)  eine  mofd)u£artig  rieebenbe  Seucbtigteit  abfonbert.  ©ie 
legen  (Ster,  we(d)e  bte  ©roße  t>on  ©anfeeiern  baben,  unb  fol* 
Ien  febr  alt  werben.  ÜRan  unterfd)eibet  gewöhnlich  brei  2fr» 
ten,  ba$  eigentliche  Jtrofobil,  ben  ©atrial  unb  ben  3füigatot 
ober  Äaiman.  Der  jtopf  beS  gemeinen  Jtrofobtlft  tfl 
etwa  3 weint al  fo  lang  alS  breit,  bie  ©ebnauje  lang  unb  nfa 
fcergebrueft.  2fuf  bem  Warfen  liegen  fed)S  Sjd)ilber,  auf  bem 
9vü'cf«n  15  ober  16  Weihen  von  Scbilbern  unb  auf  bem 
Schwanke  17  ober  18  paarweife  unb  18 — 20  einfache 
fammarttg  »orflrbenbe  ©d)itber.  Die  flarlen  guße  ftnb  mit 
3eben  oerfeben,  von  benen  bie  an  ben  Hinterfüßen  mit  garu 
gen  Schwimmhäuten  auSgeflattet  ftnb.  Dal  Ätofobil  ijl 
von  laudigrüncr  et  er  bronjener  Rarbe  unb  bat  auf  bem  9*6- 
den  eine  Spenge  Kcnet  fd)warjer  Rieden,  bte  an  ben  ©ei« 


Krokodile 


672 


Krokodile 


im  bti  Stumpft  unb  £al[e8  großer  ftnb  unb  am  ©d)manje 
ui  unregelmdiiigen  ßuerbanbern  auslaufen.  2fuf  ter  untern 
gKidje  bc6  Jlür»er§  finb  biffe  2biere  fc&mujiggeib.  2)iefe 
im  9iil  in  'Kappten  »orfommenben  Ärofobilc  waebfrn  biö  ind 
bobe  2tlter  unb  erlangm  eine  8änge  »on  30  g.  SWan  ftnbet 
fit  jtfct  nur  nodj  in  SDbfräg»»ttn.  ©in  gleichfalls  im  Stil  lt 
btnbt*  flcinrrcd  Ärofotil  foU  unfdjäblicb.  unb  baJjenige  fein, 
roeldjem  bie  ttgpöter  göttlich  Sötrebrung  jollten,  wäbrenb  ba8 
befdjriebent  große  für  ben  8e»iatban  btr  SMbel  gebalten  wirb. 
Um  Sage  lebt  ba8  bitr  abgebilbete  gemeine  Ärofotit  gcwobnlicf) 
auf  bem  Canbe  in  ber  91abe  beS  Söafferö,  wäbrenb  btr  Statut 
gebt  t §  aber  in  biefcS  felbfi  unb  hält  fieft  Her  in  großen  ©e= 
feuTdbaftrn  auf.  ©etüöbniid)  erbebt  ti,  um  ju  atljmen,  bie 
©dmauje  über  bie  £>berfläd)e  be§  SZBafferö.    <2o  lange  ba$ 


Ärofobit  auf  bem  Sanbe  ift,  pflegt  e$  »ot  bem  Straftet 
ju  (lieben ,  im  SBaffer  aber  fallt  ti  ibn  wütljeno  <a  ab 
raubt  ihm  bas  SJrben  ober  bod)  einzelne  ©lieber,  ©eint  tot 
jüglicbfte  Sprung  finb  inbeß  gifd>e.  £>ie  Gier  legt  W 
JüJeibcbtn  in  ben  «unb,  roo  fit  »on  ber  Sonnenwannt  ad 
gebrütet  werben.  Die  auöfrifdjtnbtn  jungen  finb  uwefifr 
oebt  3oll  lang  unb  haben  einen  großen  in  bie  Sanfttti 
fidj  hinein jiebrnben  2)otterfacf ,  reeller  fie  fo  lange  trütJl 
bi»  fie  felbft  auf  SRaub  ausgeben  Finnen.  (Segen  bü  Set 
mehrung  beö  Ärofobiß  ifl  ber  3d>neumon  (f.  b.j  t 
inbem  er  bie  Girr  btffelbtn  auffingt  ;  eine  Jabel  ober  it  d 
baß  berfelbe  bem  fcbjafenbrn  Arofotil  fclbjl  in  ben  Sfajftn 
friede,  fid)  burd)  baffelbe  binburdjfrrffe  unb  ei  fo  tett 
SD?an  mad?t  auf  ba§  Ärofobit  3agb,  mehr  um  ti  ui  »tri 


gen,  ata  um  ti  benu&en.  2fm  leidjteften  roirb  ti  gttöbs 
ttt,  inbem  man  ihm  tinen  ©d)uß  mit  grobem  Schrot  in  bie 
©egtnb  bt§  0?acfru3  beibringt,  wo  ti  am  Itidjttfien  »er= 
wunbbar  ijt.  $>a8  Jflfifd)/  wcld>e§  jurotilen  gegeffen  wirb, 
bat  tintn  efeltiaften  JBifamgtrud)  unb  ©tfebmaef. 

Der  ©aoial  fcat  eine  »erldngerte  waljige  ©djmau;c,  im 
Dberfitftr  56—60,  im  Unterfiefer  60—52  jj<$bne.  2Cuf  bem 
Dtacftn  bat  et  (edji  <5d)ilber,  bann  folgen  brti  £luerttiben 
großer  ©d?ilb«  unb  19  fiuerrt  iben ,  bertn  jtbe  au$  ftwti 
flrintn  ©djilbern  an  btr  ©tite  unb  jroei  großen  in  btr  ÜKitte 


beftebm.  25tr  Sdjwanj  wirb  »on  19  »aarweifen  ur: 
einfachen  Fammartig  erhobenen  ©tbilbern  gtbilbet. 
ftarbe  ift  febmujiggrün  unb  braun,  auf  bem  JÖauaV  \ß 
unb  oben  febroarj  geflecft.  SWan  finbrt  btn  großen  (M 
wtldjer  18 — 20  §.  lang  wirb,  im  ©angeS  unb  afleij» 
ßen  Hüffen  SWalabarS.  Qx  nährt  fidj  glticbfaO*  wqP 
»on  Sifi^tn,  greift  aber  audj  ©äugtbiere  unb  9Rtnf(Jo* 
£>ie  Snbier  betrachten  ibn  ali  tin  heiligt*  2bier. 

3km  bem  Äaiman  unterfd>eibet  man  mebre  Xrtrn,  ■# 
f:d)  tutet)  eine  furje,  breite  unb  fiumpfe  ©djnauje  bbv« 


Krone 


6T3 


hatte  Schwimmhaut  auSjeirbnen.  Sic  leben  fimmtlicf)  in 
Ärarrifo.  Der  »orftehenb  abgebilbefe  ffirillenfaiman  ober 
Sacare  bat  hoch  oben  am  Äopfe  siebente  Kugen.  Der 
obere  Äanb  ber  Augenhöhlen  ift  ftarf  erbebt,  fobafj  bie  Stirn 
:ir ifim  ben  Äugen  mit  einer  flarfen  gurche  oerfeben  ifl, 
»or  ber  eine  (wlbmonbfirmige  £luerleifle  fleht,  bie  baö  Äru 
feben  bei"  SierbinbungSbogenS  einer  ©rille  hat.  3m  Wachen 
flehen  oben  wie  unten  36  fegeiförmige  3dbtte.  Der  &opf 
ift  mit  »ielen  ©cbilbern  unb  ©puppen  bebeeft,  am  hinter* 
fopf  unb  jDberbalfe  ftnb  mehre  jQuerreihen  »on  ©Silbern. 
Jöier  ftongerauerbinben  bebetfen  ben  JRücfen  unb  ben  ©chwatu, 
wo  frdb  gleichfalls  erfl  ein  boppetter,  gule|t  ein  einfacher  fd% 
genförmtger  Äamm  beftnbet.  Der  »rillenfaiman  ift  unten 
grünlicr)weif},  unter  bem  Äopfe  unb  an  ben  Seiten  grau 
marmorirt.  jDben  ifl  er  bunfelolieengrun  unb  auf  bem  8tu» 
den  gewahrt  man  »ier  unbeutlicbe  fchwarge  JEUterfrreifen,  fo« 
roie  gebn  ähnliche  am  Äopfe.  6r  wirb  10  —  12  ff.  lang 
unb  fmbet  H rf?  in  bem  größten  Stbeile  ©ubamerifaS  bis  bin« 
auf  na$-Gapenne  ober  «Surinam  in  ben  fteinem  gluffen 
unb  ©een.  Cr  »ergehrt  KUeS,  waS  er  «on  Spieren  errei* 
eben  unb  bewältigen  fann,  unb  guweilen  auch  5Dlenfchen, 
roelche  inS  IBaffer  gegangen  finb.  3bre  ©er  foDen  biefe 
2birre  in  einer  Ärt  »on  töeft  verbergen,  welche  bie  SBeibcben 
mutbig  »ertbeibigeru 

ftrartf,  »on  bem  lat.  coron*,  ifl  ein  .öauptfehmuef, 
welcher  alS  Ebgeieben  »omebmer,  namentlich  fürfll.  ©eburt, 
betrachtet  wirb.  (Jntftanben  ift  berfelbe  wabrfcbeinlich  auS 
bem  Ärange,  welchen  man  bei  fejtlicben  ©elegenbeiten  um 
baS  #aupt  trug,  ben  namentlich  bte^riefler  bet  Serrichtung 
ber  ©pfer  trugen,  woraus  bei  biefen  bann  bie  priefterüebe 
äöinbe  würbe.  Die  fficeJU.  Äronen  werben  au«  eblem  2Res 
taH  gearbeitet  unb  mit  Crbelfleinen  »ergiert  unb  finb  in  ein» 
facbfler  ©eflalt  ein  Steif,  auf  bem  nachher  ein  ober  mebjre 
DaS  £<iupt  überwölbenbe  »üget  gefegt  würben.  BIS  33e« 
jeiebnung  ber  SBürbe  finb  bie  Äronen  bann  auch  in  bie  2Bap* 
oen  aufgenommen  worben,  unb  man  unterfebeibet  in  ber-^es 
ralbif  Äaifer*,  ÄönigS*,  #ergogS;,  gürftens  unb  ©rafen» 
'ronen,  alte  unb  neue  fronen,  Qcicbichtlichc  SSeruhmtbctt 
>at  bie  eiferne  Ärone  erlangt,  mit  welcher  früher  bte  Äö* 
u'ge  oon  Italien  unb  bie  r6m.  Äaifer  a(S  Äönige  ber  ?om* 
arbei  gefrönt  würben.  Dtefelbe  wirb  gu  SRonga  im  SRai« 
dnbtfcben  aufbewahrt  unb  bat  ihren  SRamen  »on  einem 
cb  malen  etfernen  Steif  im  3nnern  berfrlben,  weither  naö)  tu 
er  fpdtern  ©age  auS  einem  ber  9ldgel  gefebmiebet  worben 
tin  foU,  mit  welchen  ßbrifluS  anS  Äreug  geb^ftet  worben 
1.  &ie  würbe  593  n.  Cbr.  in  Auftrag  ber  lombarb.  ^rtn -- 
effui  Sfjcotcünte  gur  Krönung  tfjrcä  ©emaljlö  Agilolf  »er* 
:rtigt.  9tatr)bem  Napoleon  1805  alt»  £6nig  »on  Stafien 
d)  biefe  Srone  felbfl  aufgefegt  ^atte,  fliftete  er  ben  JDrben 
er  eifernen  Ärone,  welrben  ber  Äaifcr  oon  öfheicr)  1815, 
16  ba«  tombarbifet)  =tjenetiatt.  Ä6nigrei<$  errietet  würbe,  alS 
mu Sorben  beibebielt.  9tia)t  minber  berubmt  ift  bte  paofl: 
bc  br  ei  fache  «firone,  trelcbe  bie  SSiara  genannt  wirb.  Die 
h -iceben  nannten  Xiara  bie  JCopfbebecfung  ber  perf.  Jtinige. 
)ic  ?pdpfllicr;e  Stiara  beflebt  in  einer  b»ben  SRüfee,  weld>e 
>n  brei  übereinanberflebenben  fronen  umgeben  wirb,  bie 
an  auf  bie  breifaefce  ©ewalt  be5  ^apfle«  tm  |>immel,  in 
•r  ^6ß<  unb  auf  (Erben  gebeutet  r,at  Die  Äronen  ftnb 
«8«.  n. 


Kropf 


ganj  mit  ßbelfleinen  befefet  unb  mit  einer  Äugel  gniert,  üba 
ber  ein  jtrem  fleht,  neben  welkem  gu  beiben  Seiten  ©e 
bdnge  oon  dbelfleinen  fid>  befinben.  2lnbcre  beziehen  bie 
brei  Jtronen  auf  bie  leibenbe,  fheitenbe  unb  triumpbirenbe 
Äircbe.  grülier  trugen  bie  $dpfle  nur  eine  33ifdjcffmüt.>e. 
$ap|i  Xleranber  III.  foO  im  12.  3a$rb.  eine  einfache  Ärone 
um  bie  S3if<x> ofSmüfee  gelegt  haben,  bann  foQ  S3onifaciuS  Vlll. 
(aefl.  1303)  bie  gweite  unb  Urban  V.  (ge(l.  1370)  bie  britte 
Ärone  binjugefugt  b^tben.  {Regterenbe  Surften  pflegen  naa> 
ib.rer  Sbronbeftetgung  burtr)  Xuffefeung  ber  Ärone  feterlidb  ju 
i^rer  ^oben  SBürbe  ft*)  einweben  ju  (äffen.  Diefe  reliaiife, 
mit  bieten  Zeremonien,  a(6  ber  Salbung,  ber  öffentlichen 
{>ulbigung  unb  mit  aUertbümlicften  Set)n8aebrdu(r)en  rerherr-- 
licbte  geier,  bie  Ärinung,  ijl  ieboct)  niept  nötbig,  um  ben 
regierenben  Surften  Änerf ennung  gu  oerfc&affen.  »et  berfeU 
ben  (eifiet  namentlid)  aueb  ber  9??onard>  ben  feier(ur)en  Gib, 
bafi  er  gerecht  unb  fromm  unb  nach  ben  beflebenben  @runb< 
gefe^en  beS  Staats  regieren  wolle.  9la$  bem  SSorbilbe 
Äarl'«  be«  ©ropen,  welcher  800  »om  ?>apfte  ju  Rom  »um 
röm.  Äaifer  gefrönt  worben  war,  liegen  ficr)  aucr)  bie  röm.s 
beutfeben  Äaifcr  oon  JDtto  I.  bis  Starimilian  I.  fafi  aOe  in 
3?om  frönen,  ©pdlter  gefebab  bie  Ärönung  ber  beutfeben 
Äaifer  meift  ju  granffurt  am  Wlaln.  Die  engL  Äönige 
werben  mit  großer  9>raebt  in  ber  SBeflminflerabtei  ju  ?on» 
bon  gefalbt  unb  gefrönt,  unb  in  granfreieb  \)at  bte  erjbi; 
fcböfliche  Äirche  ju  Slbeimö  feit  uralten  Jeiteu  ba6  S3oneü)t, 
baß  bie  Äönige  oon  granfreic^  in  it)r  gefrönt  werben.  — 
Snbem  man  in  ber  SBurbe  beS  Monarchen  bie  beS  gangen 
©taat$  reprdfentirt  ficht,  bat  man  häufig  Ärone  für  ©taat 
gebraucht  unb  in  engerer  fBebeutung  nennt  man  Ärone  bie 
Regierung  etneä  ©taatö  in  »egug  auf  ihre  Steckte.  9Ran 
hat  baber  j.  IB.  bie  ©üter,  welche  bem  «^enf eher  eineä  8an» 
be«  aB  folgern  al*  fein  befonbeTeS  ©gentium  jufommen, 
Ärongiter  ober  Äronbomainen  genannt.  3m  eigene 
liehen  Sinne  ftnb  biefeS  bieienigen  ©uter,  welche  fict)  »on 
feinen  $ri»atgütern  baburth  unterfcheiben,  bai  er  jie  nicht 
»eräufern  barf .  weil  er  fte  feinem  Nachfolger  überlaffen  muf . 
(83gl.  Domatnen.)  Ärondmter  waren  in  ben  dltem 
Staaten  bie  erblichen  Amter,  welche  gum  SEt)ei(  nur  in  ge« 
wiffen  £oft»ürben  beftanben,  gum  Zfyt'xl  aber  aueb  mit  ©taatäs 
dmtern  »erbunben  waren.  3n  neuerer  $tit  haben  fie  nur 
bie  »ebeutung  »on  ^ofrourben,  ftnb  erbliche  Zitel,  ohne 
baß  ber  auf  fie  angebeutete  Dienfl  wirflich  »on  bem  Snha» 
her  »errichtet  würbe.  (Bgt  Srbdmter  unb  |)of.) 

ürontl)alcr  ober  Äronen  ftnb  inSBaiern,  S3aben,  ben 
91ieberlanben,  öflreich  unb  SSBürtemberg  gebrduebliche  ©ilber* 
munden ,  welche  guerfi  1755  gu  »raoant  auS  13  8ou)  16 
©rän  feinen  ©ilberS  gefchlagen  würben.  <$i  gehen  »on  ben* 
felben  9Vk  ©tuef  auf  bie  ferne  fölnifche  SRarf.  9Ran  hat 
gange,  halbe,  Viertel  -  unb  Echteler onentt)aler  unb  rechnet 
ben  brabanter  Äronenthaler  =  1  Söjlr.  10  ©r.  16*>  9>f- 
6on».  =  1  ^hlr.  15  ©gr.  9  $f.  ?)reup.  unb  bie  bab., 
bair.  unb  würtemberg.  Äronenthaler  =  1  %^\x.  12  ©r.  Qon». 
=  1  2b>.  17  ©gr.  3  |)f.  5>reug.  , 

firopf  hfipl  tme  unfcbmerjbaft/,  meift  langfam  fich  ent* 
wicfelnbe  unb  bann  Sahire  lang,  oft  bae~  gange  8eben  hin« 
burch  beflehenbe  ©efchwulfl  an  bem  »orbern  unb  untern 
SEbeile  beS  £alfeS,  bte  burch  eine  »ergr^erung  ber  ©chilb« 


uigiii, 


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Kropf  6 

brfife  bebingt  unb  fcinfldjtltd)  ibreS  UmfangeS,  i^rer  ©eftalt 
unb  ibrer  J&ärte  frbr  »erfcbiebcn  ift.  Dicfe  (vi cid) an:: fr  be* 
fd^rdnft  ficb  entweber  auf  eine  Hälfte  ber  ©cbilbbrüfe  ob« 
nimmt  birfe  gan)  (in  unb  wirb  juweilen  ungebcuer  groö, 
fobaß  fte  ben  Umfang  von  brei  ober  »ier  SWannSfäuften 
erreicbt.  3m  Anfange  jeigt  bie  fie  bebecfenbe  Haut  feine 
SBeranfeeruitg ;  vergrößert  fte  ft'cb  aber  in  beträebtlieberem 
©rate,  fo  fcbroetlen  bie  SMutabern  beS  HalfeS  unb  ber  ©es 
febwulfl  an  unb  erweitern  fieb.  3fl  ber  Kropf  erfl  »or  Kur* 
jem  entflanben,  fo  fü^It  fid>  berfelbe  gewöbnlid)  elaflifcb, 
weieb  unb  gleichmäßig  an,  ift  fcicö  aber  febon  längere  3eit 
brr,  fo  wirb  er  frfler ,  an  einzelnen  (Stellen  ganj  bau  unb 
uneben,  unb  »erbinbet  fieb  nacb  u"b  na$  mit  ben  nabege; 
(egenen  Steilen  fo  fefl,  baß  er  feine  biSberige  ©ewegliebtcit 
ganj  »erliert.  Sieb  felbjl  überlaffen  vergrößert  ficb  berfelbe 
immer  mebr,  nur  in  fcltenen  fällen  gebt  er  in  Gntjünbung 
unb  ©terung  über,  worauf  er  fleiner  ju  werben  ober  auc$ 
ganj  ju  »cifdbroinben  pflegt.  3m  Anfange  »erurfaebt  er  xot: 
nige  ober  gar  feine  JBefcbwerben,  wirb  er  aber  größer,  fo 
wirb  bie  Stimme  nach  unb  nacb  rauber,  baS  Z dringen  unb 
Qttbmen  bebinbert  unb  eS  flellen  fieb  beftige  Huftenanfälle  ein, 
bie  ficb  bid  jur  ©rfiitfung&gefabr  fleigern  fönnen.  ©leid»; 
jeittg  bäuft  fi4>  in  golge  beS  erfebroerten  SMutlaufeS  bureb 
bie  HalSgefäße  baS  äölut  in  ben  ©efäßen  beS  Kopfe«  an, 
baS  ©cficbr  wirb  aufgebunfen,  bläulieb,  eS  flellen  ftd>  bäu* 
ftge  Kopffcbmerjen  ein  unb  mitunter  fommt  eS  jum  ©cblag» 
fluffe.  Uber  bie  Crnrficbting  beS  JCropfeS  ift  man  noeb  im 
Ungewiffen.  ©rfabrungSgemäß  ifl  berfelbe  in  tiefen,  engen, 
jwiföen  boben  Sergen  gelegenen  Skiern,  wie  fie  J.  8». 
tn  ber  ©cbweij,  namentlich  im  watlifer  2anbe,  in  ©aljs 
bürg,  in  ben  hörenden  u.  f.  w.  »orfommen,  gewiffermaßen 
rinbeimtfeb  unb  wirb  bafelbfl  »orjüglid)  bei  ben  fogenannten 
ÄretinS  (f.  b.)  angetroffen,  obfc&on  er  niebt  n'otbwenbig 
mit  bem  KretiniSmuS  »erbunben  ijt  05  abrr  nun,  wie 
man  brbauptet  bat,  bie  in  folgen  Sbälern  eingefcbloffene, 
flodenbe  unb  bureb  SBinbe  feiten  ober  gar  niebt  erneuerte 
unb  gereinigte  unb  mit  t>te(er  Scucbtigfrit  gefebwangerte  ruft 
ober  ber  ©enuß  fceS  bafelbfl  eine  SÄenge  fcbwerlöSlicber 
©alje  entbaltenben  GueDroafferS  unb  beS  burd)  ba$©cbmels 
jen  beS  £  ebnet*  entflanbenen  SöafierS  als  Urfacbeu  ber 
Kröpfe  berraebtet  werben  bürfen,  iß  bezweifelt  worberu 
Denn  man  beobachtet  Kröpfe  aud)  in  ganj  flacf)  gelegenen 
©egenben,  fowie  auf  ben  ©ebirgSböben  felbfl.  3m2tllgemeU 
nen  finb  grauenjimmer  ber  (Sntfiebung  »on  Kröpfen  beU 
weitem  mebr  ausgefegt  als  baS  männltcbe  ©efcblecbt,  jün* 
gere  Verfemen  mebr  als  ältere,  gerner  begünjtigt  bie  ©fro; 
pbelfuebt  ibre  Cntreicfeluna  außerorbentlid),  Helten  fommt 
er  angeboren  »or  ober  entflebt  unter  83egünfligung  einer  er* 
erbten  Anlage.  'Uli-  befonbere  SSeranlajfungcn,  bie  ibn  jus 
weilen  ungewöbnlid)  fcinelt  l?erbe ifübren ,  bat  man  biSber 
forderliche  ^(nflrengungen  mannirbfatber  Zxt,  beftigeä  @r» 
bredjen,  beftiged  ^Drangen  bei  ber  ©eburt,  ba$  2ragen 
fdwerer  2aflen  auf  bem  Kopfe,  öfteres  lautes"  ©cbreien, 
brinMqe 5  übermäßiges  9türfn>ärt6beugen  be6  Kopfe6  u.  bergt, 
beobarbtet.  über  bie  ^)eilbarfeit  be$  Kropfes  entfebribet 
bauptfäcbtieb  feine  Dauer,  ©rößc,  ffiefebaffenbeit,  baS  Älter 
unb  bie  förperlicbe  Qonflitution  beS  Kranfen.  -wt  er  nod> 
niebt  einen  gu  beträrbttieben  Umfang  erlangt,  unb  ifl  ber 
Kranfc  nod)  jung,  fo  bat  bie  Teilung  feine  großen  ©djroies 
tiflfeiten,  ifl  er  bagegen  febrgroß,  fefl  unb  bort,  unb  fommt 


4  Kröte 

er  bei  ältern  9>erfonen  t>or,  fo  trofct  et  in  bet  Segel  tfc 
SBKrtetn. 

firösuo  ober  KrotfoJ  bieß  ber  wegen  feine«  unrrrnef, 
Itdjen  JReicbtbumS  unb  feineS  wecbfelnben  ©cbidfalJ  befarmti 
lefetc  König  »on  fybien,  ber  im  6.  Sahrb-  t>.  tyx.  ItHt 
@r  tiatte  bebeutenbe  Eroberungen  gemaebt  unb  lebte  mit  fei 
nem  ^ofe  in  floljer  ^raebt,  al«  tbn  ber  grircJf).  SBeife  S: 
ton  (f.  b.)  befuebte.  Diefera  xeigte  er  feine  <2(b4?t  sä 
fragte,  wen  er  für  ben  glücfliebjlen  ©terblidben  bolte?  Sc 
Ion  nannte  mehre,  nur  nid)t  ibn,  unb  in  feinem  SStclje :: 
fränft  fragte  enblid)  K.,  ob  ©olon  nidjt  autb  ibn  für  g'ii 
tieb  ba'te?  „9?iemanb  ifl  »or  feinem  2obe  glütflitb  ju  jtfi 
ferr",  war  bie  Antwort  beä  SBeifen ,  beren  Sßabrbett  Ä.  M 
febwer  empfinben  follte.  Der  mätbtige  (SpruS  (f.c.)  fi:K 
tbn,  nahm  iim  gefangen,  raubte  ibm  Krone  unb  Äricbthj 
mer  unb  oerurtbeilte  ibn  felbfl  jum  geuertobe.  <25djon  ftr; 
K.  auf  bem  «djeiterbaufen,  ba  gebadete  er  beS  Selon  ar; 
rief  laut  beffen  9lamen.  Qx)xuS  fragte  nad)  bet  Urfacbe  t: 
feS  5tuSrufS,  erfubr  beS  ©olon  ÄuSfpruci,  baebte  an  ^ 
felbfl  unb  febenfte  bem  K.  baS  reben,  ber  nun  fem  %mi 
unb  Sfatbgeber  würbe  unb  no<b  unter  KambpfeS  lebte.  Xr: 
fer  wollte  ibn  binriebten  taffen,  boef)  bem  K.  glüdte  rf  an 
jweiten  SJeale,  ber  ÜobeSgefabr  ju  entgeben. 

ärötc  ifl  eine  ju  ber  gamilie  ber  grÖfcbe  (f.  b.j  ■ 
börige  Amphibie,  weldje  ficb  »on  ben  eigentlicben  Jwfi:; 
baburrb  unterf Reibet,  baß  fie  meifl  nur  (angfam  fnecbn 
nicht  hüpfen  fann,  roeit  ibre  Hinterbeine  oft  niebt  viel  lc 
ger  als  bie  SJorberbeine  finb.  Die  Kröten  baben  einen  ttte 
plumpen  reib,  ber  mit  Söarjen  bebedt  ifl,  auS  bene»  n 
[cbarfev  ©aft  auSfcbwifet.  Der  Kopf  ifl  geroölbt  unb  re 
ben  Äugen  äufammenqebrücft  unb  bat  eine  bureblöcberte  Bs- 
hinter  ben  Dbren.  3(n  ben  Hinterbeinen  befindet 
ben  meiilen  eine  balbe  ©dnvimmbaut;  fte  leben  aber  nrr. 
niebt  fowot  am  unb  im  SBaffer,  fonbern  mebr  an  bunl;!; 
febattigen,  fruchten  Orten,  ©ie  fommen  fletS  beS  9W^ 
ber»or,  um  Nahrung  \u  fueben,  bei  Sage  nur  bann,  w* 
eS  geregnet  bat.  SBäbrenb  beS  SBinterS  fdjlafen  fie  in  -je: 
len,  welebe  fte  fieb  felbfl  graben,  ©ie  baben  ein  unjrnr 
jäbeS  Seben  unb  fönnen  febr  lange  ohne  Nahrung  wilfix- 
©eroöbnlicb  bält  man  fte  für  giftig,  fte  finb  eS  aber  ml- 
fonbern  ii)r  Urin,  weleben  fte  »on  fieb  fptiften,  tets 
fte  gereijt  werben,  oeturfaebt  nur  ein  unbebeutenbeS  ßn- 
nen,  wenn  er  auf  bie  Haut  be«  fWenfcben  fommt — £* 
gemeine  Kröte  ifl  oben  rothbraun,  wot  aueb  feb«wr.Ji 
ober  olioengrün,  unten  blaßrötblicb  unb  wirb  brei 
©ie  fann  Sabre  lang  obne  Slabrung  erifliren  unb  min  t: 
fogar  in  ©teinen  lebenbe  Kröten  gefunben,  welebe  r~: 
ber  noeb  einige  3eit  lebten;  fogar  mitten  in  Hrtjjhtdcn  s 
man  einzelne  foleber  2biere  geftinben  baben.  D«  9atttdr 
feber  fönnen  ben  3ufammenbang  biefer  auffaUenben  finci-r 
nung  noeb  niebt  ciliaren.  —  Dte  Kreujf  röte  ober-ßat- 
unfe  ift  olioengrün  unb  bat  mitten  über  bie  ränge  brf5- 
rfenS  eine  gelbe  Cinie  unb  an  ben  ©eiten  eine  auSar^ 
rötbliebe  Kante.  Die  SBarjen  auf  bem  Kürfen  ftnt : 
braun  unb  bei  ben  Ohren  unb  ben  2Jfunbreinfe!a  Kap-; 
2Cn  ben  ©eiten  befl  »auebS,  an  ben  »einen  unb  am*«': 
ficht  man  unregelmäßige  oltoengrüne  gleefe.  ©ie  bat  tta 
©ebtvimmhaiit  unb  feine  SSulfle  binter  ben  Obren;  atc  ' 
ber  bobten  .»>anb  ber  ^interfüpe  bat  fte  jwei  MxXncz 


'  Digitized  b 


Krug 


6*5 


Krystalle 


><»t,  welche  Ihr  Mm  kaufen  unb  Klettern  Dtenfle  Ieiflen. 
Ran  ftnbet  fte  an  feuchten  Ufern,  in  Seilern,  nttem  ©e» 
iduer  u.  bgl.  unb  fte  verbreitet  einen  Übeln,  abgebranntem 
;cbießpul»er  dbnlicben  ©mich.  Die  SRdnnd&en  bringen  ben 
umpfflagenben  2on  Unf!  Unf!  beroor,  inbem  fie  bie  Kehle 
>eit  aufblafen.  —  SRunterer  unb  bebenber  als  bie  meiflen 
brigen  Kröten  tfl  bie  grüne  ober  »erdnberlicbe  Kröte, 
eren  ©runbfarbe  weif  mit  großen  grasgrünen  Steffen  ifl. 
uf  ben  weißen  Stellen  haben  bte  SBarjen  einen  rotben 
»unft.  SBenn  bie  (Sonne  auf  biefeS  2hier  fefieint,  fo  wirb 
ie  ^wut  beffelben  glanjloS  unb  febwifct  eine  ftinfenbe,  dfcenbe 
euc&tigfeit  auS.  ©ie  lebt  befonberS  in  bem  fübL  granf* 
id),  auch  um  $ariS  unb  im  Sfecflenburgifcben.  —  3n 
n  ©tbweij,  in*ben  JRheingegenben  unb  um  $ari$  ftnbet 
lan  febr  bduftg  bie  af$graue  Kröte,  welche  oben  blau« 
d)  fc^warjgrau  mit  einzelnen  febroarjen  Siecfeu  ifl  unb  an 
ber  Seite  beS  JRücfenS  eine  JHeibe  größerer  SBarjen  bat. 
nter  bem  febeibenartiaen  Obre  liegt  eine  tiefe  SBulfl.  Die 
tinterbeine  finb  um  einen  3 oll  langer  alS  bie  SSorberbeine. 
)er  5Ion,  welken  biefe  Sbiere  hervorbringen,  gleist  bem, 
'elcber  bei  Reibung  einer  ©laSglocfe  entftebt.  Die  SBeib* 
«n  fdblingen  ü)re  Grierfebnure  um  beibe  ©ebienbeine  unb 
thalten  biefelben,  bis  bie  Kaulquappen  hervorbrechen.  —  Die 
euerfröte  ifl  bie  fleinjle  von  ben  bei  unS  lebenben  Krö* 
n.  3br  JKücfen  ifl  bunfelolioengrün  ober  bräunlich  unb 
tatt  ftöroarj  geflecft,  ffiaueb,  Kehle  unb  Beine  fttib  föwar^ 
lau  unb  rotbgelb  geflecft.  ©ie  t?at  lange  Hinterbeine  mit 
injen  ©cb wimmbauten  unb  fann  gut  l-üpfen.  ©ie  lebt  im 
Baffer  unb  in  ©umpfen  unb  gibt  einen  bumpf  flötenben 
!on  »on  ftdr> ,  baber  fie  wol  au<£  Unfe  genannt  wirb. — 
>ie  braune  ober  SBafferfröte  bat  nur  auf  bem  9tücfen 
lent'ge  SBarjen.  ©ie  ifl  hellbraun,  hat  einen  tollen  Strich 
uf  ber  SHtte  be«  SlücfenS  unb  bunfclbraune  glecfe.  Der 
Saucfi  ifl  gelblich.  Zn  ben  mit  ©$wimmbduten  »erfebenen 
>interfüßen  bat  fie  noch  eine  fedbSte  3tbe.  SBenn  man  fte  dng* 
igt,  fo  verbreitet  ffe  einen  fnoblaucbartigen  ©erueb.  —  Die 
i  Jöraftlien  unb  Strginien  lebenbe  gehörnte  Atröte  $at 
•gelförmige  Xugenliber,  welche  wie  Börnchen  emporfleben. 
>aö  SBeibcben,  welche«  fecbS  3oll  lang  wirb,  ifl  oben  bun« 
•Ibraun,  bat  bunfle,  beHgefdumte  £üften  unb  über  Kopf  unb 
tücfen  einen  breiten  hellgrünen  ©treifen  unb  ifl  auf  dbnj 
cbe  SÖBcife  auch  an  ben  antern  feilen  gejeiebnet.  Da« 
'Jdnnc^en  bat  auf  bem  Kiefen  febön  orangegelbe  ©treifen 
ab  ifl  üterbteS  mit  grünen  unb  rotbbraunen  glecfen  gejeiebs 
rt.  Der  ©auch  ifl  golbgelb.  'Auf  Würfen  unb  ©ef>enfeln 
nb  fiacbelnrtige  SBarjen;  ber  Äopf  nimmt  ein  Drittbeil  brt 
mjen  X6rperö  ein  unb  in  bem  großen  9??aule  ifl  bie  3unge 
jrn  angewaebfen.  —  üWocb,  größer,  über  adn  3oß  lang, 
>irb  bie  ©eerrdte  ober  .liefen? röte,  bie  einen  edigen 
tücfen  unb  Hnter  ben  Obren  eine  fleifcbige,  b^afebgraue, 
bwarjpunftirte  SJulfl  f)at.  Der  aft^graue  ÄÄrper  (>at  t>tü* 
raue  ober  gelbliche  gleden  unb  große  SBarjen;  ber  Äopf  ifl 
hbltcb.  Diefeö  Sbter,  welfbed  eine  brummenbe  ©timme 
xt,  fnbet  man  in  ben  fu mengen  ©egenben  ©übamerifaS. 

Äru«  (SBiu).  Sraugott),  Cbrenprofeffor  ber  ^bilofopbte 
t  ?etp3tg,  würbe  1770  ju  Wabi*  bei  ©rdfenbaintben  in 
er  jefct  preuß.  |>rooin}  ©aebfen  geboren,  bereitete  ftd>  auf 
et  8anbe$f<fru(«  ju  yfaxta  jum  afabemifeben  ©tubiuro  eor 


unb  befugte  feit  1788—  94  bie  Unwerfttdten  Wittenberg, 
Sena  unb  ©ftttingen.  3n  bem  le^tgenannten  3abre  erwarb 
er  fi<b  in  SBitrenoerg  \>ai  Stecht,  S$orlefungen  bei  ber  Uni* 
berfttdt  ju  balten  kunb  naebbem  er  bereits  eine  große  Änja&l 
»on  ©tbriften  oerfaßt  batte,  würbe  er  1801  jum  außeror* 
bentlitfeen  ^Orofeffor  ber  ^PbÜofopbie  in  Jfranffurt  an  ber  Ober 
ernannt.  Orr  bilbete  nun  ein  neues  ©pffem  ber  9>bilofopbje 
auS, .weites  er  tranStenbentalen  ©pnt^etiSmuS 
nannte,  in  welchem  er  eine  Ausgleichung  ber  £auptricbtunj 
gen  ber  SSBtffenfcbaft  verfugte.  Gr  betrachtete  bie  $hii°< 
fophte  als  bie  SBijfenfchaft  oon  ber  urfprunglict)en  ©e« 
fefemdßigfeit  beS  menfchlichen  ©cijleS  in  feiner  gefammten 
Sbdtigfeit  unb  fanb  wo(  beim  großen  publicum,  nicht 
aber  bei  ben  9H>itofopfcen ,  gegen  welche  er  felbfl  in  ©trett* 
fefa^riften  auftrat,  3(nerfennung.  3m  3.  1805  würbe  Ä. 
orbentlither  9>rofeffor  ber  ^ht'ofophi«  ju  Ä6nigS6erg,  unb 
1809  fam  er  in  gleicher  @genfcf>aft  nach  Sripjtg.  SKit  QU 
fer  nahm  er  an  bem  Kampfe  S^eil,  melier  ftd^  1813  jur 
Befreiung  DeutfchlanbS  erhob,  inbem  er  fid)  ben  reifenben 
Sdgern  beS  fachf.  JÖannerS  anfd>loß.  9?achbem  er  feine  QnU 
laffung  als  Wtttmeifler  h  la  suite  erhalten  harte,  wenbete  er 
ffc$  wteber  ber  JEhätigfeit  als  ©cbriftfMer  unb  Unit>erfttdtSx 
(ebrer  }u.  dt  arbeitete  bis  in  bie  neuefle  3eit  mit  reblicbem 
Gifer  jur  Verbreitung  einer  allgemeinen  SBilbung,  inbem  er 
fich  in  jablrctchen  ^lugfchriften  über  alle  3titofgebenbeiten 
ausließ.  3m  3.  itMO  ernannte  ihn  bie  tfaeologifche  gacuU 
tdt  ju  2eip}ig  jum  Doctor  ber  Zb'ologte  unb  18.14  rr^rlt 
er  auf  wieberbolteS  fBerlangen  feine  SntlafTung  als  orbents 
lieber  ^h-ofeffor,  tnbem  ihm  ^ugletcb  eine  ?)enfion  unb  ber 
Eitel  eines  SbrenprofefforS  mit  allen  fechten  eines  wfrflt» 
eben  9>rofeffoT8  juerfannt  würbe.  Ä.  fchrieb  feine  ©elbfl* 
biographie  unter  bem2itel:  „Steine  SebenSretfe  in  fecbS  ©ta« 
tionen  »on  UrceuS"  (2pj.  1826),  ju  welcher  a(S  Nachtrag 
erfch.  ien :  „Seipjiger  greuben  unb  Reiben  im  3ahre  1830  ober 
baS  merfwürbigfle  3ahr  meines  SebenS"  («eipj.  1831). 

finjßloUe  nennt  man  bie  regelmdßigen,  oon  ebenen  gld» 
ch«n,  Kanten  unb  fünften  begrenjten  Äörperformen,  in  weis 
cVn  gewiffe  Mineralien,  welche  burch  Äunfl  ober  Slatur 
bergeflellt  finb,  erfebeinen.  'SBte  bie  organtfeben  SBefen  au« 
Snbtoibuen  »on  eigentümlicher  ©eßalt  Urnen,  fo  ifl  bie« 
feS  mahrfebeinlich  auch  bei  allen  anorganifeben  ©ubflanjen 
ber  gaB.  3nbeß  finb  bie  anorganifeben  ©toffe  gewöhnlich 
fo  untereinanber  gemengt  unb  dußerlicb  wol  auch  burch  Situ 
ben,  ©toßen  u.  f.  f.  fo  »erflümmelt ,  baß  man  jene  2Cu6bil= 
bung  ju  befonberS  gefalteten  3nbi»tbuen  nicht  wobl  w»t;r= 
nimmt  Diefe  tritt  »orjugS weife  ba  beroor,  wo  in  ber  9los 
tur  ober  buTtt)  Kunfl  ein  ©toff  auS  emer  Vtuflö funjj  aOmdlig 
m  ungefl6rter  Slufae  fich  hat  auSfcheiben  Wnnen,  m  biefem 
galle  erhält  man&rpftallbilbung.  ©o  j.  B.  frpflallifirt 
baS  gemeine  Äücbenfa^j  auS  reinem  SSaffer  in  SBürfeln  ober 
£eraebern,  wie  umflehenb  Äbbilb.  1  jetgt,  2flaun  (Ttbbilb.  2) 
in  oftaebrifeben  Ärpjlallen,  ©itterfalj  (2tbbtlb.  3),  ©lauber» 
falj  (Hbbilb.4),  Salpeter  (2thbilb.  o),  3u<fer*  unb  Äupftr* 
»itriol  in  fdulenförmigen  ©eflalten.  JBei  ben  meiflen  mint» 
ralifchen  ©toffen  ifl  inbeß  baS  SBorhanbenfein  »on  KrwflaOen 
noc$  an  bem  fröflallintfcben  ©efüge,  b.  h.  an  ber  res 
gelmdßigen  ©truttur  ibred  3mtern  gu  erfennen.  Die  3ns 
bwibuen  ber  organifchen  SBelt  jeigen  überatt  runblicb^e  gor» 


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Kuflache  Schrill 


mm  unb  ibte  2fu«bilbung  gefftebt  fo,  baß  fit  pon  innen 
fif  entwicfeln.  Sagegen  jetgen  bie  3nbipibum  bet  anorga* 
triften  ffielt,  bie  Ärpjlalle,  nur  ebene  unb  ecfige  gönnen 


unb  ihre  3fu«bilbung  gefftebt  burf  tfnbdufung  pon  außen. 
Saß  fif  bei  ibnen  aber  bie  regelmäßige  SJilbung  auf  in« 
3nnere  fortfefce,  erfennt  man  ff  on  baran,  baß  fie  fid^  naf 
gewiffen  Stiftungen  leiebter  fpalten  laffen,  al«  naf  anbem 
unb  Paß  fie  in  jenen  Stiftungen  gefpaiten  immer  wieber  res 
gelmäßige  ©eftaltm  geben.  Sie  Ärr>fMe  unb  tf>re  SBtlbung, 
bie  Ätpftallifation,  bieten  eine  9J?enge  für  ben  Statur* 
forff  er  b6f  (l  nurrwürbiaer  (Srff  einungen  bar,  unb  um  bie 
Ärpftalle  leichter  ju  überfeben,  auf  um  ben  3ufammenbang 
bet  übrigen  gtgenff  aften  ber  ©toffe  mit  ibren  eigentbutm 
lifen  Ärpjiallformen  rennen  gu  lernen,  bat  man  biefelben 
naf  ihrer  matbematiff  en  ©ejtalt  in  fogenannte  Ärpftall» 
fpjieme  georbnet,  über  weife  bann  eine  eigne  2B iffenff oft, 
bie  Ärpjiallograpbic,  Slefenffaft  gibt 

Eufiachf  Schrift  ift  bie  dltefie,  ber  altfpriff  m  naf  ge* 
bUbete,  arab.  ©frift,  weife  fren  Stamen  von  Äufa,  ei* 
ner  ©tabt  im  $affaltf  JBagbab  bet  tütf.  $ropim  3raf 
flrabi,  bem  ©Ifce  be«  Äbalifen  Äli,  bat.  ©pdter  tft  bie* 
felbe  burf  bie  Ült&Hs  ober  jegige  arab.  ©frift  Pcrbtdnat 
morben,  weife  jebof  auf  altertbümlif en  Urfprung«  ift. 
Stetig  i|t  bie  fuftff e  ©frift  befonber«  gut  €ntjifferung 
ber  m  ibr  abgefaßten  Snff  riftm  auf  ben  fufiff  en  SBün» 
je n  unb  auf  anbem  Senfmalern  ber  dttern  arab.  ®eff  if  te. 
teolf  c  SRünjen  bat  man  in  ©olb,  Silber  unb  Äupfer  in 
großer  Xngabl  an  ben  Äüflenpldfcen  be«  baitiff  m  STOeere« 
gefunben.  ©efonber«  baufig  finb  fie  in  ben  Dfifeeldnbern  unb 
fte  muffen  burf  ben  «öanbel,  bet  frübet  mit  ben  mobammeb. 
SJilfern  lebbaft  betrieben  würbe,  bjerf)et  gefommen  fein. 

6.11  gel  ifi  ein  Äirper,  weifet  t>on  einet  $I<$f e  einan 

ßfloffen  wirb,  in  bet  alle  fünfte  gleif  weit  pon  einem  fünfte 
ber  SRitte  be«  ÄorperS  entfernt  finb.  liefet  Vunft  beißt 
bet  SRittelpunft  obet  tag  Gentium  bet  Äugel,  bie 
Sldfe,  weife  bie  Äugel  begrengt,  ifi  eine  Äugelfidf  e. 
Sie  €ntfernung  irgenb  eine«  fünfte«  ber  Äugelfidfe  t>on 
bem  SRittelpuntte  tp  ein  ^albmeffer  obet  Stabiu«  b« 
Auge!  unb  eine  gerate  Sime,  weife  einen  9>unft  bet  ÄuaeU 
fldf  e  mit  einem  anbem  Perbinbet  unb  gugleif  burf  bm 
SRittelpunft  bet  Äugel  gebt,  ift  ein  Surf  meffet  obet 
Siametet  ber  Äugel.  SBenn  man  ftf  bie  Äugel  naf  ir» 
genb  einet  Stiftung  pon  einet  Cbene  burf  ff  mtten  benft 
fo  wirb  burf  ben  ©f  nitt  in  bet  Äugelfidf  e  auf  bet  ff  net» 
benbm  ebene  jebeSmal  einÄrei«  (Äugelfreifl)  abgegremt, 
tiftb  wenn  bet  ©f  tritt  burf  bm  SRtttefyunft  bet  Äugel  gebt, 


6  Hubpocken 

fo  entftebt  ein  Ätei«,  beffen  Surfmeffer  gfetf  bem  ©unb- 
meffer  bet  Äugel  ift,  unb  weifet  ein  größter  ÄtetS  at> 
nannt  witb.  ©teilt  man  fif  einen  folf en  grfßten  $.xt\i 
»or  unb  überbie«  in  ber  Äugel  einm  2>urf meffer,  »elf» 
fenfref  t  auf  ber  gbene  jene«  Äreifrf  fiebt,  fo  nennt  man 
bie  fünfte,  in  weifen  tiefer  Durf meffer  bie  Äuaelflid;; 
trifft,  ?)o  le  unb  ben  Surf  meffer  felbjl  eine  2Cre  m  tft.- 
gug  auf  jenen  gr&ßtm  ÄreiS.  ©te&t  man  ftf  bret  gtißti 
Ärtife  t>or,  »on  bmm  je  jwei  einanber  ffnetbm,  fo  ffitt: 
fen  auf  bet  Äugelfldf e  je  bret  SBogm  biefet  Äteife  eine 
rrummliniae'  ffigur  ein,  weife  ein  Äugelbreieef  »ber  rra 
fpbdtiff  e«  ©teieef  beißt.  Sie  Söerbdltniffe,  weife 
ff  en  ben  ©eiten  unb  S&infeln  biefet  Steiecfe  obwalten,  be> 
traftet  bie  fphanfcbf  Srig Dnamettie.  Set  I6rperlic^ 
Snbalt  ber  Äugel  ifi  nof  einmal  fo  groß,  wie  bet  Snbalt  M 
Äegetö  unb  2/*  von  bem  Snbalte  be6  Splinbert,  wenn  Äegri 
unb  Üplinbet  gut  ®afi$  ben  größten  ÄreiS  bet  Äugel  baka 
unb  jugleif  mit  biefet  von  gleif  et  £6be  finb.  Sie  nn  man 
bie  3abl  12,5663708  mit  bem  £luabrate  beS  ^aumeffcrl 
bet  Äugel  multiplicirt,  fo  erhält  man  bie  ©tdße  ber  tu: 
fläche  ber  Äugel,  fowie  4,1887903  multiplirirt  mit  bet  bm.- 
ten  Motens  be«  ^albmeffetfi  bm  f 6rperlif  m  Snbatt  oet  Au 
gel  gibt. 

6uhpockmt  ©fudporlen,  ©fu ^blättern  fbt 
eine  an  ben  Sutern  bet  Äübe  vorfornmenbe  unb  von  birfeo 
auf  ben  SRenff  en  ubertiagbaie,  taff  »etlaufenbe,  anflef  err; 
ÄuSff  lagöfranfbeit,  bie  anfangs  in  entjühbeten  Än6tfenbe> 
fleht ,  mit  einem  ffild&f  en  an  ihrer  ©ptfce  (weif  tf  naf  ual 
naf  gt6ßet  witb,  in  bet  Sffitte  einen  Gfinbrud  je  igt  tmt 
eine  erft  helle  unb  burf  ftf  tige,  bann  perlenfatbige,  fpäta 
trübe  unb  eiterartige  gfeuftigreit  enthält),,  nur  am  8.,  9, 
10.  obet  11.  Sage  (»on  bet  3mpfung  an  getef net) 
Sicher  begleitet  wttb  unb  mit  JBÜbung  eine«  btaunm  eba 
ffwarjm,  etwa«  erbabenm,  bomartigen  ©forfü 

enbigt.  Siefe  2tuSff Iag6franfbeit ,  weife  burf  übrrttagu» 
ber  ÜRaufe  ber  |)fetbe  auf  Mbt  bei  tiefen  entheben  ftü 
ftf  abet  wol  auf  von  felbff  mtwitfeln  mag,  bat  eine  b^ 
JB  ehe  Utting  erlangt,  feitbem  bet  engl.  Xt)t  Renner  (f.  t 
bie  entbeefung  maf  te,  baß  fie  gegen  bie  SRenff  enblattea 
ff  ü|e.  Sof  beftb.cn  tiefe  wohlthätige  ©f  u&fraft  nur  Itt 
echten  Äubpodfen  unb  bar  um  ift  t§  h'öchfl  wtftig,  mit  ba 
Äennjeif en  befannt  w  fein,  weife  bie  eften  Äubpo&s 
pon  ben  unef  tm  untetff  eibtn.  ©ogleif  naf  flattgefuntesn 
Smpfung  läuft  bet  Smpfftif  obet  Smpfi'f  nitt  etwa*  af, 
perff  winbet  abet  balb  fajt  fpurlo«,  fobaß  am  jweitm  Sage 
wenig  mebt  bapon  »u  febm  ift.  Orrft  naf  bteimal  24  ©tun» 
ben,  juweilen  auf  fpätet,  namentlich  bei  fefjr  jungen,  fflaf. 
fen  unb  trägen  Äinbem,  geigt  fif  an  bm  3ntpnte0es  etn 
fleiner  rotber,  etwa«  barter  unb  erbabenet  gltcf.  Siefa  «t» 
gr6ßert  ftf  am  Pierten  Sage  unb  erbebt  fif  gugtetf  in  m 
auf  unter  bet  gaut  fühlbare^  frei«»  obet  Idnglif runbeS, 
birfeforngroße«  Änötfm,  weife«  am  fünften  Sage  cnUm> 
fang  guntmmt  unb  an  feiner  ©pige  ein  fltine«,  balbbunf» 
ftf  tige«,  weißlife«,  in  ber  Witte  eingebrüefte«  S3läSdr>en  bc 
fommt,  fobaß  baffelbe  »on  einem  ff  malm,  »tben,  wul£ 
gen  ütanoe  ooet  ^poie  umgeoen  ericpeinr.  am  lecpstca  u..t 
ftebenten  Sage  wirb  ba«  JBläSf  en  breiter  unb  etbabenet  ust 

9».  w  ■»  *»  *■»  »s»^gfe* 


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Kuhpocken 

hter,  breite:  un&  glänjenbrotb  wirb  unb  ju  juefen  beginnt, 
m  aebten  Sage  gelangt  enbliS  bie  Duftet  ju  ihrer  oofc 
mmenen  ÄuSbilbung.  Da*  Bläschen  bat  je{$t  bte  ©räße 
ner  grbfe,  bie  in  ihm  enthaltene  Üpmpbe  ifl  meijt  noS 
B,  beginnt  aber  manchmal  1*0 n  ftch  ju  trüben;  ber  rothe 
fSwolIene  Umfrei«  wirb  fcbmerjbaft  unb  einige  ginien  breit 
n  biefem  ober  am  folgenben  Sage  fr  eilt  ffdr>  ein  gelinbe* 
tebet  ein,  ba*  etwa  24  ©tunben  bis  r)*4>fien*  jwei  Sage 
mert.  äugleicb  febwenen  bie  Drüfen  unter  ben  Äpfeln  et* 
a*  an  unb  febmerjen.    Am  neunten  Sage  trübt  fieb  bie 

ber  »lafe  beftnblicbe  glüfftgfeit,  wirb  weißlich,  ober  blaß* 
:lbu'cb;  bet  noeb  tätber  unb  härter  geworbene  #of  breitet 
i)  fcbneQ  febr  weit  au*.   Am  jebnten  Sage  gebt  bie  $ocfe 

(Eiterung  Uber,  bie  SMafe,  welche  nun  ben  ©nbruef  in 
rer  SKitte  verliert  unb  einer  an  ben  Siänbent  febarf  abge» 
jnittenen  Cinfe  dt>nticr>  wirb,  füllt  [ich  mit  wirtlichem  w* 
r,  ber  ftc  umgebenbe  £°f  erreiebt  bte  Breite  von  1—2 
oB  unb  färbt  fiS  in  ihrer  näcbften  Umgebung  bunftl*  ober 
bft  bläulicbrotb,  weiterbin  rofenrotb,  in  tem  äußerften 
mfreife  blaßrotb.  Am  jwolften  Sage  beginnen  ©efSwuljl, 
'6tbe  unb  Ausbreitung  be*  f>of*  fcbneQ  abzunehmen ,  bte 
oefe  troefnet  »om  SRittelpunfte  au*  nach  außen  b«*  «n> 
irb  in  bet  «Witte  bräunlich  unb  befommt  bier  eine  Keine 
ruffe.  Tbn  13.  unb  14.  Sage  bebeeft  ftc  [ich  entlieh  un> 
r  allinäiigem  Berfcbwinben  be*  Umfreife*  mit  einem  bun» 
Ibraunen  ober  febwarjen,  harten,  botnartiaen ,  jiemlieb 
(fen,  mebr  flachen  als  balbfugelfärmigen  unb  feft  auflie- 
•nben  ©eborfe,  ber  nach  unb  nach  loaerer  wirb,  nach  et» 
a  et  cht  Sagen  abfällt  unb  eine  nicht  eben  tiefe,  freiSrunbe 
tarbe  (^oaengrübeben)  jurüefläßt,  welche  für)  <*n  *b"* 
Tuntflädie  bureb  einige  fleine,  bunfelgefärbte  ©rübeben  au** 
ichnet.  AI*  wefentlicbe  Werfmale  echter  Jtubpocfen  finb 
>er  »u  betrachten:  ber  nicht  »or  bem  britten  Sage  nach  bet 
mpfung  bemerfbare  Anfang  ber  Bilbung  be*  Änötcben*, 
e  betriebene  gorm,  #ärte,  Auöbebnung  biefe*  unb  bet 
uftel  in  ben  genannten  Setträumen,  bie  angegebene  Sauer 
efet,  ba*  jur  genannten  3eit  eintretenbe  Sieber,  bie  Seit 
nb  Art  ber  Bilbung  be*  rotben  #ofe*,  bie  bezeichnete  @e* 
alt,  Aärte,  Dicfe  unb  Befeftigung  be*  <3tborf§,  enblicb 
e  Befcbaffenbeit  ber  $ocfengrubc  Unechte  jtubpoeren, 
e,  wie  fchon  erwäbnt,  ntdit  gegen  bie  ÜJfmfcbcnblatteni 
?üfcen,  geben  ftcb  al*  folcbe  bureb  folgenbe  Abweisungen 
«  erfennen.  ©ie  beginnen  febon  am  »weiten  Sage  naa) 
ar  3mpfung  ober  noeb  früher  [ich  tu  btlben,  haben  niebt 
e  gehörige,  oben  bejeiebnete  gorm  ber  erbten,  fonbern  eine 
igleia)e,  eefige,  längltcbe  ober  jaefige,  erreichen  fogleicb  ei« 
tn  beträd;tl:chern  Umfang  unb  entjünben  fid)  ftärfer,  cljne 
iß  fieb  boeb  ber  regelmäßig  befebriebene  tott)e  £of  bitbet, 
erlaufen  überhaupt,  wa$  ihre  gntwicfelung  anlangt,  unre* 
Mmäfiig,  im©an)cn  weit  tafeber,  fobaf)  bie  fcbneQ  entftam 
men  |)ufte(n  febr  balb  in  Eiterung  äbngeben  unb  [ich  fchon 
in  6.  »bet  7.  Sage  in  einen  gelben,  rauben,  unebenen  unb 
dem  ©eborf  oerwanbeln.  Sergleicben  unechte  Äuhpocfen 
ttjlebin  auf  mannicbfad)e  Ztt  unb  jwat  entwebet  1)  weil 
ie  jur^mpfung  benugte  8>;mphe  nichts  taugte,  fei  e§  nun, 
aß  fte  au*  unechten  9ocfen  ober,  wenn  auch  au6  echten, 
oef)  bureb  Aufhaben  u.  bgU  in  ihtet  gehörigen  <&itwtc?e« 
mg  geflorten  Ruffeln  ober  auch  au*  gehörig  gebilbeten  00t 
bet  nach,  bn  rechten  3eit  entnommen  war,  ob«  bafj  fte 
urtb  lanae  Ttufbfiuahruna  otlitten  borte:  21  weil  ber  'Xmtif» 


Kukuk 

fing  franf ,  namentlich  mit  »erfchiebenen  ^>autau«fcht4gen  be. 
haftet  war,  ob«  3)  weil  bie  3«npfung  mit  einer  unreinen, 
rofHgen  Sanierte  boUjogen  würbe  u.  f.  w.  £ie  echten  Äuhf 
pocTen  finb  al5  eine  burch  einen  befonbern  AnflecfungSfioff 
fünfilich  oeranlaßte  2fuöTcbIocjSfronfr>eit  milb  unb  unfehäblich 
unb  verlaufen  in  bet  Siegel  fo  gelinb,  baf  e§  feinet  annn> 
lieben  «ebanblung  berfelben  bebarf,  fonbern  baf  c»  voQfom« 
men  hinreidjt,  bte  Öe impften  gegen  franfmacbenbe  (Sinwir* 
hingen,  wie  inSbefonbere  gegen  Orfältungen,  bie  3m»f(reUen 
unb  Dorfen  felbjl  aber  gegen  JReijungen  unb  SBerlefeungen 
ju  fiebern.  GntwicfeJn  ftcb,  wie  bie$  juweilen  bet  galt  ift, 
nach  ben  jtubpoefen  üble  i>autau§fSläge,  bie  ©ctopbelfucbt 
ober  bie  engl.  Jtranfbcit,  fo  gefa>ieht  bieö  meift  nur  jufal» 
lig,  unb  in  golgt  fchon  früher  »orhanben  gewefener  3nla« 
gen.  dagegen  bat  man  nicht  feiten  bie  SBeobacbtung  ge* 
macht,  baß  bie  £ubpoc?en  bie  ©efunbbett§umfiänbe  ber  ®t» 
impften  ju  verbeffern  fchienen.  9tie  fyabtn  Äuhpocfen  bie 
Übeln  golgen  ber  3Renfchenblattern.  (Bgl.  Smpfen.) 

ftuhrett)elt  ober  Äubteigen  beißt  bie  einfoebe,  aber  in 
ben  »erfebiebenen  Hlpengegenben  manmehfach  abgeänberte  2Re* 
Iobie,  welche  bie  fchweijet  Birten  pfeifen,  fingen  ober  auf 
bem  Hlpenbome  blafen,  wenn  fte  ihre  #eerben  austreiben. 
£u  urfprüngliche  SRelobie  foU  bie  appenjeHet  fein. 

fiulutk  (bet)  ift  ein  in  2>eutfch(anb  wühtenb  beS  grüb< 
fommer«  ftcb  aufhaltenber  3ugoogel,  weichet  einen  febwacben, 
tunblichen,  mäßig  gebogenen  ©chnabel  unb  9tafenlöcbet  höt^ 
bie  mit  einem  oorfpringenben  Scanbe  umgeben  finb.  25afi 


©efSrei  be*  SRännchenl ,  welche*  [t'S  suerfi  im  April  boten 
ju  laffen  pflegt,  bot  bem  Sögel  ben  warnen  gegeben.  2>a* 
SBcibSen  bat  nut  eine  ftäSjenbe  ©timme.  faai  au*ge» 
waSfene  üÜtännchcn  ifl  am  jDberfärpcr,  Sorbethalfe  unb 
.Kröpfe  afebgrau,  währenb  bet  übrige  Unterförper  weiß  mit 
fcbwarjbraunen  Sellenlinien  ifl.  J>ie  glügelfpifeen  finb  fc^watj 
unb  bet  gleichfaQ*  fchwatje  ©cbwanj  hat  an  ben  ©eiten 
weiße  gletfen.  Die  SBeibcben  finb  juweilen  ben  «Wännchen 
ähnlich,  juweilen  haben  [ie  aber  auch  einen  braunrot  ben 
jDberfärper,  einen  weißen,  braungeftebetten,  am  SSorberbalfe 
röthtiSen  Unterfärpet  unb  btaungeränbeTte  £)berftugel  unb 
©cbwanj.  3uweilen  ift  bei  ben  SBeibSen  unb  auch  wol 
bei  !D2änna>en  bie  tofttotbe  gatbe  bie  burebau*  oorberrfebenbe. 
Die  güfe  be*  ÄufufS  finb  gelb,  bet  ©Snabel  unten  blau* 
gtun,  oben  fchwatj.  Det  ganjt  Böget  wirb  übet  einen  guß 


Digiti, 


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Kulm  (Schlacht) 

fang.  Detfelbe  tfl  feljr  fdjeu  unb  bat  einen  feilten,  fd)6; 
nen  gfag.  ©eine  Stabruna  finb  3»feften,  befonberS  Staus 
pen;  fein  Aufenthalt  ftnb  (hätten,  Eaub*  unb  ^abelböijer, 
unb  man  ftnbct  ibn  in  ganj  (Juropa,  fomic  in  Stortafien. 
Eigentümlich  i|t  bemlufuf  bie  ©cwobnbeit,  feine  (Jier  ein* 
jeln  in  anberer  unb  jwar  fleinercr,  von  Snfeften  lebenber 
8J6gel  Steft  ju  legen  unb  fie  von  biefen  ausbrüten  ju  iaflen. 
£>a  ec  fd^nell  beranwäcbjt,  fo  pflegt  bann  ber  junge  lufuf, 
um  in  bem  Reuten  Stefle  ^lafc  &u  ftnben,  bie  jungen  ober 
€ier  feiner  (Ernährer  herauszuwerfen.  —  eine  auöläiibifcbc 
Art  ifl  ber  £onigfutu!  (f.  b.). 

Äulin  ifl  ein  Dorf  im  leutmeri&er  Äreifc  bcS  lonig« 
reicbS  JBöbmen,  brei  ©tunben  von  bem  S3abeorte  Sepiig, 
berühmt  burd;  bie  hier  am  30.  flng.  is  13  gelieferte  ©dj  lacht. 


el 

ü'fr  franj.  ©enerat  Sanbümme  brang  mit  30,000  St  «? 
Sööbmen  ein  unb  fiiefj  am  29.  Äug.  in  bem  teplifcer  3M 
auf  8000  SJc.  ruff.  ©arben  unter  bem  Oberbefehle  bei  IS» 
neralö  Cftermann.  tapfer  ftelltcn  ftd>  bie  Stuften  bau  aber- 
(egenen  geinbe  entgegen  unb  wieben  nur  in  völliger  ttbmu^ 
©diritt  vor  ©chri»  rücfrodrtl.  JDfiermann  felbjt  n?ut^t  : 
linfe  'Ann  burch  eine  jtanonenfugel  abgeriffen.  35«  Ifaia 
Don  sPreujjcn  war  nach  £epli<j  gefommen  unb  hatte  btt  rafC 
#cerfübrcr  über  bie  23icbtigteit  ibrer  Stellung  unterrühm. 
Stiebt  allein  war  baS  ruff.  £eer  im  (Erzgebirge,  bei  wetyan 
fieb  ber  laifer  Weranber  fclbfi  befanb,  blofjgegcbtn,  fMtn 
wenn  bie  granzofen  nadj  föebmcn  »orbrangen,  fe  ftab  f» 
gar  ber  Stücftritt  £|treicbl  aus  bem  93ünbni§  gegen  9fcr; 
leon  ju  befürchten.  (Sin  cfir.  SDragonerregiment  würbe  wa 
bem  Äönig  von  ^reujjen  ben  Staffen  gegen  Wittag  }u$tft 


gefdjicft.  Stacbbcm  fdwn  4000  ruff.  ©arten  gefallen  waren, 
wanften  tie  übrigen  tod)  nicht  unb  SBanbamme  far>  fieb.  genö» 
tbigt,  beim  einbrechen  beS  21benbS  baS  ©efecht  abzubrechen 
unb  ein  Sager  bei  St.  ju  hieben.  SBdbrcnb  ter  Stacht 
rücften  zwei  6ftr.  ^eerelablbeilungen  heran  unb  am  nSchfien 
Sage  entbrannte  bie  todjtacbt  von  Steuern.  2luf  ben  4j>öben  von 
•St.  unb  3rbifau  war  bal  franj.  $eer  »ortbeilbaft  aufgeteilt; 
ter  rechte  glügel  befjelben  würbe  burd)  ben  (teilen  ©eierlbeTg 
gefcbü&t  unb  von  ter  notlenborfer  öebirgSjhafje  her  erwartete 
ihm  ju  $ülfe  SSanbnmtne  eine  Äbtljeilung  bei  franj.  JpaupU 
beer»,  welche  jeboep  ausblieb.  (Statt  berfclben  erfebien  um 
11  Uhr  ter  preuß.  ©eneral  Ileifl  auf  ten  noUenborfer  ^jöhen 
unb  fiel  ben  $rangofen  in  ten  Stücfen.  <it  hatte  tucch  ei« 
nen  tühnen  Bug  tie  geinte  umgangen.  ©on  allen  Seiten 
cingefchloffen,  fuchle  ftd)  Banbamme  nun  nach  ScoQcntorf  hin 
turchjufchlagen,  welche!  aber  nur  einem  2  heile  feines  £cc= 
res  gelang.  Qx  fclbfi  fab  ftch  entlich  genötigt,  ftch  mit 
bem  ©eneral  £aro  unt  10,000  SJt.  all  Irieglgefangene  ju 
ergehen.  $afl  eine  chenfo  große  3abl  granjofen  war  gefal- 
len ,  81  Jtanonen,  mehre  hunbert  2Bagen,  *wei  Äbler  unt 
trei  gähnen  fielen  in  tie  4pänte  ter  Sierbunbeten.  £iefe 
aber  fcbloffen  ftefa  fortan  in  feftem  JBertrauen  enger  aneint 
ter  unt  am  L  ©ept.  feierte  ber  Äönig  von  ^reufen  mit 


bem  ganjen  ^)eere  ten  errungenen  ©ieg  turd)  «nen 
teöbienft  auf  freiem  gelbe  bei  Ä.    25er  ©eneral  IUI 
(f.  t.)  erhielt  in  ter  $otge  ten  Sitel  eines  ©rafen  von  91 
lentorf  unt  bei  Hrbifau  lief  ter  JWnig  von  tymftn  ä 
ppramibalifchel  Ireuj  von  gegoffenem  (Sifen  jum  Änbcnta 
aufrichten,  ©pdter,  1824,  hat  auch  tie  6fhr.  Xrraeet«* 
gelb^eugmeifler  gürften  ßoUorebo  *  SJtanöfelb  (fl.  1822)  kl 
Arbifau  ein  35enfmal  errichten  (äffen.    2>ic  oben  Stberf 
2(bbilbung  jeigt  beibe  J5cnf male.  35a8  Altere  linW  in 
tergrunte,  baS  fpdtere  rechts  im  83orbergrunte. 

fiümmel,  ber  gemeine  ober  gelbfümmel,  «uebÄar 
be  tfl  eine  zweijährige,  nicht  feiten  hei  uns  witb  »ocfc'roJ 
yflanje,  welche  burd)  tie  Gultur  vervoHfommnet  ift  unD  c 
ihrem  befannten  ©amen  ein  vor jüglicbeS  ©eroürj  gibt  9« 
nimmt  tiefen  an  viele  ©peifen,  fomte  in  bal  Srot,  r» 
©cmmel,  ben  luchen;  auch  zieht  man  »ranntwetn  twj* 
ab.  25ic  jungen  SBurjeln  tel  ÄümmclS  tonn  ma»  j« 
müfe  unt  ©alat  benu|en,  intern  fie  einen  fu^iith»gr 
haften  öefebmaef  haben,  unb  auch  JBlittcr  unb  law 
ben  jum  Änrnadjen  ter  ©peifen  benu|t.  3)a§  ©rrob. 
all  ©chaffuttex  oerwenbet.  Den  ei^enthümlichea 
fchen  ©cruch  unb  ©efehmaef  »ertönten  tie 


Digitized- 


ile 


619 


inem  in  ibnen  enthaltenen  äfberifdjen  j£>Ut  bem  Jtümmel» 
»le,  welcbe«  bureb  DefiilJation  ber  Börner  mit  SBaffer  c<c= 
rönnen  wirb.  Daffelbe  ifl  frifcb  bereitet  fo  farblo«  wie 
Baffer  unb  b*t  einen  jlarfen  Jtümmelgerucb  unb  :©efcbmacf. 
im  Sickte  wirb  e«  aömälig  gelb.  —  3n  ben  ©ärten  jiebt 
nan  bei  un*  ben  in  ben  wärmern  Banbern  wilbwaebfenben 
omifeben  ober  2)?utterf  ümmel,  auch  SBurflfraut 
,enannt,  beffen  ©amen  man  ebenfo  wie  ben  beS  gelbrums 
itel*  anwenbet;  berfelbe  gibt  aueb  ein  Jtümmetöl,  welcr)e3 
ccißlicbgelb  auSftebt. 

ÄunrrsJiorf  ifl  ein  Dorf  im  Sregierungöbejtrfe  granf» 
urt  ber  preuß.  9>rot>inj  SBranbenburg,  bei  welkem  am  12. 
fug.  1759  eine  ber  merfwürbigflen  ©cbladjten  be*  fteben» 
irrigen  Jtrieg«  gefcblagen  würbe.  Die  Greußen  waren  bureb 
m  ruff.  ©cneral  ©oltifoff  über  bie  £>ber  jurüefgebrängt 
jorben.  Die  Stufjen  bitten  granffurt  befefct  unb  eben  ba: 
in  «gen  bie  Öflrcieber  unter  gaubon  unb  £abbif  unb  60,000 
X,  Cfrrcidjer  flanben  fcblagfertig  auf  bem  regten  ßberufer 
ei  granffurt.  grtebrieb  ber  ©roße  fam  au*  ber  JRiebtung 
im  SKüblrofe,  fur)rte  fein  J)eer  am  linfen  äDberufer  bin  unb 
ing  enblid»  norbl  eon  granffurt  über  ben  gluß.  Die 
Reußen  fämpften  mit  SDlutb  unb  Anftrengung,  aber  ir)re 
Jegner  waren  ju  mäcbtig,  ber  ©runb  unb  Soben,  auf 
em  bie  ©cblacbt  geliefert  würbe,  war  ibnen  ju  ungünflig 
nb  fo  gelang  eS  bem  ©eneral  gaubon,  im  regten  Zu-- 
enblicfe  aud  feinem  Sfucf^altc  »orjubreeben  unb  bie  v6Qige 
cieberlage  ber  Greußen  bwbüsufübren.  griebrieb  uerlor  an 
0,000  2».,  unter  benen  ber  Siebter  Gmil  vonJtleifl  (f.  b.) 
J)  befanb,  unb  fein  ganzes  ©efebüfc. 

ütunigunöe,  bie  Jpeilige,  war  bie  &ocr}ter  be*  ©rafen 
jiegfrieb  von  Ärbenne  unb  guremburg,  würbe  bem  iper* 
>ge  Jpeinricb  von  Saiern,  fpäter  al«  ^einrieb  II.  r6m.  Jtai» 
r,  vermählt  unb  mit  ibm  1002  pr  Jtönigin  unb  1014 
m  s^apfl  ffienebict  YI1I.  in  9?om  al*  Jtaiferin  gehont. 
5ie  wirb  al*  ungemein  fromm  gepriefen,  weil  fte  febr  frei» 
gegen  bie  Jtircbe  war,  unb  foll  felbfl  ben  bocbflen 
lutjm  ber  grommigfeit  erlangt  baben,  inbem  fte  angeblich 
tt  ibrem  ©emabt  in  immerwäbrenber  Jteufcbbeit  lebte.  Aber 
x  SBiberfprucbe  hiermit  foH  ßcinrich  II.  über  feine  ©emab» 
1  wegen  feiner  finberlofen  tlbe  auf  einem  SteicbStage  ju 
ranffurt  ftcb  befebmert,  ja  e*  felbfl  einmal  gewagt  booen, 
:  einer  aQju  großen  SSertraulicbfeit  mit  ©eiftlicben  p  be* 
mlbigen.  SEief  gefräntt  habe  inbeß  Jt.  bie  gefebmäbete  Un» 
:ulb  baburd)  gerettet,  ba§  fte  fttb  einem  ©otteSurtbeile  un» 
.n\\r\  unb  mit  bloßen  güßen  unoerfebrt  über  fcdjä  gtü< 
nbe  ^Jflugfcbare  binroegfebritt.  9lacb  ti>xt$  ©emabl§  Äobc 
g  ü'c  ftdi  in  bad  neugefiiftete  Älofter  Äaujfungen  bei  Äaffel 
irücf,  empfing  bort  nacb  3abre«frifl  1025  ben  ©cbleter 
ib  fiarb  104O.  3bt  8ei<bnam  würbe  ju  Samberg  an  be* 
eite  ibreä  ©emabß  beigefe^t,  unb  IBeibe  finb  »on  b« 
irdje  beilig  gefproeben  werben. 

ßunet  nennt  man  im  allgemeinflen  Sinne  i et e  2frt  von 
f)atigfeit  ber  ÜRenfcben,  bei  welcber  ein  nidjt  bloS  medi>ani* 
teS  SBerfabrerr  angewenbet  wirb,  fonbern  bet  ©eifl  bet 
Jensen  bureb  fein  SDenfen  beftimmenb  einwirft  3«  ju« 
eilen  fe^t  man  fogar  2CUe3,  wa8  t>on  SÄenfcben  bargefteUt 
irb,  all  Jtünfllidje«  bem  SKatürlicben  gegenüber.  3u» 
eilen  werben  autb  2Biffenfcr>aften  Äünfte  genannt,  wie  bie* 
j  in  ber  SBejeidjnung  ber  freien  Äünjte  geliebt;  »or» 


jugSwetfe  r>effen  aber  Jtünfle,  fcb6ne  Jtünfle,  We  menfeb» 
Itcben  Sbatigfeiten,  welcbe  nicbt§  2(nbere8  als  bie  mogliebft 
ooOenbete  Darflellung  beS  ©eifrigen  in  ber  Srfcbeinung  jum 
©egenflanbe  baben.  2)a  bie  ©rfebetnung  be*  ©einigen  bie 
©cböntieit  ijl,  fo  fann  man  bie  Jtunfl  auef)  «13  Dar'ftellung 
ber  ®*6n!ieit  be)eid)nen.  £er  Äünftler  ijl  e§,  welcber 
in  biefer  SBeife  auf  bie  S3erwtrflicbung  be*  ©ebanfen*  au§* 
gebt,  unb  ba*  Jtunfl  wert  ifl  ba*  ©ebilbe,  welcb.eS  er  }u 
biefem  3we<fe  btnfleQt.  3«  nacb  bem  Hirtel,  beffen  \uh  ber 
Jtünjllcr  bebtent,  um  in  ibm  baS  ©eiflige  auSjubrücfen,  jtnb 
bie.JCünfle  «erfebieben.  3m  Allgemeinen  nennt  man  bie 
Äunfte,  in  benen  jene*  SRittel  ein  tUcaterieHe*  iß,  ein  ©toff, 
beffen  bie  bilbenbe  Aanb  be«  JtünfllerS  ftd>  bemdebtigt  (Är» 
ebiteftur  ober  «autunft,  ^laflif  ober  JBilbnerei,  SWalerei 
unb  3<icbnenfitnfl  u.  anbere)  bilbenbe  Jtünfle,  benen  bie 
Jtünfle  gegenüberfleben,  in  benen  SEöne  (üRuftf)  ober  SBorte 
(9)oefte)  ba*  Littel  abgeben.  Der  Jtünfller  muß  ein  febö» 
pferifebe*  Vermögen,  Genialität,  beftften,  um  erften*  einen 
©ebanfen  ju  faffen,  welcber  ftcb  ale*  wabre*  gigeiitbum  beS 
©eifle*  bezeugt  unb  barum  auch  bei  Anbem  anerfennung 
ftnbet  unb  um  jweiten«  biefen  ©ebanfen  geftalten  ju  Wnnen. 
Diefe  ©enialität  muß  ibm  angeboren  unb  bureb,  feine  €rjie« 
bung  auögebiloet  fem.  @benfo  n6tf?m  aber  ijl  ibm  Die 
gerttgfeit  in  ber  äöeberrfcbung  be«  SRittel«,  beffen  er  ftcb 
bebient,  unb  biefe«  ifl  eS,  welcbe«  er  erlernen  fann.  Da« 
bloße  SEalent  erbebt  ftd>  niebt  ju  ber  fcr>6pfetifcf>en  Jtraft,  e3 
bleibt  bei  ber  gertigfeit  fleben  unb  fann  bocbflen*  bie  ©e» 
bahfen  Anberer,  inbem  e«  bie  wabren  Jtunflwerfe  naebabmt, 
auf  eine  gefällige  SBeife  barfleQen.  ©eine  SBirfung  bringt 
ba«  Jtunpwerf  babureb  tytwt,  baß  e*  bei  Allen,  bie  e« 
auffaffen,  ba*  Wem  hl  feiner  geijligen  S3ebeutfamfeit  erregt; 
aber  nur  ber  mabre  Jtunflfenner  weiß  fi*  über  biefe  gei« 
jlige  I23ebeutfamfeit  Slecbenfcbaft  ;  u  geben,  inbem  er  ben  ©e* 
banfen  al«  folgen  erfennt,  ber  im  Jtunflwerfe  jur  ©rfebei* 
nung  gebracht  ifl.  Die  Jtunflf ritt f  foH  entfdjeiben,  in 
welchem  ©rabe  e*  bem  Jtünfller  gelungen  ijl,  ben  ©eban* 
fen  voHfommen  au*pbrücfen.  ©ebr  b^ttfig  werben  aber 
Jtunflfenner  nur  folct>e  genannt,  welcbe  bureb  Änfcbauung  t>ie» 
ler  Jtunflgegenfldttbe  ibren  Jtunflgefcbmacf  geläutert  baben, 
b.  b-  «n  «gc*  ®ff«bl  für  ba*  ©d)6ne  gewonnen  baben  unb 
welcbe  über  bie  gertigfeit  in  Seberrfcbung  be«  9J?ittel5  3?e« 
ebenfebaft  ;u  geben  »ermägen.  Um  fieb  biefe  gertigfeit  an« 
eignen  ju  fßnnen,  bebarf  ber  angebenbe  Jtünfller  ber  Übung 
unb  ber  Anweifung  bureb  au«gebilbete  Jtünfller,  unb  um 
ibm  biefe  ju  ertbeilen,  ftnb  in  ben  meiflen  gebilbeten  ©taa» 
ten  Jtunflfcbulen  unb  Jtunflaf abemien  erriebtet  wor* 
ben.  überau«  bilbenb  ifl  für  ibn  aueb  bie  Anfcbauung  unb 
giacbabmung  auSgejeicbncter  Jtunflwerfe,  fowie  ber  Statur 
in  ibrer  ©cb6nbett  2Cucb  r)ierju  finb  bie  Jtunflfcbulen  be» 
bülflieb;  no«b  »ortbeilbafter  aber  benufct  er  bie  Jtunflfamm» 
lungen  unb  bie  Slatur  felbfl,  welcbe  aufjufueben  fogenannte 
Jtunflreifen  unternommen  werben.  2Rit  biefem  9tamen 
bat  man  inbef  aueb  biejenigen  Steifen  bejeiebnet,  welche  bra» 
matifebe  Jtünfller,  2Ruftfer,  3mpro»ifatoren  unternebmen, 
um  an  »erfebiebenen  JDrten  mit  ihren  Jtunflleiflungen  aufju» 
treten.  9licbt  nur  bie  Sfegierungen  gebilbeter  ©taaten  ftnb 
auf  'gärberung  ber  Jtünfle  bebaebt  gewefen,  fonbern  aueft 
^rioatperfonen  ftnb  ju  ©efellfcbaften,  Jtunfluerelnen, 
mit  bem  3weefe  pfammengetreten,  ni*t  nur  im  Xu^emeis 
nen  ba«  Jtunjlintereffe  ju  fjrbem,  fonbern  auc^  ben  Jtünfh 


uigiii, 


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Kanstfeuer 


68O       Kauz  von  Häufungen 


km  Gelegenheit  gut  XuSflellung  unb  jum  SBcrfauf  ifjrct 
SBerle  bargubieten. 

JDie  Kunfle  unb  2Biffcnf*aften,  in  bentn  man  vorgugS: 
weife  bie  JBÜbung  beS  freien  ÜKanncS  fuAre,  Riefen  früher 
freie  fünfte  (!at.  arte«  liberales,  bonae  ober  ingenuae). 
SRan  ^ablte  beten  namentlich  flehen:  ©rammatif,  2>ialeftif, 
ffitjetenf,  aJtufif,  ftritbmetif,  Geometrie  unb  Xffronomie. 
(Spater  benannte  man  mit  biefem  tarnen  an*  bie  unutnftigen 
©ewerbt,  unb  in  neuerer  3eit  bat  man  fiA  be§  ÄuSbrucfS 
mit  ber  Allgemeinen  SBebeutung  einer  in  fi*  felbft  JBefriebt« 
gung  ftnbenben  &bätigfeit  gur  £arfieHung  beS  ©ebantenS 
bebient.  —  2Me  in  ben  Künjien,  forcie  au*  in  SBiffenfAaf» 
ten,  ©ew erben  u.  f.  f.  »orfommenben  Xudbrucfe,  beten  man 
fi*  gur  befiimmtern  unb  turpem  SBegeiAnung  bebient,  wer* 
ben  Kunftworte  (tat.  tennini  technia)  genannt  unb  jebe 
Kunft,  iebcö  ©emerbe,  jebe  SBiffenfAaft  bat  ihre  eigne  Kunfb 
fpra  *c  ober  Terminologie.  —  JDaS  Äbier  tfi,  weil  eS 
{einen  ©eijt  befifct,  au*  eigentlich  ber  Kunfl  nicfjt  fähig, 
bo*  f*reibt  man  benjenigen  armieren ,  we!*e  oermege  ge< 
wijfer  natürlichen  triebe,  Kun  fitriebe  genannt,  befonberS 
gwecfmäjjige  unb  nninberbare  (Jrgeugniffe  ju  ©taube  brin» 
gen,  Kunfi  gu.  £er  Unterf*ieb  gwifeben  biefen  tbierif*cn 
Kunfhverren  »on  ben  menf*li*en  beliebt  barin,  baß  jene 
nur  auf  baS  3t»ecfmagip,e  geriebt  et  ftnb,  nur  freie  Darfiel« 
lunaen  beS  ©ebanfenS  ftnb,  unb  barin,  baß  fte  in  unabän» 
bertteber  einförmig  feit  wieb  erholt  werben,  alfo  nur  eine  na« 
tätliche  S3erri*tung,  nidjt  ein  freies  Staffen  fint>. 

fiunötfmcr  nennt  man  bie  »eifAiebenen  Hrten  »onföor« 
riAtungen  mit  erplobtrenben  Subffangen,  wel*e  beim  2lb» 
brennen  entweber  burA  eine  befonbere  SBirffamfeit  ober  bur* 
ben  ftiblicf,  welchen  fte  gewähren,  fiA  auSgeiAnen.  Sie 
ftnb  bemgemiß  tbeilS  für  bie  Srofifeuerwerferet,  tbeilS  für 
bie  Bufrfcuerwerferei  beftimmt.  Jene,  bie  ernfifeuer, 
werben  tbeüs,  wie  bie  ©ranaten,  Sarcaffcn,  JBranbfugeln, 
JBomben,  geuAtfugeln,  auS  ©efAüfeen  geworfen,  tbeilS,  wie 
bie  ^eAWnje,  »ranbtuAer,  ^etbfafcbinen,  Sturmfäfier, 
f>ul»erfätfe,  mit  ber  fianb  an  ben  jDrt  gebracht,  wo  fte  et* 
plobiren  foHen.  9  codi  bat  man  eine  2trt  »on  Crnfifeuern, 
welcbe,  wie  bie  ©cblagröbrcn  unb  Siebter,  nur  jum  äünben 
bet  ©efAüfce  gebraucht  werben.  8ujlf«uer  ftnb  bie  Statu 
ten,  geuAtfugeln,  Stdber,  gröfAe,  KanonenfAläge  u.  f.  w., 
unb  biefelben  befielen  im  Allgemeinen  auS  einer  jp  ü  ( f e  von 
frarfem  toppclrert  Rapier,  in  welcbe  bet  ©a&,  eine  ÜRü 
f*ung  von  S  Awefel,  (Salpeter  unb  Jtoble,  tingefAlagen  wirb, 
unb  ber  SBerfefcung  ober  ©arnitur,  einer  Spenge  flet« 
nerer  geuerwtrfSförper,  wel*e  »on  ben  großem  gulefct  auS» 
geworfen  werben.  Um  bem  geuer  eine  gewiffe  garbe  gu 
geben,  bebient  man  ft*  gewiffer  3ufäfce.  So  ergeugt  ein  3u= 
fa(}  von  falpeterfaurem  93arvt  ein  grüneS,  von  Kupferorpb  ein 
blaueS,  von  3innobcr  unb  Kolophonium  ein  rotfjeS ,  von 
Hntimonium  ein  weites  geuer  unb  gerfloßeneS  ©lad,  4er* 
jlopenes  ©ugeifen  ober  geilFpdfjne  geben  eine  helle,  gldn< 
genbe  flamme,  redhrenb  {»arge,  $ed>  unb  3ucfer  bie  Spt^. 
tigfeit  bed  geuer8  oerfldrfen,  Äien«  unb  Serpentbinöf  bie» 
felbe  mäßigen,  drin  ganj  farblofe«,  baS  fogenannte  inbi» 
f*e  ober  bengatifchc  Jcuet  erhalt  man,  wenn  man 
ein  ©emenge  von  24  Steilen  Salpeter,  7  Z heilen 
®cbwefelb(umen  unb  2  XtyiUn  9?ea(gar  genau  mifebt  unb 
enfjünbet. 


fiutt)  ton  fiaufungm  ifl  ber  9came  be5  beruc^fia/rn 
9»itter§,  wclier  ben  fögenannten  ?>rin jenraub  begna. 
2>erfelbe  war  auf  ber  ©ura  Äaufungen  bei  $enig  gebeten 
worben,  \)atte  im  ^uffitentriege  fi*  auSgejeiebnet  unb  toi 
mehr  in  ber  gebbe,  welie  1449  bie  ©tabt  Kürnbetg  nit 
bem  2J?arfgrafen  Wibrecht  »on  SBranbenburg  führte.     r.  . 
fogar  ben  SKarfgrafen  gefangen  unb  ließ  ihn  gegen  ein  fro- 
hes Eöfegelb  frei,  anjiatt  ihn  ben  9cürnbergern  ju  uba»ttai 
hierauf  trat  Ä.  in  25ien(te  bei  bem  Jturfürfien  oon  Ca|> 
fen,  griebrich  bem  ©anftmüthigen ,  würbe  in  bem  Br& 
berfriege  jwif*en  bem  ©enannten  unb  bem  ^erjog  5i 
gefangen  genommen  unb  mußte  ein  bebeutenbeS  gJfegC 
jahlen.    er  tonnte  tion  bem  Äurfürffen  weber  Crfaß  ffc 
biefeS  Scfcgclb  noch  bie  anberweitigen  {Belohnungen  eriat- 
gen,  auf  welAe  erÄnfpru*  maAtc,  unb  geriete)  bantm  bc 
bemfelben  in  einen  Streit,  ber  na*  beS  Äurfürjlen  Stfas- 
mung  bur*  <3*iebSri*ter  ju  Hltenburg  gefcilichtet  nwtes 
follte.  St.  wartete  bie  <5ntf*eibung  nicht  ab,  fonben 
ternahm  e5,  bur*  ©ewalt  bie  Orfünung  feiner  Tlnfprud; 
ju  erjwingen.    Qx  cerbanb  ft*  mit  anbern  Unjufriebenei, 
namentlich  mit  SBBilh.  »on  SKofen  unb  ®ilb-  »on 
felS,  unb  jog  ben  Äü*enbebienten  beS  Äurfürjten,  ^utf 
@*walbe,  ins  ©nuerflänbnifj.   3n  ber  9la<bt  tom  7 
8.  3ul.  1455,  wo  ber  Äurfürft  in  geipjig  unb  bie  aetjb 
^)of[eute  ju  einem  JBanfet  na*  ber  <Stabt  Ottenburg  n 
ten,  (liegen  bie  jßerbünbeten  auf  ©tricfleitem,  welche  6 
an  ein  genffer  befefiigt  hatte,  in  baS  Schloß  bei  Eiter.:.: 
SDie  ©emäcljer  ber  Äurfürfiin  unb  ber  übrigen  graue 
ben  »on  außen  eerfAloflen  unbÄ.  felbfi  nahm  ben  älter 
^rinjen  Srnft  mit  fich,  wäh«nb  5Kofen  ben  iüngP«  fra- 
gen Ulbert  entführte.  &r  hatte  aber  fiatt  beS  ^nnjen,  wfc 
Aer  fteb  Perflecft  hatte,  ben  jungen  ©rafen  »on  »arbp  r 
griffen.    3m  Scrjloßhofe  bemerfte  St.  bie  ©erwetbfda» 
unb  holte  nun  felbfi  noch  ben  jungen  bringen.  2r 
fAiebenen  SEBeaen  eilten  bie  fltäuber  ber  b6hm.  ©reng«  f. 
St.  hatte  ben  ifürgeflcn  2Beg  eingefAlagen  unb  war  nut  ei 
ungefähr  eine  Steile  von  bem  äiele  entfernt,  alS  er  in  fr 
©egenb  »on  (Sltertein  unb  ©rünhain  ben  fflitten  be*  *1 
gen  naAgab  unb  mit  feinen  beiben  Begleitern  (bie  üb: 
hatte  er  porauSgefdiicft)  im  IBalbe  »om  ^ferbe  (Heg,  1 
einige  ©ceren  ju  fuA«n.    3nbeß  ertonten  burA  bai 
bie  Sturmglocfen ,  um  alle  Untertanen  gur  23a 
auf  bie  9(äuber  aufgufobem.  (Sin  SttyUt,  ScamenS 
hatte  baS  ©eläute  ber  ©locfen  oernommen,  je|t  fi 
im  23albe,  alS  ihn  baS  ©eräufA  ber  Reiter  erroeefte. 
fam  mit  feinem  ©A^baume  berbei  unb  fragte  St.  rata)  l 
Kamen.   25iefer  »erwicfelte  PA  währenb  beS  ©efpräA* 
feinen  Sporen  in  baS  ©efhrüpp  unb  fiel.  SogleiA 
fia>  ber  ^)ring  bem  Köhler,  tiefer  fAlug  fogleiA 
ben  Kne*te  nieber  unb  bemäAtigte  HA  bann 
welcher  ft*  nt'At  f*neH  genug  hatte  aufhelfen  form 
beß  waren  burA  SAmibt'S  grau  noA  mehre  Köb 
beigerufen  worben.    2)ie  ©efangenen  würben  in  ©i 
unb  ber  ^Iring  von  ben  Köhlern  unb  ben  Knc*tcn  bi 
flerS  gu  ©rünhain  am  folgenben  Sage  gu  feinen  Älter, 
rücfgefübrf.  Der  Köhl«  SAmibt  ergäblte,  baß  er  ben  * 
feinem  SAurbaume  weibliA  „gerrillt"  babc  unb  erb« 
von  mit  feiner  gamilie  ben  Wanten  Sri  Her.  3ur 
nung  verlangte  bcrfelbe  niebtä  als  freie*  .öolg  gum 
brennen,  wetAcS  ihm  bewilligt  würbe,  unb  außrrbfm  rrb 


:r  noäf  »om  Jturfurflen  ein  ffreigut  unb  ein  iäbrlicbe*  Ho 
putot  an  Jtom.  25 ie  beiden  anbern  Sauber,  SDtofen  unb 
5cb6nfel9,  müten  mit  bem  $rinjen  (frnft  bi*  in  bte  @e« 
;enb  von  ^artenftetn  gefommen  unb  hielten  füb  biet  in  ci* 
icr  £öble  »erborgen,  rcelebe  feitbem  bte  ^rin  ^cnböble 
genannt  wirb.  $ier  borten  fie  jufaUig,  bafj  Jt.  gefangen  wor» 
■cn  fei  unb  btnac&ricbtigten  nun  ben  2Cmt*bauptmann  griebr. 
h  ©d>6nburg,  baß  fte  ben  fftinjen  gegen  bie  3uftcberung 
er  Begnabigung  ausliefern  wollten,  i&n  aber  ermorben  wür» 
>en,  wenn  biefe  ibnen  »erweigert  würbe.  @*  würbe  ibnen 
üerjeibung  jugeftebert  unb  am  12.  3uL  teerte  au*  f)rinj 
frnji  ju  feinen  Altern  jurücf.  $L.  würbe  am  14.  3ul.  ju 
Imberg  Eingerichtet  unb  Jjan*  ©cbwalbe  würbe  mit  brei 
Unechten  Jt.'*  ju  3wicfau  groiertbeilt.  3um  Änbenfen  an 
>en  ,*|>rin$enraub  xfl  an  bem  JDrte,  wo  ber  Jtibler  ©cbmibl 
<en  Ä.  getritlt  bat,  1822  ein  35enfmal  erriebtet  worben. 
SAreitet  bat  eine  „©efebiebte  be*  9>rinjenraub8"  (8pj.  1804) 
lefdbrieben. 

fiupfrr  ift  ein  uncble*  febwere*  SRetaü',  weldje*  fafi 
teunmal  febwerer  al*  SBaffer  tfr  unb  weil  e*  in  ber  Statur 
;ebiegen  »orfommt,  febott  in  ben  ditefien  Reiten  befannt  war, 
oo  e8  bie  ©teile  be*  Sifen*  oertreten  mugte.  2tuger  im 
icoiegenen  3ufranbe  fmbet  man  ba*  Jtupfer  in  bei  Statut 
tl*  iDrobul  im  3t otbf upferer  j ,  al*  ©cbwefelfupfer  im 
Rupferglanj,  al*  Berbinbung  »on  ©cbmrfelfupfer  mit 
Sdjwefeleifcn  tm  Buntf  upferer  j  unb  im  Jtupferfie*, 
nit  »erfebiebenen  ©cbwcfelmetallen  im  gablerj,  al*  foblen» 
ftartf  Jtupferorpb  in  ber  Jtupferglafur,  SRalacbit, 
3erggrun  unb  al*  Jtupferfcbiefer.  2>ie  DarjicIIung 
eS  Jtupfer*  au*  feinen  grjen  gefebiebt  junacbjt  bureb  ©cbmel* 
ungmit  Jtoble,  auf welcbe SBetfe man ba* 9t o b *,  ©cbwarj« 
ber  @*lbfupfer  erhalt.  SDa  eS  nun  mit  anbern  Metallen 
iclfaer)  werfest  tfr,  fo  lagt  man  ein  flarfe*  ©ebtöfe  gegen 
ie  Oberfläche  be*  aefebutoljenen  Jtupfer*  Wirten  unb  oro* 
irt  unb  oerfdjlacft  babureb  bie  bein  .Rupfer  beigemifcb» 
in  leidster  orpbirenben  öubjtanien.  £urcb,  btefen  g>roceg 
eö  ©armacbenö  bat  man  ©arfupfer  gewonnen.  Da« 
ei  bat  fleb  aber  jugletcb  Jtupferorpb  gebilbet,  welcbe*,  wenn 
5  bem  Tupfer  betgemengt  bleibt,  biefeö  minber  feft,  fall« 
rürbig  maebt.  ©aber  mug  nun  ba*  Jtupfer  noeb  bam« 
icrgar  gemadbt  werben.  25a*  Jitipfcr  wirb  mit  Noblen 
or  bem  ©eblife  niebergefebmoljen.  3e  nadjbem  biefer  $ro» 
:fj  ju  lange  ober  ju  furje3eit  fortgefeftt  wirb,  erbalt  man 
bergareö  ober  ju  iungeS  Tupfer,  »on  benen  jenes  wie» 
et  jDrpbul,  biefe*  Jteble  entbalt  Zuf  eine  etgentbämlicbe 
irt  wirb  ba*  fogenannte  (iementf u»f e r  au*  fupferbalti» 
en  2lufl6funaen  bureb  Einbringung  oon  metallifcbem  ©fen 
ewonnen.  @o  j.  85.  gibt  e*  tn  Ungarn  oiele  finellen,  in 
enen  febwefelfaute*  .Kupfer  aufgeloft  ifl,  fogenannte  6e» 
tcntquellen;  in  biefe  legt  man  ba*  ©fen,  an  welcbe* 
cb  ba*  Jtupfer  in  metaUifcber  ©eflalt  anbangt  9tan  ge* 
urtnt  ba*  .Kupfer  namentlich  in  Ungarn,  @ebweben,  9U>r< 
»egen,  gnglanb,  SJugfanb,  ^reufen,  berlBerberei  (ba*  fo» 
enannte  Sangoulfupfer)  unb  3apan.  £a*  legte  gilt 
(S  ba*  befle,  unb  augerbem  ift  ba*  ruff.  Jtupfer  beliebt, 
ud)  au*  Scfanf  on  in  ^rantreieb  tommt  febr  reine*  itupfer. 
>aS  Jtupfer  bat  eine  beübraunlicbrotbe  garbe,  flarfen  2Re» 
ittglanj,  ijl  b«rt,  elaflifcb,  flingenb,  bebnb«,  fobaß  man 
•  6<mo.«6fr.n. 


febr  bfintw  IBlartc^en  au*  ibm  bereiten  fann,  ba*  falfcb« 
JBlattgolb,  in  benen  e*  bann  eine  mebr  gelbe  garbe  annimmt. 
3n  ber  SBeifigiubbi&e  fcbmiljt  e*  unb  in  noeb  hiüierer  iem. 
peratur  oerflüebrigt  e*  fteb.  2Benn  man  ba*  Jtupfer  ber  $\%t 
au*fe(t,  fo  lauft  e*  otnr  bem  @lüben,  ähnlich  wie  ba*  Qu 
fen,  farbig  an,  unb  gefcr)iebt  bie  ©tübunq  unter  3utritt  bet 
£uft,  fo  oerfaltt  e*  fieb,  inbem  ftd)  auf  feiner  CberflÄAe 
<5cbuppen  bilben,  bie  man  leidit  abfcr)lagen  fann  unb  welcbe 
Jtupferafcr)e  ober  Jtupferbammerfcblag  genannt  wer» 
ben.  3n  ber  ©cbmeljbütte  fei;t  baffelbc  einen  bunfelrotben 
Jtalf  ab,  bie  fogenannten  Jtupferblumen,  augerwelcbem 
noeb  ein  orangegelber  unb  ein  febwarjer  Jtupfertalt  be« 
fannt  ftnb.  Bleibt  ba*  Jtupfer  lange  in  ber  feuerten  Suft 
liegen,  fo  überlebt  e*  [ich  cnblicb  mit  einer  grünen  Stinte, 
welcbe  Jtupferrof!  ober  aueb  @ränfpan  genannt  wirb 
unb  giftig  ift.  Der  eigentliche  @rünfpan  ift  aber  eine 
iBerbinbung  be*  Jtupfer*  mit  Jtoblenfaure,  fowie  ba*  Jtu  p  fet* 
»itttol  ober  6oper»itriol  eine  Berbinbung  mit  ©cbwe» 
felfdure  ijl  2)iefer  lefetere,  aueb  blauer  ®ali|en|tein 
genannt,  rrpfialliftrt  in  lafurblauen  gefdjobenen  oierfeitigen 
tafeln,  ift  noeb  einmal  fo  febwer  al*  8Baffer,  bat  einen 
efelbaften  SJletaHgefcbmacf  unb  erregt  6rbrecben.  3«  war« 
mer  8uft  jerfÄUt  et  in  ein  weifje*  |)ul»er  unb  in  ber  £ifce 
fcbmiljt  er  &u  einer  weigen  ®al)maffe.  Wian  benufet  ben» 
felben  befonber*  in  ber  girberei  unb  al*  Ärjneimittel.  — 
JDie  Xnwenbung  be*  Jtupfer*  fetbft  ift  febr  etelartig  unb 
befannt.  Snbtm  e*  leiebt  mit  anbern  ÜRetaHen  Berbtnbun» 
gen  eingebt,  wirb  e*  jur  Jperflellung  von  verfebiebenen 
SSetallcompofttionen ,  al*  Sßefftng,  Combat,  ©imilor, 
^rinjrnetau,  manbeimer  ©olb,  Brome,  (Bloctengut,  Jta< 
nonenaut,  ©piegelmetaD,  Xrgentan  benuftt  unb  bie  eb« 
len  SJietaUe,  @o(b  unb  ©Uber,  crbalrm  einen  3ufa|  von 
Jtupfer,  bureb  welcben  ihre  Verarbeitung  erleichtert  wirb. 
JDie  Jtupfergefcbirre  baben  viele  Bonäge,  rmtffen  aber 
wegen  ber  leisten  ßneugung  »on  ©rünfpan  mit  SSorfiebt 
angewenbet  werben.  Scamentlicb  burfen  fie  mit  feiner  ©dun 
jufammengebraebt  werben  unb  muffen  flet*  febt  rein  gebalten 
werben.  3um  ©ebufe  gegen  bie  bureb  ©rünfpan  mögliche  Ber» 
gifrung  pflegt  man  bte  Jtupfergefcbirre  ju  »ersinnen,  bo* 
aueb  biefe  ©efebirre  erfobern  »orflebttge  Xnwenbung,  weil 
aud)  ba*  3itm  »on  nacbtbeiligem  (rinflufj  fein  fann.  3n> 
t cn  fann  man  aueb  faure  9tabrung*tmttel  in  ben  Jtupfer* 

fiefcbinen  obne©efabr  in  bergige  bereiten,  wenn  man  bie« 
elben  in  ibnen  nur  niebt  erf alten  lift,  benn  erft  mit  bem 
Ort  alten  fmbet  jbie  8uft  3utritt,  unter  beren  ßinfluß  allein 
bie  3erfe|ung  be*  Jtupfer*  erfolgt,  ©e^r  »iel  Jtupfet  wirb 
jur  ©cbeibemünje  »erwenbet,  unb  in. neuerer  3eit  bat  man 
e*  aueb  in  grogen  Quantitäten  }um  Befcblagen  ber  @<biff*b6* 
ben  »erwenbet.  25ie  befannten  garbematerialien,  ba*©raun« 
febweiger»,  Bremet»  unb  Berggrun  finb  Jtupferfalje. 

Äupffrötfri)Kun9t  ijl  im  7CHgemeinen  bie  Jtunfl,  auf 
bie  glatte  ßberfläcbe  einer  Jtupfertafel  ein  Bilb  mit  »errief« 
ten  ©trieben  ober  «Fünften  einzeichnen,  fobag  baffelbe  nach 
Befheicbung  mit  garben  auf  $apier  abgebrueft,  baber  aueb 
leiebt  vervielfältigt  werben  fann.  £ie  wiebtigflen  3n{rru< 
mente,  beren  fieb  ber  Jtupferjtecber  bebient,  finb  ber  ©rab» 
fltebel  unb  bie  «abirnabel.  3ener  bejiebt  in  einer  flei» 
nen  »ierfantigen  ©tablflange,  bU  auf  einer  Gcfe  febneibig 

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Ii  upftratcchkunst  682  KGrass 


unb  an  einet  ihrer  (Jnben  ;u  einer  ©pifee  fdjt'ef  angefdpliffen 
ifl;  biefe  in  einem  gut  gefeiten  fpifeen  ßifenbrahte  in  einem 
böljernrn  ©riff.    Sie  Art  unb  SBeife,  wie  man  fieb  tiefer 
unb  auch  noch  anberer  Snfirumente  unb  45ülfSmittel  jur  &t> 
jeugung  tee»  oertieften  SJilbeS  bebient,  bebingt  bie  oerfchie» 
benen  Arten  ber  JCupferfted)funft.    Die  SJorarbeit,  tbe  man 
an  baS  eigentliche  Einarbeiten  in  baS  .Rupfet  geben  fann, 
ifl  fafl  immer  bie,  baß  man  bie  platte  über  einem  .Kohlen» 
feuer  erwärmt  unb  mit  weitem  SSacbS  ober  weichem  A  ;•• . 
grunbe,  einer  SMifehung  oon  SBachS,  $ed>  unb  9Raflir, 
überlebt,  burd)  aufgeflreuteS  ©ebieferweiß  weiß  färbt  unb 
mit  bem  0?aud>  von  23acbSltd)tern  fchwärjt.    hierauf  bt» 
ffreid)t  man  bie  JRücffeite  beS  W»pierS,  auf  welchem  ba§  in 
■Kupfer  ju  fied)enbe  33ilb  bargeftellt  ift,  mit  iKotbflein,  legt 
baS  Rapier  auf  bie  Watte  unb  umgebt  bie  Umriffe  mit  ei> 
ner  Slabirnabel;  baburd)  erhalt  man  auf  bem  fchwarjen  übet» 
juge  beS  JtupferS  eine  rotbe  3eicf}nung,  welche  jur  ©runb» 
läge  für  bie  ganje  weitere  Arbeit  bient.    Die  Umriffc  wer» 
ben  nämlich  nun  unter  Durchdringung  bei  UberjugS  in  baS 
Äupfer  eingeschnitten.    3fl  bieS  gesehen,  fo  erwärmt  man 
bie  platte  wieber  über  Jtohlenfeuer  unb  wifdjt  ben  Überzug 
weg  unb  bie  weitere  Aufgabe  beS  ÄünftlerS  ifl  nun  bie  AuS» 
fuhrung  her  ins  .Rupfer  eingefchnittenen  3eichnung.  Diefe 
fann  auf  »erfebiebene  SBeife  gefebehen.   Sei  ber  fd)raffir* 
ten  Spanier  bebient  fid)  ber  Äünfiler  nur  beS  ©rabftichelS, 
intern  er  überall  ba,  wo  (Statten  hinfaDcn  fofl,  feine  Wt» 
rau*elfiriche  macht,  biefe  ©triebe  in  ben  bunflern  Partien  noeb 
mit  einer  jweiten  Sleibe  oon  ©trichen  burd)freujt  u.  f.  w. 
©ei  ber  punftirten  Lanier  werben  (tatt  ber  ©triebe  mit  bem 
©rabftichel  ober  mit  ©unjen  unb  Jammer,  wol  auch  mit 
einem  ©püjbammer  fünfte  eingefcblagen.  ©ebroarje  «flreibe» 
unb  Wotbfliftjeiebnungen  hat  man  burd)  bie  ßraponma» 
Ittel  nachgeahmt,  bet  welker  auch  burch  fünfte  bie  ©d)at» 
ten  htnwrgebradjt  werben,    ©anj  oerfchieben  oon  ben  bis» 
her  befchriebenen  SPlonieren  ifl  baS  ttfcen  ober  JRabiren. 
i>ier  nämlich  wirb  bie  auf  bem  fdbwarjen  Überzug  ber  platte 
ftebenbe  üeidinung  mit  ber  Slabirnabel  in  ben  Afegrunb  auS» 
geführt,  entweber  nach  täiraffirter  ober  nach  punfttrtet  3Ra» 
nier.   hierauf  macht  man  ring?  um  bie  Watte  (inen  erbet» 
benen  Sfanb  oon  SBad)3  unb  ubergießt  bie  platte  mit  »et* 
bünntem  ©cheibewaffer,  fogenanntem  Äfc waffer.  DiefeS 
frißt  nacb  furjer  3ett  an  allen  fünften  unb  in  allen  fiinien, 
wo  ber  It&grunb  weggenommen  worben  ifl,  in  bie  Äupfer» 
platte  ein,  unb  nachbem  man  ben  ftfcgrunb  völlig  abgetvtfcbt 
hat,  ifl  bie  platte  jum  Drucf  fertig,  wenn  nicht  an  einjel» 
nett  ©teilen  mit  bem  ©rabfhchel  nachgeholfen  werben  muß. 
©efonbere  Birten  beS  RupferflechenS  finb  noch  hit  Aqua» 
tinta  (f.  b.)  ober  getufchte  SBanier,  bie  gefchabte 
Lanier  ober  ©cbwarje  Jtunfl  (f.  b.).   Auel)  in  bunten 
Farben  hat  man  JEupferfliche  hergeflellt,  inbem  man  fict>  jum 
Drucf  eines  JBilbeS  mehrcr  platten  bebient,  oon  benen  jebe 
für  eine  garbe  berechnet  war.  —  Der  Abbrucf  ber  Äupferplat» 
ten  geflieht  entweber  bureb  bie  £upferflect)er  felbft  ober 
burch  bie  Äupferbrucf er,  welche  unjünftige  $anbwcrfcr 
finb.   ©ic  bebienen  fleh  einer  eigens  eingerichteten  treffe, 
ber  Aupferbrucferpreffe,  welche  im  "'allgemeinen  auS 
jwei  SBaljen  befleht,  iwifdjen  benen  bie  platte  mit  bem 
aufgelegten  Rapier,  oben  unb  unten  mit  weichem  Rapier  be< 
legt,  hinburchläuft.    Die  erfien  Abbrücfe  fallen  fd^iecbt  auS, 
bis  ungefähr  nach  htm  jehnttn  Drucfe  bie  Watte  alle  Stau-. 


hett  oerloren  r)at.    Die  nächflen  2—300  Xbbriuft  itnt  bir 
fdjönflen  unb  gew6bnlich  nimmt  man  biefe  von  fctt  fa*t 
ehe  bie  Unterfdjrift  auf  biefelbe  gefegt  wirb,  taher  fdfy 
30>jüge  aTftnt  k  lettre  (b.  h-  vor  ber  ©chrift)  guumnt  unt 
theurer  befahlt  werben.  2CQmälig  werben  bie  3tbjüge  intnui 
fd>lethter  unb  oon  einer  geflochenen  Watte  macht  nun  übet 
haupt  nur  2000,  oon  einer  geäfeten  nur  1500  Äbjuji.  Sc« 
jebem 3(bbrucf  muß  bie  Watte  neue  garbe  erhalten,  ;u 
cbem  3we(fe  man  fte  mit  bem  mit  garbe  befchmierten  ff. 
len  tupft  unb  bann  forgfältig  abwifcht,  fobaß  nur  in  ic 
{Vertiefungen  $arbe  jurücfbleibL  —  Die  ßrftnbunj  ctr  in 
pferflechfunfl  ifl  ungewiß;  iebenfaDS  ifl  fte  gegen  bie  ffi-.r: 
beS  15.  Sahrh-  gemacht  worben,  unb  jwat  t>aben  t 
aefchnittenen  Arbeiten  ber  ©olbarbeiter  ÄJeranlaffung 
fer  tf vfintung  gegeben,  inbem  man  juerfl  burch  Äbtmi  \ 
fer  Arbeiten  barauf  geführt  würbe,  baß  man  eigens  juets 
3 werfe  in  SRetall  fchneibeu  !6nne,  um  2lbbrücfe  ju  ertöte 
Die  Planier  mit  bem  ©rabflichcl  war  bie  ältefle  unb 
erfchien  in  Jlerenj  baS  erfte  mit  Äupferfttchen  auJvitft.: 
fBucb.   (Sine  neuere  Chrfinbung  finb  bie  Äupfeefi 
fchinen,  welche  ba^u  bienen,  bie  Ausführung  ber 
unb  fünfte  fdnteüer  unb  auch  regelmäßiger  ju  2: 
ju  bringen,  als  man  mit  freien  ^)änben  oerrnag.  I 
man  eine  3)?afchine  erfnnben,  mit  ber  man  *ur'c 
©tal>Ifliche  nach  SRebaitlcn  unb  anbern  SfeliefS  nuttt, 
baß  bie  2tbbrücfe  mit  einer  täufdjenben  ©cnauigfe ■■ 
Lobelie  u.  bgl.  barflellen.  Qtatt  auf  Jtupfer  bat  man 
auf  anbere  Sfretalle  geflochen,  früher  namentlich  auf  . 
in  neuefler  3eit  befonberS  auf  ©tahL  Die  ©tablßicb:  y 
nen  ftd)  burd)  ©chärfe  unb  burd)  ben  oortbeiujarttn 
fianb  auS,  baß1  man  gegen  6000  gute  Äbjtige  oen  i.^ 
©tahlplatte  machen  fann. 

filtnprl,  Äugel«  ober  Äeffefgewdlbe  ifl  ein  rci 
fugelf6rmigeS  ©ew6lbe,  baS  bie  ©teile  ber  Deie  bei 
ben  ©ebäuben  oertrittunb  gewöhnlieh  in  feiner  eberfieni 
eine  freiSrunbe  Öffnung  hat,  burd)  welche  baS  8id)t  entö 
3nwenbig  pflegen  bie  Äuppeln  burd;  ©ntheilung  in  fc'r 
burch  ©emälbe  u.  bgL  oerjiert  ju  fein  unb  über  ber  nn.v 
Öffnung  erhebt  fich  gewähnlich  nod)  ein  fleineS,  an  ben  6e 
ten  offenes  a;h«rmchen,  bie  fcaterne.  AuS  bemAltertir 
r)at  ftd)  bie  fdjäne  Äuppel  beS  ehemaligen  Wurth««; 
ffiom  erhalten,  welches  jefet  ©anta:3Raria  SRotonta  in 
unb  als  Äirdje  benußt  wirb,    iöerühmt  finb  bie  Sm 
ber  ©ophienfirche  ju  Äonflantinopel,  ber  9>eterSfir*c  =• 
9?om,  beS  DomS  ju  gloren,  unb  bet  $MiI8Kv$C  ju  Sonb:- 

Hluppfltt  (bie)  ifl  ein  Sjcrhrcdien,  baS  in  ber  S3ö;-: 
rung  beS  unerlaubten  unb  unftttiiehen  Umgangs  jwifi0 
«Perfonen  oerfchiebenen  ©cfdjleAtS  beflehL   Die  Strafe  tc 
felben  ift  um  fo  jrrenger,  je  gräbere  ÜnftttUchfeiten  buri  t 
'Kuppelei  befärbert  werben,  wenn  j.  ©.  Aitern  ihre  Äi"' 
»erlaufen  ober  unfcbulbigc  SRäbchen  gefu'ffentlid>  rerfü* 
werben.   SBäbrenb  feboch  baS  räm.  8?ed)t  fogar  auf  IjW 
fhafe  e: fannte,  ocruriljcilt  baS  ntUttC  £t(4>'t  häcbM  - 
3uchthauSflrafe. 

ßüroßß  ifl  ein  aus  gefchmiebetem  ©fen  beftehenber&av 
barnifd),  ber  juweilen  nod)  m^  tmm  Äürfenflüde  rettt'1 
ben,  ober  nur  mit  Kiemen  befeftigt  ifL  grub«  rwj 
ber  Jtüraß  einen  Sbeil  beS  £arnifd>  (f.  b.)  aui.  W 
«fjt  3tit  nad>  &rftnbung  beS  ©chießputoert  trugen  bie  * 


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Kürbiss  6t 

ten  mit  einem  Degen  unb  einem  gfeaerro^t  mit  KafcfdMoß 
:of  affneten  Änechte  bet  ganj  gebarnijchten  bitter  einen  blo» 
jen  Jtüraß.  Die  Stelle  bteftr  fogenannten  beutfefcen  S? et* 
er  nehmen  feit  bem  16.  3abrb.  bie  JCü raff i er e  ein;  bod) 
jatten  auch  biefe  anfangt  noch  »olle  9iü|lung.  9lur  bie 
'.'.nveb.  Jtürofjirte  waren  fd)on  im  breißigjäbrigen  Kriege  nur 
mit  bem  Jtüraß  gewappnet  unb  feit  bem  18.  3ahrl;.  fam 
tiefe  leidite  jKuflung  aud)  in  ben  übrigen  europ.  Beeten  auf. 

üürbiss  (Int.  Cucurbita)  i|t  ber  9tome  ber  ftrudit  einer 
^flanjengattung  mit  balbgerrenntcn  ©efebteebtern ,  jii  ber 
meine  ranfenbe  f rautartige  Sommergcwacbfe  gehören,  bie 
man  tljeiiö  wegen  it>ret  cigcntbümlidictt  fruchte  alS  3i«gfc 
wäcbfe  in  ©arten  anbaut,  tbeilS  um  bie  grücfoje  als  9cafj» 
rungSmittel  ju  ben  üben.  Der  gemeine  Äürbiß  (tat.  Cu- 
mrbiu  peto)  mit  mannigfaltigen  Abarten  tjat  Früchte  »on 
febr  »erfdjiebener  ©röße;  bie  größten  werben  gegen  170  ^f. 
febwer.  2)?an  benennt  bie  2tbarten  nach  ©riße,  ©e|!a(t  unb 
garbe  ihrer  grüebte.  Die  ^flanje  breitet  ftch  mit  eefigen,  tiefen, 
borftigen  unb  aftigen  Stengeln  au3;  bie  ölätter  finb  groß, 
bcrjformig  unb  runjelig;  bie  SBlüten  finb  gelb  unb  flehen 
tinjeln  an  ben  turpem  Seitenftielett  Die  runbe  fimtit  mit 
glatter  Schale  enthalt  ein  weißes  §leifcb  unb  ift  äußerlich, 
gelb,  grün  ober  geflecft.  Sflfan  fann  biefelbe  an  trocfenenDr» 
ten  (ange  aufbewahren.  TLu$  bem  glcifcbe  bereitet  man  Jtüt> 
bißmuS,  bad  eine  ntdjt  eben  fchr  woblfcbmecfenbe  unb 
im  in- hafte,  bod)  gefunbe  Speife  abgibt.  2Ran  nimmt  ben  au3» 
gebrüeften  Saft  von  geFod)ten  Äürbiffen  auch  al6  jjufafc  jum 
SBrot  unb  benufet  bie  grüebte  nun  gutter  für  Schweine  unb 
iKinboieb-  —  ÜBefonbere  Erwähnung  »erbient  nod)  ber  au3 
3nbien  jfammenbe  glafeben»,  3onaS>  ober  Galabaf» 
ft-nfürbifj,  and;  ^erculesfeule  genannt,  mit  einer  feu» 


3  Kurdistan 

Unförmigen  §rud)t(  bie  man  in  3nbien  nad)  Herausnahme 
tti  als  Nahrungsmittel  fcienenben  Jleifcbeä  benufct,  inbem  man 
auö  ber  borten  fflinbe  allerlei  ©efäße  bereitet.  Die  Sdiale 
wirb  um  fo  härtet,  je  länger  man  bie  grucht  aufbewahrt; 
jum  ©ebraudh  werben  bie  vom  Samen  unb  gieifdj  gerei» 
nigten  Jtürbiffe  ausgepicht.  Der  bei  Äfrracban  wilb  wadv 
fenbe  @i  er  für  biß  hat  grüßte  »on  ©cftalt  unb  ©röße  ei» 
ne?  Hühnereies.  Der  Schilt*  ober  SWelonenfürbiß, 
auch  SEürfenbunb,  hat  in  bie  £öbe  fleigenbc  Kaufen, 
eingebrüefte,  f notige  Srüchte,  bie  fid;  (ange  frifch  erhalten 
unb  einen  angenehmen  ©efebutaef  haben.  Die  fruchte  bei 
aßarjenf ürbiß  finb  hoeferig,  t>on  boljiget  Schale  unb 
oerfdjieben  gefiattet.  Die  beiben  Ickten  Ärten  werben  häufig 
in  SHorbamerifa  gebogen,  wo  man  fle  auch  frifch  o°«  8** 
braten  »erfpeijt. 

fiurinstmT.  ift  ein  £cchlanb  MfienS,  wefdje?  jum  Xbai 
perf.,  jum  Xfytil  türf.  »Prown»  ift,  ftch  vom  See  9Ban  in 
füb&ftl.  Sfichtung  bi§  jur  perf.  SJrotjinj  äbufiftan  erftreeft 
unb  einen  jldchenraum  von  1600  umfaßt,  ©ebirgr, 
beren  ©ipfel  jum  Xb/ti  mit  ewigem  Schnee  bebeeft  finb, 
burchjiehen  ba3  ganb,  welches  in  ben  jablreidjcn  Slliälctn 
überaus  anmuthig  unb  fruchtbar  ift.  'än  ber  aßejtgrenje 
ftr6mt  ber  XigriS,  in  ben  ftch  mehre  92ebenfliiife  ergießen. 
Schafe,  Siegen,  S3aumwoQe,  ©etreibe,  97eiS,  SBein  unb 
©aUäpfel  finb  bie  $auptprobucte.  Die  fBewohner  beS  San« 
beS,  bie  Würben,  führen  feit  ben  dUeßen  3riten  ein  9?o» 
maben leben.  Sie  betennen  ftch  jur  mohammeban.  8?eIigion, 
finb  fehr  gafu'rei,  heitern  Wemütliy ,  aber  auch  hiegerifd)  unb 
wilb.  Die  m eiften  tragen  hohe  tothe  SSü^en,  furje  3acfenr 
SBaffen  ber  oerfchiebenßen  2trt  unb  einen  SÜantel  t>on  »Uwar. 
jem  3i«9fnfeH.  ÄefonberS  bie  8anje  wiffen  fte  mit  großer 


Uigitizea  by 


Kurfürsten 


684 


Kurland 


©cfdjicf lidjfeit  ju  banbbaben.  ©ie  (eben  in  einzelnen  ©tarn* 
tuen  jufammen,  bereit  überhaupt  ein  aus  ihrer  2Ritte  ge» 
reagier  ©cbeifb  ift.  2>ie  wilbeften  Würben  finb  bie  »Deji» 
bis,  welche  fieb  »orjüglid)  auf  Straßenraub  legen  unb  auch 
SRorb  unb  JBlutfcbanbe  nicht  fdjeuen.  35ie  Jperrfcbaft  ber 
Werfer  unb  Surfen  über  bie  Äurbrn  befchranft  fid)  barauf, 
bafj  ient  »uweilen  einen  Stribut  erzwingen  unb  bog  biefe 
ihnen  im  Äriege  JBcifianb  leiften.  &er  83iebf)anbel  ber  Äur» 
ben  ift  bebeutenb,  inbem  allein  nach  Äonfiantinopcl  jährlich 
an  1'/»  23? i Ii .  Schafe  unb  3i«gen  von  ib/nen  gebracht  werben, 
bitten  unter  ben  Junten  gibt  eS  einzelne  3)6rfer,  welche 
nejiorianifcbe  ßhrijien  berechnen,  beiten  eine  freie  Ausübung 
ibreö  ©otteSbicnfteS  gemattet  wirb,  grüber  markten  bie  Äur» 
ben  bduflge  Einfälle  tn  ba§  raff.  Gebier,  woran  fte  jefet  von 
ben  ruff.  ©renitruppen  »erfn'nbert  werben.  3m  perf.  Äur« 
b  ift  an  ifi  Äirmanfcbab  bie  Jpauptjiabt.  Sic  treibt  nicht  im» 
bebeutenben  #anbel  unb  foll  40,000  Ginw.  haben.  3m 
türf.  Äurbifian  Hegt  bie  befeftigte  Statt  JBitliS  unb  bie 
©tabt  £>ieniref>.  3ebe  biefer  beibtn  ©tabte  bat  etwa  20,000 
@inw. 

Äurfüretm,  »on  bem  alten  „foren"  ober  „füren",  wel» 
rfjeä  wallen  bebeutet,  biefien  bie  beutfeben  gürfien,  welchen 
»orj\ugSweife  bie  SBabl  beS  beutfeben  SieicbSoberbauptS  ju» 
ftanb.  Stadbbem  früher  alle  beutfeben  gürften  bei  biefer  SEßat>[ 
ßinflufj  geübt  hatten,  entftanben  1245—56  bie  fteben  Äur» 
fürften,  ndmlicb  bie  brei  geiftlichen,  »on  SRainj,  Strier  unb 
ftoln,  bie  erften  Grjbifcbdfe  unb  SieichSfanjter  unb  bie  vier 
weltlichen,  »Pfalj  (abwecbfelnb  mit  SSaicrn),  ffiranbenburg, 
©aebfen  unb  S36bmen.  DaS  SJorreebt  ber  Äurfürften  würbe 
1356  bureb  biegolbeneJBulle  vom  Äaifer  Äarl  IV.  be> 
fiatigt.  83on  1400,  nach  Ebfefcung  beS  ÄonigS  SBenjet, 
bis  1708  übte  SB6bmen  fein  SBaljlamt  nicht  auS.  3m  wefl» 
falifcben  grieben  entftanben  acht  Äurfürften,  inbem  ffiaiern 
unb  ?)falj  befonbere  Äurwürben  erhielten,  unb  1692  ent» 
front)  noch  eine  neunte  Äurwürbc,  inbem  Äaifer  geopolb  L 
}8raunfcbwcia,*£üneburg  jum  Äurfürjientbum  erfwb,  woge» 
gen  1777  bie  Äurwürbe  »on  33aiern  einging.  Stach  ber 
golbenen  JBuHe  waren  bie  Äurfürjien  bie  näcbjten  SJatbe  beS 
ÄaiferS,  bie  ©aulen  unb  fcidbter  beS  heiligen  Reichs  unb 
hatten  baS  {Recht,  bem  jtaifer  auch  unberufen  ihre  SReinung 
mitjutbetlen.  Diefelben  wählten  nicht  nur  ben  Jtaifer,  fon» 
bern  fie  faxten  au*  bie  2Bal)!capitu'aticn  ab,  auf  welche 
ficr)  ber  Äaifer  verpflichten  mufite  unb  bureb  welche  bie  grei» 
b,eit  beS  beutfeben  Reichs  gefiebert  würbe,  ©eit  1338  biU 
bete  fte  jur  Xufrerbtbaltung  ber  SBablfreiheit  einen  eignen 
herein  unb  burefc  einen  Gib  würbe  jeher  neue  Äurfürft  tie- 
fem JBeretne  verpflichtet,  ©ie  gwofien  ferner  bie  fonigl. 
Cbrenrecbte  mit  2(uSnabme  beä  StitelS  SRajefttl  unb  hatten 
noch  »erfebiebene  anbere  Borreebte.  Seber  einzelne  Äurfürft 
hatte  noch  feine  eigentümliche  äfiürbe  unb  befonbere  Sßor» 
rechte.  T>tx  iturfürfl  von  üTIainj  führte  Stitel  unb  ©cfcfjdfte 
eines  Grjfanjlert  in  Seutfcblanb,  birigirte  ben  ganjen  92eid>S« 
tag  unb  ben  Jturfürficnratb  intbefonbere,  rief  ,5 ur  iBahl  unb 
leitete  fte,  hatte  bie  am  ficht  über  bU  JKeicfjäfanjtei  unb  bie 
Ärcbioe  u.  f.  w.  ©0  oft  bie  Jtrönurrg  beä  Äa^er«  in  fei« 
nem  ©prengel  gefebab,  »errichtete  er  biefelbc  nach,  einem 
SUergtekb  mit  JtMn  »on  1656.  JDer  Jturfürjl  »on  Strier 
fübrte  ben  Stitel  eineS  <5rjfanjler8  burch  ©aüien  unb  'Äre» 
lat,  ber  Äurfürft  »on  Ä6ln  ben  eines  (JrjfanjlerS  bureb  3ta» 


lien;  berfelbe  fronte  auch  ben  Jtaifer,  fobalb  bie  Ärinrac 
innerhalb  feines  ©prengelS  gefebab.  S3öbmen  hatte  bai6r. 
fd)enfenamt  unb  erfannte  feine  SReicbSanflalt  innerhalb  v 
ner  ©renken  an.   £)er  Äurfürft  »on  $fa()  war  Crjtrncbfft 
unb  wabreub  ber  3eit  ber  @rlebiaung  beS  faifert.  Zbmd 
SJicariuS  in  granfen,  »Baiern ,  Schwaben  unb  an  SN:-, 
©aebfen  hatte  baS  (fr^marfchallamt,  übte  beim  Seicbstaac 
auf  ben  SBablverfammlungen  bie  sPolicei,  batte  am  I;:. 
rium  Streit  unb  übte  baS  SteichSucariat  in  ben  ganfrn  fi.i 
SJechtS.   Cnblicr)  war  ber  Jturfürjl  »on  ßranbenbnrj  (hv 
f ammerer  unb  ber  »on  S3raunfcbweig  (frjfcbajjmeificT.*  5 
bem  luneoiller  grieben  1801  fam  bie  bisherige  ßerfaiü;- 
in  Unorbnung,  bie  geifilicJicn  Äurfürfien  würben  cin'c;'.- 
ben,  boct)  würbe  ein  neuer  Äurfürfler^fanjUr  von 
mit  »ier  neuen  Äurfürften  »on  Jöaben,  SSürtemberg,  $c~r 
JtalJel  unb  ©aljburg  1803  in  baS  furfürfllid?e  (Seilt; 
eingeführt,  fobag  nun  jehn  Äurfürften  waren,  echt::  i 
trat  an  bie  ©teile  ©aljburgS  SiBürjburg  unb  1806  ginp 
Äurfürftenwürbe  mit  bem  beutfeben  iReicbe  ein.  3Die 
rigen  Äurfürften  nabmen  anbere  Stitcl  an,  bis  auf  ben 
ber  »on  Napoleon  feiner  JBefU)ungen  beraubt  würbe.  2 
Stitularfurfürft  pon  Stricr  ftarb  1812  unb  ber  Äurfü: 
Reffen  bebielt  nacb  bem  ©turje  9?apoleon'S  unb  nerr 
bererlangung  feine»  JBeft(>ungcn  ben  frübern  SCitel,  n 
aber  ein  fouverainer  gürft,  inbem  bie  Äurfürftemourc! 
frühere  JBebeutung  »erloren  tyatit. 

fiurlanö  ift  eine  ruff.  ©tatt&alterfc&aft,  melit  4" 
□SR.  mit  600,000  (ftnw.  umfaßt  unb  jwifcr;en  bem  r : 
feben  fWeerbufcn,  gieflanb,  SßitepSf,  SSilna  unb  bet  Epe 
liegt,  eine  »on  Mügeln  burebjogene  Cbene  bilbet  un»  r»4 
an  Salbungen,  ©umpfen  unb  ©een  ift.    «Die  £ü"- 
bet  bie  9torbgrenje  unb  aufier  it>r  bat  it.  noch  bie  Aüffr 
flüffe  SBinbau  unb  2Ta.  £>tx  IBoben  ifi  größtenteils  N 
bar 'unb  bringt  ^>olj,  Jpanf,  glachS,  ©etreibe,  Cifen  r 
Storf.  2ln  benÄuften  wirb  gifeberei,  im  innern  Sanbe 
nen*  unb  JÖiel)jucbt  getrieben.    2>aS  Älima  ift  jroar  1 
aber  gefunb,  unb  bie  Ginwobncr  finb  8i»en,  Deutfcbe,  X: 
len  unb  Suben.    3n  Ä.  unb  Sieflanb  benf^te  ^0  & 
beutfehe  JDrben,  bis  ber  lefete  Jpeermeifter,  ©ottbart  Jttttr 
1561  Sieflanfc  abtrat,  Ä.  aber  alS  in  feiner  gamiue  (&■ 
<heS  Jperjogtbum  ö"n  ber  9?epublif  »Polen  ju  8ebn  wri 
©eine  9cadbfommen  herrfebten  bis  1737,  wo  biefetten  st1- 
ftarben.   SDie  SBitwe  beS  vorlebten  JperjogS,  Xnno,  b2ü 
1730  ben  ruff.  X\)xon  beftiegen  unb  brachte  eS  1737  Lrj 
bafj  ihr  ©ünfiling  unb  JDberfammerberr,  ber  @raf6rnt> 
bann  »on  JBiron,  jum  £erjoge  gewablt  würbe. 
na'S  Stöbe  würbe  1740  SBiron  nach  ©ibirien  »etwiefen  unt  r.- 
würbe  erft  ber  Jj>erjog  Bubwig  Srnjt  »on  S3raunf4^ 
bann,  weil  biefen  $olcn  nicht  anerfannte,  ber  pttL^i 
9>rinj  Äarl  jum  JperjDg  gcw4f)lt- '        tuff.  JUfiaa  & 
tbarina  II.  fchte  iebocb  ben  aus  ©ibirien  jurüdfcrnifc"<" 
ÜBiron  1763  wieber  jum  J^erjog  ein,  ber  barauf  mAxn 
»polen  anerfannt  würbe  unb  1769  bie  Regierung  fc" 
©ohne  'Peter  überließ.    £)it  poln.  Sfeoolution  brotu 
auch  auf  Ä.  auSjubebnen  unb  ber  furlanb.  70x1,  um  t_ 
fcflen  ©cbu|  für  feine  Sßorrecbte  ju  erlangen,  befebtof  1" 
auf  einem  ganbtage,  Ä.  unbebingt  an  JRuglanb  ju  übet-" 
ben.   SDer  J^crjog  »Peter  bitlt  fttt)  in  »Petersburg  «r  1 
erfuhr  hier  burd>  eine  ^Deputation  ben  Befcblufi  bet  CticN 


Da  fein  rinjiger  Sobn  1790  gr|totbm  war  unb  ti  nur  noch 
rite  Stiebtet  bcfajj,  f»  unterjriefjntte  et  ju  Petersburg  btt 
äbtrrtungSurfunbe  an  3?ujj(«nb,  inbem  eine  Seitenlinie  fett 
te8  #aufeS,  welker  noeb  jefct  bie  Stanbe&berrfcbaft  SBar» 
enberg  in  Scblefien  geb6rt,  bureb  eine  jdbrlicbe  Stente  »on 
i6,000  Sblr.  abgefunben  würbe.  JDimb  «inen  laif.  UfaS 
curbe  1817  bie  Urfunbe  befMtigt,  bureb  welcb«  ber  furldnb. 
tf&el  ben  iöauemfianb  in  welcher  bisher  wie  in  Polen 
n  ber  geibeigenfebaft  febmaebtete,  füt  frei  erflärte.  —  Die 
fpauptflabt  »on  St.,  2Ritau,  jaty*  16,000  einw.,  »on  be« 
len  bie  SKebtjabl  Deutfcbe  fiiib.  Der  fett  1822  »oHenbete 
JafobSfanal  »erforgt  bie  ©tobt  mit  SBaffer.  Sie  enthalt 
neb«  wiffenfcbaftlicbe  Änflalten,  namentlich,  welcbeS  jugletcb 
m  bem  ganjen  fianbe  gilt,  ausgezeichnete  Schulen.  Äußer» 
?etn  ffnb  iwcb  bie  £afenptdfce  «Einbau  unb  gibau  von 
Sitbtigfeit. 

fiutüßCff  (©olenisfcbtftbeff),  gürfl  SmolenSfoi,  ruff. 
frlbmarfebaü,  würbe  1745  geboren  unb  trat  1759  in  ruff. 
ftrugetienjh.  Ulatbbem  er  febon  1764 — 69  gegen  bie  $o* 
en  unb  bann  gegen  bie  Surfen  gefdmpft  batte,  jeiebnete  et 
ich,  namentlich  bei  ber  erflürmung  »on  Scbumla  unb  nadb* 
er  bei  ber  Verfolgung  bei  jtofacten  fugaffebeff  auS,  web 
Ijer  fieb  für  ben.  3ar  9>eter  Hl.  ausgab.  3m  3abre  1787 
rurbe  er  ©cneralgou»erneur  ber  itrtm  unb  im  fofgenben 
Safere  tarn  er  bei  ber  {Belagerung  »on  Ccjafow  um  baS 
echte  Äuge.  Benno*  jeiebnete  er  fub  ftbon  in  ben  v.h<b; 
icn  Sohren  wabrenb  beS  turf.  itriegeS  bureb  unerbirte  5£a» 
tferfett  aus,  würbe  jum  ©enerallieutenant  ernannt  unb  lei» 
ere  enblitb  jut  fe&cbfien  äufriebenbeit  ter  ruff.  »egterung 
:ic  griebenSunterbanblungen  mit  ber  Stürfei.  Äuf  tur»e  3eit 
png  er  1793  als  ruff.  ©efanbter  natb  Äonflantinopei,  f impfte 
^ann  wieber  in  Polen  unb  war  1794  bei  bem  Sturme  »on 
J)raga.  2tt*  ©eneralcommanbant  «on  ginnlanb,  bann  als  öe< 
uralgouverneur  »on  githautn  befcbdftigte  er  fieb  angelegent* 
t'cb  mit  ben  JititgSwijfenfcfeaften.  3n  ber  3wifcfeenjeit  war  et 
urje  Seit  ©efanbter  jtt  {Berlin,  hierauf  warb  er  @btf  beS 
labetfencorpS,  1801  @eneralgou»erneur  »on  Petersburg,  unb 
L805  übernahm  er  ben  ßbetbefebl  übet  baS  erfie  ruff.  Är> 
neecorpS  im  &rie$e  gegen  bie  granjofen.  dr  hielt  bie  ge« 
ten  £>ftretcb  fteg^reicben  granjofen  auf,  fcblug  fie  bei  Dürn* 
iein  unb  befehligte  bei  Äußerli|,  wo  er  »erwunber  würbe, 
öS  »«reinigte  ruff.  4?eer.  3m  3.  1811  übemabm  er  ben 
Dberbefebi  über  ba§  gegen  cie  Surfen  fdmpfenbe  ruff.  £eer 
mb  fahrte  1812  ben  grieben  ju  fl3ufaref(fet  herbei.  ßhfebon 
ereitä  faft  70  3abtt  alt,  führte  et  hierauf  1812  boeb  tubnu 
>oU  ben  JDberbefebl  im  ruff.sfranj.  Äriege  unb  fiegte  über 
Dapoufl  unb  See»  bei  SmolenSt.  3um  Änbenfen  an  bie« 
en  Sieg  erhielt  et  »om  Jtaifcr  Äleranber  ben  Seinamen 
SmolenBfci.  3nbefj  waren  bie  Grifte  bei  helbenmutiiigcn 
Greifes  erfcbtyft;  naebbem  er  noeb  1813  »on  Äalifcb,  au8 
en  bc^eiflerten  Äufruf  jum  Äomöfe  gegen  ben  franj.  Sau 
er  erloffen  batte,  ffarb  er  am  28.  Äur.  1813  ju  S3unjlau 
i  Scbleftcn,  wo  ihm  auf  bem  2J?arft»lafee  einSDenfmal  er« 
testet  ,  werben  ijl.  2>et  ruff.  Äoifer  tbrte  baS  Änbenfen  beS 
Jcrflorbencn,  inbem  er  beffen  SBitwe,  unb  naebbem  auef; 
iefe  gefiorben  war,  beffen  fünf  aitbtern  eine  jährliche  Vm* 
Ion  wn  86,000  Rubeln  ertbeilte. 

ttuv  i|t  ein  wabrfcbeinlicb  aus  ber  flawon.  Sprache  ftBUHn 
itenb«*  ffiort,  in  welker  „Äufu6"  «in  »beÜ  unb  „fuffen" 


teilen  bebtutet.  SebeJ  öergwerf  obet  jtbe  3«*t  (Scbmefj* 
bütte)  wirb  in  128  anheile  getbeilt,  »on  benen  jeber  ein 
-Rur  btifjr.  (53  werben  32  Äure  auf  eine  Stiebt,  4  Äure 
auf  einen  Stamm  gereebnet.  einige  leiten  ba*  SBort  Äur 
oueb.  »on  einem  «Kanne  biefeS  9lamen8  auS  S4)neeberg  ab, 
welker  juerfl  biefe  Hxt  eintbeilung  eingeführt  b«ben 
Sin  Qtbtur  beftebt  gew^bnlicb  au$  »ierJturen  unb  ifi  ein 

Sdjer,  ber  »on  Dem,  auf  beffen  ©runb  unb  Sobcn  ein 
ergwerf  liegt,  frei  gebaut  wirb, 
üuvlinurn,  ein  Dorf  mit  400$inw.  im  bamburg.  Ämt 
3?i(jcbüttel  am  linfen  Ufer  b«r  Cvbmünbung,  bot  «inen  «u(< 
geAcierinetcn  Jbafen,  «ine  £luarantaineanfialt  unb  ein  1816 
begrünbeteS  Seebab.  5)?an  habet  entwehre  in  ber  See  felbff, 
in  weltbe  man  auf  »erbeeffen  Äarren  gefabren  wirb,  ober  in 
einem  £aufe,  ba«  auf  einem  Eamme  jroifcben  jwei  8anbs 
feeh  erbaut  ift. 

firjau  (griebr.  SBilb.,  gttu)ett  »on)  würbe  »u  Dberffrob« 
walbe  1654  geboren  unb  trat  er  fr  in  preufj.,  bann  in  faebf. 
5triegSbicnffe.  2)urcb  feine  lufligen  uno  wiegen  einfalle 
«rwarb  er  fwfc  bie  ©unff  »ugufl  II.,  ber  ihn  xu  feinem  ®u 
neralabjutanten  machte  unb  ihn  «nblicb  jum  (lommanbanten 
beS  ÜoniaffeinS  ernannte,  als  welcher  er  1733  fiarb.  Seine 
wifeigen  einfalle,  feine  treffenben  freimütigen  Äußerungen 
maebten  iljn  allgemein  beliebt  unb  befannt,  o|ne  baß  er  bar» 
um  feine  SBürbe  bem  jweibeutigen  Sfufe  eineä  SpaßmacberS 
geopfert  b4tte.  9(4^«  unb  intereffante  Kacbricbten  ftnbet 
man  »on  ü)m  in  2Öil&elrai'$  „Ä.'S  geben  unb  luflige  ©in» 
feiUe"  («pj.  1797)  unb  Beben  unb  Scb.w4nfe"  (*pj. 
1800). 

Ät)ffl)hu6fr  ift  ber  Slame  eine«  fieb  bi«  ju  1450  g. 
über  bie  SEReereßflac^e  erbebenben  S5ergrucfen§  im  gürflen» 
tbume  Sd>warjburg:9?ubolitabt,  auf  beffen  bocbflerfk  fünfte 
über  bem  Dorfe  SiHeba  bie  mdebtige  »urg  Äwffbaufen 
lag,  »on  ber  noeb  Srümmer  ju  fepen  ftnb.  Diefe  S3urg 
würbe  im  10.  Sahrb.  jum  Schule  ber  faifert.  ffalj  erbaut, 
1178  »on  ben  Übüringern  jerflört,  berrlicber  wiebet  aufge» 
führt  unb  im  16.  Sabrb-  abermals  jerftort.  Sie  ifi  »um 
2beil  in  ben  Reifen  eingearbeitet  unb  »on  bem  ©emauet 
ftrb;  nech  ein  mitten  »oneinanber  geborfiener  Sburm.  Die 
JBolfSfage  erjdblt,  baj  auf  btefer  S5urg  in  einem  unterirbu 
'c^en  ©ematbe  ber  Äaifer  SJotbbart  rgtiebrieb  I.,  f.  b.) 
tfte  unb  wabrenb  fein  langer  Sart  bureb  ben  »or  <bm 
icbenben  fleinernen  Hifcb  waebfe,  foll  bcrfelbe  beS  Zcu 
geS  harren ,  an  welchem  er  eil  oft  werbe,  ober  an  welchem 
baS  beutfe^e  >Rcid->  ju  fetner  alten  Herrlichkeit  erflct)«. 

finnaet  ifi  eine  bem  ©rafen  St^affgotfcb  gebirenbe  ^em 
febaft  im  »egierungSbejirfe  fiegnil  ber  preug.  fro»inj  Scble« 
ften,  obnweit  ^irfebberg.  {Benannt  biefe  ^errfa>aft  »on 
bem  auf  einem  gelfenberae  fiebenben  Scbloffe  Ävnafl,  wel= 
cbes  ber  febief.  .j>encg  loolfo  1292  erbaute  unb  baS  1674 
bureb.  ben  ©Iii  jerft6rt  würbe.  9?oc$  ftebt  man  bie  über  ci« 
nem  ftbauerlitben  Äbbange  fitb  erbebenbe  2Rauer,  um  wclcbe 
einfi  ein  grdulein  »on  Äpnaji  ihre  greter  reiten  lieg.  ÄuS 
SRdnnerbaf  batte  fie  ndmtitb  erfldrt.  nut  Dem  ifyct  |>anb 
reiben  ju  wollen,  weuter  biefen  gefdbrlicben  Kitt  wagte  unb 
glüeflieb  jurürflegte.  ein  ^erjog  ju  Sacbfen  foll  enblicb, 
naebbem  »ielc  tapfere  fRitter  »or  tbm  baS  gehen  eingebüßt, 
um  bie  SKauer  geritten  fein,  an  bem  bartberjigen  grdulcin 
ober  bie  unglücf lieben  greier  gerdo>t  bähen,  inbem  er  berfeU 


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Kyrie  Eleison  6 

btn  erflärtt,  ba§  er  fie  verfcr}mäb>,  weil  fein  £erj  fdjonYu 
nem  antcru  SBeibe  gehöre. 

Kyrie  Elcyson,  ba$  gried).  „£ert  erbarme  bicp !",  ifl 
ber  Warne  eineS  in  ber  alten  Äircbe  gebräucplid)  gewefenen 
Gebets,  ba$  von  ben  Äattcpumcnen  fo  oft  gebetet  würbe, 
als  ber  25iafonue»  eine  $aufe  in  feiner  gürbitte  für  tiefe 
madjte.  Anwerbern  aber  würbe  e$  aud)  bei  ben  gürbitten 
gebrauept,  bie  ber  Aoenbmablöftier  vorangingen;  bei  jeber 
gürbitte  antwortete  bie  ©emeinbe  mit  bem  Äprte.  25icfer  ©e* 
brauet)  fanb  feit  bem  4.  3<>brp.  flatt.  3n  ben  protrftantis 
fd^en  Äirdjen  wirb  ba$  Äprie  bei  feierlichen  Äirctjenmuftfen 
nod)  oft  gefungen. 


L. 

ifaboratoriura,  fo  fiel  wie  ArbritSlotal,  wirb  vor$ugJs 
weife  ber  Drt  genannt,  wetepet  jur  Ausführung  d^emifebet 
Arbeiten  eingerichtet  ift.  25a  bie  djemiftptn  Operationen 
tptilS  mit  ßulfe  beS  geuerö,  theiis  opne  tiefet  torgenommen 
werben,  fo  erfobert  ein  ebemtfehcö  Laboratorium  auch  *wei 
fRäume,  von  benen  bet  eine  auo"  einem  feuerfeften  ©ebaube 
bffteht,  auS  welchem  eine  gffe  fübrt  unb  in  bem  ein  £erb, 
©eblafe,  Muffelöfen,  ZJinböfen,  25effiUirapparatt  u.  bgl. 
aufgeteilt  finb,  roäbrenb  ein  anbered  ©emacb  bie  fonfligen 
ebemifepen  Apparate  enthält.  (Sin  fotebeä  cbemifdjes'  Sabora* 
torium  muß  fidj  namentlict)  bei  jeber  Apotpefe  befmben.  — 
Ausgebepnter  finb  bie  Laboratorien,  beren  man  fid)  in  ber 
Artillerie*  jur  £erflellung  ber  verfepiebenen  Äunftfcuer,  ber 
9>atronen,  Gartouctjen,  Äugeis  unb  Äartdtfdjenbüdbfen  be* 
bieut.  —  Sn  ben  9>robirpütten  beißt  Laboratorium  ein  feuer* 
fefle$  ©emad),  in  welkem  ba*  Stpmeljen  ber  Ghrje  unb  Abi 
treiben  ber  Metalle  Hergenommen  wirb. 

fnbrtiöor  ober  SReubritannitn  ifl  eint  mehr  als" 
24,000  D3R.  umfaffenbe  Äalbinftl  im  SJlorbotfen  von  9corb> 
amerifa,  verlebe  von  ber  ^ubfonSfhrape,  bem  atlant.  JDttan, 
von  ber  23eHe  =  3ole  =  Strajjt,  oon  Untercanaba  unb  von  ber 
3amt5«  unb  #ubfon8bai  begrenzt  wirb.  An  ber  SRorboflrufte 
gibt  eS  eine  gr'ofje  AnjabI  oon  Suchten  unb  S3aien,  unter  be» 
nen  bie  Ungavabai  an  ber  $ubfon§frra§e  unb  bie  MoSquito» 
bai  an  ber  AubfonSbai  bie  größten  finb.  ©eaen  ba$  grüp» 
jähr  legen  fiep  an  biefe  Äüfte  ungeheure  gidma'ffen  an.  25a$ 
3nntre  ift  gebirgig,  aufjevoit entlieh  raub,  unb  nnwirtblicb, 
faft  ftetd  mit  Schnee  bebedt.  Sine  Menge  Seen  burd;.iie> 
ben  ba$  Sanb  uub  unter  benfelben  ift  ber  roeftl.  liegenbe 
Glearwoterfee  ber  bebeutenbfle.  25ic  STLuffe  finb  nicht  in  gro» 
fler  Anzahl  vorpanben  unb  unbebeutenb.  Aid  «Probucte  finb 
gifept,  befonbers"  Salfifcbe,  Äabliaue  unb  gaebfe,  Scebunbe, 
verfcljiebene  Arten  peljtragenber  Stiere,  Öfcnntbicre ,  Setvö» 
gel,  Marienglas,  ©fen,  Jtupfer,  Schwefel,  fiabraborflein« 
^u  nennen.  3m  Horben  unb  JCften  wohnen  ©sfimoS,  im 
Sübrn  unb  SBeflen  3nbianer.  25ie  engl.  4?ubfon$baigefelI» 
fchaft  hat  bie  gactoreien  ?>rinj  von  Sales,  5)erffort,  9ticp> 
montfort,  Mabocf,  JDftmainfactorei  unb  SEf;omfonSboufe  unb 
in  Unitp,  jDfaf,  £effentpal  unb  Slam  finb  herrnbuter  Mif» 
fwnSmeberlaffungen.   25er  $ortugitfe  Äafpar  (Sorten«!  tjat 


•  Lachs 

2.  1496  entbeeft  unb  1576  unttrnatin  Mart.  Jorbiftin  Ml 
erfie  Steife  babin.   (S3  gehört  ben  Gnglänbern  unb  ftebt  uiu 
ter  bem  ©ouoemeur  von  OTeufunblanb.  —  SDer  tiUi» 
borftein  ift  eine  Art  Ac.c<Vath.    Seine  ^»auptfar: 
grau,  boeb,  fpielt  feine  glätte  in  ben  r-erfchiebenften  Je 
je  nacr;bem  man  fie  anberS  gegen  baS  Auge  fyilt. 
fanb  ihn  juerft  in  2.,  fpäter  aber  auch  in  anbern  ©e^;;-: 
Slorbamenfa*,  in  3"grrmannlanb,  ginnlanb  unb  ju  5Df:.L 
bei  Sweaborg.  (fr  wirb  ju  allerlei  Scbmucffacb.  en  wneente: 

Caliijrintl)  würben  im  Altertl;ume  meljrc  Saurccrf; 
nannt,  weiche  fo  angelegt  waren,  tat)  man  fi*  in  ben  i 
fach  oerfd;limgenen  ©ängen,  welche  bie  jahlreidjen  ©er; 
oerbanben  unb  in  biefen  fetbft  ohne  befonbere  Ceitung 
jurechtfiuten  fennte.    25a3  berühjme|ie,  noö)  ic^t  in  fi 
Krümmern  großartige  gabprintb  war  ba$  dgppti 
25affelbe  lag  in  Mittelägppten,  oberhalb  vom  See  2^ 
in  ber  92dbe  von  ÄrofobilopoliS  (Ärofobilflabt)  in  eine: 

Jienb,  welche  iefet  gapum  genannt  wirb.   25er  Grbaucr  : 
elben  fann  ebenfo  wenig  mit  JBefiimmtbeit  angegeben  »«• 
ben,  wie  ber  3wecf,  ju  bem  t$  erridjtet  würbe.  Bj:: 
fcbeinlicb  fianb  baffelbe,  wie  bie  ganje  Religion  berÄ^rc 
mit  naturwiffenfcbaftlidjen  (Jrfenntniffen  in  JBejieb.unc/  vi 
war  eine  fpmbolifdte  25arfteQung  be5  Sonnens  unb  ffau> 
tenlaufä  bura)  ben  fctierfrei«.   63  foH  halb  über,  \äk 
ter  ber  Qxtt  geftanben  unb  3000  3iwmer  entbaltcn  : 
Anbern  Überlieferungen  nad)  wäre  bai  gaborintb  ein  gref  . 
aeS  ©rabmal  tbcils  für  bie  Äöniae,  welche  eS  erbaut,  I 
für  peilige  &biere,  namcntltcp  Ärorobite,  yewefen.  ©egenrr- 
tig  foU  man  nody  ungefapr  150  äimmer  btfuepen  fenr 
inbem  bie  übrigen  burcp  Scputt  unb  ginfterniß  un^u:: 
lid)  finb.  —  25aä  Babprintp  auf  Äreta  foU  oon  254c, 
(f.  b.)  erbaut  worben  unb  fpäter  ber  Aufenthalt  be$  SJrtr. 
tauroi  gewefen  fein,  welchen  2b «f«"*  (f.  b.)  erlegte.  I 
felbc  war  niept  fowoi  ein  Jöauwert  als  eine  große  tni: 
fcplungcnen  ©ängen  oerfepene  gelfenpöbl«,  welche  man  I 
in  neuerer  3«t  bei  ©ortpne  wieber  aufgefunben  bat 
bere  ©eleprte  paben  je_bocp  wabrfcpeinlicb  gemacht,  c«f  a 
ben  9?uinen  oon  ÄnoffuS  auf  Aanbia  (f.  b.)  bie  über 
beS  gabprintbä  ju  fuepen  feien.  —  25a3  üabprintb.  bei  C 
fium  in  ^»etrurien  war  von  ^orfenna,  bem  gewaltige: 
truSferfürften,  welchem  Wom  fofl  gänjlicp  erlegen  wäre 
gelegt  unb  ju  feinem  ©rabmale  beftimmt  worben.  — 
übertragener  33ebeutung  pat  man  fepon  längft  gaborintb  i 
SBejeidnung  jebeS  SSerfcplungenen  unb  barum  25unfcln,  NO 
man  fiep  nicht  jureebtfinben  fann,  gebraucht. 

fäfljfrlicl)  ifl,  wa3  Eacpen  wreat,  unb  ba  befanr 
SC^oren  über  fepr  SJieleä  lachen,  Seife  über  SBenigei 
ift  e3  gan»  von  ber  3»bivibualität  bei  giiiiclnen  abbä"; 
wa«  für  ihn  läcperlicb  ifl.   2Babrbaft,  b.  p.  auep  fu 
aehilbeten  Mcnfdjen,  lädjerlicp  ift  jebod)  nur  baS  ff 
Nichtige  unb  JBcbcutungSlofe,  infofern  e5  fitp  ben  €i 
be3  SBidjtigcn  unb  Sebcutenben  gibt,  aber  in  feinem  t 
flreben  burdj  feine  eigne  Db.nniad)t  vertitelt  wirb, 
grofd),  welcper  fid)  jum  Stier  aufbläpt,  i|l  läcptrlid;, 
Äfft  in  btr  ^erüefe  feines  #errn. 

Cacl)S  ober  Salm  ifl  ber  9lame  eine3  btfannftn, 
gorelle  verwanbten  gifepeft.    <§x  x)at  einen  btrvorfiebc:.' 
rüffeiförmigen  Oberliefer,  fcpwärjlicpen  JRücTen  unb  Är; 
bläuliche  Seiten  unb  filbtrfarbtntn  SBaucb,  ba  jeboa), 


Ibachs 

>Ie  JPebfe,  in«  Sfotbficbe  fpielt.  Gr  wirb  oft  an  fed>«  gufi 
eng  unb  üb«  50  $f.  febwer;  ber  Äopf  ift  im  SJerboltnif 
,u  bent  übrigen  jtirper  Hein.  Gr  ift  wegen  fetned  febt  wobt» 
cbmexfenben  gleite«  beliebt.    3«n  grüblinge  jieben  bie 

.'  . 


Jachfe  in  großen  ©efeüfifraften  au«  bem  SReere  »eil  in  cit 

Strome  hinauf  (im  JKbcin  j.  IB.  bis  in  bie  ©ebweij  unb 
n  bei  (Elbe  bis  nacb  S36bmen),  laicben  bafelbft  unb  febren 
>ann  in  ba«  SJJeer  jurücf.  9<ur  einjelne  bleiben  wäbrenb 
>e«  SBinterS  an  tiefen  Stellen  in  ben  Stuften  jurücf.  2Benrt 
>er  8acb«  ftromaufwÄrt«  jieht,  fo  fudjt  er  alle  ihm  entge« 
jenflebenben  Jg>inbemiffe  ju  überfteigen,  er  überfpringt  babei 
5—8  g.  b»be  2Bebre  unb  jwar  babureb,  baß  er  ben  ©cbwanj 
n  ba«  SRaul  nimmt,  bann  ihn  pl&fclicb  fabren  läßt  unb  fo 
>cfttg  gegen  ba«  SBaffer  fcbneUt,  baß  ber  ganje  Jtörper 
jecb  emporgefcblcubert  wirb.  JBei  ftillem  SBetter  ftreift  er 
tn  ber  JDberfläcbe  bin,  unb  man  fann  bann  fad  ©eräufcb 
Wt  finvinnnenben  gifdEje  beutlicb  boren;  bei  großer  $>i&  ober 
f  türm  gebt  er  bagegen  in  bie  JKefe.  Um  JKbein  wirb  ber 
<i«  ju  Safobi  gefangene  gifd)  ©alm,  ber  fpater  gefangene 
iad>«  unb  ber  .einjabrige  ©ilmling  genannt.  £)er  notb. 
liebt  ein  3ubr  alte  gifd;  beißt  8acb«finb  ober  8acb«« 
au  je,  ber  fette  ausgeworfene  2Beißlacb«,  ber  abgema* 
lerte  ©raulacb«,  ba«  in  ber  8aicbjeit  gefangene  Wann* 
ben  «Rupf  er  lad)«,  nadj  ber  Saicbjcit  2B r a cf  l a d> 5.  JDen 
n  bet  ©ee  gefangenen  nennt  man  wegen  be«  flcifcbfarbigen 
Ranbe«  an  ben  ©djuppen  Sfotblacb«,  aueb  Äalbfleifcb» 
adjä.  £>ec  8ad)«fang  gefdpiebt  burdj  ftarfe  3ie^ne^e,  burd) 
Hitterfaflen,  böljeme  Reußen,  ^>amen  unb  Ingeln.  flud) 
»flegt  man  ibn  in  einigen  ©egenben  be«  9tad)f§  beim  ©trob» 
euer  ober  brennenben  Jtienfpäbnen  »ber  bei  gadeln  mit  bem 
5peer  ju  fteeben,  »eil  er  ndmlieb  bem  Siebte  'naebgebt 
Der  befte  8acb«  ift  ber,  welker  im  9Jbeine  unb  in  ber  SBe* 
er  gefangen  wirb.  SKinber  gut  ift  ber  (Slbtaeb«,  unb  ber 
Dberlad)«  bot  ein  ftarreS,  magere«  gleifd).  ©ein  gleifcb  ift 
6  t  blieb,  unb  jwar  um  fo  feboner  gefärbt,  je  fetter  e«  ift. 
Plan  »erjebrt  ibn  forool  frifdj  al«  marinirt,  eingefallen  unb 
laudiert,  grüber,  che  man  ihm  fo  febr  nacbfteQte,  wie 
;egenwirtig  gefebiebt/  war  ber  8acb«  weit  büuftger  al« 
efct  unb  mebt  nur  in  ©cbottlanb,  fonbern  aueb  in 
Deutfcblanb,  j.  33.  in  ©aebfen,  würben  fo  »iele  8a£bfe  ge> 
angen,  baß  [t'e  eine  gewöbnlictjc  Jbaufcfofl  für  ba«  ©efinbe 
;bgaben. 


Lack 

Cadjtfr,  SBcrgtacbter  ober  Älafter  ift  ein  im  93 erg. 

bau  gebraucblicbeS  Cänqenmag.  35affctbc  wirb  gcwöfjr.tid) 
in  8  Äcbtel  getbeilt  3«beä  TUfiA  beftebt  wieber  aud  10 
gaebteriollen,  jeber  Saebterüoll  au«  10  Crimen  ober 
feinen,  jebe  q)rime  auä  10  ©ecunben.  3n  neuerer  &\t 
bat  man  ba8  Sachter  aueb  in  10  gup,  ben  guß  in  10  3oQ, 
ben  3oQ  in  10  £inien  getbeilt.  £>ie@rö§e  be3  Sacbter«  ift 
an  ben  »erfdjiebenen  Drten  »erfebieben.  3n  JllauStbal  be« 
tragt  e«  5  %  11  3-  */«  8in.  parifer  9Ra§;  in  2)dnemarf 
6  |.  2  3.  3V»  8in.;  in  greiberg  5  g.  11  3-  9  8in.;  |U 
Soacbimätbal  in  JBöbmen  5  g.  10  3-  lO'/*»  Bin.;  in  ?)reu. 
gen  6  g.  5  3-  3%  8in.;  in  ©aebfen  6  g.  1  3.  37u  8tn. 
ober  3V«  leipj.  Glien;  in  ©cbemnife  6  g.  2  3-  9»/»  Sin.— 
Bunt  Neffen  ber  @ntfernungen  unb  Siefen  bebient  man  fieb 
in  ben  jßergwerfen  bei  Saditerfcbnur  ober  8  achter  fette, 
welcbe  au§  ungeglübtem  SRefftngbrabt  geflochten  i(t  unb 
5—6  8ad)ter  lang  ift. 

fach  ober  Sacffirniß  werben  toerfebiebene  3fufl6fungen 
barjiger  ©ubftanjen  in  gewiflen  glüffigfeiten  genannt,  wel» 

8t,  auf  allerlei  ©egenftanbe  aufgetragen,  auf  biefen  einen 
berjug  bilben,  ber  einen  bt>b«n  ®rab  >">n  ©lanj  bureb 
©ebleifen  unb  ?)oliren  annimmt.  (SBgl.  girniffe.)  2)aä 
ai:6  bem  ^erftfeben  ftammenbe  SBort  8acf  bezeichnet  aber  eü 
gentlicb  jebe  gldnjenbrotbe  garbenfubftanj  unb  im  engern 
©inne  ben  fogenannten  ©ummilacf.  2)iefeä  4?arj  liefern 
mebre  oftinb.  ©eweiebfe,  namentlich  eerfdjiebene  gicuS«  unb 
ßrotonarten  u.  %.  Gm  jur  ©attung  ber  ©ebilbläufe  geb6» 
renbeS  3nfeft  (lat.  Coccas  laccae)  fhebt  namlieb  in  bie  jun» 
gen  3n>eige  ber  erwähnten  ©ewaebfe,  unb  au«  ben  fo  ent. 
ftanbenen  Öffnungen  fließt  bie  barjige  «Katerie,  welche  ba* 
©ummilacf  gibt.  2fn  ben  3weigen  faugen  fid)  bie  9Beibd)en 
ber  ©ebilbläufe  an  unb  laffen  ftcb  »on  ben  SRänndjen  be* 
fruebten.  darauf  bilbet  ber  au§laufenbe  ©aft  be«  ©ewddj» 
fe«  gteiebfam  eine  3eHe  um  ba«  SBeibcben,  welcbe«  aUmalig 
ju  etner  Silafe  anfebwint,  bie  »on  einer  rotben  glüfftgfcit 
erfüllt  wirb  unb  in  ber  bie  ÜRaben  ber  Sacffcbilblaufe  fieb 
auSbilben.  SJiad)  unb  nacb  »erjebren  bie  jungen  Sbiercben 
jene  rotbe  glüffigfeit  unb  brechen  enblicb  bureb-  3nbem 
man  bie  Xfte,  wcldje  mit  einer  «Kenge  ber  erwähnten  3eHen 
umgeben  finb,  ablöft,  erbalt  man  ben  ©tangen»,  ©toef- 
ober  fioljlacf.  jbffnet  man  eine  ber  burebfebeinenben  3ell» 
eben,  fo  ftnbet  man  bä"f»g  feine  weiße  ^>autd)en,  bie 
tiberbleibfel  ber  ®lafe,  in  weldje  fid;  ba«5Ebi«  »erwanbelte, 
unb  faut  man  ben  ©toeflacf,  fo  erweidjt  er  fieb,  färbt 
ben  ©peicbel  »ioletrotb  unb  fat  einen  bitterlicb  jufammen«, 
jiebenben  ©ejebmaef.  Tfuf  Äobten  geworfen,  »erbreitet  ber 
©tangenlacf  einen  angenebmen  ©erueb.  Durcb  Älopfen  be» 
freit  man  bie  ©tücfe  »on  bem  Jboljantbeil  unb  erb&t  bann 
ben  Börner,  ober  ©amenlacf,  ber  au«  unregelmäßigen 
erbfengroßen  ©tücfen  beftebt,  bie  faft  ganj  gefcbmacflo«,  malt» 
glünjenb,  gelblicb  ober  rotbbraun  finb.  ©cbmiljt  man  biefel« 
ben  jufammen,  fo  erhält  man  enblicb  ben  klumpen  lad*. 
Derfelbe  beftebt  gewöbnlicb  au«  runben  ober  ooalen  ©cbei» 
ben,  2— 2'/t  3oU  im  Surcbmeffer  Oattenb,  »on  bunfelbrau» 
ner  garbe.  ©irb  ber  Äörnerlacf,  naebbem  er  bureb  2tu«> 
foeben  feine«  garbeftoff«  beraubt  worben  ift,  in  einem 
2—3  3oQ  biefen  unb  einige  GUtn  langen  ©aefe  über  geuer 
gefebmoljen,  fo  erbältman  ben  ©cbeltacf,  SEafel»,  f)latt» 
ober  ©cbalenlacf.    Sowie  ber  Äürnerlacf  fo  erbifet  i% 


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Lackmus 


I.afayette 


baß  er  burdj  bie  8einwanb  ju  bringen  beginnt,  fo  wirb  bet 
SBeufel  »om  geuer  entfernt,  gebreljt  unb  bie  abfliefjenbe  glüf» 
ftgfeit  <rof  untergelegte  ^Mfanablatter  abgetropfelt,  wo  fte  als» 
balb  erbärtet.  £>er  ©djelloa  wirb  nwS)  ber  garbe  in  blon» 
ben,  hiV.cn,  orangefarbenen  unb  bunfeln  untergeben.  Durch 
(fntfdrbung  mit  Gblcr  erhalt  man  weißen  ©cbellad;  biefer 
jrcl.it  aber  an  Älebfraft  bem  braunen  ©diellad  nart).  35ic 
oerfdjiebenen  Ärten  beS  ©ummiladS  werben,  in  flarfem  SBeins 
geifl  gelöft,  jur  fcifcblerpolitur,  jur  gabrifarion  beS  ©iegel* 
lade,  mit  fernem  iJicvjctmctjl  jufammengefdjmoljen  jum  Äitt 
für  ©las»  unb  irbene  SBaaren,  bei  ber  ©eibenbutfabrifai 
tion,  in  jDflinbien  jur  -frerffcüatng  »on  allerlei  Bierratben 
u.  f.  w.  »erbraudjt.  Der  auS  bem  ©todlarf  ausgesogene 
rotlje  garbeflojf  gibt  ben  Sadlad,  8adbpe  ober  gdr» 
berl  ad,  weldjen  gegenwärtig  bie  gärber  allgemein  frort  ber 
dodjenille  anwenben.  9tod)  concentrirter  enthalten  ifl  ber 
garbefjoff  in  bem  feit  1815  Bon  ben  ©ebrttbern  SDfenrjeim 
in  SBien  erfunbenen  ofenbeimer  91  otb.  —  Die  Äunfl 
beS  8adiren3  beflebt  tbeilS  in  bet  ©ereitung  ber  oerfebies 
benett  ßadfirniffe,  tbeilS  in  ber  Jtunfl  beS  ÄuftragenS  unb 
3>oliren$  biefer  girniffe.  Die  lacfirten  SBaaren  werben 
überbicS  noa)  burd)  {ßcrgolbung,  83erftlbcrung,  ©cmälbe^ 
fünfllidje  ©rünbe  (i.  SÖ.  SRarmorgrunb,  lafirten  ©olb«  unb 
©ilbergrunb,  SDfoircgrunb  u.  f.  w.)  »erjiert. 

CcukmitS  ifl  ein  blauet  garbefloff,  weld)er  auS  mehren 
gleditenarteit,  bcfonberS  auS  Roer«)]»  ober  LecAnom  tin- 
TtoriR,  bie  an  ben  felfigen  Äuften  von  (Snglanb,  ben  canari» 
fdjen  3nfe(n  u.  f.  w.  in  SJlenge  »orfommen,  bereitet  wirb, 
gange  3eit  würbe  bie  befonberS  in  #ollanb  betriebene  ga« 
brifation  geheim  gehalten.  Die  gleiten  werben  gemahlen, 
bann  mit  $otafd)e  unb  £arn  ber  ©abrang  übcrlaffen,  bis 
ftd)  eine  purpurrotbe  gurbe  entwidelt  hierauf  fe^t  man 
gebrannten  Jlaif  unb  einen  neuen  Tintbeil  Spam  fjinju  unb 
laßt  fte  abermals  gieren.  SRad)  2 — 3  ÜBocben  wirb  Äreibe 
ober  Si;p3  jugefefjt,  bie  SRaffe  ju  Reinen  SBurfeln  geformt 
unb  im  ©chatten  getrodnet.  DaS  gute  ßadmuS  muß  eine 
»eilcbenblaue  garbe  jeigen,  leicht  jerreibltd)  fein  unb  ffcf> 
leicht  in  SBaffer  unb  oerbtinntem  SBeingeifl  auflöfen.  Die 
2luflöfung  beS  gadmuS,  bie  gadmuSttnctur,  bot  bie  (EU 
gentbümltcbfcir,  baß  fte  burd)  jebe  Xrt  ©äure  gcrötbet  roirb ; 
Nibcr  benutit  man  fte  unb  befonberd  aud;  mit  tt>r  gctrünfreö 
Rapier,  gadmufipapiet  (roelcbeSman  in  bie  ju  prüfenbe 
Slütftgfeit  taud)t),  um  bie  Segen  wart  einer  Saure  ju  er: 
tennen.  fSRan  brauebt  übrigens  bad  ÜadmuS  oorjüglia)  ali 
ftnftricbfarbe,  )um  gärben  beS  ^apierg,  bc£  SScinö,  beä 
6ffig$  u.  f.  w.  3m  4?anfcel  fommt  c&  in  Scfralt  Heinet 
vierediget  Stüde  vor. 

faöögaSft  (ber)  ifl  bet  gt&fjte  europ.  Sanbfee.  (5t  ums 
faßt  300  Q^t.  unb  liegt  jwifdjen  ben  tuff.  ®our>ernement8 
«Petersburg,  jDlonej  unb  ginnlanb.  3n  ibn  ergießen  ftd) 
70  glüffe  unb  er  felbft  ergießt  ftd)  burd)  bie  9lewa  in  ben 
ftnntfd)en  SKetrbufen.  JDa  bie  ©ct)iffat)rt  in  ibm  wegen  ber 
ricUn  ©anbbinfe,  Älippen  unb  Untiefen  fcr>r  aefäblicb  ifl, 
fo  t)ot  ?>eter  ber  ©rofje  1719  ben  jöau  be$  erjt  1732  »oll» 
cnbeten  gabogafanaU  begonnen.  £>iefer  Äa:ia(,  langS 
beö  ©übuferS  beö  ©eeS  fon  ©djlüffelburg  bis  jum  ©wir 
fet«t  ^ctetSburg«  mit  bem  ©ee  in  SBerbinbung.  &  bil» 
bet  fo  einen  %\)til  ber  grofien  SBafferverbinbung  jwi* 
fdten  bem  fafpifeben  ÜJleere  mit  bet  JDfrfee.    2Cuf  ben 


3nfe(n  beS  gabogafeeS  gibt  eS  jar)Ireicr)e  ©et^uttbi  ab 
8?obben. 

Caffai)ttte  (©ilbert  5»ottier,  SWareiuiS  be),  bet  tatynii 
83ertbeibiger  ber  grett)eit  in  ölorbamerifa  unb  Jranfttid 
würbe  am  6.  ©ept.  1757  ju  ßbaoagnac  in  granrreia),  in 
Departement  ber  obern  Coire,  geboren.    Sr  gehörte  ttr.cn 


febr  alten  unb  »orner)men  ©cfdjlecbte  an  unb  würbe 
in  feinem  lfi.  3abre  mit  ber  S£e<bter  beS  ©rafen  »onül;- 
leS  b'Äpen  »ermäblt,  um  eine  XnfleQuna  am  ronigl.  ir 
ju  erlangen,  ju  beren  übernabme  er  felbfl  ftd)  aber  r .: 
entfdiliefen  fonnte.  9lacfebem  ber  amerif.  greir)«tSrrn| 
gebrodten  war,  faßte  8.  bie  3bee  bcffelben  mit  SegeipB» 
auf  unb  lief  ftd)  bem  Vertreter  9lerbamerifaS,  bem  berirr 
ten  granflin  (f.  b.),  in  ^)ariS  »orflellen.  JDbfcbc- 
amerif.  'ilngelegenbeiten  bamalS  feljr  miSlidj  flanben,  ff  • 
ftd)  ber  junge  8.  bod)  nid)t  abhalten,  auf  feine  Jtoften  n 
gregatte  auSjuruflcn  unb  auf  berfelben  1777  naa>  tot* 
ju  geben  unb  fax  als  freiwilliger  in  £ienfl  $u  treten.  C 
würbe  biwauf  »6m  Gongreffe  jum  ©eneralmajor  er!:." 
jeidmete  fidj  bei  mcl)ren  ©elcgenbeiten  auS  unb  erbte:: 
fentlicbe  i>anrTagunaen  »om  ßongrcfj.    Wacbbem  gru^. 
bie  greijlaaten  anerrannt  t)attt,  ging  8.  1779  nao>  fr^" 
föaterlanbe  jurüd,  um  »on  b«r  Ämerifanem  Ur 

flutjung  ju  »erfebaffen.    83ei  feiner  SBieberanFunft  in  1" 
rifa  »erfunbete  er  ein  franj.  UnterfrtttjungScorpS  unb  n 
jti  öoflon  glänjenb  empfangen.    Abermals  ging  c 
granfreid;,  um  neue  SJlannfdjaften  für  2fmcrtfa  ju  | 
nen,  unb  eben  im  JBcgrijf,  mit  biefen  in  ©ee  ju  geb 
hielt  er  9caö)rid)t  »on  bem  »erfaillcr  grieben.  ÄS 
Sab«  fpater  8.  nad)  9lorbamcrifa  fam,  fo  ivarb  er 
innerung  feiner  SJerbienfle  auf  baS  glänjenbfle  emp 
9)?an  ertbeille  ibm  unb  feinem  ©obne  baS  f 
unb  juglcicr)  baS  Äed)t,  ben  ©itjungen  beS  gefi 
Ä6rperS  beüuwobncn.   9laci)  Europa  »urüdgefebrt, 
nad)  2>eulfcr)lanb  unb  fanb  \>\tx  bei  Äaifet  3ofep6 
Sricbrid)  bem©roßen  bie  e&ren»oüflc  Äufharjme.  3n 


£,afeyette 

retd)  würbe  1787  bie  5Berfammlung  bet  Stotabeln  berufen 
onb  in  ihr  fprad)  8.  für  Abfebaffimg  bec  veralteten  3Rt5« 
traute,  brang  aud)  auf  3ufammenberufung  bet  National« 
»crfammlung,  in  bte  er  felbft  1789  gewählt  würbe1.  & 
trat  mit  ©efonnenbeit  für  bie  ©adje  ber  greiheit  auf,  fo« 
bette  jut  <£rflärung  übet  bie  59tenfcbenrecbte  auf,  würbe 
junt  ©eneralcommanbanfen  von  'Paris  ernannt  unb  richtete 
bie  Stationalgarbe  bafelbft  ein.  ©r  war  eS  aud),  ber  ben 
Jöefcbl  jur  ©Reifung  ber  SBaftiUe  gab  unb  ber  bie  brei» 
farbige  (So carte  einführte.  (Bei  #ofe  war  8.  »erhaft,  ob« 
fdjon  er  am  6.  Ott.  bie  fönigl.  gamilie  ju  SBerfaiQeS  rettete 
unb  überhaupt  aufs  eifrigfte  bemüht  mar,  baS  parifer  ge> 
meine  SBolf  im  3aume  \u  halten,  welches  ju  allen  Arten 
von  AuSfcbweifungen  fieb  berechtigt  glaubte.  6t  »erlangte 
bie  Einführung  ber  ©efebworenengeriebte,  bie  2Cbfcr)offung  ber 
<3fta»eret,  bie  Aufbebung  bet  Orben  unb  beS  QrrbabelS, 
aber  et  lehnte  ed  ab,  als  man  it>n  nun  JDictatot  obet  ©e« 
nerallteutenant  beS  .Königreichs  ernennen  wollte,  fowie  er 
aueb  feine  Ernennung  jum  Oberbefehlshaber  fämmtlicber 
9?ationalgarben  hintertrieb.  (§t  mar  nebft  83aiu"v  ber  ©tif» 
ter  beS  (IlubS  ber  geutllanS.  Ütacbbem  bie  Gonfiitution  an« 
genommen  worben  mar,  jog  ftcb  8.  auf  fein  Sanbgut  au« 
rücf ;  boeb  bie  SBcnjfung  jur  Arbenncnarmee  braute  Um  wie: 
ber  auf  ben  ©cbauplan  ber  SJegebenbeiten,  wo  et  fjdb  eh- 
renvoll behauptete.  Snbef  mutbe  et  felbft  in  *Pari8  »et* 
leumbet  unb  jugleicb  erfuhr  et,  baf  aueb  ber  .König  unb 
?ie  XJerfaffung  bebtotjt  würbe.  SDeutbig  eilte  er  1792  nad) 
Paris,  fpracb  in  ber  SRationafoerfammlung  für  bie  Siechte 
SbronS  unb  wollte,  bie  fön  bet  Bergpartei  auS  bro« 
?cnbe  ©efabj  überfehenb,  ben  König  nach  Gompiegne  in 
Sicherheit  bringen.  Tiber  ber  König  ging  auf  feinen  $(an 
ttebt  ein,  unb  8.'$  geinbe  bitten  biefen  fo  in  bet  SBolfS« 
junft  ju  fiürjcn  gewufjt,  baf  ihn  bet  $öbel  »on  $ari8  im 
öiibnif  öffentlich  »erbrannte.  Aber,  in  Anflagejuftanb  »er» 
t$tj  watb  8.  freigefprorben.  3nbcf  fat)  er  ein,  baf  er  fei« 
tett  ©egnern  nur  furch  <?ntjünbung  eines  SSürgerfric^S 
uürbe  bie  ©pifee  bieten  fönnen,  unb  biefeS  SRittel  »erfebma« 
>enb,  »on  ber  republifanifcben  Partei  geachtet,  »erlief  et 
jfranfreid),  um  ftcf?  in  ein  neutrales  8anb  ju  begeben.  3n 
Begleitung  mehret  gleicbgeftnnter  greunbe  fam  er  nach  Kos 
[«fort  in  glanbern.  Äter  bemächtigten  fid)  bie  0|heid)et 
er  Angefommenen  unb  brachten  fie  erft  nad;  2Befel,  bann  nach 
r  imütj.  25er  SSerfuch,  8.  ju  befreien,  welchen  ein  JJeutfeber, 
^amenS  ©oUmann,  bet  feit  längerer  Seit  in  $>ari§  unb 
onbon  gelebt  h<*tte,  unternahm,  fchlug  fehl  unb  erft  in 
folge  ber  Unterbanblungen  ju  ßeoben  erlangte  8.  burdj  ben 
rinfluf  Wapoleon'S  1797  bte  greibett  wieber.  €r  blieb  noch 
ine  3eit  lang  in  Hamburg  unb  fehrte  erft  nach  bem  18. 
3rumairc  0>.  9?o».  1799),  an  welchem  9la»oleon  bie  Di« 
ettotialtegierung  vernichtete,  nach  granfreieb  juruef.  £aS 
EiStrauen,  welches  er  offen  gegen  Napoleon  äußerte,  jog 
)in  beffen  Unwillen  »u  unb  feitbem  erfebien  8.  nid^t  wie« 
et  an  9lapolcon'S  Sptft,  fonbern  lebte  auf  feinem  Banbfiöe 
agronge  in  ?tu»crgrte,  welcher  ihm  aßetn  »on  feinen  fru« 
ern  fBefifeungen  übrig  gelaffen  worben  war.  2fIS  nachher 
te  Äetre  ber  S3erbünbeten  gegen  granfreich  rücften,  lief 
er)  ß.  jum  SXitgliebe  ber  2>eputirtenfammer  wählen,  nacb« 
em  «  bie  »on  Napoleon  ihm  angettaflene  »pairSwürbe  abt 
clebnt  b«rfe.  9iacb  bet  ©cblacbt  »on  ffiaterloo  brang  er 
S3iIlxr<CSom>..*cr.  IL 


Lafontaine  (Jean  de) 

auf  Slapoleon^  Äbbanfung  .unb  ging  al$  Sommiffar  ju  ben 
SBerbünbeten,  um  wegen  eirie3  2Baffcnflillftanbe8  ju  unter« 
banbeln.  &  würbe  aufgehalten,  bis  ?)ariS  tapitultrt  |>atte; 
frdftig  erflirte  er  fi<b  gegen  bie  Auslieferung  Slapoleon'S. 
Ulacbbem  bie  Deputirtenfammer  militairifcp  aufgehoben  wor* 
ben  war,  unterzeichnete  8.  bie  ?>rote|iation  gegen  biefe  ©e» 
walttbat  unb  begab  ft'ch  wieber  nach  feinem  Sanbgute  8a* 
grange.  JDbfchon  fpdter  bie  Regierung  ihren  ©nfluf  babin 
aufbot,  baf  8.  nicht  in  bie  £)eputirtenfammer  fomme,  fo 
behauptete  berfelbe  bod)  1818—24  feinen  ©ig  in  berfelben. 
dt  hielt  fortwihrenb  ffreng  an  ben  ©runbfii&en  fefl,  welche 
fein  Auftreten  bei  ©eginn  bet  franj.  IReoolution  beflimmt 
hatten.  58on  1824—25  folgte  er  einer  Sinlabung  be# 
%>rafibenten  beS  CongreffeS  ber  bereinigten  Staaten  »on 
91  ort  am  er  ifa.  Seglettet  »on  feinem  ©ohne,  würbe  8. 
ju  SReuporf  unb  überall,  wohin  et  fict)  begab,  „als  ©aft 
bet  Station"  auf  baS  ebren»ou*fre  aufgenommen.  9iac& 
granfreieb  *urücfge!thrt,  würbe  er  wieber  jum  SWitgliebe  bet 
Äammet  bet  Abgeorbneten  erwählt.  3m  ©ommet  1829 
reifte  8.  bureb  einige  fübl.  Departements  unb  würbe  überall 
mit  lautem  »eifaH  begriift  unb  als  er  nach  $ari3  1830 
jurueff ehrte,  brach  bie  3uliuSre»olution  auS.  Um  29.  3u(. 
würbe  er  )um  IDberbefehlShaber  ber  9cationalgarbe  ernannt, 
bie  er  burd;  eine  öffentliche  S3efanntmachung  wieberherftedte. 
<Sr  gab  feine  äufKmmung  jut  Erhebung  beS  #etjog8  »on 
Orleans,  bod;  et  wollte  einen  JtontgStbron,  umgeben  mit 
republifanifcben  Einrichtungen.  Am  7.  Aug.  erfldrte  er  auf 
bem  Sklcon  beS  Calais  ropal  8ubwig  ^hiiipo  für  bie  befte 
ber  Republifen;  fein  Anfehen  befeffigte  ben  Shron  beS  Jto* 
nigS  ber  granjofen.  hierauf  warb  et  am  16.  Aug.  jum 
IDberbefehlShaber  fdmmtttcher  Stafionalgarben  in  granfreieb 
ernannt.  Doch  8.  muffe  erleben,  baf  ftcb  ber  SEbron  mit 
republifanifcben  Sinricbtungen  als  ein  Sraumbilb  en»ieS  unb 
febon  am  25.  Skc.  »erlangte  er  feine  ßntlaffung  als  Ober* 
bcfebtSbaber  ber  9ktionalgarben.  AIS  SJtttglieb  ber  Äammer 
erwies  fid)  8.  fortwdbrenb  feinem  alten  2Bal)lfprud)e:  „grei« 
beit  unb  öffentliche  jDrbnung"  treu.  9lad)  bem  galle  23at* 
fchauS  trat  et  als  eifriger  S3efd)ütjer  ber  poln.  glücbtlinge 
auf.  Ergeben  ben  tfberjeugungen  eines  SJepublifanerS,  fid; 
felbft  niemals  untreu  werbenb,  nie  ber  ©tirnme  beS  &>u 
gei^eS  gebordjenb,  bat  er  feine  ©runbfäge  fletS  mit  bet 
würbigen  9tuhe  bet  Überzeugung  »erfochten,  nie  burd)  8ei« 
benfehaftlichfeit  ju  gefe^lofen  ^janblungcn  fid)  hinreifen  laf» 
fen  unb  mit  gebenSgefabr  ebenfo  fehr  für  bie  £>rbnung  im 
©taate  gefämpft,  wie  für  bie  greiheit  beffelben.  Sähet 
haben  ihm  aud)  bie  Vernünftigen  aller  Parteien  nie  ihre  Ad)« 
tung  »erfagen  fönnen  unb  nur  bie  Unbefonnencn  feiner  eigs 
nen  gartet  $abtn  ihn  gefd;maht  Stachbem  er  bei  »oHem 
»ewuftfein  am  20.  SRai  1834  ju  %)ariö  geftorben  war, 
würbe  m  9lorbamerifa  wie  in  granfreid)  feine  SEobtenfeier 
mit  allaemcincr  3;bei[nabme  beaanaen. 

fofontaine  (3ean  be),  ber  berühmte  gabelbicpter  bet 
gtanjofen,  ber  wegen  ber  ©üte  fetneS  ^erjenS  Jen  SBeTfra» 
men  >e  bon  homme  (b.  b-  ber  gute  9)fcmn)  erhalten  hat, 
würbe  1621  in  ber  Gb<m»P<«giu  geboren  unb  wollte  fid)  bem 
geiftlicben  ©tanbe  wibmen,  welchen  $tan  er  jebod)  balb  wies 
ber  aufgab.  3ufüQig  mad)te  er  bie  ©efannffebaft  ber  ©e> 
biebte  «WaleSherbeS*  unb  würbe  butcb  biefelben  »eranlaft,  fiep 

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Digiti, 


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Lafontaine  (Aug.  Heinr)  690 


Lagronge 


eine  genauere  Äenitfniß  ber  ßiteratur  ju  verfdjaffen.  Sein 
RJater  verfdiaffte  ir)m  eine  ^CnfieQun^  unb  eine  grau, 
welche  i.  jeboch  verließ,  um  fid?  nach  $ari$  ju  begeben. 
£ier  fetnb  er  burd?  fein  poetifdjeS  Talent  greunbe  unb  ©fln» 
ner  unb  erhielt  balb  eine  »penfion.  3nbcjj  wufjte  fid?  2.  fo 
wenig  (n  ba3  bürgerliche  Beben  }u  ffnben,  Nif)  er  fortwab» 
renb  in  SJerlegentJeiten  fdjwebte,  au$  welchen  tr>n  enblid? 
grau  von  ©ablüre  jog,  intern  fie  Um  in  ihr  #au&  auf» 
nahm  unb  für  tr>n  forgfe.  3m  3.  16S4  würbe  er  SRitglieb 
bei  Äfabcmie.  2.  lief;  fid?  in  ollen  fingen  leiten  wie  ein  Äinb, 
hatte  alle  SSorjüge  be$  finblirben  ©emütb$,  aber  auch,  alle  Un» 
voUfommenheiten  beffelbcn  unb  lebte  In?  fürs,  vor  feinem  JEobe 
in  unbefangenem  2eid?tfinn  r>in.  Auf  bie  SJorfiellungen  ei« 
ne$  ©eijljie^cn  war  er  bie  legten  3abre  feiueä  ficbenS  eifrig 
für  fein  »Seelenheil  beforgt,  bi$  er  1695  flarb.  Die  Äinb» 
licfcfeit  unb  SRaivetät,  welche  in  feinen  „&ridf)(ungen"  unb 
„gabeln"  berrfcht,  bie  ©ewanbtbett  ber  ©prad?e,  ber  geifl» 
reiche  Anftrid)  finb  bie  J£>duptvorjüge  feiner  ^oefie.  Siele 
feiner  Grjciblungen  finb  fd?lüpfrig,  ohne  jebod?  gemein  ju 
fein,  unb  cbarafterijiren  ben  ©efebmaef  feiner  Seit-  Den  Ctoff 
ui  feineu  poetifchen  DarfieHungen  bot  &.  Pctd  entlehnt,  nie 
felbftdnbig  gefebaffen.  <5atel  bot  feine  gabeln  ins  Deutfd;e 
überfefct  (4  S3be.,  JBcrl.  17<Jl— 94).  Die  befle  Ausgabe 
feiner  f5mmtlicr)en  SBerfe  in  franj.  ©prad?e  mit  147 
Äupfem  beforgte  SBalcfenaer  (neuere  Aufl.,  6  S3be.,  $ari& 
1822—  2  3). 

liafontaint  (Äug.  ^)einr.  3ul.),  «in  früher  febr  belieb» 
ter  beutfdjer  9?omanfd)riftfteIIer,  würbe  1769  ju  a3raunfd?weig 
geboren  unb  (iubirte  in  4>eluifrebt  Äbtologie.  3m  3-  1786 
würbe  er  beim  preufj.  ©eneral  von  jobben  in  SbaUt  .£au$> 
lebrer  unb  1789  geltprebiger.  9cad?bcm  er  als  foldjer  1792 
mit  bem  preuf?.  Äecre  in  ber  (Kampagne  gewefen  war,  fam 
er  nach  bem  bgfefer  grieben  nad?  «£>alle  jurudf  unb  lebte  bort 
obne  Anftellung  bis  ju  feinem  1831  erfolgten  SEobe.  ©eine 
JKomane,  unter  benen  ber  „©onberfing"  (1792),  „GuinctiuS 
Äepmeran  von  glamming"  (1796)  unb  „Die  gamilie  von 
falben"  (1797)  wol  bie  heften  fint»,  fanben  am  Snbe  be$ 
torigen  unb  nod?  ju  Anfang  tiefe*  3ahrbunbert9  einen  au» 
fjerorbentlidjen  gjetfaü".  ©te  jeiebnen  fid?  burd?  lebenbige 
Darftellung,  ©emütblidjfeit ,  waefere  ©efmnung,  anjie&enbe 
übarafrere  au$,  aber  eö  r)crrfcr>t  auch  in  ibnen  eine  Söeicb» 
liebfeit  ter  Gmpfinbung,  Äraftlojtgfeit  unb  ©nformigfeit, 
welche  immer  mehr  bemerft  würbe,  je  mehr  fid?  bat*  beut» 
fct)c  5Bolf  fclbfi  ju  einem  fraftigern  Dafein  auffd?wana,  unb 
je  mebr  man  errannte,  tag  franf  hafte  (£mpftnbelei  weit  ent» 
fernt  üon  wabrem  unb  tiefem  ©efübl  tjt. 

Cdger,  ein  im  TTQigemeinen  einen  3ufentbalt§ort  be^eid?» 
nenbeS  SBori,  wirb  »orjugöweife  im  Ärieg§wefen  jur  fßejeid)» 
nung  beö  iDriS  gebraust,  an  wclcbem  fieb  bie  ©olbaten  in  grö» 
f;em  2lbtb.eilungen  wdbrenb  ber  9tacbt,  ober  mebre  SCagc  unb 
SRäcr)te  lang  im  greien  aufhalten,  lagern  ober  tampiren. 
SBenn  bie  Struppen  nur  auf  eine  92ad)t  jum  Tlufcntlnrlt  im 
grHen  genätbjgt  finb ,  namentlich  wenn  ber  geinb  in  ber  i^übe 
ift  unb  bie  Jtrieger  jeben  'Augenblicf  fcblagfcvtig  fein  muffen, 
fo  pflegen  fie  ficli,  ohne  bie  xleibung  abjuthun,  nur  in  bie 
Mäntel  gehüllt,  auf  ben  33 oben  ju  legen,  unb  man  nennt 
tiefe  "&u  von  Säger  S3ioouac,  ein  franj.  SBort,  welcbcS 
von  bem  beutfehen  S)eiwacht  gebilbet  nl.  3n  ben  legten 
Äriegen  mit  granfreid;  fam  btefe  Ärt  ju  lagern  in  allen 


Armeen  auf,  fobaß  bie  eigentlichen  Üagrr  unter  äelten  r  • 
noch  bei  ben  Gngldnbern  eingeführt  blieben.  3n  bem  tijt: 
lieben  Sager  ndmlich  finb  bie  ©olbaten  bureb  Spima  i 
©troh  ober  iöaum^weigen  ober  burd)  Seite  aud  Üe.-: 
vor  ben  nachtheiligen  Gnnflüffen  ber  Witterung  gefd)i|L  3 
ueuefter  ;>eit  finb  aud>  bei  ber  preujj.  Armee  bie  3ei!< 
ber  eingeführt  werben.    Die  ßager  finb  entreeber  ®. 
lager  ober  ©tanblager.  3cne  finb  nur  leicht  auf-;, 
gen,  weil  fie  nur  jum  Gampiren  wähvenb  einer  ruqeji 
bienen  feilen ;  btefe  werben  fünftlieber  angelegt  unb  ;e  r 
bem  ^lverfe,  ju  bem  fie  befiimmt  finb. '  3m  lHaeoti 
muß  bei  ben  ©tanblagern  wahwnb  beS  Äriegel  auf  tu 
jligfeit  be^  rrt-3  Wücf ficht  genommen  werben;  e$mü|T;:' 
aud)  ffiefejiigungen  angelegt  werben,  um  vor  einem  Ii 
falle  fieber  }U  fein,  unb  eine  #auptrücffictit  ifi  bie  au: 
Cpcratienen,  welche  vom  Cager  au5  gegen  ben  gein:  i 
ternemmen  werben  feilen.  3m  grieben,  bei  SRanoeiretr 
JKcvucn,  werben  häufig  >iu (llager  belogen,  bei  tent.: 
allerting-o  aueb  yir  militairifdicn  Übung  alle  bie  Süef' 
nimmt,  welche  bei  ©tanblagern  im  Kriege  ju  nehmen  i 
überbieä  aber  aurt)  auf  bie  ©leganj  bei         ütng  E 
legt.   Sticht  nur  für  bie  nothigflen  öetürfnitje,  Ii 
nämentlul)  bie  Anlegung  von  33ruimen  ober  tie  iuleitun: 
ten  äDai|erö  gehört,  "wirb  geforgt,  fenbern  man  fuebt  mi 
Äriegern  unb  ben  hohen  $crfonen,  weld?e  bem  ÜÄan: 
ober  ber  Sievue  beiwohnen,  tie  hebern  ©cnüffe  be.  i 
verfd>affen.  Die  gufttag«  ber  preu§.  unb  ber  ruff.  Armee." 
ben  in  tiefer  JBejiehung  in  neuerer  3cit  Auffer)en  errc:: 

€arjö  rnnggiorc  (b.  b.  ber  größere  ©ee),  bei  ben  • 
Sffömern  Kanis" V>rliaaus  genannt,  ifi  ein  bureb  ©ref; 
©*enbeit  au«gc^icbneter  ©ee  in  ^beritalicn.    Qx  Ii«:: 
ber  ©renje  vm'fchen  ^iernont,  ber  2ombarbei  unb  bem  £ 
äcrcanton  ^efftn ,  wirb  vom  SEeffin,  einem  Sfebenfl 
»Po,  gebilbet  unb  ifi  7','a  2».  lang,  1—2  5?.  breit.  S 
Ufer  finb  überau*  fchon,  im  9?.  unb  SB.  erheben  jte 
wilbromantifebe  JBerge  unb  im  ©.  unb  £>.  ifi  baJ  U»'n 
grünen  Mügeln  bebeeft,  auf  benen  ßaubbelj  unb  Steten 
wechfeln.   <k$  h«rrfchen  auf  ihm  abweebfelnb  jwei  5 
ber  Sevano  blaß  von  2  Uhr  Stacht*  biä  10  Uhr  SRews 
von  9e.  nach  ©•»  wdljrcnb  ter  S5reva  von  SKittag  bi?  - 
ternaeht  in  entgegengefefeter  Siichtung  webt.  Auf  einem  t» 
len  S3ufen  bc*  ©eeft  nach  ©2B.  hin  erheben  ftcb  bic 
meifthen  3nfeln  3fel«  befla  unb  3fola  mabre,  unb  a 
Ufern  beffelben  liegen  bie  freunblicherr  ©täbte  San 
$alanja. 

€aaran$t  (3of.  8oui«),  einer  ber  ouSgejeichnerlta  ? 
themarifer,  würbe  1736  ju  Xurin  geboren,  $eia>ntt  i 
fdbon  im  3üngling«alter  burd?  tiefe  mathematijih«  1er 
nijfe  au8  unb  würbe  mit  19  3ab«n  ?)rofeffot  ber  fflü: 
matif  an  ber  Artilleriefchule  ju  Äurin.    9lad)  be*  jtff 
Guter  (f.  b.)  SEobe  als  Director  ber  Af abernte  ber  i 
fenfehaften  nach  33erlin  aeruf«n»  tIit&  w  boxt  K*»»*^ 
rid)'$  beä  ©ro^enSobe,  worauf  er  ftcr)  1787  nafrfarir 
gab.  SDbgleich  von  ber  Wationalverfammlung  feine  Bettir 
anerfannt  würben,  fo  aerieth  bodj  aud?  8.  in  MeÖefar1' 
welche  bie  {Revolution  über  alle  ausgezeichnete  »enfaynt 
beiführte.   Dennod?  wie*  er  eine  ©teöe  bei  ber  nad)  ^n- 
fen  be|rimmtcn  ©efanbtfdjaft,  burd?  welehe  man  ü)n 
©efahr  enfrücfen  wollte,  ab.    9lad>  ffiieberher^elljrflä  > 


I  vänmuns  691  Laien 


Crbnult^  Würbe  ei  Q)rofe|7or  an  ber  Sttonnalfcbule  unb  an 
Der  polptedjnifdjen  Schule  ju  *Pariß.  «Mit  neuem  (Sifer  wen« 
tete  er  ft<t>  wiebcr  ben  fflSifienfd)aften  ju,  fein  JRufcm  flieg 


immer  Tjötjer  unb  bie  {Regierung  beauftragte  ben  franj.  Qe» 
fanbten  in  STurin,  c7ß  Später  aitftufucben  unb  ibn  im  9ea» 
men  Sranfreicbß  ©lücf  ju  bcm  JBefü}  folcb  eineß  Sobncß  ju 
irünfcben.  2fucb  Napoleon  cljrfe  8.  bod).  ©erfelbe  war  baß 
erfle  SJlifglicb  beß  3nfh'nttß  gewefen,  würbe  nachher  Sötit» 
glieb  beß  @enat$,  ©roßfreuj  bcr  Ehrenlegion  unb  enblid) 
m  ben  ©rafenflanb  erboben.  9Jad)  feinem  1813  erfolgten 
ffobe  warb  er  im  Pantheon  beigebt,  ©eine  matbematt» 
feben,  biefe  2Biffenfdiaft  a,!än$enb  förbernben  SSBerfe  baben 
rciebcrbelte ,  jum  Ztytil  nod)  von  ihm  felbfl  verbefferte  2fuß» 
gaben  erlebt. 

Cäl)munrt  nennt  man  einen  von  inncru  Urfacben  abban» 
Aigen  äujianb  von  Unfähigkeit  eine  ß  Crganß  ju  bcr  ihm  \in 
rommenben  Bewegung;  ba  aber  biefe  junaebft  burd)  bie 
Jbaligfeit  ber  ÜHußfeln  »ermittelt  wirb,  fo  bejiebt  fid)  biefe 
tnennung  meifl  nur  auf  mit  ©euöfeln  verfebene  £heile. 
t  mit  bem  Eintritte  von  Säbmung  nur  baß  Sicwegungß» 
wmögen  verloren,  fo  beißt  bicfelbe  eine  unvollkommene, 
vollfommene  bagegen,  fobalb  gleicbjeitig  aud)  bie 
rtäbigfeit  ju  empfinben  aufgehoben  wirb,  n?o  bann  geiröbn» 
lid)  baß  betroffene  ©lieb  abkehrt  (fdjwinbet)  unb  reafferfuet)* 
;ig  anfcbroiUt   SBetrijft  bie  8abmung  nur  bie  ÜRußfeln  ei« 
t>alfte  beß  A6rperß  ober  aud)  nur  bie  ber  ©liebmaßen 
«ceite  bcffelben,  fo  bejeiebnet  man  fie  mit  ber  33enem 
u ng  b  a  l  b  f  e  i  t  i  g  e  8al) mung ;  & u  c  r l  <S  b  m  u  n  g  aber  t>cipt  fie, 


wenn  leibe  obere  ober  beibe  untere  ©liebmafjeu  gelahmt  fmb. 
'Äußerbem  beobachtet  man  vereinjelt  Zähmungen  ber  Bugen; 
Über,  befonberß  beß  obern  3t'ugcn(ibcß,  ber  mAnnlicben  ©e= 
fcblcditßtbeilc,  ber  Schließ mußfeln  ber  ©lafe,  beß  SRafibarmß 
u.  f.  n>.  8äbmungen  treten  oft  f«r>r  pliljlid)  ein,  rote  j.83. 
nad)  Scblagflüffen ,  ober  entwicfeln  fid)  fciir  aHmilig.  3n 
le&term  gaüe  pflegen  ber  Cähmung  ein  ©cfüH  von  2aub« 
beit  unb  öingcfcblafcnfein,  mit  Ärtebeln,  jiebenben  Scbmer» 
en  unb  einer  eignen  (Smpfinbung  von  JUltc,  große  SDlübig- 
eit,  Schwere  unb  Unbeweglidjteit  beß  bebrobten  Sbeileß 
voraußjugeben.  2)ic  liaufigften  Urfact)en  ber  8ä^mung  finb 
ber  ffilulfdjlagfluß  unb  9icrvcnfrblagf!uß,  foroie  bie  SBafferj 
fuefct  beß  ©ebirnß  unb  Siücfenmarfß ;  außerbem  femnen  aber 
aud)  S3ilbungSfeblcr  im  ©ebirn  unb  {Rüdcnmarf,  SBerfrüm» 
mung  unb  Knochenfraß  ber  Söirbelfdule,  Grfdmttentngen 
beß  ©ebirnß  unb  JRücfenmarfß  burd)  St&ße  unb  Schlage 
auf  bem  Sd)äbel  unb  baß  SJücfgratb,  25rucf,  ßuetfebung, 
£ran?beit  einjelner  Nerven,  baber  felbfl  anbaltenbe  Nerven» 
fdjmerjen  burd)  Entartung  ber  9cervenfubfianj,  SBergiftungen 
burd)  2frfenif ,  SBlei,  &ueeffilber  unb  narfotifobe  Subfian* 
jen ,  ber  übermäßige  ©enuß  geiziger  ©errinfe ,  aüju  heftige 
eleftrifcbe  unb  gatvanifebe  Sinroirfungen,  nntdiiig  ergretfenbe 
©emüt^ßben>egungen#  befonberß  wenn  fie  pl6^(icb  einwirfert, 
wie  namentlicb  beftiger  @d>reden  unb  Snrdjt,  maneberlei 
Nerven  *  unb  ©eifleßrranfbeiten,  wieber  fogenannte  2ppbuß, 
bie  Gpilepjie,  ber  SBcitßtanj,  iöl6bfinn  u.  f.  ro.,  ein  ^of>er 
©rab  von  iRrrvenfcbwädje,  fei  fte  angeboren  ober  erworben, 
S3erfc(}ungen  von  (Midii,  ÖiiieuitiiUieimen  unb  Äautaitäfeblii- 
gen,  enblict)  eine  fehlerhafte  3Jiifcbung  beß  S3lutß  S3eranlaf^ 
fung  ju  Sdbmungen  fein.  3m  ttHgememen  geb6rcn  biefelben  ju 
ben  febr  ftbwer  beilbaren  Äranfbeiten.  2tm  mei|len  Hoffnung 
jur  Teilung  gewähren  norb  bie  erfi  vor  äurjem  unb  befon> 
berß  bie  nach'  bem  S3(utfd;(agfluffe  eingetretenen.  3n  ber 
großen  SRebrjabI  ber  Salle  bleiben  bie  £äbmungcn  lebenß* 
länglich  auf  bemfelben  ©rabe  fteben  ober  nehmen  unmerflid) 
ju  unb  werben,  fobalb  fie  fid;  auf  innere  £hei(c  erfheefen, 
tottlid).  ©eben  fie  aber  ja  in  ©efunbhcit  über,  fo  gefditebt 
bieß  gew6bnlicb  unter  bem  (Eintritte  von  (Scbweißcn  unb 
J&autaußfcbldgen,  unter  S?ücffebr  ber  natürlichen  Sßätme  unb 
Sunabme  ber  Grnäbrung,  bißweilen  aud)  unter  bem  ©e* 
fühle  von  3meifcn(aufen  unb  leisten  Sucfungen  in  bem  ge- 
lähmten  ©tiebe. 

Ca[)ii  ifl  bünner  geglätteter  2RetalIbrabt  auß  ©o(b  ober 
Silber,  ber  entweber  glatt  ober  mit  Eeibe  überfponnen  jur  * 
^terjlellung  von  JBortcn,  6pi|en,  <5ticfereien ,  fojtbaren 
Stoffen  u.  f.  w.  verwenbet  wirb. 

Catrn  beigen  nad)  bem  ^Begriffe  ber  Fatbolifcben  Strebe 
alle  nidjt  jum  (religiös  bevorzugten)  geifilid)en  ©tanbe  ge< 
In' reuten  (ibriften  ober  ber  bem  Aleruß  (f.  b.)  entgegenge- 
fetten  Stanb  ber  SBeltleute.  3m  Mittelalter  fuebten  häufig 
8aien  auß  bem  männlichen  unb  weiblicben  ©efd)led)te  ihre 
-Aiommigfeit  unb  ihren  Gifer  für  bie  Religion  baburd)  ber 
Äircbe  an  ben  Sag  ju  legen,  baß  fte  fid)  in  ben  Alöfiem 
ben  äußerlichen  Verrichtungen  unterzogen;  fte  bi'ßen  8aten< 
brüber  unb  8aienfd)weflern,  unb  unterfebieben  fid)  von 
ben  wtrflid)en  £>rbenßgliebern  burd)  bie  Aleibuttg  unb  ba< 
burd),  baß  fie  nur  baß  ©euibbe  beß  ©eborfamß  ablegten. 
(Sin  Saienpriefter  ober  2.s3eltgei|llirber  ift  ein  3>riefter, 


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Lama 


69t 


Lampen 


»»elcher  feinem  beflimmten  Älofrcrortcn  angehört;  eine  Saien-- 
pfrunbe  eine  f>frünbe,  welche  ein  SBeltlicber  befifct;  eine 
Saienprdbenbc  aber  ein  einfommen  be$  Jtl  öfters,  mit 
»reifem  $ä(f$beburftige,  fo  lange  fie  (eben,  unterftüfet  wer* 
ben.  —  3n  bet  proteftantifeben  Ätrcbe,  welche  bie  beiben 
©tdnbe  nur  in  ÖJc  jiebung  auf  baS  Scijr  >  unb  ©eelenforgcr; 
amt  trennt,  wirb  ba«  SB  ort  niebt  ftreng  in  bem  Sinne  ae* 
nommen,  in  bem  e3  bie  fatt)ottfdt>e  Jtira)e  gebraudjt. —  Sa 
im  SDtittelatter  bie  ©eiftlicben  bie  einzigen  ©«lehrten  waren, 
fi>  bebeutet  Sate  oft  fo  viel  als  einen  Ungetebrtcn.  Die 
tKctenäart,  ein  „Saie  in  einer  Jtunft  ober  SBiffenfcbaft  fein" 
fagt  beSbalb  fo  viel,  alS  berfelbtn  unfunbig  fein,  von  ir>r 
feine  Äenntnif»  befifeen. 

Cama  (baS)  ober  Slama,  ©lama,  >ie  Aameetjiege 
ift  ein  jum  ©efcblecbte  ber  Aameele  geborenbeS  ©dugtbier, 
n>elä)eS  aber  nur  im  ßbetfiefer  einen  (£ cf »abn,  feinen  Surfet 
unb  weitere  .jpaare  bat.  SaS  wilbe  Sorna,  welcbeS  ©  na- 
na fc  genannt  wirb,  lebt  in  beerten  auf  ben  Xnben,  bem 
großen  ©ebirge  ©übamertfaS.  <£S  fügt  fieb,  leidjt  jdhmen 
unb  wirb  befonbcrS  in  $)eru  als  .frauStbier  gebraust.  Sie 
$aare  beS  wifben  Sama  finb  lang,  grob,  fafhmienbraun, 
am  58aud;e  weiß,  wogegen  baä  jahrnc  &t)icr  für je,  glatte, 
röt  bliche,  weife,  fcbivär  gliche  ober  geflecfte  Jgjaare  betommr. 
SaS  Sama  erreicht  eine  |>öbt  von  vier  unb  eine  Ednge  von 
fecbS  guf.  Der  fletne  Jiopf  b«t  'Ätmlicbfeit  mit  bem  cineö 
güllen,  ber  ©cbwanj  ift  faum  acht  3oH  lang,  unb  wo  [ich 
jßrufl  unb  Seib  aneinanberfcbliefien,  liegt  eine  breite  ©djwiele. 
Siefe  muntern,  gewäbnliö)  faitften  Spiere  ftnb  cbenfo  ge> 


febieft,  gleich  ten  ©ernten  gu  flettern,  wie  Saften  fiebern 
©cbrittS  ju  tragen.  SRan  fann  ibnen  100  —  160  $funb 
auflegen;  ift  ihnen  aber  bie  Soft  ju  febwer,  fo  bewegen  fic 
fieb  nidit  von  ber  Stelle  unb  geraden  burd)  ©cbldge  fo  in 
SButb,  baf  fie  einen  frbarfen  ©eifer  von  [ich  fprujen,  web 
eher  auf  ber  4?aut  rotbe  glecfe  unb  JBlafen  erjeugen  foQ. 
Sie  #aare  bei  Cama  nimmt  man  jur  SSereitung  grober 
Secftn,  ttjre  Spant  ju  ©ebuben  unb  $ftrbegefcbirr,  itjr  ftlcifeb 
wirb  gegeffen  unb  fofl  ttbnlicbfeit  mit  ^ammelfleifa)  tydra, 


2Cuf  bie  wilben  SamaS  wirb  von  ben  Peruanern  mit 
ben  3agb  gemacht. 

Camnrtine  (Älpbonfe  be),  eigentlich  be  $rat,  ein  c:6 
tebenber  ausgezeichneter  franj.  Siebter,  würbe  1792  «tU;. 
con  geboren.   Qx  war  ben  revoluttonnairen  Öcfinnimgn 
ner  Seit  von  Sugenb  auf  abliolb  unb  trat  babet  nur  it 
renb  ber  furjen  seit  ber  erften  SKücftebr  ber  IBc-urben!  b 
©taatSbicnfte.  Sie  f&nigl.  Seibwacbe,  in  welcber  8.  er.:, 
treten  nur,  würbe  bei  OÜ-.poleon'S  SJucfftbr  aufgelegt,  tu 
1820  war  er  ©efanbtfcbaftSfeeretair  erft  in  SReaptl,  bann 
Sonbon,  julc&.t  in  ^lorem,  wo  ibtn  eine  ©teile  in  feian 
©ebtdjlcn  einen  äweifampf  iujog.  9iacbbem  er  ben  St:.::, 
bienft  abermals  oerlaffen,  lebte  er  abroecbfelnb  in^aris  ir 
auf  feinem  ©Cbloffe  ^ienepoint,  würbe  1829  WiigliA  b 
franj.  Xfabcmie  unb  trat  nacb  ber  3uliuJre»olution  all  fr- 
putirter  in  bie  Cammer,  wo  er  jur  £p»ofition  91'.. 
ÜWaeft  einer  1832  unternommenen  großen  SJetfe  nad)  ir 
jhmttnopel,  ©wrien  unb  'Ägypten  würbe  er  1834  »um  !• 
reetor  ber  Xfobcmie  gcwdblt.    ©eine  ©ebiebte  jeiebne:; 
bureb  bebe  S3oQenbung  in  ber  ftorm,  cble  ©praebe  n 
ligiöä  ernfte  ©efinnung  auS.  ©eine  1820  »u  $ari!  eni 
nene  „Mcditations  pociiqncs"  (beutfd)  oon  Scbaub,  ®ate 
1823)  begrünbeten  feinen  {Ruf.   Sine  mit  Tupfern  gejttm 
Ausgabe  feiner  SJerfe  erfdjien  ju  ?)ari6  feit  1836  in  b 
cbentlicben  Sieferunaen.  ©uf!.  ©cbwab  lieferte  (©tuttg.  l  . 
eine  vortreffliche  Überfettung  feiner  auSerlefenen  ©ebia)». 

Campen  finb  S3orricbtungen  jum  Wertrennen  einer  Ii 
brennenben  ©ubfianj,  weldje  tt>ci(d  ben  3wecf  babe:- 
S3eleucbtung  ju  bienen,  tbcilö  bcfh'mtnt  finb,  eint  Ü'- 
unb  concentrtrte  Sbiijt  ju  erzeugen.  Sie  geiröbnlicbflen  Btec 
materialicn  ber  campen  ftnb  fbi,  2Beingeijt  ober  brenn:: 
©ad.  Hm  gebräucblicbfien  finb  bie  Öllampen,  obglei^  m 
in  neuerer  Seit  auch  tranäportirbare  ©aSlampen  erfunben  fct 
Sie  äbllampen  ftnb  von  fcr>r  oerfebiebener  <5inria)tung.  3- 
wefentlicbfien  JBeflanbtbeile  finb  baä  iöl  unb  ber  Sock 
ta$  ©dimaucben  ber  t'lflamme  ganj  ober  jum  Sbeil  ju  k 
binbem,  büt  man  bie  flamme  mit  einem  gläfernen  Qrir 
umgeben,  weld)er  eine  ooüfidnbigere  Verbrennung  ben 
um  ben  Suftjitg  ju  oermebren,  bat  man  ben  Socbt  n 
berförmig  gemad)t,  fobaß  mitten  bureb  bie  ringsum 
nenbe  glömme  ein  Jtanal  Suft  in  ben  ©laScplinber  k- 
welcber  bie  glamme  umgibt;  um  enbltcb  baS  blenbenbc  1 
ber  glamme  von  ben  Äugen  abjubalten,  r)at  man  iäxic 
förmige,  glocfenformige  ober  aueb  nacb  unten  gefctiel» 
©ebirme  von  ©la5,  Rapier  ober  ©eibe  angebracht  Än  x 
großem  Sampen,  j.  ©.  jur  ©traßenbtleucbtung,  ftnb  * 
&$erfiärfung  ber  JBeleud;rung  metallene  gldnjenbe,  ge»W« 
©Reiben  hinter  bie  glamme  ge|icOt,  um  baS  Siebt  jurueht 
werfen.   (Sinjelne  nacb  befonbem  ßiaenfebaften  ob«  n 
ren  Crfinbern  benannte  Sampen  pnb  benibmt  gerre:' 
Sie  Krganbfcbe  Sampe,  nacb  bem  (Jrfinber  genanr.: 
roie  betrieben  würbe,  cvlinberfßrmigen  Socbt  unb  a 
bie  flamme  umgebenben  ©lascvltnber.    Sie  Äftra 
pen  finb  ben  2lrganbfcben  unb  ben  ©inombrelatr: 
abnlid?.  Cigentbümlicb  ift  ibnen  eine  bolbfugelfiJratige  f:: 
wclcbe  auf  bem  freidrunben  ßlgefdß  aufftebt.  $vtu 
tifche  Sampen  werben  foldje  genannt,  bie  eine  bei- 
(Jinricbtung  baben,  bafj  bureb  ben  gleich  erhalten en  I 
einer  glüffigfeit  eine  gleicbbleibenbe  ©petfung  bei  tc 


Lampreten  6 

'.werft  wirb.  SRan  t)at  auch  Rampen,  bei  betten  bie  gleidj- 
örmige  Speifung  beS  Dochts  bureb  eine  2frt  »on  Ubrroerf 
jermrft  wirb.  DfcS  ©lüfcl ihn  p  eben  (f.  ©(üben)  oertritt 
ie  ©teile  eines  geuerjeugS;  wirfliebe  geuerjeuge  (f,  b.) 
tnb  aber  bie  Dflbereiner'|a)en  unb  bie  elefrrifcben  8ampen. 

famprttrn,  Steinfauger,  Neunaugen,  {Briefen 
.Ifen  eine  Xrt  Änorpelßfcfce,  welche  ftcb  bureb  ßeben  Äte» 
nenäffnungen  an  ieber  Seite  aus jeiebnen,  aus  benen  fle  baS 
.ingefogene  SBaffer  auSfprifcen  unb  bie  man  früher  irrtbüm: 
ich  für  Äugen  hielt,  ©ie  haben  einen  runben  SDiunb,  mit 
»elcbem  fie  ftch  bdußg  an  ©teine  unb  onbere  feße  Äörper 
mfaugen.  2tueb  an  große  gifebe  faugen  ße  ßeh  in  biefer 
Seife  an.  Die  biet  abgebilbete  eigentliche  Samptete, 
>ie  große  genannt,  wirb  3—6  g.  lang,  juweilen  5  $funb 

'cbwer,  lebt  faß  in  allen  SJleeren  ber  nörblicben  gemd» 
steten  3one  unb  fommt  im  grübjabre  auch  in  bie  g'üffe. 
Sie  bat  in  bem  nach  unten  liea,enben-2)lunbe  mehre  Sieiben 
jon  3dr)nen  unb  am  obern  Äteferranbe  jwei  größere  unb 
Mcfere.  3bre  garbe  iß  ein  marmorirtes  bunfleS  ©rünbraun, 
?ie  Slücfenfloffcn  ftnb  gelblich,  bie  ©cfcwanjflofje  unb  bie 
Kfterßofle  bldulicb.  'Die  Samprete  bat  ein  febr  fehmaefhaf» 
:e3  gleifcb,  baber  fie  tbeilS  frifcb  gefoebt  ober  gebraten,  theilS 
;er6ßet,  marinirt  unb  »erfenbet  wtrb.  Die  fBermebrung  bie« 
er  SEbiere  ift  ungemein  ßarf,  boeb  haben  fie  aueb  fiele 
Kirinbe.  —  3wet  anbere  irten,  welche  man  in  allen  fügen 
Scwdffern  ftnbet,  ftnb  bie  {B riefe  ober  ba6  Neunauge 
>orjug6weife  mit  biefem  Kamen  bejeiebnet)  unb  bie  f lein'e 
Briefe.  %m  {Bauche  ftnb  Hefe  gifebe  ßlberfarben,  auf  bem 
Äücfen  fc^warjlich  ober  olipenfarben.  Die  erßgenannte  wirb 
jiS  Vk  g.  lang,  wdbrenb  bie  fleine  »riefe  nur  eine  ©roß? 
>on  8—10  3oU  erreicht.  *Äud>  biefe  beiben  Ärten  werben 
orool  frifcb  als  marinirt  »erfpeiß.  Die  bremer  unb  lünebur« 
)tt  ^Briefen  werben  befonberS  gefehlt. 

Cancaeter'ö  unb  SB  eil* S  et höbe  beS  Unterrichts, 
meh  bie  bei  weebfeffeitigen  Unterrichts  genannt,  iß 
üne  in  ©nglanb,  granf  reich,  Siorbamerifa,  Danemarf  be* 
iebte  Tfot  beS  83olfSunterricbtS,  welche  eine  3ett  lang  febr 
mpfoblen  würbe.  Diefelbe  würbe  von  Knbr.  83 eil,  et» 
tem  engl,  ©eißlicben  unb  Huffeber  einer  SRdbcbenfcbule  ju 
JßabraS,  in  einen  {Bericht  an  bie  ofHnb.  (Sompagnie  empfoh* 
cn,  welcher  1797  burch  Drucf  »er6ffentlicbt  würbe  unb  in 
Jnglanb  1805  xuerfl  »on  bem  ßudfer  3  oh.  8ancaßer 
:ei  einer  ftrmenfcbu'.e  in  Sonbon  in  Xnwenbung  gebracht. 
Schon  im  16.  Sahrb.  foQ  man  firh  aber  biefer  Unterrichts: 
nttbobe  in  Snbien  bebient  haben,  ©ie  beßebt  im  Xngemei» 
len  barin,  baß  unter  Xufftcbt  beS  SebrerS  bie  grißera  unb 
jetibtern  .Sinter  ben  jungem  ben  Unterricht  im  cefen,  Siech» 
len  unb  ©ehret ben  ert bellen  unb  tiefen  baS  auSwenbig  @e* 
ernte  abr)6rtn.  Der  Sehrer  fetbfl  befchdftigt  fleh  nur  mit 
tau  Unterricht  ber  wieber  lehrenben  Jtinber  unb  führt  bie 
Dberaufji$t  @d  ift  gewif ,  baß  bei  gwecfmctfjiger  (5inrict>= 
ung  einer  foleben  Schule  »iele  Äinber  mit  »erhaltnipmdßig 
jeringen  Äoflen  unterrichtet  werben  f6nnen,  ebenfo  gewiß 
H  aber  audb,  baß  mit  üjr  nur  eine  fe^r  oberfldchficbc 
Äbrichtung  ber  Äinber  erreicht,  baß  bie  eigentliche  Äu*» 


bilbung  be8  ©eified  gdnjticb  perfdumt  unb  baß  bei  ben 
fähigem  Äinbem,  welche  jum  SBeiterlehren  benu^t  werben, 
ber  weitere  gortfdbritt  baburch  abgefc^nitten  wirb,  baß  man 
ihnen  ben  Dünfel  beS  S3ie(wifTenS  recht  gefliffentlicr)  beU 
bringt.  SBenn  biefe  UnterridbWwcife»in  Cnglonb  unb  granf> 
reich  großen  SBeifaU  gefunben  bat,  fo  fann  man  bierin  nur 
einen  {Beweis  erblicfen,  baß  ber  JBolfSunterricbt  in  jenen 
8dnbera  noch  ungemein  jurücf  if},  ba  man  noch  gar  nicht 
baS  {Bebürfniß  ber  2(udbitbung  beS  ©eifteS  fennen  gelernt 
bat,  fonbem  glüeflieb  iß,  einige  oberßdchlicbe  gertigfeiten  auf 
wohlfeile  SBetfe  bem  SJolfe  beijubringen. 

Ccmicr  (Sicharb),  ber  berühmte  9?cifenbe  in  Äfrifa,  würbe 
1804  in  ßornwall  geboren  unb  mit  feinem  {Bruber  Sohn 
E.  jum  {Buchbrucfer  beßimmt.  ©eine  erße  Sieife  machte  er 
1825—28  mit  bem  Gapitain  Stapperton,  welchen  bie  brit. 
{Regierung  mit  ber  (STforfcbung  beS  3nnern  oon  2lt'rtfa  bu 
auftragt  harte.  Glapperton  ßarb  auf  biefer  Steife  unb  nun 
gab  8.,  nacbQrnglanb  jurüefgefchrt,  bie  Tagebücher  beffelben 
heraus,  bie  er  mit  eignen  {Bemerfungen  auSßattete.  hierauf 
würben  8.  unb  fein  {Bruber  von  ber  Regierung  beauftragt, 
eine  Sieife  jur  ßfntbecfung  beS  8aufS  beS  SRijjer  ju  unter» 
nehmen,  ftaebbem  ße  i(>ren  Auftrag  großenthetlS  erfüllt  hat» 
ten  (f.  91  ig  er),  würben  bie  beiben  8.  oon  Siegern  gefangen 
genommen,  an  ©flaoent/dnbler  oerfauft  unb  enblirb  auf  Gap 
gormofa  »on  einem  liperpooler  ©chiffSeigenthümer  lo^gefauft. 
3m  3-  1831  febrten  bte  JBrüber  8.  nach  gnglanb  jurücf 
unb  gaben  baS  fcagebueb.  ihrer  Sieife  b*um$,  welkes  auch 
(3  ©be.,  Seipj.  1833)  inS  Deutfcbe  überfefet  worben  iß. 
hierauf  rüßeten  einige  Aaufleute  in  8ioerpoo(  brei  Dampf» 
febiffe  au*»  auf  welchen  bie  8.,  bem  Saufe  beS  9iiger  folgenb, 
nod)  tiefer  in  2lfrifa  oorbringen  follten.  ©ie  fuhren  auS 
bem  Seiger  in  einem  Siebenßuffe  Sfcbabba  hinauf,  fauften  »on 
einem  9iegerfürßen  eine  3nfe(,  nannten  ße  (fnglanbSinfel  unb 
legten  auf  berfelben  ein  gort  an,  welches  bagu  bienen  fodte, 
mit  ben  ©ngeborenen  4?anbel8oerbinbungen  anjufnüpfen. 
SüJepcn  Langels  an  SebenSmitteln  mußte  8.  nach  bem  9iiger 
jurücf f ehren;  JCranfbeit  hielt  ihn  bann  einige  3eit  von  wet» 
tem  Unternehmungen  ab.  3m  3.  1834  aber  wollte  er  mit 
einem  mit  SBaaren  belabenen  {Boote  nach  FnglanbSinfel  ge» 
ben,  ba  würbe  er  ploglicb  von  mit  geuergewebren  bewaf^ 
neten  9tegem  überfaQen,  baS  {Boot  mußte  in  einer  Untiefe 
im  ©tich  gelaffen  werben,  mehre  {Begleiter  8.'S  würben  ge» 
tobtet,  er  felbß  oerwunbet.  &  fam  noch  nach  ber  Snfel 
gernanbo  ?)o,  »on  wo  bie  Grpebition  unternommen  worben 
war  unb  ßarb  auf  berfelben  an  feinen  SBunben. 

Cannes  iß  eigentlich  baS  franj.  SBort  für  Raiten,  (Step- 
pen, unb  baS  Departement  beS  SanbeS  (f.  granf» 
reich)  hat  feinen  9iamen  »on  ben  in  ihm  liegenben  gro» 
ßen  Äaibeßrecfen,  welche  ßcb  an  ber  Äüfte  beS  biScapifchen 
9JieerbufenS  jraifchen  ben  »Pprenden  unb  ber  ©ironbe  in  ei» 
«er  Sange  »on  nahe  an  40  ©tunben  unb  einer  {Breite  »on 
15—20  ©tunben  buijkben,  f0Dajj  jje  fafi  brei  günftheile 
beS  gldchenraumS  beS  ganjen  Departements  einnehmen.  2tuf 
biefer  weiten  ©treefe  gibt  eS  nur  etwa  55,000  6inw.,  welche 
in  elenben  Dorffcbaften  beifammen  leben.  Tin  ber  Äüße  jie» 
ben  ßcb  Dünen  hin,  welche  eine  Weihe  »on  ©anbbügeln 
bilben,  bie  ihn  gegenfeitige  Stellung,  ihre  Sbbbt,  {Breite 
unb  8dnge  fortwdhrenb  »erdnbem  unb  namentfieb  beiStür» 
men  ßcb  maffenweife  bewegen  unb  inbem  ße  über  b<i»ot>nte 


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Landesverweisung 


694 


JLandftiede 


JDrtfcbaften  berfiür.ten ,  biefe  nicf>t  feiten  unter  ftcb,  begraben,  mit  Schafzucht,  tfjctt*  mit  Anbau  beS  i^nen  fo  gttft&fau 

©n  atjeit  be6  »oben«  wirb  au*  von  großen  ganbfeen  «in»  rtgfetten  entgegenfcfcenbcn  8anbftricb$.   £ie  Schafe,  miii 

genommen.  £>ie  armfeligen  JBewobner  btcfer  SBüfte  hüben  ihren  «roßten  Sieidjtbum  ausmachen,  finb  wn  bet  föltfct« 

einen  eigentümlichen  9»cnfcbenfcblag.   ©ie  finb  flcin,  ma*  flen  Siace  unb  tragen  nur  grobe  ©olle,  «tele  beftföge 

ger,  haben  ein  el«nbe8^u5fehen  unb  befdjaftigen  fieb  tbrilS  fich  aueb  mit  .^gewinnung.  3Da  bie  geringen  SKttd  ■> 


rer  Subfi[ienj  über  fcie  Ivette  Steppe  fparfam  vertbetft  fuib, 
fo  fünb  fie  faß  immer  unterwegs  unb  übernachten  in  ihren 
fcblecbtcn  Marren,  nid>t  feiten  aueb  auf  bem  feuchten  JBoben. 
2Bäbrcub  beS  SBinterS  tragen  ffe  eine  Art  Hantel  au3  brau* 
nem,  grobem  3cncbe  ober  Siefen  auS  Schaffellen,  beren 
SBoÜe  nach  außen  gewenbet  ifr,  ju  benen  oft  auch  noch 
gleichartige  ffieinfleiber  fommen.  SBäbrenb  bcS  Sommer?, 
ber  3eit  ber  Unwetter,  haben  fie  einen  grobletnenen  Uber* 
wurf.  Auf  bett  gewöhnlich  lang  berabbangenben  paaren 
tragen  fie  eine  eigentümliche  Äopfbebetfung.  £:c  Birten 
unb  SSanberer  bebienen  fid)  fortwährenb  5—6  g.  hober 
©teljen,  um  ben  tiefen  Sanb  ju  burebwaten;  auch  bie  2ßci= 
ber  beiluden  biefe  Steljen.  Gin  langer  (Stab  bient  ihnen  jur 
StütK.  ©ei  tiefen  weit  hinter  ber  Oultur  beS  übrigen 
granfreiri;5  jurücfgebliebenen  SRcnfcben  ftnbet  man  noch  W* 
jßolfSliebcr  unb  (Sagen  ber  SBorjcit,  aber  auch  ben  Aber» 
glauben  unb  bie  geijiige  Untnünbigfeit  berfclben. 

CantJföDcru'C iattng  i|l  eine  jefct  ni#t  mehr  übliche  Strafe, 
nad>  welcher  ein  5Bctbreeber  einen  getviffen  SBcjirf  ober  baS 
8anb  vcrlaffen  unb  vor  Ablauf  ber  Strafzeit  baffelbe  nicht 
wieber  betreten  ju  wollen  febwören  mußte,  tiefer  Gib  hieß 
bie  Urfchbe.  SBuTbe  ber  SSenviefene  bennoch  innerhalb 
ber  ©renjen  betroffen,  aus  benen  er  venviefen  war,  fo  wur* 
ben  ihm  bie  brei  ginger  ber  rechten  £anb,  welche  er  beim 
Schnure  emporgehalten  hotte,  abgehauen.  Seitbein  (ich  bie 
SJcrbaltnijfc  ber  europ.  Staaten  fo  georbnet  haben,  baß  eS 
nicht  mehr  gemattet  ift,  einen  Verbrecher  einem  anbern  Canbe 
jujufebicfcn,  finb  ©efängniß  >  unb  üJwangSarbeitSftrafen  an 
bie  Stelle  ber  JJanbeSverrveifung  getreten,  unb  ;>var  Kh.bt 


man  ewige  ganbeSverwcifung  etwa  vierjähriger  Sud--- 
llvafe  gleid>. 

.    Canofricöf.  AuS  ber  Übung  ber  ©elbfhacbe  unb  r. 
g  auf!  rechts  (f.  b.)  in  blutigen  geh  ben  (f.  b.)  jin$  » 
Mittelalter  ein  allgemeiner  JtriegSjufianb  hervor,  in  weite 
fich  alle  bürgerliche  jDrbnung  aufjulöfen  fehien.  DieUw* 
nung  benufcten  SBiele,  welche  an  gübrung  ber  SBafftn^ 
wöbnt  waren,  um  tbeilS  mit  einem  Schein  beS  SRcii 
tbeilS  ohne  benfelben  ein  fdjanblicbeS  dttüuberhanbnvri  ? 
treiben.    SBeber  bie  Ausübung  ber  Sclb|hacbe,  ne4  » 
Anmaßungen  ber  auf  ihren  fejten  JBurgcn  fieber  batijcft" 
JKtttcr  vermochten  bie  beutfehen  .Könige  ju  bewältigen, 
ihnen  baS  berrfd;enbe  SJorurtbeil  entgegenflanb ,  baß  ridu> 
liehe  $ülfe  ju  fuchen  minbet  ebei  unb  ehrenhaft  fei,  aü  & 
auS  eigner  üJiacht  Stecht  ju  fdjaffen.    J?ennocb  twa  tk 
•£)crrfcber  ebenfo  wie  bie  Äircbe  fortwäbtenb  btnuibj, 
Huftanb  ber  Selbfibüife  unb  bürgerlichen  Unorbnung  m~c 
mehr  ju  befchranfen  unb  allmalig  einen  3uflanb  brtS# 
unb  ber  öffentlichen  Sicherheit  (bcS  griebenö  im  2anbe)  bed« 
ji; führen.  £ i: nädi ft  uuirbc  bureb  ben  ®  Ott e3f rieben 
bie  Seit  unb  baS  ©ebiet  ber  gebbe  befdprdnlt  unb  Jti* 
griebrich  I.  brachte  auf  bem  SfeichStage  ju  Dürnberg 
einen  allgemeinen  Eanbfrieben  in  fowett  ju  Stanb«,  bjj  ■ 
ein  fflefeij  erließ,  na*  welchem  jebe  gerechte  gebbe  ben  b 
S3efchbenben  minbeflenS  brei  Sage  vor  9ejüm  ber  ^ 
feligfeiten  angefagt  werben  mußte.    JDa«  Wty&Ofßl*,  » 
bringen  von  Böllen,  ©eleitSgelb  u.  bgL  würbe  in  ba&¥ 
burch  (irenge  ©efefce  verboten  unb  bie  gegen  biefe 
gehlenbcn  würben  «13  griebbred;er  r)art  bejhafL  & 


Landfriedc  6 

:ere  Jtaifer  waren  bemüht/  wenigflenS  auf  gewiffe  9?eitjen 
)<m  Sabren  einen  Canbfrieben  beriufleHen  unb  aufregt  ju 
Tratten,  bureb  weldbcn  alle  gebbe  au8gefd)lof|en  war.  grieb* 
ichere  Seiten  famen  jebod)  erft,  naebbem  allmälig  bie  ©täbte 
icb  gehoben  hatten  unb  mit  ihnen  $anbel  mil  bewerbe. 
Da  lernte  man  baS  ©luef  frieblidj  fiebern  3ufammenleben8 
rfi  recht  fcbä&en  unb  bie  reichen  ©täbte,  unter|iüfct  von 
eii  Sürßen,  batten,  ju  Vereinen  jufammentretenb,  bie  SWadjt, 
fitif)cf?orer  ernfllid)  jur  JKedjenfcr>aft  ju  jieben.  Dlefen  SSünb* 
itj[en  mußten,  um  nicht  bti(fu>g  gegen  ihre  geinbe  bajujte« 
en,  aueb  ©olebe  beitreten,  benen  bie  (Srbaltung  bee>  bbheri» 
en  Unfugs  übrigens  wol  mehr  am  fcerjen  lag,  ali  t-.r 
»uflanb  bürgerlicher  Drbnung.  3ene  »ünbniffe  jur  Abh.i: 
utig  ber  ffiillfür,  jur  Aufrerbtbaltung  .allgemeiner  ©idjer; 
dt  wurden  aud)  Sanb (rieben  genannt.  Die  SBünbniffe 
er  Statte  arteten  tnbeß  niebt  feiten  aud)  auä  unb  anjiatt 
Scbub,  ju  gewähren,  veranlagten  fie  nitfct  feiten  &u  übers 
ulkigem  ärofc.  Darum  traten,  ifjrc  ©eredtffame  ju  wab» 
:n,  aud)  Surften  unb  Herren  in  ©ünbniffe  unb  feltener 
anben  beibe  "Arten  von  löünbnifjen  in  freunblicbem  ab  in 
inblicbem  Sierfebr.  Die  Jt&nigc  nicht  m  bie  Parteien  ju 
ermitteln  unb  biefer  ganje  3uftanb  ber  SJerbältniffe  ^atte 
»enigfienS  bie  gute  golge,  baß  bie  ftreitenben  Parteien  ju 
..••.Kcefcmerem  Umfange  anwuebfen,  innerhalb  beffen  jebe 
'artet  bemüht  war,  einen  recbtlieb  begrünbeten  3ußanb  auf» 
d;t  ju  galten.  'Älbrecbt  II.  fefcte  1438  juerfl  einen  im* 
en  ganbfrieben  bureb,  jebod)  nur  bem  Stamm  naeb, 
ib  griebrid)  HL  mußte  wieber  nur  auf  gewijfe  3a&re  ben 
mbfrieben  aufredjt  ju  galten  rradjten.  SSäbrenb  jefceS  foU 
en  2anbfrieben§  würben  ju  JBefrrafung  ber  grtebbredjer  eigne 
riebenSgericbte  niebergefefet,  bei  benen  ein  fcanbfrte» 
:n§bauptmann,  9tetd)8»ogt  ober  Canbvogt  ben 
orfift  fubrte.  Die  Ädit  unb  meijt  auch  ber  SBann  trafen 
n  griebbredjer.  @nblid)  war  bie  SRotbwenbigfeit  eincä  für 
ic  Reiten  gefieberten  9fcd)t£juftanbc&  fo  allgemein  anerfannt 
..oi,  baß  bie  SieicbSfiänbe  fclbjt  ben  Jtaifer  ÜDtarimis 
n  I.  auf  bem  9teid)3tage  ju  SBormS  14<J5  nötigten,  ei* 
n  ewigen  JReicbSlanbfrieben  anjuorbnen.  JBevor  ber  2anb> 
ebe  gefiebert  wäre,  weigerten  fieb  bie  Sfeicbjjflänbe,  bem 
tifer  mit  ©elb  unb  SBaffen  gegen  bie  Surfen  unb  gegen  3ta» 
rt  beijufieben.  Q$  würbe  bei  ©träfe  von  2000  3«arf  ©ol» 
i  jebe  Ttxt  von  ©elbjrbülfe  auf  ewige  3eiten  unterfagt  unb 
c  adjabrlicbe  SBerfammlung  ber  ©tänfce  angeorbnet,  in  weis 
r  bie  Übertretungen  be§  SanbfriebenS  in  Unterfucbung  gejo* 
i  werben  follten.  Xucb  würbe  vom  Äaifer  unb  ben  9feid)§= 
nben  ein  jlebenbefi  ©eridit  niebergefe^t,  ba8  SJeiebSfam* 
raeridjt  ju  ©pcier  unb  eine  JReidj^Fammcrgericbtöorbnung 
äffen.  Einige  Jabrjebnbe  lang  beflanb  aud)  ba9  ^Ui.v:  ■-■ 
.iment,  eine  im  tarnen  beS  Äaiferö  mit  ber  oberflen  Sei> 
tej  ber  8?eicb8angelegenbeiten  unb  Söewacbung  be§  2anb= 
iten«  beauftragte  SBebörbe,  Die  S3ünbniffe  jur  Äufreebtj 
fung  be5  SanbfriebenS  würben  inbeß  nidjt  überflüffig, 
hnerjr  entjlanben  nod>  neue,  benn  nur  bureb  bewaffnete 
7d?t  konnten  bie  febbelujügen  bitter  in  3aum  gehalten 
eben  urro  nodj  bi«  jur  Sllitte  beä  16.  3abrb.  wollten  bie 
clleute  ba3  gauflrcdjt  nidjt  aufgeben.  SD?it  bem  beutfdjen 
ict^e  iff  audj  ba6  JReicbäfammergericbt  unb  ber  ewige  Sanb; 

180ö  aufgeboben  worben,  boeb  wirb  ber  l'anbfriebe 
onwdrtig  bureb  bie  triftige  ^>aubbabung  auörctcbenber 


5  liandgol  : 

@efe^e  in  ben  einzelnen  <Staattn  unb  bureb  ben  beutfrben 
S3unb  gehebert. 

Canbgrafen  Riefen  fett  bem  11.  3abrb-  Sorgefefete  über 
größere  ©ebiete  im  3nnern  beS  beutfd;en  9tetcr>S  unb  über 
bie  ©rafen  ber  ©auen.  (©.  ©rafen.)  ©ie  madjten  fieb 
allmdlig  ju  fafl  ganj  unabbingigen  Herren  ber  tbnen  un» 
tergebenen  ©ebiete.  ©egen  @nbe  be5  11.  3abrb.  nabmen  bie 
frühem  Starfgrafen  von  Springen  ben  lanbgräfltcben  Sitel 
an,  unb  im  näcbjten  ^alu-htmtert  erhielten  biefen  au*  bie 
bejf.  ©rafen.  2file  SRitglieber  ber  Seitenlinien  ber  regieren« 
ben  befi"-  Käufer  futjren  benfelben  nodj  gegenwärtig. 

£andcjut  wirb  eine  Bereinigung  »erftbtebener  ©runbs 
fiiicfe  genannt,  weld)e  au§  SBiefen,  gelbem,  SBalbungen, 
2ei(t)en  u.  bgl.  befreben,  unb  ju  benen  bie  erfoberlicben  ©e= 
bäube  unb  ©erdtbfebaften,  aud>  ber  nitbtge  JÜiebbejlanb  ge= 
beeren,  um  bie  ganbwirtbftbaft  ;u  betreiben.  9Jlit  bem  «e; 
f;i_s  einee»  Sanbgutö  in  bann  noeb  bie  Ubernabme  gewiffer  ge; 
fe(ilicb  ober  berförnmlid)  begrünbeter  ?)fliä)ten  ober  ßajlen 
unb  ©ereebtfame  »erfnüöft,  burd)  beren  Söefcbajfcnbeit  ber 
SJertli  bcö  Sanbgutö  erhöht  ober  erniebrigt  wirb.  3e  nach 
ber  33cfd)affenbeit  ber  Mafien  unb  ©ereebtfame  werben  auch, 
bie  Sanbgüter  verfebieben  eingetbeilt.  fDlaxi  unterfc^eibet  in 
biefer  Jöfiifbung  Rittergüter,  Freigüter,  ßrbgeriebte,  gemein: 
belicueviinf'vfiicbfige  unb  bien|l Pflichtige  ©uter.  Die  Kits 
tergüter  fonnten  friir)et  nur  von  2lbeligen  befeffen  werben 
unb  jmb  nod)  jefet  in  ben  oerfdjiebenen  ©taaten  mit  oers 
fd)iebenen  äSorrechten  (al6  üanbtlantfcbaft,  3agb,  ©erid)tS= 
barfett  u.  f.  w.)  au^gejlattet.  3m  Allgemeinen  unterfebets 
ben  fie  [ich  in  Allobtalrittergüter,  welche  unbefebranft 
erbltd)  unb  verfduflid)  ftnb  unb  beren  JBefifeer  bem  ©taatßs 
oberbaupte  nur  bie  allgemeine  Untertbanenpflidjt  ju  leiflen 
baben,  unb  in  £  ebnritt  er  gut  er.  Die  SJefujer  biefer  lefe* 
tern  finb  in  ber  Verfügung  über  tl>r  löefibtbum  an  bie  ©in: 
willigung  bee»  ?ebn%rrn  gebunben  unb  fonnen  baffelbe  aud) 
nicht  j ehern  @rben,  fontern  nur  foldjcn  hintertaffen,  welche 
al§  erbfäbig  burd)  bie  2ebn8bebingungen  anerfannt  finb. 
SDiannlebnrittergüter  finnen  nur  auf  bie  männlid)c 
Kad)fommenfd)aft  üererbt  werben,  wdb«nb  bei  2B eibers 
lebnrittergutern  aud)  bie  weiblichen  <Rad)fommrn  erbfds 
big  ftnb.  —  Freigüter  finb  fold)e,  beren  SBefujer  feinen 
©utöbenn  (5.  S3.  ben  ^>errn  eineö  StittergutS)  über  fid>  an-- 
erfennen  unb  weber  3infen  noeb  grobnen  ju  leiflen  baben. 
Diejenigen  greigüter,  weld)e  nod)  mit  befonbern  S3orred)ten 
auSgcftattet  finb,  alö  namentlid)  ber  jDrtdgericbt^barfeit,  bem 
Jßraus,  JBrenn:,  Süadt,  ©d)lad)ts  unb  ©ebanfred)t,  r)et§en 
@rbgerid)te.  Die ©emetnbeflcuerjin^güt er  haben  au-- 
f;er  ben  ©taatöabgaben  nod)  an  ben  ©taat  ober  ben  bittet ; 
gutgbefi^er  3inö  an  ©elb  ober  9caturalien  ya  entrtd)ten  unb 
müjfen  bei  Itnberung  beS  äBefitjerS  eine  be(rimmte  Abgabe  von 
bem  Äaufwertbe  abtragen.  9?od)  mebr  baben  bie  bienftpfltd): 
tigen  ©üter  ui  leijten,  intern  fie  aud)  nod)  grobnbtenfle 
ju  leiflen  baben  unb  in  manchen  ©egenben  bem  2riftjwange 
unterworfen  finb.  68  ijl  befannt,  wie  man  in  ben  gebilbes 
ten  ©taaten  biefe  Dienffe  tbeitä  fd)or>  abgefohafft  bat,  tbeilg 
mit  ©ewerfflelligung  ber  Abfcbaffung  fid)  befebaftigt.  (SJgl. 
Dienflbarf eit  unb  Dienfle.)  —  2Ran  unterfebeibet  jus 
weilen  bie  (anbgüter  aud)  in  große,  beren  fpectelle  £3eauf: 
fid)tigung  mehre  beamtete  verlangt,  mittlere,  beren  J8e> 


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Landkarten  696 


Landrecht 


aufficbtigung  buro}  ben  Cefl&cr  «Hein  beftritten  wirb,  tmb 
fie  ine,  beren  IBeft^ec  felbjt  mit  an  bie  Arbeit  flehen  mufj. 
—  3n  JBejiehung  auf  ben  JBefifcer  finb  bie  8anbgüter  theilS 
fo[i±e,  rorlc$e  freie*  Eigen  th  um  Einzelner  finb,  tbcilfc  gehö* 
ren  fie  einer  gamilie,  ober  bem  Sanbe,  ober  bem  Sanbeel« 
berrn  ober  enblid)  einer  moralifchen  ^Öerfon,  g.  JB.  einer 
Kirche,  einem  Klofler,  einer  ©emeinbe. 

Canilhartert  finb  2Cbbilbuna,en  ber  ^rboberflÄc^e  ober  et» 
nc?  Sbcilä  bcrfelben,  gemihnltd)  nadj  ber  SBertheilung  ber 
©ebirge,  Slüffe,  ©een  unb  SReere,  nad)  ber  Sage  ber  be* 
wohnten  SDrte  unb  nach  ben  politifdjen  ©rembeflimmungen, 
auf  ebenen  gläd;en.  £>urd)  ben  lefetem  Umflanb  unterfehei« 
ben  fieb  bie  Sanbfarten  wefentlidj  oon  ben '©loben  (f.  b.), 
bei  benen  bie  äußere  ©eftalr  ber  Erbe  auf  einer  Äuget  »er» 
zeichnet  ifl.  Sanbfarten  (äffen  fieb  bequemer  t)anbbaben  aß 
©loben  unb  geflatten  eine  JDarfleüung  nach  gröfjerm  &ureb» 
meffer,  f&nnen  mithin  aud>  genauer  fein,  ©teilen  Sanbfar« 
ten  bie  ganje  Erboberfiäcbe  bar,  fo  »erben  fie  ^laniglo* 
ben  ober  Uniöerfalf arten  genannt;  iMen  fte  einen  Erb» 
tljeil  ober  ein  gr6fjere5  8anb  bar,  fo  feigen  fie  ©enerat* 
f arten;  jeigen  fie  enblid)  eine  f feinere  Sanbfdjaft  nad)  tb» 
ren  Einjelnheiten,  ©pettalf arten,  £)ie  topograpbi' 
(eben  harten  haben  namentlich  ben  3n?ccf,  bie  örtliche 
58efd?affcnf)ett  eine*  beflimmten  8anbf!rict>3  im  ©runbrifi  vor 
2fugeu  va  jlcHen.  2>te  See  fort  en  füllen  bie  Speere  nacb 
ihren  JBegrcnjungen  bureb  SMtlanb  unb  3nfeln,  fowie  nad> 
ihren  Untiefen,  ©anbbänfen,  .Klippen,  ©tTÖmungen  u.  bgl. 
bar.  9Sie  biefe  »orjugSweife  für  ben  ©eefabrtr  beflimmt  finb, 
fo  foUen  bem  ju  8anbe  Sieifenben  bie  |>ofl»  unb  JRetfef  ar« 
ten  jur  JDrientirung  bienen,  unbbiefelben  enthalten  baher  vor« 
jugSweife  bie  ©trafen  unb  bie  mit  ilmen  in  JBerbinbung  fie« 
benben  tfnftalten.  £>ie  Äri cgSf arten  berüefftebtigen  ent: 
roeber  oorjugSweife  überhaupt  bie  jbrtlicbfeiten,  welche  bei  ber 
Äriegfübrung  in  Setrariht  fommen,  ober  finb  wol  aueb  jur 
Übcrficbt  ber  Operationen  beflimmt,  welche  in  einem  beflimm« 
ten  Kriege  ausgeführt  worben  ftnb.  Enblid;  entwirft  man 
noeb  Karten  ju  beflimmten  roiffenfcbaftlicben  Bmeden:  h  v>  - 
brograpbifebe  ober  ^lufjf  arten,  um  ben  8auf  ber 
Ströme  unb  ihre  Slufjgebiete  ju  überfehen;  orographi* 
febe  ober  ©ebirgSf arten,  um  bie  JBerjweiaungen  unb 
Grabungen  ber  ©ebirge  barjuftetlen ;  geognoftifche,  um 
bie  mineralogische  JBefc|affenl)eit  ber  Erboberfiäcbe  ju  leliren; 
joologifche,  um  bie  SBertheilung  ber  £hierwelt  über  ben 
Erbboben  gu  bejeiebnen  u.  f.  w.  £>er  Banbfartenjeicbner  mufi 
ftetä,  bamtt  eine  £>rientirung  m6glid)  fei,  wn  ber  mat&ema» 
tifrben  Einteilung  ber  Erboberfiäcbe  ausgeben,  baher  ifl  feine 
erfte  Arbeit  bie  SBorjeicbnung  ber  SWertbiane  unb  parallel» 
f reife,  wobureb.  er  ein  9lefc  ober  einen  Kofi  erbdlt,  in  wel« 
eben  bann  bie  einzelnen  SBejeiebnungen  eingetragen  werben, 
benn  bie  Sage  eines  jeben  S5rt3  ifl  genau  burd>  feine  geo« 
graphifdie  Sange  unb  {Breite  beflimmt.  aBerten  in  ber 
Karte  nur  (leine  Steile  ber  Erbe  twrgeftent,  fo  ifl  bie  Krüm- 
mung, welche  gemap  ber  fuge(f6rmigen  ©eflalt  ber  (Frte  bie 
bar^ufleHenbe  ©egenb  (Pirflicb  Ijat,  »erbaltnigmdßtg  nur  unbe* 
beutenb,  unb  man  begebt  feinen  merflicben  geiiter,  roenrt 
man  bie  SReribiane  ald  gerabe,  ftd>  untereinanber  recbtwinf* 
lieb  frbnetbente  Linien  barfleüt.  S3iel  febroieriger  aber  ift  e3, 
grifere  Äbeile  ber  €rboberflaebe  fo  barjuftetlen ,  ba§  bie 
roal;re  (fugelförmige)  ©eflalt  ber  erbe  genau  berüdfinjtigt 


roirb,  inbem  bieÄunflbe§  8anbf artenentwerfen«,  tortHar» 
piren,  genauere  matbematifebe  Kcnntniffe  unb  »itlt  tlbin; 
erfobert.  2ßcnn  ba3  2tuge  eine  Kugelfladje  überfidjt,  fb  a> 
febtint  ibr  biefe  ftetS  in  ©eflalt  einer  Cbene,  brxr)  fo,  J.- 
bie  einjelnen  fünfte  ber  Slädpe  je  nacb  ber  Krümmung  ta> 
fclben  eine  anbere  Sage  unb  anbere  Entfernungen  gwwi» 
anber  einzunehmen  fcr;einen,  als  wirflieb  ber  gall  ifl  (H 
fommt  bierbei  namentlid;  «ud;  auf  bie  ©teHung  on,  vt\i: 
tai  beobadjfenbe  2Cuge  gegen  bie  Ebene  einnimmt.  S! 
nennt  im  OTgemeinen  bie  ©arlleaung  einer  frurmnen  ? 
in  einer  Ebene  ober  genauer  bie  Angabe,  welche  mc: 
^unfte  einer  Ebene  ben  einjelnen  fünften  einer  frutn~.; 
glacb.  e  bei  einer  gewiffen  ©tellung  ber  Ebene  gegen  tie  far 
me  Jldcbe  entfpred)en,  eine  ^rojeetion,  unb  ti  f:r~ 
folglid)  beim  ganbfartenjeid>nen  fletä  auf  ^arfldJunj  ' 
einer  ?>roie(tion  an. 

©ebon  in  fefjr  frühen  3eiten  t)at  man  Berfucbe  §ur  (h 
werfuug  oon  Sanbfarten  gemalt,  bo<b  fonnen  bitfeita  k 
ben  mangelhaften  geograpr;tfd)en  unb  matbcmatifdjtn  Job& 
niffen  nur  fet)r  fdjwap  aufgefallen  fein.    ÄI8  bie  Srtoa 
xunadjfl  in  biefen  SBiffcnfcbaften  Jortfdjritte  maebtert,  ky 
fte  fieb  aueb  in  ber  Jlunfl  be§  KartenjeiebnenS  perrettli» 
net.    3m  5.  3a&rl).  ö.  Ehr.  würben  tun  Ägatbrtic: 
26  Äarten  ju  g>tolcmau$'  ©eograpbte  gejeitbnet  &»m 
fentlidje  SBerbeffcrung  erfuhren  bie  Sanbfarttu  inbtf  erü 
ber  SKitte  be«  IG.  %akxf).  bureb  ©erharb  «WeTtatw,  niy 
bie  ^rojectionSmethobe  erfanb.  ©pdtcr  h*Jben  bann  Ii; 
£»cli3le:,  SEob.  SDlater  baS  8anbfartenjei*nen  necb  : 
mathematifd)  begrünbet  unb  feitbem  haben  Englanb,  ?st. 
reich  unb  2>eutfcblanb  in  4>eroorbringung  auSge;* 
Sanbfarten  gewetteifert.  —  i)ie  gen?6hnlichfie  unb  ttv. 
baftcfle  2Betfe,  bie  Sanbfarten  ju  veroielfültigen,  ii 
Kupferfh'cb,  weniger  leiflct  ber  ©teinbruef  unb  nod>  nc; 
83eifaU  bat  ber  SBerfud)  gefunben,  Karten  mit  ?<: 
bruefen.   Ein  Deutfdjer,  ©wepnheim,  gab  juerfl  1 
nem  3taliener  Jöcranlajfung  unb  Xnwcifung  jum 
ber  Sanbfarten.   Änfebnlidjc  ©ammlungen  ton  [' 
finb  in  ^ariS  im  D(?p6t  de  la  fiurrr«,  in  ^tirr^ 
in  2>reSben  (bie  Kbelung'fcbe)  unb  bie  bc5  Ersherjcs? 
von  Ojlreicb  in  SBien. 

Canörall)  ift  im  preiif.  <Ztaatt  ber  aitcl  am 
einen  Kreie»  gefegten  jDberbcamten,  welcher  mit  t;r 
meinen  ^olicei«  unb  innern  SBcrwaltung  beauftrag 
felbe  ifl  ber  {Regierung,  ju  bertn  Departement  k 
gehört,  untergeorbnet  unb  fleht  über  ben  £>rt$bc:. 
3n  9iheinbaiern  ftnb  SanbratbScollegien  unt 
cherib  in  .^beinbeffen  9)rooin}ialrathScollegier. 
geführt,  beucn  bie  Sicrtheilung  ber  ©teuerquoü  ■' 
fe§  auf  bic  einjelnen  JBejirfe,  bie  DberauFftcht  über  bic  & 
faffe,  bie  JBcrathung  bcrSBünfche  unb  fi3efd;werbm 
terthanen  u.  bgl.  übertragen  i|l. 

Canövccl)t.(ba5)  ifl  urfprünglid)  bem  Sebnr 
gegengefe^t  unb  bezeichnet  bic  ©efammtbeit  ber 
flimmungen,  weldje  ftd>  auf  ba$  allobiale  Etgenrb: 
bie  SSfrlfaltniffe  ber  nicht  im  BelmSoerbanbe  lebenben  JrV* 
be5  @taat3  bejieben.    3m  ungemeinen  be jeitbn 
bie  ©efammtheit  aller  in  einem  ©taate  geltenbm 
Erfl  feit  bem  12.  3abrh.  begann  man  in  ben  grrtru- 
©taaten  bie  geltenbcn  ©efefte,  welche  bisher  mir  af* 


vobnbeitdrecht  beftanben  hatten,  fcbriftlicb  aufzuzeichnen.  fi3e» 
übmt  würben  namentlich  ber  ©acbfenfpiege [  (f.  b.),  bet 
inrifcben  1215  unb  1228  entflanb,  unb  ber  ©cbwaben» 
piegel  (fi  b.)  au3  bem  Anfange  beS  14.  3ahrb>  Außer 
riefen  allgemeinem  ©efefcfammlungen  bezeichnete  man  alS 
]anbred)te  auch  petfebiebene  $)artieulargefe§gebungen,  fo  j.18. 
?aS  6fh.  unb  baS  friefifebe  £anbrecbt  auS  btm  13.  Safcrb., 
Ml  ofifrief.  »on  1312,  baS  baut,  von  1346  u.  a.  —  Am 
riicbtigflen  i fr  baS  allgemeine  preuß.  ganbreebt,  welcbcS 
?urcfo  griebrid)  ben  ©roßen  »eranlaßt  unb  1784—88  juerjt 
n  fecha  Abtbciiungcn  als  (Jutwurf  gebrueft  unb  bem  fach» 
?erfidnbigen  publicum  vorgelegt  würbe,  3ugleid)  würbe 
iefeS  )u  gnmblicben  JBemerfungen  über  ben  Entwurf  auf» 
;efobert  unb  ben  brauchbarem  unb  perftdnbtgflen  JBemerfun« 
)en  greife  zugejtcbert.  3m  Sun.  1791  war  baS  SBcrf  un> 
<rr  bem  Site!  „Allgemeines  preufi.  ©efe^bud)"  beenbet.  Da 
eboeb  noch  an  Ginzelnheiten  Anfraß  genommen  würbe,  fo 
folgte  eine  nochmalige  Durchficht  beS  ©efefcbucbS  unb  erfx 
im  1.  Sun.  1794  würbe  eS  mit  ©efefeeSfraft  befannt  ae» 
nacht  unb  ihm  ber  Stitel  „Allgemeines  Canbrecbt"  ertbcilt. 
Daffelbe  würbe  fajl  allgemein  mit  großem  »Beifall  aufge» 
tommen  unb  hat  ftd)  febr  fegenSretcb  erwiefen.  Sierinbe» 
ungen,  gferiebtigungen  unb  3ufdfce,  welche  bie  fpitere  3eit 
ntt  neb  gebracht  bat,  ftnbet  man  unter  anbem  aufgezeichnet 
n  ©trombecfS  „Ergänzungen  beS  Allgemeinen  ganbrea)t8  für 
ic  preuß.  ©taaten'7  (3  JBbe.,  3.  Aufl.,  1829;  4.  JBb.  1837). 

Cantocljöft  bezeichnet  urfprünglicb  eine  ganbeSabthetlung 
bcr  aueb  eine  ©egenb,  infofern  fte  ftd)  bem  Äuge  alS  ein 
naives  barbietet  (bar)er  ganbfcbaftSmalerei,  f.  Sflalcrei); 
ann  aber  bie  ©efammtheit  ber  ganbflanbe.  (©.  ©tdnbe.) 
lud)  werben  wol  bie  lanbfcboftlicfceri  Grebit» ereine  (f.  ßre» 
it)  mit  biefem  SBorte  bezeichnet. 

Cani«wirth,ßcl)afi  ifl  ber  allgrmeinfte  9?ame  beSjenigen 
iitvexbti,  welches  ftd)  »orjugSroeife  mit  Anbau  ber  gelb; 
üebte  unb  mit  ^Betreibung  ber  $8iehzud)t  befebäftigt  SRan 
mit  einen  allgemeinen  unb  einen  fpeciellen  SEheil  ber 
anbroirthfebaft  unterfebeiben.  Sener,  bie  Haushaltung«* 
»nbe  ober  ßfonomie  ber  8anbwirtbfd)aft,  hanbelt  eon 
cm  »erbdltniß  ber  9>robuction  (£er»orbringung)  ju  ben  pro* 
ucircaben  (erjeugenben)  Ärdften,  Pon  ber  Art  unb  SBeife, 
rn  SBertb  eines  JJanbgutS  ju  beflimmen,  »on  benfiJerbdlt» 
iflen,  in  benen  Acfcrlanb  unb  Jünger,  Dünger  unbS3ieb> 
mb,  ffütterung  u.  f.  w.  flehen,  pon  ber  lanbwirtbfcbaftliä 
■  Sud)»  unb  Rechnungsführung,  von  ber  Arbeit  be«  3ug» 
ebeS,  beS  ©eftnbeS,  ber  2agearbcttcr  im  SJerqleid)  mit  bin 
ofien,,  welche  fte  eerurfacben,  u.  f.  w.  Die  fpecielle 
anbwirtbfct)aft  ober  $robuction$lehre  jerfdllt  wie» 
rr  in  bie  2e$re  vom  Xcferbau  ober  Pom  Pflanzenbau 
ib  in  bie  8ehre  »on  ber  JBiehjud)t.  3um  Acferbau  (ber 
i$  Sanbbau,  $elbbau,  Selbwirthfchaft  genannt 
irb)  gibort  bie  JBobenfunbe  ober  Agronomie,  benn 
if  bie  JBefchaffcnbcit  beS  »oben*  lommt  eS  wefentlid)  an, 
•riebe  Art  pen  <PfIanjen  auf  bemfelben  mit  Siortfjcil  ange» 
tut  werben  fann.  .f)jfran  fchließt  jlct)  bann  bie  Acferbe* 
eltungStunfl  ober  Agricultur,  welche  lehrt,  wie  ber 
loben  jur  ^ervorbringung  ber  »erfchieberien  ^flanjenarten 
rebieft  gemacht,  wie  er  burd)  anbere  Crbarten,  burd)  Sro* 
enlegurig,  ©ewdfferung  »erbeffert  werben  muß,  wie  er  fer* 
öi[t>a««oi».«8fr.  IL 


ner  burch  bie  »üngung  in  feinet  gruAtbarfeit  unterflüfet 
wie  er  mit  ben  Perfchiebenen  Acferbaugerathfchaften  behanbelt, 
wie  unb  wann  befdet,  bepflanzt  wirb  u.  f.  w.  AufS  ge< 
nauefie  bdngt  mit  ber  AcferbeflellungSfunbe  bann  weiter  bie 
Äertntniß  von  ber  üßefdjaffenljeit  unb  SebanblungSart  ber 
einzelnen  Kräuter  unb  gruo)tgrdfer  zufammen.  Der  SB  ein« 
bau,  ber  ©artenbau,  baS  Sorflwefen  fönnen  aud)  alS 
Sbeile  beS  ArferbauS  im  weiteren  ©inne  betrachtet  werben. 
Stiebt  nur  »on  ber  Düngung  unb  {Bearbeitung  beS  AcferS 
hangt  ber  Ertrag,  welchen  berfelbe  liefert,  ab,  fonbem  aud) 
pon  ber  Reihenfolge  (bem  Umlauf,  SturnuS,  ber  Rotation), 
in  welcher  bie  perfebiebenen  ©ewa$fe,  weldje  ber  Sanbwirth 
anbaut,  auf  bemfelben  erzeugt  werben.  SRan  unterfd)eibet 
in  biefer  ©eziebung  oerfchiebene  Acferbaufpfteme.  ©o  wirb 
bei  ber  Dreifelberwirthfcfeaft  baS  fammtlidhe  Acf erlaub 
in  brei  gleich  große  Zfynlt  ober  Selber  abgeheilt,  weld)e  aS 
wed)felnb  brad)  liegen  ober  mit  SBürter»  ober  mitkommet» 
getreibe  beflellt  werben,  baher  SBinter»,  ©ommer*  unb  SBrad)« 
felb  beißen.  Auf  bttfe  SBeife  wirb  jebeS  gelb  »wei  3abre 
bebaut  unb  liegt  ein  3abr  brach,  wahrenb  welcpeS  SahreS 
eS  brei»  bis  fünfmal  gepflügt,  geeggt,  wol  aud)  gebüngtwirb. 
DaS  fammtliä)e  23ieh  roirb  wahrenb  beS  ©ommerS  geweibet, 
theilS  auf  bem  Sradjfrlbe,  tbeilS  auf  Außentriften.  3n  frud)t*  , 
baren  unb  fiart  bepolferten  ©egenben  mußte  man  baran  ben» 
fen,  aud)  auS  bem  Sracbfetbe  nod)  Ru^en  zu  Riehen,  unb 
fo  baute  man  auf  ihm  bie  fogenannten  JBrachfrucbte  (^üt* 
fenfrüebte,  Älee,  Rüben,  Äartoffeln,  ^anf,  Sein  u.  bgl.) 
an ;  als  ferner  bie  Außentriften  immer  mehr  jum  Acferlanbe 
gezogen  würben,  fo  mußte  man  auch  wieber  für  ©tallfüt» 
terung  befolgt  fein.  Auf  biefe  SBeife  entflanb  bie  Perbef» 
ferte  Dreifelberwirthfchaft,  welche  noo>  gegenwärtig  bie  in 
SRitteltrutfcblanb  allgemein  bmfcbenbe  ifl.  ßinen  langem, 
wentgflenS  pierjdhrigen  HurnuS  bot  bie  grud^twecfifel» 
wirthfebaft  ©S  ifl  ihr  namentlich  etgenthümltch,  baß -ber 
Regel  nach  nie  jwei  Halmfrüchte  unmittelbar  nad)einanber 
angebaut  roeTben,  fonbem  immer  eine  JBrad)frud)t  zwifchen 
eingefd)oben  wirb.  SRan  beobachtet  alfo  z-  2*.  folgenbe  JDrb» 
nurtg:  RapS,  SBintergctreibe,  Äartoffeln,  ©erfle,  Älee, 
(Srbfen,  £afer,  SBeibehee  u.  f.  w.  ©ie  ifl  befonberS  in 
dnglanb  üblich  unb  hat  ben  25orzug,  baß  fie  nad)  öefcbaf» 
fenbeit  beS  SobcnS  unb  nad)  fonfligen  IBebürfniffen  [ehr 
mannid)faltig  fich  abdnbern  Idßt,  aud)  ber  S3iehzucht  fet)r 
aünflig  ifl.  Die  Äoppel»  ober  ©ehlagwirtbfcbaft  i^ 
befonberS  in  HoiP'«"  U«D  9Recflenburg  üblich  unb  befielt 
barin,  baß  baS  Afferlanb  in  6—14  gleiß  große  gelber 
(Äoppein  ober  ©rbldge)  gctbeilt  wirb,  t>on  benen  je» 
beS  2 — 6  üfchre  hintereinanber  unaufgebroetjen  liegen  bleibt 
unb  nur  zum  ©raSmucbS,  namentlich  &ur  ©ommerweibe, 
für  baS  Sieh  benufet  wirb,  bann  aufgebrochen  unb  mehre 
%at)xt  befonberS  j^m  «£>atmfrucht  gebraucht  wirb.  —  3ur 
Söiebjucbt  gehört  namentlich  bieRinboieh»,  Pferbe»,  ©c&af», 
©chweine»,  3«g«n»,  Jtanincben»,  ©eflügel»  unb  SBtenen» 
Zucht,  wol  aueb  bie  ©eibenwürmerzuebt,  bie  gifd)crei  unb ' 
bie  Sagb. 

Die  ganbwirthfehaft  ifl  unflreitig  baSjenige  ©ewerbe,  wel» 
cheS  ber  SBoblfabirt  eines  jeben  SJolfS  zu  ©runbe  liegt,  weil 
eS  für  bie  erflen  unb  notbwenbigflen  öebürfniffe  beS  SKen» 
fchen  forgt  unb  auch  im  ÜBetreibung  ber  meinen  übrigen  ©e= 
werbe  baS  «Raterial  berbeifcÄafft.   Daher  erfobert  bicfeS  ®e» 

88 


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Langbein  699  Länge  und  Breite 


werbe  and)  eine  torjüglic^e  Pflege  onb  Hufmcrffamlrit,  wel* 
ä)t  ifim  lange  Stit  nictjt  ju  2betl  geworben  iß,  »eil  man 
Den  Stanb  be$  ÄcferbauerS  unb  S3tc^üd)terS  mit  thorirfjten 
Borurtbeilen  betrachtete.  Crft  in  ben  neuern  3eitrn  Mman 
angefangen,  bie  Sanbwirthfct)aft  nicht  nur  hanbwerfmd§ig, 
b.  b.  nac^  uberlieferten  ©ewobnt)eiten  au  betreiben,  fonbern 
bat  fite  nun  ©egenßanb«  wtfjenfthaftlicher  Pflege  gemacht 
JStefe*  i|t  um  fo  nötiger  gewefen,  als  bie  Änjabl  ber  SWen* 
fehen  unb  ü)ret  ©ebürfniffe  ftet)  ungemein  geßeigert  tyat  unb 
berfelbe  fSoben  jefct  2aufenbe  reichlich  ernähren  fall,  reo  in 
frühem  3eiten  nur  £unberte  eine  notdürftige  Wahrung  fuchs 
ten,  unb  als  auch  ber  Stanb  ber  Äeferbautreibenben  felbß 
aflmälig  ju  böbern  SebenSbebürfniffen  erwacht  unb  caper  et» 
nen  großem  SRufcen  auS  feiner  Sbatigfcit  jiepen  will.  3t» 
biefer  S3ejiebung  haben  nicht  nur  einzelne  SWänner,  wie 
Bellenberg  (f.  b.),  SCbaer  (f.  b.)  u.  Ä.  fegenSreiä)  ge* 
voirft,  fonbem  eS  ftnb  auch  8UT  Äusbilbung  tüchtiger  unb  ge* 
bilbeter  2anbwirn>e  eigne  Sanbwirtbfchaftöfchulen  er* 
richtet  worben.  Bellenberg  errichtete  bie  erffe  folohe  Änßalt  in 
Jpofwpl,  SDwcn,  Wumjanww  unb  Entere  brachten  bann 
grifjere  Änßalten  ju  Stanbe.  Sikibrenb  c§  in  biefen  Schulen 
mebr  auf  prafrifche  Übung  abgeben  iß,  baten  bagegen  bie 
bobern  lanbwirbfchaftlicben  gebranßalten  »orjugSs 
weife  bie  SEb/OTi«  ber  8anbwirtbfcr)aft  unb  bie  »u  berfelben 
geborigen  $ülf$»iffenfchafren,  SWatl;ematif,  Waturfunbe,  Sau; 
fünft,  21>ierarjneifchule  u.  f.  ro.  jum  ©cgenßanbe.  Solche 
Änjlatten  finb  in  IBraunfchwcig,  >pobenbctm,  3bßein,  3cna, 
SWögelin,  Üharanb  u.  f.  ro. 

fanabfin  (Äua.  griebr.  Crnft),  ein  beutfehet  ©idjter, 
welcher  (ich  burch  feine  launigen  Schichte  unb  feine  (rr:äb» 
lungen  beliebt  gemacht  bat,  mürbe  1757  ju  Sfabeberg 
bei  2)reSben  geboren,  flubirte  feit  1777  gu  Seipjig  bie 
{Rechte  unb  fam  1785  nach  SDreSben.  Waehbem  er  einige 
3eit  als  Sachwalter  gearbeitet  hatte,  mürbe  er  Jtanjlift 
beim  geheimen  Ärcbw.  Wach  12jäbriget  £>ienjtjeit  IMHI 
er  feinen  3fbfcr>ieb  unb  begab  fich  1800  nach  S3erlin.  fytx 
lebte  er  bis  an  feinen  1835  erfolgten  Stob.  Seine 
Schriften  baten  feinen  bogen  poetifeben  SBertt),  zeichnen 
fleh  aber  burch  2Bi&,  Sehet},  Saune  unb  gewanbte  £>ar» 
lieOung  auS.  @ne  ÄuSgabt  feiner  „Sämmtlichen  ©ebrif» 
ten"  iß  nach  &eS  2>icbterS  Jtobe  (31  »anheben,  Stuttg. 
1836  —  38)  erfchienra. 

Cäncje  und  örritf  (geograpbifche)  eines  £>rtft  ber  (Srbe 
ftnb  Angaben,  burch  Welche  bie  Sage  beS  ©rtS  auf  ber 
erboberfläebe  bcjcicbnet  wirb.  SWan  benft  fich  befanntlich 
bie  gan$e  Crbfugtl  mit  einem  Wefc  von  Greifen  überwogen, 
welche  in  beliebiger  Änjabl  angenommen  werben  fönnen  unb 
tfceilS  folche  finb,  welche  bem  'Äquator  parallel  Cgleicblaufenb) 
finb,  tbeÜS  folche,  welche  fenfrecht  auf  bem  Äquator  fteben 
unb  burch  bie  beiben  $ole  ber  tjrbe  gehen.  3)ie  Greife  er* 
free  Ärt  beigen  SWtttagSfreife  (f.  b.)  ober  SWerU 
biane,  bie  jweiter  Ärt  $arallelfreife  ober  ©reiten» 
{reife,  ©cringe  Überlegung  lehrt,  baß  bie  Sage  eines  IDrtS 
auf  ber  (?rb Oberfläche  »oßfornmen  befiimmt  ift,  wenn  man 
weiß,  unter  welchem  ÜReribiane  unb  utgfeieb  unter  welchem 
^arallelfreife  berfelbe  liegt  3cne§  gibt  bie  gtographifcht 
Bange,  bicfeS  bie  geograpbifebe  ©reite  an. 

(53  gefchieipt  aber  bie  SBeftimmung  ber  geograpbifchen 
,  Un$t  in  folgenber  Sßeife.   2)a  alle  9Reribtane  ben  Aqua* 


tor  burchfehnetben  unb  jwar  jeber  berfelben  in  aabtn 
fünften  als  bie  übrigen,  fo  beßimmt  man  ben  ÄtriÜo 
eineö  DrtS  nach  einem  ber  fünfte,  in  welchem  c:  : 
Äquator  febneibet.    3>iefe  fünfte  felbjl  aber  werten  a 
ibrer  im  Äreife  gemeffenen  Entfernung  ton  bem 
fd;nitBpunfte  beS  erften  5J?eribiand  mit  bem  ü 
beßimmt.    3>iefer  25urcbfcbnittSpunft  felbjl  hat  bie  f&iu 
nung  0  unb  nun  rechnet  man  fowol  öjil.  als  »eftt.  b . 
180",  inbem  bie  ©rabe  weiter  wie  gewöbnlich  in  Si  r. 
unb  Secunben  getbcilt  werben.  SBenn  e3  alfo  i.  S.  bofi: 
2>ie  Stabt  Seip^ig  liegt  unter  10°  2'  6ßl.  Sänge,  »eil 
ali  erfier  SKcribian  ber  von  ^>art*  angenommen  tritt, 
beifit  biefed  eigentlich  nichts  ÄnbereS,  al3  ber^unft,  in  c 
ehern  ber  burch  Seipjig  gebenbc  SWeribian  ben  Äquat. 
bet,  Hegt  in  biefem  um  einen  Sogen  t»on  lo9  2'  v. 
jenigen  fünfte  oßlich,  fn  welchem  ber  SWeribian  »ort  >  ' 
ben  Äquator  febneibet.    2Se!cben  SReribian  man  bei  : 
Ängabcn  ald  erßen  )u  ©runbe  legen  will,  iß  im 
gleichgültig  unb  bie  ©cographen  ftnb  hierüber  nie  eini:  < 
wefen.  Spanien  allein  rechnet  nach  ftcbtn  oerfefcitten:::  ? . 
ribianen,  auf  vielen  boHünb.  Aorten  iß  ber  über  ben  !i 
»on  JJeneriffa  gebenbe  SWeribian  (18°  52'  weßL  oonf; 
al$  ber  erfte  angenommen;  febr  gebrauchlich  iß  ber  t;; 
unb  neue  23clt  fcheibenbe  SWeribian  von  gerro  (20°  m? 
t>on  ^ari§)  alS  ber  erjle;  bie  Sngldnber  rechnen  nai 
SWeribian  ber  berübmten  Sternwarte  ju  ©reenwidj  u:.: 
gran}ofen  nach  bem  von  faxiv.    £>k  beiben  Ickten  I 
überhaupt  biejenigen,  nach  benen  je^t  getvc»hnli<h  c  f 
ßimmungen  gegeben  werben,  wiew^l  fajt  iebe  WatttÄH 
Sternwarte  auch  nach  ibrem  SWeribian  als  erßem  red 
SWan  fann  aber  bie  Sänge  auch  nach  Seit  angeben 
nämlich  bie  Grrbe  in  24  Stunben  einmal  um  ibr<  Irl 
breljt  unb  bafcer  wägrenb  biefer  3eit  bie  Serme  übet  1 
SWeribiane  ber  Erbe  fenfrecht  ju  ßeben  fommt  (ogL  5 
tagSfreiS)  ober,  wie  man  auch  ju  fagen  pfleat 
fünfte  beS  Äquators  binnen  24  Stunben  burch  bei 
bian  geben,  fo  gehen  offenbar  (wegen  ber  ©Ieichformi:.: 
SBcwegung  ber  &rbe)  in  ©ner  ©tunb«  15  ©rabe  b; 
torS  burch  ben  SWeribian,  unb  man  braucht  eine  Än::: 
©raben  beS  Äquators  nur  mit  15  ju  bwibtren,  um  tif> 
gäbe  in  3eit*Stunbcn  ju  höben,  foba^V.  S5.  Seipiij 
3cit  eine  geograpbifche  Sange  ton  40  SWin.  S  c 
2?a  nun  jebeSmal  SWittag  an  einem  jDrtc  iß,  tr. 
Sonne  in  bem  SWeribian  biefe*  jDrtft  ßebt,  fo  ro 
in  Eeiprig  um  40  SWin.  8  See.  ebet  SWittag  fein  c 
als  in  s}JariS.    hierin  hat  man  nun  baS  SWittcl,  m 
geograpt;ifdr)e  Sänge  beS  einen  JDrtS  auS  ber  beS  ti 
juleiten.   SWan  braucht  offenbar  nur  mit  einer  aetuu 
tig  gebenben  U^r  »on  Seipiig  nach  *PariS  ju  reifen 
SBeobachtung  ju  machen,  bafj  in  »Paris  erß  SWittag  ifi 
bie  leipziger  Ubr  fchon  12  Ubr  40  SWin.  8  See.  ; 
fann  nun  hieraus  bie  Entfernung  beS  leipziger  SWi 
»on  bem  parifer  SWeribian,  bie  fogenannte  SW'er 
ferenj  beiber  Drte,  berechnen.   SSeifj  man  bann 
geograpbifche  Sänge  eines  ber  beiben  jDrte,  fo  erbat; 
bie  beS  anbem  burch  Äbbition  ober  Subtraction 
bianbifferenj.    fflefonberS  wichtig  iß  biefe  Sefh'mn: 
für  ben  Seemann,  welcher  ben  JDrt,  wo  er  fich  c- 
bet,  nur  burch  geograpbifche  Sänge  unb  ©reite  bei: 
fann.   SWan  h«t  fet>r  genaue  Ufcren,  3«rt«ffCT  '• 

Digitizwfl  m$\c 


lomei er ;  einen  fofcfjcn  nimmt  ber  (Seefahrer  mit,  ttödifrm  ber« 

elbe  genau  nach  greenwierjet  ober  parifer  Seit  geflellt  ift;  bann 
»raucht  jener  nur  an  irgenb  einem  Orte  feiner  Äcife  bie  3eit 
>ur<t)  Beobachtung  be$  SonnenfianbeS  für  biefen  jDrt  ju 
jejlimmen  unb  bann  am  ßhronometer  nacbjufehen,  enblia) 
>eibe  JBefHmmungen  ju  vergleichen ,  um  ju  wtflen,  unter 
w[d?em  2Reribian  ber  jDrt  liegt,  an  bem  er  fkr)  im  Hugen« 
•t:rt  beftnbet.  ein  anbereS  2Rittel,  bie  SReribianbifferenj  ju 
ciiimmen,  t)at  ber  Seefahrer  am  SRonbe.  2Ran  fennt  nirm 
ict)  bie  Jöewegung  beS  SRonbeS  fo  genau,  baß  man  für  je» 
vn  STag  unb  jebe  Stunbe  lange  im  SBorauS  beregnet  hat, 
ei  welchem  Sterne  er  erfeheinen  »erbe,  wenn  man  ihn  ju 
tner  3«t  oon  $ari8  ober  gonbon  aus  beobachtet.  SBcnn 
tun  ber  Scbifferju  einer  befiimmten  Stunbe  beS  Nachts 
>en  Stanb  beS  SRonbeS  beobachtet  unb  feine  Seit  mit  ber 
n  feinem  (eigens  t>ierju  berechnetem)  Äalenber  angegebenen 
onboner  ober  parifer  3«it  oergleicht,  in  welcher  ber  SKonb 
;ort  bei  benfelben  ©fernen  fleht,  fo  weif  er  gleichfalls  ben 
jerlangten  3«it*  unb  gängenunterfebieb.  Noch  anberer  9Rit* 
:el  bebienen  fict)  bie  IBfrronomen  jur  SJefh'mmung  ber  Tic-- 
ribianbifferenjen.  —  3u  sparte  unb  gonbon  finb  eigne  2n» 
Halten,  fogenannte  gdngenbureauS,  eingerichtet,  bei  be» 
iten  ausgezeichnete  Xfironomcn  angefiellt  ftnb  mit  bem 
Kuftrage,  bie  geographifche  goß*  f"f  $anbel  unb  SchifT* 
'abrt  wichtiger  jDrte  bureb  Beobachtungen  unb  Berechnung 
tu  beftimmen  unb  jum  SRufeen  ber  Seefahrer  öffentlich  be» 
fannt  ju  machen.  Denn  wenn  ein  Schiffer  nach  irgenb 
rinem  JDrte  ber  6rbe  feaetn  will,  fo  fann  biefeS,  wenn  er 
licht  an  ber  Äüfle  hinfahrt,  nur  baburch  gesehen,  baß  er 
?<b  nach  ginge  unb  Breite  beffclben  rißtet. 

Die  geograpbifd?e  Sörcitc  wirb  an  ben  Sfteribianen  ge= 
jAblt,  wie  bie  geogravHfcbe  ginge  an  bem  Äquator  geublt 
rourbe.  Seber  SRenbian  nimlicb  jerfiüt  auch  in  360° u. f.»-, 
unb  inbem  man  bie  qeographifäje  S3reite  eineS  iDrtS  he» 
ihmmt,  gibt  man  in  ©raten,  SRinuten  u.  f.  w.  bie  ginge 
?tS  Sogen!  an,  welcher  jwifehen  bem  DurcbfchnittSpunfte 
5eS  ^quatord  mit  irgenb  einem  2Reribian  bis  tum  Durch* 
ebmrtSpunfte  beS  ^araOelfreifeS  jene«  Ortd  mit  bemfelben 
äReribian  reicht.  3«  nachbem  ber  jDrt,  oon  welchem  bie 
Kebe  iff,  auf  ber  nh'tt.  ober  fübl.  $albfugel  ber  CSrbe  liegt, 
fr  feine  Breite  entwebet  nirblta)  obec  fübltcr). 

Ccnt3f  n  waren  fchon  hei  ben  Tüten  eine  gewöhnliche  ©äffe, 
jorjüglich  würbe  ihre  gührung  aber  von  ben  Stiftern  im 
äRittelaltet  $eübt.  DaS  ganjenbreeben  war  eine»  ber 
jeliehteften  ritterlichen  Spiele.  &  fam  barauf  an,  im  ra» 
'eben  3ufammenrennen  ju  9>ferbe  ben  ©egner  fo  ju  treffen, 
rajj  bie  ganje  auf  beffen  Brufl  jerfptitterte  ober  er  auS  bem 
Sattel  gehoben,  wo(  auch  fammt  bem  $ferbe  niebergeworfen 
rourbe.  Die  ganjen  ber  Stifter  waren  mit  einer  bünnen 
fcanbtjabe  oerfeben,  in  welcher  fie  gefaßt  unb  unter  bem 
»rme  gehalten  würben;  »or  ber  Brujt  waren  fie  febt  bief, 
»ol  1 — l'/t  g.  im  Durchmeffer  unb  tiefen  febr  fchnell  bün^ 
rter  werbenb  bann  nach  oorn  fpife  ju;  am  entgegcngefe|ten 
fnbe  war  ein  itolhen  angebracht,  ber  nicht  nur  ba6  galten 
unter  bem  *rme  erleichterte,  fonbern  oud>  ber  oorbern  SRaffe 
ca3  ©leichgewicht  ju  halten  biente.  Die  knappen  führten 
(eine  ganjen,  fonbern  nur  Schwert  unb  Streitf olben ,  unb 
mn  nannte  baber  im  SRittelalter  eine  «eine  S?«t«rfcbat  oon 


19  laokoon 

@tnem  Rittet  unb  «in  ober  fünf  .Knappen  eine  8a n je. 
Stach  (Srfinbung  bed  Sa>ie0puloerd  (amen  aUmilig  bie  gan» 
jen  ah  unb  oon  ben  europ.  JBolfern  behielten  *fie  enblicb  nur 
noch  bie  ?)olen;  bann  führten  auch  bie  granjofen  bie  gan» 
jenreiter  (Lanciere)  wieber  ein  unb  aBmalia  würbe  in  allen 
Xrmeen  ein  Zbtil  ber  Steiterei  wieber  mit  ganzen  bewaffnet. 
3n  ?)reugen  harte  fchon  griebrich  ber  ©rofie  ein  Regiment 
S3o§niafen  mit  ganjen  bewaffnet  unb  fpätcr  gingen  au§  bie* 
fen  bie  Ublanenregimenter  h"Vor.  Qi)tmal$  waren  auch  bie 
gufifrieger  mit  ganjen  bewaffnet,  welches  in  neuerer  3ei( 
ganj  abgenommen  ift.  So  trugen  im  Mittelalter  nament« 
Itch  bie  beutfehen  Silbner,  welche  baoon  ganjfnedjte  h«' 
fen,  lange  ganjen.  Sie  galten  für  febr  tapfere  Solbaten, 
machten  oom  ÄrtegSleben  ^rofeffton  unb  bienten  3ebein,  bei 
fie  bejablte.  —  Die  t> et ti g e  ganje  h«ft  ber  Speer, 
mit  welchem  <5t>riflu§  am  ^treuje  in  bie  Seite  geftoeben 
»orben  ifl.  Diefe  Söaffe  wollte  man  ju  Äntiochia.  1098 
wieber  oufgefimben  hohen.  $apfi  3mtocenj  VI.  hat  1354 
auf  Verlangen  bed  ^aiferS  £arl  IV.  ben  greitag  nach 
IDjtern  jum  fogenannten ganjen fe fie  hejlimmt. —  gan» 
jette  hcifn  eigentlich  eine  tieine  ganje,  unb  in  ber  9tame 
eines  chirurgifchen  Schneibeinfhumenf«  mit  jweifebneibiget 
Älinge. 

CaoKffon  war  nach  ffriecb-  Sage  ein  ^riefler  ber 
SErojaner,  welcher  bie*  Ärtegälift,  burch  welche  ftet)  bie  ©rie» 
chen  in  ben  j&efife  ber  lange  vergeblich  belagerten  Stabt 
Zroja  (f.  b.)  fegten,  burchfehaute,  ^unb  um  feine  oerhlen» 
beten  SKitbürger  »on  bem  3nhalte  be«  tietTgen  Stoffe«  ju 
üherjeugen,  welches  fie  nach  ber  Stabt  jogen,  mit  ber  ganje 
nach  bemfelben  flach,  baf  man  bie  ehernen  Lüftungen  ber 
©riechen,  welche  inwenbig  in  bem  Stoffe  fieeften,  flirren 
horte.  Doch  bie  Trojaner,  bem  über  fie  oerbangten  Unglücl 
geweiht,  glaubten  bem  $rieffer  nicht  unb  biefer  harte  noch 
burch  feine  Sbat  ben  3orn  ber  «Ktneroa  auf  ftd;  gelaben, 
welche  bie  ©rieeben  befchügte.  WS  batjer  g.  am  SReereS» 
ßranbe  bem  Neptun  einen  Stier  opfern  wollte,  entfliegen, 
gefanbt  oon  ber  ©öttin,  jwei  ungeheure  Schlangen  bem 
SReere.  Sie  umfchlangen  bie  beiben  S6hne  beS  g.  unb 
bann  auch  b*n  hü  fy^'  ti'enben  Später,  unb  nachbem  fte 
alle  Drei  erwürgt  hatten,  eilten  fie  naa)  bem  Stempel  ber 
SRinerva  unb  oerbaraen  ftch  unter  bem  Schübe,  welches  bie 
ßilbfdule  berfelben  hielt.  —  6ine5  ber  berrlicbften  SWeifler. 
werfe  ber  Cilbhauerfuntl,  ben  JBater  mit  ben  beiben  Söb* 
nen  umwunben  «on  ben  Schlangen  barfretlenb,  iji  unS  aus 
bem  Xlterthume  erhalten.  Diefe  umflehenb  abgebilbete  berühmte 
©ruppe  teS  gaofoon  würbe  1508  heim  Nachgraben  in 
einem  SBeingarten  hei  SettdSala  in  Stom  autgefunben, 
war  aber  fchon  im  Vlterthume  ihrer  Sch6nheit  wegen  bes 
rühmt.  33  on  bem  ganjen  auS  fecb3  SRarm  orbtiefen  jufam« 
mengefegten  SBerfe  hat  man  nur  ben  rechten  Urm  beS  g. 
nicht  wieber  auffinben  fönnen  unb  benfelben  bah«  «ganjt. 
Sie  fianb  bann  ün  fBeloebere,  bis  fie  oon  ben  granjofen 
nach  f>ari«  entführt  würbe,  oon  roo  fie  1814  an  ihre  frü> 
here  Steüe  wieber  jurüeff ehrte.  Über  bie  3«t,  in  welcher 
biefeS  Jtunftwerf  gearbeitet  würbe,  ift  man  noch  nicht  im 
ÄJaren,  boch  ift  wahrfcheinlich,  bafj  eS  etwa  airS  ber  2Ritte 
beS  2.  Sahrh-  ».  €br.  PammL  Xnorbnuna,  SBafjrheit  beS 
ftuSbrucfS  unb  Ausführung  finb  *ei  biefem  SReiflerwcrfe 

88* 


liapcyrouee  VOO  Lapcyrousc 

glcidj  fehl  }u  tmumbem.  2CTd  SBerfertiger  beffcwen  werben  Xtljenoboru*  genannt,  oon  welchen  bie  bciben  Stuten 
Vit  brti  Tbottfcr)en  S3i,br)auer  2tgefanber,  3>oti)boruS  unb    fct)cinlid>  <5ör/'ne  bei  (rrften  waren. 


CoperjrouBe  (3ean  ^ranr.  Qalaup  be),  ein  burch  feine 
Gntbecrungäreifen  unb  fem  traurige*  £nbe  befannter  franj. 
Seefahrer,  mürbe  1741  ju  Blbi  geboren.  Kflchbem  er  ben 
<S>eefrteg  gegen  Cngtanb  1756  mitgemacht-  mehren  SRei« 
fen  in  entlegene  SEbette  ber  (Jtte  ftcf?  ongefcf>lc(Tcn,  fieb  im 
Kriege  1778  ausgezeichnet,  Gapitain  geworben  war  unb  na» 
mentlich  1782  einen  gefchieften  Angriff  ber  engl.  Sfieberlaf» 
fungen  an  ber  £ubfon8bai  unternommen  hatte,  würbe  £. 
von  rjubwig  XVI.  mit  einer  großen  CntbecfungSrcife  beaufs 


tragt.  Die  ^auptiwecfe  berfefben  waren  Segrünbu«j  * 
SBalfifdhfangS  im  fübl.  SBeltmeere,  be$  ^etjbanbe»  ora 
SRorbwejrfujte  Ämerifa*  nach  6r)tna  unb  SJapan,  f»«  :; 
Unterfucbung  ber  Slorbweftrufte  Xmcrirat,  ber  Hj***? 
Speere,  ber  <5:alomon$im'eln  im  ©übmecre  unb  ber  ÖBjjJ' 
rufle  SceuboHanbi.  3wei  Fregatten,  la  »ouffol«  ■*  tW* 
tobe  würben  ju  biefem  Unternehmen  auSgerüftet  unb  « 
an.  8.,  biefe  an  Gelangte  übergeben,  ©ehre  ©elebrtt  " 
fen  fich  ber  ©rpebition  an  unb  im  Bug.  1785  w«rtt>  ■ 


Lapidftrschrift  * 

inftx  gelittet.  Da$  da p  $orn  würbe  umfcgelt  unb  im 
yebr.  1786  befanben  ficb.  bie  Sieifenben  in  bet  JBai  be  la 
Soncepcion  an  btr  .Ruße  beä  ©übmeerS.  Wacbbcm  8.  bjcr» 
iuf  nach.  Horben  gefeaelt  war,  (anbete  er  pf>nroctt  SJlount 
2t.:(Slia$  unter  60"  »reite.  Huf  biefer  Weife  entbeefte  et 
en  »on  ihm  $ort  be§  granraiS  genannten  Sptfat.  3m 
Sept.  1786  gingen  bie  SXcifenben  wiebet  ju  ©djiffe,  enti 
leiten  nörDl.  »on  ben  ©anDwidjinfeln  eine  fleine  unfruebt« 
iare  3nfel,  welche  fte  9Jecf«r  nannten,  unb  (anbeten  im  Jebr. 
.7*87  ju  SRanila,  bem  £auptort  auf  ben  pl)ilippinifcbcn  3n> 
ein.  Darauf  fegelte  8.  nach  ben  .Rüßen  Der  SEatarci  unb 
en  japanifeben  Snfeln,  gab  einer  febonen  Jöuct>t  an  ber 
lüfte  ber  SEafarti  ben  tarnen  Gaßrieä  unb  entbeefte  bie 
lad)  ihm  feibß  benannte  8apcproufeßraße  fübl.  vom  5Bor* 
icbirge  örillon.  3»ifcr)en  ben  furilifchen  3nfeln  fuhr  er 
iann  nach  .Jtamtfcbatfa  unb  lautete  im  ©ept.  1787  im  ft- 
er  T.iulübdfen.  2fl3  er  hierauf  nach  ber  ISotanvbai  ßeuerte, 
co  er  1788  anfam,  würben  an  ber  SRorbweßfüße  Ämcri» 
a*  bie  jßrüber  DelaborDt  mit  mehren  {Begleitern  unb  naefc 
icr  aucr)  Gelangte,  fowie  ber  9laturforfcbcr  Samanon  im 
Scfcc^t  mit  ben  Silben  auf  einer  ber  ©cbifferinfeln  getöb» 
et.  S3on  S3otan»bai  au$  gelangte  bie  Ichtc  9cacbricht  von 
i.  nach  Europa.  <Sx  melbete  bem  ©ceminißer  granfreicbS 
ien  ?)lan  ju  feiner  weitern  Keife.  8.  fegelte  »on  Sotan»* 
iai  ab  unb  war  balb  barauf  »erfebwunben.  SJeraebcnS  fetl* 
»ete  bie  franj.  SRegierung  1791  b'tjntrecaßcaur  äu3,  um  8. 
mfjufuchen,  unb  fetbfl  nachbem  bie  {Regierung  einen  tyxe'ii 
»on  10,000  grancS  für  denjenigen  auSgcfc&t  l;atte,  welcher 
ine  begrünbete  9cachrid;t  über  8.'S  ©djidfal  beibrächte,  er« 
angte  man  feine  fidjere  Äunbe  ton  bem  ©chidfale  ber  bei= 
en  gregatten.  3nbcß  ließ  bie  franj.  Regierung  nach  ben 
iuS  Äamtfcbatfa  unb  SBotanpbai  an  fie  gelangten  JEagcbüi 
Dem  8.'8  1797  uon  2Rilet  be  SRurcau  eine  JReifebefcbretbung 
ufammenßellcn  unb  machte  mit  bem  Ertrage  8.'3  fjinterlaf» 
ener  ©artin  ein  ©efdjenf.  9?adjbem  man  längß  alle  #off» 
mng  aufgegeben  iv.::,\  noch  iemal?  etwas  von  8.'$  Enbe 
u  erfahren,  entbeefte  ber  brit.  ©eecapitain  ^eter  DiHon 
.826  burcr)  einen  3ufaU  auf  ber  3nfel  Sucopia  ein  $aar 
Begenßänbe,  welche  »on  granjofen  herrühren  mußten  unb 
rfubr  »on  ben  JBefifcern  bcrfclben,  baß  fie  biefelben  »on  85c* 
oobnern  ber  3nfe(  ?Kalicolo  erhalten  hätten.  3m  folgenben 
fahre  fdjidte  bie  engboßinb.  Gompagnie  ben  Gapitain  Dil» 
on  nach  biefer  3nfel  unb  berfelbe  erfuhr  nun,  baß  8.'$ 
Schiffe  an  ber  fübweßl.  Äüfle  biefer  3nfcl  gefdjeitert  wären. 
'i.Vdjbem  1828  ber  franj.  Gapitain  Dumont  b'UrviUe  Die* 
:lbe  unterfucht  unb  noch  fünf  metallene  Kanonen,  einen  fil» 
ernen  Degengriff  unb  anbere  mit  bem  franj.  SBappen  be> 
eichnete  ©egenftänbe  aufgefunben  hatte,  errichtete  er  an  bet 
{üfie  ben  hier  verunglückten  ©eefahrern  ein  einfache^  Denf» 
nal  unb  DiÜon  erhielt  1829  ben  ?)reiS  »on  10,000  gr. 
,u§gejat)(t. 

Capiöarsciirift  h«<^  Di«  «uf  finnernen  DenFmälem 
ebräuchliche  lödjrift.  Da  bie  3nfchriften  auf  foleben  Denf» 
tidlern  beS  befebränften  JRaumeö  wegen  möglicbfl  furj  unb 
och  »ielfagenD  fein  muffen,  fo  pflegt  man  fte  in  einem 
ebrängttn  mit  wenigen  Söortcn  Siiel  auöbrüefenben  <5tQ(, 
cm  fogenannten  8apibarßpl,  abjufaffen,  womit  man 
bec  wol  auch  im  Allgemeinen  eine  gtbrängte,  bünbige 
Sdjrtibort  bejeichnet. 


t   '  I^appland 

Cflplace  (Pierre  Simon,  9Rarqui§  tt),  ein  großer  franj. 
5D?atbematifer  unb  Xjhonom,  würbe  1749  }U  £>eaumont  en 
Huge  im  franj.  Departement  ($j(vabo3  geboren,  (ehrte  noch 
febr  jung  einige  Jcit  an  ber  SWtlitatrfcbute  feines  ©eburt9- 
ort§  SRathematif  unb  bilbete  ftch  bann  in  ^ariS  weiter  au$. 


(Beine  auSgejcichneten  Seiflungcn  a!8  SJfathematifer  unb  Hffro« 
nom  rerfchafften  ihm  balb  bie  ©teile  eines  GraminatorS 
beim  fönigl.  2(rtiOcriccorp3  unb  fpäter  bie  eincä  2J(itgliebe5 
ber  Ttfabemie  Der  SBiffenfchaftcn.  Qx  würbe  nachher  auch 
Üöfitgiieb  be5  3n(iitutö  unb  beä  Sängenbureau.  Jöonaparte 
ernannte  ihn,  nachbem  er  ßonful. geworben  war,  jum  9RU 
nifler  be3  3nnern,  welche  ©teile  er  inbeß  nur  fecbS  2Ro» 
nate  btfleibete.  Öx  würbe  hi«wuf  SRitglicb,  1803  SJiceprä= 
fibent  unb  balb  barauf  Äanjler  be&  ©rl)altung§fenat8 ,  unb 
nachbem  Napoleon  Äaifer  geworben  war,  erhob  er  8.  in 
Den  ©rafcnflanb.  Seachbem  biefer  1814  für  Errichtung  Dtt 
propiforifebeu  Regierung  unD  2tbfe^ung  iftapoleon'8  gtfiimmt 
hatte,  ernannte  ihn  8ubwig  Will,  jum  %\m  unb  1817  jutn 
2J?arquiS.  3m  vorhergehenben  3t»h«  war  8.  SRitglieb  Der 
franj.  2lfabemte  geworben  unb  jum  ^räfibenten  Der  Qom: 
miffion  für  JReorganifation  Der  polptechnifchen  ©djule  ernannt 
werten.  SRehr  als  ©elehrter,  benn  ald  politifdjct  CEharaf« 
ter  anerfannt  unb  bewunbert,  ftarb  8.  ju  ^)ari§  1827.  Qin 
berühmte«  2Berf  biefeS  großen  Äflronomen  ifl  feint  „9Jlccba* 
nif  btS  ^)imme(S",  »on  ber  ein  ÄuSjug  für  Den  nicht  alß 
SRathematifer  auSgebilbeten  8efer  unter  bem  Sitel:  ,,Hu6» 
einanberfefeung  beS  SSeltfnftem*"  erfchienen  iß.  Äm  febarffin» 
nigflen  finb  i'.'S  2öerfe  über  bit  SBabrfcbeintichFeiterecbnung. 

Caprjland  ober  ©amelanb  iß  baö  theild  ju  9lorwe> 
gen,  th«t«  ju  ©ehweben,  tb,eiU  juÄußlanb  ger>6rcnbt  n6it> 


IiAppland 


902 


JLappIand 


lic&iTe  8ant>  CuropaS,  »om  64.— 71.°  9t  J8r.,  wttt&eS 
com  atiant.  jDctan,  bem  n6rbL  eiSmeer  unb  weigert  Wime, 
Siorblanb,  ginnlanb  unb  Norwegen  btgrenjt  wirb.  SDer 
2ana>,  2Jcuonios  unb  Sorneäfluj?  tbcilen  eS  in  baS  nor> 
rotg.,  fc^ttseb.  unb  ruff.  gapplanb.  £>a3  erfl«  i(l  ein  bureb» 
au$  gebirgigtS  ßanb,  weniger  baS  fdiweb.,  unb  baS  ruff. 
wirb  nur  in  btr  Sföitte  »on  tiner  Jortfefcung  ber  ft'nnifdjen 
©ebirge  burcr/jogen,  ift  aber  übrigens  eben  unb  jum  5£&ei( 
fumpfig.  Satyxtidtt  glüfle  unb  Seen  finb  im  ganjen  ganbe 
ju  ftnben,  aber  wegen  ber  r)oben  Äüfie  i(l  nur  ber  füb(. 
SEfceit  einiges  Anbaues  fif)ig.  gifd)e,  pcljtrageube  Sediere, 
JRcnnttuere,  wilbeS  ©eflügei,  Slabelbolj,  jßirfen,  tinige 
SKooS:  unb  Jltdjtenarten,  eßbare  SJeeren,  Eifert ,  Äupfet 
unb  plber&aitigeS  S3(cierj  finb  bie  ^robuete  biefeS  CanbeS, 
baS  nur  einen  feljr  furjen  «Sommer  bat  unb  faß  ftetS  unb 


überall  mit  Sdmee  unb  &6  bebeeft  ift.  £ie  tappu, 
«btr  wie  fte  fich  felbft  nennen,  Samen,  finb  bie  Seiet 
ner  beflelbeit.  Sie  finb  ben  ginnen  »erwanfct,  Ren  ab 
ki {Utd>,  aber  [ehr  fraftig  unb  abgeltet.  3hr  Grjdraftti  tf 
ein  ©emifd)  »on  ©utmütbjgfeit,  SÄbjorn,  SRiStrautn,  0» 
febenfebeu  unb  Sfchlicbfcit;  ihr  Sictchtbum  befreit  in  Sa* 
tbjerbeerben,  ihre  äunftfertigfeit  in  btr  JBereitung  fraffe 
bungSftücft  unb  ifjreS  .£au$gerdtbeS.  JRenntbierjuir,  $k 
fang,  3agb  finb  ihre  #auptbtfcbaftigung,  nur  roerrig«  lehn 
alS  £>anbarbciter  ober  JBettler  in  ben  Jtircfafpiden.  tm 
gemäß  theilen  fte  fieb  aueb  felbji  in  Sicnntttierlapptn,  ft& 
(appen  unb  Jtircbfpiellappen,  »on  betten  bie  erflen  biinfe> 
freu  unb  geachteten ,  bte  lebten  bie  ärmjttn  unb  erraeto 
ften  finb.  (SS  gibt  ÖJennthicrlappen,  welche  3—400  661 
Kennthjere  befujen.   Xie  Xbbilbung  jtigt  bie  gantüi« 


Stenntbürlappen ;  bie  £>ecrbc  fit  »on  ber  SEeibe  jurücfgeft&rt 
unb  wirb  gtmolfen.  iber  treue  (Begleiter  ber  Sappen  unb 
mit  ihnen  ber  Sßacbter  ihrer  beerte  ift  ter  $unb,  ber  auch, 
ir)rc  SRabljeit  unb  ibr  Säger  tbcilt.  Tilt  Äteibung  ber 
Scanner  unb  SStiber  ift  faft  ganj  biefelbe,  nur. baß  bie 
grauen  fid)  bureb  jierltcbe  SJiabtcrei  an  ibren  Aieibern  unb 
jiiwetfen  turch  einen  eigtnti)ümlid)en  itopfpulj  auszeichnen. 
iDer  JH'ocf  iji  auS  Schaffellen  »erfertigt,  beren  2BoHe  nach 
innen  gefehlt  ijl,  unb  wirb  juweilen  mit  Ctterfcflen  »er» 
brennt.  2>ie  JBeintleitcr  befielen  auS  grobem  Stucb  ober 
8eber,  bie  ^interfeit«  auS  rauben  gellen.  £»ie  jtopfbaut 
bt5  SRennttnerS  liefert  bie  Schuhe,  wtltbe  mit  Stroh  ober 


3>?oo$  ausgefüttert  unb  an  ben  güfirn  ftflgebunben 
SJon  ähnlicher  jöefchaffcnbeit  finb  aHcb  bie  Jbanbi 
bem  befc^riebenen  ^clirocfe,  ber  auf  bem  bleuen  8 
gen  wirb,  haben  bie  Sappen  noch  ein  gatu  äbnli 
fleib  »on  grobem  Stürbe  ober  fRennthicrfttleii, 
ber  Schulter  mit  farbigem  Suche  befefct  iß,  unb 
ger  ©interfätte  fommt  ju  tiefen  JcietbungSjh'icfrn 
Alcib  auS  ftenntfnerfeHeii,  beffen  3?aucbeS  nach  aufa 
3?ic  itopfbebeiung  ber  Sappen  befiehl  gewöbnlieb 
fpit^igen  ,Äüik,(  welche  auS  »ier  S lüden  Sucb  juf<i 
genest,  auf  ber  Spi^e  mit  einer  £uajtt  »on  bunltm 
unb  unten  herum  mit  feinem  $cljwcrf  befefct  ifl 


bem  ffietter  tragen  fte  ob«  fiaft  tiefet  $Dtüfee  eine  $elj* 
flippe,  welche  Äopf  unb  SRncfen  fo  einbüßt,  bafj  nur  baS 
ficht  gura  ©orfcbein  fommt  3ur  SBobnung  bient  ben 
Sappen  eine  fitine  unb  niebrige  £ütte,  wtute  von  tu  er  ge» 
frümmten  ©tdben  jufammengebalten  unb  mit  ©aumrinbt 
bcbecft  ift.  »ei  rauber  SBirterung  wirb  noch,  ein  ©tu*  ©e* 
geltutb  übergefpamtt.  JDben  bat  bit  #ütte  eine  jbffnung, 
burcb  welche  bcr  ffiaucb  von  bem  geuer  entweiht,  baS  auf 
tem  £a:be  mitten  in  ber  #ütte  brennt.  fcie  Reinen  Äinbet 
pflegen  bie  Sappen  in  eigne  ausgehöhlte,  auS  einem  JBaum» 
flamme  gietliä)  gefcbnifcte  ffiebdltniffe  ju  tbun,  welche  pon 
ibncn  auf  bem  Stucfen  getragen  ober  an  einem  JBaumftamme 
ober  bergl.  aufgebangt  werben.  JDie  Sappen  befennen  fleh 
jroar  je$t  fdmmtlicb  gum  Gbriftentbume,  boeb  ftnb  ibre  reli* 
gilben  SÜorfteQungen  noch  fcfjr  mit  altem  r)cttnifc^rn  Wer» 
glauben  »ermifct)t.  (Sic  lieben  ben  {Branntwein  unb  baS 
Sabacfrauc&en  unb  bitten  ihr  Baterfanb  für  baS  febonfte 
auf  bcr  SBelt,  in  Weiert  fte  fleb  gurücffet)nen,  werm  matt 
fie  auS  btmfelben  entführt.  9Ran  farm  im  Sanken  nur 
etwa  8000  Sappen  rennen,  eon  benen  etwa  4000  unter 
fdjweb.,  3000  unter  norweg.  unb  1000  unter  ruft,  fierr» 
febaft  fteben.  3u  ben  eigentlichen  Ureinwohnern,  ben  Sap» 
pen,  ftnb  fett  etwa  einem  Sabrhunbert  bie  Üuiner  ge* 
fommen,  XuSwanberer  auS  ginnlanb  unb  anbern  ©egenben, 
welche  ftä)  ftarf  vermehren,  wd&renb  bie  Sappen  an  3abj 
immer  mehr  abzunehmen  fcf)«nen.  —  2?aS  norwegifebl 
S.  umfaßt  ben  norbweftl.  STbtil  beS  SanbeS,  etwa  1800 
C9!t.,  welcher  bie  $romnj  ginnmarfen  bilbet  unb  junt 
Stifte  SDrontbeim  gebort.  Sappen  bewobnen  biet  wdbrenb 
ttS  fBinterS  baS  2)orf  Äautoreino.  —  2)aS  febwebifebe 
S.,  bet  fühl.  Sf>eil,  war  früher  in  fteben  Sappmarfen: 
3erat3lanbS»,  TlngcrmannlanbS»  (Hfele»),  Umed»,  $ited», 
?uleä»,  Cornea:  unb  ÄemwSappmar!  eingetbeift  unb  Hl* 
Ht  jefct  baSSBcfter*  unb  Sftorbbottontdn.  (©.  Schweben.) 
—  SDa5  ruffifebe  8.,  ber  iftl.  SCbeil,  ge^rt  grifjtentbeilS 
,um  ©otwemement  Arcbangel  (f.  Sfufilanb),  unb  nur  «ht 
Eheil  »on  8uleä»8appmarf  tmb  £emt»8applanb,  feit  1806 
>on  Schweben  an  Äuflanb  abgetreten,  werben  ju  ginn» 
anb  gerechnet. 

Corrn  gießen  bei  ben  9? intern  gewifTe  ©d)u&g5tter,  be» 
ten  t>a5  $au$  unb  bie  gamilie,  ober  eine  Statt,  ober  ein 
Strafe  anempfohlen  war.  £)ffenfltcb  wutben  jwei  garen 
«crebrt,  welche  für  3wtIlingSf&bne  bet  SRpmpbe  Sara  unb 
eS  SKereur  ausgegeben  würben.  Die  $au$g6tteT  ftanben 
15  btMjcrne,  beinerne  ober  metallene  Silber  in  eignen  ©ebrän« 
im,  Sararien  genannt,  unb  würben  in  befonbern  gdOen 
•ureb  Cpfer  eines  gcrfeJS,  SammeS  Ober  JtalbeS  geehrt. 
Die  öffentlichen  Saren,  ju  benen  auch  ber  jebeSmalige  Äai* 
er  gerechnet  würbe,  hatten  ju  JRom  ein  eigne«  gefl  im  3fn> 
ange  bcö  5Wat. 

Camrt  biegen  bei  ben  Hlten  bie  ©c^recfbilber  ober  ©e» 
pert^et,  con  welchen  man  glaubte,  bafj  ff«  befonber«  wab« 
enb  bet  gebruarö  umgingen,  unb  bie  man  ba^er  auch  in 
iefem  ÜHonatt  burch  £>pfqr  ju  fübnen  pflegte,  ©pdter  b«t 
nan  8ar»e  oft  gleichbebeutenb  mit  WlaSU  (f.  b.)  ge> 
raucht  unb  in  bet  Katurgtfcbicbte  nennt  man8ar»en  alle 
Snfeften,  welche  ber  »erwanblung  unterworfen  ftnb,  in 
tr  etjr«  Deriobe  ihre«  Sehens,  naebbem  fte  ba«  &  per. 

i  (Ten  hahen 


Caö  (Cö'ßaö  (JBartoL  be)  fft  ein  buro>  feine  menfa>em 
freunbriche  ©eftnnung  unb  bie  aufopfernbe  Siebe,  mit  weit 
eher  er  fieb  ber  Snbianer  VmerifaS  gegen  ibre  graufamen 
Unterbrücfer  annahm,  berühmter  fpan.  ©cifilid>er,  bet  1474 
ut  ©eoilla  geboren  würbe  unb  1566  ju  SKabrib  fjfarb. 
Qint  von  ihm  1516  an  Aar!  Y.  gerichtete  Borflcl* 
lung  hatte  wenigflcnS  jur  golge,  tafi  bte  S3ebrüching  ber 
unglücflic^cn  (Eingeborenen  ÄmertfaS  oerboten  würbe,  ob* 
febon  baS  SUerbot  wenig  fficachtung  fanb.  Swilfmal  reifte 
S.  jwifeben  Xmerifa  unb  (Suropa  bjn  unb  her,  um  baS 
SBerf  menfehlicher  unb  chrifllicber  Siebe  $u  förbem.  SÄit 
Unrecht  hat  man  il)m  nachgejagt,  bafj  et  )u  bet  fchweren 
SBergmannSarbeit,  welcher  bie  2(mcrifaner  frt)arenwcife  er* 
lagen,  bie  fräftigern  afrifan.  Keger  empfohlen  unb  baburd; 
Urheber  beS  ©flaoenbanbeß  geworben  fei. 

faetrm  nennt  man  baS  tlberjithen  eine'S  metanifd)en 
ober  farbigen  ©runbeS  mit  einer  burcbficbtiqen  garbe,  Sa» 
furfarbc,  fobafl  ber@runb  buro>  bie  IDecffarbe  burebfehim* 
mert  unb  burd)  biefelbe  in  feinem  ©lange  erboht  wirb.  2>iefe 
Safurfarben,  tvcldje  von  bem  burchjic|tigen  Safurfleine 
(f.  b.)  ben  (Ramen  haben,  ftnb  in  SBaffer  IiSlid)  unb  mit 
arab.  ©umtni  vetbunben  unb  blau  (»erlinerblau,  blauer 
5tarmin  ober  3nbigo  in  ©chwefelfdure  gel6ft),  grün  (befHQir* 
ter  ©rünfpan  ober  9.7ifcbunq  oon  blau  unb  gelb),  rotb  (Cw* 
chenide  mit  SSeingeifl  ober  2erpentbin&l  ausgesogen,  rotber 
Jtarmin,  florentiner  Sacf)  ober  gelb  (ehte  SSifchung  von 
©ummigutt,  ©afran  unb  2)rach.enblut  ober  Pon  Jturfume, 
Chrlean,  SBau,  ©olbwur)el  u.  f.  w.  mit  2Beinaeijl  ober  Ser* 
penthin6l  auSgejoaen).  SRit  ber  gelben,  auch  ©olb lad  ge* 
nannten  Safut  gibt  man  weifjen  metattifeben  glichen  eine 
©olbfarbe.  Da«  Saftren  fommt  befonberS  hei  ber  Sacfirfunfi 
in  Änwenbung. 

Cddt  tfl  etn  im  nirbL  JDeittfcblanb,  ^teufen,  9olen, 
JRiißtanb,  ©thweben,  JWnemarf  unb  in  ben  Kieberlanben 
übliches  ©etreibemaf)  pon  fe()r  Perfe^iebenem  ©ehalte.  3n 
fBerlin  enthdlt  bie.  Saft  SBet}«  unb  Koggen  72  ©chefftl, 
©erfie  unb  ^>afer  48  ©cbeffel,  wogegen  8.  bie  Saft  in 
Hamburg  bei  Sßeijen  unb  Joggen  30,  bet  ©erfie  unb  £a* 
fer  20  ©cbeffel  betrdgL  gerner  nennt  man  Saft  ober  Sd)iffS* 
laft  ein  bet  SBerfenbungen  »on  febweren  ©ütern  gut  See  qe« 
brducblicheS  ©ewiebt,  baS  auch  an  ben  einjemen  Drten  febt 
abweict)enb  benimmt  wirb.  3m  Allgemeinen  rechnet  man 
aber  bie  Saft  ju  gwei  Sonnen  ober  4000  9funb.  «^duftg 
wirb  bie  förutje  ber  Jtauffabrteifchiffe  nach  bcr  Angabt  Saften 
befttmnrt,  bie  fte  gu  tragen  oermogen,  nnb  man  nennt  biefe 
»epimmung  bte  Safttgfeit  ober  (wenn  bte  fBeftimmung 
nach  Sinnen  gefchiebt)  ben  Zonnengebalt.  9Ran  be» 
ftimmt  inbef?  bie  Saftigfeit  auch  nact)  bem  SRafJe.  9lao>  bet 
©rofje  ber  Schiffe  befthnatt  fub  bann  aueb  baS  Saftgelb 
ober  SEonnengelb,  eine  Abgabe,  welche  in  oerfebiebenen 
Geebdfest  erhoben  wirb. 

Caeter,  bet  ©egenfa^  ber  Sugenb  (f.  b.),  tft  iebe  bei 
bem  ber  Seibenfcbaft  gehorthenben  9Jcenfchen  gur  (^emobnbeit 
unb  gum  Cebürfntfi  geworbene  Unfittlichfeit.  DaS  Unftttlis 
d>e,  ©bleibte,  Ü36fe  wdblt  ber  fWenfet)  nur,  weil  er  ftd) 
felbft  gegen  bie  ihm  »on  ©ott  im  ©ewiffen  eingepflangte 
SSSabrbeit,  baf  nur  burd)  baS  ©ute  fein  »efteS  wirf  lieb  ge» 
fJrbert  wirb,  »erbtenbet  hat,  weil  er  ftd)  felbft  belügt,  unb 
baber  wirb  feb/t  richtig  bte  Süge,  ndmliö)  bte  Süge  gegen  fieb 


Dl 


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felbß,  oW  Anfang  «litt  8aßer  ober  ber  8aßerr)aftig!eit, 
b.  b.  tcr  Hinneigung  gu  £aßern  fprüc&w&rtlicb,  bejeict)net. 

Caeuretfin  (lat.  lapis  larali),  ein  SWineral  »on  f^6n« 
Hon«  (babcr  Safurblau)  garbe,  weld)eS  fe$on  ben  tflten 
befannt  war,  »on  ü)nen  ©appbtr  genannt  unb  ju  (Sems 
mer.  unb  anbern  Äunß*  unb  SuruSgegenßdnben  »erarbeitet, 
aud)  in  ber  SRebtein  »erwenbet  würbe.  SJfan  finbet  ü)n  in 
(Sibirien,  in  ber  fleinen  iButb/irei,  in  Werften,  Gbina,  Gfcile 
u.  f.  w.  gewobnlid)  berb,  eingegrenzt  in  Guarj  ober  in 
|lumpfecfigen  ©tücfen  auf  ©<$ngen  in  dltern  Gebirgen.  Gr 
iß  gewöhnlieb,  in  feiner  ganjen  SRaffe  mit  feinen  ©a)wefels 
RrSpunfteo  burcbfefct,  bat  einen  unebenen  ©rud),  iß  an  ben 
Äanten  burcb,fd)einenb  unb  »on  glasartigem  ©lanje.  5ßan 
fdjleift  i&n  ju  fingen  unb  9tabelßeincn  unb  mad;t  auct)  auS 
ber  ibn  entbaltenben  gelgart  2>ofen,   Safen,  2eud)ter, 

Sdjitrftonifdje  Söcrjierungen  unb  ©teinmofaif.  •  RJorjüglid) 
er  benufct  man  ibn  jur  £>arfiellung  beS  eckten  Ultras 
marin  (f.  b.).  Gr 'nimmt  bie  Politur  leicht  an,  »erliert  fic 
aber  auch,  ebenfo  lei$t. 

Cätäre  beißt  ber  britte  (Sonntag  tot  Cßern,  weil  ber 
GotteSbienß  an  tiefem  Sonntage  mit  ben  lat.  SBorten  auS 
SefaiaS  66,  10, begann:  „Laetare  Jerusalem",  b.  t).  g«uc 
bid;,  Serufalem.  Gr  für>rt  aber  audj  nocb  anbcre  Kamen, 
namlicb:  JRofenfonntag,  weit  ber  $apß  jdforlicb  an  ihm 
bie  fogenannte  golbene  SJofe  \u  weiben  pflegt,  bie  er  naa> 
(er  einem  gegenwärtigen  ober  abwefcnben  Sürßen  ftum  ©es 
fcbenf  macbt;  JBrotfonntag,  weil  an  ibm  ba§  Goange* 
lium  »on  ber  ©peifung  ber  5000  «Kann  vorgetragen  wirb; 
ttobtenfonntag  ober  fdjwaner  ©onntag,  weil  nad> 
einer  frü&er  namentlich  in  @d;lcfien  berrfcfcenben  (Sitte  baS 
Kol!  an  biefem  ©onntage  einen  ©trobmanri  lännenb  ber* 
trmjutragen  unb  bann  tn5  SBafler  ju  werfen  pflegte,  jum 
Beteten,  baß  eS  bureb  bie  an  ihm  »ollbrachte  fBcfebrung 
jum  Gbrißentbume  bem  Sürßen  ber  ginßerniß  unb  feiner 
#errfcbaft  abgeworben  fei. 

Catour  fc'2Cu»trgne  (Sr)eopr)tte  «Kalo  Gorret  be) ,  geb. 
1743,  trat  1767  in  fron}.  ÄriegSbienße,  würbe  1770  £au»U 
mann  unb  lehnte  jebe  weitere  SBeforberung  ab.  3m  3al?re 
1799  trat  er  für  ben  ©obn  eines  feiner  gteunbe  als  greis 
wiüiger  ein,  »eignete  ßcb,  bei  mebren  ©elegenbeiten  buvdj 
aroße  Stapferfeit  auS  unb  würbe  in  Hnertennung  berfels 
ben  unb  weil  er  beharrlich,  eine  Sicförbcrung  aurücf roieS,  »on 
Napoleon  1800  mit  bem  Sitel  eine«  „Grßcn  ©renabierS  »on 
granfretd)"  geebrt.  9coa)  in  bemfelben  Sabje  fiel  8.  in  bem 
ärejfen  bei  Sleuburg.  ©ein  £erj  würbe  fortan  in  einer 
.Stapfei  »on  einem  ©renabier  feiner  Gompagnie  getragen,  fein 
9tame  aber  in  ben  giften  fortgefübrt.  SBenn  nun  biefer 
9iame  gerufen  würbe,  fo  antwortete  ber  ©renabier,  welcher 
baS  -&tx\  tcS  Reiben  trug :  „Gefäßen  auf  bem  gelbe  ber 
Gbre!"  3n  ber  ©egenb,  wo  er  gefallen,  würbe  bem  tapfern 
©renabier  ein  Denfmal  errichtet. 

Cattidl  (lat.  Ucluca)  iß  eine  ^ßanjengattung,  »on  weis 
eber  außer  bem  ©artenlatticb  (f.  ©alat)  befonberS  ber 
©iftlattid;  (lat.  Lartoc*  virosa)  ju  merfen  iß.  üerfelbe 
iß  eine  bei  un6  einbeimifebe  narfotifcr;e  ©iftpßanje,  wclcbe 
an  3^unen  unb  SBaffergraben  wacbß,  einen  aufrechten,  ißi* 
gen,  rotbgeßecften,  unten  ßacblitben  ©tengel,  ßeife,  längs 
liebe,  feingejabnte  IBlitter,  Heine,  blapgelbe  JBlüten  bat  unb 
-  bittern,  fäjarfen,  unangenehm  riecpinben  SWilcr)|aft  ent= 


b&lt.  X>md)  Gtnfd;ni(te  in  ben  ©tengel  gegen  ffnbe  ber 
S3lüte»eit  gewinnt  man  biefen  ©aft,  welcber  an  ber  ©oime 
aetroefnet  Lactucanum  beißt.  SWan  bebient  ßcfc  beffetben, 
fc nie  eined  GrtractS  be$  ©ift(atticb<  in  ber  SRebtcin  als 
fd>lafmad?enben ,  rcbmer;|iiHenbcti,  auflöfenben  unb  arintm« 
benben  Littel«. 

Coubtrljüttenfffit  iß  eins  ber  brei  bob«n  iubifeb«  geftt, 
weldjcS  ben  15.  — 21.  beS  SRonatS  STiSri  (f.  Jtalenber) 
jum  Ttnbenfen  an  ben  40iir)rigen  Xufentbalt  in  ber  SBüßc 
gefeiert  würbe,  an  welcben  aueb  bie  Saubbütten  erirmrn 
foDtcn,  beren  man  fidr>  jum  Xufentbalte  wabrenb  beS  geftc! 
bebiente,  wenn  man  mebt  baS  qeuuMjn liebe  SBobnbauS  rmi 
grünen  9?etfcrn  auSfcbmücfte.  GS  würbe  bann  jugiticb  alj 
»anffeß  namentlicb  für  bie  SBeinernte  gefeiert  35t«  |e|i> 
gen  Suben  ballen  baS  Saubert)üttenfeß  ned)  beer)  in  Gtrcn 

f oublljalfr  ftnb  in  granfreieb  1726—90  geprägte  ©fr 
bemtünjen  aus  14'/jl6tb«gem  ©ilber  im  SBertbe  »on  1  SEbli. 
17  Ögr.  5  W.  ?)reu§.  ober  1  3^lr.  12  ©r.  l*/i  W 
©üdf.,  roi\d)i  tbren  Kamen  bem  Sanbe  »on  belaubtes 
gtodgea ,  wcldicr  baS  ©epräge  umgibt,  »erbanfert. 

Ca  ml)  (lat.  alliam)  iß  ein  ?)ßanungefcbled;t,  ju  htm 
eine  cjroße  2(njabl  »on  Äüct)enge warfen  gebörtn,  bie 
fjcc)  bureb  einen  bcfonberS  ben  äwiebeln  eignen,  bebet» 
tenb  fcfjarfen  ©crud;  unb  ©efebmaef  au§jciä)nen.  ^>ia.r. 
gebören  namentlicb  bie  3wiebel  (f.  b.);  ber  tyoxti, 
eher  jitmlid)  grofic  SSlätter,  aber  nur  fleine  3n>iebeln  bat 
unb  auS  beffen  Kebenfd^ößlingen  ber  tytxUauät  entßcM, 
ber  fleine,  weiße,  glanjenbe  ^wiebeln  »on  feinern  ®efd»r:J 
trigt;  bie  Gbalo tu,  eine  auS  ber  ©egenb  »on  ÄSfalos 
in  ^altiftina  ßammenbe  Reine,  r6tblicbe  Swiebel  »on  fcii 
angcnefimcm  ©efebmaef;  ber  ©d; nittlauo)  mit  feinen  ru» 
ben,  r^brenfiVmigen  ©läftern,  welcbe  abgefebnttten,  fa>ndl 
iwd  wncbfcn;  ber  Änoblautr),  ber  urfprünglier)  aui  beo 
Drienl  ßamtnt,  jeftt  aber  aueb  bei  uns  wilb  wacbß, 
beffen  Swicbdn  auS  mebren  Keinen  äwiebeln  jufa 
fe^t  ßnb,  bie  brei  weiße  4>aute  umgeben,  ©eine 
ftnb  fcbmal  unb  b»bl  unb  er  foll  eine  magenßdrf  enbe, 
treibenbe  Äraft  bt^tn.  Gine  Äbart  mit  geferbren 
iß  bie  KoccamboKe. 

Caumbtirii,  ©aebfensgfluenburg  iß  ein  jum  ta 
feben  S3unbe  gebtVenbeS  binifcbeS  ^erjogtbum,  welcbei  I 
□SR.  mit  38,000  Ginw.  umfaßt  unb  »on  .§olßem,  &kl 
ÜRerflenburg,  ^>ano»er  unb  Hamburg  begrenjt  wirb.  1^ 
felbe  bilbet  eine  ununterbrochene  Gbene,  welcbe  »on  ber  g» 
gen  Aanover  rsbarenjenben  Glbe  unb  ber  jDel»enaur  csa 
KebcfTflulTc  ber  Gtbe,  Bewaßert  wirb,  unb  SBalbungen,  wtea 
@eenf  unter  btnrtl  ber  ra^eburger  ber  größte,  unb  ysa 
Äbeil  stemlicb  frudnbareS  8anb  entbalt.  I5ie  micbtigßea  Q; 
werbSqueUen  ßnb  XSiebjuebt,  »eferbau,  glußfajiffabrt: 
ben  Salbungen  fomrnt  »iel  5ys\$  unb  aueb  auS  bebestc- 
ben  Torflagern  gewinnt  man  Brennmaterial.   3Den  SUs« 
bat  ba§  ganb  von  ber  Sauenburg,  bie  in  ben  Jbk*a 
Sbi'mrWi*  be3  Zvrvtn  erbaut  würbe.    Die  urfprünglidra 
jüetrptiiicr  res  tanccft  waren  suenoen,  n*eunc  ]»cp  jpeui.  - 
ber  üoirc  im  12.  Satjrb.  unterwarf.  3m  folgenben  SW* 
fam  bat  i'anb  an  bie  jhcrjiv,c  »on  ©aebfen  unb  würbe  fcn 
©ebiet  einer  eignen  Sinte.    i>tx  (auenburger  ©tamm  fc:t 
1689  auS  unb  nun  ßel  baS  8anb,  gemäß  einem  1369  p 
febloßenen  Grbvereine,  an  ben  ^)crjog  »on  SSraunfebw  - 


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„  -i  ü  ^me^m  MU1'M       lim  P«n»uJ  uno  unangenecm  fawierig  .. 

ro<lt  fflfltfn  »™n6ge  «*"•  natürlichen  3uftanbe*  t>ie 
^J?fii*f*  ^ribdbeberrfcbung  *W  BmSÄSK  S  n" 
smö,       M        '  »«une  ober  auetj  tie  fitere  ©emütbSflimmung  genannt  unb 
Ciudl  1  ?Jl^1*""'8  btn  SRfnfd)tn,  bei  »fiebern  biefe  Stimmung  »or> 

;rrfc        w  ^efif\*nf**v*  ifl,  foroie  bie  fun|ilrrift$fn  DarftelTungen,  in  be« 
ti-a  tätäjs  f  run  ii*  etne  folebe  ©rimmuna  au«fpricpt.    Dem  fomifcbeit 
■  f«.r«  fr»*  uob ftc«-  -  ertmu^Uer,  reeller  ba«  ©a)[ecbte  al«  ba«  Sacberu'cbe  bat« 
r  -^=f3üit5  tit  3»»»-  '•'•.;jg*ett  f°u*  'j*  *>iefe  ?aune  nitbig,  obgleich  er  bind)  fit  nodb 
■-'•'aüi  «ft***-  ^hu*'  J.um  Äunl*[tr  «wn);  btnn  bierju  <jrfj6rt  noct)  bie  weit 
«  '• '  trifa  JWcriisfi*  -  *  w»  «w  bloge  ©timmung  bmauSgebenbe  (Memtrm'fJ,  wie 
*ni  üsf&^r ,  @*(f*tf  *ur$  *>ie  Cttelfeit  unb  3licbttgfeit  feinet  »e; 
:    h^l'ülM«**  -frtungfn  gegen  ba«  Cwtge,  ba«  wabrbaft  Oute,  jum  8a*« 
V.  ^  ff«        *tta*tn         «t*  «n*  Jtomifcb.) 

" '3ta**,u4;.lLei."i '>   fcurnitww,  rin  c^rifllic^er  SKartvrer,  war  in  Spanien 
jtboren  unb  fam  noepmalä  nad)  9tom,  wo  et  JXafonu«  unb 
m  Jtiro)enfcba^  würbe.    XU  bei  ©tfdiof 
rrorertob  geführt  würbe,  tief  3«iet  ibm  »u: 
u,  Bater,  obne  beinen  ©obn!"  Det  ffli« 

"'*Vtit  tto  w*?*  dffi?  ^l  ibm  *u  b[tibtn  unb  brt  Ä««&«ngutt  ju  warten, 
;  nf ' i  t^'Hd!«™**?**  b"  +>fib*"  bemächtigten  fiel)  feiner  unb  wollten  ibn 

r  ,*a%t;^-.tt  fr;SS-'Jw«tB,  ba*  Äin&engut  ibren  «fxSnben  ju  überliefern.   8.  1 


:o« 


*ß  Ärmc  unb  Jtranfe  cor  ftch  bringen  ttnb  jeigte  biefe  fei* 
i«t  ambtn,  inbem  er  ihnen  fagte,  baß,  wer  fto)  Diefer  an« 
itbnic  einen  wabren  ©cba|>  im  Gimmel  ftd>  erwerbe.  £ier« 


einfaugen  u.  f.  w.,  anfielen ,  bie  üjre  Jöertilgung  atS  ge« 
wagt  ober  gar  nad)tt)ttlig  erföeinen  lantn.  (Sme  große 
Wenge  »on  kaufen  »>erurfatt>t  ein  ^öd>fl:  lafiigeS  Sucfen  ünb 
greffen  unb  bei  Äinbern  be«balb  wol  aueb  ©cblaflofigfeit 
unb  eine  gewiffe  ner»6fe  Aufregung;  S4De  obet  oon  an  tiü; 
fen  ©eftorbenfn,  wie  man  beren  bei  cinjetnen  wenig  jireet« 
Ufflgm  ©cbriftflfUern  aufgeführt  pnbet,  bürften  wol  ju  ben 
Sabetn  gebären.  3ur  SBerritgung  ber  Jtopfliufe  tetebt  e« 
meifl  bin,  bie  |)aare  fleißig  unb  forgfdltig  5U  fammen  ober, 
wenn  bie«  triebt  belfen  will,  (Te  grabeju  abjurafiren.  2fu« 
«jerbtm  leiflen  au<b  nodb  cerfebiebene  Sffiafcbungen  gute  Dienjle 
gegen  biefelben.  Die  Äteiberloufe  fommen  am  bdufigflen 
bet  Vertonen  vor,  bie  ftdt)  in  SBoHe  f leiben,  bie.SBdfdbe  feU 
ten  wecbfeln  unb  fonfl  unreinlid)  ftnb,  rrjeugen  ftet)  in  ben 
galten  ber  ffiiifebe  unb  Äleibungellücfe,  »abreiten  fid)  fon 
ba  auf  bie  bebetften  2bei(e  beä  Äirper«,  brn  ©ramm  unb 
bie  ©liebmaßen,  feiten  jebod)  auf  ben  Äopf,  unb  (Tnb,  n>o 
fie  fi*  einmal  eingeniflet  baben,  fafi  ntd>t  auöjurotten.  2>ie 
Xnwefenbeit  biefer  ©attung  oon  Saufen,  juweilen  in  efeler« 
regenber  SRenge,  ift  e«,  wa«  man  eorjuqfiwelfe  mit  bet  f 


nennung:  gdufefuibt  bejeia>net  bat.  Cb  aber  eine  roirfs 
lict)e  Sdufefranfbftt  (lat. Pkdiiriiwi»),  bei  weKber ftcb au« 
ber  ®<$ftemafre  be«  Äorper«  in  unb  unter  ber  «£aut  »on 
felbfl  ?iufe  erjeugen  foDen,  ffattfinbe,  i(!  mebt  ol«  jweifel» 
baft,  obfd)on  bie  ©efcbitb.te  berietet,  baß  Ä6nig  Aerobe«, 
ber  3(6 mer  ©püa,  Jtinig  ^bilip»  II.  »on  ©panien  unb 


Lausitz 


906 


Läuterung 


ungefdbr  cirtc  falbe  QRiflton  Ginwohner.  Seit  ber  ßölfen 
wanberung  ficbelte a  fiel)  in  tfffen  ©egenben  flawifd^e  Sorben, 
beren  Uberrefie  nödb  jefet  in  ten  Söenben  alS  ein  eigentbümlU 
6er  83elf$ftamm  befielen,  an.  Diefe  Sorben  fairen  freie  Jpdupt; 
linge,  welche  erfl  926  »om  beutfefan  Äcmige  Reinritt)  1. 
jinSbar  gemacht  unb  »on  jDtto  I.  U68  jur  Annahme  beö 
GbriftfiitbumS  genötbigt  würben,  tyoltn,  Söhnten,  SReißen 
unb  Söranbrnburg  machten  für)  in  ber  golge  bie  8aufüj  jheirig 
unb  brachten  biefelbe  gam  ober  tbeilweife  unter  ihre  «£>err» 
fefaft.  SBdhrenb  bet  »pitffttenfriege  blieb  bie  Saufuj  bei 
ben  .Königen  »on  ffi6bmen  unb  vourbe  bafür  »on  ben  «puf; 
fiten  furchtbar  »erbeert.  3nt  Sabje  1467  erfannte  fie  ben 
Aonig  üRattbiaS  von  Ungarn. alS  ihren  «perrn  an  unb  uru 
ter  ber  .pettfdjaft  biefeS  Surfren  fam  bie  Gintheilung  in  bie 
©ber*  unb  9iieberlaufü$  auf.  Die  fect/S  Stdbte  ber  £>bers 
laufü),  Söaufcen,  ©örlifc,  3ittau,  ßauban,  Äamrnj  unb  2ös 
bau,  bielten  fefan  früher  jufammen,  »ereinigten  für)  noch  ens 
ger  in  ben  3abren  147f>  unb  14?«)  unb  wußten  nach  unb 
nach  »on  ben  Äaifcrn  unb  ben  b&hm.  Königen  folcfa  9>ri»jj 
legien  \u  erlangen,  baß  fie  fafl  ben  SleichSfiäbten  gleichfrans 
ben.  SRachbent  SRattbiaS  1490  gefiorben  war,  blieb  bie 
Üauftö  bei  Jö6bmen  unb  fam  mit  biefem  Ä&nigreicfa  1526 
an  gerbtnanb  I.  «on  jbftreicf).  Derfelbe  bebrüefte  baS  ?anb 
unb  infonberfait  bie  fecb.3  Stdbte,  »eil  ber  ^rorrftantiSmuS 
eingeführt  werben  war.  2flS  ber  Jturfürfi  griebricr)  »on  ber 
yfalj  jum  Äöntge  »on  Söhnten  erwählt  worben  war,  er* 
fannte  ihn  bie  ?aitft(j  nicht  an,  aber  biefelbe  würbe  barauf 
wdbrenb  ber  SBirren  brS  breißigjdbrigen  ÄriegeS  fiarf  mitge» 
nommen.  Der  fächf.  Äurfürfi  Sofann  ©eorg  I.  befefctc  bie; 
felbe  1620  im  SRamen  bcS  JtaiferS  unb  behielt  fie  barauf  bis 
1635  als  $fanb  für  »erfebiebrne  goberungen  an  ben  Äaifer. 
Sn  biefem  3ahrc  würbe  fte  förmlich  an  Saufen  abgetreten, 
jeboch  als  ?cbn  »on  ber  Ärone  Söhnten.  35er  fottbufer 
ÄreiS  fam  erft  1307  an  Sacbfen,  naebbem  er  bis  babin  u; 
Sranbcnburg  gebart  fatte.  Die  Uaufiö  blieb  ab  ein  befom 
bereä,  ju  feinem  Sicicbsf reife  gehöriges  ?anb  bis  1815  bei 
Sachfcn.  Durcf)  bie  JöffcbltiiTc  brS  wiener  GongreffeS  fam 
hierauf  bie  gan^e  Siicberlaujnj  unb  ber  größere  2"bcÜ  ber 
Cberlaufifc  an  Greußen,  wdbrenb  nur  ber  fübl.  Üfjeil  ber 
Cberlauft'e  bei  Sdcbfcn  »erblich. 

Die  JDberlaufifc  ift  größtenteils  gebirgig,  bie  Slieber» 
(aujtg  bagegen  eben,  fanbig  unb  reief)  an  Salbungen,  Slüf« 
fen  unb  2eicfan.  £3aS  namentlicf)  bie  fd&f.  Dberlaus 
fiö  betrifft,  fo  jdblt  biefelbe  auf  38  aW.  210,000  (Sinw.r 
»on  benen  ungefähr  ber  fünfte  2beil  SBenben  finb.  2Me 
Gleiße,  bie  Spree  unb  bie  fcfjwarje  (Slflet  ftnb  bie  anfebn* 
licbllen  bluffe.  35te  witb.  tigjlen  SWaturprobucte  finb :  ©etreibe, 
jeboA  niebt  in  binreitt)enber  SWenge,  glacb,«,  .frhrfe,  2abacf, 
^)olj,  9?inb»ieb,  SAafe,  JBienen,  (Sifen,  JBraunfoblen  unb 
2orf.  Sebr  bebeutenb  ifl  bie  ^nbufhie,  namentlich  bie  gai 
brifation  t»on  Surf),  ?einens  unb  25amafrwaaren.  3n  bem 
fübl.  gebirgigen  Ubeile  pnbet  man  356rfer  »on  3 — 5000  ge» 
werbtbdtigen  Ginwcbnevn.  Die  SSenben,  wclefa  noef)  an 
ihrer  alten  Spradje  unb  ibren  »eralteten  Sitten  fejibalten, 
nehmen  au  biefem  ©ewcrbfleipe  nict)t  Ibeil ,  fonbern  befdjdf; 
tigen  ftcb  grogtentbeilS  mit  Xcferbau  unb  83ieb}ucb.t.  Sßicf)^ 
tig  finb  befonberö  bie  altertbümlicben  Cierftdbte:  ffiubiffm 
ober  Sauden  (f.  b.)  an  ber  Spree;  Äamenj  an  ber  febwars 
,^en  @l|ler,  ber  ©cburtSort  geffing'S  (f.  b.)  mit  3500 
Ginw.;  S6bau  mit  3500  &nw.,  bebeutenbem  Üeinwanbfan-- 


■bel,  aiicf)  Stnimpfwaarenfabrifen  unb  ©erbereien;  äittau  ob 
ber  SRanbau  unfern  ber  üRciße  mit  8000  &nro.,  ber  .porjb 
fjfö  beS  läufiger  ©arnj  unb  JeinwantfanbelS.    Die  Sur: 
felbfl  fat  febr  bebeutenbe  ^abriftn  in  SJeinwanb,  2uct)  u.  | 
unb  febt  anfeb,nlicr;e  ©infünfte.    Daö  ©vmnafium  unt  : 
anbern  Scb,ulan(Ialten  finb  reieb,  auSgeflatteL    Unter  In 
©ebauben  ber  jiemlkf)  gefcbmarf»oll  gebauten  Stabt  -,ei4nf: 
ftcf)  namentlicf)  bie  .pauptfirefa  ju  St.:3ofanniS  aus.  3i 
ber  Umgegenb  »on  Zittau  finb  ^ablreiccje  gabrifborfer.  ©n 
fdj)6nau,  ein  Dorf  mit  4000  &nw.,  bebauptet  ten 
bie  auSgejeicfmetflen  Damaftfabrifen  ju  befi'fcen;  ntc^t  r.. 
ber  anfebnlicb  finb  Seifbenneröborf  mit  4300  ©inw. 
anbere  jDrtfcfaften.   ^errnbut  am  gupe  be5  ^>utbcrge^  g 
1200  Ginw.  ifi  alS  ^>auptft§  ber  berrnbuter  förubergo 
meine  (f.  b.)  befannt  unb  erjeugt  Äattun,  Ärea 
bunte  fcemwanb,  auet)  finb  feine  Seifenficberwaaren  befjn:.: 
über  bie  politifcf>e  SBerfaffung  ber  fder^f.  Cbcrlaufift  f. 
fen  (baS  Äonigreicf;).  —  Die  preufj.  Sberlaufi^  a 
63  DSU.  unb  162,000  Ginw.  umfaßt  bie  Äreife  ©c. 
{Rothenburg,  ^>o»er§wcrba' unb  ?auban  unb  wirb  jefet  •. 
StegierungSbe^irf  ?iegnife  ber  prtuß.  ?>ro»inj  SÄlc"; 
(f.  b.)  gerccb.net. 

Die  9(icberlaufi(>,  reict)  an  ^olj,  SBilb,  %vd 
S3iencn,  Cbfl,  5lad)S,  ^aibeforn,  ©er|!e,  «pafer,  Qkn 
Sabacf,  fleht  an  ©ewerbtbdtigfett  unb  SBohlbabenbci: 
JDberlaufiö  fe^r  na*.    Sie  (dtjlt  auf  134  □<!}?.  254,000 
Ginw.  unb  gef)6rt  jefet  jum  JRegierungSben'rf  Jranffurr 
preug.  9>ro»un  IBranbenburg  (f.  b.>.  3u  ibr  gebiren  : 
Äreife  ber  Stabte  üuefau,  Sorau,  ©üben,  Sübben,  AaLa 
Spremberg  unb  ÄottbuS. 

Cautf  (bie)  ijl  ein  altcS,  wohlflingenbeS  Saitrmajfa» 
ment,  welches  jefet  fajl  ganj  außer  ©ebrauef)  gefommen  ;i 
Diefelbe  bejlebt  auS  einem  auS  bünnen  Späbnen  jufamTc 
gefc^ten  gewölbten  &3uud)  (GovpuS),  auf  welchem  ein  aal 
Sannenfalj  verfertigter  Äefonanjboben  (Dach.)  liegi,  i:  • 
nem  yemlicf)  langen  Stiel  (©riff),  tcr  in  ben  -palS  un?  i 
licr)  in  ben  umgebogenen  Jtopf  (Äragen)  auSgebr.    Die  2 
ten  ruhen  auf  einem  Stege  unb  finb  abwdrtS  an  bem 
befefligt.    Tin  bem  £alfe  finb  10—12  ffidnbe,  rrelcbc 
einzelnen  Söne  bezeichnen.    Die  8au(e  E^at  gewöbnlii  : 
ober  13  ßhöre,  b.  b-  Doppelfaiten,  welcfa  nacb  tcr  2i 
geftimmt  werben,  in  welcfar  baS  »or^utragenbe  Zonftüc!  j 
fdjricben  iff.  SKan  hatte  fonjl  fleine  Cctaclauten,  fleine  T 
cantlauten,  Gboriit:  ober  Mitlauten,  Senorlauicn,  ©jp.. 
ten,  ©rofsectaubafslauten.    Die  Scoten,  nacb  welchen 
Saute  gefpirlt  wirb,  pflegen  auf  fecfyy,  nicht  wie  gewe-fr 
auf  fünf  Linien  gefchneben  ju  werben. 

Cautmimi  ift  baSjenige  orbentlicbc  JK cdi t*mittel, 
bureb  berfelbe Siebter,  in  teffen  Flamen  taS  Urtheit  c 
eben  würbe,  jur  nochmaligen  Prüfung  unb  temgeir. 
2fbdnbcrung  be|(elben  aufgefobert  wirb.    3m  ©tgen».: 
ben  DcvolutiorechtSmitteln,  welche  bie  Sache  m 
nen  anbern,  einen  hebem  diidbter  bringen,  nennt  mos  i 
ein  bloßeS  SuSpenfiorecbtSmittel,  weil  c* 
SBirfung  bat,  als  baS  JBefcbrciten  ber  KetbtSha 
aufjubalten,  ju  fuSpenbiren.  GS  ifi  rein  beutfehen 
wie  febon  tcr  iJJame  anbeutet,  welcher  »on  bem  SB. 
tern  ober  flar  machen  herzuleiten  i|l  unb  febon  ben 
jwei  biefeS  SfechtSmittelS,  eine  nochmalige  genaue  « 


DigÜ 


1 


f.  t.l  grn^iä»  _ 
[yrtaicj  O»  ****  ^ 


iMigwt-tllVfclli    VMUllllllltj    11(11111    1IIUII    UVfllUUKlUliy.  X^Ci 

Öebrauc^  tcrfelbcn  ift  aber  nocb  mcbt  befcbrinft.  Sion  bcm 
Befahren  bei  tcr  gauterung  gilt,  infoweit  bie  eigen fbumlicrie 
SRaturberfclbcn  nicht  wib/rfirtitct  (}.  JB.  in  JBcjug  auf  ben  X)t- 
»olutiveffcct)  ganj  iDafjelbe  wie  bei  ber  Z  »  j>  e  1 1  a  t  i  o  n  (f.  b.). 

Canatnr  (3ob.  Äafpar)  routbe  1741  ju  3t'rricft  geboren, 
btU  fid)  auß  inniger  Üiebe  jtir  SReligion  j«m  ©eifllicben 
würbe  1769  als  foldjer  in  feinet  Sktctfiatt  angeflcUt. 


"h*rrtrf«eBjJr 
anrtS«  Mg;^ 


6<hon 


wrbet  ^atte  er  fid)  burcr)  feine  „So&wcijeTÜebet" 
1767)  unb  feine  „Huaficb  ten  in  bie  <£wigfeir"  (3  fflbc, 


runter,  flt'tc  iiuuj  nrnuic  vTc^iut  naifii  R'Hrn  l,c  ncuc 
Sei  vc  auf.  S.  felbfl  ftfjifti  fpäter  an  bie  Unfcbtfcarfrit  feiner 
üebre  nicht  mehr  iu  glauben.  SRabm  inbejj  aCImälig  aud) 
fein  9iuf  als  ^^ficguom  ab,  fo  flieg  um  fo  biber  bie  Sier-- 
ebrung,  weiche  man  gegen  feine  feltene  SrAmmigfeit  fcegte. 
3>iefe  nur  nicht  frei  eon  Schrodrmerei  unb  Aberglauben, 
t.-6  burd)  ta*  gebermnifwollc  £unfcl,  welch«  f.'ö"  religiif« 
JfajNtyttR  umfehroebte,  gewannen  tiefelben  bei  eieten  Gemü= 
t^ern  eine  nur  um  fo  begehrtere  tfnerfrnnung.  Salb  fianb 
S.  mit  einer  grofjen  HnjabI  von  Verfemen  in  allen  @egcn- 
ben  £>eutfdr)Ianb6  in  lebhaftem  Skicfrocebfel  über  religi6fe 
©egenftdnbe,  unb  in  vielen  Greifen  batte  er  baä  Änfcbcn  ei» 
ned  gottbegeifferten  Propheten.  3n  feiner  SJaterflabt  war 
i.  :u  b6bem  geifilichen  Stellen  emeorgrrutft,  unb  nad)bem 
er  einen  9Juf  nach  JBremen  abgelehnt  battc,  1786  Pfarrer 
an  ber  $Peter$firche  ju  3üridb  geworben.  Hn  ben  SBeivegun-- 
gen  in  brm  benachbarten  grantreid)  nahm  ?.  einen  lebhaften 
2Cntbeil ,  fo  lange  tiefelben  nod)  auf  eine  Cfrbebung  ber  menfd)< 
lieben  SBurbe  bureb  grfebjiche  Littel  ausgingen;  al*  ft'A  \t< 
boch  baS  cerblentetc  Söolf  jum  Verbrechen  tes"  öffentlichen 
jtinigimorbi  batte  binreigen  laffen,  faßte  ?.  einen  religiofen 
Jtbfdjcu  gegen  bie  Keoolutioru  3ejt  pretigte  C.  mit  Segei= 
fferung  füt  Äedjt  unb  Drbnung  unb  gegen  bie  Söillfür  b«t 
SRacbtbaber,  roobureb  er  in  ben  SBerbadbt  eittcö  heimlichen 
(Sineerjrdnbniffeä  mit  Sfujjlanb  unb  £>fheict)  Pam  unb  1796  i 
nad)  Safel  gebraut  würbe,  wo  et  ftcb  jebodj  ftegreid)  »et» 
anhi'ortete.   9?atr>  feiner  in  einigen  Sföonaten  erfolgten  greis 

unVtw*  l#(\r*<  ir  m  f«n»n  ftfmnhnt»«  MMllHUltClMAfll  tili 


Lavincn  90 

»ivri  bei  unS  häufig  in  ©4rten  qf^^cne  ^flan^n  benannt, 
bie  t- crTcfaictcne  Arten  beS  gemeinen  ?a»enbel$  ober  bei 
©pife  finb.  9$eibe  Alten,  ber  fd)m  al  bl  ä  t  terige  fowol 
ale"  ber  breitblätterige,  wacbfert  im  fubl.  (Suropa  auf 
fonnigen  Mügeln  unb  an  ÖJergabbdngen  wilb.  JBet  und 
fommt  ber  fcfjmaE blätterige  gaoenbel  beffer  fort,  wirb  baber 
aud>  häufiger  angebaut.  Sin.  wilbwacbfenbe  2at>enbel  ifl  an 
©eru#  unb  ©efebtnacf  frdftiger  als  ber  fünf} lieb  gejogene, 
namentlich  alS  berjenige,  welcher  im  fumpftgen  löoben  an 
einem  fonnigen  JDrte  gewaebfen  ijl.  2Ran  fammelt  ben  in- 
oenbel  oor  ober  wdbrenb  ber  JBlütejeit,  weil  fttb  mit  bem' 
Steifen  beS  ©amenS  baß  Aroma  verliert,  unb  bie  am  ft&xh 
flen  aromatifeben  Sbeile  finb  bie  jungen  noeb  nicht  aufges 
blühten  Slütenquirle.  SKan  nimmt  ben  Jaoenbel  alö  3ufafo 
ju  9?ducberpuleern  unb  anbern  ^arfümerien ,  bringt  ihn  vool 
aueb  jur  Vertreibung  ber  Kotten  unb  anbern  ÜngejieferS 
in  Äleiberfcbränfe  u.  tgl.  SBorjugltcb  benubt  man  aber  ben 
fcbmalbldtterigen  ju  ^Bereitung  beS  SaoenbelgeifleS  ober 
EaoenbelfpirituS,  unb  ben  breitbldtterigen  jur  -ö erft eil u ng 
beS  £at>enbel$l6  ober  ©pifölS.  25aS  lefetere  ifl  febr 
bäufig  mit  Sterpentbinöl  verunreinigt.  £iefe  glüffigfeiten 
fmben  in  ber  ÜJlebicin  fowie  bei  Bereitung  oon  ?>arfümerien 
u.  f.  10.  Anwenbung. 

Cnumen,  in  ber©d;weij  gauwinen,  8euc,  fcowen 
U.  f.  W.,  in  JSirol  unb  ©aljburg  t'äbncn,  ©ebnecläb: 
nen,  beißen  bie  ©ebnee:  unb  CriSmafTen,  weldje  in  ben  b> 
bern  ©ebirgen  mit  junebmenber  ©roße,  ©ewalt  unb  ©e= 
fehwtnbigfeit  »on  ben  bober  gelegenen  ©egenben  in  bie  tie» 
fern  nicht  feiten  berabflürjen  unb  babei  fowol  bureb  ihre 
eigne  SRaffe  als  bureb  bie  fhirmartiqe  ©ewegung  ber  8uft, 
weicht  fie  »eranlaffen ,  große  SBerwüjlungen  anriebten.  9laa> 
bem  fieb  ©djnte«  unb  diSmaffen  auf  boben  ©ebirgen  ge* 
fammelt  unb  oft  ju  überbangenben  Waffen  angebduft  haben, 
reicht  oft  eine  Jtleinigfeit,  eine  Sufterfcpütterung ,  ein  SBinb» 
floß,  baS  Auffliegen  eines  JBogelS  bin,  biefe  SWaffen  »um 
©cbwanfen  unb  $erabflür)en  ju  bringen.  9?oQen  fte  über 
©dmeemaffen  bin  unb  ifl  namentlich  verlier  Xbauwetter  ein» 
getreten,  fo  hängen  fieb  an  fie  immer  neue  ©dmeemaffen 
an  unb  bie  ganje  in  {Bewegung  gefegte  SDlaffe  fann  auf 
biefe  SBeife  eine  ungeheure  @r6ße  erlangen.  £>u  gew&b"* 
licftfle  Urfacfie  ber  fcaoinen  ifl  baS  SEfjauroettcr,  bureb  weU 
cb_eä  bie  am  ©oben  febmeljenben  ©dmeemaffen  an  ben  Ab» 
bangen  betabjurutfeben  beginnen,  bis  fte  fieb  überfluten. 
SDlan  unterfä>eibet  naä)  »efcbajfenbeit  ber  flunenben  SWaffe, 
nacb  begleitenben  Umfiänben  unb  nach  ber  Bett  beS  Sjor» 
fommenS ©taubla&inen,  SBinb*,  ©runb»,  ©tblag», 
eiS»  ober  ©letfebers,  SBinter;,  ©ommerla  üinen. 
58ei  ben  ©taub»  ober  SBinblaoinen  ifl  ber  (Schnee  nicht  in 
großen  9Baffen  jufammengebaHt,  fonbern  fdßt  mebr  in  ©e* 
ftalt  eined  febr  biebten  ©cbnttgefloberS,  ober  fließt  an 
ben  Abgängen  ber  ©ebirge  wie  ein  in  ©cbaum  fieb  auf* 
lifenber  SBafferfall  bemieber.  Sic  entfleben  baburch,  baj 
ber  SBinb  ben  frifdj  gefallenen  @cbnee  berabwebt.  fehreef = 
licbflcn  fBerbeerungen  richten  bie  ©djiaglaoincn  an,  »elcbe 
auS  fefien  ©ebneemaffen  beliehen.  5Qicht  allein  jerfdunettern 
ftcVOeS,  waS  fte  im  ©turu  treffen  unb  begraben  bieSErunu 
mtr  unter  ftd; ,  fonbern  fte  erfcbürtern  jugleicb  bie  £uft  fo 
gewaltig,  baß  noeb  in  bebeutenber  Entfernung  von  bem  Drte 
ibreö  9tieberfaUeS  Kütten  niebergerijfen ,  «Kenfchcn  ju  S3o: 


S  f iavoisier  - 

ten  geworfen  werben.  Zuweilen  oerflopfl  foleb  eine  tonnt 
baS  ©ett  eines  gluffeS,  fobaß  ftch  ba*  ©affer  bejftiben 
flauet  unb  bebeutenbe  überfebwemmungen  anrichtet.  £>ic 
©runblaoinen  überfhirjen  ftch  nicht  wie  bie  eben  enpdbnttn. 
fonbern  gleiten  langsamer  an  ben  JBergrucfen  herab.  ©let< 
fcher -  ober  föSlaotnen  entfleben  bureb  äerbreeben  bn 
(befanntlicb  fortfebreitenben)  ©letfeber.  S3eifpiele  »on  güLe:;. 
n»o  SRenfcben  unb  menfcblicbe  SBobnungen  bureb  garint- 
oerungtücft  finb,  fommen  fafl  jäbrlicb  t>or,  jum  Sbtil  febre: 
liebe,  ©o  würben  1624  in  ber  ital.  ©cbweij  turdj  eint 
Satoinc  von  bem  S3erge  daffebra  300  3)ienfcbtn  begraben 
3uwei(en  finb  bie  von  gaoinen  Serfcbütteten  noeb  auf  faA 
wunberbare  9Beife  gerettet  worben,  inbtm  fte  fieb  unter  ba 
©ebneemaffe  SEage  lang  lebenb  erhielten,  bis  eS  gelang,  fi: 
auSjugraben. 

Cavtrrn  nennt  man  in  ber  ©cbifferfprad;e  baS  $in  *  tmb 
^erfahren  nad)  Derfdji ebenen  Seiten,  um  fieb  gegen  bea 
2üitib  ju  halten  unb  bei  wibrigem  ©inbe ,  wenn  auch  lang 
fam,  porwdrtS  ju  fommen.  Daher  braucht  man  laoiren 
aud)  in  figürlicber  JBebeutung,  um  ein  oorftcbtigeS,  bie  febein 
bar  entgegenflebenben  Umfldnbe  flug  jur  Hrreicbung  fehm 
3wecfe  benu^enbeS  S5enebmen  ju  bejeiebnen.  Snblicb  fomn:. 
baS  Sßort  aud)  in  ber  SOTaleret  vor,  inbem  man  baS  Sei 
treiben  einer  aufgetragenen  $arbe  unb  baS  Xufcbea  unt 
Ausmalen  einer  3eid;nung  mit  einer  garbe  laoiren  nenn: 


£ auoieicr  ('Änt.  Laurent),  ber  ©cb6pfer  ber  neuern  Q' 
mie,  würbe  1743  ju  ^ariS  geboren  unb  erwarb  fieb  in 


grünblicbflen  unb  oielfeittgflen  natuntiiffenfcbaftlicbtn  3ttm: 
niffe.   (fr  erregte  juerfl  Auffeben  birrtb  eine  ©ebrif*  &tn 


niniti7< 


GoQgle 


jZ*«».      •    x  u"  vniwmn  pmsrrn,  wnotrn  vielmehr  ge> 

4  ntft«tfla  ws -•  »innen,  unb  biefe  SJemerfung  mufjte  nothwenbig,  mnn 
m&biwkpwtm  ba«  $blogifron  nicht  aufgeben  wollte,  m  her  wibrrjro. 
3  p  boBt  »  ntgtn  Tfnnabme  fübren,  baff  ba«  ^fjlogifton  ein  Stoff  ftf, 
ifcttrtnta}.-  »1:$«  burch  feine  ©egertwart  anbere  Stoff«  nicht  fchwerer, 
fonbfru  leichter  mache.  £ie  äBibcrfinnigfeit  ein«  folgen 
citri  tacae  p      Behauptung  fab  8.  ein  unb  füllte  bat»«  über  ben  »erbren* 


WMCtf,  fowte  über  ben  eerwanbten,  nicht  ibtntifdjtn 
H  bei  Cerfnlfong  (Ernbation)  ber  SJfetalle  grünbliche 
terfuebungen  an,  bei  welchen  er  bic  Cntbecfungen  fBIacF'*, 
,..eftl«v'8  unb  Gaocnbifb'fi,  btr  1774  ben  Sauerftoff  ent* 
CcMiMT  (**■       2^,; 22*te'  »u  ®tnnl*  '«fl'f-    Baß  tattt  er  bewiefen,  baff  bie 
ffßN  1TÜ  p  »■  ™   WetaHe  bei  ber  SBerfalfung  eine  Berbinbung  mit  bem  (in 
ber  guft  unb  im  SBa||er  enthaltenen;  Sauerfloff  tingeln, 
•wnjenb  unb  ungemein  förberlich  für  bie  SBiffenfcbaft  war 
bann  bit  1783  ihm  gelungene  Verlegung  be«  ffiafferS  in 
feine  beiben  gaSfirmig  auffretenben  iBeffanbtheile,  Sauer= 
■ff  unb  aSafferfloff,  unb  bit  #erftellung  be«  «Baffer«  au« 
ber  gcmrinfchaftlichen  SUtrbrcnnung  beiber  ©a«arten.  Seine 
untrrfuertungen  führten  ihn  bann  weiter  jur  Unterfucbung 
«t  *proceffe  be*  2tthmen«,  ber  ©abrang,  bft  Begetation, 
ferner  ber  Äuflcfung  ber  «Ketall«,  be«  SBarmefloffi  u.  f.  w. 
"•"h  um  baä  SBocjl  btä  Staats  erwarb  fia)  8.  »erbienfte. 
fettete  feit  1776  bit  3>ulv>erfabrtfafion  unb  führte  we* 
hebe  SJerbefferunpcn  in  ir>r  tin,  machte  jur  fiJtnufcung 
ba«  neut  OTjpfyfiem  boebfl  brauchbare  ötobaebtungen 
t  bie  luSbebnung  btr  SWctalle  burch  bit  SBärme  unb 
be  1791  einer  ber  Gommiffarien  bei  Olationalfcbalitä,  in 


telalttr  jum  Schuhpatron  für  bie  jtranftn  unb  namentlich 
ber  t>on  allen  ÜRenfchen  geflohen«  unb  oft  mit  h<trtr)erjiger 
»erachrung  bebartbtlttn  XuSfafcjigm  machte.  3m  gelobten 
8anbe  enrjtanb  btr  8ajaru8 orben,  beffen  2Jcitglieber, 
4>fptfalrirter  be«  h.  fcajaru«  »u  Serufalem  genannt,  fta> 
mit  dbriftlicher  Siebe  her  ÄuSfa^igen  annähmen.  Der  2fuS» 
fa&  erfobtrte  eine  gänjlicbe  ffbfonberung  ber  »on  ihm  ergrif» 
fenen  SRenfchen,  unb'  als  fich  jene  Jtranfbeit  wihrenb  btr 
Arcu.yügt  auch  in  Guropa  immer  weit«  ausbreitete,  fo  er* 
richtete  man  an  sielen  Orten,  thtil«  ber  Stoib,  tt>etIS  bei 
STfenfchenliebe  ©ehör  gebenb,  Jtranfenhaufa  für  bie  ÄuS. 
fdtiigtn,  welcbe  Sajarethe  genannt  würben.  Später  ging 
bieftrfRame  bann  auf  alle Jtranfenhäufer(f. b.)  über.  —  • 
Äm  21.  gtbr.  feiert  bie  r6m.«fatfjolifche  JCicd>e  ba«  ©ebicht« 
trifj  eine«  SRinchtS  8ajaru»,  ber  im  9.  Sahrh.  lebte  unb 
|ta>  b"T(h  feine  (?infcbüchterungen  unb  Strafen  oon  Seiten 
ber  weltlichen  ßbrigfeit  abhalten  liefj,  ^eiligenbilber  ju 
malen. 

(ayAr önt  (bie)  bilhen  einen  50—  60,000  3nbt»ibuen 
fiarfen  Xbeil  btr  JSeeälferung  3JeaptlS.  Sie  (inb  arme,  ahtr 
in  ihr«  Xrt  glücfliche  aRtnfchen,  bie  ohne  beftimmte  2ßd:-= 
nung  unb  öefchaftigung,  auf  baS  9cotbbürftigf{e  gcfleibet,  * 
burch  gelegentliche  JJienfle  als  JBottn  ober  ßafhrager  fich  ba« 
SBenige  cerbienen,  beffen  fie  bebürfen,  um  ihr  Beben  ju  frü 
Pen.  Sie  treiben  fich  Sag  unb  Stacht  auf  ben  Strafjen 
unb  9)la^en  umhtr,  wo  fie  auch  ber  Äube  pflegen.  SBor 
bem  f)6bel  anberer  grofjtr  Stäbtt  ltichntn  fit  fich  hureb  tB?i= 

T  '      r     '  L.      TT  1  *..-*■,  ■  nK  '  Amt  mm 


Leben 


910  »Lebensversicherung 


entgegen,  hoch  infofern  mit  Unrecht,  al«  aud)  in  iht  geben«» 
regungen  fid)  (eigen.  Äucb.  in  ber  anotganifcben  Statut  näm= 
lid)  jrigt  ficb  eine  Bewegung,  welche  bejeugt,  baß  ihr  ein 
innerliche,  geiftige«  $rincip  einwobnt,  benn  bte  SSeränbe» 
rungen,  welche  m  jener  vorgeben,  finb  tureb  bie  ewigen 
Staturgefefce  beftimmt,  welche  längft  al«  Äußerungen  ber 
böcbfien  S3ernunft  anetfannt  finb.  Da«  geben  ift  biet  nut 
verbüßter  al«  in  ber  organifeben  Statur.  3n  biefer  nimmt 
bie  niefcrigfje  Stufe  be§  geben«  bie  ^Jfran.^e  ein,  benn  ttjre 
Bewegung,  welche  jvoar  offenbar  al« Selbftbeftimmung  etned 
geiftigen  fyrincfp«  auftritt,  erfebeint  nod>  gefetsmäßig  be> 
ftimnlt,  b.  f).  in  einet  allgemeinen,  nicht  von  bem  einzelnen 
3nbivibuum  abhängigen  Beftimmthett,  wie  biefe«  beim 
SEbiere  ber  galt  ijl.  £)ier  ift  ba§  geben,  burch  eineSRengc 
von  mittlem  Stufen  per)  entwicfclnb,  bie  wiHfürliche  Be* 
(timmung  be«  Snbivibuum«,  aber  biefe«  gcbord>t  feinen 
trieben  unb  feinem  Snftincte,  feine  willfürlicbe  Bewegung 
beftimmt  [ich  felbft  auf  eine  natürliche,  b.  b.  bcwußtlofe 
ZBetfe.  ßrft  im  SRenfäen  wirb  bet  ©eift  ficb  feiner  fe(b(l 
bewußt.  ÄUerbina,«  ift  ba«  geben  be«  9)?enfd>en  junädjft 
tbierifcb ,  aber  e«  ift  jugleich  bie  SJtöglicbFeit  vorbanben,  ftch 
über  bte  SEbicrbeit  ju  erbeben,  unb  bieg  gefefpieht  im  Äufge* 
ben  bet  SBiHfür.  3nbem  bet  SJtcnfcb  bie  natürliche 
ftimmtbeit  feinet  ba«  geben  bejeugenben  Bewegungen  über» 
winbet  unb  ficb  auch  gegen  biefelben  nad)  3wecfcn  beftimmt, 
welche  über  bte  Statürticbfeit  (Befricbigung  ber  triebe)  bin> 
ausgeben,  gelangt  er  jut  Freiheit,  wefdie  bie  be«  ©eiftc« 
würbige  geben«ftufe  ift.  3cbe  höhere  Stufe  be«  geben« 
pflegt  alle  niebetn  in  ffctj  ju  vereinigen,  fobaß  ber  SJtenfch 
V  SB.  ebenfowol  an  bem  burch  Siaturgefcbc  bejiimmteu  nie» 
bem  Dafein  ber  anorganifeben  SBclt  unb  bem  böbetn  bet 
7)flanje,  al«  an  bem  in  feinet  Sßittfür  burch  triebe  unb 
3nftinct  be«  JEbier«  unb  bem  jeitctentäfjen  Dafein  in  bet 
Freiheit  be«  felbftbewußten  ©eifte«  5Ebeil  hat  ÄtfcS  geben» 
bige  iß  fterblicb;  biefer  alte  (?rfabrung&fa(j  fpriebt  ntcbtö  2Crt; 
bere«  au«,  al«  baß  in  ber  Statut  bie  niebern  geben«ftufen 
über  bie  höbern  enbliä)  ben  Sieg  bavontragen.  3nbem  ba« 
organifebe  ©efchöpf  ftirbt,  verfällt  e«  ben  Staturgefeljen, 
welche  e«  al«  ein  Änorganifcbe«  beberrfchen.  So  lange  ba« 
©efchöpf  lebt,  wiberftebt  e«  mit  feinem  böhern  gebensbafein 
ben  Staturgefefeen,  bie  materiellen  Beftanbtbeile  beffelben  er» 
halten  fteb.  bunt  jene  Äraft  bei  S38ibcrfianbeä  gegeneinauber, 
fobaß  fie  nidjt  bie  buttb  bie  SWaturgcfc^e  befiimmten  eintvin 
hingen  aufeinanbet  ausüben,  tvelcbe  alSbalb  mit  bem  ©ten 
ben  eintreten  unb  in  ber  SJerroefung  alä  Übergang  organi» 
feber  Statut  in  anorganifebe  fieb  barflellen.  titx  Zcb  be« 
organifeben  SBefene»  erfcfjeint  auf  biefe  2Seife  auch  noct>  al$ 
ein  gebenJproteg,  aB  Bewegung,  namlicb  als  ber  be3  am 
organifeben  JtorperS.  £>ierau«  folgt  bann  weiter,  ba§  autb 
in  ber  Statur  bet  3ob  feine  Sttabrbeit  bot/  fonbern  ein  blo- 
ßer Schein  ift,  baß  bie  Statur  bur$au$  (cbenbig  ift.  3n 
nodi  höticrm  Sinne  gilt  bie«  aber  vom  Gkiflc.  XUerbing« 
febeint  bem  organifeben  SBefen  ba*  geben  unb  bamit  bet 
©eijl  auijugeben,  abtt  bet  ÜWenfeb,  roelcbet  fteb  bureb  Bit* 
(igion  unb  Sittlicbfrit  gunt  Stanbpuntte  bet  Freiheit  er« 
bebt,  gelangt  jut  (rrfeitntnip,  bajj  bet  ©tift  in  bet  ©ewif: 
beit  feinet  felb(t  übet  bie  dcitliebfcit  unb  bamit  oueb  übet 
ben  Schein  be«  Sobe«  fteb  erbebt,  welchem  bet  Jlörper  »er» 
•allen  ift.  («gL  Unftetblitbteit) 

Untet  bem  geben  eine«  SJtenfcbcn  »erfteht  man  gewöhn» 


lid>  ben  SSerlauf  feine«  geißtgen  ^Däfern«  in  bem  GAenr 
ber  Scitlidjfeit.  liefet»  Zeitliche)  geben  be«  einzelnen  Steru 
fchen  fleht  in  innigem  Sufammenbangc  mit  bem  gleiche:, 
gen  Da  fein  feine«  »ölte«,  ja  be«  ganjen  2Jfenfchengcfcbled:i 
unb  ift  t  all  er  namentlich  bei  SJtenfa)en,  roclcbe  von  (finf.uv 
auf  bie  05eftaltung  allgemeiner  menfehlicher  SBerbdltnijfe  g(> 
wefen  finb,  von  hificrifcher  ©ebeutung.  2tuS  biefem  ©run^e 
gewähren  bie  geben«befcbteibungen  obet  SSiogra» 
phten  ausgezeichneter  SKenfchen  ein  große«  Snteteffe.  Sil 
hichfie  Hufgabe  be«  geben«befchreiber«,  »Biographen 
eine«  großen  SJtanne«  i(l  bie,  einerfeit«  befjen  eignen  geifti» 
gen  6ntivicfelung«gang  au«  ber  Seit,  in  weichet  et  lebte, 
unb  zugleich  anbeverfeit«  umgelehrt  au«  be«  SJtanne«  3n&i> 
vibualitat  bie  Seit,  weichet  et  angehörte  unb  auf  welche  c 
witfte,  ju  begreifen. 

Die  gebtn«bauet  be«  SDtenfcbcn  hängt  von  ben  nuc 
nichfaltigflen  Umflänben,  von  ber  forpcrlicben  fi3efcr>affenbr.i 
be«  ^nbivibuum«,  feiner  EebenSweife,  feinen  geben«t>erhäit' 
niffen  unb  felbft  von  3"fäütgfeitcn  ab.  Snbeg  (ann  mac 
boch  im  Durcbfchnirt  annehmen,  baß  ber  SJtenfcfc  ein  Xltc 
von  50 — 00  3ahren  erreicht.  Äürjer  ift  bie  3eit,  wahreul 
welcher  ber  STtenfch  al«  felbfhhätigc«  SJtitglicb  ber  mentd;. 
eben  ©efellfd^aft  angefehen  werben  fann,  unb  man  technet 
in  biefer  Beziehung  ein  geben«alter  gewöt>nlid)  ju  & 
Sahen.    Hu«  Sergleichung  bet  Sterbeliften  Ijat  man  w6> 
fach  Berechnungen  über  bie  mutmaßliche  geben«bauer  reu 
SDtenfchen  gcwi|Jen  ©efchledjt«,  gewiffer  geben«art  u.  f.  n 
angcftellt,  fowie  barübet,  wie  viele  3ah"  bet  SXenfcb  M 
gewiffem  Hltcr  muthmaßlieb  noch  bü  'eotn 
fcheinliche  gcben«bauer  nennt  man  gewöhnlich  bie  3eit,  ä 
welcher  bie  ^älfte  einer  gewiffen  Hnjahl  von  SRenfcbeu  Tr- 
eben Hlter«  wahrfcheinlidb  geflorben  fein  wirb.    SJian  hat  b 
biefer  Begehung  für  ein  'Älter  von  5,  15,  30,  4<>, 
CO,  70,  &)  Sahten  folgenbe  wahrfcheinliche  geben«bauer  \% 
rechnet:  4G,  40,  29,  23.  16,  11,  7,  5.   Äuf  biefe  S 
rtebnungen  nimmt  man  befonber«  bei  Äbfchließung  von  S>er 
trägen  diücffieht,  welche  mit  bem  2obe  eine«  SÄenfeben  U  . 
&rlebigung  -ober  Erfüllung  finben,  j.  B.  bei  geibrent 
SBitweninftituten,  geben«verftcherung«anftalten  u.  f.  w.  2 
menfehüche  geben  tann  nut  burd>  fotgfältige  Pflege  bet  0 
funbheit,  S3ermeibung  aufreibenber  geibenfdbaftcn ,  dtegcln- 
ßigleit  in  ©enü||crt  aUet  Ärt  u.  f.  w.  verlängert  werte 
fobaß  burch  jene  SJtittel  bet  SDtenfd)  ein  höhere«  Älter  cm» 
eben  fann,  al«  er  wa hvfcbcinlicb  erreicht  haben  würbe,  utr 
et  ftch  berfelben  nicht  bebient  hatte.    @«  ifl  babet  e 
feht  banFenöwcrthe«  unb  nü^licbc«  Unternehmen  getveiu 
wenn  Är^te  wie  £ufclanb  (f.  b.)  allgemeine  Änwttfia^r 
mx  Pflege  be«  geben«  obet  jur  gebenövettangeniog 
fünft  (grietf;.  SJtafrobiotif )  gegeben  habtn- 

CrbenöDtrstrijeruncj  nennt  man  einen  Beitrag,  o_ 
welchem  ein  SOtenfch  (ber  Sierftcfjerte)  fieb  vtrbinblidb  med 
entweber  ein  füt  allemal  ober  etr.e  größere  9veif>e  von  3 
ren  miebcrfwlt  eine  gewiffe  Summe  an  einen  Änbern  tt 
an  eine  ©efedfefjaft  (ben  Berficberer)  ju  jagten,  unb  bafür 
Buficberung  erhält,  baß  ihm  nach  einer  gewiffen  {Reibe  w~ 
Sahren  entweber  ein  befriramte«  Gapital,  ober  jährlich  bü  ; 
feinem  Äblebcn  eine  befHminte  dtente  von  bem  Berfubeter  st- 
zahlt  werben  foO.  Bei  Befümmung  bet  einjahuing«f«a!«' 
be«  SÖerficbernbcn  wirb  auf  fceffen  wahrfcheinliche  gebcribaw% 


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Leber 


Hl 


JLeber 


mf  bcffcn  ©efunb&eitöumfiänbe,  Tffter,  gcbertSwetfe  JRfi<fft$t 
lenommen,  unb  ber  5Eob  beS  JBerficberten  bebt  bie  JBerbinb» 
iebfeit  beS  SSerfutererS  auf.  Die  an  btn  83erficberteii  auö» 
u;ah!cnbe  Summe  wirb  im  crflen  ftalle  eine  Hebe  nSactie, 
m  jweiten  eine  HebenSrente  genannt  Cine  t ritte  Art 
Jon  SrbenSverficfcerungSanflalten  finb  biejenigen,  bei  welchen 
■Ott  bim  SBerfTcberten  bis  an  feinen  SKob  ober  bis  ju  einem  be= 
timmten  Alter  eine  gewiffe  oerbältnißmäßtg  fleint  Summe 
äbrlicb  eingejagt  unb  bafür  von  ber  Anfall  nach  bem  SEobt 
>eS  SSerftcberten  gegen  JBorjeigung  beS  bem  SBerfidjerten  et» 
heilten  Scheines  ein  für  allemal  ein  gewiffeS  Capital  aus» 
je&ablt  »irb.  Crfabrung  unb  SBaljrfcbeinlidifeitSrecfmung 
ihb  bie  @runb(age  jeber  HebenSoerficberungSanfalt,  infofern 
er  einjujablenbe  Beitrag  nach  ber  wahrfcbeinlicbcn  Sebent 
>auer  (f.  geben)  beregnet  werten  muß.  Am  fidberflen 
mb  »ortbeilbafte|len  finb  biejenigen  berartigen  Anflalten, 
reiche  auf  ©egenfeitigfeit  gegrünbet  finb,  b.  b.  bei  benen 
Verrinn  unb  etwaiger  SSerfufl  nad?  »ertältniß  ibreS  Au* 
beileä  an  bie  SEbeilnebmer  Btrtbeilt  wirb.  Auf  biefeat  $rin* 
tp  beruben  3.  JB.  bie  1829  geftiftete  gotbaer  SebenSver» 
icberungSbanf  für  Deutfcblanb  unb  bie  1830  geftiftete  leipziger 
*ebenSt>erfid^erung§gcfeUfdboft.  JBei  ber  ledern  »erben  ald 
£beÜ»ubm«  nur  9>erfonen  jugelaffen,  »elcbe  ba$  15.  3af)r 
»ereit*  unb  baä  60.  nodj  ntc^t  überfebritten  haben,  unb  bem 
Ebeilnebmer,  welche  über  85  3abr  alt  geworben  ifl,  »erben 
)ie  fernem  Cinjablungen  erraffen.  Die  jßerfieberung  ifl  von 
>er  Art,  bafi  erjl  nach  bem  SEobe  bie  Auszahlung  beS  »er* 
icberten  Kapitale  geflieht.  35er  große  SBortbeil,  »eifert 
iebenSverficberungSanjlalten  bem  einzelnen  gewähren  fönnen, 
euebtet  3«btm  ein.  SBad  namentlich  biejenigen  betrifft,  bei 
«enen  nacb  einer.  ge»tf[en  Sfeibe  von  Sauren  ber  5Berftd)erte 
in  Capital  mit  einer  3abreSrcnte  auSgejablt  erbalt,  fo 
mpfeblen  fie  ftd?  allen  Denen,  welcbe  fein  ju  ibrem  gebend 
mterbatt  binreicbenbeS  Capital  befujen  unb  babei  einen  Cr* 
uerbSjweig  betreiben,  ber  fie  jwar  fo  lange  ernährt,  alä 
traft  unb  3ug«nb  ibnen  befien  {Betreibung  geflattert ,  bei 
reichem  fie  aber  feine  Gapitalien  ju  fammeln  »ermögen. 
Die  Anflalt  gibt  baber  SBeranlaffung,  in  ber  3ugenb  für 
•a8  Alter  auf  eine  berubigenbe  SBeife  vorjuforgen.  Die 
;nbere  Art  ber  gebenSoerficberungSgefeQfcbaften,  bei  benen 
rfi  nacb  bem  Stöbe  beS  SSerftcberten  ein  Kapital  auSgejablt 
oirb,  empfiehlt  ftcb  bagegen  Denen,  »eldje  für  üfre  bei 
brem  Sfobe  beS  EJerforgerS  beraubte  Familie  forgen  »ollen, 
owie  Solchen,  »elcbe  jur  ^Betreibung  eineS  mi:tbmaf;:ic& 
inträglicben  ©ewerbeS  eines  GapitalS  bebürftig  finb,  welches 
e  nur  als  Darlebn  aufzutreiben  vermögen,  riefe  »erben 
ich  beS  SebenSoerficberutigSfcbemeS  bebienen  fönnen,  um  ty» 
em  ©laubiger  eine  Sicherheit  für  baS  »orgefeboffene  Capital 
in  Salle  ibreS  Ablebens  ju  ge»&bren.  CS  fann  auch  ein 
iJIenfcb  ben  anbern  »erfiebern,  fo  namüch,  tafj  jenem  im 
[alle  beS  XblebenS  t>on  biefem  ein  Capital  ausgezahlt  wirb, 
mb  eS  ifl  flar,  baß  aueb  bied  unter  Umflanben  oortbeilbaft 
.;n  fimn. 

tcbrr  beißt  baS  größte,  unter  ben  fogenannten  falfdben 
?ippen  ber  rechten  Seite  gelegene  Unter(eibSeinae»eibe  ton 
rüfenartigem  äBaue  unb  braurrrot()et  $arbe.  SRan  unter» 
Reibet  an  ihm  eine  obere  gewölbte  Stäche,  »elcbe  unmittel* 
ar  unter  bem  3»ercbfeQe  liegt,  unb  eine  untere  ausgehöhlte, 
.ird)  mehre  {liertiefüngen  in  Sappen  gcthcilte,  welche  ben 


obern  St^eil  ber  regten  9liere,  eine  Partie  be*  3»ölfftna,tr* 
unb  beS  DicfbarmeS  unb  ben  fogenannten  Pförtner  bei  SRa> 
gen8  bebeeff,  ferner  einen  flumpfrn  SJanb,  ber  bie  Sebct 
nacb  hinten  unb  rechts,  unb  einen  febarfen,  ber  fie  nacb 
vorn  unb  linfS  begrenzt  unb  in  feinem  mehr  nacb  rechts  ge* 
legen tn  Sbeile  mit  einem  flachen  Giufdmitte  für  bie  ©aCen* 
blafe,  »elcbe  jur  Aufbewahrung  ber  in  ber  Heber  abgefon» 
berten  ©alle  bient,  toerfeben  i(t.  JDie  Seber,  in  bereu  »iemlid) 
feflem  ©ewebe  fiel;  eine  SRenge  auS  ©efäßfnaueln  beftebenbe 
gelbe  Aömerehen  auSjeicbnen,  wirb  niebt  überall,  aber  boa) 
im  größern  SEheile  ir>reS  UmfangeS  »on  einer  häutigen, 
buref  baS  iBaudjfett  gebilbeten  ^»ülle  umgeben,  bureb  »er» 
febiebene  SSanbcr  an  bie  benachbarten  Sbeite,  namentlid;  aber 
baS  ämerdifell,  befefligt  unb  erhält  ja()lreicbe  ^Blutgefäße, 
gan)  befonberd  viele  JBlutabern,  außerbem  aber  aueb  Innu 
Phatifcbe  ©efäße  unb  9leroenj»eige.  3bre  SBerricbtung  be* 
fleht  bauptfdcblicb  in  ber  2lbfonberung  ber  ©alle,  »elcbe  ftcb 
burch  ben  gemeinfehaftlicben  ©aliengang  in  ben  3»ölffinger* 
barm  ergießt,  näcbflbem  aber  in  ber  QrntfcbUmg  teS  SSluteS, 
»ielleicht  auch  in  »irflieber  jßlutberettung,  »enig'flenS  bei  bem 
noch  ungeborenen  SRenfcben,  in  »elchem  fte  einen  oerb&lt» 
mäßig  beiweitem  größern  Umfang  liat  als  in  bem  Cr« 
wachfeneit.  Die  Heber  gehört  ju  benjenigen  jDrganen,  »elcbe 
ftcb  nicht  bloS  bei  bem  SRenfcben,  fonbern  auch  bei  ben  inet« 
jlen  SEbieven  ftnben ;  fei bf]  bei  manchen  SBürmern  fchein t  etwas 
ber  Heber  'XbrUicheS  vorjufommcn,  ja  bei  ben  Sögeln,  2tm* 
phibien  unb  gifchen  fyat  fie  eine  »erbütmißmeißig  beträdnii. 
chere  ©röße  als  bei  bem  SRenfcbcn  unb  ben  Säugtbieren. 
Die  Heber  ifl  mannirJhfachen  Äxcmt beiten  auSgcfe^t.  3u  ben 
am  bäuftgfien  iwrfommenben  gehört  bie  Cntjünbung  ber 
£eber,  »elcbe  im  gu'tcf Itcben  Salle  mit  3ertt}ei(ung ,  im  un> 
glücfiiiten  mit  SBerbärtung,  mit  Vereiterung  ober  aueb  wol, 
obfehon  feiten,  mit  SBranb  enbet  gemer  oerbienen  Cr» 
»ähnung  bie  ©elbfucbt,  bie  fogenannte  Seberfolif, 
»ic  überhaupt  bie  oon  bem  83orbanbenfein  »on  ©allen» 
unb  Hcberfteiuen  abhängigen  i93efcb»erben.  Außerbem  bietet 
bie  Heber  nicht  feiten  binfichttid;  ihrer  Sarbe,  gert;gfett  unb 
Structur  Abweichungen  von  ber  {Regel  bar,  bie  freilich  mei> 
flenS  erjt  golgeübel  finb.  So  fann  fte  auf  verfebiebene 
SBeife  »ibernaturlicb  gefärbt  erfa)einen,  blaßgelb,  grünlich,  bun» 
feljiegelrotb,  fchwärjlicbrotb;  fie  fann  ferner  bis  jum  3«rcifjen 
mürbe  unb  weich,  aber  auch  biebter  unb  fefler  als  recht  ifl, 
ja  ungewöhnlich  hart  unb  in  ganj  frembartige  ©ewebe  t>er< 
»anbelt  fein  ober  boeb  frembartige  Crjeugmffe  von  Jbduti» 
ger,  faferiger,  fnorpeliger  ober  fnoeberner  23efcbaffeut;eit,  fo« 
»ie  auch  Ansammlungen  von  giüfft'gfeiten,  von  fölut,  CiteT, 
9£a|Jer  in  ihrem  ©ewebe  barbieten;  enblicb  fann  baS  ganjc 
Organ  burd;  franf hafte  Cntwicfelung  benachbarter  SEbeile, 
Anhäufung  von  glüffigfeiten  in  ber  Unterlei bSböhle  u.  f.  ». 
aus  feiner  naturgemäßen  Sage  gebrängt  fein.  Cine  befon* 
bere  Anlage  gu  Seberfranf beiten,  ju  benen  grauen  mehr  ge» 
neigt  finb  als  SKänner,  begrünben  baS  cbolerifcbe  unb  me> 
lancbolifche  Temperament,  (>au^ger  Arger ,  anbaltenber  ©ram 
unb  Jt ummer,  Gewöhnung  an  eine  ju  reic^Itcbe,  ju  fette 
unb  ju  flarf  gewürzte  SLoyi,  Unmäßigfeit  im  ©tnuffe  gei» 
fliger  ©etränfe.  AuSbrücflicb  erwähnt  ju  »erben  verbient 
noch,  baß  bie  Heber  nicht  feiten  in  §olge  von  Jtopfverlefeungen 
erfranft.  —  Seberflecfen  »erben  gelbliche,  gelblichbraune, 
braune,  getbUcbgrune  ober  gelblidjfchwarje,  balb  glatte,  batb 
etwas  raube  glecfen  von  ber  ©röße  einer  Hinfe  bis  ju  ber 


S 


Meckfeld  tt% 


Leder 


einet  .ftanb  genannt,  bie  am  gewöbnlicbfieti  bei  grauen  jur 
Seit  ber  ©cbwangerfcbaft  ober  nad)  fonftiger  Unterbrücfima, 
be-j  SWonatSfluffeS  ba(b  einjeln,  balb  gruppenweife  im  &t> 
ficht,  am  £alfe,  an  ber  93ruft  unb  am  Unterleibe  jutn 
SBorfebein  fommen,  juwetfen  aber  aud)  mit  .^dmorrbotbal« 
ober  geberleiben  in  SBerbinbuna.  freien ,  weber  3ucfcn  noch 
©ftmerj  ober  fonfi  eine  Cmpfinbung  oerurfacben  unb  in 
ber  Kegel  mit  ber  Urfacbe  ibrer  Grntftebung,  bei  ©cbwan« 
gern  furje  3eit  nad)  ber  Sntbinbung,  gewöhnlich  noch  wab* 
renb  be§  SBodjenbette*,  entweber  ton  felbft  ober  unter  bem 
©ebrauehe  oerfebiebener  innerer  unb  äußerer  Littel  wieber 
oerfdjnrinben. 

Cfdjftlö  ifl  ber  9came  einer  Qbtnt  jwifeiben  bem  2ed) 
unb  ber  2Bertad)  im  Äönigreicbe  SBaiern,  welche  jebn  ©tun* 
ben  lang  ifl.  Diefelbe  bot  eine  hiflenffte  ^Berühmtheit  er« 
langt  burd)  bie  ©cbfacht  am  10.  Bugufl  955,  -in  m  elfter 
bie  fmngarn,  bie  Deutfd)lanb  mit  häufigen  räuberifeben 
Einfallen  btimgefuebt  hatten,  »on  Äaifer  Otto  I.  fo  oöllig 
geftblagen  würben,  baß  fie  fernerbin  Dtutfcblanb  niftt  mehr 
beunrubigten. 

f  eck  wirb  in  ber  ©ftiffcrfprafte  jebe  Öffnung  genannt, 
welche  in  einem  ©ebiff  entjtanben  ifl,  fobaß  ba*  SBaffer 
burd)  biefelbe  in  ben  Schiffsraum  einjubringen  oermag. 
SSenn  man  glüfftgfeiren  in  ©efäßen  auf  größere  (Sntfer* 
nungen  »erfenbet  ober  fie  in  benfelben  längere  Zeit  liegen 
läßt,  fo  ifl  gew6bnlid)  ein  aömälige*  'Äu*  träufeln  berfelben 
niftt  ju  »ermeiben.  Diefe*  wirb  geden  ober  H  bie  den 
genannt  unb  ber  SJerluft  an  glüfjigfeit,  welche  bie  golge 
beffelben  ift,  wirb  bie  gedafie  ober  gedagie  genannt. 
<2 *  giebt  gewiffe  Kegeln,  nad;  benen  biefe  berechnet  wirb. 

Ccder  wirb  im  ungemeinen  jebe  Sbierbaut  genannt, 
welche  fo  jubereitet  worben  ifl,  baß  fie  vermöge  gewiffet 
©ubftanjen,  bie  an  ben  Däfern  unb  bem  3e0gewebe  einge> 
brungen  finb,  ber  gäulniß  längere  %tit  wiberflebt  unb, 
baß  fie  jugleid)  einen  böb«n  ©rab  »on  ©efebmtibigfeit  er» 
langt  hat.  Die  Äunft  ber  geberbereitung  beißt  ©erberei 
unb  imterfftcibet  fid)  in  mehre  Hxtm,  je  nachbem  man  »er» 
f (hieben e  SBege  einfeblägt,  um  bie  ^>dute  mit  ber  $aarbe> 
fleibung  ober  nad)  Entfernung  berfelbeh  ju  bearbeiten.  {Bei 
ber  Seliger berei  bebierrt  man  fid;  al«  ©erbematerial  »or» 
jug«weife  ber  Giftcnlobe,  aber  auch  ber  9ünbe  ber  fBirfen, 
(£rlen,  Sannen,  giebten,  Bercben,  SBeiben  unb  anberer  ©üb 
ßanjen,  »reifte  fogenannten  ©erbefloff  enthalten;  bie  ge» 
meine  8ot)gerberei  ober  Siothget berei  liefert  Scbi  =  , 
©d)ma(»  ober  gab  (lebet.  iDcbfenbäute,  auch  fcb.were 
Kuhhäute  geben  ba*  techlieber,  $funbleber.  SRacbbem  jene 
gehörig  in  SBaffet  eingeweiht  worben  finb,  reinigt  fie  ber 
©erber  mit  $ulfe  eines  ftumpfen  <?ifen*  (be«  ©trrift=  ober 
©cbabeifenS)  auf  bem  ©chabebaum  hon  bem  anbaftenben 
©d)muje  unb  fpült  fie  in  fließenbem  IE  äff  er  au«.  Durch 
Xnwenbung  von  Äclrmild),  welche  bie  JDberbaut  jerftört,  in 
ber  bie  £aare  fejrfifcen,  ober  burd)  ba«  fogenannte  ©cbwi* 
fcen,  werben  hierauf  bie  &aute  jum  Enthaaren  vorbereitet. 
58c im  @d)wifeen  finb  bie  jpäute  jufammengefcblagen,  fobaß 
bie  raube  ©ette  nad)  außen  fommt,  übereinanber  gefdn'cb» 
tet,  unb  werben  einige  äeit  ber  gäulniß  überlaffen;  bamit 
biefe  jebod)  niftt  in  baS  innere  ber  «baute  einbringe,  fo 
bat  man  biefe  vorher  auf  ber  gleifcbfette  mit  ©alj  unb  Webe 
eingerieben.   Dae  enthaaren  gefftiebt  mit  $ü(fe  bed  ©ftab- 


eifen3.    3bermat6  werben  nun  bie  ^>iute  in  einest  gluü. 
gereinigt,  um  bann  jum  ©d>eeren  ju  fd;reiten,  bei  rrc 
d)em  bie  überfluffigen  gleifcbtbeile  mit  einem  fd)arfen  SJcciTc 
abgefd;nitten  werben.   9lad>  wieberbolter  (ünwdfferung  bei 
#aute  werben  fie  auf  ber  9larbenfeite  (wo  bie  ^>aart  frin. 
ben)  t>on  teftmm  unb  &alttbei(en  burd)  bag  streift, 
gereinigt.   HUt  btöber  erwähnten  Arbeiten  finb  nur  Mrtc- 
reitenbe,  unb  ju  biefen  gehört  auch  noch  ba$  ©d? welle:: 
ober  ^eijen,  burd)  welches  bie  ^>äute  fo  aufgefd)wemn-: 
ober  in  ihrer  ©truetur  aufgelodert  werben,  baß  fie  aut  liif> 
nabme  ber  ©erbfäure  gefchidt  werben.   25aS  »3d)wellen  ge> 
fd)iebt  burd)  Einweichung  ber  J^dute  in  bie  au5  Sfog^er 
ober  ©erflenfcbrot^Äteie  unb  «Sauerteig  (welcher  bie  ®.;. 
beförbert)  bereitete  ©d)weübei}e,  ber  noch  (ine  nuanti:>: 
Söaffer  jugefe^t  wirb,    ©tatt  biefer  fauern  ©erreil"!:: 
nimmt  man  auch  wol  eine  gobbrube,  bie  man  au«  fftc- 
gebrauchter  £obe  burd)  einen  ttufguß  t>on  23affer  gen 
Stacbbem  (worüber  2Bod)en  oergeben)  bie  £dute  gebe: 
aufgefdjweHt  finb,  bringt  man  fie  in  bie  Jarbe,  »eiett 
einer  fd)wad)en  S3rühe  au«  frifeber  ßobe  beflebt,  unb  Ii 
bem  fie  hier  in  einem  bi«  jwei  Stagen  eine  rötblifbe  garbe  n 
genommen  haben,  fmb  fie  jum  Sierfefeen  ober  jum 
legen  in  bie  ©tu ben  gefchidt.  25iefe  beftehen  au*  83e ti 
fungen  (in  bie  Chrbe  oerfenften  iBotticben)  r>on  acht  b 
jehn  g.  aiefe  unb  fech«  g.  gdnge.   ©d)id)ten  faferiger  Sr^. 
wechfeln  in  biefen  ©ruhen  mit  ben  einjelnen  ^>dute- 
oben  auf  fommt  abernod)  eine  (larfe  Schicht  fchon  gebraut 
gobe  unb  enblid)  werben  jSBretcr  unb  ©teine  aufgelegt  Xi 
bie  8obe  wirb  nun  fo  viel  glußwaffcr  ^efd)üttet,  al«  bie  8tuN 
nod)  ju  faffen  »ermag  unb  fid)  in  bie  2obe  cinjiebt  9M 
10—14  SBod)en  erfl  nimmt  man  bie  £iute  au*  ber  8mt< 
aber  nur  um  fie  umjuwcnben  unb  abermal  einzulegen  (bn 
jweite  ©afe)  unb  mit  frifd)er  gobe  ju  »erfeben.  9(acb 
SKonaten  erhalten  fie  einen  britten  @afe,  in  bem  fie  abrnr 
oier  Neonate  ober  nod)  langer  liegen  bleiben.   SRun  rrf: 
bie  ©erbung  ber  ^>dute  oollenbet  unb  biefe  baben  burd) ; - 
an  gejligfeit,  SSBeiße  unb  ©cbwere  gewonnen.    Die  ff 
febaffenheit  ber  J^aut,  bie  föehanblung  berfelbcn  beim  to- 
ben unb  bie  SBcfchaffenbcit  ber  Sehe  beflimmen  jufaxanr 
bie  ©üte  be*  geber«.   9lad)  SJolIfnbung  ber  ©erbung  m 
ben  bie  £äute  »on  ber  8obe  gereinigt,  langfam  getrodar 
gepreßt,  mit  einer  Äeule  geflampft,  mit  einer  SBalje  ^ 
net  unb  enblich  auf  ein  nicht  ju  trodene*  gager  geh 
D a«  C eher  ifl  ooüf ommen  burchgegerbt  (lobgar),  roennK 
Durcbfchnitt  bie  ©chnittftache  burcbgdngig  bräunlicbge^ 
nicht  in  ber  SRitte  nod)  ein  weißlicher  ©trieb  erfcheint.  ! 
nidjt  mebr  brauchbare  gobe  wirb  in  böljerne  gormen 
»reßt  unb  getrodnet.    2uf  biefe  SJeife  erbdlr  man  I 
gobfueben  ober  gobballen,  welche  al«  Jörcnnm-: 
bienen. 

•Da«  gabl*  ober  ©cbmalleber  wirb  au«  Äa". 
bereitet,  auf  ähnliche  SBeife  wie  ba«  ©obßtber,  9: 
aber  bie  gelle  au*  ber  ©rube  genommen  worben,  wert\- 
mit  einer  &branfcbrmere  befhieben,  am  ftartfhm  auf  ber  gl< 
feite,  fd>wdd)er  auf  ber  9larbenfeite.  9lach  bem  Srocfncn  r. 
ihnen  burd)  bie  Zurichtung  ein  glatte*  TCnfeben  ge. 
werben  fie  gefriöpelt,  woju  man  fid)  eine*  bogenn 
fevbtcn  ^>oije*  (bc*  jTriSpelbol^S;  bebient,  unb  enblid)  C 
ba*  galjen  ober  ©djlicbten  ju  gleichmäßiger  Dide 
unb  mit  bem  ^antoffelbotj  glatt  gerieben.  —  Äub:  . 


Digitized  ^|j|j^Ic 


.Um  (terirn  Soda  k&  • 

•;n'*tdll  M-  ta*"04'*11 

f«  fr*  ff  f. 
.  .  .  i.-.r;;b,t:;i(-: 


tonn  man  Jtalb»  unb  SiegenfeDe  fc&on  binnen  at&t  bi«  jefcn 
unb  bunne  .Rub»  unb  fliofbäute  binnen  14—21  Sagen  gerben 
Eicfe  gabrifatc  (leben  inbef  an  @üte  im  OTaemeinoi  benen 
na*,  welche  burcb  bie  gemibnlicbe  gobgerberet  gewonnen 
»erben.  Xucb  nocb  nnbere  Ärlen  ber  ecbnellgerberei  finb 
etfunben  worben  unb  namentlich  bot  man  in  Xmerifa  bie» 
fel&e  ouSgebilbct.  «Rocb  ifl  ber  ©trbetei  be«  3uften  (f.b.) 
unb  be«  (Saffian  (f.  b.)  }u  gebenten. 

»ei  ber  SBeifgerberei  bebient  man  fta>  fatt  cergob« 
emer  Äuflöfung  »on  Älaun  unb  Äonjfalj,  um  Jtnlb=,  Schaf* 
unb  3tegenfelle,  fowit  leiste  Dchfen»,  Jtub»  unb  Äofbäutt 
weif  gar  ju  machen.  Die  Borarbeiten  ber  gemeinen  SBeif* 
gcrbaei  finb  jiemfich  biefelben  wie  bei  ber  Stobgerberei.  SRacr) 
Xklkncung  berfelben  werben  bie  gefcbweHten  unb  gereinigten 
Mut«  in  erwärmter  Äleienbeije  burchweicbt  unb  gewalft 
«mb  bann  in  ber  Älaunbrü&t  gegerbt.  SRan  jie&t  fie  burdb 
unb  lägt  fie  furje  3eit  in  ber  »ruhe,  fc&lägt  fie  bann  ju« 
lammen  unb  la#r  fie  »wei  bis  brei  Sage  in  einem  gaffe 
fleischtet  liegen,  bis  fte  gar  ftnb,  worauf  man  jte  trocfnet 
unb  juricbtet.  3u  biefem  3we<fe  werben  fie  angefeuchtet, 
übet  einem  balbrunben  gjfe„  (Stollen)  gerecft,  auSgebehnt 
«mb  ton  ben  galten  befreit.  3uweilen  wirb  noch  bie  «Rar. 
Mette  geglättet  unb  gefärbt.  Da*  $anbfcbubleber, 
wo)  franj.  ober  er  lang  er  geber,  wir*  au«  fcamm*  unb 
»«.ienfeCcn  gemacht,  bie  man  naa>  bem  (Herben  in  bet 
«wunbn'ihc  noch  in  einem  ©erberbrei  burdbarbeitet,  welcher 
bös  lieber  noch  weiter,  milber  unb  weif  er  macht  unb  aus 


l\0  kl.  muu 


«j«n«i»,  fc/kymu,  ^ycrfc,  »suoicDwetn «,  cecöuno»  unb 
SBallroßbäuten  gemacht,  na*  bem  Dfunbe  »erlauft  unb  be. 
fonber*  ju  Sohlen  uon  bem  Schuhmacher  »erarbeitet.  Da« 
engl.,  lütttcher  unb  maflric&ler  ifl  ba«  be(!e.  Da«  gabl,. 
Schmal,  ober  JDberleber  wirb  »on  ben  Schuhmachern 
gebraust  unb  nach  bem  Stücf  »erlauft,  gifcbleber  ifl 
ein  lobgare«,  gefri#»elte«  unb  fcbwarj  gefärbte«  JtatbUber. 
Da«  jämtlänbifcbe  gebet  fommt  au«  ber  fchweb.  $>ro. 
»inj  3ämtlanb,  i|t  ein  gefe&meibige«,  wafferbic&te«  ?eba, 
ju  bem  bie  ^)äute  »erfcbiebener  ariji««  genommen  werben, 
bie  tn  einer  Reifen  fiauge  »on  guter  giebtenrinbe  geffamoft, 
in  ber  Äälte  gerroefnet,  mit  gett  eingef*miert,  erbiet  unb 
fdjneU  mit  gett  abgerieben  werben.  Da«  iölanfleber  bei 
ftebt  au«  lobgaren  3}inb«bäuten,  bie  mit  gifätbran  gerränh 
unb  aeglattet  finb.  2>a«  braune  ifl  mit  gicbjenlobc  gegerbt, 
ba«  febwat^e  no<{»  bur*  eine  ©fenauflöfung  gefärbt.  Satt, 
let  unb  Äiemer  beoienen  fio>  beffelben.  I)a«  Ätem»el  = 
ober  Ärajenleber  ifi  bunne«,  weicht«  Jtublebet,  äimli6 
bem  »lanfleber  unb  wirb  jur  Äerflettung  oon  Jtraften  unb 
Jlarbälfcben  (f.  &  rempeln)  gebraucht. 

»a«  alaungare  unb  weif  gare  geber  bat  »orjuglicfc 
folgenbe  ©orten.  Die  garbenf eilt  finb  auf  btt  Karben 
feite  weife,  auf  ber  gleifcbfeite  oerfebieben  gefärbte  JtatbfeHe. 
Da«  brüffeler  8eber  ifl  gefärbte«  |)anbfcbubleber.  Da« 
bän.  gebet  unb  ba«  glacirte  ober  erlanger,  aueb 
franj.  gebet  finb  febon  erwäbnt  worben.  iBorjügticb  f>anb< 
febuhmacher,  ©attler  unb  Sliemer  bebienen  fieb  biefer  öeber» 
arten.  Da«  ©ämifcbleber  wirb  befonber«  ju ÜSeinfleibem, 


benbürgen  unb  bic  JBufowimi.    3n  ffiaiem  ifi  ßrlangcn 
bcbeutenb.    (Smgtanb  unb  granfreicb  fabriciren  fcfjr  »ielcS 
unb  gutcd  Eebcr  unb  verarbeiten  eS,  namentlich,  in  9?ariS,  ju 
£anbfcbubcn,  SchubwerE  unb  Kinderarbeit,  bie  weithin  au 
geführt  wirb.    Auer)  in  0?ufjlanb  unb  SRorbamcrifa  fr. 
jaf>lreid;e  unb  fchr  anfebnüche  ©erbereien. 

Cfffburf  (Sranr.  3ofeph),  4?"}°9  von  2>an$ig  unb  2Rar; 
fcbaH  von  §ran(retcb,  ein  auSgejeidmefer  Relbfyerr,  würbe 
1755  geb.  unb  war  ber  ©oftn  eines  5JcuflerS  'ju  Ofuffac 
im  Slfafj.  Sei  AuSbrud)  ber  JReeolufion  war  er  noet)  ©er» 
geant,  aber  febon  1793  (am  er  als  ©cneral  jur  57?ofefarmee, 
worauf  ir>n  Napoleon  am  18.  JBrumaire  ju  feinem  erflen 
Lieutenant  unb  1804  jum  9Warfd?aH  von  granfreieb  ernannte. 
<Sx  jeidwefe  fid>  fpdter  bei  3ena  unb  bei  Cyättl  auS,  bela» 
gerte  Catufg,  nacb  beffen  enblicbcm  Jaü*  er  jum  <$ergog 
von  Danjig  ernannt  würbe.  3m  3-  1808  biente  er  in 
Spanien,  1809  gegen  £>fhreicb  unb  namentlicb  in  £irol. 
SBäf>renb  ber  rujf.  ^ibjüge  befehligte  er  bie  alte  ©arbe 
unb  1814  jeiefjnete  er  fid)  in  bem  ftegreieben  treffen  bei 
SRontmirail  auS.  9?aebbcm  Napoleon  jurüefgetreten  war, 
ernannte  Lubwig  XVIII.  L.  utm  tyait,  ba  er  jeboeb  nach 
Slapoleon'S  Sfüctfcfjr  fieb  biefem  wieber  anfcbloß,  fo  würbe 
et  aui  ber  Lifle  ber  $airS  auftrieben,  1819  aber  wieber  in 
biefetbe  aufgenommen,  naebbem  er  febon  1816  als  SRarfcban 
von  granfreieb  beftdtigt  werben  war.  @r  fiarb  ju  $ariS  1820. 

€tgai  (ju  beutfeb  gefefelicb)  nennt  man  25aS,  wa§  mit 
ben  ©efefcen  übereinstimmt.  £)er  ©egenfafc  baoon  wirb  il« 
[egal  (ungefefclicb)  genannt. 

Craat  ober  SöermdcMnifi  nennt  man  aüefi  DaS,  Wi 
3emanb  nacb  bem  leiten  2BiHcn  eines  S3er(lorbenen  aus 
beffen  91ad;laffe  ©ingularfueceffbr  (f.  (Srbredjt)  er> 
hatten  foll.  5Ran  nennt  ben  auf  biefe  Seife  JBcbacbtci 
Legatar  ober  JBermdcbtnifjnebmer.  3ur  Ghrricbrung 
eineS  aJermddjtnijTeS  ift  niebt,  wie  «ur  Gtnfet)ung  eines  (f 
ben,  ein  f&rmlicbeS  £eftament  n&tbig,  fie  (ann  aueb  in  ei» 
nem  bloßen  Sobicill  (f.  b.)  gefebeijen.  3a  felbft  biefeS  ijl 
niebt  erfoberlicb  unb  bie  .£>intcrlaffung  beS  SJermäcbtniffeS 
Pann  auf  jebe  beliebige  Art  unb  SBeife  gefebeben  fein,  wenn 
ber  Legatar  fieb  erbietet,  ben  S3eweiS  ber  e&intcrlafjung  bur 
ben  (Stb  beS  mit  bem  SBermdcbtnifi  JSefcbwerten  ju  führen. 
Ute  Entrichtung  eineS  SBermdcbtniffeS  (ann  nacb  bem  beu> 
tigen  röm.  9?ed>te  niebt  bloS  bem  (Srben,  fonbern  aueb  jebem 
Anbern  aufgegeben  werben,  weldjet  auS  bem  Sflacblaffe  beS 
SJerjlorbenen  etwas  erwirbt;  boct)  Pann  ifjm  niebt  mebr  r)en 
jugeben  angefonnen  werben,  als  er  felbr]  erhält,  ©egenßanb 
beS  Legats  (önnen  alle  ©acben  fein,  bie  bem  Legatar  eini= 
gen  Sfufeen  gewähren,  ihm  jur  *jeit  ber  Errichtung  beS  £c: 
jtamentS  noch  niebt  gehören  unb  bie  er  überhaupt  ui  eti 
werben  fähtej  ijl.  5pat  ber  GrrbtafTer  wiffentlia)  eine 
frnnbe  Sache  vermaßt,  fo  muß  ber  äöefcl: werte  biefe  ju 
erwerben  fueben,  um  fie  bem  Legatar  ju  ubergeben  ober, 
ift  bieS  unmiglicb,  ben  üßertb,  berfelben  erfe^en.  ©tanb 
ber  (Jrblaffer  aber  in  ber  Meinung,  bie  Sache  gehöre  ihr.-. . 
fo  ift  baS  Legat  ungültig,  weil  eS  fieb  auf  eine  falfdje  SSor= 
auSfebung  |ru(}t.  .ftat  ber  Srblaffer  unter  mehren  in  fei« 
nem  flladjlaffe  beft'nblid;m  ©adjen  feine  fpeciell  bejridjnet, 
fonbern  bloS  bie  ©attung,  j.  JB.  ein  $Pferb,  angegeben,  aueb 
gar  niebt  beftimmt,  wer  bie  ©adje  auSwdblen  foB,  fo  flebt 
bem  Uegafar  baS  2Bab,lredjt  ju;  boct)  ift  er  babei  an  bie 


Legaten 

^Ütte [forte  gebunbeu.   Jö,n  ihm  aber  ber  (hblaffer  aui< 
brüdlicb  baS  S?ccbt  ju  wallen  juge(lanben,  fo  form  tr  fieb 
baS  S3  e  fl  e  auSfucben,  ber  Qxbt  aber  barf,  wenn  ber  OirS 
laffcr  ii' ui  bie  SSal)(  überlajfen,  ntebt  grabe  baS  Sefatecbtei":; 
wählen.   3(1  bie  SSabl  einem  dritten  jugefjanben,  fo  baben 
fieb.  c'tbe  unb  gegatar  ganj  feinem  VuSfprucbe  ju  unternv 
fen.   3cbe  an  ficf>  erlaubte  {ßebingung  (ann  aueb  mit  ba 
.Öinterlaffung  eineS  Legats  oerfnüpft  werben  unb  nur  n 
{Qcjug  auf  ben  Sag  ber  Erwerbung  unb  beS  (rrfoberaiv 
rechte?  enifteht  babureb  ein  Unterfctueb.   JBei  einem  u  :\  ■: 
bingteu  fßermdebtniffe  erwirbt  ber  Legatar  baS  Äetbt  auf 
baiu.be  foglcicb  mit  bem  Xobc  beS  drblafferS;  änfobrrc 
fann  er  eS  aber  immer  erft  nacb  Xntrctung  ber  @rbfttaf!, 
bei  ben  bebingten  Legaten  ift  überbem  ber  Gin  tritt  bei 
S3ebingung  erfoberlicb,  eS  gebt  aber  auf  bie  Grben  bei  Ed 
gatarS  in  allen  fällen  über,  fobalb  biefer  nur  ben  (frblafi:: 
uberlebt,  alfo  baS  Legat  erworben  bat.  £a3  Enwaebfunc- 
ober  ÄccreScenjrecbt  (j.  <?rbred)t)  finbet  bei  Jöermdcbmiffc 
nur  bann,  wenn  eine  ©aebe  vJOi ehren  jufammen  vermadt  ijl 
unb  fo  lange  fiatt,  a(S  ber  gegatar  fein  Siecht  noeb  nid: 
enoorben  bot,  benn  bann  gebt  eS  auf  feine  Grben  über.  — 
Sßenngleicb  bem  Legatar  ober  gibeicommiffar  bie  ^rrau? 
gäbe  aUed  Neffen,  was  er  felbfl  erhalten  bat,  auferlegt  roerte.i 
(ann,  fo  ijl  bagegen  Derjenige,  welcher  bie  Gigenfcbaft  einer 
Grben  be(t|t,*  (tetS  berechtigt ,  ben  werten  Stbeil  (bie  ü. 
nannte  quarta  Falridia)  oonDem,  was  ibm  binterlaffc:: 
unbefdiwert  jurüdjubebjalten  unb  »erbdltnifmiapig  t>on  tr 
8$crmdd)tniffen  abui.veben.    Rur  bie  sJcotbcrbcn  mu§  aufrr 
bem  noeb  baS  yflidjttljeil  frei  unb  ungefcbmdlerr  bU 
(Sin  S-^ermdcbtnif)  (ann  aueb  wieber  aufgehoben  werben  ii-' 
bie  Äufbebung  erfobert  ebenfo  wenig  Rormlicbfeiten 
bie  Auferlegung,  nur  muß  ber  tBeweiS  berfelben  be^uflellr 
fein.  'Äud)  gebt  eS,  wie  eine  Grbfcbaft,  verloren,  wenn 
ber  gegatar  beffen  unwürbig  macht.    ÄUeS,  was  £>crjenüi 
weldjer  ben  legten  SBiUen  «erfertigte,  in  birfem  ju  feinns 
SJortbetle  fchrith ,  wirb  ibm  entjogen,  wenn  eS  niebt 
bem  Scjlator  auf  anbere  SBeife  beftdtigt  ift.    Die  Wfci 
vorgetragenen,  bem  rem.  Siechte  entlehnten  £Scftimmungr 
ftnb  bie  in  Dcutfcblanb  gemeingültigen,  fo  lange  niebt  fki 
ticulargefeUgebungen  etwas  21nbereS  fejlfe^en.    3n  ©aebü 
unb  in  ben  meiflen  deinem  beutfeben  gdnbern  fin: 
Abweichungen  bavon  fehr  unbebeutenb. 

Crgätrn  (tat.  legati)  nannten  bie  alten  S?cmer  kr. 
bie  bem  JDberbefcblSbaber  einer  ^rooin)  beigegebenen  CW 
hülfen  ;ur  Verwaltung  unb  jur  Äriegfülirung,  alS  au*  bi: 
Unterfelbberren  (\>ergU  Legion),  weldbe  einem  Cberbeftl^ 
baber  im  Äriege  beigegeben  waren.   Ängcfebene  9J6mer  r. 
hielten  oft  aueb  ben  ÜEitcl  Legat  als  (Ehrentitel.  tf/tOt 
biefer  legten  JÖcbeutung  ernennt  noeb  ie^t  ber  f?ap|l  viele  . 
bifeböfe  ju  Legaten,  unb  legati  roissi  (abgefanbte  Legatt: 
werben  bie  von  bem  ^apfl  abgeorbneten  ©efanbten  grnen: 
Unter  biefen  nehmen  bie  lcg«ti  a  lalcrc  (b.  b.  Xbgefariit 
uen  ©eiten,  ndmlid)  beS  fapjlcS)  ben  vorner;mflen 
ein;  fte  werben  auS  bem  GarbinalScoflegium  gewdblt.  t 
felben  halten  fieb  theilS  alS  ©efanbte  tn  wichtigen  Angelt 
genbeiten  an  fremben  Jhofen  auf,  tbeilS  als  ©eurer 
m  ben  ^rovinjen  beS  JtirrbenjlaafeS,  welcbe  Legatione 
beißen.   Nuniii  «postolici  (b.  b-  apoflolifcbe  S3oten)  beffen  r- 
Legatcn,  weld>e  niebt  Üarbindle  finb,  unb  Irgati  o*ii  (je 


«14 


j&  t«.4!»*«» 4»  namentlich  in  ben  Ätöftern  in  ben  Wergcnanbacfcten 

n  iccRfccHPrti  {«.fiM«4:.  (Wetten)  unb  wäbrenb  bcr  (Sfjeit  ber  SRincbe  unb  9lonnen 

t  fcnn,  »an  rw  W«  fl«f<W-  Sine  berühmt  geworbene  gegenbtnfammlung  ift  bie 

t  »  Iwk  ftf,  0  Mn  3öfob  be  »»wfl»"«/  ffrjbifeW  »on  ©enua  1272  unter 

-■[*nb*,ieniaB?M-0.:  fc«*n  »tarnen  ber  fogenannten  golbenen  gegenbe  (lesend* 

'•-»•'<&  Na  fc***  *  P**  veranftaltete,  ber  bie  Äirtbt  einen  »orjüglicben  SBerth 

t     it-fc,  iJjBöiiSö*2  ntbeilte  unb  bie  mehr  als  jwei  Sabrbunberte  binbureb  mit 

't  i» \f  OMtilW**^  P-g?m  ^"f011  Ö'Itfen  wutbt-   Ei«  öf>«  °u*  bieienigen 
,1 Ste  tsitefc*.»^'  *«'i«n'8«r*itbttri,  bie  in  ber  Sage  fortlebten,  gegenben  ge* 
T'fla,  !nt3  «r  2,annt  wurben'  f°«»W«K  Wefm  Kamen  balb  auch  jebe  anbert 
^^  ,,^^11        ?«[*»*'«  unb  Grjählung  von  einem  ihnen  Abmieten,  »um 
:T<rt  .  berrartn  unb  märchenhaften  3nbalte.   Seim  bie  fieaenben 

-'"T!  ."Äü^  ru  blc  ®tfa»*t«n  nur  *««  8«>nge  Ausbeute  liefern,  To  finb 
13  ^.Mf^«*«*»  pe  flL3  ttne  Wonbert  ©attung  poetifeber  grjeugniffe,  in  be= 
■  u^i^':'-r,.  -  fi*  b«mle*  unb  ungcfrhminft  bcr  iircWdje  Sinn  frtu 
.  itr>ha}  "*"'!! «tf  &««  Sabrb.  fpiegelt,  nicht  obne  »cbeurung,  waS  jeboeb 
:  ja*'  r.tJt'i,  s«  EI  c  n"6t  »w  allen  gegenben  gilt,  ba  ein  großer  «heil  berfclben 
a  |e4  gebt  et  w Tft:  <»  «&«nfo  abgefebmaeften  oJ6  fcbäblicbcn  SKärajen  beftebt, 
.  tura  53S*t--i  •'"  ocn  "nem  ''"^W*"  uno  unfaubem  SEBunberglauben  erjeugt, 
"  ' •[  hs  i*«  ^  ; "Z  s  obct  641  ««"fetten  berechnet.  SM  firchlicbe  Dichtungen  finb 
ip<ili  ütm*,  8,0  ?e9tno«n  in  neuerer  3eit  nicht  nur  bearbeitet  werben, 

'''xAxtt  auf  !0Bl>tm  m<>n  bat  auch  in  ihrem  Seifte  neue  ju  bi*ten  ge* 

„..-,„  ns  ri*  .;f«*t,  woju  jeboeb  bie  «ufgeflärtt  unb  »erftänbige  Beträfe 
:::"7-t  lc&*  •aeZ%  «««fläweife  unfer«  Seitaltere?  wenig  geeignet  ift.  Gin  #aupt» 
TLl,r'ei!  .^i  ^  bfr  8«fltnp«'  >»«"»  f>«  bichterifebm  SSertr)  haben 
(sür^tw  -  f  ,  :  foD,  ift  baä  SHJunberbare,  gewonnen  im  liebreichen  Umgange 

lC  *J "■  - '* '' :  ^    S    '  unb  W"'r  ^«il'gfn  niit  armen  unb  um  ihr  $(&  bK 


lömmcrtctt  ©täubigen,  im  ÄuSbrurfe  bcr  fdjlicbfen  unb  ein» 

..         ä    utniH     >.L..  1....!.  ...      .ki         i  1      m      *n  v  « 


ift,  um  tbm  eine  größere  geftigfeit  ju  geben,  unb  bei  bem 
©clbe,  weicbeS  jum  ©ehmuefe  beftimmt  ift,  um  c*  für  bie 
JBcarbeitung  gefchidter,  baltbarer  unb  woblftiter  ut  machen. 
Da«  ^ugefeijte  SRetaU  beißt  bie  cegirung.  SKan  eftegt 
bafi  @ilhrr  ftetg  nur  mit  Tupfer,  baä  ©olb  aber  mit  £upfer 
(rotbe  cegirung)  ober  mit  Silber  (weiße  Segirung)  ober 
mit  Äupfer  unb  ©Über  (gemifchte  Öegirung)  ju  oerfeften. 
Xttn  ©fhatt  an  ©olb  beftimmt  man  nach  Warfen  unb  Jta< 
raten,  von  benen  24  auf  eine  SRarf  geben;  ben  ©ebalt 
an  ©itber  nach  fRarfen  unb  8othen,  beren  iß  auf  eine 
Warf  aeben.  Bergt,  ©emichte.  —  fcegiren  b«iß<  in  ber 
JÄecbte'fpracbc  auch  ba$  Ausfegen  eines  Ccgate  (f.  b.). 

Cc^tttniität  bejeiebnet  im  2fQgemeinen  Daffefbe,  waS  ©es 
fefemäßigfeit,  legitim  gefefemißig,  fieb  (egitimiren 
feine  ©efefemäßigfeit  barthun.  2>er  (e^te  'ÄuSbrurf  wirb  in< 
beß  auch  aQgemeiner  gebraucht  für  ba3  9Iacbweifen,  baß 
man  eine  beftimmte  $crfon  mit  beßimmten  2(nfprücbcii 
u.  f.  w.  fei,  für  welche  man  [ich  ausgegeben  bahe.  3ene 
Darlegung  fetbft  beißt  bie  cegittmation.  einen  btßimnw 
ten  @mn  bat  baS  SSort  Legitimität  in  ber  ^olitif  erhalten, 
inbem  man  nur  biejenige  {Regierung  unb  benjenigen  $ttb 
fdier  für  legitim  anerfennt,  welche  auf  eint  ben  Staats« 
grunbgefefeen  bcS  Staats  entfprecbenbe  SBcife  in  J0efi«  ber 
©cwalt  gefommen  finb,  unb  babei  befonberS  auf  ba«  ben 
monarebifchen  Staaten  jti  ©runbe  liegenbt  Erbrecht  fiebt. 
öS  beruft  fieb  baber  j.  jß.  in  granfreieb  bie  gartet,  welche 
ben  enfel  Aarl  X.,  ^einrieb  von  fBorbeauje,  als  einzigen  \t> 
gitimen  Äönig  von  Jjranfreicb  anafennen  will,  auf  bie  8e; 


Lcguan 


716 


Iiehm 


artig  ubcreiitanbergcfchebenen  ©puppen  gefegt.  8ängS 
bem  'Mdm  aber  bis  in  bie  ÜRitte  beS  SchwanjeS  unb  ei. 
nein  Sbeile  beS  ÄeljlfacfS,  von  bem  SRaule  abwärts,  jiebt 
ficb  ein  Stamm  bornartig  aufgerichteter,  fpifcer  Schuppen  bin. 
25er  Äefjlfai  l)angt  tief  btrab,  tbn  fann  baS  Sbjer  wiBfür» 


litt)  aufblafen.  3ebe  Äinnlabe  ifl  mit  einer  Weib«  breietfi 
ger,  febarfgeferbter  3äbne  bcfc&t  unb  auch  an  bem  hintern 
Wanbe  beS  ©aumenS  beft'nben  fid?  jwei  fleine  3abnreibn. 
Die  langen  unb  fiarfen  JBcine  finb  an  ben  Schenfeln  mit 
löcherigen  Schleimwarjen  befät  unb  haben  fünf  lange,  mi: 


furjen,  flarfcn  Ärallen  »erfebene  3eben.  Der  gemeine  8e» 
guan  ifl  gelblich  unb  reingrün  marmorirt  unb  ber  Scbwanj 
braunverlaufenb  geringelt;  in  Spiritus  wirb  er  bunf elblau 
unb  violett  fdjimmernb,  nach  untenber  blaffer.  Natürlich 
finben  nach  Älter,  ©efchlecht  unb  Siaterlanb  in  ber  garbe 
Nuancen  flatt.  35er  Ceguan  lebt  von  öaumblättern ,  JBlü» 
tat,  asürmern  unb  3nfeften.  Sonft  unfehäblich  unb  frieb» 
(ich,  wiit  baS  Männchen  jur  3eit  ber  $aarung,  im  grub« 
(ing,  wütbenb,  fobalb  eS  baS  fleincre,  farbenfehönere  unb 
fanftere  gBeibdjen  angegriffen  fiehf.  Dann  »ertbeibigt  eS  fich 
wol  auch  gegen  Btmftptn  unb  verbeißt  fich  babei  fb,  bafj 
man  e$  an  feinem  geinbe  tobifcb lagen  muff,  um  biefen  ba-- 
von  au  befreien.  3m  3ujianbe  ber  Aufregung  glüben  feine 
Äugen,  ber  itropf  febwillt  airf,  bic  Schuppen  ffräuben  unb 
fein  Schwan}  ringelt  unb  fchüttelt  ftcb  lebhaft.  DaS  SBeib« 
djen  legt  nach  bem  @iibe  ber  Siegenjeit  13— 15  Gier,  bie  e$ 
in  ben  Sanb  beS  SKeeruferS  legt,  wobin  beSbalb  bicfeSbicre 
um  biefe  3cit  auS  ben  SBälbern  jieben.  Sie  halten  fich  auf 
ber  Grbe,  bisweilen  im  SBaffer  auf,  worin  fie  aber  fchwer 
fchwimmen.  Sie  laufen  behenb  unb  fchwingen  fich  mit  gro« 
fjer  ©efcbicflicbfcit  vermittels  beS  febr  gefchmeibigen  Schwan« 
jeS  auf  ben  Säumen  umher.  Sinb  fie  fatt,  fo  feljen  fie 
lieh  }ur  ÄJerbauung  auf  einen  über  baS  SBaffer  fich  ftrrcfcn« 
ben  Äfl.  3n  biefem  3uflanbe  werben  fie  auch  am  beften 
unb  jwar  mit  Schlingen  unb  Junten  gefangen.  Denn  baS 
gleifcb,  befonberS  beS  SBeibcbcnS,  foll  vortrefflich  fehmeefen, 
ber©enufj  beffelben  aber  überhaupt  nicht  gefunb,  ja  bei  Mb 
nerifeben  3uflänben  fogar  lebensgefährlich  fein.  Obgleich  bie 
UebenSfraft  beS  fccguan  fo  jäh  tfl,  baß  et  mehre  Sage  ohne 


Nahrung  jubringen  fann,  fo  fann  nun  ihn  bort)  (eicht  tibrex 
inbem  man  ihm  nur  }.  SB.  einen  Strohhalm  in  bie  9toc 
flecft.   JBiSweilcn  finben  fich  »n  ben  agieren  hejoarährüiic 

Waffen. 


Cr  hm  (ber)  ifi  ein  mit  fiuarjfanb  unb  ffifenoefer.  sai 
wot  mit  fohlenfaurem  Jtalf  gemengter  Üben,  welcher  ist 
3crfet|ung  »erfebiebener  ©cflcine  entftanben  ifl.  SRan  bebuc 
fich  beffelben  in  ber  Staufunft,  befonbcrS  jur  3itgelbreanem 
»ur  £crfleü"ung  ungebrannter  2el;mjiegel  ober  fogenanEc 
Beljmpafcen,  au  fiebmfcbinbeln,  Deelen,  JB&ben  unb  Sorna 
ftatt  beS  ÜJlörtelS  alS  JBinbemittcl,  jur  Aufführung  res 
dauern  u.  f.  w.  3»  biefer  mannigfaltigen  &eo8fcB§ 
empfiehlt  er  fich  burdj  ben  Umflanb,  bog  er  in  ber  Suft. 


mehr  aber  noch  wenn  er  einer  fiarfen  ijifce  auSgefefct  wnt 
au  einer  fleinartigen  SBfaffe  verhärtet.  Die  Äufführung  ta 
Webäube  auS  Eebm,  welche  inbeß  fietS  nur  eine  geringe  £ 


fiigfeit  befi^en,  empfiehlt  fich  befonberS  burd)  bic  Beb! 
feilbeit  beS  Materials,  bie  geuerfcjligfcit  unb  SBärme  ir. 
tebmwänbe.  9Kan  führt  bie  Sehmwänbe  tbeilS  auf  freie: 
J&anb  auS,  bie  fogenannten  Jßellerwänbe,  theit*  jiriicfa 
JBretem,  welches  beim  ^ife*  ober  Stampfbau  geftbirri 
3u  ben  SBellerwänben  wirb  ber  2ebm  in  SSajfer  ju  eine» 
biefen  JBrci  gefnetet,  bann  mit  Stroh  Aufammengearherrrt 
unb  auS  biefer  9taffe  werben  enblid)  bie  SRaucrn  gefenrr 
iSeim  Stampfbau  wirb  ber  Bebm  jwifd>en  Sretcrn,  wUtt 
glcicbfam  alS  gorm  bienen,  eingeftampft.  Die  Cehmftbi» 
beln  werben  im  Allgemeinen  fo  »erfertigt,  baf  man  rütt 
Schicht  Stroh  befeuchtet,  ausbreitet,  rott  brtt  Ähnnente 


rc^e  bagegen  ju  (elften  waren.  Ben  Urfprung  ber  gan.en 
fcnncbtung  finbet  man  gewann*  in  ber  uralten  Sitte  ber 
SW"  .C6lftr'  W  mit  Mcgätuftigen  SMnnem 

hir  friegcrifcbe  $rit>atimternebmungen  ob«  Serben  ju  »er» 
Mar,  rotb  man  erflirt  bi«  »eitere  firntw.'cfelung  baburtb, 
m  WjW*  Äimge  narb  Grobtrung  ber  rim.  fhwinjcn 
m  ben  Stanb  gefefct  würben,  bur*  Kferfetftung  uon  ®runb. 
futfen  emc  groftt  S<twr  von  ©cfreutn  für  bie  gübrung 


Xxti  8ebn«wefcn  fiimmte 
— ,  als  baß  eS  niebt  ben  wi 
Staats,  unb  RJotfsleben  bitte 


tbrtr  ge&ben 

febr  mit  ben  Seitibeat  _  , 
tiglien  ginftuf  auf  baS  ganje  „ 
4u§crn  foUcn:  naeb  feinen  gormen  würben  im  mttdää 
aBe  MMA  auSgtbtlbet  unb  oDc  €igcntbum«recbte  wur= 
ben  flDmablig  in  ben  «ebnSeerbanb  gejogen.  ©er  freie* 
mmm  befap,  batte  mebt*  Xngelegenöicbere*  ju  tbun,  ah) 

 vL?rr^btt??^um  *won  tintm  »4*%n  fcbn»berm,  ber 

^.a*tote*^Ä'A**  roirt>«  *«aWou-  «ines'no*  grifkrn  Ober 

:fit.  «cjw«» BW  |B  ort  bie  Steife  bt*  Äcrfjtä  einnabm.  Surcb  bie  einfüb* 
SjW  ™n3  ttr  ©rb!:cbftit  ber  »eneficien  (l*n«firium  war  ber  alte 


etnriefctung  en*eint.  Ca  e*  inbeg  bi*  auf  biefe  Stunbe  nid)t 
nur  feine  wiffenfcbaftiicbeffitoeutung  für  baä  Stubium  be«  beuh 
feben  Staat*,  unb  BoIf*teben*  in  prmarred>t(id)er  £inficbt,  fon* 
btrn  auefc  feinen  praftifdjen  SBtrtb  bebalten  bat,  fo  lann  hier 
eine  furje  Darfteäung  feiner  ^auptbtfttmmungen  niebt  über, 
gangen  werben. 

Gin  freie*  digentbum  ober  KUobium  wirb  in  febn  ©er« 
w.mbelt  bureb  »efebnung  ober  bureb  Berjibruna..  Ber 
Selebnung  liegt  gtwibnticb  ein  »ertrag  ju  Srunbe,  w 
möge  wetebe*  3emanb  (ber  ?ebn*berr)  fein  nu&bare*  eigen» 
t&ujn  gegen  ba*  5öerf»rea)en  beflimmtrr  Seiftungen  unb 
wttbfetfeitiget  Ortue  b«m  SkfaDen  abtritt  ober  ber  fftgen» 
tbümer  eint*  ©runbfrüctS  ba*  Obereigentbum  baran  einem 
2(nbeni  anbietet  unb  fia)  felbft  ju  feinem  SBafatfen  maa)t. 
3n  beiben  gäUen  nennt  man  ben  feierlidjen  2(ct,  burd)  »ei» 
eben  biefe*  8ebn*»erbaltnifj  »oQjogen  wirb,  bie  3n»efritur 
ober  »elebnung  im  tngtrn  Sinne.  3n  einigen  einbem, 
j.  S3.  in  Sacbfen,  fpriebt  man  bei  ieber  geriebtlicben  Ubeti 
tragung  eine*  erworbenen  freien  ©runbbefuje*  »on  ßeleb» 
nung  unb  »erlangt  von  bem  Erwerber,  baß  er  foleben  „ju 
Sebn  nehme".  SMeft  Übertragung,  bureb  welche  buxebau* 
feine  tebnäpfliebten  übernommen  »erben,  bat  inbeg  mit  bem 
Bebn*recbte  niebtä  )u  febafen.  Uber  bie  gegebene  fSeietj. 
nung  wirb  oom  Sebn$berm  in  brr  gebnSfanjIet  eine 
folenne  Urfunbe,  ber  Sebnbrief,  au*geftrtigt.  Biefer  er.t. 
b<ilt  ba*  fi3efenntm$  ber  toUjogenen  Sclebnung  unb  jugfeid» 
eine  Angabe  be*  Cbject*  berfefben  unb  ber  befonber*  getrof> 


lidutswesea 


I/elirgedlcltt 


nennt  man  biejenige,  tvetcbe  3emanbem  für  ben  fiaU  crt^eitt 
roirb,  baß  ba*  Sehn  an  ben  SebnSberm  ^urüdffoUen  (apert, 
offen  werben)  folle.  9tocb  weniger  ffiebeutung  Im:  eine 
Erfpcctanj  cbtr  'Änwartfchaft,  welche  in  einem  bloßen 
RJerfprecben  be*  SchnSbcem,  bei  einer  vorfommenben  jufünfti» 
gc:;  äBelcttnung  3cmanben  ;u  berücffichtigeu,  beliebt.  @me  wirb 
liehe  Jöelepnung  iii  bamit  nod)  nicht  verbunben.  Äußer  ber  25c. 
lebnung  fann  ein  Sehn  nur  bureb  bic  Sehn* Verjährung 
errichtet  werben,  diefe  fann  auf  boppeltc  SBeife  ju  Staube 
aebradjf  werben,  entwehre  inbein  3emanb  in  bem  guten 
felaubcn,  XJafall  ju  fein,  ben  Wcßbraucb  einer  allobialen 
Sache  eine  bcftimmt.c  9i c i t> c  von  labten  binbureb, 
ungeftört  fortgefefct  ober  bic  lebn&bcrrlichen  9ied)te  unter  bcn> 
felben  JBebingungcn  von  3cmanb  an  einer  allobialen  Sache 
geübt  werben.  —  durch,  bic  Sebn&crriditung  ift  auch  aDen 
lcr>nfal>igtn  defeenbe tue n  be*  erflen  Erwerber* 
ba-o  9»ecbt,  bereinfi  ;r.m  Söefitse  be*  Sehn*  ju  gelangen, 
jugefiebert.  diefe*  8icd)t  nennt  man  baä  Sebnfolgcrccbt 
unb  bie  £>rbnung,  in  welcher  bie  ^Berechtigten  jur  Succef» 
fton  gelanaeu,  bic  Sebnfolgcorbnung.  ;uu.  abfolut  um 
fäbig  \m  Sebnfolge  muffen  alle  diejenigen  betrachtet  werben, 
welche  ber  "Dlatur  ber  Sache  nach  ober  burdj  bie  allgemeinen 
JUorfcbriften  ber  bürgerlichen  ©efefce  von  bem  Erwerbe  fol- 
eher  binglicher  unb  perfönlidier  JSefugniffe,  wie  fie  in  bem 
vafaüitifcbcn  Siechte  begriffen,  auSgcfcbleffcn  finb.  «Relative 
Unfähigteil,  b.  i.  eine  folcbc,  welche  burch  bic  Buflimmung 
be*  SebnSberrn  unb  ber  etwa  fonft  noch  bahei  SBetheiligten 
gehoben  werben  Um,  ift  vorbanben  bei  allen  denen, 
welche  bie  nötbigen  Eigenfcbaften  jur  vollftänbigcn  Erfüllung 
ibrer  2c!)ni>pflid>lcn,  namentlich  tcr  Jtricg*bülfe,  nicht  bcfüjcn. 
daher  1)  2i$eiber,  wcUtc  nur  aui>in\bm*wcif<  Sehne  erwer= 
ben  unb  mt  üchufolge  gelangen  fönncn.  Ein  Sehn,  bei 
welchem  bie*  ber  gall  ift,  nennt  man  Vetter»,  Schleier» 
ober  .Run  feile  ben  unb  um  ihnen  bann  bie  9R  an  Illeben 
entgegen,  hei  wcldien  alle  weibliche  Nachfolge  auch  bie  burch 
Selber  befeenbirenten  SKänncr  (Kognaten)  flreng  au«ge> 
(cbloffen  ift.  '2)  durch  forderliche  ©cbrcAen  be*  Jtricg*» 
bienfte*  Unfähige.  3)  ©emütbsfranfe.  4)  Söirflich  Ebrlofe. 
Ii)  Unfreie.  ö>  Surifrifcbe  ^erfonen.  7)  öjeifllicbe.  —  3ut 
Sehnfolgefabigfeit  gehört  tiberbem  leibliche  Hbffamntung 
au*  einer  tirchlich  unb  bürgerlich  gültigen  Ehe.  da 
ba*  Sehnfolgerecht  auf  ber  dcfccnbcnj  vom  erften  Srwer» 
hei  beruht  unb  burch  ben  2 ob  bcO  lefcten  JBefiber* 
nur  jur  SBirffamfeit  gelangt,  fo  ift  audj  fiel*  bei  ber  £rb» 
nung  ber  Sehnfolge  ber  erfte  Erwerber  ;u  berüetfichtigen  unb 
bie  agnatifebe  'Äbjtammung  von  bemfelben  nadjjumcifen,  wo» 
burch  fich  bie  Erbfolge  im  Sehen  von  ber  im  XUob  wcfentlid? 
unterfcheibet,  inbem  bei  ber  (enteren  blo*  bie  SJerwanbtfcbaft 
mit  btm  Erblaffer  berüeffiebtigt  wirb,  jjm  Übrigen  fuecebiren 
bie  Scbnfolgeberccbtigten  in  jwei  (Slaffcn  unb  ;:v:.v  fommeu 
junäd^ft  bie  lehnfahigen  defeenbenten  beS  lebten 
S3efitierä,  hi$  in6  Unenbiichc,  $u  gleichen  ^heilen,  tphu 
fichtlich  ber  Siepräfcntation  ber  entferntem  defeenbenten 
gelten  biefelbcn  Wniubfä^e,  wie  bei  bem  (hbreebte  in  freied 
Qigentbum.  3n  Ermangelung  folgefähiger  defeenbenten 
fuecebiren  bem  (ehten  SSeft^er  feine  agnatifchen  Seiten» 
»erwanbten,  infofern  fie  ihre  gefefelicbe  'Abftammung  oom 
erften  _  Cnoerber  nachweifen  fönnen.  —  die  Sehnfoige  ift 
^war  au  fich  vpn  ber  KUobialfueceffion  gan;  unabhängig; 
bech  ift  brm  Sobne  be«  drblaffere  nicht  geftattet,  ber  KUo. 


biaferbfolge  &u  entfagen,  wenn  er  in  ba5  Sehn  fucc 
will.  Sonft  hat  ber  tebnänachfolger  bie  $anblungen  fei 
neä  Süorgängert'  nur  in  fofern  ju  »ertreten,  cli  fie  fix  t;: 
&ut  felbft  binbenb  vorgenommen  finb.  —  <5tne SebnSfcbul; 
fann  entftehen :  1)  burch  ba$  ©efefe.  Stach  gemeinem  Setb:c 
ift  ber  Sehnfolger  verpflichtet,  denjenigen,  bic  wegen  förpe: 
lieber  ober  geiftiger  9Rängel  von  ber  Sehnfolge  auSgeffhlofib 
finb,  einen  angemeffenen  Unterhalt  ju  geben,  »particulo;:. 
9ied>te  wählen  ,ju  ben  gcfcHicben  Sehndfchulben  noch  bie  S*< 
gräbnißfoften  eine5  Bafallen,  ber  arm  verftirbt,  bie  TUsmtnu 
ber  SC6chter  bei  SSafallcn  vor  unb  einer  Üftitgift  bei  ifcrr. 
JSerheirathung,  ein  Seibgebinge  unb  ein  SBittbum  für  tu 
SBitwcn  ber  RJafaHen.  2)  durch  eine  nüijliche  5öe 
auf  bad  Sehn,  dahin  gehören  alle  VerbefTcruna,™  ce.- 
woburch  ber  SBerth  beffelbcn  erhöhet  worben  ift  unb 
nicht  bloS  eine  Solge  deffen  finb,  waä  ber  SJafaO  auf  t« 
Erhaltung  beä  SchnS  ju  wenben  verbunben  war,  Schttlrr 
welche  jutn  'Änfauf  beS  Sehnfi,  jur  Abtragung  von  Safli» 
unb  {»ppothefen  gemacht  finb,  ^roeeßfoften  u.  f.  ro.  Sin^ 
bie  Schulben  b(o*  jum  Seftcn  gewiffer  Sehnfolger  gen 
fo  finb  auch  nur  biefe  jur  iBejablung  berfelben  »erbu 
hierher  gehören  bie  fogenannten  SehnS flamme  ober  6a 
welche  jum  jßeften  gewiffer  Sehnfolger  auf  baS  Sehn 
finb.  3)  durch  bie  3uftimmung  bei  SehnSherrn  unt 
Schnfolgebcrechtigtcn.  durch  eine  folehe  aUfctticjc  3uftio 
mung  fann  auch  baS  Sehn  verpfänbet,  veräußert  unb  in  freici 
Eigenthum  verwanbelt  werben.  —  3«  ber  Äegel  wiir 
auch  baä  Sehn  feine  Eigenfcheift  ali  folcfjc*,  wenn  ti  tmr 
eine  vom  Kafallen  ober  Sehnfehenn  begangene  Je  Im: 
(SebnSuntreuc,  Schnifebler)  enhveber  allein  in  bie 
be*  Sehnst)«™  (consolidntio)  ober  allein  in  bie  brt  f 
(npprapriHiiu)  fällt.  Unter  gclonie  verficht  man  jebc 
hing,  woburch  bie  Vertrags»  ober  gcfcfcmäßige  Sehr 
welche  eine  bem  Sebn8b«m  unb  fiiafallen  gemeinfame 
binbltchfeit  ifl,  verlebt  wirb,  die  3ahl  ber  Sebn?' 
roelche  namentlich  ber  83afaQ  begehen  fann,  ift  fegr 
boch  ift  man  bagegen  auch  beut  ju  Sage  jur  ßerjeiht 
felben  (SebnSparbon)  fcr)r  geneigt. 

Cdjrcjcöicht  ober  bibafttfehe*  ®ebicht  (baä)  u 
bie  dtchtgattung,  in  ber  nicht,  wie  in  ben  übrigen  Xrtcr.  I 
<Poen"e,  erft  nach  Äbfehluß  ber  freien  (Scftaltung  be«  9m 
unb  unwiUfiirlirb  ftd>  irgenb  eine  Söabrheit  für  ben 
merffamen  Sefer  ergibt,  fonbern  wo  von  vorn  fjerf" 
fiebtbarer  Abftcbt  bic  darfteUung  einer  folcben  all  ' 
iweef  bei  ©ebiditfi  erfebeint.   der  Streit,  ob  biefe  1 
^oefie  überhaupt  jur  wahren  diebtfunft  ju  rechne 
geht  noch  fort,   denn  roeim  auch  taS  Äußere  be*  " 
bidjtS  ftcb  in  poctifeber  fform  bewegt,  fo  ift  boch  b*r 
immer  mehr  ein  Erjeugniß  ber  JReflerion  über  ir.u::r 
allgemeinen  65cbanfen  ober  ©egenftanb,  alfi  ber  frek 
fchwung  unb  reine  Erguß  be*  ©efüljl*  ober  ber  geftc' 
^hantafte.   da*  Sehrgcbicpt  ift  immer  eine  Erftbeirmnj 
eher  Circralurcpocben,  in  benen  bie  $oefte  in  ihrer  tri 
EntrvicfcSung  ober  in  ihrer  cr|len  Xuflöfung  begrifft 
bejeichnet  alfo  immer  bie  erfie,   auS  ber  Scrrnrf 
von  Sfeligion,  fhitofophie  unb  ^)oe|tc  ^u  tcr  Äe 
ber  lehtern   fich  herausfonbernbe  Stufe  berfelben, 
ibre  lehten  von  wahrer  $ocfie  ftcb  tvieoer  in*  ÖN 
verlierenben  Schritte.    So  ift  bie  morgcnlänbifere 


.  ms*  »  w»  a  «"--riufii  tes  ©efub» 

es  War  W fW._FF^' 


k  V  t  tJ  U  l!  • 


CribrigmßcJjaf*  ifl  baS  eigentbümli*t  9te*t«eetl>ätrai& 
^jn^^^l^  ji§jn  b<n  «urop^taaftn  mit  bem  Untergänge  ber 


et  a4  mn  h*  o  Bs»-  ;;ttmerberrf*aft  unb  tm  ©ffolge  bei  Bolfttwanbetuna  au». 
i:[f<rt.;tariift9^^;pwrt  unb  na*  wtl*em  ein  «Wenf*  a»  tbeilweife« 
t(  isa  8fto}ar*si*^*L;?Ba,,*um  ,me8  Änbem  bttw^et  wirb. 


juMa»""'.;'»;:1'.  »iintt.qnf,  <Ji9<nbe(sHi9e, 

r-.     fca {•^-«^'"ängne,  Stgenarme  ifi  feinem  ßrl»  ob«  ?eib; 

fciiSB  *-  t**^"10  mif.  &"»«  *«fim  «nb  frntr  $abe  iU  geurifTen  Dien. 
'  J   «s«ns  «"»fl'^rt  «"»b  barf  na*  feinem  eignen  ©illen  fi* 

'■■^S^*™1?  ft«°«I«n  »«bing.maen  beftimmen  unb  namentli* 
;:UlzX«*.,"»m  ur  mfofem,  «IS  auS  tiefer  SBiUenSbcftimmung  feinet  9ffi4t> 

h  ^:fr*Ä8  8ffl?,  £<n  ^T"  fein  ffin,ia9  8W*   3"  *cn 
^«M*fl--:*-'?*r!f?'B  84nb?n  9fl6fn      »«f*icbene  ©rnbe  ber  Seib. 
^  umTzTtt  «"»gebifcet  unb  man  untttf*eibet  berfflben  im 

■ t>a  1  rS&v'rWi trf,:  J1""^'  mitt,«t  unb  a«,inbt-  8tib' 

r(,i<  tuaaß-  »  %;*:l|mf*afr  beruht  H;cil5  auf  bet  9>erfon,  infofern  ieber  eon 
•*rf-*N^?W  ?«  (n&ftantn  «Wülfer  ©eborene  bet  *eibcigenf*aft  felbft 
^(telliM15'1  «««  f«f4ttt,  fbeiig  auf  bem  »effptbum,  inbem  3-;lcr  mit 

,  .  ;  JW  "Befujung,  auf  n>el*et  einmal  bie  8eibeigenf*aft  n*f, 
(("riifJiflJ "J-'fii  mi*  VbtTmmmt-  ®<«f«n  fltmäß  !ann  man  au*  ge= 
r  I-yCi*.  .  ^-t>''Tl1*  «»«  bopptften  Urfprung  ber  8tibeigenf*aft  na*. 
.  "a.-a  Xtttf -c  .«Wn»  namli*  ten  tut*  (ftftwitt  unb.  hen  hurrfi  «eriM« 


gen  unb  büßt  einen  an  ibm  begangenen  £obrf*tag  »o(  nur 
mit  einer  geringen  ©etbflrafe.  8«i*trr  i|i  fletS  bie  aai  85tr. 
trag  betvorgegangene  £tibciaenf*aft;  fie  enttfanb  ni*t  nur 
auf  bie  f*on  angebeutete  Seife  jwif*en  Sieget  unb  83t> 
ftcgttn,  fonbem  au*  unter  ben  Siegern  felbft.  Der  jperr 
übergab  feinen  Dienern  »on  bem  ibm  jugefailenen  Saubbefifc 
einen  ;3  teil  unter  gewiffen  JBebingunqen,  wct*e  bie  Joe« 
f*enften  im  UntertbanenuetbÄtrniffe  erhielten.  2Bo  bann  in 
einem  XSolfe  milbetc  £<ibcigenf*aft  ftattfanb,  wo  eS  ben 
fetten  roünf*ew5n>mb  wat,  auf  ibtrn  nieitlihifiaen  IBefiftun. 
gen  nü$li*e  Untertanen  ju  gewinnen,  babtn  ftu*tetcn 
jt*  rool  au*  auS  anbern  bebrangten  ©egenben  Sintoobnet 
unb  traten  bur*  SBcrttag  in  8eibeigenf*aft.  3n  ben  gefefe. 
U*  georbneten  Staaten  bat  au*  bie  £eibeigenf*aft  mit  bet 
ätit  eine  gtfefc(i*c  »efliramfbtit  erlangt  unb  in  itjnen  rwrrbe 
bann  bit  SJerfetjung  in  bie  Seibeigenfcbaft  au*  ein  Straf, 
mittel  für  biSbtr  freie  fDeenf*cn,  n>e(*e  ff*  bet  greibdt  un> 
roürbig  bejeigt  bitten.  Vu*  ber  $eimatIofe,  np(I*tt  fi* 
3abt  unb  Sag  in  einet  ©tgenb  t)erumtrieb,  üerftet  bet8eib-- 
eigenf*aft  na*  bem  fogenannten  ©ilbfang8re*te.  3e  mebr 
bie  btm  *rifl!i*en  @<ifte  angemeffene  3bte  bet  ü»enf*en= 
wütbe  unb  bei  ©lei*heit  ber  S»enf*en  vor  bem  fflefefc  toeti 
*eä  »uäfprii*e  bet  in  einem  Solfe  ^errf*enben  Btrnunft, 
ni*t  abtt  ©afeunaen  ber  iöiUfur  entbalten  foU,  »ntrten. 
ewann,  bejfo  meitt  mu^tt  man  einfeben,  bafj  bie  Seib- 
'  ein  unroürbige«  SBetbafrniß  fei.   Der  Äufbebunii 


eigenfe 


^fr{rl(1fn  tfiMm  nur  hif  etn^nnitriflNn  WefiMerhältnifTe  er. 


Lefbgedinge 

Jfreilajfimg  ber  Seibtignen  fo  ju  bewirf en,  baß  t^re  biSbe« 
tigert  Herren  eine  einigermaßen  billige  Crttfcfcäfcigung  crbicls 
ten,  ift  bie  fcbwierige  Aufgabe  bet  neuem  ©efc(jgebungen 
gewefen  unb  biefelbe  iff  fo  weit  gebieten,  baß  wenigften«  in 
ben  beutfcben  Staaten  ba«  (irenge  8tibeigenfcbaftSoerbältniß 
überall  al«  aufgehoben  ober  bodi  in  ber  Aufhebung  begriffen 
betrachtet  »»erben  muß.  grüber  fd?cn  rpurbe  bie  Seibeigen* 
fdjaft  unter  gemi|fen  JBebingungen  aufgehoben,  foburcbSÖer« 
jäbrung  von  30  3af?ren  (fit  tonnte  aber  au*  burd)  eint 

!|leid>  lange  SSerjäbrung  recbtSfräftig  werben),  burch  tid>ter» 
übe  Gntfctjcibung,  wenn  fidj  ein  Seibberr  grobe  ©croalttbä« 
tigfeiten  gegen  feine  Ceibeigenen  hatte  ju  Scbulben  fommen 
laffen.  Schon  »dbrenb  ber  Äreu^üge  »»urbt  burch  Staat 
unb  Air  che  ieber  Seibeigene  für  frei  ertlärt,  welcher  einen 
Äreujjug  mitmachte. 

CfibgcDincif ,  8  eibgut  ober  8eibjuä)t  heißt  man  im 
Allgemeinen  jebe«  Berbaltniß  ober  jetc  9tu$nießutrg,  S?ente 
unb  bg(.,  beffen  äöe|kb«ii  burd;  bie  SebenSbauer  eine«  SDttn« 
feten  bebingt  ift;  »orjugSroeife  jebod;  ba«  SBittbum,  b.  b. 
ba«  öfeebt,  welche«  nach  altem  £erfommen  einer  SBitwe 
jufommt  unb  nach  welchem  fit  nad»  bem  Xobe  il;re«  ©afs 
ten  auä  ben  Sebngütern  beffetben  eine  jäbrlicbe  JRente  beliebt, 
bie  gewöhnlich  fo  groß  wie  ber  vierfache  {Betrag  ber  3mfett 
ber  von  ihr  eingebrachten  ©citgift  ift.  3m  3-  1829  ift  biefe» 
Seibgebing  im  Äönigreicb  Sacbfen  aufgehoben  worben.  Sticht 
feiten  erhalt  auch  bte  SBitwe  ein  ©runbftücf  als  Stibgebingr, 
b.  h.  fie  ift  3eit  it>re5  Sehen«  Sefujerin  beffelben,  ohne  es 
jebod;  »eräußern  ju  bürfen. 

Ifihttit)  (©ottfr.  2Bilh.,  greiberr  »on),  war  einer  ber 
rielfeitigft  gebilbetfien  unb  um  bre  görberung  ber  2Biffenfcbaf» 
ten,  ja  ber  ganjen  menfcr>[tcben  JBilbung  »erbienteften  Wt&M* 
ner.  jDerfelbe  war  ber  Sohn  eine«  ^>rofeffor§  $u  Seipjig 
unb  würbe  hier  am  3.  3ul.  1646  geboren,  (5r  ftubirte  ju 
8eipjig  unb  3ena  bie  Ked;t«wiffenfd;aften,  ^bitofephie  unb 
SRatbemarif  unb  batte  fdjon  mehre  ^Droben  großer  ©elcbr> 
famteit  abgelegt,  al«  man  ihm  in  8eipjig  bie  2)oetorwürbe 
petfagte,  weil  er  —  nod)  feinen  JBart  hotte.  &r  würbe 
nun  }U  Hltborf  Doctor  unb  hielt  fich  bann  in  Dürnberg 
auf,  wo  er  tbätige«  URitglieb  einer  aldjemiftifthen  ©efellfcbaft 
würbe,  boct)  nach  einiger  3eit  austrat,  nachbem  er  2fue>fTcbt 
auf  eine  XnfleQung  in  mainjifeben  3>ienfien  erhalten  hatte, 
(fr  ging  nun  nad)  granffurt  am  2Rain  unb  »on  ba  nach 
Sttainj  öl*  furfurftlicher  JRath.  unb  fBcifiber  ber  Suftijfanj» 
lei.  Sehr  gern  »erließ  er  1672  bie«  für  feinen  regen  Weift 
unerfreuliche  Zxnt  unb  begleitete  ben  Sohn  feine©  ©önner«, 
bei  furfürffL  mainj.  fZFcimfter«  »on  jßoineburg,  nach  $arid. 
3m  folgenben  3«hre,  nad)  bem  SEobe  be5  SRiniftcrS,  begab 
fich  8.  nach@ngtanb  unb  trat  hier,  »cm  9>ari§  au«  auf  ba« 
vortheilhoftefte  empfohlen,  mit  ben  auggejeiebnetfien  ©elebr» 
ten  in  SJerbinbung.  Gt  bot  »on  Gngtanb  au«  bem  #er$og 
»on  JBraunfcbwetg « Lüneburg  feine  Dienjte  an  unb  erhielt 
von  bemfelben  eine  9tatb«fteu"e,  eine  $enfton  unb  fogar  bie 
Grlaubniß,  fich  noch  länger  ju  feiner  wiffenfehaftlichen  2fu§: 
bilbung  im  ituftlanbe  aufjuholten.  dt  ging  nun  wieber  auf 
15  STOonate  nach  9>arie>  unb  »on  hier  über  (^nctlanb  unb 
4>oHanb  nach  ^>ano»er,  wo  er  1676  anfam.  Seine  nädpfte 
'Aufgabe  war  bte  (Einrichtung  ber  fiSibliotbct,  unb  bann  ehrte 
man  ihn  mit  bem  Huftrage,  bte  ©efebiebte  be«  $aufe« 
S5raun((bweig  ju  fcbjreiben,  ernannte  ibit  in  ber  golge  aud) 


jum  geheimen  3ufti}ratb  unb  .^iftoriographen.  3m  Sntea" 
biefer  ©efdjichte  »»ar  8.  1687  nach  2Bicn  unb  bann  wc 
Italien  gereift.    2)er  ^urfürfl  »on  23ranbenburg,  nacbm;';. 
ger  Äönig  »on  Greußen,  griebrid)  I.,  hotte  fid)  bei  Cnii 
tu  na  ber  berliner  Hfabemie  ber  SSiffenfchaften  feine«  S:: 
bebient  unb  ernannte  ihn  im  3-  1700  jum  ^räjibenten  ba 
felbcn.   3n  ber  golge  ernannte  ihn  ber  Äaifer  jum  Cat:: 
unb  9ieid)Sl)ofrath  unb  ertheilte  ihm  eine  ^ciifion  »onl'O- 
©ulben.   2(uch  ber  ruff.  ilar  |)eter  I.  gab  ihm  einen  Sabt 
gehalt  »on  1000  Kübeln  unb  ben  Xitel  eined  ©ebeinr 
nachbem  fich  8.  mit  ihm  1711  über  bie  Ci»ilifation 
JKcicbeS  berat  ben  hatte.   8.  enbete  fein  unamüblie^  fb^gri 
unb  tiMtenreidje*  Sehen  am  14.  9Jo».  1716  ju  ^>ancrr 
wo  er  an  ber  (Jgplanabe  am  Cnbe  be«  grercirplabeo  h 
ben  liegt.   Seine  ©rabflätte  jiert  ein  einfache*  SKonur. 
in  ©eftalt  eine*  Tempel«,  welche*  nur  bie  3nfcbrift : 
Lribniuü"  (©ebeinc  Seibni^'ö)  trdgt.    8.  war  nie  W 
thet,  er  arbeitete  mit  unermüblicher  Srjatigfcit,  fobaß  a 
gar  öfter  fich  nicht  bie  3eit  nahm,  baS  Saget  ju  fud 
fonbern  auf  feinem  2(rbeit§feffel  fchlummerte;  feint  ©eftc 
jüge  waren  angenehm,  feine  ©eftalt  bager  unb  gebüdt 
erfreute  fid)  einer  feilen  ©cfunbbeit  unb  würbe  nur 
nen  legten  Sebenäjahren  burd)  Änfäde  »on  ^obagra 
gefudn.  —  Die  größten  SBerbienfte  hat  (ich  8.  um  tie  S 
matif  erwerben  burch  feint  erftnbung  ber  Üifferei:t 
nung.   Später  würbe  bieft  großt  Gntbecfung  »on  tc 
lifdjen  ©elehrten  für  9t er» ton  (f.  b.)  in  Änfpru*  gen. 
men  unb  ein  für  8.  felbft  febr  ärgerlicher  Streit  bejtr:. 
geführt.    Qi  i\1  inbeß  aufgemacht,  baß  8.  juerft  tie  Z 
rtntialrechnung  »eröffentlicht  h^t,  unb  febr  wahrfu 
baß  erft  burch  Äußerungen  »on  ihm  9tei»ton  jur  1:  - 
bmtg  berfetben  veranlaßt  würbe.    Sticht  minbtr  greß  j 
8.'*  SBerbienfte  um  tie  ^hilofophie.   Qt  ging  »on  t. 
wugung  au«,  baß  bit  SBabrbeit  bem  SNtnfcbcn  andern 
fein  muffe,  erfannte  aber  al$  2Babrbeit  nur  2)a6iauflt  & 
waS  ftd)  »or  bem  reinen  SJetflanbe  rechtfertigt  unb  M 
über  ben  Scbein,  welcher  ber  finnlichen  2lnfa>auung 
hört,  erhebt.  2>er  Süerfianb  ©otteS  war  ihm  bit  bbä> 
li-Mc  Quelle  aller  notbreenbigen  unb  eisigen 
2>er  ©runb  aUe5  SBirflicben,  ba«  al«  eine  ÜJtenge 
mengefc(}ter  Subffanjen  erfcheint,  finb  nach  8.  bie 
hin  einfachen  unb  nur  für  ben  JBcrftanb  begreiflichen  ' 
gen,  welche  er  SWonaben  nannte,  unb  auf  bertn 
JBeftimmung  feine  ^M^ilofopbte,  baher  gjconabologi« 
nannt,  ausging.    3n  ben  SSonaben  wirb  bie  Warnt 
Äörperlicbfeit)  »ergeiftet,  unb  bemgemäß  fönnen  fie  ~ 
ßtre  Cigenfdjaft,  fonbern  nur  bie  einjijie  innere  & 
bie  5BorftelIung,  befi^cn,  unb  au«  ber  ©anmebfaü; 
SBell  ift  ju  fchließen,  baß  bie  SMonabcn  fiBortlellur 
nach  einer  fortwäbrenben  SJeranbcrung  ftreben.  St^ 
unb  8eiben  unterfebeiben  fich       beutlicbe  unb  tenr;' 
SJorfteUung.    ZÜt  Neonaten  führte  8.  auf  Bett  als  c. 
qucU,  bie  UJtonabe  ber  SWonaben,  jurücf.   Gin  btrüb 
©erf  8.'S  ifl  feine  „Sbeobicee",  in  welcher  er 
baß  jwar  bem  göttlichen  SJcrftanbe  eine  UoeoNI 
SBelten  möglich  gemefen  fei,  baß  er  aber  jur  £i 
feiner  felb|t  in  biefer  2Be!t  fid>  entfchloffen  habt,  weil 
hefte  aller  möglichen  SBelten  fei.   Daher  ift  jebe*  2 
auch  ba«  SBefte,  nämlich  in  bem  ganjen  Bufammc.i 
Seit  unb  obfehon  ti  aI5  GinjelneS  betrachtet  unrp 


,  3<btm  frri,  fein  ©rib  auf  btefe  SBtife  anmltgen  unb  ftcb 
.  bahrt*  für  feine  ScbtnSbau«  ein  bc-berto-  jährliches  (Jinfommtn 


;  1  k"'-c  n±  S»  ficferm.  Äu*  für  btitte  «Perfonen  form  eine  «Rente  gtfauft 

'•<"  JU'  ,ciairS Iii:  -»trttn-   «ettiufer  »on  «Renten  «nmn  «tfrioatoerfontn  unb 
:  „«tura*  >--^,mm«ftm  fein.   ©tbr  baufig  bot  au*  ber  «Staat  felbft 
(rtiuttW*"«"^.  ..  begleichen  Xnftalrtn  errietet,  um  fich  in  btträngten  3eiten 
■c  ;t(W  W***8-' "  .8tlb  ju  »trfcbaffra  ober  üb«haur>t  feinen  Srtbft  ju  einer 
.,,  f .  _     affK.^V  tmtra3[ic*en  Unttrntbmung  ju  benufcen.    »et  btm  K» 
ctc^      '»Vl'Jtaft  einer  «Rente  ift  »or  allen  Dingen  batauf  ju  fcben,  baß 
..   >*m»r*^:^-fcr  Seif  auf«  au*  bie  gtbörige  ©fcberbeit  bietet.  ®obann 
—  &utflfl  %  S'.»"1  t:»fb  man  ft*  an  bit  «JJerfon  ob«  baSjenigt  Sfnflitut  wtn» 


,  fei  0* 


mt^'-iV1*!  Atlä)e8  bie  fjünfiigficn  äöebingungen 
-  * ,i*ße  JK.nte  »ablt.   St  $rbe  bleiben  ' 
Äeget  nicht  blo«  nach  btm  2tlt«  bet  " 


baSjenigt  Xfm  •» 
yteut  uno  wt 

uftre,  lonwrn 


5     nä  kb***1  r-wbbftrtjnfembt  (W  wirb  eine  «Babrfcbeinlicbfeit3b«e*nung 

Cr'^Ktf  K^,^*1  bit  ®mn  8,btn9  «|Ä  Sfi  Mt  «fif» 
:  P!i  t«»^  5:«"-  »«l*«  »ol  i«na»  angeboten  würbe,  war  bie  franj. 
:...'-H4  •tS'     (  i. 

•:"  :<n  ^wKcttf*-  Ja!?r(n  Lnb  J^'*  bi*  *um  Pljn  4c&n  3<>brtn  ß(B<n 
■  ■         i/W* 1  bis  20        a*f'  K<  40  3abte  neun,  bi*  50  Sab" 

t?t«  ^  ff  »iic  W*  «0?abre  wMf  unb  von  fiO  3abren  an  15  unb  mebt 


,fc*8s*-w»  3.  1758,  wdcbt  nur  fe*3  GCaffen  tntbitlt 
,8ft*  «  erficn  ölaffe,  eon  1  —  50  Satjren  jrijn  $mtnt 

stttjbnli*«  bertcbntt  man  bie  Ceibtente  eon  jtbn  ju  jefjn 


ic  na*  ber  ScibcSbtfcbaffenbtit  be«  JRentenfäufcrJ. 
Crirtstrr  ({Robert  £  übten,  ©raf  eon),  ber  berühmte 


tn  ben  btireffenben  Äbcilen  ftcb  anhäuft.  Sffienn  ber  Seiet), 
born  ausgefeilten,  unb  ber  iDrucI,  welch«  ifjn  btroorr 
rief,  aufgehoben  wirb,  fo  erfolgt  bätb.  e6Uige  Reifung.  Äcin 
onber«  9»ittet  fann  ober  ein  oitligeS  »crfcljroinben  be«  8eto)» 
bom«  btmirfen.  SSan  b.at  eint  «rege  ÄmabI  oon  Mitteln, 
um  bit  .pü&ittraugm  tertjuit^aften,  |ie  fommen  lebocb  untner 
»ieber,  wenn  btr  ©ruef  fortbauett   Da«  tinfa4>fte  i(l  tin 

^111  i  ^  A  LJ  t ■i L1  •.•  LI  n  D  Tl'i  u*1  h i  n  .1 1?0!  Ji  ii "  t  n'i n  t\ c  f  n 

CrifljrnljQUßtr  finb  bie  .Säufer  ob«  ©emätb«,  roelo)e 
i  gegenwärtig  febon  in  rne^rtn  grogern  ©täbttn  Deutf(tj> 
lanM  tingtfütjrt  bat,  ju  btm  3»«f«,  in  ihnen  bit  Stieben 
folt&tr  «erftorbentn  aufjufteUen  unb  ju  beobachten,  »on  bt» 
rtn  roirfliebtm  Dahinfcbtiben  man  notb  ftine  entfthiebene  &u 
roigljeit  hat.  ®it  foUen  btm  ©chrtcflicbflen ,  roelcfatä  bem 
SRenfcben  begegnen  fann,  ber  ©tfabr  lebenbig  begraben  ju 
»erbtn,  uorbtugen.  Dit  »bbilbung  jtigt  bie  emriebtung 
ber  geicbenballe  ju  «tipiig.  Bit  Aauptfacbt  ift  t«  Äpj>a< 
rat,  »riebet  mit  ber  Seicbt  in  föerbinbung  gcfeljt  wirb,  ba. 
mit  ber  SBArttt  eon  btr  Rtinfttn  JBewegung,  wtlcbt  an  btn 
ätben  ober  Ringern  ber  oermeintlichtn  Sticht  eorfommt,  in 
Äenntnifj  gtftftt  wirb.  JHtftr  Apparat  btßeljt  in  tintm  ^e» 
btl,  wtldjtr  auf  tin«  eon  ber  35«ft  hw^cftitbenben  ©taugt 
ruht  unb  fo  ringtriebttt  ift,  bajj  ti  bureb  bie  geringfit  Sc 
wtgung  avi  bem  ©IticbgtwiAtt  gtbraebt  wirb.  T tr  «in« 
Vinn  gtbt  bur*  tint  ibffrtung  in  b«  SBanb  in  bai  3imm« 
btj  SBachter«  unb  ficht  hin  mit  cinttn  23<cJer  in  Serbin 
buna.  retl*«  fieb  foalti*  in  Sb.Uicif<it  f<fst,  wenn'  b«  At< 


Leidenschaft 


722 


liCier 


fpannen,  laufen  tiefe  Schnuren  (beren  hier  nur  vier  gedieh:  Im  angezogen;  fie  f6nnen  hierauf  mittete  Schranke«  A  p 
net  ftnb;  bureb  göcber  unb  werben  von  Keinen  ©egengewieb»    gleich  befeftigt  »erben. 

IW!111!!!!!!]!!! 


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■  ■ 1  \'  'i 

lli 

Cfibniöflinfl  nennt  man  eine  nicht  fchncH  vorübergehen» 
bc,  fonbem  anbaltenbe  Aufregung  cc.<  ©emütbS,  burch  welche 
ber  SRenfcb  bcS  freien  ©ebrauebä  feiner  geiftigen  Ärdfte  be» 
rjubt  wirb.  Ju  @runbe  liegt  jeber  öei&cnfdjaft  eine  9?ei» 
gung,  welcher  fich  ber  SÄenfcb  mit  Äufgebung  jebe*  anbem 
3nterefTe3  hingibt,  unb  wenn  ihm  biefcS  Eingeben  jur  ®e= 
ivobnbeil  geworben  ift,  fo  bat  er  bamit  bie  Äraft  eingebüßt, 
.öerr  feiner  geibenfehaft  $u  fein,  unb  er  mufj  biefer  gebor: 
cgeti,  fclbft  wenn  ihm  au»  ber  (jrfabrung  tlar  wirb,  bafj  er 
baburcr)  fich  unb  ante«  unglucflicb  macht,  .bictau?  ift  ber 
Warne  geibenfehaft  entftanben,  benn  bie  Äbatigfeit  eine*  in 
einer  Ccibenfc^aft  befangenen  SJlenfchen  ift  nicht  eine  aufie» 
rung  feineö  freien  SBillen«,  fonbem  ber  leibenfc&aftlicbe  SWenfcb 
hantelt  nur  al3  .Knecht,  a($  SBerfjeug,  verbalt  fich  alfo  in 
SSabrbeit  Ieibenb.  9?icbt8beftowcniger  ift  ber  SERenfä)  wegen 
jeher  von  ihm  in  ber  geibenfebaft  begangenen  $anblung  WC 
antwortlicb;  benn,  fchon  inbem  fich  berfelhe  ber  geibenfehaft 
hingibt,  verlebt  er  feine  ihm  al*  freiem  Sßefen  jufommcnbe 
2öurbe,  er  funbigt.  ©ehr  häufig  wirb  geibenfehaft  mit  Sie: 
geifierung  (f.b.)verwedbfelt,  unb  man  fpriebt  in  tiefem  Sinne 
»nn  eblen  geibenfebaften,  worunter  man  jene  Aufregung  ter 
geiftigen  Ärifte  verficht,  welche  ju  Erreichung  eincS  erba.- 
benen  3wecfe3  n6tt>t<j  ift,  ben  ber  gemeine  HJcnfcb  nicht  ju 


JA,.:: 


begreifen,  noch  weniger  *u  erreichen  vermag.  lud)  mit  1 
fett  (f.  b.)  pflegt  geibenfebaft  vcrwecbjelf  ju  werbet,  >*W 
ber  Effect  nur  vorübergebenb,  bie  geibenfebaft  anba-1' 

Cricr  (grieeb.  unb  lat.  8 pro)  war  ein  Saitem 
hei  ten  ©riechen  unb  Körnern,  baä  auS  einem  ein-- 
oter  verwerten  gufjgefreHe  heftanb,  von  welchem  auS  >~ 
gegenüberftebenbe,  nach  SBelieben  gebogene  #6rnrr  c 
bie  juoberft  ein  Stab  verbanb.   Bon  biefem  au*  nai  • 
gufjgcftelle  nun  waren  bie  Saiten  gebogen ,  beren  Änjai 
juboebfi  auf  neun  belief.  I>ie  Saiten  würben  juerji  m 
Stäbchen,  $Ieftrum  genannt,  fpäfer  bureb  gingerfir- 
£6nen  gebracht.  —  £>ie  beutfehe  oba  Cnucrni«: 
ein  je&t  veraltete«  3nftrument,  tafi  auf  her  einen  : 
gorm  eine«  viereefigen  Jtaflen«,  auf  ber  anbern  bie 
tern  SbeilS  einer  Weige  bat.   Hn  bem  Äaften  ift  ein; 
tur  von  10—12  Sailen  angebracht,  bureb  beren  Tri. : 
von  ben  vier  innerhalb  befmblicben  Carmfaitcn  ;\r 
tatitreh  b6bere  ober  tiefere  JE6ne  hervorgebracht  w***! 
2)aS  Äonen  ter  Saiten  aber  wirb  erjeugt  bureb 
hcrübrenbcS,  mit  öolouhonium  befrricbtnrt 
burch  eine  Aurhel  von  oufien  in  ©ewegung  feft.  X 
bern  beiben  Saiten,  im  (Jinflonge  geftimmt,  biltrn  brni 
• —  £n  8eierfaften,  auch  8eier  =  ,  3"rag=  c-t" 


fjcierscbwanz  *23 


liCim 


>rgel  genannt,  ein  noch  jefct  übliches  mufifiüifcbcä  3nfrru« 
nent,  ifr  eine  in  einem  .Staffen  befinbliebc  SDrgel ,  welche  ftatt 
iura)  eineSEaffatur,  bur4>  eine  mit  Stiften  eerfebenc  SSalje, 
>urcb  bie  bie  pfeifen  geöffnet  werten,  jum  Sönen  gebracht 
oirb,  intern  ein  fijtafcbaig,  burdj  biefelbe  Äuibel,  eoeljbe 
)ie  SQaljc  umbrebt,  in  ^Bewegung  gefefct,  bie  Shift  einbläft. 
Ceifrefl)wan3  ober  fiora  |>cigt  ein  jum  4>übn«5  ober 


(na#  Änbern)  jum  ©perling&gefcbleebt  geböriaer  SSogel,  iß 
febroarj,  naeft  um  bie  'Äugen,  um  bie  KafenlWjer  befiebert, 
bot  gefonberte  3<ben  unb  einen  an  ber  SBurjel  breieefig  oer« 
längerten,  etwas  ftufammengebrücften  Schnabel,  ber  gegen 
bie  @»i(je  auögefcbweift  ift.  £er  Sfdjwanj,  jroeimal  fo 
lang  aß  ber  ganje  Jttrpcr,  beliebt  beim  SRänncben  au5  16 
p omeranjenfarbigen ,  braun:  unb  rotbgeftreiften  gebern,  uon 
benen  bie  beiben  feitlia)  iufjerften  [ehr  breit 
ftnb,  bie  nad)  innen  aber  immer  fcbmäier 
werben,  unb  bie  alle  ein  vom  Seibe  auSge« 
hcnbee>  rnnifdiei  S  bilben,  WOtton  ter  Käme. 
3m  Effect  pflegt  tr>n  ba8  SEbier  in  bie  #6be 
ju  rieten  unb  babureb  beffen  9>rad>t  ju  ent> 
falten,  gleia)  bem  $fau.  2>aS  2Beibcben  bat 
beren  nur  jw6lf.  2)er  JJeierfcbwanj  finbet  fieb 
in  ben  fteinigen  (Segenben  KeuboUanb s. 

Cfiljbanh,  SeibbauS  ober  Sombarb 
bejeiebnet  eine  öffentliche  Hnftalt,  in  ber  gegen 
binreia)enbe6  $fanb  unb  mäßige  3infen  ®etb> 
fummen  auögelieben  werben ,  bamit  bie  Ermen 
unb  Jöcbtirfttgen  nicht  nöttjig  baben,  fid;  um 
ein  25arlebn  an  SBucbcrer  ju  »enben.  %iit 
tai  Tfanb  erhält  ber  Entleiher  einen  Schein, 
gegen  weteben  ihm  ba§  eingefefete  9>fanb  ju* 
rücfgcgeben  wirb,  wenn  er  ju.qleicb  bie  ge« 
liebene  (Summe  unb  bie  Btnfcn  entrichtet. 
Zuf  biefem  (Scheine  ijt  aua)  ber  Sag  ange= 

8 eben,  an  welchem  baS  $fanb  oerfallt.  Sßirb 
is  }u  biefem  baS  $fanb  nicht  eingelcft,  fo 
wirb  baffelbe  nad)  »orbergegangener  iffentli« 
4>cr  äBefanntmadjung  verfieigert  unb  ber  QnU 
leihet  fann  nun  noch  ben  überfebufj,  web 
eher  von  bem  grftebung&gelbe  nacb.  tfbjua, 
aller  Jtofien  oerbleibt,  in  ßm»fang  nehmen, 
wenn  er  im  Saufe  beS  näcbften  Sahjreä  ftdj 
melbet.  Sbut  er  bieä  niebt,  fo  wirb  jener 
überfebug  an  bie  Hrmcnanftalten  be8  Erts 
abgeliefert.  I)ie  erflcn  Seibbäufer  errichteten 
3 uten,  um  5Bucber  ju  treiben.  SDiefelben 
waren  1394  auö  granfreitb  »ertrieben  wor« 
ben  unb  fcbltcben  [ich  unter  bem  Kamen  von 
Sombarben  wieber  ein.  2>ie  von  ihnen  errich- 
teten üeibbaufer  erhielten  baber  ben  Kamen 
SombarbS,  w  eich  er  nachher  auf  alle  llcibbäu= 
fer  uberging.  JDaS  erfte  wahre  ?tibböu§  grüru 
bete  14«4  ber  ÜRtrtortt  IBarnabaS  3nteramnen» 
fB  ju  Perugia  im  Äirebenftaate,  unb  1498 
würbe  in  Deutfcblanb  baS  erfte  JreibbauS  ju 
Ktirnberg  unter  bem  Kamen  2Bedbfelbanf  ge« 
grünbet. 

leim  ift  bieienige  au«  terfd?iebenen  tbje> 
rifchen  ©ubfianjtn  oerfertigte,  bi§  jiur  SErocfniß 
cingebiefte  ®aDerte,  weldje  als  cinS  ber  vor> 
juglicbfien  jttebmaterialt  bient.  25ie  Stoffe, 
worauf  er  gewonnen  wirb,  finb  thierifd)e  2Tb* 
gange:  Xbfcpabfet  ber  Beifgcrbanfa ,  JDbet; 
baut  ber  Otbfenbäute,  glecbfen,  Scbwanj. 
ftiicfe,  Süße  u.  f.  w.  com  dtinboieb,  6tb> 
91  * 


reim  924 


Leinwand 


not  btr  $Pftrbt,  3)trgamenrabfcbnifcel ,  abgetragene  ^>anb> 
febube,  aHe  HbfäDfe  in  ben  gofigerbereien,  JBratgriven  vom 
Ähranfieben,  jtnoeben  unb  gifebfebuppen.  Diefe  ©ub|lan= 
jen  werben  in  jtalfmilcf)  eingeweicht  unb  bann  getroefnet, 
Damit  ffe  nicht  faulen,  unb  fb  vtrfcbicft.  Die  3u  bereit  im  3 
beS  2eimS  oefchiefjt,  inbem  man  jene  ©ubftanjen  noch  ein- 
mal in  Jtalrmilcb  einweicht,  bann  in  SBaffer,  bann  fte  roafebt 
unb  auf  einem  gepufferten  gußboben  ausbreitet  unb  tag« 
lief?  mebrmal  wenbet.  hierauf  tbut  man  fte  in  nicht  tieft, 
breite  Äeffel  mit  eingelegtem  fatfebm,  mit  S6cbern  verfe-be-- 
:ien  gußboben,  ber  brei  3oQ  weit  von  bem  wirtlichen  ab» 
fieht,  ober  belegt  au*  wol  biefen  mit  «streb,  füllt  ben  Jtef* 
fei  bis  ju  %  f"ntr  fyfyt  mit  g'uß»  ottx  Slegenwaffer  unb 
fdjüttet  it>n  bann  mit  ben  Materialien  voll.  Diefe  verfebwitu 
?cnt  beim  Sieben  unb  Umrübren,  wogegen  bie  gluffigfeit 
zunimmt  unb  TLUti  entlieh  ganj  meiere  klaffe  wirb.  3tun 
wirb  bie  Seimbritbe  fo  lange  geforfjt,  bis  eine  $robe  an  ber 
i'uft  fcbntÜ  gallertartig  crflarrt.  5Ran  verminbert  nun  baS 
Jeuer,  laßt  bie  SBrübe  ftcb  abflären,  fct>öpft  fte  in  einen  mit 
©trof>  belegten,  auf  ein  gaf;  gcficUten  Aorb,  unb  läßt  barin 
baS  Durchgefeilte  ftd>  abfegen.  Der  Kücffranb  im  .Rcffel 
wirb  auf§  neue,  oft  auch  jum  triften  2)lal  auf  vertier  ange» 
aebene  SBetfe  bebanbelt,  wobureb  man  geringere  (Sorten 
«im  erhält.  Die  Seimaufl6fung  Jäft  man  nun  burer;  ein 
Sieb  in  bie  gormtn,  oiereefigt  beljerne  haften,  in  benen  fte 
binnen  12  —  18  ©tunbtn,  über  91acbt,  trflarrt,  l&ft  ben 
Seim  mit  angefeuchteten  Sßeffern  von  benSBinben  unb  vom 
©oben  ab,  febrt  bie  Waffe  auf  einem  befeuchteten  SEifcb  um, 
ftbncibet  baS  Stücf  ©allere  in  große  unb  bann  immer 
Heinere  Safe (n  unb  ©ebeiben,  unb  fett  tiefe  auf  SRefeen 
von  SBinbfaten  auf  luftigen  £rocfenboben  ber  Senne  unb 
ber  Suft  auS.  Die  geetgnetfte  3abrc8jeit  bierm  i(l  ber 
grübling  unb  ber  fterbft.  Den  b&cb|ien  ®rab  ber  Zxoi* 
ntß  erbalt  entlieh  ber  Seim  in  hcijhuen  SErocfenfammcrn 
unb  ben  ©lanj  bureb  Gintaueben  ber  £afeln  in  bcißcS  2Öaf= 
fer,  worauf  man  iljn  mit  genefeter  Söürfre  übcrbürjtet  unb 
auf  ber  #otbe  voUenbS  trotten  werten  läßt.  Seim  f(an» 
brifeben  Seim  werben  bie  Materialien  cor  bem  Sieben  län. 
ger  eingeweicht,  bie  33rübe  (aßt  man  weniger  verbunden,  ba» 
mit  fte  ffch  weniger  färbe,  unb  bie  ©alterte  wirb  in  bünnere 
Xafeln  »erfebnitten.  Der  ^ergamentleim,  auS  Verg.v- 
mcntabfällen,  .|>anbfcbuben  u.  f.  w.  wirb  nur  furje  Bett  mit 
einer  noch  einmal  fo  großen  5Renge  SBaffer  gefotbt  unb  nicht 

fietrocfnet,  fonbern  ffufftg  jmn  ffiergolben  ober  ju  ben  8Baf= 
erfarben  verbraucht.  Der  gewöhnliche  Seim  wirb  nach  feinem 
SBcrbraucbe  SEtfcblerleim,  ober  nacb  bem  2fnfebcn  ij>orn* 
leim  genannt.  (fnglifcbet  ober  ftarfer  Seim  heißt  ber 
auS  .Knorpeln,  Kippen,  g!  offen  unb  Rauten  großer  gifebe 
bereitete.  Unter  gif &>  leim  verffebt  man  bie  Käufern 
blafe  (f.  Raufen).  fBalfifcbleim  fleht  an  ©ttte  bem 
SEifcblerleim  nacb.  ÜRunbleim  beißt  bie  mit  @ummi  unb 
3ucTer  verfette  #aufenblafe ;  Sc  ber-.  unb  Jpanbfcbub' 
leim  wirb  nach  bem  Material,  woraus  er  bereitet  Wirb,  fo 
genannt.  SBom  Sifcblerleim  gibt  eS  feine,  mittelfeine, 
mittlere  unb  orbinatre  ©orten;  er  muß  bell,  balbburcbficb« 
tig,  jätjr,  elaffifcb,  auf  bem  JBrucbe  a'ätnent  fein,  in  faltem 
•Baffer  auffcbweHen  unb  gefönt  eine  möglicbfi  betraebtlicbc 
iÄenge  ®aUert  geben,  ©roße  wimfiebereien  beftnben  ftcb 
in  Deutfcblanb  in  JWln  am  «bein,  Müblbauftn,  Stttrfe= 
bürg,  Dürnberg,  «ugSburg,  ITtörblingen'u.  f.  w  Cftrcicb 


erzeugt  unb  fütjrt  viel  Seim  nacb  Italien  aui.  Crngi.v 
fabrijirt  ben  beften,  unb  ber  flanbrifcbc  unb  fran».  reitr 
bcfonbcrS  in  ben  Sucbfabrifen  gefuebt. 

Cnnpfaöc  nennt  man  bie  9Bege,  weicht  längs  ben  Same 
fcbtffbarer  ©tr6me  angelegt  werben,  um  ben  3ugtbieren  obtt 
ben  Menfcben  ju  bienen,  welche  bie  an  Seinen  befefüstcji 
©ebiffe  ftromaufroärtS  jjebtn.  Cngtanb  b<Jt  bie  auSgejeich 
n etilen  Scinufabc;  in  Deutfchtanb  jeiebntn  ftcb  nur  bie  an 
Steine  auS. 

Cftnwanö,  Seinen,  Sinnen,  nennt  man  trn  fkwdx 
vonglachS  obcrAar'jarn  (f.  glaohS,  ^)anf  unb  ®arn) 
bei  bem  ftcb  bie  gäben  rechtwinflig  turebfrtttjen.   Der  %i 
ben,  welcher  ber  Sänge  nach  8«W,  beißt  Jtette,  ffierft  ctr 
2fufjug,  ber  ber  öreite  nach  ©chuß,  Cinfcbuß,  ©nfcbU 
ober  Eintrag.    Die  gefoperte  Stirrwanb  beißt,  je  na6  ba 
©tärfe  brS  äöverS,  Drillich  ober  3»iflith;  Dam;-": 
aber,  wenn  funftlicbc  üHufter  eingewebt  ftnb.  A>anf;:- 
wanb  ift  fefler,  läßt  fich  aber  fcrfivcrer  unb  nicht  fo  wrü 
bleichen  als  glacbSteinwanb.    Die  feinfie  Stmwanb  b# 
ffiattifi.   9?ob  nennt  man  fte,  wie  fie,  noch  ungtblrid* 
vom  SSebfrfiui)ie  tommt  unb  noch  mit  ber  SBebtrfcblicbte  it 
l;aftet  ift.    Xußerbem  gibt  eS  noch  2Serg  =  ,  Sarf.  l. 
9)acf(einwanb  unb  als  bie  gr6bfle  Zxt  baS  ©egtltoo). 
welches  aber  nicht,  wie  jene,  auS  gefponnenem  SBerge,  fe- 
btm  auS  gliidvi;  ober^anfgarn  gewebt  wirb,  ffietßga: 
nige  Seinwanb  beißt  bie  auS  juvor  fchon  gebleichto 
®arne  gtwtbtt;  fte  ifl  haltbarer  als  bie  im  ©tief  gebleut:; 

Salbttinwanb,  bei  ber  bie  SScrft  von  Stintn*  unb  ta 
ihuß  von  SaumwoQenganr  ifl;  gemengte  Seinwant 
bei  ber  ber  ©chuß  auS  £anf*  unb  bie  SSerft  auS  (tag 
parn  befielt,  ober  umgefebrt.     ^»auSlcinwanb.  h# 
alles  Seinenjeug,  welches  ©tabt>  ober  Sanbbewohna  ob- 
felbfigcfponnenem  ®arne  ju  eignem  Verbrauche  um 
weben  laffen:  Aaufleinwanb  bagegen  feicbe,  n-e 
fabrifmäßig  für  ben  Scrfauf  gefertigt  wirb.  Dit  SBerft  wtr*. 
in  Sange  geteilt,  bertn  jeber  40—48  gaben  enthalt ;  ^ 
mt\)t  ®änge  auf  biefelbe  ©reite  fommen,  befto  ftiutt  mc» 
baS  ©am  unb  folglich  bie  Seinwanb  fein.   DreSbentr  iä 
wewb  enthalt  3. 8.  oft  auf  jwei  eilen  JBrtite  70—80  ®än;c 
febr  grobe  Stmwanb  bagegen  auf  biefelbe  SJrtitt  nur  I 
©ange.  Die  XuS^blung  ber  gaben  gefebiebt  oermitrelS  tcaJ 
tat uv  eignen  JBergr6ßtrungSg(afeS ;  man  vergleicht  bie  9t 
fammtbreite  btS  abgezahlten  ®angeS  mit  ber  Srcht  tei 
ganjen  ©tücfeS,  um  bit  Änjar)l  ber  ®ange,  hie  auf  &4- 
fclbe  fommen,  ju  finben.   ßermbge  bieftS  XierfabrenS  fent 
man  auch  einen  SSeber,  btm  man  eine  Xruabl  ©tücfe  ort: 
© ttähne  \um  2öeben  übergeben  t>ot,  controUrtn,  ob  er  ni*» 
baoon  untcrfchlagen  babt.   9lur  muß  man  habet  berieffui» 
tigen,  baß  ber  2öerftfat>cn ,  weil  et  tuebt  wie  ber  bei 
fchlagS  gtfpannt  fein  form,  fonbtm  lofet  um  jene»  berre* 
geht,  alfo  eint  .Krümmung  macht,  verbaltnißmaßtg  r." 
Sängt  trfobtrt    geint  Stmwanb  vertiert  auf  100  Q 
5  —  9  (Sien;  mittelfeine  »w6lf  unb  arobt  blo*  reichlich 
Buch  futb  von  ieber  ©titt  ober  Setfre  bie  dußerjJe: 
Äufjugöfdben  boppelt  ju  reebnen.   Die  ®üte  ber  im-. 
hängt  von  ihrer  geinbeit,  ©Itichhnt  beä  gabenS,  Dict 
feit  unb  ^»altbarfeit  ab;  baß  ber  gaben  runb  ifl,  unb  c 
ju  flarf  gemangelt,  b.  b.  breitgebriieft,  wobureb  mar  ! 
©chein  ber  Dia)tigfeit  erjwingt;  baß  jum  CJtnfcblag 


r  tonn  it  jes«t=-8Jnt«n  ober  .Klopfen  einen  feinen,  listen  ©taub  fallen  lagt. 

:•;:!(  rri  tnüii  Sind)  feebSftünblgeS  Äocfcen  ober  8—10  5£jge  lanae«  8ie» 
r  sraa  **=  =7!  U«"1^«  fc«  fceinwanb  in  einet  gerbftoffia.en  gluffiflfcit, 
g*  V  «At,  H  W  te  *>  &  *»«  XbFoctiuna  con  ©cbenrinbe,  foH  fie  febr  an  $alu 
•■a  aL*  &ü4*fe*  -  "  wnfeit  gewinnen;  nur  barf  fie  beim  Soeben  niebt  bie  SBinbe 

vtit  SM  we»*  s' ÄeffetS  berühren  unb  beim  krochen  niebt  Regen  unb 
l'«t^l(lÄ£2vBMJ  ausgefegt  werbet  —  ©ie  8einwanbfabrifation 
•  ',  j  jneta  6  im  mittlem  Curopa  fet)r  ausgebreitet;  SDeutfchlanb  na. 

.  Ji/ia-iat  o»    13  p*i:M«n«t4>  bat  f*o»  feit  langer  3«t  eine  bebeutenbe  ÄuSfubr, 

"  "1,1  «tf  «ts.srssbefonbetS  nact)  ©üteuropa  unb  Timerifa  —  febon  früber  über 

;m  m  8"*w-  ^  $  r-£je  rnetfle  fceinwanb  wirb  in  83obmen,  «TOäbun,  ©cbleften, 
:  il  ü!I  i,  i''^1"®*'4''"'  ßf»«Iaufi(5/  6anot>er,  im  gulbaifdjen,  in  ©cbwa» 
---hk  Jf«"' *  LrshSf-^'  ©äbt"  u.  f.  w.  wrfertigt.  £ie  ©djweij,  4>Hanb  unb 
•^"•''''J'IlJLvni **  bliebe  gronfreieb  probuciren  oiel,  tjnglanb  bagegen 
jiniwWJJf^i^sSftniaer  al*  ©cboftlanb  unb  Srlanb.  JRuglanb  f&brt  viel 
tri  ret  Kt  6*5  *  ^  \p  m  geringem  geinforten  aus.  Spanien  muß  faft  ganj  fei» 
..ts  heWt,  ** p  "tot  SWnenbttarf  auS  Dtutfdplanb  unb  3rlanb  jieben,  unb 
...  jfJmerifa  gebtot  ju  ben  widjtigffen  2fi>fafcfana(en  für  ben 

ubbarT 


bie  ajauptflabt  beS  leipiiger  JtreifeS  im  Äinig» 
at,  iß  eine  ebenfo  fet)r  biftorifcb  als  bureb  ibren 


-.  Ajjue  af  ^ c  «*8«breitelen  £>anbel  wirbtige  ©tabt.  3«  &nber  fßmo 
''■\^\at'^y,'Zf'^  '*  f"  *OT*  We  »efebaffenbeit  ibrer  «age  begünff.gf. 
:  «  rikili  iM*?T«<*it  0*8*  m  "»«  »wtten,  nur  burdj  wenige  fanftanfa>wel> 
:*u  ^»-i««:  t"?"5."   »be  unbebeutenbe  flöget  unb  einige  fleine  glüfje  unter» 


'■"^.»uduncn  Pbtnt.  auf  me.lAer  (i*  ttieaerifdit  Dsctdtientn 


gel  bc*  febweb.  ^eei«  geftellt.  Um  awittag  begannen  bie 
ben  ®efd>üfce  itjr  oerbeerenbe«  ©piel,  wclcbe«  bei  Äaifet 
lieben  »erberblicber  war,  al«  ben  ©tbweben,  weil  biefe  in 
bünnern  {Reiben  al8  iene  flanben.  ÜSit  Wewalt  warf  (i* 
nun  ber  redste  glügel  ter  jtaiferlicben  auf  bie  fJicbf.  2rup» 
pen  unb  frür}te  fie  in  bie  Jludjt;  wogegen  bie  wütbenben 

anfalle  ?>appm5:L-n';,  b^  StätÄjd 

ner  Bett,  ficbtnmal  eon  ben  ©cbweben  {urücfgcfcblagtn  würben, 
unb  aueb  ben  neuerfolgenben  Angriff  aitlsj's,  weldjer  fidj  von 
ber  ßcrfolgung  ber  ©atbfen  ab  gegen  bie  ©Sweben  wem 
bete,  r)<<Uen  biefe  mit  unerborter  SEapferfeit  au3.  <ün  ra« 
ftber  Xnariff  braebte  bo8  auf  einem  $üge(  aufgefieQte  fcinb< 
lid?e  Qefiütj  in  bie  ^dnbe  bet  ©cbweben  unb  biefe  rid)te= 
ten  e8  fogleicb  gegen  bie  barauf  nietjt  gefaxten  Äatfetüdjen. 
©afcurcb  würbe  bie  ©cblacbt  entfdjieben,  berm  in  wiloer 
Jlucbt  ftäubte  ^illij'«  4^eer  auJeinanber,  inbem  e<  7000  Sobte 
auf  bem  Selbe  ließ.  Suttp,  ber  bisher  noeb.  niemals  fi3efiegte, 
enttarn  nur  mit  SKübe  unb  SBunben.  tfrjt  bei  $aUt  ge> 
lang  ti  tbm,  einen  deinen  Sfcbtil  feines  4^ecri  wieber  ju  fam- 
mein  unb  fkfo  mit  $appenl)eim  wieberiuoerelnigen.  Siner 
ber  widjtigfien  öortbeile  biefeS©iegeS  war,  bag  bie  gurdjt 
wr  bet  Unbeftegbarreit  SiQp'S  verwebtet  war,  unb  bag  ©u> 
(lau  Xbolf  bie  glanjenbfie  9robe  feines  Selbr/errntalcntt  «l>> 
gelegt  batte,  fofeafj  ibm  fortan  bat  begeiferte  SBertraucn  ber 
^rotclianten  jur  ©eite  jtanfc  unb  bie  Jtatbotifipen  tbn  mit 
berfelben  gurebt  betraebteten,  wtldje  früber  bie  ¥(°teßanten 
»or  ben  faiferlicben  ^elb&erren  gebegt  batttn.  X)em  ©ieger 
fjanb  ber  S3eg  nach  SRuncben  unt  ffiien  offen,  unb  bie  gort» 


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Leipzig 

£eer  oon  28,000  2)i.  unter  bem  OTarfdjall  ©ouoion  QU 
<ipr  jurürf.  (5r  fammrlte  feint  #cere  m  ©<o."ib  oon 
geipjtja  unb  hielt  fid.  bafelbft  uicr  $age  in  bem  f.'ntf.  Stäbts 
djen  Düben  auf,  worauf  er  am  14.  JDct.  um  Wittag  nach 
fceipiig  tarn.  Der  größte  Äbeil  beö  franj.  Spttx-j  lag  bei 
SBadjau,  anbertbalb  Stuntcn  füböfllid?  oon  £eiprig,  um 
(ich  bem  Sdjwarjenberg'fcben  £ccre  entgegen ».ufrellen.  Gin 
für  bie  granjofen  nad>tl?eiligc3  JReitergefed?t  war  bcr  Xnfang 
ber  geinbftligfeiten.  Napoleon  hotte  180,000  3H.  bei  jlcb, 
welche  er  am  15.  Cct.  runb  um  bie  Stabt  auf  (teilte,  unb 
am  folgcnben  Sage  nach  9  Uhr  rourbe  bie  Schlacht  bureb 
ben  Donner  ber  ©efcbü&j  eröffnet,  oon  beneu  000  Stüd 
auf  Seiten  ber  granjofen  unb  gegen  1000  auf  Seiten  ber 
SSerbiinbeten  in  $hatifl.feit  getvefen  fein  feilen.  @*  würbe 
auf  bret  Seiten  gefampft,  füböfilicb  von  ber  Statt  bei  SJlarfs 
tleeberg,  Üöacbau  unb^  giebcrtwolfwifc  gegen  bog  große  oer» 
bünbete  $cer,  wefilid?  bei  Uinbenau  jwifeben  Sertranb  unb 
bem  öfrreicb.  ©eneral  ©iulap,  unb  nörblid?  bei  sJDfödern  jwU 
feben  SBlücber  unb  bem  WarfcbaU  ÜÄarmont.  ©a  •  #cer  un» 
ter  Schwarzenberg  war  fo  georbnet,  baß  auf  bem  liiifen  glü« 
gel  ber  ©eneral  SWeeroelbt  bem  poln  £eere  unter  bem  gürfien 
^oniatowSfi  gegenüberftanb,  bie  Muffen  unb  Greußen  unter 
SEBitgenftein  unb  Jtlcift  bie  SKitte  bilbeten  unb  bie  Ü>jlrcidjer 
unter  .Rienau  ben  regten  glügel  einnahmen.  Die  Süerbün» 
beten  batten  SRarffleeberg  unb  3Bacbau  eingenommen  unb 
ben  .Kolmberg  bei  Uiebertwolfwih:  befefct,  alS  Napoleon  burd) 
einen  gewaltigen  Angriff  fte  auf  ihre  frühere  Stellung  wie* 
ber  jurüefwarf  unb  felbfl  meb«  fünfte  befefete,  welche  oor* 
ber  in  ber  Gewalt  ber  XSerbünbeten  gewefen  waren.  .Tic 
beiben  glügel  ber  XJerbünbeten  waren  beinahe  ganj  von  ber 
Sd?lad?torbnung  getrennt  unb  ber  Sieg  neigte  ftdj  fo  ent.- 
fdjieben  ben  granjofen  ju,  baß  um  brei  Ur>c  9cad?mittagS 
Napoleon  an  ben  Äönig  oon  Sacbfen  eine  Siege&botfd?aft 
abgeb.cn  unb  in  fceipjig  alle  ©leden  lauten  lief.  3nbeß  ließ 
ber  gürft  Schwakenberg  ben  öftreieb.  Siudhalt  unter  bem 
Grbprinjen  oon  Reffen » Hornburg  anrüefen,  ein  franj.  £eerj 
baufen,  wclcber  ftegreieb  oorgebrungen  war,  würbe  jurüds 
geworfen  unb  bie  XJerbinbung  beS  (inten  glügel*  mit  bem 
ÜRittelpunfte  wieberbergeftellt.  Rleift  f>ätte  mit  ben  Greußen 
SWarffleeberg  behauptet  unb  würbe  um  fünf  Uhr  pon  öfheid?. 
Gruppen  in  feiner  febwierigeu  otellung  abgclöft.  Unter 
Short  flrömten  inbeß  bie  granjofen  gegen  ba*  Dorf  fflüU 
bengoffa  cor,  beffen  (Jimtahmc  bemnaep  bie  Schlacht  entfebie* 
ben  hätte.  Scbon  waren  bie  granjofen  in  t Dorf  ein> 
gebrungen,  als  fte  burd?  einen  tapferu  SKcittranfaü"  wiebet  ju= 
rüdgeworfen  würben ;  auch  noch  ein  »weiter  fürchterlicher  2(n> 
griff  würbe  oon  ben  Greußen  juruagewiefen.  Snbeß  brach 
5er  Bbcnb  be*  blutigen  Sage*  ein  unb  machte  bem  treffen 
ein  6nbe.  Die  £eere  batten  fafl  wieber  ganj  i.?re  frubern 
Stellungen  eingenommen,  nur  baß  bie  granjofen  auf  ihrem 
(inten  glügel  bie  Scbwebenfcbanje,  eine  bie  Umgegenb  be< 
berrfepenbe  3£nf}6r>e,  unb  bie  öerbünbeten  auf  ber  anbem 
Seite  ba«  Dorf  <Wartfleeberg  befebt  bielten.  Sei  tlinbenau 
unb  gegen  ben  6fheid).  ©eneral  2Jteeroe[bt  bei  rwiP  unb 
(SonnewiQ  batten  bie  granjofen  bie  jDberbanb  behalten  unb 
ber  genannte  ©eneral  war  fogar  in  ©efanaenfebaft  geratben. 
Dagegen  hatte  nach  einem  ber  bluttgfien  ©efcd>te  ber  ©ene> 
ral  SMücber  bei  ÜSöcfcrn  unb  3BtebertbTcb  fiegreid)  mit  uner< 
börter  Jtapferfeit  gefampft  unb  ben  WtaföcM  9Rarmonr  b:§ 
biebt  oor  8eipjig  jurüttgebrangt.  J5en  folgenben  S^tg  unter» 


1/eipzlg 

hantelte  Napoleon  Pergeblid)  wegen  eines  SBafj 
mit  ben  SUerbünbettn ,  unb  nur  Stücber  machte  eine.  < 
lieben  Angriff  gpgen  ben  bei  Sdjönefclb  mit  fein«  Saern 
baltenben  opertog  oon  *JJabua.  Snbcfjcn  hatten  bie  Sfcr'r 
beten  burcp  S3cnningfen,  (SoQorcbo  unb  ben  Ärcnrrmyr 
oon  Schweben  nod?  bebeutenbe  SJerftärfungcn  erhalten,  fec-i 
bie  granjofen  fiep  nach  allen  ÜRiebtungen  eingefeblpffcn  fzn 
ben  unb  ihnen  nur  gegen  ättefien  über  Sinbenau  ein  l. 
weg  blieb.  Die  granjofen  hotten  SBacpau  unb  SiebatMft 
w;i>  aufgegeben  unb  fiep  enger  um  Ecipjig  jufammai^i. 
fobaß  nun  ^robfihaiba  ben  SRittclpunh  bcr  Stellung 
Süben  machte.   Der  Angriff  ber  SQerbünbtten  am  i  E 
war  fo  georbnet,  baß  ber  Jtronprinj  oon  Schweben  \ir~ 
fchleftfcfae  ^)eer  pon  9lorben,  Jöenningfen  mit  ben  Stü 
ben  ü  itreicbern  unter  Rienau  unb  ben  Greußen  «ntn 
then  oon  Dften,  unb  cnblicp  SBittgenfiein  unb  Altif!  ■ 
JKuffen  unb  ?)«ußen,  fowte  ber  grbprinj  oon  fieffn  iv 
bürg  mit  jbjrreichcm  oon  Süben  gleicbjcitig  lesbrcdv: 
ten.  Um  act)t  Uhr  entfpann  fiep  ber  Jtampf.  ärc^  bcr  in1 
©egenwehr  ber  ^)olen  unter  $oniatow3fi  würbe  ^e 
nommen,  naebbem  ber  tjrbprinj  oon  Reffen  j^ombut^  <■ 
oerwunbet  werben  unb  Gwllorcbo  an  feine  Stelle  if.\s 
war.  2(ucb  bid  oor  ^robfthaita  waren  bid  SHitug  bi« 
ßtn  unb  SSuffen  oorgebrungen ;  hier  entbrannte  ber  V- 
mit  fürcpterlicber  SSuth,  ohne  baß  es  ieboeb  ben  airffurr 
ben  Sjerbünbeten  gelang,  bei  Dorfcö  fid?  »u  bemia)djc 
JBon  JDften  her  würben  bie  granjofen  bi*  Stitteri?, 
bei  'Probfthaiba,  jurüdgebrangt,  unb  ber  *D?arf<fra - 
würbe  oon  .'Blücher  unb  bem  sJtorbbeere  bi§  hiebt  wr 
,i.ig  jurüdgeworfen.    SMücber  hotte  eine  'übthciiunc; 
bet  Sttodau  burd)  bie  Garthe  geführt,  ftatt,  wie  bei 
prin)  oon  Schweben  gewollt  hotte,  ben  weiten  Urmr; 
ba&  Stabtcben  Laucha  iu  nehmen,  worüber  ber  2 
loren  gegangen  wart.  SKarmont  jog  fid?  mit  ben  grr. 
gegen  Schönefelb  nahe  bei  ?eipjig  jurüd  unb  alf  b« 
terei  ber  Sierbünbeten  bie  SEBcidhenben  oerfolgte,  flinke . 
fdchf.  ^»ufartn»  unb  Ublanenregimcnt  ju  ihnen  über  I 
gingen  auf  ben  porti(jer  Änhöbcn  einige  fäd?i  unb  rr  j: 
'Äbtheilungen  ju  bem  SRorbheere  über.  Dad  Slerbbcer  t 
pon  SJaucba  her  oor;  nad?  fünf  Uhr  Hbcnb*  rwrbe  ?■ 
mont  oon  gangenau  au*  Schönefelb  oerbrdngt  Äben' 
ren  9Jep  unb  fRepnier  oon  JBülow  auS  ihrer  ©tc" 
unb  um  <paun8borf  geworfen  worben,  unb  festen 
in  SBolfmarJborf  wichet  feft.   $ier  gingen  nu 
Rriegcr  färnrntlicp  ju  ben  SSerbünbeten  übet  un 
burch  nicht  wenig  )ur  völligen  Cntfcbeibung 
Sdion  feit  jehn  Ul?r  5Uorgcnö  hatte  KapoleoB 
Schule  be*  SBertranb'fcbcn  (Jorp^,  weichet  gea 
gerüdt  war,  Üöagen  unb  ©epäd  fid?  jurüd ■  <■ 
bie  gewaltigen  Rraftanfrrcngungcn  gegen  tie 
gen  ©cgner  folltcn  nur  baju  bienen,  ben  ffiüdj 
9cad?  9i?ittcrnad?t  begann  ber  auf  Slapoleon'* 
orbnetc  JKüdjug  bc*  franj.  ^eer*,  welcher  bu 
^affagen  auf  bem  SHJege  nac>  SJintenau,  wo 
über  Ärmc  ter  gleiße  unb  Alfter  führen.  < 
rourbe.    Die  ^>olen,  fBabencr  unb  Darniftätti 
Dedung  bc5  9?üdjug*  geipjig,  welebeSin  ter  ( 
ging,  befeftigt  worben  war,  fo  lant^e  ali  mög 
Scrbünbeten  holten.  Um  acht  Uhr  SWorgenS  ' 
griff  ber  Slierbünbeten  gegen  bie  Statt. 


Leipzig 


129 


Leipzig 


.1  bö6  na*  Stnbenau  führente  ranftäbter  ütfjor  würbe 
«r  um  Iber  unb  ungeorbneterj  um  jebn  Uhr  u erlief  9la» 
on  bie  euer  unb  fonnre  ftcrj  nur  mit  SJtübe  nebß  fei« 

(befolge  burcr)  bie  gtücbtenben  branden.  Um  halb  jwälf 

famen  bie  etjlen  Stetigen  in  bit  <3fabt,  wäbrene  bit 
riefen  nod>  immer  in  wilbet  'Ängft  burd)  baö  ranftäbter 
r  fidj  brannten.  25a  würbe  burd)  eine  Übereilung  bie 
:cfe  über  bie  (?lfler,  bicr)t  am  genannten  Zbou,  ju  jet> 
in  bie  ßuft  gefprengt  unb  babureb  ben  nod)  in  ber  Stabt 

aufbaltenbcn  .Kriegern  ber  einzige  ÄuSweg  ber  ?(ud)t 
:fcbnitten.  83ie(e  fudjten  ft*  buTcb  ben  nidjt  breiten,  aber 
n  unb  mit  boben  Ufern  oerfebenen  £luß  ,;u  retten,  aber 
Lünen  faft  alle  in  bemfelben  um,  unter  ihnen  aueb  ber 

polnifcfce  Jfürfl  ^oniatoro&ti,  roeldier  mit  fo  großer  JJa« 
feit  gefämpft  hatte.  Uber  1 . 5,000  ©olbaten,  barunter  bie 
lernte  Stepnier,  fijertranb  unb  Sauriflon,  mußten  fiel:  ald 
egögefangene  ergeben,  begleichen  25,000  jBerwunbetc  unb 
inte ,  unb  über  300  .Kanonen  nebft  {abliefern  ©epaef  was 

im  ©an^en  in  bie  4?anbe  ber  SSerbünbeten  gefallen, 
tvjaupt  follen  bie  Jraniofen  an  60,000  3W.  in  -ben  brei 
gen  eingebüßt  baben,  wäbrenb  bie  SJerbünbeten  45,ooo  fW. 
ioren,  nämlicb  8000  Dflreidjer,  21,740  Stoffen,  14,950 
:u(jen  unb  300  ©cbweben.  Wittags  hielten  ber  ruff.  Äai« 

Xlcranber,  unb  ber  preuß.  Ainig,  griebrieb  SBilbelm  III., 
tri  (Sinnig  in  £eip{ig,  unb  wenige  ©tunben  naebber  traf 
f»  ber  oflreid).  Jtaifer,  Statt  I.,  in  ber  «Stabt  ein.  2)ie 
ftttutty  2>eurfcblanbS  oon  ber  franj.  Cbermaebt  war  bie 


ffruebt  biefeS  6iege5,  obgleich  noeb  borte  .Kämpfe  jut  2Jc* 
fefhgung  biefer  greibeit  nötbig  würben. 

25ie  <3tabt  Seipjig  foll  au*  einem  fleinen  flow.  25orfe 
entjianben  fein,  welches  in  bem  äiiinfel  lag,  ber  bureb  bie 
f.utbe  unb  bureb  bie  ftc  aufnebmenbe  gleiße  gebilbet  wirb. 
£ip  ober  8ipa  beißt  in  ber  flaw.  (Sprache  eine  Uinbe  unb  fo 
erhielt  jener  £>rt  ben  ÜRamen  oon  ben  in  feiner  9labe  ftcheiv 
ben  Sittben.  (jrfr  im  12.  Jährt?,  wirb  EeipjigS  als  einer 
@tabt  mit  dauern  unb  @räben  oon  5 — OOuo  ©nw.  ge* 
baebt,  unb  SWarfgraf  JDtto  ber  Sfeiebe  ertbeilte  ihr  aueb  ba$ 
«echt,  }u  Efhrn  unb  9Rid;aeli«  SWärfte  {u  batten.  3m 
3.  1218  würben  oom  SDiarfgrafen  JJietricb  brei  Sdjloffer  am 
gelegt,  um  bie  unruhigen  Jöurger  £eipjigd  im  3oum  nt  hal- 
ten,  unb  oon  biefen  fleht,  wiewol  in  oeränberter  ©eftalt, 
jefct  nod>  bie  ^Icifjenburg.  2>er  SJceuiabrSmarft  würbe 
juerfr  1458  auSgefdjrieben  unb  14f>6  betätigt,  worauf  1607 
alle  brei  9J?ärfte  Als  öffentliche  SReffen  oom  Aaifcr  anerfannt 
würben.  3m  3.  1519  bietten  Eutber,  <ä<S  unb  Karlltabt  ibr 
berühmtes  Kolloquium  gu  üeipjig.  2>ureb  ben  breißigiäbrigen 
iRrieg  büßte  bie  <Stabt  ihren  frühem  JHciditbum  ein,  boä) 
bob  uc  firb  wieber  in  ber  barauf  folgenben  fö:ieben£$eit. 
9iacf>  bem  fiebenjdbrigen  Kriege  würben  bie  SeftungSwcrfe 
abgetragen,  unb  an  ihre  (Stelle  traten  aUmälig,  wie  ber 
SBobljlanb  ber  @tabt  junabm,  f. töne  ©artenantagen;  aueb 
würben  bie  SBorfidbte  immer  anfeb.nlidier  unb  feboner,  unb 
naebbem  bie  ©tabt  aud)  ben  funk  Ärieg  unb  beffen  ft'e  bort 
treffenbe  ^rangfate  überwunben  bot,  ifl  fie  in  fortwähren« 


Leipzig 

Dem  Steigen  geblieben.  25er  3otI»crbanb  Sad&fenS  mit  $reu= 
§en  hat  baju  beigetragen,  8eip}igS  glor  ju  förbern,  wie  man 
fcbon  barauä  ficht,  ba|  feit  bcm  Eintritte  bcffelben  ftcb  ganj 
neue  Stabttbeile  ^  bilden  angefangen  haben.  (?$  ftcbt  ju 
erroarten,  tag  bie  nun  faft  ocüenbcte  Gifenbahn  jwifdjen 
8eip$ig  unb  £ reäben,  wie  für  baS  ganje  fäcbfifcbe  Sanb,  fo 
namentlich  aud)  für  Ecipjig  fegenbringenb  fein  wirb. 

2Me  innere  «Statt  Seidig  ift  ton  geringem  Umfange; 
man  fann  in  brei  SJiertelflunben  bequem  auf  ber  ^rome« 
BdbCi  wcld;c  fie  roie  ein  jtran^  umfcrjlic^t,  um  fie  berum; 
geben.  SDefto  ausgebcbntcr  finb  «um  SEbcil  bie  Borftabte, 
welche  oor  ben  vier  innern  .Spaupttboren,  bcm  grimmaifeben, 
bem  ballifcben,  bem  ranftabter  unb  bcm  $cter3tbore,  liegen. 
-Tiefe  innern  Xtjext  finb  big  auf  ta§  julcfct  genannte  abge» 
tragen  worben.  2Ran  jablt  in  ßcipjig  übet  45,000  Stritt. 
Seit  einer  JXcibe  »on  3abren  ifi  für  8Jerfcb6nerung  ber  Stabt 
aufjcrorbcntlicb  viel  gefächert.  9(idjt  nur  bat  man  noeb  im: 
mer  an  SBerooDfommnung  ber  ^romenaben  gearbeitet,  ifi 
noch  bemübt,  bas  an  ber  Stabt  (iegenbe  JRofentbal,  eine 
fdunu-  Sieben»  unb  JBucbenmalbung,  in  einen  herrlichen  $arf 
umjuwantcln  unb  bat  bie  ®a§bclcud?tung  ber  ganzen  Statt 
ju  Staube  gebracht,  fontern  man  bat  namentlich  aueb  turch 
"Äuffübrung  aufgejeiebntter  iffcntlidjet  unb  $rir>atgebaube 
bif  Stabt  pereoltfommnct.  "Äuf  tiefe  SBcife  finb  »or  bem 
grimmaifeben  3$orc  neue  auSgetermte  Stabttbeile  im  dnt> 
fteben  begriffen,  unt  befonbert  »or  bem  ehemaligen,  innetn 
grimmaifeben  Äborc  ifi  ein  3Hafe  entffanten,  ber  einjl  einet 
__  . 


Leipzig 

ber  fcbtjnff cn  werten  fann,  bie  eine  Statt  DcurfcblanW  atn< 
jujeigen  vermag.  'Än  tiefem  flafec  liegen  ba$  grt>#atttge, 
umftebenb  abgebilbete  neue  ^oflgcbäube,  baä  Univerfrtitigt. 
bäube,  bie  fFattlid)  aufgejierte  »Paulincrfircbe,  tu}  gpoftt- 
tige  SBürgerfcbulgebäubc  unb  mebre  anfebntiebe  ytroafc 
gebaute,  wabrenb  rechts  unb  linfi  an  ben  $laj}  bie 
menaben  jTcb  anfcblicfjen.  Knbere  bebeutenbc  ©cbüute  la 
Stabt  finb  bie  Slifolaifitcbe,  tie  JtbomaSrircfce,  toi  1598 
erbaute,  unten  abgebilbete  StatbbauS,  bie  SBucbbant.;: 
borfe,  ba§  ©cwanbbauS,  taS  SEbeatcr.  —  2113  jpauptfkbt 
beS  ÄrcifeS  ift  rjcipjig  tet  Si'ö  tet  JtrciSbirertion ,  fmfa 
eine«  HppellationSgcricbtd.  Die  wicbtigfle  wi||cnfcb.r;. 
Hnflalt  rleipjigS  ift  bie  Unwerfttctt,  welche  1409  gc 
rourbe,  al$  in  geige  ber  Streitigfeiten  auf  bet  Unwerfcit 
$rag  »icle  8ebrer  unb  Srubirtnbe  von  ba  auSgewarti\~ 
unt  nach  fieipjig  gefemmen  waren.  Äurfürft  Jriebricb  kl 
Streitbare  unb  fem  ©ruber  SBilbclm  fhfteten  bie  VLaxoc- 
jitÄt  unb  fapft  Älcranbct  VI.  beftätigte  fie  1409.  .Haben 
wiffenfcbaftlicbc  Änffalten  finb  taä  flinifebe  Snftitut,  wel<fct* 
mit  bem  Sfcfobäbofpitalc  in  Söcrbinbung  jiebt,  bie  mit  t. 
Xrier'fcben  Snftitut  in  Sierbintung  fiebente  Gntbinbung> 
fchulc,  bie  ^tcilanfialt  für  arme  Äugenfranfe,  bie  Sterr 
warte,  mebre  gelehrte  ©cfcUfcbaften-,  ^wei  ©pmnafitn  (bu 
Sbomadfcbule  unb  bie  Scifolaifcbule),  bie  #anbelölebt 
bie  fi3ürgerfcf>ule  u.  f.  w.  Die  1764  errichtete  Waberme  to 
bilbenben  Jtünfte,  baS  fogenannte  grofje  doncert,  bat  ?>t 
bente  Sweater  finb  mit  Siebe  gepflegte  Äunftanftalten. .  tk 


Lemberg  3 

fvSbi&liotbcf  jäblt  über  40,000  Sänbe,  mehr  alS  100,000 
r,  foroie  4000  fianbfcbriften,  bie  UniverfttätSbibliotbef. 
33  befcmberä  erwähnt  mufj  nod>  werben  bie  fürftl.  3<»blo> 
jsfi'fcbe  ©efeUfcbaft  bet  SBiffenfcbaften,  wela)e  1774  von 
fpl)  2(leranber  von  Sablonowöfi,  9Jeio)6fürfien  von  3ab(o» 
geft.  1777,  gefliftet  würbe,  unb  nao>  einer  buro)  ben 
cg  tj  erb  ei  geführten  Unterbrechung  1828  wieber  jährliche 
üsfragen  flellt.  —  Der  leipjiger  #anbel  wirb  befonbert 
d>  bie  brei  feboh  ermähnten  Reifen,  von  benen  bie  ju 
ern  unb  3Ricbae(i3  bie  bebeutenbften  finb,  gefärbert  unb 
1 er  wicbttgfte  QhrwerWiWeig  ber  Ginwobner.  Gr  ift  im 
gemeinen  jeljt  minber  bebeutenb  atä  früher,  bot  ftet)  jetodj 
bem  2tnrcr>iufTe  SaebfenS  an  ben  von  Greußen  auSge» 
tgenen  äoBverbanb  gehoben.  2fn  SBicbtigfeit  bat  in  neue« 
'  Seit  ber  SBollbanbel  gewonnen,  intern  bie  ©ollmärfte 
rfer  befuebt  worben  finb.  3tud>  bie  in  Seipjig  feit  1838 
jrünbete  jßanf,  fowie  bie  ber  SBoüenbung  nahe  Gifenbabn 
ifeben  Cetpjig  unb  DrcSben  werben  fieher  jur  JBefeftigung 
b  görberung  beS  £anbel8  in  Seicjig  beitragen.  Gbenfo 

ber  leipjiger  SBuebbanbel  bureb  bie  neue  SBärfe  befeftigt 
>rben.  Seipjig  ift  infofern  ber  SRittelpunft  be3  gefammten 
jtfeben  fBucbbanbeß,  al8  niebt  allein  hier  bie  meiften  SBers 
läbucbbanblungen  finb,  fonbem  aua)  ieber  beutfrbe  SBucb» 
nblrr  in  Seipjig  feinen Gommiffionnair  bat,  bureb  welken 

feine  eignen  SJerlagÖwerfe  verfenbet  unb  bie  in  antern 
ud>banb(ungen  erfebienenen  SBerfe  besieht.  Hudi  bie  SBucb» 
tieferei  ift  ein  wiebtigrr  Grwerböjweig  £eipjigS,  inbem  man 
irrtet,  bafj  bi«  iäbrltcb  über  40  ERiU.  Sogen  gebrueft  wer« 
n.  Da9  gabrifwefen  ift  im  SBerbältnifj  gegen  ben  £anbel 
ebt  eben  bebeutenb,  boeb  gibt  e$  anfebnliche  SBacbStud)--, 
abaeff)»,  Spielfartenfabrifen  unb  aud)  bie  2BolIfpinnerei, 
e  ©olb«  unb  SÜberfpinneret  u.  f.  w.  befebäftigen  eine  be* 
utenbe  tfnjabt  von  SRenfcben. 

Cfmbrra,  bie  wiebtigfte  Stabt  be8  ÄonigreicbS  Salinen, 
n  Jöacbe  $>e(tew  gelegen,  in  einem  engen  von  Sanbbergen 
in aebenen  2ba(e,  ift  eine  gefdDig  gebaute  "Statt  mit  54,000 
in».,  unter  benen  an  20,000  3uben.  Sie  bat  vier  febone 
»orfiäbte,  jwei  Scbläffer,  eine  Domfintye  unb  eine  1784 
:fiiftete,  1827  wteberbergefteHte  Universität.  Kuferbem 
nt>et  man  biet  eine  ftänbifcbe  Xfabemie  mit  einem  Ianbwirtb« 
haft  lieben  SJiuflerbofe,  jwei  ©vmnafien,  ein  rim.  unb  ein 
rieeb.  Seminar,  eine  JRealfcbuW,  ein  Xbeater,  mehre  Zxmm 
nb  ÄranfcnhJufcr  u.  f.  w.  2.  ift  ber  Si|}  brt  ©u« 
erniumi,  beS  ©eneralccmmanboS,  be&  ÄppcQationSgericbtS, 
nrt  färb,  unb  griecb.'unirten  unb  eines  armen.  Grjbifcbof*, 
:ne8  evang.  Superintenbentcn  unb  eine*  CberlanbeSrabbt» 
erfl.  Der  apanbel  ift  ntebt  unbebeutenb,  namentlicb  ift  bie 
eil.  £rei(6nig$meffe  befuebt.  Die  gabrifation  bejtebt  fieb 
nf  Ctber,  Sucb,  ©eibenwaaren,  Üeinwanb,  JBier  unb 
Branntwein. 

Crmurtn  fmb  mvtbologifdbe  ©effalten,  unb  bebeuteten 
ci  ben  Samern  fo  viel  al8  ©eifler  abgefebiebener  5Wen« 
l  en,  obngefäbr  Da«,  wa«  ber  2fbe^gfaube  fpäterer  3eiten 
mter  @pufgeiftern  verflanb.  4pau$geifier  würben  fit  go 
tannt,  wenn  fte  freunblicb  unb  milb,  Sarven,  wenn  fie  uiu 
u-imlia)  al«  ^oltergeifter  erfebienen  unb  fieb  erwiefen.  Um 
ie  alfo  ju  bannen,  ju  fubnen  ober  fieb  S»  greunben  ju  tu 
galten,  reniebtete  jeber  a^au§vater  in  ben  siebten  beS  % 
ei[bcr<öeii».:?fT.  II. 


9  •  lico 

11.  unb  13.  ü)?ai  Opfer  ju  ibrer  geier,  bie  man  Eemu» 
rien  bie£.  3u  tiefem  3voccfe  ging  er,  um  Üttitternacbt, 
wenn  TLUt  f<bliefen,  borfuf  unb  fcbwetjjenb  im  4?aufe  um» 
ber,  naebbem  er  fieb  am  Brunnen  bie  ^>anbe  gewafd)en,  unb 
warf,  ohne  ft<b  umjufeben,  neunmal  febwarje  SBobnen  hinter 
fieb.  Dabei  fpraeb  et  iebeSmal  bie  ©orte:  „2>ie8  für  euo>; 
mit  biefen  S3obnen  (6fe  irfi  mich  unb  bie  3Reinen";  wufcb 
fieb  abermaB,  feblug  an  ein  fupferned  ©efäf  unb  betete  neun» 
mal :  „Siebt  »on  bannen,  ibr  Seelen  meiner  SGorfabten !" 

Crncü)©  (Änne,  genannt  Stinon  be),  von  abeligen  Äl» 
fern  1615  tu  ^ariS  geboren,  bilbete  nacb  bem  frühen  Sobe 
jener  feltfft  tbren  ©eift  }u  einem  fflift  unb  Stbarfftnn  au5, 
bureb  ben  fie  eben  fo  berübmt  geworben  ift,  als  bureb  ibren 
^>ang  tur  Unabbctngigfett  unb  jum  wiQfürticben  SBecbfel  in 
ber  Sielft;  benn  fie  wiberftanb,  trob,  ben  verlocfenbften  %\v- 
trägen,  ieber  ernflern,  namentlicb  ehelidicn  SBerbinbung.  3e» 
nem  ^»ange  unb  ber  Ausübung  angenebmer  Talente,  unter 
benen  meifterbafteS  ßlavierfpiel,  gefcbmacfvoKer  ©efang  unb 
anmutiger  Stanj  obenan  ftanben,  ungeftirt  nachleben  ju 
tonnen,  lieb  fie  ibr  S3erm&gen  auf  Leibrenten  aud  unb  £og 
bavon  ein  jabrlicbcä  Ginfommen  von  8 — 10,000  tiioreS. 
Zn  ibren  ©unftverfebenfungen  hatten  weber  veräditlidje  ©e< 
winnfurbt,  noeb  Gitelfeit,  nodj  fonft  eine  anbere  Seibenftbaft, 
nur  Saune  unb  Unbeftänbigfeit  'ÄntbeiU  Xrofe  ibrer,  alter 
tiefem  Sitte  $obn  fpreebenben,  frivolen  SebenSwcife  genofj 
fie  botb  bie  Äcbtung  unb  Siebe  ber  geebrteften  grauen, 
welebe  nacb  ihrem  Umgange  fhebten  unb  fieb  um  ihre  greunb» 
febaft  bemühten.  Denn  wie  nur  ein  ungebunbener  grei» 
beitsftnn  unb  fein  anbere*  SÄotto  jene  Unbeflinbi^fett  in 
ber  Siebe  bei  ibr  erzeugte,  fo  verbanb  fie  auo>  mit  ibren 
Vielen  Talenten  SSreue  in  ber  greunbfrbaft,  ©ewiffenbaftig» 
feit  unb  JReblicbfeit  in  allen  Dingen,  4>eiterfeit ,  'Änflanb 
unb  bie  gr6fjte  äußere  Sitte  im  Umgange,  geiftreiebei  Sße> 
fen,  ohne  bamit  ju  prunfen,  unb  Scbonbeit  biä  in  ba$ 
bödjfte  Älter.  Durcb  bied  Mti  verbiente  fie  fieb  ben  9ta> 
men  ber  fron}.  2(9pafia.  3br  ifrauS  war  ber  Sammelplaft 
aller  bamalS  in  $arid  2Cngefebenfien.  £of(eute,  gelben 
brängten  fieb  um  fie,  ©elebrte  unb  itunftfer  jogen  \k  bei 
ibren  aBerfen  ju  JKattjc.  Die  J(6nigin  von  Scbweben, 
Gbriftine,  ftattete  itjr  fogar  bei  ihrer  'Änwcfenbeit  in  f)ari5 
ihren  Sefueb  ab.  Zudb  lief?  ftcb  9c.  bie  Silbung  hoff» 
nungdooller  junger _  SRinner  angelegen  fein,  unb  vermadite 
bem  jungen  XJoltaire  eine  bebeutenbe  Summe  für  Sücber. 
Sie  flarb  1705.  2Ran  bat  von  ibr  eine  f leine  Scbrift: 
„La  coquette  ven^e";  bie  unter  ihrem  91  amen  erfebienen en 
S3riefe  werben  aber  für  unecht  gehalten.  3Kerfwürbig  ift 
ta»  Scbicffal  unb  bie  Sebenägef*'id>te  ibreS  ^weiten  Sobne«, 
ber  ftcb,  obne  ju  wiffen,  bag  fie  feine  SRutter  fei,  in  fte 
verliebte,  unb  al3  ftd;  ihm  bitft  ©ebeimnifj  auftlürte,  am 
5Berjweiflung  erfcbofl. 

€f ff  ift  ber  92ame  von  mehren  ?>äpften,  unter  benen  ber 
lefctr,  Ceo  XII.  genannt,  feit  1816  Garbir-l  war  unb 
1823  jum  Zapfte  gewählt  würbe,  al*  welcher  er  bi*  )u  fei» 
nem  1829  erfolgten  Sobe  ju  SiiebeTberfiellung-  beS  frühem 
Xnfebend  ber  röm.  Äirche  tbätig  war.  3m  wiebtigften  finb 
inbefj  geo  I.  unb  Seo  X.  —  ßeo  I.,  auch  ber  ©rcfie  g^e» 
nannt,  )u  Stom  ober  in  Xo&ana  geboren,  folgte  440  Sir» 
tuS  III.  auf  bem  \)tü.  Stuble.  €r  oerfuhr  foglcid?  mit  blu» 


Iieo  X.  Ti 

rtger  Strenge  gegen  bie  a!6  fc&erifch  txrbmmnttn  Religion«» 
feiten.  Äaifer  Valentin  unterbanbelte  bura)  8.  mit  tem  Jpuiu 
nenfurffen  Attila  (f.  b.),  neiget  451  tat  abenblAnbifche 
Aaifertbum  fjeimgefudjt  ipatre  unb  Sfom  bebrobte,  unb  er' 
rcirfte  fo  ben  griefcen.  9Kinber  gtücftit^  mar  \t.  gegen  bat 
ßanbalenfirrften  ©enferieb,  ber  455  St om  eroberte  £.  tonnte 
nur  erlangen,  bof  'fein  9J?orb  begangen,  bie  Stabt  nicht 
ancjejünbet  unb  bei  ber  oierjehntagtgen  fNunberung  bie 
bret  .ßauptfirtben  cerfebont  rcurben.  (St  ftarb  446.  t.'6 
Schriften,  bie  iitcflen,  nod?  erhaltenen,  von  einem  Zapfte  ber« 
rabrenben,  befielen  au*  ?>rebigten,  {Briefen  unb  einigen  an> 
bern  2fuffa>n,  unb  finb  ju  SBenebtg  (3  ©be.,  1755—57) 
am  beften  I)  er  ausgegeben  ro  orten. 

€to  X.,  biep  früher  ©iottanni  unb  geborte  bet.&eruhm» 
ten  gamiJie  ber  3ft  ebieeer  (f.  b)  an.  @r  tvurbe  1475 
ju  glcrenj  geboren  unb  erhielt  ftben  in  feinem  13.  3abre 
bie  GarbinabSwürbe ;  intef  nabm  er  erft  feit  1505  an  ben 
öffentlichen  Angelegenheiten  Hntbeil,  intern  ihn  ber  $acfi 
Sutiu«  IL  jum  Statthalter  von  Perugia  unb  1511  5 um 
Znfübrer  eines  £>ecr3  gegen  grantreich  ernannte,  roelcbeS 
jur  bringen  Sigue  geborte.  <2x  generb  1512  bei  ber 
Scblacbt  von  Staoenna  in  franj.  ©efangenfehaft,  gewann 
jeboeh  balb  bie  Sreibeit  roieber  unb  blieb  als  pApftlicber  it- 
gat  m  Bologna.  SRacbbem  er  noeb  ju  glorenj  jur  SBie* 
berberfteDung  ber  $errfchaft  feiner  Familie  thärtg  gewefen 
mar,  ging  er  auf  bie  ?iacbricbt  non  3uliuS  IL  abieben 
nad;  {Rom  unb  würbe  hier  1513  jum  $apft  ermdblt  (Fr 


fcrMe  als  folget  ben  Streit  gegen  granfreieb  fort  unb  entere 
ihn  }ur  @bre  ber  Jtirrbe.  ßefonbert  nabm  er  fieb  tbärig 
ber  Jtünfle  unb  Sßiffenfcbaften  an.  Sie  Unmerfit&i  tu 
Korn  würbe  wieberbergefteHt  unb  glÄnjenb  mit  auigejeich« 
neten  Sebrern  unb  ©elbmttteln  auSgeftattet.  3n  ber  $oä> 
tif  feiner  3eit  fpielte  8.  auf  fluge  SBeife  ben  Vermittler 
unb  wußte  bie  SBürbe  bei  päpftlicben  Stuhles  fowol  als 
ben  ©lanj  unb  bie  9Racbt  feiner  gamilie  ju  forbern.  3m 
3  1517  würbe  eine  ßerfchwirung  gegen  baö  Ceben  c.'S  X. 
entbeef t  unb  ber  Garbinal  $efrucci  als  Urbeber  berfel» 
ben  erbroffett,  ebne  baß  man  auf  bäft  ibm  gegebene  Sßer 


O  Iieon 

fpreeben  freien  ©elettcS  9fu<fficbt  nabm.    Um  fUb  im 
©elbfummen  jn  »erfebaffen,  beren  e»  im  ÄUgcweiara  p 
föefrictigung  feiner  ^racbtliebe  unb  bcfonbrrf  «seb  m 
SioIIenbung  ber  »PetcrSfirdje  bebürftig  war,  lief  t  a  te 
ganjen  (Sbriftenbeit  'tfblafibriefe  feil  bieten.    £irfcr  f.;: 
brauch  würbe  befanntltcb  bie  näcbfte  jBeranlajfuna,  jti :. 
ther'S  Auftreten  gegen  bie  gebier  im  3nnero  ber  ktbtfta 
Jtirtbe  unb  tatureb  jur  Deformation.   8«o  X.  beaebtm  c 
fang*  ben  Xuguftinermoncb  in  SBittenberj  niebt;  aU 
entließ  bie  @acbe  von  fijebcutung  würbe,  war  er  ju  c.?:. 
frieblicbcn  JSeilegung  be3  Streitet»  bereit    <?rji  bttrö  l: 
mabnung  be$  Jtaifere*  SRarimilian  I.  unb  gutbeVi  {laset: 
tefi  JBebarren  bei  feiner  2tnftcbt  würbe  bie  Salle  berce 
rufen,  burd>  wclcbe  1518  XOe  mit  bem  Samte  Mo* 
würben,  welebe  fernerbin  ba«  Äecbt  brt  ^)a»ftrt  in  3R>4' 
trtbeilung  in  Zweifel  jieben  würben.    Durber  berief  fi* 
gegen  auf  eine  allgemeine  Jtircbenoerfammlung.  8.  «er  k 
mubt,  bie  gefammte  Qbriftenbeit  ju  einen  Jlreu^uge  oc 
ben  türf.  Jtaifer  ©elim  ju  oereinigen,  welcber  fieb 
tens  bemäebtigt  hatte.   SiieQeiebt  wart  bureb  eine  f«Id)e  p 
waltige  'Kufregung  beS  mrifilicben  ©eifie*  naa)  anfa  ta 
Bwift  im  3nnem  aufgeboben  ober  boa>  gefebwätbt  werte: 
aber  an  ber  (f-iferfudit  ber  ebriftlicben  SWonarcbtn  gegen  i 
anber  febeiterten  2.  S  Dline.    Stallen  blieb  «Abrät- 
{Rcligion0unrut)en  in  ^eutfcblanb  rubig  unb  8.  X.  fcr 
fort,  ben  glor  ber  fünfte  unb  Söiffenfdwften,  fe  wie :  i 
©lanj  feiner  Samilie  ju  forbern.    Xueb  gegen  bie  rr. 
tÖ?acbt  in  Italien  griff  S.  in  ßerbinbung  mit  ben  X: 
ned)  einmal  jit  ben  SBaffen  unb  mitten  in  ber  greift  - 
bie  errungenen  ®iege  Harb  er  )U  Stern  1521. 

Cr on,  (ba$  Ä6nigrttcb.)  bilbet  gegenwartig  eiaS  bs  es 
Jlinigrcicbe  Spanien  geborigen  tafrilianifeben  Sönbee,  ■> 
faf 1 940  D3R.  mit  1,200,000 Cinw.  unb»erfäBt  m  bkf» 
trinken:  Seon,  Valencia,  äoro,  damora,  SöaHabolib rat €^ 
lamanta.  grüber  war  9.  ein  mäebrige«  Jt6nigreia),  nü" 
noch  gegen  baS  <?nbe  beä  10.  3abrb.  bie  ©rafm  ven  b 
frilien  als  Söafaüen  untergeben  waren.  Später  1065  mnb 
ei  mit  ber  ftrone  ton  Gaftilien  »ertunben,  »war  ned- 
felbftänbig,  aber  1218  abermatt  mit  Gafhlim  wnc 
Die  ©renjen  finb  Vfiurien,  Vlttafhuen,  Qftremabun,  ir* 
tucal  unb  ©alicien.  £)a6  9anb  bilbet  eine  8ortfe(ua3  - 
ca{tilifcben  ^oebebene  unb  get>6rt  faß  gant  jum  Slvfst- 
tti  Duero,  ber  eS  in  ber  Stifte  bur$(tromt  trab  ban  I 
flen  Portugal  abarenjt.  Der  größte  Zbeil  beftebt  ■ 
ren  baumlofen  ebenen,  auf  benen  nur  unbebeuttnber 
bau,  aber  au&gejeidmete  Sterinojuebt  betrieben  nirb.  >' 
Süben  gebeten  n«4  Subfrütbte,  wibtenb  im  Sorten  m 
no<b  ber  ffieijen  gerdtt).  «tfonbere  |>robucte  fn*  6P 
mit  r6tbltcber  SßeQe,  Sßolfe  unb  ieünbiftbe«  Tttti.  ^ 
^»auptftabt  be«  ranbed,  gleichfalls  8eon  genatmt,  jäW 

Sefäbr  10,000  Sinw.,  treibt  einen  niebt  urmMcbOjcr  r 
cl  mit  Vrjneifriutern  unb  bat  mehre  anfebnlicbe  SeK--"' 
,  namentlich  eine  fehekt  Jtatbcbrale.    3m  Jtlofer  p  ■ 
Sfibor  würben  (anV  Seit  bie  8«ia>nanu  ber  Simp  ^ 
feV.   6.  i|l  auch  Sih  eine«  iBifchctt,  h«t  ein  VMtrr 
nar,  eine  gelehrte  Schule  unb  eine  XtfeTbaugeftflfcbJ't- 
bere  anfebnliche  Stäbte  finb  |>alen|ia  am  ßam»  r 
13,000  (jinw.,  einem  Dome  unb  ftarfer  gabrifatwaM»1*; 
lenen  Decfenj   ^oro  in  einer  frbr  fruchtbarm  9t*n:  r 


\„  ZZmitoiM im"*1™  iu  ,tll"n  «Wolfen.    Den  JDberbefebl  über  MC 
aj  •5inrr«Me*s»Klrtanfl;  8at>  man  cem       mt>  fci<1<r  1*6  480  "«r 
.  .yjTlIiaMr7000  ^o"11        QcmiiW«'    Diefe  fleine  ÜSacbt  mußte 
tcrt  lta«(#  "r,^^ »j..«  jeboa)  fo  aufhellen,  bog  bie  <J>erfer  baran  Mnmeiftlten, 
*^_jMt?Z7«><B  Cnfl?>fl6  »"  n«6>n«n-  ("4"  bafcer  2.  burcb  caä 

äH  »  ^■"/STä^*""'''0"1  ^"f^f  "btr  8anS  ®ri«J)enianb  ju  be» 
«kr  4i  bn  *"7*^'^rW<n/  u«b  al»  bie«  abgemiefen  »uro«,  foberte  er  bie  ©rie« 
mir.  * » t*LIm'*a  ""^         ^ff'9  ausliefern.    &  eiwieberte:  St 

SdaMiPBl"  °^?™*ttJfe'nae  unb  pol*  fie!  Dreimal  mürben  nun  bie  anbringen» 
(m  ba  * mi**11  *"ffr  mit  ßr°tJ*m  83«Iu(ie  für  fie  »om  Gngpaffe  ju» 
«  £i  fev  §■*  f  tüiarfcfclagen,  boeb  bcr  JBerrätber  ffpbialte«  fubrte  10,000 
§M  ■  SÄp^'^jH«  ü«1  <>"  ©ebirge  in  ben  Süden  be»  i.  Tßi  biefer 
«toM«1**  fo  fo  oenatben  unb  verloren  fab,  entließ  er,  um  unnüße« 
„  ftp  Mf' ""ßtoroergiefen  ju  erfparm  unb  im  Sinne  be«  Drafelfprucp«, 
tag  ©parta  nur  fcurd;  ben  2ob  eint«  feiner  Jtdnige  geret» 
{     iitt  ejMni  »erben  Finne,  ben  großen  a&eil  feiner  Knappen,  unb 

-  "  .Tumi  dir»  *"**lett,  «ufer  700  2be«piem  unb  400  SEbebanern,  nur  bie 
TLaEntTiiii  Wf*** *J*X)  Spartaner  bei  fict>.  9lun  warf  ftd)  Serre*  mit  allen 
ff  l'*U»e^  j«.  J^rfcsnen  Struppen  auf  ben  (Rngang  be«  9>affe«5  8.  aber  brang  vor 


ÜKb( 


fa«  com  Senegal  bi«  jum  Vorgebirge  ber  gjiten  Hoffnung 
fft  fein  Baterlanb;  meniger  fommt  er  in  3)ien,  auf  3a»a 
unb  ben  Sunbainfeln  vor.  Zu  Jeoparb  ifl  natbfl  bcm  Ü6« 
U/cr,  JEiger  unb  3aguar  ba«  blutgierig|te  Wanbrbifr.  So 
erwürgten  einft  am  XJorgebirge  bcr  guten  Hoffnung  jwti 
Xlte  unb  brei  3unge,  bie  9<acbt«  unter  eine  Sd)afbeerbe  ge> 
rien)en,  100  Stüi  Schafe,  benen  fie  ba*  ©tut  ^«faugfen, 
worauf  erft  bie  Elten  mit  einem  ganjen  Stbafe  tn  Sachen 
ben  Rutfutg  nahmen.  %u<t>  Änh'lcpen,  Biegen  u.  f.  w. 
unb  im  9iotbfa0e  feibfl  SWtnfrfjen  faDt  ber  fooparb  an, 
tmb  rrirb  jtoar  von  großen  Junten,  aber  nur  mit  SKüfce 
überwältigt  gebbaft,  mutiiig,  gewanfct,  ftarf  unb  gefd)idt 
tum  Jttettertt  unb  Springen,  lauert  er  im  £interbalte,  ut 
©ebüfcpen,  an  bem  Ufa  ber  giüffe,  feibff  eon  Säumen 
bttab  auf  Beute,  er^afcfat  fie  burcb  einen  Sprung,  jerbeijt 
itjr  im  ©eitid  aQe  Steffen,  faugt  ba«  S3(ut  au«  unb  r>er< 
jfbrt  bann  ibr  fftiifd).  ©toper  ©efabr  cnijieV  er  ft*  burcb 
mac^roolle  «Sprunge  über  Stauern  unb  federt  pber  out 
Säume.  9tan  jagt  it>n  mit  großen  ^unben  ober  fangt  ü)n 


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Leopold  I.  (König  der  Belgier)  932  l^eopoldl. (t  ürst  v.  Anh  .-Dessau  ( 


in  gaffen.  p(ung  ift  er  nidjt  fcbwer  ju  Jörnen,  unb 
man  brauet  it>n  bann  Jur  3<>9b  auf  Bnttlopen,  bentn  tr 
mit  gewobntet  Jtafeenmanier  auflauert,  ficf?  bann  nahe 
an  fie  beranfdjleicbt  unb  fic  enblid)  mit  einem  raffen  Sa&e 
erpaett  unb  fo  lange  fejibätt,  bi*  fic  ihm  bie  Säger  abneb« 
nun.  ©ejabmt  erfreut  er  (ich  an  btS  SJecnfcben  Uiebfofun» 
gen  unb  beweijt  eine  nicht  geringe  Hnbänglid>feit.  Da* 
SBeibdjen  wirft  2 — 4  3unge.  2Die  Hottentotten  benufcen 
fein  gleifd;  a(S  roobtfdjinecfcnbe  Speife.  Sein  gell  bient 
a!S  £anbel*artifel  unb  wirb  ju  Cecfen  unb  Mänteln  be» 
nufet,  bod)  von  ben  $eljlj>anblern  oft  mit  bem  bei  »Panthers» 
verwedjfelt. 

Ccopolti  I.  (©eorg  Gbriflian  griebr.),  regierenber  Jtonig 
ber  SJelgier  feit  1831,  würbe  al*  ^rinj  von  Sad)fen*Jto> 
bürg :  Saatfelb  am  16.  £)ec.  1790  geboren  unb  ift  ein 
S3  ruber  beS  regierenben  $erjog*  Grnjt  III.  von  Sacbfem 
Jtoburg  >  ©otba.    Gr  erhielt  eine  ausgezeichnete  Grabung 


unb  trat  nacb  ber  SJermablung  feiner  Scbwefler  mit  bem 
ntff.  ©rofjfürtfen  Äonfranrin  al*  öeneral  in  raff.  ÄriegS» 
bienfte.  Gr  nahm  wäbrenb  ber  flbwifenbeit  feineö  33ru» 
ber*  auf  einer  Steife  nad)  JRußlanb  18ÖÖ  an  ben  GJefchaf» 
teil  ber  Regierung  SEbeil  unb  begleitete  barauf  Jtaifer  'Ä'ler- 
anber  L  auf  ben  Gongrej)  nadb  Arfurt.  3m  3.  1810  »er» 
ließ  er  bie  ruff.  Dienfte,  bewogen  burd)  bie  .ftrengen  Dro» 
Jjungcn  «Napoleon'*,  unb  lebte  nun  ben  SBifjenfdjafteH,  fo» 
wie  ber  Sorge  für  ba*  SJejle  feines  .§aufe*,  wie  et  beim 
1811  ;u  SRüncben  einen  vortbeitbaften  ©renjvertrag  mit 
S3atem  abfcblofj.  9tad)bem  et  1812  SBien,  bann  Stalten 
unb  bie  Scbweij  befuebt  t>atte,  begab  et  ftcb  im  gebt.  1813 
nacb  3>o!en  junt  Äaifer  2tleranber  unb  blieb  bis  jur  ©n« 
nähme  von  $>ati*  bei  bem  ruff.  #eere.  Gr  jeiebnete  fid) 
ivaljrcnb  be*  gelbjuge*  burd?  Talent  unb  £apferfeit  au*, 
ging  1814  mit  ben  SNonarcbcn  nacb  Gnglanb  unb  1815 
«um  wiener  Gongreffe.  XI*  Napoleon  von  Gl  ha  juruefge* 
feint  war,  begab  ftdj  t.  jur  9tr)einarmee  unb  blieb  nad) 


ber  jweiten  Ginnahme  von  $ati*  einige  Bett  in  tiefet  2:.:: 
worauf  et  nacb  JBertin  ging,  reo  ibm  bie  @inlabung,  u± 
Gnglanb  ju  fommen,  ju  Zt)t\l  würbe.  SRacbbtm  ber  fm\ 
bureb  eint  $ar(ament$acte  vom  27.  SR4rj  1816  ch 

fechte  eine*  geborenen  Gnglänber*  erlangt,  ben  Stiel  eae? 
.£>er$ogS  von  Jienbal,  ben  {Rang  vor  allen  brit  $«jegra 
unb  ©roßbeamten,  bie  SBürbe  eine*  brit.  gclbmarfialli » 
balten,  aud)  SRitglieb  beä  geljeimen  JKatheä  geworben»«, 
rourbe  er  am  2.  3Rai  1816  mit  Äugufie  (Jbaitette  (^ci. 
7.  3an.  17%),  ber  Grbin  beä  gropbrit.  ZbroneS,  »cratbli 
2tber  febon  am  5.  <Rov.  1817  fiarb  bie  ©emablm  beitt:- 
jen  in  jtinbbette ,  unb  mit  ihr  gingen  feine  Ttuificbten  uf 
ben  3!bren  unter.   Gr  erl>ielt  eine  3abreSrentt  ton  5» i.< • « 
|Mb.  Sterling  unb  blieb  im  tlanbe.   ©ebon  mefere  SJjlt 
ten  ihn  bie  Gjriedien  jur  tlbernabme  ber  Regierung  ::: 
jungen  Staaten  eingelaben,  ald  ibm  biefelbe  Ginlabutij  a 
3.  gebr.  1830  »on  ben  für  bie  ©elbflanbigfeit  ©rietbenliu;; 
tbätigen  ©ro^nläcbten  ^u  Sbeil  würbe.   Gr  nabm  bie  SI-:.- 
eine*  fouverainen  Grbfürfien  Qriecbenlanb*  am  11.  geh 
•an,  entfagte  u-r  aber  am  21.  9Bai  febon  wteber,  *c 
unter  ben  obtvaltenben  Kerbaltniffen  niebt  glaubte  jutn 
beS  neuen  Staate*  mit  Grfolg  tbatig  fein  ju  f6nnen.  ' 
tbn  jebod)  am  4.  3""-  1831  ber  belg.  Scationalcengre?  . 
A6nige  ber  Seigier  crroäblt  hatte,  nabm  ber  JPrinj  m  > 
3un.  bebingt  unb  am  12.  3uli  unbebingt  bie  belg. 
an  unb  trat  bie  {Regierung,  nad)  ffiefebroirung  cer  6; 
tution,  am  21.  3uli  1831  an.    £abei  t>er,ia?tcti 
lange  al*  er  Souwerain  von  Belgien  war  auf  tic  ü  - 
von  Gnglanb  ertbcilte  3af)reSrente,  jebod}  unter  bei  S 
gung,  bag  Gnglanb  bie  von  ibm  fefigefefeten  unb  ron 
verftorbenen  ©emablin  legirten  ^enfionen  fortbejablic. 
für  Unterbaltung  be*  ^aufcv.  mit  ^arfS  reu  0. 
Sorge  trage.    3m  3-  1832  bat  fid)  8.  jum  jweitn 
nämlid)  mit  8uife  (SRarie  ütjetefte  GbatL  3fabeüe), 
3.  Äpr.  1812,  ber  SEodjter  be«Äontg*  gubwig^bii  . 
granfreid)  vcnnÄblt,  «n  weither  Qt)t  im  Äpr.  1835  ber  S 
ptinj  geopolb  (gubm.        Waria  Bittor)  unb  1837  beti" 
i>hiltpp  geboren  würben.    2Durd)  tluge*,  umfiebrige*  i* 
maßige*  ^Benehmen  bat  fid)  Jt6nig  g.  bie  Siebe  uai  l- 
ebrung  feiner  Untertbanen  errvorben,  bexb  ifi  feine  c 
neuerbing*  burd;  bie  luremburgifeb.  en  Xngelegenbeiten  •'■ 
tig  geworben. 

CfCipolö  I-,  Swift  eon  3(nbalt»3?effau  1727- IV 
unb  preuf.  fowie  9?eicb*  <  gelbmarfcb.aU,  noeb  W 
fßcllt  gefeiert  unter  bem  Tanten  bc*  alten  ©«ffj 
würbe  1676  geboren  unb  äußerte  febon  in  früba  Jt; 
eine  große  SSorliebe  für  ben  Äriegcrjlanb.     Gt  mii'^ 
preug.  aSilitairbienflen  1096  fernen  erften  gelbjuq  unc 
nett  fieb  in  ber  golge  bei  mebren  ©elegenbeiten  buri  ?; 
betrntalent  unb  perfönlicbe  Xapferfeit  fo  vortbeiUsi'! 
baß  er  1712  jum  ©eneralfelbmarfcball  unb  gebeimeaü 
ratb  ernannt  würbe,  unb  ber  faft  tägliche  ÖefeDfcbaf: : 
ÄiJnigä  griebrtcb  SBilbelm  I.  warb.     Äucb  grittf  •' 
febenfte  bem  gürften  volle*  3utraucn,  unb  biefer  »ur:> 
feiner  bebeutenb|ten  Stufen  in  ben  fcblef.  Kriegen,  «ri 
benn  nameutlicb  bie  Sdjlacbt  bei  Äeffel*borf  1744  y 
gewann.     3n  ben  grieben*jeiten  war  8.  tbärij 
Sßoblfabrt  feine*  8anbt*  beforgt.   Gr  war  mit  2nnj  ■ 
fin,  ber  Äod?ter  eine*  Äpotbefer*  in  Iieffau,  vertbeüä':  - 


le 


rrn  ta  iW*«^*?- 

Jtcnijf  Ni 

a  tat  trat    "'j181^ . 

«sät 


.1  ■r'tftfcffl' 


Ten  jweiter  <5be  mit  ber  jut  8jeid?sgTäfm  von  apodjberg 
«tyotaun  8uife  Aaroline  greiin  Qever  von  Otvertborf. 
Cr  reurbe,  ofjne  baß  für  ikn  tfuv|t*t<n  auf  ben  Xiten 
vorbanben  waren,  exogen  unb  ffubirte  unter  bem  {Ramm 
txnti  ©rofen  von  £oajberg  auf  btr  Univerfit&t  4?eibelberg. 
9?acbbem  icbod»  bie  $Rad>foininenf<b«ft  feine«  SUaterS  aus 
etßer  6be  auSjufrerben  brobfe,  würben  bie  bisherigen  ©ra= 
fen  von  #ocbberg,  gemiß  einer  fn'iijmi  urfunbltcben  35c- 

ffimmunft    1817  in  <vr«G<\«>nMi<fcfn  ftVrinttn  imb.  IVarrVirni 


'äm  17.  Tum  1824  folgte  er  feinem  SJater  in  ber  £Kegie« 
rung  unb  mar  namtntlia)  bemüht,  Sünße  unb  ffiiffenkbaft 
ten  in  feinem  SReiAe  ju  f:ebcrt  unb  ju  fettem.  Geint 
Sorgfalt  erjbecfte  fiefj  cbenfotvol  auf  bat  SJelfSfcbuIwefen 
al3  auf  bie  Kobern  ivifffnfcbaftlidjen  Tfnftaltcn  unb  Unter» 
nebmungen  ju  Vereiterung  ber  SBif[enf$aftcn.  überbauet 
jeiebnet  ftd>  feine  {Regierung  vor  bentn  ber  übrigen  itaf. 
Staaten  burd)  greifinntgftlt  auä.  gür  bie  Söofjlfabrt  fei» 
nti  fcmbeS  funjte  ber  Öreßberjog  nueb  bunt)  XuMrocfnung  ber 
SRarcmmen,  einer  fumpfigen,  ungefunben  unb  baber  unbo 
rpobnbaten  (Sbene  jroifctjen  $n'orabino  unb  Crbiteüo,  ju 
forgen,  sJtebStm  bte  ©cmafjlin  be9  ©rofibcrjoa.5  18.12  ge> 
florben,  bat  fi*  berfefbe  1833  »um  jt»eiten  SRal  unb  jroar 
mit  Antonie  SWarit  (geb.  19'.  £>ee.  1814),  einer  friniefi 
fin  von  Sicilien,  vcratiblt.  Jluit  ber  erften  Gfce  (eben 
jivei,  auS  ber  jtveiten  brei  Ainfctr,  unb  unter  ben  tefftrn 
ein  f>riruj  gerbinanb  ©alvabor  2Xaria  3ofe»b  3»bann 
fl3a»ri|t  gran»  üubrcig  @onjag4  JÄap&ael  Kaintr  Januarius, 
geb.  10.  Sunt  1835. 

f fopolö  (?)aul  JClcranbet),  regierenter  Surft  gur  8ip»e, 
mürbe  am  6.  <Ro».  1796  geboren  unb  ift  ber  ®obn  be* 
vor  ibin  regicrenben  gürften  griebriöj  SBilbeun  Jieovotb, 
melcbem  er  am  4.  Ļr.  1802  folgte,  inbem  junde&fl  feine 
3Ruttet  ^auline  Sbri|tine  SöiU>eunine ,  geborene  9>rtnjefprt 
von  2mbalt»S3emburg,  bie  JBormunbfd>aft  übernahm.  Un> 
irr  h«  tfufftrht  Mtw  hftrfMffctlhftrn  «nh  ftit^afuichn»ten 


licopolddlcrz.  Y.Anli.-Dessau)  934 


fcb6nermtg  unb  grunbere  bafelbft  1823  eint  iffentlitbe  »i»  fen  Hornburg,  wabrenb  beS  gelbjuge*  im  füM.  ffmWfc 
bliot&ef.    ©eine  @be  ift  mit  fünf  ©örmen,  ton  btnen  bct    hierauf  verfugte  fid>  ber  $rinj  nad)f>aris  unb  eilte  oft« 

giad?rid?t  von  bem  SEobe  feines  BaterS  nad>  Xkfti*  uM. 
Sein  ©reßvater,  ber  als  SNenfeb  unb  Surft  niitlimliijitii 
grau.}  1-,  übertrug  ihm  hierauf  baS  ebrenvoüe  Qeftföäj 
bem  wiener  ßongreß  baS  Sntertffe  ÄnbaltS  ju  tatalte, 
unb  nad)  btm  Stöbe  btfftlben  übemabm  8.  an  9.  Joi 
1817  bie  {Regierung,  worauf  er  fid)  1818  mit  bei  flrhjei. 
fin  grieberife,  einer  Stodtter  bes  $)rinjen  Subwig  von  ^nu> 
ßen,  vermählte,  ?.  fefete  bie  von  feinem  ebnvürbige«  lüfr 
Vater  unternommenen  Berbefferungen  fort,  forgte  für  tu 
©rbalrung  ber  von  3fenem  getroffenen  fegenSreicbea  fim:i-. 
hingen,  verbefferte  bie  9fed)t»pflege  unb  baS  Sdmtaek 
fliftete  eine  öffentliche  ©ibliotbef  unb  bewirfte  mit  d 
tb<r  ÜRilbe  bie  Bereinigung  bei  beiben  eeangelifa)m  6::t 
benSbefenntniffe.  Xucfc  auf  Berfc&6nerung  feine«  SoM 
mar  ber  .^erjog  bebaebt.  <&t  lief  bie  altertbümlieb  ftte 
Wfelaifin&e  ju  3erbfl  reieberberfieaen,  fd>uf  gej^mtehelk 
©artenanlagen  in  ben  Umgebungen  ju  JBurgiAuljnau,  beri 
dievte  bie  Äunfhammlungen  in  2)effau  unb  SBorlu)  unb 
tete  in  ber  berjogl.  JtapeHe  eine  ber  auJgejeidmetfoi  Üb 
fifanfialten  £eutfdj!anbS.  Grbprinj  ift  g  riebrieb  topft 
granj  9lifo(au3,  geb.  29.  Bpr.  183L 


äitefie,  tjeopolb  $aul  griebrub  ©mil,  am  1.  öepr.  1821 
geboren  ift;  unb  brei  X6djtern  gefegnet  worben. 

CropoID  (griebrid)),  regierenber  ^>erjog  ju  2fnr;att«£>ef» 
fau,  mürbe  am  1.  jDct.  1704  geboren  unb  ifl  ber  ©obn 
btS  1814  verdorbenen  Srbprinjen  griebrid;  unb  ber  t>effett» 
bomburg.  ^rinuffin  Gbriftiane  Jfmalie,  welche  Beutete,  eine 
ausgebeutete  grau,  für  feine  Grjiebung  ©orge  trug.  2>er 


Crrd)f  (bie),  ju  ber  ©äffe  ber  fperlingteUgn  et 

>er,  fegelftTr 


$rinj  bfgab  fidj  nad;  ber  Stblacbt  bei  Eeipjig  mit-  feinem 
JBrutcr  ©eorg  JBernbarb  jum  $eere  ber  Berbünbeten  unb 
begleitete  feinen  jDbetm,  ben  Grbprinjen  griebrid;  von  &ef» 


©ingeiget  gebörig,  bat  braungraue«  ©efieber,  haerfJnngo 
©cbnabel,  langen  ©porn  mit  gerabem  92agel,  nii/dn 
von  3nfeften  unb  ©ämereien  unb  bält  fut>  gern  im  S y  :< 
auf.  3m  £erbft  unb  SBinter  nur  bleibt  fte  im  mittlen 
JDeutfcblanb,  im  ©ommer  jiebt  fte  nad>  ben  nerbL  9tja> 
ben.  Unter  mebren  Xrtcn  von  Serdjen  ift  bie  Jtlblerii 
bie  größte,  bie  aud?  in  größter  Xnjabl  vorfommt  uab  ä 
feine  ©peifc  gefdMtjt  wirb,  ©ie  beißt  aueb  gemein, 
2£ cf c r «,  ©aat>  unb  Jlornlerdpe,  bie  in  verftbiehaa 
Xbinberungen  vorfommt,  als  weiße,  febwarje,  ronje,  hura 
rotbbraunfopfige,  langbeinige  u.  f.  w.  ©ie  fingt  ms  Cut« 
bcS  23interS  bis  'Äug.,  üurf)  fi^tnb,  befonberS  aber  m 
gluge.  I>a  fie  fetjr  gefellfcbaftlid)  fieb  auf  ©iefen  unb  Äfrfl 
aufrjilt,  fo  Tann  fie  in  großer  SRenge  gefangen  »erbe«,  n 
weldicm  3mccfe  man  fi'tb  großer  9le(5e  bebtent,  bie  M 
aufftcHt  unb  worein  man  bie  Sereben  ju  Zaufmba  «i 
einmal  treibt,  welcbeS  baS  ?erd)enflrei(t;en  beißt  ZU 
gefebiebt  im  ^»erbft  unb  jwar  am  meiften  um  Jeipjig,  » 
jte  am  fettefien  unb  febmaefbafteften  ftnb,  unb  von  mc  ö 
fie  nadj  ben  entfernteften  ©egenben  als  rjtcferbiffen  reifenM 
werben.  Hud)  um  Wittenberg,  ^>aUc,  ßoibift,  9rM 
äBeimar,  wo  eS  große  ^)aferfe!ber  gibt,  werben  fiele  . 
gen  unb  als  leipziger  verwirft,  welche  letjtere  aber  <n  |d> 
beit  beS  ©efd^macfeS  jene  übertreffen.  2QS  ©rm»  W|k 
wirb  angeführt,  baß 
näbren,  ber  -um 

jährlich  jwei  ©ebetfe/tn  bie  ©ommerfrucr/t  unb  «f* 
löracbe,  unb  baS  SBeibd;en  legt  bann  3—5  weifei- 

braunpunftirte  Gier. 

CtBsint|  (©ottbolb  gpbraim),  einer  ber  litrrarifcb  W» 
tenbfien  ©etfter  SDeutfcblanbS,  ber  ^auptreformatoe  ba4M 
Äunfl  unb  SBiffenfc&aft  im  vorigen  3abrb-,  ber  faff  «Dt 
biete  berfelben  mit  feinem  ©cbarffinn  reinigenb  üwIM 
unb  mit  SBirtuofitdt  weiter  forberte,  ftr  würbe  am  22.3* 
1729     .Kamen j  in  ber  Dberlaufift  geboren,  erjidt,  W 


erte»  jene  uoenrerrrn.     «is  v?)runc  • 
aß  fie  fid)  inSbefonbere  von  gelbfncb::: 
Seipjtg  bäufig  ift.     3*be<  9?aar  ml 


,u  itM  rät 

Jus,  W**|*&¥* 

;««■!»»*--      K:,ie">if'St  acipjifl,  um  nacb  feines  «tter£  SBiQen  Jfteo. 
vZV«»****1  2?!.'  JU  f1"^""'  «">"  ©tubium  ibn  jeboeb  balb 

Zm  W'6  SöortrSge  ju  bem  ber  Biologie  binübenogen.  «r 

ra  „  T^i«iiKWöwfcmrte  btn  mannicbfalrigfren  literarifcben  »efhebungen, 
*"  '■Zi,  «ftte  |j  M ' otm  ©tubium  ber  fiBoirfcbtn  9>^ilofot»^U  unb 
■r.v  im  ..jjiirti  i  Wt«  nebenbei  feinen  Jtoroer  birreb  eet&eäübungen  auS» 
Jjtt-,  g"lj!y e»  «**  *nfeüll<n    *<•«  aI*  OTt*  mtereffirte  ü)n  inbeg  baS  gty 


::  toj  er  machte  SBefanntfc^aft  mit  bem  Ütetarifcb  befannfrn 


,.^S3^l2f^M  *<jBfif«  unb  mit  bei  ©cbanfpielbirettorin  SRtuber,  nabm  En. 
■  i         »  <W  an  einer  bamturacr  SSndjenfcftrift:  „  ermunteetmgen", 

■^^«s^f! ,  ra*t4  ball>  W"        a"f  ber©d>ule  begonnene«  &u|b 
l  ^wa^%^T$:         i^Ö'  ®«'«brte",  auf  bie  Steuber'fcbt  »itbne. 
tt  'a,".>':?,"1[  mit  f«nem  2reiben  unjufriebenen  HM  befümmten 
■  rtK  ^  .';..>         '»  ba§  »iteriiebt  £auS  jurütfjufebrert.    Mb  biebtetc 
!Jdtl*,,i"'^;f  fcl{  fmKt  b«n">'»8«  8afl«  8«n»  wiberfpre<fcenben  Xruu 
...     htrtü     f^V:  nwntifdjen  Cieber,  ging  bann  narf)  MMb  VH  folgte  aber 


ttt  bem  Skmen  „Cmilie  ©alotti"  erfeb;  ien.  3m  3.  1759 
ging  et  wieber  nacb  Berlin,  fajrieb  bort  btn  „WilotaS", 
ferne  fabeln",  gab  mit  Nicolai  unb  SRenbeKfobn  bie  ,Au 
teraturbriefe"  bexou«  unb  würbe  1760  SEitaliei  ber  fem«! 
Wabemie  ber  fflSiffenfctwfttn.  21»  ©metatc  bei  bem  ®e. 
neral  Sauen jien  nacb  »teÄlau  berufe«,  entwarf  er  biet 
„ÜJhnna  van  ©ambelm",  ein  rmfüairifcb .  bürgerliche«  8uf> 
fpiel,  ba«  ftcb  bureb  biä  tabin  in  beutfeber  gjoefie  unge» 
!«nnte  ©cbarfe  ber  Sb«rafteriflif  auSjeicbnet,  unb  entwarf 
feinen:  „Cartoon,  ober  über  bie  (Brenden  ber  $oefie  unb 
Malerei",  einem  Stuft  folgenb,  ging  er  1765  über  »et» 
lin,  »o  er  fu*  obne  beflimmte  JBe|a>afttgung  auftn'elt,  1767 
nacb  Hamburg,  fcfccieb  bort  ba$  erfolgreicbjJe  fflerf  feine« 
£ebenä  unb  ©tubium«,  bie  „Dramaturgie"  (2  »be.,  1768), 
gerietb  mit  &\o$  in  ©treifiafeiten  unb  oeraiebtete  biefen 
butcb  bie  „antiquarifeben  ffinefe".  gWimutbig  bur*  feine 
©leHuna  mit  ben  ©<bau[»itlew,  b<fcb!o(i  er  eine  Steife  nadb 
Stalien,  eon  ber  i'bn  jeboeb  1770  bie  twrtbeiibafte  »erui 
fueuj  aW  Jöibliotbtfar  in  ffielfenbüttel  obbielt  4>ier  cnt< 
fcttfte  tt  eine  mebtige  4>nbfa)rift,  gab  bie  „©Olfenbuttel, 
feben  Fragmente  einrt  Ungenannten"  (®nm.  Weimam«), 
tbeoI»gifcben  3nboIt$,  berauf,  gerieft?  mit  üXetcb.  OW&e,  bem 
ertboboren  bamburg.  f>rebiger,  in  tbetiogifeben  äwiff,  rcDti 
an»  er  jwar  fiegreieb  bereorging,  weswegen  nun  ibn  ieboe^ 
unter  ben  febärf^tn  Senfurjmang  fefete,  unb  febrieb  feinen  oy*<- 
Äuffafe  aber  ba«  Älter  ber  jblraaletei.  eröffnete  Äitfficbten 
in  SBien  bewogen  ibn  1775  >u  einer  Steife  bahin,  «on  wo 


Lethargie 


93« 


Lcuchtthurm 


ow  uno  per  pewegtt,  mu  Pts  pagin  ungeranntet  entrgie  uno 
©cbdrfe  ber  Prüfung  biefen  3uftanb  in  feiner  &rbarmlicfc 
feit  ju  rügen  unb  burchfiduig  ju  machen  »erjfanb.  8.'S 
©ti|i  brang  in  a0(  ©»hären  mit  gleich  fugreichem  Erfolge 
ein,  unb  wenn  auch  feine  frttifetjen  ©ebriften  beimeitem 
feine  fetjr  an  ßofcul  bibaftifeber  Hbficbt  leibenben  »oetifebtn 
3>robuctionen  an  tfftetioem  SLBertb  übertreffen,  fo  f>at  er  bod) 
auch  in  biefen  per  btutfcbtn  3>otfie  ben  SBeg  ju  einer  wab> 
ren  (Jbaraftcrjetcbnung  gebahnt.  2Benn  feint  ^bilofopbie 
au di,  ungleich  ber  neuem,  bind?  meiere  wir  ein  JEunftroerf 
als  einen  DrganiSmuS  begreifen,  nur  fragmentarifcb  blieb, 
fo  erweefte  unb  febärfte  fte  bod?  baS  bamalS  ganj  gelähmte 
Äunftgefüb.1  bureb  tiefbringenbe  äerfefcung.  ©ein  mit  rieb,» 
tigern  Satte  für  baS  ©<b6nt  »erbunbener  ©cbarffinn  »er* 
brängte  bie  tinftitigt  unb  falfcbe  Xnbänglicbfeit  an  bem 
hergebrachten  unb  lehrte  ntben  ben  £t.f?<m  bereiten  unb 
ber  gramofen  and)  bie  ber  übrigen  romanifeben  »öfter  in 
ihrer  SLBefenbeit  rennen  unb  fcbäfcen.  3n  '.Ängclegenbeitett 
ber  Sttjeolpgie  fucf;te  tr  »ernünftige  Jilarbeit  ju  bringen, 
unb  buret)  feine  »orjugticbfte  Gigcnfcbaft,  feinen  <3ttjl ,  in 
bem  immer  9>bantafte  unb  SBerftanb  ju  turebfiebtiger  Älar« 
beit  »erbunbtn,  unb  btr  bah«  im  ebeltfen  Sinne  roifcig  ift, 
bat  er  bie  £eutf$en  jum  ©elbfibenfen  gereift  unb  genötbigr. 
8.'S  fimmtL  Schriften  trfc&iencn  juerjt  (»erl.  177 1  ff.  unb 
1796  ff.  in  30  »ben);  eine  JEafcbenauSgabe  berfelbtn  in 
34  »ben  (»erl.  1825—28);  eint  neue  ausgäbe  in  gr.  8. 
i(j  tbtn  unter  ber  treffe  (1.  »b.,  »erl.  1838).  «.'S  „8t* 
btn  unb  literarifcher  Siacblafr"  würbe  »on  feinem  »ruber 
(JBerL  1793)  b«auSqegeben.  Daran  fcbliefen  ftd):  ©chmf, 
„8'*  geben  unb  Gtjarafteriflif"  (»tri.  1825)  unb  gr.  ©eble* 
get'S  SBürbigung  8.'«  in  ben  „Gbarafteriftifen  unb  Jtritifen" 
(3b.  1).  Cin  JCenfmal  würbe  ihm  in  feiner  »aterfiabt 
bureb  baS  Beffingfljiift  errichte*. 

Crttiargif  wirb  ein  franfbafter,  fef)r  tiefer  unb  oft  lange 
anhaltenber  Schlaf  genannt,  ober  auch  ein  äuftanb  oon  »e» 
tiubung,  au6  welchem  ber  Äranfe  nie  recht  }u  »ollem  »e» 
roufjtfein  erwacht  unb,  wtnn  bies  auch  gefebtebt,  fieb  bod) 
für  Außere  ginbrüeft  ftbt  wtnig  ober  gar  nidn  empfänglich 
jeigt,  mtift  irrt  rtbet,  überbaust  in  feinem  gonjen  SJerfjal» 
ttn  tint  grofjt  ©eifteS*  unb  Jt6roerfcbwdcbe  »errätb.  »ei 
alten  3>rrfoncn  tritt  bitfer  3uftanb  häufig  im  ©efolge  eine* 
febteiebenben  Sceroenftebert  cin  unb  ift  bann  gewöhnlich  ber 
»erfünbiger  beS  balbigen  &obeS.  2fu{jerbem  beobachtet  man 
ü)n  bei  bösartigen  ÜBecbfetfiebem ,  ferner  bei  bem  fogenann» 
ren  SopbuS,  tn  $o(ge  oon  »(utanbrang  naa>  bem  Xopfe, 
oon  Scbtagflufj,  ©ebirnroafferfuebt,  Jtoofoerfefeungen  u.  f.  w. 
(Bergt,  ©cblaffucbt.) 

.  fftljf  würbe  bei  ben  @rte$en  ein  %lw  ber  Unterwelt 
genannt,  auS  bem  bie  ©eeten  ber  »erftorbenen  trinfen 
mufjten,  bamit  fie  alle*  auf  ber  Qrrbe  erfabrene  8eib  unb 
Ungemad)  oergafjen,  um  babureb  erjl  geweibt  in  bie  eipfdi» 
|c^cn  ^^cfTltc  eintreten  £U  Finnen. 

Lettre«  de  cachet  ober  lettres  closea  (oerfcbloffene 
»riefe)  würben  in  granfrtieb  oor  ber  füeoolution  im  XHgemei» 
nen  biejenigtn  IBefeblc  entbaltenben  »riefe  beS  ÄönigS  genannt, 
weldje  nidjt  offen,  wie  bie  letir«*  p«tcntes,  fonbern  oerfdjlof» 
fen  unb  oerfiegelt  an  ifcre  »tftimmung  abgingen.  3n* 
balt  fonnte  ferjr  verfd)ieben  fein,  bodj  be^etebnete  man  nadj« 


ma(S  mit  bem  SRamen  lettre«  de  cachet  oorjuglweife  birjei; 
gen  »erfdjloffenen  foniglicben  ©cireiben,  welche  gebeintt  Bert 
jjaftSbefeble  entbielten,  unb  ber  SRiSbraucb,  ber  mit  foioVn 
»riefen  oie(fad)  getrieben  würbe,  hatte  eine  aOgemeint  & 
bitterung  gegen  fie  jur  ffol^t.  £urd)  einen  foltben  l'-» 
de  cachet  fonnte  man  obne  SBerb6r  unb  ^rocefj,  ja  ^ 
ohne  Angabe  beS  ©runbtS  auf  wiOfürlicb  lange  3«t  in 
4>aft  genommen  ober  nacb  einem  beliebigen  JDrte  otrawfo 
werben. 

Cfucljtfnbfrg  ift  eine  im  Äinigreid)  »aiem  gdejece 
freie  ©tanbeSberrfdjaft,  welche  4  QW.  mit  5300  gimr. 
umfapt,  beten  ^auotort  ba8  ©tabteben  f>freimbt  mit  IH 
Qinvo.  ift.  X>m  9lamen  b«r  bie  ^»enfebaft  »on  bem  SRcir 
flecfen  8eudjtenberg,  bei  welchem  bie  Ruinen  beS  glctei- 
migen  »ergfcbloffeS  noch  ju  fehen  finb.  (fbemalS  m  i 
eine  gefürftete  8anbgraffchaft,  welche  bis  1806  ©ift  tz) 
©timme  auf  bem  {Reichstage  hatte.  Die  8anbgrafen  t«t!. 
finb  fchon  1646  im  9»annS(tamme  auSgeftorben  unt'  a« 
»efi^ungen  fielen  an  »aiern.  SRit  bem  gürftentbume  m 
ftebt,  einem  1802  facularifitten  unb  an  »aiern  gefornmeneaft 
fürfteten »iSthum,  erhielt  1817 Cugtn »eauharnaiS {\.t; 
ber  ehemalige  SJicef 6nig  oon  Stalten ,  unter  bem  Xitel  tot* 
^>erjogS  oon  Seuchtcnoerg  bie  ©tanbeSberrfchaft.  Die^n- 

Bje  oon  8.  führen  ben  Sitel  Jtoniglicbe  Qt>t)6t  unb  tint* 
Salle  ber  bair.  8inie  erbfähig.  J5ie  übrigen  SRitaStf« 
ber  gamilie  ho^n  gürften  unt  gürfiinnen  »on  eeuebteta; 
unb  hoben  baS  ^rabicat  £)urchtaucht;  ertifcht  btr  fou<ir 
bergifche  SDcannSffamm,  fo  fallen  bie  »efilungen  befft-fi 
an  »aiern  unb  bei  Seucbtenbergifcbe  SeibtriiamiB  erfrii 
eine  Öntfchabigung  »on  2,320,312  rhtin.  ©ulben. 

Cfucrjttrjurm  ob«  tyfyaiüt  wirb  tin  an  ber  IBM 
gewöhnlich  tn  ber  SRcthe  eines  4>afenS  aufgerichtettr  Sta-- 
aenannt,  welcher  oben  eine  8aterne  bot*  »n  ber  ein  fa.-= 
Sicht  erjeugt  wirb,  bamit  fub  jur  SRachtjeit  bie  Ctefita 
nach  bemfelben  richten  f6nnen.  3ur  erjtugnng  beS  fiftsi 
bebiente  man  (ich  befonberS  früher  eines  ^oljfeuer*.  : 
gewöhnlich  einer  2tnjabl  »on  Ü)l»  ober  ©aSIamoen,  ba» 
Sicht  burch  Sfeftectortn  noch  oerftdrft  wirb.  3m  aiterfbuntTu 
ber  berübmtcftc  8euchtthunn  tcr  ungefähr  300  3<tbtwt®n 
fhtS  erbaute  bei  'Äleranbritn,  weldjer  auf  einer  3n(d  * 
mens  Wmui  flanb,  baljcr  felbjl  auch  fhoruS  genannt 
SWach  ihm,  ber  ju  btn  SBeltwunbern  gertchnet  warte,  jtnb 
witber  alle  übrigen  geucbtttiurme  genannt  »orben.  Ttofy* 
finb  bie  berutimtcfien  Scudjttbürme  bie  »on  Genua,  »cn  I 
bouan  am  2tu*fluffe  ber  ©aronne,  ber  auf  bem  BeE»Ä.'d 
ber  Äüfte  von  ©d;ottlanb  unb  btr  gelfenftiooe  f  bbjf' 
(f.  b.)  in  gnglanb.  25er  geuchtthunn  »on  »eU.ffe*  * 
Äoch.ßape  an  ber  febot  Äüfie  in  ba®raffchaft  fiefar* 
weit  b«  «Wünbung  beS  SEaofluffeS  ifl  1807-1811  M 
ben  »aumeijier  ©tcoenfon  erbaut  Worten.  9t 
einem  gelfen,  welcher  bei  niebrigfter  ebbe  oft  4  J. 
über  bie  9Reere§flache  emponagt,  wäbrenb  berfelbtn  . 
eine  gewibrrtiebe  glut  ihn  12  g.  tief  unter  ffiajfci  W 
2Cuf  biefem  8euchtthurme  ift  eine  3»afchine  «Bgehaa>t.  ■ 
bie  SReftectoren  umwenbet  unb  babutth  ***  " 
jwifeben  Sicht  unb  Iiunfctheit,  weiftem  unb  n 
jeugt.  Diefelbe  SWafchine  läutet  bei  gttbtlwtllw,  « 
8id)tfignalt  nicht  gtftbtn  werbtn,  Zi 
fehnlidje  ©locfen.  £>er  Seuchtthurm 


Digi 


nur  $einri«  U.  eon  ^ranfrcic^  begonnen  unb  erfl  na«  26 

fobren  t»oQenbct,  unb  jei«net  ft«  bur«  ©r6fk  unb  eine  in 
.•inem  flugern  unb  3nnern  angebra«te  $ra«t  au«. 

CfUthm  ifl  b«  9iame  «int«  in  3tieberf<t)Ufieit ,  weflli« 
cn  ©reälau  gelegenen  ©orfe«,  bei  wel«em  griebri«  ber 
•5rcße  am  5.  ©ec.  1757  (inen  hoben  ©emeii  feine«  gelb, 
crtntalente«  ablegte  unb  einen  feiner  glorreichen  ©tege  er» 
.mg.  griebri«  batre  bei  Sfogba«  gefiegt,  aber  ber  .ßerjoej 
c-n  JBevcrti  war  bei  ©reSlau  gef«lagen  worben;  ©«roeib« 
ig  war  in  bie  ©ewalt  be«  geinbe«  gefallen  unb  ber  §>rinj 
tart  hatte  mit  80,000  «DJ.  ein  fefle«  8ager  an  ber  8obe 
ejegen.  griebritb  eilte  mit  14,000  2H.  na«  ©«leften, 
ereinigte  ft«  in  ben  beiben  wften  Sagen  be«  ©ec.  mit  bem 
twa  no«  15,000  2R.  betragenben  überrejle  ber  Armee  be« 
Xrjog«  von  Sehern  unb  marf«irte  am  4.  ©ec.  na« 
icumarf.  ©er  $rin-  Jtarl  backte  bem  gan-en  gelbjuge 
lit  (Jinem  «stre:«  ein  @nbe  ;u  ma«en  unb  rücfte  bem  Jto- 
ia,e  entgegen  unb  am  5.  ©et.  fliegen  bie  #eere  jufammen, 
ibem  bie  2Ritte  ber  öftrei«.  Armee  binter  8.  flanb.  ©er 
tonig  überfab  con  ©orna  au«  bie  Stellung  ber  £flrei«cr 
nb  bie  ©cf«affenheit  be«  Sterrain«  unb  führte  hierauf  fi« 
ufeenb  ein  fccchfl  glüctli«e«  OTanoeubre,  bie  febiefe  ©«la«t» 
rbnung,  au«,  bur«  wel«e  bie  rfheieber  überflügelt,  um« 
angen  unb  auf  bem  linfen  glügel  *6Uig  gef«(agen  wur» 
en.  (Jin  bartndefiger  Jiampf  entfpann  ftVh  nun  um  ba« 
}orf  8.,  bo«  würbe  aueb  biefe«  »on  ben  9-reugen  genom» 
ien  unb  ber  reebte  glügel  be«  geinbe«  über  ba«  flbweibnifcer 
Saffer  jurüefgeworfen.  3n  Holge  biefer  ©«la«t  fiel  ganj 
;ct)lefien  mit  Ausnahme  \)on  ©«meibnig  wieber  in  bie 
)änbe  bei  Jt6nig«. 

Crnantf,  eigentli«  ©affelbe  wie  SRorgenlanb,  nennen  bie 
ruropder  im  Allgemeinen  bie  8dnber  an  ber  ^flfüfle  be« 
littelldnb.  3J?eere«,  »orjugSweife  aber  bie  afiatif«e  itüfle 
r  Ar«iyelagu«  von  Jionjrantincpel  bi«  Aleranbrien  in 
gvpten. 

CcPttrrt  bi«f<»  im  »eitern  Sinne  fdmmtli«e  9la«fom> 
cn  8eoi'S,  wel«e  einen  für  ben  ©ienfl  ber  Religion  au«» 
:fonberten  ©tamm  be«  ifraelitifcben  SolfeS  obne  Tfcfecbcfi^ 
Ibeten,  im  engern  ©inne  biejenigen  ©enoffen  biefe«  ©tarn» 
e«,  bie  nicht  au«  Aaron«  gamilie,  au«  ber  bie  eigentlicben 
rieft  er  (f.  b.)  flammten,  waren  unb  biefe  in  ihren  priefler» 
ien  Verrichtungen  untcrflüfcten.  ©ie  religiofen  Vorrechte 
:r  Seoiten  waren  al«  ein  ursprüngliche«  Vorrecht  ber  Grfl» 
borenen  aller  ©tdmme  bur«  ffofe«  auf  fie  übertragen 
orben.  ^ierbur«  waren  fic,  nach  bem  »eifpiele  Agvpten«, 
e  ausgezeichnete  unb  gelebrte  Glaffe  ber  Kation,  im  ©eftfe 
ler  wichtigen  ®ef«dfte  für  bie  (Julrur  berfelben.  @ie  wa» 
n  bie  ©achter  unb  ©iener  Sebcwa'«,  richteten  ba«  ©olf 
i«  bem  ©efefce,  führten  bie  ®efdiled)t*regi|}er,  beauffiebtig« 
n  bie  ^olicei  unb  leifteten  al«  Ärjte  ben  Jlranfen  unent. 
HU«  £ülfe.  3u  ibrem  ©ienffe,  ber  vom  25.-50.  3abre 
ährte,  würben  fie  bur«  SEBaf«uncjen  unb  Reinigungen 
ierli«  eingeweiht.  3u  fflobnfi^en  btenten  i,bnen  bie  unter 
n  übrigen  Stammen  jcrfimit  liegenben  48  8et>iten»  unb 
rieflerftibte,  unb  jum  Unterbalte  war  ihnen,  ungeachtet 
etwa  ben  funfjigften  ^tii  ber  Slation  bilbeten,  auger 
:i  anbem  wiUfurli«en  0ef«enfcn,  ber  jehnte  5Et>eil  be« 
8anbe«ertrage«,  be«  ©oben«  unb  be«  »iebe« 
.»eex.  II. 


angewieferj,  wovon  fie  iebo«  wiebtr  ben  3ebrtt<n  an  bie 
eigentli«en  9)rie(ler  abgeben  mugten.  ©ie  ©ienftleiflungen 
uno  *L»orrccr;ie  Der  ceoiten  weroen  im  eierten  ioua>  awouo 
abge^anbelt,  ba«  barum  geviticu«  genannt  wirb.  9co«  jetjt 
beigen  bei  ben  .ftatbolifen  bie  bem  ^riefier  beim  ®otte«< 
bienfte  bulfrei«  jur  ©eite  ftebenben  Äirdjenbiener  Sevitrn, 
bie  bur«  eine  befonbere  Jtleibung,  ben  ßeoitenrotf, -lint  Xrt 
SRepgewanb,  au«gejei«net  ftnb. 

Crvhoir  in  eine  $flan}engattuna,  bie  man  ibrer  wohW 
rie«enben  ©lüten  wegen  in  ben  ©arten  unb  3immern  auf« 
jiebt  unb  worunter  au«  bie  golbgelbe  Ucpfoie,  Sacf  ge» 
nannt,  gehört.  3n«befonbere  aber  nennt  man  Sevtoie  btt 
al«  fflinterr  unb  ©ommerlesf oie  befannten  Wen, 
»el«e  fi«  in  allen  «Jlüancen  be«  ©laurotben  geigen,  ©ie 
SJinterletfoie  ifl  bie  gefriere,  weil  fie,  im  grubiab^re  »e*. 
fefct,  lange  in  ©lüte  bleibt.  Hu«  unterf«eibet  man  fit 
in  englif«e  unb  beutf«e,  wooon  jene  fi«  bur«  bi«< 
ter  aneinanbergefleHte,  größere  ©lumen  au«jei«nef. 

CcaltRt  ©tabt  in  bem  ©ouoemement  ©übboüanb  ber 
nieberlanb.  ^rooinj  ^>olIanb,  wel«e  bur«  bie  1575  hier 
gegrünbete  Üniocrfitat  berühmt  ifl  unb  fi«  bur«  f«6n« 
breite  ©tragen  unb  viele* breite  .Sandle  oortheilbaft  au8*ei«> 
net.  ©ie  liegt  am  dfbein  etwa«  unter  eine  9Rei(e  vom  SReer« 
unb  jdhlt  34,600  ©nw.  Unter  ben  ©tragen  ifl  befonber« 
bie  breite  ©trage  ju  bemerfen,  wel«e  fafl  bie  ganje  ©tabt 
in  ber  3?i«tung  oon  jD.  na«  SB.  bur«f«neibet.  2lu«  feben«. 
werthe  ©ebdube  finbet  man*  fo  brt  b«ttli«e  ©t.  5)eter5- 
fir«e,  in  ber  mehre  au«ge*ei«nete  92iebertdnber  ©rabmdler 
baben;  ba«  ÄatbbauS  mit  bem  f«6nen  ©emdlbe  be«  tutai 
ton  8cpben,  ba«  jüngfle  ©eridu;  bie  {Haapenburg,  wel«c 
1807  bur«  ba«  Auffliegen  eine«  mit  $ulver  belabenen 
©«iffe«  »ur  ^dlfte  jerflört  worben  ifl.  ©ie  <?rri«tung  ber 
Unioerfitdt  ju  t.  gef«ab  na«  ber  h«lbenmdgigen  Vertbei. 
bigung  ber  ©tabt  gegen  bie  ©panier,  ©iefelbe  hat  eine 
©ibliotheF  eon  40,000  ©dnben  unb  14,000  $anbf«riften, 
einen  botanif«en  ©arten,  ein  9laturaliencabinet,  ein  anato* 
mif«e«  Xbeater  unb  anbere  wiffenf«aftli«e  3nflitute.  8. 
ifl  4>auptort  be«  boOdnb.  SBollbanbel«  unb  fabricirt  viele 
wollene  3<u«e,  ßeber,  Pergament,  ©al-,  ©eife  u.  f.  w. 
»ier  unb  ©rot  follen  in  8.  am  beflen  in  ganj  ÄoDanb 
fein,  au«  bat  bie  ©tabt  bebeutenben  £anbel  mit  ©utter. 
G«  gab  eine  3eir,  wo  8.  an  100,000  Sinw.  jdhlte,  unb  bie 
©tabt  war  f«on  ,-u  ben  3eiten  ber  Stbmtx  unter  bem  SRa« 
men  Sugbunum  ©ataoorum  befannt.  3n  ihr  würbe  btr 
©«wdrmer  Sobann  ©ocfbolb  (f.  SJaufgefinnte),  ber 
$bbft-er  9Ru«f«enbroct  unb  bie  berühmten  SRalec  Sem. 
branbt  unb  8uta«  von  £epben  geboren. 

Cianrn,  eine  $flanjengattung,  unter  beren  9lamen  alk 
©«linggewd«fe  in  ben  amerif.  ©dlbern  begriffen  werben, 
wel«e  mit  ihren  Sianfen  fldrfere  ©düme  fo  bur«fle«ten, 
bag  ganje  SBdlber  un^ugdngli«  werben.  3uglei«  finb  fie 
au«  ben  ©dumen  oerberbd«,  inbem  fie  ihnen  bie  Jtraft 
ent-iehen,  weil  fie  augerorbentli«  wuchern.  SSc^en  ber 
feflen  Mein,  bie  fie  enthalten,  bebient  man  fi«  ihrer  ju 
Änfertauen,  ©triefen  überhaupt,  gle«twerfen  unb  Jagrei» 
fen.  einige  Xrten  enthalten  ein  trinfbare«  SEBaffer.  Um  bie* 
fe«  ju  erlangen,  brau«t  man  fie  blo*  umjuhauen  unb  ein 
©efdg  unterjubalten,  «nbere  gibt  e«  b«ge|en,  bie  giftig  flnb.' 


>ogle 


Libanon 


938  Liberalismus 


Cibfincm  ttnb  JTntilibanon,  finb  jwei  auf  ber  ©renie 
von  $alä|tina  unb  Serien  in  faft  gleicher  Entfernung  pa» 
rallet  tauflabe,  auS  Äalfftein  bcftebenbe  ©cbirgSjtige,  bie 
$alä|tina  növbttc^  begrenzen  unb  faft  eine  £öbe  oon  10,000 
gufj  erreichen.  £)er  Libanon  (Sdineeberg),  ein  3weig  beS 
SEauruS,  gebt  bunt)  ganj  ©prien  unb  feftt  fich  in  btm  ara> 
bifeben  SReerbufen  fort,  fällt  on  ber  ©renje  SorienS  bis 
ju  400  JJuß  ab,  unb  trägt  im  SBinter  in  ben  A lüften  ber 
SBintcrfette  etwas  Schnee.  Gr  tbeilt  fidi  in  Spricn  in  2 
parallele  .Stetten,  beren  fübl.  ben  tarnen  Libanon  behält  unb 
in  ben  ©ipfeln  2lffa  unb  Libanon  am  t>6djftcn  fieigt;  bie 
norbL  baoon  aber  wirb  2£ntilibanon  genannt,  unb  gebt  bis 
unterhalb  ber  Söiiffe  oon  £>amasfuS.  Svotfdben  beiben  ©e« 
birgSjungen  liegt  eine  fdhönc  fruchtbare  gläcbe.  3*nen 
Jtbcil  beS  ©ebirgeS  bewohnen  bie  25 rufen  (f.  b.),  bie» 
fen  bie  SRutawcliS.  Um  Sußc  beS  Libanon  liegen  bie 
Stätte  Satb  (ehemals  Sibon)  unb  SEarabluS;  auf  bem 
Berge  hat  ber  S|>atri<3rd>  ber  5Raronttcn  feinen  SÜJ.  3n 
biefer  ©egenb  finb  auch  noch  einige  Gebern  ju  finben,  welche 
bie  einjigen  JRefie  beS  einft  jum  Sau  beS  Salomonifcben 
£empel5  benutzten  GebcrwalbeS  finb. 

Clbation  hieß  bei  ben  ©riechen  unb  Körnern  ber  alt» 
reltgiöfe  ©ebraueb,  nach  welchem  man  bei  JDpfern,  feierli» 
eben  Verträgen,  ©aflmäblern,  Ceicbentercmonien  u.  f.  w. 
einen  £betl  ber  Sipeifen  unb  ©ctränfe  ben  ©ötfern  ju 
Gbren  oerbrannte  ober  oergoß.  So  gefebaben  bei  ©afhnäb: 
lern  Sibationen,  inbem  man  ben  (ftttn  (.£>auggöttern)  etwaS 
Speife  auf  ben  #erb  hinlegte  unb  tierbrannte.  So  bei 
allen  Grnten  legte  man  einen  Äbeil  beS  ©ewonnenen  auf 
ben  2Cltar  für  bte  ©öfter  bin,  warf  auch  ben  SJceergöttetn 

dbren  begleichen  int)  SReer.  2fm  neunten  Sage  nach 
ber  Verbrennung  einer  deiche  befcbloß  man  bie  SEobtenfeier 
mit  HuSgießung  bcfonberS  oon  Sttilcb,  SBcin  unb  Blut 
Bei  ben  JDpfern  oorjüglicb  mußte  ber  •IViefkr  ben  SBcin, 
womit  baS  Epfertbier  befprengt  würbe,  fofhn,  welches  bei 
ben  Körnern  libare  hieß,  wovon  ber  9came. 

Cibell  nennt  man  jebe  Reine  Schrift  t>on  nur  geringem 
Umfange,  bcfonberS  ben  gerichtlichen  2tnfd;lag  bei  SScrfteige: 
mngen,  jcbeS  2fuctionßotrjeicbmfj;  bann  jebe  Älagfcbriff, 
Bittfcbrift,  Brief,  SRemorial  unb  bergl.,  weil  bei  ben  K6. 
mem  alle  folebe  ff  inreich,  ungSfcbreiben,  j.  B.  beS  ÄlägerS 
an  ben  Prätor,  ferner  bie  Bittfchriften  an  bie  Jtaifer  unb 
beren  Senbfcbreiben  an  ben  Senat  unb  öffentliche  RJerorb» 
nungen  an  baS  äiolf  libelli  hießen.  JDann  bebeutet  cd  cnb> 
lieh  Ängebefchrift,  Scbmäbfcbrift,  $aSquilt 

Cibrllm,  SBaffcrjungfcrn,  Seejungfcm,  gehören  ja  ber 
©attung  oon  Snfeften,  bie  man  SJtefeflügler  nennt.  2)ie 
gibcllen  höben  lune  pfriemenförmige  güblbörner  mit  6  —  7 
©liebern,  febr  flarfe  unb  gejabnte  Äiefern,  fetjt  große,  her« 
oorftebenbe  Äugen,  jwifepen  welchen  fich  2—3  Lebenau» 
gen  befinben,  grofje  nefeförmige,  metallifcbglänjenbe  ftitigel, 
einen  febr  ocrlängertcn  Hinterleib,  ber  am  Gnbe  jangenartige 
£ädcben  hol»  aber  nicht  febr  lange  Beine  mit  bret  Sußglie* 
bem.  Sie  halten  fich  um  SBaffcr  herum  auf,  fliegen  jiem» 
lieh  fcbneli,  etwaS  ungleich  »cm  Sflai  bis  September  unb 
fangen  fich  Snfeften,  felbfi  Schmetterlinge  jum  graß.  Da« 
SBcibdbcn  legt  auf  SSaffcrpflanien  gegen  100  fletne  längliche 
©er,  bie  noeh  im  Sommer  fich  entwicfeln.  Die  braunen 
fcaroen  feben  bem  »ollfommenen  3nfeft  jiemlicb  ähnlich,  au» 


per  bafi  ihnen  ginget  unb  Webtnaugen  Wen.  SDief»  biß> 
ttn  fich  3 — *  SBal  unb  hefömmen  erß  als  Stwnpbea 

gelfcheiben.  JJiefe  beiben  BerwanblungSgefialten  H6  3^u> 
reS  finb  febr  gefräßig  unb  hoben  jum  gangen  bie  fop> 
nannte  SRaSfe  ober  3ange,  (in  bretecflgeS  fchaufelcftigeS  3c. 
fhument  mit  jwei  fteferartigen  3ongen  an  ben  beiben  Gta, 
unb  burch  ein  ©elenf  mit  einem  Stiele  oerbunben,  ber  an> 
ter  bem  SRaule  ftfiftijt.  DiefeS  SBerfjeug  fchiebt  bte  Libelle  wo, 
nachbem  fte  fich  fchletchenb  ihrem  Staube  genähert  bot,  ftfmd 
vor,  bemächtigt  fich  feiner  unb  tobtet  ihn  oermittelft  bei 
gen.  Gin  bis  jwei  3abr  lebt  baS  Snfeft  fo  als  fJ«M  mt 
9cvmphe,  oerläßt  bann  baS  feuchte,  inbem  eS  an  Söffet, 
pflanzen  in  bie  Jg)6r>e  fteigt,  unb  Friecfct  enblicb  als  ttl< 
fommene  SibcRe  auS.  3"  ber  ©attung  ber  üibeHen  aebenn 
bie  eigentliche  SBaffcriungfer  (barunter  bie  ©oleic 
ober  breitgebrücf te  Sibclle  unb  bie  Schm«lj8ngfn 
wooon  jene  einen  lanzettförmig  gebrüeften,  tiefe  einen  Ua 
gen,  waljigen  Seih  hat;  bei  jener  flößen  bie  großen  la- 
gen jufammen,  bei  biefer  flehen  fie  mebr  «uSeinanber.  3s 
Unterer  gehört  auch  bie  große  Sdjmatiungftr,  bie  3 — * 
3oQ  lang  oorfommt  unb  febr  fcfcneU  fliegt 

fibfraliemug  ift  UTfprungtiä)  ein  tat.  SBort  snb  u 
jeichnet  eint  folcpe  ©eftnnung  unb  ein  folcbeS  Bemboes 
rote  einem  freien  Wanne  angemeffen  unb  anftanbig  ift  9f 
ift  entgegengefe^t  bem  ScroiliSmuS,  gleichfalls  ein  in- 
fprünglich  lat  SBort,  welches  ©efinnung  unb  Bentbna 
eines  Unfreien,  eines  Sflaoen  bezeichnet  2>te  alten  BMb 
hegten  mehr  ober  weniger  bie  überjeugung,  baß  ber  Statt 
in  äbnlidher  SBeife  oon  ber  SRatur  jum  freien  cba  pr 
Sflaoen  geboren  fei,  wie  er  oon  ©ebtnrt  auefe  3>?arm  e*r 
SBeib  fei,  unb  glaubten  bemgemäß,  baß  auch  bie  (SetaMf 
beS  freien  gänjlicb  oerfchieben  oon  ber  btS  Sflaoen  fc 
eben  fowie  ihre  BefKmmung,  inbem  ber  $rete  (ber 
jum  Befehlen,  Xnorbnen  unb  )um  feiner  tnürbigen  9es# 
ber  ©iter  beS  ?ebenS  berufen  fei,  roätirenb  ber  "€58» 
feinen  Bwecf  erfülle,  fobatb  er  bie  Jtunfl  beS  9ttynfrt 
OoUtommcn  auszuüben  oerfiehe,  b.  b.  ein  möglichft  9tfOm 
meneS  SBerfjeug  }U  XQem  abgäbe,  woju  fein  .Sperr  füb  b 
ner  bebienen  wolle.  ZuS  biefer  ©runbanfiebt  ging  I« 
wieber  bie  Meinung  heroor,  baß  es  gewiffe  Befcbifhgiaao 
gäbe,  welche  oor^ugSweife  einem  freien  SRmfcbert  geai 
(.liberal)  feien,  unb  gu  biefer  rechneten  fteXOeS,  »öS  m 
Shätiafeit  beS  benfenben  unb  empfinbenben  SRenfcbet  m 
um  fetner  felbfi  mitten  als  geifügeS  SBefen  ift  SBiffenfcW»* 
unb  Jtünfte  waren  biernacb  oorjugSiveife  liberal  unb  w 
ben  bah«  «ueb  als  uiea  liberales  jufammengefafL  Bit» 
febiebe  Neroon  würben  bann  bie  nur  einem  Sflaoen  jfdtm 
menben  Shätigfeiten,  welche  im  allgemeinen  aQe  biejenifoi 
waren,  beren  3 med  nicht  in  ben  eigenen  ©eifi  ffel,  tu>  j* 
IL tt  von  3>ienfien  unb  Arbeiten,  weube  um  ber  Utttß 
SÖoblfabrt,  ober  um  eines  Lohnes  willen  Xnberm  geteir 
würben.  Bei  ben  älteren  Bölferfcbaften  fmben  tmt  Mb> 
anficht  gemäß  bie  Jtafreneinthetlung,  nach  wefaber  Mr 
Stänbe  (bie  $riejier>  unb  Äriegerfafte)  dm  Steten  ■ 
ber  ©efeUfchaft  einnahmen,  bie  fie  aller  S«cge  nNti» 
fche  SÖoblfabrt  überhob,  wät>rtnb  bicfe  um  fo  frbmrer  a 
ben  unteren  Jtoftm  lafhte,  bie  als  ihre  auutlnw*  m 
höcbfte  Pflicht  nichts  2tnbereS  all  bie  **«t  fm  Mi  ata* 
Äafien  faraiten.    Bei  ben  ©Tieepen  unb  Stimm  wtt  Mß 


Liberalismus  T 

Btrbältnifl  jwifcbtn  $>m  unb  Sflaye  ^anj  nach  bnnftlben 
principe  georbnet,  tvie  bcnn  auch  bit  oben  angegebene 
lüinbanficbt  von  btm  größten  gritd?.  ^bilefepb  en  "Jtnfietcleö 
itt  rinc  pbilofppfjifche  Sffiatjrhcit  aufgehellt  würbe,  .frier 
Mt  nur  ber  Untcrfcbieb,  baß  bie  Sflaoen  nicht  al«  eint 
tafle  td  SJolfe«,  fonbern  all  gar  nicht  jum  Söffe  gebörig 
»etradjtet  würben.  Die  ©riechen  unb  bie  iRömcr  hatten  an 
Mb  felbjl  ba«  föcwußricin ,  baß  fie  bie  tinjigen  bureb  bie 
Ratur  jur  greibeit  berufenen  SÄenfcbenjlämme  feien,  unb 
Miocbteten  alle  übrigen  5Bölfer,  welcbe  fie  unter  bem  ÜJlamcn 
ttx  Sarbaten  jufammenfatjten,  al*  folebe,  welcbe  con  Statur 
öftaetn  feien,  baber  «ueb  in  ihren  eigenen  gänbtrn  feine 
Republiken  (bie  nadj  ibrer  2tnfid)t  einjig  be«  freien  SRan« 
je*  würbige  Staattetrfaffung)  hätten,  fonbern  Despotien, 
•  baß  fie  aueb  in  ihrem  SSaterlanbe  nidit  anber«  bcnn  als 
5flat>ttt  ju  trijrirtn  vcrmödjten.  ^»iernaeb  fonnte  bcnn  auch 
ein  ©rieche  ober  9J einer  auf  ben  ©ebanfen  fommen,  baß 
Inem  JBarbaren  ein  Unrecht  angetfian  würbe,  wenn  man 
|ft  Ulm  Sflaoen  machte,  vielmehr  tbat  man  ibm  noeb  ®u= 
et,  inbem  man  ü)n  einem  jur  $crrfcbaft  geborenen  £errn 
iab,  wäbrenb  et  früher  al«  ein  Jtnedjt  nur  von  anbrrn 
foeibten  beberrfdjt  würbe.  Der  freie  ©riecht  unb  OJörner 
lielt  baber  «ud>  jebe«  Gcfchäfr,  welches  einer  "Arbeit  um  ber 
ablieben  SSoblfabrt  willen  ähnlich  fab,  für  feiner  unwertb, 
«achtete  er  boeb  fogar  ben  deiner,  bei  um  einen  Cbrenfolb 
fabern  Unterriebt  crtbeilte.  <S«  gab  fogar  in  ben  grieeb. 
frdftaateu  ©eftfet,  welcbe  Rieben,  ber  mit  einem  #anbwerfe 
btr  mit  $anbel  felbft  fieb  befebäftigen  würbe,  mit  ber  fßu 
aubung  bt«  äBürgerreebte*  bebrobten.  3u«  biefem  llmffanb 
|  benn  ju  ertlaren,  warum  biefe  S36lfer,  welche  befonberä  in 
ftfttern  3titen  fo  unfäglicb  viele  bureb  ben  ungebeuren  cum« 
CT  Seit  herbeigeführte  JBebürfniffe  batten,  fo  einer  unjöf>U 
aten  Stenge  von  Sflaven  beburfttn.  SDiefe  betrieben  alle 
franbwerfc,  Verbau,  Jpantel  unb  felbft  bie  Aünfte,  welcbe 
kf  irgenb  eine  21rt  mit  ben  leiblichen  fünfllid;  gefteignten 
lebürfniffen  in  3ufammenbang  ftanben.  <J«  gab  Äömer, 
Webe  ein  Jgjecr  von  20,000  Sflaven  fn  Dienft  tyittm.  — 
Hit  bem  Qbriftentbum  mußte  fi<t>  bie  ©runbanfidjt  übet 
00  Jücrbaltniß  jwifeben  greien  unb  Unfreien  gänjlicb  um> 
tßalten.  Da«  Gbriftentbum  fefct  nämlid)  alle  9Rtnf<ben 
bne  Unterfchieb  ber  ©eburt,  tcä  fihtcrlanbt«,  be«  SJermö» 
tn6,  ber  bürgerlichen  Stellung  in  ein  unmittelbares  83er« 
iltniß  »u  ©ott,  bemgemaß  fte  alle  in  ber  b&rtflen  unb 
$ttn  »«beutung  einanber  völlig  gleich  finb.  5Bit  fjott) 
w  vornebm  ober  niebrig  unb  gering  ber  2J?tnfcb  auf  ßrt 
n  aueb  fein  mag,  fo  beftimmt  fieb  fein  SBertl)  nidit  bar= 
Beb,  fonbern  nach  ber  XReinbeit  feine«  freien«  unb  nach, 
r  ©nabt  ©orte«.  Die  äußern  ?eben«»erbältniffe  finb  ein 
ebtiger  Scbtin,  welcher  oerfebwinbet,  fo  wie  ber  9Jfen(cb 
p  (sott  nabet.  £ierna<b  ift  benn  mich  bie  bürgerliche 
itibrit  ober  JCneebtfcbaft  ein  bloßer  ©cbein  unb  e*  gibt 
K  greibeit  unb  Äned;tfcbaft  in  höherer  Sebeutung,  welcbe 
Irin  SBBatjrtieit  bat:  bie  greibeit  ber  ©ottfeligfeit  unb  bie 
neebtfebaft  ber  ©ünbbaftigfeit.  I)urd)  ba«  erlöfungSwerf 
\  Jtbem  SJernfcbcn  bie  2Roglitb?eit  gegeben,  inbem  er  ber 
im  burd)  Ghri|lu3  gebotenen  göttlicben  ©nabe  fein  Äer; 
(fnet,  jur  wahren  greibeit  ju  gelangen,  mag  er  aud)  arm 
nb  niebrig  im  geben  bajleben,  fowte  aueb  Weicbtbrrm  unb 
f^rc  anberrr  Sftnfdjen  ben  <Sünber  nidjt  von  btr  wabren 


b  WAhVMA 

Jtnedjtfcbaft  ju  befreien  vermögen,  ©urcr)  biefe  (trifflld)i 
©runbanfiebt  würbe  auf  ba5  jBeflimmttftt  bit  ©tftnnung 
be6  SRenfcben  an  feinem  außerlicben  bureb  bie  äufätligfeit 
ber  ©eburt  befiimmten  JTafetn  unterfebieben,  unb  aOmalig 
bat  fid)  ba3  cbriftlicbt  ^>rincip  aueb  im  bürgerlichen  fitbtn 
immer  größere  ©elturrg  verfdjafft,  infofern  man  immer  mtbt 
babin  gefommen  ifi,  bie  geifhge  9Bürbe  be«  äRtnfcbtn  unb 
ben  aud  ihr  erwachfenben  'itnfvrucb  auf  wabrt  greibeit  Aber« 
all  anjuerfennen  unb  burd>  bie  ©efe^gebungen  jene  gegen 
jebe  Anmaßung  bureb  ©eburt  ben  Gingelnen  ju  Zt}t\i  gt> 
Worbene  ©ewalt  in  <Sd)u%  ju  nebmeru  gtbfraliämuä  ift 
nur  bie  ©efinnung  beä  freien  SÄanneS,  berfelbe  mag  übrU 
gen«  in  S3erbältniffen  (eben,  in  welchen  er  will,  ber  Bbel  brt 
©eifie«,  welcber  fieb  feine«  göttlicben  Urfprung«  bewußt  ifl 
unb  eifrig  barnad)  flrtbt,  biefem  ftintn  Urfprungt  fieb  wür» 
big  ju  bezeigen;  btr  jebe  geiflige  ©emeinbeit,  Gunbt  unb 
Safrer  bon  fieb  abh ä:t,  um  btr  <tbrt  anberer  SRcnfdjtn  unb, 
wa«  ibm  nod)  weit  bober  fiebt,  btr  ©nabe  ©otte«  würbig 
)u  fein.  Dagegen  fann  nun  auch  ein  vomebmer  unb  bwr> 
gefteUter  3Kcnfcb  fervil  fein,  b.  b-  eine  nitberträebtige,  g»» 
meine,  feine  Sünbc  feheuenbt  ©eele  haben,  welche  nid?t8 
um  ber  ewigen  3nteref[en  bed  ©tiftt«,  fonbtm  TUltt  um 
ber  Suft  be«  jeibe«,  um  irbifeber  SSortbeile  willen  unternimmt 
3n  neuefier  3eit  hat  fieb  in  ganj  (jurova  tin  Äampf  tnt. 
jünbrt,  urfvrünglid)  jwifeben  ber  Partei,  welche  bie  beflt» 
henben  Äecbt«»erb<Slfntffe  ber  geifiigen  SBürbe  bt«  SRenfcben 
nicht  überall  angemeffen  fanb  unb  barum  auf  Umgefialtung 
berfelbcn  antrug,  unb  btr  Partei,  welcbe  um  btr  SBortheilt 
willen,  welche  ba«  S3e|lebcnbe  ibm  barbot,  birft  aufrede  ju 
erhalten  beftimmt  war.  Die  erfigenannte  gartet  war  fo 
ursprünglich  aUerbing«  bie  be«  giberaliSmu«;  halb  aber  haben 
ftch  biefe  tbrenbe  JBcjeichnung  ibrer  ©efinnung  aüt  Diejeni- 
gen angemaßt,  btnen  ti  au«  welchem  ©runbe  immer  um 
Umfturj  eine«  fflefrebenben  ju  tbun  war;  unb  alle  Die, 
welche  3tnen  entgegenfftebten,  auch  ba,  wo  offenbar  göttü» 
liehe«  wie  tnenfcblicbe«  SJedjt  ihnen  jur  Seite  fianb,  bat 
man  mit  bem  (Stelnamen  ber  Servilen  ju  oerbäd;tigen  g<» 
fhebL  3n  ba«  SBort  Stberali«mu«  ifl  burd;  folgen  ÜRtö. 
brauch  (ine  e«  veruntbrtnbe  Slcbtnbtbtutung  gefommen, 
inbem  man  fieb  wol  auch  Sejeicbnung  ber  unbefon* 
nenen,  um  irbifeber  unb  gemeiner  Süortb,  eile  willen  untern on> 
mener  »efhebungen  jur  Aufhebung  ber  befitbenben  JDrb» 
nung  in  ben  Staaten  feiner  bebient  r)at.  —  £iberalt«mu« 
ifi  nicht  gu  oerwechfeln  mit  Liberalität,  welcbe«  jwat 
UTfprünglich  ba«  echt  lat  SBort  für  bie  eb(t  unb  be«  freien 
SRannt«  würbige  ©efinnung  ifl,  aber  je&t  nur  noch  <n  ber 
Scebenbebeutung  ber  äußerlichen  JCunbtbuung  folcber  ®t» 
finnung  in  föorten  unb  Kerfen  gebraucht,  am  bäufigften 
aber  gleiapbcbeutcnb  mit  tbler  grtigtbigftit  genommen  wirb. 

Cilifrtttö  l)icß  bei  ben  8?ömem  bie  »trfonificirtt  grtU 
beit,  welche  man  als  eine  ©öttin  verebte,  inbem  man  fit  als 
eine  Sochttx  be«  3upitrr  unb  ber  3uno  bezeichnete.  <fin 

$ut  ober  tine  3Rü§e  galt  al«  Svmbol  berfelbcn,  unb  @rac> 
u«  borte  ihr  auf  bem  XventinuS,  einem  btr  fitbtn  #ügti, 
auf  btntn  9?om  fianb,  einen  Xempei  erbaut. 

fibueaa,  (ine  merfwürbigt  $erfon  ber  SJotjeit  iBöb- 
men«,  war  nach  ber  fjalb  trwtln'fcben  ®ffd)icbte  bie  jüngffc 
Socbter  be«  Ärof,  be«  ^trrfcher«  ber  «Jjetbtn  imb  übet» 

03' 


IJcentiat 


»4© 


Lullt 


traf  tbte  beiben  anbem  Scbweftern  ttagi  unb  Sbetfa  an 
weibliajer  Schönheit,  männlichem  Scbarifinne,  propbetifcben 
(gaben  unb  mächtigen  üJauberfünftm.  4?Krtutcb  tarn  fit 
nacfr  beS  83aterS  SEobe  in  »eittj  feines  SbroncS.  AB  fit 
aber  einmal  burch  einen  »tacbtbeiligen  UrtbeilSfprudj  ben 
Sorn  eines  SBolfSälteften  erregt  baue,  ,  braute  tiefer  bat 
iüolt  gegen  fit  in  Aufftanb,  baS  von  ber  jungfräulichen  SRe» 
gen  [in  nun  verlangte,  ihre  #errfcbaft  in  bie  $änbe  eine» 
GrbegemablS  nieberjulegen.  Um  baffetbe  von  feinem  <5nt* 
fcbluffe  abzubringen,  benufefe  g.,  auf  ben  Statt)  ihrer  Scbwe» 
li.m,  noch  einmal  ihre  ©abe  ber  SBerebtfamfeit,  um  baS 
Holl  vor  ber  ftrengen  {Regierung  eine?  SRanneS  »urücf;u-. 
ftbreefen.  Da  aber  baS  Stielt  auf  feinem  Borfa^e  behaute, 
fo  gebot  ihm  ein  beiliges  f)ferb  unb  einen  Jtönigsman» 
tel  &u  nehmen  unb  SBoten  auSzufcbicfen  unb  jenes  bem 
»Sfanne  ju  geben,  ber  auf  einem  ei  fernen  Sifcbe  feine  9Rabl» 
jeit  galten  würbe:  er  fei  ber  einjig  SBürbige,  ibr  ©cmabl 
unb  bei  BolfeS  £crrfcber  ju  fein.  Die  ausgegangenen  JBo; 
ten  trafen  beim  Dorfe  Stabicz  ben  jungen  Sauer  »JJrjemifl, 
welcher  feinen  $flug  umgefturjt  batte  unb  fich  ber  »pflugfcbaar 
a(S  SEifcb  bei  feinem  einfachen  SWable  bebitnte.  Die  (Boten 
fübrten  ihn  als  ®cmabl  ber  S.  brim  unb  bulbigten  ibm  als 
Äönige.  $rzemifl  unb  S.  regierten  nun  baS  SBolf  unb 
brachten  baffclbe  burch  ©efe&e  jum  ®eborfam,  inbem  fie 
zugleich  viele  JBurgen  erbauten  unb  ben  ©runb  ju  ber 
Stabt  ?>rag  legten.  Dann  entbeefte  S.  faft  ade  S3erg< 
werfe  beS  SanbeS  unb  fiarb  nach  einer  glücflicben  $err» 
febaft  unb  von  einer  zahlreichen  9lacbfommenfcbaft  umgeben 
um  baS  3<>&t  738. 

ftrrntfat  tfi  auf  mehren  beuffeben  Univerfitäten  ber  SEi» 
tel  eines  Stallen,  »eichet  nad)  abgelegtem  Gramen  bie  Söor» 
redete  eine«  Dectorä  in  ber  betreffenben  ffiiffenfcbaft,  na» 
mentlicfj  bie  ©rlaubnif,  SBorlefungen  bei  ber  Univerfität  ju 
halten,  erlangt  bat.  3ugleid,>  bebingt  bie  Üiccntiatur 
(SBürbe  eines  Sicentiaten)  bte  (jrlaubnif,  Doctor  »u  werben. 
Wamentlicb  finb  auf  ben  norbbeutfeben  Universitäten  Sicen» 
tiaten  in  ber  tfjeologifdjen  gaculfät  häufig,  unb  baS  5f3or» 
eramen  jur  mebicinifchen  Doctorwürbe  pflegt  Sicentiatenera» 
men  genannt  ju  werben.  3n  bemfelben  werben  bie  5Bor- 
wiffenfebaften  ber  OTebicin  geprüft,  aber  bic  Übergebung  bie» 
fei  gramen*  ift  feineSwegS  mit  bem  9?edjte,  JBorlefungen  ju 
halten,  verbunben. 

ficht  (baS)  ift  trat}  ber  vielfachen  febarfftnnigen  unb 
gelehrten  Untersuchungen,  welche  über  baffetbe  angefüllt  wor» 
ben  finb,  boeb  noch  tmmer  ein  feinem  Siefen  nach  völlig  Un» 
befanntes,  welches  wir  nur  nacb  ben  SBirfungen  tennen, 
welche  eS  auf  bie  ©egenfiänbe  ber  Statur  unb  uns  felbfi, 
befonberS  aber  auf  unfern  ©eftcbtsfinn  hervorbringt.  DaS 
Sicht  ifl  bie  SBebingung  beS  Sehens  unb  beS  ©efebenwer» 
benS;  ob  eS  aber  (welches  bie  Altere  Annahme)  ein  unenb» 
lieb  feiner,  baher  unwägbarer,  von  ben  fehbaren  Äörpern 
auSgebenber  Stoff  fei,  ober  ob  eS  nur  in  einer  jittemben, 
wellenförmigen  (Bewegung  beftebe,  welche  ftd?  von  einem 
.Körper  jum  anbern  ober  burch  einen  eigenen  ctufierft  bün= 
nen  %ther  bis  nim  Suge  beS  Geijenben  forrfe^t,  baoon  ba= 
ben  wir  feine  Jtenntnif,  obfehon  eS  gewiß  ift,  baf  fich  bie 
meiften  ber  höcbfl  intereffanten  Sichterfcheinungen  unter  ber 
iule(jt  aufgefleQten  Xnnahme  infoweit  erftaren  laffen,  baß 
man  fie  unter  einanber  in  einen  äufammenbang  bringt,  mU 


eher  eine  Scredinung  ber  iiifammengefe^teren  (hfibciic. 
gen  aus  ben  genau  beobarbteten  einfatbern  gemattet, 
erfie  'ilugenfebein  rechtfertigt  bte  Annahme,  baf  t;, 
rcti  ben  leudnenben  Jtörper  nach  allen  Seiten  p  in  i 
ben  Linien  auägebt,  unb  bemgemäg  ift  bie  oettcbnlidx  j 
fiellung  unb  dtebeweife  vom  Siebte  fo,  als  befttbe 
in  einem  feinen  Stoffe,  welcher  in  uneiiMich  vielen 
enblich  bünnen  Strahlen  von  ben  leuchtenben  Äörptm  e;i 
gefenbet  werbe.  £>ie  einfachem  Sichtpbanomrne  Ufa  fe 
auch  recht  beuttich  von  tiefer  SJorfiellungSrotift  eaieti. 
ren,  unb  nur  erfi  bei  ben  jufammengefebteren  jeijt  rt  n? 
bafj  jene  SÜorftellung  falfcbe  {Begrifft  enthält  ftoi  tt»  k. 
ben  angegebenen,  ber  Sebre  vom  Siebt  ju  @runbt  $tr: 
SiorftellungSweifcn  bat  man  bie  erftc  bie  (Smtaatiui 
tbevric  (c>.  h.  'ÄuSfluglehTe),  bie  )weite  bie  Sibiatiett« 
ober  UnbulationStbeorie  (b.  b.  (JrrifterungS  =  t: 
SBellenlehre)  genannt 

i'Ja  •  jtindchfi  bie  SBirfungen  beS  Siebtes  betrifft,  f: 
wie  fchon  bewerft  würbe,  baS  Sehen  bie  roiebäaftt  tW 
baS  Sicht  ift  baS  Auge  nugloS ;  wir  feben  im  $inj tro : 
Sm  Allgemeinen  bezeichnen  wir  ben  Vorgang  beS  St: 
fo,  bafi  wir  fagen,  baS  Auge  febe  bann,  wenn  tm  < 
@egenftanbe  auögebenbe  Sicbtfhrablea  auf  baffelbc  fi-: 
bann  werbe  eS  auf  eine  eigentümliche  SSeife  afneirt,  t 
bie  Wcftcbty Wahrnehmung  jur  gotge  hohen.    3m  Ugü 
nen  mufj  man  jwifchen  folcien  Äörpem  unterfebeibrn  n 
Sicht  erzeugen,  unb  folcben,  bei  benen  biefeS  nicht  ta^ 
ift.    2>ie  erften  hrifen  felbftleuchtenbe,  rif  r- 
bunfle;  boch  tönnen  auch  biefe  lederen  teuettt;,: 
nämlich  bann,  wenn  fie  baS  von  einen  felbftlcucbttnftr  J. 
per  auf  fie  faUenbe  Sicht  ganj  ober  jum  Xbeil  päd 
fen,  unb  in  bitfem  galle  werben  fie  auch  allein  m  t. 
gen,  in  welche  baS  von  ihnen  »urüctgewerftne  Sictt 
wahrgenommen.    Diefe  Äörptr  finb  burchfi<htij|,  w 
fie  baS  auf  fie  faUenbe  Sicht  ganz  burch  fich  t>inburtfr 
unb  unburajficbtig,  »«in  f'«      ^icht  nia>thtt4l»' 
hinburch  laffen.   3m  ledern  gaUe  werfen  fie  entreebt; 
Sicht  zurücf  ober  fie  nehmen  e*  zum  Sb«il  in  jub  auf,  «p 
eS  wieber  von  fich  ju  fltben,  fie  abforbiien  2idii. 
fdjen  ber  Durchficbtigfett  unb  ba  Unburchfichtigfeit  füit 
viele  «Dtitttlftuftn;  burchfeheinenbe  Jtörpet  laffm  t 
einiges  Sicht  hinbureb,  burchfehimmernbe  noch  t*5? 
unb  gewiffe  Jlörper  laffen  nur  Sicht  von  gtwiffta  |»*| 
hinburch  unb  werfen  8idjt  von  gewiffen  garben  pnii 
völlig  burebftebtiger  Jtörper  ift  ebenfowenig^  bem  lu;> 
nehmhar,  wie  ein  bunfter  unbeleuchteter  Jtorper.  L?  : 
tiae  SBirfung  beS  Siebtes  ift  femer  ber  Schatten.  Bj 
nämlich  Siebt  von  einem  leuchtenben  .Körper  auf  «üta 
(en  fällt,  welcher  eS  nicht  burch  fich  hinburch  lägt, 
eS  vermöge  feiner  Cigenfcbaft,  ftrahlenförmig  in 
nien  fortzugehen  nicht  nach  benjenigen  Drten  Btlaop1*^" 
hinter  bem  bunfeln  Jtörper  liegen,  fo  bafj  bief«  ■ 
lichtentfenbenben  Äörper  unb  jenen  unbeit  i::. 
liegt.   Der  3Jcangcl  an  gicht  b'mta  einem  bunltcr.  .'• 
welcher  von  einem  leuchtenben  vor  itjm  beleucbttt  nnb 
ber  Schatten  jenes  JtörperS.    Die  ©röfe  tttb  bic 
Zung  beS  Schattens  ift  offenbar  abhängig  von  rn  " 
bcS  bunflen  ÄörperS,  welcbein  er  angehört,  uno  jv. 
man  unter  Umftänben  auch  auS  ber  JBef^affW1' 
Schattens  rücfwärtS  auf  bie  ©cftal!  be*  i^n 


lauHtv***"*''1*4  8i*t«*  gtbortn  bi*  auf  ©eftalt  unb  garbung  bei 
"    Wtcttts  £:!•:-•  W«nwn  nnb  »bitte.    £>bne  8idrt  gebebt  leint  ^njt 
ül  toi  Ii«  sc*  r  -  unb  ffm  3*ltr'  unb  »aptfdjtitutcp  würbe  ti  bei  einem  ganj« 
-  "v'-L,  bii'üiüi»^™  S!i«brmanget  gar  feine  ob«  eine  nur  fetjr  unttTgeoib« 
3a  li.masa         ^.«tt  organifebe  ©tlt  geben.    SBo  auf  ber  Crbt  bie  gr&pte 
X      x*         ^"D'  M  *'*ttS  V/       fiBbtl  OT<m  ou*  »nbdltaigmäftig 
1  1      fT^ftia"f'  mannitbfaltigfte  unb  am  fdjinflen  in  garben 

riJl  ,  _  prangentc  «ganifdjt  ®d>6pfung.  SBäbrenb  man  in  ©pig» 
h(  ^^°^mLs.  "*CT3m  nut  W'  m  ■Ramtfdjatfa  nrtr  iöO  wilbwacbfenbt  unb 
b«  w»  F*8*.  Ämtii*{  »pfl,injenart«n  ftnnt,  finbtt  man  bertn,  unb  in  bti« 
tit  «HJ* 185  'r0:  weium  grcgera  Stacht  unb  ©eb&nptit,  an  3000  im  fubl 
ij.  ftt  «*i  W8 ^".'"^.futopa,  »nc  in  3omaica  unb  ffifaboga«car  üb«  5000;  unb 
tuilli;  "°?*f  7..- SMlanjcn,  weldjt  jugleidj  in  licpreollfm  unb  lidrtarmtm 
tixliAK*  ■*  '  ^•••gtnbtn  fiij  fmben,  fcmmen  bort  nur  in  »erfummertm 
n  Mf  j«  dWH  "Birten  »or,  maprtnb  fie  bi«  madjrige  unb  pradjroollt  ©e« 
;  otffl  Httal**^  'JL-wJ^ft  bitten.  ffbtnfo  pflegen  ^fianjen,  bie  man  in  Jttl» 
ca'  in  vtutt  W  *.!Im»i-ÜPb  unp  on  anbern  jörten,  reo  Langel  an  r-icpt  b«Tfd;t, 


^Kfü«J*":   ftKm  fo  ri*«en,  bog  ffe 

rt  Bittet  K'^JjJ  --.t"  an«  ften.n  tftntn  ha«  Di. 


bie  ^ffanjen  ft*  tn  fbrem  «Bad)«« 
fit  fo  eiel  a»  miglid»  ben  ©egenben, 
<nr»  benen  tfmen  ba*  Riebt  fommt,  ficb  nabern.    Xucb  ©« 
fcbmacf  unb  Duft  ber  $ftonjen  fcpeintn  burcb  t-aS  i.ltd>f  be« 
fcitiat:   hmi   «Mrhmi  mir   in  tmf'rn  (ÄftrifiAShÄuftm  bit 


felbft  i(l  tm  tptmifcbet  Tr.v.-f;  inbtm  bti  ibm  tine  Serbin« 
bung  beä  in  ber  afmofpbarifdien  2uft  enthaltenen  Sauer« 
(loffeä  mit  berä  brtnnbarm  JtJrper  ftattfmbet;  it  ftjmtllet 
tiefe  Söerbinbung  oor  fidj  gefei,  bejlo  lebbafter  ift  bit 
brermung,  befto  bell«  baf)  ouftrttenbe  Siebt.  3n  rt 
©auerftoffga*  erfolgt  bie  SBtrbrennung  fo  fdjntu" ,  baf  Ado 
ptr,  mtlebt  in  ber  atmofpbärifcptn  cuft  nur  giül-cn,  fciee 
mit  beQen  glammen  oerbmuun.  <Sl  gibt  JCorper,  reelle 
in  frr)r  bohen  ^igegraben  ned?  unv-trbrannt  bleiben,  bann 
aber  glüben  ((.b.).  (Sin  btfonbtr«  ftarftS  Siebt,  bi$  83mal 
Bärttr  alt  ba6  riner  arganbfa>tn  i}ainpt,  gibt  Jtalt,  reclcber 
in  einet  mit  ©auerftoffga*  angefaßten  Jöetngeiftlampe  ertjibt 

yboäpbor,  Ärfemf  Btrbtnbtn  fttb  tn  btr  8Barmt  mit  bat 
SNefatlen  unter  giebtentrettfelung,  unb  auet)  nod>  bei 
(pemtftben  ^roceffen 
benn  foldjt  j.  58. 
©äbrung«protefftn 

bit  Verbrennung  bann  tm  luffaHtnterrt  Sidjt  ju  gt> 
ben  pflegt,  wenn  tin  fefttr  Jtorptt  tn  bem  Drte  beflnblid» 
ift,  an  weldjtm  bie  SBerbrennung  oor  ftd)  gebt,  fo  bat  bit» 
fe*  wenigfttn«  jura  JEbtil  gtroig  bartn  feinen  ©runb,  bag 
mit  |>ülfe  bt«  feften  Jt6rper«  bem  2fugt  btr  eidjtqutH  bt« 
ftimmttT  bejeiebnet  wirb.  Da«  tlefttifebt  »iebt  (eergl. 
ff  leftricitit  unb  ©albaniimui)  ift  bartmt  baJüKerf« 
roütbiafK.  weil  c«  WftbrfciKinM  bflättniae  ift,  auf  wddie» 


tlung,  unb  auet)  nod)  bti  anbern 
Üiditcrfcbeinungtn  auf,  wie  man 
bei  jirpßaQbtitungen  unb  bei 
rt  bat-    SBenn  man  fiebt,  bai 


1*8  Ucfcteftlterg 


tAchl 

wirb,  wenn  t«  Auf  cintn  bunfeln  Jtirper  fdllf.  Diefe  3u» 
cnefwcrfung  et«  {Reflexion  oefd^te^t  nod?  gewiffen 
©efetjen,  inbem  nämlich  ieber  Sidjtftrabl,  welcher  auf  eine 
Qbent  fallt,  genau  in  bemfelben  SBinfcl  rtfltctiit  wirb,  in 
welchem  er  einfällt.  £>a  nun  bie  Äovper  feiten,  ober  nad) 
matbematifeber  Strenge  niemals,  ganj  tcUfommene  (Ebenen 
Alt  ihrer  Oberfläche  barbieten,  fo  wirb  jeter  (Strahl,  je  nach» 
bem  er  einen  anbern  $unft  be«  bunflert  Aörpero  trifft,  auch 
necf>  einem  anbern  Sßinfel  jurüefgeworfen  werben,  unb  e« 
werben  nur  eine  größere  ober  geringere  Bnjabl  bon  Sicht» 
fhafjlcn  in  bemfelben  Sßinfel  von  bem  beleuchteten  .Körper 
»urücfgeroorfen  werben,  währenb  ein  Jtbeil  bcS  aufgefallenen 
eichte*  (unb  «war  ein  befio  größerer,  je  unebener  bie  JDber» 
fläche  bei  .Körper«  ift)  in  fo  »erfebiebenen  SBinfeln  re» 
flectirt  wirb,  baß  jene  ©cfetjmäfigfcit  ber  {Kefierion  nrebt 
mehr  vom  äuge  wahrgenommen  werben  fann.  2Da«  auf 
biefe  Sßeife  mit  febeinbarer  Unregelmäßigfeit  j\urücfaeworfene 
£id)t  wirb  je rft reut e3  Sid>t  genannt.  SRan  fann  ba« 
»erfhtute  Sid)t  von  bem  regelmäßig  rcflectirten  am  beutlidj« 
jten  an  einem  Spiegel  unterfcheiben.  SSäbrenb  nämlich,  bie 
oon  einem  leuchtenben  ober  beleuchteten  .Körper  auf  einen 
'  Spiegel  faücnben  Strahlen,  welche  regelmäßig  reflectirt  wer« 
ben,  tn  gclge  biefer  {Regeünäßigfeit  für  ba«  Zum  ba«  Spie» 
gelbilb  herfhUen  (f.  Spiegel),  geben  bie  jerfheuten  Sicht« 
Prahlen  bem  Spiegel  felbfl  einen  ©lau 5,  ber  ihm  eigen» 
ibümlich  ju  fein  fcheint,  aber  tech  feinen  Urfprung  in  ber« 
felben  CirhtgueUc  b«t,  weither  ba«  Spiegelbilb  fein  £>afein 
vtrbanft. 

(SS  würbe  aucr)  f$on  bon  bem  berfchiebenen  Verhalten 
ber  Aörper  in  Bejug  auf  ba«  Durchlaffen  be*  Sicht«  gefpro« 
«hen.  Snfofern  fid)  ba*  Sicht  bureb  einen  Xorper  hinburd) 
bewegt,  welche«  immer  in  geraber  Sinie  geflieht,  wirb  ber 
Äörper  ein  SDlittel  ober  SRebium  genannt.  JDaß  eine 
roirliiche  Bewegung  be*  Sicht«  fiattfinbe,  b.  b.  baß  bat]  in 
einer  Sichtquelle  entftebenbe  Sicht  erfl  nach  Berlauf  einer  ge* 
»rffen  Seit  an  einen  entfernt  Urgenten  Ort  gelangt,  fann 
man  auf  bei  Crbe  wegen  ber  alljugroßen  ©efebruinbigfeit 
bei  Sicht«  nicht  wahrnehmen.  Slfhonomifäx  Beobachtungen 
unb  Berechnungen  haben  jebotb  erwiefen,  baß  ba*  Steht  aU 
lertingS  eine  roirf liehe  Bewegung  habe,  inbem  et»,  um  41,000 
flReilen  innerhalb  be*  2Beltraum«  jurücfjulrgen,  be*  Zeitraum* 
(tiner  Secnnbe  bebarf.  So  lange  fid)  ba*  Sicht  innerhalb 
beffelben  SRittel*  heftnbet,  bewegt  ei  fid)  in  gleich  bleihenber 
{Richtung  unb  mit  gleichbleibrnber  ©efebminbigfeit;  fo  oft  ef 
aber  in  ein  anbere*  9Rittel  überjugeben  genothigt  ift,  erleb 
bet  e*  eine  Xnberung  feiner  ®efd>winbigreit,  welche*  ftd)  in 
einer  ttnberung  ber  {Richtung  unb  ber  3ntenfttät  (Stdrfe) 
ju  erTennen  gibt.  jDie  'Xntcrung  in  ber  {Richtung  be*  Sich« 
wirb  Brechung  ober  SRefrjiction  beffelben  genannt,  unb 
bie  ©efe  &e ,  nad>  benen  biefelbe  geflieht,  begrünben  bie  2fa» 
wenbung  namentlich  ber  9)ri&inen  u ab  ber  Sinfen(f.bA 
unb  »erben  in  ber  £uoptrif  bchanbelt.  SSan  bemerft  bie 
Brechung  bes  Sicht*}  alstalb,  wenn  man  einen  Stab  in  baS 
SBaffer  fenft;  bann  fcheint  ber  in  bem  SBaffer  befinbliche 
Zheil  bc6  Stabe«  eine  anbere  {Richtung  ju  hoben,  als  ber 
außerhalb  bet  3Baf[er«  befinbliche,  unb  ber  ©runb  biefer 
auffalienben  Ctrfcheiriung  ift  ber,  baß  bie  Sichtfhahlen,  welche 
vom  Stabe  im  SBaffer  jurüefgeroorfen  werben  unb  in  un* 
ferm  Xuge  bie  SSabmehnjung  bewirf en,  beim  Übergange  au« 
bem  ttatjer  in  bie  Suft  eine  Brechung  rrleiben»  aSerfwur. 


big  iß,  baß  ber  flBinrel,  in  welchem  bie  BrecbjsM  gef4wK 
bei  ben  oerfdjiebenfarbigen  Sichtfirahlen  eine  oer^iebaK  9roßi 
hat,  ober  baß  bie  rerfchiebenfarbigen  Sichtfhahlen  eise  Den 
fchiebene  Brechbarfeit  eefü}ea.  £)a  ba«  weiß«  Saat» 
licht  aU  uifammengefeöt  au«  allen  t>erfchiebenen  garberrftraV 
len  betrachtet  werben  fann,  fo  folgt  hierauf,  baß  c*  bei  je 
ber  Brechung  in  feine  oerfchiebenen  Sorben  jerlegt  werben 
muß,  fo  nämlich,  baß  tiefe  nun  nicht  mehr  m  bet  borbn 
allen  gemeinfamen,  bie  SBeiße  bed  Sicht«  bebingenben,  6i> 
nen  {Richtung  fortgehen,  fonbern  eine  jebe  Sorbe  ü)re  t» 
aene,  von  ber  ber  anbern  unterfchiebene  {Richtung  t>«rfo*jt 
SBenn  ha«  Siebt  burch  ein  3wifchenmittel  hinburebgeht  uns 
bann  wieber  in  ba«  frühere  Sßittel  eintritt,  fo  erleibet  tt 
jwei  Brechungen,  unb  biefe  heben  rinanber  in  Bejug  auf 
bie  oerfchiebene  Brechbarfeit  auf,  wenn  bie  jDber^dcbe  bei 
ßwifchenmittel«,  au«  welcher  ba«  Sicht  auftritt,  gleicblaufr. 
ift  mit  ber  Oberfläche  bet  3wifchenmittel«,  burcr)  »eiche  0» 
Sicht  eintrat;  in  tiefem  Salle  bewegt  fich  ber  »ieber  p 
Sßciß  gcfammelte  Sidjtftrahl  nach  bem  2fa«tritte  in  caa 
{Richtung,  welche  ber  oor  bem  Gtntrittr  parallel  rjt 

?lußer  ben  bitter  berührten  Crfcheinungen  ber  StefktM 
unb  ber  {Refraction  gibt  c«  noch  mehre  anbere,  oiei  i» 
tereffantere  Sichterfchemungen,  5.  B.  bie  ter  b*»»c(t«0» 
ebung,  bie  ber  Beugung  u.  f.  w.,  welche  näher  uj  erfatern 
hier  nicht  möglich  ift.  Giuen  hefonbern  2heil  oen  ber  Sehn 
be«  Sicht«  macht  auch  bie  Photometrie  tmB,  aber  bie 
Äunfl  ber  Befiimmung  ber  Stdrfe  be«  £ia>tl.  Wtdjn  91» 
fifer  baten  SJorrichtungen  angegeben,  mit  bereu  ^ulfc  mm 
berartige  Beflimmungen  geben  fann;  biefeCben  »erben  9k*' 
lometer  genannt. 

^l«  eine  ber  befanntefien  unb  wtcbtigfien  ®irrrma«  bei 
Sicht«  ift  noch  bie  SEBdtme  ju  erwähnen.  JDiefelbe  Qt  »* 
etwa  eine  ba«  Sicht  begldtenbe  ©igenfehaft,  roie  man  febri 
barau«  entnehmen  fann,  baß  auf  hohen  Scbirgen,  wt  brf 
Sonnenlicht  boa)  eher  noch  tntenfiver  al«  in  ber  (Ebene  & 
eine  niebrigrre  Sempera tur  herrfd)t,  al«  in  ben  Cbcnr 
iQielmehr  fa)eineM  bie  Sichtfhahlen  nur  bie  fd^igfeit  ju  k 
fifcen,  bie  m  ben  Jtirpern  frlbft  ruhenbe  SBänne  M  ha 
Befhahlung  in«  Sehen  }u  rufen.  (SBgL  SBärme.) 

£icl]tmbrr0  (©eorg  Shriftoph),  ein  ansgejeichnelftf». 
fifer  unb  rotziger  SchnftfieUer  2>(utf<h(*nbt,  würbe  aU  W 
jüngfie  ber  18  .Sinter  feiner  Altern  1742  |u  £>ber<8b» 
fidbt  bei  £armfiabt  geboren.  Bi«  »um  achten  3abrt  im» 
gehütet,  fing  er  jttod)  t>on  ba  an,  bura)  eine  {Rudjgrattt» 
renfuna  ^u  wrroadjfen.  Gr-  befudjte  ba«  ^mrröfi»»  k 
2>arm|tabt,  bejoa  1763  bie  Unibcrfttdt  ©örüngen  unb  ■»> 
mete  fich  hier  affronomifien  Beebachrungen.  3m  3>  1770 
würbe  er  bafelbfi  ^rofeffor,  begleitete  tn.bemfcfben  3*h«  |W' 
junge  Gngldnber  nach  Sonbon  unb  würbe  nicht  na  bes  I» 
figen  Xftronomcn,  fonbern  fei  hfl  bem  JUniae  befaatf,  In 
oon  ihm  bie  afhonomifche  Befiimmung  mehrer  Stab»  f» 
ner  beutfehen  Staaten  außer  ©Otlingen  oertantte,  8.  teftr 
1774  ber  Societdt  ju  ©Otlingen,  beren  SRitglteb  tr  fON» 
ben  war,  {Red;enf<haft  von  feiner  SReffung  ab,  »cü|e  » 
Sage  von  ^anooer,  jDänabrücf  emb  Stabe  beftimatt,  tM 
Srucht  feiner  j weiten  Keife  nach  Gnglanb  tn  fcafft» 
Sahrc  fint  feine  torrrefflichen  JB rieft  übt*  Cknif  »4 
bn«  engl,  üheater".  SJach  ©öttinaen  1778  niüi^Nrl, 
hielt  er  außerorbentlich  goblreio)  befuipte  B?nrirfnnj»l  m» 


m  tau  t'      -    -      _  "  y     «■»     ,       — ,  »   —   -r  t  — ■    -     —  a  a 

tbt  etat;  ■  Wa  S*  j9*t**ie  «  >«  8"»«  an  benfelben  gmAttten  (Jyifteln  tue  3unft 
plt  nd^Bf-f  Jijisti  «4 K ÄaAbruier,  bi«  ct  t-itr  mit  beißenbem  SBi&e  an  bot 
\&cm  nicV  IdiKÄ-  pranget  fieüte.  rann  unternahm  et  mit  Stotg  fiorfter 
liifci  WfcB*«»'  *:  ^twur-AijJt  tri.  „QirtingifAen  Sroagajin«  ber  S3ifftn< 
^1«  SeMCM  «k  dsidl^ft  unb  Literatur",  gerieft)  mit  SBep  in  ©treit  üb«  bef« 
.  "  a  wvcis  i!  ^  ^uäfcraAe  unb  9teoptfa)«ibim8  im  <Jkf«bifA«n  unb  mit 
:'  'Tf  ft^  .T'  -  ®u»rrintenbent  3teb«t  mBeflerftlb  übet  beffen  SBeiffa. 
*ua*,  ww  w^w  t<fi  mbm  UnI{r8an9j  ^  ^,[(5  „,„  DtuffAtanb. 

:  n  kv       *  fcrtcn  feu  t : ,  i  1 1  gleitete  er  einige  für  ben  ©ottinger  ZU 

•  ■  "  •  ^äsUfs"4"4*  wtlUinert  n«4gcftocr*ne  ißlatttr  |>ogartb/fAet  Jtipfe 

in  JSmwä  .  mjt  wi|iq,attftwiA«n  Gommtntare,  unb  gab,  toju  aufge» 
iioi  Btrasnaffl 11? ^nwaJnt,  feitet  bie:  „SuSfubtliAe  ©rflaruna  btr  #poattb'« 
:::;::.;( fffS"800^  •  fAtn  Äu^ferfiiAt  mit  oetflewerten,  ob«  »cUjtanbigen  &>»ien 
icatt«  Hfl""*-  ■  . ,,-terfeäben  von  Siieptti^aufcn"  heraus,  wovon  jeboA  nur  ei« 
Iii  eai  »Wo»"  ':.eieferungrn  oon  £  finb.  5Die  lefcten  Sab"  feioe«  «eben« 
r«b(i  t|  «4 1«  8ltr ' .  -  »«•üe9  fafi  menfAenfAtu,  nie  fein  äimmet  unb  jlatb 
f>94  rot  W  6*  M79».  Seine  rinjelnen  Äuffafce  erfe^ienen  »ereinigt  unter  bem 

v'jni  riffletena  to>  „SUermifAte  ©Anf»n"i  be">u*flegeben  »°™ 

*  *utn>-  5  ""b  Ärie*  (9  feH  ©Otting.  1800 

Ätff 1805>- 

^fS1lL'?!w       "TL    CicJjtfnbrrj  iß  ber  fltame-  eine«  beutfAen  gürfientbum«, 
k"V  mi  ft*rt  ji  «**  *  so«  bem  bair.  {K&emfreife,  bem  preufj.  {Regierung«« 

&  : ,*«»We  Srier,  bem  olbenburg.  Sürfientbume  äBirrenfelb  unb 
r     k««  Jinf^ifäff1  i«w«nfl-  •fjerrfAaft  «Weifenbeim  begrenjt  wirb,  11'/» 

li.4Kr.WI0  i,  •ii/rW*l*W  timf.ifie  tmK  '«\e»f¥A  Sil'.™   fvif      ff«  mith  ^0.11  ben 


fammentommen  burften,  fo  fonb  man  noA  eint  befonbere 
fpmbolifAe  S)rjiet)ung  am  Xage  3RariA  Steinigung  in  bem 
cm  bemfelben  aus  bem  Grangeliften  6ueaS  21,  22.  ootjule» 
fenben  31bfAiiitte;  roo  ber  (rrlöfer  ein  SiAt,  bie  Reiben  ja 


fitbf  tfltgt  man  gewibntiA  jebe  Xrt  oe-n  Suneiguitfl  )H 
flennen,  we(Ae  ein  lebenbige»  SBefen  gegen  ein  anbete«  ober 
gegen  einen  leblofen  ©egenfhnb  begt.  ^ierau«  folgt  fAon, 
bog  bie  Hebe,  fowol  mai  bie  (Storfe  ber  Zuneigung,  alt 
was  bie  griftige  Sürbe  einerfei«  be«  «iebenben,  anbemfeit« 
be«  ©egenfianbe*  b«  Kebe  betrifft,  febt  wrfAieben  fein  muffe. 
3n  SBabrbeit  ifl  ttebe  nur  jwifAen  jwei  geifibegobten  JBei 

'  le,  «I«  tie  (ei 


fen  mogliA  unb  ift  ebenfo  febr  bie  mnigfte, 
fAafdofefie  äuneigung;  ba«  <Srfte,  weil  jwifAen  bem ! 
bnt  unb  bem  (Beliebten  eine  übereinftimmung,  ja  3n>Gin«* 
Wlbung  ber  (Seiftet  ftattfinbet,  m  weCAe  jeber  UnterfAieb 
ol«  bebeurungilofloetfAwinbet;  ba««e<jtere,  weil  roabre  «ieb« 
fle»  gegenfeitig  ift  unb  wegen  ber  B6tligfrit  be«  gegenfeitü 
gen  »efifte«  eine  innere  unftorbare  »effiebigung  grroäbrt, 
feine  »egierbe  butbet,  au«  welAet  bie  üeibenfAaft  entfprin. 
gen  ronnte.  «Bie  ber  SWerrfA  einen  8eib  bat,  bamit  berfettf 
niA«  2fnbm»  a»  ein  tiumliAer  unb  jeitHAe»  2tu«brucf, 
eine  dufierliAe  CrfAeinung  feine«  Seifte«  fei,  fo  wirb  au* 
We  in  ber  Üebe  ftattftnbenbe  Cereinigung  ber  (Seiftet  natur» 
armdft  ItibliA  fiA  aufibrudttn;  unb  »wat  ift  bet  finnltAe 


Liebe 


944    Liechtenstein  (Fürstentlium) 


frfbff  fähig  ifc ,  wirb  »orjugSwrift  ©tfcbltcBjSlitbt  gc« 
nonnt.  £a  fit  auf  ber  geifhgtn  (Sigentbumlicbfcit  bcß  Wen» 
fcben  beruht  unb  feinem  (Seifte  bit  ihm  burch,  btn  ©efdhtec&tS» 
unterfchieb  geraubte  SBoHtnbung,  ruclrfxr  für  ihn  baS  trba« 
benffe  föeburfniß  ift,  gewährt,  fo  ift  fit  ihrer  Statur  nadb 
ewig,  fobaß  bie  Siebe  »on  btt  Sreue  völlig  untrennbar  ifl. 
SDiefe  untttnnbart  Bereinigung  btr  Siebenbrn  ift  antrfannt 
t>en  &ircbe  unb  Staat  in  bem  3nflifute  btr  (She.  Grft 
nach  Änrrfennung  btt  menfcijtchen  unb  griffigen  2Bürbe  bt$ 
SBcibe«,  wtlcbt  in  golgt  btö  GhriftentbumS  gtfebab,  bat  bie 
Sithe  in  it>r«c  tiefern  SJebtutfamftit  antrfannt  werben  fön« 
tun,  unb  je  höher  btr  SWenfcft  fieb.  auggcbilbtt  bat,  befto 
mehr  ift  von  ibm  bie  tiefgriftige  SJcbtutung  btt  Sitbt  btgrif« 
ftn  worben.  Söie  btr  Äörptr  bti  bem  funbigm  3Wtnfdbtn 
auftiört,  ber  bloßt  HuJbrucf  bti  ©ti(lt8  ju  fein ,  unb  fogat 
eine  SRacbt  gegen  ben  ffletft  wirb,  fo  fann  biefeS  nament« 
lieb  auch,  in  ber  Sitbe  ftattfinben;  fit  fann  &u  tintt  bloßen 
Sujt  btr  SDlenfeben  an  btr  gefcblecbtlidien  Sßerfcbiebenbeit  wer* 
ben,  w>n  einer  einzelnen  Herfen  beö  anbtrn  ©efcblcdbtö,  bann 
gebt  fie  über  in  bloße  Berltebtbeit,  ober  an  jtbtr  $etfon 
anbern  ©efcblethts,  tnblicb  ßefjt  fie  über  in  Unjucfct.  2tm 
bdufigftcn  wirb  bie  SJtrlicbtbeit  mit  ber  Siebe  »erweeltfelt, 
unb  taufenb  unglüdliehe  (5btn,  forote  ber  3roeifel,  ob  bie 
iJiebe  in  SBabrbett  mit  ber  2reue  notbwtnbig  vtrbunbtn  fti, 
babtn  in  bieftr  BtrwccJbfetung  ihren  ©runb.  So  wenig  btr 
SRtnfcb,  fo  lange  er  lebt,  fid>  btö  StibeS  überbaust  entfcbla« 
gm  fann,  tbtnfo  unmöglich,  ift  t$,  baß  in  btr  ©efcbltcfrtf« 
liebe  bit  Sinnlichfeit  völlig  auSgefcbloffen  bleibt,  unb  bit  fo> 
genannte  $tatonifcbt  Steht,  infoftrn  fit  eine  folebe  Hu§« 
fcbließung  beabfiebtigt,  ift  ein  tböridbter  SBabn  ober  eine  Süge 
gtgtn  ftdj  felbft  unb  Änbere,  mithin  eine  Sünbe.  —  ©ntn 
ebenfo  natürlichen  ®runb,  wie  bit  ©efcblcchtfliebt ,  bat  bie 
Ottern*  unb  Äinbfßlitbt,  fowie  bie  ©tfebwifte-r« 
Ii tbt;  boeb  ftnb  bitfc  2frten  btr  Siebt  minbtr  »oUfommen 
aU  bie  ©tftibfccbteliebf .  Sie  beruht  nämlich,  nicht,  wie  bieft, 
auf  tintr  Srgänjung  beS  ©riftte*  ju  feiner  ibm  gemäßen 
SSotligfeit,  fonbtrn  auf  tiner  burob  ben  ?iamilirn»ufammen» 
bang  btbingttn  ©leicbmäßigfeit  be«  getfifarn  SDafeinS,  unb 
befielt  nicht  wit  bie  ©efchlecbteiicbe  in  3n=Ginebi(bung  unter« 
febiebentr  ®eifttr,  fonbtrn  in  bcm  Änfcbaurn  erntS  ähnlich 
auSgtbilbtten  ©eifteg.  .pierin  litgt  bemv  auch  btr  ®runb, 
warum  rint  ©efä)ltcbt$lifbe  ^wifrben  ©efcbreiflern  unmöglich 
ift,  benn  ihnen  gebt  grabe  £o6jenige  ab,  waJ  bit®efeblccbt6« 
liebe  bebingt,  bie  geiftige  Unterfcbicbenbeit,  unb  mit  SKecbt 
wirb  baber  »on  allen  gtbitbttm  Stationen  ber  »trlitbtt  Um? 
gang  unter  @efcfywij?ern  al@  unftttlid)  unb  fünbb^ift  btrrad)< 
tet.  2>a  urförünglicfc  aHe  2Rtnfcb,cn  tintn  unb  btnftlbm 
®ti|l  btfittn,  fo  folgt  barati«,  ba§  jebtr  ßtnitlnt  in  alten 
Tfnbtrn  ajorljanbcnfem  beß  il;n  felbft  btlfbtnbtn  ®eifieS  an= 
erfennen  unb  fit  bcmgtmäfj  bebanbeln  fotl,  welches  Sitten« 
gefeö  ba*  ßbriftentbum  al«  baj  ©efeij  btr  9ldd)fttn«  ober 
jßrubetliebe  bezeichnet.  ®ott  ift  enblid)  ber  Urquell  alles 
©eifte*,  unb  in  unb  bureb  ihn  finben  wir  3J?tnfc&en  bit  wab.rt 
gtiftigt  Se3olIenbung,  baher  aud>  äötruhigung  unb  2ro(i  in 
allen  StBiberwdrtigfeittn  bc5  Sebent;  btnn  TtllcS,  wa§  wir 
3ufaU  unb  Schief fal  nennen,  iji  vor  ®ott  freie  2 hat  bcS 
©eifte^,  unb  fomit  ift  e5  bie  IM  tbt  ju  ©Ott,  welche  bem 
3Rtnfcbtn  allein  wahrtr  Stligftit  thc;.h.;ft  ma4tn  fann. 
£>ie  ttrbt  ju  ©ort  bat  mit  ber  ©tfcbledjtftlicbe  gemein,  baß 
in  ityc  btr  urnjoUfornment  SJfenfc^engfijt  trgdnjt  wirb;  ober 


r  free 


woju  er  ergänzt  wirb,  tai  ift  ber  eoHenbeten  ^>eUiang 
burd>  bie  Siebe  ju  ©Ott,  bie  göttliche  SGoUfommenbeiL  So» 
um  ift  bie  Siebt  ju  ©ort  um  fo  tnel  trhabentr  olä  bie  6t> 
fcblccbteüebe,  wie  ber  göttliche  ©tifi  erhabener  ift  ali  bo 
mcnfchlicbc.  3n  btr  Siebt  ju  ©Ott  geht  inbeß  febon  btr 
5TOcnfcb  über  ftint  menfcblicbt  Statur  hinaus,  unb  fo  wiit 
fit  felbft  o(9  tine  nicht  btr  iD?ad)tvoÜfommenbeit  be*  9t» 
fchen  entferechenbe  Siebe,  fonbern  ald  ©nahe  ©ette* 
ober  Sitbe  ©otteS  ju  ben  5JKenfchen,  btr  gemäß  fut 
©Ott  ,5t;  btm  3Jfcnfd>en  herabläßt,  um  benfelben  ju  fich  ha« 
aufjujtehtn,  be^etc^net. 

Qi  würbe  gefagt,  baß  bie  wahre  Sitbe  nidbt  ohne  6» 
genlicbe  ftin  fönne ,  wol  ober  ift  bie  SBerlicbtbeit  bdufig ,  p 
tn  ber  Stege!  einfeitig.  Um  nun  bti  bitftr  bie  ©rotnlirbt 
btt  Änbern  ju  enverfen,  bat  man  fchen  im  Xltrrtbume  oxj 
allerlei  fünftüchc  ÜKittel  atfonntn  unb  namentlich  glaubte 
man,  baß  Siehtötrdnf'e  ober  ^htttra  bereitet  wert« 
fönntrn,  burch  beren  ©tnuß  bit  geliebte  Herfen  unwiflhiD 
lief)  )ur  ©cgenliehe  beftimmt  würbe,  hieran  ift  nur  fo  cid 
SB  ab  re?,  baß  cS  aHerbingS  gewiffe  SRittel  gibt,  welche  gegta» 
wartig  unter  bem  dornen  'Ä»brobifiaca  begriffen  »erben, 
burch.  weitet  btr  SWtnfc^  jur  ©innlidjftit  aufgeregt  wirb,— 
btr  58erlitbtt  fann  bur$  ttn  folchcS  SRittel  wol  ju  feine« 
3wtcf t  gt langt n,  nitmald  aber  ber  wahrhaft  Siebrnbt ;  tiefet 
hat  aber  aud)  fola)er  SRiftel  nicht  n6tbig.  2)ie  7(nwenbta\p 
biefer  Mittel  ift  oerbrecherifcb ,  weil  burch  bieftlbtn  btr  fror 
SßiÜe  beS  SRenfchen  gelahmt  wirb  —  noch  baju  ju 
fchäntlichen  3wtä*e. 

Ctfbtdl)bft  (franj.  e-eur«  d'*nionr)  war  ein  an  bc 
fürftlichen  ^Jfen  im  ÜRitttlalter  gebräuch.lic^e*  Spie!,  bti 
welchem  bie  JDamtn  ben  SJorfü}  führten  unb  bie  liebru 
ben  Stifter  unb  Sänger  ebenfo  mit  SBortrn  ju  Serben^ 
liebung  ber  SRinne  (f.  b.)  unb  M  grauentienfteS  fdnn^ 
ten,  wie  fie  ju  Ghrtn  ber  von  ihnen  angebeteten  graues 
auf  furnieren  mit  btn  SBaffen  ftritten.  3>icft  SiebeSbtfr 
famen  in  ber  Eröffnet,  bem  ßaterlanbe  be5  Stinnegefanod. 
im  12.  Sabrb.  auf  unb  erlangten  ba$  hodjfle  Xnfehen  unttr 
JtarlVI.,  Äönig  »on  Sranfreiä)  unb  fceffen  ©emablin  SM 
bella  von  ISBaitm.  JBor  biefen  SiebeSbiftn  würben  förmlHk 
9>roceffe  über  Zngelegtnbcitcn  ber  Siebt  geführt  unb  Unheil 
fprüdbt  (franj.  arrets  d'nmoar)  trlaffen. 

£irbfötnal)lt  ober  Xgapen  nannte  man  in  ber  rrjhi 
3eit  btr  chriftl.  Äirc^e  aememfame  9J?ablieiten,  ju  benenM 
bie  JBefenntr  bto  ßhri|ttnthumS  »ertinigten  unb  welche  bei 
Seier  beS  heiligen  tfbetibmabiS  vorangingen.  (VSpI.  2 beut« 
mahl.)  3e^t  galten  nur  noch  bie  «Brubergememen  Siecefc 
'mahle  in  ihren  SJerfammlungSfdlcn,  bei  t-enen  2bee  tsi 
SBeijciibrct,  fogenannteö  Siebe Sbrot,  genoffen  unb  gebtttt 
wirb. 

Cifrl)trnßtfin,  ba§  fleinfte  feuoeraine  gürflenthum  I»eutfo> 
lanbß,  liegt  jwifchen  Vorarlberg ,  ©raubünbten  unb  St.' 
©allen,  »on  welchem  eö  burch  ben  8?bem  gttrennt  irirr 
unb  umfaßt  2'/»  mit  fiOOO  (Sinw.  <5S  ift  tinltoeu- 
lanb,  beffen  höchfie  fünfte  bt«  ju  56O0  %.  auffteigen.  Zn 
^»auptnahrung?jweig  ber  JBewohner  ift  Sieb:ud)t,  boch 
auch  ©ttrtibe,  g(aö)S,  SBein  unb  Cbft  angebaut  unb  f" 
wollenfoinnerci  getrieben.  (Sin  Sanboogt  unb  ein  Sit 
fier  verwalten  baö  Sürftentbum  unb  bilbeiv  ein 
von  wclcbem  Äpptllaticntn  an  bit  fürfjl.  Äanjlei 


»ogle 


tat !i nie  wwicnien  weicDiecaie  an,  roeitBe«  frijt  MWutfnBe  tat^um 
P  m  <n  btn  4ftr.  unb  Bteuß.  ®t«aten  (namentlicb  bie  fAlrf. 
ymli  gurfinitbüiTter  SIrop&au  unb  Sagtrnboef)  tot,  nimlicb  über 
{||-k  i  «rt  t-W-  mil  3M>,000  Gin»,  in  24  etäbttn,  25  Warft« 


m  ;<j|  "KtlHUiit  »  1  Outl""  von  c.  gcpvrcn  rrnem  aurn,  um  i-'itifiaj  r>iei[aaj 
•■--in  b«i tnMü^ wrbienten  ©ercblecbte  an,  roeletje*  febr  btbtutenbt  »eftejuru 

^I^-^S hTlMA  ib SMt=  »ftfen,  ~M  Dirftrn,  40  <5^[4(T«-n,  11  JU&ffern  unb  H>4 
«2  hJtelflW  -  ■W««Kn:  biefelbtn  gen>4>en  1,500,000  ©ulben  Ginfünftt. 
:    ?!?  .   rc-'    -     *uil  r  1  '"tls"c  ein'{'  t>a'  Äjrl'i'*s  S»aiorot#  bat  an|ebm 
'jRJIt*«!*»1'*'  Weisungen,  nämliefc  gegen  fiO/XX)  Untertanen  unb 
^^JzlX^  ^njf».O0O  ©ulben  Ginfunfte.    Dilmar  oon       welcbtr  ju 
t;ffrt  9i»<  •  -  «nfjnsf  trt  13.  3<u>rb.  lebte,  fott  ein  Äbfommling  bt«  bei 

ti^W"**1^       ribmttn  .£wufr«  Gftt  oeroefen  fein.    JDt*  ©rafen  >öart> 
mann  IV.  (aeft.  1S86)  feibne  Jtarf  unb  ©unbafar  frifteten 
dfbtll|*ft  (*J%  l,r     J*"  *m'fn<  w«td>t  KilS  unb  1623  in  btn  gürflen|tanb  er» 


-  a~Mb  mW*t^Wtn  »uibtn  unb  «xm  benen  bit  dltefte  1712  au«(lart>. 
■  i  £t*tito**  tob  m*  Jtnt0'«  S'orian,  ©unbafar'«  GnftI,  «elcrjet  für 
w l<E*T -TeiM»  **  *>  W  (t7I3)  unb  feint  »aebfornrntn  (1723)  ©u)  unb  ©timrat 


„Tu  Uli  tT-'" 


ruriigr,  in  piiem  izncmigcmaji  Piripcncc  .pinTiirpen  pcs  bw 
ftib!«  unb  bit  ©Iticfcradf  iafeit  in  btr  ©litberuna  btr  ©eban> 
ftnreibe  tnad)t  feinen  ©runbtbarafttr  au«  unb  beftimmt 
feint  ftropbenartige  ©angbarftit.  G8  unterfebtibrt  fidj  bunt) 
jmt  Gigenf<fcaften  Out  ben  anbem  Inrifrten  £id)tarten,  tie 
tin  bewegtere«,  aufgeregtere«  ©rfübl  in  fpringenben  unb  oft 
fjd>  wibtrfbrecbenbtn  ©tbanfeneeibtrt  barfltutn,  nie  j.  6. 
bit  £be.  Sa«  Citb  tritt  gefcbicbtu'cb  genobntieb  beim  Ge» 
roaebtn  eine«  Seife«  jur  ^oefit  auf,  feXbft  ntnn  bit  Ssracb« 
noä)  niebt  wllftanbigt  ©elaufigfeit  erlangt  bat,  barum 
bti  ii  Uta  SB&Ifrm,  fo^ar  bti  btntn,  bit  fünft  miteT  feint 
2>irt?tart  cultioiittn,  ja  überbaust  noch  auf  btr  Stuft  btr 
Kubtit  fieben.  Stirn  Siebe  maebt  fictj  ba<  SRufitalifcbt  vof 
jug«ictije  geltenb,  weil  jene«  fein«  angegebenen  9Jatur  na  er) 
auf  muftfalifeben,  n>icberfebrtnbtn  SStotbrnen  btrubt,  reo. 
bure^  bit  jisar  fein  nüanettttn,  im  ©anjtn  abtr  unterciiw 
antet  nabc  oenvanbten  ©tbanftnwtnbungcn  firf)  auibrücfrn. 
Darum  tritt  tt  auet)  ba,  wo  t«  noct)  natürliche  'Äu*|luß 
bt«  ©efübl«,  alfo  ttirflitbe  9Jatur»cefie  i|t,  in  Xkrbinbuna 
mit  SRuftf  auf,  unb  bebalt  aueb  fpdttr  feine  abfebnitttio) 
roieberftbttnbt  TOelobte,  bit  ftropbif<bt  ©lieberung,  ben  Äe« 
firain  unb  btn  (5t)or.  Dabtr  fobtrt  feint  ©attung  be«  Ko> 
rtfce)en  in  urfprunglic^tTtn,  natuegemiifcrtn  ©tfeufebaft«ju< 
^anben  mel:c  btn  Gt)arafter  ber  S3oIf9tbümlicbfeit  unb  felbfi 
in  febon  tünfllicbtrtn  noeb  btn  bn  Äbeiinaemt  ein«  ©t< 
fammtbtit.   X>ti  SSolt«liebe«  SSerlb  unb  IBebeutung  ftfite  in 


Uederspiel  94 

unb  (SVfotf)  ««gebaut  baben.  Die  SDlelobie  be*  titbti  mu§ 

ber  potrifd)  gegebenen  Stimmrrng  entfprttben  unb  leidet  faf> 
lieft,  unb  fangbar  fein.  3u  ben  berübmttfitn  gitbercompo» 
mfttn  ottjiwn  iRtinbarb,  Scbut$,  Gimmel,  Jötetbooen,  Sdju» 
bot,  Äreufctr  u.  TL 

Cirdrrepül  tfl  (int  ©attung  eon  Scbaufpie!  mit  Gk> 
fang  unb  unterfebeibet  fieb  von  bei  Dptrrttc  babureb,  tap 
bis  barin  »orfommenbtn  ©tfangjtücft  bloä  auft  Sitbern  be» 
flehen,  welrbe  enrrotbet  febon  augtmttn  btfannt,  ober  »om 
<Eonff|«  botb  in  bei  Sonn  beS  Siebes  ntu  bearbeitet  unb 
mit  einer  ber  Stimmung  bf9  8iebt$  entfpreeftenben  einf.n 
eben  3nfttumtntalbtgltitung  otrftbtn  finb.  SBabrfcbtinlid) 
baben  bit  BaubtotUe'«  ber  gvartjofen  jum  gieberfpiel  Btr» 
onlaffung  gegeben.  SRctcbarbt,  tiefer  unerfcb6pflicbe  beutfebe 
ÜieDercompotmr.  tnodjte  ben  trften  öerfueb  in  btefer  ©attung, 
um  ben  Ungefcftmacf  an  bebeurungälofen,  batöbrtebenben 
Scbwitrigfeiten  für  bit  Sänger  in  btr  Dper  jur  ebltn  unb 
nibrcnbtn  ginfaebbeil  junief jufubrtn ,  mit  btm  tticberfpitle 
„Siebe  unb  JKreue"  unb  brachte  ibn  im  3-  1800  in 
{Berlin  aufl  3:b  tater.  6r  fanb  jioar  JBeifall,  aber  feine 
ausgebreitete  Jlaibfclge,  »eil  jicb  (un  barauf  bit  beutfebe 
JDper  fcbnellet  unb  tigentbümlidjer  ÄuSbilbung  erfreute,  91ur 
,$tmmtl3  „ganefton  ober  bai  geiermdbtften"  fanb  mit  SRecbt 
aufiererbentlitfcen  JBtifall  unb  biclt  fieb  lange  auf  btm  9tt» 
ptrtoir,  rwil  fit  bureb  inttrtffantt  Situationen  unb  Dortreff» 
liebe  Sitber  febr  anjog.  3n  neuerer  Stit  würben  febt  oitle 
Übtrftfeungen  unb  SRadjabraungen  romifefter  SJaubeville'tt 
btr  granjoftn  geliefert;  boeb  baben  wir  aueb  burdj  4>cltei 
Bieber  tinige  originale  iitberfpiele  btr  ftntimtntalen  ©at» 
tung  erbalten. 

Cicörrtnffl  \ft  btr  Starrte  meftrer  in  neuerer  jjtit  ge> 
flifteter  gtftUiger  Berrine  mufÜtunbigtt  ÜRänntr,  bit  fieb  gu 
btftimmttn  Briten  an  einem  baju  geeigneten  jDrtt  verfam» 
mein,  um  »itr»  ober  mcbrfhmmige  ©tfdngt  aufjufübren. 
Sin  foleber  £itberoerein  beflanb  febon  1673  gu  ©reiffenberg 
in  .frinterpommem  unb  gab  aud?  tin  groficS  giebermerf  ber» 
ouS.  dt  fanb  jebod)  erft  SRacbabmung  im  3-  1809,  in 
welchem  3tlttr  bit  erfte  neuere  Uieberfafel  in  Jöerlin  ftifttte, 
rotltbt  Bembarb  Älrin  gu  Btgrünbung  tiner  peiten  ba» 
ftlbft  »eranla&tt.  Rad)  bem  berliner  Borbilbt  richteten  fieb 
balb  bie  gu  granffurt  a.  b.  C.  unb  Stipgig  ein,  unb  feit 
1818  baben  viele  9<acbabmungen  berfelben  tn  JöreJlau,  SRag. 
beburg  u.  f.  ro.  ftattgefunben. 

Cirflanfc  ober  Äiclanb  ift  ein  ju  ben  jDfrTttptooinjtn 
bei  ruff.  JReitb*  geb6ricje*  ©ouoemtment,  weitet«  gtgtn  9?. 
an  ßflblanb ,  argen  JD.  an  Ettersburg  unb  Eff ort >,  gegen 
6.  an  ÜöitebSf  unb  Jturlanb,  gtgtn  9B.  an  ben  aRttrbu^ 
ftn  eon  SRiga  grtnjt  unb  720  umfaft,  auf  bentn 
763,000  ehtro.  leben.  Das  ganb  ifl  im  ©anjen  eben  unb 
roirb  nur  von  einigen  ^ugtlfttttn  burcb;ogtn;  ti  ift  rtid) 
berodfftrt,  roie  btnn  in  i&m  btr  ^tipuJs  unb  SBurj» 
fee,  foroie  viele  Sümpfe  unb  SRoorc  liegen,  bit  Düna,  Ha 
unb  Bernau  t«  burdjfiitf  t n.  Dit  nno^ttgjlen  ^hrobuett  finb : 
©ttrribe,  Aülftnfrüd>tt,  J»anf,  ©alj,  ©trinfoblen,  <E5d)tt» 
fer/  6anbptin,  SBtlb,  »itntn  unb  fflfebt.  Da«  gtfunbt 
Älima  ift  im  SBinter  (alt,  im  Sommer  bagtgtn  mtlb.  5fiben, 
ettttn  unb  fcioen  bilbm  bie  ^auptmafft  btr  fBrr>6lftrung. 
?etten  unb  8it>en  bo.btn  pdj  untermifd)t,  unttrfcbtibtn  fter) 
aber  von  btn  Cftben  noeb  bureb  Sitten  unb  ÄUibung. 


•  fJruori 

Deutfcbe  unb  fRuffen  ffnbet  man  in  b«  Stlbtea  tk 
größte  Bali I  ber  äöevoobner  befennt  fiO>  nur  fuHjerifaVa  Jtb^c. 
Da6  ©ouormtment  jtrfdUt  in  fünf  Ärrift;  Aauptjtatt  | 
SRiga  (f.  b.).   5Rad)  it)r  finb  bit  n>io>tig|ten  Stibtt:  Don 
pat  (f.  b.)  unb  $trnau  am  rigaifebtn  SRetrhiftn  müWi 
(5inw.,  rceldje  .f>anbel  mit  glad)$  unb  Jeinfameti  trtitai 
3u  t.  rotrbtn  aud)  bit  3nffln  öftl  am  Gingange  bei  it 
gaifebtn  SRttrbufen*  mit  31,000  eftbiftbtn  SJtrwbmni,  110 
□W.  umfaffenb,  unb  bie  3nftl  JRurtit  hn  rigaifo>en  Ihn 
buftn,  auf  roeldjer  Sd)n>tbtn  roobntn,  oerttbnet.  —  i. 
erfi  frit  btm  12.  Sabrb.,  wo  bremer  Xaufleutt  berttjiifo 
men  unb  naebbtr  5Rifberlaffungen  grünbtttn,  mit  btn  Ü» 
gtn  Europa  in  Sjerbinbung.    Drr  Xtigufrtntrm6n4  9m 
barb  fam  1186  nad)  2.,  befefjrte  bit  S5t»obner  jum  (SW1 
fteutbume  unb  wurbt  btr  trffe  JBifcbof  be5  Untti.  9Mf 
geroann  bie  neue  {Religion  erfl  burd)  ben  tritten  S 
ilbrecbt,  »eldjer  1203*  bit  Stabt  SRiga  erbaute,  ?rrr:' 
©egtn  (5nbt  tti  13.  3al;rr>.  brmäd)tigtf  fid)  ber  bän. 
nig  Änut  IV.  bt5  ftmbrt,  unb  in  btr  ffolge  trat  rt  T 
mart  gegen  ©tlb  an  btn  btutfcbtn  £>rben  ab,  mit  rr- 
fd)  ber  t>om  fi3iftbof  1201  ge|tifttte  Sebrorrtfrfibr:: 
»erbanb.   3n  btr  golge  jerfitl  ba  Staat  ber  bentfc 
ter  unb  t.  rourbt  1561  mit  $olen  utrbunbtn. 
unb  JRufilanb  mad)ten  inbtg  aud)  3lnfprüd)t  auf  t  i 
ben  Stieben  »on  Dlioa  1660  fam  ti  an  Stbntfi 
»vurbt  mit  Sftblanb  »ertinigt,  burd)  ben  noftdbtifd: 
btn  1721  mit  eflblanb  an  JRuplanb. 

fiflatur  ober  ©inbung  roirb  in  ber  STOnftf 
naut  jufammtnbängtn  notier  Üine  genannt,  bai  bu^ 
bt}ricbntt  ju  rotrbtn  pflegt ;  foroie  bie  JBerbinbmy  pw 
auf  berfelben  Sinit  flrbenberi  flöten,  bie  aß  Gin  2on  ash 
balttn  roerbtn  foDen,  rwlcbed  buTd)  einen  Cogen  ^ 
Sinbung^tiebtn)  angtbtuttt  wirb. 

Ctflue  ober  (fpan.)  Ciga  bfjtidjnttt  früter  im  X 
nen  jtbe  Sereinigung  btr  Staaten  ju  Erreichung 
polirifdjer  3wecft,  olfo  Daffclbt,  waä  man  jrfct  buTd 
l  i  a  n  j  au«brüit.  (!ögl.  23  ü  n  b  n  i  fj.)  »orjugfoeife  bit  - 
abtt  einige  gtfdjtdjtlid)  mtrfwürbigt  2)ünbnifft  mit 
SBortt  btjtitbntt,  j.       bie  briligt  ober  fat^elrfcbe  : 
roeldjc  .^einrieb  oon  ©uife  (f.b.)  fiiftttt,  unb  bie  ! 
fdt>e  ögut,  wclcbe  im  17.  Sabrft.  in  Dtutfdjlant  : 
red)tbaltung  ber  fatbolifcbtn  jttrd;t  jum  ärotd  bat»-  • 
brtifitgjd'brigtt  Äritg.) 

fiüuori  (Iflfonft  ÜRaria  ba),  btr  Stifter  brt  gei*  S 
äDrbtn«  btr  Jigoriften  obtr  JRtbtmptotifte n 
1696  }u  SRraptt  atbortn,  war  anfang*  9?ecbtöaelebrterf  m 
aber  1722  Eritfter.    9hd)bem  rr  fi*  «"  bit  ja  ?i<  ' 
rtebtete  ©laubtnSpropaganba  angtfcbloffen  unb  fitfi  < 
lang  alä  SWiffionar  mit  Unttnid)t  be5  Sanboolt: 
bartt,  fiiftttt  tr  1732  mit  ©tnebmigung  bei  Vk] 
ber  (Sinfiebtlti  Santa  =  3Raria  ju  BÜUuScat«  tn 
»om  CrlJftr  (itaL  «anu»  redentore),  beffen  mi*: 
febäftiflung  btr  S8eH^unterrid)t  ftin  feilte.   Der  C.: 
tttt  fid)  in  Stallen,  btfonbtr«  im  JWnigreidje  beft«? 
au«,  fam  1811  nad)  btm  fd)wrij.  Canton  P»^  3 
in  btr  golge  in  bit  6ffr.  Staattn.    ^apfi  Q  - 
botte  9.  1762  jum  »ifdwf  oon  Santa  .»gatba»fJW* 
nannt,  obtr  1775  legte  biefer  ingoige  förptrlidjff 


Lilie  141 


rein  Xmt  trieb«  unb  ftarb  1787.  3b  ba  ffotge  »ort«  et 
B  bie  3ahl  ber  ..^eiligen  aufgenommen. 

f  ilif  ifi  in  ber  (Gärtnerei  ber  gerne infcbaftlicbe  Warne  für 
net)re  ©rrcaehfe  oerfebie bener  ©attung,  «eiche  aber  alle  gwieb» 
ige  ober  fnotlige  SBurgeln,  fchmale  lange  lölätter,  Stumm 
>bne  Äeldt),  ober  mit  bloßer  ©ebeibe  haben,  in  ©arten  ol« 
jietblumen  angebaut  unb  bunt)  3ertt)ri(ung  ber  ©tiefe  forb 
(epflangt  roerben.  3n  biefem  weitem  Sinne  rechnet  man  bar: 
inter  bie  XffobiUlilie  (HemwocalÜB),  ©cbwertlilie  (AiurjUis, 
"riiilUri«)  u.  a.  m.  3  m  engem  (Sinne  aber  »erftrbt  man 
mrunter  bie  $flangmgattung  Milium  nach,  ibren  t>erfebieb«3 
um  2trten.  .jjiergu  gehört  bie  geuerlitie,  mit  aufrechten, 
ftoefenfirmigen ,  orangefarbigen  SBlüten,  in  Thüringen  unb 
intern  ©eaenben  ©eutfcblanb«  einbeimifd) ;  bie  weifje  ft» 
ie,  weijjblubenb,  febr  rooi)lriecr>enb,  welche  au«  ©prien  her* 
lammt.  SBegen  ihrer  reinen  SBetße  rourbe  fie  febon  feit  bem 
rubelten  Xlterthume  als  ©innbilb  ber  Reinheit  unb  Unfcbutb 
icbrauebt.  ferner  gehiren  unter  bie  Vitien  ber  fd)arlacb* 
otbe  Üürfenbunb  mit berabha'ngenben ffilumen  unb  gu* 
ücf gerollten  ^Blumenblättern,  in  Werften  unb  Äärnten  ein* 
eimifd),  fovoie  ber  gemeine  Hürfenbunb,  von  gleicher 
SJeftalt,  aber  mit  fteifebfarbigen,  braunrott)  punf  tirten  SJlumen» 
lättern,  welcher  fid)  in  ben  beutfeben  iBergwälbcm  ftnbet; 
ie  Siaetlilie  mit  wattig  geflecften,  rotten  JBlumen,  au« 
ibina  flamme nb,  u.  a.  m.  alle  JHlien  lieben  einen  maßig  feud)» 
en,  locfer  unb  tief  gegrabenen,  fetten  ©anbboben  unb  gebei« 
en  am  heften  im  freien  Sanbe.  SRan  oerpftamt  bie  3wteheln 
De  3— 4  3<u)re  im  ©ept.  unb  Der.  m  friftr)  gubeTriteten 
3 eben,  naebbem  man  fie  bon  berSrut  befreit  bat,  ie  nad) 
ner  ©rijje  3—6  3ou*  tief  unb  10—16  3oU  ooneinanber; 
ie  Keinen  2Cnfe<jlinge  bagegen  mrt  1 — 2  3ou*  tief  unb  1—3 
,ou*  »oneinanber.  Segen  ffroft  muffen  fte  bebrat  werben, 
ber  man  burebwintert  fte  aud)  in  JEipfen.  Softer  unb 
ilumenbldtter  bon  ber  weifjen  ?ilie  hierum,  etwas  gequetfebt, 
im  feilen  oon  533  unb  en;  aud)  gibt  tag  ©igertren  ber  fru 
ben  ^Blumenblätter  ber  weißen  rilie  mit  letnem  JBaumil 
j«  fogenannte  Cilienöl,  welcbe«  aI5  beilenbeS  Hirtel  bei 
Jranbfcbäben  populatren  SBertt)  bat.  Crbenfo  giebt  man 
jeb  über  frifebe  Dom  Stengel  abgefchnittene  äBlüten  ber  n>ei> 
tn  iÜ\t  JBtanntmein  ab  unb  nennt  ba«  35eftitfirt<  2 il i  e n w a f= 

r;  gewinnt  aud)  buref)  3erftoßen  ber  SBlüten  ber  gan)  blauen 
rn  ober  ©cbwertlilie  in  einem  meffin'genen  3R6rfer*,  inbem 
an  etwa«  gefiofjenen  21  tau n  binjutbut,  ben  Saft  burd)  ein 
ud)  brüdt  unb  gelinb  emtrodnen  läßt,  ba«  fogenannte  Z'm 
eng  ran.  S3on  ben  Eilten  fommt  aud)  ber  5tu«brud  iU 
occen,  «cid) er  bie  natürliche  'Tanten Emilie  begeid)net, 
t  fid)  burd)  2lbwefcubcit  ber  tBlumenfd)eibe  bor  anbern 
Iumen  cbarafterifirt.  —  ©ie  JKlie  ift  aud)  in  bie  <£eral* 

t  (f.  b.)  als  ©ombol  aufgenommen,  ©ie  wirb  bier  burd) 
Ol  gigur  bärge  fr  eilt,  wetcoe  nad)  oben  aud  einer  aufred)  t* 
•I'fnben,  lamettfirraigen  ©pifre,  mit  an  betben  Seiten  dt)ru 
ben,  nur  aowdrt«  getrümmten  iBidttern,  nad)  unten  ju 
i«  gleicher,  nur  Reinerer  ©pifce,  aber  mit  jwei  aufrecht  fte j 
nben  Pert)4'tw'f1"''ß'8fn  ÖIÄttern  jur  ©eite  begeht,  welche 
ibe  einanb«  entgegenftehenben  Xbrile  in  ber  SJJitte  burd) 
i  93anb  Perbunben  finb.  ©ie  <Sntftet)ung  biefer  gigu:  Uu 
t  man  von  btr  Stafeabmung  ber  Sri«,  jebod)  aud)  oon 
r  einet  ^eilebarbcnfpuje  her-   ©ie  JCinige  von  granfreieb 


nahmen  fte  in  ihr  SBSappen  auf  unb  ihr  ©ebraud)  batirt  fid) 
pon  bem  3at)re  1179  unter  rhtbwig  Y1L;  ber  oeftdnbige  ©c 
brauch  ber  brei  Milien  im  franj.  SBappm  aber  beginnt  erft 
mit  Äarl  VI. 

Citlfput  ift  in  einigen  fatprifeben  ©ebriften,  j.  Sß.  tn 
©wifts  „©uniuer'8  Steifen",  $ofberg'6  „9til  Jtlurr"  unb  2» 
bem,  ber  9tame  eine«  ftch  burd)  Jtteinheit  unb  itleinlithfeit 
auSgeiehnenben  £änbd)cn«,  beffen  IBewohner,  SiKtputet 
ober  Eil!  ip ufaner,  als  Otenfcben  von  ©aumen^roßc  ge» 
fcbtlbert  «erben,  unb  in  benen  bie  flein(td)e  SJichtigtbuerri, 
ha«  ©ernegrofifein,  bie  etngebitbete  @r6fe  unb  UberfchÄ&ung 
p  erfonificirt  finb. 

£btb(  ift  eine  (Baumgattung,  »e(d)e  ju  ben  r}aubhiW 
gern  gehört,  unb  jur  Sterbe  freier  tylafyt,  >u  febattigm  TLV 
Um,  in  sparfs  u.  f.  «.  angepflangt  wirb,  ftd)  aber  aud)  in 
einigen  ©egenben  be«  ncSrbt.  Suropa«  unb  9torbamerifa« 
al«  grofe  ftBatbung  finbet  ©ie  ©ommerltnbe  ift  bk 
befanntefte  unb  verbreitet  fte  Xrt  baoon,  bie  in  gan)  9torr> 
(furopa,  befonber«  in  StufHanb,  wo  fte  gange  2Ba(ber  bilbet, 
einhcimifd)  ift  ©ie  bat,  erwaebfen,  einen  ftarten  Stamm, 
ftarfe,  ftch  weit  nuSbreitenbe  afte,  unb  bilbet  eine  bitfbt« 
(aubte  Jtrone.  3hre  SBurgeln  finb  ftarf,  bie  ^fablwurge! 
geht  tief  ein  unb  bie  ©eitenwurjeln  erftreefm  fid)  weit  runb 
umher,  ©ie  8?inb<  ifi  bei  jungen  Sinben  bräuntiebgran 
unb  jiemlid)  glatt,  in  fpdterem  Viter  fcbwarjgrau,  biet  unb 
riffig;  ba«  $olt  febr  weif,  weieb,  leicht,  fein,  unb  biebrfaft* 
rig  unb  bem  SBurmfrafj  nicht  leicht  unterworfen,  ©ie  tjerj» 
firmigen,  tugefpi^ten,  fagenartig  gejähnten  lOlitter  finb  auf 
ber  jDberftacbe  bunfelgrün  gldntenb,  auf  ber  untern  matt 
grün  rauh;  bie  fcbwefelgelben »lüthen,  welche  im  3uni  unb 
3 uli  )u  ie  fed)«  auf  einem  Stiel  erf* einen,  werben  ju  ei- 
ner braunlichen  Jtapfel  mit  4 — 5  gachern,  worin  ber  Samt 
enthalten  ift.  ©ie  ginbe  road>ft  faß  in  jebem  Soben,  «e» 
niger  in  feuchtem  ober  faltartigem,  am  heften  in  lehmigem, 
troefnem  unb  etwa«  fettem,  ätan  jiebt  fie  lieber  au«  21  b. 
legem  al«  au«  ©amen,  obfrbon  bie  lefetera  höhere  Stammt 
geben,  ©is  12  gufj  boeb  lißt  fie  fid)  noch  berpftanjm, 
bebarf  40 — 50  Sabre  jum  2(u«wad)fen  unb  wirb  mehre 
bunbert  %ahxt  alt,  unter  günfiigen  Sücrbalrniftcn  pieQeicbt 
taufenb.  ©o  befinbet  ftd)  i.  IB.  bei  9teuftabt  am  gluffe 
Socher  in  SSurtcmberg  eine  Sinbe,  beren  ©*amm  über  27 
guft  im  Umfange  bat,  unb  beren  2t fte  mehr  als  100 
©tüfjen  jum  Zu  frech  t  erhalten  bebürfen.  eine  anbere  tn« 
alte  Sinbe  gibt  e*  in  iöaiern,  «eiche  46  gufj  Umfang 
unb  60  guji  ^>äbe  hat.  ©a«  fiinbenholj  hör  für  bk 
geuemng  nur  wenig  SBerth;  bagegm  ift  eS  ein  gute* 
^hiyholj,  ba  es  ftch  nicht  leicht  wirft  unb  ju  fernem 
Sachen,  5.  JB.  gu  Steifbretem,  Sinealm  unb  bergt.,  wegen 
fetner  Ücictjttgfcit  ju  ^oljfchuhm  u.  f.  w.  unb  wegen  feiner 
aßeichheit  ju  Schnitzarbeiten,  befonber«  ja  ben  nürnbtrga 
©pielwaaren  vot  anbern  folgern  ben  Sorgug  »erbient  ©k 
Sinbcnfohlen  werben  ihrer  geinbeit  wegen  jum  äeiebnen, 
ju  Zafjti:  unb  ©cbicfpuloer  unb  gut  {Bereitung  von  8in» 
cherfergen  oerbrauebt.  '2luS  ber  obem  hmtm  9itnbe  «erben 
in  9iug(anb  Schachteln  unb  ÖBagtnfürbe,  au«  bem  Safte 
ebenbafelbft  unb  in  graufreich  ©ctfm,  SCatten  uab  ©eile 
bereitet,  ©a«  ginbenlaub  gibt  ein  «ie*  ßitbfuttec  ©k 
£inbcnblüten  werben  bon  ben  Pienes  gefuebt,  uab 

94  t 


Lindwurm 


»49 


Linne ' 


bienen  frif*  au*  als  $ifte  linbcrnber  S£bce.  2>aS  ßinben« 
blättpa ffrr  wirb  als  JBeimif*nng  ju  anbem  Ärjneien 
benufct,  urib  nur  bcm  Samen  läßt  fi*  ein  tun  SAanbeU 
ole  äbnli*e«  tl  preffen.  JBcfonberS  für  SRuglanb  ift  bit 
iinbe  von  außerorbentlicber  2Si*tigfeit,  in  beffen  mittleren 
(Segenben,  norbl  bis  in  bie  Stäbe  von  Petersburg,  fübl. 
faj!  bis  ans  f*roarje  SRces,  ofll.  bis  Sibirien,  fie,  balb  al5 

fcKbtoalb,  balb  als  fi3ufcbbo(j,  wie  bei  unS  Söeiben  unb 
rlen,  große  SonbfJrecfcn  bebeeft.  DaS  £oh  roirb  ju  ben 
meiften  .pau8gerÄtbf*aften  für  ben  gemeinen  SÖtann,  «IS  26f» 
fei,  S*üffeln  u.  f.  ro.  oerarbeitet.  2Cuf  manni*fa*e  Xrt  roitb 
befonberS  au*  ber  S3  a  fl  (f.  b.)  «erarbeitet.  9?ebenarten  ber 
ftnben  finb:  bie  SBinttr«  ober  Steinlinbe,  rotl*e 
ft*  fcureb  {(cinere  föuitter  unb  5ru*t  unb  cur*  bie  fpätcre 
Grntroicfelung  berfelben  von  jener  unterf*eibet.  Sie  roirb 
von  {Bielen  für  bie  eigentliche,  urfprüngli*e  ginbe  gebalten. 
Die  weiße  Sfinbe  in  Ungarn  unb  Storbainerifa  bat  SBiöt- 
ter,  beren  Unterfläcbe  mit  einem  »weißen  gilje  überwogen 
finb.  £ie  f*  war  je  fiinbe  in  SBirginien  unb  Ganaba  bat 
fa|l  f*roarje  »Iinbe  unb  febr  große  SBlättet  unb  {Blüten. 
Die  Jöajtarbtinbe  enbli*,  eine  JBaftarbart  von  ber  Som> 
meti  unb  Sßinterlinbe,  ma*t  einen  boben,  febönen,  mit  bi*» 
ter  Arom  befefcten  S*aft,  bat  febr  große,  feine  Jölnttcr 
unb  IBlüten,  unb  roirb  iltreS  glei*en  2Bu*fe5  wegen  be> 
fonbcrS  vom  Schreiner  unb  .Sj>oljf*neiber  geföafct. 

Cinömunn  ober  8inbbra*e  (f.  X>ra*e),  ifT  ein  er» 
bidjte teS,  fabelbafteS  Ungebeuer,  roel*eS  in  ben  alten  S?ittcr= 
aef*t*ten  eine  Hauptrolle  fpielf,  rote  ber  Dra*e  felbff,  ber 
Sögel  ©reif  unb  anbere  bergl.  Sein  SHame  fommt  baber, 
roeit  er  als  große  vierbeinige  geflügelte  Solange,  bie  bie 
Otiten  einen  SBurm  nannten,  bargefleUt  roirb.  Die  SReben» 
lejei*nung  lind  aber,  rocl*e$  fo  viel  als  glatt,  f*lüpfrig 
bebeutete,  foD  baS  ampbibienartiae,  f*eußli*e  ÄuSfeben  auS> 
taufen. ,  SJei  feüberen  *rifili*en  Siebtem  ift  ber  Sinb> 
rourm  bei  perfonificirte  Stufet,  roeSbalb  er  au*  von  meb» 
ren  .Speiligen,  j.  123.  vom  St.s@eorg,  als  erlegt  bärge* 
fallt  roirb. 

itnie  beißt  m  ber  '©eomrrrie  bie  9taumgr6ße,  tvelcbe 
nur  Sine  Dimenfion  bat,  roeldjc  Sange  genannt  roirb. 
Siicbt  ju  verroe*feln  iß  mit  ber  Sinie  ber  St  rieb,  wel*er 
in  SBattrbeit  ein  Jt6rper  ift,  aber  ein  folc&er,  ber  wegen  ber 
bei  tlim  vorberrfdbenben  Omen  Dimenfion  als  3ei*en  für 
bie  Knie  gebraucht  roirb.  Die  fiinie  fommt  für  fi*  niebt 
cor,  fonbetn  tun;  am  Jtftrper  als  ä a n  t e .  3n  ber  boberrt 
Qeometrie  betrachtet  man  bie  cirtie  als  ben  Dur*f*nitt 

Sseier  §la*en;  in  ber  niebem  (Seometrie  pflegt  man  bie 
nie  reol  M  entfianben  burdj  bie  Bewegung  eineS  $unfte$ 
tu  bejei*nen.  2Ran  unterfebeibet  ger'abe  einten  unb  frumme 
«tnien  ober  Guroen.  3ene  (Linien  ber  erften  JDrbnung) 
baben  in  ibren  fünften  biefelbe  Sticbtung,  biefe  (rinien  ber 
groeiten  ober  nod>  \)öt)rxn  Crbnungen;  nict)t.  Sie  fogenann> 
ten  gebro ebenen  Linien  finb  nicbtS  XnbereS  als  3ufam> 
menftellungen  geraber  Cinien.  fBegrenjt  rofrb  bie  Sinie  bureb 
ben  fhintt,  foroie  fie  felbfl  )Ur  {Begrenzung  ber  $(dcbe  bient. 
— —  Sinie  nennt  man  au*  in  ber  Stbi{ferfpra*e  ben  'ilqua-- 
tov,  bei  SKaßbeflimmungen  ben  elften  2b eil  eines  3ollS. 
in  bei  AriegStunft  eine  Scblacbtorbnung  von  Solbaten  ober 
Sd>iffen  (baber  Sintentruppen  unb  Sinienfcbtffe), 
in  ber  JBefeßigungSfunji  eine  Weibe  bilbenbe  föefefligungen, 


bie  juroeilen  meilenroeit  fortgeben,  ...tu*  in  ber  Qencofeg» 
eine  Sieibe  von  ciuanber  abjtaitimenber  ^erforten. 

Cinicnsrl)i|"fe  beißen  bie  ar6ßtenÄrieg$fa)iffe,  n>rla> 
jum  Äampfe  in  ber  Sinie  bejfimmt  finb ,  baber  ben  .Stern  cc: 
ÄriegfflottenauSmacben,  aber  au*  jur  JBebecfung  von  Sbu^ 
fabrern  unb  JTranSpcrtfa)iffen  biefen  mitgegeben  »ertrr 


9)?an  fbeift  fie  roieber  na*  *rer  Stoße  unb  ber  mi: 
jufammenbangenben  flnjabl  von  Äanenen,  rrelebe 
üBorb  fübren,  in  fe*S  Glaifen  ein.    Sie  Sinienftbfffe 
Glaffe  fübren  100  unb  mebr  Aanonen  unb  8.rH' 
ter  beneti  1«>0  eigentli*e  Seefolbaten.    3ur  jroeiten  C 
geboten  S*iffe  mit  90 — 100  Jfanonen  unb  650  J.:. 
u.  f.  ro.   Sebiffe  von  roeniqer  als  '*>  Äanonrn  beißen 
mebr  JtriegSf*iffe,  fonbern  gregatten  u.  f.  ro. 

finnc*  (Äarl  von),  einer  ber  ben'ibintefien  'Jlaturfer 
befonberS  JBotanifer  beS  vorigen  3<*tb-,  tvutbe  1 
Ä6Sbult  (Siäsbüllt),  einem  Sorfe  im  €5« 
wo  fein  SBatcr  l'anbprebiger  roar,  unb  con  bitün 
geifili*en  Stanbc  beftimm't.    Da  ber  Bater  neben  U 
werufe  leibenf*aftli*  JBotanif  trieb,  fo  pfian^te  fttt 
bem  Jtnaben  febr  fri*  eine  vorjugSroeifc  ?leigung  fi: 


iMinv  749  Iännei 


ifenfefcaft  ein,  wtfbalb  er  auch  wähtenb  feine«  ©efuep« 
©tabtfcpule  M  äSeri6,  Pom  10.— 17.  Sab»  feine« 
:tö ,    wenig  Siebe  ju  anbern  ©tubien ,  namentlich  ben 
id»lirl}cn,  jeigte  unb  fieb  liebet  mit  2luffutijen  von  $flan> 
t  cfcyäftigte.  ©ein  Söater  fab  bierin  aber  hur  einen  JBewei« 


et  UntauaHcbfeit  be«  ©ohne«  jum  ©tubiren  unb  gab  ihn 
••'••et  ju  einem  ©cpubmadjer  in  bie  üchrc.  Stur  ber  Arjt 
Rotbmamt  ju  2öeriö,  ber  ben  jungen  8.  beobachtet  unb  in 
einem  (Streben  erfannt  hatte,  vermochte  ben  Skter,  ienen 
einer  Steigung  ju  überlaffen,  unb  lieb  ihm  {Bücher  für  tie- 
tn  Sweet,  ämi  3ab«  benufcte  8.  fo  bie  JBibliotbef  in 
SJetiÖ  unb  ben  ffiatb  feine»  ©6nner«,  bann  begab  er  fiep 
1727  nach  l'unb,  um  bott  bie  Arpeifunbe  unb  bie  Statur» 
oiffenfebaften  ju  fiubiren,  weit  er  nur  babureb  AuSficpt  auf 
im  Berforgung  gewann,  bie  ibm  ba«  ©tubium  ber  Sota» 
niC  allein  nicht  gewähren  fonntc  ^tiet  nabm  fiep  feinet 
befonber«  ber  Arjt  ©tobäu«  an,  unterste  ihn  möglicbft, 
ja  rettete  ibm  einft  ba«  8eben,  als  er  auf  einer  botanifeben 
SBanbetung  t>on  einem  in  ©cbweben  einbeimifeben  giftigen 
®erourme,  ber  fogenannten  $6Uenfuric,  geftoeben  worben 
mit.  Sei  einem  SJcfucb  im  botanifeben  ©atten  ju  Upfala 
lernte  ihn  bet  al«  {Botanifer  berühmte  JDlof  Selftu«  rennen, 
beut  tr  fofott  bei  bet  {Bearbeitung  be«  SBcrfS  über  bie  bu 
Hiicben  $ftanjen  bebülflieb  fein  mußte.  jObfcbcn  mit  du» 
Werftet  JDürftigfeit  fämpfenb,  machte  8.  bod)  folebe  gort. 
Glitte,  bajj  ihm  Stubbecf  bie  Aufficbt  über  ben  botanifeben 
©arten  anvertraute.  £>tcr  fam  er  auf  bie  Sbee,  bafi  n>ol 
auf  baS  genaue  SBetbälrniß  ber  ©rfcbtecbtSfbeile  ber  $flan» 
im  jucinanber  ein  neue«  Srbrgtbäube  ber  Botanif  ju  grün» 
*«n  fei,  welche«  burch  feine  fiele  {Begebung  auf  Einen 
Frften  fcaltpunft,  burch  bie  golgeticbtigfeit  fetner  Serbin» 
bung  unb  tureb  bie  grofere  Annäherung  al«  früher  an  ein 
Mf»OM  natürliche«  ©pfiem  ftct>  vor  allen  beftebenben  oIS 
0*8  torjüglicbfte  bewährte.    2)iefe  ©ebanfen  tt>etire  er  in 


einem  Auffafee  btm  Olof  Stubbecf  mit,  ber  ihm  in  rjotcje 
beffelben  auftrug,  an  feiner  ©tatt  im  botanifeben  ©arten  bie 
^flanjen  ju  bemonftriren.  3m  3.  1732  unternahm  8.  mit 
bächft  geringen  SRittetn  bie  fet>c  befebwerlicbe  Weife  von 
mehr  al«  800  3Jf.  nach  8applanb,  unb  theilte  bie  Frucht 
feine«  fecb«monatlichen  Aufenthalt«  bafelbfi  im  3-  1735  in 
feiner  „Flor«  lappowc«"  (Jtunbe  ber  ^Dffanjen  in  8applanb) 
in  jreei  JBänben  mit,  worin  er  juerfi  bie  9>ffanjen  nach 
ber  AnjabI  ber  männlichen  ©efcblecbtSfbeile  (©taubfäben) 
unb  ihrem  JBerbältniffe  unter  fi*  unb  ju  bem  weiblichen 
(«PifriB)  orbnete.  Stocb  ohne  afabemifebe  2Bütbe  unb  ohne 
©ehalt,  unternahm  8.  mit  mehren  Anbeten  auch  eine  mis 
neralogifcbe  Steife  nach  8applanb,  hielt  nach  feiner  3urücf» 
fünft  ben  3ögtingen  be«  JBergwefen«  in  galun  SDorlefungen 
über  SJtincralogie  unb  ^»üttenwefen,  würbe  in  $arberwo! 
Doctot  bet  SJfeticin  unb  begab  ftch  bann  nach  8epben,  wo 
et  mit  Jöocrhaave  unb  ©ronov  in  fteunbfcpaftlicben  Um> 
gang  trat,  unb  juerft  fein  „Sjslema  natura«  neu  rvgnn  Irin 
tmturae  «rateroAtice  proponim  per  Hasses,  ordine*,  gener* 
et  species"  (©pftem  ber  Statur,  ober  bie  brei  JReiche  ber  Sta» 
tut,  fpfiematifch  georbnet  nach  ©äffen,  jDrbnungen,  ©e> 
fchlechtem  unb  Arten)  heran ?^ab,  welche«  bie  ©runblage 
feine«  ganjen  ©pftem«  enthält.  3n  Amftetbam  unterste 
er  herauf  93urmann  bei  ber  Verausgabe  eine«  naturhifto» 
rifchen  SEBerf«  unb  würbe  bann  auf  beffen  unb  SBoerhaaoc'6 
Empfehlung  bei  Glifforb,  einem  reichen  jDberauffcljer  bet 
oftinb.  ^anbeHgefellfchaft,  al«  ^auSar.jt  unb  Auffeher  über 
beffen  ©arten  bei  4?arlem  angefiellt.  ^ier  fchrieb  et  1736 
bie  „Fundament«  boianica"  (©runbjüge  ber  Sotanif),  bie 
„Bibliotheca  botanka"  unb  1737  ba«  berühmte  SBetf,  bie 
Betreibung  be«  Glifforb'fcben  ©arten«  in  4>artecam».  3n 
„Genera  plantarum"  (bie  ©efehteebter  ber  ^flanien)  beftimmte 
2.  935  ©attungen  nach  aIIc»  'bren  Kennzeichen  unb  gab  in 
feinen  „classes  planiaruin"  ((Staffen  ber  ^fJan^en)  eine  3u* 
fammenfieQung  aller  bi«  tahtn  befannt  geworbenen  ©pfieme. 
3n  ben  jroei  Jobren  feine«  Aufenthalt«  ju  ^jartecainp  lie- 
ferte et  neun  SSerfe.  Stach  einet  Steife  nach  Snglanb  trug 
ihm  Abt.  oan  Äopen  in  fiepben  auf,  ben  bafigen  ©arten 
nach  bem  ©erualfpfiem  ju  orbnen.  8.  lehnte  bie«  aber  ab 
unb  arbeitete  ein  ©pftem  für  3enen  au«,  ba«  eine  Art  na« 
türlichen  ©pftem«  ift,  beffen  Jßauptnorm  bie  3<>bl  bei  ©a» 
mentappen  abgibt,  ober  wenig  jpalt  3m  3-  1738 
ging  £.  nach  $ariö,  um  bie  franj.  Sotanifet  tennen  ju 
lernen,  unb  pon  ba  nach  ©tocfpolm.  |>ier,  erft  wenig  be- 
richtet, würbe  er  burch  feine  glückliche  JBehanblung  ber  Jöruft» 
fcbrradie  bei  ^ofe  befannt;  bie  Jt6nigin  Ulrife  nahm  ihn 
ju  ihrem  Ar jt  an  >  unb  halb  folgten  ihr  bie  Pomebmften  unb 
teichften  Äranfen.  (St  warb  Arjt  bei  bet  Abmitalität  unb 
1739  f6nig(,  Sotanifer.  AI«  1741  bet  9teicb«tag  befchlof. 
fen  hatte,  ©a)weben  in  naturhifiorifeber  ße^iehung  bereifen 
ju  (äffen,  würbe  8.  jum  Raupte  bet  WeifegefeUfchaft  ge» 
wählt.  Z)ie  ^Beitreibung  tiefet  Steife  erfchien  1745  (beutfeh 
{jaQe  1763).  ©ern  nahm  8.  einen  Stuf  nach  Upfala  an, 
wo  et  1742  jum  ^tofeffot  ber  fBotanif  «mannt  wutbe. 
$iet  fotgte  er  oorjügtieb  für  bie  Einrichtung  unb  SBerbeffe* 
rung  be«  botanifeben  ©arten«,  von  bem  er  1748  eine  f&u 
fchreibung  lieferte,  einförmig  (ebenb,  bereifte  et  boeb  SBefi» 
gotblanb  unb  ©c^onen,  ließ  feiner  „Flora  aaecica"  (fchrce« 
bifche  ^ffanjenwelt)  1745  bie  „F.mna  succica"  (febwebifebe 
Ztycmtlf)  1746  folgen  unb  verfaßte  narbeinanber  gegen 


Digitizc 


Google 


IJnse 

300  atabenrifdje  unb  anbere  ©griffen  unb  fef^r  riefe  3tb» 
banbtungen  für  bie  gelehrten  ©cfcHfchafren,  beren  SNitglicb 
et  war.  3m  3.  17*7  würbe  er  jum  geibarjt  be6  Jtönig«, 
1763  jum  Kittet  beS  «RorbfternS  «mannt  unb  1757  in 
ben  Hbelftanb  erhoben,  ©ich  mehr  unb  mebr  ben  afabe» 
mifcben  ©efcbdften  entjitbenb,  bat  er  1772  fogar  um  feint 
Cntlaffuna,  bie  ibm  abet  oerweigert  würbe.  3m  3.  1774 
traf  ibn  ein  ©cblagfluß,  btr  177t>  wieberfebrte,  worauf  er, 
fcbroad)  an  Jtörpcr  unb  ®ei|t,  feinen  Stellen  entfagte.  £ocb 
erbitlt  er  boppelttn  3abrgtb<ilt  unb  jwti  ©üter  für  fieb.  unb 
feine  Äinbtr  unb  ffarb  1778  am  10.  3an.  an  »6Uiger  €nt« 
fraftung.  ©ein  i>flanjenfpjlem ,  baä  er  in  feinem  4>aupt» 
werfe:  „Speeles  pUnlamm "  (bie  Xrten  ber  ^fl'an^en) 
(2»bt.  ©tocflj.  1753;  neuefle  Xuft  von  SBidbenow,  5  ©be., 
1797—1800  unb  ©b.  6  »on  gtnf,  »tri.  1825)  unb  in 
ber  „Philosophia  bounie*"  (©torft).  1751;  4.  Äufi.  Pon 
Sprengel  1809)  am  fcbarfjmnigjttn  unb  grunblicbften  ent» 
wicfeltt,  behauptet,  trog  neuern,  tiefem  unb  »oUfornmenem, 
boib  "Ii  fünftlidicS  immer  noch  ftintn  2Dcrti>,  weil  es  ba, 
wo  bie  Statut  ibm  ausweicht,  bie  Surfen  nicht  verhehlt, 
oietmtbt  voi  irrigen  Folgerungen  warnt  unb  bod?  mebr  al« 
jeteä  anbert  btn  SBortbcil  eines  woblgtorbncftn  Ktperto» 
riumS  gtwäbrt.  8.  eerbinbtt  in  feiner  wifftnfcbaftlicbtn  £>ar> 
fttttung  mit  bem  außtrorbtntlicbfttn  ©cbarffinnt  ber  Sorfcbung 
fo  viel  ©inn  für  Jtlarbett  unb  Äicbtigfeit  ber  ©egriffe  unb 
fo  viel  ÄnfcbauungStalent  unb  2Big,  baß  fte  nie  in  blod 
fojlematifcbc  Zrexfenbeit  ausartet.  3bm  ju  ehren  lief 
n ig  Aarl  XIV.  1819  eint  ©cbult  in  feinem  ©eburt  Sorte  et« 
liebten  unb  feint  ©ilbfaule  würbe  in  feinem  ©arten  ju  Up« 
fala  aufgehellt.  8.'6  „  Gigenbanbige  Kufjticbnungtn  übte 
(ich  fclbtf,  mit  Änmtrfungen  unb  3ufa|en  von  Äfjeliui" 
ftnb  (Uli  btm  Schweb,  überfegt  von  Aar!  Sappe  (JöcrL 
1826);  «ngl.  gtt'*  „Vie  de  Linne'"  (>J>af.  1833). 

Cirtd*  ift  tint  fftanjengattung,  welche  man  unttr  bie 
g.'lt fruchte  reiner.  £)ie  gemeine  Einfe  flammt  aus  granfc 
reich  unb  btm  SBalliferlanbe.  SDie  bünne,  jährige  SBurjel 
treibt  1 — 2  guü  lange,  febwaebe,  nitberlitgtnbt,  an  anbert 
^flanjen  füb  leiebt  anbangenbe  Stengel  mit  mehren  3»ei> 
gen,  an  benen  bit  gefieberten  {Blattet  wedjfcl weife  ftef>en. 
'Hai  btn  ©lattwinfein  femmen  je  2—3  weißliche  ©lütt« 
an  einem  ©tietchtn,  bit  fid)  )u  Samenhüllen,  Scbotcn, 
entwickln,  welche  jwei  runbe,  breitgebrücftt  ©amenfönur 
enthalten.  Um  biefeiben  in  SJcuffc  ju  gewinnen,  werben  bie 
ünfen  bei  uns  auf  btm  Selbe  angebaut,  rooju  tin  mehr 
fanbiger,  bod?  fräftigtr  ©oben  erfobcrlid)  ift.  Da  fit  bit 
9cacbtfr6(lt  nicht  oertragen,  fo  werben  fte  fpätcr  als  bie 
(frbfen  unb  555icfen  gtfaet,  in  btr  Witte  2fpril?.  ©ei  btr 
Grnte,  in  ber  SRitte  2tuguflö,  muf  man  barauf  fct>en,  baß 
fte  nicht  aOjureif  werben,  wtil  fünft  bit  Schachen  (riebt 
«uffprittgen,  unb  bann  tin  fiarfer  "ÄuM'all  ftattftnbet.  ©t« 
»6bnlicb  werben  bie  bttbtn  Abarten:  bit  grofit  ©arten» 
linft  (aud?  <pf  enniglinfc.)  unb  bie  gemeine  gfelblinfe 
cultivirt.  Orfttre  ift  großer  unb  meblreicher  als  legrere,  aber 
weniger  wobifcbmecftnb.  £aö  ginftnftrob  bient  al5  gu< 
tc5  gutter  für  Stinboitf)  unb  Schafe,  befonbert  für  kalbet 
unb  Sammer;  aud>  mifdit  man  beim  Säen  l'infen  unb  Si> 
den  )«  grünem  unb  türrem  ^uttet  für  ?J?clfvicb.  £ie  Sin-, 
ftn  geben  gefocht  tint  fetjr  nahrhafte  Spcjfe,  ja  Sit  «ntbaU 
ttn  unter  bm  ^ülftnfrüctjttn,  wit  bitft  oor  anberm  ©emüfe« 


Unsen 

arten,  ben  meifien  9labrungS|toff,  unb  erfobem  b«Ht  e« 
febr  gute  SBerbauungSfraft.  3m  ÄrtbipelaguS  fmb  fit  M 
^)auptleben*mittel  ber  (Sinwobner.  Sbemali  braaeXi  mn 
auch  ba$  £infenmebt  in  Äpotbtftn.  Äud)  »ertw  bie 
Sinfen  notb  häufig  jur  SKäftung  con  Schweinen  beamt 

finsrn  ober  2infenglcifer  nennt  man  bie  ja ^ 
Heilung  wfebirbrner  wiebtiger  eptifdjer  3nftrumentt,  tü  <u< 
mentlidj  ber  ©rillen,  SJtifroffopt  unb  gemrihrt  bienoAta 
f leinen  ©lag tafeln,  beten  eint  obtr  beren  bribe  CbenUljB 
fo  gefcbliffen  finb,  baß  fit  Steile  einer  beftiramten  iuA 
fläcbe  bilbtn.  5Dfan  fagt,  ein  ©la«  fei  nacb  einem  grefr 
.fjalbmeffer  gefo>liffen,  wenn  feine  runblio>e  gldcbe  d4 
len  Wehningen  gleidjmdjjig  fortgefefet,  bie  Dberflieje  eis 
Äuget  gibt,  beren  4>albmeffer  bie  angegebene  (Stift  td 
<5bcne  gldcrjen  bei  r)infen  beißen  plan,  aufgebogene  -  tt- 
baben  ober  tonoer,  eingebogene  —  b ob l  ober  (intit. 
•^iernatr)  werben  nun  eerfd)iebene  Ärten  ber  Smfrn  nur. 
fdjicbcn,  bie  in  ibren  JSJirf ungen  auf  ba«  8itit  febr  mb  ei» 
anbei  abweichen.  2>ie  narbftebenbe  3eicbnung  jeigt  bie  len 
frbiebenen  Sinfen,  wie  fit  Heb  barfieüen,  wenn  man  w  W 
mittenburd)  fcnfrecr)t  auf  ibren  gleichen  jerfebnitten  wrfifil 
A  ifl  eine  btconoere  ober  jweimat  erhabene,  Berne;  :, 
conoere  ober  eben»  erhabene,  C  eine  tonca»--tor,t .-: 
obtr  erhaben: bohle,  aud)  SJcenigfuß  genannt,  D  eint 
conrme  ober  boppeltboble,  E  eine  plant oncaoe  ebnete» 

I )  )  1 1  ( 

bohle,  F  eine  conver  »coneace  ober  erhaben  »bohlt  fo 
C  unb  F  unterfebeiben  fid)  nur  baburd),  ba?  bie  et" 
gläcbe  bei  C  nach  einem  gröiiern,  bei  F  na4>  tum  L— 
£albmcffer  gefd)ltffen  ift  als  bit  contxrr.    Slaeb  ibren 
f ungen  unb  ihrer  ©efialt  faßt  man  bie  brei  erfttn  bei 

«ebenen  Stnfen,  welcbe  in  ber  SKittt  bkfet  finb  all  ato 
idnbern,  unter  bem  9tamen  ber  tonoeren  iinfen  *t 
©ammlungslinftn,  bit  brei  legten,  bei  welchen  bie  9* 
bünner  aö  bie  9tdnber  ftnb,  unter  bem  %»men  ba  (»»< 
ca»en  ginfen  ober  3erflreuung«linftn  »,ufamnieti .  ft 
bewirf  tn  nimlid)  bit  tonorren  rJinfen,  baß  bie  burtJ  wf 
ben  binburtbgebenben  ftdjtffrablen  in  %o\gt  \>tt  jmmii  fhj> 
finbtnben  ©red>ung  (f.  jidjt)  ftirfrt  tonwrgirenb  jpw 
»erben,  ober,  »«$  Daffelbe,  baß  bie  in  paralWet  R«^"! 
auf  fit  fattenben  ©trabten  in  einem  b'"1«  ber  ?iafe  Iit|BJ 
ben  fünfte,  welcher  bet  ©tennpunft  ober  b«  |»(» 
beißt,  fieb  fammele,  »ährenb  bie  toncaten  ftnfem  tätt 
fie  faDenben  ©trabttn  ftdrftr  biwrgirenb  machen,  *MJ[ 
2>affelbe,  bewirten,  baß  bie  parallel  auf  fie  faflfitbtl  ft* 
Jen,  n«tj)bem  fie  ba«  ©la«  burd>brungen  haben,  fr  «ff* 
anberfahten,  als  ob  fit  finnlid)  in  gerablinigtn  ob«  w»J» 
benen  Äidjtungen  wm  einem  »or  ber  Cinfe  liegrnbe»  I» 
btm  foatnannten  3erftreuung6puntte,  an«gt8»J|Jt'*r 
ren.  JDie  Entfernung  be«  ©rennpunft«  von  ba  W*  » 
ben  ©ammlungögläfem,  bit  ^otalbiftcnj  obttÄtf»'* 
»ti tt,  fowit  bte  Entfernung  brt  3erftreuunaly«W 
ba  Cinfe  bei  ben  SerfheuungSgläfem  b^rtgt  »ob  t<MrtC 
ober  geringem  Krümmung  ber  %\&d)tn  bet  ginfttl* 
fdmmtlid)cn  gtnfenglafetn  beißt  bte  tjerobeimk,  vöm*1 


3,500  Qinra.,  rctltbe  jum  SFbeil  mit  gabtifation  befcbjfrigt 
inb.  ©efonber«  anfebnlicb  ifl  bie  faiferl.  2$olIrnjeua>  unb 
Eeppicbm<mufatrur,  wtlty  mebre  taufenb  ÜXenfcfcrrt  brfcbafj 
igt  unb  namentlicb  »ortreffl«be  Jufjteppii&e  liefert.  8.  ifl 
er  ©ifc  eine*  öi(a)of«,  bf  t  8anbe«regtemng  unb  br«  Jtrrie-« 
rat«  für  btn  «Küblfrei«.  IMgejeiebnete  ©eWube  finb  ber 
roji«  Dorn  unb  ba«  fcbine  8anbbau6.  Unter  ben  «erfahr» 
(neu  ©ilcung«anflalfen  {eignen  fitb  tat  Sticfwm,  tv  riebe;. 
674  von  feopotb  L.  gegrunbet  werben  ifl,  eint  Staubfrunu 
Kit«  unb  eine  IBlinbenlebranfloIt  au«.  2)iefeit  1832  t»on  8. 
aä)  ©utroei«  fubrenbe  (Sifmbabn  hat  }ur  Wrtrtun.q  be« 
Janbc!«  gtbimt.  8.  ifl  mit  23  auf  bem  Önfen  unb  neun 
uf  bem  rea)ttn  Ufer  ber  Könau  UegenbenStarimiliani» 
Iben  Sburmtn  (f.  b.)  befeftigt 

Ctparwdu:  3n6rtn,  im  Jtltert&ume  dolifä)e  3nfttn, 
rißt  eine  ©nippe  «ort  11  Reinen,  nirbt.  oon  ©icilien  im 
»itttiire«*  liegenden,  eon  etwa  180,000  9Renf<ben  bewohnten 
inf<ln,  »riebe  jum  Jtonigreiebe  beiber  ©itilien  geboren, 
ftre  Stamm  finb:  8ipari,  Bolcano,  ©alini,  Jfclicubi ,  Ttü» 
ubi,  8i«cabianca,  <S6tarara,  $annaria,  ©aftlauo,  2tttaIo 
nb  ©tromboli.  ©tr  finb  fdmratüd)  »ulfanifeben  Urfprung«, 
xunmtlccb  fcoben  Bolcano  unb  ©tromboli  feuerfpetrnbe  ©ergr. 
Hje  finb  febr  frutbtbat  urib  bringen  befonbtr«  ©ein,  JDel, 
5utfrticfite  unb  ©aummoue  brroor.  Äm  grifjten  ifl  8i« 
«ri  mit  16,000  Qinro.  auföDOT.  unb  ber  gleichnamigen 
iawifiabt  auf  ber  ©ubofifeite.   3n  ber  ©tabt  leben  13,500 


in  ben  JEbdlern  ifl  ba«  8anb  frud)thar.  Sie  wid)tigfien  $ro> 
butte  finb :  ©etreibe,  ^)ü[fenfrüa)te,  Slacb«,  Stubfamen,  .ßanf, 

8o  1  j  ,  Sterbe,  Otinboicb,  ©a)afe,  ©cbwrine,  Birgen,  Sienen, 
effiifleV  S'faV,  «C.HJ,  ©pp«,  Äalf,  Sifen,  SDrarmor.  Der 
«ßanbel  mit  £o&  ©am,  8einwanb  unb  SKaftoieb,  ©pinne> 
tei  unb  Wnwanbroebtrti  finb  bie  4?aupterwerWjwrige.  <Sin 
ft'üi  ber  jungen  8eute  pflegt  »dbienb  ber  Sommermonate 
nach  CXbenburg  unb  Dfrfrirtlanb  ju  roanbern,  um  hier  in 
ben  3iegelbTennerrien  }u  arbeiten.  2>er  Jurft  unb  bie  mri« 
ften  Cinrcobner  befennen  fi<b  bm  reformirten  Äircbe.  Die 
1819  »on  ber  Sürffin  ftouline,  alt  Borraunberin  ihre«  ®oh> 
nr«  Seopotb  (f.  b.),  erlaffene  liberale  Berfoffung  tonnte 
nicht  in  Äulfubrung  fomtnen,  weil  bie  alten  8anb|idnbe  unb 
bie  görflen  oon  JHppe-- ©Naumburg  bagegen  beim  ©unbeSi 
tage  proteftirtm.  8ippe*£etmo0>  bat  700,000  ©ulben  ©cbuU 
ben  unb  etwa  490,000  ©ulben  ©taatScmfunfte,  al«  3»it. 
gu'eb  be«  beutfebm  »unbeS  Xntbeil  an  ber  16.  ©teile,  in 
ber  weitem  Berfammlung  eine  eigne  ©timrne  unb  |leat  69 

2"  b«  ft?  mif So'  SLftn^SJ^  Seiei 
Iii  etwa«  £anbel  treiben.  JDie"©(abt  hat  ein  fefl'e«  ©cblofj 
unb  in  ber  «Rah«  «Karmor»  unb  ©ppSbriicbe.  8emgo  mit 
3800  Cinro.  bat  ein  ©<!blofj,  ein  abelige«  ©tift,  brei  3tir* 
cbm,  ein  ©pmnaftum  unb  Stur*»,  Setnwanb*  unb  SKeer. 
rebaumfopffabrrfen.  J)ie  ©tabt  SHppfiabt  m:t  3251  «in», 
gebort  nur  jum  Sbril  bem  Surften  »on  8ippe=J>etmolb,  fibrU 
«n*  KV.  «teufteri,    3m  Rürficntbume  8ippt  i  Detmolb  M 


Ups  ToUf  an  7i 

erwcrbftjweige;  Rom,  äBoQe,  -£>oI.a, ,  Strinfobtfn  unb  (Barn 
werben  ausgeführt.  (Seit  1816  bat  taB  8anb  eine  ftänbifcbe 
SBerfaffung.  Scbaumburg 2ippe  fyat  alft  beutfebrt  23unbeft« 
fiaat  2hetl  an  ber  16.  ©teile  beft  entern  KatbS  unb  in 
weitem  eine  eigne  Stelle  unb  fledt  ein  föunbeftcontingent 
von  240  SR.  Sie  Staatfteinfünfte  beft  fchulbenfreien  San« 
beft  werben  auf  215,000  ©ulben  berechnet,  welche  griffen* 
tbeitft  auS  Romainen  fommen.  .ßaupt*  unb  JRefttenjftabt 
ift  öuefeburg  an  ber  Xue  mit  4200  Ginn?.,  welche  fein« 
roeberei  unb  Sanbwirtbfcbaft  treiben.  Sie  Statt  ift  gut  ae* 
baut  unb  bat  ein  Schloß  unb  ein  SBaifenhauft.  SJei  Stobt« 
baufeit,  einem  Stdbtcben  mit  1500  Ginw.,  einem  Schloff', 
einem  SBaife nbaufe ,  einer  tat.  Schule  unb  einem  ©efunb» 
brunnen,  liegen  ©teinfoblengruben  unb  Sanbfteinbrücbe. 
3n  bem  fteinbubet  SRtrte  liegt  auf  einer  3nfel  bie  fleine 
geftung  3Bi(beIm$fxein,  reelle  jur  Aufbewahrung  von  ©e» 
fangenen  benutzt  wirb. 

Cips  £ ulli an,  au*  $bilip»  SRtngftein,  glia«  Gtaft» 
muft  SScbönfnecbt  unb  ber  2B, ^ dj t meifler  genannt,  war 
einet  ber  bcrücbttgtfien  Staubmorbcr.  Cr  würbe  ju  Straft« 
bürg  1675  geboren  unb  war  ber  Sohn  eines  Dfftjterft  un> 
ter  ben  (ot^ringifd>ert  Struppen,  ber  an  einer  bei  ber  33eia« 
gerung  von  Jßiett  erhaltenen  SBunbe  fiarb.  2.  SC  nabm 
jeitig  J?riegftbien|te,  trat  fpäter  in  ein  taiferlicbeft  Sragoner» 
regiment  in  ben  9?ieber(anben,  unb  würbe  wegen  guter  Äuf» 
fu^rung  SBacbfmeiftcr.  S93eil  er  in  einem  Suetl  einen  Jta> 
meraben  tobtlicb  verwunbet  hatte,  flüchtete  er  (ich  1702  nad) 
$rag,  gerietb  bier  unter  eine  Siebftbanbe,  verübte  mebre 
ÄircbenbiebfUble,  unb  wenbete  ftdj  mit  feinen  ©enoffen  nach 
Sreftben.  Aitt  !am  er  notb  im  nämlichen  Jahre  nach  be> 
beutenbem  Siebftable  in  Untcrfucbung,  hielt  bie  fiwrffte 
Tortur  auft,  ebne  ju  geftehen,  unb  würbe  ju  UbenSldnglU 
cbem  gfejtungftbau  verbammt.  Stach  wenigen  Sagen  iebodj 
febon  brach  er  mit  fiebert  anbern  ©efanaenen  burrp,  enttarn 
gtücf lieb  unb  würbe  von  jenen  jum  Xnfufyrcr  gewählt.  Air« 
perfraft,  ©cbarfblicf,  aBagbalfigftit  unb  ©eifteftgegenwart 
eigneten  ihn  }um  gefürebteten  Stifter  unb  SBcfehlebabcr 
einer  vorjüglicb  Sacbfen  beunrubigenben  großen  Siebä-- 
bante.  Bufft  neue  1705  in  Seipjig  ergriffen,  würbe  er  ju 
lebenftlinglicbem  3uditbau5  verurtbeilt;  1710  machte  er  fid) 
wieber  frei,  inbem  er  glücfitcb  burebbraeb,  unb  raubte  in 
JBerbinbung  mit  neuen  ©enoffen  nach  wie  vor.  3m  fBe> 
griff,  fid)  nach  granfreieb  ju  wenben,  aber  wegen  mangeln- 
ben  paffes  in  greiberg  an  gehalten,  berief  fiep  t.  St.  auf 
einen  Jöefannten  bafelbft,  fing  mit  bem  it)n  babjn  begleiten« 
ben  wad'thabcnbcn  {Bürger  ^äntel  an,  unb  erftacb  tiefen. 
Sogleich  arretirt,  leugnete  er  biefen  SRorb  alft  abficbtlidnn, 
uberftanb  bie  Tortur  unb  würbe  1711  wieber  ju  lebenft» 
länglicher  »aujlrafe  nad)  Srcsben  abgeliefert.  £ier  jctteltc 
er  eine  SScrfcbwörung  an,  bie  1714  entbetft  würbe.  SJier 
Soeben  lang  belub  man  ihn  mit  furchtbaren  Jtttten,  obne 
baß  man  etwa*  au 5  ihm  berait i braute;  ja  man  mußte  ibn, 
um  ibn  nid/t  ju  tobten,  wieber  (oftfcbließen.  9lun  lief  ibn  ber 
Qommanbant  gefliffentlid)  ein  3<>br  lang  mit  einem  auft« 
wältigen  SPfitgliebe  feiner  JBanbe,  mit  bem  fid)  jener  in  »et» 
binbuug  ju  fefcen  gewußt  hatte,  Qorrcfponbeii)  fuhren,  bie 
immer  bunb  jeneft  i.tänbe  ging.  Hlo  enblicb  8.  X.  mit  bem 
Gfinrefpoiibetileu  r onfrontirt  würbe,  leugneten  ©eibe  jlanbbaff, 
feibfi  unter  ter  Tortur.   9hir  burdj  Wutt,  Sdjununj  unb 


9  Iiissabon 

Uberrebung  brachte  man  enblicb  8.  X.  ju  einem  freien  t?t= 
ftdnbntß  feiner  vielen  Jtircbenriubereien  unb  einiger  ?Ko:N 
t Ii a ten,  worauf  et  1715  ju  SreSben  mit  bem  ©tbwen 
hingerichtet  unb  fein  Jtirper  auf  bat  Sab  gcflocbten  wmti. 

Ciesctbon  ober  ?i«boa,  bie  £aupt«  unb  {Xefiben;i:abt 
btS  Äontgretebg  Portugal,  liegt  am  rechten  Ufer  be<  2rjt>, 
unfern  von  ber  2JJ ünbung  beffelben  in  ben  atlantifeben  Cresn 

in  einer  wunberbar  fd)5nen  ©egenb  unb  jdblt  260,000  eirt-.r. 
Sen  fdwuftcn  Xnbltcf  gewährt  bie  Statt  von  bet  Srefnte 
9?!it  Ginfcfclufj  bet  ju  tbr  gebirigen  Sirfer  3unqueira,  Sc 
lern  unb  Klcantara  bat  fie  an  bem  IV«  9?.  breiten  Strer; 
eine  Sauge  von  mehr  a!5  einer  Steile  unb  erbebt  fitb  ■! 
brei  gröpern  unb  mehren  fleinern  Singen .  airtpfcitbeatr-. 
umfrdnjt  von  Warten  unb  Sanbbäufem,  wäbrenb  bie  witeer 
»aefigen  Öipfel  bee?  ©ebirgee»  von  dintra  ben  Hinterer, 
bitten.    Sa0  3nnrre  ber  Stabt  ift  bagegen  unfdbin,  bt 
Strafien  finb  uneben,  eng,  fünfter  unb  unregelmäßig  ut£ 
nur  ber  weft  1.3 heil,  SR ejo genannt,  welcber  burdb  Nrtgrey 
Crtbcben  am  1.  9(ov.  1755  fafl  ganj  jerftirt  würbe 
mebre  febine  $lä^e,  fowie  gerate  unb  regelmäßige  Strc<V 
mit  gutgebauten  «Käufern.   4m  Xt\o  bin  geben  tie  '* 
ften  Straßen,  namentlich  bie  ?Kua  bo  Cro,  ba  ^rata 
Äugulla.   Ser  ^raca  bo  commercio  (•fpanbelftplabj  am  Uv; 
teö  2ejo  unb  üantungöpla^  beS  ^afenS,  615  <Sdjiit:e 
unb  550  breit,  ift  auf  brei  Seiten  von  ftartlicben  ©er., 
ben  eingefcbloffcn  unb  iffnet  ftcb  mit  ber  vierten  gegen  tc 
Sluß  }u.    ffion  tiefer  Seite  jeigt  ihn  tie  umfiebtnbc 
bung.  3n  ber  SRitte  beffelben  ftebt  bie  bromene  jBiltfäule  tc 
Äinig«  3ofepl)  I.  3tuf  biefem  ^Dlalje  ftanb  etjema«  ter  I 
9>alafr.   Scböne,  breite  unb  gerate  Straßen  verbinten  t 
fen  ¥»la(j  mit  bem  SRoeio,  welcber  e'm  1800  J.  langer 
1400  g.  breite*  SJiered  bilbet,  in  weld)e3  jebn  Stt; 
munten.   Sie  eine  Seite  nimmt  ter  3nauifitü>nSpa(a<l 
2(uf  biefem  $lat}e  würben  einfl  bie  berüchtigten  TLuSsi  u 
Se'  gehalten.   Unter  ben  ©ebäuben  finb  au$jujeichnen  t« 
filiig!,  itoldfle  Xjouba  in  JBelem,  SBempofta  unb  9?ece,v 
bet?,  von  benen  namentlich  ber  erffe  eineJ  ter  berrlicbf: 
häufe  ift,  baS  SRariueatfenal,  ba8  Xrfenal  für  tie  Sar.t 
mee,  baö  ^>au*  für  bie  ital.  Cper,  ba«  fchon  erwähn: 
guifitionSgebiube ;  am  ^)unbeldpla^e  bie  föirfe,  tu:- 
häuft,  taft  tnbifche  J^auft  unb  bie  finigf.  Sifrliottef. 
fchinjte  nach  bem  ©rbbeben  aufgeführte  ©ehäube  ift  b 
genannte  neue  Äirche ;  bei  ter  Aircbe  beft  h.  M?ochuft 
von  3vbann  V.  erbaute  Äapelte  mit  prachtvollen  3Rr  : 
beiten;  bie  Äirche  jum  JÖerjen  Sffu  bat  eine  hftrliche  ? 
morfuppel;  bie  ^atriarthalfirche,  auf  einer  2fnbifce  lie:" 
ift  inwentig  prachtvoll  auftgeftattet  unb  t>iit  großen  S 
thum.   3m  ©anjen  finb  in  t.  gegen  300  Äircben  «mf 
pellen,  unter  benen  40  $farrfircben,  64  Xlöftrt  tat 
ptoteftantifcheft  Jöctbau*.  Gineft  bet  bebeutentften  fflaur: 
unb  in  feinet  Xxt  taft  fchinfte  in  Europa  ift  bie  von  ' 
nig3°bannV.  1743  erbaute  SBafferleitung ,  welche  bie  6' 
auft  einer  (Entfernung  von  mebr  alft  jwri  Stunbcn  mit  2: 
waffer  verfiebt.    Sie  ift  gan^  auft  SRarmor  erbaut, 
bei  ber  Statt  gebt  fie  auf  35  Sogen  über  taft  2V. 
Älcantara  unb  ter  botbjf  biefet  JBogen  bat  eine  ■bite 
230       Saft  GafitUo  toft  SJiouro«,  eine  fleine  gefrin: 
tein  bitbftf»  «f3u8f' 8.'ft  ift  gain  verfallen,  wpgegen  bc: 
fm  turef)  tie  gortft  San  Suliao,  ta  23ugn>,  San  5 


Em.  WSswIefei* 

M  m  Imming 


tri,  wi  w5  ?stv^  kjjp*  « 

Ifabc  9,  *  t"?^;  MrtA  an  1600  Ainbtr  aufgenommen  »erben. 
„,(  td^*  -'»nbJt^tigf «t  ber  «ercofcn«  t.  i  ifl  f«6r  gtrinq, 
-£Mlrff*'<  ■  TTiS*«4  ^"m  fcic  fcinr«4tnbe  »mahl  nun  ^tsiitaittftrn 


Katuralienfammlunaen.    Sine  großartige  SBobltbilrig« 
njloJt  ifl  ba«  ©r.  3a!ob«bofrital,  in  nxltbwn  idbrlicfr 
;r<  -m  rr-n  '-•  i it. .000  Äranfe  Pflege  fmben  unb  baä  ftinbelbau«,  in 

W  >B!W_  r«. «»  iibrti*  an  1600  Jtinber  aufanummm  ronbf«.  Die 

man 
unb 


efrft  mit  »atterien  wrfe&en  ifl,  wirb  iejt  at«  etaartgefa" 
n:fi  benufct.  3n  bei  ?lkc  von  2.  finb  neefc  bie  Suttfälof: 
(er  fKamal  fcao  unb  Cut  luv,  in  bem  (entern  »obnte  bit 
fönig!.  Jamitie,  natbbrm  fie  £9r(em  wrlaffrn,  bit  jut 
1807  erfolgten  gtntfet  nacb  Srafilien. 


gld 


IM  de  Justice 


J54 


■\iirraiur 


int  ine  Übel,  wie  bisartige  £ranff>eiten,  &rbbeben,  über» 
Icbwemmung,  feinblicbe  &nfälle  u.  f.  w.  abjuwenben,  crr- 
orbnet  unb  mit  ben  bei  biefer  ©elegenbett  oft  ju  b«ltenben 
tyroeeffionen  in  Berbinbung  gebraut  »«ben. 

Lit  de  justice  nannte  man  in  granfreid)  eine  feierliche 
öujung,  rooburd)  ber  Äonig  in  frühem  Seiten  feine  33e= 
fehle  gegen  ben  SBillen  beS  Parlaments  einregifhiren  lief. 
Das  Parlament  faloirte  ftd?  bann  burd)  eine  $roteftation, 
allein  ber  SBefebl  erhielt  burd?  bie  ßinregifhirung  in  einet 
Wichen  feierlichen  ©itjung  ©efefceSfraft.  Solche  lies  de 
justice  fommen  in  ber  franj.  ©efcbtcbte  nicht  feiten  cor  unb 
waren  ein  leichtes  bittet,  ben  unbequemen  SBiberftanb  ber 
Stänbe  ju  umgeben  unb  bie  (äfiigen  JBefcbränfungen  ber 
fonigl.  ©eroalt  wirfungSloS  ju  machen. 

CittTOtur  i(t  ber  3nbegriff  aller  in  ©prad);  unb  ©ebrift* 
bocumenten  niedergelegten  Seftrebungen  unb  6rjeugniffe  beS 
menfd)lid)en  ©eifteS.  jDft  »erwrcbfelt  man  ben  AuSbruif  iu 
teratur,  infofem  man  fid)  babei  befonberS  auf  bie  SEBerfe  ber 
ffiiffenfcbaft  unb  ©elebrfamfeit  bejtebt,  mit  2Biffenfd)aften 
unb  mit  ©elebrfamfeit,  nimmt  ibn  aud)  rool,  ba  ©elebffanu 
feit  borjüglid)  aus  S}üd)ern  gewonnen  wirb,  gleid)bebeutenb 
mit  ffiüdjerwefen  überhaupt,  datier  nennt  man  gtterator 
einen  Solchen,  welker  fieb  mit  berÄunbe  beS  SBücbcrwefcnS 
befaßt  ober  ftd)  eine  9Renge  oon  Äenntniffen,  bie  fid)  Mb 
auf  bejieben,  angeeignet  bat«  JiteratuS  bagegen  wirb  ein 
©oleber  genannt,  ber  ftd)  oorjugSweife  mit  ben  aBiffenfdjafs 
ten  als  folcben,  b.  b-  ib"m  mnern  SBefen  nad),  beschäftigt, 
unb  biefe  Sefd)dftigung  fowie  bie  barauS  beroorgebenben  Crrs 
jeugniffe  nennt  man  literarifd)e.  3n  ganj  äußerlicher 
Äuffaffimg  braud)t  man  wol  and)  Literatur  für  bi<  Äufjeicf)» 
nung  ber  über  bie  einzelnen  SBiffrnfcbaften  eorbanbenen 
Schriften.  DieS  ift  aber,  wenn  e$  in  einer  gewiffen,  nad) 
entfiebungSjeit  ober  gdebern  georbneten  2Beife  geflieht,  nur 
bet  äußerliche  Anfang  ber  rHteraturgefcbicbte.  Die  fciteratutge» 
fd)id)te  ift  aber,  ibrem  wabren  ^Begriffe  naef),  feineSwrgS 
eine  bloße  83üd)ergefebicbte,  fonbern  fie  foll  »ielmebr  als 
geijtige  für'«  ©eifrige  georbnete  Anleitung  b inten,  alS  SBegs 
weifer  unb  Ceutbte  für  miffenfchaftlid)eS  (Streben.  Sie  foQ 
a(fo  nid)t  bloß  baS  Littel  fein,  ftd)  in  bem  weiten  ©ebiete 
bet  Literatur  über  einjelne  3weige  berfelben  juredjt  ju  fm« 
Den,  fonbem  tiefer  ben  CntwicfelungSgang  eine«  jeben  biefet 
Sweige,  wie  et  mit  bem  allgemeinen  ©ebtete  jufammenbängt 
unb  we(d>e  ©teile  et  barin  einnimmt,  batfteUen.  @te  foQ 
alfo  eigentlich  bie  Anfange  aliei  2Biffenfd)aften  unb  beren 
üntrrttrciung  mit  allen  <pemmungerv  unb  SBerirrungen  bis 
jut  gegenwärtigen  ÄuSbilbung  burd)fübren.  —  3n  SJejug  auf 
Die3eitfolge  unterfebeibet  maft  eine  alte,  mittlere  unb  neuere 
Literatur  unb  ©efebiebte  berfelben;  in  S3ejug  auf  bie  836lfet 
eine  grieeb.,  röm.,  engl,  ital.,  franj.,  brutfebe  u.  f.  w.;  in 
j  auf  bic  einzelnen  gdd)er  aber  eine  tbeologifjibe,  mebt» 
iinifd>e  u.  f.  w.  Da  man  unter  Steratur  meiji  3Biffenfd)aft 
vergebt  unb  biefe  bet  Äunft  e ntgegenfe(st ,  fo  fleOt  man  aud) 
bie  Üitetaturgefd)id)te  ber  Äun(igefd)id)te  entgegen,  jog  ehe» 
bem  aber  bie  ®efd)id:te  ber  ^oefte  mit  ju  jener,  weil  bie 
bt  eigentümlichen  SUcrfe  burd)  Sprache  unb  @d)rift  mitjjes 
weilt  werben,  unb  fprad)fo  oon  einer  fd>6nen  Literatur  im 
(^cgrufai'c  ber  fogenannten  pofitioen  SBiffenfd)aften.  Die 
NPoefie  ift  aber  ein  SEbeil  bet  Jtunft  unb  eigentlid)  nur  ibte 
dpeone,  \owie  pie  oer  .nuti|t  tm  augemetnen,  Pie  man  fru* 


ber  helles  lettres  (Jd)6nr  SBiffenfd)aften)  nannte,  In  i 
SBifTcnfebaft  bet  8ttetaturgefd)td>te  eineetleibt  werten.  9t 
jeiebnet  man  abet  bie  f)oefte  aW  fd)6ne  Literatur  etoer  St 
tion,  fo  geb&rt  bann  ba;u  ber  gan^e  Xnii  fogenannter  -&t 
manitatäjtubien  (f.  ^uman),  infofern  fie  ftd)  burdi  cic: 
beit  ber  Darfieüung  au*jeidjnen  unb  in  bet  SRuttm'n:i< 
abgefaßt  finb,  wonad)  man  fte  aud)  claffifebe  (f.  6lafft) 
nennt  3n  neuerer  3eit  bot  man  biefe  jebod)  unter  ta 
ungleid)  fpaffenbern  tarnen  ber  Slationalliteratur  prianca 
gefaßt. 

Die  8iteraturgefd)id)te  muß  alfo  ibrem  ©egriffe  naS 
baß  fie  ndmlid)  nur  bie  in  @d)rifrwerfen  niebergelegtr  (:.. 
tur  barffellt,  Don  ber  allgemeinen  ßulrurgefd)id)te(  fneie  p.n 
ber  ©tfd)id)te  ber  {Religion  unb  Äunfi,  ali  3»eigen  berfefc 
ben,  unterfdjieben  werben.  3Ran  tbeilt  fte  gemeinigliiS  o 
allgemeine  unb  befonbere  ein.  Die  allgemeine  -.u 
ben  ©ang  bar,  weld)en  bie  in  t£d)riftwerfen  fid)  ftntb  f 
benbe  gorfd)ung  beS  ©eifle«  nad)  (Srfenntnif  ber  SBofct« 
burd)  ade  3eiten,  S36lfet  unb  in  allen  Übeilen  |MI 
SBiffenS  genommen  bot.  Die  befonbere  befebäftigt  fü  ~ 
bem  in  einjelnen  3eitaltern,  unter  einjelnen  fBoMfexn  itü 
füt  einjelne  Sßiffenfd)aften  ©eleifieten;  nod)  fpecieOer  atft* 
mit  bet  DarfieUung  be8  geben«,  ber  ©eiflefiart  unb  2 
fett  ber  3nb»ibuen,  weld)e  wttften  (JBiograpb»),  >«  Z- 
ten,  burd)  bie  fie  wirf  ten  (föibliograpbte),  unb  brr  auscp 
<Sinrid)tungen  unb  Xnfialten,  burd)  welche  ibte  CrjeMir-' 
bef6rbert  würben  (bie  ©efd)id)te  geltbrter  ©tlbuna^crf: 
Schulen  unb  Unioerfitdten,  gelehrter  »eteine,  BiMwc^fr 
u.  f.  w.).  3hre  narürlichfte  ©ntheilung  ift  bie  in  ü 
mittlere  unb  neuere,  »on  benen  fid)  bie  erfte  nüt  im  i 
3abrb.,  in  bem  fid)  bie  SBiffenfcbaften  in  bie  ©rille  betl; 
ftet  wr  bem  lauten  Sumulte  ber  ©taatSumwdUungen  flee 
teten,  fchließt  unb  bie  mittlere  beginnt,  welche,  oh«*' 
©tüfee  ber  in  erfterer  gebiebenen  aSiffenfchaft,  fit)  jalF 
big  auöjubilben  gen&tbigt  ift;  bie  leitete  aber,  «fiMj 
1450  ungefähr  ihren  Anfang  nimmt,  gebeibt  gnbt  m 
bie  SBteberaufnabme  ber  alten  Literatur  in  ihr«  (Sntmdtic* 
DaS  Alterthum  bot  bie  £itrtaturgefd)id)te  nod)  ntdjt  «L« ' 
ntn  hefonbetn  3wetg  bet  bifiorifcbcn  53Jiffenfchaft  mS^  \ 
unb  bah«  aud)  nod)  nicht  felbfidnbig  nnb  in  (VfriMlw 
Drbnung  bebanbelt,  weSbalb  »«  einjelne  5l»a|"J 
SBmcfjfiucfe,  als  »orarbeiten  baju  in  brffen  einjelnen  21" 
fteflern  heften,  ebenfo  ift  eS  im  Mittelalter  be^ff«, » 
nut  Qbtonifen  unb  SRittbeilungen  ber  Dichter  ehngtllj 
Stötbige  enthalten.  Den  erften  febr  uneoBfommrnen  Bf 
fud)  baju  mad)te  $olpboriuS  SBergiliuS  auS  Urbine  in " 
nem  Siicrfe;  „De  inventoribus  rerum"  (oon  ben 
ber  Dinge"),  Benebia  1499,  4.  Det  eigentlid)« 
©elebrtenqefchichte  ift  ber  berübmte  Gotrr.  ©eSrwt,  <  " 
gejt.  lb(M>,  beffen  Bibliothfo«  umTemaie" 
cherfammlung),  3  »be.,  3ür.  1545—55  gel,  - 
aiS  ein  febr  bollfommeneS  SBerf  bfefet  Art  oetwdjWiwJ 
fann.  «Olorbof,  1688  ,  3ob-  Anbr.  gabrictuS,  h«f  ,r" 
„Abriß  einet  allgemeinen  >f)ijtoiia  bet  ©elebr/amW",. 
r^ranjofe  ©oguet,  ber  3talienet  Denina,  bie 
gufon  unb  .pome  unb  bie  Deutfchen  Sfelin  unb 
ben  ftd)  frübtt  große  Berbtcnfte  barum  erworfvn. 
tieueften  3eit/  feit  Berber,  haben  bie  Deutfchen  ' 
JyorfchungSfletß,  tbet'16  burd)  aD 
fte  alle 


Se£r^. 


LÜhaucn  I 

en,  aßen  übrigen  SSölfern  ben  Slang  barin  abgelaufen. 
J.  ©.  eicbborn'«  „ttterärgefchicbte"  (3  S3be.;  neue  AufL, 
96tt.  1812—14)  unb  fcibw.  SBaebler'S  „.fjanbbucb  bet  ®o 
thichte  ber  Literatur"  (4  »be.;  3.  Auft,  8pj.  1833)  flebm 
i!5  unerreichte  SRufter  ba. 

Cittjauen  ift  ber  9tame  eines  alten  ©roßfürftenthum«, 
oelcbeS  gegenroArtivi  theil«  $u  Sfußlanb,  tbeil«  ju  Greußen 
iebört.  Sie  Sitbauer,  verwanbt  mit  ben  Betten,  »aren  feit 
>em  11,  3a^rb.  Siußlanb  zinsbar,  machten  ftdt>  aber  na*» 
»er  frei,  unb  namentlich  war  e«  SBlabiSlam  3ageuo,  ©roß-- 
terjog  von  Sirbauen,  welker  fich  1386  taufen  lief  unb 
>urd)  feine  SBermäblung  mit  ber  poln.  .Königin  4?ebmig 
5.  mit  $olen  »erbanb.  «Seit  1569  völlig  jum  poln.  cStaate 
leberenb,  fam  eS  burch  bie  Sbcitung  beffelben  an  Siußlanb 
inb  Greußen.  8.  bat  ein  gemäßigtes  unb  gefunbeS  JUima, 
bcnen,  nur  von  Keinen  $uge(n  unterbrochenen  JBoben,  ber 
um  Xt)ei(  fumpfjtg,  zum  Sbeil  auch  tbonig  unb  fanbig  ift. 
Die  Düna,  ber  Dniepr,  ber  «Riemen,  ber  $r»piat  unb  ber 
»ug  finb  bie  bebeutenbften  glüffe;  Seen  unb  SRordfte  finb 
n  großer  Anzahl  »orbanben,  namentlich  ftebt  bei  f)inS!  bie 
lanje  Umgegenb  im  grübiabr  unter  SBaffer.  Die  wichtig« 
tcn  Urobuete  finb  ©etreibe,  glacbS,  £anf,  £015,  £onig 
tnb  SBacbS,  Sfinbvieb,  Schafe,  fteine,  aber  gute  ^ferbe, 
BMlb,  ©fen  unb  $orf.  Auerocbfen,  ©entbiere,  jBären, 
EBölfe,  Eucbfe  unb  Schwarjwilb  finbet  man  noch  int  3n» 
lern  ber  bialowifer  #aibe,  welche  ein  großenteils  mit 
Irwatb  bebecfter,  unangebautcr  ganbffrich  von  31%  SR. 
lange  unb  27  SD?,  ©reite  im  ©ouvernement  ©robno  ift. 
Da«  ruff.  i.  befteht  auS  ben  Stattbalterfcbaften  2J?obilew, 
IBilna,  SBitebSf  unb  SD?in*f,  unb  baS  preuß.  bitbet  einen 
Sbeil  beS  9?egierung§bejirfd  ©umbinnen  ber  Provinz  Dfb 
ireußen. 

Ctthjutn  ift  ein  bis  jefct  nur  unvollfommen  bargefteUteS 
HchteS  «Dletan,  welche«  in  einem  1817  entbecften  Alfali, 
üthon,  8itbicn  ober  ©teinalfali,  enthalten  ift.  Dies 
c«  hat  man  in  einigen  Mineralien  unb  ÜRineralwdffern  auf; 
Kfunben.  ßS  ift  tm  gefchmoljenen  3uftanbe  eine  weiße, 
urAftchtige,  leicht  fcbmeljbare,  nicht  fluchtige,  äljenbe  Sttaffe. 
Die  Sc  genwart  beS  ifitbium  in  Mineralien  erfennt  man  an 
?er  rotben  glamme  cor  bem  Sötbrobre. 

Cituraie  ifi  ein  auS  bem  ©riechifchen  ftammenbeS  SBort 
,ur  Bezeichnung  ber  feftgcfefcten  Einrichtung  beS  öffentlichen 
3otteSbienfte8  m  cbrifiucben  Kirchen,  alfo  im  Allgemeinen 
>ie  JtirCbenorbnung.  3n  einem  befcbränftern  Sinne  werben 
ibet  auch  bie  gormulare,  ©ebräucbe  unb  (Zeremonien,  auS 
•enen  ber  Üturgifcbe  $bei(  be«  öffentlichen  ©otteSbienfteS 
►eftebt,  fowie  bie  ©ücher,  in  benen  fie  vorgetrieben  finb, 
ie  Jtirchenagenben  (f.Äirche),  Meßbücher,  giturgien 
(enannt  Die  fitturgie  ber  r6mifch--fatbolif<hen  JSirche  em» 
>ftng  ihre  urforüngliche  ©eftalt  burch  ©regor  ben  ©roßen, 
<er  fie  jum  großen  SEtjeil  in  feinem  fReßfanon  feftfe^te. 
5te  fann  aber  nur  in  ber  lat.  ©yrach«  al6  ber  htrrfchenben 
itirchenfpracbe  gehatten  werben;  bah, er  in  ber  ratbolifcben 
fttrche  eine  überfefcung  beS  r6m.  3Riffale8  unter  bie  »erbos 
erun  23üd>tr  gebort.  Die  Siturgie  beS  evangelifchen  6ffcTit- 
idben  ©otteSbienfteS  war  unmittelbar  nach  ber  S?eforma= 
ion  lebfglith  eine  aBieberherftellung  ber  dltern  chriftlicben 
ycbrducbe,  womit  luateich  bie  üant'eSfcracbe  für  ben  fircb; 


•5  Liverpool 

liehen  ©ebrauch  feftgefefet  mürbe.  Die  r)i«&urth  entftanbtne 
Siturgie  ber  alten  proteftantifchen  Aircbc  t)at  feboeh  in  neu* 
rer  Seit  eine  vielfach  veränberte  ©eftatt  baburch  gewonnen, 
baß  an  vielen  Erten  felbft  neue  Xgenben  eingeführt  wor> 
ben  finb,  unter  benen  bie  preuß.  am  merfwürbigften  ift. 
(@.  Äirche.)  Die  SBiffenfcbaft  von  ber  jwecrmdßigen 
einrichtung  religi6fcr  ^anblungen  1)t\$t  8iturgif,  bie, 
inbem  fie  baju  bient,  ba8  ©emütt)  an  bie  ©egenftanbe 
ber  Sieligion  ju  fcffeln  unb  jur  2tnbacht  ju  erheben,  eben 
fo  viel  ©efebmaef,  al*  Äenntniß  be«  menfchlicbtn  J£)erjen3 
vorau§fe(jt. 

Ciwcrei  ober  Sioree  nannte  man  fonft  nur  bieäleibung, 
welche  bie  franj.  Ä6nige  bei  großen  £oflagern  ihren  Die« 
nern,  fowie  benen  ber  Äonigin  unb  ber  fWnjen  liefern 
(woher  ber  9?ame)  ließen;  Später  ahmten  vornehme  Herren 
ben  <^>of  nach  unb  gaben  ihren  JBebientcn  eine  bt ftimmte  35f. 
fletbung,  welche  ftch  burch  bunten  Äuffchlag,  Sorftoß  ober 
Sreffenbefaft  von  ber  ber  Srbienten  anberer  ^men  unters 
fchieb;  baher  Sivre'ebebienter,  Diener  einer  ^rivatpers 
fon,  ber  $'mh  trdgt.  gerner  bebeutet  baS  SBort  auch  b«< 
fdmmtlicbc  Dtenerfchaft  eine«  |>enn,  unb  enblich  iebe  aieiebs 
förmige  ober  gleichfarbige  JCleibung  meiner  jufammengehoriger 
f)erfonen.  • 

Cipcrsool,  in  ber  engl,  ©raffchaft  üancafter,  ift  nach 
Sonbon  bte  anfebntiebfie  ^»anbellftabt  Gnglanb«  unb  liegt  m 
einer  fcb6ncn  ©egenb  an  ber  SRünbung  be*  fchiffbaren  gtuf- 
fe*  «Werfe»  in  ba«  irldnb.  «Weer.  Seit  Xnfang  be«  17. 
Sabrh-  iff  8.  au«  einem  unbebeutenben  Dorfe  ju  einer  Stabt 
von  165,000  (Sinw.  emporgeivachfen.  ©te  hat  einen  au«ge= 
jeichneten  ^afen,  anfehnlicbe  ©chiff«werfte,  14  Docfen,  fchone 
&uai«,  eine  prachtvolle  S3irfe  unb  ein  feböne«,  umftehenb  abge: 
bilbete«  Stabthau«.  Die  JBon'e  ficht  auf  einem  mit  Xreaben 
umgebenen  ^la^*,  welcher  mit  bem  eifernen  Denfmale  Slclfon't! 
gefimücft  ift.  Die  prachtvolle  SOTarftballe  hat  einen  gldchen-- 
raum  von  12,300  oCUen,  wirb  von  150  ®a«lampen  er: 
leuchtet  unb  burch  116  gußeiferne  Pfeiler  in  fünf  ©dnge  gc= 
theilt.  Der  öftl.  Stabttheil  ift  befonber«  fefefin;  hier  ift  ber 
Mount  plranant,  ein  febr  befuchter  Spaziergang,  von  wel- 
chem au«  man  bie  Stabt,  ben  ^afen  unb  bie  Sanbhdufer, 
welche  in  großer  Änjahl  bie  Sanbfcbaft  fchmücfeh,  überfehen 
fann.  3n  t.  finb  13  anglifanifdt)e  Airchen,  eine  fchott. 
Äirche.  brei  Jtopellen  für  Diffenter«,  vier  für  2Retl;obiften, 
»wei  für  AnabaptiPen,  brei  für  Äatholifen,  eine  für  ßud« 
rer  unb  eine  Spnagoge.  Auch  ail  Anftalten  für  Jtunft. 
Sßiffenfchaft  unb  Literatur  ift  i.  reich.  &a$  Athendum  ift 
ein  fchone«,  brei  Stoc?*obeS  ©ebdube,  in  welchem  fich  eine 
SBibliotbef  befinbet  unb  aüc  engl.  3eitfchriften  aufgelegt  finb. 
Da«  2»ceum  ift  eine  ähnliche  Anftalt.  Ausgezeichnet  ift  auch 
ber  botanifebe  ©arten.  h«t  enblich  ein  wohleirigerichte* 
te«  Äranfenhau«  unb  eine  gute  »linbenanftalt.  Auf  ben 
SBerften  Vi  Ijmfdit  außerorbentliche  2hdttgfeit,  befonber« 
in  ÄriegS jeiten,  wdlirmb  welcher  biet  bie  metften  Äaperfchiffe 
auSgerüjtet  werben;  für  gewöhnlich  finb  3000  3immerleute 
mit  bem  Scbtphau  befchaftigt.  i.  treibt  |>anbel  mit  etwa 
1000  eignen  Schiffen  unb  gegen  20  Dampfbooten.  Auch  bie 
SabacTSfabrifen,  äueferftebereien,  gifengießereien,  S5ierbraue» 
reien  u.  f.  w.  finb  anfebntieb.  Der  S3erfehr  wirb  gehoben 
burch  ben  SRerfr»  unb  viele  Sandle  nach  onbem  wichtigen 


Iilvins 


»56 


IJvorno 


.fianbtKftöbten  ©rofjbritannien«.  SBichtig  ift  in  biefer  JBcj 
jiehung  namentlich  aucb  tic  (Sifenbalm,  welche  uonSRancbci 


ftcr  nach  C.  füfirt  unb  mittel«  cincS  2unnel«  ontn 
2bcile  ter  ©tobt  weg  nach  bem  .£>afcn  geführt  ift. 


€h>iti6  (2iru«),  r&m.  ©cfcbichtfAreibrr,  jum  Unten 
febiebe  von  jwei  Anbem  gleichen  tarnen?,  sJ)ataotnu6,  von 
^atua,  fftnem  @eburt«orte,  jubenanrit,  würbe  59  V.  Gtr. 
geboren,  fom  nach  5?om,  würbe  bem  Jtaifet  Auguftu«  bt? 
rannt  unb  erfreute  ftch  beffen  ©unft,  bi«  3ener  ftarb,  wor» 
auf  er  ffcf>  roieber  nach  $abua  begab,  wofelbft  er  18  n.  Ghr. 
»erfebieb.  Gnnen  bi«  je(jt  bleibenden  9?ubm  erwarb  er  fieb 
buret)  feine  r6m.  ©efebiebtt,  ju  beren  Aufarbeitung  er  mehr 
ol«  20  3abre  »erwanbte.  3rn  15.  3abrh.  glaubte  man  fei* 
nen  8eicbnam  ,ju  $at>ua  gefunben  ju  haben  unb  errichtete 
itjm  ein  prächtige«  Senfmal.  Seine  ©rfdwhte,  auflagen 
unb  iltere  Öueüen  gegrimbrt,  beginnt  »on  ber  frübeffen  Gnts 
ftebung  SHom«,  reitet  bi«  10  ».  <5br.  unb  ift  in  feierlichem, 
rebnerifchem  ©tole  gefebrieben,  bem  man  ben  Söorwurf  machte, 
baf»  er  oft  $rooinjiali«mrn  unb  ju  lange  $eriobifirung  ents 
hielte,  me«balb  man  auch  noch  beut  *u  Zage  einen  ähnlichen 
©rpl  pataoinifcb,  ober  dbnlicbe  gebier  im  ©role  $ata> 


üinititen  nennt.  8.'*  rim.  ©efchithfe  bejtaib  na*  5» 
83oüenbung  au«  142  Suchern,  von  benen  fidj  aber  nnM 
1—10  unb  21—45  erhalten  haben.  3m  Sab«  1772  rnf 
noch  ein  2heil  be«  91.  S3uch«  entbetft,  weither  jeb»4* 
geringer  ffiebeutung  ift.  Äujierbem  febreiben  ttinige  ai4 t«2 
8.  einen  furjen~Xu«jug  feine«  eignen  SBerf«  ja. 
gäbe  biffc5  Äu«jug«  oerfuchte  ein  gewiffer  3oh-  8M^* 
b*S  Seblenbe  au«  anbern  Cueüen  für  btr  rfcn.  Wj 
ju  ergdnjen.   Auf  er  oielen,  jum  ZbeU  febinen,  fm 
wichtigen  Ausgaben  be«  8.  beftfeen  wir  auch  beutle  V** 
fefcungtn  befTriben  oon  Dftertag  (10  »be. ;  fwrrff.  OTT 
98),  Äonr.  £eufinger  (5  »be.,  »raunfeb.  1821) 
tel  (9  »be.,  ÜJNmchen  1822—31). 


€\vomo,  eine  ©tabt  im  ©ebiet«  wn  fKfi  än  L 
jogtbume  Zo«cana,  liegt  am  mitteadnbifeben  VaVWL* 
je&t  bie  bebeutetöfte  £«nbel«(tabt  3totfen«.  ©e^W"' 


.—  «vi  viiii  >yuim  hu;  Mir  einer 

Wt  im  «Keere  tm  eeuflttburm.    (Statt  unb  SUorftätte 
ttflt  bura)  einen  langen  Spaziergang  getrennt,  welc&ei 
epacti  beißt;  antat  ©»ajjergänge  gewähren  ber  SKolo, 
9Jtaj;a  b'armi,  ber  SSrg  na*  bem  2kllfabrt$orte  <F?c-nte. 
*.   »or  btt  ©tabt  liegt  eine  eoiiügIi*c  £luarantainr» 
laft  mit  brei  Sajaretben.    2ßic$tig  finb  befunber«  bie  Jtoi 
«nfabtiren,  weltfce  jäbilid»  für  40,000  ©ulben  äBaare  ben 
len,  bie  fRofoglic-bremieteien,  bie  ©erbereien,  girbereirn, 
m >  unb  2u$fabrifen.   3m  .|&afen  taufen  jabrlid)  übet 
-  ed):ffe  ein.    ?.  ift  m>4  gegen  gnbe  be*  13.  3abrb. 
offener  gierten  grwefen  unb  bat  befonterf  ber  3erflorung 
^afcii«  von  $tfa  fein  2(uff(>mineii  ju  banfen.  Äleranber 
aScbici  bat  na*ber  bie  ©tabt  befefiigt  unb  Go&mo  I. 
für  einen  greifen  etflart.    3m  Wroflutionifrieae  unb 
ba«  gelbe  girber  im  3-  1S04  tat  bie  ©tabt  febr  gei 
,  feitbem  fi<$  ab«  roieber  m<icbtig  emporgefebroungen. 

CiriT-r  (beutfeb  $funb)  bieg  eine  fonfj  in  Jranfreicb  üb' 
SSim;e,  an  beren  ©teile  bie  granc«  ff.  granc)  gei 
ten  finb,  fobafj  ungefähr  so  granc«  fooiel  wie  81  ?i»re« 
ertb  finb.  £er  ü'mc  louroci«  (bon  ber  ©tabt  Sourä  bei 
«0  war  um  ein  Viertel  geringer  als  ber  parifer  unb 
t,  al«  bie  WrcfrnungSmunw,  feefc«  ©rofefrrn  Con».;©.— « 
t  nennt  man  in  granlreieb  jiroeilen  ben  Äilogramm  2rorr, 
wibnlicbrr    jeboeb,   ba«    ältere   9>funb   Mvr«   paids  de 
*k,  welcbe«  lti  Unjen  ober  K't*  @ro«  &at,  etwas  fc&we* 
Jt  alS  ba«  prruß.  ?>funb. 


te«bur»,  welker  ©rojjfanjler  eon  Gnglanb  würbe  unb  i. 
ein  bebeutenbe*  2fmt  *erfa)affte,  wela)e«  berfeflx  oerlor,  naefc 
btm  fein  ©inner  in  Ungnabe  gefallen  war.    «aebbem  fia) 
t.  jitt  «jjerfte&ung  feiner  Sefunbrjtit  1677  nacr)  SWompellier 
unb  bann  naa)  <pari«  begeben  batte,  eoUenbele  er  bjer  fein 
berühmte«  fflerf  über  ben  menf*Ii*en  JBerftanb,  wela)e« 
1690  in  Bonbon  erfa)ien  unb  con  Sennemann  (3  »be., 
fieipj.  1795—97)  in«  J>eutfcbe  überfefct  worben  EfL  SKart 
bat  feine  Uehrr  ben  pbilofopbifc&en  ©enfuali« muS  go 
narnit,  weil  er  ba«  Bor&anbenfein  angeborener  3been  beffritt 
unb  alle  (Irfennrnip  «u*  bem  dufem  unb  innern  ©inn  be« 
SDfenfayn  ableitete,   .öiemaeb  nehmen  wir  burü)  bie  SSBabr» 
nefjmung  ©toff  unb  3ntiaU  ber  (Wenntnie  m  un«  auf  unb 
ber  Berffanb  Derarbeitet  nur  ba*  fo  Aufgenommene  unb  gibt 
i^m  (wa«  urfprüngliaj  immer  nur  Giruelne«  fein  fann,  weil 
nur  b<t«  Cinielne  wahrgenommen  wirb)  bie  gorm  ber  ZU» 
gemein^eit.  ©pflematifcje  Änorbnung  unb  flare  DarfieOung 
jei^nen  Vt  SBerf  au«.    8.  fanb  balb  Änbdnger,  befonber« 
in  Cmglanb  unb  granfrei*.    (gr  war  1679  na*  Gnglanb 
jutücfaefetrt  unb  begleitete  ben  ©rafen  ©frafteSburr;,  nad>* 
bem  tiefet  abernwl«  in  Ungnabe  gefallen  war,  1683  naa) 
£oDanb.   2>k  äBeft^ulbigung,  »en  ^joDanb  au«  $a*quille 
gegen  bie  engl.  Regierung  verbreitet  ju  t)aben,  braute  ft)n 
um  feine  ©teDe  im  Gbri|tcolleaium  iu  JDrforb.    (Sr  blieb 
fortwibrenb  oerbd^tig  unb  mupte  fiep  fogar  in  ben  ^lieber« 
lanben  »erborgen  balten,  um  nia)t  an  3«rob  1J.  abgeliefert 
ju  »erben.   9?aQ)bem  a6er  biefer  Jt6nig  »om  ^ringen  w>n 
rTsinifti  mrtfiTfint  mnrben  mnt    trkrtt  P  IRRü  n«A  fSnn, 


Y5S 


Logographen 


brn.  Die  trfle  Äu*gabe  betfelben :  „Grfle*  unb  anbere* £un» 
tert  beutFcber  Äeimfprüche  Sülomon*  oon  ©olaro"  (före^t. 
1638)  fanb  feiere  2£ufnabme,  baß  er  lf>54  eine  neue  Samm» 
lung  peranflaltete,  welche  3500  Sinngebicbtc  enthielt.  Diefe 
bei  ben  Deutfcben  fonff  wenig  cultiturte  ©attuttg  von  &c- 
biebten  erhält  burch  S.'«  triftige*  ©emüth  unb  fittlicben  Xbel 
einen  »orjugäroeifen  SBerth-  Sein  2fu*brucf  iil  förnig,  feine 
Grfintung  originell  unb  portifd).  Effing  unb  JRamler  bei 
forgten  eine  Äuöroabl  Pon  S.'*  „Sinngebichten"  (Spj.  1759), 
wieberbolt  oon  Stornier  (2  S3be.,  Spj.  1791).  ,,S.'*  au*« 
erlefene  ©ebichte"  finbet  man  neuerbing*  in  SB.  5ftüller'8 
„JBibliotbe!  beutlet  Dicbtet  be*  17. Sabrbunbertd"  (JBb.  6, 
Sp}.  18>4). 

Cogr  ifl  urfprünglicb  (au*  bem  ©rieeftifchtn  berf ommenb) 
ein  offener,  mit  Ärfaben  oerfehenet  ©ang.  Daher  b«ßt  ein 
folcber  im  öatican  ju  Mom,  melden  9tapgael  tureb  feine  be* 
tübmten  ©emälbe  oerjierte,  bie  fygen;  auch,  nennt  man  bie 
in  einem  Schaufpielbaufe  an  ben  SBdnben  beffelben  bißjur 
Jöi'ifine  herum  lauf  enten  unb  nach  biefer  ju  offenen  ©änge 
Sogen.  Semer  oerftebt  man  unter  Soge  ben  Vetfammlung*» 
ort  forool  al*  bie  ßerfammuing  felbfl  ber  Freimaurer  (F.  b.), 
foroie  bie  ©efammtheit  ber  jur  Übung  ber  Freimaurerei  oer» 
bunbmen  ©ruber.  3<be  Soge  bejeichnet  fieb  burch  feinen  ge» 
roäblten  Gia,ennamen,  unb  ba*  allgemeine  emblematifche  3ci» 
eben  bafür  tjt  □.  Übergetragen  oon  ber  Freimaurerei  nennt 
malt  üueb  ben  3ufammentritt  anbetet  Gorporationm  unter 
geroiffen  Formen  Sogen. 

Copifr  (3op.  SembO,  befannt  burch  feine  Sebrmethobe 
ber  SÄufif,  rourbe  ju  ÄaiferSlautrrn  in  ber  $falj  1780  ge» 
boren,  flammte  t>on  franj.  3u*wanberern  unb  erhielt  ben  et» 
ften  Unterricht  im  ?)ianofortefpiel  unb  Sa$  Pon  feinem  83a; 
tet,  einem  auägejeidbneten  SRufifer.  Zm  liebften  fpielte  S. 
bie  %litt,  worauf  er  fdpon  im  jehnten  3abre  Goncerte  gab. 
Sein  SUormunb  wollte  ihm  fpdter  einen  antern  »Beruf  auf» 
bringen,  ba  entfloh  er  nacb  SKarburg  ju  einem  Dbeim  unb 
reifte,  al*  ihn  ber  fBormunb  jutücffoberte,  mit  einem  Gng» 
länber  1805  nach  beffen  Heimat,  wo  er  jwei  Sabre  blieb, 
bi*  er  bei  bem  2Rufjfcorp*  eine*  Regiment*  im  nirbl.  3r» 
lanb  angejlellt  rourbe.  3n  bem  Director  be*  Gorp*  traf  er 
einen  SanbSmann,  SBillmann,  an,  beffen  Zoster  et  beiratbete. 
9tun  componirte  er  für  ba*  Gorp*,  gab  Unterricht  auf  bem 
$ianoforte  unb  rourbe  babureft  auf  Vereinfachung  ber  theo; 
rettfeben  forool  al*  praf  Hieben  Sehrmetbobe  geführt,  bie  fei» 
netrt  Spfteme  ju  ©runbe  liegt.  ZI*  nach  bem  Äriege  fein 
Regiment  rntlaffen  rourbe,  trug  Sorb  Ättamont  ihm  bie  Dr» 
ganiflrnftelle  bei  bet  weftporter  Äircbe  in  Srlanb  an.  Der 
Unterricht,  ben  er  feiner  2ocbtcr  im  iDrgelfpiel  ertheiltc,  führte 
ihn  )u  Grfinbung  be*  Gbiroplaflrn,  eine*  3nftrument*, 
burch  welche*  beim  @picle  bie  ^dnbe  in  richtiger  Sage  ge- 
halten unb  geübt  werben.  Sticht  lange  barauf  ging  S.  nach 
Dublin,  unterrichtete  viele  Schüler  unb  würbe  entlich  al* 
Qomponift  unb  SRufifbirector  an  bem  Sheater  be*  Jptmy 
3obnftone  angefiellt.  9Jacb  Zuflöfung  be*  -Theaters  wollte 
er  fein  muftfalifche*  Sebrfpftem  öffentlich  einführen  unb  fehlug 
mehren  Sebrern  in  Dublin,  ba  ihn  >&anbel*gefchafte  beeng» 
ten,,  oor,  ihnen  baffelbe  unentgeltlich  beizubringen;  hoch 
lehnte  man  bie*  ab  unb  nun  lebete  er  felbfl.  Crm  patent 
für  ben  ßbiroplaften  unb  feine  SBorlefungen  feit  1814  über 
Harmonie  hatten  ibm  febon  »Beachtung  gewonnen;  tiefe  flei» 


gerte  fich,  al*  er  nach       Monaten  mit  Ainbem,  bie  m 
her  feinen  Unterricht  erhalten  hatten,  eine  Prüfung  aifbOte, 
worauf  mehre  Sehret  in  Dublin  fofort  fein  Softem  m+ 
men.    SJon  anbern  ©egenben  h«  famen  ebenfoM 
unb  in  Liverpool ,  9»arichefter,  ©la*gow  u.  f.  ».  1 
balb  Xfabemien  errichtet.   3m  3ahre  1816  rourbe  fem 
flem,  trc(j  großen  ©iberfpruch* ,  fogar  in  Sonbon  ringe 
unb  e*  oetbrritete  fieb  immer  mehr,  fobaß,  al*  feliji 
brennet  unb  SEBebbe  fich  mit  ihm  jur  Settung  feiner  3I*> 
mie  oereinigten,  er  wegen  3ubrang  oon  Schülern  baft  ett-.i 
anlegen  mußte.  Cr  folgte  1822  entlieft  einer  Ginlatttu  :< 
preuß.  Regierung  nach  »Berlin,  um  tfitt  ebenfall*  eir 
bemie  ^u  errichten  unb  leitete  balb  20  Sebrer  an,  tutc^i  : 
feine  9)lethobe  im  preufi.  Staate  oerbreitet  würbe.  £r. 
Sehrmetbobe  ber  SJluftf  jielt  babin,  mehre  Schüler  gLeäi: 
tig  in  Glaffrn  t»on  12—20  im  Gtaoierfpiel  unb  batmt  m  te 
Äenntniß  ber  ^jatmonielehre  ju  unterrichten.    SBegm  4* 
tung  be*  2acte*  unb  Änfeuetung  burch  gememfame*  Cte 
ben  fpielen  bie  Schüler  bie  eingelernten  Stücfe  jufanrair. 
fo  Pielen95ianoforten,  al*  3nbi»ibuen  ftnb,  unbanfMs»"' 
jur  richtigen  unb  feflen  Haltung  ber  £anb  ber  6ht;i 
(^anbbilbner)  angewendet.    Die  Glaoierübuna,  ferr«  : 
bamit  gleichzeitig  oerbunbene  Unterricht  in  ^antirr. 
gehen  immer  Pom  Seichtem  jum  Schwerem  fort  la^t 
ifl  bie  Ärt  be*  Unterricht*  auch  oon  ber  2Crt,  tag  t 
Schüler  felbfltbitig  befchäftigt.   Deutfchlanb  rourbe  « 
Sehrmetbobe  juerft  1818  burch  @P"ht  «nb  ©ofthelfr 
merffam  gemacht  unb  men  erriebtete  ju  Seipjia,  Drr 
Franffurt,  Stettin  unb  an  anbem  SDtten  balb  dhnlti. 
flitute,  wie  ba*  su  JBerlin.   »gl.  S.'«  „Spflem  bn 
wiffenfehaft"  (äBerl.  1827). 

Cogik,  bie  SBiffenfchaft  »>om  Denfen  (f.  b.)  i*5.  <• 
pbilofopbifcht  JBiffenfchaft,  welche  ihren  Urfpruna  f-  -' 
bem  3ntereffe  )u  oerbanfen  bat,  »eiche*  ber9Renf(h«J» 
nem  eignen  ©eifle  nimmt.    2Sie  bie  Greigniffe  bn  S 
nach  bejiimmten  ©efefceiv  erfolgen,  fo  waltet  autb  r- ; 
wenig  in  ber  ffielt  be*  ©ebanfen«  ber  3ufaU  ober  wj* 
für.   G*  ifl  oielmeht  ber  grciijett  be*  menfcblidjen  - 
gemäß,  baß  fich  berfelbe  im  Denfen  auf  eine  bnn 
überhaupt  angemeffene  SBeife  befHmmt,  unb  rrtr 
jebe  in  bierer  Jöejiehung  wahrhaft  freie  Örtanfenbcjh"' 
al«  oerflinbig  ober  pemünftig.  3undcbfl  ifl  man  nur  i: 
rifch  Perfahren  unb  hat  beobachtet,  wie  fich  m  2™'" 
©eifl,  infofem  er  eerflänbig  ifl,  befltmmt.    So  fan  : 
auf  bie  fogenannten  ©efe^e  be*  Denfen*.  Xtifi 
(f.  b.)  war  e*,  welcher  in  ber  angegebenen  SBeife  br 
juerft  febarffinnig  beobachtete  unb  baburch  Schöpfer  ■ 
gif  würbe.  Gtft  in  neuefiet  3eit  unb  namentlich  burti 
gel  (f.b.)  ifl  man  barauf  gefommen,  fpftematifch  |8 
fuchen,  mir  fich  in  ben  ©efe^en  be*  Denfen*,  wet^t» 
empirifch  beobachtet  hatte,  ber  ©eifl  nach  feiner  auf  r 
gegtünbeten  Jffiefenheit  offenbare,  ober,  roa*  Dafic: 
hat  bie  Sogif  m  einer  Sffiiffenfchaft  erhoben,  in  »riet 
©eifl  felbfl,  wte  er  im  Denfen  Dafein  hat,  erfannt  i 

CocjOftraplifTt,  Sagenfebreiber,  nennt  man  bie 
grieeb.  "profatfehen  Schriftflellcr,  welche  ba*  Cpe*  io  9!  ■ 
iiefte  Grjdhlung  auftulöfen  oerfuchten.  ffine  ät:; 
Grfcheinung  bafür  ftnb  unfere  beutfeften  S3olf*büci<i 
Die  Grfcheinung  ber  Sogogtapbtn  fäOt  in  ben 


wie 


i  :  •;  ü.j|fii  w  i -"-Ttat?  uno  nadlet  sionbicus  Jöreslau  unb  ftorb  1083. 
.tenssf  ta£«»K*3rIJMMn  3a&re  alt  fc&ritb  et  fcbon  brti  Sraurrfpirif.  X5oll 
tsn*  W  2*}rf  at  L-sna~>iff,  ©rif^rfamfrit  unb  firtlieben  «Stull,  »trlor  er  fieb  boeb, 
ta'jfitatx  Wte  Langel  an  Äritif  unb  ©efcbmaef,  in  folftbe  Kic&tum 

( .  ./r^-irnw  ,».'3*0^  im,  inbem  ifjn  fein  Streben,  bura)  erbabenbrit  ff  int  öor» 
,c.  njcara  aß  *  "ifnger,  $offmann«n>albau  unb  einige  itaf.  «Kujler,  gu  üben 

'^  -^itri  a.«cf-  ^  Bleien,  ju  Übertreibung  unb  @cbwWfl  fübrte.    JSBatb  fonb 
t^i'iflA«nä        ^  »Waawbmer,  in  benen  feine  gebler  noeb  gefteigert  fid)  jeig= 
7'  ^L. '  t«  jeiwas^m  unb  bie  man  iwA  ibm  Sobtnfleinianer  benennt. 

irt  if!  tox$ü~s* ,C!ut*  9'f*mfl(flofen  SBorffcbroall  unb  unnaturli<be  Silber 
~v'  Wir  k***  •■'■:^ntn  f*4  ferne  Ärauerfpiele  noeb  w>r  feinen  Iprif<feen  ©e» 
ViV  ;--  **,fn  au45  P'  erfebienen  «nt«  bem  Site!:  „Urauerfpiele 
-■:rsr>t  ^1  Kjoäs-Wb  guflgebitbte".    9Herfwürbig  ifl  jeboeb  in  ber  ©efebiebte 
~r>.ia  Sf-V^..  Birt:"«  2tteratmr  fein  #elbfttroman  „Ärminiu«  unb  ÜbuSnelba" 
frdtotl,  cf3^      :2  fflbc,  Sm.  lftö'j,  4.;  Berm.  ÄufL,  8pj.  1731),  über 
^     attWj.»-        «I4tm  er  ßarb  unb  welcber  tbeil«  »cn  feinern  ©ruber, 
■ÜnfMt1  (»^ 1       ,Jpl*  »om  ^rebiger  SBagner  ju  W»jig  fortgefeftt  wnrlt. 
r*iÄ  »  fi**'  s'-*n"  pp8lfi*        W«f«  W<  gerügten  gebler  an  fi*  trdgt, 
•       Sofatt  «lS  J  W  «        wiebtig  «  ba*  »efle,  wo«  bie  btutfebe  <poe  fte 
^  '•'ilrf/ast»1«*  ^  ter  £<"ft*  »««  »7.  3abrbunbert«  at  letfien  »er* 

«r»«**  S3  '  B*t(;  ««ftfrbafte  ©<bitberunaen,  erhabene  ©ebanfen  unb 
SfS  euan  ^  ,  §i„jC[nfm  frafriger  HuSbrurf  finb  ibm  niebt  ab.ufore  eben, 

res»    •:     —  -  r-  •       pMtiiae  «rft.touita»aabc  an  ttn  «aa  teat. 


^Jj,^  »eetifebe  (frfinbung«g«be  on  ben  Sag  legt 

V^.j  uf»ö!**l?iS:   Collbardm  ober  So  Harb  en  werben  feit  bem  14.  3abtb. 

.-; -  ibitfüc  ®«ncffenf(baften  oon  Kaien  genannt,  bie  bem  bnv 
-  ,  1*  Är»**.  .  ^,b'n  *»*<ntbHW  jener  3eit  bureb  einen  Icbenbigen  Cifer 
'''''  !-js,„m  teer  w*5"^  *'tt  "n  8«"ieinnü6igcS  unb  jtjerftbatigt*  Gbrifrtntbum  ahm 


auniiQi  vci  »i^pic  gciicai,  ri»  ]ic  von  isinus  n. 
fogar  unter  bie  geifilid^cn  ©(fellfcbaften  aufgenommen  wur> 
ben,  bie  unmittelbar  unter  bem  f)apjte  flehen.  9loa)  bi<  in 
tai  18.  Sabrb-  gab  (4  in  ben  92ieberlanbtn  unb  in  (5 im 
fromme  SBrübetfcbaftm,  bie  oon  ben  £o(Ibarben  abflammten, 
aber  oon  ber  urfprünglicben  SBeflimmung  berfelben  gani  ab» 
gemieben  maren.  3n  (Sngtanb  würben  audb  bie  Snbanger 
SBiflefä  Sollbarbrn  (SoUarbd)  genannt,  wegen  ber  )tbnlicbi 
feit  bc$  aufiertieben  S5srragfn5  g^ifeben  jSstbes,  mc^r  -bc? 
ber  alten  ©emebnbeit  gtgiitj,  allgemein  oerbaSte  Jte&erna- 
men  £enen  beizulegen,  welo>e  man  gefebminb  in  einen  Übeln 
Stuf  bringen  wollte.  ZHe  engl.  8oUt>arben  maebten  feint 
oon  ber  Jlird>«  ganj  abgefonbertt  unb  genau  mbunbene 
©efellfcbaft  au#,  fenbern  lebten  ali  mit  ber  Aircbe  unb 
bertn  Bebren  Unjufriebrne  jrrfheut  in  allen  Stanben,  jei(b< 
ntfen  fieb  bureb  ein  ffrengeo'  unb  mifiigtS  Stben  auft,  otr< 
richteten  furje  unb  anbaebtige  «Bebele  unb  waren  aueb  mit 
Semen  unb  mit  Unterricbtgeben  teftbaftigt.  @owo(  oon  btr 
©eijllicbttit  wie  oon  ber  wcltlieben  Cbrtgfeit  waren  fu  btn 
bartefien  Verfolgungen  au&gefe(t  unb  -  aH  Siner  ber  S3t; 
rübmteften  ibter  Partei  würbe  1417  ber  burtb  feine  SJater* 
lanbiliebt,  itenntni^t  unb  feinen  Grifer  für  ein  rtintt  6bri= 
fientbum  ausgejeiebnete  3otjaiin  Clbtaftle  ober  Sorb  6ob> 
bam  bingeridjtct.  ^effenungeaebtet  fonnttn  fit  ali  mutbigt 
jßefenner  ber  Stfcren  äöiflej'ä  niemals  ausgerottet  werben, 
unb  als  bit  Deformation  aueb  in  dnalanb  ©ngang  fanb, 
wirften  fit  auf  baS  S£batigfit  für  bit  »trbrtilung  btrfelbtn. 


Ccimbartiöclj-tifnfliartißrljf  fiönigrtid)  (ba5)  ifl  ein 


JLomb&rdlscli-venetianiselies  960 


Königreich 


bet  eint  außerorbentlieb  ftfeine  unb  fruchtbare  ßbene  jwifcb,  ett 
ben  Xlpen  unb  bcn'Äpenninen.  Die  Hlpen  bilben  bie  nirbl. 
unb  &ftl.  ©renje  unb  faden  nad>  ber  Sombarbet  yt  (teil  ab. 
5J?cbre  Straßen  führen  au«  bem  niibl.  (Suropa  über  biefe« 
■Oocbgebirge  nach.  STberitalien,  rote  bie  Straße  über  ben  St.; 
©ottbarbt,  über  ben  Splügrn,  bie  Straße  von  ^ontafel  ober 
SOonteba  unb  anbere.  3wifcben  ben  gluffen  6tfeb  unb  ÜBrrnta 
(tegen  noch  bie  euganeifeben  Serge,  fruchtbare  £>üart,  bie 
fieb  im  SBenba  bi«  ;u  1761  g.  erbeben.  21  Ue«  übrige  8anb 
ift  üppige  Gbene,  bureb  joblreicr)e  gtüffe,  Seen  unb  Äandl« 
bewdffert  unb  nur  in  ber  SSUfyt  be«  SDteerc«  in  Sumpflanb 
unb  Sagunen  übergrbenb.    Jöefottberö  an  bem  guße  ber  "HU 
pen  liegen  jabtreiebe  unb  große  Seen,  wie  ber  Sago  (b.  b- 
feee)  Swaggiore,  ber  Sago  Sugano,  ber  Sago  bi  ßomo,  ber 
Sago  b'3fto,  ber  Sago  bi  ©arba.    Der  wiebtigfte  gluß  ijt 
ber  $o ,  welcher  auf  feinem  Saufe  von  $avia  biß  jum  3Reer» 
bufen  von  SBenebig  bie  glüffe  2effino,  Ctona,  tfbba,  £>glio 
unb  SWincio  aufnimmt.    Qfnbere  glüffe  ftnb  noch  bie  (Stfcb 
unb  bie  Küftenflüffe  Jörenta,  ^Siave,  Sioenja  unb  üaglias 
mento.   SJtailanb  ftebt  bureb  ben  SJtaviglio  granbe  (b.  b.  ber 
große  Kanal)  mit  bem  Sirino  unb  burco  ben  Utaviglio  SJtar; 
tifano  mit  bem  Sago  bi  Gomo  in  JBerbinbung.    SRit  Hu«s 
nabme  ber  fumpftgen  ©cgenben  ift  ba«  Klima  gefunb  unb 
mit  3u$nabme  ber  ,Älpengegenben  milb.  Der  Sanbbau  roirb 
in  ber  Sombarbet  mebr  gepflegt  al*in  anbern  Segenben  3ta* 
lien«.  Die  wi(btig|ten  ?>robucte  ftnb  (Betreibe,  SDtai«,  «£üls 
fenfrüettte,  glatt«,  9tei«  (befonber«  in  ben  Sumpfgegenben), 
©ein,  öl,  SDbft,  Kaftanien,  3Ranbeln,  Sciaen,  '^'omeran« 
jen,  Gütronen,  Lorbeeren,  Gifen,  Kupfer,  SÖtarmor,  Salj, 
gute*  JRinbvieb,  grobwoUige  Schafe,  mittelmäßige  Uferte, 
gebervieb  unb  gifebe.    Ausgezeichnete  4Üf«n  unb  Straßen 
begünftigen  ben  £anbrt,  ber  jeboeb  in  ber  alten  Sombatbei 
viel  bebeutenber  war.  Die  gabrifation  bejiebt  fict)  auf  9>or* 
jellan,  gapence,  Stahl » unb  Gifenwaaren,  ©laäwaaren,  Seis 
benwaaren,  Sapeten,  Rapier,  vielerlei  Suru3gegenftdnbe,  wie 
SRaSfen,  ?>omaben,  Gffenjen,  fütiftliche  Silumen  u.  f.  ro. 
^enfcbenb  ift  bie  Tatbolifcbe  Kirche,  welche  unter  jroei  Grj» 
bifebifen  unb  17  ©ifebifen  ftebt,  bodj  haben  bie  *prote(taru 
ten  gleiche  ftaat«bürgerliche  Stechte  wie  bie  Katbolifen.  gür 
bie  S3olf«bilbung  wirb  burch  jwei  Univerfitdfen,  48  ©vmnas 
ften,  jwilf  Spccen  unb  viele  SBotfSfcbulen  grforgt.  2>a3 
lombarb.:venet.  Königreich  r>at  eine  eigentümliche  SSerfaffung. 
Dermaliger  83icef6nig  ift  ber  ßrjhcrioa  JRainer,  geb.  1783, 
welcher  tn  SRaitanb  refibirt.   DaS  Königreich  i(l  eingctheilt 
in  bie  betten  ©ubernien  ü??ai(anb  unb  58enebig/  von  benen 
jene«  in  neun,  biefeS  in  acht  Delegationen  ^«^t.   3n  ber 
Delegation  SRailanb  liegt  bie  <&auptfiabt  wailanb  (f.  b.) 
unb  SRonja,  ber  alte  longobarbifche  Ä6nigSft^  mit  6000 
Sinw.   ^ier  wirb  bie  eifente  Ärone  (f.  b.)  aufbewahrt. 
(Somo,  am  fübl.  Gnbe  beS  nach  ihr  benannten  SceS,  in 
b«  gleichnamigen  Delegation,  hat  15,000  Cinw.  unb  gabrU 
fen  tn  ©eiben«  unb  jöaumwollenwaaren  unb  Seifen,  fowie 
optifchen  3njhumenteru  3m  S3a(tellin  ober  ber  Delegation 
Sonbrto  liegen  nur  Heinere  Stabte,  unter  benen  Sonbrio 
mit  3700  Ginwj  iöergamo,  SHantua,  ^avia  (f.  b.) 
ftnb  beben tenbe  Stabte  in  ben  gleichnamigen  Delegationen. 
3n  ber  Delegation  SBteScia  liegt  bie  gleichnamige  Stabt, 
jwtfchm  bem  ©arbas  unb  3f«ofee.   Sie  hat  32,000  ßtnw., 
eine  auf  einem  bvbni  Seifen  liegenbt  Gitabelle ,  eine  pracb t-- 
voDc  Äatljebralc,  «in  fchöneS,  ganj  aue>  5J?armor  erbau: 


te«  2b<ater,  einen  neuen  Dom  unb  ein  Btänuafc! 
Sie  ift  Sig  eineö  SQifchof*  unb  mit  wiffenfo>aftli4ica  1» 
(ialten  reich  »erfehen,  inbem  fte  eine  Xfabentie  bei  Bi 
fenfehaften,  einen  botanifchen  ©arten,  eine  ofonomiftht  fit 
fellfchaft,  ein  ?pceum,  brei  ©pmnafien  unb  eine  Äibiiett.-: 
befißt.  Seit  alten  3«ten  werben  hier  SBaffen  gefertiät 
ßerbem  gibt  eä  hi«  noch  eine  55Jlenge  gabrifen  verffüibeM: 
2(rt   SKan  h«t  in  ber  9tdbe  merfwürbieje  Xltertbütoei  est 
beeft.   (Sremona  in  ber  Delegation  gleichen  SarnenJ  ns 
28,400  (Sinw.  ifl  auch  au9  alten  Seiten  berühmt.  <cv. 
Sife  eine«  S5ifchofö  unb  befi^t  44  Äirchen  unb  JUjett 
unter  benen  ein  großer  Dom  mit  einem  372  g.  hohen Vft 
me,  welcher  au5  achteefi^en  SDbeliefen  befteht,  übet  Hm 
ftch  ein  Äreuj  erhebt.    Die  Stabt  hat  bebeutenbe  &ür. 
ntanufactur,  unb  fonft  galten  bie  bi«  verfertigten  ©riam 
bie  beften  in  ber  fflelt.    3n  ber  Delegation  itt\  - 
ßrema  liegen  bie  gleichnamigen  Stäbte.   iobi,  mit 
feften  Schlöffe,  bat  17,000  Cinw.,  ift  Si|  eine*  '. 
unb  liegt  an  bcr3(bba,  über  welche  eineSrüdc  fübtt, 
beten  (Srftürmung  am  10.  SRai  1796  Napoleon  feinm 
grünbete.   «£ier  unb  in  ßobogno  wirb  ber  befanmr  'JT; 
fanfdfe  verfertigt.  Grema  mit  9000  (Sinw.  bat  anfttn  : 
glachäbau.  —  ^auptftabt  be5  ©ubemium*  unb  tn  r 
gation  von  Söenebia  ift  bie  gleichnamige  beuihtntc  6 
(f  b.).    3n  ber  Stahe  liegen  «Kurano  mit  6O00  ©»■ 
©lad:  unb  Spiegelfabrifen,  unb  SJurano  mit  7000  C 
Spieen»  unb  Strohb"tfabrifen.  ©ei  ^aleftrina  ijt  ter ! ; 
g.  lange  Damm,  welcher  jum  Sebu&e  Jöentbu? 
SKeereSmellen  bient,  unb  SRefhe,  ein  große«  gifihrr' 
ber  gewöhnliche  Uberfahrtöort  nach  fiJenebig.   3n  c«  T 
gation  ?>olefine  ober  9t ov ig o  liegt  außer  Ketioe,  tat 
Stabt  mit  7000  ßinw.,  ba«  alte  2fbria  mit  10,0(»  1 
von  welchem  ba*  abriatifche  SKeer  ben  9tamen  hat . 
lag  e*  unmittelbar  am  ÜJteere;  je^t  aber  ift  eS  eine  >: 
von  bemfelben  entfernt  am  äöianco banale  be*  ^  ■ 
Delegation  von  $abua  (f.  b.)  liegt  (5[tc,  bet  £i 
ber  in  ber  ©efebiebte  berühmten  gamilie  biefe*  5i" 
6«  hat  8000  6inw.,  Seibenfpinneteien  unb  >&m 
3n  ber  Delegation  Söerona  (f.  b.)  jwifchen  »renn 
(Stfeh,  in  einer  rauhen  unb  unfruchtbaren  ©cgen 
fogenannten  Dreijehn  ©emeinben  mit  ungefähr  50/JOO 
beutfeher  Xbfunft,  welche  befonbere  greihtiten  haben  i 
oljhanbel  unb  Siebjucht  leben.    Xuch  in  bn 
icenja  (f.  b.)  leben  30,«)0t) Deutfcbe  in  ten  c; 
meinben  im  ©ebirge  neben  bem  ju  Slirc-l  : 
nathale.    ffiafiano  an  ber  Srenta  mit  12,000  ( 
einen  lebhaften  £anbel  mit  Seibe,  2ucb,  unb  ; 
fchlugen  ftch  l7'X>  granjofen  unb  Cftreicher.  Sic-. 
ber  gleichnamigen  Delegation,  auf  einem  -&ü^l 
roilben  2l;ale  an  ber  $iave  mit  9WK)  (Sin».,  «< 
von  -&ol}banbel,  Seibenfpinnctei,  ©erberei  u.  f.  tr. 
ift  Sih  eines  Süfcbof*  unb  hat  einen  feböntn  Htm 
vottreffliche  SBafferleituna.    geltre,  im  ©ebtr«,  n:  : 
ßinw.,  hat  eifenbergwtrfe.   Srevifo,  ^auptjtab: 
legation  gleichen  StamenS  mit  15,000  Gin».,  am  ;J 
Sil,  bat  ein  Schloß,  ein  gpeeum,  eine  ataberair  i 
briten  itt  Äupfer:,  Gifm;,  Stahl*,  Seiben.  unti 
ich.    Die  fogenannte  rreDtfanifche  üKar!  ift  auF' 
fruchtbar.    3n  bem  griaul  (f.  b.)  ober  bet  f- 
Ubine  liegt  bie  Stabt  Ubin«  am  la  3toja* Kanäle  wt  ^ 


tu  kta  n  Vi  U  fc» 
gtiMliM  *#■■*■* 

f*  hat  8000  B»i  ^TjDF 


brenb  etwa  50,0t  kj  grembe.    Die  üb«  Gnglanb  ru» 
«  2ttmof»birc  ifl  im  allgemeinen  trüb«  unb  rei*  an 
,  oorjüglicb  i(J  bie«  aber  <n  g.  bei  gaU,  reelle«  fafj 
in  einen  meftr  ober  weniger  bieten  #rerrauct>  eilige* 
erfebeint.   &  ifl  $u  feinem  jefcigen  Umfange  buttt)  ba« 
u'ge  Sufammenrticfen  einer  SWengt  flrinem  Crtfc&aften 
nben.   Die  ^aupttbeile  finb:  bit  aitftabt  ober  Gif», 
urfimmglicbe  8,  SBeflminfier  unb  ©outbwarf.  Die 
unb  SBefiminffer  liegen  am  linten  Ufer  ber  Sbemfe  an 
fanftanfleigenben  2fifbof)e  unb  geboren  ju  ber  ®raf. 
ft  aSibblefer;  ©outbroarf  liegt  auf  bem  rtebten  Styemfe. 
'  welche«  eben  unb  fanbtg  ifl  unb  jur  ©raffebaft  ©ur> 
,tbört.   Die  Gir»  ifi  ber  ©(15  beä  mal.  fianbeJ«,  toU 
©cfdviftelebenS,  ftnßer  unb  eng.   3n  ffikfhmnfler  re« 
Per,§of,  mobnt  ber  reic&t  bob«2tbe!  unb  überall  bem 
ti  ©lanj  unb  krocht,    ©outbroarf  ifl  eine  gabrifffabt 


'  nmpc  aoroer  genannt,  fterpt  in  ber  aJfiltc 

imb  bilbet  ein  »iereefige«  ©ebiube,  auf  jeber  6ie  mit  ei. 
nem  Sburme.  Jion  Äeinri*  I1J.  bi»  ^einrieb  Ylllj  mar 
er  ber  SBorjnnft  ber  £6nige,  bann  rcurb«  er  bi«  an«  Gnbe 
ber  fflegterung  bei  $aufe«  Stuart  ein  Staartaefänanip. 
SM  werben  im  SEower  bie  Ketcbäfleinobten  aufberea&rt  unb 
fonft  tff  er  «U  3rugbau«  unb  SBaffenfammlung,  foroie  al« 
ba«  alttfte  ©toa<«.ird>io  mertroürbig.  3n  ber  @cwebrfam= 
nur  ffnb  ©en?epre  aHer  »rt  jur  augenblicflicbtn,  »cllftä»bi= 
gen  auJrufhmg  von  200,000  2JI.  Die  Altern'  BQaffen  finb 
feit  182.'>  georbnet  unb  in  einem  149  g.  langen,  33  g. 
breiten  ©aalt  aufgeteilt  «Kerfroürbtg  ifl  no$  bie  von 
Gbuatb  I.  erbaute  Jtapelle  im  3oroer,  in  welc&er  me&rt  im 
3cioer  aeflorbene  ober  al«  Staatsgefangene  bingericr/tete  be= 
rulimte^trfonen  begraben  liegen,  nametttlirb  3nna  »oleon, 
Jtatbanna  «bewarb  (bie  ©ematilinnen  ^einrieb  VIII.),  ©. 
Gronwell,  Scbanna  ©rao,  ber  ®raf  Gffer  u.  TL.   3n  ber 


tized  by  Goo 


London 

Gity  auf  einer  ftetnen  "Jlnbofje  jitmticJ)  In  ber  SRitte  ber 
Statt  liegt  bie  frier  abgebilbete  *9>aul$fir<$e,  bie  größte  prote= 


London 

flanfiftfre  Jtircfre,  5O0J?.  lang  unb  250$.  bttit,  »eldic 


-1710  nach,  bem  3Ru|ter  btt  ^Jcteräfirc^e  ju  Äoin 


roorben  ifl  unb  1'/»  WiU.  $f.  Sterl.  gelüftet  bot.  Sie 
bat  ein  fdboneS  Sdulenvortal,  (ine  berrüdje,  350  g.  fcobe 
unb  145  %.  rottte  Jtuppel  unb  viele  Kenfmäler,  3.  83.  be$ 
Seebeiben  Sielfon  unb  be«  GrbauerS  ber  Jtircbe,  Gljriftovb 
Wun.  25ie  Serie,  ber  SDIittelpunft  be6  .-panbeU,  war 
ein  ctacbtvolleä  ©ebdube  unb  i|t  Xnfana  1838  ein  Kaub 
ber  Summen  geworben.  3n  ibr  lag  JiloDb'ö  JtaffeebauS, 
wo  i'idi  bie  bei  ber  $anbel$fcbiffabrt  Sctbeiligten  verfam> 
meiten,  fewie  bie  Serfitr/enmgSbanl.  Xnbere  mertroürbige 
©ebdube  ber  Gttn  ftnb :  ba$  große,  aber  unregelmäßige 
Saufgebäube;  aRanfionijoufe,  bie  SBobnung  be3  8orb  9J?avor, 
welcher  jäbiUd}  gercäfrlt  »ir-b  unb  bie  etfte  OTagifiratSverfon 
ber  Xltflabt  Sonbon  ijh  bas  Spant  ber  oftinb.  Gomvagnir, 
in  welchem  oflinb.  Jtunfttverfc  tmb  ."panbfefrriften  aufbeioabrt 
werben;  bafl  neue  3olibau6;  bie  27?ünje;  bie  .ftanblung^ 
talle;  ba$  RatbfrauJ  ber  Gitti ;  baj  große  ©efingm'ß  9lero» 


gate;  baj  Sebtani».£>ofcifal,  baS  größte  !'*<rren'rr,"r: 
Gngtanb;  bi«  alte  fconboiierücfe,  in  ber  SKitte  60  £ 
mit  ibren  19  Sogen -von  unglcicjjer  ©röße  915 
45  5.  breit;  bie  äßafferfimft,  ivelcbe  einen  Sbcil  bei  c 
mit  Slu^irafftr  verforgt;  bie  110()  £.  lange*  unb  •■ 
breite  SladfriarSbrürJe  mit  9  Sogen;  bie  neue  eifern:  c 
warfbruefe  Gin  eigentbümlicbji  Saunjerf  i|l  ba«  lt»T 
von  bem  SaumeijUr  ber  ^aulSfircbe  aufgefüfrrte  SDlor 
juin  'Änbenfen  an  eine  große  JcucrSbrunft,  welche  i 
imCi  an  13,()00  Käufer  jerflirte.   "Taffelbe  beilebt  0 
200  g.  froben  boriftien,  tanellirtcn  Säule,  in  beren  j 
eine  treppe  auf  baS.mit  einer  ©olerie  t-erfer-ene  Gapir.i. 

ÜBejJminjler,  ber  roelll.  SEfreil  ber  Btt 
Straßen  unb  yid&t.   ^ier  liegt  bie  fin 
@t.s3amc$«'9>a(aji,  ein  alte*  unregelnv 
berrliefres  9JletfUrirrrf  gotfrifebrr  Saufunjf  1 


r  Saufunjf 


bie 


nige  unb  viele  ftitur  berüljntteffcn  SBlännrr  begra> 
2Ban  ftrbt  bie  DenfmAlcr  ^einrieb  VII.,  .^einrieb  Ylll., 
Ich';,  Shaffpeart'S  u.  o.  3"  gleichem  ©tele,  aber 
Ntcr  fdjon  iji  äffieftminflcrljall,  wo  ttr  ÄrönungSfaal  unb 
'<*  mit  bcm  1834  abgebrannten  ^arlamenttbauft  in 
inbung  fianb.  3u  brmtrfen  finb  ferner  bie  pracbtucUc 
infiabrüefe  mit  15  Sogen,  1223  g.  lang  unb  44  g. 
bie  eiferoe  SJaurball-.  ober  9>rinj » 9?f^ent3  »Jöriicf c, 
?  g.  lang  mit  0  Sogen,  bie  ärBattrloo»  ober  iStranbbrücfe. 
(Solonnabcn,  jJTtrtafTtn  unb  «Statuen  reid)  gejicrt  ifl 
neue  Kefibeiufcblofj  ©uefingbambeufe  im  2t.<3ame^ 
lf.  3n  btm  $alaft  Somcrfetbcufe  \>aitn  bie  fonigl.  @o< 


»ttber  berauägefebafft  roetbeit  finnen. 

t.  ift  rttcb  an  öffentlichen  'tfnfialt'en  für  Äutifl  unb  äBijferu 
fcfiaft,  tion  brnen  bie  rcidjtigfltn  bereit  erwähnt  finb,  unb  'an 
gelehrten  ©efeUfcbaften.  3u  biefen  ger)6rtn  bie  1645  gefliftett 
«opal  ©oeierg,  bit  ©efcUfcbaft  für  Ältertfc-umSforfcbung,  ba» 
Snflilur  jur  tjrforfcbung  3frifa8,  bie  afiat.  ©efettfebaft  von 
©rojibritannien  unb  3fl<ntb,  bie  ©efellfcbaft  btrJtünfle,  bie 
Stoval  3nflirution  unb  bie  Eonbon  >3nfiitution.  »udjbanbi 
lungen  gibt  ei  ungefähr  1200,  »udjbrucfereitn  300:  tt  er« 
febemen  burcbfchnittlia;  jä&rlia)  über  40  Sägeblätter,  fafl  ebtnfo 
vielt  SBocbenfcbriften  unb  240  2Ronat5fcbriften.    gür  ben 
Äiclfäunterriäit  ifl  foblecbt  geforgt,  btffet  für  beir  rjobrm. 
©eit  1828  bot  8.  eint  nad)  Vitt  ber  btulfcben  eingeridjtett 
UniverftttSt.   £>a  man  bieftlbe  in  «liajjfer  $inficbt  »erbäcb» 
rigtt,  fo  »urbt  von  ber  ©egenvartei  nod)  eine  jvoeitt  bo» 
b<re  UiUcniditfanilalt  unter  bem  üJiamen  jtingi>6olIcge  ge> 
fiifiet.    Äntrre  wiffenfehaftlicb«  Xnfrallfli  finb  fünf  befonbert 
öoüegien  für  Geologen,  16  für  3uriflen,  3  für  SBebkiner, 
eint  Änflalt  jut  ©ilbung  btr  Beamten  für  ßflinbien,  tin« 
SXtlitairaFabcmie  mit  3000  36g!ingen,  16  ©elecjrtcnfcbulen, 
3<K)  Xrmenfcbultn,  60  8aiicafieTfd>uten  unb  360  ©onntag*> 
fluten,  i.  bat  mtc)t  als  500  fird)(ict)t  ©tbäubt  für  bit 
rtrftbiebemn  SfeligionÄpattcien,  unb  ti  tntftebtn  fortivah* 
rtnb  noct)  neut.    ©rojjartige  rtligiift  2(nflalten  finb  bit 
Sftiftionfivtreint  unb  bit  1804  geflifttte  britifdjt  JBibelgefell» 
fa)aft,  »reiche  an  800  apülfjgefeUfcbaften  in  faft  ollen  Sbei» 
len  ber  <ht<  bat.   üfc«  600,000  Äblr.  »trbtn  jabrlicb  auf 
Stfertbeilung  von  JBibeln  vertvenbet   ©t&r  grofj  ifl  bit  3a  hl 
btr  ®ob!tl?ätigfeit*anflalten,  unb  bennoeb  fann  man  nod) 


IfOndonderry 


»64 


IiOpe  de  Yoga 


freit:  tie  ofiinb.  Gompagnie,  bie  Sübfeecompagnie,  t ie  ruff- 
Compognie,  bic  $ubfoneompagnte,  bie  eafllanbcompagnie, 
bie  ofnfantfc^e  unb  bie  engl.  .fceringSftfcbereigrieUfchaft.  — 
25«  Urfprung  g'S  fallt  in  bie  frütpeften  Seiten,  inbem  fcfeon 
bie  Winter  baffelhe  als  einen  «frauptfifc  beS  £anbelS  von 
«Britannien  rannten.  Spater  war  bie  Stobt  bie  Wefibenj 
bcr  Äinige  von  effer  unb  2Clfreb  tcc  ©roße  machte  fte  ge> 
gen  Cnbc  beS  9.  %\\)x\).  »ur  £auptftabt  von  ganj  engtanb. 
Sötlbclm  ber  (grobem  beftatigte  1067  fchriftlieb  bte  tt>r  von 
'Älfreb  erteilten  gtcibtiten.  Unter  ber  Äinigin  eiifabetl) 
befbnb  2.  nur  erft  noch  auS  ber  icfcigen  Git».  SBeber  bie 
pefi,  »»«lebe  1665  nach  einigen  160,000  SRenföen  b,in< 
raffte,  noch  bie  große  geuerSbrunfl  im  folgenben  3ab" 
hmbertcn  auf  bie  Dauer  baS  »eitere  emporblühen  biefer 
gewaltigen  Stabt. 

Condonöctrt)  (^enr.  flfobert  Stewart,  S3iSeount  unb 
SRarquiS),  ein  berühmter  engl.  SRimfler,  von  beffen  einfluß 
großenteils  ber  Sturj  SRapoleon'S  unb  bie  nachher  erfolgte 
©elMtung  ber  europ.  Staatenverbaltniffe  herrührt.  3u  3t« 
lanb  in  SRount  Stewart  geboren,  einer  urfprünglich  fchotti: 
fchen  unb  bem  fönigL  fiaufe  Stuart  verroanbtcn  gamilie 
angebirenb ,  begann  er  feine  politifcbe  gaufbahn  1789  als 
«Dcitglieb  beS  trlanb.  UnterbaufeS.  5üon  biefer  Seit  an  war 
et  jur  einigen  Unterwerfung  3r(anb£  unter  englanb  tbd« 
tig,  namentlich  naebbem  er  Secretair  beS  SSicefonigd  oon 
3rlanb  geworben  war.  SRachbem  unter  feiner  ÜRitwirfung 
Srlanb  mit  ©roßbritannien  vereinigt  worben  war,  würbe  er 
SWitgtieb  beS  »ereinigten  großbritannifd)en  Parlaments  unb 
1805  JtriegSminifter.  Gr  blieb  nun  mit  wenigen  Unterbre- 
chungen im  SNinifterium,  inbem  er  bis  1821,  wo  ber  Stob 
fernes  83ater8  erfolgte,  ben  tarnen  Korb  Safllereagb 
führte.  3n  Jöerbinbung  mit  Wellington  war  er  eifrig  auf 
ben  Stur}  Slapoleon'S  bebadpt  unb  leitete  bie  nad»  bemfels 
ben  erfolgenben  XSerbanblungen  Seiten  ©roßbritannienS.  ©es 
gen  baS  @nbe  feincS  gcbenS  bemächtigte  ftd)  feiner  eine 
franfbafte  Xngfllidjfeit  unb  eine  an  SBabnftnn  grenjenbe 
3errüttung  beS  ©eifieS.  3n  einem  fold)en  ÄranfbeitSanfalle 
öffnete  er  ftd)  1822  bie  JjpalSpulSaber  mit  einem  gebermeffer 
unb  ftatb,  ehe  man  ibm  #ülfe  leiflen  fonnte.  g.  war  in 
feinem  Privatleben  unb  im  gcfctlfchaftlicben  Umgange  ebenfo 
milb,  woblwollenb  unb  großmütbig,  wie  in  feinem  iffcntlü 
eben  Sßirfen  von  eiierner  (Sonfcquenj  unb  unerfcbütterlicbcr 
gefiigfeit. 

Congobarom  ober  gangobarben,  eine  germanifebe 
SJolferfcbaft,  fo  benannt  naet)  Einigen  von  lang  unb  JBart, 
nad>2nbern  aber  von  ben  langen  Spießen  (JBarben),  welche 
fie  trugen,  ober  von  ber  langen  83irbe ,  bem  langen  Striche 
an  beiben  Seiten  ber  Glbe,  vom  guneburgifdjen  bis  ins 
Sföagbeburgifdie,  ber  ibrStammfifc  war.  Sie  gehörten  jura 
Stamme  ber  #ermionen  ober  Sueven,  ftanben  juerjl  im 
©unbe  mit  ben  SKarfomannen  unter  SRarbob,  fcblugtn  fi<h 
aber  balb  jum  B3unbe  ber  ßhcruSfer  unb  verliefen  beStjalb 
ihre  Sifce  an  ber  eibe.  ©ie  Schwache  ber  <3b«tuSler 
(f.  b.)  benufeenb,  befehlen  fie  alle  gßohnpläge  berfelben  an 
ber  SRorbfeite  beS  6aneS  unb  würben  baS  machtigfle  ber 
bortigen  SQitfer.  Spater  treffen  wir  fte  jwifchen  ber  SBcfer 
unb  €lbe,  bis  bcr  auS  ben  (SheruSfern  hervorgegangene 
ftranfenbunb  fie  wieber  in  ihren  erften  Sifc  jurucfbrdngte. 

'Am  ffnbf  beS  5  'tahrfe    trrttn  Ii*  pnblidi  mifbfr  an  brr 


diorbfette  ber  Donau  auf,  erhalten  von  bem  griect).  ita: 
Suflinian  im  3.  548  einen  Jtbeil  pannonienS  (cMtf 
Öftrefch  unb  Ungarn),  gehen  über  bie  J5onau  unb  jerfiercr 
unter  ihrem  £6nige  "Älboin  566  baS  «eich  ber  ©qpiten  a 
Siebenbürgen.  Dann  erobern  fte  in  furjer  3eit,  mit^;! 
20,000  auSgcwattberter  Sachfen,  noch  unter  Zlböin,  M8 
ganj  jDberitalien,  baher  biefeS  fpdter  gombarbti  genas: 
würbe,  nebft  einem  Sheile  beS  mittlem  StalienS.  ttk 
ftd)  aber  unter  guitpranb  713—726  noch  »eiter  anJhtMn 
unb  baburdj  ben  pipflen  »u  furchtbar  würben,  fo  r.rV 
biefe  bic  frättf.  Ä6nige  ju  ^>ulfe,  unb  Äarl  ba  ©roßt  wl::t, 
inbem  er  774  ben  gongobarbenfönig  DcjiberiuS  k  fix. 
gefangen  nahm,  ihrem  Weiche  ein  <Snbe. 

Coolec,  gootSmann,  geptSmann  ober  biiiti 
licißt  ein  Steuermann  von  geprüfter  ©efchidlicbfeit  r1 
£)rtSfenntntß,  welcher  ftd;  bamit  bcfchdftigt,  in  bet  5 
ber  Jtüfien  unb  burch  gefahrliche  ©egenben  bei  9i 
Schiffe  lieber  ju  leiten.   2>ie  gootfen  bilben  in  ben  k 
flabten  eigne  ©efeUfchaften  unb  leifitn  nicht  nur  ben  Sc1 
fen  in  ber  angegebenen  SBeife  äBeiftanb,  um  fie  fi*tt  c 
ben  !ga]tn  unb  auS  tcmfelben  wieber  in  bie  offene  €«  j 
bringen  (welches  ©efchäft  baS  gootfen  h«§t),  fcflbmt" 
mit  ihren  gootfen»  ober  Rettungsbooten,  »die, e 
vor  bem  Untcrftntcn  ficher  }u  fein,  mit  JTorf  gefütmt  nr 
bereit,  verunglüeften  Schiffen  jur  Skttung  ber  SKici1': 
SBctftanb  ju  leiflen. 

Copc  öc  Hcga  (Dongelir  tiarpio),  netchft  6«H« 
(f.  b.)  oer  bcrülimtefie  bramatifche  J?id)ter  ber  6pac 
würbe  15G2  ju  Wabrib  geboren  unb  jeigfe  febon  fc 
vorjügltd)eS  SEalcnt  für  bic  Poefte.   gr  flubute  auf  er 
bemie  ju  SWabrib,  würbe  Secretair  beS  #erjogS  von  l 
mußte  »(gen  eines  Duells  mit  einem  angefebenen  Gbtta 
nach  Valencia  fliehen  unb  nahm,  enblich  nach  ?fS*>trit  c 
ber  jurüefgefehrt,  1588  an  ber  unalücf lieben  Seetrr." 
gegen  ©nglanb  Jtbeil.   SBieber  in  URabrib,  vet^tintt'... 
fta)  }um  ^weiten  SRale,  gewann  1598  einen  bei  Qt'Ais- 
ber  Äeiligfprechung  beS  3ftboruS  auSgefeftten  9>t. 
fehrieb  eine  große  Änjahl  ^rauerfpiele.   Wachbem  i^r.  • 
Sohn  ünb  balb  barauf  feine  ®attin  gefrorben  warm,  c 
er  Secretair  ber  3nquifition  unb  priefier,  fuhr  :. .:  • 
noch  fort,  feinen  angefhrebten  Sfang  unter  ben  Ire- 
nes ganbeS  in  allen  DicbtungSarten  u:  behaupten  uno  t 
gegen  bie  Angriffe  feiner  Nebenbuhler,  unter  benen  im 
GeroanteS  (f.  b.)  ftd»  befanb.  3n  ber  legten  3eit  fein. 
benS  ergab  er  fidt>  fheng  fl6ftcrlicfaen  Übungen  unt 
1635.  Der  ©lanj  feines  fflegräbniffeS  bewies  f 
©unfl,  bie  er  unter  ben  ©roßen  wie  unter  bem 
Gr  feil  ungemein  leicht  gearbeitet  haben,  fotaf  er 
24  St  unten  ein  bramatifcheS  Stücf  «oUenbete;  C 
auch  vielleicht  bie  größte  Xnjahl  von  Sühnenjbufen,  p- 
je  ein  Dichter  geliefert  hat,  hinterließ;  fte  foQ  1800  2 
ttrftütfe  unb  400  »mos  sacnunroules  (heilige  ^antJp 
gen  auS  ber  Bibel  ober  fteiligenUaenben  t 
10  betragen.  geiehtigWt  ber  «rfmbirpä 
Sprache  in  profa  unb  gtafen  »or  it)m  <Jfe  fa  K 
©rabe  eigen;  oft  tabtlt  man  aber  ben  lofen^ 3uf««"B8^' 
feiner  arbeiten  unb  wirft  ihm  in  bcr  XuSfubnng  yt  " 
Äühnheit  unb  BilberfuHe  vor. 
<u  A?tit nb  in  25 

.  T.' 


.gle 


,  Nt  lüo  o»  toi  süsa  ^ 

fa  o  t«  su^taBÜW*1 
tr..:;fl.?^^:s::'' 

■:    r  m  Vn  ietm -  -f ' 


auf  beffen  IBerge 
b6berer  SBeibe 
,  öl« 


ttt  |wM?hW  i' 


,     ^  -«_--,  KI  3^'  tr' 


war  bem  «pollo  (f.  b.)  beilig 
•ParnaffuS,  ba&er  gorbtrfranjt 
SÖfjabten:  Z>i*ff nt ,  ftegenben  " 
belobnenbrr  unb  ebrtnber  ©d 

Dit  »töten  be«  fiorberbaumS  finb  "Hein  unb  gelblicbweiß 
unb  ie  brei  bis  »itr  in  tungelticlten  Soften.  Die  Stüdjte, 
bo&nengroß,  länglicbnmb,  frifd)  bunfelblau,  getrotfnet  braun, 
finb  in  jroei  Hälften  geteilte  Äemt,  wtldje  ficb  in  einet 
ftbt  bünn^n  ©djalt  bejmben.  ©ie  fmb,  gleicb  ben  SJlattera, 
»on  fdjarf  grwürjbaftrm ,  etwa«  bittenn  (Mdjmadle  unb  enfr 
baten  ein  ferteä,  fuicbtigt«  £l,  ba«  Borbetil,  wetdjeS 
buttf;  DeffiUation  gewonnen  unb  in  bet  Ärjnei  angewtnbtt 
wirb.  SBon  ber  flbniitbreit  mit  ben  SBlättern  wirb  eine 
Ärt  rofenfarbigblübenben  JDleanfcrrS  gorberrofe  genannt. 
3u  bei  (Sattung  be«  Sorberbaum«  gebort  aud>  bet  .Rampb«» 
bäum,  bet  3tmmrbaum  u.  a.  mv  bit  abet  ein  beigttt« 
.Klima  »erlangen,  wogegen  ber  Sotbtrbaum  wilbwatbfenb 
an  allen  Aüflen  be«  mitteüanb.  2HecreS  unb  auf  ben  grieeb. 
3nieln  gebebt,  ja  auf  ben  canarifcfjen  3nf«in  fogar  große 
Silber  bilbet,  bit  ju  tiner  oorjüglicben  3i«b«  jener  ©egeni 
ben  bienra  unb  weit  umb«  einen  balfamifdjtn  Duft  «ei. 


fort,  urfprünglicb  #m  bebmtenb,  ift  *er  JKttl,  »e(. 
*et  im  ungemeinen  ben  «Witgiiebern  bei  joben  engt.  ÄbdS 
(f.  Stoßbtitannitn)  ertbeilt  wirb.  Die  grau  tineS8»rb, 
©arenet  ober  «Ute:*  beißt  ict?. 

CöDclirn,  aucbSofen,  Soffen  ober  (Int  loffen  bt)tio> 
ntt  in  bet  ©prae&t  ber  ©d>iffer  ba«  ÄsSpotfen  bet  Jftadjfc 
«ta.cn.ft4n.be  auf  b(ü  ©*iffffl,    Dit  3tit,  binnen  welcher 


ba«  ibnen  aud)  jur  Untrrfuifcung  ber  Jöefc&affenbeit  be«  Tittu 
grunbeS  bient  Da«  fdj  werfte  ©entblei  bet  ©epiffer,  ba« 
fogenannte  Sieflotb,  wiegt  oft  über  40  ?>funb.  ?otb 
nennt  man  au*  ein  ©erriet,  roeld)rä  V»  eine«  $funbt*  be» 
trigt;  beSgleidxn  ein  «MetaUgemifü),  beffen  man  fio>  jum 
86tben  (f.  bTbebient. 

Cotljcrt  beißt  im  'Xtla.emeinen  ba§  SQerbinbtn  .twtier  9Re> 
taUfrudfe  burd)  ein  KetaU  ober  «Ketallgemifcb,  rotlcbeS  leia> 
ter  fiüffig  ift  alfi  bie  ju  oetbinbenben  aSciaUe.  TAH  jut 
^erfieltung  bet  lOerbinbung  bienenbe  Sßetall  fcti|;t  i  o :  h , 
©djnelllotb  Obet  ®d)[aglotb. 

Cotjjnntjrn  bi<ö  cbemaK  ein  {>er;ogtbum  im  we|W. 
Sranfreicb,  wetcbeS  in  bet  tefcten  3cit  feint«  ßefftl-tn.'  ba« 
jwif*en  Suttmbutg,  Xtiet,  Unterpfal),  Cifag,  Srandjo- 
Qomte*  unb  Gbampagnt  (iegenbe  Sanb,  einen  Jläcbentaum 
joon  378  o3R.  mit  ungefabt  1  Witt.  @nn>.  umfaßte.  Drt 
XBafgau  maebt  biefe«  ?anb  gebirgig  unb  bit  tDtaa*,  SReui, 
©aar  unb  ©aone  bewiffem  eä.  Qi  würbe  in  bit  4?CTicg* 
tbümer  Kötteringen  unb  Sar  unb  bit  JBiStbümer  SWeö ,  SEoul 
unb  Sitrbun  eingeteilt  ©egenndrtig  bilbet  tS  bie  franj. 
Departement*  SöeaaS,  SBaSgau,  OTofel  unb  STOeurttjt.  D«n 
tarnen  f>at  baS  Sanb  «on  iotbat  II.,  bem  ©c^ne  beSJtai« 
ferS  ?otbar,  »etebtm  rt  in  bet  XuSbebnungson  ffiai 
fei  bis  an  bie  SRotbfee,  jwifdjtn  Wbtin,  aKofel ,  3»aaS  unb 
©djelbe  alS  eigne«  JReidj  jugetbeilt  würbe.  3n  ber  golae 
»at  i.,  inbtm  fidj  einjelne  ab«le  abriffen  unb  felbflänbig 
würben,  es  aueb  felbfi  langt  3tit  in  Cbet.  unb  ftiebertotb. 
ringen  getbtitt  toutbt,  tm  a(S  beutfdjeS  8<bn  bebanbelte« 
Aenoatbum.  bis  eä  ben  fortwAbrcnben  UStlhebunaen  Jranf> 


Lotterie 


766 


Lotterie 


tcn  »orfommt.  Sie  bat  große,  {>erjf6rmicje  »lättcr,  welche 
ftcb  auf  bet  Dberflacbe  beS  SBafferS  haften,  roie  btc  bet 
gelben  unb  weißen  Seerofe  auf  unfern  Seiten.  Die  ägpp. 
tifc^e  Setrofe  ober  bie  echte  SotuSpflanze  tragt  rotpj 


1ltf>  weiße  SMumen.    3bre  SQurjeln  unb  Samen 
ein  genießbares  Wehl,  baS  aber  heutzutage  niojt 
»ie  im  Hltertbume,  oon  ben  ttgpptern  alt  Slabru 
benufet  wirb.   Der  gotuS  biente  bei  ben  alten  " 


ttgpptern  alt  einS  ber  berühmteren  Spmbole,  um  bie  bichffe 
erjeugenbe  unb  gebdrenbe  Jtraft  ju  bezeichnen,  ba  [Je,  be< 
fonberS  in  ttgppten,  ein  3«icben  von  ber  JScfrucbtung  bureb 
ben  9lil  mar;  beSbalb  baS  bjuftge  Vorfommen  biefer  JBlumt 
auf  alten  Agppt.  Denfmälcrn,  auf  ?>pramiben,  Äata« 
tomben  (f.  b.),  unb  noch  jclst  haben  bie  bortigen  Ginmob» 
ner  baS  Sprücbwort :  3«  mehr  8otu5,  beflo  mehr  9lil  (b.  L 
3abreSfegen).  2£ucb  baß  ber  gotuS,  mit  alle  Seerofen,  bic 
SBlüten  nur  mit  Aufgang  ber  Sonne  unb  beren  Steigen 
aümilig  entfaltet,  mit  beren  Sinfen  aber  ebenfo  allmalig 
fcblicßt  unb  fiep  HbenbS  unter  baS  ÜBaffcr  jurücfjiebt,  mußte 
jenen  SJilfern  einen  geheimen  93ejug  biefer  5>flanje  jum 
Sonnengotte  anbeuten.  Daher  mar  jtc  bem  ßftriS  (f.  b.) 
beilig  unb  bezeichnete  aueb  in  3ft3mpfferien  (f.  3fiä)  baS 
Verweilen  im  Dunfel  unb  Erhebung  ber  Seele  jum  Siebte. 

fottcrir,  ein  von  bem  SBortc  2ot,  welches  in  mebren 
Sprachen  MooS  bebeutet,  berftammenber  HuSbrucf,  bezeichnet 
ein  gewöhnlich  unter  Bufficpt  unb  ©arantic  beS  Staats  fie» 
benbeS  ©lücfsfpiel,  wobei  ber  ©ewinn  bureb  baS  £ocS  enU 
febieben  wirb.  Sine  beftimmte  ÜJlcnge  Hummern  werben 
als  Soofe  um  einen  GinfafcpreiS  aufgeboten  unb  bie  barauS 
gewonnene  Summe  auf  einige  Hummern  als  (gewinne  »er* 
tpeilt,  benen  bisweilen  einige  Prämien  für  baS  erde  ober 
leiste,  ober  baS  naebft  vor  unb  nach  einem  Hauptgewinn  ge> 
jogene  8ooS  beigefugt  werben-   9lid)t  abgefegte  Soofe  geben 


auf  {Rechnung  ber  Unternehmer,  fijei  ben  auf  «na 
fen  Sag  feftgefe&ten  3iebungen  werben  nun  fdnimtütbe  9» 
mern  in  ein  ©lücfSrab,  fowie  bie  ©ewinne  mit  ober  iß 
9Iieten  in  ein  anbereS  gel  hau.   Von  zwei  SBaifenlnflbr»  p 
wohnlich  wirb  nun  gleichzeitig  auS  jebem  8?abe  bin  es 
Kummer,  bort  ein  ©ewinn  ober  eine  9liete  gezogen,  m} 
Vermehrung  beS  3ntereffeS  für  bie  Spielenben  gef <cp«cbt  !t 
3iebung  meifi  in  mehren  klaffen,  baber  ßtaffcnlo: 
wobei  bie  Cinfifee  für  iebe  ßlajje  befonberS  entrichtet  wc 
ben.  JBci  biefen  gorterien  nun  ift  ber  Setrag  ber  SbtaMv 
für  fommtlicbe  goofe  bem  Verrage  ber  XuSgabc  t& 
liebe  ©ewinne  gleich.   Um  baher  bie  VerwaltungSfofB  f 
beefen  unb  einen  Vorteil  oon  ber  Untetnebmung  »  F 
bjn,  fo  gefebiebt  ein  ^rocentobzug  (gewöhnlich  jtö  «■ 

tunbert)  oon  jebem  ©ewinne,  wovon  ein  großer  ÄbÄte 
taate  jufAUr.   3um  Vertriebe  ber  goofe  fieHt  bk  W» 
riebauptfaffe  j>auptcollecteurS  an,   bie  fie 
muß,  unb  biefe  haben  wieber  Subcollecteutt/ffc»*' 
jene  fielen  müffen.  3ur  Vergütung  für  biefe  wirb 
ber  beim  Xnfaufe  ber  8oofe  ein  ReineS  Xufge»  e«tn*| 
ober  bei  Auszahlung  ber  ©ewinne  ein  Xbjua.  ton  3 
cent  gematht,  fobaß  ber  wirflicb.t  85«lrag  ber  ©crorMi i£ 
mer  um  13  f)roeent  geringer  iff  als  ber  5?ominaI»<rH.  I" 
bie  lct}te  3ichung  wirb  ein  &6db|ier  ®ewüw  tU  WP* 
ted  großes  8ooS  aufgefpart.    über  bie  ©eftfc  BW» 
ricb.tungen  einer  Sottettc  werten  gebruefte  Sottericr 


TiOuisdor 


»68 


Löwe 


pftn,  btacbte  eS  jebo#  enblicfc  babin,  bajj  et  ben  Sang  eü 
ort  SDbtrfilieutenantS  erbielt  unb  »ur  Brmee  commanbirt  würbe, 
rorlc^e  gegen  griebricb  II.  im  gelbe  lag.  SRun  erwarb  et 
ftd>  balb  ben  Kubm  eine«  auSgejetd&neten  SDffijier«  unb  würbe 
1785  gelbmarfcb«a.  9?acb)  bem  Siege  bei  ^odjfirf^en  würbe 
tr  in  ben  greiberrnflanb  erbeben,  unb  natfi.  bem  Siege  bei 
Äuntr&borf  würbe  ibm  all  gelbjteugmeifter  ein  jjrer  oon 
30,04)0  9».  ubergeben.  Gr  erwarb  fieb  nun  btircb  feine 
meijier&afte  Äriegfubrung  fogar  bie  Xc&tung  feine*  großen 
©eantrö  griebric$  II.  9toa)  bem  bubettftburger  grieben  be* 
gab  et  fieb  naeb  Äarlöbab,  um  feine  ©efunbtjeit  berjufteüen, 
unb  würbe  bi«  mit  ©ettert  befannt;  1773  befuc&te  et 
mit  3ofepb  H.  bie  gewonnenen  £6nigreicr)e  ©alijien  tmb  2o* 
bometitn.  25er  Äneg  mit  ber  Pforte,  anfangs  obne  ü)n  ge* 
fü^rt,  würbe  oon  ibm  fiegbaft  beenbet  unb  erwarb  ibm,  na» 
mentlicfc  bie  (Sroberung  oon  SJelgrab,  neue  ttuSjcicbnungen. 
Cr  würbe  juxm  ©eneralifftmuS  ernannt  unb  crbielt  ben  «Stern 
beS  2lierefienotben8  oon  JBriÜanten,  welken  eigentlich  nut 
ber  Saifet  ftlbjt  al«  ©rofjmeiftet  trug.  Äaifer  fceopolb  gab 
für  bcnfelben  nacbmalö  bei  23itwe  fc.'ö  50,000  ©ulben.  3m 
ibrgriff,  einen  neuen  gelbjug  gegen  fycufan  ju  unterneb* 
men,  fiarb  S.  im  Hauptquartier  ju  9teutitfcf)ein  in  5Ra> 
ren  1790.  Cr  liegt  ju  £aber«borf  bei  SBicn  im  $«rf  be* 
graben  unb  fein  ©rab  ift  mit  SBerfjtüden  gefcbmücft,  bie 
bei  ber  ©roberung  oon  Seigrab  an  einer  ©rabftätte  aufge* 
funben  worben  waren.  ZU  ÜRenfcb.  jeiebnete  fieb.  £.  burefc 
SRäjjigfeit  unb  JBcfc&eibenbeit  au8,  «IS  getbberr  burefr  £ubn= 
beit,  diaftbbeit  unb  S3efonntnbetf. 

Ccmiß&or  ifl  eine  urfpninglicb  ftanj.  ©elbmunje,  wel» 


cbe  juerfi  oon  Eubwig  XIII.  geprägt  würbe  unb  oon  birfn 
ben  SRamtn  trbalten  bat.  ü»an  unterfebeibet  bin  «Um 
gouiSbor,  melcber  gewöbnlicb  5  SEblr.  8  ©r.  gilt,  »on  bar 
neuern,  fogenannten  Scbilbtouiäbot  (Carotin),  welrber  * 
Zi)lr.  4  ©i.  gilt.  Jüicb  nennt  man  bisweilen  ben  üaubt&ala 
SouiSntuf.  —  9Ran  pflegt  im  ungemeinen  8oui*tcr  ai6 
alle  beutf^en  ©olbmunjen  ju  nennen,  roelcbe  ju  5  Zbit 
©otbwertb  geprägt  futb,  unb  gegen  Silber  ein  Kufge" 
(f.  b.)  oon  burcbfcbnittli<b  IC  ©r.  erbalten. 

tönt  (bet),  ein  jum  Jtafcengefcblecbte  geb&rigtS 
tbier,  würbe  febon  im  aitertbumt  feinte  ©te§e  unb  fei 
ttnffen,  majeftatifeben  Xnfebend  wegen  bet  Äönig  ber  Krim 
genannt   So  weit  SRenfcbengebenfen  retebt,  wat  er 
befannt,  unb  jwar  niebt  nur  in  Xftifa  unb  Biitn 
et  würbe  eiuft  aueb  in  Europa,  namentlicb  in  ©rieche: 
gtfunben.   Sefct  ftebt  man  ihn  meifl  nur  noeb  inKfrif«,« 
2£fien  feiten,  juwtilen  nur  noeb  tinjeln  in  JDffinbien.  3« 
aitertbumt  fam  et  bagegen  aueb  in  Hficn  fo  läufig  um, 
ba|j  bie  8?6mer  oon  bort  ju  ibren  fcbiergefeebten  .beert« 
oon  2öwtn  nacb  [Rem  brauten.    So  foQ  Gäfar  auf 
mal  400  unb  ^)ompeju§  GOO  Srücf  86wtn  ju  ben 
lidben  Spielen  babtn  btrbeiftbaffen  laffen.  —  £>er  r' 
5—6  g.  lana,  unb  2—3  g.  boeb,  b«  ScJ>wanj  3 
©ein  ^opf  tft  gtof,  futj  unb  tunblicb.    2>en  S&i\: 
mdnnlitbtn  86wen  bebwft  oon  ben  jDbren  bid  über 
Scbultem  bin«"*  «ne  iottige  SUibne,  bie  ben  SBeibt 
fo  wie  ben  3ungen  ganj  feblt;  fie  bilbet  fiefc  erfi  mit 
oierten  3ab,te  oollftanbig  au§.    ©benfo  ift  ber  85aud> 
jwiftb.en  bie  ^intttfüße  (angSbin  mit  einem  erreifen 


aui  ■ 

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£kt!i  bei 
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Iiowenstein 


WO 


LuwenstelD 


i\ftt  ©ollen»  unb  Sucbfabrifen  au«.  3«  3-  1362  erregen 
tic  Sudmiaeper  eint  Cmpörung  unb  würben  größtenteils 


vertrieben.  Sie  legten  ben  ©runb  ju  btr  engL  Zwfciu 
tauen.   3e(it  iß  befonberi  bie  ^Bierbrauerei  bebuittnc. 


.  Cdmrnsttin  tfr  eine  Graffcbaft  im  Dberamte  2Öein*berfl 
be5  rourtemberg.  9cccfarfreifc$,  ju  welcher  baS  Jöergfdjloß 
gleicbeä  Samens  gebort.  Die  ©rafTcbaft  umfaßt  2)'i  DSD?, 
mit  C>500  öinro.  Scac&bem  fie  f dp o 1 1  früber  eigne  ©rafen 
gebabt  rjatte,  fam  fie  1441  an  bie  'pfalj  unb  ber  Jturfürft 
grieoridj  I.  von  ber  $falj  gab  fie  feinem  natürlichen  <5obne 
ijubroig,  »eld)en  Jtaifer  Sttarimilian  L  al$  ©rafen  »on  W« 
ivenjiem  in  ben  9fticb$grafenflanb  erbob.  Subroig  II.,  be$ 
Srrcabnten  Cnfel,  nannte  ficb.  nacb  ßrroerbung  ber  ®raf> 
fdjaften  SBertbeim  unb  SJodjefort  ©raf  von  2on>enjltin»SBert» 
beim  unb  feine  beiben.  (Söbne  flifteten  bie  beiben  nod)  befle» 
rjenben  Linien,  namlicb  ßbrifropb  Subvoig  bie  S3icneburg'f 
fdje,  jefct  jreubenberg'fcbe,  unb  3obann  SEtjeoUor 
bie  {Roebefort'fcbe,  je&t  iJtofenbera'febe.  Tic  erfte  tcr 
beiben  Sintert  befat  bie  $A(fte  ber  ©raffebaft  Sfonjcnflcin 
neb|l  einem  Äntl;eil  bet  ©raffdjaft  Limpurg  unter  roürtem« 


bergifdjet,  bie  fialfte  bet  ©raffe&aft  {Bertbtu«  wt« 
feber  unb  babifcfjtr  <Staot£r>o^eit,  bat  fonfi  »ürjbu^  ~ 
greubenberg,  bie  Äartbaufe  ©rünau,  bie  $wpjki  Z^j 
flein  unb  vier  fonfi  mainj.  Dörfer,  jufamrara  8  I» 
mit  21,708  Cinro.  (Sie  bat  170,000  ©ulben  ji&rli*!  v 
fünfte.  35iefe  8inie  jerfattt  wieber  in  jwei  CpecwC''' 
beren  Häupter  1812  vom  itinige  »on  fltaere  1* 
vom  £6nige  von  SBJürtembera  in  ben  Rurftatfwb  trt* 
»orben  finb.  EermaligtS  Dberbaupt  bet  BollraW*'' 
epeciallinie  ift  ber  gürft  2ßilr>.  8ub».  Seorg  (f 
am  15.  gior».  1775,  ©tanbeäberr  feit  1816), 
nior  bc8  ©efammtbaufeS,  wurtemberg.  AnW'Dtcrff48* 
r)crr  unb  babifeber  ©eneralmajor  ift.  Dbtrbaupt  bet  itv 
feben  ©pecialtinie  jfi  bet  gürfr  fcibw.  In*-*!' 
(geb.  am  26.  3tpr.  1781,  etanbt*b«x  feit  1825),  m 
bair.  Hittmeifrer  k  1«  uuire.  —  Tüt  Knie  ti»«l»'" 


»qIc 


Lübeck 

hagen'fche.  £<n  3immer  ent^aU  30,000  ftiguren.  Untet 
ben  Äirtben  jeidmrf  ftcb  bie  3)faticnHrd>e  auf.  Sit  entbält 
gleichfalls  fdjone  Scbni^rcerfc,  einen  marmornen  Älter,  eine 
ajironomifdje  Ubr;  einen  Jtobtentanj  u.  f.  ro.  Hufgejcicbs 


Lübeck 

riete  ©emalbe  finben  ftcf>  auch  in  bem  JDome,  in ! 
firebe  unb  ber  nirbt  mehr  juni  ®ottc*biertfle  bemnjttn  i. 
tbarincnfrrche.  Sion  Jöilbung&anfialten  finb  hier  ein  Spt* 
fium,  iin  Sdjullebrcrfeminar,  eine  Steeigahoniffale,  tat 


ledmifche  Schult;  unter  mehren  Vereinen  jei  ebnet  ftd)  bie 
patriotnebe  @(fcUfcbaft  jur  SBeförberung  ^cmeinfcbaftUcber 
)J[;äligfeit  ou$.  ©ebeutenb  ifl  noch  immer  ber  $anbel  &on 
8,  inbem  namentlich  in  SBein,  8eber,  jflachS  unb  betreibe 
Wcfcbafte  gemacht  »erben.  2>ie  gabrifatton  bejieb,!  ffd?  auf 
duefer,  (otärfe,  Seim,  Sabacf ,  8eber,  Kattun,  Sud)  unb 
treffen.  3n  bin  Siahn  ber  Statt,  Xra'vemünbe,  laufen 
jäbrlicb.  an  900  Schiffe  ein,  bie  Statt  felbft  befat  72 
Schiffe  unb  fc>t  einigen  3abreu  ftetjt  2.  mit  mehren  jpäfen 
ber  pfiff  c  unb  befonberS  auch  mit  Petersburg  bureb  Dampf« 
fchiffe  in  regelmäßiger  Jßerbinbung.  —  £>a§  ganje  in  jebn 
Kartellen  getbeilte  ©ebiet  bn  freien  ©tabt  umfaßt  C%  D3R. 
mit  21,000  (Sinro.  Daju  gehören  baS  '21  ml  Siergeborf  unb 
bie  SJierlanbe,  reelle  8.  mit  Hamburg  gemeinfebaftlieh,  be> 


fi|t.  Die  SRebnabJ  btr  ©nrootmer  ftnb  $rotefta*»;  5» 
ben  bürfen  nur  tn  bem  Dorfe  2Roiäling  wotroen.  X»» 
münbe  am  Sinfluß  bet  Snwe  in  bie  £)frfee  ifc  A  C* 
djen  mit  1100  dinm.,  einem  $afen  unb  ©eehabt  -  * 
michtigflen  mar  8.  jut  3«t  ber  iölütt  bet 
befjerrfcibte  e«  mit  feinen  glotten  ba* t ^W*** * 
f>atte  großen  politifc&en  Crinfluß  auf  bie  norbiftei  WJ 
3lad)bem  ftd>  1806  ba«  beutfcb.e  {Reich  <nf#W  ^'JT 
8.  felbftönbig,  bi«  eS  1810  bem  fraaj.  «enV  mm 
»urbe.  Gr5  nahm  bann  tätigen  2Tnn>eu  an 
SDeutfcblanM,  fiel  »war  1813  noeb  armwl  in  ^£2 
ber  granjofen,  würbe  aber  naeh  bet  Cfebfeftt  *2 
frei.  25er  ffieeeß  con  1669  liegt  bet  früh«  J"£ 
führten  bemofratifc&rn  »erfaffung  ju  ©nwbe.  ter  < 


Lucia  ii 


994  Ludwig  IX.  flKftu-v.  Fraokr.) 


Scbenfcln  langt«,  btdjte«  butd)  bie  furjttt,  oft  ganj 
ft Petiten  Dhrenpinfel,  cur*  ben  längetn,  nid>t  abgefiu^ten, 
fonbern  fegelförmig  julaufenben  Scbwanj  unb  bie  bebeuten» 
bm  ©röjjt,  obgleich  tr  niebriget  unb  gelungener  erfcbcint. 
Der  conabifdie  8ud>«,  im  9lotbcn  'ÄmerifaS  imb  "ÄfxenS 

Ju$aufe,  ifl  um  baS  drittel  fleiner  al«  bei  gemeine,  gram 
raun,  ohne  beutlicbe  glecfen.  Der  gud)»ludj«  bat  wie 
jenet  ein  gewellte«  gell,  ba«  im  Sommer  rötblicb,  im  Sßin» 
ter  braungrau  ift.  Der  Sumpflud)*  in  bcn  fumpjtgen 
®egenben  bd  fübl.  {RußlanbS,  in  $erfien,  Agppten,  9lubten, 
bat  ein  &eHgen>lid$raue3  gell  mit  einem  fa)warjen  Streif 
»on  ben  Äugen  bi«  jur  SRaft  unb  b°h<  ©liebmaßen.  25er 
CttefelluchS,  rotbatlb  oon  garbe,  bat  nach  binten  unb 
unten  ju  ftproarje  guße  unb  einen  Scbwanj,  ber  fajt  bnlb 
fo  lang  ift  al»  fein  Äörper.  QnUiö)  ijt  noch  ber  Jtatafal 
;u  bewerfen,  ber,  in  Äfrifa,  $erfien  unb  Arabien  eintet» 
mifcb,  einen  Scbwanj  hat,  welcher  ihm  bi»  auf  bie  gerfen 
berabreicbt;  bie  Ehren  haben  lange  ?>infel;  ber  $elj  ifi 
oben  roeinrotb,  unten  weiß,  bie  iöruft  gclbrotb  mit  brau« 
nen  glecfen  unb  bie  Ohren  flnb  außen  fcbwarj,  unten  weiß. 
Die  Sfcataren  foUen  junge  2ucbfe  jur  3agb  abrieten. 

Cucion,  ein  getffretcher  aried).  fatirifeper  Sdjriftfiellei, 
lebte  im.  2.  3obrb.  n.  Ghr.  (fr  mar  unter  ber  {Regierung 
•jjabrian'«  ju  Samofata  im  fübwrfll.  Afien  am  Cupbrat  ge* 
boren  unb  foHte  bei  einem  Dbetm  bie  Jöilbbauerfunfl  erler: 
neu.  Da  e«  ibm  aber  hiermit  niebt  glüefte,  fo  begab  er  fid) 
nad)  2lntiod)ta  unb  ergab  fid)  lircrarifcbrn  Stubien.  Sief) 
ber  gcrid)tlid)en  S3trrbtfamfeit  au«fd>Ue§lid)  wibmenb,  be* 
fud)te  er  al«  {Rebner  ©riecbenlanb ,  Stallen,  Spanten  unb 
©allien,  warb  unter  9Rart  Aurel  $rocurator  ber  bamal»  röm. 
fhooinj  Agppten  unb  flarb  unter  Qommobu»  80 — 90  3abre 
alt.  Seine  SBerfe  ftnb  tbeil»  erjdblenben  unb  rbetorifdjen, 
tbeiu?  fritifdjen  unb  fatirifchen  3nt>altö ,  meifl  in  ©efpradjös 
form;  bie  populairfien  barunter  finb  feine  „©ötten  unb  Üobs 
trngefpräcpe",  in  benen  er  mit  müßiget  8aune  bie  SJIptbeiv» 
gefd)id)te  fowie  bie  Seften  ber  $bilofophtn  befpöttelt.  Obne 
felbfl  irgenb  einem  Spfieme  anjupängen,  f impft  er  frei  ges 
gen  Jöetrug  unb  Aberglauben-  So  griff  er  auch  alä  ©rieche 
bie  Pon  ihm  alä  blo§e  Schwärmerei  betrachtete  a)rijilid)e  SRe» 
liaion  an.  Seine  SBerfe  ftnb  auch  befonber»  baburch  ge* 
fd)id)tlidj  intereffant,  weil  fie  un»  ein  treue»  JBilb  pon  bem 
bamal«  fo  jerriijVncn  3ujtante  ber  3eit,  befonber»  oon  bem 
erwad)enben  3weifrl  an  ber  SBäbrbeit  be»  alten  ©ötterglaiu 
ben»  geben.  (Sine  oertrefflidje  ttberfrfoung  feiner  SBerfe  bei 
fujen  wir  pon  2Bielanb  (6  öbe.,  8pj.  1788—89). 

filtlfer,  ein  lat.  SBort,  grierb.  ^b"»Pboro«,  beutfd) 
triebt  bring  er,  büß  bei  ben  ©rieeben  unb  $R6mern  ber 
planet  SBenu»,  wenn  er  be»  9Rorgen»  oor  bet  Sonne  auf» 
gebt;  £>e»petu»  bagegen,  wenn  er  a(»  Kbenbflern  ber 
untergebenben  Sonne  folgt.  2)er  Sl?ptbe  nad)  war  2.  ein 
Sobn  be»  Jupiter  unb  ber  Aurora,  weltber  als  Rubrer  ber 
Steme,  in  ©emeinfd)aft  mit  ben  ^>orett  (f.  b.)  bie  Son» 
nenroffe  unb  ben  Sonnenwagen  ju  beforgen  bat  unb,  auf 
einem  weißen  ^ferbe  fitjenb ,  ber  {Borläufer  ber  SRutter  ijt. 
Bei  ben  {Römern  würbe  er  baber  a(»  ber  £3efd)ü($er  ber 
JReitpferbe  perehrt.  3n  ben  neuern,  d)riftlid):mittelalterlid)en 
Sagen  gilt  btefer  9lame  al»  SBenennung  be»  XeufelS,  unb 
baber  ift  im  umgefebrten  Sinne  wie  bet  ben  ©ried)en  unb 
S6mern  guetfet  p»"  ber  $ürfi  ber  fftniternip,  wtiebe  äüe« 


jeiefmung  oon  einer  aHegorifdfen  Crflärung  bei  3Smd 
9,  22,  fcurd)  bie  Äirrbenoäter  (f.  b.)  berrübrt,  bic bic 
barin  enthaltene  {Bergleidning  be»  Jtönig»  »on  eotfiMirit 
bem  SRorgenfterne  auf  ben  a^ufel  bejogen. 

Currrtta  war  bie  Xocpter  eine»  eblen  SJemerJ  tsuv  U 
©>ittin  be»  £uciu»  Sarquiniu»  ßollatinu»,  welcher  ein  £t 
wanbtet  oon  aiarquiniu»  Superbu»,  be»  fiebern«  f.'::  -.-. 
be»  alten  9\om»,  war.  Sei  ber  ^Belagerung  ton  Vn 
erfahrt  be«  gestern  Sohn,  Sertu»,  burd)  ben  ISeauhlba 

2.  felbfl  von  beren  au»nchmenber  Schönheit,  reitet,  um  54 
mit  eignen  Augen  baoon  ju  überjeugen,  nod)  in  in  fui: 
au»  bem  gager  ju  3«ncr  \)in,  wirb  gafifreuntui  .. 

ihr  al»  SJerwanbter  empfangen  unb  entehrt  fie,  oon  ;hc 
Schönheit  entjünbet,  inbem  et  bet  ffliberfhebenten  h:U 
fie  fonfi  felbfl  bet  Untreue  gegen  ihren  ©cmabl  ui  bejitt 
gen.  &  läßt  hinauf  ihren  Batet,  ihren  ©emopl  nb  ün 
übrigen  SBcrwanbten  au»  bem  Säger  herbeirufen,  ft^tft  übb 
bie  an  ihr  Beruhte  Sdjanbrhat,  läßt  fie  JRache  bafur  $*ka 
unb  entleibt  fiep  barauf  oor  ihren  Augen  mit  einem  Be* 
(50!)  v.  (5hr.).  3hr  Sob  war  ba»  Signal  jw  fnM 
JRom»,  inbem  SoUatinu«,  perbunben  mit  Brutus  ('.:. 
ben  Xprannen  mit  feiner  ganien  garailie  au«  So»  Körnt 
unb  bie  fönigl.  SBürbe  aufhob. 

Cucullu»  (2.  8iciniu«),  eht  ebler  Stoma,  jn^nelr  ii 
fchon  ftüh  ol»  Ärieger  burd>  Älughfit  unb  Japterto:  - 
befonber«  in  ben  Söürgerfriegen  be«  SRariu«  unb  Ciuk  3i 

3.  75  i-.  Öhr.  würbe  er  Oonful  unb  BefebWbaber  td$t> 
rc«,  welche«  nad)  (Silicien  gegen  9Rithribate« 

(Sr  befiegte  ben  SKithribate«  unb  machte  fein  Seiih  fmi 
jur  röm.  5>ro»inj,  nad)bem  jener  nach  Armenien  an  2: 
grane«  geflohen  war.  Da  biefer  fid)  weigert,  beinh*» 
te«  an  bie  {Römer  auszuliefern,  fo  jieht  8.  aud)  W>  ¥ 
ju  gelbe  unb  befiegt  ihn.  SfRitbribate»  fdntpft  mbrt  f* 
unb  8.  wirb  burd)  9Reuteteien  feinet  Solbaten  gehwW,  p 
gen  ihn  mit  Gtfolg  ju  opetiren.  {Rom  nimmt  ipm  baßi«' 
befchl  unb  ruft  ihn  »om  Ärieg«fo>aupla|e  ab;  bo^  w*f 
mit  allen  ^od)ad)tung«bfjeigungen  empfangen  unb  feittt  t 
nen  glänjenben  äriumph.  9iun  lebt  er  al«  yriwHtBn1  • 
{Rom  in  lippigfeit,  bie  au»  Afien  mitgebrachten  ©Wt« » 
febwenbenb,  bod)  aud)  eblern  unb  emflern  ©efd>äftm- 
wibmenb;  benn  er  hatte  w^hrenb  feine«  Aufenthalt*  in» 
afien  mit  ben  bort  lebenben  f>hilofi>vben  Pertrautm  Uafl 
geoflogen.  Daher  fe^te  er,  nach  {Rom  jurüdgefeW^ 
ba«  Stubium  ber  g>b«t>fopbte  fort  unb  jog  oiele  S 
nach  8tom,  benen  er  freien  3utritt  in  feinem  *©«^S»P* 
tete.  Auch  ließ  er  eine  jablreiche  öffentlich«  CftM» » 
gen,  btr  (iicero  (f.  b.)  fleißig  bemujte.  Duro)  * 
giftung  foll  er  julefct  roohnwüiig  geworben  fem,  (irtif  ■ 
tbm  feinen  Sruber  jum  SBormunbe  fe|te,  unb  er  fW» 
barauf,- 66  ober  68  Söhre  alt,  im  47.  ober  48. 3*bre  s.  * 

—  Durch  8.  famen  bie  erften  Jlirfchbäume  74  o.  ÖJ-  * 
ßetafunto  in  ?>ontu8  nad)  {Rom  unb  oewreitete«  P* 
ba  au«  übet  (futopa.   Cine  üppige  unb  wricbiithe 
weife,  wie  fie  baß»  in  {Rom  allgemein  ©itte  «MAcf 
nach  ihm  eine  gucullifcpe  genannt. 

Cuöwig  IX.,  bei  ^eilige,  Jtönig  oenpWajJß* 

—  70,  würbe  1215  geboren  unb  regierte  nac&beniMKp 
ne«  jBater*  8ubwig  VIII.  anfana*  unter  ber 

feinet  SRuttet  »lanca  Pon  ßajtilitn.   Cr  wtc  m  W 


I^«dwl&XIV.(fi5n.T.Fraiikr.)  TiQ  LndwlgrXVI.(K5ii.T.Frukr.| 


feRttn,  welche  ©ebietStfjeile  mit  btn  abgetretenen  $ta|en 
granfreich  juftelen.  Diefelben  brauten  bebeutenbe  ©ebiete 
an  granfreieb  unb  1681  brachte  9.  auch  Strasburg  in  feine 
©eroalt.  <5in  1684  mit  Deutfcbjanb  unb  Spanien  auf  20 
3afjre  abgcfchloffener  JBaffenfKUftanb  befeftigte  it>n  in  feinen 
angemaften  iBefifcungen.  9cacbbem  1683  Volbert  geftorben 
tsar,  begann  granfreieb  roieber  ju  ft'nfen.  8ouooiS,  bet 
»Beichtvater  8acbaife  unb  bie  SRaintcnon,  mit  welcher  8.  feit 
1683  nach  bem  Jtobe  feiner  ©emablin  heimlich  vermählt 
war,  berebeten  ben  A6nig,  baS  Cbiet  von  «Nantes ,  welches 
ben  Rcformirten  bie  {Religionsfreiheit  fieberte,  1685  aufju» 
beben  unb  in  golge  biefer  unbefonnenen  £>anblung  verlie» 
ßen  700,000  gewerbtbärige  ßinwbbncr  granfreieb  unb  brach» 
ten  ftanj.  Snbuffrie  nach  anbern  europ.  2  ändern.  &n  neuer 
Jtrieg  brach  1688  auf  8ouvoiS'  SSeranlaffung  gegen  Dcutfcb« 
lanb,  $odanb,  Spanien,  Savopen  unb  (tnglanb  aus  unb 
enbete  erft  1697  mit  bem  rpSwicfci  grieben,  bureb  welchm 
8.  genötigt  würbe,  alle  reunirten  JDrte,  fowie  äBreifacp, 
grrtburg,  Acbl  unb  |)^ilipp$burg  unb  bie  f (einem  t>on 
granfreteb  bieSfeit  beS  9?r)cin5  errichteten  geftungen  t>txau$> 
jugeben.  8.  gab  weniger  ber  2)cacbt  feiner  ©egner  als  bet 
eignen  9>olitif  nach,  inbem  er  für  feinen  Gnfel  Philipp  von 
2njou  auf  bie  Erbfolge  in  Spanten  hoffte.  Aarl  II.,  Sie- 
ms von  Spanien,  jtarb  1700  unb  bintertiejj  ein  JEefiament, 
bureb  welches  f  fjilipp  von  Äniou  alS  fein  91atbfo(ger  be> 
jetebnet  würbe.  Die  SBerwirfliebung  biefe*  &eflament8  ver> 
focht  8.  in  bem  fpan.  Crbfolgefriege  1702—13.  3n  biefem 
Jtriege  mar  er  fept  unglücfltch,  boefe  nabm  berfelbe  ».ulcfet 
noch,  eine  für  ibn  günfitge  SBenbung,  unb  in  golge  ber  gric- 
benSfcblüffe  von  Utrecbt  1713,  Öfaffabt  unb  JBaben  1714 
rourbe  $bilipp  V.,  8. 'S  (fntel,  als  Äönig  ton  Spanien  an» 
ertannt,  jedoch  einet  möglichen  Bereinigung  von  granfreieb 
unb  Spanien  für  bie  äurunft  vorgebeugt,  aueb  8.  beftimmt, 
an  Snglanb,  $oUanb  unb  Saoopen  einige  Abtretungen  mi 
machen.  Der  größte  Sfachtbeil  aber  mar  für  8.,  baß  alle 
feine  unb  feinet  ÜanbeS  Jtrafte  gefchwäcbt  waren,  eine  un* 
geheure  Scbulbcnlaft  lufammengejogcn  unb  (Solbert'S  SBerf, 
ber  SBoblflanb  granfreichS,  vernichtet  aar.  8.  fiarb  am 
1.  Sept.  1715.  Gr  mar  feiner  äußerlichen  (Srfcbetnung 
nach  ein  voQfommen  feböner  unb  bureb  anmutbiae  SBürbe 
imponirenbet  SWann,  unb  feine  vorjüglichfte  Äunft  war  bie, 
ausgezeichnete  SRenfchen  ju  erfennen,  in  Dienft  )u  nehmen 
unb  ftcb  ju  verpflichten.  Gr  hatte  bie  ausgejeiebnetften  ÜRi« 
nifter,  gclbberren  unb  SBerf ünbiger  feines  JXubmS;  benn  et 
begünfiigte  Jtünfte  unb  9Biffenfcbaftcn  nicht  nur  innerhalb 
ferner  Staaten,  fonbern  ehrte  auch  auswärtige  Aünftler  unb 
Schriftfteller  bureb  fJnigL  ©efehenfe  unb  anbere  ÄuSjeicb> 
nungen.  2J?an  bat  au's  biefem  ©runbe  fein  äeitaltet  als 
baS  ber  bcchficn  geißigen  JBlüte  granfreichS  aepriefen 
0*.  granjififebe  jtunft,  Literatur  unb  SBtffen» 
fchaft),  unb  gewiß  ift  wenigftenS,  baf?  granfreieb  niemals 
alänjenber  erfebienen  ift  als  unter  8.  XIV.  Diefet  ©Ion} 
fcbmeichelte  ben  granjofen  unb  blenbete  baS  XuSlanb,  fobaß 
franj.  Sprache  unb  Sitten  unter  ben  gebildeten  Stänben 
aller  europ.  SBälfer  Gingang  fanben  unb  bie  granjofen  lange 
•Jeit  als  baS  gebilbetfte  Süolf  anerfannt  würben.  Die  mäch» 
tigfien  Xriebfebem  von  8.'S  ^anblungSweife  waren  inbeg 
Äuhmfucht,  ^»errfchfucht  unb  wenigftenS  jum  2bfi(  auch 
fBigotcrie,  unb  bet  beSpotifcbe  Äintg  würbe,  ohne  eS  ju 
wiffen,  nur  ju  ^duftg  bureb  bie  8ifi  feiner  Diener  unb  bie 


3ntriguen  feiner  ©eliebten  beftimmt  9?aehbem  (Wkrt  W 
war,  oerftegten  aümälig  bie  «Quellen,  um  bie  angetan 
Ausgaben  ju  beftreiten,  welche  8."S  Sucht  ju  günpat 
feine  ^>eere  n6tbig  machten,  unb  ba  bennoch  feine  SiniW» 
hingen  erfolgten,  iMclmehr  burch  beS  JlriegSrainiftert  tu:.- 
fRdnfe  granfreieb  in  neue  febwere  Ariege  oetwidrit  «et: 
fo  war  baS  enblicbe  Äefuitat  baS  6lenb  beS  franj.  Mi. 
eine  Sebulbenlaft  von  2500  SWiQ.  8ivreS  unb  bniwfte 
Seachbarftaaten ;  benn  bie  franj.  #eere  hatten  nach  nmif 
Anleitung  mit  fchaubtrhafter  SBerheerungSfucht  überall  p 
wirtschaftet,  wo  fie  bingefommen  waren.  Dur*  HM 
^olitif,  febmachvoHe  8ift  unb  treffliche,  ftetS  fifelajitt» 
Äccre  hatte  8.  granfreieb  vergrößert,  wie  feiner  ferner  b' 
gänger,  aber  enblich  mußte  et  bie  meiften  feiner  «ar- 
ten JBefifeungen  wieber  httauSgeben,  ohne  baß  faatoti)  n 
bet  Erwerbung  Spaniens  für  9h<[>VP  v-  €orft>M 
gung  fanb.  Xuf  biefe  SBeife  h«t  8.  XIV.  ben  ©rr-i 
bem  nachfolgcnben  Unglücfe  granfreichS  gelegt. 

Cuömiq  XVL,  Aflnig  von  granfreich  1774— W 
am  23.  «ug.  1754,  führte  als  $rin»  ben  Sitel  ^erj»|  M 
Söerri,  würbe  1765  Dauphin  unb  folgte  feinem  ©rt^Msr 
Subwig  XY.    Schon  1770  hatte  er  ftet)  mit  Staie  Ii' 
toinette  (f.  b.),  «Jrjhenogin  von  ^iftreicb,  verhenarti 
JBotf  begrüßte  ihn  bei  ferner  $bronbefteiguna  mit  tr 
namen  le  dlsir*,  b.  h-  ber  Srfehnte,  boeb  c.  lebnt«  tr.- 
ben  auS  ffiefchetbenbeit  ab.   St  wat  einet  bet  monlift  t» 
ften  2Renfcben  unb  bet  wohlwollenbfte  Äönig,  aber  er  nc 
auch  fchwach  unb  unentfehloffen,  unb  fo  fara  ti,  ffl§  ere» 
neStheilS  oen  an  ihn  gefreuten  Xnfoberungen  tu  irr: 
gab  in  bet  Meinung ,  babureb  baS  SBefie  feine*  Betbl  ? 
forbem,  anbererfeitS  fld>  webet  tiner  bet  gegewiMh»  * 
tmmet  wachfenber  Erbitterung  fhreitenben  Parteien  wMaf 
anfehloß  unb  ihr  burch  f«n  Xnfehen  ben  Sieg 
noch  fein*  e<9nt  äberjeugung  mit  fBewußtfein  imb  $t 
feit  burchjufe^en  unternahm.   SBäbtenb  tt  ftö)  fetbfr 
2frt  von  iuSfchweifung,  \a  felbft  foftfpieliger  BtV'ffF 
ftreng  enthielt,  gönnte  et  feinet  ©emablin  unb  ben  tt'- 
^Jrinjen  einen  'Äufwanb,  welcher  um  fo  weniger 
ürbnung  wat,  als  bet  iJuftanb  bet  ginanjen  wt  itte 
Sah«  fcx;lechtet  mutbe.    3unächft  wat  es  bet  giMtg» 
ftet  SSurgot,  ein  ebenfo  gefcheutet  als  redjtfcbaffcoei 
weichet  ben  Staat,  bet  an  fo  vielen  ©ebreefcm  ün 
granfttich),  burch  jeitgemäße  ÜRaßregdn  W  brilo» 
ternahm,  welche  bie  bevorrechteten  Stänbe,  ten  IM 
bie  ©ciftlicbfcit,  in  ih«n  vermeintlichen  unb  »«fWälF 
vilegien  fränften,  unb  nacr/bem  fich  8.  burch  fei«W* 
hatte  beftimmen  laffen,  jene  SRaßregeln  ju  biOigen,«!*»^ 
bie  ^)erjen  jenes  SEbeil»  feiner  Unrtrtbanen  entfremte;; 
et  ftcb,  «tt  gemacht  burch  ben  ffliberftanb,  bea  er  ^ 
beftimmen,  Syrgot  unb  ben  ihm  gleichgefinnten  f 
SRateSherbeS  faHen  »u  laffen  unb  bie  fchon  eiltgeltitetffl»' 
befferungen  aufjugeben ,  ja  Süeffchrittt  ju  m*bci 
nachtbeiltgftcn  würbe  für  8.  bet  Jtrieg  von  1778 
©unften  ber  norbamerif.  greiftaaten.   DerfeO>e  hftK  W 
JDfiH.  8ivreS  unb  brachte  in  bie  Äöpfe  bie  (Sebanft«  W* 
fanifajet  greiheit  ©n  ginanjminifter  nach  bem 
an  bie  Äetbc  unb  feinet  vermochte  ben  ein 
nungen  in  ber  ©elbwirthfebaft  ein  äitlju  feten.  t  ■ 
ftigte  ben  Äbel  bei  ber  JBefe&ung  ber  SRilitairMi  p 


Ludwiff Philipp  (Kön.d.  Franz.)  71$  TiUdwi^  Philipp  (Kün.d. Franzi 


ben  3ar)re  mußt«  er  SBerona  »etloffen.  Cr  lebte  nun,  be» 
fönte  r»  vonßnglanb  unterilüfct,  an  verfdjiebenen  jDtttn  unb 
ertrug  baS  Unglücf  feines  Kaufes  mit  SBürbe  unb  obne  fei» 
nen  21nfprücben  ju  entfagen.  Der  griebe  von  fcilfit  ni< 
tbigte  il;n  1807  nad;  Gtiglanb  ju  geben.  Cr  taufte  1809 
bis  ©d)lo(j  ju  #artweU  in  öuetinghamfhire  unb  lebte  ba» 
fclbfl  im  Umgange  mit  ben  aöiffenWafteit  bi4  1814,  wo  er 
bureb  ben  SenatSbefdjluO  unb  nad)  bem  ßonjlitutionätnt» 
würfe  vom  5.  21  pr.  auf  ben  &bton~" berufen  raube.  2fm 
26.  Äpr.  betrat  c.  ju  GalaiS  ben  franj.  SBoben,  empfing  in 
©tjjDuen  bie  Deputationen  ber  S3eberben  von  $ari6  unb 
erflirte  am  5.  Apr.,  bag  er  ben  GonfiitultonSentwurf  bem 
SBtfentlicben  nacb  anna&me,  aber  baS  ©anje  ber  Gcnftitiu 
tion  bureb  eine  Gommiffion  bes"  Senat*  unb  ber  gefefcge« 
benben  Verfammlung  naber  geprüft  unb  bearbeitet  werben 
füllte,  föet  feinem  am  3.  SDtai  erfolgcnben  ©niuge  in  $a> 
ri3  getobte  g.  Vergeffenbeit  aller  Vergebungen  granfreidtf 
gegen  fein  SiegentenbauS.  Gr  fclbfl  war  mäßig  unb  weife, 
aber  fein  auS  eifrigen  Anbingern  beä  alten  ÄönigtbumS  be» 
ftcbenbcä  2Kini|ierium  war  nicht  geeignet,  bie  @emütber  ju 
beliebigen  unb  ju  verföbnen.  21(3  baber  Napoleon  von  ber 
Snfet  ©Iba  nacb  gtantreid;  jurücffeljrte,  fiel  ibm  baS  Voll 
unb  ba«  £eer  in  Waffe  ju  unb  t.  flof)  am  20.  SRirj  1815 
aus  $arid  nacb  ®ent.  3um  jweiten  9Rale  feinte  er  mit 
ben  Speeren  ber  Verbünbeten  nacb  granfreid;  jtuuef,  erflirte 
in  ber  'Proelamatiun  von  Gambrao  am  25.  3un.  Vergebung 
bei  neuen  Abfalls  mit  AuSnabme  ber  Verritber,  «efefh» 
gung  ber  ßonflitution  unb  jeitgemige  Verdnberung  bes  9te» 
gierüngSfoflemS.  9Jadbbem  c.  am  9.  3ul.  wieber  in  'Paris 
eüigejoaen  war,  ergriff  er  triftige  SRagregeln  jur  JBefcfii« 
gung  feines  Sbront«,  von  benen  bie  burcbgretfenbfV  bie 
JDrganifarion  eine»  neuen  #eet3  war.  £ierauf  würbe  über 
Diejenigen,  welche  als  Vertaget  bejeiebnet  würben,  ein 
fhenge»  ©eriebt  gebalten.  9ceo,  9Routon>Duvernet  unb  2a= 
bebcniere  würben  erhoffen,  Anbete  bitten  ftd;  bureb  bie 
glucbt  gerettet,  Viele  würben  verbannt,  allen  Verwanbten 
ÜRapoleon'S  bei  StobeSfhafe  baS  ßanb  unterfagt;  aiuh  Die, 
welcbe  für  ben  JEob  gubwigXYL  geftimmt,  würben  verwie» 
fen.  Sine  Seit  lang  fcfcien  bie  an  ber  veralteten  gorm  tiun- 
genbe  'Partei  ber  Äöniglicbgefinnten  wieber  ganj  bie  Ober< 
banb  ju  gewinnen;  bod;  bie  Slegierung  unb  &  fclbfl  fabci» 
balb  ein,  bag  man  bem  bleuen  Goncefponen  machen  muffe, 
unb  fo  gelang  eS  ihnen,  bie  VoltSfiimmung  feit  1819  für 
l'd)  4"  gewinnen.  Tiber  fdum  im  folgenben  3abre  gab  bie 
Grmorbung  be»  #erjog$  von  JBerri  ber  gartet  wieber  Gin« 
flug  unb  GJewalt,  welcbe  fpiter  nocbmalS  bie  ©ourbonS  in 
baS  Verberben  jog.  c.  felbft  würbe  von  biefer  gartet  als 
ui  wenig  Äovalift  betrautet  9tacfibcin  2.  noeb  1823  bie 
fcbnclle  unb  fiegreiebe  33eenbiguna  beä  Jtriegeö  mit  Spanien 
erlebt  batte,  ftarb  er  1824.  Xarl  X.  (f.  b.)  war  fein 
Statbfolger. 


am 


Cu&roig  Philipp,  regierenber  Jffintg  ber  graniofen,  geb. 
6.  Da.  1773,  war  ber  ©obn  be?  ^ter^og»  ÜouiS  3of. 
"pbil.  von  JDrleand,  weldper  fo  lebhaften  2lntbeii  an  ber 
franj.  Revolution  nahm,  fielt  ben  Zittl  (Egaltte1  geben  lieg 
unb  1793  mit  ber  @uidotine  enthauptet  würbe.  Die  bureb 
JXugenb  audgegeiebnete  Gkmahlin  be»  fittenlofen  .ßcr^ogä  er» 
jog  ihren  Sohn  auf  baä  trcffücfifie  unb  gab  ibm  bie  vor» 
jüglicbften  gübter.  SBäb«nb  be5  SriegeS,  welcben  grant« 


retcb  1792  ju  fübren  b«tte,  biente  8.  in  ber  Jtrcuc  v: 
jeiebnete  fieb  befonberS  bei  Valmp,  Souffu  unb  3«nfpi 
au».  SRacbbcm  er  aber  am  4.  2lpr.  17Ü3  au*3flwat«: 
war ,  würbe  er  geästet  unb  ein  ^reis  auf  feinen  Inf  p 
fe^t.  3n  <3<baffbaufen  traf  er  mit  feiner  Schweiler  ttuk 
unb  feiner  ehemaligen  &rjicbertn,  ber  grau  von@enikv» 
fammen.  Gr  lebte  nun  in  ber  griffen  Dürftijftit  unt  Lk 
ftcb  im  £ct.  1793  am  GoQcgium  gu  Keidjcnau  bei  (Hz 
al»  $rofcffor  ber  SRatbcmatit  unb  ©efcbidjte  anfleBa,  e 
bem  er  ben  tarnen  Ghabo»  annahm.  21d)t  Staute  \St 
er  in  biefer  Stellung,  welcbe  er  mit  <5b«n  ta&Ültt.  V 
bie  9?acbricbt  von  8iobe»pierre'ö  Untergang  lebte  er  tv 
unter  bem  tarnen  Gcrbn  als  'Adjutant  be$  <9enera!s  Sa 
teSquiou,  welcher  aueb  fein  Vaterlanb  vcrlaffm  btfH 
Söremgarten.  Verbringt  von  bier,  reifte  er  üb«  Jfcnfc: 
nacb  Scbweben,  Norwegen  unb  Capptanb,  befdsiftijtt  b 
einige  Seit  mit  adronomifeben  Vcobacbtungen  aufbemüi6 
cap  unb  fam  cnbticb  über  ginnlanb  unb  Stotfljeln  f 
wieber  nad)  Hamburg.  3n  bemfelben  Sabre  nisb  itybtt 
fieb  nacb  ben  Vereinigten  Staaten  von  9corbani<n(. 
Iv.n-.c  nad;  Europa  jurüct,  um  feine  Stattet  in 


auf^ufueben;  ba  ibm  aber  ber  Äufentbalt  in  bieftni : 
venvebrt  würbe,  fo  begab  er  fieb  im  3-  1*»  niii 
lanb.   SRacb  mfb^<5bfig<»,'  Aufenthalte  ju  SwidenbÄy 
renb  beffen  er  fieb  nur  mit  ben  ©iffenfdjaflcn 
madjtc      um  feine  Qefunbbeit  berguflellen,  eine  St 
SKalta  unb  von  ba  nacb  Palermo ,  wo  er  fidb  w  ■ 
1809  mit  ber  ficil.  ^rinjeffin  9Äarie  Amalie  »ero- 
Slacbbem  8ubwig  XVIII.  ben  ftanj.  Xfcon  befüMen  I 
febrte  aud)  ber#  Äerjeg  von  ßrlean«  am  15.  9m  ] 
nad?  ^ari5  junicf  unb  übernahm  mit  bem  2Rjfl'&- 
ticr  ben  Oberbefcbl  in  ben  9tarbbcpartemenö^ 
Napoleon  von  ©Iba  ^urücf febrte,  ging  er  naa)  6ngl^ 
lebte  wieber  gu  Swicfenbam.   ÜRtt  ben  Sourlwa*  f« 
abermals  nad;  9>ariS.   Durd?  feine  in  ber 
ben  SEag  gelegte  greifinnigftit  erregte  er  bierauf  M; 
fallen  be«  ^ofe8  unb  begab  fi<b,  um  ber  Ungaw  I 


Ludwig  fXandff  r.  v.  Hes&-Homl>.)  980 


Luftballon 


au  Leipjig  feine  weitere  Äufibilbtmg  erhielt,  ©eine  ©emablin 
Luife,  $rinieffm  von  Baten,  würbe  tbn  1836  turd;  ben 


Tob  entriffen.  2lu«  ber  Gb«  mit  tt)r  leben  noeb  brei  $rinjen  i 
Lubroig  (geb.  t806)<  Jtarl  (geb.  1809),  Jlleranber  (geb. 
1823),  unb  eine  ^rinjtflln.  Der  Grbgrofjberjog  Lubwig  ifl 
feit  1833  mit  ber  bair.  g)riHj<ffin  SKatbilbe  vermählt.  2113 
t.  am  6.  'Apr.  1830  bie  diegterung  antrat,  empfing  ihn 
fein  S3otf  mit  großer  greube,  bed)  machte  ber  an  bieStänbe 
gefieUte  'Antrag,  feine  mebr  als  uvei  Millionen  ©ulben  be> 
tragenben  Tmviti'diuitcn  auf  bie  Lanbe«faffe  ju  übernehmen, 
feinen  uertbe ühaften  Ginbrucf,  unb  im  £>ct.  1831  brachen 
in  JDberbeffen  Unruhen  au«,  welche  ben  ©rofjbcrjog  febmerj« 
Ud)  berührten  unb  gegen  weldje  er  flrenge  ÜÄajjregeln  er« 
griff.  Xu  ffrenge  Stecbtlicbfeit  unb  bie  freundlich  woblwol» 
lenbe  ©efinnung,  welche  8.  flet«  an  ben  Sag  gelegt,  l;a» 
ben  ibn  in  ber  Liebe  feines  SSotFed  befejligt. 

۟bma  (SBilbefm  griebrid)),  fett  1829  regierenber  Lanb. 
graf  wn  Reffen  «Hornburg,  mürbe  am  29.  Äug.  1770  al« 
ber  jweite  ©obn  be«  Lanbgrafen  griebrid)  Lubwig  unb  beffen 
©emablin  Jtaroline,  einer  Siebter  be«  Lanbgrafen  Bon  #ef> 
fen»JDarmftabt,  Lubwig  IX.,  geboren.  SRad)  bem  1820  er* 
folgten  fcobe  feine«  Bafer«  folgte  tiefem  fein  ältefrer  ©obn, 
ber  Lanbgraf  gTiebrid)  3ofepb,  weldber  1829  obne  Grben 
ftarb.  8.  trat  frübieitift  in  preufj.  Jtriegäbienfle  unb  b«* 
in  biefem  Sab«  ot«  Jtneger  fein  50jäbrige«  Subilium  ge» 
feiert.  3n  mebren  ©cbladjten  jeiebnete  er  fid)  »ortbeilbaft 
ou«  unb  erbielt  enblidj  bie  SBürbe  eine«  ©eneraliientenant«. 
9lad)bem  er  in  ber  ©cblacbj  bei  Leipjig  febwrt  verwunbrt 
rnorbrn  mar,  wartete  er  mbeffen  feine  ©enefung  ab  unb 
ging  bann  1814  bem  $eere  ber  Berbünbeten  nad;  gran!» 
reidi  nad).  Gr  würbe,  naebbem  ber  griebe  gefcbloffen  mor* 
ben  mar,  ©ouverneur  von  Luremburg,  unb  benahm  fid)  bei 
'Ausbruch  ber  Unruhen  in  Belgien  mit  grofier  Gntfd)loffen» 
beit.  3m  3.  1804  vermählte  er  fid)  mit  ber  ^rinjefftn 
von  SRaffcm: Ufingen,  lief?  ftcb  aber  febon  im  ndcbjlen  3ab' 
te  wieber  von  berfelben  febeiben.  3>a  er  (eine  Jtinber  bat, 
fo  ftnb  feine  ndcbften  erben  feine  ©ruber,  beren  er  nodj 
brei  bat.  ©er  iltere,  W^Vf  (Bug.  griebr.),  geb.  am  11. 


SRirj  1779,  ifl  oftr.  ©eneralfclbjeugmeifier  unb 
birenber  $u  Grab  in  ©teiermarf  unb  SUnricn;  ba  wdi, 
©ufiav  (Abolf  griebr.),  geb.  am  17.  gebr.  1781,  ff  Hl 
gclcmarfcball  »Lieutenant;  ber  fcritte,  gerbinanb  {fym. 
griebr.),  geb.  am  26.  Äpr.  1783,  ifi  ebtnfattt  4fb.  gti 
marfebad  ■  Lieutenant. 

Cufl  nennt  man  Im  OTgemeinen  jeben  Server,  brna 
Beftanbtbcilcben  ba«  Beflreben  haben,  fieb  nad;  aOm  S* 
runaen  auijubebnen,  ober  alle,  wie  man  fagt,  cnJbebaf« 
flüfiige  Jtörper.  2Bir  fennen  viele  Stoffe,  »elebefowf* 
fefle,  wie  al«  fropfbarfiüffige  unb  al«  auäbebnfamWf 
ober  luftförmige  Jtörper  erifluen  f innen,  j.  S5.  Cü,  " 
fer  unb  SBafferbimpfe.  3n  weiter  ©eRalt  biefe 
auftreten,  bangt  von  bem  JEemveraturjuftanbe  terfelhtn 
unb  jeber  biefer  (Stoffe  hat  gcwtffe  Temperatur grenjci, 
nerhalb  weldjcr  er  fefl  ober  tropfbarflüfitg  ifl,  btS  er  e» 
bei  einem  gewiffen  äBarmegrabe  luftförmig  wirb. 
tbeilt  bie  luftfirmigen  Jtörper  ein  in  ©ampf  (f.  b)  «* 
©afe  (f.  b.).  3m  engern  Sinne  unb  in  ber  gewH1™1^ 
Sprarbweife  verficht  man  unter  Luft  bie  un«  ttmgebabt  ei- 
mofpbärifcbe  Luft,  weicht,  wie  nähere  llntcrfwttaqei 
gelehrt  baten,  au«  79  Slaumtbeilen  ©tieffreff,  'Jl  2: 
Sauerfloff  unb  einer  veränberlicben  Spenge  Siefen  - . 
unb  Äoblenfäure  jufammengefc^t  ifl.  JDie  Leb«  wn  :r 
ßrfebeinungen,  weldje  golge  beT  Sdjwere,  be«  iDrndl»» 
ber  Bewegung  CerLuftfinb,  wirb  ^neumatif  e-Ni  i 
logie  genannt.  Gin  grofjer  3Ttjeil  biefer  GrfcbeinnBja  Lf: 
fieb  mit  $ulf<  ber  Luftpumpe  (f.  b.)  vtranfcbailiftea. 

Cuftballon  ober  (grieeb.)  Tleroftat  beißt  bie  intnt' 
Sfafdiine,  mit  welker  ber  SWenfd)  bie  Luft  burdjniftn  ;:- 
inbem  er  in  SBabrbeit  auf  ben  glügelnbe»  «Binbei  be- 
wirb, unb  welche,  um  in  ©ebraueb  ju  fommen  unb  jebel» 
bere  gabrjeu^  ju  Lanb  unb  SBaffer  uberflüfftg  ju  raaajen,  ub 
an  bem  einjigen,  aber  entfebeibenben  Übelflanbe  leibet^  W 
man  e«  noch  nidpt  vermodjt  bat,  ihm  eine  beliebige 8B#» 
in  feiner  Bewegung  ju  gehen.  ©a&  ^rineip  be«  LuftbaH»*  • 
biv3  oUciemcinc  ©efe(s  beä  ©djwitnmen«  (f.b.).  3«^ 
per,  weldjer  leiebter  ifl  al«  bie  Luft,  fcbivimmt  in  ibr  unr 
empor,  —  unb  nur  ber  Umflanb,  bafj  man  lange  o-' 
neu  Jt6rper  fannte,  weldjer  leiebter  al«  Luft  ns», 
grftnbung  be«  Luftballon«  lange  jurücfgebalten.  &  fer* 
aber  bei  ber  Luft  noeb  ber  Umflanb  in  Betracht,  r 
immer  bünner,  b.  b-  fp«ififd)  leiebter  wirb,  je  rcenc 
fid)  über  bie  Grbe  erbebt.   Gin  leiebter  Jtörper  wirb  ic 
in  ibr  nur  foweit  emporflcigen,  bi«  er  eine  Jpcbe  er; 
bat,  in  welcher  bie  Luft  bemabe  ebenfo  bünn  unt 
geworben  ifl,  al«  er  felhfl  ifl.    Leiebter  al«  atmen*-' 
Luft  ift  ba«  SBafferfloffga«  unb  bic  fünfllicb  vettigt«* 
2>iefe  betben  Jtörper  bat  man  baber  jur  Jperjleflu« 
Luftballon«  genommen.   £a  biefclben  ctber  beibe  «s*  • 
förmig  finb,.  fo  muffen  fie  gebinbert  werben,  fid)  nidi 
SNatur  gemäfj  unb  unbegrenzt  auSiubcbnen,  benn  bann  ' 
ben  fie  nidjt  jum  Tragen  unb  Bewegen  von  ÄaW«8  f 
nufit  werben  fönnen.    SRan  feblicfje  baber  eine  fli»^ 
SBafferfloffga«  ober  fünfllicb  verbünnte  Luft  in  eine  2rt  t 
tel  ein,  bann  fleigt  fie  famntt  bem  Beutel  emper,  - 
bann,  wenn  ba  Unterfcbieb  be«  ©ewiebt«  V^fo1*** 
gefcbloffenen  Luftart  gegen  bie  von  ibr  au«  ber 
brdngtt  atmofpbärifdbe  Luftquanrifät  fo  bebeutenb  '« 


I'iUÜ  pumpe 


Luftspiegelungen 


bie  anbete  frinuntergebrüeft  wirb.  An  bie  ©teilt  ber  Jtitgel 
ift  eine  GJlaSglecfe  F  getreten,  wclcge  auf  einen  metallenen 
abgefcgliffencn  JJeUer  fo  aufgefegt  ift,  baß  bureb  feine  guge 
guft  einbringen  fann.  'An  bie  ©teile  ber  beiben  #äfrnc 
finb  entlieh  Ventile  getreten.  6$  gebt  ndmlicg  auS  bem 
MJaumc  unter  ber  ©loic  eine  ÄJerbinbunjjöröfrre  K,  welcfre 
in  ben  untern  Xhtil  ber  beiben  Stiefel  munbet.  £er  £afrn 
Ii  biefer  Siofrre  ifi  für  gewöfrnlicg  geöffnet.  Söet  D  unb  Ü 
flnb  Ventile,  weltfcc  Suft  auS  ber  SüerbinbungSröfrrc  jwar 
gcrauS,  aber  niegt  in  fic  frincin  (äffen.  'Anbete  83enti(e  finb 
in  ben  Jtolben,-  unb  biefe  laffen  bie  Suft  auS  bem  Stiefel 
bureg,  aber  nidpl  in  biefe  hinein,  ric  SEfrätigfeit  icbeS  ein* 
jelncn  Kolben  ift  nun  übrigens  ganj  biefelbc  wie  bei  bem 
vorigen  3nftrumente,  nur  baß  man  gier  feine  Jpabne  ju 
öffnen  unb  ju  fcfrlicßcn  bat,  wofür  fid)  bie  S3entile  burd) 
ben  8 uftbruef  von  felbfi  6ffnen  unb  fcfrließen ,  wie  fiel)  geirrt, 
ffiirb  nämlict)  ber  Jtolben  freruntergebrüeft,  fo  wirb  bit 
Suft  innerhalb  beS  Stiefels  jufammengebrücft,  baburefr  wirb 
baS  JBebtnventil  D  gefchloffen  unb  baS  Jtolbenventil  geöffnet. 
SDurd)  baö  legte«  entweicht  bie  im  Stiefel  eingefefr [offene  Suft. 
SBirb  bagegen  ber  Aolben  in  bie  .£>ehe  gebogen,  fo  würbe 
unter  ibm  ein  leerer  Kaum  entgegen,  wenn  nicht  fogleicb 
bie  Suft  unter  ber  @locfe  fid)  auSbefrnte,  baS  JBobtnventil 
aufbrüeftt  unb  unter  bem  .Kolben  in  ben  Stiefel  bränge. 
iiugleicg  wirb  bureb  ben  2)rucf  ber  äußern  aftnofpfrärifefren 
Suft  baS  Jtolbenventil  gefcfrloffen.  ÜRan  überfielt  nun  leidet, 
wie  fid?  bei  biefer  Wafefrine  bie  SBirffamfeit  verboppelt,  in» 
bem  forrroÄfrrcnb  ber  eine  Jtolben  ben  Stiefel  entleert,  wäg» 
renb  juglcicfr  ber  anbere  Jtolben  Suft  auS  bem  3nnem  ber 
©locfe  in  ben  Stiefel  jiegt.  K1U  ift  eine  fogenannte  JBa* 
Tometerprobe.  3n  einer  ©locfe,  in  welcher  bie  Suft  in  bem: 
felben  ©rabe  verbünnt  wirb  wie  in  ber  ©locfe  F,  (lebt  eine 
'Art  SBaromcterS,  an  welcfrcm  man  ben  25rucf  ber  Suft  im 
luftvcrbünnten  [Räume  ebenfo  beobachten  fann  wie  ben  at* 
mofpfrarifefren  Suftbrucf  an  einem  aewögnlicgcn  «Barometer, 
biegen  ber  'Art,  wie  fid;  bie  Söennle  in  ber  julegt  befegrie» 
benen  Luftpumpe  öffnen,  fann  biefelbe  nkgtjum  Serticgten 
ber  Suft  benuljt  werben,  welcgeS  bagegen  mit  bem  vorbin 
befegriebenen  3"frrumente  ber  jaH  ifi.  Stebt  nämlid)  bort 
ber  Äolben  oben,  ift  ber  J^)obn  D  gcfcgloffen  unb  C  geöffnet, 
fo  brauegt  man  bloS  ben  Jtolben  gerabjuftoßen,  um  alle  Suft 
beS  Stiefels  in  bie  Kugel  K  ;u  bringen.  2Ran  fcfrließt  ben 
Jpagn  C ,  um  bie  jufammengebriingte  SufJ  in  K  feftjufralten, 
öffnet  D  unb  jiefrt  ben  Jtolben  wieber  empor.  3*gt  ifi 
wiebet  Suft  im  Stiefel,  man  fcfrließt  D,  öffnet  C  unb  brüert 
ben  Jtolben  wieber  nieber.  Wit  iebem  SNieberbrücfen  beS 
Jtolben«  wirb  bie  Suft  in  E  biegter.  Suftpumpen,  welcfre 
utm  Süerbicfrten  ber  8uft  gebraucht  werben,  beißen  Gom« 
preffionSluf  tpumpen.  ÜHan  fann  nun  bie  Suftpumpe 
genügen,  um  eine  Wenge  lefrrreieber  unb  tntereffanter  5öer> 
fuebe  anjuftellen.  SBenn  man  ;.  JB.  ftatt  ber  in  ber  jweittn 
Suftpumpe  auf  bem  SRctaüteUer  fiebenben  ©laSglocfe  (welche 
einen  fefrr  bebeutenben  ©ruef  oon  außen  ertragen  fann)  einen 
metallenen  ßplinber  auf  ben  Seiler  fegt,  beffen  obere  j&ff» 
nung  mit  einer  XMafe  frarf  überbunben  ifi  unb  bann  bie 
Suft  in  bem  Gplinber  verbünnt,  fo  plagt  enblicb  bie  S3lafe 
von  außen  ua<b  innen  mit  einem  tjefti<ien  Jtnall,  weil  bie 
Spannfraft  ber  eingefdjloffenen  guft  befto  geringer  wirb,  je 
bünner  biefe  guft  wirb  unb  rnblicfr  bem  £)rucfc  ber  atmo> 
fpbdrifcben  Suft  nidjt  mefrr  biiueiebenb  ©iberflnnb  ju  leifien 


vermag.   Segt  man  bagegen  unter  bie  geroöfrnlidje  Qtdfb 
(weldje  man  ben  SJecipienten  ju  nennen  pjltjt)  r 
jugebunbene  JBIafe,  in  ber  ftd)  nur  wenig  fcuftbtfinre! 
bie  bafrer  ütlapp  ifi,  fo  febwidt  biefe  beim  Buir 
nücHig  an  unb  plagt  enblicb.    Jpier  nämlicb  la| 
golge  ber  SBerbunnung  bit  umgebenbe  Suft  ber  fcrft  in 
iSlafe  immer  weniger  SBiberfianb  unb  bie  (egtert,  bot 
fegen  ber  Glafiicitit  folgenb,  bebnt  fid)  bafrer  aus.  £J: 
gerätfr  unter  ber  Juftpumpe  beim  Aufpumpen  iirt  2 .-. 
inbem  eS  fid)  in  £)ampf  verwanbelt,  weil  bie  uwjtbrA 
Suft  bie  £>ampfentwicfelung  vermöge  ibreS  TmÜ  süt 
mefrr  jurucffrilt.   ©efefriefrt  bie  Suftverbünnung  ftt- 
gebt  auefr  bie  Mcrwanblung  in  £)ampf  fdjntll  »er  ftd1,  ' 
ba  bei  biefer  Umroanblung  ©arme  vtrjebrt,  alfo  & 
jeugt  wirb,  fo  fann  man  es  oafrin  bringen,  baß  t; 
rücfbleibenbe  Sßaffer  itcfr  fcfrneU  in  ©«  umwanbelt.  g:'": : 
in  einem  langen,  fafi  ganj  von  Suft  befreiten  Recrpitaa 
gleicfrjcitig  Äörper  ron  verfd)iebencm  fpeeififtfren  6:- 
j.  SB.  eine  geber  unb  ein  ©olbftücf,  aus  gleicher  £0 
abfallen,  fo  fallen  fie  mit  gleicfrer  ©efebwinbigfeit  - 
IBeweiS,  baß  baS  ungleid)  fdmelle  Jallen  verfebiebenr 
rer  Jtörpcr  in  ber  Suft  nur  eine  golge  beS  SSitn: 
bet  Suft  ili.   'Auefr  über  baS  Berfralten  ber  Suü 
Scfrall,  baS  Siegt,  bie  Cleftricitit,   baS  tfricriri« 
u.  f.  w.  frat  man  mit  ber  Suftpumpe  eine  Wenge 
ftierfuebe  angeftcllt. 

CuflöpifflflungtH,  au*  Äimmungcn,  9xh 
gen,  Seegcficfrte  genannt,  finb  merfrrürbige  c. 
gen  von  ®egenfiinbe:i  in  ber  Suft,  unb  niebt  fe!:in 
bei  bie  gefpiegelten  ©egenftänbe  felbfi  bem  Xu«  t, 
aebterä  niefrt  fidjtbar.    Wan  finbet  fie  am  ! ';.  •'  • 
bem  Weere,  in  löerggegenben  unb  auf  weiten  &eu 
in  9Jieberägvptcn.   £>tx  (?runb  bcrfelben  ifi  immn  t 
glcicfrc  J>icbtigfeit  verfebiebener  übereinanber  laaeai 
fd)id)ten,  fobaß  eine  frohere  Suft  ich  ich  Spiegclbiiber - 
„genfiAnbcn  jeigt,  iveldje  vieUeicbt  in  einer  unter  ttr. 


l  4 

h  i 


tonte  beS  SBeobacgtaS  liegtnben  ©egenb  wirflicfr 
finb.  S)ic  Suftfpiegelungen  bringen  merfivürbige 
gen  frervor  unb  gaben  aueg  ju  allerlei  Aberglauben 
laffung  gegeben.  So  ifi  baS  befannte  »rodengtfipfl< 
AnbereS  als  Spiegelung  entfernter  ^erfonen  auf  ttW 
ten.  JDft  fiefrt  man  burd)  foldbc  Spiegelungen  $me. 
ganje  Stäbte  über  einen  JBerg  fieg  ergeben,  »W1^ 
bie  AuSftcfrt  nad)  ignen  verwefrrt.  üWan  gat  auf  feltgr  - 
von  Gnglanb  aus  bie  Jtüfte  granfreicgS  gefegr 
fegwaber  auf  ben  Spigen  von  «Bergen  maneeu 
ScoreSbp  erfannte  an  ber  grönlanb.  Äüfte  1 
SüaterS,  obfefron  baffelbe,  wie  fid)  naebfrer 
ungefäfrr  3<)  Weilen  von  igm  entfernt  war. 
man  bie  JBilber  verfegrt,  juroeilen  boppelt,  tat 


liUpinen 


9S4 


fiUther 


funt  3eit  nad)  bet  ©eburt,  fobalb  bo«  fltbmen  begonnen, 
oon  gleicbfomiig  rofenrotbet  frnbe.    Diefe«  Bungengewebe 
nun  beflebt  wieber  au«  oielen  {(einen  Abteilungen  ober 
Bäppcben,  beren  jebe«  burcb  viele  f leine  ©cbeibewänbe  in 
unregelmäßige  gäcber  getbeilt  i|l,  welcbe  fiungtnblä«<ben  ge» 
nannt  werben.    3n  biefe  fiungenblä«cben  enbigen  fid)  bie 
feinfien  3mcige  ber  Buftrpbrenäfte,  bie  julcfet  fo  jart  wer» 
ben,  bafj  ft«  Woä  blutig  finb.   Zn  bem  Umfange  ber  Bun» 
genläppcben  unb  Bungenblä«cben  »eräfieln  fid)  bie  feinfien 
jjweige  ber  Bungen  »©cblag»  unb  Bungen  »SBlutabcrn,  unb 
bier  ifl  e«,  wo  ba«  Silut  bie  burd)  ba«  Ätbinen  bebingte 
Beränberung  crleibet.    •Itu^erbcm  erhalten  bie  Bungen  jüb(» 
reiche  ©augabern  ober  Bompbaefäfie,  beren  blaufcbwange» 
färbte  Brufen  fid)  »or$ug«weife  an  ben  JEbeilungSwinfeln 
ber  Buftr6b«njweige  oorfinbcn  unb  Sleroen,  bie  i.ufammen 
ba«  fogenannte  Bungengtfledjt  bilben,  weldjc«  bie  in  bie 
Bungen  cintretenben  Buft»  unb  JBlutgcfäfje  iu  begleiten  pflegt. 
SBte  fämmtlicbe  Luftwege  (Sunt,  ©djlunb,  Äeblfopf  unb 
Suftrobrc;,  werben  aud)  bie,  welcbe  fid)  in  bie  Bungen  fort» 
fefeen,  von  einer  ©tbleimbciut  au«gctleibet,  in  ber  jal)Ireid;e 
©cbleimbälge  liegen.    Da  iebe«  SEbier  be«  Ginfluffe*  ber 
atmofpbärifcben  Buft  »u*  Ctbaltung  feine«  Bebens  bebarf, 
fo  befifeen  aud)  aUe  3l>ierc  Crgane,  weld>e  jut  2£ufnabme 
unb  Berbrtitung  ber  Buft  im  Innern  be«  Jterper«  bie» 
nen;  inbefj  finb  biefelben  je  nad)  ben  »erfebiebenen  JEbier» 
claffen  ferjr  oerfebieben  befebaffen.  Sßti  ben  3nfeften  »erriet;» 
ten  tiefen  Dienft  bie  Buftfanäle,  bei  ben  gifd?en  bie  foge* 
nannten  Jtiemen.    Da«  au«gebebntefte  Bungenfofiem  be» 
füjen  bie  Bogel,  inbem  fid)  bei  ibnen  bie  Buftjellen  nid)t 
nur  bi«  in  ben  Unterleib,  fonbern  aud)  bis  in  bie  äwifdjtn» 
räume  ber  SWuäfeln  unb  in  bie  fohlen  ber  9J6l)renlnocben 
fortfefeert.   Der  Umflanb,  bafj  Bungen,  welcbe  geatbmet  b«s 
ben,  im  ffiaffer  febwimmen  (weil  fie  bie  einmal  aufgenom» 
mene  Buft  nie  wieber  ganj  oon  fid)  geben),  wäbrenb  folebe, 
welcbe  noeb  niebt  jum  Xtbmen  gebleut  baben,  barin  unter» 
finfen,  bat  ju ber fogenannten  Bungenprobe,  ©cbwimm» 
probe,  SBafferprobe,  Ätbemprobe  Bcranlaffung  ge» 
geben,  einem  gerid)tlicb'mcbicinifrf>en  Berfabren,  welcbe«  jut 
Beantwortung  ber  frage,  ob  ein  tobtgtfunbene«  neugebore» 
neS  Jlinb  nad)  ber  ©ebutt  geatbmet,  folglid)  gelebt  fabe 
ober  nitpt',  benufct  wirb.    Diefe«  Berfabren  beliebt  barin, 
bafj  juerft  beibe  au«  ber  JBrufiljöble  berauSgenommene  Bun» 
gen  fammt  bem  4?erjen,  bann  obne  biefe*  unb  julefct  in 
Stüde  jerfdjnitten  in  ein  binreidjenb  tiefe«,  mit  reinem  faU 
ten  SBaffet  angefüUte«  ©efäfj  gebracht  werben. 

Cupinm,  eine  ©attung  ber  ^ülfenpflanjen,  beren  fSmmt« 
liebe  Ärten  aucb  al«  äitrpflanjen  bienen  unb  wovon  bie 
fünften  erfi  in  neuerer  3"t  in  Deutfdjlanb  eingtfübrt  wor» 
ben  finb.  Die  befannteften  barunter  finb:  bie  wetfjblü» 
benben  mit  geftielten,  gefingerten,  fäcbetf6rmigen  »littem; 
fie  ftammen  auebem  SDriente.  3>n  fübl.  ©uropa  benimmt 
mau  ibiem  Samen  burd)  ©nweidjen  bie  JBitterfeit  unb  benutzt 
ibn  al*  ©emüfe,  ober  gerottet  aB  Äaffeefurrogat.  'Äufjer  bie» 
fen  w«ben  noeb  tultioirt:  bie  gelbblübenben,  wotjlrie» 
djenben,  ebebem  nur  in  ©itilien;  bie  mit  blauen  unb  ro« 
tben  ©lumen  in  ©übeuropa,  unb  bie  blauen  in  9?orb» 
amerifa  beimifd).  Die  Bupinen  lieben  einen  lodern,  naljr» 
baften,  bod)  nid)t  alliufetten,  weber  &u  naffen  nod)  )U 

troefnen  «oben  unb  einen  ber  ©onnenwirme  ausgefegten    ©runbbebingung  be<$  pnftoijum«  ein  1 
©tanbort.  3u  f«\en  finb  fie  im  Xptil,  unb  will  man  frübtr    «emutb«lebtn,  wäbrenb  oon  ben  meilttn  w»n 


fölüten  unb  befio  fieberet  ©amen  erhalten,  imCttmi 
worin  bit  jungen  $flanjen  überwintern.  Die  baHT 
tigen  Bupinen  fann  Juan  aud)  burd)  ©teeflinge  Bf 
Custrat'ion,  Reinigung,  ©eibung,  eir 
fflort,  oon  lusirom  t)etfommenb,  welche«  ba*  fei 
nigungä«  ober  ©übnopfet  bebeutete,  ba«  alle 
nad)  geenbigtem  ßenfu«,  bei  allemal  nad)  biefe 
oorgenommenen  ©d)i(5ung  bet  röm.  ffiürger  nacb  i 
mögen,  von  ben  Genforen  beim  ©djluffe  ibreä 
ba«  ganje  Süolf  bargebracbj  würbe.   Da«  Opfer 
einem  ©tiere,  bemaWar«,  einem  ©ebreeine,  t<n 
einem  Sßibber,  bem  3upitet  gtwibmet.^  Da,  i 
biefe  Bufjration  am.  ©nbe  eine«  jeben  fünften  I 
fanb,  fo  bebeutet  lusirom  aucb  eine  ^)eriob«  oon 

futl|fr  (3Rartin),  bet  grofje  Reformator,  nu 
gigleben  am  10.  9?oo.  1483.  ©ein  «ater  ^wr1 
mann  au«  einem  J8auemgefcbled)te  in  «Röra, 
babenber  ^üttenberr  unb  Katbmann  in  SWa 
ibn  in  bartet  3ud}t;  feine  2Rutter  SRar;. 
borene  Binbcmann,  wat  au«gejeidmtt  burd 
Sugenb.   Den  erften  ©praebunterriebt  n\ 
14.  Sabre  bei  ben  Siullbrüber«  (f.  Bollb arten)  i 
beburg,  oon  wo  er  aber  febon  im  nddiftcn  3al>re  ' 
fenacb  ging.   Äiet  lebte  et  al«  ßurrentfcbülrr,  - 
bie  2Bobm>ätigteit  bei  «Watrone  ßotta,  einet  1 
feiner  «Kutter,  bie  fid)  an  feinem  b"^id>tn  1 
föeten  erbaute.    XI«  B.  im  3ab"  1501  bie  * 
furt  bejog,  foHte  er  nad)  bem  Sunf*e  fen 
9Jed)töwiffenfd>aft  ftubiren:  aber  B.  befr^ift. 
weife  mit  ben  alten  Glaffifern,  mit  fcbolafiif*«^ 
unb  namentlid)  aud)  mit  bem  ©tubium  bet  SBu 
von  einem  ffarfen  ©ebäcbtniffe  mur  einet  fdi 
haft  unterftülsten  gleifje  gelang  e«,  febon  1 
fterwürbe  ju  erwerben,  worauf  tx  felbft  pt 
träge  ju  balten  begann.   Äber  erfebüttert  b 
5Eob  feine«  SBufenfreunbe«  Xleri«,  ber  auf 
SRansfelb  nad)  Srfurt  burd)  ben  ©lilj  ober  b* 
morb  an  feinet  ©ette  umfam,  fiol)  et  in 
3ul.  1505  in  ba«  Xugutfinerflofter  ju  Ctfutt 
oen  bie  Xbmabnung  feiner  Ärcunbe  unb  gej 
len  feine«  Batet«  ba«  ©elübbe  ab.    3m  ! 
bielt  8.  bie  «JJriefletweib«  unb  im  folgtnten 
feine«  Crbenägeneral«  ©taupift'8  Berwentuni 
tbe«  Bebramt  an  bet  neugeflifteten  Unieniitat  jb  W* 
Bon  ber  Xriftotelifcben  «Pbilofopbie  ber  edjotattirer^ 
lebren  et  berufen  worben  war,  wanbtt  et  |i* 
Sbeologit,  i)itU  mit  »ielem  föeifaU  Borlefungm 
febnitte  bet  b-  ©ebtift  unb  wagte  naeb  langem  W 
»u  prebigen,  blieb  ober  ein  eifriger  Xnbinget  tf> 
unb  bei  Jtirebe.   3Rit  befonberet  greube  untin^ 
be«balb  bem  Xufttage  feine«  Crben«,  loll  m 
ten  beffelben  nacb  Rom  ju  teifen.  $\tt  lernte/, 
longfeit  bei  ital.  ©eiitlicbfeit  ftnnen.   Det  glajuj» 
feinet  Keift,  noeb  mebt  feint  auftgejeidmcie  V" 
bie  et  felbft  oor  bem  iturfürfien  Jnebn*  bor i  t 
geltenb  macben  müffen,  erwarben  tbm  »1 
,ifcbe  Doetorwürbt.   3e  tiefer  ei  nun  in  Un  s 
©ebtift  tinbrang,  um  fo  überjeugenber  »aro 


Luther 

ber  (Jrflärungtn  gtgtn  feint  geint c.  Gmt  groge  Sabl 
Gbtlltute,  angefeuert  burdi  ben  begriffenen  ^utttn,  »er» 
febroor  ftcb  ju  feinem  ©eifianbe.  Snbcffcn  omc>eicigtc  8., 
naebbem  et  ftcb  juvor  einen  5Eag  ©ebenfjeit  genommen, 
cor  bem  Jtaifcr,  cor  ten  Surften  beö  fficidj*  unb  vor  btfftn 
erffen  Prälaten  feine  8et)re  mit  (rntfchlofjenbcit  unb  Alraft, 
befannte  fief?  ju  feinen  Schriften,  unb  fdilofj  feine  jwti* 
fiüntige  lat.  unb  beutfeb  gehaltene  Sicrttjeibigung^rebe  mit 
btn  353 orten:  „SS  fei  benn,  baf,  ich  mit  jjcugnifftn  bet 
b.  Schrift,  ober  mit  öffentlichen,  teilen  unb  Haren  ©rünben 
ubtrwunbtn  unb  übenviefen  werbe,  benn  id?  glaube  wtbtr 
bem  $apft,  nod)  ben  ßoneilien  allein  nicht,  weil  am  Sage 
ijt,  bafj  ftc  pft  geirrt  unb  fieb  felbfi  wtbcrfprocbcn  haben, 
unb  alfo  mein  OJetriffcn  in  ©otttS  33 ort  befangen  ifi,  fo 
tann  unb  will  tdb  nichts  wiberrufen,  weil  weber  fichcr  noch, 
geratben  ift,  etwas  reiber  baS  ©croiffen  ju  tfiun.  Jgjirr  (ich' 
tcb,  ich  fann  nicht  anberS,  ©Ott  helfe  mir!  Ämen."  Äm 
25.  Äpr.  reifte  er  von  SBormS  ab,  mit  einem  für  feine 
(Sache  febeinbar  ungünjiigcn  (Jr  folge,  ba  über  ihn  unb  feine 
Tfobanger  von  bem  Jtaifcr  bie  SJeicbSacbt  ausgebrochen  mürbe. 
Sur  Steuerung  feines  8tbtnS  ließ  ihn  bet  Jturfürfi  grieb« 
rieb  auf  feiner  heimfahrt  burch  vertappte  Scittcr  anfallen 
nnb  auf  baS  Sdjlojj  SBartburg  bringen,  ipicr  lebte  B. 
alS  3unfer  ©corg  in  ritterlicher  bracht,  oft  franf  unb  ver- 
buttert, in  25cutfeblanb  febon  als  tobt  betrauert,  aber  in 
btilfamer  2bdtigfeit,  inbem  er  baS  91.  $.  überfefcte  unb  in 
neuen,  burch  Spalatin'S  Jpanbe  auSgehenben  Streitfcbriften 
feine  ©egner  befämpfte.  ÄuS  tiefer  jebnmonatliefccn  Äbge» 
febiebtnbeit  trat  8.  aufs  9ceue  unerwartet  hervor,  als  Jtarl» 
jiabt'S  (f.  b.)  ftürmifebe  Steuerungen  in  Wittenberg  unb 
bie  Scbwarmgeificr  von  3wicFau,  bie  fi'di  göttlicher  SDffetis 
barungen  rühmten,  baS  ruhige  gortfebreiten  ber  Deformation 
unterbrachen.  &  febrieb  von  Sorna  auS  jut  0?tebtfertigung 
feiner  Cntroeicbung  an  ben  Aurfürften  einen  ©rief  in  ber  er» 
babenen  Stube  ber  ©ewifjbett  eines  göttlichen  {Berufes,  unb 
füllte  in  Wittenberg  ben  Äuffianb,  naebbem  er  eine  SBocbt 
lang  täglich  geprebigt  hatte.  FBäbrenb  nun  bie  Sieformation 
bie  micbtigflt  Angelegenheit  beS  SfeicbS  würbe,  unb  $apft 
Jpabrian  VI.  in  einem  Schreiben  an  ben  Jturfürfien  aufs  Sleue 
auf  fi.'S  Unteraang  fann,  traf  biefer,  von  ber  öffentlichen 
ÜHetnung  gefebufet  unb  von  feinen  greunben  unterftüfjt,  bie 
Änftalten,  bureb  bie  jene  aUmälig  inS  Sehen  trat.  Doch 
fehlte  eS  n-m  ieejt  noch  feineSroegS  an  äußern  Jtampfen. 
2>tr  Jtönig  ^»einrieb  VIII.  von  (Snglanb  griff  1522  feine 
Meinung  vom  Äbenbmablt  an;  ihm  antwortete  8.  auf  baS 
fraftigfte.  Cbtnfo  wenig  fcheute  8.  ben  Jtampf  mit  CraS« 
muS,  alS  berfetbe,  wabrfcheinlicb  auf  ^einrieb'S  von  Gnglanb 
Ännuujnung,  gegen  ihn  Partei  ergriff,  ungeachtet  er  felbfi 
früher  einmal  in  Jtöln  für  8.  vor  bem  Jturfürfitn  ein  fräftigtS 
353 ort  gesprochen,  unb  btfftn  reichet  SBijfen  unb  unerfdböpfi 
lieben  SBife  8.  nicht  fo  febr  achtete,  als  er  feine  Untntfcbit» 
benheit  unb  8aubtit  gegen  bie  gute  Sache  fabelte.  Unter* 
beg  h^tte  aber  8.  felbfi  bureb  feint  miSvtrftanbene  $rebigt 
von  ber  cbrifHicbtn  gteibeit  1525  ju  ben  Vufftänben  ber 
bartgtbrüefttn  Säuern  ©tranlaffung  gegeben,  unb  feine  geinte 
eilten,  feint  «ine  Sacht  mit  ber  Schuft  btS  öffentlichen 
CltnbS  ju  branbmarftn.  8.  ober  trat  felbfi  gegen  bie  ©reuel 
btS  ©auemfriegeS  auf.  «Witten  in  biefen  kämpfen  unb 
Unruhen  fcblofj  t.  feine  ©ermäblung  mit  Jtatbarina  von 
©ora  (f.  b),  rwcfcbem  tr  febon  1524  bit  «KöncbSfutte 


Luther 

abgelegt  hatte:  dn  Schritt,  ben  tr  im  42.  Saht  ic 
Älter?,  nicht  ohne  mancherlei  ©ebenfliebfeiten  toi  inr 
wo!  in  geigt  tintr  mäcbtigtn  Siebe ,  als  einet  eJ^tMa 
bureb  bit  SBünfcht  htr  Älttm  btgünfiigten  9ieign|  m 
©lüefe  beS  gamilienltbtnS  tbat.    fBol  eerftummte 
bit  Strtitigfcitfn  8.'S  mit  fatholifchtn  ©tgnem  im  feto» 
btn  tintS  allgemeinen  ÄampfeS,  aber  baS^tmmeun 
{Reformation  in  ber  Scbwti)  burch  3wingli  battt  ;- 
btibt  9?tformatortn  felbfi  tint  WeinungSverfcbicbaiic: 
bit  8efc>re  vom  Äbenbmahl  &um  SBorfcbeine  gtbraAt  lc 
üben  1523  von  8.  mit  Jtarlfiabt  geführte  ßtrei  r 
1526  aufS  9Jeut  jwifeben  ihm  unb  3wingli  au*,  v 
Streitfchriften  würben  jwifchen  beiben  SfefonrtJtficn 
feit,  unb  fo  febr  auch  bie  {Bereinigung  ©eibtr  im 
ber  Deformation  lag,  fo  angelegentlich  fit  felbfi 
1529  ju  Harburg  angeftellten  SIeligionSgcfpräcce  M 
würbe,  fo  bautrtt  glticbwol  ber  fpäter  von  (Sal: 
nommene  Streit  burch  8.'S  ganjeS  8eben  fort  tingei 
fpricjjlicher  als  biefer  Streit  war  bie  neue  rMngcÜvfr 
cbenerbnung,  bie  8.  auf  ©cfebl  beS  Jturfürfien  Uffl 
unttr  3Äitivirfung  SWelanchthon'S  unb  anbtrer  Jrur: 
Sachfen  einführte,  unb  nach  ber  von  ihm  1527- . 
baltcnen  JCircbenoifttatioR  eilte  tr  frlbft,  bem  i:;- 
©olft  unb  ben  gleich  unwiffenben  ^farrberrtn  bii 
©nabengaben  beS  CvangeliumS  in  feinem  tteinen 
fien  JtattchiSmuS  mitjuthtiltn.   XlSbit  tvangtliftbm 
nachbem  fie  btrtitS  ut  Sptitr  1529  gegen  bal 
weiter  ju  reformiren,  proteftirt  hatten,  auf  bem  F 
ju  ÄugSburg  1530  bem  Jtaifer  ihr  ©[aubenSbetaatttJ  K 
rtichteii,  blieb  8.  in  Jloburg,  ba  tr  felbfi  wegen  U; 
atht,  womit  er  behaftet  war,  an  btrftlben  feint«  2 
nehmen  burftt.   Unterbeß  hatte  er  fett  ftiner  RUMt  « 
btr  JBartburg  mit  untrmüblichtm  gltipt  an  ba  i 
febung  auch  btS  X.  St.  gearbeitet.   Seine  Sorgfalt . 
wiffenhaftigfeit  hierbei  war  fo  groß,  baf  er  oft  £:: 
Sßahl  einjelner  JBäorte  ganje  Sage  jubrachte.  Jra  3 
tonnte  tr  jum  trfttn  3»al  bit  gonjt  h-  Schrift  in 
Spracht  bruefen  lafftn,  tinSBtrf,  bureb,  wtlcbeS  «Der. 
er  feintn  9camen  unfferblicb  gematit  hat.   83ie  MI 
©ang  btr  öfftntlicbtn  ©trhanblungtn  üb«  bie  Sefoi««» 
angelegenbeit  niemals  auS  bem  Äugt  verlor,  fo  m 
Cfifer  unb  feint  5Et>atigfeit  aufS  9teut  gtfpannt,  - 
$aul  Ui.  tnblict)  1536  baS  langftvcrheijjene  fejni 
welchem  bit  Sctformation  beratben  unb  bie  Sacbt  : 
teftanten  entfehiebtn  werben  follte,  nach  SRantiw  . 
ben  worben  war.    8.  verfaßte  ju  biefem  3roecfe  im 
feined  Jturfürfien  bie  von  btn  tvangtlifchen  Keichifui"1 
ju  Schmalfalbtn  unttr jticbntttn  febm  a  l  ta  Ib  i  fcfcen  .1. 
tn  btntn  tr  in  febarfem,  mitunttt  htftigtm  luü 
wit  vitl  in  ben  fheitigen  fünften  nachgegeben  rktN-, 
ober  nicht.    ÄIS  tr  ftefa  aber  witbtrum  in  ber  4?-' 
tintS  aUgtmtincn  (SonrilS  getaufcht  fab,  ha  wirft  « 
mehren  Schriften  gegen  baS  ^apfitbum  auf«  S 
riffen,  gab  ben  branbenburgifchen  unb  anballi|cben  ®< 
bit  1541  vom  SJtichStagt  ju  SitgenSburg  an 
würben,  um  ihn  jur  «Racbgitbigftit  gegen  bie  Ju: 
ju  (limmen,  mit  gtfrigftit  tint  abfchlaglnhe  an:- 
»trmtigtrtt,  alS  baS  Concil  ju  fcribtnt  1545  w«' 
Stanbt  fam,  bit  SbtÜnahrat  fdntr  $<itu\  uni  f<b' 
htftigtS  ©ueb:  „DaS  ^apjtthum  in  9?om  rem*'- 


Lützen  (Schlachten)         1S§         Lützen  (Schlachten) 


eine  ©tücfgießerei  unb  anfehntichen  .ganbel.  Die  arten  $c* 
jtungSroerfe  finb  1804  gefct>[ctft  worben,  bie  (SitabeQe  bot 
man  aber  in  neuerer  Seit  wietextjergefletlt.  9labe  bei  8. 
flnb  mächtige  Steinfofjlengruben  unb  eine  tfnjabl  ©cbwarj» 
blecbmüblen,  welche  jährlich  gegen  100,000  (Str.  JBleeb  liefern. 

Ciit)cn,  beffen  SRame  buret)  j»ei  SdM'aditon ,  im  brei> 
ßigjabrigen  unb  im  25efreiungSfricge  gegen  Sftapoleon,  merf» 
»urbig  geworben  ift,  iji  ein  Keines  Stdbtchen  im  8lcgie> 
ningSbejtrf  dRerfcburg  ber  preuß.  ^rovinj  Sacbfcn,  mit 
1480  ein».  Die  erffe  Schlacht  fiel  am  16.  ii?ov.  1632 
cor.  ©uftav  2lbolf  (f.  b.)  hörte,  a(S  er  cor  ber  SJeffe 
Sngolftabt  lagerte,  bog  2BaQenftein  in  Sacbfcn  eingefallen 
fei.  Um  nicht  von  ber  IDfifee  abgefebnitten  }u  werben,  brach 
er  alfo  focileich  auS  SJaicrn  auf  unb  eilte  mit  27/XK)  9R. 
bem  Jturfurficn  3of>ann  Georg,  feinem  ©unbeSgenoffcn,  ju 
-$ülfe.  6r  jog  rafcb  bis  Naumburg,  um  fich  bei  ©rimma 
mit  bem  Äurfurftcn  von  Saufen  unb  bem  .fcerjog  von  8ü» 
neburq  ju  vereinigen,  ba  fein  ^eer  fich  fett  (Sept.  1631 
bebeutenb  verringert  t^atte,  gab  biefc  SBerbinbung  aber  auf, 
*  als  er  erfuhr,  baß  ?)appenbeim  nach  4?alle  gegangen  unb 
ffiatlenftein»  £cer  jwifchen  gütsen  unb  SBeißenfelS  jerftreut 
einquartiert  fei,  unb  jpg  fogleicb  gegen  Centern.  ©allenftem, 
von  bem  flnmarfch  be3  JlonigS  benachrichtigt ,  jog  fogleicb 
feine  Struppen  jufammen  unb  berief  $appenbeim.  So  orbs 
nete  er  benn  am  15.  916».  fein  40,000  ÜJf.  ftarfeS  Jg»eec 

für  (Schlacht  jwifthen  JJüfcen  unb  bem  Jloßgrabcn,  bis  »ohüt 
ich  ber  linfe  S'"8«t  erfheefte.  3«  «inet  Entfernung  von 
1000  (Schritt  gegenüber  »ar  bie  fd)»eb.  Scblacbtlinie  in 
jeroei  treffen  aufmarfchirt.  Der  linfe  glügcl  reichte  bis  £., 
ber  rechte,  ben  ber  Jtönig  felbft  anführte,  über  ben  gU5f= 
graben  hinaus.  jjivifcbcn  ben  fronten  beiber  #ecre  jog  fich 
Sie  große  leipziger  Straße  bin.  Der  16.  9Iov.  brach  unter 
einem  bichten  9lebel  an,  in  bem  fchon  einjelne  JReiterge» 
febroober  fampften,  al*  bie  Stb»eben  Cutber'S  8ieb:  „€tne 
fefte  SJurg  ift  unfer  ©Ott  u.  f.  ».",  anftimmten.  Um  10 
Uhr  enblich  brach  bie  (Sonne  burch  ben  9lebel  unb  eint  balbe 
Stuntc  barauf  gab  ©uftav  baS  Seichen  jum  Angriff.  2118 
juerft  baS  febreeb.  gußvolf  »ich,  Redte  fith  ©uftav,  vom 
$ferbe  fpringenb,  an  bie  (Spifee  beffelben,  rief:  „(Schweben, 
»o  ift  euer  2Ruti>?  SSottvärtS!  BotroSrtS!"  febril  t  voran, 
unb  bie  SBeicbenben  begannen  aufs  Steue  ben  Xampf.  SWann 
focht  nun  gegen  SRann:  eine  2fbtbei(ung  ber  {Reiterei  brach 
nach  unb  fprengte  bie  faiferl.  ßuane'S.  2>ocb  halb  mufjte 
jene  wieber  ben  $oIffcb<n  Jtüraffieren  »eichen  unb  2Bal= 
lenfiein  trieb  fte  voKenbS  mit  bem  »iebergeorbneten  gup= 
votfe  bis  an  ben  cHanb  beS  ©rabenS  jurürf.  Mein  jcQt 
ftürjten  fich  bie  febrreb.  <5ch»abrontn  auf  gBaÜenfrein'S  JKei« 
ter  unb  in  iturjcm  febien  ber  Sieg  auf  ber  Seite  ber  ©ebroe» 
ben.  Der  linfe  glügel  berfelben  feboeb  begann  *u  »eichen 
unb  ©uftav,  ben  feintgen  Änipbaufen,  bex  bie  SRitte  befeb» 
ligte,  übergebenb,  eilte  jenem  }u  e|>ülfe.  2tuf  einmal  fab 
man  beS  JtönigS  ^ifetb  ohne  feinen  Jbcrm,  mit  blutbebecf-. 
tem  Sattel,  baherrennen.  £er}og  (Bemharb  fenbete  fogleicb 
100  XeiteT  auS,  ben  Jtinijj  )u  fliehen  unb  verfünbete  laut, 
bog  biefet  gefangen  fei.  Die  (Schweben  tampften  nun  wie 
Ber^weifelnbe,  unb  ber  Sieg  febten  entfcbUbrn,  als  Rappen« 
heim  mit  frifeben  Xruppen  anfam.  QS  begann  eine  neue 
»3chlaa>t,  in  ber  9)appenbeim  fiel.  So  f impfte  man  mit 
»echfelnbem  ©lücf  auf  beiben  Seiten  fort,  bis  ein  biebter 


Äbenbnebel  ber  Schlacht  ein  Crnbe  machte,   ^erjo^  8er 
harb  zweifelte  an  bem  Siege  unb  wollte  ftcb  nach  Effr 
fclS  äurücfjieben,  aI8  SBaHenflein  felbft  nach  8eipu'j,n 
Wacht  aufbrach,  unb  Söcrnharb  fah  fich  am  Jfctjr.  . 
Sirger.    SBallenftein  sog  {ich  nach  Jööhmcn  wm 
Söeute  ber  Schlacht,  bie  neun  Stunben  gebauert  in*  tön 
Shtilen  9000  ^ebte  gefofiet  hatte,  blieb  ben  Sitti- 
£>en  Jtdnk)  fanb  man  entfleibet  unb  von  ben  $nfa  tr: 
^ferbe  faft  bis  jur  Unfenntlichfeit,  unweit  bei  bd:n- 
grofjen  SteinS  an  ber  leipjiger  Straf«.    Die  niiern  k 
ftänbe  feines  SobeS  bleiben  in  Dunfet  gehüllt.  Ze&.  :ir. 
bie  Sage  ungegrünbet,  baf  er  burch  Sieträrberei  unt  Sä 
gefallen  fei.   Die  golge  biefer  Schlacht  war,  tag  cii- 
eine  Seit  lang  von  ben  Grpreffungen  befreit  blieb,  tu  — 
Spult  unb  ©alias  auferlegt  hatten,  welche  feit  brei  Rrasc 
aufjerbem  noch  'ÄOeS  verwüfteten. 

Die  jweite  Schlacht  bei  Eugen  gefchah  im  Sen- 
friege 1813  am  2.  *Dfai.   Sie  fiel  eigentlich  bei  ba  p 
von  8.  gelegenen  Dorfe  ©rofi<©orfehen  vor  unb 
erfie  gewaltige  3ufammenrrejfen  ber  nun  vereinigten  il  : 
preuß.  mit  ber  von  Napoleon  neugeworbenen  ©rntl 
Die  gegen  Grube  beS  Äpril  über  ben  £büringmwÄ  b» 
menben  franj.  Qolonnen  erreichten  am  28.  Ipr.  Stoiabc; 
ber  SJicetönig  von  3tolien  nahm  gleichzeitig  SRerftbur.: 
ruff.  SUorpojten  jogen  fich  von  SBeißenfelS  unb  t  hintc: 
(Sljter,  unb  bie  Aauptarmee  ber  Sßerbünbeten  famci. 
bei  8eip^ig.  -Diele  überfdjritten  am  2.  9Rai  Siermii::; 
$luß  bei  IVgau  unb  marfebirten  im  Süben  t'i  jw 
rechte  glanfe  ber  franj.  IVorfchcolonne  auf.  (Sensal  & 
würbe  befehligt,  mit  5000  W.  ben  $oßen  bei  iat 
einjunehmen  unb  baburch  Sctp)ig  als  JRücfhalt  ber  ^ 
beten  \u  fiebern;  12,000  2)?.  Ruffen  blieben  in  . 
Decfung  ber  anbem  Seite.   Der  Übergang  ber  &•:!■. 
ten  über  bie  Elfter  würbe  burch  Slapoleon'S  flfafin 
fchon  weiter  auf  ber  Straße  nach  Seipjig  vorgtrüeft  n 
unb  burch  bie  gr6ßere  92abe  beS  SUicrfonigS,  all  MB  flöte 
woburch  Äleift  mit  einer  breimal  fidrfern  Ävantaatbe  tu  r 
nachtheiligeS  ©efecht  gerathen  war,  verj6gert  Dabi-t- 
tangte  ber  Seinb  fchon  etwas  gegen  bie  glanfe  Bl 
Surfen  ber  Äierbünbeten.  SSJittgenftein,  ber  Cberbefct.: 
ber  öerbünbeten,  ber  baS  9ler/fcbe  dorpS,  »elrbtS  bac? 
ben  Dörfern  Starfiebel,  jtaja,  ffiana,  ©örfchen  biwiaes* 
für  bie  feinbliche  Ävantgarbe  hielt»  erbnete  bangen^ 
Schlacht  an  unb  bie  Dörfer  würben  wechfelSiveife  gen." 
unb  verloren.   9fappIron'S  ej>eranjiehcn  immer  neun  2 
fräfte  brachte  jwar  ein  Skrtfen  in  SBittgenftein'6  1 
gen,  bodj  würbe  bai  franj.  ßentrum  erfchüttnl;  rJ 
ju  weichen.    3etjt  ließ  Silapoleon  80  Stüct  QcW^m 
(Sinen  glecf  auf  ben  bebrohten  $unft  bringen  unb  V 
taillone  ber  ©arbe  auf  bie  ^)6ben  hinter  Äaja  W^arnr 
äugleich  würbe  bie  rechte  glanfe  ber  ruff-  ©«et  r: 
gen  mit  30,000  9R.  von  SDJarfranftabt  frifeh  er. 
ner  Struppen  bart  bebTangt  unb  ein  wüthencer  Jjc; 
ganti.    Die  Dörfer  junäcbft  bem  Jbauptgefecbt  (ieloi 
in  btc  5pänte  ber  J?ran»ofen.    Die  Sfuffen  un*  ^ 
»ichen  nur  Schritt  vor  Schritt,  faum  fonnten  Hc  ? 
fen  in  bie  Stellung  verbringen,  bie  fie  am  ©er;- 
gehabt  hatten.    Da  trattie  flacht  ein.   SBalP  bitte  5 
Napoleon  g'efangen  genommen,  ber  fich  hinter  ba 
feiner  G?arfc  belaub,  von  benen  jmer  nur  noch  200 


m 


Digitizod  by  KM 


liUzern  9 

binau&gebts  bager  bann  aucb  Äudartung  be§  SBogtlebend  in 
Ucppigfeit.  2?«  £um§  tritt  immer  bei  einer  gewiffen  $6be 
ber  (Suitirr  eines  fOolfed  ein  unb  fegt  entweber  einen  wirf* 
lieben  Äetcbtbum,  ja  Überfluß  on  Befigtbümem ,  ober  eine 
Berberbtbeit  bureb  Berwibnung  »oraud,  bie  junr8ebürfni|Te 
geworben  ift.  2)a  foleber  t'urud  aber  »ugleicb  ald  benfebenbe 
Sitte  ober  eis  Be»orjugung  ber  böbem  ©tänbe  betraeb» 
tet  wirb,  fo  ift  ed  fet)r  febroer,  bie  richtige  fflrenjlinie  jwii 
[eben  erlaubtem  unb  unerlaubtem  l'urud  »u  gießen.  Dal?« 
ftnb  üui)  alle  gurudgefege,  bie  man  febon  bei  ben  alten 
Körnern  im  2.  3abrb.  ».  6br.  unb  bann  im  15.  unb  16. 
3abrb-  bei  ben  beutfepen  Steicbdtagen  jur  Befcbrinfung  bed 
gurud  einjufübren  fuebte,  befonberd  bei  bem  befidnbigen 
SBecbfel  ber  ©egenftanbe  ohne  bauernben  (Srfolg  geblieben. 
Sin  belfere 5  Stittel  gegen  unerlaubten  SuruS  ift  eine  ruebtige 
Srjiebung.  25er  himi  in  ben  ©renjen  ber  ©ittlicbfeit  bient 
baut,  ben  ©inn  für  Berfcbonerung  tes  gebend  ju  werfen 
unb  ju  forbem,  ben  CrfmbungSgeift  aufzuregen,  Äaufenben 
9labrung  ju  geben,  bie  obne  ben  Bertneb  »on  gurudarti» 
fein  obne  Unterbalt  wiren,  unb  bad  ©elb  bed  Keinen  in 
Umlauf  ju  fegen. 

Cuurn  ift  ein  (Santon  ber  ©ebrotij,  ber  27  rjSJt.  mit 
116,000  fatbolifd;en  ®nw.  umfaßt  unb  »onXargau,  Bern, 
Unterroalben,  ©cbwp|  unb  3"3  begrenjt  roirb.  25er  Bobcn 
ift  pügelig  unb  [ehr  fruchtbar  bis  auf  bad  fogenannte  Gnt» 
libueb,  ein  von  bobm  Bergen  eingefdjIoffcneS  5£bal  im  fübL. 
Sbeile  bed  fianbed.  Bewäffert  wirb  bafjelbe  »on  frer  9?euß, 
SBiger  unb  (Immen  unb  mebren  ©een,  unter  benen  ber 
©empaeper»  unb  ber  Bierwalbftdbterfee  bie  bebeutenbften.  25ie 
Bewobner  bed  fübL  Zfrili  treiben  »orjugdweife  Biebjucpt, 
bie  bed  nörbl.  Ätf  erbau;  Dbftjucbt,  gifeberei  unb  Sranftto» 
banticl  finb  auefc  nidjt  unbebeutenb.  2)ie  ©taatdoerfaffuna, 
ift  feit  1831  bemohatifcb*re»räferttati».  2Babrenb  bie  böcbfte 
geftggebenbe  ©ewalt  bem  aud  100  ÜRitgliebem  beftebenben 
Sfatbe  juftebt,  übt  bet  aud  15  SDlitgliebern  befttbenbe  Keine 
SK  Li  t  Li  mit  einem  ©4>ultbetfjen  an  ber  ©»ige  bie  b^ebfie  ere» 
curioe  ©eroalt.  25er  ©taat  t>at  240,000  ©ulben  Ginfüpfte, 
fteflt  1734  5W.  Bunbedtntppm  unb  jab:t  26,000  graned 
©elbbeitrag.  6r  rft  in  fünf  ümttr:  ftijern,  Cntlibua), 
Sföilicbau,  ©urfee  unb  #ocbborf  eingetbeitt.  —  25ie  4>aupu 
ftabt  üttjern  liegt  auf  beiben  ©eften  ber  8teuß  am  norb> 
weftl.  Bufen  bed  Bierwalbftabterfeed,  bat  7200  <5inw.,  8 
Jtircben,  ein  großes  Slatbbau«,  ein  großes  JRegterungdgej 
baube ,  ein  Seugbaud ,  ein  SÖcunjgebäube  unb  ein  Äauf paus. 
Unter  ben  Aireben  jeiebnet  ftd>  bie  ©riftifirebe  bureb  ihren 
Ältar,  bureb  tin  feboned  Mtargemalbe  unb  eine  große  Orgel 
aud.  ©emeinnügige  flnftalten  finb  noeb  bie  Bibliorbef,  bad 
gpeeum  unb  baä  ©pmnaftum.  ©ebendmertb  ift  ?>f»ff«'ä 
topograpbifcbeS  Relief  »on  60  o9R.  ber  ©cbroei,\,  20  g. 
lang  unt>  12  %.  breit,  fomte  ba9  24  g.  lange  : :  l^ano« 
rama.  3m  fJfpffer'frfKn  ©arten  i^  ben  am  10.  2tug.  1792 
jur  Bertbeibigung  beä  ÜonigS  »on  granfnicr;  gefallenen 
©cbweijcrn  ein  2>enfmal  erriebtet,  »elcbe*  einen  auf  «rbro« 
ebenen  Üßaffen  rubenben  86»en  mit  ben  SJÖappen  granf» 
reiebi  unb  ber  ©ebtoei)  »orßeUt  unb  bie  3nf<brift  trägt: 
„Uelveüorum  fiilei  et  virtuli"  (ber  ©cbrceuei  XxtUt  unb 
Xapferfeit).  3n  2.  finb  ©eiben>  unb  BaumrooUenroebe« 
reien,  ©agenfabrifen  unb  ^apiermüblen.  25er  Aanbel  ift 
«nfebnlielj.  ©efebi^  mevtroÜrbig  ift  baS  ©tabtc|en  ©em. 


IO       Lymphafiscttes  Nystem 

paet)  am  ©ee  gteiebed  Ramend,  wo  1386  bie  ©tbbft  t.- 
fte€,  in  »elrfier  Xmolb  »on  ffiinfdrieb  ben  ^elbeittt*  Ü 

Crjteunt  ober  grie*.  Spteion  tjir§  baS  (Stnssji:: 
au  TLihtn ,  welcbe3  nabe  bei  bem  Sempel  bei  Äpctt«  ;- 
teioi,  b.  b-  ber  äBolfätobter,  ftanb  unb  in  roclcbem  M 
tele«  lehrte.  ?I.ut  jenem  benannte  baber  öieer»  (f.t 
einen  Sbeil  feineS  ©pmnafiumS  auf  feinem  ganbgutr  tri 
ber  Jtaifer  ^abrianu«  auf  feiner  BiHa.  'Ärifwtelei  je  ft 
ren  würben  nun  aueb  in  ber  fpatern  3eit  bie  bob^m  \a> 
nifeben  ©ebuten  Spceen  genannt,  weil  man  ebene!«  it 
benfelben  bie  Xriftotelifcbe  ^biiofoprjie  in  einer  jtitjcH 
umgeänberten  germ  lebrte.  3n  neuern  Berten  Mrottttdi 
ber  ©pra<bgebraucb  2pceum  unb  ©pmnafuun;  txxi  mde 
man  unter  beiben  ©djuien  für  gelebrte  Bilbuna,  bur4»d<k 
bie  ©ebüler  für  bie  tttabemien  ober  Unioerfuata  »nterutr 
»erben  j  au<b  fdbeint  man  fitb  »orjugdweife  im  ffoltfc 
25eutfcblanb  biefe«  »uäbrurf«  für  gelebrte  e^uLanPaüa  f 
bebienen. 

Ctjctttm  ober  Borftborn  ift  eine  ^ffonpaartaj  ^ 
ber  natürlicben  gamilie  ber  ©olaneen  (sJJacbit4aurai,  tv 
bei  und  oorjüglicb  au>  Bierfrräucbcr  füt  ?uffanlaaei,  faxbc 
unb  ©eldnber  eultioirt  werben.  7Lm  betannte^ea  bti  tä 
finb  bad  curesäifchc  Spcium  unb  ber  fogmamtt  Sit 
feldiroirn,  im  fübL  Suropa,  fowie  in  xfien  ub  lfr2; 
beimifcb  unb  in  unferrn  SRorben  aRlimatißrt  2)«  hess 
bat  lange  rutbenf6rmige  3weige  unb  »iolette,  ben  ganic 
Sommer  binbiireb  blübenbe  Blüten.  3ur  »ebeehmg  wt 
Stauem,  ©a>ügung  ber  ©raben  u.  f.  ».  eignet  cd  füb  "~ 
Aüglicb  bureb  feine  langen  ftcb  »erwirfelnben  änöf/t,  cn? 
aber  bureb  bie  weit  ftcb  erftredenben  Xudlaufer  oft  lifhx 
25ie  Speien  gebtiben  [eicht  in  jebem  ©artenboba  vnt  cc 
ben  fowol  bureb  ©terflinge,  ald  burd)  ablege»  tat 
linge  »ermebrt. 

Cljtnpljatißtlifö  Srjetnn,  ©augaberfpftt«,  nwbec 
jenige  Sbeil  bed  allgemeinen  ©efäßfpftemd  bei  tiptüfc 
£ikperd  genannt,  wcl6er  rriebt  Blut,  fonbera  eise  forär; 
burebfiebtige,  wefentlieb  eiweißfrofftge  glüffigfett  m  fithijn 
Befebaffenbeit  unb  falbem  ©efebmade  fübrt  mb  bic 
ftimmung  bat,  in  Berbinbung  mit  bem  ©pftt»  ber 
abern  aud  allen  JEbeiien  bei  £6rperd,  in  benea  fi*  bifp 
»orfinbet,  ©toffe  aufjunebmen,  bie  entweber  mboiflarti:6 
ober  tropfbar  ftüfpgen  geuebtigfeiten  befteben,  »eltbe  tr: 
bie  $oren  ber  ^iaut  in  ben  Jtorper  einbringen,  iütt  ui 
tigfeiten,  bie  in  bem  25armfana(e  and  ben  genoffen  en  ■ 
rung§mitteln  eingefogen  werben  (bem  fogenanten  Wi[*>  ty: 
©peifefafte,  GbpluS)  ober  in  folcpen,  bU  Port  bm  fr: 
©cblagabercnben  in  bie  grißem  Sfritym  bei "  Äfepert  «ty 
fegt  worben  ftnb,  ober  enblicp  in  eerfebiebenartiaen  6:- 
ftanxen,  bie  aud  ben  »erfebiebenen  Xbetfen  bedÄepeti  k 
ber  in  ben  allgemeinen  Äretdlauf  gebtaebt  roerbra  f.- 
ZUt  biefe  »on  bem  ©augaberfpftem  in  ©emtinftpaft  »t 
Blutabcrfplteme  aufgenommenen  ©toffe  biene»  t»r»ebo  er 
grnäbrung  unb  drbaltung  bed  Jtörper«  ober  werbe»,  rec' 
fit  baju  untauglieb  finb,  auS  bcmftlben  auSgefebiebeit 
Ipmpbalifcbe  ©pflem  iß  aud  jwei  e^uptbeflaa^010!  ' 
fammengefefet,  aud  ©efaßen  unb  Drüfen.  &rftm 
ftcb  bem  2tuge  in  gorm  gcburfclter  unb  »otHoa»»»  * 


Lyrik  792  Lyrik 


Ctjrik  nennt  man  biejenige  ^it^tungSart,  in  wcldjer 
ba8  bei  irgenb  einet  SBabrnebmung  unmittelbar  erregte 
fügl  in  wurbiger,  teeb  biefem  ©cfübl  naturlicr)  angemeffeuer 
öpraebe  bargefteQt  wirb,  3nfofern  al$  fie  eben  nur  bie 
unmittelbare  ©mofinbung  gibt,  ift  fie  bieienige  Didjtart, 
wtlcpe  am  meifien  $$erwanbtfcbaft  mit  ber  SWufif  (f.  b.)  bat. 
Da  ba5  1 9 r i f cr> c  ©ebiept,  »on  ber  Stimmung  eines  <5in-- 
;clnen,  beö  Dicgtenben,  auSgefjt  unb  meift  feinen  befiimmten, 
fuwltcb  wafrnebmbaren  ©egenfianb  in  bie  JBorffeHung  bringt, 
[0  nennt  man  bie  Iprifcbe  9)oefie  aueb,  im  ©egenfafc  ju 
ben  DiefctungSarten ,  welche  fcefetereS  ju  tr>rer  Sieftimmung 
baben  unb  bager  objettitte  beigen,  bie  fubjectioe.  Da 
lai  ©efu&l  von  ber  p&cbftcn  8uft  bis  jum  riefflcn  ©cbmerje 
berab  eine  uncnbltdje  ©tufenreit;«  enthält ,  fo  ifi  aueb  bie 
SKannicpfaltigfeit  be8  biepterifepen  HuSbrucfS  bafür  natürlich; 
fet)r  jrofi  «u5  ber  SJerwanblfdjaft  ber  Iprifcben  9)oefie  mit 
bei  Jtonfunft  folgt  febon,  bafj  fie  fieb  febr  ju  beren  SBeglci' 
terin  eignet,  baber  fie  aua;  fct>on  fetjr  frub  in  Begleitung 
ber  Bpra  ober  Seiet  (f.  b.),  wooon  fie  audi  ben  Flamen 
erbiet t,  auftrat.  Da  ba3  unmittelbare  ©efübl,  namentlidj 
bei  erregter  2eibenfd?aft,  ftcrj  fc^r  fiarf  äußert,  fo  wirb  fief; 
ber  h?rifä)t  Dichter  auet)  groger,  ungewöhnlicher  JöorfteHun» 
gen  unb  Silber  bebienen  muffen,  um  jeneS  mit  gehöriger 
UBitfung  auSbrucfen  ju  fönnen.    Die  SEbatigfeit  ber  Seele, 


bie  bienu  erfoberlicb  ift,  bie  MMfritt,  wirb,  ju  ungewiß» 
liebem  ©rabe  gefleigert,  jur  Begeiferung  (f.  t.),  wd£> 
man,  wenn  fie  fia>  im  Inrifcpen  ©cbie&t  in  au§erortentUckc 
(Stärfe  funb  gibt,  ben  (ori  fegen  edurung  nennt.  I 
einzeln  bargefieHten  'Äbfiufungen  beS  ©efübtä  geben  bie  oer 
febiebenen  (Gattungen  ber  cpnf,  alS  ba  finb:  Ditbpramhtf. 
£mnne,  JDbe,  Sieb,  <5legie,  $eroibe,  bie  Iprifcbe  <J*:§t 
unb  ba&  Iprifcp'  bibaftifebe  ©ebiept.    2Ba5  bie  IprifaV 
&  er  8m  a  fie  anbetrifft,  fo  werben  fie,  ba  fie  bem  Snbcü: 
anpaffenb  fein  muffen,  fo  mannigfaltig  fein,  als  biefer  f< . 
»Obgleich  bei  ben  Otiten,  weil  fie  ben  SJcim  hiebt  fannten  t: 
grofte  gretbett  in  ber  SttetSbilbung  berrfcfcte ,  fo  fam  bod-  i, 
ihnen  auch,  baburd?  ein  Ictcfjt  fafjlidjeä  ©efeft,  eine  regclmj;  .. 
Xbtbeilung  in  it)re  Iprifchen  ©ebieptt,  bajj  fie  wegen 
mufifalifrben  Begleitung,  alfo  um  ber  SüJiebertfbr  ber  n& 
fifalifeben  SStScife  willen,  auch,  in  ber  äußern  Jorm,  naü?5rs 
ein  ©ebante  gefebtoffen  war,  abfefeten  unb  jene  trieta  er 
com  angeben  ließen.    S93cil  man  fiä)  bierbei  gleich'.::: 
einem  neuen  Vlitfafc  perumwenbete,  fo  würbe  ein  foioV.- 
nacb  ©ebanfe  unb  genn  in  fid>  abgerunbeter  Sali  £  1 1 
pbe  (Sßenbung)  genannt,  welcher  ÄuSbrud  ber  eiaemlii 
richtige  ifi  für  bie  gewöhnlich  gebrauchte  Bejcicbnuna  X< . 
worunter,  eigentlich  nur  (eine        «ru*  metrifcb  abaef;; 
©ebicptS  ju  txrfler;en  tfl. 


:  - 1  ffiiofca  Sei  »1h. 


io«M  1 

.  gabflb>ft 

fabiu«  Sunctator  .   .  — 


fcriffti 
gabrifair. 


rK3  „ttfli  1*3  >««* 
•v   .1*  Sita*  ctf  Käs  J  tä  Äabtirair. 

gaifrJftfff. 


Silrfcftifpfrtrum. 

gatbwtfrtlfrf. 
gatbrnfpfitbel. 
gaff*flefff. 
garbral»b«. 
gartragtbunj. 
gatbtncUtirr. 
2     gdtbcrti  ob«  garbefunji 


$i<t<a&uft. 

gatfrljd  j(. 
gadMttJarr. 
gaAIldnjt. 
faon  .... 
gacomtfrtR. 
gjfotmfrte  SBnirrm. 
K«^>n  de  parier. 

Ktmile .... 
er  ober 
gattum. 
gottenn. 
gacterrf. 
gartotrtbanb.1. 


fttlitti  (TOorino) 
falf  (2p(i,  £«;ü  . 


gatbrnAltK  ....  — 
gamtfe   .....  10 

gatnifi'föe  gtero. 

■ganiffr'fdj«  Jpmutt«. 

gamfft'fdjtt  ©kr. 

garier  — 

garm  ober  garrnfriuter  — 
•gafan  (ber)  ....  11 

gafarucltn. 

glfantnju$t. 

ga«<eS  — 

gafAintn     ....  — 

•w  - 

gaf  (btibdbnarr). 

gaflen  12 

gaßtnpnbfjtra. 

•goffna^t  — 

gitfJnaärtfpiri'. 
•gut«  SRoraana. ,  ,   .  14 


gcAffa*. 

gr*ffun11. 
•gtbtr&ar»    ....  19 
gcbcm  — 

grbfrfraft 

gfErreiV*,. 

gcb<:f^micf<r. 
getn  ......  20 

gtmfbyifitr. 

gm»roitaj<n. 

ffegfeutr  — 

gtt.be  21 

Sittel*- 

gr$bfanfag(B. 

grbtebrirf. 

g»b>banefa)iib. 

MN  («*uew. 
*9m  — 

gtianibaum. 

grigniMfe. 
gerbmcfien   ....  22 

gtlbmtffunß. 

grlbnwjfrr. 
gtlbfpatfc    .  .  .  .  — 
•ge(bj(i4«t 

•  geDenberg  (?>6i(t^p  ffnia» 
nucl  Ben)   ...  23 
gtmamcble.  gerne     ,  24 


gttbinanb  IL, 

Cirifien  .  .  .  27 
gtrita 

•gtrnrofcr  — 

gmara  28 

g«fi  1«  (3gna|  JforeÜu»)  — 
unb  gtirttaae  .  — 
n«  ......  30 

?ung  — 

gdltHiglbautunft. 
gcßungearnfL 
gtßungtbaugrfangci». 

gctt  31 

g»ttn>ac&«. 
gtuer    .  .  i  .  .  32 
gcuftqucUm. 
grurranmacbm 
geuerfefl  . 
gcurrfugeln 

gcurrtanb    ....  33 
gtutrfcfctsamm 
geucrflrin  . 
gturretrfi4rning««!H 
(tollen    .   .   .   .  — 
g<urn>rrficb»turta,<fcanl 
f&r  2>«utf4!anb  in 

(M.U.4 

geuerwerft  ....  34 


Cfltt 

....  38 
rbeit   ...  39 


gUtrem. 

gUttirmafcr/tiun. 

ginalt  40 

ginanjen     ....  — 

ginanpitniilmum. 
ginanjroifYfnfcfwftfn. 
ginbelbäufet .  .  .  .  — 

gfnblinge. 
•gtngerbut    .   .  .   .  — 

gingerfefcung  obet  Up* 
pticatm  ....  41 

•  gingerf»rar$t    .   .   .  — 
Sin«  ......  — 

ginnen    .....  42 

ginnrnttanfbelt. 


... 


*  ginftermfre  .   .  . 
girman  ober  german 
ginnung  .   :  :  . 
girrnling. 


43 
44 


girmnomrn 
girnifft  45 

gifcbbälrer. 
gifcberrmg  (*«)    •  •  *7 

IST. : : : :  5 

RMttL 
giftein  .... 

gifhitofe  ©efa>ur». 
girfttrne  .... 
glacbS  ob«  «ein   .   .  SO 
glagge  .... 

glaggmoffijitre. 

gtanbern  (bie  (irafföaft  l 
glaneD  obet  gloneU  .  — 

glanfen  £2 

gtanfturt. 
;||atttn4U8  .  . 
•glormon  (Sofa) 


gießen 
gleebte 
glcditcn  ober 

'fieber 


.  (9>aui)  . 
Inbre*  4?tr< 
culc  be)  .   .  . 
glibu|ritr  ob« 


63 


64 

55 
66 


57 


Ctit«  *  ©rite 

glieberarul.                 *gortuna   73 

*  Stiege   67  •gorum   - 

gu>g«  (fpanitt*).               goucbe  (3ofe»b)    .   .  75 

gliegen  (bo8)   ...  68     goularbS,  gouk".  .   .  — 

•gtiegenbe  giföt    .  .  —    Bouaue*  (fitinr,  Äug., 

•  SltegenpiCj                           grrib.  be  la  SRotte)  75 

glUgmfdjwamm,  gouque*  (griebr.,  gteU 

•gliccjcnfcfcnäpper    .   .  59         berr  be  la  SRotte)  — 

•glob   —    B«  (Gbarl  3<une«) .  — 

glot   60    gop  (SWar.  ©eböftion)  76 

glorbartb.                       gra$t   — 

glcrtüdifr.  gta<brfabret. 
glorfeibeebeegfotetreae.  gtao>tbrief. 

"glora   —  gradjrjtuie. 

gloralicn.  gnubteontract. 

glorence   —    gta  ©iaoolo  ...  77 

•glortnj   —     grane   — 

glerentintr  KAtil  'granffe  (2tug.  ^erm.)  — 
glormtiner  iaA.  grancffnapl.ijj. 

glorian  (3ean  $ierrt           granfen  (bie)  ...  78 

<Slari8  be)  .   .   .  62  »tgranffurt  am  SRain  ~ 

gligt   63     gränfifcbe  JtreiS  (btr)  79 

glitt   —   *  granflin  ({Benjamin) .  ■ — 

gleite   —  igranfreicb(badJt6nia.r.)  80 

SlotiSc  gtanj6ftfd?e  Jtunff,  8i» 

glüt  (SWotauJ  »on  bor)  64        teratur  unb  23if. 

•glüflt  .                              fenftbaft    ...  94 

glufgtfciet                      gran^  von  Xffiji  .   .  97 

gluggitt«.                      granj  cen  $au(a    .  98 

•glufioferb  (boi)    .  .  67    granj  bon  ©alri    .  — 

•goe  (Daniel)   ...  68    gram  I.  (©teoban), 

golie   —        tom.=beutfcbttÄaifet  — 

gollfnra>%e.  •BramL(3ofeöbJtarl), 

golltWumen.                       Äaifer  von  Dfhett  — 

•goüet   —  'gtanj  I.,  Jtönig  »on 

gonb«   69         granfreieb  ...  99 

gonf  ($etet  *nton)  .  —  •grani(griebri(b),©roi» 

gontaneüt   ....  70         frerjog  ».  SRecflen» 

gonteoraub  ....  —         burg»©(broerin  .  100 

gonDe   71  gtünilV.OofepbJtari 

germ   —         Ämbrofiuä  ©ta« 

gotmlc«.  niSlauS),  ^xr^og 

gornwB.                           bon  SRobena  .   .  101 

gorroali«mui.                  granjen  ober  granfen  — 

gorwel                           grauen  (bie)  .   .   .  — 

gormalitn.  grauenlob  (#einr.)  .  102 
gormalltatm.                   grauenfommer  ober  aU 

gormaliPten.                       rer  SEBeiberfommet  — 

gorft   —     grautnoereine .   .   .  — 

gorfhtiffmfcbaften.              graunbofer  (3ob.  0.)  — 

gorflaraberalen.  'gregattt  ....  103 
gorfboeftn.  gregaton. 

gotltn^t.                      greiberg    .   .  .   .  — 

gorflorbnung/n.  greibrief  ....  104 
gorPwgal.                    'greiburg  (Stobt  unb 

gorflpollcri                          Santon)    .   .   .  — 

gorfrfrewl.                    *  greiburg  im  JBreUgau  106 

gorfter  (3cb.  Weint}.)  72     greicorp«  ....  107 

gorfhr(3ob.  TCbam  ®eorg) —     greie  S3auern  ...  — 


grtie  ©tättt  .  . 
gretgtift,  greiberio . 
grtibafen  .  .  .  .  - 

grtibett  

grei^eitöbaum    .  .  W 


greimaurer 
greifiätte  .  .  . 
grembe     .  .  . 
gmnbUnglmbL 
gifUkbtnbuL 
grekomalerei  .  . 
•grett,  grettibea  . 
geetrirm. 
gTeubenjpferb  .  . 
ireunbf(baftJinftIn 
tut 


Ii 


1 


r.: 


grifbcnsfürfl  . 
griebenSgerictitt 
gr>ebcn<na)t(r. 
griebenSfafi  . 
griebricbl.,  xi\ 

f(ber  trifft 
griebrieb  IL,  rcr 

fd)er  itaifer 
•gtitbrtt  5BübeJm,JtuJ» 

fürfte.SBtanbenkiin 
griebri^  1.,  itimgu« 

$rcufen  .  .  •  P 
griebrieb  fflilbtlnl,li 

nig  oon  fheu§eo 

•griebneb 

oon  $retr$eB.  • 
gritbri*  SBilbefi«  D, 

Ä6nigMa|>rtii^ 
•gritbri*  ®i[bttan! 

Ä6nig  ecn  $mfa 
•griebrtt  »ilbifa, 

JtronprinjO.?«Li 

•griebrtt  1W| 
Don  Dantruar!  . 

griebrtt  U 
Jtinig  eon  6a4(ß  1 

Aomg  ooo  o»^« 
gtietridj  I. 

Med),  Äini«MB 
SBfirttinberg  •  •  * 
•griebrieb  (^jennm 
Otto:  " 


H 

71 


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©alitnflcff. 

—  ObOcn  .... 
©oHenfttber    .  . 

—  ««QiriSmuä    .  ■  . 
©aUimatbJa»  .  . 

  ©an»manic 

126  ©al<xmi  (ÄMflo) 

127  •©alwnümu»  .  . 

128  ©alwnif*«  Jt«tt*. 

—  ®ama  (Bafco  b«) 

—  ®onfl«*  ^  •  • 

129  ©iitfMft. 

IM  '  ' 

©arbtii     •   •  ■ 
•        ©arbcrobf  •    .  . 

—  ©atkrobifrt. 

—  ©arti  .... 
©amifon   .    .  . 

©amtfiinbknP. 
©arnitur    .   .  . 
©uralt«, 
©amitvratfcrft 


®ajc     .  . 

—  ©aptüa;«. 

—  ©cba'f  .  . 
138  (StbtxU 


140 
Hl 

145 
143 


©ebet  . 

©rbtäfe  .  .  , 
©tbott  (bic  gtfrn) 
©tburt.  ... 

©ejirbun}. 
©<buTt«bdf«  .  . 
©tbd^tflifl  .  . 
©rbaajmiJübuiiflciL 


©rtanf»nlo«. 
'©rfängnif  .  . 
©tfcdjt  .  . 

©tföbi . 


ttpobtn  . 
©»gnwobnrr. 
•©«bfimfc^rift  . 
©fbrn  .    .  . 
©<birn  .  .  . 
^tbi»  .  .  . 


152 


—  ©<mrfn»«ortB»W9i 


153 
154 


156 


157 


159 
160 


161 


162 
163 

164 


177 
178 


17» 
1» 


©«n«inNt«J)t. 
©«mttabfiatfc, 
©erarinfltfü^l  .  . 
*  ©cmmcn    .   .  . 
•©«nfe  .  .   .  . 
©fmfrafugrL 
©«rafmj^tt. 

©raitbotf. 
©eraüft  .  .  . 
Wemutb  .  .  . 
©tnbaram  .  . 
Qcnealogit .  .  . 
©ennal     .   .  . 

©fwraUpmi*  cb»r 
©trorat  «  6bif. 

©mftaU  (grfjtü<b»). 

©amatat. 

©tfltralflab, 
©flifralbafj 

©«ntralpaibttr     .   .  — 
•®«tetttob.©<mtb7«*  — 
©tnf    .  .      ■   ■  — 

©SS*fc.  D.ig:liz.  m 

©ruh. 


181 


Chili 

jcg  eon  aRecften» 
bürg  i  ©ttelie  .  .  189 
*©eorg  SBilEjefm,  Sfürfl 
tu  (adjaumburg-- 
Itppe  .... 
•©wro^ttnricti  (Jrieb. 
rieb),   Surft  ju 
SBalbetf    .   .  . 
©fernen  .... 
©eorgirten  .... 
•©eparb     .  .   .   .  — 

©erabe  192 

©erabetauf. 

liXiunltn  .... 

®<ran(acten. 
©frarb  (Ctiennt  2Rau» 

Tic«,  ÖraD   .  .  193 
©eiecbtigfeit   .   .   .  — 
•©er&arb  ($auQ  .   .  — 
©eritbte    ....  194 


191 


©eria)U|tanb. 
0erlft)t«frtB<. 

®tei<bt«briftber. 
®erid)t«bittctcr. 


©fricfit«b»T. 
©erl<btt!anjt(|t<n. 
®erfcbt«bot»a. 
©fri^ttbieiwr.  . 
Sericbrtfrobne. 
©erfchMfelaf. 
©etidjt«4,ebraucf7. 
©«rldjWbanbfWb&ib«. 
Stria;  MbanbcltprotofoBr. 
Stridjtftoflm. 
©tricbHatbübren. 
®trid;Umj&uri9tn. 
©triebrtorbnuno,. 
©ttid)t6fprtna.tl. 
©erid;!«bf}irf. 
©trid)(«tagf. 
©erid>«i(beÄrjn»i(unb«. 
©trieb«arjti. 
©trmaiti(®raf©aintO  197 
(ßafar).  - 


®er(ie  (bie)  .  .  .  — 
©eru$  ....  — 
©efanbtt    ....  198 

©tfanbtra>aft«fftrttalr. 

©tranbtfdjafUritbe. 

©tfanbtfdjaffJratKtlfere 
©efang  199 

©efanabiicfiee. 

©tföen! 


©eföitye  .  .  . 

©♦fdjidjtfajreibtfunfr. 

©»rdMttforfauna 
©tfcblecbt.  .  .  . 

©ffcbttc&MtbtiU. 

©tfd;{ed;«trie&. 
©efebmatf  .  .  . 
•©tfebüfee.  .   .  . 

©cfibroinbigftU  • 
©efa;n>mbfa)rei&«. 

fünft    .   .  . 
©efcfewowiengerify 
©tfcbrooreiK. 


©tfebwür 
©efeUfcioft 
©tfe(5t  . 

©tff&geott. 

©eft^btnb«  ®««Mtt. 
©eftebt  .... 

@ffldjt<n>i»ftl. 
©{ficbtsfömerj  . 
©eftm«  .... 
©tftnb«  ... 

®tfinb«crtnunjcB. 

©ffinbemdrl«. 

ffieftnbejtrana,. 
©efpanföaften  ob* 
Comitate  .  . 
(Segnet  (Salomon) 
©eflänbnifj 
©efunbbeit . 
©etreibe 


203 
204 


207 
208 


©eufen 

©etodbrleiftung 
©ewanb    .  . 

©troanbbduftr. 
©eroebr .    .  . 

ffltrotbrfabrifen. 
©erperbe   .  . 
©enjfrbfteuet  . 
©emiajt     .  . 
©ewiffen   .  . 

©tn>ifT«t«angf}. 

©troijffnlbffft. 

©twifTtnefcrupri. 

©trcift'nöfac^en. 

®trDljttn«i»ang. 

®e»ljten«frribflt. 

®erolfffn«»trtrerung. 

®*ttifttu«cb«. 
©eroitter  .... 

®tteittrri?urm. 
©tiDebntjtitSrcdjt  •  . 
©ero6lbe  .... 
©ewürj«  .... 
©ewüninfeln  ober  «Wo» 
(urfen  . 


210 
211 

212 
213 

214 

216 


217 


*  ©enjurjneff en  ober 
©ewurjnäglein 
©iaur  .... 
•©ibraltar  .  .  . 


©iebri  ob«  gronton 

©ift  

©iftpflanjen  .  . 

©iganten  .  .  . 
•©impel.  .  .  . 

©in f eng,  ©injing, 
©enftng  .  . 
'  Straffe  (bie)  .  .. 


218 


219 
220 

221 
222 


©irant. 

®irat. 

©trirtn. 
©ironbiften 
©laru»  .  . 


©Inütrcpfen. 
@Q«thr.5nen. 
®la<flufTf. 
©Jajpaftcn. 
©tatlmakret. 
®Ia«fd)mf[jmarftfL 
©la«fa)[t(ftn. 
©[aafaleifmübjfc 
•©laSgo»  ....  227 

©tafur  228 

©tattei*  — 

©laufe«  — 

©Jauburtartiftt. 
©laubtnSbtfcnnmiji. 
®(aubtn«ib. 
©tauber  (3ob .  JJtubolf)  — 

®(auberfa[}. 
©leiten  (bie  brei)  .  — 
©leicbgeroicbt  .   .   .  — 
©[«idjgerefcbt  bec  eu> 
ropdifeben  Staaten, 
©fei^nifi  ....  229 
©teiebung  ....  — 
©teim(39b.S55ilb.8ubw.)- 
©tetfeber    .   .   .   .  — 

©JftfajerarWdf». 
©liebfebroamm    .   .  230 
©[immer   .   .   .   .  231 

©[immtrfajieftr. 
©tobul.   ....  — 

•©locJen  — 

©(odcnfhibl. 
®totftna,lt{jtr. 
©locfmfpelfi. 
®(otfrt}jUt, 
®(odVntaufr. 
©[otfrnfpto*. .  ... 


6b 

jSfoffafor. 

©(offarium. 

©loflirt 
©lud  (Girifiopb  Mi)  03 
©lüben     .  .  .  .  2M 


•©lübrourm  ober 

banniSmurmtben .  - 
•©Ipptotbef    .  .  .  » 
©(pptit. 

jsr* . .  m 


ober  ©oeal  .  - 
•©netfenau  (Äug.9}«b» 

barb,  ©raf  Mi).  - 
©nomen  ...... 

©nomibtn. 
©oa,«iaanei>abe8»i  2T 
©otb  (ba*)    .  .  .  - 
©olbffiffnnjfrfe. 
©clbpurpur. 
©clbfcbtigrc. 
©olbfcblijttbintaVia, 
®o(6arb(ittr. 
©otboni  (Carlo)  .  .  2£ 
©olbfmitb  (Olne)  .  - 
©ottonba  .  .  .  .  - 

*©onbt(  2» 

©onbolirrt. 
•®6pel  ober  SStabc  .  - 
©oilar  . 
©otba 


•@6tb«  (3ob. 
©otben  (bie)  ...  2« 
©oft  :  ....  HS 
•©6tterunb®6ttniebtt  - 
©otteSbienfl  .  .  .  » 
®otte*friebe  .  .  •  - 
©otteegeriebte,®»«* 

urtbtileoberßtbalia- 
®otte$latfenmg  oto 

5Bta§pb,tmie  .  .  & 
©ottfrieboonÄMtillM  - 
•©ottbarbt  (®«nd.) 

©otet>atMfira|e. 
®öttingen  .  .  .. 
©ottfäeb  (3cb.  Sbrift.) 
©efee.  .  ^  .. 
©ouoerneur  . 
©cu^fmeroint.  . 
©ouwntMfc.  . 
♦®rab  (ba«  &aliae)  .  ■ 
©rat*u«  («beriuS 
©emproniiri  w 

Oaiui)  Ji*m~> 
©tob  -.  *  *  w  • 


Mt«ra«  .... 
'^©raSmÜtfe  (Nt)  . 


■   •  » 




- 


MI 


210 
211 

212 
2U 


-  fei  ©raupen 

!b:  ©nwoenfiinina,. 

-  hfcOrawtatton  . 
Utftia?  (3o^anna) 

Ic  ©ra'ie. 
1  ^©nenroid?  .... 
^■©regor  («Paffte)  .  .• 
S._-©regor  VII.    .   .  . 

©rigor  XVI.  .   .  . 
I£  ©regoriuifcft  .   .  . 

^  ©tttfin  .  .  .  . 
£*L©renabitw     .  .  . 

.  Ji  ©rroabtirwa»«. 
™  ui  ©■ttnagrttn]  ... 

-  g  ©riecfcenlanb  (ba«  alte 

—  bai  neue)  . 
-   ©riet&ifctit  ober  aric 
rM*  .  fanjolifö« 

-  unb  fl|»o|}oliWe 
Pj     Jtirtfce  .... 

-  IC'  ©ri«bifcbc  eprad)e 

-  It»4*  unb  gilcratur.  . 
^©riecbifctie«  geuet  . 
I*©rie*  


261 


263 
264 


266 

276 
277 


©unicfe  )<t)t  »b«t  was« 
bebuea.ee  $albNaeln. 
©««iie'f««  ®»«er» 
minntben. 
•©uernfeo  unb  3«feo  — 
©uerrtua*  (bit)  .   .  296 
©utana  ob«  ©uanana  — 
•©uiHotine  ....  297 
©ullTotin. 
©uinea     .   .   .   .  — 
©uife  (Glaubt— granj 
—  Atintitb)  .   .  298 
7  .   ...   .  299 


©ummtbarjt. 
©ununlqutt 
*®üntbu  (grtebria)), 
gürjl  »on  ©djwarj» 
burg.9?uboI|labr.  — 
•®ünIb«(gritbri4Ä«tO, 
gür(l  von  ©(fctwrj. 
burg>©onberfbaufen  300 

©utft  — , 

©uftaö  8Bafd     .   •  301 
*©u(la»H.  Wolf,  Ä4. 
nig  ton  ©tbroebtn  ,  — - 
©ujlao  DL  Jtenig 

.  302 


ebutten,4?ainbutltn 
i  (griebr- ».) 
.   *■  •  • 
iagettiener. 
aJoaelTjerflcberungtan» 
Italien   ob«  £a. 
oflaffmitanjrn. 

wgepolj  

lajjnemami  (©amutl 
CbtifKan  griebr.) 
$abnenfufj  ober  Uta> 
nunfei  .  . 
•*»«')ntng<fe<$tt 


hi  €>a${cn  . 
jjattoeen. 
^aOein. 
fKtaeluja  .... 
^Kita  (2flbre*t  eon) 
—  QoMiebGma. 
nuel  von  —  Äarf 
8ubw.  von)  .  1 
•üoUtp  (Gbmunb)  . 


310 


311 
312 
314 


ober  20ep»D  .  — 


315 


316 


-fcant^elciwif. 

4>anbgelb. 

^anbfcP«. 

$anb  (lobte). 

ip.inbli*. 

i>anbbabm. 

4>anbgibrauä). 

j>anbatbetlre. 

$anb.angee. 

fWtlbtl  i      ■      .  • 

$inbter. 

^Mnbluna. 

$anbeUwege. 

J>wbe[*gef(afa>aften. 

$anbettc«mpagnim. 

$anbeHMlanj. 

$an&il«freibelt. 

A>inbet«»ertrJge.  , 

SanoelfSprdmien. 

$an.beUeea)t. 

$anbiUaerld)te. 

^anbeKfammem. 


323 


iMyiBeH. 
■$MnMung*Hia>et. 

aas*  y  c°°8itj 

»Äant«l(©eorggrifpT.)  326 


Inhalt 


6»Jtr 

Mt  (fcaS  jt6ntg< 
tri«)  ....  331 

4>asoott  (©tabt). 
£anft  ober  £änfa   .  335 

4>a»frf?dbtc. 
äantourß     .   .   .  336 

haroXb  — 

parbenberg  (Saxl  X  ug ., 

8ürft  oon)  .  .  — 
,  Babenberg  (grubt. ».)  337 

Oartm  — 

•  jarfe  — 

.  ixtrlffln  .  •  .  .  — 
Öarlem  ob«  {ktarlcm  338 

jjartcm.-t  #ct$. 
•fcarmonica 

$?ncm  on  ica  (a>cm  ifd)f ). 

4)atmonf(on.  . 

Jparmonitetfo. 

$Atmonf$ort. 
Harmonie  ....  339 

JparmemE. 

aparmoriicmufif. 

Harmonie  br  r  ©pbar«  n. 

jparnionifcbt  Jb^Üung, 

-£>arn  obet  Urin  .  .  — 
Harnleiter.  | 
Jf)amb[aff. 

£ümifd>  ober  yanjer  — 
fyirnifcbmaä)»  ober 
9>fottnee. 
•ßorpune   .   .  .340 
harpunier. 
*£arpoim  .   .   .   .  — 
jparpotr  ober  graufa» 
mer  $aW4c. 

Iwrj  (ber)     .   .   .  — 

>parje  341 

$ar}rn  ober  $<u|j 
flirren. 

*{wfe  (tat)    .  .  .  — 

^afirnjagb. 

^afmfftlt  obre 
frnb&ge. 
Mm   ....  342" 

$nfe(fha«c&. 
.bafenföarte   .   .    .  — 

•DaltO  — 

«pauptton  ober  fflrunb  ton  — 
£au6  — 

JS>au«jjenofT<n. 

^>au«b«r. 

•£au»thrt. 

#auibalfung. 
$au<w(rtbf(fraft. 


343 


344 


344 


$äufctpotbrfr. 
•ßauß  ber  &irbt  . 
<paufen     .   .  . 

ipauF(nM(iff. 

Saum  (JtaftMt)  « 

aitfhen  .  .  . 
Jpaufirtwnbcl. 

.pauSrtdjt  .    .  . 

#,iu*fmb(n«bru<b. 

.paut  .... 

$autfranfbcitfn. 
•paoana  (5t.=(5tm|to  = 

bat  be  la)    .  .  345 
•paoerei  ober  Xoarie  346 

£a\>fc«forbnuna.fn. 
äabbn  (3ofe»W  .  .  — 
.paijbucfen  ....  — 

.vjanbucftnblflri«. 
.pa^arb  — 

$aj«b>  ebrr  ©lief«, 
fpiele. 

^xbarame  ....  347 
JpfbammfnPunfl. 
$c  barnmc  nfclmffn  obre 
•pt&arnnuntnfHttUf. 

*-5ebe  - 

♦.pebel  (ber)    ...  348 
Jptbebaum. 
^Jfbljbf. 
ßebel  (3o$.  9>et.)   .  349 

*|>eb<r  ~ 

4>ibtxt  Qfacq.  Sten*)  860 

£fbcrti(i«n. 
Atbrder  ober  Qbtitt  — 
•pebrdtfcbe  Spraye 

tmb  Literatur  .  361 
*.pebribenober.p<Sbuben  362 
*.peo}t  (ber)    ...  363 

$e$trrrftr. 
'  .peer  ober  Xrme'e  — 
$*m  (fl»b«nbf ). 
j>trbattn. 

$f«tftfu«. 
beeren  (Tfntolb  aperm. 

eubtp.)    ...  3^4 

Jbtfrgrrätb  .  .  .  .  — 
-fugt!  {Qrorg  SBilb. 

grtebr.)    ...  365 

Hegemonie     ...  — 

oegira  ober  .$ebfo)ra  — 

.prber  (ber)    ...  — 

i)<b«rbüttf. 
*£eibefraut  ober 

betraut     ...  — 


366 


357 


360 


361 


©fite 

fkibebefen. 
•peibetbeeren  .  . 

4xibc(b»r^eift. 
*.£>fibelberg  .   .  . 
Reiben,  Ungläubige 

«ötilanb  — 

.peilig  .....  — 

.fjciluun.-. 

$tü°iae, 

&<i[iajpr«buna.. 

•fceilfunft  ....  369 
.prilqueUen,    ineralqueb ' 

len,  ©rfunbbrunnen 
.ficilgorbnuug  (bie) 
<peimat .... 
Sbtimattuty. 

JOnnm-fb. 
.£>eimfan$rt$t 
•Peine  (-öemr.)  . 
.peinrieb  I.  (ber  SBogler) 
.peinrieb  IV.,  brutfö« 
Jtaifer  .... 
.peinrieb  VI.,  beutförr 
itaiffr  .... 
.peinrieb  IV.,  Jt6mg 

.  oon  granfreieb 
.peinrieb  VIII.,  Äonig 

oon  (5nglanb 
4?cinrtd)  ber  S&we,  ^prr> 

joa  in  ©a$fen 
qpeinrio),  SJrinj  oon 
9reufen  .  .  , 
•^einrit^,  «^erjog  oon 

Änbalt-Äötben 
•^einri^  XX.,  gürjl 
9?euß  )u  @reü 
♦4>inri(b  LXII.,  gZirfl 
JReug  ju  ®4ileii 
*4?einri(^  LXX1I.,  gürfl 
9?euf  »u  ßobenfltin 
nnb  dbtrJborf 
^)firatb     .    .  . 

^cintbigut. 
q^eiferfeit  .   .  . 
^»eifbunger    .  . 
|»eijung    .   .  . 

Ätfltaromcr. 
Watt  .... 
.pefatombe  .  . 
♦^erla  (ber)  .  . 
^eftifo>  .  .  . 
£tftor  .... 
•^pelamiJ  .  .  . 
)flbenbucö  .  • 
>tlb<ngcbi$t  (bad) 
>elena  .... 
)elena  (bie  ^eilige) 


362 


363 


365 


366 


367 


368 


fielgolanb  .  .  .  .  JD 
{KUebartt  .  .  n 
^tHa  .  ...... 

fieOefpont  .  .  .  .  - 

4>elm  - 

JpcimEt«incbifru 
$t(mbe<frn. 
ijilmmäntil. 
£tnnebrrg  .  .  .  .  - 
Jenneoau  ob«  fyoima  - 
Hraflit    .  .  .  .  F. 
jcralbif  ober  Skp> 
penhinbe  .  .  . 
•^ertulamim,  ^«!«pf;i 
unb  Stabü  .  . 
•Äerculrf  .... 
*^>erbo  (3ob-  Sottfr. 
oon)  —  ©egnmnt 
2Tug.  5öelfg.,  grei 
ben  o.)  ... 
*  gering  ober  ^inug 
#rrina,«fif<b*nl 

German    .  .  . 
^jerraanbab    .  .  . 

$ecmanb«b  (briu>^ 
Aermapbrobtt  .  . 
$ermelin  .  .  .  ■ 

^(cmflinraattfrL 
£>ermcn  .... 
.fxrtnri  .... 

j)<rmttifd>. 

q^erobel  .... 
{MroOff  brr  9nj> 
i>ftobr«  WOppu*. 
AttcbH  Xnttpttf. 
jpuobt«  Xgrippt. 
robot  .... 


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r1 


369 
370 


j>tc(fa>rt  Sfitattn;  1 

4xro(bcn. 

£<ro(b  

4>err    .....  3 

ap«rr«nban(. 
$trfcbel(Sriebr.!H&. 

—  3»b«  Pdxd 
ZBiuua)  .  .  .  • 

•^r»  

^Xrjraniwc. 
£)enog  x 

ipeJperibcn  .  .  .  * 
f  <yeffcn  .      •  •  • 


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hi  fnw*  ■ 

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I»  •  'J 

^#*SÄT  - 


terarc^ie  ....  — 

rre^lpphftt  .   .   •  — 

wtonomu$(b.$ciligc)  388 

ieranpmuä  Mit  ^rog  — 

ünataia  ....  389 

immä     .   .   .   .  — 

immcl  (Jriebi.  Jpttnr.)  — 

ünmelfafert  .   .   .  — 

•  JßinimelNicb   .   .   .  —  . 

pinfat   390 

«ntcxfaffcn    ...  — 

fob    .....  — 
ippel  (Xbeob.  ©ctt» 

litb  oon)  ...  — 

tpyohatci   .   .   ■  391 

faf<b  .....  — 

£tnd>Fut*. 
$irfd>fa(b. 

$ii<"<bbontg<lji. 
$itfd>bera4l. 
£itf4)tc:nulä. 
$ufd>UU, 


«tcnbritf . 


392 


$pffmarm  (gritbr.)  .  399 
4)offmann'r<b<  Xropftrt. 
$cffmann'f(b«  i*> 
bmibatfam. 
$offmarra  (8rnf}  Zb«o> 

bor  Xmabcut) 
'Aofnanen  ... 
•Aogattb  (ffiÜfiam) 
•$6|jt    .  .  :  . 

$4ti«nmt  (Jungen, 
pöbelt  .... 

$»brit*rt<bte. 
$obenlo(K  (gutfltn 
Jhmn  .   .  • 

5) :  I:  cnr:.:;6     .  . 

Jäobcnßaufm  .  • 
tJpobenjoHtro  .  • 
J$obtn)oU<ai«  fy* 

«fingen. 
$»b/mjou>m*  ©gmcu 
ringen, 
ijchi  ^reücr  ftcr ) 
^-i'i'  Sieb    .  . 

$ObUn  .    .    .  - 

botbein  ($ani)  . 
j>olIanb  .  .  . 
)cMnbu(b«fli<flcnb«)  — 

dk  - 


400 
401 
402 


403 


404 


405 
406 


Jfx>rnffditr.  . 
t>cm  obfr  JBalbborn  416 

ipermflrn. 
$im>br  ober  .fpptmo» 

ftbmt 
$oUn  .  .  . 

ofmbantorben 
ofianna  ....  417 

pi|«    .  • 
oSpobar  .  . 
tuntottm  . 
trtdbuig  . 
ijuktttbutget  Sri**«- 
$utfonSbai  obttJjmN 
fon&tnttj  .   .   •  ** • 

Jfcubion. 

i5ubrcn«Kii(»m<io<inl«. 
$uftlanb  (Qbri(M> 

Söill).)  ...  418 
fiuflullidj  .  .  .  .  — 
.püftc  419 


emu«)  ....  428 

■£>uri«  ,  .  ,  ,  .  — 

■purorien  (bit)    .  — 

-f?utcnfc(. 

•Jjufarcn    .   .      .  — 

£ufattnmüem.  . 

4>ug  (3ob.annc»Jp   .  — 

Mton  (biO  /  »  •  429 

füllen   430 

>ütc 

>utung£mbt  ...  431 

putt<n  (Ulrkb.  von) .  — 

jüttemwftn  ...  — 

.fcütlfnfun&e. 
«&u  ttt  n  tun  Ii. 

iissrrintbt  ....  432 

pqarinlbuS    .    ,   .  — 

pna&en     .   .   .   .  — 

^oalitb,     ....  — 

TS: :  :  :  :  4^3 

J^cbrictrn. 
«gg  ob«  $». 

BS/SP  ■'zed'Ey1 

.vuwiiffl  .  . 


Inhalt 


Inhalt 


.  .  . 
3brat)tm  ^3afd?a 


♦35 
436 


'Sföncumon 

ICtu*  437 

3ba    •  . 
3bte    .  . 
3b*aÜ|rtn. 
3bio(». 
.  2ft>»  nii*mu«. 
Sberttüat  . 

3btntiftf). 
3biom  .  . 
3btcti<mu«. 
.Sbiotffort. 
3biofunfrafie 

3Me  438 

'Sfflanb  (*ua..  ffitty.)  - 
•3fl«I 

3a.rtariuS ,  ber  geilfge  — 
Snurainaienorbm    .  439 
SHufion 

SOuforifd)«  ©(rtrng. 
3ßpricn(ba6  Jtflnigrticb)  — 

SQorifdjt  ^ptouinjtn. 
3Iti«    .....  440 
3mam  .  • 

3mait. 
3rriperatoc 

3mptriatoi. 
3«npfm  . 

3mprempfu  .  .  .  441 
Srnptooifatortti 

3mpro»tfarri«n. 
Sncunabtln  . 
Snbtptnbentm 
Stib«  442 

Index  libroram  pro- 
kibilomm. 
3nbicn  .  .  •.  . 
3nbifferenti5mu5  . 

3ntiff<«rtjpunft. 

*3nbig  ob«  3nbtgo 
3nbigenat  ....  443 
3nbioibuum  .  . 

3ntiuibutt!itiJe. 
3nt>i»ibuf[L 

3nbu!t  .... 
3nbu6  ober  €5inb 
3nbufhie  .  .  . 

3nbu|M»a. 

3nbufMt*  ob rr  3t* 
britlfdjulm. 
Snfont  444 

3nfanfti. 


Snfantrrie  ob«  gitfr 

Mit    ....  444 

3nfinitcftma(rccr)nurig  — 

3nflutnja  obtr  Wrippc  — 

•3nfuffonatbi«c&tn    .  — 

3nfui>ritn. 

3ngcnicurt     .  .   .  445 

3ng<nt!tufd)ulcn. 
Sngwtt  ob«  3ngb«  — 
3nnP<enj  (fapjlt)   .  446 

3nnocen.i  III. 

Snnocenj  IV. 

3nnccfnj  XI. 

*3nn6brucf  .  .  .  .  — 
3no  .....  447 
3nquifition    ...  — 

3nquifuion«procf(j. 

3nqu(tent. 

3nqui(Tt 
3nftfttn    ....  449 

3nf(ftmfunb(. 

3nff(t(ntibin(Hf. 

SnftI  450 

3nftart)     .   .   .   .  — 

Snflanj  t$un. 
3nftinrt    ....  — 
Snflitot    .  .   .  .  — 

Snfiftut  ton  grant 

Hl'tt). 

3'nfhrttment  .  .  t  451 
3nteQigcnj .  .  .  .  — 

3ntfl!ia«njMättfr. 

3nttUigenjcomplü(cf. 
3ntcrbict  ....  — 
3nt«effe    .  .  .  .  — 

3nf*trf|tct 

3ntftffTant. 

3nt*w|t«nt. 

3ntmfftn»d;nuti9. 
Snttrim    ....  452 

3n(frim  (nug«fcurg.) 

3nterlmi|rifd;. 

3nterimi(licum. 

3tit«p«tirtn  . 

3ntirpt«tiitton. 
3nt«punctiott . 
3nt«t>aH  ....  453 
3nt«vcntiort  . 

3nt<ro.-nitm. 
SnteftotCTbfoljje 
Sntiiguts   .  . 

3nrrigumftü<f. 
3nvalibm  .  . 

SmxitfbfnbAuffc. 
3nwntariura  .  .  .  454 

3ntHafut. 
*3nt>«at»  .  . 
3o  .  .  .  . 


454 


455 


456 


461 


3ob  .  ... 

3oblw. 

3ob«. 
3oittfdje  3nfefa  . 
3pt(afuanr>a  .  . 
3t>r>iacnta  .  .  . 
3renäu&  .  .  . 
Srtne  .... 
Sribium  ober  3rib 
3ri8.  .... 

3r(anb  .... 

3"«». 
3rmcnfäute  ob«  3* 

minfiU  .  .  . 
3toftfen  .  .  . 
3ronie  .... 
3«cnanfia(t<n  obtr 
3«tnt)6uf«  . 
3nli$t«  ob«  3«» 

«ifdie  .   .  . 
3r»ing  (SBafbJngton) 
•3«*ta  .... 
Sftnburg   .   .  , 
3{iboru9    .    .  . 
3f>*.  .  .   .  . 
3«lanb  .... 
SSlinbifdjeS  37?ooä 
3€mat(ittn  (bit)  . 
3fo(atoren  .  .  . 
3roHttn. 
Sfofotjon. 
3foIlrf*tmtl. 
•  38paf>art  ob«  3§fafan  — 

tStalien  467 

Staltemfdje  Jlunfl,  ii» 
ttratur'  unb  SBif« 
ftnfcbaft    ...  473 
Stton  476 


462 
463 
464 


465 


Sob. 


^acaranbßbelj 
*3accabrotbaum  . 

3a*t  .... 

Sacffon  (Ttnbttw) 

3atobi  (3eb.  ® eorg 
griebr.  Atinr.) 

3acotot  (Soft  . 

Saab  .... 

3<ig«fprad)e. 

3ogbrtd;t. 

3asbjnUn. 

3agbfrobnta. 

3agbti<rb»d;en. 

SagbfrrwL 


477 
478 


' Saguar  .... 
3abn  (Snebr.  8ub» 
3abt  .... 
3«ibrt$jeiira   .  . 
3afcbmtr  .    .  . 

3<lfobirt(rmÜ4f. 

3afobint»mu«. 
Safobittn  .  .  . 
3alapc  .... 

3a(aor»(nbt. 

3a(apin. 
3amaita    .  .  . 
3ani(f$artn  .  . 

3i5iiirfdj.mmnu(tf. 
3anfcntfUri    .  . 

3Jnfcniu<. 
3anuar .... 
3anudriu$  (btr  ^>t  iligt  t 
*3onu8  .... 

3antcubi<. 
3öpan  .... 
3aquffic    .   .  . 
3at9on.  .  .  . 
3aSmtn    .  .  . 

3a<minj(. 
3aoa  .... 
*3tannt  bTlrc  .  . 
Stbooa .  .  .  . 
3ena  (®cb(aa>i  bei) 
•3trtn«  (ebwatb) 

3f nnr c'i'djt  Gfätuk 
3«trnia»  , 
*3«idjo  .  . 

3eri<f)o  (Kcff  wm). 
•3«ufa(tm  .  .  . 
3<faiaS  ober  3fai$ 
3tfuirtn  .  .  . 
3efu5  .... 
Soadjimstbaltr  . 
3od)  .... 
3obatm  (i>ap(re) 

3obami  XXn. 

3obaaa  XXIII. 

3obonna  (^lipfKa). 
3obann  obnt  8anb  . 
3o|sinn  grtebnf^  I., 

Jturfurji  o.  &>4ftn 
3obonn  <Sobie$ft  ober 
3obann  III,  Jtt> 
nig  von  ^>otcn  . 
3obann«<  (bn  Sotrfrt) 

3obamir«jun«(t, 

3obanni(frfL 

3obanailta«. 

3obaRn!<ftttR. 
3obonnt«  (bei  ' 

gtlifl)  .  .  • 
3ebaj»Ubr»t 

3»^KBito«cbasm 


47» 
480 

Hl 
45» 


4S3 


4M 


485 


4M 
45T 


491 
4 


494 
4$ 

502 

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50f 


50C 


nrit  •  ■  • 
«o  '3*4«  • 

giaHÜta  (to)  ■ 
3foU*fl<  •  ' 


MM 


-  ]c  Souroal  . 
jBSubdjabt  .  . 

_  -m  3"Wiium. 

■  *  Äu  '  ' 

_  ;c,  3ut*«  .    .  . 

*  C  Sufra«  " 

**  ^  3ut*n  „ 

3utxiiftrf<fecn  . 
~  £  3ubmpKb  .... 
"    .  Subita  ...... 

10  ^Subi*  

-  ^  Sufttn  iba  3u<$ttn 

*  3utianu8(gla»iu«  ©au. 
ff  «u«),  rim,  Jtaifa 
P  Suittag«  (We) .  .  . 

-  ?  3»lrcwelution. 
ff  W  SuKfrruj. 

3*:3uÜu«  ober  3*8  . 
V  Satig  CM 
3«  8«na'i!^  Stiaing 
p  J^'SinqM  (Skript  obti 
)i  Wngilfr  Zag  .  . 
y;  3umu8  ofctr  3um  . 
?3uiuiil  (»rief«  bt*) 


vrvavmuu  . 

511  •ÄaNiaui 

—  Jtjbrbi. 

—  Jtabnicn  i 
Satt 
Äabmu*    .   .  . 

M2  Äftbima. 

  ÄÄftt         .        .        .  . 

•Jtafft*  .   .   .  . 

■ — *  Jtäffffbaum. 

—  Äaffwgfbfrgt. 
513  Xaff«r>.5u[>r. 

—  Äsfffttiommri. 

—  Jtarfrftn'jbli, 

—  Jtaff»ta>ixo<a&f. 

—  ÄaffrMflfaj. 
316  JtaffKÜqucuc. 

StaffttHi. 

—  JUffitfforup. 

617  Äaffufucroaate. 
•jtaffmt  (We)  .  . 

Jtaftan  .... 

—  Jtain    .   .   .  . 

Jtafnltra  »in  Sa 

—  fault«. 
'Salto     .    .    .  . 

618  Jtatfrr  .  .  .  . 

—  Äaiftrfcbnitt    .  . 

—  •JtaifrcSnKrtb  (ba* 


524 


526 
557 

528 


Jtambpfrt  ....  537 
•Jtamttl  Qxtt) ...  — 
JUrndjitgt ....  — 

JtÄmittbaar. 

Jtamtlatt». 
Äamitlt     ....  T>38 

JtamUInt6(. 
Xamm  

JtM 
Sommer 

üiitnitiffft. 

Xomfr.ilifrnt. 

Xamaaln)i|) 

Ä  .ITH  ItlfT  J  ^  ^  k 

AanfmrrTfd)t<t. 
XiimmmL 
•jtommetn  (btrCtJnbe)  539 
•JtampStr  Db«Äamp|tr)  540 
XamphfTlctbir. 
Xamplxrflui^Uf^f. 
ÄJinpbftdI. 
Äamtffbatfa    .    ■    .  541 

Äanäft  — 

Jtanbta     ....  542 
*5tanin4Kn  (ba*)  .   .  543 
Jtanon      .  ;   .   .  — 
Jtonoaifcb« 
Saume*. 


S.ul  V,  rem  .beut» 
f$tt  Saifet   .  . 

Sari  b(T  .Ruhne,  .per 
joj  von  Surgunb 

Sari  IX.,  Sönig  von 
granfrtitb  •   .  • 

Äarl  X.  (Philipp),  Sk 

Port 

«Srtglanb   .   .  . 

Surf  Ii.,  JMm's  »m 

Snojanb. 
•Sari  XU.,  Staig  von 
©etwtben .  .  . 
'Sari  XIY.  3ob«nii, 

Sorna,  g.  «cfcir  chen 
jtarl  (Cmanud;  Zlbext, 
JÜnig  von  ©arbtt 
nitn  .... 
Maxi  (2ubn%), 

}og  von  tucca  . 
jtarl  Xuguff,  Wre|5: 
b»rjoa  Bon  ©a(b= 
fen  •  SBeimar  >  Si- 
ftnao)  .... 
•Äatl  9ritbricb,  ®ro§» 
bnjM  ven  <5acb< 
ftn .  fethnar  ■ 


553 
555 
55ß 


557 


55» 
560 


562 


563 

Jby 


Googl«^ 


Inhalt 


Inhalt 


Seife 

Airniinficn". 

Äarpattn  (bit)    .   .  567 

'Jtarpfm     ....  568 

Aartätfdi«  .   .  .   .  — 

Jtarthago   ....  — 

"  «Kartellier  .    ...  569 

Ambauferinnm. 

Aartofftln  ....  570 

Aatvatibtn.   .   .   .  571 

Aafan   — 

Aafebmir   ....  572 

'  AafAmirjtege  ...  — 

Äafdjmlrftiarcl«. 

JMfe    .....  573 

JtdfemafTt. 

Aifmiatte. 

Aafünir   574 

Aafianbra  .   .   .   .  — 

JCaffel   - 

JCafjTubcn   .   .    .   .  — 

'Aaftalia  -  .   .   .   .  575 

Äaftalifebet  Duell. 

•Aadanie«  ....  — 

Aafleien    ....  576 

itafhiung. 

Jtaft  eu  .....  — 

Xajlcngr.fr. 

Aaflot  ml  Vollur  .  577 

*Aefuat   — 

Aatafalf  ober  JErauen 

geni|t  ....  578 

•  Ätitafomben    .   .  .  — 

K.u.inb  .    .    .   .  579 

Äatarrbalfieb«. 

Aatajler    ....  580 

Aataftrovbt    ...  — 

Äatedbet    .   .   .    .  — 

Aateebtrenfcb.il*. 

Jtatabeten. 

Äatfchetif. 

Jtatecbifatlon. 

Ä.mdjumcnrn. 

Äa.ed)i«mu8   .   .   .  581 

A.t*cf)i«mu«pr.bia,ten. 
Aatbartr  ...»—- 

.Kaibarina,  bie  Zeitige  — 

Aatbarina  von  uRebict  — 
Äatbarina  I.,  Aaiferin 

von  ffiuglanb  .  582 
'Jtatbarina  IL,  Aaife> 

rin  von  9?ufjlanb  — 

Äatbetcr    .   .    v  .  584 

Äatbebrale  .   .    *  .  — 

Jtdtbcter    .    .    .    .  — 

Aatbtttrifittn. 

AatboticiSmu*     .    .  — 

Aotljolifcbt  Briefe    .  586 

ÄdtttJOt     .    .    .    .  — 

Satten  (bit)   .    .   .  — 


©ei» 

Aattun  ober  Gelten  587 

Aatjbacb  (©cblacbl)  .  — 

•Äafct   — 

Aatjcnelnbogen    .   .  588 

Äauf  unb  Berfauf  .  — 
Aauffabrer  ober  Jtauf' 

faVteifrbiffe   •   •  589 

A.-.  uff.ihiftiOortf.  • 
Aaufafu«  ....  590 

Xautafifcbe  Pforten. 

Äaufafifcfje  ^roöinjen. 

Aaufafittt. 
Aaunit}  (SBenjel  Xn» 
ton,  giitfj .von)  .  — 

AauriS  591 

Aaufcber  obet  Aofdjcr  — 
Xegel  — 

Xegelfplel. 
Aeble  — 

Xehlfopf. 

•»cbtbtchf. 

Äfh[fopf«fdjroinbfua>t. 

Aeil  592 

Aeilfcbrift  .   .   .   .  — 

Äeim  — 

Aeitb  (3afob  »on)  .  — 

Aelth  — 

.Reiten  obet  Selten  .  — 
Äevler  (3ob  ) ...  593 

Xepler'fdj«  ©efel}«. 

Aetbel  — 

-  Aeraie«  594 

Xetmefbecmt. 

Äermedlad. 
*  Aembei&er  ....  — 
Aettenrecbnunp,    .   .  — 

Xerttnregel. 

Jtittcnf.iE}. 
Atfeet  Ober  #aretifer  595 
AeuAbuflen    ...  — 
Abalifen  unb  Äbaltfat  596 
Aban  597 

**m  _  • 

Aiel  598 

Xfelbolen. 
Xietbetr. 
Xieltecbt. 
Äielreaffet. 

Aiemen     ....  — 

Stiefel  - 

Xfefelerbe. 

Äinbbettftebtr  ...  — 

Xinberfranf beifen  .   .  599 

Ainbermorb    .   .   .  600 

*.Rinfaiu     .   .    .   .  — 

Jtiosf   601 

Aipper  unb  SSBippet  — 
Aircbe  — 


Äifd)fngefdj(djtf. 

Atrdifnialjr. 

Xircbrnagrnb«. 

Xircbenbiener. 

Airdjner. 

Xirtbetworfleber. 

JtirebratKitcr. 

Jtrftbenbeamtin. 

A(rct)*nfprrnge.. 

Xirajfpitl. 

Jtfnbfabtr. 

Xittbengut. 

Äitdjtnwtfaffung. 

Xfrcbentegimtnt. 

Xirtbenaewalt. 

Airtbenacfetje.  > 

Xirdienftrafe. 

AircbcnfreDel. 

Xtrcbenraub. 

Äird)inft})iintung. 

Xtrcbenmuftf. 

Xinbrnaefana. 
Airebengang   .  . 
Aircbenfva.tung  ober 

<3&i$ma  .  . 
Atrcbcnftaat  .  . 
Jtircbtnväter  . 
Aircbrocibc  .   .  . 

X.rmtf. 

Jtircfcm.ffc. 

*  Jtirgtfen    .   .  . 
Airfcbbaum    .  . 

Xirfcben. 
Xlrfebwaffet. 

Xirfebbrann  tTM.lt. 

Xttfcbfpfup. 

Jt.tfd)bat|. 
Xirfcblotber    .  . 

XitfcbtotbtttU. 

Äitfttilorbetipaffer. 
Aiffmgm  .  . 
Aitjtl    .   .  . 
•Jtlangfifluren  . 

*  Jtlapperfcblanae 
AJauenfeucbe  . 

Alaumrceb. 
Atuu.nfrrb*. 

Äleber  (3ob.  Baptift) 

Älee  

Jtleinfinberfcbulen 

Aleid  ((Sroalb  Sbrü 
fhan  »on)     .  . 

Aleid  ($einr.  ton)  . 

Aleid  Von  9?oHtnborf 
(Smil  grieör., 
©raf  von)     .  . 

Aleopatra  .... 

AleruS  ober  Alerifer 


€eit« 


«1 

61 


605 
606 


608 


609 
610 


611 
612 


613 


62i 


614 

615 


Jtttma  .  .  , 
Alinit  .  .  . 
•Alo»ßotf  .  . 
Alodtt  6ü 

Xloderffittbrn. 

Jttodeifajufcn. 

Äiumpfug  ....  er 

JttjAlC  6Ä 

An  all  - 

ÄnaUqa«. 

XnaUuft. 

JtnaUgotb. 

JtsaüfilbtT. 
-  Xnalfquectjllbtr. 

AnoUpalBtt. 

AnaDfugeut. 
AnccS  obet  Änaä 
Anigge  (Äbolf  gnm| 
Sriebt.  8ubwig, 
grtibetr  ton)     .  — 
Änigbt  ...... 

Anipbaufen  »  .  .  — 
Anoden  obet  (Bebtine  622 

JtiMHbfflfrtie. 

Jtmxbinfett  - 

Äncdi.nJjaut.  ' 

Änocfj.nmcbt. 

5tnoeb/n(ob<e. 
Anocbenftaf,  Anp<ben. 

faule    .   i  . 
Änorpet     .    .  . 

Jtnorpe  (baut. 
'Anotch  ... 

Jtnottnlink 
*Anor  (3<>b.)  .  . 
Anute  .... 
Anütkloerfc   .  . 
Aobalt  ober  Aobott 

Jtobattorfb. 
A«bi  obet  ©obi 
'Aoblenj    .  . 
Äobolbe    .  . 
Acburg .    .  . 
'Aocbfund  .  . 

Äodjbücbft. 

Äodicfm  ober  XM^nk. 
AoebfaU    ....  6* 
Aobl  B29; 

jtobltübtn. 

Äcblrabi. 

*Aoblbaum  .   .  .  -  - 

Xobte  6» 

jtob(mfb(T. 

AsbUnSHs. 

Jtibbr. 

Aibfrtglaube. 

Äoblmfatbt. 

JtobbaficbMi|. 


623 


624 
6£ 


62( 

er 


Inhalt 

eti*  e<iu 

Äoflcrt  .    .  .  664 

■Stobfenfduw.  Jtorbe  obft  5tatt>e    .  — 

orfelSWrn«  ober  Äott>fafy«.  . 

gtföMrner     .   .  632  Äotbtn  ob«  e<u> 

olibti   —  fotb«. 

oltf   —  itotburn    .   .    .   .  — 

6ln   633  Jtob^bue  (Bug.  griebr. 

5tötn(f«^6  SBafT«.  gerbtnanb  ton)  .  — 

oloß   635  Äofcibu«  (£tw  von). 

Äolof  oon  SRbobu«.  Äo&tbtu  (Üflorlö  o«n). 

Äoloffen.  itraft    .    ...    .  665 

ometen    ....  636  £raftm»fj«r.  . 

Äometenfucbet.  'Äräbtn  (bie)  .   .   .  — 

lomifd)     ....  637  Ärdbenaugen  ob« 

lomnenen  ....  —  Jörccbnüfie    .   .  666 

Jtomnmu«  (Dauib).  Jtrabn  ober  Sttan    .  — 

jtomneit  (©fiwtrlu«),  Ärabntrt&t. 

ton<fü<tfe    .   .  .  —  Jtrabngtlb. 

Cönig   639  fÄrofau     ....  667 

itönfgrticb.  jtruft  ober  ©eepolpp  — 

jt6ntgli<bt  8b«nr«$a.  Jtrammetfeögel   .   .  — 

Königsberg    ...  —  Jtrampelnober  Jtrerapeln  — 

tinigSmarf  (Sßana  ÄrJmpelniafajinf. 

tfurora,  ©rißn)  —  £ram»f    ....  668 

lönigÄftubl    ...  640  'tfranacr;  (BufaS)  .   .  — 

limgflein  ....  —  Äranid)  (ber)  .   .   .  659 

Ptonrabin  t>.  ©cbwoben  —  Jtranfenanftalt,  Jtran» 

ftön|lan»itt  (Qaiuä  8l<u  fenbau«    .   .   .  — 

otu*  BaleriuSÄu»  Äranfbeit  ....  660 

teltu«  ßtaubiu*),  JtranfbdWanlagen. 

t6m.  Äaifa  .  641  Jträfce  .   .   ,   .   .  — 

ftontfantinopel    .   .  642  Jtrd&mllbe. 

Ronftanj  et  er  Jtofhü(j  646  Jtr&utct     ....  661 

Jtopal   —  Srdutrrfanb«. 

Jtopefe  ob«  Äopeifa  646  itrebä,  JtrebSfciaben  — 

Jtopenbagen   .  .  .  —  •£rtbft  ......  662 

Äoperntcu«  ORifolau«)  647  Jtrcbilfeine. 

Jtopffdjmerj    ...  —  JtctMaugen. 

JCopten   648     Jtreibc  663 

ÄotaQen    ....  —  Jtrei«  ober  Girfel.  .  — 

Äoraücninfflrt.  Ärettlinit. 

Äoran   649  5trrt«  flddj«. 

JCorfu   .....  —  Äreofot     .   .  .   .  — 

Äorintb     ....  —  JhtcfotwüjT«. 

«orintbif«*«  ©du.  Äreff«  .....  664 

lenorbmmg.  jtretinen    .   .   .  .  — 

Jtorintbrftbt*  <?rj    .  660  Jtreutb  .....  — 

Jtönur  (Sbeobor)    .  —     Jbftt|  665 

Äirnertftdj«.  JtttujetVrfinbung. 

.   .  —  ÄHujrtrrbÄbunfl. 

.   .  —  Ämijf<blagm. 

Jtrtaj  (in  ber  S?a» 

Äirperfcbaftcn  ober  tbematif). 

Corporationen    .  651  Äteuj  (in  b«  Sftufi!). 

Jtorfar   —  Jtroijen  (boJ)     .   .  — 

■Äoroei   662  Äreujrt.   .   ...  — 

•  Äofarfat  ober  Jtafacfen  —  MCreinotter  .  .   .  . 

'Äofciu«jfo(a$abbau«)  653  'Äreajfanabel  .  .  .. 


Grift 

JtrenjtrAgeroberÄreuj. 

brüber  .....  667 

Äreujbamin.. 
Äreu^jüge  .  .  .  .  — 

Äwujfabrer. 
Jtrieg  .... 

ÄtifaäfAauolah. 

Xrttgtt. 

Ärlfgerflanb. 

ÄrUgf&bnmg. 

Ätjrgtfunfl. 

Ätif3«roiffenf<baffio. 

Äricct<acf<bi 


Ärieg«brauc&. 

ÄriegSgefangene. 
ÄriegSrnafcbmen  .   .  670 
Jtriegöföiffe   .  .   .  — 
Änfe  — 

.Klint    ■■>»*«  — 

Äritifa|ter. 
Jtrittfer.  • 
Äritifdj. 

.Kroatien    ....  671 
♦Jtrobo  ober  ©ater  .  — 
•JtroFobile 
Krone  .....  673 

Jtrone  (eiferne). 

Ätcnunq. 

Ktongüttr. 

ÄroHbomainn». 

Krondmtir. 
Ärontbaler  ober  Äronea  — 

Jtro»f  — 

JCröfiK  ober  Jtroifo«  674 

Sttitt  — 

Ärua  (ffittb.  SEraug.)  675 
♦Änjftan«   .   .   .   .  — 


676 


füg«. 
XrcfMbitbung. 
ÄrpflaUifaticn. 
ÄrpjtaafpfUrae. 
jtrvflaKograpbir. 
Äupfd»e  ©c&rift  , 

Äuflel  — 

jfugtfflilcbt. 

Jtugtibrtird 
Jtubpocfen  .    .   .    .   . — 
Äubretben  ober  Jtub' 
reigeo  ....  677 
 — 


CMM 

•Äutin  (S*(a(bO     .  678 

Auntmel    ....  — 

JtümmtloX 

JtuhcrSborf  (€cbhKbt)  679 

Äunigunbe,  bie  4>*Utge  t- 

Äunf   — 

Äünfllfr. 


Xunflttnurr. 

Äunflfritf«. 

Äun(ig»rct)maol. 

5  u  ml 'd?u  uvi. 

JJunfiafabrmifit.. 

Äunflteifcn. 

jtun|h>tr<iDt. 

Jlunfhuort. 

Aunflfpraobe. 

Äunfltrifb. 
JCunjtfeuer  ....  680 
Jtuni  »on  Häufungen  — 
Äupfer  661 

Äupfccglanj. 

Äupferfietf. 

S  u  Dt  t  r  B  u  i  u  c 

Äupffrfcbifftr, 

Xupftrarcbt. 

Äupfetbammetfiitag. 


iCupfftrofl. 

Äupftroftriof. 

Jtupffrgtfcbirt.  . 
Äupferfiecbfunjl  .   .  ~ 

Äupftrfitcbec 
-  XupftrbrucrtT. 

Äupf»rbtU(ffrprfj^r. 

Äupfftflio^mapb  inen. 
Jtuppel  .   .  *  .  .  682 
Jluppeld  ....  — 
JWtrajJ  — 

Äürsffiett. 

Äfirbif  683 

«brbl»mu6. 

.....  — 


iturfurflen  ..  .....  684 

Jturtanb  ......  — 

Jtutufoff  (Soleniefcbt. 
fäjeff    ...   .   .  686 

-Rur  — 

Jturfywn  ....  — 
'  Jtpau  (friebr-  SBUb., 

^reiben  oon) .  .  — 
Jt^ffbäufer     ...  — 

Ävffbaufen. 
Äpna^_.  .....  . 


ldi 


Ate 

& 

ßaboraformm.  .  .  686 
gabrubor  ober  3?cu; 

Britannien      .    .  — 

gibraborffcin. 
gabprintb,  -    .    .   .  — • 
gdd&erliep  ....  — 
'tad)6  ob«  ©ahn    .  — 

gacb«fmb. 

£jd>#fau). 
Latfcter  687 

gacbterjoll. 

gaebtrrfebnut. 

gaef  ebet  Stufftmfß  .  — 

eräte 

fc\i(fbo«. 
gatHrea. 

?adHrt*  SBoarra. 
gaefmut?    ....  688 
gactrnuitinetut. 
gaetmutpapter. 
gabogafee  .       .   .  — 

Sabogatanal. 
*  ejfapettc  (©Ütert  fflot» 

tier,  TOarquiS  be)  — 
Lafontaine  (3ean  be)  689 
Lafontaine  (flug.  Äeinr. 

3uliuS)    ...  690 
gager   .....  — 
Sägern. 

Sago  maggiort    .  .  — 
•gagrangt  (3of.  gouf«)  — 
gapmung  ....  691 

gafcn  — 

gaien  — 

gaienbeubfr. 
gaitnfcbtttftetn. 
gaienptfeftft. 
£aicnpfntnt*. 
Pafenprdbmbf, 
•gama  (baS)    ...  692 
gamartine(2üpbonfe  b«)  — 

l'ampen  — 

»gampreten  ....  693 
gancafler'Ö  unb  JBeU'S 
2Retpobe  .  .  .  — 

ganber  (Kicbaib) .   .  — 

•fcmbrt   — 

Vanbe Somreifutig  .    .  694 

Sanbfriebe  ....  — 

ganbfritbenftbauprmaitn. 

ganbgtaftn ....  695 

Sanbgut    ....  — 

ganbfatten     ...  69« 

£anbratb.    ....  — 


©eite 

?anbcntb«coUcg(fn. 
Sanbretbt  ....  696 
ganbfcbaft  ....  697 
ganbroirthfebüft    .   .  — 

Janobau. 

8anb»irtbfd>iift«fdiu[rn. 
eanbmittbf4oftl(a> 
£fbranfhltm. 
gangbein  (Äug.  griebr. 

Cm|t)  ....  698 
ßänge  unb  Sreite    .  — 
tjngtnbuuju«. 

eanjen  69J9 

{anjenbrnben. 
ganjtmdjti. 
8anje  (briliae). 
Sangenfefre. 
Jonjette. 
•gaofoon    ....  — 
Sapeproufe  (3ean  grancj. 

Sataup  be)  .  .  700 
ftjptbarftbrift  »  ♦  .  701 
gaptbacjirl. 
*  gaplace  (f)ierre  Simon, 

SJfarqui«  be)  .  .  — 
•gapptanb  ober  3a> 

meknb     ...  — 
Sappen. 

garen  703 

Satarlm. 
tm. 

garoen  — 

Sa«  (Safe«  (Bartol.  te)  — 

Safirtn  — 

gaft  .  - 

Saftfgfeft. 

gaffgelb. 
gajter  — 

eaflftbaftigfiit. 
gafurRein  ...   £  704 

KafutbUu. 

gdtare  .....  — 
gatour  b'fluoerqne 
(Xbeop^tle  »Kalo 

(Sorret  bc)     .   .  — 

gatti<$   — 

gauberputtenfefi  .   .  — 

gaubtpalei  .   .  .  .  — 

gauo>  .....  — 

gauenbutg  — 

gaun«      .  .   .  .  796 

Sinniger  SKtnf*. 

gaurtntiu«,  ber  fmlige  — 

giufe   — 

g<5uf<fu<$t. 

gduftfranfbeit. 
gauftfc  (jDbet»  unb 

«Rieben)  .   .  . 
gaute  706 


«rite 

Läuterung  ....  706 
•8ao«tet(3ob.Jtafpat)  707 
Sawnbtl    ....  — 
gaBenbdaelft 
fawnbtlfpieitu«. 
SavenbeiiM. 

Saoinen  706 

gabiren  — 

•gaboifier  (Xnfon  8tftt« 

tent)    .  .  .  .  — 
gajari|ten  ....  709 
gajantS    .  .  .  .  — 
rajanrterben. 
gajaretbe. 
gauatoni  (bie)    .   .  — 

geben  — 

gebtntbtfcbrribuna. 

ober  SSiograpbie. 
gebenabtfdjrriber. 
gebeKtbauer. 
gtbenfelter. 
gtbenftwrtfngmtngt; 
fünft. 

g*ben«»erfi<$«rung    .  710 

gebentäctie. 

gebentrente. 
gebet  711 

MattOL 

grbetfiedm. 
geebfefl)     .       .  .  712 
M  - 

gecten. 

SeJafffc 

Sectagle. 

gebet  — 

gefibw  (gtan*  3©f.)  714 

gegal  — 

gegat  obetJBetmdtptnfß  — 

gegatar. 
Segate» .....  — 

Legati  missi. 

Legati  a  lattwe. 

Legmti  lurti. 
gegenbe     ....  716 

trambt  (golbene). 
gegionen    ....  — 
gegiren  — 

«tginmg. 
gegirimitat  .   .   .  .  — 

gegttitn. 

gqitimirtn. 

grgititnation. 

grgitimiften. 
•geguan  (b«t)  .   .  .  — 
gebm   .....  716 

gtbmfcbtnbrln.    -  1 
ge$n8»efen    .•  .  .  717 

geb/it.  * 

«♦bn«berr. 


£rhn«fanj[<f. 

«ttjobrief. 
gtbnftttiibning. 
gebnfolseorbnuag. 
Jebn«f*u(b. 
grbRv^iimnu. 
gfbniparbOB. 
ge^rgebitbt .... 
St<beigenfa>aft     .  . 
gribriane. 
gribbrrc. 
g<ibgtbinge(  geibgut 
ober  getbjncbt  . 
geibnüi  (®orrfr.  ffiitp., 

graberr  von) 
geibicnte  .... 
geietfter  (8? ob.  2>ub» 
iei),  9raf  oon)  . 
gnebbom  ober  ^>üt>* 
nerauge    .   .  . 
•gtiepenbaufet  .   .  . 
gtibenftaft    .  .  . 
Stier  ober  gpra  .  . 
grinfafrn. 
•geterfa>toanj  ober  g^ra 
gf ibbanf  ober  gtibbäuS 
geim  .... 
gtinpfabe  .  .  . 
geinn)anb,  geinen, 
ginnen  .  .  . 
gtfimaBbfabrifan'ott. 
gtitmanbbanbeL 
•geipjig  (©tabi)  . 

Sripjifl  (Siebten  bei). 
Scmberg    .  •  < 
gern uren    .   .  , 

Setnurien. 
gendo*  (Xnne,  genannt 

9hnon  be)  . 
geo  (1>4pjle)  .  . 
?eo  L 

gt»  m 

•geo  X.  ...  , 
geon  .... 
gwniba«,  JUntg  Pen 
Sparta     •  < 
geonlbden. 
•gtoparb  (btr) 
*gtopolb  L,  Äinig  bei 

SWgttT    .  . 
geopolb  L,  Jürfl  m 
Xnbalt>2)effaa  . 
•geopotb  (Jtarl  grieb-- 
ri*),  ©rofberjog 
oen  £«btn°  . 
geopotb  IL  (3ob.  3?. 

fepb  eT^nj  WS 
nanbÄart,  8r*f. 
borjog  oon  2o*t»no 


6 


7-.' 


73. 


72 


715 


731 


7» 


73J 


tetn  *  t  •  i  • 
ttr.  taat&. 


-    W«r  .  . 
W  


H 


tr  gmtbtn 
Sss  gtoantt  . 
•  8 !  titcn  . 

b  8«vfc<n  • 
te  ftwntn  . 

fes  Ebanon 

^Rbatton 

ic  üben  . 
^tflbeUm .  . 

Zu  glbwallult. 
jL;8ifr«ta*  . 

gibuffa  .  • 

gi«ntiat  . 
rl  gtantiaöK. 
,J?»*t.  .  . 

1  gitycnbtra,  (ffutfltn. 


'S 

tS. 


M  $um) 

-  H?      ltnwtibt  •  • 
«tbe  .... 

«ebrtbofe  ....  744 
M  K,be«mabt«  ob.agajxn  — 


737 


738 


glnbfnMütnwfT«. 
ginbtoutnt  ... 
ginit  .... 
tfinicni  eptne  - 
'ginnf  (Äarl  son) 
«nfe  . 


8inj 


7W> 


739 
740 


tipan. 

ttiwc  ((T 
giw*. 


742 
743 


Bis«  Xufltat  .  . 
♦giffabon    .   .  . 
gitanri  .... 
LbfcjMtkt.  • 

•      •  * 


*  • 
•       *  • 


einbauen 
gitbiurn 
giturgit 


.  751 


.  742 

'.  753 
.  764 


.  75* 


1  

3ß;  *•  * 
8*t . . . 

53a  !  . 
gotbrinatn  . 
•  goto*  ob«  gotuS  . 
goticrit     .  . 


.  767 


gottc. 

«ott<r(i<co«. 

gouten  ob«  gflubon 
(©ibeon  Gmfl, 
juibtti  ton) 

gouisbot   .  .  .  • 
gouilncuf. 

•Wir«  

giootuaff». 
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