Skip to main content

Full text of "Studien zu Hans Sachs I ... abschnitt 1 und 7 erster theil."

See other formats


I 



Studien zu 



Hans Sachs 





Karl Drescher 



Studien zu Hans Sachs, 

L Hans Sachs und die Heldensage 

Abselinitt 1 und 7 (mter Tboil). 

Inau^ural-Sissertation 

xur 

Erlangung der Doctorwürde 

von der Pliiiosophiächen Facultät 
iler 

Medriob- Wilhelms -UiiiTendltftt su Beriln 

|iaihml|t «nd Btlwt An MfiAfUB ThiMB 

Sffentlicb t» vortheidigen 

ftn IS. Hftri 1890 

von 

Cciri Dreaciier 

ans Fnnkfiirt im Mn. 

Oppn n c nt c n : 

i£sx Hfrrniann. Dr. pliil. 
Albert Küster. Dr. |ihil. 
Siegfried Szftmatölski, Dr. phtl. 




Berlin« 



Digitized by Google 



07-73 



Die Torliegwid« DissertatixNi ist ein Teil einer grosseren Arbeit 
über Hans Sachs und die Heldensage, welche als erste einer 
Reihe von Abhandlungen unter dem Gesammttitel „Stadien zu 
Hans Sacks** erscheinen solL 



tn compliance with cument cop\Ti>»hi 
law. VC Lihrar\ i5inclfr\- pnxkiced 
tliis a'placcniciu volunu- on pajx'r 
ihai mccis tlic ANSI SiantlartI Z39.4H- 
198^ to rt'place ihe irreporuhly 
detcri()raiecl original. 

19K9 



Digrtized by Google 

I 



Meinem hochverehrten Lehrer 

Herrn Professor Dr. Erich Schm 

in ti«&ier Dankbarkeit 
zogeelgneL 



I. Der hürnen Seufried/^ 

Während litterariache Neuheiten von allgememerem Interesse 
meist bald nach ihrem Erscheinen von Hans Sachs fQr seine 
Dichtung ausgebeutet wurden, dauerte es etwa zwanzig Jahre, 
bis der Dichter sich zur dramatischen Behandlung des Sieg- 
friedsliedes entschloss. Der Qrund dieser aoffaUenden blx- 
tclMimmg liegt emenwits in (Lma allgemeinen VerbSUniaie des 
Dichten zur HeUemage (vgl die Einleitimg), andereneiti 
alwr in eeiner künsfclerisehen fintincUiing. Hans Sache war, als 
das Siegfriedslied erschien, noch nicht tat dramatischen Behand- 
lung derartiger Gedichte vori>^eschritten. Bis zum Jahre 1544 hatte 
er in seinen grösseren Dramen, abgesehen von der Bibel, nur 
Stoffe classischen oder humanistischen Ursprungs ') behandelt^ 
in dem genannten Jahre jedoch greift er in der freieren Form 
des Fastnachtspieles zum ersten Mal einen Stoff der ßenaissance- 
litteratnr auf; der aber nmidisfc nnd dies mag für ihn be- 
stimmend gewesen son — noch in der 8pltftre des landlftnfigen 
IMiacIitspieles and Schwankes liegte ntmlich den „sehwsngem 
pawer^ nach Boccaccio Dec. 10, 3; es ist dies zugleich das 
erste seiner Fastnachtspiele, welches sich nicht ohne Orts- 
wechsel denkpn lä?st. Hiermit setzt die lange Reihe derjenigen 
dramatischen Bearbeitungen ein, deren Stoffe aus Boccaccio, 

*) Oedraekt b« K«ller4h>ett» 18, 884 ff. -> KilIeuMr Keudmoke 

No. 89. Nach der Handsehiift des Dichten herausgegeben von £. Qo«tze 
1880. — Tittmann, Dichtungen von Huu Sachs* 8. Tbeil, Leipzig, 1886. 

*) So Lucretia, Viisiiu», Heano^ Flnlo^ Csnm mit den sbgeachifldenen 

geistern u. a. 



6 



d«a TdkiMtelieni, Cbroniken vbA xuiitig«! Werkm der eis 
zfthlenden Litteratur eotlelmt sind, und man kann deutlich an 
dieser reichen Production den allmäligen Fortschritt in der 
künstlerischen Entwicklung des Dichtera aufzeigen. Man be- 
merkt, wie Hans Sachs zunächst die neuen Stoffe, noch ^nz 
auf dem Boden der überlieferten Technik stehend, zu behandeln 
sucht, wie diese sich widerspanstig zeigen (der schwanger 
pawer 25. Not. 1544; die marggreÜBn QiMda t5. April 1546), 
wie das Bingen mit der Vorlage ihm Fortiehiitte abnötigt, 
bei denen wir onter dem Neuen die alte Weiee wiedererkennen, 
und 80 ergibt aieh eine stetige Entwicklung, in deren Verlaufe 
Hans Sachs zu einer hohen Stufe des EOnnens und der Selb- 
ständigkeit seinen Vorlagen gegenüber gelangt, vü' welcher wir 
ihn auch in der bi^r vorliegenden TragOdie vom „hämen Seu- 
fried" erblicken werden. 

Die For<»rhung muss di(^«^Tn Werke oin ^nnr. besonderes 
Tüteresse entgegenbringen, einerseits weil die Quelle für Act VIT 
bisher noch eine umstrittene war. andererseits weil sich da, 
wo Hans Sachs bekannten Vorlagen folgt (in den ersten 6 Acten)» 
eine Reihe Ton Abweiehnngen ergaben, welche wir mit Rflek- 
sieht auf die EntatehnngBieit der Tragödie doch nicht mehr 
mit Tittmann a. a. 0. s. XXX als znftUige bezeichnen dürfen. 
Die Abweiehnngen mit Rücksicht auf die Quellenfrago zu unter- 
suchen, wurde bisher noch nicht versucht, es wird sich jedoch 
zeigen, dass dieselben ßr die Beantwortung der Frage nach 
der Vorlage von Act "VIT Winke zu geben geeignet sind. 

Es ist lange bekannt, dass das Sietrfriedalied Quelle ist für 
die ersten 5 Acte der Tragödie ; im einzelnen entsprechen diese 
etwa folgenden Versen des Liedes: Act I. = S. L. str. 1 — 7, i; 
Act U., — S. L. Str. 7,8—18. str. 32; Act lU. = S. L. str. 1» 
bis 81, 38—60; Act IV. — S. L. atr. 61—100; Act V. — S. L. 
100 — 172. Li den ersten beiden Acten TerfUirt der Dichter 



0 Vgl. auch B. Philipp- Znr» Rnspnpfurtpn Halle 1879. EinL 
JLUiV. Diese Arbeit, iür ilie AoaeogsrteaüberUefenwg verdUeniiUcb, 
bietet fiir den „hOnwo Seofried" hmm» F5rf«nqr. 



Digitized by Google 



7 



seiner Vorlage gegenüber durchweg verbreiternd. ') Er ent- 
wickelt zunächst aus der Vorlap^e eine ihm geläufige Art der 
Exposition: der Fürst mit seinen Häten (Trag. d. Fürsten Concreti, 
Keller 2, 22; Griselda 2, 40 etc.)> Abweichend Ton den 
Vorlagen sind die letzteren bei Hans Sachs immer benannt — 
hier Bktlieb und Hortiiieb — , tuul der Dichter findet die Ksniea 
entweder an andern Orten der benntitea QneUen (lo ifli der 
Name Dietlieb dem Boeengarten dee gedi. Heldenbaches ent- 
nommen), oder er bewegt sich in Analogiebildungen wie Hort- 
lieb zu Dietlieb, Ortus zu Fortus (der Jüngling im Kasten 13, 
252) ^) u. s. f. Für den Namen unseres Helden braucht Hans 
öaciis die Form 8eu£ried. Aus dem Umstände, dass die vor Ab- 
fassung der Tragödie erschienenen bekannten Druk:ke des S. L. 
duiLüwcg die Namenaiürni iiejind Sifrit zeigen, mit Uoltiier 
(Ausgabe des L. Xeudrneke 81/82 8. IX) auf einen mis mibe- 
fcannten Dmck zu schlienen, der die Form Sev&ied gebotra, 
und den Hane Sachs benntit hätte, scheint mir nicht onbe- 
dingt nötig. Die Gestalt Siegfrieds lebte in Nüttel- und Unter- 
franken, wie die verschiedensten Spuren zeigen, lebhaft in der 
l'bantasie des \\ilkes, in Nürnberg entstanden die ersten Drucke 
des S. L., die Handschrift (Jaspars v. J. Ilm, welche den Kosen- 
irarten enthält, ist in Unterfrauken geschrieben, vgl. auch die 
ebendaselbst localisirte Sa.gu von der Seifricdsburg und dem 

') \Vi5rtliche rebereinstimmunffen mit der Vorlage in »tr. 8, 4 * 
V. 61 ; 3, 1 « V. b7 ; a, 3 v. 12; di, i-j = v. 366—67 ; itr. 56, s — V. 446; 
«tr.68,i — V. mt »tr.8B,« — v. 670; itr. 14», s — v. 104 a. t. IL Hier 
wie im folfondon ift ti«dk OoctMt AngtlM itt den H»U«nMr NeodrsidiMi 
citiert. 

■) Andre Beispiele für diese Art und Weise der NuMDgobnng liiMi: 
die Vsmett der beiden Blte Xenw nnd Tberello in der GriMid* (aaeb 

Dec. 10, 10) genommen aus Deo. 10, 9 (her torello und der soMan vom 
Babiloni) und ans Dec. 10, 8 (Titus und Gisippos). Der Name Certal (beor 
im fegefeor ; GoeUe, Festnaohtsp. No. 42) aas Dee. 6, 10 Miliudi ZwiftU 
CertaUo; LeadoUb (lialig boleriii, OoeUe Ko. 43) nach Dec. 2, 4 Kauf- 
mann Landolfo. Im „weinent hündlein" {(inr>t7.p Xo. fjlV welche« auf 
Stainböwels Esop zurückgeht, stammt der Name Balbana aus Deo. 6, 4 
(die nachtigal), and ist Felix Spini eine Analogiebildung naeh M e h if iiri 
De«. 9, e (Beritola) e. i. f. 



Digitized by Google 



8 



SchweinebirteD S&ufritz (Z. E. XXXII Ztschr. f. d. A. 12, 385). 
Schon im Rg". in Caspare Heldenbuch, entstanden 1472, wird 
die der Haus- Sächsischen nahe stehende, herabgekommene voiks- 
massige Form Saufrid Saüfrid «gebraucht so ist es wohl am 
waiirsciiemüchsten, dass der voikamussige Dichter die yolks- 
miiaige Foim dei KauMni abticditiielL oder amlMidiilidi in seine 
Dicbtnng aofj^enemmen hat 

Wie Haus Sachs den Character seines Helden aut^efuääi 
wiflnn wdlte« zeigen die Vene 10 f. und 1112; Siegfried iat 
ilim der Typus mohttoier Jugend, daher sndito er ihn des 
Heldenhaften zu entkleiden nnd die fiuniliftren Zttge herans- 

ioarbeiten. So wird Siegfried als „fi^ch, verwegen, Bltinri]%nnd 
ruedisch" bezeichnet. derköniglicheVaterklagt über den ungeratenen 
Sohn, dessen Gemüt all ein zu ..flohen, beurischen Dingen" stehe, und 
wie ein Burgerknabe des iö. Jahrliuniierts wird der Königssolin 
in die Fremde geschickt, sich zu bilden und etwas zu lernen. 
Er zieht fort, kommt zu einem Schmiede, hilfl bei der Arbeit, 
erregt durch seine Stftrke und Qewaltthftti|^eit des Meisters 
Furcht und tötet, in den Wald gesendet, den Dmcheo, der ihn 
seihet hfttte verderben solleiL Der epische Berieht fiher seine 
Tat und Aber die Erlangung der Hornhaut bildet den Kiii^^auc^ 
des zweiten Actes. Des Lebens bei dem Schmiede äberdnlssig, 
beschliesst der Held sich nach Worms zu bef^eben, über während 
das S. L. einfach erzählt str. 11,4 <.er zoch an Küng Gybichs 
Loffe^', motivirt Hans Sachs diesen Entsrhluss: 

T. 219 wil mich abton meinr groben weis 
hoifzuecht leren mit allem fleis. 

Diese Motivinmg steht aber im Widerspruch mit ler in 
den Versen 10 u. 1112 gegebenen Auffassung, welche auch 
noch au anderen Stolku der Tragödie heryortritt. Wir treffen 
hier auf eine Ersciieinung, aut die wii* spater noch des näheren 
zurückzukommen haben, «siehe jedodi schon hier zu oharak- 
teriiiren ist; der Dichter ist nicht im Stande, seine Auflhssung 
dbeiall durehntfilhren und adiidigt den httbaichtigten Qesaaunt> 
eindmck um einer einzelnen Motiiining willen. 



9 



Weit gelonganer ale diese eben bertlhrte Ei^ginsung encheint 
die Eiofttbriing des Tnxiiieni 257 ff., sn weldier der Dichter 
die Anlegung leicht aus str. 172 des S. L. gewinnea feimiite; 
dort ist von „sechtzehen" Turnieren die Rede, die anlässlich 

der Hocbzcit?fpier Siegfrieds und Crimhilts gehalten wurden. 
Während Crimbüt jedoch im Ü. L. bei ihrer En^^fiihnin^ ohne 
einen besonders ausgesprocheDen Zweck in oinera Fenster steht, 
S. L. str. 17,2 .... die iliat umb ein mitug 
wol in ein feneter stene .... 
sebMt sie bei Hain Siehe tob der Zinne dee Tnimes dem ver- 
anstelteten Kampfiqiiele so. Sie äimeit eich niglMeh mit hohem 
Wohlgef&Uen üher den kämpfenden Siegfried, und ihre Worte 
bieten eine geschickte Hindeutung auf ein beginnendes Liebes- 
verhältais iler beiden. Die Notwpndijr^f'^it einer solchen Hin- 
dentung konnte dem Dichter ubermais durch zwei spätere Stelion 
des Liedes nahe gelegt werden, str. 51,3-4 uamiich sagt Sieg- 
fried von Crimhiit: 

die ist mir wohl bekant 
wir wem einander holde in iree Tattexa landt 

und Str. 101,4 spricht <*rimbilt m Siegfried: 

ich hid> dich ritter in mejnee vatfcere haus gesehen.*) 
Man erkennt leicht wie xwanglos Hans Sachs einen Tersteckten 

Bericht seiner Vorlage an die passende Stelle gebracht und nnrh- 
hinkende Erzählung in gegeowürtigea Werden anfii glücklichste 
umgesetzt hat. 

Einen kühm n Ufbergang zu Act ITT., wodurch TTans 
Sachs dem nochmaiigen Einsetzen seiner Vorlage mit atr. '.V.i 
und den dadurch iiervorgebrachten Widersprüchen mit früheren 
Angaben ausweichen will, bilden die Worte des Herolds v. 
BIO — 19 und SiegfidedsT. 385— 88 1 man hat gesehen, wo der 
Diaehe mit der Jnngfran im Orient sich niederliess. So kommt 
dann Siegfried nicht saflUlig, wie im Lied, anf den Drachen* 
stein (str. 84—87); er kann dem Zwerg Eugel» welcher ihm 
▼on der geraubten Crimhiit erzfthlt, einftch antworten: 



*) Hierzu vgl. W. (inrain, Heldensage No. 96,j. 



10 



T. 435 Tüu irent yt^gea pin ich hie, 
uud die so störende mit dem Anfange des Liedes in völligem 
Widerspruch stehende Erkundigung Siegfrieda nach seinen Eltern 
(str. 46) erscheint h-n Hans Sachs mit leichter, trefflicher 
Aenderung in erstaunte Frage gewendet: 

V. 414. sag weil du mich pey uamen uenat, 

von wannen her du mich erkenst. 
Aoefa sonst bi«t«t Act IIL bemorHnawerte Aendanuigien. 
In d«n Strophen 19--81 des Liodeo, die t. 346—95 dor TiagMio 
entainreehtti» wird Verdammnia in der HOUe als daa kdaftifa 
Schicksal CrimhiUs bezeichnet, der rftaberische Drache ist teuf* 
lischer Art und mus3 die unschuldige Jungfrau in sein ewiges 
Verderben mit herabziehen. Bei Hans Sachs dagegen ist der 
Drache em junger Ivönigssohn, der uach bestimmter Zeit wieder 
entzaubert wiid, ( rimkilt sogar tiöstet und ilir Macht und 
königliche Herrschaft verspricht: 
7.366, 370 ft'. ir must go laugen sein . . . 

pis daa verloffen aint iünff jar 
und ain Tag. Als den ioh vQrwar 
wirt wider zu aim jfingeling, 
verwandelt werden gav geling 
wie ich auch vorhin war mit nam 
geporu von künicklicheni stam 
in Kriechen lant, und pin durch i^orn 
von aiuv puelschaft verfluechet worn, . . . 
pis dieae Zeit verlanffen thoet, 
als den wfl ich dlchs als ergezen, 
in gwalt und Unddich bersehaft aoim . . . 
Diese müdere, menschlichere Auffassung des Drachen , dio 
ihm mehr zusagte, hat Hans Sachs wiederum aus einer späteren 
Stelle des Liedes (str. 125) her&bergenommen, wo von dem 
Drachen gesagt ist: 

1,1a braucht er seyn vernunflte nach menschlicher natur 
ein tag und auch l'üntl' iare, bisz er zum menschen wur 
ein sehfiner iflngelinge ato er ie waa gesoeht, 
das kam jm von bnlschaffto ein weyb yn da Terfluacht 



11 



Der Zug, dass der verzauberte Prinz aus Griechenland 
stammt, ist von dem Dichter hinzugethan, und hierin können 
wir wieder eine Hindeutung auf das po-ir. Heldenbuch erblicken, 
welches ja, wie schon erwähnt, den Namen des clnf^n von König 
Siegmundg Räten geboten hatte; Kriechen (i aiechculand) 
war der Sago geläufig als Heimat Hug- und Wolfdietrichs 
(Heldenbuch Keller t>, i4, 208, 80, 209, 28. 204, si etc.), und Leben 
und Thaten btaäMc hai nmer IHchtec im Hb. vor. Oanz klar 
aber nüd der Einfliiü denelben an folgender Stelle. Im BeeeiH 
garten (KeUer 594, n) wird die Exaft Stegfiieda folgendarmaanii 
geechildert: 

80 greaa was die eterke sein 

das er die leo fieng 
und sie mit den srhwancien fein 
fiber die mauron liieng, 
bei Hans Sachs sagt Siegfried zu Ettgel, ?Ott seineu Drachen« 
kämpfen er zahlend 

T. 482 hab anch zwen lebentig gefangen 

pein Bchwensen nbert maaer ghangen, 
wihreod dae S. L, bietet: ') 

Str. 83 der pflag so groeser stereke dae er die lOwen fieng 
und aie dann zu gespdtte hoch an die Imamen hieng. 
Diese Fassung des S. L. wiederum hat auf eine andre Stelle 

der Tragödie gewirkt, nämlich auf die Streitrede Siegfrieds und 
des Riesen Kuperon Act. IV, woselbst der Biese zu Siegfried 
spricht : 

T. äöl ich will dich selb lebendig fahen 
und dich an ainen paumen haben 
dir zu ewigem hou und spot; 
bi«r hat das 8. L. snr: 

Str. 75,4 nun muset da lernen haugcn um deinen nbeimnt. 
Die beiden folgendem Acte nmfkesen die Efimpfs Siegfrieds 

') Caspar v. d. Roen (v. d. Harren und Primisaer S, 188); 
Str. 4 er ptiag so groaxer stereke du er di« leben ving 

dis «n m WSnutt «terin itöd aber dye mewr Minhiag. 



18 



mit dem Riosen und dem DnudiAn bis zur Bflckkelir naeh Worms 
mit der befreiteD Crimhflt Hier hat Haue Sachs, wie es bei 
seiner Auffsssimg soloher Eftmpfe ganz natürlich war, md die 
dxamatiache Oekonomie es Terlangte, seine Vorlage stark zu- 

Bammengedrän^ ; tler grosse Kampf mit dem Drachen (34 
Str. im S. L.) erscheint in pinor kurzen 8conari?;rhpn Anmprkiin'^ 
untergebracht. Trotzdem aLter werden uns die ermüdenden AVip ier- 
holnngen des Ivampfes zwischen Siegfried und dem Biesen nicht 
erspart, und erst Act 5 bietet wieder bemerkenswerte Abweichungen 
Ton der Vorlage. Im Lied» flllt Siegfried in Folge der allni* 
groseen Anstrengang des Kampfes auf dem Dracheostein in 
Ohnmacht, desg^ichen aoch Grimhilt, da sie den ohomiditigeB 
Helden für tot hält. Siegfried erwacht nach einiger Zeit wieder 
von selbst, \YähreDd Kugel atr. ir)l,4; 152. i— 2 der Jungfrau eine 
Wurzel in den Mund legt, wodurch sie wieder LpfiPii prhalt. 
Bei Hans Sachs wird nicht das schwächere Weib, sonaern 
der Held ohnmächtig, und dieser erhält dann die stärkende 
Wurzel. Die Aenderung ist offenbar beeinflusst durch eine 
Stelle im Kaiser Ortnit des gedr. Heldenbneha (Keller s. 
295); auf dieses Gedicht kouite Hans Sachs noch direct hin- 
gewiesen werden durch S. L. str. 70,s<-4t wo der Panzer des 
Biesen geiadezn mit dem Kisiser Ortnits verglichen wird. Es 
heisst TOD jenem 

Str. 70 ... . gehert mit traclienblut 

on kaysers Otnit hriime so ward nie brinne so gut. 
Kaiser Ortnit ist ausgefahren wie Siegfried, um mit Drachen 
zu kämpfen, und entschläft anter einer verzauberton Linde. Er 
liegt da „als ein dote** (Keller 295, 85), ebenso wie Crimhilt 
den entkräfteten Siegfried Ihr „tot" hilt Fäne „fraw clare** 
«rseheint und Ortnit erhält von dieser, wie Siegfried von 
Crimhilt die stärkende WnrzeL 



Ortnit 295,20 



Hans Sachs Anm. nach v. 709 
die iunckfraw gpit 
im die würz, üewtnod 
sizt auf und spricht . . . 



sie (die frawe) gab jm zu der zelte 
die wurczen in den munt 
da von ward Otuite 
frisch und wol gesunt 



13 



Ein weitem Zog, den Hans Sachs hinzugetban, die Er- 
wähnung des Todes von Crünbilts Mmttor, welche das S. L. 
überhaupt nicht nennt, scheint angeregt ilnrch den Bericht 
über Zwergkönig Xyblings Tod {S. L. str. lüO), Jcnn wie 
Crimhilts Mutter aus Gram darüber stirbt, laäs ihre Tochter 
in die Gewalt des Drachen kam, so ist Nybling, der Vater 
Engels, „gestorben vor leid", weil er mit seinen SOhnen nnd 
den andern Zwergen in die Gewalt dea Bieaen gefallen. — Die 
am Sehlnaw von Act V. im Intevesae der dramatiachen Oeko- 
nomie vorgenoiwmene Aendenmg, daas Engel die Rolle dea 
Beten an Gibioli fibeinimmt, bedarf keiner weiteren Bemerbug , 

Ana dem bisher Beobachteten geht hervor, dass auf die 
Daretellong bei Hans Sachs in Act I. — V. neben dem S. L. 
auch schon mehrfach das ^edr. Heldenbtich Einflnss ausgeübt 
hat; für Act VI. wird dies Werk, und zwar speciell der 
„Ruseügarten" (Keller 594 ff.), die ausschliessliche (Quelle. Hier 
sehen wir Dietrich von Bern luii seinen Mannen den burgon* 
diachen Helden gegenübergeateUtt zwölf EinzeUdmpfe finden 
statti darunter ala letzter der ICampf zwiaehen Dietrieli nnd 
Siegfried. Zwei Hanptgmppen der BoeengartenOIjerliefemng ^) aind 
zn Bcheidcn, erstens diejpni«:rP. worin Dietrich, zweitens die, in 
welcher Kunig Etzel zum ivampf gefordert wird. Die letztere 
kommt jedoch wegen ihrer Jurcbgeliendeu Abweiclmngen von 
der Darstellung bei Hans Sachs hier nicht weiter in Betracht. 
Unter den verschiedenen üeberlieferun^en. welche zur ersten 
Gruppe gehören, haben schon Xittmauu a. a. 0. XXXII und 
PMipp a. LV nnd XXXVII die im gedruckten Heldenbneh 
enthaltene Faaanng ala die direete Vorlage für Hana Sache be- 
zeidmet *) Philipp zieht aber ala entacheidend fBr die Qnellen- 



') Vcl. B. Philipp, Zum Rosengarten Einl. X f: XXIII tV. 
^) Die Angabe (ioetzes in seiner Ausgabe des Hürnen 8eufried, Halle 
1880 Ein]. IV, dMi Philipp den gr. Roieiigirt«n, gedruckt im Qaitft- 

heldenbucb L Beriin 1820 als Vorlaufe vorauHelie, beruht auf einem 

Versehen; ausserdem «jehnrt der l>i?i v. d. Hajjen n. a. O. abßfcdnickte 
Text zu der hier nicht in Betracht zu ziehenden Gruppe II der Rosen- 



14 



fiagft eine SteUe hena« die sieh aUerdingB nur bei Ham Sacl» 
lind im gedr. Heldenbocb, nicht aber in den andern Bedactioneik 

der Gruppe T findet, nfimlidi: 

Hb. KeUer 686, 20-21 Hans Saclis v. 981—82 

got der sey hput gelobet min sey got lob zu diser stund, 
'las du noch bist gcsunt das du noch pist frisch und gesund, 
allein die Uebereinstimmunt?: in diesen Worten, die so ganz aus 
der Siiuation iieraus geäpro'.uön äuid, aus der Freude, den tot- 
geglaabien Qe&hrten wieder „ftisch und geannd*' Tor lich sa 
flehen, kann doch wohl um so weniger allein zwingend sein, 
als neben ihr noch eine umgekehrte UebereinstimmQBg sich findet: 
Hans Sachs v. 943: ich wü dir kamen noch zu frew 
Heldenbuch. 681, 34 : ich kum dler noch zazeice 
die andern Redact. : ich komm dir noch zu frew. 
Die richtige Angabe Piiiiipps erscheint also durch seine An- 
führungen noch nicht zm- (leufige gest^ltzt. Tittmann dagegen 
a. a. (>. s. XXXU führt, doch ohne eine nähere Ausemander- 
setzong, drei andere Zflge als dem Heldenbnch entnommen an : 
die Sendung des Hetzogs von Bnbant^ die Art wie der alte 
Waffenmeister Hildebrandt Dietrichs Zorn zn enegen weiss, und 
den Umstand, dass Crimhilt nach dem Zweikampf ein „Tflcbleiu * 
über Siegfried wirft. Hiervon kommt jedoch nur die dritte 
Tebereinstimmung wirklich in Betracht; denn die beiden erst- 
erwähnten Züge tinden sich auch bei Caspar ?. d. Koen (str. 
18 n. 322). Der letzte dagegen erscheint wiederum mir bei 
Haus Sachs und im gedr. Heldenbucii imd entscheidet lu Ver- 
bindong mit der m Philipp angezogenen Uebereinstinuniing 
die Qaellenfiage. Die betr. SteUe in den verschiedenen üeber- 
UeferungMi lantet: 

Berlin-Münchener Hs. (Philipp a. a. 0. 9^ 64) 
T. 1629 da vil er der kunigin nyder in die schosz. 

da warff sie ein stnohen über den degen; 

Caspar v. d. Roen hat (v. d. Hagen 2, 216) 

Str. 341 er floch und tbet da fallen Kiimlült do in die sclioaz 

si deckt in mii den armen, 
dsgegen steht im gedr. Heldenbuoh 



19 



K6. 685,87 das er d«r kfinigjiiiie ward fliehen in ir echoe 
ein sehleyrlein mit izem liste weiff sie fiber 

den tegen 

und damit übereinstünmend bei Hrms Sachs 

Amn. nach v. OtM: Seufried . . . tieucht entlich der kflngin 

in ir achos, am w n ^ rti ein thüu tüechlein ubr in und spricht . . 

Ferner bezeichnet Crimhilt ihren Boten zu Dietrich, den 
Herzog von Brabant, v. 859 als „mein vetern". An der entsprechen- 
den Stelle des Kg. im Hb. findet sich hierzu keine \' eranlassnng. 
Aber die Boteoheft der Königin wk Bern wird, ehe eie der 
Henog Ten Biabeat tSbeniinmit, YeUnni ufisetngen, der M« 
anregt, nnd Toitker wird in dnr Vorrede dee Hb. zweinül 
(Keller 2, 37 and 7, 22) boMichnet als .,Cnmhilten Schwester 
snn". Ich sehe in dieser sonst durch nichts veranlassten Er- 
wähnung eines Verwandtschaftsverhältnissps zwischen Crimhilt 
und dem Herzog von Brabant eine Erinnerung an die in der 
Vorrede des Hb, fvvmlHite Verwandtschaft Volkers und Unmhilts, 
also wiederum einen besonderen Einfluss der zweitbenutzten 
(Quelle anf die Daistellnng der Tragödie. 

Ueber den Gnrnd, welcher den Dichter bewog, den Kg. 
an dieser Stelle «nznfftgen. bemerkt Philipp s. XXZVI') 
Hans Saehs* habe am Rg. Interesee gewonnen und ihn 
dramaftiseh zn verwerten „gewflnscht", hier sei eine Stelle 
gewesen, wo sich dieser Stofif als kurze Episode leidlich 
einfögte, ja sogar den zwischen Act 5 und 7 liegenden Zeit- 
raum von 8 Jahren in etwas vergessen half; er füg^t frrilich 
hinzu, dass nach Hans bacbs' sonstiger Praxis zu urteileu dieser 
letztere Grund ihn kaum bestimmt haben dürfte. Sehen 
wir uns aber die Praxis unseres Dichters etwas näher an, 
so finden wir, dass dieser gerade in spiterer Zeit nicht oor 
stets die Baschheiten, Bisse wid Sprünge seiner Vorlagen deut- 
lich erkennt» sondern sie anch zn beseitigen nnd fortlanftnden 
Zusammenhang überall herzustellen bemüht ist Man vergleiche 
X. B. die Violanta (KeUer 8, 340 ff.) Act U., wo dnroh eine von 



') Vgl. aouerdem TiUmum •. XXXI. 



16 



Hans Sachs lummgediehtete Scene swiBohen sir«i Dienen die weiter» 
EnturicUniig des lidbesTeriitÜtniiiiww toh Tbeodoro tud Yiolinte 

dargelegt wird^ man vergleiche Titus und Gisippus (Keller 
12, 15) Act IV. gegen Decam. 10, 8 (Pseudo - Stainhöwei 
ed. Keller s. 638,8 ff.); nian vergleiche fer* r den KantTmann 
Nicola rnoetze, Fastnachtsp. Xo. 23). Dec. 8, 10 heisst es 
bei der Kuckkehr Nicolas nach Palermo nur: „Nun sein schöne 
irawe palde veruomea het, das er wider komeu was . . bei 
Hans Ssdis dagegen irizd die Naehikht T<m Ißcolae Bftettnnll 
wdit nur der Henrin auf der Btthne ron ihrer Magd fibeihneht, 
sondern diese teilt «neh mit, woher äe die Nenig^t 
er&hren hat: Mcola bat grosse WaarenTorrtte mitgehra«hti 
und der Bruder der Magd hftlf ihm dieselben verladen. Wir 
dürfen rdjo getrost annehmen, dass die Lücken in der Schluss- 
darsteiiuüg dpa S. L., welches über die Zeit df>r ^ jährip;en Ehe 
zwischen Sieglned und Crimhilt nur wenige Andeutungen gibt, 
den Dichter veranlassten, sich nach einem zur Einschiebung 
geeigneten Stoffe umzusehen. Das im S. L. str. 179 er- 
wfthnte Gedicht „Seyfriedes Hoehxeit", TOn t. d. Hagen fiUsch- 
lieh mit dem Boseogartenlied identiftdert, hat er nicht 
gekannt, ebenso wenig wie das Nibeinngenlied; Ton seiner 
Kenntnis dieser Gedichte findet sich nirgends auch unr 
eine leise Spur. Und wenn wir weiter sehen, mit welch feinem 
Sinn der Dichter bei seinen selbständigen Zuthiiten auch nni^h 
t'mer inneren Beziehung des hinzufügenden zu seinem öcotfe 
sucht'), 80 dürfen wir wohl annehmen, dass ihn auch hier bei 

') Vgl. z. B.: eine Stelle in der „undultig fraw Genura" (Cellcr 
12, 40 ff.). Di*» ''(imödie behandelt den Cymbelinestoff. Der Betrüger 
Amprogilo bat tich Gel^enbeit vervchaffl in das (Schlafzimmer Genara« 
zu dringen und «rbUekt v«rbot«a«r Wein nur NaehtMÜ ihn BeiM. ^ter 
MhUdeit «rdem Gatten die BicrichtungdetZunmen, und e«heiiiiOeo^i,9: 
„er sa^t alles dass er in der ' -imem pesehen hätte von gemSle und 
andenn das dahnue waa-'. Bei üaus Sachs werden die Gemälde auch 
beiduriebm: 

Keller e. 49: et sind gemalt schöne weintnmben 

an dem himel o\t deinem hett. 
Der gleich Paria gemalet steht 



17 



seiner Wahl noeh bewniden die UebeniBBtimmiiiig der eigneD 

Auffassung von Siegfried und seinen Kämpfen mit der Rolle, 
die dieser im „Bosengarten" spielt, geleitet hat. In letzterem 

Gedichte, wo pntsohieden gegen die Wormser Helden Partei 

genonunen wird, beisst es ausdrücklich von Siegfried 

Keiler 582.8 deine hocbfart würd dir leit, du ungetrüwer Schelme 

G81, 81 du und die küniginne 

kindent speher liste vil 

üwer hochfertigeu Sinne . . . 
ebeoM) 642, 35, 688, 37->S8 iL a. w. Die Melnmig Philipps, daee 
diese Veibindiing des „Boeengartone^* mit der Tragödie „dem 
Charakter eptter epischer Bearbeitongen Tiel angemeeeener 
scheine, als dem Sachsischen Drama'*, ist also direct zu bestreiteilt 
mid seine oben angeföhrte BrUftnug dieser Terfoindong mnss 
als eine zu änsserliche erscheinen. 

Eine ganz andere Frage ist es. ob die Einführung des Hg. 
in die Tragödie dem Dichter völlig gelungen ist. Zunächst 
erscheint, wie » s natürlich war, bei Hans Sachs das Vorbältnis 
.Siegfrieds zu L'riiuhilt gegenüber dem Rg., geändert. Crimhilt 
ist Siegfried nicht bloss „^u weib ferheissen", sondern beide 
sind Tennfthlt, und C. eröflhet mit einer auf das Vergangene 
bezflglichen, kurz überleitenden Rede den Act (r. 799—810). 
Von den zwOlf Kflmpfen des Bg. ist nnr der, an welchem 
Siegfried Anteil hat, herausgegi-iffen , daher erhält Dietrich 
ullein die Ausforderung, und die Botschaft, welche im Kg. 
Wolfharts Aufgabe ist, föllt hier einem Herdt (nach v. 950) 
zu. Betreffs des Verhältnisses der beiden Gatten zu der Her- 
ausfordorung deutet Philipp s. LVI au, Jass Crimhilt an 
uerselben in weit höherem Masse beteiligt sei als Sieg- 
fried, sie sende Boten, lade Dietrich und seinen WaüBii» 

mit den dr«>i nafkntcn ßröttinnen 
darneben mit kunstreichen sinnen. 
Steht Aioieon, wie der selb wart 
Verkeret in eins hinchen art. 

und Actäon ward in einen Hirsch verwsndtlt, weil er verbotener Weite 

die Reize Dianas geachaut hatte! 

2 



Digitized by Google 



18 



meister ein; mit AasBthm einer Stelle («acliiok wir" r. 858, 
nicht 857, wie bei Ph. angegeben), sei mir von ihr allein 
die Rede. Aber gerade im Gegenteil nimmt der Dichter 
gegenüber der Yorli^e Aendenmgen vor, welche Siegfried 

als Hauptperson erscheinen lassen. Sofort, nachdem Crim- 
hilt V. 82t3 rt". Dietrich erwähnt hat. was im Kg. VoUter thut, 
fiuasert Siegfried den Wunsch, denselben zu bestehen, mit seiner 
£inwilligmig will Crinihilt nach dem Helden senden: 

886 wiltw, so wil ich lassen laden; 
die K^Jnigin erhält denn von ihrem Oatten den Auftn^ zu 
der Sendung: 

V. 843 ja, lad in her . . 

V. 845 schreib im . . 
und sie erklart mit Beziehung hierauf: 

V. 849 nun so wii ich schicken m haue 
zu im den herzog aus Prabandt. 
Auch Siegfried ist es dann wieder, der v. 8o2 — 57 den 
Befehl zu den Empfan^^zurüstungen gibt, und zuletzt hetsst 
es wiederum; 

T. 858 nun kumb, so sciuck wir . . . 

V. 861 zu pringen dessen kOnen helt, 

den du zu kämpf hast auserwelt. 
Es ist also nicht richtig, lass überall ausser v. 858 von 
Crimhilt allein die Rede sei ( Philipp s. LVII). Aber während 
im Anfange des Actes Cnmhiit nur den Willen ihres Gatten 
ausfährt, wird schon v. 872 Siegfrieds Beteiligung an der 
Herausforderung nicht mehr erwähnt und v. 891, 903, 909 ff., 
wo teilweise Siegfried Oberhaupt nicht mehr anf der Seena 
ist, erscheint wie in der Yorlage die Königin als die eigent- 
lidie Anstiflerin des Kampfes, und Ton einem besonderen 
Uebermut ihres Gatten ist v. 800. 939, 986 If. nichts mehr 
zu bemerken. Eine ähnliche Wandlung im Cbaracter des 
Helden bemerken wir im ersten nnd werden eine solch*» 
auch wieder im dritten Teile (Act VII.) finden; es ist dies eine 
Inconsequenz, welche auf einem künstlerischen Unvermögen des 
Dichters beruht. Wir sehen diesen mit einer subjectiveu, 



19 



tendenzidB gefibrbton, moraliBirenden Auffassung an die Heldaii^ 

sage henutreten, aber er ist nicht im Stande, sie seinen 
Quellen gegenüber auch durchzuführen; vielmehr, was er mit 
Selbständigkeit begonueii. setzt er ganz im Fabrwas^^er seiner 
Vorlage fort. So ist in Act I., wo das S. L. noch Anhalts- 
puuiite bot, das zuchtlose Wesen des Helden deutlich heraus- 
gearbeitet; wir veruiieeen wohl im späteren Verlauie der 
DanteUong Züge, welche geeignet wiien, Siegfried in ein 
hüheret Lieht tu aetraii, & fi. dasB er Hen wiid fiber 5000 
Zweige imd Beaitier dee Hortes; in der Scene anf dem Dmehen- 
stein ist noch eine Aenderung zu seinen Ungunsten veig»* 
nommen, aber trotz alledem hat der Dichter es nicht m 
hindern vermocht, dass sein Held durch Crimhilts tapfere 
Befreiung .sich Sympathie erwirbt. Kbenso erscheint Siegfried 
vorwitzig und hochmütig im Anfang des zweiten Teiles der 
iragodie (Act VI.), wo Haas Sachs eine Verbindung mit dem 
Yorbeigehenden nnbeeinflusst dureh eine Vorlage mchen moss, 
aber wiederum treten diese Zäge sp&ter znrack. 

Weit einheitlicher und deutlicher als bei Siegfried tritt 
die Tendenz des Dichters hei Gibtch und Dietrich zu Tage. 
Im Rg. fördert (libich «leu vorwitzigen Plan seiner Tochtort 
anstatt ihn zu hindern i K't ller f)40,3o, 674.35), er teilt deren 
Hochmut <>41,26, nimmt selbst am Kampfe teil, muss aber 
dann besiegt sein Land von Dietrich zu Lehen nehmen, denn 
076,20 wer sich an alte kessei reibet, 
der fahet gern den raom. 
Bei Hans Sachs dagegen missbilligt er ansdrtteküch das tOrichte 
Beginnen von Toehter and Schwiegersohn, ein Sprachrohr des 
Dichters inssert er 

869: die sach sieht mich nit an f&r guet 
weil nichts guetz kumbt aus ubermuet. 
In gleicher Weise erscheint Dietrich von Bern in beabsichtigtem 
Contraste zu Siegfried als das Musterbild eines Fürsten, edel, 
tugendhaft, treu, nur ungern sich in den angebotenen Kampf 
einlassend (v. 909, 965, 981, 036, 1127 ff.); während Hans 
Saehs aber in der DaistoUnng KOnig Qibichs seiner Vorlage 

2* 



20 



gegenflber gans Belbfltliidig iii; Hheint er bei Dietridi dnrdi 
di« gfinslig« Auffammg aagezegt m Min, wdcht auoli der Bg. 
Ton dflsi Oiankter dieeas Edden seigfc (625,a8 ff. 689^). 

UebencUi^fen vir nun den OManimteindmck dee Actes, 

so ist zuzugeben, dass Crimbilt in der zweiten Hälfte auf 
Kosten ihres Gatten in den Vordergrand tritt, dass ihr 
Character, wie er da erscheint, in den früheren Acten durch- 
aus nicht vorbereitet ist (TgL Philipp s. XXX\') und dass 
diese Erscheinung auf den Einfluss des Ue. zurückgeführt werden 
niusä, aber trotzdem isi. diese ganze Kinsclxiebung nicht mit 
Philipp a. XXXV ale eine bedenUiche, den OenBunteindnck 
empfindlieb schädigende zu beseichnen. Sie ist (Ar Si^gfHed 
und die Nebenfignien nur eine Wiedemufikahme TOn des Dichters 
früherer, von seiner eigentlichen AnUhssong alter Helden und 
Heldenkimpfe. 

Konnte die Untersuchung für die Quellenfrage der ersten 
t> Acte nur noch im Einzeluen Nachträge und Bfricbtigungen 
liefern, so ist dagegen für die Darstellung von Siegfrieds Tod 
in Act VIL die Vorlage selbst noch nachzuweisen. 

Von str. 173—77 folgt Hans Sachs zunächst wieder dciu 
Siegfriedsliede; der Üebermut des Helden wird stark betont, die 
orzurnteu Brüder (Jrimhilts beschlios£cn Kacke, Mord. Im Liede 
wild die That aosgefBhrt, als Siegfried sich im Odenwald in 
einem Brunnen kflhlt; die Stelle lautet: 

Str. 177: also die drey jung künge Seyfriden trugen hasz 

bist das die awar gesohwigen TcUendten beyde das 
das Seyfrid todt gelsgs Ob ejnem prunnen kalt 
Erstach jn der giymmig Hagen Dort aoff dem Ottenwaldt 

178 : Zwischen den seynen schultern Und da er fleyschend was 
do er sich kfllt im pnumen Mit mund und auch mit nass 
sie warn dfr rit^^erschafte Geloffen in ein gsprech 
do wurd es Hagen befolhen Das er Spyfrid erstech. 

Bei Hans Sachs dagegen findet der HpW zwat auch im Walde, 
aber unter einer Linde, schlafend, seineu Tod. Zur Erklärung 
dieser bedeutenden Abweichung sind die verschiedensten An- 



21 X-^r- ^ 
c- 

atohten auQiwtollt woidea. Anknüp^fta Mtf*/ faM syütigSBuinB 
Aeunnuig J. Grunnui in Hanpli Zeitacflhk^i'. d. A. 8, 1*), 
nadil Philiiip s. XXXIV den Versuch, diese Aendenuig ans 

der aussergewöhnlicfaen Verderbtheit des S.L. Textes, der Un- 
klarheit in dessen Angaben, und der Rücksichtnahme des Dichters 
auf die Bühne zu erklären. Diese Erklärung bezeichnet jedoch 
Goetze in seiner Einleitung s. V mit Recht als eine schon 
au Ulli {iir sich ungenügende. Inn Gegensatz zu dieser Auf- 
fassung iiatte früher schon W. Grimm, Heldensage 149,8 (TgL 
wck 96,4) cUa Andolit ausgesprochAn und begritaidei, im ißt 
Act Vn eine betondore QuAUe aanuielimMi tti, und dirin aiod 
ihm Goeln s. IV Tittmaiin s. XXXn, B. toh H«^ EiiiL 
i. d. Nib.-Lied s. 70 f. (auch s. 39 u. 404) gefolgt Golther. 
Ausgabe des S. L. Neudrucke 81/82 s. XXIII f. achliesst sich 
ebenfalls im Princip dieser Ansicht an und spricht die Ver- 
uuitiing aus. dass Hans Sachs den II. Teil des S. L. , Sieg- 
frieds Diaciienkampf und die Befreiung der Jungfrau auch im 
hi. Original gekauni iiabe. Das C^ueiieuverhuitms des Hans 
Sachs Stolle „üeh einftek hertiis: 1) der hfimen Seyfrid, im 
Drad» leicht zogängiidi; ansBerdem aber anch n, ^ in den 
Druck abergegangene alto und ächte Lied; 2) der Beaengarten." 
Andre Forscher, besonders entschieden B. T. Math a. a. 0. s. 71 
nahmen als Vorlage eine uns verlorene Fassung des Nibelnngan- 
liedes an, welche eine Verschmelzung der deutschen Ueberlieferung 
von Siegfrieds Tod mit der nordigcben geboten hatte, die letzte ro 
nämlich lässt den Heiden schlafend in semem Bett an der Seite 
seiner Gemahlin getötet werden. Für diese Annahme schien 
zu sprechen, dass über die Art und Weise von Si^^eds Tod 
sehen frfih Unsicherheit herrschte, wie der Prosasnsats snm 
zweiten Lied« von Brflnhild (Saem. Bdda ed. HiUebiand a. 214} 
beweiat, nnd daas in der That bei Hans Sacba, wie im Nibe- 
lungenlied Str. 972t d77, die lande erscheint, unter der Siegfined 
getötet wird, und von welcher das S. L. nichts berichtet. 

Aber gegen obige Annahme erhebt sich zunächst das Be« 

•) „Hans Sachs hat seine Trar idir^ 1557 na h lein SiegfriodlUede 
eingerichtet, bietet alao der Forschung aicbts w«it<:res." 



Digitized by Google 



denken, daas wir niifendB aneh nur die Spur eines Gedielites nach- 
weisen kOnnen, welebes, wie HaosSMln, nerdieebe und denteehe 
üeberiiefenug mit einander Terband; wir mtaten also annehmen, 
dasB mit dem Gedichte aeUnt aneh j«gliehes Zengnia darfll»er 

verloren gegangen sei. 

Der Schlusg nni' die Existenz eines solchen (Jodichtes ward 
von der Darstellung in der Tragödie ans nirkwarts iremn'-ht. Wir 
haben aber sebr zu scheiden, was bei Hans SacLs srhamatiscb 
ist, und vvaä er seinen Vorlagen nachdichtete, inmitten der 
Mamügialtigkeit Miner Prodnetiai benierimi wir bestimmte 
Penonent^fpen, Sitoationen, RinUeidnngen, di« regeimlSBigwieder^ 
kehren, imd ein ihm gellnfiges Scbema zu entwickeln, greift 
der Dichter sehr oft auch entferntere Anregungen seiner Vor- 
lage aaf. So betrachte man bei ihm, um nur ein Beispiel 
anzufflbren, die ^t"t9, wiederkehrende Fii^Qr der Maj^d. Schon 
in den ersten Fastnacbtspielen tritt sie uns entgegen (Tioetze 
Xo. 4. 10 etc.); sie erscheint sclion früher in den Schwiinken 
und Si^rucbgedichten (von der „fraw und der hausmagd'* u. a.). 
Weiter ausgebildet, wird dann diese Gestalt durch den Ein- 
fluss Boccaccios zum Bang einer Vertranten erhoben; in drama- 
tischen Dichtungen führt sie gew4)hnlich mit der Herrin m- 
sammen die Jßiposition (Die listig bnlerin, Qoetze No. 48; die 
jung witfraw Francisca No. 84; auch KaulAnan Nicola No. 
23), oder verknüpft durch ihre Botengänge die verschiedenen 
Gruppen, welche die Handlung tragen (der gross eyferer X'^, 
45, Witfraw Francisca etc.). In der Novelle von der edeieu 
frawen Heritola (Dec. 2, ü), der Vorlage für Hans Sachsens 
gleichnamige Comedi I(>, 100, erscheint eine Amme, jedoch 
nidit f߻Uik im Anfimge der Bnftbinng, sondern erst nach 
Beritolas Flucht auf die Insel Upari, wo die FOrsfcin ihren 
swritSD Sohn nur Welt bringt Hans Saabs Indert jedoch so, 
dass zu Beginn seiner Comedi auch schon der zweite Sohn 
geboren ist und gewinnt auf diese Weise wieder seine alte 
Exposition: Herrin und Slagd (Amme). 

Ebenso war unserm Dici)ter auch die Situation eine ge- 
läulige, worin uns Siegfried in der Tragödie vor seinem Tode 



23 



geteigi «ird, und dit bo chancterisiren können: Ein Manu, 
meist auf einem SpaziergaDge begriffen, legt sieh im AVald 
Vinter einen Baum (Linde) zu einem Brunnen und entschläft. 
Genau so finden wir dieselbe als Einideiduiig eines Traum- 
gedichtes schon l<ei Walther t. d. V. (ed. Wilmanns s. 340), aie 
erscheint später ijueikommen als einer der vielen schematischen 
Naturemgiingo ullegoriairender Gedichte, wie sie der Teiclmer 
auflgebüdet hatte, und der Heiitergesang mit einem entannliolien 
Reieiitum der Variationen immer and immer wieder anwandte. 
Wie wir sie im Jahre 1557 in der T^ragMie finden, ist aie 
sehen TttUig geprägt 1515 im „^mpffgespreoli Ton der lieb** 3, 
406, worin es beisst: 

ich tliet durch kurtzweyl eynen gang 

über ein wasser in ein awen 

« « • 

in den walt auit ein halbe meyl 
zu eynem brüonlein frisch und kalt 

ich dacht ich wfl mich legen sehLiflfen 
ein weyl mid sacht bis ich wart finden 

ein schatten unter e}iier linden 

ich legt mich nyder inn das grasz. 
Vgl. noch Xachred das ^ i^ulich iaster (1531) 3, 342; die stark 
^'ewonheyt (1554) 4. 170; tiesprech fraw Ehr mit eym jüngling 
(1548) 3, 418; Drey nützlich lehr eyner nachtigal (1555) 4, 
290. Auch die Ti-agedia t. herrn Tristrant (1552) 12, 142 wäre 
anauftihren, wo der Heid sich ebenfidls am Bnmnen zum 
Schlafe niederlegt und dann toh leald mit ihrer Jongftan nnd 
dem KSmmerer gefunden wird. Und aus der Zeit naidi Ab&snmg 
unsrer Tragödie gehören hierher: Der krämer mit dem äffen (1558) 
9. 168; Der karg bawer mit dem fawlen bawrenknecht (1558) 
9, 365 ; Heschlusa inn diaz onder buch meiner gedieht (1560) 9, 
542 a. s. w. 

War nun, wie diese Beispiele — mit denen aber die verwandte 
Ueihe noch lange nicht erschöpft ist — zeigen, die oben 
angedeutete Situation nnserm Dichter eine gelftufige, eo be« 



Digitized by Google 



34 



durfte 68 nur lUHsh «iner geringeii ixamm Anngnng, um die- 
selbe aack hier wieder herrortreten zu lassen. Diese Anregung 
i^T bietet uns wiederum diejenige Quelle, auf welche auch 
schon in den prsten Acten der Tragödie neben dem S. L. öfter« 
hinzuweisen war: nämlich das gedr. Heldenbucb. und zwiir 
tias Gedicht vom Kaiser Ortnit. In spielmannsmäasiger Wieder- 
holung unternimmi (,>rtnit zwemiui die Ausiaiin zur Bekümpi'tuig 
der Drachen, die ibm seines Schwagers Bosheit und Bachsacht 
ins Land geaefeit fieide Male entseUAft er vnter einer Ter- 
zauberten Linde, beim 2«eiten Male findet er alsdann im Sdilafe 
durch den Drachen seinen Tod. Sein errtes Abenteoer nnter 
der Linde hnt, wie wir sahen, nuf eine Aendemi^ im Kampfe 
auf dem Drachenstein (Act V.) Einfluss geübt; seine zweite 
Fahrt und sein Tod hat auf die Darstellung von Siegfrieds Tod 
gewirkt. Aus dem Berichte lies S. L. geht zunächst nichts 
weiter hervor, als dass der Held die Todeswunde zwischen den 
Schnltem empfangt, im Walde, als er sich in einem Brimnen 
kohlt. AUes Nfthere, z. B. wie er zom Brunnen kommt 
etc., vird nicht en&Ut; der Bericht ist unvollatindig und nicht 
Uar, Hans Sachs mnsste also motiviren und ergflssen. Eines 
aber geht aus der Darstellung des S. L. hervor: der Held ist 
wehrlos, als er den Todesstoss empfängt. Die Ermordung des 
wehrlosen Siegfrioil im ^\'ri!>lp bot schon an und für sich eine 
Parallele zu der Tutuug des wehrlosen Ortnit, und weiterhin musste 
Hans Sachs dadurch, dass der Kaiser hinausreitet in den Tauii 
(Keller 306, 19; 307, i«), sich dann unter eine Linde in Gras 
und Blumen legt (307, 37) und dort entschläft, an jene ESn- 
kleidung allegofiseher Oedidite etinntrt werden. So nahm er 
denn die im Ortnit gegebene Darstellnng in seine Tragödie 
herüber, das Kühlen im Brunnen mn^^te deragemäss verschwinden, 
das Erscheinen Siegfrieds im \Vaide wurde motivirt durch die 
ausgesprochene Absicht des Helden, dort zu schlafen : zus-Ieich 
ward der Spaziergang- zu piner tüglichen Gew ihnijtML Sit^ij;ti i Is 
gemacht, wieder ein lamiiiarer Zug, wodurch dann die vorher- 
gehende Verabredung der drei Brüder zum Morde ermöglicht 
wird. Femer ist besonders darauf hinanweisen, dass die Linde auch 



25 



bei Hutt Sachs erst da encheintt wo dieser direct nach dem 
Ortnit gearbeitet hat (von t. 1062 an), während sie in der 
ünterrednng der drei Brfider, noch nach dem S. L. gediditet, 
nicht erwftbnt wird. 

So gewinnen wir fttr die Tragödie den Zng, dass Siegfriede 
Ermordimg an einem Brunnen stattfindet, aus dem S.-L., deu 
andern, dass er unter der LinJo entsfliläft. ans dem Gedicht 
von Ortnit. Auch noch anderweitige Uebereinstimmungen 
zwisehen diesem Gedichte und der Traf^fidie lassen sich auf- 
W'eisen. die ja an und für sich wohl Zuiali sein kOiinen, aber 
im Zusammenhang mit dem soeben Dargelegten eine gewisse 
Bedeutung gewinnen. So wird bei Hans &ichs mit besonderer 
AbsichUichkcit mehr&ch betont, dass Siegfried im Schlafe seinen 
Tod findet: 

T. 44 erstachen schlaffent bey aim prannen 

V. 734 nach dem werstw im schlaff erstochen 
T. 1086 die dich hat in dem schlaff erstochen, 
•las Gleiche ist bei Ortnit der Fall: 

Keller 307,33 da mfist der fürst reine 

srhiaufend ferlieren den leib 
309, 9 ala schlieft" der fürste milde 
darumb kam er in not 
307, 39 das also muste sterben 
so gar ein byder man 
und jm scblanir Terderben. 
Der „hfimen Senfrid" legt sich 

T. 1045 in*8 gras, in die wolschmeckenden plumen, 
KeUer 307, 87 da entsprungen unter der linde 

beide plumen und auch gras, 
und feiner sind zu reigleichen: 

Ortnit 307.26 ff. Hans Sachs: 

er (Ortnit) kam hin dar genint der hüernen Seufrid kumpt 

von einem rechten gelüste . . legt sich, spricht: 

beist er hin auff das lant v. 1062 ich wil mich legen 

da er kam auff die erde. zu dem prunnen 



86 



d«r sehlanf in sehr beczwtnk under die linden . . . 

nnd das der fünto werde imd liegen du in stiller rw. 

ander die linden sanck. Wie senftgent mir die äugen zt! 

XcK Ii iler Ermordung lies Helden i^^ ins S. L. mit seinem 
liericlit /u Ende, der „Ortnit*' daijogeu erzählt ausführlich 
auch von dem Verhalten der Iiinterlasseneu ( Jattin. nnd das dort 
Erzählte tindet sich oheui'iiü^» wieder bei iiuus .Suciia, i>o der 
Sehmen über den Veriuet des Gatten (307, sä; 31 1, i ff. : 31 1, 7 ; 
310, S4; dasca Hans Sechs 1080 ff.); die Gedenken der Reche 
(312,8 IL 312, si, dazu Hans Sachs 1009), die Zarückweisnng 
des Gedankens einer zweiten Heirat (312,8, dazu Hans Sachs 
1150) u. s. (. 

Auch ohne solrho Anrei,'un[,' der Vorlage lag es im 
Inteit'sse ciiK'S schonen Alisclilussos iialic. Crimhilt noch ein- 
mal einzuführen und zwar ;in 'u r liciche ihres Gatten. So 
sucht diese den toten »Siegfiicd im Walde auf; von Urtnits 
Gemahlin wird nichts derartiges berichtet. Weiterhin ist eine freie 
Zuthat des Hans Sacits aufßUlig, weil ganz unnöthig, dass nftm- 
Uch die BrOder den Ermordeten mit Ueiaig zudecken, welches 
l'rimhilt nachher wieder abheben mnss, nnd schliesslich HlUt die 
Auffassong von Siegfrieds Charactcr v. 10S<>— 1100 wieder v dlig 
aus dem Tone des v. 1004 — 74 Gehörten. Dieser T'mstaii I i t 
n'u hi allein, wie mau es bei v. 1"<;»4 — »1.') kann, dadurcli zu er- 
klären, dnss es die Gattin ist. welche jene \\ ui te spricht. Wir haben 
gesehen, dass ein Umschlag, wie er hier zu Tage tritt, in den 
beiden ersten Teilen (Act I — V. ; Act VI.) durch den Einfluss 
einer anders angelegten Vorlage herbeigeßibrt war. Die gleiche 
Beebachtnng können wir auch hier machen. Bei dem Schlüsse 
unserer Tragödie hat dem Dichter, bewusst oder unbewosat» noch 
ein anderer Stoß' vorgeschwebt: die Geschichte Ton Lorcuzo und 
Lisabetba Dec. 4, 5. Anerkanntermassen war dies einer von 
seinen liieblingsstoffen , er hat ihn öfterals jeden andern und 
zwar 5 iial behandelt; am 7. April I.jIÖ als erstes Spruch- 
n-edicht, 1519 als Meistergesang, ;il. Dec. l.'»46 als eine seiner 
besten Tragudieu, zwei weitere Mg. fuhrt (joedeke, Dichtungen 
von Hans Sachs, 1. Theil 9. 32 (vom 23. Joti 1548 und 10. Dec^ 



27 



1349) Bo. Eiiie eneuteBerflhruDg mit dem Stoff war also bei Hans 
Sachs schon ia Folge seies lebhaften Anteils an demselben leicht 
möglich. Hier wie dort ermorden drei Brfider den Geliebten 

oder Gatten der Schwester menchlerisch im Walde unter einer 
Linde, und dass es gerade eine Linde ist, bat in beiden Dich- 
tungen Hans Sachs hinzugefügt. Das S. I. . wie Bnrcacrin er- 
wähnen eine solche nicht. I/isabethas Ürüäer scharren den 
Toten in die Erde, dem entsprechend decken Günther, Gernot, 
Hägen auf der Bühne Siegfried mit lleisig zu. Ebenso wie 
Idsabeti» mit ein«- Magd, begibt sich Crimhüt, von einem Jftger 
geleitet» in den Wald, den geliebten Leichnam m soeben, beide 
finden denselben, nachdem die „frische erdm" (Goedeke 4,87) 
bez. das „reis*' weggenommen ist, und nnn folgt die Klage am 
dra Geliebten: 

llistoria v. d. Lisahetlia flvoller L'. 220) 
sio snnk 'iaTnicdpr /u den stunden 
und Küsset ihm sein tielt'e wunden 
da r littet sie . . . 

Hürnen äeufried 
Anmerkg. nach t. 1079: Sie aincket 
anf in nieder, halst und kflesset 
in, spricht . . . 
Meistergesang v. d. Lisabethn (Goedeke 1, 37) 
sitlich si sincken gimde 
und küsset ihm sein wunde 
und seinen bleiclien mundo, 
darnach sie zu im sass; 
mii manch kieglichem werte 
klagt sie des toten morte . . . 
Auch folgende Parallele wfln an>nfUir«D: 
Trag. d. Lisabetha 8,381 Httm. Seufried t. 1098 
du werst gerochen dis mort will ich vor meinem ent 

an den grimmigen mördei-n dem, rechen ... an mein prttdem . . . 
wiewol sie meine brfuler sein. 

Durch solche Erinnerung au die poesievolie ErzähluiiLj 
Boccaccios machte es sich ganz natürlich, dass auch in diesem 



Digitized by Google 



S8 



Teilp dio Auffassung, welche der Dichter voa seinem Helden 
zur Geltung bringen wollte, wieder ganz verloren geht, und 
Siegfrieds Hochmut, der die Brüder zum Morde reizt, vergessen 
ist. Nicht mehr Siegfried allein, sondern Lorenzo- Siegfried 
wird Ton Crim]iilt»liisabetlia beklagt, wenn 4iflW r. 1094 spiiebt 
TOD seiner 

tnegent und redlikeit, 

der er sich hilt zu aller zeit, 
und cbaracteristischer Weise erscheint auf einmal zimi weiteren 
Lobe des Helden der Zug, welcher an der dem 3.-L. ent- 
sprechenden Stelle weggefallen war: 

1096: hilt auch die 3tras sauber uud raio 

straffet das unrecht gros und klam. ^) — 
Ueberschlagen wir noch einmal die erhaltenen Kesnltate. 
80 ist zu sagen, daas durch die TieUkch Bisse nnd Sprünge 
zeigende Ceberliefenmg des Siegfriedsliedes Hans Saebs bier 
xn einer besünders freien Behandlung seiner Quellen geflihtt 
ward. Er vermeidet im Anfange gesohiekt die Widersprüche 
seiner Vorlage, setzt Züge, die zu besserem Versülndnisse des 
Ganzen beitragen, au die richtiVe Stelle nnd nimmt mehrfach 
Anregungen aus einer anderen i^ueile mit herüber. Wir er- 
kennen die Lückenhaftigkeit seiner Vorlage als die Ursache der 
Einschiebuug des Ug. in Act VI. Die Annahme einer ver- 
loifiieii Fassung des Nibelnngenliedet als Quelle fta Act VII 
Usst sich ebenso wenig halten, wie die Ansicht der Benntmng 
des handschriftlichen Originals dea S. L. IL Teil; es sind Tiel- 
mehr für die Tragödie nur swei Quellen, S. L. und gedr. Helden* 
buch benutzt und diese sind mit Ausnahme von Act VI, 
wo dip Twoite Vorlage allein in Betracht kommt, bei der 
Quelleuuntersucbung nicht von einander zu trennen. 

•) Deraelbe wt alio nkbt völlig beMitigt, wi« Tittmana •. XXXHl 
bemerkt 



VII. Die Sage von der Königin Theodolinde. 

Während für alle fibri'^en in den Kreis unsrer ünter- 
surlmng gehörigeü Gedichte die directen Quellen oder Vorlagen 
naciiiiuweisen waren, sind wir bei dem Meisterliede wie bei 
dem Spnichgedicbt welche die Sag« toii der Ktaigin Theodo- 
linde behandeln, nicht in der gleichen glfiddichen Lage. Ja 
nicht einmal der Name Thecdclindens wird in der deatsclmn 
Sagiofiberliefenuig genannt, und die folgende Cntersachung soll 
der Langobardenilirstiu überhaupt ent das Bärgerrecht in 
diesem Kreise erwerboo. Der litterarisohen Zeugnisse, welche 
als Grundlage der Forschung dieueu können, sind sehr wenige. 
Den gleichen btolT, wie hei Hans Sachp, doch ohne jede Be- 
nennung der beteiligten Personen, bebandelt das (tedieht „Das 
Meerwunder" im sog. Heldenbuch des Caspar von der Boen 
(gedr. bei r. d. Hagen n. Primisser, Heldenhnch 3. Theil, 
Sellin 1825 e. 222) einem Werk, welches achtzig Jahre 
vor dem Meisterliede dea Hans Sachs in ünterfranken nieder- 
geschrieben wurde. In der Kunstpoesie finden wir, ausser 
hei unserm Dichter, Theodolinde als Mittelpunkt einer 
schlüpfrigen Geschichte im Decamerone des Boccaccio 3,2. 
Letzterem folgend haben den gleichen Stoff noch bebandelt 
Francesco Bracciolini (La lJulgheria convertita, Roma 1637 
lanlo Vni i in Ottaverimen 'J, und Lafoutauju nach seinem 

') Die künit?in mit dem menvunder. In der G'fsanfjwcis Kömers. 
15. September 1552. «^Goedeke-Tittmaon, Deutsche Dichter des XVI. 
Jahrb. 4, SM ff.) 

•) Historia: Königin Deudalinda mit dem meerwunder. Kempt. 
Ausgabe IV. hl 180—82; Keller -üoeUe 16, 228 if. — Deutsche 
Sagen der Brüder Grimm* S, 46. 

*) Tf L Lieaigo CappeUetli, Stndi snl EhamKout, Fknu 1880 s. 
368. — C. erwäbiit diaalbit auch noch «ine VeniBeetioo der Novelle 
durch Batacdii. 



Digitized by Google 



30 



maitre Boeeaea in den OontM et noureUes en ren 1, 6 (U. Paria 
1800); doch koiDTDen die beiden leteten Bearbeitungen, weil 
nach der Zeit des Hana Sachs entatanden, in der Folge nicht 

in Betracht. 

Den Ausgangspunkt für ilic Untcrsucliung bieten uns die 
beiden Haus Sachsischen Gedichte, loren littcuarisches Verhältnis 
vir zunächst i'est/.ustelleu haben. Es begegnet bei unserm 
Dichter sehr häufig, daaa er denselben Stoff in verschiedenen 
Formen, ala Meiaterlied, als Spmehgedieht» ala Drama ba- 
handelt hat In diesen FSUeo hat er dann bei den spftteran 
Bearbeitmigen nicht nnr die e^|;enen firfiheren Diohtongen, aondem 
anch seine nrsprfinglichen Quellen, wenn ihm dieselben noch 
zugänglich waren, wieder zu Rate gezogen, wie als ein Beispiel 
für viele die Tragödie von der Lisabetha 1546 beweist, auf 
flereu Abfassung nicht nur der Meistergesang von 1519 und 
die Historia von 1515. sondern auch die eigentliche Vorlage 
Dccamerone 4, 5 von neuem Kiotlusä ausgeübt hm. ^) 

Eine kurse Vergleiohong der beiden Gedichte Ton der 
Klinigin TbeodoUnde zeigt nun aonfteht aweifelloB, daas aneh 
hier der Mg. bei Abfassung der Historia wieder vorgelegen hat 
Beide Gedichte zeigen so wörtliche Uebereinstimmungen. dass 
stellenweise die Historia nur als eine Umgiessnog des ^g. in 

■) So enthSlt die Tragödie Zfig«, welche rioh nur im Mg., od«r 
nur in der Biatoria, oder nur bei Boccaccio finden. Die Verabredung 
der 3 Brüder, nicht am }ieiraten, hat nur der Mtr. und die Tragödie (Goed. 
V. 17 — Keller-QoeUe 8, 367 v. 18), sie fehlt bei Boccaccio and ia der 
Hiitom; di« Stelle 

9, 18 u. 29 und iren liandcl weiter treiben 

auff gleichen ver!u«t und gewinn 
etcbt nur in der üisloru und in der Tragödie (8, 668), und die Verw 
der TragSdie 6, 878 

wir haben in auszgeacbickt der messen 
zu scbaflen unsem nutz und frommen, 
das er nicht baldt wird wiederkommen 
»tillUBMa «Iteiit sa Decameron 4, 6 (FNudo-Steiiihow«! t. 878» n: »ri 
beten in in ircn gescbäften auszgesant und käme in gut zeit nicht 
wider"; in der Historia heiut es, Lorenzo habe die Brüder beetoUem 
und Mi geflohen, im Mg. iehlt die Stelle ganz. 



31 



die Form des rierhebigen Venei encheint. So heiast es 
Mg. V. 22. Historia s. 229, 29 

Um meerwiiiid«r gab bald da gab dasmeerwimder die flacht 
die flncht, sprang in das meer und sprang hinein das wfttteod 

meer 

V. 24 229,36 
der begleit sie bis sie mm der beleyt die köngin forchtsam, 
fraaenzimmer kam bis zu dem frauenzimmer kam 

V. 41 -2^0, 32 

der sie boid wunt, der g-ldcli doch wurdons all beid von im wund, 
hautens im wunden gross doch hautens im auch wunden 

grosz u. s. f. 

Die woitL'iP Vr.iij;e datfowpn, >>\) dem Dichter, als er das 
Spnichgediclit st Uiieb, auch die tür den Mg. benutzte Quelle 
vieder vorgelegen habe« ist zn vemeüieD. Allerdings ist die 
Daistellung in der Historia dem Meisterliede gegeottber eine 
viel ansßihrlichere. Es verteilen sich tu B. die 3 Verse des 
Mg, V. 4 — G; 

die mit irem frawenzimmer in zncht und er 
eines tages gieng hinaus spazieren an das mer 
kurzweil zu haben in der grünen aue, 

auf 12 Verse der Historia wie folgt: 

16, 228.10—229,2 
die eins tags in dem königthumb 
auäzfuhren an das meer spatzieren 
und wolt ein klein sich onnayiren 
mit ireu edelen ianckfrawen 
<ui des meeres gestatt m emr uwen, 
da zu exfrbeben fr gemflt 
in desB grünenden meyen blfit 
Mancherley üub blfimlein sie flmden. 
da sie artiiche kräntzlein banden 
und betten da singende reyen 
mit ander freuden mancherleyen 
eine hie und die aoder dort. 



Digitizeü by v^OOgle 



3S 



In Shnliefaeia VerUltnis eDtspreehen Bich Goal 4^ 300 t. 30—31 
und 16, 230 t. 7—17; Qood. 55—56 nnd 1 6, 281 t. 32— 41 n. 8. d 

Diese Zutlmtm bringen aber alle nichts Neues, Thatalch- 
lidtei zur Erzählung bei, sie bieten keine sachlichen Abweichongeut 
sondern erklSren sich aus dor Neigung des Dichtors. in cpischpt 
Darstellung die einzelnen Situationen oft in ganz Ibrmelhal'ter 
Weise breiter auszumalen; sie lassen also nicht den, Schluss auf 
eine VViederbenutzung der alten Vorlage zu. 

Eher könnten f&r eine solche die genaaeren historischen 
Angaben sprechen, welche die Historia gegenOber dem Mg. auf- 
weist Jene nennt nSmlich Agilnlf den vienehnten KOnig der 
LangobaTden nnd Theodolinde eine bayrische Königstochter. 
Diese Angaben sind aber geschöpft aus Albert Krantz' dänischer 
Chronik Jie Hans Sachs in seiner Bibliothek besass (Gocdcke, 
Die Büchersammlung des Hans Sachs, Arch. f. Litt. Gesch. 7, 
1 ff.), und welche ihm daher stets zugänglich war. Das dritte 
Buch derselben handelt von den Ungobardischen Königen; hl. 
127 a steht am Rande des von Agilulf erzählenden Kapitels die 
Bemerkung „derXIT.^t und demeiitq>TecfaeDd nennt ihn ÄmsSachs 

„der vienehendt könig freyaam**. 
Ebenso berichtet Erant> a. a. 0. nach von der Verlobung und 
Vermählung Autharis mit Theodolinde folgendemaasen: ..und 
dieweil mit der tochter Garibaldi, des künigs ausz Beyeren, die 
Tcudelinda hycssz, Autharis versprochen was . . und diese 
Worte stimmen genau zu den Versen IG, 228 

hett desz königs tochter genannt 

DeudaÜnda ausz Bayerland. 
Was ferner die Bernflmg des Dichtere auf die „Lamparder 
Cronica" im Spmehgedichte betrifft, so ist darin ebenfidls eine 
Beaiebnng auf die Erantaiaehe Chronik in erbUdten, deren drittes 
Bnch Hans Sachs öfter als „Lamparter Chronica'^ bezeichnet 
und welche ihm hier die historischen Angaben geboten hatte. 
Dieselbe zu Rate zu ziehen, ward er wahrscheinlich veranlasst 
durch den Scbluss seines Meisterliedes, weicher lautet : 

■) DenomETckitche Chronik Atberti Knntsii . . . daroh H. TOB 
Eppendorff verteatadMt. Stnunburg 1546. 



J3^ 

das 68 niemuit 

erfure im Lampaiter laut — 

tat die cronica sagen. 

Die HerauziebuQg <ier Krantziscben Chronik macht es deut- 
U« li. ilass Haus Sachs hei Abfassung des Sprucbgedichtes die 
iii-sprüDgiiehe Vorlage des Mg. ui< bt mehr vor sich gehabt habe. 
Um sich noch dos Niihereu über den Vorfall, von dem sein 
Lied handelte, zu orientieren, schlug er seinen vielbenutzten 
(Jhronisteu uucii. aber dieser gab über das Abeuieuer keine 
Attdniiift, und wohl aus dieaeni C^ronde Amd «• der Dichter 
scblieaslicli notig, der Geachidite eine bei ibm aonit unge- 
wöhnliche WabrheitSTerBicbenmg und nach den bei Krauts ge- 
fimdenen chronologischen Daten eine Zeitbestiminimg des Ereig- 
nisscs hinzuznfTigen. ßr betont ausdrücklieb: 

die geschiebt ist geschehen furwar 
ungfehr als mau sechs hundert jor 
nach Christi gehurt zeblet bat. 

Finden wir also in dem .Spruchgedichte uichts, was auf 
orneute Benut7.ung der ursprünglicboii Quölle schliesseu lilsst, 
sind vielmehr alle Zurrnten in demselben i ntweder aus dem 
Hans-Sachsischen Formel- und Keimvorrat oder uns einer andern 
bekannten Vorlage entnommen, erblicken wir ferner die zahl- 
reichsten wörtlichen Uebereinstimniungen zwischen Mg. und 
Spru( bgcdicbt, so darfim wir scbliessen, daas letzteres in der 
Quellenfirage Aberbaupt keinen selbständigen Wert beanapracben 
kann, data beide Gedichte in der folgenden ünteraucbung also 
KtuBnunengefaeat werden können. 

Wie verbftlt sieb nun der Mg. zn dem stofflidi vOUig 
ßbereinatimmenden Gedicbte ,»DaB Meerwnnder'* im Heiden- 
buche Caapars von der Boen? — Die ganze Begebenheit er- 
scheint zunächst iu lern M?. '/^wnr in einer sehr viel kürzeren 
Weise dargestoUt (31 zwöltzeiligo Strophen bei Caspar, dagegen 
GO zum Teil sehr kiir/M Verse des Mg.), aber zugleich stimmen 
do. li nicht nur der allgemeine (iang der Erzählung, sondern auch 
diu einzelneu Züge derselben la^i durchweg mit der haudachrift- 

S 



liehen L'eberliclcruu-,'. lUiiigo Uoispiele mMi,'<Mi <lios iiühor 
durlegtn. So heisat es von der Kdnigin: 

Me erw und e r str. J. IIa us Sarhs v. .*.. 

die ging spaUiren für den walt die . . . gieiig iiiuaiis spazireu 
dort poi dem mer so wilde . . dsi^ mer. 

Das Ungeheuer wird in beiden Fullen so l)os«liriet>cn : 
str. V. 11. 

es het Ais als ein fledemiaus wie aiu her 7ottet ungehcur 
und was raudi als ein pere . . het f lAgel <;r>leich einer fteder* 

mause. 

Eine Abweichung enthält dagegen ilio Stelle: 

str. 'i. V. in. 

PS hot äugen nachfalckon ait.. « in miu. u hraiun fi \ vn rin Tour. 

Ein Uitter befreit die Künigiu uud hruigt sie nacii i lause, 
str. ö. V. 21. 

do reit ein edel fürst so her kam i-iii riut r voui j»üd . . 
der gunt do jagen pei dem mer . . 

Str. 11. V. Iii. 

dia . . . fraw gemeit der bcgleit sie. Ms xuni 

der edsle fnrste heim beleit rraiveii/.inier icani. 
pis an ir guet gewero . . 

Von dem missgeschaäiien .Sohno wird gesagt: 

^tr. m. V. 20. 

sein haut die was mit srh wart- rauch, .schwnr?. wn l )iariir ^vnr 

zeui har aviu leib , . 

geleich der peren ordeu . . 
wan das kiudt ist rauch als 

ein per. 

Es wird erzogen 

Str. 14. V. 30. 

pis es zu zwelff iaren kam . . als er alt war auf zwelf iare. 
Seine bösartige Katur tritt zuletzt so stark hervor, dass sein 

Tod beschlossen wird, os entsiiinnt si. li mit ihm i'iii Kampf 
(Mecrw. str. 23; Mg. v. 3U), au dem sich auch din Königin 
beteiligt: 



S5 



Str. 2i. V. 42. 

die mutor vil pfcil üi iu üchos . . küüigui ^elb vil scharfer 

pfoil in i& tchau» . 

Aus diesen Beispielen, welche sich im einzelnen noch 
rermehren Hessen, geht deutlieh hervor, daas zwischen dem 
„Meerwnnder**. besonders wenn wir noch Ort und Zeit seiner 
Niederschrift in Betracht deheut und dem Gedichte des Htna 
Sachs ein naher litterarischer Zusammenhang obwalten muas. 

Die dirccte Vorlage ftlr den Mg. kann jedoch die hand- 
schriftliche Ueberlieferung uicht gewesen sein. Nichts sonst 
vornlt eine Bekanntschaft des Diebtors mit jonom Hcldenbuche 
Caspars, im Gegenteil, wir sahen ^chon beim „HQrnen Seu- 
fried", dass Hans Satdi** diircbwog gegeu dio Handscbrifl mit 
iii'in yedr. Ileldunbut ho übi ieiustinimt *). Kütscheidend aber 
ist der Umstand, dass Hans Sachs den Namen der vom Meer- 
wunder bezwungenen Konigin nennt, während ihn die Hand- 
schrift nicht bietet. Rs sind hier nur zwei Möglichkeiten: 
entweder hat Hans Sachs denselben hinzngefilgt, oder die Hand- 
schrift hat ihn gegen ihre (Quelle fortgelassen. Die erste An- 
nahme ist. als völlig der Art und ^\'eise unser» Dichters wider* 
sprechend, /n stroiel pu; wie j^ollti^ lieser auch gerade auf 
Theodolin k- verfallen, la ilmi nirgends — auch uicht in den 
dentsrhi-n Uebersetzuiigt'ii dt s Docamerone, wie wii- sehen werden — 
dieser Name auch nur in einer annähernd ähnlichen iieschichte 
entgegentrat? Die zweite Möglichkeit dagegen werden wir weiter 
unten als das thata&chlich hier Zatreffende zu erweisen haben. 

Was aber war die unmittelbare Quelle für das Meister^ 
lied? Das Heldenbneh Casars schöpfte ans Ueberliefemngen, 
welche um 1470 in Unterfranken noch im Schwange gewesen 

') .Su 2. B. iia Zweikampfe /.wischen Dietrich und Stegfried 
im KRueengarten", wo Siegfried von Crimhilt gesehntxt wird. Aach 
die Anregung za der im Hürnen .Stnvfried" besprochenen Aen- 
derung, dass SicKi'ried. nicht Crimhilt auf dem Drachenateine durch eine 
•tärkende Wurzel wieder Leben erwacht, kann Hans Sachs nur au* 
dem HddenbQch erlialten liaben, de der eterk kilneiide Schreiber dee 
Ortnit bei raipar dicw Stelle weggeleraeii hnt. 

8« 



Digitized by Google 



36 



n^'ui luüiweü. Dass aber Hans Sachs noch achtzig .Juhie 
später unabhängig von der Handschrift ebenfalls aus münd- 
licher reberliefening- geschöpft haben sollte, scheint !>ei 
den grossen Uebereiustimmungen zwischen dem Mg. und 
dem «MMTWonder** ganz nnwahracheuiUoli. Ferner spricbt 
gegui dieae Annahme die Bernfni^ des Dielitexs uaf eine 
«Cronica^ im Hg. In den mir zitgSnglicli gewesenen Chroniken 
und dem sonatigen heranzoziehenden Material fand sich aber 
leider auch nicht eine Spur, welche auf die dii ecte Vorlege für 
'\fn Meisterppsütitr hätte hinfühien können. Diese war \Yohl 
einer jener zahlreichen Einzeldrucke der damaligen Zeit, die in dem 
reichen Strom des litterarischen f.ebens rasch wieder unter- 
gingen, wie sie aufgetaucht Avareo. Jedenfalls ist aber uls 
sicher anzunehmen, dsss die Quelle, aus der Hans Sachs schöpfte, 
den Namen der langobardischen Kdoigin nicht, wie es der 
Schreiher des »Meerwnnders'* that, unterdrAckte, 

Die GrOnde, welche sich für dieae Aonabme anführen 
lassen, sind folgende. Das „ Meerwunder ^ erscheint in der Hand- 
schrift bei Caspar v. d. Kön inmitten von lauter « Jedichten der 
Heldensage, bez. der volksmässigen Epik. Von vornherein ninss 
nun der Umstand auffallen, dass, während in den auiterii «t«- 
dichten die handeludon Personen durchweg benannt sind, ju 
während sich gerade Sage und Volksdichtung überall bestreben, 
Namen zu nennen« diese im ««Meerwonder** vollst&ndig fehlen; 
nor die Namen einer Stadt Limeiia und des Landes Lampart(en) 
werden genannt Diese Kamenloeigfcdt der Personen mflasten 
wir als einen ganz vereinielten Fall betrachten. Ferner hat 
eine eingehende Untersuchung der Handschrift durch S^arncke 
f Germania 1, 53 — 63) gegenüber ien frflheron .\nsichton von 
der Hagens. Wackemagels, Vilmars festgestellt, 'lass dieselbe 
nicht von Caspar v. d. K. allein, sondern von zAvei, vielleicht 
auch von drei Schreibern ') geschrieben ist. Der zweite Schreiber, — 

') Sicher von <iT Hand Caspars suid gesebriel/en So. 3. -1. 6. 
7, 8, 9, ako £cke, üoaengarten, Sigenut, der Wunderer, Herzog ErtuA 
undLaarin. WiUraaiiiaiMrOnptr nodix«rai«iid«reSehnib«r«»flhm 
iZwiMke Iii Cmtnlbl. 1864 577), m wUreo 6, 10, U Hcenruiukr, 



Digitized by ÜOOglc 



37 



der aber wohl auch 1 u. 2 geschrieben hat, also uiclit Caspar 
— Verkürzte die voo ihm aufge^iciiDeten Gedichte stark 
und rfliimt deli geradem dies« Yerkflnimg. ^) Eiiie Uotsr» 
dftfikimg dem Schreiber als „unttlttK** efBcheinender Worte oder 
Namen war also von ▼ontheroin mfii^lu ja wahncheinlieh; 
die Königin Theodolinde von der Lombardei musste aber 
als Heldin einer solchen Erzählung in der That sehr unbe- 
quem sein. Die (Jpschichte berichtet von dieser Fürstin, dass 
sie in heryorrageoder Weise die Entwicklung des Katholioi^^mus 
in Italien beförderte, ihren Bemühungen war die Abwendung 
Agilulfs und des LaugobardenvoLkea vom Aiianismus in erster 
Linie zn danken, an ihrem Kamen haftete der Ruf ganz henror- 
ragender FrOnunigkeit« ein Kalendertag (22. Jan.) tat ihrem 
Andenken gewidmet, mid weil die katholiiohe Kirdie aio nidit 
geradeza zu einer Heiligen erhob, aetaten die BoUandiaten 
ihren Namen unter die „Uebergangenen", damit ihren Anq^rneb 
auf jene KrhöUuug anerkennend. Stadler. Heiligen Lexikon s. v. 
Theodolinde, sagt, dass sie von Einigen mit dem Titel „selig** 
boehrt werde un ! führt eine Stelle bei Jocham 1, Dö *) an, 
wonach sie lu Oberit;üit ii allgemein verehrt wird. Ks ist ferner 
sicherlich kein Zufall, duss die Polemik gegen Boccaccios Deca- 
merone sich besonders heftig nach dem Bekanntwerden ▼<» 
Tag 3 erhob, der eine Shnlich achlfipfrige Geschichte ron 
Theodolinde enthält*). Sercambi, der zeitlich kort nach Bocc. (?on 

Dietrich uud leine Oetelleu, der vater mit dem sone (UildebrandsUed) 
d«m zweiten, 1 und 9 Ortnit, Hof- and VolfHietrieli, dem dritten SehraOMr 

zuzuweisen. Dieae letztere Frage ist aber hier ohne Belang; die für um 
in Betracht kommenden Eigenthiimlicbkeiten finden wih bei allen M* 
deren nicht von Caapar geschriebenen Stücken. 

') Am Scblono d«e „Ortney" heisst ea: „der new 897, der alt B87 
lied" ; am Schloase von Dietrich u. «eine OeMllan (No. 10, nlao mÜbllM 

vom S< brnhpr des Meorwiinderet findet sich die Bemerkung: ^des altenn 
virhundert und echte ist^ dis liie hundert und dreiaaigke win, so vil ua» 
nfltser Wert man liet. 

*) H. Jodiam ; Bavtrin «aneta, Leben dar Heiligen and Seligen dei 
Bayemlandei. llUnohea Verlag de* kathoL Badtarveitine IMl. 

') Vgl. die Autwort fioccnociofe im Anfinge des vierten Tage«. 



Digitized by Google 



88 



1347 — 1424) die NoveUe nuwer (sincff amgen Abweicliuug *) 

genau nach dem Dec. enählt. gibt sclion nicht mehr den Nunen 
Thcodolindens, sondern prrählt die Oes« liiditi"^ von einem ,,6rimaldi 
giudicc" in Arborca und von dessen Frau Manta: doch lassen 
sich in seiner Wiedergabe noch deutlich die persönlichen Verhält- 
nisse Tbeodolindens wiederkennen.-) Und noch im 18. .Ihrh. 
beklagt sich Giannooe ' j, dass iioccaccio eine derartige ächlimmc 
Gewhielit» von «iaer so trefflichen Fflislia ertftUe. 

In gleicher Weise wollte auch der Schreiber des I^Ieor- 
wunderB ▼on der firoimiien katboliechen Königin nichts Nach- 
teiliges berichten, um so weniger, sls ja die Niederschrift 
der Qedichte im Heldeobnche Caspars im Auttaig eines katho- 
lischen Irrsten, des Herzogs Balthasar von Mockienburg (1442 
bis 1507) erfolgte, der ausserdem bis 1470, also nocli während 
der Anfertigung der Handschrift fvq;!. Zarmke (Jerra. 1. i'»l), 
geistlicher Würdenträger war. Und IfU Heleg latTir, dass eine 
solche l'nt^rdrückung von Tlieodolindeus Xaaien auih in jener 
Zeit thatsächlich vorgekommen ist, Idctet uns die Pscudo- 
Stunhl^wersche Uebersetzung des Deeamerone (um 1^72, ed. 



') Sercainbi novelle incdite trattn ilul cimü« c Ti i\ ul/i.nn. < XCIII 
di Kodolfo Henier Tor ino 1889. NO I J (103) .s. 2d3. Die AUcii limi/ 
fiadet sich an der Stelle, wo der Köiiit; den Kuocbt ^ciulmet, es hcisst lucr 
t. 8B9; f,- ' • subito preso ddl'on gosto, che in ano calamtio quinc ern, 
e*m mill c !!<) sopra a'panni (lo) tin^e dicciuio ..." Sercainbi nähert $iuh 
also wieder dem DoiopAtbo«. — VgL auch die Ji^leituug zu Sercambi 
s. LVUL 

^ Sereembra KowUe ist betitelt: De iaganno in «inore. Der Ein- 
gang lautet : „Nel tempo di Urimaldo '.'iudi^e in Arborea fa una donnu 
vedova nomata Hanta, doima ^ia stata del sisncrf» di ('rt5itri, l;i 
<|uale donoa per la suu belle2/..i c aeuuu untru damore in iieilauimo 
de ditto Orimaldo, giudice d'Arborea in tanto, che &tta la douandara per 
moglie, lei prese, dandosi piacerc cnn madoiina Manta alquanto tompo. 
Et esflcndo In dilto »igiiore di grandc statu, toiicndo corto •rraude <;uii ca- 
valieri c laniiglie coine i gi*andi signori tarc su^liuiiu .... umurc ul 
enore d'iuio aoeoneiatore di cavalli a'apprei^ . . . 

•) Istoria di Napoti. Kaiti 17.'n s. L>H;i: „Principi-ssü dc^'llissilna di 
lode 0 dft annovonirsi fra Ic donnt» pin ilhistri dcl niondo. \n >pialo n<>n 
meritav'a esscrpusta iu iiovella datiiuvauni Lioecucciu nplsuo iJi^cniiieroiic." 



Digitized by Google 



39 



Koller s. 082). Im italienischen Originale 3. 2 (ed. Mannelli 
Berlin 1820 1, 229) heisst es: «igilnlf. re de* Longobftrdi, 
siccome i suoi predecessori in Parin cittä. dl Lombardia wenn 
\':ati\ fermo U solio ilel sno regno, avendo presa per luoglie 
Teudelinga, rluinsa vodova 'i'Autari, re stato similracuto de' Lon- 
«^obardi . . .■• Die douts< lu' rchcrsptzunir 171) -^agt nur, 
I) in der l.ehorschritt dei Novtllc: ..Wie dem kiioige Uul- 
iVede von eiuem äeiuor dieuer die kiluigiu beschlalfenn warde" 
und 2j im Texte: „Es was ein kimige iji Lumparteu geuaut 
GnUrede, des foidem ihren stand unnd regiment in der ttat 
Pavia gefärt betten; der het eynee andern Väniges tochtei m 
oj'nem weybe" '). Schließlich ist noch zu envfllineD, daas der 
oine von den im ..Meerwunder'* genannten Xameu (str. 8 das 
w as bere von Laiupart) uns geradezu auf das Land der Königin 
'rhendolindo, auf \\\v Lombardei weist, und ebeuso spricht für 
■ iie Vt'iuiutuug, Iii. als unf,'enannte TfoMiji des ..Meerwunders" 
zu erblicken, der Cmsund, dass Casj ,ii .md soin licnosse, wie 
Zarucke a. a. O. nachgewiesen bat, keine üüukelsänger waren. 
Solche hätten gewiss jene Bflcksicbt nicht geübt und nicht zu 
üben nötig gehabt, ebenso wie dieselbe spftter tur den pro- 
testantischen Dichter wegfallen moaste. 

Auf' alle diese Gründe geatiltstt ist die Annahme, der 
Schreiber des „Meerwunders** habe den Namen der Königin 
Tbeodolinde absichtlich unterdrückt, eine im höchsten Grade 
'valii-sclicinlirbe ; als völlig sieber ist zu betrachten, wenn es 
yoliugt, nie »JeJichtc lu;i Caspar v. d. Kon und Hans Sachs als 
litterariscbe i'ixieruugeu alter .Sagonübeiliefenmg zu zeigen, in 
welche die Langobardenkönigiu verhocbteu erscheint Der Ver- 
such hientu soll im Folgenden gemacht werden. 

') Weniger F^crupulös i<;t eine fmiuüsisLhc I eherst't/.unjf : Le Cameron 
autrcmcnc Uit Ics rent uouveiies cumposees en iangue tatine par JebMI 
Itocace et miset en Pranfoit par Laarein «le premier bki. Fuii ISIS. 
Dort beisKt es: roy tut cn Lomhardie nome Oolme lequei aprä« la 

mort ilc Vencaire aussi cifiniisu la Veufue df Vcm-aire nommi'c Eudeline, 
<iui tres belle saiffc et honeste esioit." Der pnlcJrenier gieht seiner Liebet« 
ittihtiAuclit in nw*m xwolßtciligen Omiitibt AttitHrack. 



VITA. 



Natus sura Carl Drescher ^JoeuotVancofurtonsis a. il. V. 
Irl. Feh. 1864, j.atro Aorailio, aiito hos vijj^üui uiiuos lunrtuo. 
matre Matkilda, e gente Wagner, ^uam ubbiiic uudeciin annos 
moite mihi ereptam TehenittiitiNiBMdoleo. Fidem profiteor evange- 
Ueam* Elwauuitls doctrinae in tehola nrbana Francofurtomi im- 
batoi, pner novem annonm in aebolam tndoctaB flum, in qua 
potiflnmnm rerom ad vitam comiiiiiiiam spectantium doeferiiia 
traditnr« QniBdecim annoa Bat«, post matris mortem, Monachium 
transmigrnvi ibique scholam, quam Real^ymnasinm vocant, frequen- 
tavi. Mouachü tres annos moratusniaturitatistestimoDium accepi. 
Tiun, mUitari meo ofticio iierfuuctus. patriam in urbem, ad 
mercatonum ordmem destinatus, redii. Sed scieutiaiimi amoro 
pulsus duobus annis post ad pbilologiam transü et Marbargi per 
unum semeBtra aodivi Kochium et Stoscbiimi, simul Gnwcae 
lingoae diieeada«, in qua aniea plane rndis fiteranif deditns. Tum 
per aeetatem anni 1886 in oppido Waldaeiae, qnod <*orlhacli 
nominatur, gpnnasium frequentavi ibique eiusdem anni autumuo 
alterum accepi maturitatis tpstimonium. Monachium reversus, 
civibusque academicis adscriptus, inn- unun] aonum doc^^ntßs 
aiidivi V. v. d. d. Bemays, de Prantl, de Christ, Brenner, 
Muucktr. Ilinc, ut studia mea absolverem, lieroiinum petü, 
ibique hoc novo biennio, scholis interfui virorum illuatrissi- 
morum B. M. Mejer, Panlaen, ROdiger, E. Schmidt, Schröder, 
Vtriilen, Weinhold, Zeller. Quibus viris omnihua, in primis Erico 
Sehmidt, maiimas Semper babebo gratias. 



THESEN. 



1. Das Verzeicliuis iler Hiichersammlung dos Haus Sachs 
(Schnorr's Archiv 7. 1) bietet für die Fri^e uacli den 
i^uellen seiner Gedichte nur iu der Minderzahl der 
FlUe eioeii Fiogeneig. 

2. lioccaccioe Novelle Decani. 3, 2 ist grOeBfeenteils naeh 
einer Ifttetniacfaen Bedaetion dee Paatschataatragearbeitot 

3. Die Episode mit dem Einsiedler im „SimpIiciniHiiiB'* 
setzt ein verlorenps Vnlkshui li von Parcival voraus. 

4. Oio ttodichte des Hans Sacb«. vclohe vor dem Jahre 

StolVf» -ier Metamorphüseu uvids hf^handeln. sind 
nicht, uacii «nuiT dirccteu Uebersetzung der .vietauior- 
pfaoeen gearbeitet. 
9. 128 ist nicht ndttg, das ^en&at prodigue" von Voltaire 
zur EntstehnngegeBcfaiclite von Sehiller's nHftubem" mit 
beraazuxielien.